Skip to main content

Full text of "Deutsch-Lothringen, Landes- Volks- und Ortskunde"

See other formats


#M^'"K^i^: 


o;^^^/r\ ' 


'p- 


yAr) 


Deutsch-Lothringen. 


Landes-,  Volks-  und  Ortskunde. 


Von 


Dr.  E.  H.  Th.  Huhn, 

mehrer  gelehrten  Gosellschaften  und  Vereine  Mitglied,  Ehrenbürger  etc. 


o>»{c 


STUTTGART. 

Verlag  der  J.  G,  Cotta'schen  Buchhandlung. 
1875. 


< 


BMkdniekwti  dor  J.  0.  CotU'tehon  nuohhftndliing  in  Stutt|rart. 


Vorwort. 

Mit  den  Büchern,  welche  seit  1870  über  das  Elsass  ge- 
schrieben worden  sind ,  könnte  man  bereits  eine  kleine  Biblio- 
thek bilden.  Wer  nur  irgend  als  Literat  oder  Tourist  dahin 
kam,  machte  seine  Reiseeindrücke  bekannt  und  glaubte  den 
nachfolgenden  Besuchern  als  Wegweiser  durch  das  Land  dienen 
zu  müssen,  und  es  war  auch  so  leicht  über  das  Elsass  zu 
schreiben.  Die  Meisten  hatten  es  ja  schon  vom  andern  Rhein- 
ufer aus  besucht,  wenigstens  Strassburg  und  seinen  Münster 
sich  angesehen  und  von  letzterem  aus  das  Land  überblickt, 
und  über  Land,  Geschichte  und  Sage  war  von  den  Elsässern 
selbst  schon  so  Vieles  in  deutscher  Sprache  mitgetheilt  worden, 
dass  es  in  der  That  nicht  schwer  wurde,  auch  etwas  über  ein 
Land  zu  schreiben,  das  in  Sprache  und  Sitte  so  vieles  mit 
dem  jenseitigen  Oberrhein  gemeinschaftlich  hat. 

Diese  Gunst  ist  bis  jetzt  Lothringen  nicht  zu  Theil  ge- 
worden. Wer  je  nach  Lothringen  kam,  wollte  blos  Metz  und 
die  Schlachtfelder  flüchtig  besehen ;  auch  die  Anhänge  an  un- 
seren Reisehandbüchern  gaben  keine  weiteren  Notizen,  und 
das  ganze  übrige  Land  wurde  unbeachtet  bei  Seite  gelassen. 
Dass  es  auch  sonst  etwas  und  was  zu  sehen  gebe,  war  nir- 
gends angedeutet ,  und ,  was  das  Eigenthümlichste  ist ,  es  gab 
auch  nicht  einmal  in  französischer  Sprache  seit  den  letzten 
dreissig  Jahren  eine  Beschreibung  des  Moseldepartements, 
geschweige  denn  eine  Geschichte  desselben. 

Das  einzige  brauchbare  Buch  über  dasselbe  ist  das 
Dixionnaire   du  Departement  de   la  Moselle  von  Viville,   ein- 


IV  Vorwort. 

stigem  Generalsecretär  der  Piäfektur,  allein  dasselbe  erschien 
schon  IblT,  enthält  nur  hier  und  da  spärliche  historische 
Notizen,  die  zumeist  aus  Calniet's  Notice  sur  la  Lorraine 
vom  Jalu-e  1756  oder  gar  aus  Meurisse  von  1634  abgedruckt 
sind,  ist  voll  Irrthümer  und  jede  weitere  Beschreibung  fehlt 
gänzlich.  Die  Neubearbeitung  des  Buchhändlers  Verronnais 
aus  dem  Jahre  1844  ist  keine  wirkliche  Verbesserung  und 
hat  sogar  den  besten  Theil  von  Viville,  über  die  Stadt 
Metz,  hinweggelassen.  Zu  dem  Moseldepartement  sind  aber 
seit  1871  noch  zwei  AiTondissements  des  Meurthedeparte- 
ments  gekommen ,  und  für  diese  muss  man  die  gerade  ebenso 
alten  Werke  über  dasselbe  von  Lepage  befragen,  will  man 
nur  einigermassen  etwas  darüber  erfahren.  Diese  Werke  sind 
zugleich  in  französischer  Sprache  geschrieben,  und  schon  da- 
durch silid  sie  für  die  Meisten  nicht  so  leicht  zugänglich ,  ab- 
gesehen davon .  dass  sie  überhaupt  seit  Jahrzehnten  gar  niclijt 
mehr  im  Buchhandel  zu  haben  sind.  Aus  neuester  Zeit  be- 
sitzen wir  blos  ein  trockenes  Namensverzeichniss  der  Ge- 
meinden mit  Angabe  der  Kreiseintheilung  u.  dergl.  und  den 
Privatversuch  eines  Buchhändlers  zu  einem  Staatshandbuche 
mit  dürftigen  Notizen,  da  ihm  das  Verzeichniss  der  Geschäfts- 
tirmen  in  erster  Reihe  stand;  aber  auch  dieses  Buch  ward 
durch  die  lange  Verzögerung  des  Drucks  beim  Erscheinen 
.schon  wieder  zur  Hälfte  veraltet.  Nur  eine  einzige  Schrift 
verdiente  die  allgemeine  Beachtung,  wenn  sie  sich  auch 
nur  kurz  über  die  allgemeinen  Verhältnisse  verbreitete.  Es 
sind  dies  die  „Wanderungen  durch  Lothringen"  von  einem 
üfficier,  dem  ich  dazu  gerne  meine  handschriftlichen  Notizen 
und  (Quellen  zur  Verfügung  gestellt  hatte  und  wozu  er  noch 
Mosle's  Katalog  über  die  elsass- lothringischen  Bergwerkspro- 
duktc  auf  der  Wiener  Weltausstellung  benützte,  sowie  seine 
eigenen  Beobachtungen  auf  seinen  Wanderungen  fügte  und 
Kolches  zu  einem  n-cht  interessanten  Bilde  verwebte,  das  er 
nur  seiner  ursprünglichen  Bestimmung  für  eine  Zeitung  wegen 
in  zu  engem  Kalimen  gehalten  hat. 

Bei  diesem  Mangel  einer  jeglichen  Landes-,  Volks-  und 
Orthkundc   über  das   heutige  Deutsch -Lothringen,  der   nicht 


Vorwort.  V 

nur  im  ganzen  übrigen  Deutschland  längst  empfunden  wird 
und  schon  zu  sehr  vielen  Anfragen  Veranlassung  gab ,  sondern 
auch  ganz  besonders  den  vielen  Beamten  und  Neuansiedlern 
im  Lande  sehr  unangenehm  ist,  dürfte  das  Erscheinen  dieses 
Buchs  schon  von  selbst  gerechtfertigt  erscheinen  und  von 
allen  Seiten  willkommen  geheissen  werden,  denn  selbst  die 
schon  seit  zehn  Jahren  gehegte  Hoffnung,  der  fleissige  Forscher 
in  der  Metzer  Geschichte,  der  frühere  Artilleriehauptmann 
E.  de  Bouteiller,  einst  in  Metz  und  nun  in  Paris,  werde  sein 
längst  vollendetes  Dixionnaire  über  das  Moseldepartement 
veröffentlichen,  scheint  jetzt  zu  nichte  geworden  zu  sein,  da 
das  Moseldepartement,  ohnehin  eine  nur  künstliche  ZusammeuT 
Setzung,  in  der  Neubildung  des  Bezirks  ganz  aufgegangen  ist 
und  die  alte  Umgränzung  des  Buches  den  Bedürfnissen  des 
heutigen  Tags  durchaus  nicht  mehr  entsprechen  würde.  Eine 
Rückkehr  zu  dieser  alten  Gestaltung  dürfte  aber  doch  nach- 
gerade selbst  Herrn  Bouteiller ,  wenn  auch  noch  nicht  als  un- 
möglich, so  doch  wohl  als  durchaus  unwahrscheinlich  er- 
schienen sein. 

So  nothwendig  diese  Arbeit  auch  erschien,  so  gi'oss 
waren  die  Schwierigkeiten,  welche  sich  ihr  entgegenstellten. 
Schon  die  Zusammensetzung  des  Bezirks  aus  zwei  Departe- 
ments bot  solche  dar,  weil  es  in  Frankreich  zur  bleibenden 
Gewohnheit  geworden  war,  die  historischen,  topogiaphischen 
und  statistischen  Detailforschungen  niemals  über  die  Gränzen 
des  Departements  hinaus  zu  erstrecken  und  somit  auch  die 
gesammte  Literatur  von  zwei  Departements  durchforscht  werden 
musste.  Diese  ist  aber  sehr  verschieden  an  Gehalt  und  Um- 
fang, denn  während  z.  B.  für  das  Meurthedepartement  eine 
sehr  reichliche  und  gediegene  historische  Forschung  aus  den 
Archiven  vorliegt,  fehlt  solche  für  das  Moseldepartement  fast 
gänzlich  oder  beschränkt  sich  fast  nur  auf  die  Chroniken  der 
Stadt  Metz,  und  die  Geschichtsfreuude  dieses  Bezirks  haben 
sich  überhaupt  mehr  mit  Erforschung  und  Beschreibung  der 
Alterthümer  abgegeben,  als  mit  Herausgabe  des  eigentlichen 
Geschichtsmaterials.  Der  Mangel  an  Städten  hatte  auch  den 
Mangel  an  Lokalforschuug  zur  Folge ,  und  nur  für  zwei  Kan- 


VI  Vorwort. 

tone  ist  vor  etwa  fünf  und  zwanzig  Jahren  in  dieser  Hinsicht 
etwas  geschehen.  Jedoch  hat  die  historische  Forschimg,  Topo- 
gi-aphie  und  Statistik  nicht  viel  Neues  gebracht  und  die  Er- 
stere  sich  mehr  mit  Wiedergabe  des  bereits  Vorhandenen  be- 
gnügt, wie  denn  z.  B.  Nimsgern  in  seiner  Geschichte  von 
Gorze  lediglich  die  alten  Artikel  von  Viville  über  die  Orte 
dieses  Kantons  abgedruckt  hat. 

Da  ich  meine  Arbeit  nicht  auf  solchem  Standpunkte  be- 
griinden  wollte,  so  musste  ich  möglichst  zu  den  Quellen  selbst 
zurückgehen;  diese  aber  nur  aufzusuchen,  kennen  zu  lernen 
und  zur  Benutzung  zu  erlangen,  war  schwieriger,  als  wohl 
bei  jedem  anderen  Werke.  Ein  auch  nur  oberflächliches  kurzes 
Verzeichniss  der  wichtigsten  Literatur  des  einen  oder  andern 
Departements  lag  nicht  vor ,  und  die  Stadtbibliothek  zu  Metz 
hat  weder  einen  Katalog,  noch  erlaubt  es  das  engherzige 
Statut  derselben,  selbst  nachzusehen,  was  etwa  an  Druck- 
schriften vorhanden  ist.  Ja  es  gestattet  nicht  einmal,  die 
Bücher  ausserhalb  des  Lesezimmers  zu  benützen,  und  dieses 
selbst  ist  täglich  nur  mehrere  Stunden  offen  und  während 
zwei  Monaten  sogar  ganz  geschlossen,  so  dass  schon  diese 
UuLstünde  eine  wissenschaftliche  Benützung  der  Bibliothek 
sehr  erschweren.  Ich  habe  daher  das  mit  grösster  Älühe  zu- 
sammengebrachte Verzeichniss  der  einschlägigen  Literatur  zum 
Nutzen  für  künftige  Forscher  und  Geschichtsfreunde  im  An- 
hange dieses  Werks  mitgetheilt  und  darin  auch  die  zahlreichen, 
in  den  einzelnen  Zeitschriften  enthaltenen  Aufsätze  aufgeführt, 
weil  darin  das  meiste  neuere  Material  niedergelegt  ist  und 
schon  die.se  Zeitschriften  selbst  selten  zu  erlangen  sind.  Mein 
Verzeichniss  hat  dalier  die  Höhe  von  etwa  GBO  Nummern  er- 
reicht ,  übschon  ganz  l'nbedeutendes  dabei  weggelassen  ist. 

Wa.s  die  Ausführung  des  Werks  betrifft ,  so  ist  darüber 
Folgende.s  zu  bemerken.  Für  Statistik  und  Topographie  waren 
fast  gar  keine  Vorarbeiten  vorhanden  oder  zu  gebrauchen. 
Ich  füiin?  daher  hier  eine  Menge  Ortsnamen  —  Weiler,  Höfe 
cinzi'Inc  Häuser  —  auf,  die  noch  in  keinem  Ortsverzeiclinisse 
stehen.  Icii  führe  ferner  diese-  Orte  nach  ihicii  richtig  ge- 
stellten, deut.schen,  aber  auch  nach  ihren  französischen  Namen 


Vorwort.  VII 

auf,  SO  schauderhaft  diese  auch  oft  entstellt  sind,  denn  es 
wird  noch  lange  Zeit  dauern,  bis  der  richtige  Namen  wieder 
die  Alleinherrschaft  erhält ,  und  es  wird  überhaupt  nothwendig 
werden,  alle  Ortsnamen  historisch  -  kritisch  zu  prüfen  und  die 
verschollenen  Namen  der  Bäche  wieder  aufzusuchen.  Ich 
habe  dabei  aber  nicht  eine  etymologische  Erklärung  der 
Namen  gegeben ,  weil  dafür  erst  ernstliche  Forschungen  noth- 
wendig sind  und  das ,  was  die  Franzosen  darin  geleistet  haben, 
häufig  auf  dem  reinsten  Blödsinn  beruht,  wie  dies  einige  in 
der  Anmerkung  ^  enthaltenen  Beispiele  beweisen.  Wenn  ferner 
die  historischen  Notizen  nicht  überall  gleich  reichhaltig  ge- 
geben sind,  so  beruht  dies  auf  dem  Umstände,  dass  über- 
haupt oft  nichts  zu  sagen  ist ,  nicht  etwa  auf  dem  Mangel  an 
Quellenmaterial,  das  in  Lothringen  trotz  der  fortwährenden 
Kriege  und  Verheerungen  ziemlich  reichlich  vorhanden  ist, 
weil  es  meistens  in  den  gesicherten  grösseren  Städten  lag 
oder  auch  nach  dem  Süden  (Epinal,  Remiremont  u.  s.  w.) 
gerettet  war.  Es  Hesse  sich  überhaupt  für  dieses  Land  ein 
noch  viel  reichlicheres  Material  zusammenbringen,  wenn  es  nur 
aus  der  Zerstreuung  wieder  gesammelt  wäre ,  wozu  leider  die 
französische  Regierung  niemals  die  Mittel  bewilligte,  so  dass 
viele  Manuscripte,  wichtige  Urkundensammlungen  und  selbst 
Chroniken  noch  ungedruckt  sind.    In  meiner  Uebersicht  der 

'  Schon  in  zweiter  Auflage  war  J864  erschienen :  Etymologie  du  nom 
de  toutes  les  vitles  et  de  tous  les  rillages  du  Departement  de  la  Moselle,  par 
Auguste  Terquem.  Nach  ihm  ist  der  Namen  Metz  entstanden  aus  Er- 
innerung an  die  Hinsclilachtung  der  Einwohner  durch  Attila  par  abri- 
riation  du  mot  tudesque  Metzeln  (massacrer) ,  Aumetz  aber  von  Alt  und 
Metz,  weil  eine  Anzahl  Bewohner  dem  Gemetzel  Attila's  dahin  entflohen! 
Ferner  erklärt  er  z.  B.  M  a r s i II  y :  M=z  mansio,  habitation ;  Ar  =  arationes, 
champs  cultives;  Sil  ^  sihanus.  Silvain;  Ly  =  Urnen,  limites.  (Village  mis 
sous  la  protection  de  Silvain ^  sertant  de  limites.)  Montoi:  M  =  manjio, 
On  =  onerare,  charger;  T(»  =  to<u*;  l  =  ignobilis^  roturier^  peuple.  (Villaqe 
de  Plebeiens  egalement  imposes.)  Aix:  A  =:abalienare\  Is  =r  isonomia , 
igalite  de  droit;  Che  =  charta.  (Titre  qui  accorde  ä  chaque  habitant  un 
droit  egal.)  Cheuby:  C=:campus,  plaine;  He  = /lerta,  verdure;  Üb  = 
«6er,  fertilile;  Y  =  habitation.  (Village  place  dans  une  plaine  fertile  et  ver- 
doyante.)  In  diesen  Dingen  hat  es  gewiss  kein  anderes  Volk  zu  gleichem 
Unsinne  gebracht! 


VIII  Vorwort. 

Literatur  habe  ich  daher  auch  einige  der  wichtigsten  Hand- 
schriften aufgeführt,  weil  für  die  künftigen  Forscher  darin 
eine  Hauptquelle  liegen  muss  und  ich  wünschte,  dass  die 
deutsche  Regierung  die  Mittel  gewähre,  um  solche  durch 
Abdi*uck  zum  Gemeingut  zu  machen,  denn  selbst  die  von 
Huguenin  gesammelten  Metzer  Chroniken  (fast  ohne  Ausnahme 
nur  Arbeiten  von  Büi^eru,  da  die  Metzer  Geistlichkeit  nie- 
mals Sinn  für  geistige  Thätigkeit  besessen  zu  haben  scheint) 
sind  von  demselben  in  durchaus  unwissenschaftlicher  Art  be- 
liandelt  und  iu  frevelhafter  Weise  verstümmelt  worden,  so 
dass  ein  vollständiger,  korrekter  Wiederabdruck  mit  Erläute- 
rungen dringend  nothwendig  geworden  ist.  Ebenso  nöthig 
wäre  es  auch,  dass  aus  dem  Präfekturarchive  zu  Metz  in 
ähnlicher  Weise  so  reichliche  Veröffentlichungen  erfolgten, 
wie  es  durch  Lepage  für  das  Meurthedei)artement  in  Aus- 
zügen aus  dem  Archive  von  Nancy  geschehen  ist.  Es  hatte 
sich  übrigens  bisher  auch  Metz  einer  nicht  unerheblichen  An- 
zahl fleissiger  Geschichtsfreunde  zu  erfreuen ,  welche  ilire  For- 
schungen und  Darstellungen  in  zahlreichen  einzelnen  Aufsätzen 
und  Arbeiten  niederlegten,  wie  Abel,  Begin,  Boulangö,  Bou- 
teiller.  Chabert,  Jacob,  Klippfei,  Martigny,  Michel,  Michelant, 
Prost,  Saulcy  und  Andere,  wobei  nur  zu  bedauern  ist,  dass 
sogar  Vieles  mehr  in  feuilletonistischer,  dilettantischer  Weise 
gegeben  wurde  und  nur  Wenige  dabei  acht  kritisch  zu  ver- 
fahren verstanden,  wie  Prost,  Klippfei,  Michelant  und  etwa 
noch  Bouteiller.  Zu  bedauern  ist  auch,  dass  der  frühere 
Bischof  Robert  de  Lenoncourt  so  viel  historisches  Material 
nach  1552  dem  Stadtarcliive  gewaltsam  entrissen  und  besei- 
tigt hat  und  im  vorigen  Jahrliundert  aus  dem  städtischen  und 
den  Pfarrarciuvcn  von  Metz  sehr  vieles  entwendet  wurde,  das 
man  seither  nur  zum  geringsten  Theile  wieder  auffand,  sowie 
du.ss  bei  der  Klosteraufhebung  ganze  Bibliotheken,  wie  die 
von  liOngeville  und  Husendorf,  spurh)s  verschwunden  sind. 
Kino  selir  gerühmte,  im  Kloster  St.  .Vrnould  geschriebene 
(.'hnmik  hat  ferner  der  Jesuit  Sirmac,  der  sie  geborgt  hatte, 
unierschlagen,  und  ist  die.selbe  .seither  auch  verloren.  Manches 
ist  uudi  nach  Pari.s  gewundert,   und  vor  gar   nicht  so  vielen 


Vorwort.  IX 

Jahren  soll  ein  früherer  Justizbeamter  zu  Metz  um  Mittel ,  zur 
Dekorirung  der  Aratslokale  zu  erhalten,  ganze  Ladungen  der 
wichtigsten  Akten  der  früheren  Gerichtsbehörden  über  Besitz- 
verhältnisse einstiger  deutscher  Reichsstände  u.  dergl.  an  einen 
bekannten  Historiker  in  Paris  verkauft  haben.  Auch  hat  man 
offenbar  seiner  Zeit  Alles  entfernt,  was  ein  klares  Licht  auf 
die  französische  Vergewaltigung  und  die  nachmalige  Willkür- 
herrschaft werfen  konnte.  Es  wäre  daher  dringend  zu  wün- 
schen, dass  die  jetzige  Regierung  die  nothwendigen ,  nicht 
spärlichen  Mittel  gewähre,  damit  tüchtig  ausgebildete  deutsche 
Forscher  die  vorhandenen  Archive  sowohl  im  Lande  als  auch 
in  Frankreich  in  Rücksicht  auf  Deutsch -Lothringen  genau 
untersuchen  und  systematische  Veröffentlichungen  machen. 
Dazu  wären  auch  nicht  etwa  viele  Jahre  nothwendig,  da  die 
französische  Regierung  längst  genaue  Verzeichnisse  aller  im 
Lande  vorhandenen  historischen  Handschriften  gesammelt  hat 
und  die  Archive  ziemlich  gut  inventarisirt  sind,  während  das 
übrige  Material  in  den  verschiedenen  Zeitschriften  näher  nach- 
gewiesen ist. 

Dem  Werke  eine  Gesammtgeschichte  des  Landes  voraus- 
zusenden, war  zur  Zeit  nicht  möglich,  weil  dazu  noch  zahl- 
reiche Vorarbeiten  nothwendig  sind  und  das  Material  erst 
gewonnen  werden  muss.  Dagegen  habe  ich  die  Geschichte 
von  Metz  etwas  ausführlicher  gegeben,  weil  sie  vorerst  diese 
Gesammtgeschichte  vertreten  kann  und  alle  Schicksale  des 
Landes  abspiegelt.  Diese  Darstellung  unterscheidet  sich  aber 
wesentlich  von  der  bisher  üblichen,  welche  nur  auf  eine  Ver- 
herrlichung der  französischen  Herrschaft  hinauslief  und  in 
manchen  Dingen  sogar  der  historischen  Wahrheit  ins  Gesicht 
schlug.  Es  ist  von  mir  gesucht  worden,  die  Thatsachen  und 
die  Entwickelung  kritisch  zu  untersuchen  und  historisch  richtig 
zu  stellen,  sowie  auch  die  Geschichte  bis  zur  neuesten  Zeit 
fortzuführen,  was  noch  nirgends  geschehen  ist.  Zur  besseren 
Orientirung  und  für  künftige  Forscher  habe  ich  im  Anhang 
auch  das  Verzeichniss  der  Maitre-fichevins  und  der  Bischöfe 
von  Metz,  der  Regenten  von  Lothringen  und  der  Orte  des 
Metzer  Landes  (Pays  messin)  mitgetheilt.     Letzteres  erfolgte 


Z  Vorwort. 

vorzüglich  deshalb,  weil  ich  in  keinem  einzigen  Werke  dies 
Ortsverzeichniss  mitgetheilt  fand. 

Was  den  allgemeinen  Theil  betrifft,  so  beruht  derselbe 
lediglich  auf  meinen  eigenen  Studien  und  Forschungen  und 
auf  oflTiciellem  Material,  welches  erst  allmählich  zur  Voll- 
ständigkeit gelangt  und  daher  später  noch  eine  Erweiterung 
erfahren  dürfte.  Wegen  der  Beschaffenheit  des  früheren  fran- 
zösischen Materials,  das  sich  nicht  mehr  für  die  jetzige  Um- 
gränzung  zerlegen  Hess,  waren  Vergleiche  mit  früherer  Zeit 
nicht  oft  zu  bewirken.  Kartographische  Darstellungen  sind 
dem  Werke  zur  Zeit  noch  nicht  beigegeben  worden,  weil  sie 
dasselbe  zu  sehr  vertheuern  würden.  Jedoch  ist  die  graphische 
Darstellung  der  statistischen  Verhältnisse  durch  reichlichere 
Procentberechnungen  genügend  ersetzt  worden. 

Bei  jeder  Gemeinde  habe  ich  in  Kürze  angegeben,  wozu 
sie  vor  der  französischen  Herrschaft  gehörte.  Der  Kürze 
wegen  sind  die  Orte  der  Trois  Eveches  einfach  als  zum  Bis- 
thum  Metz  gehörig  bezeichnet,  und  befinden  sich  dabei  auch 
die  Orte  des  früheren  Pays  messin,  die  in  der  zweiten  Bei- 
lage einzeln  aufgeführt  sind,  aber  auch  1552  ebenfalls  in  den 
Trois  Evßches  aufgingen. 

Einige  wenige,  bei  der  Correktur  übersehene  Druckfehler 
wolle  der  Leser  gefälligst  aus  dem  am  Ende  des  Buchs  an- 
gehängten Verzeichnisse  vor  dem  Gebrauche  verbessern. 

Damit  möge  also  das  vorliegende  Werk  den  Lesern  em- 
pfohlen sein  und  es  ihnen  möglichst  nützlich  werden,  um 
das  wieder  für  Deutschland  gewonnene  Land  nach  allen  Seiten 
genau  kennen  zu  lernen. 


Inhalts  -  Uebersicht. 

Seite 

I.   Land,  Volk  und  Verwaltung 1 

1.  Allgemeine  Bodenbeschaffenheit 3 

2.  Wasser,  Strassen,  Eisenbahnnetz 15 

3.  üeologie 2ß 

4.  Klima 30 

5.  Zusammensetzung,  Eintheilung 36 

6.  Bewohner 41 

7.  Sprachverschiedenheit 52 

8.  Gemeinden 59 

9.  Häuser,  Familien. 63 

10.  Wohnungen 67 

11.  Trachten,  Sitten 76 

12.  Herkommen,  Feste 88 

13.  Landwirthschaft 103 

14.  Weinbau 113 

15.  Thierzucht 115 

16.  Wald-  und  Baumkultur 123 

17.  Bergbau,  Salzwei-ke,  Steinbrüche 127 

18.  Industrie,  Handel 134 

19.  Wissenschaft  und  Kun.^t 144 

20.  Verwaltung 149 

II.    Topographie 169 

1.  Stadtkreis  Metz 171 

2.  Landkreis  Metz 261 

A.  Kanton  Metz,  Land 263 

B.  „        Gorze 278 

C.  .,        Fange 288 

D.  „        Verny 296 

E.  „        Vigy 304 

3.  Kreis  Diedenhofen 310 

A.  Kanton  Diedenhofen 313 

B.  „        Fontoy 3'22 

C.  .,        Kattenhofen 325 

D.  „        Metzerwiese 332 

E.  „        Sierck 339 


Xn  Inhalts -Uebersicht. 

Seite 

4.  Kreis  Bolchen 345 

A.  K.inton  Rilchen 347 

B.  ..         Busendorf 356 

C.  ,        Falkenberg 363 

5.  Kreis  Forbach 372 

A.  Kanton  Forbach 375 

B.  ^         Grosstännchen 381 

C.  ,         Saaralben 390 

D.  „        St.  Avold 394 

6.  Kreis  Saargemünd 402 

A.  Kanton  Saargemünd 404 

B.  „         Bitsch 412 

C.  „        Rohrbach 420 

D.  „        Wolmünster 425 

7.  Kreis  Saarburg 430 

A.  Kanton  Saarburg 433 

B.  „         Finstingen 443 

C.  .,         I^örchingen 441) 

D.  „         Pfalzburg 455 

E.  „        Rixingen 466 

8.  Kreis  Chäteau-Salins 472 

A.  Kanton  Chäteau-Salins 475 

B.  „         Albesdorf 487 

C.  „         Delme 495 

D.  „        Dien/r 505 

V                   Vir                                        513 

Beilagen  .520 

1.  Dir  Mnitre-Kcheviiis  von  ilotz  bis  August  1692.     .     .     .  520 

2.  Das  Metzer  Ijind  (Payt  nussin) 524 

3.  Verzeichniss  der  Bischöre  von  Metz 526 

4.  Die  RogtMiton  von  Lothringen 528 

5.  Literatur  üIht  Deutscli- Lothringen 529 

Nachtrag 553 

Orts-Vcrxcichniss  .                              554 


I. 


Land,  Volk  und  Verwaltung 


II  u h n ,  Deutsch -Lolliringeii 


1.   Allgemeine  Bodenbeschaffenheit. 

Der  Bezirk  Lothringen  liegt  auf  der  Westseite  von  Deutseh- 
land, erstreckt  sich  von  48'  31"  uördl.  Breite  (beim  Donon)  bis 
49'  3"  beim  Altwieshof,  Gemeinde  Mondorf,  und  von  23'  18"  10"' 
östl.  Länge  bei  Redingen  bis  zu  25'  18"  lü'"  bei  Stürzelbronn  und 
hat  die  Gestalt  eines  verschobenen  Vierecks,  dessen  Spitzen  im 
Südosten  und  Nordwesten  liegen.  Auf  der  ganzen  westlichen  und 
südwestlichen  Seite  gränzt  der  Bezirk  an  Frankreich,  südöstlich 
und  östlich  an  das  Elsass,  nördlich  an  Rheiubayern,  Rheinpreussen 
und  Luxemburg.  Die  gesammte  Gränzlinie  mit  ihren  Biegungen 
hat  eine  Länge  von  782  Kilometern,  wovon  296  auf  Frankreich, 
220  auf  das  Elsass,  69  auf  Rheinbayern,  120  auf  Rheinpreussen 
und  77  Kilom.  auf  Luxemburg  entfallen.  Es  beträgt  die  Ausdeh- 
nung in  der  Richtung  von  West  nach  Ost  zwischen  Redingeu  und 
Stürzelbronn  135,  Amanviller  und  Wibersweiler  73,  Avricourt  und 
Haselburg  35  Kilometer,  in  der  Richtung  von  Süden  nach  Norden 
zwischen  Pagny  und  Apach  53,  Seillegränze  bei  Pettoncourt  und 
Spittel  46  und  Avricourt  bis  hinter  Finstingen  25—30  Kilometer. 
Das  Bitscher  Land  ist  40  Kilom.  lang  und  25  Kilom.  breit.  Das 
Gebiet  umfasst  113,o49  □  Meilen  oder  621,113  Hektaren  und  enthält 
Theile  der  französischen  Mosel-  und  Meurthe- Departements,  näm- 
lich 424,594  Hekt.  von  den  557,23i  Hekt.  des  ersteren,  und  196.5 n, 
Hekt.  des  zweiten,  i 

'  Bei  Frankreich  verblieben  aus  tleni  JiDseldepartenient  vum  Kantun  Gorze 
die  Gemeinden:  Chambley,  Danipvitoiix,  llageville,  Mars-Ia-Tour,  Onville,  Spon- 
ville,  St.  Julien,  Tronville,  Villecey,  Waville  und  Xonville,  ferner  das  Arrondisse- 
nient  Briey  mit  Ausnahme  der  Gemeinden  Audun-le-Tiche,  Aumetz,  Erzange, 
Fontoy,  Hayange,  Knutange,  Lommerange,  Xeufchef,  Nilvange,  Tressauge  vom 
Kanton  Audun,  Bronvaux,  Montois,  Pierrevillers,  Ronibas,  Roncourt,  St.  Marie 
und  St.  Privat  vom  Kanton  Briey,  Redange  und  Russange  vom  Kanton  Longwy. 
Vom  Meurthedcpartement   vei-blieben  bei  Frankreich  die  Gemeinden:    Arracourt, 


4  I.    Land.  Volk  und  Verwaltung. 

Wie  schon  die  Gewässer  dem  Gebiete  des  Rheins  angehören, 
so  bildet  das  Land  einen  Tlieil  der  oberrheinischen  Bodenbildung, 
die  ihre  Wurzeln  in  den  Alpen  hat  und  sich  fächerartig  gegen 
Norden  ausdehnt.  Wie  auf  der  rechten  Uferseite  des  Rheins  der 
Gebirgsstock  im  Feldberg  ruht  und  dann  so  nach  Norden  zieht, 
dass  der  schronere  Theil  mit  steilem  Abfalle,  aber  schönen  Vor- 
hügeln sich  dem  Rheine  zukehrt  und  Arme  nach  Nordosten  aus- 
sendet, vom  Hauptstock  aber  ein  FIuss  entspringt,  der  rückwärts 
des  Gcbirgs  nach  Norden  zieht  und  dem  Rheine  zufliesst,  ebenso 
zieht  in  ganz  gleicher  Weise  auf  dem  linken  Rheinufer  vom  Ge- 
birgsstock Beleben  ein  gleiches  Gebirge  mit  schroffem  östlichen 
Abfalle  nach  Norden  und  ebenfalls  vom  Hauptkerne  aus  im  Rücken 
dieses  Gebirgs  entspringt  ein  FIuss,  die  Mosel,  welche  in  gleicher 
Weise  einen  Bi)gen  bildet  und  dem  Rheine  zueilt.  Beide  Höhen- 
züge haben  das  Gemeinschaftliche,  dass  sie  vom  Rhein  steil  an- 
steigen, aber  sich  im  Rücken  in  ein  höher  gelegenes  Hügelland 
mit  niederen  Bergen  verflachen,  und  el)enso  dass  diese  Gebirgs- 
züge in  der  Mitte,  beide  einander  gegenüber,  Einsenkungen  haben, 
welche  einen  Pass  nach  rückwärts  bilden.  Wie  im  Badischen  das 
Thal  der  Kinzig  einen  solchen  nach  dem  östlich  gelegenen  Würt- 
temberg bildet,  so  auf  der  linken  Seite  das  Thal  der  Zorn  zum 
Uebergange  ins  Moselthal  und  dasselbe  wiederholt  sich  dann  wieder 
weiter  nördlich,  indem  die  Wasserscheide  zwischen  Durlach  und 
Pfitrzlu'im  sich  senkt,  wie  dies  zwischen  Reichshofen  und  Saar- 
gemüud  auf  der  anderen  Seite  der  Fall  ist.  Diese  Bodenbildung 
weist  das  Land  naturgemäss  Deutsclvland  zu,  und  in  ganz  gleicher 
Weise  haben  .sich  die  geologischen  Verhältnisse  auf  beiden  Seiten 
des  Rheins  gebildet. 

Der  Bezirk  Lothringen  ist  daher  ein  Land,  das  seine  grössten 
Höhen  im  Südosten,  den  Vogesen,  und  Osten  hat  und  sich  rück- 
wärts zu  einem  Hügelland  gestaltet,  in  wolchem  Berge  von  er- 
wälinenswerther  Erhebung  nicht  mehr  vorkommen.  Die  Höhen 
wechseln  von  '220 — 'f2i)  M.  über  dem  Meere,  erheben  sich  nur 
auf  wenigen  Strecken  darüber  und  erreichen  blos  an  einigen  Stellen 
:iHO,  4U0— 4'i<)  M.  Die  grössten  Erhebungen  steigen  also  nicht 
mehr  alit  etwa  2<K)— 220  M.  über  das  Niveau  des  Ijandes  und  die 
Washerschutdei)  Hind  überall  leicht  zu  überschreiten.     Im  Einzelnen 

Allii'MivlIU',  llitliii«l<'m(inl.  Ituroit,  Hivitiiff«',  Coineuurt,  .liivrocourt,  Mn/orullos, 
Muiio'l,  Ki'chicourt  In  I'ntili',  Sornovilli'  iiml  Xuren  vom  ArroiidiHMMuctit  C'liAtoau- 
Huliiia  uml  llcrlrninbuiit,  Ciri')',  Ignoy,  i'Hriix,  Pntitinont,  Hiton-loH-loHii,  St. 
SNUVKur,  TMiioonvUle  und  Vnl  dp  liun  Moulit>r  vom  Arron>li>Hcmont  Suai-burg. 


1.   Allgemeino  Bodenbescliaffenheit.  5 

gestaltet  sich  die  Bodenfläche  also.  Vom  grossen  und  kleinen 
Donon  aus  bilden  sich  gegen  Norden  mehrere  Thäler,  worin  die 
weisse  und  rothe  Saar  und  die  Zorn  entspringen,  während  zwi- 
schen beiden  der  Höhenzug  der  Vogesen  in  nordöstlicher  Richtung 
sich  gegen  das  Bitscher  Land  und  die  bayerische  Pfalz  wendet. 
Auf  der  linken  Seite  der  Saar  hängen  sodann  die  Höhenzüge  in 
folgender  Weise  zusammen.  Zwischen  Lörchingen  und  der  franzö- 
sischen Gränze  erhebt  sich  eine  Hügelkette,  welche  zwischen  der 
Seille  im  Norden,  und  der  Meurthe  und  Mosel  im  Südwesten  sich 
in  einem  Bogen  gegen  Nordwesten  zieht,  auf  französischem  Ge- 
biete sich  bis  zu  390— 4<)0  M.  erhebt,  aber  beim  St.  Blaiseberg. 
östlich  der  Mosel  bei  Corny,  rasch  abfällt  und  in  der  nochmaligen 
Erhebung,  auf  welcher  Metz  steht,  endigt.  Eine  zweite  Hügel- 
kette zieht  sich  vom  Walde  von  Rickingen  nordwärts  als  Wasser- 
scheide für  die  Weiherbecken  der  Saar  und  Seille,  wendet  sich 
vom  Mühlwald  nach  Westen,  macht  dann  bei  der  Quelle  der  fran- 
zösischen Nied  einen  Bogen  nach  Südwesten,  biegt  sich  westlieh 
und  dann  nordwestlich,  immer  als  Wasserscheide  zwischen  Seille 
und  Nied,  erreicht  zwischen  Metz  und  Courcelles-Chaussy  das 
Hochplateau  von  St.  Barbe,  sendet  nordöstlich  einen  Seitenarm 
zwischen  Bibiche  und  Kanner  und  zieht  sodann  auf  der  Gränze 
der  Kantone  Metzerwiese  und  Busendorf  nach  der  Nordgräuze  des 
Landes  bei  Sierck,  wo  die  Höhen  schroffer  werden  und  sogar 
wieder  bis  zu  350-40(1  M,  ansteigen.  Aus  der  Gegend  zwischen 
Bermering  und  Mörchingen  geht  sein  Höhenzug  nordöstlich  als 
Wasserscheide  zwischen  der  Saar  und  deutschen  Nied ,  und  sendet 
zwischen  Barst  und  Kappe!  eine  Hügelreihe  nach  Nordosten,  welche 
an  den  Höhen  von  Spichern  in  Höhe  von  346  M.  endigen ,  west- 
lieh aber  zieht  eine  andere,  welche  bei  Boucheporn  bis  zu  424  M. 
ansteigt  und  von  dem  dortigen  Stock  zwei  Arme  aussendet,  den 
einen  zwischen  der  Nied  und  dem  Bistenbach  und  bei  Tromborn 
eine  Hochebene  bildend ,  den  anderen  nordwestlich  von  der  Rössel 
bis  gegen  die  Saar,  zwar  nicht  so  hoch,  aber  um  so  mehr  mit 
Wald  bedeckt. 

Einen  anderen  Charakter  trägt  der  Höhenzug  auf  der  linken 
Seite  der  Mosel.  Derselbe  steigt  ziemlich  steil  und  felsig  auf  der 
Ostseite  an,  geht  dann  aber  in  ein  Hochplateau  über,  das  ziemlich 
wasserarm  ist,  und  endigt  an  der  Orne  bei  Rombas.  Der  höchste 
Punkt  liegt  380  M.  hoch,  erhebt  sich  aber  nicht  viel  über  das 
rückwärtsliegende  Plateau,  das  etwa  330  M.  hoch  liegt.  Dieser 
Höhenzug  macht  in  Frankreich  eine  Biegung  nach  Westen  gegen 


0  I.    Land,  Volk  und  Yeiwaltung'. 

die  Maas  hin,  weadet  aber  einen  nordöstlichen  Ausläufer  wieder 
über  die  Gränze.  wo  an  seiner  Ostseite  der  Conroybach  und  die 
Fensch  entspringen  und  das  Land  sich  wieder  zu  mehr  als  421  M. 
hoch  über  das  Meer  erhebt.  Endlich  ist  noch  des  Bitscher  Ge- 
birgslands  zu  er^vähnen,  wo  die  Vogesen  wieder  in  ihrem  rauheren 
Charakter  auftreten,  die  Cultur  dem  Boden  wenig  abgewinnen 
kann  und  die  felsigen  Höhen  rasch  und  steil  abfallen.  Letztere 
erheben  sich  bis  zu  450—523  M.  und  sind  meistens  mit  Wald  be- 
deckt. Sie  bilden  die  zwei  nach  Osten  geöffneten  Thäler  der  Zintzel 
und  des  Falkensteinerbachs  und  einige  kleinere  Thäler  nach  Norden. 
Mit  Ausnahme  des  Bitscher  Landes,  sowie  der  linken  Mosel- 
seite steigen  alle  diese  Höhen  langsam  an  und  gewähren  eine 
leich(e  Ueberschreitung  der  Wasserscheide,  wesshalb  es  auch  hier 
nicht  sehr  schwierig  wäre,  Kanalverbindungen  anzulegen,  wenn  es 
nur  nicht  an  der  nöthigen  Menge  Wasser  zur  Speisung  derselben 
fehlte.  Auch  sind  diese  Höhen  auf  allen  Punkten  bebaut.  Trotz 
der  verschiedenen  Plateau*s  gibt  es  jedoch  hier  keine  Ebenen, 
ausser  im  Moselthale  auf  der  linken  Seite  des  Flusses  zwischen 
Metz  und  derOrne,  sowie  auf  sehr  kleinen  Strecken  an  den  Ufern 
der  Seille  und  Nied.  Als  bemerkenswerth  ist  ferner  hier  anzu- 
führen, dass  alle  Höhenzüge,  mit  Ausnahme  der  Vogesen,  die 
Neigung  haben,  an  ihrem  nördlichen  Ende  noch  einmal  höher  em- 
porzusteigen und  zwar  höher,  als  dies  rückwärts  der  Fall  war, 
und  wir  bemerken  dies  besonders  auf  dem  linken  Moselufer  zu 
l)eiden  Seiten  der  Ome  und  gegen  Luxemburg,  sowie  auf  dem 
rechten  Ufer  an  den  Höhen  von  Boucheporn  und  Sierck;  endlich 
am  nordwestlichen  Ende  der  anderen  Hügelkette  bei  Spichern, 
welche  auf  dieser  Seite  alle  ihren  Centrali»unkt  mitten  im  Lande, 
im  Plateau  von  Hellimer,  haben,  von  welchem  aus  die  deutsche 
Nied,  der  Zellenbach  und  die  Zuflüsse  der  Albe  ausgehen.  Nur 
wenn  man  in  den  einzelnen  Thalniederungen  geht,  erscheint  das 
Land  mehr  gebirgig;  wenn  man  es  aber  von  der  Höhe  der 
N'ogcsen  oder  eines  anderen  hohen  Punkts  überblickt,  so  tritt  erst 
du«  richtige  Helicf  des  Landes  hervor,  das  als  eine  welloiif()rmige 
lluchilüche  erscheint  und  wo  der  Horizont  gleich,  der  Boden 
faftt  el»cn  auH.««ieht  und  die  Erhebungen  nur  schwach  iicrvortreten. 
.Mil  AuHtiHliin»'  einzelner  Vogesenpartien  lindel  die  h'oninntik  im 
Laude  weni;;  Nahrung,  obschun  es  hier  auch  nicht  an  Schlössern 
und  Ruinen  fehlt  Achnlich  ist  es  auch  mit  der  Hochebene  auf 
«lern  linken  MoMclufer  der  I'all.  Auf  der  Uüho  von  St.  HiilxMt 
oder  einem  anderen  Punkte,   wo  man  die  Schlachtfelder  von   IH7() 


1.    Allgemeine  Bodenbeschaffenlieit.  7 

übersieht,  reicht  der  Blick  über  die  Hochfläche  auf  viele  Stunden 
nach  B'rankreich  hinein,  weit  über  die  Orne  hinaus,  von  der  man 
gar  nichts  bemerkt,  obschon  sie  sich  ganz  in  der  Nähe  durch  ein 
tief  eingeschnittenes  Thal  schlängelt. 

Gehen  wir  nach  diesem  kurzen  Ueberblieke  etwas  näher  auf 
die  Höhen  Verhältnisse  ein,  so  sind  hier  folgende  Punkte  nach  ihren 
einzelnen  Gruppen  aufzuführen  und  zwar  zuerst  jene  im  oberen 
Gebiete  der  Saar.  Der  grosse  Donon,  1010  M.,  gehört  zwar  mit 
seiner  Spitze  nicht  mehr  in  den  Bezirk,  bildet  aber  den  Grund- 
stock für  die  unteren  Vogesen.  Von  diesem  aus  zieht  die  Gränz- 
und  Wasserscheide  nordöstlich  und  finden  wir  hier  la  Grande  Cöte 
il05  M.,  den  Grossmann  903,  Murstein  952,  Rosskopf  iM)3\  auf 
der  nordwestliehen  Gränzscheide  den  grossen  Kougimont  622, 
kleinen  Kougimont  520  M. ,  Marimont  689,  Haut  du  Rupt  des 
Danies  410  M.  In  diesem  Dreieck  bilden  sich  die  drei  grossen 
Thäler  der  weissen  und  rothen  Saar  und  der  Zorn,  und  zwischen 
fliesen  steigt  das  Gebirge  noch  sehr  lioch  an.  Die  weisse  Saar 
liegt  bald  nach  ihrem  Ursprünge  565  M.  hoch  und  das  Thal  fallt 
dann  bis  gegen  Türkstein  auf  326  M.  und  bei  Niederhof  auf  283; 
das  Thal  der  rothen  Saar  liegt  in  seinem  Hintergrunde  eben  so 
hoch,  bei  Abreschweiler  nur  noch  288  M  und  beide  Arme  ver- 
einigen sich  in  einer  Höhe  von  271  M.  Das  hintere  Zornthal  ist 
nur  um  Weniges  niederer,  fällt  aber  rascher  ab  und  liegt  bei  Garre- 
burg  nur  noch  232  M.  hoch.  Zwischen  diesen  Thälern  liegt  nun 
noch  eine  Reihe  von  erheblichen  Berghöhen,  nämlich  CV)te  du  Mou- 
tiers  813,  Chaume  de  Requival  841,  Grand  Nid  d'Oiseau  723, 
Tete  du  Fresillon  724,  Rheinkopf  635,  Tete  du  Calice  617,  Haut 
Uognol  763,  Tete  de  la  Loge  683,  Tete  du  Vieux  Chat  621, 
Monacker  843,  Hinterskopf  736,  Klickesberg  605,  Grosser  Rom- 
stein 547,  Peugsten  6(tl,  Sonnberg  547,  Spitzberg  783,  Grosstauf- 
Ivopf  683,  Georgenberg  646.  Wolfgartenkopf  643,  Hochkopf  503, 
Ballersteinkopf  532,  Kothenhüll  571,  der  Holwalsch  560.  Revers 
de  Vach  bei  St.  Quirin  480,  Mont  du  Bon  Dieu  579  M. 

Die  im  Südosten,  bei  Pfalzburg,  gelegene  Gegend  erhebt  sich 
sehr  rasch  aus  der  Ebene  bei  Zabern  und  steigt  hier  rasch  von 
187  auf  404  M.,  so  dass  die  Strasse  nur  in  einer  Reihe  grosser 
Biegungen  den  Bergrücken  erreichen  kann.  Es  sind  hier  folgende 
Höhen  zu  bemerken:  Pfalzburg  315,  Posthaus  von  Hommartingen 
308,  Lixheim260,  Bickenholz  337,  Weckersweiler  332 ,  Vescheim 
280,  Hangweiler  221,  Lützelburg  (Schloss)  322,  Hultenhansen  39.S, 
St.  Louis  394,   Tunnel  bei  Hommartingen  286,   Hazelburg  42(5  M. 


8  I.    Lnnd,  Volk  und  Verwaltung-. 

An  der  Saar  selbst  sind  folgende  Höhen  gemessen :  bei  Hesse- 
mühle  264,  Saarbnrg  250,  Saaraltdorf  2-42,  Mühle  von  Saareck 
bei  Oberstintzel  236.  Gosselming  234,  Berlhelming  232,  Ronielfingen 
230,  unterhalb  Finstingen  228,  Diedendorf  223,  Pistorf  220,  Saar- 
union 216,  unterhalb  Saaralben  209,  Einmündung  der  Blies  in  die 
Saar  bei  Saargemünd  193,  unweit  der  preussischen  Gränze  bei 
Grossblittersdorf  190  M.  Auf  dem  westlichen  Höhenzuge  liegen 
der  Gondrexange- Weiher  271,  Stockweiher  260,  grosser  Mühl- 
weiher 229  M.  hoch,  der  Gemeinweiher  230  M.  Auf  der  Wasser- 
scheide gegen  das  Seillethal  kommen  folgende  Höhen  vor:  Höhe 
bei  Maizieres  292,  zwischen  Azoudange  und  Langenberg  291,  nord- 
östlich von  Freiburg  307,  zwischen  Bisping  und  dem  Stockweiher 
266,  Höhe  bei  Cutting  235  M. 

Zum  Gebiete  des  Rothbachs  gehören  folgende  Höhen:  Wibers- 
weiler  217,  Holher  Weiher  223,  Insweiler  225,  Lauderfingen  257, 
Guinzeling  25S,  Lhor  223,  Torschweiler  230,  Signal  bei  Marimont 
365,  Albesdorf  246,  Hunskirch  250.  In  dem  der  Albe  liegen 
Rech  211,  Geblingen  217,  Höhe  bei  Kappelkinger  230,  Diderling 
237,  Püttlingen  219,  Willerwald  260,  Signal  bei  Hellinier  297, 
Bertringen  305,  Grosstännchen  269,  Walleringer  Weiher  245. 
Strasse  von  da  nach  Mörchingen  291  und  bei  diesem  Orte  304,  Vir- 
ming  223  M.  —  Nälier  gegen  Saargemünd  westlich  Neuscheuer  209, 
Hambach  257,  Wustweiler  221,  Ernstweiler  258,  Hundlingen  2'iO, 
Dieblingen  245,  Höhe  bei  Cadenbronn  332,  Rouhlingen  289,  Lixing 
261,  Gaubiving  317,  Kerbach  336,  südlich  von  Speichern  358, 
Alstinger  Mühle  217;  rechts  aber  Höhen  l)ei  Bliesbrücken  264  und 
343,  Wölfling  320,  Gross-Rederching  327  und  Strasse  nach  Rohr- 
bach  381,  Achen  296,  westlich  davon  342,  hinter  Kaihausen  3.33  iM. 

Die  Seille  hat  einen  ziemlich  langsamen  Fall.  Der  Lindre- 
weiher,  aus  welchem  sie  entsteht,  liegt  213  M.  hoch  und  die  den- 
selben umgebenden  Höhenzüge  haben  folgende  Höhen:  bei  Frei- 
burg 257,  Asscnoncourt  242,  Guernange  250,  Maizi«!'re8  260, 
Höhe  gegen  Gueblange  2()2.  An  dem  Seillelaufe  selbst  sind  fol- 
gende Höhen  zu  bemerken:  Dieuze  208,  Marsal  204,  bei  Cham- 
brey  202,  Pettoncourt  2t)l,  Alincourt  2(K),  Einfluss  des  Osson- 
hachs  194,  Cheminot  IS1,  Sillegny  178,  Poinmerieux  177,  Cuvry 
171.  —  Auf  der  Südseite  konnnen  an  der  Grunze  gegen  Frank- 
reich folgende  Höhen  vor:  bei  Moncourt  284,  Besänge  271  und 
*i65.  Xanrey  284,  südlich  von  Vic  3(i5,  Hof  (HuT-Biirlhecourt 
252  M.  nazwJHchen  belinden  .tich  folgende  ihilien:  Sdiloss  Mari- 
mont 2H9,  Bourdonnoy  227,  bei  Donnelay  2*»0,  .luvelize  261 ,  süd- 


1.   Allgemeine  Bodenbeschaffenheit.  9 

lieh  von  Marsal  268,  beim  Hofe  Recourt  248,  Strasse  zwischen 
Moyenvic  und  Bourdonnay  236  M. 

Die  Thäler  des  Verbaeh  und  Spinbaeh  werden  von  nicht  un- 
bedeutenden Erhebungen  umrahmt.  Es  sind  folgende  zu  bemerken: 
bei  Zommaoge  236,  bei  Cutting  276,  ßassing  282,  Bidestroff  249, 
BourgaltrofT  273,  Hof  Ferriendal  290,  Zarbeling  268,  Lidrezing 
280,  vor  dem  Walde  von  Köcking  343,  Vergaville  230,  Guebes- 
troff  229  und  Kerprich  220  M.  Die  Wasserscheide  im  Walde  von 
Köcking  und  Bride  liegt  durchschnittHch  340—343  M.  hoch  und 
senkt  sich  gegen  St.  Medard  zu  239,  Strasse  zwischen  Vic  und 
Chateau-Salins  301  und  Signal  bei  Vic  316  M.  Auch  um  das 
Thal  der  alten  Seille  hinter  Chateau-Salins  ziehen  sich  nicht  uner- 
hebliche Höhen.  Die  alte  Seille  liegt  vor  dem  Austritte  aus  dem 
Thale  202  M.  hoch,  dann  steigt  letzteres  auf  208  beim  Hofe  EdivaK 
283  bei  Wuisse,  270  bei  Conthil,  Puttignj  236,  Achaiu  254, 
Vannecourt  271,  Coutures  224;  hinter  diesen  aber  hat  die  Wasser- 
scheide folgende  Höhen:  bei  MarÜiil  333,  Dalheim  302,  hinter 
Vaxy  342,  Geobecourt  346,  Strasse  von  Chilteau-Salins  nach  Dehne 
335,  Hof  de  la  Marchande  312  M.,  gegen  das  Seillethal  bei  Cham- 
brey  251  und  Gremecey  291   M. 

Aehnliche  Höhenverhältnisse  zeigen  sich  im  Kantone  Ddme, 
das  selbst  221  M.  hoch  liegt,  also  17  M.  höher  als  die  Seille.  Es 
gehört  hierher  das  Quellengebiet  der  französischen  Nied,  das  aber 
erst  bei  dieser  zu  betrachten  ist;  ferner  die  Höhe  von  Tincrey 
387,  Wald  von  Juville  337,  bei  ßacourt  357,  bei  Liocourt  350, 
Cöte  de  Delme  405  M. 

Der  ganze  östliche  Theil  des  Kantons  Verny  erhebt  sich  nur 
etwa  50  80  M.  über  die  Seille.  Die  Strasse  von  Metz  nach  Delme 
hat  folgende  Punkte:  an  der  Eisenbahn  von  Peltre  206,  Gasthaus 
bei  Chesny  224,  weisses  Ross  bei  Buchy  286,  südlich  von  Soigny 
284 ,  Achatel  259.  Ferner  liegen  auf  dieser  Seite  Austritt  der 
Moince  aus  dem  Lande  203,  All«5mont  239,  Pagny-les-Goin  239, 
Höhe  hinter  Vigny  311,  Cherisey  260,  bei  Verny  230,  Pouilly 
215,  südlich  von  Magny  174.  Etwas  höher  steigt  dagegen  die 
Westseite  gegen  die  Mosel  an.  Während  im  Süden  Cheminot 
181  M.  liegt,  steigt  das  Land  beim  Hofe  Vannoue  schon  zu  231, 
bei  Vezon  zu  216,  dahinter  aber  auf  der  Wasserscheide  südlich 
von  Arry  390,  Wald  von  Arry  393,  Cöte  de  la  Rique  396,  Cöte 
de  Faye  329,  am  Westabhange  des  St.  Blaise  269,  Nordabhang 
310  M.  und  in  der  Ebene  davor  Hof  Orly  182.  Bach  von  Augny 
174  M. 


10  ^-    I-itn<!.  Volk  iiiul  Verwaltung. 

Der  Fall  der  Mosel  ist  ein  sehr  langsamer.  Wo  sie  oberhalb 
Noveant  den  Bezirk  betritt,  ist  ihre  Lage  173,go  M.  über  d.  M., 
Moulins  173,  Uckange  152,  Manom  148,  Mailing  146,  Apach  an 
der  Gränze  141  M.  37,  so  dass  ihr  Fall  innerhalb  des  Bezirks 
29  M.  21  beträgt.  —  Der  Eingang  der  Kathedrale  von  Metz  liegt 
177  M.  über  d.  M.  Zwischen  Mosel  und  Nied  sind  hier  folgende 
Höhen:  Merey-les-Metz  24G,  Born}'  225,  Auhigny  24U,  Flanvillf 
252,  Vantouxl8(),  Nouillj  245,  Noisseville  237,  Failly  244,  Höhe 
bei  Vremy  284,  Ketonfay  260,  Schloss  Grass  282,  St.  Barbe  300. 
Vry  29(J,  Höhe  von  Lavieuville  311;  ferner  im  Moselthale  Vany 
211,  Chieulles  200,  Sanry-les-Vigy  241,  Malroy  166.  Antilly  198, 
Strasse  von  da  nach  Kedingen  295,  Ennery  178,  Tremery  liK>. 
Montrequienne  206,  Wald  von  Logne  238,  Wald  von  Luttangc 
240,  Rurange  200.  Quenange  166,  Schloss  Keinange  215,  bei 
Illange  210,  Vützer  Wald  174,  Ober-Harn  151  M.  —  Die  Bibiche 
entspringt  etwa  300  M.  hoch,  föllt  aber  rasch  und  liegt  bei  der 
Kirschmühle  1!K),  bei  Metzerwiese  181,  Distroff  163,  Valmestroff 
161  und  Ober-Harn  152  M.  —  In  gleicher  Höhe  entspringt  die 
Kanner,  fliesst  aber  durch  ein  tiefer  eingeschnittenes  Thal.  Es  liegen 
l.ier  Blanchardmühle  20!>,  Aboncourt  193,  Homburg  189,  Kedingen 
184,  Mühle  von  Inglingen  17(5,  HastrofTmühle  162.  Griesberg  158 
und  Königsmachern  148.  Auf  der  Höhe  zwischen  Kanner  und  Bi- 
biche liegen  folgende  Punkte:  Bettlainville  303,  Luttange  263, 
nördlich  davon  271,  Metzeresche  237,  Höhe  oberhalb  Inglingen 
248,  bei  ValmestrolT  237.  Auch  die  östliche  Wnssorscheide  liegt 
nicht  sehr  hoch:  Wald  von  Charleville  287,  Kalkofen  bei  Gondre 
ville  352,  Wald  von  Burtoncourt  305,  von  Villers  362,  Habas  248. 
St.  Hubert  225,  hinter  Aboncourt  2(>6,  Wald  von  Homburg  342, 
Codewuldbuch  336,  Weilenbuch  333,  Kirche  Hackenberg  350,  bei 
Budling  293,  Greisberg  30?),  Wald  von  Königsmachern  22(>  M. 

Gehen  wir  zum  Wassergebiet  der  Nied  über,  so  finden  wir 
die  französische  Nied  bei  Martini  in  einer  Höhe  von  268  M.  ent- 
Hpringen  und  zwar  zwischen  Höhen  von  333,  304,  341,  344  und 
327  M.  Sie  fällt  raRch  auf  241  M.  bei  Oron,  233  bei  Lucy  und 
225  b«M  Hau.  Wcbllich  davon  liegen  Morvillc  254, 'riiimoiiville  27i{. 
Tnigny  233,  St.  Epvre  220,  Luppy  247,  östlich  aber  bei  dci 
Koltc  der  Mutsi'hsee  253,  Landorf  24:{,  De.stry  258,  Einchwoikr 
251,  C.'hcmery  312,  Weiher  von  llolacourt  240,  Muny  26:1,  lliilic 
iKirdwcstlich  davon  283,  Höhe  hinter  Vatimont  292,  llerny  251. 
Ihm  Aduincourt  255  M.  An  der  Nied  selltHt  bemerken  wir:  Hcmillv 
221 ,  U'miid  233,  Muhle  von  Sanry  219,  Mühle  von  Courcelles  21»i. 


1.    Allgemeine  Hodenbeschatt'enlieit.  \\ 

bei  Chevillon  217,  les  Etangs  212,  Cond6  Northen  bei  der  Ver- 
einigung mit  der  deutsciieu  Nied  210.  Westlich  sind  nur  die  Höhen 
bei  Hof  Dehicour  301,  bei  Ober-Beux  318  und  Sorbey  270  zu  be- 
merken, rechts  dagegen  Vittoncourt  257,  Hof  bei  Chanville  317, 
St.  Peter  bei  Villers  Stoncourt  297,  Vaucremont  275,  die  Höhe 
südlich  von  Frecourt  339,  nördlich  342,  CourcellesChaussy  228, 
Wald  von  Varize  307   und  Höhe  südöstlich  von  Pontigny  213  M. 

Die  deutsche  Nied  entsteht  aus  zwei  gleichnamigen  Bächen. 
Der  erstere  entsteht  bei  Marienthal  in  einer  Höhenlage  von  289  M. 
und  wird  umgeben  von  der  Höhe  von  Machern  307 ,  la  Jeune 
Fr§ne  302,  Höhe  von  Lachambre  326,  von  Holbach  322  M.  auf 
der  einen  und  der  Höhe  von  Val-Ebersingen  303  auf  der  andern 
Seite.  Der  zweite  Quellenbach  kommt  aus  dem  Bischwaldweiher 
247  M.  und  die  Quelle  ist  umschlossen  von  folgenden  Höhen: 
BistrofF  312,  Klausenberg  bei  Bertring  305,  Wald  Haut-Bois  320, 
Hof  Bening  323  und  Bois  d'en  Haut  322  M.  Nach  der  Vereini- 
gung bei  Tetingen  zeigt  die  deutsche  Nied  folgende  Höhenlagen : 
Steinbiedersdorf  243 ,  BlomUhle  242,  Elvange  231,  Genglingeu  2'M, 
Kollingen  320,  Morlange  218,  Mühle  von  Varize  212  M.  Auf  der 
linken  Seite  sind  zu  bemerken:  Vahl  247,  Römerstrasse  südlich 
von  Maiweiler  287,  am  Wald  von  Remilly  südlich  283,  nördlich 
gegen  Hemilly  293,  rechts  Höhe  hinter  Lauterfingen  426,  les  Quatre 
Vents  348,  Höhe  bei  Trittelingen  403,  nördlich  von  Baumbiders- 
dorf  415,  südlich  davon  403,  Narbefontuine  (Memersbronn)  343. 
Helstroff  246,  bei  Halling  397  M. 

Von  der  Vereinigung  an  sind  von  der  Nied  folgende  Höhen- 
lagen zu  l)emerken:  Brecklange 'i09,  Girlingen  208,  FreistorfflOi), 
Benting  192,  Gertlingen  179  M.  Links  davon  sind:  Charleville 
245,  bei  Gehnkirchen  282,  Mengen  235,  Girlingen  208,  Pib- 
lingen  224,  hinter  Hesdorf  279,  Ebersweiler  240,  Feringen  278. 
Chemery  207,  Menskirch  226,  Kirche  dabei  257,  St.  Franz  266, 
Signal  von  Bibiche  294,  hinter  Freisdorf  257,  Rodlach  280,  Fils- 
dorf  278,  Remeidorf  256,  Waldweisdorf  220,  bei  Kalemburg  304, 
im  Kalenhofener  Wald  310,  Bizing  248,  Schwerdorf  274,  bei  Hof 
Cottendorf  294,  Grindorf  282,  Signal  bei  Halsdorf  288,  bei  Re- 
mehng  325,  Waldwiese  316,  Signal  von  Ober-Esch  306  M.  Auf 
der  Ostseite  sind  hervorzuheben:  Lautermingen  246,  Macker  262, 
Bolchen  (Eremitage)  277,  Denting  255,  an  der  Strasse  von  Bol- 
chen nach  St.  Avold  346,  Wirthshaus  zu  den  vier  Winden  386, 
Signal  Boucheporn  416,  Boucheporn  360,  Bisten  im  Loch  313, 
Oberwiese  395,  hinter  Coume  370,  Ottendorf  220,   Höhe  westlich 


12  I-    Laiul,  Volk  und  Venvaltung. 

davon  293,  Teterchen  231,  nordöstlich  davon  372,  Wehvingen  290. 
Signal  von  Valmünster  322,  Tromborn  Signal  385,  Odenhofen  282. 
Brettnaeh  262,  bei  Alzing  308,  Filsdorf  228,  Wölfling  301  M. 
Weiter  östlich  im  Gebiet  des  Bistenbachs  liegen  Creutzwald  209, 
Höhe  hinter  Carling  250,  Porcelette  260,  Weiher  von  Diesen  221, 
Harn  unter  Warsberg  229,  Warsberg  236,  Schloss  Warsberg  307. 
Merten  199,  Höhe  bei  Falk  329,  Dalem  235,  Höhe  an  der  Grenze 
bei  Berweiler  360  M. 

Das  Wassergebiet  der  Rössel  ist  nicht  gross,  aber  ihr  Thal 
ziemlich  tief  eingeschnitten.  Die  Weiher  bei  Lubeln  (Longeville), 
aus  welchen  sie  entspringt,  liegen  253 — 262  M.  hoch,  aber  ringsum 
erheben  sich  Höhen  von  370  M.  im  Kastei berg,  408  westlich  gegen 
Boucheporn,  424  am  Mitschenhof,  267  im  Wald  von  St.  Avold. 
Sie  liegt  an  der  Mühle  von  Ebersweiler  223,  oberhalb  Homburg 
218,  bei  Freyming  210,  am  Einfluss  des  Mersbachs  207,  bei 
Guensbach  198,  Klein-Rosseln  192  und  beim  Austritt  nach  Preussen 
191  M.  hoch.  Rechts  von  ihr  sind  zu  bemerken  Höhe  bei  Kam- 
mern 326,  Machern  270,  nördHch  davon  331,  Mittenberg  321, 
Sielberg,  361,  Bilsteinberg  308,  Höhe  von  Bening  308,  Höhe  bei 
Pfarrebersweiler  316,  Folcklingen  305,  Remsing375,  Kelsberg  bei 
Oeting  389,  Kreuzberg  bei  Forbach  381,  Stiring  210,  Alte  Glas- 
hütte 316,  Kaninchenberg  246,  im  Layschwald  2(>9;  Schlossberg 
bei  Forbach  340,  Strasse  vor  Forbach  222  M.  Auf  der  linken 
Seite  trelTen  wir  die  Höhe  westlich  von  Homburg  387,  Freyming 
301,  Merlebach  223,  an  der  Gränze  nördlich  davon  292,  Spittel 
296.  au)  Schafiersbrueliwt'iher  233,  am  Todtenmannweiher  '234,  im 
Walde  Zang  und  an  der  Dreieinigkeitskapelle  bei  Frej'ming  301  M. 

Im  Norden  des  Bezirks  linden  sich  wieder  bedeutendere  llölieii 
bei  Sierck,  zu  beiden  Seiten  des  Manderenbachs.  Westlich  von 
demselben ,  des-sen  Lauf  von  307  M.  auf  216  bei  Kitzing  und 
173  M.  hinter  Aj)ach  fällt,  liegen  die  Höhen  bei  Kirsch  362  und 
:{67  M.,  nebst  den  Vorliöhen  von  ;{37  und  334  M.,  auf  der  rechten 
Seite  aber  die  Orte  Scheyerwald  369,  Tunting  29(),  Bellemacher 
'r)4  und  ol)erhalb  Apach  'M)(\  und  die  Gränze  gegen  Preussen 
Ubersehreitet  folgende  Höhenpunkte:  bei  Ajiach  217,  Bellenjucher 
345  und  3(>8,  ^erechweilcr  4lK),  433  und  429,  hinter  Tunting  400 
und  'MH,  bei  Liiunsdorf  374  M.  mid  (iic.'^e  H(')hen  ziehen  .sich 
noch  1-2  Kiloni.  näher  gegen  den  Miindcrenbach  in  fn.s(  gleicher 
Krhebimg. 

Wie  schon  <;rwälinl,  hal  »lii-  WeHtseilc  der  Mom-I  einen  ent- 
Nchiedcn   andern    gearicten  Churnktcr.      Die  Moselelicnc  auf  dieser 


1.    Allgemeine  ßodenbe.schatt'eiiheit.  13 

Seite,  welche  von  Metz  bis  zur  Orne  reicht  und  weiter  nördüch 
nur  noch  eine  schmale  Fortsetzung  bis  Diedenhofen  hat,  zeigt 
wenig  Schwankungen  in  der  Höhenlage.  Wir  finden  hier  Woippy 
am  Anfange  der  Römerstrasse  171,  St.  Remy  169,  Römerstrasse 
bei  Talange  181,  Mondelange  159,  Eisenbahn  bei  Richemont  155, 
Daspich  153;  die  Vorhügel  zeigen  bei  Saulny  248,  hinter  Belle- 
vue  211,  Semecourt  191,  Marange  190,  Wald  von  Silvange  226, 
von  Coulange  W7 ^  Ronconville  236  M.  —  Es  liegt  der  Eingang 
des  Gorzer  Thals  bei  Nov^ant  212,  Ancy  174,  die  Insel  Symphorien 
bei  Metz  170  M.  hoch,  weiter  zurück  Moulins  189,  bei  Vaux  2(54, 
bei  Ars  240  M.  Gorze  liegt  zwischen  erheblichen  Höhen:  an  der 
Iranzösisdien  Gränze  Cote  Meja  338,  Gros-Bois  303,  oberhalb 
Hof  Beauville  361,  verödetes  Dorf  Tintelainville  271,  Wald  von 
Vionville  326,  Signal  gegen  Ancy  330  und  Bois  de  Varieux  343, 
Bois  de  Vaux  356,  Point  du  jour  338,  Gravelotte  307,  Rezonville 
303,  Vionville  292,  Flavigny  283,  Chatel  St.  Germain  (Schloss)  313, 
Höhe  dahinter  gegen  Gravelotte  342,  nordöstlich  von  Hof  Leipzig 
345,  Montigny-la-Grange  339,  Amanvillers  329,  Steinbrüche  St. 
Croix  330,  Verneville  (^alter  Telegraph)  323,  östlich  vom  Bois  de 
la  Cuve  326,  St.  Privat-la-Montagne  334,  Strasse  von  da  nach  Metz, 
oberhalb  Plesnois  386,  der  Horimont  341,  die  Steinbrüche  dahinter 
369,  Gränze  bei  St.  Marie-aux-Chenes  213,  bei  Montois-la-Montagne 
267,  nördlich  von  Malancourt  331  und  350,  südöstlich  davon  365, 
C6te  de  Drine,  nordwestlich  von  Pierrevillers  385.  Auf  der  linken 
Seite  der  Orne  zeigen  sich :  Höhe  hinter  Moyeuvre-Ia-Grande  306, 
bei  Trehemont  313,  bei  Beuvange  332,  bei  Budange  3.36,  im  Walde 
von  Rangevaux  341,  bei  Morlange  196,  Hof  Moreaux  358,  bei  Neuf- 
chef  349,  Lomerange  237,  Hof  St  Marie  an  der  Fensch  312,  Knu- 
tange  196,  Hayingen  175,  Erzange  196,  St.  Agathe  bei  Schre-. 
mange  179,  Ebange  166,  Florange  266,  Schloss  Serre  191,  Stein 
brach  hinter  Marspich  320,  Höhe  bei  Nilvange  346,  Höhe  hinter 
Knutange  330  und  Höhe  an  der  französischen  Gränze  westlich  von 
Fontoy  300  M.  Auf  dieser  Westseite  bis  gegen  die  Luxemburger 
Gränze  erscheinen  folgende  Höhenpunkte:  Angevillers  374,  Rochon- 
villers  364,  Hof  Buch  410,  Höhe  nördlich  davon  421,  Havange 
334,  Boulange  322,  Bassompierre  351,  Bure  360,  Aum.etz  398, 
Quelle  der  Crunes  403,  Höhe  von  Grünes  384,  nordöstlich  davon 
421,  zwischen  Aumetz  und  Oettingeu  400  und  408,  Strasse  zwi- 
schen Aumetz  und  Audunle-l'iche  420,  Russingen  300,  Mühle  von 
Redingen  310,  westlich  von  Redingen  385,  südliche  Gränze  gegen 
Frankreich  419  und"  437   (beide  letztere  Höhen   aber  schon  etwas 


14  I.    I.aml,  Volk  und  Verwaltung. 

ausserhalb  der  Gränze).  Gegen  die  Mosel  sind  zu  erwähnen  We}  - 
nieringen  171,  bei  Volkringen  236,  Beuvingen  217,  Höhe  hinter 
Algringen  397,  Elange  185,  Monhofen  148,  bei  Garsch  131,  HU 
und  183,  Kattenhofen  152,  Honimeldingen  151,  Gauwies  149, 
Oetringen  226,  Gross -Hettingen  175,  am  Wald  von  Kaufen  201, 
vor  Kaufen  239,  Höhe  südwestlieh  davon  417,  Bust  283,  Langen- 
l>erg  nördlich  von  Volmeringen  363,  Signal  östlich  davon  432. 
Zufflgen  226,  Unter- Parthe  182,  Eseing  219,  Unter-Rentgeu  221, 
Ober-Rentgen  235,  Evringen  247,  Rodemachern  180,  Mühle  bei 
Fixem  159,  Bejren  170,  Püttlingen  175,  Hithe  nordwestheh  2o6, 
an  der  Gränze  bei  Altewiese  244,  Römerstrasse  westlich  davon 
260  M. 

Wir  haben  endlich  noch  die  Höhen  des  Bitscher  Landes  zu  be- 
trachten. Im  Bereiche  der  Bicken-Alb  treffen  wir  Klein-Rederchingen 
324,  rechts  und  links  davon  Höhen  von  353  und  340  M.,  Gusing  233, 
Guiderkirch  270,  Höhe  nördlich  davon  320,  Obergailbach  265, 
Signal  beim  Dorfe  383,  Gränze  gegen  Bayern  392,  am  Schwal- 
bache  bei  Siersthal  271,  dahinter  372  und  409  M.  Holbach  267, 
Vogelsmühle  253,  bei  Nussweiler  310,  Weisskirch  253,  Epping  260, 
bei  Omersweiler  377  und  372,  Wolmünster  247,  ^Mühle  von  Esch- 
weiler 244,  Signal  im  Osten  362,  Bach  an  der  Gränze  244,  Gränze 
bei  Ohrenthal  352  und  364.  Im  Gebiete  des  Hornbachs  liegen 
Bitsch  :500,  nordwestlich  davon  gegen  Schorbach  423  und  383, 
westlich  von  lianvillcr  376,  östlich  414,  bei  Breidenbach  287,  Hof 
Olsberg  353,  zwischen  Breidenbach  und  Bussweiler  378,  Signal 
bei  Walschbronn  352,  nördliche  Gränze  391  M.  Auf  der  rechten 
Seite  Höhen  bei  Haspeischeidt,  westlich  414,  (»stlich  476,  südlich 
405,  Signal  bei  Liederscheidt  426,  Dorf  Liedcrscheidt  38(5,  bei 
Klein- Wolfschachen  367,  Raueck  451,  östlich  davon  470,  Wind- 
thal 439,  Neuzintzel  373,  Erbshütte  245,  Höhe  bei  Stürzelbronn 
382,  südlich  davon  405,  nordöstliche  Gränze  gegen  Bayern  523, 
südlich  davon  440  bei  Welsch-Kobert,  oberhalb  des  Klumpenhofs 
411,  Grafenweilier  249,  nordöstlich  davon  387  M.  Auf  der  Süd- 
«eite  des  Bitscher  Landes  liegen  Biningen  355,  Rahliiig  256,  Hof 
Heiligenbronn  344,  Eisenbahn  vor  Enchenberg  374,  II()he  östlich 
davon  402,  Montbronn  362,  Kleeberg  404,  Hof  bei  Soucht  332. 
.Meinenthal  398,  Gölzenbruck  401,  Saareinsherg  (Signal)  434, 
(»l««Menl)erg  425,  Schwungerbach  301,  Sonnnerkopf  i{Nl ,  Romlen- 
kopr4i8,  HUdausläufer  desselben  422,  Hohekopf  438,  Grosser  Mühl- 
l»crg  362,  IMIcrsteiii  :}78  M.  An  der  Gränze  gegen  das  Elsass 
liegtMi  folgende  llitheiipunkte:  Baum  bei  Meisentlnil  427,  östlich  von 


2.    Wasser,  Strassen,  Eisenbalinnetz.  25 

Althorn  406,  Mühlberg  434,  Grossenberg  353  und  Weidenseelerkopf 
497,  letzterer  bereits  über  der  Gränze.  In  der  Mitte  Eisenbahn 
bei  Lemberg  428,  Götzenbruck  401,  Hasselthal  242  und  Königs- 
wald 425,  Wald  von  Büren thal  398,  Höhe  südlich  von  Mutter- 
hausen 335,  Schwartzenberg  405,  neuer  Hochofen  224,  Unter- 
mühlthal 203,  endlich  im  Thale  des  Falkensteinerbachs  Papier- 
mühle von  Egelsberg,  Höhe  östlich  davon  386,  Weiher  von  Wald- 
eck 239,  Schloss  Falkenstein  370,  Höhe  östlich  da\on  400,  Höhe 
hinter  Philippsburg  488,  Philippsburg  226,  Austritt  des  Bachs  nach 
dem  Elsasse  221. 

Wir  finden  also  die  am  weitesten  sich  unterscheidenden  Höhen- 
punkte an  den  drei  Hauptecken  des  Landes.  Die  niederste  Boden- 
senkung ist  bei  Apach  an  der  Mosel,  die  höchste  Erhebung  über- 
haupt nördlich  des  Rhein- Marnekanals  im  Nordosten  des  Bitscher 
Landes  mit  523  und  die  grösste  Erhebung  im  Süden  die  Wasser- 
scheide gegen  das  Elsass  vom  Donon  an  bis  zum  Rosskopf 
800 — 1000  M.  über  dem  Meere.  Das  dazwischen  liegende  Land 
bewegt  sich  in  einer  Höhenlage  von  220 — 320  M. ,  über  welche  nur 
einzelne  Punkte  weiter  hervorragen. 


2.   Wasser,  Strassen,  Eisenbalinnetz. 

Von  der  Überfläche  des  Bezirks  nehmen  Flüsse,  Bäche  und 
Teiche  6654  Hektaren  ein,  wovon  jedoch  3953  auf  die  Teiche 
kommen.  Von  letzteren  liegen  1803  Hekt.  im  Kreise  Saarburg 
und  1440  im  Kreise  Chateau-Salins  und  nur  710  Hekt.  kommen 
auf  die  übrigen  Kreise^  von  den  Flüssen  und  Bächen  gehören 
890  Hekt.  dem  Kreise  Diedenhofen  und  815  beiden  Kreisen  Metz 
an,  die  übrigen  Kreise  haben  nur  je  230 — 289  Hekt.  Sämmtliche 
Gewässer  des  Bezirks  gehören  dem  Stromgebiete  des  Rheins  an, 
jedoch  fliesst  nur  ein  kleiner  Theil  der  Gewässer  dem  Rhein  direkt  zu. 

Der  bedeutendste  Fluss  ist  die  Mosel,  welche  den  westlichen 
Theil  des  Bezirks  von  Süden  nach  Norden  auf  einer  Länge  von 
71  Kilometer  durchdiesst,  und  zwar  von  Arry  bis  Apach.  Die- 
selbe entspringt  in  den  Vogesen  beim  Dorfe  Bussan,  fliesst  zuerst 
in  nordwestlicher  Richtung  bis  Toul,  dann  nordwestlich  bis  Frouard 
und  hält  von  da  eine  nördliche  Richtung  ein.     Sie  nimmt  bei  Conz 


l(i  I.    Land.  Volk  uml  Verwaltung. 

in  Rheiupreussen  die  Saar  auf  und  fällt  bei  Koblenz  in  den  Khein, 
nachdem  sie  eine  ungemein  grosse  Menge  von  "Windungen  gemacht, 
so  dass  sie  von  Metz  bis  Koblenz  312,(KX)  M.  Länge  hat.  Sie  be- 
lührt  im  Bezirke  die  Städte  Metz,  Diedenhofen  und  Sierck  und 
42  Gemarkungen,  wovon  jedoch  eine  nur  als  Gränze.  Sie  ist 
etwa  2  M.  tief,  das  Wasser  hat  eine  Geschwindigkeit  des  Laufs 
von  'Ai*  M.  in  der  Minute  und  wird  zum  Flössen  von  Holz  aus  den 
Vogesen  benützt.  In  alter  Zeit  diente  die  Mosel  auch  zur  SchifF- 
fahrt ,  aber  nur  so  lange,  als  die  Strassen  sich  noch  in  sehr  schlechtem 
Zustand  befanden  und  die  Schitlfahrt  sich  ganz  kleiner  Schiffe  mit 
geringem  Tiefgange  bediente.  In  Folge  der  französischen  Besitz- 
nahme des  Landes  bereitete  man  auch  die  Verbindung  der  Mosel 
mit  der  Maas  durch  einen  Kanal  vor,  aber  erst  in  der  jetzigen 
Zeit  ist  man  dazu  geschritten,  die  Mosel  zu  kanalisiren  und  so 
einen  Anschluss  an  den  Marne -Rheinkanal  und  an  den  unteren, 
schiffbaren  Theil  des  Moselflusses  zu  erhalten.  Sie  hat  mehrere 
Arme  untergeordneter  Art,  von  welchen  einige  an  beiden  Enden 
mit  dem  Flusse  verbunden  sind,  während  andere  oben  geschlossen 
sind  und  nur  todte  Arme  darstellen,  welche  bei  Hochwasser  ge- 
füllt werden.  Diese  Arme  liegen  bei  Jouy  und  Ars,  Vaux,  Mou- 
lins,  Longeville  und  Montign}^  oberhalb  Metz;  bei  dieser  Stadt  die 
drei  Arme  des  Wadrineau,  oberhalb  der  Pulverfabrik,  der  Arm 
des  Pucelles,  unterhalb  derselben,  und  der  Arm  hinter  Theater 
und  Präfeklur.  Unterhalb  Metz  durchzieht  nur  ein  einziger  Arm 
die  Festungswerke  von  Diedenhofen.  Ein  anderer  Arm,  der  fast 
der  Hauptarm  der  Mosel  genannt  werden  konnte,  zog  einst  bei 
Moulins  vorbei  und  durch  eine  noch  bestehende  Brücke  und  erhält 
jetzt  nur  bei  erheblichem  Hochwasser  Zufluss  von  Wasser.  Der 
Arm  des  Pucelles  in  Metz  wurde  erst  im  fünfzehnten  .lahrhunderte 
zum  Zweck  der  Vertheidigung  künstlich  geschaffen.  Durch  diese 
Arme  werden  folgende  Inseln  gebildet:  jene  von  Ars  und  Vaux 
durch  die  Arme  dieses  Namens,  die  Insel  St.  Symphorien  durch 
den  Arm  von  Montigny  und  die  Inseln  Saulcy  oder  der  Poudre- 
rerie,  Pulverfabrik  und  C'hambiero  durch  die  Arme  des  Wadrineau, 
de»  i'ucelles  und  des  Thcrmcs.  Die  Breite  der  Mosel  schwankt 
zwischen  iÜ)  und  2<)0  M.,  ihr  Durchschnitt  betrügt  etwa  120  M. 
Wo  der  Fluss  den  Bezirk  berührt,  liegt  er  ITO"'.")!)  über  dem 
Meere,  wo  er  ihn  verlüsst,  141  "'Ji?,  und  somit  betrügt  sein  Fall 
liifir  21)'"  21.  An  zahlreichen  Stellen  ist  der  Fall  aber  sehr  schwach. 
Der  WaHHernlHiid  ist  sehr  schwjinkend.  In  den  .Tahren  |s:i4— istio 
U'trug  der  niedrigHle  Wuseerstand  nur  sehr  wenig  über  oder  unter 


2.    ^Vasscr.  Strassen,  Eisenbahnnetz.  17 

dem  Nullpunkte  des  Pegels,  der  höchste  aber  an  der  Brücke  Pont 
des  Morts  zu  Metz  bis  zu  3,52,  4,17  und  4,57  (28.  Februar  1844). 
Zur  Zeit  der  grössten  Trockenheit  beträgt  der  geringste  Wasser- 
abfluss  der  Mosel  16 "^50^,  beim  höchsten  Wasserstand  aber 
2000  Kubikmeter. 

An  Zuflüssen  nimmt  die  Mosel  im  Bezirke  auf:  1)  links  den 
Gorzer  Bach  bei  Noveant,  den  Mancebach  bei  Ars,  den  Douronbach 
bei  Moulins,  den  Bach  von  Marange  bei  Haueoncourt,  die  aus 
Frankreich  kommende  und  bei  Moyeuvre-grande  durch  den  Conroy- 
bach  links  verstärkte  Orne  bei  Richemont,  den  Kribsbach  unter- 
halb Uckange,  die  Fensch  oberhalb  Diedenhofen,  den  Kisselbach 
bei  Garsch,  den  Bach  von  Gauwies  und  den  Bach  von  Oudren: 
2)  rechts  den  Vercholbach  bei  Corny,  die  Seille  in  Metz,  nahe 
dabei  den  Bach  von  Vallieres,  den  Bevottebach  bei  Argancy,  den 
Sechebach  bei  Bertrange,  die  Bibiche  bei  Unter-Harn,  die  Canner 
bei  Königsmachern,  den  Bach  von  Montenach  bei  Sierck  und  den 
Bach  von  Manderen  bei  Apach.  —  Von  diesen  hat  die  Seille 
wieder  ein  eigenes,  umfangreiches  Wassergebiet.  Aus  dem  Lindre- 
weiher  hinter  Dieuze  entstehend,  dann  westlich  bis  Attilloncourt 
fliessend  und  dann  in  nördlicher  Richtung  in  vielen  Windungen 
sich  langsam  durch  das  breite  Thalgelände  schlängelnd,  nimmt  sie 
im  diesseitigen  Gebiete  links  den  Salinenkanal  bei  Marsal,  den 
Bach  von  Mardigny  und  Creuzbach  auf,  rechts  aber  den  Ver-  und 
Spinbach  bei  Dieuze,  die  alte  SeiJle  bei  Salonne,  den  Ossonbach 
bei  Ajoncourt,  den  Weiherbach  bei  Craincourt,  die  Moince  oder 
Berupt  oberhalb  Cheminot,  den  Bach  von  Pommerieux  und  den 
St,  Pierrebach  bei  Magny.  Der  Wasserstand  der  Seille  ist  sehr 
verschieden  und  daher  auch  das  Thal  häufigen  Ueberschwem- 
mungen  ausgesetzt,  wodurch  die  Wiesen  nicht  in  einem  guten 
Zustand  erhalten  werden  können.  Es  ist  zwar  ein  Syndikat  ge- 
bildet worden,  um  gemeinschaftlich  für  Regulirung  der  Seille  zu 
sorgen,  aber  ohne  energisches  Eingreifen  der  Regierung  wird  eine 
gründliche  Abhülfe  schwerlich  erfolgen.  —  Ausserhalb  des  Bezirks 
nimmt  die  Mosel  auf  der  linken  Seite  noch  die  Alzette  nebst 
dem  Kaylerbach  von  Oettingen  auf,  aber  blos  eine  Strecke  von 
^^585  ^^'  gehört  noch  zum  Bezirk,  da  das  P'lüsschen  alsbald  nach 
Luxemburg  übertritt  und  dort  erst  Bedeutung  erhält. 

Der  zweite  Hauptfluss  ist  die  Saar,   welche  etwa  zur  Hälfte 

je  den  Bezirk  und  Rheinpreusseu  durchfliesst  und  bei  Conz  in  die 

Mosel  fällt.     Ihr  gehört   der  grösste  Theil   des  Wassergebiets  des 

Bezirks  an  und  sie  bietet  allein  von   allen  Gewässern   den   besten 

Huhn,  Deutsch -Lothringen.  2 


13  I.    Land,  Volk  uml  Verwaltuug. 

Nutzen  für  die  Schifffahrt,  wenn  auch  in  manchen  Jahren  ihre 
Wassermasse  in  Folge  der  vielen  Abholzungen  zu  seh  wach  wird. 
Sie  entsteht  aus  der  weissen  und  rothen  Saar,  wovon  die  erstere 
am  Nordabhange  des  Donon  und  die  zweite  an  dem  des  NoU  ent- 
springt. Dieselben  vereinigen  sich,  aus  den  Vogesenthälern  heraus- 
tretend, beim  Dorfe  Hermelingen  zur  Saar,  und  diese  fliesst  so- 
dann nordöstlich  bis  Saarburg,  von  da  in  nördhcher  Richtung  an 
Saaraltorf,  Gosselming,  Berthelmingen,  Romelfingen ,  Finstingen, 
Niederstintzel  des  Bezirks  Lothringen,  Wolfskirchen,  Pistorf,  Zol- 
Hngen,  Alt-  und  Neu -Saarwerden,  Saarunion,  Schopperten  und 
Keskastel  von  Unterelsass,  Saaralben  von  Lothringen  und  Herbitz- 
heim  des  Elsasses  vorüber,  tritt  bei  Weidesheim  wieder  ganz  in 
den  Bezirk  ein,  fliesst  an  Wittring,  Diding,  Zetting,  Saareins- 
mingen  und  Remelfingen  vorbei  nach  Saargemünd,  bespült  sodann 
die  östliche  Gemeindegränze  von  Weiferdingen  und  Grossblitters- 
dorf  und  tritt  dann  nach  Rheinpreussen  über,  wo  sie  die  Städte 
Saarbrücken,  Saarlouis  und  Saarburg  berührt  und  bei  Conz  in  die 
Mosel  fällt.  —  Sie  nimmt  in  Lothringen  auf  links  den  Weiher- 
bach niiaseau  de  l'ctaug)  nebst  dem  Neunniühlen-  und  Gondrexange- 
bache,  den  Landbach,  der  aus  dem  Stockweiher  kommt,  die  Aus- 
flüsse des  Lubnels-  und  Langweihers,  den  Naubach,  welcher  aus 
dem  grossen  Mühlweiher  kommt,  die  Albe,  welche  wieder  den 
Rothbach  | /c  KoileJ,  Zellenbach  und  Mutterbach  aufnimmt,  den 
Bach  von  Heckenransbach,  Weyerbach,  Rouhlingerbach,  Rixiuger- 
bach  und  Simbach^  rechts  aber  den  Bitivrebach  mit  dem  Otter- 
und  Eiciunattbach,  den  Bruchbach  mit  dem  Ischbache,  tlen  Eichel- 
hach  und  Ilununclbach,  in  Saargemünd  aber  die  Blies,  welche  aus 
Lothringen  den  Hornbach  mit  der  Bickenalb  und  Schwalbach,  den 
Gaisbach  und  Schlierbiu-h  aufnimmt.  —  Die  Gesammtlänge  der 
Saar  bis  zu  ihrer  Mündung  in  die  Mosel  i)ctiiigt  'l'M  Kilom.;  sie 
hat  eine  Breite  von  25  —  30  M.,  von  Saargemünd  an  aber  von 
45  —  50  M.  Sie  hat  von  ihrer  Vereinigung  bis  zur  Grunze  einen 
Fall  v((n  75"'  13  und  treibt  wälirend  ihres  T>tiufs  eine  Menge  Mühlen 
und  VVasseiwerkc.  —  Die  Siiar  ist  seit  1<S()()  (heilweise  Uanalisirt 
imd  dieser  Kanal  mit  dem  Marne- Kheinkanal  in  Verbindung 
gesetzt. 

Die  Saar  nimmt  auf  preusBischem  Boden  noch  weitere  Ge- 
wässer von  Lothringen  auf  ihrer  linken  Seite  auf.  Bei  Werden 
mündet  in  sie  die  Rössel,  welche  bei  Longeville  hinter  St.  Avold 
entsteht  und  links  den  Mersbach,  rechts  den  Buch  von  Farsch- 
wcilcr  aufnimmt,  und  bei  WnUlgasse  empfängt  sie  den  von  Creutz- 


2.   Wasser,  Strassen,  Eisenbahnnetz.  19 

wold  kommenden  Bistenbach  mit  dem  Dorbache.  Sodann  nimmt 
sie  bei  Relling  die  Nied  auf,  ^velcher  das  ganze  Wassergebiet  der 
Mitte  des  Bezirks  angehört.  Dieselbe  entsteht  bei  Conde-Northen 
aus  der  Vereinigung  der  deutschen  und  französischen  Nied, 
so  benannt,  weil  sie  diesen  beiden  Sprachgebieten  angehören. 
Die  deutsehe  Nied  entsteht  aus  zwei  Bächen,  die  sich  bei  Tetting 
vereinigen  und  deren  einer  bei  Marienthal,  der  andere  bei  Leiling 
aus  dem  Bisch waldweiher  entspringt.  Dieselbe  tliesst  bis  Kriechingeu 
in  westlicher  und  dann  in  nordwestlicher  Richtung  und  nimmt  auf 
links  den  Behrbach  und  Chenaubach  und  rechts  den  Veltersbach, 
Fillenbach  und  die  Bäche  von  Marange  und  Macker.  Die  fran- 
zösische Nied  entspringt  im  Kanton  Dehne  beim  Dorfe  Marthil, 
lliesst  südwestlich  bis  Oron,  wo  sie  den  Bach  von  Fonteny  auf- 
nimmt, dann  nordwestlich  bis  Courcelles  und  dann  nördlich  bis 
zur  Vereinigung  mit  der  stärkeren  deutschen  Nied.  Sie  nimmt  in 
ihrem  Laufe  auf  links  den  Farin-  und  Dideleaubach,  den  Delme- 
und  Aubebach,  rechts  die  Rotte  und  die  Bäche  von  Aisne  und 
Villers- Stoncourt.  —  Von  der  Vereinigung  der  beiden  Flüsschen 
tliesst  die  Nied  in  nördlicher  Richtung  bis  zur  Gränze  und  wendet 
sich  sodann  mehr  nach  Osten.  Sie  empföngt  hier  rechts  den  Kait- 
bacii,  Schwalbach  und  Alzingbach,  ausserhalb  der  Gränze  aber 
noch  den  \Veihergraben,  links  aber  die  Bäche  von  Hinckingen  und 
Girlingen,  den  Anzelinger  Bach  mit  dem  Piblanger  Bach,  den 
Bickerbach  und  Kemelsbach.  —  Die  Nied  ist  in  Folge  der  vielen 
Rodungen  nicht  mehr  so  wasserreich,  als  früher,  auch  ist  ihr  Fall 
sehr  schwach.  Doch  glaubt  man,  dass  die  Wassermenge  hinreicht, 
um  den  jetzt  in  Ausführung  genommenen  Kanal  zu  speisen,  der 
eine  Verbindung  zwischen  Metz  und  der  Saar  herstellen  soll.  Die 
Nied  treibt  weniger  Wasserwerke,  als  die  anderen  Gewässer. 

In  westlicher  Richtung  gibt  der  Bezirk  nur  wenig  Wasser 
an  den  Rhein  ab,  und  zwar  aus  seinem  südöstlichen  und  nord- 
östlichen Theile,  welche  beide  mehr  gegen  den  Rhein  vorspringen; 
aber  sie  kommen  dem  Rheine  nicht  direkt,  sondern  nur  durch  die 
Moder  zu.  Dieselbe  empfängt  vom  Süden  die  Zorn,  welche  vom 
Bezirke  rechts  den  Teigel-  und  Bärenbach,  links  aber  an  der 
Gränze  den  Stutzbach  empfängt,  im  Norden  aber  die  von  Mutter- 
hausen kommende  Zintzel,  welche  bei  Uttenhofen  den  Falken- 
steinbach  aus  der  Gegend  von  Bitsch  und  Philippsburg  aufnimmt. 
Nur  ein  ganz  kleiner  Bach  bei  Stürzelbronn  fliesst  dem  Rheine 
durch  die  Lauter  zu. 

Der  Bezirk  sendet  ausserdem  auch  der  französischen  Meurthe 


20  "•    I-aiifi.  Volk  und  Verwaltung. 

einige  Bäche  zu,  durch  die  Vezouse  die  Bäche  von  Kicheval  und 
dem  grossen  Weiher,  durch  den  Sanou  aber  den  Grosswaldbach 
von  Kickingeu,  den  Framboisbach  bei  Moussej  und  den  Remire- 
montbach  bei  Lagarde. 

Nicht  leicht  hat  ein  anderes  Land  auf  so  kleinem  Räume  ein 
so  reichhaltiges  System  von  Weihern  oder  Teichen,  die  meistens 
durch  den  Wasserabfluss  der  Wälder  und  den  grossen  Fischbedarf 
der  früheren  Jahrhunderte  entstanden  und  jetzt  zum  Theil  ihren 
Hauptnutzen  darin  zeigen ,  dass  sie  als  Reservoirs  für  die  Speisung 
der  Kanäle  dienen.  Sie  sind  durchgängig  so  angelegt,  dass  sie 
eine  dreijährige  Bewirthschaftung  haben.  Ein  ganzes  Jahr  lang 
bleiben  sie  abgelassen  und  das  Wasser  läuft  dann  durch  besondere 
Rinnsäle  ab:  im  zweiten  Jahre  sind  sie  aber  wieder  gefüllt,  werden 
mit  Fischen  besetzt,  denen  im  dritten  Jahre  noch  Hechte  beigesellt 
werden,  da  die  Karpfen  bis  dahin  schon  gross  genug  sind,  und 
nach  Ablauf  des  dritten  Jahrs  werden  sie  M'ieder  abgelassen  und 
ausgetischt.  Man  darf  zwar  bezweifeln,  ob  gerade  diese  Art  der 
Bewirthschaftung  die  beste  ist  und  nicht  etwa  eine  vollständige 
Urbarmachung  für  die  Landwirthschaft  mehr  Vortheile  böte,  denn 
wahrend  diese  3953  Hekt.  jetzt  nur  2—300,000  Francs  für  die 
Fische  ertragen  und  der  landwirthschaftliche  Gewinn  des  dritten 
Jahrs  sehr  von  Trockenheit  oder  Nässe  der  Witterung  abhängt. 
lieferte  ein  einigermassen  gutes  Ackerland  gewiss  den  doppelten 
oder  dreifachen  Ertrag.  Wir  werden  diese  Weiher,  von  welchen 
man  mehrere  Seen  nennen  könnte,  nach  dem  Wassergebiete  syste- 
matisch betrachten,  indem  wir  im  Süden  beginnen  und  mit  den«, 
einen  besonderen  Abschnitt  bildenden  Bitscher  Lande  schliessen. 

Ein  einziger  Weiher,  nämlich  der  von  Foulcrey,  gibt  sein 
Wasser  durch  den  Grossweiherbach  HutAneau  du  (/rniul  dang'  an 
die  Vezouze  und  dadurch  an  die  Meurthe  ab,  welche  durch  den 
Sanon  das  Wasser  auch  der  Weiher  von  Rickingen,  Tuding,  Mou- 
lins,  BrikoflT,  La.\i6re  und  TAbbe  erhält. 

Zum  Gebiete  der  Saar  gehört  eine  ziemlich  erhebliche  An- 
zahl von  grösseren  und  kleineren  Weihern,  die  wir  nach  ihren 
Verbindungen  mit  der  Saar  zu  betrachten  haben.  Zuerst  ver- 
mittelt der  Weihcrbach  den  Zulluss  aus  VI  Weihern,  nämlich  zu- 
nUchst  dem  grossen  Weiher  von  Gondrexnnge,  welcher  im  Nord- 
wcHten  mit  dem  Rolirweiher  und  Weiher  von  Milborg,  westlich 
mit  dem  Kcthingwciher  und  einem  kleineren  \Veiher  in  Verbin- 
dung hteht,  vom  Südwesten  aber  das  Wasser  der  Weiher  von  La 
(irande  und  Petite  Krade,  Folie,  naus.sonviJIc  und  zwei  uiibeiuiimten 


2.    Wasser,  Strassen,  Kiseiibalinnet/.  21 

Weihern  bezieht,  auch  durch  den  Neunmühlenbach  mit  dem  ganz 
an  der  Gränze  gelegenen  Weiher  von  Hattigny  in  Verbindung  ist.  — 
Durch  den  Landbach,  welcher  aus  dem  Stockweiher  kommt,  er- 
hält die  Saar  die  Abflüsse  dieses  Weihers,  wie  derjenigen  der 
Weiher  des  Femmes,  zwei  des  Souehes,  der  drei  Weiher  beim 
Hofe  les  Bachats,  der  Weiher  de  la  Petite  et  Grande  Creusiere, 
Vieil-Etang  und  de  la  Blanche  Chaussee,  sowie  endlich  des  ganz 
kleinen  Weihers  beim  Hofe  Ban  de  Fribourg,  zusammen  12  Weiher. 
—  Einige  kleinere  Bäclie  führen  ihr  zu  bei  Gosselming  das  Wasser 
des  Vogelweihers,  bei  Berthelmingen  das  des  Ludmels-  und  eines 
unbenannten  Weihers,  bei  Finstingen  des  G locken weihers  und  bei 
Diedendorf  die  Wasser  des  Langweihers,  kleinen  Schwarzweihers, 
Gemeinweihers  und  zweier  unbenaunten  Weiher,  zusammen  wieder 
9  Weiher.  —  Durch  den  Naubach  empfängt  die  Saar  die  Abflüsse 
des  grossen  Schwarzweihers,  eines  unbenannten  Weihers  und  des 
grossen  Mühlweihers,  welcher  wieder  die  Wasser  der  beiden 
Weiher  von  Angweiler,  des  Mühl-  und  Popenweihers  und  zweier 
unbenannten  Weiher  aufnimmt,  zusammen  also  wieder  !)  Weiher.  — 
Endlich  bringen  noch  die  Albe  mit  dem  Seitenbache  le  Kode  oder 
Kothbache  die  Saar  mit  verschiedenen  Weihern  in  Verbindung;  bei 
dem  letzteren  sind  es  der  Weiher  von  Wibersweiler,  Guetweiler 
bei  Nebing,  Rother  Weiher,  Mühhveiler  und  Niedersteinweiler, 
zusammen  6  Weiher,  bei  der  Albe  aber  zwei  Weiher  bei  Lening, 
einer  bei  Neufvillage  (Neuweiler),  drei  bei  Benestrofl"  und  bei 
Vallerange  die  Weiher  von  Vallerange  und  Petit  Etang,  zusammen 
'S  Weiher.  Bei  Saaralben  liegt  nordwestlich  der  Weiher  von  Di- 
deringen.  Auf  dem  rechten  Ufer  liegt  östlich  von  der  weissen 
Saar  bei  Metairies  St.  Quirin  ein  Weiher,  ferner  zwei  bei  Alt- 
Lixheim.  Zum  Saargebiete  gehören  also  59  Weiher,  von  welchen 
die  grossen  Weiher  von  Gondrexange,  Stockweiher  und  grosser 
Mühlweiher  durch  den  Saarkanal  mit  einander  in  Verbindung 
stehen. 

Im  eigentlichen  Moselthale  befinden  sich  keine  Weiher,  da- 
gegen um  so  mehr  im  hinleren  Seillethale,  wo  es  an  das  Saar- 
gebiet anstösst  und  die  dortigen  Höhen  überhaupt  fast  alle  Weiher 
des  Saar-  und  Seillelhals  enthalten,  wie  denn  auch  daselbst  noch 
die  meisten  Wälder  liegen  und  die  Wasserscheiden  leicht  zu  über- 
schreiten sind.  Der  grosse  Lindreweiher,  aus  weichem  die  Seille 
kommt,  ist  ringsum  von  anderen  Weihern  umgeben,  welche  ihm  ihr 
Wasser  abliefern,  und  zwar  liegen  südwestlich  die  drei  Weiher 
von  St.  Jean  und  der  Weiher   von  Altweiler.   südlich   ein   kleiner 


22  I.    L«n<l,  Volk  und  Vevwaltunor. 

unbenaimter  und  dann  dei*  Weiher  beim  Hofe  Viller,  östlich  ein 
kleiner  Weiher  bei  Guernange  und  weiter  zurück  der  Neuf  Etang, 
Oberweiher  und  Noiweiher,  sowie  der  Weiher  von  Bisping,  nörd- 
lich zuerst  der  Weilier  von  Zonimange,  Rohrbach  [LeucauenetJ  und 
der  Neuf  Etang,  nebst  einem  kleinen  Weiher  südlich  von  jenem 
von  Zonimange,  zusammen  16  Weiher.  In  den  Abfluss  des  Lindre- 
weihers  geben  die  drei  Weilier  beim  Hofe  Essard  und  der  Hoscher- 
weiher  ihr  Wasser  ab,  in  den  Verbach  die  drei  Weiher  bei  Bider- 
dorf,  in  den  Spinbach  aber  der  Klosterweiher  hinter  Vergaville, 
wieder  8  Weiher.  Zwischen  Dieuze  und  Moj^envic  bringt  der 
Videlangebach  die  Wasser  der  Weiher  von  Videlange,  Harmond, 
des  Moins,  von  Ormange,  der  zwei  Weiher  von  Axin,  Colonel 
und  Fossenard,  der  Salinenkaual  aber  die  Weiher  von  Dunnelay 
und  Ommery,  zusammen  10  Weiher.  —  Im  vorderen  Seilleihale 
befinden  sich  nur  noch  6  Weiher,  nämlich  der  von  Bride  im 
Walde  von  Köckiug,  nordöstlich  von  Chateau-Salins  und  der 
Moulin  Neuf  bei  Mörchingen,  zwei  Weiher  bei  Sailly  im  Kanton 
Verny  und  ein  kleiner  Weiher  beim  Hofe  Orl}',  Gemeinde  Augny, 
sowie  bei  Chesny,  südlich  von  Peltre. 

Im  Gebiete  des  Niedilusses  liegen  nur  wenige  Weiher,  und 
auch  diese  nur  im  Süden  und  Südwesten,  vor  der  Vereinigung 
der  beiden  Zweige.  Nicht  weit  von  der  Entstehung  der  deutschen 
Nied  liegt  ein  kleiner  Weiher  bei  Maxstadt,  sodann  kommen  süd- 
westlich von  Falkenberg  der  kleine  Sauerlachweiher  bei  Hemering, 
die  beiden  grossen  Bisch weiher  und  Mutschweiher,  neben  welchem 
sich  im  Helhvalde  noch  ein  kleiner  Weiher  befindet,  die  Weiher 
von  Bouligny  und  Holacourt  rechts  von  der  Rotte,  ein  grösserer 
imd  kleinerer  Weiher  bei  Lupjiy,  die  Weiher  bei  Remilly  und 
Dam  und  zwei  Weiher  bei  Courcelles  an  der  Nied,  zusnmmcn 
\:i  Weiher. 

Im  Thule  der  Kossei  liegen  5  kleine  Weiher  bei  Lul)eln, 
einer  bei  St.  Avold  und  der  Schufiesbruch-Lemuhl-Schmelzweiher 
an  der  Mersbach*,  am  Bistenbache  liegen  zwei  Weiher  bei  Porce- 
lette  und  Diefen,  im  Wnide  von  St.  Avold  der  Ilungerpfuhl  und 
der  'rodtenmann weiher. 

Da«  Bit.Hciier  Land  besitzt  16  Weilier,  aber  ausser  dem 
Grafenweiher  an  der  Ostgrünze  sind  sie  unl)edeulend  und  dienten 
entweder  iils  Kischweiher  für  die  (leistiichen  oder  zur  Anwammlung 
von  WasHcr  für  Mühlen  und  andere  Waascrwcrke.  Von  letzteren 
liegen  im  Thale  der  Zinzel  die  Weiher  von  ^lutterhausen,  Peter- 
|)hilippHgHrten,    Hlechlutnimer    und   Hosseihof  und    im  Thnle    des 


:.'.    Was.-f-r,  Strassen,  Eisenbahnnetz.  2?> 

Falkensteiiiev  Bachs  die  zwei  Weiher  bei  Egelsberg,  die  Weiher 
von  Waldeek,  Liesehbaeh,  PhiHppsburg,  Bitsch,  Hasselfurt,  Haspel- 
scheid, bei  Kobert,  der  Pfaffen-  und  Rohrweiher  und  der  Grafen- 
weiher. 

Wir  haben  also  im  Bezirke  143  verschiedene  Weiher,  wobei 
mehrere  bedeutende,  welche  See  genannt  zu  werden  verdienten, 
und  davon  gehören  dem  Wassergebiete  der  Saar  direkt  59,  der 
Kossei  3,  dem  Bistenbache  2,  Nied  13  und  Seille  40  an,  16  aber 
dem  Bitscher  Lande  und  dem  Wassergebiete  der  Meurthe.  Früher 
gab  es  deren  noch  viel  mehr,  und  auch  von  diesen  werden  nach 
und  nach  die  kleineren  in  fruchtbares  Land  umgewandelt.  Manche 
Orte,  welche  auf  Hochebenen  liegen,  müssen  kleinere  Weiher 
halten,  um  das  nöthige  Wasser  anzusammeln. 

Bis  zum  Jahre  18H6  hatte  der  Bezirk  Lothringen  nur  einen 
einzigen  Kanal,  nämlich  den  Rhein-Marnekana  1.  Dieser 
kommt  über  Frouard,  der  Mosel,  Meurthe  und  dem  Sanon  ent- 
lang und  tritt  kurz  vor  La  Garde  in  den  Bezirk  ein,  um  den 
Weiher  von  Rickingen  zu  durchziehen,  im  Weiher  von  Gondrexange 
den  Saarkanal  aufzunehmen  und  im  Saarthale  bis  Saarburg  zu 
gehen.  Von  da  wendet  er  sich  östlich  bis  zur  Südgränze  der  Ge- 
meinde Hommartingen,  geht  dann  durch  einen  2300  M.  langen 
Tunnel,  tritt  aus  demselben  beim  Teuehelbach  heraus  und  gelangt 
ins  Thal  der  Zorn,  in  welchem  er  bis  zur  Gränze  fliesst,  nachdem 
er  nqch  einmal  einen  Tunnel  von  415  M.  passirt  hatte,  und  so  in 
westlicher  Richtung  nach  Strassburg  gelangt.  —  Der  Saarkanal, 
vorzugsweise  dazu  bestimmt,  Steinkohlen  aus  dem  Gebiet  nach 
Frankreich  und  dem  Elsass  zu  bringen  und  das  Eisen  aus  der 
Gegend  von  Nancy  nach  den  Werken  an  der  unteren  Saar  zu 
schaffen,  beginnt  im  Weiher  von  Gondrexange,  geht  am  Stock- 
weiher und  grossen  Mühlweiher  vorbei  und  dann  neben  dem  Nau- 
bach  über  Haiskirchen  nach  Saaralben  heben  der  Saar  und  be- 
gleitet dann  diese  bis  kurz  vor  Saargemünd.  wo  die  Saar  selbst 
schon  fast  durchgängig  schiffbar  gemacht  ist.  —  Der  sogenannte 
Sali nenk anal  geht  längs  des  Verbachs  über  Cutting  nach 
Münster  an  den  Rothbach,  ist  aber  erst  bis  Losdorf  im  Bau. 
Ausserdem  sind  noch  zwei  kleine  Kanäle  für  die  Salinen  errichtet 
worden,  nämlich  der  Kanal  de  Flottage  des  Salines  von  Lezcy 
nach  Moycnvic  und  vom  Weiher  Bride  nach  Chäteau-Salins,  die 
aber  von  keiner  Bedeutung  mehr  sind.  —  Weitere  Kanalverbin- 
dungen sind  beschlossen  und  bereits  in  Ausführung  begriffen. 
Ziemlich  fertis,  wird  im  .Jahre  1874  der  Kanal  von  der  französischen 


24  !•    I-aiifl.  Volk  uml  Ver\s"altung. 

Gränze  bei  Arnaville  (^Lobe)  bis  Metz  (20,545  M.)  und  der  Hafen- 
bau in  Metz  selbst  werden.  Sodann  soll  diese  Arbeit  bis  Dieden- 
hofen  erstreckt  werden ,  während  man  von  da  an  weiter  die  Mosel 
selbst  schifl'bar  machen  zu  können  hofft.  Ein  weiterer  Kanal  von 
Metz  nach  der  Nied  und  vermittelst  dieser  nach  der  Saar  bei 
Saarlouis  ist  beabsichtigt  und  werden  die  technischen  Vorstudien 
dafür  gemacht. 

Mit  Strassen  ist  der  Bezirk  ziemlich  reichlich  versehen,  was 
die  grossen  Routen  betrifll,  sonst  ist  aber  noch  seiir  vieles  mangel- 
haft und  bedarf  nach  den  Folgen  des  Kriegs  einer  Erneuerung. 
Es  bestehen  Staatsstrassen  von  529  Kilom.  538  M.,  Bezirksstrassen 
von  400  Kilom.  188  M.  und  Vicinalstrassen  2000  Kilom.  671  M. 
Die  wichtigsten  Hauptstrassen  sind  von  Pont-a-Mousson  (loul  und 
Nancy)  nach  Metz,  Diedenhofen  und  Sierck  nach  Trier,  sowie  von 
Diedcnhofen  nach  Luxemburg  und  Longwj^-Sedan;  von  Metz  über 
Gravelotte  in  zwei  Linien  nach  Verdun  und  von  Metz  nach  Hriey: 
von  Metz  nach  Kedingen  und  von  da  nordwestlich  nach  Dieden- 
hofen, östlich  nach  Busendorf  und  Saarlouis  und  nordwestlich  nach 
Mertzig;  von  Metz  östlich  über  Bolchen  nach  Mertzig  und  über 
Courcelles-Chauss}-  und  Longeville  nach  St.  Avold  und  Saarbrücken: 
von  Metz  über  Verny  nach  Nonieny  und  Nancy,  sowie  über  Solgne 
und  Delme  nach  ChAteau-Salins  und  Vic  im  Seillethale;  von  Metz 
über  Sorbey  und  Remilly  nach  Hau,  Mörchingen,  Grosstännchen, 
Hellimer  und  Püttlingen  einerseits  nach  Saaralbe,  andererseits  nach 
Saargemünd;  von  Nancy  über  Burthecourt  nach  Vic,  Moyenvic 
und  Dieuze,  sowie  nach  Chateau-Saliiis  und  von  da  über  Mörchingen 
nach  St.  Avold;  von  Kemilly  nach  Mörchingen  und  Dieuze;  von 
Moyenvic  über  Einville  nach  Lüneville,  andererseits  über  Maizi^res 
nach  Blamont  und  über  Rickingen  und  Saarburg  nach  Plalzburg 
und  Stnibsburg;  von  Dieuze  über  Altdorf  nach  Hellimer  uml  Pütt- 
lingen und  über  Finstingen  nach  Plalzburg;  von  Heinling  nach 
HIamont;  von  Saarburg  südlich  nach  dem  Thale  der  rothen  Saar 
und  nördlich  über  Pcrthclniiiig  nach  Saanmion,  Saaralben  und  Saar- 
gemilnd;  von  Dieuze  über  Azoudatige  nach  Hickingcn;  von  Saar- 
gemünd  un  die  bayerische  Strasse  nach  Blicf kastei,  über  Rohrbach 
nach  liitsch,  Egelshard,  Niederbroiin  und  Strassbuvg:  von  Rohr- 
Imch  über  Knhiing  luich  Saartniion  und  über  (ii'tl/cnbrück  nach 
Ingweiler;  von  Bitsch  über  Stürzelbronn  nach  \Vei.sticiil)urg  und 
über  Schweigen  nach  ZweibriU-ken.  —  In  ganz  Deutschland  gibt 
e»  keine  Gegend,  die  «o  zahlreich  v«>u  HömrrstraKsen  durch/ogen 
war,   als  diene,    und  es   hiitten   mit  grossem  Nutzen  dicscilien  zu 


2.    W.TSser,  Strassen,  Ph'senbahnnetz.  25 

den  neuen  Stiassenanlagen  verwendet  werden  können,  wenn  man 
sie  früher  mehr  gekannt  und  beachtet  hätte. 

Weniger  reichlich  versehen  ist  das  Land  mit  Eisenbahnen 
und  ist  man  gegenwärtig  daran ,  das  Netz  zu  vervollständigen  und 
besser  mit  dem  übrigen  Deutschland  in  Verbindung  zu  bringen. 
Das  Netz  ist  bisher  so  gebildet,  dass  von  Metz  aus  Eisenstrassen 
gehen:  1)  nach  Frouard  (Nancy-Paris):  2)  Verdun;  'S — 4}  Dieden- 
hofen-Luxemburg  ,und  Sedan;  5)  Metz-Falkenberg-Beningen-Saar- 
brücken, seit  November  1852;  6)  Beningen-Saargemünd-Hitsch  und 
Strassburg;  7)  Saargemünd-Saarburg;  8)  Saargemünd-Saarbrücken; 
9)  Avricourt-Saarburg-Strassburg;  10)  Avricourt-Dieuze ;  11)  Cham- 
pigneuUes  (Nancy) -Chäteau-Salins  und  Vic;  12)  Courcelles-Bolchen; 
13)  Beningen-Carling.  Zur  Ausführung  kommen:  1)  Bolchen-Te- 
terchen  -  Busendorf  mit  Fortsetzungen  nach  Saarlouis  und  Dieden- 
hofen;  2)  Vic-Dieiize  nacli  Saaralben;  'S)  Remilly-Albesdorf-Berthel- 
ming;  4)  Diedenhofen-Sierck-Trier;  5)  Baudrecourt-Chilteau-Salins; 
6)  Saargemünd-Blieskastel:  7)  P^sch  an  der  Alzette  nach  Audun- 
le-Tiche  und  Villerupt. 

So  weit  dieselben  vollendet  sind,  haben  sie  folgende  Längen 
und  Abtheilungen:  Avricourt-Lützelburg  (Strassburg)  40,4i4  Kilom., 
Avricourt-Dieuze  22.5,j2  Kilom.,  Metz-Pagny  16,6or  Kilom.,  Metz- 
Amanvillers  (Verdun)  14,^42  Kilom.,  Metz-Diedenhofen-Luxemburg 
46,423  Kilom.,  Diedenhofen-Fontoy  (Sedan)  17,4(;5  Kilom.:  Metz- 
Courcelles- Beningen- Saarbrücken  73,44-  Kilom.;  Beningen-Carling 
10,545  Kilom.,  Courcelles- Bolchen  21,j,99  Kilom.,  Beningen -Saar- 
gemünd-Philippsburg  (Strassburg)  79,83,  Kilom.,  Saargemünd-Saar- 
burg  (soweit  sie  zum  Bezirke  gehört)  34,532  Kilom.,  Saargemünd- 
Saarbrücken  0,^51  Kilom.,  zusammen  379,i4y  Kilom.,  oder  es  kommen 
auf  jede  Geviertmeile  3,353  Kilom.  Eisenbahn.  Der  erweiterte  Ver- 
kehr hat  auch  die  Vergrösserung  der  Anlagen  in  Metz  hervor- 
gerufen, ebenso  ist  in  Avricourt  ein  neuer  Bahnhof  erbaut  worden. 

Privatbahnen  bestehen  zur  Zeit  nur  im  Moselthale.  Es  sind 
diess  die  Strecken  Hayingen-Florange-Daspich-Mosel,  B'/^  Kilom., 
und  Moyeuvre-la-Grande-Rombas-Mosel,  11  Kilom.,  und  ausserdem 
die  kleinere  Strecke  von  den  Steinbrüchen  von  Jaumont  bei  St. 
Privat- ]a-Montagne  nach  der  Eisenbahnstation  Maizieres,  etwa 
8  Kilom. 


2()  I.    I.aiitl.  Volk  und  VerwiUtuiig". 

3.    Geologie. 

Lothringen  bildet  die  nordwestliche  Fortsetzung  der  von  dem 
Alpenstocke  ausgehenden  Bodenbildung,  welche  sich  in  ähnlicher 
Weise  auf  beiden  Seiten  des  Rheins  gestaltet  und  weit  nach 
Nordost  und  Nordwest  reicht.  Es  ist  ein  nur  nach  Nord  und 
West  von  einzelnen  Bergkegeln  überragtes,  sanftwelliges  Hügelland 
mit  schwach  geneigten,  ruhig  abgelagerten  und  meistens  wasser- 
armen Kalkgebilden  der  oberen  Trias-  und  Juraformation,  aus 
welchem  Hochplateau  nur  der  fruchtbare  liasische  Höhenzug  zwi- 
schen der  Mosel  und  Nied,  der  oolithische  Höhenzug  auf  dem  linken 
Moselufer  mit  einem  höher  gelegenen  Plateau,  einige  ebenfalls 
oolithische  Bergkegel  dicht  am  rechten  Moselufer  oberhalb  Jouy- 
aux-Arches  und  der  fruchtbare  Schwemmboden  in  den  verschie- 
denen muldenförmigen  Thälern  einige  Abwechshing  zeigen. 

In  den  Vogesen  kommt  der  Granit  als  Grundgebirge  vor, 
aber  in  Lothringen  treten  blos  sedimentäre  Formationen  auf.  Zu 
diesen  gehören  im  Norden  bei  Sierck  im  Moselthale  und  in  zwei 
Seitenthälern  daselbst  die  inselartig  in  einzelnen  Sätteln  aus  dem 
bunten  Sandstein  zu  Tag  tretenden  Quarzite,  welche  ein  gutes, 
besonders  in  Metz  verwendetes  Pflastermaterial  liefern.  Die  Stein- 
kohlenformation tritt  ebenfalls  im  Norden  auf  und  zeigt  bei  For- 
bach ein  ziemlich  starkes  Flötz,  das  von  Rothliegendem  und  Vo- 
gesensandstein  überlagert  ist,  aus  dem  Saarthole  herüberstreichl 
und  längs  der  Gränze  gegen  Preussen  zur  Steinkohlengewinnunu 
aufgeschlossen  ist.  Sie  scheint  sich  nach  der  Tiefe  hin  weiter  fort- 
zusetzen, bietet  aber  der  Ausbeutung  bedeutende  Schwierigkeiten 
dar.  Das  Rothliegende  zeigt  sich  nirgends  in  seinem  Ausgehenden^ 
Bohrversuche  und  Aufschlüsse  in  den  Gruben  zeigen  aber,  dass  es 
ein  v(»llständig  umschlossenes  Becken  bildet,  das  unterhalb  dc^ 
Merlelhals  und  weiter  südlich  bis  gegen  St.  Avold  hin  zieht.  Der 
Vogesensandstein  hat  seine  Verbreitung  auf  der  ganzen  Strecke 
öHflich  von  Bitfich,  sowie  am  Nordrandc  bei  Forbach,  St.  Avold 
und  C'reutzwald  und  es  wechseln  dabei  versteinerungsleere  Sand- 
steinbäiide  mit  Conglomeratschichten ,  aber  ziemlich  einförmig,  ab. 
lieide  bunten  Sandstt'ine  ruhen  auf  einer  doloniiliHchen  Schicht, 
ineiHtens  feinkörnige,  dichte  SandHleinbänke  mit  Voltzien  und  Ka- 
lamiten,  die  nach  und  nacli  in  Mergel  übergehen.  Auf  dem  Hoch- 
plateau von  Bit«rh  treten  beide  in  flacher,  auf  dem  Höhenzuge  an 
der   preuftüiHchen  (irünz«-   aber   in    wellenfruiniger  Ablagerung  auf. 


3.    Geologie.  27 

Sonst  tritt  der  bunte  Sandstein  selbstständig  nur  noch  im  Mosel- 
thale  bei  Sierck  und  an  der  Nordgränze  in  Verbindung  mit  Devon- 
Quarziten  auf.  Der  Vogesensandstein  wird  bei  Creutzwald  durch 
langgestreckte  kieselige  Brauneisensteingänge  durchsetzt,  welche 
man  biß  1861  bergmännisch  ausbeutete,  dann  aber  wieder  verliess, 
weil  die  Sache  sich  nicht  rentiren  wollte.  Im  Vogesensandstein 
bei  Hargarten  und  St,  Avold  gaben  das  zerstreute,  knollenförmige 
und  imprägnirte  Vorkommen  von  Kupferlasur  und  Malachit  und 
die  knollenartigen  Bleierzabsonderung^n  im  Bleiberge  südlich  von 
St.  Avold  Veranlassung  zu  einer  durch  mehrere  Jahrhunderte  an- 
dauernden Ausbeutung,  die  erst  im  Jahre  1866  ganz  aufgegeben 
wurde,  weil  ihr  Gehalt  versiegte  und  Niemand  mehr  die  Kosten 
daran  wagen  wollte,  nach  etwaigen  reiclihaltigeren  Ablagerungen 
zu  suchen. 

Der  Muschelkalk,  welcher  fast  überall  dem  bunten  Sandstein 
auf-  oder  angelagert  ist  und  dann  mit  Keuper  wechselt,  hat  eine 
sehr  weite,  flache  Verbreitung,  indem  er  sich  unmittelbar  an  den 
bunten  Sandstein  des  Bitscher  Landes  anschliesst,  dann  bis  Saar- 
gemünd  zieht,  zwischen  Spichern  und  St.  Avold  ein  Dreieck  bildet 
und  sich  dann  weiter  ausdehnt.  Als  schmaler  Streifen  zieht  er  von 
da  bis  gegen  Falkenberg,  wendet  sich  sodann  nordwärts  bis  Trom- 
born  und  begleitet  von  da  an  die  preussische  Gränze  bis  zum 
Quarzite  von  Sierck.  Südwärts  erstreckt  er  sich  viel  breiter  zwi- 
schen dem  Saar-  und  Seillethale  um  den  sogenannten  Golf  von 
Dieuze  und  zieht  dann  gegen  Luneville.  Er  erscheint  in  zwei 
Etagen,  nämlich  Mergel  mit  Gips  und  Steinsalz  als  untere  und 
versteineruiigsreiche  Kalksteine  ohne  Steinsalz  als  obere  Etage, 
beide  ziemlich  gut  ausgebildet.  Die  untere  mergelige  Schicht  so- 
wohl bei  Saaralben ,  als  besonders  bei  Dieuze  und  Vic  enthält  be- 
deutende Lager  von  Steinsalz,  die  sich  noch  zahlreicher  und  in 
stärkerer  Mächtigkeit  in  dem  benachbarten  franzöj^ischen  Meurthe- 
departement  fortsetzen  und  zahlreiche  Salzwerke  entstehen  liessen. 
Der  in  dieser  Lagerung  vorkonmiende  Kalkstein  veranlasst  einen 
sehr  bedeutenden  Steiubruchsbetrieb  und  gewinnt  man  darin  Bau-, 
Strassen-  und  Zuschlagsniaterial,  was  für  die  Gegend  von  hoher 
Wichtigkeit  ist. 

Der  Keuper,  gleichförmig  auf  dem  Muschelkalk  wie  unter  dem 
Lias  geschichtet  und  theilweise  mit  Diluvium  bedeckt,  hat  eine  sehr 
weite  Verbreitung  und  tritt  besonders  im  Süden  auf.  Er  erscheint 
in  drei  Stufen,  wovon  die  untere  Dolomite  mit  Gips  führt,  die 
mittlere  das  Salzgebirge  mit  Gips,  Dolomiten  und  Gips  enthält  und 


28  I.    T.aiul.  Volk  und  Verwaltung'. 

die  obere  aus  der  salzfreien,  aber  gipsführendeu  Dolomit-  und 
Mergelablagerung  besteht.  In  den  früher  zum  Moseldepartement 
gehörigen  Landestheilen  herrscht  vorzugsweise  die  dritte  Stufe  vor 
und  umschliesst  Lager  von  Gips,  der  sehr  rein,  feinkörnig,  auch 
manchmal  späthig  und  alabasterartig  ist  und  eine  bedeutende  Gips- 
ausbeutung bei  Püttlingen,  Königsmachern  und  Sierck  im  Kreise 
Diedeuhofen,  hei  Piblingen  im  Kreise  Bolchen  uud  bei  Bertringen 
und  Destrich  im  Kreise  Forbach  hervoi^erufen  hat.  Auch  in  der 
Gegend  von  Vie,  Amelecourt  und  Marthil  im  ehemaligen  Meurthe- 
departement  findet  solche  statt  und  sie  ist  für  den  Bezirk  um  so 
wichtiger,  als  sehr  viel  Gips  zu  landwirthschaftlichen  Zwecken  und 
Bauten  erforderlich  ist. 

Von  hervorragender  Bedeutung  ist  die  Juraformation  (Lias 
und  Oolith),  welche  sich  nicht  nur  weit  ausdehnt,  sondern  auch 
zu  grossartigen  industriellen  Unternehmungen  Veranlassung  ge- 
geben hat.  Sie  erstreckt  sich  über  das  ganze  Gebiet  westlich  von 
der  .Mosel  bis  zur  Gränze,  auch  etwas  im  Süden  bei  Corny  auf 
dem  rechten  Ufer  und  zieht  von  der  französischen  Gränze  bei 
Noveant  bis  nördlich  an  die  Gränze  von  Luxemburg,  um  sich 
von  dort  noch  weiter  westlich  und  nordwestlich  fortzusetzen.  Sie 
unterscheidet  sich  in  1)  den  Unterlias-Saudstein,  Unterlias  (Sine- 
murien),  Mittellias  lAasien)  und  Oberlias  ,  Tonn'icn}\  2)  den  Unter- 
oolith  oder  braunen  Jura  mit  einer  unteren  und  oberen  Schicht 
und  3)  den  Mitteloolilh  oder  die  englische  Gruppe  des  Kellowa^y- 
Gesteins  oder  Oxfordthons.  Der  UnJerliassandstein  zerfällt  wieder 
in  eine  untere  und  obere  Schicht  und  letztere  ist  besonders  im  so- 
genannten Luxemburger  oder  Hettinger  Sandstein  vertreten,  der 
viele  Pllanzenreste  enthält,  an  der  Luxemburger  Gränze  bis  Gross- 
Hettingen  an  der  Kisenbalui  eine  geringe  zungenförmige  Ausdeh- 
nung von.  schmaler  tlrstreckung  hat  und  vorzügliche  Quader-, 
Bau-  und  Pllaslersteine  liefert.  Westlich  davon  gegen  die  franzö- 
»ibche  Grun/.e  fttlgen  sodann  in  stärkerer  und  gleichfurniiger  Ver- 
breitung die  Gryphilenkalke,  die  dunkeln  Liasmergel  mit  ocker- 
artigem lielemnitenkalk,  die  biluminöf:en  und  die  eisenoolithischen 
.Mergel  in  VVech.'-elablagerungen  aus  Snndstein,  dann  die  Kisenoolith- 
oder  Minctlegruppe,  der  («ross-  oder  lluuptooiith  oder  Brudford- 
Mtufe  und  die  Oxfordmcrgel  mit  Korallen-  und  Astartenkalk.  .Am 
wichtigolen  davon  int  die  Mogenannle  Minette  oder  Jene  k(»mi)akte, 
bi«  zu  'i(KM.  inäehlige  Zone  im  Oberlias  oder  zwischen  diesem  und 
dein  unteren  braunen  Jura,  welche  auH  feinen,  oolithi.schen  Braun- 
eisiMiHleinkOrnern   mit   vorhcrrechend   kalkigem,   wenig<'r   Ihonigem 


a.    Geologie.  29 

Bindemittel  besteht  und  zu  bedeutender  Eisenerzausbeutung  Ver- 
anlassung gibt,  auch  als  Eisenerzlager  schon  seit  Jahrhunderten 
benützt  wurde.  Diese  flötzartige  Lagerstätte  tritt  oberhalb  der 
Thalsohle  am  Rande  des  linken  Moselplateaus  zu  Tage  und  zwar 
in  mehreren  Bänken,  die  ihre  Schichtenköpfe  gegen  das  Moselthal 
kehren  und  den  sonstigen  Juragebilden  folgend  in  südwestlicher 
Richtung  und  mit  nur  sehr  geringer  Neigung  einfallen.  Sie  kommt 
in  grösster  Mächtigkeit  aus  dem  Luxemburgischen  und  streicht  an- 
fangs dieser  Gränze  und  den  Einschnitten  mehrerer  Nebenthäler 
entlang  und  dann  parallel  mit  der  Mosel  südlich  bis  gegen  Nancy, 
indem  sie  bezüglich  ihrer  Mächtigkeit  gegen  Süden  und  Westen 
allmählich  abnimmt,  bei  Noveant  nur  noch  l'/^  bis  2  M.  Mächtigkeit 
hat  und  dann  ganz  verschwindet,  um  in  Frankreich  wieder  mäch- 
tiger aufzutreten.  Die  stärkste  Erzbildung  tritt  bei  Oettingen, 
Hayingen  und  Ars  hervor,  oberhalb  Moyeuvre  findet  aber  eine 
Ausbeutung  nur  noch  auf  dem  Ostrande  des  Plateaus  statt.  Ausser- 
dem enthalten  noch  unregelmässige  Spaltenräume  und  grössere 
Schlotten  in  der  unteren  Schicht  des  Unterooliths  in  der  nordwest- 
lichen Gegend  dieses  Plateaus,  bei  Aumetz,  Deutsch-Auduu  u.  a.  m. 
sehr  ansehnliche  und  ergiebige  secundäre  Anhäufungen  von  Bohn- 
erzen,  sowie  von  Braun-  und  Rotheisen,  steinartigen  Rollsteinen, 
worauf  erhebliche  Erzgräbereien  stattfinden.  Der  Lias  liefert  nur 
in  seiner  Etage  des  Gryphitenkalks  bei  Peltre  und  Metzerwiese 
Gesteinarten,  welche  zur  Bereitung  von  Kalkmehl  und  Cement 
nutzbar  verwendet  werden ;  dagegen  sind  im  Unteroolith  sehr  be- 
deutende Steinbrüche  zu  Bau-,  Construktions-,  Kunst-  und  Zuschlag- 
steinen aufgeschlossen  und  im  starken  Betriebe,  namentlich  Jene 
von  Jaumont,  Devant-le-bois,  Amanvillers,  Gravelotte,  Ars,  Saulny, 
Oettingen  und  Escheringen ,  auch  bei  Tincre,  unweit  Delme  u.a.  O. 
Die  postpliocene  Formation,  Diluvium  und  Alluvium,  sind 
zwar  auch  reichlich  vertreten,  aber  ohne  weiteres  geologisches 
Interesse.  Grössere  Verbreitung  hat  sie  nur  auf  den  Plateaus 
und  in  den  Thalsohlen,  besonders  auf  der  Keuper- Unterlage  im 
Thale  der  Saar  und  um  die  grossen  Weiher  bei  Dieuze,  ferner 
wieder  im  Moselthale.  Hier  kommt  Diluvium  besonders  oberhalb 
Metz  zwischen  Mosel  und  Seiile,  sowie  unterhalb  dieser  Stadt  auf 
dem  linken  Moselufer  zwischen  der  Orne  und  Sentzich  bei  Katten- 
hofen  vor.  Alluvium  zieht  an  der  Mosel  bis  Metz  in  schmalen 
Streifen,  sodann  auf  beiden  Ufern  bis  gegen  die  Orne,  am  breitesten 
zwischen  Woippy  und  Gandrange,  auch  in  den  Seilleniederungen  hin. 
In   dieser   Formation    treten   als    nutzbare   Produkte   vorzugsweise 


30  I-   LaiiJ,  Volk  unil  Verwaltung. 

Sand-,  Thou-  und  Erdarten  für  die  Fabrikation  von  Glas,  Geschirr, 
Röhren  und  Ziegel  auf. 

Diese  geologische  Bildung  des  Landes  bedingt  auch  die  grössere 
ödere  geringere  Fruchtbarkeit.  Die  Gebirgsgegenden  von  Bitsch 
und  Saarburg  sind  dicht  bewaldet,  rauh  und  für  die  Landvvirth- 
schaft  wenig  geeignet,  so  dass  die  Leute  hauptsächlich  von  Kar- 
toffeln und  industriellen  Beschäftigungen  leben  müssen  und  be- 
sonders Waldgewerbe  treiben.  Im  Kreise  Saarburg  findet  man 
sogar  weniger  Land\Airthschaft  als  vor  der  Revolution,  wo  die  Ab- 
holzung  noch  nicht  so  weit  vorangeschritten  und  die  Bodenkrume 
nicht  80  vielfach  weggeschwemmt  war.  Der  östliche  Theil  des 
Saarthals  ist  mehr  locker,  rauh  und  sandig,  daher  auch  mehr  von 
den  Einwirkungen  der  Witterung  abhängig;  der  Ackerboden  auf 
der  Westseite  ist  dagegen  von  der  Witterung  weniger  beherrscht 
und  kulturfähiger.  Die  Kalkthonschichten  am  Ufer  der  Orne  sind 
recht  ergiebig,  besonders  aber  der  nordwestliche  Theil  des  Kreises 
(.'häteau-Salins,  namentlich  bis  gegen  Delme.  Den  besten  und 
ergiebigsten  Boden  enthält  die  Niederung  des  Mosel-  und  Seillethals 
und  dies  ist  die  eigentliche  Kornkammer  des  Landes. 


4.    Klima. 

Das  Klima  des  BeKirks  Deutsch-Lothringen  wird  nicht  ganz 
richtig  das  Vogesenklima  genannt,  denn  dasselbe  stimmt  eher  für 
den  oberen  Theil  von  Lothringen  und  die  östlichen  Gränzgegenden, 
nicht  aber  für  den  Kern  des  Landes.  Hier  ist  namentlich  im 
Metzer  I^nd  und  an  der  Mosel  das  Kiinui  milder  und  angenehmer 
und  es  wird  hios  kälter  und  rauher  je  näher  man  den  Vogesen 
und  Ardennen  kommt.  IJeberhaupt  liegen  nach  allen  vier  Him- 
nHilsrichtungen  (Jebirge,  welche  auf  das  Kiinui  nachtheilig  ein- 
wirken: Hddlich  und  östlich  die  Vogesen,  nördlich  der  Ilundsrücken, 
die  Kifel  und  hohe  Veen  und  westlich  die  Ardennen.  Im  Allge- 
meinen ist  das  Klima  kälter  als  c«  die  ge(>grai)hische  Breite  er- 
warten hüjsl,  und  auch  mehr  feucht  als  trocken.  Namentlich  be- 
hetTHchen  die  Winde  völlig  die  vorsohiedenen  Jahreszeiten.  Weht 
der  NonlwcHt  im  I'Vühjahr,  ho  verspätet  er  die  I'^ntwicklung  der 
Vegetation   ut>d    hält   er  an,   so    wird    «ler   l'lliui/.cii wuchs   /.iinick- 


4.    Klima.  31 

gehalten.     Dagegen   beschleunigt  der  Nordwest  die  Keife  des  Ge- 
treides  und    der   Baumfrüchte.     Der   Westwind,    gewöhnlich   von 
Wolken  und  Regen  begleitet,  verzögert  die  Vegetation  oft  um  einen 
ganzen  Monat.     Man  nennt  ihn  auch  den  Ardennenwind  und  der- 
selbe wirkt  oft  schädlich  auf  die  Gesundheit.    Weit  wechselvoller 
ist  das  Klima  bei  Saargemünd  und  im  Bitscher  Land,  denn  wenn 
bei    Metz    schon  Alles    blüht,    liegt    häufig   bei  Saargemünd   noch 
Schnee.     Die  Schädlichkeit  oder  doch  wenigstens  die  Nichtzutrüg- 
lichkeit  des  Klimans  zeigt  sich  auch  besonders  dadurch,  dass  dasselbe 
so  oft  und  so  rasch  wechselt  und  man  auf  irgend  eine  Regelmässig- 
keit gar  nicht  zählen  kann ,  denn  der  Wechsel  mit  raschem  Ueber- 
gange   von  Wärme   zu  Kälte,   von  der  Trockenheit   zur  Feuchtig- 
keit vollzieht  sich  nicht  etwa  nach  den  verschiedenen  Jahreszeiten, 
nicht  einmal  nach  Monaten,  sondern  sogar  oft  an  demselben  Tage. 
Die  Winde  wehen   selten   aus  einem  bestimmten  Punkte,  sondern 
springen  gewöhnüch   ab  vom  Nord-  zum  Südwind,  zum  Südwest 
und  Westwind.    Der  ziemlich  häufige  Nordwind  bringt  nicht  immer 
trockene  und  schöne  Witterung,   sondern  im  Winter  Schnee  oder 
Regen,   im  Sommer  Feuchtigkeit   oder  Regen.     Der   Nordostwind 
ist   ziemlich  selten   und  bringt   im  Winter  Trockenheit  und  Kälte, 
im  Sommer  'JVockenheit  und  Wärme.     Mit  dem  Westwind  ist  es 
wie    mit   dem  Nordwind  5    wenn    er    auch    nicht   dauernd    schönes 
Wetter  bringt,   so  endigt  er  doch  gewöhnlich  damit.     Der  Südost- 
wind   ist    im  Allgemeinen    selten^    die   Südwest-    und   Westwinde 
herrschen   vor  und   bringen   zu  jeder  Jahreszeit  Feuchtigkeit  und 
meist  mehr  oder  weniger  reichlichen  Regen,  im  Winter  oft  Schnee. 
Der  Nordwestwind  erzeugt   zu  jeder  Jahreszeit  kalte   und  unange- 
nehme Feuchtigkeit.     Der  Wechsel  der  Jahreszeit  macht  sich  des- 
halb oft  empfindlich  bemerkbar,  doch  sind  von  der  Zeit  der  Tag- 
und  Nachtglciche  und  der  Solstitien  selten  üble  Folgen  zu  befürchten: 
namentlich   braucht  man   nicht  so   die  sonst  mit  jener  Jahreszeit 
verbundenen  physischen  Phänomene  zu  befürchten  wie  Stürme  und 
Verwüstungen   des   Landes,   welche   oft  so  raschen    und  unerwar- 
teten Schaden  biingen. 

Der  Frühling  tritt  bald  im  Februar  oder  März  ein,  bald  erst 
bis  Mitte  Mai;  die  Sommerwärme  wird  erst  fühlbar  Ende  Juni 
oder  Anfangs  Juli  und  dann  steigt  oft  das  Thermometer  auf  18", 
20»,  ja  manchmal  24",  25"  und  selbst  27"  (wie  1822,  1825,  1834, 
1842  und  1874),  wo  dann  die  Wärme  unbehaglich  ward,  wenn  sie 
nicht  durch  günstige  Regen  und  Gewitter  gemässigt  wurde.  Die 
Erndte  beginnt  Ende  Juli  und  die  W^einerndte   Ende  September. 


32  I-    Laml.  Volk  und  Voiwaltuiig-. 

erstere  verzögert  sich  aber  manchmal  bis  gegen  den  September 
und  die  Weinerndte  bis  zum  23.  October.  Die  früheste  Erndte 
von  Obst  u.  dgl.  liefert  die  Moselebeiie  von  Woippy  bis  gegen  die 
Orne,  wo  die  Lage  auch  mehr  geschützt  ist.  Die  Morgen  sind  bei 
Sonnenaufgang  frisch  und  oft  kalt,  die  Nachmittage  von  1  —  3  Uhr 
heiss,  die  Abende  und  Nächte  frisch.  Der  Anfang  des  Herbstes 
ist  in  der  Regel  schön ,  in  der  zweiten  Hälfte  aber  regnerisch  und 
kalt.  Der  Winter  ist  gewöhnlich  kalt  und  feucht;  die  empfind- 
lichste Kälte  tritt  gegen  Ende  December  ein,  dauert  während  des 
Januars  und  oft  auch  Februars  und  das  Thermometer  fällt  im 
Durchschnitt  auf  8^  unter  Null,  manchmal  aber  auf  10 — 11"  und 
sogar  hier  und  da  auf  16^. 

Die  jährliche  Regenmenge  ist  geringer  als  unter  südlicheren 
Breitegraden,  wo  sie  reichlicher  und  in  gewissen  Jahreszeiten  be- 
ständiger ist.  An  der  Mosel  ist  sie  aber  nicht  nur  weniger  stark, 
sondern  auch  unregelmässig  und  zu  allen  Jahreszeiten  vorkom- 
mend. Längere  Beobachlungen,  welche  regelmässig  in  den  Me- 
moiren der  Akademie  von  Metz  mitgetheilt  werden,  ergeben,  dass 
es  hier  an  144  Tagen  regnet,  an  30  schneit,  an  9  hagelt,  an  101 
friert,  an  70  Nebel  gibt,  an  92  Wind,  an  16  Donner,  an  5  Nord- 
licht und  es  sind  85  Tage  heiter  und  hell,  137  bewölkt  und  1H6 
nebelig  oder  bedeckt.  Die  jährlich  fallende  Wassermenge  wird 
auf  60  Centimefer  berechnet. 

Dem  Gebirgslundc  von  ßilsch  bis  Forbach  sind  die  zahlrei- 
chen Nebel  eigenthUmlich,  welche  für  das  Land  sehr  nothwendig 
sind,  da  der  sandige  Roden  die  Sonnenstrahlen  sehr  aufsaugt 
und  im  Sommer  ganz  austrocknet  und  dürr  wird.  Die  Nebel, 
welche  in  den  Wäldern,  auf  den  Gebirgsabhängen,  Morästen  und 
Sümpfen  entstehen  und  den  Boden  wieder  befeuchten,  verbreiten 
aber  einen  theerartigen  Geruch,  der  für  viele  Leute  nur  schwer  zu 
ertragen  ist  und  Kojjfweh  erzeugt.  Es  soll  dies  daher  kommen,  dass 
unter  dem  Boden  Torflager  sich  belinden  und  die  Nebel  kohlen- 
saures Gas  entwickeln.  Sie  bilden  auf  der  Bodeniläche  reichlichen 
Thau,  hie  beleiichlcn  die  Erde,  beleben  die  Vegetation,  die  sonst 
welken  würde,  und  (•r/.fiijrii  doch  keine  endeinischcn  Leiden  und 
Krankheiten. 

Ziemlich  viele  Lniütünde  bewei.scn,  dus.s  das  Kliuui  sit-h  etwas 
ver«clileehtert  hat  und  zwar  in  Folge  der  vielen,  leichtsinnigen 
AuBfudungen  der  Wttidcr,  was  einen  ungemein  nachtheiligen  Ein- 
fluM  ausübte.  Die  Landesherren  begün.sligleii  die  Abholzinigen,  um 
nach   den  argen    Vurheerungen  der  Kriege   des  Hcchszehnten    und 


4.    Klima.  33 

siebzehnten  Jahrhunderts  das  Land  wieder  zu  bevölkern.  Es  wurde 
also  nicht  blos  viel  Land  urbar  gemacht  und  Höfe  und  kleine 
Niederlassungen  angelegt,  sondern  auch  die  Wälder  arg  mitge- 
nommen durch  Glashütten,  Köhlereien,  verschiedene  Gewerbe  und 
namentlich  auch  verschwenderischen  Holzverbrauch  in  Folge  der 
mangelhaften  Feuerung.  Die  französischen  Kamine  und  die  Herd- 
feuer in  der  Küche  verzehrten  ungemein  viel  Holz,  dabei  brauchte 
man  solches  auch  sehr  stark  zu  den  Häusern  und  Einrichtung  der 
Wohnungen  und  Zimmer  und  schliesslich  holzte  auch  noch  die  Re- 
gierung leichtsinnig  die  W^aldungen  zu  sehr  ab,  wie  denn  z.  B. 
der  König  von  Frankreich  gleich  nach  dem  Anfalle  von  Loth- 
ringen 93,600  Bäume  schlagen  und  für  1,830,000  Frcs.  Holz  ver- 
kaufen Hess,  eine  Summe,  die  etwa  vervierfacht  werden  muss, 
indem  die  Käufer  sehr  wenig  für  das  Holz  bezahlten,  da  sie  es 
hauen,  abführen  lassen,  die  Wege  unterhalten,  die  NeupHanzungen 
besorgen  und  noch  alle  Kosten  und  Steuern  dafür  tragen  mussten. 
Sobald  aber  die  Waldungen  abgeholzt  waren,  schwemmten  bald 
Regengüsse  die  Erddecke  vom  Gesteine  weg,  es  blieben  nur  die 
Felsen  und  der  Boden  verlor  jede  Anpflanzungsfähigkeit.  Es  war 
hohe  Zeit,  dass  man  bezüglich  der  Waldungen  ein  anderes  System 
einführte,  denn  sonst  wäre  aus  dem  ganzen  Bitscher  Land  am  Ende 
nur  eine  ausgedorrte  Einöde  geworden. 

Die  Winde  und  der  häutige  Wechsel  der  Witterung  erzeugen 
gerne  katarrhalische  Leiden,  Wechselfieber  und  Rheumatismen. 
Im  Winter  treten  oft  Verschleimungen  und  Entzündungen  der 
Athmungswerkzeuge  auf,  dann  Röthein,  Scharlaehfriesel,  Vario- 
liden  und  Blattern,  auch  rheumatische  Leiden  verschiedener  Art, 
jedoch  immer  nur  sporadisch.  Nur  die  Blattern  kommen  oft  ende- 
misch und  epidemisch  vor,  z.  B.  1826  in  Montigny  Rötheln,  und 
Scharlach  mehrfach  1828—33,  1839  u.  s.  w.  Entzündungen  der 
Verdauungsorgane  und  typhöse  Fieber  treten  im  Sommer  ein,  im 
Herbste  Dissenterie  und  Kolik  (August  bis  October),  aber  mei- 
stens beim  Militär.  Von  chronischen  Krankheiten  herrschen  be- 
sonders Kröpfe  viel  vor,  meistens  bei  den  niedersten  Classen,  am 
seltensten  bei  den  Juden.  Die  Blatternkrankheiten  verminderten 
sich  seit  besserer  Handhabung  der  Revaccination,  doch  kommen 
sie  hin  und  wieder  noch  vor.  Auch  Brustkrankheiten  und  Lungen- 
schwindsucht treten  öfters  auf. 

Was   die  Todesfälle   betrifft,   so  beicchnete   man  früher,  dass 
von    39   Personen  jährlich    etwa  Eine   sterbe ^    doch   sind  solche 
Zahlen  sehr  unzuverlässig.     Die  meisten  Geburten  pflegen  im  März. 
Huhn.  Deutsch -Lothringen.  3 


Monaten  also: 

männl. 

weibl. 

Januar 

38 

48 

Februar 

45 

33 

März 

54 

42 

April 

45 

46 

Mai 

47 

48 

Juni 

35 

28 

34  I-    T-aii"l.  Volk  uiul  Verwaltung. 

die  wenigsten  im  Juni  vorzukommen,  im  Januar  die  meisten,  im 
Juli  die  wenigsten  Todesfälle.  Bis  zum  60.  Lebensjahre  sterben 
mehr  Männer,  von  da  an  mehr  Frauen.  Für  Metz  liegen  aus 
dem  Jahre  18Ti  genaue  Angaben  über  die  Sterblichkeit  vor. 
Hiernach  starben  1045  Personen,  nämlich  551  männliche  und 
494    weibliche    und    zwar    vertheilten    sich    dieselben    nach    den 

männl.        weibl. 

Juli  61  46 

August         49  46 

September  53  45 

October        46  36 

November    37  30 

December    41  46 

Von  den  240  Kindern,  die  unter  1  Jahre  starben,  fielen  die 
Todesfälle  also:  August  55,  Juli  46,  September  24,  Mai  20, 
October  16,  März  15,  November  14,  April  13,  Januar,  Juni  und 
December  10,  Februar  7.  Die  drei  ersten  und  letzten  Monate  sind 
den  Siebzigern  am  gefahrlichsten,  denn  es  starben  94,  während 
in  den  anderen  Monaten  nur  59  starben.  Die  besonderen  Todes- 
ursachen wurden  folgendermassen  angegeben :  lebensschwache  Neu- 
geborene 3),  Zahnen  3,  Atrophie  10,  englische  Krankheit  3, 
Skropheln  9,  Abzehrung  9,  Geschwüre  und  Brand  4,  Krebs  30, 
Scorbut  1,  Wassersucht  10,  Gicht  3,  Altersschwäche  31,  Ge- 
schwulst ftumorj  4,  Tuberculosis  generalis  6,  Zellgewebsentzün- 
dung  6,  Caries  4,  Gelenkservveiterung  2,  Entzündung  des  Her- 
zens und  Herzbeutels  4,  organische  Herzfehler  50,  Aneurysma  3, 
Entzündung  des  Gehirns  und  seiner  Häute  34,  Hirnschlag  51,  orga- 
nische Hirnkrankheiten  ohne  vorwiegende  Geistesstörung  9,  Läh- 
mung 3,  Epilepsie  1,  Eklampsie  2,  Krämpfe  (Kinder)  78,  Hirn- 
liauttuberkeln  6,  Hirnhithienwassersucht  J,  Kückenmurksenlzün- 
dung  2,  Rückenmarksdarre  1,  Erbrechen  1,  BronchialafTektionen  68, 
Entzündungen  der  Lunge  37,  Lungentuberkulose  117,  Luugen- 
erwciterung  22,  Hrustfellairection  8,  andere  AfTection  3,  Congcstio 
pulmoni*  16,  Angina  1,  Magenkrampf  2,  Miigengeschwüre  5,  Darm- 
knlarrh  bei  Kindern  76,  bei  Erwachsenen  7,  Darmverschlingung  5, 
l'iiritoniliH  und  ähnliche  Krankheilen  13,  Lebeientzündnng  5,  Leber- 
erweiterung nn<l  ähnliche  Krankheiten  10,  andere  Enitirlung  2, 
Ülusenkalarrh  und  Entzündung  7,  Nieren -Krankheiten  4,  Folge 
d«'r  Entbindung  1,  üterusblufung  1,  Stick-  oder  Keuchhusten  (>, 
HrUune    l!>,    DiphlheriliH    4,    Kuhr    27,    einheimiöihc  Cholera  22, 


4.    Klima. 


35 


Masern  2,  Scharlach  5,  Blattern  11,  Typhus  und  Typhoid  26, 
Eitervergiftungen  4,  Rheumatismus  und  dessen  Folgen  6,  Sy- 
philis 4,  Rose  3,  zufällig  38,  Selbstmord  8,  Alcoholismus  chron.  2, 
unbekannte  Ursachen  31.  Es  sind  also  unter  diesen  Fällen: 
Störung  der  Entwickelung  oder  Ernährung  158,  Krankheiten  der 
Zellengewebe  6,  Knochen-  und  Gelenkkrankheiten  6,  Krankheiten 
des  Gefässsystems  57,  des  Nervensystems  189,  der  Athmungs- 
organe  271,  der  Verdauungsorgane  126  und  ansteckende  Krank- 
heiten 140  die  Hauptrubriken. 

Für  viele  der  Leser  dürfte  es  von  Interesse  sein,  auch  die 
chemische  Analyse  des  Wassers  der  Mosel  kennen  zu  lernen.  Zehn 
Liter  desselben  enthalten: 


Acide  carbonique    40  centim.  eubes 
Produits  gazeux    \  Oxyg^ne     .     . 


-I 


Azote 


.     78 
.  115 


Produits  solides 


Carbonate  de  chaux  . 
Sulfate  de  chaux  .     . 
Nitrate  de  chaux  .     . 
Chlorure  de  calcium  . 
Carbonate  de  magnösie 
Sulfate  de  magn^sie  . 
Sulfate  d'alumine  . 
Chlorure  de  potassium 
Silicate  de  potasse     . 
Chlorure  de  sodium  . 
Carbonate  de  fer  .,  . 
Mati^res  organiques   . 


0,60 
0,26 
0,05 
0,03 
0,04 
0,03 
0,01 
0,04 
0,02 
0,03 
0,01 
0,04 

1,16. 


Das  Trinkwasser  von  Metz  kommt  aus  den  Quellen  von  Par- 
fond-Wal  und  des  Bouillons  von  Gorze  und  die  chemische  Analyse 
davon  ergab  folgende  Bestandtheile,  und  zwar  von  jeder  Quelle 
und  der  Mischung  beider  in  10  Liter: 

1)  Produits  gazeux  (bei  76  Cent.  Druck): 


Parrond  \V. 

Itouillon. 

Mischung. 

centim.  cjbes 

centim.  cubes 

centim.  cubes 

Acide  carbonatique    . 

.      155 

143 

155 

Oxig^ne 

42 

50 

47 

Azote 

.       121 

112 

115 

I.    Land.  Volk  und  Verwaltung. 

'2)  Produits  solides: 


• 

Parfontl  \V. 

Bouillon. 

Mischung. 

centim.  cubes 

centim.  cubes 

centim.  cuhi 

Carbonate  de  chaux     . 

1,86 

1,78 

1,80 

Sulfate  de  chaux      .     . 

0,07 

0,10 

0,09 

Nitrate 

Chlorure  de  Calcium 

Carbonate  de  magnäsie 

, 

Sulfate  de  magnesie 

Sulfate  d'alumine 

0,37 

0,52 

0,44 

Chlorure  de  potassium 

( 

Silicate  de  potasse 

\ 

Carbonate  de  fer 

! 

Mati^re  organique 

Zusammen  2,30 

2,40 

2,33. 

5.   Zusammensetzung,  Eintheilung. 

Vor  Beginn  des  sechszehnten  Jahrhunderts  hatte  Frankreich 
noch  gar  keinen  Besitz  in  den  jetzigen  Gränzen  des  Bezirks  Loth- 
ringen, sondern  dies  Land  war  unter  verschiedene  Herrschaften 
getheilt.     Es  waren  dies  folgende: 

1)  Die  Stadt  mit  ihrem  Gebiete  fpays  iiwssinj  ^  welches  um- 
fasste  a)  die  Stadt  Metz  mit  den  Pfarreien  St.  Baudier  (Woippy), 
St.  Julien,  Valli^res,  Borny  und  Sablon,  b)  le  HautChemin,  19 
Pfarreien  zerstreut  um  Noisseville  längs  der  liömcrstrasse  von  Metz 
nach  Mainz;  c)  das  Val  de  Metz,  17  Pfarreien  um  Vaux  auf  beiden 
Seiten  der  'Mosel;  was  darüber  hinaus  lag,  gehörte  nicht  mehr 
zum  Stadtgebiet,  sondern  Metz  halle  blos  das  Recht  in  einzelneu 
Orten  erworben,  Befestigungen  zu  errichten  und  darin  Garnisonen 
zu  unterhalten; 

2)  das  Ik'sitzthum  Metz  mit  seinen  Domänen-Besitzungen  der 
Herrschuften:  8t.  Georges  und  TUrkcnstein  und  Kustellaneien 
Albesdürf,  Freiburg,  Hclferdingen,  Hinksingen,  Ilobcldintren,  La- 
garde,  K<'milly  nebst  der  Sladl  Vic; 

3)  der  Hfldlichste  Theil  des  llerzoglhums  Luxemburg; 

4)  d«H  Barroirt  oder  ein  Tlieil  des  Ilerzoglliiinis  Bar: 

5)  'Ihcilc  von  Luihringcn,  iiUmliih 


5.   Zusammensetzung,  Eintheilung.  37 

a)  die  Herrschaften  Saarburg  und  Pfalzburg,  die  Grafschaften 
Rickingen  und  Sierck  und  theilweise  die  Kastellanei  Marsal, 

6)  die  lothringische  Aliemagne  (le  baillage  d'AUemagnej^  worin 
nur  deutsch  gesprochen  wurde,  nämlich  die  Herrschaften  Bolchen, 
Busendorf,  Dieuze,  Finstingen,  Insming,  Mörchingen,  Saaralben, 
Saargemünd  und  St.  Avold-Homburg,  das  Reichsfürstenthum  Lix- 
heim  und  die  Grafschaft  Bitsch; 

7)  die  Leiningen'sche  Grafschaft  Dagsburg; 

8)  die  Grafschaft  Salm-Chatillon  ^ 

9)  die  Grafschaft  Kriechingen  ^ 

10)  die  Wied'sche  Herrschaft  Rollingen; 

11)  die  rheingräfliche  Herrschaft  Püttlingen; 

12)  die  nassauische  Grafschaft  Saarwerden  und  Herrschaft 
Manderen; 

13)  die  Leyen'sche  Herrschaft  Blieskastel  (zum  Theil); 

14)  die  Herrschaft  Forbach  (zum  Theil); 

15)  die  Leyen'sche  Herrschaft  Weiferdingen; 

16)  die  badische  Herrschaft  Rodemachern. 

Schon  seit  Anfang  des  sechszehnten  Jahrhunderts  hatten  die 
Könige  von  Frankreich  ihr  Augenmerk  auf  diese  Territorien  ge- 
richtet und  den  Plan  ihrer  Erwerbung  durch  Kriege  und  alle 
Künste  der  Diplomatie  zu  erreichen  gesucht,  was  ihnen  dann  auch 
im  Laufe  von  zwei  und  einem  halben  Jahrhundert  vollständig 
gelang. 

Den  Anfang  machte  die  freie  Reichsstadt  Metz  mit  ihrem  Ge- 
biete und  dem  Bisthume,  indem  sich  im  Jahre  1552  eine  fran- 
zösische Armee  auf  hinterlistige,  betrügerische  Weise  der  Stadt 
bemächtigte  und  Heinrich  II.  sie  dann  auch  gegen  den  Versuch 
des  Kaisers  Karl  V.,  sie  wieder  zu  erobern,  zu  behaupten  wusste, 
obschon  französischer  Seits  für  Metz  und  den  Bischof  der  Schein 
deutscher  Reichsangehörigkeit  noch  bewahrt  wurde,  bis  der  Frieden 
von  1648  den  Besitz  zu  einem  vertragsmässigen  machte. 

Die  nächsten  Erwerbungen  machte  Frankreich  erst  im  sieb- 
zehnten Jahrhundert  in  Folge  zahlreicher  Kriege,  deren  Schauplatz 
Lothringen  war  und  worin  Diedenhofen  und  Sierck  zuerst  zeitweise 
erobert  waren,  Lothringen  selbst  aber  mehrmals  ganz  in  französi- 
scher Gewalt  stand.  Der  Pyrenäische  Frieden  von  1659  brachte 
13  Gemeinden  der  Bar,  sowie  die  südlichen  l'heile  der  Kantone 
Diedenhofen  und  Metzerwiese  an  Frankreich  und  die  lothringischen 
Kämpfe  die  Herrschaften  Pfalzburg  und  Saarburg  durch  den  Frieden 
von  Vincennes  1661,   welcher  auch  alle  Orte  an  der  Strasse  nach 


38  I-   I-and,  Volk  und  Verwaltung. 

Strassburg  in  den  Besitz  Frankreichs  brachte,  wozu  für  denselben 
Zweck  1669  noch  die  Grafschaft  Kickingen  kam,  so  dass  Frankreich 
dadurch  in  unmittelbare  Verbindung  mit  dem  Elsasse  gelangte. 

Trotz  der  mehrfachen  und  langen  Besitznahme  Lothringens 
durch  Frankreich  gelangte  der  König  doch  auf  friedliche  Weise  in 
den  Besitz  des  Herzogthums,  indem  er  mit  dem  Hause  Oesterreich 
einen  Länderschacher  trieb  und  dem  Herzoge  Franz  Stephan  1735 
das  Grossherzogthum  Toscana  für  Lothringen  vertauschte.  Der 
Herzog  trat  1737  in  den  Besitz  von  Toscana,  Lothringen  aber 
wurde  auf  Lebenszeit  dem  entthronten  König  Stanislaus  Lesczjnski 
von  Polen  gegeben,  nach  dessen  Tod  im  Jahre  1766  es  ganz  an 
Frankreich  fiel. 

Nachdem  so  das  Hauptland  französisch  geworden  war,  erüb- 
rigte es  noch,  auch  die  zahlreichen  dazwischen  liegenden  deutschen 
Enclaven  zu  erwerben,  wofür  sodann  mehrere  Tauschverträge  ab- 
geschlossen wurden.  Der  Vertrag  vom  15.  Februar  1766  mit 
Nachtrag  vom  IG.  November  1770  mit  Nassau-Saarbrücken  brachte 
die  Grafschaft  Saarwerden  und  einige  andere  Gemeinden  an  Frank- 
reich und  der  Vertrag  vom  16.  Mai  1769  mit  der  Erzherzogin  Maria 
Theresia  von  Oesterreich  die  Herrschuft  RoMingen.  Ein  Gebietsaus- 
tausch erfolgte  ferner  am  1.  Juli  1778  mit  dem  Kurfürsten  von  Trier, 
am  27.  September  1781  ein  solcher  mit  dem  Grafen  von  Leyen 
und  weitere  dergleichen  vom  3.  April  1783  und  15.  November  1786 
mit  dem  Herzoge  von  Zweibrücken.  Dennoch  lag  aber  eine  An- 
zahl von  Enclaven  in  diesem  französischen  Gebiete,  wie  Dagsburg, 
Salm,  ein  Theil  von  Saarwerden,  Püttiingen  und  Kriechingen, 
welche  die  Franzosen  einfach  im  Jahre  1793  wegnahmen  und  end- 
lich durch  den  Frieden  von  Lüneville  endgültig  zugesprochen  be- 
kamen. 

Die  Pariaer  Frieden  vom  30.  Mai  1814  und  20.  November 
1815  rückte  die  Grunze  etwas  südlicher  von  der  Saar;  die  letzte 
Ausgleichung  mit  Deutschland  l)ezüghch  einiger  Gemeinden  und 
Distrikte  erfolgte  sodann  durch  die  Nachtragsverträge  vom  11.  Juni 
1827  und  21.  October  1829,  wodurch  Frankreich  einige  Gemeinden 
zurück  erhielt. 

li'iH  zur  Uevolutionszeit  bestand  noch  die  alte  Eintheilung  in 
das  Gebiet  der  drei  HisthünuT  (tnit  Met/.),  von  Lothringen  und  der 
Bar  und  erst  im  Jahre  17'.M)  wurden  die  Departemente  gebildet. 
Im  Juhre  1795  Iheille  daa  Direktorium  das  Moscldopnrtement  in 
65  Kantone  und  el)en8o  viele  AtlmlniflKiliona  iniinin'pnlvs  und  ju- 
ilicci  ili-  i'iii r,  welche  im  Juhre  1S(M)  diin  h  rnteriirüleeten ,   Miiires, 


5.    Zusammensetzung,  Eiutheilung.  39 

Adjunkten  und  Municipalräthe  ersetzt  wurden.  Im  October  18Ö2 
wurde  sodann  die  Zahl  der  justices  de  paix  auf  30  ermässigt  und 
durch  den  Frieden  von  1815  jene  der  Kantone  auf  27.  Die  neuere 
Eintheilung  des  Meurthe  -  Departements  stammt  ebenfalls  aus  der- 
selben Zeit. 

Seit  dieser  Zeit  blieb  die  Eintheilung  des  Landes  im  Wesent- 
lichen dieselbe,  und  es  zeugt  dies  dafür,  dass  die  Franzosen  we- 
nigstens in  diesen  Dingen  nicht  so  änderungssüchtig  waren,  wie 
sie  es  sonst  in  der  Politik  zu  sein  pflegen.  Nur  bezüglich  der  Bil- 
dung der  Gemeinden  herrschte  einmal  Schwanken,  indem  man  in 
den  dreissiger  Jahren  dem  Willen  der  Wähler  zu  sehr  nachgab 
und  wieder  mehr  selbstständige  kleine  Gemeinden  schuf.  Es  be- 
standen bis  zuletzt  im  jetzigen  Umfange  des  Landes  die  Arron- 
dissements  Metz,  Saargemünd,  Diedenhofeu,  Chäteau-Salins  und 
Saarburg  mit  32  Kantonen,  und  in  diesem  Bestände  wurde  das 
Land  durch  den  Friedensvertrag  vom  10.  Mai  1871  an  Deutsch- 
land abgetreten. 

Schon  am  21.  August  wurde  der  Bezirk  Deutsch -Lothringen 
gebildet  und  unter  ein  Generalgouvernement  gestellt,  am  0.  Juni 
1871  das  Gesetz  über  die  Vereinigung  von  Elsass-Lothringen  mit 
dem  deutschen  Reiche  verkündet  und  am  1.  Januar  1874  die 
deutsche  Reichsverfassung  im  Lande  eingeführt.  Durch  diesen 
Wechsel  der  Besitzverhältnisse  wurde  aber  nichts  in  der  Organi- 
sation der  Gemeinden  und  Kantone  geändert,  indem  nur  der  Kanton 
Audun-le-Roman  wegen  Nichtabtretung  seines  Hauptorts  den  Namen 
Fontoy  bekam.  Dagegen  traten  an  die  Stelle  der  Arrondissements 
und  Unterpräfekturen  Kreise  mit  Kreisdirektoren  und  die  Zahl 
derselben  im  Bereiche  des  bisherigen  Mosel-Departements  wurde 
um  zwei  vermehrt,  um  eine  grössere  Gleichförmigkeit  herzustellen. 
In  Folge  dessen  besteht  jetzt  der  Bezirk  Deutsch -Lothringen  aus 
folgenden  Kreisen  und  Kantonen : 


Hektaren  Areal. 

Gemeinden. 

Einwohner 
(incl.  Militär) 

L    Stadtki 

•eis  Metz   . 

648,68 

1 

51,332 

1.    Landkreis  Metz: 

Kanton 

Metz,  Land 

.      25,703,33 

38 

22,941 

T> 

Gorze     .     . 

14,540,50 

18 

16,737 

r 

Parge     .     . 

24,083,47 

35 

11,030 

V 

Verny    .    . 

25,01 9,S8 

38 

12,272 

m 

Vitiy       .     . 

zus 

19,022,16 

24 
153 

8,034 

108  309.44 

71,614 

40 


I.   Land,  Volk  und  Verwaltung. 


III.    Kreis  Bolchen: 

Hektaren  Areal. 

Gemeinden. 

Einwohner 
(incl.  Militär) 

Kanton  Bolehen      .     . 

22,705,68 

35 

15,513 

^        Busendorf  .     . 

24,326,12 

32 

17,271 

-.        Falkenberg     . 

24,482,38 
71,514,18 

32 
99 

14,951 

zus. 

47,735 

IV.    Kreis  Chäteau-Salins: 

Kanton  Chateau-Salins 

22,768,96 

35 

11,699 

Albesdorf  .     . 

19,832,29 

26 

10,712 

^        Deiine    .     . 

20,579,93 

36 

10,976 

Dieuze  .     .     . 

16,829,46 

23 

10,053 

„        Vic    ...     . 

17,232,16 

15 

9,361 

zus. 

97,242,80 

135 

52,801 

V.    Kreis  Diedenhofen: 

Kanton  Diedenhofen 

17,957,98 

21 

28,145 

„       Fontoy  .     . 

11,031,75 

11 

6,642 

«,        Kattenhofen    . 

24,563,00 

26 

16,181 

„        Metzerwiese 

23,675,14 

22 

12,599 

„       Sierck    .     . 

17,437,02 

19 

13,024 

zus 

~i»4,664,89 

99 

76,591 

Vi.   K  reis  Forbach: 

Kanton  Forbach 

14,385,67 

19 

20,529 

.,       Grosstännchen 

24,059,43 

32 

15,191 

Saaralben  . 

14,016,22 

14 

13,824 

.,       St.  Avold  . 

18,077,37 
~70,'538;69 

20 

85 

14,597 

zus 

64,141 

Vil.   Kreis  Saarburg: 

Kanton  Saarburg    .     . 

22,8rA),22 

25 

Hi,483 

^        Finstingen  . 

I9,05(;,33 

21 

1 1,442 

^        Lürchingen 

21,078,89 

18 

8,956 

„       Pfalzburg   . 

18,248,6t) 

2t  i 

17,761 

^        Ki.xingen     . 

19,590,18 

17 

7,815 

zus 

I0(I,824,2.S 

H»7 

"t52,457 

Vlll.  Kreis  SaargemUnd: 

Kanton  Saargetnilnd 

I7,h96.27 

•iT) 

24,193 

Bil.sch    .     . 

:U),  KM  1,34 

16 

15,348 

Kohrbach   . 

18,218,89 

15 

14,?22 

NVolmdnsIcr 

13,249,S7 

15 

8,8!  >8 

zus 

'M  ir.  . ::: 

71 

63,788 

tiesamuit/ahl      .     . 

t ' .              i 

750 

490,459 

6.    Bewohner 


41 


Die  Oberfläche  des  Bezirks  zerfällt  wieder  in  522,575,;2  Hekt. 
steuerpflichtiges  und  100,692,^7  Hekt.  nicht  steuerpflichtiges  Land. 
Das  erstere  besteht  aus  335,763  Hekt.  bestellbarem  Land,  64,333 
Hekt.  Wiesen,  5918  Hekt.  Weinland,  94,558  Hekt.  Wald,  7069 
Hekt.  Obstgärten,  7296  Hekt.  Heideland  und  nicht  bebaute  Fläche, 
3953  Hekt.  Teiche  oder  Weiher,  21  Hekt.  anderem  Land  und 
1858  Hekt.  überbautem  Land.  Das  nicht  besteuerte  Gelände  zer- 
fällt in  12,980  Hekt.  Strassen,  Wege  und  Plätze,  3001  Hekt.  Flüsse 
und  Bäche,  84,201  Hekt.  Forsten  und  nicht  ertragreiches  Staats- 
eigenthum  und  441  Hekt.  Kirchhöfe,  Kirchen  und  Pfarrgebäude. 


6.   Bewohner. 


Nach  der  Zählung  vom  December  1871  lebten  im  Bezirke 
Lothringen  474.316  Civileinwohner  und  16,143  Militärpersonen. 
Erstere  zerfielen  in  228,777  männliche  und  245,539  weibliche  Per- 
sonen, von  welchen  wieder  217,187  männl.  und  234,446  weibl. 
katholisch,  7042  männl.  und  6365  weibl.  evangelisch,  374  männl. 
und  331  weibl.  Mennoniten,  4174  männl.  und  4397  weibl.  Israeliten 
waren.  Die  Zählung  ist  zwar  vor  der  Option  gemacht  worden 
und  diese  hat  dann  im  Jahre  1872  wirklich  eine  grosse  Anzahl 
Lothringer  nach  Frankreich  zu  gehen  vermocht;  allein  nicht  nur 
ist  ein  Theil  davon  wieder  zurückgekehrt,  sondern  es  sind  auch 
sehr  viele  Deutsche  und  Luxemburger  eingewandert,  so  dass  der 
Unterschied  jetzt  wieder  ausgeglichen  sein  mag.  Es  leben  also  auf 
der  Geviertmeile  4338  Einwohner,  oder  es  kommen  auf  jeden  Be- 
wohner 1,3Q9  Hekt.  Land. 

Diese  Einwohnerzahl  ist  aber  sehr  verschieden  vertheilt,  wie 
nachfolgende  Uebersicht  zeigt,  wobei  die  Militärpersonen  wegge- 
lassen sind. 


Kantone. 


wohner  ™^""'- 


Stadt  Metz 


1 39,993 118,086 


weibl. 


Katholiken 


mänul. 


21,907|16,055 


weibl. 


E\angel. 
m.   I   w. 


19,927|134Ö|1153 


Mennon. ;  Israelit. 

.     m.  I  w. 


4    6731823 


Metz,  Laudkanton  122,771 
Gorze  ....  il6,737 
Fange  ....  11,630 
Verny  ....  12.272 
Vigy      ....  I  7,990 


71.400 


11,75711,014 


8,312 
5,776 
6,090 
3,920 


8,425 
5,854 
6.182 
4.070 


35,855|35,545 


11,23610,729  402 
8,156 1  8,320 
5,491!  5,612 
5.995;  6,11 ; 
3,813    3,972 


126 

139 

24 

12 


34.691  !34.750i  703 


174 
77 

115 

6 

13 


3^5 


8  I  6 


1131107 

29    28 

146  127 


57 
85 
453  404 


42 


I.    L.ind,  Volk  und  Verwaltung. 


Kantone. 


I   Ein- 
wohner 


männl.  i  weibl. 


Bolchen 
Busendorf . 
Falkenber? 


,15,390;  7,5011  7,889 
17,271  8,360  8,911 
14,9511  7,3591  7.592 


Katholiken 
männl.  I  weibl. 


7,235j  7.G50 
8,249|  8,799 
7,208:  7,479 


47.6 12  23.220  24.3^*2  22,692!23,928 


Evangel. 


46 
22 
10 


a 


31 

17 

3 


51 


Mennon. 
m.  I  w. 

"8 
4 


12 


19 


Israelit, 
m.  I  w. 

212J193 

85  91 
141,110 
4;  8  394 


Chäteau-Salins 
Albesdorf  .  . 
Delme  .  .  . 
Dieuze  .  .  . 
Yic   .... 


11.699 
110^712 
10,976 

10,053: 

9.361! 


5,b7ö 
5,051 
5,312 
4,772 
4.437 


6,024 
5,661 
5.664 
5^281 
4,924 


5,579;  5,939 

4,777  5,391 

5,145  5.4;>2 

4,512  5 '080 

4,273'  4,788 


42 
186 
19 
59 
41 


27 

189 

4 

64 

30 


52,801  25,2i7  27.554  24.346  26,690  347  i  314 


48;  50 

85    81 

147  168 

122125 

16  1102    90 


50  I  36  504  514 


12 


Diedenholeu 
Fontoy  .     . 
Kattenhofeu 
Metzerwiesc 
Sierck    .     . 


26,036  12,985il3.051:12.573  12,711 
I  6,642  3,332l  3^310  3,306  3.299 
16,181|  8,015  8,1661  7,914  8,094 
12,599  6,165!  6,434  6,032  6,297 
13,024   6,267    6.757;  6,131    6,628 


74,48236,764  37,718  35,956  37,029 


200 

23 

13 

7 

13 


256 


142 
7 
5 
4 

J2 

170 


211 

3 

88 

126 

123 

551 


198 

4 

67 

133 

117 

519 


Forbach  .  . 
Grosstännchen 
Saaralben  .  . 
St.  Awld  .     . 


20,529 
Sl5,191 
13,824 
44,315 


10,166  10,363 


7,336 
6,540 
6,853 


7,855 
7,284 
7,462 


,63,859:30,895132,964 


9,748 
7,161 
6,370 
6,683 


9,964 
7,684 
7,130 
7,297 


289 
20 
40 
91 


29,962132,075'  440 


259 
15 

30 

385 


126 
144 
123 
Jl 
454 


135 

148 

120 

67 

470 


Saarburg  . 
Finstingen . 
Lörchingen 
Pfalsburg  . 
Rixingen    . 


16.444!  7,732!  8,712 

in '442    5,356|  6,086 

8.956|  4.3021  4.654 

116,689    7,7281  8^961 

7,794   3,802  3,902 


7,215 
4,243 
4,198 
6,478 
3,680 


8,164 
4,863 
4,570 
7,612 
3,959 


186    1861  59 

9251008  30 

60      53'  44 

1014 1064|  4 

186   186  59 


572721305 


27158 

3l|  — 
6223 

2     2 


188 

279 
2 


;61,325|28,920|32,405;25,823  29,168|2299  2340  143il23:655|774 


Saargomünd 
Bitsch    .     . 
Rohrbach   . 
Wolmüiister 


23,876  U.TiO  12,6u6  10,434 


15,348 

14,.22 

8,898 


62,844 


(,360 
6,993 
4,167 


29,790 


(,988 
7,729 
4,731 


33,054 


6,198 
6,918 
4,112 


27,662 


11,-;  53 
6.788 
7,674 
4,664 


30,879 


3921  360 


1120 
35 
23 


1570 


1155 
25 
27 


1567 


112 


109 


425:478 


446 


19 
2 

499 


Bezüglich  der  Volksdichtigkeii  folgen  die  Kreise  also  auf  ein- 
ander: Forbach  mit  5008  Einw.  auf  eine  Geviertmeile  oder  1,,q4 
Hekt.  auf  einen  Einwohner,  Diedenhofen  4373  Einw.  oder  1,270 
Hekt.,  Saargemllnd  4370  Einw.  oder  1,264  ^le^t.,  Landkreis  Metz 
3()57  Einw.  oder  1,5,0  Hekt.,  Bolchen  3ü38  Einw.  oder  1,5^2  Hekt., 
Saarburg  3347  Einw.  oder  1,6)3  Hekt.,  CluUeau-Salius  '2.1)13  Einw. 
oder  1,652  Hekt. 

Ordnet  man  aber  die  einzelnen  Kantone  nach  der  Volk.sdiehtig- 
keit,  so  folgen  sie  in  dieser  Reihe: 

auf  1  Kinw. 
kommen  llokt. 
Diedenhofen     .     .     .      (»,()38 

Forbac  h O,«)!).") 

Saargeniünil     .     .     .      0,739 


Gorze      .     .     . 

nul  1  l'Iiiiw. 
kommen  (lükt 
.      .       0,H()8 

Snantllx'ii 

.     .      1,013 

IMiilzhurg     .     . 

.    .     I,l(^^ 

6.    Bewohner. 


43 


Landkanton  Metz 

Rohrbach 

St.  Avold 

Sierck 

Saarburg 

Busendorf 

Bolchen  . 

Metzerwiese 

Wolmünster 

Kattenhofen 

Grosstännchen 

Falkenberg  . 

Pontoy    .     . 


auf  I  Einw.  auf  1  Einw. 

kommen  Hekt.  kommen  Ilekt. 

1,120  Finstingen    ....  1,665 

1.237  Dieuze 1,674 

1.238  Vic 1,840 

1,338  Albesdorf    ....  1,851 

1^386  Delme 1,874 

1,408  Chateau-Salins     .     .  1,946 

1,463  Bitsch 1,961 

1,463  Verny 2,038 

1,489  Fange 2,070 

1,518  liörchingen  ....  2.353 

1,543  Vigy 2,365 

1,637  Rixingen     ....  2,493 
1,660 


Auch  in  dieser  Hinsicht  zeigt  sich  der  Unterschied  der  Natio- 
nalitäten als  erheblich,  denn  zuerst  kommen  die  deutschen  Kreise, 
zuletzt  aber  die  rein  französischen.  Die  Industriethätigkeit,  welche 
in  erheblichem  Masse  blos  in  den  Eisenwerken  und  Glasfabriken 
vertreten  ist,  übt  darauf  weniger  im  Allgemeinen,  als  in  lokaler 
Weise  Einfluss. 

Hinsichtlich  des  Unterschieds  der  Geschlechter  zeigt  sich  auch 
hier  die  regelmässige  Erfahrung,  dass  das  weibliche  Geschlecht  vor- 
wiegt, ausser  in  zwei  Kantonen,  wo  meistens  örtliche  Verhältnisse  ein- 
wirken.  Die  Kantone  reihen  sich  in  dieser  Hinsicht  also  in  Procenten : 


Metz    .     .     .     . 

mäniil. 

51,65 

weihl. 

48.35 

Grosstännchen 

mäniil. 

48.29 

weibi. 

51,61 

Fontoy     .     .     . 

50,13 

49,87 

Sierck  .     .     . 

48,12 

51,88 

Diedenhofen .     . 

49,87 

50,13 

Lörchingen    . 

48,03 

51,97 

Gorze  .     .     .     . 

49,66 

50,34 

Bitsch  .     .     . 

47,89 

52,11 

Fange  .     .     .     . 

49,66 

50,34 

St.  Avold      . 

47,87 

42,13 

Verny .     .     .     . 

49,62 

50,38 

Rohrbach .     . 

47,5(> 

52,50 

Kattenhofen  .     . 

49,53 

50,47 

Dieuze.     .     . 

47,46 

52,54 

Forbach    .     .     . 

49,47 

50,53 

Vic  .... 

47,39 

52,61 

Falkenberg   .     . 

49,22 

50,78 

Saaralben 

47,30 

52,70 

Vigy    .    .    .    . 

49,04 

50,96 

Saargemünd . 

47,-20 

52,80 

Bolchen    .     .     . 

48,93 

51,07 

Albesdorf.     . 

47,15 

52,85 

Metzerwiese  .     . 

48,93 

51,07 

Saarburg  .     . 

47,02 

52,98 

Rickingen      .     . 

48,79 

51,21 

Wolmünster. 

46,83 

53,17 

Chäteau-Salins  . 

48,50 

51,50 

Finstingen     . 

46,80 

53/20 

Busendorf     .     . 

48,40 

51,60 

Ffalzburg .     . 

46,30 

53,70 

Delme  .     .     .     . 

48,39 

51,61 

44  ^-    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

Man  wird  hier  bemerken ,  dass  im  Nordwesten  und  besonders 
im  Moselthale  das  männliche  Geschlecht  stärker  vertreten  ist  und 
dagegen  das  weibliche  im  Südosten  und  besonders  im  Saarthale 
sehr  zunimmt.  Es  beruht  dies  darauf,  dass  im  Moselthale  die 
Männer  leichter  und  mehr  Verdienst  finden,  dagegen  im  Saarthale 
weibliche  Beschäftigungen  wie  Strohflechten  vorherrschen  und  die 
männlichen  Personen  auswärts  ihr  Unterkommen  finden,  denn  wo 
nicht  Industrie  und  Waldwirthsehaft  vorherrscht,  ist  für  die  Männer 
in  der  Landwirthschaft  kein  sehr  reichlicher  Verdienst  zu  erlangen. 

Die  Unterschiede  bezüglich  der  Religionsverhältnisse  erklären 
sich  einfach  durch  die  Geschichte  des  Landes.  Die  Reformation 
hatte  im  Anfange  vielseitig  festen  Fuss  gefasst,  aber  wo  die  fran- 
zösische Herrschaft  im  sechszehnten  und  siebzehnten  Jahrhunderte 
obsiegte,  da  wurden  auch  die  Protestanten  auf  die  schmachvollste 
Weise  misshandelt  und  aus  dem  Lande  vertrieben.  Metz  verlor 
dadurch  den  Rest  seiner  unter  der  französischen  Herrschaft  noch 
sich  erhaltenen  Blüthe  des  Handels  und  über  ein  Dritttheil  seiner 
reichsten  und  besten  Einwohner.  Wo  die  Aufhebung  des  Edikts 
von  Nantes  nicht  so  consequent  durchgeführt  werden  konnte,  wie 
im  Saarthale  und  den  deutschherrlichen  Territorien,  konnte  sich 
eine  grössere  Anzahl  Protestanten  forterhalten,  obgleich  sie  auch 
hier  genug  Verfolgungen  auszustehen  hatten.  Erst  seit  der  Revo- 
lution von  178J*  bekamen  sie  wieder  mehr  Freiheit  zum  Aufath- 
men,  ober  der  Druck  der  katholisch -klerikalen  Herrschaft  lastete 
ungeachtet  dessen  bis  auf  die  neueste  Zeit  auf  denselben.  Die 
Mennoniten  sind  meistens  Landwirthe,  Gutspächter  oder  Müller 
und  haben  besonders  für  die  Verbesserung  der  Landwirthschaft  viel 
beigetragen,  wie  sie  denn  auch  den  Jiau  von  Klee  und  Kartoffeln 
zuerst  im  Lande  einführten.  Ihre  Anzahl  ist  aus  ähnlichen  Ursachen 
im  Südosten  inid  an  der  Saar  am  stärsten.  Die  L'^raeliten  sind 
in  fast  allen  Kantonen  vertreten,  wo  es  etwas  zu  hundein  gibt, 
und  daher  am  schwächsten  in  Fontoy,  Rixingen  und  Wolmünster, 
gar  nicht  in  Lörchingen.  Sie  waren  auch  früher  von  (Ion  'IVrri- 
torialherreii  geduldet,  weil  letztere  von  ihnen  crhebliclK'  Abgaben 
bezogen  und  sie  auch  gelegentlich  zur  Abschliessung  von  Anleihen 
liniuchten.  Vom  Volke  waren  sie  aber  noch  lange  nach  der  Re- 
volutionszeit zuriickgeselzt  und  verachtet ,  und  eigentlich  erst  die 
letzte  Nu{Hileonibclu'  Herrschiift  verhalf  ihnen  auch  im  äusseren 
\Ai\tfti  zu  vollHtändiger  Oloiclislclinrg.  soweit  dns  (rcsctz  solche 
gewtlhrtMi  kann. 

i'roteHliintrn  linden  »ich  jetzt  in  allen  Knntunen  und  sind  natür- 


6.    Bewohner.  45 

lieh  in  jenen  Landestheilen  am  zahlreielisten ,  ^^■elche  erst  zuletzt 
französisch  wurden.  Seit  1871  hat  ihre  Zahl  in  einzelnen  Orten 
erheblich  zugenommen,  wir  können  aber  nur  Ziffern  aus  diesem 
Jahre  zur  Vergleichung  bringen.  Hiernach  sind  die  zahlreichsten 
Protestanten  in  folgenden  Gemeinden :  Metz  2502,  Bärenthal  1691, 
Saargemünd  685,  Finstingen  562,  Hangweiler  379,  Wintersweiler 
346,  Posdorf  336,  Zillingen  336,  Mutterhausen  324,  Pfalzbutg  317, 
Forbach  306,  Diedenhofen  291,  Mittersheim  288,  Niederstintzel  277, 
Berlingen  269,  Wintersberg  260,  Mettingen  250,  Courcelles-Chaussy 
215,  Montigny  209,  Gorze  203,  Saarburg  203,  Helleringen  199, 
Schalbach  168,  Lixheim  152,  Bitsch  148,  Planti^res  146,  Avri- 
court  107.  Damals  waren  es  13,407  Protestanten,  jetzt  aber  wohl 
über  20,000. 

Mennoniten  sind  266  im  Kreise  Saarburg,  219  im  Kr.  Saar- 
gemünd, 86  im  Kr.  Chäteau-Salins  und  73  im  Kr.  Forbach.  Von 
den  zuerst  französisch  ge\\ordenen  Gegenden  wollten  sie  nichts 
wissen  und  blieben  ihnen  fern.     Im  Ganzen  sind  es  ihrer  nur  705. 

Die  Israeliten  haben  die  stärksten  Niederlassungen  in  Metz  1496, 
Saarburg  374,  Saargemünd  364,  Forbach  261,  Grossblittersdorf  221, 
Püttiingen  211,  Delme  200,  Hellimer  195,  Lixheim  194,  Bolchen 
191,  Diedenhofen  187,  Pfalzburg  185,  Dieuze  174,  Schalbach  173, 
Imling  159,  Frauenberg  135,  Bliesbrücken  124,  Louvigny  112, 
Niederwiese  112,  Kriechingen  110,  Büdingen  104,  Finstingen  100, 
St.  Avold  99,  Sierck  96,  Insming  92,  Mittelbronn  91,  Bionville  88, 
Chäteau-Salins  88,  Ennery  85,  Ueckingen  85,  Steinbiedersdorf  80, 
Tragny  79,  Hayingen  79,  Metzerwiese  75,  Busendorf  75,  Courcelles- 
Chaussy  74,  Vic  71,  Gosselming  62,  Donnelay  60,  Liocourt  59, 
Gorze  57,  Montigny  47.     Im  Ganzen  sind  8571  Juden  vorhanden. 

Bezüglich  der  Abstammung  der  Einwohner  genügt  bei  einer 
Reise  durch  das  Land  ein  einfacher  Blick  auf  die  Landleute,  ihre 
Haare  und  Augeufarbe  und  ihren  Gesichtsschnitt.  Wir  werden 
später  bei  der  Betrachtung  der  Häuser  und  Familien  bezüglich  des 
sprachlichen  Unterschieds  nähere  Berechnungen  geben;  betrachten 
wir  aber  die  Leute  nach  ihrer  Abstammung,  so  reduciren  sich  die 
Ziffern  für  den  französischen  Theil  sehr  gewaltig.  Auch  an  der 
ganzen  Sprachgränze  wohnen  noch  weit  hinein  deutsche  Abkömm- 
linge, welche  durch  die  Verhältnisse  nach  und  nach  verwelscht  sind, 
besonders  aber  in  den  paar  Städten  und  grossen  Ortschaften,  und 
diese  werden  mit  der  Zeit  ebenso  wieder  für  die  deutsche  Sprache 
zurück  zu  gewinnen  sein,  wie  nur  Zwang  und  zeitweise  Vortheile 
sie  zur  französischen  Sprache  gedrängt  hatten.     In  einer  nicht  ge- 


4G  !•  Land,  Volk  und  Verwaltung. 

ringen  Anzahl  Orte  dieser  Zone,  wo  man  seit  Jahren  selten  einem 
deutschen  Worte  oder  Sprachanklange  öfFentlich  mehr  begegnete, 
taucht  jetzt  die  deutsche  Sprache  wieder  auf,  die  nach  und  nach 
aus  Kirche  und  Schule  verdrängt,  sich  in  die  Kreise  des  häushchen 
Lebens  zurückgezogen  hatte  und  auch  dort  allmählig  zu  ver- 
stummen drohte,  indem  die  Jugend  aus  Kasernen,  Werkstätten 
und  Diensthäusern  das  ihr  aufgedrängte  Französisch  auch  dahin 
zurücktrug.  In  allen  Flurkarteu  und  Grundverzeichnissen  finden 
wir  die  deutschen  Namen  noch  bis  zur  Mosel  und  zwar  ziemlich 
weit  herauf,  und  erst  die  Kriege  des  sechszehnten  und  siebzehnten 
Jahrhunderts,  welche  das  ganze  Land  furchtbar  verödeten,  nament- 
lich das  Seillegebiet,  veranlassten  die  Einwanderung  von  Picarden 
und  Wallonen,  und  somit  des  französischen  Elements,  das  noch 
weit  mehr  Nahrung  fand  durch  die  häufige  und  lange  Anwesen- 
heit französischer  Armeen,  die  späteren  zahlreichen  Besatzungen 
und  dann  durch  den  Einzug  sehr  zahlreicher  französischer  Beamten, 
Angestellten,  Pensionäre  und  Rentiers,  die  in  dem  dünn  l)evöl- 
kerten  Lande  sich  billig  ankaufen  konnten  und  dazu  dann  noch 
mehr  in  der  Revolutionszeit  die  Confiscation  der  Emigrantengüter 
und  Verkauf  der  Kloster-  und  Staatsgüter  benützten.  Deutsche 
Einwanderer  kamen  nur  in  geringer  Zahl,  um  Bergbau  zu  betrei- 
ben, verliessen  aber  das  Land  bald  wieder;  auch  kamen  Schweizer 
und  Tyroler  in  kleiner  Anzahl.  Die  Regierung  begünstigte  eben 
die  deutsche  Einwanderung  nicht,  weil  sie  befürchtete,  damit  auch 
protestantische  oder  freisinnige  Elemente  herein  zu  bekommen. 

Noch  ein  anderes  Element  ist  im  Lande  vertreten,  bei  Bitsch 
(Bärenthal)  und  in  den  Vogesen  bei  Saarburg.  Im  vorigen  Jahr- 
hunderte gab  es  nämlich  hier  ziemlich  viele  Zigeuner,  die  bald  da, 
bald  dort  ihre  Wohnstätte  aufschlugen  und  theiivveise  in  Baracken 
lebten.  Seit  1803  wurden  sie  genöthigt,  feste  Wohnsitze  zu  wählen 
und  in  Folge  dessen  wanderten  viele  derselben  fort  und  nur  ein 
sehr  kleiner  Theil  wurde  sesshaft  und  treibt  Ackerbau  und  Ge- 
werbe, oder  zieht  als  Händler  und  Kesselflicker  umher.  Die  in 
neuerer  Zeit  in  deutschen  illustrirleii  Zeitschriften  abgedruckten 
Skizzen  von  Zigeunerlagern  in  Lothringen  sind  reine  Phantasie- 
bilder. IHe  Zigeuner  sprechen  alle  deutsch  und  sind  auch  aus 
deuj  Osten  eingewandert,  weil  sie  in  frnnzösisehen  Ländern  mehr 
.Al*erglaul)e  für  ihre  Zwecke  zu  finden  glaubten  al«  in  Deutschland 
noch  l>esteht.  ^ 

'  Viville  ihi'illc  1817  folgcrKlc  Wnrto  auh  ilirer  Zigouncmpraohe  mit:  Mark 
-  Itrod,  Umii«!  =:  WaMcr,  Mol  —  ^Vl>ln,  Munru  und  Mm  —  Fleisch,  guw,  gnl 


6.   Bewohner.  47 

Bezüglich  der  Bewegung  der  Bevölkerung  lassen  uns  die  Ziffern 
aus  früherer  Zeit  im  Stich,  da  genaue  Angaben  aus  gleicher  Zeit 
und  aus  allen  Theilen  des  Landes  nicht  vorliegen.  Es  war  durch 
die  Kriege  des  sechszehnten  und  siebzehnten  Jahrhunderts  sehr 
herunter  gekommen  und  verödet  und  auch  später  litt  es  als  Gränz- 
land  sehr  viel,  so  dass  erst  nach  der  Restauration  ein  erheblicheres 
Anwachsen  der  Einwohnerzahl  durch  Geburtsübersjhüsse  eintrat. 
Berechnet  man  nach  der  jetzigen  Gestaltung  des  Landes  die  Be- 
völkerungsziffer für  1842,  so  ergibt  sich  eine  Gesammtzahl  von 
514.203  Personen;  da  nun  1871  die  Zählung  sich  auf  474,316  Per- 
sonen belief,  so  stellt  sich  seither  eine  Verminderung  von  3^,897 
Personen  heraus.  Von  dieser  Abnahme  treffen  lü,8G7  Personen 
auf  das  frühere  Meurthe-  und  20,020  Personen  auf  das  Mosel-De- 
partement, wornach  also  die  Abnahme  viel  bedeutender  in  ersterem 
als  im  letzteren  war.  Man  darf  übrigens  diese  Verminderung  nicht 
ganz  dem  Uebergange  des  Landes  an  Deutschland  zuschreiben,  zu- 
mal die  Folgen  der  Option  sich  erst  ein  Jahr  nach  dieser  Zählung 
zeigten.  Vielmehr  hatte  der  Krieg  schon  dieselbe  verursacht,  denn 
derselbe  consumirte  nicht  blos  viele  Menschen,  sondern  zog  auch 
viele  ins  Innere  von  Frankreich.  Verminderungen  der  Volkszahl 
im  Mosel -Departement  waren  gerade  auch  in  den  letzten  Jahren 
vorgekommen,  und  zwar  theils  in  Folge  der  Epidemien  von  1854, 
1855  und  1859  und  theils  durch  den  Krimkrieg.  So  betrug  da- 
selbst die  Volksabnahme  von  1852  bis  185G  8532  Personen  und 
von  da  bis  1861  4695  Personen.  Später  nahm  die  Einwohnerzahl 
bis  1866  zwar  wieder  um  7500  Personen  zu,  aber  es  blieb  dies 
weit  hinter  den  früheren  Ziffern  zurück,  wo  z.  B.  die  Zunahme 
1836—42  13,062,  1847—52  11,597  und  gar  1821—26  32,727  be- 
trug. Neben  dem  Zug  der  jungen  Leute  nach  dem  Innern  Frank- 
reichs, wo  sie  mehr  Geld  verdienten,  hnt  auch  die  wirthschafiliche 
Gestaltung  des  Landes  viel  zu  diesen  Veränderungen  mitgewirkt. 
Die  Giiterzerstückelung  ist  fast  schon  zu  weit  gediehen  und  reicht 
vielfach  zu  einer  tüchtigen  Bauernwirthschaft  nicht  mehr  aus;  es 
fehlt  an  ländlichen  Arbeitskräften  zur  Zeit  der  Ernte,  und  nament- 
lich das  Vorherrschen  der  Pferdehaltung  verhindert  eine  gute  Ent- 
wickelung  der  Viehzucht  zur  Gewinnung  von  Milch,  Butter  und 
Käse   und   zur   Mästung,    wodurch  mehr   Menschen  eine   leichtere 

=  Dorf,  Ker  =  Haus,  Love  =  Geldstück,  Tschowo,  Tschabo  =  Kind,  Raclo, 
Rackljo  =  Knabe,  Tschei,  Tschay  =  Mädchen,  Hatchenly  =:  Branntwein,  Lavina 
=  Bier,  Matrely  =  Kartoffel,  Roum  =  Mann,  Roumin  =;  Frau,  Schoury  =  Messer, 
Koro  =  Stadt  u.  s.  w. 


43  I-    I-ainU  Volk  uml  Verwaltung. 

Ernährung  fänden.  Von  einem  liihrigen  Gewerbsbetrieb  Ist  kaum 
da  und  dort  die  Kede  und  für  grossere  Gewerbe  und  Industrie 
fehlt  es  an  Kapital  und  Unternehmern,  so  dass  der  Verdienst 
ausser  der  Landwirthschaft  gering  ist. 

\Vie  schon  erwähnt,  stammten  die  Einwohner  zum  grössten 
Theile  von  Deutschen  ab  und  nur  ein  Theil  aus  Vermischung  oder 
ganz  aus  französischem  Bhite.  Die  Stadt  Metz  hat  eine  sehr  bunt 
gemischte  Bevölkerung  und  besteht  zumeist  aus  eingewanderten 
französischen  Familien,  da  die  alten  Familien  bei  der  Besitznahme 
durch  Frankreich  grösstentheils  auswanderten.  Das  niedere  Volk 
daselbst  besteht  meistens  aus  kleinen,  unansehnlichen,  theihveise 
scrophulösen  Leuten  von  schwacher,  oft  kränklicher  Natur,  wie 
dies  die  Wohnung,  Beschäftigung  und  Lebensweise  mit  sich  bringt. 
Bei  besserer  Stellung  sind  die  Leute  auch  kräftiger  und  stärker, 
von  mittlerer  Grösse,  guter  Gesichtsfarbe,  kastanienbraunen  Haaren 
und  blauen  Augen,  sowie  von  einem  regeren,  fast  sanguinischen 
Temperament.  In  Altlothringen  sind  sie  etwas  grösser  und  stärker, 
in  den  Weinbaugegenden  auf  dem  linken  Moselufer  aber  meistens 
klein.  Man  gibt  die  mittlere  Grösse  zu  1  M.  625  bis  zu  2  M.  800 
an.  Die  Frauen  pflegen  von  mittlerer  Statur  und  guter  Gesund- 
heit zu  sein;  ihre  Züge  sind  nicht  regelmässig,  aber  viele  haben 
ein  frisches  Teint,  eine  angenehme  Physiognomie  und  gefällige 
Formen.  Sie  sind  leichter  erregbar  und  oft  von  recht  sanguini- 
scher Natur.  Ihre  Reife  beginnt  sich  mit  dem  13 — 15.  Jahre  zu 
entwickeln.  Auf  dem  linken  Moselufer  sind  sie  von  brauner  Haar- 
farbe, ziemlich  begabt,  geschickt  zur  Arbeit  und  im  Umgange 
freundlich  und  gefällig,  in  der  Unterhaltung  heiter  und  schalkhaft, 
in  Bezug  auf  ihre  Interessen  abgefeimt.  Sie  sind  etwas  ruhiger 
und  besonnener  als  die  Stock franzosen,  auch  nicht  so  überschwäng- 
lich  und  schwindelhaft,  in  der  Landwirthsciiaft  fleissig  und  zähe, 
im  Verkeiirsleben  vorsichtig  und  berechnend  und  auch  in  geistiger 
Hinsicht  etwas  mehr  gelelirig.  Auf  dem  rechten  Ufer  herrschen 
sofort  die  blonden  Haare  vor,  die  französische  Lebhaftigkeit  ist 
durch  das  deutsciie  Phlegma  gemildert,  die  Leute  sind  hunnui, 
gastfreundlich,  on'enherzig,  hangen  selir  an  ihrem  Hause  und  den 
überlieferten  (Jewohnheilen  und  lassen  sich  nicht  so  leicht  fort- 
reissen,  was  uIh-T  auch  manchen  Fortschritt  henunl.  Im  liilHcher 
I^nd  und  den  l>euachburlen  Gebirgsgegenden  herrscht  noch  eine 
gewisse  Kohheit  der  Sitten  und  Grobheit  vor.  Die  Leute  sehen 
trübselig,  glcichgilllig,  fast  uncni|>fiingli(-h  aus  und  nur  im  l'rinUcn 
werden  sie   munter,  geralhen   aber    leicht    in    /orn    inul   gerathen 


C.    Bewohner.  49 

gern  in  Händel.  Auf  diese  Körper-  und  Charakterbildung  hat  üb- 
rigens auch  die  Art  der  Nahrung  vielen  Einfluss.  Wo  Getreide- 
bau vorherrscht,  da  zeigt  sich  mehr  physische  Kraft  und  Fähigkeit 
zu  sorgfältiger  Betreibung  der  Industrie,  als  wo  man  mehr  von 
Kartoffeln  und  Hülsenfrüchten  lebt.  Sehr  herabgekommen  erscheint 
die  Bevölkerung  in  den  tief  eingeschnittenen  Gebirgsthälern  der 
Vogesen,  bei  üagsburg  und  Lörchingen,  wo  die  Leute  von  rauher 
Holz-  und  Waldarbeit  leben  und  auch  geistig  verkümmern,  wie 
denn  auch  daselbst  der  Aberglauben  noch  seine  reichste  Brutstätte 
besitzt.  Die  Frauen  zeigen  in  den  Thälern  der  Saar,  Blies  und 
des  Bitscher  Lindes  mehr  frische  und  reg€lmässige  Züge,  sind  aber 
auch  weniger  lebhaft.  Ausserdem  entstellt  sie  ihre  'J'racht  sehr, 
indem  dieselbe  die  Taille  ganz  unnatürlich  erscheinen  lässt;  die 
eben  so  hässlichen,  helmartigen  Hauben  sind  im  Verschwinden  be- 
griffen. Lebendiger  sind  sie  an  Mosel  und  Seille  und  hier  wissen 
sie  auch  sich  schmucker  zu  kleiden.  Aber  auch  da,  wo  Weinbau 
getrieben  wird,  zeigt  sich  der  ungünstige  Einfluss  desselben  auf 
die  Entwickelung  der  Formen.  —  In  den  westlichen  Gegenden 
zeigen  sich  die  Leute  auch  zum  Lernen  geschickter,  urtheilen 
besser  und  fassen  leicht  auf,  wie  denn  aus  diesem  Tlieile  schon 
mancher  tüchtige  Mann  hervorgegangen  ist,  freilich  aber  nicht  von 
sehr  hei'vorragender  Art.  Hier  greift  man  auch  besser  das  In- 
dustrieleben und  dessen  mannigfaltige  Arten  der  Arbeit  an  und 
ist  der  Handel  besser  entwickelt.  Industrie  und  Handel  treten 
dagegen  im  Osten  zurück  und  selbst  der  Ackerbau  wird  weniger 
ergiebig;  die  Zunahme  der  Bevölkerung  nöthigt  daher  die  Leute 
oft  zu  Beschäftigungen  und  Arbeiten,  welche  sich  weniger  mit 
ihrem  Körperbau  und  ihren  natürlichen  Anlogen  vereinbaren.  Sie 
verrichten  diese  aber  in  der  Kegel  gern  und  pflichtgetreu,  und 
diese  Umstände  machten  auch,  dass  aus  ihnen  so  viele  Douaniers 
und  Militäreinsteher  hervorgegangen  sind.  Die  besten  Beweise  für 
diese  Charakterisirung  der  verschiedenen  Gegenden  und  Bewohner 
lieferten  die  Ergebnisse  des  Militär- Aushebungsgeschäfts  in  den 
Jahren  1872—74. 

Zur  Zeit  der  deutschen  Herrschaft  sah  es  hinsichtlich  mancher 
Culturverhältnisse  besser  aus,  auch  verbreitete  sich  hier  die  Refor- 
mation sehr  rasch;  aber  diese  Bewegung  wurde  alsbald  mit 
Feuer  und  Sehwert  und  durch  die  Verbreitung  culturfeindlicher 
Klöster  unterdrückt  und  eine  dichte  Finsterniss  über  das  Land  ver- 
breitet. Es  herrscht  daher  ungemein  viel  Aberglauben,  wo  irgend 
dazu  Gelegenheit  gefunden  wurde,  errichtete  man  eine  Wallfahrts- 

Ilulin,  Deutsch -Lothringen.  4 


50 


I.   Land .  Yolk  und  Verwaltung'. 


Station,  und  leider  drang  dieser  Verdummungsprocess  sogar  bis  in 
die  besten  Schichten  ein.  Es  hat  daher  in  geistiger  Hinsicht  Loth- 
ringen in  den  lezten  Jahrhunderten  nichts  Bedeutendes  hervor- 
bringen können,  und  was  sich  nur  einigermassen  über  die  Mittel- 
mässigkeit  erhob,  verdankte  dies  der  Ausbildung  und  dem  Aufent- 
halte ausserhalb  Lothringens,  denn  in  Metz  selbst  konnten  sie 
weder  eine  weitere,  höhere  Ausbildung  erhalten,  noch  sich  in 
einem  Wirkungskreise  emporschwingen.  Wer  in  Metz  blieb,  be- 
kundete dadurch,  dass  er  auch  keine  Ilotlnung  auf  Emporkommen 
habe. 

Bei  der  Zählung  von  1871  sind  auch  einige  abnormale  A^er- 
hältnisse  berücksichtigt  und  darüber  Zitrern  gegeben  worden.  Es 
sind  dies  die  Zahlen  der  Blinden ,  Taubstummen ,  Blödsinnigen  und 
Irrsinnigen.  Es  folgen  dieselben  nach  den  einzelnen  Kantonen  und 
Geschlechtern : 


Stadt  Metz     .     . 

Gorze  .  .  . 
Metz,  Landkanton 

Fange  .     .  . 

Verny  .     .  . 

VJgy    .    .  . 

Bolchen  .  . 
Busendorf 

Falken berg  . 

Albesdorf.     . 
Chateuu-Sulins 
Üelme  .     .     . 
Dieuze .     .     . 
Vic  .... 

Diedenholen  . 
Fotitoy.  .  . 
Kattenhofen  . 
Met/.erwiese  . 
Si«'rck  .     .     . 

Korbacli     .     . 
GroHRlännchen 
Sanralben.     . 
St.  Av(»ld.     . 


Blinde     Taubstumme  Blöilsiuuige       Irre 
niännl.  weibl.  männl.  weibl.  männl.  weibl.  männl.  weibl. 

10      17      15      11       17      34      3        7 

13 
(> 
G 

H 


8 
6 
() 

5) 
5 

8 
7 
(i 

vz 

7 
3 
1) 
4 

:» 
4 
b 


(i 

() 

4 

13 

13 

11 

14 

0 

14 

12 

14 

10 

2 

2 

3 

9 

4 

IG 

2 

— 

1 

3 

1 

1 

G 

5 

1 

1 

3 

2 

() 

5 

(> 

— 

— 

8 

9 

5 

9 

10 

5 

4 

6 

11 

12 

15 

8 

3 

3 

4 

14 

11 

12 

3 

4 

4 

4 

7 

1 

11 

9 

3 

7 

5 

9 

7 

11 

it; 

— 

1 

t) 

.5 

r> 

7 

4 

2 

1 

6 

5 

t) 

9 

4 

— 

3 

() 

\2 

1 

11 

10 

— 

— 

s 

11 

t; 

s 

12 

1 

— 

1 

(i 

— 

(> 

5 

2 

1 

t 

II 

!> 

14 

11 

5 

— 

i") 

il 

14 

ii; 

11 

2 

4 

-1 

8 

C 

c 

i; 

I 

3 

, ) 

.> 

11 

1 1 

12 

1 

II 

7 

13 

10 

15 

11 

4 

3 

3 

ir> 

4 

H 

12 

3 

G 

s 

s 

C 

11 

1 

1 

2 

6.    Bewohner. 


51 


Blinde     Taubstumme   Blödsinnige       Ivre 
männl.  weibl.  männl.  weibl.  iiiännl.  weibl.  niiinnl.  weibl. 


Finstingen 
L()rchingeii 
Pfalzburg  . 
Rixingen  . 
Saarburg  . 
Kil^ch  .  . 
Kohrbacb  . 
SaargemUnd 
Wolmünster 


() 
7 
4 
7 

11 
4 

12 
3 


10 

4 
1 

4 
:} 
4 
S 
1 


o 
3 
i) 
3 

(i 

1*2 

15 

15 

2 


7 
1 
ü 
5 
18 
10 
2 


12 

4 

9 

4 

11 

17 

13 

11 


8 
9 
2 

7 

10 
6 
9 
4 


Ganz  Lothringen  .  .  229  173  275  20H  :341  382  87  104 
Hierzu  ist  zu  bemerken,  dass  zu  Gorze  das  Landarmen-  und 
Invalidenhaus  ist,  wesshalb  dieser  Kanton  in  dieser  Uebersicht  mit 
stärkeren  Ziffern  erseheint.  Ausserdem  hat  der  Bezirk  seine  Irren 
vorläufig  noch  im  Irrenhaus  Mareville  bei  Nancy  untergebracht 
und  fehlen  daher  die  betreffenden  Personen  in  dieser  Uebersicht. 
Von  besonderer  Erheblichkeit  ist  von  dieser  Tabelle  blos  die  Ab- 
theilung der  Blödsinnigen  und  Kretinen ,  weil  sie  für  die  betreffende 
Gegend  einen  gewissen  Massstab  zur  Beurtheilung  der  Gesund- 
heitsverhältnisse gibt.  Nach  der  Stärke  der  Ziffern  folgen  sich  die 
Kantone  in  dieser  Reihe,  indem  ein  Blödsinniger  kommt  auf 
Pfalzburg      .     .     .     1517  Einw.      Vigy 726  Einw. 


Diedenhofen  .  .  1301 
Saargemünd  .  .  1193 
Veruy      .     .     .     .     1115 


oici  v;i\ 

Delme      .     .     .     . 

997 

Falken  berg  .     .     . 

990 

Öaarburg.     .     .     . 

967 

St.  Avold     .     .     . 

954 

Land  bezirk  Metz  . 

948 

Wolmünster      .     . 

889 

Bolchen   .... 

810 

Forbach  .... 

789 

Metz,  Stadt      .     . 

784 

Kohrbach      .     .     . 

774 

Dieuze     .... 

773 

Kixingen  . 
Saaralben  . 
Lörchingen 
Kattenhofen 
Pange  .  . 
Gorze  .  . 
Fonto}' .  . 
Grosslännchen 
Finstingen . 
Bitsch  .  . 
Albesdorf  . 
Busendorf . 
Vic  .  .  . 
Chäteau-Salins 
Metzerwiese  . 


708 
691 
688 
647 
646 
643 
603 
584 
572 
568 
535 
533 
445 
433 
419 


Die  Entstehungsursachen  dieser  Verhältnisse  sind  auch  für  die- 
selben wie  anderwärts. 


52  !•    Lauft 7  Volk  und  Verwaltung-. 

7.  SprachverscMedenheit. 

Eine  der  wichtigsten  und  lehrreichsten  Betrachtungen  ge- 
währen die  Sprachverhältnisse  des  Bezirks,  worüber  schon 
Mancherlei  geschrieben  wurde,  was  kurz  vor  der  Zurückerwerbung 
von  Deutsch -Lothringen  in  verschiedener  Hinsicht,  soweit  man  die 
Sache  mehr  von  der  Oberfläche  betrachtete,  seine  Hichtigkeif  hatte, 
bei  schärferem  Kachsehen  und  eingehenderer  Untersuchung  jedoch 
verschiedene  Berichtigungen  erfordert  hätte.  Von  Seiten  der  deut- 
schen Regierung,  welche  einen  mehrjährigen  Zeitraum  bis  dahin 
fetssetzte,  wo  die  deutsche  Sprache  alleinige  Amtssprache  weiden 
soll,  ist  für  den  vorübergehenden  Zustand  und  die  inzwischen  ein- 
zuhaltende Amtspraxis  ein  Verzeichniss  aufgestellt  worden,  wornach 
von  den  750  Gemeinden  369  der  deutschredenden  Bevölkerung  an- 
gehörten und  in  381  Gemeinden  entweder  nur  französisch  gesprochen 
oder  beide  Sprachen  verstanden  und  gehandhabt  wurden.  Diese 
Zahlen  würden  aber  einen  ganz  falschen  Begriff  von  dem  wirk- 
lichen Thatbestande  geben,  wenn  man  nicht  zugleich  auch  die 
Zahl  der  betreffenden  Bevölkerung  mit  in  Betracht  zieht.  Nach 
der  von  uns  an  anderer  Stelle  gegebenen  Aufstellung,  wobei  die 
Stadt  Metz  ganz  ausser  Rechnung  gelassen  ist,  weil  daselbst  die 
Sprachverhältnisse  noch  nicht  ganz  zifl'ernmässig  festgestellt  werden 
können,  sind  von  der  Bevölkerung  258,CU5  Personen  dem  deutschen 
und  175,708  Personen  dem  französischen  Sprachgebiete  angehörig, 
was  also  dem  obigen  Verhältnisse  bereits  eine  ganz  andere  Ge- 
stalt gibt,  weil  hiernach  das  deutsche  Element  bedeutend  über- 
wiegt, wie  ja  auch  schon  ein  Bild  auf  das  betrelfende  Territorium 
beider  Gebiete  zeigt.  Die  Differenz  beider  Berechnungen  gründet 
sich  nämlich  vorzugsweise  darauf,  dass  im  französischen  Sprach- 
gebiete mehr,  aber  fast  lauter  kleine  Gemeinden  liegen,  wie  unsere 
Uebersicht  zeigt,  im  deutschen  aber  die  Genieiiiden  gn)S8er  und 
bevölkerter  sind. 

Gemeinden,  wo  man  das  Französische  ganz  und  gar  nicht 
versteht,  gab  es  schon  lange  nicht  mehr,  denn  die  französische 
Sprache  war  als  die  ofllzielle  eingeführt,  alle  (u'setze,  \'erord- 
nungen,  Bekanntmachungen,  ^'er\valtung8-  und  Gerichtsakten  mir 
in  franzÖHischer  Sprache  abgefasst  und  überall  mussten  Beamte, 
Lehrer  und  (ieistliche  dtis  Fran/ÖHischc  ver.stehcn  und  diene  SpriK'lie 
handhaben.  Auch  gingen  fast  alle  Handelsverbindungen  nur  nach 
Frankreich,  w<ihin  auch  die  Jugend  theiis  als  Militttrs,   theils  in 


7.    Sprachverschiedenheit.  53 

Dienste  als  Knechte  und  Mägde,  in  Comptoirs,  Werkstätten  und 
als  Arbeiter  und  Bedienstete  der  Eisenbahnen  und  sonst  in  grosser 
Zahl  kamen  und  so  die  französische  Sprache  als  ihre  angewohnte 
Umgangssprache  in  ihre  Heimath  zurückbrachten.  Nur  in  den 
Bauerndörfern  und  als  Sprache  am  heimischen  Herde  und  in 
Herzensangelegenheiten  erhielt  sich  die  deutsche  Sprache  zäher, 
besonders  in  den  Gränzorten,  wo  natürlich  dieselbe  im  täglichen 
Verkelhe  gehandhabt  werden  musste.  Allein  bei  der  Fortdauer 
der  französischen  Herrschaft  wäre  eine  allmählige  Unterdrückung 
der  deutschen  Sprache  sicher  zu  erwarten  gewesen,  zumal  die 
Regierung  nach  diesem  Ziele  hin  Alles  that,  was  in  ihrer  Kraft 
stand,  und  sogar  schon  im  Jahre  1822  die  Akademie  von  Metz 
ihren  französirenden  Eifer  so  weit  trieb,  dass  sie  eine  Preisfrage 
dafür  ausschrieb,  wie  am  besten  und  sichersten  die  französische 
Sprache  in  den  noch  deutschredendeu  Orten  an  Stelle  des  Deutschen 
eingeführt  werden  könne,  auf  welche  Frage  allerdings  wenig  Ver- 
nünftiges einlief,  aber  schon  als  Radikalmittel  vorgeschlagen  wurde, 
Gemeinden,  wo  man  noch  deutsch  rede,  mit  einem  Steuerzuschlage 
zu  beglücken,  der  erst  aufhören  solle,  wenn  Alles  französisch  spreche. 
Dazu  kam  noch  der  Umstand,  dass  es  den  Leuten  nach  und  nach 
an  deutschen  Zeitungen  und  deutscher  Lektüre  gänzlich  fehlte  und 
daher  dieselben  weder  französisch  noch  deutsch  lesen  und  schreiben 
konnten,  so  dass  von  gewissem  Standpunkte  aus  der  Archivar 
Lepage  in  Nancy  1843  nicht  ganz  Unrecht  hatte,  wenn  er  meinte, 
mit  der  Verbreitung  der  französischen  Sprache  werde  auch  das 
Landvolk  civilisirter,  denn  da  hätten  sie  doch  etwas  gelesen,  z.  B. 
auch  über  Landwirthschaft  und  andere  nützliche  Dinge,  während 
sie  bisher  von  allem  solchen  geistigen  Verkehre  abgeschnitten  waren 
und  man  bei  allen  Buchhändlern  des  Landes  vergebens  nach  deut- 
schen Büchern,  mit  Ausnahme  etwa  von  Katechismus  und  Gebet- 
buch, fragen  konnte,  ohne  etwas  zu  linden. 

Li  der  Gegend  zwischen  Nied  und  Mosel  herrschte  zwar  schon 
seit  Jahrhunderten  das  romanische  Idiom  ziemlich  vor,  aber  man 
verstand  noch  bis  Toul  und  Verdun  deutsch  und  die  eigentliche 
Romanisirung  des  Landes  begann  schon  unter  Ludwig  XIV.  Früher 
hatten  sich  die  Einwohner  ganz  und  gar  nicht  zu  Frankreich  ge- 
rechnet, und  selbst  französische  Historiker  erwähnen  es  ausdrück- 
lich, dass  die  in  der  Diöcese  Toul  gebürtige  Jungfrau  von  Orleans 
bei  ihrem  Weggange  nach  Orleans  erklärte:  „ich  werde  nach 
Frankreich  ziehen,  um  es  zu  retten."^  Noch  heute  finden  w^ir  in 
den  ganz  französisch  gewordenen  Gemeinden  Flurbenennnngen  mit 


54  !•    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

acht  deutschen  Nameu,  und  solche  sind  auch  noch  in  vielen  jetzt 
französischen  Ortsnamen  unschwer  zu  erkennen.  Metz  selbst,  dessen 
Namen  eine  deutsche  Endung  (tz)  hat,  welche  sich  mit  dem  Fran- 
zösischen gar  nicht  verträgt,  war  in  alter  Zeit  wenigstens  zwei- 
sprachig, und  selbst  manche  Strassennamen  erinnern  an  das  Deutsche. 
So  haben  die  rue  Chandellerue,  rue  Chapellei-ue,  rue  Fournirue, 
rue  Jurue,  rue  Nexirue  und  rue  Vincentrue  das  doppelte  rue  vor 
und  am  Ende  des  Namens  nur  daher,  dass  der  Namen  einfach 
aus  dem  Deutschen  übersetzt  wurde,  z.  B.  Vincenzstrasse  in  Vincent- 
rue, wozu  der  Franzose  seiner  Gewohnheit  gemäss  das  Wort  rue 
doch  wieder  voransetzte.  Wie  der  Metzer  Chronist  Vigneuilles 
(bei  Huguenin  S.  740  und  791)  ausführlich  mittheilt,  wurden  noch 
zu  seiner  Zeit  alle  Bekanntmachungen  und  Akten  der  Behörden 
sowohl  in  deutscher  als  auch  in  romanischer  Sprache  am  Palais 
de.<  Treizc  (Gemeindehause)  angeschlagen  und  15'i2  das  kaiserliche 
Edikt  über  das  Verbot  der  Schriften  von  Luther  sogar  nur  in 
deutscher  Sprache,  was  gewiss  nicht  geschehen  wäre,  hätte  man 
nicht  vorausgesetzt,  dass  diess  für  einen  Theil  der  Bewohner  nüthig 
seie,  weil  sie  sonst  den  Inhalt  nicht  verstanden  hätten.  Ganz  in 
der  Nähe  von  Bichemont,  auf  dem  linken  Moselufer  und  an  der 
Urne,  war  noch  zu  Anfang  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  die 
französische  Sprache  nicht  in  Gebrauch  und  die  deutsche  Sprache 
erhielt  sich  überall  am  längsten  unter  den  niederen  Ständen.  Doch 
waren  schon  zu  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  in  Metz  auch 
die  Gebetbücher  für  die  niederen  Klassen  des  Volks  in  französischer 
Sprache  geschrieben. 

Als  die  Herzoge  von  Lothringen  noch  im  Besitze  ihres  Landes 
waren,  bestand  für  den  deutsch  redenden  Theil  desselben  eine  beson- 
dere deutsche  Kegicrung,  die  baillngc  de  iAllcmaync,  wo  die  deutsche 
Sprache  allein  massgebend  war.  Aber  mit  der  französischen  Herr- 
schaft änderte  sich  diess  Alles  und  wanderte  mit  dem  politischen 
auch  der  Sprachdespotismus  nebst  dem  religiösen  Funatismus  ein, 
und  es  scheint  fast,  dass  der  letztere  die  deulscije  Sprache  und 
das  Protcstaiitenthum  mit  einander  für  verbunden  erachtete.  Was 
in  Metz  nicht  in  französischem  Solde  stand  und  sich  nicht  an 
Frankreich  in  vaterlandsmörderischer  Weise  verkauft  hatte,  sagte 
seiner  Heimath  LcIhjwoIiI  und  zog  ostwärts  wei(er,  und  als  gar 
das  Edikt  von  Nantes  aufgehoben  wurde,  —  in  Metz  geschah  es 
sogar  zwei  Tage,  bevor  nur  der  König  den  Bcschluss  darüber 
unterzeichnete.  -  da  zogen  allein  aus  dieser  Sladt  an  ir),(HM)  Prote- 
btaiit<Mi  riiit!li  l'iciiKHcii.  flicihvci.sc  nach  Berlin,  und  überlie.ssen  die 


7.    Sprachverschiedenheit.  55 

Stadt  mit  ihrem  Handel  dem  Verfalle.  Als  aber  endlich  gar  König 
Stanislaus  starb  und  Lothringen  an  Frankreich  fiel,  da  wanderten 
fast  zwei  Dritttheile  der  Einwohner  aus  und  der  Rest  wäre  wohl 
auch  mitgegangen,  wenn  er  für  sein  Besitzthum  nur  hätte  Käufer 
finden  können.  Das  waren  meistens  deutsch  redende  Einwohner. 
Für  sie  kamen  dann  in  das  noch  unter  den  schrecklichen  Nach- 
wehen des  dreissigjährigen  Kriegs  leidende  Land  Einwanderer  aus 
der  Picardie  und  eine  Menge  von  Hofschranzen,  Beamten,  Be- 
dienstete verschiedener  Art  aus  dem  Innern  Frankreichs,  um  von 
den  entvölkerten  Orten  Besitz  zu  nehmen,  und  endlich  wirkten 
auch  die  zahlreichen  französischen  Besatzungen  für  die  Sprach- 
wandelung,  denn  schon  1G61  hatte  Ludwig  XIV.  eine  lange  Heer- 
strasse durch  Lothringen  zu  gewinnen  verstanden  mit  Vic,  Moyen- 
vic,  Marsal,  Saarburg  und  Pfalzburg,  und  bald  wimmelte  es  an 
diesen  Plätzen  voll  französischer  Familien,  welchen  es  nicht  im 
Mindesten  einfiel,  die  Sprache  des  Landes  zu  erlernen,  sondern 
die  ihre  eigene  Sprache  auf  alle  mögliche  Weise  daselbst  einzu- 
führen und  herrschend  zu  machen  suchten.  Letzteres  war  nament- 
lich im  Süden  auf  der  Linie  von  der  Mosel  über  das  Scillethal 
nach  Strassburg  und  im  Norden  auf  der  Linie  Diedenhofen-Saarlouis 
der  Fall,  und  desshalb  ist  auf  beiden  Punkten  die  deutsche  Sprache 
verhältnissmässig  etwas  gegen  den  mittleren  Theil  zurückgedrängt 
worden,  i 

Kurz  vor  dem  Kriege  hat  man  die  Sprachgränze  ziemlich 
genau  in  folgender  Weise  festgestellt.  Sie  beginnt  am  Nordrande 
des  Donon,  wo  die  Saar  entspringt,  und  zwar  auf  der  Wasser- 
scheide zwischen  dieser  und  dem  Bievrebache,  wobei  das  ganze 
Thal  des  letzteren  mit  den  Orten  Waldscheid,  Biberskirch,  Hartz- 
weiler und  Schneckenbusch  deutsch  blieben.  Südlich  vom  Mücken- 
hof bei   Saarburg   wendet  sich   die  Sprachscheide   mehr    westlich, 

'  Lepng-e  in  Nancy  schrieb  1843  in  seiner  Statistilc:  ,Iin  Allgemeinen  ist  zu 
bemerken,  dass  alle  Orte,  besonders  in  den  Arrondisseraents  Chäteau-Salins  und 
Saarburg,  deren  Namen  auf  bourg,  alt,  troff,  ing,  ring,  ange,  veiler  oder  viller, 
berg  oder  ähnlich  endigt,  von  deutschem  Ursprünge  sind.  Diese  Orte  sind  noch 
deutsch  oder  waren  es  ursprünglich  und  es  wurde  davon  nur  ein  Theil  französisch 
seit  der  Verheerung  durch  den  Schwedenkrieg.  Nach  diesem  kamen  Colonisten 
aus  Frankreich,  den  Niederlanden,  Luxemburg,  den  Ardennen,  dem  Schwurzwalde 
u.  s.  w.,  welche  ihre  heimische  Sprache,  tiewohnheiten,  Sitten  und  Religion  mit- 
brachten; daher  entstanden  auch  die  Verschiedenheiten  in  der  deutschen  und 
französischen  Sprache,  den  Dialekten,  Sitten  und  Gewohnheiten,  so  dass  man  von 
Dorf  zu  Dorf  und  selbst  in  den  verschiedenen  Strassen,  Vierteln  und  Sectionen 
desselben  Dorfs  solche  Verschiedenheiten  antrifft  (I.  S.  19). 


56  I.    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

uud  zwar  südwestlich  vom  Nesselhof,  Ober-Clocher  und  Langatte 
bis  zum  Stockweiher  und  Saarkanal,  von  wo  sie  nordwärts  zieht, 
am  Westrande  des  Gabel-  und  Bambachwalds,  am  Niederstein- 
weiher vorüber,  westlieh  von  Lauterfingen  bis  zum  Rothbache  über 
Insweiler,  Münster  und  Insming  nach  dem  Albbache.  Das  früher 
ganz  deutsche  Albesdorf  ist  durch  die  französische  Verwaltung  im 
Orte  ganz  verwälscht  worden.  Von  da  an  zieht  die  Gräuze  ganz 
westlich,  und  zwar  südlich  von  Rening,  Leningen,  Altdorf,  Vir- 
ming  mit  der  Linermühle  und  Hibrich,  Bermeringen,  Rakringen, 
Walleringen ,  Harprich  und  der  Mutschmühle  und  über  den  Matzen- 
berg nach  Eiuchweiler  und  Adelingen.  Es  liegen  zwar  auf  der 
französischen  Seite  noch  genug  Orte  mit  deutschen  Namen,  wie 
Bösmühle,  Brunnwald,  Bruchmühle  u.  s,  w.,  aber  sie  sind  fran- 
zösirt  worden.  Der  Kantonshauptort  Falkenberg  au  der  Nied  ist 
ganz  deutsch  und  von  da  an  ist  das  Thal  dieses  Flüsschens  ziem- 
lich ausschliesslich  deutsch  zu  nennen,  obschon  in  einigen  Orten 
an  der  Strasse  das  Französische  schon  zu  überwiegen  begonnen 
hatte.  Hier  trelFen  wir  auf  Kriechingen,  die  bis  zuletzt  gebliebene 
Enclave  des  deutschen  Reichs,  Elvingen,  Rollingen  (^Raville),  das 
schon  früher  an  Frankreich  abgetreten  wurde,  Bionville  (Bingen), 
Weibeiskirchen  (Varize)  bis  zur  Vereinigung  der  beiden  Nied, 
von  wo  an  die  Sprachgränze  mit  der  Westgränze  des  Kantons 
Bolchen  zusammen  fällt.  Sie  steigt  dann  über  die  Wasserscheide 
nach  dem  Kannerlhai  hinüber,  wo  Homburg  und  Metzeiesche 
ganz  deutsch  sind,  nach  Reiningen  und  Illingen  an  der  Mosel, 
überschreitet  diese,  auf  deren  linker  Seite  schon  weiter  oberhalb 
mehrere  Dörfer  wenigstens  beide  Sprache  kennen,  und  erreicht 
Dicdenhofeu,  um  von  da  wieder  ganz  westlich  über  Terville, 
Weimeringen ,  Volkringen  uud  Algriugen ,  immer  etwas  rückwärts 
von  der  Fensch,  an  der  die  Orte  an  der  Strasse  schon  französisirt 
waren,  zu  ziehen  und  dann  in  nördlicher  Richtung  und  längs  der 
Gränze  des  Kantons  Katlenhofen  die  luxemburgische  Grunze  bei 
Rumelingen  zu  betreten. 

Seit  der  Abtretung  Lothringens  an  Deutschland  ist  k'züg- 
lich  dieser  Sprachgränze  schon  Manches  anders  geworden.  In 
vielen  Orten  des  französischen  Sprachgebiels  oder  auch  in  dem 
Gebiete  des  Uebergungs  lebten  nämlich  nicht  wenige  Familien, 
die  BUH  den  östlicheren  Gegenden  iierangezogen  waren  und  ur- 
Hprlliiglich  nur  deutsih  redeten,  sich  aber  durch  die  fran/.ö.sischc 
Umgebung  bald  an  duH  Französische  gewitiintcn  und  deren  Kinder 
durch  Schule  und  Kirche  fast  imr  im  (lebrauclic  dir  französischen 


7.    Sprachverschiedenheit.  57 

Sprache  aufwuchsen.  Diese  Leute  hatten  zuletzt  fast  Scheu,  sich 
der  deutschen  Sprache  zu  bedienen  und  radebrechten  lieber  das 
französische  Patois.  Jetzt  aber  legten  sie  die  Scheu  ab  und  suchen 
das  Deutsche  wieder  hervor,  weil  es  ihnen  im  Verkehre  auf  dem 
Markte,  mit  den  Beamten  und  Eingewanderten  Vortheil  gewährt, 
und  darum  hört  man  jetzt  oft  in  Orten  viel  deutsch  reden,  wo  man 
diess  gar  nicht  mehr  gewohnt  war.  Da  nun  auch  der  Unterricht  in 
den  Schulen  wieder  deutsch  wird  und  man  hoffentlich  recht  bald 
die  Schulbrüder  und  Schulschwestern  durch  wirkliche  Lehrer  er- 
setzt, so  ist  zu  erwarten,  dass  der  Umwandlungsprocess  hinsicht- 
lich der  Sprache  sich  rascher  vollzieht,  als  man  erwartete.  Selbst 
in  Metz  hört  man  schon  fast  so  viel  deutsch  wie  französisch,  auch 
die  Geschäftsleute  suchen  sich  so  viel  Deutsch  wie  nöthig  anzu- 
eignen, nehmen  wenigstens  Commis  oder  Ladenmädchen  ins  Ge- 
schäft, die  auch  Deutsch  verstehen,  und  die  neuen  Handelsver- 
bindungen mit  Deutschland  werden  auch  gar  Manches  in  dieser 
Richtung  wirken.  Dazu  kommt  dann  noch  derselbe  Umstand  der 
deutschen  Sprache  zu  gut,  welcher  früher  die  französische  so  sehr 
verbreiten  half.  Die  jungen  Leute,  welche  nämlich  ins  Militär 
treten,  lernen  deutsch,  und  zwar  um  so  mehr,  als  ihnen  diess 
Aussicht  gewährt,  später  bei  so  manchen  Stellen  und  Diensten 
berücksichtigt  zu  werden.  Sehr  vortheilhaft  würde  in  dieser  Hin- 
sicht auch  die  Verbreitung  von  Volksschriften  in  deutscher  Sprache 
wirken,  nur  müssten  dieselben  möglichst  mit  lateinischen  Lettern 
gedruckt  sein ,  da  Viele,  die  wohl  etwas  deutsch  sprechen  können, 
doch  Bücher  mit  deutschen  Lettern  gar  nicht  oder  nur  schwer  zu 
lesen  vermögen.  Auch  dürften  dieselben  nur  in  kurzer ,  ge- 
drängter Sprache  geschrieben  sein ,  da  die  an  die  elegantere  fran- 
zösische Geschäftsspi-ache  gewöhnten  Leute  vor  nichts  mehr  Wider- 
willen haben,  als  vor  den  langathmigen,  verworrenen  Satzbildungen 
unserer  deutschen  Beamten. 

Am  raschesten  bürgert  sich  die  deutsche  Sprache  längs  der 
Eisenbahn  und  sogar  an  Gränzorten  gegen  .Frankreich  ein,  weil 
die  Landleule  ihren  Vortheil  darin  erkennen,  mit  den  dort  an- 
gestellten oder  durchpassirenden  Deutschen  in  Verkehr   zu  treten. 

Die  herrschende  deutsche  Mundart  ist  nicht  schön,  sondern 
rauh  und  für  Fremde  nicht  ganz  leicht  verständlich.  Diess  ist  be- 
sonders bei  Falkenberg  und  gegen  die  luxemburgische  Gränze  der 
Fall,  während  im  Osten  schon  ein  besseres  Deutsch  gesprochen 
wird,  das  ähnlich  dem  Elsässer  Dialekt  klingt. 

Das  Französische,   das  im   Lande  gesprochen  wird,  ist  auch 


58  I-    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

nicht  schön  und  elegant  und  erinnert  mehr  an  die  hixemburgische 
Mundart.  Auf  dem  Lande  im  Mosel thale  und  bei  Metz  erhielt  sich 
auch  noch  eine  Art  Palois  i  Pntois  messin J ,  das  viele  eigenthüm- 
liche  Worte  und  Redensarten  enthält,  welche  auf  einen  alten  Ur- 
sprung hindeuten  und  mehr  romanisch  zu  nennen  sind.  Bei  Metz 
und  im  Moselthale  ist  das  Französische  etwas  .weicher  und  ge- 
fälliger, als  bei  Diedenhofen  und  Saargemimd.  In  ganz  Frank- 
reich findet  man  aber  den  lothringischen  Dialekt  sofort  heraus, 
und  desshalb  gilt  auch  der  Lothringer  im  Innern  des  Landes  nicht 
ganz  als  vollgültiger  Franzose.  Als  Probe  geben  wir  nachstehend 
ein  Gedicht  in  dieser  Mundart  aus  dem  Chant  Huriin. 

Cosin,  li  repond  Chan,  quelle  seut  hole  oii  lum, 
Ce  n'äme  pet  tolet  que  j'estime  Fanchoii. 
Me  feille,  at.  en  to  tems,  diligente  et  m'  nögire; 
J  ny'  eme  eu  let  peroisse  eine  peraille  ovrire; 
Depeu  pu  de  dige  ans  lo  je  ne  l'dm'  va  l'vet. 
Et  nat  ovreige  ä  fa'  quan  j'songe  k  m'renvaillet , 
Quan  j'dis  qTovreige  a  fa,  (;"ä  perl'ä  qu'i  faut  dire: 
Ca  quaii  lo  jo  perait.  et  qii'  l'et  tiudu  let  1'  mire, 
L'etain,  come  in  ergent,  brille  su  lo  drassu: 
Nat  umäre  ä  pu  cliair  que  lo  pu  fiii  melu; 
Jemä  ii'y'et  daiis  let  chambe  airanteules  ni  metes; 
Evä  taut  d'  proprete  recomoude  nas  betes; 
Que  d'jo  dans  let  jeuilnire,  on  ne  treuvreu  nie  in  trou, 
Et  q'  les  ieux  recueillis  sont  pu  blians  qu'ein  ob«;on: 
Com  8u  let  tauille  enlin,  d'vant  let  veche  i  fa  proppe, 
Et  dans  Tauge  des  pch6s  Ics  gens  menjrint  let  soppe. 
Ma  se  v'evins  säyet  de  let  ^ou  quelle  fä! 
Evat  in  poü  d'bacon  la  m'liou  qu'övü  d'let  chä; 
Et  quan,  de  set  f^yon,  ja  de  let  fricaissäye. 
Et  fouche  de  r'lachet ,  nion  ossiette  a  r'Iovfiye. 
31Ü  pdlans  don  latcige.     Ah!  niordicu,  v'<^  tolct, 
Que  de  d'  gatet  ch^quiu,  l'et  treuv6  lo  secret. 
Et,  raaugre  lo  fouraige,  et  maugrd  let  jalläyc, 
Set  crönu'  Ä,  dans  l'uver.  douce  com  au  niois  d'MAye. 
Ausset  des  boins  niercliaus  IVt  tojc»  h's  pn-umins, 
(,''h.  <rin  quart-d'oure  nu  moius,  i  nannent  ses  gnyins. 

Les  mi'souegcH  (pie  sont  deicr  let  CitckJclle, 
I.ea  <;()U8  «leint  I'untieufreud.  Ich  gous  »Ion  ('liamp  et  Scillc, 
Ne  Hout  nie  niieux  tourchcs  que  l<»  sont  uns  jt'dins; 
Des  l^^giimes,  dos  fruts,  g'ä  por  nos  les  prcumins. 
Aux  Hoin«  de  met  Fnnchon  Je  d'vans  ccs  cvnntclgfs, 
I.'al  cbile  et  »evanle  cn  tortos  les  ovix'lges. 


8.   Gemeinden.  59 

Kewateux  met  clieminche,  a-t-elle  bele  ou  uon? 
Eh  bien!  v'let  mes  emins,  let  teulle  de  Fanchou. 
Se  j'voleus  let  meriet . .  .  mä  je  nen  sus  wä  pratte; 
Dcjet  ciuq  ou  chix  fois  j'ä  beulet  let  caissatte; 
Je  n'let  pliessrä  jemä  que  daiis  eine  mujon, 
Oü  n'y'eret  tot  au  pu  que  lo  peire  et  Fguechon. 
Met  bäcelle  ä  si  bele,  eile  pliä  tant  aux  horaes, 
Qu'elle  s'reut  malagiwise  oü  qu'il  y"ereöt  des  fomes; 
Meire,  bru.  beles-sieus,  eriut  lo  quieur  jaloux, 
L'euveye  les  rendreüt  pi  que  des  loups  -  gairoux ; 
Et,  maugre  ges  vei-tus,  Fanchon  persecutdye, 
Demandreüt  d'He  moüte,  ou  bleu  deraeriäye; 
Les  chegriiis  et  les  niaux  li  vieurint  pet  troppes. 
Taudis  qu'en  in  meneige  oü  ii'ycret  q'  des  cliaipes, 
Fanchon,  tojo  fetäye,  et  tojot  let  mutrasse, 
Surpess'ret  en  pliagis  let  pu  grouse  marasse; 
Q'at  en  let,  mos  enüns,  que  Je  vieux  let  pliessiet. 


8.    Gemeinden. 

Eine  ganz  eigenthümliche  Erscheinung  bilden  die  Grössen- 
verhältnisse  der  bewohnten  Orte  in  Lothringen.  Leider  gewährt 
die  Zählung  nicht  die  Anhaltspunkte,  um  jeden  einzelneu  Ort  nach 
seiner  Einwohnerzahl  liennen  zu  lernen,  da  sie  bloss  die  Ein- 
wohnermenge der  Gemeinden  angibt  und  fast  jede  derselben 
aus  mehreren  Orten,  Weilern  oder  Annexen  besteht.  Es  müsste 
sich  daher  die  Erscheinung  noch  viel  schrofler  und  greller  dar- 
stellen, wenn  wir  diese  Einzelnheiten  besässen;  aber  schon  die 
Ziffern  für  die  Gemeinden  zeigen,  wie  es  in  diesem  Lande  nicht 
möglich  wurde,  dass  das  Gemeinde-  und  politische  Leben  und 
überhaupt  die  geistige  Kegsamkeit  auf  eine  höhere  Stufe  gelangte. 
Je  kleiner  die  Gemeinde,  desto  kleinlicher  sind  die  Verhältnisse, 
um  so  geringer  die  Mittel  und  Gegenstande  des  Gemeindehaus- 
halts, desto  weniger  kann  etwas  Ordentliches  angeregt  und  unter- 
nommen werden.  Um  so  geringer  ist  aber  auch  das  sonstige  Zu- 
sammenleben imd  "Wirken  der  Einwohner,  um  so  seltener  die 
Einführung  von  Fortschritten  und  Verbesserungen,  um  so  schwie- 
riger die  Verbreitung  von  Kenntnissen  und  Bildung.  Daher  sehen 
wir  das  Volk  auch  gerade  in  seinen  wichtigsten  Interessen  so  weit 
zurück  und  beim  Alten.  Hergebrachten  verbleiben.     Auch  gründet 


6Q  I.    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

sich  darauf  der  Umstand,  dass  die  Jugend,  wenn  sie  einmal  hinaus 
und  in  grössere  Orte  und  Städte  kommt,  keine  Freude  mehr  hat,  an 
den  heimathlichen  Herd  zurückzukehren,  und  es  erzeugte  diess  auch 
die  Folge,  dass  Mangel  an  Gesinde  entstand  und  die  Löhne  längst  höher 
hinaufgingen,  als  es  sonst  wo  der  Fall  ist  oder  bisher  schon  war. 

Wenn  es  in  Lothringen  nie  viel  Industrie  gab  und  dieselbe 
sogar  in  der  Hauptstadt  Metz  nicht  zu  ordentlicher  Bedeutung 
kommen  konnte,  so  beruht  diess  auch  wieder  auf  diesem  Um- 
stände, weil  ein  Land  mit  lauter  kleinen  Gemeinden  auch  niemals 
grössere  Städte  erzeugen  und  ernähren  kann,  denn  wenn  auf 
dem  Lande  auch  keine  Lebens-  oder  Nahrungsnoth  herrscht  und 
die  Leute  bei  ihrer  Genügsamkeit  ihr  Auskommen  haben,  so  sind 
docli  ihre  Bedürfnisse  gering,  und  in  einem  kleinen  Dorfe  wett- 
eifern die  Leute  auch  nicht  durch  die  Mannichfaltigkeit  der  Be- 
dürfnisse, von  welchen  sie  bloss  das  Nothwendigste  kennen  lernen, 
weil  das,  was  am  Ende  ein  Gutsbesitzer  in  der  Nähe  davon  zur 
Schau  bringt,  nicht  zur  Nachahmung  reizen  kann,  wenn  auch  die 
Mittel  dafür  da  wären.  Sogar  geistig  und  in  der  Behandlung  der 
Landwirthschaft  wird  sich  Niemand  zu  Wetteifer  angespornt  fühlen, 
denn  es  fehlt  die  Mannichfaltigkeit  der  Concurrenz  und  geistigen 
Bildung,  ja  selbst  einen  ordentlichen  Schulmeister  kann  die  Ge- 
meinde nicht  bezahlen,  und  desshalb  sind  sie  ganz  zufrieden  mit 
den  Schulbrüdern  und  Schulschwestern,  die  ihnen  wenigstens  direkt 
billiger  zu  stehen  kommen. 

Von  einem  Lande  von  fast  einer  halben  Million  Einwohner 
sollte  man  erwarten,  dass  es  wenigstens  einige  mittlere  Städte 
hättej  zu  eigentlichen  Städten  gelangte  aber  der  Bezirk  nicht,  und 
was  davon  da  ist,  verdankt  seine  Entstehung  noch  der  Zeit  der 
deutschen  Herrschaft.  Die  französische  Verwaltung  war  auch  nie 
auf  Beförderung  des  Städtewesens  bedacht.  Der  ganze  Bezirk  hat 
nur  eilf  Orte  mit  mehr  als  30(JÜ  Einwohnern,  nur  zehn  mit  mehr 
als  deren  2000.  Von  den  ersteren  köinien  nur  Melz  mit  51,332  Einw, 
(mit  Militär),  Dicdcnhofcn  mit7'i07E.,  Saargcmünd  niit(i863  Einw., 
Forbach  mit  5411  Einw.,  Pfalzburg  mit  4145  Einw.,  Sannilbeu 
mit  33()J)  Einw.  und  Bilsch  mit  3047  Einw.  auf  den  Städtenamen 
Anspruch  machen^  Ars  mit  5371  Einw.,  Hayiiigen  mit  4004  Einw., 
Sliriiigcn  mit  3.50H  Einw.  und  Moycuvrc  mit  30N1  sind  bloss  Fabrik- 
orle  mit  Arbcilerkolonieii,  aber  durchaus  keine  Städte.  Von  den 
Ofineinden  der  zweiten  Art,  2000  —  *iiH)9  Einw.,  findet  sich  je 
eine  im  Kanton  Sainburg  von  mehr  mIh  '2850  Einw.,  in  den  Kan- 
tonen .Metz  und  St.  Avold  von  '280<»  Einw.,  in  Dieuze  von  27.')t»  Einw., 


8.    Ciemeinden. 


61 


Pfalzburg  von  2550  Einw.,  liolchen  von  2450  Einw. ,  Vic  von 
2300  Einw.,  Saaralben  von  2250  Einw.,  Chäteau-Salins  von 
21(KJ  Einw.'  und  Sierck  von  2050  Einw.  Ferner  haben  je  eine  Ge- 
meinde die  Kantone  Bitseh  von  1050  Einw.,  St.  Avold  von  1900  Einw., 
Falkenberg,  Saarburg  und  Saargemünd  von  1850  Einw.,  Busen- 
dorf von  1750  Einw.,  Bitsch  von  1700  Einw.,  Lörchingen  von 
J650  Einw.,  Kattenhofen  und  Kolnbach  von  1600  Einw.,  St.  Avold 
von  1550  EinAv.,  Gorze  von  1500  Einw.,  Metz  und  Diedenhofen 
von  14(X)Einw.,  Metzerwiese,  Bitsch  und  Saargemünd  von  1350  Einw., 
Busendorf,  Diedenhofen,  Forbach,  Finstingen,  Lörchingen  je  1 
und  Saargemünd  zwei  von  1300  Einw.,  Metz  eine  von  1250  Einw., 
Gorze,  Fange  und  Forbach  von  1200  Einw.,  Diedenhofen  und 
Grosstäniichen  je  eine  und  Hohrbach  zwei  von  1150  Einw.  Alle 
übrigen  Gemeinden  haben  unter  1100  Einw.;  die  Kantone  Chateau- 
Sahns,  Delme  und  Dieuze  haben  gar  keine  Gemeinden  von  650  bis 
1000  Einw.  Es  dürfte  sehr  bezeichnend  sein,  die  nachstehende  üeber- 
ßicht  zu  vergleichen,  wornach  die  Gemeinden  sich  also  vertheileu: 


S 

g 

sIs' 

l' 

o' 

11 

_  i 

1 

!'! 

1   1 

1 

i 

i 

! 

1 

0' 
S 

0 

8 

Kantone. 

1 

1 

M"l  1 

1 : 

1 

1 : 1 

1 

1 

T 

1 

1 

1 

1 

i; 

1  . 

1 

1 

1 

>o 

o 

lO 

^1 

^ 

i 

S 

5i 

-"2 

^ 

t 

1 

1 

^1 

* 

8 

3 

Gorze .     .     .  •    . 

— 

— 

— 

— 

2 

1 

— 

3   1 

2-1 

2  — 

Metz    .... 



1 

3 

1 

— 

6 

2  1 

3    2 

4  1 

1 

2 

2 

1 

1  j 

— 

— 

1!  2 

Fange      .     .     . 

1 

3 

3 

2 

4 

6 

6  2 

2   1 

—  2 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

— 

1 

Veruy      .     .     . 

— 

2 

3 

ü 

4 

6 

2i  4 

4   1 

1  2 

— 

2 

— 

— 

1- 

— 

— 

Vigy  .     .     .     • 

— 

— 

2\  2] 

5 

4    3!  3 

1    1 



1 

1 

— 

1 

— 1— 

— 

— 

— 1  — 

Kreis .     .     . 

1 

6 

11  l'l 

15  23  I310l 

13   6 

5  7 

3 

ü 

3 

2 

4 

1 

1 



3 

2 

Bolchen  .     .     . 

— 

1 

3 

1 

4 

4 

3   4 

3   2 

1    3 

2 

2 

— 

1 

— 

_ 

— 

— 

— 

Busendorl"    .     . 

— 

— 

— 

2 

4 

1 

4    1 

3   4 

3   1 

2 

1 

— 

1 

1 

1 

— 

1 

-j- 



Falkenberg .     , 

— 

3 

2 

1 

5|  31  4 

2    1 

3   2 

— 

1 

— 

— 

2 

— 

1 

— 

— 

1 

Kreis .     .     . 



1 

6 

5 

9 

10  10    9 

8    7 

7   (5 

"4 

4 



2 

3 

1 

1 

"1 



1 

Albesdorf    .     . 

— 

1 

2   2 

3 

1    2 

3 

2 

1 

2   3 

1 

1 





1 

_ 





1 



Chäteau  -  Salins 

— 

3 

2   6 

6 

3    4 

2 

5 

1 

1  - 

1 

— 

— 



— 

- 

— 

— 



Delme      .     .     . 

— 

1 

1    6 

3 

9    3 

5 

4 

1 

1    1 

1 









1 

— 





Dieuze     .     .     . 

— 

1 

3    3 

1 

2    3 

5 

— 

1 

1- 

1 

— 

__ 



— 

_  __ 

— 

1 



Vic     .... 

1 

— 



— 

3   2 

2 

— 

— 



1 

1 

2 

— 

1  — 

— 

—    1 

Kreis .     .     . 

1 

6 

8117 

13 

1814 

17 

11 

4 

5    4 

5 

2 



2 

1 

11— 

-1  2 

1 

Diedenhofen 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

— 

1 

2 

1 

1- 

1 

_ 

1 

1 

2 

2 

1 

1- 



Fontoy     .     .     . 

— 

— 

— 

1 

— 

2 

2 

1 

—  '  1 

— 

— 

— 

— 

— 



1 

1    1 

1 

Kattenhofen 

— 



1 

2 

1 

— 

1 

— 

4 

1 

3    3 

1 



1 

1 

__ 

2 

,_ 

1    2 

1 

Metzerwiese 

— 

__ 

— 

_ 

— 

1 

2 

3 

1 

3 

3\  2 

1 

2 

1 





1 



1  — 



Sierck      .     .     . 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

1 

2   3 

— 

2 

— 

1 

1 

1 

1  1 

ll- 

— 

Kreis .     .     . 

— 

— 

1 

2 

2 

3    (j 

7 

11 

6 

9    9    3 

1  4 

"3 

3 

3 

6 

,  3 

5i  31  2 

ForbacU  .     .     . 







_ 

1 

—    1 



1 



2'  1    4'- 

1 

2 

1 

1 

l_ 





I_ 

Grosstännchen  .. 



— 



1 

1 

3    3 

2 

5) 

4 

2   2   1!— 

1 

1 

1 



_. 



Saaralben     .     . 

— 

— 

— 

— 

1 

2  — 



1 



1—    1 

_ 



1 





2 

1 



St.  Avold     .     . 

1 

_l_ 

— 

1    4 

3 

1 

3   12 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

Kreis .     .     . 

!- 

;- 

1 

!  1 

3 

b 

1  b 

5 

11 

l'b 

8  1  4 

ä 

'  1 

~2 

1 

1 

'  2 

:  3 

;  1 

1 

1 

62 


I.    Land,  Volk  und  Verwaltung 


Kantone. 

1 

g 

t 
5 

1 
5 

! 

1 
1 
1 

2 
5 

27 
9 

o    o   -o    o  lo 
as     o     ;-     o    ■* 
ff<    r:    P3    <*    <r 

1  i      1     J.     1 

"i  '2  ^  ^i 

2  12    1- 
2   2   1    31  2 
2   2   1—4 
13   2—2 

810   7    7    9 
1    1 

-!-   2   2   1 
l|  1—1-    2 
1|  1    2i  4!  4 
51171  60159  67 
32  27  3420  26 
2017  2122  30 

3  s 
1  1 

.»     äs 

"2"i 

31  1 
1    1 
—    2 
2- 
8    5 

1  2 

25 

2  2 

5|  y 

4148 
3130 
1715 

S 

1 

2 

2 
4 
1 

1 

ll 
36 

;28 

'l9 

i 
T 

~3 

1 

~4 

2 

1 

"3 

30 
23 

:2o 

! 

"2 

1 
1 
2 

6 
1 
2 
2 

~5 
28 
23 
15 

o 

"T 

1 

3 

2 

"7 

2 

1 

3 

18 

20 
'l5 

1 

"i 

I^ 
1 
4 
1 
1 

3 

5 

|2i 

|19 

l'^ 

f  f  f 

5   5   5 

30      36      O 

2 

2-  1 

3-  3 

1-   1 

ii— I— 

2i— 1  3 

151114 

181218 

10   812 

i  1 

—  ~i 

—  1 

—  1 

—  "3 

—  1 

—  1 

—  1 

—  ~3 
|"7i4 
1413 
i  611 

1 

T 
1 

Finstingen  .  . 
Lörchingen  .  . 
Pfalzburg  .  . 
Rixingen  .  . 
Saarburg      .     . 

Kreis .  .  . 
Bitsch  .  .  . 
Rohrbacli  .  . 
Saargemünd  . 
Wolmüuster 

Kreis .  .  . 
Ix)thringen  .  . 
Unter -Elsasa  . 
Ober-Elsass 

1 

1 

~2 

~4 

1 
1. 

14 
1 
1 

2 
2 

"4 

30 
5 

3 

1 

5 

1 
7 

14 

11 

6 

Man  wird  auf  den  ersten  Blick  hieraus  erkennen,  dass  sieh  in 
den  Gegenden  mit  deutscher  Bevölkerung  die  wenigsten  kleinen 
Gemeinden  befinden,  die  meisten  dagegen  in  den  westlichen  Kan- 
tonen mit  französischer  Bevölkerung,  und  dass  ebenso  die  deutschen 
Kantone  mehr  Gemeinden  mit  den  mittleren  Bevölkerungszahlen 
besitzen.  Die  Gesammtzitlern  werden  in  diesem  Sinne  auch  die 
Vergleichuug  mit  dem  Elsasse  erleichtern,  und  sei  nur  erwähnt, 
dass  Lothringen  750,  Unter-Elsass  560  und  Ober-Elsass  384  Ge- 
meinden enthält.  Vielfach  kommt  die  Bildung  so  kleiner  Orte  da- 
her, dass  im  sechszehnten  und  siebeuzehnten  Jahrhundert  durch  den 
Krieg  so  viele  Dr»rfer  fast  ihre  sämmtlichen  Bewohner  verloren 
und  sich  nicht  mehr  erheben  konnten,  während  später  durch  Aus- 
rodung von  Waldungen  sich  kleinere  Ortschaften  bildeten,  die 
keinen  Zuwachs  erhielten.  Ohnehin  hat  der  Mangel  an  eigent- 
licher Industrie  die  (hte  nicht  anwachsen  lassen,  denn  die  Ihiupt- 
beschäftigungen  neben  Landwirt hschaft  und  Viehzucht,  wie  z.  B. 
die  Strohllechterei,  Weberei  u.  dgl.,  verlangten  kein  dichtes  Zu- 
sammenleben und  ist  auch  sonst  viel  in  Weilern  und  Oebirgshöfen 
anzulretlen.  Uebrigens  ist  die  Regierung  an  diesen  'Ihatsachen 
selbst  viel  Ursache  und  hat  es  wenigstens  verschuldet,  dass  nicht 
mehr  Orte  zu  Gemeinden  /usammen  gelegt  wurden.  Das  Jahr  1793 
schuf  eine  Menge  kleiner  (icmeinden,  indem  die  Leute  ihren  Willen 
erfüllt  bekamen.  Die  Herrschaft  der  Con.stitution  des  Jahrs  III 
unterdrückte  dieise  Individualisirung  dadurch,  dass  die  Kantonal- 
municijialität  an  Stelle  jener  der  Di'trfer  tral;  jedoch  stellte  das 
Koiisuiiit   den   iiilcn   /.iiHliind    w  icdrr    Iirr.    indem    im    .Mosi'ldepurle- 


9.    Häuser,  Familien.  ()3 

ment,  das  vor  dem  letzten  Kriege  619  Gemeinden  hatte,  nicht 
weniger  als  932  Mairien  errichtet  wurden.  In  den  fünf  letzten 
Jahren  des  Kaiserreichs  trat  aber  eine  Reaction  dagegen  ein,  in- 
dem die  staatsmännischeren  Oberbeamten  das  System  für  zu  klein- 
lieh und  nachtheilig  erachteten.  Es  wurden  daher  viele  Gemeinden 
unterdrückt  und  mit  anderen  vereinigt,  so  dass  sich  ihre  Zahl  sehr 
bedeutend  verminderte,  und  zwar  um  mehr  als  300.  Während 
der  Restaurationszeit  1814 — 1830  wurde  daran  nicht  gerüttelt  und 
nur  wegen  der  Veränderungen  durch  die  Abtretungen  und  der 
besseren  Gestaltung  der  Kantone  wurden  drei  Gemeinden  neu  er- 
richtet und  eine  aufgehoben.  Aber  seit  dem  Jahre  183U  suchte 
die  Regierung  das  Volk  in  den  Dörfern  damit  für  die  Wahlen  zu 
ködern,  dass  man  ihm  darin  den  Willen  Ihat,  einzeli;e  (Jemeinden 
wieder  zu  zerreissen.  Während  das  Kaiserreich  über  300  Mairien 
aufgehoben  hatte,  wurde  deren  Zahl  von  1830  — 18G0  um  mehr 
als  60  vermehrt,  und  diess  ging  auch  später  noch  so  fort,  wie 
denn  auch  alljährlich  Gesuche  um  Trennung  mancher  Gemeinden 
eingehen.  Eine  einsichtsvolle  Regierung  sollte  aber  gerade  das 
Gegentheil  wollen  und  nach  der  Bildung  von  grossen  Gemeinden 
streben,  wie  etwa  die  Bürgermeistereien  in  Rheinpreussen,  wofür 
dann  auch  eher  eine  genügende  Anzahl  tüchtiger  Maires  gefunden 
werden  kann  und  wobei  dann  die  Gemeindemittel  auch  reichen, 
um  etwas  Tüchtiges  zu  leisten,  während  wieder  Manches  erspart 
wird,  da  verschiedene  Bedürfnisse  einer  kleinen  Gemeinde  gerade 
so  hoch  zu  stehen  konnnen,  als  einer  doppelt  so  grossen. 


9.  Häuser,  Familien. 

Wie  schon  bei  den  Grössenverhältnissen  der  Gemeinden  der 
Unterschied  zwischen  dem  deutschen  und  französischen  Sprach- 
gebiete sich  zeigte,  eben  so  und  vielleicht  noch  schärfer  tritt  er 
in  Bezug  auf  die  Vertheilung  der  Bewohner  auf  die  Häuser  und 
Familien  hervor.  Wo  sich  Abstammung  und  Sitte  deutscher 
Art  finden,  da  pflegt  auch  das  Haus  grösser  und  die  Familie  zahl- 
reicher zu  sein  und  wenn  auch  der  Unterschied  der  Ziffern  nicht 
so  gross  erscheint,  so  macht  hier  doch  schon  das  geringste  Pro- 
cent einen  weiten  Abstand  aus.    Nachstehende  Uebersicht  zeigt  diese 


64 


I.    Land,  Volk  und  Verwaltur« 


Verhältnisse  sehr  klar:    es  sind  dabei  zuerst  die  deutsehen,   dann 
die  getheilteu,   und   endlich   die   französischen  Kantone  aufgeführt 

Es  kommen  Personen  nuf  ein 


und  zwar  nach  der  Lage 


Bitsch     .     .    . 

Wolmünster  . 
Rohrbach  .  . 
Saargemünd  . 
Forbach  .  .  . 
St.  Avold  .  . 
Saaralben  .  . 
Grosstännchen. 
Pfalzburg  .  . 
Saarburg  .  . 
Finstingen  .  . 
Holchen  .  .  . 
Busendorf  .  . 
Fulkenberg  .  . 
Metzerwiese 
Sierck  .  .  . 
Kattenhofen 
Diedenhofen  . 
Fontoy  .  .  . 
Lörchingen  .  . 
liickingen  .  . 
Albesdorf  .  . 
Dieuze  .  .  . 
Vigy  .... 
Fange  .  .  . 
Metz  .... 
Gorze.  .  .  . 
Verny  .  •  • 
Dehne  .  .  . 
Chäteau-Saliiis 
Vic     .... 

Bei  der  Beiechnung  der  IVocentsätze  sind  die  vier  grossen  Ar- 
beiterkoluuien  der  Kisenwerke  Ars,  Hayingen,  Moyeuvre  und  Stl- 
ring  nicht  cinhegrillen,  da  sie  die  Kichligkeit  des  Resultats  bcein- 
triichligeii  würden.  Kbenso  sind  (he  Knntone  in  ihrer  (ian/heit  nuf- 
gcfiiHst,  ohne  bie  nnch  der  Spraehgrünze  zu  trennen.  In  solchen 
(fnlnzkanlonen  tnil  zweierlei  S|)nichen  ist  nntürlich  der  nchergnng 


Häuser: 

Familien: 

Haus : 

Familie 

.   2486 

3272 

6,17 

4.69 

.   1817 

1876 

4.89 

4,74 

.   2969 

3072 

4,95 

4.79 

.   3721 

5131 

6,38 

4.39 

.   3418 

1293 

5,76 

4.73 

.   2859 

3285 

5,00 

4.35 

.   2698 

:3256 

5,11 

4M 

.   3531 

3805 

4,29 

3^70 

.   3392 

3^6 

4,92 

4.31 

.   3318 

3831 

4.91 

4.28 

.   2373 

2592 

4.82 

4.41 

.   3731 

3958 

4.08 

3,82 

.   4117 

1161 

4,19 

4.14 

.   3583 

3-583 

4,17 

3,85 

.   3261 

3300 

3,85 

3^81 

.   2817 

2887 

4,62 

4,51 

.   3726 

3S57 

4,33 

4,19 

.   1699 

6600 

5,14 

3,96 

.   1495 

1695 

4,50 

3,94 

.   2195 

2387 

4.0.S 

3.75 

.   1834 

2082 

4.'24 

3,72 

2.525 

2753 

4,21 

3,88 

.   2238 

271(J 

4,19 

3,()6 

.   2363 

23(^9 

3  3S 

3^37 

3231 

3125 

3,59 

3,39 

1928 

iWW.) 

4,()2 

3,77 

.   3J92 

4584 

4,33 

3,46 

3115 

3545 

3,59 

3.39 

.   3(r21 

3297 

3,()3 

3,32 

.   2777 

3310 

4,21 

3,53 

.   2053 

275(> 

4,55 

3  39 

9.    Häuser,  Familien. 


65 


nicht  so  schroff;  umi  aber  auch  diese  Unterschiede  zu  zeigen,  möge 
hier  die  Berechnung  nach  dem  deutschen  und  französischen  Theiie 
folgen.  Folgende  sind  die  sprachgemischten  Kantone  mit  ihren  Be- 
wohnern  und  Procenten  :  Es  kommen  von  den  Einw.  aut 


ein 

laus : 

eine  Familie: 

Deutsclie: 

Franzosen: 

Deutsche 

Franz.; 

Dcutsi-he 

Franz.: 

Saarburg      .     . 

13,483 

2961 

5,08 

4,24 

4,37 

3,95 

Finstingen    .     . 

10,547 

895 

4,85 

4,49 

4,43 

4,14 

Albesdorf    .     . 

7380 

3332 

4,32 

4.06 

3,98 

3,70 

Grosstännchen . 

12,275 

2916 

4,34 

4.10 

4,09 

3.62 

Falkenberg .     . 

7984 

6967 

4,23 

4,10 

4,05 

3,69 

Bolchen  .     .     . 

13,632 

1758 

4,14 

3,93 

3,92 

3.63 

Metzerwiese 

10,666 

1933 

3,93 

3,50 

3,8{> 

3,57 

Diedenhofen 

7971 

18,065 

6,00 

5,32 

4,01 

3,91 

Berücksichtigen  wir  diese  Verhältnisse  und  lassen  wir  die  Stadt 
Metz  bei  Seite,  weil  daselbst  das  Verhältniss  der  Franzosen  und 
Deutschen  noch  nicht  ermittelt  ist,  so  ergeben  sich  für  die  einzelnen 


Kreise  folgende  Ziffern: 

Deutsche : 

Franzosen: 

Metz  CLand)     .     . 

.     .         — 

71,400 

Bolchen  .... 

.       38,887 

8725 

Forbach  .... 

.      60,943 

2916 

Diedenhofen     .     . 

47,842 

26.640 

Saargemünd     .     . 

.     .      62,844 

— 

Chäteau-Salins     . 

7380 

45,421 

Saarburg      .     .     . 

40,719 

20,606 

zus.     258,615  175,708 

Selbstverständlich  ist  es,  dass  die  Orte  nur  nach  dem  Vor- 
herrschen der  Sprache  classificirt  sind,  wobei  sogar  noch  das 
deutsche  Element  zu  kurz  zu  kommen  scheint. 

Stellen  wir  nun  auch  die  nach  dem  Sprachverhältnisse  ge- 
schiedenen Ziffern  für  die  Häuser  und  Familien  zusammen,  so  er- 
geben sich  folgende  Thatsachen  für  die  Kreise: 

Französische  Deutsche 

Häuser:  Familien:  Häuser:         Familien: 


Metz  (Landkreis)    . 

17,032 

19,952 

— 

. — 

Bolchen      .... 

2143 

2396 

9291 

9609 

Chäteau-Salins   .     . 

10,911 

13,006 

1706 

185(> 

Diedenhofen   .     .     . 

5421 

6848 

10,580 

11,491 

Forbach      .... 

711 

804 

11,798 

13,835 

Saarburg    .... 

472<S 

5434 

8416 

9327 

Saargemünd  .     .     . 

— 

— 

10,996 

13,654 

zus. 

40,944 

48,440 

52,787 

"59,772 

Huhn,  Deutsch -Lothringen. 

5 

<36  I.    Land .  Volk  und  Verwaltung. 

Es  kommen  somit  auf  je  ein 

Französisches  Deutsches 

Haus:      Familie:  Haus:  Familie: 

4,19          —  3,57  — 

4,00        4,18  8,64  4,04 

4.16        4,32  3,49  4,16 

4,91        4,52  3,89  4,16 

4.10        5,16  3,60  4,10 

4.36        4,83  3,79  4,36 


Metz  (Landkreis) 
Bolchen .  .  . 
Chäteau-Salins 
Diedenhofen  . 
Forbach .  .  . 
Saarburg  .  . 
Saargemünd    . 


5,89  —  4,60 


Im  ganzen  Bezirke  kommen  also  auf  ein  Haus  und  eine  Familie 

Haus:  Familie: 

Franzosen      .     .     4,29  Ein^'.  3,62  Einw. 

Deutsche  .     .     .     4,89      „  4.32      „ 

Im  Ganzen  4,63  Personen  auf  ein  Haus  und  4.01  auf  eine 
Familie. 

Die  Ursachen  dieses  Unterschieds  zwischen  der  deutschen  und 
französischen  Bevölkerung  sind  bekannt.  Der  Deutsche  liebt  das 
Familienleben,  hat  daher  auch  mehr  Kinder  und  die  deutsche  Be- 
völkerung hält  mehr  Hausgesinde,  da  sie  ihr  Besitzthum  nicht  so 
zersplittert  hat,  wie  die  Franzosen.  Dieser  Unterschied  tritt  auch 
erheblich  hervor,  wenn  man  den  Bezirk  Lothringen  mit  dem  El- 
sasse, ebenfalls  ohne  die  Städte  Strassburg  und  JNIühlhausen,  ver- 
gleicht.    Es  kommen  auf  ein 


Huus: 

Familie: 

in  Lothringen 

4,63  Einw. 

4,01   Finw 

..  Unterelsass 

.     .     5,36       .. 

4,3(;      „ 

.,  Oberelsaps 

.     H,*i3      „ 

4,49      ., 

Das  Elsass  zeigt  denselben  Unterschied  ebenfalls,  wenn  man 
den  früher  zum  Meurthedepartement  gehörigen  und  mehr  franzö- 
wirten  Kanton  Molsheim  mit  den  übrigen  vergleicht.  Sogar  bei 
den  rein  Ackerbau  treibenden  Kantonen  beträgt  die  Zahl  für  ein 
Haus  mindestens  5,17,  für  eine  Familie  4,28,  aber  in  Molsheim 
haben  wir  nur  die  Zillern  4,93  und  4,08.  Würde  nuui  endlich 
die  einzelnen  Kantone  des  Oberelsasses,  worin  starke  Industrie 
herrscht,  in  Vergleichung  bringen,  so  träte  der  Unterschied  noch 
weit  mehr  hervor. 


10.    Wohnungen.  07 

10.   Wohnungen. 

Fast  in  nichts  Anderem  drücken  sich  die  EigenfhüniHchkeiten 
von  Lothringen  so  sehr  aus  als  in  der  Anlage  der  Ortschaften,  der 
l>auart  der  Häuser  und  in  der  inneren  Hinrichtung  derselben  und 
wenn  man  vom  Elsass  her  etwa  über  Hagenau  und  Keichshofen 
das  Land  betritt,  wird  man  sofort  auf  den  Unterschied  auf- 
merksam, der  zwischen  dem  Elsass,  sowie  den  angränzenden 
deutschen  Ländern  und  Lothringen  herrscht.  Dies  mag  in  früheren 
Jahrhunderten  noch  nicht  so  scharf  ausgeprägt  gewesen  sein 
und  mehr  an  deutsche  Sitte  Erinnerndes  bestanden  haben,  allein 
die  Kriege  des  sechszehnten  und  siebzehnten  Jahrhunderts,  welche 
das  Land  ganz  verödeten  und  den  Untergang  zahlreicher  Orte 
veranlassten,  endeten  mit  der  Niederbrennung  und  Zerstörung 
fast  aller  Orte  auf  dem  Lande  und  als  man  später  wieder  daran 
ging  dieselben  neu  aufzubauen,  musste  man  sich  mit  der  ein- 
fachsten und  billigsten  Weise  behelfen  und  die  neuen  Ansiedler 
aus  dem  Innern  Frankreichs  brachten  die  französische  Art  mit 
und  so  entstanden  denn  die  Dörfer  und  Häuser  in  der  Weise, 
wie  wir  sie  heute  nocii  sehen,  denn  es  steht  fest,  dass  in  dieser 
Hinsicht  seither  eine  Veränderung  oder  ein  Fortschritt  nicht  er- 
folgt ist. 

Die  deutsche  Weise  ist,  dass  die  Gemeinde  in  der  Kegel  aus 
einem  einzigen  und  zwar  etwas  grösseren  Orte  besteht,  wozu  nur 
etwa  einige  Höfe  und  selten  noch  ein  Weiler  gehört,  dass  das 
Dorf  verschiedene  Parallel-  und  Seitengassen,  ausser  jener  an  der 
Hauptstrasse,  enthält,  die  Häuser  sich  so  um  die  möglichst  auf 
dem  höchsten  Punkte  gelegene  Kirche  reihen,  das  abgeschlossene 
Dorf  aber  auf  allen  Seiten  von  Gärten  mit  Obstbäumen  umgeben 
ist  und  so  mitten  zwischen  den  Kornfeldern  und  Wiesen  eine 
frische,  grüne  Oase  bildet.  Dabei  bildet  fasst  jedes  Haus  mit  den 
dabei  stehenden,  aber  meistens  davon  getrennten  Scheunen  und 
Stallungen  wieder  ein  abgeschlossenes  Ganzes,  das  möglichst  durch 
ein  Hausgärtchen  von  dem  anderen  getrennt  ist,  steht  also,  wenn 
thumich,  frei,  ist  aus  Balkenwerk  mit  Backsteinmauern  oder  auch 
ganz,  wenigstens  im  unteren  Stockwerke,  aus  Steinen  erbaut  und 
umfasst  immer  mehr  Räumlichkeiten ,  als  gerade  für  eine  Familie 
nothwendig  sind,  ermangelt  aber  auch  nur  selten  eines  Keller- 
raums und  hat  einen  abgeschlossenen  Hof.  Man  erkennt  daraus 
unschwer,   dass   diese  Bauart   mit   dem  Familien-    und   Heimaths- 


68  ^'    Ji'Ufl-  Volk  und  VerwaUung-. 

sinne  der  Deutsehen  zusannnenhängt  und  jedem  seine  Eigenthiini- 
lichkeit  und  Unabhängigkeit  wahren  soll.  Damit  wird  es  aber  in 
Lothringen  sofort  ganz  anders  und  nur  in  den  Griinzorteu  gegen 
das  Klsnss  und  im  Norden  finden  langsamere  Uebergänge  statt, 
insoferne  noch  ältere  Dörfer  und  Häuser  bestehen  und  nicht  jene 
kriegerische  Sündfluth  auch  hier  vollständigen  Wiederaufbau  der- 
selben nothwendig  gemacht  hatte. 

In  Lothringen  siedelten  sich  die  Leute  nach  jener  Zeit  fast 
durchgängig  zu  beiden  Seiten  der  Strasse  an  und  entstand  daher 
meistens  nur  eine  einzige  Dorfgasse,  zu  der  höchstens  noch  die 
eine  oder  andere  dadurch  kam,  dass  sich  vom  Dorfe  noch  eine 
Seitenstrasse  abzweigte,  die  dann  auch  mit  Häusern  besetzt  wurde. 
Ein  vollständiges  Strasseunetz  zeigt  ein  solches  Dorf  sehr  selten 
und  auch  dann  darf  man  annehmen,  dass  dazu  in  der  Regel  die 
noch  erhalteneu  Grundmauern  des  früheren  Dorfs  Veranlassung 
gaben.  Die  Häuser  selbst  stehen  entweder,  wie  in  den  Städten, 
dicht  an  der  Strasse  und  meistens  an  einander  angebaut,  oder 
zwischen  ihnen  und  der  Strasse  liegt  ein  Streifen  Land  frei  und 
dient  dazu,  den  Mist  unter  den  Fenslern  und  neben  der  Thüre  aus- 
zubreiten, wobei  die  Jauche  durch  die  Strassenrinne  abfliesst,  und 
Wagen  oder  anderes  Geräthe  aufzustellen,  was  dem  Dorf  ein  un- 
reinliches, oft  widerliches  Aussehen  gibt,  zumal  wenn,  wie  es  vor- 
konnnt,  dazwischen  ein  sogenanntes  Herrenhaus  mit  Allane  steht, 
die  also  gerade  über  dem  Misthaufen  thront.  Dass  die  Kirche 
auf  einem  freien  Platze  steht,  kommt  seltener  vor;  häufig  findet 
man  sie  seitwärts  an  der  Strasse  und  öfters  auch  ausserhalb  des 
Dorfs,  was  daher  kommt,  dass  sie  wenigstens  in  ihren  Haupt- 
mauern noch  von  früher  stammt  und  das  neuaufgebaute  Dorf  mohr 
an  die  Strasse  gebaut  wurde. 

Die  deutschen  Häuser  bieten  dem  Auge  durch  ihre  Farbe  und 
die  Abwechslung  darin  einen  wohlthuenden  Anblick,  zumal  wenn 
das  Haikenwerk  durch  eine  dunklere  Farbe  herv()rgelu)ben  ist; 
die  lothringischen  Dorlliäuser  haben  aber  alle  eine  einrörmige 
Flüche  und  eine  graue  oder  braungelbe  Tünche,  welche  durch  den 
liegen  nach  und  nach  in  eine  wahre  Dreckfarbe  übergeht  und  den 
Anblick  so  unfreundlich  gestaltet.  Die  FcnsteigcsimHC  sprii1f|en 
entweder  gar  nicht,  oder  docli  nur  unbedeutend  hervor,  und  auch 
die«  bemerkt  man  nicht,  weil  sie  nicht  durch  eine  dunklere  Fär- 
bung hervortreten.  Es  sieht  vielmehr  die  Aussenwand  so  aus, 
als  ob  in  dieselbe  lediglich  viereckige  längliche  liöcher  gcschliigcn 
«eleu,   in   "eiche  boduim   «li»-    l'cnster   eingesetzt   wurdiiu.     Selbst 


10.    Wohnungen.  69 

Fensterläden,  meistens  sogenannte  Jalousieläden,  kommen  weniger 
oft  vor.     Den  trostlosesten'  Anblick  verursacht  aber  der  Umstand, 
dass   man  eigentliche  Dachgesimse  fasst  gar  nicht  kennt,  sondern 
der  Kopf  des  Dachs  einfach  auf  der  Ecke  der  flauer  aufsitzt,   so 
dass   von  unten  gesehen  die  Häuser  gar  keine  Dachbedeckung  zu 
haben   scheinen  und  man  meint,   es  seien  lauter  Ruinen,  die  von 
einem  Brande  herstammen.     Dadurch,  dass  das  Dach  nicht  durch 
ein   Gesimse   hervorragt,   fehlt  nämlich  oben   der   Abschluss,  der 
Regen  mit  dem  Staub  und  Schmutz  des  Dachs  läuft  an  der  Wand 
herunter  und  so  erhält  dieselbe  denn  auch  dadurch  das  Aussehen, 
als  ob  die  Verunstaltung  und  der  Schmutz  durch  Feuer  und  Feuer- 
spritzen  entstanden    seie.     Ein    Gesims  oder  eine   Gipsverzierung, 
um  die  einzelnen  Stockwerke   von  einander  abzuschliessen  und  so 
für   das  Auge   Anhaltspunkte    und  Abwechslung    zu   bieten,   wird 
auf  dem  Lande  gewöhnlich  als  unnöthiger  Luxus  angesehen.    Diese 
Bauart  und   dies   äussere  Aussehen   der  Häuser  ist   übrigens  nicht 
blos  dem  Lande  eigenthümlich;  es  ist  ganz  ebenso  in  den  wenigen 
Städten  und  selbst  iu  Metz  und  bieten  daselbst  nur  einzelne  anders 
construirte  Häuser  und  die  dunkelfarbige  Holzverkleidung  der  Laden- 
lokale eine  Abwechslung. 

Die  Aussenmauern  sind  in  der  Regel  nur  von  geringer  Dicke 
und  ausserdem  enthält  das  Haus  nur  noch  zum  Abschluss  des 
Gangs  eine  ganz  steinerne  flauer  oder  doch  ein  ausgemauertes 
Balkenwerk.  Alle  übrigen  Wände  sind  einfach  durch  Bretter  ge- 
bildet und  zwar  in  folgender  Weise.  An  den  unten  und  oben 
hinziehenden  Balken  werden  aufrecht  stehende  Bretter  immer  im 
Abstände  von  etwa  einem  C'entimeter  von  einander  befestigt  und 
dann  in  gleichem  Abstände  auf  dieselben,  aber  quer,  eine  zweite 
Reihe  Bretter  aufgenagelt  und  diese  Bretterwand  sodann  aussen 
mit  Gyps  verputzt.  Weil  die  Wand  auf  diese  Weise  nur  dünn 
wird,  80  tritt  der  Thürrahmen  um  so  mehr  hervor,  oft  um  4  Centi- 
meter.  Dies  ist  zugleich  Ursache,  dass  die  Kamine  so  selten  aus 
der  Mitte  des  Dachs  hervorragen,  sondern  auf  die  steinerne  Aussen- 
mauer  aufgebaut  sind.  Die  altfranzösischen,  breiten  Kamine  sitzen 
daher  sehr  oft  auf  den  Ecken  der  Häuser  und  pflegen  zugleich 
sehr  hoch  zu  sein,  auf  der  Spitze  jedoch  häufig  noch  einen  kleineren 
überbau  oder  Aufbau  zu  haben,  was  den  Häusern  ein  sehr  sonder- 
bares Aussehen  verleiht.  Das  Dach  selbst  ist  gewöhnlich  flach 
und  mit  lauter  Hohlziegeln  gedeckt,  welche  mehr  Gewicht  haben 
und  daher  auch  dem  Winde  besser  trotzen.  Solche  Dächer  haben 
keine   sog.  Dachfenster   und   Dachkammern^   wo   aber  dergleichen 


70  !•    I-aiid,  Volk  und  Verwaltung-. 

angebracht  werden  sollen,  da  ist  das  "Dach  steil  und  hat  gewöhn- 
lich über  den  Gaupeukammeru  noch  eine  zweite,  flachere  Etage. 
Da  die  Kamine  sehr  hoch  sind,  werden  sie  oft  durch  eiserne 
Staugen  festgehalten,  was  dann  dem  Dache  das  Aussehen  eines 
aufgetakelten  Schiffs  mit  Masten  verleiht. 

Man  findet  auffallend  wenig  Fenster  und  Thüren  nach  aussen 
und  dies  hatte  seinen  Grund  in  der  französischen  Steuergesetz- 
gebung, welche  Fenster  und  Thüren  nach  ihrer  Zahl  besteuerte, 
so  dass  man  also  deren  so  wenig  als  möglich  anbrachte.  Im 
Grunde  genommen  besteht  dies  Steuersystem  auch  heute  noch, 
obschon  man  doch  so  vernünftig  war,  besonders  in  den  Städten, 
diese  Steuer  nach  dem  Miethswerthe  der  betreffenden  Wohnungen 
zu  berechnen,  ohne  freihch  den  alten  Namen  aufzugeben.  In 
grösseren  Orten  und  Städten  kommt  es  viel  vor,  dass  nach  der 
Strasse  zu  blos  eine  hohe  Mauer  mit  Thor  steht  und  hinter  dem 
Hofe  erst  das  A\'ohDhaus  kommt.  Litzteres  hat  dann  häufig  noch 
eine  ganze  Anzahl  von  kleinem  Höfchen  im  Innern  des  Gebäudes, 
die  lediglich  dazu  bestimmt  sind,  den  Zimmern  Licht  zu  verschaffen 
und  doch  nicht  mehr  Aussenfenster  zu  bedürfen.  Es  veranlasst 
dies  nicht  blos  eine  grosse  Platzverschwendung,  sondern  auch  eine 
sehr  unbequeme  Eintheilung  der  Zimmer  und  einen  Ueberfluss  an 
kleinen  Treppen  und  Gängen  und  in  vielen  Wohnungen  kann  mau 
vom  Gange  nur  in  ein  Zimmer  gelangen  und  von  diesem  erst  in 
die  anderen,  was  Alles  auch  nur  zum  Zwecke  hatte,  die  lästige 
Steuer  zu  mindern,  aber  natürhch  die  grössten  Unbequemlichkeiten 
mit  sich  bringt. 

In  keinem  Lande  findet  nutn  so  viele  schmale,  aber  desto 
liefere  und  gewöhnlich  mit  solchen  Höfchen  versehene  Häuser, 
wie  in  Lothringen.  In  den  Städten  gibt  es  viele  solcher,  die  in 
der  Fronte  nur  zwei,  ja  selbst  nur  ein  Fenster  haben.  In  den 
Dörfern  führt  gewöhnlich  von  der  Ilausthüre  ein  langer,  schmaler 
Gang  durch  das  ganze  Gebäude  nach  dem  Hofe,  Hinterhaus  und 
Oekonomiegebäude.  Der  Eintritt  erfolgt  auf  dem  Lande  zunächst 
in  die  grosse  Küche,  die  meistens  ziemlich  finster  ist.  Hier  be- 
findet sich  in  der  Mitte  der  Hückwand  ein  breites  Kamin,  worin 
auf  Steinplatten  und  nur  wenige  Ceutimeter  über  dem  Hoden  ein 
I-'euer  brennt,  auf  das  ein  Kost  zum  Kochen  gestellt  ist.  In  der 
•Mille  den  Kamin.s  hängt  un  ('iner  eisernen  Kette  der  Supi)entoj»f 
mIkt  dem  Feuer,  und  dasselbe  hat  in  der  Kegel  nicht  bloss  das 
Kamill,  sondern  hucIi  die  ganze  Küche  geschwärzt.  Kochherde 
nind  erst  in  neuester  Zt'it  hier  und  da  eingeführt,    und   zwar  iiici- 


Hj.    Wohnungen.  71 

stens  eiserne  oder  blecherne  Herde  von  Unkel  in  Kastatt  oder 
rheiniechen  Fabriken.  Im  ganzen  Lande  werden  keine  solclie  ver- 
fertigt. Mit  der  Küche  und  der  Kochkunst  sieht  es  überliaupt 
noch  nicht  sehr  gut  aus  und  ist  Alles  von  der  primitivsten  Art. 
Ein  sehr  bedeutender  Kaum  wird  überhaupt  in  den  Zimmern  durch 
die  französischen  Kamine  weggenommen,  welche  sehr  gross  und 
meistens  mit  Marmorverkleidung  versehen  sind  und  über  der 
Kaminplatte  einen  grossen  Spiegel  haben.  Diese  Kamine  stammen 
\on  den  Franzosen  her,  welche  mehr  aus  dem  wärmeren  Süden 
kamen;  auch  brauchte  man  früher  das  Holz  nicht  zu  sparen, 
während  es  jetzt  so  theuer  ist,  dass  man  beim  Kaminfeuer  sich 
nicht  mehr  erwärmen  kann.  Die  Leute  sind  desshalb  aber  noch 
nicht  auf  den  vernünftigen  Gedanken  gerathen,  die  alten  Kamine 
abzubrechen  und  an  ihre  Stelle  russische  Kamine  zu  setzen.  Viel- 
mehr setzt  man  vor  diese  grossen  Kamine  und  daher  so  ziemlich 
in  die  Mitte  des  Zimmers  irdene  oder  Porzellanöfen  und  leitet 
das  Rohr  unten  oder  an  der  Seite  in  das  Kamin.  Aber  auch  für 
diese  Oefen  sorgt  nicht  etwa  der  Hauseigenthümer,  sondern  der 
Miether  muss  sie  mitbringen,  so  dass  also  bei  jedem  Umzüge  der 
Herd  und  Ofen  mit  wandert  und  dies  last  auch  beim  Abtritte 
der  Fall  sein  sollte.  Mit  Ausnahme  ganz  neuer  Häuser  gibt  es 
nämlich  in  ganz  Lothringen  keine  ordentlichen  Abtritte.  In  der 
Regel  besteht  in  jedem  Hause  nur  ein  einziger  solcher,  und  zwar 
im  Hofe  und  für  alle  Stockwerke,  und  wem  diess  nicht  behagt, 
der  mag  nur  auch  einen  Nachtstuhl  mitbringen.  Gewöhnlich  sind 
auf  der  Strassenseite  des  Hauses,  selbst  in  Metz,  Blechröhren  neben 
denjenigen  der  Dachkandel  angebracht,  in  welche  vom  Fenster 
aus  alles  Abwasser  und  wohl  auch  der  flüssige  Inhalt  der  Nacht- 
töpfe ausgeleert  wird,  ohne  dass  bis  jetzt  diesem  Missstande  ab- 
geholfen wurde.  Uebrigens  drängen  sich  ziemlich  viele  Hand- 
thierungen  hier  auf  die  Strasse.  In  Deutschland  gehen  in  der 
Regel  die  Werkstätten  nach  rückwärts  in  den  Hof,  in  Lothringen 
aber  gewöhnlich  nach  der  Strasse,  und  gar  manche  Beschäftigungen 
werden  vor  dem  Hause  auf  der  Strasse  betrieben,  so  z.  B.  von 
Schreinern  und  Schlossern;  auch  pflegen  die  Spezereihändler  den 
Kaffee  auf  der  Strasse  zu  rösten.  Dass  bei  solchen  Einrichtungen 
nicht  mehr  Feuersbrünste  entstehen,  ist  zu  verwundern,  denn 
brennen  einmal  derartige  Wände  von  Holz,  so  ist  an  ein  Löschen 
schwer  zu  denken,  und  nur  die  Weite  der  Kamine  mag  Ursache 
sein,  dass  so  selten  Kaminbrände  entstehen.  Die  Kamine  selbst 
werden  mit  Seilen.  Ketten  und  Kugeln  gereinigt,  und  zwar  häufle 


72  J-    lanfl;  Volk  und  Verwaltung. 

von  den  Dienstboten  selbst^  eigentliche  Kaminfeger  hat  es  bis 
zur  neuesten  Zeit  in  Lothringen  gar  nicht  gegeben  und  sie  sind 
jetzt  erst  in  den  Städten  eingeführt  worden. 

Macht  schon  die  Einförmigkeit  der  Häuser  und  ihrer  Grup- 
pirung,  so  wie  der  Mangel  von  Blumengärtchen  vor  und  neben 
denselben  keinen  malerischen  Eindruck,  so  ist  diess  auch  meistens 
mit  den  Kirchen  der  Fall,  welche  selten  von  einem  freien  Platze 
umgeben  sind.  Mit  Ausnahme  einer  Anzahl  neuerer  Kirchen  sind 
dieselben  meistens  alt  und  unansehnlich  und  der  ursprünglich 
gothische  oder  romanische  Styl  der  alten  Kirchen  ist  in  der  Regel 
seit  dem  Verfalle  in  den  erwähnten  Kriegen  und  durch  spätere 
Restaurationen  im  vorigen  Jahrhunderte  arg  verunstaltet.  In  dem 
ganzen  früheren  Metzer  Lande  sind  die  Kirchen  inmitten  der  Fried- 
höfe fast  kastellartig  erbaut  und  zur  energischen  Vertheidigung 
hergerichtet  gewesen,  hatten  oben  krenellirte  Mauern  und  erschienen 
stark  befestigt,  was  um  so  mehr  nothwendig  war,  als  es  niemals 
an  kleinen  Kriegen  fehlte  und  die  Stadt  fast  fortMährend  mit  den 
benachbarten  Grossen  wie  den  Herzogen  von  Lothringen  und  zahl- 
reichen Herreu  zu  kämpfen,  Ueberfälle  abzuwehren  und  zurück- 
zugeben hatte.  In  solchen  Zeiten  flüchteten  die  Landbewohner 
ihre  beste  Habe  in  die  Kirchen  und  dieselben  widerstanden  oft 
längere  Zeit.  Meistens  haben  die  Kirchen  viereckige  Thürme  mit 
niedrigem  Dache,  doch  linden  sich  auch  hohe,  spitz  zulaufende 
Thürme.  Die  innere  Aussckmückung  pflegt  ziemlich  einfach,  ja 
ärmlich  zu  sein,  und  die  zeitweise  Herausputzung  durch  künstliche 
Blumen  gibt  ihnen  noch  ein  todteres  Ansehen.  Die  Friedhöfe 
lagen  früher  durchgängig  um  die  Kirchen  und  viele  davon  sind 
noch  im  Gebrauche,  ohne  dass  die  Snnitätspolizei  dagegen  einschritt, 
was  erst  künftig  geschehen  wird.  Christusbilder,  namentlich  Orucifixe 
an  Strassen,  in  Kirchen  und  Häusern,  sieht  man  nur  spärlich  mid 
auch  da  sind  sie  meistens  alt.  Man  scheint  den  Christuskultus 
wenig  zu  kennen  und  zu  beachten,  wogegen  man  um  so  häutiger 
und  zahlreicher  Statuen  und  Bildern  der  Maria  begegnet,  welche 
meistens  noch  in  gesehmackloser  Weise  gefertigt  sind.  Selbst  das 
französische  Kriegerdenkmal  in  Marie  aux-Chöues  ist  von  einer  un- 
schiuicn  Maricnstatiie  tiberragt  und  auf  den  Seiten  mit  eingerahmten 
Marienbildern  umhängt.  Es  ist  diess  die  schon  acht  Iranzösiöche 
Sitte,  welche  in  Frankreich  darauf  beruht,  duss  Maria  zur  Landes- 
heiligr'n  erklärt  ist,  was  über  im  Metzer  Land  und  Lothringen 
früher  nicht  ho  der  Fall  war.  Nur  in  den  erst  zuletzt  IVanzr)sisch 
gewordenen  Ivandestheilen  trifHl  man  auf  Dorfplätzen,  an  Kirchen 


lU.    Wohniingon.  73 

und  an  Strassenkreuzungen  auf  grosse,  steinerne  oder  hölzerne 
Crucifixe.  Auch  sonstige  Heiligenbilder  kommen  viel  vor,  Wall- 
fahrten, deren  man  im  Lande  nicht  wenige  kennt,  finden  aber 
nur  nach  Mariakapellen  statt.  So  ziehen  alljährlich  sehr  grosse 
Schaaren  vou  Wallfahrern  nach  Notre-Dame  de  la  Salette  beim 
Dorfe  Villers- rOrme  östlich  von  Metz,  wie  früher  auch  nach 
St.  Barbe  und  anderen  Orten.  Während  in  katholischen  Ländern 
im  Innern  Deutschlands  in  der  Ecke  der  Hauernwohnstube  das 
Crucifix  niemals  fehlt  und  auf  den  Jahrmärkten  solche  einen  ge- 
suchten Handelsartikel  bilden,  findet  man  hier  nur  Marien-  und 
Heiligenbilder  und  in  den  Wirthschaften  hängt  daneben  höchstens 
nur  noch  ein  Schlachtenbild  aus  der  Zeit  des  ersten  Napoleon  oder 
dessen  Portrait  mit  seineu  hervorragenden  Generalen. 

Eigenthümlich  ist  es  den  Dörfern,  dass  den  Häusern  meistens 
ein  ordentlicher  Kellerraum  fehlt  und  man  selbst  den  Wein  in 
oberirdischen  Remisen  aufbewahrt.  Wo  Keller  gegraben  sind, 
nehmen  sie  nur  einen  kleinen  Raum  ein  und  führt  im  Hausgange 
eine  Fallthüre  zur  Treppe  in  denselben.  Es  Hessen  sich  solche 
jedoch  leicht  graben,  da  vielfach  Mangel  au  Wasser  ist  und  z.  B. 
alle  Dörfer  auf  dem  Hochplateau  des  linken  Moselufers  genöthigt 
sind,  Bassins  oder  kleine  Teiche  zur  Ansammlung  des  Kegenwassers 
anzulegen,  worin  sodann  gewaschen  oder  das  Vieh  getränkt  wird, 
während  bei  Feuersbrünsten  darin  allein  Wasser  für  die  Feuer- 
spritzen gewonnen  werden  kann.  Doppelfenster  zum  Schutze  gegen 
Kälte  im  Winter  sind  selten,  auch  sohliessen  Fenster  und  Thüren 
in  der  Kegel  nicht  gut.  Fensternischen  kennt  man  fast  gar  nicht 
und  selbst  in  der  Stadt  Metz  fehlen  solche  bei  den  grössten  und 
schönsten  (iebäuden ,  sogar  wenn  dieselben  ziemlich  dicke  Mauern 
haben,  wo  bis  auf  den  Boden  reichende  Fensternischen  doch  zu- 
gleich eine  Bauersparniss  gewährten.  Während  in  Deutschland 
die  Fenster  in  zwei  Abtheilungen  getheilt  sind  und  die  obere  nie- 
driger ist,  bestehen  sie  in  Lothringen  nur  aus  zwei  von  unten  bis 
oben  reichenden  Flügeln,  und  zwar  mit  etwas  grösseren  Scheiben, 
wie  denn  auch  das  Glas  ziemlich  billig  ist.  Man  liebt  es  aber 
sehr,  die  Jalousieläden  geschlossen  zu  halten,  und  desshalb  haben 
auch  die  Häuser  so  oft  ein  vereinsamtes  Aussehen,  als  ob  sie  un- 
bewohnt wären.  Es  entspringt  diess  ganz  dem  Charakterzuge, 
welcher  die  Leute,  und  besonders  viel  die  Reicheren,  veranlasst, 
nach  dem  Hofe  zu  die  Wohnung  einzunehmen.  Dielenboden  sind 
wenig  gekannt;  der  Boden  besteht  regelmässig  nur  aus  langen 
Balken  von  10  Centimeter  Breite  und    dicht  an   einander   gereiht. 


74  J-    Land.  Volk  und  Vorwäliung-. 

Häufig  sind  dieselben  in  parketbodenartiger  Weise  verschränkt. 
Dadurch  werden  die  vielen,  durch  Austrocknung  des  Holzes  ent- 
stehenden Si)alten  im  Boden  vermieden  und  ist  derselbe  fester; 
jedoch  trocknet  das  dazu  verwendete  harte  Holz  beim  Aufwaschen 
nicht  so  leicht  und  ist  man  daher  gewöhnt,  den  Boden  entweder 
mit  Wachs  zu  wichsen  oder  mit  Oelfarbe  anzustreichen.  Auf  dem 
Lande  und  auch  vielfach  in  der  Stadt  sind  die  Zimmer  niedrig; 
wo  es  aber  nur  angeht,  werden  Gvpsverzierungen  angebracht  und 
gibt  es  viele  etwas  gewölbte  Decken  mit  Stuccaturarbeiten.  In 
manchen  Häusern  von  Metz,  wo  die  Zimmer,  besonders  des  Erd- 
geschosses, sehr  hoch  waren  und  man  sie  seit  der  Vertheuerung 
des  Holzes  nicht  so  leicht  erwärmen  konnte,  hat  man  mehrere 
Fuss  unterhalb  dieser  gewölbten  Decke  mit  Brettern  und  Gyps- 
anstrich  eine  zweite  Decke  angebracht,  um  die  Zimmer  niedriger 
zu  machen  und  die  Wärme  mehr  herabzudrücken. 

Wo  es  die  Räumlichkeiten  gestatteten,  hat  man  Doppelthüren, 
d.  h.  Thüren  mit  zwei  Flügeln,  angebracht  und  sind  dieselben 
dann  ziemHch  hoch.  Das  Beschlag  derselben  liebt  man  von  blankem 
Messing  zu  haben,  und  zwar  hat  man  keine  Thürklinken  zum 
Drücken,  sondern  zum  Drehen;  vielfach  fehlen  aber  auch  solche 
und  vertritt  ihre  Stelle  einfach  ein  Schlüssel,  deren  dann  zwei  an 
der  Thüre  angebracht  sind,  der  eine  zum  Oelfnen,  der  andere 
zum  Verschliessen.  lieber  allen  Kaminen  sind  Spiegel  angebracht 
und  Fremde  erstaunen  leicht  über  den  Luxus,  der  in  allen  Woh- 
nungen mit  Spiegeln  herrscht.  Dieselben  sind  aber  in  die  Wand 
eingemauert  mid  Bestandtheile  des  Hauses,  eine  Sitte,  die  sich 
darauf  begründet,  dass  dadurch  dieser  Luxusgegenstand  nicht  zur 
Mobiliarsteuer  herangezogen  werden  konnte.  Diese  Spiegel  sind 
meistens  recht  breit  und  hoch  und  durch  das  feste  Einmauern 
auch  sehr  haltbar,  wie  überhaupt  die  Spiegelgläser  fast  immer 
rein  und  durchaus  untadelhaft  eben  zu  sein  pllegen.  In  Gast-, 
Kiiflee-,  Wein-  und  Bierhüusern  sind  an  allen  Wänden  in  ge- 
ringem Abstände  oft  1*2  — '20  solcher  Spiegel  angebracht  und  ge- 
währt diess  wegen  der  Vergoldung  der  Balimon  ein  reiches  Aus- 
sehen, \\'ie  es  underwürts  den  Kaum  grösser  erscheinen  lässt. 
Zur  Verminderung  der  Mobiliarsteuer  sind  in  allen  Wänden  zahl- 
reiche ^^'a^dschränke  nngcbrachl,  so  dass  nuiu  hier  zu  Lande 
KleiderK'hrünke,  Chillonuier«  u.  dgl.  gar  nicht  iiiHhig  hat,  ja  nicht 
cinnuil  nufstt'llen  kann.  Es  wird  dadurch  auch  das  Aufhängen  von 
(iiinälden  er.'^chwert.  Doch  linden  sich  auf  dem  Laude  noch  viel- 
fueli  alte,  oft  gesclinilzle  Niissbaumschränke  und  Biiflets,   die  mit 


10.    ^VohllUl)y■^•n.  75 

ihrem  blanken  Messingbeschläg  sehr  alterthünilich  aussehen.  Hier 
und  da  sind  solche  Wandschränke  so  tief,  dass  darin  ein  Bett 
angebracht  ist,  so  dass  man  zum  Schlafengehen  bloss  den  Wand- 
schrank zu  öffnen  braucht.  Ist  hiernach  im  Ganzen  die  Zahl  der 
vorhandenen  Mobilien  sehr  klein  und  besteht  sie  nur  aus  Kanape, 
Stühlen  und  Tischen,  etwa  noch  mit  einem  Secretär  oder  Butfet, 
so  fehlt  doch  fast  in  keinem  Hause  und  besseren  Zimmer  über 
dem  Kamin  eine  Pendule,  sowie  irgend  eine  Vase  u.  dgl.  Diese 
Pendulen  sind  übrigens  hier  so  allgemein  verbreitet,  dass  sie  bei 
Möbelhändlern  und  Trödlern  immer  dutzendweise  zum  Verkaufe 
aufgestellt  sind,  wie  denn  auch  alte  Mobilien  aus  den  Glanzzeiten 
des  französischen  Hoflebens  sehr  häufig  aus  der  Hinterlassenschaft 
von  Pensionären  versteigert  werden  und  von  einer  B'amilie  an  die 
andere  übergehen.  Ueberhaupt  findet  man  in  Metz  und  in  den 
zahlreichen  Landhäusern,  die  oft  kleinen  Schlössern  gleichen,  noch 
ungemein  viele  Ueberbleibsel  aus  den  luxuriösen  Zeiten  von  Lud- 
wig XIV.  und  Ludwig  XV.,  welche  aber  freilich  auch  zeigen,  wie 
die  Familien  inzwischen  heruntergekommen  sind,  denn  der  Glanz 
ist  vielfach  verblichen  und  am  Ueberreste  hat  der  Zahn  der  Zeit 
genagt. 

Es  scheinen  in  Lothringen  niemals  gesetzliche  Bestimmungen 
über  Einhaltung  der  Strassentlucht  und  Breite  der  Strassen  und 
Wege  bestanden  zu  haben,  denn  überall  ist  durchaus  unregei- 
mässig  gebaut.  Selbst  in  Metz  ist  seit  langer  Zeit  nichts  mehr 
für  Verbreiterung  und  Geradlegung  der  Strassen  geschehen.  Was 
aber  eine  noch  grössere  Unzierde  und  Verunstaltung  für  die  Strassen 
bildet,  diess  sind  die  so  oft  vorkommenden  langen  und  hohen, 
häufig  sogar  haushohen  Mauern  ohne  alle  Ihüren  und  Fenster, 
welche  besonders  an  Klöstern  und  Häusern  vielfach  vorkommen 
und  in  ihrem  unteren  Theile  jetzt  zum  Aufkleben  zahlreicher 
grosser  Plakate  benützt  werden.  Es  erhalten  dadurch  die  be- 
treffenden Strassen  ein  verödetes  Aussehen  und  vermindert  den 
Werth  der  übrigen  Gebäude.  Besonders  aber  hemmen  die  häufig 
so  engen  Gassen  und  Wege  den  Verkehr  und  haben  eine  ganz 
eigenthümliche  Bespannung  und  Art  der  Lastwagen  verursacht. 
Ausser  der  Kirche  befindet  sich  in  den  Dörfern  gewöhnlich  kein 
besseres  Gebäude  aus  früherer  Zeit  und  nur  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten hat  man  begonnen,  da  und  dort  ein  Gemeindehaus  Mairiej 
zu  erbauen,  welches  zugleich  für  die  Schule  und  zu  anderen 
Zwecken  dienen  muss.  Früher  mussten  die  Gemeinden  auch  die 
Wohnung  für  die  Gendarmerie  stellen,   was  al)er  in  jüngster  Zeit 


7(5  I.    J.jukJ.  Volk  und  Vcrwallung-. 

abgeschafft  wurde.  Mit  den  Feuerlöschutensilien  ist  es  meistens 
nicht  sonderlich  gut  bestellt.  Nachtwächter  scheint  man  gar  nicht 
zu  kennen  5  aber  ebenso  wenig  eine  ordentliche  Feuerschau  und 
sorgfältige  Handhabung  einer  Kauordnung. 

Sehr  häufig  findet  man  auf  dem  Lande  wie  in  der  Stadt,  dass 
die  Räume  für  Aufbewahrung  von  Heu  und  Stroh  und  die  Stallung 
nicht  vom  Hause  getrennt  sind,  sondern  einen  Theil  des  unteren 
Stockwerks  einnehmen,  so  dass  man  vom  Hausgange  auf  der  einen 
Seite  in  das  Zimmer,  auf  der  anderen  in  den  Stall  tritt.  Es  ist 
dies  nicht  blos  feuergefährlich,  sondern  auch  der  Gesundheit 
schädlich.  Ebenso  kommt  es  zu  oft  vor,  dass  die  Brunnen  sieh 
ganz  in  der  Nähe  der  Abtritte  und  Düngerhaufen  befinden.  Ueber- 
haupt  wäre  in  gesundheitspolizeilicher  Hinsicht  noch  sehr  Vieles 
wünscheuswerth,   aber  es  ist  leider  niemals  viel  dafür  geschehen. 


11.   Trachten,  Sitten. 

Obschon  ein  aufmerksamer  Beobachter  überall  noch  den  deut- 
schen Ursprung  und  deutsche  Entwickelung  zu  erkennen  vermag, 
so  hat  doch  schon  in  gar  vielen  Dingen  der  französische  Einfluss 
überwuchernd  eingewirkt  und  manche  alte  Gewohnheiten  und 
Sitten  abgestreift.  Besonders  ist  dies  bei  Dingen  der  Fall,  wo 
das  Aeussere  den  Ausschlag  gibt  und  die  Mode  ihre  Herrschaft 
ausüben  kann,  wie  bei  der  Tracht.  Du  das  Land  eine  Ackerhau- 
bevölkerung hat  und  Gewerbe  fast  nur  in  Städten  und  grösseren 
Orten  ihre  Stätte  aufschlugen,  so  erklärt  es  sich  leicht,  dass  der 
deutsche  Fuhrmannskittel  oder  die  französische  Blouse  bei  den 
Männern  allgemeinen  Eingang  fand,  ist  sie  doch  billig  und  auch 
bequem  und  entspricht  zu  gleicher  Zeit  der  französischen  Gleich- 
macherei. Die  Blouse  ist  durchgängig  von  blauer  larbe  und  nur 
in  Städten  wählen  Einzelne,  meist  Gewerbetreibende,  graue  oder 
braune  Blousen.  Man  darf  sich  in  Lothringen  nicht  dadurch  stören 
lassen,  wenn  in  den  ersten  Gast-  und  KafTeehäusern  neben  moditc-h 
und  fein  gekleideten  Herren  solche  lllun.senmiinner  sitzen,  koninit 
V8  doch  vor,  daö.s  neben  ihnen  ihre  Frauen  und  l'öchtcr,  nach  der 
neuesten  Pariser  Mode  gekleidet,  einher  gehen.  Nur  im  Osten 
und  in  den  bergigeren  Gegenden  finden  «ich  noch  Ue.ste  der  älteren 


11.  Trachten,  Sitten.  77 

Männertraeht,  wovon  sich  einzelne  IJeslandtheile  unverändert  er- 
halten liaben,  wie  Kappe,  Wamms  und  Hosen.  Man  trifl't  jetzt 
aber  auch  bei  der  Arbeiterbevölkerung  überwiegend  die  weiten 
Pumphosen  an,  welche  ebenfalls  von  blauer  Farbe  zu  sein  pflegen 
und  den  Leuten  das  Aussehen  eines  verschobenen,  auf  die  Spitze 
gestellten  Parallelogramms  geben,  zumal  wenn  sie  beide  Hände  in 
die  Hosentaschen  stecken.  Etwas  mehr  allgemeine  Verbreitung 
haben  die  Pelzmtitzen;  doch  werden  zu  den  Biousen  jetzt  vielfach 
modische  niedere  Hütchen  und  wohl  auch  die  Franzosenkappe,  mit 
aufwärts  stehendem  Schild  und  nach  vorn  gebogen,  getragen. 
Frauen,  Mädchen  und  kleine  Kinder  tragen  in  der  Kegel  eine 
weisse  Mütze  oder  Haube,  ähnlich  geformt  wie  die  Schlafhauben, 
mit  einem  geringelten  Besatz  um  das  Gesicht,  und  selten  mit  einem 
farbigen  Band.  Es  sieht  dies  sehr  einförmig  aus  und  macht  einen 
unangenehmen  Eindruck ,  wenn  man  z.  B.  einen  langen  Zug  von 
Waisenkindern  mit  lauter  solchen  Hingelhauben  ohne  jedes  far- 
bige, die  Monotonie  mildernde  Band  durch  die  Strassen  ziehen 
sieht.  Im  Sommer  und  Winter  bietet  gegen  Hitze  und  Kälte  eine 
haubenartige  Kappe  oder  Kaputze  Schutz,  ähnlich  den  Kaputzen, 
die  sonst  von  Frauen  beim  Ausgehen  Abends  über  den  Kopf  ge- 
zogen werden.  Hier  stehen  sie  aber  mehr  über  das  Gesicht  vor, 
sind  sie  meistens  von  weisser  Farbe  und  im  Winter  watlirt. 
Andere,  besonders  dunklere  Farben  wählt  man  dazu  mehr  in  den 
östlichen  Gegenden  und  dort  tritt  auch  das  farbige  Band  häufiger 
auf.  Oefters  schlingen  die  Frauenzimmer  auch  nur  ein  Tuch  um 
die  Stirne.  Eigentliche  Volkstrachten,  wie  z.  B.  im  Elsasse,  haben 
sich  beim  weiblichen  Geschlechte  nicht  mehr  erhalten  und  sind  sie 
allgemein  der  Modetracht  gewichen.  Da  jedoch  Stoff  und  Schnitt 
der  Kleider  nicht  immer  den  Voraussetzungen  der  Mode  ent- 
sprechen, sondern  sie  nur  in  ordinärerer,  oft  ärmliclierer  Weise 
wiedergeben,  sowie  Gesicht  und  Haltung  der  Personen  mit  der 
Tracht  gar  nicht  übereinstimmen,  so  macht  dies  einen  widerlichen 
Eindruck,  zumal  wenn  auch  noch  die  Farben  durchaus  unharmonisch 
gewählt  sind.  In  den  Gebirgsgegenden  tragen  die  Frauenzimmer 
kürzere  Röcke  und  ganz  kul-ze  Jacken.  Die  Schuhe  sind  in  der 
Regel  doppelsohlig  und  mit  vielen  Nägeln  besetzt,  denn  das  Pflaster 
und  Strassenmaterial  ist  hart  und  nützt  das  Schuhzeug  sehr  ab. 
Ohrringe  sieht  man  sehr  häufig,  selbst  bei  Männern,  und  gegen 
die  Luxemburger  Gränze  tragen  dieselben  Ohrringe  von  1 — V/^  Zoll 
Durchmesser.  Dort  ist  überhaupt  noch  manche  wallonische  Sitte 
erhalten,  wie  auch  die  Sprache  daran  erinnert. 


78  ^-    Lnnd,  Volk  und  Verwaltung. 

Besondere  Eigenthümlichkeiteu  begegnen  uns  auf  zahlreichen 
Seiten  des  tägliche)]  Thuns  und  Treibens.  So  ist  schon  das  in 
Lothringen  übliche  Brod  ganz  anders  geartet,  wie  über  dem  Rheine. 
Obschon  mitten  im  Salzlande  gelegen,  salzt  doch  der  Lothringer 
Bäcker  das  Brod  nicht  und  kennt  er  auch  nur  Weissbrod,  das 
trotz  seiner  Sprödigkeit  und  Trockenheit  allein  gegessen  wird. 
Halbweisses  und  schwarzes  Roggenbrod  backen  erst  nur  die  ein- 
gewanderten Bäcker.  Die  Form  des  Brodes  ist  auch  hier  rund; 
aber  in  Deutschland  sind  die  Laibe  von  nicht  so  grossem  Durch- 
messer und  höher,  hier  dagegen  sind  sie  breiter,  bis  zu  1^2  bis 
2  Fuss,  und  flacher,  ähnlich  wie  Kuchen,  haben  aber  auf  dem 
Lande  eine  oft  unregelmässige,  unförmliche  Gestalt.  Das  Brod 
in  den  Städten  wird  in  Ringform  gebacken  und  das  Brod 
übei'haupt  nach  dem  Gewichte  verkauft;  was  am  Gewichte  des 
Laibs  ödes  Rings  fehlt,  wird  in  Stücken  hinzugewogen,  wodurch 
freilich  auch  eine  bessere  Controle  möglich  ist.  Man  hat  übrigens 
ausser  diessen  grösseren  Ringen  noch  klehiere  Laibchen  und  backt 
Weissbrödehen  zu  je  2  und  1  Sous.  Feinere  Brödchen,  nament- 
lich sogenannte  INlilehbrödchen  mit  Butter,  kommen  weniger  vor; 
was  man  von  solchem  feineren  Gebäck  will,  muss  man  beim 
Pastetenbäcker  oder  CJonditor  holen.  Die  meisten  Dörfer  in  der 
Umgebung  von  Metz  holen  allen  ihren  Brodbedarf  in  der  Stadt; 
sie  tragen  aber  denselben  nicht  etwa  in  Körben  auf  dem  Kopfe, 
sondern  fast  zu  Allem  werden  Rückkörbe  verwendet,  wie  solche 
überhaupt  gewöhnlich  in  (Jebirgsgegenden  vorzukommen  pflegen; 
jedoch  sind  es  nicht  immer  geflochtene  Körbe,  sondern  auch  Holz- 
gestelle, und  die  Traglast  liegt  nicht  im  Korbe,  sondern  auf  dem- 
selben. 

Mit  dem  Essen  wird  es  auch  anders  gehalten,  wie  am  Rheine 
und  im  östlichen  Deutschland.  In  den  Städten  wird  um  12 — 1  Uhr 
ein  Dejeuner  genommen,  bestehend  in  Fleisch,  Salat  oder  Gemüse 
mit  Käse  oder  anderem  Dessert,  um  H  Uhr  Abends  aber  dos  eigent- 
liche Mittagsessen  mit  Sup|)e.  Auf  dem  Lande  isst  man  häufig  um 
II  -J2  Uhr,  weil  daselbst  auch  das  Tagewerk  IrUher  beginnt. 
Dort  wird  aber  häufig  gar  nicht  in  Gemeinschaft  gegessen,  son- 
dern .leder  nimmt  sich  seinen  Theil  auf  einen  Teller  und  setzt  sich 
/.um  J'^Hcn  auf  die  'Jhilrschwelle,  Treppe  oder  wo  es  ihm  gerade 
bequem  ist.  Suppe,  Fleisch  und  (iemüse  ist  gewöhnlich  auf  dem- 
«elben  Teller.  Selbst  in  den  besseren  Fällen  ist  es  Regel,  dass 
muri  auf  dem  blossen  Tische  isst  uiul  sich  keines  Tischtuchs  be- 
dient,   wenigstens    nicht    an    den    Wochentagen,    und    es   verleiht 


11.   Trachten,  Sitten.  79 

dies  dem  Essen  ein  etwas  abstossendes ,  unreinliches  Ansehen ,  das 
durch  die  gar  oft  allzu  ordinären  Teller,  Löffel,  Messer  und  Oabeln 
nicht  gemildert  wird.  Sogenanntes  Frühstiicksessen  wie  in  deut- 
schen Restaurationen  und  Bierwirthschaften  mit  Wurst,  Schweins- 
knöchelchen,  saueren  Nieren,  Sulzen  und  anderen  Fieischwaaren 
kannten  die  Eingeborenen  nicht,  und  desshalb  kann  man  auch  in 
ihren  Wirthschaften  auch  heute  noch  nichts  dergleichen  erhalten. 
Die  Letzteren  kennen  als  Frühstücksessen  fast  nur  Coteletts,  Boeuf- 
steaks  und  Fische,  auch  Eier  und  etwa  noch  Kalbsbraten.  Neben 
der  Suppe,  welche  gewöhnlich  Alles,  was  von  grünem  Gemüse 
in  die  Küche  kommt,  als  Kraut,  Sellerie,  Gelbrüben  u.  dgl.  ent- 
hält, erstreckt  sich  das  Essen  auf  Fleisch,  Salat  und  Brntkartolleln; 
letztere  in  der  Schale  oder  gesotten  kennt  man  nicht  oder  doch 
selten;  ebenso  ist  es  mit  Kraut,  Kohl,  Rüben  u.  dgl.  der  Fall. 
Dagegen  isst  man  hier  gerne  sogenannte  Liebesäpfel  .  Pommes 
(iamour),  frische,  getrocknete  und  ausgemachte  Bohnen ,  eine  Art 
breiter,  dicker  und  gelblicher  Saubohnen.  Grüner  und  anderer 
Salat  wird  von  Einheimischen  häufig  als  Gericht  für  sich  allein 
aufgetragen.  Bei  den  Franzosen  hiess  es  zwar,  es  müsse  jede 
Familie  am  Sonntage  ihr  Huhn  im  Topfe  haben,  in  Lothringen 
kommt  dies  aber  weniger  vor,  obschon  es  hier  viel  Geflügel  gibt, 
das  früher  eine  erhebliche  Ausfuhr  veranlasste.  Dagegen  werden 
gewöhnliche  Fische  der  Mosel  sehr  viel  gegessen  und  in  verschie- 
dener Weise  zubereitet.  Seefische  kamen  seltener  in  den  Verkehr, 
Forellen  gibt  es  gar  nicht.  Man  sollte  ferner  meinen,  dass  Schwarz- 
wild, woran  das  Land  leider  noch  so  reich  ist,  häufig  auf  den 
Tisch  der  Gasthäuser  komme,  doch  ist  es  sehr  selten  zu  finden. 
Dagegen  ist  Speck  ein  Lieblingsessen  der  Bewohner.  Wenn  die 
Ai'beiter  auf  dem  Lande  in  ein  Wirthshaus  kommen,  um  zu  essen, 
so  bekommen  sie  einen  grossen  Teller  voll  Suppe  und  lassen  sich 
dazu  aus  dem  grossen  Kochtopfe  ein  tüchtiges  Stück  Speck  geben, 
das  dann  mit  ßrod  verzehrt  wird.  Die  Wurstmacherei  ist  ein 
Zweig,  der  jetzt  mehr  von  Deutschen  betrieben  wird,  sonst  wird 
meistens  fremde  Wurst  eingeführt  und  ebenso  Schinken.  Das 
Räuchern  des  Fleisches  wird  nur  wenig  betrieben. 

Als  Getränk  liebt  der  Einheimische  wie  der  Franzose  über- 
haupt den  schwarzen  Kaffee,  der  mit  einem  Gläschen  Cognac  oder 
Rhum  als  Massagran  im  Kaffethause  aus  hohen  Gläsern  getrunken 
wird.  Kaffee  in  Tassen  wird  fast  nur  ausnahmsweise  servirt, 
ausser  wenn  dazu  Butter,  Eier  und  Fleisch  gegessen  wird.  Als 
Getränk    dient    nur    der    rothe    Landwein   oder  Bordeaux.     Beide 


30  1-    Lan<^t  Volk  un<l  Verwaltung. 

sind  verhältnissmäss'g  billig,  der  erstere  aber  auch  sehr  wenig  ge- 
haltvoll. Das  beste  Gewächs  kommt  aus  den  \Veinbergen  von 
Scy,  Ars,  CJuentringen  und  besonders  Pagny,  doch  bekommt  man 
auch  diese  Sorten  uieht  ganz  unverfälscht  und  wird  überhaupt  im 
Lande  die  Weinfabrikation  und  Vermischung  sehr  im  Grossen  be- 
trieben. In  jeder  Strasse  findet  man  Dutzende  von  Marcliands  de 
tin  im  Kleinen  und  CJrossen,  oft  dicht  neben  einander  und  diese 
Loeale  sind  nicht  nur  auf  dem  Lnnde  häufig,  sondern  auch  stets 
von  gewisser  Kundschaft  besucht.  Ebenso.^ bedeutend  ist  die  Fa- 
brikation der  verschiedenen  Sorten  von  Spirituosen  aus  Getreide, 
Früchten,  Trauben  und  Kartoffeln  und  ist  auch  der  Bezug  von 
deutschem  Spiritus,  besonders  aus  Halberstadt,  Nordhausen  und 
Magdeburg  bereits  sehr  bedeutend  geworden,  liier  wurde  schon 
lange  hier  gebraut  und  getrunken,  es  war  aber  stets  eine  geringe, 
oft  schlechte  Sorte  und  die  einheimischen  i^ierbrauereien  entbehrten 
einer  rationellen  Einrichtung  und  guter  Keller.  Nach  den  ein- 
zelneu Steuerbezirken  ergab  die  Bierbrauerei  Lothringens  im  letzten 
Jahre  folgende  Resultate:  Es  wurde  gebraut  a)  obergährigcs  Bier 
28,814  Hektoliter  in  14Brauereien  im  Bezirk  Diedenhofen,  168Hektol. 
in  1  Brauerei  in  Metz,  7780  Hektol.  in  10  Brauereien  in  Saar- 
gemünd  und  2341  Hektol.  in  drei  Brauereien  in  Vic;  b)  unter- 
gähriges  6602  Hektol.  in  9  Brauereien  in  Diedenhofen,  26,044  in 
27  Brauereien  in  Metz,  23,008  Hektol.  in  24  Brauereien  in  Saar- 
burg und  14,925  in  23  Brauereien  in  Saargemünd.  Ausserdem 
wurden  noch  gebraut  in  Diedenhofen  23,155  Hektol.,  in  Metz 
15,504  Hektol.,  in  Saarburg  698  Hektol.  und  in  Saargemünd 
246(J  Hektol.  Dünnbier.  Letzteres  sollte  einfach  ein  Bier  sein, 
wozu  nur  schon  gebrauchter  Hopfen  verwendet  wurde,  es  kamen 
aber  dabei  natürlich  sehr  viele  Unterschleife  vor,  denn  dieses  Bier 
kostete  viel  weniger  Steuer,  und  deshalb  sucht  man  letztere  Art 
des  Biers  möglichst  in  Wegfall  zu  bringen.  Seit  der  deutschen 
Besetzung  wird  in  Metz  und  auch  sonst  hauptsächlich  fremdes 
Bier  verzapft  und  zwar  vorzugsweise  aus  Mainz,  Kaiserslautern, 
Zweibrücken,  München  und  Kitzingen,  weniger  aus  Strassburg 
und  Ueiehshofen,  obschon  auf  diesem  Bier  ein  hohes  Oetroi  liegt. 
Jetzt  werden  aber  von  zwei  tüchtigen  Metzer  Bierbrmiern  im  bc- 
nachburteu  Dorfe  Sablon  zwei  urosse  in  rationeller  Weise  ein- 
gerichtete  Bierbrauereien  erbaut  und  mit  guten  Kellern  versehen. 
HO  dahH  künftig  ein  grosser  'i'hcil  des  Bcdiirls  im  Ltinde  selbst  ge- 
deckt werden  kami. 

Die 'ronzvergnUgimgen  des  Lnndvolka  l)e8ehränken  sich  zumeist 


11.    Trachten,  Sitten.  81 

auf  die  Kirchweihen,  die  aber  so  abvvechsehi,  dass  im  Sommer 
und  Herbst  in  jedem  Bezirke  an  einem  Sonntag  irgendwo  ge- 
tanzt wird.  Es  werden  dafür  immer  in  Metz  und  den  Dörfern 
grosse  Placate  angesehlagen,  -worin  die  jungen  Bursche  und  Mäd- 
chen zu  dem  Feste  einladen  und  zugleich  bekannt  machen,  mo 
dasselbe  gefeiert  wird,  wenn  das  Wetter  etwa  ungünstig  werden 
soUte.  Es  wird  nämlich  in  der  Kegel  dasselbe  im  Freien  gehalten 
und  daselbst  auch  getanzt,  denn  eigentliche  grössere  Tanzsäle  gibt 
es  nicht  und  man  findet  nicht  einmal  in  Metz,  aussei  dem  Theater 
und  Rathhause,  einen  ordentlich  geräumigen  Saal  zum  Tanzen 
oder  zu  einem  besuchteren  Concerte.  Es  geht  dabei  wie  auch 
sonst  her,  doch  hat  man  in  letzterer  Zeit  auch  diese  Feste  dazu 
benützt,  um  politische  Demonstrationen  zu  machen  und  die  fran- 
zösischen Farben  zur  Schau  tragen.  In  Metz  war  überhaupt  nie- 
mals viel  Tanzlustigkeit  und  nur  die  Demimonde  und  ähnliche 
Frauenzimmer  besuchen  die  Tanzvergnügungen  im  Walthertheater 
und  einem  anderen  Lokale.  Dagegen  findet  sich  das  französische 
Publikum,  besonders  das  männliche,  um  so  lieber  und  regelmässi-. 
ger  in  den  beiden  Cafes  chantants  ein,  im  Cafe  du  Heaume  und 
Cafe'  de  Midi,  wo  jeden  Abend  Vorstellungen  stattfinden,  Couplets, 
kleine  Operetten  u.  dgl.  gegeben  werden  und  es  nicht  nur  an 
Zweideutigkeiten  nicht  fehlt,  sondern  überhaupt  die  Gränzen  des 
Anstandes  nicht  immer  eingehalten  werden.  Es  lassen  sich  der- 
artige Produktionen  auch  nur  in  französischer  Sprache  geben.  Im 
Allgemeinen  stehen  die  Leistungen  dieser  Gesellschaften  denen  der 
Pariser  Cafes  nach.  Im  Winter  finden  auch  französische  und 
deutsche  Tlieatervorstellungen  im  städtischen  Theater  statt,  wozu 
der  Staat  eine  kleine  Subvention  gibt,  denn  ohne  solche  könnte 
bssonders  bei  den  jetzigen  Verhältnissen  ein  derartiges  Theater 
nicht  bestehen.  Andere  Vergnügungen,  wie  Gartenfeste,  italienische 
Nacht,  Schützenfeste,  Schlittenfahrten,  Fastnachtszüge  u.  dgl.  kennen 
die  In-anzosen  nicht ^  überhaupt  liegen  ihnen  alle  Vergnügungen 
fern,  welche  in  Familiensinn  und  Gemüthlichkeit  wurzeln  und  nicht 
ein  Versuchsfeld  für  Liebesintriguen  sind.  Dagegen  haben  sie  einen 
Cercle  lilk'raire,  worin  sie  sich  gänzlich  abgeschlossen  halten,  auch 
der  Namen  gar  nicht  recht  zur  Sache  passt.  Es  ist  der  Nachfolger 
des  früher  bestandenen  und  im  December  1851  aufgelösten  Cercle 
])oliti(/ue  und  ist  vorzugsweise  der  Sitz  der  französischen  Agitation. 
Die  deutschen  Beamten  haben  ein  Casino  gegründet,  worin  Zei- 
tungen aufliegen,  auch  manchmal  getanzt  und  concertirt  wird; 
allein  der  Besuch  ist  allzuschwach.  Der  Versuch  eine  Art  von 
Huhn,  Deutsch- Lothringen.  Q 


82  !•    Land,  Yolk  luul  Verwaltung-. 

Bürger-Casino  zu  gründen  ist  gescheitert  und  wird  auch  vor  einer 
Reihe  von  Jahren  nicht  glücken.  Auch  die  Freimaurerloge  hat 
wenig  Mitglieder  und  ist  schwach  besucht;  sie  wurde  im  Früh- 
jahre 1872  gegründet,  während  sich  die  französische  Loge  auf- 
löste, da  sie  ihre  Unterstellung  unter  die  Pariser  Grossloge  nicht 
aufgeben  wollte.  Es  bestehen  zwei  Gesangvereine,  wovon  der 
eine  von  Officieren  gebildet  wird,  ein  Turnverein,  ein  Gewerbe- 
verein ,  worin  von  Mitgliedern  von  Zeit  zu  Zeit  beliebige  Vor- 
träge gehalten*'werden,  und  von  Seiten  des  Militairs  werden  öfters 
Taubenschiessen ,  Schnitzeljagden  und  andere  Vergnügungen  abge- 
halten. Mit  der  Jagd  scheint  es  der  Eigenthums-  und  Berechtigungs- 
verhältnisse wegen  nicht  besonders  bestellt  zu  sein.  Die  Fran- 
zosen lieben  aber  um  so  mehr  das  Fischen  und  man  kann  immer 
eine  gewisse  Anzahl  sogenannter  Professionsaugier  in  der  Mosel 
fischen  sehen.  Es  gibt  Leute  unter  ihnen,  meistens  Pensionäre 
mit  kleinen  Bezügen,  die  darauf,  sowie  auf  Jagd  und  Fangen  des 
Wilds  mit  Schlingen  einen  Theil  ihres  Lebensunterhalts  begründen. 
Elegante  Chaisen  sind  im  Bezirke  nur  sehr  selten  zu  finden 
und  die  vorhandenen  sind  meistens  von  Deutschen  mitgebracht 
worden.  Die  schönen  sogenannten  Landauer  der  deutschen  Städte 
und  Badeorte  fehlen  gänzlich,  auch  leichte  und  bequeme  Droschken. 
Was  von  letzteren  vorhanden  ist,  erscheint  alt,  gewöhnlich  un- 
schön und  verlottert  und  nimmt  man  dazu,  dass  die  Kutscher 
keine  besondere  Montur  haben,  in  ganz  gewöhnlichen  Arbeits- 
kleidern und  oft  mit  der  Jacke  und  Kappe  auf  dem  Bocke  sitzen 
und  Handschuhe  gar  nicht  zu  kenneu  scheinen,  so  gewinnt  num 
eben  kein  sehr  tröstliches  Bild.  Vor  dem  Kriege  hatten  einzelne 
französische  Familien  noch  bessere  Wagen,  jedoch  nur  in  kleiner 
Anzahl.  Dafür  sind  die  Onmibus  um  so  zahlreicher  vertreten  und 
zwar  sowohl  zur  Fahrt  von  und  nach  den  Eisenbahnen,  als  auch 
für  auswärtige  Routen;  ein  Theil  derselben  ist  für  bestimmte  Gast- 
häuser in  Miethc  genommen.  Von  Metz  nach  Moulins  und  zurück 
geht  fast  stündlich  ein  Omnibus,  ebenso  nach  Monfigny  und  regel- 
mässige Faiirten  solcher  Omnibus  linden  ferner  statt  nach  Ancv. 
|{riey,  Longwy-Sedan,  Nomeny  u.  a.  O.  In  allgemeinem  Gebrauch 
sind  dagegen  ofTene,  oft  recht  elegant  gehaute  sogenannte  Berner- 
oder  Jagdwagen,  deren  umn  sich  nach  auswärts  fast  allein  b«:(li(iit, 
und  welclie  die  Silze  auf  der  Seile  haben.  Jiei  dem  häuligen  und 
rnschen  WilterungHwechsel  sitzt  uuxu  auf  diesen  Wagen  ganz 
HchutzloH.  lJeberluiiii)f  sind  ollcne  WägcIcluMi,  deren  mit  Mrcllern 
|.i.IiMri,.i-   l!<i(|iMi    Ki'lir    lin-il    is|  .    Iiri    iillcn    i,iiii(llciili'ii   in   (iclirjuicii, 


11.   Trachten,  Sitten.  83 

ähnlich  wie  im  übrigen  Deutschland  etwa  die  Metzgerwagen,  sie 
haben  jedoch  nur  einen  einzigen  Sitz  vorn  und  daher  hat  man 
oft  den  possirlichen  Anblick  zu  geniessen,  dass  auf  einem  solchen 
Wagen  ein  gewöhnlicher  Stuhl  steht,  dessen  Beine  durch  Seile 
angebunden  sind,  und  darauf  ein  modisch  gekleidetes  Frauen- 
zimmer sitzt.  Die  Seitenlehnen  dieser  Wagen  pflegen  nicht  mehr 
als  einen  Fuss  Höhe  zu  haben. 

Das  Erd-,  Stein-  und  sonstige  Lastfuhrwesen  ist  ganz  eigen- 
thümlich  geartet  und  zerfällt  in  zwei-  und  vierräderige  Wagen. 
Alle  Arten  derselben  haben  das  Gemeinsame,  dass  die  Pferde 
nicht  neben  einander,  sondern  vor  einander  gespannt  sind  und 
zwar  in  der  Kegel  deren  drei.  Die  zweiräderigen  Wagen  sind 
sehr  lang,  haben  ungemein  hohe  Räder  und  ragen  vorn  und 
hinter  denselben  weit  hinaus.  Die  hohen  Räder  sind  durch  die 
hier  übliche  sehr  hohe,  starke,  aber  auch  sehr  phlegmatische 
Pferderace  bedingt,  welche  leider  noch  keiner  anderen  Platz  machte, 
denn  sie  ist  sehr  unvortheilhaft,  da  sie  langsam  zieht,  mehr  Futter 
verlangt  und  durch  ihre  Grösse  und  Schwere  auch  mehr  Stroii 
zur  Streu  verbraucht.  Die  Art  der  Bespannung  ist  dadurch  her- 
vorgerufen, dass  Strassen  und  Wege  und  die  so  winkeligen  Gassen 
der  Stadt  mit  ihren  scharfen  Ecken  sehr  schmal  sind  und  sonst 
zwei  Fuhrwerke  einander  nicht  so  leicht  und  beweglich  ausweichen 
könnten;  es  sieht  aber  gar  seltsam  aus,  auf  diese  Weise  sich  das  lang 
ausgedehnte  Gefährte  durch  die  Strassen  winden  zu  sehen.  Die 
Erdfuhrwerke  mit  1 — 2  Pferden  bilden  viereckige  Kasten,  deren 
Vorder-  und  Hinterwand  nach  innen  zugekehrt  ist  und  die  durch 
einfaches  Umschnappen  geleert  werden.  Die  RoUfuhrwerke  zum 
Transporte  von  Gütern  etc.  sind  sehr  lang  und  breit,  haben  einen  sehr 
niedern  Rand,  einen  hohen  Bock  und  sind  vierräderig,  sowie  mei- 
stens mit  zwei  Pferden  neben  einander  bespannt.  So  grosse  Leiter- 
wagen wie  am  Rheine  für  Heu  und  Stroh  sind  hier  sehr  selten; 
die  hier  gebräuchlichen  sind  leichter  und  beweglicher.  Sehr  prak- 
tisch sind  die  starken  Wagen  für  den  Transport  von  Bäumen  und 
Sägestämmen,  denn  solche  werden  nicht  auf  den  Wagen  geladen, 
sondern  derselbe  hat  sehr  hohe  Räder  und  die  Stämme  hängen 
unter  dem  Achsenbaum  in  Ketten,  zu  deren  Auf-  und  Abwindung 
zAvei  starke  mechanische  Vorrichtungen  von  Eisen  angebracht  sind. 
Die  Last  ruht  dadurch  nicht  blos  leichter  und  beweglicher  zum 
Fahren  auf  dem  hügeligen  Terrain,  sondern  drückt  auch  weniger 
hart  und  einschneidend  auf  den  Boden.  Es  ist  dies  eine  auch  für 
Deutschland  sehr  empfehlenswerthe  Einrichtung,  welche  hier  durch 


84  !•    I-and,  Volk  und  Verwaltung. 

die  grossen  Holzhäudler  eingeführt  wurde,  denn  da  dieselben  das 
Holz  stets  nur  auf  dem  Stamme  kauften  und  alle  Unkosten  tragen 
mussten,  also  nicht  blos  Enregistrements-,  Hau-  und  Abfuhr  kosten, 
sondern  auch  die  Kosten  für  die  Wiederbesamung  und  die  Her- 
stellung und  Unterhaltung  der  Wege  zum  Walde,  so  waren  sie 
darauf  bedacht,  die  letzteren  Kosten  durch  eine  bessere  Wagen- 
einrichtung zu  vermindern.  Die  Milchweiber  haben  auch  meistens 
nur  solche  offene  W^iigelchen,  welche  jedoch  in  der  Regel  von 
Mauleseln  und  Eseln  gezogen  werden.  Ochsen  und  Kühe  werden 
zum  Ziehen  nicht  verwendet  zum  grossen  Nacht  heile  der  Land- 
wirthschaft,  aber  es  wären  dafür  auch  keine  Dienstboten  zu  er- 
halten, da  sie  dagegen  einen  Widerwillen  haben.  Beiden  Pferden, 
besonders  der  Landleute,  fallen  die  grossen,  schweren  und  unbe- 
hülflichen  Kummet  oder  Halfter  auf,  welche  gewöhnlich  mit  blauem 
Tuch  ausgefüttert  sind  und  zwei  hervorragende  Spitzen  haben. 

Da  der  Ackerboden  sehr  zäh  und  schwer  ist,  so  erfordert 
seine  Bebauung  auch  starke  Pflüge  und  man  bedarf  zum  Plliigen 
gewöhnlich  einer  Bespannung  mit  4 — U  Pferden,  um  die  Fur- 
clien  tief  genug  zu  ziehen.  Die  Pflüge  sind  ziemlich  gut,  die 
Eggen  aber  kleiner  wie  am  Rheine  und  haben  in  der  Regel 
nur  sechs  Zinken  in  der  Reihe  und  zwar  meistens  nur  von 
Holz.  Sie  werden  nicht  durch  eine  besondere  Vorrichtung  mit 
und  über  dem  Pfluge  auf  das  Feld  gefahren,  sondern  man  legt 
sie  einfach  auf  die  Rückseite  und  zieht  sie  so  auf  der  Strasse  fort. 
Auch  die  Handkarren  sind  hier  breiter  und  fester.  Im  Gegen- 
satze zu  diesen  schweren  Fahrzeugen  stehen  die  Nachen  auf  der 
Mosel,  kurze  und  leichte  Nussschaleu,  wahre  Seelenverkäufer, 
die  ungemein  leicht  unu-chiagen  und  in  jedem  Jahre  einer  An- 
zahl Leute  das  Leben  kosten,  so  duss  es  zum  Erstaunen  ist, 
dass  man  solche  Fahrzeuge  polizeilich  noch  duldet.  Auf  der  Mosel 
fahren  übrigens  sonst  nur  wenige  grössere  Kähne,  die  nur  zum 
'l"ran8j)ort  von  Sand  und  Heu  verwendet  werden;  von  der  frü- 
her ganz  ordentlich  betriebenen  Schifffahrt  zwischen  Metz  und 
Trier  ist  auch  nicht  ein  Rest  mehr  geblieben,  die  frühere  I)ani|)f- 
Hchiniahrl   langst  eingeetellt. 

Für  die  ümdwirtiiHchnft  würe  Lothringen  ungemein  gut  ge- 
eignet, wenn  nur  auch  die  Verhältnisse  sich  nicht  in  so  mancherlei 
Weihe  Übel  gestaltet  hauen.  Die  BiKlenzeifspliKcrung  kann  nir- 
gends so  weit  getrieben  sein,  wie  hier,  und  hat  blos  die  (lewimi- 
Hucht  Einzelner  «iazu  geführt,  welche  grössere  Grundstücke  kauften 
und  dann  in  kleinen  l'ar/.ellen  thcuer  wieder  verkauften.    Letztere 


11.   Trachten,  Sitten.  85 

sind  aber  nicht  allein  klein,  sondern  auch  bunt  durch  einander 
gewürfelt  und  man  kann  die  Einrichtung  der  französischen  Grund- 
bücher nicht  ganz  von  der  Mitschuld  daran  freisprechen.  Die 
Grundstücke  sind  nämlich  nach  dem  Eigenthümer  eingetragen,  was 
allerdings  die  Uebersicht  dessen  erleichtert,  was  er  besitzt  und  zu 
versteuern  hat,  während  im  östlichen  Deutschland  die  Grundstück- 
nummern die  feste  Basis  bilden,  bei  welchen  dann  stets  die  Eigen- 
thumsveränderungen  eingetragen  werden.  Neben  diesem  verzet- 
telten Besitze  gibt  es  aber  auch  grosse  Güter  und  zwar  fast  in 
jeder  Gemeinde  ein  solches,  die  theilweise  durch  Zusammenkauf 
entstanden,  theilweise  aus  alter  Zeit  ererbt  oder  bei  dem  Ver- 
kaufe der  Emigranten-,  Kloster-  und  Corporationsgüter  erstan- 
den worden  waren.  Für  diesen  Grossbesitz  bestehen  dann  beson- 
dere Höfe  mit  Landsitz,  häufig  sogar  einem  kleinen  Schlösschen 
und  Park,  deren  Eigenthümer  aber  in  der  Regel  nur  während 
einiger  Wochen  des  Sommers  daselbst  Aufenthalt  nehmen  und 
sonst  in  einer  beliebigen  Stadt,  vielfach  in  Paris  leben,  wohin 
daher  Alles  abfliesst ,  was  Landwirthsehaft  und  Viehzucht  des 
Dorfs  an  Ertrag  oder  Gewinn  eingebracht  haben.  Diese  Höfe 
liegen  meistens  ausserhalb  der  Dörfer,  einsam  im  freien  Felde  und 
sind  mit  einer  Mauer  umschlossen.  Möglichst  sind  we  an  eine 
bessere  Strasse  gelegt,  um  dem  Besitzer  die  Anlage  und  Unterhal- 
tung einer  Zufahrstrasse  zu  ersparen,  Wohnung  und  Vorraths- 
gebäude  haben  gewöhnlich  nur  ein  einziges  Stockwerk,  die  Scheunen 
sind  aber  sehr  breit  und  tief  und  haben  ein  weit  gesprengtes  Dach. 
Letztere  sind  vom  Wohngebäude  getrennt,  mit  diesem  aber  die 
Stallungen  verbunden.  Man  sieht  an  diesen  Höfen  nur  glatte,  hohe 
Mauerflächen,  die  Wohnung  selbst  ist  blos  an  der  Thüre  und  den 
wenigen  Fenstern  erkennbar  und  vergebens  sucht  man  dabei  ein 
Gärtchen,  einige  Blumen,  etwas  grünes  Leben;  es  ist  Alles  ein- 
förmig und  kalt  aussehend  und  zeigt  es  sich  überall,  dass  Be- 
stellung der  Felder,  Besorgung  der  Aussaat  und  Erndte,  Aufbewah- 
rung und  Vorbereitung  der  Erzeugnisse  für  den  Markt  bei  der  An- 
lage des  Hofs  allein  geleitet  haben.  Nur  sehr  seltei;  ist  damit 
Milchwirthschaft,  Viehmastung  und  eine  kleine  Brennerei  verbunden. 
Die  meisten  Höfe  sind  verpachtet  und  zwar  der  Landsitte  gemäss 
auf  3,  6  und  9  Jahre,  was  zu  kurz  ist,  um  den  Pachter  zu  grossen 
Aufwendungen  und  neuen  Einrichtungen  zu  veranlassen,  oder  gar 
Meliorationen  zu  unternehmen.  Letztere  mit  Drainage,  Einführung 
von  Maschinen ,  so  wie  äussere  Verschönerung  finden  sich  blos  da, 
wo  der  Eigenthümer   an  Ort   und  Stelle   wohnt   und  die  Bewirth- 


86  I-    Land,  Volk  und  Verwaltung'. 

schaftung  selbst  besorgt.  Eigenthümlieh  ist  es  diesen  Höfeu,  dass 
sie  meistens  seltsame  Namen  tragen,  wie  solche  in  Nordamerika 
ertheilt  zu  werden  pflegen.  So  gibt  es  in  der  Umgegend  von  Metz 
Höfe  mit  den  Namen  Mogador,  Malmaison,  Leipzig,  Moskau, 
Marengo,  Jerusalem,  Algier,  Constantine,  Sebastopol,  Frescatj  u.  s.  w. 
Doch  sind  nicht  alle  diese  Namen  zur  Erinnerung  an  mitgemachte 
Feldzüge  u.  dgl.  ertheilt  worden;  die  Namen  der  Höfe  Leipzig  und 
Moskau  sollten  vielmehr  andeuten,  dass  in  Folge  des  damaligen 
unglückseligen  Krieges  die  Gemeinde  Chatel  so  hohe  Steuern  und 
Abgaben  an  den  Staat  zu  liefern  hatte,  dass  sie  den  Gemeinde- 
wald verkaufen  musste,  um  daselbst  zur  Errichtung  zweier  Höfe 
zu  dienen. 

Obschon  auch  hier  Auf-  und  Zwischenkäufer  sich  befinden,  so 
bringen  doch  die  meisten  Landleute  ihre  Erzeugnisse  in  die  Stadt 
auf  den  Markt,  weil  sie  daselbst  auch  ihren  ganzen  Bedarf,  sogar 
oft  das  Brod  einkaufen  müssen,  denn  auf  dem  Dorfe  ist  fast  gar 
nichts  zu  haben  und  gibt  es  nur  unsaubere  Wirthshäuser  oder 
nicht  bessere  Buden  der  Marchands  de  vin,  so  dass  man  nur  Jeder- 
mann rathen  kann,  dieselben  zu  meiden,  wie  denn  auch  erst  in 
der  Umgebung  von  Metz  es  etwas  besser  damit  geworden  ist  und 
zwar  meistens  durch  deutsche  Wirthe.  Der  Marktbesuch  in  Metz 
—  Haupttage  sind  Mittwoch  und  Samstag  —  erfolgt  ungemein 
frühe,  im  Sommer  um  3 — 4  Uhr,  im  Winter  um  5  Uhr  und  um 
jene  Zeit  erfolgen  die  Hauptgeschäfte  und  Verkäufe.  Wenn  die  Haus- 
frauen und  Dienstboten  um  7 — 8  Uhr  daselbst  erscheinen,  können  sie 
nur  noch  aus  dritter  und  vierter  Hand  einkaufen,  wo  sie  dann  auch 
höhere  Preise  bezahlen  müssen.  Die  Landleute  wollen  nän)lich 
früh  fertig  werden,  ihre  Einkäufe  rasch  abmachen  und  Vormit- 
tags wieder  nach  Hause  kehren.  Sie  überfüllen  daher  an  diesen 
'l'agen  nicht  lange  die  öffentlichen  Lokale,  wo  sie  nur  Kaffee  und 
Absynth  verbrauchen,  und  nur  die  Händler  sind  noch  bis  zum 
Nachmittage  im  Kaffcehause  anzutreffen.  Um  die  Älittagssluiide  ist 
der  Marktplatz  wieder  geleert  und  so  rein  wie  zuvor.  Bei  dieser 
Gelegenheit  sei  übrigens  auch  bemerkt,  dass  man  hier  zu  Lande 
keine  nolche  Kei.sigbesen  hat,  wie  um  ilheine,  sondern  Besen  mit 
langem  Reisig  aus  Keisstengeln. 

Die  Juden  besorgen  auch  hier  einen  grossen  'J'heil  des  Zwischen- 
verkehrs und  vermitteln  den  Verkauf  \^n\  (Jetreide,  Vieh,  Möbeln 
und  allen  'irödlerwaaren.  Bei  ihnen  findet  in  der  Begel  gesloh- 
Icne«  Gut  rusch  Unterkommen  und  ebenso  schnelles  Wiederver- 
schwinden im  Hiindcl.     Jeden  Morgen  ziehen   durch  ulle  Strassen 


11.   Trachten,  Sitten.  87 

schmutzige  Juden  mit  dem  schrillen  Kufe:  Itien  ä  vendre,  den 
Stock  in  der  Hand  und  den  Doppelsack  auf  der  Schulter,  in  wel- 
chem Alles  verschwindet,  was  ihnen  verkauft  wird,  Knochen  und 
Papierreste,  alte  Kleider  und  Schuhe,  Eisen  und  andere  Metalle. 
Neben  diesen  sieht  man  ebenso  häufig  auf  den  Strassen  Händler 
mit  ihren  Wägelchen  voll  Körben  mit  Holz-  und  Steinkohlen,  sogar 
mit  Holz,  welche  die  Waare  ebenso  ausrufen.  Dann  kommen  in 
gleicher  Weise  die  Glaser  und  Regenschirmmacher,  Kesselflicker, 
Frauenzimmer  mit  allerlei  Mercerie-  und  Nähwaaren  und  dazwischen 
noch  dieser  und  jener  Händler  anderer  Gegenstände,  deren  Jargon 
ein  Nichteinheimischer  gar  nicht  versteht.  Auch  Zeitungen  werden 
auf  der  Strasse  in  dieser  Weise  colportirt,  jedoch  nicht  mehr  so 
zahlreich  wie  früher,  denn  die  Deutschen  sind  an  den  Einzelnkauf 
der  Zeitungen  nicht  gewöhnt  imd  die  Franzosen  haben  bei  der 
polizeilichen  Ueberwachung  der  französischen  Presse  beim  Strassen- 
kauf  nur  noch  die  Wahl  zwischen  den  zwei  kleinen  hiesigen  Blät- 
tern und  dem  Coiirrier  de  la  Moselle  aus  Nancy,  welche  alle  nur 
dreimale  in  der  Woche  erscheinen.  Zu  diesem  Strassen  verkauf 
kommen  noch  drei  andere  ambulante  Geschäfte.  Eine  Specerei- 
handlung lässt  nämlich  mit  den  gangbarsten  Waaren  immer  Om- 
nibus durch  die  Stadt  fahren  und  zwei  Bierhändler  setzen  in  dieser 
Weise  ihr  Mainzer  Bier  ab.  Die  Metzer  Markteinrichtungen  sind 
übrigens  ausgezeichnet  zu  nennen.  Die  Markthalle  ist  gross,  luftig 
und  zweckmässig  erbaut  und  wurden  darin  auch  für  den  Freitag 
Morgen  Versteigerungen  von  Seefischen  eingerichtet;  die  bedeckte 
Markthalle  für  Gemüse,  Obst  und  Blumen  auf  dem  Austerlilzplatze 
mit  Keller  zur  Aufbewahrung  der  Produkte  ist  ebenfalls  zur  Nach- 
ahmung zu  empfehlen.  Zu  erwähnen  ist  auch,  dass  alle  Morgen, 
wo  die  Unrathkisten  vor  die  Thüren  gestellt  und  der  Strassen- 
kehricht  zusammengescharrt  werden,  Leute  solche  nach  Papier, 
Lumpen,  Knochen  u.  dgl.  durchstöbern,  und  dass  regelmässig 
um  dieselbe  Zeit  halbverlassene  Hunde  ebenfalls  die  Runde  durch 
die  Strassen  machen,  um  in  diesem  Kehrichte  Futterreste  aufzu- 
spüren. 

Zwischen  dem  Leben  und  Treiben  der  deutschen  und  fran- 
zösischen Bevölkerung  besteht  ein  Unterschied  auch  insoferne,  dass 
letztere  Abends  nie  sehr  lange  in  den  öffentlichen  Lokalen  zu  ver- 
Meilen pflegt,  ausser  wenn  die  Theatervorstellung  spät  endigt,  und 
dass  die  Wirthshäuser  auf  dem  Lande  in  der  Regel  schon  um 
9  Uhr  geschlossen  sind,  während  die  deutsche  Bevölkerung  es 
liebt  in  den  Bierhäusern   bis  Mitternacht  und  noch  später  zu  ver- 


S8  I.    Land ,  Volk  und  Verwaltung^. 

weilen  und  dann  die  Heimkehr  nur  zu  oft  unter  etwas  Strassen- 
lärm  erfolgt.  Dem  französischen  Theile  erschien  dies  für  die  Nacht- 
ruhe so  störend,  dass  er  es  vorzugsweise'  war,  welcher  darauf 
drang,  dass  die  alte  Festsetzung  des  Wirthshausschlusses  um  eilf 
Uhr  wenigstens  für  die  gewöhnlicheren  Wirthschaften  wieder  in 
Kraft  gesetzt  wurde. 

Wer  aber  schliesslich  noch  ein  weiteres  Erkennungszeichen 
für  Franzosen  und  Deutsche  haben  will,  der  betrachte  sich  nur 
die  Art  beider  Tabak  zu  rauchen.  Die  Deutschen  rauchen  Cigarren 
und  zwar  selten  kleine  oder  aus  Pfeifen ,  die  Franzosen  aber  machen 
sich  die  Papiercigaretten  selbst  oder  rauchen  feingeschnittenen  Ta- 
bak aus  kleinen  Pfeifchen. 


12.   Herkommen,  Feste. 

Obschon  die  Stadt  Metz  eine  ganz  erhebliche  Anzahl  von 
Chroniken  und  chronikartigen  Aufzeichnungen  besitzt,  so  ist  doch 
das  Land  heute  an  Sagen  ziemlich  arm,  denn  nirgends  hat  num 
sich  früher  bemüht,  sie  aufzuzeichnen,  und  in  diesem  Jahrhunderte, 
wo  besonders  der  Anfang  mit  seinen  vielen  Kriegen  die  Aufmerk- 
samkeit des  Volks  so  sehr  in  Anspruch  nahm,  ist  noch  Manches 
verschollen,  was  bis  dahin  im  Munde  des  Volks  lebte.  Geistliche, 
Lehrer  und  Maires,  deren  so  viele  aus  dem  westlicheren  Frank- 
reich kamen  und  welche  mit  dem  Volke  selbst  nicht  wohl  einen 
mehr  familiären  Umgang  pflegten,  haben  es  nicht  für  der  Mühe 
werth  gehalten,  solche  Sagen  aufzusuchen  und  zu  sammeln,  viel- 
fach vermochten  sie  es  auch  nicht,  weil  sie  die  eigentliche  Volks- 
sprache zu  wenig  kannten.  Dies  ist  ganz  anders  im  Elsasse,  wo 
die  Sage  nocli  frisch  erhalten  blieb,  aber  auch  vielen  kundigen 
Landsleutcn  Veranlassung  gab,  solche  aufzuzeichnen.  Nur  eine 
.Vnzahl  Cuulumcs  ist  übrig  geblieben,  die  aber  auch  nur  auf  dem 
(.iebiete  des  Hechts  sich  bewegen,  während  man  nach  alten  Weis- 
thümern  vergebens  sucht. 

AiiH  den  Kömerzeiten  waren  hier  lange  sehr  viele  Ueberreste 
vürhundcn.  Zwar  die  Ueberfülle  der  östlichen  Völker  wie  die 
Hunnen  haben  das  Meiste  gründlich  zerstört,  aber  dennoch  war 
noch  »ehr  vieles   übrig  geblieben,   was  sich   bis  auf  uns  erhalten 


12.   Herkommen,  Feste.  89 

hat,  und  es  wäre  dessen  noch  weit  mehr,  wenn  1552  und  später 
die  Festungsbauten  nicht  vernichtet  hätten,  was  noch  übrig  war. 
Auch  haben  die  verheerenden  Züge  des  dreissigjährigen  Kriegs 
ebenfalls  viele  Bauten  zerstört.  Von  den  Römern  waren  nament- 
lich zahlreiche  Strassen  durch  das  Land  erbaut,  wovon  noch  grosse 
Strecken  ganz  gut  erhalten  und  sichtbar  sind.  Dieselben  dienten 
zum  Verkehre  mit  Strassburg,  dem  Rheine  bei  Mainz,  Trier  und 
dem  Inneren  von  Gallien,  wodurch  ihre  Richtung  bedingt  wurde. 
Von  Verdun  zog  eine  solche  östlich  nach  Metz,  und  davon  sind 
noch  Stücke  erhalten  zwischen  Belrupt  und  Haudainville  südöst- 
lich von  Verdun,  nördlich  von  Vionville  und  Rezonville  bis  gegen 
Gravelotte  und  vom  Point  du  Jour  über  RozerieuUes  bis  nach 
Moulins.  Von  Metz  führte  auf  dem  linken  Mosel ufer  eine  solche 
Strasse  nach  Trier  und  Luxemburg.  Davon  sind  noch  gut  erhalten 
die  Stücke  von  Woippy  bis  Coulange  bei  Amneville  und  dann 
nördlich  von  Diedenhofen  von  Rouss}'  bis  Altwiese  an  der  Luxem- 
burgischen Gränze.  Weitere  Strassen  zogen  nach  der  Saar  von 
Metz  aus  nnd  Stücke  davon  sieht  man  noch  deutlich  erhalten  zwi- 
schen Etangs  und  Boucheporn,  sowie  vom  Walde  von  Remill}' 
aus  auf  längerer  Strecke  bei  Chanville,  Arriance,  Chemery,  Bisch- 
waldweiher bis  Grosstännchen,  von  wo  Fortsetzungen  nach  den 
Salzquellen  der  Saar  und  über  Püttlingen  nach  Saarge^iünd  zogen. 
Eine  andere  wichtige  Strasse  ging  endlich  durch  das  Seillethal 
über  Vic,  Marsal,  Tarquimpol  und  Saarburg  nach  Strassburg  und 
einige  Strassen  liefen  noch  auf  der  Seite  dahin  und  dorthin.  Von 
grossen  Bauwerken  ist  namentlich  der  Wasserleitung  zu  erwähnen, 
die  durch  einen  grossen  Viadukt  von  Gorze  über  Jouy  nach  Metz 
geleitet  wurde  und  wovon  noch  eine  Anzahl  Bogen  bei  Jouy  er- 
halten sind.  Auch  eine  Anzahl  alter  Burgen  ging  wohl  aus  römi- 
schen Kastellen  und  Wartthürmen  hervor,  wie  zu  Chatel-St.-Ger- 
main  und  der  St.  Blaise  bei  Jouy.  In  Metz  und  sonst  fand  man 
ferner  viele  Votivsteine  u.  dergl.  und  ist  davon  selbst  eine  Samm- 
lung gemacht.  Von  den  römischen  Bädern,  dem  Amphitheater, 
Tempeln  u.  dergl.  sind  die  Reste  erst  in  den  letzten  Jahrhunderten 
zerstört  worden.  Bassins,  die  zu  dem  alten  Römerbade  gehörten, 
sind  noch  zu  Metz  in  der  Rue  des  Trinitairs  Nr.  12  als  Keller- 
gewölbe erhalten. 

Die  Geistlichkeit  sorgte  fleissig  dafür,  dass  die  alten  Erinne- 
rungen aus  der  Heidenzeit  verschollen  sind  oder  ein  christliches 
Gewand  umgehängt  bekamen.  In  die  Zeit,  wo  das  Christenthum 
hier  mit  dem  Heidenthume  um  den  Sieg  rang,  fiel  wahrscheinlich 


9Q  I.    Laud,  Volk  und  Verwaltung-. 

die  Sage  vom  Graoulli  in  Metz  zurück.  Die  Mönche  erfanden 
darüber  verschiedene  Legenden,  welche  den  GraoulH  mit  dem 
Stadtheiligen  St.  Clemens  in  Verbindung  bringen.  Hiernach  soll 
der  Letztere  bei  seiner  Ankunft  eine  Menge  geflügelter  Schlangen 
und  anderer  LTugethüme  angetroffen  haben,  die  ihren  Hauptaufent- 
halt im  römischen  Amphitheater  hatten  und  die  Umwohner  ver- 
schlangen. Als  dieser  Heilige  daher  lange  in  der  Gegend  ver- 
gebens predigte,  suchte  er  die  heidnischen  Bewohner  durch  ein 
Wunder  zum  Christenlhume  zu  bekehren,  und  dies  Wunder  be- 
stand darin,  dass  er  diese  Ungethüme  durch  Beschwören  mit  dem 
Zeichen  des  Kreuzes  bewog,  den  bisherigen  Ort  zu  verlassen  und 
sich  aus  der  Gegend  zurückzuziehen,  worauf  wirklich  das  Volk 
dankbar  und  gläubig  zum  Christenthume  übertrat.  Diese  Legende 
ist  früher  mehrfach  abgebildet  gewesen,  und  ein  Wandgemälde 
aus  dem  Jahre  1523  in  der  Kirche  St.  Eucaire  stellt  sie  noch  jetzt 
dar.  Zur  Erinnerung  an  diese  Bekehrung  wurde  alljährlich  bis 
1786  in  Metz  eine  Graoulli -Procession  abgehalten.  Am  Montag 
vor  Himmelfahrtstag  wurde  nämlich  die  groteske  Figur  des  Graoulli 
aus  Pappe  oder  Leder  vom  Maire  von  Woipp}',  der  das  Vorrecht 
dazu  hatte,  in  feierlichem  Zuge  und  besonders  begleitet  von  der 
lustigen  Jugend  durch  viele  Strassen  und  Gassen  herumgetragen, 
und  alle  Bäcker  und  Conditoren,  au  denen  der  Zug  vorüberkam, 
mussteu  ein  Stück  Gebäck  dem  Ungethüm  in  den  Rachen  werfen, 
welches  dann  dem  Maire  zu  gut  kam.  Die  Graoulli-Figur  wurde 
dann  wieder  in  die  Kathedrale  zurückgebracht,  wo  sie  noch  auf- 
bewahrt ist.  Man  glaubte  früher,  dass  dies  Bild  jenem  des  Gar- 
gouille  in  Ronen  und  Taras(jue  in  Tarascon  entspreche,  aber  schon 
Leduchat,  der  Erklärer  des  Kabelais,  erkannte  den  Ursprung  des 
Worts  aus  dem  deutscheu  gräulich,  graulen.  Bei  dieser  Pro- 
cesfiion  trug  man  auch  das  Wappen  und  Panzerhemd  des  Metzer 
Bischofs  Bouchard  d'Avesnes  mit  herum,  der  seiner  Zeit  ein  ge- 
waltiger Krieger  gewesen  sein  soll. 

Wohl  die  meisten  der  alten  Volksgebrüuche  und  Feste  sind 
auf  die  urgermanische  Zeit  zurückgehend,  was  ein  sehr  sicheres 
Zeichen  dafür  ist,  dass  das  französische  Wesen  hier  viel  später 
eingebürgert  wurde.  Nur  im  südlichen  Theile  mengt  sich  durunter 
noch  Keltische«,  namentlich  in  den  Vogesen.  Aus  dem  Heiden- 
Ihume  stammt  ohne  allen  Zweifel  die  am  ganzen  Oberrliein  und 
selbst  bis  zur  Mosel  verbreitete  Feier  des  Johanni.stages.  Ji^s 
wurden  bis  gegen  diu  neueste  Zeit  im  Saar-  und  Scillethule  an 
dii'iK;m  Tage  auf  IlOlieu  und  Bergen  helle  Johannisfeuer  angezündet 


12.   Herkommen,  Feste.  91 

und  die  dabei  nur  angebrannten  Stücke  des  Scheiterhaufens  zu 
Hause  aufbewahrt,  um  das  Haus  vor  Feuer  und  das  Vieh  vor 
Krankheit  zu  bewahren.  Man  glaubte  nämlich,  an  diesem  Tage 
sammelten  die  bösen  Geister,  Zauberer  und  Hexen  ihre  Kraft  für 
das  ganze  Jahr,  indem  sie  Nachts  Schlag  zwölf  Uhr  die  nöthigen 
Zauberkräuter  pflückten.  Wenn  dieser  kurze  Moment  von  ihnen 
verpasst  wurde,  so  fehlten  ihnen  die  Zaubermittel,  und  desshulb 
suchte  das  Volk  das  rechtzeitige  Pflücken  zu  vereiteln,  indem  man 
in  einem  Orte  die  Uhren  verstellte,  in  anderen  aber  beim  Heran- 
nahen der  zwölften  Stunde  lange  mit  allen  Glocken  läutete,  damit 
das  Schlagen  der  Uhr  nicht  gehört  werde,  in  manchen  Gegenden 
wurde  auf  den  Scheiterhaufen  ein  Käfig  mit  einer  Katze  gestellt 
und  solche  mit  demselben  verbrannt,  doch  kam  die  Sitte  noch  im 
vorigen  Jahrhunderte  ab.  Die  Katze  sollte  dabei  eine  heidnische 
Gewalt  darstellen. 

Die  Furcht  vor  Zaubereien  war  in  Lothringen,  besonders  im 
Saarthale,  immer  sehr  gross  und  man  suchte  dagegen  Haus  und  Vieh 
in  mancherlei  Weise  zu  schützen,  wobei  auch  die  Geistlichkeit  mit- 
wirkte, wenn  dabei  ein  Geldverdienst  herauskam.  Zu  Langattz 
tragen  am  3.  November  die  Einwohner  einen  Korb  mit  Brod,  Salz, 
Getreide  und  Hafer  in  die  Kirche,  damit  der  Geistliche  sie  segne, 
worauf  man  es  an  Menschen  und  Vieh  zum  Verzehren  gibt.  An 
Maria -Himmelfahrt  kommen  daselbst  die  Leute  mit  gewaltigen 
Blumensträussen  in  die  Kirche,  um  sie  segnen  zu  lassen  und  dann 
im  Hause  aufzubewahren.  In  manchen  Gegenden  wird  am  Weih- 
nachtsfeste ein  starker  Klotz  oder  Holzstamm  in  das  Kaminfeuer 
gesteckt  und  damit  die  Mahlzeit  gekocht.  Ist  dann  der  Stamm 
verkohlt,  so  schneidet  sich  Jeder  ein  Stück  daraus  und  befestigt 
es  über  seinem  Bette,  damit  der  BHtz  im  Laufe  des  nächsten  Jahrs 
nicht  einschlage.  Anderwärts  glaubt  man,  das  um  Mitternacht 
der  Neujahrsnacht  geschöpfte  Brunnenwasser  habe  die  Kraft,  das 
Vieh  vor  Krankheit  zu  schützen.  Den  Brunnen  wird  in  der  Neu- 
jahrsmitternacht überhaupt  vielfach  eine  sonderbare  Kraft  zuge- 
schrieben. Wenn  ein  Mädchen  in  diesem  Augenblicke  hineinsieht, 
so  erblickt  sie  ihren  Bräutigam  darin,  wenn  er  im  nächsten  Jahre 
ihr  bestimmt  sein  soll.  In  Erwartung  dessen,  dass  jede  bald  einen 
Bräutigam  erhält,  schmücken  in  mehreren  Gegenden  die  Jung- 
frauen die  Brunnen  mit  Kränzen  und  sieht  Eine  ihren  Bräutigam, 
so  wird  um  den  Brunnen  getanzt. 

Im  Kreise  Saargemünd  werden  die  Hexen  damit  fern  gehalten, 
dass  die  Leute  am  Morgen  nach  Walpurgisnacht,  L  Mai,  geweihte 


92  I-    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

Palmenzweige  in  Weihwasser  tauchen  und  damit  Wohnungen, 
Ställe  und  Scheunen  besprengen,  damit  kein  Unglück  geschehe 
und  keine  Krankheit  einkehre.  Ueber  dem  Hauseingange  M'ird  ein 
Kreuz  angebracht,  das  aus  geweihtem  Wachs  gefertigt  ist  und 
ganz  dieselbe  Kraft  haben  soll.  In  den  einsam  gelegenen  Dörfern 
und  Höfen  im  Westen  des  Kreises  Saarburg  besteht  noch  immer 
die  uralte  Sitte,  dass  jedes  neugebaute  Haus  vor  dem  Beziehen  in 
allen  seinen  Theilen  feierlich  vom  Geistlichen  eingesegnet  wird, 
und  die  Leute  sehen  so  streng  auf  die  Beobachtung  dieses  Ge- 
brauchs, dass  sie  den  Nachbar,  der  sich  ihm  nicht  fügen  will, 
tbrmlich  dazu  zwingen,  weil  die  Sache  ihre  Kraft  verliert,  wenn 
auch  nur  ein  einziges,  nicht  gesegnetes  und  also  nnheiliges  Haus 
im  Orte  ist.  Aberglauben  und  besonders  Gespensterglauben  sind 
in  diesen  Landestheilen  und  besonders  in  den  Vogesen  noch  allge- 
mein verbreitet  und  die  Licht-  oder  Spinnstuben  sind  von  Aller- 
heiligen bis  Valeutinstag  (14.  Februar)  der  Sitz  aller  darauf  bezüg- 
lichen Unterhaltung.  Da  niuss  Jeder  eine  solche  Erzählung  zum 
Besten  geben,  und  wer  die  schauerlichste  Gespenstergeschichte  zu  er- 
zählen weiss,  der  trägt  den  Preis  des  Abends  davon;  dann  wird 
noch  lange  davon  gesprochen  und  der  Erzähler  einer  besonderen 
Aufmerksamkeit  gewürdigt;  schon  oft  wurde  damit  das  Herz  einer 
Schönen  gewonnen.  Die  Folge  davon  ist,  dass  die  Erzählungen, 
welche  auf  Tradition  beruhen,  auch  oft  variirt  und  ausgeschmückt 
werden,  so  dass  man  nicht  weiss,  was  alt  und  was  neu  daran 
ist.  Man  findet  auch  manchmal  daselbst  die  Sitte,  dass  sich  Jeder- 
mann scheut,  in  der  Woche  des  Allerheiligentags  in  der  Haus- 
haltung eine  Wasche  vorzunehmen,  denn  es  hängt  der  Aberglauben 
daran,  dass  dann  noch  vor  Neujahr  ein  Mitglied  der  Familie 
sterben  werde.  Bei  Lixheim  wird  der  Monat  vor  Advent  als  der 
Gespenstermonat  angesehen,  und  viele  Personen  wagen  dann  nicht 
Nachts  auszugehen  aus  Furcht,  einem  Gespenst  zu  begegnen;  be- 
sonders sind  der  Mittwoch  und  Freitag  in  dieser  Hinsicht  verhüng- 
nissvoli.  In  manchen  Häusern  bewahrt  man  die  Ostereier  vom 
Charfreitage,  um  sie  den  Hausgenossen  zu  geben,  welche  dadurch 
vor  dem  Fieber  l)ewaiirt  bleiben.  Andere  heben  sie  auf,  um  sie 
ausbrüten  zu  lassen,  denn  sie  hoilen,  die  daraus  entstehenden 
Hühner  änderten  jedes  Jahr  die  Farben.  In  derselben  Gegend 
glaubt  man  überhaupt  sehr  den  Wahrsagern  und  Zigeunern  und 
weiss  man  verschiedene  abergläubische  Mittel  gegen  Krankheilen. 
Vor  der  Uevolution  war  der  Aberglaube  so  recht  in  der  Gegend 
von    r,<ir(liirigen   zu    Hause    und    wussle    man    nllrs    Mrxjliclic    von 


12.    Herkommen,  Feste.  93 

Gespenstern,  Hexen  und  dem  fanatischen  Geiste  Sanieret^  welcher 
über  Gesundheit  und  Krankheit  der  Hausthiere  verfügte.  Gewissen 
verrufenen  Leuten  schrieb  man  die  Kraft  zu,  sich  in  Katzen  und 
Wehrwölfe  zu  verwandehi,  anderen  wieder,  die  Milch  einem  Dorfe 
zu  entziehen  und  sie  einem  andern  zuzuleiten,  indem  sie  einen 
geheimnissvollen  Strich  dahin  ziehen.  Einen  Dieb  wollten  gewisse 
Familien  durch  Zaubersprüche  ausfindig  machen,  doch  waren  solche 
deren  Geheimniss.  Wenn  mau  die  Kuhmilch  der  Kühe,  welchen 
sie  gestohlen  Murde,  erwärmte  und  ein  Messer  in  die  kochende 
Milch  stach,  glaubte  man  den  Dieb  damit  zu  trefien.  Sogar  ge- 
wisse Zeichen  und  Worte  im  Geheimniss  weniger  Leute  sollten 
gewisse  Wirkungen  haben.  Zu  Abreschweiler  glaubte  man  &ii  die 
weisse  Dame,  welche  an  Mitternacht  vor  Weihnacht  sich  zeige 
mit  einem  Korb  Wasche  im  Arm ,  welche  sie  im  Bache  wasche.  Im 
Dachsburgischen  hat  der  Aberglauben  auch  noch  einen  Hauptsitz 
und  ausser  Gespenstergeschichten  ähnlicher  Art  erzählt  man  sich 
daselbst  auch,  dass  auf  dem  Plateau  von  Engelberg  die  Gespenster 
Nachts  umherirren,  besonders  um  den  alten  Druidenstein  von  Ab- 
reschweiler. Hier  unterstellt  man  auch  die  Kreuzwege  im  Wald 
in  der  Gemarkung  diesen  Einflüssen  und  befestigt  daher  dort 
Kreuze  in  den  alten  Eichen.  Ungeachtet  dieser  Vorsichtsmassregel 
passiren  aber  die  Landleute  nicht  gern  um  Mitternacht  die  Lich- 
tungen und  längs  des  Felsens  am  Wege  von  St.  Quirin,  denn 
diese  Verwegenheit  werde  mit  augenblicklichem  Tode  bestraft. 
Sogar  bis  in  die  Citadelle  von  Metz  hat  sich  solcher  Aberglauben 
verbreitet.  Von  dem  früher  daselbst  befindlich  gewesenen  Kloster 
St.  Pierre  ist  in  der  Wohnung  des  Geniedirecktors  noch  ein  Fenster 
erhalten,  und  von  diesem  ging  im  Kloster  die  Sage,  am  Abende 
vor  ihrem  Tode  sehe  die  Aebtissin  durch  dasselbe  den  Arm  Gottes 
sich  bewegen  und  ihr  das  nahe  Ende  ankündigen.  Die  Schlangen 
waren  bekanntlich  den  Kelten  heilig  und  spielten  in  ihrem  Kultus 
eine  Rolle.  Daher  stammt  wohl  in  einigen  Gegenden  die  Sitte, 
jedes  in  der  Osterwoche  im  Hühnerstall  gefundene  ganz  kleine  Ei 
zu  vernichten,  da  sonst  eine  Schlange  daraus  krieche,  die  Menschen 
und  Thieren  gefährlich  würde. 

Sind  diese  Ueberlieferungen  aus  der  alten  Zeit  mehr  schauer- 
lich und  reiner  Aberglauben,  so  hat  die  Valentinage  einen  duicli- 
aus  freundlichen  Charakter.  Sie  kommt  im  ganzen  Westen  bis 
England  und  Schottland  vor,  ist  aber  in  Deutschland  selten  oder 
hat  eine  ganz  andere  Form.  Man  findet  sie  in  verschiedener  Weise 
vor.     Li   manchem  Orte  wählen   sich  die  iunsen  Bursche   am   so- 


94  I-   Land,  Volk  und  Yerwaltmi«^. 

genannten  Bohnenfest  oder  dem  Vorabende  des  Dreikönigstages 
aus  den  hübschesten  Leuten  des  Dorfs  oder  ihres  näheren  Kreises 
einen  König  und  eine  Königin ,  welchen  alle  übrigen  während  des 
ganzen  Fests  unterthan  sein  und  ihnen  ihre  Huldigungen  darbringen 
müssen.  Der  König  hat  aber  dabei  die  Verpflichtung,  seine  Kö- 
nigin und  Unterthanen  am  nächsten  Sonntage  im  Wirthshaus  zu 
bewirthen  je  nach  dem  Vermögen  des  Königs,  so  dass  dies  ver- 
schieden ausfällt.  Bei  dieser  Gelegenheit  werden  drei  Bursche 
ausgeloost,  welche  die  Rolle  der  drei  Könige  aus  dem  Morgenlande 
zu  spielen  haben  und  dann  durch  Kohlen  in  Mohren  umgewandelt 
werden,  um  dann  als  solche  zu  suchen  eine  Schöne  zu  erhaschen 
und  zu  küssen.  In  Gegenden  mit  Hanfbau  verbindet  man  mit 
diesem  Feste  noch  eine  andere  Vorausbedeutung;  ist  nämlich  der 
König  grösser  als  die  Königin,  so  wird  der  männliche  Hanf  im 
Sommer  grösser  als  der  weibliche  und  umgekehrt,  wenn  die  Kö- 
nigin grösser  ist.  Bei  St.  Barbe  vor  Metz  ist  noch  trotz  vieler 
Zerstörungen  ein  Kreuz,  genannt  mit  den  drei  Füssen,  von  bizarrer 
Consti-uction  mit  einem  pyramidalen  Dache  auf  drei  Pfeilern  und 
darüber  ein  Kreuz.  Die  jungen  Mädchen  suchen  nun  an  diesem 
Dache  einen  Stein  so  zu  legen,  dass  er  nicht  fällt,  was  natürlich 
sehr  schwer  ist;  gelingt  es  aber  einem  Mädchen,  dass  er  nicht 
herabfällt,  so  darf  es  darauf  zählen,  im  nächsten  Jahre  Braut  zu 
werden. 

Die  Valentinage  zeigt  sich  in  den  Seillegegenden  in  folgender 
Weise.  Am  Sonntag  vor  Fastnacht  mustern  im  Wirthshause  die 
Bursche  alle  heiralhsfähigen  Bursche  und  Mädchen  des  Dorfs  durch 
und  bestimmen,  welche  sie  als  Paare  zu  sehen  wünschen,  wobei 
sie  besonders  darauf  sehen,  zu  erkunden,  welche  davon  heimliche 
Liebe  zu  einander  haben.  Am  Abende  ziehen  sie  sodann  mit 
Flinten  und  Pistolen  durch  das  Dorf,  schiessen  vor  dem  Hause, 
wo  ein  schönes  Mädchen  wohnt,  und  wenn  dasselbe  herausschaut, 
80  ruft  der  Anführer:  ich  gebe  hiermit  iNhidemoiselle  N.  N.  an 
den  oder  jenen  Burschen,  worauf  eine  Frcudonsalve  erfolgt  n\H\ 
die  Burschen  weiter  ziehen,  um  dasselbe  am  nächsten  Hause  zu 
wiederholen,  worauf  sie  ins  Wirthshaus  ziehen  und  ein  Gelage 
halten.  Die  in  solcher  Weise  ZuHammengegebenen  sind  sodami« 
für  acht  Tage  Valentin  und  Valcnliuc,  der  Mur.sche  darf  seine 
Valentine  besuchen,  um  den  Fasluachlskuchen  bei  ihr  zu  holen 
und  darf  sie  zum  'l'aoze  an  Fastnacht  führen,  wogegen  sich  keine 
HtrunlKin  darf.  Aber  dies  geht  nicht  umsonst  her,  demi  der  Miirsche 
hat  Heiner  Valentine  am  dritten  Sonntage  ein  (Je.schenk  zu  nuieheii,. 


12.    Herkommen,  Feste.  95 

bestehend  in  einem  schonen  Tuch  oder  Band  mit  einer  Schachfei 
Bonbons,  je  nach  seinen  Vermögensverhältnissen.  Haben  die  Eltern 
auch  wegen  der  beiderseitigen  Vermögensverhältnisse  nichts  da- 
gegen, so  wird  die  gegenseitige  Bekanntschaft  fortgesetzt  und  be- 
gleitet der  Bursche  sein  Mädchen  auf  alle  Festlichkeiten,  bis  end- 
lich am  Ernte-  oder  Herbstfest  oder  bei  einer  ähnlichen  Gelegen- 
heit die  förmliche  Verlobung  erfolgt.  So  wenig  nun  eine  Schöne, 
wenn  sie  es  nicht  mit  allen  Burschen  des  Dorfs  verderben  will, 
diese  Huldigung  abweisen  darf,  so  kommt  es  aber  doch  auch 
manchmal  vor,  dass  sie  ihm  bei  näheren  Liebeserklärungen  einen 
Korb  gibt.  Diess  wird  aber  gewöhnlich  in  symbolischer  Weise 
kund  gegeben  und  kostet  also  nicht  einmal  ein  Wort  zur  Ant- 
wort. Rückt  nämlich  in  der  Moselgegend  der  Bursche  mit  seinem 
Antrage  heraus  und  die  Schöne  will  davon  nichts  wissen,  so  langt 
sie  ins  Kamin  und  zieht  einen  ausgelöschten  Feuerbrand  heraus, 
den  sie  dem  Burschen  überreicht.  In  den  Gebirgsdörfern  der  Vo- 
gesen  wird  die  Sache  aber  noch  drastischer  gemacht.  Um  näm- 
lich der  unwillkommenen  Bewerbungen  los  zu  werden,  schickt  sie 
dem  Freier  eine  Katze  ins  Haus,  um  ihn  für  ihre  Liebe  zu  ent- 
schädigen. Hat  dieser  dann  aber  viele  Freunde  unter  den  Burschen 
des  Dorfs  und  will  er  sich  dafür  rächen,  so  rücken  sie  wohl 
in  einer  der  folgenden  Nächte  der  Schönen  vors  Fenster,  machen 
einen  Höllenlärm  mit  verstimmten  Listrumenten  und  miauen  in 
allen  Tonarten,  bis  sie  dann  der  Hausvater  oder  der  Feldhüter 
vertreibt. 

Ein  gewisses  Vorrecht  steht  bei  Kindtaufen  den  Pathen  zu. 
Da  gewr)hnlich  auf  einen  Pathen  mehrere  Pathinnen  kommen, 
so  hat  er  das  Recht,  sich  diejenige,  welche  ihm  am  besten  gefällt, 
zur  Feier  abzuholen  und  sie  sich  beim  Schmause  zur  Rechten  zu 
setzen,  wogegen  er  verpflichtet  ist,  ihr  ein  Pathinnengeschenk  zu 
machen,  das  gewöhnlich  in  Handschuhen,  einem  Tuch,  Band  oder 
dergleichen  besteht. 

Bei  Leichenbegängnissen  in  einer  Stadt  oder  einem  grösseren 
Dorfe  wirkt  gewöhnlich  eine  Bruderschaft  mit,  welcher  die  Fa- 
milie angehört,  oder  auch  ein  anderer  Verein.  Derselbe  verziert 
am  Begräbnisstage  die  Hausthüre  mit  einer  schwarzen  Draperie 
und  besorgt  die  Leichenwache,  oft  auch  die  Begräbnisskosten. 
Die  Leichenbegängnisse  geben  oft  zu  vielem  Aufwände  Veran- 
lassung, und  die  Geistlichen  des  Landes  haben  überhaupt  bei  sol- 
chen Dingen  den  Prunk  gern ,  weil  er  ihnen  Geld  einbringt.  Schon 
die  Leichenwagen  sind  von  verschiedener  Reichhaltigkeit  der  Ver- 


[)Q  I.    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

zierung  und  in  den  Ecken  gewöhnlich  mit  Federbüschehi  versehen. 
Die  Kirchendiener,  bald  im  grossen  Ornat  mit  dem  Kreuze  und 
Portiers,  bald  einfach  gekleidet  und  dann  einer  oder  mehrere 
Geistliche,  ja  oft  sechs  bis  acht  erscheinen  am  Leichenhause  und 
holen  die  Leiche  ab,  indem  sie  monotone  Gebete  singen.  Zu- 
nächst geht  es  immer  zur  Kirche,  wenn  auch  der  Umweg  sehr 
gross  ist,  der  Sarg  wird  in  dieselbe  getragen,  auf  einen  Katafalk 
gestellt  und  ein  Gottesdienst  abgehalten,  wobei  gewöhnlieh  Nonnen 
oder  andere  Congregationsschwestern  Gaben  einsammeln,  und  dann 
erst  wird  die  Leiche  auf  den  Friedhof  gebracht.  In  Zeiten,  wo 
eine  Epidemie  herrschte,  suchte  man  diese  Sitte  der  Todtenbestat- 
tuug  abzuschaffen,  aber  selbst  in  Metz  ist  es  nicht  gelungen,  ob- 
schon  es  schon  aus  Gesundheitsrücksichten  geschehen  sollte.  Die 
Leichen  kleiner  Kinder  werden  gewöhnlieh  getragen  und  dabei 
über  dasselbe  ein  tragbarer  Thronhimmel  gehalten,  wenn  die  Sache 
vornehm  hergehen  soll. 

Die  Revolutionszeit  iiat  in  Lothringen  gar  manche  alte  Ge- 
bräuche, Gewohnheiten  und  Festlichkeiten  zu  Grabe  getragen,  denn 
die  Zeit  ist  nüchtern  geworden  und  mau  sucht  zu  sparen.  Beson- 
ders die  Feierlichkeiten  bei  den  Hochzeiten  sind  seit  Einführung 
der  Civilehe  vereinfacht  ^^orden,  und  dazu  hat  auch  die  Vorliebe 
der  Städter,  Hochzeitsreisen  zu  machen,  viel  beigetragen.  In  Land- 
orten besteht  noch  hier  und  da  die  Sitte  der  feierlichen  Abholung 
der  Braut,  welche  der  Bräutigam  mit  seinen  Genossen  im  Eltern- 
iiause  aufsucht,  wo  sie  von  ihren  Freundinnen  festlich  geputzt 
darauf  wartet  und  ein  Frühstück  eingenommen  wird.  Nach  dem- 
selben geht  dann  der  Zug  nach  dem  Hause  des  jungen  Gemahls. 
Dort  angekommen  wird  die  Neuvermählte  von  der  Schwiegermutter 
(»der  einer  andern  Angehörigen  an  der  ThUrschwelle  empfangen 
und  mit  Darreichung  verschiedener  Gaben  begrüsst.  Diese  sind 
nach  den  Gegenden  verschieden,  es  fehlen  aber  dabei  niciit  das 
Ei  als  Zeichen  der  Fruchtbarkeit  und  einige  Weizenkörner  und 
Bohnen  oder  auclj  Brod  und  Snlz.  Das  Ei  wirft  die  Braut  über 
den  Bücken  fort,  das  Uebrige  aber  theilt  sie  unter  das  Geflügel 
aus.  Liegt  die  Wohnung  etwas  weiter  oder  gar  in  einem  andern 
Orte,  so  wird  dahin  die  Aussteuer  iu  einem  Wogen,  hoch  oben 
die  von  den  Brautführern  geschenkte  Wiege  und  ein  Spinju'ad 
mit  einer  Hanf-  odn-  l-lachsdocke,  geführt  und  das  l*aar  sitzt  vorn 
darniif.  Die  Bursche  lassen  es  nbcr  nicht  so  leicht  ziehen,  denn 
bie  bereiten  auf  dem  Wege  vcrsciiiedene  Hindernisse,  erriehteu 
Barrikaden    und   du»   junge    Ehepaar    muss    die    Hinwegräununig 


12.   Herkommen,  Feste.  97 

derselben  erst  durch  ein  kleines  Geschenk  oder  das  Versprechen 
einer  Weinspende  erkaufen.  Im  Hause  folgt  dann  das  Hochzeitsmahl 
und  gewöhnlich  darauf  noch  ein  Tanz.  Beim  Mahle  suchen  die 
Bursche  der  Braut  das  Strumpfband  heimlich  zu  entwenden, 
das  sie  dann  im  Triumphe  unter  sich  vertheilen.  Werden  die 
Bursche  beim  Tanze  recht  übermüthig,  so  werfen  sie  zuletzt  noch 
alte  Scherben  vor  die  Thüre  der  Brautkammer,  um  das  Paar  noch 
lange  an  der  nächtlichen  Ruhe  zu  stören.  In  Diedenhofen  herrschte 
die  sonderbare  Gewohnheit,  dass  bei  gewöhnlichen  bürgerlichen 
Hochzeiten  die  Gäste  in  karnevalmässiger  Verkleidung  mit  Musik 
durch  die  Strassen  zogen ,  in  einer  Reihe  von  Wirthschaften  ein- 
kehrten, darin  zechten  und  tanzten  und  dann  erst  zum  Hochzeits- 
mahle erschienen.  Die  Hälfte  der  Kosten  musste  der  junge  Ehe- 
mann bezahlen.  In  jener  Gegend  kam  dabei  auch  noch  eine 
andere  Sitte  vor.  Am  Morgen  nach  dem  Hochzeitstage  begab  sich 
nämlich  das  junge  Paar  schwarz  gekleidet  in  die  Kirche  zur  An- 
hörung einer  Seelenmesse  für  seine  Vorfahren  und  dann  auf  den 
Friedhof,  um  an  den  Gräbern  der  Eltern,  Voreltern  und  Ver- 
wandten zu  beten  und  um  Glück  und  Segen  für  ihre  Ehe  zu 
bitten. 

Die  Ausstattung  der  Braut  ist  gewöhnlich  nicht  sehr  reich- 
haltig und  besteht  in  einer  geringen  Anzahl  von  Möbeln.  Sie 
macht  aber  doch  im  Verhältnisse  zum  A'ermögen  mehr  als  billig 
aus  und  darf  es  namentlich  nicht  an  Schmuck,  Nippsachen,  silber- 
plattirten  Messern  und  Gabeln  und  dergleichen  Dingen  fehlen. 
Auch  die  Garderobe  nimmt  einen  wesentlichen  Theil  der  Aussteuer 
ein.  Als  Folge  der  Kleinheit  der  Häuser  und  Wohnung  mag  es 
angesehen  werden ,  dass  die  Eltern  und  die  neuvermählten  Kinder 
selten  in  demselben  Hause  wohnen,  was  nur  bei  grösserem  Guts- 
besitze und  da  nicht  sehr  oft  vorkommt. 

Eine  deutsche  Sitte  ist  auch,  was  man  hier  Trimazos  nennt. 
Beim  Eintritt  des  Frühlings,  im  Mai,  kommen  nämlich  geputzte 
Kinder  mit  Maien,  an  welchen  bunte  Bänder  und  anderer  Tand 
hängen,  singend,  springend  und  tanzend:  „der  Frühling  ist  da- 
(c'osl  lou  joli  mois  de  mal,  6  mi  ma'ij  und  erhalten  dafür  kleine 
Geschenke.  So  unschuldig  die  Sache  ist,  so  hatten  doch  die  Be- 
hörden dies  früher  verboten  gehabt,  weil  es  an  das  alte  römische 
Fest  der  Cjbele  erinnere.  Leider  herrscht  aber  noch  da  und  dort 
die  Sitte,  beim  Herannahen  von  Gewittern  mit  den  Glocken  zu 
läuten,  angeblich,  um  die  Wolken  zu  vertheilen.  Da  und  dort 
pflanzt  auch  der  Liebhaber  seinem  Schatze  in  der  Stille  der  Nacht 

Huhn,  Deutsch- Lothringen.  7 


93  !•    Land,  Volk  und  Verwaltung-., 

einen  jungen  Baum  vor  das  Haus,  oder  stellt  eine  Art  Weihnachts- 
baum mit  Bändern,  Blumen  und  Bonbons  behängt  vor  das  Fenster. 
An  Fastnacht  sind  die  Fastenbretzeln  überall  im  Gebrauche  und 
die  Kinder  vergnügen  sich  damit,  sie  gegenseitig  zu  brechen  und 
dabei  die  grössere  Hälfte  zu  erhaschen.  Von  den  Klöstern  stammt 
endlich  die  Sitte  des  Retschens  während  der  sogenannten  heiligen 
Tagein  der  Charwoche  her,  wo  die  Glocken  nicht  läuten,  sondern 
durch  Ketschen  mit  grossen  Klappern  zur  Kirche  gerufen  wird. 
Die  Jugend  zieht  dann  aber  auch  mit  kleinen  Retschen  durch  die 
Strassen  und  macht  damit  einen  grossen  Lärm.  Schon  vor  150 
Jahren  hatte  man  ein  Verbot  desselben  in  Metz  erlassen,  aber 
auch  Strafandrohungen  brachten  cKe  Sitte  nicht  ab,  bis  sie  endlich 
mit  der  Revolution  auch  einging. 

Aus  dem  vorigen  Jahrhunderte  stammten  die  in  einigen  Ge- 
meinden des  südlichen  Landestheils  eingeführten  Rosenfeste,  womit 
die  Landpfarrer  die  gute  Sitte  zu  heben  und  zu  belohnen  glaubten, 
womit  sie  aber  eigentlich  nur  der  Eitelkeit  und  dem  Hochmuthe 
fröhnten.  Um  die  Mitte  Juni  wurde  nämlich  das  bravste  Mädchen 
des  Dorfs  als  Rosenjungfrau  gewühlt  und  ihr  ein  Fest  gefeiert. 
Nachdem  ihr  Wohnhaus  geschmückt  war,  wurde  sie  selbst,  eben- 
falls geschmückt,  daselbst  abgeholt,  in  feierlichem  Zuge  mit  Musik 
nach  der  Kirche  begleitet,  wo  sie  eine  Art  Thron  einnahm,  dann 
mit  einer  Rosenkrone  geschmückt,  vom  Pfarrer  eine  lange  Lob- 
rede gehalten  und  sie  hierauf  ebenso  feierlich  wieder  zurückgeleitet, 
der  Tag  aber  mit  Scimiauserei  und  Tanz  beendigt.  Mehrere  eitle 
Pfarrer  suchten  sich  in  Gründung  solcher  Rosenfeste  zu  überbieten 
und  beschrieben  sie  in  eigenen  Broschüren,  sie  hörten  aber  auch 
mit  der  Revolution  auf  und  später  beschränkte  sich  die  Sache  ein- 
fach darauf,  die  unbescholtensten  Mädchen  des  Dorfs  auszuwählen, 
um  bei  Processionen  das  Marienbild  zu  tragen. 

Zahlreiche  alte  (Jewohnheiten  und  Sitten  hatten  sich  in  Metz 
erhalten,  welche  namentlich  von  den  Klöstern  hervorgerufen  und 
gepflegt  waren  j  sie  haben  aber  auch  schon  lange  aufgehört  und 
der  grösste  Theil  der  ^litlebenden  weiss  nicht  einmal  mehr  etwas 
davon.  Ausser  der  CJraouilliprocession  fanden  noch  folgende  (io- 
brüuühe  statt.  Am  1(5.  August,  dem  Tage  des  heiligen  Arnould, 
trugen  die  Kanonici  dessen  Ring  nach  der  Abtei  St.  Arnould,  wo 
ihn  der  Prior  am  Thorc  empfang,  ben'iuchertc  ui:d  dann  auf  dcii 
Altar  auf  ein  Missale  legte.  Während  des  darauf  folgenden  CiottccS 
(lienstH  drückten  dünn  die  Geistlichen  den  Ring  auf  Siegel  von 
Wach«  und  verllieilten  dieselben  unter  das  Volk,  der  Ring  wurde 


12.   Herkommen,  Feste.  99 

sodann  wieder  in  die  Abtei  zurückgebracht.  Von  dem  Ringe  er- 
hielt sich  aber  folgende  Sage.  Als  einst  der  heilige  Arnould  auf 
einer  der  Mosel  brücken  den  Fluss  betrachtete  und  über  die  Grösse 
seiner  Sünden  nachdachte,  warf  er  den  Ring  ins  Wasser,  indem 
er  sagte,  er  werde  nicht  eher  an  die  Vergebung  derselben  glauben, 
als  wenn  ihm  je  wieder  dieser  Ring  gebracht  werde.  Siehe  da, 
nach  wenigen  Jahren  fand  sein  Koch  den  Ring  im  Magen  eines 
Fisches  und  brachte  ihn  dem  Prälaten  zurück,  der  nun  erst  Ver- 
trauen in  die  göttliche  Barmherzigkeit  gewann.  Bekanntlich  kommt 
dieselbe  Sage  noch  anderwärts  in  ähnlicher  Weise  vor:  aber 
Paulus  Diakonus  will  sie  selbst  aus  dem  Munde  von  Karl  dem 
Grossen  gehört  haben.  A^on  diesem  Fürsten,  und  sogar  von  seinem 
Hausmeister,  wollte  die  Kathedrale  auch  noch  die  Stöcke  besitzen, 
und  man  stellte  jährlich  an  Ostern  und  Pfingsten  auf  dem  Haupt- 
altare und  später  auf  einem  Pulte  ein  Reiterstandbild  dieses  Kaisers 
nebst  seinem  Stocke  aus,  und  bei  der  Procession  am  Martinstage 
war  der  Messner  mit  einem  Chormantel  aus  dem  Königsmantel 
Karls  bekleidet,  auch  trug  am  Feste  des  heiligen  Arnould  der 
Officiant  ein  Messgewand,  welches  der  Mantel  Karls  des  Grossen 
gewesen  sein  sollte. 

Bis  zum  Ende  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  wurde  mit 
demselben  ein  sehr  sonderbarer  Gebrauch  gemacht.  An  gewissen 
Tagen  des  Jahrs  durchzog  nämlich  ein  Laienbruder  des  Klosters 
St.  Arnould ,  mit  diesem  Mantel  angethan  und  rückwärts  auf  einem 
Gaul  sitzend,  die  Stadt,  um  von  den  Metzgern  und  Händlern  Fett 
oder  Talg  zu  empfangen,  was  man  das  Recht  Karls  des  Grossen 
nannte.  Ein  Paria mentsbeschluss  von  1769  machte  aber  dieser 
Sache  ein  Ende.  Die  Metzger  hatten  jedoch  in  Metz  noch  mehr 
alte  Gewohnheiten.  So  mussten  sie  in  der  Woche  des  Dionysius- 
tags,  9.  October,  zwei  und  einen  halben  Bündel  Knoblauch  dem 
Abte  von  St.  Arnould  bringen,  wogegen  sie  sieben  grosse  Brode 
von  je  7^2  Pfund  und  achtzehn  Brodschnitte,  sieben  Töpfe  und 
eine  Pinte  des  besten  Weins  nach  ihrer  Auswahl  und  ein  gutes 
Frühstück  erhielten.  Am  4.  Februar  hatten  sie  sodann  an  das 
Kloster  einen  Kuchen  abzuliefern;  der  Meister  der  Innung  hielt 
ihn  in  der  Hand  und  der  jüngste  Lehrhng  musste  ihn  im  Springen 
mit  dem  Finger  zu  durchbohren  suchen;  gelang  es  ihm,  so  gab 
ihm  der  Meister  zwölf  Sous,  gelang  es  ihm  aber  nicht  und  blieb 
der  Kuchen  ganz,  so  bekam  er  einen  Fusstrilt  auf  den  Hintern. 
Der  Kuchen,  welcher  also  schon  sehr  gross  gewesen  sein  muss, 
wurde  dann  unter  Glockengeläute  unter  reichlichen  Libationen  von 


1 00  !•    Land ,  Volk  und  Verwaltung. 

Wein  verzehrt.  —  In  der  Kreuzwoche  trugen  der  Maitre-Echeviu 
und  ein  Echevin  von  St.  Arnould  bis  zur  Kathedrale  das  Haupt 
des  heiligen  Stephan,  von  Fackeln  und  Musik  begleitet,  und  beim 
Eintritt  in  die  Kathedrale  wurden  die  den  Feinden  der  Stadt  ab- 
genommenen Fahnen  auf  dem  Altare  ausgebreitet.  Bei  dieser 
Gelegenheit  wurde  dann  ebenfalls  der  Graoulli  mit  herumgetragen. 

Bis  zum  Jahre  1750  wurden  an  gewissen  Tagen  des  Jahrs  in 
der  Kathedrale  auf  der  Treppe  des  Sanctuariums  zwölf  verstümmelte 
Bronzefiguren  aufgestellt,  die  au  die  Unterdrückung  des  Heiden- 
thums  erinnern  sollten.  Eine  ebenfalls  aus  dieser  Zeit  stammende 
Ceremönie  fand  am  23.  April  statt,  wo  die  31oselschifffahrt  eröUhet 
zu  werden  begann.  Es  zog  dann  das  Domkapitel  in  Procession 
nach  der  Kirche  St.  Georges,  Kirche  der  Fischer  und  SchitTer, 
unter  Absingung  einer  musikalischen  Messe,  und  der  Zug  hielt 
mitten  auf  der  Brücke  St.  Georges  an,  wo  sich  der  Küster  über 
das  Geländer  beugte,  mit  läuter  Stimme  dreimale:  loa"  dimini 
super  aquas  rief  und  unter  Absingung  mehrerer  Gebete  mit  dem 
Zeichen  des  Kreuzes  Weihwasser  in  den  Fluss  goss.  Am  Jakobs- 
tage,  25.  Juli,  segnete  dasselbe  Kapitel  in  der  Kirche  St.  Glossinde 
die  neue  Obstcrndte  ein,  am  Tage  nach  St.  Oswald  (6.  August)  in 
der  Kathedrale  die  Tra u benern dte,  indem  man  solche  mit  Weih- 
wasser besprengte,  beräucherte  und  der  Celebrant  darüber  die 
Worte  sprach:  ßenedic,  domine,  hos  »fructus  novos.  Am  Grün- 
donnerstag wusch  der  Bischof  in  einer  Seitenkapelle  der  Kathe- 
drale zwei  und  siebenzig  armen  Greisen  mit  Rosenwasser  die  Füsse 
und  vertheilte  an  jeden  ein  Pfund  Brod,  eine  Pinte  Wein  und 
zwei  Häringe,  welche  damals  als  Leckerbissen  für  die  Metzer 
galten. 

Den  Metzern  eigenthümlich  war  die  Aufführung  von  soge- 
nannten Mysterien  während  des  Mittelalters,  und  besonders  im 
fünfzehnten  Jahrhundert,  wo  sie  aber  schon  lange  zuvor  bestanden 
hatten.  Die  erste  Aufführung  galt  St.  Johann  dem  Apokalypten, 
welche  drei  Tage  lang  auf  dem  Wechslerplatze  zu  dauern  hatte 
und  wobei  Bruder  Geolfroy  von  den  Trinitariern  den  heiligen 
Johann  spielte.  Es  geschah  dies  1412.  Am  St.  Privatstage, 
21.  August  142(),  wurde  das  Spiel  St.  Vits  aufgeführt,  und  zwar 
in  der  Kirche  dieses  Heiligen,  und  die  Besucher  bezahlten  Ein- 
trittsgeld. Im  Julirc  1125  dauerte  die  Vorstellung  des  Lrbens 
St.  Victor  vom  1.  —  3.  August  und  Didier  Herbain,  Schulmeister 
von  St.  Vit,  spielte  die  Hauptrolle.  EbouKo  lange  daueric  1 4:U, 
vom   'i'i.   .funi    an,    auf   dein    WecliHlcrplatze    das   Mysterium   der 


12.    Herkommen,  Feste.  IQl 

heiligen  Katharine,  noch  einen  Tag  länger  aber  das  der  Vengeance 
des  Heilands  und  der  Zerstörung  Jerusalems,  welches  mehr  als 
30,000  Verse  enthielt  und  in  vier  Abtheilungen  zerfiel.  Am  23.  Juli 
desselben  Jahrs  führte  man  auf  der  Ebene  von  Viximiel  das  Pas- 
sionsspiel auf,  wozu  eine  eigene  Bühne  mit  erhöhten  Sitzen  auf- 
geführt war.  Die  Mitwirkenden  spielten  aber  so  natürlich,  dass 
der  Pfarrer  von  St.  Victor,  welcher  den  Heiland  gab,  fast  am 
Kreuze  starb,  und  ein  Kaplan,  der  den  Judas  spielte,  sogar  aus 
Versehen  fast  erwürgt  wurde.  Noch  viele  andere  Aufführungen 
dieser  Art  werden  uns  gemeldet,  und  wie  anstrengend  sie  auch 
für  das  Publikum  waren,  beweist  die  Erwähnung,  dass  die  Zu- 
schauer sich  schon  Morgens  vier  Uhr  zu  den  Plätzen  drängten  und 
das  Spiel  drei  Tage  hindurch  fortgesetzt  wurde.  Für  Metz  waren 
diese  Spiele  eine  reiche  Quelle  des  Verdiensts,  denn  alle  Herren 
und  Landleute  aus  weiter  Gegend  drängten  eich  dazu  herbei  und 
der  Stadtrath  Hess  deshalb  am  Abende  die  Strassen  durch  die  Ein- 
wohner beleuchten.  Manchmal  führte  auch  ein  Priester  in  einer 
Kirche  allein  eine  solche  Darstellung  auf  und  erregte  die  Zuschauer 
bis  zu  Thränen.  Mehrere  der  vornehmen  Familien  der  Stadt  trugen 
die  Kosten  eines  solchen  Spiels.  Als  die  Zeit  dafür  aber  aufgehört 
hatte,  suchte  die  Geistlichkeit  das  Publikum  für  eine  Aufführung 
eines  Stücks  von  Terenz  zu  gewinnen,  erndtete  aber  nur  schlechten 
Dank  dafür,  da  es  erklärte,  nichts  von  diesem  Latein  zu  verstehen, 
zumal  das  Volk  jenseits  der  Seille,  das  nur  Patois  sprach,  und 
deshalb  über  die  Spieler  herfiel  und  das  Theater  zerschlug.  — 
Während  man  aber  durch  solche  Spiele  die  Phantasie  des  Volks 
zu  erregen  suchte,  rauchten  draussen  auf  dem  Lande  und  in  der 
Stadt  zwischen  der  Brücke  von  Diedenhofen  und  Pont  -  des -M orte 
die  Scheiterhaufen  vom  Brande  der  angeblichen  Hexen,  aus  deren 
Hinterlassenschaft  sich  die  Klöster  zu  bereichern  suchten.  Es  ist 
schauderhaft,  die  theilweise  noch  vorhandenen  Akten  über  diese 
schmählichen  Menschenmorde  zu  lesen,  die  besonders  1580 — 1600 
zahlreich  erfolgten.  In  nur  fünfzehn  Jahren  rühmte  sich  der  im 
Lande  herumziehende  Hexenprocurator  Nikolaus  Remy,  allein  in 
Lothringen  an  neunhundert  Personen  wegen  Beschuldiguno-  der 
Hexerei  zum  Feuertode  gebracht  zu  haben ,  und  die  Akten  liefern 
den  Beweis  dafür. 

Auch  Processionen  kamen  in  Menge  vor,  und  zwar  sowohl 
in  der  Stadt,  z.  B.  am  Palmsonntag,  als  auch  nach  ausserhalb, 
und  eine  solche  ging  sogar  bis  auf  den  St.  Quentin.  Ja,  an  ge- 
wissen Tagen  wurde  sogar  in  den  Kirchen  getanzt,  weshalb  die- 


102  !•   Land,  Volk  und  Verwaltung, 

selben  auch  keine  Bänke  erhielten.  Wo  sie  später  eingeführt 
wurden,  mussten  sie  wie  die  Stühle  bezahlt  werden,  und  dann 
duldet  der  Pfarrer  nicht  mehr  Stühle  oder  Bänke,  als  worauf  fest 
abonnirt  ist,  und  nimmt  einmal  das  Abonnement  ab,  so  lässt  er 
die  frei  gewordene  Bank  sofort  wieder  entfernen,  denn  das  nicht 
extra  bezahlende  Publikum  kann  ja  stehen. 

Von  1320  an  bis  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  gab  die 
Stadt  der  Böttcherzunft  alljährlich  ein  Fest,  weil  diese  vorzüglich 
den  Dienst  beim  Feuerlöschen  versah.  Am  25.  August,  dem  Tage 
nach  Bartholomäustag,  fand  das  Fest  durch  drei  Tage  statt.  Am 
ersten  derselben  zog  die  Zunft  mit  ihren  Emblemen  feierlich  durch 
die  Stadt  und  überreichte  dem  Bürgermeister  ein  Bouquet,  der 
ihnen  darauf  im  Kathhause  auf  Kosten  der  Stadt  ein  Festessen 
gab.  Wenn  dies  beendigt  und,  wie  sich"s  beim  löblichen  Hand- 
werk von  selbst  verstand,  gehörig  getrunken  war,  Hess  der  Stadt- 
schreiber die  Böttcher  die  Revue  passiren  und  Jeden,  dem  ein 
Knopf  am  Rocke  fehlte,  drei  Sons  als  Strafe  bezahlen.  Am  dritten 
Tage  zog  das  Gewerbe  wieder  durch  die  Strassen  und  hielt  an 
der  Kreuzung  der  Strasse  Fournirue,  Taison  und  Plat-d'Etain  au, 
welche  die  Mägde  der  vier  Eckhäuser  zuvor  schön  gereinigt  hatten 
und  wo  sich  dieselben  sodann  mit  dem  Besen  auf  der  Schulter 
aufstellten.  Sobald  der  Zug  daselbst  ankam,  hielt  er  an,  der 
Meister  trat  an  die  Mägde  heran  und  sagte  ihnen:  „Junglern,  ihr 
habt  euere  Pflicht  gethan.^  Wahrscheinlich  wurden  diese  dann 
auch  zum  Tanze  geladen.  Das  Essen  fand  an  allen  drei  Tagen 
statt,  am  Ende  des  letzten  Bankets  aber  trat  der  Aelteste  der 
Stadtpolizei  auf  eine  Bank  und  fragte  den  Altmeister:  „Meister 
habt  Ihr  noch  Durst?^  ( Mdtre  des  tonnclis,  aleu-vesault?J ,  worauf 
dieser  antwortete:  „Ich  bin  noch  nicht  so  betrunken,  dass  ich 
nicht  noch  drei  Schluck  ertragen  könnte.^'  ,  J'natcmva  ici  si  saiilts 
fjiie  je  ne  hoiiiinmes  beunn  schrliin  Ireus  caups,  ico  et  ikc.J  Sodann 
setzte  man  sich  wieder  zur  Tafel,  man  nahm  noch  eine  Collation 
und  jeder  nahm  noch  mit  nach  Hause,  was  er  nicht  essen  konnte. 

Die  von  den  Geistlichen  abgehaltenen  Festlichkeiten  sind  ge- 
treulich im  Ceremoniel  der  Kathedrale  von  1Ü5)4  beschrieben  imd 
die  Vorschriften  dafür  gegeben.  In  der  ersten  Hälfte  des  vorigeu 
.lahrliunderts  bestrebte  sich  aber  der  Bischof  (Claudius  von  St.  Simon, 
gegeu  den  Missbrauch  der  Festlichkeiten  und  Feiertage  zu  eifern. 
liC'tztcre  betrugen  nacli  dem  Rituale  von  1542  noch  102,  wo  nicht 
gearbeitet  werden  durfte.  Bischof  de  la  Feuillade  setzt«;  diese 
auf  '.V)  herab,    tilgte  aber  den  Festtag  des  heiligen  Ludwig  hinzu, 


13.    Landwirtlischalt.  103 

St.  Simon  verlegte  aber  letzteren  auf  Sonntag  und  beschränkte  die 
übrigen  auf  12.  Nachdem  die  anderen  Feierlichkeiten  schon  in 
der  Revolutionszeit  eingestellt  waren,  wurden  endlich  am  9.  April 
1802  die  Feiertage  auf  vier  vermindert,  aber  die  Geistlichkeit  hat 
seither  dieses  Indult  wieder  mehrfach  zu  durchbrechen  gewusst. 
■_  Uebrigens  sei  hier  noch  angefügt,  dass  es  1789  in  Metz 
253  Geistliche  und  316  Nonnen  u.  dgl.  gab,  welche  eine  Rente 
von  817,000  Frcs.  bezogen,  ausser  den  377,000  Frcs.  des  Bischofs. 
Im  Jahr  1791  wurde  der  Klerus  bedeutend  reducirt,  hatte  alter 
noch  444  Pfarreien  und  eine  Einnalime  von  736,500  Frcs.,  die 
1816  nur  noch  243,000  Frcs.  betrug.  Seit  dieser  Zeit  ist  der 
Klerus  durch  Geschenke,  Erbschaften  und  Erbschleichereien  viel- 
fach wieder  reich  geworden,  namentlich  verschiedene  neu  errichtete 
Klöster. 


13.   Landwirthschaft. 

Lothringen  ist  ein  vorzugsweise  Ackerbau  treibendes  Land 
und  in  dieser  Hinsicht  unterscheidet  es  sich  wesentlich  von  den 
beiden  Bezirken  des  Elsasses.  Es  gehören  von  den  Bodenflächen 
der  Landwirthschaft  an  in 

Ackerland:  Wiesen:  Weinland:  Obstgärten: 

Lothringen     337,103,50  H.     64,460,22  H.       5,971,2i  H.     7,082,,,^  H. 
Oberelsass     138,634,o^  ,,      44,051,2o  ^      11,119,26  ^      ^i91-l,47  ,• 
Unterelsass    193,676,pQ  ,,      6I,139,i4  „      13,252,3,  ,.      6,673,02  r 
Fasst  man  diese  der  Bodenproduktion  gewidmete  Fläche  zusammen 
und  vergleicht  man  sie  mit  dem  Bodenumfang  und  der  Einwohner- 
anzahl, so  stellt  sich  der  Unterschied  noch  klarer  heraus,  wie  folgt: 
Areal  inQM. :      Einwohnerzahl:    Fläche  der  Bodenproduktion: 

Lothringen     .     113,049  474,316  411,6l7,o,  Hekt. 

Oberelsass      .      63,659  454,231  197,718,94      ,, 

Unterelsass    .      86,477  588,947  274,741^or      r 

Im  Einzelnen  ist  aber  in  Lothringen  das  Verhältniss  wieder  \er- 
schieden,  denn  in  den  sieben  Landkreisen  kommt  von  100  Hekt. 
Gesammttläche  folgende  Anzahl  Hektaren  auf 


Ackerland : 

Wiesen : 

Weinland : 

Obstgärten 

Kreis  Metz  .     .     .     .     61,66 

8,46 

3,31 

1,98 

„      Bolchen  .     .     .     62,68 

9,41 

0,23 

0,89 

„      Chäteau-Salins     59,14 

12,73 

1,10 

0,86 

104  I.   Land,  Volk  und  Verwaltung-. 


Ackerland : 

Wiesen: 

Weinland : 

Obstgärten : 

\reis  Diedenhofen 

.     58,42 

6,76 

1,05 

1,01 

-      Forbach  .     . 

.     55,82 

13,41 

0,06 

1,07 

„      Saarburg      . 

.     37,50 

12,82 

0,04 

1,04 

„      Saargemiind 

.     44,79 

9,32 

0,05 

0,94 

Die  grösste  Ackerbaufläche  haben  also  Bolehen  und  Metz,  worauf 
die  übrigen  westlichen  und  mittleren  Kreise  kommen ;  am  wenigsten 
haben  die  Gegenden  im  Osten,  an  der  Saar  und  im  Bitscher  Land. 
Die  meisten  Wiesen  haben  die  Kreise  Forbach  und  an  der  oberen 
Saar  und  Seille.  In  den  Kantonen  Fontoy,  Saaralben  und  Lür- 
chingen,  Pfalzburg  und  Saarburg  wird  gar  kein  Weinbau  betrieben 
und  im  Ganzen  haben  446  Gemeinden  keinen. 

So  verhältnissmässig  gross  auch  hiernach  die  Ackerbaufläche 
ist,  so  ungemein  zersplittert  ist  der  Besitz  und  zerfällt  derselbe 
nicht  nur  in  ausserordentlich  kleine  Parzellen,  sondern  diese  liegen 
auch  sehr  bunt  durch  einander,  was  natürlich  auf  die  Landwirth- 
schaft  selbst  einen  nachtheiligen  Einfluss  ausüben  musste.  Diese 
2^rsplitterung  war  eine  natürliche  Folge  der  historischen  Verhält- 
nisse und  der  Gesetzgebung.  Indem  die  Klostergeistlichen  überall 
Landbcfcitz  als  Schenkung  oder  Vermächtniss  zu  erschleichen  suchten, 
bekamen  sie  stets  solche  kleine  Bruchstücke,  und  dasselbe  geschah 
in  Folge  der  vielen  Hexenprocesse,  die  nach  eigenem  Geständnisse 
von  Geistlichen  hauptsächlich  aus  dem  Grunde  angestrengt  wurden, 
um  den  Besitz  der  Betreffenden  an  die  Klöster  übergehen  zu  lassen. 
Waren  sodann  durch  Verträge  und  Abtretungen  viele  Grundstücke 
in  verschiedene  Theile  zerlegt  worden,  so  zersplitterte  sich  der 
Besitz  auch  wieder  durch  das  unbeschränkte  Erbrecht,  das  die 
Portionen  immer  kleiner  auf  Kinder  und  Enkel  übergehen  Hess; 
der  Staat  selbst  begünstigte  die  Parzellirung,  indem  er  die  ein- 
gezogenen Emigranten-,  Kloster-  und  Staatsgüter  dadurch  besser 
zu  verwerthen  hoffte,  und  dann  kamen  auch  die  Gütermackler 
und  Hofmetzger,  welche  sich  ein  Geschäft  daraus  machten  um 
nocli  manchen,  grösseren  Grundbesitz  zu  erwerben,  ihn  dami  zu 
parzellireu  und  so  einen  höheren  Preis  dafür  zu  erwerben.  Diesoi 
zersplitterten  Besitz  aber  wieder  zusammen  zu  legen,  dafür  fehlte 
es  nicht  blos  an  der  richtigen  Gesetzgebung,  sondern  dem  LuikI- 
wirthe  auch  an  Kredit,  zumal  alle  Stiftungs-  und  iMilndeigelder 
in  Rente  angelegt  werden  mussten  und  auch  die  von  ihren  Zinsen 
lebenden  Kupilali«ten  diese  Anlage  vorzogen.  Daneben  blieb  aber 
freilich  übcrull  noch  aus  aller  Zeil  ein  Geineindecigeiilhiun  er- 
halten, sogenannte  Allmenden  oder  hivn   cummunnl ,  ^^clches   bald 


13.    Land-wirthschaft.  105 

grösseren  und  bald  kleineren  Umfang  hat  und  hier  und  da  auch 
ganz  fehlt.  Ausser  dem  alten  Besitz,  welcher  aus  dem  früheren 
Gesammteigenthum  sich  erhielt,  wurde  diese  Art  Güter  noch  da- 
durch vermehrt,  dass  nach  den  schrecklichen  Verheerungen  durch 
die  Kriege  des  sechzehnten  und  siebenzehnten  Jahrhunderts  die 
grösseren  Herren  und  Territorialbesitzer  wieder  Kolonisten  dadurch 
heranzuziehen  suchten,  dass  sie  ihnen  Bodenbesitz  und  besonders 
auszurodenden  Wald  überliessen,  welcher  nun  der  Gesammtheit 
gehörte  und  von  dieser  an  die  einzelnen  Gemeindenmitglieder  ver- 
theilt  wurde.  Diese  Vertheiiung  erfolgte  sodann  in  sehr  verschie- 
dener Weise  und  wurde  erst  im  vorigen  Jahrhunderte  genauer 
geregelt,  für  den  Bezirk  der  drei  Bisthümer  im  Jahre  17G9,  was 
aber  freilich  sich  meistens  nur  dem  alten  Herkommen  anpasste. 
Dies  Gemeindeeigen thum  wurde  ganz  ähnlich  wie  im  östlichen 
Deutschland  behandelt,  und  zwar  entweder  als  Allmendantheiie, 
oder  Güterloose,  oder  als  vermiethbarer  Gesammtbesitz.  Letzterer 
dient  dazu,  die  Gemeindebedürfnisse  zu  decken,  und  werden  die 
Grundstücke  auf  Zeit  —  3,  (i  und  9  Jahre  —  möglichst  tlieuer 
verpachtet  \  der  andere  aber  erfährt  eine  ziemlieh  verschiedenartige 
Behandlung.  In  manchen  Gemeinden  werden  von  Zeit  zu  Zeit 
die  einzelnen  Grundstücke  dieser  Art  an  die  Gtmeindemitglieder 
verloost,  und  zwar  in  bestimmtem  Ausmaase  möglichst  gleicher 
Art;  meistens  aber  sind  diese  Güterloose  fest  bestimmt  und  werden 
weder  vergrössert  noch  verkleinert.  Sie  verbleiben  Demjenigen, 
der  sie  wegen  Anwartschaft,  Dürftigkeit  oder  /onst  einmal  zu- 
getheilt  erhielt,  lebenslänglich  und  vererben  sich  sogar  in  direkter 
Linie  weiter,  natürlich  gegen  eine  Abgabe  an  die  Gemeinde  für 
Hut-  und  Wegekosten ,  die  ziemlich  gering  ist  und  nur  4 — 6  Franken 
für  die  Hektare  beträgt.  Ueber  die  Reihenfolge,  in  welcher  solcher 
Besitz  angetreten  wird,  entscheidet  die  Dauer  der  Ortsangehörig- 
keit. Fällt  ein  Loos  an  die  Gemeinde  zurück,  so  wird  es  neu 
zugetheilt,  und  ist  gerade  kein  berechtigter  Anwärter  da,  denn 
Niemand  darf  zwei  Theile  zugleich  besitzen ,  so  wird  es  inzwischen 
für  Rechnung  der  Gemeinde  verpachtet,  jedoch  nur  auf  drei  Jahre, 
um  Neuberechtigte  nicht  zu  benachtheiligen.  Es  wurde  zwar  auch 
schon  versucht,  an  diesen  Verhältnissen  zu  rütteln  und  solche 
Gemeindegüter  zu  bleibendem  Privateigenthum  zu  machen,  es 
wurde  aber  dazu  die  Erlaubniss  nicht  ertheilt  und  blieb  deshalb 
das  bisherige  Verhältniss  erhalten. 

Die  Bodenzersplitterung  ist  nach  den  einzelnen  Gegenden  ver- 
schieden, je  nachdem  in   denselben   reichere   oder  doch   vermög- 


X(_)()  1.    Lainl.  Volk  uiul  Verwaltung-. 

lichere  Familie  lebten  und  den  Besitz  bei  sich  erhielten.  Letzteres 
ist  namentlich  au  der  Mosel  der  Fall,  wo  ein  sehr  bedeutender 
Besitz  stets  Metzer  Familien  gehörte,  so  dass  hier  noch  nicht  die 
Hälfte,  etwa  45^/^,  zum  kleinen  Besitz  gehört,  etwa  -10 ^/^  den 
mittleren  Besitz  ausmacht  und  IS^o  den  ganz  grossen  Besitz  bilden, 
der  allerdings  dann  auch  sehr  erheblich  ist  und  nicht  unter  70  Hekt. 
umfasst,  während  der  kleine  sich  oft  auf  nur  einen  Hektaren  bis 
höchstens  5 — 6,  und  auch  diese  wieder  nur  in  verschiedenen  Par- 
zellen ,  erstreckt.  Dagegen  umfasst  der  kleine  Grundbesitz  an  der 
Seille  und  Saar  70%  aller  Güter  und  können  nur  etwa  5%  zum 
Grossbesitze  gerechnet  werden.  Dieser  grosse  Grundbesitz  ist  fast 
immer  verpachtet,  ebenso  ein  Theil  des  mittleren  Besitzes,  jedoch 
ist  die  landesübliche  Pachtzeit  von  3,  6  und  9  Jahren  zu  kurz, 
um  den  Pächter  zu  veranlassen,  erhebliche  Verbesserungen  auf 
dem  Gute  vorzunehmen,  da  die  Resultate  leicht  dem  Nachfolger 
im  Pachte  allein  zufallen  würden.  Die  Pachtzinsen  sind  in  den 
letzten  Jahren  gestiegen  gewesen,  und  zwar  ähnlich  wie  auch  die 
Löhne:  man  rechnet  für  die  Hektare  einen  durchschnittlichen  Pacht- 
zins von  50  —  80  Frcs.  bis  100 — 120  Frcs. ,  je  nach  der  Güte  des 
Bodens  und  der  Lage.  Grosse  Pachtguter  erzielen  jedoch  nicht 
so  viel  und  muss  es  schon  vorzügliches  Gelände  sein,  soll  es  60 
bis  80  Frcs.  einbringen.  Es  ist  übrigens  dabei  in  Rücksicht  zu 
nehmen,  dass  der  Pächter  alle  Steuern  und  Abgaben  zu  bezahlen 
hat  und  dies  bei  dem  herrschenden  Steuers>-steme  nicht  gering 
anzuschlagen  ist.  Was  die  Kaufspreise  betrilft,  so  sind  diese  sehr 
verschieden  und  wird  die  Hektare  Ackerland  mit  3—5000,  Wiesen 
mit  2— ()000  und  Weinberge  mit  4—12,000  Frcs.  bezahlt.  Es  sind 
die«  schon  ganz  ansehnliche  Summen,  die  noch  stärker  ins  Ge- 
wicht fallen,  wenn  man  das  nöthige  Betriebskapital  mit  in  An- 
schlag bringt.  Letzteres  ist  aber  meistens  nur  sehr  gering  vor- 
handen und  daher  fehlen  dem  Landmann  in  der  Regel  die  Mittel, 
Verbesserungen  einzufuhren,  Versuche  zu  machen  und  landwirth- 
schaftliche  Maschinen  zu  erwerben.  Dies  geht  blos  bei  grösserem 
Grundbesitze,  und  hier  sind  denn  auch  in  dieser  Hinsicht  bereits 
erhebliche  Fortschritte  gemacht  worden,  wozu  auch  die  Gründung 
von  landwirthsclmfthclien  Vereinen,  die  Ausstellung  solcher  Ma- 
pciiiiien  und  <lie  direkte  und  indirekte  Unterslüly.ung  Seitens  der 
Kegierung  schon  ein  Erhebliches  beigetragen  hat.  Neben  dem 
Hctriebskapitule  fehlt  es  dem  Gruudl)e»it/.er  auch  an  Arbeitskräften, 
lU'iiu  selbst  bei  den  erhöhten  Löhnen  ziehen  es  die  Arbeiter  vor, 
von  der  einsamen  DorfwirthHchaft  weg  in  die  Städte  und  Fabriken 


13.    Landwirthschaft.  107 

ZU  gehen,  wo  nicht  blos  der  Verdienst  grösser,  sondern  auch  das 
Leben  freier  und  ungebundener  ist  und  ein  Wechsel  des  Arbeit- 
gebers nach  Belieben  stattfinden  kann,  während  sich  der  Arbeiter 
auf  dem  Laude  für  ein  Jahr  binden  muss.  Gewöhnhch  finden  in 
Metz  und  anderen  Städten  an  den  für  den  Dienstwechsel  iibUchen 
Tagen  förmliche  Arbeitermärkte  statt,  wo  gegenseitiges  Angebot 
und  Nachfrage  die  Preise  regelt.  Ein  grosses  Hinderniss  bei  der 
starken  Bodenzersplitterung  bietet  insbesondere  auch  der  Mangel 
an  guten  Feldwegen,  wodurch  der  Zugang  zu  den  Grundstücken 
erschwert  oder  von  dem  Nachbarn  und  seiner  Erndte  abhängig 
ist  und  sich  die  Leute  immer  nach  den  Nachbarn  richten  müssen, 
sowohl  was  die  Bestellung  der  Aecker,  als  die  Aussaat  der  Erndte 
betrifft,  denn  nur  zu  oft  muss  man  über  fremdes  Besitzthum  fahren, 
wenn  man  auf  sein  eigenes  gelangen  will,  und  es  ist  fast  unmög- 
lich, eine  andere  Art  von  Fruchtwechsel  einzuführen  und  ihn  ra- 
tioneller zu  gestalten,  weil  dafür  das  Einverständniss  der  Angränzer 
erforderlich  ist.  Wir  finden  deshalb  in  der  Mosel-  und  Seille- 
gegend  auch  eine  ganz  eigenthümliche  Art  der  Pfiügung  in  soge- 
nannten sillons,  d.  h.  es  wird  das  Land  in  langen,  schmalen  Streifen 
von  nur  1  —  l^/i  Meter  Breite  so  gepflügt  und  zu  beiden  Seiten 
mit  Wassere bzugsfurchen  versehen,  dass  sich  der  Streifen  nach 
der  Mitte  erhöht  oder  wölbt,  eine  Eigenthümlichkeit,  die  den 
Fremden  sofort  auffällt  und  oft  zu  ganz  abenteuerlichen  Ver- 
muthungen  altgallischen  oder  römischen  Herkommens  Veranlassung 
gab.  An  diesem  allgemeinen  Zurückbleiben  und  der  geringen 
Entwickelung  der  Landwirthschaft  ist  übrigens  vorzugsweise  die 
französische  Regierung  selbst  Ursache,  indem  sie  keine  Muster- 
wirthschaften  ins  Leben  rief  und  förderte,  nicht  auf  Einführung 
eines  rationelleren  Verfahrens  drang  und  durch  ihre  strenge  Bevor- 
mundung der  Gemeinden  sogar  diese  verhinderte,  aus  sich  selbst 
in  dieser  Hinsicht  etwas  zu  thun,  selbst  wenn  solche,  ungeachtet 
ihrer  Kleinheit,  etwas  mit  eigenen  Kräften  hätten  unternehmen 
und  ausführen  können.  Wo  daher  irgend  ein  Fortschritt  zu  be- 
merken ist,  da  findet  man  ihn  nur  in  grösseren  Gemeinden  und 
bei  grösserem  Grundbesitze,  also  besonders  im  Moselthale. 

In  diesem  Landestheile  ist  die  Landwirthschaft  unstreitig  besser 
geartet,  als  im  Innern  und  an  der  Saar,  wie  dies  auch  schon  die 
geologische  Bildung  des  Bodens  bedingt,  der  an  Mosel  und  Seille 
vorzugsweise  aus  schwerem,  zähem  Kalkboden  besteht.  Hier  wird 
besonders  Weizen  gepflanzt  und  der  Boden  mit  Pferdemist  und 
Mergel  gedüngt,  nur  beim  Bau  von  Hülsenfrüchten  auch  mit  Gyps. 


108  ^-   Land,  Volk  und  Verwaltung. 

Auch  die  Dreifelderwirthschaft  ist  eine  verbesserte,  indem  anstatt 
völliger  Brachhaltung  einige  Futtergewächse  gepflanzt  und  dann 
die  Stoppeln  zur  Düngung  umgepflügt  werden.  Der  Wieswachs 
ist  ziemlich  reichlich,  namentlich  in  den  iJsiederungen,  leidet  aber 
zu  oft  durch  Ueberschwemmungen  und  an  manchen  Stellen  ist 
das  Gras  daher  weniger  nahrhaft  und  oft  sauer.  Küustliche  Wiesen 
fehlen  noch  in  den  meisten  Gegenden  und  wollen  sich  nur  schwer 
einbürgern  lassen.  Die  Leute  gehen  überhaupt  nicht  gerne  vom 
Alten  ab,  und  da  der  Boden  des  Stalldüngers  nicht  so  nothwendig 
bedarf,  so  drängte  es  die  Leute  auch  noch  nicht,  von  der  Pferde- 
wirthschaft  mehr  zur  Haltung  von  Rindvieh  überzugehen,  welche 
natürlich  auch  einen  stärkeren  Futterbau  voraussetzte  oder  ver- 
langte und  dagegen  wieder  durch  die  Milchprodukte  und  Vieh- 
niästung  eine  grössere  Rentabilität  hervorrufen  würde. 

Mehr  nach  Osten  zu  findet  man  den  Roggenbau  vorwiegend, 
da  der  Boden  als  sand-  und  kieselhaltig  nicht  so  schwer  und 
Düngung  mit  Kalk  üblich  ist.  Der  Boden  ist  dadurch  weniger 
ertragreich,  magerer  und  dürrer  und  erlaubt  ohne  rationelleres 
Verfahren  leicht  die  Einhaltung  einer  strengeren  Dreifelderwirth- 
schaft. Die  BodenbeschafFenheit  und  auch  das  Beispiel  der  hier 
ansässigen  Mennoniten  hat  in  dieser  Gegend  veranlasst,  das,  was 
die  Natur  selbst  nicht  so  reichlich  gewährte,  künstlich  und  durch 
bessere  Behandlung  zu  ersetzen.  Man  hat  daher  den  künstlichen 
Wiesenbau  eifriger  gepflegt,  verschiedene  Kleearten  eingeführt  und 
ver^vendet  selbst  schon  Maulwurfserde  zur  Düngung,  wie  über- 
haupt der  Getreide-  und  Grasbau  besser  zu  einander  in  Verhält- 
niss  gesetzt  sind.  Die  Folge  davon  ist,  dass  man  hier  auch  mehr 
Rindvieh  hält,  es  besser  ernährt,  man  mehr  Stallmist  gewinnt 
und  die  Mastwirthschaft 'einen  hitheren  Ertrag  gewährt,  zunml  au 
(Jrünfutter  kein  Mangel  ist.  Ohnehin  hat  das  zur  Feldwirthschaft 
vtr\vendete  Rindvieh  nicht  so  angestrengt  zu  arbeiten,  weil  der 
Boden  leichter  ist,  während  man  im  Westen  an  sechs  Pferde  an 
den  Pflug  spannen  muss,  um  nur  einigermassen  tiefe  Furchen  zu 
ziehen. 

In  den  Mosel  -  und  Seillegegenden  wird  tier  Fruchtwechsel 
uewidnilich  so  gehalten,  dass  nriiehwirthsehaft  und  Kartolfelbau, 
Winterweizen  und  Sommerkorn  mit  einander  al)wecluseln  uiul  da- 
zwischen noch  Haps,  Klee  und  Wurzelgewächse  gepflanzt  werden. 
In  niunchen  CJegenden  mit  cIwuh  leichterem  Boden  wird  auch  mir 
<iii  doppelter  Fruchtwechsel  eingtliHUen  und  aul'  grö.sseren  (jütern 
der  Boden  noch   rntionellcr   ausgenützt,   aber  auch   mehr  drainirt 


13.   Landwlrthschaft.  ]09 

und  besser  gedüngt.  Hierzu  -wird  bei  dem  Nichtausreichen  von 
Kuhmist  hauptsächlich  Pferdemist,  wobei  aber  die  Jauche  verloren 
gegangen  ist,  Gyps,  auch  Poudrette  und  künstlicher  Dünger 
(Guano,  Ammoniak  und  Kalkphosphat)  verwendet,  aber  leider 
reicht  er  nicht  aus,  auch  ist  der  Kalk  nur  in  der  mittleren  Gegend 
von  Falkenberg  nicht  zu  theuer,  während  er  sonst  den  Produ- 
centen  selbst  auf  mindestens  zehn  Franken  zu  stehen  kommt  und 
davon  auf  eine  Hektare  oft  bis  zehn  Kubikmeter  erforderlich  sind. 
Das  ausgerodete  Land  ist  zu  schwer  zu  bearbeiten,  und  wenn  der 
Boden  auch  noch  weniger  ausgenützt  ist,  so  erfordert  er  doch 
mehr  Arbeiter,  als  zu  haben  sind,  und  haben  daher  solche  Aende- 
rungen  den  erwarteten  Nutzen  nicht  gebracht.  Auch  gibt  es  noch 
zu  viel  Brachland,  dem  keine  Nachhilfe  zu  Tlieil  wurde,  während 
es  sich  doch  so  leicht  verbessern  Hesse.  Auch  wäre  unstreitig 
von  den  7345  Hektaren  Heideland  noch  ein  erheblicher  Theil  zu 
cultiviren  und  für  geeignete  Theile  der  Landwlrthschaft  zu  ge- 
winnen, denn  es  ist  nicht  so,  wie  in  manchen  Gegenden  des  El- 
sasses, wo  es  ganz  unbebaubar  erscheint.  Man  rechnet  zwar, 
dass  zehn  Procent  des  Ackerbaubodens  Wiesen  sind,  wovon  zwölf 
Procent  zu  künstlichem  Wiesenbau  verbessert  sind,  aber  man 
könnte  bedeutend  mehr  dafür  thun,  da  der  Unterschied  so  klar 
in  die  Augen  springt,  denn  während  natürliche  Wiesen  nur  3500 
bis  4500  Kilo  Heu  ergeben,  erzielt  man  beim  Bau  von  Luzerner 
Klee  an  5  —  7000  Kilo  auf  der  Hektare  und  erlaubt  letzterer  drei 
Schnitte.  Sonst  berechnet  man  in  diesen  Gegenden  den  Ertrag 
einer  Hektare  für  Weizen  20,  Korn  23—24,  Gerste  30—33,  Hafer 
32—35,  Hülsenfrüchte  18  und  Kartoffeln  170  Hektoliter  oder  an 
15,000  Kilogramm.  Sonst  producirt  man  noch  Raps,  Runkelrüben 
und  Flachs  und  wird  der  Ertrag  berechnet  auf  20—23  Hektoliter 
Raps,  30,000  Kilogramm  Rüben  und  15  Hektoliter  Flachssamen. 

Ist  die  westliche  Gegend  gleichartiger,  so  herrschen  im  Osten 
um  so  mehr  Verschiedenheiten  vor.  Was  zur  Vogesenregion  ge- 
hört, also  Bitsch  im  Norden,  Pfalzburg,  Dachsburg  und  Lörchingen 
im  Süden,  ist  sehr  unfruchtbar  und  arm,  denn  hier  werden  fast 
nur  Kartoffeln  gebaut  und  muss  die  Bevölkerung  sich  durch  Vieh- 
haltung, Wald-  und  andere  Gewerbe  ernähren.  Besser  sind  die 
Gegenden  des  Saarthals,  aber  auch  hier  herrscht  grosse  Ungleich- 
heit vor,  welche  besonders  durch  Einwirkung  des  nahen  Ge- 
birges hervorgerufen  wird,  welche  das  Klima  zu  wechselnd  und 
rauh  gestaltet.  In  der  Mitte  des  Landes,  etwa  zwischen  Mör- 
chingen,  Falkenberg,  Püttlingen  und  Bolchen,  sieht  es  bedeutend 


II (}  I.   Land,  Volk  und  Verwaltung. 

besser  aus  und  ist  auch  die  Feldereintheilung  günstiger  gestaltet, 
indem  hier  bei  kleinen  Wirthschaften  eine  drei-  bis  vierfache,  bei 
grösseren  sogar  eine  fünf-  bis  sechsfache  Abwechslung  stattfindet. 
Letztere  hat  im  ersten  Jahre  entweder  Brache  oder  Rüben-  und 
Kartoffelbau,  im  zweiten  Weizen-  und  Roggenbau,  auch  Sommer- 
getreide, im  dritten  folgt  Klee  nach  der  Erndte,  im  vierten  Weizen, 
im  fünften  der  Bau  von  verschiedenen  Futterkräutern  und  im 
sechsten  Winterweizen  oder  Roggen.  Man  verwendet  hier  zur 
Düngung  sowohl  Stalldünger,  als  Guano  und  chemische  Düng- 
mittel, aber  der  erstere  ist  bei  dem  Vorherrschen  der  Pferde- 
haltung und  dem  schwachen  Rindviehstand  meistens  nicht  aus- 
reichend und  zu  einer  Hebung  des  letzteren  fehlt  es  an  künstlichem 
Grasbau  und  jeder  rationellen  Behandlung  der  Viehzucht,  so  dass 
sogar  die  Stallungen  inangelhnft  sind.  Düngung  und  Mergel  kommt 
wenig  vor  und  der  Kalk  hat  einen  zu  hohen  Preis.  Es  wurde 
zwar  schon  unter  der  Regierung  des  Königs  Louis  Philipp  hier 
etwas  für  die  Landwirthschaft  zu  thun  versucht  und  an  Stelle  des 
ausgerodeten  Bischwalds  22  Pachthöfe  angelegt,  die  zum  Vorbilde 
dienen  sollten;  allein  die  Bauern  haben  kein  Kapital,  die  Zer- 
splitterung des  Bodens  ist  zu  gross,  der  starke  Gemeindebesitz 
erlaubt  keine  rationelle  Behandlung  und  es  fehlt  an  Drainage, 
wogegen  allerdings  für  Bewässerung  etwas  mehr  gethan  ist  und 
es  ziemlich  viele  natürliche  Wiesen  gibt.  Mau  rechnet  im  mitt- 
leren Landestheile  auf  die  Hektare  einen  Ertrag  von  4 — 6l)0()  Kilogr. 
Futterkräuter  bei  drei  Schnitten,  von  35()0  Kilogr.  Heu  und 
750()  Kilogr.  Stroh,  jedoch  wird  derselbe  in  manchen  Jahren  auch 
bis  zur  Hälfte  verringert.  Die  künstlichen  Wiesen  nehmen  un- 
geföhr  die  Hälfte  Raum  ein,  auch  pflanzt  man  etwas  Runkel-, 
Mohr-  und  weisse  Rüben  und  Artischocken.  Die  Gesanunterzeug- 
nisse  des  Ackerbaus  ergeben  hier  auf  den  Hektar  etwa  1(5  Hektol. 
Weizen,  20  Hektol.  Koru  und  Gerste,  25  Hektol.  Hafer,  18— 2<»HektoI. 
Raps,  1()  Hektol.  Hülsenfrüchte,  12— 13,(HJ()  Kilogr.  Kartoflelu  und 
20 — 22,(X)()  Kilogr.  Runkelrüben.  Namentlich  die  letztereu  wurden 
durch  bessere  Bi-handlung  zu  einem  erhöhten  Erlrage  gebracht 
und  auch  der  Hopfenbau  in  etwas  gefi)rderl.  lloj)ren  wird  übrigens 
nur  wenig  im  Seillcthalc  und  sonst  gepflanzt,  Tabak  dagegen  ver- 
einzelt in  ziemlich  vielen  Orten.  Der  Tabiikbau  wurde  im  Ganzen 
im  Jahr  1873 — 74  auf  4.')Yg  Hekt.  gebaut,  und  zwar  in  den  Steuer- 
amtsbezirken  Vic  auf  IbtXi'/ai  Diedenhofen  l075'/4,  Saargemünd 
7(»iM/^,  Suarburg  5(;|  und  Metz  3IH'yj  Aren.  Für  Zuckerrübenbau 
erwartete  man  die  Erriclitun"  einer  Filiale   der  badischen  Rüben- 


13.   Landwirthschaft.  111 

Zuckerfabrik   von   Waghüusel   im    oberen   LandesÜieile,    aber    die- 
selbe scheint  von  dieser  Absicht  zurückgestanden  zu  sein. 

An  einer  auch  nur  entfernt  genügenden  Ackerbaustatistik 
fehlt  es  noch  gänzlich ,  denn  wenn  auch  die  französische  Regierung 
Erhebungen  darüber  machen  Hess,  wie  sich  das  Erndteergebniss 
gegen  die  Aussaat  verhalte,  so  war  doch  das  Resultat  kein  zuver- 
lässiges und  sind  überhaupt  die  Abschätzungen  der  Erndte  meistens 
ohne  sicheren  Anhalt.  Wir  unterlassen  daher  auch  die  Aufstellung 
einer  solchen  Uebersicht  und  hoffen  erst  in  der  Zukunft,  dass  ein 
richtiges  Material  dafür  gewonnen  werde.  Vorerst  hat  die  Regie- 
rung ihre  Sorgfalt  darauf  verwenden  müssen,  die  Gründung  von 
landwirthschaftlichen  Vereinen  anzuregen,  Ausstellungen  von  land- 
wirthschaftlichen  Maschinen  und  deren  Ankauf  zu  fördern  und 
besonders  auf  Verbesserung  der  Rindviehzucht  durch  Einführung 
geeigneter  Racen  hinzuwirken.  Diese  Vereine  bestehen  nun  für 
alle  Kreise  und  ihre  Mitgliederzahl  betrug  am  Jahresbeginne  für 
Metz  333,  Bolchen  151,  Diedenhofen  150,  Chateau-Salins  123, 
Saargemünd  118,  Forbach  89  und  Saarburg  80,  und  jeder  Verein 
erhielt  zurFörderung  seiner  Zwecke  eine  Unterstützung  von  3000  Frcs. 
aus  Bezirks-  und  Staatsfonds.  Ausstellungen  von  landwirthschaft- 
lichen Maschinen  sind  bereits  mit  Erfolg  eröffnet  worden,  es  wurden 
Wiesenbautechniker  und  Wanderlehrer  berufen,  gutes  Rindvieh 
in  der  Schweiz  und  bei  Glan  (Pfalz)  gekauft  und  bereits  zahlreiche 
Versammlungen  gehalten,  wofür  namentlich  das  sogenannte  Bauern- 
kasino von  Unter-Jütz  gewirkt  hat.  Eine  grössere  landwirthschaft- 
liche  Ausstellung  wurde  noch  verschoben,  weil  man  zuerst  etwas 
mehr  dafür  vorgearbeitet  haben  will.  Rührigkeit  in  diesen  Dingen 
ist  aber  nothwendig,  denn  es  fehlt  vorzüglich  an  Arbeitern  und 
diejenigen,  welche  man  erhalten  kann,  kommen  zu  theuer  zu  stehen. 
Ein  Tagelöhner  erhält  21/2—5  Frcs.  täglich,  ein  Knecht  400  Frcs., 
eine  Magd  250 — 260  Frcs.  und  beide  dabei  noch  eine  Zugabe  an 
Fussbekleidung  und  sonstigen  Kleidungsstücken.  Von  landwirth- 
schaftlichen Maschinen  arbeiten  auf  grösseren  Gütern  vorerst  nur 
Dreschmaschinen.  Für  Getreide  und  Futter  findet  man  hier  und 
da  die  Sprague'sche  Sichel-  und  Bückeyrsche  Mähmaschine,  die 
auf  zwei  Rädern  ruht.  Die  jetzige  Ermöglichung  des  Ankaufs  auf 
Ratenzahlungen  dürfte  dahin  führen,  dass  sich  zum  gemeinschaft- 
lichen Ankauf  solcher  Maschinen  künftig  auch  Gesellschaften  bilden 
oder  die  Gemeinden  die  Sache  in  die  Hand  nehmen.  Wenn  auf 
diese  Weise  dann  allseitig  zusammengewirkt  wird,  ist  jedenfalls 
auf  Erzielung  einer  wesentlichen  Verbesserung  der  Landwirthschaft 


\\'2  I.   Land,  Volk  und  Verwaltung. 

ZU  hoffen,  in  welcher  ja  die  Hauptnahrungsquelle  des  Landes  liegt 
und  allein  eine  Förderung  des  allgemeinen  Wohlstands  gesucht 
werden  kann. 

Noch  ist  hier  der  Teichwirthschaft  zu  gedenken,  deren  schon 
früher  erwähnt  wurde.    Sie  kommt  hauptsächlich  in  den  zahlreichen 
und  grossen  Teichen  der  Gegend  zwischen  Saarburg,   Dieuze  und 
Albesdorf  vor  und  der  Boden  daselbst  ist  auch  für  ihre  Bebauung 
günstig,   da   er  aus  buntem  Thonschiefer  besteht  und  die  Niveau- 
verhältnisse den  Anbau  erleichtern.     Die  grössten  Teiche  sind  der 
Lindreweiher,  Stockweiher  und  Weiher  von  Gondrexange,  welche 
alle  wieder  mit  kleineren ,  höher  gelegenen  Weihern  in  Verbindung 
stehen  und  eine  Anzahl  von  Kanälen  und  Durchlassen  haben,  um 
sowohl  die  Teiche  abzulassen,  als  bie  wieder  zu  füllen.     Da  der 
Lindreweiher  noch  dazu  ausersehen  war,  im  Bedarfsfalle  das  Seille- 
thal  zu  überschwemmen,  so  sind  dabei  die  grossartigsten  Einrich- 
tungen   getroffen    und    zwischen    dem    Dorfe    Lindre    und    Dieuze 
ins   Werk    gesetzt;    auch    für   diese   ist   eine  Art   Dreifelderwirth- 
schafi   eingeführt.     Im   Spätjahre,    gewöhnlich   im   October,    wird 
der  Weiher  abzulassen    angefangen    und    nach   dem   Abflüsse  von 
etwa  zwei  Drittel  des  Wassers  wird  er  ausgefischt,  was  etwa  ein 
Ergebniss   von   100,000  Kilo   Fischen    zum    Werthe    von   120    bis 
150,000  Frcs.  ergibt,   welche   meistens   ins  Innere  von  Frankreich 
verkauft  werden.    Die  kleinen  Fische  werden  inzwischen  in  kleinere 
Weiher  gesetzt.    Ist  das  Wasser  abgelaufen,  so  bleiben  nur  noch 
einzelne   künstliche   Rinnen,   die   zur  Seite  Dämme   von   l'/2  Fuss 
haben,  und  dann  wird  der  lockere,  theilweiste  sandige  und  daher 
leicht  pflügbaie  Boden,    sobald  er  im  Frühjahre  trocken   ist,   in 
Parzellen  verpachtet  und  mit  Weizen  in  höherer  Lage,  mit  Sommer- 
weizen, Gerste,  Hafer,  Kartoffeln,  Flachs  und  Hanf  in  den  tieferen 
Lagen  bepflanzt,  wobei  der  Htktar  auf  3— 400  Frcs.  Pacht  kommt. 
Ist  das  Jahr  trocken,  so  gibt  der  gut  gtdüngte,  fette  Boden  reich- 
lich aus  und  man  kann  auf  den  Hektar  rechnen:  35  Ilektol.  Weizen, 
30_4()  Hektol.  Korn,   30  Hektol.  Gerste,  40  —  50  Ilektol.  Hafer, 
20  Hektol.  Flachs  und  'i5(M>  Kilo  Kartoffeln;  wenn  aber  das  Jahr 
nu88  i.st,  80  ist  auch  der  Kr^rag  gering  und  rentirt  kaum  die  Kosten, 
wesshalb  es  denn  auch   wohl  in  Erwägung  zu   nehmen   wäre,   ob 
nicht  die  Umwandlung   dieser  Weiher   in   Kulturland    vorzuziehen 
iHl.     Sobald   die  Erndte  eingethan   ist,  so  werden  die  Schleussen 
wiediT  geschlossen  und  füllen  sich  die  Weiher  wieder,   theihveise 
boforl  durch  das  NVasser  der  oberen  kleineren  \N'eiher.    Es  werden 
dann  die  inzwischen  in  letzteren  unterhaltenen  Mutterkarpfen  nebst 


H.    Weinbau.  113 

den  jüngeren  Fischen  in  das  Wasser  gesetzt,  wo  sie  an  den  Ueber- 
resteu  der  Feldfrüchte  reichliche  Nahrung  finden  und  rasch  wachsen. 
Im  zweiten  Jahre  werden  dann  die  Hechte  in  den  Weiher  gesetzt, 
vor  denen  die  schon ,  stärker  gewordenen  Karpfen  um  so  sicherer 
sind,  als  die  Hechte  an  den  kleinen  Fischen  und  den  Weissfischen 
hinlängliche  Nahrung  haben.  Früher  war  diese  Teichwirthschaft 
noch  allgemeiner  und  gab  es  überhaupt  mehr  Weiher  5  allein  man 
hat  nach  und  nach  einen  Theil  davon  ausgetrocknet  und  kultivirt  und 
desshalb  bestehen  nicht  mehr  so  viele,  als  deren  auf  der  grossen 
Generalstabskarte  verzeichnet  sind  und  selbst  noch  die  Steuerkataster 
des  letzten  Jahrzehnts  in  ihren  Berechnungen  der  verschiedenen 
Bodenflächen  enthalten.  Auch  mehrere  dieser  grossen  Weiher  wären 
wohl  schon  in  Ackerfelder  umgewandelt  worden,  wenn  sie  nicht  er- 
halten werden  müssten,  um  als  natürliche  Reservoire  für  die  Füllung 
des  Saarkauais  zu  dienen. 


14.   Weinbau. 

Der  Bezirk  Lothringen  gehört  zu  denjenigen  Ländern,  welche 
am  meisten  Wein  erzeugen.  Mit  Ausnahme  der  Kreise  Saar- 
gemünd,  Saarburg  und  Forbach  wird  in  allen  übrigen  Kreisen 
ziemlich  viel  Wein  producirt,  und  zwar  im  Mosel-,  Seille-  und 
Niedthale.  Die  dem  Weinbau  gcMidmete  Gesammtfläche  beträgt 
•5918  Hektaren  und  diese  vertheilen  sich  also: 

Metz     ....     3602  Hekt.      Forbach    ....     43  Hekt. 

Chäteau-Salins  .     1U71       ,,  Saarburg  ....     42 

Diedenhofen  .     .       JMj2      ..  Saargemüud      .     .     32      ,, 

Bolchen  .  .  .  1G(>  „ 
Das  Klima  ist  für  die  Weinkultur  nicht  ganz  gut,  denn  die  Trauben 
reifen  oft  zu  langsam  und  in  ungewisser  Weise.  Bei  Metz  und 
Thionville  herrschen  die  kleinen  schwarzen  Trauben  (pineauj  vor, 
an  den  Abhängen  von  Sierck  und  an  den  Ufern  der  Seille  und 
Orne  aber  weisse  und  röthliche  Sorten.  Meistens  sind  es  Trauben- 
arten mit  dicken  Beeren;  der  B>ost  von  1789  und  1795  hatte 
nämlich  die  Leute  veranlasst,  den  früheren  guten  Sorten,  welche 
leicht  vom  Frost  litten,  die  sogenannten  Lothringer  Reben  vor- 
zuziehen ,  welche  weniger  empfindlich  sind  und  mehr  ausgeben. 
Die  ganze  Rebenkultur  ist  überhaupt  noch  sehr  mangelhaft  und 
wenn  gleich  für  dieselbe  verhältnissmässig  mehr  als  für  den  Ackerbau 
gethan  wurde,  so  geschieht  noch  lange  nicht  genug  und  das  Bei- 

lliihn,  Deutsch -Lotlningen.  8 


114  !•   Land ,  Volk  und  Verwaltung. 

spiel  einiger  rationellerer  Weinzüchter  wird  nur  wenig  nachgeahmt. 
Die  Reben  werden  sehr  nieder  gezogen  und  auch  die  Trauben 
hängen  nahe  dem  Boden.  Sie  tragen  8 — 10  Jahre  lang  und  dann 
müssen  sie  wieder  erneuert  werden.  Das  Produkt  wird  nur  im 
Lande  verkauft  und  früher  ging  auch  nur  ein  kleiner  Theil  in 
die  benachbarten  Departements.  Versuche  mit  Champagnerfabri- 
kation wurden  auch  gemacht  und  dazu  besonders  die  Sorten  von 
der  Seille,  Magny  und  Peltre  mit  Erfolg  verwendet,  auch  der 
Wein  zu  Fabrikationszwecken  nach  der  Champagne  verführt.  Von 
den  rothen  Weinen  werden  jene  von  Augnj,  Dornot,  Ars,  Less}', 
Scy  und  Guentrange  bei  Diedenhofen  geschätzt.  Nach  dem  übrigen 
Deutschland  verlohnte  sich  der  Absatz  noch  nicht,  denn  dafür 
bezieht  man  lieber  ächten  Bordeaux,  der  nicht  viel  theuerer  ist. 

Die  hauptsächlichsten  Kebensorten  sind  folgende:  1)  Kleine 
schwarze  und  blassrothe  Sorten:  Franc-noir,  menu-noir,  ertrag- 
reich, gut  und  allgemein  verbreitet;  petit-noir,  tendre-fleur,  die 
Traubenbeeren  fallen  gern  ab  und  deshalb  suchte  man  sie  durch 
ertragreichere  Sorten  zu  eisetzen;  pineau  commun,  p.  violet,  p.  serre 
mit  kleinen  Beeren,  aber  etwas  rauhe  Sorte 5  gras-pineau  oder 
pineau  gras,  schlechte  Sorten  vert-noir,  vert-noir  d'Italie,  dicke 
Beeren,  ertragreich,  aber  weniger  gut;  besonders  bei  St.  Julien, 
Vallieres  und  Ste.  Barbe  gepflanzt;  Auxerrois  gris,  pineau  gris, 
Malvoisie,  gewöhnlich  ausrois  genannt,  sehr  geachtet  und  stark 
verbreitet;  teint-vin  oder  teinturier,  der  Saft  ist  dunkelroth,  die 
Sorte  aber  wenig  verbreitet;  die  Blätter  werden  im  Herbste  rölh- 
lich.  2)  Grosse  schwarze  und  dicke  Sorten:  Livtrdun,  sehr  er- 
tragreich, reift  aber  nur  bei  sehr  warmem  Sommer;  meunier  oder 
blanche -feuille,  Burgunder  Trauben  von  mittlerer  Qualität;  noir 
de  Lorraine,  Tenfum^,  schlechte  Sorte,  aber  wie  beide  vorstehenden 
sehr  stark  verbreitet,  weil  sie  sehr  viel,  wenn  auch  nur  geringen 
Wein  liefert;  ^ric6  oder  ricey  de  Bourgogne,  ertragreich,  aber 
schlechte  (Qualität  und  daher  ziemlich  abgeschafft.  3)  Weisse 
Sorten:  Blanc  de  Magny,  aubin  jaune,  geachtete  Sorte,  bei  Magny 
und  an  der  Seille;  p6tracine,  gelbliche  Traube,  guter  und  halt- 
barer Wein,  mehr  in  den  deutschen  Gegenden  gepflanzt;  aubin- 
vert,  vert- auxerrois,  dicke  Trauben,  sehr  geachtet,  bei  (^ueuleu 
und  Magny;  auxerrois  blanc,  gute  Sorte,  ebendaselbst  und  bei 
Key  gepflanzt,  verdiente  mehr  Verbreiinng;  hemme  verte  oder 
vert-blunc,  dicke  Beeren,  mittelmässiger  Wein,  iillgemein  verbreitet; 
hemme  jaune,  ähnlich  wie  voriger,  aber  weniger  verbreitet;  rouge- 
bianc,  schöne  Varietät,  die  an  den  Ufern  der  Seille  gepflanzi  wird. 


15.    Thierzucht.  115 

Beim  Weinbau  wird  gewöhnlich  das  Verfahren  von  Guyot 
angewendet  und  zuerst  die  Frühsorten  und  schwachen  Stöcke  im 
Februar  oder  März  und  später  erst  die  stärkeren  alten  Stöcke  be- 
schnitten. Diese  selbst  werden  in  gleichen  Reihen  im  Abstände 
von  1  —  IY2  Meter  gesetzt,  je  nachdem  der  Boden  mehr  dafür 
geeignet  ist,  aber  auch  in  Stauden  oder  rautenförmiger  Ordnung. 
Als  Düngung  wird  fast  nur  Pferdemist  verwendet,  da  anderer 
nicht  zu  haben  ist.  In  der  Behandlung  der  Reben  wie  des  Weins 
will  man  jetzt  ebenfalls  Verbesserungen  einzuführen  versuchen 
und  hat  man  auch  schon  begonnen ,  die-  Reben  vor  Frost  dadurch 
zu  schützen,  dass  man  jeden  Morgen  Rauch  über  dieselben  streichen 
lasst.  —  Was  den  Ertrag  betriflt,  so  schwankt  derselbe  auf  der 
Hektare  von  25 — 30  Hektoliter,  je  nachdem  es  kleine  oder  grosse 
Traubensorten  sind.  —  Man  hat  sich  in  neuerer  Zeit  wiederholt 
gegen  die  alte  Einrichtung  ausgesprochen,  dass  die  Weinberge 
kurz  vor  dem  Herbsten  einige  Zeit  lang  geschlossen  werden  iban 
de  vendangej,  allein  die  Vortheile  derselben  dürften  doch  die 
Nachtheile  überwiegen.  Das  Nachleserecht  ist  nur  in  wenigen 
Orten  Kindern  und  alten  Leuten  gestattet.  Früher  bestand  zwischen 
den  Weinbergbesitzern  und  Winzern  ein  gewisses  Abhängigkeits- 
verhältniss.  Der  letztere  bekam  nämlich  im  Weinberge  Wohnung 
und  ein  Stück  Land  und  durfte  auch  Gemüse  (Bohnen)  zwischen 
den  Reben  pflanzen;  allein  man  kam  nach  und  nach  davon  ab, 
an  die  Stelle  dieses  herkömmlichen  Verhältnisses  trat  ein  wandel- 
barer Contrakt  und  auch  die  Wohnung  wird  nicht  überall  mehr 
gewährt.  Das  Steigen  des  Lohns  hat  übrigens  auch  auf  den 
Weinbau  schon  Einfluss  geübt  und  dürfte  die  Eigenthümer  nöthigen, 
zu  einem  rationelleren  Verfahren  überzugehen,  denn  wenn  die 
rothen  Traubensorten  besser  kultivirt  würden ,  so  fände  der  Roth- 
wein bald  erheblichen  Absatz  nach  dem  Innern  von  Deutschland. 


15.   Thierzucht. 

Fast  unzertrennbar  ist  mit  der  Laudwirthschaft  die  Vieh- 
zucht verbunden,  denn  beide  hängen  zu  sehr  von  einander  ab. 
Die  erstere  wäre  in  Lothringen  unstreitig  auch  weiter  gediehen, 
wenn  die  Viehzucht  nicht  so  sehr  hinter  ihr  zurückgeblieben  wäre^ 
aber  nach  den  langen  verheerenden  Kriegen  im  Lande  selbst  und  den 
Verlusten,  welche  die  Kriege  und  die  [schlechte  Finanzwirthschaft 
Frankreichs  dem  Lande   brachten,   war  es  leichter  die  Landwirth- 


110 


I.    Land.  Volk  und  Verwaltui): 


Schaft  in  hergebrachter  Weise  wieder  fortzuführen,  welche  in  der  bis- 
herigen Art  mit  wenig  Betriebskapital  arbeiten  konnte,  als  die  Vieh- 
zucht, wofür  schon  ein  grösseres  Kapital  nothwendig  war  und  öfters 
verheerende  Zwischenereignisse  eintraten.  Wir  finden  daher  auch 
heute  die  Viehzucht  noch  auf  einer  niedrigen  Stufe  und  wenn  ernst- 
lich die  Landwirthschaft  gehoben  und  auf  rationelle  Bahnen  geleitet 
werden  soll,  ist  es  nothwendig,  dass  zuerst  die  Viehzucht  in  besseren 
Stand  gesetzt  und  hier  eine  durchgreifende  Reform  eingeleitet  Nverde. 
Die  letzte  Viehzählung  hat  folgende  Resultate  ergeben :  1)  P  fer  de, 
Maulthiere  und  Esel: 


Zu- 

~~" 

Pferde. 

= 

Kreise 

Fohlen 

Ueber  3  Jahre 

und 

sam- 

w c  >  von 

von 

Zu-        ,  ,;  1  -i l^g 

fco 

c 

Kantone. 

men. 

11;  1-2 

2-3  1  sam-     -g  |    J|  S 

1- 

11 

5i 

^ 

=^    Jahr. 

1                         ^  fi  >■ 

12 

11 

3Ietz,  Stadt     . 

725        5I       2 

—  1      718    -          5 

490 

223 

~2 

2 

Gorze      .     .     . 

1316     44'     42 

69     1161     18     681 

356 

106 

25 

11 

Metz,Lan(ikreis 

3218    157      80 

93     2888     43!  1872 

782 

191 

83 

86 

Fange     .     .     - 

33()1    217    119 

202    2826     79    2285 

215 

247 

34 

3 

Vernv     .     •     • 

4147    301    213 

244     3389;  153    2861 

197 

178 

28 

5 

Vig}'".     .     .     . 

2023    124     98 

86'    1715     47    1525 

115 

28 

25 

5 

Zus. 

14,0(>8   8431  552 

694  11,979  340    9224 

1665 

750 

195 

110 

Bolchen  .     .     . 

()878    112    134 

143     2289     30   2081 

126 

52 

8 

2 

Busendorf  .     . 

2519      95    142 

74    2208:    32,1882 

169 

125 

15 

3 

Falkenberg.     . 

2896   224   133 

168;    2371     67 12083 

130 

91 

2() 

lu 

Zus. 

8093    431    409 

385;    6868'  129    6046 

425 

268 

49 

15 

Albesdorf   .     . 

isn   152   130 

106     1434;    39    1143 

30 

222 

— 

1 

Chäteau-Salins 

4071    303   299 

353     3116  114    2733 

183 

86 

2 

4 

Dclme     .     .     . 

3704    325    268 

232    2879,  124    2285 

294 

176 

8 

2 

Dii'iize    .     .     . 

2312    192    181 

181     1758,    57    1437 

159 

105 

— 

3 

\\c     .... 

2607;  192    218 

178     2019,    60 1  1755 

163 

41 

3 

2 

Zus. 

14.51611641096 

105011,206  394    9353 

"829 

630 

13 

12 

Diedenhofen    . 

1660'     (i8,     60 

76     1456,    22    1005 

349 

80 

16    13 

Fontoy    .     .     . 

995     56'     48 

52|      839,      5|    667 

145 

22 

4 

1 

Kattenholcn     . 

2454    122    156 

131'    2045,    11  i  1927 

83 

24 

12 

1 

Metzerwiese     . 

2342     92    103 

89:    2058    20    1918 

96 

24 

11 

4 

Sierck     .     .     . 

1996'  146'  135 

91     1624!    11    1499 

97 

17 

10 

3 

Zus. 

"'9417  "484  502 

439     8022i    (>9    7016 

'770 

1(57 

53 

22 

Forbuch .     .     . 

1190     54'     48 

42     1046     11      916 

101 

18 

3 

7 

üroöNlüuncheu. 

2835;  219    161 

150 

2325     ()2  i  2027 

153 

83 

2 

1 

äuuralbrn    .     . 

11431     66      56 

41 

980;    13  1    806 

123 

38 

5 

1 

St.  Avold    .     . 

1252      53i     47 

71 

1081 

14     966 

iiH 

35 

4 

1 

Zus. 

6440   392    312 

3Ö4 

"5432 

100   4715 

443 

174 

14    10 

Finsütigen  .     . 

1439     97     96 

100 

1146 

21      986 

79 

(50 

1  — 

Ljrchingen.     . 

833     40     47 

32!      714 

9     535 

124 

46 

1      1; 

l*fnl/?)iirt?    .     . 

1061      49      32 

38      942 

11      712 

1(»4 

55 

■;     1 

lÜM 

1  ;■'■<    128    121 

125     1355 

35    1218 

59 

43 

1  -- 

Hau: 

94    119 

80!    1390|    17  ;  1105 

22« 
052 

42 
246 

3 

10 

;;45 

408   415 

375 

5547 

93   4556 

"  .s   1 ; 

Thierzueht. 


117 


Zu- 
sam- 
men. 

1 

P  f  e 

r  d  e. 

Kreise 

und 

Kantone. 

Fohlen 

i          I          1 
._  c     von  1  von 
II    1-2  '  2-3 
^^    Jahr,  i  Jahr. 

i       ! 

Zu- 
sam- 
men. 

üeber  3  Jahre 

Bitsch  .  . 
Rolirbach  . 
Saargemünd 
Wolmünster 

Zns 
Lothringen  . 
Ober-Elsass 
Unter- Elsas  s 


288 

1030l 

400  [ 

772! 


5 

76 
55 
39 


4 

50! 
36! 


4 

39| 
34 
33 


2751 

865  j 

1261 1 

664 ! 


1 

11 
12 
12 


197 

830 

1016 

636 


U.fiC 


's« 

0.2 

t3  CS 


» 


57 

24i 

210; 

15! 


20  —  '  — 

-  I     II     2 
23:     8|     3 

1!-      1 


3490  175  1401  110;  3065  36  2679  306  44  4  6 
I63,524J3902  3428  3357  52,837  1161  43,594  5380  2502  338  194 
45.525161318701389  40,653  196  34,635  45691253  27  58 
121.123;  650    880|  401 19,192i     5514,530  3671'  936    30140 


2)   Rindvieh: 


118 


I.    Land.  Volk  und  Venvaltuns 


Jungvieh 

Rindvieh  über  2  Jahre :      !  S  ^ 

Kreise 

Zu- 

Kälber 

von  Vj 

-2J. 

«f'g 

Zu- 

? ! 

Ändere 

und 

sam- 

unter 

zu- 

Äi 

.2        ! 

Stiere 

£  £^ 

Kantone. 

men.     '/jJahr.' 

sam- 

i5 ® 

sam- 

und 

Kühe. 

men. 

men. 

a 

Ochsen 

Finstingen    . 

4682      853 

1175    287 

2654!     30; 

237 

2387      412 

Lörchingen  . 

3242      424 ' 

786    243 

2032|     171 

187 

1828      124 

Pfalzburg      . 

5507       970 

1034    240 

3503j     25 

284      3194      699 

Rixingen .     . 

3195       344 

846    195 

2005J     39; 

183 

1783:        41 

Saarburg .     . 

5233       929 

1060   202 

3244!     38 
13,438    149! 

206 

3000      245 

Zus. 

21.859     3520 

4901  1167 

1097 

12,192!    1521 

Bitsch .     .     . 

4268       532 

780 

52 

2956      15 

433 

2508     1034 

Rohrbach .     . 

5799     1070 

1031 

89 

3698,     33i 

302      3363'    1217 

Saargemünd . 

5360       945' 

918 

39 

3497      25 

90      3382      942 

Wolmünster . 

4799       930 

1043 

25 

2826'     23 
12.977      96 

269      2534     1184 

Zus. 

20,226j    3477 

3772 

205 

1094   11,789     4377 

Lothringen   . 

137.275  19.646  27.237  4756 

190.3921290 

3453    85,64910.005 

Ober-Elsass. 

176.240  23.676  36.114  5446 

116.4511040 

9068106,343  28.921 

Unter -Elsass 

104.96913.352:; 

0,441 

1958 

71.176 

685 

10.052 

.65,439 

5593 

3)  Schaafe,  4)  Schweine,  5)  Ziegen,  6)  Bienenstöcke: 


S  c  h  a  a  f  e : 

9    "äj 

•s  -2 

Bienenstöcke: 

Kreise 

Zu- 

Dabei 

Andere  Schaare. 

1          _: 

Zu- 

mit be- 

und 

4i"S 

Zu- 

1    0« 

^  ^ 

Ziegen.  1 

weg- 

Kantone. 

sam-      Meri- 

sam- 

0>  M 

sam- 

lichen 

men. 
"3 

nos. 

men. 

-1 

men. 

Waben. 

Metz,  Stadt  . 

—    1       1 

2!          2 

58 

34 

— 

— 

Gorze  .     .    . 

1050     348  :  144i      558;      558 

3382 

911 

607 

(507 

Metz.  Landkr. 

2629     496  1056     1077'    1077 

5233 

859 

1197 

1197 

Pange  .     .     . 

4883  '•    875     639     3369     3369 

7905 

504 

1636 

1(536 

Vemv .     .     . 

4317    1096     392;    2829     2829 

8771 

406 

1653 

1(553 

Vigy    .     .     . 

2066 1    203      70     1793[    1793 
14,945 '3018  23011    96261    9626 

6113 
3i;404' 

267 
2947 

1120 

1120 

Zus. 

6213    6213 

Bolchen    .     . 

5568      175     6741    4719 

3627 

H800 

638 

2120      464 

Busendorf 

4057 

495!     451    3517 

2441 

7991 

834 

1975  :     594 

Falkenberg   . 

5431 

466    225'    4740 

3604 
9672 

6236 
22,027 

654 
2126 

2019 
6114 

(521 

Zus. 

15,056 

1136    944*12,976 

1(579 

Albesdorf.     . 

2921      189      14]    2718 

1986 

4690 

593 

1352 

(5(57 

Cliäteau-Salins 

6882     509     335     6038 

3855 

5458 

488 

1611 

r>85 

Dttlme .     .     . 

«619    1923  1487     5209 

4675 

6421 

456 

1687 

1195 

Dieuzc .     .     . 

41321    321     81(;1    2995 

1998 

4023 

839 

1045 

601 

Vlc.     .     .    . 

5447!    580    283'    4584 

3737 

4082 

426 

1031 

679 

Zus. 

28,001    3522,2935,21.544 

1(k251 

24,674 

2802 

672(5 

3724 

Diedenhofen. 

2772  '    578  1  245|    1949 

1515 

5380 

1386 

717 

295 

Fontoy      ,     . 

1010 

51  1     80|      879 

871 

2244 

803 

429 1     205 

Kattcnhofen  . 

8107 

33 

1011    2973 

1937 

7745 

870 

1354      282 

Metzerwiese  . 

3767!    243 

15'    3509 

2299 

7263 

478 

1502      717 

Sierck  .    .    . 

2876     116 

8,    2752 

1237 

6095 

(557 

1130      334 

Zum. 

13.532 

1(121 

44» 

12.0(52 

7859 

28,727 

4194 

5132 

1833 

15.    Tliierzuclit. 


119 


S  c  h  a  a  f  e : 


Kreibe 

Zu- 

und 

sam- 

Kantone. 

men. 

Dabei 
Meri- 


•r:  i  Andere  Schaafe.'    c  ^^ 


Forbach  .  . 
Grosstänncheii 
Saai-alben .  . 
St.  Avold.     . 

Zus. 
Finstingen  . 
Lörcliingeu  . 
Pfalzbiirg 
Rixingen  .  . 
Saarburg  .     . 

Zus. 
Bitscli .  .  . 
Rohrbach .  . 
Saargemüiid . 
Wolmünster . 

Zus. 
Lothringen  . 
Ober-Elsass. 
Unter -Elsass 


1674 
6502 
4164 
2328 

14,668 

3728 

698 

791 

3898 

3027 


140 
354 

60 
554 
146 
112 

22 
663 

58 


322 

78 


Zu- 


^   fa 


Ziegen. 


12,142|  1001 

961!    -- 

35911    — 

39231      92 

2444'      74 


10,919     166 

109,266  10,418 

46.856     886 

35^020  2630 


1352 
6284 
3810, 
22651 

403113,7111 
216     3366 


1352 

4804 

2113; 

649 


3496 
5091 1 
3022 
3827 


Bienenstöcke : 


Zu- 
sam- 
men. 


mit  be- 
weg- 
lichen 

Waben. 


926  201 

1981 i  402 

10611  250 

1089^  271 


26 
27 
35 

300 


560, 

742' 
3200, 
2669 


8918!  16,436 
1922,  4381 
56o;  2948, 
687  2729 
28211  3447 
19951      4075 

17,580:" 
1851' 
2740 


212 

16 

23510,518 

78'" 


3505; 
1855: 


5057 
1196 

783; 

662 
1184 
Ji2^8 
5123 

363 
106(5 
144U 


516       865 


1124 
464 
619 
325 
653 
j441 
2502 
71 
171 
131 
205 


604  10,537 

7       954 

3591 

3619 

2354 

9951 I    3495     3734      578 

72190,976  63.189  150,857  22,791  38,099  17,653 

3527142,44317.732    68.38814.444  21,170     4736 

1494:30,89619,552    47,26019,344  21,425     7165 

7)  Die  Zucht  von  Seide nwürmern  ergab  im  Jahre  1872 
an  Cocons  folgende  Ausbeute:  Kanton  Gorze  825  Pfund,  Metz 
262  Pfd.,  Verny  212  Pfd.,  Bolchen  12(K)  Pfd.,  Falkenberg  117  Pfd., 
Albesdorf  80  Pfd.,  Dehne  115  Pfd.,  Dieuze  20  Pfd.,  Saarburg 
t)8  Pfd.,  zusammen  2930  Pfd.,  während  in  den  übrigen  Kantonen 
und  ganz  Elsass  keine  Cocons  gewonnen  wurden. 

Aus  diesen  Ziffern  ergibt  es  sich,  wie  viel  bedeutender  in 
Lothringen  die  gesammte  Viehzucht  gegenüber  dem  Elsass  ist  und 
wie  sehr  in  derselben  noch  eine  grosse  Zukunft  liegt.  Vergleichen 
wir  nur  die  Hauptviehgattungen  mit  der  Zahl  der  Einwohner  und 
den  Flächen  von  Aeckern  und  Wiesen  zusammen,  so  kommt 

^,^  .^  1  Pferd  auf     1  St.  Rindvieh  auf    1  Sehaaf  auf      1  Sdiweiii  auf 

Eiuw. 

2,735 

2,665 

3,541 

3,168 

4,282 

2,802 

3,107 

3,455 
Die  Viehzucht,  so  bedeutend  sie  bezüglich  der  Zahl  der  Thiere 


Eiuw. 

Hekt. 

Bolchen  .     .     . 

5,883 

6,350 

Chäteau-Salins 

3,698 

4,804 

Diedenhofen     . 

7,884 

6,489 

Forbach  .     .     . 

9,699 

7,413 

Landkreis  Jletz 

5,074 

5,399 

Saarburg      .     . 

9,085 

7,354 

Saargemünd 

18,007  19,971 

Lothringen  .     . 

7,445 

6,215 

Hokt. 

Eiuw. 

Hekt. 

iliuw. 

Hekt. 

2,965 

3,162 

3,424 

2,161 

2,340 

3,526 

1,389 

1,838 

2,139 

2,812 

2,918 

5,501 

4,530 

2,592 

2,133 

2,421 

4,312 

3,327 

3,885 

2,969 

4,555 

4,717 

5,082 

2,273 

2,418 

2,270 

5,050 

4,087 

3,488 

2,822 

2,140 

5,755 

3,955 

6,315 

4,317 

2,914 

4,340 

3M1 

3,229 

2,727 

\  0(j  I.    Laiiii ,  Volk  uinl  Verwaltung. 

auch  erscheint,  leidet  an  dem  Hauptfehler,  dass  die  Pferdezucht 
zu  sehr  vorwiegt  und  im  Westen  und  Südwesten  nur  Pferde  zur 
Landwirthschaft  verwendet  werden  und  es  für  Rindvieh  vielfach 
an  Grünfutter  fehlt.  Die  hier  vorherrschende  Race  ist  ein  schwerer, 
starkknochiger,  grosser  Schlag  von  bedeutender  Kraft,  aber  auch 
ebenso  phlegmatisch,  der  wohl  geeignet  ist,  schwere  Lasten  zu 
ziehen,  aber  sonst  wenig  brauchbar  sich  zeigt.  Man  bedarf  in 
den  genannten  Gegenden  an  6 — 8  Pferde,  um  mit  dem  Pfluge  den 
Boden  aufzufurchen,  aber  es  thäte  dies  auch  ein  Paar  Ochsen  mit 
weit  mehr  Nutzen,  während  diese  Pferde  sehr  langsam  sind  und 
viel  Futter  und  Stroh  verbrauchen.  Die  Race  in  den  östlichen 
Landestheilen  ist  kleiner  und  schwächer,  jedoch  schon  weniger  zu 
harter  landwirthschaftlicher  Arbeit  verwendet,  da  man  hier  mehr 
mit  Gespannen  von  Rindvieh  arbeitet  und  der  Böden  nicht  so 
viele  Kraftanstrengung  erfordert.  Die  Pferdezucht  ist  im  Ganzen 
eine  höchst  mangelhafte  und  ungeeignete,  ungeachtet  der  bedeu- 
tenden Anzahl  Pferde,  die  gehalten  werden.  Sie  wurde  von  der 
französischen  Regierung  ganz  vernachlässigt  und  daher  auch  gegen 
alle  richtigen  Grundsätze  betrieben.  Mochte  die  einheimische  Race 
anfanglich  auch  gut  und  kräftig  gewesen  sein,  so  wurde  sie  doch 
gründlich  verdorben,  indem  sie  durch  Racen  gekreuzt  wurde, 
welche  ganz  und  gar  nicht  den  Bedürfnissen  und  Eigenthümlich- 
keiten  des  Landes  entsprachen  und  daher  die  Pferdernce  geradezu 
verschlechterten.  Die  schweren  anglo-normännischen  Hengste  sollten 
zur  Erzeugung  starker  Zugthiere  dienen,  machten  aber  die  Race 
nur  um  so  träger  und  weniger  dauerhaft  und  eben  so  wenig  taugten 
die  flamländischen  Hengste,  welche  belgische  Händler  ins  Land  zu 
bringen  pflegen ,  um  die  Stuten  auf  den  Dörfern  belegen  zu  lassen. 
Auf  die^e  Weise  sind  die  Thiere  zu  weichlich  und  träge  und  nur 
zum  langsamen  Ziehen  schwerer  Lasten ,  sonst  aber  zu  keinem  an- 
aleren Zwecke  zu  verwenden  und  kosten  dabei  noch  zu  viel  für 
ihren  Unterhalt.  Versuche  zur  Verbesserung  der  Pferdezucht  sind 
nur  von  einzelnen  grösseren  Gutsbesitzern  gemacht  worden  und 
theilweise  mit  Erfolg,  aber  ohne  weitere  Nachahmung,  weil  die 
Leute  den  Aufwand  scheuten,  sich  nach  besseren  geeigneten  Heng- 
sten umzusehen  und  die  Regierung  ihrerseits  nicht  beständige  Ge- 
stüte im  Lande  ciriclitctc,  .s(uulern  um-  die  zugefilhrtcn  fremden 
einheimischen  Hengste  patentirte,  ohne  gerade  eine  passende  Aus- 
wahl zu  trelFen.  Erst  in  der  neuesten  Zeit  hat  die  (Icutsche  Re- 
gierung auch  darauf  ihr  Augenmerk  gerichtet  und  durch  dn.s  Laudes- 
ge«tUt   in   Strassburg  sechs   Stationen   in    Lothringen    mit  je  zwei 


15.    Thieizucht.  121 

Hengsten  einrichten  lassen.  Diese  bestehen  in  Bolchen ,  Rohrbach 
(Kreis  Saargemünd),  Kirsch  (Kreis  Diedenhofen),  Bidingen  (Kreis 
Forbach),  Saarburg  und  Marsal  (Ki-eis  Chäteau-Salins).  Ausserdem 
sollen  im  nächsten  Jahre  noch  einige  weitere  Stationen  begründet 
werden.  Die  bisher  von  der  französischen  Regierung  patentirt  ge- 
wesenen Hengste  wurden  übrigens  auch  noch  zum  Beschälgeschäft 
zugelassen.  Im  Jahre  1873  wurden  von  letzteren  29  mit  Prämien 
bedacht  und  von  denselben  etwa  1500  Stuten  gedeckt.  Es  dürften 
übrigens  auch  diese  neueren  Einrichtungen  für  sich  allein  noch 
nicht  genügen,  wie  es  überhaupt  erst  die  Zeit  zeigen  kann,  ob 
die  aus  der  neuen  Kreuzung  hervorgehende  Race  den  Bedürfnissen 
des  Landes  entspricht,  und  würde  es  immer  noch  nöthig  werden, 
auch  eine  bessere  Race  von  Stuten  ins  Land  zu  bringen.  Es  ist 
dies  von  grosser  Wichtigkeit,  zumal  wenn  man  erwägt,  dass  die 
Pferdezucht  ein  Kapital  von  14—16  MiUionen  Franken  darstellt 
und  dies  noch  bedeutend  erhöht  werden  könnte.  Jetzt  kostet  ein 
fünfjähriges  Pferd  der  Landrace  durchschnittlich  500  Franken.  — 
Mauhhiere  und  Esel  werden  vorzugsweise  in  der  Umgebung  von 
Städten  und  grösseren  Orten  gehalten  und  meistens  zu  Milchfuhr- 
werken  verwendet. 

Mit  der  Rind  Viehzucht  ist  es  noch  schlechter  bestellt  und 
dieselbe  rentirt  sich  sogar  noch  weniger.  Der  jetzige  Rindvieh- 
bestand ist  vorzugsweise  aus  der  Durham-Race  hervorgegangen, 
wofür  die  Bevölkerung  schwer  zu  beseitigende  Vorurtheile  hat, 
die  aber  nicht  viel  taugt,  denn  das  so  erzeugte  Vieh  ist  für  die 
landwirthschaftliche  Arbeit  nicht  stark  genug,  erzeugt  wenig  Milch, 
verbraucht  aber  viel  Futter  und  lässt  sich  nur  leicht  mästen.  Eine 
eigentliche  Milchwirthschaft  und  Viehmästung  ist  hier  nur  wenig 
zu  finden,  obschon  gerade  diese  für  das  Land  sehr  geeignet  wäre, 
da  Frankreich  gerne  grosse  Mengen  von  Schlachtochsen  von  hier 
beziehen  möchte  und  den  grössten  Theil  des  Bedarfs  mit  erheb- 
lichen Mehrtransportkosten  aus  dem  Innern  Deutschlands  kommen 
lässt.  Jetzt  kostet  eine  Milchkuh  durchschnittlich  250 — 300  Francs, 
ein  gemästeter  Ochse  500—550  Francs.  Intelligente  Landwirthe 
mit  gehörigem  Betriebskapitale  könnten  daher  im  Lande  durch 
Gründung  einer  tüchtigen  Bewirthschaftung  des  Bodens  und  ent- 
sprechender Viehzucht  sehr  gute  Geschäfte  machen,  und  wäre  da- 
her der  Zuzug  von  tüchtigen  Landwirthen  aus  Deutschland  viel 
erwünschenswerther  als  jener  von  Arbeitern,  Händlern  u.  dgl.  In 
neuester  Zeit  hat  die  Regierung  ihr  besonderes  Augenmerk  auf 
die    Verbesserung    der    Rindviehzucht   gelenkt   und   auch   das  Ve- 


122  ^-    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

terinärweseu  besser  organisirt  und  die  neuen  landwirthschaft- 
lichen  Vereine  haben  auch  bereits  die  Vortheile  dieser  Fortschritte 
zu  würdigen  gelernt.  Naclidem  schon  1872  damit  begonnen  wor- 
den war,  tüchtiges  Rindvieh  der  Schwjzer  und  Glaner  Race  an- 
zukaufen und  im  Lande  zu  vertheilen,  wurden  auf  den  Wunsch 
dieser  Vereine  zehn  Zuchtstiere  reiner  Durham-Race  in  berühmten 
Züchtei'eien  Frankreichs  angekauft  und  durch  eine  Versteigerung 
zu  Falkenberg  an  Landwirthe  abgegeben.  Welche  Ergebnisse 
daraus  hervorgehen  werden,  ist  übrigens  erst  zu  ersehen,  da  viel- 
fach bezweifelt  wird,  dass  auch  mit  den  besten  Durhamer  Zucht- 
stieren die  vorhandene  Landrace  viel  verbessert  werden  kann. 
Ohnehin  muss  die  Viehzucht  im  Ganzen  besser  werden  und  mit 
ihr  die  Landwirthschaft  Hand  in  Hand  gehen,  was  sich  eben  nicht 
so  rasch  hier  macheu  lässt,  zumal  mau  schon  seit  30  Jahren  ver- 
gebens darauf  dringt,  wenigstens  den  Dünger  nicht  so  verHeder- 
lichen  zu  lassen,  wie  es  heute  noch  geschieht,  wo  man  ihn  in  der 
Sonne  ausdörren  lässt  und  die  Jauche  durch  die  Strassenrinnen 
abtliesst,  was  allein  Millionen  jährlichen  Verlusts  bringt.  Land- 
wirthschaftliche  Vereine  können  hier  recht  wohl  mit  Vortheil 
\\irken,  auch  AVanderlehrer  bessere  Ansichten  verbreiten,  aber  das 
Beste  wäre  doch  das  praktische  Beispiel  durch  eine  Anzahl  mittlerer 
und  kleinerer  Musterwirthschaften.  Uebrigens  dürfte  auch  darauf 
hinzuwirken  sein,  dass  die  Stalleinrichtungen  verbessert  werden 
und  an  Stelle  der  Weide  mehr  StallfUtterung  eintrete. 

Die  Schweinezucht  hat  sich  durch  Einführung  von  nor- 
mannischem Vieh  erheblich  gehoben  und  ist  auch  das  Fleisch  besser 
geworden.  In  Folge  dessen  hat  sich  die  Ausfulir  von  Schweinen 
nach  dem  Rheine  und  Frankreich  erheblich  gesteigert.  Ebenso  hat 
man  hier  und  da  schon  zur  Zucht  Schweine  aus  England  herbei- 
geführl.  Die  Schaafzncht  ist  ziemlicli  weit  verbreitet,  nur  Ihidet 
man  meistens  gewöhnlichere  Racen  und  sogenannte  Heidesclniucken. 
Von  den  früher  in  das  Land  gebracht  gewesenen  Merinoschaafen  ist 
eine  grössere  Verbreitung  nicht  erlblgt  und  gehiu-t  ihnen  nicht  der 
zehnte  'l'iieil  des  ganzen  Scluialbestancls  an,  auch  wurde  für  ver- 
edelte Fleisclischaafe  noch  wenig  gethan.  Die  Wolle  ist  von  ziem- 
lich geringer  Art  und  das  Kilo  wird  mit  hck'hslens  3-4  Franken 
bezahlt.  Auch  für  die  SchaalV.uclil,  wenn  s^ie  gehörig  verbessert 
würde,  liesse  eich  eine  erhebliche  Ausfuhr  nach  Frankreich  er- 
warten, znmal  dies  jiihrlich  für  melirere  Millionen  Franks  Fleisch- 
Hchaufi'  auH  Deutschland  inid  Ungarn  lic/.icht. 

Ziegen  sind   zwar   ziemlich  zahlrcicii  vorhanden,  iiIhm'  nicht 


16.    Wald-  und  Baumkultur.  123 

in  deiTi  Masse,  wie  es  die  vielen  kleinen  Hauswirthschafteu  er- 
warten Hessen.  Allein  mit  dem  vielen  Futter,  das  an  Wegen  und 
Rainen,  sogar  in  der  nächsten  Umgebung  von  Metz  und  mitten  in 
Dörfern,  wie  z.  B.  Sablon,  verloren  geht,  könnten  noch  Tau- 
sende von  Ziegen  ernährt  werden  und  die  ärmeren  Leute  mit  Milch 
versorgen. 

Die  Bienenzucht  ist  am  stärksten  in  den  Kreisen  Chäteau- 
Salins,  Metz  und  Bolchen  vertreten,  am  schwächsten  in  Forbach 
und  Saargemünd.  Erfreulich  ist  es,  dass  fast  die  Hälfte  des  Be- 
stands mit  beweglichen  Waben  eingerichtet  ist,  während  auf  solche 
im  Ünter-Elsasse  nur  ein  Dritttheil  kommt  und  im  Ober-Eisasse  gar 
nicht  einmal  der  vierte  Theil.  Unstreitig  Hesse  sich  auch  hier  ein 
weiterer  Fortschritt  bewirken,  der  dem  Lande  erheblichen  Nutzen 
brächte,  zumal  die  Betriebskosten  dafür  nicht  sehr  gross  sind. 

Im  Anschlüsse  an  die  Thierzucht  ist  zu  erwähnen,  dass  auch, 
wie  mehr  erwähnt,  die  Fischzucht  für  das  Land  ziemlich  wichtig 
ist.  Karpfen,  Hechte,  Barsche,  Schleyen,  Weissfische  und  Aale 
sind  die  am  allgemeinsten  verbreiteten  Arten,  aber  edlere  Fisch- 
sorten kommen  nicht  vor,  Forellen  gibt  es  nur  in  den  Bächen  der 
Vogesen.  Der  Verbrauch  an  Fischen  ist  übrigens  sehr  gross. 
Versuche  mit  Verbreitung  der  Sahnen  sollen  künftig  gemacht  wer- 
den und  dürften  auf  günstigen  Erfolg  zu  rechnen  haben. 


16.  Wald-  und  Baumknltur. 

In  früheren  Jahrhunderten  war  Lothringen  viel  reicher  mit 
Waldungen  versehen,  als  gegenwärtig,  wo  es  hinsichtlich  der- 
selben dem  Elsasse  nachsteht.  Während  der  Kriege  des  sechs- 
zehnten und  siebzehnten  Jahrhunderts  ist  zwar  auch  viel  Wald 
niedergebrannt  worden,  allein  erwuchs  von  selbst  wieder  auf  und 
die  Waldverminderung  entstand  erst  nach  diesen  Kriegen,  als  man 
fremde  Ansiedler  zur  Wiederbevölkerung  ins  Land  zu  ziehen  suchte 
und  denselben  überall  Waldstrecken  zur  Ausrodung  überliess.  So- 
dann wurden  durch  Glashütten  und  Köhler  viele  Waldungen  ver- 
nichtet und  auch  die  französische  Regierung,  welche  stets  viel 
Geld  gebrauchte,  um  die  zahlreichen  Kriege  zu  führen  und  der 
Hofverschwendung  zu  genügen,  hauste  in  den  Wäldern  sehr  schlimm, 
indem  sie  übermässige  Holzschläge  ausführen  Hess,  wie  denn  so- 
fort nach  dem  Anfalle  von  Lothringen  darin  ^3,600  Fijss  Holz  ge- 


\'24:  !•    L'I'kI)  Volk  uiul  Yevwaltung. 

schlagen  und  zu  1,830,000  Francs  verkauft  wurde,  was  viel  heissen 
will,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Käufer  alle  Kosten,  Steuern, 
den  Wegebau  und  die  Wiederanpflanzung  zu  tragen  hatten.  In 
diesem  Jahrhundert  suchte  man  zwar  den  Wäldern  wieder  mehr 
Sorgfalt  zuzuwenden,  aber  es  fanden  stets  wieder  neue  Ausrodungen, 
besonders  im  westlichen  Landestheile  statt,  und  in  den  vierziger 
Jahren  wurde  sogar  von  Beamten  selbst  verlangt,  dass  man  mit 
der  Zunahme  der  Bevölkerung  auch  die  Ausrodung  vermehre,  um 
den  Leuten  mehr  Land  zum  Früchtebau  zu  verschaffen  (Monnier, 
Slnthlique  agricok  im  Bon  Cullicateur,  Märzheft  1843). 

Nach  den  neuesten  Aufstellungen  beträgt  die  Waldfläche 
Lothringens  gegenwärtig  155,056  Hektaren  oder  etwas  über  den 
vierten  Theil  der  Gesammtfläche  des  Landes,  was  auf  den  Kopf 
der  Bevölkerung  etwa  0,31  Hekt.  ausmacht.  Von  diesen  Wal- 
dungen gehören  72,919  Hekt.  24  Aren  dem  Staate,  44,922  Hekt. 
23  Aren  den  Gemeinden  und  Corporationen  und  der  Rest  von 
37,215  Hekt.  Privaten.  An  Gebirgswald  sind  etwa  45,000  Hekt. 
vorhanden,  je  zur  Hälfte  im  Kanton  Bitsch  und  südlich  von  Saar- 
burg. Derselbe  besteht  aus  Hochwald  mit  Rothbuchen  auf  den 
Höhen,  unter  welchen  sodann  die  Weisstanne,  Kiefer  und  ver- 
schiedene Laubhölzer  ins  Thal  hinab  steigen.  Zwei  Dritttheile  der 
Waldfläche  nimmt  der  Mittelwald  ein,  welchen  die  französische  Re- 
gierung im  Staats-  und  Gemeindebesitze  besonders  begünstigte, 
dessen  Verwaltung  aber  sehr  Vieles  zu  wünschen  Hess  und  einer 
besseren  Ordnung  bedurfte.  Der  geringere  Theil  besteht  aus  Nieder- 
wald. Die  verbreitetsten  Baumsorten  sind  Eichen,  Buchen,  Ahorn 
und  Ulmen  mit  vielen  alten  Shimmen,  Hainbuchen,  Eichen,  Birke, 
Haselnuss  und  Weiden  in  den  jüngeren  Waldungen.  Den  schön- 
sten Holzwuchs  findet  man  im  Kreise  Chateau-Salins,  wo  die  fran- 
zösische Marine  gern  SchifTsbauhiUzer  aussuchte,  und  im  Kreise 
Bolchen;  Waldpinien  findet  man  in  der  Gegend  zwischen  Sierck 
und  Kreutzvvald.  Bei  Bitsch  und  St.  Avohl  wächst  viel  buschiges 
Heidekraut,  das  zu  ziemlich  starker  Fabrikation  von  Bürsten  und 
Befen  dienf,  welche  weithin  verfilhrt  worden.  Abgesehen  von  dem 
Gebirgswald  liegen  die  bedeutendsten  Waldreviere  zwischen  Dieuze 
und  dem  Sanrthale,  zwischen  Dieuze  und  ChrtteauSalins,  nr)rdlich 
von  8t.  Avold,  auf  der  Höhe  zwischen  der  Kanner  und  Niod,  im 
Südosten  dcH  Kantons  Sierck,  zwischen  Orne  und  In-iisch  und  auf 
den  Höhen  hinter  Ars.  Die  haupti^iichlichsten  Wälder  sind  fol- 
gende; Foröt  de  K/'chiconrt,  hois  des  Haiites  Hetrea  und  des 
Hminclies  beim  Oon<lre.\ange-  und  Stoekweiher,  Bois  du  Kort  Buisson, 


16.    Wahl-  und  Baumkultur.  125 

Gabel-,  Bambach-,  Mühl-,  Schwauhals-,  Brackeukopf-,  Kempel-  und 
Hainmesbille-Wald  östlich  von  Dieuze,  Foret  de  Bride  und  Koekiug 
östlich  von  Chäteau-Salins,  der  Hauptschlupfwinkel  für  die  Wölfe, 
Foret  de  Gremecy  westlich  und  Bois  d'Amelecourt,  Vaxy,  le  Rouge 
und  de  Vannecourt  nordwestlich  von  Chäteau-Salins,  Foret  von 
Remilly,  Forst  von  Forbach,  bei  diesem  Orte,  Forßt  de  Longe- 
ville,  St.  Avold  und  Zang  bei  St.  Avold,  Forgt  de  la  Houve  bei 
Kreutzwald,  Foret  de  Villers  du  Conite  de  Hombourg  im  Kanner- 
thale,  Foret  royale  des  Quatre  Seigneurs  und  von  Kaldenhoven 
südöstlich  von  Sierck,  Foret  rojale  des  Tillots,  Bois  de  Neufchef, 
de  Ranguevaux  und  Moj'euvre  zwischen  Fentsch  und  Orne,  Foröt 
Royale  bei  Kattenhofen,  Bois  de  Feves,  Saulny,  Vaux,  des  Ognous 
und  de  Chevaux  auf  den  Höhen  des  linken  Moselufers.  Die  we- 
nigsten Waldungen  befinden  sich  in  der  Gegend  von  Diedenhofen 
über  Metz  nach  Delme  und  im  Kreise  von  Wolmünster.  Bemerkens- 
werth  ist  das  regelmässige  Vorkommen  von  Pappelreihen  an  den 
Strassen  und  Rainen,  eine  aus  Frankreich  liereingebrachte  Sitte, 
welclie  man  jetzt  zu  entfernen  sucht,  indem  man  schattigere  und 
nützliche  Bäume  an  deren  Stelle  setzt. 

Für  die  Waldungen  sind  die  noch  bestehenden  vielen  Holz- 
und  Weiderechte  sehr  störend  und  schädlich.  Sie  entstanden  theils 
aus  uralter  Gewohnheit ,  theils  aus  besonderen  Verleihungen  an 
Kolonisten  und  zwar  nicht  blos  in  Gemeindewaldungeu,  sondern 
auch  in  Staatsfürsten.  In  ersteren  M'ar  es  ein  altes  Herkommen, 
dass  die  Ortsbürger  sich  den  nöthigen  Bedarl"  von  Bau-  und  Brenn- 
holz holten ,  wofür  sie  nur  eine  geringe  Entschädigung  für  das 
Schlagen  bezahlten.  Mit  der  Zeit  wurde  jedoch  die  Zahl  der  Ein- 
wohner gegenüber  der  Leistungsfähigkeit  des  Waldes  zu  gross 
und  wurden  daher  die  Berechtigungen  nur  auf  eine  bestimmte 
Anzahl  beschränkt,  indem  die  Bürger  erst  nach  ihrer  Reihenfolge 
in  den  Genuss  eintraten,  sobald  wieder  ein  Loos  frei  wurde.  Auch 
wurde  bestimmt,  dass  die  Holzabgabe  nicht  nach  auswärts  ver- 
kauft werden  dürfe.  In  manchen  Gegenden  wurde  sogar  den 
Leuten  das  nothwendige  Holz  zur  Verfertigung  von  Holzschuhen, 
Schaufeln,  Schindeln,  Fassdaubeu  und  Weinpffthlen  geliefert.  Nicht 
minder  schädlich  ist  das  noch  vielfach  bestehende  Weiderecht  in 
Waldungen,  da  dadurch  sehr  viel  geschadet  und  verdorben  wird. 
Es  wurde  auch  dafür  eine  kleine  Abgabe  bezahlt,  so  für  die 
Eichelmast  der  Schweine  6  Batzen  oder  Sous.  Die  Kühe  weideten 
immer  in  Heerden,  um  sie  besser  beaufsichtigen  zu  können,  und 
wurde  dafür  nichts  bezahlt.    Ausserdem  bestand  für  die  Holzarbeiter 


126  !•    land,  Volk  und  Verwaltung. 

im  Walde  das  Recht,  die  Ochsen,  welche  sie  zur  Abfuhr  des 
Holzes  brauchen ,  mit  in  den  Wald  nehmen  und  dort  weiden  lassen 
zu  dürfen.  Endlich  herrschte  auch  das  sogenannte  Windfallrechf, 
wornach  die  Einwohner  die  eefallenen  Stämme  um  eine  seringe 
Summe  erhielten. 

Aus  der  Zeit  des  Holzüberflusses  stammten  endlich  die  soge- 
nannten Sägerechte  im  Dachsburgischen,  welche  wahrscheinlich 
schon  von  den  Römern  ins  Land  verpflanzt  wurden,  wie  es  auch 
jenseits  des  Rheins  im  Murgthale  geschah,  wo  dieselben  noch  als 
Flössereirechte  bestehen  und  zu  privatrechtlichen  Titeln  geworden 
sind.  Es  bestehen  in  den  Vogesen  noch  27  also  berechtigte  Säge- 
mühleu, woran  die  Rechte  zwischen  Staat  und  Privaten  meistens 
in  der  Art  getheilt  sind,  dass  die  Benützung  der  Mühle  nach  Mo- 
naten dem  einen  und  anderen  Theile  abwechselnd  zusteht.  Ein 
solcher  Sägerechtsantheil  ist  durchschnittlich  2000  Franken  werth, 
je  nach  der  Lage  der  Mühle.  Der  SägemUller  ist  verpflichtet,  auf 
seiner  Mühle,  um  durchschnittlich  5  Franken  für  je  100  Bretter, 
Holz  schneiden  zu  lassen.  Diese  Einrichtung  wurde  hauptsächlich 
deshalb  beibehalten,  weil  die  Abfuhr  von  schwerem  Stammholz  in 
einem  grossen  Theile  der  Vogesen  wegen  Mangels  von  brauch- 
baren Strassen  geradezu  unmöglich  war  und  somit  das  Holz  nur 
in  Bretter  oder  Kleinholz  zersägt  in  den  Handel  gebracht  werden 
konnte,  was  jetzt  gewöhnlich  vermittelst  der  Kanäle  nach  Metz 
und  Strassburg  geschieht.  Die  französische  Regierung  hatte  schon 
nach  und  nach  gesucht,  die  Privatsägerechte  an  sich  zu  kaufen 
und  ist  es  ihr  mit  einem  Theile  derselben  auch  gelungen ;  aber  die 
Ablösung  der  übrigen  Holzrechte  durch  Abtretung  von  Waldpar- 
zellen an  die  Gemeinden  oder  Berechtigten  wollte  keinen  solchen 
Erfolg  erringen,  da  die  Landleute  ihre  alten  Rechte  nicht  abtreten 
wollten.  Es  wird  dazu  die  Erlassung  eines  Gesetzes  erforderlich 
werden,  damit  der  Wald  endlich  von  allen  solchen  lästigen  Fesseln 
befreit  wird  und  seine  Kultur  um  so  rationeller  und  sicherer  vor 
sich  gehen  kann,  was  um  so  nothwendiger  ist,  als  die  Holzpreise 
nach  und  nach  sehr  gestiegen  sind  und  auch  der  Bedarf  beträcht- 
lich zugenommen  hat. 

Die  übstbaumkultur  ist  in  Lothringen  sehr  erheblich,  was 
hchon  daraus  hervorgeht,  dass  ihr  7082  Hektaren  gewidmet  sind, 
also  fast  dopj)elt  so  viel  als  im  übcrelsass.  Aber  sie  lindet  nicht 
überall  in  gleichem  Masse  statt,  wie  auch  das  Klima  nicht  immer 
80  gut  dafür  geeignet  ist.  Am  stärksten  ist  sie  verbreitet  im  Lnnd- 
kanton  Metz  auf  1170  Hektaren,  K.  . Saarburg   lO.M   lleUt..  Falken- 


17.   Bergbau,  Salzwerke,  Steinbrüche.  127 

berg  640  Hekt.,  Diedenhofen  492  Hekt.,  Gorze  443  Hekt.,  Pfalz- 
burg 369  Hekt.,  Bolchen  233  Hekt.,  Chäteau-Salins  225  Hekt., 
Wolmünster  258  Hekt.,  Saargemünd  212,  Rohrbach  210  Hekt.  und 
Grosstännehen  202  Hekt;  die  übrigen  Kantone  verwenden  darauf 
unter  200  Hekt.,  Bitsch  gar  nur  78  und  Fontoy  21  Hekt.  Man 
verwendet  das  Obst  vielfach  zu  Liqueuren  und  allerlei  gebrannten 
Wassern  und  jenes  von  Pfalzburg  hat  sogar  eine  gewisse  Be- 
rühmtheit erlangt.  Das  beste  Obst  wird  in  der  Moselebene  untei'- 
halb  Metz,  namentlich  am  Fusse  und  Abhänge  der  Berge  gezogen 
und  sind  die  dortigen  Pflaumen,  Mirabellen,  Kirschen  und  Birnen 
sehr  gut.  Namentlich  aus  Mirabellen  werden  grosse  Quantitäten 
Confituren  bereitet  und  im  Handel  weithin  versendet.  Eine  weit- 
hin berühmt  gewordene  Obstbaumschule  (von  Simon)  befindet  sich 
zu  Plantieres  vor  dem  deutschen  Thore  von  Metz,  welche  bedeu- 
tend exportirt  und  es  auch  in  der  Zucht  von  Topf-  und  Freiland- 
Pflanzen  so  weit  brachte,  dass  sie  mit  den  besten  deutschen  Blumen- 
gärtnereien wetteifert. 


17.   Bergbau,  Salzwerke,  Steinbrüche. 

Die  Hauptindustrie  des  Landes  besteht  in  der  Gewinnung  und 
Verarbeitung  des  Eisens,  wovon  es  im  westlichen  Theile  jenseits 
der  Mosel  sehr  viel  gewinnt  und  seinen  Hauptreichthum  darin  be- 
sitzt. Grosse  Erzlager  erstrecken  sich  von  der  französischen  Gränze 
bei  Noveant  bis  an  die  nördliche  Gränze  gegen  Luxemburg  und 
nehmen  in  dieser  Richtung  an  Mächtigkeit  zu,  so  dass  die  Schichte 
von  IY2  Meter  bis  30  Meter  beträgt.  Aber  es  wurde  früher  auch 
und  zwar  in  erster  Reihe  noch  Bergbau  auf  andere  Erze  getrieben 
und  zwar  schon  seit  dem  eilfteu  Jahrhundert,  wie  denn  wahr- 
scheinlich die  Kelten  diesen  Bergbau  hier  eingeführt  haben. 

Zum  Betreiben  desselben  waren  die  Territorialherren  sehr  be- 
müht, fremde  Ansiedler  und  namentlich  Bergleute  zu  gewinnen, 
welche  schon  Erfahrungen  besassen  und  die  bisherigen  Gruben 
und  Schächte  in  Ordnung  bringen  sollten.  Ob  die  Römer  und 
Kelten  hier  schon  Bergbau  betrieben  haben,  lässt  sich  nicht  mehr 
ermitteln,  jedoch  ist  es  als  wahrscheinlich  anzunehmen,  da  sie  sehr 
eifrig  daran  waren.  Eisen  und  Kupfer  aufzusuchen.  Die  ältesten 
Bergwerke  liegen  in  den  oberen  Vogesen,  aber  schon  ausserhalb 
unseres  Bezirks,  und  im  Norden  desselben  und  hier  geht  der  Berg- 
werksbetrieb  schon  in   sehr  frühe  Zeiten   zurück.     Ebenso  ist  die 


128  I-    I-and.  Volk  und  VeiMaltung-. 

SalzgewinuuDg  am  Fusse  des  Höheuzugö  zwischen  Saar  und  Seille 
sehr  alt.  Die  nachmaligen  Laudesherren,  denen  an  solchen  Pro- 
duetiouen  viel  gelegen  war,  wandten  sich  nach  dem  Harze  und 
Tyrol,  um  Bergleute  zu  gewinnen,  und  diese  brachten  sodann  die 
Grundzüge  des  deutscheu  Bergrechts,  Bergmannstracht  und  Ge- 
wohnheiten mit  sich.  Um  sie  festzuhalten,  ordneten  die  Herzoge 
ihnen  genau  die  Lohn-  und  Dienstverhältnisse  und  richteten  ihnen 
sogar  besondere  Wochenmärkte  zum  Kaufe  der  Lebensmittel  ein. 
Einige  Zeit  lang  war  der  Bergbau  sehr  stark  betrieben  und  auch 
sehr  gewinnreich,  aber  er  musste  wieder  zerfallen  und  die  Bergleute 
vertrieben  werden,  als  die  vielen  Kriege  über  das  Land  herein- 
brachen, die  Ortschaften  verödeten  und  allgemeine  Unsicherheit 
herrschte.  Ei"8t  nach  Beendigung  des  dreissigj ährigen  Kriegs  und 
der  französischen  Raubkriege  unter  Ludwig  XIV.  konnte  wieder  an 
die  Aufnahme  des  Bergbaus  gedacht  werden  und  besonders  Herzog 
Leopold  L  von  Lothringen  war  darauf  bedacht.  Aber  da  nun  die 
Arbeiter  aus  Franki-eich  bezogen  wurden  und  daher  auch  die  Be- 
amten kamen,  so  brachten  diese  die  Grundsätze  des  französischen 
Bergrechts  ins  Land,  und  unter  König  Stanislaus  Lesczinskv  kamen 
dieselben  sogar  zu  ausschliesslicher  Geltung,  bis  endlich  die  Re- 
volutionszeit auch  mit  den  letzten  Resten  des  deutschen  Wesens 
und  selbst  der  Bergmannstracht  ein  Ende  machte.  Dazu  kam  noch 
das  Abnehmen  des  Erzgehalts  in  den  Bergwerken,  die  steigenden 
Schwierigkeiten  in  dem  technischen  Betriebe,  und  so  wurde  denn 
nach  und  nach  der  Bergbau  auf  edle  Metalle  als  nicht  mehr  loh- 
nend gänzlich  eingestellt.  Dagegen  trat  jetzt  die  Gewinnung  des 
Eisens  mehr  in  den  Vordergrund,  zumal  als  durch  Einführung  der 
Maschinen  dasselbe  eine  steigende  Wichtigkeit  erhielt,  und  allniälich 
hat  sich  der  Bergbau  in  Lothringen  nur  noch  auf  die  drei  Pro- 
ducte:  Eisen,  Kohlen  und  Sulz  beschränkt. 

Das  Eisenerz  kommt  in  unserem  Bezirke  in  drei  Hauptarten 
vor,  nämlich  als  alluviale  Eisensteine,  oolithische  Brauneisensteine 
(Mineltesj  und  die  gangförmig  im  Vogesensandstein  aufsetzenden 
Eisensteine.  Zu  den  ersteren  gehören  die  sogenannten  mincrals  de 
fer  fort,  die  mincrais  pisuUt/iiquis  und  die  minerais  in  yraina  oder 
eigentlichen  Bohnerze.  Diese  Alluvialerze  sind  roth-  und  braun- 
eiseusteinartige  Kollsleine  und  Bohner/i'  und  linden  sich  in  Iheil- 
weise  recht  erheblichen  Anhäufungen  des  diluviiilen  AllerM  in  zer- 
Htreuteu  und  unregelmussigeu  Spaltenräumen  und  Ihtliluiigcn  des 
unlercn  OolilliH  lungH  der  luxemburgischen  Grän/.e;  aueh  konunen 
Mie   mit  <^uarzguröllcn    und   »undigcn   oder   (honigen   Gebilden   auf 


17.   Bergbau,  Salzwerke,  Steinbrüche.  129 

secundärer  Lagerstätte  dicht  am  Tage  vor,  während  sie  ander- 
wärts wieder  bis  30  Meter  liinabreiclien.  Es  findet  darauf  nur 
Tagebau  vermittelst  einfacher  Waschungen  statt  und  das  Wasch- 
erz liefert  38 — 40  Procent  Roheisen  zum  Gusse.  Mit  dem  Auf- 
schwünge der  eigentlichen  Bergwerke  werden  solche  Gräbereien 
nur  noch  bei  Audun-le-Tiche  und  Aumetz  betrieben  und  zwar  mit 
etwa  314  Mann,  welche  im  Jahre  1873  3,251,108  Ctr.  im  Werthe 
von  751,459  Frcs.  gewannen.  Es  sind  von  derartigen  Concessionen 
17  betrieben  und  zwar  in  den  Gemarkungen  Oettingen  (4),  Audun 
und  Russingen  (je  2),  Marspich  und  Nachbarschaft.  Dieser  Eisen- 
stein ist  übrigens  sehr  geschätzt  und  wird  vorzugsweise  zur  Er- 
zeugung von  Holzkohleneisen  verwendet  und  theilweise  nach  Luxem- 
burg und  Belgien  abgesetzt.  —  Von  weit  grösserer  Bedeutung  ist 
die  zwischen  dem  Lias  und  Unteroolith  durchstreichende  Minette- 
Zone  zwischen  der  luxemburgischen  Gränze  und  Noveant,  auf 
den  Höhen  des  linken  Moselufers.  Am  stärksten  entwickelt  ist  sie 
in  der  Gegend  des  Orne-  und  Fenschthals  bis  gegen  Oettingen  und 
das  Thal  der  Alzette  und  zieht  sich  von  da  über  den  Norden  Frank- 
reichs nach  Belgien.  Auch  bei  Marange  tritt  sie  in  compaktem 
Flötz  auf,  ebenso  noch  bei  Ars  und  setzt  sich  dann  bis  Pont 
St.  Vincent  im  Süden  von  Nancy  fort.  Die  Erzlager  folgen  der 
Lagerung  der  jurassischen  Schichten,  haben  ihre  Köpfe  gegen  Osten 
und  fallen  nach  Westen  und  Süden  flach  ein.  Sie  sind  nicht  überall 
gleich  bauwürdig  und  auch  die  Zusammensetzung  ist  ziemlich  ver- 
schieden. Die  Bänke  des  Eisensteins  werden  durch  kalkige,  thonige 
oder  sandig -kieselige  taube  Schichten  getrennt  und  dadurch  auch 
die  Natur  des  Erzes  und  seine  Farbe  bedingt.  Im  Norden  bei 
Oettingen  hat  die  Erzbildung  nebst  den  Zwischenbänken  eine 
Mächtigkeit  bis  zu  30  M.  und  sind  davon  etwa  10  M.  bauwürdig; 
sie  vermindert  sich  aber  beim  Streichen  nach  Süden,  bei  Grave- 
lotte  und  Ars  bis  zu  2  M.  und  sinkt  bei  Noveant  zu  noch  ge- 
ringerer Stärke  herab.  Ebenso  vermindert  sich  die  Mächtigkeit  der 
Schicht  gegen  Westen.  Man  bringt  zwischen  25  und  40  Procent  Eisen 
aus  und  die  Gewinnung  erfolgt  am  Ausgehenden  durch  Tagebau, 
unter  dem  Plateau  durch  unterirdischen  Bergbau  vermittelst  Stolleu, 
seltener  durch  Schächte  und  die  Eintheilung  des  Abbaus  ii^t  meistens 
eine  sehr  regelmässige  vermittelst  Pfeilerbau.  Wegen  seines  mei- 
stens kalkigen  Bindemittels  und  der  sonstigen  chemischen  und 
morphologisch- phj'sikalischen  Eigenschaften  ist  das  Erz  sehr  leicht 
reducirbar,  leichtsohlig  und  leichtflüssig,  ist  aber  auch  wegen  der 
vielen  animalischen  Ueberre?te  der  Juraformation  phosphorhaltig, 
Huhn,  Deutsch-Lothringen.  J) 


130  !•    Land.  Volk  und  Verwaltung. 

was  nur  wegen  der  kalkigen  Erznatur  weniger  nachtheilig  wirkt. 
Das  Erz  wird  fast  nur  mit  Kalkzusehlag  verschmolzen  und  auch 
dieser  hier  und  da  weggelassen.  Diese  Erzschichten  liegen  in  der 
Regel  so  günstig,  dass  der  Hochofenbetrieb  regelmässig  dicht  vor 
den  Erzlagerstätten  stattfindet  und  eben  daselbst  auch  dei:  stein- 
bruchartige Zuschlagskalk  (Polypenkalk)  gewonnen  wird.  Für 
diese  Eisenindustrie  ist  es  sodann  von  grossem  Vortheile,  dass  sie 
dicht  an  den  besten  Verkehrswegen  liegt,  denn  längs  der  Reihe  der 
verschiedenen  Werke  ziehen  in  nicht  erheblicher  Entfernung  die 
Mosel  und  die  Eisenbahnen  hin  und  die  Werke  der  Gesellschaft 
Wendel  haben  sogar  von  ihren  Hochöfen  und  anderen  Werken  zwei 
eigene  Eisenbahnen  bis  an  die  Mosel  und  die  besten  Versendungs- 
stätten. Es  könnte  dies  auch  noch  besser  gestaltet  werden ,  wenn 
man  die  Mosel,  wie  es  beabsichtigt  schien,  unterhalb  Metz  genügend 
schiffbar  machen  würde,  was  aber  leider  verschoben  scheint,  seit- 
dem das  Projekt  eines  Mosel -Niedkanals  aufgetaucht  ist,  das  üb- 
rigens im  Lande  keinen  Anklang  gefunden  hat.  Ein  erheblicher 
Theil  des  geMonnenen  Roheisens  wird  nicht  im  Lande  selbst  ver- 
hüttet, sondern  nach  belgischen,  luxemburgischen  und  rheinpreussi- 
schen  Hüttenwerken  abgesetzt.  Auf  solchen  Eisenbergbau  sind 
jetzt  63  Concessionen  ertheilt,  aber  im  eigentlichen  Betriebe  sind 
nur  wenige  aus  früherer  Zeit,  denn  die  meisten  Concessionsgesuehe 
erfolgen  blos  in  der  Hoffnung  auf  ein  weiteres  Steigen  oder  doch 
Stehenbleiben  der  hohen  Eisenpreise  und  der  Erwartung,  die  Con- 
cessionen später  um  hohen  Preis  an  Gesellschaften  zu  verkaufen. 
Es  ist  dfsshalb  in  diesen  Concessionsgesuchen  schon  ein  Stillstand 
eingetreten,  der  übrigens  auch  sonst  noch  durch  die  Unmöglich- 
keit, die  noihwendigen  Arbeiter  selbst  zum  Taglohne  von  5 — 6  Eres, 
zu  erlangen,  bedingt  war.  Die  bedeutendsten  betriebenen  Con- 
cessionen sind:  1 — 3)  Hayingen  und  Moyeuvre,  4*259  Hekt.  um- 
fassend ,  wozu  noch  die  neuere  Concession  Neufchef  mit  562  Hekt. 
kommt,  dem  Hause  F.  de  Wendeis  Enkel  und  Comp,  gehörig,  schon 
seit  dem  dreizehnten  .Jahrhundert  im  Retriebe,  mit  3 — 2  M.  iMäch- 
ligkeit;  1872  wurden  über  7,U<X),000  Ctr.  Eisensteine  gewonnen. 
4)  Die  Concession  Oettingen  des  Grafen  von  Hunolstcin,  554  Hekt. 
mit  4  M.  Mächtigkeit  und  einer  Production  von  l,677,0U0  Ctr. 
KiBeiistei».  5)  Conceef*ioii  Knicher  und  Weslermann  zu  Ars  mit 
418  Hekt.,  '2—275  M.  Mächtigkeit  und  1,(H)5,Ü(H)  Ctr.  Production. 
6)  Concession  der  österreichischen  Creditunstalt.  früher  Dupont 
und  Dreyfufls,  .*)8()  Hekt.  und  l,5ri(),()()()  Ctr.  Ausbeute  bei  H/j  -2  M. 
Mächtigkeit.     7)  Concession   Novcont.     Die  Gcsanimtausbeute  an 


17.    Bergbau,  Salzweike,  Steinbruche.  131 

solchem  Eisenstein  durch  etwa  1500  Arbeiter,  wovon  nur  260  im 
Landkreise  Metz  und  die  übrigen  im  Kreise  Diedenhofen,  betrug 
13,927,744  Ctr.  im  Werl  he  von  2,434,030  Frs.  und  war  gegen  die 
früheren  Vorjahre  zurückgegangen,  jedoch  seit  dem  letzten  Jahre 
wieder  unmerklich  gestiegen,  —  Für  den  Gang-Eisensteinbergbau  ist 
nur  eine  einzige  Concession  für  1067  Hekt.  bei  Kreutzwald  im 
Kreise  FÄrbach  ertheilt  worden,  ist  aber  schon  seit  mehreren 
Jahren  nit.;^  'mehr  im  Beiriebe. 

Eine  Concession  auf  Blei-  und  Kupfererze  besteht  noch  zu 
St.  Avold  mit  4782  Hekt.  Umfang  und  die  Impregnationen  dieser 
Erze  erstrecken  sich  über  Hargarten,  Dalheim,  Falk  und  Longe- 
ville,  sie  ist  aber  seit  1866  nicht  mehr  im  Betriebe,  da  hierzu 
die  Erze  zu  unregelmässig  vorkamen  und  vorerst  neue  Versuchs- 
arbeiten nothwendig  wären.  Im  sechszehnten  Jahrhunderte  war 
jedoch  der  Betrieb  stark  und  blühend  und  wurde  hier  besonders 
Kupferlasur  für  Malerfarbe  (Azur)  gewonnen  und  ausgeführt.  Es 
treten  hier  bald  vereinigt,  bald  slreng  von  einander  geschieden 
Knpferlasur  und  Malachit  bis  in  die  unteren  Conglomeratschichten, 
in  den  höheren  Schichten  dagegen,  besonders  an  einem  weissen 
feinkörnigen  Sandstein,  Bleierze  auf,  und  wie  erheblich  einst  die 
Ausbeute  gewesen  sein  musste,  beweist  der  Umstand,  dass  in  der 
Nähe  von  St.  Avold  noch  ein  Berg  „Bleiberg^  genannt  wird. 

Nach  diesem  Bergbau  kommt  jener  auf  Steinkohlen  im 
Norden  des  mittleren  Gränzlands  nach  dem  Saarthale,  wo  die 
Steinkohlenlager  eine  Fortsetzung  des  Saarkohlenbeckens  bilden, 
ftber  immer  tiefer  hinabreichen,  vom  Vogesensandstein  überlagert 
sind  und  daher  um  so  grössere  Schwierigkeiten  zum  Abbau  ge- 
währen. Es  liegen  hier  11  Concessionsfelder  mit  21,750  Hekt. 
Flächenraum  und  davon  abgesondert  im  Osten  das  auf  Steinkohle 
und  Schwefelkies  verliehene  Concessionsfeld  Pieblingen  mit  601  Hekt. 
in  einem  Keuperflötz.  Die  drei  aufgeschlossenen  Grubenfelder  Schön- 
ecken, Spittel  und  Karlingen  hatten  zahlreiche  Bohrversuche  ge- 
kostet und  es  war  ungemein  schwierig  und  kostspielig,  die  Sand- 
steindecke durchzubrechen,  welche  eine  Mächtigkeit  von  45  bis 
280  M.  hat,  viel  mit  Wasser  kämpfen  lässt  und  wobei  auch  der 
Schachtbau  mit  der  Kind-Chaudron'schen  Schachtbohrmaschine 
nicht  recht  fördern  wollte.  Die  Kohlen  selbst  sind  halbfette,  lang- 
flammige  und  daher  sehr  gut  für  Roslfeuerung,  dagegen  nicht  zur 
Coaksbereitung  tauglich.  Die  bestehenden  Concessionen  stammen 
aus  den  Jahren  1857—62  und  sind  folgende:  Karling  2767,  Spittel 
2880,  Kreutzwald  8,  Boucheporn  1145,  Falk  1442,  Dalheim  1608, 


132  I-    Land,  Volk  und  Verwaltung'. 

Hain  803,  Styring  2679  und  Forbaeh  2468  Hekt.  Diese  Conces- 
sionäre  haben  sich,  mit  Ausnahme  jener  von  La  Houve,  zu  einem 
gemeinschaftlichen  Betriebe  als  Kohlenwerke  der  Saar  und  Mosel 
vereinigt  und  dafür  am  22.  April  1873  einen  Vertrag  geschlossen, 
denn  sie  sahen  wohl  ein ,  dass  bei  dem  kostspieligen  Betriebe  und 
der  grossen  Nähe  der  concurrenzfähigeren  Saarkohlenwerke  nur 
durch  Vereinigung  es  möglich  würde,  die  darauf  verwendeten  Ka- 
pitalien nicht  völlig  zu  verlieren  und  den  Betrieb  f()rt/4e.Nii;en.  Im 
verflossenen  Jahre,  seit  welcher  Zeit  zu  den  zwei  betriebenen  jetzt 
noch  das  von  Merlen  hinzutreten  soll ,  wurden  mit  2038  Arbeitern 
6,179,140  Ctr.  Kohlen  im  Werthe  von  4,730,157  Frcs.  zu  Tage 
gefördert  und  theils  an  die  Wenderschen  Hüttenwerke,  tlieils  an 
die  Eisenbahn,  Fabriken  und  Private  abgesetzt.  Hat  jedoch  die 
für  das  Steinkohlengeschäft  so  günstige  Conjunctur  der  letzten  zwei 
Jahre  keine  recht  genügenden  Resultate  gewinnen  lassen,  so  werden 
dieselben  auch  in  der  nächsten  Zeit  schwerlich  auf  ei'hebliche 
Besserung  rechnen  dürfen.  Jedenfalls  darf  man  sich  auf  eine  wirk- 
lich rentable  Ausbeute  nicht  gefasst  machen,  zumal  wenn  die  Saar- 
kohlenbergwerke in  stärkerer  Weise  jetzt  betrieben  werden  sollen. 

Ein  Braunkohlenbergwerk  bei  Wolmünster  im  Kreise 
Bolchen  besteht  schon  seit  1789  und  gab  im  Anfange  eine  reich- 
liche Ausbeute,  aber  nachdem  es  verlassen  und  von  den  Umwoh- 
nern ausgeftiubt  war,  sollte  es  zwar  wieder  betrieben  werden,  aber 
man  fand  die  Arbeit  nicht  lohnend  und  gab  es  seit  1844  wieder  auf. 
Es  kommt  im  Keuper  vor  und  lieferte  Braunkohlen  und  Alaun. 

Sehr  reich  ist  der  Betrieb  an  Salzlagern  und  nehmen  die 
sieben  concessionirten  Soolfelder  im  Saar-  und  Seillethale  eine 
Oberfläche  von  <)431  Hekt.  24  Aren  ein.  Von  diesen  Concessionen 
sind  vom  25.  November  1843  Salzbronn,  Saaralbe  und  le  Ilaras 
bei  Saaralben,  1.  Deccmber  1841  Dieuze,  Moyenvic  und  Vic  und 
vom  19.  April  1844  Saldaux  bei  Ley  im  Kanton  Vic.  Von  diesen 
steht  Vic  in  neuester  Zeit  nicht  im  Bei  rieb.  Das  Salz  wird  jetzt 
überall  durch  Bohrlöcher  gewoimen,  nachdem  um  N.  Januar  18()4 
durch  unvorsichtiges  Weiterbauen  in  der  Nähe  der  angesammelten 
Wassermassen  letztere  durchbrachen  und  das  SIeinsalzlager,  das 
von  iH'U'}  bis  dahin  bergmiinni.seh  ausgebeutet  worden  war,  er- 
säufte. Jetzt  wird  auch  aus  diesem  Lager  die  Soole  vermittelst 
des  Schachts  t>enützt.  In  den  Salinen  an  der  Saar  wurden  im 
vorigen  Jahre  durch  101  Arbeiter  211,737  Ctr.  im  Werihe  von 
318,734  FrcH.  gewonnen,  in  den  Salinen  an  der  Seille  mit  10(5  Ar- 
beitern l!'l  1!'<!  Ctr.  zu  523,705  Fics.    Von  diesen  sind  die  stärksten 


17.   Bergbau,  Salzweike,  Steinlnüche.  133 

Dieuze  und  Moyenvic  mit  29  Pfannen  von  1400  Kubikmeter  und 
400,000  Ctr.  Ausbeute  und  Salzbronn  mit  60,000  Ctr.  Das  Tafel- 
salz wird  in  kleineren  Pfannen  fabricirt,  das  gewöhnliche  Salz  ist 
das  24— 2ö  stündige  und  das  ganz  grobe  wird  nicht  auf  Trocken- 
herde gebracht.  Diese  Salinen  gehören  zu  den  ältesten  in  weiter 
Gegend;  jene  von  Dieuze  wird  schon  C33  genannt,  lieber  den 
Absatz  und  die  künstlichen  Nebenprodukte  wird  im  nächsten  Ab- 
schnitte die  Rede  sein. 

Steinbrüche  sind  sehr  zahlreich  vorhanden  und  liefern  das 
mannigfaltigste  Material.  Ueberall  sind  Brüche  von  Quader-,  Hau- 
und  Bruchsteinen  und  besonders  werden  viele  Hausteine  aus  Oolith 
auf  dem  linken  Ufer  der  Mosel  gewonnen,  wo  die  unerschöpflichen 
Steinbrüche  von  Jaumont  (durch  Schienenstrang  mit  der  Eisenbahn- 
station Maizieres  verbunden),  Gravelotte,  Amanvillers,  Marange, 
Devant-le-Bois,  Peltre  und  Servigny  liegen,  deren  Steine  stark  und 
grob  sind  und  in  bedeutenden  Mengen  zu  Bauten  benützt,  sowie 
die  Mosel  hinab  verführt  werden.  Harte  Steine  aus  dem  Polypen- 
kalk finden  sich  bei  Audun-le-Tiche,  Oettingen  und  Escheringen 
nordwestlich  von  Diedenhofen  und  dienen  besonders  für  Eisenbahn- 
bauten, nur  sind  sie  sehr  spröd  und  schwer  transportabel.  Inder 
Gegend  der  Alzette  und  Orne  findet  man  viele  Tufsteine,  die  ihrer 
Leichtigkeit  wegen  gern  zu  Gewölben  und  Schornsteinen  verwendet 
werden.  Steine  aus  dem  Dolomit  des  Muschelkalks  kommen  viel 
bei  Metz  vor  und  werden  zu  Treppenstufen,  Brunnen,  Trottoirs 
u.  dergl.  gut  verwendet.  Steinbrüche  von  buntem  Sandsteine 
finden  sich  im  Süden  bei  Saarburg,  Lörchingen  und  auch  bei  Saar- 
gemünd,  wo  man  ihn  zu  Schleifsteinen  verwendet,  in  der  Gegend 
von  Saargemünd,  woher  ihn  die  Werke  von  ßärenthal  und  Mutter- 
hausen zu  Frischherden  und  Trögen  verwenden,  besonders  reich- 
lich aber  auf  dem  Kreuzberge  bei  F'orbach,  von  wo  die  Werke 
von  Styringen  ihren  "ganzen  Bedarf  beziehen.  Als  Strassenmaterial 
in  Städten  werden  die  harten  Quarzite  von  Sierck  und  Montenach 
benützt.  Zur  Erzeugung  von  Kalk  dient  besonders  der  Gryphiten- 
kalk  bei  Metz,  Metzerwiese,  Val-Ebersing,  Harraucourt,  Bacourt, 
Juville  und  Tincry  bei  Delme.  Gypsbrüche  sind  überall  verbreitet 
und  besonders  wegen  der  Düngung  der  Felder  nothwendig.  End- 
lich gibt  es  in  den  Gegenden  mit  Mergelschichten  und  Muschel- 
kalk zahlreiche  Ziegelbrennereien,  besonders  bei  Diedenhofen  und 
Forbach.  Auch  eine  schwache  Marmorader  ist  zu  Liederzing  bei 
Dieuze  vorhanden  und  wird  zur  Bearbeitung  von  Gesimsen,  Che- 
min^'s   u.   dergl.   benützt.     Der  für   den  Strassenbau   nothwendige 


134  I-    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

Kieselsandstein  wird  gewöiinlich  aus  der  Mosel  und  in  der  Nähe 
gewonnen,  jedoch  verwendet  man  zu  den  Strassen  anstatt  Steine 
jetzt  sehr  vielfach  Eisenschlacken,  die  zerstossen  werden. 


18.   Industrie  und  Handel. 

Deutsch  -  Lothringen  ist  ein  vorwiegend  Ackerbau  treibendes 
Land  und  die  Industrie  hat  sich  niemals  zu  Bedeutung  erheben 
können,  was  schon  aus  dem  Umstände  hervorgeht,  dass  keine  er- 
heblichen Städte  und  Arbeitsmittelpunkte  vorhanden  sind.  Die 
heutige  Grossindustrie  ist  erst  neueren  Datums  und  beruht  nicht 
auf  Arbeitszweigen,  welche  mehr  an  städtisches  Leben  gebunden 
sind,  sondern  auf  den  Eisenbergwerken  und  der  Glasfabrikation, 
aus  welchen  sich  erst  ein  Grossbetrieb  entwickelt  hat,  der  nun 
auch  so  ziemlich  allein  die  Fabrikation  vertritt,  da  einige  andere 
Zweige  erst  in  zweiter  Reihe  kommen  und  meistens  nur  spärlich  ver- 
treten sind.  Letztere  sind  die  an  die  Salzquellen  gebundene  Salzindu- 
strie und  die  Seiden-  und  Plüsch-Fabrikation,  welche  wie  die  übrigen 
mehr  an  den  Rändern  des  Bezirks  zu  finden  sind:  die  Eisenindu- 
strie längs  des  Westrands  desselben,  die  Glas-  und  Porzellan-Fabri- 
kation ebenso  im  östlichen  Theile  und  Seidenindustrie  an  der  Saar. 

Die  Eisenindustrie  befindet  sich  da,  wo  auch  das  Roheisen 
gewonnen  wird,  auf  dem  linken  Moselufer,  zumal  an  Orne  und 
Fensch,  und  sie  wirkt  schon  desshalb  unter  günstigen  Verhält- 
nissen, hat  aber  ausserdem  in  der  Nähe  noch  die  leichtesten  Ver- 
kehrswege sowohl  zum  Bezüge  der  Steinkohlen,  als  auch  zum  Ab- 
sätze der  Fabrikate,  welche  so  schwer  ins  Gewicht  fallen.  Es 
wird  desshalb  auch  Roheisen  nur  da  direkt  in  den  Handel  gebracht, 
wohin  der  Kohlentransport  etwas  zu  theuer  zu  stehen  kommt, 
wie  in  Noveant  und  Oettingen.  Beim  üebergange  von  Lothringen 
an  Deutschland  war  die  Befürchtung  ausgesprochen  worden,  dass 
dadurch  sowohl  die  lothringischen  Werke  als  auch  die  deutsche 
Eisenindustrie  zu  leiden  haben  werden,  indem  die  ersteren  ihres 
Abfatzes  nach  Frankreich  beraubt  würden  und  letzlere  plötzlich 
vor  einer  zu  mächtigen  Industrie  stehen  werde.  Allein  es  hat  sich 
das  Gegentheil  bewahrheitet,  denn  Deutschlund  konnte  gerade 
dies  leicht  und  gut  schweissbare  Eisen,  das  sich  so  leicht  zu 
Schmiedeisen  und  Blech  verarbeiten  lässt  und  zu  Constructions- 
weckenz  sehr  brauchbar  ist,  brauchen  und  die  Lothringer  Werke 


18.    Indushie  und  Handel.  135 

haben  ihren  Betrieb  seither  nur  noch  mehr  ausdehnen  können  und 
ein  Absatzgebiet  von  viel  grösserem  Umfange  gewonnen.  Wegen 
des  Phosphorgehalts  des  aus  dem  oolithischen  Brauneisenstein  her- 
gestellten Roheisens  gibt  es  zwar  etwas  kaltbrüchiges  Stabeisen, 
aber  wenn  jetzt  schon  dieser  Fehler  der  Minette  nicht  viel  in  An- 
schlag gebracht  wird ,  so  dürfte  er  doch  mit  der  Zeit  leicht  wieder 
paraljsirt  und  aufgehoben  werden,  sobald  man  bei  der  Roheisen- 
production  rationeller  verfahrt  und.  dem  Beispiele  der  Engländer 
folgend,  das  gehandhabte  Verfahren  vervollkommnet.  Die  gegen- 
wärtige Conjunctur  ist  zwar  nicht  gerade  günstig,  weil  in  den  zu 
sehr  gestiegenen  Preisen  eine  Reaction  eingetreten  ist,  aber  sie 
wird  bald  wieder  vorübergehen  und  dann  die  natürlichen  Verhält- 
nisse sich  nur  um  so  gesunder  weiter  entwickein. 

Die  Eisenindustrie  umfasst  folgende  Werke  nach  der  Statistik 
des  Bergamts: 

1)  Die  drei  grossen  Werke  von  Fr.  de  Wendel  Enkel  «fc  Comp, 
zu  Hayingen,  Moyeuvre  und  Stjringen  und  Umgegend  dieser 
Hauptorte.  Von  diesen  hat  Hayingen  an  der  Fensch  ^>  Hochöfen, 
5  Kupolöfen,  26  Puddelöfen,  15  Schweissöfen,  4  Frischfeuer  und 
noch  mehrere  Zubehörden  mit  etwa  3000  Arbeitern-,  Moyeuvre 
an  der  Orne  4  Hochöfen,  45  Puddelöfen  und  Zubehör  mit  2b00 
Arbeitern  und  Stj' ringen  bei  Forbach  4  Hochöfen  und  52  Puddel- 
öfen mit  1500  Arbeitern.  Alle  diese  Werke,  welche  hauptsächlich 
Bau-  und  Fa^oneisen  liefern,  stehen  durch  besondere  Schienen- 
stränge und  Bahnanlagen  mit  den  Eisenbahnen  in  Verbindung  und 
sind  auf  das  Beste  mit  Allem  ausgestattet,  was  nur  zu  grossartigem 
Betriebe  nothwendig  ist;  ausserdem  aber  sind  für  die  Arbeiter 
Wohnungen,  Kranken-  und  Pensionskassen  und  Schulen  einge- 
richtet. Die  Familie  hatte  schon  1857  wegen  des  gemeinschaft- 
lichen Betriebs  einen  Vertrag  auf  dreissig  Jahre  geschlossen  und 
die  Wittwe  in  die  Gemeinschaft  einen  Werth  von  23,527,662  Frcs. 
eingebracht;  wegen  der  geänderten  Verhältnisse  ist  aber  1872 
ein  neuer  Vertrag  geschlossen  worden  und  hat  seither  das  Unter- 
nehmen einen  bedeutend  höheren  Werth  erlangt  und  sich  auch 
ausgedehnt.  Ein  bedeutender  Vortheil  desselben  besteht  darin, 
dass  es  Alles,  was  es  zu  seinem  Werke  braucht,  ausser  Kohlen, 
selbst  besitzt  oder  arbeitet,  wie  z.  B.  Backsteine,  Ziegel  u.  dergl. 

2)  Das  Hüttenwerk  des  Grafen  von  Hunolstein  zu  Oettingen 
an  der  luxemburgischen  Gränze,  welches  von  der  Gesellschaft 
Jahiet,  Gorand,  Lamotte  und  Comp,  gepachtet  ist  und  den  Eisenstein 
aus  dem  Eisen berg werke  desselben  Eigenthümers  bezieht.    Es  hat 


13»)  !•   Land,  Volk  und  Verwaltung. 

5  Hochöfen,  1  Kupolofen,  4  Puddelöfen  u.  s.  w. ,  arbeitet  mit 
600 — 750  Arbeitern  und  liefert  Roh-  und  Gusseisen  zum  Verkaufe, 
Gusswaaren,  Röhren  u.  s.  w. 

3)  Der  Hochofen  zu  Audun-le-Tiche  westlich  von  vorigem, 
der  Gesellschaft  Bauret,  Lajeune  und  Comp,  gehörig,  erzeugt  auf 
2  Hochöfen  mit  Zubehör  und  700  Arbeitern  Frischerei-Roheisen  und 
auch  Gussröhren. 

4)  Das  Hüttenwerk  zu  Ars,  eigentlich  aus  zwei  Werken  be- 
stehend, St.  Paul  und  St.  Benoit,  früher  der  Firma  Dupont  und 
Dreyfuss  gehörig  und  seit  Spätjahr  1872  an  ein  Consortium  der 
österreichischen  Creditanstalt  und  zweier  Banken  in  Berlin  und 
Frankfurt  übergegangen,  mit  6  Hochöfen,  34  Kupolöfen,  1  Gas- 
flammofen und  anderen  Zubehörden  und  1500  Arbeitern.  Dasselbe 
liefert  alle  Arten  von  fagonnirtem  Eisen,  Eisenbahnartikel,  Guss- 
waaren u.  dergl.,  und  ist  in  der  weiteren  Entwickelung  begriffen. 

5)  Das  Hüttenwerk  zu  Ars  von  Karcher  und  Westermann  mit 
2  Hochöfen,  2  Kupolöfen,  16  Puddelöfen  und  1300  Arbeitern,  liefert 
voraugsweise  kleineres  Fagoueisen,  verschiedene  Sorten  von  Fein- 
eisen, Grubenschienen  und  verzinnte  und  emaillirte  Blechwaaren. 

6)  Das  Hüttenwerk  zu  Nov^ant,  einer  Aktiengesellschaft 
gehörig,  das  aber  nur  einen  Hochofen  hat,  120  Arbeiter  beschäf- 
tigt und  lediglich  Frischerei-Roheisen  zum  Verkaufe  producirt. 

7)  Der  Hochofen  zu  Kreutzwald  an  der  Gränze  gegen 
Preussen,  im  Kreise  Bolchen,  der  Gesellschalt  Schliuker  und  Comp, 
gehörig,  mit  Giesserei  und  2  Kupolöfen,  liegt  seit  mehreren  Jahren 
schon  kalt. 

S)  Das  Stahlwerk  in  Homburg  an  der  Rössel,  der  Gesellschaft 
Gebrüder  Gouvy  und  Comp,  gehörig,  mit  5  Puddelöfen,  3  Schweiss- 
öfen,  2  Frischfeuern,  12  RafTmirfeuern,  1  Cementirofen,  3  Walzen- 
strassen, 1  Kupolofen,  1  Federfabrik,  Schaufelfabrik  und  3(50  Ar- 
beitern, verarbeitet  in-  und  ausländisches  Roheisen  und  producirt 
Stahlstangen,  Stahlblech,  Federn,  Pflugscharen,  Schaufeln  u.  dergl. 

9)  Das  Eisen-  und  Stahlwerk  Mutter  hausen  im  Süden  des 
Bitscher  Lands,  der  Firm«  von  Dietrich  um\  (^omj).  zu  Niederbronn 
gehörig  und  mit  deren  dortigen  Werken  in  Verbindung  stehend, 
mit  Hülzkohlenofen,  Kupolofen,  Gussflammöfen,  <S  l'uddelöfen, 
2  Besseiner-Oefen  und  430  Arbeitern,  fubricirt  Bandeisen,  Eisen- 
blech, Wagenachsen  und  ühnliche  Artikel. 

10)  Das  Stahlwerk  zu  Büronthal  von  Coideaux  und  ('omp. 
in  deruelhen  Gegend,  mit  Puddelofen,  2  Rohslahlfeuern,  1  Raflinir- 
ofen,  1  Würmofen,  1  Flnmmofen,  2  GussHlahlöfen  u.  a.,  und  etwa 


18.    Industrie  und  Handel.  137 

60 — 80  Arbeitern ,  verarbeitet  meistens  ausländisches  Holzitohlenroh- 
eisen  zu  Stabeisen,  Rohstahl,  raffinirtern  Stahl  und  Gussstahl  für  die 
zugehörigen  Werkzeug-,   Sensen-    und  Waffenhämmer  im  Elsasse. 

11)  Die  Eisenhütte  von  Lusson,  Salmon  u.  Comp,  zu  Hemingen 
im  Kreise  Saarburg  mit  2  Hochöfen,  die  nur  Gussroheisen  zum 
Verkaufe  liefert. 

12)  Die  Blankschmiede  von  Somborn  zu  Bolchen  mit  einem 
Schweissofen  und  etwa  70  Arbeitern. 

13)  Der  Frischhammer  zu  St.  Fontaine  bei  Forbach,  der 
Firma  Simon  gehörig,  mit  2  Frischfeuern. 

14)  Der  Stahlhammer  zu  Garburg  bei  Saarburg,  der  Firma 
Goldenberg  und  Comp,  zu  Zorndorf  bei  Zabern  gehörig,  mit  2 
Raffinirstahlhämmern. 

15)  Der  Hammer  zu  Albersweiler  in  demselben  Kreise, 
der  Firma  Batelot  gehörig,  mit  1  Frischfeuer. 

16)  Das  Hüttenwerk  von  A.  Pougnet  zu  Mai  zier  es  bei  Metz 
mit  2  Hochöfen,  das  aber  erst  in  der  Errichtung  begriffen  ist. 

Endlich  gibt  es  noch  einige  kleinere,  zur  Eisenindustrie  ge- 
hörige Werke  zu  Montigny,  St.  Julien,  Devant-les-Ponts, 
St.  Avold,  Saargemünd,  Rozerieulles,  Königsmachern 
u.  8.  w.,  die  jedoch  nur  mehr  für  den  lokalen  Bedarf  und  die 
Umgegend  arbeiten.  Eine  eigentliche  tüchtige  Maschinenfabrik 
fehlt  noch  im  Bezirke  und  wäre  doch  so  noth wendig,  da  man  sich 
fast  für  jeden  Bedarf  über  die  Gränze  des  Bezirks  wenden  muss. 
Die  Stadt  Metz  oder  deren  Umgebung  wäre  der  beste  Platz  dafür. 

Die  neuesten  Nachweisungen  der  Montanstatistik  geben  für 
diese  Industrie  folgende  Resultate,  wonach  producirt  wurde: 

1)  Auf  9  Werken  mit  25  betriebenen  Hochöfen  aus  15,324,566 
Ctr.  Eisenerzen  und  mit  1133  Arbeitern  5.267,958  Ctr.  Roheisen  in 
Masseln  und  Gusswaaren  erster  Schmelzung  im  Werlhe  von 
28,864,370  Frcs.; 

2)  auf  9  Werken  mit  14  Kupolöfen  und  3  Flammöfen  und 
471  Mann  274,687  Ctr.  Gusswaaren  erster  und  zweiter  Schmelzung 
im  Werthe  von  3,179,275  Frcs.; 

3)  auf  10  Werken  mit  157  Puddelöfen,  5  Frischfeuern  und 
5(563  Arbeitern  3,778,776  Ctr.  Roheisen  und  2,678,576  Ctr.  fertige 
Eisenfabrikate  im  Werthe  von  39,793,054  Frcs.,  wobei  jedoch  da- 
von 26,695  Ctr.  in  den  Werken  selbst  verbraucht  wurden; 

4)  an  Rohstahl -Fabrikaten  und  Luppen  auf  3  Werken  mit  8 
Puddelöfen,  3  Frischfeuern,  2  Bessemer-Oefen ,  5  Schweissofen, 
1  Cementirofen    und    499  Arbeitern   106,523  Ctr.   im  Werlhe   von 


138  *  I-    I-and,  Volk  und  Verwaltung:. 

3,349,242-  Frcs.  aus  134,004  Ctr.  Roheisen  und  Rohstahleisen,  wo- 
von nur  1530  Ctr.  auf  dem  Werke  selbst  verbraucht  wurden^ 

5)  an  Gussstahl  mit  1  Puddelofen,  3  Ziegelöfen,  1  Cementir- 
ofen  und  6  Mann  aus  3414  Ctr.  Rohstahl  3176  Ctr. 

Diese  Production  hat  1873  gegen  das  Vorjahr  im  Ganzen 
keine  erheblichen  Aenderungen  erfahren,  indem  das  eigentliche 
Zurückgehen  der  Eisenpreise  erst  gegen  Ende  des  Jahrs  sich  be- 
merklich machte. 

Von  Bedeutung  ist  ein  anderer  hierher  gehöriger  Zweig,  näm- 
lich die  Fabrik  von  F.  Haffner  in  Saargemünd,  welche  nieht  blos 
alle  Maschinentheile,  sondern  auch  mechanische  Präcisionswerk- 
zeuge  verfertigt  und  eine  bedeutende  Kunstschlosserei  damit  ver- 
bindet. Ausser  physikalischen  Instrumenten,  chemischen  Apparaten 
u.  dergl.  sind  besonders  ihre  eisernen  Geldschränke  und  Sicher- 
heitsschlösser von  hohem  Rufe  und  hat  sie  einen  ziemlich  be- 
deutenden Export. 

Die  Salinen  in  Lothringen  wären  eines  viel  stärkeren  Be- 
triebs föhig,  wenn  nicht  die  Concurrenz  so  gross  wäre.  Sie  werden 
sich  aber  dafür  auf  einer  bestimmten  Höhe  halten  können  und 
künftig  mehr  Nebenprodukte,  namentlich  chemische  Erzeugnisse 
liefern,  wofür  in  Dieuze  schon  länger  eine  bedeutende  Fabrik  be- 
steht. Die  jährliche  Production  wurde  1872  angegeben  zu  5(50,738  Ctr. 
Kochsalz  im  Werthe  von  246,883  Thlr.  und  1000  Ctr.  Glaubersalz 
aus  Pfannenstein  zu  3200  Thlr.  Werth,  1873  zu  705,933  Ctr. 
Koclisalz  im  Werthe  von  842,439  Frcs.  In  der  chemischen  Fabrik 
von  Dieuze  wurden  aber  weiter  producirt  172,022  Ctr.  Schwefel- 
säure, 6380  Ctr.  Salpetersäure,  200,710  Ctr.  Salzsäure,  04,374  Ctr. 
Soda,  37,204  Ctr.  calcinirte  Soda,  20,8.S0  Ctr.  Chlorkalk,  152,722  Ctr. 
calcinirtes  Glaubersalz  und  1800  Ctr.  chlorsaures  Kali.  Ausserdem 
hat  aber  die  Fabrik  begonnen  Kalkphosphat  und  Kalksuperphos- 
phat zu  produciren  und  wird  sie  damit  jedenfalls  der  Landwirth- 
.schaft  einen  grossen  Dienst  erweisen.  Bezüglich  der  Fabrikation 
wird  noch  angegeben,  dass  ausser  (»80,000  Ctr.  Sanrkohlen  von 
fremden  Rohmaterialien  verbraucht  wurden  300,000  Ctr.  Kalkstein, 
.30,0(X)  Ctr.  gebrannter  Kalk,  180,000  Ctr.  Schwefelkies  und 
28,000  Ctr.  Braunstein. 

Im  nordwestlichen  Thcile  des  Landes  und  zwar  itn  Bitsoher 
Lande,  sowie  im  Süden  in  den  Vogescn  besteht  eine  sehr  bedeu- 
tende GhiHindiiBtrie  mit  den  Werken  St.  Louis,  Götzen  brück, 
MeiHcnthal  und  Valleryfithul,  welche  aus  den  alten  gewöhn- 
lichen GlaHhütten    hervorgingen,   deren    es   übrigens    in    früheren 


18,   Industrie  und  Handel.  139 

Jahrhunderten  im  Bezirke  noch  eine  ganze  Anzahl  gab,  so  lange 
dafür  die  Wälder  Ueberfluss  an  Holz  hatten.  Von  letzteren,  die 
Fenster-  oder  Tafelglas ,  Gläser  und  Flaschen  liefern,  bestehen  nur 
noch  die  Fabriken  in  Pepinville  bei  Richemont  mit  40 — 50  Ar- 
beitern, Forbach  mit  110 — 120  Arbeitern,  Schönecken  bei 
Forbach  mit  70 — 80  Arbeitern  und  Chäteau-Salins  mit  ebenso- 
viel Arbeitern  und  Ueckingen.  Vorletztere  Glashütte  liefert  nur 
weisses  Tafelglas,  dessen  reiner  Glanz  durch  Beimengung  von 
feinem,  aus  Frankreich  bezogenem  Sand  hervorgebracht  wird  und 
das  auch  in  kannelirtem  und  mousselinirtem  Muster  viel  Absatz 
im  Lande  hat.  In  Forbach  wird  blos  buntes  oder  farbiges  Glas 
producirt.     Diese  Glaswaaren  sind  übrigens  ziemlich  billig. 

Von  den  erstgenannten  drei  Fabriken,  welche  nach  zahlreichen 
Umwandlungen  an  Aktiengesellschaften  übergegangen  sind,  steht 
jene  zu  St.  Louis  obenan  und  darf  kühn  den  berühmten  böh- 
mischen Fabriken  zur  Seite  stehen,  ja  mag  sie  an  Geschmack 
noch  übertreffen.  Sie  beschäftigt  gegen  2000  Arbeiter,  hat  einen 
Umsatz  von  (5—8  Millionen  Franken  und  zeichnet  sich  besonders 
durch  die  kunstvolle  Glasschleiferei  und  den  metallischen  Klany, 
der  Produkte  aus.  Sie  liefert  alle  Erzeugnisse  wie  die  böhmische 
Industrie  und  sie  die  Mode  verlangt,  und  hat  sich  daher  auch  nach 
dem  Kriege  den  bedeutenden  Absatz  in  Frankreich  erhalten.  Auf 
den  früheren  französischen  Ausstellungen  wurde  diesen  Erzeug- 
nissen dieser  Fabrik  der  erste  Rang  zuerkannt  und  es  war  nur  zu 
bedauern,  dass  sie  nicht  auch  in  Wien  ausgestellt  hat.  Die  Fa- 
brik in  Meisenthal,  ganz  in  der  Nähe  der  beiden  anderen, 
liefert  ordinäre  und  feine  Glaswaaren,  ganz  in  ähnlicher  Weise, 
aber  nicht  von  so  hoher  Kunstfertigkeit.  Sie  hat  ebenfalls  an  1200 
Arbeiter  und  arbeitet  jetzt  meistens  für  Deutschland,  wo  ihr  Fa- 
brikat grossen  Anklang  gefunden  hat.  Ihr  Absatz  hat  sich  daher 
nach  dem  Kriege  eher  noch  vergrössert.  Die  dritte  Fabrik  in 
Götzen  brück  ist  von  geringerem  Umfange,  beschäftigt  nur  gegen 
800  Arbeiter  und  liefert  Brillen-  und  Uhrgläser,  vergoldete  und 
versilberte  Glaskugeln,  Leuchter  und  ähnliche  Gegenstände.  Ihr 
Absatz  ist  nicht  minder  bedeutend  und  dehnt  sich  immer  mehr 
aus.  Der  grössere  Theil  des  Absatzes  geht  übrigens  über  das 
Meer,  wie  auch  schon  früher,  wo  sie  auch  wegen  des  billigen 
Preises  sehr  beliebt  ist.  In  Vallerysthal  wird  die  Fabrikation 
in  ähnlicher  Weise  betrieben  und  geht  der  Absatz  hauptsächlich 
nach  Frankreich. 

Zu  den  bedeutenderen  Industriezweigen  gehört  hier  auch  die 


J  40  ^-    I'ft"''  •  Volk  und  Verwaltung. 

Porzellan manufaktur  von  Utzschneider  und  Comp,  in  S aar- 
gem und,  welche  an  2500  Arbeiter  beschäftigt  und  jährlich  an  5  Mil- 
lionen Frcs.  umsetzt.  Das  Fabrikat  ist  von  ausgezeichneter  Güte, 
umfasst  alle  Zweige  des  Gebrauchs  und  arbeitete  früher  nur  für 
den  französischen  Markt.  Seit  dem  Kriege  hat  die  Fabrik  ihren 
Absatz  aber  auch  nach  Deutschland  ausgedehnt  und  in  Frankreich 
eine  Filiale  zu  Limoges  errichtet,  welche  sodann  in  Wien  bei  der 
Ausstellung  vertreten  war.  Auch  in  Sierck  ist  eine  Porzellan- 
fabrik von  Ch.  Lamort,  doch  ist  dieselbe  von  geringerem  Umfange. 

Einen  weiteren  Hauptzweig  der  industriellen  Thätigkeit  bildet 
die  Plüsch-  und  Seide fabrikation,  welche  von  den  Firmen 
Escales  und  Hatry  und  P.  Massing  Wittwe  und  Comp,  in  Saar- 
gemünd  und  Massing  freres  und  Comp,  in  Püttlingen  (Plüsch)  und 
G.  Lacour  in  Saargemünd  (Seide)  betrieben  wird,  aber  sich  nicht 
auf  beide  Orte  beschränkt,  sondern  Hunderte  von  Leuten  in  allen 
Ortschaften  der  ganzen  Umgegend  auf  5 — 6  Stunden  Entfernung 
beschäftigt.  Der  Umsatz  beträgt  an  8 — 10  Millionen  Franken  und 
das  Fabrikat  nimmt  die  erste  Stelle  auf  dem  Markte  ein  wegen 
seiner  tiefschwarzen  Farbe  und  des  firnissartigen  Glanzes.  Das 
Seidengespinnst  dazu  wird  aus  Südfrankreich  bezogen  und  die 
Färberei  findet  in  der  Saar  statt,  deren  Wasser  sich  dazu  vor- 
zugsweise eignet.  Der  Hauptabsatz  geht  nach  England  und  Nord- 
amerika, er  dehnt  sich  aber  nach  und  nach  über  Deutschland 
aus.  Wollspinnereien  von  kleiner  Ausdehnung  befinden  sich  in 
Büding,  Diedenhofen,  Richemont  und  Waibelskirchen,  1  Kamm- 
garnspinnerei, 2  Strumpfwaarenfabriken,  2  Watten- 
fabriken und  ()  Flanellfabriken  in  Metz,  ebendaselbst  J  Hals- 
binden-, Corsetten-  und  Handsohuhfabrik,  4  Weisszeug- 
fabriken  in  Gorze,  Hayange,  Saulny  und  Vittoncourt.  Die 
Netzfabriken  zu  Bolchen,  Diedenhofen  und  Älarsal  beschäftigen 
vorzugsweise  die  Frauen  auf  dem  Lande,  ebenso  in  denselben  Ge- 
genden die  Strickerei  von  Handschuhen. 

Von  grosser  Ausdehnung  ist  die  Fabrikation  von  Stroh-  und 
Bafitgeflecli  ten  zu  Strohhüten,  welche  ihren  Sitz  in  Saaralbcii 
hat,  aber  alle  Orte  in  ziemlich  weiter  Umgebung  damit  beschäi'tigl. 
Eb  bestellen  daselbst  die  Fabriken  von  .1.  G.  Heclor,  M.  Joseph, 
V.  Langlard,  J.  V.  Wild  und  Sohn  und  ('.  Ziibel  und  der  Jähr- 
liche UmHatz  betrug  wohl  im  12  Millionen  Franken.  Bast  und 
PnnnmiiHtroli  werden  aus  Amerika  bezogen  und  das  Fabrikat  ging 
früher  ausschliesslich  nach  Frankreich  und  den  Niederlanden.  Seil 
dein   Kriege   hat   aber   der  Zoll   die   Einfuhr    ungemein  orschwerl. 


18.    Industrie  und  Handel.  141 

SO  dass  sich  die  Fabriiiunternehmer  entschlossen,  die  Hüte  nicht 
mehr  fertig  zu  machen,  sondern  das  Geflecht  als  Halbfabrikat,  das 
nur  wenig  Zoll  bezahlt,  nach  Nancy  und  Paris  zu  schicken,  wo  es 
fertig  gemacht  wird.  Dadurch  entgeht  aber  Lothringen  der  beste 
Theil  des  früheren  Verdieusts,  da  die  werthvollere  Arbeit  jetzt 
auswärts  gemacht  wird. 

Was  den  übrigen  Theil  der  Industrie  betrifft,  so  besteht  er 
in  einzelnen  Fabriken,  von  welchen  nur  die  Papiermachedosen- 
fabrik von  Adt  in  Forbach  iind  die  Zündstreichhölzchenfabrik  von 
Couturier,  Custer  und  Comp,  und  die  Cichorienfabrik  von  Andre 
Boecking  in  Saargemünd  hervorragen.  Das  Uebrige  sind  meistens 
Geschäfte  in  Metz  selbst,  die  jedoch  keinen  Grossbetrieb  haben. 
Es  sind  noch  folgende  daselbst:  zahlreiche  Gerbereien,  (5  Wagen- 
fabrikeu,  5»  Möbelfabriken,  6  Oelfabriken,  2  Schuh-,  2  Tabak-, 
2Liqueur-,  2  Billard-,  2  Pfeifen-  und  3  Bürstenfabriken,  ferner  je 
eine  Fabrik  für  Ambose,  Pergamentweiss,  Stecknadeln,  Pappdeckel, 
Säcke,  Chemikalien,  Tapeten,  Schachteln,  Drahtgeflechte,  Nägel, 
musikalische  Blechinstrumente,  Stühle,  Spiegel,  Essig  und  Wachs,  eine 
Glockengiesserei  und  Schifl'bauerei.  Ausserhalb  dieser  Stadt  zu  Ars 
eine  Papiermühle,  Bolchen  eine  Lederlackiranslalt  und  Quiiicaillerie- 
fabrik,  Forbach  Formziegelbrennerei,  Jouj-aux-Arches  Conserven- 
fabrik,  Marly  Cichorienfabrik,  Montigny  Speisenudelnfabrik,  Porcelette 
Bohrerfabrik,  Rombas  Fourniersäge,  Saargemünd  Wachszieherei  und 
Fabrik  von  steinernen  Fliesen,  Sablon  Cautschukfabrik,  St.  Avold 
zwei  chemische  P'abriken  und  eine  Stärkemehlfabrik,  in  Sierck  eine 
Wachszieherei,  Sohllederfabrik  und  Sämischgerberei,  ferner  in  Dieuze 
und  Vallieres  Ackerbauwerkzeugefabriken.  Endlich  gibt  es  noch 
zahlreiche  Gerbereien  in  Metz  und  werden  daselbst  von  zwei  Firmen 
Heiligenbilder,  auch  Kirchenbilder  und  Paramente  fabrieirt.  Auf 
dem  Lande,  besonders  im  Gebirge  verfertigt  man  auch  verschiedene 
Holzwaaren,  wie  Holzschuhe,  Schaufeln,  Kübel,  Bütten  und  selbst 
sogenannte  Nürnberger  Waaren.  Bedeutend  sind  endlich  in  den 
Vogesen  die  Sägemühlen  und  Holzschneidereien,  wogegen  das 
Müllergewerbe,  die  Bierbrauerei  u.  dergl.  keinen  grösseren  Betrieb 
aufzuweisen  haben.  Die  früher  ziemlich  bedeutend  gewesene  Hand- 
stickerei ist  erheblich  zurückgegangen. 

Der  Handel  war  in  diesen  Gegenden  niemals  bedeutend  und 
war  namentlich  kein  Grosshandel.  So  lange  die  überseeischen 
Wege  nicht  eröffnet  waren  und  namentlich  Frankreich  keinen 
eigentlichen  Seehandel  hatte,  stand  Metz  und  dadurch  auch  Loth- 
ringen hauptsächlich  mit  Frankfurt  in  Verbindung  und  bezog  daher 


142  !•   Laii'Ij  Volk  iiiul  Verwaltung. 

seine  Hauptbedürlnisse,  während  es  dahin  seine  wenigen  Export- 
Partikel  sandte.  Mit  der  Vergewaltigung  durch  Frankreich  brachen 
aber  derartige  Verbindungen  nach  dem  Rheine  ab,  und  während 
die  französische  Regierung  bestrebt  war,  das  Land  auch  für  In- 
dustrieartikel und  den  Handel  vom  Innern  Frankreichs  und  seinen 
Seehäfen  abhängig  zu  machen,  und  daher  bessere  Verkehrswege 
dahin  anzulegen  suchte,  Hess  man  jene  nach  Deutschland  verfallen 
und  zwar  schon  aus  militärischen  Rücksichten,  um  das  Eindringen 
deutscher  Armeen  möglichst  zu  erschweren.  Was  also  vom  früheren 
Handel  noch  übrig  war,  ging  nach  und  nach  verloren,  wie  es 
z.  B.  auch  die  Schififahrt  zeigt,  welche  auf  der  Mosel  ziemlich 
lebhaft  war  und  selbst  bis  Metz  Dampfboote  gehen  Hess,  während 
jetzt  davon  fast  gar  nichts  mehr  vorhanden  ist.  Es  wurde  zwar 
schon  seit  dreissig  Jahren  von  Metz  und  auch  dem  Lande  aus  die 
Regierung  bestürmt,  für  Eröffnung  besserer  Verkehrswege,  nament- 
lich Eisenbahnen ,  zu  sorgen ,  und  es  kamen  auch  die  zwei  Linien 
von  Metz  nach  Saarbrücken  und  Luxemburg  zu  Stande,  allein  das 
französische  Handels-  und  Zollsystem  liess  einen  ordentlichen  Handel 
nicht  aulkommen,  wenn  sich  auch  befähigte  Leute  und  Kapitalisten 
dafür  gefunden  hätten.  Man  war  zu  sehr  von  Frankreich  und 
namentlich  Paris  abhängig  geworden  und  entbehrte  auch  der  ent- 
sprechenden Exportartikel,  um  wieder  Handelsgeschäfte  mit  Deutsch- 
land zu  versuchen  und  es  gab  nicht  wenig  Leute,  welche  die  er- 
wähnten beiden  Eisenbahnen  nur  aus  strategischen  Zwecken  er- 
baut glaubten  und  nicht  mehr  von  ihnen  erwarteten  als  von  der 
durch  Napoleon  I.  nach  Mainz  erbauten  Kaiserstrasse,  welche  für 
Metz  nichts  anderes  brachte,  als  die  Ueberfluthung  mit  den  Ver- 
wundeten von  Leipzig  und  die  von  ihnen  eingeschleppten  tödtlichen 
Epidemieen.  Der  jetzt  bestehende  Handel  ist  also  mehr  ein  solcher 
für  die  Befriedigung  der  Lokalbedürt'nisse  und  einen  ziemlich  engen 
Umkreis  und  dafür  ist  er  auch  heute  noch  meistens  von  Frank- 
reich abhängig  und  sind  erst  für  einzelne  üegenslände  Verbin- 
dungen mit  Deutschland  angeknüpft  worden  und  (liest'  Inst  nur  von 
eingewanderten  Deutschen. 

Natürlich  geben  verschiedene  Artikel  ziemlich  bedcuteiule  Men- 
gen forden  Eisenbahnverkehr,  wie  Roheisen,  Eisent'abrikate,  Steine, 
die  Fabrikute  der  Glas-  und  Porzellanmanufakturen,  ferner  Schweine 
und  Schanfe;  aber  dieselben  bilden  mehr  blosse  Exportartikel  ohne 
Vcrinittelung.  Auch  frunzÖHische  Weine,  Oonllturen,  Zucker  u.  dgl. 
bilden  einige  Exportartikel.  Sonst  aber  ist  ein  Haupturtikel  nur 
noch    Holz   und    Bretter,    welche   auf  dem    Mosclkanaie    von    der 


18.   Industrie  und  Handel.  143 

oberen  Mosel  und  Meurthe  herbeigeführt  werden  und  weiter  nord- 
wärts Absatz  finden.  Unter  den  Einfuhrartikeln  stehen  Stein- 
kohlen, Spiritus  und  Bier  so  ziemlich  obenan  und  die  übrigen 
Gegenstände  treten  nur  als  vereinzelte  Handelsartikel  und  in  schwa- 
chen Mengen  auf.  Für  manche  Gegenstände  Hesse  sich  jedoch 
noch  ein  erklecklicher  Handel  begründen,  wenn  es  nur  nicht  an 
unternehmenden  Leuten  und  Kapital  fehlte.  Aber  zum  Handels- 
verkehr mit  Deutschland  wäre  es  vor  Allem  nothwendig,  dass  die 
deutschen  Geschäftsleute  sich  das  pünktlichere,  coulantere  Ver- 
fahren der  Franzosen  aneigneten  und  nicht  nachdem  sie  die  Waaren 
bezogen  haben,  mit  der  Zahlung  Ausflüchte  machen  und  nachträg- 
lich an  den  Waaren  selbst  mäkeln. 

Es  soll  jetzt  die  Mosel  fertig  kanalisirt  und  schiffbar  gemacht 
werden  und  ward  auch  ein  Niedkanal  zur  Verbindung  der  Mosel 
mit  der  Saar  projectirt;  aber  gerade  letzteren  hat  der  Bezirkstag 
so  eben  mit  dem  Bemerken  abgelehnt,  weil  er  darin  keinen  Vor- 
theil  sehe,  und  er  ihn  nicht  wolle,  und  die  Arbeiten  an  der  Mosel 
scheinen  bei  Metz  still  stehen  und  nicht  weiter  nördlich  fortgesetzt 
werden  zu  sollen.  Von  Schiffen  auf  diesem  oberen  Theile  der 
Mosel  sieht  man  daher  nur  hier  und  da  noch  einen  Kahn  mit  Heu 
oder  Sand.  Dagegen  kommen  immer  noch  viele  Flösse  an  und 
ist  der  Verkehr  damit  lebhaft.  Ein  Haupthandelsgeschäft  besteht 
aber  im  Bankverkehr  und  bestehen  dafür  mehrere  grössere  Häuser, 
wie  die  Filialien  der  Preussichen  Bank,  der  Luxemburger  Bank, 
der  Elsass- Lothringer  Bank  und  die  Bankhäuser  Gaudchaux  und 
Comp.,  Mayer  und  Comp,  und  Koch  und  Comp,  nebst  noch  einer 
Anzahl  von  Geldwechslern.  Von  diesen  werden  die  Hauptgeschäfte 
der  französischen  Häuser  hauptsächlich  mit  Frankreich  gemacht 
und  für  ihre  Klientel,  welche  zumeist  französische  Renten  und 
Werthpapiere  besitzen,  ist  Paris  immer  noch  der  einzige  Börsen- 
platz. Die  deutschen  Häuser  stehen  mit  Frankfurt  und  Berlin  in 
Verbindung  und  für  deutsche  Papiere  sind  die  Börsen  daselbst  mass- 
gebend. Für  Getreide-  und  einige  andere  Geschäfte  werden  die 
Unterhandlungen  in  der  Regel  in  einem  der  Kaffeehäuser  am  Rath- 
hausplatze  abgemacht. 

Eine  besondere  Schwierigkeit  für  den  Handel  bieten  die  Geld- 
und  Münzverhältnisse.  Die  Elsass-Lothringische  ßodenkredit- 
gesellschaft  besorgt  die  Geldgeschäfte  jetzt  zwar  für  die  Gemeinden, 
aber  sonst  mangelt  es  so  ziemlich  an  Geld  und  Kredit  und  es  wird 
noch  längere  Zeit  schwer  halten,  dieselben  für  die  Zwecke  des 
gewöhnlicheren  Geschäftsstands  flüssig  zu  machen.     Für  eine  Vor- 


144  !•   Land,  Volk  und  Verwaltung:. 

schussbank  ist  auch  die  Zeit  noch  nicht  gekommen.  Endlich  sind 
gerade  für  dies  Gränzland  die  Münzverliäitnisse  sehr  ungünstig 
und  wird  selbst  die  Durchführung  der  Markwährung  die  Schwierig- 
keiten nicht  alle  aus  dem  Wege  räumen,  da  sie  für  den  Verkehr 
mit  Frankreich  nicht  geeignet  ist.  Mark-  und  Frankenwährung 
werden  sich  also  in  diesen  Gegenden  noch  lange  die  Waage  halten. 
Am  willkommensten  aber  wird  es  dem  Lande  sein,  wenn  es  von 
dem  vielerlei  deutschen  Papiergeld  befreit  wird  und  es  der  Reichs- 
regierung gelingen  sollte,  nur  ein  einziges  Papiergeld  noch  cour- 
siren  zu  lassen. 

Für  den  grösseren,  namentlich  den  Transithandel  knüpft  man 
einige  Hoffnung  an  die  grosse  Transitlinie,  welche  nach  Eröffnung 
der  Gotthardbahn  von  England  über  Belgien,  Metz,  Strassburg 
und  Basel  nach  Italien  und  Asien  gehen  soll;  aber  wenn  auch 
nicht  der  Umweg  über  Metz  dadurch  abgeschnitten  werden  würde, 
dass  die  Linie  von  Diedenhofen  direkt  über  Saargemünd  geführt 
wird,  was  bekanntlich  bald  in  Aussicht  steht,  so  hätte  doch  nur 
die  Eisenbahnkasse  den  Vortheil  davon  und  würde  es  sehr  wenig 
für  den  Platz  Metz  und  seinen  Handel  ausmachen.  Ebenso  wäre 
auch  die  Ausfüllung  der  Linie  von  Remilly  nach  Saarburg  keine  in 
die  Wagschaale  fallende  Verkürzung  der  Route,  an  welcher  kein 
Handel  liegt.  Man  darf  sich  daher  bezüglich  der  Entwicklung  eines 
erheblichen  Handels  von  Lothringen  keine  Illusionen  machen,  denn 
hinderte  früher  dem  Lande  die  deutsche  Grünzlinie  den  Verkehr 
nach  und  vou  Deutschland,  so  ist  es  umgekehrt  jetzt  mit  der  fran- 
zösischen Gränzlinie  gegen  Westen  der  Fall  und  das  uralte  Han- 
delsfeld an  der  oberen  Mosel  und  Meurthe  ist  für  Unter- Lothringen 
jetzt  gar  nicht  mehr  zu  haben. 


19.   Wissenschaft  und  Kunst. 

Mit  Wissenschaft  und  Kunst  war  es  im  Umfange  des  Bezirke 
niemals  sehr  sonderlich  bestellt.  Es  fchlle  lange  an  besseren 
Schulen  und  nur  die  Klostergcistlichen  hielten  solche  in  Metz, 
Thionville  und  Sierck,  sowie  in  Pfalzburg,  worin  der  Unterrichl 
in  mönchischem  Sinne  geleitet  wurde.  Erst  im  .lahre  IMOO  er- 
riciitctc  man  sodann  in  Metz  ein  Lyceum,  aber  auch  in  höchst  un- 
vollkommener Weise  und  dann  Hess  man  die  .Icsuiteu  mit  ihrem 
Colleg  wieder  daneben  aufkommen  und  es  durch  ihre  Concurrcnz 


19.    Wi&sciischatt  und  Kunst.  145 

fast  erdrücken.  Für  einen  höheren  Unterricht  war  nicht  gesorgt 
und  man  konnte  auch  nicht  wohl  eine  Art  Universität  einem  Be- 
zirke gewähren ,  der  ausser  Metz  nur  ein  paar  kleine  Landstädtchen 
zählte  und  in  allen  solchen  auch  nur  ein  einziges  Lyceum.  Um 
nun  einen  Ersatz  dafür  zu  bieten,  that  sich  im  Jahre  1760  eine 
Gesellschaft  von  Männern  aller  Berufsarten  zusammen,  um  eine 
Gesellschaft  für  Wissenschaft  und  Kunst  zu  gründen,  wovon  im 
folgenden  Jahre  der  Marschall  Belleisle  das  Protektorat  übernahm, 
indem  er  der  Gesellschaft  60,UüO  Frcs,  schenkte  und  zugleich  den 
Titel  als  königliche  Akademie  verschaffte.  Unstreitig  halte  die 
Eitelkeit,  sich  dadurch  leicht  auch  den  pompösen  Titel  als  Mitglied 
einer  königlichen  Akademie  verschaffen  zu  können,  ohne  doch  viel 
Wissen  und  Verdienst  zu  besitzen,  am  meisten  zu  dieser  Gründung 
beigetragen,  doch  hatte  sie  auch  mancherlei  Vortheile,  indem  sich 
die  Leute,  welche  sich  für  Wissenschaft  und  Ivunst  interessirten, 
persönlich  mehr  begegneten  und  eine  Anzahl  von  Vorträgen  ein- 
geführt wurde,  die  nach  und  nach  zu  regelmässigeren  Coursen 
sich  gestalteten.  Ausserdem  stellte  man  Preisfragen  auf  und  regte 
allerlei  Untersuchungen  an.  Ebenso  wirkte  man  in  verschiedener 
Weise  auf  Verbesserungen  in  der  Landwirthschaft  hin.  Aber  die 
Revolution  nahte  sich  auch  dieser  Gesellschaft  verderblich  und  ob- 
gleich sie  1790  eine  Preisfrage  dahin  gestellt  hatte,  wie  am  besten 
der  Patriotismus  im  Staate  gefördert  und  erhalten  werden  könne, 
erhob  sich  doch  am  8.  August  1793  der  Abbe  Gregoire,  selbst 
Laureat  dieser  Akademie,  und  erklärte  von  der  Tribüne  herab  die 
Akademien  als  unnützlich  und  schädlich,  weil  sie  die  Keime  einer 
aristokratischen  Unmoralität  in  sich  bergen,  weswegen  sie  zu  unter- 
drücken seien.  Damit  hörte  denn  auch  sofort  die  Metzer  Akademie 
auf.  Daneben  war  jedoch  noch  eine  literarische  Gesellschaft  be- 
standen, die  sich  anfänglich  Socielc  des  Philathenes  nannte  und  am 
23.  Mai  1760  zur  Sociv'lc  d'e'tudes  reorganisirte.  Diese  Gesell- 
schaft führte  weder  einen  hochtrabenden  Titel,  noch  trat  sie  mit 
solcher  Eingebildetheit  auf;  dagegen  gehörten  ihr  die  jüngeren  streb- 
sameren Leute  an  und  fanden  die  Zeitideeu  bei  ihr  die  eifrigsten 
Anhänger.  Es  waren  auch  mehrmals  Mitglieder  dieser  Gesellschaft, 
welche  Preisfragen  der  Akademie  beantworteten. 

Nach  diesem  ersten  Versuche  fand  lange  kein  zweiter  mehr 
statt  und  die  Kriege,  sowie  die  späteren  Folgen  derselben  Hessen 
auch  keinen  Raum  dafür.  Daher  dachte  man  erst  im  März  1819 
wieder  daran,  die  Akademie  neuerdings  ins  Leben  zu  rufen,  worauf 
diese  auch  am  2.  Januar  1820  im  Bibliothekgebäude  installirt  wurde. 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  10 


146  I-    Land,  Volk  und  Verwaltung. 

Doch  konnte  sie  den  alten  Titel  erst  1828  wieder  erhalten,  als 
Karl  X,  Metz  besucht  hatte.  Von  da  an  bestand  sie  fort  bis  zur 
neuesten  Zeit  und  vereinigte  immer  eine  Anzahl  Leute,  die  sich 
mit  Wissenschaften  abgaben.  Aber  ftir  letztere  hat  sie  im  ganzen 
Verlaufe  der  Zeit  wenig  geleistet  und  es  war  auch  wohl  gar  nicht 
anders  möglieh ,  weil  die  Gesellschaft  sich  immer  nur  aus  den 
wenigen  Leuten  rekrutiren  konnte ,  welche  sich  zufällig  in  Metz  zu- 
sammenfanden und  zwar  entweder  als  Beamte  oder  als  Rentner 
und  Pensionäre,  Zuletzt  überwog  in  der  Gesellschaft  auch  das 
Interesse  für  Geschichte  und  Alterthumskunde,  welches  so  recht 
ein  erfolgreiches  Gebiet  für  Dilettanten  werden  kann. 

Von  Anstalten  war  in  Metz  noch  die  mit  dem  Militärspitale 
verbundene  Schule  für  Militävchirurgen  vorhanden,  sowie  eine 
Kriegsschule,  deren  Lehrer  sich  mehr  mit  den  betreffenden  Wissen- 
schaften abgaben.  Der  Richterstand  und  die  Advokaten  hatten  da- 
gegen an  Zahl  abgenommen.  Privatgelehrte  Hessen  sich  in  Metz 
nicht  nieder,  denn  sie  fanden  keinen  Verdienst.  Zwar  gab  es 
ziemlich  viele  Buchhändler  und  Buchdrucker,  aber  sie  konnten 
keine  entsprechenden  Honorare  bezahlen  und  die  Autoren  mussten 
zufrieden  sein ,  wenn  ihnen  die  Arbeiten  nur  umsonst  gedruckt 
wurden.  Die  Geistlichkeit  war  zwar  stets  zahlreich,  forderte  aber 
die  Wissenschaften  nicht,  dagegen  um  so  mehr  den  Druck  von 
Gebetbüchern,  Heiligenbildern  u.  dgl. 

Die  Anwesenheit  einer  grösseren  Anzahl  von  Civil-  und  Militär- 
ärzten ward  Ursache,  dass  für  Naturwissenschaften  mehr  Freunde 
vorhanden  waren  und  da  es  für  einzelne  Zweige  derselben  immer 
einige  Liebhaber  gibt,  so  brachte  man  auch  nach  und  nach  ein 
recht  schönes  naturhistorisches  Kabinet  zusammen,  welches  wieder 
zu  weiterer  Anregung  diente.  Ebenso  gaben  die  aufgefundenen 
Versteinerungen  ein  ziemlich  reiches  Feld  für  Forschungen  ab  und 
hat  besonders  der  Apotheker  Terquem  sich  einen  bedeutenden 
Namen  als  Paläontolog  erworben.  Auch  die  naturhistorische  und 
mediciniseiie  Gesellschaft  begann  eine  Zeitschrift  henuiszugeheu 
und  dazu  wirkte  noch  der  Gesundheitsrath  mit,  so  dass  auf  diesem 
Gebiete  immerhin  Einiges  geleistet  wurde.  Doch  erstreckte  sich 
dies  Alles  nur  auf  die  Stadt  Met/,  und  wenn  man  ihre  Thore  ver- 
lies», so  hörten  die  wissenschnllliirlien  HfKtrebungeii  so  ziemlich 
gunz  auf,  denn  wo  überall  nur  Lnndwirlhsclmft  und  Viehzucht 
vorherrscht  und  eine  Industrie  nicht  besteht,  da  katin  auch  <Iie 
WiMenschuft  keine  Stätte  und  keine  Nuhning  crluilten. 

Agrippa's  Ausspruch,  dass  Metz  die  Stiefmutter  aller  Wissen- 


19.    Wissenschaft  und  Kunst.  147 

Schäften  sei,  kann  also  nicht  etwa  dahin  verstanden  werden,  dass 
daselbst  eine  Abneigung  vor  denselben  herrschte  und  man  sie  ver- 
folgte, sondern  es  war  eben  der  Boden  nicht  dafür  vorhanden 
und  von  einer  blossen  Militärstadt  Hess  sich  auch  eine  Aenderung 
nicht  darin  erwarten.  Wo  nur  irgend  eine  Theilnahme  für  einen 
praktischen  Zweig  der  Wissenschaften  zu  erwecken  war,  da  trat 
sie  nach  und  nach  auch  hervor  und  dieser  Seite  gehören  nament- 
lich die  Forschungen  bezüglich  der  alten  historischen  Ueberreste 
und  Denkmäler  des  Landes  an.  Man  hat  in  Metz  eine  nicht  un- 
beträchtliche Sammlung  von  alten  Münzen  des  Landes  zu  Stande 
gebracht,  sowie  eine  solche  von  Steinüberresten  auä  der  Römer- 
zeit und  später.  Aus  diesem  ging  sodann  im  Jahre  1858  die 
Gründung  einer  Gesellschaft  für  Archäologie  und  Geschichte  her- 
vor, welche  sich  namentlich  auf  diesen  Zweig  warf  und  jährliche 
Veröffentlichungen  machte.  Dass  aber  auch  hierbei  nicht  viel  über 
den  Dilettantismus  hinausgegangen  wurde,  beweist  der  Umstand, 
dass  in  Metz  noch  nirgends  systematische  Ausgrabungen  veranlasst 
und  versucht  wurden  und  man  es  dem  Zufall  überliess,  ob  man 
z.  B.  wieder  weitere  Ueberreste  von  Mauern  aus  der  römischen 
und  austrasischen  Zeit  aufzufinden  bekam.  In  gleicher  Weise  ist 
in  den  vielen  Jahren  für  die  Herausgabe  der  historischen  Quellen 
des  Landes  fast  geradezu  nichts  geschehen  und  beschränkte  man 
sich  stets  auf  dilettantische  kurze  Skizzen,  die  in  der  Regel 
gar  nichts  Neues  zu  Tage  förderten.  Die  Hugueninsche  Samm- 
lung einiger  Metzer  Chroniken  ist  ein  trauriges  Denkmal  dafür 
wie  man  solche  Chroniken  nicht  herausgeben  darf.  Ohne  alle 
kritische  Begabung  zerschnitt  derselbe  diese  Chroniken  in  Fetzen 
und  setzte  daraus  und  mit  anderen,  sonst  woher  zusammen- 
gelesenen Bruchstücken  und  Notizen  mosaikartig  eine  Chronik  zu- 
sammen, welche  die  alten  Chroniken  nur  zerrissen  und  verstüm- 
melt enthält,  Gutes  und  Schlechtes  zusammenwirft  und  nicht  ein- 
mal angibt,  wo  das  Eine  aufhört  und  das  Andere  anfängt  und 
woher  jedes  solche  Stück  stammt.  So  hat  die  Metzer  Bibliothek 
noch  recht  vieles  Material,  man  denke  nur  an  Paul  Ferry's  Ob- 
servaiions  seculaires,  das  noch  gänzlich  ungedruckt  und  fast  ebenso 
unvollständig  durchforscht  ist,  und  zu  einer  Sammlung  von  Ur- 
kunden und  Urkundenregesten  in-  wissenschaftlicher  Art  ist  noch 
Niemand  geschritten. 

Dies  wären  alles  Punkte,  welche  doch  eine  gewisse  wissen- 
schaftliche Thätigkeit  entfalten  Hessen,  wenn  auch  Metz  keine 
Stellen  hat,  die  eine  lediglich  wissenschaftliche  Thätigkeit  bedingen, 


148  ^'    I-and,  Volk  und  Verwaltung. 

wie  es  z.  B.  bei  den  Universitäten  und-  anderen  höheren  Lehran- 
stalten der  Fall  ist.  Doch  wäre  allerdings  auch  dafür  eine  bessere 
Unterstützung  durch  Gemeinde-  und  Staatsbehörden  nothwendig, 
denn  ohne  solche  rentirt  sieh  keine  solche  Thätigkeit  und  durch 
freiwillige  Beiträge  und  Absatz  wissenschaftlicher  Schriften  lassen 
sich  nicht  einmal  die  einfachsten  Kosten  bestreiten,  geschweige 
denn  ein  Lohn  erreichen,  zumal  gerade  das  französische  Publikum 
wenige  derartige  Bücher  kauft. 

Ueber  die  grossen  Mängel  der  Metzer  Bibliothek  ist  schon  die 
Rede  gewesen  und  muss  unbedingt  das  Gebrauchsstatut  gänzlich 
geändert  und  liberaler  gei?iacht  und  für  Anschaffungen  die  ganze 
Verwaltung  geändert  w'erden,  soll  die  Bibliothek  der  Wissenschaft 
den  erhoflten  Nutzen  bringen.  Uebrigens  dürfte  die  Regierung 
auch  die  Frage  in  Erwägung  zu  ziehen  haben,  ob  sie  nicht  die 
Bibliothek  überhaupt  in  ihre  Obhut  nehmen  wolle  und  müsse,  denn 
die  französische  constituirende  Versammlung  hatte  die  Bibliotheken 
der  Klöster  und  Behörden  den  Städten  nicht  geschenkt,  sondern 
blos  zur  Firrichtung  von  öffentlichen  Bibliotheken  überlassen  und 
das  Eigenthumsrecht  ist  unstreitig  dem  Staate  verblieben,  so  dass 
er  jedenfalls  über  die  richtige  Ausführung  des  Zwecks  der  Ueber- 
lassung  der  BUclier  zu  wachen  das  Recht  hat.  Soll  dann  aber 
wirklich  etwas  Rechtes  daraus  werden  und  auch  das  Land  Vor- 
theile  davon  haben,  so  muss  die  Regierung  den  Ix'iter  der  Biblio- 
thek ernennen,  ihr  eine  anständige  Dotation  geben  und  sie  zur 
Landesbibliothek  erheben,  deren  Gebrauch  allen  Landcstheilen  zur 
Verfügung  steht. 

Die  Verfasser  von  Geschichten  von  Metz  suchen  den  Aus- 
spruch Agrippu's  damit  zu  entkräften,  dass  sie  eine  Anzahl  Namen 
nennen,  deren  Träger  dies  oder  jenes  geschrieben ,  theilweise  sich 
auch  ausgezeichnet  haben;  wir  wollen  sie  ebenfalls  hersetzen,  es 
sind:  Abraham  Fabert,  Vater  des  Marschalls,  .1.  J.  Boissard  de 
Besanvon  v  IbCW,  Pierre  Joly,  die  Chronisten  Samuel  Duclos, 
Michael  Praillon  und  Dom  Floret,  Paul  Ferry,  der  evangelische 
Prediger  und  ForHcher  in  der  Geschichte  von  Metz,  Zeitgenosse 
des  katholischen  Redners  Bossuet,  der  Jurist  Charles  Hersent,  der 
Generalvikar  Meurisse,  Verfasser  einer  höchst  einseitigen  Kirchen- 
gehchiclite  von  Metz  und  Verfolger  der  Protestanten,  David  und 
Joseph  Ancillon,  welche  nach  Aulliebung  des  Edikts  von  Nantes 
nnch  Berlin  zogen,  der  Philolog  Duchat,  der  Mathematiker  Philipp 
Nuudet  und  der  Künstler  Sab.  Ledere  u.  s.  w.  im  17.  JahrhuiuliMt; 
die  Juristen  Claude  GHbriel,   Üaltus    und   Emmerv,    der  ('hirurg 


19.    Wissenschaft  und  Kunst.  149 

Louis,  der  Numismatiker  Dupre  de  Geneste,  der  Mathematiker 
Gardeur  Lebrun  nebst  den  zwei  Benediktinern,  welche  die  Ge- 
schichte von  Metz  bearbeiteten,  aus  der  späteren  Zeit;  die  schon 
früher  erwähnten  Geschichtsfreunde,  die  Aerzte  Grellois  und  Mar e- 
chal  und  noch  einige  Wenige  aus  den  letzten  Jahrzehnten.  Eine 
hervorragende  Stellung  in  der  Literatur  haben  sie  alle  aber  nicht 
eingenommen,  wogegen  Metz  allerdings  auf  anderen  Gebieten,  z.  B. 
als  Militärs,  verschiedene  .Männer  von  hohem  Verdienste  hervor- 
gebracht hat. 

Auch  die  Kunst  konnte  sich  einer  bedeutenden  Pflege  nicht 
rühmen.  Ks  fehlten  dazu  die  ersten  Vorbedingungen:  eine  An- 
stalt zur  Ausbildung  und  reiche  Kunstfreunde  zur  Unterstützung 
und  Förderung,  was  von  einer  Garnisonsstadt  nicht  wohl  zu  er- 
warten war.  Die  von  der  Gemeindebehörde  angelegte  kleine  Ge- 
mäldegallerie  enthält  neben  nur  wenig  Gutem  meistens  nur  Mittel- 
massiges,  Kopien  und  sogar  einiges  geradezu  Widerliche  und  kann 
also  zu  Studien  nicht  dienen.  Die  Sammlung  würdig  zu  erweitern 
fehlen  die  Mittel.  Einige  gute  plastische  Arbeiten  zeigt  dagegen 
die  Esplanade.  Für  diesen  Mangel  au  Künstlern  entschädigt  aber 
wieder  der  ausgezeichnete  Glasmaler  Marechal,  dessen  Namen  und 
Arbeiten  auch  über  die  Landesgränzen  hinaus  bekannt  geworden 
sind.  Ausserdem  hatte  noch  einer  und  der  andere  Architekt,  wie 
Gautier,  so  wie  einige  Maler  wie  Hussenot  und  Migette  Gele- 
genheit einige  anerkennenswerthe  Arbeiten  zu  liefern.  Aber  die 
Kleinheit  des  Bezirks  und  der  Mittel  Hess  auch  hier  einen  Auf- 
schwung nicht  aufkommen  und  dürfte  es  auch  in  der  nächsten 
Zukunft  damit  nicht  anders  werden.  Wissenschaft  und  Kunst  sind 
eben  die  Seiten,  auf  welchen  das  Land  am  Wenigsten  bieten  kann. 


20.   Verwaltung. 

Der  Bezirk  Lothringen  bildet  kein  selbstständiges  Land,  son- 
dern nur  einen  Theil  des  Reichslands  Elsass-Lothringen  und  unter- 
steht mit  dem  Elsasse  dem  Reichskanzleramte  in  Berlin,  sowie 
unter  diesem  dem  Oberpräsidenten  in  Strassburg.  Nur  in  soweit 
Gegenstände  der  Verwaltung  nicht  direkt  unter  dem  Oberpräsidium 
stehen,  gehören  sie  zu  der  engeren  Verwaltung  des  Bezirks,  an 
dessen  Spitze  ein  Bezirkspräsident  steht  und  die  Verwaltung 
in  dem  Umfange  führt,    wie   früher  der  französische  Präfekt.     Er 


150  ^'    I'flHd,  Volk  und  Verwaltung. 

hat  zu  diesem  Behufe  eine  Anzahl  Räthe  und  Hülfsarbeiter  für 
die  verschiedenen  Zweige  der  Verwaltung  und  eine  Steuerdirektion 
für  das  Katasterwesen  und  die  direkten  Steuern.  Zur  Entscheidung 
streitiger  Fälle  und  Reclamationen  besteht  der  Bezirksrath,  früher 
Präfekturrath,  welchen  der  Präsident  des  Bezirks,  seine  Räthe,  der 
Steuerdirektor  und  Oberforstmeister  bilden  und  zu  dessen  Entschei- 
dungen mindestens  der  Vorsitzende  und  drei  Räthe  mitwirken  müssen. 

Unter  dem  Bezirkspräsidium  stehen  sieben  Kreisdirektoren 
mit  einem  Kreisassessor  und  dem  nöthigen  Hülfspersonal,  in  Metz 
aber  steht  derselbe  Geschäftskreis  direkt  unter  dem  Präsidenten. 
Die  sieben  Kreisdirektionen  sind:  Landkreis  Metz,  Diedenhofen, 
Bolchen,  Forbach,  Saargemünd,  Saarburg  und  Chäteau-Salins,  von 
welchen  jeder  ^^^ede^  einen  Polizeikommissär,  Kreisarzt  und  Kreis- 
thierarzt,  sowie  einen  Kreisschulinspektor  hat.  Jeder  Kreis  zer- 
lallt wieder  in  mehrere  Kantone,  deren  einzelnen  Gemeinden  Bürger- 
meister (Maires)  vorstehen,  der  wieder  einen  Gemeindeschreiber 
oder  Greffier  zur  Seite  hat,  um  die  eigentlichen  Geschäfte  zu  be- 
sorgen. Für  die  Verwaltung  der  Polizei  sind  in  Metz  der  Polizei- 
direktor mit  einem  Polizeiinspektor  und  fünf  Polizeikommissäre 
aufgestellt  j  für  das  Land  aber  19  Kantonal-Polizeikommissäre,  näm- 
lich in  Metz,  Ars,  Courcelles-Chaussy  und  Solgue  für  den  Land- 
kreis Metz;  Diedenhofen,  Sierck  und  Hayange  für  den  Kreis 
Diedenhofen;  Forbach,  Püttlingen  und  St.  Avold  für  den  Kreis 
Forbach;  Saargemünd,  Rohrbach  und  Bitsch  für  den  Kreis  Saar- 
gemünd; Bolchen  und  Falkenberg  für  den  Kreis  Bolchen ;  Chateau- 
Salins  und  Dieuze  für  den  Kreis  Chäteau-Salins  und  in  Saarburg. 
Die  Polizeidirektion  zu  Metz  hat  jedoch  auch  über  die  Polizei  der 
zunächst  um  Metz  liegenden  Gemeinden  zu  wachen ,  da  wegen  der 
Fortsbauten  sich  daselbst  eine  grosse  Arbeitermenge  angesammelt 
hat.  Für  die  Wirthschaftspolizei  sind  die  strengeren  französischen 
Verordnungen  im  Frühjahre  1874  wieder  erneuert  worden. 

Der  Bürgermeister  oder  Maire  in  den  Gemeinden  wird 
von  der  Regierung  auf  je  fünf  Jahre  ernannt  und  es  muss  der- 
selbe 25  Jahre  alt  und  in  einer  der  vier  Rollen  für  die  direkte 
Steuer  eingetragen  sein.  Ihm  steht  ein  Adjunkt  als  Stellvertreter 
in  allen  Gemeinden  unter  2500  Einwohnern  zur  Seite,  zwei  aber 
in  den  (remeinden  tlber  dieser  Scelcnznhl  bis  zu  20,(M)()  Einw.,  in 
grösseren  Gemeinden  auch  noch  ein  dritter.  Dieselben  k(\nnen 
auch  aus  den  Gemcinderathsmitgliedern  erwühlt  werden.  Der  Ge- 
meinderath  besteht  in  den  Gemeinden  bis  zu  5(K)  Einw.  aus  zehn 
Mitgliedern  und  deren  Zahl  steigt  mit  der  Grösse  der  Einwohner- 


'-'0.    Verwaltung.  151 

zahl  und  zwar  von  5(X)  bis  1500  auf  12,  bis  2500  auf  1(>,  bis 
3500  auf  21  u.  s.  w.,  und  zwar  muss  der  Gewählte  25  Jahre  alt 
sein  und  die  Wahldauer  erstreckt  sich  auf  sieben  Jahre.  Sind 
nur  noch  drei  Viertheile  der  Mitglieder  vorhanden,  so  muss  eine 
Ergänzungswahl  erfolgen.  Die  Wirksamkeit  des  Gemeinderaths 
ist  sehr  beschränkt,  die  Sitzungen  nicht  öffentlich.  Sie  sind  blos 
zu  viermaligen  Sitzungen  im  Jahre  ermächtigt  und  zu  jeder  wei- 
teren Sitzung  ist  erst  unter  Angabe  der  zur  Verhandlung  ge- 
wünschten Gegenstände  die  besondere  Erlaubniss  der  Oberbehörde 
einzuholen.  Ueber  die  Sitzungen  führt  der  Secretär  ein  Protokoll, 
welches  der  Oberbehörde  einzureichen  ist;  erst  nach  dessen  Ge- 
nehmigung darf  es  veröffentlicht  werden.  Die  Gemeinderechnungen 
werden  unter  Aufsicht  des  ßezirkspräsidiums  für  die  Stadt  Metz 
und  für  die  Landgemeinden  unter  jener  der  Kreisdirektionen  von 
Revisoren  geprüft  und  hat  der  Steuerdirektor  die  Controle  darüber. 
Die  deutsche  Regierung  hat  bei  Ernennung  der  Bürgermeister 
meistens  die  Gemeinderäthe  darüber  zu  Rath  gezogen.  Leider  ist 
in  dem  Bezirke,  der  ohnehin  schon  lauter  kleine  Gemeinden  hat, 
der  Drang  sehr  gross,  bestehende  Gemeinden  in  kleinere  aufzu- 
lösen. Da  es  in  so  kleinen  Gemeinden  nur  selten  möglich  ist,  eine 
tüchtige  Kraft  für  den  Bürgermeister  zu  erlangen,  so  macht  sich 
das  Bedürfniss  fühlbar,  eine  grössere  Anzahl  solcher  Gemeinden 
zu  einer  Bürgermeisterei  wie  in  den  preussischen  Rheinlanden  zu 
vereinigen  und  ihr  einen  tüchtigen  Mann  vorzusetzen.  Die  Rech- 
nungen der  Einnehmer  von  Gemeinde-  und  Corporationsgeldern 
werden  von  dem  Bezirksrathe  in  oberster  Instanz  geprüft  und  fest- 
gestellt und  kann  dagegen  nur  in  wenigen  Fällen  an  den  kaiser- 
lichen Rath  in  Berlin  Berufung  eingelegt  werden. 

Für  das  Kassen-  und  Rechnungswesen  besteht  in  Metz  eine 
Bezirkshauptkasse  unter  Leitung  eines  Landrentmeisters  und 
unmittelbarer  Aufsicht  des  Bezirkspräsidenten,  der  solche  durch 
beständige  Controlen  und  Kassenrevisionen  ausüben  lässt.  Es  be- 
stehen ausser  derselben  noch  52  Steuerkassen,  nämlich  1  in  der 
Stadt  Metz,  9  im  Landkreise  Metz,  6  im  Kr.  Bolchen,  8  im  Kr. 
Chäteau-Salins,  10  im  Kr.  Diedenhofen,  7  im  Kr.  Forbach,  G  im 
Kr.  Saarburg  und  5  im  Kr.  Saargemünd.  Besondere  Controlen 
werden  durch  Controleure  unter  Leitung  des  Steuerdirektors  aus- 
geführt und  zwar  in  16  Steuercontrolbezirken. 

In  der  gesammten  Verwaltung  werden  die  Präsidenten,  Direk- 
toren., Räthe,  der  Polizeidirektor  und  Landrentmeister  vom  Kaiser, 
die  Inspektoren,   Mitglieder   der  Hauptzollämter  und  Hypotheken- 


152 


I.   Land,  Volk  und  Vorwaltiuij: 


Ken  stellen  die  einzelnen  Kantone  folgende 


Bezirkstag 

3 


bewahrer  vom  Reichskanzler,  die  Hülfsbeamten  der  höheren  Ver- 
waltungsstellen vom  Oberpräsidenten,  die  Subalternbeamten  jedoch 
blos  auf  Vorschlag  der  Leiter  der  betreffenden  Verwaltung,  und  die 
Kanzlei-  und  Unterbeamten  durch  die  speciellen  Direktoren  ernannt. 
Seit  der  Besitznahme  der  Reichslande  hat  man  den  früheren 
Organismus  der  Verwaltung  noch  beibehalten  und  sind  die  früheren 
Gesetze  und  Verordnungen  dafür  noch  massgebend.  Hiernach  be- 
steht auch  dieselbe  Vertretung  noch  fort,  wie  sie  früher  im  Ge- 
neralrathe  und  den  Arrondissementsräthen  bestanden  hatte.  Der 
erstere  heisst  jetzt  Bezirkstag,  die  anderen  Kreistage  und  der 
Wirkungskreis  derselben  ist  der  frühere,  wobei  nicht  nur  jede 
OefFentlichkeit  ausgeschlossen  ist,  sondern  auch  nur  ein  officieller 
Bericht  über  die  Verhandlungen  erscheinen  darf,  eine  Engherzig- 
keit, die  bei  den  verschiedenen  französischen  Regierungen  begreiflich 
erschien,  aber  unter  der  jetzigen  Regierung  längst  hätte  aufge- 
geben werden  sollen.  Der  Bezirkstag  versammelt  sieh  in  Metz, 
die  Kreistage  in  den  Kreishauptorten. 

Zu  diesen  Vertretun 
Anzahl  von  Mitgliedern 
Stadt  Metz    .     . 
Landkreis  Metz 
Kreis  Gorze  .     . 
Fange 
Verny 
:,      Vigy    .     . 
Bolchen   . 
^      Busendorf 
„      Falkenberg 
-      Diedenhofen 
-,     Fontoy     . 
„      Kattenhofen 
Metzerwiese 
Sierck  .    . 
„     Forbach  . 
^      Grosstünnche 

Saaralben 
„      St.  Avold 

SaargemUnd 
^      ({jtsch 
Kohrbncli 
\Volm(ln«f(;r 


Kreistage 
der  Gemeinderath. 
3 


:/ 


1 

3 
3 

3 

•i 

3 


20.    Verwaltung;.  153 

Bezilkstag  Kreistage 

Kvei8  Saarburg 1  2 


Finstingen 1  2J 

Pfalzburg l  3) 


Lörchingen 1  ^  ^    ^ 


„      Rixingen 1  1 

„      Chäteau-Salins  ....  1  2 

.,      Albesdorf 1  2 

„      Delme 1  2i    9 

„      Dieuze 1  2^ 

„      Vic 1  1 

An  den  Bezirkstag,  der  in  der  Regel  im  August  tagt,  wird 
vom  Präsidenten  ein  Generalbericht  erstattet,  darin  über  alle  Vor- 
gänge der  Verwaltung  Nachricht  gegeben  und  dann  die  einzelnen 
Vorlagen  zur  Berathung  und  Besohl ussfassung  übermittelt.  Der 
Bezirkstag  ernennt  während  seiner  Session ,  die  gewöhnlich  1 — IY2 
Wochen  dauert  und  von  den  Sitzungen  der  Kreistage  unterbrochen 
wird,  mehrere  Commissionen,  welche  sich  vom  Stand  des  Archivs, 
der  Armenanstalt  u.  s.  w.  zu  überzeugen  haben.  Der  Bezirkstag 
genehmigt  ferner  die  Steuercontingente;  im  Falle  dies  nicht  zu 
Stande  kommt  oder  kein  Beschluss  über  die  Contingente  rechtzeitig 
erzielt  werden  kann,  verlängert  der  Präsident  die  Sätze  des  lau- 
fenden Jahrs  für  das  nächste  Jahr.  Die  Kreistage  beschliessen 
über  die  Zusatzcentimen  für  die  Kreis-  und  Gemeindeumlagen. 
Ebenso  beschliessen  beide  Versammlungen  über  die  betreffenden 
Ausgaben  und  Verwendungen  und  namentlich  der  Bezirkstag  über 
die  zu  machenden  Anleihen  u.  dergl. 

Für  das  Jahr  1874  hatte  sich  das  Budget  für  Elsass- Loth- 
ringen in  folgender  Weise  gestaltet: 

I.    Einnahmen: 

Forstverwaltung 7,023,000  Frcs.  —  Cts. 

Direkte  Steuern 12,091,360  „  —  „ 

Zölle,  indirekte  Steuern,  Enregistrement  18^849,093  „  75  „ 

Tabaksmanufaktur 1,000,000  „  —  „ 

Oberpräsidium 12,787  „  50  ^ 

Justizverwaltung 395,487  „  —  „ 

Innere  Verwaltung 287,230  „  —  „ 

Unterricht  u.  s.  w 368,291  ^  25  „ 

Handel,  Gewerbe,  Landwirthschaft  .     .  98,555  .,  —  „ 

Wasserbau  Verwaltung 13,893  ,,  75  „ 


154  !•   Land,  Volk  und  Verwaltung'. 

Uebertrag    40,140,298  Frcs.  25  Cts. 

Wegebauverwaltung 330,918  ,.      75     „ 

Allgemeine  Finanzverwaltung  ....      2,315,023  „      75     „ 


Zusammen    42,786,240  Pres.  75  Cts. 
II.    Ausgaben: 

a)  ordentliche: 

Forstverwaltung 3,446,000  Frcs.  —  Cts. 

Direkte  Steuern 1,537,750     „      —     „ 

Zölle,  indirekte  Steuern,  Enregistrement      5.375,148     „      75     .. 

Oberste  Reichsbeliörden 192,637     „      50     „ 

Oberpräsidium 620,187     „      50     „ 

Justizverwaltung 2,065,864     „      —     „ 

Verwaltung  des  Innern 4,601,458      „      75     „ 

Kultus 3,317,554     „      55     „ 

Unterricht,  Wissenschaft,  Künste      .     .      4,457.361      „      83     „ 
Handel,  Gewerbe,  Landwirthschaft  .    .         619,977     ,,      50     ^ 

\^'^asserbauverwaltung 2,015,305     „      —     „ 

Wegebauverwaltung 1,700,887     „      50     „ 

Allgemeine  Finanzverwaltung  ....      3,847,395     „      —     „ 

Zusammen     33,810,527  Frcs.  88  Cts. 

b)  ausserordentliche: 

Forstverwaltung 260,000  Frcs.  —  Cts. 

Direkte  Steuern       3000     „      _     „ 

Zölle,  indirekte  Steuern 553,125     y,      —     „ 

Verwaltung  des  Innern 475,625     y,      —     „ 

Kultus 80,000     „      —     ,. 

Unterricht  u.  s.  w 482,372     „      50     ,. 

Handel,  Geyverbe,  Landwirthschaft.     .  113,325      ,.      —     „ 

Wasserbau  Verwaltung 448,350     ,,      —     ,. 

Wegebauverwaltung 892.500     „      —     „ 

Allgemeine  Finanzverwallung  ....      3,6(57,415     „      38     „ 

Zusammen  8,975,712  Frcs.  88  Cts. 
Gcsammtsumme  42,786,240  „  7(>  „ 
Die  einzelnen  Positionen  für  Lothringen  allein  lassen  sich  nicht 
ausscheiden,  weil  verschiedene  dieser  Verwaltungen  sich  im  All- 
gemeinen über  alle  drei  Bezirke  erstrecken  und  für  andere 
Zweige  das  [.«nd  anders  eiogetheilt  ist,  so  dnss  sie  auch  Theile 
von  zwei  Bezirken  zusammenfassen.  Dagegen  ist  der  P^tat  für  die 
beHonderen  Bczirksaus gaben  folgender  für  1874:  «)  Ausgaben: 
ObligatoriHchc  Ausgaben  38,(>35  Frcs. ,  Immobilien  I7.5JK),  Mobiliar 


20.    Verwaltung.  155 

24(>0,  Bezirksstrassen  415,200,  Vicinahvege  333.(X)0.  unterstützte 
Kinder  90430,  Irren  144.000,  Armenunterstützung  88,130,  Archiv 
11,175,  Wissenschaft  und  Kunst  4650,  Landwirthschaft  40,400, 
Unterstützungen  an  Gemeinden  4000,  Verschiedenes  19,464  Frcs. 
14  Cts.,  Unterricht  104,871  Frcs.  87  Cts.,  zusammen  1,313,646  Frcs. 
Ol  Cts.;  b)  Einnahmen:  Bezirkseinnahmen  798,818  Frcs.  14  Cts., 
Subventionen  für  unterstützte  Kinder  59,956,  zum  Dienst  der  or- 
dentlichen Vicinalwege  gehörige  Einnahmen  333,000  Frcs..  zum 
Dienst  des  Volksunterrichts  gehörige  102.871  Frcs.  87  Cts.,  Staats- 
subventionen für  Landwirthschaft  19,000  Frcs.,  zusammen  1.313,646 
Frcs.  Ol  Cts.  Die  ausserordentlichen  Ausgaben  betragen  für  In- 
standhaltung der  Wege  395,000  Frcs.,  Bauarbeiten  und  Mobiliar 
81,500,  Bezirksschuld  99,829  Frcs.  16  Cts.,  Eisenbahnen  386,000, 
Verschiedenes  50,358  Frcs.  31  Cts.,  zusammen  1,013,087  Frcs. 
47  Cts.  Die  ausserordentlichen  Einnahmen  betragen:  Steuerzu- 
schlag 223,557  Frcs.  26  Cts.,  Anleihe  126,887  Frcs.  13  Cts.,  Sub- 
ventionen 514,762  Frcs.  24  Cts. ,  Ueberschuss  aus  der  Auseinander- 
setzung mit  Frankreich  40,945  Frcs.  84  Cts.,  Zufälliges  106,936  Frcs. 
90  Cts.,  zusammen  1,013,089  Frcs.  37  Cts. 

Für  1875  hat  der  Bezirkstag  das  Budget  im  Allgemeinen  also 
festgestellt: 

Ausgaben:     1)  ordentliche     .     .     .     1,143,256  Frcs.  78  Cts. 
2)  ausserordentliche     .     1,850,887     ^        9     „ 
Zusammen     2,994,143  Frcs.  87  Cts. 

Einnahmen:  1)  ordentliche      .     .     .     1,143,256      ^      78     „ 
2)  ausserordentliche     .     1,850,887     ^        9     „ 


Zusammen  2,994,143  Frcs.  87  Cts. 
Somit  für  1875  eine  Verminderung  der  ordentlichen  Ausgaben  um 
170,389  Frcs.  23  Cts.,  dagegen  eine  Erhöhung  der  ausserordent- 
lichen um  837,799  Frcs.  62  Cts.  hauptsächlich  wegen  Erbauung 
des  Irrenhauses. 

Durch  das  Gesetz  vom  12.  Februar  1873  ist  das  gesammte 
Unterrichtswesen  der  Aufsicht  und  Leitung  der  Staatsbehörde 
unterstellt  und  dafür  am  10.  Juli  d.  J.  eine  Ausführungsverordnung 
erlassen  worden,  wornach  das  höhere  Unterrichtswesen  die  Gymna- 
sien, Realgymnasien  und  Realschulen  mit  deren  Vorklasseu  umfasst 
und  unter  dem  Oberpräsidium  steht,  das  niedere  Unterrichtswesen 
nebst  den  Schullehrerseminarien,  Präparandenschulen,  Mittel-  und 
Kleinkinderschulen  aber  dem  Bezirkspräsidium  unterstellt  ist.  In  dem- 
selben Jahre  wurden  auch  Bestimmungen  über  die  Pensionen,  Wit4- 
wen-  und  Waisengehalte  und  die  Befähigung  der  Lehrer  erlassen. 


156  !•   Land ,  Volk  und  Verwaltung. 

Im  Bezirke  gibt  es  nach  dem  neuesten  Ausweise  gegenwärtig 

Schulen.  Schul-  Lehre- 

Knaben:    Mädch.:  gemischte:  kinder:      l-enrer:    binnen: 

Metz,  Stadt     ...  8  9  —  1676  15  15 

Metz,  Landkreis  .     .  68  68  88  9329  163  78 

Kreis  Bolchen ...  38  37  75  68*24  115  54 

..      Chäteaii-Salins  67  67  61  6631  133  71 

.-      Diedenhofen    .  63  63  75  10,427  135  92 

„      Forbach.    .     .  80  75  50  9380  113  91 

„      Saarburg    .     .  67  66  63  9741  124  90 

„      Saargemünd    .51  50  39  i)616  94  71 

Zusammen  1^^^        445        451     63,624      892      562 

Die  Zahl  der  Schulkinder  ist  eonach  im  letzten  Jahre  um  1930  ge- 
stiegen. Ausser  diesen  gibt  es  aber  noch  70  Privatschulen  und  zwar 
in  Metz  5  Knaben-  und  21  Mädchenschulen  und  1  gemischte  Schule; 
Forbach  4  Knaben-,  11  Mädchen-  und  3  gemischte  Schulen,  ferner 
in  Bolchen  5,  Chäteau-Salins  4,  Diedenhofen  6,  Landkreis  Metz  4, 
Saarburg  3  und  Saargemünd  3.  An  Kleinkinderschulen  gibt  es  in 
beiden  Kreisen  Metz  34,  Bolchen  10,  Cbäteau-Salius  18,  Dieden- 
hofen 19,  Forbach  14,  Saarburg  10,  Saargemünd  7.  Ferner  sind 
Fortbildungsschulen  gehalten  worden  in  beiden  Kreisen  Metz  30, 
Bolchen  6,  Chäteau-Salins  26,  Diedenhofen  5,  Forbacb  12,  Saar- 
burg 22,  Saargemünd  18. 

Zu  Anfang  dieses  Jahres  waren  an  Lehrerstellen  noch  erledigt 
in  beiden  Kreisen  Metz  10,  Bolchen  6,  Chäteau-Salins  8,  Dieden- 
hofen 8,  Forbach  6,  Saar  bürg  6,  Saargemünd  2,  welche  inzwi- 
schen besetzt  wurden.  Jedocb  wurden  auch  in  diesem  Jahre  die 
Scbulbrüder  und  Sehulschwestern  noch  nicht  entfernt,  obscbon 
Ursache  dazu  genug  vorhanden  wäre.  Es  sollen  ihrer  noch  an 
JKX)  vorhanden  sein.  Zu  Schulbauzwccken  und  sonstigen  Beihülfen 
trug  der  Staat  56,500  Frcs.  bei  und  zwar  in  Beträgen  von  10(K) 
bis  11,7(XJ  Frcs. 

Das  Schullehrerseminar  lieferte  Ende  1873  24  Lehrer  und  sind 
25  neue  Aspiranten  in  dasselbe  aufgenommen  worden,  nachdem 
sich  65  angemeldet  hatten,  wovon  aber  14  noch  nicht  das  erfor- 
derliche Alter  erreicht  hatten.  Zur  Aufnahme  weiterer  Aspiranten 
wird  ein  zweites  Seminar  in  IM'alzbm-g  errichtet .  sowie  zu  Metz 
ein  Seminar  für  Leinerinnen.  An  Kanditiateii  (hifür  wird  es 
nicht  fehlen,  denn  als  1874  zu  Anfang  August  die  Aufnahme])rü- 
fangen  erfolgten,  hatten  sich  wieder  105  gemeldet,  wovon  aber 
vorerst   nur  5(»  für  den    1.   üctober   Aufnahme  "cwührt  werden 


20.   Verwaltung.  157 

konnte.  Eine  Präparandenschule  ist  am  1.  October  zu  St.  Avold 
eröffnet  worden,  nachdem  der  Bezirkstag  die  Mittel  genehmigt  hatte. 

Ein  Hauptbestreben  der  Regierung  ging  dahin ,  die  Schulstellen 
besser  zu  dotiren,  um  mehr  und  tüchtigere  Kräfte  zu  erhalten.  Das 
Gesetz  vom  4.  Juni  1872  setzte  den  Gehalt  einer  Lehrerin  2.  Klasse 
auf  700,  in  1.  Klasse  auf  800  Fres.  fest.  Für  die  Lehrer  beginnt 
der  Gehalt  mit  900  Frcs.  und  steigt  alle  5  Jahre  um  100  Frcs.,  so 
dass  er  nach  30jähriger  Dienstzeit  1500  Frcs.  beträgt,  wozu  aber 
noch  Wohnung  und  etwas  Ausstattung  mit  Land  und  Holz  kommt. 
Es  gab  im  letzten  Jahre  im  Bezirke  folgende  Lehrstellen  mit  ihrer 
steigenden  Dotirung:  231  mit  JXK)  Frcs.,  85  mit  1000  Frcs.,  100 
mit  1100  Frcs.,  70  mit  1200  Frcs.,  89  mit  1300  Frcs.,  72  mit 
1400  Frcs.  und  194  mit  1500  Frcs.  —  Es  ist  jetzt  angeordnet,  dass 
die  französischen  Lehrer  Unterricht  in  der  deutschen  Sprache  er- 
halten, wozu  wöchentliche  Versammlungen  einer  kleineren  Anzahl 
derselben  eingeführt  sind;  jedoch  dürften  bis  zur  Zeit,  wo  der 
deutsche  Unterricht  von  denselben  gegeben  werden  soll,  viele  der 
älteren  Lehrer  sich  pensioniren  lassen,  da  sie  seit  der  Gehalts- 
erhöhung so  ziemlich  dasselbe  als  Pension  beziehen,  was  sie  früher 
als  Gehalt  erhielten.  Ueber  den  Unterricht  in  der  deutschen  Sprache 
in  denjenigen  Gemeinden,  wo  französisch  gesprochen  wird,  sind 
Uebergangsbestimmungen  getroffen  worden  und  soll  in  den  unteren 
Klassen  bereits  jetzt  wenigstens  in  5  Stunden  wöchentlich  deutsch 
gelehrt  werden. 

Von  Mittelschulen,  welche  alle  neu  organisirt  wurden, 
bestehen  zur  Zeit:  1)  das  Lyceum  in  Metz  mit  Vorbereitungs- 
und Kealschule,  welche  am  1.  November  1874  423  Schüler  hatten; 
2)  das  Gymnasium  in  Saargemünd  mit  177  Schülern;  3)  Realschule 
in  Forbaeh  mit  112  Schülern;  4)  Progymnasium  in  Saarburg  mit 
118  Schülern;  5)  zwei  Collegien  in  Diedenhofen  mit  86  Schülern 
und  Pfalzburg  mit  75  Schülern.  Alle  diese  Anstalten  konnten 
jedoch  im  Anfange  ihren  ganzen  Lehrplan  mit  allen  Klassen  noch 
nicht  durchführen,  sondern  erst  stufenmässig  dazu  gelangen.  Es 
bestehen  ferner  zwei  auf  Kosten  des  Bisthums  unterhaltene  und 
von  Geistlichen  geleitete  Collegien  zu  Bitsch  und  Sierck,  welche 
als  Vorbereitungsschulen  für  künftige  Geistliche  dienen  sollen.  Seit 
September  1874  ist  in  Metz  eine  Taubstummenlehranstalt  errichtet 
worden.  In  der  Stadt  Metz  bestehen  noch  mehrere  erweiterte 
Schulen  über  den  Volksschulen ,  welche  auch  zur  Ausbildung  des 
Gewerbestands  dienen,  sowie  eine  Musikschule.  Mädcheninstitute 
und  Pensionate  sind  in  Metz,  Saargemünd,  Sierck  u.  a.  0. 


158  !•    I^mil.  Volk  und  Verwaltung. 

Eine  höhere  Unterrichtsanslalt  besitzt  der  Bezirk  nicht.  Da- 
gegen wurde  von  Privaten  eine  Akademie  als  gelehrte  Gesellschaft, 
eine  Gesellschaft  für  Archäologie  und  Geschichte  und  eine  natur- 
historisch-medicinische  Gesellschaft  gestiftet.  Die  Stadt  Metz  besitzt 
eine  Bibliothek  von  30,000  Bänden  und  ein  Museum,  das  ein 
naturhistorisches  Kabinet,  Gemälde  und  Alterthümer  umfasst. 

Für  den  Kultus  der  Katholiken  besteht  ein  Bisthum  in 
Metz,  das  zu  den  Archidiakonatssprengeln  in  Metz,  Diedenhofen 
und  Saargemünd  im  November  1874  noch  zwei  für  die  Kreise 
Saarburg  und  Chäteau-Salins  erhalten  hat,  die  bisher  zum  Bisthume 
Nancy  gehörten.  Das  Bisthum  soll  künftig  direkt  unter  der  päpst- 
lichen Curie  stehen  und  daher  vom  Erzbisthume  Besangon  losgelöst 
werden.  In  früherer  Zeit  war  es  unter  dem  Erzbisthume  Trier  ge- 
standen. Für  Erziehung  der  Geistlichen  besteht  in  Metz  das  grosse 
Seminar,  in  Montigny  das  kleine  Seminar,  jenes  zu  Finstingen  ist 
aufgelöst ;  ferner  bereiten  dazu  vor  die  beiden  Diözesankollegien  zu 
Bitsch  und  Sierck  und  war  bis  vor  Kurzem  noch  eine  kleinere  Vor- 
bereitungsanstalt zu  Beauregard  bei  Diedenhofen,  die  aber  vom 
Staate  geschlossen  wurde.  Für  jeden  Kanton  ist  ein  Kantonspfarrer 
bestellt,  in  Metz  sind  sieben  Pfarreien,  die  Landpfarreien  werden 
aber  meistens  von  Desservants  oder  Pfarrverwesern  versehen. 

Für  die  Evangelischen  besteht  zu  Metz  seit  dem  14.  Sep- 
tember 1871  ein  reformirtes  Consistorium,  gebildet  von  6  Geist- 
lichen und  Weltlichen.  Ihm  unterstehen  die  Pfarreien  Courcelles- 
Chaussy  mit  Bolchen,  Dieuze,  Helieringen  mit  Postdorf  und  Nieder- 
stinzel.  Lixheim  mit  Bärenthal  und  Schalbach,  Saarburg  mit  Dieuze 
und  I^frimbole,  Ars,  Diedenhofen  mit  Sierck  und  Metz  mit  zwei 
Pfarreien.  Einige  weitere  Pfarreien  sind  in  der  Bildung  begriffen. 
Dem  lu  t her  is che n  Consistorium  in  Finstingen  sind  die  Pfarreien 
Finstingen,  Hangweiler,  Pfalzburg,  Postdorf  und  Wintorsburg, 
jenem  von  Saarunion  Forbach,  Sanrgemünd  und  Winterswoiler 
und  endlich  dem  Consistorium  von  Niederbronn  die  Pfarrei  Bürcn- 
thal  untergeben.  Eine  allgemeine  Reorganisation  des  evangeliscluMi 
Kultus  mit  einer  einzigen  obersten  Leitung  dürfte  sich  als  noth- 
wendig  herausstellen.  —  Die  Gehalte  der  Geistlichen  sind  von  der 
deutschen  Regierung  bis  um  50  Procent  erhöht  worden. 

Die  Israeliten  haben  ein  Consistorium  in  Metz  und  bestehen 
besondere  Israelitische  Gemeinden  in  Metz,  Bionville,  Bolchen, 
HuKendorf,  Dehne,  Diedenhofen,  Ennery,  Forbach,  Grossblitters- 
dorf.  llellimer,  Lixheim,  Pfalzburg,  Püttlingen,  Saarburg,  Saar- 
geniiliid   und   Schfilbach. 


20.   Verwaltung-.  159 

Von  den  katholischen  Orden  und  Genossenschaften 
ist  das  Collegium  der  Jesuiten  in  Metz  und  das  Kloster  Sacre-Coeur 
in  Montigny  aufgelöst  worden.  Bis  dahin  bestanden  in  Lothringen 
4  männliche  und  26  weibliche  geistliche  Genossenschaften  mit  1657 
weiblichen  und  182  männlichen  Mitgliedern  und  264  Häusern  und 
Niederlassungen.  Von  diesen  gehörten  an:  1)  weibliche:  Congre- 
gation  Ste.  Chr^tienne  in  Metz  147,  Soeurs  de  la  Providence  in 
Peltre,  jetzt  Jouy-aux-Arches  530,  wovon  377  für  den  Schulunter- 
richt; dieselben  in  St.  Johann  zu  Bassel  500,  für  Ausbildung  von 
Schulschwestern  und  zur  Krankenpflege,  mit  verschiedenen  Nieder- 
lassungen, Franziskanerinnen  zu  Metz,  nämlich  Zufluchtsort  Ste.  Blan- 
dine  für  deutsche  Dienerinnen,  zwei  Congregationen  Soeurs  de  la 
Visitation  für  Unterricht,  besonders  zum  Eintritt  in  Klöster,  die 
Schwestern  der  mütterlichen  Liebe  zu  Bitsch,  welche  Hebammen- 
dieust  und  kleine  Chirurgie  ausüben,  und  die  Karmeliteriunen  der 
strengen  Observanz  in  der  Rue  des  Trinitaires  zu  Metz;  2)  männ- 
liche: früher  61  Jesuiten  in  Metz  und  53  Redemptoristen  in 
Teterchen,  10  Augustiner  am  Collegium  zu  Bitsch,  freres  des  ^coles 
chr6tiennes  in  Metz,  ßeauregard,  Diedenhofen,  Saaralben,  Saar- 
gemünd  und  Bitsch.  —  An  den  Volksschulen  wirkten  900  Schul- 
schwestern und  58  Schulbrüder.  —  Von  den  weiblichen  Congre- 
gationen haben  10  ihre  Mutterhäuser  in  Frankreich  und  Rom; 
2  männliche  sind  ebenfalls  von  Frankreich  aus  geleitet.  Die  Fran- 
ziskanerinnen zu  Ste.  Blandine  in  Metz  unterstehen  dem  Mutter- 
hause zu  Salzkotten  in  Westphalen. 

Das  Armen wesen  wird  nach  den  französischen  Gesetzen 
verwaltet.  In  Gorze  besteht  eine  Bezirks -Armenanstalt,  welche 
einen  Zuschuss  von  32,000  Frcs.  aus  Bezirksmitteln  erhält  und  für 
obdachlose  Greise  und  unheilbare,  hülfsbedürftige  Kranke  bestimmt 
ist.  Zu  Ende  des  vorigen  Jahrs  wurden  daselbst  215  Arme  ver- 
pflegt. Als  Waisenanstalt  für  den  Bezirk  dient  das  Hospiz  St.  Ni- 
colas in  Metz.  Am  Ende  des  vorigen  Jahrs  wurden  707  Kinder 
des  Bezirks  unterstützt,  wovon  343  unter  und  364  über  12  Jahre, 
von  welchen  99  in  diesem  Hospiz  und  707  bei  Pflegeeltern  unter- 
gebracht waren.  Ausser  diesem  bestehen  noch  mehrere  von  Pri- 
vaten gegründete  und  von  den  Gemeinden  theilweise  subventionirte 
Waisenhäuser  in  Metz  und  sonst  andere  Unterstützungsanstalten 
und  Vereine  und  mehrere  Spitäler  für  Kranke,  auch  in  Metz  zwei 
Wärmestuben.  Desgleichen  ist  daselbst  die  Herberge  zur  Heimath 
für  Gewerbegehülfen  und  eine  Volksküche  errichtet.  Ausser  den 
oben   genannten    erhielten    noch    198   Kinder    im   Hospiz   und   bei 


JßQ  I.    Land,  Volk  und  Venvaltung. 

Venvandten  vorübergehende  Unterstützungen.  Den  lokalen  Wohl- 
tliätigkeitsanstalten  wurden  aus  Staats-  und  Bezirksmitteln  J873 
16,875  Frcs. ,  sowie  noch  weitere  Beihülfen  zugewendet  und  stehen 
ferner  zu  ausserordentlichen  Unterstützungen  zu  Gebot  dem  Be- 
zirkspiäsidenten  3500  Frcs.,  den  Kreisdirektoren  3000  und  dem 
Polizeidirektor  von  Metz  500  Frcs.  Für  Viehverluste  wurden 
1>258  Frcs,,  für  Beschädigungen  durch  Elementarereignisse  39,178 
Frcs.  78  Cts.  gegeben,  zu  welch'  letzteren  besonders  der  Hagel- 
schlag von  1873  in  den  Kreisen  Diedenhofen,  Forbach  und  Saar- 
gemünd  Veranlassung  gab. 

Schon  vor  dem  Kriege  bestanden  in  Lothringen  vier  Spar- 
kassen zu  Metz,  Diedenhofen,  Saargemünd  und  Saarburg,  die- 
selben stellten  aber  dann  ihre  Thätigkeit  ein,  weil  unter  französi- 
scher Regierung  die  Sparkassengelder  in  die  caisse  des  depöts  vi 
connignations  einbezahlt  werden  mussten,  und  nun  das  Geld  daraus 
nicht  zurück  zu  erhalten  war.  Auch  hatten  leider  Viele  von  der 
Aufforderung  dieser  Regierung  Gebrauch  gemacht,  sich  mit  dem 
Betrage  von  1,010,000  Frcs.,  lesp.  {»3,390  Frcs.  bei  der  Zwei- 
Milliardenanleihe  von  1871  zu  betheiligen,  wofür  sie  seither  bios 
Kenlentitel  bekamen.  Der  den  Sparkassen  schuldige  Betrag  wurde 
endlich  von  der  französischen  Regierung  herausbezahlt  und  dann 
zunächst  die  Sparkassen  in  Metz,  dann  aber  auch  die  drei  übrigen 
wieder  in  Thätigkeit  gebracht.  Die  Metzer  Sparkasse  ergab  im 
vorigen  Jahre  folgende  Resultate:  um  1.  Januar  bestanden  12,723 
Sparkassenbücher  mit  558,239  Frcs.  39  Cts.  Einlagen,  neu  eröffnet 
wurden  1  und  ausbezahlt  im  Jahre  1582  Sparbücher,  so  dass  am 
Jahresschlüsse  verblieben  12,400.  Einbezahlt  wurden  im  Jahre 
884,650  Frcs.  39  Cts.,  an  Zinsen  zugeschrieben  31,854  Frcs.  93  Cts., 
ausbezahlt  an  Kapital  und  Zinsen  258,435  Frcs.  25  Cts.,  so  dass 
die  Guthaben  am  Jahresschluss  betrugen  1,216,315  Frcs.  31  Cts. 
Die  Aktiengesellschaft  für  Boden-  und  Communalkredit  in  Strass- 
burg  besorgt  jetzt  die  Verwaltung  der  Sparknssengelder. 

Das  Medicinalwesen  untersteht  der  Leitung  des  Präsidiums, 
das  einen  Medicinalrath  als  technischen  Beirath  erhalten  hat.  Der- 
selbe leitet  auch  das  Impfwesen  und  hat  in  der  Commisslon  für 
Revision  der  Aj)otlieker  den  Vorsitz.  In  jedem  Kreise  ist  ein  Krei.'<- 
arzt  angestellt  und  bestellt  ein  Kreisgesundheitsrath.  Die  Kantonal- 
ür/te  wirken  zunächst  als  Impf-  und  Armenärzte  und  üben  in 
ihrem  Kantone  die  Befugnisse  des  Kreisarztes  aus.  Für  die  l'ran- 
zöHiBch  redenden  Hcbammenhchülerinnen  ist  eine  entsprechende 
UnterrichtHanHlult    gewonnen    worden,    die    deutschen    bekommen 


20.   Verwaltung.  101 

auswärts  Untemcht  und  wird  solcher  künftig  in  Strassburg  erfolgen. 
Für  den  Veterinärdienst  ist  durch  Anstellung  eines  Bezirksthierarzts 
und  von  Kreisthierärzten  gesorgt  worden.  Während  des  Kriegs 
und  nachher  hatte  die  Rinderpest  in  Lothringen  grosse  Verhee- 
rungen angerichtet  und  wurden  dafür  über  zwei  Millionen  Franken 
verwendet.  —  Eine  Irrenanstalt  besass  Lothringen  nicht  und  sind 
die  betreffenden  Irren  noch  in  Mareville  bei  Nancy  untergebracht. 
Es  wird  aber  nun  eine  eigene  Irrenanstalt  zu  Saargemünd  erbaut 
und  zwar  nach  dem  Pavillonsystem,  wozu  im  August  1874  die  Kosten 
genehmigt  wurden.  Sonst  finden  sich  in  Lothringen  87  männliche 
und  104  weibliche  Irren;  ferner  gibt  es  623  Blödsinnige,  481  Taub- 
stumme und  402  Blinde.  Anstalten  dafür  sollen  auch  errichtet 
werden. 

An  direkten  Steuern  werden  erhoben:  1)  Grundsteuer, 
2)  Personal-  und  Mobiliarsteuer,  3j  Thür-  und  Fenstersteuer, 
4)  Patentsteuer,  und  diese  ergaben: 

1871  ....    6,029,185  Frcs.  18  Cts. 

1872  ....     5,976,407      „      52    ,, 

1873  ....    5,982,354      „      15    „ 

1874  (Soll)     .     .    6,046,098      „      32    „ 

Für  das  Jahr  1874  enthalten  im  Besonderen  die  Heberollen 
folgende  Summen: 

Grundsteuer:    J!^!^'^:  ""'^     Thür-  und      patentsteuer: 
Mohiliarsteuer:  Fenstersteuer: 
Frcs.       Cts.       Frcs.      Cls.      Frcs.      Cts.      Frcs.      Cts. 
Principal     ....     1,953,173.  —  490,979.  —  401,723.  —  478,130.  71 
Zuschlags  -  Centimen 

für  den  Staat   .     .  —  83,466.  50     63,472.  19     51,637.  70 

„    den  Bezirk .     .       984,957.  64  235,669.  93     92,896.  25  109,970.  04 
„    die  Gemeinden       601,922.  72  143,766.  05  103,119.  40  103.384.  26 
Ausfall-  und  Wieder- 
Umlagefonds     .     .         52,622.  44    29,079.  39     17,573.  17     34,416.  98 
Zus.  ""3^92,675.  80  982^60.  87  678,284.  Ol  777,539.  69 
Diese  Steuern   haben  1874  für  den  Staat  und  Bezirk  keine   be- 
deutende Veränderung   erfahren,   die   vermehrten  Bedürfnisse   der 
Gemeinden  haben  aber  eine  Vermehrung  der  Communal-Centimen 
veranlasst. 

Seit  dem  1.  Januar  1872  bilden  die  Reichslande  einen  Theil 
des  deutschen  Zollgebiets  und  die  Einkünfte  der  Zölle  fliessen 
in  die  Reichskasse.  Zur  Begünstigung  des  Fabrikbetriebs  waren 
Erleichterungen  für  Fabrikate,  die  zur  Appretur  und  Veredelung 
bestimmt  waren,  von  Seiten  Frankreichs  zugestanden,  welche  je- 
doch nach  und  nach  aufhören  sollen.    Im  letzten  Jahre  sind  von 

Huhn,  Deutsch -Lothringen.  11 


1(32  I.   Land,  Volk  und  Verwaltung. 

den  Hauptämtern  des  Bezirks  im  Veredelungsverkehre  2926  C(r. 
Eisenwaaren  und  8403  Ctr.  geschliffenes  Glas  abgefertigt  worden. 
Das  Tabaksmonopol  ist  aufgehoben  und  wurden  1873  —  74  an 
Tabakssteuer  1066  Fres.  erhoben.  Mehrere  kleinere  Abgaben, 
wie  z.  B.  auf  öffentliches  Fuhrwerk,  Spielkartenfabrikation,  für 
Eisenbahntransport,  Prüfung  des  Feingehalts  der  Gold-  und  Silber- 
waaren  u.  s.  w.  wurden  aufgehoben.  Die  früheren  Weinsteuern, 
nämlich  Umlaufsteuer,  Klein  verkaufsteuer,  Eingangssteuer  und  die 
sogenannte  vereinigte  Steuer  wurden  in  eine  einzige  Abgabe  von 
Wein  verwandelt,  dieselbe  an  die  Versendung  geknüpft  und  die 
Kellercontrole  auf  eine  allgemeine  Besichtigung  beschränkt,  die 
innere  Steuer  von  ausländischem  Weine  aber  aufgehoben.  Die 
Biersteuer  ist  dieselbe  geblieben.  Bezüglich  der  Branntwein- 
steuer wurde  eine  vereinfachtere  Besteuerung  eingeführt.  An 
Branntweinbrennereien  gibt  es 

im  Ganzen:     1873  im  Betrieb: 

Bezirk  Diedenhofen  .     .  1671  3iX) 

Metz 554  101 

Vic 295  51 

Saarburg       ....  1353  619 

Saargemünd  .        .     .  1618  58 


Zusammen  .     .    5491  1219. 

Die  Erhebung  des  Enregistrements  und  Stempels  hat 
eine  wesentliche  Aenderung  nicht  erfahren ,  nur  sind  die  Debit- 
stellen  vermehrt  worden. 

Es  betrugen  1873  diese  Steuern  in  folgenden  Hauptamts- 
bezirken : 

Knregi8trement8gebülireu :  indirekte  Steuern : 

Metz  .     .     .     I,(540,()41  Frcs.  88  Cts,  4,992,845  Frcs.  72  Cts. 

Vic     .     .     .        333,253      „      06    „  1,038,676      „      24    „ 

Suarburg     .        633,107      „      88    „  1,439,802      „      85    „ 

Saargemünd     1,043,531      „      99    „  1,296,956      „      52    „ 

Diedenhofen       75(),695      „      58    „  1,287,283      „      13    „ 

Zusammen    4,407,230  Frcs.  39  Cts.        10,055,o(i4  Frcs.  46  Cts. 
Aus  den   früheren  fünf  Aicha ngsbezirken   sind   drei   ge- 
bildet worden,  zu  Metz,  Saargemünd  und  Chrttcau-Salins. 

Die  Forstverwaltung  ist  durch  das  Gesetz  vom  30.  Deccmber 
1871  neu  geordnet  worden.  Dieselbe  wird  durch  Forstmeister 
unter  Furstdirektioncn  besorgt,  unter  welchen  Oberfbrster  wirken, 
während  zu  Forstschutzbeamton  nur  lechuisch  vorgebildete  An- 
wärter verwendet  werden.     Es  bestehen   unter  der  Forstdirektion 


20.   Verwaltung.  1(53 

Metz  die  vier  Forstmeisterbezirke  Metz,  Diedenhoten,  Saarburg 
und  Saargemünd  mit  52,439  Hekt.  54  Aren  Staatsforsten  und 
43,740  Hekt.  80  A.  Gemeinde-  und  Institutsforsten,  wovon  aber 
305  Hekt.  25  A.  Staatsforsten  und  03  Hekt.  Ib  A.  Gemeinde- 
forsten noch  zu  zwei  Gemeinden  des  Niederelsasses  gehören.  Da- 
für bestehen  die  Oberförstereien  St.  Quirin,  Alberschweiler,  Lützel- 
burg,  Saarburg,  Finstingen,  Saargemünd,  Püttlingen,  St.  Avold, 
Albesdorf,  Dieuze,  Chateau-Salins,  Falkenberg,  Metz,  Bolchen, 
Busendorf,  Kedingen,  Moyenvic  und  Diedenhofen.  Dagegen  stehen 
die  diesseitigen  Überförstereien  Bannstein,  Bitsch-Süd  und  Nord 
und  Lemberg  zum  Forstdirektionsbezirk  Strassburg  mit  20,844  Hekt. 
95  A.  Staatsforsten  und  1238  Hekt.  55  A.  Gemeindeforsten.  Von 
den  in  den  Staatswaldungen  angestellten  Schutzbeamten  blieben 
30  im  Dienste;  jene  im  Dienste  der  Gemeinden  und  Institute  sind 
nur  Lothringer.  Es  müssen  aber  für  letztere  künftig  auch  blos 
technisch  vorgebildete  Anwärter  genommen  werden.  Das  Ein- 
kommen der  früheren  Förster  war  schlecht  und  betrug  neben 
Wohnung,  Brennholz  und  etwas  Land  t? — 900  Frcs. ,  für  Gemeinde- 
und  Institutswaldungen  gar  nur  4  —  500  Frcs.  Jetzt  beträgt  der 
Förstergehalt  für  Staatswaldungen  350 — 450  Thlr.  nebst  Wohnung, 
Holz  und  etwas  Dienstland.  Auch  die  Gemeindeförster  sollen 
besser  gestellt  werden.  Eine  wichtige  Veränderung  betrifft  die 
Verkaufsart  des  Holzes.  Neben  der  öffentlichen  Versteigerung  ist 
nun  für  manche  Fälle  auch  der  Verkauf  aus  freier  Hand  gestattet. 
Früher  wurde  das  Holz  nur  in  ganzen  Schlägen  verkauft,  wobei  der 
Steigerer  ausser  dem  Verkaufspreise  auch  das  Schlagen  besorgen, 
die  Wiederkultur  der  betreffenden  Flächen,  die  Bauten  an  Holz- 
fuhrabwegen und  Brücken,  den  fiskaHschen  Antheil  an  den  Kosten 
für  Wiederherstellung  der  Vicinalwege,  auch  wohl  Bauten  und 
Reparaturen  an  Forstdiensthäusern  und  die  Lieferung  von  Deputat- 
holz zu  tragen  hatte.  Jetzt  dagegen  werden  die  Schläge  auf 
Kosten  des  Waldbesitzers  gehauen  und  dann  das  fa^onnirte  Holz 
in  grösseren  und  kleineren  Loosen  nach  Bedarf  öffentlich  ver- 
steigert, so  dass  sich  Jedermann  dabei  betheiligen  kann  und  der 
Erlös  sich  steigert,  der  Privatmann  aber  nicht  mehr  den  Haupt- 
gewinn an  den  Gesammtsteigerer  zu  entrichten  bat,  sondern  bil- 
liger kauft.  Für  das  Forstwesen  wurden  neulich  eigene  Forst- 
kassen errichtet  oder  mit  anderen  Kassen  verbunden.  Die  Staats- 
und Gemeindeforsten  ergaben  1873  folgende  Bruttoeinnahme:  1)  von 
Staatsforsten  3,735,147  Frcs.  18  Cts.;  2)  Gemeinde-  und  Instituts- 
forsten 1,194,811  Frcs.  Gelderlös  und  948,851  Frcs.  Geldwerth  des 


1G4:  !•   Land,  Volk  und  Verwaltung. 

den  Gemeinden  und  Instituten  verabfolgten  Holzes.  Forststraffälle 
kamen  1591  vor  und  erfolgten  1480  Verurtheilungen.  In  den 
Gemeinde-  und  Institutsforsten  wurden  127  Hekt.  8'i  Aren  kultivirt, 
sowie  64,552  Meter  Gräben  und  23,734  Meter  Wege  angelegt  und 
dafür  21,779  Frcs.  verausgabt. 

Die  Wegebauverwaltung  hatte  seit  1871  mit  den  grössten 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen,  denn  im  Kriege  sind  die  meisten 
Strassen  und  Wege  ungemein  beschädigt  worden  und  Mar  sodann 
eine  sofortige  Wiederherstellung  nicht  möglich.  Es  ist  jetzt  für 
jeden  Kreis  ein  Kreisbauingenieur  mit  einem  Bauschreiber  ange- 
stellt; das  ünterpersonal  besteht  aus  Wegemeistern,  welchen  ein 
gewisser  4  — <S  Meilen  umfassender  Wegemeisterbezirk  zugetheilt 
ist  und  deren  es  in  jedem  Kreise  6  — 11  gibt.  Die  Staatsstrassen 
betragen  531  Kilom.  300  M.,  die  Bezirksstrassen  400  Kilom. 
234  M.,  die  Vicinalstrassen  2074  Kilom.  979  M. ,  wovon  aber 
159  Kilom.  294  M.  noch  nicht  ausgebaut  sind.  Dafür  sind  60  Wege- 
meister vorhanden.  Die  Gehalte  der  Angestellten  sind  durch- 
gängig erhöht  worden.  Die  Kosten  derselben  vertheilen  sich  auf 
den  Bezirk,  die  Kreise  und  Gemeinden.  Unter  der  Leitung  der 
Wegemeister  gibt  es  an  Strassenwärtern  155  für  die  Staatsstrassen, 
105  für  die  Bezirksstrassen  und  400  für  die  Vicinalstrassen.  Jetzt 
sind  die  Strassen  wieder  so  ziemlich  hergestellt.  Für  die  materielle 
Staatsstrassenunterhaltung  werden  im  Jahre  1874  426,400  Frcs. 
als  ordentliche  und  144,546  Frcs.  als  ausserordentliche  Ausgaben 
verwendet;  für  die  Bezirksstrassen  380,000  Frcs.  Für  den  Ausbau 
der  Vicinalstrassen  sind  aus  Staatsmitteln  278,571  Frcs.  bestimmt. 
Eine  neue  Eintheilung  der  Strassen  ist  durch  die  Anlage  von 
Eisenbahnen  nothwendig  geworden.  Zur  Verrechnung  der  Ein- 
nahmen und  Ausgaben  der  Vicinalstrassenverwaltung  besteht  in 
jedem  Kreise  eine  Wegebaukasse.  Die  laufenden  Geldbeiträge 
der  Gemeinden  für  1875  zu  den  Vicinalstrassen  sind  zu  278,570  Frcs. 
genehmigt,  wovon  kommen  auf 

Metz      ....  ...       7,5(M)  Frcs. 

Bolchen 2I,95(»     „ 

Chateau-Salins 27,400     „ 

Diedenhofen H(i,72()     ,. 

Forbach I5,(KM>     ,. 

Saarburg 80,(KH)     „ 

SaargemUnd 4(),()(M)     „ 

Nach  den  Kostenberechnungen  der  Kreisingenieurc  sind  (Ur 
den  Ausbau  der  Genieindevicinalwege  nooh  nothwendig: 


20.   Verwaltung.  165 

Metz,  Stadt    .     .         60,000  Frcs.  —  Cts. 
,,     Landkreis  1       305,142      „      40    ,, 
„      Landkreis  'i       (SG6,139      „      40     v, 
Bolchen      .     .     .       700,534      „      56     „ 
Chäteau-Salins  .     1,156,236      „      —     „ 
Diedeniiofen   .     .     1,006,067      ,,      40    „ 
Forbach     .     .     .        847,933      „      62    ., 
Saarburg    .     .     .     1,627,732      „      —     „ 
Saargemünd   .     .     1,798,496      „      60     „ 
Zusammen     .    8,371,284  Frcs.  98  Cts. 
Für  die   Gemein  dehoch  bauten    ist   das  Institut   der  an- 
erkannten   Communalarchitekten    wieder    eingeführt;    für    andere 
Hochbauten  finden  sich  genug  Baumeister. 

Zur  Leitung  der  verschiedenen  Meliorationsarbeiten  sind 
drei  Fluss-  und  Wiesenbaumeister  zu  Metz,  Falkenberg  und  Chäteau- 
Salins  angestellt  und  soll  nun  die  Bildung  von  Genossenschaften 
zur  Ausführung  solcher  Meliorationsarbeiten  bewirkt  werden.  Doch 
fehlt  es  noch  an  Technikern  und  haben  daher  die  an  d6r  Seille 
gebildeten  Syndikate  zu  Oron,  Fange,  Falkenberg,  Bolchen, 
Marienthal  und  Bischwald  sich  vorerst  nur  auf  Auskrautung  der 
Flussläufe  beschränkt.  Das  Seillesyndikat  trat  noch  nicht  in  Wirk- 
samkeit. Ein  Kulturingenieur  zu  Chäteau-Salins  wird  auch  zu  den 
projektirteu  Arbeiten,  zunächst  der  Regulirung  und  Räumung  der 
grossen  Seille,  beitragen. 

Für  die  Wasserbau  Verwaltung  bestehen  drei  W^asserbau- 
bezivke,  und  zwar  für  die  Strombauten  der  Mosel  in  Metz,  für 
die  kanalisirte  Saar  und  den  Saarkohlenkanal  in  Saargemünd  und 
für  die  Unterhaltung  des  Rhein -Marnekanals  in  Saarburg.  Die 
Verwaltung  der  acht  Moselfähren  zu  Olg}',  Haueoncourt,  Ay, 
Blettingen,  Ueckingen,  Kattenhofen,  Mallingen  und  Rettel  ist  den 
Kreisingenieuren  übertragen.  Die  ärarischen  Fährboote  u.  dgl., 
im  Werthe  von  26,300  Frcs.,  ertragen  an  Pacht  3535  Frcs. 

An  Postanstalten  sind  102  vorhanden,  nämlich  6  Postämter, 
8  Postverwaltungen,  34  Expeditionen  und  54  Agenturen.  Es  bestehen 
63  Verkaufsstellen  für  Postwerthzeichen ,  wovon  31  im  Landbestell- 
bezirke, und  921  Briefkasten,  wovon  ebenfalls  747  im  Landbestell- 
bezirke. Zum  Postdienste  dienten  täglich  etwa  100  Eisenbahnzüge 
und  22  Personenpostcurse  auf  einer  Ausdehnung  von  36IY2  Kilom. 
Im  vorigen  Jahre  betrug  die  Zahl  der  Postsendungen  14,885,747 Stück, 
und  zwar  13,157,000  Briefe,  195,518  Postanweisungen,  1,002,845 
Zeitungsnummern,  55.764  Werthbriefe,  43,146  Packete  mit  Werth- 


\QQ  I.    Land.  Volk  und  Verwaltung. 

angäbe  und  370,674  Packete  ohne  Werthangabe.  Der  Geld  verkehr 
betrug  18,390,168  Thh-.  in  Briefen  mit  Werthangabe,  3'2,212,440  Thlr. 
durch  Packete,  2,570,978  Thlr.  durch  Postanweisungen,  225,828  Thlr. 
durch  Postvorschuss-Anrechunngen  und  386,892  Thlr.  durch  Post- 
mandate. Das  Gesammtgewicht  der  durch  die  Post  beförderten 
Päckereisendungen  betrug  3,771,162  Pfund.  An  Freimarken  und 
Francocouverts  wurden  5,903,516  Stück  im  Werthe  von  211,983  Thlr. 
verwendet.  Die  Gesammt  -  Einnahme  der  Postanstalten  betrug 
277,181  Thlr.  An  verkauften  Reichswechselstempelmarken  und 
gestempelten  Wechselblankets  wurden  erlöst  14,859  Thlr.  29  Sgr. 

Es  sind  im  Bezirke  22  Telegraphenstationen  vorhanden, 
nämlich  4  selbsständige  zu  Metz,  Diedenhofen,  Saarburg  und  Saar- 
gemünd;  ferner  sind  mit  den  Ortspostanstalten  vereinigt  die  Sta- 
tionen: Albersch Weiler,  Avricourt,  Bitsch,  Chäteau-Salins,  Dieuze, 
Forbach,  Hayange,  Kattenhofen,  Kedingen,  Metzerwiese,  Mo3euvre- 
Grande,  Pfalzburg,  Püttlingen,  Saaralben,  Sierck,  St.  Avold  und 
Vic.  Es  wurden  63,842  Depeschen  aufgegeben  mit  20,807  Thlr. 
26  Sgr.  Gebühren.  Angekommen  sind  56,318  Depeschen,  und  da- 
von entfallen  auf  Metz  30,6(55,  Saargemünd  5672,  Diedenhofen 
4684,  Saarburg  2508,  Forbach  1450,  Hajange  1377,  Dieuze  1347, 
Avricourt  1267,  Pfalzburg  1259,  Sierck  1259  u.  s.  w. 

Ueber  die  Eisenbahnen  ist  früher  bei  der  Beschreibung 
des  Landes  schon  das  Nöthige  mitgetheilt  worden.  Von  den  dort 
angegebenen  Gesammtlängen  sind  76  Kilom.  688  Meter  Bezirks- 
bahnen, welche  5,137,704  Frcs.  kosteten  und  jetzt  auch  an  die 
Reichsbahnen  überlassen  werden  sollen.  Dazu  hatten  beigetragen 
der  Staat  1,642,000  Frcs.,  die  Forstverwaltung  162,400  Frcs.,  Ge- 
meinden und  Private  453,375  Frcs.  und  Bezirksfonds  2,879,929  Frcs. 

Für  den  Bergbau  ist  seit  dem  1.  April  1874  ein  neues  Berg- 
gesetz in  Kraft  getreten,  nachdem  jenes  über  die  Besteuerung  der 
Bergwerke  bereits  mit  Jahresbeginn  wirksam  geworden  war.  Hier- 
nach untersteht  das  gesammte  Bergbauwesen  dem  Oberpräsidiuni 
und  ißt  ein  Bergamt  in  Metz  für  den  Bezirk  eingerichtet.  Es  exi- 
stiren  5  Steinkohlenbergwerke,  wovon  aber  nur  3  betrieben  werden. 
Die  Eisenerzconcesflionen  stiegen  im  letzten  Jahre  von  14  auf  (51, 
die  der  Eisensteingräbereien  von  12  auf  17.  An  Salzconcessiouen 
sind  7  vorhanden,  wovon  aber  nur  (>  im  Betriebe  sind.  Die  Zahl 
der  Hüttenwerke  ist  gleich  geblieben.  Die  Dampfkessolpolizei 
nahm  im  vorigen  Jahre  (>8  Druckprobon  gegen  (59  im  Vorjahre 
und  57  DnmpfkcBgelrevisionen  gegen   1!)  vorher  vor. 

Für  die  Justizverwaltung  bestehen  zwei  I^ndgerichte  zu 


20.    Verwaltunj,'.  167 

Metz,  für  die  Kreise  Metz,  Diedenhofen,  Bolchen  und  Cliäteau- 
Salins  mit  15  Friedensgerichten  und  in  Saargemünd  für  Saargemünd 
und  Forbach  (auch  Saarunion  und  DruHngen  im  Unterelsass)  mit 
H  diesseitigen  Friedensgerichten.  Das  Landgericht  von  Zabern  im 
Unterelsass  erstreckt  sich  auch  über  3  Friedensgerichte  für  den 
Kreis  Saarburg.  Die  Verkäuflichkeit  der  Stellen  als  Anwälte, 
Notare ,  Gerichtsvollzieher ,  Gerichtsschreiber  und  Commissaires 
priseurs  ist  aufgehoben.  Handelsgerichte  bestehen  in  Metz  und 
Saargemünd,  ersteres  wird  umgeändert.  Mit  dem  Landgerichte  in 
Metz  ist  ein  Schwurgericht  verbunden.  Die  obere  Instanz  ist  das 
Appellationsgericht  in  Colmar.  Bis  zur  Einsetzung  der  ordentlichen 
Strafgerichte  hat  das  Kriegsgericht  in  Strassburg  noch  einige  Funk- 
tionen zu  verwalten. 

Das  Gefängniss wesen  ist  neu  organisirt  M'orden.  Die 
Arbeitshausgefangenen  sind  dem  Correctionshause  in  Metz  über- 
wiesen, die  jugendlichen  weiblichen  Gefangenen  der  neuen  Besse- 
rungsanstalt in  Hagenau.  Im  Correctionshause  befinden  sich 
108  Männer  und  73  Frauen,  im  Arresthause  zu  Metz  waren  am 
Jahresschlüsse  95  Personen,  im  Bezirksgefängniss  zu  Saargemünd 
25  Personen.  Im  Gefängnisse  zu  Metz  ist  eine  Geftingnissschule 
eingerichtet  worden. 

Die  Gendarmerie  ist  in  die  OfFiciersdistrikte  Metz  und  Saar- 
gemünd eingetheilt  und  hat  55  Stationen.    Diese  sind  also  vertheilt: 


Oberwacht- 
meister 

Berittene 
Gendarmen 

Pussgendarmen 

Stationeij 

1)  Metz      ...     1 

10 

20 

14 

Bolchen      .     .     1 

S 

12 

8 

Diedenhofen    .     1 

6 

6 

5 

2)  Saargemünd   .     1 

4 

9 

5 

Forbach      .-   .     1 

(i 

H 

7 

Saarburg    .     .     1 

9 

12 

10 

Chäteau-Salins    1 

6 

6 

6 

Zusammen    7  49  73  55. 

Im  Bezirke  bestehen  4  Landwehrbezirkskom  mando's, 
nämlich  zu  Metz,  Diedenhofen  und  Saarburg  für  die  50.  Infanterie- 
brigade und  zu  Saargemünd  für  die  GO.  Infanteriebrigade.  Im 
Kreisersatzgeschäft  hat  insofern  eine  Verbesserung  der  Verhält- 
nisse sich  gezeigt,  als  die  Zahl  der  zur  Musterung  Gekommenen 
sich  vermehrt  hat.  Es  waren  vorgeladen  1872  9716,  wovon  sich 
stellten  1979;  vorgeladen  1873  12,765,  es  stellten  sich  2772;  vor- 
geladen 1873  12,327,   es  stellten  sich  3851,   und  es  wurden  1873 


168  I-    Land,  Volk  uiul  Verwaltung'. 

von  diesen  für  diensttauglich  befunden  1376  Maun.  Im  Jahre  1872 
sind  444,  im  vorigen  Jahre  486  Militärpflichtige  zur  Einstellung 
gelangt.  Es  wurden  1873  zur  Ersatzreserve  bestimmt  36,  auf  ein 
Jahr  zurückgestellt  2<)  Mann.  Militärbefreiungsscheine  sind  an  67 
ertheilt  worden.  Es  wurden  für  den  einjährig  freiwilligen  Militär- 
dienst 27  Berechtigungsscheine  ertheilt,  und  zwar  20  in  Folge 
abgelegten  Examens  und  7  auf  Grund  von  Zeugnissen.  Festungen 
sind  noch  Metz,  Diedenhofen  und  Bitsch,  als  solche  sind  einge- 
gangen und  demolirt  Marsal  und  Pfalzburg.  Besatzungen  und  Garni- 
sonen sind  nur  in  den  drei  Festungen,  zu  Saargemünd,  St.  Avold 
und  Saarburg,  sowie  ein  kleines  Detachement  in  Avricourt.  Das 
Oberkommando  der  30.  Armeedivision  befindet  sich  in  Metz,  der 
dortigen  sechsten  Festungs  -  Inspection  untersteht  auch  Saarlouis. 
Eine  Kriegsschule  besteht  in  Metz,  ebenso  eine  Pulverfabrik. 

Diese  Verwaltung  dürfte  schwerlich  schon  als  eine  endgültige 
anzusehen  sein,  sondern  im  Einzelnen  noch  Manches  in  der  Or- 
ganisation geändert  werden,  hauptsächlich  was  die  Angelegenheiten 
der  drei  Bezirke  gemeiuschaftlich  betrifft.  Namentlich  erstrebt 
Lothringen  eine  Art  gemeinsame  Vertretung,  wodurch  das  Elsass 
als  der  reichere  Theil  an  den  Gesammtausgaben  einen  grösseren 
Antheil  übernehmen  und  solche  durch  eine  Commission  unter  sich 
vertheilen  könne.  Der  Bezirkstag  hat  daher  am  27.  August  die 
Bitte  vorgetragen:  1)  es  sollen  in  der  Session  für  1875  in  jedem 
der  drei  Bezirkstage  zehn  Mitglieder  gewählt  werden,  um  die 
Fragen  zu  prüfen,  welche  die  drei  Bezirke  gemeinschaftlich  an- 
gehen, und  diese  Mitglieder  sollen  eine  dreijährige  Amtsdauer 
haben;  2)  diese  Commission  soll  abwechselnd  in  Strassburg,  Metz 
und  Colmar  zusammentreten  und  durch  kaiserliche  Verordnung 
einberufen  werden;  3)  sie  hat  das  Steuercontingent  auf  die  ver- 
schiedenen Bezirke  zu  vertheilen,  und  4)  sollen  die  von  der  Finanz- 
verwaltung tlber  die  Einnahmen  und  Ausgaben  der  Verwaltung 
angefertigten  Rechnungsauszüge  dieser  Commission  mitgetheilt 
werden,  damit  sie  die  ihr  nützlich  scheinenden  Modifikationen  der 
Regierung  kund  gebe.  —  Der  Bezirksjjräsident  von  Lolhringen 
hat  dieses  Mal  diesen  Wunsch  für  zulässig  erklärt  und  derselbe 
wird  in  solcher  Weise  erfüllt  werden.  Aber  was  die  Vertheilunu; 
der  Contingente  betrifll,  so  dürfte  die  Ilauptschwierigkelt  darin  liegen, 
dass  Hchwerlich  das  P^lsass  mehr  lausten  zu  (junslon  vom  Lolhringen 
tragen  will  und  als  Gesammtausgaben  im  Gaiiztn  nichl  .sehr  viele 
anerkennen  möchte. 


n. 


Topographie. 


1.  Stadtkreis  Metz. 

Metz  {Divodttrum,  Mediomalricitm  oder  auch  Metis  genannt, 
woraus  der  heutige  Namen  entstanden  ist)  liegt  im  westlichen 
Theile  Deutschlands,  nahe  der  französischen  Gränze.  unter  23 "  55' 
östlicher  Länge  und  49^  7'  6"  nördlicher  Breite,  vor  der  Kathedrale 
ISO^eü,  am  Präfekturplatze  168^06  und  am  Schlachthaus  164"U)8 
über  dem  mittelländischen  Meere  und  ist  die  Hauptstadt  des  Be- 
zirks Deutsch-Lothringen,  sowie  eine  der  bedeutendsten  Festungen, 
auch  der  Sitz  eines  Bisthums.  Westlich  und  östlich  wird  die  Stadt 
von  der  Mosel  und  Seille  bespült,  die  sich  am  nördlichen  Ende 
vereinigen,  und  der  westliche  Theil  wird  durch  zwei  Arme  der 
Mosel  bespült,  während  dieser  Hauptfluss  wieder  die  Stadt  vom 
Moselfort  trennt.  Die  grösste  Längenausdehnung  hat  die  Stadt 
vom  Süden  nach  dem  Norden,  die  grösste  Breite  liegt  zwischen 
dem  deutschen  und  französischen  Thor.  Der  mittlere  Theil  ist  der 
ältere  und  höher  gelegene,  östlich  und  westlich  senkt  sich  der 
Boden  wieder  um  18  Meter.  Metz  liegt  entfernt  von  Sirassburg 
144,  Saarbrücken  70,  Luxemburg  (>0,  Nancy  56  und  Paris 
328  Kilom.  und  an  den  grossen  Strassen-  und  Eisenbahnrouten 
von  Paris  über  Frouard  und  Verdun  nach  Mainz,  von  Nancy  nach 
Luxemburg,  Trier  und  Koblenz  und  es  gehen  von  da  aus  ferner 
Strassen  nach  Sedan,  nach  Saarlouis,  Saargemünd,  Saarburg  und 
Strassburg.  Die  Stadt  umfasst  ein  Terrain  von  391  Hekt.  1  i  Aren 
innerhalb  der  Mauern  und  die  Festungswerke  nehmen  172  Hekt. 
ein,  ungerechnet  die  Forts  ausserhalb  der  Gemarkung.  Die  Stadt 
hat  33  ölFentliche  Plätze,  wovon  die  meisten  freilich  sehr  klein 
sind  und  diesen  Namen  kaum  verdienen,  über  150  Strassen  und 
Gassen,  11  Brücken  über  die  Mosel,  12  über  die  Seille  und  deren 
Arme  (Festungsgräben)  und  8  dem  Verkehr  nach  aussen  geöffnete 
Thore.  Die  Strassen  ziehen  meistens  in  der  Richtung  von  Süden 
nach  Norden  oder  quer  über  dieselben  von  West  nach  Ost.  Die 
Hauptstrassen  sind  folgende:  vom  Serpenoise-  oder  Bahnhofsthor, 


172  II'   Topographie. 

Serpenoisestrasse.  Rue  Ladoucette,  Taison,  des  Triuitaires  und 
Marchand  nach  dem  Arsenale;  vom  Bisehofspalais  über  die  Rue 
Eveche  nach  der  Rue  Tete  d'Or,  von  der  Esplanade  über  die  Rue 
des  Clercs,  Fabert.  Haut-Poirier  und  Chevreniont  nach  der  Brücke 
St.  Georges,  vom  Mazellenthor  über  Rue  ^lazelle,  Fournirue, 
Kathedralplatz.  Rue  d"Estrees,  Pont  des  roches,  Pont  St.  Marcel 
nach  dem  Rempart  Belle -Isle,  vom  Platz  Friedland  über  die  Rues 
Tete-d'Or,  du  petit  Paris,  du  Palais,  Pierre  Hardie,  de  la  Paix, 
Moyen-pont.  Pont  des  Morts  nach  dem  Moselfort,  und  endlich 
vom  Place  des  Marechaux  über  Rue  Boucherie  und  Brücke 
St,  Georges  und  Rue  Pontiffrocy  nach  dem  Moselfort.  Eine  längere 
Strassenverbindung  ist  auch  jene  von  der  Rue  Pont-des-Morts  über 
Rue  St.  Marcel,  St.  Vincent  und  St.  Clement  nach  der  Rue  Pon- 
tiffroy,  sowie  der  Rempart  längs  dem  Walle  von  der  Brücke 
des  Grilles  an  den  Thoren  des  Allemands,  Mazelle,  St.  Thi^bault 
und  Serpenoise  vorbei  bis  zum  Citadellenthore  hinter  der  Kaiser- 
Wilhelmskaserne. 

Starke  Festungswerke  umgeben  die  Stadt  auf  allen  Seiten, 
und  zwar  mit  nassen  und  trockenen  Gräben  und  hohen  Wällen, 
welche  ihrer  Hauptanlage  nach  aus  dem  sechszehnten  Jahrhunderte 
stammen  und  später  verstärkt  wurden.  Seit  der  Anlage  der  grossen 
Forts  in  einiger  Entfernung  von  der  Festung  sind  die  Mauern  und 
Wälle  der  letzeren  fast  überllüssig  geworden,  weshalb  man  sie 
auch  nur  noch  unterhält,  aber  weiter  nichts  mehr  dafür  thut. 
Sie  beginnen  im  Südwesten  an  der  Mosel,  wo  die  Citadelle  stand 
und  jetzt  ein  starkes  Hornwerk  liegt,  ziehen  gegen  Osten  über 
die  Tliore  Serpenoise  und  St.  Thiöbault  und  wenden  sich  beim 
Mazellenthor  nordwärts  über  das  deutsche  Thor  nach  dem  Arsenal 
imd  der  Mosel,  indem  die  ganze  Westseite  nach  dem  schiffbaren 
Moselarm  ofl'en  ist.  Dagegen  ist  die  Isle  Chambi('rc  nach  Süd, 
West  und  Nord  mit  Wällen  umgeben,  üeber  dem  Hauptmosel- 
llusse  liegt  das  Moeelfort,  jetzt  Voigts- Rhetz  genannt,  mit  nur 
zwei  Huuserquadraten,  aber  mehreren  Kasernen,  Pferdeställen, 
Magazinen,  Lazareth  und  Reitschule.  Im  Nordosten  bildet  das 
ürosse  Artilleriearsenal  einen  durch  Wall  und  (iraben  abgeschlos- 
senen Theil  der  Festung.  Vor  dem  deutschen  'l'liorc  beiludet  sich 
das  gni8«e  Fort  Helle -Croix  oder  Fort  Steinmetz  mit  trockenem 
(tniben  und  Kaserne  und  vor  diesem  das  kleinere  Werk  les  Bordes 
( l-'orl  ZuMtrow),  während  südlieh  davon  das  kleine  Kort  Gisors 
liefet  und  die  ZiigUnge  zum  deutschen  und  Mazellenthor  deckt. 
Auf  der  Anleihe  über  dem  Dürfe  St.  Julien   liegt    im  Norden  das 


1.   Stadtkreis  Metz.  173 

grosse  gleichnamige  Fort  St.  Julien,  das  jetzt  in  Fort  ManteufFel 
umgetauft  ist.  Es  ist  3000  Meter  von  der  Kathedrale,  2000  M. 
von  Fort  Bellecroix  und  6500  M.  von  Plappeville  entfernt.  Oest- 
lich  von  Metz  liegt  auf  der  Anhöhe  von  Queuleu  das  neueste  und 
grössle  Fort,  welches  den  Namen  Fort  Göben  erhielt  und  mit 
Kaserne  und  Kasematten  versehen  ist.  Es  ist  3300  M.  von  der 
Kathedrale,  ebensoweit  von  St.  Julien  und  "2000  M.  von  der  Redoute 
du  Pate  entfernt.  Letztere  liegt  vor  dem  Thore  St.  Thiebault,  au 
der  Stelle,  wo  einst  das  römische  Amphitheater  stand.  Zu  beiden 
Seiten  der  Strasse  nach  Montigny  liegen  kleinere  Lünetten,  d'Argon 
und  zur  Deckung  des  Bahnhofs.  Ziemlich  weit  im  Süden  von  der 
Stadt  ist  das  grosse  Fort  St.  Privat,  jetzt  Fort  Prinz  August  von 
Württemberg  genannt,  das  je  42^K)  M.  von  Queuleu  und  St.  Quentin, 
3300  M.  von  der  Lünette  d'Argon  und  4900  M.  von  der  Kathe- 
drale entfernt  ist.  Das  die  weiteste  Umgebung  beherrschende  Fort 
liegt  auf  dem  St.  Quentin,  heisst  jetzt  Prinz  Friedrich  Karl  und 
ist  3500  M.  von  der  Kathedrale,  2500  M.  vom  Moselfort  entfernt 
und  3(30  M.  über  dem  Meere  gelegen.  Nordwestlich  davon  und 
nur  1300  M.  entfernt,  4500  M.  von  der  Kathedrale  und  350(J  M. 
vom  Moselfort  entfernt  liegt  das  Fort  Plappeville,  jetzt  Fort  L. 
Alvensleben  genannt,  und  als  Verbindung  zwischen  beiden  erhebt 
sich  das  Westfort  St.  Quentin,  welches  den  Namen  Manstein  er- 
hielt. Alle  diese  Forts  bilden  eine  24  Kilometer  lange  Umschliessungs- 
linie,  innerhalb  welcher  zwölf  Dörfer  liegen  und  ein  ziemlich  be- 
deutendes Heer  ein  befestigtes  Lager  beziehen  kann.  Es  war 
ausserdem  noch  von  einem  kleineren  Werke  bei  Woippy  die  Rede 
und  schreitet  man  jetzt  zu  dessen  Erbauung.  Ebenso  war  vor- 
geschlagen, die  andere  Seite  des  Thals  von  Montvaux  bei  der 
Eisenbahn  von  Amanvillers  durch  ein  Werk  zu  decken. 

Die  Stadt  Metz  hat  zehn  Thore,  wovon  aber  zwei  nach  keiner 
Strasse,  sondern  blos  in  Bestandtheile  der  Festung  führen,  nämlich 
das  Thor  Ste.  Barbe  ist  Pforte  des  Arsenals  und  Thor  Saulcy  führt 
nach  der  Pulverfabrik.  Das  älteste  Bauwerk  dieser  Thore  ist  das 
des  Allemands  im  Osten  der  Stadt,  ein  altes,  festes  Gebäude 
mit  zwei  dicken  Thürmen,  welches  aus  dem  Jahre  1445  stammt. 
Das  Thor  St.  Mazelle  liegt  in  der  südöstlichen  Ecke,  das  Thor 
St.  Thiebault  wie  das  Citadellenthor  im  Süden,  das  Thor 
Chambiöre  im  Norden  auf  der  gleichnamigen  Insel,  die  Thore 
de  France  und  Thionville  führen  aus  dem  Moselfort  auf  das 
linke  Moselufer.  Das  neueste  Thor,  welches  nach  der  Eisenbahn 
geht   und  1852  vollendet  wurde,  ist  das  Thor  Serpenoise,  so 


174  n.   Topographie. 

genannt  nach  der  allen  römischen  Niederlassung  Scarpona  bei 
Dieulouard,  von  wo  eine  Strasse  nach  Metz  führte,  und  an  Stelle 
eines  alten  Thors  erbaut.  Durch  letzteres  erfolgte  am  9.  April  1473 
der  Ueberfall  der  Lothringer,  welcher  durch  die  Geistesgegenwart 
des  Bäckers  Harelle  erfolglos  gemacht  wurde.  Auf  dieses  Thor 
erfolgte  auch  der  Hauptangriff  bei  der  Belagerung  Karls  V.  Das 
alte  Thor  war  1563  nach  der  Erbauung  der  Citadelle  entfernt 
worden. 

Es  ist  ferner  eine  Anzahl  Brücken  vorhanden,  wovon  sechs 
über  die  Seiile  und  neun  über  die  Mosel  führen.  Die  ersteren 
heissen  I'ont  de  la  Haute-Seille,  Pont-a-Seille ,  d'Jena  ou  des  An- 
tonistes,  Pont-Sailly,  de  la  Greve  und  de  la  Basse -Seiile.  Die 
erstere  und  die  beiden  letzten  sind  neue  Brücken,  die  anderen 
meistens  eehr  alt.  Von  den  Moselbrücken  führt  die  Brücke  des 
Roches  vom  Komödienplatze  nach  dem  Place  de  Chambre  und 
kostete  89,200  Frcs.;  sie  wurde  1735  erbaut.  Die  Brücke  de  la 
Pr^fecture,  nördlich  davon,  entstand  1513  und  hiess  früher  Pont 
des  Porti^res  oder  Porte-aux-chevaux.  Die  nächstfolgende  Brücke 
St.  Georges  ist  die  älteste,  wurde  aber  1745  erneuert^  auf  der- 
selben wurde  jährlich  am  23.  April  durch  kirchlichen  Akt  die 
Schilffahrt  eingeweiht.  Die  Brücke  des  Grilles  liegt  noch  weiter 
nördlich  an  der  Festungsmauer  und  wurde  1745  an  Stelle  der 
Brücke  du  Rhin  oder  Rhinpont  erbaut.  Nördlicher  und  schon  vor 
der  Festung  liegt  die  Kettenbrücke,  über  welche  man  vom  Schlacht- 
haus nach  St.  Julien  gelangt.  Von  der  Präfekturinsel  führen  zwei 
Brücken  nach  der  Insel  Chambi^re,  nämlich  die  Brücke  St.  Marcel, 
sudlich  des  Theaters,  und  die  Brücke  Moreau,  nördlich  von  der 
Präfektur,  beide  1737  mit  7H,300  Frcs.  Kosten  erbaut.  Die  süd- 
lichste Brücke  ist  Mojen-Pont,  von  der  Strasse  St.  Marie  gegen 
das  Moselfort  gehend,  1740  erneuert.  Sie  hiess  auch  Pont  des 
Pucelles  und  Moyen- Pont- des -Morts.  Die  Brücke  du  Therme  ist 
eigentlich  blos  ein  Uebergang  für  die  Mühlen,  an  der  Stelle,  wo 
einst  die  Römer  eine  Badeanstalt  hatten.  Pont -des -Morts  führt 
nach  dem  südlichen,  Pont  de  Thionville  nach  dem  nördlichen 
Theile  des  Moselforts.  Die  erstere  ist  sihr  alt  und  der  Name 
kommt  von  der  Abgabe  für  jeden  Sterbefall,  die  zur  Unterhaltung 
dieser  Brücke  an  das  Spital  St.  Nicolas  zu  bezahlen  war.  Die 
Brücke  wurde  1845—47  gründlich  umgebaut;  sie  ist  254 "'94  lang 
und  hatte  ursprünglich  eine  Länge  von  270">94. 

liings  der  MohcI  liegen  vier  Quais,  nämlich  die  Rampe  de 
rK»plunade,  1740  erbaut,  der  Qual  S(.  Ix)ui8,  aus  derselben  Zeit, 


1.    Stadtkreis  Metz.  175 

zwischen  Mojen-Pont  und  der  ehemaligen  Abtei  St.  Louis,  der 
Quai  Mar^chal ,  früher  Quai  St.  Pierre  und  noch  früher  Esplanade 
des  Juifs,  weiter  nördlich,  und  der  Quai  de  TArsenal,  zwischen 
den  Brücken  St.  Georges  und  des  Grilles. 

In  alter  Zeit  bestand  blos  ein  einziger  öffentlicher  Platz,  näm- 
lich Champ-ä-Seille,  wo  1356  die  goldene  Bulle  verkündet 
wurde,  die  Turniere  und  Volksversammlungen  stattfanden  und 
1727  die  Kasernen  Coislin  erbaut  wurden.  Der  Platz  St.  Louis 
hiess  früher  Place  du  Change,  weil  daselbst  die  Wechslerbuden 
standen.  Daselbst  sind  noch  sehr  alte  Arkaden  und  wurden  die 
Darstellungen  der  Mysterien  gegeben.  Den  jetzigen  Namen  erhielt 
der  Platz  1746  von  der  Statue  Ludwigs  XIII.  auf  einem  Brunnen, 
die  man  dann  in  eine  Statue  des  heiligen  Louis  verwandelte.  Der 
Platz  Ste.  Croix  liegt  auf  dem  höchsten  Theile  der  Stadt,  wo 
einst  das  erste  christliche  Kreuz  errichtet  worden  sein  soll  und  die 
Kirche  Ste.  Croix  stand.  In  der  Nähe  lag  das  Palais  der  austra- 
sischen  Könige,  welches  sich  von  der  Strasse  des  Trinitaires  bis 
zur  Strasse  Chevremont  erstreckte,  jedoch  auch  wieder  auf  römi- 
schen Grundmauern  stand.  Der  Platz  vor  der  Kaiser  Wilhelms- 
kaserne und  Esplanade  hiess  verschieden,  einmal  Place  royale 
und  imperiale  und  dann  wieder  de  la  Republique.  Er  ist  der 
eigentliche  Paradeplatz.  Der  Platz  Napoleon,  auch  Place  d" Armes 
genannt,  liegt  zwischen  Rathhaus  und  Kathedrale  und  wurde  durch 
gewaltsam  durchgeführte  Erniedrigung  des  Bodens  1755  hergestellt. 
Seit  1842  steht  an  demselben  die  Statue  des  Marschalls  Fabert. 
Kleinere  Plätze  sind  Place  Mazelle,  1753  errichtet  und  für  den 
Viehmarkt  bestimmt,  St.  Martin  bei  der  gleichnamigen  Kirche, 
seit  1749,  St.  Thiebault  seit  1739,  jetzt  Heumarkt.  Place 
de  la  Chambre  liegt  westlich  und  niedriger  von  der  Kathedrale 
und  wurde  von  den  Tempelherren  so  benannt,  die  ihre  Comthurei 
oder  Kammer  daselbst  hatten.  Daselbst  wurden  einst  Mysterien 
aufgeführt.  Der  Platz  de  la  Comedie  liegt  vor  dem  Theater, 
hat  zur  Seite  den  schattigen  Jardin  d'Amour  und  in  der  Mitte 
einen  schönen,  grossen  Springbrunnen,  wo  in  der  Revolutionszeit 
die  Guillotine  stand.  Auf  der  Insel  Chambiere  liegt  vor  der  Kirche 
St.  Vincent  der  gleichnamige  Platz.  Alle  übrigen  Plätze  sind 
klein  und  unbedeutend.  Dahin  gehören :  Place  de  l'Abreuvoir 
bei  der  Coislinkaserne,  d'Austerlitz,  auf  welchem  die  Gemüse- 
markthalle steht,  de  la  Cathedrale  vor  der  Kathedrale  und  Markt- 
halle, Chambiere  neben  der  König  Johann-Kaserne,  des  Charrons 
zwischen  Seille-  und  Mazellenstrasse,  de  France  im  Moselfort  vor 


17G  ^^'   Topographie. 

der  Kirche.  Friedland  zwischen  Seille  und  Platz  St.  Louis,  des 
Marechaux  zwischen  Rue  des  Capucins  und  Boucherie  St.  Georges, 
de  la  Prefecture  vor  dem  Präfekturgebäude,  du  Quarteau  südlich 
vom  Platz  St.  Louis.  Saulcy  vor  Pont  des  Morts,  St.  Etienne, 
Terrasse  östlich  von  der  Kathedrale,  Ste.  Glossinde  vor  dem  Bischofs- 
palais, St.  Nicolas.  Die  meisten  dieser  Plätze  wechselten  oft  den 
Namen.  Place  St.  Louis  hiess  früher  Place  du  Change  und  de  la 
Revolution,  PI.  Austerlitz  hiess  PI.  St.  Jacques,  PI.  Napoleon 
PI.  de  la  loi.  PI.  de  la  Comedie  PI.  de  Tegalite.  In  gleicher  Weise 
wurden  auch  verschiedene  Strassennamen  mehrmals  geändert ,  und 
wenn  man  einigen  Mitgliedern  der  archäologischen  Gesellschaft 
gefolgt  wäre,  so  hätte  man  es  mit  noch  mehr  Strassen  so  gethan 
und  die  historischen  Namen  weiter  vermindert. 

Die  Stadt  ist  im  Allgemeinen  ziemlich  unregelmässig  gebaut, 
die  Strassen  eng  und  krumm,  nicht  recht  nivellirt,  das  Pflaster 
nicht  gut  und  namentlich  die  Pflastersteine  zu  hart  und  scharf 
und  die  Häuser  sehen  meistens  veraltet  und  schmutzig  aus,  weil 
die  braunen,  sepiafarbigen  Steine  durch  Wind  und  Wetter  noch 
mehr  verdunkelt  werden  und  der  Häuseranstrich  ganz  dieser  Fai'be 
entspricht.  Was  schon  im  Allgemeinen  über  die  Bauart  der  Häuser 
gesagt  ist,  gilt  auch  für  Metz,  Es  fehlt  durchaus  an  einer  Gerad- 
legung  der  Strassen  und  daher  sind  dieselben  bald  enger,  bald 
wieder  breiter,  die  Häuser  treten  abwechselnd  vor  und  wieder 
zurück  und  das  manchmal  fünf  Fuss  breite  Trottoir  läuft  oft 
spitz  zu,  80  dass  man  nicht  mehr  darauf  gehen  kann.  Wo  ein 
Hauplverkehr  sich  entfaltet  und  mehrere  Strassen  sich  kreuzen, 
wie  z.  B.  Pierre  Hardie  und  du  Faisan,  werden  letztere  so  eng, 
dass  die  Passage  und  das  Ausweichen  der  Wagen  sehr  schwer 
ist,  zumal  sich  die  Begegnenden  vor  der  Ecke  nicht  sehen,  und 
es  muss  sich  mehrmals  der  Hauptverkehr  einzig  und  allein  durch 
schmale  Strassen  mit  scharfen  Ecken  mühsam  durchwinden.  Geht 
man  durch  die  Strassen,  so  meint  nuin  oft,  sie  hätten  keine 
Dächer,  weil  solche  nicht  hervorspringen  und  daher  die  Nässe 
von  oben  an  der  Wand  herabträufelt;  die  Häuser  sehen  nicht 
hlo8  vernaclilässigt,  sondern  auch  verlassen  aus,  zumal  die  Be- 
wohner die  Gewohnheit  haben,  die  Läden  geschlossen  zu  halten, 
und  nicht  nur  herrscht  in  der  Farbe  der  Häuser  eine  ungemeine 
Monotonie,  sondern  man  sieht  auch  selten  Blumen  am  Fenster. 
Viele  Häuser  hüben  nach  der  Strasse  blos  eine  Mauer  und  ein 
Thor  und  du«  Wohnhaus  steht  rtlckwttrts  und  hat  sogar  manchmal 
dahinter   einen  (Jarlen,  dessen   Dasein   nuui   gar   nicht    ahnt,   wie 


1.   Stadtkreis  Metz.  177 

man  von  aussen  auch  gar  nicht  vermuthet,  mit  welchem  Reieh- 
thume  das  Innere  oft  möbhrt  ist.  Zahh-eiche  alte  Gebäude,  zumal 
von  Klöstern,  haben  nach  der  Strasse  nur  eine  breite,  mehr- 
stockige Mauer  ohne  alle  Fenster  oder  dieselben  sind  zugemauert, 
und  dies  verleiht  der  Strasse  (ien  Charakter  der  Traurigkeit  und 
Oede.  Das  Erdgeschoss,  wenn  es  zu  Ladenlokalen  vermiethet 
ist,  wie  es  zumeist  geschieht,  hat  in  der  Regel  eine  Holzverkleidung 
und  ist  dunkel,  oft  schwarz  angestrichen,  um  die  grossen  Glas- 
scheiben und  die  Ladeneinrichtung  besser  hervorzuheben ,  und  der 
Eintritt  in  den  Laden  erfolgt  gewöhnlich  ohne  Stufen  unmittelbar 
von  der  Strasse  aus.  Sind  es  Wirthschaften,  so  ist  im  Sommer 
die  Thüre  durch  den  ganzen  Tag  offen  und  nur  ein  beweglicher 
Jalousieladen  ist  mehrere  Fuss  über  dem  Boden  eingehängt,  um 
den  Einblick  in  das  Lokal  zu  verdecken.  Die  Häuser  sind  zumeist 
ohne  alle  Kunst  und  Ornamentirung,  im  Kasernenstyl  erbaut  und 
um  so  gleichmässiger,  als  die  Fenstergesimse  nicht  hervortreten, 
auch  nicht  durch  dunklere  Farbe  unterschieden  sind.  Viele  Häuser 
sind  ungemein  schmal,  wogegen  es  allerdings  auch  solche  gibt, 
welche  ein  ganzes  Quadrat  einnehmen  und  dann  z.  B.  an  die 
Wiener  Zinshäuser  erinnern.  Dagegen  gibt  es  allerdings  auch 
eine  Anzahl  sehr  schöner  Häuser,  so  in  der  Rue  Töte  d"or,  de 
TEveche,  Serpenoise,  des  Giere,  Pierre  Hardie,  Platz  St.  Martin. 
Rue  Poncelet,  Esplanade  u.  a.  Dazwischen  findet  man  in  den 
abgelegeneren  Strassen  auch  noch  sehr  alte  und  alterthiimliche 
Gebäude.  Dahin  gehört  vor  allen  der  Platz  St.  Louis  mit  der 
Strasse  du  Change,  wo  auf  der  Westseite  ein  langer  Bogengang 
(Arkaden)  vor  den  Verkaufsgewölben  die  unteren  Stockwerke 
einnimmt  und  nach  dem  Platze  lauter  alterthiimliche  Spitzbogen 
hat.  Ferner  sind  solche  alterthiimliche  Gebäude  das  Hotel  Livier 
in  der  Rue  des  Trinitaires,  das  Karmeliterkloster  daselbst,  das 
städtische  Magazin  und  mehrere  Gebäude  in  der  Rue  Chevremont, 
Rue  Chaplerue,  Rue  Nexirue,  in  der  Citadelle  das  Oratorium  der 
Tempelherren  u.  s.  w.  Einer  Anzahl  von  Häusern  sieht  man  es 
an,  dass  sie  aus  alteu  Kirchen  und  Klostergebäuden  umgewandelt 
sind.  Viele  Häuser  sind  blosse  Miethhäuser,  deren  Eigenthümer 
in  Paris  oder  dem  innern  Frankreich  wohnen  und  ihr  Geld  in 
solcher  Weise  rentabel  machten.  Die  meisten  Gasthäuser,  Cafe's 
und  Geschäftslokale  sind  in  dieser  Weise  blos  gemiethet,  dem 
Miether  gehört  aber  die  ganze  Einrichtung,  selbst  Spiegel  u.  dgl., 
welcher  „Fonds^'  von  einer  Hand  in  die  andere  übergeht.  In 
keiner  Stadt  Deutschlands  findet  man  solchen  Luxus  grosser 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  12 


178  n.   Topographie. 

Spiegel  in  Goldi-ahmen,  wie  in  Metz,  und  selbst  die  gewöhnlichste 
Kneipe  ptlegt  damit  reichlich  versehen  zu  sein,  hat  ein  Büffet  mit 
Kanapee,  und,  wenn  irgend  möglich,  auch  eine  Büffetdame.  Die 
Ladenlokale  und  Schaufenster  sind  durchgängig  sehr  schön,  ge- 
schmackvoll und  elegant  eingerichtet  und  können  darin  nur  sehr 
wenige  Städte  im  Innern  Deutschlands  mit  Metz  wetteifern.  Dabei 
muss  man  es  den  einheimischen  Geschäftsleuten  auch  zugestehen, 
dass  sie  nur  gute  Waaren  führen  und  preiswürdig  verkaufen,  auch 
in  ihrem  Geschäftsgebaln*en  zumeist  eine  grosse  Solidität  zeigen. 

Was  die  innere  Eintheilung  und  Einrichtung  der  Häuser  be- 
trifft, so  kann  man  dieselbe  nicht  als  sehr  praktisch  und  bequem 
anerkennen.  Mit  den  Kellern  sieht  es  vielfach  nicht  gut  aus,  da 
man  nicht  tief  graben  kann,  und  werden  daher  die  Erdgeschosse 
auch  zu  Weinlagern  benützt.  Die  Hauseingänge  sind  meistens 
schmal  und  im  Innern  haben  die  Häuser  häufig  mehrere  Höfchen, 
um  Licht  zu  gewinnen,  Mas  aber  wieder  eine  unbequeme  Ein- 
theilung der  Zimmerräume  zur  Folge  hat,  indem  mehrere  kleinere 
Treppchen  viel  Raum  hinwegnehmen  und  die  Zimmer  in  einander 
gehen  und  nur  wenige  oder  gar  nur  eine  Thüre  vom  Gange  aus 
haben.  Höhere  Möbel,  wie  Schränke,  auch  Bilder,  sind  der  vielen 
Wandschränke  wegen  schwer  anzubringen,  auch  nimmt  das  Kamin 
zu  viel  Kaum  weg,  was  noch  dadurch  vermehrt  wird,  dass  vor 
das  Kamin  jetzt  ein  Ofen  gestellt  werden  muss,  da  sich  sonst  die 
Zimmer  nicht  erwärmen  lassen.  Oefen  und  Kochherde  gehören 
auch  zum  Inventar  des  Miethers.  Fensternischen,  die  bis  zum 
Boden  gehen,  sind  höchst  selten,  dagegen  beginnen  die  Fenster 
mit  nur  zwei  Flügeln  oft  schon  *i — 3  Fuss  über  dem  Boden,  und 
hat  man  daran  nur  hier  und  da,  in  Salons,  doppelte  Vorhänge, 
indem  es  die  Leute  an  Vorhängen  an  den  Fensterflügeln  genügen 
lassen.  Ein  arger  Missstand  besteht  fast  überall  bezüglich  der 
.Abtritte  ^  die  meisten  Häuser,  ob  sie  auch  3  —  4  Stockwerke  be- 
sitzen, haben  deren  nur  einen,  und  zwar  in  der  Hegel  im  Hofe. 
In  Folge  des  reichlichen  Wasserzulhisaes  durch  die  Wasserleitung 
von  Gorze,  welche  seil  einigen  Jahren  besteht,  sind  nicht  nur  in 
allen  Strassen  Brunnen  mit  iliessendem,  aber  verschliessbarem 
Wasser  angebracht,  sondern  es  werden  dadurch  auch  die  Strussen- 
rinnen  gespült,  und  in  vielen  Häusern  ist  das  Wasser  bis  in  die 
olM.'ren  Stockwerke  geleitet.  Weniger  angenehm  ist  die  Einrich- 
tung, duM8  Bleclikandel  an  «ler  Strassenseile  der  Häuser  ongebriicht 
sind  und  man  durch  dieselben  das  Abwasser  fortgiesst.  Die 
StraHuenreinigung   ist  gut,   die  Abfuhr   von  Sirnssenunrath  u.  dgl. 


1.    Stadtkreis  Metz.  179 

sehr  prompt  besorgt,  dafür  aber  fehlen  Nachtwächter  gänzlich. 
Das  städtische,  Pompierkorps  ist  sehr  mangelhaft  organisirt  und 
steht  eine  Umwandelung  bevor.  Wasser  wird  weder  in  Kübeln  noch 
in  Butten  getragen,  sondern  nur  in  Hänggefässen.  Die  Strassen 
sind  durchgängig  kanalisirt  und  die  Gasbeleuchtung  ist  gut. 

Monumentale  und  öffentliche  Gebäude  sind  in  geringer  Zahl 
vorhanden ,  weil  nur  wenige  Stellen  in  Metz  waren.  Was  es  von 
solchen  Gebäuden  gibt,  das  sind  Kirchen,  Kasernen  und  Lokale 
verschiedener  dazu  gehörender  Anstalten  etc.  Unter  den  kirch- 
lichen Gebäuden  nimmt  die  Kathedrale  die  erste  Stelle  ein.  In 
den  ersten  Jahrhunderten  stand  auf  demselben  Platze  ein  Ora- 
torium des  heiligen  Stephanus,  welches  auch  bei  der  Zerstörung 
der  Stadt  durch  Attila  im  Jahr  451  erhalten  blieb.  Bischof  Chrode- 
grand  und  Karl  der  Grosse  erweiterten  es,  aber  von  diesen  alten 
Grundmauern  blieb  nichts  mehr  übrig ,  als  Bischof  Thierry  im  Jahre 
1014  die  jetzige  Kathedrale  zu  erbauen  anfing.  Die  Arbeit  stockte 
jedoch  bald  wieder  und  ihr  Wiederbeginn  unter  Bischof  Adhemar 
von  Monteil  hatte  keine  Dauer,  bis  148tj  Generalvikar  Jacob  von 
Leiningen  die  Arbeiten  wieder  aufnehmen  und  eine  der  Seiten- 
kapellen erbauen  Hess.  Heinrich  von  Lothringen  fing  im  Anfange 
des  sechszehnten  Jahrhunderts  die  zweite  Seitenkapelle  des  Chors 
und  die  ersten  Pfeiler  des  Schiffs  an.  Die  gemalten  Fensterscheiben 
der  Rose  wurden  gegen  das  Ende  des  vierzehnten  Jahrhunderts 
von  Hermann  von  Münster,  jene  des  Chors  zur  Rechten  1521 — 1528 
von  Valentin  Busch  aus  dem  Elsasse  gefertigt.  Fertig  wurde  die 
Kathedrale  aber  erst  gegen  die  Mitte  des  sechszehnten  Jahrhunderts 
und  eingeweiht  am  24.  Mai  1546.  Der  Plan  zur  Kathedrale  stammt 
von  Peter  Perrat,  der  auch  in  der  Kirche  begraben  wurde.  Sie 
hat  eine  Länge  von  121  M.  16  innerhalb  und  von  128  M.  62 
ausserhalb  der  Mauern  und  unter  der  Wölbung  eine  Höhe  von 
43  M.  Die  Breite  des  Schilfs,  dessen  Gewölbe  von  34  Pfeilern 
von  3  M.  Durchmesser  getragen  w^ird,  ist  15  M.  65,  die  der  Seiten- 
schiffe 7  M.  3;  dieselben  sind  14  M.  hoch.  Die  zahlreichen  Licht- 
öffnungen geben  dem  Gebäude  ein  ungemein  leichtes  Aussehen. 
Die  Thurmspitze,  ein  Werk  von  Heinrich  Ranconval  von  Metz, 
ist  elegant  und  kühn  ausgeführt,  ganz  durchbrochen  und  mehr  als 
85  M.  hoch.  Der  Thurm,  auf  welcher  dieselbe  sich  erhebt,  wurde 
1381  auf  Kosten  der  Stadt  erbaut,  welche  dahin  auch  die  grosse 
Glocke  Mutte  stiftete,  die  1427,  1442,  1447,  1479  und  1605  um- 
gegossen wurde  und  13,000  Kilogramm  wiegt.  Die  Glocke  Marie, 
1438  gestiftet  und  im  zweiten  Thurm,  hat  nur  8000  Kilogr.  Schwere. 


IgQ  IL   Topographie. 

Die  Glocke  la  Mutte  wurde  vor  1552  nur  dreimale  im  Jahre  ge- 
läutet, nämlich  zu  Ehren  des  Kaisers,  zur  Wahl  des  Kürger- 
meisters und  zu  derjenigen  der  dreizehn  Rathsherren,  sonst  nur 
ausnahmsweise  als  Ruf  zu  den  Waffen,  wenn  eine  Gefahr  drohte. 
Als  daher  Kaiser  Friedrich  III.  bei  seiner  Anwesenheit  auf  dem 
Thurme  den  Wunsch  aussprach  die  Glocke  zu  hören,  lehnte  man 
es  ab,  weil  sonst  das  ganze  Land  in  Aufregung  gebracht  würde. 
Unter  französischer  Herrschaft  wurde  bis  zur  Revolutionszeit  be- 
stimmt, dass  die  Glocke  allabendlich  um  sechs  Uhr  eine  Viertel- 
stunde lang  zu  Ehren  des  Königs  läute.  Am  22.  März  1872  wurde 
sie  sodann  zum  erstenmale  wieder  zu  Ehren  des  deutscheu  Kaisers 
geläutet ,  freilich  nicht  auf  eigenen  Antrieb  des  Gemeinderaths.  Bis 
l'S40  war  dieser  Thurm  mit  einer  hölzernen  Spitze  versehen,  die 
von  Deny  begonnene  Thurmspitze,  ähnlich  der  andern,  wurde  aber 
nicht  vollendet.  Im  linken  Seitenschiffe  befindet  sich  eine  Wanne 
aus  antikem  Porphyr,  die  lange  als  Taufstein  diente  und  unter  dem 
Kamen  I'uits  de  Jehan  bekannt  war^  sie  ist  von  ovaler  Form 
und  wurde  in  den  Ruinen  der  römischen  Bäder  gefunden;  sie  ist 
10  Fuss  lang,  4  F.  breit  und  31/2  F.  hoch.  In  der  Sakristei  zeigt 
man  einen  sehr  alten  Mantel,  der  mit  Goldfaden  und  rother  Seide 
gestickt  ist  und  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln  zeigt.  Man 
schreibt  ihn  Karl  dem  Grossen  zu,  er  stammt  aber  höchstens  aus 
dem  neunten  Jahrhunderte  und  keineswegs  von  diesem  Kaiser. 
Es  befinden  sich  ferner  in  der  Kathedrale  zwei  Bischofsstäbe  von 
Elfenbein,  der  eine  aus  dem  eilften,  der  andere  von  deutscher 
Arbeit  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhunderte.  Ausserdem  enthält  der 
Domschatz  noch  einige  alte  und  seltsame  Kelche.  Hinter  dem  Chor 
befindet  sich  ein  alter  Bischofsstuhl  von  grünlichem  Marmor,  der 
aus  einer  römischen  Säule  ausgehauen  ist  und  Sessel  des  heiligen 
Clement  genannt  wird,  ein  sehr  alter  Ueberrest,  der  vielleicht  ans 
den  ersten  Zeiten  des  Christenlhums  an  der  Mosel  stammt.  In 
der  Kathedrale  zeigt  man  auch  die  komisch -groteske  Figur  dt^ 
Graouilli.  Die  Kathedrale  hat  nur  noch  wenige  Malereien,  da 
man  die  geschmacklosen  Bilder  der  Kreuzsiationen  wieder  entfernte 
und  blos  zwei  der  besten,  die  Geisselung  und  Petrus  auf  dem 
Wasser  gehend,  übrig  Hess.  Die  Glasmalereien  wurden  restuurirl 
und  in  mehreren  gothischen  Fenstern  durch  neue  ersetzt  von  den 
Metzer  (iluHmalcrn  Murrchal  und  Gugnon.  I^-idcr  hat  man  im 
Jahre  17(>4,  um  eine  Uebcreinstimmung  mit  den  benachbarten 
Bauten  herzustellen,  ein  geschmackloses,  mit  der  Bauart  der  Kirche 
im  Widerspruch  stehendes  Portal  von  Blundel  angefügt.  Die  deutsche 


1.   Stadtkreis  Metz.  ISl 

Regierung  hat  seit  einem  Jahre  begonnen,  die  Kathedrale  durch 
den  tüchtigen  Architekten  Schmidt  von  Trier  in  ihren  schadhaften 
Theilen  gründlich  restauriren  zu  lassen  und  es  wird  bei  dieser  Ge- 
legenheit auch  das  Portal  und  noch  einiger  anderer  Anbau  entfernt 
und  durch  einen  Neubau  im  Style  der  Kirche  ersetzt  werden.  Mit 
der  Kathedrale  ist  keine  Pfarrei  verbunden;  sie  ist  lediglich  bischöf- 
liche Kirche,  worin  auch  Militärgottesdienst  abgehalten  wird. 

Die  übrigen  sieben  katholischen  Pfarrkirchen  sind  nicht  von 
hervorragender  Bedeutung.  Am  südöstHchen  Ende  der  Stadt  und 
gegen  das  Mazellenthor  liegt  die  Kirche  St.  Maxi  min,  deren 
Schiff"  zwar  nichts  Besonderes  hat  und  aus  dem  vierzehnten  oder 
fünfzehnten  Jahrhunderte  stammt,  deren  Chor  aber  eine  schöne 
halbrunde  romanische  Abseite  aus  dem  zwölften  Jahrhunderte  ent- 
hält. In  der  rechten  Seite  des  Transepts  befindet  sich  die  Grab- 
kapelle der  alten  Patrizierfamilie  Gournay,  Früher  lag  die  Kirche 
ausserhalb  der  Mauern  und  hiess  deshalb  St.  Maximin-aux-Vignes; 
sie  ist  seither  etwas  vergrössert  und  mit  einigen  Frescogemälden 
versehen  worden.  Die  Kirche  St.  Eucaire  liegt  links  von  der 
Rue  und  dem  Thore  des  Allemands,  ist  von  Mauern  umschlossen 
und  stammt  aus  dem  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts,  steht  aber 
an  Stelle  einer  sehr  alten  Kirche,  von  welcher  nur  der  Thurm  aus 
den  letzten  Jahren  des  zwölften  Jahrhunderts  übrig  blieb.  Die 
Säulen  haben  Kapitaler  und  Basen  im  Charakter  der  letzten  roma- 
nischen Zeit.  Um  den  Hochaltar  befinden  sich  fünf  Medaillons 
mit  Basreliefbildern  des  heiligen  Eucare  und  der  vier  Apostel. 
Die  Kirche  St.  Segolene  in  der  Kapuzinerstrasse  und  auf  einem 
der  höchsten  Punkte  der  Sladt  stammt  aus  der  ersten  Hälfte  des 
dreizehnten  Jahrhunderts ,  zeigt  einige  b^pierkenswerthe  Details  im 
romanischen  Styl  und  hat  einen  kleinen  Hof  mit  elegantem  Portal. 
Einige  der  gemalten  Fenster  stammen  aus  dem  vierzehnten  Jahr- 
hunderte, andere  aber  sind  neu  und  von  Marechal  und  Gugnon. 
Auch  die  Kirche  St.  Martin  in  curtis  stand  früher  ausserhalb 
der  alten  Stadtmauer  und  stammt  bezüglich  seines  schönen  Schiffs 
aus  dem  dreizehnten  Jahrhunderte,  während  der  Chor  erst  am 
Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  erbaut  wurde.  Eine  Kapelle 
im  linken  Seitenschiffe  diente  verschiedenen  Mitgliedern  der  Familie 
Gournay  als  Grabkapelle,  die  Kapelle  St.  Nikolaus  auf  der  rechten 
Seite  des  Transepts  aber  der  Familie  Baudoche,  deren  Familien- 
haus gegenüber  der  Fayade  der  Kirche  stand  und  wovon  noch 
einige  bemerkenswerthe  Theile  erhalten  sind.  Im  Chor  befinden 
sich  einige  Glasmalereien  von  Marechal  und  Gugnon.     In  der  Rue 


132  ^^*    Topographie. 

de  la  Chevre  liegt  die  Kirche  Notre-Dame,  erst  1740  von  den 
Jesuiten  vollendet ,  die  sie  an  der  Stelle  einer  protestantischen 
Kirche  erbauten.  Sie  war  1655  angefangen  worden,  schritt  jedoch 
nur  langsam  der  Vollendung  entgegen.  Sie  ist  im  Zopfstj'l  der 
Jesuiten  erbaut,  hat  aber  schöne  Glasmalereien  von  Marechal  und 
Gugnon,  eine  Statue  der  Jungfrau  von  Molcknecht  und  Wand- 
gemälde von  Hussenot.  Die  Kirche  St.  Vincent  liegt  auf  der 
Insel  Chambi^re  hinter  der  Präfectur,  ist  aber  auch  einer  argen 
Verunzierung  unterlegen,  indem  die  1248 — 1376  erbaute  Kirche 
aus  der  ersten  Zeit  des  Spitzbogenstyls  mit  einem  Portal  in  neu- 
griechischem Styl  versehen  wurde,  welches  mit  der  Kii'che  selbst 
arg  contrastirt.  Die  alte  Kirche  war  1395  und  wiederholt  mit 
dem  Kloster  zugleich  1705  vom  Feuer  zerstört  worden.  Die  beiden 
vorderen  Theile  des  Schiffs  an  Stelle  des  alten  Thurms  wurden  im 
Style  der  alten  Kirche  erbaut,  aber  das  Portal  in  geschmackloser 
Weise  hinzugefügt.  Die  siebente  Pfarrkirche  St.  Simon  im  Mosel- 
fort ist  den  dortigen  Kasernen  entsprechend  1737 — 1740  erbaut 
worden,  soll  aber  nicht  sehr  solid  sein.  Die  Kirche  St.  Clement, 
zuletzt  Jesuitenkirche,  liegt  in  der  Rue  PontifTroy,  ist  aber  durch 
angebaute  Häuser  maskirt  und  im  Style  dos  vorigen  Jahrhunderts 
erbaut.     Früher  gehörte  sie  dem  Benediklinerkloster  St.  Clement. 

Die  Protestanten  hatten  schon  1523  mehrere  Kirchen,  wurden 
aber  1685  vertrieben,  so  dass  deren  15,0(X)  die  Stadt  verliessen, 
und  nur  etwa  700  blieben  zurUck.  Für  diese  wurde  sodann  nach 
der  Revolution  die  Kirche  der  Trinitarier  eingerichtet,  die  1720  im 
Geschmack  der  damaligen  Zeit  erbaut  wurde.  Eine  neue  evange- 
lische Kirche  wird  in  dem  nächsten  Jahre  auf  der  Isle  Chambiere 
am  Rempart  Belle-Isle  erbaut  werden  und  sind  die  Fonds  bereits 
dafür  angewiesen.  —  Die  Synagoge  wurde  in  der  Rue  d'Arsenal 
1849 — 185<>  an  Stelle  der  alten  Synagoge  erbaut,  die  noch  aus 
dem  zwölften  Jahrhunderte  stammte.  Sie  ist  ziemlich  gross  und 
hat  drei  Schiffe;  sie  kostete  180,000  Frcs.,  wozu  der  Staat  20,000  I^Vcs. 
und  die  Stadt  'J(i,00(>  Free,  beisteuerte. 

r)aH  bisehöfliche  Palais  wurde  1802  im  ehemaligen  Kloster 
Sie.  Glossinde  eingerichtet,  worin  sich  anlangs  auch  das  kleine 
Seminar  befand.  Dasselbe  wurde  aber  später  (1827)  in  die  Ver- 
lüngerung  des  grossen  Seminars  verlegt,  das  1743 — 1745  am  alten 
Walle  errichtet  und  mit  einer  Kirche  versehen  wurde,  die  jingeb- 
lich  ein  Gemälde  von  Poussin  enthält. 

Von  Klöstern  sind  folgende  vorhanden:  l.n  yinilalion  tiv 
\nirf-li(ifiir  in   der  Rui*   Haut-Poirier,   ein  Nonnenkloster  strenger 


1.   Stadtkreis  Metz.  133 

Regel,  das  1633  in  Metz  errichtet  wurde  und  zwar  zuerst  in  der 
Rue  Mazelle,  wo  es  1729 — 1766  eine  Kirche  erbaute.  Nach  der 
Revolution  aufgelöst  kamen  die  Nonnen  1805  zurück  und  bekamen 
von  einer  alten  Jungfer  und  einem  Abbe  das  Haus  in  der  jetzigen 
Lage  gekauft,  wo  sie  1810  einzogen  und  ein  Pensionat  errichteten. 
Das  Kloster  Ste.  Chr^tienne  wurde  am  Ende  der  Rue  de  la  Cröte 
1712  durch  den  Kanonikus  Goize  errichtet,  um  armen  Mädchen 
Unterricht  zu  gewähren.  Diese  Schulen  wurden  sodann  1807 
wieder  neu  eingerichtet  und  den  Seliwestern  Ste.  Chretienne  über- 
geben, die  etwa  400  Mädchen  unterrichten.  Seit  1846  ist  darin 
auch  eine  schöne  Kapelle  errichtet  und  zwar  im  Style  des  fünf- 
zehnten Jahrhunderts  und  mit  gemalten  Fenstern  versehen.  Das 
Kloster  der  Schwestern  von  Ste.  Sophie  oder  du  Sacre-Coeur  liegt 
in  der  Rue  Marchant,  wo  früher  das  grosse  Karmeliterkloster 
stand,  wurde  1805  errichtet  und  ertheilt  etwa  60  Mädchen  Unter- 
richt. Die  Stadt  gewährte  dem  Kloster  ein  unverzinsliches  Anlehen 
von  40,000  Frcs.,  was  einer  jöhrliehen  Subvention  von  2<KX)  Pres. 
gleich  kommt.  Die  Fiircs  de  la  Doctrine  Chretienne  waren  schon 
seit  1747  in  Metz  und  kamen  nach  der  Revolution  erst  1817  wieder, 
wo  sie  sich  in  der  ehemaligen  Kirche  Ste.  Croix,  die  als  Salz- 
magazin verwendet  war,  einrichteten  und  zwei  städtische  Schulen 
besorgten. 

•Das  Stadtschul-Gebäude  liegt  in  der  Schulstrasse,  ward 
1841—1842  erbaut  und  kostete  etwa  160,000  Frcs.  Es  befinden 
sich  darin  die  Schulverwaltung,  die  Industrie- Course  für  Physik, 
Chemie  und  Mathematik,  die  höhere  Schule,  Zeichnenschule,  Musik- 
schule und  die  Abendschule  für  Erwachsene,  die  etwa  von 
.500  Schülern  besucht  werden.  Andere  städtische  Schulen  befinden 
sich  in  den  verschiedenen  Theilen  der  Stadt  und  sollen  an  etwa 
4000  Kinder  Unterricht  ertheilen. 

Das  Waisenhaus  Ste.  Constance  in  der  Rue  St.  Marcel 
wurde  1849  von  einer  Metzer  Familie  gestiftet  und  für  die  Auf- 
nahme von  100  Waisen  bestimmt,  deren  Erziehung  den  Schwe- 
stern von  St.  Vincent -de -Paul  übertragen  ist.  Es  ist  ein  recht 
nettes  neues  Gebäude  mit  Kirche  und  steht  an  der  Stelle  des 
früheren  Patrizierhauses  Passetemps  der  Familie  Baudoche.  Das 
Waisenhaus  Oeuvredela  Providence  wurde  1834  durch  Privat- 
beiträge errichtet,  nimmt  80  arme  männliche  Waisen  auf  und  hat 
jährlich  etwa  20,000  Frcs.  Ausgaben.  Es  liegt  am  Rempart  de 
FArsenal  bei  der  Unter-Seille.  Das  andere  Waisenhaus  befindet  sich 
im  alten  Kloster  des  Recollets  seit  1821  und   wird  auch   von  den 


104  II-   Topographie. 

Schwestern  von  St.  Vincent-de-Paul  geleitet.  Es  hat  grosse  Räum- 
Hchkeiten,  ist  fiir  Mädchen  bestimmt  und  in  demselben  befindet 
sich  auch  das  Wohlthötigkeitsbureau,  wo  bedürftige  Leute  täglich 
Brod,  Suppe,  Holz  und  Arzneimittel  umsonst  erhalten.  Das  Haus 
Bon  Pasteur  im  alten  Kloster  Ste.  Ciaire,  Rue  Paradis,  unterhält 
etwa  60  Mädchen,  um  sie  zu  einem  ordentlichen  Leben  zurück- 
zuführen und  erhält  dafür  ausser  Privatbeiträgen  jährlich  2000  Frcs. 
vom  Generalrath  und  1000  Frcs.  von  der  Stadt.  Das  Haus  Charite 
Maternelle,  zwischen  der  Bibliothek  und  evangelischen  Kirche, 
wurde  1808  durch  den  Hebarzt  Morlaune  im  Kloster  der  Trini- 
tarier  errichtet  und  wird  von  den  Schwestern  Ste.  Felicit^  besorgt. 
Das  Budget  beläuft  sich  jährlich  auf  12,000  Frcs.  und  es  finden 
hier  jährlich  etwa  500  Frauen  unentgeltlich  und  eben  so  viele 
gegen  Bezahlung  ihre  Entbindung. 

Das  Hospital  Bonsecours  liegt  am  nördlichen  Ende  der 
Insel  Chambi^re  und  wurde  1691  vom  Kanonikus  Morel  und  dem 
Bischöfe  Rollin  gestiftet  und  vom  Bischöfe  Coislin  bereichert.  Es 
enthält  120  Betten  für  Kranke  beider  Geschlechter,  hat  eine  Ka- 
pelle und  wird  von  den  Schwestern  von  St.  Vincent-de-Paul  be- 
sorgt; 5  Aerzte  und  Chirurgen  versehen  den  Dienst.  Im  Jahre 
1832  wurde  das  Spital  ausschliesslich  für  Cholerakranke  bestimmt 
und  es  wurden  damals  345  Kranke  aufgenommen.  Das  Hospital 
St.  Nicolas  liegt  beim  Thore  St.  Thiebault  und  ist  die  älteste»An- 
stalt  der  Stadt.  Sie  ist  dazu  bestimmt,  alte  oder  gebrechliche 
Arme  beider  Geschlechter,  Waisen  und  Hülflose  aufzunehmen, 
verpflegt  aber  auch  Pensionäre,  Irre,  Scrophulöse  und  Epileptische. 
Die  Anstalt  ist  sehr  vermöglich  und  hat  auch  das  Vermögen  der 
früheren  Leproserien  erhalten.  Auch  hier  schalten  die  Schwestern 
von  St.  Vincent-de  Paul.  Sonst  steht  es  seit  1797  unter  derselben 
Verwaltung  mit  Bonsecours  und  seine  Einkünfte,  welche  1818  erst 
1.5(»,(XX»  Frcs.  betrugen,  übersteigen  jetzt  jährlich  die  Summe  von 
2<>0,(XK)  Frcs. 

Das  Kathhaus  gegenüber  der  Kathedrale  liegt  an  einem 
freien  Platze,  der  mit  den  Kt'gierungsveräiuierungen  in  Frankreich 
auch  stets  den  Namen  wechselte  und  zuletzt  Place  NapoK-on  hiess. 
Es  wurde  1771  nach  dem  Plane  von  Blondel  in  einfachem  Style 
erbaut  und  hat  schöne  Mingangj^hulle  und  Trepijeii.  Der  grosse 
Saal  enthält  vierzehn  Medaillons  von  weissem  Marmor  mit  den 
Reliefliildern  der  hervorragenderen  Melzer:  Ancillon,  Jurist;  Bal- 
luH,  JeHuit;  Cantiuncula,  JurJHl;  Fabert ,  Maischall;  Ferry,  evangel. 
Pfarrer;  '\n\y ^  flciHralprociinilor;  Laii(;on,  Bürgermeister;  Ledere, 


1.    Stadtkreis  Metz.  1^5 

Zeichner  und  Graveui-;  Leduchat,  Literat;  Louis,  Chirurg;  Monde- 
lange, Bürgermeister  und  Pilätre  de  Rozier,  Physiker  und  Luftschiffer. 
Da  das  eigentliche  Rathhaus  nur  50  Meter  Breite  und  20  M.  Tiefe 
hat,  so  brachte  man  in  dieselbe  Fa^ade  auch  das  Gouvernements- 
gebäude und  das  der  Polizei,  so  dass  die  Vorderseite  den  ganzen 
Platz  gegen  die  Kathedrale  ausfüllt. 

Der  Justiz palast  liegt  an  der  Esplanade,  ziemlich  hoch, 
an  Stelle  des  alten  Gouvernementshotels  und  wurde  1776  erbaut. 
Es  ist  ein  imposantes  massives  Gebäude  mit  weiter  Aussicht,  aber 
ohne  weitere  Schönheit.  Auch  das  Innnere  ist  nicht  ganz  vollendet. 
Die  Herstellung  kostete  960,0(X)  Frcs.,  aber  das  Jahr  1791  unter- 
brach die  Vollendung  und  Verzierung  durch  mehr  Bildhauerarbeiten. 
Seit  der  Revolutionszeit  diente  das  Gebäude  nur  als  Justizpalast 
und  auch  jetzt  vereinigt  es  alle  Gerichtsstellen ,  das  Handelsgericht 
und  die  Handelskammer  in  sich,  ebenso  das  Landcentamt  mit  der 
Bezirkskasse. 

Die  Präfectur,  jetzt  Sitz  der  Bezirksregierung,  liegt  auf  der 
Moselinsel,  welche  zwei  Brücken  von  der  Stadt  trennen,  wurde 
1739  auf  der  damals  Petit-Saulcy  genannten  Insel  an  Stelle  von 
Militärmagazinen  errichtet,  brannte  aber  1803  ab  und  wurde  1805 
wieder  hergestellt.  In  der  letzten  Zeit  wurden  im  Innern  einige 
Verbesserungen  und  Verschönerungen  angebracht,  im  Ganzen  ist 
aber  der  Raum  nicht  zureichend  und  das  Gebäude   zu  verwinkelt. 

Auf  derselben  Insel,  nur  etwas  südlicher,  liegt  das  Theater,  in 
Stein  erbaut  1739,  später  im  Innern  restaurirt  und  erst  am  6.  Februar 
1752  für  Vorstellungen  eröffnet.  Es  -kostete  über  330,00(J  Frcs., 
hat  vorn  einen  Portikus  mit  18  Arkaden  und  darüber  eine  Terrasse, 
ist  aber  in  schwerfälligem  Styl  erbaut.  1822  und  1851  wurden 
mit  erheblichem  Geldaufwand  die  inneren  Einrichtungen  umgeändert 
und  verbessert. 

Neben  der  Kirche  St.  Vincent  und  hinter  derselben  auf  der 
Insel  Chambiere,  gerade  hinter  Präfektur  und  Theater,  liegt  das 
Lyceum,  1804  in  den  Räumlichkeiten  des  Benediktinerklosters 
errichtet  und  1845  durch  einen  Neubau  erweitert,  ist  ein  sehr  um- 
fangreiches Gebäude  mit  verschiedenen  Höfen  und  Gängen,  ent- 
hält aber  für  seinen  Umfang  nicht  die  entsprechenden  Räumlich- 
keiten. 

Fast  diesem  gegenüber  am  Platze  St.  Vincent  liegt  das  Ge- 
bäude der  Direktion  der  Zölle  und  indirekten  Steuern,  die  ehe- 
malige Tabaksmanufaktur. 

Unter  den   für  militärische  Zwecke  bestimmten  Gebäuden  er- 


186  n.   Topogrraphie. 

wähnen  wir  zuerst  der  Kriegsschule,  früher  AVo/c  (rApplicaiion, 
in  der  Rue  aux  Oiirs  und  dem  Gebäude  des  früheren  Dominikaner- 
klosters und  nachmals  der  Abtei  St.  Arnou'd,  die  bei  der  Belage- 
rung von  155'2  dahin  verlegt  wurde.  Das  Gebäude  war  174S  neu 
aufgeführt  worden  und  enthält  jetzt  auch  die  Räumlichkeiten  des 
schön  eingerichteten  Militärkasinos.  In  der  früheren  Kirche  war 
1871 — 1873  provisorisch  evangelischer  Militärgottesdienst  abgehalten 
worden.  Die  früher  sehr  reichhaltige  Bibliothek  wurde  nach  Berlin 
geschafft. 

Das  Arsenal  der  Artillerie  liegt  im  Norden  der  Stadt  ander 
Seille  und  wurde  1725 — 1730  neu  erbaut.  Das  früher  darin  be- 
findliche von  den  Franzosen  aus  Ehrenbreitenstein  hierher  gebrachte 
Geschütz  le  Griffon,  1."i78  gegossen,  14  Fuss  lang  und  26,341  Pfund 
schwer-,  ist  vor  einigen  Jahren  nach  Paris  gebracht  worden.  Ein 
zweites,  aber  kleineres  Arsenal  oder  Zeughaus  befindet  sich  in 
der  alten  Citaddle  neben  der  Esplanade  und  enthält  eine  Samm- 
lung von  etwa  60,000  Gewehren ,  auch  eine  alte  WafTensammlung. 

Von  den  Kasernen  Hess  die  nach  ihm  benannte  der  Bischof 
Coislin  auf  dem  Champ-A-Seille  erbauen,  1728,  in  der  Absicht  die 
Stadt  dadurch  bezüglich  der  Einquartierung  zu  erleichtern.  Sie 
heisst  jetzt  König  Ludwigskaserne  und  wird  des  baufälligen  Zu- 
stands  wegen  gegenwärtig  nicht  mehr  benützt.  Ausserdem  wurde 
in  derselben  Gegend  1754  an  der  Ober -Seille  für  Officiersquartiere 
und  172()  an  der  Unter-Seille  eine  Kaserne  erbaut,  sowie  im  Süd- 
osten der  Stadt  1840 — 1844  die  Geniekaserne.  Auf  der  Insel  Cham- 
bi^re  liegt  die  1727 — 1733  Erbaute  grosse  Infanteriekaserne,  jetzt 
König  Johannkaserne  genannt,  und  dabei  eine  Kavalleriekaserne, 
im  Moselfort  befindet  sich  ferner  die  Reitschule,  eine  Infanterie- 
kaserne vom  Jahre  1740  und  eine  Kavalleriekaserne  von  1733, 
letztere  wie  die  Kaserne  an  der  unteren  Seille  auf  Kosten  der  Stadt 
erbaut.  Beim  Thore  St.  Thiöbault  liegt  ferner  die  frühere  Gen- 
darmeriekaserne und  endlich  am  Place  royale,  neben  dem  Bahn- 
hofsthore  die  Kaiser  Wilhelmskaserne,  an  dessen  Eingang  gelun- 
gene Steinhauerarbeiten  sieh  befinden.  Die  inneren  Lokalitäten 
werden  jetzt  auch  zweckmü.ssig  umgeändert.  Ausserdem  wird 
gegenwärtig  eine  Kaserne  am  Fort  Belle -Croix  erbaut  und  inter- 
imistisch bestehen  vor  dem  Moselfort  im  Bau  St.  iMarlin  zwei 
grosse  Baracken.  Ein  schönes  (Jebäude  ist  auch  die  Artillerie- 
f>chule  beim  grossen  Arsenal  an  der  Rue  Paixhans  und  an  Stelle 
des  grossen  Karmcliterklostcrs,  dessen  kunstvolle  Ueberreste  in 
barbarischer  Weise  erst  vor  IH21  zerstört  und  verschleudert  wurden. 


1.    Stadtkreis  Metz.  187 

Kin  zweckmässig  eingerichtetes  Gebäude  ist  endlich  das  Militär- 
spital im  Moselfort,  nächst  der  Diedenhofener  Brücke.  Früher  war 
damit  eine  Schule  für  Ausbildung  von  Militärchirurgen  verbunden, 
deren  allein  1792  bis  1817  etwa  700  aus  derselben  hervorgegangen 
sein  sollen.  Militärmagazine  befinden  sich  im  ehemaligen  Ursuliner- 
kloster der  Rue  St.  Marcel  und  im  Kloster  St.  Clement  der  Rue 
du  PontifTroy,  letzteres  mit  schönem  Portal,  das  aber  nicht  mit 
dem  übrigen  Gebäude  übereinstimmt. 

Das  kleine  Karmeliterkloster  ist  der  Bibliothek  und  ein 
Theil  davon  dem  Leihhaus  und  der  Sparkasse  eingeräumt.  Die 
Bibliothek  ist  aus  den  Sammlungen  der  früheren  Klöster,  so  weit 
solche  nicht  unterschlagen  und  gestohlen  wurden,  gebildet  und 
seit  1811  eröffnet,  enthält  aber  ein  höchst  unliberales  Reglement, 
wornach  keine  Bücher  ausgeliehen  werden  und  die  Bibliothek 
selbst  während  der  Monate  September  und  October  geschlossen 
wird.  Die  Bibliothek  enthält  etwa  30,000  Bände  meistens  alter 
und  französischer  Werke,  da  für  fremde  Literatur  fast  nichts  ge- 
than  ist.  Sie  hat  eine  Sammlung  von  etwa  800  Manuscripten, 
worunter  549  in  lateinischer  Sprache,  17  deutsche,  5  italienische. 
3  portugiesische,  1  griechisches  u.  s.  w.  Werthvoll  ist  die  Samm- 
lung von  271  Bänden  Manuscripte  für  die  Geschichte  und  Ver- 
hältnisse der  Stadt.  Auch  einige  Incunabelen  .sind  vorhanden  (650) 
und  unter  den  gedruckten  Werken  sind  die  von  der  französischen 
Regierung  geschenkten  Prachtwerke  über  Reisen  u.  s.  w.  hervor- 
zuheben. In  demselben  Lokale  befindet  sich  eine  Sammlung  römi- 
scher und  celtischer  Alterthümer  und" von  etwa  3300  Münzen  und 
Medaillen,  ein  besonders  für  Versteinerungen  sehr  interessantes 
naturhistorisches  Kabinet  und  ein  Gemäldemuseum,  das  aber  ausser 
Kopieen  nur  wenig  gute  Gemälde  enthält,  obschon  der  Katalog 
mit  grossen  Meistern  wie  Murillo,  Tintoretto,  Salvator  Rosa,  Titian, 
Murillo,  Breughel,  Van  Dick,  A.  Ostade,  Rembrandt,  Teniers  u.  A. 
prangt.  Dagegen  enthält  es  einige  gute  Zeichnungen  und  Glas- 
malereien. Eine  Sammlung  von  Zeichnungen  und  Gemälden  von 
Migette,  etwa  30(>  Nummern,  im  Rathhause,  hat  dadurch  Werth, 
dass  es  meistens  Gebäude  und  Gegenstände  darstellt,  welche  in- 
zwischen abgebrochen  oder  zerstört  worden  sind. 

Ein  botanischer  Garten  war  früher  im  Kloster  der  Ka- 
puziner angelegt,  befindet  sich  aber  jetzt  im  Garten  Frescatelli 
zu  Montigny  und  ist  ein  beliebter  Spaziergang  für  die  Bewohner 
von  Metz. 

Solche  Plätze    sind   in  der  Stadt  selten,  dagegen  ist  die  Es- 


1  ,S8  I^-   Topographie. 

planade  um  so  schöuer  und  augenehmer.  Dieselbe  wurde  ange- 
legt, als  zur  Revolutionszeit  die  Citadelle  abgerissen  und  die  Gräben 
hier  ausgefüllt  wurden,  weil  man  befürchtete  König  Ludwig  XVI. 
werde  in  der  Citadelle  einen  Zufluchtsort  aufsuchen.  Die  ersten 
Alleen  wurden  1790  angepflanzt,  die  Citadelle  war  aber  1802  ganz 
geebnet  und  die  Esplanade  1816  vollendet,  unter  Maire  Gaussaud, 
dem  zu  Ehren  eine  Strasse  benannt  wurde.  Sie  hat  auf  der  Nord- 
und  Südseite  mehrere  Reihen  Kastanieubänme  und  in  der  Mitte 
Boskets  mit  Springbrunnen,  Musikkiosk  und  mehrere  Statuen. 
Dahin  gehören  am  Place  royale  jene  des  Marschalls  Ney  mit  an- 
gefasstem  Gewehr,  eine  schöne  Najade,  ein  Pferd  und  ein  Reh, 
das  von  Adlern  getödtet  wird.  Hinter  der  Esplanade  nach  der 
Mosel  befindet  sich  der  Jardin  Bouffiers,  von  wo  man  ein  herr- 
liche Aussicht  auf  den  St.  Quentin  und  das  Moselthal  bis  hinauf 
zum  St.  Blaise  hat.  Die  Esplanade  ist  wegen  ihrer  schattigen 
Alleen  die  beliebteste  Promenade  für  die  Bewohner  von  Metz  und 
es  spielt  auch  an  zwei  Nachmittagen  der  Woche  eine  Militärkapelle 
daselbst. 

Von  nützlichen  Anstalten  sind  vor  allen  Dingen  die  Markt- 
hallen zu  erwähnen.  Die  bedeckte  Markthalle  steht  neben  der 
Kathedrale  an  der  Stelle,  wo  einst  ein  grosses  römisches  Gebäude 
und  dann  das  bischöfliche  Palais  stand,  kostete  333,000  Frcs.  und 
wurde  am  1.  August  1831  eröffnet.  Die  Galerien  nehmen  eine 
Oberfläche  von  1800  Quadratmeter  ein,  der  Hof  hat  deren  3011,  in 
der  Mitte  befindet  sich  ein  Springbrunnen  und  um  diesen  stehen 
vier  ofTene  Hallen,  mit  Zinkbedachung  für  verschiedene  Boutiken. 
In  den  Hof  kann  man  mit  Wagen  fahren.  Nach  der  Seite  des 
viel  tiefer  liegenden  Place  de  Chambre  befindet  sich  ein  unteres 
Stockwerk,  in  welches  man  in  beiden  Ecki)ortalen  auf  Treppen 
hinabsteigt  und  das  vorn  einen  Portikus  von  acht  Arkaden  hat. 
liier  findet  der  Fischniarkt  statt.  Auf  der  Stelle  der  früheren  Kirche 
St.  Victor  ist  die  Halle  für  den  Fleischverkauf,  die  370  Meter 
Oberfläche  einnimn)t  und  Verkuufslokale  für  27  Metzger  enthält. 
Das  jährliche  Erträgniss  dieser  Hallen  beträgt  etwa  28.,000  Frcs. 
Der  Gemüse-  und  Bhimenmarkl  liegt  östlich  davon  auf  dein  Platze 
Austerlilz,  früher  St.  Jakob  genannt,  und  besteht  aus  zwei  ollenen, 
aber  l)edeckten  Hallen.  Sie  wurden  1832  erbaut,  nehmen  eine  Ober- 
flüche von  I37H  (Jundratmeter  ein  und  kohtcten  22,000  Frcs.  Unter 
den  llalleti  belindet  nich  ein  Keller,  wofür  allciti  jnhrlioh  !K)(M)  Frcs. 
an  Mieihe  vcreiiinuhmt  werden. 

Ferner   hat   du    Stadt   in    der  Riie   de.'*  Ciipiicins   20  und   Riie 


1.    Stadtkreis  Metz.  189 

Vigne  St.  Avold  11—13  eine  öfTentliche  Wasch-  und  Bade- 
anstalt errichtet,  welche  stark  benützt  wird  und  als  eine  grosse 
Wohlthat  angesehen  werden  kann.  In  der  Mosel  zwischen  den 
Brücken  St.  Georges  und  des  Grilles  ist  eine  zweite  Waschanstalt 
auf  gedeckten  Pontons  eingerichtet,  die  stark  benützt  wird.  Eine 
Bade-  und  Schwimmanstalt  im  Freien,  gerade  unterhalb  der  Es- 
planade,  wird  während  des  Sommers  eröffnet.  Südlich  davon  liegt 
die  Militärschwimmschule.  Ausserdem  gibt  es  vier  Privatanstalten 
für  warme  Bäder.  Der  Wasserleitung  von  Gorze  ist  bereits 
gedacht.  Früher  hatte  die  Stadt  eine  solche  vom  Dorfe  Scy  hinter 
dem  St.  Quentin  nach  Metz  errichtet,  sie  war  aber  unzureichend, 
wesshalb  man  zuerst  daran  dachte,  einen  artesischen  Brunnen  zu 
erbohren,  welcher  aber  keine  genügenden  Resultate  in  Aussicht 
stellte.  Zuletzt  dachte  man  wieder  an  die  ehemalige  römische 
Wasserleitung  von  Gorze,  erwarb  die  dortigen  Mühlenrechte  und 
führte  das  Wasser  unterirdisch  auf  dem  linken  Mölselufer  bis  zum 
Wadrineau  und  dann  in  die  Stadt,  wo  es  vom  höchsten  Theile 
aus  durch  ein  Reservoir  in  alle  Strassen  vertheiit  wird.  Die  Wasser- 
leitung wurde  im  August  1865  eröffnet.  Sie  liefert  durchschnittlich 
an  20,000  Kubikmeter  jeden  Tag. 

Für  den  Verkehr  sind  zwei  Bahnhöfe  angelegt,  ein  grosser 
vor  dem  Serpenoisethor  und  ein  zweiter  für  die  Eisenbahn  nach 
Diedenhofen  und  den  westlichen  Stadttheil  vor  dem  Diedenhofener 
Thor  in  Devant-les-Ponts.  Ein  Hafen  für  den  nach  Frouard  füh- 
renden Moselkanal  wird  gegenwärtig  östlich  vom  Bahnhofe  und 
Hornwerk  errichtet  und  es  soll  später  die  Kanalisation  naoli  der 
Seille  und  durch  dieselbe  nach  der  schiffbaren  Mosel  unterhalb 
der  Stadt  durchgeführt  werden.  Jetzt  erfolgt  der  Schiffs-  und 
Flossverkehr  durch  die  Schleusse  an  der  Präfecturbrücke ,  doch  ist 
der  Schiffsverkehr  ganz  unbedeutend  und  beschränkt  sich  fast  nur 
auf  den  Transport  von  Heu,  Stroh  und  Sand.  Für  einen  Kanal 
von  Metz  vermittelst  der  Nied  nach  der  Saar  werden  erst  V'or- 
studien  gemacht.  Omnibusverbindungen  nach  allen  Richtungen, 
auch  an  den  Bahnhöfen,  sind  eingerichtet,  dagegen  fehlt  es  an 
einem  ordentlichen  Droschkeninstitut,  da  solche  Droschken  nur 
am  Place  de  Chambre  aufgestellt  sind  und  auch  hier  nicht  immer. 

Die  Stadt  hatte  nach  der  letzten  Zählung  3095  Wohnhäuser, 
11,'285  Haushaltungen,  39,993  Civileinwohner  und  11,339  Militär- 
bevölkerung. Die  erstere  zerfiel  in  18,086  männliche  und  21,907 
weibliche  Personen,  ferner  waren  dabei  16,055  männliche  und 
19,927  weibliche  Katholiken,  1349  männliche  und  1153  weibliche 


X90  II-    Topographie. 

Evangelische,  13  Menonniten,  673  männliche  und  823  weibliche 
Israeliten  und  es  befanden  sich  darunter  wieder  27  Blinde,  26  Taub- 
stumme, 51  Blödsinnige  und  10  Irren.  Die  Stadt  hat  1872  durch 
die  Option  und  Auswanderung  erheblich  an  Einwohnern  verloren 
und  wenn  dieselben  auch  durch  deutsche  Einwanderer  seither  er- 
setzt wurden,  so  ist  dies  doch  nicht  qualitativ  geschehen.  Sie 
nahm  übrigens  schon  zuvor  erheblich  ab,  denn  sie  zählte  insge- 
sammt  ISol  57,397,  1852  54,962,  1853  53,576  Einwohner.  Das 
Jahr  1872  zählte  1273  Geburten,  491  Heirathen  und  1039  Sterbe- 
falle, was  so  ziemlich  günstig  erscheint.  Die  Stärke  der  Garnison 
war  schwankend 5  gewöhnlich  betrug  sie  7 — 9000  Mann,  erreichte 
aber  1856  die  Ziffer  von  18,500.  Von  diesem  Schwanken  hing  dann 
auch  die  höhere  oder  niedere  Anzahl  der  Civilbevölkerung  ab,  da 
Metz  hauptsächlich  nur  Garnisonsstadt  ist. 

Metz  hatte  es  niemals  vermocht,  eine  bedeutende  Industrie- 
stadt zu  werden,  selbst  nicht  in  den  Zeiten  der  grössten  Blüthe 
unter  der  deutschen  Herrschaft.  Dagegen  blühte  der  Handel  und 
sogar  auch  lange  Zeit  hindurch  der  Handel  nach  auswärts  und 
besonders  mit  Frankfurt.  Seine  Lage  war  aber  für  eine  kräftige 
Entwickelung  desselben  unter  der  französischen  Herrschaft  sehr  un- 
günstig und  die  häufigen  Kriege  unterbrachen  sogar  noch  die  bis- 
herigen Verbindungen,  während  die  franz()sische  Handelspolitik 
ohnehin  die  Städte  des  Ostens  zu  Gunsten  der  Seehäfen  zurück- 
setzte. Zur  blossen  Garnisonsstadt  herabgesunken  beschränkte  sich 
die  Industrie,  welche  nur  in  Wollfabriken  und  Gerbereien  erheb- 
lich war,  und  der  Handel  ohnehin  mehr  auf  die  Bedürfnisse  des 
Departements  und  hatte  nicht  einmal  ordentliche  Verkehrsstrassen, 
die  der  Zeit  entsprachen,  bis  erst  die  Eisenbahn  nach  Saarbrücken 
wieder  einen  der  alten  Handelswege  eröffnete,  ohne  freilich  den 
gehofflen  Erfolg  hervorzubringen.  Geschäfte  mit  Grossbetrieb  sind 
daher  nur  in  geringer  Anzahl  vorhanden  und  Fabriken  von  bedeu- 
tender Ausdehnung  fehlen  gänzlich.  Wir  heben  unter  den  be- 
stehenden folgende  hervor:  22  Gerbereien,  8  Flanellfabriken,  Ti 
Destillateure,  13  Bierbrauereien,  9  Oelfabriken,  4  l'IVifen-,  4  Wa- 
gen-, 4  Bürsten-,  2  Bilderbogen-,  2  Bijouterie-,  2  Billard-,  2  Hand- 
schuh-, '2  Lichter-,  2  Nägel-,  2  Wattenfabriken  und  je  eine  Am- 
boß-, Corsetten-,  Cravatten-,  Drahtgeflecht-,  Dünger-,  Essig-, 
Feuerspritzen-,  Marcipan-,  Pappen-,  IVrgamentweiss-,  Säcke-, 
Schachtel-,  Stecknadel-.  Tapeten-  und  Tudifiibrik,  Eisen-  und 
Glockcngiesserei  und  Kammgarnspinnerei.  Vun  Handelsgeschäften 
Hiod  alle  Branchen  vertreten  und  gibt  es:  1<>  Aostreicher,  3  Antiquare, 


1.    Stadtkreis  Metz.  191 

24  Apotheker,  1  Auskunftsbureau,  26  Bäcker,  4  Bandagisten, 
19  Bauunternehmer,  1  Begräbnissunternehmer,  1  Bettfedernhand- 
lung, IJ  Bierhändler,  G  Bijoutiers,  12  Branntweinhündler  und 
Destillateure,  2  Broncewaarenhändler,  2  Brunuenmacher,  10  Buch- 
binder, 6  Buchdruckereien,  15  Buchhandlungen,  4  Büchsen- 
macher, 8  Wurstler,  3  Händler  chemischer  Produkte,  10  Condi- 
toren,  4  Dachdecker,  2  Decorationsmal^r,  5  Delicatessenhändier, 
1  Dienstmannsinstitut,  2  Droguisten,  7  Eisenhändler,  über  120 
Epicerien,  2  Farbenhändler,  5  Färber,  15  Fayence-  und  Gias- 
waarenhändler,  1  Fischhändler,  2  Fouragehändler,  16  Frucht- 
händler, 2  Gas-  und  Wasserleitungenverfertiger,  2  Geflügel-  und 
Wildprethändler,    20    Gewebehändler,    5    Glaser,     1    Glasmaler, 

1  Graveur,  3  Gypser,  1  Häutehändler,  12  Hol/händler,  1  Holz- 
schnitzwaarenhändler,  12  Hotels,  14  Huthändler,  1  Kaidaunenhändler, 

3  Kalkbrenner,  1  Kartoffelhändler,  3  Käsehändler.  3  Kesselschmiede, 

2  Kirchenparameutenmacher,  1)  Klempner,  8  Kohlenhändler,  3  Korb- 
waarenhändler,  45  Kurzwaarenhändler,  5  Lampisten,  5  Leihbiblio- 
theken, 4  Leinwandhändler,  6  Lithographen,  5  Lumpenhändler, 
21  Kleidermagazine,  2  Marmorarbeiter,  7"  Mechaniker,  12  Mehl- 
händler,  2  Messerwaarenhändler,    3   Metallhändler,    12   Metzger, 

4  Militäreffektenhändler,  4  Militärlieferanten,  19  Möbelhändler, 
24  Modewaarenhändler,  2  Musikalienhändler,  3  Händler  von  musi- 
kalischen Instrumenten,  3  Nähmaschinenlager,  Ü  Ofenhandlungen, 
9  Oelhändler,  2  Optiker,  2  Papierhandlungen,  4  Schirmmacher, 
4  Parfümeriehändler,  8  Pastetenbäcker,  2  Pelzhändler,  9  Pferde- 
händler, 5  Photographen,  7  Quincailleriehändler.  3  Reiseartikel- 
lager, 80  Restaurations,  Caf^'s,  Wein-  und  Bierwirthschaften, 
1  Salzhändler,  2  Samenhandlungen,  4  Sattler,  1  Schiffer,  2  Schiff- 
bauer, viele  Schlosser  und  Schreiner,  29  Schuh waarenlager,  3  Seiler, 

1  Siebhändler,  5  Spediteure,  6  Spiegelhändler,  4  Spielwaaren- 
händler,  1  Stahlwaarenhändler,  2  Strassenreinigungsunternehmer,  17 
Strumpfwaarenlager,  34  Cigarrenhändler,  2  Tapetenhändler,  4  Tape- 
zierer, 1  Tuchscheerer,  13  Uhrmacher,  4  Viktualienhändler,  6  Vieh- 
händler, 1  Wachstuchlager,  2  Wachszieher,  7  Wagen vermiether, 
41   Weinhändler,    16   Weisswaarenhändler,    1    Werkzeughändler, 

2  Zinngiesser.  Ausserdem  gibt  es  noch  zahlreiche  Agenten,  sowie 
nicht  in  das  Handelsregister  eingetragene  Geschäfte,  Trödlereien, 
Kleinhändler  und  Zwischenverkäufer. 

Der  Geldverkehr  ist  ziemlich  erheblich  und  war  es  auch  früher 
stets  gewesen.  An  grösseren  Geldgeschäften  bestehen  die  Filialien 
der  Preussischen ,  Luxemburger  Bank  und  Bank  für  Elsass-Loth- 


192  H-   Topographie. 

ringen.  Mayer  u.  Comp,  und  G-audchaux,  ausserdem  aber  sind  noch 
verschiedene  Geldwechsler  vorhanden  und  haben  von  jeher  fran- 
zösische Notare  Geldanlagen  in  Staatspapieren  u.  dergl.  besorgt. 

Für  Unterhaltung  ist  so  wenig  gesorgt  wie  für  geistige  Ge- 
nüsse. Die  deutschen  Beamten  haben  ein  Casino  unter  dem  Namen 
Metzer  Verein  gegründet,  welcher  im  Winter  einige  Concerte  und 
Bälle  veranstaltet;  allein  der  Verein  wird  nur  schwach  besucht. 
Der  Versuch,  einen  Bürgerverein  zu  gründen,  missglückte,  weil 
dafür  noch  die  Elemente  fehlen.  Die  Franzosen  haben  den  Cercle 
frangais,  eine  eng  geschlossene  Gesellschaft  im  Hause  des  Maire 
und  durchaus  deutsch-feindlich  gesinnt.  Auch  sonst  schliessen  sich 
die  Franzosen  in  einigen  Katfeehäusern  sehr  ab. 

Von  grösseren  Gasthäusern  sind  zu  nennen :  Europäischer  Hof, 
Hotel  Metz,  Hotel  du  Nord,  Luxembourg,  de  la  Poste,  de  Paris,  de 
Commerce,  du  Pelican,  du  Porte- Enseigne  und  Rheinischer  Hof. 
Die  ersten  Kaffeehäuser  sind:  Cafe  Parisien,  du  Grand  Balcon, 
du  Heaume,  Türe,  de  Midi,  de  la  Gare,  du  Globe,  du  Palais, 
Bongard,  de  Commerce,  Kempf,  du  Nord,  du  Rhin,  Franyais, 
de  la  Meuse  u.  a.  m.  Im  Cafö  du  Heaume  sind  alle  Abende  Pro- 
ductionen   des  Alcazar,   das  Cafe   du  Midi   ist   ein  Caf6  chantant. 

—  In  neuerer  Zeit  spielte  vom  1.  October  bis  31.  December  im 
Theater  eine  deutsche  und  von  da  an  bis  Mai  eine  französiche  Ge- 
sellschaft, welcher  eine  Subvention  Seitens  der  Bezirksregieruug 
zu  Theil  wird.  Die  Stadt  selbst  thut  nichts  mehr  dafür,  weil  ihre 
Finanzen  nicht  mehr  blühend  sind.  —  Zeitungen  erscheinen  fünf: 
zwei  französische  (Voeu  national  und  Moniteur  de  la  Moselle)  drei- 
mal in  der  Woche,  eine  französische  (Gazette  de  la  Lorraine)  und 
zwei  deutsche  (Lothringer  Zeitung  und  Metzer  Zeitung)  sechsmal 
in  der  Woche.  Das  verbreitetste  Hauptorgan  der  Bevölkerung  ist 
aber  der  Courrier  de  la  Moselle,  welcher  nach  dem  Kriege  von 
Metz  nach  Nancy  übersiedelte  und  dreimal  in  der  Woche  erscheint. 

—  Es  besteht  noch  die  Academie  de  Metz,  welche  jährlich  einen 
Band  Verhandlungen  und  Memoiren  herausgibt,  eine  Gesellschaft 
für  Archäologie  und  Geschichte  und  ein  naturwissenschaftlicher 
Verein,  beide  mit  alljährlichen  Verödentlichungen.  Auch  wurde 
von  deutscher  Seite  ein  Verein  von  Aerzten,  Apothekern  und 
Thierärzten  ins  Leben  gerufen.  Es  bestehen  ferner  ein  Turnverein, 
Gesangverein  von  ('ivilisten  und  Oiricieren  und  ein  Gewerbeverein 
mit  Gesangverein.  Für  die  Officiere  der  Garnison  ist  mit  grossem 
Geldaufwande  ein  Militär -Casino  in  der  Kriegsschule  errichtet 
worden,  doch   hat  jedes  Regiment   wieder  ein  besonderes  Casin(i 


1.   Stadtkreis  Metz.  193 

und  auch  für  die  Unterofficiere  sind  solche  eingerichtet;  für  die 
Handwerksgehülfen  wurde  in  jüngster  Zeit  eine  „Herberge  zur  Hei- 
math'' eingerichtet.  Ferner  besteht  eine  Volksküche,  die  jedoch 
nicht  stark  benützt  wird ,  und  ein  Frauenverein ,  alles  Vereine ,  die 
erst  mit  der  Zeit  und  dem  Anwachsen  der  deutschen  Bevölkerung 
den  rechten  Boden  finden  werden.  Ein  Consumverein  wurde  unter 
allgemeiner  Zustimmung  Ende  1872  gegründet,  als  aber  das  Ge- 
schäft eröffnet  war,  fanden  es  die  meisten  Theilnelimer  zu  weit, 
ihren  Bedarf  daselbst  zu  entnehmen,  der  grösste  Theil  leistete  die 
bestimmten  Einzahlungen  nicht  und  da  Einrichtungskosten,  Un- 
kenntniss  des  Geschäftsführers  bezüglich  der  Waaren  und  noch 
andere  Zufälle  ein  Deficit  herbeiführten,  so  musste  der  Verein 
schon  nach  einem  Jahre  wieder  aufgelöst  werden.  Auch  für  Er- 
richtung einer  Vorschussbank  wurde  lebhaft  agitirt  und  das  Statut 
festgestellt,  als  dieselbe  aber  zur  Ausführung  gelangte,  zeigte  es 
sich,  dass  vorerst  zwar  schon  genug  Leute  da  wären,  die  Geld 
daraus  borgen,  aber  keine,  welche  Kapitalien  einbezahlen  konnten 
oder  wollten.  Das  Vereinswesen  wollte  überhaupt  zu  rasch  und 
zu  üppig  emporschiessen  und  deeshalb  ist  vorerst  noch  nichts  recht 
geglückt. 

Geschichte.  Der  Ursprung  von  Metz  verliert  sich  bis  in  die 
früheste  Zeit.  Als  Cäsar  im  Jahre  57  v.  Chr.  nach  Gallien  kam,  fand 
er  schon  am  Einflüsse  der  Seille  in  die  Mosel  eine  Stadt,  welche 
der  Hauptort  der  Mediomatriker  war  und  zu  Gallia  helgka  gehörte. 
Die  Bewohner  waren  aber  nicht  Gallier,  sondern  Abkömmlinge 
der  Deutschen,  welche  hier  eingewandert  waren  und  die  Gallier 
vertrieben.  Sie  widersetzten  sich  dem  Vordringen  Cäsars,  mussten 
aber  bald  sich  unterwerfen,  und  der  Scharfblick  des  Feldherrn 
erkannte  alsbald  die  günstige  Lage  der  Stadt  für  eine  militärische 
Station  zur  Beherrschung  des  Landes.  Er  errichtete  daher  daselbst 
ein  Standlager  und  bald  erhoben  sich  zahlreiche  Bauten,  welche 
den  Ort  zu  einer  römischen  Stadt  machten.  Die  Bewohner  nahmen 
nur  einmal  an  einer  Erhebung  gegen  die  römische  Herrschaft  'J'heil, 
nämlich  im  Jahr  52  v.  Chr.,  als  Vercingetorix  das  gesammte  Volk 
zu  den  Waffen  rief,  wo  auch  die  Mediomatriker  5000  Mann  ins 
Feld  stellten.  Allen  weiteren  Befreiungsversuchen  blieben  sie  ferne 
und  schlössen  sich  sogar  viel  enger  den  Römern  an,  welche  da- 
gegen die  Stadt  wieder  vielfach  begünstigten.  Die  Mediomatriker 
stellten  auch  die  Mannschaft  zu  der  sechsten  der  Pseudocomitateuses 
genannten  Legionen.  Ungeachtet  dieser  Anhänglichkeit  konnten 
sie  aber  nicht  verhindern,  dass  zur  Zeit  der  Regierung  von  Galba 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  13 


194  II'   Topographie. 

die  römischen  Soldaten  aus  uns  unbekannter  Ursache  über  die  Be- 
wohner der  Stadt  herfielen  und  deren  an  viertausend  erschlugen, 
bis  endlich  ihr  Führer  Valens  wieder  die  Ordnung  herstellte. 

Im  Verlaufe  der  Zeit  wandelte  sich  Divodurum,  wie  damals 
Metz  hiess,  in  eine  ganz  römische  Stadt  um.  Sie  bildete  den 
Mittelpunkt  für  sechs  römische  Ileerstrassen,  die  nach  allen  Rich- 
tungen zogen,  und  bald  erhoben  sich  daselbst  ein  Amphitheater, 
öflFentliche  Bäder,  Tempel,  militärische  Stationsgebäude,  eine  Wasser- 
leitung und  was  für  das  verfeinerte  Leben  der  Römer  nothwendig 
war,  deren  Sprache  und  Sitten  sich  sogar  nach  und  nach  hier 
einbürgerten.  Diese  römische  Oberherrschaft  dauerte  fünf  Jahr- 
hunderte und  war  nur  zweimale  durch  blutige  ZwischenJalle  ge- 
stört worden.  Im  Jahre  262  zur  Zeit  der  Regierung  von  Gallienus 
fiel  König  Chrocus  von  Mainz  her  in  das  Land,  bemächtigte  sich 
der  Stadt  und  erschlug  deren  Bewohner,  und  fast  zwei  Jahrhun- 
derte später,  451,  erschien  Attila  zur  Osterzeit,  erstürmte  die 
Stadt,  liess  die  Bewohner  ermorden  und  legte  die  Häuser  in  Asche. 
Der  allgemeinen  Zerstörung  entging  nur  das  Oratorium  des  heil. 
Stephanus,  ein  kleines  Kirchlein,  das  da  stand,  wo  später  die 
Kathedrale  erbaut  wurde.  Damals  gingen  auch  alle  die  grossen 
Bauten  zu  Grunde,  welche  die  Römer  hier  errichtet  hatten,  denn 
alle  Trümmer  derselben,  welche  man  in  neuerer  Zeit  wieder  auf- 
fand und  welche  leider  nicht  geschont  und  erhalten  wurden ,  trugen 
deutlich  die  Spuren  des  allgemeinen  Brands  an  sich.  Diese  Ge- 
bäude wurden  nicht  wieder  aufgebaut,  aber  die  Stadt  erholte  sich 
nacii  und  nach  wieder  und  gewährte  noch  4b(>  an  Siagrius,  Sohn 
von  Aegidius  und  letztem  römischen  Beherrscher  des  Landes,  ihre 
Gastfreundschaft.  Wenige  Jahre  darauf  war  die  römische  Herr- 
schaft vollständig  gebroclien  und  Metz  unterwarf  sich  510  dem 
Sieger  Clovis.  Lange  zuvor,  wahrscheinlich  am  Ende  des  dritten 
Jahrluiuderts,  halte  schon  das  Christcnthum  hier  Eingang  ge- 
funden und  der  heilige  Clemens  war  der  Sendbote,  welcher  es  in 
dieser  Gegend  verbreitete  und  viele  Anhänger  dafür  zu  gewinnen 
verstand,  lieber  sein  Leben  und  Wirken  hat  die  nachmalige  Zeit 
viele  Fabeln  verbreitet,  aus  welchen  nur  so  viel  als  sicher  hervor- 
geht, dnss  er  die  Priester  des  heidnischen  Kultus  vorlricl)  und  auf 
dem  höchsten  Theile  der  Stadi,  auf  den  TrUnimern  römischer  (Jo- 
bUudc,  das  Kreuz  errichtete  und  in  einer  Kapelle  den  christlichen 
Kultus  einführte. 

AI»  Clovi«  im  Jahre  511  starb,  thcilten  sich  seine  vier  Söhne 
in  da»  Reich,  und  der  Ulleste,  Thicrry,  erhielt  das  Gebiet,  das 


1.    Stadtkreis  Metz.  195 

zwischen  der  Maas  und  dem  Rheine  lag,  welches  fortan  das  Kö- 
nigreich Austrasien  mit  der  Hauptstadt  Metz  bildete.  Wahrschein- 
hch  benützte  schon  Thierry  die  23  Jahre  seiner  friedhchen  Herr- 
schaft, um  auf  dem  höchsten  Theile  der  Stadt  und  auf  Trümmern 
römischer  Gebäude  die  Königsburg  zwischen  den  heutigen  Strassen 
des  Trinitaires  und  Chevremont  zu  erbauen,  wovon  heute  noch 
die  Fundamente  und  Mauerreste  zu  erkennen  sind.  Dieser  erste 
König  von  Austrasien  starb  534  und  wurde  in  Metz  begraben. 
Sein  Nachfolger  war  Theodebert,  welcher  Burgund  eroberte,  viele 
auswärtige  Kriege  führte,  bis  nach  Italien  drang,  grosse  Beute 
nach  Hause  brachte  und  547  zu  Chalons  starb,  worauf  ihm  Theode- 
bald  folgte,  der  jedoch  schon  553  sehr  jung  starb.  Es  nahm  hier- 
auf dessen  Oheim  Clothar  Besitz  von  Austrasien,  vereinigte  sogar 
wieder  das  ganze  fränkische  Reich  und  starb  561.  Von  seinen 
Söhnen,  die  wieder  eine  Theilung  des  Reichs  vornahmen,  erhielt 
Sigebert  das  austrasische  Reich,  welcher  566  die  schöne  und  geist- 
reiche Bruneliild,  Tochter  des  westgothischen  Königs  Athanagilde, 
heirathete  und  nach  dem  Tode  seines  Bruders  Caribert  einen  Theil 
seines  Reichs  bekam.  Durch  Brunehild  bekam  römischer  Einfluss 
wieder  die  Oberhand,  aber  nicht  auf  die  Dauer,  denn  ihr  Gemahl 
hatte  fast  fortwährend  Kriege  zu  führen,  bis  er  575  durch  Frede- 
gunde,  Gemahlin  seines  Bruders  Chilperich,  bei  Vitry  ermordet 
wurde,  worauf  zwar  sein  Sohn  nach  Metz  flüchtete  und  dort  zum 
Könige  ausgerufen  ward,  Brunehilde  aber  in  der  Gewalt  Frede- 
gundens  blieb,  bis  Chilperichs  Sohn  Meroväus  sie  heirathete,  der 
aber  dafür  von  seinem  Vater  in  ein  Kloster  gesperrt  ward,  wäh- 
rend Brunehilde  nach  Metz  geschickt  wurde.  Nun  folgte  eine 
Reihe  von  Kriegen  und  Blutthaten  in  der  Familie  und  von  Hin- 
richtungen in  Metz,  wo  596  Childeberts  Sohn  Theodebert  noch 
als  Knabe  den  Thron  bestieg,  während  Brunehild  eigentlich  herrschte. 
Theodebert  unterlag  später  in  einem  Kampfe  gegen  Thierrj*  von 
Burgund  und  wurde  sodann  ebenfalls  auf  Veranlassung  Brune- 
hildens  ermordet,  welche  auch  seinen  beiden  Söhnen  dasselbe  Loos 
bereitete  und  dann  Sigebert,  Sohn  Thierry 's,  zum  Throne  von  Au- 
strasien verhalf.  Aber  nun  erhob  sich  Clothar  gegen  Brunehild, 
bekam  sie  in  seine  Gewalt  und  Hess  sie  durch  ein  wildes  Pferd 
zu  todt  schleifen.  Er  selbst  vereinigte  die  drei  Königreiche  unter 
seinem  Scepter  und  setzte  den  ersten  Hausmaier  Pipin  in  Austrasien 
ein,  der  für  dessen  noch  jungen  Sohn  Dagobert  herrschte  und  da- 
bei durch  Bischof  Arnould  unterstützt  wurde.  Aber  Dagobert 
konnte  das  Reich  nicht  lange  vereinigt  erhalten ,  denn  die  Austrasier 


196  ^I-   Topographie. 

verlangten  einen  eigenen  König  und  so  setzte  er  als  solchen  den 
erst  drei  Jahre  alten  Sigebert  im  Jahre  632  ein.  Aber  das  Ge- 
schlecht der  Merovinger  siechte  seinem  Ende  zu  und  die  Könige 
Childerich,  660,  Dagobert  IL,  673,  sahen  das  Reich  immer  mehr 
in  Anarchie  verfallen.  Der  Hausmaier  Karl  Martel  setzte  sodann 
717  Clothar  zum  König  von  Austrasien  ein,  und  sein  Sohn  Pipin 
herrschte  von  da  an  für  die  drei  weiteren  Scheinkönige,  deren 
letzter,  Chilperich,  752  von  ihm  abgesetzt  und  in  ein  Kloster  ge- 
steckt wurde. 

An  ihrer  Stelle  herrschten  nun  die  Nachkommen  Karl  Martels 
und  König  Pipin  berief  753  eine  grosse  Reichsversammluug  nach 
^Metz,  um  die  Angelegenheiten  des  Reichs  wieder  in  Ordnung  zu 
bringen.  Nach  seinem  768  erfolgten  Tode  regierte  Karloman  in 
Austrasien,  während  Karl  die  Reiche  Neustrien  und  Burgund  be- 
kam. Karloman  regierte  aber  nur  bis  771,  wo  er  starb,  seine 
beiden  Söhne  suchten  vergebens  Hülfe  beim  Könige  der  Lombarden 
und  Karl,  später  Karl  der  Grosse  genannt,  vereinigte  wieder  alle 
Reiche  unter  seiner  festen  Hand.  Er  selbst  verweilte  öfters  wäh- 
rend des  Winters  in  Diedenhofen  und  als  er  im  Mai  783  seine 
Frau  Hildegarde  daselbst  verlor,  Hess  er  sie  im  Kloster  St.  Ar- 
nould  bei  Metz  begraben;  auch  errichtete  er  daselbst  eine  berühmt 
gewordene  Gesangschule.  Nach  seinem  Tode,  8J4,  herrschte  sein 
Sohn  Ludwig  der  Verschwender,  der  sich  834,  nachdem  er  von 
der  Gefangenschaft  in  den  Händen  seiner  Söhne  befreit  war,  zum 
zweitenmale  in  Metz  krönen  Hess,  841  daselbst  starb  und  an  der 
Seite  seiner  Mutter  begruben  wurde.  In  dieser  Zeit  war  die  Stel- 
lung Austrasiens  sehr  wichtig,  weil  es  in  der  Regel  die  Rolle 
hatte,  zwischen  den  sich  bekämpfenden  Mitgliedern  des  Herrscher- 
hauses zu  vermitteln,  wie  denn  auch  damals  der  Bischof  von 
Metz  päpstlicher  Generalvikar  in  Gallien  war  und  den  Vorsitz  bei 
allen  Concilien  führte. 

Sein  Sohn  Ixjthar,  welcher  Austrasien  erbte,  hatte  ebenfalls 
mit  inneren  Kämpfen  zu  thun  und  strebte  nach  den  Reichen  seiner 
Brüder  Ludwig  des  Deutschen  und  Karl,  doch  kam  es  endlich 
nach  verschiedenen  vergeblichen  Verhandlungen  zu  einem  Ver- 
gleiche, der  843  zu  Verdun  ahgcschlossi^n  wurde,  welcher  den 
gegenseitigen  Besitz  festalcllte.  Lothar  selbst  starl»  855  zu  Prüm, 
nachdem  er  sein  Reich  unter  seine  drei  Söhne  verlheilt  hatte,  von 
welchen  der  gleichnamige  das  Land  zwischen  Maus  und  Rhein 
erhicll,  du«  von  ihm  forlau  den  Namen  Lothrir)geii  ,  l.othnri  icyiuiinj 
bekam.     Auch  unter  ihm  setzten  sich  die  inneren  Wirreu  fori  und 


1.   Stadtkreis  Metz.  197 

wurden  öfters  zu  deren  Beilegung  Versammlungen  gehalten,  wo- 
von mehrere  auch  zu  Metz,  das  neben  Aachen  Hauptstadt  des 
Reichs  blieb.  Lothar  hatte  sich  der  in  Austrasien  866  einfallenden 
Normannen  zu  erwehren,  die  bis  vor  Metz  kamen  und  die  ganze 
Umgegend  verheerten,  und  starb  867  in  Italien,  ohne  rechtmässige 
Kinder  zu  hinterlassen.  Nach  getroffenen  Verabredungen  sollte 
sein  Bruder  Ludwig  Austrasien  erben ,  da  aber  dieser  ferne  war, 
so  liess  sich  Karl  der  Kahle  auf  Veranlassung  des  Metzer  Bischofs 
in  dieser  Stadt  krönen  und  nahm  in  unrechtmässiger  Weise  Besitz 
vom  Reiche.  Er  fühlte  aber  bald,  dass  er  sich  darin  nicht  be- 
haupten könne,  und  einigte  sich  daher  mit  seinem  Bruder  Ludwig 
über  die  Theilung  von  Lothringen,  wobei  Letzterer  Metz  und  das 
ganze  Land  zwischen  Basel  und  Utrecht  erhielt.  Als  derselbe  876 
starb,  erfolgte  wieder  eine  Theilung  des  Reichs,  woi'in  Karlmann 
Bajern  und  die  östlichen  Länder,  Ludwig  die  nordöstlichen  nebst 
Ober -Lothringen,  Karl  der  Dicke  die  Länder  am  Rhein  mit  Unter- 
Lothringen erhielt. 

Um  diese  Zeit  erneuerten  die  Normannen  ihre  Raubzüge, 
883,  und  drangen  an  der  Mosel  herauf,  wo  es  zu  Remich  zu  einer 
Schlacht  kam,  in  welcher  Bischof  W^ala  von  Metz  fiel,  worauf 
die  Normannen  sich  nach  dem  Westen  wandten.  Karl  der  Dicke 
lebte  hierauf  nicht  sehr  lange  und  starb  888  ohne  Nachkommen. 
Graf  Eudes  von  Paris  liess  sich  hierauf  zum  König  der  Frauken 
ausrufen  und  Arnulf  erhielt  Deutschland  mit  Lothringen,  der  das 
letztere  an  seinen  Sohn  Zwentibold  übergab.  Dieser  regierte  aber 
sehr  schlecht  und  wurde  in  Folge  dessen  verjagt,  worauf  er  in 
einem  Kampfe  an  der  Maas  fiel  und  900  in  Metz  begraben  wurde; 
Lothringen  aber  kam  au  Ludwig  IIL,  unter  welchem  die  Ungarn 
Einfälle  in  das  Reich  machten  und  bis  nach  Lothringen  vordrangen. 
Ludwig  selbst  starb  911  und  mit  ihm  erlosch  in  Deutschland  die 
Karolingensche  Linie,  worauf  die  deutschen  Fürsten  den  Herzog 
Konrad  von  Franken  zum  König  erwählten.  Die  Lothringer  aber 
erkannten  Karl  den  Einfältigen  von  Frankreich  als  ihren  Herrn 
an,  welcher  den  Grafen  Giselbert  als  Gouverneur  des  Landes  ein- 
setzte. Derselbe  strebte  jedoch  selbst  nach  der  unabhängigen  Ge- 
walt, wurde  desshalb  abgesetzt,  erneuerte  aber  seine  Anstren- 
gungen und  verband  sich  selbst  mit  den  französischen  Grossen, 
um  den  König  Karl  abzusetzen.  In  Folge  dieser  Wirren  rückte 
endlich  Fleinrich  der  Vogler  im  Jahre  923  aus  Deutschland  heran, 
belagerte  Metz,  das  seine  Thore  vor  ihm  verschloss,  zwang  es 
zur  Uebergabe  und  setzte  Giselbert  wieder  als  Statthalter  daselbst 


198  II-    Topog:raphie. 

ein.  Vergebens  suchte  der  Sohn  Karls  des  Einfältigen  wieder  in 
den  Besitz  von  Lothringen  zu  gelangen,  Heinrichs  Sohn  Otto  der 
Grosse,  936  zum  Könige  von  Deutschland  erwählt,  zog  mit  sieg- 
reicher Macht  heran  und  drang  weit  gegen  Frankreich  vor,  und 
endlich  musste  ihn  auch  Metz  945  als  seinen  Souverän  anerkennen. 
Dieser  setzte  daselbst  seinen  Schwiegersohn  Konrad  als  Statthalter 
ein,  aber  auch  dieser  empörte  sich,  um  Otto  zu  entthronen  und 
wurde  zwar  mehrmals  geschlagen,  warf  sich  aber  nach  Metz,  rief 
die  Ungarn  herbei  und  veranlasste  so  die  Plünderung  der  Stadt, 
die  zu  gleicher  Zeit  auch  durch  die  Pest  heimgesucht  wurde,  an 
welcher  daselbst  über  zehntausend  Einwohner  starben. 

König  Otto  II.  schickte  seinen  Bruder  Bruno,  Erzbischof  von 
Köln,  nach  Lothringen,  um  in  diesem  Lande  wieder  Ordnung  ein- 
zuführen und  dauernde  Ruhe  herzustellen,  und  derselbe  wandte 
auch  alle  Mühe  darauf,  die  stets  zu  Unruhen  und  Verheerungen 
geneigten  grössern  Herren  des  Landes  im  Zaume  zu  halten.  Zu 
diesem  Behufe  theilte  er  auch  959  dasselbe  in  Unter-  und  Ober- 
Lothringen.  Das  erstere  umfasste  das  Elsass,  Luxemburg  und  die  drei 
Bisthümer  und  wurde  Moselherzogthum  genannt;  zum  andern  gehörte 
der  nordwestliche  Theil.  Graf  Friedrich  von  Bar  erhielt  die  Statt- 
lialterschaft  von  Ober- Lothringen  und  Bruno  behielt  Unter -Loth- 
ringen für  sich,  bis  er  965  starb.  Der  betrcfTende  Landestheil 
wollte  sich  dann  dem  französischen  Prinzen  Karl  unterwerfen,  der 
auch  Besitz  davon  nahm,  wie  ihn  denn  auch  die  Stadt  Metz  978 
mit  Enthusiasmus  empfing;  aber  Kaiser  Otto  II.  brachte  das  Land 
durch  Verhandlungen  mit  Lothar  von  Frankreich  wieder  an  sich 
zurück ,  und  als  die  Franzosen  den  letzten  Karolinger  nicht  mehr 
anerkennen  wollten  und  in  Hugo  Capet  eine  neue  Dynastie  ein- 
setzten, zerriss  das  letzte  Band  mit  Frankreich  und  Lothringen 
verblieb  für  die  Dauer  beim  deutschen  Reiche,  unter  dessen  Schutze 
sich  nun  in  diesem  westlichen  Theile  desselben  verschiedene  Erb- 
grafschaften, wie  Luxemburg,  Bar,  Elsass,  Nanuir  u,  s.  w.  bil- 
deten, während  wieder  die  Bischöfe  die  Oberherrschaft  über  ihre 
Itesidenzstädte  sich  anmassten  und  auch  zugestanden  erhielten, 
weil  dieselben  eigentlich  unter  dem  Schirme  des  Bischofs  und  der 
Kathedrale  emporgewachsen  waren  und  die  geistlichen  Herren 
hclion  vorher  einen  vorherrschenden  Einflues  auf  dieselben  zu  ge- 
winnen verstanden  hatten. 

Diese  endgültige  und  direkte  Unterstellung  unter  das  deutsche 
Ueich  hatte  für  Metz  dir  weittragendsten  I'olgen.  Bisher  hatten 
nünilich  liii'  Kf'itiige  entweder  b<*n(iindi'.!   oder  doch  häufig  diiselhst 


I.   Stadtkreis  Metz.  199 

ihren  Wohnsitz  und  die  Stadt  stand  mit  ilinen  in  persönUcher  Be- 
rührung, hatte  auch  einigen  Einfluss  auf  die  Streitigkeiten  und 
Kämpfe  unter  den  MitgUedern  der  Herrseherfamilie,  wie  sie  anderer- 
seits wieder  die  Folgen  derselben  an  sich  empfinden  musste.  Nun 
aber  war  der  Herrischer  ferne,  seine  Besuche  erneuerten  sich  nur 
in  weiten  Zwischenräumen,  sein  direkter  Einfluss  verminderte  sich 
nach  und  nach  und  die  Stadt  war  sich  mehr  selbst  überlassen. 
Je  mehr  aber  die  Grossen  des  Landes  an  wilde  Fehden,  Plünde- 
rungen und  gegenseitige  Zerstörungen  gewöhnt  waren,  desto  mehr 
musste  dem  Reiche  daran  liegen,  dass  diesen  wieder  ein  kräfti- 
gerer Widerstand  entgegengestellt  werde.  Das  System,  welches 
jenseits  des  Rheins  die  Gaugrafen  auflcommen  Hess  zur  Verwaltung 
der  Rechtspflege  und  Sicherheit  und  über  diesen  Herzoge  stellte, 
zeigte  sich  auch  an  dieser  Westgränze,  wo  über  grössere  Länder-; 
strecken  Herzoge  geboten  und  in  den  Städten  und  Distrikten  be- 
sondere Grafen  walteten.  Solche  waren  auch  für  Metz  bestellt, 
wo  sie  die  Stelle  des  Magistrats  versahen,  die  Rechtspflege  be- 
sorgten, die  Truppenaufgebote  befehligten  und  lUr  die  allgemeine 
Sicherheit  und  den  Frieden  sorgen  sollten.  Das  Amt  dieses  Grafen 
war  ein  erbliches  und  von  765  bis  1220  walteten  desselben  nicht 
weniger  als  achtundzwanzig  Inhaber,  jedoch  mit  immer  mehr  sich 
verminderndem  Ansehen,  bis  das  Amt  durch  Gertrude  von  Folmar 
und  Dachsburg  an  deren  Gemahl  Thibaut  von  Lothringen  kam  und 
mit  diesem  erlosch,  nachdem  es  schon  lange  vorher  vor  der  stei- 
genden inneren  Entwickelung  der  Stadt  Metz  verblasst  war.  Das 
Herzogsamt  hatte  sich  hier  nicht  einmal  so  dauernd  entwickeln 
können  und  erscheint  sogar  nur  in  Zwischenräumen,  denn  es 
kamen  in  dieser  Gegend  verschiedene  Territorialheri'en  zu  Macht 
und  Ansehen  und  zu  gleicher  Bedeutung  schwang  sich  durch  seinen 
zunehmenden  Länderbesitz  der  Bischof  von  Metz  auf,  neben  welchen 
für  einen  Herzog  kein  rechter  Platz  mehr  war.  In  Metz  selbst 
mochte  schon  von  den  Römerzeiten  her  sich  ein  gewisses  Gemeinde- 
wesen oder  Municipalrecht  erhalten  haben,  das  .sich  still  weiter 
•entwickelte  und  einen  grösseren  Umfang  annahm,  je  mehr  diese 
Stadt  sich  während  der  vielen  Wirren  der  Zeit  auf  sich  selbst  an- 
gewiesen sah  und  mit  eigener  Kraft  die  vielen  AngrifTe  abweisen 
musste. 

Aus  der  nun  folgenden  Zeit  liegen  gar  keine  authentischen 
Aktenstücke  vor,  welche  die  innere  Entwickelung  der  Stadt  und 
ihr  Verhältniss  zum  deutschen  Königthume  aufklären  könnten,  denn 
ein   späterer  Bischof,  der  die  Stadt   unter  seine  Botmässigkeit  zu 


200  !'•    Topographie. 

bringen  suchte,  hat  die  wichtigsten  Aktenstücke  aus  dem  städti- 
schen Archive  entwenden  lassen  und  das  Gleiche  scheint  im  An- 
fange des  vorigen  Jahrhunderts  durch  Angehörige  des  geistlichen 
Stands  geschehen  zu  sein.  Allein  es  ist  anzunehmen,  wie  es  auch 
in  den  rheinischen  Städten  Speyer,  Worms  und  Mainz  geschah, 
dass  eigentlich  der  Bischof  keine  oberherrlichen  Rechte  über  das 
städtische  Gemeindewesen  selbst  besass,  aber  sein  persönliches  An- 
sehen und  seine  Rechte  an  kirchlichen  Gebäuden  und  Instituten 
sowie  an  Besitzthümern  innerhalb  und  ausserhalb  der  Stadt  ihm 
bezüglich  der  städtischen  Verwaltung  einen  erhöhten  Einfluss  ge- 
währten, welchen  einige  ehrgeizige  Bischöfe  noch  weiter  auszu- 
dehnen und  zu  einem  wirklichen  Rechte  zu  erheben  suchten.  Wir 
finden  daher  schon  desshalb  kein  Aktenstück,  worin  der  Kaiser 
die  Stadt  für  reichsunmittelbar  erklärte,  denn  letztere  bestand 
von  selbst  und  wurde  nicht  erst  ertheilt  und  wenn  später  Ab- 
kommen mit  den  Bischöfen  über  die  gegenseitige  Rechtsstellung 
erfolgten,  so  geschah  es  nur,  um  unbegründete  Ansprüche  abzu- 
schneiden und  eine  Gränze  beider  Rechte  zu  ziehen.  Es  scheint 
auch  durchaus  nicht  auf  ein  gewisses  Unterthänigkeitsverhältniss 
zu  deuten,  dass  in  dem  Streite  zwischen  den  beiden  Bischofskan- 
didaten Walberon  und  Thierry  sich  die  Stadt  auf  die  Seite  des 
Letzteren  schlug  und  dadurch  nicht  blos  eine  Verheerung  ihrer 
Besitzungen,  sondern  auch  eine  lauge  Belagerung  aushalten  musste, 
denn  Stadt  und  Bischof  scheinen  vielmehr  gleichmässig  im  Mosel- 
herzoge Theodorich  einen  gemeinsamen  Bedroher  ihres  Besitzlhums 
gesehen  zu  haben.  Thierry  legte  übrigens  1014  den  Grundstein 
zur  Kathedrale  und  Kaiser  Heinrich  II.  selbst  kam  1023  nach  Metz 
und  erwies  sich  sehr  freigebig  gegen  die  Kirche  und  Heinrich  III. 
hatte  daselbst  104G  eine  Zusammenkunft  mit  Heinrich  I.  von  Frank- 
reich. Wenn  dann  dieser  das  Moselherzoglhum  an  Gerhard  vom 
Elsas»  verlieh,  so  war  dies  um  so  mehr  ein  Grund  dafür,  dass 
die  Stadt  mit  dem  Rischofe  zusammenhielt,  denn  gerade  dieser 
Gerhard  ward  durch  Erbschaft  Besitzer  des  Ilerzogthums  Loth- 
ringen, in  welchem  der  kräftigste  und  andauerndste  Gegner  für 
Stndt  und  Bisthum  Metz  erwuchs.  Gerhard  selbst  hatte  als  Mosel- 
heraog  noch  Met/,  zur  Residenz  und  erregte  zur  Zeit  der  Kämpfe 
des  Kaisers  Heinrich  1V^  auch  innere  Unruhen,  ja  er  war  es  auch, 
der  nach  Rudolphs  Tod  in  Hermami  von  Metz,  aus  dem  Hause 
Salm  in  den  Ardennen,  einen  Gegenliönig,  wenn  auch  erfolglos, 
aiif/.UHtellen  suchte.  Noch  mehrmals  wurden  bei  solchen  Bischofs- 
hlreitigkcilen  die  UmgebungcD  der  Stadt  verheert,  über  die  Melzer 


1.    Stadtkreis  Metz.  201 

hielten  doch  zum  Kaiser,  der  1107  nach  Metz  kam,  und  verjagten 
sogar  den  gewählten  Bischof  Stephan  von  Bar,  der  erst  später 
seinen  Sitz  einzunehmen  vermochte.  Auch  der  neue  Herzog  Theo- 
dorich von  Lothringen  konnte  seine  Residenz  nicht  mehr  in  Metz 
behalten,  sondern  verlegte  sie  nach  Chatenay  und  sein  Sohn  in 
die  erst  entstehende  Stadt  Nancy,  nachdem  übrigens  ein  Theil  von 
Lothringen  wieder  verloren  war. 

In  diesen  Zeiten  der  Bewegung  wurde  die  Stadt  Metz  ihrer 
Kraft  bewusst,  und  es  scheint,  dass  ihr  erster  Gemeindebeamter 
sich  ebenfalls  mehr  Autorität  zu  verschaffen  verstand.  Als  solcher 
wird  ein  Maitre  -  Echevin  (Bürgermeister)  schon  im  Jahre  1032  ge- 
nannt, die  Würde  selbst  aber  scheint  schon  viel  früher  bestanden 
zu  haben  und  aus  allgemeinen  Wahlen  hervorgegangen  zu  sein, 
welche  aber  bald  Zvvistigkeiten  veranlassten,  zumal  die  Würde 
anfangs  lebenslänglich  war  und  der  damit  Bekleidete  leicht  dem 
Stolze  und  der  Herrschsucht  verfiel.  Die  Bürgerschaft  suchte  daher 
eine  Aenderung  in  ihrer  Gemeindeverwaltung  herbeizuführen,  welche 
die  Machtsphäre  und  die  Dauer  dieses  Amts  einschränken  und  die 
Wahl  selbst  vereinfachen  sollte.  Um  dies  zu  bewirken,  erschien 
die  Mithülfe  des  immer  eine  grosse  moralische  Einwirkung  be- 
sitzenden Bischofs  sehr  nützlich,  und  da  man  sich  dabei  auch  mit 
ihm  endgültig  aus  einander  setzen  konnte ,  so  übernahm  es  Bischof 
Bertram  im  Jahre  1179,  ein  Statut  zu  entwerfen,  welches  künftig 
für  die  Leitung  der  Gemeindeverwaltung  massgebend  sein  sollte 
und  zu  besserer  Sicherung  auch  1181  die  Bestätigung  von  Kaiser 
Friedrich  Barbarossa  und  1185  vom  Papste  Urban  III.  erhielt. 
Dieser  Akt  ging  also  nicht  etwa  aus  einem  Vertrage  hervor,  den 
die  Stadt  mit  dem  Bischof  schloss,  um  ihn  zur  Anerkennung  ihrer 
Unabhängigkeit  zu  veranlassen,  wie  Manche  behaupten,  und  dies 
erhellt  auch  am  besten  aus  dem  Umstände,  dass  sie  neben  den 
ersten  anderen  Reichsstädten  an  den  Reichstagen  Antheil  nahm, 
welches  Recht  sie  auch  ohne  dieses  Statut  besass  und  gar  nicht 
erst  vom  Bischöfe  zugesprochen  erhalten  konnte.  Ein  deutscher 
Reichsstand  konnte  aber  auch  gar  nicht  von  einem  Bischöfe  ab- 
hängig sein  und  hatte  der  Bischof  sich  Rechte  über  denselben  an- 
massen  wollen,  so  waren  sie  durchaus  unberechtigt. 

Nach  diesem  Statute  wurde  der  Bürgermeister  nicht  von  den 
Bürgern  selbst,  sondern  von  solchen  erwählt,  die  man  vermöge 
ihres  Standes  und  Amts  als  unparteiisch  erachtete,  nämlich  vom 
Domdechanten  und  den  Aebten  von  Gorze,  St.  Arnould,  St.  Clement, 
St.  Symphorien  und  St.  Vincent,  also  gerade  nur  von  Aebten  des 


202  II-   Topographie. 

Benediktinerordens,  welcher  die  meiste  Gelehrsamkeit  und  Bildung 
in  sich  vereinigte.  Diese  traten  am  21.  März,  dem  Tage  des 
heiligen  Benedikt,  zusammen,  und  zwar  in  der  Kirche  St.  Pierre- 
aux- Images  neben  der  Kathedrale,  und  erwählten  unter  den  min- 
destens dreissig  Jahre  alten  Hausbesitzern  den  Befähigtesten  zum 
Bürgermeister  auf  ein  Jahr,  worauf  der  Gewählte  den  Eid  leistete. 
Seit  dem  Jahre  J3(>5  wurde  ihm  auch  die  Verbindlichkeit  auf- 
erlegt, sich  an  Pfingsten  zum  Ritter  erheben  zu  lassen.  Er  war 
nun  Verwalter  und  Leiter  aller  Angelegenheiten  der  Stadt  und 
ihres  Gebiets,  führte  die  auswärtigen  A'erhandlungen,  legte  Steuern 
und  Abgaben  auf,  ernannte  die  städtischen  Beamten  und  urtheilte 
bei  Berufungen  in  Processen,  überhaupt  alles  Wichtigere,  was 
die  Stadt  und  ihre  Interessen  betraf,  lag  in  seiner  Hand.  Zur 
besseren  Erledigung  dieser  Geschäfte  umgab  er  sich  mit  zwölf 
tJchevins  oder  Gemeinderäthen ,  die  er  aus  der  Bürgerschaft  nahm. 
Mit  der  Zeit  erlangten  auch  in  Metz  einige  reichere  Familien  mehr 
Einfluss  und  Ansehen,  zumal  vorzugsweise  aus  ihnen  der  Bürger- 
meister und  dessen  Beisitzer  gewählt  wurden,  und  so  bildete  sich 
in  ganz  gleicher  Weise,  wie  in  den  anderen  deutschen  Reichs- 
städten, ein  Patriziat,  hier  Paraifjvs  genannt,  welches  einerseits 
allein  die  städtischen  Angelegenheiten  zu  verwalten  in  Anspruch 
nahm  und  die  anderen  Familien  davon  ausschloss,  und  anderer- 
seits die  Gewalt  des  Bürgermeisters  wieder  einschränkte,  da  der- 
selbe nach  und  nach  mehr  oder  weniger  an  ihre  Zustimmung  ge- 
bunden war.  Solcher  Gruppen  von  Patriziern  gab  es  zuerst  fünf, 
die  sich  nach  besonderen  Strassen  oder  Stadtvierteln  nannten, 
wahrscheinlich  weil  sie  daselbst  urvsprünglich  düs  Lokal  für  ihre 
Zusammenkünfte  (in  Basel  z.  B.  Stube  genannt)  hatten,  im  Uebrigen 
aber  beliebig  in  allen  Stadttheilen  wohnten.  Es  waren  dies  die 
Paraiges  Outre-Seille,  Jurue,  Porl-Saillis,  Porle-Muzelle  und  Saint- 
Martin,  wozu  später  noch  die  sechste  unter  dem  Nnmen  Commtm 
kam,  in  welche  alle  jene  Familien  eingereiht  wurden,  welche 
nach  und  nach  durch  Ansehen  und  Reichthum  cm))orkamen  und 
es  endlich  durchsetzten,  dass  man  sie  ebenfalls  am  Sdidlregiment 
Antheil  nehmen  Hess,  ein  \  organg,  der  sich  in  allen  deutschen 
Keichsslädten  gleichmässig  zeigte.  Diese  Puraiges  scheinen  selbst 
über  die  Aufnahme  in  ihrcri  Kreis  «Milsrhieden  zu  liabt-n,  denn 
Mie  Hessen  nicht  blos  die  dircklen  Alikömmlinge,  .sondern  auch 
\'crwnn(lte  und  Verschwägerte  zu.  Jede  dieser  Paraiges  hatte  ihr 
«•igiMie«  Wappen  und  Hiegel,  tind  zwar  führlen  darin  die  Porte 
Miizelle    einen    Balken,    Jurue    einen    Adler,    Sl.    Martin    goldene 


1,    Stadtkreis  Metz.  203 

Pfennige,    Port-Sailliar-  einen    Tliurm,    Oulre-Seille    Sparren    und 
Commun  hatte  ein  Schild  von  Silber. 

Diese  Paraiges  nehmen  zuerst  in  einer  Regierungsakte  von 
1248  AnÜieil  an  den  Beschlüssen  des  Magistrats.  Aber  wie  überall 
bei  solchem  Patriziate,  so  strebte  es  auch  in  Metz  darnach,  nicht 
blos  Antheil  an  der  städtischen  Verwaltung  zu  nehmen,  sondern 
sie  auch  ganz  allein  in  die  Hand  zu  bekommen.  Dies  Streben 
wurde  durch  einen  Beschluss  (Atour  vom  Jahre  1300  gekrönt, 
wodurch  die  Wahl  des  Bürgermeisters  vollständig  geändert  wurde. 
Während  nämlich  bisher  derselbe  aus  allen  Klassen  der  Haus- 
besitzer genommen  werden  konnte,  wurde  nun  bestimmt,  dass 
nur  ein  Mitglied  der  Paraigee  Bürgermeister  werden  könne  und 
dieser  abwechselnd  jedes  Jahr  aus  einer  andern  Paraige  hervor- 
zugehen habe.  Es  hatten  demnach  der  Domdechant  und  die  Aebte 
aus  der  an  der  Reihe  befindlichen  Paraige  sechs  Kandidaten  zu 
erwählen,  unter  welchen  dann  das  Loos  entschied.  Aus  den  Paraiges 
musste  ferner  auch  der  Bürgermeister  seine  Räthe  wählen  und  sie 
besetzten  von  nun  an  überhaupt  alle  Aemter.  Es  ist  dies  wieder 
dieselbe  Einrichtung,  wie  in  den  übrigen  Reichsstädten,  und  es 
war  eine  höchst  unnütze  Arbeit  der  Metzer  Geschichtsfreunde,  zur 
Erklärung  der  Sache  bis  auf  die  Athener  und  Sulioten  zurück- 
zugehen. Zu  dieser  ersten  kam  nun  noch  eine  zweite  Magistratur, 
worin  die  Paraiges  ihre  Vertretung  fanden,  nämlich  die  Tnizerie 
oder  die  Versammlung  der  Dreizehn.  Nach  der  Bestimmung  von 
1346  wählten  alle  drei  Jahre  siebenzehn  Wochen  die  Paraiges  die 
Mitglieder  in  einer  vom  Bürgermeister  berufenen  Versammlung, 
1393  wurde  dies  aber  dahin  geändert,  dass  alle  acht  Jahre  am 
25.  Januar  (Pauli  Bekehrung)  jede  der  fünf  ersten  Paraiges  je 
vier  und  die  Commun  sechs  Personen  über  25  Jahre  alt  aus  sich 
wählten  und  dann  aus  diesen  durch  das  Loos  die  Dreizehn  ge- 
zogen wurden.  Dies  blieb  so,  bis  im  Jahre  1537  die  Ordnung  ge- 
troffen wurde,  dass  alijährlich  acht  jMitglieder  neu  gewählt  werden 
sollten.  Die  Amtsbefngnisse  der  Treize  waren  doppelter  Art. 
Sie  urtheilten  in  allen  Rechtsfällen  entweder  durch  ein  einzelnes 
Mitglied  oder  durch  die  ganze  Versammlung  in  der  Stadt  und  be- 
züglich der  höheren  Justiz  auch  auf  dem  Lande  und  hatten  das 
Recht  der  Begnadigung;  nur  in  Civilsachen  fand  Berufung  noch 
an  den  Bürgermeister  statt,  nicht  aber  in  Kriminalsachen.  Doch 
konnte  der  Bürgermeister,  wenn  er  einem  vor  die  Treize  geführten 
Verbrecher  begegnete  und  dieser  sich  über  die  Jurisdiction  der 
'J'reize   beklagte,  dessen  Sache    vor   sich   ziehen   und   entscheiden. 


204  II-   Topographie. 

weshalb  der  Bürgermeister,  welcher  von  Rechtswegen  der  erste 
der  Treize  war,  sich  sofort  aus  der  Versammlung  zurückzog,  wenn 
ein  StraflTall  zur  Verhandlung  kommen  sollte.  In  Verwaltungs- 
sachen hatten  sie  ferner  die  Aufsicht  über  die  Thore,  Strassen, 
das  Spital,  die  Auflagen  und  das  Kriegswesen,  und  diese  Ange- 
legenheiten waren  geM'öhnlich  unter  die  Einzelnen  vertheilt.  Auch 
diese  Einrichtung  eütsprach  nur  der  gleichen  in  den  deutschen 
Reichsstädten  und  beruht  lediglich  auf  deutschem  Ursprünge. 

Ausserdem  bestanden  noch  verschiedene  Aemter.  Zu  den 
Treize  gehörte  der  Changeur ,  welcher  die  Klagen  anzustellen 
und  die  Voruntersuchungen  zu  machen  hatte.  Dann  wählten  die 
Paraiges  schon  seit  dem  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  die 
Prudhommes,  bald  25,  bald  13  und  bald  nur  7,  welche  ebenfalls 
über  die  Stadtinteressen  zu  wachen  hatten  und  40  Jahre  alt  sein 
mussten.  Das  Volk  selbst  war  im  Stadtregimente  durch  25  Comtes- 
jures  vertreten,  die  jährlich  von  den  einzelnen  Pfarreiangehörigen 
an  Maria  Lichtmess  gewählt  wurden  und  meistens  aus  den  Hand- 
werkern hervorgingen.  Es  war  dies  eine  spätere  Concession  an 
den  gemeinen  Bürgerstand ,  wie  man  denn  auch  in  ganz  besonders 
schwierigen  Lagen  und  Fragen  sogar  die  Pfarrangehörigen  ver- 
sammelte, um  die  Verantwortlichkeit  für  die  Beschlüsse  auf  diese 
übertragen  zu  können.  Diese  städtische  Gesammtvertretung  nun 
erliess  die  Gemeindebeschlüsse  oder  AloiirK,  die  jedoch  vielfach 
sehr  unbestimmt  gehalten  sind,  um  sie  nach  Umstünden  verschieden 
auslegen  zu  können.  Ausser  diesem  Rathe  gab  es  endlich  noch 
einzelne  Bedienstete  ohne  politischen  Charakter,  indem  sie  nur 
\'erwaltungsdien8te  zu  leisten  hatten,  wie  die  drei  Mairien  von 
Porte -Muzelle,  Porte-Sailly  und  Outre-Moselle,  von  denen  jede 
wieder  eine  solche  ftlr  die  Umgebungen  der  Stadt  unter  sich  hatte. 
—  Für  das  Finanzwesen  gab  es  einen  Schatzmeister,  der  bezahlt 
war,  für  den  aber  die  Paraige  zu  haften  hatte,  welche  ihn  er- 
wählte. Die  Kasse  selbst  wurde  in  einem  Gewölbe  der  Kathedrale 
verwahrt  und  war  mit  acht  Schlössern  versehen.  Ztir  Beglaubigung 
der  Verträge  und  öffentlichen  Akte  dienten  schon  seit  1197  die 
Ainans,  eine  Art  Notare,  welche  die  Aktenstücke  in  einem  Kasten 
in  der  betrefFenden  Kirche  verwahrten,  auf  Lebenszeit  gewählt 
wurden  und  deren  Stellen  später  käuflich  waren.  Für  das  Kriegs- 
wesen waren  nieder  sieben  von  den  l'araiges  gewählt,  und  zwar 
Heit  1323  zuerst  auf  zwei  Jahre  und  dann  alljährlich,  und  endlich 
gab  •'«  noch  eine  ganze  Reihe  Htädfischer  Bediensteter.  Diese  ge- 
«riiiiiiilc  Kimiclitung  der  Verwiillung  ist  die  den  deutschen  Reichs- 


1.    Stadtkreis  Metz.  205 

Städten  gewöhnliche,  mehr  aristokratische  oder  oligarchische,  und 
überschritt  diesen  Charakter  nicht.  Eine  Repubhk,  wie  die  Metzer 
Geschichtsfreunde  sie  stets  ausschüesslich  benannten,  war  die  Stadt 
eigenthch  gar  niemals,  denn  sie  war  nie  ganz  unabhängig.  Und 
endlich  war  es  auch  hier  wie  sonst  in  Deutschland;  die  zum  Pays 
messin  oder  Stadtgebiet  gehörigen  Ortschaften,  welche  265  an  der 
Zahl  waren  und  in  das  Val  de  Metz,  Lisle,  le  Saulnot,  le  Haut 
Chemin ,  le  tranc  Aloeuf,  le  Ban  de  Bazaille  und  Ja  terre  de  Gorze 
zerfielen,  hatten  keine  Vertretung  und  keine  besonderen  Rechte 
und  wir  sehen  auch  im  ganzen  Verlauf  der  Metzer  Geschichte  bis 
zur  französischen  Vergewaltigung  keine  Anstrengung  des  Land- 
volks, um  ebenfalls  einen  gerechten  Antheil  an  der  Regierung  zu 
erlangen,  obschon  dies  mit  der  Zeit  schon  Aussicht  auf  Erfolg 
gehabt  hätte,  da  die  Zahl  der  Mitglieder  der  Paraiges  seit  Ende 
des  vierzehnten  Jahrhunderts  wieder  ersichtlich  abnahm,  denn  es 
betrug  dieselbe  1388  155,  1399  247,  verminderte  sich  aber  1440 
auf  109  und  1527  gar  auf  nur  25. 

In  dieser  ganzen  ersten  Zeit  seit  dem  endgtlltigen  Einschlüsse 
in  das  deutsche  Reich  hat  die  Geschichte  der  Stadt  wenig  Ereignisse 
zu  verzeichnen,  ausser  einigen  Kämpfen  und  Zwistigkeiten  mit 
benachbarten  Herren  und  selbst  dem  Bisehofe,  besonders  nach 
dem  Tode  des  Grafen  von  Dachsburg,  dessen  Lehen  der  Bischof 
Apremont  an  sich  zu  ziehen  suchte.  Die  Stadt  verheerte  in  Folge 
dessen  seine  Besitzungen,  verbrannte  ihm  Chatel  St.  Germain  und 
schloss  ihn  sogar  in  dessen  Burg  ein,  worauf  derselbe  durch 
Excommunikation  antwortete;  aber  nach  dreijähriger  Dauer  dieses 
Streits  und  argen  Verheerungen  vermittelte  endlich  1234  der  Bischof 
von  Toul  den  Frieden,  was  aber  die  Nachfolger  im  Bischofssitze 
nicht  abhielt,  neue  Versuche  zu  machen,  um  die  Stadt  unter  ihre 
Botmässigkeit  zu  bringen.  Diese  vermehrte  übrigens  inzwischen 
ihren  Reichthum  und  während  verschiedene  geistliche  Orden  den- 
selben benutzten,  um  daselbst  Niederlassungen  errichtet  zu  er- 
halten, A'erlegten  sich  die  Bürger  darauf,  auswärtigen  Herren  und 
Grossen  Geld  zu  borgen  und  sich  durch  hohe  Zinsen  und  andere 
Vortheile  noch  mehr  zu  bereichern.  Doch  fehlte  es  auch  nicht  an 
inneren  Reibereien  und  ein  Rathsbeschluss  von  1254  musste  förm- 
lich den  Bürgern  verbieten,  besondere  Bündnisse  zu  schliessen 
und  sich  in  ihren  Häusern  zu  walfnen.  Auch  machte  der  Stadt 
die  Zunahme  der  Klöster  und  Mönche  viel  zu  schaffen,  denn  sie 
sah,  dass  diese  nicht  blos  steigenden  Einfluss  gewannen,  sondern 
auch  ihren  Güterbesitz  stark  zu  vermehren  begannen.    Man  entzog 


206  ^'-   Topogi-aphie. 

ihnen  daher  das  angemasste  Hecht  auf  Antheil  an  den  städtischen 
Einnahmen,  sowie  das  Recht  der  Nachfolge  und  Erbschaft,  und 
erklärte  sogar  die  ihnen  etwa  schuldigen  Grundzinsen  für  zurück- 
käuflich. Wegen  einer  solchen  Erbschaft  kam  es  daher  sogar  zu 
Feindseligkeiten  mit  dem  Bischöfe,  der  deshalb  auf  einige  Zeit  die 
Stadt  verliess,  aber  doch  bald  nachgab  und  zu  einem  eigenthüm« 
liehen  Auskunftsmittel  griff,  um  wieder  zurückzukehren.  Da  er 
nämlich  geschworen  hatte,  er  werde  nur  nach  Metz  zurückkehren, 
wenn  er  von  der  grossen  Menge  zurückgeholt  werde,  wartete  er 
eine  grössere  Festlichkeit  ab  und  kehrte  mit  dem  grossen  Schwärm 
der  Festtheilnehmer  in  die  Stadt  zurück.  Diese  brachte  dann  auch 
im  Jahre  1315  nach  dem  Aussterben  des  Grafen  die  Vouerie  an 
sich,  welche  aber  fast  nur  noch  im  Bezüge  gewisser  Einkünfte 
bestand;  sie  fuhr  aber  auch  in  der  strengern  üeberwachung  des 
geistlichen  Treibens  fort  und  befolgte  sofort  das  von  Frankreich 
gegebene  Beispiel,  indem  sie  die  Tempelherren  verjagte  und  ihre 
ßesitzthümer  einzog,  die  freilich  in  Metz  nicht  gross  waren. 

Der  nun  folgende  Theil  der  Geschichte  von  Metz  ist  zwar 
reich  an  Streitigkeiten  und  Kämpfen ,  aber  dieselben  sehen  sich 
alle  gleich,  entstehen  wegen  gegenseitiger  Uebergriffe  und  Ver- 
heerungen, ziehen  die  Zerstörung  ganzer  Dörfer  und  blutige  Nieder- 
lagen nach  und  endigen  meistens  damit,  dass  Metz  erhebliche 
Geldeinbussen  erleidet.  Denn  im  Grunde  genommen,  ist  ihre  erste 
Ursache  auf  Geldanleihen  zurückzuführen,  welche  von  Metzern 
an  benachbarte  Grossen  gemacht  worden  und  zu  Streitigkeiten 
über  deren  Verzinsung  und  Zurückbezahlung  führten.  Diese 
Wuchergeschäfte  kamen  aber  auch  nur  deshalb  zu  solcher  Aus- 
dehnung, weil  Gewerbe  und  Fabrikation  im  Lande  nur  schwach 
waren  und  der  Handel  aus  Mangel  an  Strassen  und  Sicherheit  sich 
wenig  weiter  als  über  die  nächste  Nachbarschaft  ausdehnte,  somit 
den  immer  üppiger  werdenden  Bedürfnissen  nur  durch  reicheren 
Verdienst  durch  Geldgeschäfte  genttgt  werden  konnte.  Wir  werden 
sogar  später  sehen,  dass  dieselbe  Neigung  auch  hauptsächlich  du/.u 
beitrug,  dass  Metz  seine  Selbstständigkeit  verlor  und  eine  leichte 
Beute  der  Franzosen  wurde. 

Das  strenge  Vorgehen  der  Stadt  gegen  den  C-lerus  und  den 
Stolz  der  Bürger,  welche  fremde  Ijchen  trugen  und  die  damit  ver- 
bundenen Pflichten  nicht  erfüllen  wollten,  bniehten  der  Stadt  bald 
viele  Feinde,  und  diese  bildeten  V>V14  zu  Reinich  und  dann  zu 
Hehren  eine  Vereinigung,  welcher  der  Erzbischof  von  Trier,  dessen 
Bruder  Johann ,  König  von  Böhmen,  Herzog  Ferry  von  Lothringen, 


1.   Stadtkreis  Metz.  207 

Marquis  Eduard  du  Port  und  der  Graf  von  Bar  beitraten,  von  denen 
der  Krieg  gegen  Metz  beschlossen  wurde.  Die  Feinde  drangen  von 
Ort  zu  Ort  vor,  besetzten  St.  Julien,  Vallieres  und  Moulins  und 
näherten  sich  am  1.  Oktober  den  Mauern  der  Stadt,  in  welcher 
sich  auch  ein  Aufruhr  gegen  die  Dreizehn  erhob,  den  man  aber 
niederschlug,  indem  man  den  Anstifter  Collin  Grognat  in  der 
Mosel  ertränkte.  In  der  Noth  ersuchten  die  Metzer  den  Beistand 
ihres  Bischofs,  indem  sie  ihm  Zurücknahme  der  gegen  den  Clerus 
gerichteten  Beschlüsse  versprachen  und  ihm  zugleich  15,000  Livres 
Turnosen  bezahlten;  aber  der  Bischof  nahm  das  Geld  und  eilte 
nach  der  Dauphine,  ohne  seine  Zusage  zu  halten.  Die  Metzer 
fassten  daher  selbst  Muth,  verheerten  die  Ländereien  von  Lothringen 
und  tödteten  dem  Herzog  bei  Jouy  viele  Leute,  worauf  der  neue 
Bischof  Ludwig  von  Poitiers  es  übernahm,  den  Frieden  zu  ver- 
mitteln. Dies  seheiterte  jedoch  an  den  harten  Forderungen  der 
Gegner,  welche  von  den  Metzern  verlangten,  dass  sie  die  ohne 
Ermächtigung  der  Herzoge  erworbenen  Güter  zurückgeben,  das 
Amt  der  Amans  unterdrückten,  ihre  Unterthanen  wegen  Schulden 
nicht  mehr  verhafteten  und  alle  Kriegskosten  zahlten.  Die  Metzer 
setzten  daher  den  Kampf  fort  und  erst  nach  neuen  Verwüstungen 
und  Verhandlungen  wurde  am  3.  März  1325  der  Frieden  geschlossen, 
welcher  bestimmte,  dass  die  Gefangenen  herausgegeben  würden, 
jeder  Theil  die  gehabten  Kosten  trage.  Metzer  Bürger  fremde 
Lehen  nur  unter  Zustimmung  der  Herren  annehmen  dürfen  und 
die  Privatschulden  bezahlt  werden  sollten.  Von  jenen  der  Herzoge 
und  Grafen  an  Metz  ist  nichts  gesagt  und  wahrscheinlich  wurden 
sie  stillschweigend  niedergeschlagen,  ja  1327  borgte  der  Graf  von 
Bar  aufs  Neue  4000  Livres  bei  einem  Metzer  Bürger.  Als  es  nun 
aber  galt,  die  Kosten  des  Kriegs  zu  tragen,  legte  Metz  dieselben 
als  Abgabe  um,  welche  nur  die  Leute  des  gemeinen  fcitands  traf, 
weshalb  diese  sich  erhoben,  den  Bürgermeister,  Rath  und  einen 
Theil  der  Paraiges  verjagten  und  deren  Güter  plünderten.  Diese 
letzteren  suchten  daher  bei  Lothringen  und  Bar  Hülfe  und  nun 
entstand  wieder  ein  sehr  trauriger  Krieg,  am  Schlüsse  dessen  die 
Leute  in  der  Stadt  nachgeben ,  sich  mit  den  Vornehmen  vertragen 
und  ihre  Gewalt  anerkennen  mussten.  Doch  kamen  letztere  nicht 
immer  mehr  zu  ihrem  gestohlenen  Eigenthum.  Anstatt  nun  tüchtig 
an  einer  Versöhnung  zu  arbeiten,  befestigten  die  Vornehmen  nur 
die  Mauern,  erregten  L^nzufriedenheit  durch  ihre  Haltung  und  1347 
entstand  daher  eine  neue  Erhebung,  die  wohl  sofort  unterdrückt 
wurde,  aber  von  der  bleibenden  Erbitterung  zeugte.    Der  Metzger 


208  1^-    Topographie. 

Huguignon,  der  wegen  eines  Streits  mit  den  Dreizehnern  aus  der 
Stadt  verbannt  war,  verband  sich  nämlich  mit  den  andern  Metz- 
gern, um  das  Stadtregiment  umzuwerfen;  aber  es  wurde  entdeckt, 
der  Metzger  gefangen  und  mit  seinem  Bruder  ertränkt,  was  auch 
denjenigen  seiner  Genossen  geschah,  die  nicht  entfliehen  konnten. 
Wenn  die  Bürgerschaft  sich  dabei  auch  ruhig  verhielt,  so  war  sie 
doch  im  Herzen  mit  dem  Metzger  einverstanden.  Die  Metzer 
nahmen  daher  gerne  die  Gelegenheit  wahr,  die  Bürgerschaft  mit 
einem  auswärtigen  Kampfe  zu  beschäftigen,  und  da  die  Herzogin 
von  Lothringen  gerade  mit  dem  Bischöfe  wegen  Chäteau-Salins 
im  Streite  lag,  so  ergriffen  sie  des  letzteren  Partei  und  drangen 
sogar  bis  unter  die  Mauern  von  Nancy  vor.  Zufällig  kam  Kaiser 
Karl  IV.  1354  nach  Metz,  wo  er  einen  feierlichen  Empfang  erhielt, 
und  dieser  Hess  die  Streitenden  zusammen  berufen  und  sich  ver- 
tragen, ohne  dass  sie  sich  aber  lange  daran  kehrten,  weshalb  die 
Verheerungen  bald  wieder  aufs  Neue  begannen.  Ungeachtet  der 
Noth  der  Vaterstadt  war  in  dieser  Zeit  der  Metzer  Johann  Drouin 
seiner  Pflicht  gegen  dieselbe  so  vergessend,  dass  er  in  die  fran- 
zösische Armee  trat  und  im  Kampfe  gegen  die  Engländer  fiel. 
Der  Kampf  ward  nur  unterbrochen  dadurch,  dass  der  Kaiser  1356 
auf  vierzehn  Tage  mit  den  Grossen  seines  Reichs  nach  Metz  kam, 
um  dort  die  goldene  Bulle  zu  verkündigen,  worauf  auf  dem  Champ- 
a-Seille  ein  grosses  Gastmahl  stattfand,  das  die  Stadt  1600  Eres, 
(nach  heutigem  Gelde  etwa  14,400  Frcs.)  kostete  und  mit  grossen 
Feierlichkeiten  verbunden  war,  bei  welchen  der  Kaiser  in  seinem 
vollen  Ornate  auf  dem  Throne  süss.  Derselbe  empfing  in  Metz 
auch  den  Dauphin  Karl  von  Frankreich  und  ordnete  manche  Reichs- 
angelegenheiten. Die  Stadt  machte  ihm  reiche  Geschenke,  wie 
üblich.  Während  seiner  Anwesenheit  sollen  ihm  gewisse  Metzger. 
alte  Aiiiiänger  Huguignons,  den  Vorschlug  gemacht  haben,  die 
Stadt  durch  einen  Aufstand  ihm  in  die  Hand  zu  spielen,  und  der 
Kaiser  habe  dies  nur  auf  Zureden  des  Kardinals  Piergort  abgolchnl. 
die  Sache  dem  Magi.itrat  gegen  das  Versprechen,  die  \'crsc liw (»im 
nicht  zu  bestrafen,  mitgetheilt,  die  Stadt  aber  solche  doch  schon 
in  der  nüchsten  Nacht  ertränkt  haben.  Allein  ist  diese  ErzählunLi 
einiger  Chronisten  schon  an  und  für  sich  unwahrscheinlich,  so  isi 
es  geradezu  undenkbar,  dass  der  Kaiser,  wenn  er  wirklieh  ge- 
Hcliwankt  hätte,  das  Anerbieten  der  Metzger  anzunehmen,  einen 
Kardinal  darüber  zu  Käthe  gezogen  hätte,  und  es  i.^t  ebenso  nicht 
cinxuschen,  was  der  Kaiser  mit  Metz  habe  anfangen  sollen. 

Nach  der   Abreise   des    Kaisers    begaim    der    inzwischen    slill 


1.    Stadtkreis  Metz.  209 

gestandene  Krieg  wieder  aufs  Neue  und  es  \\ecliselten  mit  solcheu 
äusseren  Kämpfen  stets  nur  innere  ab,  sobald  man  sich  mit  aus- 
wärtigen Feinden  verständigt  hatte.  So  kam  die  Stadt  mit  den» 
Domkapitel  wegen  des  Zehntens  in  Streit,  in  welchem  der  Dom- 
dechant  die  Dreizehner  beleidigte  und  mit  zwei  Kanonikern  in  Strafe 
genommen  wurde.  Das  Kapitel  appellirte  dagegen  nach  Rom, 
aber  die  Sache  hatte  keinen  Erfolg,  und  als  Uischof  Johann  von 
Vienne  den  Streit  1361  wieder  energischer  aufnahm,  machten  ihm 
die  Bürger  so  viele  Hindernisse,  dass  er  des  Amts  überdrüssig 
wurde  und  um  seine  Enthebung  bat.  Vier  Jahre  später  fiel  die 
Schaar  der  Grossbretonen  verheerend  ins  Land,  und  da  die  Stadt 
es  gerade  mit  den  kleinen  Herren  der  Umgegend  und  dem  Grafen 
von  Bar  zu  thun  hatte,  so  bezahlte  man  den  Grossbretonen  18, (XX) 
Gulden  und  veranlasste  sie,  das  bischöfliche  Gebiet  und  die  Bar 
zu  verheeren.  Endlich  drohte  auch  der  Herzog  von  Lothringen 
mit  Krieg  und  zog  vor  die  Thore  der  Stadt,  wurde  aber  doch  1375 
veranlasst,  einen  Frieden  einzugehen.  Auch  brachte  man  die 
immer  raubsüchtigen  kleinen  Herren  der  Umgegend,  von  denen 
der  Herr  von  Bolchen  der  gefürchtetste  war,  zur  Ruhe.  —  Als 
im  Jahre  1384  König  Wenzel  nach  Luxemburg  kam,  Hess  die 
Stadt  von  ihm  ihre  Privilegien  bestätigen  und  versprach  ihm  da- 
gegen ihre  Treue,  und  so  ging  endlich  das  Jahrhundert  wieder 
ziemlich  in  Frieden  zu  Ende,  obschon  in  Deutschland  innere 
Kriege  herrschten  und  Frankreich  im  Kampfe  mit  England  lag. 

Schon  1104  fielen  wieder  der  Graf  Philipp  von  Nassau -Saar- 
brücken, der  Graf  von  Salm  und  die  Herren  von  Bolchen  und 
Apremont  mit  1500  Mann  in's  Gebiet  der  Stadt  ein  und  gewährten 
nur  gegen  10,000  Gulden  den  Frieden.  Da  nun  die  Bürger  auch 
zu  dieser  Summe  beitragen  mussten  und  sich  nicht  verpflichtet 
fühlten,  die  Loskaufssumme  für  die  Güter  der  Herren  zu  bezahlen, 
so  gab  es  wieder  einen  Aufstand,  in  welchem  die  Metzger  den 
Ritter  Nicolaus  Grongnas  und  seinen  Diener  fingen  und  ihnen  die 
Köpfe  abschlugen,  worauf  sie  sich  zusammenschaarten  und  über 
die  Güter  des  Grafen  von  Salm  herfielen,  während  die  Aristokratie 
die  Stadt  verlassen  hatte.  Aber  ohne  Führer  wurden  sie  alsbald 
vom  Gegner  geschlagen  und  suchten  sich  mit  ihren  Herren  zu  ver- 
söhhen,  was  auch  1405  geschah,  indem  einige  Beschwerden  der 
Bürger  als  richtig  anerkannt  wurden.  Aber  nicht  weniger  als 
sechsunddreissig  der  Meuterer  wurden  zur  Strafe  ersäuft.  Nun 
währte  aber  auch  der  Krieg  gegen  den  Grafen  von  Nassau -Saar- 
brücken fort  und  auch  der  Herzog  von  Bar  erklärte  ihn  der 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  14 


210  ll-   Topographie. 

Stadt,  so  dass  sie  in  die  grösste  Gefahr  gerieth  und  vergebens 
den  König  Ruprecht  anrief,  da  dessen  Vermittehing  nicht  zum 
Ziele  führte.  EndHch  erbot  sich  der  Herzog  von  Lothringen  gegen 
eine  Pension  von  oCK)  Livres  der  Stadt  zur  Hülfe.  Inzwischen 
hatten  unzufriedene  Bürger  dem  Herzoge  von  Bar  Versprechungen 
gemacht  und  so  bot  dieser  der  Stadt  den  Frieden  unter  der  Be- 
dingung der  Unterwerfung  an,  die  natürlich  energisch  zurück- 
gewiesen wurde.  Der  Graf  suchte  hierauf  die  Stadt  zu  über- 
rumpeln, indem  er  Waffen,  ^lunition  und  Soldaten  auf  die  Insel 
St.  Symphorien  auf  Schiffen  schaffen  liess;  aber  die  Feinde  geriethen 
Angesichts  der  Stadt  in  Furcht,  nachdem  sie  schon  die  Leitern 
zur  Ersteigung  bereitet  hatten,  und  flohen  zurück;  bald  verlor 
auch  der  Graf  durch  die  Ermordung  des  Herzogs  von  Orleans 
seinen  besten  Verbündeten  und  so  erfolgte  denn  am  2.  Juli  1408 
der  Frieden  mit  diesem  und  am  25.  mit  Salm  und  Nassau -Saar- 
brücken, in  welchem  jeder  Theil  seine  Kosten  behielt. 

Mit  Lothringen  dauerte  übrigens  die  Freundschaft  nicht  lange, 
denn  als  die  Metzer  1415  mit  dem  Grafen  von  Bar  die  Burg 
Saulc}-  brachen,  weil  ihr  Besitzer,  ein  lothringischer  Unterthan, 
einen  der  Gesandten  des  Grafen  gefangen  und  eingesperrt  hatte, 
SD  erklärte  sich  Herzog  Karl  von  Lothringen  zu  Gunsten  seines 
Untergebenen.  Ferry  von  Chaml^  nahm  1418  durch  Verrath  die 
Metzer  Veste  Enner}',  welche  nun  der  Herzog  nur  gegen  16,000 
Gulden  wieder  herausgeben  wollte,  am  10.  October  1423  löste 
der  Herzog  die  Allianz  mit  Metz  auf  und  1427  gab  eine  Streitig- 
keit wegen  des  Abts  von  Ben  St.  Martin  wieder  neue  Ursache 
zum  Kriege,  während  es  auch  im  Innern  gährte.  Zwei  Brüder 
der  Cordeliers  aus  der  Familie  Haudes  predigten  nämlich  hel'tig 
gegen  die  Mönche  und  die  Herren ,  und  besonders  Bruder  Wilhelm 
that  es  mit  solcher  Ueberredungskunst  und  Kühnheit,  dass  zwar 
kein  Aufruhr  entstand  ausser  einer  schnell  unlerdrückteu  Er- 
hebung im  Jahre  1430,  aber  die  Stadt  den  Bruder  zur  Verant- 
wortung zog.  h>  donnerte  zwar  nur  um  so  heftiger  gegen  die 
Herren,  verliess  aber  bald  darnuf  die  Stadt,  als  sich  Korn  in  die 
Sache  mengte.  Die  Kirche  der  Cordeliers  sollte  nun  zwar  ge- 
schlossen werden,  es  geschah  aber  nicht,  und  die  von  Bruder 
Wilhelm  gemachten  Schilderungen  von  den  Missbräuchen  der  Reli- 
gion und  Geibtlichkeit  blieben  in  den  Gemüthwn  luifUMi  und  m- 
l)eiteten  der  Reformation  vor. 

IndetKtcn  wurde  der  Krieg  mit  dem  Herzoge  von  Lothringen 
und  dcMcn  Verbündeten,  die  10,0(K)  Reiter  und  2(>,000  Fussgünger 


1.   Stadtkreis  Metz.  211 

zusammengebracht  hatten,  fortgesetzt,  und  auch  die  Metzer  sahen 
sich  nach  Verbündeten  um,  verstärkten  die  Befestigungen  und 
rüsteten  sich  zur  Vertheidigung.  Die  Lothringer  fielen  plündernd 
und  brennend  in  das  Land  ein,  zerstörten  die  Strassen  und  Wege, 
mit  Ausnahme  jener  gegen  Luxemburg,  und  kamen  mit  Kanonen 
und  Bombarden  bis  vor  die  Mauern  der  Stadt.  Aber  da  dieselben 
nicht  trafen  oder  selbst  zersprangen,  jene  der  Metzer  dagegen 
verheerend  wirkten,  so  zogen  sie  sich  zurück  und  setzten  das 
Plündern  fort,  bis  sie  endlich  der  Sache  müde  wurden,  einen 
Waffenstillstand  und  bald  auch  einen  Frieden  schlössen,  der  am 
1.  Januar  verkündet  wurde.  Ausser  Plünderung  und  Zerstörung 
hatte  somit  der  Krieg  keinen  Erfolg.  Als  übrigens  der  Herzog 
1431  starb,  entliess  seine  Wittwe  den  Rest  der  Gefangenen  und 
besuchte  selbst  Metz,  das  sie  sehr  festlich  empfing  und  ihr  prächtige 
Geschenke  verehrte. 

Nun  folgte  ein  dreizehnjähriger  Frieden,  während  dessen  nur 
einige  kleine  Herren  der  Umgegend  zu  bekämpfen  und  im  Zaum 
zu  halten  waren.  Aber  die  unruhigen  Köpfe  der  Bürger,  welche 
jetzt  nicht  durch  äussere  Kämpfe  beschäftigt  wurden,  drohten  mit 
einer  neuen  Gefahr,  indem  sie  nach  dem  Eintritt  in  die  Paraiges 
strebten,  um  auch  zu  den  höchsten  Aemtern  der  Stadt  zu  gelangen. 
Die  Aristokratie  gerieth  dadurch  in  Verwirrung,  lehnte  es  sogar 
ab  das  Amt  als  Bürgermeister  anzunehmen  und  um  nur  das  Re- 
giment nicht  steuerlos  werden  zu  lassen,  erfolgte  1441  ein  Ge- 
meindebeschluss,  welcher  zur  Annahme  des  Amts  als  Maitre-echevin 
unter  strengen  Strafen  zwang,  was  dann  auch  die  Sache  wieder 
in  Ordnung  brachte.  In  dieser  Zeit  Hess  sich  die  Stadt  auch  durch 
die  Kaiser  Sigismund  und  Friedrich  III.  1435  und  1442  ihre  Rechte 
und  Privilegien  bestätigen.  Die  Lothringer  hielten  aber  nicht  lange 
Ruhe  und  die  Ursache  eines  neuen  Kriegs  waren  wieder  die  be- 
trächtlichen Summen,  welche  Herzog  Ren6  nach  den  verheeren- 
den Kriegen  gegen  Burgund  und  Sicilien  bei  den  Metzern  aufge- 
nommen hatte.  Obschon  nämlich  diese  aus  langer  Erfahrung 
wussten,  dass  aus  solchen  Geld  borgereien  stets  Kriege  und  Ver- 
luste entstanden,  gaben  sie  sich  doch  immer  wieder  aufs  Neue 
dazu  her  und  auch  die  Stadtbehörde  trat  nicht  dagegen  auf,  ein 
Zeichen  dafür,  dass  diese  Geschäfte  trotzdem  sehr  gewinnbringend 
waren  und  der  erste  Erwerbszweig  der  Aristokratie  wurden,  die 
keine  Bereicherung  in  Handel  und  Industrie  suchte.  Da  der  Her- 
zog mit  seinen  Zurückzahlungen  innehielt,  so  strengten  die  Metzer 
ein    Gerichtsverfahren  gegen   ihn   an  und  nahmen  die  Garderobe 


212  II'    Topographie. 

seiner  Frau  weg;  der  Herzog  aber  ergriff  gerne  die  Gelegenheit, 
um  sich  seiner  Schulden  zu  entledigen.  Da  König  Karl  VII.  von 
Frankreich  gerade  einen  Waffenstillstand  mit  England  geschlossen 
hatte  und  seine  Söldnerschaaren  unbeschäftigt  waren,  ergriff  der- 
selbe gerne  die  Gelegenheit  sich  mit  dem  Lothringer  Herzoge  zu 
verbinden  und  es  standen  so  plötzlich  60,001)  Mann  auf  dem  Metzer 
Gebiete,  ohne  dass  die  Metzer  selbst  diese  Gefahr  herannahen 
sahen.  Sie  rüsteten  sich  daher  mit  äusserster  Anstrengung,  be- 
setzten die  Mauern  mit  Geschützen,  reinigten  und  erweiterten  die 
Gräben,  zogen  die  Bewohner  der  Dörfer  in  die  Stadt  und  erwarteten 
bewallhet  den  Angriff.  Am  10.  September  rückten  10,000  Fran- 
zosen im  Metzer  Gebiet  ein  und  gelangten  noch  bis  Moulins.  Der 
Krieg,  welcher  nun  folgte,  war  ein  sehr  erbitterter;  die  Schlösser 
und  Dörfer  wurden  beraubt  und  verbrannt  von  den  zahlreichen 
Banden,  welche  man  nur  die  Erwürger  und  Halsabschneider  hiess, 
und  das  ganze  Land  umher  wurde  verlassen  und  verödet.  Die 
Stadt  aber,  welche  rechtzeitig  für  Munition  und  Lebensmittel  ge- 
sorgt hatte,  hielt  sich  sehr  tapfer,  machte  Ausfälle  und  warf  am 
22.  September  einen  Angriff  auf  die  Wälle  zurück.  Darauf  er- 
folgten Friedensverhandlungen  in  Nancy,  da  aber  König  Karl  VII. 
nichts  weniger  als  den  Besitz  der  Stadt  selbst  verlangte,  so  erklärte 
diese,  niemals  dem  .grossen  kaiserlichen  Adler  untreu  zu  werden 
und  die  Verhandlungen  wurden  abgebrochen.  Die  Metzer  brannten 
nun  die  Orte  der  Umgebung  nieder,  um  dem  Feinde  kein  Quar- 
tier zu  lassen,  nahmen  am  2.  November  das  Schloss  Crepy,  das 
freilich  die  Soldaten  in  plötzlichem  Schrecken  wieder  aufgaben,  und 
griffen  wiederholt  die  Feinde  an.  Endlich  eröffnete  man  am  12.  Ja- 
nuar 1445  zu  Pont-d-Mousson  wieder  neue  Friedensverhandlungen 
und  da  man  auch  das  Geld  zu  Bestechungen  nicht  sparte,  so  kam 
es  endlich  am  letzten  Februar  zum  Frieden  auf  zehn  .Jahre  mit 
Frankreich  und  am  5.  März  mit  Lothringen.  Es  wurden  Schlösser 
und  Gefangene  gegenseitig  herausgegeben,  aber  die  Stadt  musste 
den  Frieden  theuer  bezahlen,  denn  sie  unterschrieb  dem  Seneschall 
von  Anjou,  l'eter  von  Breze,  eine  Obligation  für  10,0(JO  Gold- 
gulden und  bezahlte  nach  und  nach  eine  Summe  von  74,000  fl., 
wa«  zusammen  nach  unserem  heutigen  Geld  etwa  sechs  Millionen 
Franken  ausmacht;  dem  Herzoge  von  Lothringen  aber  erliessen  sie 
alle  seit  dreissig  Jahren  ohne  Pfand  oder  Hypothek  in  Metz  aufge- 
ritmunenen  Summen  und  diese  betru;.ien  auch  sieben  Millionen 
Franken.  Von  den  zahlreichen  Gefangenen  kehrten  nur  X)i)  nach 
Metz  und  22  nach  Frankreich  und  Lothringen  zurück,  die  übrigen 


1.   Stadtkreis  Metz.  213 

waren  wohl  umgekommen  oder  erschlagen  worden.  Diese  grossen 
Summen  konnten  die  Metzer  aber  nur  decken,  indem  sie  bedeutende 
Abgaben  umlegten. 

Als  im  Jahre  1450  eine  Zwistigkeit  zwischen  Nicolaus  Louve 
von  Metz  und  Johann  von  Apremont  entstand,  hätte  der  Herzog 
von  Lothringen  gern  die  Gelegenheit  benützt,  um  wieder  Händel 
anzufangen  und  auch  den  König  von  Frankreich  darein  zu  ziehen, 
letzterer  aber  fand  die  Rechtfertigung  der  Stadt  für  begründet  und 
es  scheint  überhaupt  schon  von  daher  die  französische  Politik  in 
Bezug  auf  Metz  zu  stammen,  in  dessen  Besitz  man  langsam  und 
durch  andere  Mittel  zu  gelangen  suchte.  Es  herrschte  nun  durch 
fünfundzwanzig  Jahre  Ruhe  für  die  Stadt,  welche  nur  durch  eine 
weise  Verwaltung  und  langsam  die  grossen  Verluste  wieder  aus- 
gleichen konnte.  Namentlich  war  es  die  Aristokratie,  welche 
schwer  durch  die  Kriege  gelitten  halte,  denn  ihre  Güter  und 
Schlösser  lagen  meistens  ausserhalb  der  Stadt  und  waren  verheert 
und  niedergebrannt  worden  und  selbst  die  Zahl  der  Mitglieder  der 
Paraiges  hatte  sich  bedeutend  vermindert,  so  dass  man  1455  in 
jener  der  Jurue  nur  ein  einziges,  aber  doch  zu  unbedeutendes 
Mitglied  fand,  das  man  zum  Maitre-echevin  hätte  wählen  können, 
und  deshalb  diese  Paraige  übergehen  musste  und  die  Wahl  aus 
jener  von  Port-Saillis  vornahm. 

Wie  schon  erwähnt,  stammt  aus  dieser  Zeit  der  Anfang  der 
neuen  französischen  Politik  in  Bezug  auf  Metz.  Diese  Stadt  zog 
sieh  durch  ihre  fortwährenden  Geldgeschäfte  und  die  häufige  Unter- 
haltung beutelustiger  Söldlinge  fast  ununterbrochen  Händel  und 
Kriege  zu  und  der  ohnehin  mit  anderen  Dingen  beschäftigte  Kaiser 
konnte  der  Stadt,  wenn  sie  sich  in  selbst  zugezogener  Kriegsnoth 
befand,  nicht  immer  die  Gegner  vom  Halse  schaffen;  die  Stadt 
aber  war  auch  nicht  in  der  Lage,  ihm  die  Escorte  zu  seinem 
Römerzuge  zu  verstärken,  da  sie  ihre  Leute  selbst  brauchte  und 
daher  verengerte  sich  natürlich  das  Band  mit  dem  Reiche  nicht. 
Andererseits  speculirten  aber  die  Herrscher  von  Lothringen  und 
Frankreich  auf  den  Besitz  der  Stadt  und  begannen  ihre  Schlingen 
auszuwerfen,  um  sich  darin  Anhänger  zu  gewinnen,  was  namentlich 
dem  Franzosenkönige  um  so  mehr  gelang,  als  die  Metzer  Aristo- 
kratie Ehrgeizige  genug  in  sich  barg.  So  erschienen  fünf  .Metzer 
Herren  bei  der  Krönung  von  Ludwig  XL  und  Hessen  sich  zum  Ritter 
schlagen  und  andererseits  wurde  1448  der  vom  Herzoge  von 
Lothringen  zum  Gouverneur  von  Luxemburg  bestimmte  Bastard 
Cornill  in  Metz  auf  der  Durchreise  mit  grösster  Freundschaft   und 


214  II-    Topographie. 

Freigebigkeit  beherbergt.  Im  Jahre  1402  zog  der  Streit  um  das 
Erzbisthum  Mainz  auch  Metz  in  Händel  mit  Bischof  und  Dom- 
kapitel, welche  die  Stadt  verliessen  und  die  Kirchen  schlössen; 
doch  schlichtete  endlich  das  Jahr  1465  den  Streit,  die  Metzer  be- 
quemten sich  zu  der  harten  Bedingung,  den  Geistlichen  wieder 
das  Recht  der  Nachfolge  und  Erbschaft  zu  gestatten  und  letztere 
kehrten  1467  in  feierlicher  Procession  in  die  Stadt  zurück.  Es  mag 
sein,  dass  schon  während  dieses  Streits  der  König  von  Frankreich 
zu  Gunsten  der  Metzer  einzuwirken  suchte,  denn  er  glaubte  sie 
bereits  zu  seinem  Zwecke  gestimmt  zu  haben  und  schrieb  ihnen 
daher  bereits  1464,  sie  möchten  sich  ihm  unterwerfen,  was  diese 
aber  mit  der  vorsichtigen  Bemerkung  ablehnten,  dass  ihnen  diese 
Forderung  doch  als  zu  befremdend  und  überraschend  komme, 
worauf  König  Ludwig  sein  übereiltes  Vorgehen  entschuldigte  und 
durch  anderweitige  Freundlichkeiten  wieder  vergessen  zu  machen 
suchte. 

Wenige  Jahre  darauf  erneuerte  Herzog  Nikolaus  von  Loth- 
ringen die  alten  Absichten  seines  Hauses  auf  Metz  und  liess  zu 
diesem  Zwecke  durch  gute  Kundschafter  die  Vertheidigungswerke 
der  Stadt  genau  erforschen,  denn  er  wollte  nun  einen  Handstreich 
versuchen.  Zuerst  wählte  er  dazu  eine  nach  Pont-a-Mousson  aus- 
geschriebene Versammlung  der  Melzer  Herren,  welche  von  ihm 
Lehen  trugen;  aber  gewarnt  blieben  dieselben  weg.  Dann  schickte 
er  in  der  Stille  der  Nacht  zehntausend  Mann  unvermuthlich  ins 
Land,  die  am  frühen  Morgen  des  9.  April  1497  vor  den  Thoren 
erschienen,  um  durch  List  den  Eingang  zu  gewinnen.  Ein  Ritter 
Krantz,  genannt  mit  dem  grossen  Bart,  hatte  zu  diesem  Zwecke 
(inen  grossen  Wagen  mit  Fäf»sern  erbaut,  und  langte  mit  einer 
Anzahl  anderer  Wagen  mitWaaren,  aber  geführt  von  verkleideten 
lothringischen  Soldaten,  vor  das  Thor  Serpenoise,  um  in  die  Stadt 
zu  fahren.  Als  man  ihnen  unbesorgt  das  Thor  öfTnete,  Hessen 
diese  Leute  den  grossen  Wagen  unter  dem  Thore  halten  um  zu 
verhindern,  dass  das  Fallgitter  den  Eingang  plötzlich  wieder  ver- 
sperre, und  die  Soldaten  fielen  sofort  unter  dem  Rufe:  „die  Stadt 
ist  unser,  tftdtet  Alles,  Frauen  und  Kinder,  schonet  nichts,  es 
lebe  Culabrien  und  I^othringen'^  über  die  Wächter  her,  die  sie 
tödteten,  tmd  drangen  bis  in  «lic  Mitle  der  jetzigen  Ruc  Serpenoise 
vor.  Alles  kam  natürlich  dndurch  in  Bestürzung,  die  Einwohner 
liefen  in  grösster  Unordnung  zusammen  und  die  Lothringer  wären 
ohne  Zweifel  in  kürzester  Zeit  durch  Zuzug  von  aussen  bis  zur 
Ucberunicht   vcrHfiirkl    worden,   wenn    nicht   die  (Jeislesgegenwart 


1.   Stadtkreis  Metz.  215 

und  Uuersehrockenheit  des  Bäckers  Harelle  den  Erfolg  vereitelt 
hätte.  Da  er  in  der  Nähe  des  Thors  wohnte,  eilte  er  sofort  auf 
den  Thurm  desselben  und  Hess  die  Fallgitterstangen,  welche  nicht 
auf  dem  Wagen  aufgestossen  waren,  zu  dessen  Seiten  ganz  herab, 
so  dass  der  Eingang  für  Wagen  und  Pferde  gänzlich  versperrt  und 
sogar  für  Personen  sehr  ersehwert  war.  Er  selbst  durcheilte  so- 
dann die  Strassen,  rief  die  Bürger  zusammen,  feuerte  sie  an  und 
drang  mit  ihnen  auf  die  P^indringlinge  los,  welche  nicht  mehr  aus 
der  Stadt  konnten  und  mit  ihrem  Anführer  Kranz  zum  grössten 
Theile  erschlagen  wurden.  Die  Metzer  verloren  nur  drei  der 
Ihrigen  und  hatten  drei  Verwundete,  die  Lothringer  Hessen  aber 
WO  Todte  und  4  Standarten  zurück.  Als  der  Herzog  Kunde  davon 
bekam ,  zog  er  rasch  wieder  nach  Pont-a-Mousson  und  wollte  zwar 
Vergeltung  üben,  bequemte  sich  aber  doch ,  einen  Waffenstillstand 
einzugehen,  den  er  nicht  mehr  unterzeichnen  konnte,  da  er  im 
Juli  starb,  den  aber  sein  Nachfolger  Ren6  II.  sofort  in  einen 
wirklichen  Frieden  verwandelte. 

In  demselben  Jahre  1473  kam  Kaiser  Friedrich  HI.  nach 
Metz  und  wurde  daselbst  feierlich  mit  seinem  Gefolge  von  Grossen 
empfangen;  er  bestätigte  dabei  die  Privilegien  der  Stadt  und 
empfing  dagegen  den  Eid  der  Treue,  doch  waren  die  Metzer 
immer  in  grosser  Zurückhaltung  und  Besorgniss,  so  dass  sie  es 
sogar  ablehnten,  als  der  Kaiser  den  Glockenthurm  der  Kathedrale 
bestieg,  die  grosse  Glocke  la  Mutte  läuten  zu  lassen,  angeblich 
weil  dies  die  Umgegend  beunruhigen  könnte,  in  der  That  aber 
wahrscheinlich,  weil  sie  befürchteten,  er  habe  dadurch  seinen 
auswärts  liegenden  Schaaren  das  Zeichen  geben  wollen,'  die  Stadt 
zu  überfallen,  eine  Besorgniss,  die  gewiss  unbegründet  war,  aber 
wahrscheinlich  von  der  französischen  Partei  unterstützt  wurde, 
welche  Metz  gegen  den  Kaiser  in  Misstrauen  zu  erhalten  suchte. 
Damals  verlangte  auch  Karl  der  Kühne  von  Burgund,  welcher 
ein  Bündniss  mit  der  Stadt  geschlossen  hatte,  Einlass  für  seine 
10,000  Soldaten,  aber  die  Stadt  Hess  solche  nicht  hinein,  und  so 
bedrückten  sie  nur  das  Land.  Der  Kaiser  selbst  begab  sich  von 
Metz  nach  Trier,  um  mit  dem  Herzog  von  Burgund  zusammen 
zu  kommen,  aber  sie  geriethen  doch  mit  einander  in  Kampf,  und 
du  Herzog  Karl  Neuss  vergebens  belagerte  und  wieder  abziehen 
niusste,  so  zog  er  nach  Lothringen  und  rückte  sogar  in  Nancy 
ein.  Die  Metzer  waren  wegen  dieses  Siegs  über  ihren  lothringi- 
schen Erbfeind  sehr  froh,  beglückwünschten  den  Herzog  deshalb 
und  erhielten  von  ihm  einen  grosi^en  Theil  der  in  Nancy  erbeuteten 


21(j  II.   Topographie. 

Artillerie  geschenkt.  Die  Metzer  versäumten  damals  die  Gelegen- 
heit, sich  an  Lothringen  zu  rächen  und  sich  für  die  Zukunft  sicher 
zu  stellen,  aber  auch  der  Herzog  von  Eurgund  konnte  Lothringen 
nicht  behalten,  denn  nachdem  er  von  den  Schweizern  wiederholt 
geschlagen  worden,  verlor  er  vor  Nancy  selbst  die  Schlacht  und 
das  Leben.  Die  Trümmer  seiner  aufgelösten  Armee  flüchteten 
gegen  Luxemburg  und  ein  Theil  derselben  fand  auf  inständiges 
Bitten  Aufnahme  in  Metz,  wo  von  ihnen  160  vor  Kälte,  Hunger 
und  an  Wunden  in  den  Strassen  liegen  blieben  und  starben.  Dass 
aber  auch  der  Herzog  selbst  gefallen  seie,  wollten  viele  Mietzer 
lange  gar  nicht  glauben.  Das  Land  war  damals  ganz  von  lothrin- 
gischen und  burgundischen  Soldaten  eingenommen  •  während  je- 
doch die  ersteren  Alles  verheerten  und  plünderten,  bezahlten  die 
anderen  doch,  was  sie  erhierten. 

Um  diese  Zeit  trat  auch  das  erste  offenkundige  Zeichen  des 
Abfalls  der  Stadt  von  Deutschland  klar  und  deutlich  hervor.  Sie 
schloss  eine  Allianz  mit  König  Ludwig  XI.,  der  ohne  Rückhalt 
erklärte,  dass  er  Metz  nöthig  habe,  und  einer  der  Abgesandten 
der  Stadt,  Michael  von  Gournaj,  nahm  von  ihm  eine  lebens- 
längliche Pension  von  zwölf  hundert  Livres  an,  ohne  dass  ihm  die 
Stadt  diesen  unbestreitbaren  Akt  der  Untreue  am  Reiche  unter- 
sagte und  solchen  für  einer  Reichsstadt  oder  Republik  unwürdig 
erklärte!  Ludwig  XL  selbst  konnte  zwar  vorerst  noch  nicht  daran 
(lenken,  Metz  selbst  zu  erlangen  und  so  den  festesten  Haltpunkt 
gegen  das  Reich  zu  besitzen,  für  jetzt  aber  genügte  es  ihm,  der 
Stadt  wenigstens  so  weit  sicher  zu  sein,  dass  sie  ihn  in  seinen 
anderen  Plänen  und  dem  Kriege  gegen  Luxemburg  nicht  störte. 
Dieser  Krieg  belästigte  übrigens  das  Land  sehr,  indem  die  beider- 
>eitigen  Söldner  es  mehrfach  verheerten.  Gegen  solche  mdnn  die 
Stadt  sodann  wieder  Söldlinge  in  ihre  Dienste,  belagerte  und  nahm 
die  IJurg  Rodemachern  und  liess  dieselbe  1483  schleifen.  Im 
.lahre  1482,  mitten  in  dieser  unruhigen  Zeit,  wurde  von  Rruder 
Colini  (Colligny)  vom  Karmeliterorden  und  Gerhard  von  Villeneuve 
(wohl  aus  Neustadt  in  der  Pfalz)  die  erste  Huciidruckerei  zu  Metz 
•  rrichlet.  Im  Jahre  148i>  begann  Lothringen  aufs  Neue  den  Krieg, 
welcher  mit  gegenseitigen  Kinfällen  in  das  Gebiet  und  Raubzügen 
•^eftlhrt  wurde,  liis  endlich  der  Herzog,  der  sein  Han|)t()nartier  zu 
Sic.  Ruff'ine  halte,  einsah,  da««  er  die  Stadt  doch  nicht  nehmen 
könne  und  die  Metzer  immer  von  uuswärtH  Zuzug  bekamen,  worauf 
er  nutli  Pont-ü-Mousson  zurückzog  und  dort  endlich  auf  Vermitle- 
lung    cie><   KrzbJHcliofs    von  'l'ri^r    um   2'1.   Juni   I4Ü0  ein   Frieden 


1.    Stadtkreii,  Metz.  217 

geschlossen  wurde,  worauf  die  Metzer  Herren  selbst  mit  dem  Her- 
zoge zu  Corny  eine  Zusammenkunft  hatten  und  der  Erzbischof 
von  ihnen  einen  reichen  Dank  erhielt.  Metz  selbst  hatte  durch 
den  Krieg  ungeheueren  Schaden  erlitten,  und  da  die  Herren  es 
nicht  mehr  wagten,  denselben  durch  eine  Umlage  auf  die  Bürger 
zu  decken,  so  nahmen  sie  zu  den  Gütern  der  Kirche  und  Mündel- 
geldern ihre  Zuflucht  und  nahmen  Anlehen  auf,  ein  Zeichen  dafür,  dass 
der  Reichthum  der  Stadt  bereits  im  Niedergange  begriffen  war,  wie 
auch  ohne  denselben  schwerlicii  ein  Mitglied  der  Metzer  Aristokratie 
sich  schon  durch  eine  französische  Pension  hätte  gewinnen  lassen. 
In  die  nächste  Zeit,  nämlich  den  Monat  November  1491,  liel 
nun  ein  sehr  trauriges  Ereigniss,  das  jedenfalls  auch  für  einen 
anderen  Niedergang  sprach.  Der  Wächter  des  Thors  au  der 
Strasse  Pont-Thieffroy,  ein  Bretone  von  Geburt,  theilte  nämlich 
der  Stadtbehörde  mit,  es  habe  ihn  Johann  von  Landremont  aus 
der  Paraige  Commun  und  Einer  des  Dreizehnerkollegs  bestochen 
gehabt,  um  das  Thor  den  Lothringern  zu  öffnen,  und  das  auf 
Katharinentag  beschlossene  Unternehmen  sei  nur  Avegen  starken 
Kegens,  der  die  Zugänge  der  Stadt  unter  Wasser  setzte,  auf  den 
25.  Januar  verschoben  worden.  Auf  diese  Anzeige  hin,  wobei 
sich  der  Wächter  Straflosigkeit  ausbedang,  wurde  Johann  von 
Landremont  verhaftet,  erdrosselt  und  sein  Leichnam  geviertheilt, 
der  Wächter  reichlich  belohnt  und  eine  Dankprocession  angestellt. 
Das  Volk  aber  glaubte  nicht  an  die  Wahrheit  des  Unternehmens, 
da  auch  nicht  ein  einziger  Mitbetheiligter  zu  entdecken  war,  denn 
der  Lothringer  Jennon  de  la  Molise,  welcher  angeblich  den  Hin- 
gerichteten zu  der  That  verleitet  haben  sollte,  war  nicht  zu  be- 
kommen, und  wirkhch  hatte  auch  Alles  den  Anschein,  dass  dem 
Ganzen  nur  eine  Intrigue  zu  Grunde  lag.  Die  Lothringer  schickten 
bald  darauf  den  Metzern  wirklich  den  Johann  Krantz,  Sohn  des 
bei  dem  Ueberfalle  von  1473  Gefallenen,  und  einen  Blasius  von 
Flocourt  auf  den  Hals  und  der  Herzog  wollte  in  einen  Frieden 
nur  gegen  Bezahlung  von  20,000  rheinischen  Gulden  (heute  etwa 
1,400,000  Pres.)  willigen;  aber  auf  die  Weigerung  der  Metzer 
unternahm  wieder  der  Erzbischof  von  Trier  nebst  der  Stadt  Strass- 
burg  die  Vermittelung,  wobei  der  Herzog  von  Lothringen  auch 
sein  Unrecht  einsah;  zu  einem  förmlichen  Friedensschlüsse  kam 
es  aber  nicht  und  die  Plünderungszüge  setzten  sich  fort.  Erst 
nachdem  Erzherzog  Maximilian,  der  künftige  Kaiser,  nach  Metz 
kam  und  zu  seinem  Kriege  gegen  Frankreich  eine  Subvention  von 
6501>  Goldgulden  und  das  Versprechen  derselben  Summe  bekam, 


218  ir.   Topographie. 

wenn  er  den  Herzog  zum  Frieden  bewege,  und  nachdem  wirklich 
im  Mai  1493  der  Frieden  zwischen  Deutsehland  und  Franltreich 
geschlossen  war,  bequemte  sich  auch  der  Herzog  von  Lothringen 
zum  Frieden,  der  nur  durch  Einfälle  des  Gouverneurs  Bernhard 
von  Luxemburg  und  einige  Raubzüge  der  Burgunder  wieder 
gestört  wurde.  Der  König  Max  kam  dann  wieder  nach  Metz  und 
bekam  bei  dieser  Gelegenheit  abermals  600()  Gulden,  aber  als  An- 
lehen.  Um  dieselbe  Zeit  Hess  sich  auch  IMetz  bei  der  Krönung 
des  französischen  Königs  Ludwig  XU.  vertreten,  der  wenigstens 
damals  mit  dem  deutschen  Reiche  im  Frieden  war,  aber  in  der 
Gesinnung  von  zahlreichen  Metzer  Familien  schon  so  viel  Boden 
errungen  hatte,  dass  sie  selbst  die  falsche  Jungfrau  von  Orleans 
einige  Zeit  lang  mit  Ehren  in  ihrer  Stadt  aufnahmen. 

"Wieder  hatte  die  Stadt  für  einige  Jahre  Ruhe,  bis  im  Jahre 
1514  ein  früherer  Bürger  der  Stadt,  Peter  Burtal,  der  an  sie  eine 
Forderung  zu  haben  behauptete,  den  deutschen  Haujitmann  Philipp 
Schluchterer  mit  seiner  Compagnie  von  300  Reitern  und  100  Fuss- 
gängern,  lauter  Abenteuerern,  veranlasste,  sich  seiner  Sache  an- 
zunehmen und  das  Metzer  Gebiet  anzugreifen,  wobei  er  nament- 
lich auch  die  Strassen  unsicher  machte.  Auf  die  Klage  der  Metzer 
beim  Kaiser  wurde  dieser,  der  sich  im  Schlosse  bei  Forbach  fest- 
gesetzt hatte,  in  die  Acht  erklärt,  aber  er  vermehrte  ungeachtet 
dessen  seine  Schaar  bis  auf  1500  Mann  und  zog  sogar  bis  vor 
die  Mauern  der  Stadt,  die  er  mit  seinen  Geschützen  bombardirte, 
ohne  grossen  Schaden  anzurichten.  Die  Metzer  waren  aber  dar- 
über 80  erschrocken,  dass  sie  ein  Fest  begingen,  als  sie  endlich 
am  7.  September  1518  mit  dem  Gegner  einen  Frieden  schlössen, 
obschon  sie  als  Preis  desselben  die  Summe  von  24,000  Goldgulden 
(jetzt  1,700,000  Frcs.)  bezahlen  mussten,  denn  der  kriegerische 
Sinn  der  Städter  war  nicht  mehr  der  alte  und  der  Unabliängig- 
keitssinn  war  nach  und  nach  mit  demselben  gewichen.  Die  Stadt 
war  nahe  daran,  reif  zu  werden,  um  sich  imter  das  Joch  der 
Hchrankenlos  herrschenden  französischen  Könige  zu  beugen,  und 
ihre  Zweideutigkeit  trat  wieder  ganz  offen  beim  Regierungsantritte 
Karls  V.  hervor,  der  für  seinen  Krieg  mit  Frankreich,  welcher  in 
Burgund  aiisgefochten  zu  werden  den  Anschein  nahm,  von  der 
Stadt  Mi'tz  Subsidien  verlangte  und  sie  15*22  abgeschlagen  erhielt, 
unter  dem  Vorwande,  dass  sie  das  Geld  sellist  zum  Kriege  mit 
Frankreich  brauche,  mit  dessen  König  sie  Ja  gerade  im  besten 
Kiiivernohtnen  stand.  Der  Kaiser  bcf^liind  jedoch  incht  weiter  aiil' 
Meiner  Forderung,   weil  ^ieli  der  Kiiin|>r  nneli   Idilien  zog. 


1.    Stadtkreis  Metz.  219 

Um  diese  Zeit  begann  in  Deutschland  die  Reformation  und 
die  kircliliehe  Bewegung  drang  auch  bis  Metz,  wo  man  schon  zu 
Ende  des  zwölften  Jahrhunderts  die  Bibel  zu  lesen  begonnen  hatte, 
bis  dies  Bischof  Bertram  und  der  Papst  verboten.  Einige  An- 
hänger der  Keformation  kamen  schon  1524  nach  Metz,  um  zu 
predigen,  was  ihnen  der  Magistrat  nicht  erlaubte,  aber  bald  kam 
der  Augustiner -Mönch  Johann  Chatelain  in  die  Stadt,  ein  Mann 
von  glühender  Ueberzeugung  und  grosser  Rednergabe,  und  diesen 
schützte  der  Metzer  Notable  Philipp  Dex  auch  gegen  die  Einsprache 
der  geistlichen  Orden.  Aber  die  Mönche  verschworen  sich  gegen 
ihn,  er  ward  durch  den  Verrath  des  ihn  begleitenden  Mönchs 
Bonnetrain  aus  der  Stadt  gelockt,  gefangen  und  von  Gorze  nach 
Vic  gebracht,  wo  er  entschlossen  und  mit  heiterer  Stirn  den 
Feuertod  erlitt.  Als  man  dies  in  Metz  erfuhr,  erhob  sich  das 
Volk,  plünderte  und  zerstörte  das  Ordenshaus  der  Antoniter,  ver- 
heerte die  Güter  der  Abtei  Gorze  und  rief  laut  um  Vergeltung  an 
den  Mördern  des  Glaubensmärtyrers.  Erst  die  bewegte  Ermahnung 
des  greisen  Andrieu  von  Reneck  beschwichtigte  die  Gemüther 
wieder,  und  wenn  auch  einige  Führer  des  Aufruhrs  denselben 
mit  dem  Leben  büssen  mussten,  so  hatte  doch  die  Sache  der 
Reformation  Boden  gewonnen.  Der  Ausbruch  des  Bauernkriegs, 
der  sich  auch  weithin  nach  Westen  verbreitete,  und  selbst  Straf- 
mandate gegen  die  Lehre  Luthers  konnten  nichts  mehr  helfen, 
und  nur  die  Verbrennung  des  Wollkämmers  von  Meaux,  Johann 
Leclerc,  der  angeblich  die  Heiligenbilder  insultirt  haben  sollte,  hatte 
augenblicklich  einige  Wirkung.  Die  Reformation  fand  nicht  mehr 
blos  bei  den  unteren  Ständen  Anklang,  sondern  auch  bis  in  die 
oberen  hinein,  und  drang  sogar  1531  bis  in  die  Klöster  von  Metz, 
als  Philipp  Dex  sie  besuchte,  um  die  Reichthümer  derselben  zu 
inventarisiren.  Im  Jahre  darauf  wurde  sogar  Kaspar  von  Heu, 
Anhänger  Luthers  und  in  Vei'kehr  mit  den  Protestanten  Deutsch- 
lands, zum  Maitre-echevin  von  Metz  gewählt.  Die  Anhänger  der 
Reformation  hatten  sodann  auch  eine  eigene  Armee  im  Lande, 
welche  Graf  Wilhelm  von  Fürstenberg  zu  Gorze  kommandirte, 
der  nur  den  Missgriflf  beging,  auch  nach  Metz  zu  kommen,  dessen 
Bürger  über  seine  Absichten  misstrauisch  wurden  und  ihn  ver- 
trieben, wobei  demselben  einer  seiner  Leute  getödtet  wurde.  Mit 
ihm  M'ar  Wilhelm  Farel  nach  Metz  gekommen,  nachdem  er  in 
der  Schweiz  für  die  Reformation  gewirkt  hatte,  und  dieser  be- 
geisterte wieder  die  Metzer  Bürger  für  seine  Sache,  bis  ihn  die 
Mönche   zwangen,   sich   nach   Älontignv   zurückzuziehen   und   dort 


220  II'   Topographie. 

seine  Predigten  fortzusetzen.  Aber  auch  von  da  durch  die  Drei- 
zehner vertrieben ,  ging  er  nach  Gorze  unter  den  Schutz  des  Grafen 
von  Fürstenberg,  der  darauf  eine  Conferenz  in  Pont-a-Mousson 
veranlasste,  auf  welcher  den  Lutherischen  von  Metz  eine  Kapelle 
und  der  Prediger  Watrin  Dubois  zugestanden  wurde.  Als  Fürsten- 
berg Gorze  verliess,  musste  auch  Farel  von  dort  weggehen,  und 
als  im  Jahre  1543  der  Kaiser  den  Charles  ßoisot  nach  Metz  sandte, 
um  gegen  die  Reformation  zu  wirken,  verbot  dieser  dem  Watrin 
Dubois  den  Aufenthalt  in  der  Stadt  und  die  Ausübung  des  evange- 
lischen Kultus,  wodurch  allerdings  die  Ruhe  wieder  hergestellt 
wurde,   aber  die  evangelische  Lehre  nicht  mehr  auszurotten  war. 

Schon  am  10.  Januar  1541  war  Kaiser  Karl  V.  von  Luxem- 
burg her  nach  Metz  gekommen,  hatte  die  Privilegien  bestätigt 
und  von  der  Stadt  schöne  Geschenke  erhalten ,  ohne  aber  die  ver- 
langten Subsidieu  erlangen  zu  können,  da  die  Stadt  sich  darauf 
berief,  dass  ihre  Privilegien  sie  von  dieser  Leistung  befreiten, 
worauf  er  Metz  am  14.  Januar  wieder  verliess.  Im  Jahre  1544 
kam  er  wieder  und  soll  damals  sogar  die  Absicht  gehabt  haben, 
der  Stadt  einen  Gouverneur  zu  geben,  wovon  ihm  leider  sein 
Kanzler  Granvella  abrieth,  und  endlich  war  er  1546  wieder  in 
Metz,  ohne  zu  ahnen,  dass  sich  hier  so  bald  eine  für  Deutschland 
so  verhänguissvolle  Katastrophe  vollziehen  sollte. 

Karl  V.  hatte  es  übersehen,  sich  an  die  Spitze  der  Zeit- 
bewegung zu  stellen,  fühlte  sich  in  seinem  Machtgefühle  zu  stark 
und  trieb  daher  die  deutschen  Fürsten  1551  zu  Augsburg  zu  einem 
liüudnisse  der  protestantischen  Landesherren,  welche  glaubten,  in 
König  Heinrich  II.  von  Frardtreich  einen  Verbündeten  ihrer  Sache 
gegen  die  Unterdrückungsversuche  des  Kaisers  finden  zu  können. 
Herzog  Moritz  von  Sachsen  machte  dem  Könige  durch  Georg  von 
Simmern  entsprechende  Anträge  und  forderte  ihn  auf,  die  an  der 
Westgrünze  gelegenen  Städte:  Metz,  Toul,  Verdun  und  Strassburg 
zu  beselzeu  und  gegen  den  Kaiser  ins  Feld  zu  ziehen,  wozu  sich 
der  König  durch  den  Vertrag  von  Fontaineblau  vom  25.  Octobor 
1551,  der  am  15,  Januar  1552  zu  (^luunbord  ratilicirt  wurde,  auch 
verpilichtete.  Doch  sollte  diese  Heselzung  mir  eine  vorübergehende 
und  als  Stellvcrtretl^r  des  Kaisers  sein. 

Nun  war  die  Zeit  gekommen,  den  lang  angeleglon  Plan  zur 
Ausführung  zu  bringen  und  das  in  Mel/.  gewonnene  Finverwliindniss 
nutzbar  zu  machen.  Die  Partei  de»  Robert  von  Heu  war  durch 
ein  Familienbündniss  Uhigst  ins  Kinverstündniss  gezogen,  der  Magi- 
Atral   war  dadurch   in   eine   IVanzösisühe   und   deutsche   Partei   ü;e- 


1.    Stadtkreis  Metz.  221 

spalten,  der  König  seinerseits  erklärte  auch  nur  als  Beschützer 
der  Freiheit  in  Deutschland  auftreten  zu  wollen  und  das  Volk 
selbst  war  durch  die  vielen  Kriege  zu  hart  mitgenommen  worden, 
als  dass  es  nicht  ganz  gleichgültig  geworden  wäre.  Aber  es  ist 
jedenfalls  unwahr,  wenn  man  ihm  vorwirft,  dass  er  auch  eine 
Veränderung  und  den  Sturz  des  aristokratischen  Regiments  gewollt 
hätte,  denn  zu  jener  Zeit,  wo  die  Mitglieder  der  Paraiges  nur 
noch  25  zählten,  hätte  das  Volk  eine  Aenderung  auch  sonst  un- 
schwer bewirken  können.  Die  Wahrheit  ist  vielmehr,  dass  die 
Mitglieder  der  französischen  Partei  das  Volk  in  Sicherheit  wiegten 
und  ihm  absichtlich  die  Gefahr  verbargen,  deren  Herannahen  sie 
ganz  wohl  kannten,  denn  als  Kaiser  Karl  V.  gekommen  war, 
hatten  sie  es  doch  nicht  an  allen  Vorsichtsmassregeln  fehlen  lassen. 
Als  daher  König  Heinrich  H.  sein  Heer  in  Bewegung  setzte  und 
die  Vor(ruj)pen  vor  Gorze  erschienen,  sowie  der  Marschall  de 
Vannes  die  Stadt  um  freien  Durchzug  für  den  Counetable,  seine 
Garde  und  eine  Compagnie  zu  Fuss  verlangte,  während  die  Armee 
auf  einem  anderen  Wege  den  deutschen  Fürsten  zu  Flülfe  kommen 
sollte,  war  nicht  das  Geringste  vorbereitet,  nicht  die  leiseste  Be- 
sorgniss  kund  gegeben,  sondern  man  hatte  sogar  die  Büi'ger  auf- 
gefordert, sich  zu  Hause  zu  halten,  bis  man  einen  Beschluss  ge- 
fasst  habe,  offenbar  in  der  Absicht,  dass  sie  nicht  noch  rechtzeitig 
der  Ueberrumpelung  entgegentreten  und  sie  im  Entstehen  erstickten. 
Inzwischen  aber  öffnete  man  dem  Connetable  die  Thore  und  nun 
führte  dieser  die  verrätherische  Ueberrumpelung  aus,  indem  er 
nicht  blos  mit  einer  Compagnie  einrückte,  sondern  seine  ganze 
Armee  mitbrachte.  Als  man  immer  grössere  Schaaren  Truppen 
dem  Thore  nahen  sah,  verlangten  die  Bürger  vergebens,  dass  man 
die  Thore  schliesse,  und  ein  im  Dienste  der  Stadt  stehender 
Schweizer  Kapitän  warf  dem  Herrn  von  Vannes  die  Schlüssel  mit 
dem  Ausrufe:  „Alles  ist  verloren^'  an  den  Kopf,  aber  das  landes- 
verrät herische  Bündniss  der  Metzer  Herren  mit  den  Franzosen 
hatte  gesiegt:  die  Stadt  Metz  war  in  der  Gewalt  des  Connetable 
Herzogs  von  Montmorencj  und  damit  die  Freiheit  der  Stadt  für 
Jahrhunderte  verloren.     Es  geschah  dies  am  10.  April  1552. 

Der  König,  welcher  selbst  nicht  an  das  so  leichte  Gelingen 
seines  Plans  geglaubt  hatte  und  in  Joinville  zurück  geblieben  war, 
eilte  auf  die  Nachricht  davon  sofort  herbei  und  hielt  am  18.  April 
durch  das  Thor  St.  Thiebault  seinen  Einzug,  begleitet  von  dem 
hohen  Adel  seines  Reichs,  und  wurde  vom  Mattre-echevin  und  den 
Dreizehnern  daselbst  feierlich  empfangen ,  worauf  er  in  die  Käthe- 


222  !'•   Topographie. 

drale  sich  begab  und  dort  feierlich  auf  das  Evangelium  schwor, 
die  Freiheiten  und  Rechte  der  Stadt  zu  erhalten.  Aber  sofort  Hess 
er  die  Dreizehner  zwingen,  ihm  den  Eid  der  Treue  zu  schwören, 
nur  der  Maiire- echevin,  der  dies  nicht  thun  wollte,  legte  eher 
seine  Würde  nieder  und  ward  sofort  durch  den  reichen  Bürger 
Tallange  ersetzt,  offenbar  gegen  die  eben  beschworenen  Rechte, 
da  er  zu  gar  keiner  der  Paraiges  gehörte.  In  der  Stadt  selbst 
verbreitete  sich  inzwischen  die  grösste  Aufregung  und  man  stiess 
allerseits  Verwünschungen  gegen  diesen  Frevel  aus,  aber  gegen 
die  Uebermacht  liess  sich  nichts  machen,  und  als  der  König  am 
22.  abreiste,  um  dasselbe  auch  an  Strassburg  zu  versuchen,  das 
jedoch  vorsichtiger  war,  keine  so  verrätherische  Bürger  hatte 
und  ihm  die  Thore  verschloss,  setzte  er  den  Herrn  von  Gonnor 
als  Gouverneur  in  Metz  ein  und  liess  eine  hinreichende  Besatzung 
zurück,  um  die  Stadt  im  Zaume  zu  halten.  Was  dem  Könige 
übrigens  nicht  mit  Strassburg  gelang,  ei'reichte  er  dagegen  in  den 
übrigen  der  drei  Bisthümer,  die  er  so  mit  leichter  Hand  gewann 
und  fortan  bei  seinem  Reiche  behielt. 

Der  niederträchtige  Handstreich  des  Franzosenkönigs  hatte 
sofort  den  deutschen  Fürsten  dessen  wahre  Absichten  klar  gemacht 
und  deshalb  vereinigten  sie  sich  wieder  mit  dem  Kaiser  durch  den 
Vertrag  von  Passau,  und  letzterer  setzte  Alles  in  Bewegung,  um 
Metz  wieder  zu  nehmen,  denn  er  erkannte  zu  sehr,  wie  dasselbe 
der  Hauptstützpunkt  des  Reichs  im  Westen  sei.  Er  schützte  zu 
diesem  Behufe  vor,  er  wolle  den  Markgrafen  Albrecht  von  Branden- 
burg bekriegen,  aber  Heinrich  II.  war  zu  sehr  ftir  seinen  Raub 
bedacht,  dass  er  irgend  etwas  versäumt  hätte,  denselben  recht- 
zeitig sicher  zu  stellen.  Er  schickte  deshalb  den  Herzog  von  Guise 
als  obersten  Befehlshaber  nach  Metz,  um  so  rasch  als  möglieh  die 
vernachlässigten  Festungswerke  wieder  in  Stand  zu  setzen  und  zu 
verstärken.  Sofort  wurde  dies  Werk  mit  ungemeiner  Energie  in 
Angriff  genommen,  die  vor  der  Stadt  liegenden  Vorstädte  mit 
vielen  Klöstern  und  Kirchen  wurden  abgetragen,  namentlich  die 
Werke  zwischen  dem  deutschen  Thorc  und  St.  Tliiebault,  wo  mau 
den  Angritr erwartete,  vermehrt  und  verstärkt,  eine  Menge  Leben.< 
mittel  aus  der  ganzen  Umgegend  in  die  Stadt  geschafft,  die  un- 
nützen Einwohner  uus  derselben  entfernt  und  Alles  uufgebolen, 
lun  Metz  so  fest  als  mitglich  zu  machen,  so  dass  es  auch  eine 
lange  Belagerung  aushalten  konnte.  Der  Herzog  beaufsichtigte 
(luticj  die  Arbeiten  überall  unermüdlich  und  half  sogar  nunu-lnnul 
selbftt  mit.     Angeblich  hätten  auch  die  Mctzer  selbst  ebenso  eifrig 


1.    Stadtkreis  Metz.  223 

dazu  beigetragen,  was  aber  bilh'g  zu  bezweifeln  ist  und  höchstens 
durch  gute  Bezahlung  und  Zwang  bewirkt  sein  konnte. 

Gegen  Ende  September  vernahm  man,  dass  Karl  V.  über 
den  Rhein  ging  und  über  Zweibrücken  gegen  Metz  vorrücke, 
worauf  Guise  sofort  alle  Mühlen  in  der  Umgegend  niederreissen 
Hess  und  alle  seine  Soldaten  in  die  Stadt  zurückzog.  Auch  bekam 
er  nun  den  Zuzug  einer  Menge  französischer  OfTiciere  und  Herren, 
übertrug  diesen  die  Aufsicht  über  alle  Einzelnheiten  des  Commando's 
und  vereinigte  endlich  Mitte  October  eine  Garnison  von  4500  Mann 
Infanterie,  444  Pferden  und  900  Gendarmen  in  der  Stadt.  Die 
Armee  des  an  der  Gicht  leidenden  Kaisers,  unter  dem  Oberbefehle 
des  Herzogs  von  Alba,  eines  der  berühmtesten  Generale  seiner 
Zeit,  war  inzwischen  über  Forbach  und  Etangs  angerückt  und 
erschien  am  19.  October  vor  den  Mauern  der  Stadt,  wo  sogleich 
der  Herzog  von  Alba  eine  Recognoscirung  veranlasste,  gegen 
welche  Guise  ein  Corps  Scharfschützen  ausschickte.  Am  andern 
Tage  liess  Alba  ein  Lager  bei  Grimont  schlagen,  verhielt  sich 
aber  bis  Ende  des  Monats  wegen  seiner  Vorbereitungen  ruhig, 
während  Guise  diese  Zeit  benützte,  um  diese  Festung  weiter  zu 
verstärken  und  mehrere  Ausfälle  zu  machen.  Es  zeigte  sich  später, 
dass  Alba  mit  dieser  Verspätung  sehr  viel  versäumte,  indem  sein 
Unternehmen  dadurch  immer  schwieriger  wurde;  sie  war  auch  um 
so  weniger  nöthig  gewesen,  als  er  14,000  Mann  Infanterie  und 
4000  Mann  Reiter  bei  sich  hatte  und  sofort  daran  gehen  konnte, 
die  Laufgräben  zu  eröffnen.  Wahrscheinlich  hoffte  er,  dass  in- 
zwischen die  deutsch  gesinnten  Einwohner  der  Stadt  sich  auf- 
rafften, um  ihm  die  Hand  zu  reichen.  Erst  am  3L  October  setzten 
sich  seine  Truppen  bei  Belle-Croix  fest  und  begannen  die  Tranch^en 
zu  eröffnen,  an  welchen  trotz  des  Feuers  der  Festung  5(X)0  Mann 
arbeiteten.  Als  Alba  jedoch  sah,  dass  hier  die  Festung  zu  stark 
war  und  die  auf  den  Kirchen  aufgestellten  Kanonen  sich  sehr 
wirksam  zeigten,  gab  er  am  2.  November  ganz  in  der  Stille  diese 
Arbeiten  auf  und  verlegte  sie  vor  das  Thor  Mazelle  und  bald 
darauf  sogar  noch  weiter  gegen  die  Mosel  vor  das  Thor  Serpenoise 
und  den  Thurm  d'Enfer,  wo  die  Stadt  am  wenigsten  stark  be- 
festigt war.  Aber  sofort  liess  an  diesem  bedrohten  Punkte  Guise 
die  Verstärkungsarbeiten  um  so  energischer  fortsetzen,  und  je 
mehr  die  Belagerer  vordrangen ,  um  so  stärker  wurde  die  Ver- ' 
theidigung.  Auf  der  Moselseite  blieb  der  Zugang  anfangs  so  ziem- 
lich frei,  bis  die  Belagerer  auch  diese  schlössen.  Am  Abende  des 
9.  November  eröfTneten  die  Kanonen  das  Feuer  auf  die  Stadt  und 


224  ^J-    Topographie. 

schössen  am  andern  Tage  beim  Thore  Serpeaoise  eine  Bresche 
von  40  Fuss,  auch  eröffnete  mau  neue  Laufgräben  gegen  das 
Thor  St.  Thiebault,  wo  man  aber  bis  zum  20.  nur  geringe  Fort- 
schritte machte.  An  diesem  Tage  verkündeten  drei  Artilleriesalven 
die  Ankunft  des  Kaisers,  der  von  Diedenhofen  kam  und  Revue 
über  die  Truppen  hielt,  welche  nun  42,00O  Deutsche,  8000  Spanier, 
4800  Italiener  und  700  Pioniere  mit  114  Kanonen  zählten ,  während 
mit  dem  Kaiser  selbst  noch  12,000  Mann  kamen.  Der  Kaiser  Hess 
sich  eine  Wohnung  in  den  üeberresten  der  Abtei  St.  Clement  be- 
reiten und  den  Angriff  auf  den  Thurm  Enfer  richten,  der  mehr 
an  der  Ecke  gegen  die  Mosel  lag.  Hier  wurde  die  Mauer  am  2G. 
an  drei  Stellen  zusammengeschossen,  jedoch  von  den  Belagerten 
sofort  wieder  durch  Erde  und  Schanzkörbe  ausgefüllt,  der  ge- 
nannte nuirm  selbst  stürzte  am  28.  theilweise  ein.  Am  7.  December 
schien  es,  dass  ein  Sturm  versucht  werden  solle,  aber  die  Wälle 
waren  zu  stark  besetzt,  als  dass  man  ihn  unternehmen  mochte. 
Am  26.  December  lag  die  Mauer  an  verschiedenen  Stellen  in 
Ruinen,  der  Thurm  Enfer  war  zerstört,  zwei  benachbarte  Thürme 
in  üblem  Zustande,  die  Minen  reichten  bis  unter  die  Mauern,  in 
der  Stadt  fing  die  Munition  an  auszugehen,  auch  mussten  die 
Rationen  der  Soldaten  bereits  verkleinert  werden,  aber  die  Be- 
lagerten verloren  den  Mutli  nicht,  machten  eines  Tags  sogar  einen 
Ausfall  bis  gegen  Magny,  und  von  Verdun  aus  begann  auch  der 
Marschall  Vieilleville  die  Belagerer  zu  belästigen.  Nun  kam  aber 
der  Winter  mit  allen  seinen  Leiden  heran  ^  Ivälte  und  Hegen  er- 
zeugten Krankheiten  unter  den  des  Klima's  ungewohnten  Spaniern 
und  Italienern,  viele  starben,  andere  desertirten,  der  Zustand 
wurde  täglich  schlimmer,  und  da  von  der  Stadt  aus  den  Minen 
mit  Erfolg  entgegengearbeitet  wurde,  80  erklärte  der  Kriegsrath 
des  Kaisers,  dass  man  die  Belagerung  aufheben  müsse.  Der  Kaiser 
selbst  gab  erst  nach  vielem  Zögern  seine  Einwilligung,  und  so 
begann  der  Abzug  der  Belagerer  am  1.  Januar.  Das  verlassene 
Lager  enthielt  nur  eine  Menge  todter  Menschen  und  Pferde,  zahl- 
reiche Verwundete  und  zerstörtes  Material;  I2,(XX)  verdorbene 
Laibe  Brod  fanden  sich  auf  den  Wegen  und  überall  herrsc-hlc 
Elend.  Der  Herzog  von  Guise  Hess  dann  die  Verwundeten  in  die 
Stadt  und  die  Dörfer  Bchalfen  und  sandte  die  Geheilten  dem  kaiser- 
lichen Heere  nach.  Der  Herzog  von  Alba,  welcher  zur  Dockung 
dcH  UUckzugH  noch  einige  Tage  in  Ban-St.-Martin  mit  L''),(M)0  Mann 
zurUckgebliubcn  war,  folgte  dann  auch  nach.  Die  I^elagerten 
feierten  ihre  Befreiung  durch  eine  grosse  Procession  um  15.  Januar. 


1.   Stadtkreis  Metz.  225 

Mit  dieser  vergebliciien  Belagerung  entschied  sich  aber  endgültig 
das  Schicksal  von  Metz,  das  seine  Selbstständigkeit  und  Freiheit 
verlor,  eine  gewöhnliche  französische  Garnisonsstadt  wurde  und 
die  ganze  Blüthe  seines  Keichthums  und  Handels  für  immer  ein- 
büsste.  Französische  Schurkerei  hat  diese  Wandelung  für  Metz 
gebracht,  kein  Wunder,  dass  die  Metzer  dieselbe  Verrätherei  auch 
in  dem  Ereignisse  zu  erkennen  glaubten,  welches  317  Jahre  später 
Metz  wieder  zu  Deutschland  zurückbringen  sollte.  Am  7.  Januar 
1553  liess  Guise  die  Behörden  und  Geistlichen  zusammenberufen, 
um  dem  Könige  und  Frankreich  den  Eid  zu  schwören;  aber  da 
Herr  von  Vieilleville  an  Guise  mittheilte,  dass  die  Einwohner  sich 
eher  tödten  lassen,  als  die  Freiheit  der  Stadt  aufgeben  wollten,  so 
war  Guise  kurz  entschlossen,  bot  seine  Söldlinge  auf  und  zwang 
Magistrat  und  Geistliche  zur  Unterwerfung.  Es  hiess,  er  habe 
dabei  einige  widerspenstige  Mitglieder  des  Magistrats  zusammen- 
hauen lassen,  und  wenn  dies  auch  nicht  ausdrücklich  erwiesen 
ist,  so  ist  es  doch  sehr  auffallend,  dass  mit  diesem  Zeitpunkte 
plötzlich  einige  solcher  Mitglieder  verschollen  sind. 

Als  Guise  am  24.  Januar  die  Stadt  verliess  und  der  Herr 
von  Gonnor  das  Commando  übernahm,  hatte  sie  sofort  das  Ver- 
gnügen, die  Wohltlmt  der  französischen  Soldateska  zu  geniessen, 
welche  sich  der  Zügellosigkeit  und  allen  Ausschweifungen  hingab, 
die  sogar  noch  die  Stadt  selbst  bezahlen  musste,  denn  wenn  die 
Soldaten  auch  Alles  selbst  bezahlen  sollten,  so  konnten  sie  es 
schon  deshalb  nicht,  weil  in  der  Regel  der  Sold  ausblieb.  Sie 
plünderten  aber  auch  und  täglich  wurden  von  ihnen  Mädchen 
und  Frauen  aus  ihrer  W^ohnung  entführt.  Der  Gouverneur  fühlte 
sich  zu  schwach,  um  diesem  Unfug  zu  steuern,  welcher  durch 
drei  Monate  dauerte,  bis  endlich  der  König  den  Marschall  von 
Vieilleville  zum  Gouverneur  von  Metz  und  den  drei  Bisthümern 
ernannte  und  dieser  im  Mai  durch  strenge  Bestrafung  die  Discipün 
wieder  einigermassen  herstellte,  so  dass  die  Metzer  wenigstens  in 
ihren  Häusern  wieder  sicher  waren,  auch  die  Familien  ihre  Ange- 
hörigen zurück  erhielten  und  selbst  22  entführte  Nonnen  aus  vor- 
nehmen Häusern  wieder  den  Kl()stern  zurückgegeben  wurden. 
Was  das  städtische  Regiment  betraf,  so  wurde  weiter  nichts 
daran  geändert,  indem  dem  Könige  vorerst  nur  als  Beschützer 
des  Reichs  der  Eid  geleistet  wurde.  Als  aber  die  Zeit  zur  Wieder- 
wahl der  Stadtbehörden  herannahte  und  die  Paraiges  den  Gouver- 
neur einluden,  der  Wahl  beizuwohnen,  erklärte  dieser  denselben 
rund  heraus,  dass  er  künftig  selbst  den  Maitre-echevin  und  die 
ITuhn,  Deutsch  -  Lothringen.  1.5 


226  11-   Topographie. 

Dreizehner  ernennen  werde,  bestimmte  sofort  den  Michael  Praillon 
zum  Vorsteher  der  Stadt  und  entliess  die  Paraiges  mit  den  harten 
Worten :  er  werde  sie  lehren ,  künftig  die  Lust  und  den  Geschmack 
an  den  Worten  vom  sehr  heiligen  Kaiser,  dem  sehr  heiligen  Kaiser- 
reich und  dem  kaiserlichen  Kammergericht  zu  Speier,  die  sie  immer 
im  Munde  führten,  zu  vergessen  und  an  ihre  Stelle  die  braven 
Namen  des  sehr  christlichen  Königs,  der  sehr  gefürchteten  könig- 
lichen Majestät,  der  unüberwindlichen  Krone  Frankreichs  und  des 
souverainen  Hofs  von  Paris  zu  setzen. 

Die  Metzer  wussten  nun,  wo  sie  daran  waren,  und  geriethen 
in  die  äusserste  Bestürzung ;  der  bisherige  Maitre-^chevin  Androuin 
Roussel  fiel  in  eine  heftige  Krankheit  und  starb  schon  nach  zw^ei 
Tagen;  von  den  bisherigen  Rechten  und  Freiheiten  der  Stadt  war 
nicht  mehr  die  Rede  und  der  vom  Könige  auf  das  Evangelium 
geleistete  Eid  erwies  sich  als  Lüge  und  Meineid.  An  Stelle  des 
bisherigen  Magistrats  traten  einfache  Beamte,  meistens  aus  Frank- 
reich herbeigeholt,  die  Paraiges  wurden  aufgelöst  und  der  grösste 
Theil  ihrer  Mitglieder  wanderte  nach  anderen  Städten  aus,  vor- 
züglich nach  Strassburg.  An  ihrer  Stelle  wurden  die  drei  Stände 
des  Adels,  Clerus  und  der  Bürger  eingeführt,  die  man  zwar 
wegen  Ernennung  von  Beamten  und  Yertheilung  der  Auflagen 
von  Zeit  zu  Zeit  befragte,  welche  aber  im  Grunde  nur  zu  ge- 
nehmigen hatten,  was  ihnen  von  oben  vorgeschrieben  wurde. 
Der  Gouverneur  war  in  allen  Dingen  allmächtig  und  ein  fran- 
zösischer Präsident  entschied  über  Streitigkeiten  zwischen  Bürger 
und  Militär. 

Am  Hofe  sah  man  nun  allerdings  ein,  dass  der  Besitz  von 
Metz  von  der  ganzen  Welt  nur  als  ein  Raub  angesehen  werde, 
und  daher  suchte  man  nach  irgend  einem  Titel,  um  der  l^esitz- 
nahme  einen,  wenn  auch  nur  scheinbaren,  l\echtsgrund  zu  geben. 
Herr  von  Vieilleville  war  ganz  der  Mann  dazu  hier  zu  helfen  und 
er  zettelte  dafür  eine  ganz  eigenthümliche  Intrigue  an.  Er  ver- 
mochte nämlich  den  Bischof  dazu,  beim  Kiuiige  das  angebliche 
Kecht  des  Bischofs  an  die  Stadt  und  deren  Besitz,  als  von  jeher 
ihm  zustehend  und  nur  unrechtmässig  entzogen,  geltend  zu  machen 
und  zurück  zu  verlangen,  und  als  dies  geschehen,  musste  sodann 
der  Titularbischof  Franz  von  Beaucairc  diese  Rechle  an  der  Stadt 
nebbt  ihrem  Gebiete,  das  '2(15  Dörfer,  Weiler  und  Gehöfte  um- 
fiiHHte,  dem  Könige  als  (Jeschenk  übertragen,  was  im  Januar  I5r)() 
der  Stadt vorHlaiid  und  im  März  auch  diiH  DotnkapittrI  beslätigon 
mussten.     Von  deutsclMT  Seil«-  rrni»  mnii  übrigens  die  Absicht  nicht 


1.    Stadtkreis  Metz.  227 

auf,  Metz  wieder  zu  gewinnen,  und  die  Schwester  des  Kaisers,  die 
Regentin  der  Niederlande,  benutzte  1555  gern  die  Gelegenheit  um 
den  Versuch  zu  machen,  Metz  wieder  in  die  Hand  gespielt  zu  er- 
halten. Der  Guardian  eines  Klosters  der  Cordeliers  in  Metz  Na- 
mens Leonard  versprach  ihr  das  Unternehmen  einzuleiten,  als 
Mönche  verkleidet  nach  und  nach  eine  Anzahl  Soldaten  in  sein 
Kloster  in  der  Stadt  einzuschmuggeln  und  an  einem  zu  bestim- 
menden Tage  einen  Tumult  zu  erregen,  eine  Anzahl  Häuser  in 
Brand  zu  stecken  und  im  Lärm  die  Thore  dem  Grafen  Mesgue  zu 
öffnen,  der  sich  mit  Truppen  dazu  in  der  Nähe  bereit  halten  sollte. 
Allein  Herr  von  Vieilleville  erhielt  durch  seine  Spione  Kunde  von 
der  Absicht,  entdeckte  die  im  Kloster  versteckten  Soldaten,  wartete 
der  angekündigten  zwei  Cordeliers  am  Thor  von  Diedenhofen  ab, 
nahm  sie  gefangen,  worauf  sie  Alles  gestanden,  und  iiel  über  die 
Truppen  des  Grafen  Mesgue  her,  die  er  mit  grossem  Verluste  zu- 
rückschlug. Die  Soldaten  wurden  aus  der  Stadt  nach  Diedenhofen 
entlassen ,  zwanzig  Mönche  und  der  Guardian  in  den  Thurm  Enfer 
gesperrt  und  der  Letztere  zur  Erdrosselung  verurtheilt,  welcher  er 
aber  durch  Selbstmord  zuvorgekommen  sein  soll,  während  man 
die  übrigen  Mönche  an  den  Pranger  stellte  und  aus  der  Stadt  ver- 
bannte. Ungeachtet  dieses  Misserfolgs  suchte  Graf  von  Mesgue 
bald  darauf,  als  Vieilleville  in  Urlaub  war,  eine  neue  Gelegenheit 
zu  ähnlichem  Unternehmen  auf,  welche  ihm  auch  zwei  Soldaten 
aus  der  Provence  darboten ;  aber  Vieilleville  entdeckte  nach  seiner 
Rückkehr  die  Sache  zu  frühe,  verhaftete  die  Rädelsführer  und  suchte 
sogar  in  ähnlicher  Weise  den  Grafen  selbst  in  einen  Hinterhalt 
zu  locken.  Die  zwei  Hauptverschworenen  wurden  sodann  gevier- 
theilt, drei  Soldaten  lebendig  gerädert  und  ein  Dutzend  andere 
gehängt.  Als  Vieilleville  bald  darauf  wegen  Krankheit  Metz  ver- 
lassen musste,  brach  abermals  eine  Meuterei  unter  der  Garnison 
aus,  weil  man  ihre  Löhnung  nicht  bezahlte,  und  erst  seine  Rück- 
kehr stellte  auch  die  Ruhe  wieder  her.  Bald  darauf  fasste  er  den 
Plan  auch  Diedenhofen  zu  erobern  und  der  Herzog  von  Guise 
der  das  Cömmando  übernahm,  bekam  am  22.  Juni  diese  Stadt 
in  seine  Gewalt  und  für  die  ausgetriebenen  Bewohner  derselben 
siedelten  sich  darin  Metzer  und  Franzosen  an,  was  den  französi- 
schen Besitz  erleichtern  sollte.  Doch  wurde  Diedenhofen  im  Frieden 
von  Chäteau  -  Cambresis  wieder  an  die  Niederlande  zurückgegeben 
und  nun  die  neuangesiedelten  Einwohner  wieder  vertrieben. 

Als  König  Heinrich  H.  am  10.  Juli  1559  starb,  richteten   die 
Metzer   dringende  Beschwerden    an    seinen   Nachfolger  Franz  H. 


226  II-   Topographie. 

verlangten  die  Enthebung  von  der  Verpfliclitung  dem  Militär  Mübel 
und  "Wohnung  zu  geben,  das  Recht  wieder  Münzen  zu  schlagen  und 
überhaupt  die  Wiederherstellung  und  Bestätigung  der  alten  Rechte 
und  Freiheiten  und  Franz  II.  gab  ihnen  auch  eine  günstige  Ant- 
wort. Aber  als  er  am  15.  December  1560  starb,  wollte  sein  Kach- 
folger  Karl  IX.  nichts  mehr  davon  wissen  und  der  furchtbare 
Druck  und  die  ewigen  Unruhen  der  selten  bezahlten  Soldaten 
dauerten  fort,  was  natürlich  das  französische  Regiment  den  Bür- 
gern nur  um  so  verhasster  machte,  zumal  man  auch  durch  Ver- 
folgung der  Protestanten  die  noch  vorhandene  Aristokratie  sehr 
unwillig  machte.  Herr  von  Vieilleville  liess  den  Protestanten  daher 
seineu  Schutz  angedeihen,  bis  diese  1558  aus  Lausanne  und  dem 
Elsasse  zwei  Prediger  kommen  Hessen,  die  zwar  nur  in  einem 
Privathause,  jedoch  bei  offenen  Thüreu  predigten,  und  er  dann  in 
seinem  katholischen  Eifer  diese  Prediger  wieder  vertrieb.  Die  Auf- 
regung der  Bürger  stieg  daher  auf  den  höchsten  Grad,  als  der 
Marschall  im  Jahre  1561  den  Bau  einer  Citadelle  begann,  die 
lediglich  nur  bestimmt  war,  die  Stadt  energisch  im  Zaume  zu 
halten.  Um  die  Bürger  einigermasseu  zu  beschwichtigen,  versprach 
er  den  Katholiken,  die  Excesse  seiner  Soldaten  streng  zu  unter- 
drücken und  erlaubte  den  Protestanten  eine  Kirche  in  dem  Festungs- 
terrain zu  erbauen  und  zwei  vertriebene  Geistliche  wieder  zu  be- 
rufen. Aber  erst  nach  der  Abberufung  von  Vieilleville  fasste  der 
Protestautismus  wieder  festen  Fuss  in  der  Stadt,  die  inzwischen 
wieder  Streitigkeiten  mit  Lothringen  hatte  und  diese  nur  durch 
verschiedene  Geldgewährungen  und  eine  Obligation  für  ;JO,(IOO  Gul* 
den  an  den  König  beilegen  konnten.  Da  auch  hohe  Beauite  Pro- 
testanten waren,  so  verbreitete  sich  der  Protestantismus  sehr. 
Priester,  Mönche  und  Nonnen  verheiratheten  sich  und  15(53  wurde 
sogar  der  Protestant  Franz  von  Ingenheim  Matlre-echevin.  Es 
wurde  nun  in  Metz  ein  evangelisches  CoUeg  und  selbst  eine  Buch- 
druckerei angelegt,  was  natürlich  die  katholischen  Priester  zu  um 
so  heftigeren  Protestationen  und  Angrillen  antrieb.  In  Folge  der- 
selben enstand  15()7  ein  Aufsstand,  wobei  die  Protc.staulon  eich  be- 
walfneten,  die  Plätze  besetzten  und  selbst  die  Citadelle  haben  be- 
drohen wollen,  BO  dass  die  Mönche  und  viele  Einwohner  flohen. 
Herr  von  Ausance,  welcher  Haupt  der  Kalvinisten  war  und  der 
Urhel)er  der  Bewegung  gewesen  sein  sollte,  beschwichtigte  zwar 
(licKclbe  wieder,  aber  als  plr»tzlich  Miirschall  von  Vieilleville  zur 
IkTMlelhuig  der  Ordnung  ziirücUknm,  wdllle  man  ihm  die  Thore 
nicht  lUliiün,   worauf  Herr   von  Ausauce  die  drei  Stände  versam- 


1.    Stadtkreis  Metz.  229 

meJte,  zur  Ordnung  und  respektvollem  Empfange  des  Herzogs 
mahnte  und  heimlich  die  evangelischen  Priester  entliess.  Doch  er- 
mächtigte Vieilleville  dieselben  zum  Bleiben,  setzte  nur  einige 
andere  Beamte  ein,  entliess  aber  die  protestantischen  Soldaten  und 
es  begann  nun  eine  heftige  katholische  Reaction,  in  Folge  deren 
man  den  Prediger  Candole  eines  Tages  ermordet  im  Bache  von 
Vallieres  fand.  Die  Katholiken  sprengten  nachher  aus,  Ausance 
habe  die  Absicht  gehabt,  aus  Metz  ein  zweites  Genf  zu  machen, 
aber  diese  Beschuldigung  war  so  sinnlos,  dass  sie  unmöglich  auch 
nur  die  geringste  Begründung  haben  konnte. 

Nachdem  der  Frieden  zwischen  dem  König  und  der  kalvinisti- 
schen  Partei  in  Frankreich  nicht  lange  gewährt  hatte,  kam  der 
König  mit  einem  starken  Heere  am  13.  Februar  1569  nach  Metz, 
wo  er  bis  zum  12.  April  blieb  und  nach  dem  Siege  von  Jarnac 
die  protestantische  Kirche  abreissen  und  die  Ausübung  des  evan- 
gelischen Kultus  verbieten  Hess,  der  nur  noch  in  Courcelles- 
Chaussy  stattfinden  durfte.  Auf  mehrfach  vergebliche  Gesuche  beim 
Könige  um  Wiedereröffnung  des  evangelischen  Gottesdiensts  in  Metz 
konnten  die  Protestanten  nichts  weiter  erhalten  als  die  Erlaubniss 
in  Montoy  eine  zweite  Kirche  zu  erbauen.  Die  Nachricht  von  den 
Gräuelthaten  der  Bartholomäusnacht  erregte  daher  auch  in  Metz 
Furcht  und  Schrecken,  zumal  als  man  vernahm,  dass  einer  ihrer 
Haupturheber,  der  Marschall  Retz,  als  Gouverneur  nach  Metz 
komme;  doch  warf  er  sich  blos  auf  Bekehrungen  durch  Jesuiten 
und  nahm  auch  bald  seine  Entlassung.  Als  König  Karl  IX.  starb 
und  1574  Heinrich  HI.  zum  Nachfolger  erhielt,  wandten  sich  die 
Metzer  mit  ihren  zahllosen  Beschwerden  in  vielen  Eingaben  an 
denselben,  bekamen  aber  nur  begütigende  Antworten,  die  zu 
nichts  führten,  denn  die  Beschwerden  wurden  nicht  abgestellt, 
die  von  den  Protestanten  in  der  Rue  de  la  Chevre  erbaute  Kirche 
1576  wieder  geschlossen  und  auch  mit  Lothringen  gab  es  wieder 
Händel  wegen  gegenseitiger  Beschwerden  und  endlich  riss  der 
königliche  Präsident  auch  die  Rechtspflege  in  bürgerlichen  Sachen 
an  sich  und  kam  dann  noch  die  Pest  hinzu,  welche  die  Verbin- 
dung der  Stadt  mit  den  umliegenden  Ländern  ganz  unterbrach. 

Der  neue  Gouverneur,  Herzog  vonEpernon,  welcher  in  Metz 
einen  prächtigen  Hofhalt  errichtete,  änderte  an  dem  Verhältnisse 
zwischen  Katholiken  und  Protestanten  nichts,  aber  unter  seinem 
Nachfolger  gewann  wieder  die  ganze  Härte  gegen  die  Protestanten 
die  Oberhand  und  es  wurden  deren  87  aus  den  öffentlichen  Aem- 
tern  entfernt,  worunter  6   aus  den    Dreissigern,   8  Echevins    und 


230  II-   Topographie. 

18  Amaus,  auch  die  Prediger  aus  Montoy  getrieben.  Nur  der 
Gottesdienst  in  Coureelies-Chaussy  blieb  geduldet.  In  dem  darauf- 
folgenden Keligionskampfe  hatte  sodann  die  Stadt  sehr  viel  zu 
leiden.  Heinrieh  von  Bourbou  drückte  1587  mit  seiner  kleinen 
Armee  das  Land  und  im  nächsten  Jahre  verheerte  es  Guise  mit 
seinen  Truppen  und  der  König  selbst  machte  noch  grosse  Geld- 
forderungen, obschon  er  seine  Anhänger  sonst  überall  von  ihm  ab- 
fallen sah  und  ihm  nur  Metz  treu  blieb ,  freilich  auch  nur ,  Aveil 
die  Citadelle  eine  Zwingburg  für  die  Stadt  war  und  die  Metzer 
sich  nicht  mit  Erfolg  weigern  konnten ,  den  Sold  der  Soldaten  aus 
ihrer  Tasche  zu  bezahlen.  Die  Metzer  erhoben  darüber  die  bitter- 
sten Beschwerden.  Am  15.  März  1587  schrieben  sie  an  den  König, 
es  sei  ihnen  nichts  übrig  geblieben  als  unerträgliche  Schulden, 
der  beste  und  grösste  Theil  der  Bürger  wandere  aus,  um  den 
Leiden  und  der  Unterdrückung  zu  entgehen,  und  die  Soldaten 
seien  genöthigt,  von  Haus  zu  Haus  zu  betteln.  Am  15.  Januar 
schrieben  sie  ausdrücklich,  die  Unterdrückung  und  Gewaltthaten 
der  Soldaten  seien  barbarischer  als  je,  anstatt  belohnt  zu  werden, 
empfange  man  eine  unwürdige  Behandlung,  schlimmer  wie  Ver- 
brecher, die  Soldaten  verführen  gegen  die  Leute  in  ihren  Häusern 
wie  gegen  Rebellen,  plagten  sie  grausamer  wie  die  Türken  und 
doch  habe  man  so  oft  schon  die  Treue  und  freigebige  Aufopfe- 
rung der  Stadt  erprobt.  Der  König  antwortete  nur,  dass  er  selbst 
ausser  Stand  sei,  der  Stadt  die  gute  und  günstige  Behandlung  zu 
verschaffen,  wie  sie  es  verdiene. 

Die  Hoffnungen,  welche  die  Protestanten  von  Metz  auf  den 
neuen  König  Heinrich  IV,  setzten,  erfüllten  sich  nicht,  denn  der- 
selbe sagte  alsbald  den  Katholiken  zu,  den  bestehenden  Zustand 
zu  erhalten.  Dazu  kam  noch  ein  neuer  Krieg  desselben  mit  Loth- 
ringen, welches  ihn  nicht  anerkennen  wollte  und  sofort  in  der 
Nähe  den  Krieg  eröffnete.  Im  Kampfe  gegen  die  Lothringer  ge- 
wannen die  Metzer  im  Februar  15f)0  Vortheile  bei  Bolchen  und 
nahmen  Norroy-devant-les-Ponts,  dessen  Glocke  sie  nach  Metz 
entführten,  auch  zog  der  Herzog,  welcher  im  Juli  von  Moulins 
einen  Handatreich  gegen  Metz  unlernehuu'u  wollte,  niivcrrichloter 
Sache  wieder  ab.  Aber  Metz  litt  dadurch  unendlich  und  gcMiclii  in 
die  schlimmste  Lage,  so  dasa  die  Stadt  den  König  bestürmte,  dem 
Krieg  ein  Knde  zu  machen.  Sic  erklärte  ihm,  diiss  die  armen 
und  verlassenen  Bürger  das  Aeusserete  anfgebdlen  hätlen,  um  die 
Oarniflon  /u  unterhalten,  dass  sie  die  unglatibliche  Summe  von 
4<K>,()(K)  Gulden    schon    darauf  verwendeten,    das   Vermögen    der 


1.   Stadtkreis  Metz.  231 

Stadt  und  die  Abgaben  aufgebraucht  und  sogar  das  Spital  seiner 
Fonds  beraubt  habe,  so  dass  dem  armen  Volke  nichts  mehr  übrig 
bleibe  als  allein  der  gute  Willen. 

Solchem  Andrängen  gab  der  König  endlich  nach  und  schloss 
Frieden  mit  Lothringen.  Auch  gewährte  er  den  Protestanten  einige 
Vergünstigungen.  Der  neue  Präsident  Batilly  und  der  General- 
prokurator Peter  Joly  waren  Protestanten,  der  König  hob  das 
Verbot  des  evangelischen  Gottesdienstes  auf,  die  Protestanten  wurden 
wieder  zu  den  Aemtern  zugelassen  und  unter  den  Dreizehnern  be- 
fanden sich  abermals  acht  Mitglieder  derselben,  aber  auf  das  An- 
dringen der  Katholiken  hielt  der  König  in  seinen  weiteren  Schritten 
ein  und  seine  unablässigen  Geldforderungen  an  die  Stadt  erregten 
sogar  in  derselben  einen  Aufruhr.  Erst  das  Edikt  von  Nantes  vom 
April  1598  erlaubte  den  Protestanten  auf  der  Insel  Chambi^re  eine 
Kirche  zu  erbauen,  auch  erhielten  sie  die  Erlaubniss  ein  Con- 
sistorium  zu  errichten.  Aber  auf  die  Beendigung  des  Kriegs  folgten 
nur  wieder  neue  Ausschreitungen  des  Militärs,  das  nicht  bezahlt 
wurde  und  sich  daher  Plünderungen,  Erpressungen  und  andere 
Gewaltthaten  erlaubte.  Dazu  kam ,  dass  der  neue  Königslieutenant 
im  Vertrauen  auf  die  Dienste,  die  er  dem  Könige  geleistet,  die 
Einwohner  ungerecht  und  tyrannisch  behandelte  und  selbst  den 
Generalprokurator  Peter  Joly  und  den  Stadtschreiber  Praillon  ein- 
stecken liess.  Als  der  König  von  letzterem  Vorgange  hörte,  Hess 
er  die  beiden  Angeschuldigten  nach  Paris  kommen  und  ihre  Sache 
vor  dem  Parlamente  verhandeln,  das  sie  für  gänzlich  unschuldig 
erklärte;  auch  sandte  er  den  Herzog  von  Epernon  nach  Metz,  um 
die  Bürger  mit  Sobolles  auszusöhnen.  Diese  brachten  bei  ihm 
eine  lange  Reihe  von  Beschwerden  vor,  welche  den  Königslieute- 
nant der  Bedrückung,  Beraubung  der  Bürger  und  Spitäler,  unbe- 
fugter Einmischung  in  die  Attribute  des  Magistrats,  vieler  Insulten 
und  Freiheitsberaubungen  der  Bürger  und  Unterstützung  der  Aus- 
schreitungen der  Soldaten  ziehen.  Als  Sobolles  auch  auf  Epernons 
Vermittlung  nicht  einlenken  wollte  und  die  Bürger  mit  einer  Be- 
lagerung der  Citadelle  drohten,  entschloss  sich  endlich  der  König 
Ende  Januar  1603  selbst  nach  Metz  zu  kommen,  hatte  mit  beiden 
Sobolles  zu  Mouliiis  eine  lange  Unterredung  und  kam  endlich  nach 
Metz,  wo  er  sehr  feierlich  empfangen  wurde.  Im  März  wurden 
nun  die  Sobolles  entlassen  und  dem  Könige  schien  es  überhaupt  in 
der  Stadt  zu  gefallen.  Von  da  ging  er  nach  Nancy,  um  mit  dem 
Herzoge  von  Lothringen  einen  Vertrag  zu  schliessen,  auch  kam  er 
noch    zweimale,   1G04    und    1606,   nach   Metz,   wo   er  ein   Paria- 


232  ^''   Topographie. 

ment  zu  errichten  gedachte.  Aber  seine  Ermordung  verhinderte 
ihn,  weiter  etwas  für  die  Stadt  zu  thun,  welche  ihm  ungemein 
zugethan  war  und  seinen  Tod  sehr  beklagte. 

Auch  unter  seinem  Nachfolger  Ludwig  XIII.  genoss  Metz 
mehrere  Jahre  iiindurch  Ruhe  und  auch  die  Protestanten  übten 
ihren  Kultus  ungehindert  aus  und  erhielten  sogar  eine  Anzahl 
Aemter.  Nur  verbot  ihnen  ein  P^dikt  des  Königs  Versammlungen 
zu  halten,  ohne  seine  besondere  Erlaubniss.  Die  Metzer  redigirten 
um  diese  Zeit  auch  ihr  Gesetzbuch  fCoutumesJ.  Aber  bald  darauf 
brachte  der  Herzog  von  Epernon  die  Stadt  wieder  in  Aufregung. 
Beim  Könige  in  Ungnade  gefallen  und  auf  sein  Gouvernement  Metz 
zurückkehrend  behandelte  er  die  Einwohner  sehr  übel  und  heftig, 
so  dass  der  König  einen  Kequetenmeister  senden  musste,  um  seinen 
Ausschreitungen  Einhalt  zu  thun.  Epernon  setzte  sich  sodann  mit 
der  nach  Blois  verwiesenen  Königin  in  Verbindung,  welcher  er 
zur  Befreiung  verhalf.  Aber  die  Metzer  traten  seinem  Stellvertreter 
entgegen,  welcher  ihm  treue  Truppen  in  die  Stadt  zog,  und  da 
die  Metzer  entschieden  zum  Könige  hielten,  so  Hess  Valette  sogar 
die  Truppen  aus  der  Citadelle  in  die  Sttidt  einrücken  und  Kanonen 
auffahren.  Aber  da  inzwischen  der  König  den  Herzog  von  Nevers 
mit  Truppen  nach  Metz  sandte,  so  musste  Valette  nachgeben  und 
den  entwaffneten  Bürgern  die  Waffen  wieder  ausliefern.  Doch 
kehrte  die  Ruhe  erst  im  Juni  wieder  vollständig  zurück. 

Während  des  französischen  Bürger-  und  Religionskriegs  be- 
liielt  Metz  ziemlich  Ruhe  und  nur  der  Zug  des  Grafen  von  Mans- 
feld  bis  nach  Corny  und  Jouy  drückte  das  Land  und  schien  selbst 
Metz  bedrohen  zu  wollen ;  aber  er  zog  bald  darauf  wieder  ab. 
Im  Jahr  lt)2'2.  nahm  Valette  den  Protestanten  einige  Aemler  und 
entwaffnete  sie  und  fortwährend  sah  man  durch  das  Land  fran- 
zösische und  deutsche  Truppen  ziehen  und  auch  die  Armee  ver- 
stärkt, was  die  Kosten  der  Stadt  vermehrte  und  neue  Ausschrei- 
tungen veranlasste.  Dazu  kam  die  Pest,  welche  1()'2.'} — '25  wüthete 
und  *{00()  Metzer  hinraffte  und  sogar  K)'29  wieder  kam,  jedoch  nur 
120  Personen  in  drei  Monaten  den  Tod  brachte;  man  hatte  wäh- 
rend dieser  Zeit  auf  der  Insel  Chanibit^e  ein  besonderes  Spital  er- 
richtet und  die  Tliore  abgesperrt.  Dazu  kamen  noch  zwei  Jahre 
.Missernte  und  in  Folge  dessen  eine  grosse  Theuerimg. 

Zur  Zeit  des  dreissigjührigrn  Kriegs  snh  Lothringen  die  heidcr- 
seitigeii  Heere  mehrmals  da«  Land  durelizichen,  aber  Metz  selbst 
wurde  nicht  bedroht.  Im  Jahre  HÜVl  kam  sogar  dir  König  nach 
Metz,  um  dem  an  den  Hhein  verlegten  Kricgsscluuiplnl/.  inSher  zu 


1.    Stadtkreis  Metz,  233 

sein  und  er  verblieb  daselbst  vom  Deeember  1630  bis  zum  9.  Fe- 
bruar des  nächsten  Jahrs  und  M'urde  ebenso  feierlieh  empfangen, 
wie  sein  Vater.  Im  Jahre  1633  errichtete  er  sodann  zu  Metz  ein 
Parlament  für  die  Provinz  der  drei  Bisthümer,  was  übrigens  die 
3Ietzer  nicht  gern  sahen,  weil  damit  der  Rest  ihrer  alten  Frei- 
heiten fiel,  die  doch  auch  dieser  König  zu  gewährleisten  verspro- 
chen hatte.  Der  König  bestand  aber  auf  der  lange  vorbereiteten 
Einrichtung,  weil  sie  Metz  ganz  den  übrigen  Städten  Frankreichs 
gleichstellte  und  um  zugleich  Deutschland  zu  zeigen,  dass  er 
nicht  mehr  auf  die  Stadt  verzichten  werde.  Die  zahlreichen  Vor- 
stellungen der  Metzer  gegen  die  Errichtung  des  Parlaments,  die 
übrigens  auch  noch  auf  der  Furcht  beruhten,  dass  sie  nun  auch 
noch  die  vielen  neuen  Beamten  würden  bezahlen  müssen,  hatten 
keinen  Erfolg  und  so  hörte  am  15.  Januar  1633  auch  die  Rechts- 
pflege des  Magistrats  auf.  Von  allen  grossen  Erinnerungen  an 
die  alte  Zeit  verblieb  nur  noch  der  Namen  des  Maitre-echevin, 
was  aber  auch  nur  ein  Namen  war,  da  dies  Amt  einen  ganz  an- 
deren Charakter  erhalten  hatte.  Im  Jahre  1634  wurde  dann  auch 
die  Gerichtsbarkeit  der  Dreizehner  aufgehoben  und  als  erste  Instanz 
das  Amt  oder  die  Baillage  errichtet.  Die  städtische  Verwaltung 
besorgte  ein  Maire  mit  zehn  dch^vins,  wozu  die  Pfarrgemeinden 
eine  Anzahl  Personen  dem  Gouverneur  zur  Auswahl  vorzuschlagen 
hatten.  Was  die  Befürchtungen  der  Metzer  wegen  der  Erhöhung 
der  Abgaben  durch  das  Parlament  betrifft,  so  haben  sie  auch  nicht 
Unrecht  gehabt;  schon  im  September  wurde  dafür  eine  neue  Ab- 
gabe auf  das  Salz  gelegt,  deren  Erhebung  Anfangs  den  Metzern 
auch  noch  beschwerlich  fiel.  Die  Thätigkeit  des  Parlaments  er- 
regte übrigens  schon  im  Anfange  viele  Bedenken,  denn  es  erliess 
einige  strenge  Verurtheilungen  zu  den  schwersten  Strafen,  deren 
Gerechtigkeit  sehr  zu  bezweifeln  war.  Es  wurden  nämlich  mehrere 
Leute,  die  angeklagt  wurden,  die  Absicht  gehabt  zu  haben,  den 
Kardinal  Richelieu  zu  ermorden,  zum  Tode  verurtheilt,  obsehon 
blos  die  Tortur  die  gewünschten  Geständnisse  herbeigeführt  hatte. 
Das  Jahr  1634  führte  mehrmals  die  kriegführenden  Armeen 
in  das  Land  und  die  Schweden  kamen  sogar  im  Deeember  nach 
Chatel-Saint-Germaiu  und  Gorze,  wodurch  das  Land  hart  mitge- 
nommen wurde  und  sich  viele  Leute  in  die  Wälder  und  benach- 
barten Länder  flüchten  mussten.  Es  war  Alles  verheert  und  öde, 
ganze  Dörfer  verlassen,  kein  Pferd  mehr  zu  finden  und  die  Stadt 
Metz  sah  sich  genölhigt,  die  vielen  Armen  und  Kranken  zu  er- 
iialten,  die  in  sie  flüchteten.     Dazu  kam  noch  eine  Zwistigkeit 


234  II.   Topographie. 

zwischen  dem  Parlament  und  dem  Gouverneur,  welcher  das  Parla- 
ment überhaupt  nicht  gerne  sah.  Der  Letztere  veranlasste  sodann 
den  König  am  10.  Mai  1636  die  Verlegung  des  Parlaments  nach 
Toul  zu  befehlen,  was  als  Strafakt  galt.  Nach  anfänglichem 
Weigern  ging  es  endlich  im  April  1637  nach  Toul.  Während 
nun  in  Metz  so  ziemlich  jeder  Religionskultus  noch  viele  Freiheit 
hatte,  sah  die  Stadt  die  Truppen  des  Marquis  von  Feuqui^res  zur 
Belagerung  von  Diedeuhofen  ziehen  und  nach  deren  schweren 
Niederlagen  den  Ueberrest  und  die  Verwundeten  sich  in  ihre 
Mauern  retten.  '  Nachher  zog  sich  der  Krieg  jedoch  \neder  aus 
dem  Lande. 

Als  nun  Metz  suchte  seine  Wunden  wieder  zu  heilen,  wollte 
der  König  1641  wieder  eine  neue  Auflage  auf  den  Wein  legen, 
wogegen  die  Metzer  energisch  protestirten ,  aber  der  König  nahm 
das  Edikt  erst  wieder  zurück,  als  die  Bauern  die  Commissäre, 
welche  die  Steuer  einrichten  sollten,  bei  der  Durchreise  durch 
Jouy  mit  Steinen  und  Gewehrschüssen  empfingen  und  sie  ver- 
jagten. Die  Regierung  des  Königs  selbst  nahte  jedoch  ihrem  Ende; 
nachdem  der  Kardinal  im  December  1642  gestorben  war  und  den 
Kardinal  Ma zarin  zum  Nachfolger  hatte,  starb  auch  Ludwig  XIIL 
am  14.  Mai  1643  und  es  folgte  auf  ihn  Ludwig  XIV.,  der  so  viel 
Unheil  über  Frankreich  brachte.  Die  Metzer  waren  so  kindisch, 
von  ihm  ihre  Freiheiten  und  Rechte  bestätigen  zu  lassen,  von 
welchen  doch  nichts  mehr  bestand.  Unter  dem  neuen  Könige  ver- 
mehrte sich  der  Druck  durch  Abgaben  und  Lasten  noch  stärker 
und  als  die  Metzer  sich  weigerten,  den  Anforderungen  des  Inten- 
danten zu  genügen,  erklärte  ihnen  der  Gouverneur  von  Lothringen, 
er  würde  sie  durch  das  Militär  dazu  zwingen.  Darüber  drohte 
ein  Aufruhr  auszubrechen  und  das  Volk  Hess  auch  seinen  Groll 
an  einem  verhafteten  und  verdächtigen  Fremden  ans,  den  Herr 
von  Serignan,  ein  Oberbeamter,  wieder  freigelassen  hatte.  Das 
Elend  dauerte  überhaupt  bis  zum  westphälischen  Frieden,  1648, 
welcher  die  endgültige  Abtretung  von  Metz  an  Frankreich  brachte. 

Auf  den  Frieden  folgte  der  Bürgerkrieg  der  Fronde  und  der 
Krieg  in  den  Niederlanden,  aber  sie  berührten  Metz  nur  von  ferne. 
Als  der  letztere  sich  bis  nach  M(uitmc(ly  zog,  das  1(557  genonunen 
wurde,  kam  der  König  selbst  am  18.  September  nach  Metz  mit 
der  Kr»nigin,  «einer  Mutter,  dem  Her/oge  von  Anjou  und  dem 
Mininlcr  Mazarin  nebst  grossem  Gefolge  und  wurde  am  Thore  des 
l'ont-d('H-M(irtH  feierlich  empfangen,  l^'r  sah  hier  verschiedene  (irosaen 
und   (»enrindte   und   reiste   erst  am   '11.   October  wieder  ab.     Das 


1.   Stadtkreis  Metz.  235 

Parlament,  welches  seine  Zurückkehr  von  Toul  dringend  erbat, 
durfte  auch  am  1.  December  des  nächsten  Jahrs  sich  wieder  in 
Metz  niederlassen,  nachdem  es  mehr  als  zwanzig  Jahre  lang  in  der 
Verbannung  gewesen  war.  Neue  Streitigkeiten  desselben  mit  der 
Militärbehörde  Hessen  übrigens  auch  jetzt  nur  zwei  Jahre  auf  sich 
warten,  und  begannen  wegen  einer  einfachen  Etiquettefrage.  Das 
Interesse  daran  verschwand  aber  unter  den  Unordnungen,  welche 
das  Militär  erregte.  Endlich  brachte  der  19.  Februar  1660  auch 
den  Pjrenäischen  Frieden,  der  in  Metz  zu  verschiedenen  Festlich- 
keiten Veranlassung  gab.  Die  gerechten  Ansprüche  der  Metzer  auf 
Entschädigung  für  so  vielen  Schaden  blieben  aber  unberücksichtigt. 
Ja  unter  dem  neuen  Minister  Colbert  wurde  Metz  sogar  noch  mehr 
belastet,  indem  die  Stadt  für  eine  jährliche  Abgabe  von  27,000  Livres 
abgeschätzt  wurde,  wogegen  sie  sich  vergebens  sträubte.  Die  Aus- 
dehnung des  Parlaments  von  Metz  auch  auf  das  Elsass  und  bis 
nach  Sedan  konnte  dafür  keine  Entschädigung  gewähren. 

Hald  begann  die  Verfolgung  der  Protestanten  aufs  Neue.  Auf 
Anregung  eines  Jesuiten  wurde  am  Ende  des  Jahrs  1662  befohlen, 
dass  die  Protestanten  nur  vier  Geistliche  haben  und  ihre  Leichen- 
begängnisse nur  gegen  Sonnenuntergang  und  von  nicht  mehr  als 
25 — 30  Personen  gefolgt  abhalten  dürften.  Im  nächsten  Jahre 
wurde  sogar  die  protestantische  Kirche  auf  der  Insel  Chambi^re 
abgerissen  und'  durfte  bloss  im  Retranchement  Guise  wieder  auf- 
gebaut werden,  wozu  ihr  berühmter  Pfarrer  Paul  Ferry  am  11.  Juli 
1663  den  Grundstein  legte. 

Im  Jahre  1667  begann  der  König  den  Krieg  zur  Erwerbung 
von  Flandern  und  eine  starke  Armee  wurde  nach  dem  Osten  ge- 
schickt, um  den  nach  den  Niederlanden  bestimmten  deutschen 
Truppen  entgegen  zu  treten.  Metz  kam  darüber  in  arge  Bewe- 
gung, griff  zu  den  Waffen  und  besefzte  die  Thore  und  aus  Furcht 
vor  einem  Ueberfalle  flüchteten  aus  der  Umgegend  die  Bewohner 
nach  Metz.  Dieselben  Truppenanhäufungen  veranlasste  im  näch- 
sten Jahre  der  Krieg  in  der  Franche-Comte  und  1670  jener  in 
Lothringen,  aus  welchem  die  Gefangenen  und  Trophäen  nach  Metz 
geschickt  wurden.  Dieser  letzte  Krieg  mit  der  Niederlage  von 
Lothringen  belebte  übrigens  den  Handel  von  Metz  mit  diesem  Lande 
wieder.  Aber  in  der  weiten  Umgegend  setzten  sich  die  Folgen 
der  vielen  Kriege  fort  und  herrschte  grosse  Armuth.  Im  nächsten 
Jahre  kam  die  Prinzessin  Charlotte  Elisabeth  von  der  Pfalz  auf 
der  Reise  zu  ihrer  Verheirathung  mit  dem  Herzoge  von  Orleans 
durch  Metz   und  in   der  Kathedrale  trat  sie   zur  katholischen  Re- 


236  II-    Topographie. 

ligion  über.  Im  Jahre  1672  veranlasste  der  Krieg  gegen  Holland 
die  Bildung  eines  Lagers  bei  Sierck,  dessen  Fieberkranke  in  Metz 
verpflegt  wurden  und  daselbst  diese  Krankheit  verbreiteten,  und 
im  Juli  1673  kam  auch  der  König  nach  Metz  und  bedankte  sich 
bei  den  Bewohnern,  weil  sie  ihn  so  feierlich  empfingen,  damit, 
dass  er  die  Auflage  auf  Getreide  von  6  auf  4  Sous  herabsetzte. 

Das  Jahr  1674  führte  zum  Kriege  mit  Deutschland  und  den- 
selben in  grössere  Nähe.  Es  wurden  daher  bedeutende  Arbeiten 
an  den  Festungswerken  von  Metz  unternomnien,  woran  täglich 
an  tausend  Bauern  arbeiten  mussten  und  wenn  auch  die  Metzer 
den  Sieg  bei  Sinsheim  feierten,  so  fielen  doch  die  Luxemburger 
bis  Avancy  ins  Land  und  verheerten  viele  Orte.  Täglich  er- 
folgten Truppendurchzüge  und  neue  Auflagen  auf  Tabak  und 
Zinn  wurden  ausgeschrieben.  Auf  die  Freude  über  den  Sieg  folgte 
aber  alsbald  die  Trauer  über  die  üebergabe  von  Trier  und  die 
Flucht  der  französischen  Armee,  die  sich  erst  in  Metz  wieder  ge- 
sammelt hatte.  Wegen  dieser  Üebergabe  erfolgte  eine  harte  Be- 
strafung der  Soldaten  und  OfTiciere  und  die  Stadt  musste  nachher 
auch  die  elend  und  verwundet  ankommenden  Soldaten  verpflegen. 
Die  Kaiserlichen  zogen  von  Trier  nicht  gegen  Metz,  dagegen 
wälzte  sich  der  Krieg  gegen  das  Elsass  bis  der  Winter  ihm  Still- 
stand gebot.  Im  nächsten  April  gedachte  der  Herzog  von  Loth- 
ringen zwar  gegen  Metz  vorzurücken,  aber  er  wandte  sich  nach 
der  Saar  und  nahm  das  Schloss  Ancerville  im  Metzer  Gebiet.  Im 
Juni  besetzte  er  Nomeny,  zog  aber  beim  Herannahen  des  Mar- 
schalls Cr^qui  über  die  Seille,  worauf  der  Marschall  bis  St.  Julien 
und  Woippy  vorrückte  und  dann  den  Herzog  von  Lothringen  ver- 
anlasste nach  dem  Elsasse  zurückzugehen.  Auch  im  nächsten 
Jahre  währte  noch  der  Krieg  fort  und  der  König  kam  im  Februar 
nach  Metz;  der  Krieg  wurde  aber  endlich  am  5.  Februar  1()7!> 
durch  den  Frieden  von  Nimwegen  beschlossen.  Die  Metzer,  welchen 
im  Jahre  zuvor  ein  Mitbürger  de  Givry  zum  Lieulenanl  gegeben 
worden  war,  feierten  den  Frieden  sehr  festlich  und  als  sie  dem 
Kr»Dige  ihre  Beschwerden  und  die  Bitte  um  Hülfe  vortrugen,  ge- 
währte er  ihnen  nur  die  ärmliche  Summe  von  IKMIO  Livrcs,  die  sie 
unter  die  Armen  vertlicilen  licsstüi,  deren  es  bei  ihnen  nur  in  zu 
zahlreicher  Menge  gab.  Während  aber  daa  Land  schwer  seufzte 
und  verarmte,  entfiillcte  der  KJWiig  selbst  die  üppigste  Verachwon- 
(lung  an  seinem  Hofe  und  sog  dadurch  seine  l'nlertlianen  nur  noch 
mehr  aus.  Sein  Ehrgeiz  Hess  ihn  auch  bald  den  Ruth  eines  Mit- 
gliedes de«  Metzer  rarinmcnts  Namens  Havnulx  iiufgreifcii.  Alles, 


1.   Stadtkreis  Metz.  237 

was  einst  zu  den  Bisthümern  gehört  hatte,  für  Frankreich  zurück 
zu  fordern  und  so  setzte  er  am  23.  Oetober  in  Metz  die  soge- 
nannte Reunionskammer  ein,  welche  die  lächerlichsten  Anforde- 
rungen erhob  und  Veranlassung  wurde,  dass  der  König  Ende  1679 
eine  grosse  Anzahl  Truppen  zu  Metz  zusammenzog,  welche  die 
französischen  Ansprüche  gewaltsam  durchsetzen  sollten.  Um  diese 
Zeit  wurde  auch  Strassburg  durch  Verrath  unterworfen  und  der 
König,  welcher  im  Oetober  dahingegangen  war,  besuchte  am  2.  No- 
vember 1681  auch  Metz  wieder. 

Während  nun  nach  aussen  PVieden  herrschte,  nahm  Lud- 
wig XIV.  die  Religionsverfolgung  wieder  auf.  Schon  1679  war  den 
protestantischen  Grundherren  der  Diözese  Metz  verboten  worden, 
Leute  ihres  Glaubens  als  Maire,  Procurator  und  Syndikus  anzu- 
stellen^ 1680  verbot  er  allen  anderen  ausser  Katholiken  irgend  eine 
Entbindung  vorzunehmen,  im  nächsten  Jahre  wurde  den  pro- 
testantischen Kindern  schon  vom  siebenten  Jahre  an  erlaubt  katho- 
lisch zu  werden  und  doch  den  Unterhalt  durch  ihre  Eltern  anzu- 
sprechen; man  entriss  den  Protestanten  ihre  Kinder  und  wollte 
ihnen  selbst  ihre  Todten  enfreissen  und  es  wurde  sogar  den  könig- 
lichen Richtern  und  den  Geistlichen  gestattet,  in  die  Häuser 
kranker  Protestanten  zu  gehen  und  sie  zu  befragen,  in  M^elcher 
Religion  sie  sterben  wollten.  Das  Parlament  widersetzte  sich 
zwar  dieser  Massregel,  aber  es  half  nicht  viel  und  man  nahm  den 
Protestanten  sogar  das  Recht  das  Amt  eines  Echevin  zu  begleiten. 
In  Folge  dessen  verliessen  daher  die  Protestanten  in  Menge  das 
Land  und  Metz  selbst  verlor  sehr  viele  Einwohner,  ungeachtet  man 
ihnen  verbot,  das  Land  zu  verlassen.  Endlich  erfolgte  am  22.  Oeto- 
ber 1685  die  Aufliebung  des  Edikts  von  Nantes,  aber  die  römische 
Geistlichkeit  hatte  so  viel  Eile  damit,  dass  sie  in  Metz  sogar  schon 
am  20.  Oetober,  also  zwei  Tage  vor  ihrem  Datum,  verkündigt 
wurde.  Es  folgten  nun  die  Zerstörung  der  Kirchen  und  die  Dra- 
gonaden,  welche  die  Protestanten  mit  Plünderung,  Qualen  und 
Mord  heimsuchten,  um  ihre  Bekehrung  zu  erzwingen  und  zu  be- 
schleunigen und  die  Güter  der  Protestanten  wurden  confiscirt. 
Schon  am  Tage  der  Verkündigung  des  Erlasses  wurde  die  Kirche 
in  Metz  zerstört,  und  die  vier  Geistlichen  verliessen  mit  ihren  Fa- 
milien die  Stadt.  Aber  ihnen  folgte  die  Hälfte  der  ganzen  Ein- 
wohnerschaft, die  besten  und  reichsten  Familien,  allein  über  3500 
gingen  nach  Berlin,  andere  nach  anderen  Theilen  Deutschlands 
und  dadurch  sank  für  immer,  die  letzte  Blüthe  von  Metz,  das  sich 
von   diesem   Schlage   nicht  mehr   erholen   konnte.     Von   den  Pro- 


238  ^^"   Topographie. 

testanten  blieben  nur  etwa  1700  in  der  Stadt  und  Umgegend,  aber 
auch  diese  mussten  sieh  im  Verborgenen  halten,  denn  die  Ver- 
folguugssucht  ging  so  weit,  dass  ein  achtzigjähriger  Greis,  der  zu 
dieser  Zeit  katholisch  wurde  und  im  nächsten  Jahre  in  seiner 
letzten  Krankheit  in  dem  protestantischen  Glauben  sterben  wollte, 
nach  seinem  Tode  auf  Befehl  des  Parlaments  dem  Scharfrichter 
übergeben  und  von  diesem  auf  einer  Ochsenhaut  durch  die  Strassen 
der  Stadt  geschleift  wurde. 

Die  nachfolgende  Zeit  war  für  die  Stadt  eine  sehr  traurige,  denn 
die  Regierung  von  Ludwig  XIV.  ftihrte  fast  unablässig  Krieg  und 
die  Staatskasse  war  immer  leer,  wesshalb  alle  möglichen  Auswege 
ergriffen  wurden,  um  sie  wieder  zu  füllen.  Es  wurde  daher  auch 
die  Käuflichkeit  gewisser  Aemter  eingeführt  und  zwar  zuerst  bei 
den  SJairien  der  grösseren  Städte.  Am  20.  December  1692  wurde 
Peter  Derissant  als  solcher  in  Metz  gegen  Bezahlung  von  100,(XX) 
Livres  eingesetzt  und  es  verstand  sich  von  selbst,  dass  ein  solcher 
Amtsinhaber  diese  Summe  mit  reichlichen  Zinsen  aus  dem  Amte 
wieder  herauszuschlagen  suchte.  Während  der  nächsten  Kriege 
war  Metz  immer  stark  durch  Militär  besetzt  und  machte  dieses  be- 
deutende Requisitionen.  Der  französische  Mordbrennerkrieg  bis 
1697  lastete  desshalb  auch  auf  Metz  schwer,  denn  die  Armeen 
machten  grossen  Aufwand.  Der  Frieden  von  R^swick  hob  die 
Beschlüsse  der  Metzer  Reunionskammern  wieder  auf,  aber  schon 
im  Jahre  1701  verlangte  der  drohende  Krieg  wegen  der  spanischen 
Nachfolge  wieder  neue  Opfer,  denn  e«  wurde  stark  gerüstet  und 
in  Metz  viel  Getreide  aufgehäuft.  Während  in  Deutschland  ge- 
kämpft wurde,  war  aber  das  Militär  in  Metz  ziemlich  undisciplinirt 
geworden  und  es  kostete  Mühe,  es  wieder  streng  in  Ordnung  zu 
halten.  Als  nun  für  die  Franzosen  die  Schlacht  bei  llochstädt  ver- 
loren gegangen  war,  befürchtete  man  sogar  einen  Einfall  im  Elsass 
und  es  erschien  selbst  Metz  bedroht.  Aber  die  Gefahr  ging  vor- 
über, wie  auch  1707  und  es  kam  nach  längeren  Verhandlungen 
endlich  1712  der  Frieden  von  Utrecht  zu  Stande.  Drei  Jahre 
darauf  starb  Ludwig  XIV.  und  das  ganze  Land  athmete  auf,  als 
es  endlich  von  diesem  Manne  befreit  war,  der  Frankreich  in  jeder 
Hinsicht  dem  Ruin  entgegengeführt  hatte. 

Es  hätte  nun  eines  tüchtigen  Regenten  bedurft,  um  dem  Laude 
wieder  aufzuhelfen  und  den  .Iiimincr  der  langen  Regierungszeit 
Ludwigs  XIV.  vergessen  zu  umchen;  itl»er  Ludwig  XV.  war  der 
Mann  nicht  dazu.  Er  hob  jedoch  die  Stuatsümter  des  Maire  und 
der   Fkihevins   auf  und  gab  der   Stadt  das   Recht  des  Vorschlags 


1.    Stadtkreis  Metz.  239 

dafür;  als  aber  Louis  Lan§on  zum  Echevin  gewählt  wurde  und 
die  Stadt  die  beireffende  Kaufsumme  nicht  bezahlen  konnte,  so 
musste  er  nach  sechs  Monaten  sein  Amt  wieder  niederlegen.  Als 
die  abwechselnden  Maires  1703  starben,  wollte  Niemand  auf  ihr 
Amt  Anspruch  machen  und  so  fiel  es  an  die  Stadt  zurück  und 
-wurde  an  Franz  Lefevre  gegeben.  Aber  der  König  zwang  bald 
aufs  Neue,  das  Amt  durch  Kauf  zu  erwerben  und  so  war  auch 
das  Versprechen  von  1717  wieder  zu  nichts  geworden.  Für  Metz 
war  es  in  dieser  Zeit  gut,  dass  daselbst  ein  Bischof,  Heinrich 
Carl  Herzog  von  Coislin,  sass,  der  reich  war  und  seine  Einkünfte 
zu  wohlthätigen  Zwecken  in  der  Stadt  verwendete.  Er  hat  manche 
gute  Einrichtung  gegründet,  Verbesserungen  und  Verschönerungen 
veranlasst  und  1726 — 28  auch  die  nach  ihm  benannte  Kaserne  an 
der  Seille  erbaut,  damit  dadurch  die  Stadt  weniger  mit  Einquartie- 
rung belastet  werde.  Auch  der  Gouverneur  Marschall  von  Belleisle 
wirkte  in  gleicher  Richtung  und  hat  wenigstens  für  Metz  sich 
manche  Verdienste  verschafft,  obschon  er  oft  zu  gewaltsam  mit 
seinen  Verschönerungen  verfuhr,  manches  Bauwerk  durch  styl- 
Avidrige  Restaurationen  und  Anbauten  verunstalten  »-Hess  und  der 
Stadt  1731 — 55  nicht  weniger  als"  1,783,089  Livres  Kosten  verur- 
sachte, so  dass  dieselbe  dadurch  in  sehr  traurige  Lage  kam  und 
nicht  wusste,  wie  sie  diese  Summen  decken  sollte,  zumal  viele 
Privilegirte  zu  den  Abgaben  beizutragen  sich  weigerten  und  dess- 
halb  ein  Process  von  1718  bis  1752  dauerte.  Eine  Abwechslung  in 
der  Stille  brachte  1725  die  Durchreise  der  Tochter  des  Königs 
Stanislaus  Leczinski  von  Polen,  welche  den  König  Ludwig  XV. 
lieirathete.  Sie  wurde  ungemein  feierlich,  in  fast  orientalischer 
Weise  empfangen  und  bewirthet  und  verweilte  zwei  Tage  in  Metz. 
Ebenso  übertrieben  beging  man  1729  das  Fest  der  Geburt  eines 
Thronerben.  Der  Krieg  wegen  Polen  in  den  Jahren  1734—35  be- 
rührte Metz  blos  durch  Truppenansammlungen  und  Durchzüge, 
aber  bedrohlicher  schien  der  Krieg  wegen  der  österreichischen  Erb- 
folge zu  werden ,  zumal  auch  zwei  Missjahre  eine  erhebliche  Theue- 
rung  gebracht  hatten.  König  Stanislaus  hatte  Nancy  am  10.  Juli 
1744  vor  dem  Feinde  verlassen  und  verweilte  22  Tage  in  Metz, 
Ludwig  XV.  selbst  kam  aber  am  4.  August  und  wurde  glänzend 
empfangen.  Aber  er  konnte  sich  nicht  an  die  Spitze  seines  Heers 
stellen,  denn  er  erkrankte  plötzlich  am  8.  August  in  Folge  von 
übermässigem  Gebrauche  starker  Liqueure  und  vieler  Ausschwei- 
fungen, so  dass  er  das  Faulfieber  bekam  und  Alles  um  sein  Leben 
besorgt  wurde.     Von  allen  Seiten  gerieth   man  darüber  in  Bestür- 


240  ^^'   Topographie. 

zung,  es  wurden  zu  seiner  Rettung  Messen  gelesen,  Gebete  ge- 
halten und  die  Geistlichen  kamen  nicht  aus  der  Kirche.  Da  er 
seine  Maitresse  bei  sich  hatte  und  dem  Tode  nahe  schien,  da 
schritt  endlich  der  Herzog  von  Chartres  ein,  um  diesem  Scandal 
ein  Ende  zu  machen,  verlangte  die  Entlassung  der  Maitresse,  in- 
dem er  dem  König  seine  wahre  Lage  mittheilte,  erhielt  dieselbe 
und  Hess  auch  die  Königin  kommen,  die  am  17.  eintraf,  aber 
nachdem  schon  zwei  Tage  zuvor  eine  Wendung  zum  Bessern  in 
der  Krankheit  eingetreten  war.  Die  Wiedergenesung  des  Königs, 
dem  man  den  Beinamen  der  Vielgeliebte  gab,  wurde  mit  ebenso 
grosser  orientalischer  Ueberspanntheit  gefeiert  und  der  König  reiste 
am  29.  September  zur  Armee,  nachdem  er  in  höchst  schmutziger 
Weise  die  Umgebung  für  ihren  Eifer  belohnt  hatte.  Von  da  au 
kehrte  der  Frieden  bald  wieder  zurück,  aber  1753  trat  eine  arge 
Missernte  ein  und  die  drei  Stände  mussten  ein  Anlehen  von  300,000 
Livres  machen,  um  Getreide  im  Auslande  anzukaufen.  Der  Bischof 
St.  Simon  gab  auch  30,000  Livres  dazu,  aber  sonst  rief  er  in  Metz 
vielen  Aerger  hervor,  denn  er  war  streit-  und  proeesssüchtig  und 
die  Händel  endigten  erst  1760  mit  seinem  Tode.  Auch  der  sieben- 
jährige Krieg  ging  an  Metz  ohne  weitere  Ereignisse  vorüber,  aber 
die  Wirlhschaft  in  Frankreich  in  Folge  des  ausschweifenden,  lieder- 
lichen Lebens  des  Königs,  die  langandauernde  Hurenwirthschaft  am 
Hofe  und  die  von  den  Steuerpächtern  künstlich  erhaltene  Theue- 
rung  stürzten  Frankreich  in  tiefes  Elend.  In  den  Jahren  1770  und 
1771  verbot  das  Parlament  die  Getreideausfuhr  und  es  mussten 
grosse  Magazine  angelegt  werden,  aus  welchen  an  die  Stadt  und 
die  Dr)rfor  1,200,(XX)  Plund  Brod  abgegeben  wurden,  um  sie  an 
die  Bedürftigen  zu  vertheiien.  Dazu  kam,  dass  die  Regierung  mit 
den  Parlamenten  in  Zwist  kam  und  gegen  diese  einschritt.  So 
wurde  auch  am  2L  October  1771  das  Parlament  von  Metz  aufge- 
löst und  zwar  gerade  zu  einer  Zeit,  wo  man  seine  traurigen  An- 
fänge vergass  und  es  die  Achtung  des  Volks  zu  gewinnen  begann. 
Endlich  starb  denn  auch  Ludwig  XV.  am  10.  Mai  1774,  vom  ganzen 
Lande  venvünscht  und  in  seinem  Tode  noch  verhöhnt  und  entehrt. 
Mit  vieler  Hollnung  begrüssten  die  Metzer  den  neuen  Kimig 
Ludwig  XVL  und  den  Bemühungen  der  Metzer  Abgesandten 
Röderer  und  Emmery  unter  Mithülfe  des  neuen  Gouverneurs  Broglie 
gclanß  es  endlich  im  S('j)temlier  1775  die  Wiedorherstcllung  des 
Fnriument«  von  ihm  zu  erwirlu'ii,  was  auch  wieder  in  übertrie- 
bener Weise  durch  Festliciikeiten  gefeiert  wurde.  Die  Stadt, 
welche  doch  des  Geldes  nicht  zu  viel  halte,   gab  hundert  Greisen 


1.    Stadtkreis  Metz.  241 

auf  dem  Platze  St.  Jacques  (jetzigem  Platze  Austerlitz)  ein  Essen 
mit  Huhn,  Reis,  Brod  und  Wein  und  Abends  fand  Illumination 
und  Feuerwerk  statt.  Aber  schon  damals  regten  sich  die  Ideen 
der  Neuzeit,  welche  im  Parlamente  nur  die  Wiederherstellung  des 
alten  Privilegienwesens  erkannten  und  auf  dessen  Abschaffung  hin- 
wirkten. Der  Traum  von  allgemeiner  Freiheit  und  Gleichheit  ver- 
breitete sich  immer  mehr  und  selbst  die  sonst  sehr  unschuldigen 
Affiches  des  Eveche's  et  de  Lorraine,  die  gar  kein  politisches  Blatt 
waren,  brachten  Einsendungen  und  Mittheilungen  in  demselben 
Sinne.  Dies  war  im  Jahr  1779.  Die  Regierung  unterdrückte  nach 
mehrmaligen  Einsendungen  dieser  Art  das  Blatt,  aber  es  erschien 
doch  bald  wieder  und  verfolgte  nur  mit  etwas  grösserer  Zurück- 
haltung dieselben  Ideen,  welche  immer  mehr  Verbreitung  erhielten, 
je  trauriger  die  Lage  durch  die  ungeheuren  Schulden  des  Staats 
wurde  und  man  keinen  Ausweg  mehr  kannte.  Die  Einberufung 
der  Notabein  im  Jahre  1787  wurde  in  Metz  mit  Begeisterung  ver- 
nommen, obschon  deren  Zusammensetzung  noch  nach  den  alten 
Klassen  bestimmt  war  und  namentlich  der  Clerus  und  Adel  darin 
den  vorwiegenden  Einfluss  besass.  Während  dessen  war  auch  der 
Herzog  von  Orleans  nach  Metz  gekommen ,  wo  man  ihn  mit  vielen 
Sympathien  aufnahm  und  er  mit  seinen  Anhängern  Rücksprache 
nahm. 

Wie  vorauszusehen,  genügte  diese  Notablenversammlung  der 
Nation  nicht  und  der  König  war  genöthigt,  endlich  am  27.  December 
1788  die  Erlaubniss  zur  Einberufung  der  Nationalversammlung  zu 
geben,  was  in  ganz  Frankreich  mit  Freuden  aufgenommen  wurde. 
Die  Metzer  regten  sich  nun  auch ,  um  ihre  Wünsche  an  den  König 
zu  bringen  und  die  Versammlung  vom  17.  März  1789  im  Rath- 
hause  verlangte  1)  Befreiung  der  Stadt  von  der  Last,  die  oberen 
Officiere  zu  logiren;  2)  Vertheilung  des  Militäraufwands  der  Gränz- 
städte  auf  das  ganze  Land;  3)  Bekanntmachung  der  Stadtrech- 
nungen und  4)  Aufhebung  der  Freilehen  im  ganzen  Land.  Die 
städtischen  Beamten  verzichteten  zugleich  zum  Theil  auf  die  Ein- 
künfte, zum  Theil  auf  die  freie  Wohnung.  Für  die  Nationalver- 
sammlung wurden  sodann  vier  Vertreter  des  Adels,  vier  des  Clerus 
und  vier  nebst  vier  Ersatzmännern  des  dritten  Stands  gewählt, 
wozu  die  Stadt  im  December  1788  das  Recht  erhalten  hatte,  als 
alte  freie  Reichsstadt  noch  einen  besonderen  Vertreter  zu  senden. 
An  den  König  und  den  Minister  Necker  sandte  die  Stadt  einzelne 
Dankschreiben. 

Während  in  Paris  die  Bastille  erstürmt  wurde  und  es  unruhig 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  1() 


242  II.   Topographie. 

hei^ing,  verhielt  sieh  Metz  ziemlich  ruhig,  zumal  die  Linientruppen 
unter  Herrn  von  Bouille  hauptsächlich  aus  Schweizern  bestanden 
und  königlich  gesinnt  Avaren,  und  Bouille  bat  sogar  den  König, 
sich  nach  Metz  zurückzuziehen,  bis  wieder  Ordnung  herrsche. 
Nach  Aufliebung  der  Privilegien  der  Provinzen  und  Städte  erfolgte 
im  Februar  1790  die  Eintheilung  des  Landes  in  90  Departements, 
die  man  nach  Bergen  oder  Flüssen  benannte,  um  die  Erinnerung 
an  die  früheren  Verhältnisse  zu  verwischen,  sowie  in  Arrondisse- 
ments  und  Kantone,  und  in  Metz  wurde  der  Gemeinderath  geän- 
dert und  mit  20  Adeligen,  20  Geistlichen  und  40  Mitgliedern  des 
dritten  Standes  besetzt.  Es  wurde  hier  auch  eine  Nationalgarde 
errichtet,  wozu  übrigens  schon  früher  ein  Anfang  vorhanden  ge- 
wesen war ,  aber  es  entstanden  alsbald  Reibiuigen  zwischen  ihr 
und  der  Bürgerschaft  und  die  Verhältnisse  des  Landes  wie  das 
Gebahren  des  Pöbels  veranlassten  eine  erhebliche  Auswanderung 
der  Vornehmen.  Nach  vereinzelten  Soldatenemeuten  gab  es  auch 
in  Metz  eine  Revolte,  indem  das  Volk  und  selbst  Militär  sich 
gegen  den  verhassten  Intendanten  Depont  erhob,  dem  eine  Frau 
aus  dem  Volke,  bekannt  als  la  grande  Mayollc ,  schon  einen  Strick 
um  den  Hals  geschlungen  hatte,  als  das  Militär  ihn  befreite.  Die 
Metzer  Garnison  und  Nationalgarde  hielt  sich  dann  aber  tapfer, 
als  sie  nach  Nancy  zogen  und  die  dortigen  revolutionären  Regi- 
menter bezwangen. 

Nun  folgte  der  p]inzug  und  Verkauf  der  Güter  des  Clerus 
und  der  Emigranten,  wogegen  alle  Protestationen  nichts  halfen. 
Die  Klöster  und  Abteien  in  Metz  verloren  dadurch  ihren  Besitz 
und  bei  deren  Auihebung  ging  sogar  Vieles  von  ihren  Schätzen, 
Büchern  und  Manuscripten  verloren.  Als  man  1791  den  Priestern 
den  Eid  abverlangte,  wurden  viele  Eidesverweigerer  entlassen  und 
sogar  eingesperrt,  der  Metzer  Hischof  Monlmorency  begab  sich 
nach  Trier  und  später  nach  Altona  und  der  Pfarrer  Franyois  von 
Künigsmachern  wurde  zu  seinem  Nachfolger  ernannt.  Bei  der  Um- 
gestaltung der  Justizpflege  erhielt  Metz  ein  Civiltribunnl  luid  fünf 
Friedenegerichte ,  sowie  ein  Handelsgericht  und  auch  die  Stelle  des 
Maitre  6chevin,  weiche  Bürger  Maujeau  seit  1783  bekleidete,  ging 
ein.  Bald  darauf  verlor  die  Stjult  den  Connnandanten  Bouille  und 
seine  Regimenter,  nachdem  dieselben  die  Flucht  des  Kiuiigs  unter- 
stützt hatten;  ersterer  musste  tliehen,  letztere  wurden  verlegt  und 
um  eine  Wiederholung  des  Fluchtversuchs  zu  vereiteln,  drohten 
die  Metzer  sogar  die  (.'itadelle  zu  zerstitreii. 

Nach  Abfassung  der  Constitution   wurde  dieselbe   feierlich  in 


1.    Stadtkreis  Metz.  243 

Metz  proklamirt,  die  Neuwahlen  fielen  aber  schon  mehr  im  Sinne 
der  Radikalen  aus.  Die  drohende  Einmischung  der  deutschen 
Fürsten  veranlasste  die  Regierung  zu  kriegerischen  Vorbereitungen 
und  Kriegsminister  Narbonne  inspicirte  zu  Ende  1791  auch  Metz 
und  leitete  die  Bildung  von  zwei  Bataillonen  garde  nationale  se'den- 
laire  ein,  doch  kam  die  zweite  Legion  erst  1792  zu  Stande.  In 
diesem  Jahre  erregte  das  Unglück  der  Armee  in  den  Niederlanden 
das  Volk  und  auch  in  Metz  fiel  der  Abbe  Fiquelmont  als  Opfer 
der  Volkswuth  auf  offener  Strasse.  Doch  äusserte  der  Metzer 
Pöbel  sonst  seine  Leidenschaft  mehr  in  Festlichkeiten,  welche  aus 
der  geringsten  Veranlassung  alle  paar  Tage  stattfanden  und  denen 
auch  die  besseren  Bürger  beiwohnen  mussten  aus  Furcht,  sonst 
als  Tyrannenknechte  bezeichnet  zu  werden.  Ueberhaupt  wurde 
die  Leidenschaftlichkeit  noch  mehr  gesteigert  durch  den  Einmarsch 
der  Deutschen  in  die  Champagne  und  hatte  man  die  Festung  Metz 
dagegen  in  guten  Vertheidigungszustand  gebracht^  aber  es  Wieb  für 
sie  keine  Gefahr  und  die  Garnison  überfiel  sogar  mehrmals  die 
Etappen  der  Alliirten;  die  Befreiung  von  dieser  Gefahr  gab  dann 
natürlich  wieder  Gelegenheit  zu  neuen  Festen ;  aber  in  Frankreich 
erhob  sich  um  so  mehr  eine  blutige  Verfolgung  aller  Anhänger 
des  Königthums  und  die  Guillotine  kam  in  raschere  Thätigkeit. 
ßemerkenswerth  aus  dieser  Zeit  ist  das  Schreiben  des  Generalraths 
des  Moseldepartements  an  den  Convent,  worin  er  sich  hart  über 
die  Pariser  Septembermorde  aussprach;  auch  suchte  in  dieser  Zeit 
die  Gemeindebehörde  manches  für  die  Stadt  zu  Ihun  und  begann 
den  Bau  eines  Schlachthauses.  Nun  folgten  gegen  den  Winter 
verschiedene  vom  Convent  beschlossene  Aenderungen ,  nämlich  die 
Entfernung  aller  Erinnerungen  an  die  königliche  Herrschaft  und 
den  Adel,  in  Folge  dessen  man  den  Theaterplatz  place  de  l'egalite^ 
den  Rathhausplatz  place  de  la  loi,  den  Ludwigsplatz  place  de  la 
revolulion  nannte,  Strassen  umtaufte,  der  Kathedrale  den  Namen 
temple  de  la  raison  gab,  alle  alten  Wappen  an  den  Häusern  zer- 
schlug und  der  Bürger  Tortebas  auch  die  WappenbUcher  und 
Genealogien  des  Adels  öffentlich  verbrannte. 

Der  Sieg  der  Bergpartei  über  die  Girondisten  im  National- 
convente  brachte  auch  in  Metz  die  Aufstellung  der  Guillotine  auf 
dem  Theaterplatz  mit  sich  und  sie  hat  auch  hier  ihre  Dienste  ge- 
than,  wenn  auch  nicht  in  dem  ausgedehnten  Masse  wie  sonst,  wo- 
gegen allerdings  die  Gefängnisse  stets  gefüllt  waren.  Es  wurden 
nun  auch  die  Kirchen  geschändet,  ihres  Schmucks  beraubt  und 
der  Metzer  Pöbel  beeilte  sich ,  in  der  Abtei  St.  Arnould  die  Gräber 


244:  ^^-   Topographie. 

der  Karolinger  zu  erbrechen  und  die  Köpfe  und  Gebeine  von  der 
Esplanade  in  die  Mosel  zu  werfen,  sowie  die  schönsten  Denkmäler 
zu  zerstören.  Eine  wahre  Tollheit  des  Volks  offenbarte  sodann 
das  Fest  des  acte  conslilutionnel  am  12.  Juli  1793,  wo  nach  Ver- 
lesung der  Verfassung  eine  Verbrüderung  von  Linientruppen,  Na- 
tionalgarde und  Volk  stattfand,  die  Soldaten  die  Waffen  wegwarfen, 
mit  den  Bürgersleuten  in  den  Strassen  herumtanzten,  die  Kaval- 
leristen Quadrillen  ritten,  die  Artillerie  schoss  und  dazu  alle  Glocken 
läuteten.  Dazu  folgten  dann  noch  Gesänge  und  begeisterte  Reden 
voll  Unsinn.  Als  Marat  am  nächsten  Tage  ermordet  wurde,  stei- 
gerte dies  die  Wuth  noch  mehr,  man  stellte  überall  Marats  Büste 
auf  und  Pfarrer  Dupleit  niusste  ihn  in  der  Kirche  St,  Martin  als 
den  edelsten  der  Menschen  schildern.  Als  weitere  Folge  dieses 
Schwindels  verlangte  am  8,  August  Abbe  Gregoire,  selbst  Laureat, 
die  Aufhebung  der  Akademie  als  Verbreiterin  aristokratischer  Laster 
und  man  konnte  nicht  umhin,  ihm  zu  folgen. 

Der  Sturz  Robespierres  brachte  auch  in  Metz  seine  eifrigsten 
Anhänger  Lajeunesse,  Adam,  Delattre,  Huin  u.  A.  ins  Gefängniss 
und  entliess  daraus  viele  und  der  Pöbel  musste  sich  auch  fügen, 
weil  er  sah,  dass  seine  Zeit  vorüber  war.  Die  Jakobiner-Clubs 
wurden  geschlossen ,  die  Kirchen  wieder  dem  Kultus  zurückgegeben 
und  selbst  Bischof  Frangois  kehrte  aus  der  Haft  zurück.  Die 
Stadt  war  aber  inzwischen  durch  die  Pöbel-  und  Assignatenwirlh- 
schaft  und  die  Kriegssteuern  ziemlich  herabgekommen,  wesshalb 
sie  sich  auch  wegen  der  vielen  Lasten  in  Paris  beschwerte  und 
Verminderung  der  Garnison  verlangte,  weil  die  Festung  ihre  Wich- 
tigkeit verloren  habe.  Die  Regierung  konnte  aber  nicht  viel  für 
sie  thun  und  eröffnete  nur  ITJKS  die  alte  Münzstätte  wieder  zur 
Prägung  von  Kupfermünzen.  Erst  die  Errichtung  des  i'onsulats 
und  der  Bank,  der  Code  cicil,  die  Rückkehr  der  Emigrirten,  das 
Concordat  und  die  Freigebung  des  Kultus  waren  im  Stande,  eine 
Besserung  der  Verhältnisse  wieder  einzuleiten  und  zu  befestigen. 
Nach  den  verschiedenen  Siegen  Napoleons  hatten  schon  zu  Anfang 
Ih04  die  Behörden  der  Stadt  ihn  gebeten,  die  Regierung  in  seiner 
Familie  erblich  zu  machen,  und  als  Napoleon  am  18.  Mai  1804 
mit  seiner  Gemahlin  .losephine,  deren  \'a(er  früher  lange  Parla- 
mentsrath  in  Metz  gewesen  war,  den  Kaiserthron  bestieg,  jubelte 
ihm  auch  Metz  zu.  Daselbst  fand  in  demselben  .hihre  die  Errich- 
tung dcH  Lyceums  statt,  es  wurde  die  Esplanade  an  Stelle  der 
c'ilt^eublleten  t'itudelle  errichtet,  einige  neue  Strassen  eröH'net  und 
TrottoirM  ungelegt   und  bald  darauf  wurden  die  Plätze  Je  la  loi 


1.    Stadtkreis  Metz.  245 

und  St.  Jacques  in  Place  ?iapoleon  und  Austerlitz  umgewandelt. 
Der  Kaiser  selbst  kam  am  26,  September  1806,  als  er  den  Krieg 
gegen  Preussen  unternahm,  nach  Metz,  wo  der  Maire  ihn  mit 
einer  bombastischen  Rede  empfing,  worin  er  sagte,  die  Stadt  habe 
Karl  dem  Grossen  und  Heinrich  IV.  die  Schlüssel  überreicht,  je- 
doch sie  Karl  V.  verweigert,  aber  darauf  die  passende  kalte  Ant- 
wort Napoleons  erhielt,  er  verlasse  sich  in  unvorhergesehenen 
Fällen  doch  lieber  auf  den  Eifer  und  die  Treue  der  Bürger,  als 
auf  ihre  Wälle.  Am  25.  Juli  des  nächsten  Jahrs  kam  der  Kaiser 
wieder  nach  Metz  und  wurde  feierlichst  begrüsst,  reiste  aber  sofort 
weiter. 

Unter  seiner  Regierung  wurden  die  Juden  emancipirt  und  er- 
hielten auch  in  Metz  eine  bessere  Stellung.  Im  Jahr  1809  wurden 
in  Metz  drei  Kohorten  Nationalgarde  gebildet  und  nach  Belgien 
geschickt  und  am  9.  November  1810  kam  der  König  von  Sachsen 
auf  einige  Tage  nach  Metz,  das  wieder  die  Verheirathung  des 
Kaisers  mit  Marie  Louise  und  die  Geburt  des  Königs  von  Rom 
mit  grossen  Festlichkeiten  feierte.  Die  Stadt  wurde  dafür  mit  Er- 
richtung eines  Gerichtshofs  erster  Instanz  und  Erhebung  des  Maires 
Marchant  zum  Baron  geehrt.  Im  Jahr  1812  kam  der  Kaiser  am 
It).  Mai  mit  seiner  Gemahlin  nach  Metz  und  hielt  eine  Revue  ab, 
im  Juli  1812  und  1813  hielt  sich  dann  die  Kaiserin  kurz  daselbst 
auf  und  am  8.  November  1813  kam  auch  der  Kaiser  wieder  durch 
Metz,  aber  zum  letztenmale,  denn  sein  Stern  war  verblichen.  Es 
erfolgten  nun  ungemein  starke  Rüstungen  und  auch  die  Mosel- 
dörfer stellten  dem  Kaiser  verschiedene  Reitertruppen,  auch  wurde 
der  Napoleonstag  (15.  August  1813)  glänzender  als  je  begangen; 
aber  bald  lernte  die  Stadt  nur  zu  sehr  auch  die  Rückseite  kennen, 
denn  alle  Verwundeten  von  Leipzig  wälzten  sich  auf  elenden  Karren 
mit  Stroh  der  Stadt  zu  und  bald  Mar  sie  mit  Kranken  überfüllt, 
in  Folge  dessen  sehr  viele  Leute  der  Stadt  ebenfalls  dem  ausge- 
brochenen Typhus  erlagen.  Von  den  Soldaten  starben  zu  Metz 
von  December  bis  April  9000  Mann  und  oft  100  an  einem  Tage. 
Bald  wurde  die  Nationalgarde  und  auch  ein  Landsturm  aufgeboten, 
aber  letzterer  versagte  um  so  mehr  den  Dienst,  als  die  deutschen 
Armeen  sich  der  Gränze  nahten.  Die  Festung  Metz  behielt  nur 
eine  kleine  Garnison,  befand  sich  aber  in  gutem  Vertheidigungs- 
zustand  und  zum  Glück  nahmen  die  Alliirten  von  ihr  wenig  Notiz, 
indem  sie  sie  nur  durch  ein  schwaches  Corps  cerniren  Hessen.  In 
der  Festung  befehligte  Graf  Durutte,  welcher  mit  Umsicht  kom- 
mandirte   und  jede   Gelegenheit   benützte,   den    Cernirungstruppen 


246  II-    Topographie. 

durch  einzelne  Ueberfälle  Sehaden  zuzufügen,  ohne  aber  seiner 
Sache  zu  nützen,  auch  bis  nach  Diedenhofen,  Saarlouis  und  Verdun 
seine  Streifzüge  ausdehnte,  ja  sogar  Anfangs  April  gegen  Nancy 
zog.  Die  Abdankung  Napoleons  machte  diesem  Zustand  ein  Ende 
und  der  russische  General  Yussefowitsch  befehligte  sodann  in  Metz 
und  machte  sich  bei  der  Einwohnerschaft  sogar  sehr  beliebt. 

Bei  Napoleons  Fall  zeigte  sich  die  ganze  Leichtfertigkeit  der 
Franzosen  in  ihrer  politischen  Gesinnung,  denn  derselbe  Maire 
Marchant,  welcher  sich  vom  Kaiser  zum  Baron  hatte  erheben 
lassen,  halte  nun  nicht  genug  ehrenrührige  Ausdrücke  für  den- 
selben und  geberdete  sich  in  kriechender  Unterwürfigkeit  vor  dem 
neuen  Könige  Ludwig  XVIII.,  wie  auch  der  Ludwigstag  nun  ebenso 
jubelnd  begangen  wurde  wie  so  eben  erst  der  Napoleoustag;  ja 
bei  der  Anwesenheit  des  Herzogs  von  Berry  am  %1. — 29.  Sep- 
tember 1814  in  Metz  schien  es,  als  habe  man  nie  einen  Kaiser 
Napoleon  gekannt.  Aber  als  Napoleon  am  17.  März  1815  von 
Elba  zurückkehrte,  wahrte  es  nur  eine  Woche,  bis  auch  in  Metz 
Bürgerschaft  und  (iärnison  sich  wieder  für  ihn  erklärte  und  an 
ihn  eine  Deputation  sandte,  während  der  Präfekt  heimlich  abreiste. 
Es  nahm  nun  auch  Metz  rührig  an  der  Mossenaushebung  Theil,  aber 
trotz  der  furchtbarsten  Rüstungen  genügte  doch  der  Ju-folg  nicht 
und  auch  die  ganze  Umgegend  musste  an  den  fortifikatovischen 
Arbeiten  von  Metz  Antheil  nehmen.  General  I\Iiollis  wurde  Feslungs- 
kommandant  und  leitete  die  Arbeiten,  bis  am  29.  Juni  deutsche 
Truppen  vor  der  Festung  erschienen  und  sich  dort  als  Beobach- 
tungscorps stationirten.  Nun  machten  die  Fostungstruppeii  auch 
wieder  erfolgreiche  Ueberfälle  auf  das  Cernirungscorj)s,  bis  ihnen 
der  russische  Befehlshaber  drohte,  bei  Wiederholung  der  Ausfälle 
alle  Ortschaften  in  der  Umgegend  niederzubrennen,  worauf  die 
Russen  nur  noch  von  Longwy  aus  überfallen  wurden,  aber  bald  die 
Feindseligkeiten  aufliürten,  als  die  Schlacht  bei  Waterloo  und  damit 
das  Kaiserthum  endgültig  für  Napoleon  verloren  war. 

Nun  folgten  friedliche  Zeiten  für  iMctz,  das  im  die  Stelle  der 
Tricolore  ebenso  bereitwillig  die  weisse  iMihne  aufzog,  worin  aber 
die  grossen  Parteien  des  Landes  ebenfalls  ihre  Anhänger  besassen. 
Mit  den  preussischen  Occupationstruppen  der  Umgegend  stand  die 
fninzösiHche  Garnison  von  Metz  nicht  zum  Besten,  aber  es  blieb 
liei  lUcliurlichcn  Drohungen  und  der  König  von  Preussen  kam  sogar 
am  15.  August  1817  auf  der  Heise  von  Diedenhofen  nach  Paris 
auch  nach  Metz,  wo  er  in  der  l'rüfektur  abstieg.  Konnte  sich 
Ludwig  XVIII.  k<'ine  S;\  iii|.iilliM'n  erwerben,  ho  war  i-h  l)ei  Kml  \. 


1.   Stadtkreis  Metz.  247 

noch  weniger  der  Fall,  zumal  mit  seinem  reactionären ,  verhassten 
Ministerium  Villele,  dem  endlich  1828  der  freisinnigere  Graf  Mar- 
tignac  folgte.  Dieser  vermochte  den  König  zu  einer  Reise  nach 
den  östlichen  Landestheilen  und  auch  am  3. — 5.  September  mit 
dem  Dauphin  nach  Metz,  worauf  die  Akademie  wieder  ihren  alten 
Titel  erhielt,  allein  der  König  bezog  die  Beliebtheit  seines  Ministers 
auf  sich  selbst,  entliess  ihn  wieder  und  berief  sodann  das  krasse 
Reactionsministerium  Polignac,  welches  durch  seine  Ordonnanzen 
vom  26.  Juli  1830  die  Revolution  und  die  Vertreibung  der  Bour- 
bonen  herbeiführte.  Der  Präfekt  von  Metz,  der  nach  Trier  ver- 
reist war,  kehrte  auf  die  Nachrieht  davon  zurück,  musste  sich 
aber  vor  dem  Hasse  der  Bevölkerung  verbergen.  Bei  officiellem 
Bekanntwerden  der  Pariser  Nachrichten  übernahm  sofort  der  Baron 
Älarchant  die  Geschäfte  der  Präfektur  und  Bouchotto  die  Mairie 
und  die  Trikolore  erschien  wieder  auf  der  Kathedrale  an  Stelle 
der  weissen  Fahne.  Nur  die  Linientruppen  folgten  nicht  sofort 
dem  Beispiele,  sondern  warteten  erst  die  Nachricht  von  der  Ab- 
dankung des  Königs  ab.  Alsbald  kamen  auch  die  Metzer  Zög- 
linge der  Pariser  polytechnischen  Schule,  welche  am  Strassenkampfe 
Theil  genommen  hatten,  nach  Metz  und  wurden  mit  Festen  ge- 
feiert, auch  folgten  nun  wieder  Reden  und  Paraden  nach.  Vorher 
hatten  (ibrigens  die  Soldaten  des  sechsten  Artillerieregiments  ihrem 
Commandeure  das  Mobiliar  zerschlagen  und  die  Fahne  wegge- 
nommen. 

Unter  der  Juliregierung  bildete  sich  in  Metz  zunächst  die 
Presse  ihre  eigenen  Parteien:  Gazette  de  Metz  et  de  Lorraine  war 
Organ  der  Legitimisten ,  ITndependant  der  Orleanisten  und  Courrier 
de  la  Moselle  kehrte  sich  gegen  beide  Parteien  und  diente  also 
den  Republikanern  und  Napoleonisten  zugleich.  Neben  den  Aus- 
schreitungen der  Presse  erschienen  auch  solche  des  Volks ,  wie 
auch  zu  Metz  im  Mai  1831  gegen  den  Maire  Chedeaux  und  einige 
andere  Beamte.  Am  10.  Juni  kam  Louis  Philipp  mit  seinen  Söhnen 
nach  Metz,  wurde  gut  empfangen  und  es  folgte  eine  Menge  red- 
nerischer Begvüssungen  und  Verdankungen,  wobei  der  König  z.  ß. 
dem  Redner  des  Municipalraths,  der  ihm  politischen  Rath  zu  geben 
und  für  die  Polen  zu  sprechen  begann,  einfach  erwidern  musste, 
den  Magistrat  gehe  die  Politik  ganz  und  gar  nichts  an,  und  dem 
Sprecher  der  Nationalgarde,  der  selbst  erklärt  hatte,  nicht  deren 
Commandeur  zu  sein,  musste  der  König  erklären,  dass  die  bewaff- 
nete Macht  nicht  zum  Deliberiren  da  sei,  und  er  Hess  ihn  daher 
auch  mitten  in  seiner  Rede  stehen.    Bald  darauf  brachten  die  An- 


248  ^I-   Topographie. 

gelegenheiten  Belgiens  wieder  mehr  militärisches  Leben  nach  Metz 
und  sodann  verlangte  das  Herannahen  der  Cholera  auch  viele  Vor- 
sichtsmassregeln. Nach  den  Erhebungen  und  Kämpfen  des  Jahrs 
1832  musste  die  Regierung  die  Zügel  wieder  etAvas  mehr  anziehen 
und  auch  Metz  brachte  es  damals  zuerst  zu  Katzenmusiken  und 
am  5.  und  6.  Juni  wegen  der  Erhöhung  der  Brodpreise  sogar  zu 
einem  Tumult  gegen  Getreidehändler  und  Bäcker,  ^vobei  die  De- 
molirungeu  für  150,000  Frcs.  Schaden  verursachten  und  weder  die 
Nationalgarde  noch  die  Truppen  einschritten.  Noch  im  Juni  brach 
dann  auch  die  Cholera  in  Metz  aus,  die  bis  zur  Mitte  September 
1805  Erkrankungen  und  793  Todesfalle  im  Gefolge  hatte  und  vor 
deren  Erscheinen  sogar  die  Nationalgarde  den  Muth  verlor  und 
ihren  Dienst  einstellte.  Die  nächsten  Jahre  zeigten  in  Metz  nur 
die  schwachen  Kegungen  der  politischen  Parteien  und  einen  unbe- 
deutenden Tumult  gegen  den  Bischof  und  den  Maire  Bompard, 
auch  gab  es  Störungen  der  Disciplin  unter  Nalionalgarde  und 
Militär,  aber  erst  im  Jahr  1834  brachen  die  bedeutenden  Keibungen 
zwischen  dem  Präfekten  Baron  Sers  und  dem  Maire  Bouchotte  aus, 
welche  wenigstens  dem  Gange  der  Geschäfte  nicht  günstig  waren. 
Nach  dem  Attentate  Fieschi's  1835  sandte  auch  die  Stadt  Metz  ein 
Beileidschreiben  an  den  König. 

Das  Jahr  1836  brachte  wieder  mehrere  fürstliche  Besuche, 
denn  am  4.  Mai  kamen  die  Herzoge  von  Orleans  und  Nemours 
auf  ihrer  Reise  nach  Deutschland  auch  nach  Metz  und  im  August 
übernachtete  daselbst  auch  König  Ferdinand  von  Neapel,  als  er 
sich  nach  Paris  begab.  Am  26.  Mai  des  nächsten  Jahrs  wurde 
aber  die  Braut  des  Herzogs  von  Orleans,  Prinzessin  Helene  von 
Mecklenburg,  in  Metz  sehr  feierlich  empfangen  und  im  August  1838 
die  Geburt  des  Grafen  von  Paris  mit  gewöhnlichem  Jubel  begrüsst. 
Als  um  2.3. — 28.  September  die  Herzoge  von  Orleans  und  Nemours 
zu  Metz  die  Truppen  und  Nationalgarde  inspicirten,  zeigte  sich 
letztere  so  oppositionell,  dass  sie  im  December  aufgelöst  und 
erwt  1840  wieder  neu  gebildet  wurde.  Dieselben  Herzoge  insj)icirten 
Vinn  27.  Juni  bis  2.  Juli  wieder  die  Truppen  von  Metz  und  auch 
jetzt  erschien  von  der  Nntionalgarde  kaum  der  zehnte  Thcil.  Beim 
'l'ode  de»  Herzogs  von  Orleans  richtete  übrigens  der  Magistrat 
eine  IteileidHudresse  un  den  König.  Ein  Manöver  bei  Metz  konnte 
im  Htrbst  1M3  nicht  Htattlinden,  weil  der  Herzog  votj  Monipeiisier 
hchr  erkrankte,  und  wurde  daher  erst  im  nächsten  Jahre  abgehalten, 
wot)ei  auch  Belagerungsübungen  stattfanden.  Die  nächsten  Jahre 
brachten  Hodann  'Hieuerung  in  das  Land,  die  Republikaner  regten 


1.    Stadtkreis  Metz.  249 

sich  besonders  gegen  den  Wallfahrtsunfug  und  den  Clerus,  die 
Jesuiten  wurden  schon  1S45  ausgewiesen,  und  es  ward  im  ganzen 
Lande  ziemlich  unruhig.  Die  Stadt  Metz  aber  sah  unter  diesem 
Könige  ihren  Wohlstand  wieder  wachsen,  verschönerte  sich  und 
auch  einige  Ausstellungen  brachten  in  dieselbe  viel  rühriges  Leben. 
Ueberhaupt  bildete  die  Zeit  der  orleanistischen  Herrschaft  einen 
glücklichen  Ruhepunkt  für  Metz,  denn  sie  förderte  Alles,  was  der 
Stadt  nur  nützlich  sein  konnte,  und  begann  besonders  die  lang- 
ersehnten wichtigen  Arbeiten  für  den  Bau  der  Eisenbahnen  nach 
Nancy,  Saarbrücken  und  Diedenhofeu,  Die  Stadt  erbaute  die 
Hängebrücke  über  die  Mosel  und  die  Gemüsehalle,  den  Thurm  auf 
der  Kathedrale  und  verbesserte  die  Schulen  und  auch  sonst  schienen 
die  Geschäfte  und  der  Handel  sich  wieder  heben  zu  wollen. 

Aber  Frankreich  konnte  nicht  zu  lange  Ruhe  halten,  die 
Parteien  regten  sich  wieder  mächtig  und  nun  entstand  die  Be- 
wegung wegen  der  Wahlreform,  welche  die  Revolution  vom 
23.  Februar  1848  hervorrief.  Die  erste  Nachricht  davon  brachte 
Metz  bereits  in  Erregung  und  man  brachte  dem  Präfekten  Germeau 
eine  Katzenmusik,  auch  begannen  die  Soldaten  wieder  Unbilden. 
Erst  am  26.  kam  die  Nachricht  von  Proclamirung  der  Republik 
und  nun  erst  wurde  die  Tricolore  aufgezogen,  eine  Dankadresse 
an  das  Pariser  Volk  erlassen  und  eine  Sammlung  für  die  Wittwen 
und  Waisen  der  Gefallenen  eröffnet.  Auch  fand  eine  grosse  Volks- 
versammlung im  Rathhause  statt,  wobei  besonders  die  Militärärzte 
und  Kriegsschüler  sich  durch  heftige  Reden  hervorthaten.  Der 
Divisionskommandant  sah  sich  daher  genöthigt,  durch  eine  Procla- 
mation  besonders  das  Militär  wieder  zur  Disciplin  zurückzurufen. 
Der  Metzer  Billaudel,  welcher  auf  den  Pariser  Barrikaden  gekämpft 
hatte,  traf  nun  von  Paris  ein  und  übernahm  die  Leitung  der 
Präfektur  als  Regierungskommissär,  das  Volk  pflanzte  sodann  am 
i).  April  auf  dem  Platze  vor  dem  Rathhause  einen  Freiheitsbaum 
und  der  Abbe  Verdenal  hielt  dabei  wieder  eine  Rede.  Aber  die 
Arbeiterunruhen  führten  in  Paris  zur  Junischlacht  und  damit  be- 
gann wieder  eine  strengere  Handhabung  der  Ordnung;  Metz  selbst 
verhielt  sich  ruhig.  Aber  bald  nahte  der  Schatten,  indem  die  An- 
hänger der  Napoleoniden  für  Louis  Napoleon  wirkten  und  dieser 
nach  dem  Tode  von  Dorn^s  als  Deputirter  im  Distrikte  Metz  mit 
J  8,000  Stimmen  gegen  Ladoucette  (8300  St.)  und  Bouchotte 
(8000  St.)  gewählt  wurde.  Diese  napoleonische  Stimmung  trat 
dann  später  noch  um  so  mehr  hervor,  als  es  sich  gegen  Ende 
des    Jahrs    um    die  Präsidentenwahl    handelte,    denn    nun    erhielt 


250  ll«   Topographie. 

Napoleon  von  97,794  Wählern  des  Departements  75,142  Stimmen 
und  auch  das  Mihtär  gab  ihm  zu  zwei  Dritttheilen  seine  Stimme. 
Ausserdem  wirkte  aber  eine  besonders  gebildete  uapoleonisehe 
Gesellschaft  in  Metz  für  ihn,  da  seine  ehrgeizigen  Pläne  rasch 
hervortraten.  Dass  aber  nicht  alle  Metzer  napoleonisch  gesinnt 
waren,  beweist  der  Umstand,  dass  Eillaudel  nach  dem  Ausfalle 
der  Präsidentenwahl  sofort  seine  Entlassung  eingab.  Im  Jahre  1850 
machte  Napoleon  als  Präsident  eine  Rundreise  im  Lande  und  kam 
am  25.  August  auch  nach  Metz,  wo  man  ihn  ziemlich  kalt  auf- 
nahm, denn  die  vielen  Kufe:  es  lebe  die  Republik!  zeigten,  dass 
man  ihm  bedeuten  wollte,  wie  es  dem  Volke  mehr  an  der  Republik, 
als  an  ihm  gelegen  war.  Als  beim  Empfange  in  der  Präfektur 
eine  Anzahl  Herren  auch  in  demonstrativer  Weise  mit  solchem 
Rufe  wegging,  rief  ihnen  Napoleon  zu:  wenn  dies  eine  Lection 
für  ihn  sein  solle,  so  nehme  er  sie  nicht  an,  und  solle  es  ein  Rath 
sein,  so  bedürfe  er  dessen  als  Staatschef  nicht.  Er  reiste  nach 
einigen  Festlichkeiten  und  Paraden  am  27.  wieder  ab,  und  das 
Beste,  was  die  Stadt  davon  hatte,  war,  dass  sie  während  dieser 
Tage  stets  an  15,000  Fremde  in  ihren  Mauern  sah;  die  7tX)0  Francs, 
welche  sie  für  den  festlichen  Empfang  genehmigt  hatte,  waren 
also  für  die  Stadt  doch  nicht  verloren. 

Die  Metzer  wollten  es  mit  der  Schmeichelei  gegen  die  Ar- 
beiterbevölkerung den  Parisern  auch  nachmachen  und  eröffneten 
nicht  nur  im  Januar  1849  schon  eine  Subscription  für  Arbeiter- 
wohnungen, sondern  beschnitten  sogar  für  das  nächste  Jahr  das 
Ausgabebudget  und  stellten  dagegen  ein  Project  für  ausserordent- 
liche Ausgaben  zu  Hauten  auf,  das  die  Sunune  von  mehr  als 
3,600,000  Pres,  umfasste  und  bei  der  Ausführung  die  Finanzen 
der  Stadt  auf  Jahre  hinaus  ruinirt  hätte.  Allein  es  blieb  meistens 
beim  Project,  mit  Ausnahme  der  Wasserleitung.  In  diesem  Jahre 
kam  nicht  viel  von  Bedeutung  vor,  und  ebenso  verging  ziemlich 
still  das  nächste  Jahr,  jedoch  begann  num  die  Bahnhofanlage, 
und  man  beschloss,  die  Rue  Seri)ernoisi'  aus  drei  alten  Gnssen  zur 
Hauptstrasse  umzuwandeln  und  den  Durchbruch  von  der  Rue  'l'öte 
d'or  nach  der  Chuplerue  zu  bewerkstelligen,  was  nnchher  auch 
ins  Werk  gesetzt  wurde.  Es  folgte  nun  die  gewalfige  Ronction 
in  I'uris  mit  dem  Deccrnbertage,  und  dies  gab  dann  auch  einen 
grossen  Rückschlag  auf  Metz,  das  sich  ebenso  sehr  beeilte,  diesem 
zu  gehorchen,  wie  es  dem  üegentheile  mit  Feston  und  .lubel  ge- 
huldigt hatte.  Schon  im  Januiir  JS.V*  miisslcn  alle  auf  die  Ri'])nl)liU 
und  Freiheit  l>ezüglich<'n   lii^clirin«'!!    uml    MinMiMuc    nnd    der  Vvcl- 


1.    Stadtkreis  Metz.  251 

heitsbaum  beseitigt  werden  und  Place  de  la  Republique  und  Rue 
nationale  erhielten  wieder  ihren  Beisatz  royale  zurück.  Schon  im 
December  war  der  Cercle  politique  aufgelöst  worden,  um  den 
napoleonischen  Bestrebungen  alle  Hindernisse  zu  beseitigen,  und 
der  Generalrath  wie  die  Arrondissementsräthe  des  Moseldeparte- 
ments Hessen  sich  sogar  hinreissen,  an  Napoleon  ihren  tiefen  Dank 
für  seinen  heroischen  Akt  vom  2.  December  auszusprechen !  Die 
Ereignisse  in  Frankreich  schritten  nun  zu  raschem  Gange  vor- 
wärts, und  am  21.  September  verkündeten  'l'rommler  in  allen 
Orten,  dass  auf  den  Mairien  Petitionen  zum  unterschreiben  auf- 
liegen, worin  Napoleon  um  Annahme  des  Kaisertitels  gebeten 
werde.  Nachdem  am  3.  üctober  das  Serpenoisethor  dem  Verkehr 
übergeben  und  am  15. — 17.  November  die  Eisenbahn  unter  grossen 
Festlichkeiten  bis  Saarbrücken  eröffnet  war,  nahm  die  Abstiumiung 
über  das  Kaiserreich  den  Best  des  Monats  in  Anspruch,  und  beim 
Zählen  der  Stimmen  ergab  es  sich,  dass  von  den  90,625  einge- 
schriebenen Wählern  des  Moseldepartements  94,305  ihre  »Stimmen 
mit  Ja  abgaben.  Sofort  deeretirte  der  Gemeinderath  zur  Procla- 
mationsfeier  wieder  15,000  Frcs.  aus  dem  Beutel  der  Bürger,  und 
am  5.  December  wurde  sodann  das  Kaiserreich  feierlich  prociamirt 
und  ein  ofncieller  Jubel  abgehalten.  Die  nächstfolgenden  Jahre 
verflossen  für  Metz  ohne  weitere  äussere  P>eignisse,  aber  die 
Ruhe  im  Innern  Hess  die  Geschäfte  wieder  aufblühen,  und  da 
das  Kaiserreich  seinen  Anhängern  auf  Kosten  des  Landes  reichlich 
zu  verdienen  gab,  so  war  man  hier  wenigstens  mit  dem  Gange 
der  Dinge  sehr  zufrieden,  obschon  eben  auch  viele  Hoffnungen 
nicht  erfüllt  wurden.  Die  Stadt  war  am  30.  Januar  1853  auch 
bemüht,  dem  Kaiser  zu  seiner  Verheirathung  zu  gratuUren,  und 
kam  in  diesem  Jahre  auch  Marschall  St.  Arnaud,  um  Festung 
und  Garnison  zu  inspiciren.  Aus  dem  nächsten  Jahre  ist  nur  das 
erste  Auffinden  von  Steinkohlen  bei  den  Bohrversuchen  bei  Karling 
zu  berichten,  im  Jahre  1855  brachten  die  Verwickelungen  der 
orientalischen  Frage  militärisches  Leben  in  den  Osten  des  Reichs, 
der  seine  Garnisonen  verstärkt  erhielt,  der  Bischof  verkündete  am 
25.  März  1855  das  Dogma  der  unbefleckten  Empfängniss  und  die 
Stadt  verlegte  im  October  das  Polizeibureau  vom  Ecke  des  Rath- 
hauses  neben  die  Präfektur.  Im  nächsten  Jahre  flogen  am  26.  Januar 
einige  Baracken  der  pyrotechnischen  Anstalt  in  die  Luft,  wobei 
drei  Personen  getödtet  wurden;  am  5.  Februar  veranstaltete  man 
einen  grossen  Maskenzug,  der  für  die  Armen  2945  Frcs.  eintrug, 
und  dann  beschloss  man  die  Wasserleitung  von  Gorze.     Als  der 


252  II'  Topographie. 

kaiserliche  Prinz  geboren  wurde,  beschloss  der  Magistrat,  der  da- 
mals für  derartige  Dinge  Geld  genug  hatte,  für  die  Tauffeierlieh- 
keiten  16.(X)0  Frcs.  zu  vervAenden.  Am  3.  November  verweilte 
Prinz  Napoleon  auf  seiner  Rückkehr  aus  Deutschland  kurze  Zeit 
in  Metz.  In  diesem  Jahre  war  besonders  viele  Kavallerie  nach 
der  Ostgränze  gesandt  worden  und  stieg  die  Garnison  von  Metz 
auf  18,5C»0  Mann.  Im  Februar  1857  sandte  der  Magistrat  eine 
Deputation  nach  Paris,  um  eine  Fakultät  des  Sciences  zu  erhalten, 
welches  Universitätsbruehstück  aber  der  Unterriehtsminister  nicht 
zugestehen  zu  dürfen  glaubte,  und  endlich  kam  man  Ende  März 
nach  vielen  Verhandlungen  dazu,  wirklich  an  die  Ausführung 
der  Gorzer  Wasserleitung  zu  gehen,  die  bis  1866  fertig  wurde, 
aber  erheblich  mehr  kostete,  als  veranschlagt  war.  Der  Magistrat 
bemühte  sich  in  diesem  Jahre  für  einige  Verbesserungen  in  der 
Stadt,  und  der  Kaiser  kam  am  29.  September  von  Stuttgart  über 
Mannheim  nach  Metz,  wo  er  aber  schon  am  andern  Tage  nach 
ChaloDS  weiter  reiste.  Das  nächste  Jahr  brachte  nur  den  Besuch 
des  Marschalls  Canrobert  zur  Inspection  der  Truppen  und  die 
Gründung  des  archäologischen  Vereins.  Der  italienische  Krieg  er- 
füllte auch  den  Osten  Frankreichs  wieder  mit  Rüstungen,  und  es 
wurden  mit  Lieferungen  viele  Geschäfte  gemacht.  Im  Ganzen 
verHefeu  aber  die  nächsten  Jahre  ohne  alle  bemerkenswerthen  Er- 
eignisse, und  selbst  das  Jahr  18(56  zeigte  nur  auf  kurze  Zeit  mili- 
tärische Vorbereitungen,  da  der  Kaiser  aus  den  deutschen  Ver- 
wickelungen einen  unblutigen  Sieg  zu  erringen  gedachte  und  der 
ganze  Krieg  in  wenigen  Wochen  beendigt  war. 

Von  nun  aber  herrschte  gerade  in  Metz  eine  erhöhte  Thätigkeit 
und  der  Kaiser  rüstete  sich  langsam,  aber  mit  Consequenz,  zu 
einem  Kriege  mit  Preussen  und  dem  norddeutschen  Hunde,  die  er 
nach  und  nach  dem  politischen  Vorrange  zuschreiten  sah.  In  der 
Einbildung  auf  die  Unüberwindlichkeit  der  französischen  Armee 
legte  Kaiser  Napoleon  allerdings  das  Hauptgewicht  bei  der  Re- 
organisation des  Heers  und  dessen  Hewallnung  auf  die  Ohassepot- 
gewehre  und  Mitrailleusen,  aber  doch  übersah  sein  Kriegsminister 
Niel  auch  nicht  die  Mängel  der  Festung  Metz,  welche  vor  der 
neuesten  üc-chülzwirkung  keinen  langen  Widerstand  mehr  zu 
leisten  vermochte,  und  daher  wurde  Itlr  Metz  ein  System  von 
detachirten  Forts  auszufüliren  begonnen,  welche  ein  verschanztes 
I^iger  voll«fündig  zu  decken  im  Stande  seien.  Von  solchen  vor- 
springenden Werken  bestand  bieljer  blos  das  gegen  die  deutsche 
8<*ite  gewendete  Fort  Helle- croix,   und    nun  wurden  zuiiücliHt  aiil' 


1.    Stadtkreis  Metz.  253 

den  Berghöhen  der  westlichen  Moselthalseite  die  Forts  St.  Quentin 
und  Plappeville  erbaut  und  dann  auch  auf  dem  rechten  Ufer  auf 
den  zwei  Anhöhen  die  Forts  St.  Julien  und  (^ueuleu  und  in  der 
Ebene  das  Südfort  St.  Privat  in  Angriff  genommen,  letztere  je- 
doch nicht  recht  sehr  gefördert,  zumal  bei  Queuleu  der  Boden  zu 
viele  Schwierigkeiten  darbot  und  mehrmals  Erdrutschungen  statt- 
fanden. Im  Uebrigen  verlief  das  Leben  in  Metz  ruhig  und  die 
Geschäfte  wie  die  Vergnügungen  nahmen  ihren  gewöhnlichen 
Gang.  Doch  brachte  auch  der  Rückschlag  des  überspannten 
Börsen-  und  Actiengeschäfts  für  Metz  einige  Opfer  und  fand 
manche  Kapitaleinbusse  statt.  Die  Gegend  hatte  sich  jedoch 
wenig  an  den  schwindelhaften  Actienunternehmungen  betheiligt 
und  nur  die  Bohrversuche  auf  Steinkohlen  veranlassten  die  Grün- 
dung einiger  Actiengesellschaften ,  welche  mit  grossen  Hoffnungen 
ins  Leben  traten,  aber  dieselben  bis  heute  noch  nicht  zu  erfüllen 
vermochten  und  wohl  auch  niemals  erfüllen  werden.  Etwas  un- 
ruhig wurde  die  Stimmung  nur,  so  lange  die  Luxemburger  Frage 
spielte,  weil  man  kriegerische  Verwickelungen  daraus  hervorgehen 
zu  sehen  befürchtete.  Die  Sache  wurde  friedlich  ausgeglichen  und 
es  schien  die  Eintracht  zwischen  den  Mächten  wieder  hergestellt : 
aber  die  tiefer  Blickenden  erkannten  die  Unmöglichkeit,  dass  sich 
Napoleon  länger  halten  könne,  ohne  eine  Diversion  zu  machen. 
Man  glaubte  im  Winter  1869 — 70  durch  das  Ministerium  Ollivier 
wirklich  in  freiere  Bahnen  einlenken  zu  können  und  freute  sich 
auch  in  Metz  darüber.  Doch  vergingen  nur  wenige  Monate,  bis 
man  sich  auch  darüber  enttäusciit  sah  und  an  einer  gewissen  Hast 
und  Ueberstürzung  im  französischen  Kabinet  erkannte,  dass  Na- 
poleon einer  Katastrophe  entgegengehe.  Er  glaubte,  zu  seiner 
p]rhaltung  einen  Krieg  vom  Zaune  brechen  zu  müssen;  ein  Krieg 
mit  Norddeutschland,  das  seit  Königgrätz-Sadowa  den  Kriegsruhm 
Frankreichs  ausgestochen  hatte,  erschien  populär,  ein  Grund 
ward  in  der  spanischen  Königskandidatur  gefunden,  und  als  nun 
gar  von  Berlin  nach  Paris  gemeldet  wurde,  in  wenigen  Monaten 
dürfte  die  deutsche  Armee  mit  einem  neuen,  besseren  Gewehre 
versehen  werden,  so  beschloss  man,  rasch  loszuschlagen,  und  Mitte 
Juli  1870  wurde  der  Krieg  erklärt. 

Man  kann  nicht  sagen,  dass  die  Kriegsbegeisterung  auch  in 
Metz  die  Oberhand  erhalten  hatte.  Man  fühlte  sich  doch  zu  nahe 
der  Gränze  und  die  Festung  in  unfertigem  Zustande,  und  man 
erkannte  ebenfalls,  wie  Vieles  beim  Militär  nicht  mehr  in  guter 
Ordnung   sich  befand.     Dies   stellte   sich  sofort  Alles  klar  heraus. 


254  ^^-    Topograpliie. 

als  am  2o.  Juli  das  grosse  Hauptquartier  in  Metz  eintraf  und  sieh 
im  europäischen  Hof  niederliess,  wo  sämmtliehe  Angelegenheiten 
vor  aller  Welt  verhandelt  wurden.  Am  28.  kam  daselbst  auch 
der  Kaiser  an  und  erliess  sofort  die  Proelamation  an  die  Rhein- 
armee. Am  andern  Tage  besuchte  er  die  Forts  und  das  Lager 
bei  St.  Avold  und  am  2.  August  ging  er  mit  dem  Prinzen  an  die 
Gränze  ab,  wo  sie  der  ersten  Besehiessung  von  Saarbrücken  bei- 
wohnten. Allein  er  kehrte  sofort  wieder  nach  Metz  zurück  und 
wurde  daselbst  alsbald  durch  die  Nachricht  von  den  Niederlagen 
bei  Wörth  und  Spicheren  festgehalten,  denn  sofort  trat  an  die 
Stelle  der  Siegeszuversicht  die  Ueberzeugung  ein,  dass  nun  jeden- 
falls der  Osten  Frankreichs  schwer  mehr  zu  halten  sein  werde 
und  der  Kampf  unter  die  Mauern  von  Metz  ziehen  müsse.  Als- 
bald richtete  man  sich  daselbst  für  die  Aufnahme  von  vielen  Verwun- 
deten ein,  und  es  wurden  an  die  Stadt  selbst  bedeutende  For- 
derungen gestellt,  welchen  dieselbe  nicht  nachkommen  zu  können 
erklärte,  obschon  sie  zu  Allem  breit  war,  was  sie  zu  leisten  ver- 
mochte. Sie  errichtete  ausserhalb  der  Stadt  Baracken  für  2(XX) 
Kranke,  schoss  dafür  160,000  Frcs.  vor  und  eine  Privatsammlung 
ergab  weitere  87,000  Frcs.  Aber  dies  war  nur  der  Anfang  der 
Leiden  und  diese  sollten  von  nun  an  in  steigendem  Masse  auf- 
treten. Die  weiteren  Ereignisse  sind  als  bekannt  vorauszusetzen. 
Die  Schlachttage  von  Noisseville,  Rezonville  und  St.  Privat  zwangen 
die  Armee,  bei  Metz  zu  bleiben,  denn  die  eiserne  Umklammerung 
zu  durchbrechen,  war  nicht  mehr  möglich.  Der  Kaiser  wur  am 
15.  nach  dem  Innern  abgereist  und  Bazaine  halte  das  Überkom- 
mando übernommen,  während  in  der  Stadt  Cofl'initires  kommandirte 
Die  Zahl  der  Verwundeten  und  Kranken  nahm  täglich  zu,  alle 
verfügbaren  Gebäude  waren  zu  Lazarethen  eingerichtet  und  selbst 
Eisenbahnwaggons  zu  solchem  Zwecke  auf  der  Esplanade  aufge- 
hteilt. Auch  unter  den  Civileinwohnern  der  Stadt  nahmen  die 
Krankheiten  und  Sterblichkeit  zu,  namentlich  als  die  Vorräthc 
von  Lebensmitteln  ausgingen  und  man  zu  Pferdefleisch  seine  Zu- 
flucht nehmen  musste.  Bald  gab  es  kein  Salz  mehr  und  künst- 
liche Ersatzmittel  halfen  nicht  viel^  auch  regte  es  sieh  sehr  bc- 
dtnklicli  unter  dem  Militäre  selbst,  und  als  man  sodiuin  den  Aus- 
gang des  Kampfs  von  Sedan  vernahm,  da  musste  auch  die  letzte 
IlofTriung  auf  Entsatz  sinken.  Um  die  Mitte  October  konnte  man 
bereit«  den  'lag  berechnen,  wo  Armee  und  Einwohniirscliaft  dein 
Hunger  erliegen  mussten,  und  als  endlich  das  Aeuseorste  heran- 
genaht war,  blieb  nicht«  Anderes  mehr  übrig,  als  die  Kapitulation 


1.   Stadtkreis  Metz.  255 

vom  27.  October,  durch  welche  die  Armee  von  177,000  Mann 
und  6(XjO  OfFicieren  und  über  50  Generälen  kriegsgefangen  wurde. 
In  den  Lazarethen  befanden  sich  20,000  Soldaten. 

Von  deutscher  Seite  wurde  sofort  die  Stadt  besetzt  und  ein 
Generalgouverneur  eingesetzt,  und  wie  man  schon  damals  unwider- 
ruflich beschlossen  hatte,  so  erfolgte  in  dem  nachfolgenden  Frieden 
die  Abtretung  von  Metz  und  Deutsch -Lothringen  an  Deutschland 
und  die  vollständige  Einverleibung  des  Landes  in  das  Reich,  wo- 
durch jMetz  Hauptstadt  des  Bezirks  Deutsch -Lothringen  wurde, 
Aeusserlich  ergab  sich  die  Stadt  ziemlich  ruhig  in  ihr  Schicksal, 
zumal  sie  anfangs  den  Zustand  nur  für  einen  vorübergehenden 
hielt;  auch  zeigte  sich  die  Regierung  gegen  sie  sehr  schonend  und 
nachsichtig  und  beliess  ihr  den  selbstgewählten  Magistrat.  Als 
aber  die  Option  herankam,  Verliese  doch  eine  erhebliche  Anzahl 
der  reicheren  Bewohner  und  der  Arbeiter  Stadt  und  Land  und 
offenbarte  sich  wieder  mehr  der  innere  Widerwillen,  der  sich 
namentlich  bei  den  Wahlen  zum  Bezirkstag  und  deutschen  Reichs- 
tage zeigte  und  von  Frankreich  aus  stets  unterhalten  und  weiter 
angestachelt  wurde.  Es  kamen  zum  Ersätze  zahlreiche  Deutsche 
nach  Metz,  und  was  die  blose  Zahl  betrifft,  so  dürfte  dieselbe 
jetzt  bereits  wieder  ausgeglichen  sein.  Aber  die  Neuangesiedelten 
kamen  meistens  ohne  die  entsprechenden  Mittel  und  dazu  gesellten 
sich  die  Tausende  von  Fortsarbeitern,  so  dass  allerdings  der  ma- 
terielle Verlust  der  Stadt  sehr  gross  ist,  während  andererseits  ihre 
Last  erheblich  zunahm.  Diese  Uebergangszeit  muss  eben  ertragen 
werden,  und  es  ist  zu  hoffen,  dass  in  nicht  ferner  Zeit  die  Wen- 
dung zum  Besseren  immer  deutlicher  zu  Tag  tritt,  denn  die  Regie- 
rung thut  das  Mögliche,  um  dies  zu  erleichtern  und  zu  beschleu- 
nigen, und  wenn  die  alten  Bewohner  von  Metz  nur  etwas  näher 
in  die  Geschichte  ihrer  Stadt  zurückblicken  wollten,  so  würden 
sie  erkennen,  dass  jedenfalls  die  heutige  Wandelung  der  Dinge 
nicht  im  Entferntesten  mit  jener  zu  vergleichen  ist,  wie  sie  beim 
Uebergang  der  Stadt  an  Frankreich  vor  sich  gegangen  war  und 
sich  durch  Jahrhunderte  erhalten  hatte. 

Offenbar  ist  die  Geschichte  von  Metz  unter  den  Bürgern  det 
Stadt  nicht  allzu  bekannt,  sonst  würden  sie  von  selbst  schon  Ver- 
gleiche über  die  verschiedenen  Epochen  angestellt  haben.  Aber 
freilich  diese  Geschichte  wurde  ihnen  auch  so  einseitig  dargestellt 
und  dabei  die  französische  Herrschaft  so  gepriesen,  dass  sie  die 
Wahrheit  nicht  leicht  erfahren  konnten,  hat  doch  sogar  Viville 
auch  nicht  ein  einziges  Wort  über  die  Ueberrumpelung  von  1552 


2öG  ^^'   TopogTraphie. 

und  lautet  seine  Darstellung  gerade  so,  als  ob  der  König  von 
Frankreich  sieh  von  den  Metzern  noch  habe  sehr  bitten  lassen, 
von  ihrer  Stadt  Besitz  zu  ergreifen.  Betrachtet  man  überhaupt 
den  wahren  Verlauf  der  Dinge,  so  müssen  verschiedene  Illusionen 
aufliören.  Nachdem  die  Sage  von  einer  Naumachie  gefallen,  ist 
auch  ein  Theil  der  übrigen  glänzenden  Schilderung  der  römischen 
Kolonie  e^was  verblasst,  und  -wenn  man  immer  von  einer  Republik 
Metz  spricht  und  sie  mit  den  berühmten  Republiken  des  Alter- 
thums  vergleicht,  so  führt  eben  der  weit  umfassende  Begriff  des 
französischen  Worts  re'puilique  die  Phantasie  zu  weit,  denn  Metz 
war  niemals  etwas  mehr  als  eine  freie  Reichsstadt,  und  in  dieser 
Hinsicht  noch  lange  nicht  das,  was  z.  B.  Hamburg,  Bremen  und 
Nürnberg  waren.  An  der  äussersten  Westgränze  des  Reichs  ge- 
legen und  fern  von  den  mächtigeren  Territorialherren,  konnte 
diese  ihre  Freiheit  leichter  vor  den  Bischöfen  bewahren,  und  die 
vielen  kleineren  Herren  boten  sich  in  beliebiger  Auswahl  zu  Bundes- 
genossen und  Söldlingen  dar,  wenn  es  eine  äussere  Gefahr  abzu- 
wehren galt,  denn  Metz  hatte  ja  das  Geld,  um  sie  zu  bezahlen. 
Dieser  Geldbesitz  war  aber  auch  Ursache  zu  den  ewig  währenden 
Kriegen  und  zuletzt  zum  Untergange  der  Freiheit.  Wenn  auch 
der  starke  Ausdruck  Turgots,  dass  die  Metzer  niemals  die  Arbeit 
liebten,  übertrieben  ist,  so  steht  doch  so  viel  fest,  dass  Metz,  ausser 
Tuchweberei  und  Gerberei,  in  Industrie  und  Handel  nie  viel  leistete 
und  also  auch  nicht  vorzugsweise  durch  Arbeit  reich  wurde ^  viel- 
mehr benutzten  die  ersten  Familien  der  Stadt  die  günstige  Lage 
derselben,  um  mit  allen  umliegenden  Herren  fortwährend  Geld- 
geschäfte zu  machen  und  sich  dadurch  rasch  und  leicht  zu  be- 
reichern. Fast  alle  Feindseligkeiten  der  Metzer  mit  ihren  Nach- 
barn entsprangen  aus  solchen  (Jeldforderungen,  und  wie  gewinn- 
bringend diese  Geschäfte  sein  nmssten,  geht  daraus  hervor,  dass 
sie  dieselben  sofort  wieder  fortsetzten,  wenn  sie  beim  Friedens- 
schlüsse auch  starke  Forderungen  nachlassen  und  sogar  noch  er- 
hebliche Kriegskoslensummen  bezahlen  mussten.  Der  Verdienst 
durch  Geldgeschäfte  war  eben  zu  leicht,  um  aufgegeben  und  durch 
Industriethätigkeit  ersetzt  zu  werden,  und  der  Mangel  an  guten 
Verkehrswegen,  sowie  die  fortdauernden  Fehden  und  Kriege  waren 
der  Kntwickelung  des  Handels  nicht  günstig,  zumal  aln  nicht  weit 
von  Metz  die  Stadt  Nancy  emporkam  und  das  lothringische  Gebiet 
sich  rings  um  Metz  herum  ausdehnte.  Als  aber  dann  die  grossen 
und  kleinen  Herren  verarniteji  und  ihnen  die  Hereichcrung  durch 
IMiiiiiI«Tiiii'_'  iiinl  IfjMil»  iii<'Iit  iiK'lir  nit'iulicli   wnr.   m»   \  i'rsl(>ii(,.|,   miu-Ii 


1.    Stadtkreis  Metz.  257 

die  Geldgeschäfte  der  Metzer ,  der  Luxus  ruinirte  ihre  Vermögens- 
verhältnisse, Einzelne  scheuten  sich  nicht  mehr,  Pensionen  von 
Frankreich  anzunehmen,  der  Bestechung  waren  alle  Thore  ge- 
öffnet, und  als  die  Ueberrumpelung  geschehen,  war  sogar  die 
reichste  Familie  der  Gournais  so  herabgekonimen ,  dass  der  neue 
Landesherr  die  Stadtbehörde  ersuchte,  einen  der  letzten  derselben 
durch  eine  Pension  zu  unterstützen. 

Sodann  war  in  dem  Gemeinwesen  wenig  republikanische  Ent- 
wickeluDg  zu  erblicken,  denn  zu  jeder  Zeit  theilten  sich  in  die 
Herrschaft  nur  wenige  Familien,  und  es  konnten  sich  nicht  einmal 
die  Gewerbe  zu  tüchtigen  Corporationen  ausbilden.  Während  des 
ganzen  Verlaufs  der  Metzer  Geschichte  hatten  die  265  Dörfer  und 
Weiler  des  Pays  inessin  niemals  einen  ernstlichen  Versuch  gemacht, 
auch  einigen  Antheil  oder  irgend  eine  Vertretung  in  der  Regierung 
zu  erlangen.  Dadurch  aber  konnte  ein  wirklicher  Gemeinsinn  sich 
nicht  entwickeln  und  dem  Landvolke  lag  am  Ende  wenig  daran, 
wem  es  die  Abgaben  bezahle,  der  Metzer  Regierung  oder  dem 
Könige  von  Frankreich,  wenn  es  nur  die  Gewissheit  erhielt,  nicht 
mehr  alle  paar  Jahre  geplündert  zu  werden  und  seine  Dörfer  nieder- 
gebrannt zu  sehen.  Selbst  der  kriegerische  Sinn  der  Bevölkerung 
musste  abnehmen,  als  die  Kriege  fast  nur  noch  durch  fremde  Söld- 
linge geführt  wurden. 

So  fiel  die  französische  Vergewaltigung  in  eine  Zeit,  wo  ein 
ernstlicher  Widerstand  nicht  mehr  zu  erwarten  war  und  die  inneren 
Kämpfe  in  Deutschland  dem  Kaiser  nicht  erlaubten,  erhöhte  Auf- 
merksamkeit der  Westgränze  zuzuwenden  und  dort  für  energische 
Aufrechterhaltung  der  Reichsgewalt  zu  sorgen,  denn  keiner  der 
benachbarten  Fürsten  war  stark  genug,  dass  man  ihn  damit  be- 
auftragen konnte.  Ja,  als  Karl  V.  auf  die  richtige  Idee  gekommen 
und  selbst  von  Metzern  darin  bestärkt  war,  in  Metz  einen  tüch- 
tigen militärischen  Gouverneur  einzusetzen,  wusste  ihm  dies  der 
kurzsichtige  Minister  Granvella  wieder  auszureden,  und  der  richtige 
Augenblick  ward  versäumt.  Die  französische  Herrschaft  wusste 
sich  dagegen  sofort  energisch  zu  sichern.  Tüchtige  Gouverneure 
führten  den  Oberbefehl  und  befestigten  die  Stadt  auch  gegen  eine 
innere  Bewegung,  und  zur  Besetzung  der  Stellen  sandte  man 
Schaaren  von  Beamten  aus  Frankreich  und  die  Bürgerschaft  musste 
noch  diese  und  das  Militär  unterhalten.  Kein  Wunder  daher,  dass 
die  besten  und  kernhaftesten  Bürger  die  Stadt  verliessen  und  aus- 
wanderten und  damit  die  Bürgerschaft  noch  mehr  herunterkam. 
Der  Maitre-echevin  hatte  sein  altes  Ansehen  verloren  und  hatte  blos 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  17 


258  II-    Topographie. 

die  Befehle  der  Oberen  auszuführen,  ein  grosser  Abstand  eröffnete 
sich  zwischen  den  Beamten  und  der  Bürgerschaft,  welche  die 
Lasten  nicht  mehr  zu  ertragen  vermochte,  und  nur  der  Klerus 
hatte  den  ganzen  Vortheil  davon,  denn  er  erhielt  nicht  blos  alle 
seine  Besitzungen  und  Einkünfte  garantirt,  sondern  sah  auch  seinen 
Eintluss  und  seine  Macht  vergrössert,  da  die  französischen  Könige 
ganz  dem  klerikalen  Einfluss  untergeben  waren  und  sogar  ihre 
Minister  aus  der  hohen  Geistlichkeit  nahmen.  Sogar  die  Geld- 
geschäfte gingen  nun  den  vermöglicheren  Metzern  verloren,  denn 
mit  den  Franzosen  kamen  auch  die  Juden  in  die  Stadt  und  nahmen 
diese  Geschäfte  in  Alleinbesitz.  Wir  sehen  daher  unter  der  neuen 
Herrschaft  nicht  blos  die  Lasten  und  Bedrückungen  ungemein 
steigen  und  die  Auswanderung  sich  mehren,  sondern  auch  der 
frühere  unabhängige  Sinn  ging  verloren  und  an  seine  Stelle  trat 
byzantinische  Schmeichelei  und  Kriecherei  vor  den  neuen  Poten- 
tuten, vor  denen  sich  das  Volk  an  Unterwürfigkeit  überbot,  wie 
der  Empfang  mehrerer  französischer  Könige  zeigte.  Der  Rest  der 
Blüthe  und  des  Unabhängigkeitsgeists  war  nur  noch  in  der  prote- 
stantischen Einwohnerschaft  der  Stadt  erhalten  und  die  französischen 
Gewalthaber  sahen  zu  wohl  ein,  dass  auch  dieser  Theil  noch  über- 
wunden werden  müsse,  um  das  Gebäude  der  neuen  Herrschaft  zu 
vollenden.  Die  Protestanten  entwickelten  in  diesem  Widerstands- 
kampfe eine  ruhmvolle  Zähigkeit  und  Energie  und  suchten  auch 
noch  das  letzte  Terrain  zu  behaupten.  In  Metz,  wo  niemals 
Wissenschuft  und  Literatur  eine  Pflege  fanden  und  über  das  der 
berühmte  Agrippa  bei  seinem  Weggange  den  bekannten  Ausspruch 
that,  dass  Metz  die  Stiefmutter  aller  Wissenschaft  sei,  hier  suchten 
die  Protestanten  auch  die  geistigen  Waffen  zu  ihrem  Schulze  ins 
Feld  zu  führen  und  gründeten  ein  rasch  aufblühendes  Collegium, 
das  ihnen  die  geistige  Ueberlegenhcit  sichern  musste.  Aber  die 
ultrumontaDe  Partei  setzte  ihnen  nickt  blos  ein  katholisches  Colle- 
gium entgegen,  sondern  veranlasste  auch  bald  ein  Verbot  der 
protestantischen  Anstalt  und  ihrer  eigenen  Schule  wurde  dann  der 
Boden  wieder  entzogen,  indem  man  sie  Klostergeistlichen  in  die 
Hände  gab,  wodurch  sie  wieder  zum  Range  einer  gtrw('»hnlichen 
Klosterschule  herab.sank.  Endlich  fiklirte  man  auch  noch  den  letzten 
Schlag  gegen  die  l'rotCHtanten,  indem  das  Edikt  von  Nantes  auf- 
gehoben wurde  und  man  die  Protestanten  durch  entsetzliche  Placke- 
reien und  (^uulen  zur  Bekehrung  zu  zwingen  suchte.  Aber  sie 
zogen  licl>er  aus  dem  Lande  und  dasselbe  verlor  in  kürzester  Zeit 
die  Hälfte  «einer  Bewohner  und  mit  ihnen  den  kenntniHsrcichstcn, 


1.    Stadtkreis  Met;-.  259 

vermöglichsten  und  betriebsamsten  Theil  der  Einwohner  des  Landes. 
Nur  noch  1700  Protestanten  waren  zurückgeblieben  und  selbst  der 
bigotte  Turgot  musste  deren  Duldung  und  Schonung  bei  der 
Regierung  befürworten,  damit  das  Land  nicht  ganz  verarme  und 
zu  Grunde  gehe  und  Landwirthschaft  und  Weinbau  nicht  gänzlich 
still  stehe. 

Dies  waren  die  Segnungen,  welche  die  französische  Herrschaft 
über  Metz  und  das  Land  gebracht  hatte  gegenüber  den  Zeiten  der 
materiellen  Blüthe  und  der  Unabhängigkeit  des  Metzer  Gemein- 
wesens unter  dem  deutschen  Reiche.  Von  Handel  und  Fabrikation 
war  kaum  nur  noch  eine  Spur  vorhanden,  Metz  einfache  Garni- 
sonsstadt und  Alterssitz  pensionirter  Beamter  geworden  und  hat 
sich  von  diesem  Schlage  durch  die  weiteren  Jahrhunderte  nicht  mehr 
erholen  können.  Erst  langsam  besserten  sich  die  Verhältnisse  nach 
der  Revolutionszeit  und  mit  der  Wiederkehr  eines  fast  sechzigjäh- 
rigen Friedens.  Aber  selbst  die  endlich  gewährten  Eisenbahnen 
hatten  einen  blühenden  Handel  nicht  mehr  hervorrufen  können, 
denn  das  System  der  französischen  Regierung  trat  einem  leben- 
digen Verkehr  mit  den  Nachbarländern  entgegen  und  das  geistige 
Leben  fand  von  oben  herab  nicht  die  geringste  Förderung.  Bis 
zum  Ende  dieser  Herrschaft  brachte  es  Metz  nicht  einmal  zu  einer 
täglich  erscheinenden  Zeitung  und  zur  Förderung  von  Bildung  und 
Wissenschaft  fehlte  es  sogar  an  einer  guten  Mittelschule,  denn 
selbst  das  unter  dem  ersten  Kaiser  errichtete  Lyceum  Hess  man  in 
der  Folge  durch  ein  Jesuitencollegium  überwuchern.  So  gar  manche 
tüchtige  Kräfte  daher  auch  Metz  hervorgebracht  hat,  so  haben  sie 
doch  ihre  Bildung  und  ihr  Emporkommen  erst  auswärts  suchen 
müssen  und  eine  bleibende  Pflanzstätte  von  höherer  Bildung  und 
Wissenschaft  konnte  Metz  nie  werden. 

Riefen  sich  die  Metzer  alles  dies  ins  Gedächtniss,  so  würden 
sie  sofort  einsehen,  dass  der  ihnen  angekündigte  Ruin  der  Stadt 
eine  eitle  Vorspiegelung  ist  und  sich  nicht  verwirklichen  wird, 
wenn  auch  die  Uebergangszeit  mit  manchen  Unannehmlichkeiten 
verbunden  ist  und  für  die  künftige  Entwicklung  neue  Wege  ein- 
geschlagen werden  müssen.  Eine  Garnisonsstadt  wird  Metz  auch 
künftig  bleiben,  aber  eine  erheblich  stärkere  Garnison  erhalten 
und  damit  auch  die  bisherigen  Quellen  des  Verdiensts  sich  mehren. 
Die  Stadt  wird  künftig  zwar  weniger  vom  Verdienste  an  den 
Renten  der  daselbst  sich  aufhaltenden  Pensionäre  leben  können, 
darf  sich  aber  nur  zu  einer  kräftigeren  Selbstthätigkeit  empor- 
schwingen,   um  neue  Quellen    des  Verdiensts  zu   eröffnen.     Ihre 


260  IJ-   Topographie. 

I^age  setzt  sie  in  deu  Stand,  einen  grossen  Theil  des  Zwischen- 
handels zwischen  Frankreich  und  Deutschland  zu  vermitteln  und 
ebenso  Mittelpunkt  einer  Industrie  zu  werden,  welche  alle  jene 
Zweige  kultivirt,  worin  die  Franzosen  so  sehr  hervorragen  und 
mit  deren  Produkten  sie  ganz  Deutschland  versorgen  kann.  End- 
lich wird  jetzt  schon  dem  Lande  jede  Gelegenheit  geboten,  Land- 
wirthschaft  und  Viehzucht,  wofür  es  alle  Vorbedingungen  so  reich- 
lich besitzt,  von  dem  althei-gebrachten  Standpunkte  bedeutend  in 
die  Höhe  zu  heben  und  zur  grössten  Rentabilität  zu  bringen  und 
es  bedarf  nur  des  ernstlichen  Willens,  um  diesem  Ziele  möglichst 
rasch  entgegen  zu  gehen.  Für  den  künftigen  materiellen  Auf- 
schwung sind  wir  also  nicht  bange  und  was  das  geistige  Leben 
betrifft,  so  müssen  auch  heute  schon  die  Franzosen  anerkennen, 
welche  Fortschritte  das  Schulwesen  bereits  in  den  wenigen  Jahren 
gemacht  hat. 

Die  frühere  deutsche  Herrschaft  ist  den  meisten  Leuten  frei- 
lich nur  aus  dunkler  Sage  und  den  Meldungen  der  Geschichte  be- 
kannt und  sie  werden  sich  erst  nach  und  nach  klar  machen,  dass 
die  jetzige  staatliche  Bedeutung  und  Macht  Deutschlands  auf 
t^ichereren  und  stärkeren  Grundlugen  als  jene  Frankreichs  beruht. 
Aber  die  Erkenntniss  wird  schon  kommen  und  die  Zeit  auch  da- 
für versöhnend  wirken,  dass  die  Wiedervereinigung  des  Landes  mit 
Deutschland  mancherlei  Bande  getrennt  hat,  welche  so  Viele  mit 
Familien  und  Verhältnissen  Frankreichs  verknüpft  hatten.  Auch 
diese  brauchen  ja  unter  der  deutschen  Herrschaft  nicht  zerrissen 
zu  werden,  erkennt  man  dieselbe  nur  voll  und  rückhaltslos  an 
und  arbeitet  man  nur  getreulich  mit  am  Ausbau  der  inneren  frei- 
heitlichen Entwicklung  und  der  geistigen  Höherbildung,  wozu  alle 
Vorbedingungen  in  Deutschland  gelegt  und  befestigt  sind,  ohne 
daas  man  befürchten  müsste,  ein  verdummender  Einlliiss  des  Klerus 
werde  sie  wieder  stören  oder  gar  eine  staatliche  Uniwiilzung  sie 
vernichten,  wie  dies  so  oft  in  Frankreich  geschehen  ist  und  auch 
ferner  nicht  ausbleiben  .wird.  Wir  hegen  daher  auch  für  Metz 
und  Deutsch-Lothringen  die  besten  Hoffnungen  und  gewiss  werden 
dieselben  niuiit  getäuscht  werden,  wenn  auch  noch  fUr  mehrere 
.lahre  einige  widerhaarige  Elemente  diese  Zukunft  noch  so  düster 
auszumalen  versuchen. 


2.   Landkreis  Metz,  261 

2.  Landkreis  Metz. 

Der  Landkreis  Metz  nimmt  die  südwestliehe  Ecke  des  Bezirks 
ein  und  gränzt  nördlich  an  den  Kreis  und  Kanton  Diedenhofen, 
östlich  an  den  Kanton  Metzerwiese  desselben  Kreises,  die  drei 
Kantone  FJusendorf,  Bolchen  und  Falkenberg  des  Kreises  Bolchen 
und  Delme  des  Kreises  Chäteau-Salins,  südlich  und  westlieh  an 
Frankreich.  Seine  Breite  von  West  nach  Ost  beträgt  41  Kilom., 
seine  Länge  von  Süd  nach  Norden  ebenfalls  41  Kilom.  Seine  Ober- 
fläche umfasst  19.518  Quadratmeilen  oder  108,369  Hektaren,  wor- 
nach  also  dieser  Kr^is  der  grösste  des  Bezirks  ist,  und  davon  sind 
66,791  Hekt.  bestellbares  Land,  91H9  Hekt.  Wiesen,  3602  Hekt. 
Reben,  19,603  Hekt.  Wald,  2068  Hekt.  Obstgärten,  1277  Hekt. 
Heideland,  145  Hekt.  Teiche,  7  Hekt.  andere  Flächen,  427  Hekt. 
überbautes  Land,  2496  Hekt.  Strassen,  Wege  und  Plätze,  734 
Hekt.  Flüsse  und  Bäche,  2012  Hekt.  Forsten  und  nicht  ertrag- 
reiches Staatseigenthum,  33  Hekt.  Kirchhöfe,  Kirchen  und  Pfarr- 
häuser, wovon  5276  Hekt.  nicht  steuerbar  sind.  Das  Land  ist 
rechts  der  Mosel  ein  Hügelland,  das  sich  etwa  von  166—300  M. 
östlich  von  Metz  erhebt,  während  es  gegen  Süden  und  Osten  sich 
zwischen  240—300  M.  bewegt,  ganz  im  Süden  gegen  Delme  aber 
bis  zu  362  und  an  der  Mosel  selbst  bis  396  M.  ansteigt,  letzteres 
jedoch  nur  in  dem  Höhenzuge  mit  dem  St.  Blaise  gegen  Jouy. 
Die  Ebene  links  der  Mosel  liegt  etwa  170 — 180  M.  über  dem 
Meere,  es  steigt  aber  westlich  derselben  plötzlich  das  Land  rasch 
empor  und  zwar  bei  Grorze  bis  zu  368 — 360,  sodann  bei  St.  Quentin 
zu  350  und  hinter  Plesnois  bis  zu  386  M.,  um  nach  Westen  in 
eine  Hochebene  überzugehen,  die  sich  langsam  bis  zur  Orne  senkt 
und  in  einer  Höhe  von  300 — 354  M.  bewegt.  Während  der  Süden 
und  Osten  Kalkboden  hat,  besteht  die  Ebene  aus  Diluvium  und 
Alluvium,  der  ganze  Westen  aber  aus  Oolith,  der  besonders  im 
Norden  und  dann  im  Süden  bis  Ars  sehr  eisenhaltig  ist  und  daher 
auch  eine  Anzahl  Eisenbergwerke  hervorgerufen  hat.  Den  Kreis 
durchzieht  von  der  Gränze  bei  Pagny  die  Mosel  bis  Hagendingen, 
welche  bei  Metz  sich  in  mehrere  Arme  zertheilt  und  links  den 
Gorzerbach  bei  Noveant,  den  Mancebach  bei  Ars,  den  Bach  von 
Moulins,  sowie  die  Bäche  von  Norroy,  Maiziöres  und  Pierrevillers 
aufnimmt,  während  die  Orne  auf  kurzer  Strecke  im  Norden  die 
Gränze  des  Bezirks  bildet.  Nach  der  Ostseite  nimmt  die  Mosel 
unterhalb  Metz  die  Bäche  von  Vallieres  und  Argancy  auf,  in  Metz 
aber  die  Seilte,  welche  wieder  einige  Bäche  rechts  und  links  auf- 


262  II-    Topographie. 

nimmt  imd  durch  ein  wiesenreiches  Thal  fliesst,  aber  auch  viele 
üeberschwemmuugen  veranlasst,  so  dass  man  in  neuerer  Zeit 
daran  gegangen  ist,  durch  nöthige  Ufer-  und  Schutzbauten  diesem 
entgegenzuwirken.  Von  Eisenbahnen  gehören  dem  Kreise  an  die 
Linie  von  Pagny  (Frouard)  nach  Metz,  von  da  an  nach  Saarbrücken 
und  Bolchen,  nach  Amanvillers  und  Verdun  und  nach  Diedenhofen: 
ferner  dient  eine  Privatbahn  dazu,  die  Steine  aus  den  grossen 
Steinbrüchen  von  Jaumont  an  die  Mosel  zu  bringen.  JVIit  Strassen 
ist  der  Kreis  gut  versehen.  Es  gehen  solche  von  Metz  über  Ars 
nach  Nancy  undToul,  über  Gravelotte  nach  Verdun,  über  Wolppy 
nach  Briev,  nach  Diedenhofen,  nach  Verny  und  Nomeny,  über 
Delme  nach  Saarburg,  über  Courcelles  nach  St.  Avold  und  Saar- 
brücken und  auf  dem  rechten  Moselufer  nach  Diedenholen  und 
Kedingen  an  der  Kanner.  Ausserdem  hat  der  Kreis  noch  zahlreiche 
Strassen  zweiten  Rangs.  Die  Mosel  wird  jetzt  kanalisirt,  zu  Metz 
mit  einem  Hafen  versehen  und  ein  Kanal  zur  Verbindung  der 
Mosel  mit  der  Nied  ist  gegenwärtig  in  der  Ausführung  begriffen. 
Die  Flösserei  auf  der  Mosel  wird  stark  betrieben,  die  SchifiTahrt 
aber  sehr  schwach. 

Der  Kreis  gehört  zu  den  fruchtbareren  des  Bezirks.  Im 
Kantone  Metz,  der  sehr  reich  an  Wein  ist,  gibt  es  gutes  Getreide, 
Obst,  Gemüse  und  Gartenfrüchte  und  namentlich  die  Mirabellen 
geben  zu  erheblicher  Ausfuhr  von  eingemachten  Früchten  Veran- 
lassung. Reich  an  gutem  Weizen  und  Heu  sind  die  Kantone  Pange 
und  Verny,  wogegen  Vigy  als  höher  gelegen  schon  weniger  frucht- 
bar ist.  Im  Kanton  Gorze  gibt  sich  fast  die  Hälfte  der  Bewohner 
mit  Weinbau  ab,  während  der  andere  Theil  in  den  grossen  Eisen- 
l)erg\verken  und  Hüttenwerken  arbeitet.  Die  Gegend  zwischen 
Verneville,  Gorze,  Amanvillers  und  Marie-aux-chenes  ist  ziemlieh 
wasserarm.  Der  beste  Wein  wächst  bei  Scy.  Die  Pflege  der 
I.andwirthschaft  lässt  noch  zu  wünschen  übrig  und  bei  den  theueren 
Arbeitsli'ihnen  .sollten  mehr  landwirthschaftliche  Maschinen  oinge- 
fiihrt,  auch  bei  der  Viehzucht  weniger  Pferde,  aber  mehr  Rindvieh, 
auch  zum  Ziehen,  gehalten  werden.  Der  N'iehsfand  umfasst  14,070 
Pferde,  305  Mtiullhiere  und  Esel,  meisfeiis  für  Milch-  und  Markt- 
fnhren,  1(),()73  Stück  Rindvieh,  wobei  12,(>40  Kühe,  14,945  Schaafe, 
.'U,404  Schweine,  47  Ziegen  und  (VZ\',]  Bienenstöcke.  An  Wal- 
dungen ist  besonder»  die  linke  Moselseite  und  der  Kreis  Pnnge  reich, 
wo  sie  die  I^»rghöhen  einnehmen.  Die  Industrie  erstreckt  sich  auf 
dem  linken  Moselufer  vorziigsweine  auf  die  Eisen bergwerke  und 
die  groBHcn  EiBenwerke,   uiuli  auf  siiinbrUche,  wie  hei  .Iitumonf. 


2.   Landkreis  Metz. 


263 


Amanvillers  und  Gravelotte.  Sonst  ist  die  Industrie  nur  in  der 
näiieren  Umgebung  von  Metz  vertreten  und  je  weiter  man  sich 
davon  entfernt,  desto  ausschliesslicher  herrscht  der  Ackerbau  vor. 
Zum  Kreise  gehören  die  Kantone  Metz  (Land),  Gorze,  Fange, 
Verny  und  Vigy,  welche  enthalten  17,032  Häuser,  19,952  Familien 
und  71,400  Einwohner,  ausser  214  Militärpersonen,  nämlich  35,855 
männliche  und  55,545  weibliche,  und  davon  sind  1088  Evangelische, 
14  Mennoniten  und  857  Israeliten.  Auf  der  Geviertmeile  wohuen 
3657  Personen,  wornach  also  der  Kanton  erst  die  vierte  Stelle 
einnimmt,  und  auf  einen  Einwohner  kommen  l,5j-  Hekt.  Unter 
den  Bewohnern  sind  67  Blinde,  35  Taubstumme,  90  Blödsinnige 
und  Kretinen  und  32  Irre,  Mit  Ausnahme  der  Orte  in  den  Seille- 
Niederungen  ist  das  Klima  gesund  zu  nennen. 


A.    Landkanton  Metz. 

Der  Kanton  Metz  zieht  sich  rings  um  die  Stadt  und  wird  um- 
gränzt  von  den  Kantonen  Diedenhofen,  Metzerwiese,  Vigy,  Fange, 
Verny,  Gorze  und  Frankreich.  Er  umfasst  folgende  Gemeinden 
und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 


Amanvillers 
Aiignj'  .  .  . 
Bim-St  -Martin . 
Borny  .  .  . 
IJronveanx  .  . 
Chieulles  .  . 
Devani-k'S-Poiits 
Feves .... 
llagondange  . 
llaucoiicourt  . 
Longeville  .  . 
l.orry .  .  .  . 
Jlaizieres  .  . 
Marange  -  Silvange 
llaxe  (La)  .  . 
Mcy  .... 
Montigiiy  .  . 
Montois  \.  M.  . 
Moulins  .  .  . 
Norroy  1.  V.  . 
Pierrevillers 
Plantiercs  .  . 
riappeville  .  . 
riesnois  .  .  . 
Komba-s  .  .  . 
Roncourt  .  , 
Sablon  (Le) 


Aecker. 

608,59  j 
1062,9-1 

959,7,! 

180,(« 

4:-.o„8l 

140,97^ 

398,3^ 

659,26 

■^9,75 

670,17 
472,00^ 

568,84 
700,43 
553,7fi, 
430,47 

54,8s' 
145,fi5 

49,17: 

366,77 
339,6,1 
234,07 


Wiesen. 


50,93 
113-10 

98„7 

3^89 
29„, 

27,07 
2',85 

28,09 
47,97 
8^,Ü3 
15,()ü 
125,33 

144,60 
38,53 
13,52 
32,35 
24,35 
40,38 

12ö,3i 

52,18 
23,74 

14,21 

54,93 

116,-0 

31,01 

3*J,t9 


Wein- 
berge. 


56,29 
40,,, 
9,52 
16i34 
27,27 
84-,,9 
48,00 


63,-, 


Waid. 


Obst- 
gärten. 


64 


123,82 
0,23 

18,17 

2,83 

0,31 

1,70 

65,94 

84,05 

116,34 

70,24 

14,28 

114,00 


23 


m 


292,49 

198.70 

0,76 

49,10 

54,64 
0,22 

8,53 
176,04 

1,30 

29,56 

0,94 

230,61 

49,34 
690,38 

11,92 
I  4,30 
i  16^58 
j  378,33 

I    43,88 
I  267,42 

'  191,68 
0,6, 
0,79 

80,80 

500,4, 

I 285„6 

I       0,20 


,84 


2 

21,00 

12.72 

34,57 

18,19 

4-03 


For- 
sten. 


62. 


5,77 

0,68 

162,50 

8,47 

5 ',33 

0,85 

4,28 

3,15 

0,3, 

7,20 

189,84 

130,88 

37,64 

58,85 

,92 


71 


^,04 
^,04 


Zu- 
sammen. 


62, 


05 


',91 


7,07  i     — 


97I,8S 
1498,32 

152,86 

1192.^3 

157,66 
260,47 

601,76 
479,78 
445,59 
790,39 
262,94 
608,8, 
«82,3, 
1523,69 
756,44 

191,22 
675,65 

1146,98 
699,57 

1152,3, 
609,94 
343,79 
252,93 
307,49 

1147,90 

673,2^ 
321,02 


2r,4 


II.  'Topogpraphie. 


Gemeinden. 


Aecker.  1  Wiesen. 


St.  Julien  .... 
Ste.  Marie-aux-Cbenes 
St.  Privat  .  .  .  . 
Saulnv 

Scy  ' 

Seraecourt    .... 

Talange 

Vallieres 

Vantoux 

Vany 


177,50 
853.^ 
483,03 

151,34 
110-^ 
115,75 
■'IÖtOO 
162.83 

188„6 


28., 


Wein- 
berge. 


Wald. 


67  i 


134., 


Obst- 
gärten. 


;95: 


For- 
sten. 


54,75'     l^iW     ~~ 


9l,or|  -    '  54,34!    - 

'6i25;  —  ^150       — 

59,2,  i  30-22  578-91 1  116,35 

7o.^  151,8,  12,e3j       5,09 


17,381 
07,20' 

5,56! 


76,901 


Woippy 170)>. 


6,271     31,91 
45,4,1     19,771 


10,27! 

IM 

''■92! 


26 


172 


88' 


3,25! 

24-7«:  150,82 


31,13 
1^5 

24,45 
8,30 
6,16 

66,39 


Zu- 
sammen. 


446,40 
1022,09 

582,57 
984,57 
452,3c, 
230,53 

815-65 
'^92,81 
245,09 
309,99 

2113,56 


Kanton  15084,43  2046,26:1559,94|44d7,38:1170,i9  65,04  |25703,33 
Er  unifasst  einen  Viehstand  von  3218  Pferden,  wobei  43  Zucht- 
hengste, 83  Maulthiere,  86  Esel,  358(5  Stück  Rindvieh,  wobei 
2816  Kühe,  2629  Schaate,  wobei  496  Merinos  und  1077  Heide- 
schnucken,  52^33  Schweine,  859  Ziegen,  1197  Bienenstöcke  und 
lieferte  1872  262  Pfund  Seidencocons. 

Amanvülers,  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Verdun,  ziemlich 
hoch  gelegen,  11  Kilom.  nordwestlich  •  von  Metz,  mit  Kirche, 
75  Häusern,  293  Einw.,  Steinbrüchen,  Eisenbahnstation  und  Zoll- 
stelle, gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Amanvülers  gehörte  einst  dem 
Kloster  St.  Vincent  in  Metz,  wurde  gegen  IdOO  von  feindlichen 
Schaaren  zerstört,  1448  wieder  von  den  Mimchen  aufgebaut,  brannte 
aber  1502  und  1517  ab.  Am  18.  Juli  1870  stand  hier  während 
der  Schlacht  das  französische  Corps  Ladmirault. 

Zur  Gemeinde  {jehüren  die  HötV  Öt.  Vincent,  Montiguy  la 
Orange  mit  gi-ossem  Besitze  und  Champenois  am  Wege  nach 
Venieville. 

Augny,  Dorf  zwischen  Mosel  und  Seille,  westlich  vom  St.  Blaise, 
7  Kilom.  südlich  von  Metz,  mit  142  Häusern,  179  Familien,  639 
Kinw.,  wobei  1  Evangelischer  und  33  Israeliten,  Getreidebau, 
Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthum  Metz.  Im  Jahr 
105(5  gab  Bischof  Adalbero  von  Metz  Güter  zu  Augny  an  die  Abtei 
Symphorien  in  Melz,  um  hier  eine  Priorei  zu  errichten,  welche 
161(»  der  Abtei  incorporirt  wurde. 

Zur  Gemeinde  geliuren  Ciidtel  St.  Ulaise,  Solilossruine  aiiT  dem 
gleichnamigen  Berge;  Chdteau-baN,  Hol'  am  Fu8tie  dieses  Bergs,  aus 
den  iSt4;inen  des  Schloases  von  Herrn  Ancillon  aus  Metz  erbaut  und  an- 
funglicli  Ancillon  genannt,  Gros-Yeux,  Prayelle,  Orly  und  Ilaniiu. 
Du«  8<-hloH«  St.  Hluise  war  selir  fest  und  mit  Ciriil)eu  umgeben.  Im 
Jahre  1543  saiulte  die  Sta<lt  Metx  1100  Mann  ndt  zwei  Feldsclilangen, 
lim   «In^   Srhlo«."   /n    iii'liiin'ii .   i\u<  «Imt  vdii   «'iiicm   HdiiiilMiiiiin«'   imd    \'i\\\(- 


2.    Landkreis  Metz.  265 

zehn  Bauern  so  tapfer  vertheidigt  wurde,  dass  man  ihnen  freien  Abzug 
gewährte.  Der  hohe  Thurm  wurde  erst  1809  abgetragen.  Während  der 
EinSchliessung  hatten  die  Preussen  hier  eine  Beobachtungsstation. 

Ban- St. -Martin,  Dorf  auf  der  linken  Seite  der  Mosel,  unter- 
halb vom  St.  Quentin  und  vor  dem  Moselfort  von  Metz,  davon  nur 
1  Kilom.  westlich  entfernt,  mit  88  Häusern,  103  Familien,  380  Einw., 
mehreren  Villen,  Garten-,  Gemüse-  Obst-  und  Weinbau,  gehörte 
zu  Lothringen.  Der  Ort  verdankt  seine  Entstehung  und  den 
Namen  der  einst  berühmten  Benediktinerabtei  St.  Martin,  welche 
schon  im  siebenten  Jahrhundert  bestand,  da  613  der  heilige 
Komarik  darin  die  Visitation  vornahm.  Es  hiess  damals  St. 
Martin -aux-Champs  und  wurde  vom  zehnten  Könige  Sigisbert 
von  Auslrasieu  wieder  hergestellt  und  bereichert,  der  auch  darin 
begraben  wurde.  Lothar,  Sohn  Ludwigs  des  Verschwenders,  be- 
suchte das  Kloster  841 ,  dessen  Abt  ihm  die  Evangelienbücher 
abschrieb.  Als  Kaiser  Heinrich  II.  1009  Metz  belagerte,  wurde 
die  Abtei  von  den  Slaven  zerstört,  welche  sechs  Jahre  lang  die 
Gegend  verheerten.  Um  die  Abtei  zu  entschädigen,  schenkte  ihr 
der  Kaiser  eine  erhebliche  Summe  und  die  Mönche  verlegten  nun 
(las  Kloster  von  der  Berghöhe  in  die  Ebene.  Die  Kirche  wurde 
1U63  vollendet,  war  eine  der  reichsten  und  schönsten  und  hatte 
120  Säulen,  70  Fenster,  8  Thore,  mehrere  Thürme  und  im  Innern 
eine  grosse  Anzahl  Elfenbeintafeln  und  goldener  Kronen.  Ban- 
St.-Marlin  gehörte  nebst  dem  Dorfe  zu  Lothringen,  welches  dem 
Abte  die  Investitur  ertheilte,  ohne  dass  dazu  eine  päpstliche  Bulle 
verlangt  wurde.  Weil  nun  der  1427  zum  Abte  erwählte  Nicolaus 
Chaillot  eine  solche  Bulle  nachsuchte,  ward  der  Herzog  beleidigt 
und  es  entstanden  in  der  Abtei  selbst  Streitigkeiten,  welche  Perrin 
d'Haussonville  dazu  benützte,  um  die  Absetzung  von  Chaillot  zu 
versuchen,  der  sich  in  sein  Haus  zu  Metz  zurückzog.  Wegen  eines 
Korbs  voll  Aepfel,  die  derselbe  sich  aus  dem  Klostergarten  bringen 
Hess,  entstand  ein  grimmiger  Streit.  Die  Leute  des  Herzogs  ver- 
langten nämlich  für  die  Aepfel  die  Ausfuhrabgabe,  wogegen  die 
Metzer  dem  Abte  verboten,  dieselbe  zu  bezahlen,  worauf  der  Her- 
zog mehrere  Einfälle  in  das  Metzer  Land  machte  und  mit  10,000 
Mann  vor  Metz  erschien,  jedoch  mit  denselben  bis  Pont-ä-Mousson 
vertrieben  wurde.  Die  Metzer  fielen  nun  über  Dorf  und  Abtei  her, 
zerstörten  80—120  Häuser  und  Hessen  Anfangs  nur  die  Kirche  und 
die  Basilika  stehen,  zerstörten  1430  aber  auch  diese  und  verwandten 
die  Steine  dazu,  um  das  Wehr  Wadrineau  in  der  Mosel  zu  er- 
bauen.     Ja    die    Metzer   verboten    sogar,    als    man    im    Orte    die 


266  n.    Topographie. 

städtisclien  Steuern  benaclitheiligte  und  Glückspiele  zum  Verderben 
der  Metzer  einrichtete,  die  Häuser  wieder  aufzubauen  oder  Geld 
an  solche  zu  leihen,  welche  dies  thun  wollten,  und  zwangen  1437 
die  Abtei  sich  der  Gerichtsbarkeit  der  Stadt  zu  unterwerfen  und  durch 
A' ertrag  wurde  Ban-St.-Martin  an  Metz  abgetreten.  Als  Vorstadt 
von  Metz  erstand  das  Dorf  wieder,  wurde  aber  bei  der  Belagerung 
von  Metz  1444  wieder  abgerissen  und  dasselbe  1552  durch  den 
Herzog  von  Guise  wiederholt,  als  Karl  V.  die  Stadt  belagerte. 
Die  Reliquien  des  heiligen  Sigisbert  in  der  Pfarrkirche  wurden  von 
den  Metzern  an  den  Herzog  Karl  HI.  von  Lothringen  ausgeliefert 
und  feierlich  bis  Corny  begleitet;  sie  kamen  dann  an  die  Primatiale 
von  Nancy.  Handschriftliche  Annalen  des  Klosters  erzählen,  dass 
der  Abt,  als  er  am  26.  Juli  1520  zu  einer  Bäuerin  vermittelst 
einer  Leiter  einsteigen  wollte,  dabei  den  Hals  brach:  aus  dem 
Jahre  1524  aber,  dass  eine  junge  Frau  und  ihr  Mann  aus  Metz 
einem  Mönche  eine  Dirne  zuführen  wollten,  dieselbe  aber,  weil 
sie  den  bedungenen  Preis  nicht  bekamen,  dem  Johann  Bidars, 
Kanonikus  an  der  Kathedrale,  verkauften,  was  aber  verrathen 
wurde,  worauf  das  Paar  an  den  Pranger  auf  dem  Champ-a-Seille 
gestellt  wurde  und  zwar  mit  einem  Bilde,  worauf  auch  der  Mönch 
und  Kanonikus  abgebildet  war.  Während  der  Einschliessung  von 
INIetz  1870  hatte  der  Marschall  Bazaine  hier  sein  Hau|)tquartier. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Landhäuser  Bagatelle,  Bellevno  und 
Lardemelle  und  das  Wirthshaus  Sauvage  zwischen  der  Mosel  und 
Eisenbalin.  Vor  dem  Dorfe  liegt  ein  grosser  Exorciorplatz.  wo  jetzt  zwei 
lange  Baracken  für  das  Slilitär  erbaut  sind. 

Bomy,  Dorf,  4  Kilom.  östlich  von  ]\Ietz.  mit  157  Häusern, 
197  Familien,  1074  Einw.,  wobei  J)  Jlennoniten  und  G  Evangelische, 
Kirche,  Getreide-,  Obst-.  Wein-  und  Gemüsebau,  Ziegelei,  Kalk- 
ofen und  interessantem  Schlosse,  gehörte  zum  Bisthume  Motz  und 
am  14.  August  1870  bewegte  sich  die  Schlacht  besonders  auf  dieser 
Gemarkung. 

Zur  Ocmeiude  gehören  der  Ilof  Sebastopol,  ösllicli  licini  DortV 
(Jrfgy,  Weiler  am  Clu'neatd)ache ,  am  Iß.  Juli  1815  Zielpunkt  eines 
Ausfalls  der  Garnison  Metz;  La  Haute  Bevoye,  Hof  im  Südwesten, 
La  Grange-aux-Bois,  Hof  und  Ziegelei,  am  27.  September  1870  bei 
der  KinschlieHHung  von  Metz  verbraiuit;  Belle-Croix,  einzelnes  lliius 
nn  der  Strasse  nacl»  Siinrbriickeu,  um  '.•.  Septeml)er  ISli)  verbrannt;  Les 
Bottefl  (Ut  Burdti),  einzelne  HiiiiHer  im  Osten  vor  Jlelz,  und  Belli 
Tnnche,  II(»f  nm  Chcneuubache,  mit  grossen  tüebilulichkeiten.  Hiir 
iHand  1304  ein  Nonnenkloster,  dessen  Gebäude  vom  Abte  von  Salival 
nn   die  CölcBilner  von  Metz    unter  Vorbelialt  elneH  Abslritrciiiarlicrs    für 


2.    Landkreis  Metz.  267 

seine  Mönche  gegeben  wurde.  Die  1713  zerstörte  Kapelle  diente  als 
Scheuei-,  und  deshalb  suchten  die  Jesuiten  in  den  Besitz  zu  kommen, 
weil  die  Mönche  die  Kirche  profanirt  hätten,  bekamen  aber  ihren  Ver- 
such vereitelt,  weil  die  Mönche  die  Kapelle  rasch  wieder  herstellten. 

Bronveaux,  Dorf  am  Ostabhange  des  Bergs  von  Jaumont, 
11  Kilom.  nordwestlich  von  Metz,  zwischen  Wäldern,  mit  38  Häu- 
sern, 128  Einw.,  Mühle,  Getreide-  und  Weinbau,  gehörte  zu  Bar. 
Eine  Privateisenbahn  von  den  Steinbrüchen  Jaumont  zur  Mosel 
führt  durch  die  Gemarkung. 

Chieulles,  Dorf,  6  Kilom.  nordöstlich  von  3Ietz  am  Bache  von 
Argancy,  mit  28  Häusern,  98  Einw.,  wobei  6  Evangelische,  Ge- 
treide-, Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Devant-les-Ponts,  Dorf  mit  zerstreuten  Häusern,  1  Kilom. 
westlich  von  Metz,  an  der  Eisenbahn,  mit  Station,  188  Häusern. 
233  Familien,  889  Einw.,  wobei  23  Evangelische,  Garten,  Wein-. 
Obst-  und  Gemüsebau,  Poudrette-  und  Chemikalieiifabrik,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  einzelnen  Höfe  La  Konde,  Le  S an- 
sonnet, La  Maison  de  Planche,  Le  Coupillon.  La  belle  fon- 
taine,  mit  eisenhaltiger  Quelle. 

Feves,  Dorf  am  Fiisse  des  Horimont,  9  Kilom.  nordwestlicli 
von  Metz,  mit  Kirche,  9()  Fläusern,  277  Einw.,  Wein  ,  Obst-  und  Ge- 
müsebau und  Steinbrüchen,  heisst  auch  F6bre  und  gehörte  zu 
Bar.  Die  Kirche  hat  ein  schönes  Portal  und  Glasmalereien  aus 
dem  zwölften  Jahrhunderte. 

Hagondange  (Hagendingen),  Dorf  an  der  Strasse  und  Eisen- 
bahn nach  Diedenhofen,  links  von  der  Mosel,  15  Kilom.  nördlich 
von  Metz,  mit  83  Häusern,  319  Einw.,  wobei  7  Evangelische, 
Postexpedition,  Station,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.  Luxemburg  hatte  Antheil  an  Hagondange,  ver- 
tauschte diesen  aber  1410  an  das  Kapitel  in  Metz;  1517  brannte 
das  Dorf  ganz  ab. 

Haueoncourt,  Dorf  am  linken  Moselufer,  1  Kilom.  nördlich 
von  iNIetz,  mit  129  Häusern',  475  Einw.,  wobei  7  Evangelische  und 
3  Israeliten,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bis- 
tiiume  Metz.  Vom  Schlosse  sind  nur  noch  wenige  Reste  übrig. 
Haueoncourt  wurde  1060  von  Gobert  der  Priorei  Notre  Dame  von 
Apremont  gegeben. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Amelange  im  Süden;  er  wurde  aber 
1161  von  Erzbischof  Hillin  von  Trier  an  die  Abtei  Justeraont  gegeben. 
1444  befestigt  und  widerstand  1486  den  Soldaten  Bassompieres. 


268  II-    Topogi-aphie. 

Longeville-les-Metz ,  Dorf  am  Fusse  des  St.  (^)iientin,  3  Kiloni. 
westlich  von  Metz,  eine  einzige  Strasse  bildend,  mit  128  Häusern, 
UM)  Familien,  751  Einw.,  wobei  7  Evangelisehe  und  12  Israeliten, 
starkem  Weinbau  (jährlich  2320  Hektoliter),  Obst-  und  Gemüse- 
bau, Seilerei,  Fabrikation  von  Pfeifen  und  Heiligenbildern  aus 
Tenacotta,  hat  seinen  Namen  von  seiner  Länge  und  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.  Hier  übernachtete  Kaiser  Napoleon  am  14.  bis 
lö.  August  1870  vor  seiner  Abreise  von  Metz  beim  Obersten  Hen- 
naque.  Longeville-Ies  Metz  wird  schon  7J5  erwähnt,  wo  Gorze 
hier  begütert  war. 

Lony-les-Metz ,  Dorf  hoch  gelegen,  5  Kilom.  nordwestlich  von 
Metz,  nördlich  vom  Fort  Plappeville,  mit  Kirche,  161  Häusern, 
2<>1  Familien,  660  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und  3  Israeliten, 
3  Mühlen,  Pappenfabrik,  starkem  Weinbau  (2500  Hektoliter  jähr- 
lieh) und  Obstbau,  liefert  besonders  gute  Kirschen  und  Mirabellen 
und  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Die  Kirche  aus  dem  vierzehnten 
Jahrhunderte  hat  die  Form  eines  griechischen  Kreuzes  und  diente 
einst  den  Protestanten  zum  Gottesdienst,  während  die  Katholiken 
nach  Woippy  gingen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  einzelnen  Häuser  I.e  Chene,  Le  Moiilin- 
cn-mie,  La  Ca  r  tonn  lere  und  der  nördlich  gelegene  Weiler  Vig- 
neulles,  Geburtsort  von  Philippe  de  VigneuUes,  Verfasser  der  Chroniken 
von  Frankreich,  Lothringen  und  Metz,  in  vier  Büchern,  lus  15'25.  ziem- 
lich genau  und  gerecht,  sowie  einer  Sammlung  von  Erzählungen.  Im 
November  149G  wurden  der  Maire  Johann  Gerard  und  sein  Sohn  durch 
drei  Bewaffnete  aus  ihrem  Hause  bis  Chauvancy  gebracht  und  dort 
2 '/a  Monate  in  einem  Thurme  gefangen  gehalten,  bis  sie  1000  rheinische 
Gulden  bezahlten. 

Maizieres-les-Metz ,  Dorf  an  der  Strasse  und  Eisenbahn  nach 
Diedenhofen,  10  Kilom.  nördlich  von  Metz,  mit  Kirche,  200  Häu- 
sern, 213  Familien,  714  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  2  Mühlen, 
Branntweinbrennerei,  Eisenwerk  mit  Hochofen  und  Walzwerk,  Post- 
expedition und  i]ahnstation,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Im 
.lahre  1516  brannte  das  Dorf  bis  auf  3  Häuser  ab  und  auch  der 
benachbarte  Wald  bis  gegen  Lorry.  Westlich  davon  zieht  die 
Uömerstrasse  hin,  wo  mau  noch  alte  Uebcrreste  findet.  Früher 
nannte  man  Maizi^res-les-Metz  oft  auch  Kleiu-Metz. 

Zur  Genu'inde  gehören  die  Höfe  Fercuu  mit  Mühle  und  IJrieu.x 
mit  Schlos». 

Marange,  Dorf  auf  einem  Bergabhango,  11  Kilom.  nordwest- 
lich von  Metz,  mit  203  Hüusern,  217  Familien,  7(J0  Einw.,  4  Mühlen, 
Branntweinbrennereien,  Getreide-,  Obst-   und   Weinbau,   gehörte 


2.   Landkreis  Metz.  269 

zum  Histhume  Metz.  Südlich  davon  liegt  der  Horimont,  341  M. 
über  dem  Meer.  Im  Jahre  1636  Hess  der  Commandant  Rocquepine 
Marange  mit  4000  Mann  und  einer  Kanone  angreifen  und  anzünden, 
nachdem  sich  die  Bewohner  in  einem  Hause  und  der  Kirche  be- 
festigt hatten.    Die  Tempelherren  sollen  hier  ein  Haus  gehabt  haben. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Silvange  auf  einem  Hügel,  un- 
weit der  Römerstrasse,  nördlich,  bekannt  durch  die  davon  benannten 
Birnen;  der  Hof  Fremecourt  im  Süden  und  die  Mühlen  Ternel,  de  la 
Croix  und  Jailly. 

Maxe  (LaJ^  Dorf  in  der  Ebene,  links  von  der  3Io8el,  5  Kilom. 
nördlich  von  Metz,  mit  76  Häusern  und  321  Einw.,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz  und  wurde  am  27.  und  28.  September  1870  ver- 
brannt; auch  fanden  am  8.  October  dahin  heftige  Ausfallge- 
fechte statt. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  St.  Baudier  mit  Kirche,  La 
G ränge  denvie,  Franclonchamp,  am  28.  September  1870  nieder- 
gebrannt; La  Grange-aux -Dames.  im  zehnten  Jahrhunderte  den 
Prämonstratenser  Mönchen  gehörend  und  dann  an  Nonnen  überlassen, 
und  der  Weiler  Thury  (Turie),  in  der  Ebene  gegen  die  Mosel,  einst 
ein  Kloster.  Schon  im  achten  Jahrhunderte  sollen  Mönche  des  Ordens 
St.  Eloi  hier  gelebt  haben ,  welche  im  zwölften  Jahrhunderte  die  Regel 
der  Prämonstratenser  angenommen  haben,  nachdem  die  Metzer  Frau  Ida 
ihnen  den  Hof  geschenkt  hatte,  um  aus  La  Grange-aux -Dames  dahin 
überzusiedeln.  Wegen  häufiger  Ueberschwemmungen  zogen  die  Mönche 
nach  Justemont,  was  die  Metzer  nicht  dulden  wollten  und  worüber  auch 
ein  Streit  entstand ;  denn  ein  Theil  der  Mönche  (les  Romans)  wollte  nach 
Thury  zurück,  während  die  Deutschen  in  Justemont  bleiben  wollten. 
11CA  beendigte  eine  Theilung  der  Güter  den  Streit,  doch  sollen  die 
Mönche  später  nach  Hameviller  übergesiedelt  sein.  Von  einem  angeb- 
lichen Stück  des  ächten  Kreuzes  nahm  die  Abtei  den  Namen  Ste.  Croix 
.an.  Im  Jahre  1552  wurde  auch  das  Kloster  zerstört  und  in  das  Hospiz 
St.  Eloi,  im  Hofe  d'Orme,  bei  der  Rue  Chevremont  in  Metz  verlegt. 
Wegen  Zwists  wurde  der  Abt  zu  lebenslänglicher  Geiangnissstrafe  ver- 
urtheilt  und  das  Kloster  von  König  Heinrich  IV.  aufgehoben,  der  dessen 
Einkünfte  einem  Collegium  von  Laien  überwies.  Nach  sechzigjährigem 
Kämpfen  brachten  es  die  Jesuiten  endlich  1622  dazu,  sich  des  Unter- 
richts in  der  Stadt  und  auch  der  Einkünfte  von  Thury  zu  bemächtigen. 
St.  Baudier  war  einst  Pfarrkirche  für  die  umliegenden  Gemeinden. 

Mey,  Dorf  vor  dem  Fort  St.  Juhen,  5  Kilom.  nordöstlich  von 
Metz,  mit  Kirche,  29  Häusern,  31  Familien,  118  Einw.,  Ge- 
treide-, Obst-  und  Weinbau  und  Kalkbrennerei,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz.  Der  Meister  Frangois,  Geistlicher  von  Mey,  war  um 
das  Jahr  1512  als  Arzt,  Landwirth  und  Mechaniker  bekannt  und 


270  ^^*    i'f^pographio. 

richtete  die  Mühlen  hinter  der  Präfektur  zu  Metz  ein,  weshalb  der 
dortige  Moselarm  den  Namen  Canal  du  Pretre  erhielt. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Mühle  de  la  Tour  am  Vallieiesbache. 

Montigny-les-Metz ,  Dorf  im  Süden  von  Metz,  2  Kilom.  davon 
entfernt,  an  der  Eisenbahn  und  Strasse  nacli  Nancy,  mit  Kirche, 
:ni  Häusern,  639  Familien,  2813  Einw..  wobei  215  Evangelische 
und  47  Israeliten,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Postexpedition, 
Fabrik  von  Nudeln  und  Beinschwarz,  Bierbrauerei,  mehreren  Kaffee- 
häusern und  Sommerwirthschaften,  den  grossen  Eisenbahnwerk- 
stätten und  Magazinen,  botanischem  Garten  und  Priesterseminar, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Im  Jahre  1635  gründete  hier  Herr 
von  Meurisse,  Suffragan  des  Bischofs,  eine  Benediktinerabtei, 
welche  nach  der  Aufhebung  1793  verkauft  wurde  und  jetzt  einen 
Meierhof  mit  10  Häusern  mitten  im  Orte  bildet.  Die  Kirche  Hess 
Bischof  Coislin  1729  erbauen,  sie  wurde  1844  vergrössert.  Das 
kleine  Seminar  St.  Louis  de  Gonzaga  wurde  1854,  das  Nonnen- 
kloster von  Sacrd- Coeur  1857  erbaut,  letzteres  1873  aufgehoben. 
Vor  1552  stand  hier  das  Fort  Chäteau-rEvßque. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  botanische  Garten  Frescatelli  am  Ein- 
gange des  Dorfs,  Montigny  la  basse,  einzelne  Häuser  an  der  Jlosel. 
La  Vacquini^re,  Gartenwirthschaft  an  der  Mosel,  die  Höfe  Haute 
St.  Ladre,  La  Grange  d'Agneaux,  La  Grange  Mercier,  La 
Horgne-au-Sablon,  Blory,  die  einzelnen  Häuser  La  Ferque,  Jeru- 
salem und  LaBlancherie,  sowie  der  südlich  gelegene  Weiler  St.  Privat 
mit  dem  gleichnamigen  Fort  und  dem  grossen  Exercierplalze.  Es  stand  hier 
«•inst  diePfarrkirche  für  Montigny,  welche  nebst  den  dazu  gehörigen  Kapellen 
1194  vom  Bischöfe  Bertram  der  Abtei  St.  Clement  zu  Metz  gesclienkt 
wurde,  um  hier  ein  Khjstcr  zu  en-ichten.  Gegen  die  Mitte  des  sechszehnten 
.lahrliunderts  wurde  die  Kirche  den  Protestanten  überlassen ,  wurde  später 
Pfankirclie  von  Montigny,  aber  1804  aufgegeben  und  1810  abgebrochen. 

Montois-la-Montagne ,  Dorf  im  äussersten  Nordwesten  des  Kan- 
tons, 16  Kilom.  von  Metz,  mit  Kirche,  134  Häusern,  139  Fami- 
lien, 501  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  einst  zu  Bar. 

Zur  tiemeinde  gehört  der  2  Kilom.  östlich  davon  gelegene  Weiler 
Mulancourt  mit  Kapelle  und  Steinbrüchen  und  sehr  hoch  gelegen. 

MouUns-les-Metz,  Dorf  am  linken  Mo.selufer,  den  Strassen 
nach  Nancy  und  Verdun  und  der  Eisenbahn  über  Amanviller« 
nach  Verdun,  5  Kilom.  südwestlich  von  Metz,  mit  Kirche,  98  Häu- 
«erti,  16(>  Familien,  532  Einw.,  wobei  5  Evangelische  und  8  Is- 
raeliten, 2  Mühlen,  Oelmühle,  Postexjjedition,  Getreide-  und  Oel- 
.•^aatbuii,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Den  Brückenzoll  besass  die 
Sffuit   >!<•(/.   welche  ihn  an  das  Spital  St.  Nicolaus   unter  der  Be- 


2.   Landkreis  Metz.  271 

dingung  gab,  die  Brücke  von  Stein  aufzuführen.  Hier  wurde  im 
September  1408  Kaiser  Maximilian  bei  seiner  Reise  nach  Metz 
feierlicii  empfangen.  Als  Herzog  Karl  III.  von  Lothringen  15P0 
Metz  belagern  wollte,  befestigte  er  sich  in  Moulius-lesMetz,  wurde 
aber  von  den  Metzern  bald  wieder  daraus  vertrieben.  Die  Ge- 
markung erstreckt  sich  auch  noch  auf  das  andere  Moselufer.  Ein 
Moselarm  floss  früher  durch  Moulins-les-Metz  und  wurde  dafür 
1282—1308  eine  Brücke  erbaut;  seit  dem  14.  März  1614  wurde 
dieser  Arm  aber  abgeleitet  und  trocken  gelegt.  Es  befinden  sich 
hier  noch  die  drei  alten  Schlösser  Preville,  Grignan  und  Fabert. 
Das  Erstere  liegt  südlich  von  der  alten  Brücke,  bildete  einst  einen 
Theil  der  Güter  des  Herrn  von  Bournon  zu  Grenoble,  wurde  nach 
der  Emigration  mehrfach  verkauft  und  kam  dann  an  Herrn  Leclerc 
in  Metz.  Das  alte  Lehen  von  Grignan  liegt  an  der  Strasse  und 
dem  Wege  nach  Ste.  Ruffine,  hat  zwei  Thürme,  wurde  1856  re- 
staurirt  und  gehört  Herrn  Buisson.  Im  Jahre  1811  wohnte  darin 
die  Mutter  des  Kaisers  Napoleon  I.  vier  Tage  laug.  Das  Schlots 
Fabert  wurde  vom  Vater  des  Marschalls  vollendet,  stammt  aber 
schon  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert,  hat  zwei  Seitenflügel, 
deren  liriker  als  Pfarrhaus  dient,  und  einen  Thurm,  ist  von  einem 
Kanal  umgeben  und  gehört  Herrn  Piercet.  Der  rechte  Flügel 
wurde  1827  abgebrochen,  aber  wieder  hergestellt  und  dient  als 
Fabrikgebäude,  der  Thurm  zu  Wohnungen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  einzelnen  Häuser  Moulin  du  Coignot 
und  du  Poncet,  Pr^s-ville,  Cainon-prt^,  Grignan  auf  dem  linken 
Moselufer  und  auf  dem  ajidern  Ufer  die  Höfe  Maison  Rouge  mit  Fähre, 
Tournebride,  Bradin,Con8tantine,  Alger  und  Schloss  Frescaty 
mit  Park  an  der  Strasse  über  Jouy  naeli  Ars.  Früher  hiess  der  Landsitz 
Fristo  und  fanden  daselbst  1552  die  Besprechungen  zwischen  den  Abge- 
sandten des  Königs  von  Frankreich  und  den  bestochenen  Metzer  Notablen 
wegen  Ueberlieferung  der  Stadt  Metz  au  die  Franzosen  statt.  Diese  Ver- 
räther waren,  ausser  dem  selbstsüchtigen  Bischof  von  Lenoncourt,  Robert 
\on  Ileu,  der  eine  Verwandte  des  Bischofs  zur  Frau  hatte  und  vom  Könige 
von  Frankreich  reiche  Geschenke  erhalten  hatte,  Micliael  von  Gournay, 
der  einen  Sohn  in  französischen  Diensten  hatte,  und  noch  einige  andere 
einflussreiche  Metzer,  die  in  ihren  Geldverhältnissen  herabgekommen 
waren.  Frescaty  ist  1709  vom  Bischöfe  Coislin  erbaut  worden,  um 
während  der  Nothzeit  die  Armen  zu  beschäftigen.  Am  9.  und  10.  Juli 
1815  überfielen  Franctireurs  hier  einen  russischen  Posten.  Im  Park  sind 
mehrere  Soldatengräber  aus  dem  Jahre  1870  und  am  27.  October  1870 
wurde  hier  die  Capitulation  von  Metz  unterzeichnet. 

Norroy-le-Veneur,  Dorf  auf  einem  Bergabhange,  9  Kilom.  nord- 
westlich von  Metz,   mit  Kirche,   168  Häusern,   503  Einw.,   wobei 


272  II-    Topographie. 

1  Evangelischer,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Kls- 
thume  Metz.  Die  Kirche  ist  im  dreizehnten  und  fünfzehnten  Jahr- 
hunderte in  gothischem  Styl  erbaut  und  hat  unter  dem  Chor  eine 
sehr  schöne  Krypta  im  romanischen  Style  des  neunten  Jahrhunderts. 
Die  Glasmalereien  sind  von  Marechal  in  Metz  restaurirt.  Da  das 
Dorf  an  der  Gränze  von  Bar  und  dem  Metzer  Lande  lag,  so 
musste  es  sich  oft  gegen  die  Metzer  vertheidigen,  die  es  übrigens 
mehrmals  als  Pfand  besassen.  Der  Metzer  Bürger  Poince  de  Vigy 
erhielt  es  von  Robert  von  Bar  um  2000  Goldgulden,  worüber 
später  mit  l*eter  von  Bar  wegen  des  Rückkaufs  ein  Streit  entstand, 
welcher  fremde  Söldlinge  fCompagnies  JilanchesJ  gewann,  um 
Norroy-le-Veneur  wieder  zu  nehmen.  Die  Metzer  mussten  sich 
derselben  durch  18,000  I.ivres  und  der  Bischof  durch  das  Geschenk 
schöner  Pferde  erwehren,  worauf  dieselben  nach  dem  Elsasse  zogen 
und  der  Graf  sich  am  2.  Juli  13(>5  mit  Metz  verglich.  Um  die 
Bewohner  von  Norroy-le-Veneur  waffenfähig  zu  erhalten ,  gewährten 
ihnen  die  Herzoge  Heinrich  und  Karl  IV.  das  freie  Jagdrecht, 
woher  der  Beinamen  des  Dorfs  entstand.  Die  Metzer  verbrannten 
1480  im  Kriege  gegen  Herzog  ReT\6  H.  das  Dorf  und  1655  wurden 
die  Befestigungen  zerstört.  Die  Glocke  wurde  nach  Metz  gebracht. 
Zur  tiemeinde  gehören  die  Weiler  Seuorroy,  westlich.  Belle- 
vue.  südöstlich.  Aumont,  nördlich,  undLaRue,  nordwestlich,  sowie 
die  Höfe  Marengo,  Kalembonrg.  Au  Charreau.  l.e  poiut  du 
jüiir.  Tournebride,  Notre-Dame.  Ste.  Anne  und  Moulin- 
an-pri'. 

Pierrevillers .  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  VA  Kilom.  nord- 
westlich von  Metz,  mit  Kirche,  184  Häusern,  527  Einw.,  wobei 
.5  Evangelische,  Mühle,  Oelmühle,  Ziegelei,  Bierbrauerei,  Getreide-, 
Obst-  und  Weinbau  (2800  Hektoliter  jährlich),  gehört  zu  Bar. 
'lliiebaut  von  Bar  gab  1214  hier  Güter  an  die  Tempelherren, 
welche  im  dreizehnten  und  vierzehnten  Jahrhunderte  bis  1340 
hier  eine  Kom(hurei  besassen.  Aus  letzterer  Zeit  stammt  die  im 
Jahre  15(51  in  gothischem  Style  restaurirte  Kirche,  ein  Seitengebäude 
des  Templerhauses  und  citadellenarfig  gebaut. 

Zur  (Jeineindc  gehört  das  eiTizeliie  lliius  IN»i  ut -d  u -j  ou  r. 

Planti^res,  Dorf  am  Chenaubache,  1  Kilom.  östlich  von  Metz 
und  an  der  Strasse  nach  Strassburg,  mit  258  Häusern,  280  Fa- 
milien, 1402  Einw.,  wobei  14(5  Evangelische  und  1){  Israeliten, 
Wein-,  Obst-  und  (iemüsebau,  grosser  Ifaumschule  von  Simon, 
KcüBclschiniede,  Gasfabrik  und  Friedhof  für  Metz,  Bildhauerwerk- 
HliUtcn  und  mehreren  Wirlhschaften,  gehJ^rlc  zum   Bisthunie  Metz. 


2.   Landkreis  Metz.  273 

Zur  Gemeinde  gehören  das  einzeln  stehende  Haus  Montplaisir  und 
das  auf  einer  Anhöhe,  westlich  vom  gleichnamigen  Fort  gelegene  Dorf 
Queuleu  mit  Kirche  und  Schloss.  Das  Fort,  jetzt  Göben  genannt,  ist 
erst  seit  1870  vollendet  worden  und  enthält  geräumige  Kasernengebäude, 
iAIagazine  u.  s.  w. 

'^ Plappeville ,  Dorf  am  Nordabhange  des  St.  Quentin,  4  Kilom. 
westlich  von  Metz,  unterhalb  des  gleichnamigen  Forts  (jetzt  L. 
Alvensleben  genannt)  mit  Kirche,  94  Häusern,  137  Familien, 
721  Einw.,  wobei  23  Evangelische  und  3  Israeliten,  grossen  Stein- 
brüchen, Landhäusern,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.  Plappeville  ist  sehr  alt  und  von  einem  Land  mann 
607  gegründet  und  benannt.  Das  Dorf  ist  bekannt  wegen  der 
vielen  Hexenprocesse ,  welche  gegen  Bewohner  desselben  einge- 
leitet wurden.  In  den  Jahren  1593 — 1595  wurden  allein  10  Per- 
sonen von  hier  verbrannt,  wie  der  Chronist  von  St.  Clement 
schreibt,  aber  vorzüglich  nur  aus  Eigennutz,  um  die  Güter  der- 
selben für  die  Kirche  zu  erhalten.  Der  nahe  Berg  St.  Quentin  galt 
als  der  lothringische  Blocksberg,  wo  ebenfalls  Walpurgisnacht  ge- 
feiert würde  u.  s.  w. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  höher  gelegene  Weiler  Tignomont  mit 
schöner  Aussicht.  Auf  dem  St.  Quentin  entstand  frühe  eine  Kirche, 
welche  auch  für  die  umliegenden  Orte  diente  und  wohin  von  Metz  aus 
Processionen  zogen.  Sie  gehörte  dem  Kloster  Gorze  und  dann  dem  Kapitel 
in  Metz,  wurde  1386  zerstört,  ebenso  1473,  und  dann  nur  als  Kapelle 
wieder  aufgebaut.  Als  Karl  V.  Metz  belagerte,  hatte  er  hier  seine  Ob- 
servationsstation.  Später  war  hier  nur  noch  eine  Eremitage,  welche 
gegen  1775  ganz-  zerfiel.     1793  wurde  hier  ein  Telegraph  errichtet. 

Plesnois,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  8  Kilom.  nordwestlich  von 
Metz,  mit  105  Häusern,  299  Einw.,  Ziegelei-,  Getreide-,  Obst-  und 
Weinbau,  gehörte  zu  Bar. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Villers-les-Plesnois  und  die 
Höfe  Tournebride,  Point-du-jour  und  Wasnanque. 

Rombas,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  am  rechten  Ufer  der 
Orne,  17  Kilom.  von  Metz,  mit  Kirche,  307  Häusern,  393  Fami- 
lien, 1298  Einw.,  Mühle,  Oelmühle,  Ziegelhütte,  Steinbrüchen, 
Eisenbergwerken  und  Jahrmarkt  am  ersten  Montag  im  Mai,  ge- 
hörte zu  Bar.  Es  war  1247  gegen  die  Veste  von  Landres  ver- 
tauscht worden,  kam  aber  1416  wieder  an  Bar.  Im  Kriege  des 
Herzogs  Ren6  II.  von  Lothringen  mit  den  Metzelei  kamen  letztere  mit 
2000  Mann,  1000  Pferden  und  Geschützen  am  7.  Mai  1490  nach 
Rombas,  belagerten  die  feste  Kirche  und  erstürmten  sie,  worauf 
die  Metzer  20(K)  Centner  Getreide  und  viele  in  die  Kirche  ge- 
Huhn, Deutsch -Lothringen.  IS» 


274  II.    Topographie. 

flüchtete  Gegenstände  fortfiihrten  und  die  Kirche  verbrannten.  Am 
10.  Mai  kamen  sie  sodann  wieder,  trugen  die  Befestigungen  ab, 
führten  die  noch  übrige  Habe  fort  und  verbrannten  das  Dorf, 
wovon  nur  noch  Ruinen  übrig  blieben. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  V  i  1 1  e  r  s  - 1  e  s  -  R  o  m  b a  s  und  11  a- 
luonville,  im  Süden.  "  ' 

Roncourt,  Dorf  auf  der  Hochebene,  14  Kilom.  nordwestlich 
von  Metz,  mit  Kirche,  43  Häusern,  131  Einw. ,  Getreidebau  und 
Viehzucht  und  Steinbrüchen,  gehörte  zu  Bar.  Es  steht  südlich 
vom  Dorfe  das  für  die  bei  St.  Privat  1870  gefallenen  Sachsen  er- 
richtete Denkmal. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  bedeutenden  Steinbrüche  und  das  Schloss 
von  Jaumont,  woher  die  ganze  Umgegend  gi'ossartige  Mengen  von 
Steinen  bezieht. 

Sablon  {LeJ,  Dorf  vor  Metz,  2  Kilom.  südlich  davon  an  der  Seille, 
mit  Kirche,  dem  Eisenbahnhofe  von  Metz,  214  Häusern,  295  Fami- 
lien, 1039  Einw.,  wobei  52  Evangelische,  Gemüsegärtnerei,  Kaut- 
schukfabrik, Marmorschleiferei,  2  Bierbrauereien  und  meln-eren 
Gartenwirthschaften,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  In  der  Gemarkung 
wurden  die  meisten  Römerdenkmale  gefunden,  denn  nicht  nur  zog 
hier  die  Wasserleitung  vorüber,  sondern  es  standen  auch  bei  den 
Metzer  Thoren  Serpenoise,  St.  Thiebault  und  Mazelle  das  Amphi- 
theater mit  mehr  als  200  Säulen  aus  Vogesengranit,  die  Wasser- 
leitung und  die  Thermen,  deren  Steinreste  zu  Anfang  des  siebenzehnten 
Jahrhunderts  das  Material  für  den  Festungsbau  lieferten.  Sodann 
standen  hier  die  ersten  Basiliken  des  Landes,  weshalb  man  den 
Platz  auch  Les  Basiliques  nannte.  Tm  Jahre  1122  errichteten  die 
jjenediktiner  von  Chezy-sur- Marne  das  Priorat  Notre  Dame-des- 
Champe,  welchem  Papst  Hadrian  IV.  einige  Reliquien  schenkte, 
weshalb  viele  Leute  herzu  kamen  und  das  Kloster  reich  beschenkten. 
Dies  Kloster  stiftete  1187  für  seine  Hcerden  la  (iraiuje-aux-Onncs, 
Bei  der  Belagerung  von  Metz  im  Jahre  1444  wurde  das  Priorat 
zerstört  und  die  Antonisten  kauften  seine  Gü(er.  Die  Metzer  er- 
richteten 1153  an  der  heute  la  follc  genannten  Stelle  eine  dem 
heiligen  Fiacre  geweihte  Kaj)elle  zum  Andenken  an  den  an  diesem 
ileiligentnge  durch  St.  Bernhard  vermittelten  Frieden  zwischen 
.Mittz,  dem  (irufcn  von  Bar  und  Heinrich  de  Suliiis,  welche  aber 
i:{24  im  Kriege  zeratört  wurde,  worauf  man  die  Reiiciuien  in  die 
Kirche  St.  GloHHJndc  zu  Metz  übertrug.  Die  Kapelle  wurde  zwar 
11353  wieder  aufgebaut,  aber  bei  der  Belagerung  von  1144  aber- 
mnl«  abgebrochen,  worauf  die  Reliquien  in  die  Kirche  St.  Nicolaus 


2.   LaiKJkreJs  Metz.  275 

und  1808  in  jene  von  St.  Simon  übertragen  wurden,  wo  die  Gärtner 
noch  ihr  Jahresfest  feiern.  Die  Kollegialkirche  von  St.  Thiebaut  lag 
ebenfalls  hier  und  wurde  1444  zerstört.  Im  Jahre  1552  wurden 
auf  demselben  Boden  noch  niedergerissen  die  Vorstädte  St.  Cle- 
ment mit  Abtei,  St.  Pierre  und  St.  Arnoult  und  an  hundert  Häuser. 
Im  Jahre  1737  wurde  wieder  eine  Anzahl  Häuser  niedergerissen,  um 
die  Redoute  du  Pat6  zu  erbauen,  an  Stelle  des  alten  Amphitheaters, 
und  endlich  trug  man  auch  im  September  1792  hier  einige  Häuser  ab. 
Zur  Gemeinde  gehören  der  kleine  Weiler  Ravage,  unweit  der  Seille, 
die  Ilüfe  Halsidrac  und  Ste.  Agathe  mit  Wirthschaft  und  die  ein- 
zelnen Häuser  Tivoli  und  Ste.  Anne. 

St.  Julien,  Dorf  unterhalb  dem  gleichnamigen  Fort,  jetzt 
ManteufTel  genannt,  2  Kilom.  nördlich  von  Metz,  am  Valli^res- 
bache,  mit  Kirche,  103  Häusern,  188  Familien,  821  Einw.,  wobei 
54  Evangelische,  Gerberei,  Eierbrauerei,  Ziegelei,  Kalkofen,  Ma- 
schinenbauwerkstätte, Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
Bisthume  ^letz.  Das  Fort  ist  erst  in  neuester  Zeit  vollendet  wor- 
den. Das  Dorf  war  eine  Vorstadt  von  Metz  und  lag  auf  der  Seite 
von  Desiremont  und  Belle- Croix.  Als  im  Jahre  1324  der  König 
von  Böhmen  mit  den  Herren  von  Bar  und  Lothringen  und  dem 
Erzbischofe  von  Trier  sich  gegen  Metz  verband,  verschwor  sich  ein 
Theil  der  Einwohner  von  St.  Julien  nebst  dem  Maire,  um  diese  Vor- 
stadt zu  verbrennen.  Dieselbe  litt  auch  1444  und  wurde  1552  ab- 
getragen. Als  1731  das  Fort  Belle-Croix  erbaut  wurde,  kaufte  mau 
um  979,434  Livres  das  Terrain  an  und  verlegte  das  Dorf  auf  die 
jetzige  Stelle.  Den  Namen  soll  es  von  einem  wunderthätigen 
Kreuze,  auf  der  Höhe  gegenüber  dem  alten  Thore  St.  Barbe,  er- 
halten haben. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  nördlich  vom  Fort  gelegene  Scliloss  Gri- 
mont  mit  schönem  Park,  wo  am  18.  Februar  1814  die  russischen  Vor- 
po.sten  von  der  Garnison  von  Metz  überfallen  wurden,  und  derHofCha- 
tillon,  an  der  Strasse  nach  Busendorf,  rechts  von  der  Mosel. 

Ste.  Marie-aux-Cheiies,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  an  der 
französischen  Gränze  und  Strasse  nach  Briey,  mit  Kirche,  91  Fa- 
milien, 289  Einw.,  wobei  2  Evangehsche  und  6  IsraeHten,  Post- 
agentur, Nebenzollamt  II.  Klasse,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Bar.  Mitten  im  Dorfe  steht  ein  Denkmal  für  die  1870 
gefallenen  Soldaten  des  94.  französischen  Linien-Infanterieregiments, 
westlich  am  Dorfe  liegt  der  Friedhof  für  die  in  der  Ambulance 
Gestorbenen  und  östlich  an  der  Strasse  nach  St.  Privat  das  mit 
einer  Mauer  umgebene  grosse  Massengrab  für  etwa  2500  Gefallene, 


276  I^'  Topographie. 

sowie  weiter  gegen  St.  Privat  mehrere  Denkmäler.  Der  Chor  der 
Kirche  im  romanischen  Style  stammt  aus  dem  dreizehnten  bis 
vierzehnten  Jahrhunderte.  Im  Dorfe  besteht  ein  gut  erhaltenes, 
1785  erbautes  Schloss,  bekannt  unter  dem  Namen  Pavillon  de  la 
OasseviUe^  und  beim  Meierhofe  bemerkt  man  noch  Ueberreste  eines 
mit  Thürmen  versehen  gewesenen  Gebäudes  aus  der  Feudalzeit. 

St.  Privat-la-Montagne ,  Dorf  auf  der  Hochebene,  13  Kilom. 
nordwestlich  von  Metz,  an  der  Strasse  nach  Briey,  mit  Kirche, 
124  Häusern,  424  Einw.,  Observationsthurm ,  wovon  man  das 
Schlachtfeld  vom  18.  August  1870  übersieht,  und  verschiedenen  Denk- 
mälern für  Gefallene.  Hier  entschied  sich  die  erwähnte  Schlacht, 
nachdem  das  Corps  des  französischen  Generals  Canrobert  das  Dorf 
mit  grossen  Opfern  bis  gegen  den  Abend  wacker  vertheidigt  hatte. 
Dabei  brannten  die  Kirche  und  mehrere  Häuser  ab,  die  jetzt  schöner 
wieder  hergestellt  sind. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  an  der  Landstrasse  gelegene  grosse  Hof 
Jerusalem. 

Sanlny,  Dorf  auf  einer  Anhöhe  und  an  der  Strasse  nach 
Briey,  7  Kilom.  nordwestlich  von  Metz,  mit  Kirche,  129  Häusern, 
424  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und  5  Israeliten,  2  Mühlen, 
Ziegelei,  Steinbrüchen,  Wein-,  Gemüse-  und  Obstbau,  gehörte  zu 
Bar.  Auch  hier  wurden  verschiedene  Personen  in  den  Jahren  1481, 
1485  und  1488  wegen  Hexerei  angeklagt  und  verbrannt.  Als  aber 
das  Verbrennen  nichts  half,  suchten  die  Melzer  die  Hexerei  durch 
Bälle  und  Festlichkeiten  zu  beschwören,  was  aber  ebensowenig  half. 

Scy,  Dorf  auf  dem  Südabhange  des  St.  Quentin,  4i/.,  Kilom. 
westlich  von  Metz,  mit  schöner  Aussicht  über  das  Moselthal,  Kirche, 
133  Häusern,  150  Familien,  4S>2  Einw.,  vorzüglichem  Weinbau 
auf  120  Hekt. ,  Obstbau  und  Mirabellenzucht,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz.  Scy  ist  ein  sehr  alter  Ort  und  entstand  aus  der 
Villa  Sigeum,  welche  der  Abtei  Gorze  seit  745  gehörte;  später 
erhielt  der  Ort,  der  anfangs  zur  Kirche  auf  dem  St.  (Quentin  ge- 
hörte, eine  eigene  Kirche.  Im  .lahre  1415  legte  eine  Schaar  l>ur- 
gunder  den  Ort  in  Asche.  Im  .Inhre  1734  kaufte  die  Stadt  Met/, 
hier  ein  Terrain,  um  eine  Wasserleitung  anzulegen,  die  87,150  Frcs. 
kostete.  Die  meisten  Klöster  der  Gegend  suchten  des  guten  Weins 
wegen  hier  Itebgelände  zu  erwerben.  Manche  Häuser  sind  sehr 
ult  und  dienten  als  Herrenwohimngen,  eines  soll  den  'Jempel- 
herren  geh(irt  haben  und  ein  andere«  befestigt  gewesen  sein. 

Zur  ücmeiinle  Kclinrt  flcr  slldlicli  <lav()n  gelegene  ^V^•il^•l•  ("  liazelles 
mit  alU'f  Kin-he  und  Landgillern. 


2.    Landkreis  Metz.  277 

Semecourt,  Dorf  am  Wege  nach  Rombas,  9  Kilom.  nordwest- 
lich von  Metz,  auf  kleiner  Anhöhe,  mit  Kirche,  72  Häusern, 
267  Ein w.,  Getreide-,  Wein-,  Obst- und  Gemüsebau ,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.     Oestlich  davon  liegt  die  Römerstrasse. 

Talange,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  am  linken  Moselufer, 
12  Kilom.  von  Metz,  mit  Kirche,  86  Häusern,  276  Einw.,  wobei 
12 Israeliten,  Getreide-  und  Futterbau  und  Viehzucht,  sowie  Zucker- 
fabrik, gehörte  zum  Bisthume  Metz.  In  den  Kämpfen  von  Metz 
mit  den  Lothringern  und  Luxemburgern  wurde  Talange  oft  ver- 
heert. Im  Jahre  1622  wurde  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt.  Vom 
alten  Schlosse  ist  nichts  mehr  übrig  und  an  dessen  Stelle  ein 
Garten  angelegt. 

Vallieres,  Dorf  am  gleichnamigen  Bache,  3  Kilom.  östlich 
von  Metz,  mit  Kirche,  116  Häusern,  197  Familien,  711  Einw., 
wobei  11  Evangelische  und  10  Israeliten,  Mühle,  Kalköfen,  Ziege- 
leien, Dampfsägmühle,  Leim-  und  Parketfabrik,  Getreide-,  Wein-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  An  der  Seite 
der  Kirche  steht  ein  Chor  im  romanischen  Style,  der  zu  der  alten, 
1759  abgebrochenen  Kirche  gehörte. 

Zur  Gemeinde  gehöi-en  die  Weiler  Les  Bordes  mit  Wirthshaus  an 
der  Strasse  nacli  Saarbrücken,  um  1272  — 1279  Leprosenhaus,  das  1321 
mit  dem  Kikolausspitale  vereinigt  wurde  und  1444  verbrannte;  der  Hol" 
De  1  a  W a d e  und  die  einzelnen  Häuser  B  a i  11  e -  e n - H a u  t ,  1"E c r e  v i s 8 e 
und  rOrient. 

Vantcux,  Dorf  bei  Vallieres,  4  Kilom.  östlich  von  Metz,  mit 
70  Häusern,  99  Familien,  413  Einw.,  wobei  3  Evangelische  und 
52  Israeliten,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Vany,  Dorf  nordwestlich  vom  Fort  St.  Julien,  6  Kilom.  von 
Metz,  mit  59  Häusern,  173  Einw.,  Getreide-,  W^ein-,  Obst-  und 
Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  V  illers-l'Orme,  südöstlich  vom 
Dorfe,  mit  der  Wallfahrtskirche  Kotre-Dame  de  la  Salette  und 
Wirthshaus  an  der  Strasse  nach  Saarbrücken.  In  der  Gemarkung  lag 
das  eingegangene  Dorf  Ungny,  südwestlich  von  Vany. 

Woippy  ^GuapeyinnJ ,  Dorf  an  der  Strasse  und  Eisenbahn 
nach  Diedenhofen,  4  Kilom.  nördlich  von  Metz,  mit  Kirche,  die 
westlich  vom  Orte  isolirt  steht,  215  Häusern,  284  Familien, 
1054  Einw.,  wobei  10  Evangelische  und  16  Israeliten,  Postagentur, 
Mühle,  Steueramt,  Bierbrauerei,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Ge- 
müsebau ,  ist  berühmt  wegen  seiner  Mirabellen  und  gehörte  zum 


278 


II.    Topogrraphie. 


Bisthume  Metz,  welches  hier  ein  Amt  hatte.  Der  hiesige  Maire 
hatte  das  Recht,  den  ^Metzer  GraoulH  bei  der  Procession  zu  tragen 
und  die  Gaben  der  Bäcker  und  Conditor  dafür  in  Empfang  zu 
nehmen.  Woippy  wurde  in  den  Kriegen  oft  verheert  und  ver- 
brannt und  am  2.  und  7.  October  1870  fanden  hier  Ausfallgefechte 
statt.  Ein  ganzes  Dutzend  Personen  wurde  hier  1591,  1593  und 
1622  wegen  Hexerei  verbrannt.  Ton  hier  an  ist  die  Römerstrasse 
nach  Diedenhofen  gut  erhalten.  Das  alte  Schloss  gehört  dem  Herrn 
Sechehaye,  die  Thürme  dienten  als  Gefängnis?.  In  einem  der- 
selben wurden  die  Hugenotten  belagert  und  durch  Rauch  erstickt. 
Die  Kirche  in  gothischem  Sty\  wurde  1848—1852  mit  150,000  Frcs. 
Kosten  der  Wohlthätigkeit  von  Marie  Rosa  Marcus  verdankt. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  St.  Remy,  nördlich,  Stc.  Agatlie 
bei  der  Eisenbahn,  Grandes  und  petites  Tapes  im  Kordosten,  alle 
diese  am  27. — 28.  September  1870  beim  Ausfalle  verbrannt,  Maison 
neuve,  Maison  rouge,  der  Hof  Ladoncliamps  an  der  Landstrasse 
mit  Schloss,  wo  am  29.  September  1553  Marschall  von  A'iellevillo  die 
kaiserlichen  Truppen  überfiel,  und  die  Höfe  St.  Kloy  im  Südosten,  mit 
Schloss,  von  Einsiedlern  im  achten  Jahrhunderte  so  benannt,  dann  dem 
Collegium  zu  Metz  gehörig,  1638  abgebrannt,  aber  wieder  aufgebaut. 


(ir»inpini|pn. 


Germain 


An.v 

Anv  .     . 
Ais"     .     . 
Chatel  St 
Coniy      .     .     . 
Dnnr.t      .      .     . 

(i..!/..'.        .        .        . 

(iravelotte 
.l(iuy-niix-Ar<'lu'.i 

.Im-"\   .... 


Aecker. 


.Ndvtaiil    . 
Ut'/.onvilh'    . 
ÜDZt-riiMilIcs 
SU-.  HnlliiK- 
Vanx  . 
\'fnn-villr 

V...nv,ll,. 


123,02 

376,oH 
288,83 
599,35 
457,70 

23,  ,g 

(>3(!,.2i 

45r>,99 

250,8; 

•  •      18G.05 

•  ■       103.8C 
.     .       5G8.75 

.  .  .       lOSC.y, 

9.,5 
.     .      1  .')<),.•»<} 

.    .    .:  5H.|.-,, 

•  -i.  792,00 


B.    Kanton  Gorze. 

Der  Kanton  Gorze  in  der  südwestlichen  Ecke  des  Kreises 
grunzt  an  die  Kantone  Metz,  Verny  und  Frankreich  und  umfasst 
folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 

Gesamoit- 
Flache. 

"ioi4,"« 

69O..20 
1157,,; 

1288„5 
822.05 
112„4 

i7yo,fi9 

566„o 

25)0,;i 

28.),3o 
1298,50 
1345,30 

üJ8,.22 
70,55 

6(>2,«j 

917,7-. 
959. 10 

14540,50 


Wein- 

Obst- 

For- 

Wiesen. 

berge. 
2Ö9Tno 

Wald. 

gärten. 

sten. 

4G8.,,o 

36,37 

1 

G3.1Q 

43-24 

104.50 

I4,4l 

i 

73,82 

175,1, 

440,4; 

1^84 

102,39 

36,-0 

59,52 

476,62 

'9,65 

1 

102,5, 

93,75 

87,s, 

29,30 

— 

-^,29 

43,66 

1,72 

1-02 

— 

42^ 

27,31) 

523,05 

75,45 

421,97 

3'>,4S 

— 

5«,54 

66,3  j 

91,40 

124,4 

4"„3 

0,49 

6,95 

52,  ,4 

12,0-^ 

10,36 

2,.ö 

74,52 

36,52 

54,40 

— 

92,99 

139„7 

391.36 

39,66 

- 

58,69 

— 

107,0, 

.0,52 

112,00 

18,5, 

49,99 

250,85 

38,m 

^,37 

39,48 

12,58 

— 

8»73 

56,4, 

379,79 

32,89 

— 

i    6ß,78 

248,49 

1,45 

— 

1    42,« 

— 

95,85 

0,21 

— 

:  '65,88 

1155,59 

3798,93 

44ö,„ 

635,85 

2.   Landkreis  Metz.  O79 

Der  Viehstand  umfasst  1316  Pferde,  wobei  18  Zuchthengste, 
25  Maulthiere,  11  Esel,  1265  Stück  Rindvieh,  Mobei  942  Kühe, 
1050  Schaafe,  wobei  348  Merinos  und  558  Heideschnucken,  3382 
Schweine,  5)11  Ziegen,  607  Bienenstöcke,  und  man  gewann  1872 
825  Pfund  Seidencocons. 

Gorze  (Gorcia) ,  Kantonshauptort  und  Flecken  am  Gorzebache, 
zwischen  erheblichen  Bergen,  15  Kilom.  südwestlich  von  Metz, 
mit  Kirche,  279  Häusern,  446  Familien,  1529  Einw.,  wobei 
2  Evangelische  und  1  Israelite,  4  Mühlen,  2  Gerbereien,  Bier- 
brauerei, grossem  Bezirksarmonhaus,  Friedensgericht,  Enregistre- 
ments-Einnehmerei,  Nebenzollamt  II.  Klasse,  Postexpedition,  Vieh- 
markt am  ersten  Montag  im  Mai,  Jahrmarkt  zu  St.  Thiebault  am 
1.  Juli,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Stickerei,  der 
Wasserleitung  nach  Metz  und  Friedhof  mit  Denkmälern  für  Mili- 
tärs, die  1870  (ielen.  Die  Kirche  in  Form  eines  lateinischen  Kreuzes 
ist  im  Anfange  des  eilften  Jahrhunderts  erbaut,  der  Tluirm  aber 
neu.  Gorze  gehörte  zum  Bisthume  Metz,  ist  sehr  alt  und  berühmt 
durch  seine  Abtei,  welche  745  von  Grodegrand,  Bischof  von  Metz, 
gegründet  und  mit  Benediktinern'  besetzt  wurde.  König  Pipin  und 
Karl  der  Grosse  beschenkten  die  Abtei  reichlich,  deren  Güter  bis 
in  die  Champagne  und  das  Elsass  zerstreut  lagen  und  2^j  Ort- 
schaften umfassten.  Sie  hatte  eine  Reihe  zum  Theil  verdienst- 
voller Aebte,  das  IMiinzrecht  und  trat  mit  vielen  Nachbarn  in 
Allianzen.  Nach  mancherlei  Schicksalen  und  schweren  Leiden  durch 
Kriege  secularisirte  der  Kardinal  von  Lothringen  1752  die  Abtei  und 
verlheilte  deren  Güter  unter  die  Primatiale  in  Nancj'  und  das 
Colleg  in  Pont-a-Mousson.  Die  Stadt  hatte  ansehnliche  Mauern 
und  war  durch  ein  Schloss  und  die  citadellenartig  erbaute  Abtei 
vertheidigt,  M'as  ihr  aber  auch  um  so  herbere  Schicksale  zuzog. 
Im  Jahre  1385  erstürmte  Valeran  von  St.  Paul,  Graf  von^  Ligny, 
<len  Ort  und  Hess  ihn  plündern  ^  1441  kamen  3000  französische 
Freischaaren ,  blieben  hier  fünfzehn  Tage  und  brannten  den  halben 
Ort  nieder,  konnten  aber  die  Kirche  von  Ars  nicht  nehmen,  wohin 
sich  die  Einwohner  getlüchtet  hatten.  Am  24.  Juni  1542  besetzte 
Graf  Wilhelm  von  Fürstenberg  mit  einer  kleinen  Armee  Gorze, 
wo  der  Prediger  Wilhelm  Farel  viele  vom  Volke  zum  Protestantis- 
mus gewann.  An  Ostern  1553  nahm  aber  der  Herzog  von  Guise 
Besitz  von  Gorze,  vei'trieb  die  Protestanten  und  den  Geistlichen 
Farel,  der  sich  blos  durch  Verkleidung  retten  konnte;  doch  fiel 
im  nächsten  Monate  April  ein  Theil  der  Garnison  von  Diedenhofen 
über  die  Besatzung  her  und  hieb  sie  nieder,  worauf  die  Franzosen 


280  IJ-    Topographie. 

bald  wieder  kamen  und  sich  in  ganz  gleicher  Weise  au  den  Kaiser 
liehen  rächten.  Auf  diese  kamen  die  Lothringer  nach  Gorze,  und 
da  nichts  mehr  zu  plündern  war,  so  legten  sie  Schloss  und  Abtei 
in  Asche.  Nach  diesen  kamen  Parteigänger  nach  Gorze,  welche 
die  Gegend  verheerten,  bis  der  Herzog  von  Aumale  den  Ort  be- 
lagerte, einnahm,  die  Vertheidiger  desselben  niederhauen  und  das 
Schloss  ganz  abtragen  Hess.  Am  21).  Februar  11)31  wurde  die 
Abtei  mit  acht  Dörfern  an  Frankreich  abgetreten  und  diese  Ab- 
tretung im  Frieden  von  Vincennes  1661  bestätigt.  Inzwischen 
hatten  die  Leiden  des  Krieges  für  Gorze  nicht  aufgehört,  denn 
am  25.  April  1636  kamen  die  Kroaten  dahin,  hingen  und  ver- 
stümmelten die  Einwohner  und  brannten  den  Ort  nieder.  Dadurch 
gingen  Schloss,  Abtei  und  alle  Denkmäler  zu  Grund  und  blieb 
davon  fast  nichts  mehr  erhalten.  Von  der  Abtei  besteht  nur  noch 
ein  Stück  Mauer,  das  jetzt  als  Gartenmauer  dient.  Das  letzte 
Abteigebäude  wurde  1696  auf  Fundamenten  des  alten  errichtet  nebst 
schöner  Kapelle.  Im  Jahre  1812  wurde  das  Armenhaus  in  Gorze 
errichtet,  jedoch  1813  als  Spital  und  1816 — 18  als  Kaserne  ver- 
wendet und  in  neuester  Zeit  reorganisirt.  Die  Orte,  welche  zu 
Gorze  gehörten,  waren:  Gorze,  Ste.  Katharina,  Nov^ant,  Onville, 
Ollee,  Jouville,  ArnavUle,  Voisage,  Vionville,  Moivei'on,  St.  Julien, 
liezonville,  Trouville,  Dampvitoux,  Marainbois,  Waville,  Hage- 
ville,  Dornot,  Villecy-sur-Mad,  Sponville,  Moncheux,  St.  Marcel, 
C'hamps,  Ornel,  Morville  und  Val  de  Vaxy.  Zur  Zeit  der  französischen 
Revolution  betrugen  die  jährlichen  Einkünfte  des  Kapitels  24,2«63 
Livree,  1  Sous,  4  Deniers,  und  darauf  ruhten  Lasten  von  281 1  Livres 
13  Sous  U  Deniers.  —  Die  Römer  hatten  hier  schon  eine  Wasser- 
leitung für  Metz  erbaut,  welche  längs  des  Fusses  des  Gebirgs  auf 
dem  linken  Moselufer  über  Noveant  bis  kurz  vor  Ars  zog,  von 
da  nach  Jouy  über  die  Mosel  ging  und  dann  östlich  von  Orl}', 
St.  I^adre  und  Montigny  nach  Metz  führte.  Im  Jahre  1866  wurde 
von  der  Stadt  Metz  eine  unterirdische  Wasserleitung  angelegt,  die 
bis  zum  Wadrineau  auf  dem  linken  Moselufer  zieht  und  erst  von 
da  auf  das  andere  Ufer  übergeht. 

Zur  Gcmciiiclc  geluiren  Hof  und  ircliloss  Ötf.  Kiit  liaiiuii  im  ü.'<tii\ 
am  Bftclif,  Lubeaii  villc  mit  Mülilf,  Aiiconville,  Heau  vil  lo,  St.  Tliiö- 
Ijaull,  Hof  iiml  Kapi'Hc,  ciiiHt  Eromitiigo,  St.  C  lern  «Mit.  Kiipcllc,  niitl 
«lii- Mühle  La  Folio.  Nordwestlich  an  der  CJren/.e  von  Frankreich  liegen 
noch  die  Rainen  (Ich  zerstörten  Dorfii  Tantelainville. 

Aucy,  Dorf  nm  linken  Ufer  der  Mosel  und  an  der  Strasse 
und    Kihenbidui    iukIi    Nancy,    5   Kilom.    östlich   von   Gorze,    mit 


2.    Landkreis  Metz.  281 

Kirche,  Kapelle,  222  Häusern,  307  Familien,  1008  Einw.,  wobei 
5  Evangelische,  Mühle,  Gypsmühle,  Weinbau,  Viehzucht  und  Ar- 
beiten in  den  benachbarten  Eisenwerken,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz  und  besteht  eigentlich  aus  den  drei  Weilern  Narien  in  der 
Mitte,  Rongueville  nördlich  und  Chesne  südlich.  Es  sind  hier 
schöne  Steinbrüche  und  auf  der  südlichen  Höhe  die  Reste  eines 
alten  Schlosses  mit  breitem  Graben,  wo  jetzt  ein  Kreuz  errichtet 
ist.  Das  Schloss  wurde  1434  durch  den  französischen  Parteigänger 
Pothon  de  Saintrailles ,  welcher  das  Thal  mit  1500  Mann  verheerte, 
überrumpelt.  Johann  Legronais,  Bürger  von  Metz,  war  damals 
um  600  Eres,  im  Pfandbesitze  durch  den  Herzog  Rene  I.  von  Lo- 
thringen. Ancy  wurde  1430  vom  Kapilän  Joachim,  Befehlshaber 
von  Gorze,  im  Namen  des  Königs  von  Frankreich  geplündert  und 
besetzt.  Im  Juli  1443  verhandelten  die  Metzer  hier  mit  den  Herren 
Desarmoises  wegen  der  gegenseitigen  Verheerungen  und  vertrugen 
sieh  auch  deshalb  im  November,  aber  ohne  lange  Dauer,  denn 
schon  im  nächsten  März  brachen  die  Feindseligkeiten  wieder  los. 
Als  im  Jahre  1449  derselbe  Joachim  nächtliche  Einfälle  in  das 
Gebiet  der  Stadt  und  des  Bisthums  machte,  wurden  zwei  der  An- 
führer, Johann  von  Bar  und  der  Prevöt  von  Briey,  gefangen  und 
der  Bischof  Hess  ersteren  zu  Ancy ,  die  Stadt  den  anderen  zu  Metz 
hängen.  Nun  suchte  Joachim  durch  friedliche  Versicherungen  den 
Bischof  zu  einer  Besprechung  vor  Metz  zu  bewegen,  um  ihn  durch 
Ueberfall  gefangen  zu  nehmen,  der  Bischof  rettete  sich  aber  in 
die  Stadt  und  Joachim  rächte  seinen  Aerger  an  Ancy,  wo  er  Dorf 
und  Kirche  mit  den  besten  Werthsachen  der  Einwohner  plünderte 
und  von  letzteren  vierzig  als  Gefangene  fortführte.  Im  Jahre  1461 
verhandelten  hier  Vertreter  des  Grafen  von  Bar  und  der  Stadt 
Metz  über  Beilegung  der  Feindseligkeiten.  Die  Kirche  von  Ancy 
ist  ein  bemerkenswerthes  Bauwerk  aus  dem  fünfzehnten  Jahr- 
hundert, und  der  aus  dem  zwölften  Jahrhunderte  stammende  Glocken- 
thurni  diente  als  Warte.  —  Johann  Le  Coullon  von  hier  schrieb 
im  sechszehnten  Jahrhunderte  eine  Chronik  des  Landes. 

Zur  Gemeinde  gehören  diene,  Narien  und  Rongueville. 

Arry,  Dorf  auf  einer  Anhöhe  des  rechten  Moselufers,  8  Kiiom. 
südösthch  von  Gorze,  mit  Kirche,  116  Häusern,  119  Familien, 
431  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Schloss,  Wein-,  Hopfen-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zu  Bar.  Das  im  modernen  Styl 
erbaute  Schloss  gehört  dem  Herrn  von  Jacquinot  in  Metz.  Die 
Kirche  ist  gewölbt  und  im  Uebergangsstyl  des  dreizehnten  Jahr- 
hunderts erbaut  und  gehörte  zur  Abtei  St.  Arnould.    Im  Jahre  1379 


232  II-   Topographie. 

verkaufte  Johann  von  Gournais,  Sohn  des  Echevin,  seine  Güter 
zu  Arry  an  die  Antonisten  in  Pont-ä-Mousson,  Avelche  1417  einen 
Theil  ihrer  hiesigen  Reben  wieder  abgalten.  1385  gab  Robert 
von  Bar  seine  Güter  zu  Arry  an  Tliicbault  Rataiile,  Bürger 
>  on  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  an  der  Strasse  nach  Pont-a-Mouj^son  ge- 
legene Hof  Voisage  und  die  Zollstelle  La  Lobe,  dicht  an  der  Mosel. 
In  Voisage  ^\iirden  im  vierzehnten  und  lunfzehnten  Jahrhunderte  die 
Matches  d'Estaull  abgehalten,  wo  eine  Commission  die  gegenseitigen  I3e- 
.-^chwerden  der  Herren  und  Länder  der  Uegend  untersuchte. 

Ars,  Dorf  an  dem  Einflüsse  des  Maneebachs  in  die  Mosel 
und  am  Eingange  eines  freundlichen  Thals,  6  Kilom.  nordwestlich 
von  Gorze,  mit  Kirche,  katholischer  und  evangelischer  Pfarrei, 
473  Häusern,  1302  FamiUen,  5371  Einw.,  wobei  163  Evangelische, 
1  Mennonit  und  28  Israeliten,  2  Brücken  über  die  Mosel,  4  IMühlen. 
Papierfabrik.  2  grossen  Eisenwerken,  Wochenmarkt,  Postamt. 
Steneramt,  Steuerkasse,  Landwehrcompagniebezirk,  Wein-,  Obst- 
und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Von  den  Eisen- 
werken enthält  das  der  österreichischen  Creditgesellschaft  und 
Consorten  (früher  Dupont  und  Dreyfuss)  das  Werk  St.  Paul  mit 
3  Hochöfen  und  32  Puddelöfen  und  das  Werk  St.  Benott  mit 
3  Hochöfen,  2  Kupolöfen  und  1  Gussflammofen,  das  mit  1800  Ar- 
beitern alle  Arten  von  fa^onnirtem  Eisen,  Eisenbahnartikel  und 
Gusswaaren  liefert,  und  jenes  der  Inrnia  Karcher  und  Western)ann 
hat  2  Hochöfen,  2  Kupolöfen  und  Iti  Puddelöfen,  welche  mit 
1300  Arl>eitern  liauptsächlich  kleineres  Fa^oneisen,  Feineisensorten, 
Grubenschienen  und  verzinnte  Blechwaaren  verfertigen.  Die  alte 
Kirche,  welche  1807  verbrannte,  war  eine  schöne  Basilika,  unter 
welcher  sich  ein  Gefiängniss  befand  und  die  mitten  in  einer  riuni- 
£chen  Veste,  genannt  Ar.r  propc  Mosellam,  stand;  die  neue  Kirche 
von  181(5  bietet  nichts  Bemerkenswerlhes  dar.  Im  Gemeindewnld 
Gerl)6haie  oder  de  la  Citerue  belinden  sich  die  Ruinen  eines  alten 
Gebäudes,  welche«  einst  den  Tempelherren  gehört  haben  soll  und 
wovon  der  Brunnen  noch  erhalten  ist.  1  Kilom.  südlich  sind  noch 
mehrere  Bogen  der  römischen  Wasserleitung  erhallen.  Im  .liihre  88!) 
gab  König  Arnulf  einige  Güter  zu  Ars  an  den  Arzt  der  grossen 
Kirche  in  Metz  für  geleistete  Dienste  zur  Nulzniessung  und  SJ)2 
das  Eigenthuin  davon  an  das  Kloster  St.  Aruould.  Im  .bihrc  1440 
erhoben  sich  die  Bewohner  von  Ars  gegen  den  Bischof  Raoul  von 
Coucy,  worauf  dieser  mit  300  Reitern  und  5(K)  Wagen  vor  Ars 
erschien,  die  Häuser  \ erbrannte,  \'n:\e  Gefangene  machle  und  allen 


2.   Landkreis  Metz.  283 

Wein  als  Beute  fortführte.  Später  erhob  sich  ein  .Streit  mit  der 
Stadt  Metz.  Einige  Bürger  derselben  verfolgten  mehrere  Bewohner 
von  Ars  wegen  Verweigerung  von  Steuern,  worauf  diese  gegen 
die  Stadt  sich  kehrten  und  Johann  Huart  sogar  die  Dreizehn  in- 
sultirte,  so  dass  dieselben  ihn  gefangen  nahmen.  Dafür  setzten 
die  Bewohner  von  Ars  den  Meister  Petit  Jean,  Zimmermeister  der 
Kathedrale,  mit  zwei  Gefährten,  die  sie  auf  dem  Wege  von  MouUns 
aufhoben,  in  das  Gefängniss  der  Kirche,  worauf  die  Metzer  sofort 
mit  1500  Söldnern  und  Artillerie  nach  Ars  zogen,  wo  Alles,  bis 
auf  Frauen  und  Kinder,  geflohen  war.  Die  Metzer  brachen  nun 
die  Thüren  ein,  zerstörten  die  Scheiben  und  luden  die  Mobilien 
als  Beute  auf,  worauf  sie  auch  die  Kirche  angriffen,  deren  Be- 
satzung aber  keinen  Widerstand  leistete  und  den  Gefangenen  heraus- 
gab. Während  des  Blokus  von  1814  wurden  hier  am  22.  März 
die  Russen  von  Metz  aus  überfallen  und  fand  ein  hitziges  Gefecht 
in  den  Weinbergen  statt,  wobei  viele  Leute  fielen;  im  Anfange 
Juli  1815  nahmen  aber  zwei  ähnliche  Versuche  einen  schlechten 
Ausgang,  indem  die  Truppen  von  Metz  zurückgetrieben  wurden. 
Zur  Gemeinde  gehören  die  Eisenwerke  St.  Paul  und  St.  Benoit, 
die  Mancemülile  im  Tliale,  la  Noue  und  la  Tays  des  Marchands. 

Chatel  St.  Germain,  Dorf  im  Montvauxthale,  unterhalb  des 
Bergs  St.  Germain,  10  Kilom.  nordöstlich  von  Gorze,  mit  Kirche, 
202  Häusern,  250  Familien,  648  Einw. ,  wobei  7  Israeliten, 
4  Mühlen,  Fabrikation  von  Nägeln  und  kleinen  Eisen waaren, 
Wein-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Auf  dem  benachbarten  Berge  stehen  noch  die  Ruinen  des  alten 
Schlosses,  wo  man  ein  Druidendenkmal  (Dolmen)  entdeckt  hat. 
Das  Schloss  gehörte  dem  Bischöfe  und  musste  einmal  eine  lange 
Belagerung  aushalten.  Im  Jahre  1231  überwarf  sich  nämlich 
Bischof  Johann  von  Apremont  mit  der  Stadt  wegen  einer  Abgabe 
und  bannte  dieselbe,  worauf  diese  ihm  das  Dorf  Chatel  verbraunte 
und  heftige  Feindseligkeiten  ausbrachen.  In  Folge  dessen  zog  sich 
der  Bischof  mit  der  Paraige  von  Port-Sailly  auf  das  Schloss 
Chatel  zurück,  welches  sodann  von  den  Metzern  in  Verbinduns 
mit  dem  Grafen  von  Bar  belagert  wurde.  Die  Bischöflichen  ver- 
Iheidigten  sich  drei  Jahre  lang  tapfer  und  machten  sogar  mehrere 
erfolgreiche  Ausfälle,  wobei  sie  den  Prinzen  Leiningen  gefangen 
nahmen,  bis  endlich  der  Bischof  von  Toul  1234  den  Streit  ver- 
mittelte. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  la  Folie,  Longeau,  Moulins, 
Envie,    Clerj^,    Chahury,    le    Moulin-des-Oies,     Moulin-Neuf. 


284  II-   Topographie. 

Haut-  et  Petit-3Ioiilin,  la  Garde  de  Dien,  Moskau  und  Leipzig, 
letztere  beide  so  zum  Andenken  an  die  beiden  Schlachten  und  Nieder- 
lagen Frankreiclis  genannt,  weil  in  Folge  derselben  die  Einwohner  er- 
höhte Lasten  tragen  und  ihre  Gemeindegüter  zum  Vortheile  des  Staats 
verkaufen  mussten.  Zu  Longeau  predigte  jeden  Charfreitag,  vor  der  Re- 
volution, ein  Kapuziner  auf  einer  Tonne.  Das  Gut  wurde  im  siebenten 
Jahrhundeite  für  die  Leprosen  gestiftet  und  kam  1660  an  das  Seminar 
in  Metz. 

Corny,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel  und  Strasse  nach 
Nancy,  mit  Kirche,  196  Häusern,  243  Familien,  848  Einw., 
Mühle,  Ziegelei,  Bierbrauerei,  Liqueurfabrik,  Destillation,  Post- 
expeditiou,  Wein-,  Hopfen-  und  Obstbau,  gehörte  zu  Bar  und 
hat  ein  altes  Schloss,  das  durch  einen  unterirdischen  Gang  mit 
der  Kirche  in  Verbindung  steht.  Hier  zog  einst  die  Römerstrasse 
von  Scarpona  nach  Metz.  Am  4.  Februar  1438  kam  auch  ein 
Theil  der  sogenannten  Weissen  Compagnien  über  Noveant  nach 
Corny  und  tödtete  einen  der  Einwohner,  worauf  letztere  vier  der 
Bande  gefangen  nahmen  und  nach  Metz  schickten,  worauf  sofort 
von  da  ein  Boot  voll  Söldlinge  zu  Hülfe  kam  und  die  Eindring- 
linge verjagte.  Im  Februar  1586  suchte  der  Herzog  von  Lothringen 
hier  die  Protestanten  zu  unterdrücken,  erhielt  aber  deshalb  von 
König  Heinrich  HL  von  Frankreich  ein  Schreiben,  welches  ihn 
darauf  verwies,  dass  er  keine  Jurisdiktion  über  Corny  besitze. 
Während  der  Einschliessung  von  Metz  im  Spätjahre  1870  hatte 
liier  der  Prinz  Friedrich  Karl  sein  naupt(|uartier. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Hof  liova  und  die  Mühle  Auche. 

Dornot,  Dorf  am  linken  Moselufer,  4  Kilom.  östlich  von  Gorze, 
mit  Kirche,  64  Häusern,  216  Einw.,  Weinbau  und  Arbeiten  in 
den  Eisenwerken,  gehörte  zum  Bistiuime  Metz. 

Gravelotte,  Dorf  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Verdun,  auf 
der  Hochel)ene,  7  Kilom.  nördlich  von  Gorze,  mit  Kirche,  140  Häu- 
sern, 171  Familien,  6(5!)  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  Mililär- 
kirchhof,  worauf  etwa  1100  an  den  Schlachttagcn  vom  16.  und 
18.  August  1870  Gefallene  begraben  sind,  Gelreide-  und  Kartoffel- 
l>au  und  Vieh/uciit,  gehörte  zum  Bisthume  iMetz  und  ist  denk- 
würdig durch  die  Schlacht  vom  18.  August,  wäluend  welcher  der 
König  von  PreusHen  hier  sein  Hauptquartier  hatte.  In  der  Nacht 
vom  }). —  in.  .luli  1815  wurde  hier  durch  Verratb  ein  russischer 
Posten  von  Metz  aus  überfüllen,  ha  ^^'al^le  fand  man  1845  alte 
römische  Münzen,  Ueberreste  eines  alten  Dorfs,  nördlich  von  Grave- 
lotte Beste  eines  alten  Schlosses  und  durch  die  (lemarkung  zogen 
zwei  Bömerstrussen ,  deren  eine  von  Verdun  über  hier  uixi  Kozr- 


2.   Landkreis  Metz,  285 

rieulles  nach  dem  Äloselthale  und  Trier  führte.  Von  der  alten 
Kirche  ist  noch  der  Thurm  im  Style  des  eilften  Jahrhunderts  übrig. 
Zur  Gemeinde  gehört  der  in  kurzer  Entfernung  nördlicli  an  der 
Strasse  nach  Conflans  liegende  Hof  Mogador,  welcher  1870  abbrannte 
lind  seither  neu  aufgebaut  ist. 

Jouy-aux-Arclies ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel  und  Strasse 
nach  Nancy,  6  Kilom.  östlich  von  Gorze,  mit  Kirche,  188  Häusern, 
278  Familien,  1015  Einw,,  wobei  2  Evangelische  und  17  Israe- 
liten, Getreide-,  Wein-  und  Obstbau,  Viehmarkt  am  ersten  Montag 
im  September,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Das  Dorf  hat  den 
Beinamen  von  der  römischen  Wasserleitung,  von  welcher  in  der 
Gemarkung  noch  17  Bogen  übrig  sind,  während  5  auf  dem  anderen 
Ufer  stehen  und  man  den  Rest  eines  solchen  im  Moselbette  sieht. 
Jouy-aux-Arches  wurde  1363  ebenfalls  von  den  Weissen  Com- 
pagnien  verheert.  1493  wurde  hier  ein  junger  Mann  hingerichtet, 
weil  er  Priesterkleider  anzog,  Messen  las  und  die  Kirchengeräthe 
in  der  Umgegend  stahl.  Im  Jahre  1557  wurden  die  Ueberreste 
der  Picarden,  welche  sich  in  Metz  erhoben  und  durch  das  Thor 
St.  Thiebault  flohen,  hier  eingeholt  und  mit  13  Dirnen,  die  ihnen 
folgten,  zusammengehauen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Bellevue  und  Luzeraille,  am 
Westabhange  des  St.  T^laise.  und  der  im  Norden  an  der  Strasse  gelegene 
Hof  Polka. 

Jussy,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  auf  einer  Anhöhe. 
9  Kilom.  von  Gorze,  mit  Kirche,  66  Häusern,  76  Familien,  275  Einw. 
und  starkem  Weinbau  (4000  Hekt.  jährlich),  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Karl  der  Kahle  gab  870  die  Kapelle  des  heiligen  Hilarius 
an  die  Abtei  St.  Arnould  in  Metz.  Im  Jahre  1448  wurde  eine 
Frau  als  Hexe  verbrannt.  Am  18.  August  1870  kämpfte  hier  die 
26.  deutsche  Brigade  siegreich. 

Lessy,  Dorf  am  Westabhange  des  St.  Quentin,  10  Kilom. 
nordöstlich  von  Gorze,  mit  Kirche,  103  Häusern,  110  Familien, 
426  Einw.,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Ziegelei,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz  und  enthält  mehrere  schöne  Landhäuser  von 
Metzer  Familien.  Im  Jahre  1523  entstand  zwischen  den  Bewohnern 
von  Lessy  und  Scy  ein  blutiger  Streit  wegen  des  Rechts,  im 
Walde  von  Fourais  Reisig  zur  Ausschmückung  der  Kirche  zu  holen. 
Ein  befestigtes  Haus  war  im  dreizehnten  Jahrhunderte  vorhanden 
und  wurde  1348  vergebens  von  den  Leuten  von  Bar  angegriffen. 

Noveant,  Dorf  am  linken  Moselufer  und  am  Ausgange  des 
Gorzer  Thals,  an  der  Eisenbahn  und  Strasse  nach  Pont-ä-Mousson, 


286  !'•    Topographie. 

mit  Kirche,  275  Häusern,  378  Familien,  1222-  Einw.,  wobei 
22  Evangelische,  Bahnstation,  2  Mühleu,  Holzhandel,  Nebenzoll- 
amt IL  Klasse,  Wein-  und  Obstbau  und  dem  Hüttenwerke  der 
Aktiengesellschaft,  das  mit  120  Arbeitern  auf  einem  Hochofen 
Frischerei  -  Roheisen  zum  Verkauf  liefert,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Das  vor  1791  der  Abtei  Gorze  gehörige  Dorf  zerfällt  in 
zwei  durch  den  Gorzer  Bach  abgesonderte  Weiler.  Der  nördliche 
heisst  L'Aitre  oder  Lätre,  was  im  Metzer  Patois  so  viel  heisst, 
al.s  LalrciUe  oder  Kirchhof,  der  in  der  That  sich  hier  betindet. 
Der  zweite  im  Süden  heisst  Cloitre,  weil  in  der  nachmaligen 
Zehntscheuer  ein  Nonnenkloster  gewesen  sein  soll.  Ein  dritter 
Weiler  heisst  Berceau.  Cloitre  gehört  dem  Herrn  de  Chazelles. 
Es  war  in  Noveant,  das  auf  römischen  Grundmauern  steht,  ein 
mittelalterliches  Schloss,  das  dem  Herzoge  von  Rohan  gehört  haben 
soll.  Es  kam  vom  Gouverneur  de  Neuvry  an  Andere  und  erlitt 
seit  1830  grosse  Veränderungen.  Ueber  die  Mosel  führt  eine  Draht- 
brücke nach  Corny,  welche  1837  erbaut  wurde.  Schon  858  be- 
sass  Kloster  Gorze  hier  Güter.  Weil  im  Jahre  1403  der  Abt  von 
Gorze  den  hiesigen  Maire  Guib^rials  Huels,  der  zugleich  Bürger 
von  Metz  war,  gefangen  setzte,  zogen  die  Metzer  nach  Gorze, 
um  denselben  zu  befreien.  Am  28.  September  1490  schlössen  die 
Metzer  und  der  Gouverneur  der  Citadelle  hier  einen  WafFenstill- 
stand  auf  15  Monate  mit  dem  Herzoge  von  Lothringen. 

Rezojiville,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Verdun,  6  Kilom.  nörd- 
lich von  Gorze,  mit  Kirche,  146  Häusern,  454  Einw.,  Getreidebau, 
Viehzucht  und  Holzhandel,  liegt  südlich  von  der  alten  Hömerstrasse 
und  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Hier  fand  die  Schlacht  vom 
16.  August  1870  statt. 

Zur  (ieineinde  gehört  der  südwestlich  gelegene  Woiler  Flavigny, 
wo  einst  ein  Kloster  gestanden  haben  soll  und  von  wo  aus  rrinz  Fried- 
rich Karl  am  16.  August  1870  die  Schlacht  leitete. 

Rozerieulles,  Dorf  an  der  Ötrasee  von  Metz  nach  Verdun, 
9  Kilom.  nordöstlich  von  Gorze,  an  der  alten  RömersIrasse,  mit 
Kirche,  134  Häusern,  lh3  Famihen,  5M  Einw.,  2  Mühlen,  Oelmühle, 
sehr  guten  Steinbrüchen,  Kalköfen,  Bierbrauerei,  Eisenglesserei, 
Kartoflel-,  Wein-  und  Ob.sthiiu,  hesondors  von  Mirabellen,  geluu'te 
einst  zum  Bißthume  Metz.  Vcrsciiiedenu  Klöster  hatten  hier  Reb- 
güter, wie  die  l'rümonstrutenser,  welclie  eine  Priorei  hier  er- 
richteten, wovon  di(^  Kapelle  noch  erhallen  ist.  Das  Leiien  Roze- 
riculleti  gehörte  14«)8  dem  Joliann  d'Autel,  Herrn  von  Apremont, 
142(i  der  Familie  Baudoche,  1434  den  Daix  (Descli)  und  1445  dem 


2.   Landkreis  Metz.  287 

Johann  Baudoche,  im  siebenzehnten  Jahrhundert  dem  Herrn  Chavenel 
und  dem  Kloster  St.  Vincent.  Im  Deeember  1434  wurde  Rozerieulles 
von  den  Schaaren  des  Poltron  de  Xaintrailles  verheert  und  ver- 
brannt und  bei  der  Belagerung  von  Metz  1444  waren  hier  Truppen 
der  Belagerer.  Während  der  Belagerung  von  1552  machte  der 
Marschall  Vieilleville  einen  Ausfall  und  tödtete  hier  dem  Feinde 
700  Mann. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Hole  von  Maison-Neuve,  Pampeliine, 
St.  Hubert,  auf  der  Höhe  gegen  Gravelotte,  mit  zahlreichen  Grabdenk- 
mälern in  der  Nähe,  die  Mühlen  Longeau  und  Bazin  (Bazaine)  und 
die  Bierbrauerei  von  Maison-Neuve.  Der  an  der  Strasse  nach  Grave- 
lotte auf  der  Höhe  erbaute  Hof  Point -du -jour,  wo  Kaiser  Napoleon  am 
J5.  August  1870  die  Armee  vorbeiziehen  sah,  ist  seit  dem  Brande  vom 
18.  August  1810  nicht  mehr  aufgebaut  worden. 

Ste.  Ruffine,  Dorf  auf  einer  Anhöhe  mit  schöner  Aussicht, 
10  Kilom.  nordöstlich  von  Gorze,  mit  Kirche,  79  Häusern,  231  Eimv., 
2  Mühlen,  Ziegelei,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz  und  soir  einst  ein  Templerhaus  gehabt  haben.  Den 
Namen  soll  der  Ort  von  Theodwin,  Kardinal  von  St.  Ruffine,  er- 
halten haben,  der  im  dreizehnten  Jahrhunderte  in  Metz  wohnte. 
Im  siebzehnten  Jahrhunderte  gehörte  die  Herrschaft  den  Abteien 
St.  Glossinde  und  Symphorien  zu  Metz.  Als  Herzog  Renö  II.  von 
Lothringen  im  Jahre  1490  Metz  vergebens  angriff'  und  durch  Ver- 
rath  zu  nehmen  gedachte,  lagerte  er  hier.  Im  Jahre  1582  gab 
Noel  Journet,  ein  alter  Soldat  und  hier  Schulmeister,  ein  Buch 
heraus,  das  die  Sorbonne  für  ketzerisch  erklärte,  worauf  man  den 
Lehrer  in  Metz  verbrannte.  Man  hatte  eine  Widerlegung  des  Buchs 
verfasst,  weil  dieselbe  aber  nicht  stichhaltig  war,  erklärte  der 
Bischof  von  Madaure  einfach,  solche  Lehren  Hessen  sich  überhaupt 
nicht  erörtern,  man  müsse  sie  einfach  glauben,  und  Diejenigen, 
welche  dies  nicht  thun,  nicht  durch  die  Vernunft,  sondern  durch 
den  Stock  dazu  zwingen.  Die  Kirche  befand  sich  auf  der  andern 
Seite  des  Dorfs,  wo  noch  ein  Rest  davon  mit  romanischer  Sculptur 
am  Thore  und  Inschrift  von  1538  steht;  die  jetzige  Kirche  wurde 
1726  erbaut.     Die  alte  Kapelle  ist  heute  noch  ein  Wallfahrtsort. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  einzelnen  Häuser  le  Goglo  und  la 
Cueillerotte. 

Vaux,  Dorf  in  einem  Thalgrunde,  links  von  der  Mosel,  8  Kilom. 
nordöstlich  von  Gorze,  mit  Kirche,  103  Häusern,  159  Familien, 
589  Einw. ,  wobei  4  Israeliten,  Wein-  und  Obstbau  und  Land- 
häusern, gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Vaux  ist  sehr  alt  und  schon 
716  genannt,  hat  eine  gothische  Kirche  aus  dem  dreizehnten  Jahr- 


288 


II.   Topographie. 


hunderte,  und  der  Glockenthurm  war  sehr  fest,  so  dass  im  Jahre 
1484  derselbe  lange  vergebens  belagert  wurde,  bis  die  kleine  Be- 
satzung von  18  Mann  sich  gegen  freien  Abzug  ergab.  Der  Ort 
war  theihveise  durch  Mauern  und  Thore  befestigt. 

Verneville,  Dorf  im  Norden  des  Kantons  und  an  der  fran- 
zösischen Gränze,  11  Kilom.  nördlich  von  Gorze,  mit  Kirche, 
Schloss,  186  Häusei'n,  622  Einw.,  wobei  3  Evangelische,  Getreide-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  Waldgewerbe  und  Jahrmarkt  im  April 
und  September,  gehörte  zum  Eisthume  Metz  und  hat  ein  schönes 
Denkmal  für  1870. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Hof  Chan  trenne  im  Osten,  Mal- 
maison  im  Süden  und  der  Weiler  Bagnenx  an  der  Gränze  und  Strasse 
nach  Verdun. 

Vionville,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Verdun,  westlich  von 
Gravelotte,  5  Kilom.  nördlich  von  Gorze,  mit  Kirche,  120  Häusern, 
402  Einw.,  2  Oelmühlen,  Nebenzollamt  II.  Klasse,  Getreide-  und 
Gemüsebau,  liegt  südlich  von  der  Römerstrasse,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz  und  war  am  16.  August  1870  Mittelpunkt  der  Schlacht, 
zu  deren  Andenken  hier  ein  Denkmal  errichtet  ist. 


C.    Kanton  Fange. 

Der  Kanton  Fange  liegt  im  Osten  des  Kreises,  zwischen  den 
Kantonen  Verny,  Metz,  Vigy,  Bolchen  und  Falkenberg  und  um- 
faest  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Genieinden. 


Ancerville    .     . 
Ars-Laquenexy 
Aube  .... 
Bazauaturt  .     . 
Beeil  y      .     .     . 
Beux  .... 
(jhanville     .     . 
Cdincy     .     .     . 
Colligny .     .    . 
Courcellea-Cliaussy 
Cou reelles  s.  N. 
Üain-cn-BaulnoiH 
l''l(»cnurt  .     .     . 
IjindonvillorH  . 
lA<iuenexy  .     . 
L<'miid     .     .     . 
I.iippy     .     .     . 
Mai'/.tToy 
MuiztTV 
Mnr«ilh 


412,99 
275,43 
437,9, 
983,3, 
656,0g 
342,22 
316,90 
520,72 
239,03 
668,7, 
273„6 

l'8,3o 

332,91 
162,38 
637,21 

300,02 
001,75 

62/, PO 
243,„4 
277,g7 


Wein- 

Wald. 

Obst- 

For- 

Gosammt- 

Wiesen. 

berge. 

gärten. 

sten. 

Flacho. 

81,86 

— 

— 

0,50 

— 

517,33 

28,63 

— 

70,09 

1,13 

45,12 

440,63 

52,96 

— 

15,47 

0,20 

526,f^ 

144,3s 

18,50 

yi,fio 

7,45 

— 

1293,50 

74,49 

7m)5 

176,83 

1,33 

— 

941,38 

43,31 

0,56 

90,80 

1,58 

— 

495„5 

17,09 

2,09 

26,,2 

4^3a 

— 

380,55 

45,14 

11,M 

83,35 

8,45 

— 

713,13 

3'^vM 

63,81 

,3,62 

— 

349,74 

119,74 

11,59 

447,9« 

11,76 

— 

1323,78 

71,85 

127,77 

0,66 

— 

502,77 

15,61 

— 

154,32 

2,07 

— 

369,5, 

60,85 

— 

16,37 

0,77 

— 

448,24 

46,08 

— 

56,72 

5,41 

— 

288,00 

99,2, 

— 

126,00 

li92 

— 

907,a, 

ö»,9ft 

— 

3,50 

2,44 

— 

417,03 

136,99 

— 

434,3, 

2>06 

45,48 

1602,05 

J»,l« 

4,18 

88,2, 

10,25 

852,62 

l«.-» 

40„o 

0,42 

-- 

313,13 

33,50 

--- 

1,40 

Om» 

■— 

322,2: 

2.   Landkreis  Metz. 


289 


Gemeinden. 


Mercy  1.  M.      ...  lOB-u 

Montois '^00,39 

Ogy 333,54 

Fange 248,9S 

Remillj' 8I2.22 

Retonfey I  677,g4 


Aecker. 


509, 

641 

1256,, 


08 


Rollingeu 

Saniy  a.  N. 

Servigny 

Silly I     221,47 

336,58 
527,9, 
332.39 
519-22 
754:00 


Sorbey 

Thiraonville     .     .     . 

Tragny 

Vavidoncourt     .     .     . 

Villers-Stoncourt  .     . 

Kanton 


16568,j3 


Wiesen. 

43,74 

27,38 
82,2, 

187,65 
45,72 
72,43 

102,54 

96„3 
66 


Wein- 
berge. 


':10 
43,47 

14,27 

I1O2 

16,71 

4,80 
2,92 


Wald. 


34,18 
0,66 


:03- 


91 

380,97 

90-9, 

108,88 

0,13 

139,44 

114,67 


—         80, 


^65 


154,. 


71 


112,84 

76,48 

187,20 


Obst- 
gärten. 

2i04 

13-150 

0:47 

^ißO 

20,05 

18,48 
2,46 
3i27 
3,13 
3,89 

l,5r, 

2,13 


For-    Gesamnit- 
sten.      Fläche. 


1,88 

Aßt 

3711,,,!  145,7, 


177,53 
628,63 
370-06 
469-7, 
1493,76 
969,44 

700-99 

888-82 

1397-, 2 

448;5, 

553,34 

732-4^ 

538.<,o 

662,,  7 

1047,49 

90,60  24083-47 


i09 

78,20 
33,06 

75,42 
2387.00 

Er  besitzt  einen  Viehstand  von  3364  Pferden,  wobei  79  Zucht- 
hengste, 34  Maultliiere,  3  Esel,  4511  Stück  Rindvieh,  wobei  3281 
Kühe,  4883  Schaafe,  wobei  875  Merinos  und  3369  Heideschnucken, 
7905  Schweine,  504  Ziegen  und  1636  Bienenstöcke. 

Fange,  Kantonshauptort  am  Unken  Ufer  der  französischen  Nied, 
13  Kilom.  östlich  von  Metz,  mit  Kirche,  103  Häusern,  295  Eiiiw., 
Mühle,  Oelmühle,  schönem  Schloss,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und 
Gemüsebau,  war  lothringisch.  Die  Kirche  ist  1843  in  gothischem 
Styl  erbaut  worden  5  in  der  Kapelle  sind  die  Mitglieder  der  Familie 
von  Fange  begraben.  Im  Schlosse  mit  schönem  Garten  verweilte 
die  Kaiserin  Marie  Louise,  als  sie  im  April  1813  dem  Kaiser  ent- 
gegen reiste,  einen  Tag  lang.  Station  der  P^isenbahn  nach  Bolchen. 
Zur  (Gemeinde  gehört  der  IV2  Kilom.  nordöstlich  auf  einer  Anhöhe 
gelegene  Weiler  Mont. 

Ancerville,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  französischen  Nied  und 
an  der  Eisenbahn  nach  Saarbrücken  gelegen,  7  Kilom.  südöstlich 
von  Fange,  mit  Kirche,  96  Häusern,  117  Familien,  406  Einw,, 
Mühle,  Gypsbruch,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz  und  hatte  ein  festes  Schloss,  in  welches  Metz  eine 
Garnison  legte,  um  das  Land  gegen  die  Einfälle  der  Lothringer 
zu  vertheidigen.     Die  Ueberreste  desselben  dienen  zu  Wohnungen. 

Ars-Laquenexy,  Dorf  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Fange, 
6  Kilom.  westlich  von  Fange,  mit  Kirche,  53  Häusern,  56  Fa- 
milien, 170  Einw.,  Getreide-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz.  Hier  fand  1592  ein  Kampf  zwischen 
den  Metzern  und  Lothringern  statt,  der  unentschieden  blieb. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Cheny-la-Horgne. 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  1«) 


290  I'-    Topographie. 

Aube,  Dorf  am  Aubebache,  7  Kiloin.  südlich  von  Fange  mit 
Kirche,  70  Häusern,  77  Familien,  258  Einw. ,  Mühle,  Getreide, 
Obst-  und  Gemüsebau  und  Geflügelzucht,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Die  Kirche  ist  im  romanischen  Style  der  üebergangszeit 
des  zwölften  Jahrhunderts  erbaut ,  meist  gewölbt.  Es  bestand  hier 
einst  ein  Cisterzienserpriorat.  Im  Jahre  1681  gab  Louise  Marsal, 
Wittwe  von  Guillerman,  ihre  Zustimmung  zur  Veräusserung  der 
halben  Herrschaft,  die  1757  dem  Kapitel  der  Metzer  Kathedrale 
gehörte.  Beim  Orte  erinnert  ein  Feldgewanu  an  die  Tempelherren. 
Auch  die  Minoriten  besassen  hier  ein  Gut.  Das  Klostergebäude 
dient  jetzt  zu  Bauernwohnungen. 

Bazoncourt ,  Dorf,  5  Kilom.  südöstlich  von  Fange,  rechts  von 
der  französischen  Nied,  mit  Kirche,  127  Häusern,  469  Einw., 
Mühle,  Getreide-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz  und  hatte  ein  festes  Schloss.  Eine  Römerstiasse  führte 
im  Norden  vorbei. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Berlize  mit  Weinbau  und  Spuren 
eines  festen  Sclilosses,  und  Vaucremont  mit  Oelmühle,  und  die  Höfe 
Fourcheux.  Fresnoy  und  Convaux. 

Bechy,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  12  Kilom.  südwestlich 
von  Fange  entfernt,  mit  Kirche,  149  Häusern,  167  Familien,  582 
Einw.,  Oelmühle,  Getreide-,  Wein-,  Tabak-,  Obst-  und  Gemüse- 
bau und  Gellügelzucht,  gehörte  zur  Herrschaft  Kaville  und  dann 
zum  Bisthume  Metz.  Bischof  Adalbero  von  Metz  gab  den  Besitz 
von  Bechj  an  Stephan,  einen  Diener  der  Abtei  St.  Arnould,  mit 
der  Bedingung,  dass  alle  seine  Nachfolger  nur  Frauen  aus  dem 
Herrenstande  oder  zu  St  Arnould  dienstbar  heirathen;  auch  gab 
Abt  Heinrich  von  Gorze  1055  Güter  in  Bechy  an  Martin  von  Tiehe- 
mont  unter  der  Bedingung,  dass  seine  Nachkommen  ihre  Frauen 
stets  aus  den  l'öchtern  der  Abtei  nehmen. 

Beux  /laule-j,  Dorf  an  der  Aube,  10  Kilom.  südlich  von 
Fange,  mit  Kirche,  75  Häusern,  242  Einw.,  wobei  1  Evangelischer, 
Getreide-,  etwas  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthunu- 
Metz.     Das  Dorf  entstand  erst  nach  1400  aus  zwei  Höfen. 

Zur  («emeinde  ^jehört  der  Weiler  Unter-lU'Ux,  wo  die  Kirclie  stein. 
sowie  der  Hof  I.ii  Cliarbonniere. 

Chanvllle,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  !►  Kilom.  östlich  von 
Fange,  mit  Kirche,  70  Häusern,  5K)  Familien,  259  Einw.,  Oel- 
mühle, (»ypsmühle,  (Jetreide-,  Weinhau,  Viehzucht  und  Holz- 
gewerbcn,  gehörte  zum  Bislhume  Metz. 

Zum  I>f)rfe  ijeliört  die  /iegeloi  .St.  Jcan-le8-('l>n  ii  v  i  1  le. 


•_'.    Lainlkrels  Metz.  '291 

Coincy,  Dorf  unweit  der  Strasse  nach  Saarbriiekeri,  6  Kilom. 
westlieh  von  Fange,  mit  51  Häusern,  5G  Familien,  181  Einw., 
Mühle,  Getreide-  und  Weinbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  südlich  gelegene  Schloss  Aubigny  mit 
Hof  und  das  südwestlich  gelegene  Schloss  Colombey  mit  schönem  Park, 
Kapelle  und  Hof.  Colombey  war  schon  seit  1111  Lehen  der  Abtei  von 
Senones  und  der  Garten  verdankt  besonders  dem  Herrn  von  Tschudy  die 
schönen  und  seltenen  Bäume;  jetzt  gehört  es  Herrn  von  Tricornot.  In 
den  Gefechten  vom  27.  September  1870  brannte  das  Schloss  ab.  Jetzt  sind 
im  Parke  und  der  Umgebung  mehrere  Denkmäler  für  die  am  14.  August 
1870  und  später  hier  Gefallenen  errichtet.  Die  Kapelle  ist  sehr  alt  und 
soll  von  den  Tempelherren  erbaut  sein. 

Colligliy,  Dorf,  3  Kilom.  nordwestlich  von  Fange,  am  Weiher- 
baehe,  mit  48  Häusern,  150  Einw.,  Getreide-  und  Obstbau  und 
Geflügelzucht,  gehörte  zu  Lothringen,  l-^s  bildete  einst  einen  Theil 
des  Marquisats  von  Fange  und  eine  besondere  Herrschaft,  welche 
1727  dem  Macloz  de  Fierrevillers  gehörte. 

Courcelles-Cliaussy,  Dorf  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Saar- 
brücken, 5  Kilom.  nordöstlich  von  Fange,  mit  2  Kirchen,  264 
Häusern,  365  Familien,  1238  Einw.,  wobei  215  Evangelische  und 
74  Israeliten ,  Friedensgericht,  Steuerkasse,  Steueramt,  Enregistre- 
ments- Einnehmerei,  Fostexpedition ,  Getreide-,  Obst-,  Gemüse- 
und  etwas  Weinbau,  Gerberei,  2  Mühlen  und  Lohmühle,  gehörte 
zur  Herrschaft  Raville  und  dann  zum  Bistimme  Metz.  Die  katho- 
lische Kirche  wurde  1752  erbaut  und  1824  vergrössert,  die  ein- 
fache protestantische  Kirche  1836.  Die  Frotestanten  hielten  sich 
hier  auch  während  der  Verfolgungen.  Als  König  Karl  IX.  den 
protestantischen  Gottesdienst  in  Metz  1569  verbot,  erlaubte  er  den 
Frotestanten  doch  Taufen  und  Heirathen  in  Courcelles  vorzuneh- 
men. Im  Jahre  1538  verbrannte  Heinrich  von  Guise,  ein  Führer 
der  Ligue,  das  Dorf  und  zerstreute  die  Einwohner.  Ungeachtet 
dieser  Verfolgungen  war  aber  in  Courcelles  doch  fortwährend  ein 
protestantischer  Geistlicher  und  Gottesdienst.  Das  Dorf  hat  jetzt 
eine  Station  der  Eisenbahn  nach  Bolchen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  an  der  Strasse  und  links  an  der  fran- 
zösischen Nied  gelegene  Weiler  Pont-ä-Chaussy  mit  Brücke,  der 
Hof  Les  llenils  mit  Mühle,  nördlich  davon,  und  das  Schloss  Urville 
au  der  ><'ied,  mit  schönem  Park  und  Alleen,  dem  Herrn  Louis  Sers  ge- 
hörig. 

Courcelles-sur-Nied,  Dorf  an  der  französischen  Nied  und  den 
Eisenbahnen  nach  Saarbrücken  und  Bolchen,  4  Kilom.  südwestlich 
von  Fange,  mit  Kirche,  58  Häusern,  62  Familien,  219  Einw.,  wo- 


292  II-   Topographie. 

bei    5  Evaugelische,    Baliustatioii,    Postageutur,  Mühle,   Ziegelei, 
Getreide-  und  KartofFelbau ,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Chailly  sur  Nied.  an  der  Eisen- 
bahn und  ^.ied. 

Dain-en-Saiünois ,  Dorf,  8  Kilom.  südlich  von  Fange,  mit  25 
Häusern,  89  Einw.,  Weiher,  Getreidebau  und  Geflügelzucht,  ge- 
hörte zu  Bar. 

Flocourt,  Dorf  im  Südosten  des  Kautons  mit  Kirche,  80  Häu- 
sern, 87  Familien,  308  Einw.,  Getreidebau,  Geflügelzucht,  Lein- 
weberei, gehörte  zum  Bisthume  Metz,  155)4  und  1604  wurden 
zwei  Einwohner  wegen  Hexerei  verbrannt  und  über  die  Hinter- 
lassenschaft des  letzteren  derselben  entstand  ein  Streit  zwischen 
dem  Domkapitel  und  der  Abtei  St.  Arnould. 

Landonvülers ,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  rechts  von  der 
französischen  Nied,  auf  einer  Anhöhe,  7  Kilom.  noi'döstlich  von 
Fange,  mit  29  Häusern,  33  Familien,  138  Einw. ,  wobei  12  Evan- 
gehsche,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.     Eisenbahnstation. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Franckaloffniühle  an  der  Nied. 

Laquenexy,  Dorf,  3  Kilom.  westlich  von  Fange,  mit  46  Häu- 
sern, 362  Einw.,  Kalköfen,  Getreide-  und  Gemüsebau,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Ilof  La  Chabrediue  und  der  Weiler 
Villers-Laquenexy  mit  Resten  eines  alten  Schlosses ,  die  in  Scheunen 
und  Wohnungen  verwandelt  sind. 

Lemud  (Mud) ,  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Saarbrücken  und 
links  von  der  französischen  Nied ,  6  Kilom.  südlich  von  Fange,  mit 
68  Häusern,  71  Familien,  222  Einw.,  Getreide-,  Kai-toffel-  und 
Gemüsebau,  gehörte  zu  Bar. 

Luppy,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  12  Kilom.  südlich  von 
Fange,  mit  Kirche,  Weiher,  209  Häusern,  210  Familien,  730  Einw., 
(retreidebau  und  Viehzucht,  liegt  in  der  Nähe  einer  Höinerstrasse 
und  gehörte  zum  Uisthume  Metz. 

Zur  (ietncinde  gehört  der  Hof  llycourt  (DehieourtJ. 

Maizeroy ,  Dorf  auf  der  rechten  Seite  der  französischen  Nied, 
:{  Kilom.  östlich  von  Fange,  mit  llOHäuHcrn,  360  I^^inw.,  Mühle, 
(Jyjmmühle,  Gemüse-,  Obst-  und  Weinbau,  war  bis  178!»  Ffarr- 
hauptort  und  bildete  einen  Theil  des  Marquisats  Fange,  gehörte 
al>er  /um  Bisthume  Metz. 

Zur  (ieniciiidc  gehört  der  Weller  Chevilloii  im  Norden,  mit  Kirche 
lind  Mühle  nn  der  Nied. 


•_'.    Landkreis  Metz.  293 

Maizery,  Dorf,  3  Kilom.  nördlich  von  Fange,  mit  22  Häu- 
sern, 68  Einw.  und  Schloss,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  an  der  Landstrasse  nach  Saarbrücken  ge- 
legene Hof  Landremont. 

Marsilly,  Dorf,  41/2  Kilom.  westlich  von  Fange,  mit  28  Häu- 
sern, 86  Einw.,  Getreide-  und  Obstbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Mercy-les-Metz  fauch  Mercy-lc-  HaulJ ,  Dorf  im  Westen  des 
Kantons,  unweit  der  Strasse  von  Metz  nach  Strassburg,  mit  8  Häu- 
sern, 22  Einw.  und  Schloss,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und 
brannte  bei  den  Kämpfen  um  Metz  im  Spätjahre  1870  ab. 

Montoy,  Dorf  links  von  der  Strasse  nach  Saarbrücken  und 
rechts  von  jener  nach  Saarlouis,  J)  Kilom.  nordwestlich  von  Fange, 
mit  103  Häusern,  298  Einw.,  Mühle,  Bierbrauerei,  Getreide-, 
Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Bis 
hierher  wurde  Kaiser  Karl  V.  1541  von  den  Metzern  begleitet, 
wo  er  den  Bürgermeister  Chevaliers  und  Nicolaus  Gournais  zu 
Rittern  schlug.  Hier  hielten  die  Frotestanten  der  Umgegend  ge- 
heime Zusammenkünfte,  als  sie  verfolgt  wurden. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Flanvillc,  östlich,  Lauvalliere, 
westlich,  der  Hof  St.  Aignan  mit  Kirche  und  Schulhaus,  und  die  Wirths- 
häuser  rAmitie  und  La  Plane hette,  an  der  Landstrasse.  St.  Aignan 
war  ursprünglich  eine  Priorei  des  Klosters  Neumünster  und  ist  jetzt 
noch  Wallfahrtsort,  wohin  am  15.  Juni  2 — 3000  Menschen  ziehen. 

Ogy,  Dorf,  4  Kilom.  nordwestlich  von  Fange,  mit  Kirche,  45 
Häusern,  147  Einw.,  Getreide-  und  Futterbau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz.  Das  Dorf  war  vor  dem  Schwedenkriege 
bedeutend  grösser. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Puche  im  Norden  und  das  Jhiaison 
isolee.  an  der  Strasse  nach  Courcelles. 

Remilly,  Dorf  am  linken  Ufer  der  französischen  Nied  und  der 
Eisenbahn  nach  Saarbrücken,  bald  auch  an  der  Bahn  nach  Saarburg, 
9  Kilom.  südöstlich  von  Fange,  mit  Kirche,  214  Häusern,  259  Fa- 
milien, 928  Einw.,  wobei  18  Evangelische  und  49  Israeliten,  Bahn- 
station, Fostexpedition,  Steuerkasse,  Jahrmarkt  am  zweiten  Diens- 
tag im  Februar  und  September,  Leinwandbleiche,  Baugewerben, 
Getreide-.  Kartoffel-  und  Gemüsebau  und  2  Mühlen,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.  Aus  einer  römischen  Villa  entstand  eine  kaiser- 
liche Domäne,  welche  an  einen  Stephanus,  840  aber  von  Kaiser 
Lothar  an  die  Abtei  St.  Arnould  zu  Metz  geschenkt  wurde.  Aber 
die  Abtei  gelangte  nicht  in  den  Besitz  und  erst  990  erhielt  Bischof 
Adelbero  11.  die  Domäne,  indem  er  an  das  Kloster  die  kleine  Abtei 
St.  Felix   abtrat   und   in  Remilly   seinen  Sommeraufenthalt  nahm. 


294  ^^-    Topograpliir. 

Endlich  kam  Remill}*  lOlK)  wirklich  au  St.  Arnould  und  dieses 
gründete,  nachdem  lange  Zeit  ein  p]remit  hier  gewohnt,  eine  Hene- 
diktinerpriorei  FauLv  en  forct ,  wo  noch  eine  Kapelle  mit  byzantini- 
schem Portal  aus  dem  dreizehnten  Jahrhundert  erhalten  ist.  Re- 
milly  litt  ebenfalls  viel  durch  die  Kriege.  Die  alte  Kirche  verfiel 
in  Ruinen  und  desshalb  wurde  1839  eine  neue  mit  gothischem 
Tliurm  gebaut,  die  auf  den  Ueberresten  eines  römischen  Tempels 
stehen  soll.  In  der  Nähe  zieht  die  alte  Römerstrasse  nach  Osten 
und  Westen.     Remilly  gehörte  zum  Tlieil  zur  Herrschaft  Raville. 

Zur  Gt-'meinde  gehören  die  Mühlen  Ricliary  an  der  Nied  und  de 
l'Etaiig  am  Weiher,  der  Weiler  Aubecort  im  Südosten  mit  J\Iülile  und 
Chanip  Oaillot. 

Retoiifey,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  7  Kilom,  von  Fange, 
mit  Kirche,  114  Häusern,  340  Einw. ,  wobei  3  Evangelische,  Ziegel- 
hütte. Kalkofen,  Getreide-  und  Gemüsebau  und  etwas  Weinbau, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Am  Orte  führte  eine  Römerstrasse 
vorüber.     Die  Kirche  enthält  eine  sehr  alte  Kapelle. 

Zur  (Jemeinde  gehört  der  nördlich  an  der  Strasse  nach  Saarlouis  ge- 
legene Weiler  Pet i t-3Iarais  und  der  Hof  Vaudreville  im  Süden, 
am  Walde. 

Rollingen  (HavHle),  Dorf  am  linken  Ufer  der  deutschen  Nied, . 
unweit  der  Strasse  nach  Saarburg,  10  Kilom.  östlich  von  Fange, 
mit  Kirche,  KK)  Häusern,  330  Einw.,  Mühle,  2  Bierbrauereien, 
Kalkofen,  Getreide-  und  Karloflelbau,  gehörte  zum  deutschen  Reiche- 
Rollingen  war  luxemburgisches  Lehen  und  wurde  1164  von  Bischof 
Theodoric  erworben,  um  die  Strasse  gegen  Einfälle  fremder 
Schaaren  zu  decken.  Aber  schon  1271  kommt  ein  Robert  von 
Raviile  vor,  und  zuletzt  erscheint  noch  ein  Peter  P>nst,  der  1623 
starb.  Die  Herrschaft  wurde  176{>  von  der  Kaiserin  Maria  Theresia 
im  Tausch  gegen  andere  Güter  abgetreten.  Vom  Sehloss  auf  dem 
rechten  Niedufer  stehen  nur  noch  einige  Mauern,  indem  man  die 
Steine  zum  Strassenbau  verwandte.  Die  Herrschaft  umfassle  ausser 
Raville  noch  Bannay,  Vaudoncourt,  Hesdorl',  Bambidersdorf,  Brück, 
Hallering,  Servigny,  i*lappecourt,  Bionville,  Vitrange,  Courcelles- 
Ghaussy,  Hemilly,  Viftoncourt,  Bechy,  Dui)i'()url  und  den  Hof 
Faux  en  foröt. 

Saniy,  Dorf  auf  der  rechten  Seite  der  Nied,  4  Kilom.  «üdlich 
von  Fange,  mit  Kirche,  103  Häusern,  32(>  Einw.,  Mühle,  Wein-, 
Obst-,  Gemüse-  und  Tabakbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

/iir(!«'ineiiidp  gelmren  der  nönllJcli  gelegcnf  Wfiler  Dmiiiiiigevil  1  e 
mit  KojMjlh'  und  die  Jlolc  I'ou t-do-l)omuiigevil  le  im  der  liaiiZiKsisolieii 
Ni«««!  und  Mühlo  von  Sanry  (auch  Cr6py-le8-Sanry),  au  iler  Nied. 


2.    Landkreis  Metz.  295 

Servigny  bei  Hollingen.  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  7  Kilom. 
von  Fange,  mit  Kirche,  170  Häusern,  593Einw. ,  wobei  10  Israe- 
liten, guten  Steinbrüchen,  Getreide-  und  Weinbau,  gehörte  zur 
deutschen  Herrschaft  Kollingen.  In  der  Gemarkung  liegen  die 
Ruinen  des  alten  tSchlosses  Moreville,  das  zur  Zeit  Ludwigs  XIII. 
verlassen  wurde. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  2  Kilom.  westlicli  davon  gelegene  Weiler 
Frecourt. 

Silly,  Dorf  auf  der  nördlichen  Seite  der  Strasse  nach  Saar- 
brücken, 4  Kilom.  nördlich  von  Fange,  auf  einer  Anhöhe,  mit 
Kirche,  !)0  Häusern,  03  Familien,  290  Ein w.,  wobei  4ß  Israeliten, 
Leinwandbleichen,  Getreide-  und  Obstbau,  war  lothringisch. 

ZurGemeinde  gehört  der  Weiler  Landremont  und  der  Hof  Bellevue. 

Sorbey,  Dorf  an  einem  ßache  links  der  französischen  Nied. 
■5  Kilom.  südwestlich  von  Fange,  mit  Kirche,  74  Häusern,  76  Fa- 
milien, 278  Einw.,  Getreide-  und  Oelsaatbau  und  Geflügelzucht, 
gehörte  zu  Lothringen.  Die  in  gothischem  Style  erbaute  Kirche 
stammt  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhunderte, 

Zur  Gemeinde  gehört  der  2  Kilom.  südlich  gelegene  Hof  Poncillon. 

TMmonville ,  Dorf  im  äussersten  Süden  des  Kantons,  15  Kilom. 
von  Fange,  mit  Kirche,  102  Häusern,  339  Einw.,  wobei  15  Israeliten. 
Getreide-,  Obst-,  Gemüse-  und  Tabakbau,  gehörte  zu  Lothringen 
und  hat  eine  gothische  Kirche  aus  dem  vierzehnten  Jahrhunderte. 

Tragny,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  14  Kilom.  von  Fange, 
am  Delmebache,  mit  90  Häusern,  91  Familien,  307  Einw.,  wor- 
unter 79  Israeliten,  Mühle,  Obst-  und  Gemüsebau,  liegt  in  der 
Nähe  einer  Römerstrasse  und  gehörte  zum  Histhume  Metz. 

Vaildoncourt,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  auf  dem  linken 
Ufer  der  deutschen  Nied,  9  Kilom.  von  Fange,  mit  54  Häusern, 
57  Familien,  211  Einw.,  Kapelle,  Wein-,  Taback-,  Obst-  und  Ge- 
müsebau, gehörte  zu  Lothringen.  Die  Kapelle  wurde  1849  auf 
Subscription  erbaut,  weil  der  Ort  von  der  damals  rings  umher 
herrschenden  Epidemie  verschont  wurde. 

Zur  Gemeinde  geliören  die  Höfe  Plappecourt  im  Süden.  Colom- 
bier  und  Leo  vi  Hers  im  Südwesten. 

Villers -Stoncourt,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  an  einem 
kleinen  Bache,  8  Kilom.  östlich  von  Fange,  mit  Kirche,  114  Häu- 
sern, 409  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zum  liis- 
thume  Metz.  Der  Ort  besteht  eigentlich  aus  den  Weilern  Villers, 
Stoncourt,  Aoury  und  La  Houtte,  von  welchen  das  zweite 
westlich,    das  dritte   3  Kilom.  nordwestlich    von  Villers   entfernt 


296 


II.    Topographie. 


liegt.  Im  Nordosten  beim  Walde  von  Kemillj  lag  ziemlich  hoch 
die  alte  St.  Peterskirche  (St.  Pierre),  welche  aus  einer  Ere- 
mitage des  neunten  Jahrhunderts  entstand.  Dieselbe  war  baufällig 
geworden  und  desshalb  wurde  sie  1855  abgebrochen  und  dafür 
eine  neue  Kirche  im  Orte  selbst  erbaut. 


D.    Kanton  Verny. 

Der  Kanton  Verny  liegt  im  Südosten  des  Kreises,  zwischen 
den  Kantonen  Metz,  Fange,  Delme,  Gorze  und  Frankreich  und 
umfasst  folgende  Gemeinden  und  ßodenflächeu : 


Gemeinden. 


S. 


Achatel   . 
Buchy 
Cherninot 
Cherisey. 
Chesny    . 
Coin  1.  C 
Coin  a.  d 
Cuvry 
F<:'y     .     . 
Fleiiry     . 
Foville     . 
Goin    .     . 
Jury    .     . 
Liclion     . 
Ixjrry-Mardigii 
I/Oiivigny 
Magny     . 
Marieullcs 
Marly .     . 
Mecleiives 
München  X 
Orny  .     . 
Pagny      . 
Pehre .     . 
Pominerieux 
Ponloy 
Pouiliy 
Pournoy  1.  Ch 
Fournoy  1.  Gr 
Sailly. 
öt.  Jim 

Sil|.-gn> 
Hilly  « 
SolgfH- 
Verny . 
Vi^ny 
\  nliniihl 


ö. 


Aecker.   Wiesen. 


Wein- 
berge. 


Kanton 


I    185,94 
'    245,,o 

386,24 
257,0 
435,47 
244,79 
343,73 
262,98 
462,62 
307,14 
727,27 
197,73 
481,99 
498,99 
1275,98 
561,17 
481,4, 
'92,35 
796,17 

369,06 
455,74 

456,Ho 
546,.8 
355,43 
160,19 
322,f}9 
160,20 

438,2, 
3()8.ft, 
832,m 

5*^  1.64 
385,9« 

192,B7 
541,14 
804,8, 

606,30 
216„8 


20,15 

18,55 

167,95 

46,52 

42^ 

47,48 

165,75 

71,28 

79,44 

18,34 

^7,32 

19,31 

35,15 

125,19 

133.75 

104,3, 

86,96 

116,65 

117,20 

82,74 

74,27 

29,43 

83,42 

55,86 
83,35 
70,62 
83,83 
121,78 
4t>«f,fi 
55,73 

4i>,8e 
99,.ö 

17,41 
88,1(1 

IJiPö 

2",3fl 

2«)26.^^ 


18,; 


,70 


^86 


45. 
11. 


0,84 
15,12 


83,43 
^•^45 
44,21 
60,72 
2^,68 


40. 


199 


4,62 
•",63 
7,19 


8,18 
3,14 
0,29 

381. 1, 


Wald. 


45, 

80, 


Obst- 
gärten. 


32,11 

37,43 
99,25 

141,3fi| 

14,33 

152,69! 

385,3o! 
^0,i2i 
61 ,3'! 
88,92 

278,56 
69,60 
10,01 
96,78 
52,54 

332,'^2 

254,18! 

150,3o! 


117 


,36 


89,24 


6,33 
3,32 
1,68 
0,27 
4,93 
1-88 
2,53 
1^49 
0,76 

5,89 
2,94 

0,78 
0,37 
2,84 

25,67 
4,19 
1-.86 

52,35 

2,36 
4,39 
2,67 
4,98 
3,03 
8,98 
0,74 

*-ai 

8,99 
2,31 
1,66 


For- 
sten. 


Gesammt- 
I   Fläche. 


154 


,60 


115,13 
118,40       1 
120,80 
144,07 
82,30       3,44  225,1 

14,15 
55,27 

i4,93 
42^9j 
42,9s! 

l'MO.Tj  179..,,,  370.7,1 


,90 
1,81 

3,44 
0,40 
3,54 
3,25 
1,83 
0,41 


271,84 
355.Q^ 
1123;5a 
507,5u 
428,06 
657,37 
322,48 
543,53 
566,14 
970,46 
345,p5 
889,07 

315,69 

537,54 

1135,7, 

1563,27 

756,93 

819,0,, 

1068,13 

1294,13 

731,38 

722,82 

509,.,ü 

830,,,, 

430,3H 

2o5,<;)() 

510,58 
255,90 
707,.j4 
532.,4 

l(MJl,2fi 
735,7, 

1045,50 
231,43 
713,50 
388,^ 
581,4« 

_303,48 
250 19.,,,» 


2.    Landkreis  .Metz.  297 

Er  hat  einen  Viehstand  von  4147  Pferden,  wobei  153  Zucht- 
hengste, 28  Maulthiere,  5  Esel,  4055  Stück  Rindvieh,  wobei  319'i 
Kühe,  4317  Schaafe,  wobei  1096  Merino's  und  2829  Heideschnucken, 
8771  Schweine,  406  Ziegen  und  1653  Bienenstöcke  und  erzeugte 
1872  213  Pfd.  Seidencocons. 

Verny,  Kantonshauptort  an  einem  Seitenbache  der  Seille,  12 
Kilom.  südlich  von  Metz,  mit  Kirche,  79  Häusern,  278  Einw.,  wo- 
bei 6  Evangelische  und  11  Israeliten,  Friedensgericht,  Steuerkasse, 
PJnregistrement- Einnehmerei,  Postexpedition,  Getreide-,  Oelsaat-, 
Wein-,  Gemüse-  und  Obstbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und 
war  bis  1860  ein  Bestand theil  der  Gemeinde  Pournoy-la-Grasse. 

Achatel,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  rechts  von  der 
Strasse  von  Metz  nach  Delme,  10  Kilom.  von  Verny,  mit  65  Häu- 
sern, 198  Einw.,  wobei  2  EvangeHsche,  Getreide-,  Übst-  und 
Weinbau,  liegt  an  der  alten  Römerstrasse  nach  Scarpona  und  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz. 

Buchy,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  bei  der  Strasse  nach 
Delme,  6  Kilom.  von  Verny,  mit  Kirche,  39  Häusern,  122  Einw., 
Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehr)rte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  (Jemeinde  gehört  das  Wirthshaus  Clieval  Blanc  an  der  Strasse. 

Cheminot,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Seille,  im  Süden  des 
Kantons,  8  Kilom.  von  Verny,  mit  Kirche,  177  Häusern,  561  Einw., 
wobei  4  Evangelische,  Nebenzollamt  H.  Klasse,  Getreide-,  Kar- 
toffel-, Fulter-,  Oelsaat-,  Wein-,  Hopfen-  und  Gemüsebau  und 
Mühle,  liegt  an  der  französischen  Gränze  und  der  alten  Römer- 
strasse und  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  In  der  Umgegend,  be- 
sonders dem  Walde  St.  Arnould  sind  zahlreiche  Ueberreste  aus 
der  Römerzeit  vorhanden,  ebenso  zeigen  sich  noch  andere  Ruinen 
aus  der  Zeit  des  dreissigj ährigen  Kriegs,  der  hier  besonders  ver- 
heerend hauste.  Man  findet  noch  die  Spuren  eines  Palatiums  von 
Karl  dem  Grossen  und  von  drei  Klöstern  und  auf  dem  Kirchhofe 
gehen  manche  Sarkophage  ins  fünfte  und  vierte  Jahrhundert  zu- 
rück. Die  Kirche  selbst  ist  im  ersten  Viertel  des  dreizehnten  Jahr- 
hunderts erbaut.  Karl  der  Grosse  schenkte  783  Cheminot  an  das 
Kloster  St.  Arnould,  woher  auch  der  Wald  seinen  Namen  erhielt. 
Im  Jahre  1351  wurde  Cheminot  zerstört,  als  die  Regentin  Marie  von 
Lothringen  im  Kriege  gegen  Stadt  und  Bischof  von  Metz  war, 
indem  die  Schaaren  der  letzteren  alle  Orte  der  Gegend  bis  vor  die 
Thore  von  Nancy  verheerten. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  nördlich  gelegene  Weiler  Lougeville 
nnd  die  Höfe  La  Vannoue  und  Marly-au-bois. 


29S  II-    Topog:ra]>liii'. 

Cherisey,  Dorf  an  einem  Bache.  2  Kilom.  ostlich  von  Verny, 
mit  Kirche,  75  Häu.seru,  76  Familien,  230  Einw.,  Mühle,  Kalk- 
ofen, Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  war  zwischen  Loth 
ringen  und  dem  Bisthume  ^letz  getheilt.  Die  Kirche  stammt  aus  dem 
zwölften  Jahrhundert  und  eine  Inschrift  trägt  die  Jahreszahl  1 143. 
Im  Jahre  1858  entdeckte  man  auf  den  Mauern  des  grossen  Schiffs 
verschiedene  alte  Frescomalereien ,  unter  anderen  St.  Cäsar,  Jo- 
hann Baptist ,  fliegende  Engel  und  ein  Mitglied  der  Familie  Cherisey, 
Dieser  gehörte  das  feste  Haus,  das  1303  der  Abtei  Symphorien 
zu  Metz  gehörte.  Im  Jahre  1511  wurde  Cherise}'  im  Kriege  gegen 
franz(»8ische  Parteigänger  arg  mitgenommen  und  das  Schloss  ge- 
plündert. In  den  Jahren  1625  und  1628  fanden  hier  Conferenzen 
zwischen  den  drei  Nachbarländern  statt,  um  Gränzstreitigkeiten 
Iteizulegen.  Im  Jahre  1814  hatten  die  Alliirten  während  der  Ein- 
schliessung  von  Metz  hier  ihre  Mtigazine,  welche  in  der  Nacht  vom 
«5  bis  7.  März  von  der  Garnison  von  Metz  überfallen  wurden,  wo- 
l»ei  letztere  28  Wagen  voll  Fourage  mit  fortnahm. 

Zur  (lemeintlc  gehört  der  östlich  gelegene  Hof  Pliiche. 

Chesny,  Dorf  rechts  von  der  Strasse  von  Metz  nach  Delme, 
6  Kilom.  nördlich  von  Verny,  mit  Kirche,  45  Häusern,  163  Einw., 
(Jetreide-.  Obst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht  und  Viehhandel,  be- 
steht aus  Ober-  und  Unter-Chesu}'  und  gehitrte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Alger  und  la  Ilorgne,  oder 
Cheval  Houge.   Wirthshaus  an  der  Landstrasse. 

Coin-les-Cuvi'y .  Dorf  links  von  der  Seille,  5  Kilom.  nordwest- 
lich von  Verny,  mit  Kirche,  40  Häusern,  41  Familien,  265  Einw., 
wobei  ein  Evangelischer,  Getreidebau  und  Viehzucht,  heisst  auch 
Coin-Prayel  und  gch(»rte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  (Jenieiiule  geiii»rt  der  südwestlich  gelegene  Hof  8al)re. 

Coin-Slir-Seille ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Seille,  3  Kilom.  west- 
lich >on  Verny,  mit  Kirche,  63  Häusern,  193  Einw.,  (Jelreide- 
und  Weinbau  und  ^'ichzuclll ,  liegt  in  der  Näiie  der  alten  Römer- 
.strasMc  und  gehorte  zum  Bisthume  Metz. 

Cuvry,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Seille,  5  Kilom.  nordwest- 
lich \(m  Verny,  mit  Kirche,  Mühle,  (Jctreide-,  Kartoffel-  und  Oel- 
sualbau  und  Viehzucht,  gehörte  /um  Bisthume  Metz. 

Zur  (tcineinde  gcliörl  «lor  Hof  Hautorivc  an  der  Seille. 

Fey,  Dorf  im  Westen  des  KanldUH,  >>  Kilom.  westlicli  von  \'crny, 
mit  Kirche,  74  Häueeru,  82  Familien,  271  Einw.,  Ziegelei,  Getreide-, 
Oelwinl-,  Weni-,  Obst-  und  (temdaebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  (irnivhidc  gehören  (Vw  HttTe  Soniniy  um!  l.ii  vii  1  .i  i  iie. 


•_'.    I,aiKlk)ei.s  Met/.  299 

Fleury,  Dorf  auf  einer  Anhöhe  des  rechten  Seilleufers  und 
an  der  Strasse  nach  Delme,  4  Kilom.  nördlich  von  Verny,  mit 
Kirche,  108  Häusern,  118  FamiHen,  409  Einw.,  Mühle  an  der 
Seille,  Ziegelei,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Histhume  Metz.  Herzog  Arnould,  Enkel  Pipins, 
schenkte  706  Fleury  an  die  Abtei  St.  Arnould  bei  Metz.  Im  Jahre 
1352  zerstörten  die  Metzer  im  Kriege  gegen  Lothringen  aucli  dieses 
Dorf. 

Zur  (Jemeinde  gehört  der  Hof  Notre-Dame. 

Foville,  Dorf  im  äussersten  Süden  des  Kantons,  an  der  fran- 
ziisischen  Gränze,  mit  Kirche,  51  Häusern,  54  Familien,  176  Einw., 
Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Stickerei,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz. 

Goin,  Dorf  um  rechten  Ufer  der  Seille,  21/2  Kilom.  südlich 
von  Metz,  mit  Kirche,  136  Häusern,  452  Einw.,  Schloss,  Park. 
Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu 
Lothringen.  Karl  der  Grosse  soll  hier  ein  Palatium  gehabt  haben, 
aus  welchem  das  feste  Schloss  hervorging,  das  die  Herren  von 
Covnmercy  von  Lothringen  zu  Lehen  trugen.  Dasselbe  wurde 
mehrmals  belagert  und  1427  von  Karl  von  Lothringen  genommen. 
Die  Metzer  bemächtigten  sich  im  Kriege  der  Ligue  des  Schlosses 
und  nahmen  seine  ansehnlichen  A^orräthe  mit.  * 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  La  Horgiie. 

Jliry,  Dorf  an  der  Eisenbahn  von  Metz  nach  Saarbrücken, 
zwischen  Pellre  und  Courcelles,  8  Kilom.  nordöstlich  von  Verny, 
mit  Kirche,  35  Häusern,  42  Familien,  123  Einw.,  Oelmühle,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  wurde 
am  27.  September  1870  verbrannt. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  an  der  Strasse  von  31etz  nach  Delme  lie- 
gende Wirthshaus  Au  Petit- Jury. 

Liehen,  Dorf,  3  Kilom.  östlich  von  Verny,  mit  Kirche, 
59  Häusern,  186  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehöxl  der  Hof  Larrj'  mit  Kapelle. 

Lorry-devant-le-Pont  /auch  Lomj-Mardigny; ,  Dorf  im  Süd- 
osten des  Kantons,  an  der  französischen  Gränze,  9  Kilom.  west- 
lich von  Verny,  mit  Kirche,  171  Häusern,  188  Familien,  678  Einw.. 
Schloss,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz.  Die  aus  dem  zwölften  Jahrhunderte  stam- 
mende, aber  mehrfach  umgeänderte  Kirche  war  zur  Vertheidigung 
eingerielitet  und  mehrfach  belagert  worden.    Der  älteste  Theil  der- 


300  n.    Topographie. 

selben  ist  die  romanische  Abseite;  sie  wurde  1618  und  1857  restau- 
rirt,  wobei  man  alte  Wandmalereien  aus  dem  sechszehnten  Jahr- 
hunderte (1537)  entdeckte,  die  aber  schlecht  erhalten  sind.  Vom 
Kloster,  das  500  Meter  vom  Dorfe  entfernt  war,  sind  nur  noch 
wenige  Reste  erhalten.  Laurent  de  Chazelles  kaufte  die  Herrschaft 
1731  von  Anselin  de  Beaurepaire  und  sein  8ohn  Hess  das  Schloss 
erbauen  und  mit  schönen  Gärten  versehen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  1  Kilom.  südlich  davon  gelegene  Weiler 
Mardigny  mit  Kapelle,  die  1854  vergrössert  wurde,  und  Schlo.ss,  das 
im  fünfzehnten  Jahrhunderte  dem  Domkapitel  Metz  gehörte,  1525  an 
Philipp  de  Raigecourt,  dann  an  verschiedene  andere  Herren  und  1854 
an  Paul  de  Mardigny  überging.  Mardigny  wurde  oft  von  Metz  und  im 
.September  1444  aucli  von  französischen  Truppen  verheert;  im  Jahre  1445 
bei*aubten  die  Metzer  den  Ort  und  das  Schloss  und  das  Gleiche  that  1590 
die  Gendarmerie  von  Pont-ä-Mousson,  welche  besonders  die  evangelischen 
Einwohner  barbarisch  behandelte. 

Loiivigny,  Dorf  unweit  des  rechten  Seilleufers,  rechts  von 
der  Strasse  nach  Nomeny,  an  der  französischen  Gränze,  5  Kilom. 
südlich  von  Verny,  mit  Kirche,  236  Häusern,  811  Einw. ,  wobei 
il2  Israeliten ,  Schloss,  2  Mühlen,  Getreide-,  Kartoffel-,  Obst-  und 
Weinbau,  Viehzucht  und  Viehhandel,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Hinter  dem  Schlosse  findet  man  IJeberreste  aus  der  Kömerzeit, 
sowie  im  Süden  Ruinen  des  Dorfs  und  Schlosses  Moine,  welche 
im  Schweden  kriege  zerstört  wurden.  Das  Schloss  Louvigny  hat 
vier  Thürme  und  einen  tiefen  Graben ;  im  erwähnten  Kriege  /.er- 
stört, wurde  es  später  wieder  hergestellt.  Bischof  Renault  von 
Metz  gab  1309  den  Zehnten  des  Dorfs  an  die  Abtei  Symphorien. 
Herzog  lieni  II.  von  Lothringen  nahm  14J)0  das  Schloss  und  Hess 
dessen  Vertheidiger  hängen  oder  ersäufen.  Im  Krieg  der  Ligue 
nahmen  die  Melzer  am  28.  Februar  15iK)  das  Schloss,  worauf  der 
Herzog  von  Lothringen  es  im  April  zurück  eroberte  und  die  Gar- 
nison hängen  Hess. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Hof  La  Hanton nerie  im  Nordwesten, 
die  Moulin-Ncuf  an  der  Seille  und  die  Mühle  Meine  am  Kuptbache, 
im  äusperflten  Süden  der  (JemarUung,  lelzteir  wohl  ein  Ueberrest  des  zer- 
störten Dorfs. 

Magny,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Seille  und  Strasse  von 
Metz  nach  Nomeny,  8  Kilom.  nördlich  von  Wrny,  mit  Kirche, 
124  HllUHern,  214  Fumilien,  OSO  Minw.,  Mühle,  Getreide-,  (Jemüse- 
und  Weinbau,  gelnirte  zum  Bisthume  Mel/.  Von  einem  alten 
SchloMe  «ind  noch  einige  Uoberreste  vorhanden,  sowie  von  dem 
frilheren   Hofe   8t.   l'ierre.     Die  Abtei   St.   Cleinoul   zu   Mol/,  wnr 


2,    Landkreis  Metz.  301 

schon  vor  1144  hier  begütert.  Am  13.  Juli  1429  verbrannten  die 
Truppen  des  Herzogs  von  Lothringen  das  Dorf;  1475  lagerte 
Herzog  Rene  IL  acht  Tage  lang  zu  Magnj,  als  er  Metz  vergebens 
zu  überrumpeln  suchte,  und  1552  nahm  Marschall  Vieilleville  auf 
der  Brücke  zwei  für  Karl  V.  bestimmte  Wagenreihen  mit  Fourage, 
Wein  und  Salmen  "weg. 

Marieulles,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  8  Kilom.  von 
Verny,  mit  Kirche,  164  Häusern,  172  Familien,  559  Einw.,  Ge- 
treide-, Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Zur  Ciemeinde  gehören  die  Weiler  Vezon  mit  Kapelle  und  der  Hof 
I>  urv. 

Marly,  L>orf  am  linken  und  rechten  Ufer  der  Seille,  7  Kilom. 
nordwestlich  von  Verny,  mit  Kirche,  129  Häusern,  157  Familien, 
538  Einw.,  C'ichorienfabrik,  Papierfabrik,  Mühle,  Getreide-,  Wein - 
und  Gemüsebau,  gehiu-te  zum  Bisthume  Metz.  Am  19.  Februar  1814 
machte  die  Garnison  von  Metz  einen  Ausfall,  um  die  Brücke  von 
Marly  zu  zerstören,  was  aber  erst  am  5.  März  vollständig  gelang. 

Znr  Grenieinde  gehören  die  Höfe  La  Orange  aux  Ormes  im  Westen 
und  St.  Ladre  im  Norden  gegen  Montigny. 

Mecleuves,  DorfHnks  von  der  Strasse  nach  Del me,  am  Chire- 
bache,  6  Kilom.  nordöstlich  von  Verny,  mit  Kirche,  118  Häusern, 
423  Einw.,  Wein-,  Hopfen-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  rechts  der  Eisenbahn  gelegene  Weiler 
Frontigny.  der  Hof  Champel  im  Nordosten,  links  an  der  Bahn,  und  die 
Häuser  Pavillon  an  der  Strasse  nach  Delme,  auch  Pot-de-vin  genannt. 

Monclieux,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  13  Kilom.  süd- 
<)ötlich  von  Verny,  mit  Kirche,  72  Häusern,  248  Einw.,  2  Mühlen, 
Getreide-,  Oelsaat-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  la  Petite  Mönchen  \  und  das  Wirtlishaus 
La  Folie  an  der  Strasse  nach  Delme. 

Orny,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  3  Kilom.  nordöstlich 
von  Verny,  mit  Kirche,  85  Häusern,  91  FamiUen,  333  Einw.,  Ge- 
treide-, Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  2  Kilom.  nordöstlich  gelegene  Hof  Pierr e- 
Jeux. 

Pagny  (Pagny-lcs-GoinJ,  Dorf  an  einem  Bache,  östHch  von 
der  Strasse  nach  Nomeny,  4  Kilom.  südlich  von  Verny,  mit  Kirche, 
82  Häusern,  273  Einw.,  Getreide-,  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 


302  ^^-    Topog-niphie. 

Peltre,  Dorf  links  an  der  Eisenbahn  nach  Saarbrücken,  8  Kiloin. 
nördlich  von  Verny,  mit  Kirche,  82  Häusern,  93  Familien,  365 
Einw.,  wobei  2  Evangelische,  Postagentur,  Obst-  und  Weinbau, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz,  brannte  am  27.  September  1870  ab 
und  hatte  bis  dahin  ein  Kloster  der  Soeitra  de  la  Providcnce,  die 
mit  ihren  530  Mitgliedern  später  nach  Jouy-aux-Arches  zogen. 
1815  war  hier  längere  Zeit  das  Hauptquartier  der  AUiirten. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Crepy  aul'  der  andern  Seite  der 
Bahn,  die  alte  Mühle  und  die  Höfe  La  Horgne  und  Basse-IJevoye. 

Pommerieux,  Dorf  am  rechten  Seilleufer  und  der  Einmündung 
eines  kleinen  Bachs,  3  Kilom.  westlich  von  Vernj,  mit  Kirche, 
71  Häusern,  264  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Futterbau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Pontoy,  Dorf  Hnks  von  der  Strasse  von  Metz  nach  Delme,  auf 
einer  Anhöhe,  6  Kilom.  östlich  von  Verny,  mit  Kirche,  122  Häu- 
sern, 404  Einw.,  Kalkofen,  Getreide-,  Futter-,  Wein-  und  Obstbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Als  1379  der  Prinz 
von  Salm  in  Pontoy  überfallen  worden  war,  holte  er  einige  'Jage 
darauf  das  Vieh  weg.  Es  war  im  Orte  ein  festes  Schloss,  in 
welchem  Metz  eine  kleine  Garnison  unterhielt  und  das  jetzt  in 
einen  Hof  umgewandelt  ist.  1476  besetzten  es  Söldlinge,  die  von 
den  Metzern  alsbald  vertrieben  wurden. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Haute  und  Basse-Greve,  an  der 
Landstrasse. 

Pouilly,  Dorf  am  rechten  Seilleufer  und  der  Strasse  nach  No- 
meny,  4  Kilom.  nördlich  von  Verny,  mit  Kirche,  64  Häusern, 
240  Einw.,  Kalköfen,  Getreide-,  Oelsaat-,  Wein-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Bauhandwerkern,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  St.  Thiebault  und  das  Landhaus 
Le  Tonneau. 

Pournoy-la-Ch6tive,  Dorf  auf  der  linken  Seite  der  Seille, 
4  Kilom.  westlich  von  Verny,  mit  Kirche,  48  Häusern,  140  Einw., 
Obst-  und  bedeutendem  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Histhume  Metz.    In  der  Nähe  zog  eine  Kömerstrasse  vorüber. 

Pournoy-la-Grasse ,  Dorf  an  einem  Bache,  1  Kilom.  nordöst- 
lich von  Verny,  mit  Kirche^  (55  Häusern,  70  Familien,  208  Einw., 
Getreide-,  Wein-,  Obst-,  Oelsaat-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
HiHthume  Metz. 

/iirOiintiiidc  gehört  der  Hof  A  vigy,  nicht  weit  vom  rechten  Seilleufer. 

Sailly,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  an  der  französischen 
(Jräuze,  II  Kilom.  südöstlich  von  Verny,  mit  Kirche,  60  Häusern, 


2.    Lamlkieis  Metz.  303 

83  Familien,  179  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Weiher,  Mühle, 
Ziegelei,  Getreide-  und  Obstbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  (iemeinde  gehört  die  Ziegelei  Caillaiix,  unweit  der  Gräiize. 

Saint- Jure ,  Dorf  am  Vignybache  und  der  französischen  Gränze, 
sowie  an  der  Strasse  nach  Nomeny,  7  Kilom.  südlich  von  Vernj, 
mit  Kirche,  110  Häusern,  359  Einw.,  wobei  3  Evangelische,  Neben- 
zollamt II.  Klasse,  Mühle,  Getreide-  und  Weinbau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  IJisthume  Metz,  1598  Murden  drei  Einwohner  von 
St.  Jure  wegen  Hexerei  verbrannt. 

Zur  (Iemeinde  gehören  die  Weiler  Allemont  mit  Kapelle  und  Mühle, 
nordöstlich,  und  Ressaincourt  im  äussersten  Süden  der  Gemeinde. 

Secourt.  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  rechts  von  der  Strasse 
nach  Delme,  10  Kilom.  von  Verny,  mit  Kirche,  93  Häusern,  95  Fa- 
milien, 310  Einw.,  Wein-,  Hopfen-  und  Obstbau,  gehörte  zum 
Uisthume  Metz.  Hier  war  ein  festes  Schloss ,  das  Herzog  Rene 
von  Lothringen  1490  auf  seinem  Zuge  gegen  Metz  belagerte,  von 
wo  er  aber  von  den  Metzern  zurückgeschlagen  wurde,  nachdem  er 
schon  eine  Bresche  geschossen  hatte. 

Zur  (iemeinde  geliört  der  nordwestlich  am  gleichnamigen  Bache  ge- 
legene Hof  Bernpt,  der  schon  906  genannt  ^^ird  und  eine  alte  Kapelle 
mit  drei  Statuetten  besitzt,  die  unter  dem  Xamen  der  Eilftausend  Jung- 
trauen als  Wallfahrtsort  dient. 

Sillegny,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Seille,  4  Kilom.  südwest- 
lich, mit  Kirche,  115  Häusern,  383  Einw.,  2  Mühlen,  OelmUhle, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Die 
Kirche  stammt  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhunderte  und  enthält  alte 
Wandmalereien. 

Zur  (Gemeinde  gehört  der  Weiler  Loyville  an  der  Seilte,  sowie  die 
alte  und  neue  Mühle. 

Silly-en-Saulnois ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  rechts  von  der 
Strasse  nach  Delme,  6  Kilom.  östhch  von  Verny,  mit  Kirche, 
25  Häusern,  74  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Solgne,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Delme,  8  Kilom.  südöstlich 
von  Verny,  am  Beruptbache,  mit  Kirche,  130  Häusern,  132  Fa- 
milien, 432  Einw.,  wobei  11  Evangelische,  3  Mennoniten  und  2  Is- 
raeliten, Steuerkasse,  Steueramt,  Postexpedition,  Bierbrauerei,  Lein- 
wandfabrik, Getreide-,  Wein-,  Hopfen-  und  Tabakbau,  liegt  in  der 
Nähe  von  zwei  Römerstrassen  und  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Als  im  Februar  1372  der  Graf  von  Bar  in's  Metzer  Land  einfiel 
und  sogar  bis  in  die  Metzer  Vorstadt  Champs-a-Panne  drang,  wo 
er  den  gerade  tanzenden  Frauen  ihren  Schmuck  abnahm,  jagten 


504 


II.    Topographie. 


ihm  die  Metzer  bis  Solgne  nach,  dessen  Schloss  sie  nahmen,  worauf 
sie  zwei  der  Vertheidiger  köpften  und  29  andere  hingen.  Als  der 
Besitzer  des  Schlosses,  Nieole  Noirez,  das  Metzer  Land  plünderte, 
nahm  Bischof  Bayer  von  Metz  mit  dem  Grafen  von  Bar  das  .Schloss 
und  liess  dessen  Besitzer  hängen.  Vom  Schlosse  sind  nur  wenige 
Mauern  übrig,  da  mau  die  Steine  zum  Häuserbau  verwandte. 

Zur  (iemeinde  gehört  der  Weiler  Aiicy-les-So]gne  im  Nordosten. 

Vigny,  Dorf  am  gleichnamigen  Bache,  5  Kilom.  südöstlich  von 
Verny,  mit  Ivirche,  109  Häusern,  370  Einw.,  wobei  2  Israeliten, 
Getreide-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Jm  Jahre  1448  wurde  hier  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt. 

Vulmont,  Dorf  im  äussersten  Südosten  des  Kantons  an  der 
franzr»sischen  Gränze,  12  Kilom.  südöstlich  von  Metz,  mit  Kirche, 
31  Häusern,  96  Einw.,  Mühle,  Getreide-  und  Obstbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zu  Bar. 

Zum  Dorfe  gehört  die  Mühle  Sailly  an  dem  in  die  Seille  fliessenden 
Bache  (todo. 

E.    Kanton  Yigy. 

Der  Kanton  Vigy  im  Nordosten  des  Kreises  wird  umgränzt 
von  den  Kantonen  Metzerwiese,  Busendorf,  Bolchen,  Fange  und 
Metz  und  umfasst  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 


Antilly 

Argancy 

Ay 

Burtoncourt  .  .  . 
Chailly  1.  E.  .  .  . 
Charlcvillc  .     .     .     . 

Charly 

Ennery 

Etangs  (Les)   .     .     . 

Failly 

FI6vy 

Glatigny 

Haye.M 

Malroy 

Noisseville  .     .     .     . 

Nouilly 

Ste.  Barlie   .     .     .     . 

Sanry  

SiTvigny 

TK-nnTy 

ViRy 

VillcTH-Bcttnach    .    . 

Vr^-iny 

Vr>- 

Kanton 


Accker.  i  Wiesen. 


397,37!  52,(58 

354,52  p^i63| 

444,o,j  58,441 

881,75  8Q,35 


Wein- 
berge. 


492,061 
541,53 


tJl,57 
56,08 


181.751     65,79 
243,40      41,4.i 


Slififi 

45,34 
100,42 

28,99 


9, 


(508,72 
348,49 
t)(i5.87 
239,45 
220,72 
140,3, 
838,61 

424,81 

215,67  20,34 

428.^,  43,89 

986,4i;  95,07 

4(55,87'  '''3,3h 

103,70  34,8» 

1025,31  108,85 

nii6;^H343,87 


12,82 
99,2, 
3(5,42 


'•450 
55,78 

7,44 
13-50 

3,92 

li49 

0,56 

43,OT 

9,44 
1-70 

2^,21 
20.7t 
03,43 
22,37 

48,97 
1^94 
l'>48 

»-" 

l'i37 

0,28 

350,72 


Wald. 

Ii83 

59,66 

23,7, 

180„7 

210,61 

275,86 

92,57 

95,86 

342,84 

35,2, 

429,08 

208,20 

400,76 

'v« 

0,,4 

1^05 

403„9 

78,,3 

0„ö 
276,3, 
t)28,55 
192,77 

333,28 
4315,64 


Obst- 
gürten. 

5^74 
8i46 


li45 
li89 

12,51 
5,24 
3,08 
2,30 
2,82 
6,28 

17,32 

18,79 
0,75 

löioe 

18,42 
0,73 
8147 


For- 
sten. 


130„7 


840,06 


840 


SO6 


Gesoniiiit- 
Flaciic. 

"474,0, 

1145,30 

466,16 

510,15 

729,77 

1283,08 
678,47 
730„3 

604,82 
393,34 

1156,69 
622,94 

1198,57 
353,6, 
268,69 
250,18 

1417,96 
559,70 
308,75 
767,65 

1707.0, 

1(504,25 
280,59 

1510,3, 


19022,16 


2.   Landkreis  Metz.  305 

Sein  Viehsfand  umfasst  2023  Pferde,  wobei  47  Zuchthengste, 
25  Maulthiere,  5  Esel,  3256  Stück  Rindvieh,  wobei  2409  Kühe, 
2066  Schaafe,  wobei  203  Merinos  und  1793  Heideschnucken,  6113 
Sehweine,  267  Ziegen  und  1120  Bienenstöcke. 

Vigy,  Kantonshauptort,  13  Kilom.  nordöstlich  von  Metz, 
1  Kilom.  östlich  von  der  Strasse  nach  Kedingen,  auf  der  Hoch- 
ebene von  Ste.  Barbe,  mit  Kirche,  213  Häusern,  243  Familien, 
763  Einw.,  wobei  12  Evangelische  und  6  Israeliten,  Steuerkaase, 
Postagentur,  Viehmarkt  am  zweiten  Montag  im  3Iärz  und  zweiten 
Dienstag  im  October,  Getreide-,  Kartoffel-  und  Futterbau,  Wald- 
gewerben, Mühle,  Ziegelei  und  Gerberei,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Hugo,  Domdechant  an  der  Metzer  Kathedrale,  gab  721  an 
die  Abtei  St.  Arnould  seine  Güter  in  Vigy.  Der  Ort  wurde  am 
12.  September  1635  von  den  Spaniern  verbrannt. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  3  Kilom.  nördlich  gelegene  Weiler  11  es- 
sange,  der  Hof  St.  Joseph  und  die  Mühle  Rlanchard. 

Antilly,  Dorf  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Kedingen,  4  Kilom. 
westlich  von  Vigy,  am  Bevottebache,  mit  Kirche,  29  Häusern, 
120  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Das  Schloss  des  Dorfs  wie  von  liuy  ist  alt  und  gehörte 
den  Familien  de  Salse  und  Ancillon  de  Buy. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  westlich  gelegene  Schloss  Buy. 

Argancy,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel  und  dem  Bevotte- 
bache, 7  Kilom.  westlich  von  Vigy,  mit  Kirche,  193  Häusern, 
687  Einw.,  wobei  11  Israeliten,  2  Mühlen,  Getreide-,  Wein-,  Oel- 
saat-  und  Obstbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Die  Kirche  wurde 
1779  restaurirt.  Das  Schloss,  welches  der  Frau  de  Mejanes,  Ge- 
neralsuperiorin  von  St.  Chr^tienne,  gehörte,  ist  jetzt  Aufenthalts- 
ort für  alte  und  kränkliche  Mitglieder  des  Ordens,  für  welche  ein 
eigener  Friedhof  hinter  demselben  angelegt  ist.  Etwa  800  Meter 
von  Argancy  befinden  sich  die  Ruinen  eines  Schlosses,  welches 
Rugy  vertheidigen  sollte. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Olgy,  südlich  an  der  Mosel,  und 
Rugy  im  Norden.  Letzteres  hat  auch  ein  Schloss,  welches  dem  Herrn 
Goules  de  Rugy  gehört.  In  der  Nähe  standen  früher  die  Höfe  Bora  und 
Giviy  (Ginerey). 

Ay,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  unweit  der  Mosel  und 
an  der  Strasse,  8  Kilom.  nordwestlich  von  Vigy,  mit  Kirche,  193 
Häusern,  620  Einw.,  wobei  14  IsraeHten,  Mühle,  Bierbrauerei,  Oel- 
mühle,  Leinweberei,  Jahrmarkt  am  letzten  Dienstag  im  August, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Huhn,  Deutsch -Lothringen.  20 


306  n.    Topographie. 

Burtoncourt ,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  9  Kilom.  von 
Vigy,  mit  Kirche,  85  Häusern,  90  Familien,  296  Einw.,  Ziegel- 
hütte, Gjpsbruch,  Getreide-,  Wein-,  Obst-,  Gemüse-  und  Futter- 
bau und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Die  Kirche  ist 
1755  erbaut  worden;  auch  ist  hier  ein  sehr  altes  Schloss. 

Chailly-les-Ennery,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  5  Kilom.  westlich 
von  Vigy^  mit  Kirche,  63  Häusern,  65  Familien,  224  Einw., 
Mühle,  Getreide-,  Wein-  und  Obstbau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  tistlich  an  der  Strasse  nach  Kedingen  ge- 
legene Hof  Champion. 

CharleviUe,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  am  Abhänge  eines 
Berges,  8  Kilom,  von  Vigy,  mit  Kirche,  99  Häusern,  110  Familien, 
394  Einw.,  Steinbruch,  Mühle,  Oelmühle,  Wein-,  Obst-  und  Ge- 
müsebau, gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Nidange  im  Korden,  Mussy- 
I'Evöque  im  Süden,  der  Hof  Epange,  nördlich,  und  die  Mühle  Ri- 
nange,  sowie  die  Eremitage  St.  Christophe. 

Charly,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  5  Kilom.  von  Vigy, 
mit  Kirche,  79  Häusern,  83  Familien,  287  Einw.,  wobei  6  Evange- 
lische, Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Rupigny  und  der  Hof  Paoully. 

Ennery,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons  und  an  der  Land- 
strasse, rechts  von  der  Mosel,  6  Kilom.  von  Vigy,  mit  Kirche, 
109  Häusern,  128  Familien,  420  Einw.,  wobei  85  Israeliten,  Schloss, 
RUbenzuckerfabrik,  Branntweinbrennerei,  Getreide-,  Obst-  und  Ge- 
müsebau, gehörte  zum  Bisthume  Metz.  V^or  dem  Dorfe  steht  das 
schöne  gothische  Kreuz  La  belle  Croix&ns  dem  Jahre  1462  und  von 
den  Besitzern  des  Schlosses  gestiftet.  Die  Kirche  stammt  von  den 
Templern  her  und  erhielt  erst  später  ein  Schiff,  welches  1856  dem 
gothischen  Style  der  alten  Kapelle  angepasst  und  mit  schönen  ge- 
malten Glasfenstern  versehen  ist,  die  von  einem  Künstler  aus  der 
Zeit  Franz  L  herstammen.  Ennery  wurde  1172  vom  Bischöfe  von 
Metz  für  die  Kirche  daselbst  angekauft  und  die  Stadt  Metz  hatte 
«luselbst  eine  Citadelle  mit  Besatzung  und  Artillerie.  Dieselbe 
wurde  1418  von  Ferry  de  Chambley  durch  Verrath  genommen, 
der  ulM?r  vom  Herzoge  von  Lothringen  gezwungen  wurde,  sie 
wieder  den  Metzern  zurückzugeben.  In  demselben  .lahre  brachte 
Heinrich  von  Baliengiiou  in  Fässern  eine  Anzahl  Soldaten  in  den 
Platz,  welche  ihn  an  Vinchelin  und  Heinrich  de  la  Toiu-  übergaben. 


'I.    Landkreis  Metz.  307 

Aber  er  wurde  von  den  Metzern  1420  aufgefangen  und  dann  ge- 
viertheilt, weil  er  zuvor  Verbündeter  von  Metz  war. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  an  der  3Iosel  gelegene  Schloss  Mancourt 
mit  Hof. 

EtangS  (Les),  Dorf  am  linken  Ufer  der  französischen  Nied 
und  Strasse  nach  Bolchen,  9  Kilorn.  südöstlich  von  Vigy,  mit 
Kirche,  89  Häusern,  112  Familien,  361  Einw. ,  wobei  5  Evange- 
lische und  51  Israeliten,  3  Mühlen,  Bierbrauerei.  3  Ziegeleien, 
Kalkofen,  Getreide-,  Wein-,  Tabak-,  Obst-  und  Gemüsebau,  in 
der  Nähe  einer  Kömerstrasse,  gehörte  zu  Lothringen.  Es  ist 
hier  ein  Schloss ,  welches  einst  einer  der  reichsten  Lothringer  Va- 
sallen bewohnte,  das  aber  jetzt  zerfällt.  Zur  Feudalzeit  war  das 
Dorf  zvi'ischen  Lothringen  und  Frankreich  getheilt,  wo  auch  in 
zwei  Kapellen  Gottesdienst  für  jeden  Iheil  besonders  gehalten 
wurde.     Die  eine  derselben  ist  jetzt  zum  Schulhaus  eingerichtet. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Mühle  Bonfey  an  der  Nied, 

Failly,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Vigy, 
mit  Kirche,  72  Häusern,  73  Familien,  223  Einw.,  Getreide-,  Wein-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Flevy,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Vigy, 
mit  Kirche,  84  Häusern,  286  Einw.,  wobei  6  Israeliten.  Getreide-, 
Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  im  Osten  gelegene  Hof  Chelaincourt 
mit  Schloss  und  dem  Judenkirchhofe  nördlich  davon,  und  der  Hof  St. 
Charles. 

Glatigny,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  rechts  von  der  Strasse 
nach  Bolchen,  7  Kilom.  von  Vigy,  mit  Kirche,  53  Häusern.  200  Einw., 
2  Kalköfen,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Beville  und  La  Bruyere,  im  Süden. 

Hayes,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Vigy, 
an  einem  Bache,  mit  Schloss,  76  Häusern,  249  Einw.,  Getreide-, 
Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Holzhandel,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz.  Der  Besitzer  des  Schlosses,  Heinrich  de  Hayes,  wel- 
cher mehrere  Einfälle  in  das  Gebiet  der  Stadt  Metz  gemacht  hatte, 
wurde  1367  in  seinem  Schlosse  angegriffen,  gefangen  und  dann 
vor  der  Kathedrale  von  Metz  hingerichtet.  Das  frühere  Jagd- 
schloss,  welches  die  Grafen  von  Nassau  erbauten,  dient  jetzt  zu 
Wohnungen. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Sclüoss  Marivaux  im  Norden,  am 
Bache  und  das  Schloss  Lue  im  Südosten.  Zu  beiden  Schlössern  gehören 
Kapellen. 


308  "•   Topographie. 

Malroy,  Dorf  im  Westen  des  Kantons  am  rechten  Moselufer, 
7  Kilom.  von  Vigy,  mit  Kirche,  69  Häusern,  71  Familien,  215  Einw., 
Mühle,  Getreide-  und  Obstbau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Noisseville,  Dorf  im  Osten  von  Metz  an  der  Strasse  nach 
Saarlouis,  8  Kilom.  südlich  von  Vigy,  mit  Kirche,  64  Häusern, 
65  Familien,  219  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  2  Bier- 
brauereien, Gerberei  und  Kalkofen,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Hier  fand  am  14.  August  1870  die  davon  benannte  Schlacht  statt. 

Nouilly,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  8  Kilom.  von  Vigy, 
an  einem  Bache,  mit  Kirche,  69  Häusern,  197  Einw.,  3  Mühlen,  Ge- 
treide-, Obst-,  Wein-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  3Iühlen  von  Lauvallieres,  lia-Tonr 
und  Coup il Ion. 

Ste.  Barbe,  Dorf  auf  der  davon  benannten  Hochebene  im  Osten 
von  Metz,  5  Kilom.  südlich  von  Vigy,  mit  Kirche,  153  Häusern, 
476  Einw.,  2  Kalköfen,  Getreide-,  Obst-,  Wein-  und  Gemüsebau, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Die  auf  weite  Entfernung  sichtbare 
Kirche  sieht  mehr  einer  Scheune  gleich  und  nur  der  gothische 
Thurm  der  alten,  1844  abgebrochenen  Kirche  ist  noch  erhalten. 
.Jene  frühere  Kirche  war  1516  von  Claude  Baudoche,  jNIaitre- 
echevin  von  Metz,  erbaut  worden,  war  sehr  schön  und  hatte  von 
Meister  Valentin  Bousch  gemalte  Glasfenster,  welche  beim  Ab- 
bruche vom  Metzer  Domkapitel  gekauft  und  in  den  Kapellen  der 
Abseite  des  Doms  verwendet  wurden.  Diese  Kirche  war  als  Wall- 
fahrtskirche sehr  besucht,  unter  andei'en  auch  von  benachbarten 
fürstliehen  Personen.  Im  Jahre  1633  errichtete  die  Abtei  St.  Ar- 
uould  von  Metz  hier  ein  Benediktinerkloster,  welches  dieselbe 
1663  an  die  Tertianer  überliess.  ■  Das  Parlament  von  Metz  Hess 
dieselben  aber  nicht  zu  und  als  sie  doch  davon  Besitz  ergriflen, 
wurden  sie  gewaltsam  ausgetrieben,  worauf  wieder  Benediktiner 
kamen,  deren  17tK3  hier  5  waren.  Im  October  1635  braimtcn  die 
Kroaten  das  Dorf  nieder  und  tödteten  viele  Einwohner. 

Zur  IJenu'inde  p»'h<>i'en  die  Weiler  Avancy,  nördlich,  und  Clieuby, 
östlich,  öchloss  und  Weiler  CluUeau-de-Gras,  i<üdlich,  der  Hof  liiba- 
ville,  östlich,  und  das  Wirthsliaus  Mazagran. 

Sanry-les-Vigy,  D(uf  2  Kilom.  südwestlich  von  Vigy,  am 
Ursprünge  eines  Bachs,  mit  Kirche,  103  Häusern,  111  Familien^ 
:}20Einw.,  Getreide-,  Obst-,  Oelsaat-,  Hanf-,  Wein-  und  Gemüse- 
bttu,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  ^'elioren  der  Weiler  Mechy,  nordwesllicii ,  und  die 
Mühte  Bnvotte. 


2.   Landkreis  Metz.  309 

Servigny,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantous,  7  Kilom.  von 
Vigy,  mit  115  Häusern,  310  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  heisst  zum  Unterschiede  auch 
Servigny -1  es -Ste.  Barbe.  Der  hier  gefundene  Sandstein  vi^ird 
sehr  geschätzt  und  zu  Treppen,  Fenstergesimsen  u.  s.  w.  ver- 
wendet. Vor  einem  Jahrhunderte  hatte  das  Dorf  noch  Mauern 
und  an  jedem  Ende  grosse  Thore,  welche  wohl  zur  Zeit  der  Herren 
de  Jeuvrv  und  de  Boisloge  errichtet  wurden.  Die  Kirche  ist  alt 
und  der  Chor  bildete  früher  eine  Kapelle. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Poixe,  nördlich  vom  Dorfe. 

Tr^mery,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  7  Kilom.  von 
Vigy,  mit  112  Häusern,  343  Einw.,  wobei  5  Israeliten,  2  Mühlen, 
Gerberei,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hol"  Tuilerie. 

Villers-Bettnacli ,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons  in  einem 
Thale  zwischen  Wäldern,  6  Kilom.  von  Vigy,  mit  Kirche,  74 
Häusern,  261  Einw.,  wobei  2  Evangelische,  Mühle,  Kartoffelbau 
und  Waldwirthschaft ,  gehörte  zu  Lothringen  und  war  der  Sitz 
einer  reichen  Abtei,  welche  von  1130  bis  1790  bestand.  Gründer  der 
Abtei  soll  Heinrich,  Sohn  des  Grafen  von  Kärnthen  und  Bischof 
von  Troyes,  gewesen  sein.  Sie  erhielt  reiche  Geschenke  von  den 
Kaisern  und  andern  Grossen  und  Abt  Heinrich  wurde  sogar  Kanzler 
des  Reichs.  Sie  litt  viel  durch  die  vielen  Kriege  des  sechszehnten 
Jahrhunderts  und  verlor  besonders  1555  einen  Theil  ihrer  Güter, 
zumal  jene  im  Kurfürstenthum  Trier,  von  wo  der  Kanonikus  Ru- 
dolph de  Pont  1226  eine  Domäne  mit  der  Bedingung  schenkte, 
dass  die  Mönche  darauf  nur  Wein  pflanzen  und  den  Wein  selbst 
trinken.  Die  Abtei  war  eine  Kommende  des  Cisterzienserordens 
und  1790  zählte  sie  noch  10  Mönche  und  4  Laienbrüder  und  hatte 
27,000  Frcs.  Einkünfte.  Nur  wenige  Ueberreste  zeugen  noch  von 
der  früheren  Pracht  des  Klosters.  Die  Umfassungsmauern  von 
31/2  Meter  Höhe  sind  noch  erhalten,  ebenso  die  gevAölbten  Keller. 
Die  dazu  gehörigen  grossen  Wohnungen  nebst  den  schönen  Gärten 
bestehen  auch  noch. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  St.  Hubert  an  der  Kanner  mit 
dem  Hof  Godechure,  Befey,  Ilabas  mit  Kapelle,  la  Forge,  hinter 
dem  Orte,  und  der  Hol'  Epange.  Befey  war  einst  ein  Dorf,  das  im 
sechszehnten  Jahrhunderte  verödete.  Das  SchitY  der  Kapelle  von  Rabas 
ist  im  romanischen  Styl  des  zehnten  Jahrhunderts  erbaut  und  1049  von 
Papst  Leo  IX.  eingeweiht  worden ;  der  Chor  stammt  aus  dem  fünfzehnten 
Jahrhundert. 


310  il-   Topographie. 

Vremy,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  5  Kilom.  südlich 
von  Vig>-.  mit  37  Häusern,  127  Einw.,  Getreide-,  Kartoffel-  und 
Weinbau,  gehörte  zum  Bistliume  Metz. 

Vry.  Dorf  3  Kilom.  südöstlich  von  Vigy,  mit  Kirche,  130 
Häusern,  392  Einw.,  Getreide- und  Obstbau  und  Kalkofen,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz.  Das  Dorf  wurde  vom  Bischöfe  Georg  von 
Baden  im  Jahre  1465  um  7000  Gulden  an  die  Stadt  Metz  ver- 
kauft, welche  hier  ein  festes  Schloss  errichtete  und  darin  eine 
Garnison  unterhielt.  Es  war  diese  Veste  so  bedeutend,  dass  man 
sie  nur  Klein-Metz  nannte.  Da  der  König  von  Frankreich  es  nicht 
dazu  brachte,  dass  die  Metzer  den  Herrn  von  Talanges  zum  Be- 
fehlshaber derselben  machten,  so  wollte  der  Kardinal  von  Guise 
Vry  als  verpfändete  Domäne  des  Bisthums  zurückziehen,  drang  aber 
nicht  damit  durch.  Endlich  wurde  doch  der  Herr  von  Talanges 
Befehlshaber.  Im  Jalire  1581  mahnte  König  Heinrieh  HL  daran, 
dass  der  'Jhurm  des  Schlosses  zu  verfallen  drohe  nnd  restaurirt 
werden  müsse.  Im  Anfange  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  wurde 
die  Veste  rasirt,  die  Ruinen  ziehen  aber  noch  viele  Fremde  an. 
Es  gab  im  dreizehnten  Jahrhundert  ein  Geschlecht  dieses  Namens. 
Vry  wurde  am  28.  August  1442  von  den  Leuten  des  Grafen  von 
Lützelstein  und  Kodat  Bayer  zerstört  und  ^^•urde  1444  belagert 
und  genommen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Gondreville  am  Wege  nach 
Pieblingcn,  I.avieiiville,  nordöstlich,  und  Laneiiville,  östlich,  so- 
wie die  Höfe  Lallier,  Lefrosne,   Bellefontaine  und  Labordatte. 


3.  Kreis  Diedenliofen. 

Der  Kreis  Diedenhofen  nimmt  den  Nordwesten  des  Bezirks 
ein  und  gränzt  östlich  an  die  Kantone  Busendorf  und  Bolchen  des 
Kreises  Bolchen,  südlich  an  die  Kanlonc  Vigy  und  Melz  des  Land- 
kreises Metz,  westlich  an  Frankreich  und  nördlich  an  Luxeniburu 
und  Preussen.  Heine  Breite  von  West  nach  Oslen  betrügt  50, 
seine  Länge  von  Stld  nach  Nord  32  Kilom.  Die  Bodenfläche  um- 
fiisst  17,03.^  Quadrat fneilen  oder  JM,(K)3  llekt.,  so  dass  der  Kreis 
hinsichtlich  der  Grösse  die  vierte  Sfcille  oinninnnt.  Von  dieser 
Flüche  bind  bestellbares  Und  55,'^()7  llckt.,  Wiesen  (1401  llekt., 
Ueben  }K>5  llekt.,  besteuerter  Wald  2^,3G5  llekt.,  ()!)8tgärlen 
064  Hekt..    Heideland  1702  Hekt.,  Teiche  25  Hekt.,   überbautes 


3.    Kreis  Diedenhofen.  311 

Land  275  Hekt.,  Strassen,  Wege  und  Plätze  2212  Hekt.,  Flüsse 
und  Bäche  890  Hekt,,  Forste  und  nicht  ertragbares  Staatseigen- 
thum  5481  Hekt.,  Kirchhöfe,  Kirchen  und  Pfarrhäuser  25  Hekt, 
wovon  im  Ganzen  8610  Hekt.  nicht  steuerpflichtig  sind.  Sie  ist 
hügelig,  mit  Ausnahme  der  ebenen  Strecken  südlich  der  Feutsch, 
links  von  der  Mosel  und  im  Norden  gegen  die  Luxemburger  Gränze. 
Im  östlichen  Theile  erhebt  sich  der  Boden  südlich  nur  von  162  bis 
230  M.,  steigt  aber  gegen  den  Kreis  Bolchen,  und  namentlich  im 
Nordosten  bis  zu  300— 357  M.;  der  westliche  Theil  dagegen  steigt 
aus  der  Moselebene  rasch  an,  bewegt  sich  zwischen  32<^)  und  4CK3  M. 
und  erreicht  im  Nordwesten  gegen  Luxemburg  eine  Höhe  von 
443  M.  Die  Moselebene  besteht  aus  Diluvium,  dann  kommt  öst- 
lich Mergelboden ,  zwischen  der  Bibiche  und  Kanner  Sandstein, 
nordöstlich  gegen  Preussen  Muschelkalk  und  bei  Sierck  Quarzit; 
auf  der  linken  Moselseite  zieht  sich  zuerst  von  Süd  nach  Norden 
ein  Streifen  Mergelboden  und  dann  tritt  Oolith  mit  Eisenstein 
auf,  der  sehr  stark  ausgebeutet  wird.  Die  Mosel  durchfliesst  den 
Kreis  von  Bousse  bis  Apach  in  ziemlich  vielen  Windungen  und 
nimmt  verschiedene  Flüsschen  und  Bäche  auf.  Hechts  lliessen  ihr 
zu  der  Sßchebach  bei  Bertringen,  die  Bibiche  und  Kanner,  die  von 
Südosten  kommen ,  der  Bach  de  la  Gueule  und  der  Manderenbach ; 
von  der  linken  Seite  kommt  zuerst  die  Orne  aus  Frankreich  und 
dann  die  Fensch,  womit  sich  der  Welmeringer  Bach  vereinigt,  der 
Kisselbach  und  der  Breitbach.  Im  Nordwesten  des  Kreises  entspringen 
sodann  die  Alzette  und  der  Mühlenbach,  welche  im  Luxemburgischen 
sich  vereinigen ,  und  im  Südosten  fliesst  der  Kemelsbach  in  die  Nied. 
Die  Eisenbahn  von  Metz  nach  Luxemburg  zieht  von  Richemont  nach 
Diedenhofen  und  verlässt  bei  ZoufTtgen  den  Kreis;  eine  Seitenbahn 
geht  von  Diedenhofen  in  westlicher  Bichtung  nach  Fontoy  und 
Sedan  und  eine  weitere  Eisenbahn  von  Diedenhofen  über  Sierck 
nach  Trier  ist  wirklich  in  der  Ausführung  begriffen.  Eine  andere 
Linie  ist  längst  von  Diedenhofen  nach  Busendorf  und  Carling  be- 
absichtigt gewesen,  scheint  aber  vorerst  nicht  zur  Ausführung 
kommen  zu  wollen.  Dagegen  gibt  es  noch  zwei  Privatbahnen, 
welche  von  den  Eisenwerken  von  ^loyeuvre-la-Grande  und  Hayingen 
bis  an  die  Mosel  führen  und  zum  Transport  von  Eisenerzen,  Stein- 
kohlen und  den  Fabrikaten  der  Werke  dienen.  An  Strassen  ist 
der  Bezirk  nicht  sehr  reich.  Längs  der  ]\Iosel  führt  die  Strasse 
von  Metz  über  Diedenhofen  nach  Luxemburg  und  sendet  eine 
andere  auf  dem  rechten  Moselufer  nach  Trier;  eine  Strasse  geht 
von  üeckingen  von  ersterer  ab  und  über  Fontoy  und  Aumetz  nach 


312  ^^'   Topographie. 

Longwy,  sowie  eine  solche  von  Diedenhofen  in  östlicher  Uichtung 
nach  Busendorf  und  Saarlouis  j  und  endlich  gehen  von  Diedenhofen 
zwei  geringere  Strassen  aus,  die  eine  ^^•estlich  über  Arsweiler  nach 
Hayingen  und  die  andere  über  Kattenhofen  nach  Beiern  und  Mondorf. 

Der  Boden  des  Kreises  ist  bezüglich  der  Fruchtbarkeit  sehr 
verschieden.  Er  ist  am  besten  im  Kauton  Diedenhofen  und  in 
der  Moselgegend  des  Kantons  Kattenhofen,  wo  viel  Getreide, 
Früchte  aller  Art  und  im  letzteren  Kanton  auch  vortretflicher 
Hanf  wachsen.  Weniger  fruchtbar  ist  der  Kanton  Metzerwiese, 
besonders  in  den  höher  gelegenen  Theilen ,  wo  es  auch  an  Wasser 
fehlt,  und  zu  kieselig  und  rauh  ist  der  Boden  in  der  Gegend  von 
Sierck ,  während  in  dem  Frankreich  zugewandten  Theile  des  Kreises 
der  Boden  meistens  ganz  unfruchtbar  ist  und  die  zahh-eichen  Eisen- 
bergwerke ersetzen  müssen,  was  sonst  die  Natur  versagte.  Ein 
sehr  geringer  Wein  wächst  an  den  Moselufern  bei  Sierck,  wogegen 
er  bei  Diedenhofen  sehr  gut  wird  und  auch  bessere  Pflege  erhält. 
Es  fehlt  auch  hier  noch  an  landwirthschaftlichen  Maschinen,  doch 
sind  jetzt  die  landwirthschaftlichen  Vereine,  hier  Bauern -Casino's 
genannt,  sehr  thätig,  um  den  Ackerbau  und  die  Viehzucht  zu 
fördern.  Der  Viehstand  ist  im  Allgemeinen  gut  und  umfasst: 
9447  Pferde,  73  Maulesel  und  Esel,  *il,002  Stück  Bindvieh,  wobei 
13,(t35  Kühe,  13,532  Schaafe,  28,727  Schweine,  4196  Ziegen  und  5132 
Bienenstöcke.  In  Bezug  auf  die  Viehzucht  steht  besonders  der  Kanton 
Kattenhofen  oben  an.  An  Waldungen  ist  der  Kreis  ziemlich  reich; 
grosse  Strecken  davon,  wie  der  Vierherren wald  und  der  Wald 
von  Kalenhofen,  liegen  im  östlichen  Theile,  noch  grössere  Strecken 
aber  im  Westen  zwischen  Fensch  und  Orne,  der  Königs  wald  bei 
Kattenhofen  und  an  der  luxemburgischen  Gränze.  Im  Ganzen  ist 
der  Wald  hier  mehr  und  gleichmüssiger  über  das  Land  vertheilt. 
Der  Kreis  hat  wenig  Industrie. 

Der  Kreis  Diedenhofen  umfasst  die  fünf  Kantone  Diedenhofen, 
Fontoy,  Kattenhofen,  Metzerwiese  und  Sierck  und  hat  darin 
16,001  Häuser,  18,339  Familien,  74,482  Einw.  nebst  2109  Mann 
Militär,  und  die  Civilbevölkerung  zerfällt  in  72,985  Katholiken, 
425  Evangelisehe,  1  Mennoniten  und  1070  Israeliten,  sowie  in 
'k>,764  Männliche  uod  37,718  Weibliche.  Auf  der  Geviertmeile 
wohnen  4373  Personen  und  nimmt  daher  der  Kreis  bezdglich  der 
Volkwdichligkeit  die  zweite  Stelle  ein.  Auf  jeden  Einwohner  kommen 
datier  l^^i^  U^^t-  lAud.  Unter  den  Bewohnern  belinden  sich  57  Blinde, 
80  Taubstumme,  98  Blödsinnige  ui»d  Krotinen  und  19  Irrsinnige. 
Bezüglich   dieser  Ziirern    verhalten    sich   die   Kaulunc   Kattenhofen 


3.   Kreis  Diedenhofeii. 


313 


und  Metzerwiese  am  ungünstigsten,  denn  ersterer  hat  20  Taub- 
stumme und  25  Blödsinnige,  letzterer  23  Taubstumme  und  30  Blöd- 
sinnige. Die  Ursachen  davon  sind  in  klimatischen  und  geologischen 
Verhältnissen,  theilweise  auch  in  der  Beschaffenheit  des  Wassers 
zu  suchen. 

A.    Kanton  Diedenhofen. 

Der  Kanton  Diedenhofen  wird  umgränzt  von  den  Kantonen 
Fontoy,  Kattenhofen,  Metzerwiese,  Metz  und  Frankreich  und  um- 
fasst  folgende  Gemeinden  und  ßodenflächen : 


i 

Wein- 

Obst- 

Gessmnit- 

Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

berge. 

Wald. 

garten. 

Forsten. 

Fläche. 

Algringen    .... 

302,3, 

18,11 

— 

264  04 

~127ffl 

~17723 

689,56 

Diedenhofen 

, 

791,74 

107.93 

103,45 

325,^3 

40.69 

4o2 

1662,68 

Erzange  .     . 

55,75 

4-37 

l04 

14.2S 

14,57 

95-65 

Fameck    .     . 

582,7, 

66-69 

25.5, 

271,9, 

213.77 

44,40 

1258,44 

Flörchingen 

808,,2 

103,96 

48.91 

32,77 

257.52 

1304.69 

(landrange  . 

720,35 

58.05 

14,40 

130  78 

6,20 

969,95 

llayingen     . 

229,7, 

48-68 

1589 

63,35 

26,.i3 

205,53 

648,36 

Jutz    .     . 

90(5.37 

94,65 

5-45 

287.92 

1,36 

— 

1382,67 

Marspich.     . 

804,fi3 

44.7fi 

2,48 

78.80 

1,17 

— 

451^3 

Monliofen     . 

1    560,44 

65,17 

22,69 

304  05 

3,46' 

— 

1044,76 

Moyeuvre-Grande 

f    379,96 

66,67 

l25 

410,76 

12,66 

— 

946,03 

Moyeuvre-Petite 

70,57 

39,03 

153,33 

6.78 

226,43 

530,94 

Nilvange.     .     . 

,    172,68 

28,4, 

— 

46,36 

274.5, 

Rangevaux  . 

259,,, 

12,82 

— 

390.98 

18,23 

384„4 

1108,32 

Richemont   . 

896-29 

143.81 

12-10 

167.79 

12-84 

1326,18 

Rosselange  . 

69,72 

25,57 

4190 

128,58 

17.80 

208,68 

523,9-4 

Scliremingen 

179.60 

16,99 

64,26 

— 

275,22 

Ueck  Ingen   . 

437,77 

46,43 

— 

16-24 

0-47 

— 

548,39 

Vitry.     .     . 

■    227.9, 

15r3 

132.19 

351,45 

55.84 

180.81 

1067,21 

Volkringen  . 

490.26 

959, 

8-68 

168,00 

8-93 

11.37 

873.57 

Weimeringen 

781.05 

56  46 

4,5. 

84,04 

697 
492,89 

975.90 

Kanton 

\  9227,05 

1160,37 

391,57 

3771,66 

15407,^ 

17957,98 

Kr  hat  einen  Viehstand  von  1660  Pferden,  wobei  22  Zucht- 
hengste, 16  Maulthiere,  13  Esel,  2982  Stück  Rindvieh,  wobei 
2158  Kühe,  2772  Schaafe,  wobei  578  Merinos  und  1515  Heide- 
schnucken,  5380  Schweine,  1386  Ziegen  und  757  Bienenstöcke. 

Diedenhofen  (ThionvUle ,  Theodonis  Villa) ,  Kreisstadt  und 
Festung  an  der  Mosel  und  dem  Kreuzpunkte  der  Eisenbahnen 
nach  Metz,  Sedan,  Luxemburg  und  Trier,  sowie  der  Strassen 
nach  Metz,  Longwy,  Luxemburg,  Trier  und  Saarlouis,  liegt  ganz 
auf  dem  linken  Moselufer,  während  auf  dem  rechten  Ufer  das 
Fort  sich  ausdehnt  und  von  einem  Moselarm  durchflössen  wird, 
imd  hat  einen  grossen  Platz,  772  Häuser,  1403  Familien,  eine 
Garnison  von  1879  Mann  und  eine  Civilbevölkerung  von  .5328  Einw., 
wobei  291  Evangelische,  1  Mennonit  und  187  Israeliten,  für  deren 


314  II-    Topojrraphie. 

erstere  eine  katholische  und  evangelische  Pfarrei  besteht,  während 
die  letzteren  eine  Synagoge  haben.  Interessante  Gebäude  sind 
hier  nicht,  mit  Ausnahme  der  schönen  Keitbahn  und  einiger  Militär- 
gebäude: über  die  jMosel  führt  eine  steinerne  Brücke  mit  fünf 
Pfeilern,  auch  sind  aus  dem  Flüsschen  Fensch  zwei  Kanäle  in  die 
Stadt  geleitet.  Es  sind  daselbst  eine  Kreisdirektion,  zwei  Friedens- 
gerichte, Polizeicommissär,  Kreisschulinspektor  und  Kreisingenieur, 
Kreisarzt,  Hauptzollamt,  Steuerkontroleur,  Steuerkasse,  Enregistre- 
ments-Eiunehmerei,  Hypothekenamt,  Oberförster,  Postamt,  Land- 
wehrbezirkskommando, Festungskommandantschaft  und  Proviant- 
amt mit  2  Bataillonen  Infanterie,  1  Ulanenregiment  und  J  Com- 
j)agnie  Festungsartillerie,  Theater,  Collegium  und  Töchterschule. 
Ferner  hat  Diedenhofen  2  Mühlen,  mehrere  Sägmühlen,  6  Loh- 
mühlen, Oelmühle,  Gerbereien,  Bierbrauereien,  Handschuhfabri- 
kation, Senffabrik,  Gasfabrik,  Buchdruckerei,  mehrere  gute  Gast- 
häuser, Kaffeehäuser,  Getreide-,  Obst-,  Gemüse-  und  Futterbau, 
guten  Weinbau,  täglichen  Gemüsemarkt,  zwei  Viehmärkte,  am 
Dienstag  und  Donnerstag,  Fruchtmarkt  am  Samstag  und  Jahr- 
markt am  14.  September.  —  Schon  die  Römer  erkannten  die  wich- 
tige Lage  des  Platzes  und  bauten  daher  über  denselben  mehrere 
Strassen.  Später  stand  hier  ein  Palatium  der  fränkischen  Könige, 
welche  sich  daselbst  oft  aufhielten,  um  der  Jagd  zu  pflegen,  auch 
die  Grossen  öfters  um  sich  versammelten.  So  hielt  Pipin  der 
Kurze  hier  Hof,  als  er  seinen  Neffen,  den  Bischof  Godegrand  von 
Metz,  zum  Papste  Stephan  III.  sandte,  um  ihm  seinen  Beistand 
gegen  den  Lombardenkönig  Aistulph  anzubieten.  Karl  der  Grosse 
hielt  805  zwei  Reichsconcile  hier,  um  die  kirchliche  Disciplin  zu 
regeln,  erliess  von  hier  mehrere  Kapitularien  und  hielt  hier  816  eine 
Reichsversammlung,  um  mit  den  Fürsten  die  Theilung  des  Reichs 
unter  seine  Söhne  zu  berathen.  Unter  Ludwig  dem  Verschwender 
fanden  hier  auch  zwei  Concilien  slati,  821  und  835.  Im  Jahre  836 
verweilte  derselbe  hier,  um  sich  mit  seinem  Vater  versöhnen  zu 
lassen.  Nach  dem  Aussterben  der  Karolinger  hatte  die  Sladf  be- 
sondere Herren  und  kam  in  der  Folge  an  die  Grafen  von  Luxem- 
burg. Im  Jahre  1357  gewährte  Kaiser  Karl  IV.  den  Einwohnern 
des  zur  Stadt  angewachsenen  Orts  mehrere  Privilegien,  l'^reiheilcn 
und  ßltidlische  Rechte.  I44!{  wurde  Diedenhofen  von  Philipp  von 
Hurgund  belagert,  dieser  fand  aber  solchen  Widerstand  von  Seilen 
der  lOinwohiier,  dass  er  ohne  Erfolg  wieder  abziehen  mussle.  Die 
Stadt  l)licb  in  den  Rcichsstrcitigkeitcn  den  Häusern  von  Sachsen 
und  Ii<»hmcn  treu,  gewtthrte  den  Anhängern  des  letzten  ein  Asyl, 


3.   Kreis  Diedenhofen.  315 

nnterwarf  sich  aber  und  gelangte  nach  und  nach  an  die  Herzoge 
von  Burgund  und  die  Häuser  Oesterreich  und  Spanien  mit  deren 
niederländischen  Besitzungen.  Da  die  hiesige  spanische  Besatzung 
häufig  Einfälle  in  das  Metzer  Gebiet  machte,  so  rückten  der 
Marschall  von  Vieillevilie  und  Herzog  von  Guise  am  14.  April  1558 
vor  die  Stadt  und  nahmen  sie  nach  hartnäckiger  Vertheidigung 
am  23.  Juni.  Die  Sieger  vertrieben  sodann  die  Einwohner,  ver- 
kauften deren  Häuser  und  bevölkerten  sie  mit  Äletzern.  Im  nächsten 
Jahre  bekam  aber  Philipp  II.  durch  den  Frieden  von  Chäteau- 
Cambresis  die  Stadt  zurück.  Im  Jahre  1639  erschien  wieder  eine 
13,000  Mann  starke  französische  Armee  unter  Herzog  von  Feu- 
qui^res  vor  der  Stadt,  wurde  aber  am  7.  Juni  von  General  Picco- 
lomini  bis  zu  gänzlicher  Vernichtung  geschlagen  und  meistens  ge- 
fangen Im  Jahre  1643,  nach  der  Schlacht  bei  Rocroy,  belagerte 
der  Herzog  d'Anguyen  die  Stadt,  welche  eine  Garnison  von  2000 
Spaniern  hatte,  und  dieselbe  musste  sich  am  8.  August  nach  drei- 
monatlicher Belagerung  und  dreissig  Tage  nach  Eröffnung  der 
Laufgräben  ergeben,  wobei  die  Garnison  ehrenhaften  Abzug  ge- 
währt erhielt.  Endlich  kam  Diedenhofen  durch  den  P^'renäischeu 
Frieden  1659  ganz  an  Frankreich,  das  1690  durch  Conde  die  Fe- 
stungswerke neu  anlegen  Hess.  Im  Jahre  1792  lagen  die  Cond6- 
schen  Truppen  mit  den  Emigrirten  längere  Zeit  vor  der  Stadt, 
ohne  etwas  ausrichten  zu  können,  dann  w^urde  sie  wieder  1814 
und  1815  blokirt  und  bekam  nach  dem  Frieden  einige  Zeit  hin- 
durch eine  preussische  Garnison.  Im  Sommer  1870  wurde  die 
Festung  durch  preussische  Truppen  eingeschlossen ,  am  10.  November 
der  Angriir  auf  die  Stadt  eröffnet  und  vom  22. — 24.  November  die 
Stadt  bombardirt,  wobei  ein  Theil  der  Häuser  ganz  zerstört  oder 
doch  arg  mitgenommen  wurde,  und  an  dem  letzten  Tage  kapitu- 
lirte  Diedenhofen,  wobei  120  Officiere  und  4000  Mann  gefangen 
und  200  Geschütze  erbeutet  wurden.  Der  Schaden  ist  jetzt  gänz- 
lich wieder  ersetzt.  —  Diedenhofen  besass  einst  drei  Klöster,  die 
1789  noch  16  Mönche  und  9  Brüder,  11  Nonnen  und  3  Schwestern 
zählten.  Das  1308  Aom  Grafen  Heinrich  von  Luxemburg  gestiftete 
Angustinerkloster  ging  1558  bei  der  Belagerung  zu  Grunde,  wurde 
1615  neu  erbaut,  alsbald  aber  durch  Blitzschlag  verbrannt.  1659 
neu  erbaut  und  dient  Jetzt  als  Gebäude  für  das  Kolleg.  Die  Kapu- 
ziner wurden  1625  von  König  Philipp  IV.  von  Spanien  hier  ein- 
geführt und  das  Nonnenkloster  Ste.  Clara  1630  durch  die  Infantin 
Clara  Eugenie  von  Spanien  errichtet.  —  In  Diedenhofen  wurden 
geboren  um  1570  Peter  Stator,  Anhänger  der  Lehren  Servets  und 


316  II-    Topographie. 

Später  Rektor  zu  Pinezow  in  Polen,  und  der  Jurist  Merlin  de  Thion- 
ville,  welcher  in  der  Revolutionszeit  eine  Rolle  spielte.  Von  den 
französischen  Schriftstellern  diente  Chateaubriand  1792  vor  Dieden- 
hofen  bei  den  Emigrirten  und  Paul  Louis  Courrier  lag  1795  hier 
in  Garnison  und  auch  General  Hoche  lebte  lange  Zeit  in  der  Stadt. 
Zur  Gemeinde  gehören  folgende  AVeil er:  St.  Fran^ois  Malgrange 
und  La  Briquerie  im  Norden,  Ober-  und  Unter-Gentringen  auf 
dem  Bergabhange  im  Westen,  Grisberg  und  der  St  Annen  ho  f  im 
Nordwesten,  die  Höfe  Chaudeborg  und  Marienthal  westlich,  Beaure- 
gard,  wo  eine  Lehranstalt  der  Schulbrüder  war,  St.  Pierre  und  Gas- 
sion, dicht  vor  der  Stadt  im  Süden,  und  die  Daspichmühle  gegen 
die  Fensch  und  Südgränze  der  Gemarkung. 

Algringen  f Algrange J,  Dorf  am  Penspernebache,  8  Kilom. 
westlich  von  Diedenhofen ,  mit  81  Häusern ,  86  Familien ,  367  Einw., 
Kirche,  2 Mühlen,  Darmsaitenfabrik,  Getreidebau,  starker  Kirschen- 
zucht und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Hier  steht  eine 
5  —  600  Jahre  alte  Linde. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Batzenthal  und  Charonnes,  die 
Dorf-  und  Robertmühle,  sowie  die  Mühle  Goursthal,  1206  von 
Wirich  von  Vallecour  an  Kloster  Justemont  als  Präbende  für  eine  Schwe- 
st^rnzclle  gegeben. 

Erzange ,  Dorf  an  der  Strasse  von  Hayingen ,  am  Nordabhange 
eines  Bergs,  772  Kilom,  südwestlich  von  Diedenhofen,  mit  Kirche, 
Tyl  Häusern,  80  F'amilien,  292  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Ge- 
müsebau, Handel  mit  Sämereien  und  Arbeiten  in  Hayingen,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz. 

Südlich  vom  Dorfc  auf  dem  Berge  liegt  der  Hof  Belleviu'  dite 
Longe  Cöte. 

Fameck,  Dorf  am  Oslabhange  des  Bergs  von  Rangevaux, 
7  Kilom.  südwestlich  von  Diedenhofen,  mit  Kirche,  28t)  Häusern, 
'WH  Familien,  1109  Einw.,  4  Mühlen,  Steinbruch,  Getreide-  und 
Obstbau,  Fruchthandel  und  Viehzucht,  war  einst  zwischen  Bar 
und  I.K>thringen  getheilt.  Die  einst  zur  Abtei  St.  Martin  in  Metz 
gehörige  Kirche,  welche  von  dieser  1181  an  Bar  vtMlauscht  wurde, 
ist  ein  gothischer  Bau  aus  dem  zwölften  Jahrhunderte. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Büdingen,  Edingen.  Mor- 
lingen,Ober-  und  Unler-Remoling«'u,  von  welchen  «Ho  beiden  crsteron 
Hüdlich,  die  anderen  nördlich  vom  Dorfe  liegen.  In  Morliiiffcn  entstand 
im  zwölfti'u  Jrthrlumdfrl»'  eine  Priorei  der  {,'i'iiaiinl('ii  Alitci,  welche  1219 
an  (jor/.e  kam,  aber  im  Hiebenzelinten  Jahrhunderte  zerntört  wurde,  l^ebrig 
»•t  nur  noch  die  Kapelle  im  romanisch  •byzantiniechrn  Styl  und  eines  der 
•m  bcatfu  erhalti-neti  Bauwerke  des  Mitte]nlt<'rs.    Sie  bestand  .oclion  1188. 


3.   Kreis  Diedenhofen.  317 

FlÖrcMngeil  (Florange) ,  Dorf  an  der  Fensch  und  der  Privat- 
eisenbahn von  Hayingen,  4  Kilom.  südwestlich  von  Diedenhofen, 
mit  Kirche,  'iö3  Häusern,  326  Familien,  1329  Einw.,  wobei  20  Is- 
raeliten, 2  Mühlen,  Gipsmühle,  2  Gerbereien,  Getreide-  und  Oel- 
saatbau,  Viehzucht  und  Arbeiten  in  den  Werken  von  Hayingen, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Durch  die  Gemarkung  zog  eine 
Römerstrasse.  Es  sind  hier  bedeutende  Eisenbergwerke.  Flör- 
chingen  ist  sehr  alt  und  kommt  schon  im  neunten  Jahrhunderte 
in  Akten  der  Könige  des  zweiten  Geschlechts  und  der  Theilung 
des  Kaiserreichs  vor,  worauf  es  1136  an  Lothringen,  dann  an  den 
Grafen  von  Luxembourg  und  endlich  an  die  Grafen  von  Marck 
kam.  Unter  den  früheren  Herren  von  Flörchingen  war  Philipp 
von  Flörchingen  1264  Bischof  von  Metz;  unter  Franz  I.  wurde 
ein  Mitglied  der  Familie  als  Marschall  de  Fleurange  sehr  bekannt. 
Da  Robert  von  der  Marck  1521  auf  dem  Tage  von  Worms  sich 
von  Karl  V.  lossagte.  Hess  dieser  das  feste  Schloss  Flörchingen 
durch  den  Grafen  von  Nassau  erobern  und  schleifen.  Später  ver- 
wandte man  die  Steine  davon  zum  Bau  der  Festung  Diedenhofen. 
Bis  1621  war  hier  eine  Prevote  nach  dem  Gesetze  von  Beaumont. 

Zur  Gemeinde  gehören  Bettingen,  Schloss  nnd  Hof  an  der  Eisen- 
bahn nach  Sedan ,  1357  von  König  Wenzel  an  den  reichen  Metzer  Delestre 
als  Lehen  gegeben  und  1521  mit  Flörchingen  zerstört;  Ehingen.  Dorf 
mit  Kapelle  an  der  Eisenbahn  nach  Metz,  Station  nnd  Mühle  am  Kribs- 
bache;  Daspich,  Weiler  südlich  von  der  Hayinger  Eisenbahn ,  auf  römi- 
schen Ueberresten •,  Magdeburg,  Hof  im  Norden  der  Gemeinde  auf  einer 
Anhöhe,  und  Neuhaus,  an  der  Strasse  nach  Metz,  unweit  der  Mosel. 

Gandrange,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  links  von  der  Orne, 
10  Kilom.  von  Diedenhofen,  auf  einer  Anhöhe,  mit  Kirche,  110 
Häusern,  124  Familien,  423  Einw.,  Hammerwerk  an  der  Orne, 
Mühle,  Getreide-,  Wein-,  Obst-,  Oelfrüchte-  und  Gemüsebau  und 
Leineweberei,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  liegt  an  der  Römer- 
strasse. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Amneville  rechts  an  der  Orne, 
mit  Kapelle,  und  Boussange,  auf  einer  Anhöhe  des  linken  Ufers  und 
der  Strasse  nach  Hayingen ,  mit  Kapelle  und  Mühle ,  und  die  Neumühle. 
Amn6ville,  auch  Meneville  genannt,  gehörte  der  Abtei  Symphorien  zu 
Metz,  war  mit  starken  Mauern  umgeben  und  1386  von  den  Metzern  ver- 
brannt worden. 

Hayingen  (Hayange),  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Sedan, 
der  Strasse  nach  Longwy  und  der  Fensch,  8  Kilom.  südwestlich 
von  Diedenhofen,  mit  Kirche,  527  Häusern,  971  Familien,  4004 
Einw.,   wobei   13   Evangelische    und    79  Israeliten,    Steuerkasse, 


318  II-    Topographie. 

Steiieramt,  Postexpedition,  Eisenbahnstation,  etwas  Getreidebau 
und  Viehzucht  und  sehr  bedeutenden  Eisenwerken  der  Firma 
Fr.  de  Wendeis  Enkel  und  Comp.,  M-elche  8  Hochöfen,  5  Kupol- 
öfen .  26  Puddelöfen ,  15  Schweissfeuer  und  4  Frischfeuer  umfassen 
und  au  3000  Arbeiter  beschäftigen,  sowie  Eisenbahnartikel,  Bau- 
und  Faconeisen  liefern.  Hayinpen  hatte  einst  ein  festes  Schloss. 
das  im  dreizehnten  Jahrhunderte  den  Thierry,  Herrn  von  Haiengen, 
gehörte  und  an  dessen  Stelle  jetzt  ein  neues  Schloss  erbaut  ist. 
und  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  ^lalgre-Teau,  sowie  eine  Anzahl 
einzeln  stehender  Hochöfen,  Giessereien  u.  s.  w. 

Jutz  (Ober-  und  Nieder-,  auch  Yutz),  Dorf  am  rechten  Mosel- 
ufer und  dicht  neben  dem  Fort,  an  der  Strasse  nach  Sierck  und 
künftigen  Eisenbahn,  1  Kilom.  nordöstlich  von  Diedenhofen ,  mit 
Kirche,  295  Häusern,  332  Familien,  1423  Einw.,  wobei  6  Evange- 
lische, Oelmühle,  Ziegelei,  Wollspinnerei,  Getreide-  und  Hopfen- 
bau und  Viehzucht,  landwirthschaftlichem  Casino,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz  und  liegt  60  Meter  nordöstlich  von  einem  alten  Römer- 
läger.  Nieder] utz  ist  erst  1817  entstanden.  Während  des  Blocus 
von  1815  hatte  nämlich  General  Hugo  zur  besseren  Vertheidigung 
Dorf  und  Schloss  nieder  legen  lassen  und  nach  dem  Frieden  bauten 
sodann  die  Einwohner  mit  Hülfe  von  Beisteuern  und  Holz,  das 
ihnen  Ludwig  XVHI.  geben  Hess,  den  Ort  an  der  jetzigen  Stelle 
wieder  auf.  Oberjutz  liegt  an  der  Strasse  nach  Busendorf  und 
hat  auch  eine  Kirche.  Jutz  wird  schon  844  genannt,  wo  daselbst 
ein  Concil  gehalten  wurde  und  die  Söhne  Ludwigs  des  Verschwen- 
ders gelobten  in  Einigkeit  zu  leben.  Jutz  erhielt  den  Titel  einer 
Grafschaft  und  gab  der  Umgegend  davon  den  Namen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  dicht  bei  Unterjutz  liegende  Weiler  M  aq  iie- 
nom,  der  Helpertshof  bei  Oberjutz  mit  Wollspinnerei  und  die  Drai- 
nagerithrcnfabrik. 

Marspich,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  7  Kilom.  westlich 
von  Diedenhofen,  mit  Kirche  auf  einer  Anhöhe,  89  Häusern,  119 
Familien,  538  Einw.,  Steinbrüchen,  Sandsteingräboreien  für  die 
Eisenwerke,  Getreide-,  Obst-,  Wein-  und  Gemüsebau,  2  Wirk- 
stätten  für  die  Eisenwerke  und  Mühle,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Konacker  Hol"  in»  Kordwesten  der  tJc- 
meinde  und  der  Leiringer  llof  (Lairange),  nönllicli  voÄi  Dorle. 

Monhofeil  (Manom),  Dorf  am  linken  Ufer  der  Mosel,  2  Kilom. 
uordöhtlich  von  Dii-deiihofen,  mit  Kirche,  IHI  IläuHcrn,  185  Fjuni- 
lien.  IKK)  Einw..  wobei  7  EvangeÜHthe  und   11  iKraeliten,  Hrauerei, 


3.    Kreis  Diedenhofen.  319 

Ziegelei,  Handschulistn'ckerei.  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüse- 
bau, gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  im  Jahre  1569  der  Luxem- 
burger Familie  SchifFlange. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  nordwestlich  liegenden  Höfe  La  Grange 
mit  Schloss,  Maison  Rouge  und  Ste.  Marie.  La  Grange  verdankt 
seine  Entstehung  einem  alten,  festen  Schlosse,  la  Grange  aux  poissons  ge- 
nannt; an  die  Stelle  desselben  ist  ein  neues  Schloss  des  Hen-n  Berthier- 
Sauvigny  mit  schönen  Gärten  getreten. 

Moyeuvre-grande,  Dorf  im  äussersten  Südwesten  des  Kantons, 
am  linken  Ufer  der  Orne,  wo  der  Conroibach  in  dieselbe  fliesst, 
dicht  an  der  französischen  Gränze.  14  Kilom.  südwestlich  von 
Diedenhofen ,  mit  Kirche,  492  Häusern ,  849  Familien,  3084  Einw., 
wobei  6  Evangelische,  wenig  Landwirthschaft  und  Viehzucht,  Ober- 
förster, Postexpedition,  Nebenzollamt  II.  Klasse,  4  Mühlen  und 
Wasserwerken,  Wochenmarkt  am  Samstag,  Jahrmärkten  am  Pfingst- 
montag und  dem  ersten  Montag  im  August,  ist  der  Mittelpunkt 
der  grossen  Wendeischen  Eisenwerke  und  gehörte  zu  Bar.  Diese 
Werke  umfassen  4  Hochöfen  und  45  Pudelöfen  und  beschäftigen 
2800  Arbeiter  und  liefern  ausser  den  Artikeln  von  Hayingen  noch 
Ketten,  Nägel  und  Stiften.  Die  Eisenwerke  waren  schon  1329 
thätig^  unter  den  Herzogen  von  Lothringen  kamen  sie  aber  herunter, 
bis  1610  der  Marschall  Fabert  sie  pachtete  und  neu  herstellte.  Im 
Jahre  1797  wurden  sie  an  die  Familie  Wendel  verkauft,  welche  die 
Werke  zu  der  heutigen  Blüthe  brachte   und  bedeutend  erweiterte. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Froid-cul,  westlich  an  der  Gränze, 
Trechemont  im  Norden  imd  die  Frapouillemühle  am  Conroibache. 

Moyeuvre-petite,  Dorf  am  Couroibache,  2  Kilom.  nördlich  von 
vorigem,  14  Kilom.  südwestlich  von  Diedenhofen,  mit  98  Häusern, 
109  Familien,  409  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und  8  Israeliten, 
Kartoffel-  und"  Rübenbau  und  etwas  Viehzucht,  gehörte  zu  Bar. 
Die  Einwohner  arbeiten  meistens  in  den  Eisenwerken. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Corbas,   nördlich  auf  einer  Anhöhe. 

Nilvange,  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Sedan  und  im  Fensch- 
thale,  9  Kilom.  westlich  von  Diedenhofen,  mit  57  Häusern,  65  Fa- 
milien, 273  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Getreide-,  Wein-,  Obst- 
und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Rangevaux,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  11  Kilom.  süd- 
westlich von  Diedenhofen,  unterhalb  des  Walds  von  Rangevaux 
und  Moyeuvre,  mit  Kirche,  207  Häusern,  227  Familien,  875  Einw., 
wobei  2  Evangelische,  Mühle,  Bierbrauerei,  Getreide-  und  Obstbau 
(Kirschen),  Kohlenbrennerei  und  Waldgewerben,   gehörte  zu  Bar. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Bellevue  und  Moreaux  im  Norden. 


320  "•   Topographie. 

Richemont,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  am  linken  Ufer  der 
Mosel,  Eisenbahn  und  Strasse  nach  Metz,  9  Kilom.  von  Dieden- 
hofen,  auf  einer  Anhöhe,  mit  245  Häusern,  967  Einw.,  wobei 
1  Evangelischer  und  19  Israeliten,  Mühle,  Glashütte,  Wollspinnerei, 
Gerberei,  Ziegelei,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht 
und  starkem  Viehmarkt  am  ersten  Montag  im  Juli,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.  Der  Chor  der  Kirche  ist  in  gothischem  Stjie  im 
fünfzehnten  Jahrhundert  erbaut  und  hinter  dem  Hauptaltar  befindet 
sich  ein  Altarbild  mit  wegen  ihres  Alters  bemerkenswerthen  Sculp- 
tiiren,  von  zwei  Aposteln  und  des  Erlösers,  welche  aus  der  Abtei 
Justemont  stammen.  Die  Mühle  wurde  1181  von  Heinrich  von 
Namur  an  Kloster  Justemont  gegeben  und  das  Lehen  Kichemont 
gab  1250  Isabeau  Dame  de  Moucler  an  Graf  Thiebaut  von  Bar. 
In  den  folgenden  Jahrhunderten  erbauten  die  Grafen  von  Roden- 
machern  auf  der  Anhöhe  das  feste  Schloss  Ornelle.  Als  im  Jahre 
1483  diese  und  die  Grafen  von  Warsberg  sich  gegen  Kaiser  Maxi- 
milian erhoben  und  das  Metzer  Land  verwüsteten,  zogen  Metzer 
und  Luxemburger  vor  das  Schloss,  belagerten  es  vom  28.  Mai  an 
und  nahmen  es  nach  mehreren  Angriffen  am  7.  Juli,  worauf  sie 
Richemout  plünderten  und  die  Beute  in  der  Kirche  von  Buss  theilten. 
Die  Marienstatue  der  Kirche  kam  in  die  städtische  Kapelle  des 
Victoires  oder  des  Lorrains  in  Metz,  welche  1754  abgebrochen 
wurde.  Der  Ort  soll  anfänglich  Miiboury  geheissen  und  erst  im 
vierzehnten  Jahrhundert  den  Namen  Richemont  angenommen  haljen. 
Eis  war  hier  auch  ein  Tempelherrenhaus.  Im  Jahre  1732  lagerte 
hier  Marschall  Belleisle  und  1755  General  von  Chi^vert  und  ebenso 
1792  die  österreichische  Armee  zur  Eiuschliessung  von  Diedenhoien. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Mondelange  im  Süden  und  an 
der  Strasse  iiocli  Met/,  mit  alter,  gothischer  Kirche  ans  dem  lunfzelniten 
Jalirhnnderte,  der  Weiler  Bevange,  südwestlicli  vom  Dorfe,  an  der 
Strasse  nach  Moycnvre;  Hof  und  (ilaslnitte  Pepinville  mit  Schloss,  an 
der  Strasse  nacli  Diedenhofen  tind  (»nie,  an  der  Stelle  eines  allen  Schlosses 
aus  der  Karolinger  Zeit,  die  Ziegelei  Fronholtz  (Frantzholz?)  und  das 
Haus  le  Magasin  an  der  Mosel. 

Rosselange,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Orne  und  Strasse  nach 
Moyeuvre,  mit  Kirche,  13()  Häusern,  178  Familien,  787  Einw., 
wobei  6  EvangeÜHche,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Eisenwerk, 
3  Mühlen  und  GypsmUhle  und  Arbeiten  in  den  Eisenwerken,  ge- 
hörte zu  Bar.  Die  Kirche  stammt  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhun- 
derte und  ist  in  gothischem  Style  vom  Abt  von  I'ierremont  erbaut, 
der   (tlockenthurm   aber  in   romaniHchem   Styl    und    soll    von   den 


3,   Kreis  Diedenhofen.  321 

Tempelherren  herstammen.  Unter  der  Kalktünche  entdeckte  man 
in  der  Kirche  Frescogemälde  der  Apostel  in  natürlicher  Grösse.  Im 
Jahre  775  besass  das  Kloster  Gorze  hier  Weinberge. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Malgre-vous,  der  Hochofen  Ja- 
mailles  an  der  Ome  und  die  Bousswaldmühle. 

Schremingen  fSchremange)^  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Fenseh, 
der  Strasse  nach  LnngAvy  und  Eisenbahn  nach  Hayingen,  6  Kilom. 
südwestlich  von  Diedenhofen,  mit  84  Häusern,  109  Familien, 
468  Einw.,  Hüttenwerk,  Ziegelei,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau 
und  Viehzucht,  gehörte  zum  Risthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  auf  der  andern  Seite  der  Fensch  gelegene 
Weiler  Suzingen  mit  Eisenwerk. 

Ueckingen  fUckange),  Dorf  am  linken  Moselufer  und  der  Strasse 
und  Eisenbahn  nach  Metz,  6  Kilom.  südlich  von  Diedenhofen,  mit 
Kirche,  177  Häusern,  317  Familien,  1168  Einw.,  wobei  3  Evan- 
gelische und  85  Israeliten,  Glashütte,  Ziegelei,  Bierbrauerei,  2  Oel- 
mühlen,2SägniühlenundLohmühle,  Postexpedition,  Eisenbahnstation, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehitrte  zum  Bisthume  Metz.  An  der 
Mosel,  südöstlich  vom  Dorfe,  steht  auf  einer  Anhöhe  ein  Gebäude,  das 
in  den  Jahren  1705 — 1741  von  den  Jesuiten  in  Trier  erbaut  sein  soll. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Glashütte  fVerrerie),  die  Bruch  müh  Ic 
und  der  Bruch liof,  westlich  vom  Dorfe,  am  Bruckbache. 

Vitry,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  an  der  Orne  und  Strasse 
nach  Moyeuvre,  11  Kilom.  von  Diedenhofen,  mit  Kirche,  257  Häu- 
sern, 258  Familien,  916  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  Getreide-, 
Wein-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Eisenwerk,  steht  an  der 
Stelle  des  alten  Dorfs  Valange  und  gehörte  zu  Bar.  Die  Grafen 
von  Bar  gaben  es  1269  an  Herrn  von  Briey  zu  Lehen  und  1347 
ward  es  von  der  Gräfin  Jolanthe  von  Bar  an  Wilhelm  le-Hungre 
von  Metz  verpfändet.     Die  Johanniter  waren  hier  begütert. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Clouange,  im  reizendsten  Theile 
des  Ornethals,  mit  einem  Wasserfalle  von  100  M.  Höhe,  dessen  Wasser 
50  M.  davon  die  Kochemühle  treibt;  der  Weiler  Beuvange  mit  Eisen- 
erzbergwerk, die  Rochemühle  und  Neumühle  und  der  nördlich  in 
einem  Seitenthale  gelegene  Hof  Justemont  (Jushis  Mons),  ehemals  eine 
Benediktinerabtei,  welche  ursprünglich  blos  Zufluchtsort  einiger  Einsiedler 
der  Regel  St.  Eloy  war  und  1124  von  den  Prämonstratensern  des  Klosters 
La-Grange-aux-Dames  besetzt  wurde,  denen  Eupheraia  von  Watronville, 
Dame  de  Beuvange  und  die  Schwester  des  Bischofs  Urban  von  Verdun,  das 
TeiTain  zu  einem  Kloster  schenkte.  Dasselbe  hatte  1790  noch  sieben  Mönche 
mit  16,000  Pres.  Einkünfte,  wurde  aber  1793  zerstört,  so  dass  nur  noch 
wenige  Mauern  übrig  sind,  ebenso  ein  altes,  1622  restaurirtes  Kreuz. 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  21 


322 


II.   Topographie. 


Volkringen  ^  Volkrange),  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  6  Kilom. 
westlich  von  Diedenhofen,  mit  Kirche,  143  Häusern,  145  Famihen, 
626  Einw.,  'i  Mühlen  und  2  Gypsmühlen,  Getreide-,  Wein-,  Obst« 
und  Gemüsebau.  Viehzucht  und  Arbeiten  in  den  Eisenwerken  von 
Hayingen,  gehörte  zum  Hislhume  Metz.  Volkringen  hatte  einst  ein 
sehr  altes  Schloss,  welches  dem  Ritter  Arnoux,  Herr  von  Volkrange, 
1208  gehörte  und  dessen  Sohn  Arnoux  dasselbe  neu  bauen  und 
sehr  befestigen  Hess.  Es  gehörte  in  neuerer  Zeit  einem  Privaten, 
dem  frühern  Maire  Bompard  von  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  JÜIetzingen  im  Norden  des  Dorfs 
und  Beuvange  unter  St.  Michels  am  Bache.  Ueber  demselben,  auf 
einer  Anhöhe,  steht  die  Michelskapelle,  welche  von  Ritter  Ai-noux 
nach  seiner  Rückkehr  aus  den  Kreuzzügen  nach  dem  Vorbilde  des  Ora- 
toriums vom  Sinaiberge  nebst  einer  Zelle  erbaut  wurde,  worin  er  selbst 
und  dann  10  Jahre  ein  Klausner  wohnte.  Sie  droht  aber,  dem  Verfalle 
entgegenzugehen. 

Weimeringen  {  Vexjmerange),  Dorf  an  einem  Bache,  3  Kilom. 
westlich  von  Diedenhofen,  mit  Kirche,  148  Häusern,  168  Familien, 
750  Einw.,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Eis- 
thume  Melz.    Die  Kirche  stammt  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  südöstlich  gelegene  Weiler  Terville 
mit  Kapelle  und  Mühle  an  der  Fensch,  Königsquartier  geheissen,  weil 
Conde  1643  bei  der  Belagerung  von  Diedenhofen  hier  sein  Hatiptquartier 
hatte,  und  der  2  Kilom.  nördlich  gelegene  Weiler  Elange  mit  Kapelle, 
im  Vnlksmunde  Elichen  geheissen,  und  die  Mühle  Moulin-rouge. 


B.    Kanton  Fontoy. 

Der  Kanton  Fontoy  liegt  zwischen  den  Kantonen  Kattenhofen, 
Diedenhofen,  Frankreich  und  Luxemburg,  im  Nordwesten  des  Be- 
zirks und  umfasst  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen : 


Gemeinden. 


Audun  1.  T. 
Aiimctz.  . 
iioii lange  . 
Fontoy  .  . 
Havange  . 
Kniitange  . 
htmmt'rnngc 
Neiifchef  . 
Kedingen  . 
KUüHingcii  . 
TnuiKangf  . 


Aeckrr. 


Katit/iti 


732,7g 

920,90 
»27,50 
839,5« 
628,47 
97,52 

471„6 
413,23 

4ü«,3H 
777,4, 


1 

Wiesen. 

1 

Wein- 
berge. 

Wahl. 
610,«, 

Obst- 
gürten. 

Forsten. 

1 130,,^ 

— 

— 

— 

1      6,40 

— 

77,7« 

— 

— 

11^5^6 

— 

186,66 

4,7« 

— 

58,14 

— 

716,91 

%■& 

— 

4i«l 

— 

293,52 

3,.^« 

— 

^lOö 

— 

116,32 

— 

,    77,75 

— 

220,70 

*»,00 

.5?'«^ 

— 

110,5« 

örüö 

1066.36 

104.04 

— 

— 

— 

— 

79-78 

— 

^169 

— 

— 

17,09 

— 

109,9^ 

— 

— 

ti4().7^ 

— 

2446,04 

'^Ui 

1066,86 

Gesummt- 
Klüche. 

1542,63 
1035,70 
1272,33 
1688.47 
967,64 

242,«2 

8ü()„,j 

I657,Ki 

649,66 
342.8,; 

931„3 
11031,75 


3.    Kreis  Diedenhofen.  323 

Er  hat  einen  Viehstand  von  995  Pferden,  wobei  5  Zuchthengste, 
5  Maulthiere  und  Esel,  1909  Stück  Rindvieh,  wobei  1342  Kühe, 
1010  Schaafe,  wobei  51  Merinos  und  871  Heideschnucken,  2244 
Schweine,  803  Ziegen  und  429  Bienenstöcke.  (Der  Bezirkstag 
von  1874  hat  den  Wunsch  ausgesprochen,  den  Sitz  des  Kantons 
von  Fontoy  nach  Aumetz,  mehr  in  der  Mitte,  zu  verlegen  und 
mit  ihm  die  Orte  Oettingen,  Rochonvillers  und  Arsweiler  vom 
Kanton  Kattenhofen  zu  vereinigen). 

Fontoy  i  FenschJ ,  Kantonshauptstadt  au  der  Fensch  und  Eisen- 
bahn nach  Sedan,  sowie  nur  2  Kilom.  von  der  französischen 
Gränze,  mit  Kirche,  2^1  Häusern,  288  Familien,  1058  Einw.,  wo- 
bei 11  Evangelische,  Steuerkasse,  Postexpedition,  Nebenzollamt 
1.  Klasse,  Eisenbahnstation,  2  Bierbrauereien,  4  Mühlen,  Gypsmühle, 
Gerberei,  Jahrmarkt  am  ersten  Montag  im  April  und  October, 
Getreide-  nnd  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Auf  einem  Hügel  mitten  im  Dorfe  stehen  die  Ruinen  eines 
Schlosses  der  im  eilften  Jahrhunderte  berühmten  Herren  von 
Fontoy,  deren  Erbe  auf  die  Familie  von  Hunolstein  gekommen 
ist.  Die  Ruinen  nehmen  eine  Oberfläche  von  etwa  5000  Quadrat- 
meter ein  und  der  grösste  Theil  davon  ist  in  Gärten  und  Häuser 
umgewandelt.  Die  P'ontoy  waren  Lehensleute  der  Herzoge  von 
Luxemburg.  Früher  war  daselbst  auch  ein  Hochofen  und  Hammer- 
werk. Im  Gemeindewald  südöstlich  stehen  die  üeberreste  der 
Eremitage  St.  Genevieve,  wo  der  Sage  nach  die  Jungfrau  von 
Nanterre  in  der  mit  ihren  eigenen  Händen  erbauten  Befkapelle 
für  Frankreich  gebetet  haben  soll  und  die  später  in  eine  Eremi- 
tage umgewandelt  wurde.  Auch  haben  darin  die  Herren  der  Nach- 
barschaft in  alter  Zeit  Zusammenkünfte  fjourne'es  (TEstault)  gehal- 
ten, um  ihre  Streitigkeiten  beizulegen. 

Südlich  vom  Dorfe  an  der  Fensch  steht  der  Hof  Ste.  Marie  und 
die  Mühle  Gustal. 

Audun-le-Ticlie  (Deutsch-Altheim),  Dorf  im  Norden  des  Kan- 
tons, an  der  Alzette,  12  Kilom.  nördlich  von  Fontoy  an  der  Strasse 
nach  Luxemburg  und  der  Gränze,  mit  Kirche,  213  Häusern,  268 
Familien,  1050  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Mühle,  Ziegelei, 
Steinbrüchen,  Bierbrauerei,  Töpferei  und  2  Hochöfen,  die  mit 
etwa  7(X)  Arbeitern  PMscherei-Roheisen  und  Gussroheisen  erzeugen, 
sowie  Eisenerzbergwerken,  gehörte  zu  Bar.  Es  sind  hier  die 
Ruinen  eines  ansehnlichen  Schlosses  und  Nachgrabungen  haben 
einen  Fussboden  von  Stein  von  zwei  Centimeter  Grösse  und  von 
verschiedenen  Farben  aufgedeckt.     Das  Dorf  hat  den  Namen  im 


324  II-    Topographie. 

Gegensatze  zu  dem  westlich  von  Fontoy  in  Frankreich  liegenden 
Audun  le  Roman. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  südlich  liegenden  Hirpshöfe  und  der 
Hof  St.  Lorenz. 

Auinetz,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Longvvy,  in  sehr  hoher 
Lage,  unweit  der  Gränze,  8  Kilom.  nordwestlich  von  Fontoy,  mit 
Kirche,  'liU  Häusern,  239  Familien,  987  Einw.,  wobei  9  Evange- 
lische und  5  Israeliten,  Postagentur,  Nebenzollamt  IL  Klasse, 
Eisenerzbergbau  und  Transport,  Getreide-,  Kartoffel-,  Gemüse-  und 
Wiesenbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Bar.  Beim  Pfarrhaus  be- 
finden sich  die  Ueberreste  eines  alten  Kirchhofs,  dessen  Thor  die 
Jahrszahl  1122  trägt;  auch  fand  man  hier  römische  Sculpturen. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  Dorf  Grünes  mit  Kapelle  und  das  Wasch- 
haus Crunes  neben  einer  Quelle  ,  denn  die  Gemarkung  ist  sonst 
wasserarm. 

Boulange,  Dorf  an  der  französischen  Gränze,  4  Kilom.  nord- 
westlich von  Fontoy,  mit  Kirche,  Kapelle,  120  Häusern,  433  Einw., 
2  Mühlen,  Steinbrüchen,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Bar. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Bassompiere  mit  den  Spuren  des 
alten  Schlosses  der  einst  mächtigen  Herren  von  Bassompiere,  von  welchen 
der  Marquis  1631  durch  Minister  Richelieu  in  die  Hastille  gesperrt  wurde, 
weil  er  sich  Spöttereien  über  denselben  erlaubt,  worauf  Kichelieu  das 
Schlofls  1635  zerstören  Hess;  die  Boulangemühle,  die  Mühle  von  Klein- 
Moyeuvre  und  das  Wirthshaus  TEsperance. 

Havange,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Longwy,  3  Kilom.  nörd- 
lich von  Fontoy,  mit  Kirche,  94  Häusern,  100  Familien,  539  Einw., 
wobei  8  Evangelische,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Bar. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  an  der  Strasse  nach  Fontoj'  liegenden 
Höfe  Gon dränge  imd  die  Ruine  der  Kapelle  Ste.  Barbe. 

Kniltailge,  Dorf  im  Süden  des  Kantons  und  am  rechten  Ufer 
der  Fensch,  3  Kilom.  südöstlich  von  Fontoy,  mit  Kirche,  184 
Häueem,  233  Familien,  937  Einw.,  wobei  2  Israeliten,  2  Mühlen, 
2  Bierbrauereien,  Abtheilungen  der  Eisenwerke  von  Ilayingen,  Ge- 
treide-, Obst-  «md  (iemüsebHU,  gehörte  zum  Histhume  Metz. 

Lommerange,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  3'/,2  Kilom. 
Müdwestlich  von  Fontoy,  an  der  Gränze,  mit  Kirche,  05  Häusern, 
222  Einw.,  wobei  2  Evangelische,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehört«  zu  Bar. 

Zur  Uenicindf  K«llöivn  der  Miniiicli  gi"lrg<'in-  lluT  l.jnnl  rr  vuiit^e  und 
die  lllthif  MaJNagi-. 

Neofohef,    Dorf  im  Süden   des  Kantons,  5  Kilom.  südöstlich 


3.   Kreis  Diedenhofen. 


325 


von  Fontoy,  ziemlich  hoch  am  Walde  von  Tillots  gelegen,  mit 
Kirche,  138  Häusern,  156  Familien,  568  Einw.,  wobei  5  Evan- 
gelische, 2  Mühlen,  Nebenzollamt  II.  Klasse,  Steinbrüchen,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht,  gehörte  zu  Bar. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Hanieviller,  nördlich  vom  Dorfe. 

Redingen  ( HedangeJ,  Dorf  im  äussersten  Nordwesten  des  Kan- 
tons an  der  Gränze  von  Frankreich  und  Luxemburg,  15  Kilom. 
nordwestlich  von  Fontoy,  mit  Kirche,  62  Häusern,  6i^)- Familien, 
324  Einw.,  Eisenerzlagern,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Bar. 

Zur  Gemarkung  gehören  im  Nordosten  der  Waldhof  (Laförel/erme), 
sowie  die  Höfe  Red  in  gen  und  La  ferme  Bleue  (Blauhof). 

Rüssingen  (Russange) ,  Dorf  im  Norden,  an  der  Alzette  und 
luxemburgischen  Gränze,  14  Kilom.  von  Fontoy,  mit  Kirche, 
72  Häusern,  79  Familien,  344  Einw.,  Eisenerzgräberei ,  Giesserei, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Bar.  Im  Chor  der  1742 
erbauten  Kirche  ist  eine  Kreuzigung  Christi  von  sehr  guter  Arbeit 
auf  einem  Denkmale  alter  Ritter. 

Tressange,  Dorf  rechts  von  der  Strasse  nach  Longwy,  sehr 
hoch  gelegen,  6  Kilom.  nördlich  von  Fontoy,  mit  Kirche,  J>4  Häu- 
sern, 360  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  Oelmühle  und  Stein- 
bruch, gehörte  zu  Bar. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Bure  im  Nordosten,  mit  Kapelle, 
und  Ludelange  im  Südwesten,  an  der  Strasse  nach  Longwy. 


C.    Kanton  Kattenhofen. 

Der  Kanton  Kattenhofen  liegt  zwischen  den  Kantonen  Öierck, 
Busendorf,  Metzerwiese,  Diedenhofen,  Fontoy  und  Grossherzog- 
thum  Luxemburg  und  hat  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 


Arsweiler  . 
Beiern  .  . 
Berg .  .  . 
Breisdorf  . 
Bust .  .  . 
Escheringeii 
Ewringen  . 
Fixem  .  . 
Garsch  .  . 
Gauwies 
Gross-Hettingen 
Hagen  .  . 
Kaufen  .     . 


Aecker. 


679,44 
761,5, 
199,13 

762,fi3 
3o8.4o 
847,34 
145,6, 
290.9, 
497„fi 
315,55 
H62.32 

563. 13 


Wiesen. 


^83 

108,80 
26,31 

119,16 
80,70 
15,0, 
^2,96 

14,93 
63-92 
59,70 
148,2, 
39,4, 
97-52 


Wein- 
berge. 


0.30 
19,05 


9,73 
14,64 


Wald. 


166, 


i72 


76.86 

389,41 

45,37 

21„4 

139,22 

,        1,16 

4,02   503,73 

-  139,34 

—  1 138,49 


Obst- 
gärten. 

Forsten. 

0,94 

— 

0,4-) 



4,01 

54-12 

0-48 
5.71 

. — 

0-68 
1,02 
2,19 

— 

^8,08 

26.26 

3,08 

— 

0:50 

— 

Gesammt- 
Fläche. 


865,16 
923,29 

293,84 

1060,79 

702,86 

1322,68 
222,82 
356,07 

778,77 

414,75 
1635.59 

347,01 
844,31 


326 


11.    Topographie. 


üemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

.„  ,.       Obst- 
^^«'«Jj     «arten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Katteuhofen    .     .     . 
Mondorf     .... 
Nieder-Rentgen  .     . 

894.56 
309-44 
97494 

213,56 
131.5V 

088 

304,62      3.31 

20,92      3,40 

202,08       1,71 

535.53 

2063,02 

389.82 

1413,24 

Oberkontz  .... 

455,82 

'^9,7, 

öl,lf> 

28,4,     28,30 

— 

641.11 

Oetringen  .... 
Oettingen  .... 
Püttlingen .... 
Rochonvillers .     .     . 

588,,, 
769.05 
505,80 

154.46 

25,87 

74,57 

0,11 

2,17 
9,71 

367,89    28,90 

8^4,69:      0.,6 

105,96     14  27 

46,16      - 

1:48 

1394,,,i 

1539,70 

1058.9J 

563,o- 

Rodemacheni .     .     . 

738.34 

132,72 

O-m 

41,42     27,37 

2,43;   997.49 

Rüttgen      .... 
Sentzich     .... 

765.73    103,,7 
307.C5      57.85 

38,23 

262,79        9.46 
88,00     ll-,9t 

42,6o'   12-16„o 
-     1     532.,8 

Suftgeu 

Wollmeringen     .     . 

557,75    123,53 
645,59      29,02 

-  !    124,20     11,92 

—  ,  536,12      1,20 

814,17'   lö«3,34 
-     i    1291,54 

Kanton 

14724,36 

1899,87 

170,75 

4831,391 195,31 

1450,33124563,00 

Sein  Viehstand  umfasst  2454  Pferde,  wobei  14  Zuchthengste, 
13  Maulthiere  und  Esel,  H561  Stück  Rindvieh,  wobei  4241  Kühe, 
3107  Schaafe,  wobei  33  Merinos  und  1937  Heideschnucken,  7745 
Ziegen,  870  .Schweine  und  1354  Bienenstöcke. 

Katteuhofen  (CnttenomJ,  Kantonshauptort  am  linken  Ufer  der 
Mosel,  7  Kilom.  nordöstlich  von  Diedenhofen,  einst  ein  ansehnlicher 
Flecken  mit  Mauern,  liegt  etwas  von  der  iMosel  entfernt  und  am 
Tenschbache,  hat  Kirche,  264  Häuser,  1042  Einw.,  wobei  (>  Evan- 
gelische und  27  Israeliten,  Ueberfahrt  über  die  Mosel,  l'olizei- 
kommissär,  Einregistrements-Einnehmer,  ^Steuerkasse,  Poslasjentur, 
Wochenmarkt  am  Freitag,  Jahrmarkt  am  ersten  Montag  nach  dem 
1.  October,  starken  Getreide-  und  Futterbau,  Obstbau  und  Vieh- 
zucht und  gehörte  zum  Histhume  Metz. 

Zur  Cieinoindt'  gehören  der  1  litt"  lluzange  am  Warpichbache  und  der 
Weiler  llonieldang  an  der  nördlichen  Gränze  der  Gemarkung,  dicht 
vor  dem  Dorfe  Sentzich. 

Arsweiler  [AngeviUcrsJ,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  an  der 
Strasse  von  Diedenhofen  nach  Aumetz  und  Longwy,  15  Kilom. 
westlich  von  Katteuhofen,  mit  Kirche,  104  Häusern,  417  Einw., 
Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Histhume  Metz.  K« 
sind  noch  Spuren  eines  alten  Schlosses  vorhanden. 

Zur  Oenu'iiido  gehört  der  (istlioh  gelegene  Hof  Hut  zen  (  ha  I. 

Beiern  (lieyren),  Dorf  an  einem  starken  Hache  und  der  (iränze 
von  Luxemburg,  7  Kilom.  nördlich  von  Kattenhofcn,  mit  Kirche, 
i:{2  lläUHcrn,  alH  Einw.,  wobei  4  Israeliten,  3  Mühlen,  (Jetreide-, 
Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zu  österreiehiHeh  Luxemburg  und  wurdf» 
1709  an  Frankreich   abgetreten.     Die  Kirche   wurde  1744  erbaut. 

Zur  (icmciude  gehören  das  Dorf  Oandern  im  Osten,  mit  8  Mühlen 
am  Albach«  und  die  I>oiiiienniUhle  an  deuiHolbon  Itnche. 


3.    Kreis  Diedenhofen.  327 

Berg,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Mosel,  5  Kilom.  nordwestlich 
von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  46  Häusern,  48  Familien,  212  Einw., 
Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz.  Die  Kirche  wurde  um  690  von  den  lienediktiner- 
mönchen  von  Echternach  nebst  einem  grossen  "Wohnhause  oder 
Schlosse  erbaut  und  hinter  dem  Schlossgarten  befand  sieh  ein 
öffentlicher  Platz,  Ilalseisen  genannt,  was  -auf  eine  Gerichtsstätte 
deutet.  Jn  den  Jahren  1192  und  1342  wird  ein  Geschlecht  von  Berg 
genannt. 

BveisdiOrf  fBreislroß'la-GranJe),  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  5  Kilom. 
nördlich  von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  95  Häusern,  99  Familien, 
500  Einw.,  2  Mühlen,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz.  Durch  die  westliche  Gemarkung  zieht  eine 
Römerstrasse  in  gerader  Richtung  in  einer  Länge  von  3460  Meter 
bis  zur  luxemburgischen  Gränze. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  südwestlich  am  Bulerbache  liegenden 
Weiler  Evingen  und  ßoler,  beide  mit  Mühlen,  und  die  Mansmühle. 

Bust,  Dorf  im  Norden  des  Königswalds,  5  Kilom.  nordwest- 
lich von  Kattenhofen,  an  der  alten  Römerstrasse,  mit  Kirche,  133 
Häusern,  135  Familien,  553  Einw.,  wobei  7  Israeliten,  3  Mühlen, 
Obst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Im  Süden  der  Gemeinde  und  rechts  an  der  Römerstrasse  liegen 
noch  die  Ueberreste  eines  römischen  Gebäudes. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  beiden  Weiler  Über-  und  Unter-Parthe 
und  die  einzeln  stehende  Kirche  U.^selskirche,  welche  für  die  Orte 
Boler,  Bi-eisdorf  und  Essing  diente. 

Escheringen,  Dorf  am  Mühlenbache,  in  einem  Thale,  13  Kilom. 
westlich  von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  126  Häusern,  506  Einw., 
2  Mühlen,  Steinbrüchen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  nördlich  gelegene  Weiler  Molvingen 
mit  Kapelle  und  der  Buchhof,  X'/j  Kilom.  westlich. 

Ewringen  (Evrange),  Dorf  an  der  Strasse  nach  Luxemburg 
und  an  der  G ranze,  14  Kilom.  nördlich  von  Kattenhofen,  mit 
39  Häusern,  187  Einw.,  Getreide-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht, 
war  luxemburgisch. 

Fixem,  Dorf  am  Bolerbache,  4  Kilom.  nördlich  von  Katten- 
hofen, mit  Kirche,  80  Häusern,  89  Familien,  409  Einw.,  wobei 
11  Israeliten,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Garscli,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Diedenhofen,  3  Kilom.  süd- 


328  1^-   Topographie. 

westlich  von  Kattenhofen,  unweit  der  Mosel,  mit  Kirche,  202. 
Häusern,  212  Familien,  b54  pjnw.,  wobei  7  Israeliten,  2  Mühlen, 
Handschuhstrickerei,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  lieraeinde  gehören  das  Dorf  Keckingen  (Koecking),  nordöstlich 
am  Warpichbache,  und  die  Mühle  La  Grange  an  der  Eisenbahn  nach 
Luxemburg. 

Gauwies  (racissej,  Dorf  unfern  der  Mosel  an  einem  Bache, 
3'/2  Kilom.  nordöstlich  von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  98  Häusern, 
410  Einw.,  wobei  19  Israeliten,  Mühle,  (ietreide-,  Obst-,  (iemüse- 
und  Oelsaatbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Im 
Südosten  und  Südwesten  des  Dorfs  findet  man  oft  Ziegelsteine  und 
andere  Ueberreste  aus  der  Römerzeit. 

Gross  - Hettingen  {llettange- Grande),  Dorf  an  der  Eisenbahn 
und  Strasse  nach  Luxemburg  und  einem  Bache,  H  Kilom.  westlich 
von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  245  Häusern,  258  Familien,  1093  Einw., 
wobei  2  Evangelische  und  39  Israeliten,  3  Mühlen,  Steinbrüchen, 
Steuerkasse,  Postagentur,  Eisenbahnstation,  Getreide-,  Obst-  und 
Weinbau,  Viehzucht,  Jahrmarkt  am  Mittwoch  nach  Ostern  und 
Montag  nach  dem  3.  August,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Die 
Steinbrüche  liefern  gutes  Material  zum  Strassenpflaster  in  Metz. 
Im  Jahre  1387  zerstörten  die  Metzer  das  Dorf. 

Zur  Gemeinde  geliören  das  nördlich  davon,  an  der  Strasse  nach 
Luxemburg  gelegene  Dorf  Soetrich,  der  Immerhof  im  Norden  an  der 
Eisenbahn,  der  Schaumburghof  im  Süden  und  das  einzelne  Haus. 
Suzange  an  der  Strasse  nach  Diedenhofen. 

Hagen,  Dorf  im  Norden,  an  der  Luxemburger  Gränze, 
11  Kilom.  nordwestlich  von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  27  Häusern, 
159  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Hagen  diente  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  als  Zu- 
fluchtsort für  flüchtige  Franzosen,  welche  ein  schlossartiges  Ge- 
bäude bewohnten;  die  Kegierung  liess  es  aber  als  Nationalgut  an 
die  Bauern  verkaufen. 

Kanfen,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  links  von  der 
Eisenbahn  nach  Luxemburg,  10  Kilom.  westlich  von  Kattenhofen, 
mit  Kirche,  113  Häusern,  124  Familien,  507  Einw.,  Mühle,  llolz- 
hündel,  Getreide-,  Obst-  und  (Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume 
.Metz. 

Zur  (ifmeinde  gehört  der  weHtllcli  nuf  einer  Anhöhe  goh'gene  Hof 
Key  bürg  mit  Kirciie. 

Moiidorf,  Dorf  an  der  Luxemburger  Gränze  und  dem  Albache, 
11  Kilom.  nördlich  von  Kattenhofen,  wird  von  dem  gleichnamigen 


3.    Kreis  Diedenhofen.  329 

Luxemburger  Dorfs  nur  durch  den  Bach  getrennt,  mit  38  Häusern, 
150  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Vor  einigen  Jahren  ist  im  luxemburgischen  Dorfs  eine  warme 
Mineralquelle  entdeckt  worden,  worauf  eine  Badeanstalt  errichtet 
wurde.     Westlich  davon  zieht  die  Römerstrasse  nach  Luxemburg. 

Zur  (iemeinde  gehört  der  Altwies hof,  gegenüber  dem  luxem- 
burgischen Dorfe  Altwiese,  und  die  Kastelkapelle  an  der  Gränze. 

Nieder-Rentgen,  Dorf  westlich  von  der  Römerstrasse,  8  Kilom. 
nördlich  von  Kattenhofen,  an  einem  Bache,  mit  Kirche,  111  Häu- 
sern, 450  Einw.,  Mühle,  Ziegelei,  Getreide-  und  Obstbau  und 
Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Man  fand  in  der  Nähe 
der  Römerstrasse  römische  Gräber. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  an  der  Luxemburger  Strasse  gelegene 
Dorf  Gber-Rentgen  und  der  Weiler  Preische   mit  Kirche  und  Park. 

Ober-Kontz,  Dorf  am  linken  Moselufer,  6  Kilom.  nordöstlich 
von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  142  Häusern,  514  Einw.,  Obst-  und 
Weinbau  und  Viehzucht,  liegt  am  Ganderenbache  und  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Oetringen  ( Oeulrangc ,  Eulrange J,  Dorf  am  Deicherbache, 
10  Kilom.  westlich  von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  Mühle,  2  Ziegeleien, 
251  Häusern,  255 Familien,  994  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  nördlich  gelegene  Dort'  Entringen  am 
Posse  eines  Bergs,  mit  Bierbrauerei. 

Oettingen  OttangeJ,  Dorf  am  Kalerbache  und  der  Luxem- 
burger Gränze,  17  Kilom.  westlich  von  Kattenhofen,  zwischen 
waldigen  Bergen,  mit  Kirche,  288  Häusern,  380  Familien,  1647  Einw., 
wobei  9  Evangelische,  Mühle,  etwas  Getreidebau  und  Viehzucht, 
Wochenmarkt  am  Donnerstag  und  bedeutendem  Eisenwerk  des 
Grafen  von  Hunolstein,  das  5  Hochöfen,  1  Kupolofen,  4  Puddel- 
öfen u.  s.  w.  umfasst,  750  Arbeiter  beschäftigt  und  Roh-  und  Guss- 
eisen, Gusswaaren,  Röhren  u.  s.  w.  liefert  und  an  die  Firma 
Jahiet,  Gorand,  Lamotte  und  Comp,  vsrpachtet  ist,  gshörts  zu 
Bar.  Im  Dorfe  stehen  die  Ruinen  eines  grossen,  1792  verbrannten 
Schlosses,  dessen  Besitz  von  dem  Baron  Eltz  an  den  Grafen 
Hunolstein  überging. 

Zur  Gemeinde  gehören  derWciler  Nondkail,  südlich  davon.  Schloss- 
hof bei  der  alten  Ruine,  im  Osten,  der  Untere  Eisenhammer,  der 
Hochofen  St.  Paul  und  Ober-Tetange. 

Püttlingen  (Puttelange-les-ltoJemackJ,  Dort"  im  Norden,  an  der 
Gränze  von  Luxemburg  und  einem  Bache,  9  Kilom.  nördlich  von 
Kattenhofen,  mit  Kirche,  176  Häusern,  782  Einw.,  wobei  4  Israe- 


330  II.    Topographie. 

liten,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Lothringen.  Püttlingen  verdankt  seinen  Namen  einem 
vornehmen  Herrn  dieses  Namens  im  dreizehnten  Jahrhunderte, 
welcher  das  Schloss  zu  Lehen  besass.  Dasselbe  wurde  1640  zer- 
stört und  ist  nun  ein  Hof. 

Zum  Dorfe  gehören  die  Weiler  Ilimeling,  nordwestlich,  und  Ha- 
ling-,  westlich,  die  Höfe  Kickerei  im  Osten  und  Hasensprung  im 
Süden,  der  Hof  Bourg  an  Stelle  des  alten  Schlosses  und  das  einzelne 
Haus  Schlosserei. 

Rochonvillers ,  Dorf  in  ziemlich  hoher  Lage,  16  Kilom.  west- 
lich von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  74  Häusern,  315  Einw.,  Ge- 
treide-, Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  ]\Ietz. 

Rodemacliern ,  Dorf  am  Brulbache,  61/2  Kilom.  nördlich  von 
Kattenhofen,  mit  Kirche,  234  Häusern,  871  Einw.,  wobei  11  Is- 
raeliten, 2  Mühlen,  Lohmühle,  Gerbereien,  Hierbrauereien,  Ge- 
treide-, Wein-,  Hopfen-  und  Obstbau,  Viehzucht,  Weinhandel, 
Steuerkasse,  Postagentur  und  Jahrmarkt  am  Montag  nach  St.  Ni- 
colaustag, gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Hier  war  ein  römischer 
Militärposten  mit  Kastell  auf  der  Anhöhe  und  in  der  Nähe  ent- 
standen frühe  schon  Ansiedelungen  am  Röthin-  oder  Rothbache, 
welche  Strecke  von  Kaiser  Ludwig  dem  Deutschen  im  Jahre  880 
an  das  Kloster  Fulda  gegeben  wurde,  während  auch  die  Abtei 
St.  Maximin  zu  Trier  in  der  Gegend  begütert  war.  Von  Fulda 
kam  der  Ort  1K>7  durch  Tausch  an  das  Kloster  Echternach  und 
schon  8}K»  hatte  König  Arnulf  die  Herrschaft  darüber  an  einen 
seiner  Militärchefs  gegeben,  der  an  der  Stelle  des  Kastells  ein 
Schloss  erbaute.  Im  Jahre  1019  kommt  zuerst  ein  Friedrich  von 
Hodemacker  auf  einem  Turnier  zu  Trier  vor,  von  welchem  Rode- 
machern 1067  auch  sein  Theil  an  Echternach  gelangte.  Dieses 
erbaute  1143  die  romanische  Kirche.  Arnold  von  Rodemachern  er- 
baute die  wirkliche  Veste  und  sein  Enkel  Hugo  stiflete  die  Linie 
von  Gauwies.  1429  plünderten  die  Mclzer  Rodemacherii,  daini 
mussten  die  Herren  von  Rodemachern  Schulden  machen,  weil  sich 
Johann  von  Rodemachern  mit  18,000  Gulden  aus  der  burgundischen 
Gefangenschaft  lösen  musste.  1483  wurden  der  iMunilic  die  (»üter 
üonflscirt  und  die  Veste  zersti^rt,  jedoch  1485  von  (Jerhiird  von 
Itodemachern  wieder  aufgebaut.  1543  nahm  der  Herzog  von  (M- 
leans  Rodemachern,  im  näcliHten  .lahre  wurde  ea  wieder  heraus- 
gegeben und  1551  wieder  von  den  iViin/osen  genommen.  1556 
flclienkte  der  Kaiser  Rodemachorn  un  den  Markgrafen  von  Baden. 
1558    nahm   der   Herzog    von   Giiise    da«   Schloss.     Der    Markgraf 


3.    Kreis  Diedenhofen.  331 

Christoph  von  Baden  führte  in  Kodemachern  die  Reformation  ein 
und  wurde  daselbst  l)egraben.  1639  nahmen  die  Franzosen  Rode- 
machern, ebenso  wieder  1643,  es  wurde  sodann  1656  militärisch 
besetzt,  alle  Orte  der  Gegend  verheert,  kam  1659  an  Frankreich, 
bald  wieder  an  Spanien,  1668,  wurde  im  nächsten  Jahre  wieder 
genommen,  aber  zurückgegeben,  und  1678  ganz  an  Frankreich 
abgetreten ,  welches  es  1737  neu  befestigen  und  mit  Rastionen  ver- 
sehen Hess.  Baden  behielt  Rodemachern  als  Lehen  bis  zur  Revo- 
lutionszeit. Vom  Schlosse  sind  noch  weitläufige  Reste  vorhanden, 
die  erst  bei  den  F.inschliessungen  vom  1792  und  1815  zertrümmert 
wurden  und  worin  sich  jetzt  eine  Bierbrauerei  befindet. 

Zur  (icmeinde  gehören  der  Weiler  kSimming,  die  Höfe  Ei  sing 
und  Faulbach  und  die  Ober-  und  Untermühle. 

HüttgenfRoussy-le-ViUagej,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Luxem- 
burg, 8  Kilom.  nordwestlich  von  Kattenhofen,  mit  Kirche,  22(>  Häu- 
sern, 250  Familien,  1039  Einw.,  wobei  11  Israeliten,  Lohmühle, 
Getreidebau,  Viehzucht  und  Gerberei,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
In  der  Kirche  befinden  sich  Grabstätten  der  Grafen  von  Roussy 
und  Custine  (des  Vaters  des  bekannten  Generals),  und  die  Burg 
umfasst  die  Ruinen  des  festen  Schlosses  der  Herren  von  Rüttgen. 
aus  welchem  Geschlechte  Mathilde  von  Rüttgen  im  Jahre  1411 
l'riorin  des  Klosters  Marienthal  bei  Luxemburg  war. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Biirg-Rüttgen,  östlich  davon, 
und  Dodenliof en,  nordöstlich. 

Sentzig,  Dorf,  2  Kilom.  nordwestlich  von  Kattenhofen,  an 
der  Straf^se  nach  Gauwies,  mit  Kirche,  144  Häusern,  600  Einw., 
wobei  12  Israeliten,  Getreide-,  Wein-  und  Obstbau,  Netzstrickerei 
und  Oelmühle,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Am  29.  April  1814 
brannten  aus  Unvorsichtigkeit  51   Häuser  ab. 

Suftgen  ( /oulflgenj ,  Dorf  am  Bolerbache,  10  Kilom.  nord- 
westlich von  Kattenhofen ,  rechts  von  der  Eisenbahn  nach  Luxem- 
burg, mit  Kirche,  146  Häusern,  637  Einw.,  wobei  1  Evangelischer, 
Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Zur  (iemeinde  gehören  die  Höfe  Bockenhof  im  Westen,  Vogel- 
sang, 3V2  Kilom.  nordöstlich,  und  Föret-Faux. 

Wollmeringen  i  Vohmrange) ,  Dorf  am  Mühlbache  und  der 
Luxemburger  Gränze,  13  Kilom.  westlich  von  Kattenhofen,  mit 
Kirche,  192  Häusern,  194  Familien,  750  Einw.,  wobei  2  Israeliten. 
4  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  (Icmeinde  gehören  die  I.iber-,  Rosen-  und  Mächsmühle. 


332 


II.   Topographie. 


D.    Kanton  Metzerwiese. 

Der  Kanton  Metzerwiese  wird  umgränzt  von  den  Kantonen 
Sierok,  Busendorf,  Vigy,  Metz,  Diedeuhofen  und  Kattenhofen  und 
enthält  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 


Aecker.   Wiesen. 


Aboiicourt .  .  .  . 
Bertringeu  .  .  . 
Bettlainville  .  .  . 
Bidliiigen  .     .     .     . 

Bousse 

Büdingen  .  .  .  . 
Diesdorf  .  .  .  . 
Eisingen  .  .  .  . 
Ilonnburg  .     .     .     . 

Illingen 

Inglingeii  .  .  .  . 
Kemplich  .  .  .  . 
Künigsmachern  .  . 
Lüttingen  .  .  .  . 
Metzeresch.  .  .  . 
.Metzenviese  . 
ilonneren  .  .  .  . 
Niederginiugen  .  . 
Niederham  .  .  . 
Rurange     .     .     .     . 

Udem 

Wolsdorf   .     .     .     . 
Kanton 


835-20 
721-00 
454.04 

357.-; 

1085;84 
431,5, 
803,23 
325-09 
354-^2 
502-09 
948,e9 

631,37 
668-44 

735-92 

821,28 
^28„ß 
634,5, 
539,75 
899,82 
714-23 


57„7 

66,02 

120,03 

67,24 
57„5 

67,82 
152.,6 
^8,60 
165,86 
74,53 
47,62 
3..2T 
139-77 
90,23 
79,48 
45,03 
89-00 
62,8s 
68,53 
74,90 
83,73 

112-05 


Wein-  I 
berge. 


Wald. 


9^ 

5^48 

49",63 

4*9 

16,25 

3,67 

7,50 

15,73 

1^,70 

13.66 
25,39 

100,03 
4,07 


7,43 

0,88 
5,53 
2,52 


109,37 

268,66 

307,85 
56,34 
158„4 
384,85 
216,56 
813. 


Obst- 
gärten. 


76 


51 
i27| 
102,70 
337,5ol 
488-14, 

516,95 
150-79 

78-82! 

35,251 
183.,3i 
202„5i 
229,84| 
736-35 
328,7,1 


^83 
13,74 

4,36 

0*8 
12,79 

4,00 
13,61 

5,02 
11,96 

2,74 

0,38 

7,86 
2-78 

l-)85 

4iri 

14.38 


Forsten. 


95,72 

219,58 


217 


iGesammt- 
[   Fläche. 

i     579,76 

!     662,0, 

.1   1370,7s 

—     I   1229-67 

880;,3 

628,28 

1678,85 

1900,67 

556,03 

566,96 

951 .39 

1787,48 

1274„7 

941,26 

892,57 

1077-33 

831,28 

993,64 

869„6 

2026,54 

1205,70 


105.,, 


.98 


639,0-2  123675,14 


13794,c5  1845-061  289-04  5881,54!  Ul.^ 
Sein  Viehstand  unifasst  2342.  Pferde,  wobei  26  Zuchthengste, 
15  Maultliierc  und  Esel,  4465  Stück  Rindvieh,  wobei  2856  Kühe, 
3767  Schaafe,  wobei  243  Merinos  und  2299  Ileideschnucken,  T2iV3 
Schweine,  478  Ziegen  und  1582  Bienenstöcke. 

Metzerwiese,  Kantonshauptort  an  einem  Seitenl)ache  der  Hi- 
biche,  9  Kiloni.  südöstlich  von  der  Kreisstadt  Diedeuhofen,  unweit 
der  Strasse  nach  Saarlouis,  mit  Kirche,  151  Häusern,  164  Familien, 
642  Kinw.,  wobei  7  Evangelische  und  75  Israeliten,  5  Mühlen, 
Gipsmühle,  ausgezeichneten  Kalkbrennereien,  Miorbraiierei,  Tuch- 
fabrik, Färberei,  Walkmühle,  (ietreide-,  Obst-  und  Ciomüsebau, 
Viehzucht,  Wochenmarkt  am  IVeitag,  Friedensgericht,  Steuorkasse, 
Steucramt,  Enregistrements-Einnchmerei,  Postexpedition,  Land- 
welircompagiiiebczirk,  liegt  nahe  bei  einer  alten  Kömerstrasse  und 
gehörte  zum  lÜHthume  Metz. 

Aboiicourt  (Ebendorf  und  Davange),  Dorf  im  oberen  Tliale 
der  Kumier,  6  Kilom.  südöstlich  von  Mctzerwiciie,  mit  Kirche,  die 
1771  erbaut  wurde.  !>5  llüusern,  96  Familien,  lUSEinw..  Mühle, 


3.   Kreis  Diedenhofen.  333 

3  Gypsmühlen,  Ziegelei,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Aboncourt  ist  alt,  war  von  Hom- 
burg abhängig,  und  schon  1147,  1192,  1274  und  1276  erhielt  das 
Kloster  Villers-Bettnach  hier  Güter  von  den  Herren  von  Weinsperg, 
Rosertulles,  Rouscey  und  dem  Herzoge  Heinrich  von  Luxemburg. 
Im  Walde,  2  Kilom.  vom  Orte  und  am  Wege  nach  Drogny,  findet 
man  noch  Ruinen  einer  Burg  und  heisst  die  Waldstrecke  daher 
auch  Alt-Schloss. 

Zur  Gemeinde  gehört  dei-  Hof  Neudelange  an  der  Kanner,  süd- 
lich vom  Dorfe,  mit  Ziegelei,   schon  1362  zu  Villers -Brettnach  gehörig. 

Bertringen  (Benrange) ,  Dorf  unw^eit  des  rechten  Moselufers, 
an  der  Strasse,  am  Sechebache  und  8  Kilom.  westlich  von  Metzer- 
wiese, mit  Kirche,  Schloss,  97  Häusern,  363  Einw. ,  Getreide-, 
Obst-  und  Weinbau,  Viehzucht  und  Mosel  überfahrt,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiher  Imeldingcn,  1  Kilom.  nord- 
östlich vom  Dorfe,  und  der  Hof  Siberie. 

Bettlainville ,  Dorf  im  Süden  des  Kantons  und  an  der  Strasse 
nach  Metz,  10  Kilom.  von  Metzerwiese,  auf  einer  Anhöhe,  mit 
Kirche,  171  Häusern,  517  Einw.,  wobei  4  Israehten,  INIühle,  Gyps- 
mühle,  Getreide-,  Kartoffel-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht, 
Bierbrauerei  und  Kalkofen,  gehörte  zum  Bisthume  Metz,  und  es 
waren  hier  die  Besitzer  von  Homburg  begütert,  sowie  die  Klöster 
Villers-Bettnach  und  St.  Vincent  in  Metz  zehntberechtigt.  An  der 
hier  vorüberziehenden  Römerstrasse  fand  man  Reste  römischer 
Waffen  und  Gräber^  auch  stand  in  der  Nähe  wohl  ein  Dorf  Na- 
mens St.  Hou,  da  man  daselbst  noch  Ruinen  findet  und  jener 
Theil  der  Gemarkung  so  benannt  ist. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Altdorf  mit  Kapelle  und  Mancy, 
iiih'dlich. 

Bidlingen,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  6  Kilom.  von 
Metzerwiese,  mit  169  Häusern,  692  Einw.,  2  Mühlen,  Getreide-, 
Wein-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz 
und  liegt  am  westlichen  Flusse  des  Hackenbergs.  Früher  stand 
hier  einst  eine  feste  Burg. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Weckringen  und  Helling  im 
Thale  südlich  des  Hacken bergs,  der  Bisbacher  Hof,  welcher  1677  dem 
Faust  vom  Sti-omberg,  Herrn  von  Bidlingen,  Bertringen  und  Freisdorf, 
gehörte,  und  die  hoch  auf  dem  Berge  gelegene  Kirche  Hackenberg  mit 
Schulhaus.  Der  Chor  der  Kirche  ist  im  sechszehnten  Jahrhunderte  er- 
baut und  es  sind  in  der  llerrenkapelle  drei  Monumente  der  Familie 
Stromberg.     Hier  soll  die  Riimerstation  Cananisca  gestanden  haben. 


334  I^-    Topographie. 

Bousse  [BussJ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel  und  der 
Landstrasse,  71/2  Kilom.  südwestlich  von  Metzerwiese,  mit  Kirche, 
98  Häusern,  334  Einw.,  Mühle,  Kalkofen,  Getreide-,  Obst-  und 
Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Hier  war 
der  französische  General  Anton  Morlot  geboren.  Die  Kirche  aus 
dem  fünfzehnten  Jahrhunderte  ist  im  Spitzbogenstjl  erbaut. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Bl et t Ingen  mit  Schlosy,  Jlühle 
und  üeberfahrt  an  der  IVfosel  und  Landrevingen. 

Büdingen,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Kanner  und  der  Strasse 
nach  Saarlouis,  mit  127  Häusern,  454  Ein\\. .  wobei  104  Israeliten, 
3  Mühlen,  Oelmühle,  Wollspinnerei  und  Walkmühle,  Getreide-, 
Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Hislhume  Metz.  Das 
Dorf  besass  1260 — 1333  ein  eigenes  Geschlecht  und  kam  1519 
an  Villers -Hettnach  und  um  163(3  an  Johann  Bernhard  de  Lellich, 
während  die  hohe  Justiz  zu  Homburg  gehörte,  1757  besass  Frau 
von  Boutteville,  Dame  de  Hombourg,  die  Herrschaft.  Das  Heiden- 
feld in  der  Gemarkung  deutet  auf  eine  römische  Niederlassung, 
worauf  mancherlei  Ueberreste  gefunden  wurden. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Elzingen  an  der  Kanner  und 
Landstrasse,  wo  Villers -Bettnach  begütert  war. 

Diesdorf,  Dorf  an  der  Bibiche,  2  Kilom.  nordwestlich  von 
Metzerwiese,  mit  225  Häusern,  231  Familien,  1161  Einw.,  Schloss, 
2  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz  und  hatte  einst  zwei  Schlösser,  deren  Reste  tlieilweise  in 
Bauern  Wohnungen  verwandelt  sind.  Das  noch  übrige  Schloss  ge- 
hörte zu  Ende  des  achtzehnten  Jahrhunderts  dem  Herrn  Govigny, 
von  dem  es  an  die  Familie  de  Coetlosquet  überging.  In  der  Nähe 
zogen  zwei  Römerstrassen  vorüber. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  südwestlich  gelegene  Weiler  Stückingen 
mit  Kapelle  und  der  Weiler  Küntzich,  nordwestlich,  ebenfalls  mit 
Kapelle. 

Eisingen  (lüzange),  Dorf  auf  der  linken  Seite  der  Kanner, 
im  Norden  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Metzerwiese,  mit  Kirche, 
9H  Häusern,  371  Einw.,  Getreide-  und  Weinbau,  Viehzucht, 
2  Mühlen,  GypsbrUchen,  gehörte  zum  Bisthume  Metz,  und  west- 
lich davon  führte  eine  Römerstrasse  vorüber.  Elsingcn  gchi^rte 
zur  l'revoUi  Sierck.  Die  Kirche  sUimint  aus  dem  Jahre  1752,  das 
l'atrunutarecht  gehörte  den  Karthäusern  von  Rethel,  der  /ehnteu 
m'M)  der  Abtei  Villers- Hrcttiiach  und  1757  waren  Herren  von 
Elitingen  Genot  und  Vundcriiott. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  we«tlich  auf  der  ll(»!>e  gelegene  Wcilor 
WnlmeBdorf  mit  Kapelle  und  Mtlhle  an  der  Hibiclte. 


3.   Kreis  Diedenhofen.  335 

Homburg-Kedingen  Cllermendorf),  Dorf  am  rechten  Ufer  der 
Kanner  und  an  der  Strasse  nach  Saarlonis,  hinter  dem  Schlosse, 
das  sehr  schön  auf  einem  isolirten  Bergkegel  liegt,  4  Kilom.  süd- 
östlich von  Metzerwiese,  mit  180  Häusern,  185  Familien,  728Einw., 
wobei  2  Evangelische  und  3  Israeliten,  3  Mühlen,  Gypsmühle, 
Ziegelei,  2  Gerbereien,  2  Bierbrauereien,  Getreide-,  Wein-  und 
Obstbau,  Viehzucht,  Oberförster  und  Postagentur,  beide  in  Ke- 
dingen,  gehörte  zum  Bisthume  Metz,  hat  eine  Kapelle  aus  dem 
sechszehnten  Jahrhunderte  mit  drei  Grabdenkmälern  der  Herren  des 
Orts  und  einem  schönen  Tayfstein.  Im  sechszehnten  Jahrhunderte 
gehörte  Homburg-Kedingen  einer  Linie  des  Hauses  Kriechingen, 
aus  welchem  Wirich  von  Kriechingen  und  Puttange  1551  das 
Schloss  erbaute,  das  jedoch  schon  1552  von  Albert  von  Branden- 
burg genommen  und  zerstört  wurde.  Es  wurde  sodann  1566^74 
wieder  hergestellt,  und  zwar  die  südwestliche  und  nordwestliche 
Seite  im  Renaissancestyl,  der  übrige  Theil  1719  modern.  Die 
Erbin  des  Hauses,  Marie  von  CoUigny  d'Andelot,  verkaufte  Hom- 
burg-Kedingen an  Joachim  von  Lenoncourt,  Gouverneur  von  Dieden- 
hofen, um  90,000  Frcs.  baare  Münze  und  dessen  Wittwe  verkaufte 
Homburg-Kedingen  um  die  gleiche  Summe  1655  an  den  Gouverneur 
Brisacier  von  Sierck ,  der  getödtet  ward ,  als  das  Schloss  1677  von 
den  Kaiserlichen  belagert  wurde.  Im  Jahre  1715  besass  es  als 
französisches  Lehen  Johann  Gustav  de  Malortie,  Marquis  de  Boude- 
ville,  alsbald  kam  es  an  Marquis  de  Brye,  wo  die  Herrschaft 
Kedingen,  Büdingen,  Metzerwiese,  Bettlainville  zum  Theil  und 
ebenso  Lüttingen  umfasste,  1802  aber  durch  Heirath  von  Marie 
Henriette  Ciaire  de  Boudeville  an  Felix  Philipp  Karl,  Vogt  von 
Hunolstein,  dessen  Erbe  das  imposante,  wenn  auch  nicht  durch 
Schönheit  bemerkliche  Schloss  bewohnt. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Kedingen  an  der  Kanner, 
2  Kilom.  nördlich  von  Homburg  und  eigentlich  der  Hauptort  der  Ge- 
meinde, mit  2  Mühlen  und  Bierbrauerei  aux  Roches,  und  Büdingen, 
ebensoweit  oberhalb  von  Homburg,  an  der  Kanner. 

Illingen,  Dorf  imweit  des  rechten  Moselufers,  an  der  Strasse, 
8  Kilom.  westlich  von  Metzerwiese,  mit  Kirche,  114  Häusern, 
125  Familien,  429  Einw.,  Getreide-  und  Weinbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zum  Bisthume  Trier.  Im  Walde  des  Dorfs  sieht 
man  noch  die  Ruinen  eines  alten  Schlosses,  das  man  Malborough 
nannte. 

Inglingen,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Kanner,  4  Kilom.  nörd- 
lich   von    Metzerwiese,    mit    Kirche,    75    Häusern,    281    Einw., 


336  "•   Topographie. 

2  Mühlen,  Gypsbrüchen,  Getreide-,  Obst-,  Wein-  und  Gemüsebau 
und  Viehzucht,  liegt  in  der  Nähe  einer  alten  Römerstrasse  und 
gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  kam  1659  von  Luxemburg  an 
Frankreich.  Ein  Thurm  des  Schlosses  reicht  bis  881  zurück,  der 
andere  ist  zerstört.  Die  ersten  Besitzer  war  die  Familie  Lellich 
aus  Luxemburg,  sodann  vererbte  sich  Inglingen  durch  Heirath  an 
Karl  von  Heinsberg  1647  und  dann  an  Johann  Christoph  von 
Metzenhausen.  Es  wurde  1683  an  Joachim  de  Villange  verkauft, 
während  einen  Theil  davon  Anton  Hemmerich  Zant  d'Arras  besass, 
der  aber  confiscirt  und  an  Andere  gegeben  wurde;  dann  kam  Ing- 
lingen 1689  an  Georg  de  Clemery,  1723  an  Stephan  Hue  de  Resny, 
durch  Heirath  an  die  Familie  Gargan  und  ebenso  1809  an  Johann 
Franz  Alexander  Boudet,  Graf  von  Puymaigre. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nördlich  an  der  Kanner  gelegene  Hof 
Hasdorf,  sowie  die  Ober-  und  Untermühle. 

Kemplicll,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  71/2  Kilom.  von  Metzer- 
wiese, auf  einer  Anhöhe,  mit  Kirche,  die  noch  höher  liegt,  131  Häu- 
sern, 134  Familien,  521  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Der  Namen  konunt 
wohl  von  Camims  belli,  denn  eine  Römerstrasse  zog  beim  Weiler 
Klang  vorüber  und  im  Norden  liegen  noch  die  Ruinen  eines  Schlosses 
im  Gemeindewald,  wo  noch  alte  Ueberreste  aus  der  Römerzeit 
gefunden  werden. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Klang  mit  Mühle,  der  Code- 
waldhof  im  Süden  und  der  Eichen  ho  f.  Klang  steht  auf  den  Ruinen 
eine«  Dorfs,  wovon  noch  Fundamente  übrig  sind  und  das  700  Häuser 
gelinbt  liaben  soll.  Auch  sind  noch  die  Grundmauern  eines  alten  Schlosses 
übrig,  das  man  nur  das  hohe  Haus  nannte. 

Königsmachern ,  Dorf  am  rechten  Moselufer  und  der  Strasse 
von  Diedenhofen  nach  Sierck,  am  P^influsse  der  Kanner  in  die 
Mosel,  9  Kilom.  nördlich  von  Metzerwiese,  mit  Kirche,  321  Häu- 
sern, 357  Familien,  1395  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und  59  Is- 
raeliten, 3  Mühlen.,  Gypsmühle,  ZiegelhUtte,  Eisengiesserei ,  G^ps- 
handel,  Getreide-,  Wein-  und  Oelsaatbau,  Viehzucht,  Post^igentur 
und  Jahrmarkt  am  2.  Montag  nach  dem  16.  August,  geh('>rte  zum 
Bisthume  Metz.  Königsmachern  ist  sehr  alt  und  hiess  anfänglich 
Macheren.  KaiHcr  Heinrich  IV.  gab  den  Ort  an  das  Kapitel  Mag- 
dalena in  Verduu,  1136  wurde  hier  der  Kampf  zwischen  den  Bi- 
(tchöfen  von  Trier  und  Metz  und  deren  Verbündeten  ausgefochten, 
Vi(^^  wurde  die  Kirche  dem  erwähti(«Mi  Knpitcl  iucorporirl  und 
1221  (Irr  Ort  von  (li(>N('ni  im  die  Abtei  MiillliiaH  in  Trier  vertnusehl. 


3.   Kreis  Diedenhofen.  337 

Im  Jahre  1320  liess  Johann  der  Blinde  von  Böhmen  den  Ort  be- 
festigen und ,  zum  Unterschiede  von  Grevemachern ,  Königsmachern 
benennen ,  dann  wurde  Königsmachern  verpfändet ,  aber  von  Herzog 
Wenzeslaus  von  Luxemburg  aus  den  Händen  von  Johann  von 
Distroff"  wieder  zurückgekauft.  Auch  Villers -Bettnach  hatte  hier 
Renten.  Die  Benediktiner  von  Trier  hatten  in  Königsmachern 
eine  Priorei,  und  das  Gebäude  heisst  jetzt  Schloss.  Während  der 
französischen  Revolutionszeit  nannte  sich  Königsmachern  einige  Zeit 
hindurch  Freimachern.  Auf  der  Anhöhe  St.  Roche  war  eine  Eremi- 
tage mit  Wallfahrt  und  der  nahe  Nonnenberg  erinnert  an  ein 
Nonnenkloster. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Met  rieh,  1  Kilom.  nordöstlich 
gegen  Sierck,  mit  Kapelle,  der  Hof  Griesberg  mit  Mühle,  an  der 
Kanner,  2  Kilom.  vom  Orte,  und  die  Mühle  Mewinkel  an  demselben 
Flüsschen.  Griesberg  gehörte  zu  Villers -Bettnach,  das  sich  1216  mit 
der  Abtei  St.  Mathias  in  Trier  über  seine  Rechte  verglich. 

Luttingeil,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  an  der  Strasse 
von  Metz  nach  Kedingen,  5  Kilom.  von  Metzerwiese,  mit  Kirche, 
152  Häusern,  159  Familien,  552  Einw.,  Mühle,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  In  der  Nähe  führte  eine 
Römerstrasse  vorüber.  Das  alte  Schloss  bildet  eine  imposante 
Masse  mit  vier  Thürmen,  die  Wohnung  enthält  aber  nichts  Altes 
mehr.  Es  war  ein  Lehen  von  Metz,  das  im  vierzehnten  Jahr- 
hunderte an  die  Grafen  von  Luxemburg  überging.  Hier  war  der 
Sitz  eines  alten  Geschlechts ,  das  schon  1210  genannt  wird.  Gerard 
von  Luttingen  schenkte  seinen  Zehnten  zu  Luttingen  an  das  Kloster 
St.  Vincent  in  Metz  nebst  dem  Patronat.  Als  Geoffroy  von  Lut- 
tingen das  Metzer  Land  plünderte  und  verheerte,  nahmen  ihn  die 
Metzer  in  seinem  Schlosse  gefangen  und  Hessen  ihn  vor  der  Kathe- 
drale köpfen.  Ein  Nicolaus  von  Luttingeu  war  im  Cölestiner  Kloster 
zu  Metz  und  schrieb  eine  Geschichte  seiner  Zeit  von  1396  bis  1439. 
Im  Jahre  1538  verbrannten  die  Metzer  das  Dorf  zur  Wiederver- 
geltung, weil  der  Herzog  von  Lothringen  Rembervillers  verbrannt 
hatte,  und  Hessen  alle  Einwohner  über  die  Klinge  springen.  In 
den  nachfolgenden  Kriegen  wurde  Luttingen  oft  verheert.  Im  acht- 
zehnten Jahrhunderte  war  die  Herrschaft  über  Luttingen  getheilt 
und  werden  als  Besitzer  1757  die  von  Cabannes  und  d'Atell  genannt. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Kirsch  an  der  Bibiche  und  der 
Eugenienhof,  sowie  die  Mühle  des  Chgnes. 

Metzeresche ,   Dorf  auf  der  rechten  Seite  der  Bibiche,   etwas 
höher  gelegen,   2  Kilom.  südöstlich  von  Metzerwiese,   mit  Kirche, 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  22 


338  II-   Topographie. 

143  Häusern,  488  Einw.,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Kirschmühle  an  der  Bibiche. 

Monneren  f Mondren J ,  Dorf  im  äussersten  Osten  des  Kantons, 
10  Kilom.  von  Metzerwiese,  am  Ursprünge  des  Anzelingerbaehs, 
mit  Kirche,  142  Häusern,  589  Einw.,  wobei  14  Israeliten,  2  Mühlen, 
Ziegelhütte,  Getreide-,  Wein-  und  Oelsaatbau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz.  Monneren  ist  alt,  1525  bestanden  schon 
150  Häuser,  das  Dorf  nahm  aber  im  siebenzehnten  Jahrhunderte 
sehr  ab.  Das  alte  Schloss  wurde  schon  vor  150  Jahren  zerstört. 
Durch  die  Gemarkung  zog  eine  Römerstrasse. 

Zur  Gemarkung  gehören  der  Weiler  Ste.  Margarethe,  1612  —  24 
auf  Veranlassung  des  Herzogs  von  Lothringen  auf  einer  Kodung  durch 
Luxemburger  angelegt  und  eine  einzige  Strasse  bildend  und  der  Ste. 
Anne  ho  f. 

Niederginingen ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel  und  an  der 
Strasse,  7  Kilom.  südwestlich  von  Metzerwiese,  mit  Kirche,  158  Häu- 
sern, 529  Einw.,  Getreide-,  Obst-,  Wein-  und  Gemüsebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Man  findet  hier  blaue, 
feine  und  sehr  harte  Steine,  die  sich  schön  polireu  und  als  Ersatz 
für  Marmor  als  Zimmerverzierungen  verwenden  lassen. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  höher  gelegene  Oberginingen  mit  der 
Kirche  und  2  Kilom.  östlich  davon  der  Weiler  Gelingen  (Guelunge). 

Niederham,  Dorf  am  rechten  Moselufer  und  der  Strasse  von 
Diedenhofen  nach  Sierck,  am  Einflüsse  der  Bibiche  in  die  Mosel, 
9  Kilom.  nordwestlich  von  Metzerwiese,  mit  Kirche,  17(>  Häusern, 
179  Familien,  700  Einw.,  Gipsmühie,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und 
Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Oborham  an  der  Mosel,  niilior 
gegen  Diedenhofen,  mit  Kapelle. 

Rurange,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  5  Kilom.  südwest- 
lich von  ^Nletzerwiese ,  mit  Kirche,  104  Häusern,  389  Einw.,  Mühle, 
Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bis- 
thume Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Monterchen  (Montrequienne), 
gegen  Tremery  mit  Ziegelhütte,  und  dos  Schloss  Logne  mit  Hof.  Letz- 
ten-fl  wor  ein  Pfarrdorf,  worin  die  Herren  de  Logne  1518  woiinten. 
1578  geliörte  08  dem  Herrn  von  I'irel,  welcher  im  Schlosse  belagert  und 
gefangen  wurde. 

Udern  (Oudrenne),  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  um  Guele- 
Ikiche,  von  Mclzerwiese  8  Kilon),  entfernt,  mit  Kirche,  218  Häu- 
»ern,  878  Kinw,.  wobei  I  Evangelischer,  Mühle,  Ziegelei,  Getreidebau 


3.    Kreis  Diedenhofen. 


339 


und  Viehzucht,  gehörte   zum   Bisthume  Metz.     Eine  ßömerstrasse 
zog  hier  vorüber. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Lehmdorf  (Lemestr off)  ^  2  Kilom. 
südöstlich,  der  Weiler  Klein -Breisdorf,  südwestlich,  und  die  Ziegelei. 

"Wolsdorf  fVolstroff),  Dorf  im  Thale  der  Bibiche,  auf  einer 
Anhöhe  gelegen,  2  Kilom.  westlich  von  Metzerwiese,  mit  Kirche, 
119  Häusern,  120  Familien,  468  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Obst- 
und  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Im 
vierzehnten  Jahrhunderte  stand  hier  ein  Tempelherrenhaus,  das 
im  siebenzehnten  Jahrhunderte  dem  Malteserorden  gehörte. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Reiningen,  südwestlich  vom 
Dorfe,  mit  Kirche  und  Schloss,  die  Höfe  Schel,  Winsperg  und 
St.  Veit  und  die  Wissmühle.  Winsperg  hatte  ein  nun  zerstörtes 
Schloss  der  Herren  von  Winsperg,  das  wegen  Beleidigung  des  Metzer 
Magistrats  durch  dieselben  gegen  das  fünfzehnte  Jahrhundert  zerstört 
wurde.  Winsperg  gehörte  1757  den  Herren  von  Cabannes  und  d'Attel, 
Herren  von  Luttingen. 


E.    Kanton  Sierck. 

Der  Kanton  Sierck  gränzt  an  die  Kantone  Busendorf,  Metzer- 
wiese und  Kattenhofen,  sowie  an  Luxemburg  und  Kheinpreussen 
und  hat  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 


Apach  .  .  . 
Flasdorf  .  . 
Grindorf  .  . 
Huntingen. 
Kerlingen  .  . 
Kirchnauraen . 
Kirsch  .  .  . 
Laumesfeld  . 
Launsdorf .  . 
Mallingen  .  . 
Maudern  .  . 
Merscliweiler  . 
Moutenach .  . 
Niederkontz  . 
Rcimelingen  . 
Rettel  .  .  . 
Sierck  .  .  . 
Waldweisdorf 
Wald  wiese 


Aecker.  i Wiesen. 


187,37 

869. fi3 
293-43 
848.30 
790,12 
789,s7 
647,13 
979,28 
331,81 
684,26 
443,14 
657,g7 
217.QO 


436,20 
484.04 
5C)0,7o 
376-8, 
874,95 


Kanton  ill058.9ß 


15,32 

40^2 
79,46 

81:79 

85,28 

29,41 

146,9, 

51,76 
25,j2 

27,51 
27,74 
23,74 

2,78 
59,44 

30,16 

9,63 

66,20 

52,45 


856-, 


•37 


Wein- 
berge. 


Wald. 


15 


,99 


24 


,80 


0,47  I   129,09 

224,23 

45,24 

552.9g 

1073,52 


5,38 
1-84 
0,46 


,84 


',89 


1,48 
24,73 

12,69 

77,29 


144 


,06 


41,21 

332,75 

22,81 
132,71 

72,30 

57,74 

11,78 

133,45 

52,15 

10,83 

312,12 

204,91 


Obst- 
gärten. 


21,09 
0-04 
5,33 

7,00 

3,63 

0,62 

13,74 

0,89 

0,17 

8,30 

3,20 

16,48 

7,08 

0,62 

11,26 

27,18 

0,02 


10, 


,26 


3434,6ol  136-, 


91 


Forsten. 


552 
231 


,22 


,78 


1,49 


785 


,87 


Gesammt- 
Fläche. 


338,37 

837,83 
1764,22 

377,97 

1781-72 

l993;4o 

887,5, 

829,5, 

1399,70 

442,77 

900,5, 

575,77 

919,48 

318,70 

745,70 

674,99 

801,29 

773-92 

1173,66 


17437-02 


Er  besitzt  einen  Viehstand  von  1996  Pferden,  wobei  11   Zucht- 
hengste, 13  Maulthiere,   5085  Stück  Rindvieh,  wobei  3038  Kühe, 


340  I^*   Topographie. 

2876    Schaafe,    wobei    116   Merinos    und    1237   Heidesehnucken, 
6095  Schweine,  657  Ziegen  und  1130  Bienenstöcke. 

Sierck  Sirium,  SercaJ ,  Hauptort  des  Kantons,  am  rechten 
Ufer  der  Mosel,  welche  hier  starke  Biegungen  macht,  am  Ehiflusse 
des  Montenacher  Bachs  und  der  Strasse  von  Diedenhofen  nach 
Trier,  15  Kilom.  nordwestlich  von  Diedenhofen,  mit  Kirche,  Ka- 
pelle, 404  Häusern,  4h(l  Familien,  2060  Einw.,  wobei  23  Evange- 
lische und  96  Israeliten,  4  Mühlen,  8  Gerbereien,  Lohmühle,  Gyps- 
mühle ,  Destillerie ,  Porzellanfabrik ,  Steinbrüchen  von  Quarzit, 
Friedensgericht,  Polizeicommissär ,  Steuerkasse,  Steueramt,  En- 
registrements  -  Einnehmerei ,  Postverwaltung  ,  Mädchenpensionat, 
geisthchem  Collegium,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau, 
Viehzucht,  erheblichem  Handelsverkehr,  MoselsschiflfTahrt  mit  Hafen, 
Wochenmarkt  am  Mittwoch  und  Freitag  und  Jahrmarkt  am  Ptingst- 
dienstag  und  ersten  Dienstag  nach  dem  8.  September,  ist  sehr  alt 
und  war  lothringisch.  Sierck  gehörte  den  Königen  von  Austrasien 
und  Pipin  gab  es  712  an  eine  gewisse  Königin  bei  ihrer  Heirath, 
deren  Namen  aber  unbekannt  ist.  Im  Jahre  980  war  es  schon 
von  Trier  abhängig  und  später  brannte  in  einem  Kriege  die  Vor- 
stadt ab  und  ebenso  die  Pfarrkii-che  St.  Laurent,  die  sodann  an 
die  Abtei  von  Kethel  übertragen  wurde.  Im  Jahre  143(5  bekam 
ein  Arnould  von  Sierck  von  König  Rene  Güter  in  Forbach,  wobei 
gesagt  ist,  dessen  Vorfahren  seien  Herren  von  Sierck  gewesen, 
und  in  der  l'hat  scheint  dies  wenigstens  dem  Titel  nach  richtig 
gewesen  zu  sein,  ohne  dass  Sierck  selbst  der  Familie  gehörte, 
aus  welcher  im  Nierzehnten  Jahrhunderte  ein  Bischof  von  Trier 
hervorging.  Im  Jahre  1123  wollte  sich  Erzbischof  Adelbero  von 
'i'rier  des  Orts  bemächtigen,  unterlag  aber  mit  10,000  Mann  dem 
Herzoge  Simon  bei  Königsmachern.  Die  Herren  von  Fonloy  be- 
sassen  1150  das  Schloss,  Herzog  Matliieu  gab  es  sodann  1170  an 
den  Bischof  von  Metz  wohl  auf  licbenszeit,  denn  es  kam  an  Loth- 
ringen zurück  mit  Ausnahme  der  direkten  Seigneurie,  die  dem 
Bisthume  Metz  verblieb.  Von  da  an  war  Sierck  öfters  Lieblings- 
aufenthalt  der  Herzoge  von  Lothringen,  von  welchen  mehrere 
l'amilienmitglieder  in  der  Kirche  begraben  wurden.  Von  1322 
bcHMfiH  die  iMimilie  Montclair  das  Lehen.  1406  kam  das  Amt  von 
V'audrevange  nach  Sierck  und  später  iicss  Herzog  Kiirl  11.  hier 
.Münzen  Hchlugen.  1516  wurde  Herzog  Anton  von  den  Franzosen 
im  HchlosHe  ange^^riffen ,  schlug  sie  aber  bei  Montenaeh.  Als  Lud- 
%vig  XHl.  liOlliringen  bcHCtzle,  belagerte  er  auch  Sierck  acht  Tage 
lang  und   nahm  e»,  worauf  Sierck   mit  33  Ortschaften  an  Frank- 


3.   Kreis  Diedenhofen.  341 

reich  gelangte,  jedoch  nur  auf  sehr  kurze  Dauer.  1635  nahmen 
die  Franzosen  Sierck  abermals,  aber  der  lothringische  Parteigänger 
Maillard  vertrieb  sie  wieder  daraus.  In  jenen  Kriegen  litt  dann 
Sierck  unendlich  und  eine  ganze  Strasse  stand  unbewohnt  und 
verfiel.  Im  Jahre  1643  nahm  der  Herzog  von  Enghien  die  Stadt 
nach  eintägiger  Vertheidigung,  zwei  Jahre  darauf  ruinirte  die 
Armee  Conde's  Sierck  noch  vollends  und  1661  kam  es  ganz  an 
Frankreich.  Im  Jahre  1673  wurden  zur  Deckung  des  Schlosses 
zwei  Forts  errichtet,  1705  lag  die  Armee  Marlboroughs  hier,  1713 
wurde  das  Fort  zerstört,  1734  das  Schloss  wieder  hergestellt,  aber 
nicht  mehr  vollendet,  1811  verkauft  und  1814  von  der  Regierung 
zurückgekauft,  aber  dem  Verfall  überlassen.  Am  16.  Juli  1750 
zerstörte  eine  Ueberschwemmung  des  Mandereubachs  12  Häuser, 
11  Gerbereien ,  viele  Gärten ,  2  Brücken  u.  s.  w. ;  zur  Unterstützung 
gab  dann  die  Regierung  30,000  Livres;  1784  fand  dann  eine  ähn- 
liche Ueberschwemmung  statt.  Die  Kirche  ist  neu  und  vor  dem 
Hochaltare  war  ein  runder  Stein,  den  Ehebrecher  zur  Strafe  öffent- 
lich am  Halse  tragen  mussten.  Das  Hospital  wurde  1433  von 
Margarethe  von  Bayern,  Gemahlin  des  Herzogs  Karl  II. ,  gestiftet. 
Im  Jahre  1627  wurde  zwischen  der  Stadt  und  dem  Schlosse  ein 
Franziskanerkloster  errichtet,  das  1790  19  Mönche  und  5  Laien- 
brüder zählte,  1826  der  Stadt  geschenkt  wurde  und  jetzt  ein  von 
Geistlichen  geleitetes  Colleg  enthält.  Ein  Nonnenkloster  des  gleichen 
Ordens  wurde  1485  von  Trier  gestiftet,  bestand  bis  zur  Revolution, 
hatte  damals  20  Nonnen  und  3  Laienschwestern  und  gehört  seit 
1833  den  Schulschwestern  Ste.  Chretienne  als  Mädchenpensionat. 
Nach  der  Ueberschwemmung  von  1784  wurde  der  Quai  erbaut. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Rusdorf  beim  Schlosse  mit 
dem  erwähnten  Pensionat,  der  Weiler  Ridlingen,  nördlich  und  am 
linken  Moselufer,  der  Hof  Königsberg  im  Süden,  sowie  die  Mühlen 
Jlilchen,  Walkenhausen  und  Marienfloss,  letztere  beide  am 
Manderenbache.  Zu  Marienfloss  stand  ein  Kloster,  welches  zuerst  eine 
1242  errichtete  und  1414  von  Freisdorf  hierher  verlegte  Cisterzienserabtei 
war,  1431  aber  nach  Rethel  übersiedelte,  während  in  ihr  Gebäude  Kart- 
liäuser  einzogen,  die  jedoch  den  Gottesdienst  verfallen  Hessen  und  daher 
1443  durch  ein  Kanonikat  für  9  Kanoniker  ersetzt  wurden,  bis  1636  die 
Pest  auch  diesem  ein  Ende  brachte.  Rusdorf  wurde  auch  Rosendorf  ge- 
nannt und  noch  findet  dahin  am  25.  März  eine  feierliche  Procession  statt* 

Apacll,  Dorf  an  der  nördlichen  Gränze  des  Kantons  gegen 
Preussen  und  am  rechten  Ufer  der  Mosel,  sowie  Strasse  nach  Trier, 
2  Kilom.  nördlich  von  Sierck,  mit  Kirche,  120  Häusern,  510  Einw., 
2  ]Mühlen,   Lohmühle,  Sägmühle,  2  Oelmühlen,  Gerbereien,   Ge- 


342  II-   Topographie. 

treide-,  Wein-  und  Obstbau,  Weinhandel  und  altem  Schloss,  einst 
Sitz  des  königliehen  Prevote,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  hatte 
einst  Eisenwerke. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Bei  mach  i^jBeWemacÄerj.  IV2  Kilom. 
östlich,  Ober-Apach  und  die  Mühle  Hauverthe. 

Flasdorf.  Dorf  im  äussersten  Osten  des  Kantons,  am  Remels- 
baehe.  16  Kilom.  südöstlich  von  Sierck,  mit  122  Häusern,  531  Einw,, 
Mühle,  Ziegelei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nöi-dlich  gelegene  Weiler  Zeiringen  und 
die  Heldenniühle. 

Grindorf,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  15  Kilom.  südöstlich 
von  Sierck,  mit  Kirche,  176  Häusern,  774  Einw.,  wobei  1  Evange- 
lischer, Getreide-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 
Der  Taufstein  der  Kirche  mit  Figuren  stammt  wohl  aus  der 
K(»merzeit. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Halsdorf  mit  Kapelle  im  Westen, 
Bising  mit  Kapelle  südlich  und  beide  am  Remelsbache  und  der  Hof 
Forgeville. 

Huntingen,  Dorf  rechts  an  der  Strasse  von  Diedenhofen  nach 
Trier,  3  Kilom.  von  Sierck,  an  einem  kleinen  liache,  mit  Kirche, 
87  Häusern,  361  Einw.,  Getreide-.  Obst-  und  Weinbau  und  Kalk- 
ofen, gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Kerlingen,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  5  Kilom.  von  Sierck, 
mit  Kirche,  171  Häusern,  863  Einw.,  Getreide-  und  Weinbau  und 
Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  besass  eine  von  König 
Zweutibold  zu  Gunsten  der  Abtei  St.  Arnould  gestiftete  l'riorei, 
welche  mehrere  .Jahrhunderte  lang  von  Benediktinern  bewohnt 
war,  dann  aber  1455  wegen  langer  Vernachlässigung  des  Gottes- 
dienstes mit  der  Abtei  der  Karthäuser  in  Hethel  vereinigt  wurde. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  östlich  gelegene  Dorf  Ober- Sierck, 
der  Weiler  Frcchingen,  nördlich,  und  der  Hof  Chartreuse  (Kart- 
liäuserhof). 

Kirchnaumen  (Kirschnaumen),  Dorf  im  Süden  des  Kantons, 
8  Kilom.  süditstlich  von  Sierck,  mit  Kirche,  191  Häusern,  204  Fa- 
milien, i>23  Einw.,  wobei  18  Israeliten,  Mühle,  Ziegelei,  Getreide- 
und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  I^othringen.  Es  führte 
hier  eine  Römerstrasse  vorüber  und  bei  der  Ausrodung  des  Walds 
Schinnester  fand  man  viele  römische  Ueberreste.  Die  Kirche 
sUimmt  thcilweise  aus  dem  dreizehnten  .lahrhujulerle  und  wurde 
iZiT}  von  Herzog  Matlhicu  von  Lothringen  an  die  Abtei  Busen- 
dorf gegelH'M. 

Zur    «HMiH'indf    gflinn-u    diT    nordöfltlicli    gelegene    Weiler    Ober- 


3,   Kreis  Diedenhofen.  343 

naumen,  der  Weilei-  Evendorf  mit  Kapelle,  nordwestlich,  sowie  die 
Höfe  Bouzenacker,  Goldhof,  Mittenhof,  Marienhof  und  Tock- 
feldhof. 

Kirsch  bei  Sierck,  Dorf  auf  der  Anhöhe,  3  Kilom.  östlich 
von  Sierck,  mit  Kirche,  99  Häusern,  490  Einw.,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  war  lothringisch. 

Laumesfeld,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  11  Kilom.  südöstlich 
von  Sierck,  mit  Kirche,  88  Häusern,  91  Familien,  425  Einw., 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  liisthume  Metz  und  liegt 
an  einer  Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Kalenibourg,  4  Kilom.  westlich, 
imd  der  Hof  Ha r garten,  1  Kilom.  östlicli.  Am  Eingange  von  Kalera- 
bourg  stand  einst  ein  Schloss,  das  im  Anfange  des  siebenzehnten  Jahr- 
hunderts zerstört  wurde. 

Launsdorf,  Dorf  an  der  preussischen  Gränze,  10  Kilom.  öst- 
lich von  Sierck,  mit  Kirche,  175  Häusern,  865  Einw.,  Getreide-, 
Gemüse-  und  Futterbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  liegt 
an  einer  noch  gut  erhaltenen  Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  westlich  gelegene  AVeiler  Ritzingen 
mit  Kapelle,  der  Flattenhof,  südöstlich,  und  der  Hof  Scheuerwald, 
nördlich.  Ritzingen  soll  eine  Römerstation  mit  dem  Namen  Castellum 
Ricciacum  gewesen  sein. 

Mallingen,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel,  4  Kilom.  süd- 
westhch  von  Sierck,  mit  Kirche,  126  Häusern,  450  Einw.,  wobei 
6  Israeliten,  2  Mühlen  am  Udernbache,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Risthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  südlich  gelegene  Dorf  Klein-Hettingen 
mit  Kirche,  unweit  der  Strasse  nach  Sierck. 

Manderen,  Dorf  am  gleichnamigen  Bache  und  der  (rränze 
gegen  Preussen,  mit  Kirche,  155  Häusern,  687  Einw.,  5  Mühlen, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Luxemburg. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Tuntingen  mit  Kapelle,  an 
einem  Bache  nordöstlich  mit  3  Mühlen,  früher  lothringisch,  Hof  und 
Schloss  Meinsberg,  nördlich,  die  Manderen-  und  Dermicher-Mühle. 
Das  Schloss  Meinsberg  hiess  auch  Schloss  Malborough,  hat  ein  pittoreskes 
Aeussern,  ist  aber  im  Verfalle. 

Merschweiler,  Dorf  an  der  preussischen  Gränze,  5  Kilom. 
nordöstlich  von  Sierck,  mit  Kirche,  60  Häusern,  349  Einw.j 
2  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  früher  zwischen  Loth- 
ringen und  Luxemburg  getheilt. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Kitzing  am  Manderenbache,  mit 
Kapelle,  südlich,  der  Hof  Neuhof,  westlich  davon,  und  die  Mersch- 
weiler  Mühle. 


344  ^^'   Topographie. 

Montenach,  Dorf  am  Aspeltbache,  3  Kilom.  südlich  von  Sierck, 
mit  Kapelle,  121  Häusern,  12b  Familien,  579  Einw.,  wobei  51  Is- 
raeliten, 3  Mühlen,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Kalt  weil  er,  2  Kilom.  südöst- 
lich, und  die  Mühlen  Sulzem. 

Nieder -Kontz,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Mosel,  IV2  Kilom. 
westlich  von  Sierck  und  an  der  Grönze  von  Luxemburg,  mit 
Kirche,  132  Häusern,  13Ü  Familien,  579  Einw.,  Steinbrüchen  von 
Quarzit,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Reimelingen,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  10  Kilom.  östlich 
von  Sierck,  mit  Kirche,  98  Häusern,  101  Familien,  432  Einw., 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Rettel  (Rethel),  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Mosel,  2  Kilom. 
westlich  von  Sierck,  mit  Kirche,  149  Häusern,  168  Familien, 
678  Einw.,  wobei  3  Israeliten,  Getreide-,  Gemüse-  und  Weinbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Es  war  hier  einst 
ein  Benediktiuerkloster,  welches  eine  Schwester  Karls  des  Grossen 
gestiftet  haben  soll,  deren  Grabmal  man  in  einer  Kapelle  zeigte. 
Im  Jahre  1431  gab  Heraog  Karl  III.  von  Lothringen  das  Kloster 
den  Karthäusern  von  Marienfloss.  Von  der  alten  Abtei  ist  nichts 
mehr  erhalten,  denn  im  fünfzehnten  Jahrhunderte  wurde  sie  von 
den  Metzern  fast  ganz  zerstört  und  dies  später  fortgesetzt.  Das 
Kloster  wurde  sodann  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  wieder  auf- 
gebaut und  bestand  bis  1793,  wo  es  17  Mönche  zählte.  Von 
diesem  Gebäude  sieht  man  noch  das  Refektorium,  die  Bibliothek  und 
die  Scheunen,  welche  in  Wohnhäuser  umgewandelt  sind,  sowie 
die  Ruinen  der  Kirche,  welche  dem  heiligen  Sixtus  gewidmet  war. 

Waldweisdorf,  Dorf  im  äussersten  Südosten  des  Kantons,  am 
Hargartener  Bache,  15  Kilom.  südwestlich  von  Sierck,  mit  Kirche, 
130  Häusern,  143  Familien,  573  Einw.,  Mühle,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  man  fand  hier  Ueberreste 
von  römischen  Säulen,  V^asen,  Münzen  u.  s.  w. 

Waldwiese,  Dorf  an  der  preuseischen  Grunze  und  dem  Miihlen- 
baclie,  14  Kilom.  östlich  von  .Sierck,  mit  Kirche,  213  Häusern, 
954  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und  (U)  Israeliten,  Mühle,  Zie- 
gelei, Gerberei,  Postagentur,  Getreide-,  Obst-  und  (iemüsebau 
und  Viehzucht,  war  lothringisch. 

Zur  UviiiciiMli!  (^eiiören  die  Weiler  üeltin^f  mit  Miilile  im  Westen  und 
(iiiiiLM'I  luiig  nordwiMiljil,     der  lluntiug<'ilii>r  und   ilii'    1  ulim  il  li  !<•. 


4.   Kreis  Bolchen.  345 

4.   Kreis  Bolchen. 

Der  Kreis  Bolchen  nimmt  die  Mitte  der  nördlichen  Hälfte  des 
Bezirks  ein  und  gränzt  östlich  an  die  Kantone  St.  Avold  und 
Grosstännchen  des  Kreises  Forbach,  südlich  an  den  Kanton  Delme 
des  Kreises  Chäteau-Salins,  westlich  an  die  Kantone  Verny,  Fange 
und  Vigy  des  Landkreises  Metz  und  den  Kanton  Metzerwiese  des 
Kreises  Diedenhofen,  nördlich  an  den  Kanton  Sierck  desselben 
Kreises  und  nordöstlich  an  Rheinpreussen.  Seine  Ausdehnung  in 
der  Breite  von  West  nach  Ost  beträgt  23  —  25  Kilometer,  seine 
Länge  vom  Südende  bei  Arraincourt  nach  Norden  bei  Burgeseh 
46  Kilom.  Die  Bodenfläche  beträgt  13,0^,7  Geviertmeilen  mit  etwa 
71,514  Hekt. ,  und  davon  nehmen  ein  bestellbares  Land  4-4,81ö  Hekt., 
Wiesen  6735  Hekt.,  Reben  166  Hekt.,  besteuerter  Wald  12,'>31  Hekt., 
Obstgärten  640  Hekt.,  Heideland  752  Hekt.,  Teiche  129  Hekt., 
überbautes  Land  227  Hekt.,  Strassen,  Wege  und  Plätze  1271  Hekt., 
Flüsse  und  Bäche  230  Hekt.,  Forste  und  nicht  ertragreiches  Staats- 
eigenthum  4277  Hekt.,  Kirchhöfe,  Kirchen  und  Pfarrhäuser  32  Hekt., 
wovon  im  Ganzen  67,702  Hekt.  besteuert  sind.  Der  Kreis  ist  im 
Ganzen  hügelig  und  erhebt  sich  meistens  zu  300  Meter  über  dem 
Meere,  nur  von  der  deutschen  Nied  bis  Longeville  steigt  der  Boden 
noch  höher,  die  Strasse  überschreitet  hier  die  Wasserscheide  408  M. 
hoch  und  nördlich  davon  liegt  der  höchste  Punkt  424  M.  über 
dem  Meere.  Von  da  nordwestlich  breitet  sich  eine  wellenförmige 
Hochebene  bis  zur  Nied  aus  und  dann  steigt  der  Boden  wieder 
etwas  gegen  Nordosten  bis  zu  274  und  340  M.  Wie  schon  die 
Entzifferung  der  Bodenfläche  zeigt,  ist  der  Kreis  am  wenigsten 
wasserreich ,  wie  er  auch  mit  der  geringsten  Waldfläche  erscheint, 
da  viele  Waldungen,  namentlich  im  mittleren  Theile,  abgeholzt 
sind.  Den  Kreis  durchzieht  vom  südlichen  Theile  bis  zum  nord- 
östlichen die  Nied,  welche  bei  Gertlingen  nach  Preussen  übertritt 
und  in  die  Saar  fällt.  Sie  bildet  sich  bei  Conde-Northen  aus  der 
deutschen  und  französischen  Nied,  von  welchen  die  erstere  von 
Osten  her  aus  dem  Kanton  Grosstännchen  kommt  und  an  Falken- 
berg, Kriechingen  und  Bionville  vorbei  und  westlich  fliesst,  während 
die  französische  Nied  vom  Kantone  Dehne  in  den  Kreis  gelangt, 
dann  auch  über  Remilly  und  Courcelles  nordwestlich  und  von  da 
bis  zur  Vereinigung  nördlich  zieht.  Erhebliche  Zuflüsse  erhält  die 
deutsche  Nied  blos  durch  den  Behrbach  und  die  Bäche  von  Ober- 
fillen  und  Möhringen,  die  französische  Nied  durch  die  Rotte,  den 
Delmebach   und  Aubebach   und   die   vereinigte  Nied   rechts  durch 


346  II.   Topographie. 

den  Alzingbach,  links  darauf  den  Anzelinger-  und  Bibicherbach 
und  den  Remelsbach.  Im  Osten  des  Kreises  fliesst  die  Rössel  öst- 
lich durch  den  Kreis  Forbaeh  und  der  Bistenbach  nördlich  durch 
Rheinpreussen  in  die  Saar.  Von  den  früher  zahlreicheren  stehenden 
Wassern  sind  nur  noch  im  Süden  die  zwei  neben  einander  liegenden 
Weiher  von  Bouligny  und  Holacourt  übrig.  Ein  Kanal  wird  an- 
zulegen beabsichtigt  zwischen  der  Mosel  bei  Metz  bis  zur  Nied, 
und  diese  soll  sodann  bis  zur  Saar  das  Wasser  für  den  neuen 
Kanal  liefern ;  die  Ausführung  ist  aber  erst  begonnen  worden  und 
die  Richtung  noch  nicht  genau  bestimmt.  Eine  Eisenbahn  war 
früher  beabsichtigt  von  Diedenhofen  über  Busendorf  zum  Anschluss 
an  die  Eisenbahn  nach  Carling,  ist  aber  nicht  festgestellt.  Eine 
Eisenbahn  von  Metz  nach  Beningen  und  Saarbrücken  durchzieht 
den  Kreis  Falkenberg  in  nordöstlicher  Richtung  und  von  deren 
Station  Courcelles-Chaussy  zieht  eine  Eisenbahn  durch  das  Nied- 
thal  bis  Bolchen,  von  wo  aus  jetzt  die  Bahnlinie  vorerst  bis  Teterchen 
weiter  geführt  wird,  um  später  bis  Saarlouis  zu  ziehen.  Eine 
andere  Bahnlinie  wird  den  Süden  des  Kreises  in  der  Richtung 
von  Remilly  nach  Landorf  und  der  Saarthalbahn  durchziehen. 
Die  hauptsächlichste  Strasse,  welche  den  Kreis  durchzieht,  kommt 
von  Metz  über  Courcelles-Chaussy  und  zieht  über  Longeville  nach 
St.  Avold  und  Saarbrücken.  Eine  andere  kommt  ebenfalls  von 
Metz  und  geht  über  Bolchen  nach  Saarlouis,  sendet  aber  eine 
Strasse  zweiten  Rangs  nördlich  über  Busendorf,  wo  sie  sich  ver- 
zweigt, und  östlich  ebenfalls  nach  Saarlouis,  westlich  ins  Kanner- 
thal führt.  Eine  fernere  Strasse  zieht  in  der  Richtung  der  Eisen- 
bahn von  Remilly  über  Falkenberg  nach  Saarbrücken  und  sendet 
von  Han  aus  eine  Strasse  südwestlich  nach  Dienze,  während  eine 
von  Cliäteau-Salins  kommende  Strasse  nach  Longeville  und  St.  Avold 
zieht.  —  Der  ganze  Kreis  treibt  vorzugsweise  Ackerbau  und  ist 
der  fruchtbarste  des  Landes.  Er  erzeugt  besonders  Weizen  in 
grosser  Menge,  andere  Acrkerbauprodukte,  hat  schöne  Wiesen  in 
den  Niederungen  und  'l'iiülern  und  auch  auf  den  Höhen  noch 
schöne  Wälder,  besonders  im  Osten  und  Norden,  sowie  zwischen 
Falkenberg  und  Remilly.  Die  Landwirthschnft  wird  jetzt  auch 
etwas  besser  gcpllegt  und  man  sorgt  auch  für  die  Vorbroitung 
von  Maschinen  für  dieselbe.  Die  Viehzucht  umfasst  80}>:5  Pferde, 
(54  Maulesel  und  Esel,  17,:W4  Slück  Rindvieh,  15,05(>  Schaafe, 
22,(127  Schweine,  UiVH)  Ziegen  und  (5114  Bienenstöcke.  Hiernach 
nimmt  der  Kreis  bezüglich  der  Pferdezucht  die  dritte,  in  der 
Bindvichzucht  die  zweite   Stelle,  ebenso    in   der  Schnafzucht  und 


4.   Kreis  Bolchen. 


347 


in  der  Schweinezucht  denselben  Rang  im  Bezirke  ein.  Des  Wald- 
stands haben  wir  schon  gedacht.  Die  Industrie  ist  sehr  schwach 
vertreten  und  beschränkt  sich  auf  dem  Lande  auf  Leineweberei 
und  Dorfgewerbe,  Kalköfen  und  den  Betrieb  von  Stein-  und  Gips- 
brüchen und  Mühlenbetrieb,  in  den  grösseren  Orten  aber  noch 
auf  Branntweinbrennerei,  Gerberei  und  einige  Färbereien,  auch 
gibt  es  eine  chemische  Fabrik  und  Blankschmiede  in  Bolchen  und 
eine  Eisen-  und  Stahlfabrik  zu  Falk  an  der  Bist. 

Der  Kreis  umfasst  die  drei  Kantone  Bolchen,  Busendorf  und 
Falkenberg  mit  99  Gemeinden  und  in  11,434  Häusern  und  12,005 
Familien  47,612  Einwohner,  wovon  123  Mann  Garnison.  Von 
den  Einwohnern  sind  blos  129  Evangehsche,  31  Mennoniten  und 
832  Israeliten.  Es  sind  dabei  38  Blinde,  62  Taubstumme,  57  Blöd- 
sinnige und  Kretinen  und  23  Irre.  Bezüglich  der  Blödsinnigen 
nimmt  der  Kanton  die  vierte  Stelle  im  Bezirke  ein,  indem  einer 
schon  auf  535  Einwohner  kommt,  in  Bolchen  auf  810  und  in 
Falkenberg  auf  996  Einwohner.  Auf  der  Geviertmeile  wohnen  3638 
Personen,  oder  ein  Einwohner  kommt  auf  1,5Q2  Hekt.  Land,  wor- 
nach  der  Kreis  also  der  drittschwächst  bevölkerte  des  Bezirks  ist. 
Der  Kreis  hat  Mangel  an  grösseren  Orten.  Ueber  1000  Ein- 
wohner haben  nur  5  Gemeinden  und  von  diesen  sogar  nur  3  über 
1500  Einwohner;  die  Hälfte  der  Gemeinden  hat  unter  500  Ein- 
wohnern. 

A.    Kanton  Bolchen. 

Der  Kanton  Bolchen  gränzt  an  die  Kantone  St.  Avold,  Falken- 
berg, Fange,  Vigy,  Busendorf  und  an  Rheinpreussen  und  hat 
folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesamrat- 
Fläche. 

Baniiay 

llb-^' 

Tl'27 

1,70 

— 

2,14 

— 

415,84 

Bettingen  .     .     .     . 

288,9, 

0^,54 

— 



2,37 

— 

372,79 

Bionville    .     .     .     . 

623,0- 

49,90 

"^,46 

122,69 

10,15 

— 

843,37 

Eisten  i.  1 

305,ß2 

41,28 

68,01 

12,12 

— 

448,24 

Bolchen      .     .     .     . 

1269,62 

217,49 

1,54 

159,3, 

21,43 

0,43 

1712,05 

Brüchen     .     .     .     . 

217,92 

34,98 

38,31 

2,28 

303,43 

Bnschborn.     .     .     . 

337,50 

^7-83 

— 

231,00 

3,07 

— 

664,87 

Conde-Nortlien    .     . 

499,43 

182,94 

10,54 

135,70 

11^1 

— 

882,48 

Coume  .     .     .     .     . 

-iStia 

48,24 

434,89 

3,34 

189,42 

1490,09 

Dentingen .     .     .     . 

666,70 

32,45 

— 

232,58 

2')37 

965,28 

Eblingen    .     .     .     . 

216,,o 

94,35 

— 

3,07 

— 

331,53 

Gehnkirchen  .     .     . 

326,89 

78,40 

3,29 

29,67 

10,70 

— 

464,53 

Gelmingen      .     .     . 

374,7fi 

130,40 

256,66 

11,55 

— 

808,63 

Gertingen  .     .     .     . 

179,23 

23,20 

— 

321,58 

10,58 

— 

566,22 

Girlingen  .     .     .     . 

86,37 

31 137 

— 

5,67 

0,36 

— 

130,45 

J48 


II.   Topographie. 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Hallingen  .     .     .     . 
Harn  u.  W.    .     .     . 

-57,63 

121,93 

— 

140,60 

2,02 

— 

236,86 
652,9, 

Heisdorf     .     .     .     . 

703„i 

28,89 

5,07 

11,79 

14,46 

— 

784,14 

Hinkange  .     .     .     . 
Hollingen  .     .     .     . 
Loutremange  .    .     . 
Memersbronn .     .     . 

315,08 
156,54 
306,42 

119,33 

39,70 

15,18 

0,63 

80,63 
34,73 

23,24 

7,37 
2,40 

— 

601,49 

484,51 
205,63 
358,44 

Mengen 

Momersdorf    .     .     . 
Niedersviese    .     .     . 
Ottendorf  .     .     .     . 

329,21 
569,8, 
856,48 

1027,4; 

38,45 

28,67 

78,66 

129,83 

14,13 

130,65 

36,78 
329,55 

10,87 
0,56 
8,95 

30,97 

— 

545,89 

616,9, 

1016,67 

1567,58 

Pieblingen.     .     .     . 
Ruplingen .     .     .     . 
Teterchen  .     .     .     . 
Valmünster    .     .     . 

569,08 

101,16 
610,63 
187,15 

54,,, 

109,48 

69,03 

18,46 

14,41 

128,92 

31,14 

148,60 

86,47 

6,24 
9,77 

7,56 
5,79 

— 

792,a, 

261,73 
874,96 
313,82 

Varsberg    .     .     .     . 

188.09 

61,77 

— 

113,96 

2,80 

413,42 

Volmeringen  .     .     . 

395,,, 

■73,76 

8,68 

89,12 

6,77 

— 

595,83 

Waibelskirchen  .     . 
Welwingen     .     .     . 
Zimmingen     .     .     . 

460,e2 
i    298,46 
1     548,20 

87;r; 

14,09 

130,79 
105,03 
122,42 

15,32 

14,61 

3,90 



724,85 
470,59 
786,82 

Kanton 

,15131,«, 

2402,7, 

82,15 

3783,56 

253,i,3 

189,85 

22705,68 

Sein  Viehstand  umfasst  2678  Pferde,  wobei  30  Zuchthengste, 
10  Maulthiere  und  Esel,  5439  Stück  Rindvieh,  wobei  3402  Kühe, 
5568  Schaafe,  wobei  775  Merinos  und  3627  Heideschnucken, 
8800  Schweine,  638  Ziegen  und  2120  Bienenstöcke;  auch  lieferte 
er  1200  Pfund  Seidencocons. 

Bolclieil  (Boulaxj),  Kreis-  und  Kantonshauptstadt  auf  der 
rechten  Seite  der  Nied,  am  Kaltbach  und  der  Strasse  von  Metz 
über  Teterchen  nach  Saarlouis,  sowie  Eisenbahn  von  Courcelles 
nach  Teterchen,  mit  Kirche,  484  Häusern,  661  Familien,  2376  Einw., 
ausser  123  Mann  Garnison,  wobei  71  Evangelische  und  191  Is- 
raeliten, Kreisdirektion,  Friedensgericht,  Kantonal -Polizei -Com- 
missür,  Kreisarzt  und  Kreisschulinspektor,  Steuerconiroleur  und 
Steuerkasse,  Enregistrements-Einnehmerei,  Oberförster,  Landwehr- 
compagniebezirk,  PostverwaUung,  Eisenbahnstulion,  höherer  Tik'hter- 
8chule,  chemischer  Fabrik,  Mlankschmiede  und  l^abrik  kurzer  Stalil- 
waaren,  2  Ziegeleien,  5  üelmühlen,  2  Lohmühlen,  Schleifmühle, 
Walkmühle,  (^uincailleriefabrik,  Lederlackirfabrik,  2  Ziegeleien, 
Gerbereien,  10  Mühleu,  l*apierfabrik,  Hierbruuorcien  und  vier 
Jahrmürkten,  am  ersten  Dienstag  im  Februar,  Mai  und  September 
und  am  zweiten  Montag  des  November.  Das  Hathhaus  ist  eines 
der  schönsten  im  Bezirke,  die  Pfarrkirche  auf  einer  Anhöhe  ist 
groHB  und  schön,  auf  dem  Marktplätze  steht  ein  Brunnen  mit  vier 
Uiwen    und   ein  anderer   hinter  dem  Hnthhnuse.     Von   den  StadI- 


4.   Kreis  Bolchen.  349 

mauern  sind  noch  Gräben  und  Reste  vorhanden.  Bolehen  ist  sehr 
alt,  war  mit  Mauern  und  Gräben  umgeben  und  hatte  ein  festes 
Schloss,  dessen  Herren  sehr  mächtig  waren  und  oft  in  Verbindung 
mit  den  Grafen  von  Bar,  Luxemburg  und  Nassau  traten,  um  die 
Stadt  Metz  zu  bekämpfen.  Sie  schlugen  1139  einen  Angriff  der 
letzteren  unter  den  Mauern  der  Stadt  Bolchen  zurück  und  ver- 
wüsteten 1386  das  Metzer  Gebiet,  als  über  die  Bischofswahl  ein 
Krieg  entstand,  worin  die  Metzer  1387  dreimale  vergebens  Bolchen 
angriffen.  Im  Jahre  1503  gelangte  die  Herrschaft  an  Lothringen 
und  Herzog  Rene  bestätigte  die  Rechte  und  Freiheiten  der  Stadt, 
welche  sodann  Hauptort  einer  Grafschaft  wurde,  welche  von  Herzog 
Karl  IV.  seiner  Schwester  Henriette,  Besitzerin  von  Pfalzburg, 
verliehen  wurde.  Franziskaner  [HecolletsJ  aus  Irland  erbauten  im 
Jahre  1730  in  einem  Theile  des  Schlosses  ein  Kloster  und  zählten 
vor  der  Aufhebung  desselben  noch  6  Mönche.  —  Hier  war  Franz 
Karl  Dominicus  Villiers  geboren,  welcher  1814  als  Professor  in 
Göttingen  starb  und  über  Geschichte  und  Philosophie  geschrieben 
hatte,  ebenso  Genei'al  Fr.  P.  N.  Antoine,  welcher  in  der  Revo- 
lutionszeit Deputirter  war,  für  den  Tod  des  Königs  stimmte  und 
1793  starb. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Ammoniaksalzfabrik  und  die  Hal- 
fastenmühle,  Alte  nnd  Neue  Mühle,  2  Kapellen  und  die  Ere- 
mitage. 

Bannay  (Bisingen),  Dorf  am  rechten  Ufer  der  deutschen  Nied 
und  Strasse  von  Bolchen  nach  Falkenberg,  6I/2  Kilom.  südlich 
von  Bolchen,  mit  43  Häusern,  161  Einw.,  Mühle,  Seidenweberei, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 

Bettingen  (Beltamje),  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Nied,  6  Kilom. 
nördlich  von  Bolchen,  an  der  Strasse  nach  Busendorf,  mit  Kirche, 
59  Häusern,  230  Einw.,  2  Mühlen,  Ziegelhütte,  Getreide-,  Kartoffel , 
Tabak-  und  Obstbau,  war  lothringisch. 

Bionville  (Bingen),  Dorf  am  rechten  Ufer  der  deutschen  Nied 
und  Strasse  von  Metz  über  St.  Avold  nach  Saarbrücken,  9  Kilom. 
südHch  von  Bolchen,  mit  Kirche,  Synagoge,  158  Häusern,  571  Einw., 
wobei  2  Evangelische  und  88  Israeliten,  Mühle,  Getreide-,  Ge- 
müse- und  Weinbau,  Viehzucht  und  zwei  Jahrmärkten,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz.  Der  Glockenthurm  soll  aus  dem  zwölften 
Jahrhunderte  stammen  ;  das  Schloss  bietet  nichts  Bemerkens- 
werthes  dar. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Morlange  mit  alter  Kapelle. 

Eisten  im  Loch,  Dorf  am  Ursprünge  des  Bistenbachs,  8  Kilom. 


350  "•    Topographie. 

Östlich  von  Bolchen,  liegt  in  einer  Thalschlucht,  hat  eine  Kirche, 
92  Häuser,  335  Einw. ,  Mühle  und  Getreidebau,  sowie  Kalkofen 
und  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Das  Dorf  entstand  durch  An- 
siedelung um  ein  Kloster,  das  von  jenem  zu  St.  Avold  abhing  und 
dessen  letzter  Abt  Marcellus  hiess. 

Brachen  fBroukJ,  Dorf  südlich  von  der  Römerstrasse,  6  Kilom. 
südlich  von  Bolchen ,  mit  53  Häusern ,  202  Einw. ,  wobei  1  Evange- 
lischer, Mühle  und  Kalksteinbrüchen,  kam  1768  mit  Raville  von 
Oesterreich  (Niederlanden)  an  Frankreich. 

Buschbom  (BouchepornJ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons  und 
dem  höchst  gelegenen  Theile  desselben,  9  Kilom.  südöstlich  von 
Bolchen,  an  der  alten  Römerstrasse,  mit  101  Häusern,  470  Einw., 
Sandstein-  und  Gipsbrüchen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz  und  war  eine  römische  Niederlassung,  denn 
man  fand  noch  Reste  eines  Lagers  mit  Mosaikboden ,  Ziegelsteinen, 
Münzen  und  andere  Gegenstände. 

Collde-Nortlien,  Dorf  an  der  Vereinigung  der  beiden  Nied  und 
Eisenbahn  und  Strasse  von  Metz  nach  Bolchen ,  von  diesem  6  Kilom. 
südweslich,  mit  Kirche,  117  Häusern,  126  Familien,  460  Einw., 
wobei  6  Israeliten,  Mühle  an  der  französischen  Nied,  Ziegelei,  Oel- 
mühle,  Getreide-,  Wein-,  Tabak-,  Hanf-,  Oelsaat-,  Obst-  und 
Gemüsebau,  gehörte  zu  Lothringen.  An  Stelle  der  alten  Kirche 
auf  dem  Friedhofe  wurde  1850  eine  neue  erbaut. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Northen,  nördlicli  vom  Dorle 
und  am  linken  Moselufer,  und  Pontigny,  südlieh,  am  linken  Ufer  der 
französischen  Nied,  an  der  ehemaligen  Römerstrasse,  und  die  ehemalige 
Eremitage  St.  Christophe. 

Couine,  Dorf  am  Kaltbache  und  der  alten  Salzstrasse,  ^^J^  Kilom. 
nordöstlich  von  ßolchen,  mit  Kirche,  171  Häusern,  685  Einw., 
wobei  2  Evangelische,  2  Mühlen,  Ziegelei,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zu  Lothringen.  Auf  der  Gemarkung  standen  einst 
die  drei  Dörfer  Beiring,  Lahelle  und  Blenting,  welche  zur  Zeit 
des  30jährigen  Kriegs  zerstört  wurden.  Auch  sind  hier  noch  die 
Reste  eines  Schlosses,  welches  im  Jahre  1793  von  Graf  Lnmbertyn 
bei  der  F]migration  verlassen  und  als  Staatsgut  verkauft  wurde. 
Im  Felde  fand  man  auch  noch  lleberreste  eines  römischen  Tempels 
und  anderer  Gebäude.  Auf  der  (Jemarkung  des  Dorfs  Beiring  war 
es,  wo  Bischof  Burkard  d'Avesnes  von  Metz  dem  Herzoge  Kerry  III. 
von  Lothringen  eine  Niederlage  beibruclite. 

Zur  (ieuicinde  geliürcn  die  liölc  J{uu])el8l/Mi(lrii  mid  Lalifllc 
mit  der  alten  und  neuen  Mühle  am  Puttenbache. 


4.    Kreis  Bolchen.  351 

Dentingen ,  Dorf  am  Kalt-  und  Eltbache,  3  Kilom.  nordöstlich 
von  Bolehen,  mit  Kirche,  86  Häusern,  349  Einw.,  wobei  3  Menno- 
niten  und  2  Israeliten,  Mühle,  Oelmühle,  Kalkofen,  Quineaillerie- 
fabrik,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zur  deutschen  Herr- 
schaft Kriechingen  und  kam  1793  an  Frankreich.  Etwa  1000  M. 
vom  Dorfe  heisst  ein  Theil  der  Gemarkung  Villing  und  man  findet 
daselbst  zahlreiche  Reste  alter  Fundamente,  welche  darauf  hin- 
deuten, dass  hier  einst  ein  Dorf  stand,  welches  während  des 
30jährigen  Krieges  zerstört  wurde. 

Zum  Dorfe  gehören  südöstlich  vom  Dorfe  die  einzelnen  Häuser  Tour 
de  Velleng  mit  Kapelle  St.  Johann  und  das  Wächterhaus  Maison 
de  Garde. 

Eblingen,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Nied,  der  Schwalbach 
und  der  Strasse  von  Bolchen  nach  Busendorf,  41/2  Kilom.  nördlich 
von  ßolchen,  mit  Kirche,  50  Häusern,  203  Einw.,  Mühle,  Oel- 
mühle, Gipsbruch,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Loth- 
ringen. 1  Kilom.  vom  Dorfe  stand  einst  das  Dorf  Bichingen,  welches 
um  1626 — 1630  zerstört  wurde. 

Gehnkirchen  (Guenkirch) ,  Dorf  auf  der  linken  Seite  der  Nied, 
auf  einer  Anhöhe,  4  Kilom.  nordwestlich  von  Bolchen,  mit  Kirche, 
96  Häusern,  375  Einw.,  wobei  2  Israeliten,  Kapelle,  Mühle,  Ge- 
treide- und  Weinbau  und  Mühle,  gehörte  zu  Lothringen.  Der 
Thurm  der  Kirche,  welcher  1847  erhöht  wurde,  ist  ein  sehr  alter 
Bau,  der  wohl  auf  das  eilfte  Jahrhundert  zurückgeht. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Mühle  Flassgarten,  wohl  Flachsgarten, 
an  der  Nied. 

Gelmingen  (GomelangeJ ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Nied ,  7  Kilom. 
nördlich  von  Bolchen,  mit  Kirche,  154  Häusern,  170  Familien, 
634  Einw.,  2  Mühlen,  Oelmühle,  Töpferei,  Getreide-,  Obst-  und 
Gemüsebau,  Viehzucht  und  Viehmarkt  am  Dienstag  vor  Pfingsten, 
gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Hof  Colming  am  linken  Ufer  der  Nied 
und  die  Mühle  Gravatte  am  Rüringer  Bache. 

Gertmgen,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  ziemlich  hoch  ge- 
legen, 9  Kilom.  östlich  von  Bolchen,  mit  Kirche,  103  Häusern, 
435  Einw.,  wobei  9  Mennoniten,  2  Branntweinbrennereien,  Oel- 
mühle, Kalkofen,  Sandsteinbruch,  Getreide-,  Kartoffel-  und  Obstbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  St.  Johann  und  St.  Nicolaus. 

Girlingen  (Girlange) ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Nied  und  dem 
Einflüsse  des  Rüringer  Bachs,  6  Kilom.  nordwestlich  von  ßolchen, 


352  II'   Topographie. 

mit  Kapelle,  25  Häusern,  lOSEinw. ,  Mühle,  Fabrikation  seidener 
Handschuhe,  Getreidebau  und  Viehzucht,   gehörte  zu  Lothringen. 

Hallingen,  Dorf,  372  Küom.  südlich  von  Bolchen,  auf  einer 
Hochebene,  mit  Kirche,  24  Häusern  und  97  Einw. ,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Ham  unter  Warsberg,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  auf  der 
linken  Seite  des  Bistenbachs,  11  Kilom.  von  Bolchen,  mit  Kirche, 
180  Häusern,  199  Familien,  772  Einw. ,  Mühle,  Ziegelhütte,  Kalk- 
ofen, Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Schäferei  am  Nordabhange  des 
Warsbergs  und  Hof  und  Schloss  Warsbei-g.  Darauf  sass  einst  ein 
altes  Geschlecht,  das  im  Dienste  der  Stadt  Metz  stand.  Das  Scliloss 
war  ursprünglich  ein  römischer  Wartthnrm  für  das  Lager  bei  Buschborn 
und  zerfiel  fast  ganz  in  Trümmer,  wurde  aber  in  neuerer  Zeit  vom  Ad- 
vokat Stoffels  zu  Metz  zur  Sommerwohnung  wieder  hergestellt. 

Heisdorf  (Helstroff),  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  4  Kilom. 
südlich  von  Bolchen,  an  der  Strasse  nach  Falkenberg,  mit  Kirche, 
141  Häusern,  148  Familien,  554  Einw.,  wobei  1  Evangelischer 
und  7  Israeliten,  Mühle,  Ziegelei,  Getreide-  und  Weinbau  und 
Viehzucht,  gehörte  einst  zu  Lothringen  und  Luxemburg  (Deutsch- 
land), weleh'  letzterer  Theil  1769  ebenfalls  an  Frankreich  abge- 
treten wurde. 

Znr  Gemeinde  gehört  der  nördlich  an  der  Strasse  und  einem  Bache 
gelegene  Weiler  Macher  (Macker)  mit  Mühle. 

Hinckingen  1  IlinkangeJ ,  Dorf  an  einem  Bache  links  der  Nied, 
Paturalbach  genannt,  mit  Kirche,  81  Häusern,  85  Familien, 
295  Einw.,  2  Mühlen,  Getreide-,  Gemüse-,  Obst-,  Wein-  und 
Tabakbau,  hat  auf  der  Gemarkung  noch  Reste  eines  römischen 
verschanzten  Lagers  und  eines  alten  Schlosses,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehihin  die  Weiler  Brecklingen  am  recliU-ii  lU'or 
der  Nied  mit  Mühle  und  Ziegelei  und  Petringen  mit  Miilile  am  linken 
Ufer  der  Nied.  Brecklingen  war  lothringisch,  Petringen  aber  zwischen 
dem  Bisthume  und  I.otiiringen  gelheiit  und  die  (Jränze  zog  sogar  durch 
die  Gemächer  des  Schlosses. 

HoUing,  Dorf  im  nördlichen  Theile  des  Kantons,  nm  rechten 
Ufer  der  Nied  und  der  Slnisse  nach  Busendorf,  mit  Kirche, 
92  Häusern,  3t>7  Einw.,  Sandstein-  und  Oipsbruch,  Mühle,  Ge- 
tri'lde-  und  Tabaksimu  und  Viehzucht,  geli()rto  zu  Lothringoji. 
Dil«  Dorf  verlor  um  Ende  des  Hfchszchntcn  .Iiihrhunderts  durch 
eine    Epidemie    in    Folge    des    Kriegs    alle    Einwohner    bis    auf 


4.   Kreis  Bolchen.  353 

14  Familien  von  70  und  litt  auch  später  noch  sehr.  Die  Kirche 
wurde  1765  erbaut. 

Zur  Gemeinde  gehört  derHof  Titting  im  Süden  und  an  der  Landstrasse. 

Lautermingen  {LoutremangeJ ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  deut- 
schen Nied  und  am  Bache  von  Heisdorf,  mit  32  Häusern,  35  Fa- 
milien, 141  Einw.,  Getreide-,  Tabak-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüse- 
bau, war  lothringisch.  An  der  Südgränze  der  Gemarkung  zieht 
die  Römerstrasse  vorüber,  weiche  bis  nach  Buschborn  regelmässig 
die  G ranze  der  verschiedenen  Gemarkungen  ist. 

Memersbronn  f Narbe fontainej,  Dorf  an  der  alten  Römerstrasse 
und  dem  Ursprünge  eines  kleinen  Bachs,  6  Kilom.  südöstlich  von 
Bolchen,  mit  56  Häusern,  57  Familien,  235  Einw.,  Mühle,  Ge- 
treide- und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Memersbronner  Mühle  und  Ste.  Su- 
sanne. Erstere  hatte  unter  französischer  Herrschaft  allein  den  alten 
deutschen  Kamen  des  Dorfs  beibehalten. 

Mengen  (Mcgange) ,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  auf  einer 
Anhöhe,  5'/2  Kilom.  nordwestlich  von  Bolchen,  mit  75  Häusern, 
287  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Wein-  und  Obstbau,  hat  eine  Kapelle 
von  1656,   die  in  grosser  Verehrung  steht,   und  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nördlich  an  einem  Bache  gelegene  Weiler 
Rüringen. 

Momersdorf,  Dorf  an  einem  Bache,  ziemlich  hoch  gelegen, 
372  Kilom.  südöstlich  von  Bolchen,  mit  78  Häusern,  79  Familien, 
364  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zur  deutschen 
Herrschaft  Kriechingen  und  wurde  1793  an  Frankreich  abgetreten. 

Niederwiese,  Dorf  am  Pütt enbache,  51/2  Kilom.  südöstlich  von 
Bolchen,  mit  Kirche,  126  Häusern,  129  Familien,  592  Einw.,  wobei 
112  Israeliten,  Getreidebau,  Viehzucht,  Seidenweberei,  Knopffabrik 
und  Steuerkasse,  gehörte  zur  Hälfte  zum  Bisthume  Metz  und  zur 
Hälfte  zur  deutschen  Herrschaft  Kriechingen,  bis  auch  dieser  Theil 
1793  an  Frankreich  kam.  Das  vor  dem  30jährigen  Kriege  Guissing 
genannte  Dorf  wurde  zerstört  und  man  findet  daselbst  noch  den 
alten  Kirchhof.     Durch   die  Gemarkung   führte  eine  Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Oberwiese,  2  Kilom.  südöstlich 
davon  gelegen,  der  Schönerhof,  Hunger hof  und  das  einzeln  stehende 
"Wirthshaus  des  Quatre  Vents  mit  Hof. 

Ottendorf  (OUonvUU) ,  Dorf  am  Bache  von  Eblingen,  auch 
Schwalbach  genannt,  4  Kilom.  nördlich  von  Bolchen,  mit  Kirche, 
Mühle,  2  Oelmühlen,  163  Häusern,  617  Einw.,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Ricrange  und  die  Knallhüttc. 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  2»3 


354  II"   Topographie. 

Piblillgeil,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  an  einem  Bache, 
10  Kilom.  von  Bolchen,  mit  108  Häusern,  418  Einw.,  Mühle, 
Gipsmühle,  Getreide-,  Gemüse-,  Wein-  und  Obstbau,  Gipsbruch, 
war  lothringisch.  Die  Kirche  steht  nicht  im  Hauptorte,  sondern 
in  dem  südlich  davon  gelegenen  Weiler  Drogny. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Bockange  und  der  Weiler  Drogny 
mit  Kirche.  Dieselbe  ist  eine  der  ältesten  in  weiter  Gegend,  hat  eine 
gothische  Bauart,  und  die  Fenster,  ähnlich  denen  der  Kathedrale  von 
Metz,  waren  mit  farbigen  Glasgemälden  verziert ,  die  1792  verschwanden. 

Ruplingen  ( RoupeldangeJ ,  Dorf,  3  Kilom.  nordwestlich  von 
Bolchen,  mit  Kirche,  73  Häusern,  78  Familien,  268  Einw.,  wobei 
4  Mennoniten  und  4  Israeliten,  Oelmühle,  Getreide-,  Obst-,  Ge- 
müse- und  Tabakbau  und  gutem  Wiesenbau,  gehörte  zum  Bis- 
thume  Metz  und  zu  Lothringen. 

Teterchen,  Dorf  an  der  Strasse  und  künftigen  Eisenbahn  nach 
Saarlouis,  7  Kilom.  nordöstlich  von  Bolchen,  mit  Kirche,  172  Häu- 
sern, 694  Einw.,  2  Mühlen,  Lohmühle,  2  Oelmühlen,  Bierbrauerei, 
Brennerei,  Färberei,  Gipsmühle,  Sandsteinbruch,  Getreide-,  Obst- 
und  Gemüsebau,  Viehzucht  und  Postagentur,  gehörte  zu  Lothringen. 
Es  befand  sich  daselbst  ein  Franziskanerkloster,  das  von  drei 
Töchtern  aus  dem  Dorfe  gestiftet  sein  soll,  die  sich  zuerst  der 
Armenptlege  widmeten,  später  aber  das  Klosterkleid  annahmen. 
Das  Kloster  wurde  in  den  Kriegen  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 
zerstört,  1450  wieder  aufgebaut,  dann  im  30jährigen  Kriege  1630 
wieder  zerstört  und  von  Herzog  Karl  IV.  von  Lothringen  aber- 
mals hergestellt.  Aber  im  Anfange  des  achtzehnten  Jahrhunderts 
legten  es  herumziehende  Parteigänger  abermals  in  Brand.  Es 
wurde  1721  wieder  hergestellt  und  auch  die  Kirche  1724  aufge- 
baut und  es  hatte  1790  bei  der  Aufhebung  1(5  Nonnen  mit  nur 
2478  Livres  Einnahmen.  In  den  Gebäulichkeiten  wurde  in  neuerer 
Zeit  ein  Pensionat  eingerichtet. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Ihil"  Altz  (Alch). 

Valmimster ,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  7  Kilom.  von 
Bolchen,  mit  Kirche,  46  Häusern,  148  Einw.,  Mühle,  Gipsbruch, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Die  Kirche  ist  sehr 
alt  und  war  früher  i^farrkirche  für  mehrere  Orte.  Der  älteste 
Theil  mit  dem  Thurme,  einem  Fenster  des  Chors  und  dem  Portale 
»tammt  aus  dem  Jahre  1210,  ein  anderer  aus  1322  und  der  Rest 
auH  15.37,  doch  ist  ein  Styl  feslgeluilleii.  Im  (!hor  befinden  sich 
zahlreich«  Grabsteine  aus  den  letzten  Jahrhunderten.  Eine  inter- 
MMDte   Monstranz    mit    Ciborium    wurde;    den   Verwdrtlunu-cn   der 


4.   Kreis  Bolchen.  355 

Revolution  entzogen.  Im  Jahre  1506  empfing  Lantavein  Bocken- 
hausen V.  als  Lehen  von  Ren6  II.  Es  war  hier  einst  eine  Priorei 
der  Abtei  Metioc ,  die  vom  Bischof  von  Metz  mit  diesem  Kloster 
vereinigt  wurde.  Die  Reste  der  Gebäude  dienten  nachher  zu  einer 
Alaun-  und  Vitriolfabrik  des  Barons  von  Molart,  bei  dessen  Familie 
sie  noch  ist.  Man  hatte  hier  1789  ein  starkes  Braunkohlenlager 
entdeckt  und  Frau  von  Wendel  erhielt  die  Concession  zur  Aus- 
beutung, welche  aber  unterblieb.  Im  Jahre  1817  wurde  sie  aber- 
mals vergeben,  aber  die  Grube  nach  wenigen  Jahren  wieder  ver- 
lassen, weil  sich  die  Ausbeute  nicht  mehr  lohnte. 

Volmeringen /'Fo/mernnf/ej,  Dorf  am  rechten  Niedufer  an  der 
Strasse  und  Eisenbahn  von  Metz  nach  Bolchen,  4  Kilom.  süd- 
westlich von  letzerem,  mit  Kirche,  113  Häusern,  395  Einw,,  Mühle, 
Getreide-,  Wein-,  Tabak-,  Obst-  und  Gemüsebau,  war  lothrin- 
gisch.    In  der  Nähe  sind  Ueberreste  eines  römischen  Lagers. 

Warsberg  (Varsberg),  Dorf  im  Osten  des  Kantons  im  Bisten- 
thale,  10  Kilom.  von  Bolchen,  mit  Kirche,  Kapelle,  120  Häusern, 
508  Einw.,  2  Mühlen,  Kalkofen,  Netzstrickerei,  Getreide-  und 
Kartoffelbau,  Viehzucht  und  Handschuhfabrikation,  gehörte  zu 
Lothringen.  Das  auf  dem  benachbarten  Schlosse  wohnende  Ge- 
schlecht war  reich  und  mächtig  und  mehrere  Mitglieder  traten  in 
den  Dienst  der  Stadt  Metz;  einige  aber  machten  mit  anderen  Herren 
der  Gegend,  besonders  jenen  von  Rodemachern,  eine  Verbindung  und 
plünderten  die  Umgegend,  bis  Metz  endlich  Vergeltung  an  ihnen  übte. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Ober-  und  Untermühle,  die  Bleicherei 
und  der  Hof  Glasbruck. 

Weibelskirclieil  (Varize,  WairixJ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der 
deutschen  Nied ,  6  Kilom.  südlich  von  Bolchen,  mit  Kirche,  97  Häu- 
sern, 425  Einw.,  Wollspinnerei,  Getreide-,  Obst-,  Wein-  und 
Tabakbau  und  2  Mühlen,  war  lothringisch.  Es  stammte  von  hier 
ein  altes  Geschlecht,  das  schon  1217  erwähnt  wird.  Im  Jahre  1354 
nahmen  die  Metzer  das  Schloss  nebst  Volmeringen,  weil  der  Be- 
sitzer es  mit  den  Herren  von  Bolchen  gehalten.  Ein  Theil  gehörte 
dem  Herrn  von  Savigny  und  kam  1467  an  Gaspar  von  Raville  als 
Besitzer  von  Weibeiskirchen,  dieser  wurde  aber  wegen  Parteinahme 
für  den  Herzog  von  Burgund  des  Lehens  entsetzt.  Dieses  kam 
sodann  1482  durch  Heirath  an  Peter  von  Aboncourt  und  1584 
war  Adam  von  Pallon  im  Besitze.  Von  dem  Schlosse  ist  ein  Theil 
aus  dem  Anfange  des  siebenzehnten  Jahrhunderts,  auch  die  Kapelle 
von  1629.  Vor  einigen  Jahrhunderten  war  hier  eiji  Kloster  von 
weissen  Schwestern. 


356 


II.    Topographie. 


Zur  Gemeinde  gehören:  die  Fabrik,  im  ehemaligen  Schlosse,  der 
Hof  Basse-Court  und  Pont-de-pierre. 

Welwingen,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  7  Kilom.  von  Bol- 
ehen,  mit  Kirche,  72  Häusern,  274  Einw.,  Mühle,  Getreide-  und 
Obstbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Das  Dorf  war  im 
30jährigen  Kriege  abgebrannt  und  wurde  zuerst  wieder  von  einigen 
Schweizern  aufzubauen  begonnen. 

Zimmillgeil,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  9  Kilom.  süd- 
östlich von  Bolchen,  mit  Kirche,  93  Häusern,  96  Familien,  350  Einw., 
2  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  liegt 
am  Pertzbache. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Hof  Bettin g,  die  Ober-  und  Unter- 
mühle, zwei  einzelne  Wirthshäuser  an  der  Strasse  von  Metz  nach  St.  Avold 
und  die  Kapelle  St.  Gangoulf. 


B.    Kanton  Busendorf. 

Der  Kanton  Busendorf  liegt  zwischen  den  Kantonen  St.  Avold, 
Bolchen,  Vigy,  Metzerwiese,  Sierck  und  Rheinpreussen  und  hat 
folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 


Aecker. 


Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

21,91 

— 

— 

6,35 

— 

104,04 

— 

72,11 

0,30 

— 

2''i93 

— 

99,17 

6,68 

— 

84,33 

0,74 

152,50 

14,9? 

213,21 

39,68 

187,47 

10,63 

— 

134,92 

4,22 

94,01 

10,90 

201,69 

28,22 

— 

227,03 

1,69 

— 

61,11 

— 

240,93 

7,14 

— 

56,39 

2,24 

280,89 

3,93 

— 

88,08 

3,41 

634,95 

3,52 

— 

69,44 

— 

361,45 

li23 

— 

101,36 

— 

293,84 

7,04 

158,00 

196,33 

— 

388,7, 

7,96 

38,42 

2,80 

64,96 

0,73 

— 

75,34 

127,24 

0,75 

— 

20,33 

— 

149,22 

2,33 

— 

48,19 

12,04 

270,28 

9,87 

— 

120,86 

247,39 

1199,4, 

108,33 

— 

110,75 

2,04 

— 

13,21 

2,48 

c^^Ö 

5,63 

— 

38,  n 

— 

.?> 

0,99 

— 

9,23 

— 

112,23 

9,34 

— 

65,93 

— 

57,96 

2,2» 

— 

26,09 

5,21 

43,37 

li33 

— 

10,24 

— 

— 

2,41 

— 

99,18 

— 

— 

4^5 

— 

125.7, 

— 

131.76 

ll,ni 

— 

Gesammt- 
Fläciie. 


Alzingen  . 
AnzeliKgen 
Berweiler  . 
Bibisch .  . 
Brettnach  . 
Busendorf  . 
Colmen  .  . 
Dalem  .  . 
DaKstein  . 
Ebcrsweiler 
Falk .  .  . 
Filsdorf.  . 
Freisdorf  . 
Gerstlingen 
Hargarten  . 
Ilciningen . 
Hi'ssdorf  . 
Kn-iizwald 
Blerten  .  . 
Nuuiikirchen 
( »Iwrdorf  . 
lUnmt'ringrn 
JU'm«'!  fangen 
I(4)tlii-nd<)rf 
Kl.  Hrrnunl 
Ht.  Kmnt  . 
Hrlii'unTlch 


264,5, 

376,99 
404,8fi 
759,13 
340,96 
864,01 
213,13 
397,93 

471,86 
648,11 

161,85 
1059,90 
794,89 
315,67 
331 ,32 
412,47 
377,97 
979,36 
284,58 

335,68 
309,76 
312,33 
188,10 
339,43 
146,.^ 

018,99 

706.,, 


304,84 

573,85 

551,57 

1252,00 

589,75 
1375,77 


—         482 


i60 

731.57 

844,70 

1407,35 

(506,12 

1682,92 

1467,03 

441,5s 
550,37 

600,63 

743,29 

2672,64 

526,35 
380,53 

422,22 
494,39 
330,46 

431,60 

165,76 

733,38 

1002,84 


4.    Kreis  Bolchen. 


357 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
I'läche. 

Schwerdorf     .     .     . 
Tromborn  .... 
Wallerchen     .     .     . 
Willingen  .... 
Wölfingen  .... 

763,73 
547,40 
203,55 
403,33 
200„6 
14560,19 

54,95 
3,90 
89,33 
50,41 
11,^3 

1,68 

48,21 

304,26 

11,96 

64,04 

1-)91 
0,31 
4,27 
4,78 
5,24 

— 

943,70 
612,93 
650,38 
492,70 
290,30 

Kanton 

2026,33 

40,85 

4917.44I  152-36 

1772,3, 

24326,12 

Er  hat  einen  Viehstand  von  2519  Pferden,  wobei  32  Zucht- 
hengste, 18  Maulthiere  und  Esel,  6399  Stück  Rindvieh,  wobei 
3922  Kühe,  4057  Schaafe,  wobei  495  Merinos  und  2441  Heide- 
schnucken,  7991  Schweine,  834  Ziegen  und  1975  Bienenstöcke. 

Busendorf  (Bouzonmlle) ,  Kantonshauptort  am  rechten  Ufer 
der  Nied  und  Kreuzung  der  Strassen  nach  Bolchen,  Diedenhofen, 
Saarlouis  und  Sierck,  mit  Kirche,  377  Häusern,  473  Familien, 
1775  Einw.,  wobei  35  Evangelische  und  75  Israeliten,  4  Mühlen, 
Ziegelhütte,  3  Oelmühlen,  2  Bierbrauereien,  2  Kalköfen,  Kalk- 
steinbruch, 3  Gerbereien,  Stärke-  und  Leimfabrik,  Friedensgericht, 
Oberfbrsterei,  Steuerkasse,  Enregistrements- Einnehmerei,  höherer 
Töchterschule,  Postexpedition,  Wochenmarkt  am  Freitag,  Jahr- 
märkten am  3.  Mai  und  am  Montag  nach  dem  14.  September  und 
12.  November,  hat  eine  alte  und  schöne  gothische  Kirche  aus  dem 
vierzehnten  Jahrhunderte  und  2  Brücken  über  beide  Niedarme  von 
1725  und  1733  und  war  lothringisch.  Der  Ort  erhielt  nur  dadurch 
Bedeutung,  dass  um  das  Jahr  1030  Adelbert  aus  dem  Hause 
Lothringen  nebst  seiner  Frau  Judith  daselbst  eine  Abtei  gründete, 
die  wegen  der  von  ihm  dahin  gestifteten  Reliquie  des  heiligen 
Kreuzes  davon  benannt  und  in  der  Folge  ziemlich  reich  wurde. 
Im  Jahre  1049  besuchte  Papst  Leo  IX.  die  Abtei  und  beschenkte 
sie  mit  Privilegien  und  Gaben.  Die  Klostergebäude  brannten  im 
Jahre  1683  ab,  jedoch  blieb  die  Kirche  erhalten  und  dient  jetzt 
als  Pfarrkirche.  Im  Jahre  1789  hatte  das  Kloster  11  Benediktiner- 
mönche; es  selbst  wurde  1793  aufgehoben. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Dörfer  Aideling  mit  Mühle,  im  Kord- 
osten an  einem  kleinen  Seitenbache,  Benting  in  derselben  Richtung, 
aber  imweit  der  l»Iied,  imd  Heckling  mit  2  Mühlen  und  Kalkofen,  so- 
wie das  Maisonde  Vignes  bei  letzterem  (Jrte. 

Alzingen,  Dorf  am  Alzinger  Bache,  2  Kilom.  südwestlich  von 
Busendorf,  mit  117  Häusern,  463  Einw.,  Mühle,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  damit  verbundene  Weiler  Eli  seh  (Elig) 
mit  Mühle. 


358  II-    Topographie. 

Anzelingen,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  am  Anzelingbach, 
links  von  der  Nied,  6  Kilom,  südwestlich  von  Busendorf,  mit  Kirche, 
88  Häusern,  370  Einw.,  2  Mühlen,  2  Oelmühlen,  Ziegelei,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Edling,  etwas  tiefer  im  Thale 
des  Anzelingbachs  gelegen. 

Berweiler,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  an  der  preussischen 
Gränze,  9  Kilom.  von  Busendorf,  mit  Kirche,  130  Häusern,  473  Einw., 
am  Weissbache,  hat  3  Mühlen,  Getreide-  und  Obstbau  (Kirschen) 
und  Viehzucht  und  Sandsteinbruch,  gehörte  zu  Lothringen.  Auf 
der  Gemarkung  ist  ein  Eisenbergwerk,  dessen  Ausbeute  auf  den 
Hochofen  in  Kreuzwald  kommt. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Felschlingmühle,  auch  Flosselinger 
Mühle  genannt,  am  Dorbache. 

Bibiscll  (Bibiche),  Dorf  am  Bibischer  Bach,  im  Nordwesten 
des  Kantons,  6  Kilom.  von  Busendorf,  mit  Kirche,  109  Häusern, 
110  Familien,  528  P]inw.,  Getreide-  und  Weinbau  und  Viehzucht, 
war  lothringisch  und  soll  erst  vor  200  Jahren  auf  einer  Rodung 
entstanden  sein.  Es  besteht  aus  den  zwei  vereinigten  Weilern 
Gross-  und  Klein -Bibisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  nordwestlich  gelegene  Weiler  Rodlach 
und  der  Weiler  Neudorf  im  Südwesten,  sowie  der  Hof  Klein -Bibisch, 
südöstlich,  und  der  Kloster hof,  welcher  wohl  einst  dem  Kh>ster  in 
Busendorf  gehörte. 

Brettnach,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  an  der  Strasse  von 
Busendorf  nach  Teterchen,  4  Kilom.  von  Busendorf  entfernt,  am 
Alzingbache,  mit  Kirche,  115  Häusern,  407  Einw.,  kleiner  Eisen- 
giesserei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch.  In  der 
Nähe  führte  eine  Bömerstraese  vorüber.  In  der  Gemarkung  lag 
in  dem  Banne  Loth  ein  ausgegangenes  Dorf,  wie  noch  vorhandene 
Fundamente  zeigen,  und  im  Kanton  lleidenheissien  zeigen  sich 
Spuren  einer  kleineren  Zigeunerniederlassung.  In  der  Gemarkung 
ist  ferner  ein  4  Meter  breites  Loch  mit  Wasser,  das  weder  Regen 
noch  Trockenheit  steigen  oder  fallen  macht. 

Golmen,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  am  Remelsbache, 
7  Kilom.  von  Busendorf  und  an  der  Strasse  nach  Sierck,  mit 
(J5  Häusern,  07  lamilien,  278  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Obst- 
und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  Luineweberei  und  Handschuh- 
Btrickerei,  war  lothringisch. 

Zur  ürincindr  gi'liörcn  die  Colmer-  und  die  Danigcr.s  w  aldiM- 
Blühh-. 

Dalem  C'^^iHitMm),   Dorf  im  äussersten  Südosten  des  Kantons, 


4.    Kreis  Bolchen,  359 

zwischen  Anhöhen,  8  Kilom.  von  Busendorf,  mit  Kirche,  107  Häu- 
sern, 459  Einw.,  wobei  5  Mennoniten,  Mühle,  Kartoffel brennerei, 
Getreide-,  Kartoffel-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  alter  Schlossruine, 
war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  St.  Johann-  und  Sonne nhof  und  La 
Bergere. 

Daistein,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  9  Kilom.  von  Busen- 
dorf, am  Ursprünge  des  Daisteiner  Bachs,  mit  Kirche,  149  Häu- 
sern, 152  Familien,  635  Einw.,  wobei  1  Israelite,  Getreide-,  Wein-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  Mühle  und  Ziegelei,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  nördlich  am  Anzelinger  Bache  gelegene 
Dorf  Menskirch  mit  Mühle,  Kirche  und  Pfarrhaus,  auf  einer  Anhöhe 
gelegen,  und  Sitz  der  Pfarrei  für  Daistein. 

Ebersweiler,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  10  Kilom.  von 
Busendorf,   mit  Kirche,  214  Häusern,  216  Familien,  842  Einw., 

2  Mühlen,  Getreide-,  Wein-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  war 
lothringisch.     In  der  Gemarkung  lag  ein  ausgegangenes  Dorf. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Feringen  im  Norden  mit  Mühle 
und  Oelmühle,  der  Hof  Laubrück,  sowie  die  Ising-  und  Kresch- 
mühle,  erstere  mit  Hof,  alle  diese  am  Daisteinbache  gelegen. 

Falck,  Dorf  an  einem  Seitenbache  des  Bistenbachs,  im  Süd- 
osten des  Kantons,  10  Kilom.  von  Busendorf,  mit  Kirche,  96  Häu- 
sern, 99  P^tmiiien,  416  Einw.,  3  Mühlen,  Oelmühle,  Kalkofen, 
Kohlenbergwerk,  Eisen-  und  Stahlfabrik,  Ziegelhütte,  Feldbau  und 
Viehzucht,  war  lothringisch.  Die  früheren  Eisen-,  Blei-  und  Kupfer- 
bergwerke wurden  schon  lange  wegen  Unergiebigkeit  wieder  auf- 
gegeben. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Hammerwerk  (les  forges)^  die  Hell- 
mühle (llöllmühle)  und  Weyermüjile  am  Bistenbache. 

Füsdorf,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Sierck,  4  Kilom.  nördlich 
von  Busendorf,  am  linken  Ufer  der  Nied,  mit  Kirche,  200  Häusern, 
878  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  2  Mühlen,  Getreide-  und 
Weinbau,  Viehzucht  und  Viehhandel,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  am  Bibischer  Bache  gelegene  Weiler 
Beckerholtz  mit  Ziegelei,  1610  vom  Abt  von  Busendorf  angelegt, 
Selliershausen  genannt,  und  mit  AValdrechten  im  Kalhausen-Wald  bedacht, 
sowie  die  Höfe  St.  Oswald  und  Bibischerbach. 

Freisdorf,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Nied,  4  Kilom.  westlich 
von  Busendorf,  mit  228  Häusern,  244  Familien,  994  Einw.,  Kirche, 

3  Mühlen,  Bierbrauerei,  Steuerkasse,  Jahrmarkt  am  letzten  Montag 
im  September,  Wein-  und  Mehlhandel,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht,  war  lothringisch.     Es   bestand  hier  bis  zur  Revolutionszeit 


360  II.   Topographie. 

eine  Abtei,  welche  1130  Verich  von  Valcourt  und  seine  Frau 
Adelheid  gegründet  und  Stephan  von  Bar  im  Jahre  1131  dem 
heiligen  Gangholf  weihte.  Der  erste  Abt  hiess  Drognon  und  das 
Kloster  gehörte  dem  Karthäuser  Orden  an.  Unter  dem  zweiten 
Abte  Simon  ging  aber  das  Kloster  ein  und  die  Mönche  verliessen 
es,  worauf  Mönche  von  Justemont  und  Ste.  Croix  gesandt  wurden^ 
aber  dem  Bischof  Bertram  von  Metz,  welcher  gegen  Ende  des 
zwölften  Jahrhunderts  Prämonstratenser  Mönche  geschickt  hatte, 
ging  es  nicht  besser,  und  endlich  besetzte  Herzog  Matthieu  von 
Lothringen  das  Kloster  1210  mit  Cisterzienser  Mönchen ,  mit  welchen 
sich  1114  jene  von  Marienfloss  bei  Sierck  vereinigten.  Im  Jahre 
1461  kamen  aber  wieder  Karthäuser  in  Besitz.  Das  Kloster  war 
1665  abgebrannt  und  erst  1740  wieder  hergestellt  worden.  Die 
Kirche  wurde  von  Bischof  Bouchard  dem  Abte  von  Busendorf 
übergeben  und  1758  vergrössert.  Eine  Prevote  bestand  hier  bis 
1705.  Es  waren  ferner  schon  seit  1295  hier  zwei  Schlösser,  das 
obere  und  untere,  von  welchen  das  erstere  im  Jahre  1658  ganz 
verstört  wurde.  Das  letztere  besteht  noch  und  ist  bemerkenswerth 
wegen  seiner  runden  Gestalt.  Abtei  und  dieses  Schloss  lagen  dicht 
an  der  Nied.  Das  letztere  gehörte  seit  1699  der  Familie  Schmitt- 
burg, die  mit  den  Familien  Warsberg,  Ellz  und  Metternich  ver- 
wandt war  und  es  1836  an  Herrn  Delhomme  verkaufte. 

Zur  Gemeinde  geboren  die  Weiler  Diding  au  der  Mied,  nord- 
östlich, und  Guiching,  ebenso,  aber  weiter  nördlich  gelegen,  die  Höfe 
Geling  im  äussersten  Norden,  Freisdorferhof,  Brück,  Brobisch, 
St.  Sicte,  St.  Pierre  und  Ste.  Croix  und  die  Vannesmülile. 

Gertlingen  (Guerstling),  Dorf  auf  einer  Anhöhe  des  rechten 
Niedufers  und  an  der  preussischen  Gränze,  5  Kilom.  nordöstlich 
von  Busendorf,  mit  Kirche,  88  Häusern,  328  Kinw.,  Mühle,  Ge- 
treidebau und  Vielizucht,  war  lothringisch. 

Zur  Cicmeindc  gehört  der  an  der  Nied  liegende  Weiler  Niedvelling. 

Hargarten,  Dorf  im  Sud westen  des  Kantons,  an  einem  Seiten- 
bache des  Bistenbachs,  mit  Kirche,  181  Häusern,  675  Einw., 
2  Mühlen,  Kalkofen,  Bierbrauerei,  Holzhandel,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  war  lothringisch  und  hatte  1730  ein  Bleibergwerk,  das 
1788  wieder  einging  und  1858  neu  concessionirt  wurde,  aber  nicht 
ausgebeutet  wird.     In  der  Nähe  zog  die  Kömerstrusse  vorüber. 

Zur  Gemeinde  geliitrt  die  Sonnenmülilo. 

Heillingen,  Dorf  an  der  preussischen  Grätize,  4'/;^  Kilom. 
nordÖHtlich  v(»u  Busendorf,  mit  74  Häusern,  319  Kinw.,  2  Mühlen, 
ZiegulhUltc,  (iutreidebuu  und  \  iehzucht,  war  lulhringisch. 


4.   Kreis  Bolchen.  361 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Leyding  mit  6  Häusern  dicht 
an  der  preussischen  Gränze,  und  Schreckling  an  einem  Bache,  welche 
beide  erst  1829  wieder  an  Frankreich  abgetreten  wurden.  Die  Kapelle 
zu  Schreckling  wurde  von  den  Herzogen  von  Lothringen  erbaut,  auch 
sind  daselbst  die  2  Mühlen. 

Hessdorf  (Hestroff,  auch  Helstroff  und  Heiftroff),  Dorf  im 
Südwesten  des  Kantons,  8  Kilom.  von  Husendorf,  unweit  des  Pib- 
langer  Bachs,  mit  Kirche,  139  Häusern,  155  Familien,  584  Eiuw., 
2  Mühlen,  üelmühle,  Branntweinbrennerei,  Getreide-,  Obst-  und 
Weinbau  und  Viehzucht,  hat  auf  der  Gemarkung  Reste  von  zwei 
Rönierstrassen  und  war  lothringisch.  1  Kilom.  südlich  vom  Dorfe 
stand  das  Mönchskloster  Viller,  das  einem  Kantone  den  Namen 
gab,  und  in  dem  Kantone  Lachresse  nördlich  ist  ein  altes  Dorf 
ausgegangen,  das  auch  Hessdorf  geheis'sen  haben  soll. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Geismühle  und  Warchmühle  (Werck- 
mühle). 

Kreuzwald,  Dorf  im  äussersteu  Südosten  des  Kantons,  an 
der  preussischen  Gränze  und  dem  Bistenbache,  15  Kilom.  von 
Busendorf,  mit  Kirche,  362  Häusern,  364  Familien,  1515  Einw., 
wobei  1  Evangelischer,  2  Mühlen,  Ziegelhütte,  Fabrik  irdener 
Pfeifen,  geringem  Getreidebau,  Viehzucht,  Eisen giesserei  und  Hoch- 
ofen mit  2  Kupolöfen,  die  aber  nicht  mehr  im  Betrieb  sind,  Wochen- 
markt am  Donnerstag  und  Postagentur,  war  lothringisch.  Das 
Dorf  hat  den  Beinamen  la  Croix  und  es  wurde  das  Eisenwerk 
daselbst  1735  angelegt. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Döi'fer  Kreuz wald-la-IIouve  auf  der 
andern  Seite  des  Bachs  und  1665  von  Nassau  -  Saarbrücken  im  Walde 
Warent  oder  Varneveldt  angelegt,  mit  2  Mühlen,  Oelmühle  und  2  Kalk- 
öfen, und  Wilhelmsbronn,  südlich  vom  Dorfe,  1668  von  demselben 
angelegt,  sowie  die  Kluckerhöfe  und  die  Höfe  Weyerfeld,  Varendt 
und  Wendelshof,  letzterer  im  Norden  gegen  Merten,  S'/.^  Kilom.  vom 
Dorfe  entfernt. 

Merten,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  am  Bistenbache  und 
der  preussischen  Gränze,  11  Kilom.  von  Busendorf,  mit  203  Häu- 
sern, 767  Einw.,  Mühle,  Oelmühle,  Getreide-  und  Hülsenfruchtbau, 
Viehzucht  und  Transport  von  Steinkohlen  aus  dem  Saargebiet  nach 
Bolchen  und  Metz,  war  lothringisch  und  kam  erst  1827  an  Frankreich. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Biblingen,  dicht  westlich  vom 
Dorfe,  Sc  bloss  Merten,  nördlich  am  Dorbache,  die  Har  spitz-  und 
Oelmühle. 

Neunkirchen  (Nunkirchen),  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons, 
7  Kilom.  von  Busendorf,  am  Kemelsbache,  mit  Kirche,  89  Häusern, 


362  II-   Topographie. 

318  Einw.,  Mühle,  Ziegelei,  Eisenhütte,  Getreide-  und  Obstbau 
und  Viehzucht. 

Ziu-  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Remeld orf  am  Remelsbaclie ,  wo 
sich  einst  ein  Eisenwerk  befand.  Derselbe  wiirde  erst  1827  an  Frank- 
reich abgetreten. 

Oberdorf,  Dorf  am  Schrecklinger  Bache,  5  Kilom.  östlich  von 
Busendorf,  mit  48  Häusern,  52  Familien,  235  Einw.,  Mühle,  Ge- 
treide- und  Obstbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 

Znr  Gemeinde  gehört  der  südlich  davon  gelegene  Weiler  Oden- 
hoven.  Daselbst  war  ein  Kloster  von  Karthäuserinnen,  das  am  9.  Juni 
1792  abbrannte. 

Reimeringen  (^Remering),  Dorf  an  einem  kleinen  Seitenbache 
des  Durbachs,  7  Kilom.  von  Busendorf,  mit  Kirche,  115  Häusern, 
118  Familien,  539  Einw.,  Kalkofen  und  Oelmühle,  gehörte  zu 
Lothringen. 

Remelfangen ,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  3  Kilom.  von 
Buaendorf,  mit  Kirche,  60  Häusern,  242  Flinw.,  Gipsbruch,  Ge- 
treide-, Obst-  und  Weinbau,  hing  einst  vom  Kloster  Mettlach  ab 
und  war  lothringisch. 

"RothenAoTf  fChdleau-rougeJ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  5  Kilom. 
von  Biisendorf,  liegt  nahe  bei  Oberdorf,  hat  eine  Kirche,  55  Häuser, 
199  Einw.,  wobei  3  Mennoniten,  Mühle,  Ziegelei,  Getreide-  und 
Weinbau  und  Viehzucht  und  war  lothringisch. 

St.  Bernard,  Dorf  im  äussersten  Südwesten  des  Kantons, 
12  Kilom.  von  Busendorf,  am  Ursprünge  des  Piblanger  Bachs, 
mit  43  Häusern  und  162  Einw.,  war  lothringisch. 

St.  Franz,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  am  Urspruuge 
eines  Bachs,  9  Kilom.  von  Busendorf  entfernt,  mit  Kirche,  68  Häu- 
sern und  228  Einw.,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  wurde  von 
belgischen  Einwanderern  1612  —  24  erbaut. 

Schemericll  (Chvmcry-les-dvxuc),  Dorf  am  Anzelinger  Bache, 
7  Kilom.  von  Metz,  besteht  aus  dem  unteren  und  oberen  Dorf, 
welche  durch  die  Strasse  nach  Homburg  an  der  Kanner  getrennt 
sind,  hat  140  Häuser,  602  Einw.,  Mühle,  Ziegelhütte,  Getreide-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  war  lothringisch. 

Zur  Gpuu'indt'  gehören  der  Weiler  llobling  mit  Hof,  Miilile  und 
2  Ziegelhütten  südlich,  der  Inglingerhof  nördlich,  der  Wentriiig- 
hof  und  die  Scliouierichmüljlc. 

Schwerdorf,  J>orf  im  äussersten  Norden  des  Kantons,  9  Kilom. 
von  Ihisendorf,  mit  Kirche,  105  Männern,  110  I*'ainilien,  547  Einw., 
2  Mühlen,  Oelmühle,  Ziegelhütte,  (Jetroide-,  Obst-  und  Gemüsebau, 
gehörte  zu  Lothringen. 


4.   Kreis  Bolchen. 


363 


Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Rotten dorf,  nördlich,  Oltz- 
w eiler,  östlich,  das  Schloss  Burg-Esch  mit  Hof  im  nördlichsten 
Theile  der  Gemeinde,  sowie  die  Graf enthalmühle  und  Heltermühle. 

Tromborn,  Dorf  an  der  Strasse  von  Bolchen  nach  Saarlouis, 
5  Kilom.  südöstlich  von  Eusendorf,  mit  Kirche,  lOß  Häusern, 
460  Einw.,  wobei  2  Israeliten,  Kalksteinbruch,  Getreide-  und 
Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  liegt  sehr 
hoch.  Das  Dorf  soll  früher  entfernter  von  der  jetzigen  Stelle  ge- 
legen haben,  wo  man  auch  Ueberreste  findet,  die  aber  wohl  mehr 
auf  ein  ausgegangenes  Dorf  deuten. 

Wallerchen  (Yaudreching) ,  Dorf,  1  Kilom.  südlich  von  Busen- 
dorf, an  einem  kleinen  Bache,  mit  Kirche,  117  Häusern,  453  Einw., 
wobeil  Evangelischer  und  51  Israeliten,  Kalkofen,  Kalksteinbruch, 
Leineweberei,  Getreide-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  hat  ein  Schloss 
und  war  lothringisch. 

Willingen  (ViUing),  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  links  der 
Strasse  von  Bolchen  nach  Saarlouis,  7  Kilom.  östlich  von  Busen- 
dorf, mit  Kirche,  7ü  Häusern,  348  Einw.,  wobei  1  Evangelischer, 
war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  südwestlich  davon  gelegene  Weiler  Gauweis- 
dorf (Gaweistroff). 

Wölflingen,  Dorf  am  Schrecklinger  Bache,  5  Kilom.  östlich 
von  l^usendorf,  mit  50  Häusern,  54  Familien,  232  Einw.,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 


C.    Kanton  Falkenberg. 

Der  Kanton  Falkenberg  liegt  zwischen  den  Kantonen  St.  Avold, 
Grosstännchen,  Delme,  Verny,  Fange  und  Bolchen  und  hat  fol- 
gende Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

!?««♦»„  1  Gesainmt- 
Forsten.    p,g^^^ 

Adaincourt     .     .     . 
Arraincourt    .     .     . 
Arriance    .     .     .     . 
Banmbiederfdorf     . 
Chemery    .     .     .     . 
Edelfingen.     .     .     . 
Elwingen  .     .     .     . 
Falkenberg     .     .     . 
Fletringen .     .     .     . 
Füllingen  .     .     .     . 
Gänglingen     .     .     . 
Halleringen    .     .     . 
Han  a.  d.  N. .     .     . 
Hemilly      .     .     .     . 

193,20 
376,69 

481,48 
661,84 
228,37 
405,99 
408,55 
799,53 
478,46 

491,87 
727,45 
267,53 
152,40 
252,39 

41,51 

67,07 
70,17 
69„2 

l'i29 
74,39 

43,11 
174,47 
37,32 
56,60 
89,45 
17,14 
41,85 
22,77 

1,2I 

83,37 

119,83 
303,69 

35,16 

75,58 

158,05 

557,96 

58,38 

27,6, 

181,20 

52,21 

28,13 

2,55 

3,«3 

2,73 

31,97 

0,46 

4,50 

3,02 

13,13 

14,05 

1,56 

^194 

6-60 

0,87 



76,23 

1086,37 

337,01 
475,97 

697,59 

1104,50 
294„o 
581,42 
712,50 

1585,25 
608,64 
596,24 

1038,4, 
355,42 
202,69 

1405,3, 

364: 


II.   Topographie. 


Gemeinden. 


Herny  .  .  . 
Holacoiirt  .  . 
Kriechingen  . 
Laiiterfingen  . 
Lubeln  .  .  . 
ilaiweiler  .  . 
Many  .  .  . 
^löhringen-Zondr 
Ober-Fillen  . 
Steinbiedersdorf 
Tetingen  .  . 
Thicourt  .  . 
Thonville  .  . 
Trittelingen  . 
Vahlen  .  ,  . 
\'atimont  .  . 
Vittonconrt  . 
Voimhaut  .     . 

Kanton 


Aecker. 


5/1,14 
186,49 

568,61 


1064,, 


423 


i58 


669,23 

5''4,88 
459,9, 

423.0, 
215,36 
473,25 
505,07 
582„ß 
460,38 
325,94 


Wiesen. 


104„o 
39,07 

112,57 
34,fi7 


2U7 


Wein- 
berge. 


«9 


17, 


51,41 
89,75 

62,60 

65,84 

114,44 

190,65 

30-92 


)34 


;,63 

,40 


.-52 

91,.. 
90,8- 
95,70 

42,56 


15l26,5o'2306,4o 


*,0l 

19^28 
1,55 


Wald. 


244,43 

17,« 
189,49 

37,14 
244,69 
179,94 

27,19 
130,38 

96,73' 
130,57 

68,55 

64,46 

^0,4S 

73,29 

344,96 


Obst-    „      .       üesammt- 
gärten,   f^»^«'^"'    Fläche. 


1, 


70 
'.,29 
6,75 
8,33 

41,76 
2,20 
4,63 
7,26 
5,., 
6,69 
7,39 
*,93 
2,22 

11,04 
2,87 
7,40 
4,63 
^,R3 


134 

105 

737, 


22, 
152 


,41 


43,39  13530,72  234,34  2314,^3 


963-90 
290-21 

1046,48 
469,78 

2454-04 
670,06 
822,25 
82«,43 
953,05 
845-4, 
982,59 
547,5, 
252,65 
599,64 
618,13 
796,8, 
949,84 
396,49 


24482,38 


Sein  Viehstand  umfasst  2896  Pferde ,  wobei  67  Zuchthengste, 
36  Maulthiere  und  Esel,  5545  Stück  Rindvieh,  wobei  34b3  Kühe, 
5431  Schaafe,  wobei  466  Merinos  und  3(504  Heideschnueken ,  6236 
Schweine,  654  Ziegen  und  2019  Bienenstöcke;  auch  lieferte  er  1872 
117  Pfund  Seideucocons. 

Falkenberg  (Faulquemonl) ,  Flecken  und  Kantonshauptort  an 
der  Eisenbahn  von  Metz  nach  Saarbrücken  und  dem  rechten  Ufer 
der  deutschen  Nied,  welche  sich  in  einem  Bogen  um  den  Süden 
des  Orts  zieht,  sowie  an  der  Strasse  von  Chateau  -  Salins  nach 
St.  Avold,  mit  Kirche,  Kapelle,  206  Häusern,  271  Familien, 
1060  Einw. ,  wobei  12  Evangelische  und  50  Israeliten,  Dampf- 
mühle, 2  Wassermühlen,  Bierbrauerei,  Kalkofeu,  Friedensgericht, 
Kantonalpolizeikommissariat,  Steuerkasse,  Steueramt,  Eoregistre- 
ments- Einnehmerei,  Oberförsterei,  Postverwaltung,  Eisenbahn- 
station, Landwehrcompagniebezirk,  kleiner  Garnison,  Wocheu- 
markt  am  Donnerstag,  Jahrmärkten  am  22.  Januar  und  Pfingst- 
montag, altem  Rathhause,  (retreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Vieh- 
zucht und  Handelsverkehr,  besass  früher  nur  einen  einzigen  Ein- 
gang und  war  befestigt,  wovon  aber  nur  noch  einige  Mauerreste 
übrig  sind,  da  die  Thürme  und  das  Schloss  abgetragen  wurden. 
Das  Kathhaus  ist  noch  ein  altes  Gel)iiiuk:  aus  dem  sechszehnten 
Jahrhunderte.  Die  alte  Pfarrkirche  Sl.  Vincent  auf  dem  Kirch- 
hofe, 1  Kilom.  südwestlich  von  Falkenberg  entfernt,  ist  nur  noch 
hIm  Kapelle  verwendet.     lulkenberg  war  llauptort  einer  Herrschaft 


4.   Kreis  Bolchen.  365 

der  Bischöfe  von  Metz,  welche  sieben  Orte  umfasste.  Nachdem 
Simon  von  Lothringen  sich  des  Orts  bemächtigt  hatte,  nahm  ihn 
Bischof  Stephan  von  Bar  mit  Waffengewalt  wieder,  er  kam  je- 
doch im  fünfzehnten  Jahrhunderte  für  immer  an  Lothringen.  Die 
Franzosen  begannen  in  ihren  Kriegen  einen  Theil  der  festen  Mauern 
zu  zerstören  und  die  Schweden  vollendeten  dies  Werk  1635.  Im 
vorigen  Jahrhunderte  wurde  sodann  der  Rest  der  Mauern  abge- 
tragen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Bonhauser  Hof,  Golenholzer  Hof, 
Herrenwaldhof,  Steinbeschhof,  Ziegeleihof  und  die  Blomühle 
mit  Gerberei. 

Adainconrt,  Dorf  unweit  der  Eisenbahn,  13  Kilom.  südwest- 
lich von  Falkenberg,  auf  dem  rechten  Ufer  der  französischen  Nied. 
mit  40  Häusern,  42  Familien,  150  Einw.,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Das  Dorf  war  früher  be- 
deutend grösser  und  soll  300  Häuser  gehabt  haben;  auch  fand 
man  auf  der  Anhöhe,   an  welcher  Adaincourt  liegt,   alte  Mauern. 

Arraincourt,  Dorf  im  südlichen  Theile  des  Kantons,  7  Kilom. 
von  Falkenberg,  rechts  von  der  Roth  und  an  der  Strasse  von 
Remilly  nach  Dieuze,  mit  Kirche,  80  Häusern,  90  Familien, 
299  Einw.,  3  Mühlen,  Getreide-,  Futter-  und  Tabakbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Bösmühle  (Besenmühle),  Neuraühle 
und  die  Mühle  Bouligny  am  Boulignyweiher. 

Arriance,  Dorf  am  Aisnebache,  links  von  der  Eisenbahn  von 
Metz  nach  Saarbrücken,  8  Kilom.  südwestlich  von  Falkenberg, 
mit  Kii'che,  72  Häusern,  106  Familien,  359  Einw.,  Mühle,  Ge- 
treidebau, Viehzucht  und  Wollweberei,  gehörte  zu  Lothringen 
und  liegt  dicht  an  der  alten  Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Gravelotmühle,  südlich  vom  Dorfe. 

Baumbiedersdorf  (BambiderstrofF) ,  Dorf  im  Norden  des  Kan- 
tons, am  Albbache,  7  Kilom.  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  Kapelle, 
207  Häusern,  236  Familien,  924  Einw.,  3  Mühlen,  Bierbrauerei, 
Seidenweberei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  kam  erst  1769  mit 
der  Herrschaft  Raville  von  Oesterreich  an  Frankreich.  Als  man 
1805  ein  Gebäude  für  religiöse  Zwecke  errichten  wollte,  fand 
man  auf  einem  Hügel  eine  grosse  Anzahl  uralter  Gräber  mit 
Pfeilen,  Streitäxten,  Halsbändern  und  kleine  Vasen  von  grau- 
farbiger Erde. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  ehemalige  Kloster  Ralphen,  die  Neu- 
mühle, Oelmühle  und  das  einzelne  Haus  Maisonnette,  am  Wege 
nach  Lauterfinsen. 


360  n-    Topographie. 

Chemery,  Dorf  unweit  der  Römerstrasse  und  der  Strasse 
von  Chäteau-Salins  nach  St.  Avold,  5  Kilom.  südlich  von  Falken- 
berg, mit  Kirche,  32  Häusern,  35  Familien,  116Einw.,  Getreide-, 
Wein-  und  Futterbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Edelingen  (Adelange) ,  Dorf  am  Mühlgraben,  4  Kilom.  südlich 
von  Falkenberg,  mit  Kirche,  93  Häusern,  106  Familien,  397  Einw., 
Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und 
liegt  an  der  alten  Rümerstrasse. 

Elwingen  (Elvange),  Dorf  auf  beiden  Ufern  der  deutschen 
Nied  und  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Falkenberg,  von  letzterem 
4  Kilom.  nordwestlich  entfernt,  mit  Kirche,  3  Mühlen,  2  Ziegel- 
hütten, 113  Häusern,  122  Familien,  510  Einw.,  wobei  4  Israe- 
liten, Seidenweberei,  Getreide-  und  Tabaksbau  und  Viehzucht, 
war  lothringisch.  Hier  wohnte  der  bekannte  Numismatiker  Dominik 
de  Mory,  der  1794  in  Paris  hingerichtet  wurde. 

Ziu-  Gemeinde  gehört  die  Pfeffermühle  an  der  Nicd  und  das  ein- 
zelne Haus  Metzing,  der  einzige  Rest  eines  alten  Dorfs. 

FletriDgen  (Fh'trangc) ,  Dorf  auf  einer  Anhöhe  der  linken 
Seite  der  deutschen  Nied,  4  Kilom.  nordwestlich  von  Falkenberg, 
mit  Kirche,  86  Häusern,  375  Einw.,  Seidenweberei,  Ziegelhütte, 
Getreide-,  Gemüse-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 
In  der  Kirche  befindet  sich  ein  altes  Bild  vom  Jahre  1634,  die 
Kreuzigung  Christi  darstellend.  In  der  Nähe  befand  sich  einst 
der  Weiler  Edling,  der  zur  Herrschaft  Falkenberg  gehörte  und 
wovon  man  neuerdings  Ueberreste  auffand. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  nordlich  gelegene  Weiler  Dorweiler 
und  die  Kapelle  St.  Leonhard.  Die  Kirche  von  Dorweiler  stammt  aus 
dem  Jahre  1621  und  war  früher  Pfarrkirche. 

Füllingen  (FouUgnxj),  Dorf  am  linken  Ufer  der  deutschen 
Nied  und  Strasse  von  Metz  nach  Saarbrücken,  10  Kilom.  nord- 
westlich von  Falkenberg,  mit  Kirche,  60  Häusern,  254  Einw., 
2  Mühlen,  Oelmühle,  Getreide-,  Obst-,  Cremüse-  und  Tabakbau 
und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Die  Kirche,  deren  Patronat  um 
1270  von  Hischof  Laurent  der  Abtei  Longe ville  übertragen  wurde, 
hat  noch  Mauern  im  romanischen  Style. 

Zu  der  Gfineindo  gehören  die  Höfe  Clievalin  und  Ivorling  uiil 
Mühle  und  das  einzelne  Haus  Maisonnette. 

Gänglingen  (GuingUmge) ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Nied, 
7  Kilom.  nordwestlich  v(»n  Falkenberg,  mit  Kirche,  109  Häusern, 
110  Familien,  460  Einw.,  3  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehrirte   zum  lÜHthtime  Metz.     Die  Kirche  ist    1755    im   modernen 


4.   Kreis  Bolchen.  367 

Styl  erbaut  und  hat  ein  schönes  Gemälde,  St.  Peter  darstellend. 
Die  Normalschule  war  früher  in  Gänglingen,  wurde  aber  verlegt. 

Zur  Gemeinde  gehören  Schloss  und  Hof  Helfedange,  im  Norden 
auf  einer  Anhöhe,  bemerkenswerth  wegen  seines  Alters,  seiner  Gebäude, 
Alleen  und  Promenaden,  welches  ursprünglich  dem  Hause  Oesterreich  ge- 
hörte, der  Hof  Klein-Helfedange  an  der  Nied,  der  Hof  Vitrange 
(Witringen),  im  Westen  vom  Dorl'e,  und  die  Neu-,  Ober-  und  Unter- 
mühle. 

Halleringen ,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  links  der  Strasse 
von  Metz  nach  Saarbrücken,  an  einem  Bache,  10  Kilom.  von 
Falkenberg,  mit  66  Häusern,  237  Einw.,  2  Mühlen,  Seidenweberei, 
Getreide-,  Obst-  und  Tabakbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Loth- 
ringen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Ste.  Susanne,  im  Norden. 

Han  an  der  Nied,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  französischen 
Nied  und  Strasse  von  Metz  nach  Dieuze,  unweit  der  Eisenbahn, 
14  Kilom.  südwestlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  41  Häusern, 
43  P'amilien,  170  Einw.,  Seidenweberei,  Mühle,  Getreide-,  Obst- 
und  Tabakbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Hemilly,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  nördlich  vom  Walde 
von  Remilly,  7  Kilom.  westlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche, 
73  Häusern,  278  Einw.,  welche  theil weise  von  Waldarbeiten 
leben,  Getreide-  und  Tabakbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Loth- 
ringen. Als  man  einen  Theil  des  Waldes  ausrodete,  um  den  Hof 
Gallong^  zu  errichten,  fand  man  die  Grundmauern  eines  römischen 
Gebäudes  von  je  12  Meter  auf  den  Seiten,  menschliche  Gebeine, 
Schwerter,  Dolche,  Münzen  und  Keste  von  Vasen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  neuangelegte  Hof  Gallonge. 

Hemy,  Dorf  an  der  Eisenbahn  von  Metz  nach  Saarbrücken, 
links  vom  Aisnebache,  10  Kilom.  südwestlich  von  Falkenberg,  mit 
Kirche,  192  Häusern,  230  Familien,  807  Einw.,  Mühle,  Eisen- 
bahnstation, Bierbrauerei,  Postagentur,  Leinwandbleichereien,  Tuch- 
handel, Getreide-,  Oelsaat-,  Hanf-,  Hopfen-,  Obst-  und  Gemüse- 
bau, gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  liegt  in  der  Nähe  der  alten 
Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Seutry  mit  Kapelle,  wo  sich  die 
Ueberreste  eines  alten  Schlosses  befinden,  nicht  weit  von  der  Eisenbahn,  der 
Hof  Hernicourt,  südwestlich  vomDorfe,  und  die  Bleicherei  St.  Johann. 

HoUacourt,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  unweit  der  Rotte, 
10  Kilom.  südwestlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  32  Häusern, 
35  Familien,  123  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 


368  n.   Topographie. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  Haus  Maison-Neuve  an  der  Rotte  und 
die  Mühle  von  Ho  Ilacourt,  an  einem  Weiher. 

Krieclliligeil  fCn'hangeJ ,  Dorf  zu  beiden  Seiten  der  deutsehen 
Nied,  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Faliienberg,  von  diesem 
2  Kilom.  westlich,  mit  Kirche,  124  Häusern,  138  Familien,  570  Einw., 
wobei  1  Evangelischer  und  110  Israeliten,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht, 2  Mühlen,  Brücke  über  die  Nied  und  Resten  eines  alten 
Schlosses,  sowie  Bildsäulen  eines  Grafen  von  Kriechingen  und 
seiner  Frau  in  der  alten  Sacristei  der  Kirche,  war  einst  Hauptort 
einer  Grafschaft  des  deutschen  Reichs,  welche  erst  1793  an  Frank- 
reich kam  und  diesem  im  Lüneviller  Frieden  bestätigt  wurde.  Von 
hier  schrieb  sich  ein  einst  reiches  und  mächtiges  Geschlecht,  dessen 
erster  Burkard  von  Kriechingen  1239  vorkommt,  wo  er  in  der 
Schlacht  bei  Gaza  gefangen  wurde.  Theils  durch  Erbschaft,  theils 
durch  Kauf  erwarben  sie  nach  und  nach  einen  grossen  Besitz  von 
17  festen  Schlössern,  40  Herrschaften  und  noch  andere  Lehen, 
wovon  freilich  ein  Theii  durch  Verpföndung  und  Verkauf  wieder 
verloren  ging.  Einer  der  Herren  trat  frühe  der  Reformation  bei, 
Johann  Ludwig,  der  1665  seinen  Bruder  Casimir  im  Walde  erschoss, 
wurde  aber  wieder  katholisch.  Als  Max  Ernst  von  Kriechingen 
1697  ohne  männliche  Erben  starb,  fiel  Kriechingen ,  das  1617  von 
Kaiser  Matthias  zur  Grafschaft  erhoben  worden  war,  durch  seine 
Tochter  Anna  Dorothea  und  die  Enkelin  Louise  Charlotte  an  deren 
Gemahl  Grafen  von  Wied-Runkel,  welches  Geschlecht  durch  den 
Lüne^^lle^  Frieden  ftlr  den  Verlust  von  Kriechingen  am  Rhein 
entschädigt  wurde.  Die  Familie  Kriechingen  hatte  sich  in  zwei 
Linien  getheilt,  diejenige  von  Kriechingen,  welche  evangelisch 
war,  und  die  Linie  von  Chilteau-Brehain ,  welche  katholisch  wurde 
und  als  Erbe  eines  Theils  der  Besitzungen  eintrat.  Kaiser  Karl  IV. 
wohnte  1356  auf  seiner  Reise  nach  Metz  im  Schlosse.  Dieses  war 
alt  und  im  dreizehnten  .lahrhunderte  sehr  fest.  Es  hatte  eine  drei- 
fache Umwallung  mit  17ThUrmen,  das  Schloss  wurde  aber  schon 
1432  verbrannt,  1(533  wieder  zerstört  und  endlich  1733  ganz  in 
Trümmer  gelegt.  An  seiner  Stelle  liegt  jetzt  zwischen  den  liefen 
(iräben  ein  (Jarten.  Die  letzten  (irafen  bewohnten  jedoch  nicht 
mehr  da«  Schloss,  sondern  ein  Privathaus  im  Orte,  gegenüber  der 
Mühle.  Schon  1651  hatte  man  es  franzi'jöischerseits  versucht,  die 
Uerrschaft  als  Lehen  des  Bisthums  Motz  zu  erklären,  wofür  auch 
die  königliche  Kammer  sich  1680  aussprach;  allein  der  Frieden 
von  HvHwick  stellte  die  Beichsunmittelbarkeif  der  Grafschaft  wieder 
her.    MurMcliall  (/Vecjui  halte  1677  nach  Kriechingen  eine  Besatzung 


4.   Kreis  Bolchen.  369 

von  60  Mann  gelegt,  welche  vom  Herzoge  Karl  V,  von  Lothringen 
überfallen  und  gefangen  wurde.  Die  Grafen  von  Kriechingen  hatten 
das  Münzrecht  erhalten.  Die  Herrschaft  umfasste  Kriechingen, 
Denting,  Momesdorf,  Kleinbiedersdorf,  Biding  und  theilweise  Nieder- 
wiese, Teting,  Metring  und  Lelling. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Bellevue,  Beilin,  Mouzaia, 
Ober-Steinbesch  und  die  Wirthscliaft  Gu indringen. 

Lauderfingen  (Laudrefang),  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  5  Kilom. 
nördlich  von  Falkenberg,  an  einem  Bache,  mit  Kirche,  70  Häusern, 
273  Einw,,  Ziegelhütte,  Postagentur,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Hof  Jlon-plaisir  und  der  Vierwind- 
hof (les  Quatre  Tents),  an  der  Strasse  von  Chäteau-Salins  nach  St.  Avold, 
sehr  hoch  gelegen. 

Lubeln  (Longeville-les-Sl.- Avold) ,  grosses  Dorf  im  Nordosten 
des  Kantons,  an  der  Strasse  von  Metz  nach  St.  Avold,  4  Kilom. 
nördlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  412  Häusern,  440  Familien, 
1855  Einw.,  5  Mühlen,  3  Oelmühlen,  Kalkofen,  Dampfdestillerie, 
Quincailleriefabrik ,  Steuerkasse,  Getreidebau,  Viehzucht  und  Jahr- 
märkten im  April  und  October,  war  lothringisch.  Das  imposante 
Schloss,  auf  einer  Anhöhe  mit  herrlicher  Aussicht  bis  auf  St.  Avold, 
gehört  der  Familie  Durbach  und  war  einst  ein  berühmtes  Kloster. 
Es  liegt  auf  der  westlichen  Seite  des  Dorfs  und  die  Kirche  dient 
als  Pfarrkirche.  Die  Benediktinerabtei  soll  von  Bodagist,  Vater 
des  heiligen  Arnould,  Bischofs  von  Metz  und  Abkömmling  des 
Karolingergeschlechts,  im  sechsten  Jahrhunderte  gegründet,  von 
Digne  und  Ondon  erbaut  und  reich  begabt  worden  sein  und  er- 
hielt nach  und  nach  viele  Güter.  Es  erhielt  den  Namen  Glandiera 
(Glandiers)  und  war  dem  heiligen  Martin -aux-Chenes  geweiht. 
Die  Abtei  wurde  am  1.  October  1552  vom  Markgrafen  Albert 
von  Brandenburg  beraubt  und  verbrannt.  Im  Jahre  160G  führte 
Dom  Franz  Tierry  hier  die  Reform  der  Congregation  von  St.  Vannes 
ein  und  wurde  erster  regelmässiger  Abt.  Die  Abtei  sollte  1625 
nach  Nancy  verlegt  werden,  die  Mönche  waren  aber  dagegen  und 
Hessen  nur  den  Abt  dahin  ziehen.  Im  Jahre  1635  bi'annten  die 
Schweden  Lubeln  nieder.  Die  Abtei  bestand  bis  1790,  wo  sie  eilf 
Mönche  zählte.  In  der  Nähe  führte  eine  Römerstrasse  vorüber 
und  südlich  davon  stand  ein  Kastell. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Kleinthal,  nördlich  am  Walde, 
die  Höfe  Finseling,  Mitschen-  und  Neuhof,  Premenhof,  an  einem 
Weiher,  und  Roderisse,   das  Wii-thshaus  Longeville  an  der  Sti'asse 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  24 


370  ^^'   Topographie. 

nach  Metz,  sehr  hoch  gelegen,  sowie  die  Bormühle,  Hetschmühle, 
Holzmühle,  Merbettemühle,  Ambachmülile,  sowie  die  Destil- 
lerie. 

Maiweiler  (MainviUerJ,  Dorf  südlich  von  der  Eisenbahn,  an 
einem  kleinen  Bache,  nördlich  von  der  alten  Röinerstrasse ,  5  Kilom. 
südwestlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  79  Häusern,  100  Familien, 
406  Einw. ,  wobei  2  Israeliten,  Mühle,  Plüschweberei,  Leinwand- 
weberei, Töpferei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Bruchmühle,  nordöstlich  vom  Dorfe. 

Many,  Dorf  an  einem  Bache,  7  Kilom.  südwestlich  von  Falken- 
berg, mit  Kirche,  83  Häusern,  88  Familien,  342  Einw.,  Leinwand- 
weberei, Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  liegt  süd- 
lich von  der  Kömerstrasse  und  war  lothringisch.  Bei  Marcourt 
lagen  früher  die  Weiler  Beving  und  Mertring. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Kapellen  Mainvillers  und  Marcourt, 
sowie  der  Weiher  von  Bouligny. 

Möhringen-Zondrillgeil  (Marange- Zondrange),  Dorf  an  der 
Strasse  von  Metz  nach  St.  Avold  und  einem  Bache,  8  Kilom. 
nordwestlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  101  Häusern,  418  Kinw., 
2  Mühlen,  Seidenweberei,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau  und 
Viehzucht,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  westlich  an  einem  Bache  gelegene  Weiler 
Zondringen  mit  Kapelle,  der  Hof  Henning  und  die  neue  Wirth- 
schaft  (Auberge  JN'eurej  an  der  Strasse  nach  J>Ietz. 

Ober-Fillen  ,'Vignetillc-hauteJ ,  Dorf  an  einem  Bache,  7  Kilom. 
nördlich  von  Falkenberg,  mit  Kirche,  133  Häusern,  134  Familien, 
522  Einw.,  3  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum 
Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  südlich  am  Bache  gelegene  Weiler  Unter- 
Fillen  mit  Kaiiellc  und  2  Mühlen,  Ober-  und  Untermühle. 

Steinbiedersdorf  ( Ponl-pierreJ ,  Dorf  an  der  Eisenbahn  und 
dem  rechten  Ufer  der  Nied,  3  Kilom.  östlich  von  Falkenberg,  mit 
Kirche,  193  Häusern,  801  Einw.,  wobei  80  Israeliten,  Ziegelei, 
Bierbrauerei,  Seidenweberei,  Getreide-  und  Tabaksbau,  Viehzucht 
und  Viehhnndel,  gehörte  zur  Grafschaft  Kriechingen  und  kam  mit 
derselben  an  l*Vankreich.  Die  Tempelherren  sollen  hier  einst  eine 
Niederlassung  besessen  hüben  und  findet  man  in  der  Gemarkung 
noch  Reste  alter  Bauten. 

Tetingen,  Dorf  am  Veilersbaehe,  5  Kilotn.  nordöstlich  von 
Falkenberg,  mit  Kirche,  IH)  Häusern,  184  Familien,  (i79  lOinw., 
4  Mühlen,  Getreide-  und  Tabak^bau  und  Viehzucht,  war  getheilt 
unter  die  Grafschaft  Kriechingen.  Lolhringen  und  BisMium  Metz. 


4.   Kreis  Bolchen.  371 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Metringer-,  Kapellen-,  Lattenholz- 
und  Stutzenmühle  nebst  einer  Kapelle,  sowie  der  an  der  deutschen 
Med  gelegene  Weiler  Metring. 

Thicourt  (Dei  curtia,  Thusio  CurtiJ ,  früher  deutsch  Diderich 
genannt,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  an  einem  Bache,  7  Kilom. 
von  Falkenberg,  mit  Kirche,  93  Häusern,  99Famihen,  332  Einw., 
Mühle,  Kalkofen,  Getreide-,  Obst-,  Wein-,  Tabak-  und  Gemüsebau 
und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  liegt  an  einer  Römerstrasse, 
weshalb  man  noch  viele  römische  Münzen  hier  fand.  Thicourt 
gehörte  im  dreizehnten  Jahrhunderte  den  Herren  von  Lothringen, 
kam  durch  Heirath  zeitweise  an  Dachsburg  und  wurde  von  den 
Bischöfen  von  Metz  um  1225  als  Metzer  Lehen  beansprucht,  ver- 
blieb aber  von  1314  an  bei  Lothringen,  weil  der  Herr  von  Warens- 
berg  erklärte,  es  als  lothringisches  Lehen  zu  besitzen.  Im  Jahre 
1475  gehörte  es  den  Herren  von  Finstingen  und  von  diesen  kam 
es  durch  Heirath  an  Karl  Philipp  de  Croy,  Marquis  d'Havre,  dessen 
Familie  es  bis  zuletzt  besass.  Weil  die  Herren  von  Thicourt  dem 
Bisthume  Metz  viel  schadeten ,  so  liess  Bischof  Stephan  von  Bar 
1124  die  Burg  verbrennen  und  Bischof  Ademar  zerstörte  sie  ganz; 
aber  sie  wurde  wieder  aufgebaut  und  bestand  noch  im  vorigen 
Jahrhunderte.  Eine  Priorei  wurde  1093  von  Gerard  ä  la  Barbe 
de  Thicourt  und  seiner  Frau  gegründet  für  vier  Geistliche,  zum 
Vortheile  der  Abtei  Clugny;  aber  die  Primatialkirche  von  Nancy 
bekam  später  die  Priorei,  hob  dieselbe  auf  und  überliess  die  Kirche 
dem  Dorfe.  Dieselbe  ist  theilweise  in  romanischem  Styl  erbaut, 
und  zwar  zur  Zeit  der  Gründung  der  Priorei. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  östlich  davon  gelegene  Mühle  Manspach. 

Thonville,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  7  Kilom.  von  Falken- 
berg, mit  49  Häusern,  52  Familien,  175  Einw.,  Kalkbrennereien, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 

Trittelingen,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  an  der  Strasse 
nach  St.  Avold,  5  Kilom.  von  Falkenberg,  am  Hesswiesenbache, 
mit  Kirche,  86  Häusern,  92  Familien,  337  Einw.,  Seidenweberei, 
Getreide-,  übst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Loth- 
ringen und  der  Herrschaft  Falkenberg. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Red  lach  mit  Kapelle,  westlich 
vom  Dorfe,  und  das  an  der  Strasse  gelegene  alte  Zollhaus  (Douane). 

VaMen  fValh,  WallenJ,  Dorf  am  Behrbache,  21/2  Kilom.  süd- 
östlich von  Falkenberg,  mit  Kirche,  96  Häusern,  97  Familien, 
354  Einw.,  Getreide-,  Wein-,  Obst-,  Tabak-  und  Gemüsebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 


372  ^^-   Topographie.  ^ 

Vatimont,  Dorf  an  der  Strasse  von  Metz  nach  Dieuze,  im 
Süden  des  Kantons,  12  Kilom.  südwestlich  von  Falkenberg,  rechts 
von  der  Rotte,  mit  Kirche,  145  Häusern,  154  Familien,  560  Einw., 
Mühle  an  der  Rotte,  Seidenweberei,  Getreide-,  Wein-,  Tabak-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  war  lothringisch.  Hier  sass  einst  ein  an- 
gesehenes Geschlecht  von  Yatimont,  dann  die  von  An~tignac  und 
Redigny,  aber  das  Schloss  ist  schon  seit  Jahrhunderten  zerstört 
und  davon  sind  nur  noch  wenige  Spuren  vorhanden.  In  der  Gegend 
soll  Karl  der  Kühne  von  Burgund  eine  Sehlacht  gegen  die  Ver- 
bündeten der  Herren  von  Falkenberg  geschlagen  haben,  doch  ist 
nichts  weiter  als  die  Sage  davon  bekannt. 

Vittoncourt,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  am  rechten  Ufer 
der  französischen  Nied,  mit  Kirche,  154  Häusern,  540  Einw., 
Mühle,  Getreide-,  Tabak-  und  Futterbau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  In  der  Nähe  zog  eine  Römerstrasse  vorüber.  Das  Dorf 
soll  vor  dem  Schwedenkriege  w^eiter  östlich  beim  Hofe  Faulx-en- 
foret  gestanden  haben,  wo  man  noch  Mauern  davon  findet.  Es 
gehörte  früher  zur  Herrschaft  Raville. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Faiilx-en-foret,  einst  ein  Kloster, 
das  von  St.  Arnould  in  Metz  abhängig  war  und  wovon  nur  nooh  die 
Kapelle  mit  einigen  guten  Wandmalereien  erhalten  ist. 

Voinihaut,  Dorf  unweit  der  französischen  Nied,  14  Kilom. 
westlich  von  Falkenberg,  mit  83  Häusern,  268  Einw.,  Getreide-, 
Wein-,  Übst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht  und  Gipsmühle,  gehörte 
zum  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  Schloss  und  Hof  Clulteau  St.  \  iiicont. 


5.  Kreis  Forbach. 

Der  Kreis  Forbach  liegt  so  ziemlich  in  der  Mitte  des  Bezirks, 
obschon  er  auch  die  nördliche  Grunze  gegen  Preussen  bildet,  denn 
er  ragt  mit  einem  Theile  gerade  bis  in  die  Mitte  herein.  Im  Osten 
gränzt  er  an  den  Kreis  Sanrgemünd  und  auf  einer  kleinen  Strecke 
nii  das  Elßass,  südlich  au  den  Kreis  C'huteau-Sulins,  und  zwar  die 
Kantone  Albesdorf,  Chöteau-Salins  und  Dclmc  und  westlich  an 
den  Kreis  Bolchen  mit  seinen  drei  Kautonen.  Seine  grösHle  Längen- 
erstreckung  von  Stiring  südwestlich  bis  Brülingen  betrügt  45,  seine 
HrcitetiauHdeiuMuig  zwi.schon  Brülingen  bis  Saaralbcn  30  Kilom. 
Seine  iJodenflttche  umfusst  12,y4„  (^uadratmcilcn  oder  70,538  Hek- 
taren,   und    somit    IhI    der  Kreis    der   kleinste    des   Bezirks.     Von 


5,   Kreis  Forbach.  373 

dieser  Fläche  sind  39,352  Hekt.  bestellbares  Land,  9458  Hekt. 
Wiesen,  43  Hekt.  Reben,  12,572  Hekt.  besteuerter  Wald,  759  Hekt. 
Obstgärten,  837  Hekt.  Heideland,  175  Hekt.  Teiche,  12  Hekt. 
andere  Flächen,  185  Hekt.  überbautes  Land,  1680  Hekt.  Strassen, 
Wege  und  Plätze,  289  Hekt.  Flüsse  und  Bäche,  5145  Hekt.  Forsten 
und  nicht  ertragreiches  Staatseigenthum ,  27  Hekt.  Kirchhöfe, 
Kirchen  und  Pfarrgebäude ,  von  welchen  Summen  7142  Hekt. 
nicht  steuerpflichtig  sind.  Der  Kreis  besteht  aus  Hügelland,  liegt 
aber  ziemlich  hoch,  zwischen  260 — 350  Meter  über  dem  Meere 
und  hat  in  einzelnen  Punkten  bei  Forbach  und  Homburg  Er- 
hebungen bis  zu  400  Meter  und  steigt  nach  dem  Kreise  Bolchen 
noch  mehr  empor.  Alle  diese  Höhenpunkte  erheben  sich  aber 
ziemlich  langsam.  An  Wasser  ist  der  Kreis  nicht  reich.  Die 
Saar  und  der  Saarkanal  berühren  ihn  nur  auf  einer  Strecke  von 
5 — 6  Kilometer,  sie  empfängt  aber  aus  dem  Kreise  die  Albe  mit  dem 
Roth-,  Zellen-  und  Mutterbach,  im  Nordwesten  fliesst  die  Rössel, 
zuletzt  die  Gränze  bildend,  und  im  Südwesten  entspringt  bei  Cappel 
im  Kanton  St.  Avold  die  deutsche  Nied,  welche  einen  andern  Arm 
aus  dem  Bischwaldsee  empfängt,  aber  noch  vor  deren  Vereinigung 
unterhalb  Lelling  den  Kreis  in  westlicher  Richtung  verlässt.  Weiher 
befinden  sich  im  Kantone  Grosstännchen,  nämlich  der  grosse  Bisch- 
waldweiher,  der  Mutschweiher  und  der  Weiher  von  Welleringen. 
Der  Kreis  hat  bis  jetzt  an  Eisenbahnen  die  Strecke  Folschweiler- 
Stiring  der  Metz-Saarbrücker  Bahn,  die  Strecke  Beniug-Metzing 
der  Eisenbahn  von  dieser  nach  Saargemünd,  eine  Seitenbahn  von 
der  ersteren  bei  Bening  nach  den  Werken  von  Carling  und  erhält 
nun  auch  im  Kanton  Grosstännchen  eine  solche,  indem  die  neue 
Bahn  von  Remilly  bis  Berthelming  denselben  von  Brülingen  über 
Landorf  bis  hinter  Welleringen  durchziehen  wird.  Von  dieser 
Bahn  soll  dann  noch  eine  Seitenbahn  von  Insming  durch  das 
Thal  des  Albebachs  nach  Saaralben  geleitet  werden.  Die  Saarbahn 
berührt  den  Kreis  nur  im  äussersten  Osten  auf  den  Gemarkungen 
von  Saaralben  und  Willerwald.  Von  Strassen  gehören  dem  Kreise 
an  die  grosse  Strasse  von  Melz  über  Courcelles-Chaussy,  St.  Avold 
und  Forbach  nach  Saarbrücken,  welche  bei  St.  Avold  die  südwärts 
herkommenden  Strassen  von  Chäteau-Salins  und  Saaralben  aufnimmt; 
die  Strasse  von  Dieuze  über  Mörchingen  nach  Metz,  die  Strasse 
von  Nancy  über  Chäteau-Salins  und  Püttlingen  nach  Saargemünd, 
dieStrasse  von  Pfalzburg-Saarunion  über  Saaralben  nach  Saargemünd, 
die  Strasse  von  Falkenberg  über  Püttlingen  nach  Saargemünd. 
Der   Boden   besteht   im    Nordwesten    aus  Sandstein,    auf  der 


374  I^*    Topographie. 

Strecke  von  Saargemünd  bis  Homburg  und  wieder  etwas  gegen 
den  Kreis  Bolehen  aus  Muschelkalk,  auf  der  ganzen  südlichen 
Seite  aus  Mergelboden  mit  drei  Inseln  aus  Sandstein  und  Kalk. 
Der  Boden  ist  im  Ganzen  fruchtbar,  besonders  im  südHchen  Theile, 
dem  Kantone  Grosstännchen ,  und  liefert  hier  reichlich  Weizen, 
Gerste,  Hafer,  Hopfen,  Tabak,  Obst,  Gemüse,  und  selbst  etwas 
Wein.  Da  die  landwirthschafthche  Thätigkeit  vorwiegt,  so  ist  die 
Industrie  nicht  sehr  verbreitet,  zumal  es  ihr  auch  früher  an  Ver- 
kehrswegen fehlte,  hatte  doch  auch  ein  Haus  in  Forbach  seine 
Fabrik  deshalb  von  da  nach  Saargemünd  verlegt,  um  erst  nach 
Erbauung  der  Eisenbahn  wieder  zurückzukehren.  Im  Nordwesten 
sind  wegen  der  Nähe  der  Steinkolilen  des  Saarbeckens  die  grossen 
Eisenwerke  von  Stiring- Wendel  und  Ober-Homburg  errichtet  worden, 
welche  eine  bedeutende  Arbeiterzahl  beschäftigen.  Bei  Klein-Rosseln, 
Carling  und  Spittel  sind  Steinkohlengruben  angelegt,  welche  sich 
jedoch  nicht  rentiren  wollen.  Die  Blei-  und  Kupferbergwerke  bei 
St  Avold  sind  eingegangen,  weil  die  Ausbeute  sich  nicht  mehr 
lohnte.  Zu  Saaralben  sind  mehrere  Salinen,  welche  sich  noch  mehr 
ausdehnen  Hessen.  Zu  Forbach  sind  Glas-  und  Ziegelhütten,  eine 
Dosenfabrik  aus  Papiermache,  in  Püttlingen  ist  eine  Plüschfabrik, 
deren  Erzeugnisse  berühmt  sind,  so  dass  jetzt  auch  in  Frankreich 
eine  FiUale  errichtet  ist,  und  in  demselben  Kantone  wird  Seiden- 
weberei, Mützenstrickerei  und  Strohhutflechterei  (Panama-  und 
Palmhüte)  betrieben.  Im  Kantone  Grosstännchen  herrscht  nur 
Landbau  vor  und  treibt  man  daneben  noch  Leineweberei.  In  ver- 
schiedenen Theilen  des  Kreises  sind  Steinbrüche,  sowie  Kalköfen. 
Für  die  Verbesserung  der  Landwirthschaft  thun  die  A'ereine  jetzt 
auch  mehr  und  es  ist  zu  hoffen,  dass  die  Viehzucht  und  die  An- 
legung künstlicher  Wiesen  wesentlich  gefiirdert  wird  und  auch 
landwirthschafthche  Maschinen  mehr  zur  Verbreitung  gelangen.  Die 
Viehzucht  umfasst  6584  Pferde,  24  Maulesel  und  Esel  ,  '20,157  Stück 
Rindvieh,  wobei  12,50()  Kühe,  14,668  Schaafe,  16,43()  Schweine, 
3741  Ziegen  und  5057  Bienenstöcke.  Der  Kreis  steht  in  dieser 
Hinsicht  hinter  den  westlichen  und  südlichen  etwas  zurück,  nament- 
lich in  der  Pferdezucht  (1  Pferd  auf  0,,;,,,,  Einw.)  und  SchwcMne- 
zucht  (1  auf  :J,HH5  I'^inw.).  An  Waldimgen  steht  der  Kreis  hinter 
den  übrigen  zurück  und  ist  Ul)erhnui)t  in  den  letzten  .Iiihrhiinderten 
hier  viel  abgeholzt  und  gerodet  worden.  Die  hauplsachlichaten 
WaldflOchen  sind  inj  Kantone  St.  Avold  die  Wälder  von  St.  Avold 
and  Zang,  im  Westen  von  Forbach  der  grosse  I'orbacher  Wald, 
der  Bischwald  im  Kanton  GroHstännchen  und  der  Wald  von  Saar- 


5.   Kreis  Forbach. 


375 


alben.     Der  Wildstand  ist  in   der  Regel  nicht  gross,   doch  gibt  es 
noch  Wölfe.     Die  Gewässer  sind  nicht  sonderlich  fischreich. 

Der  Kreis  zerfällt  in  die  vier  Kantone  Forbach,  St.  Avold, 
Grosstänncheu  und  Saaralben  und  hat  fast  nur  deutsch  redende 
Einwohner,  mit  Ausnahme  weniger  Orte  im  Südwesten.  Er  zählt 
12,509  Häuser,  14,639  Familien  und  63,859  Einw.  (ausser  282  Mann 
Militär).  Unter  den  Bewohnern  sind  30,895  männlich  und  32,964 
weiblich,  62,032  katholisch,  825  Evangelische,  73  Mennoniten  und 
924  Israeliten.  Auf  der  Geviertmeile  wohnen  5008  Einwohner, 
der  Kreis  ist  also  am  dichtesten  bevölkert  und  es  kommen  auf 
einen  jeden  Einwohner  nur  1,,04  Hektare  Lands.  Im  Kreise  sind 
50  Blinde,  72  Taubstumme,  85  Blödsinnige  und  Kretinen  und 
37  Irren.  Der  Kanton  Grosstännchen  zählt  dabei  zu  den  weniger 
gesunden  und  liefert  schon  auf  584  Einwohner  einen  Blödsinnigen, 
worin  ihn  nur  noch  sieben  Kantone  übertreffen.  Es  mag  dies  von 
den  Weihern,  langsam  fliessenden  oder  stehenden  Wassern  und 
den  Wäldern  herkommen. 


A.    Kanton  Forbach. 

Der  Kanton  Forbach  liegt  zwischen  den  Kantonen  Saar- 
gemünd,  St.  Avold  und  Rheinpreussen  und  enthält  folgende  Ge- 
meinden und  Bodenflächen: 


üenieinden. 

Accker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Alstingen  .... 
Buschbach.     .     .     . 
Dieblingen      .     .     . 
Farschweiler  .     .     . 
F'olklingen      .     .     . 
Forbach      .... 
Kerbach     .... 
Klein -Kossein     .     . 
Kochern     .... 
Merlenbach     .     .     . 
Metzingen  .... 
Morsbach   .... 
Nussweüer      .     .     . 
Oetingen    .... 
Rossbrücken  .     .     . 
Speichern  .... 
Stieringen-Wendel  . 
Tentelingen    .     .     . 
Thedingen      .     .     . 

363,04 

4o4,77 

417.90 

'     802,95 

i    784,39 

1100,55 

154,35 

271,93 

224,89 

286,92 

243,71 

469,42 

290,17 

63,15 

484,65 

157,37 
496,37 

458„8 

35,13 

60,99 

67,58 

89,64 

110-40 

138,11 

122,67 

16,32 
65,71 

18,32 
61,16 

87,68 

i> 

36,40 

^^i09 
83,69 
14,32 
91,04 
65,40 

0,47 



129,23 
49,40 
213,12 
505,94 
197,65 
1563,11 

207,08 

33,22 

154,34 

11,98 
228,61 

141,32 
12.19 

98,17 

32,42 

148,76 

153,60 

97,67 

47,62 

16,35 

16,94 
11,57 
17,33 

12'' 
1^,37 

8,34 

12,14 

2,98 

11,64 

7,08 
0,25 
3,32 

10,04 
17,13 

4T« 

26,38 

180,35 

564,22 

621,51 

777,97 

1112,78 
1176,49 
2624,73 
1498,92 

2i9;!o 

554,46 
278,55 
631,58 
500,83 
555,11 
440,11 
138,13 
808,02 
363,71 
715,33 

803,82 

Kanton  [  8022,78 

1244,51 

0,47 

4026,43 

152,41 

248,58 

14385,67 

Sein    Viehstand    umfasst    1190   Pferde,    wobei    11    Zuchthengste, 
10  Maulthiere  und  Esel,  4471  Stück  Rindvieh,  wobei  2966  Kühe, 


376  II-   Topographie. 

1674  Schaafe,  fast  lauter  Heideschnuckeu ,   3496  Schweine,  1415 
Ziegen  und  926  Bienenstöcke. 

Forbach,  Kreisstadt  an  der  Eisenbahn  und  Strasse  von  Metz 
nach  Saarbrücken,  am  Westabhange  des  Schlossbergs,  mit  Kirche, 
698  Häusern,  1163  Familien,  5411  Einw.,  wobei  406  Evangelische, 
3  Mennoniten  und  261  Israeliten,  Kreisdirektion,  Friedensgericht, 
Kreis-Schulinspector,  Arzt  und  Ingenieur,  Polizeikommissär,  Steuer- 
kasse, Steueramt,  Enregistrements- Einnehmerei,  Postamt,  Land- 
weh rcompagniebezirk,  Coilegium,  höherer  Töchterschule,  kleiner 
Garnison,  Spital,  das  Herr  von  Bauer  in  Mannheim  im  Jahre  1830 
stiftete,  Judenkirchhof,  Schnupftabaksdosenfabrik  aus  Papiermache, 
Kartenfabrik,  Destillationen,  Leimsiedereien,  5  Mühlen,  Ziegeleien, 
Glashütten,  Kohlenbergwerk,  Wochenmärkten  am  Dienstag  und 
Freitag  und  Jahrmarkt  am  zweiten  Montag  im  October,  war  früher 
lothringisch.  Die  alte  Stadtmauer  war  sehr  solid  gebaut  und  hatte 
einen  Thurm  mit  dicken  Mauern.  Auf  dem  nahen  Kreuzberge 
steht  eine  gothische  Kapelle  mit  der  Jahreszahl  957,  auf  dem 
Schlossberg  befinden  sich  die  Ruinen  eines  alten  Schlosses,  das 
auf  den  Trümmern  eines  Römertempels  steht  und  unter  Ludwig  XIV. 
zerstört  wurde.  Das  alte  Schloss  der  Grafen  ist  im  Renaissaucestyl 
erbaut  und  noch  gut  erhalten.  Die  Burg  gehörte  nach  und  nacli 
verschiedenen  Adelsgeschlechtern  und  auch  einmal  der  Abtei 
St.  Vannes,  später  aber  wieder  anderen,  welche  in  den  Dienst 
der  Stadt  Metz  traten.  Es  war  Lothringer  Lehen  und  gehörte  seit 
dem  dreizehnten  Jahre  den  Häusern  Sierck,  Dann -Falkenstein, 
Hohenfels,  Leiningen  und  Ebersteiu.  Im  Jahre  1717  wurde  die 
Herrschaft  zu  einer  Grafschaft  von  Herzog  Leopold  zu  (Umsten 
des  Barons  Herming  von  Sirahlenheim  und  von  König  Stanislaus 
1757  zu  Gunsten  von  Maria  Anna  Camasse,  (Jräfin  von  Forbach 
und  morganatischer  Gemahlin  des  Herzogs  Christian  von  Zwei- 
brUcken,  erhoben.  Die  Herrschaft  umfasste:  Forbach,  Alsting, 
Hehren,  Bussbach,  Cadenbronn,  Etzling,  Gaubiving,  Kerbach, 
Oeting,  Klein -Rössel,  Schöneck,  Speichern,  Stiring,  Tenteling, 
Glashütte  Sophie,  die  alte  Glashütte  Zinzing  und  die  nun  zer- 
störten Dörfer  Bettingen,  Bieslingen,  Dletlingen,  (Jirliiigen,  Hul- 
lingen  und  RuchtiugeD.  Im  Jahre  1552  hatte  Kaiser  Karl  V.,  als 
er  Metz  belagerte,  hier  sein  Hauptqunrtii'r.  In  I'^orbiich  ist  (ieiieral 
Houchard  geboren.  Am  Morgen  des  7.  August  1870,  nach  der 
•Schlacht  bei  Spichern,  wurde  Furbach  von  den  Preussen  besetzt 
und  erhebliche  militUrische  Beute  gemacht.  In  der  Nähe  zog  eine 
KömurhtraeiHi  vorüber. 


5.   Kreis  Forbach.  377 

Zur  Gemeinde  gehört  der  an  der  äussersten  nördlichen  Gränze  gelegene 
Hof  Schöneck  (1751  Schnecken  genannt)  mit  Ziegelei,  die  Häuser  la 
Collerie,  die  Kreuzkapelle  und  die  Obere,  Dielen-,  Loh-,  Schlös- 
sers-, Heydeckers-,  Heidinger-  und  Fuchsenmühle  am  Oetinger 
Bache  und  die  Verrerie  coulurier  und  der  alte  Musterhof  St e.  Croix. 

Alstingen,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  7  Kilom.  von  For- 
bach, liegt  am  Surbach,  mit  169  Häusern,  847  Einw.,  Getreidebau, 
Obstbau,  besonders  Kirschenzucht  und  2  Mühlen,  gehörte  früher 
zu  Lothringen  und  wird  schon  1594  genannt. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Zinzingen,  der  Weiler  Hesseling 
mit  Kirche,  die  Siebers-  und  Trombornersmühle.  Die  Kirche  der 
Gemeinde  steht  in  Hesseling  nebst  Pfarrhaus  und  Schule  und  es  scheint 
dies  einmal  ein  grösseres  Dorf  gewesen  zu  sein ,  das  während  des  sieben- 
jährigen Kriegs  zurückging,  deini  man  fand  noch  Spuren  früherer  Gebäude. 

Buschbach,  Dorf  am  Lixinger  Bache,  5 1/2  Kilom.  südöstlich 
von  Forbach,  mit  Kirche,  118  Häusern,  128  Familien,  622  Einw., 
2  Mühlen,  Plüschvv'eberei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch, gehörte  theilweise  zur  alten  Herrschaft  Forbach  und  be- 
stand schon  im  dreizehnten  Jahrhunderte.  Oestlich  vom  Dorfe 
findet  man  Mauerreste  eines  alten  Dorfs,  welches  Grünenthurm- 
stadt  geheissen  haben  soll. 

Zur  (iemeinde  gehören  die  Buth-  und  Jungsmühle,  auch  0 ber- 
und Niedermühle  genannt. 

Dieblingen ,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  9  Kilom.  von  For- 
bach, an  einem  kleinen  Bache  und  der  Strasse  und  Eisenbahn 
von  Kochern  nach  Saargemünd,  mit  Kirche,  152  Häusern,  179  Fa- 
milien, 702  Einw.,  2  Mühlen,  Ziegelei,  Kalkbrennerei,  Plüsch- 
weberei und  Steuerkasse,  war  lothringisch  und  ist  ziemlich  alt. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Hinners-  und   Kleinmühle. 

Farschweiler,  Dorf  am  Mutterbache  und  an  der  Eisenbahn 
nach  Saargemünd  und  Landstrasse,  10 V2  Kilom.  südlich  von  For- 
bach, mit  Kirche,  Bahnstation,  Postexpedition,  Getreide-,  Obst- 
und  Gemüsebau,  Seidenweberei,  Strohhutfabrikation,  hat  146  Häuser, 
156  Familien  und  782  Einwohner,  war  lothringisch  und  bestand 
schon  1332,  wo  es  noch  Ellweiler  und  Cappel  umfasste,  ebenso 
das  nun  zerstörte  Dorf  Johannisweiler. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  einzelnen  Häuser  Mühlfeld  und  Mutter- 
kirch, nordwestlich,  und  wohl  Ueberrest  einer  befestigten  Kirche. 

Folklingen ,  Dorf  am  Mühlbache,  4  V2  Kilom.  südlich  von  For- 
bach, mit  Kirche,  130  Häusern,  151  Familien,  757  Einw.,  Ziegelei, 
Kalköfen  und  Getreidebau,  war  lothringisch,  gehörte  zu  St.  Avold 
und  wird  schon  1266  genannt. 


378  II.   Topo^aphie. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  kleine  Dorf  Gaubiving,  2  Kilom.  öst- 
lich vom  Dorfe.  am  Ursprünge  des  Lixinger  Bachs,  nebst  der  Mühle 
Dehling.  und  der  Remesinger  Hof,  nördlich  vom  Dorfe,  mit  Schloss 
und  Ziegelei,  erstere  sämnitlich  1365  zur  Grafschaft  Forbach,  letzteres 
zu  St.  Avold  gehörig. 

Kerbach,  Dorf  am  Weschbache,  3  Kilom.  östlich  von  Forbach, 
mit  Kirche,  229  Häusern,  250  Familien,  1230  Einw.,  Seidenarbeiten, 
2  Mühlen,  Oelmühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Loth- 
ringen und  der  Grafschaft  Forbach,  und  die  Kirche  war  einst 
Mutterkirche  von  Forbach.  Ein  Dorf  Bieslingen  soll  im  sechs- 
zehnten Jahrhunderte  in  der  Nähe  gelegen  haben. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  westlich  davon  gelegene  Weiler  B ehren, 
schon  im  dreizehnten  Jahrhunderte  bestanden,  mit  Kirche,  der  noch 
grössere  Weiler  Etzling  mit  Kirche  im  Norden  der  Gemeinde,  der  Hof 
Lethfeld  und  die  Mühlen  Losermühle,  Neumühle,  Oelmühle, 
Weschbachmühle,  das  Haus  Neunkirch. 

Klein -Rossein,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Rössel  und  der 
nordwestlichen  Ecke  des  Kantons,  5  Kilom.  von  Forbach,  mit 
Mühlen,  Postagentur,  Steinkohlenbergwerk,  226  Häusern,  264  Fa- 
milien und  1308  p]inw.,  wobei  49  Evangelische,  welche  in  den 
Kohlen  werken  ihren  Verdienst  suchen,  gehörte  mit  der  alten  Säg- 
mühle und  16  Orten  zur  Herrschaft  Forbach  und  Lothringen  und 
schon  1290  gaben  die  Brüder  G.  und  R.  von  Warnesberg  die 
Kirche  zu  Klein -Rossein  an  die  Kapelle  St.  Nicolaus. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Altglashütf  e,  an  der  preussischenG  ranze, 
nordöstlich  von  Klein -liosseln,  mit  welcher  Stolzenborn  vt'rschmolzen 
ist,  St.  Charles,  Schaffbachermühle  und  Schneidershütte. 

Kochern,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache  und  östlich  der  Rössel 
und  Eisenbahn,  51/2  Kilom.  südwestlich  von  Forbach,  mit  Kirche, 
107  Hausern,  112  Familien,  502  Einw.,  wobei  2  Evangelische, 
Kirche,  2  Mühlen,  Seidenweberei,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehr)rte  seit  1358  zu  Ix)thringen  und  1365  zum  Kloster  St.  Avold. 
Auf  einem  Berge,  genannt  Herapel,  entdeckte  man  die  Ueberreste 
einer  römischen  Militärstrasse  und  einer  Station  mit  dem  Tempel 
des  Apollo,  sowie  viele  Münzen  und  Medaillen.  Eine  Kapelle  zur 
Ste.  Helena  in  einen  Felsen  gehauen  und  Mauerreste  sind  noch  übrig. 

Zur  (ii'ineiiide  gehören  die  KiHonbnlinstat  inn  (La  gare),  sowie 
.im  anderen  Ufer  der  Kiwscl  der  Ditechweilerliof  und  die  Ditsch- 
w  e  i  1  ('  r  m  11  h  1  e ,  welche  1 365  bereits  vorkamen ,  aber  zur  Herrschaft  Wölfer- 
«liuK«*"  K''l>'*'*'*'"  ""*!  "'''^  dieser  erst  1781  vom  Grafen  v(m  Leyen  an 
l'rnnkri'ich  al)gftn'ten  wurden,  Howie  die  Ober-  und  N  ied<'rmiili  le. 

Merlenbach,    Dorf  an  der  Strasse  und   Eisenbahn   von   Metz 


5.   Kreis  Forbach.  379 

nach  Saarbrücken,  am  Merlebache  und  der  Rössel,  7  Kilom.  süd- 
westlich von  Forbach,  mit  Kirche,  144  Häusern,  149  Familien, 
639  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Mühle,  Nagelschmiede,  Ge- 
treide- und  Kartoffelbau,  Wochenmarkt  jeden  Dienstag,  gehörte 
zu  Lothringen  und  1629  zum  Marquisat  Falkenberg  und  war  bis 
1590  eine  1530  auf  Rodungen  des  Waldes  Genweiler  gegründete 
Glashütte.  Im  Jahre  1629  wurde  dann  die  erste  Kirche  erbaut 
und  davon  das  Dorf  Marienburg  genannt,  das  aber  früher  den 
Namen  vom  Bache  Merle  annahm. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Zinken  Grätschbach. 

Metzingen,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  an  einem  Bache, 
10  Kilom.  südwestlich  von  Forbach  und  an  der  Eisenbahn  nach 
Saargemünd,  mit  Kirche,  61  Häusern,  64  Familien,  320  Einw., 
Seidenweberei,  Strohhutflechterei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Lothringen  und  der  Herrschaft  Püttlingen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Vol  per  fang. 

Morsbach,  Dorf  rechts  der  Eisenbahn,  an  der  Strasse  nach 
Saarbrücken,  3  Kilom.  südwestlich  von  Forbach,  mit  107  Häusern, 
540  Einw.,  Kirche,  Mühle,  (Jetreidebau  und  Viehzucht,  gehörte 
schon  1365  zu  St.  Avold  und  kam  mit  diesem  an  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  G  ünsbacherhof  mit  Mühle,  die  Loh- 
mühle und  die  Morsbacher  Mühle. 

Nussweüer,  Dorf  im  östlichen  Theile  des  Kantons,  auf  einer 
südlichen  Abdachung  des  Höhenzugs,  9  Kilom.  südöstlich  von  For- 
bach, mit  Kirche,  90  Häusern,  408  Einw.,  Seidenweberei,  Kalk- 
ofen, Getreide-,  Kartotl'el-,  Hanf-,  Flachs-  und  Oelgewächsebau, 
gehörte  schon  1594  zur  Herrschaft  Püttlingen  und  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Cadenbronn,  nördlich  vom  Dorfe, 
der  1577  zur  Herrschaft  Forbach  gehörte,  mit  Kapelle. 

Oetingen,  Dorf  am  Weslabhange  des  Kelsbergs,  2  Kilom.  süd- 
östlich von  Forbach,  mit  Kirche,  108  Häusern,  131  Familien, 
617  Einw.,  wobei  2  Evangelische,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehörte  schon  1594  zur  Herrschaft  Forbach  und  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Ziegelei  Mehlpoul. 

Rossbrücken,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Rössel,  links  der 
Strasse  und  Eisenbahn,  4  Kilom.  südwestlich  von  Forbach,  mit 
Kirche,  56  Häusern,  242  Einw.,  Mühle,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht, kommt  schon  1365  vor,  gehörte  zu  St.  Avold  und  kam 
mit  diesem  an  Lothringen.  Auf  der  benachbarten  Höhe  Hoch- 
Appel  (Hochapfel?)  fand  man  alte  Grundmauern  entweder  aus 
der  Römerzeit  oder  eines  untergegangenen  Dorfs. 


380  "•   Topographie. 

Speichern,  Dorf  auf  den  Anhöhen  und  am  Ursprünge  des 
Sourbachs,  5  Kilom.  östlich  von  Forbaeh,  mit  Kirche,  163  Häusern, 
176  Familien,  876  Einw.,  wobei  16  Evangelisehe  und  5  Menno- 
niten,  Getreide-,  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  1376  dem 
Arnold  von  Pittingen  als  Lehensträger  der  Herrschaft  Forbach 
und  dann  zu  Lothringen.  —  Am  6.  August  1870  fand  hier  die 
Schlacht  bei  Spichern  statt.  Ein  1756  eingegangener  Weiler  Bilster 
mag  zu  dem  zerstörten  Bieshngen  gehört  haben.  Auch  noch  von 
zwei  anderen  Dörfern  findet  man  in  der  Gemarkung  Spuren. 

Zur  Gemarkung  gehört:  die  goldene  Bremm,  einzelnes  Haus  und 
AMrthschaft  an  der  Strasse  nach  Saarbrücken. 

Stiringen  -  Wendel ,  Dorf  an  der  Eisenbahn  und  unfern  der 
Strasse  nach  Saarbrücken,  3  Kilom.  nordöstlich  von  Forbach, 
grosses  Eisenwerk  und  Arbeiterkolonie ,  für  welche  Arbeiter- 
wohnungen erbaut  sind,  mit  Kirche,  468  Häusern,  700  Familien, 
3508  Einw.,  wobei  71  Evangelische,  Eisenschmelzen,  4  Hochöfen, 
52  Puddelöfen,  Fabrik  von  Eisenbahnschienen  und  Bauschienen, 
1500  Arbeitern,  Postagentur,  Eisenbahnstation,  ist  eines  der  be- 
deutendsten Werke  Lothringens.  Ursprünglich  war  es  nur  ein 
Hof,  im  Jahre  1843  legte  aber  das  Haus  Wendel  und  Comp,  das 
Werk  an,  weil  hier  die  nöthigen  Steinkohlen  leichter  zugänglich 
waren,  und  dieselben  gründeten  sodann  1853  das  Arbeiterdorf 
mit  regelmässig  angelegten  Strassen  und  Häusern.  Die  Sehlote  des 
Eisenwerks  sehen  aus  wie  die  Masten  eines  dicht  gedrängten  Hafens 
voll  Schiffe.  Eine  im  benachbarten  Walde  befindliche  Kapelle  mit 
der  Jahreszahl  928  war  zum  Gottesdienste  der  Arbeiter  bestimmt. 

Zur  Gemeinde  geliüreii:  die  gegen  Forbach  gelegene  Glashütte 
Sophie,  Alt-Stiringen,  nordüstlicli  vom  Eisenwerke  und  aus  dem 
alten  Weiler  bestehend ,  die  Häuser  Place  Ste.  Marthe,  Ste.  Stephanie, 
die  Baracke  Mouton  an  der  Strasse  nach  Saarbrücken,  das  Zollhaus 
gegenübt-r  der  goldenen  Bremm  und  die  kleine  Bremm. 

Teutelingen,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  772  Kilom.  südöstlich 
von  Forbach,  mit  Kirche,  115  Häusern,  118  Familien,  586  Einw., 
Seidenweberei,  Strohhutflechterei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte 15i>4  zur  Herrschaft  l'orbach  und  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  geliört  der  Weiler  K bringen,  westlich  vom  Dorl'e, 
an  einem  Bache;  <i. •••';. -H"-  l.-..in>i>i  '^.•i.-.|i  |r.*j  n!-:  Hm»  Üisilnimc  i\le)z  /ii- 
h teilend  vor. 

Thedingen  (alt  JdlmyuJ.  Dort  am  \  iiilHiitUK'iil)uc'lu',  6  Kilom. 
Büdlich  von  Forimch,  mit  Kirche,  l'M  Häusern,  133  Familien, 
632  Kinw.,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  kommt  schon  1252 
in  einem  Vertrage   des  Klosters   Arnual    mit   den  Ortscinwohncrn 


5.   Kreis  Forbach. 


381 


vor,  gehörte  zu  St.  Avold  und  kam  damit  an  Lothringen.  Ein 
festes  Schloss  beim  Dorfe  war  einst  Hierappel  genannt  worden.  Die 
Kirche  liess  der  Fürst  von  Saarbrücken  1765  erbauen  und  mit 
14  Gemälden  versehen. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Kronenmühle. 


B.    Kanton  Grosstännchen. 

Der  Kanton  Grosstännchen  liegt  zwischen  den  Kantonen  Saar- 
alben, Albesdorf,  Falkenberg  und  St.  Avold  und  enthält  folgende 
Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Wein- 

Obst- 

Gesamnit- 

Gemeinden. 

Accker. 

Wiesen. 

berge. 

Wald. 

gärten 

Forsten. 

Fliiche. 

Altrip 

265,-28 

51,47 

— 

152,42 

5,06 

— 

487,69 

Baronweiler   . 

458,77 

61,99 

liOO 

72,13 

3,58 

— 

619,93 

Berg.     .     .     . 

500,66 

126,59 

193,82 

6,89 

— 

848.34 

Bertringen 

466,19 

100,17 

— 

7,21 

6,87 

— 

604:44 

Bischdorf  .     , 

620,72 

234,91 

— 

964,14 

8,48 

— 

1927,89 

Brülange    .     . 

374,09 

59,14 

— 

12S,3S 

1,89 

— 

584,7y 

Büdingen  .     . 

363,12 

128,38 

— 

145,91 

12,18 

— 

1927,89 

Biischdorf  .     . 

256,67 

45,83 

— 

26,66 

4,59 

— 

347,44 

Destry  .     .     . 

551,70 

66,42 

— 

42,04 

7.,14 

— 

692,9, 

Diei'enbach 

382,61 

102,28 

— 

60,06 

0,03 

—     '      578,92 

Enschweiler   . 

526,29 

94,36 

— 

31,56 

3,70 

-     !     674„n 

Ersdori".     .     . 

330,9, 

59,88 

0,55 

88,25 

7,24 

507,20 

Freibuss     .     . 

362,68 

96,06 

108,3, 

0,40 

— 

587,64 

Fremersdorf  . 

326,48 

69,38 

— 

126,91 

5,12 

— 

551,33 

Gesslingen.     . 

576,13 

121,40 

— 

268,30 

3,75 

— 

1011,45 

Greningen  .     . 

165,37 

53,66 

— 

44,76 

—          278,47 

Grosstiinnclien 

776,28 

317,32 

— 

630,18 

13,88 

-        1823.,, 

Harprich    .     . 

520,74 

70,02 

— 

250,11 

o 
-^lOS 

— 

870.fi5 

Hellimer     .     . 

750,82 

168,62 

0,47 

39,33 

3,53 

— 

1040.,« 

Kleintännchen 

307,07 

153,39 

2,18 

487,;^" 

Landorf.     .     . 

514,85 

78,03 

— 

151,25 

1,74 

770,15 

Laningon    .     . 

425,48 

114,90 

— 

102,65 

4,27 

— 

670,66 

Lellingen   .     . 

304,83 

110,12 

— 

48,90 

4,40 

— 

492,11 

Leyweiler  .     . 

450,75 

90,71 

— 

138,58 

10,91 

— 

724.92 

Lixingen    .     . 

340,94 

108,99 

— 

155,93 

8,97 

— 

631,95 

Magstadt    .     . 

524,05 

139,60 

— 

J01,84 

4,29 

— 

791,05 

Mörchingen    . 

1026,80 

166,81 

38,81 

131,88 

39,86 

— 

1530,4s 

Rakringen .     . 

488,32 

76,97 

0,15 

123,93 

13,20 

-  :  73i„i 

Suisse- Basse  . 

346,31 

50,86 

85,49 

0,66 

—     !     503,57 

Yahl- Ebersing 

336,84 

102,50 

— 

159,09 

3,29 

— 

629.22 

Walleringen   . 

415,94 

81,61 

— 

104,74 

5,45 

— 

664,,„ 

Weiler  .     .     . 

430,72 

131,29 

— 

135,44 

6,80 

-     '     722,66 

Kanton 

14528,41 

3433,63 

40,98 

4820,15 

202,40 

— 

24059,43 

Er  hat  einen  Viehstand  von  2855  Pferden,  wobei  62  Zuchthengste, 
3  Maulthiere  und  Esel,  6936  Stück  Rindvieh,  wobei  4033  Kühe, 
6502  Schaafe,  wobei  140  Merinos  und  4803  Heideschnucken,  5091 
Schweine,  670  Ziegen  und  1981  Bienenstöcke. 


382  II-   Topographie. 

Grosstännclieil  ^  Gros-Tenquin ,  Tennquin) ,  Kantonshauptort  im 
Südwesten  von  Forbach,  an  der  Strasse  von  Nancy-Chäteau-Salins 
nach  Saargemünd  und  von  Falkenberg  nach  Saaralben,  mit  Kirche, 
176  Häusern ,  732  Einw.,  wobei  6  Evangelische  und  4  Mennoniten, 
Friedensgericht,  Steuerkasse,  Enregistrements-Einnehmerei ,  Post- 
agentur, Mühle,  Jahrmarkt  am  Johannistag,  Getreidebau,  Wein- 
bau und  Viehzucht,  liegt  an  der  alten  römischen  Heerstrasse, 
welche  durch  den  Bischwaldweiher  nach  Chemery  und  Metz  zog. 
In  dem  Dorfs  Tannac  villa  hatten  schon  787  St.  Avold  und  das 
Kloster  Busendorf  Güter  und  Rechte,  1255  gehörte  es  zum  Bis- 
thume  und  der  Kastellanei  Hinksingen. 

Zu  der  Gemeinde  gehören  mebrere  Weiler  und  Höfe:  die  Weiler 
Lins  troff  (Leinstroff),  südlich,  und  Obrik,  an  der  südlichen  Gränze 
der  Gemarkung  gegen  Virming,  der  Hink  sing  er  Hof  am  Tensclibache, 
mit  Mühle,  sowie  die  Höfe  Tensch  mit  Mühle  gegen  Altdorf ,  Meysen- 
bruck,  1836  von  Germain  gegründ,et,  Rondbois  oder  Rundwäldchenhof, 
St.  Frangois,  St,  Joseph,  Ste.  Marie,  1840  von  Fr.  v.  Wendel  ge- 
gründet, St.  Charles  (diese  von  neuerer  Entstehung),  Breidthof  am 
östlichen  Seitenbache  der  Nied,  Jagdbronn  (Jägerbrunnen),  1818  vom 
Grafen  von  Helmstadt  gegründet;  ebenso  der  Erlenhof  (Ellernliof)  am 
Nordostrand  des  gi-ossen  Walds  und  Kapelle  St.  Donat.  Der  Hof  Condil 
ist  seit  80  Jahren  zerstört.  —  Der  Hof  Hinksingen  steht  an  der  Stelle 
des  alten  Schlosses,  wovon  noch  Reste  vorhanden  sind.  Daselbst  war  der 
Sitz  einer  alten  Kastellanei  des  Bisthums  und  der  späteren  lothringischen 
Seig^eurie,  welche  umfasste  die  Mairie  Grosstännchen  mit  Bertring  und 
Leinstroff,  die  Maii-ie  Bischdorf  mit  Berig,  Bermering,  Bnschdorf  und 
Obrik  und  die  Rouge  Mtitairie  mit  Tensch,  Kleintännchen,  Bischwald, 
Ersdorf,  Altweiler,  Fürst,  Leyweiler,  Holbach  und  St.  Johann  von 
Bassel. 

Altrip,  Dorf  im  nordwestlichen  Theile  des  Kantons,  8  Kilom. 
von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  70  Häusern,  3(X)Einw.,  Getreide- 
bau, Viehzucht,  Stickerei  und  Slrohhutflechterei,  gehörte  1358  mit 
St.  Avold  dem  Bisthume  Metz,  kam  aber  dann  an  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  auf  einer  Rodung  gegründeten  beiden 
Herrenwaldhöfe. 

Baronweiler,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  an  der  Strasse 
nach  Ohöteau- Saline,  11  Kilom.  von  Grosstännchen,  mit  Kirche, 
die  1857  in  romanischem  Styl  erbaut  wurde,  127  Häusern,  132 
Familien,  426  Einw.,  Getreide-,  Hopfen-  und  etwas  Weinbau,  zwei 
Bierbrauereien,  Weingrosshandlung,  Steinbrüchen  Von  weissen 
Steinen  und  Handel,  gehörte  zum  ihsthume  Met/,  und  wurde  schon 
81)6  geiumnt,  wo  König  Zwentibold  dcr>  Ort  an  St.  Denis  zurück- 
stellte.   UM!  kam  er  an  die  I'riiiuitiale  in  Nancy,    üebrigens  sollen 


5.   Kreis  Forbach.  383 

ihn  einst  die  Tempelherren  besessen  haben.  Die  Kirche  war  alt,  in 
schönem  römischen  Style  des  zwölften  Jahrhunderts. 

Berg  (Berig) ,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Chäteau-Salins,  3  Kilom. 
südwestlich  von  Grosstännchen,  mit  101  Häusern,  105  Familien, 
420  Einw.,  wobei  8  Evangelische,  P'eldbau,  Viehzucht  und  Jahr- 
markt an  St.  Hippolytstag,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Es  wird 
schon  1455  erwähnt.  Der  Graf  von  Helmstädt  gab  im  Jahre  1698 
den  Einwohnern  das  Weiderecht  im  Bischwald. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  nur  1  Kilom.  südwestlich  entfernte  Dörfchen 
Vintrage  (Vintringen),  welches  ein  Lehen  des  Bisthums  Metz  war  und 
bereits  1118  genannt  wird.  Später  kam  es  unter  dem  Hause  Croy  d'Havi-e 
zum  Theil  an  die  Baronie  Finstingen.  Die  I'farrei  gehörte  im  zwölften 
Jahrhunderte  dem  Kloster  Neuweiler  im  Elsasse  und  kam  1475  an  die 
Collegiale  in  Finstingen. 

Bertringen,  Dorf  am  Tenschbache,  1  Kilom.  südwestlich  von 
Grosstännchen,  an  der  Strasse  nach  Chateau-Salins,  mit  85  Häu- 
sern, 89  Familien,  340  Einw,,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  im  vorigen  Jahrhundert  zur  Ka- 
stellanei  Hinksingen.  Etwa  100  Meter  davon  steht  auf  einer  An- 
höhe, Klausenberg  genannt,  die  Kapelle  St.  Blaise  seit  dem 
Jahre  1450,  welche  wegen  einer  Seuche  errichtet  und  1680  wieder 
neu  hergestellt  wurde.     Dabei  befindet  sich  eine  Eremitage. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  erwähnte  St.  Blaise-Kapelle,  die 
Hübelmühle  am  Tenschbache  und  der  Benninghof  am  Albebache. 

Bischdorf  {liistroff),  Dorf  im  Osten  des  Bischwaldweihers, 
2  Kilom.  nordwestlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  120  Häusern, 
126  Familien,  580  Einw.,  wobei  8  Mennoniten,  Mühle,  Ziegelei, 
Lein  Weberei,  Getreide-  und  Oelgewächsebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz.  Den  Namen  hat  Bischdorf  von  dem 
ausgerodeten  Walde;  es  gehörte  1368  zu  St.  Avold  und  dann  zur 
Kastellanei  Hinksingen. 

Zur  Gemeinde  gehört  eine  ganze  Reihe  in  dem  ausgerodeten  Risch- 
wald  angelegter  Höfe:  Tattenwald,  1844  von  Hrn.  Reder  gegründet, 
Langheck,  Bischwaldmühle,  St.  Jean  oder  le  Moulin  Rochol,  ge- 
gründet 1844,  Alte  und  Neue  Kapelle,  Alt-Maxe,  Ziegelei, 
Nen-Maxe,  auch  Maxe  Mansuy  genannt,  1818  gegründet,  Bellegarde 
und  Mazagran,  1818  gegründet. 

Brülingen  fJirulangeJ,  Dorf  im  südwestlichen  Theile  des  Kan- 
tons, an  der  Strasse  von  Metz  über  Remilly  nach  Dieuze,  und 
der  Rotte,  14  Kilom.  westlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche, 
Mühle,  74  Häusern,  84  Familien,  267  Einw.,  Getreide-,  Tabak-, 
Wein-  und   Obstbau,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.    Es  war  hier 


384  II-   Topographie. 

der  Sitz  der  Herren  des  Ban  de  la  Rotte,  deren  letzter  der  Graf 
von  Fouquet  war.  Das  Schloss,  welches  dieselben  bewohnten, 
besieht  noch,  ist  aber  nicht  mehr  befestigt.  Etwa  500  Meter  süd- 
östlich vom  Dorfe  liegen  die  Ruinen  des  festen  Schlosses  Gondre- 
mange,  dessen  Gräben  noch  vorhanden  sind.  Die  Herren  von 
Gondremange  besassen  auch  ein  Schloss  in  Suisse- haute  (Ober- 
Suisse)  und  noch  ist  ein  Theil  des  Spazierwegs  vorhanden,  wel- 
cher von  einem  Schlosse  zum  andern  führte.  Die  Seigneurie  de 
la  Rotte  umfasste  Brülingen,  Suisse-basse  und  Thicourt. 

Zur  Gemeinde  gehören  Nirezlach  und  die  Mühle  Ste.  Croix  (Heilig- 
kreuzmühle). 

Büdingen  (Biding),  Dorf  am  Lengeislochbach,  10  Kilom. 
nördlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  Mühle,  87  Häusern,  89 
Familien,  405  Einw. ,  Bierbrauerei,  Seidenweberei,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  schon  1342  zur 
Herrschaft  Krieehingen ,  womit  es  1793  von  Deutschland  an  Frank- 
reich kam. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Büdinger  M  ühle  an  der  deutschen  Nied. 

Buschdorf  (Bouslroff) ,  Dorf  im  Westen  des  Kantons ,  9  Kilom. 
von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  54  Häusern,  HO  Familien,  262  Einw., 
Schuhfabrikation,  Getreide-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz  und  der  Herrschaft  Hinksingen  und  wird  schon  1632  genannt. 

Destrich  fDestryJ,  Dorf  im  Süden  des  Kantons  an  einem 
kleinen  Bache,  12  Kilom.  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  drei 
Mühlen,  95  Häusern,  112  Familien,  406  Einw.,  Stickerei,  Ge- 
treide-, Gemüse-,  Obst-  und  Weinbau,  gehörte  zu  Lothringen. 
P^twa  3(X)  Meter  nördlich  vom  Dorfe  fand  man  verschüttete  Brun- 
nen, in  gleicher  Entfernung  auf  der  entgegengesetzten  Seite  alte 
Grundmauern,  Kellergewölbe  und  Reste  alter  Ziegel  und  als  man 
im  vorigen  .Jahrhunderte,  1722,  den  Chor  der  Kirche  umbaute,  fand 
man  daselbst  Gräber  von  Fürsten  und  Kriegern,  deren  man  auch 
wieder  1743  entdeckte,  als  man  das  Schiff  wieder  herstellte.  Das 
Dorf  ist  sehr  alt  und  war  im  zehnten  Jnhrhunderte  Sitz  einer 
Grafschaft.  Nach  allgemeiner  Annahme  hatten  die  Könige  des 
zweiten  Geschlechts  hier  zwei  Pfalzen,  deren  eine  im  Dorfe  selbst 
und  die  andere  drei  Kilometer  davon  lag,  wo  jetzt  Wald  ist  und 
man  noch  die  Ueberreste  alter  Gräber  sieht.  J']s  war  also  unter 
den  Karolingern  wohl  königlicher  Flecken  und  es  ist  auch  die 
Urkunde  Ludwigs  des  Verschwender^  über  die  Schenkung  Mathil- 
den« an  die  Abtei  St.  Arnoidd  in  jxilalin  tioslro  iipud  Dcsiractini 
datirt.     Uebrigen»  luimmi    Di-sdidi   niihi    blos  835   vor,   sondern 


5.   Kreis  Forbach.  385 

966  gab  auch  Graf  Odaker  hier  Güter  an  Kloster  Vergaville  und 
1114  besass  St.  Diey  hier  solche.  Später  kam  Destrich  an  die 
Grafschaft  Mörchingen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Jliihlen  Talpet,  westlich,  Rothe  Mühle, 
nördlich  beim  Dorfe,  und  Gansbachmühle  beim  Einflüsse  des  Bachs 
in  die  Rotte. 

Diefenbacll  (DifFenbach),  Dorf  an  der  Strasse  nach  Saargemünd, 
8  Kilom.  östlich  von  Grosstännchen  und  mit  Hellimer  fast  zu- 
sammenhängend, am  gleichnamigen  Bache,  mit  124  Häusern,  131 
Familien,  564  Einw.,  Stickerei,  Seidenweberei,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Enschweiler  (Einchwiller),  Dqrf  im  westlichen  Theile  des  Kan- 
tons, an  der  Strasse  von  Chäteau-Salins  nach  St.  Avold  und  am 
Mitserbache,  10  Kilom.  westlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche, 
Mühle,  108  Häusern,  388  Einw.,  Getreide-  und  Obstbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zu  Lothringen  und  war  mit  Landorf  von  1813  bis 
1835  als  Gemeinde  vereinigt.  Es  gehörte  zur  Herrschaft  Mör- 
chingen und  schon  1285  besass  das  Kloster  Wadgasse  hier  Güter. 

Ersdorf  (Erslroff),  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  3  Kilom. 
östlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  90  Häusei*n,  103  Familien, 
420  Einw.,  wobei  5  Mennoniten  und  46  Israeliten,  Mühle,  Ziegelei, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  schon  1441  zum  Bisthume 
Metz  als  Freilehen  und  wurde  später  mit  der  Seigneurie  Rohrbach 
der  Grafen  von  Kriechingen  vereinigt. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Kreuzhof  an  der  Strasse  nach  Saar- 
gemünd, sowie  die  Mühle  und  Ziegelhütte  Schendel  (Chendel)  an  einem 
Weiher  und  dem  Bache  von  Altdorf. 

Freibuss  (Freybouze) ,  Dorf  an  der  Strasse  nach  St.  Avold 
und  einem  Bache,  4  Kilom.  nordöstlich  von  Grosstännchen,  mit 
Kirche,  100  Häusern,  109  Familien,  488  Einw.,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen.  Schon  1179  besass  das  Kloster 
Wadgasse  hier  Güter.  In  der  Gemeinde  sind  noch  Ueberreste 
einer  Römerstrasse. 

Fremersdorf  (Fremestroff),  Dorf  in  der  Ebene,  5  Kilom.  nord- 
östlich von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  89  Häusern,  96  Familien, 
401  Einw.,  Gelreide-,  Tabak-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Vieh- 
zucht, kommt  schon  1179  vor,  wo  Kloster  Wadgasse  hier  begütert 
war,  und  war  lothringisch,  gehörte  1688  den  Grafen  von  Krie- 
chingen und  bildete  einst  mit  Lening  ein  Freilehen  des  Bisthums 
Metz.  Das  Dorf  wurde  auch  Freybolsdorf  genannt.  Auf  seiner 
Südseite  fand  man  römische  Mauern  und  Ziegelsteine,  auf  der 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  25 


386  11-   Topographie. 

Östlichen  Seite  die  Grundmauern  eines  grossen  Gebäudes  und 
mehrere  Silberstücke  mit  LiHen  und  dem  Namen  des  Königs  Phi- 
lipp.    Es  soll  daselbst  ein  Templerhaus  gestanden  haben. 

Gesslingen  iGuesselingJ ,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kreises  gegen 
Falkenberg,  8  Kilom.  von  Grosstännchen,  am  Fisehereibaeh,  mit 
Kirche,  229  Häusern,  258  Familien,  912  Einw.,  Stickerei,  Seiden- 
weberei, Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Es  ist  ziemlich  alt  und  schon  1341  besass  das  Kloster 
St.  Avold  zwei  Dritttheile  der  Gemarkung.  Ein  Bezirk  des  Dorfs 
heisst  noch  Hof  und  daselbst  stand  vor  1793  ein  Gebäude  dieses 
Klosters.  Nach  einer  Sage  soll  zwischen  dem  Dorfe  und  Lelling, 
am  Bache,  ein  Tempelherrenhaus  gestanden  haben.  Das  Dorf 
war  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  verlassen  und  wurde  durch 
fremde  Ansiedler  wieder  bevölkert. 

Zur  Gemeinde  gehört  dex- Weiler  Hemmeringen  am  Fischereibache, 
Die  Stein  von  Hemmeringen  gaben  1341  hier  Güter  an  St.  Avold. 

Greningen,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  8  Kilom.  östlich 
von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  49  Häusern,  54  Familien,  219  Einw., 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Harprich  HarsprickJ ,  Dorf  an  der  Rotte,  nördlich  vom  Mutsch- 
weiher,  7  Kilom.  südwestlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  Zie- 
gelei, Mühle,  76  Häusern,  81  Familien,  343  Einw.,  wobei  5  Evan- 
gelische, Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und 
war  von  1813  bis  1833  mit  der  Gemeinde  Walleringen  vereinigt. 
Es  gehörte  schob  1594  zur  Herrschaft  Mörchingen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  im  Norden  gelegene  Weiler  Bening  mit 
Ziegelhütte,  der  Lehen  der  Baronie  Finstingen  war  und  bis  17G5  eine 
Pfarrei  hatte,  und  derMutschhof  mit  Mühle  am  85  Hekt.  umfassenden 
Mutschweiher. 

Helliiuer  (Heilimer),  Dorf  an  der  Strasse  nach  Saargemünd, 
7  Kilom.  östlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  4  Mühlen,  194 
Häusern,  228  Familien,  855  Einw.,  wobei  5  Evangelische  und  195 
Israeliten,  Postagentur,  israelitischer  Schule,  Getreide-,  Obst-,  Ge- 
müse-, Wein-  und  Tabakbau,  Getreide-  und  Mt'hlhaiidel  und  Stickerei, 
war  zwischen  Lothringen  imd  dem  Bisthume  Metz  getheilt  und 
streitig.  Drei  Viertheile  des  Dorfs  gehitrten  ersterem.  Von  der 
alten  Römcrstrasse  hat  noch  eine  StrnHso  im  Orte  den  Namen. 
Es  kommt  schon  im  zehnten  .lahrhunderte  unter  den  Gütern  des 
Histiiums  vor  und  gehörte  der  Abtei  St.  Martin  de  GlandiO>res  in 
I..<)ngeville,  war  im  vierzehnten  .lahrlumdrrto  bischöflicihes  Lohen  imd 
auch  St.  Avold  besass  um   1585  hier  Güter.     Es  war  hier  ein  1332 


5.    Kreis  Forbach.  387 

erbautes  Schloss  mit  sehr  dicken  Mauern,  das  mehrere  Belage- 
rungen aushielt  und  zur  Grafschaft  Mörchingen  gehörte.  Anton 
von  Mörchingen  wurde  hier  am  4.  December  1391  von  den  Metzern 
gefangen  und  musste  in  ihre  Dienste  treten.  Im  Jahre  1764  wurde 
Hellimer  mit  Diefenbach  und  dem  Ackerbachhofe  zur  Baronie  des 
Barons  Gaillard  gemacht. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Oberten,  der  Ackerbach hof 
mit  Mühle,  zur  Malteserkommende  gehörig  und  1747  besonderes  Lehen, 
das  1764  von  König  Stanislaus  mit  Hellimer  an  Baron  Gaillard  verliehen 
wurde,  der  Rothenhof,  welcher  zu  Hinksingen  gehörte,  die  Ziegelei 
Mouselhütte,  die  Mühle  und  ehemalige  Kapelle  Ste.  Marguerite, 
Haus  Neuve  Maitresse,  die  Klein-,  Schenkel-  und  Schlosser- 
mühle und  der  Weiler  le  Chäteau. 

Kleintäimclieil ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  9  Kilom.  östlich 
von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  Mühle,  71  Häusern,  319  Einw., 
Strohhutflechterei ,  Sacknäherei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war 
lothringisch.  Durch  die  Gemarkung  läuft  eine  Römerstrasse,  wo- 
von etwa  3120  Meter  in  einzelnen  Bruchstücken  noch  erhalten  sind. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  einzelnen  Häuser  Krum garten  und 
Blen  und  im  Osten  am  Zellenbache  der  Zellenhof  mit  Mühle.  Der- 
selbe steht  an  der  Stelle  einer  Priorei,  welche  1123  von  Maynard  Graf 
von  Morsberg  gestiftet  und  an  St.  Denis  gegeben  wurde  und  bis  1769 
bestand,  aber  1783  zerstört  wurde.  Die  Priorei  und  die  Kapelle  wurde 
Ende  der  dreissiger  Jahre  so  wiederhergestellt,  dass  sie  als  Gebäude  für 
den  Hof  dienen  konnten. 

Landorf,  Dorf  an  der  Rotte  und  Strasse  von  Chäteau-Salins 
nach  St.  Avold,  9  Kilom.  westlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche, 
Gut,  126  Häusern,  139  Familien,  451  Einw.,  Leinweberei,  Ge- 
treide-, Wein-,  Hopfen-  und  Tabakbau  und  Viehzucht,  gehörte  zur 
lothringischen  Herrschaft  Mörchingen.  Oestlich  vom  Dorfe  mündet 
der  Enschweiler  Bach  in  die  Rotte. 

Laningen,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  7  Kilom.  von  Gross- 
tännchen, mit  Kirche,  143  Häusern,  152  FamiHen,  615  Einw., 
Mühle,  Sacknäherei,  Strohhutflechterei,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
kommt  1365  als  Landingen  vor,  wo  St.  Avold  hier  Güter  besass, 
und  bildete  mit  Fremersdorf  ein  Freilehen  des  Bisthums  Metz.  Der 
Schwizergraben  scheint  daran  zu  erinnern,  dass  nach  dem  grossen 
Kriege  Schweizer  sich  hier  ansiedelten. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Wahl-Laning,  so  genannt  von 
der  südwestlich  vereinzelt  stehenden  Kirche  Val  mit  einigen  Häusern, 
der  Wallacheihof  und  die  Hinkelsmühle  (Moulin  des  Poules). 

Lellingen,    Dorf   auf  der  rechten  Seite  der  deutschen  Nied, 


388  II-   Topographie. 

7  Kilom.  nördlich  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  112  Häusern, 
436  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  1222  zwischen  Loth- 
ringen, dem  Bisthume  und  dem  deutschen  Reiche  getheilt.  Schon 
1275  iiatte  St.  Avold  hier  Güter.  Später  gehörte  es  mit  Frosch- 
weiler, Alting  und  Teting  zur  Herrschaft  Kriechiugen  und  kam 
1793  gauz  an  Frankreich, 

Leyweiler,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  am  Richersbache, 
10  Kilom.  von  Grosstännchen,  mit  Kirche,  Mühle,  98  Häusern, 
120  Familien,  467  Einw.,  Seidenweberei,  Strohhutflechterei ,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht,  gehörte  schon  1365  zur  lothringischen 
Herrschaft  Bolchen. 

Lixingen  (Lixin),  Dorf  an  der  Strasse  nach  St.  Avold,  am 
Weschbache,  im  Norden  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Grosstänn- 
chen, mit  Kirche,  112  Häusern,  450  Einw.,  Getreide-,  Gemüse- 
und  Obstbau,  Viehzucht  und  Verdienst  durch  Kohlen-  und  Salz- 
fuhren, gehörte  zur  lothringischen  Herrschaft  Bolchen,  doch  besass 
auch  St.  Avold  schon  1595  hier  Güter. 

Magstadt  (Maxstatt),  Dorf  an  der  deutschen  Nied,  die  unter- 
halb desselben  ihren  Ursprung  hat,  8  Kilom.  nordöstlich  von 
Grosstännchen,  mit  Kirche,  109  Häusern,  485  Einw.,  Getreidebau, 
Viehzucht  und  Jahrmarkt  am  ersten  Montag  nach  dem  25.  Juli, 
gehörte  zu  Lothringen.  Schon  821  besass  das  Kloster  Glossinde 
zu  Metz  hier  Güter.    Vor  dem  Dorfe  liegt  die  Kapelle  Ste.  Ottilien. 

MÖrcllingeil  (Morhange),  Städtchen  im  südlichen  Theile  des 
Kantons  an  den  Strassen  von  Chäteau-Salins  nach  Saargemünd  und 
von  Dieuze  nach  St.  Avold  und  Metz,  von  Grosstännchen  10  Kilom. 
südwestlich  entfernt  und  an  einem  in  den  Neuweiher  fliessenden 
Bache,  mit  Kirche,  240  Häusern,  288  Familien,  1172  Einw.,  wo- 
bei 11  F'vangelische  und  48  Israeliten,  3  Mühlen,  2  Ziegeleien, 
Gerberei,  Steuerkasse,  Steueramt,  Tostexpedition ,  Wocheumarkt 
am  Freitag,  2  Jahr-  und  3  Viehmärkten,  Getreide-,  Obst-  und 
Weinbau,  gehörte  zu  Lothringen  und  wurde  schon  1639  von  den 
Franzosen  besetzt.  Die  Kirche  enthielt  Reste  alter  Mulereien  und  di-ei 
SchifTe.  Itn  siebenzehnten  Jahrhunderte  war  Mörchingen  viel  grösser 
und  erstreckte  sich  bis  auf  die  umliegenden  Höhen,  es  war  mit 
(Jrtiben  umgeben,  besass  iiohe  Mauern  und  zwei  sehr  hohe  Thürme 
und  Schlösser.  Es  war  der  Hauptort  einer  bedeutenden  Grafschaft, 
die  seit  dem  zwölften  Jahrhundertc  der  l'^amilie  Salm  als  lothrin- 
gisches I>(*heri  gehörte,  durch  lleirath  an  die  \\"\\<\-  und  Rhein- 
grafen kam,  173()  an  die  Grandville  Elliot  gegeben  wurde  und 
bald  darauf  durch  Kauf  an   die  («rufen    von   Helmstadt  überging. 


5.   Kreis  Forbach.  389 

Die  Salm  behaupteten  nur  vom  Reiche  abzuhängen,  auch  machten 
die  Bischöfe  von  Metz  die  Besitzer  von  Mörchingen  mehrmals 
dienstpflichtig  und  wohl  schon  im  sechszehnten  Jahrhunderte  kam 
es  unter  die  Hoheit  von  Lothringen.  Die  Franzosen  unter  Mar- 
schall du  Halliev  bemächtigten  sich  des  Orts  1693  und  machten 
die  nach  Mörchingen  geflüchteten  Söldner  zu  Gefangenen,  als  der 
Ort  kapitulirte.  Im  fünfzehnten  Jahrhunderte  brannte  Mörchingen 
fast  ganz  ab.  Aus  früherer  Zeit  besteht  auch  noch  ein  kleines 
Spital.  Die  Grafschaft  Mörchingen  umfasste  die  Orte  Mörchingen, 
Destry,  Enschweiler,  Harprich,  Ober-Suisse,  Landorf,  Rakringen, 
Roth,  Weiler,  Achain,  Bermering,  Dalheim,  Lidrequin,  Lidrezing, 
Marthil,  Pevange,  Riebe,  Metzing,  Rodalbe,  Zarbeling  und  Zozeling. 

Zar  Gemeinde  gehören:  der  Weiler  Rode,  an  einem  Bache  südwest- 
lich, mit  Mühle  und  Kirche,  der  Gerenhof  ^ÖMerin^^,  Hof  und  Ziegelei 
la  Carole,  das  Haus  Station  de  la  Cöte  und  St.  Luc,  Maison 
Cantonnier,  die  Ziegeleien  Frache  und  Hellwald,  die  Klein-  und 
Neumühle  im  Süden,  sowie  die  isolirte  Kirche  Teraple  des  31  en- 
n  o  n  i  t  e  s. 

Rakringen  (Hacrange),  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  8  Kilom. 
südwestlich  von  Grosstännchen ,  unweit  des  oberen  Mattgrabens, 
mit  Kirche,  81  Häusern,  97  Familien,  388  p]inw.,  Getreidebau, 
Viehzucht  und  Weberei,  gehörte  mit  Mörchingen  zu  Lothringen. 
Das  Dorf  kommt  als  Racheringa  schon  927  vor,  wo  St.  Avold  hier 
Güter  besass;  auch  Longeville  besass  1121  Güter  daselbst. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Bruchemühle,  auch  Brockenmühle 
genannt. 

Suisse-Basse  (Unter-Suisse),  Dorf  an  der  Rotte,  im  südwest- 
lichen Theile  des  Kantons,  12  Kilom.  von  Grosstännchen,  mit  49 
Häusern,  192  Einw.,  Mühle,  Leinweberei,  Getreide-,  Hopfen-,  Obst-, 
Gemüse-,  labak-  und  Weinbau,  gehörte  zur  Herrschaft  Brülingen 
und  dem  Bisthume  Metz,  während  Ober-Suisse  zu  Mörchingen  ge- 
hörte. Mitten  im  Dorfe  steht  eine  1708  erbaute  Kapelle.  Beide 
Dörfer  sind  auf  den  Trümmern  alter  Dörfer  erbaut,  wovon  man 
noch  Spuren  findet,  und  scheinen  nach  dem  Kriege  des  siebenzehnten 
Jahrhunderts  von  angesiedelten  Schweizern  wieder  aufgebaut  wor- 
den zu  sein. 

Der  zur  Gemeinde  gehörige  und  damit  zusammenhängende  Weiler 
Suisse-IIaute  gehörte  zur  Grafschaft  Mörchingen  und  war  lothringisch. 

Valll-Ebersing  ( Wahl-Ebersingen) ,  Dorf  im  Norden  des  Kan- 
tons, an  der  Strasse  nach  St.  Avold,  8  Kilom.  von  Grosstännchen, 
mit  Kirche,  129  Häusern,  130  Familien,  515  Einw.,  Mühle,  Kalk- 
brennerei,  Getreidebau   und  Viehzucht,   war  lothringisch.     Es  ge- 


390 


II.   Topographie. 


hörte   1688  zur  Grafschaft  Kriechingen,   kommt   aber   schon  1365 
als  Obersinga  vor. 

Walleringen  fVallerangeJ,  Dorf,  5  Kilom.  südwestlich  von 
Grosstännchen ,  mit  Kirche,  87  Häusern,  96  Familien,  415  Einw., 
Mühle,  Getreide-,  Tabak-,  Wein-  und  Obstbau,  gehörte  zu  Loth- 
ringen. Das  Dorf,  zu  welchem  früher  Harprich  gehörte,  kommt 
1118  vor  und  gehörte  mit  der  Seigneurie  Thicourt  dem  Hause  Croy 
d'Harve,  als  dieses  die  Baronie  Finstingen  besass.  Der  Walleringer 
Weiher  umfasst  52  Hektaren. 

Weiler  fViller,  auch  YileurJ,  Dorf,  7  Kilom.  westlich  von 
Grosstännchen,  mit  Kirche,  129  Häusern,  130  Familien,  526  Einw., 
Seidenweberei,  Ziegelei,  Kalkbrennerei,  Getreide-,  Gemüse-  und 
Obstbau,  gehörte  zu  Lothringen  und  der  Herrschaft  Mörchingen. 
Im  Jahre  1735  erbaute  man  nach  einer  Seuche  westlich  vom  Dorfe 
eine  Kapelle. 

'    C.    Kanton  Saaralben. 

Der  Kanton  gränzt  an  die  Kantone  Grosstännchen,  SaargemUnd 
und  das  Elsass  und  hat  folgende  Gemeinden  und  Bodenflächen: 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesamnit- 
Fläche. 

Ernstweiler    .     .     . 

277,19 

55,00 

— 

86,19 

— 

— 

438,78 

Geblingen  .... 

1007,35     272„6 

— 

«.24 

533,59 

1918,35 

llassenburg     .     .     . 

127,8,       29„2 

— 

— 

0,13 

— 

166,49 

Hilsprich    .... 

677,43     U9„o 

— 

73,47 

35,43 

25,59 

1022,15 

Holvingen  .... 

624,ßfi     19i>,5(, 

a) 

139,86 

— 

50,66 

1069,62 

Jobanns -Rohrbach  . 

778,85     106,49 



184,80 

31,77 

1222,68 

Kappelkingcr.     .     . 

618,49     175,53 

— 

4,83 

— 

8-42,68 

Kirweiler  .... 

187,87 

57,13 



— 

— 

254,47 

Neilingen  .... 

530.94 

166,fi3 



— 

0,44 

— 

732,40 

Tuttlingen.     .     .     . 

812,78 

250,76 



250,11 

13,60 

256,60 

1652  92 

Ileimeringen  .     .     . 

505,B7 

118,16 



214,21 

27„9 

— 

915,68 

Kichlingon      .     .     . 

255„4 

77,,i6 



59,89 

8,65 

— 

414,82 

Siiaralben  .... 

1268,28  1  «71.26 



608,86 

21,13 

— 

2734,58 

Willerwald     .     .     . 

296,79  1  171,78 

— 

29,2, 
172,6, 

98,75 

630,10 

Kanton 

7969,23 

2580,85 

— 

1617,69 

965,19 

14016,22 

Sein  Viehstand  umfasst  1143  Pferde,  wobei  13  Zuchthengste, 
6  Maulthiere  und  Esel,  4312  Stück  Rindvieh,  wobei  2()01  Kühe, 
4164  Schaafe,  wobei  354  Merinos  und  2113  Heideschnucken,  3022 
Schweine,  949  Ziegen  und  KKM   Bienenstöcke. 

Saaralben,  Marktflecken  um  rechten  Ufer  Saar,  dem  Einflüsse 
der  Albe  io  dieselbe,  der  Eisenbahn  und  Strasse  von  Saarburg 
nach  Snnrgemünd,  der  Sirnsse  nach  Rcmilly  und  Mutz  und  am 
Saarkaiinl,  Hauptort  des  Kantons,  mit  Kirche,  (112  Häusern,  81(5 
Familien,    'SM)  Einw.,  wobei  35    Evangelische,    Friedensgericht, 


5.    Kreis  Forbach.  391 

Salzsteueramt,  Eoregistrementeinnehmerei,  Steuerkasse,  Postexpe- 
dition, Eisenbahnstation,  3  Salinen,  9  Strohhutfabriken,  Seiden- 
färbereien und  Seidenwäschereien,  6  Mühlen,  Sägemühle,  Wochen- 
markt am  Donnerstag,  Jahrmärkten  am  Ostermontag  und  Montag 
nach  Trinitatis  und  Martini,  war  Hauptort  einer  Herrschaft  des 
Bisthums  Metz,  w^elehe  ausser  Saaralben  •noch  "Willerwald  und 
einige  Parzellen  von  Herbitzheim  umfasste,  gehörte  im  zwölften 
Jahrhunderte  den  Grafen  von  Dachsburg  bis  diese  1225  ausstarben, 
erhielt  im  Jahre  1368  von  Bischof  Theodorich  Bayer  einen  Frei- 
brief und  wurde  1560  von  Bischof  Franz  von  Beaucaire  an  den 
Herzog  von  Lothringen  abgetreten.  Jedenfalls  waren  die  Römer  hier 
schon  ansässig,  denn  der  Ort  kommt  schon  504  als  Saravi-Alba 
vor.  Die  drei  Salinen  gehören  seit  1841  einer  Aktiengesellschaft. 
Zur  Gemeinde  gehören:  der  Weiler  Eich,  südwestlich  und  1316 
Eigenthum  der  Abtei  Stürzelbrunn,  der  1701  von  Herzog  Leopold  als 
Freihaus  an  Marie  de  Sabourelle  gegeben  wurde,  Rech  am  rechten  Ufer 
der  Albe,  mit  Kapelle  und  schon  1584  vorkommend,  Salzbronn  mit 
Salzsteuei'amt,  wo  schon  im  zwölften  Jahrhunderte  eine  Saline  bestand, 
die  1417  von  Stürzelbronn  betrieben  wurde,  Harras  am  Saarkanal  mit 
Saline,  1717  von  Herzog  Leopold  errichtet  und  1844  neu  hergestellt, 
wozu  auch  ein  Klein-Harras  gehört  hatte,  mit  Hof;  der  Tencherhof 
(Temgerhof),  das  Forsthaus  St.  Hubert,  der  Schottenhof,  41/2  Kilom. 
nordwestlich,  die  Hils-  und  Neuraühle  an  der  Albe  und  die  Eremi- 
tage mit  grosser  Kapelle  sehr  alten  Ursprungs,  welche  Mutterkirche  von 
Saaralben  war. 

Ernstweiler,  Dorf  an  der  Strasse  von  Püttlingen  nach  Saar- 
gemünd,  8  Kilom.  nordwestlich  von  Saaralben,  mit  Kirche,  107 
Häusern,  120  Familien,  535  B]inw.,  wobei  11  Mennoniten,  Stroh- 
hutflechterei,  Seidenweberei,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch, gehörte  zur  Herrschaft  Püttlingen  und  wurde  1603  vom 
Grafen  Ernst  von  Mansfeld  und  seiner  Frau  Juliane  gegründet  und 
nach  demselben  benannt. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  südöstlich  davon  gelegene  Heckenrans- 
bach,  das  schon  1196  als  Ransbach  genannt  wird  und  hälftig  zu  Pütt- 
lingen und  Blieskastel  gehörte,  mit  einer  Kapelle. 

Geblingen  (GueUange) ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Albe,  6  Kilom. 
südwestlich  von  Saaralben,  mit  Kirche,  213  Häusern,  239  Familien, 
1101  Einw.,  Getreidebau,  Viehzucht  und  Strohhutflechterei,  ist  alt, 
war  Hauptort  des  Val  de  Geblingen,  das  Geblingen,  Sehw^eix, 
Audweiler,  Wenzweiler  und  Steinbach  umfasste,  gehörte  1393  zur 
Kastellanei  Albesdorf  und  dem  Bisthume  Metz.  Noch  ist  der  Graben 
des  alten  Schlosses  vorhanden. 


392  II-    Topographie. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Schweix  auf  der  andern  Seite 
der  Albe,  vielleicht  von  alten  Ansiedlem  aus  der  Schweiz  so  genannt; 
doch  kommt  es  schon  1598  als  Schwecz  vor;  Audweiler,  am  rechten 
Ufer  der  Albe,  mit  Kapelle,  1662  Ottwiller  genannt;  Wenzweiler, 
westlich  vom  Dorfe  am  linken  Albeufer;  Steinbach,  westlich  vom  Dorfe, 
und  die  Ziegelei  Seh  ei  dt. 

Hassenburg,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  9  Kilom.  von 
Saaralben,  mit  Kirche,  Mühle,  46  Häusern,  56  Familien,  225 
Einw.,  Feldbau,  Viehzucht  und  Strohhutflechterei,  gehörte  zur  Ka- 
stellanei  Albesdorf  und  dem  Bisthume  Metz. 

Hilsprich  (Hilsburg) ,  Dorf  am  Kache  Fortgraben ,  9  Kilom. 
westlich  von  Saaralben,  mit  Kirche,  205  Häusern,  225  Familien, 
963  Einw.,  Mühle,  Seidenweberei,  Strohhutflechterei,  Mützen- 
strickerei, Getreide-  und  Gemüsebau  und  Gespinnstpflanzerei,  ge- 
hörte im  sechszehnten  Jahrhunderte  den  Herren  von  Bitsch  und  zu 
Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Morsbronn,  welches  einen  Theil 
der  Herrschaft  Püttlingen  bildete,  ebenso  wie  Castw eiler,  das  erstere 
südöstlich,  das  letztere  östlich  liegend,  Neuhof  und  die  Buschbacher 
Mühle. 

Holvingen  (Holbing),  Dorf  in  der  Mitte  des  Kantons,  auf  einer 
Anhöhe,  5  Kilom.  westlich  von  Saaralben,  mit  Kirche,  Kapelle, 
Mühle,  232  Häusern,  254  Familien,  1114  Einw.,  wobei  4  Evan- 
gelische und  1  Israelite,  Strohhutflechterei,  Getreide-  und  Futterbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen.  Das  Dorf  wurde  1225  von 
der  Gräfin  Mechtilde  von  Castres  und  Anderen  an  die  Abtei  Werners- 
weiler gegeben  und  gehörte  zur  Herrschaft  Püttlingen.  In  der 
Nähe  ist  eine  Kömerstrasse.  Die  1622  erbaute  Kapelle  hat  einen 
Thurm  von  römischer  Bauart,  davon  getrennt  und  war  wohl  zur 
Vertheidigung  eingerichtet  gewesen. 

Zur  (iemeinde  gehören  die  Weiler  Bettring  mit  Mühle,  nördlich, 
Di d erfing,  nahe  dabei,  Ballering  bei  ersterem,  alle  drei  schon  im 
dreizehnten  Jahrhunderte  genannt,  Hirbach  (Ilyrclbach)  an  einem  Bache 
westlich,  Ilinsing  südlich  und  Schmal hof  ganz  nönllich  und  3  Kilom. 
vom  Dorfe  entfernt,  St.  Sebastian,  Kapt-llo. 

Johaims-Rolirbach ,  Dorf  im  Westen  dos  Kantons  und  an  der. 
StraBse  von  Chtlteau-Saiins  nach  SaargeniUnd ,  11  Kilom.  von 
Saarulben,  mit  Kirche,  alter  Kapelle,  209  Häusern,  230  Familien, 
929  Kinw.,  wobei  2  Evangelische  und  22  I.sraelilen,  3  Mühlen, 
PlüJKtliweberei,  Leinweberei,  Strohhutflechterei,  Ziegelei,  (letreidebau 
und  Viehzucht,  war  Freilehen  von  Lothringi-n.  Im  .luhre  1285  er- 
hielt duH  Klubler  Wadgasse  OUler  in  Kohrimch  im  Zullekowe,  dann 


5.   Kreis  Forbach.  393 

gehörte  es  zur  Herrschaft  Kriechingen  und  1687  den  Rheingrafen. 
Die  alte  Kapelle  ist  mit  Bildern  geschniückt,  das  Dorf  in  Form  einer 
Krone  gebaut;  an  dem  Platze  Villers  stand  einst  ein  Dorf. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Haymühle,  die  Dammmühle  und 
Trosseterie  (Trosderei),  einzelnes  Haus. 

Kappelkinger,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  am  rechten 
Ufer  der  Albe,  9  Kilom.  von  Saaralben,  mit  Kirche,  125  Häusern, 
138  Familien,  639  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  liegt  an 
einer  alten  Römerstrasse  und  gehörte  zur  Kastellanei  Albesdorf 
des  Bisthums  Metz.  Man  bemerkt  Reste  eines  alten  Schlosses,  von 
einem  Kanal,  Burgkübel  genannt,  umgeben. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  am  linken  Ufer  der  Albe  gelegene  Weiler 
Ueberkinger,  der  zur  Kastellanei  Hinksingen  gehörte. 

Kiffweiler  (KerwilkrJ ,  Dorf  auf  der  rechten  Seite  des  Roth- 
bachs, im  Süden  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Saaralben,  mit 
Kirche,  56  Häusern,  58  Familien,  261  Einw.,  Strohhutflechterei, 
Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zur  Kastellanei  Albesdorf  des  Bisthums 
Metz  und  das  Kloster  Wadgasse  besass  schon  1179  hier  Güter. 

Nellingen,  Dorf  im  äussersten  Südwesten  des  Kantons,  am 
linken  Ufer  der  Albe,  12  Kilom.  von  Saaralben,  mit  Kirche,  82 
Häusern,  410  Einw.,  2  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Lothringen  und  der  Baillage  Dieuze. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nordöstlich  gelegene  Weiler  Kl  ein -Rohr- 
bach an  der  Vereinigung  des  Zellenbachs  mit  der  Albe  und  die  Nieder- 
und  Obermühle  an  der  Albe. 

Püttlingen  fPullelangeJ,  Dorf  am  Moderbache  und  der  Strasse 
von  Chäteau-Salins  nach  Saargemünd,  sowie  von  Saaralben  nach 
St.  Avold,  9'/2  Kilom.  nordwestlich  von  Saaralben,  mit  Kirche,  Ka- 
pelle, 412  Häusern,  585  Familien,  2296  Einw.,  wobei  29  Evan- 
gelische und  211  Israeliten,  Seiden-  und  Plüschefabrik  von  grosser 
Bedeutung,  Strohhutfabrikation,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau, 
Oberförster,  Steuerkasse,  Steueramt,  Postexpedition,  Landwehr- 
Compagniebezirk,  Mühle,  Ziegelhütte,  Gerberei,  Wochenmarkt  am 
Donnerstage,  Jahrmärkten  am  zweiten  Montag  jeden  Monats  und 
Spital,  wird  schon  1135  genannt,  wo  die  Abtei  Beaupr6,  und  1224, 
wo  Kloster  Wadgasse  hier  Güter  hatten,  erhielt  Mauern  und  Grä- 
ben und  ein  Schloss  und  war  Grafschaft,  die  lange  den  Bischöfen 
von  Metz  und  den  Grafen  von  Castres  (Blieskastel)  gehörte,  dann 
an  die  von  Kriechingen,  Salm,  Wild-  und  Rheingrafen  und  Löwen- 
stein überging,  von  welchen  sie  1801  an  Frankreich  kam.  Dieselbe 
umfasste  die  Orte  Püttlingen,  Castweiler,  Diffenbach,  Edersweiler, 


394 


n.   Topographie. 


Heckenransbach  zum  Theil,  Farschweiler ,  Grundweiler,  Geben- 
hausen, Loupershausen ,  Metzing,  Moosbronn,  Nousseweiler,  so- 
wie das  Val  de  Holving,  bestehend  aus  Holving,  Ballering,  Bett- 
ring, Diderfang,  Hinzing,  Hirbach,  Kichling  und  Sehmalhof. 

Zur  Gemeinde  gehören  Diffenbach,  westlich,  Püttlinger  Mühle 
und  Seidenfabrik,  Welschhol'  und  Thiergarten,  Gipsmühle  am 
Moderbache.  Der  Hof  Ratzen  hausen,  der  schon  140!^)  bestand,  mit 
Mühle,  wurde  1844  abgebrochen. 

Reimeringen  RemeringJ,  Dorf  am  Moderbache,  8  Kilom.  nord- 
westlich von  Saaralben,  mit  Kirche,  176  Häusern,  225  Familien, 
911  Einw. ,  Ziegelei,  Plüscheweberei,  Strohhutflechterei,  Getreide- 
bau und  Viehzucht,  ist  alt,  schon  1121  besassen  Kloster  Longe- 
ville  und  1294  Wernersweiler  hier  Güter  und  das  Dorf  kam  1621 
von  Nassau-Saarbrücken  an  Lothringen.  p 

RicMingen,  Dorf  am  Moderbache  und  der  Strasse  von  Saar- 
alben nach  St.  Avold,  T'/j  Kilom.  nordwestlich  von  Saaralben, 
mit  55  Häusern,  57  Familien,  284  Einw.,  Plüsch weberei  und  Stroh- 
hutflechterei, Getreide-,  übst-  und  Gemüsebau,  gehörte  zu  Loth- 
ringen. Schon  1294  besass  Kloster  Wernersweiler  hier  Güter  und 
das  Dorf  gehörte  sodann  zum  Val  de  Holving  der  Herrschaft 
Püttliiigen. 

Willerwald,  Dorf  an  der  Strasse  von  Saaralben  nach  Saar- 
gemünd,  3  Kilom.  nördlich  von  Saaralben  entfernt,  mit  Kirche, 
Mühle,  2  Ziegeleien,  Eisenbahnstation,  Strohhutflechterei,  Landwirth- 
schaft  und  Viehzucht,  168  Häusern,  171  Familien  und  787  Einw., 
wobei  2  Israeliten,  gehörte  zu  Lothringen.  Es  wurde  16U1  auf  den 
Ruinen  des  Dorfs  Weiler  oder  Alberweiler  gegründet  und  erhielt 
seinen  Namen  von  der  Lage  mitten  im  Walde,  der  hier  erst  ge- 
rodet wurde.    Im  alten  Weiler  hatte  Stürzelbronn  schon  1423  (lUter. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Alte  Ziegelhütte,  Damberg  (auch 
Tnnnenberg)  und  die  N iederaumühle  im  Südosten  an  der  Saar. 


D.   Kanton  Saint -Avold. 

Der  Kanton  8t.  Avold  gränzt  an  die  Kantone  Forbach,  Saar- 
gemünd,  Grosstännchen,  l-alkenbei^,  Molchen,  Musendorf  und 
Kheinpreusseo  und  hat  Iblgcude  Gemeinden  und  Boden  fluchen: 


Geneindeo. 

Aeoker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wuld. 

Obst- 
gKrten. 

Forsten. 

liosiinimt- 
riHcho. 

1.   ■    ■ 

li   :.i:.    ■              ... 

lU'ttii. 

222,0. 
2ö4,Sj 

127,«4 

110,7, 

7^31 
90,83 

«146 
0,8i 

112,M 
81,M 

26,n 

3,2j 

6,79 

5,99 

15,32 

— 

483,ß5 
574,fi5 
3159,7, 
446,70 

5.   Kreis  Forbach. 


395 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Cappel  .     .     . 
Durchthal  .     . 
Folschweiler  . 
Freimengen    . 
Genweiler  .     . 
Herrchweiler  . 
Kammern  .     . 
Jlachern     .     . 
Oberhomburg 
Oberhost    .     . 
Pfarrebersweiler 
Porcelette  .     . 
St.  Avold  .     . 
Sengbusch .     . 
Spittel  .     .     . 
Walmen     .     . 

347,62 
203,95 
579,.^ 
166,16 
297,74 
276„4 
506,05 
778,50 
684,89 
600,00 

451,05 
698,3, 

672,89 
462,38 
501,20 

495,55 

8831,76 

^^^88 

36,95 

134,20 

22,56 
70,05 

110,53 
260,36 

75,81 
173,9, 

82,30 
142,25 
137,66 
126,,, 

90,32 
138,63 

2199,68 

1,45 

95,01 

109,80 

189„4 

292,37 

83,59 

25,64 

47,57 

24,27 

369,04 

134,84 

22,21 

190,67 

14,68 
256„2 

3,10 

11,27 

1^,48 

6,54 

10,64 

16,56 

5,35 

ö,ll 

9,48 

1*'24 

42,1, 

35,90 

6^49 

3,08 

8,39 

88,23 

75,74 

573,0, 

4,79 

99,05 
926,32 

2164,58 

596,63 
382,03 
945,86 

622,65 
472,30 
395,11 

788,38 
1697,35 

1221,85 
944,60 
687,35 

1894,66 

3159,98 

806,51 

666,06 

922,29 

Kanton 

2,33 

2107,44 

232,28 

3931,72 

18077,37 

Er  hat  einen  Viehstand  von  1252  Pferden,  wobei  14  Zucht- 
hengste, 5  Maulthieren  und  Eseln,  4438  Stück  Rindvieh,  wobei 
281)7  Kühe,  2328  Schaafe,  wobei  60  Merinos  und  649  Heideschnucken, 
3827  Schweine,  707  Ziegen  und  1089  Bienenstöcke. 

St.  Avold,  Kantonshauptort  am  rechten  Ufer  der  Rössel  und 
Strasse  von  Metz  nach  Saarbrücken,  westlich  von  der  Eisenbahn, 
mit  Kirche,  383  Häusern,  654  Familien,  2561  Einw.  (ausser  der 
Garnison  von  282  Mann),  wobei  64  Evangelische,  6  Mennoniten 
und  99  Israeliten,  Friedensgericht,  Kantonalpolizeikommissär,  Steuer- 
kasse, Steueramt,  Enregistrements-Einnehmerei,  Oberförster,  Post- 
verwaltung, Schullehrerpräparandenanstalt,  Preussisch-Blau-,  Leim-, 
Beinschwara-,  Fayence-  und  chemischer  Fabrik,  F'ärberei,  Kessel- 
schmiede, Ziegelei,  Brennerei,  Gerberei,  Töpferei,  Lohmühle,  sechs 
Mühlen,  Getreidebau,  Viehzucht  und  Handel,  Steinbrüchen  und  be- 
deutenden Waldungen,  überhaupt  sehr  grosser  Gemarkung,  steht 
an  der  Stelle  eines  römischen  Lagers,  welches  zur  Auffindung  von 
Münzen  und  Statuen  Veranlassung  gab,  und  hatte  mit  der  Zeit 
verschiedene  Namen:  Nova  Cella,  Hilariacum,  fanum  sancti  Na- 
boris  und  St.  Avold.  Gegen  das  Jahr  509  kam  der  vornehme 
irische  Missionär  Fridolin  hierher  und  gründete  im  Walde  ein 
Oratorium,  das  er  Cella  nova  nannte  und  dann  in  Hilariacum  um- 
taufte, als  er  einige  Reliquien  des  heil.  Hilarius,  Bischofs  von  Poitiers, 
hier  niedergelegt  hatte.  Im  Jahre  734  erweiterte  Bischof  Sige- 
bant  von  Metz  das  Oratorium  in  ein  Kloster  zu  Ehren  von  St. 
Paul;  als  aber  sein  Nachfolger  Grodegrand  aus  Rom  1353  die  Re- 
liquien des  heil.  Nabor  mitbrachte  und  hier  niederlegte,  nannte  er 


396  II.   Topographie. 

die  Abtei  St.  Nabor,  woraus  später  St.  Avold  verdorben  wurde. 
Das  Kloster  gehörte  dem  Orden  des  heil.  Benedikt  an  und  sein 
Abt  nahm  den  ersten  Rang  unter  den  Aebten  der  Diözese  als  erster 
Baron  des  Bisthums  ein.  Die  Bischöfe  errichteten  hier  auch  einen 
Gerichtshof,  dem  der  Graf  von  Nassau-Saarbrücken  als  erster  Va- 
sall des  Bisthums  präsidirte,  während  die  zweite  Stelle  der  Graf 
von  Kriechingen  einnahm.  Im  Jahre  1313  gründete  Abt  Johann 
aus  seinen  Einkünften  das  Spital  und  in  demselben  Jahrhunderte 
erhielt  der  Ort  auch  Stadtmauern,  nachdem  1248  die  Bürger  einen 
Angriff  der  Lothringer  unter  der  Regentin  Marie  zurückgewiesen 
hatten.  Dessen  ungeachtet  wurde  aber  St.  Avold  öfters  von  den 
Herzogen  von  Lothringen  und  Herren  von  Rodemachern  ange- 
griffen und  verbrannt  und  die  Bischöfe  niussten  wegen  der  häu- 
figen Kriege  die  Stadt  mehrmals  verpfänden.  Im  Jahre  1572  ver- 
kaufte das  Bisthum  St.  Avold,  Homburg  und  Zubehörde  um  38,000 
Gulden  an  den  Herzog  von  Guise  und  dieser  verkaufte  es  1581 
wieder  um  280,000  Livres  tournois  an  Herzog  Karl  von  Lothringen. 
In  den  Kämpfen  dieser  Fürsten  mit  Frankreich  bis  1697  wechselte 
die  Stadt  im  Besitze  beider  Theile,  bis  sie  endlich  1737  im  Frie- 
den von  Ryswick  an  Frankreich  abgetreten  wurde.  In  dieser 
Kriegszeit  hatte  die  Stadt  unendlich  viel  zu  leiden.  1635  eroberte 
sie  der  Gouverneur  von  Metz,  Kardinal  von  Lavalette,  1636  nahm 
sie  der  lothringische  Capitän  Cliquot  und  machte  die  französische 
Garnison  zu  Gefangenen  und  dann  hausten  hier  die  Schweden 
unter  dem  Herzoge  von  Sachsen- Weimar  und  die  Pest  so  arg,  dass 
sie  zwei  Dritttheile  der  Bewohner  verlor  und  die  Umgegend  ver- 
wilderte. Am  18.  August  1817  brannten  33  Häuser  ab.  Im  Jahre 
1630  bildete  eich  hier  auch  ein  Benediktiner-Nonnenkloster.  Letz- 
teres zählte  bei  der  Aufliebung  18,  das  Mönchskloster  13  Mitglieder. 
Die  Abtei  lag  im  Thale,  das  Nonnenkloster  auf  dem  nahen  Nonnen- 
berge. Von  diesen  Gebäuden  ist  nur  noch  die  Kirche  und  ein 
Theil  der  Wohnungen  übrig,  welcher  längere  Zeit  als  Gendarmerie- 
kaserne diente.  Die  Vouerie  St.  Avold  umfasste  1365:  St.  Avold, 
Bening,  Kocheren,  Dietsweiler,  Dourthal,  zu  '/.^,  Kbersing,  Ebers- 
weiler, F'oickling,  l'Vemestorf,  Freybouse,  Gaubiving,  Ilellimcr, 
I^ning,  Ley Weiler,  PHopital  zu  V-^,  Lixing,  Machern,  I\hix8tttdt, 
.Mosbach,  Kemsing,  Rossbrück,  Kossei,  Theding,  Valmont,  Gir- 
lingen (zerstört),  Emersweiler  (preussisch),  Zimining,  Ober-Vig- 
neullcs  und  die  unbekannt  wo  ansgogangenen  Frucnswille,  Hon- 
»cheidt  und  Voloch.  —  Als  Kuriosum  sei  noch  erwähnt,  dass  die 
Stadt  im  zweiten  Jahre  der  Republik,  um  die  Erinnerung  im  den 


5.   Kreis  Forbach.  397 

Heiligen  abzuthun,  den  Namen  Rosselgene  (von  der  Rössel)  an- 
nahm, aber  bald  wieder  zum  alten  Namen  zurückkehrte.  —  Auf 
dem  Bleiberge,  etwa  600  Meter  von  der  Stadt,  wurde  früher  ein 
Bleibergwerk  betrieben,  aber  wegen  Armuth  an  diesem  Mineral 
wieder  aufgegeben  und  an  der  Stelle  eine  Mühle  errichtet.  Auch 
fand  man  1793  gegen  Longeville  eine  Kupferader  auf,  welche  aber 
ebenfalls  nicht  für  die  Ausbeute  lohnend  war.  —  In  der  Umgegend 
fand  man  römische  Ueberreste,  Statuen  der  Diana  und  Minerva, 
Münzen  und  die  Spuren  eines  Lagers. 

Zur  Gemeinde  gehören  :  der  Weiler  Kid  eck,  auch  Carriere  ge- 
nannt, östlich  von  der  Stadt,  die  Höfe  Hollerloch,  Lieutenant 
Sg e fei d  oder  Lieutenants  Geh  feld  am  Mersbache,  7  Kilom.  nordöstlich, 
und  Venneck,  auch  Wenheck,  südlich;  ferner  die  Fabrik  Redermühle, 
Oderfangmühle,  1483  Lauderfang  genannt,  Wurtzmühle,  Loh- 
mühle und  die  Wii-thschaft  Mon  Id6e,  Kapelle  Ste.  Trinite  und 
Point  du  jour. 

Altweiler,  Dorf,  4  Kilom.  südlich  von  St.  Avold,  an  der 
Strasse  nach  Chäteau-Salins,  mit  Kirche,  82  Häusern,  83  Familien, 
330  Einw.,  Mühle,  Ziegelhütte,  Kalkofen,  Getreide-  und  KartofFel- 
bau  und  Viehzucht,  gehörte  dem  Bisthume  Metz  und  zur  Herrschaft 
Kriechingen. 

Bis  1830  bestand  in  der  Nähe  noch  die  Trenenmühle. 

Barst,  Dorf  an  der  Strasse  von  Chateau-Salins  nach  Saar- 
gemünd,  10  Kilom.  südöstlich  von  St.  Avold,  am  Lengeslochbache, 
mit  Kirche,  95  Häusern,  379  Einw.,  Nagelschmiede,  Plüscheweberei 
Strohhutflechterei,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Schon  962  besass 
das  Metzer  Kloster  Ste.  Glossinde  hier  (Jüter. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  nördlich  gelegene  Dorf  Marienthal,  mit 
Kapelle,  zum  Marquisate  Falkenberg  gehörig. 

Beningen,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Rössel,  auf  einer  An- 
höhe, an  der  Eisenbahn  nach  Saarbrücken  und  der  Abzweigung 
der  Bahn  nach  Saargemünd,  10  Kilom.  nordöstlich  von  St.  Avold, 
mit  Kirche,  62  Häusern,  72  Familien,  364  Einw.,  wobei  15 
Evangelische,  Postexpedition,  Mahl-  und  Oelmühle,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen.  Hier  führte  eine  Römer- 
strasse vorüber.     Das  Dorf  gehörte  schon  1275  zu  St.  Avold. 

Zur  Gemarkung  gehört  ausser  Bahnhof  und  Mühle  die  Krebs- 
mühle. 

Bettingen,  Dorf  an  einem  Seitenbache  der  Rössel,  9  Kilom. 
nordösthch  von  St.  Avold,  mit  Kirche,  63  Häusern,  66  Familien, 
338  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  2  Mühlen,  Nagelschmiede, 
Feldbau  und  Viehzucht,  hat  in  der  Kirche  ein  Krucifix  von  1515, 


398  II-   Topographie. 

und  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Das  Kloster  St.  Arnould  in  Metz 
besass  1278  hier  Güter. 

Dazu  gehört  die  Krebsmühle. 

Cappel,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  links  von  der  Strasse 
von  Chäteau-Salins  nach  Saargemünd,  11  Kilom.  von  St.  Avold, 
mit  Kirche,  85  Häusern,  89  Familien,  388  Einw.,  Strohhutflechterei, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen. 

Durclltlial  (Dourdhal),  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  3  Kilom. 
südwestlich  von  St.  Avold,  mit  Kirche,  65  Häusern,  70  Familien, 
269  Einw.,  Ziegelei,  Oelmühle  und  Landwirthschai't,  gehörte  zu 
Lothringen.  Im  Jahre  1343  hiess  es  Durdalheim  und  Bischof  Ade- 
mar  von  Metz  gab  es  an  Nicolaus  von  Fremersdorf.  Im  Jahre 
1619  hatte  Longeville  hier  Güter. 

Zu  der  Gemeinde  gehört  das  Forsthaus  Wähle nb er g,  dieMleck'sche 
Oelmühle  und  die  Mühle  du  Garde. 

Folschweiler ,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  4  Kilom.  von 
St.  Avold,  westlich  von  der  Eisenbahn,  mit  Kirche,  Kapelle,  130 
Häusern,  136  Familien,  505  F]inw.,  3  Mühlen,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  war  unter  Lothringen ,  Bisthum  Metz  und  die  alte  Graf- 
schaft Kriechingen  getheilt,  so  dass  die  Hälfte  lothringisch  und 
die  Hälfte  deutsch  war,  bis  auch  letzterer  Theil  1793  an  Frank- 
reich kam.  Das  Dorf  ist  alt  und  schon  1275  hatte  St.  Avold 
hier  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehören:  der  Weiler  Alling,  auch  Halling,  im  Süd- 
westen gegen  Teting,  die  Höfe  Alt-  und  Neu-Berfang,  Schloss  Fürst 
im  Nordwesten  beim  Walde  Fürst,  das  einzelne  Haus  Hayweg,  die 
Hetsch-  und  Bruckmühle,  letztere  an  der  deutschen  Nied  im  Süd- 
osten. 

Freimingen  (Freimengen,  Freming),  Dorf  zwischen  der  Rössel 
und  dem  Mersbache,  auf  einer  Anhöhe  links  von  der  p]isenbahn 
und  Strasse  nach  Saarbrücken ,  10  Kilom.  nordöstlich  von  St.  Avold, 
mit  Kirche,  132  Häusern,  590  tinw.,  Mühle,  Ha mmerscli miede, 
Fabrik  eiserner  Geräthe  und  Nägel,  Getreide-  und  Gemüsebau,  ist 
neueren  Ursprungs,  war  aber  lange  zwischen  Lothringen  und 
Deutschland  bestritten.  Im  Jahre  1602  gründete  Peter  Ernst  von 
Kriechirigcn  in  einer  Rodung  des  Walds  das  Dorf,  das  bis  J791 
zur  Grafschaft  Kriechingeu  gehörte.  Die  Kinwohner  waren  frei 
von  allen  Abgaben  auf  Salz  und  Tabak,  woher  der  Namen  ent- 
Htand.  Die  Grafen  von  Leiningen  waren  die  letzten  Besitzer.  In 
der  Nähe  lagen  eine  HöinerstrasHo  und  üeberreste  eines  Tempels. 

Zur  (Jrmi'indc  geh(»ren  die  Hammerschmiede  Ste.  Fontaine  mit 
zwei   IViTlifciicrii  iioniwestlicli  am  MiTlebach .    171!»  riTichtet  und  auch 


5.    Kreis  Forbach.  399 

Heilenbronn  genannt;  die  Hänser  Hochwald  und  die  Freiminger 
Mühle,  Kapelle  Ste.  Trinite. 

Genweiler  (GuenvUler),  Dorf  in  der  Mitte  des  Kantons,  am 
Ursprünge  eines  Bachs,  7  Kilom.  östlich  von  St.  Avold,  mit 
Kirche,  68  Häusern,  71  Familien,  307  Einw.,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  dem  Marquisat  Falkenberg. 

Herchweüer  (Hemimlle) ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  11  Kilom. 
von  St.  Avold,  eine  einzige  Strasse  bildend,  mit  Kirche,  61  Häu- 
sern, 68  Familien,  311  Einw.,  Nagelschmiede,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  wurde  1609  von  Anton  de 
la  Cotte  gegründet. 

Kammern  (la  ChambreJ,  Dorf,  4  Kilom.  südwestlich  von  St. 
Avold,  mit  Kirche,  108  Häusern,  510  Einw.,  Ziegelei,  Getreide-, 
Kartoffel-  und  Futterbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen, 
und  wurde  1586  mitten  im  Walde  Fresne  und  einer  Rodung  erbaut 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Holbach  südöstlich  davon,  mit 
Kirche  und  1756  zur  Kastellanei  Hinksingen  gehörig,  der  Hof  Ley- 
w eil  er,  noch  südöstlicher  gelegen  gegen  die  deutsche  Kied,  und  die 
Häuser  la  Gare  an  der  Eisenbahn  nach  Saarbrücken  (Stationsgebäude). 

Machern  (Mackeren) ,  Dorf  in  der  Mitte  des  Kantons,  links 
der  Strasse  nach  Saaralben  und  Saargemünd,  5  Kilom.  östlich 
von  St.  Avold,  mit  Kirche,  131  Häusern,  189  Familien,  619  Einw., 
wobei  4  Mennoniten,  2  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Lothringen  und  ist  alt,  denn  schon  1121  besass  das 
Kloster  Longeville  hier  Güter.  Das  Dorf  verdoppelte  seit  1800 
seine  Einwohnerzahl.  Bei  dem  Dorfe  gewann  Simon  \.  von  Loth- 
ringen 1366  ein  Treffen  gegen  Adelbert  von  Montreuil,  Erzbischof 
von  Trier. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Klein-Ebersw eiler  links  an 
der  Eisenbahn  nach  Saarbrücken,  der  Hof  Lenzweiler,  östlich,  der 
1698  eine  Kapelle  besass,  die  Klein-,  Neu-,  Pulver-  und  Ritz- 
mühle. 

Ober-Homburg  (Homhourg-rEvvque),  Dorf  auf  einer  Anhöhe 
links  von  der  Rössel,  an  Strasse  und  Eisenbahn  nach  Saarbrücken, 
6  Kilom.  nordöstlich  von  St.  Avold,  mit  Kirche,  390  Häusern, 
436  Familien,  1920  Einw.,  wobei  6  Evangelische  und  29  Israeliten, 
Eisenbahnstation,  Postexpedition,  2  Eisenwerken  mit  5  Puddel- 
öfen, 3  Schweissöfen ,  2  Frischfeuern,  12  RafTmirfeuern,  Cementir- 
ofen,  3  Walzenstrassen,  1  Kupolofen,  Feder-  und  Schraubenfabrik 
und  354  Arbeitern,  Steinbrüchen,  Fabrik  von  Stahlwaaren  und 
Beilen,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  liegt  sehr  schön  und  ge- 
hörte den  Bischöfen  von  Metz.     Die   Grafen  von   Metz   besessen 


400  ^^'   Topographie. 

Homburg  als  Lehen,  Bischof  Stephan  von  Bar  zog  es  aber  wieder 
an  sieh  und  Bischof  Jakob  von  Lothringen  machte  es  1254  zum 
festen  Platz,  indem  er  ein  Schloss,  Kasernen  und  Häuser  für  die 
Einwohner  erbaute;  auch  gründete  derselbe  1254  eine  Coliegiale 
für  16  Kanoniker,  die  1743  vom  Bischof  von  Saint-Simon  auf- 
gehoben wurde,  um  deren  Einkünfte  seinem  kleinen  Seminare  zu- 
zuwenden. Im  Jahre  1382  verstärkte  der  Bischof  den  Platz,  im 
Jahre  1567  verkaufte  der  Bischof  Homburg  an  Heinrich  von  Loth- 
ringen, Herzog  von  Guise  und  dieser  1581  an  den  Herzog  Karl  HL 
Der  Herzog  d'Humi^ies  bemächtigte  sich  jedoch  1678  des  Schlosses, 
das  bis  1697  in  der  Gewalt  der  Franzosen  blieb.  Nun  Hess  Lud- 
wig XIV.  die  Werke  durch  Yauban  verstärken.  Von  denselben 
ist  aber  nichts  mehr  erhalten  und  auch  der  letzte  Thurm  1811  ab- 
gebrochen worden.  In  den  Jahren  1759  und  1801  brannte  Hom- 
burg fast  ganz  ab.  Die  Herrschaft  umfasste  Homburg,  St.  Avold, 
Homburg  Dorf,  Machern,  Ebersweiler,  Pfarrebersweiler,  Ebersing 
Lixing,  Folckling,  Kocheren,  Moorbach,  Emersweiler,  Seingbouse, 
Bening,  Altweiler,  Durchthal,  Frej^bouse,  Genweiler,  Host,  Kam- 
mern, Spittel,  Maxstadt,  Jlerrichweiler ,  Lavalette,  Ober-Vigneulles, 
Teterchen  und  Ginglingen. 

Zur  Gemeinde  gehören:  das  Dorf  Unter-Homburg,  wo  1758  ein 
Hammerwerk  von  Karl  Wendel  aus  Hayingen  gegründet  wnrde,  Helle- 
ringen mit  Schloss,  beide  auf  dem  rechten  Ufer  der  Rössel,  letzteres 
1355  schon  bestehend,  der  Weiler  le  Hoc  her,  Bi  eist  ein,  Bachmühle, 
Palmermühle,  Kleinmühle  und  Papiermühle  undSte.  Catherine, 
Kapelle. 

Oberhost  (Hogst),  Dorf  am  Dahlengraben  und  der  Strasse 
nach  Saargemünd  im  Südosten  des  Kantons,  14  Kilom.  von  St. 
Avold,  mit  Kirche,  135  Häusern,  146  Familien,  672  Einw.,  Ziegelei, 
Seidenweberei,  Ötrohhutfabrikation,  Getreide-  und  Gemüsebau  und 
Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen.  Daselbst  machte  1796  eine 
Sumpfquelle  vielen  Spektakel,  weil  die  Leute  Wunder  von  ihr 
hofften.  Der  Lehrer ,  welcher  die  Sache  anregte,  gewann  dadurch, 
bald  aber  wurde  die  Quelle  wieder  vergessen.  In  Oberhost  ge- 
hörten Guter  dem  Kloster  Ste.  Glossinde  in  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehörten  die  Dörfer  Niederhost  und  Valette, 
welches  an  Sic.  Glossinde  zu  Metz  von  Heinrich  von  Lothringen  1(514 
gegeben  und  von  der  Aebtissin  diese«  Klosters  Louise  de  Valette  benannt 
wurde. 

Pfiirrebersweiler  f Fänger »willcrj ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons, 
an  der  lÜHcnbahn  nach  Saargemünd,  12  Kilom.  von  St.  Avold,  mit 
Kirche,  116  llüusern,  495  Kinw.,  wobei  5  Evangelische,  4  Mühlen, 


5.   Kreis  Forbach.  4C1 

Getreide-,  Kartoffelbau  und  Viehzucht,  Seidenspinnerei  und  Strumpf- 
wirkerei. Man  fand  1854  Reste  eines  römischen  Gebäudes.  Im 
Jahre  1595  gehörte  Pfarrebersweiler  zur  Herrschaft  Kriechingen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Bruskirhof,  sowie  die  erste,  zweite, 
Kinkels-  oder  Hennerstermühle  (hinterste  Mühle).  Die  beiden 
ersteren  heissen  auch  Ebers-  und  Muttermühle. 

Porcelette,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  hinter  dem 
Wald  von  St.  Avold,  7  Kilom.  von  St.  Avold,  mit  Kirche,  Ka- 
pelle, 220  Häusern,  234  Familien,  1058  p]inw.,  wobei  2  Evan- 
gelische und  22  Mennoniten,  2  Mühlen,  Ziegelei,  Getreide-  und 
Kartoffelbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  wurde 
1621  von  Herrn  v.  Porcelette  de  Maillane,  Abt  von  St.  Avold,  in 
einsamer  Gegejid  gegründet  und  benannt. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  nördlich  gelegene  Dorf  Diesen  mit 
Mühle,  der  Grünhof,  der  Hof  Schäferei  und  die  Ilaide. 

Sengbuscll  fSeingbouzeJ ,  Dorf,  9  Kilom.  östlich  von  St.  Avold, 
mit  Kirche,  Mühle,  120  Häusern,  129  Familien,  613  Einw.,  Ge- 
treidebau, Viehzucht  und  Fabrikation  von  Schuhnägeln,  gehörte  zu 
Lothringen  und  der  Herrschaft  Kriechingen. 

Spittel  fL'HöpitalJ,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  beim  Merle- 
bache  und  an  der  preussischen  Gränze,  mit  Kirche,  282  Häusern, 
321  Familien,  1567  Einw.,  wobei  9  Evangelische  und  3  Mennoniten, 
Mühle  und  2  Steinkohlenwerken,  liegt  an  der  Eisenbahn,  welche 
von  Carling  bis  Merlebach  führt.  Es  kommt  schon  1365  als  Spittel 
ini  Warendtwald  vor,  es  war  1595  St.  Avold  hier  begütert  und 
der  Ort  halb  lothringisch  und  halb  deutsch,  welcher  letztere  Theil 
von  Nassau- Saarbrücken  1766  an  Frankreich  abgetreten  wurde. 
Hier  war  General  Ordener  geboren. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Kohlenwerk  Carling  mit  Postagentur 
und  Ziegelhütte,  theilweise  zur  deutschen  Baronie  Ueberherrn  gehörig 
und  1770  von  Nassau-Saarbrücken  an  Frankreich  abgetreten;  Hammer- 
schmiede, die  Spitalmühle  und  der  Weiler  St.  Louis,  über  welche 
die  verschiedenen  Werke  vertheilt  sind. 

Walmen  (Valmont),  Dorf,  2  Kilom.  südlich  von  St.  Avold, 
mit  Kirche,  131  Häusern,  519  Einw.,  wobei  10  Evangelische, 
Eisenbahnstation,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte 
in  älterer  Zeit  zu  Nassau-Saarbrücken,  dann  Johann  von  Vintrange 
und  1688  zur  Herrschaft  Kriechingen  und  der  Vouerie  St.  Avold. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Bahnhof  von  St.  Avold  und  der  Hof 
Weneck. 


Huhn,  Deutsch -Lothringen.  26 


402  '  II-   Topographie. 


6.  Kreis  Saargemünd. 


Der  Kreis  Saargemünd  bildet  den  nordöstlichen  Theil  des 
Bezirks,  welcher  sich  am  weitesten  nach  Osten  vorschiebt,  und 
wird  begränzt  nördlich  von  Preussen  und  Bayern,  östlich  und 
südlich  vom  Elsasse  und  westlich  von  den  Kantonen  Forbach, 
St.  Avold  und  Saaralben  des  Kreises  Forbach.  Er  hat  in  der 
Richtung  von  West  nach  Osten  eine  Ausdehnung  von  89  Kilom. 
zwischen  Lupershausen  und  Slürzelbronn  und  von  Süd  nach  Norden 
von  27  Kilom.  zwischen  Soucht  und  Kolbing  und  umfasst  eine 
Fläche  von  14,474  Meilen  oder  etwa  79,465  Hektaren,  wornach 
er  also  der  drittkleinste  Kreis  des  Bezirks  ist.  Von  dieser  Fläche 
umfassen  das  bestellbare  Land  35,568  Hekt.,  Wiesen  7399  Hekt., 
Reben  32  Hekt. ,  besteuerter  Wald  5799  Hekt.,  Obstgärten  762  Hekt., 
Heideland  1291  Hekt.,  Teiche  236  Hekt,  andere  Flächen  1  Hekt., 
überbautes  Land  187  Hekt.,  Strassen,  Wege  und  Plätze  1401  Hekt., 
P'lüsse  und  Bäche  272  Hekt,  Forste  und  nicht  ertragreiches  Staats- 
eigenthum  26,489  Hekt.,  Kirchhöfe,  Kirchen  und  Pfarrhäuser  25  Hekt, 
wovon  51,277  Hekt.  besteuert  sind.  Es  hat  also  der  Bezirk  die 
geringste  Ackerbaufläche,  dagegen  am  meisten  Wald  und  Heide- 
land; ebenso  nehmen  die  Ortschaften  den  geringsten  Raum  ein. 
Das  Land  besteht  im  östlichen  Theile  aus  Gebirg,  indem  hier  die 
Vogeaen  sich  wieder  ziemlich  stark  erheben.  Der  östliche  Theil 
jenseits  der  Saar  beginnt  in  einer  Erhebung  von  230  Meter  über 
dem  Meere,  erreicht  bei  Rohrbach  und  F]nchenberg  eine  Höhe 
von  370  —  400  M.,  am  höchsten  Uebergange  der  Eisenbahn  bei 
Leuiberg  von  418  M.,  erreicht  im  südlichen  Theile  im  Königsforst, 
hohen  ^^'eyer8berg  und  Wald  von  Bärenthal  Erhebungen  bis  zu 
454  M.,  bewegt  sieh  nördlich  davon  in  einer  Höhe  von  3(X) — 380  M. 
und  steigt  nach  der  bayerischen  (i  ranze  bis  426  M.  bei  Lierscheid 
und  470  M.  im  Raueck  bei  Stürzelbronn.  Der  westlich  von  der 
Saar  gelegene  Theil  besteht  dagegen  aus  wellenRirmigem  Hügel- 
land von  220  —  260  M.  und  steigt  blos  nordwestlich  gegen  Saar- 
brücken bis  zu  345  M.  bei  Riihlingcn.  Dazwischen  liegen  dann 
wieder  tief  eingeschnittene  Thäler.  Die  Saar  füllt  vom  Eintritte  in 
den  Kreis  von  220  bis  1J)0M,,  und  nimmt  von  Westen  den  Strich- 
bach, Ruhlinger  und  Lixinger  Bach  auf,  von  Osten  aber  den 
Achener-,  Buttnerbach  und  SeymUlilcr  Bach,  jedoch  auf  elöüssi- 
«ehern  Boden.  Die  Blies  berührt  den  Kreis  blos  an  der  Nordgränze 
uod    empfilngt  direkt  den  Schlierbach   und  Oailbach,    durch  den 


6.   Kreis  Saargemünd.  403 

Hornbaeh  selbst  aber  die  Bicken-Alb  und  den  Schwalbach.  Der 
Hornbach  selbst  entspringt  bei  Bitsch  und  empfängt  von  Osten 
den  von  Haspeischeidt  kommenden  Schwarzbach.  In  östlicher 
Richtung  ziehen  der  Falkensteiner  Bach  und  die  Zintzel  nach  der 
Kheinebene  des  Unter-Elsasses  und  dem  Rheine  zu.  Von  stehenden 
Wassern  hat  der  Kreis  den  Weiher  von  Haspeischeidt  mit  dem 
Pfaffen weiher,  den  Langweiher  bei  Stürzelbronn,  den  Weiher  bei 
Kobert,  den  Grafenweiher  an  der  Ostgränze  und  den  Weiher  von 
Bärenthal.  Den  Kreis  durchzieht  zwischen  Niederbronn  über  Bitsch, 
Lemberg,  Rohrbach  und  Saargemünd  die  Eisenhahn  von  Strassburg- 
Hagenau  nach  Beningen,  ferner  die  von  Saarburg  nach  Saarbrücken 
führende  Saarbahn  und  zwei  weitere  Strecken  vom  Elsasse  quer 
über  den  Kreis  nach  der  bayerischen  Pfalz  sind  beabsichtigt.  Es 
führen  Strassen  nach  Forbach,  St.  Avold,  ChSteau-Salins  und 
Saaralben  nach  Saargemünd  und  von  da  über  Bitsch  und  Nieder- 
bronn  nach  dem  Elsasse  und  von  Bitsch  zweigen  sich  zwei  andere 
Strassen  ab,  von  welchen  die  eine  nördlich  über  Breidenbach  nach 
Zweibrücken  und  die  andere  über  Stürzelbronn  nach  Weissenburg 
führt.  Bei  Rohrbach  zweigen  sich  zwei  Strassen  südwärts  ab,  die 
eine  über  Rahling  nach  Finstingen  und  die  andere  über  Lemberg, 
von  wo  nördlich  eine  Strasse  nach  Bitsch  geht,  und  Götzenbrück 
nach  Ingweiler  im  Elsasse. 

Der  Boden  besteht  östlich  von  Lemberg  und  Bitsch  aus  Vo- 
gesensandstein,  sodann  zwischen  Soucht  und  Rheinbayern  aus 
buntem  Sandstein,  in  dessen  Mitte  der  Muschelkalk  bei  Wol- 
münster  das  Thal  ausfüllt.  Von  da  bis  zur  Saar  dehnt  sich  der 
Muschelkalk  aus  mit  zwei  Inseln  von  Mergelboden  südwärts 
von  Bliesbrücken  bis  Achen.  Auf  der  westlichen  Seite  herrscht 
Dördlich  der  Eisenbahn  nach  Beningen  der  Muschelkalk  vor, 
während  sich  südlich  davon  der  Mergel  ausdehnt.  Hiernach  ist 
der  Kreis  der  am  wenigsten  fruchtbare.  An  der  Saar  dient  er 
noch  am  besten  der  Landwirthschaft,  wogegen  bei  Rohrbach  der 
Kartoffelbau  vorwiegt  und  die  Kantone  Bitsch  und  Wolmünster 
an  landwirthschaftlichen  Produkten  sehr  arm  und  hauptsächlich 
auf  die  Industrie  und  Waldgewerbe,  sowie  Viehzucht  angewiesen 
sind.  Ohne  die  künstlich  eingeführte  Industrie  wäre  der  Bezirk 
in  der  westliehen  Hälfte  nur  wenig  bevölkert,  auch  haben  die 
Mönche  von  Stürzelbronn  sich  eifrig  bemüht,  Colonien  zu  gründen 
und  Menschen  herbeizuziehen.  Die  Glasfabrikation  in  der  Mitte 
so  grosser  Wälder  legte  den  Grund  zur  Industrie  in  diesem  Zweige, 
welche   zu  St.  Louis,    Götzenbrück    und    Meisenthal    einen    sehr 


404  ^^-   Topographie. 

hohen  Standpunkt  einninomt  und  an  5000  Arbeiter  beschäftigt. 
Im  Thale  von  Mutterhausen  sind  grosse  Eisenwerke  und  die  Stadt 
Saargemünd  liat  eine  Reihe  von  bedeutenden  Fabrilien,  welche 
die  ganze  Umgebung  beschäftigen.  Im  südwestlichen  Theile  nehmen 
einige  Orte  auch  an  der  Seiden  -  und  Plüschweberei  für  die  Fabriken 
von  Püttlingen  und  der  Strohhutflechterei  des  Saarthals  Antheil. 
Viehzucht  wird  ziemlich  stark  betrieben.  Man  zählt  zwar  nur 
3490  Pferde  und  10  Maulesel  und  Esel,  dagegen  20,226  Stück 
Rindvieh,  wobei  11,787  Kühe,  10,9 J9  Sehaafe,  9951  Schweine 
und  Ferkel,  3495  Ziegen  und  3734  Bienenstöcke.  Namentlich  die 
Zucht  von  Schweinen  und  Ziegen  könnte  erheblich  vermehrt  werden. 
Bezüglich  der  Waldungen  ist  der  Kreis  zwar  reich,  aber  es  sind 
meistens  Staatsforsten  und  den  Gemeinden  und  Privaten  gehört 
nicht  viel  mehr  als  der  sechste  Theil  der  Waldflächen.  Dieselben 
erstrecken  sich  über  alle  Höhen  des  sogenannten  Bitscher  Lands 
und  sind  nach  früherer  langer  Vernachlässigung  wieder  auf  einen 
schönen  Stand  gebracht  worden.  Das  Wild  ist  noch  ziemlich 
zahlreich. 

Der  Kreis  besteht  aus  den  vier  Kantonen  Saargemünd,  Bitsch, 
Rohrbach  und  Wolmünster  und  umfasst  in  10,996  -Häusern  und 
13,654  Familien  62,844  Einwohner,  ausser  zwei  Garnisonen  von 
944  Mann,  und  unter  den  Bewohnern  sind  58,541  Katholiken, 
3137  Evangelische,  221  Mennoniten  und  945  Israeliten.  Es  kommen 
also  auf  die  Geviertmeile  4370  Einwohner  oder  1  Einwohner  auf 
1,2C4  Hektaren,  wornach  also  der  Bezirk  hinsichtlich  der  Volks- 
dichtigkeit, ungeachtet  der  BodenbeschafTenheit,  die  zweite  Stelle 
im  Kreise  einnimmt  und  mit  Diedenhofen  auf  gleicher  Stufe  steht. 
Unter  den  Bewohnern  befinden  sich  46  Blinde,  79  Taubstumme, 
76  Blödsinnige  und  Kretinen  und  38  Irre.  Hinsichtlich  der  Blöd- 
sinnigen und  Kretinen  nimmt  der  Kanton  Bitsch  im  Bezirke  die 
sechsunterste  Stelle  ein,  während  die  anderen  Kantone  zu  den 
günstigeren  gehören. 

A.    Kanton  Saargemünd. 

Der  Kanton  wird  umgrtlnzt  von  den  Kantonen  Forbach, 
St.  Avold,  Saaralben,  Roiirbach,  vom  Elsass,  Hheinbayern  und 
RlieinpreusBen  und  enthält  folgende  Gemeinden  und  Bodenver- 
IhciluDg: 


6.   Kreis  Saargemünd. 


405 


Gemeinden. 


Bliesbrücken  .     . 
Blies -Ebersingen 
Blies -Gersweiler 
Folpersweiler . 
Frauenberg     . 
Gebenhausen  . 
Grossblittersdorf 
Grundweiler  . 
Hambach    .     . 
Hundlingen    . 
Iplingen     .     . 
Lixingen    .     . 
Lupershausen 
Neunkirchen  . 
Neuscheuern  . 
Remelfingen   . 
Ruhlingen .     . 
Saargemünd   . 
Saareinsmingen 
Settingen   .     . 
Wiesweiler     . 
Wittringen 
Wölferdingen 
Wölflingen     . 
Wustweiler     . 

Kanton 


Aecker. 


669,42 
363,37 

218,34 
154,42 
216,47 
223,19 
636,01 
277,92 
857,09 
361,96 

169,18 
316,03 
403,15 
412,24 


Wiesen, 


93,57 
58,54 
41,34 
27,-28 
15,97 
70,8, 

132,60 
60,92 

2|f8,ü8 

■^9,19 
42,43 
21,68 


119. 
95. 


121, 


12 


367,eo 
157,29 
414,08 
328,08 
334,33 
444,06 
643,49 
420,27 
468,84 
401,78 
389,78 

9648,99  2047,24!  35,59 


«*,05 
115,95 

48,91 

55,14 
100,43 

65,34 
102,60 

62,12 

l.'i8,G7 


Wein- 
berge. 


14 


,63 


^81 


m 


Wald. 


262,85 
75,21 
'^2,10 

43,43 

121 ,90 
501,75 

119,08 

174,32 
101,51 

63,01 
144,62 
274,60 

49,02 
54,57 
104,77 
267,63 
144,38 
95,42 
271,60 
196,96 

111,56 
509,67 


Forsten. 


115,65 
506,94 

47,13 


83 


i23 


2,15 

339,g4 


25 


,97 


Gesammt- 
Fläche. 

~iö7ö:4„ 

531,55 
360.13 
244.75 
274,94 

441,05 
1350,59 

620,58 
1760,4, 

704,76 
322,75 
421.91 

810,54 
831,53 
716,5, 
250,3Q 
552,15 
1019,76 
692,34 
699,69 

870,03 
8O8.93 
843,83 
600-19 
1096,65 


3946,34  212,03  1120,71  17896,27 
Sein  Viehstand  umfasst  400  Pferde,  wobei  12  Zuchtliengste, 
6  Maulthiere  und  Esel,  5360  Stück  Rindvieh,  wobei  3382  Kühe, 
3923  Schaafe,  wobei  92  Merinos  und  1237  Heideschnucken,  3505 
Schweine,  1698  Ziegen  und  1440  Bienenstöcke. 

Saargemünd  fSarregueminesJ,  Stadt  und  Hauptort  des  Kreises 
an  der  Einmündung  der  Blies  in  die  Saar  und  dem  Kreuzungs- 
pnnkte  der  Eisenbahnen  nach  Strassburg,  Saarburg,  Beuingen- 
Metz  und  Saarbrücken,  liegt  in  einer  Thaleinsenkung  zwischen 
zwei  Anhöhen,  die  sich  50  —  60  Meter  über  die  Saar  erheben, 
mit  2  Kirchen,  577  Häusern,  1582  Familien,  6546  Einw.  (ausser 
317  Mann  Garnison),  wobei  685  Evangelische ,  6  Mennoniten  und 
364 Israeliten,  Kreisdirektion,  Landgericht,  Friedensgericht,  Kantonal- 
poh'zeikommissär,  Steuerkon troleiir,  Hauptsteueramt,  Steuerkasse, 
Enregistrements-Einnehmerei,  Hypothekenamt,  Oberförster,  Land- 
wehrbezirkscommando  ,  Wasserbaubezirksiugenieur ,  Eisenbahn- 
betriebsinspektion und  künftig  auch  der  Landesirrenanstalt,  weiche 
gegenwärtig  auf  dem  Barth'schen  Gute  errichtet  wird,  und  be- 
deutender Fabrikation,  welche  sich  erstreckt  auf  eine  grosse 
Fajencefabrik,  3  Plüschfabriken,  Seidenfabrik,  Fabrik  von  Kunst- 


406  1^'    Topographie. 

schlossereiwaaren  und  feuerfesten  Kassenschränken ,  2  Ziindhölzer- 
und  Seifenfabriken,  Cichorien-  und  Feilenfabrik,  Backsteinfabrik, 
Licliterfabrik ,  2  Maschinenfabriken,  Giesserei,  Gerbereien,  3  Mühlen, 
Mahl-  und  Quarzmühle,  Lohmühle,  Kanalschifffahrt,  Steinkohlen- 
handel,  etwas  Feld-  und  Gemüsebau;  ferner  ist  hier  ein  CoUegium 
als  höhere  Bildungsanstalt,  2  Mädchenpensionate  und  finden  zwei 
Wochenmärkte  und  drei  Jahrmärkte  statt.  Saargemünd  war  wohl 
schon  ein  von  den  Römern  benutzter  Platz,  kommt  aber  erst  im 
achten  Jahrhunderte  vor,  und  zwar  soll  eine  706  von  Pipin,  Herzog 
von  Austrasien,  zu  Gunsten  der  Abtei  Epternach  ausgefertigte 
Urkunde  von  hier  datirt  sein.  Jedenfalls  war  auch  schon  früher 
das  Kloster  Wadgasse  hier  begütert,  welches  1393  eine  Marien- 
kapelle stiftete.  Die  Villa  (Gaimundes  zuerst  gtjnannt)  gehörte  gegen 
Ende  des  achten  Jahrhunderts  dem  Abte  Fulrad  von  St.  Denis 
und  ward  Mitgift  der  Katharina  von  Limburg,  Herzogin  von  Loth- 
ringen, kurz  darauf  aber  an  den  Grafen  von  Zweibrücken  ver- 
kauft, jedoch  schon  1297  von  Herzog  Ferry  HI.  zurückgekauft, 
der  eine  Kastellanei  von  Deutsch -Lothringen  hier  errichtete.  Da 
die  Einwohner  sich  gegen  den  Herzog  Johann  im  Jahre  1380  auf- 
lehnten, um  ihre  Privilegien  aufrecht  zu  erhalten,  so  brannte  der 
Herzog  den  Ort  nieder,  Hess  sich  aber  doch  bald  darauf  bewegen, 
dem  Orte  am  26.  December  desselben  Jahrs  einen  neuen  Freibrief 
auszustellen.  Im  Bauern-  und  Wiedertäuferkriege  zogen  an  4000 
Bauern  nach  Saargemünd  und  lagerten  in  den  Wäldern,  um  die 
Bewegung  auch  hierher  zu  tragen,  wurden  aber  vom  Herzoge 
Anton  alsbald  wieder  vertrieben.  In  der  Folge  wurde  Saargemünd 
\on  den  Lothringer  Herzogen  mehrmals  verkauft,  vertauscht  und 
vcrpftlndet,  kam  aber  immer  wieder  an  Lothringen  zurück.  Im 
Jahre  1814  zogen  die  Alliirten  an  Saargemünd  vorbei  vor  Metz, 
da  die  Franzosen  am  7.  Januar  die  Brücke  über  die  Saar  abge- 
brochen hatten,  und  nahmen  am  24.  Juni  1815  das  Städtchen 
nach  wenigen  Kanonenschüssen.  Im  Kriege  1870  hatten  die  Franc- 
tircurs  grosse  Schiessstände  hier  errichtet.  Das  Aufblühen  von  Suar- 
gcmUnd  begann  eigentlich  mit  der  Fayencefabrik  von  Ulzschneider, 
die  noch  andere  Fabriken  herbeizog.  Im  Jahre  1372  hatte  die 
,\bt<'i  Wadgasse  hier  eine  Priorei  errichtet  und  1721  gründete 
Herzog  I^opold  auch  ein  Kapuzinerkloster  von  (5  Mönchen,  dessen 
<  Jehäude  jetzt  Sitz  von  Staatsstellen  ist  Saargemünd  gclunte  einst 
zur  Pfarrei  Neunkirchen  und  erhielt  erst  17(55  eine  eigene  Kirche, 
halle  jed(K;h  schon  1393  eine  Kapelle  in  der  Vorstadt  Sleinbach. 
Von  den  alten  Mauern  besteht  nichts  mehr  und. an  der  Stelle  des 


6.   Kreis  Saargemünd.  407 

ehemaligen  Jagdschlosses  war  die  Gendarmeriekasevne  errichtet. 
Die  grosse  Saarbriicke  mit  5  Bögen  aus  Stein  wurde  1829 — 34 
mit  einem  Kostenaufwande  von  250,456  Frcs.  erbaut,  nicht  weit 
von  der  alten,  welche  1824  das  Hochwasser  hinwegriss.  Hier 
war  der  französische  Maler  und  Kupferstecher  Claude  Regnault 
oder  Rennot  geboren.  In  der  Nähe  findet  man  noch  Spuren  einer 
Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  südliclie  Vorstadt  Steinbach,  wo  Ritter 
Nicolaus  von  Gerspach  im  Jahre  1393  die  Katharinenkapelle  stiftete, 
welclie  1765  zerstört  wurde,  der  Barth hof,  künftig  Bezirksirren- 
anstalt, Boh'sches  Gut  und  die  Mühlen  Limbach  und  Parucken 
(Perrückenmühle)  im  Nordosten.  Die  vor  dem  Thore  gestandene  Kapelle 
Ste.  Croix  wurde  im  achtzelinten  Jahrhunderte  zerstört. 

Bliesbrücken,  Dorf  auf  beiden  Ufern  der  Blies  und  dem  Ein- 
flüsse des  Schlierbachs  in  dieselbe  und  an  der  Eisenbahn ,  8  Kilom. 
östlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche,  211  Häusern,  242  Familien, 
1047  Einw.,  wobei  15  Evangelische  und  124  Israeliten,  Post- 
agentur, Fabrikation  von  Filet-  und  seidenen  Handschuhen,  Strohhut- 
flechterei,  Schlosserei,  Gerberei,  Lohmühle,  2  Mühlen,  OelmUhle, 
Feld-  und  Weinbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen.  Hier 
zeigen  noch  viele  Ueberreste,  dass  die  Römer  eine  Niederlassung 
daselbst  hatten,  denn  man  fand  Fundamente  von  Gebäuden,  Münzen 
und  eine  Jupiterstatue  in  dem  Sand  genannten  Theile  der  Gemarkung 
gegen  das  Bayerische.  Das  Dorf  wird  schon  1131  genannt,  wo 
das  Kloster  Werners weiler  hier  Güter  besass.  Es  hatte  fünf 
Lehen  der  Grttfen  von  Saarwerden,  war  lange  zwischen  Lothringen 
imd  dem  deutschen  Reiche  bestritten  und  kam  1781  von  den  Grafen 
von  Leiningen  an  Frankreich. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Melk  haus  imd  die  an  der  grossen  Strasse 
gelegene  Ziegelei  Ilermeskappel,  auch  Hermannskappel. 

Blies -Ebersingen,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Blies,  6  Kilom. 
östlich  von  Saargemünd,  am  Einflüsse  des  Hirtenbaehs,  mit  Kapelle 
zur  heiligen  Katharina,  71  Häusern,  86  Familien,  381  Einw., 
Getreide-  und  Kartoffelbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch  und 
kommt  schon  1393  als  Eburchingen  vor. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  grosse  und  kleine  Wiesinghof  an 
der  Strasse  von  Saargemünd  nach  Strassburg,  mit  Ziegelei  und  ehe- 
maliger Eremitage,  der  Ilof  Schantz. 

Blies-Gersweiler ,  Dorf  am  rechten  Bliesufer,  4  Kilom.  nördlich 
von  Saargemünd,  mit  Kirche,  80  Häusern,  98  Familien,  348  Einw., 
wobei  1  Evangelischer,  Seidenweberei,  Obst-  und  Gemüsebau  und 
Mühle,  war  lothringisch.    Schon  777  kommt  es  unter  den  Gütern 


408  II-   Topographie. 

der  Abtei  St.  Denis   vor  und  es  besassen  auch  die  Abteien  Horn- 
bach  796  und  Wadgasse  1261  hier  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehörten  das  Dorf  und  die  Gipsmühle  Blies- 
schweyen,  das  zu  Blieskastel  gehörte  und  1781  an  Frankreich  kam. 

Folpersweiler ,  Dorf,  4  Kilom.  nordösthch  von  Saargemünd, 
unweit  des  Waldbachs,  mit  81  Häusern,  91  Familien,  500  Einw., 
gothiseher  Kapelle,  die  mehrere  Jahrhunderte  alt  ist,  2  Mühlen, 
Obst-  und  Gemüsebau,  war  lothringisch  und  kommt  schon  1179 
vor,  wo  Kloster  Wadgasse  hier  Güter  besass,  das  1393  auch  die 
Katharinenkapelle  stiftete. 

Zur  Gemeinde  gehören  dieJohannis-  und  Philippsmühle,  auch 
obere  und  untere  Mühle  genannt. 

Frauenberg ,  Dorf  am  Unken  Bliesufer,  5  Kilom.  nordöstlich 
von  Saargemünd,  mit  Brücke  über  die  Blies,  1792  zerstört  und 
erst  1833  wieder  erbaut,  Kapelle,  84  Häusern,  100  Familien, 
510  Einw.,  wobei  6  Evangelische  und  136  Israeliten,  Mühle,  Oel- 
mühle,  Stickerei,  Kürschnerei,  Viehliandel,  Obst-  und  Gemüsebau 
und  Judenkirchhof,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Das  Schloss 
war  im  vierzehnten  Jahrhunderte  Eigenthum  des  Hauses  Sierck, 
dann  des  Herzogs  Renö  von  Lothringen,  der  es  1436  zur  Herr- 
schaft Forbach  gab,  und  gehörte  sodann  denen  von  Daun,  Hohen- 
fels,  Leiningen  und  Eberstein  uud  wurde  im  vorigen  Jahrhunderte 
verkauft. 

Gebenhausen,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  10  Kilom.  süd- 
westlich von  Saargemünd,  mit  Kirche,  90  Häusern,  109  Familien, 
534  Einw.,  Seidenweberei,  (Jetreide-  und  Kartoflelbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  schon  1594  zur  Herrschaft  Püttlingen  von  Lothringen. 

Gross-Blittersdorf,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar  und  Strasse 
nach  Saarbrücken,  6  Kilom.  nordwestlich  von  Saargemünd  ent- 
fernt, am  Lixinger  Bache,  mit  Kirche,  328  Häusern,  490  Familien, 
1873  Einw.,  wobei  10  p]vangeH8che  und  221  Israeliten,  7  Mühlen, 
Oelmühle,  Bierbrauerei,  Postagentur,  Getreide-  und  Kartolfelbaii, 
war  lothringisch.  Die  Römer  waren  hier  wohl  schon  ansässig; 
im  Testamente  des  Abts  Fulrad  von  St.  Denis  wird  777  schon 
lUtiilinrio  villa  genannt,  es  gehörte  dann  diesem  Kloster,  doch  war 
schon  im  zwölften  Jahrhunderte  das  Kloster  \Vadga«se  im  Besitze 
und  an  dieses  kam  auch  im  dreizehnten  Jahrhunderte  von  den 
Grafen  von  Saarbrücken  das  Fatronatsrecht.  Gegenüber  liegt  das 
preiiSHiflohe  Klein  -  Blittersdorf. 

Zur  (icmrindü  ffchtjri'n  die  Miililu  8itnbach  ^aiiz  im  Nonlcn.  <lio 
oberntf  Oelmühle  und  das  VVirthshaus  am  Kanal. 


6.    Kreis  Saargemiind.  409 

Grundweiler  (auch  Grhuhdller) ,  Dorf  im  Südwesten  des 
Kantons,  10  Kilom.  von  Saargemiind,  mit  Kapeile,  64  Häusern, 
74  Familien,  313  Einw.,  Plüschweberei  und  Getreidebau,  gehörte 
zu  Lothringen  und  zur  Herrschaft  Pültlingen  und  ward  1668  zu 
einem  Lehen  gemacht. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Kapelle  Ste.  Anne  und  Villa  France. 

Hambacll,  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Saarburg  und  Strasse 
nach  Saaralben,  6  Kilom.  südlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche, 
255  Häusern,  281  P'amilien,  1329  Einw.,  wobei  5  Evangelische, 
Strohhutflechterei,  Postagentur,  Getreide-,  Kartoffel-  und  Weinbau, 
war  lothringisch.  Es  wird  schon  1355  genannt,  erhielt  durch 
Stürzelbronn  1393  die  Katharinenkapelle,  hiess  1400  Trois-Hambach 
und  im  vierzehnten  Jahrhunderte  war  der  Ort  streitbar  zwischen 
Lothringen  und  dem  Bisthume  Metz,  bis  es  1400  ganz  lothringisch 
wurde.  Zu  Ende  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  bildeten  Ham- 
bach  und  Roth  einen  Theil  der  Herrschaft  Lixheim. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  abgesondert  liegende  Dorf  Roth,  die 
Ziegelhütte  Neuhof  und  der  Mücken hof  oder  Schmuckelhof  im  Süden. 

Hundlingen,  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Beningen  und  Strasse 
nach  St.  Avold,  6  Kilom.  westlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche, 
Bahnstation,  98  Häusern,  107  Familien,  540  Einw.,  wobei  7  Evan- 
gelische und  3  Mennoniten,  liegt  am  Mutterbache  und  hat  Plüsch- 
weberei, Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  war  deutsches  Enclave. 
lieber  das  schon  1315  genannte  Dorf  vertrugen  sich  Herzog  Karl 
von  Lothringen  und  die  Grafen  von  Nassau -Saarbrücken  1581, 
worin  erstere  ihre  Ansprüche  aufgaben.  Im  achtzehnten  Jahr- 
hunderte gehörte  Hundlingen  zur  Deutschordenskommende  Becking 
und  wurde  nach  provisorischer  Besitznahme  1793  im  Jahre  1815 
an  Frankreich  abgetreten. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  auf  einer  Rodung  erbaute  Hof  Lehdresch. 

Ipplingen,  Dorf  an  der  Eisenbahn  nach  Beningen  und  Strasse 
nach  St.  Avold,  4Y2  Kilom.  westlich  von  Saargemünd,  am  Mutter- 
bache, mit  Kirche,  87  Häusern,  88  Familien,  422  Einw.,  Plüsch- 
weberei, Strohhutflechterei,  Getreidebau  und  Viehzucht  und  Mühle, 
war  lothringisch,  jedoch  mit  dem  deutschen  Reiche  streitbar.  Es 
gehörte  dem  Herrn  von  Kerpen  und  wurde  1751  mit  Saargemünd 
vereinigt. 

Lixingen  bei  Ruhlingen,  Dorf  am  Lixinger  Bache,  7  Kilom. 
nordwestlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche,  62  Häusern,  65  Familien, 
336  Einw.,  Mühle,  PlUschweberei,  Strohhutflechterei,  Getreide-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  kommt  schon  1315  vor  und  war  deutsche 


410  II-  Topographie. 

Enclave  der  Grafen  von  Nassau -Saarbrücken,  ward  1797  von 
Frankreich  besetzt  und  1815  an  dasselbe  abgetreten. 

Lupersliaiiseil,  Dorf  im  westlichen  Theile  des  Kantons,  an 
der  Strasse  von  Saaralben  nach  St.  Avold,  12  Kiloin.  südwestlich 
von  Saargemünd,  am  Moderbache,  mit  120  Häusern,  584  Einw,, 
wobei  20  Israeliten ,  Mühle,  Ziegelhütte,  Plüschweberei,  Strohhut- 
flechterei,  Getreide-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 
Es  kommt  1409  vor  und  gehörte  zur  Herrschaft  Püttlingen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Ell w ei  1er,  die  Ziegelhütte 
Johannisweiler  mit  Hof ,  der  AVerichhof,  auch  Virigmühle  genannt, 
und  Haus  St  Simon. 

Neunkirclieil,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Zweibrücken,  2  Kilom. 
nordöstlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche,  205  Häusern,  309  Einw., 
die  meistens  in  Saargemünd  arbeiten  und  wovon  2  Israeliten  sind, 
Mühle,  Quai-zmühle,  Getreide-,  Gemüse-  und  Obstbau  und  Steuer- 
kasse, war  lothringisch.  Es  kommt  schon  131fi  vor,  wurde  von 
Volmar  von  Lützelstein  an  die  Abtei  Wadgasse  geschenkt  und 
gehörte  später  zum  Amt  Saargemünd. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Wackenmühle  und  Weschingmühle. 
Die  Sfaladrerie  wurde  schon  vor  dem  siebenzehnten  Jahrhunderte  abge- 
brochen. 

Neuscheuern  (Neuf-GrangeJ ,  Dorf  am  Reinbache  und  der 
Eisenbahn  nach  Saarburg,  B'/^  Kilom.  südlich  von  Saargemünd, 
mit  Kirche,  Ol  Häusern,  120  Familien,  533  Einw.,  wobei  5  Evan- 
gelische und  20  Mennoniten,  Mühle,  Streichhölzerfabrik,  Ziegelei, 
Getreide-  und  Gemüsebau,  war  lothringisch  und  ein  von  Saargemünd 
abhängiges  Lehen.     In  der  Nähe  zog  eine  Hömerstrasse  vorüber. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Neuschourer  M  ühle  und  Ziegelhütte 
und  der  Neuhnf. 

Remelfingen,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar,  2V2  Kilom.  süd- 
östlich von  Saargemünd,  mit  92  Häusern,  13(5  Familien,  502  lOinw., 
wobei  10  Evangelische,  Mühle  und  Zündhölzerfabrik,  gehörte  zu 
Ix)thringeD,  und  viele  der  Einwohner  arbeiten  in  den  Fabriken  von 
Saargemünd.    Im  Jahre  1398  schrieb  man  den  Namen  K'umelfingen. 

Rllhlingeil ,  Dorf  an  einem  kleinen  Hache,  5  Kilom.  nord- 
westlich von  Saargemünd,  mit  Kirche,  95  Häusern,  452  I*]inw., 
riüHchweberei,  Slr(»hhulfl»'chk'rei,  F('ldl)au  und  Vich/ucht,  war 
mit  noch  einigen  anderen  Orten  Eticlave  des  deutschen  Reichs. 
Im  Jahre  1204  besass  hier  die  Abtei  Wernersweiler  Güter,  im 
Jahre  1581  cntHagte  Lothringen  auf  das  Dorf  zu  (Junsleii  von 
Nassau  •Saarbrücken,   und   erst   im   Jahre    l?S|5   wurde  K'ulilingcn 


6.   Kreis  Saargeraünd.  411 

an  Frankreich  abgetreten,  welches  aber  schon  1798  einmal  in 
Besitz  genommen  war.  Im  Jahre  1119  wurde  mitten  im  Dorfe 
das  ehemalige  Schloss  erbaut. 

Saareinsmingen  {SaarinsmingJ ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Saar, 
3  Kilom.  südöstlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche,  148  Häusern, 
185  Familien,  834  Einw  ,  wovon  an  200  in  den  Fabriken  von 
Saargemünd  arbeiten,  Mühle,  2  Oelmühleu,  Getreide-  und  Weinbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen.  Im  Jahre  1152  besass  das 
Kloster  Wadgasse  und  1249  Wernersweiler  hier  Güter.  Saareins- 
mingen war  Lehen  von  Lothringen,  das  1304  die  von  Lützelstein 
und  1684  Baron  Leyen  trugen. 

Wiesweiler  (Weissweiler),  Dorf  auf  der  rechten  Seite  der 
Saar,  an  einem  Bache,  7  Kilom.  südöstlich  von  Saargemünd,  mit 
Kirche,  175  Häusern,  211  Familien,  937 Einw.,  Stickerei,  Strohhut- 
flechterei,  Getreidebau  und  Viehzucht  und  2  Mühlen,  gehörte  zu 
Lothringen.  Es  kommt  schon  1150  vor,  war  lange  zwischen  dem 
deutschen  Reiche  und  Lothringen  streitig,  gehörte  im  fünfzehnten 
Jahrhunderte  dem  Johann  von  Steinkallenfels  und  Herrn  von  Bunten- 
bach,  später  dem  Grafen  von  Nassau-Saarbrücken  und  kam  1621 
an  Lothringen. 

Wittringen,  Dorf  am  linken  Saarufer,  9  Kilom.  südöstlich 
von  Saargemünd,  mit  Kirche,  150  Häusern,  694  Einw.,  wobei 
5  Israeliten,  Mühle,  Ziegelei,  Strohhutflechterei ,  Getreide-  und 
Weinbau,  war  lothringisch.  Im  Jahre  1238  besass  die  Abtei 
Wernersweiler  hier  Güter  als  Gabe  der  Gräfin  Agnes  de  Castres, 
ebenso  Wadgasse,  wurde  aber  1426  an  Karl  von  Lothringen  ver- 
kauft und  gehörte  sodann  zur  Herrschaft  Forbach. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Wittringer  Mühle  und  der  Kremrich- 
liof,  1846  von  Eusebius  Hourier  auf  einer  Rodung  erbaut. 

WÖlferdingen  (Weiferdingen),  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar, 
1  Kilom.  westlich  von  Saargemünd,  mit  193  Häusern,  300  Familien, 
1338  Einw.,  wobei  4  Evangelische  und  20  Israeliten,  Getreidebau, 
Viehzucht,  4  Mühlen  und  viele  Arbeiter  arbeiten  in  Saargemünd. 
Es  war  ein  Enclave  des  deutschen  Reichs,  im  Besitze  der  Grafen 
V.  d.  Leyen  und  zur  Herrschaft  Blieskastel  gehörig,  und  kam  1781 
an  Frankreich.  Im  Jahre  1223  hatte  es  schon  einen  Geistlichen, 
den  die  Abthei  Tholey  bestellte.  Zur  Leyen^'schen  Baronie  gehörten 
Wölferdingen,  Wustweiler,  Freiming,  Bliesschweyen,  Bliesbrücken, 
ein  Theil  von  Heckenransbach  und  Dietzweiler.  Die  meisten  Be- 
wohner arbeiten  in  Saargemünd. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Neumühle  und  Oelmühle. 


412 


II.   Topographie. 


Wölflingen,  Dorf  im  südöstlichen  Theile  des  Kantons,  9  lülom. 
östlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche,  119  Häusern,  135  Familien, 
608  Einw. ,  wobei  2  Evangelische,  5  Mennoniten  und  5  Israeliten, 
Kalkofen,  Getreidebau,  Viehzucht,  Strickerei,  Plüschweberei  und 
Hutflechterei ,  gehörte  zu  Lothringen.  Im  Jahre  1143  kam  es  von 
Herzog  Mathieu  von  Lothringen  an  die  Abtei  Stürzelbronn ,  wurde 
von  Johann  von  Stein  1443  verkauft,  war  lange  zwischen  dem 
Reiche  und  Lothringen  streitig  und  wurde  1621  von  Graf  Ludwig 
von  Nassau  Saarbrücken  an  ersteres  vertauscht. 

Wustweiler,  Dorf  an  der  Strasse  von  Chäteau-Salins  nach 
Saargemünd,  6  Kilom.  südwestlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche, 
121  Häusern,  137  Familien,  622  Einw.,  wobei  l  Evangelischer 
und  7  Israeliten,  Plüschfabrikation,  Strohhutilechterei,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  war  zur  Herrschaft  IJlieskastel  des  Grafen  v.  d.  Leyeu 
gehörig  und  deutsches  Eiiclave  und  kam  1781  an  Frankreich.  In 
der  Nähe  jsind  Reste  einer  Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Wustweiler  Hof. 

Zettingen  fSetlingJ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar,  6  Kilom. 
südöstlich  von  Saargemünd,  mit  Kirche,  124  Häusern,  126  Familien, 
689  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  wurde  von 
Johann  von  Stein  an  Nassau-Saarbrücken  verkauft,  war  deutsches 
Enclave  und  erst  1815  an  Frankreich  abgetreten.  Die  in  gothischem 
Styl  erbaute  Kirche  ist  sehr  alt,  der  Chor  1434  vergrössert  und 
der  Thurm  1709  restaurirt  worden.  Die  gemalten  Fenster  sind 
leider  schlecht  restaurirt  worden. 

Zur  Gemeinde  geliqren  das  südlich  davon,  auf  dem  rechten  Ufer  der 
Saar  gelegene  Dorf  Diedingen  mit  Mühle,  die  Oelmühle  und  die 
Saareinsminger  Schleusse. 


B.    Kanton  Bitsch. 

Der  Kanton  wird  nördlich  vom  Kantone  Wolmünster  und 
Rheinbayern,  öHtlich  und  südlich  vom  Elsasse  und  westlich  vom 
Kantone  Hohrbach  begränzt  und  enthält  folgende  Gemeinden  und 
I^envertheilung: 


üemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesnmnit 
Flüche. 

B&rentbal                . 

nit«ch 

Kgclflhardt      .     .     . 
Giilzcnbrtick   .  ,  .     . 
Ilanwvilcr  .... 
Iin«I>c'liiclifld  .     .     . 

371„2 

117(5,30 

163,93 

110,06 
839S 
464,«l 

'^99,00 
201,9, 

64,M 
91*1 

^it2 
4,67 
Oil9 

108,23 

3,14 

o,w 

-10,81 
0,9« 

5479,3R 

2434,8, 

13«2,„2 

24(),5ß 

15ö(».„5 

0315,35 
4125,54 

417,3.i 

8(!r.,oi 

25I!>,7„ 

6.   Kreis  Saargemünd. 


413 


Gemeinden. 


Lemberg    . 

Liederscheid 

Meisen  thal . 

Jlünzthal  (St. 

Mutterliausen 

Philippsburg 

Keyersweiler 

Roppweiler 

Saareinsberg 

Schorbach  . 

Stürzelbronn 


Louis) 


Kanton 


Aecker. 


405,86 

371,9fi 

171,96 
95,24 

11^199 


193„6 

312,62 

84,16 
670,51 
210,39 


Wiesen. 


85,93 

40,16 

38,03 

103,60 


75,74 

45,55 

17,27 

129,26 

147,67 


Wein- 
berge. 


'i31 


Wald. 


17,76 
75,54 

li2l 

11,24 

0,30 


94,38 

137,25 

4,58 


Obst- 
gärten. 


9,11 

14,89 
10,18 

0,05 


7.. 


10,, 

10, 
0,. 


Forsten. 


538 

393 
285 


'iT3 


iGesammt- 
I   Fläche, 

1095,48 
599,53 
636,31 
449,96 


4005,18    4340,97 


529.32  831,42 
864,86;  1377,20 
131,60  256,27 

300.33  1335,91 
2673,3fi  3255,01 


5260,97  153U,9ß  2,3,  !  55(;,47  ^  78,38  21302,08  30100,34 
Er  hat  einen  Viehstand  von  288  Pferden,  wobei  1  Zuchthengst, 
4268  Slück  Rindvieh,  wobei  2508  Külie,  961  Schaafe,  wobei 
217  Heideschnucken,  1851  Schweine,  680  Ziegen  und  363  Bienen- 
stöcke. 

Bitsch,  kleine  Stadt  und  Festung  am  Hornbache,  der  Strasse 
und  Eisenbahn  von  Saargemünd  nach  Strassburg  und  von  Strass- 
burg  nach  Zweibrücken,  mitten  im  unteren  Theile  der  Vogesen, 
von  wo  aus  das  Thal  des  Hornbachs  nach  Zweibrücken  zieht,  mit 
Kirche,  376  Häusern,  574  Familien,  2420  Ein w.  (ausser  627  Mann 
Garnison),  wobei  148  Evangelische,  8  Mennoniten  und  5  IsraeUten, 
2  Mühlen,  Friedensgericht,  Kantonalpolizei -Commissariat,  Ober- 
fürsterei,  Steueramt,  Steuerkasse,  Enregistrements -Einnehmerei, 
Landwehrcompagniebezirk ,  Postamt ,  Eisenbahnstation ,  Fabrik 
chemischer  Zündhölzer,  Kartoffel-  und  Gemüsebau,  hat  ein  Colle- 
gium,  woran  10  Augustiner  lehrten,  eine  Congregation  von  freres 
des  e'coles  chretiennes  (Schulbrüder),  Wochenmarkt  am  Dienstag 
und  Freitag,  Jahrmärkte  am  ersten  Donnerstag*im  März  und  am 
ersten  Dienstag  im  Mai,  September  und  November  und  hat  etwas 
Handel.  Bitsch  ist  sehr  alt  und  hatte  schon  1172  eine  Burg  mit 
eigenem  Geschlecht,  welches  die  Abteien  Neuburg,  Stürzelbronn 
und  St.  Diey  im  zwölften  und  dreizehnten  Jahrhunderte  beschenkte. 
Die  Grafschaft  war  ein  Lehen  des  Gerard  von  Elsass^  ersten  Her- 
zogs von  Lothringen,  von  dessen  Nachfolger  Ferry  HL  Bitsch  im 
Jahre  1297  an  die  Grafen  Eberhard  von  Zweibrücken  gegen  Saar- 
gemünd vertauscht  wurde,  bei  welchem  Geschlechte  es  nun  bis 
zu  seinem  Aussterben,  Ende  des  sechszehnten  Jahrhunderts,  blieb. 
Bitsch  wurde  1571  von  Herzog  Karl  HI.  dem  Grafen  von  Hanau 
genommen  und  1606  an  Lothringen  einverleibt.  Das  aus  der 
Feudalzeit  stammende  Schloss  war  inzwischen  vergrössert  worden. 
Im  Jahre  1624  bemächtigten  sich  die  Franzosen  des  Platzes  und 


414  ~  II'   Topographie. 

gaben  ihn  erst  1698  in  Folge  des  Ryswiker  Friedens  wieder  an 
Lothringen,  nachdem  sie  die  1680  verstärkten  Werke  zerstört 
hatten.  Als  Lothringen  1737  an  Frankreich  fiel,  Hess  König  Lud- 
wig XV.  die  Festung,  welche  Vauban  angelegt  hatte,  1741  durch 
den  Grafen  Bombelies  wieder  herstellen  und  auf  dem  hohen  Felsen 
so  stark  befestigen,  Kasematten  in  die  Felsen  hauen  u.  dgl.,  dass 
sie  uneinnehmbar  durch  die  Waffen  wurde.  Inzwischen  war  aus 
den  beim  Schlosse  liegenden  Dörfern  Kaltenhausen  und  Rohr, 
welche  1633  den  Schweden  gehörten,  die  Stadt  im  siebenzehnten 
Jahrhunderte  unterhalb  der  Festung  entstanden,  diese  erhielt  im 
Jahrhunderte  eine  Pfarrei  und  1844  auch  noch  einige  Werke  um 
die  Stadt  selbst.""  Bitseh  wurde  mehrmals  zu  nehmen  versucht,  am 
15.  October  1793  durch  die  Preussen  und  im  November  desselben 
Jahres  durch  Oesterreicher  und  auch  im  Jahre  1870  wurde  die 
Festung  cernirt,  belagert,  am  11.  September  bombardirt,  wobei 
150  Häuser  zerstört  wurden,  ohne  dass  ein  Erfolg  zu  erzielen 
war.  Erst  nach  geschlossenem  Frieden  ging  Bitsch  am  28.  Mörz  1871 
in  deutsche  Hände  über.  Wegen  des  Fortbestands  der  Festung 
ist  noch  nichts  beschlossen.  Die  Kirche  wurde  1773  durch  die 
Abtei  Stiirzelbronn  erbaut  und  mit  Gemälden  versehen;  sie  enthält 
ein  Marmordenkmal  des  Grafen  Bombelles. 

Zur  Gemarkung  geliören  in  den  Gebirgsthälern  zerstreut  das  Dorf 
Stockbronn,  die  Höfe  Wolfsgarten  im  Süden,  Herzogshand  flu 
Main  du  Prince)  im  Nordosten  an  der  Strasse  nach  Stürzelbronn,  der 
Freudenberger  Hof  an  der  Strasse  nach  Saargemünd,  St.  Seba- 
stian, Kapelle,  Pfaffenberg,  zerstreute  Häuser,  Neuhof,  Weiher- 
kapelle aus  dem  sechszehnten  Jahrhunderte,  Schweizerländel, 
Kapelle  Ste.  Croix,  Rochatshof,  Bissomberg  und  Ilazard,  die 
liamsteiner-  unfl  Ochsenmühle,  die  Sägmühlen  Glasbronn  und 
Wolfsgarten  mit  Hof  und  die  rorsthäuser  Hoch  köpf  und  Gross- 
hochkirkel. 

Bärenthal,  Dorf  und  Gemeinde  im  Südosten  des  Kantons  und 
Thale  des  Zintzelbachs,  10  Kilom.  von  Bitsch,  liegt  zwischen  wald- 
reichen Bergen,  besteht  aus  zerstreut  liegenden  Weilern  und  HöCeu 
und  enthält  eine  evangelische  Pfarrkirche,  sowie  mit  Philippsburg 
301  Häuser,  377  Familien  und  1969  Einw.,  wovon  1691  Iwauge- 
lische,  17  Mennoniten  und  17  Israeliten  sind.  Darunter  befindet 
sich  noch  eine  kleine  Anzahl  Zigeunerfamilien ,  die  aber  schon 
lange  fest  angesiedelt  sind  und  nur  zeitweise  als  Händler  und 
Kesselflicker  umherziehen.  Es  ist  hier  ein  Fisenwerk  der  Gesell- 
schuft Coulenux  und  Gomp.  von  Strassburg  und  Mulsheim  mit 
Puddel-,    Ifaffinir-,    Wärme-    und    Flammofen,    '2  Gussstahli'jfen, 


6.   Kreis  Saargemünd.  415 

2  Kohstahlfeuern  und  60  Arbeitern  5  ferner  Mühle,  2  Sehneide- 
mühlen, Oberfbrsterei ,  Postagentur,  und  die  Bewohner  leben  von 
Kartoffel-  und  etwas  Kornbau,  Viehzucht  und  Waldgewerben. 
Bärenthal  war  lothringisch  und  entstand  aus  einzelnen  Höfen  und 
Colonien.  Am  12.  Januar  1810  wurde  Philippsburg  mit  Bärenthal 
vereinigt  und  hatte  bei  der  letzten  Zählung  obige  Einwohner  und 
die  angegebene  Oberfläche;  seit  1,  Januar  1875  ist  aber  Philipps- 
burg wieder  als  eigene  Gemeinde  davon  getrennt.  Früher  zählte 
man  auf  Bärenthal  allein  2077  Hektaren  urbares  Land,  wovon 
1685  Hekt.  Wald,  und  660  Einwohner,  wobei  630  Evangelische. 
Zur  Gemeinde  gehören  die  Annexe  Obermühlthal  mit  vier  kleinen 
Höfen,  Untermühlthal,  Bannstein,  Thalhäuseln,  Dachshof  mit 
6  Hekt.,  Fischerhof  mit  10  Hekt.,  Kosseihof  mit  13  Hekt.,  Rein- 
hardtshof, die  einzelnen  Zinken  und  Häuser  Langenrain,  Kroten- 
wasen,  Schmalenthai,  Frohnacker,  Kundschaft,  Beteli,  Breit- 
thal und  die  Forsthäuser  Ramstein,  Eulenkopf,  Tiefenbrunn, 
Schwarzenberg  und  Schlangenberg.  Bei  Ramstein  lag  das  gleich- 
namige Schloss,  jetzt  Ruine  mit  schöner  Aussicht,  der  Familie  von  Ram- 
stein einst  gehörig,  schon  1335  im  Besitze  derer  von  Falkenstein,  von 
den  Strassburgern  erobert  und  zerstört  und  im  fünfzehnten  Jahrhunderte 
je  zur  Hälfte  den  Familien  von  Botzenheim  und  Lichtenberg  gehörig, 
deren  erstere  ihren  Antheil  1513  wieder  an  Philipp  von  Ramstein  ver- 
kaufte. In  der  Kähe  der  Ruine  wohnen  die  Zigeuner.  Auf  einem  Berge 
gegen  die  Zintzel  lag  das  Schloss  Arnsberg,  wovon  die  von  Arnsberg 
gegen  das  vierzehnte  Jahrhundert,  die  Familie  Gessler  von  Arnsberg  aber 
1544  ausstarben.  Die  Grafen  Johann  und  Philipp  von  Oettingen,  Land- 
grafen des  Elsasses,  verkauften  Arnsberg  1332  an  Ludwig  und  Johann 
von  Lichtenberg,  von  denen  es  als  Afterlehen  an  die  Uttweiler  kam. 
Nach  dem  Aussterben  der  Lichtenberger  1480  behielten  es  die  Erben, 
Grafen  von  Zweibrücken-Bitsch  und  Hanau,  gemeinschaftlich.  1717  war 
es  schon  Ruine. 

EgeMardt,  Dorf  und  Gemeinde,  7  Kilom.  südlich  von  Bitsch, 
im  Thale  des  Falkenbachs,  an  der  Strasse  und  Eisenbahn  nach 
Strassburg,  mit  88  Häusern,  105  Familien,  559  Einw.,  wobei 
24  Evangelische,  geringem  Ackerbau,  Viehzucht,  Holzhandel, 
3  Sägemühlen,  war  lothringisch.  Es  wurde  von  den  Mönchen  von 
Stürzelbronn  in  der  Grafschaft  Bitsch  angelegt  und  in  der  Nähe 
stand  1560 — 1594  ein  Pavillon  des  Grafen  Jakob  von  Zweibrücken 
Hier  ist  eine  Eisenbahnstation. 

Zu  der  Gemarkung  gehören  Bannstein,  Weiler  mit  Bahnstation, 
Bellerstein  an  der  Strasse,  Neuzintzel,  Waldeck  auf  römischen 
Ruinen  und  seit  1751  dabei  ein  Hof,  Hübelhof,  Schweizerländel, 
zwei  Höfe ,  Papiermühle,  Erbsenthal,  Sägmühle  und  Hammerwerk, 


41U  II-   Topographie. 

Eichelberg,  Forsthaus.  Schloss  Waldeck,  wovon  nur  noch  ein  Thurm 
steht,  gehörte  1316  denen  von  Kirkel  aus  dem  Hause  Saarwerden,  welche 
1387  ausstarben  und  1337 — 38  den  Bischof  von  Strassburg  hier  gefangen 
hielten,  kam  an  den  Pialzgrafen  Simon  Wecker  von  Zweibrücken  und  vor 
1592  an  Hanau.  Auf  dem  hohen  Weyersberg  stand  noch  im  vorigen 
Jahrhunderte  ein  von  Jacob  von  Zweibrücken  erbautes  Schloss  mit  vier 
Thürmen. 

Götzenbrück,  Dorf  und  Gemeinde  im  Süden  des  Kantons, 
10  Kilom.  von  Bitseh,  liegt  in  einem  Thale  rechts  von  der  Eisen- 
bahn von  Saargemünd  nach  Strassburg,  mit  Kirche,  81  Häusern, 
148  Familien,  678  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  1  Mennonit  und 
5  Israeliten,  Pos<agentur,  Wochenmarkt  am  Dienstag  und  Freitag, 
geringem  Feldbau  und  bedeutender  Glasfabrik  einer  Aktiengesell- 
schaft, die  seit  1718  aus  einer  Glashütte  entstand,  über  800  Ar- 
beiter beschäftigt,  Uhr-  und  Drillengläser,  sowie  vergoldete  und  ver- 
silberte Kugeln  und  Leuchter  liefert  und  bedeutend  nach  England 
und  Amerika  absetzt.     Götzenbrück  war  lothringisch. 

Die  zur  Gemeinde  gehörige  Klappmachermühle  enthält  die 
Schleiferei  der  Fabrik,  Schweizerberg. 

Hanweiler,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Bitsch, 
am  Hornbaehe,  mit  Kirche,  91  Häusern,  92  Familien,  446  Einw., 
2  Mühlen,  Oelmühle,  Getreide-  und  Obstbau  und  Viehzu^it,  war 
lothringisch  und  gehörte  zur  Grafschaft  Bitsch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Gendersberger  Hof,  schon  im  fünf- 
zehnten Jahrhunderte  ein  besonderes  Lehen,  die  Schwingmühle, 
Walkmühle  und  das  Forsthaus  Neubach.  Gendersberg  war  ein 
altes,  umfangreiches  Schloss  der  Bastarden  von  Bitsch  1442  bis  zum 
Ende  des  sechszehnten  Jahrhunderts,  dann  im  Besitze  der  Herren  von 
Weidesheim.  Nach  Aussterben  der  Besitzer  gab  Lothringen  1720  das 
Lehen  gegen  Wiederkauf  um  4000  fl.  an  Louis  de  Carelle. 

Haspelscheidt,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  5  Kilom.  von 
Bitsch,  am  Weiher  von  Haspelscheidt  und  Schwarzbach,  mit 
Kirche,  151  Häusern,  158  Familien,  705  Einw.,  wobei  12  Evan- 
gelische, 2  Mühlen,  Oelmühle,  Lohmühle,  Sägmühlc  und  Kar- 
toffelbau,  war  lothringisch.  Auf  dem  Schlossbcrg  sind  noch  alte 
Mauern,  von  denen  es  ungewiss  ist,  ob  sie  ein  Schloss  waren 
oder  blos  Verlheidigungswerk  gegen  die  Hunnen. 

Zur  Gemeinde  gehörender  Fuhrhof,  Schaafbronn  »ind  das  ForM 
hauB  Hochkirkel,  Seh warzenberg. 

Lemberg,  Dorf  an  der  Eisenbahn  und  Landstrasse,  (>  Kilom. 
südwestlich  von  Bitsch,  liegt  auf  dem  hiichsten  Ucbergangspunkte 
der     iMHcnbahn ,     mit     Kirche,     Eisenbahnstation,     :i5.'i     Häusern, 


6.   Kreis  Saargemünd,  417 

378  Familien,  1716  Einw.,  wobei  23  Evangelische  und  3  Israeliten, 
2  Oberförstereien,  Eisenbahnstation,  Postexpedition,  2  Mühlen  und 
Glasschleiferei,  war  lothringisch  und  1312  vom  Grafen  Eberhard 
von  Zweibrücken  an  Stürzelbronn  geschenkt  worden. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Obere  und  Untere  Bildmühle  und 
die  Schlossruine  Alt-Bitsch,  einst  wohl  nur  ein  Jagdschloss,  das  um 
1297  bis  1302  von  Graf  Eberhard  von  Zweibrücken  an  Lothringen  kam. 

Liederscheidt,  Dorf  im  äussersten  Nordosten  des  Kantons,  an 
der  bayerischen  Gränze,  9  Kilom.  von  Bitseh,  mit  Kirche,  100 
Häusern,  106  Familien,  519  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und 
7  Mennoniten,  Mühle,  8  Oelmühlen,  Obst-  und  Gemüsebau,  war 
lothringisch  und  von  Stürzelbronn  gegründet. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Eberbacher  Mühle. 

Meisentlial ,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  12  Kilom.  von 
Bitsch,  an  der  Gränze  des  Elsasses,  mit  Kirche,  127  Häusern, 
157  Familien,  779  Einw.,  2  Mühlen,  Bildhauerei  und  grosser 
Glasfabrik,  welche  mit  120  Arbeitern  feine  und  ordinäre  Glas- 
waaren  liefert.  Das  Dorf  entstand  um  1704  und  die  1702  ange- 
legte Glashütte  vi'urde  1713  umgewandelt.  Schon  1196  war  Stürzel- 
bronn hier  begütert  und  mit  Bitsch  kam  Meisenthal  an  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Schiersthai  oder  Sirsthal,  die 
Meißen  thaler-  und  Neumühle,  die  einzelnen  Hiiuscr  Jlailander- 
berg  und  das  Forsthaus  La  Colonne. 

Münzthal  (St.  Louis),  Colonie  und  Gemeinde  im  Südwesten 
des  Kantons,  9  Kilom.  von  Bitsch,  nur  l^/j  Kilom.  südlich  der 
Eisenbahn,  mit  49  Häusern,  145  Familien  und  733  Einw.,  wobei 
2  Evangelische,  besteht  eigentlich  nur  aus  der  grossen  Glasfabrik, 
welche  mit  1800 — 2000  Arbeitern  Krystallglas  von  vorzüglicher 
Qualität  liefert,  die  feinsten  Erzeugnisse  von  bestem  Geschmaclr 
auf  den  Markt  bringt  und  jährlich  für  6  —  8  Millionen  Francs 
Waaren  absetzt.  Münzthal  entstand  aus  einem  schon  im  sieben- 
zehnten Jahrhunderte  hier  befindlichen  Hofe  und  die  Fabrik  wurde 
1767  angelegt.     Es  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  31  ü n  z t h a  1  h o f  und  die  Münzt halmühle. 

Mutterliaiiseil,  Dorf  und  Gemeinde  im  Hintergrunde  des  Zintzel- 
baehthals,  9  Kilom.  südlich  von  Bitsch,  mit  Kirche,  76  Häusern, 
191  Familien,  1009  Einw.,  wobei  324  Evangelische,  besteht  aus 
dem  grossen  Eisenwerke,  das  zu  den  Werken  des  Herrn  von 
Dietrich  zu  Reichshofeu  gehört,  Mühle,  Oelmühle  und  im  Gebirge 
zerstreuten  Häusern  und  gehörte  zu  Lothringen.  Der  Ort  entstand 
schon  im  fünfzehnten  Jahrhunderte,  1505  erbaute  Graf  Reinhard 
Ihihn,  Deutsch -Lothringen.  27 


418  II'   Topographie. 

von  Zweibrüeken  eine  Kapelle  und  1550  Jakob  von  Bitseh,  der 
letzte  des  Oesehlechts,  im  Weiher  ein  kleines  Schloss,  das  im 
siebenzehnten  Jahrhunderte  zerstört  wurde.  In  demselben  Jahr- 
hunderte entstanden  hier  schon  Eisenwerke,  die  wieder  zerfielen 
und  erst  gegen  1720  wieder  hergestellt  wurden.  Das  Werk  besitzt 
einen  Holzkohlenofen,  Kupol-  und  Gussflammofen,  8  Puddelöfen 
und  2  Besstmer  Oefen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  neue  und  kleine  Eisenhammer,  die 
Weiler  Hasselthal  und  Peterphilippsgarten,  Jakobshof,  Lindel- 
hof,  Jockeishof,  die  Platinerie,  das  Spital  St.  Louis,  Altschmelz, 
die  Sägmühle  und  die  Kapelle.  Der  Weiler  Hassel thal  war  im  sieben- 
zehnten Jahrhunderte  Zufluchtsort  der  aus  den  zerstörten  Dörfern  ver- 
triebenen Bewohner,  dann  1753  nicht  mehr  bewohnt  und  jetzt  wieder 
neu  erbaut. 

PMlippsburg ,  Dorf  und  Gemeinde  im  Südosten  des  Kantons 
und  der  östlichste  Ort  des  Bezirks,  im  Thale  des  Falkensteiner 
Bachs  und  an  der  Eisenbahn  von  Bitsch  nach  Niederbronn  (Strass- 
burg),  10  Kiloni.  von  Bitsch  entfernt,  besteht  aus  mehreren 
Weilern,  Höfen  und  Mühle  und  hat  den  Namen  von  dem  Schlosse, 
welches  Graf  Wilhelm  HI.  von  Hanau  gegen  1590  erbaute,  worauf 
gegen  1606  sich  dabei  ein  Weiler  bildete.  Das  Schloss  wurde 
später  zerstört.  Von  1606  an  gehörte  Philippsburg  eine  Zeit  hin- 
durch zum  Elsasse.  Vom  Schlosse  sind  noch  zerfallene  Mauern 
vorhanden.  Gegenüber  demselben  steht  das  schöne  Schulhaus. 
Im  Jahre  1810  wurde  Philippsburg  als  Gemeinde  aufgehoben  und 
mit  Bärenthal  vereinigt,  wurde  aber  am  1.  Januar  1875  wieder 
davon  getrennt.  Einwohnerzahl  und  Oberfläche  sind  deshalb  noch 
bei  Bärenthal  mit  einbegriffen.  Um  1816  besass  Philippsburg 
allein  36  Häuser,  306  Einwohner  und  2267  Hektaren  produktives 
Land,  wobei  1948  Hekt.  Waldungen  und  30  Hekt.  Weiher. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Manbach,  Lieschbach  an  der 
Eisenbahn,  einst  mit  Jagdhaus,  Leitschthal,  Jlattenthal,  Katzen- 
thal und  die  einzelnen  Höfe  und  Häuser  Schweizorhof,  Rannstein 
mit  Schloss,  An  der  Strasse,  Hanauer  Sägemühle,  Untere  Sage- 
mühle, ErbshUtte,  Altzintzel,  Falkenstein  und  die  Forsthäuser 
Unter-Schlossberg  und  Kachler.  Die  Ruinendes  Schlosses  Falken- 
stein sind  sehr  schön,  breite  Gräben  in  den  konischen  Felsen  gehauen, 
die  hohen  Mauern  krenelirt  und  die  Wolniungen  in  dem  Felsen  einge- 
richtet. Die  Hadegästc  von  Niederbronu  kommen  oft  hierher;  auch 
ptlcgen  die  jungen  Leute  der  Umgegend  bei  einer  Hochzeit  auf  der  Pluii- 
form  zu  tanzen.  Das  Scldosfl  gehörte  ursprünglich  den  Herren  von  I.illzcl- 
iit«in  und  dann  der  Fnmilie  I'alkenstein,  welche  1583  erlosch,  nuclideui 
•ie  etwa  zwanzig  Jahre  vorher  dasBelbe  an  die  Grafen  von  Zweibrücken- 


C.   Kreis  Saargemünd.  4]  9 

Bitßch  und  Hanau  verkauft  hatte.  Einige  Falkensteiner  waren  in  Stürzel- 
bronn begraben  worden.  Im  Jahre  1566  schlug  der  Blitz  ein  und  zer- 
trümmerte das  Schloss ,  das  noch  bis  1789  zu  Hanau-Lichtenberg  gehörte, 
—  In  der  Kähe  von  Falkenstein  liegt  nördlich  die  Ruine  Rothenburg, 
auch  Rodenbronn  und  Rothschlössel  genannt,  aus  dem  neunten 
Jahrhunderte  stammend  und  Zufluchtsort  des  Bischofs  Otbert  von  Strass- 
burg.  Es  gehörte  im  vierzehnten  Jahrhunderte  dem  Grafen  Walram  von 
Zweibrücken  und  wurde  1369  von  den  Strassburgern  zerstört. 

Reyersweiler ,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  3  Kilom.  süd- 
westlich von  Bitsch,  an  einem  kleinen  Bache,  mit  122  Häusern, 
513  Einw.,  wobei  6  Evangelische,  2  Mühlen,  Sägemühle,  Kartoffelbau 
und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Schon  1273  war  Kloster  Horn- 
bach  hier  begütert;  es  war  gegen  das  fünfzehnte  Jahrhundert  zer- 
stört gewesen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Carmagnol,  Schwangerbach  und 
das  Forsthans  Wolfsbronn, 

Roppweiler,   Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  8  Kilom.  von 

ßitsch,  mit  Kirche,  106  Häusern,  114  Familien,  481  Einw,,  wobei 

4  Evangelische,  Mühle  und  geringer  Land  wirthschaft,  war  lothringisch. 

"  Zur  Gemeinde   gehören    die   südlich    vom    Dorfe    gelegenen  Häuser 

Heideneck. 

Saareinsberg,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  bei  Götzenbrück, 
11  Kilom.  südwestlich  von  Bitsch,  mit  194  Häusern,  282  Familien, 
1379  Einw,,  wobei  4  Evangelische,  unbedeutender  Landwirthschaft, 
Holzschuhfabrikation,  Holzhandel,  Glasschleifereien,  war  loth- 
ringisch und  viele  der  Bewohner  arbeiten  in  der  Fabrik  Götzen- 
brück, Das  Dorf  entstand  1746  und  hiess  erst  Königsberg  oder 
Mont  royal;  es  war  früher  mit  Götzenbrück  vereinigt. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  südöstlich  gelegene  Weiler  Althorn 
mit  Mühle  und  der  Schönhof,  Althorn  wurde  gegen  Ende  des  sieben- 
zehnten Jahrhunderts  auf  den  Ruinen  des  Dorfs  Hörn  erbaut,  1720  von 
Mutterhausen  vergrössert  und  1838  zur  Gemeinde  Saareinsberg  zuge- 
theilt,  nachdem  es  1802  — 1810  eine  eigene  Gemeinde  gebildet  hatte. 

Scilorbach,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  3  Kilom.  nord- 
westlich von  Bitsch,  an  einem  Bache,  mit  Kirche,  211  Häusern, 
250  Familien,  1085  Einw.,  Mühle,  sehr  geringem  Ackerbau  und 
Viehzucht,  Kalköfen  und  Ziegelhütte.  Das  Dorf  bestand  schon 
1210,  wo  Stürzelbronn  hier  begütert  war.  Der  Thurm  stammt 
aus  dem  Jahre  1143  und  früher  war  Bitsch  hierher  eingepfarrt. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Neumühle  und  der  Hof  Suzette  oder 
Suzelhof,  das  Forsthaus  Ochsenmühl  und  der  Hof  Zimmerwald, 
1847  auf  einer  Rodung  errichtet. 

Stürzelbronn,  Gemeinde  im  Osten  des  Kantons,  an  der  Gränze 


420  II'   Topographie. 

des  Elsasses  und  von  Bayern,  10 — 16  Kilom.  östlich  von  Bitsch 
entfernt,  mit  60  zerstreuten  Häusern,  76  Familien,  357  Einw., 
wobei  31  Evangelische,  22  Mennoniten  und  2  Israeliten,  ^lühle, 
Sägmühle,  Ziegelei,  Pottaschesiederei ,  geringer  Landwirthschaft 
und  ^'iehzucht,  kam  mit  Bitsch  an  Lothringen.  Stürzelbronn 
entstand  aus  einem  Cisterzienserkloster,  welches  1135  auf  den 
Rath  des  heiligen  Bernhard  der  Graf  Simon  I.  von  Lothringen 
stiftete  und  von  verschiedenen  Herzogen  aus  diesem  Geschlechte 
zur  Begräbnissstätte  auserwählt  wurde.  Die  Herzoge  beschenkten 
es  reichlich  und  dafür  colonisirte  es  auch  die  waldreichen  Tliäler 
des  Bitscher  Landes.  In  den  Kriegen  der  verschiedenen  Herren 
der  Gegend  wurde  Stürzelbronn  oft  geplündert  und  verbrannt,  be- 
sonders 1525  und  1633,  erstand  aber  wieder  unter  dem  Schutze 
der  Grafen  von  Zweibrücken  als  Herren  von  Bitsch  und  bestand  bis 
zur  französischen  Revolution,  wo  es  eilf  Mönche  zählte.  Das  Kloster 
besass  die  Pfarreien  Liederscheidt,  Schorbach  und  Walschbronn. 
Im  Weiler  Stürzelbronn  wohnten  nur  die  Diener  der  Abtei.  Von 
dieser  sind  nur  noch  spärliche  Ueberreste  vorhanden.  Nach  der 
Zerstörung  von  1633  hatte  es  Abt  Mahnet  neu  erbaut.  Die  Aebte 
hatten  für  das  Thal  auch  ein  Spital  gegründet.  Die  zwei  IMineral- 
quellen  sind  in  Folge  eines  Erdbebens  versiegt,  —  Die  einzelnen 
Bestandtheile  der  Gemeinde  —  22  Höfe  und  viele  zerstreute  Häuser 
—  sind:  Grafen  weihe  rhof,  Hübelhof,  Klumpenhof,  Harz- 
hof, Neuweiherhof,  Bremendelerhof,  Hutzel hof,  JNIUhl- 
bacherhof  (grosser  und  kleiner),  Schlossthal,  Erlenniuser- 
hof,  Lobrettehof,Bi8el8ackhof,  Altzintzelhof,  Pottasche- 
hütte oder  Erlenhütte,  Welsch-  und  Deutsch-Kobrettc, 
Hof  la  Hart,  Hirtenhaus,  Erbshütte,  Sägmühle,  Stahl- 
hammer und  die  Forsthäuser  Grafenweiher,  Stützelthal, 
Oberdannthal  und  Niederdannthal.  In  Stürzelbronn 
befindet  eich  nur  die  Kirche  mit  wenigen  Häusern.  In  der  Ge- 
meinde liegt  die  Ruine  Lützelhard  mit  Thurm  und  einigen 
anderen  Resten,  die  den  Herren  von  Wasselnheim  gehörte,  1363 
an  Heinrich  von  Fleckenstein  verkauft  wurde,  später  an  die  Herren 
von  Ritsch  und  1G(X3  an  Hanau  kam. 

C.   Kanton  Rohrbach. 

Der  Kanton  wird  nördlich  von  Rheinbayern,  östlich  von  den 
Kantonen  WoImünMter  und  Bitsch,  südlich  vom  Eleaese  und  west- 
lich vom  Kanlon  Suurgcmüud  begrün/t  und  Iml  (olgende  Gemeinden 
und  liodcnvertheilung: 


6.   Kreis  Saargemiind. 


421 


Gemeinden. 


Achen  .... 
I  ettweiler .  .  . 
Kiningen  .  .  . 
Enchenberg  .  . 
Ettingen  .  .  . 
Gross  -  Rederchingen 
Kahlhanseii  .  . 
Klein  -  Redercliingen 
Lambach  .  .  . 
Mombronn.  .  . 
Kahl  in  gen  .  .  . 
Rohrbacli  .  .  . 
Schmittweiler 
Siersthal  .  .  . 
Sacht     .... 


Aecker. 


911,15 
1275.74 
1105,7, 

564,19 

563,78 
1180-89 

898;9, 

67-^,23 
3'29.3| 

530,26 
1213,26 
907,30 
172,37 
435,8.^ 
2'2/,59 


Wiesen. 


157,66 

3U0,g8 
194,13 

81,09 

87,56 

255,24 

166,6, 

150,33 

59,46 
161,36 

301,01 
236,09 

33,76 

71,11 
77,70 


Wein- 
berge. 


A46 


Wald. 


91,42 
11,12 
0,17 
11,76 
24,r 


36. 
204 


•)77 


•M4 


2^1,52 

17,53 

4,62 

424,97 


Obst- 
garten. 


15-32 
14,52 
10-40 
17,88 
9,19 
**2,73 

35,40 

8,44 

5,49 

12,14 

23-27 

4,25 


Forsten. 


157,00 
243,69 

268,93 


236,13 

121,90 

749,7 

499,5„ 

129,87 


481 


i70 


0,45  1   730,80 


21Ü„7  3619,39 


Gesanimt- 
Flüche. 


1211,89 
1841,40 
1590,99 

972,75 

706-05 
1572,90 
1352-05 
1100,22 

553,9g 
1498.53 
2130,16 
1328,18 

233., 


1051 
1075 


26 
■108 


i44 


18218,89 


wobei    11    Zuchthengste, 


Kanton  i  10988,51 ,2333,99  0,45 
Sein  Yiehstand  uinfasst  J030  Pferde 
3  Maulthiere  und  Esel,  5799  Stück  Rindvieh,  wobei  3363  Kühe, 
3591  Schaafe,  wobei  685  Heideschnucken ,  2740  Schweine,  601 
Ziegen  und  1066  Bienenstöcke. 

Rohrbacli,  Dorf  und  Hauptort  des  Kantons,  an  der  Eisenbahn 
und  Strasse  von  Saargemünd  nach  Bitsch  und  nach  Finslingen, 
mit  Kirche,  236  Häusern,  259  Familien,  1096  Einw. ,  wobei 
22  Evangelische  und  2  Israeliten,  Friedensgericht,  Steueramt, 
Steuerkasse,  Enregistrementsamt ,  Postexpedition,  Bahnstation, 
3  Mühlen,  Oelmühle,  Gipsöfen,  Getreide-,  Kartoffel-  und  Flachs- 
bau, Strohhulflechterei  und  Netzstrickerei,  war  lothringisch.  In 
der  Nähe  lag  das  zerstörte  Dorf  Michweiler. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Luxen-,  Mathis-,  Schmelzen-  und 
Felsenmühle. 

Achen,  Dorf  am  Achener  Bache,  im  Westen  des  Kantons, 
6  Kilom.  von  Rohrbach,  mit  Kirche,  165  Häusern,  181  Familien, 
933  Einw.,  4  Mühlen,  Oelmühle,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
Seidenweberei  und  Strohhutflechterei,  gehörte  zu  Lothringen.  Eine 
Kömerstiasse  führte  über  Achen  nach  Weidesheim  an  der  Saar. 
Im  Jahre  1271  gab  Graf  Hugo  von  Lützelstein  Zehnten  und  Pa- 
tronat  von  Achen  an  das  Kloster  Herbitzheim.  Zwischen  dem 
Dorfe  und  Binningen  lag  das  im  sechszehnten  Jahrhunderte  zer- 
störte grosse  Dorf  Landweiler. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Gallenmühle,  Oelmühle  und  Wal  k- 
m  ü  h  1  e. 

Bettweiler,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  4  Kilom.  von  Rohr- 
bach,  am  Bickenalbbache,  mit  Kirche,  223  Häusern,  1056  Einw., 


422"  II-   Topographie. 

wobei  1  Evangelischer,  3  Mennoniten  und  4  Israeliten,  3  Mühlen, 
Feldbau  und  Viehzucht,  Kalk-  und  Ziegelbrennerei,  gehörte  zu 
Lothringen,  wurde  im  fünfzehnten  Jahrhunderte  zerstört  und  be- 
stand schon  1150. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Gi singen,  südwestlich,  schon  1267 
genannt,  mit  Kapelle,  Höllingen,  südöstlich,  ebenfalls  schon  1280  bei 
dieser  Abtei  genannt,  Mehlingerhof,  Gisingerhof,  Ziegelhütte 
Bettweiler,  Greinermühle,  Pfiffersmühle,  Kleinmühle.  In 
der  Gemarkung  lag  früher  auch  der  Hof  Meren,  wovon  noch  Ruinen 
vorhanden  sind. 

Bimiingeil ,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Finstingen  und  Lützel- 
stein,  1  Kilom.  südlieh  von  Rohrbach,  mit  Kirche,  245  Häusern, 
"2.59  Familien.  1151  Eiuw..  wobei  6  Mennoniten ,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  Strohhutfleehterei,  3  Mühlen  und  Oelmühle,  gehörte 
zu  Lothringen.  Im  sechszehnten  Jahrhunderte  war  es  Hauptort 
eines  Bitscher  Bezirks,  welcher  Binningen,  Achen,  Enchenberg, 
Ettingen,  Kallhauseu,  Lembach.  Lemberg,  Grossrederchingen,  Rohr- 
hach  und  Sierslhal  umfasste.  Die  Kapelle  Altkirch  liegt  gegen 
Rahling  und  gehörte  zu  dem  im  sechszehnten  Jahrhunderte  zer- 
störten, schon  1150  genannten  Dorfe  Oldingen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Bombacher-,  Felsen-,  Janan-  und 
Mohrenhof,  der  Felsenhof  mit  Mühle,  der  Prügelhof  und  die 
Oberst-,  Mittel-  und  Unterstmühle.  Die  Mittelmühle  heisst  auch 
Weckersmülilc. 

Enchenberg,  Dorf  an  der  Strasse  und  Eisenbahn  nach  Bitsch, 
7  Kilom.  südöstlich  von  liohrbach,  mit  Kirche,  Eisenbahnstation, 
189  Häusern,  197  Familien.  1033  Einw.,  wobei  7  Evangelische, 
(letreidebau  und  Viehzucht  und  Verennkapelle  aus  dem  dreizehnten 
Jahrhunderte,  nördlich  vom  Dorfe,  war  lothringisch  und  hat  den 
Namen  von  den  vielen,  einst  auf  den  benachbarten  Anhöhen  ge- 
pflanzten Nussbäumen,  von  denen  aber  keiner  mehr  zu  sehen  ist. 
Viele  der  Einwohner  arbeiten  in  der  nahen  Krystallfnbrik  St.  Louis. 

Zur  Gemeinde  geliören  der  Guischberghof  und  der  Hof  llciligon- 
bronn  an  der  Kisenbahn  nordwestlich  vom  Dorfe,  sowie  die  Kapelle 
und  ehemalige  Kreniitnge  Ste.  Verene. 

Ettingen,  Dorf  im  westlichen  Theile  des  Kantons,  7  Kilom. 
von  Hohrbach,  gegen  die  Saar,  mit  Kirche,  113  Häusern,  120  Fa- 
milien, i\(\ty  Einw.,  wobei  1  Israelite,  Seidonweberei,  Slrohhut- 
flechterei,  Cretreide-,  Obst-  und  Gemüsebau,  war  lothringisch  und 
gehörte  zum  Amte  SaargemUnd. 

OrOHS  •  Rederchingen ,  Dorf  am  Achener  Hiiche  und  der  Strasse 
von  SaargemUnd    nach    Hitach,   4   Kilom.    nordwestlich   von  Kohr- 


6.   Kreis  Saargemünd.  423 

bach,  mit  Kirche,  248  Häusern,  2<30  Familien,  1183  Eiiiw.,  wobei 
1  Evangelischer  und  44  Mennoniten,  4  Mühlen,  Getreide-  und 
Kartoffelbau  und  Arbeiten  für  Fabriken,  \A'ar  lothringisch  und  ge- 
hörte zur  Grafschaft  Bitsch.     Stürzelbronn  besass  1322  hier  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Singlingen  mit  Kapelle  und 
Kalkofen ,  2  Kilom.  südlich  von  Gross-Rederchingen ,  nach  der  Zerstörung 
wieder  17*20  neu  erbaut,  die  Höfe  Bellevue,  Welschhof  gegen  Sing- 
lingen, 1730  erbaut,  Brandelfing  im  Norden,  888  Landolfinga  und 
königlicher  Hof  unter  den  Karolingern  genannt,  Olferding  im  Osten, 
auch  Hof  D'Olberting  genannt,  mit  gothiscber  Kapelle  aus  dem  drei- 
zehnten Jahrhunderte,  an  Stelle  eines  Nonnenklosters,  das  Ende  des  fünf- 
zehnten Jahrhunderts  zerstört  wurde,  und  die  Erst-  oder  Stumpen-, 
Mittel-  und  Kleinmühle  am  Achenbach.  Im  Banne  Pfaffenthal,  wo 
Ruinen  sind,  soll  einst  ein  Kloster  gestanden  haben. 

KaMliailseil,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  gegen  die  Saar, 
9  Kilom.  von  Rohrbach,  mit  Kirche,  179  Häusern,  930  Einw., 
wobei  5  Evangelische  und  4  Mennoniten,  Mühle  und  Oelmühle, 
Getreidebau,  Viehzucht  und  Strohhutflechterei,  war  früher  zur 
Hälfte  lothringisch  und  nassau-saarbrückisch  (^deutsch)  und  kam 
erst  17GG  ganz  an  Frankreich. 

Zur  Gemeinde  gehören :  Dorf  Weidesheim  an  einem  kleinen  Bache, 
unweit  des  rechten  Säarufers,  mit  Kapelle,  worin  noch  das  Grabmal 
von  zwei  Kindern  der  Familie  von  Bettendorf,  1690  Besitzerin  des 
alten  Schlosses,  wovon  jedoch  nur  ein  Thurm  und  einige  llauerrest« 
übrig  sind;  der  II  üttinger  Hof  am  Eichelbache,  die  Weidesheimer- 
und Kahl  hauser-  oder  Welschmühle.  Vor  den  Bettendorf  gehörte 
Weidesheim  der  Familie  Bitsch  de  Genterberg ,  unehelichen  Nachkommen 
der  Herren  von  Bitsch,  welche  zu  Ende  des  sechszehnten  Jahrhunderts 
eine  neue  Wohnung  erbauten. 

Klein-Redercliingeii,  Dorf  an  der  Eisenbahn  und  Strasse  nach 
Bitsch,  3  Kiloni.  nordöstlich  von  Rohrbach,  mit  Kirche,  144  Häu- 
sern, 700  Einw.,  wobei  9  Evangelische,  Mühle  am  Bache  Bickenalb, 
Ziegelei,  Kalkbrennerei,  Getreidebau  und  Viehzucht  und  Eisenbahn- 
station, gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Horspieler  und  Nidecker  Hof. 

Lambach,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  8  Kilom.  von  Rohr- 
bach, mit  Kirche,  142  Häusern,  150  Familien,  756  Einw.,  wobei 
1  Evangelischer,  3  Mühlen  mit  Lohmühle,  Kartoffelbau,  Viehzucht, 
Strohhutflechterei,  Papierpappenfabrik  und  Arbeiten  in  den  be- 
nachbarten Fabriken,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Glassenberg  mit  zerstreuten 
Häusern  im  Südosten  und  der  Löchersbacher  Hof  mit  Mühle  im 
Süden. 


424  II-    Topographie. 

Mombroim  (Montbronn,  Momern) ,  Dorf  im  Südosten  des  Kan- 
tons, 7  Kilom.  südöstlich  von  Rohrbach,  am  P]iehelbaehe,  mit 
Kirche,  322  Häusern,  343  Famih'en,  1618  Einw, ,  wobei  1  Israelite, 
2  Mühlen.  Ziegelei,  Feldbau,  Viehzucht  und  Arbeiten  in  der  nahen 
Krystalifabrik ,  war  lothringisch.  Mombronn  kommt  schon  1150 
vor,  war  saarwerdensch  und  dann  pfälzisch  und  kam  1623  zu 
Lothringen,  wo  es  Lixheim  zugetheilt  wurde. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Momb ronner  Mühle  nnd  Ziegel- 
hütte, die  Herrner  Mühle  (St.  Louismühle),  J\letschbrückmühle 
am  Büttener  Bache  westlich,  und  die  Münzt halmülile  östlich.  Im 
Jahre  1755  bestand  auch  noch  der  Hof  Eidenheim. 

Rahlingen ,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  am  Bache  von  Gersten- 
thal. 7  Kilom.  südlich  von  Rohrbach,  mit  Kirche,  266  Häusern, 
1080  Einw.,  wobei  11  Evangelische,  3  Mühlen,  Oelmühle,  Feld- 
bau, Viehzucht  und  Strohhulflechterei,  war  lothringisch.  Rahlingen 
war  früher  blos  ein  kleiner  Ort,  der  1647  nur  drei  Einwohner 
hatte,  welche  sich  um  die  alte  Befestigung  angesiedelt  hatten.  Es 
sind  nämlich  hier  nicht  nur  die  Reste  römischer  Befestigungen, 
sondern  auch  eines  kleinen,  1119  erbauten  Schlosses,  das  erst  im 
vorigen  Jahrhunderte  zerstört  wurde.  Rahlingen  selbst  gehörte 
1150  dem  Kloster  Stürzelbronn.  Da  die  Gemarkung  zu  klein 
war,  so  wurde  1829  ein  Theil  der  Gemarkung  der  Eisässer  Ge- 
meinde Diemeringen  an  Kahlingen  abgetreten.  In  der  Nähe  lag 
das  im  vierzehnten  Jahrhunderte  zerstörte  Dorf  Kriegelbach. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Neuhammerhof,  Neumatt lio!', 
Jananhof  nordöstlich  und  nahe  an  dem  gleichnamigen,  zu  Binningon 
gehörigen  Hol",  der  Fink  ho  f,  die  Fabermühle,  Saiimühle  und  das 
Forsthaus  Neumatt,  sowie  das  einzelne  Haus  Griesbach,  Hammer, 
und  der  1845  erbaute  und  1857  erweiterte  Hof  Finkmont;  endlich  im 
Nordosten  an  einem  Bache  Weyerkirch  vor  dem  zerstörten  Dorie 
Criegelbach,  das  im  sechszehnten  Jahrhunderte  verödete  und  schon  1150 
bestandfu  hatte. 

Schmidtweiler ,  Dor/  im  Südwesten  des  Kantons,  7  Kilom, 
von  Rohrbach,  an  der  Gränze  gegen  das  Elsass,  mit  Kirolie, 
80  Häusern,  393  Einw.,  Feldhuu,  Viehzucht  und  Sirohhulllechterei, 
war  lothringisch.  Im  Jahre  1723  errichtete  hier  Herzog  Leopold 
von  Ix>thringen  den  Hof  Dithmnr  zu  Gunsten  des  gleichnamigen 
Herrn.     Der  Hof  ging  aber  nach   und   nach  in  Schmidtweiler  auf. 

Siersthal,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  (>  Kilom.  von  Uohr- 
bach,  am  Schwalbache,  mit  Kirche,  *ilO  Häusern,  217  Familien, 
\(fn  Kinw.,  wobei  2  Mvungelische  und  5  Mennoniten,  3  Mühlen, 
'iOelnitlhlen,  Kiirtodflbau,  Viehzucht,  Strohliulllcchterei  und  Ar- 


6.   Kreis  Saargemünd. 


425 


beiten  in  der  Krystallfabrik,  war  lothringisch  und  schon  1356  be- 
sass  Kloster  Stürzelbronn  hier  (Sigersthal  damals  genannt)  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Ilolbach  mit  Mühle,  1594  aus 
einer  Glashütte  entstanden,  die  Frohmühle,  Rotlimühle  mit  Ziegelei, 
Legere  und  das  einzelne  Haus  Maison  Kusse. 

Sucht,  Dorf  im  äussersten  Südosten  des  Kantons,  an  der 
Gränze  gegen  das  Elsass  und  dem  Eichelbache,  11  Kilom.  süd- 
östlich von  Kohrbach,  an  einem  Bache,  mit  Kirche,  207  Häusern, 
219  Familien,  1051  Einw. ,  wobei  1  Evangelischer,  geringem 
Feldbau  und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  die  Einwohner  ar- 
beiten meistens  in  den  benachbarten  Glasfabriken.  Sucht  selbst 
entstand  zum  Dorfe  durch  eine  Glasfabrik,  welche  in  den  früheren 
Kriegen  zerstört  wurde.  Erst  1767  bekam  der  Advokat  Joly 
wieder  das  Privilegium  zu  einer  solchen,  das  spöter  an  die  Familie 
Coetlosquet  überging,  in  der  Revolutionszeit  aber  confiscirt  wurde, 
worauf  die  neuen  Eigenlhümer  das  Werk  nur  in  St.  Louis  fort- 
setzten. Es  sind  hier  3  Mühlen,  1  Oelmühle  und  Strohhutflechteroi 
und  Sucht  gehörte  zu  Lothringen  und  der  Herrschaft  Bitsch. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Dorf  Speck bronn,  der  Weiler  Neu- 
dorf, die  Pahlesmühle,  Ohligmühle  oder  Katzenkopfermühle, 
Stockho  l'ermühle,  Aneckermühle  am  »Seyniühlenbach  und  die 
Häuser  ö^ntzmatt  im  Westen. 


D.    Kanton  Wolmünster. 

Der  Kanton  gränzt  nördlich  und  östlich  an  Ilheinbayern ,  süd-, 
lieh  an  den  Kanton  Bitsch  und  westlich  an  Rohrbach  und  hat 
folgende  Gemeinden  und  Bodenvertheilung: 


Gemeinden. 

Aecker 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Breidenbach 
Busweiler  . 
Eppingen  . 
Ercliingen . 
Hottweiler . 
Lengelslieim 
Lützweiler . 
Nussweiler 
Obergailbacli 
Ürmersweiler 
Rimlingen . 
Rolbingen  . 
Waldhauseu 
Walschbroim 
Wolmünster 

764,69 
215,07 
859,37 
489,29 
588,72 
345,52 
962,96 
406,79 
734,5ß 
580,7, 
998,10 
452,72 
354,87 
749,31 
1167,04 

95,96 

41,33 
135,3, 

93,91 

100,96 
53,53 

117,52 
57,47 

52,79 

74,-6 

246,90 

56,38 
81,44 

109,72 
168,91 

0,37 
0,94 

0,24 

4,23 
2,95 

12,54 

69,36 

4,06 

75,20 

22,38 
132,3, 

68,25 
40,83 
32,45 
.5,9» 

152,02 

98,73 

_A7^_8?_ 
868,07 

9,68 
33,58 

5,15 

29,23 

6,73 

5,17 

23,53 

16,94 

1^186 

20,19 

50,30 

258,67 

176,26 
38,32 

57,63 
174,72 

1089,44 
400.96 

1064,63 

676,26 

831,84 
530,14 

1456,50 

485,66 
899,40 

731,77 

1326,00 

597,19 

657,75 

1011,1, 

1491,25 

Kanton 

9669,79  1486,99 

8,73 

446.93 

13249,87 

426  II.    Topogi-aphie. 

Sein  Viehstand  unifasst  772  Pferde,  wobei  12  Zuchthengste,  4799 
Stück  Rindvieh,  wobei  2534  Kühe,  2444  Schaafe,  wobei  74  Merinos 
und  737  Heideschnucken,  1855  Schweine,  516  Ziegen  und  865  Bienen- 
stöcke. 

Wolmünster ,  Dorf  und  Kantonshauptort  auf  der  rechten  Seite 
des  Schwalbachs  und  an  der  Strasse  von  Saargemünd  nach  Neu- 
Hornbach  (Pfalz),  mit  Kirche,  217  Häusern,  233  Familien,  1064 
Einw.,  wobei  6  Evangelische  und  19  Mennoniten,  4  Mühlen,  wobei 
1  Lohmühle,  Kalkofen,  2  Oelmühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
Steuerkasse  und  Postexpedition,  gehörte  zu  Lothringen. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Dörfer  Es  ch  weil  er  im  Nordosten  mit 
Schlossruine  axis  dem  zwölften  Jalirhunderte ,  das  einem  Vasallen  von 
Bitsch  gehörte,  1700  als  Erbe  der  Fleckensteiner  dem  Baron  Vitzthum, 
der  sich  eine  neue  Wohnung  erbaiite  und  von  Eschweiler  benannte,  wie 
auch  1271  — 1296  ein  solches  Geschlecht  bestand;  "Weisskirch  südlich 
am  Schwalbache,  mit  Schlossruine,  worauf  1323  ebenfalls  ein  Lehens- 
träger von  Bitsch  sass.  1323  besass  es  Gerhard  Harnasch  de  Wolmünster, 
dann  1428  die  von  Altheim  und  Diirckheim,  später  die  Familien  Esch 
und  Ecke  und  im  vorigen  Jahrhunderte  der  Kanzler  Heinrich  Schwebel 
von  Zweibrücken.  Ein  Theil  des  Dorfs  hiess  Centenbach  und  die  Be- 
wohner der  28  früheren  Häuser  behaupteten,  das  Prager  Bürgerrecht  zu 
besitzen;  zu  jedem  dieser  Dörfer  gehört  eine  der  Mühlen. 

Breidenbacll ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  an  einem  Seiten- 
bache des  Hornbachs,  5  Kilom.  von  Wolmünster,  mit  Kirciie, 
165  Häusern,  172  Familien,  826  Einw.,  wobei  4  Evangelische 
und  7  Mennoniten,  Postagentur,  Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau 
und  Mühle,  war  k)thringi8ch.  Schon  1152  besass  das  Kloster 
Wadgasse  hier  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Weiler  Olsberg  im  Südwesten  und 
Kleinwald,  der  Brei  tsitterhof  (Breitensiedcrhof),  der  Schatzenhof, 
Sauerhof  und  das  Forsthaus  Schweinbronn. 

Busweiler,  Dorf  am  Hornbach,  im  äussersten  Osten  des  Kan- 
tons, H  Kilom.  von  Wolmünster,  mit  Kirche,  53  Häusern,  54  Fa- 
milien, 261  Einw,,  2  Mühlen,  mehreren  Sägmühlen,  Lohmühle, 
Ilranntweinbrennerei  und  etwas  l'^eldbau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch. Das  Dorf  wird  schon  1170  genannt  und  die  Abtei  Werners- 
weiler iMJSOfls  r2<)5  daselbst  Güter. 

Eppingen,  Dorf  links  vom  Schwalbaciu'.  und  an  der  Grunze 
der  l'fHlz,  3  Kilom.  südwestlich  von  Wolmünster,  mit  Kirche, 
141  HäuHcrn,  142  l'amilien,  622  Einw.,  3  Mühlen,  Zieg<'Iei,  (Je- 
treidc-  und  KiirlodcIlHiu,  gehörte  zu  Lothringen  und  der  Herrschaft 


6.    Kreis  Saargemünd.  427 

Bitsch.     Dabei  lag  früher  ein  Schloss,   das  wohl  den  Herren  von 
Uthweiler  in  der  nahen  Pfalz  gehörte. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Urbach  mit  zwei  Mühlen  und 
Ziegelhütte,  welches  schon  973  bestand  und  1297  von  der  Abtei  Horn- 
bach  vom  Grafen  von  Bitsch  erworben  wurde,  die  Eppinger  Mühle 
und  die  Vogelsmühle  am-Schwalbache,  welche  früher  Fundmühle  hiess. 

Erchingen,  Dorf  links  vom  Bickenalbbache ,  im  Westen  des 
Kantons,  7  Kilom.  von  AVolmünster,  mit  Kirche,  110  Häusern, 
495  Einw.,  Mühle,  Getreide-  und  Kartoffelbau,  Viehzucht  und  Jahr- 
markt am  26.  Juli,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Guiderkirch  mit  Kirche,  Pfarr- 
haus und  Mühle  am  Bickcnalbbache,  der  schon  1150  als  Rüdelkirch 
bestand,  1635  von  den  Schweden  zerstört,  sechszig  Jahre  später  wieder 
von  Tj'rolern  aufgebaut  wurde  und  1713  eine  Kirche  erhielt,  und  die 
Schiffersmühle  am  Bickcnalbbache,  nahe  der  bayerisclien  Gränze. 

Hottweiler  (Ottweiler,  üttweiler),  Dorf  im  Süden  des  Kantons, 
5  Kilom.  von  Wolmünster,  mit  Kirche,  162  Häusern,  732  Einw., 
wobei  9  Evangelisehe  und  8  Mennoniten,  Mühle,  2  Ziegelhütten, 
Getreide-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch 
und  zur  Grafschaft  Bitsch  gehörig  und  entstand  mitten  im  Walde 
auf  einer  Rodung. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe:  Kapellenhof,  Welßchhof, 
Neunkirchhof  am  Schwalbache,  Nassen wald,  um  1850  auf  einer 
Rodung  im  Norden  erbaut,  die  Ziegelei  Lageret  (Legerey),  1750  erbaut, 
mit  Forsthaus,  und  die  Neumühle.  Der  Hof  St.  Lang  ist  schon  im 
achtzehnten  Jahrhunderte  zerstört  worden. 

Lengelsheim ,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  am  Bindelbache, 
4  Kilom.  östlich  von  Wolmünster,  mit  Kirche,  108  Häusern, 
503  P]inw.,  wobei  7  Evangelische,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und 
Gemüsebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Bersiedershof. 

LÜtzweiler,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  3  Kilom.  von  Wol- 
münster, mit  Kirche,  121  Häusern,  136  Familien,  760  Einw., 
wobei  1  Pjvangelischer,  2  Mühlen  am  Schwalbache,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Das  Dorf  wird  schon  727  im 
Leben  des  heiligen  Pirmin  genannt,  dann  gehörte  es  schon  vor 
1115  bis  zum  siebenzehnten  Jahrhunderte  zur  Abtei  Busendorf, 
welche  den  Pfarrsatz  besass. 

Zur  Gemeinde  gehören:  das  nördlich  gelegene  Dorf  Schweyen, 
mit  Kapelle,  Mühle  und  zwei  Kalköfen,  die  Lützen-  und  Schwe3'en- 
mühle  und  der  Windhof. 

Nussweiler,  Dorf,  3  Kilom.  südöstlich  von  Wolmünster,  nahe 


428  II-   Topographie. 

der  Strasse  von  Bitsch  nach  Zweibrücken,  nnit  45  Häusern,  4G  Fa- 
milien, 215  Einw. ,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch. 
Im  Jahre  1298  erhielt  die  Abtei  Weruersweiler  hier  Güter  von 
Karl  Repper  von  Saarbrücken.    Ks  war  Lehen  von  Bitsch. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  westlich  davon  gelegene  Weiler  Dollen- 
bach, \'vo  Stürzelbronn  schon  13'29  begütert  war,  ein  Lehen  von  Bitsch 
und  zur  Seigneurie  Eschweiler  gehörig. 

Obergailbacll ,  Dorf  im  Westen  des  Kantons,  9  Kilom.  von 
Wolmünster,  am  Gailbache,  mit  Kirche,  L19  Häusern,  120  Fa- 
milien, 549  Einw.,  2  Mühleu,  Getreidebau  und  -Viehzucht  und 
Netzstrickerei,  war  lothringisch  und  ichon  1150  besass  die  Abtei 
Wernersweiler  hier  Güter. 

Ormersweiler ,  Dorf  an  der  bayerischen  Gränze,  2V2  Kilom. 
nordwestlich  von  Wolmünster,  mit  95  Häusern,  117  Familien, 
488  I^inw. ,  wobei  4  Evangelische,  Mühle,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht, war  lothringisch.  Schon  1304  war  die  Abtei  Hornbach  hier 
begütert. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Selvcn  und  Halmwald. 

Rimlingen,  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  links  vom  Hicken- 
albbache,  7  Kilom.  von  Wolmünster,  mit  Kirche,  150  Häusern, 
754  Einw.,  wobei  1  Evangelischer  und  G  Menuoniten,  Mühle,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Das  Dorf  ist  alt,  denn 
schon  im  achten  Jahrhunderte  besass  die  Abtei  hier  Güter  und  es 
gehörte  zu  den  königlichen  Höfen  der  Karolinger.  Im  sechszelmten 
Jahrliunderte  war  es  Sitz  einer  Prevot^.  Oberhalb  Rimlingen  standen 
die  Ruinen  des  Schlosses  Lothringen,  das  sehr  alt  war,  über 
welches  aber  alle  weiteren  historischen  Nachrichten  fehlen.  Wahr- 
scheinlich haben  es  die  ersten  lothringischen  Besitzer  der  Herrschaft 
Bitsch  so  benannt.  Der  Kirchenthurm  wurde  von  Ludwig  Xlll.  erbaut. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Werschingermühle  (auch  Virgin  von 
den  Franzosen  genannt),  und  der  Schönhof  (auch  Moranvillc  genannt), 
im  Westen  der  Gemeinde,  1727  errichtet. 

Rolbingen,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  an  der  (iräiize 
der  Pfalz  und  dem  Hornbuclie,  8  Kilom.  von  Wolmünster,  mit 
96  HäuserD.,  97  Familien,  408  Einw.,  wobei  7  Evangelische,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht  lind  2  Mühlen,  war  lothringisch.  Im 
Winter  verfertigen  die  Einwohner  Zwirnliand.xchuho.  Ks  war 
liehen  von  Bitsch.  Aul  der  Gemarkung  gegen  Schweden  waren 
1793  Verschanzungen  angelegt,  wo  die  Rekruten  der  Massen- 
urhebung versammelt  wurden. 

Zur  Gi-mehulc  gcliören  dnH  niirdlich  am  Horiilmclio  gelegene  kleine 
Dorf  O PI .1  i ,ii«    \|..i,i,.     ,!,,<   Horl'  (tlir.'iil  IimI  .    wcsllicli   gelegen 


6.   Kreis  Saargemünd.  429 

und  früher  Engelmannhof  genannt,  der  Rolbinger  Hof  am  Hombache, 
der  Hof  Dorst  und  der  Kreutzerhof.  Im  Jahre  1755  gab  es  auch 
einen  Weiler  Hartberg  und  im  sechszehnten  Jahrhunderte  einen  Weiler 
Trusch,  der  gegen  Dorst  lag  und  ein  Frauen  kl  oster  hatte. 

Waldhausen,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  am  linken 
Ufer  des  Hornbaciis,  8  Kiiom.  von  Wdlniünster,  mit  Kirche, 
68  Pläusern,  87  Familien,  442  Einw.,  wobei  8  Mennoniten  und 
2  Israeliten ,  Mühle  und  Kalkofen,  war  lothringisch.  Im  Jahre  1250 
besass  Stürzelbronn  hier  Güter  von  Rainold  Graf  de  Castres,  Herr 
von  Bitsch.  ' 

Walsclibroiiii ,  Dorf  im  äussersten  Nordosten  des  Kreises,  an 
der  bayerischen  Gränze  und  dem  Winschbache,  10  Kilom.  von 
Wolmünster,  mit  Kirche,  167  Häusern,  779  Einw.,  wobei  11  Evan- 
gelische und  22  Mennoniten,  2  Mühlen  ,  Ziegelei,  Oelmühle,  Kar- 
toffelbau, Viehzucht,  Zwirnhandschuhstrickerei  und  Strohhut- 
flechterei,  war  lothringisch.  Walschbronn  steht  an  der  Stelle, 
wo  schon  zu  den  Zeiten  der  Kömer  und  der  Einfälle  aus  Deutsch- 
land Befestigungen  errichtet  waren,  auch  sind  Spuren  einer  alten 
Kömerstrasse  vorhanden.  Wahrscheinlich  hatte  auch  die  bituminöse 
und  Petroleumquelle  Ansiedler  herbeigezogen.  Kaiser  Friedrich 
Barbarossa  Hess  die  Quelle  besser  fassen  und  die  Bäder  wieder 
herstellen  und  das  Dorf  wurde  nach  und  nach  sehr  bevölkert,  indem 
man  die  Quellen  für  sehr  heilsam  hielt.  Schon  1170  war  Stürzel- 
bronn hier  begütert  und  ihm  wurde  auch  12434  die  Kirche  von 
Bischof  Bertram  von  Metz  einverleibt;  die  Pfarrei  war  einst  sehr 
gross.  Zu  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  (141X))  erbauten  die 
Grafen  von  Zweibrücken  ein  Schloss,  das  aber  nicht  vollendet 
und  im  Kriege  des  Herzogs  Karl  IV.  von  Lothringen  gegen  die 
Pfalz  verbrannt  wurde,  wobei  auch  (^^uellen  und  Bad  zu  Grunde 
gingen.  Herzog  Leopold  versuchte  1713  vergebens,  dieselben  wieder 
herzustellen,  fand  aber  die  (Quelle  nicht  mehr  vor,  die  erst  1755 
von  Aerzten  der  Akademie  wieder  unter  dem  Schutte  aufgefunden 
wurde,  worauf  König  Stanislaus  das  Bad  wieder  herzustellen  suchte. 
Aber  man  fand  nun  die  (Quelle  nicht  mehr  so  gehaltreich  wie  früher 
und  so  ging  auch  der  Glauben  an  ihre  Heilkraft  verloren.  Man 
leitet  den  Namen  des  Orts  von  Waldbrunnen  ab. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Dorst,  einst  ein  Dorf,  und  der 
Dorsterhof,  mit  Ziegelhütte. 


430  II-    Topographie. 

7.   Kreis  Saarburg. 

Der  Kreis  Saarburg  nimmt  den  südlichen  Theil  des  Bezirks  ein 
und  gränzt  südöstlich  und  östlich  an  das  Elsass,  südwestlich  und 
^westlich  an  das  französische  Meurthedepartement,  nördlich  und  nord- 
westlich an  den  Kreis  Chäteau-Salins.    Seine  Breite  beträgt  von  Ost 
nach  West  40  Kilometer,  seine  Länge  von  Süd  nach  Norden  41  Kilom. 
Die  Bodenfläche  umfasst  18,32,  Quadratmeilen  oder  etwa  99,583  Hek- 
taren, wornach  der  Kreis  der  zweitgr()sste  ist.    Diese  Fläche  vertheilt 
sich  also:   bestellbares  Land  36,833  Hekt.,  Wiesen  12,793  Hekt., 
Reben  42  Hekt.,  Wald  (steuerpflichtiger)  13,756  Hekt.,  Obstgärten 
1039  Hekt.,  Heideland  869  Hekt..  Teiche  1803  Hekt.,  überbautes  Land 
223  Hekt,  Strassen,  Wege  und  Plätze  1691  Hekt.,  Flüsse  und  Bäche 
259  Hekt,  Forsten  und  nicht  ertragreiches  Staatseigenthum  30,248 
Hekt.,  Kirchhöfe,  Kirchen  und  Pfarrhäuser  27  Hekt,  von  welcher 
Summe  32,225  Hekt.  nicht  steuerpflichtig  sind.     Der  Kreis  ist  der 
am  wenigsten  fruchtbare,  theil  weise  rauh,   und  gehört  mit  seinen 
südlichen  Gegenden  und  Thälern   ganz  dem  hohen  Vogesenlande 
an,   das  jedoch   gegen   den   Marne- Hheinkanal   rasch   abfällt  und 
dann  den  lothringischen  Hügelcharakter  annimmt   Die  bedeutendsten 
Höhen  liegen  im  südlichsten  Theile,  der  sich  beim  Donon  (1010  M.) 
zuspitzt  und  an  der  Wasserscheide  und  Gränze  gegen  das  Elsass 
die  grössten  Höhenpunkte  hat,  welche  am  Cote  de  le  TEngin  914, 
la  Gde  Cöte  905,  Murstein  952  M.  erreichen,  zwischen   den  tief 
eingeschnittenen  Thälern  des  Blanc-Kupt,  von  St  (^uirin,  Abresch- 
weiler  und  der  Zorn  noch  hohe  Bergrücken  bis  zu  500— 6(K)  nach 
Norden  sendet     Bei  der  Vereinigung  der  weissen  und  rothen  Saar 
liegt  das  Land  aber  nur  noch  271  M.  über  dem  Meere  und  behält 
sodann  den  Hügelcharakter,  indem  es  nur  gegen  Osten  noch  eine 
etwas  höhere  Lage  erhält,   gegen  Norden  aber  noch  mehr  abfällt 
und  beim  Abflüsse  der  Saar  nur  noch  eine  Höhenlage  von  223  M. 
hat,  über  welche  sich  die  einzelnen  Hügel  nur  noch  um  50—100  M. 
erheben.    Das  Hauptgewässer  ist  die  Saar,  welche  als  weisse  und 
rotlje  Saar  in    zwei  Armen  aus    den   Vogesen  kommt,  sich   bei 
Hermelingen  zu  einem  einzigen  Flusse  gestaltet  und  dann  nördlich 
fliesttt,  imi  den  Kreis  unterhalb  Nieder.stin/.el  zu  verlassen.    Die  Saar 
nimmt  zahlreiche  /aiIIühsc   auf,   wovon  auf  der  rechten  Seite  den 
Uievrebach  und  Bruchbach,  auf  der  linken   aber  den  Landbach, 
ein  Alifhiss  de»  Stockwcihers,   und  den    Landbach,   drr  aus   dem 
groMen  Mühlweiher  kommt.     Im  östlichen  'riuüc  llicsat  die  Zorn, 
welche  elMsnfHils  von  dem  Höhenzuge  der  ^  (tge^^(>n  kommt,  zuerst 


7.   Kreis  Saarburg.  431 

in  nördlicher  I^iehtung  bis  Lüfzelburg  und  dann  östlich  dem  Elsasse 
zu,  um  in  den  Khein  zu  fallen.  In  westlicher  und  südlicher  Rich- 
tung sendet  der  Kreis  einige  Gewässer  Frankreich  zu,  wie  den 
grossen  Weiherbach  bei  Foulcrey  und  den  Sanon,  welcher  in  die 
Meurthe  fällt.  Sonst  fliessen  noch  nach  dem  Seillegebiete  einige 
Bäche  durch  den  Lindreweiher.  An  stehenden  Wassern  ist  der 
Kreis  sehr  reich  und  dieselben  bilden  hier  vorzugsweise  die  Reser- 
voirs für  die  Speisung  des  Saarkanals  und  hängen  stets  mit  rück- 
wärts liegenden  kleineren  Weihern  zusammen,  welche  das  von 
den  waldigen  Höhen  kommende  Wasser  ansammeln.  Hier  sind 
zu  erwähnen  ganz  an  der  französischen  Gränze  der  kleinere  Weiher 
von  Hattigny,  dann  die  grösseren  Weiher  von  Rixingen  und 
Gondrexange,  durch  welchen  der  Marne-Rheinkanal  geht  und  den 
Saarkanal  nach  Norden  abzweigt.  Letzterer  berührt  sodann  in 
seiner  nördlichen  Richtung  den  Stockweiher  und  grossen  Mühl- 
weiher. Ohne  diese  1845  Hekt.  umfassenden  Weiher  zwischen  den 
waldreichen  Hügeln  würde  der  Saarkanal  nicht  bestehen  können, 
aber  auch  die  ganze  Gegend  bald  an  Wassermangel  leiden.  Be- 
züglich des  Marne-Rheinkanals  ist  die  Merkwürdigkeit  zu  erwähnen, 
dass  hier  südlich  von  Hommartingen,  auf  der  Gemarkung  von 
Arschweiler,  Kanal  und  Eisenbahn  auf  einer  Strecke  von  2500  M. 
und  dann  wieder  von  415  M.  über  einander  laufen.  —  Von  Ver- 
kehrswegen besitzt  der  Kreis  eine  grosse  Strecke  der  Paris-Strass- 
burger  Eisenbahn,  welche  bei  Avricourt  den  Kreis  betritt,  Rixingen 
und  Saarburg  berührt  und  bei  Lützelburg  nach  dem  Elsasse  über- 
tritt. Von  Avricourt  geht  nordwärts  die  Seitenbahn  nach  Dieuze 
und  von  Saarburg  die  Saarbahn  über  Berthelming  und  Finstingen 
nach  Saarunion  und  Saargemünd.  Von  Berthelming  wird  gegen- 
wärtig eine  weitere  Bahn  durch  die  Kantone  Albesdorf  und  Gross- 
tännchen  nach  Remilly  zum  Anschlüsse  an  die  Bahn  nach  Metz 
gebaut.  Von  wichtigeren  Strassen  durchziehen  den  Kreis  jene 
von  Blamont  nach  Dieuze  und  Saarburg,  von  Nancy  und  Metz 
über  Chäteau-Salins  und  Vic  einerseits,  über  Dieuze  nach  Finstingen 
und  Pfalzburg  und  andererseits  über  Heming  und  Saarburg  nach 
Strassburg  und  von  Saarburg  über  Finstingen  und  Saarunion 
und  von  Pfalzburg  über  Saarunion  nach  Saarbrücken.  Nach  den 
Vogesenthälern  ziehen  ebenfalls  gute  Verkehrswege,  um  den  ver- 
schiedenen Holzprodukten  eine  leichtere  Abfuhr  zu  sichern.  Der 
Kreis  hat  jedoch  nur  im  südlicheren  Theile  stärkere  Wasserkräfte 
und  höheren  Fall  und  etwa  110  Mühlen,  wovon  viele  zum  Holz- 
schneiden dienen.     Wie  der  Boden    schwer   und   wenig   fruchtbar 


432  II'   Topographie. 

und  das  Klima  in  den  Vogesen  rauh  ist,  so  bedeckt  ihn  auch  die 
grösste  Waldfläche  des  Gebirgs,  nämlich  mehr  als  37,000  Hekt., 
nebst  etwa  weiteren  7000  Hekt. ,  welche  nur  Gestrüppe  tragen. 
Nur  die  Hälfte  des  Kreises  lebt  von  der  Landwirthschaft,  denn 
der  Boden  ist  im  Ganzen  sehr  schlecht,  mit  Ausnahme  an  der 
Saar,  die  Landwirthschaft  auf  niederer  Stufe,  und  man  pflegt 
ausser  Weizen,  Hafer-  und  KartofTelbau  hauptsächlich  die  Wiesen 
und  Futterpflanzen.  Weinbau  treiben  nur  sieben  Gemeinden.  Wie 
jedoch  der  Ackerbau  einerseits  durch  Festhalten  an  der  ver- 
alteten Wirthschaft  und  dem  Jlangel  rationellen  Betriebs  leidet, 
so  fehlt  es  auch  an  billigen  Arbeitskräften,  da  der  Arbeitslohn  zu 
theuer  geworden  ist  und  landwirthschaftliche  Maschinen  noch  selten 
sind.  Bei  Saarburg  und  Pfalzburg  ist  der  Boden  so  ziemlich  am 
schlechtesten.  Der  Yiehstand  ist  dagegen  ziemlich  zahlreich  und 
umfasst  6750  Pferde,  25  Maulesel  und  Esel,  21,859  Stück  Rind- 
vieh, wobei  12,192  Kühe,  12,142  Schaafe,  17,580  Schweine  und 
Ferkel,  3452  Ziegen  und  5123  Bienenstöcke.  Die  Pferdezucht  ist 
am  stärksten  im  Kanton  Rixingen,  am  schwächsten  in  Pfalzburg 
und  Lörchingen,  sonst  steht  aber  der  Kanton  Rixingen  voran  und 
kommen  sodann  Lörchingen  und  Saarburg.  In  Ermangelung  der 
natürlichen  Produktionsweisen  tritt  dagegen  die  Industrie,  besonders 
im  Süden,  ein  und  befinden  sich  Fabriken  in  St.  Quirin,  Plaine 
de  Valsch  und  Vallerysthal;  ferner  im  Kantone  Lörchingen.  Die- 
selbe umfasst  viele  Sägemühlen,  Glashütten,  Ilolzarbeiten,  Porzellan- 
fabrikation, Ziegelei,  Steinbrüche,  Handschuhfabrikntion,  Strohhut- 
manufaktur, sowie  noch  verschiedene  andere  Zweige  der  Haus- 
industrie. Der  Handel  ist  nicht  ganz  unbedeutend  und  die  beiden 
Kanüle  ((Ordern  einen  erheblichen  Verkehr,  namentlich  mit  Stein- 
kohlen und  Holz.  Die  neue  Zolllinie  hat  aber  besonders  jenen 
Verkehr  vermindert  oder  ganz  beseitigt,  welcher  mit  den  franzö- 
sischen Seehäfen  im  Westen  bestand,  woher  sänmitliche  ('olonial- 
waaren  und  überseeische  Produkte  bezogen  werden  mussten.  Von 
hi«'r  aus  ist  dagegen  eine  rechte  Geschäftsverbindung  mit  DcTitsch- 
land  noch  nicht  eingetreten  und  einige  Industrien  mussten  eigene  Aus- 
kunftsmittel  anwenden,  um  den  französisclien  Markt  durch  Umgehung 
de«  Zolls  zu  erhalten ,  indem  z.  B.  jetzt  nur  die  Strohgeflechto  im 
liUnde  gemucht  werden  und  dieHC  als  Halbfabrikat  nach  Nancy  und 
PiiriH  gehen,  wo  sie  erst  die  Hutfa^on  und  Appretur  erhalten. 

Der  Kreis  umfasst  die  Kantone  Saarburg,  Finstingcn,  Lör- 
elihi^en,  l'ful/.burg  und  iiixingcn  uu<l  i:{,M2  Häuser,  14,7(51  Fa- 
milien,  (51,325  Kinw.  (2H,}ni<)    münnliche    und  32,405   weibliehe) 


7.   Kreis  Saarburg. 


433 


uebst  1132  Militärpersonen,  und  dabei  sind  4639  Evangelische, 
266  Mennoniten  und  1429  Israeliten.  Es  kommen  somit  auf  jede 
Geviertmeile  3347  Einw.  oder  auf  jeden  Einw.  I,ß23  Hekt,  Land. 
Unter  den  Bewohnern  sind  52  Blinde,  55  Taubstumme,  72  Blöd- 
sinnige und  Kretinen  (die  meisten  in  Finstingen  und  Saarburg) 
und  15  Irren.  Von  den  früher  zum  Kreise  gehörigen  116  Ge- 
meinden sind  neun  bei  Frankreich  verblieben. 


A.    Kanton  Saarburg. 

Der  Kanton  gränzt  an  die  Kantone  Pfalzburg,  Lörchingen  und 
Finstingen  und  umfasst  folgende  Gemeinden  und  Bodenverhältnisse: 


Gemeinden. 


Barchain    .     . 
Bfbing  .     .     . 
Biberkirch.     . 
Bruderdorf 
Bühl.     .     .     . 
Diane  -  Kapelle 
Dreibrunnen  . 
Haarberg    .     . 
Harzweiler 
Hessen  .     .     . 
Hof  .... 
Hommartingen 
Hommert    . 
Imlingen    .     . 
Kerpricli     .     . 
Langd    .     .     . 
Niederweiler  . 
Plaine  de  Valsch 
Rieding.     .     . 
Rhodes  .     .     . 
Saarburg    .     . 
Schneckenbuscli 
Scliweixingen 
Waldscbeid     . 
Zlttersdorf.     . 

Kanton 


Aecker. 


110,60 
410,28 
141,03 
222,84 
59 1  «55 

36y;44 

359,88 
144,64 

222,24 
509,n 
439,64 
477,8, 
124,87 
428,94 
419,2, 
705,97 
241, S5 
15Ü.75 
612,66 
4W.85 

485,89 

94,s9 
392,86 
530,07 
622,22 


9240,15 


Wiesen. 

38-183 

114,26 

13,20 

84,75 

420,16 

113-100 

78,80 

27,,9 

18,65 
267,36 
173,73 
209,28 

38,20 
160,8, 
150,99 
473,96 
161,7 

84,40 
2r)2,65 
174,82 
146,60 
56,95 
82,4, 
201.92 

119,67 


3364, 


i64 


Wein- 
berge. 


Wald. 


13,12 

87,62 

121. 

80, 


654.. 


84. 
273 


:05 


165,30 

652,33 
226,24 
204,62 
111^ 
35,74 

42^53 

24,09 


2776 


^87 


Obst- 
gärten. 

1,94 

5,97 

21-125 

25,09 

3^54 
15,57 
21,20 

6,96 
17,07 

2,51 

1^' 

16,66 

12,92 

10,9, 

0,99 

10.,6, 

6,60 

3,64 

4,,9 

8,39 

10,54 

11,35 

15,84 

11 192 


Forsten. 
405,11 

123,55 

428,97 

457,73 
183,24 


Gesamnit- 
Plüche. 


148 


S38 


271,57 


571,77 
0,66 


2971.95 
320,52 


169,49 

957,14 
284.42 
479,02 

1152,81 
72o,24 

1153,77 

629..6 
268-69 

1284.59 
937-38 

1009,79 
348,63 
64ö,44 
808,57 

1295-72 

1089-5,; 

496,24 

114iS50 
1526.92 

731-88 

212-48 

514.83 

3834.55 

1143.70 


264,44  t5883,45i  22850-22 


Er  enthält  1683  Pferde,  wobei  17  Zuchthengste,  13  Maulthiere 
und  Esel,  5233  Stück  Rindvieh,  wobei  3000  Kühe,  3027  Schaafe, 
wobei  58  Merinos  und  1995  Heideschnucken ,  1075  Schweine,  914 
Ziegen  und  1298  Bienenstöcke  und  lieferte  1872  98  Pfund  Seideii- 
cocons. 

Saarbnrg  fPons  Saravi,  Kaufmann  -  Saarburg) ,  Stadt  und 
Kreishauptort  am  rechten  Saarufer,  dem  Marne- Rheinkanal  und 
der  Eisenbahn  und  Strasse  von  Paris  nach  Strassburg,  liegt  ziemlich 

Huhn,  Deutsch -Lothringen.  28 


434  ^I-    Topographie. 

eben  und  hat  eine  Brücke  über  die  Saar,  Kirche,  403  Häuser, 
705  Familien,  2821  Einw.,  wobei  291  Evangelische,  6  Mennoniten 
und  274  Israeliten ,  eine  Garnison,  Kreisdirektion,  Friedensgericht, 
Polizeicommissariat,  Hauptzollamt,  Wasserbauingenieur,  Oberförster, 
Steuerkasse,  Enregistrements- Einnehmerei,  Hypothekenamt,  Post- 
amt, Landwehrbezirks -Commando,  Collegium,  3  Mühlen,  Loh- 
mühle, Buchdruckerei,  Brauerei,  Glockengiesserei,  Ziegelhütten,  Ger- 
bereien, Steinbrüche,  Synagoge,  Saarbrücke  mit  drei  Bogen,  Uhr- 
glasfabrik, Getreide-,  Hopfen- und  Futterbau,  Frucht-  und  Schweine- 
markt  am  Dienstag,  Wochenmärkte  Dienstag  und  Freitag,  Vieh- 
markt jeden  ersten  Dienstag  im  Monat,  Jahrmärkte  an  Pfingsten 
und  am  ersten  Samstag  im  September,  ist  so  ziemlich  der  älteste 
Ort  der  Gegend  und  ihr  Besitz  war  lange  zwischen  den  Bischöfen 
und  Lothringen  streitig.  Saarburg  wird  schon  im  Itinerarium  von 
Antonin  als  Pons  Saravi  erwähnt  und  war  unter  der  Karolingerzeit 
Hauptort  des  Pagus  Saravensis  (Saargaus),  galt  auch  bereits  966 
als  Grafschaft,  wo  Kloster  Vergavilie  hier  Güter  und  die  Kapelle 
St.  Austin  besass.  Aus  den  Römerzeiten  fsvnd  man  Münzen,  die 
kleine  Reiterstatue  eines  tribokischen  Kriegers  und  ein  ]>asrelief 
von  Apollo.  Das  Bisthum  Metz  besass  Saarburg  schon  sehr  frühe, 
zerstörte  gegen  1180  ein  Schloss  in  der  Nähe  und  gab  Saar- 
burg, das  1213  verbrannte,  an  die  Grafen  Dabo  (Dachsburg), 
nahm  es  aber  1238  wieder  in  Besitz,  als  Gertrude  von  Dachs- 
burg starb,  welche  es  von  Johann  von  Apremont  erhalten  hatle 
Unter  König  Philipps  H.  und  Otto's  IV.  Kriegen  litt  es  sehr,  der 
Bischof  stellte  dann  1240  die  Mauern*wieder  her,  jedoch  nur  um 
einen  Theil  der  Stadt,  gab  ihr  Privilegien,  errichtete  P256  das 
Collegium  St.  Stephan  und  begünstigte  die  Niederlassung  lom- 
bardischer Handelsleute,  wovon  der  Ort  den  Namen  Kaufmnnn- 
Saarburg  erhielt.  Im  Jahre  1257  gaben  (irnf  Johann  von  Znbeni 
und  seine  Frau  Agnes  dem  Collegiatstift  das  Palronatsrecht,  das 
er  von  seinem  Bruder  ererbte,  und  von  da  an  entstand  wohl  die 
Commende  des  deutschen  Ordens,  die  Congregation  der  socurs 
de  Remingen  und  12<)7  das  Kloster  der  C'ordeliers.  Die  Bischöfe, 
welche  schon  lO.'C»  hier  eine  Münze  halten,  gorielhon  bald  n)it 
den  Bürgern  in  Händel  und  sie  v«'rweigerten  1350  (U'm  Bischöfe 
den  Gehorsam  und  suchten  den  SchulK  des  Herrn  von  Finstingen, 
worauf  al>er  der  Kaiser  sich  des  Bischofs  aiinnhni  und  ihm  die 
Stadt  unterwarf.  Aber  schon  sieben  .lahre  Hpüler  crnciKMlen  sich 
die  Unruhen.  Krzbisehof  Boemund  von  Trier  zog  sich  13(13  hierher 
xurUck,  wo  er  1JW57  starl».     Da  sich  die  riinihcu  I37<>  erneuerten. 


7.   Kreis  Saarburg.  435 

SO  vergabte  Bischof  Thierry  Bayer  Saarburg  an  Heinrich  von 
Lützelstein  und  stellte  auch  die  zerstörten  festen  Mauern  wieder 
her,  wogegen  sich  aber  die  Bürger  widersetzten  und  dabei  das 
Kloster  der  JJames  Prechcrcsses  zerstörten.  Es  wurde  nun  Saarburg 
belagert  und  genommen,  und  um  sich  zu  sichern,  gab  der  Bischof 
die  Hälfte  von  Saarburg  1396  an  Herzog  Karl  H.  von  Lothringen, 
was  aber  die  Bürger  noch  nicht  beruhigte.  Herzog  Heinrich  von 
Lothringen  bestätigte  sodann  den  Bürgern  ihre  Freiheiten.  Im 
Jahre  1461  brannte  Saarburg  ab  und  wurde  bis  1483  wieder  her- 
gestellt. Die  Stadt  unterwarf  sich  1472  Lothringen  ganz  und  er- 
hielt dafür  verschiedene  Rechte  und  Freiheiten  für  ihren  Handel. 
Als  am  24.  September  1561  die  Veste  abbrannte,  wurde  sie  nicht 
mehr  hergestellt.  Nach  langen  Streitigkeiten  über  den  Besitz  ver- 
kaufte endlich  1561  der  Bischof  seine  Hechte  förmlich  an  Herzog 
Karl  III.  von  Lothringen.  Im  Jahre  1629  wurden  die  Kapuziner 
hier  eingeführt.  Als  König  Ludwig  XHI.  von  Frankreich  den 
Herzog  Karl  IV.  vertrieb,  behielt  er  Saarburg  ruhig  bis  zum  pyre- 
näischen  Frieden.  Im  Jahre  1635  hausten  die  Kaiserlichen  unter 
Gallas  hier  sehr  arg,  im  nächsten  Jahre  wurde  es  von  den  Schweden 
in  Asche  gelegt,  nachdem  im  Jahre  vorher  die  Pest  sehr  gewüthet 
hatte,  und  endlich  wurde  Saarburg  1661  von  Lothringen  an  Frank- 
reich abgetreten,  worauf  Ludwig  XIV.  dafür  Sorge  trug,  Saarburg 
wieder  herzustellen.  —  Hier  war  der  französische  General  Houchard 
geboren.  Früher  war  Saarburg  berühmt  wegen  seiner  Fabrik 
de  Pdle  zu  Bauverzierungen  durch  Sculptur  anstatt  Steinhauer- 
arbeiten, wozu  der  in  der  Gegend  gefundene  Gype  und  Marmor 
vor trefl liehen  Stoff  darbot. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  aufwärts  an  der  Saar  gelegene  Matt- 
inühle  (Mathemühle,  wohl  Mathesmühk-) ,  und  llimlingmühle. 

Barchain,  Dorf  in  einem  Thälchen  nördlich  von  Heming, 
7 Vi  Kilom.  südwestlich  von  Saarburg,  mit  54  Häusern  und  198 
Einw.,  gehörte  dem  Bisthume  Metz  schon  vor  dem  sechszehnten 
Jahrhunderte  und  treibt  vorzugsweise  Getreidebau  und  Viehzucht. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  Schloss  Huberville  mit  Hof,  westlich 
vom  Dorfe. 

Bebing ,  Dorf  in  einem  kleinen  Thälchen  an  der  Strasse  von 
Paris  nach  Strassburg,  5  Kilom.  südwestlich  von  Metz,  mit  49  Häu- 
sern, 200  Einw.,  wobei  2  Evangelische,  Getreide-  und  Kartoffelbau, 
I^erde-  und  Viehzucht  und  Käsebereitung,  wird  schon  1121  in  der 
Bestätigung  des  Bischofs  Stephan  von  Metz  für  die  Abtei  Longe ville 
Bubinga  genannt,  und  1301  erhielt  auch  Kloster  Vergaville  hier 


436  II'   Topographie. 

Güter  von  einem  Ortevicus,  ebenso  1303  von  Hugelo,  genannt 
Zolle  von  Saarburg.  Man  fand  hier  viele  grosse  Ziegelsteine  an 
der  alten  Heerstrasse,  weshalb  dort  wohl  ein  Ort  stand,  sogar 
das  Fundament  einer  ehemaligen  Kirche  und  Münzen.  Das  hier 
im  "Walde  gefundene  Marienbild  wurde  nach  Xouaxange  gebracht, 
wo  es  Ziel  von  Wallfahrten  ist.  Rebing  kam  1661  an  Frankreich. 
In  der  Greraarkuiig  liegen  2  Kilom.  nördlich  der  Nessel  hol",   sowie 

1  Kilom.  nördlich  im  Hintergrunde  des  Thälchens  der  Hof  Rinting, 
der  an  der  Stelle  einer  im  Anfange  des  vierzehnten  Jahrhunderts  ge- 
gründeten und  Notre-Dame  geweihten  Dominikanerahtei  liegt,  die  von 
den  Grafen  I.einingen  als  Ortsherren  von  Bobing  dotirt  wurde. 

Biberkirch,  Dorf  in  der  Ebene  des  Kievrebachs,  9  Kilom.  süd- 
östlich von  Saarburg,  mit  Kirche,  die  1720  auf  den  Ruinen  einer 
alten  Kirche  erbaut  wurde,  10(i  Häusern,  115  Familien,  560  Einw., 
wobei  1  Evangelischer  und  6  Mennoniten,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht, war  lothringisch.  Die  Pfarrei  besteht  schon  seit  dem  An- 
fange des  achtzehnten  Jahrhunderts.  Beim  Bau  der  Kirche  Murde 
eine  Statue  des  Merkur  aus  Vogesensandstein  und  gut  erhalten 
gefunden. 

Bruderdorf,  Dorf  an  einem  nördlichen  Abhänge  und  kleinen 
Bache,  5  Kilom.  südöstlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  98  Häusern, 
106  Familien,  437  Einw.,  G%treidebau  und  Viehzucht,  kommt  zu- 
erst 159-4  vor  und  war  lothringisch,  obschon  ganz  von  bisciiöflich 
metzischen  Orten  umgeben.  Das  Kloster  von  Niederweiler  war 
hier  einst  begütert  und  die  Grafen  von  Lützelburg  dotirten  die  Kirche. 

Bühl  (Bihl,  Rille),  Dorf  am  Bit^vrebadie,  3  Kilom.  südöstlich 
von  Saarburg,  zieht  sich  langgestreckt  am  Bache  hin,  mit  2  .Mühlen, 
Weiher,  130  Häusern,  143  Familien,  wobei  9  Evangelische  und 
4  Mennoniten,  ^yar  ganz  bischöflich  metzisch,  kam  aber  später 
zur  Hälfte  an  Lothringen.  Bischof  'i'hierry  von  Boppard  ver- 
pfändete 1379  Bühl  zur  Deckung  von  Kriegskosten  an  verschiedene 
Ilcrren.  Die  Grafen  von  Lützelburg  waren  im  Besitze  eines  Lehens, 
wozu  auch  die  Mühlen  gehr»rten,  und  verglichen  sich  1737  doshalb 
mit  den  Bewohnern.  Zu  Ende  des  siebenzchnten  Jahrhunderts 
waren  fast  alle  Familien  evangelisch  und  auch  die  Kirche  in  ihrem 

Üesitze. 

Zur  («emelndo  gehitren  der  Neuhof  in  <ltT  Kiiho  de«  Kanals,  die 
NiMimühle  oberhnll)  Ach  Dorfs  ""<  Ui'vnl.n.-lic  mi.l  .Icr   l\I  ncl«  <•  i\1i  o  r, 

2  Kiloin.  w«'«tllc|j  vom  Dorfe. 

Diana-Kapelle  (wohl  richtiger  Aiiiia-Kiiptllt),  Dorf  lim  Saar- 
knnale  und  zwiHchen  den  zwei  Creuäicrc-Wcihcni.  KKilom.  wesl- 


7.   Kreis  Saarburg.  437 

lieh  von  Saarburg,  mit  Kirche,  98  Häusern,  110  Familien,  455 
Einw,,  wobei  14  Evangelische  und  17  Mennoniten ,  Getreidebau 
und  erheblicher  Viehzucht,  gehörte  zur  lothringischen  Herrschaft 
Finstingen,  früher  aber  zur  alten  Herrschaft  der  terre  de  Bracli^ 
deren  Besitzerin  Diane  von  Dompmartin  dem  bis  1427  blos  Kappel 
und  Kappelwald  genannten  Orte  den  Namen  gegeben  haben  soll, 
während  eine  Statistik  den  Namen  erst  von  1611  datirt  und  man 
ihn  von  einer  Kapelle  Cancella  ableiten  will,  wo  ein  Dianenbild 
gefunden  worden  sein  soll.  Im  siebenzehnten  Jahrhunderte  wurde 
Diana -Kapelle  zerstört,  war  lange  unbewohnt,  aber  endlich  1707 
vom  Prinzen  Vaudemont  unterstützt  und  mit  einer  Kirche  versehen 
worden.  Im  siebenzehnten  Jahrhunderte  war  der  Prinz  von  Salm 
im  Besitze  des  Pfarrsatzes  und  Ys  des  Orts. 

Zur  Gemarkung  gehören  Ferme  du  Tu ilier  (Ziegelhof)  im  Süden, 
Ean  de  Fribourg  östlich,  Le  cheval  blanc,  lArbre  vert  und 
Mon  Idee. 

Dreibrunnen  (Troh-fonlaines) ,  Dorf  am  Bievrebache,  9  Kilom. 
südöstlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  2  Mühlen,  mehreren  Säg- 
mühlen, Glasfabrik,  Uhrglasfabrikation,  liegt  am  Ausgange  eines 
Vogesenthals,  hat  187  Häuser,  202  Familien,  912  Einw.,  die 
fast  nur  deutsch  sprechen,  wenig  Getreidebau  und  Viehzucht,  war 
lothringisch  und  hiess  auch  St.  Louis.  Baron  von  Klinglin  Hess 
sich  hier  ein  schönes  Herrenhaus  bauen.  Seit  alter  Zeit  war  hier 
eine  Glashütte,  schon  vor  1670,  aber  1729  M'urde  dem  Herrn  von 
Imling  dieselbe  bestätigt,  welche  sodann  um  1200  Silberlivres  an 
die  Einwohner  überging. 

Die  zur  Gemeinde  gehörige  grossartige  Glashütte  Vallerysthal, 
wobei  sich  eine  Postexpedition  befindet,  wurde  1707  gegründet  und  ging 
wohl  aus  der  alten  Glashütte  hervor,  die  mit  jener  von  Plaine  de  Valsch 
vereinigt  wurde. 

Haarberg,  Dorf  im  nördlichen  Theil  der  Vogesen,  ziemlich 
waldig  und  hoch,  im  Zornthale  gelegen,  12  Kilom.  südöstlich  von 
Saarburg,  mit  61  Häusern,  270  Einw.,  Viehzucht  und  Waldkultur, 
entstand  aus  einer  Glashütte,  die  am  9.  November  1723  von  den 
zwei  Herren  Gaspard  Gerard  und  Samuel  Moser  mit  Erlaubniss 
des  Grafen  von  Leiningen  errichtet  und  anfangs  ivarlshütte  ge- 
nannt wurde,  später  aber  an  Andere  überging.  Auf  dem  Abhänge 
des  Haarbergs  oder  llartbergs  deuten  Mauerreste  darauf,  dass 
daselbst  ein  Kloster  oder  eine  Burg  gestanden,  welche  1677  mit 
der  Dachsburg  zerstört  wurde.     Haarberg  gehörte  zu  Dachsburg. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  2  Kilom.  nordwestlich  vom  Dorfe  am  Bievre- 
bache gelegene  Hof  Sitii'ort. 


438  11-   Topographie. 

Harzweiler,  Dorf  am  Bievrebache,  8  Kilom.  südlich  vou  Saar- 
bui^,  mit  Kirche,  152  Häusern,  162  Familien,  767  Einw.,  Getreide- 
und  Futterbau,  Glasfabrik  und  Viehzucht,  war  lothringisch.  Bis 
1710  war  Harz^^•eiler  erst  ein  kleiner  "Weiler,  der  zur  t)enach- 
barten  Gemeinde  Nitting  gehörte. 

Hessen,  Dorf  am  Marne -Rheinkanal,  4  Kilom.  südlich  von 
Saarburg,  mit  Kirche,  162  Häusern,  163  Familien,  643  Einw., 
wobei  8  Menuoniten,  Mühle,  Landwirthschaft  und  Viehzucht,  ge- 
hörte zu  Lothringen  und  dem  Bisthume  Metz.  Hier  stand  einst 
eine  Abtei,  wovon  nur  noch  die  Kirche  erhalten  ist.  Zu  Anfang 
des  eilften  Jahrhunderts  stiftete  Graf  Hugo  von  Dachsburg  die 
Abtei  und  Papst  I.eo  IX.  besuchte  dieselbe,  da  seine  Nichte  Ser- 
berge die  erste  Aebtissin  war.  Wegen  der  vielen  Kriege  wurde 
das  Gotteshaus  verlassen  und  1277  fast  ganz  zerstört.  Die  Nonnen, 
welche  nach  Bussange  geflüchtet  waren,  wo  ihnen  der  Graf  von 
Leiningen  Land  gab,  kehrten  aber  zurück  und  bauten  das  Schiff 
der  Kirche  grossartiger  wieder  auf.  Am  8.  Mai  1452  resignirten 
sie  jedoch  in  die  Hände  der  Grafen  von  Dachsburg  und  Leiningeu, 
welche  das  Kloster  dem  Kapitel  St.  Stephan  zu  Saarburg  einver- 
leibten. Im  Jahre  1482  kam  es  an  die  regulirten  Kanoniker  von 
Vindelstein,  1576  aber  definitiv  an  die  Abtei  Ober-Seille,  welche 
nun  den  Gottesdienst  besorgte.  Die  erste  Aebtissin  besass  das 
Münzreclit  und  viele  Privilegien ;  Reste  ihres  Grabdenkmals  wurden 
1844  wieder  aufgefunden.  Das  SchifF  der  jetzigen  Kirche  ist  ein 
Theil  des  Transepts  der  alten  und  die  Säulen  gehören  dem  zehnten 
oder  eilften  Jahrhunderte  an.  In  der  Nähe  ist  eine  alte  Ruine 
auf  einem  Platze,  genannt  Thienan.  Die  Templer  sollen  in  dem 
Marjac  genannten  Theile  des  Baims  ein  Gebäude  besessen  haben, 
wovon  noch  Reste  vorhanden  sind.  Es  wurde  beim  Dorfe  auch 
eine  kleine  Heiterstatue  entdeckt.  1570,  1608,  1616  und  später 
fanden  hier  llexenproceese  statt  und  wurden  zwei  Männer  und 
eine  Frau  verbrannt. 

Hof,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar,  nächst  der  Strasse  nach 
Finstingeii,  i\i  Kilom.  nördlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  US 
Häuseni,  133  Familien,  551  Einw.,  wobei  5  iManiiclische  und 
12  Mcnnoniten,  Ackerbau,  Viehzucht,  Mühle,  Ziegelei,  Gerberei, 
Oelinühlc,  Kalkofen  und  ührfederfubrik ,  war  zuerst  bischöflich 
uu;l/i8ch  und  kam  1557  durch  Verkauf  des  Donikapitels  an  Loth- 
ringen. Im  Hiebcnzehnten  Jahrhunderte  zerstört,  wurde  es  1721  von 
Uertog  Leopold  an  den  Baron  v,  Ilennin  gegeben,  es  brannte  aber  175t) 
«chon  wieder  ab.    Zu  einer  benachbarten  Quelle  wird  gewall  fahrtet. 


7.    Kreis  Saarburg.  439 

Ziu- Gomeinde  gehört  der  Ilof  Wcy  er  stein,  südwestlich  vom  Dorfe, 
lind  der  an  der  Hauptstrasse  gelegene  Weiler  Maladrerie,  der  wohl 
aus  einer  alten  Loproscrci  entstanden  ist. 

Hommartingen ,  Dorf  am  gleichnamigen  Bache,  l'/u  Kilom. 
südlich  von  der  Hauptstrasse,  7  Kilom.  östlich  von  Saarburg,  mit 
Kirche,  162  Häusern,  704  Einw.,  wobei  3  Evangelische,  Mühle, 
Weiher,  Sleinbrüchen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch 
und  bischöflich  metzisch.  Ein  Streit  zwischen  Herzog  Raoul  und 
dem  Bischöfe  von  'J'rier  wegen  gewisser  Lehen  wurde  1335  ge- 
schlichtet. Hommartingen  kam  1661  an  Frankreich.  Durch  den 
Süden  der  Gemarkung  ziehen  Kanal  und  Eisenbahn. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  an  der  Landstrasse  liegende  Hom m ar- 
tin ger  l'üst  mit  zwei  Häusern  und  der  Hof  Zinewald,  östlich  vom 
Dorie,  im  Walde  Schwangen. 

Hommert,  Dorf  ani  Nordabhange  der  Vogesen,  auf  der  linken 
Seite  des  Zornflusses,  ziemlich  hoch  gelegen,  11  Kilom,  südöstlich 
von  Saarburg,  mit  Kirche,  Brauerei,  Steinbrüchen,  Kartoffel-  und 
Gemüsebau,  116  Häusern  und  481  Einw.,  gehörte  zu  der  alten 
Grafschaft  Dachsburg;  die  Gemeinde  wurde  aber  erst  1625  er- 
richtet. In  der  Nähe  sind  die  Ruinen  eines  schon  vor  Jahrhun- 
derten zerstörten  Schlosses  mit  Doppelmauer,  wo  man  auch  eine 
Broncebüste  fand.  Es  ist  hier  ein  dreieckiger  Anger,  wovon  zwei 
Seiten  auf  unnahbaren  Felsen  beruhen  und  nur  auf  der  dritten 
eine  Mauer  mit  Thor  sich  befand.  Man  hiess  dies  im  Lande  blos 
die  Schanz,  die  im  sechszehnten  und  siebenzehnten  Jahrhunderte 
militärisch  besetzt  wurde  und  wo  man  noch  Ueberreste  von  Säbel- 
klingen fand.  Auf  der  anderen  Seite  des  Thals  zeigt  das  sogen. 
Heidenschloss  auch  noch  alte  Ueberreste. 

Imlingen,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Saar,  gegenüber  der 
Eisenbahn,  27-2  Kilom.  südwestlich  von  Saarburg,  mit  Kirclie, 
2  Mühlen,  139  Häusern,  166  Familien,  659  Einw.,  wobei  3  Evan- 
gelische, 5  Mennoniten  und  159  Israeliten,  war  lothringisch  und 
bischöflich  metziscli.  Imlingen  hiess  auch  Trois-fontaines  und  kam 
1661  an  Frankreich.  König  Heinrich  IL  empfing  1552  im  Schlosse 
eine  Strassburger  Deputation.  Seitwärts  auf  der  Höhe  im  Walde 
stand  dasselbe,  das  zur  Kevolutionszeit  zerstört  wurde;  in  der 
Nähe  sind  noch  Ruinen  eines  Dorfs,  das  Galba  geheissen  haben 
soll,  und  viele  Leichenfelder  erinnern  an  die  früheren  Kriegszeiten. 
Die  Einwohner  erhielten  1500  vom  Grafen  Jakob  Anton  von 
Lützelburg  Land  zur  Ansiedelung  als  Arbeiter  in  den  Glashütten. 
Im  Jahre  1591  wurde  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt. 


440  ^^-   Topographie. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Imlinger  Scliloss,  iliihle  und  Hol 
Zarixin,  die  Mühle  de  la  Forge  und  der  Hof  de  la  Haute  Forge, 
an  der  Saar. 

Kerprich  {aux  bois,  Kirchberg),  7  Kilom.  westlich  von  Saar- 
burg, an  einem  in  den  Stockweiher  fliessenden  Bache,  mit  Kirche, 
72  Häusern,  74  Familien,  316  Einw.,  Getreide-,  Kartoffel-,  Obstbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  hat  den  Namen  von 
dem  umgebenden  Walde.  Im  letzten  Jahrhunderte  war  es  liesitz- 
thum  der  Grafen  von  Lützelburg. 

Langd  (Langalle,  auch  Latvjuetlc ,  Landgast),  Dorf  am  Land- 
bache ,  der  aus  dem  Stock weiher  kommt,  G  Kilom.  westlich  von  Saar- 
burg, östlich  vom  Stockweiher,  mit  Kirche,  159  Häusern,  734  Einw., 
wobei  41  Israeliten,  Ziegelei,  Brauerei,  Oelmühle,  Steinbrüchen, 
Kalksteinbriichen,  Getreidebau,  Viehzucht  und  Stickerei,  ist  ziem- 
Heh  alt,  war  lothringisch  und  gehörte  zu  Col  de  Cjgue  der  Herr- 
schaft Finstingen.  1358  verkauften  Wilhelm  und  Heinrich  von 
Guermange  an  Burkard  von  Finstingen,  1379  Rudolph  und  Johann 
von  Guermange  an  Johann  von  Finstingen  und  1374  Nicolaus 
de  Montburn  und  seine  Frau  Elsbeth  de  Kirsberg  an  Blanchefleur 
von  Falkenstein  ihre  Güter  zu  Langd.  Im  Jahre  1738  waren  hier 
48  Arbeiter  unmittelbare  Unterthanen  des  Königs,  26  rheingräf- 
liche Arbeiter  waren  aber  zur  Hälfte  dem  Könige  und  dem  Prinzen 
Salm  unterthänig.  Am  3.  September  1790  zerstörte  ein  Gewitter 
mit  Sturm  26  Häuser. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Sl/a  Kilom.  nordwestlich  im  W'alde  ge- 
legene Hof  les  Grandes  Frichcs,  der  Hof  Albechau,  und  am  öst- 
lichen Ende  des  Stockweiliers,  wo  der  Landbach  aus  ihm  tritt,  das 
Hai8on  de  Pöche  und  daneben  der  Tour  du  Stock,  welcher  den 
Stockweilier  belieirscht.     Solche  gehörten  einst  dem  Marschall  Lobau. 

Niederweiler,  Oorf  am  Otterbache,  unweit  des  Rhein-Marne- 
kanals, 4'/2  Kilom.  südöstlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  164  Häu- 
sern, 194  Familien,  848  Einw.,  wobei  20  F^vangelische  und  3  Is- 
raeliten, Mühle,  Ziegelei,  Porzellanfabrik,  Kiasgruben  und  Post- 
agentur, war  bishöflich  metzisch  und  lothringisch  und  kam  1661 
an  Frankreich.  Es  war  hier  ein  Schloss,  das  dem  (renernl  Custine 
gehörte.  Seit  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  bestand  hier  eine 
Fabrik  irdener  Pfeifen,  welche  aber  jetzt  schönes  Fayence  liefert. 
Man  hatte  deshalb  1765  Arbeiter  aus  Sachsen  kommen  lassen, 
um  die  englische  Fayence  nachzuahmen,  und  bis  1829  war  die 
Fabrik  in  die  Höhe  gekommen.    Sie  arbeitet  mit  fünf  Oefen. 

Zur  Gemeinde  pdiört  clcr  llof  OlxTweiler. 

Plaine-de-Val8Ch  (Hlindewaisch),   Dorf,  7  Kilom.   südöstlich 


7.   Kreis  Saarburg.  441 

von  Saarburg,  mit  73  Häusern,  84  Familien,  327  Einw. ,  wobei 
3  Evangelische,  gehörte  zu  Lothringen  und  entstand  1707,  als  die 
Grafen  von  Leiningen  auf  ihren  hiesigen  Domänen  eine  Glasfabrik 
hervorriefen  und  die  Arbeiter  zur  Association  veranlassten.  Das 
Werk  war  1832  in  schlechten  Stand  gerathen,  aber  1833  erwarb 
es  Baron  Klinghn,  der  auch  Vallerysthal  erwarb  und  das  Werk 
auf  bedeutende  Höhe  brachte,  so  dass  es  selbst  mit  Böhmen  wett- 
eifern kann  und  Absatz  nach  Amerika  hat.  Es  werden  daselbst, 
ausser  gewöhnlichem  Glas,  alle  Arten  gemacht,  und  dies  Glas  ist 
besonders  auch  für  Chemiker  sehr  geeignet.  Bei  Plaine-de-Valsch 
sind  auch  gute  Steinbrüche. 

Rhodes,  Dorf  am  Westende  des  Stockweihers,  wo  der  Bach 
Ste.  Croie  einmündet,  12  Kilom.  westlich  von  Saarburg,  mit  Kirche, 
68  Häusern,  77  Familien,  273  Einw.,  wobei  3  Evangelische  und 
35  Mennoniten,  Ziegelei,  Kalkofen,  entstand  aus  zwei  Weilern 
und  gehörte  Lothringen  und  dem  Bisthume  Metz.  Es  war  hier 
1594  ein  von  der  Kastellanei  Morsperg  abhängiges  Lehen.  Es  soll 
um  1300  gegründet  worden  sein  und  die  Weiler  wurden  1710  ver- 
einigt. Beim  Orte  war  einst  ein  Kloster,  das  abbrannte,  und  die 
Stelle  wird  noch  Champ  chrclien  genannt.  Die  Kirche  steht  auf 
den  Ruinen  eines  abgebrannten  Gebäudes. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  südlich  gelegene  Herrenhaus  Les  Bachats, 
der  Hof  Adelhausen,  2  Kilom.  nordöstlich,  und  der  Hof  Ste.  Croix, 
nördlich  gelegen. 

Rieding  (Reding,  Reiding),  Dorf  am  Eichmattbache  und  un- 
weit der  Strasse  nach  Strassburg,  sowie  der  Eisenbahn,  4  Kilom. 
nordwestlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  179  Häusern,  184  Familien, 
811  Einw.,  wobei  3  Evangelische  und  18  Mennoniten,  2  Mühlen, 

3  Ziegeleien,  Getreide-  und  Kartoffelbau  und  Viehzucht,  war  Besitz 
des  Bisthums  von  Strassburg  und  von  Lothringen  und  kam  1661 
an  Frankreich.  Vor  dem  Schwedenkriege  sollen  hier  mehrere 
Klöster  bestanden  haben. 

Zur  Oemeinde  gehören  der  Weiler  Eich,  auf  der  linken  Seite  des 
Eichmattbachs,  und  Kl  ein -Eich,  an  der  Landstrasse  und  Eisenbahn. 

Sclmeckenbuscll,    Dorf    am    rechten    Ufer    des    Bi^vrebachs, 

4  Kilom.  südöstlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  62  Häusern, 
265  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Handschuhmanufactur,  einer 
Quarzmühle  für  die  Fabrik  in  Niederweiler,  Getreide-,  Obst-  und 
Gemüsebau. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  südlich  am  Bievrebache  gelegene  Hof 
Ritterwald. 


442  !!•   Topographie. 

Sdiweixingen  ,  Xouaxange  ,  Dorf  am  Marne -Kheinkaual  und 
dem  Gondrexangebaehe,  6  Kilom.  südwestlich  von  Saarburg,  mit 
Kirche,  64  Häusern,  217  Einw. ,  wobei  5  Mennoniten,  Mühle, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  ßisthume  Metz.  Auf 
einer  nahen  Wiese  sind  noch  Mauerreste  von  einem  alten  Schlosse, 
das  breite  Graben  hatte  und  durch  Feuer  zerstört  wurde.  Da  die 
Mühle  1611  auf  diese  Weise  zu  Grunde  ging,  so  geschah  dies 
wohl  zu  gleicher  Zeit.  Auf  der  Gemarkung  fand  man  römische 
Sarkophage,  wie  jene  von  Waldscheid,  die  aus  der  Tribokenzeit 
stammen.       Xonaa-ange  wird  Souaxaiuje  ausgesprochen.) 

Waldscheid,  Dorf  im  unteren  Theile  eines  sehr  fruchtbaren 
Thaies  des  Bievrebachs,  am  Fusse  des  Hochwalsch,  14  Kilom. 
südlich  von  Saarburg,  mit  Kirche,  2  Mühlen,  7  Sägmühlen,  386 
Häusern,  414  Familien,  1891  Einw.,  wobei  3  Evangelische,  Acker- 
bau, Viehzucht,  Waldgewerben,  Böttcherei,  Holzschuhfabrikation 
und  Dielenhandel,  steht  auf  altelsässischem  Boden  und  gehörte  zur 
Grafschaft  Dachsburg.  Das  Dorf  selbst  ist  ansehnlich  und  neu, 
es  befanden  sich  daselbst  aber  Reste  von  Wohnungen  aus  der 
Triboken-  und  Römerzeit  und  dem  Mittelalter.  Nördlich  stand 
auf  dem  Leonsberge  das  alte  Schloss  Dachsburg -Egisheim,  auf 
welchem  Papst  Leo  IX.  geboren  wurde,  weshalb  viele  Wallfahrer 
dahin  zogen  und  die  Grafen  von  Leiningen  eine  Kapelle  daselbst 
erbauten;  das  Schloss  verbrannte  im  vorigen  Jahrhunderte  und 
sind  nur  noch  wenige  Reste  erhalten.  Weiter  im  Thale  befindet 
sich  das  sogenannte  Heidenschloss,  worin  sich  Zigeuner  nieder- 
gelassen hatten,  wohl  einst  Sitz  von  Druiden.  Auf  dem  östlichen 
Plateau  Engelberg  sind  ebenfalls  Spuren  eines  unbekannten  Dorfs 
zu  finden. 

Zur  Gemeinde  gehören  verschiedene,  im  Tl»alo  zerstroiite  Woiler  und 
Höfe,  nämlich  die  Weiler  Eigenthal  in  einem  Seitenthale  der  rothen 
Saar,  Kohlplatz  und  Rodstein,  die  Höfe  Beimbach,  8t,  L6on, 
Hirtstell.  Nonnenburg,  Staatskopf,  Pierro-ronge.  Halten- 
hausen,  Höschthal,  Miincliljof,  Vnrteville,  Le  Ciunatt  und 
Netzenbach  und  die  WHckeiimiiiili',  (i  raiimiili  le.  Meycrsrauhle, 
I.iulwigHui  iilile.,  Kallenbachniühlc  und  rierrojimülile. 

Zittersdorf  /  //aut-Ctocher,  auch  Huterdorf),  Dorf  auf  der 
linken  Seite  des  Landbachs,  5  Kilom.  nordwestlich  von  Saarburg, 
mit  Kirche,  2  Mühlen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  \U  Häusern, 
4(W  Einw.,  gehörte  Rur  lothringischen  Herrschaft  I'^instingen.  Die 
Abtei  Vergaville  erhielt  13:i!>  hier  (JUtcr.  Die  Herren  von  Fin- 
sÜDgeu  bcgUnatigtun  diu  Errichtung   von  Mllhlen   und  gaben  K'il)^ 


7.    Kreis  Saarburg. 


443 


Gelände  dafür  in  Pacht,  während  ein  Nicolaus  Lallemand  eine 
andere  errichtete.  Auf  dem  Kirchhofe  stand  einst  eine  schöne 
gothische  Kapelle,  die  aber  1770  abgebrochen  wurde,  um  eine 
neue  zu  erbauen.  Zittersdorf  gehörte  zu  demjenigen  Theile  der 
Herrschaft  Finstingen,  der  Töte  de  Braque  genannt  wurde. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  St.  Oury,  östlich,  Fauthenhof, 
südlich,  Saarelfinghof,  östlich,  und  die  Dorf-  und  Seilenmühle 
beim  Orte. 

B.    Kanton  Finstingen. 

Der  Kanton  gränzt  nördlich  an  das  Elsass,  östHch  an  Pfalz- 
burg, südlich  an  Saarburg  und  westlich  an  Dieuze  und  Albesdorf 
und  enthält  folgende  Gemeinden  und  Bodenverhältnisse: 


Wein- 

Obst- 

Gesanimt- 

Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

l)erge. 

Wald. 

garten. 

Forsten. 

Fläche. 

Alt-Lixheim  .     .     . 

374,64 

108,14 

— 

116,10 

5ie7 

— 

645,19 

Angweiler.     .     .     . 

136,9g 

45,33 

— 

1,79 

331,06 

545„9 

Berthelmingen    .     . 

421,60 

144,60 

— 

0,12 

8,88 

459,18 

1070,99 

Bettborn     .     .     .     . 

387,^2 

66,95 

— 

170,01 

5,77 

— 

656,54 

Bickenholz      .     .     . 

176,64 

53,40 

— 

— 

8,2» 

— 

246,4, 

Bisping 

612,28 

216,95 

1,70 

472,34 

7,31 

702,38 

2089,96 

Tlolvingen  .... 

335,56 

70,68 

215,79 

12,02 

— 

664,40 

Finstingen.     .     .     . 

476,43 

17 ',73 

15,58 

275^59 

17,20 

374,63 

1448,36 

Fk'ishcim  .     .     .     . 

296,5s 

89,56 

— 

— 

3,72 

— 

4^)5,57 

(iosselmingen      .     . 

588,7, 

162,.25 

— 

72,39 

3,30 

140,86 

1015,44 

Helleringen     .     .     . 

276,58 

^7,33 

— 

49,74 

0,62 

— 

404,64 

Hilbesheim     .     .     . 

440,33 

93,2, 

— 

161,78 

4,87 

— 

753,26 

Mittersheim    .     .     . 

507,02 

208,52 

— 

6,68 

923,4, 

1799,9, 

Kiederstinzel  .     .     . 

398,,; 

137,94 

22,53 

— 

7,17 

637,;o 

1295,60 

Oberstinzel      .     .     . 

295.9, 

78,90 

89,24 

7,16 

— 

507,,o 

Posdorf 

350,5, 

59,59 

— 

39,08 

7,04 

o'^'3» 

500,36 

llommelfingen     .     . 

402,8, 

124,07 

— 

4,8i 

486,80 

1068.76 

Saaraltdorf     .     .     . 

607,46 

156,2T 

— 

367,05 

1,62 

— 

1197,05 

St.  Johann  v.  Bassel 

212,,, 

95,?2 

— 

66,50 

3,74 

581,29 

1004,98 

Schalbach  .     .     .     . 

781,16 

149,19 

— 

18,72 

7,76 

210,36 

1257,75 

^Veckersweiler    .     . 

202,92 

95,79 

— 

39,12 

5,32 

115,75 

478,67 

Kanton 

8281,62 

2ö91,62 

39,81 

2153,57 

130,20 

4970,80 

19056,33 

Er  hat  einen  Viehstand  von  1439  Pferden,  wobei  21  Zuchthengste, 
4(382  Stück  Kindvieh,  wobei  2387  Kühe,  3728  Schaafe,  wobei 
14G  Merinos  und  1922  Heideschnucken,  4381  Schweine,  638  Ziegen 
und  119t)  Bienenstöcke. 

YmstingeTi  f  FenctrangeJ ,  Kantonshauptort  am  linken  Ufer  der 
Saar,  der  Eisenbahn  und  der  Kreuzung  der  vier  Strassen  nach 
Saarburg,  Dieuze,  Saarunion  und  Pfalzburg,  mit  Kirche,  244  Häu- 
sern, 337  Familien,  1331  Einw. ,  wobei  562  Evangelische  mit 
eigener  Pfarrei  und  100  Israeliten,  Brücke  über  die  Saar  mit  drei 
Pfeilern,  Ziegelei,  Brauerei,  Gerbereien,  Mühle,  Lohmühle,  Kalk- 


444  ^^'   Topographie. 

ofen,  Steinbrüchen,  Oberförster,  Steuerkasse,  Postexpedition  und 
ehemaligem  Knabenseminar,  das  1873  eingestellt  Avurde,  und  Jahr- 
märkten am  7.  Deeember  und  22.  März,  war  lothringisch.  Schon 
1070  wird  Finstingen  genannt,  wo  es  dem  Kapitel  Remiremont 
gehörte  und  eine  Münze  besass.  Finstingen  war  Hauptort  einer 
Herrschaft  und  besass  schon  1382  Schloss  und  Veste  als  freies 
Lehen  des  Reichs,  das  aber  auch  vom  Bisthume  Metz  streitig  ge- 
macht wurde.  Aus  der  alten  Adelsfamilie  galt  Bernhard  als  der 
kühnste  Ritter  des  vierzehnten  Jahrhunderts.  Vom  alten  Schlosse 
mit  der  Kapelle  steht  nur  noch  ein  Theil  der  Mauern  und  auch 
das  neuere  Schloss  der  späteren  Herren,  der  Grafen  von  Salm, 
war  schon  1779  verfallen.  Im  Jahre  1664  verkaufte  Clara  von 
Croy-d"Havr6  ihren  Theil  an  Herzog  Karl  Heinrich  von  Lothringen 
um  300,000  Frcs.,  der  1665  auch  den  Antheil  der  Rheiugrafen 
erwarb.  Im  Jahre  1565  nahm  Finstingen  die  Reformation  an,  aber 
1682  unter  Ludwig  XIV.  wurden  die  Evangelischen  arg  bedrückt 
und  vertrieben  und  dieser  Druck  dauerte  bis  1756.  Die  Vorstadt 
wurde  1734,  die  Brücke  1757  erbaut,  die  Priorei  St.  Leonard  be- 
stand 1252—1691,  die  Collegiale  wurde  1475  gestiftet,  das  Spital 
1559  und  nach  zeitweiser  Zerstörung  wieder  hergestellt.  Die  Herr- 
schaft war  in  vier  Haupt- Seigneurien  getheilt:  Finstingen,  Bust, 
Lhor  und  Münster  und  Schalbach.  Die  gemeinsame  Seigneurie 
bestand  zur  Hälfte  aus  dem  Col-de-Cjgne,  zur  Hälfte  aus  der 
Tßte-de-Braque,  wovon  Berthelming,  Bettborn,  Langd,  Mittersheim, 
Wiebcrsweiler  und  Wolfskirch  zum  Col-de-Cygne  oder  Schwanen- 
hals und  Berendorf,  Zitteredorf,  Giibesheim  und  Romelting  die 
T§te-de-Braque  oder  den  Brackenkopf  bildeten  ^  die  dritte  Seigneurie, 
Neuer  J{rackenkopf,  umfassle  Dianenkapellc,  und  die  Orte  Metting, 
Niedertjtinzel  und  Posdorf  bildeten  die  Seigneurie  Geroldseck,  auch 
Niedergeroldseck  genannt. 

Zur  Ocmeinde  gehören  der  südlich  von  Finstingen  gelegene  Hof 
Fontenoy  und  der  llof  Hrudergarten,  ehemals  eine  Eremitage,  im 
östlichen  Walde. 

Alt-Lixlieim,  Dorf,  12  Kilom.  südöstlich  von  Finstingen,  am 
Lixheimer  Bache  Briclie,  mit  Kirche,  90  Häusern,  394  l<]iiiw., 
wobei  4  Evangelische,  2  Mühlen  und  ^Mineralquelle,  Ist  alt,  war 
lothringisch,  bestund  aus  dem  oberen  und  unk-rcii  Dorfc  und  war 
von  den  Schweden  zerstört  worden.  Man  treibt  Landwirthsehaft 
und  Viehzucht. 

/tir  <Semeindc  gelioren  die   Mal  Im-   und    H  nieii  in  ii  h  le. 

Angweiler,   Dorf  Im  Norden  dea  Noilweihers,  10  Kilom.  süd- 


7.    Kreis  Saarburg,  445 

westlich  von  Finstingen,  mit  Kirche,  55  Häusern,  58  Familien, 
252  Einw. ,  wobei  2  Evangelische,  liegt  auf  einer  Höhe  am  Walde 
von  Guermange  und  war  lothringisch. 

Berthelmingen ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar  und  der  Eisen- 
bahn, wovon  bald  eine  andere  nach  Kemilly  abzweigt,  mit  Kirche, 
Mühle,  151  Häusern,  159  Familien,  G81  Einw.,  wobei  1  Evan- 
gelischer und  1  Israelite,  Getreidebau,  Viehzucht  und  Handel  mit 
Landesprodukten,  gehörte  zu  Lothringen  und  der  Herrschaft  Fin- 
stingen und  litt  besonders  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  viel 
durch  Krieg  und  Brand.  Nach  der  Reformation  erbauten  sich  die 
Evangelischen  eine  Kirche  und  beriefen  einen  Geistlichen,  während 
die  Katholiken  1664  in  die  Kirche  nach  Rommelfingen  gingen.  Als 
die  Aufhebung  des  Edikts  von  Nantes  die  Evangelischen  bedrückte, 
besorgte  der  Geistliche  von  Bettborn  den  evangelischen  Gottes- 
dienst. Im  Jahre  1749  wurde  das  Pfarrhaus  erbaut,  aber  1792 
zerstört.     Im  Jahre  1768  brannten  68  Häuser  des  Dorfs  ab. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  2  Kilom.  westlich  im  Walde  gelegene  Hol' 
Theilung. 

Bettborn  (Bettpert),  Dorf  auf  einer  Ebene,  5  Kilom.  südlich 
von  Finstingen,  mit  Kirche,  88  Häusern,  96  Familien,  395  Einw., 
wobei  23  Evangelische,  Getreide-  und  Kartoffelbau,  2  Oelmühlen, 
war  lothringisch  und  gehörte  zur  Herrschaft  Finstingen.  Die  Re- 
formation fand  hier  frühe  Eingang,  wurde  aber  später  unterdrückt. 
Den  Namen  hat  das  Dorf  von  einer  wohlthätigen  Quelle  bei  Bützen, 
woher  Bützenbronn  und  Bettborn  entstand. 

Bickenholz  (Ste.  Marie  de  Bicholz),  Dorf  im  östlichsten  Theile 
des  Kantons,  12  Kilom.  von  Finstingen,  mit  Kirche,  46  Häusern, 
190  Einw. ,  wobei  7  Mennoniten,  Handschuhmanufaktur ,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  liegt  beim  Walde  von  Lixheim  und  war  loth- 
ringisch. Ludwig  von  Lothringen  erlaubte  um  1620,  den  Wald 
zu  roden  und  das  Dorf  zu  erbauen,  dessen  daher  entstandenem 
Namen  bis  1790  der  Beisatz  Ste.  Marie  vorgesetzt  wurde. 

Bisping  (BypangesJ ,  Dorf  im  Osten  des  Nollweihers,  am 
Bache  Virsquen,  11  Kilom.  südwestlich  von  Finstingen,  mit  Kirche, 
144  Häusern,  158  Familien,  643  Einw.,  wobei  20  Evangelische, 
2  Mennoniten  und  6  Israeliten,  Mühle,  Getreide-  und  Futterbau 
und  Viehzucht ,  war  lothringisch.  Schon  1296  verkaufte  das 
Kapitel  Ste.  Madelaine  zu  Verdun  alle  seine  Güter  zu  Bisping  an 
Herzog  Ferry  III.  von  Lothringen.  Durch  die  Gemarkung  zog 
eine  Römerstrasse,  wovon  noch  Spuren  vorhanden  sind. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  westlich  am  Weiher  gelegene  Nollweiherhof. 


446  I'-    Topographie. 

Dolvingen  (Dolfingen),  Dorf  am  rechten  Ufer  des  Landbachs 
und  der  Eisenbahn,  8  Kiloni.  südHch  von  Finstingen,  mit  Kirche, 
91  Häusern,  96  Familien,  458  Einw.,  wobei  4  Evangelische,  Land- 
wirthschaft  und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  gehörte  1594  zu 
Saareck.     Jahrmarkt  am  4.  Juli. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Saarwald-  und  Schnacken  ho  f, 
Klemershof  und  die  südlich  im  Walde  gelegene  Wallfahrtskapelle 
St.  Ulrich. 

FleislieiDi,  Dorf  am  Wesbache,  13  Kilom.  südöstlich  von 
Finstingen,  n)it  Kirche,  46  Häusern,  289  Einw.,  wobei  23  Evan- 
gelische, Getreidebau  und  Viehzucht  und  Kalksteinbruch,  war  loth- 
ringisch und  gehörte  zuerst  zu  Lützelstein  und  dann  zur  Herrschaft 
Lixheim.  Im  siebenzehnten  Jahrhunderte  litt  Fleisheim  sehr  durch 
die  Pest.  Die  Evangelischen  hatten  hier  eine  Kirche ,  welche  später 
den  Katholiken  eingeräumt  wurde. 

Gosselmingen ,  Dorf  am  linken  Ufer  des  Landbachs,  7  Kilom. 
südlich  von  Finstingen,  mit  Kirche,  Mühle,  136  Häusern,  139  Fa- 
milien, 626  Einw.,  wobei  2  Evangelische,  36  iMennoniten  und 
62  Israeliten,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  war  loth- 
ringisch und  gehörte  zur  Herrschaft  Saareck.  Schon  vor  1354 
waren  die  Frauen  von  St.  Jean -de -Hassel  hier  begütert  und  im 
Besitze  der  vollen  Gerichtsbarkeit.  1490  trat  Graf  Wecker  von 
Leiningen  seine  Güter  zu  Gosselmingen  an  den  Hischof  von  Metz 
ab.  Der  Pfarrer  war  noch  1465  von  den  Herren  von  Finstingen 
ernannt  worden,  denen  ein  Dritttheil  von  Gosselmingen  zugehörte. 
Im  Jahre  1549  war  Gosselmingen  hälftig  getheilt,  und  zwar  an 
die  Commende  St.  Jean -de- Hassel  und  an  die  Herren  von  Lützel- 
burg  und  Bischöfe  von  Metz,  die  den  Pfarrsatz  bekamen.  Im  Jahre 
1710  blieb  Gosselmingen  bei  Lothringen.  Schon  1575  besass  der 
Ort  Kirche  und  Pfarrei,  erstere,  1772  neu  gebaut,  brannte  1808 
ab  und  wurde  erst  1813  wieder  aufgeführt.  Im  Chore  derselben 
war  das  Begräbnise  der  Pfarrer. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  3  Kilom.  westlich,  an  der  Grunze  der 
Gemarkung  liegende  Hof  Alzing. 

Helleringen  (Helgering),  Dorf  am  linken  Ufer  des  Bruchbachs, 
5  Kilom.  südöstlich  von  Finstingen,  mit  evangelischer  und  kalho- 
ÜHcher  Kirche,  78  Häusern,  79  Familien,  347  Einw.,  wobei  199 
Evangelische,  Mühle,  Getreide-,  Hufer-  und  KurtofTelbau,  war  loth- 
riiigiHch  und  gehörte  zur  Herrschuft  Lixheim.  Das  Dorf  wurde 
im  Schwedenkriege  ganz  zerstört. 

Hilbesbeim,   Dorf  am   Bruchbuchc,  9   Kilum.  südöstlich  von 


7.   Kreis  Saarburg.  447 

Finstingen,  mit  Kapelle,  123  Häusern,  129  Familien,  533  Einw., 
wobei  1  Evangeliseher,  2  Mühlen,  Getreide-  und  Obstbau  und 
Handschuhmanufaktur,  gehörte  zu  Lothringen  und  der  Herrschaft 
Finstingen.  Es  war  hier  einst  eine  Abtei,  welche  1525  zerstört 
wurde,  aber  wohl  bis  1579  fortbestand.  Das  Dorf  selbst  entstand 
eigentlich  erst  1692  nach  Rückkehr  der  Ruhe.  Im  Norden,  wo 
die  alte  Mühle  mit  einigen  Häusern  steht,  600  Meter  vom  Orte, 
befand  sich  einst  das  Dorf  Ehrling,  das  1636  im  Schwedenkriege 
zerstört  wurde  und  wovon  nicht  blos  noch  Spuren,  sondern  auch 
eine  grosse  Linde  erhalten  sind.  Gegen  Westen  befinden  sich 
ferner  noch  die  Ruinen  eines  alten,  festen  Schlosses. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  erwähnte  Altmühle  am  Bruchbache 
und  der  Kastelwalderhof. 

Mitterslieim  (Miderich),  Dorf  am  nördlichen  Ende  des  grossen 
Mühlweihers,  dem  Ausflusse  des  Naubachs  und  dem  Saarkanale, 
sowie  der  Strasse  von  Dieuze  nach  Finstingen,  6  Kilom.  westlich 
von  letzterem  entfernt,  mit  Kirche,  204  Häusern,  232  Familien, 
1026  Einw.,  wobei  288  Evangelische  und  3  Israeliten,  Mühle, 
Getreidebau  und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  gehörte  zu  Fin- 
stingen. Im  siebenzehnten  Jahrhunderte  (vor  1664)  erbaute  Frau 
Marie  Clara  de  Croy,  Herzogin  von  Havre,  die  Kirche,  welche 
nachmals  an  die  Evangelischen  kam,  aber  nicht  mehr  besteht. 
Die  neue  Kirche  stammt  aus  dem  Jahre  1786. 

Niederstinzel ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar  und  Strasse  von 
Finstingen  nach  Saarunion,  sowie  an  der  Eisenbahn,  2  Kilom. 
nördlich  von  Finstingen,  mit  Kirche,  149  Häusern,  167  Famih'en, 
711  Einw.,  wobei  277  Evangelische,  Mühle,  Ziegelhütte,  Getreide-, 
Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau  und  Strohhutflechterei,  bestand  schon 
vor  1363  und  gehörte  zur  lothringischen  Herrschaft  Finstingen. 
Es  bestand  hier  einst  an  der  Saar  das  alte  Schloss  Steinzel  oder 
Estheinzelle,  das  mit  Zubehör  1365  von  Johann  von  Veshenbourg 
und  Eberlin  von  Andelache  (Andlau)  an  Burkhard  von  Finstingen 
um  1800  fl.  verkauft  wurde.     Es  kam  1661   an  Frankreich. 

Oestlich  vom  Dorfe  liegt  die  Ruine  des  Schlosses  Geroldseck, 
deren  Besitzer  auch  Rechte  in  Niederstinzel  besassen. 

Oberstinzel,  Dorf  auf  einer  Anhöhe  des  rechten  Saarufers, 
6  Kilom.  südlich  von  Finstingen,  mit  Kirche,  58  Häusern,  60  Fa- 
milien, 240  Einw.,  wobei  3  Evangelische  und  5  Mennoniten,  Zie- 
gelei, Kalkofen  und  Getreidebau,  war  lothringisch  und  brannte 
1727  ab. 

Zur  Gemeinde  gehören   Moulling,   die   Saareckmühle   und  der 


448  II-   Topograpliie. 

Saareckhof.  Bei  letzterem  steht  die  Ruine  des  Schlosses  Saar  eck, 
wozu  im  Jahre  1661  noch  13  Dörfer  gehörten.  Im  Jahre  1459  vertrugen 
sich  Graf  Rudolph  von  Leiningen  imd  Walther  von  Thann  viegen  Saareck, 
1477  trat  letzterer  seine  Ansprüche  an  Herzog  Rene  II.  um  1420  fl.  ab, 
1493  erhielt  aber  Wecker  von  Leiningen  die  Hälfte  und  1525  ebenso 
Friedrich  von  Lützelburg.  Im  Jahre  1648  gelangte  ein  Theil  der  Güter 
von  Friedrich  Wilhelm  von  Lützelburg  an  Otto  Eberhard  Streif  von 
Lobenstein  und  1681  besass  es  Philipp  Custine  zu  Guermange,  bei  welcher 
Familie  es  noch  1772  war.  Das  Schloss  an  der  Saar  war  aber  schon 
1680  theil  weise  zerstört. 

Posdorf,  L)orf  am  Bruchbache,  41/2  Kilom.  östlich  von  Fin- 
stingen,  mit  Kirche,  Mühle,  92  Häusern ,  103  Familien ,  472  Einw., 
wobei  336  Evangelische,  Getreide-,  Obst-,  Gemüse-  und  Weinbau, 
war  lothringisch.  Es  kam  1766  von  Nassau-Saarwerden  an  Frank- 
reich und  besass  verschiedene  Lokalrechte.  Der  Prinz  von  Salm 
besass  hier  Guter.  Als  man  1853  den  Chor  der  kleinen  Kirche 
restaurirte,  fand  man  eine  Reihe  von  Fresken  aus  dem  fünfzehnten 
oder  Anfange  des  sechszehnten  Jahrhunderts  mit  vielem  Ausdruck 
in  den  Figuren. 

Rominelfillgeil ,  Dorf  am  linken  Ufer  der  Saar,  der  Strasse 
von  Saarburg  nach  Finstingen  und  der  Eisenbahn,  2  Kilom.  süd- 
lich von  Finstingen,  mit  Kirche,  135  Häusern,  136  Familien, 
628  Einw.,  wobei  2  Evangelische  und  7  Mennoniten,  Mühle,  Ge- 
treidebau und  Viehzucht,  gehörte  zur  lothringischen  Herrschaft 
Finstingen. 

Zum  Dorfe  gehört  der  Hof  Freywald  und  die  Wolfskapello 
(du  Loup). 

Saaraltdorf,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Saar  und  Strasse  von 
Saarburg  nach  Finstingen,  von  letzterem  9  Kilom.  südöstlich  ent- 
fernt, mit  Mühle,  137  Häusern,  144  Familien,  673  Einw.,  wobei 
18  Evangelische,  Getreide-  und  Obstbau  und  Jlandschuhmanufaktur, 
war  lothringisch  und  gehörte  zur  Herrschaft  Saareck.  Die  Abtei 
Vergaville  besass  hier  schon  1307  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Schnellenmühle  an  der  Saar,  auch 
Schney  genannt. 

St.  Johann  von  Bassel,  Dorf  auf  der  Höhe  des  linken  Saar- 
ufers,  5  Kilom.  südlich  von  Finstingen,  mit  56  Häusern,  59  Fa- 
milien, 399  Einw.,  Getreide-,  (H)8t-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
HlHlliume  Metz.  I"^  war  hier  ein  Kloster  von  Augustinernonnen, 
(Ihh  in  Verfall  gerieth,  worauf  die  Acbtissin  Katharine  von  Nideck 
zu  (lunntcn  di's  Metzer  lUschofH  (Conrad  resignirle,  der  es  hierauf 
1446    während    des    Hasler    (v'oncilu   au    die   Johuiuiiter   schenkte. 


7.   Kreis  Saarburg. 


449 


Diese  errichteten  hierauf  eine  bedeutende  Commende,  die  vom 
Maltheser-Grosspriorat  in  Deutschland  abhing.  Im  Jahre  1636 
brannte  die  Commende  nebst  der  Dorfkirche  ab  und  der  Wieder- 
aufbau ging  blos  langsam  voran,  denn  1698  begann  man  erst  die 
Wiederherstellung  der  Kapelle,  wovon  1729  das  Schiff  noch  un- 
bedeckt und  blos  Chor  und  Thurm  fertig  war,  bis  es  endlich  1765 
fertig  wurde.  Die  Commanderie  besass  Herrenrechte  in  Langd, 
Desseling,  St.  Medard  und  Berthelming,  das  Patronat  von  ßett- 
born,  Virmering  und  Dolving,  ferner  Gosselming  und  St.  Johann. 
Die  Commandeure  wohnten  aber  nur  selten  hier,  sondern  blos 
ein  Admodiator.  In  der  Revolutionszeit  aufgehoben,  wurde  in 
neuerer  Zeit  hierher  der  Sitz  der  Congregation  der  Soeurs  de  la 
Provldence,  dites  Sl.  Jean,  verlegt,  welche  500  Mitglieder  zählt 
und  in  Gemeinschaft  mit  der  Congregation  von  Peltre,  jetzt  zu 
Jouy  aux  Arches,  Lothringen  mit  Schulschwestern  versorgt. 

Schallbacll  (Schalkembach),  Dorf  am  Ellerbache,  12  Kilom. 
östlich  von  Finstingen,  mit  Kirche,  Ziegelhiitte,  168  Häusern, 
181  Familien,  763  Einw. ,  wobei  168  Evangelische  und  178  Is- 
raeliten, Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und 
war  früher  noch  grösser,  litt  aber  sehr  im  Schwedenkriege.  ¥s 
war  hier  einst  eine  evangelische  und  katholische  Kirche  vorhanden, 
doch  wurde  die  erstere  den  Evangelischen  wieder  entzogen  und 
1772  restaurirt. 

In  der  Gemeinde  liegt  westlich  vom  Dorfe  der  Bützelerhol",  an 
der  Stelle  eines  ausgegangenen  Dorfs  Biitzel. 

Weckersweiler,  Dorf  im  äussersten  Osten  des  Kautons,  12  Kilom. 
östlich  von  Finstingen,  auf  einer  Ebene  links  vom  Breitmattbache, 
mit  Kirche,  82  Häusern,  421  Einw.,  Getreide-  und  Kartofiielbau, 
war  lothringisch.  Die  Kirche  wurde  1731  von  Herzog  Franz  III. 
von  Lothringen  erbaut.  Beim  Orte  war  einst  eine  salzhaltige 
Quelle,  welche  von  Kranken  aus  der  Ferne  aufgesucht  wurde. 


C.    Kanton  Lörchingen. 

Der  Kanton  gränzt  östlich  an  Saarburg,  südüch  an  Frank- 
reich, westlich  an  Rixingen  und  nördlich  an  Vic  und  Dieuze, 
und  hat  folgende  Gemeinden  und  Bodenverhältnisse: 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Albersweiler  .     .     . 

Aspach 

Fraquelfing     .     .     . 
Hattigny    .... 

363,18 
218,24 
255,06 
697,98 

179,83 
38,31 
84,69 

243,53 

— 

4,17 
128,66 

329,40 

li65 

3468,62 

4127,59 
405,78 
452,45 

1324,17 

Huhn,  Deutsch -Lothringen. 


29 


450 


II.   Topographie. 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Hemingen  .... 
Hermelange    .     .     . 
Lafrimbolle    .     .     . 

281^ 
138,95 
168,50 

97,64 
112.57 

— 

458.,, 

5,10 
2,06 

7,73 

286,c,o 

368,82 

257,82 

1072,7, 

Landange  .... 

351,36 

99i95 

— 

9,;' 

484,67 

Laneuveville  .     .     . 

^^164 

62,96 

— 

60,07 

ll,n 

— 

224,27 

Lörcbingen     .     .     . 
Metairies  St.  Qiiirin 

554,70 
299,70 

207,9, 
139,44 

— 

62,90 

8,'25 
4,R8 

491,.,, 

873,34 
956,8, 

Neufmoulins  .     .     . 

150,80 

33,40 

— 

— 

li93 

192,74 

Niederhof  .... 

1^1,06 

iao,fi, 

— 

238,95 

4-87 

— 

529-49 

Nitting 

St.  Quirin  .... 

220,96 
326,16 

193-79 

143.,7 

— 

439,24 

74,99 

7'>55 
29,67 

4664,9, 

886,28 
5285,15 

Türkstein  .... 

50,01  1  127,73 

— 

2828,68 

1^77 

3035-23 

Voyer    .     .     .     .  • . 
Wasperweiler      .     . 

265,42       58,83 
86,47'     45,67 



0^, 

10,84 
9,08 

100,78 

448,24 
153-33 

Kanton 

4653,87 

2064,06 

— 

4721,84 

151,1, 

9011,84 

21078,89 

Sein  Viehstand  umfasst  833  Pferde,  wobei  0  Zuchthengste,  7  Maul- 
thiere  und  Esel,  3242  Stück  Rindvieh,  wobei  1828  Kühe,  698 
Schaafe,  wobei  112  Merinos  und  560  Heideschnucken,  2948  Schweine, 
694  Ziegen  und  783  Bienenstöcke. 

LörcMngen  ^LorquinJ,  Kantonsliauptort  in  der  Ebene  Unks 
der  weissen  Saar,  4  Kilom.  südlich  vom  Marne -Rheinkanal,  mit 
Kirche,  2  Kapellen,  244  Häusern,  305  Familien,  1024  Einw. ,  wobei 
12  Evangelische  und  0  Mennoniten,  ansehnlicher  Burg,  Mühle 
und  Lohmühle,  2  Gerbereien,  Brauerei,  5  Stickereifabriken,  -Jahr- 
märkten am  26.  Februar,  28.  Mai,  18.  October  und  24.  Detcmber, 
Wochenmarkt,  Friedensgericht,  Steuerkasse,  Enregistrements-Ein- 
nehmerei  und  Postexpedition,  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Lör- 
cbingen stammt  aus  gallo -römischer  Zeit  und  viele  üeberreste 
daher  sind  noch  erhalten.  Im  Jahre  1128  gründeten  Benedikt 
von  Türkenstein  und  seine  Frau  Mathilde  die  Priorei  zur  Abtei 
Senones,  es  war  lange  noch  Dorf,  hatte  aber  noch  Mauser  aus  sehr 
alter  Zeit,  deren  Üeberreste  zum  Kirchenbau  verwendet  wurden. 
Im  Jahre  1499  gaben  Oaspard,  Johann  und  Simon  von  Türken- 
8tein  dem  Orte  verschiedene  Freiheiten  und  dnmals  blühte  Lör- 
chingerj  auf.  Aber  im  Kriege  litt  Lörchingen  sehr  und  wurde 
1(>36  verbrannt.  Nach  diesen  kam  Lörchingen  an  den  Marquis 
de  Bissy,  unter  welchem  Lörchingen  sehr  abnahm,  zumal  die 
Armee  Turenne«  den  Ort  sehr  bedrückte;  es  kam  dann  nach  ein- 
ander an  die  Familien  von  llaussonville,  llaraucourt,  die  Ib-r/.oge 
von  I^>thringen  und  die  Prinzen  von  Beauvan-Craon,  unter  welchen 
17t58  CH  nur  noch  120  Familien  zUhlte.  Die  Lothringer  erbauten 
.MX)  Schritte  von  I^örohingen,   an  Stelle  des  alten  Schlosses,  das 


7.   Kreis  Saarburg.  451 

Lustschloßs  Hazard,  das  noch  1568  bewohnt  war  und  später 
wieder  hergestellt  wurde.  Im  Jahre  1590  wurde  ein  Mann  wegen 
Hexerei  verbrannt;  überhaupt  herrscht  noch  heute  in  der  Gegend 
ungemein  viel  Aberglauben.  Lörchiugen  treibt  einen  erheblichen 
Getreidehandel  und  die  Umgegend  viel  Industrie.  Nicht  weit  von 
Lörchingen,  gegen  Laneuveville,  stand  einst  ein  Templerhaus  und 
im  Holze  Kamnierholz  die  alte  Burg  der  Baronie.  Eine  Römer- 
strasse zog  durch  die  Gemarkung  zwischen  Lörchingen  und  Hat- 
tigny.  Auf  der  Wiese  le  Kho  fand  man  viele  mittelalterliche 
Waffen,  welche  aus  der  Schlacht  herrühren,  die  im  vierzehnten 
Jahrhunderte  hier  zwischen  Ferry  II.  von  Lothringen  und  den 
Grafen  von  Dachsburg  und  Kixingen  stattfand. 

Zur  Gemarkung  gehört  Zufall  (Hazard),  nahe  der  weissen  Saar. 
Schloss  mit  Hof  und  Mühle,  und  die  Oelmühle  la  Guinguette. 

Albersweiler  (Abreschweiler),  Dorf  in  einem  nordwestlich 
ziehenden  Vogesenthale,  an  einem  Seitenbache  der  rolhen  Saar, 
16  Kilom.  südöstlich  von  Lörchingen,  mit  Kirche,  386  Häusern, 
451  Familien,  1679  Einw.,  wobei  7  Evangelische  und  8  Menno- 
niten,  Papierfabrik,  Hammerschmieden,  Sägemühlen,  mechanischer 
Werkstätte,  Glaspoliranstalt,  Kalikofabrik,  Mühle,  Überförsterei, 
Steueramt  und  l'ostexpedition ,  gehörte  einst  zum  Elsass  und  der 
Herrschaft  Dachsburg.  Das  Dorf  entstand  aus  Köhlerhütten,  bekam 
1605 — 1608  awei  Papiermühlen  und  hatte  1660  erst  48  Häuser, 
bekam  aber  bald  Zuwachs  durch  französische  Ansiedler.  Schon 
in  der  Tribokenzeit  war  Albersweiler  bewohnt  und  es  stammen 
daher  noch  Ruinen  von  Tempeln  und  Reste  von  Statuen.  Auf 
dem  Plateau  des  Leinenbachs  erinnert  die  Nonnenburg  an  ein  ehe- 
maliges Nonnenkloster.  Am  Eingange  eines  kleinen  Thaies  er- 
innert die  Kunkelmühle  (M.  de  la  (JuenouilleJ  an  die  Zertrüm- 
merung derselben  vor  hundert  Jahren  durch  das  Herabstürzen 
eines  Felsen.  Beim  Strittwald  fand  man  einen  Herkulesaltar. 
Ferner  bestanden  zur  Bewachung  des  Thals  noch  feste  Punkte, 
wo  aber  auch  Tempel  oder  Kapellen  gestanden  haben  können. 
Bei  dem  Chor  einer  alten  Kirche  befindet  sich  die  St.  Barbekapelle 
mit  angeblicher  Heilkraft. 

Zu  der  Gemeinde  gehört  eine  Anzahl  AVeiler  im  vorderen  Theile  des 
Thals,  Höfe  auf  den  Anhöhen  und  Sagemühlen  an  den  Bächen.  Es  sind 
dies:  die  Weiler  Soldatenthal,  ll^S  Glashütte  gewesen,  Wasser- 
suppe und  Thomasthal,  die  Höfe  Stahlhütte,  Grossmann,  Wüst- 
kamm.  Colbeck,  Wolfsthal  und  les  Valettes,  Polisoir  St.  Quirin 
und  die  Sägemühlen  Dreisägraühlen,  Lorentz,  Franzosenmühle, 
Frentzel,  Brulee,  Jean  Mangenot,  Kugelbach  und  Charlot. 


452  !!•   Topographie, 

Aspacll,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  2Y2  Kiloni.  südwestlich 
von  Lörchingen,  am  Abhänge  eines  Hügels,  mit  Kirche,  49  Häu- 
sern, 53  f'amilien,  164  Einw. ,  Getreide-  und  Gemüsebau,  gehörte 
dem  Bisthume  Metz  und  kam  1661  an  Frankreich.  Es  befinden 
sich  hier  noch  Reste  eines  alten  Schlosses^  die  kleine  Kirche  von 
Aspach  ist  auch  sehr  alt. 

Fraquelfing  (Frackelfingen),  Dorf,  3  Kilom.  von  Lörchingen, 
mit  Kirche,  51  Häusern,  218  Einw.,  wobei  4  Evangelische,  Ge- 
treide- und  Futterbau  und  Viehzucht,  gehörte  dem  Bisthume  Metz. 
Schon  im  dreizehnten  Jahrhunderte  besass  Kloster  Ober-Seille 
hier  Güter.  In  den  Jahren  1630 — 37  wüthete  die  Pest  arg.  Man 
fand  hier  ältere  Thürme  aus  gallo  -  römischer  Zeit  und  einen 
Mosaik  boden. 

Zur  Gemarkung  gehört  der  Kambachhof. 

Hattingen  (Hatügmj) ,  Dorf  am  Neumühlbache,  5  Kilom.  süd- 
westhch  von  Lörchingen,  mit  120  Häusern,  132 Familien,  453  Einw., 
wobei  1  Evangelischer  und  1  Mennouite,  Getreidebau  und  Vieh- 
zucht und  Ziegelei,  liegt  nördlich  vom  Baroniewald  und  gehörte 
dem  Bisthume  Metz,  es  hatten  aber  verschiedene  Bürger  von  Bla- 
mont,  die  Haussonville  und  andere  hier  Rechte.  Die  Kirche  wurde 
1700  neu  erbaut,  aber  der  Thurm  ist  alt.  Kloster  Ober-Seille  besass 
den  Zehnten  und  Patronatsrechte.  In  einem  fruchtbaren  Felde  bei 
Hattingen  stand  einst  ein  Templerhaus. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  westlich  gelegene  Schloss  Risliolz,  der 
Weiler  Bonlieu  im  Süden  gegen  die  Gränze,  les  Kclairs-Houles 
und  le  Puits-du-Ch(^ne. 

Hemmingen  (Heming),  Dorf  an  der  Strasse  von  Paris  nach 
StraBsburg,  der  Eisenbahn  und  dem  Marne-Rheinkanal,  mit  Kirche, 
102  Häusern,  117  Familien,  453  Einw.,  wobei  6  Evangelische, 
Brauerei,  Gerberei,  Kalkofen,  Postexpedition,  Hochofen,  Getreide- 
und  Kartoffelbau,  Pferdezucht  und  vieleji  künstlichen  Wiesen,  ge- 
hörte zu  Lothringen  und  dem  Bisthume  Metz  und  kam  1661  an 
Frankreich.     Man  findet  im  Felde  noch  Reste  von  Mauern. 

Hermelingen  (Ilermdangc)^  Dorf  am  rechten  Ufer  der  Saar, 
2  Kiloni.  nord(>8tlich  von  Lörchingen,  wo  die  weisse  und  rothe 
Saar  sich  vereinigen,  mit  Kirche,  54  Häusern,  202  Einw.,  wobei 
11  Mennoniten,  Mühle,  Lohmühle,  Weberei  und  Getreide-  und 
KurtofTclbau,  war  lothringisch  und  wird  schon  1280  genannt.  Im 
.Inhre  1H22  fand  man  noch  diu  Ruinen  eines  alten  Tempels,  Reste 
von  Uedouten  und  Waflen. 

Lafrimbolle  (LnflTenbom,  l.nnfvrhonnc) ,  Dorf  in  einem  Seiten- 


4.    Kreis  Saarburg.  453 

thälchen  der  weissen  Saar,  unweit  der  Gränze,  9  Kilom.  südlieh 
von  Lörchingen,  mit  Kirciie,  182  Häusern,  728  Einw.,  wobei 
45  Evangelische  und  4  Mennoniten,  Nebenzollamt  I.  Klasse,  Ge- 
treide-, Kartoffel-  und  Gemüsebau,  ist  ziemlich  weit  auf  den  Höhen 
zerstreut  und  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Es  war  bis  1802  nur 
ein  Weiler,  wird  aber  schon  1248  genannt  und  wurde  von  lauter 
Eingewanderten  bevölkert.  Die  Kirche  ist  die  älteste  des  Kantons 
gewesen,  hat  noch  Grabsteine  von  752  und  952  und  ein  Grab- 
denkmal eines  Herren  von  Türkenstein,  wurde  aber  neu  im  Spitz- 
bogenstyl erbaut.  I,)as  Kloster  Ober-Seille  erwarb  hier  1203  Ge- 
fälle von  denen  von  Blamont  und  1244  Zehnten  vom  Kloster 
Hugoncourt. 

Die  einzelnen  Theile  von  Lafrimbolle  sind  der  Weiler  Harcholins, 
sowie  die  Ilöfe  St.  Sfichel,  La  Hiitte,  La  Voinotte,  Labrepeux, 
B recheux,  Grand- Haut,  Basse  d u  Cuvelie r,  Pre-Jard in,  Revers 
du  Grand-IIaut,  Revers  du  Bois  Canon  und  die  Mühle  laNeuve- 
G  ränge, 

Landange,  Dorf  am  Neumühlbache,  21/2  Kilom.  westlich  von 
Lörchingen,  mit  Kirche,  Mühle,  88  Häusern,  312  Einw.,  Getreide-, 
Obst-  und  Futterbau  und  Viehzucht,  entstand  im  fünfzehnten  .fahr- 
hunderte  und  gehörte  dem  Bisthume  3Ietz.  Das  Kloster  Ober- 
Seille  besass  hier  Güter  und  die  Pfarrernennung  wechselte  zwischen 
Türkenstein  und  Chatillon.     1826  brannte  das  Dorf  fast  ganz  ab. 

Laneuveville ,  Dorf  auf  der  linken  Seite  der  weissen  Saar, 
2  Kilom.  südlich  von  Lörchingen,  mit  Kirche,  43  Häusern,  146 
Einw.,  Getreide-  und  Futterbau,  gehörte  zu  Lothringen  und  dem 
Bisthume  Metz  und  entstand  erst  im  fünfzehnten  Jahrhunderte. 
In  der  Nähe  sind  Ueberreste  aus  der  gallo-römischen  Zeit  gefunden 
worden. 

Metairies  St.  Quirin,  Dorf  auf  der  Höhe  rechts  von  der 
weissen  Saar,  5  Kilom.  südöstlich  von  Lörchingen,  mit  2  Mühlen, 
Ziegelhütte,  Kalkofen,  Steinbrüchen,  78  Hänsern,  87  Familien 
und  349  Einw.,  wobei  10  Mennoniten,  und  Porzellanfabrik,  er- 
nährt seine  Bewohner  theilweise  durch  Arbeiten  in  den  benach- 
barten Fabriken  und  gehörte  zum  Bisthume  Metz.  Es  ist  aus 
lauter  Höfen  gebildet. 

Zur  Gemeinde  geliöi-en  die  Weiler  Halmoze  mit  grosser  Fabrik 
von  Ziegeln  und  Porzellan ,  Cubolot  und  Rondpre  und  die  Höfe  Hautc- 
Gueisse,  Courtegain,  Lehr,  Rouge-Eau,  Jean  Simon,  la  Fon- 
taine-aux-Chenes  und  Creon. 

Neufmoulins ,  Dorf  am  Neumühlbache,  2^/2  Kilom.  nordwestlich 
von  Lörchingen,  mit  10  Häusern,   11  Familien,   36  Einw.,  Ge- 


454  ^^'   Topographie. 

treide-,  Obst-  und  Futterbau,  gehörte  zur  bischöflich  metzischen 
Herrschaft  Türkstein  und  St.  Georges  und  war  bis  1802  erst  ein 
Weiler. 

Niederhof,  Dorf  am  linken  Ufer  der  weissen  Saar,  S'/^  Kilom. 
südlich  von  Lörchingen,  mit  Kirche,  2  Mühlen,  Steinbruch,  130 
Häusern,  136  Familien,  536  Einw. ,  wobei  5  Evangelische  und 
6  Mennoniten,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume 
Metz.  Im  Jahre  1244  verkaufte  Hugoncourt  alle  Güter  zu  Niederhof 
an  Ober-Seille. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  j\Iühle  Neuve-Grange  an  der  Saar. 

Nittifig,  Dorf  an  der  rothen  Saar,  3  Kilom.  östlich  von  Lör- 
chingen, mit  Kirche,  92  Häusern,  94  Familien,  397  Kinw. ,  Mühle, 
Ziegelei,  Kalkofen,  Steinbrüchen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  wurde 
im  Jahre  1557  gegründet  und  war  lothringisch.  Es  gehörte  zu  Ende 
des  siebenzehnten  Jahrhunderts  dem  Hause  Lützelburg  und  im  acht- 
zehnten Jahrhunderte  denen  von  Saintignon.  Es  sollen  noch  Ueber- 
reste  eines  Tempelherrenhauses  vorhanden  sein.  Im  Jahre  1620 
wurde  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  llaute-lJarville  und  die  IIülV 
Bassse-Barville.  Malgr^-Colle,  La  Bourdonne  und  Chapuy. 

St.  Quirin  (St.  Curien),  Dorf  in  rauhem  Vogesentliale,  9  Kilom. 
südöstlich  von  Lörchingen,  ist  aber  im  ganzen  Thale  bis  zur  Höhe 
von  Marion  zerstreut,  mit  Kirche,  Mühle,  Sägmühlen,  Steinbrüchen, 
Roggen-  und  KartofTelbau,  Waldgewerl)en ,  340  Häusern,  3G4  Fa- 
milien und  1349  Einw.,  wobei  15  Evangelische  und  12  Meinioniten, 
gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Das  Dorf  entstand  auf  dem  Boden 
der  Grafschaft  Dachsburg  und  von  diesen  Herren  wurde  um  966 
eine  Priorei  gestiftet,  welcher  Geppa,  die  Nichte  des  Bischofs  Leo, 
die  Heliquien  brachte.  Die  Priorei  mit  Kapelle  wurde  1052  mit 
der  Abtei  Marmoutier  verbunden  und  stand  zuerst  auf  der  Höhe 
und  dann  im  Thale.  Die  Kirche  ist  schön  und  die  alte  Kirche 
dient  als  Kapelle.  Das  Wasser  der  hiesigen  (Quelle  wird  gegen 
Scropheln  angewendet.  Am  Fusse  des  Donon  ist  eine  kleine  I'elouse, 
wo  ein  Markt  gehalten  und  an  einer  alten  Steinsäule  Vieh  gegen 
Getreide  mit  dem  Elsasse  getauscht  wird.  Die  grosse  Glashütte 
lieferte  im  sechszehnten  Jahrhunderte  Spiegel,  wurde  1741  könig- 
liche Fabrik  und  gehört  jetzt  einer  anonymen  Gesellschaft.  An 
Stell«  der  alten  Kapelle  8teht  eine  Kapelle  für  die  Arbi'itcr.  Im 
Schwedenkriege  war  alles  zerstört  worden  und  das  Dorf  wurde 
enrt  \T.Ü  wieder  aufgebaut.  1604  wurde  eine  Frau  als  Hexe  ver- 
brannt. 


7.   Kreis  Saarburg.  455 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Lettembacli  an  der  rothen  Saar, 
wo  die  königliche  3Ianufaktur  stand,  der  Hof  Bourguignon,  la  Gla- 
connerie,  Petit-Blaiic-Rupt,  Polissoir  und  Kapelle  Stellairt'. 
Hof  Manee  und  die  Sägemühlen  du  Village,  de  la  Charmillt. 
du  Gros-Sapin,  du  Coumer,  Teufelsloch,  Langschiess,  Bali, 
du  Pecheur  und  du  Paques. 

TwcksteiD.  fTur(jues(in: ,  Dorf  von  im  Walde  zerstreuten  Häu- 
sern, auf  Bergabhängen  des  Thals  der  weissen  Saar,  10  Kilom. 
südöstlich  von  Lörehingen,  mit  32  Häusern,  141  Einw. ,  wobei 
18  EvangeHsehe  und  17  Mennoniten,  und  zahlreichen  Sägemühlen, 
gehörte  dem  Bisthume  Metz  und  war  Mittelpunkt  einer  Herrschaft. 
Ein  Bancelinus  von  Türkenstein  erschien  schon  1147  als  Zeuge  und 
das  Geschlecht  wohnte  auf  der  Burg,  deren  Mauern  der  Bischof 
Johann  von  Metz  wieder  herstellen  Hess.  Es  kam  später  in  ver- 
schiedene Hände  und  war  sehr  fest.  Im  Jahre  1346  gab  Herzog 
Kaoul  das  Schloss  an  Thiebaut  von  Blamont  als  Entschädigung, 
der  Bischof  Adimar  kaufte  es  aber  zurück  und  gab  es  dann  wieder 
weiter  an  den  Herrn  von  Blamont  als  Lehen.  Im  Jahre  1430  trat 
es  Graf  Wecker  von  Leiningen  an  den  Herzog  von  Lothringen  ab; 
1534  waren  schon  die  von  Haussonville  Besitzer  und  erbauten  die 
Kapelle.   Im  Schwedenkriege  wurde  das  Schloss  theilweise  verbrannt. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Unter-Türkstein,  le  Four 
Richarville  und  Rupt-des-Dames  und  die  Sägmühlen  du  Houzard, 
<lu  Marquis,  Leonard  und  Rikarville. 

Wasperweüer  (  ViiolperweillerJ ,  Dorf  an  einem  Seitenbache 
der  rothen  Saar,  vor  dem  Thale  St.  Quirin,  7i/o  Kilom.  südöstlich 
von  Lörehingen,  mit  78  Häusern,  81  Familien,  2H9  Einw.,  Glas- 
poliranstalt,  Getreide-  und  Kartoflelbau,  war  1756  erst  Weiler,  wo 
die  Pest  1635  arg  gehaust  hatte,  und  gehörte  dem  Bisthume  Metz. 

Zur  (iemeinde  gehören  G  rands -J  ardi  ns  und  Rouge-Eau-Forge. 

Weyersheim  fVoyerJ,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache.  6  Kilom. 
östlich  von  Lörehingen,  mit  Kirche,  Ziegelhütte,  Kalkofen,  Stein- 
bruch, 110  Häusern,  470  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war 
ursprünglich  elsässisch  und  wurde  oft  verkauft.  Im  dritten  Jahr- 
hunderte war  es  Miiitärstation.  Es  hiess  einst  Weyersheim  zum 
hohen  Thurm  und  das  Dorf  soll  höher  gegen  Abreschweiler  ge- 
legen sein,  doch  sind  keine  Ueberreste  davon  vorhanden. 

Zur  Gemeinde  gehören  Haute-  und  Basse-Bourdonne. 

D.    Kanton  Pfalzburg. 

Der  Kanton  gränzt  an  das  Elsass  und  die  Kantone  Saarburg  und 
Finstingen  und  enthält  folgende  Gemeinden  und  Bodenverhältnisse: 


456 


II.   Topographie. 


Gemeinden. 


Ai-zweiler  .     .  . 

Berlingen  .     .  . 

Brauweiler      .  . 

Biirscheid  .     .  . 

Dagsburg  .     .  . 
Dann  u.  Vierwinden 

Dannelburg    .  . 

Garburg     .     .  . 
Gunzweiler     . 

Hangweiler     .  . 

Ha^^elburg .     .  . 
lleinrichsdori" 

Heringen    .     .  . 

Hultenhausen .  . 

Lixheim     .     .  . 

Lützelburg      .  . 

Mettingen  .     .  . 

Älittelbronn     .  . 

Plalzburg  .     .  . 
St.  Johann-Kurzrode 

St.  Louis   .     .  . 

AValdenbnrg  .  . 

Weschheim     .  . 

Wilsberg    .     .  . 

Wintersburg  .  . 

Zillingen    .     .  . 

Kanton 


Aecker. 


291,90 

218,94 

514,33 
225,74 

461,67 
173,69 
172,23 
154,35 

273,08 
238,55 

107,38 

366,43 

168,93 

83,81 

210,97 

58,56 
297,48 
352,04 
581,78 

91,24 

339,90 
99,10 

121,86 
219,42 

262,67 
237,42 


6323,47 


Wiesen, 


85,32 
63,25 

328,79 

154 

249,74 
93,30 
25,j5 
55,22 
94,66 
75,02 


46 
84 
88 


125 

26,35 

49,72 

50,63 

127,52 

161,80 
365,79 

42„4 
89,60 
27,09 
43,2, 

68,86 

90,90 

80,62 


2669. 


Wein- 
berge. 


Wald. 


,29 


78,29 

122,01 

108,7, 

1,04 


oö,50 

67,06 

201,36 
1,85 


814 


,07 


Obst- 
gärten. 


31,66 
2,60 
6,95 
2,25 

28,49 

18,33 

4,77 

16,08 

4,89 

23,98 

6,03 

3,41 

5,26 

20,03 

1,21 

13,02 

20,36 

88,84 

10,63 

25,02 

0,64 

3,29 

13,18 

9,76 

8,52 


369,. 


25 


Forsten. 


178 

4007, 
427, 


,16 


572,05 

409,63 
2o8,o3 

308,70 

453,09 


Gesammt- 
Fläche. 


511 


,92 


152 
441 


,00 


,06 


177 


,93 


7385 


,65 


313,64 
1124,80 
399,36 
4828,0, 
728,22 
289,90 
798,67 
524,58 
450,5, 
610,04 
731,02 
273,44 
429,10 
418,«. 


577,34 
520,87 
771,32 
1294,40 
157,55 
919,69 
139,56 
182,09 
500,80 
395,07 
357,92 


18248,66 


Er  hat  einen  Viehstand  von  1061  Pferden,  wobei  11  Zucht- 
hengste, 3  Maulthiere  und  Esel,  5507  Stück  Rindvieh,  wobei  3194 
Kühe,  791  Schaafe,  wobei  22  Merinos  und  6S7  Jleideschnucken, 
2729  Schweine,  730  Ziegen  und  662  Hienenstücke. 

Pfalzburg,  Stadt  und  Kantonshauptort  an  der  Strasse  von 
Paris  nach  Strassburg,  liegt  in  einer  Ebene,  an  der  Kreuzung  der 
Strassen  nach  Strassburg,  Saarunion,  Finstingen  und  Nancy,  war 
bis  zur  neuesten  Zeit  Festung  und  hat  eine  evangelische  und  katho- 
lische Kirche,  504  Häuser,  739  Familien,  3073  Einw.,  wobei  317 
Evangelische  und  185  Israeliten,  bisher  auch  eine  Garnison  von 
1072  Mann,  Friedensgericht,  Polizeicommissariat,  Steueranit,  Steuer- 
kasse, Enregistreinents-Einnehmerei,  Postamt,  Landwehrcompagnie- 
bczirk,  Collegium,  Sehullehrerseminar,  Destillerie,  2  Hierbrauereien, 
2  Kalkofen,  2  Ziegelhütten,  2  vorzügliche  Steinbrüche,  Jahrmärkte 
am  19.  März  und  19.  August,  Fabrik  von  gcbrannlem  Wasser, 
Hospital,  Markthalle  und  hydraulisches  Wasserwerk.  Die  grosse 
katholische  Kirche  wurde  1740  von  einem  Oenieoiricier  in  geschmack- 
losem Styl  erbaut  und  trügt  noch  aus  der  Revolutionszeit  über 
dem  Portale  die  Inschrift:  Le  peuple  franfais  reconnai(  ivhc  siiprhite 


7.   Kreis  Saarbuig-.  457 

et  rimmortaliie  de  Ydme;  die  Kuppelspitze  trägt  eine  Marienstatue, 
die  bei  dem  letzten  Bombardement  unbeschädigt  blieb.  Das  CoUe- 
gium  wurde  1806  von  Baron  Parmentier  gegründet  und  war  darin 
bis  1814  ein  Kapuzinerconvent.  Derselbe  legte  auch  mit  120,000  Frcs. 
Kosten  die  8  Kilometer  lange  Wasserleitung  aus  der  Quelle  von 
Hultenhausen  an.  Pfalzburg  war  bis  zum  sechszehnten  Jahrhun- 
derte nur  Dorf  mit  einem  Thurme  und  erst  Kaiser  Maximilian  I. 
gewährte  die  Erhebung  zur  Stadt,  welche  von  dem  Pfalzgrafen 
den  Namen  bekam.  Georg  Johann  von  Veldenz  wohnte  sogar 
bis  1582  daselbst,  der  Pfalzgraf  Georg  Johann  verkaufte  Pfalzburg 
aber  am  23.  Juli  1583  an  Karl  III,  von  Lothringen ,  der  den  Prote- 
stantismus auszurotten  suchte,  auf  Wiederkauf  um  400,0(X)  fl., 
der  aber  nicht  erfolgte.  Das  alte  Schloss,  welches  später  zur 
Vorstadt  wurde,  hiess  Einartshauseu  und  hatte  nur  eine  Besatzung 
von  einem  Kapitän  und  10  Soldaten.  Durch  die  lothringischen 
Söldlinge  litt  Pfalzburg  sehr,  besonders  1588  und  1591.  Herzog 
Heinrich  IL  schickte  1621  zwei  Jesuiten  nach  Pfalzburg,  um  die 
Protestanten  zu  bekehren,  und  der  eine  derselben,  Pater  Nicolaus 
Oude,  hielt  auf  dem  Rathhause  eine  Disputation  mit  dem  evange- 
lischen Geistlichen  Brasi,  die  aber  natürlich  keinen  Erfolg  hatte. 
In  demselben  Jahre  gab  der  Herzog  die  Seigneurie  Pfalzburg  an 
Ludwig  von  Lothringen  und  Grafen  von  Boulay  wegen  seiner 
Heirath  mit  seiner  Nichte  Henriette,  welche  während  des  30jährigen 
Kriegs  hier  lebte,  nach  dem  Tode  ihres  Mannes  als  Frau  von 
mehr  als  fünfzig  Jahren  sich  wieder  mit  dem  erst  20jährigen  Grafen 
Guasco  vermählte  und  dann  ein  abenteuerHches  Leben  in  Brüssel 
führte.  Dies  besondere  Fürstenthum  bestand  aber  später  nicht 
mehr  lange,  denn  Herzog  Karl  zerstückelte  es  und  trat  dann  1661 
die  Stadt  nebst  der  Ileerstrasse  und  dem  Gebiete  von  je  einer 
halben  Stunde  auf  beiden  Seiten  an  Frankreich  ab,  welches  diese 
Strasse  wegen  des  neu  erworbenen  Strassburg  haben  musste. 
Wegen  dieses  Umstandes  und  der  wichtigen  Lage  erhob  Ludwig  XIV. 
Pfalzburg  1680  zur  Festung,  welche  Vauban  erbaute,  der  zugleich 
auch  der  Stadt  selbst  ein  anderes  Ansehen  gab.  Das  alte  Schloss 
brannte  1713  ab  und  bei  dieser  Gelegenheit  fand  man  im  nahen 
Walde  Quellen  auf,  die  lange  als  heilsam  gegen  die  Ruhr  ange- 
sehen wurden  und  deshalb  den  Bau  einer  Kapelle  an  der  Stelle 
hervorriefen ,  wohin  noch  gewallfahrtet  wird.  Mit  der  Revolutions- 
zeit kehrte  auch  der  Protestantismus  zurück,  aber  erst  in  neuester 
Zeit  wurde  der  Gemeinde  erlaubt,  die  Kirche  mit  einem  Glocken- 
thurme  zu  versehen.     Im  siebenzehuten  Jahrhunderte  spielte  auch 


458  !!•   Topographie." 

hier  der  Aberglauben  eine  KoUe,  denn  es  wurden  drei  Männer 
und  acht  Frauen  wegen  Hexerei  verbrannt.  Im  letzten  Kriege 
zeichnete  sich  Pfalzburg  durch  seine  Vertheidigung  aus.  Es  lagen 
darin  drei  Bataillone  von  Infanterie,  Mobilgarde  und  Versprengten 
des  Mac  Mahon'schen  Armeecorps  nebst  50  Artilleristen  und  die 
Festung  widerstand,  ungeachtet  des  Bombardements  am  14,  August, 
wo  in  eilf  Stunden  2000  Geschosse  in  die  Stadt  geschossen  und 
45  Häuser  zerstört  wurden,  vom  10.  August  bis  13.  December, 
wo  der  Commandant  einfach  die  Thore  öffnete.  Seither  wurde  die 
Festung  abgetragen  und  das  Material  zum  Bau  der  Forts  um 
Strassburg  verwendet.  —  Oberst  Uhrich  fand  im  benachbarten 
Gebirge  drei  alte  Denkmale  aus  Sandstein  auf,  welche  sich  auf  den 
Kultus  von  Merkur,  Jupiter  und  Apollo  bezogen.  Napoleon  I.  nannte 
Ffalzburg  nur  die  Pflanzstätte  PcpiniereJ  des  braves,  und  in  der 
That  lieferte  das  Städtchen  eine  Reihe  von  Generalen,  wie  Marschall 
Lobau,  die  Generallieutenants  Gerard,  Munier,  Nevinger,  Botten- 
burg,  Dupelin  u.  A.;  auch  ist  hier  der  Dichter  Erckmann  geboren. 

Zur  Gemeinde  gehören:  im  Südosten  die  zwei  langgestreckten  Häuser- 
reihen Karaques  du  Bois  le  Chone  d'en  haut  auf  der  Höhe  und 
d'en  bas  in  der  Thalabdachung,  les  Baraques  des  trois  Maisons 
im  Süden,  gegen  das  Zorntlial ,  les  trois  Maisons  im  Süden,  zwischen 
beiden  letzteren,  les  Maisons  rouges  an  der  Strasse  nach  Saarburg, 
la  Roulette  und  die  Alte  Post,  sowie  Ste.  Barbe  (Kapelle  und  Haus) 
an  der  Slrassburger  Strasse,  Kapelle  St.  Jean  nebst  Ziegeleihof, 
nordöstlich,  Lobauhof,  l'arbre  vert  und  der  nördlich  in  einem 
Soitenthälchen  des  Hnspelmattbachs  gelegene  Wriler  Büolielberg. 

Arzweiler  (Arschweiler),  Dorf  am  Teigelbach,  dem  Kanal 
und  der  Eisenbahn,  }•  Kilom.  südwestlich  von  Pfalzburg,  am  Fusse 
der  Vogesen,  mit  Kirche,  111  Häusern,  1'2()  Familien,  5(i'i  Einw., 
Mühlen,  Steinbrüchen,  guten  Wiesen,  schönen  Waldungen,  Feldbau 
und  Viehzucht,  gehörte  zur  lotliringischen  Herrschaft  Li.\heim. 
Durch  die  Kriege  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  war  Arzweiler 
i;anz  entvölkert,  hatte  1(550  nur  acht  Einwohner  und  kein  Vieh. 
Die  von  Lützelburg  besassen  ein  Achtel  des  Orts.  \'ou  1070  bis 
1739  waren  hier  bios  Mühlen,  sowie  eine  Glashütte,  die  noch  1710 
beatand,  aber  dann  einging.  Erst  durch  Itodungen  wurde  dem 
Orte  wieder  aufgeholfen.  Merkwürdig  ist  hier  der  Bau  von  Eisen- 
bahn und  Kanal,  welche  durch  einen  Tunnel  von  2300  und  415 
Meter  ziehen,  bis  beim  Austreten  um  Bathe  siih  beide  wieder 
scheiden.  Fast  'iOTK)  Meter  der  Länge  brauchten  nicht  ausgemauert 
XU  werden.  Eisenbahn  und  Kanal  sind  durch  eine  mehrere  Meter 
dichte  Schicht  von  einander  getrennt. 


7.    Kreis  Saarburg^.  459 

Berlingen,  Dorf,  4  Kilom.  nördlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche. 
Mühle,  54  Häusern ,  Gl  Familien  und  2^39  evangelischen  Einwohnern, 
vi^elche  Landwirthschaft  und  Viehzucht  treiben ,  gehörte  zum  Elsasse 
und  dann  zur  Herrschaft  Pfalzburg. 

Brauweiler  [lirotichain),  Dorf  am  Brüchbache,  7  Kilom.  westlich 
von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  122 Häusern,  519Einw.,  wobei  3  Evan- 
gelische, Feldbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  den  Herrschaften  Lix- 
heim  und  Pfalzburg  und  wurde  zwar  16G1  mit  letzterem  an  Frank- 
reich abgetreten,  blieb  aber  bis  1751  doch  noch  bei  Lixheim  und 
war  also  blos  halb  französisch.  Vorher  bildete  es  einen  Theil  der 
Karonie  Herange.  Der  König  Hess  1781  die  Kirche  erbauen.  In 
der  Nähe  soll  der  Ort  Krams weiler  bestanden  haben. 

Zur  Gemeinde  gehören  St.  J o h a n n - B r a u w e i  1  e r  und  P o s  t  - 1> r a  u- 
weile  r. 

Bursclieid,  Dorf  links  der  Strasse  nach  Finstingen,  5  Kilom. 
westlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  4(j  Häusern,  49  Familien, 
208  ?>inw.,  wobei  11  Israeliten,  Getreidebau,  Seidenstrickerei  und 
Taglohnarbeifern,  denn  die  Gemarkung  liefert  sehr  wenig.  Bur- 
scheid ist  alt.  bildete  ein  besonderes  Lehen  und  wurde  1694  von 
den  Brüdern  Landsperg  an  Jean  d^Elvert,  Amtmann  von  Lixheim, 
verkauft.  Im  siebenzehnten  Jahrhunderte  war  Burscheid  ganz  evan- 
gelisch und  der  evangelische  Pfarrer  von  Wintersberg  bezog  den 
Zehnten,  die  Katholiken  gehörten  zur  Pfarrei  Hommartingeu,  er- 
hielten aber  1725  eine  eigene  Pfarrei. 

Dagsburg  (  Dago) ,  Dorf  in  einem  romantischen  Seitenthale 
des  Zornthals,  im  nördlichen  'Iheile  der  Vogesen,  18  Kilom.  süd- 
lich von  Pfalzburg  gelegen,  zwischen  Wiesen  und  Wäldern,  mit 
Kirche,  2  Mühlen,  9  Sägmühlen,  wenig  Getreide-  und  Kartoflfelbau, 
Kühlenbrennerei,  Baumwollspinnerei,  Holzindustrie,  527  Häusern, 
(SOG  Familien  und  25G3  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  und  Post- 
agentur. Die  Bewohner  fertigen  alle  Arten  Holzarbeiten,  Holz- 
schuhe, Schindeln,  Weinpfähle,  Bretter,  Küblerwaaren  und  seit 
1850  auch  alle  Arten  von  Nürnberger  Holzwaaren.  Markt  am 
Sonntag  nach  Frohnleichnamstag.  Dagsburg  war  in  ältester  Zeit 
eine  Stadt,  interessant  und  auch  ziemlich  gross,  wie  noch  alte 
Mauerreste  am  Gebirgsabhange  zeigen;  sie  wurde  aber  im  sieben- 
zehnten Jahrhunderte  zerstört  und  dann  das  Dorf  unterhalb  der 
alten  Stadt  erbaut.  Die  Gründer  sind  unbekannt,  Dagsburg  ge- 
hörte aber  unter  die  Domainen  der  Herzoge  des  Elsasses.  Karl 
der  Einfältige  soll  922  hier  eine  Deputation  der  Kathedrale  von 
Toul  empfangen  haben  und  Bruno,  Sohn  Hugo's  III.,  nachmaliger 


460  ^^-   Topographie. 

Papst  Leo  IX.,  1002  hier  geboren  sein.  Das  Schloss  war  kein 
römischer  Bau  und  nicht  vor  dem  zwölften  Jahrhunderte  erbaut. 
Ein  anderes  Schloss  bestand  in  jüngerer  Zeit  auf  dem  Felsen,  der 
Dagsburg  beherrscht,  bis  1679.  An  Stelle  des  älteren  steht  eine 
Walifahrtskapelle,  die  im  vorigen  Jahrhunderte  abbrannte  und  erst 
um  1830  neu  erbaut  wurde.  Im  Jahre  1225  belagerte  Johann 
von  Apremont,  Bischof  von  Metz,  Dagsburg,  blokirte  es  aber 
dann,  indem  er  in  der  Nähe  eine  Veste  anlegte,  vertrug  sich  je- 
doch bald  wieder.  Als  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  Dagsburg 
von  den  Leiningern,  an  die  Dagsburg  nach  dem  Aussterben  des 
alten  Gesehiechts  1280  durch  die  Erbtochter  Gertrude  gelangt  war, 
aufgegeben  wurde,  kamen  Briganten  (französische  Nachzügler) 
nach  Dagsburg.  Baron  Monclas  beauftragte  hierauf  den  de  Bois 
David,  das  Schloss  zu  nehmen,  vermochte  dies  aber  nur  durch 
Verrath,  und  so  kam  es  in  die  Hände  der  Franzosen.  Das  Schloss 
sollte  erhalten  bleiben,  wurde  aber  doch  am  13.  November  1679 
geschleift.  Die  Grafschaft  wurde  jedoch  erst  1792  von  den  Fran- 
zosen besetzt  und  1801  an  sie  abgetreten.  Die  früher  zum  Elsasse 
gehörige  Grafschaft  umfasste  die  Orte  Dagsburg,  Ilommert,  Haar- 
berg, Walscheid,  Arzweiler  und  Voyer  (Weiher)  und  hatte  auf 
16,237  Hekt.  Land  13,362  Hekt.  Wald,  war  trocken,  felsig,  un- 
fruchtbar und  deshalb  fast  nur  für  den  Kartoffelbau  geeignet. 
Dafür  ist  sie  aber  um  so  reicher  an  Gegenständen  der  Archäologie 
und  Werken  der  l'riboken,  Kömerdenkmaien  und  Gräbern. 

Zu  der  Gemeinde  gehört  eine  Reihe  im  Thale  und  auf  den  Höhen 
weit  umher  zerstreuter  Weiler,  Höfe,  ilühlen  und  Sagmülilcn,  nümlicli 
Ballerstein.  Schäferhof,  llellert,  Entcnthal,  llölsberg, 
Spitzberg.  Rotlienhüll,  Hengst,  Wiegsburg,  Hub,  Stampf, 
Kühberg,  Laschbach,  Harreck,  Maison  du  Garde  und  d'6cole, 
Jiigerhof,  Köppenhof,  Kleinmühle,  Harthof,  Herren-,  Geor- 
gen-, Bocken-  und  Friedrichsraühle,  die  Sügmühlcn  Ober-  und 
Nieder- Altmühl.  K(»pferuiiihl  und  die  Sf.  Odilion-  und  Leons- 
k  a  p  e  1 1  f '. 

Dann  und  Vierwinden  fQuatrc-centsJ,  Dorf  aus  zwei  Orten 
an  der  Straase  nach  Strassburg  und  rechts  derselben  bestehend, 
2  Kilom.  östlich  von  I'falzburg,  mit  Kirche  (in  Dann),  l(?2  Iliiiisern, 
70"^  Fiinw.,  wobei  8  Evangelische,  wenig  (iclreidtbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  den  Herren  von  Lützelburg,  die  es  l(>ll  an  Loth- 
ringen verkauften,  und  karn  1661  an  Frankreich.  V.s  sind  hier 
nuclt  Reste  eines  alten  SchloHHCH,  das  erst  im  vorigen  Jahriiiinderte 
zerstört  wurde.  Man  fand  1839  im  Walde  eine  Steinpyramide. 
Im  Jthre  1602  wurden  hier  drei  I'Vnnen  nls  Ilexon  verbrannt. 


7.    Kreis  Saarburg.  4f)l 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Eichbaracken  und  der  Hof  Guten- 
b  r  u  n  n  e  n  (Bonne  -fonta  ine). 

Dannelburg ,  Dorf  auf  der  Anhöhe  links  über  der  Zorn ,  3  Kilom. 
südwestlich  von  Pfalzburg,  mit  66  Häusern,  78  Familien,  388  Einw., 
KartofFelbau  und  Strickerei,  ist  nicht  sehr  alt,  kam  1707  von 
Anton  von  Lützelburg  an  Herzog  Leopold  von  Lothringen  und 
war  bis  1710  ein  Weiler.  Um  1723  bis  etwa  1744  bestand  hier 
eine  Glashütte. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Weiler  Unterland  und  der  Hof  Berg- 
mättel.     Die  Franzosen  nannten  ersteren  auch  Omenland. 

Garburg,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  rechts  über  dem  Zornflusse, 
mit  Kirche,  143  Häusern,  148  Familien,  679  Einw.,  wobei  10 
Evangelische,  Getreide-  und  Kartoffelbau  und  2  Mühlen,  wurde 
vom  Kloster  Marmoutier  gegründet,  gehörte  1756  zu  ^(^  diesem 
und  zu  ^4  zu  Frankreich  und  kam  an  letzteres  1661. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Forsthaus  Kreuzkopf,  der  Hof  Spars- 
brod,  die  Häuser  Nicolas  und  die  Mühlen  Kleinmühle  und  Fils- 
bachmühle. 

Gimzweiler  (ViUers  aux  Oies,  Villers  adanseres,  Gansweilery, 
Dorf  auf  der  Ebene,  9  Kilom.  südwestlich  von  Pfalzburg,  am  Ur- 
sprünge des  Teigelbachs,  mit  Kirche,  85  Häusern,  398  Einw., 
Kartoffel-  und  etwas  Obstbau  und  Sandsteinbruch,  entstand  aus 
kleinen  Hütten,  welche  wohl  Glasarbeiter  erbauten,  denn  es  stand 
hier  einst  eine  Glashütte,  wovon  ein  Platz  noch  fourneau  a  verres 
heisst.  Es  wurde  das  alte  Dorf,  das  eine  Kirche  hatte,  1634 — 36 
von  den  Schweden  zerstört  und  die  Gemarkung  wurde  Wald,  der 
Ort  aber  wurde  1733  mit  Erlaubniss  des  Herzogs  Leopold  von 
Lothringen  in  einiger  Entfernung  vom  alten  und  dem  Wasser 
näher  wieder  aufgebaut.  Ein  Theil  des  alten  Taufsteins  ist  noch 
beim  Glockenthurm  erhalten,  die  Pfarrei  1733  errichtet,  der  neue 
Kirchthurm  1785  erbaut,  die  Kirche  1829  restaurirt.  Zu  Ende 
des  vorigen  Jahrhunderts  gehörte  Gunzweiler  dem  General  Custine. 
Eine  Kapelle  zu  St.  Vincenz  de  Paula  wurde  1833  von  der  Familie 
Gast  von  Zabern  gestiftet,  1847  vergrössert  und  steht  am  Räude 
des  Waldes  Wackenberg.  Wahrscheinlich  hiess  der  Ort  Gansweiler 
und  nicht  Gunzweiler. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  Forsthaus  Waekenberg  und  die  Neu- 
mühle an  der  Zorn,  3  Kilom.  südöstlich  vom  Dorfe. 

Hangweiler  (Eingwiüer),  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  an 
der  Zintzel,  5  Kilom.  nördlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  3  Mühlen, 
79  Häusern,  86  Familien,  379  evangelischen  und  1  katholischem 


462  .  U-    Topographie. 

Einwohner,  Getreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lützelstein 
und  die  Abtei  Kraftthal  hatte  1717  hier  den  Zehnten. 

Zur  Gemarkung  gehört  die  Neumühle. 

Haselburg,  Dorf  auf  der  Anhöhe  auf  der  rechten  Seite  der 
Zorn,  im  Walde,  11  Kilom.  südlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche, 
109  Häusern,  474  Einw.,  wobei  3  Evangelische,  Kartoffelbau  und 
Viehzucht  und  3  Mühlen,  kam  1661  von  Lothringen  an  Frankreich, 
lieber  Haselburg  führte  die  Kömerstrasse  von  Zabern  nach  Lör- 
chingen.  Bei  Schackeneck  befinden  sich  noch  die  Reste  einer  alten 
Kirche  mit  gut  erhaltenem  Taufstein. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Rot t  und  Schackeneck  im  Osten, 
der  Kaiserhof,  die  zwei  Xeiimühlen  und  die  Neumühle  zu  St.  Ot- 
tilien. 

Heinriclisdorf,  geradlinig  gebautes  Dorf  auf  der  Höhe  über 
dem  Teigelbach,  5  Kilom.  südwestlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche 
in  der  Mitte,  132  Häusern,  150  Familien,  713  Einw.,  Handschuh- 
manufaktur, Getreide-  und  Kartoffelbau  und  grossen  Steinbrüchen, 
wird  im  Süden  von  Kanal  und  Eisenbahn  berührt  und  kam  1661 
von  Lothringen  an  Frankreich.  Es  wurde  zu  Anfang  des  sieben- 
zehnten Jahrhunderts  von  Herzog  Heinrich  II.  von  Lothringen 
gegründet,  der  religionsflüchtigen  Unterthanen  des  Pfalzgrafen 
hier  eine  Stätte  gewährte.  Einen  Pfarrer  hat  Heinrichsdorf  erst 
seit  1784. 

Heringen,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Finstingen  und  dem 
BrUchbache,  7  Kilom.  westlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  37  Häu- 
sern, 152  Einw.,  Steinbrüchen,  Getreide-,  Kartoffelbau  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zu  Lothringen.  Es  war  hier  eine  Baronie  und  ein 
Adelsgeschlecht,  aus  welchem  Johann  im  Jahre  1417  sogar  Gläu- 
biger der  Herren  von  Finstingen  war,  das  aber  im  siebenzehnten 
Jahrhunderte  durch  die  Kriege  verarmte.  Sie  bauten  die  Kirche, 
welche  die  Ziffer  1565  am  Portale  trögt,  und  errichteten  die  Pfarrei 
zu  gleicher  /.eit  (1536).  Später  kam  Heringen  an  die  Landsperg, 
von  diesen  erkauften  es  die  von  Lützelburg,  nach  und  nach  bis 
(1683)  zu  Y4,  während  ^J^  den  Herren  von  Lixheim  gehörten,  und 
1707  kam  es  an  Lothringen. 

Hnltenhauseu ,  Dorf  in  waldiger  (regend,  am  Abhänge  der 
Vngesen,  51/3  Kilom.  südlich  von  Pfalzburg,  an  der  GrUnzo  des 
Elsasses,  mit  Kirche,  !M  IlüuHern,  445  Einw.,  wobei  I  I<]vaiigc- 
lischer,  (»etroide*  und  KartuHeibMu  und  SIeinbnIchen,  kam  16(>[ 
von  Lothringen  an  Frankreich.  Von  hier  wjirde  früher  l'fai/.burg 
durch   eine    vierfache    Köhrenleilung    mit    Wasser    versorgt.      Im 


7.   Kreis  Saarburg.  463 

Walde  fand  man  verschiedene  Idole,  Steinstatuen,  Römerdenk- 
male, einen  Aschenkrug  und  in  der  Nähe  ist  eine  Stelle,  die  man 
Ville  de  Charlemagne  nennt,  ohne  dass  man  die  Bedeutung  davon 
weiss.  Man  fand  auch  Heste  alter  Tempel.  An  der  Stelle  des 
Pfarrhauses  soll  einst  ein  Nonnenkloster  gestanden  haben. 

LixhQim  f Luc hi sin ,  Leckerange),  Dorf  am  Brüchbache  und  der 
Strasse  nach  Finstingen,  8  Kilom.  westlich  von  Pfalzburg,  mit 
katholischer  und  evangelischer  Kirche.  Synagoge,  Postagentur, 
Ziegelei,  Brauerei,  Färberei,  Hutfabrik,  Sattlerei,  Strumpfwirkerei, 
Handschuhmanufaktur,  Nagelschmieden,  194  Häusern,  209  Familien, 
757Einw.,  wobei  152  Evangelische  und  194  Israeliten,  Getreide-, 
Obst-  und  Weinbau,  Wochenmarkt  am  Montag  und  Jahrmärkten 
am  13.  Juni  und  29.  October,  ist  regelmässig  gebaut  und  hat  den 
Namen  von  luxe  oder  lixa  feauj,  denn  alle  Häuser  im  niederen 
Thale  der  Münzstrasse  sind  auf  Pfählen  erbaut,  da  hier  Sumpf 
war.  Es  war  hier  einst  die  berühmte  Abtei  St.  Lucas,  deren 
V^orsteher  schon  1142  eine  grosse  Anzahl  von  Mönchen  und  Nonnen 
unter  sich  gehabt  haben  soll.  Im  Jahre  1608  erhielt  Churfürst 
Friedrich  V.  von  der  Pfalz  vom  Papst  Clemens  in  Tausch  die 
Güter  der  Abtei  und  Hess  an  deren  Stelle  die  Stadt  bauen  als 
Zufluchtsort  für  Protestanten ,  denen  er  auch  eine  Kirche  erbaute, 
welche  jedoch  nach  Aufhebung  des  Edikts  von  Nantes  zerstört 
wurde,  sowie  er  Lehrer  für  beide  Sprachen  gewährte.  Im  Jahre 
1623  verkaufte  er  es  aber  um  eine  Viertelmillion  Franken  an  Herzog 
Heinrich  von  Lothringen,  der  es  im  nächsten  Jahre  als  Apanage 
an  Henriette  von  Lothringen ,  Gemahlin  des  Fürsten  von  Pfalzburg, 
gab,  welchem  Kaiser  Ferdinand  II.  Lixheim  zur  Reichsherrschaft 
erhob.  Damals  Hess  die  Fürstin  hier  Münzen  schlagen.  Von 
ihrem  dritten  Gemahl  ging  Lixheim  an  Franz  von  Grimaldi  über, 
der  1702  ohne  Kinder  starb ,  worauf  Lixheim  an  Lothringen  zurück- 
fiel. Unter  Henriette  kamen  Oratoriermönche  und  1657  die  der 
Trierceliers  hierher.  Im  Jahre  1707  war  Lixheim  eine  Prevote 
über  25  Orte  und  Weiler.  Das  letztere  Klostergebäude  l)esteht 
noch  und  die  Evangelischen  richteten  es  zur  Kirche  ein.  Es  ist 
darin  eine  schöne  Treppe  und  im  Refektorium  ein  schönes  Christus- 
bild. Die  Schweden  sollen  hier  einst  sehr  arg  gehaust  haben. 
Von  Lixheim  erzählt  man  sich  ebenfalls  eine  Faustsage.  In  dem 
Gemarkungstheile  Grafenort  deuten  Steinüberreste  auf  ein  früheres 
Schloss. 

Lützelburg,  Dorf  am  Zornflusse  und  dem  Marne- Rheinkanal, 
4  Kilom.  südlich  von  Pfalzburg,   mit  Kirche,  114  Häusern,  123 


464  ^I-    Topographie. 

Familien,  572  Einw.,  wobei  16  Evangelische,  Oberförster,  Post- 
expedition ,  grossen  Steinbrüchen  und  geringem  Ackerbau ,  ist  ganz 
von  Wald  umgeben  und  gehörte  zuerst  zum  Elsasse  und  dann  zu 
Lf)thringen,  von  dem  es  1661  an  Frankreich  kam.  Das  Schloss 
war  der  Sitz  eines  berühmten  Geschlechts  von  gleicher  Herkunft, 
wie  die  Luxemburger,  und  wird  schon  1159  genannt,  wo  der 
Graf  von  Saarwerden  darin  gefangen  gehalten  wurde.  Hugo, 
Sohn  Folcmars,  Grafen  von  Metz,  besass  Lützelburg,  nach  dessen 
Tod  nahm  es  Herzog  Matthieu  von  Lothringen,  aber  der  liischof 
von  Metz,  Stephan  von  Bar,  nahm  es  wieder  an  sich,  liess  es 
herstellen  und  schenkte  es  seiner  Kathedrale.  Der  Graf  von  Saar- 
werden bemächtigte  sich  sodann  der  Veste  und  behielt  sie  bis  1181. 
Im  Jahre  1297  wurde  es  mit  Türkstein  an  den  Bischof  von  Metz 
verkauft,  der  es  dann  an  die  von  Lützelburg  gab.  Von  diesen 
erhielten  die  Lothringer  1409  die  Hoheit  und  traten  solche  1661 
an  Frankreich  ab.  Das  Schloss  hat  noch  zwei  Thürme  erhalten. 
In  der  zweiten  Hälfte  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  waren  hier 
Evangelische,  die  aber  später  sehr  gedrückt  wurden. 

Mettingen,  Dorf  an  einem  Seitenbache  der  Zintzel  und  der 
Strasse  nach  Saarunion,  6  Kilom.  nordwestlich  von  Pfalzburg,  mit 
Kirche,  Mühle,  98  Häusern,  109  Familien,  443  Einw.,  wobei 
250  Evangelische  und  21  Israeliten,  Feldbau,  etwas  Weinbau  und 
Manufaktur  von  Handschuhen  und  Haarnetzen,  war  lothringisch. 
Mettingen  gehörte  zur  Seigneurie  Geroldseck  der  Herrschaft  Fin- 
stingen;  doch  hatten  auch  Nassau,  Salm  und  die  Kheingrafen  hier 
Unterthanen. 

Zur  Gemarkung  gehört  der  Grenzliof. 

Mittelbronn ,  Dorf  an  der  Abzweigung  der  Strasse  nach  Saar- 
burg und  Finstingen,  2  Kilom.  westlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche, 
159  Häusern,  172  Familien,  758  Einw.,  wobei  17  Evangelische 
und  91  Israeliten,  Feldbau,  Viehzucht,  Gerberei  und  2  Stein- 
brüchen, gehörte  zu  Lothringen  und  kam  l(>61  an  Frankreich. 
im  siebenzehnten  Jahrhunderte  waren  viele  Protestanten  hier  und 
1680  —  89  besorgten  die  Kapuziner  von  Pfalzburg  und  ein  Vikar 
den  katholischen  Gottesdienst. 

Zur  (ieiuriiKle  gcliort  (IjiH  im  Siklwe8t«'ii  »ior  (icmnrknng  j,M'lt'{riiic 
Haus  Drcy. 

St.  Johann  -  Kurzerode ,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Saarburg, 
5  Kilom.  wcHtlicIi  von  Pfal/.burg,  mit  28  Häusern,  126  Einw., 
Getreide-,  Kartoflrel-  und  Ohntbau,  Viehzucht  (kleinere  Küherace) 
und  Ziegelei   und  gehörte  zum   Elsusse.     Mis  1756   war  St.  Jean 


7.    Kreis  Saarburg^.  4()5 

noch  von  Kurzerode  getrennt  und  ein  Weiler  von  6  Häusern, 
wovon  2  von  Burscheid  abhingen.  Die  Herren  Delvert  besassen 
die  Seigneurie  1774. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  östlich  davon  gelegene  kleine  Weiler  Kurz  c- 
rode, 

St.  Louis  (Heyersberg,  auch  Troü-fontaines) ,  Dorf  am  Fusse 

des  Gebirgs,  unweit  des  Kanals,  aus  einer  einzigen  Strasse  be- 
stehend, 7Y2  Kilom.  südwestlich  von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  176 
Häusern ,  195  Familien  ,  835  Einw. ,  wobei  10  Evangelische, 
2  Mühlen,  Steinbrüchen  und  Landwirthschaft  und  Viehzucht,  war 
lothringisch.     V2   Kilom.    vom   Orte   lag  ein   Weiler  Farbach   mit 

2  Häusern. 

Zur  Gemeinde  gehören  Langmatt  im  Zornthale,  wo  einst  ein  Korl' 
.stand,  der  kleine  Weiler  Heyersberg  im  Süden,  der  Hof  Heyersberg 
im  Osten,  der  Geysenberger-,  Henning-  und  Nudel  hol",  die  Fahr- 
iind  Hof mü hie  an  der  Zorn. 

Waldenblirg,  Dorf  links  der  Strasse  nach  Saarburg,  A^f^  Kilom. 
südwestlich   von   Pfalzburg,    mit  25   Häusern,   130   Einw.,   wobei 

3  Evangelische  und  10  Mennoniten,  Landwirthschaft  und  Vieh- 
zucht, gehörte  zum  Elsasse  und  entstand  aus  einer  Glashütte,  die 
1774  wegen  Mangel  an  Holz  einging. 

Wesdiheim  (Veisckemj ,  Dorf  am  Zintzelbache  und  der  Strasse 
nach  Saarunion,  31/2  Kilom.  nordwesthch  von  Pfalzburg,  mit  Kirche, 
55  Häusern,  5G  Fami^ien,  229  Einw.,  etwas  Ackerbau  und  Vieh' 
zucht,  gehörte  zum  Elsasse.  Im  Jahre  1839  entdeckte  man  ein 
altes  Kömergrab  mit  Hasrelief  in  Bezug  auf  Merkur. 

Wilsberg,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  2  Kilom.  nördlich 
von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  135  Häusern,  156  Familien,  707  Einw., 
wobei  33  Evangelische,  Mühle,  Gerbereien,  KartofFelbau,  Loh- 
mühle und  Steinbrüchen,  kam  1661  von  Lothringen  an  Frankreich. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Herbhof,  Hoch  brück  und  die  Säg- 
müh 1  e. 

Wintersburg,  Dorf  am  Ursprünge  der  Zintzel,  5  Kilom.  west- 
lich von  Pfalzburg,  mit  Kirche,  62  Häusern,  64  Familien,  266  evan- 
gelischen und  1  katholischem  Einwohner,  Getreide-  und  Kartoffelbau, 
Strohhutflechterei  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen,  obschon 
man  behauptete,  es  habe  früher  dem  Bisthume  Metz  gehört. 

Zilling  (SucdingeJ,  Dorf,  4  Kilom.  nordwestlich  von  Pfalz- 
burg, mit  evangelischer  Kirche,  70  Häusern,  78  Familien,  326 
evangelischen  und  4  katholischen  Einwohnern,  Getreide-  und  Kar- 
toffelbau und  Viehzucht,  gehörte  zum  Elsasse.    Im  Jahre  1099  hatte 

Huhn,  Deutsch -Lothringen.  30 


406 


II.   Topographie. 


es  Graf  Thierry  von  Bar  als  Entschädigung  an  die  Priorei  Insming 
gegeben;  aucii  besass  das  Kloster  Yergaville  hier  schon  frühe 
einige  Leute.  Im  Jahre  1557  waren  die  von  Landsperg  hier 
begütert. 

E.    Kanton  Rixingen. 
Der  Kanton  gränzt  an  die  Kantone  Vic   und  Lörchingen  und 
Frankreich  und  umfasst  folgende  Gemeinden  und  Bodenverhältnisse : 


Gemeinden. 


Aecker. 


Wiesen 


W, 


berge. 


Wald. 


Obst- 
gärten. 


Forsten. 


Gesaaimt- 
Fläche. 


Assenoncourt .  .  . 
Avricourt  .  .  .  . 
Azondange 
Desseling  .  .  .  . 
Foulcrey  .  .  .  . 
Freiburg  .  .  .  . 
Gondrexange .  .  . 
Guermange  .  . 
Haie  des  Allemands 
Herzing      .     .     .     . 

Ibigny 

Langenberg  .  .  . 
Monssey  .  .  .  . 
Kicheval  .  .  .•  . 
Kixingen  .  .  .  . 
Romecourt .... 
St.  Georges    .     .     . 


555^(2 
770.^3 
I  664,83 
I  280,30 
!  810,53 
1025,05 
I  1160,81 

124,59 
350,46 
575,-2 
500,4, 
223,27 
933,18 


223 
555 


Kanton    9306,99 


172,99 

123,58 
208,61 

83,00 
163 

306,70 

259,90 

170,28 

3,40 

25,65 

180,85 
132,17 

215,23 

80,61 

151.^7 

2429,9, 


':61 


'■>43 


^52 


AlO 


2,56 
68,fc3 

0,09 
16,06 

196,18 

10,44 
923,97 
623,44 

64,64 

11,99 
16,78 
39,00 

61,45 
1283,17 

40,73 


*,96 


13359. 


,33 


3,45 

11,45 

5:25 

■^,57 

15,^7 

13,91 

5,94 

4-9 

3,24 

2,34 

8,31 

11,70 

6,49 

2,68 

8,32 

9,31 

15,52 

136,24 


869,84 

148,44 
58,52 

335,90 

374,94 


992,95 
66,23 


151 


,69 


2998. 


,51 


1647,67 

1024,57 

1054,8, 

504,57 

1234,12 

1742-03 

2920,78 

1848,15 

132,94 

160,83 

477,76 

1838,19 

766,60 

359,04 

2545,83 


527 
804 


19590,18 


Er  umfasst  1729  Pferde,  wobei  35  Zuchtstiere,  3195  Stück  Rind- 
vieh, wobei  1783  Kühe,  3898  Schaafe,  wobei  G63  Merinos  und 
2821  Heideschnucken,  3447  Schweine,  47G  Ziegen  und  1184  Bienen- 
stöcke. 

Rixingen  iHechicourlk-lhdleau,  Rixangt),  Kantonshauptort 
um  Grosswald bache  und  der  Paris- Strassburger  Eisenbahn,  mit 
Kirche,  232  Häusern,  285  Familien,  927  Einw.,  wobei  10  Evan- 
gelische, Steuerkaese,  Postexpedition,  Mühle,  Ziegelei,  Ziegel- 
Hteinfabrik,  Weiher,  Stickerei,  Getreide-  und  Futterbau,  Viehzucht 
und  zwei  Jahrmürktt-n  am  3.  Februar  und  (i.  September,  gehörte 
dem  Biethume  Metz.  Hi.xingen  war  meist  Hauptort  einer  Graf- 
«rhaft  und  reicht  noch  bis  ins  achte  .lahrhundcrte  /iiriJck.  Es 
halle  zwei  feste  Schlösser,  die  nun  in  Ruinen  liegen.  Ein  Graf 
'njierry  von  Kixingen  erscheint  1254  in  einem  Tausche  mit  den 
itrlldernGuy  de  Haronvillc,  die  'rcnipclIuTrcn  waren;  auch  slnnunte 
der  1297  lebende  HlHeliof  .luluinn  d"A|Meui<)ht  von  N'enhin  aus 
dienen  Familie.  Die  Seigneurie  gehörte  jedoch  schon  im  zwölften 
Jahrhunderte   der    Familie    Marimont    und    dann    den    (trafen    von 


7.    Kreis  Saarburg.  467 

Leiningen.  Im  Jahre  1586  wurde  ein  Viertheil  davon  an  den 
Herzog  Karl  von  Lothringen  für  50,000  fl.  verkauft.  Im  Jahre 
1635  zog  sich  Karl  IV.  auf  das  Schloss  zurück  zur  Besprechung 
mit  dem  spanischen  Gesandten  Louis  de  Sacramento,  wurde  aber 
wegen  der  Pestleidenden  krank  und  verfiel  in  Kummer,  weil  er 
den  französisichen  Generalen  keine  Schlacht  liefern  konnte.  Bis 
zur  Schwedenzeit  war  Kixingen  sehr  bevölkert,  hatte  eine  Ober- 
und  Unterstadt  und  die,  Dörfer  Avricourt  und  Moussey  dienten 
als  Vorstädte.  Noch  findet  man  1/4  Kilom.  von  Kixingen  Keller, 
Mauern  und  Mauerreste.  In  den  Jahren  1628 — 30  wurde  Kixingen 
viermal  von  den  Schweden  verwüstet  und  darin  grausam  ver- 
fahren. Adolph  Johann,  Herzog  von  Zvveibrücken,  verbot  im 
Jahre  1667  allen  Intendanten  des  Königs  Kixingen  zu  schädigen, 
weil  es  ein  Keichslehen  und  blos  Afterlehen  für  Metz  seie.  Im 
letzten  Jahrhunderte  waren  die  Herzoge  von  Kichelieu  Herren  von 
Kixingen.  Auf  der  Bergspitze  befindet  sich  ein  Stein  mit  der 
Jahreszahl  930,  der  von  einem  Kirchenportale  stammt,  an  der 
Stelle,  wo  die  alte  Kirche  stand.  Im  Jahre  1820  war  daselbst 
noch  ein  steinernes  Kreuz,  das  jetzt  zerstört  ist.  Im  Jahre  1787 
machte  man  1  Kilom.  von  Kixingen  vergebliche  Versuche,  eine 
Salzquelle  zu  erbohren. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Kapelle  St>  Blaise,  noi-dwestlich  am 
Grosswaldbache,  an  der  Eisenbahn  nach  Dieiize  und  dem  3Iarne- Rhein- 
kanal die  Station  Moussey,  und  nocli  weiter  nordwestlich  am  Weiher 
Laixiere  der  Landsknechthof  (LansquenelJ. 

Assenoncourt  (Essersdorf),  Dorf  unweit  des  südlichen  Endes 
des  Lindreweiher ,  an  dem  in  denselben  fliessenden  Bache  Boule, 
13  Kilom.  nordwestlich  von  Kixingen,  mit  Kirche  ,  Mühle,  98  Häu- 
sern, 106  Familien  und  448  Einw. ,  wobei  2  Evangelische,  war 
lothringisch.  Das  Dorf  wird  schon  frühe  genannt;  schon  1120 
entsagte  Graf  Godefrey  zu  Gunsten  der  Kirche  von  Dieulouard 
auf  seine  Kechte  an  Assenoncourt  und  1297  besass  auch  das 
Kloster  Vergaville  solche  von  Gerhard  Menechon  de  Marsal.  Im 
Jahre  1374  trugen  es  die  von  Geroldseck  als  lothringisches  Lehen, 
im  Jahre  1632  machte  sich  der  König  von  Frankreich  zum  Herrn. 
Das  Schloss,  welches  1789  den  Herren  von  Custine  gehörte,  ist 
jetzt  Hof.  Im  Schwedenkriege  sank  Assenoncourt  auf  sechszig 
Haushaltungen  herab  und  hatte  1663  keinen  Maire.  Im  sechszehnten 
Jahrhunderte  wurden  hier  drei  Frauen  als  Hexen  verbrannt. 

Zum  Dürfe  gehören  der  W^eilerhof  an  einem  Weiher  im  (»sten  der 
Gemeinde  und  das  Forsthaus  Kleine  Breite. 


468  I'-   Topographie. 

Avricoiirt,  Üo^f  an  der  Eisenbahn  von  Paris  nach  Strassburg, 
wo  sich  nördlich  die  Bahn  nach  Dieuze  und  südlich  jeiie  nach 
IJlamont  abzweigen,  2V2  Kilom.  südwestHch  von  Rixingen,  mit 
Kirche,  150  Häusern,  208  Familien,  935  Einw. ,  wobei  107  Evan- 
gelische und  4  Israeliten,  Nebenzollamt  I.  Klasse,  Postverwaltung, 
Sägemühle,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  Viehzucht  und 
Jahrmarkt  am  15.  September,  hat  als  Gränzbahnhof  eine  Menge 
neuer  Bauten  erhalten,  die  nur  zu  monoton  sind,  und  hat  einen 
deutschen  Hahnhof,  während  über  der  G  ranze  der  französische 
liegt.  Das  Dorf  gehörte  zur  Hälfte  zu  Lothringen  und  dem  Bis- 
thume  Metz.  •  Der  erstere  Theil  gehörte  zur  Icrre  d'Ogevillcr,  der 
letztere  zur  Grafschaft  ]\ixingen.  Kurz  vor  1840  verbrannte  das 
Ortsarchiv.  1  Kilom.  vom  Dorfe  war  einst  ein  Schwedenlager. 
Am  Ende  des  Dorfs  steht  die  Kapelle  Notre-  Dame -des-  lircmites, 
seit  1741)  als  Wallfahrtskirche.  Die  Ortskirche  erhielt  vom  Bischof 
Montmorency  von  Metz  ein  Stück  des  angeblichen  JNIantels  des 
heiligen  Joseph  geschenkt.  Ein  kleiner  Berg  zwischen  Avricourt, 
Foulcrey  und  Kixingen  heisst  Eglise  (rAzcy  und  stand  hier  wohl 
früher  die  gemeinschaftliche  Kirche. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  westlich  an   der  (uäuzo  gelegene  Hol'-  la 
üa rönne,  am  Bache  Derri^  le  Frarabois. 

Azoudange  (Ausudingen).  Dorf  au  einem  in  den  Lindreweiher 
Hiessenden  Buche,  10  Kilom.  nordwestlich  von  Bi.vingen,  mit 
Kirche,  Mühle,  Steinbrüchen,  103  Häusern,  111  Familien,  403  Einw.,. 
wobei  8  Jilennouiten,  Getreidebau  und  starker  Schweinezucht,  liegt 
zwischen  Waldungen,  rechts  von  der  Eisenbahn  nach  Dieuze  imd 
gehörte  dem  Bisthume  Metz.  ]m  Jahre  1248  gab  Herzog  Matthieu 
von  Lothringen  an  Aubertin  des  Arnots,  Bürger  von  Metz,  ein 
Lehen  und  die  Hälfte  von  Azoudange.  Es  gelu)rte  zur  Herrschaft 
Freiburg,  litt  viel  im  siebenzehnteu  Jahrhunderte  und  hob  sich 
wieder  durch  Einwanderer  und  Ausrodung.  In  der  Nähe  soll 
einst  eine  Abtei  bestanden  haben;  auch  zeigt  man  die  Stelle  eines 
alten  Forts,  das  einen  Graben  hatte.  In  der  Gemarkung  ist  eine 
(Quelle,  welcher  Heilkraft  gegen  das  Fieber  zugeschrieben  wird 
und  die  daher  Wallfahrer  anzieht. 

Zur  Gi'iiH'iml«'  geliören  die  H(»fe  Aibiug.  östlich,  Toupel,  nonl- 
wrBttich,  und  lloiilc  mit  MUhle. 

Desseling,  Dorf  am  Neuweiher,  östlich  vom  Lindreweiher, 
13  Kilom.  nördlich  von  Kixingen,  mit  Kirche,  70  lliiuscrn,  286 
Kinw.,  wobei  10  Evangelische,  Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
gehörte  zum  Hinthume  Metz  und  war  im  Hesitze  der  Commende 


7.    Kreis  Saarburg.  4n9 

St.  Johann  von  Bassel.  Im  siebenzehnten  Jahrhunderte  wurde 
DesseHng  ganz  verlassen. 

Folkringen  (Foulcrey),  Dorf  am  Grossweiherbache,  3  Kilom. 
südlich  von  Kixingen,  im  Grund  eines  Thaies,  mit  Kirche,  Mühle, 
176  Häusern,  199  Familien,  699  Einw.,  wobei  ein  Evangelischer, 
Getreide-  und  Gemüsebau  und  Viehzucht,  gehörte  den  Grafen 
von  Rixingen.  Im  Jahre  1294  wies  Albert  von  Lavelice  seine 
Frau  auf  den  Hof  in  Folkringen  an.  Es  gehörte  später  theilweise 
zur  Hälfte  denen  von  Haussonville  und  1592  denen  von  Chatillon 
und  rechnete  1592  zur  Grafschaft  Blamont.  Die  Pfarrei  bestand 
schon  vor  1696.  In  der  Gemarkung  lag  einst  die  Eremitage 
St.  Thiebaut,  die  bis  zur  Revolutionszeit  bestand  und  1834  zerstört 
wurde.  In  der  Nähe  heisst  eine  Stelle  terres  et  chemin  de  l'Äbbaye ; 
auch  an  einem  anderen  Orte  sind  Reste  zerstörter  Gebäude,  der 
Ort  heisst  IJaut-de-la-Chapelle ,  dem  St.  Remy  gewidmet,  am 
früheren  Pestkirchhofe.  Ein  anderer  Punkt  heisst  Cloilre  und 
Avieder  ein  anderer  les  Templicrs,  was  auf  eine  Niederlassung 
derselben  deutet.  Die  Schweden  sollen  letzteres  wie  einen  Theil 
von  Folkringen  zerstört  haben.  Zu  Ende  der  vierziger  Jahre 
brannte  Folkringen  fast  ganz  ab.  Im  Jahre  1591  wurden  drei 
Frauen  als  Hexen  verbrannt. 

In  der  Gemarkung  liegen  südlich  vom  Orte  die  Folkringer  Mühle 
und  3  Kilom.  nordöstlich  zwischen  zwei  Weihern  der  Hof  Hausson- 
ville, der  jedenfalls  von  den  früheren  Besitzern  von  Folkringen  erbaut 
wurde. 

Freiburg,  Dorf  am  Mühlbache,  11  Kilom.  nördlich  von  Rixingen, 
mit  Kirche,  95  Häusern,  102  Familien,  404  Einw.,  wobei  1  Evan- 
gelischer, Gipsbruch  für  Bauzwecke  und  Düngung,  Feldbau  und 
Viehzucht,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Es  war  einst  ein  Flecken 
mit  IMärkten,  hatte  aber  keine  eigene  Gemarkung,  sondern  Jag 
auf  denen  von  Meterquin,  wo  die  Mutterkirche  und  das  Schloss 
stand,  und  von  Binsing,  wo  sich  der  Markt  und  das  Kathhaus 
befand.  Letztere  wurden  im  Kriege  zerstört  und  nur  die  Kirche 
erhalten,  die  dann  für  Freiburg  diente,  das  sonst  nur  die  Mar- 
garethenkapelle  besass.  Von  den  Befestigungen  von  1225  bestehen 
nur  noch  Bastionen.  Freiburg  wurde  durch  Bischof  Johann  von 
Apremont  an  Graf  Heinrich  von  Bar  als  Lehen  gegeben,  kam 
ober  durch  Tauseh  an  andere.  Im  Jahre  1344  gab  es  Bischof 
Ademar  an  den  Herzog  Raoul  als  Tausch  gegen  Türkstein,  doch 
blieben  die  Bischöfe  souveräne  Besitzer  bis  1566,  wo  sie  nur  noch 
Nutzniesser   waren.     Um    das  alte  Schloss   lagen    grosse  Gräben 


470  ^''   Topographie. 

mit  Ziehbrücken  und  Brustwehren.  Bischof  von  St.  Simon  Hess 
dasselbe  17-10  zerstören.  Erbaut  hatte  es  Peter,  Vikar  des  Bis- 
thums,  1340:  j^tzt  ist  au  der  Stelle  eine  Wiese  und  im  Winter 
eine  Kloake.  Man  erbaute  aus  den  Steinen  die  Häuser  Hasses 
Cours  oder  la  grande  Maison.  Etwa  100  Meter  davon  lagen  die 
Talhours,  eine  Befestigung  als  eine  Art  Citadelle,  und  nördlich 
davon  die  Stadt  Freiburg.  Durch  die  Pest  war  die  Bevölkerung 
auf  13  Bewohner  herabgesunken  und  Hess  man  nachher  Ein- 
wanderer aus  der  Schweiz  kommen.  1620  brannte  Freiburg  theil- 
weise  ab.  Eine  Jlömerstrasse  von  Strassburg  nach  Scarpona  (bei 
Dieulouard)  führte  hier  durch.  —  Die  Kastellanei  umfasste  die  vier 
Orte  Freiburg,  Langenberg,  Azoudange  und  Rhodes  mit  einigen 
Weilern,  Mühlen  u.  s.  w. 

Zu  der  Gemeinde  gehören  der  21/2  Kilom.  südwestlich  gelegene  Hof 
Albin,  sowie  die  Flöfe  Albechaux  und  Ste.  Croix  (Heiligkreuz)  im 
Nordosten,  ersterer  572-  letzterer  3  Kilom.  von  Freiburg  entfernt. 

Gondrexange  (Gunderchingen),  Dorf  am  Weiher  und  Bache 
gleichen  Namens,  7  Kilom.  nordöstlich  von  Rixingen,  am  Kanal 
und  der  Eisenbahn  nach  Strassburg,  mit  Kirche,  219  Häusern, 
271  Familien,  1023  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  Mühle,  Stein- 
brüchen. Feldbau  und  Viehzucht,  gehörte  zu  Lothringen  und  dem 
Bisthume  Metz.  Es  war  1401  die  Hälfte  des  See's  vom  Bischöfe 
Haoul  von  Metz  an  Herzog  Karl  II.  von  Lothringen  und  die  andere 
Hälfte  an  Leiningen,  Rixingen  und  Lützelstein  gegeben  und  wurde 
1G()1  französisch. 

Zar  Gemeinde  gehören  der  Hof  Kelsing  am  Kelsinger  Weiher, 
westlich,  der  Hof  La  Canardifere  am  Gondrexanger  Weiher  und  das 
Wiichterluius  Kiser malte. 

Guermange  (Germingen),  Dorf  am  östlichen  Ende  des  Lindre- 
weihers,  wo  der  Ausfluss  des  Nollweihers  in  denselben  fliesst, 
15  Kilom.  nördlich  von  Rixingen,  in  waldiger  Gegend,  mit  Kirche, 
107  Häusern,  436  Einw.,  Mühle,  Ziegelhütte,  I.andwirthschaft  und 
^'iehzucht,  wird  schon  1333  genannt.  Ritter  Wilhelm  von  Torsch- 
willer  hatte  hier  1315  ein  festes  Haus  als  bischrifliehes  Lohen, 
da«  Sehloss  aber  war  lothringisch.  Herzog  Anton  verkaufte  die 
Seigneurie  1542  an  Johann  de  Guermiinge.  Später  gehörte  Guer- 
mange der  Familie  Custine.  Eine  RömerstruHse  zog  durch  die  Ge- 
markung gegen  Assenonccuirt;  auch  stand  hier  ein  Kiislell,  wc» 
»pül<'r  (Ihm  iiizwischeii  verschwundene  Schloss  Roumesberg  stand, 
deohen  Numun  wohl  von  h'ömerburg  kam.  Im  .lahre  1344  hiille 
l'etcr  von  Torschwiller  die  Anlage  einer  Saline  beabsichtigt.     In 


7.   Kreis  Saarburg.  471 

den  Jahren  1589  und  1590   wurden    zwei  Frauen  als  Hexen  ver- 
brannt. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Kakerhof  und  der  3  Kilom.  nordöstlich 
am  Walde  gelegene  Stranhof. 

Haye  -  des  -  Allemands  (Deutsch -Hagen),  Dorf  im  äusseraten 
Südosten  des  Kantons,  an  der  französischen  Gränze  und  dem 
Bache  Haye- Vaulhier,  7  Kilom,  von  Rixingen,  mit  27  Häusern. 
"29  Familien,  84  Einw.,  Getreide-  und  Gemüsebau,  gehörte  zum 
Bisthume  Mefz  und  war  bis  1756  ein  zu  Ibigny  gehöriger  Weiler. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  zwei  einzelnen  Häuser  La  Carpe  f  ritte. 

Herzingen  (Hertzing,  Herrensingen),  Dorf  am  Gondrexange- 
bache,  der  Eisenbahn  und  dem  Kanäle,  8^/2  Kilom.  nordöstlich 
von  Kixingen,  mit  67  Häusern,  238  Einw.,  Landwirthschaft  und 
Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  der  Pfarrsafz  1739 
der  Abtei  Rlojenmoutier. 

Ibigny  (Ibingen),  Dorf  arj  einem  kleinen  Bache,  5  Kilom.  süd- 
östlich von  Kixingen.  mit  Kirche,  57  Häusern,  60  Familien,  208 
Einw.,  Ziegelhütte,  Porzellanmanufaktur  (St.  Louis),  Feld-  und 
Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zum  Bisthume  Metz  und  erhielt 
erst  1836  einen  Priester.  König  Heinrich  wohnte  1552  ein- 
mal hier. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Weiler  Hablütz,  1  Kilom.  nordwestlich, 
und  die  Parzelle  le  Rnisseau  des  Oiseaux. 

Langenberg,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  8 1/2  Kilom.  nördlich  von 
Kixingen,  nördlich  von  der  Strasse  von  Vic  nach  Strassburg,  mit 
Kirche,  142  Häusern,  163  Familien,  548  Einw.,  wobei  1  Evange- 
lischer, Landwirthschaft,  Viehzucht  und  Stickerei,  gehörte  dem 
Bisthume  Metz.  3  Kilom.  davon  soll  ein  Kloster  gestanden  sein; 
auch  erinnert  der  alte  'Ihurm  Tour  de  yiürequin  an  das  gleich- 
namige ehemalige  Dorf,  das  von  den  Schweden  zerstört  wurde 
und  wovon  man  182Ö  noch  Keste  und  Gräber  fand.  Dort  befand 
sich  auch  einst  ein  Schwedenlager.  Die  Einwohner  Hessen  sich 
dann  in  Langenberg  nieder  und  erbauten  die  Ivapelle,  die  1733 
zur  Kirche  erweitert  wurde.  Nach  der  Zerstörung  durch  die 
Truppen  von  Gallas  soll  man  die  Keste  der  Dörfer  Nidrequin  und 
Binzing  zum  Wiederaufbau  verwendet  haben. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Dominique-Guerre,  les  Maisons 
rouges  und  les  Hautes  maisons.  an  der  Strasse  von  Vic  nach  Strass- 
burg und  am  Rande  des  Walds. 

Moussey,  Dorf  am  Bache  Derrüre  le  Frambois,  südlich  vom 
Kanäle  und   an   der  Strasse  von  Dieuze  nach  Blamont,   4  Kilom. 


472  H-  Topographie.     " 

westlich  von  Rixiugen,  an  der  frauzösischen  Gränze,  mit  Kirche, 
130  Häusern.  511  Eimv.,  wobei  2  Evangelische,  Getreidebau, 
gutem  Wiesenbau,  Hopfenbau,  Viehzucht  und  Ziegelei,  gehörte 
dem  Bisthume  Metz  und  zur  Herrschaft  Rixingen,  ein  Theil  jedoch 
zur  Grafschaft  Seille. 

Richeval  ( Reichen thal^ ,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  an 
einem  Bache,  Ü  Kilom.  von  Rixingen,  unweit  der  Strasse  von 
Blamont  nach  Saarburg,  mit  73  Häusern,  84  Familien,  266  Einw., 
wobei  4  Evangelische,  Nebenzollamt,  Landwirthschaft  und  Vieh- 
zucht, gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Die  Abtei  Ober-Seille  besass 
im  sechszehnten  und  siebenzehnten  Jahrhunderte  hier  Güter. 
Richeval  war  ein  Theil  der  Baronie  8t.  Georges,  welche  Herzog 
Leopold  von  Lothringen  im  Jahre  1720  an  Marc  de  Beauvau  gab. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Mühle  Raptiii,  unweit  der  Gränze. 

Romecourt,  Weiler  und  Gemeinde,  5  Kilom.  nördlich  von 
Rixingen,  von  Wäldern  umgeben,  mit  Kapelle,  6  Häusern,  34  Einw. 
und  Ziegelhütte,  stammt  aus  dem  Jahre  1564,  erhielt  1701  eine 
Kapelle  und  gehörte  dem  Bisthume  Metz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  2  Kilom.  östlich  au  einem  Weiher  gelegene 
Hof  Älilberg. 

St.  Georges,  Dorf  an  der  Strasse  von  Blamont  nach  Saarburg 
und  einem  kleinen  Bache,  6V2  Kilom.  östlich  von  Rixingen,  mit 
Kirche,  82  Häusern,  92  Familien,  344  Einw.,  Getreide-,  Gemüse- 
und  Obstbau,  grossen  Wiesen  und  guter  Viehzucht,  gehörte  dem 
Bisthume  Metz.  St.  Georges  war  schon  1142  Sitz  einer  Baronie. 
welche  im  Anfange  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  nebst  Türck- 
stein  und  Bau  le  Moine  an  FVanz  von  Vaudemont  kam.  Im 
Jahre  1720  gab  Herzog  Leopold  St.  Georges  an  Marc  de  Bt  auvnu, 
Seigneur  von  Craon. 


8.   Kreis  Cliäteau-Salins. 

Der  Kreis  Chäteau-Salins  bildet  die  südwestliche  Ecke  des 
Bezirks  und  grunzt  westlich  und  südwestlich  un  das  französische 
.Meurtliedcpartement,  während  er  nördlich  un  die  Kreise  Metz, 
Bolchen  und  Forbach,  östlich  auf  kleiner  Strecke  an  das  Elsass 
un<l  im  Südosten  an  den  Kreis  Sanrburg  stösst.  Seine  gn'tsste 
Krhireckung  geht  von  Wesltüi  nach  Osten,  wo  sie  bis  50  Kilometer 
lietrM^t.  die  geringere  von  Süden  nach  Norden,  denn  hier  erreicht 


8.   Kreis  Chateau- Salin?.  473 

sie  nur  30  —  35  Kilom.  Die  Bodenfläehe  uinfasst  17.;4>^  Quadrat- 
meilen  oder  etwa  96,93(5  Hektaren,  wornach  also  der  Kreis  der 
drittgrösste  des  Bezirks  ist,  und  davon  entfallen  auf  bestellbares 
Ackerland  57,483,  Wiesen  12,376,  Reben  1071,  steuerpflichtiger 
Wald  10,381,  Obstgärten  835,  Heideland  546,  Teiche  und  Weiher 
1440,  überbautes  Land  274,  Strassen  und  Plätze  2182,  Flüsse 
und  Bäche  246,  Staatsforsten  und  nicht  ertragreiches  Staatseigen- 
thum  10,377,  Kirchen,  Pfarrgebäude  und  Friedhöfe  25  Hekt, 
wovon  im  Ganzen  12,830  Hekt.  nicht  steuerpflichtig  sind.  Die 
Oberfläche  ist  hügelig,  steigt  am  meisten  auf  der  Wasserscheide 
zwischen  Seille  und  Nied  an  und  gibt  sein  Wasser  nicht  nur 
diesen  beiden  Flüsschen,  sondern  zu  einem  Theile  auch  an  die 
Saar  ab.  Nur  wenige  Höhen  liegen  350 — 399  Meter  über  dem 
Meere,  im  Durchschnitt  erhebt  sich  das  Land  nur  zwischen  250 
bis  300  M.  und  die  niedrigsten  Lagen  haben  an  den  Gränzen  der 
Rothbach  mit  217  und  die  Seille  mit  194  M.  über  dem  Meere. 
Die  Seille  entspringt  im  Kreise  aus  dem  Lindreweiher  und  fliesst 
westlich  durch  den  Kreis,  um  auf  einer  längeren  Strecke  die  Gränze 
gegen  Frankreich  zu  bilden,  die  französische  Nied  in  nordwest- 
licher Richtung  und  die  Zuflüsse  der  Saar  gegen  Nordosten.  Von 
kleineren  Gewässern  sind  zu  erwähnen  der  liuisseau  de  VEtamj  bei 
Delme,  die  kleine  Seille  bei  Chäteau-Salins,  der  Verbach  hinter 
Dieuze  und  die  Albe  bei  Lening.  Besonders  reich  ist  der  Bezirk 
an  stehenden  Wassern,  meistens  künstlichen  Weihern,  von  Guts- 
herren und  Geistlichen  angelegt,  und  mehrere  dieser  Weiher  ver- 
dienen sogar  ihrer  Grösse  wegen  See  genannt  zu  werden,  wie 
der  Lindreweiher.  Diese  stehenden  Wasser  bilden  unter  sich  ein 
förmliches  System,  indem  sie  mit  rückwärts  und  höher  gelegenen 
Teichen  in  Verbindung  stehen.  Der  Lindreweiher  hat  eine  Fläche 
von  671  Hekt.  bei  etwa  3  M.  Tiefe  und  ist  in  Verbindung  mit 
noch  12  kleineren  und  ganz  kleinen  Teichen.  Die  übrigen  Weiher 
liegen  alle  im  Osten  des  Kreises,  südlich  und  nördlich  von  Dieuze, 
meistens  in  waldiger  Gegend  und  selten  dicht  bei  Ortschaften. 
Alle  diese  Gewässer  dienen  zum  Theil ,  um  einige  wichtige  Kanäle 
zu  speisen,  welche  hauptsächlich  wegen  der  Salinen  und  Stein-, 
kohlen  angelegt  sind.  Dies  sind  im  südlichen  Gränzlande  der 
Marne-Rheinkanal,  welcher  neben  dem  San on flüsschen  die  Gemeinde 
Lagavde  von  Westen  nach  Osten  durchzieht,  der  Saarkanal,  welcher 
im  Weiher  von  Gondrexange  davon  abzweigt  und  nördlich  durch 
den  Stockweiher  und  oberen  Mühlweiher  gespeist  nach  der  Saar 
zieht;  der  Kanal   des  Salines  von  Dieuze  nach  Münster  am  Roth- 


474  !!•   Topographie. 

bache,  der  Kanal  de  Flottage  des  Salines  von  Moyenvic  bis  zum 
Weiher  von  Bride  im  Köckinger  Wald.  Die  erwähnten  Weiher 
sind  zu  einem  eigenthümlichen  Bewirthschaftungssystem  herge- 
richtet, denn  sie  werden  alle  drei  Jahre  abgelassen  und  entfischf, 
um  dann  ein  Jahr  lang  zur  Ackerbaukultur  verwendet  zu  werden. 
An  Eisenbahnen  ist  bis  jetzt  noch  Mangel.  Eine  Seitenbabn  geht 
von  Avricourt  nach  den  Salinen  von  Dieuze,  eine  andere  zweigt 
sich  bei  Champigneulles  in  Frankreich  von  der  Strecke  Frouard- 
Nancy  ab,  um  über  Chambrey  nach  Chateau-Salins,  Vic  und  Dieuze 
zu  ziehen.  Endlich  sind  noch  zwei  Eisenbahnen  im  Project,  näm- 
lich eine  von  Remilly  durch  den  Kanton  Albesdorf  nach  Rerthel- 
ming  zum  Anschlüsse  an  die  Saarbahn  und  eine  Bahn  von  Dieuze, 
welche  vorgenannte  durchschneidet,  in  der  Kiclitung  nach  Saar- 
alben oder  Saarunion.  Eine  fernere  Bahnverbindung  von  Chateau- 
Salins  über  Delme  nach  Metz  liegt  zwar  in  den  Wünschen  der 
Bevölkerung,  hat  aber  noch  auf  die  Ausführung  zu  warten.  Mit 
Strassen  ist  der  Kreis  gut  versehen  und  ziehen  durch  denselben 
die  grossen  Staatsstrassen  Nancy  nach  Chateau-Salins  und  St.  Avold, 
Metz  über  Delme  und  Vic  nach  Strassburg  und  von  Vic  über 
Dieuze  nach  Finstingen  und  Saarunion,  sowie  nördlich  nach  St.  Avold 
und  Saai^emünd.  Das  Netz  der  Vicinalstrassen  soll  dagegen  noch 
erweitert  werden. 

Der  Boden  ist  im  Allgemeinen  schwer,  in  den  Niederungen 
des  Seillethals  aber  oft  sumpfig  und  auch  in  einigen  Waldgegenden 
hat  er  solche  Beschaffenheif.  Wie  aus  der  Vertheilung  der  Ober- 
fläche schon  zu  übersehen,  gehört  der  Kreis  zu  drei  Vierlheilen 
dem  Ackerbau  an  und  die  Industrie  ist  geringfügiger.  Etwa 
:W5,5()0  Personen  gehören  ersterem  an,  2600  der  Indusirie,  welche 
sich  fast  nur  auf  Salzgewinnung,  chemische  Produkte  und  einige 
andere  Zweige  erstreckt,  J)700  Gewerben  und  Handel  und  IJHOO 
Kentiers,  Angestellten  und  sonstigen  Kreisen.  Die  I-andwirthschaft 
beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit  dem  Bau  von  Weizen,  Hafer, 
KurtofTehi  und  einigen  anderen  Erzeugnissen;  Wiesen  gibt  es  fast 
ri,400  Hekt.,  aber  sie  sind  nicht  in  ganz  günstigem  Zustande, 
leiden  zu  oft  durch  IJeberschweminung,  das  Gras  wird  sauer  und 
es  fehlt  nn  ktlnstlichen  Wiesen.  lleb('rhiiu]»t  i.st  die  liaii<hvir(lis(haft 
nicht  nilionell  betriel)en,  steckt  noch  zu  sehr  in  der  Droilelder- 
wirlhschnfl,  es  fehlt  an  den  verschiedenen  landwirthschaftlichen 
.Mnmhineii  und  es  \nl  überhaupt  in  dieser  HiriHieht  im  Kreise  noch 
»ehr  viel  zu  Ihun.  Aiu-h  Weinbiiu  wird  betrieben,  doch  ist  das 
Er/.eugniss  nicht  sonderlich  gut   und   nur  aus  den  Gctnarkungen 


8,    Kreis  Chäteau-Salins.  475 

von  Marsal,  Harrancourt,  Salival  mit  gegen  Norden  geschützter 
Lage  und  Montdidier  bei  Albesdorf  gesucht.  Die  Viehzucht  um- 
fasst  14,516  Pferde,  25  Maulthiere  und  Esel,  19,811  Stück  Rind- 
vieh, wobei  4420  Stück  Jungvieh  und  11,925  Kühe,  28,001  Schaafe, 
24,674  Schweine  und  Ferkel,  2802  Ziegen  und  6726  Bienenstöcke. 
Während  daher  die  Schaafzucht  die  stärkste  unter  allen  Kreisen 
ist,  steht  Chäteau-Salins  auch  bezüglich  der  anderen  ITiierarten  in 
erster  Reihe  und  nur  bezüglich  der  Qualität  derselben  wären  Fort- 
schritte zu  wünschen.  An  Waldungen  ist  der  Kreis  reich,  denn 
es  sind  an  20  000  Hekt.  vorhanden  und  mehrere  Waldungen  haben 
einen  sehr  grossen  Umfang.  So  der  Wald  von  Bride  und  Köking 
zwischen  Dieuze  und  der  kleinen  Seille,  der  Lallewald  bei  Rod- 
albe, der  Mühlwald  bei  Loudrefing  und  Münster,  die  Wälder  von 
Gremecey,  le  Rouge,  Vannecourt  und  Amelecourt.  In  ersterem 
hausen  noch  zahlreiche  Wölfe,  die  sich  von  da  aus  ringsum  ver- 
breiten. Früher  war  der  Waldstand  noch  viel  grösser,  es  wurde 
aber  zu  viel  ausgerodet  und  zu  den  Salinen  verbraucht,  ohne  recht- 
zeitig für  Nachwuchs  zu  sorgen. 

Der  Kreis  zerfällt  in  folgende  fünf  Kantone:  Chäteau-Salins, 
Albesdorf,  Dieuze,  Delme  und  Vic  und  hat  12,617  Häuser, 
14,862  Familien  und  52,801  Einwohner  (25,247  männliche  und 
27,554  weibliche),  worunter  sich  nur  661  Evangelische,  86  andere 
Christen  und  1018  Juden  befinden.  Es  wohnen  daher  auf  der 
Geviertmeile  nur  2918  Einwohner  oder  es  kommen  auf  jeden  Be- 
wohner l.f;^3  Hekt.  Land.  Im  Kreise  sind  65  Blinde,  58  Taub- 
stumme, 92  Blödsinnige  (die  meisten  in  Chäteau-Salins  und  Vic) 
und  17  Irre.  Die  Seille  mit  ihren  Ueberschwemmungen  schadet 
dem  Gesundheitsstande  des  Kreises  sehr. 

A.    Kanton  Chäteau-Salins. 

Der  Kanton  Chäteau-Salins  bildet  den  mittleren  Theil  des 
Kreises,  indem  er  östlich  an  die  Kantone  Dieuze  und  Albesdorf, 
nördlich  an  den  Kreis  Bolchen  (Kanton  Grosstännchen) ,  westlich 
an  Delme  und  südlich  an  Frankreich  und  den  Kanton  Vic  gränzt. 
Er  wird  von  der  grossen  und  kleinen  Seille  und  dem  Kanal  de  h 
F'lotte  nebst  mehreren  kleineren  Bächen  bewässert,  seine  östlichen 
und  westlichen  Höhen  steigen  bis  zu  346  Meter  an,  dagegen  sinkt 
das  Seillethal  bei  Manhoue  bis  zu  19(5  M.  und  die  '1  haisohlen  er- 
heben sich  überhaupt  nicht  über  220  M.  Es  liegen  hier  die  dich- 
teren Wälder  des  Kreises.  Es  enthält  folgende  Gemeinden  und 
Rodenvertheiluno : 


47G 


H.   Topographie. 


üemeindeD. 


Aboncourt .  . 

Achain  .     .  . 

Amelecourt  . 

Attikmcourt  . 

Bellange     .  . 

Bioncourt  .  . 

Burlioncourt  . 

Chambrey .  . 
Chäteau-Salins 

Conthil  .     .  . 

Coutures     .  . 

Dalhain      .  . 

Dedeling    .  . 

Dürkastel  .  . 

Fresnes .     .  . 

Gerbecourt.  . 

Gremecey  .  . 

llaboudange  . 

Harapont    .  . 

]  larrauconrt  . 

IJdrequin  .  . 

Lubecourt  .  . 

Manhoue    .  . 
Morville-les-Vic 

Obreck  .     .  . 
Pettoncourt 

Pevange      .  , 

Puttigny     .  . 

Riebe     .     .  . 

Salival  .     .  . 

Saloiincs     .  . 

Sotzeling    .  . 
Vaunccourt 

Vaxy     .     .  . 

N'iiisso   .     .  . 

Kanton 


Accker. 


273,37 

301. .S5 
206,99 

316i38 
599,09 
575,2fi 
817,38 
256,2« 
413,60 

383,501 
392,52 

139,8b 
212,4, 

875,791 

149,661 
401.^, 

<33,(X) 
677,0, 
480,80 
202,01 
245,97 
303„9 
526,57 
235,10 
301,95 

153,84 
570-74 
515 


Wiesen. 


39,78 
22,7, 
106,51 
27,72 
28,95 

72,62 
108,53 

144,33 
105,93 

49,07 


41 


,23 


,10 


31 

2'->,4l 
48,33 

113,9, 


45 


,45 


29,47 
157,2, 
93„4 
103„3 
48,56 
54,92 
72,9, 
25,54 
61,47 

79,52 
24,58 

133,95 
94,25 
37,30 

198,66 

48,60 
73,00 

78,80 
i20,9, 

13933,4,2544,53 


,99: 
197,43! 
592,93 
208,80 
517,6, 
359,37 
391,59 


Wein- 
berge. 


0,37 

14,65 
3,73 

o,„ 

12,58 
1,25 


,92 


11 

25,98 

58,87 

6,24 

3,25 

24,03 

13,7, 

',52 

0,13 

10,80 

3,87 

4,51 

19,98 

2^54 

8,71 
.1,47 
22,2, 

6,85 
18,27 

4-94 
0,99 
7,98 
19,62 
9,32 


»,56 


392 


,93 


Wald. 


32 


,14 


,S9 


,11 


41 

90„ 

108 

317,39 

41,32 

66,31 

124,69 

0,09 

186,90 

208„4 

5,31 

114,34 

111,13 

100,98 

16,65 

77,30 

2,37 

110,97 

69,58 

_0,23 

8,34 
306,00 

71-38 
66,43 

8,34 
108,72 


2395„2 


Obst- 
gärten. 

2,5fi 
6.,s 

-*,3'^ 
0,98 
4,18 
5,07 
6,60 

12,,, 

24,92 
91 
,05 
,98 
,69 
,01 


9, 
6,aT 

14 

6 

12 

3,40 
5,20 
2,97 
11,78 
7,09 
3,46 
1,01 

> 
4,93 

5,38 

1,31 
3,15 
9,63 
8,77 
1,92 
9,57 
8,28 
9,32 
5,96 
5,117 


225 


,26 


„      .      iGesammt- 
Forsten,    pi^che. 


269. 


031 


76 


,68 


49,6^ 

59,07 

59,67 

311,23 

161,81 
153,31 


20. 


,53 


80 


,39 


45,,o 

75,59 

250,57 

15,20 
780,78 


2478 


,72 


356,17 

471, B4 
751,30 
334.89 
376,57 
818,3s 
723,34 
1437,83 
527,69 
576-60 
577,g3 

481-38 
190,78 

o43-g() 

1290,64 
288,18 
878-98 

1050,43 

1106,9, 
801,4, 
337,20 
344,79 
405,59 
801,93 
317,27 
484,4,i 
189,09 
740,33 
635,2) 
397,7;; 

1243,37 
360,26 
951,80 
521,52 

1453-3^ 


22768,90 


Sein  \  ichstand  umfaset  4071  Pferde,  wobei  114  Zuchthengste, 
♦»  Muulthiere  und  b^el,  4147  Stück  Rindvieh,  wobei  25(»;{  Kühe, 
t>ö82  Schaafe,  wobei  501)  Merinos  und  3855  Heideschnucken, 
5458  Schweine,  488  Ziegen  und  ItUl   Hienenstöcke. 

Chäteau-Salins  (Sallum  Caslmm,  ('(isinnn  Saliiiiini,  nach  der 
liesitznahme  durch  Deutschland  anfangs  Salzburg  genannt,  obschon 
(lieser  Namen  nie  be8lHn<l),  Hiin])fflfadt  des  Kreises  und  lüinfons, 
liegt  in  einem  nördlichen  Scili-nlhale  des  SeilUlhais,  am  rechten 
Ufer  der  Seilte  und  der  Einmündung  des  Kanals  de  la  Flotte,  am 
Kuaee  von  Hi'ihen,  die  noch  etwa  I(M) — l'iO  Meter  höher  aiKsleigeii, 
bildet  fast  ein  Viereck  und  hat  'All  WohiihäiiHcr,  5<Sl  Iluu.siial- 
tungcn  und  2141»  Kin wohner,  wobei  39  Kvangelibche  und  8«  Israeliten 


8.   Kreis  Chäteau-Salinsf.  477 

2  LJlinde  und  1  Kretine.  Es  sind  hier  2  Mühlen,  Sägmühle,  eine 
Glasfabrik,  2  Lohmühlen,  2  Gerbereien,  3  Gipsmühlen,  1  Ziegel- 
hütte und  1  Steinfabrik,  sowie  ein  Asyl  für  arme  Kinder  mit 
Kente  von  4000  Franken.  Von  Stellen  befinden  sich  hier  das 
Kreisgericht,  Friedensgericht,  Oberförsterei,  Steuerkasse,  Hypo- 
thekenbank, Enregistrements- Einnehmerei,  Postverwaltung  und 
eine  Pfarrei.  Es  finden  Wochenmärkte  am  Freitag,  Fruehtmärkte 
am  Donnerstag,  Viehmärkte  jeden  zweiten  Donnerstag  im  Monat 
und  Messe  am  24.  Juni  statt.  Die  Einwohner  pfianzen  Getreide, 
Futterpflanzen,  Wein,  Hopfen,  Tabak,  Obst  und  Gemüse  und  be- 
treiben verschiedene  städtische  Gewerbe.  Hier  mündet  die  von 
Ohampigneulles  unweit  Nancy  kommende  Eisenbahn  und  es  gehen 
von  hier  aus  Staatsstrassen  über  Delme  nach  Metz,  über  Landorf 
nach  St.  Avold,  über  Salonne  nach  Nancy  und  über  Vic  und 
Moyenvic  nach  Strassburg  und  Lüneville,  sowie  über  Dieuze  nach 
Finstingen  und  Saaralben.  Der  Ort  entstand  erst  im  vierzehnten 
Jahrhunderte  durch  die  daselbst  errichtete  Saline.  Nach  der  Sage 
sollen  fremde  Reisende  bei  der  Mühle  im  Weiher  Coutures  eine 
Salzquelle  entdeckt  haben,  worauf  Graf  Haoul  von  Lothringen 
oder  vielmehr  die  Regentin  Isabelle  von  Oesterreich  den  Platz 
vom  Bisthume  Metz  erkaufte,  um  daselbst  eine  Saline  zu  er- 
richten. 1327  wurde  zu  deren  Schutz  ein  Schloss  erbaut.  Erst 
im  Jahre  1395  verkauften  aber  die  Herzoge  Johann  und  Robert 
von  Bar  in  Gemeinschaft  mit  dem  Lehensträger  Colin  d"Athienville 
den  Grund  und  Boden  ringsum  an  Ansiedler,  und  nun  erst  ent- 
standen Häuser.  Der  Bischof  von  Metz  wurde  aber  über  das 
Emporkommen  des  Orts  eifersüchtig,  fürchtete  von  hier  aus  eine 
Bedrohung  seiner  Besitzungen  und  erbaute  daher  diesem  Schlosse 
als  Gegengewicht  das  Schloss  Beaurepaire.  Daraus  entsprang 
sodann  eine  Fehde  und  mehrjähriger  Krieg,  den  endlich  der  Graf 
von  Luxemburg  beilegte.  Nach  Raouls  Tod  verlangte  der  Bischof, 
dass  ihm  für  das  Schloss  Chäteau-Salins  von  Lothringen  gehuldigt 
werde,  woraus  neue  Kämpfe  entstanden.  Der  Bischof  belagerte 
nun  das  von  Jean  de  Wisse  und  Pierre  de  Chatelet  tapfer  ver- 
theidigte  Schloss  mehrmals  vergebens,  bis  endlich  Frieden  eintrat. 
Aber  derselbe  hatte  keine  Dauer,  denn  der  Bischof  machte  neue 
Anstrengungen,  eroberte  nun  das  Schloss  nebst  Amel^court,  Don- 
jeux  und  St.  Epvre  und  zerstörte  das  Schloss  selbst,  worauf  er 
Marie  von  Blois  vom  Hause  Beaurepaire  dazu  verpflichtete,  den 
Wiederaufbau  des  Schlosses  zu  verhindern.  Die  seit  1330  ausge- 
beutete Saline  wurde  mehrmals  verpachtet,  im  siebenzehnten  Jahr- 


4^78  ^''    Topographie. 

hunderte  zerstört,  wieder  aufgebaut  und  ging  erst  1826  ein,  worauf 
eine  Glashütte  an  ihre  Stelle  trat.  Im  Jahre  1715  war  Chäteau- 
Salins  eine  Bourg  oder  kleine  Stadt,  erhielt  1715  eine  Pfarrei  und 
1751  ein  Amt.  Unter  Herzog  Rene  11.  wurde  ein  Kloster  der 
Religiösen  von  Ste.  Elisabeth  oder  der  soeurs  Grise  errichtet,  wahr- 
scheinlich 1478  von  Robert  Morcel  von  Lüneville ,  Gouverneur  der 
Salinen,  sodann  von  Joseph  Pierre,  Kapitän  der  Flibustier,  ein 
Spital  gestiftet  und  1527  eine  Kapelle  erbaut,  worin  Minoriten 
den  Gottesdienst  versahen.  Auch  im  Schlosse  befand  sich  schon 
1512  eine  Kapelle.  Im  Jahre  1627  wurde  hier  eine  Frau  als  Hexe 
verbrannt.  Im  Jahre  1842  vermachte  J.  B.  Fouin  Dufajs,  Mit- 
glied des  Generalraths,  eine  Renteneinschreibung  der  Stadt,  wovon 
nur  ein  Theil  jährlich  verwendet,  der  übrige  aber  stehen  bleiben 
soll,  bis  sie  jährlich  270,000  Frcs.  Zinsen  ergibt,  was  2116  erfolgt, 
worauf  nach  seinem  Testamente  verfahren  wird. 

Aboncourt,  Dorf  an  der  Seille  und  französischen  Gräuze, 
mit  Kirche,  Ziegelhütte,  Getreide-,  Hopfen-,  Tabak-  und  Obstbau, 
41  Häusern,  74  Familien  und  151  Einw.,  von  Chäteau-Salins 
12  Kilom.  entfernt.  Der  Namen  wird  von  Abonis  curlis  abgeleitet. 
Franz  de  Buchel  hatte  mit  dem  Hause  de  Brin  1559  Aboncourt 
als  Lehen  von  Lothringen  erhalten;  auch  hatte  das  Kloster  von 
Salonne  hier  die  hohe  Justiz  und  andere  Rechte.  Im  Jahre  1443 
litt  Aboncourt  sehr.  In  der  Nähe  findet  man  Spuren  eines  ver- 
schwundenen Dorfs,  sowie  eine  Quelle,  deren  Wasser  gegen  F'ieber 
wirksam  sein  soll. 

Achain  ( Acheriaim ,  Eschcm) ,  Dorf,  12  Kilom.  von  Chäteau- 
Salins,  im  äussersten  Norden  des  Kantons,  mit  Kirche,  88  Ge- 
huuden,  t>6  Familien,  214  Einw.,  Mühle,  Getreide-  und  etwas 
Weinbau,  reichem  Gipslager,  aber  wenig  Wiesen,  weshalb  man 
künstlichen  Futterbau  betreibt.  Seit  1790  ist  der  Boden  sehr 
theuer.  Achain  besaas  für  Wolilthätigkeitszwecke  eine  Rente  von 
()(XM)  Livres,  aber  durch  die  Revolution  ging  der  gr()sste  'Iheil 
verloren.  Man  vermuthet  in  Achain  das  Arcficsingas ,  worin  Kloster 
Gorze  857  Güter  hatte.    Achain  war  schon  frühe  lothringisch. 

AmklkcOUTi  ,  Alineriri  nirlin) ,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  '2  Kiloin. 
nordwestlich  von  (hflteau -Salins,  an  kleinem  Bache,  mit  Kirche, 
19  lliiu«ern,  52  Familien,  199  Einw.,  (Jetreide-,  Hopfen-,  Obst- 
iind  Weinbau.  Mühle,  (Jipsmühlc  und  ziendich  viel  Wahl.  Amcle- 
rourt  war  ursprünglich  grös-ser  als  C'hAl^au-SnlinH.  die  Lehen  wurden 
vom  Herzog  Karl  II.  von  Lothringen  15HIJ  vom  Kcuyer  Claude 
de   la   Ferte,    dn«   rntroniitsrecht    mit    dem    hnibpii   Zehnlen   157.'{ 


8.    Kreis  Chäteau-Salins.  479 

durch  Karl  IIL  vom  Abbe  de  Metioc  um  5000  Fres.  und  dann 
noch  verschiedene  andere  Theiie  erworben.  Das  Schioss  wurde 
im  vierzehnten  Jahrhunderte  mit  Chäteau-Salins  zerstört. 

Attilloncourt,  Dorf,  10  Kilom.  südwestlich  von  Chäteau-Salins, 
am  rechten  Seilleufer  nächst  der  französischen  Gränze  mit  58  Häu- 
sern, 63  Familien,  166Einw,,  Kirche,  Getreide-,  Wein-,  Hopfen- 
Tabak-  und  Gemüsebau,  Schaaf-  und  Schweinezucht,  war  früher 
bischöflich  metzisch.     Der  Namen  erinnert  wohl  an  Atlila. 

Beilange  fßlanchej,  Dorf,  10  Kilom.  nördlich  von  Chäteau- 
Salins,  mit  58  Häusern,  59  Familien,  2-32  Einw.,  2  Mühlen, 
Kirche,  Getreide-,  Hopfen-,  Gemüse-,  Obst-  und  Weinbau  und 
Pferdezucht,  ist  alt,  war  zuerst  ein  Templerhaus,  wovon  noch  der 
Kirchthurm  stammt,  und  gehörte  sodann  dem  Bisthume  Metz. 

Bioncourt,  Dorf,  14  Kilom.  w^tlich  von  Chäteau-Salins.  am 
rechten  Ufer  der  .Seille  und  der  Landesgränze,  mit  108  Häusern, 
129  Familien,  441  Einw.,  wobei  4  Evangelische,  Kirche,  doppel- 
gängiger Mühle,  Getreide-,  Futterpflanzen-,  l'abak-,  Hopfen-,  Ge- 
müse- und  Obstbau  und  Viehzucht.  Von  Bioncourt  schrieb  sich 
eine  alte  Familie  und  sodann  kam  Bioncourt  um  1444  an  Jean 
de  Tuliiguy,  1605  an  Henriette  de  Haricourt,  Marquise  von  Bassom- 
piere,  an  das  Haus  Guermange  und  Custine  (1617)  und  wurde 
später  eine  besondere  lothringische  Baronie,  für  welche  ein  Schioss 
bestand,  an  dessen  Stelle  Baron  de  Vincent,  früher  österreichischer 
Gesandter  in  P'rankreich,  1831  ein  neues  schönes  Schioss  erbaute. 
Im  Thurm  der  Kirche  befindet  sich  ein  Oratorium  in  gofhischem 
Styl  mit  Glasmalereien ,  der  gothische  Chor  der  Kirche  ist  alt,  das 
Schiff  aber  neu.  Bioncourt  wird  schon  933  im  Privilegium  des 
Bischofs  Adelbero  von  Metz  für  das  Kloster  Gorze  genannt  und 
hatte  damals  schon  eine  Kapelle. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  nordwestlicli  an  der  Seille  gelegene  Weiler 
Alaincourt  mit  wenigen  Häusern,  einst  Besitzthum  des  Klosters  Salival 
und  1252  des  Louis  de  Brin  und  ganz  im  forden  der  Gemeinde,  am 
llande  des  Waldes  Georges  d'Knfer,  der  Ilof  Rhin-de-bois-Catoire 
mit  etwa  18  Einwohnern. 

Burlloncourt ,  Dorf,  O'/^  Kilom.  nordöstlich  von  Chäteau- 
Salins,  auf  einer  Anhöhe  oberhalb  der  kleinen  Seille,  mit  109 
Häusern,  129  Familien,  441  Einw.,  wobei  3  Mennoniten,  Kirche, 
Mühle,  Getreide-,  Hopfen-,  Gemüse-,  Wein-  und  Obstbau,  hat 
eine  ganz  hügelige  Gemarkung  und  ist  ziemlich  alt.  Die  Schweden 
verheerten  das  Dorf  und  zerstörten  im  Süden  davon  das  Dorf 
Carey   fCani)   nebst   mehreren  Gewerbsanlagen,    wovon   noch   die 


480  II-    Topogiapliie. 

alte  Mühle  vorhanden  ist,  die  1747  noch  einen  eigenen  Bann  liatte 
und  woselbst  122t>  das  Kloster  SaHval  Güter  besass.  Die  Kirche 
steht  an  der  Stelle  der  alten,  welche  einst  die  Benediktiner  von 
Longeville  erbauten.  Zwei  Quellen  in  der  Nähe  sollen  schwach 
eisenhaltig  sein.  Das  Dort'  war  lothringisch  und  bischöflich  metzisch. 
Baron  von  Hunolstein  besass  hier  schon  1663  Güter. 

Dazu  gehören  die  Canymülilo   an   der  kleinen  Seille   und  der  not" 
Ilaut-de-la-Hesse. 

Chambrey,  Dorf,  5  Kilom.  südwestlich  von  Chäteau-Sulins, 
rechts  von  der  Seille  auf  einer  Anhöhe  gelegen,  mit  138  Häusern, 
189  Familien,  648  Ein w.,  wobei  6  Evangelische  und  10  Israeliten, 
Nebenzollamt,  Getreide-,  Gemüse-,  erheblichem  Wein-  und  Hopfenbau 
und  Kirche,  war  früher  ein  Flecken  von  Bedeutung  mit  Hospital 
und  festem  Schloss  und  ist  ziemlich  alt,  indem  es  schon  1339  vor- 
kommt, wo  Johann  von  AmeMcourt  hier  Güter  von  Heinrich  von 
Blamont  erhielt.  1398  besass  Johann  >on  Beaufremont,  Herr  von 
Ville  und  Pontoy,  die  Seigneurie  Chambrey  als  bischöflich  metzisches 
Lehen  und  verkaufte  es  dann  an  Georg  von  Serrieres,  J^ischof- 
Jakob  von  Lothringen  gab  1431  zwei  Dritttheiie  des  Zehntens  an 
die  Collegiatkirche  von  St.  Etienne  zu  Vic.  Von  dem  Schlosse 
sind  noch  Ruinen  mit  Mauern  und  Thürmen,  sowie  ziemlich  um- 
fangreich vorhanden.    Im  Jahre  1661  kam  Chambrey  an  Frankreich. 

Zur  (lemeinde  gehören  die  Höfe  Cabart  und  Merlinsol. 

Gonthil  (Cointhil),  Dorf  an  der  Quelle  der  kleinen  Seille, 
13  Kiloiu.  nordöstlich  von  Chäteau - Salins ,  mit  90  Häusern,  110 
Familien,  419  Einw.,  Getreide-,  Gemüse-,  Hopfen-,  Wein-  und 
Obstbau,  Gipsmühle  und  Kirche,  gehörte. im  fünfzehnten  Jahrhun- 
derte den  Grafen  von  Zweibrücken  -  Bitsch ,  kam  dann  an  Loth- 
ringen und  wurde  1597  von  diesem  in  Tausch  an  die  von  Hunol- 
stein gegeben. 

Coutures,  Dorf,  ly^  Kilom.  westlich  von  Chrtteau-Salins,  auf 
einer  Anhöhe,  mit  62  Häusern,  59  Familien,  235  Einw.,  Kapelle, 
Getreide-,  Gemüse-  und  Weinbau,  Sandsteinbruch,  ist  alt.  Im 
Jahre  1346  wird  C'outures  schon  genannt,  1587  verkaufte  es  die 
Abtei  Longeville  an  Lothringen,  die  es  von  der  Abtei  Metioc  1573 
erworben  hatte,  und  es  wurde  sodann  um  1647  verheert,  so  duss 
es  lauge  mit  Xta('\6iiOürt  vereinigt  werden  musste.  1582  und  1682 
wurden  zwei  Frauen  als  Hexen  verbrannt. 

Zur  (ienieiniU' .gehören  die  Höfe  In  M  ii  iclwi  nd  e,  .südlieli^  und 
II  und  rciiinnt  ^  nrtrdweHtlicIi. 

Dalhain,    Dorf,   8   Kilom.    nördlich    \<)ti    Chnfcnn -SalinH,   mit 


8.    Kreis  Clinteau-Saliiis.  4t<l 

Kirche,  lil  Häusern,  122  Familien,  4{)2Ein\v.,  Getreide-,  Gemüse-, 
Hopfen-,  Wein-,  Tabak-  und  Obstbau,  liegt  ziemlich  hoch  und  hat 
abgelegen  davon  eine  Mühle.  Schon  1335  gehörte  es  dem  Bisthume 
Metz,  dann  Lothringen,  und  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  besass 
die  Familie  d'Harraucourt  hier  einen  ansehnlichen  Grundbesitz. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Deiix  Maisons,  ziemlich  hoch  an 
der  Strasse  von  Chäteau-Salins  nach  St.  Avold  gelegen. 

Dedeling  (Tietlingen),  Dorf  an  dem  Hanvoiebache,  8 1/2  Kilom. 
nordöstlich  von  Chäteau-Salins,  in  einem  engen  Thälchen,  mit  29 
Häusern  und  Familien,  100  Kinw. ,  Wein-  und  Getreidebau  und 
Schweinezucht,  ist  alt,  gehörte  früher  dem  Bisthinne  Metz  und 
schon  1372  gab  Poinsignon,  Herr  von  Clmteau-Voue,  den  Frauen 
von  Vergaville  seinen  Zehnten  zu  Dedeling. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nordwestlich  auf  einer  Anhöhe,  310  Meter 
über  dem  Meere  gelegene  Hof  Zander. 

Durkastei  fChdleau-Voue,  Chatel-Voel) ,  Dorf,  9  Kilom.  nord- 
östhch  von  Chäteau-Salins,  auf  einer  Anhöhe,  mit  Kirche,  70  Häusern. 
78  Familien,  248  Einw.,  wobei  12  Evangelische,  Getreide-  und 
Weinbau  und  Mühle,  ist  alt,  hiess  in  alten  Urkunden  Ariilum 
Caslrum,  kommt  schon  im  Anfange  des  eilften  Jahrhunderts  vor 
und  gehörte  zu  Lothringen;  doch  besassen  die  Bischöfe  von  Metz 
hier  auch  einst  Bechte.  Früher  bestand  hier  ein  altes  Schloss. 
Durkastei  gehörte  seit  Anfang  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  bis 
Ende  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  den  Herren  Jean  de  PfafFen- 
hofen  (1404),  Heinrich  Haubze  de  Dievelich  (1445),  dessen  Sohn, 
Heinrich  von  Helmstadt  (1480),  Friedrich  von  Steinkallenfels  (1580) 
und  Herrn  von  Hunolstein  (1600— -1003).  Im  Jahre  1720  wurde 
das  neue  Schiff  der  Kirche  und  1721  der  Thurm  erbaut. 

Zur  (Gemeinde  gehört  der  Hof  Berange. 

Frfesnes-en-Saulnois,  Dorf,  5  Kilom.  westlich  von  Chäteau- 
Salins  ,  ziemlich  einsam  gelegen ,  links  von  der  Strasse  nach  Delme, 
nicht  weit  unterhalb  des  Ursprungs  des  Ossonbachs,  mit  Kirche, 
140  Häusern,  154  Familien,  505  Einw.,  Getreidebau,  Mühle  und 
2  Ziegeleien,  war  lothringisch.  Das  Kloster  St.  Etienne  zu  Metz 
besass  hier  Güter.  In  der  Nähe  lagen  die  Orte  Fericourt  und 
Buzoncourt,  welche  im  Kriege  des  siebenzehnten  Jahrhunderts 
zerstört  wurden.  Hier  vernichtete  ein  Gewitter  mit  Wolkenbruch 
1783  acht  Häuser,  wobei  eilf  Personen  umkamen.  1001  kam 
Fr6snes-en-Saulnois  an  Frankreich. 

Gerbecourt,  Dorf,  3  Kilom.  nördlich  von  Cliäteau-Salins,   auf 
dem    Ostabhange    des    Bois    de  Vaxy    und    an    der   Strasse    nach 
Huhn,  Deutsch -I.ottiringen.  31 


482  H-   Topographie. 

St.  Avold,  mit  6G  Häusern,  74  Familien,  201  Einw.,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  war  schon  922  erwähnt  und  wurde  1604  vom 
Bischöfe  von  Metz  an  Lothringen  nebst  dem  Yal  de  Vaxy  abge- 
treten.    Auch  das  Kloster  Gorze  besass  hier  Güter. 

Gremecey,  Dorf,  8  Kilom.  südwestlich  von  Chäteau-Salins,  auf 
einer  Anhöhe,  mit  54  Häusern,  56  Familien,  192  Einw. ,  Mühle, 
Getreide-,  Obst-,  Gemüse-,  etwas  Wein-,  Tabak-  und  Hopfenbau 
und  Viehzucht,  war  noch  1413  Lehen  des  Bisthums  Metz,  dann 
aber  lothringisch  und  kam  1661  an  Frankreich.  Das  Seminar  von 
Pont-d-Mousson  besass  hier  Zehnten.  Neben  dem  Chor  der  Kapelle 
befindet  sich  eine  alte  Kapelle,  die  nun  als  Sakristei  dient. 

Haboudange  (Hoblingen),  Dorf  an  der  kleinen  Seille,  14  Kilom. 
nordöstlich  von  Chäteau-Salins,  mit  Kirche,  123  Häusern,  127  Fa- 
milien, 431  Einw.,  wobei  5  Evangelische,  Mühle,  Getreide-  und 
etwas  Wein-  und  Hopfenbau,  liegt  in  einem  tiefen  Thale  und  ist 
ein  alter  Besitz  des  Metzer  Bisthums.  Im  Jahre  1164  war  es 
Sitz  von  Käubern  und  dann  erbaute  Bischof  '1  hierry  einige  schöne 
Wohnungen,  Bischof  Karl  von  Lothringen  erwarb  1238 — 60  das 
Lehen  und  gab  es  an  Sigebert  vom  Elsasse.  Die  Kastellauie  um- 
fasste  zwei  Schlösser  und  neun  Ortschaften.  Im  Jahre  1252  kaufte 
Jacob  von  Lothringen  das  Lehen  vom  Grafen  Soibert,  vergab  es 
aber  wieder  und  1412  kam  es  an  das  Bisthum  Metz  zurück. 

Zur  Gemeinde  geliört  der  südlicli  davon  an  der  Seille  gelegene  Hof 
La  Moutelottc. 

Hampont  (Hudingen),  Dorf,  5  Kilom.  nordöstlich  von  Chfiteau- 
Salins,  links  vom  Canal  de  la  Flotte  gelegen,  mit  Kirche,  1*9  Häu- 
sern, 123  Familien,  421  Einw.,  Getreide-  und  Weinbau,  ist  alt 
und  war  Besitz  von  Lothringen  und  Bisthum  Metz.  Das  Dorf 
kommt  schon  1195  vor,  1198  wird  ein  Johann  von  Ilamj)ont  als 
Zeuge  genannt  und  Kloster  Salival  hatte  schon  frtihe  hier  Güter. 
Die  'Jempler  sollen  die  Kirche  erbaut  haben.  Auch  die  Bern- 
hardiner von  Ober -Seille  waren  hier  begütert.  Den  Lothringer 
.\nthcil  trugen  im  vorigen  Jahrhunderte  die  von  Hunolsteiii  zu  Lehen. 

Harraucourt-SUr-Seille,  Dorf  im  Seillcthale,  7  Kilom.  südöstlich 
von  Chäteau-Salins,  ganz  nahe  bei  Marsal,  mit  Kirche,  97  Häusern, 
KK)  l'iimilieii,  322  Einw.,  wobei  4  Evnngeliselje,  Getreide-,  ^^'ein-, 
liibak-,  Ob/it-  und  Gemüsebau  uml  l'ferdezucht,  kam  1593  durch 
rausch  vom  Hislhume  Metz  an  Herzog  Kurl  IIL  von  Lothringen, 
hie  Abtei  81.  Sauvcur  besäen  hier  einst  (Ulter.  Eine  Brunerstrasse 
rührte  einHt  durch  die  Gemarkung^  auch  liiittc  Ihirraiieourt  früher 
eine  Snljne  und  Mühle,  welche  beide  eingegangen  bind. 


8.    Ivreis  Cbateau-Saliiis.  483 

Zur  Gemarkung  gehört  der  Hof  la  A'oi trebolle,  nördlich  vom 
Dorfe  in  einem  Seitenthälchen.  , 

Lidrequin  fUndrekingJ,  Dörfchen,  18  Kiloni.  nordöstlich  von 
Chäteaii-Salins,  am  Banvoiebache,  ziemlich  hoch  gelegen,  mit  12 
Häusern  und  Familien  und  59  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Ge- 
müsebau, erzeugt  auf  62  Aren  eine  schwache  Weinsorte  und  war 
lothringisch. 

Lubecourt  (Lebej^court),  Dorf,  2  Kilom.  nördlich  von  Chäteau- 
Salins,  im  Thale  von  A'axy,  mit  4(5  Häusern,  48  Familien,  165 
I'inw.,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  kam  1718  an 
IjOthringen.  Im  Jahre  1573  kamen  schon  der  grosse  und  kleine 
Zehnten  an  Lothringen  vom  Abte  von  Metioc.  Lubecourt  wurde 
durch  die  Schweden  zerstört  und  sind  vom  alten  Dorfe  noch  Keste 
vorhanden.  Eis  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  war  Lubecourt 
noch  ein  kleiner  Weiler. 

Manhoue,  Dorf,  J2  Kilom.  westlich  von  Chäteau-Salins,  an 
der  Seille  und  Gränze,  sowie  an  belebter  Strasse,  mit  lirücke 
über  die  Seille,  79  Häusern,  177  Familien,  350  Einw.,  wobei 
G  Evangelische,  Nebenzollamt,  Kirche,  Mühle,  Getreide-,  Wein-, 
Hopfen-,  l'abak-  und  Obstbau,  hat  ein  altes,  noch  bewohntes 
Schloss,  Ruinen  einer  alten  Kapelle,  wo  die  Hugenotten  begraben 
Avurden,  eine  1852  errichtete  Hülfskapelle  und  in  der  Nähe  Ueber- 
reste  der  alten  Kömerstrasse.  Es  waren  daselbst  drei  Lehen  und 
Kloster  Salival  besass  schon  zu  P^nde  des  zwölften  Jahrhunderts 
in  Manhoue  Güter.  Später  gehörte  es  zu  Ix)thringen.  Im  Jahre 
1650  verbanden  sich  21  Einwohner  mit  denen  von  Fossieux,  Aul- 
nois  und  Craincourt  zur  Vertheidigung  gegen  die  Parteigänger, 
wobei  die  vier  ersten  Einwohner  gefangen  wurden,  so  dass  dar- 
über ein  Process  entstand  und  auch  die  andere»i  daran  bezahlen 
mussten.  In  der  Nälie  sind  noch  Schwedengräber.  Die  Seille 
macht  hier  ungemeine  Biegungen  und  bildet  Landzungen  in  das 
französische  Gebiet. 

Morville-les-Vlc,  Dorf,  2'/,^  Kilom.  östlich  von  Chäteau-Salins, 
unweit  der  Strasse  von  da  nach  Marsal,  mit  86  Häusern,  87  Fa- 
milien, 316  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  Kirche,  Getreide-  und 
M'einbau  und  Mühle,  liegt  ziemlich  hoch  und  ist  ziemlich  regel- 
n)ässig  gebaut.  In  der  Nähe  findet  man  viele  Versteinerungen 
und  eine  Kömerstrasse  führte  nach  der  SeillebrUcke  bei  Marsal. 
Maurivilla  gehörte  in  ältester  Zeit  einem  Kegimbold,  968  war  das 
Kloster  St.  Arnould  zu  Metz  hier  begütert,  dann  gehörte  Morville- 
les-Vic  dem  Kloster  Gorze.  wovon  es  auch  den  Beinamen  les  (Jorze 


484  1'-    Topographie. 

führte,  dann  gehörte  es  dem  Bisthume  Metz:  doch  besass  auch 
Georges  de  Norro}-  1458  hier  Besitzungen.  Es  litt  sehr  im  sieben- 
zehnten Jahrhunderte. 

Obreck,  Dorf,  6Y2  Kilom.  nordöstlich  von  Cliateau-Salins,  am 
Zusammenflusse  des  Canals  de  la  Flotte  und  der  kleinen  Seille, 
mit  Kirche,  41  Häusern  und  Familien,  155  Einw.,  Wein-,  Hopfen-, 
Tabak-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Im 
Jahre  1254  gab  ein  Mateloz  Clere  von  Obreck  sein  Gut  daselbst 
an  die  Abtei  Salival. 

Pettoncourt,  Dorf,  8I/2  Kilom.  südwestlich  von  C'huteau-Salins, 
am  rechten  Seilleufer  und  der  Gränze,  mit  Kirche,  62  Häusern, 
83  Familien,  27G  Einw.,  Getreide-,  Wein-,  Gemüse-  und  Futtei-bau, 
Mühle  und  alten  ^Mauerresten.  Pettoncourt  ist  alt  und  gehörte  zum 
Bisthume  Metz.  Im  Jahre  1398  erhielt  Georges  von  Serri^res  hier 
Güter  von  Jean  de  Beaufremont. 

Pevange,  Dorf,  12  Kilom.  nordöstlich  von  Chäteau-Salins, 
gegen  Mörchingen,  an  einem  kleinen  Bache,  mit  26  Häusern, 
23  Familien,  88  Einw.  und  Kapelle,  hatte  früher  einen  Pfarrer 
und  war  lothringisch. 

Puttigny,  Dorf,  8'/2  Kilom.  nördlich  von  Chäteau-Salins,  mit 
59  Häusern,  63  Familien,  250  Einw.,  Mühle,  Kirche,  Getreide-, 
Wein-  und  Obstbau.  An  Stelle  des  alten  Vetricourt  stand  hier 
einst  ein  Tempelherrenhaus,  das  die  Schweden  bis  auf  die  Kirche 
zerstörten.  Puttigny  wurde  957  von  Hegimbaud  an  St.  Arnould 
in  Metz  gegeben  und  wurde  später  lothringisch.  Zwei  Kilometer 
pfldlich  von  Puttignj'  stand  an  Stelle  jetziger  Kapelle  eine  alte 
Eremitage.  Nahe  l)ei  Puttigny  ist  eine  Wall Ihhrtskapelle  mit  Quelle, 
die  gegen  Kinderkrankheiten  benützt  wurde. 

Zur  GeniHiulü  gehört  der  südlich,  auf  dem  linken  ITer  der  alten 
Seille  gelegene  Hof  Ed  ival,  der  bis  16(>7  eine  Kapelle  besass,  sowie  der 
Hof  Ol  irai)re. 

Riebe,  Dorf  am  linken  Ufer  der  kleinen  Seille,  II  Kilom. 
nordr)stlich  von  ('hflteuu-Sulins,  n)it  68  Häusern,  70  l-'aniilien,  252 
Einw.,  wobei  23  Mennoniten,  Mühle,  Wein-,  Getreide-  und  Obstbau. 
Von  Hiche  stammt  das  berühmte  Haus  Ristes,  dem  ein  Theil  von 
LUneville  gehörte  imd  das  schon  1102  erscheint.  Im  dreizehnten 
Jftlirliunderte  wurde  da«  Schloss  liiste  von  Graf  Heinrich  von  Hör 
zerHt<'»rt.  Jacob  von  Lothringen  gab  1328  nn  das  Kapitel  in  Vie 
einige  (Jüter  zu  Kiche.  Im  Jahre  177(>  besasH  es  Karl  .\nton  Leroi 
('huvigiiy.  (traf  votj  Montliic.  Eh  war  lothringisch  und  soll  einst 
«•in    |{i'm.i|ili  liniTMuHf.i-   <>i.li,||i)    IimImmi. 


8.    Kreis  Chateau-Salins.  485 

Zur  Gemeinde  gehört  der  am  rechten  Ufer  der  .Seille  liegende  \\'eiler 
Metzin g,  sowie  die  noch  mit  dem  Dorie  zusammenhängenden  Häuser 
von  Niverlach. 

Salival  (SaUnae  VallisJ ,  kleines  Dorf,  51/2  Kilom.  östlich  von 
Chateau-Salins,  an  einem  kleinen  Bache,  mit  14  Häusern,  18  Einw., 
99  Familien,  Mühle  und  den  Ueberresten  eines  alten  Klosters,  die 
jetzt  zu  Wohnungen  dienen.  Die  Einwohner  treiben  Getreide-, 
Wein-,  Obst-,  Hopfen-  und  Futterbau.  In  der  Nähe  sind  die  Ueber- 
reste  der  alten  Römerstrasse  nach  Marsal.  Hier  befand  sich  einst 
eine  begüterte  Prämonstratenserabtei ,  welche  1140  von  Mathilde 
von  Homburg,  Gemahlin  des  Grafen  Arnould  von  Salm,  gestiftet, 
1590  theilweise  zerstört  und  1630  von  einem  Abte  reformirt  wurde, 
dann  aber  mit  den  Gütern  an  das  Histhum  Metz  fiel.  In  der  Kirche 
waren  Mausoleen  der  Grafen  von  Salm. 

Zm-  (iemeinde  gehört  die  südlich  davon  im  Thale  gelegene  Eremitage 
St.  Li  vi  er,  wovon  die  JjOgende  Folgendes  erzäiilt:  Livier  war  von  edler 
(Jeburt,  ein  Krieger  aus  dem  Metzer  Land,  der  sich  darüber  empörte, 
dass  die  Hunnen  die  Christen  misshaudelten ,  sich  unter  sie  mischte  und 
ihnen  Vorwürfe  machte,  aber  deshalb  von  den  Barbaren  gefasst,  hierher 
an  den  Berg  geschleppt  und  am  25.  November  406  geköpft  wurde.  Nun 
sollen  aber  dabei  zwei  Wunder  geschehen  sein :  an  der  Stelle  entsprang 
eine  (ijuelle  und  der  Heilige  trug  sein  Haupt  in  den  Händen  bis  auf  die 
Spitze  des  Bergs,  wo  man  ihm  eine  Kirche  zwischen  Jlarsal  und  Salival 
erbaute,  die  St.  Livier  genannt  wurde.  Viele  Gläubige  strömten  deshalb 
zur  Stelle ,  Bischof  Theodorich  von  Metz  aber  brachte  zu  Ende  des  zehnten 
Jahrhunderts  das  Haupt  des  St.  Livier  nach  5[etz  in  die  Pfarrkirche 
St.  l'olyeut,  die  deshalb  St  Livier  genannt  wurde.  Callot  stacli  ein  Bild 
nach  dieser  Sage. 

Salonnes  (Salona),  Dorf  am  rechten  Ufer  der  kleinen  Seille, 
vor  deren  Vereinigung  mit  dem  Seilleflusse,  in  sumpfiger  Lage, 
;J  Kilom.  südlich  von  Chateau-Salins,  mit  Kirche,  2  Mühlen,  97 
Häusern,  107  Familien,  368  Einw.,  Getreide-,  Wein-,  Gemüse-, 
Obst-,  Hopfen-  und  Tabakbau,  ist  sehr  alt  und  hatte  einst  zahl- 
reiche Salinen,  welche  schon  vom  zwölften  Jahrhunderte  an  aus- 
gebeutet wurden,  aber  oft  Streitigkeiten  zwischen  den  Bischöfen 
von  j\Ietz  und  den  Herren  von  Lothringen  und  Bar,  besonders  seit 
1277,  hervorriefen,  im  vorigen  Jahrhunderte  aber  aufgegeben 
wurden.  In  der  Nähe  sind  alte  Gräber.  Die  Schweden  bedrängten 
Salonnes  sehr.  Im  Jahre  777  gründete  Abt  Fulrad  von  St.  Denis 
hier  eine  Priorei,  welche  Karl  der  Grosse  bestätigte  und  Ludwig  der 
Verschwender  815  an  St.  Mihiel  gab,  worauf  sie  1610  an  die  Prima- 
tiale von  Nancy  von  den  Herzogen  von  Lothringen  gegeben  wurde. 


486  JI-    Topograpbic. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  auf  der  anderen  Seite  der  Seille  gelegene 
Hol'  B u r t h e c 0 u r t ,  ei n  Schloss .  der  höher  gelegene  Hof  Haute-Burthe- 
court.  der  Hof  Meridien  bei  ersterem  und  die  Mühle  Seraincourt  an 
der  nördlichen  Gränze  der  Gemarkung. 

Sotzelillg(Zotzeling),  Dorf,  lOKilom.  nordöstlich  von  ChAteau- 
Salins,  au  einem  westlieheu  Abhänge  Dach  dem  Banvoiebache,  mit 
35  Häusern  und  Familien,  118  Einw.,  Getreide-,  Wein-,  Obst-, 
Gemüse-  und  Hopfenbau  und  Mühle  am  Banvoiebache,  ist  alt  und 
war  lothringisch.  Im  Jahre  9(>5  bestätigte  Kaiser  Otto  der  Abtei 
Bouxieres  deren  Güter  in  Sotsolingas.  Auch  Kloster  Verga\'ille 
erhielt  966  hier  von  Graf  Sigeric  Güter. 

Vannecoiirt,  Dorf,  7  Kilom.  nördlich  von  Chateau-Salins,  auf 
einer  Anhöhe  gelegen,  mit  88  Häusern,  97  Familien,  335  Finvv., 
Mühle,  Getreide-,  Wein-  und  Obstbau  und  Kirche.  Hier  soll  einst, 
ein 'lempelherrenhaus  gestanden  sein,  wovon  noch  die  Wallfahrls- 
kapelle  Notre-Dame  de  Piti<5  an  der  Quelle  des  Heligbachs  (Meilig- 
bachs)  übrig  ist,  aber  zerstört.  In  der  älteren  Zeit  gehörte  Vanne- 
court  theilweise  der  Priorei  Salonnes,  deren  Güter  im  sieben- 
zehnten Jahrhunderte  das  Kapitel  St.  Georges  erhielt.  Vannecourt 
war  lothringisch  und  litt  1631  sehr  durch  Pest  und  Krieg.  In  der 
Nähe  lag  vor  jener  Zeit  das  Dorf  Gossoncourt.  das  in  jenem  Kriege 
einging. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Mühle  Frescali. 

Vaxy  (Vnxlum),  Dorf,  4  Kilom.  nördlich  von  Chateau-Salins, 
in  einem  Thale,  mit  97  Häusern,  121  Familien,  391  Einw.,  Ge- 
treide-, Obst-,  Wein-  und  Gemüsebau  und  3  Mühlen.  Vaxy  ist 
sehr  alt,  wird  bereits  1277  erwähnt,  war  lothringisch  und  litt  be- 
sonders vor  1580  von  Marsal  aus  sehr  viel. 

Zwei  der  zu  ^'axy  gehörigen  Jlühlen  heissen:  Moulin  de  Donirvre 
und  des  I.oupp. 

Wuisse  (Wisse),  Dorf  am  Canal  de  la  Flotte,  unterhalb  des 
Walds  von  Bride  und  Köking,  in  einsamer  Gegend,  10  Kiloin. 
nordöstlich  von  fHulteau-Salins,  mit  50  Häusern,  57  I*\iinilien, 
'i'M  Einw.,  Kirche,  Ziegelei,  Mühle,  Getreide-,  Wein-  und  Obst- 
bau, dem  Weiher  Hrid,  aus  welchem  der  ('anal  de  la  Flotte  ge- 
speist wird,  und  dicht  an  Waldungen.  Das  Dorf  war  lothringisch, 
erscheint  schon  1037  und  die  Kirche  ward  1092  der  Priorei  xon 
Ijiy  gegeben.    Im  Jahre  1372  erhielt  Kloster  Vergaville  hier  Güter. 

Zur  (ipmeindc  geliören  der  Hof  Arluugo  östlich  vom  Dorfe,  am 
Kandt'  den«  KitkingwnldH,  der  Hof  Köking  nordöütlich  auf  der  Höhe 
und  nn  der  Grilnze  der  Gouinrkiunf,  und  <lic  Zicgolci  Kökiiig.  etwas 
näher  gfgen  da»  Dorf,  auf  der  Auliolie  und  uel)eu  d«'r  Shawsc. 


y.     Kroi>,  Cliati'au- >aliii?. 


4»  7 


B.    Kanton  Albesdorf. 

Der  Kanton  gränzt  östlich  au  das  Elsass,  südlich  an  Finetingen 
und  Dieuze,  westlich  an  Grosstännchen  und  nördlich  an  diesen 
Kanton  und  Saaralben  und  hat  folgende  Gemeinden  und  Boden- 
verhältnisse: 


Gemeinden. 


Albcsdorf  .  , 
Altdorf .  .  . 
Bensdorl"  .  . 
Bermeringen  . 
Givrycoiirt.  . 
Guinzeling 
Ilunf^kirchen  . 
Insmingen .  . 
Inswc'iJer,  . 
LauU'iTingen  . 
Leinirigcn  .  . 
r.oiir  .... 
Losdorl" .  .  . 
Marimoiil  . 
Jlolringeu  .  . 
iMontdidier.  . 
Münster.  .  . 
Nebing  .  .  . 
>i'eufvilJage 
Rt'iniugcu .  . 
llodalben  .  . 
Torchcvillc 
Vahl.  .  .  . 
Wiebei#\t'iUM' 
Wirmiiigcn  . 
Wittorsburg    . 

Kanton 


Aecker.  i  Wiesen. 


664^3 I 
822.^4 1 

4b2„7  , 
343,0, 1 
lt^3,5c  ] 
^47,15  i 
381,72  i 
4%,.«  ! 

442„r,  I 
355.9; 

334.y7 

21i>,2ü 
226„2 

87,5fi  ! 
85,12  j 

446,78' 

40,52  I 

217„9 , 

387„7 
374,18 

626,of; 

431.0, 
390,eo 
436.Q7  1 


193,20 
2ü3,9, 

83,66 

57.19 

30,48 

85,79 

135,19 

1^8.45 
132,,; 

117.IÖ 
10.ö,2fi 

65,8-i 
3^47 

137,40 

85,58 
14,27 
(50,53 
86.^7 
124,00 
123,5, 

14->,55 

ll8„ü 

90,30 


Wein- 
berge. 


0,91 
2i64 


'i89 


Oi?9 
5,31 
3,2ü 

lö,|4 
17,«5 


4,27 
3,24 

2,27 


Wahl. 


4,0=1 


Obst- 
gärten. 


242,,, 
291,o> 
110,57 

59,33 
109,35 
107,12 

13,fifi 
123,8, 
116,23 
144„B 

4,71 
69,57 


147,94' 

103,36i 

540,8, 

86,19 

119.8S 

242,061 


16,31 

7,62 

4,39 

10,30 

6,36 
8,73 
10,56 
9,17 
9,08 
8.20 
7,17 
4,37 
%2 


,()9 


3 

1^57 

14,13 

8,74 

3,04 

^,21 


•«,07 
0,6, 

K 

•^,23 
2-«3 
9,18 
3,36 
11,60 


Forsten, 


911 


,311 


14 


,381 


38-,  31 

1487.8„l 


•15 


174, 

42,89 

191,13 


121 


,00 


595,,o 


iGesammt- 
i    Kläclie. 

1901,90 
1322,83 
950,21 
564,86 
273,60 
477,5, 
656,09 
7^1,09 
947,32 
2286,37 
647,20 
538,45 
492,,, 
399,1X2 
322,69 
117,82 
659,74 

726,28 
59,74 

401,67 
1035,47 

613„5 
898,75 
1287,97 
815,05 
715,40 


9543,0,  2599,671  55,4,  |2868,3,l  187,96  ;3575,89|  19832,29 
Sein  Viehstand  umfasst  182'i  Pferde,  wobei  39  Zuchthengste, 
5584  Stück  Kindvieh,  wobei  2961  Kühe,  2921  Schaafe,  wobei 
189  Merinos  und  1986  Heideschnucken ,  4690  Schweine,  593  Ziegen 
und  1352  Bienenstöcke  und  erzeugte  18T2  80  Pfund  Seidencocons. 
Albesdorf  (Alberdi  Villa),  Kantonshauptort  im  nördlichen 
Iheile  des  Kantons,  au  dem  kleinen  Bache  Brouck,  ist  ein  Flecken 
mit  168  Häusern,  193  Familien,  675  Einw.,  wobei  13  Evangelische, 
Kirche,  2  Mühlen,  Ziegelei,  Getreide-,  Gemüse-,  Obst-  und  Wein- 
bau, Viehzucht,  4  Weihern,  Oberförsterei ,  Steueramt,  Steuer- 
kasse, Poslagentur,  Messe  am  26.  Juli,  mehreren  Gewerben  und 
eiu'gem  Handel.  Albesdorf  wird  schon  1225  genannt,  ist  aber 
wohl  noch  älter  und  kam  kurz  vor  1313  an  die  Bischöfe  von 
Metz,  welche  den  Flecken  mit  Mauern  umgaben  und  im  Sommer 


488  II-   Topographie. 

daselbst  zu  residiren  pflegten.  Zuerst  hatte  Albesdorf  der  Abtei 
Hesse  gehört,  welcher  Erdmann  von  Torsviller  das  Schloss  weg- 
nahm, aber  Bischof  Gerhard  vor  1313  wieder  gab.  Ein  Pfarrer 
war  hier  schon  sehr  frühe,  von  der  Abtei  Hesse,  Ober-Seille  und 
dann  dem  Bischof  eniannt.  Im  Jahre  1348  belagerte  Bourquin 
oder  Boucquin  von  Finstingen  Albesdorf,  das  sich  ergeben  miisste. 
1396  machten  der  Bischof  und  Rudolph  von  Mörsperg  einen  Ver- 
trag über  den  Besitz  von  je  einem  Dritttheile  der  Schlösser  Albes- 
dorf und  Crueblange,  1421  gab  der  letztere  das  Dritttheil,  das  er 
von  IJaoul  von  Coucy  als  Pfand  hatte,  an  den  Bischof.  Im  sieben- 
zehnten Jahrhunderte  litt  Albesdorf  durch  den  Krieg  sehr  viel 
und  wurde  am  2.  Juni  1636  von  der  Garnison  von  Zabern  und 
der  Cavallerie  des  Stein-Callenfels  überrumpelt  und  die  Hälfte  der 
Häuser  verbrannt.  Die  Einwohner  flohen,  bettelten  ihr  Brod  und 
1637  zählte  man  nur  noch  eilf  Bürger,  denn  auch  die  Umgegend 
litt  zwei  Jahre  lang,  bis  September  1635,  in  gleicherweise.  Im 
Jahre  1391  bot  Kitter  von  Boppard,  der  Albesdorf  überrumpelte, 
lange  Zeit  darin  den  Truppen  von  LoÜiriiigen  und  der  Bisehöfe 
von  Metz  und  Strassburg  Trotz,  die  wohl  mit  100  Lanzen  und 
400  Sergents  und  Artillerie  davor  erschienen,  aber  schwerlich 
eine  wirkliche  Belagerung  begannen.  Jetzt  ist  das  Schloss  in 
Ruinen  und  wurde  1791  an  Herrn  Bronn  verkauft.  Zwischen 
Albesdorf  und  Lening  soll  das  Dorf  Sessing  gelegen  haben,  welches 
zur  Zeit  des  dreissigjährigen  Kriegs  zerstört  worden  ist.  Beim 
(Jrte  zeigt  ein  Kreuz  die  Stelle  des  alten  Pestkirchhofs.  Die  frühere 
Kasteilanei  umfasste  folgende  Orte:  Hof  Vallerude,  Mühle  Guid- 
viller,  Ziegelhütte,  Audville,  Gueblange,  Givricourt,  Hazembourg, 
1/4  von  Heliimer,  Vs  v^°  Kappelkinger,  Kirweiler,  Steinbach, 
'/h  von  Oberkiiiger  und  Wentzweiler,  also  fast  lauter  Orte,  welche 
bei  der  Bildung  der  Departemente  zum  Moseldepartemeut  geschlugen 
wurden.  Als  CuriositÜt  sei  erwähnt,  dass  es  hier  1640  eine  Brüder- 
schaft den  Arquebusiers  du  CMleau  fori  en  lumncur  de  Sl.  SehanlicH 
und  vor  1789  einen  Jurdin  ajtpelv'  Jardin  dc$  Jloslics  gab,  den  der 
fromme  Besitzer  so  benannte. 

/iii' liouicinde  geliorcn  die  nurdlich  gegen  Innming  gelegene  S t.  Ainiu- 
kapcllc,  einst  Krcmitage  und  noch  WalHulirlaUiipelle,  der  westlich  gegen 
.M()Mtdi<lier  geh'gcne  Hof  N'nlleracle  und  die  .Mühle  von  (1  uetvi  1 1er 
OuidedUrJ^  um  AuBÜUHHe  de»  im  auflserHten  Owten  gelegi'nen  gleich- 
nnmigen  Weihers  in  den  liothbnch. 

Altdorf,  Dorf  am  Zellebachc,  ."»  Iviloni.  westlich  von  Albes- 
dorf,  IUI  «ler  SlnihHc  von  Dicu/c  niu-li  Sl.  .\m»M,  iiiil  215  lläiiNcrn, 


8.    Kreis  Chateau-Salins.  489 

244  Familien,  1009  Einw.,  wobei  26  Israeliten,  Kirche,  Getreidebau 
und  Getreidehandel,  wenig  Weinbau,  erheblicher  Viehzucht,  meh- 
reren Mühlen,  worunter  mit  Dampfbetrieb,  weil  der  Bach  zu 
langsam  fliesst,  und  Postagentur.  Altdorf  ist  alt  und  wurde  1339 
vom  Herzoge  von  Lothringen  an  Graf  Valeran  von  Zweibrücken 
gegeben.  1628  hiess  es  Freialtdorf.  Es  hatte  einen  noch  viel 
grösseren  Bann,  wovon  aber  zu  Anfang  des  siebeuzehnteu  Jahr- 
hunderts Neufvillage  und  Montdidier  abgingen.  Die  Einwohner 
genossen  1631  das  Recht  der  Portofreiheit  gegen  jährUche  2  Frcs. 
6  gros,  mit  Ausnahme  der  Handarbeiter.  Das  Kapitel  von  Metz 
hatte  hier  Güter,  worüber  es  mit  Graf  Valeran  Streit  bekam  und 
diesen  excommunicirte.  Auch  andere^,  wie  Wecker  von  Leiningen, 
waren  hier  begütert.  Im  Jahre  1592  wurde  eine  Frau  wegen 
Hexerei  verbrannt.     Altdorf  war  lothringisch. 

Hierher  gehören  die  Klickmühle,  Hellevuehof,  Kerperhof 
und  Kreuz  ho  f. 

Bensdorf  (Ik'nestroff),  Dorf,  8  Kilom.  südwestlich  von  Albes- 
dorf, mit  70  Häusern,  88  Familien,  303  Einw.,  Kirche,  2  Mühlen, 
Getreide-  und  Weinbau  und  mehreren  Weihern,  hatte  einst  ein 
festes  Schloss,  das  noch  zum  Theil  erhalten  ist,  und  war  Seigneurie 
der  Familie  d'IIaussonville.  Mit  Metz  fanden  verschiedene  Täusche 
statt;,  das  Patronat  wurde  1294  von  JofFrey  6cuyer  des  8eigneur 
de  Mejsenbach  an  Kloster  Vergaville  gegeben.  Bensdorf  war 
bischöflich  metzisch. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  im  Norden  der  Gemarkung  gelegene 
Resswe'iler hol"  und  die  Mühle  Beusdovf,  am  Ausflut^se  eines  AV'eihers. 

Bermeringen,  Dorf,  10  Kilom.  westlich  von  Albesdorf,  im 
äussersten  Westen  des  Kantons,  an  einem  kleinen  Rache,  mit 
Kirche,  116  Häusern,  137  Familien,  506  Einw.,  Getreidebau  und 
etwas  Weinbau,  war  zwischen  Lothringen  und  Bisthum  Metz  ge- 
meinschaftlich. Der  bischöfliche  Theil  gehörte  zur  Grafschaft 
Hinksingen,  der  lothringische  zu  Mörchingen.  Bermeringen  wird 
schon  857  genannt.  In  der  Nähe  deutet  der  Namen  Heidenstrasse 
auf  eine  Römerstrasse,  wo  auch  alte  Töpfereien  gefunden  wurden. 

Givrycourt,  Dorf  am  linken  Ufer  des  Rothbachs,  5  Kilom. 
östlich  von  Albesdorf  und  beim  Weiher  von  Gu^tviller,  mit  52 
Häusern,  56  Familien,  222  Einw.,  Getreidebau  und  Strohhut- 
tlechterei,  verdankte  1609  seine  Entstehung  nebst  Namen  dem 
Metzer  Bischof  und  Kardinal  Givry,  wurde  im  Kriege  des  sieben- 
zehnten  Jahrhunderts  wieder  verödet  und  war  17G0  noch  ein 
kleiner  Weiler. 


490  H-    Topographio. 

Guilizeling,  Dorf  am  Weiherbache,  6  Kilom.  siidlieli  von 
Albesdorf,  mit  50  Häusern  und  Familien,  181  Einw.,  Kirche, 
Steinbruch,  Wein-,  Getreide-,  Tabak-,  Obst-  und  Gemüsebau, 
soll  sehr  alt  sein.  Schon  1262  gab  Erzbischof  Heinrich  von  Trier 
an  die  Kirche  zu  Münster  seine  Weinberge  und  Mühle  Apud  Gunse- 
lingen ,  welche  später  an  das  Kapitel  in  Vie  kamen.  Guii  zeling  war 
lothringisch,  litt  ebenfalls  durch  Krieg  und  Pest  und  lag  1660  öde. 
Das  Dorf  gedieh  aber  doch  wieder,  denn  1763  musste  an  Stelle  des 
ungenügenden  Kirchleins  eine  neue  Kirche  erbaut  werden.  155)4  und 
1601  wurden  hier  eine  Wittwe  und  ein  Mann  wegen  Hexerei  verbrannt. 

Hunskircheii ,  Dorf,  7  Kilom.  östlich  von  Albesdorf,  an  der 
G ranze  gegen  das  Elsass,  mit  Kirche,  116  Häusern  und  Familien, 
468  Einw.,  Getreide-,  Kartoffel-  und  Obstbau.  Man  leitet  den 
Namen  des  lothringischen  Dorfs  von  i'giisc  de  c/iicns  (Hundskirche) 
ab  und  fügt  an,  ein  Herr  der  Gegend  habe  da,  wo  die  ersten 
Häuser  und  die  Kirche  erbaut  wurden,  einen  ansehnlichen  llunde- 
stall  gehabt.  Wahrscheinlicher  ist  aber  die  Ableitung  des  Namens 
von  den  Hunnen. 

Insmingen  Hasmingiae  villaj,  Dorf,  3  Kilom.  nördlich  von 
Albesdorf,  rechts  von  der  Albe,  mit  Kirche,  177  Häusern,  '207 
Familien,  835  Einw.,  wobei  3  Evangelische  und  92  Israeliten, 
Mühle,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  einst  ein  kleines  Städtchen 
und  mit  Mauern  und  Gräben  umgeben,  welche  jedoch  schon  um 
die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  zerstört  waren.  Im  Schweden- 
kriege rettete  ein  Officier  durch  einen  unterirdischen  Gang  im 
Thurme  das  Archiv  und  hielt  sich  im  Städtchen  lange  fest,  dann 
aber  wurde  es  auch  entvölkert,  die  Halle  zerstört,  und  I6t)4  gab 
es  nur  noch  tO  Haushaltungen.  Herren  von  Insmingen  gab  es 
schon  im  dreizehnten  .Jahrhunderte,  und  im  zwölften  .lahrhunderle 
hatte  Insmingen  eine  l'riorei,  deren  («eistliche  aber  wogen  ihres 
Henehmens  bald  vertrieben  wurden,  worauf  Herzog  Thierry  H. 
von  Lothringen  sie  1  llX)  an  St.  Mihiel  gab.  Herzog  Heinrich  II. 
verlieh  1621  dem  Ort  Marktrechte:  auch  war  hier  bis  zum  Jahre 
UJÜl  ein  Tribunal,  genannt  Mairic  Cnxir ,  eine  Mniric  Über  neun 
Orte.  Vor  dem  (»rte  steht  ein  Kreuz  an  Stelle  der  von  den  Schweden 
zewU'irten  allen  Kapelle. 

Insweller,  Dorf  im  Sildoslcu  des  Kantons,  am  Milhlwciher, 
6  Kilom.  Hüdweätlich  von  Albetdorf,  mit  117  Häusern  und  l*'ami- 
lien,  439  Einw.,  wobei  5  Evangelische  und  4  Israeliten,  Kirche, 
Orlreidchnu  und  Viehzucht,  ist  ein  aller  Ort,  der  schon  1335  zu 
XuwRU -SiiiirbrückcMi  grliiirte,    al.s    lothrini^ischcs   I.rhcn.    und    17(i(> 


8.    Kreis  (liäteau- Salin-.  491 

an.  Frankreich  abgetreten  wurde.  Insvveiler  litt  ebenfalls  durch 
die  Kriege  des  siebenzehnten  Jahrhunderts. 

Zur  Gemeinde  gehören  der  Rothhof  (auch  Rötherhof)  im  Nordosten 
beim  Rothen  Weiher  und  der  Grünhof,  sowie  die  Häuser  Viberdorf. 

Lauterflngen  (Londrefmg) ,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  0  Kilom. 
südlich  von  Albesdorf,  an  der  Strasse  von  Dieuze  nach  Finstingen, 
mit  15(j  Häusern  und  Familien,  029  Einw.,  Kirche,  Getreide-  und 
KartofTelbau,  Viehzucht  und  Postagentur,  hat  in  der  Gemarkung 
den  Mühl-,  Niederstein-  und  Popeweiher  und  wird  schon  1425*  er- 
wähnt, Tm  Jahre  1490  gab  Wecker  von  Leiningeu  seinen  Iheil 
des  lothringischen  Dorfs  an  den  Bischof  von  Metz;  auch  hatte 
Finstingen  hier  Güter.  Es  gehörte  zur  Herrschaft  Bitsch,  kam 
aber  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  an  die  Kaslellanei  Dieuze. 
Von  1621 — 1675  war  Lauterfingen  fast  ganz  entvölkert.  Im  Jahre 
1593  wurde  hier  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt. 

Leiningeu  ,  Lening) ,  Dorf  am  linken  Ufer  des  Albebachs, 
4  Kilom.  nordwestlich  von  Albesdorf,  mit  Kirche,  Mühle,  Ziegelei, 
Brauerei,  Markt  am  Bartholomäustag,  Getreide-,  Obstbau  und 
Viehzucht,  90  Häusern,  103  Familien  und  388  F]inw.,  war  loth- 
ringisch. Es  wird  zuerst  1455  als  PVeilehen  genannt  und  hatte 
zwei  Schlösser,  wovon  aber  um  1674  kaum  noch  Ueberreste  zu 
sehen  waren.  Die  Hälfte  von  Leiningen  gehörte  dem  Herrn  von 
Bruch,  dann  als  tlrbe  1574  dem  Herrn  von  Helmstedt  zur  Hälfte  und 
kam  an  den  Herzog  Karl  von  Lothringen  und  Johann  von  Nassau. 
Auch  Leiningen  litt  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  und  in  den  Jahren 
1664  —  67  lebten  im  Lothringer  Antheil  nur  noch  zwei  Einwohner. 

Lohr  (Lhor),  Dorf  an  einem  Seitenbache  des  Rothbachs,  6  Kilom. 
südlich  von  Albesdorf,  mit  Kirche,  83  Häusern,  87  Familien,  399 
Einw.,  wobei  .30  Israeliten,  Getreidebau  und  Viehzucht,  ist  von 
drei  Seiten  von  Wald  umgeben  und  gehörte  1178  zur  Abtei  Neu- 
weiler im  Elsasse,  ein  Theil  aber  gehörte  zu  Finstingen  als  ge- 
meinschaftliche Seigneurie.  Das  Dorf  war  lothringisch  und  litt 
durch  die  Kriege  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  sehr.  Die  Jesuiten 
von  Bockenem  hatten  Antheil  am  Zehnten. 

Losdorf,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  8  Kilom.  südwestlich 
von  Albesdorf,  mit  55  Häusern,  206  Einw.,  Kirche,  Getreide-, 
Gemüse-,  Obst-  und  Weinbau,  litt  ebenfalls  im  siebenzehnten 
.lahrhunderte,  wo  es  1(>")0  nur  noch  einen  Bewohner  hatte,  war 
lothringisch  und  es  gehörte  die  hohe  Justiz  dem  Herzoge  von 
Croix  und  d'Havre. 

Marimont  (Mörsberg),  Dorf  im  Südwesten  des  Kantons,  7  Kilom. 


492  H«   Topographie. 

von  Albesdorf,  an  der  (Quelle  des  Spinbach«,  liegt  ziemlich  hoch, 
weshalb  es  auch  Marimont  la  Haute  heisst,  und  hat  36  Häuser, 
41  Familien,  ISOEinw. ,  wobei  i  Evangelischer,  Getreide-,  Wein-, 
Obst-  und  Gemüsebau  und  ist  ein  alter  Ort.  Schon  1252  erwarb 
Bischof  Jacob  von  Lothringen  Marimont  vom  Grafen  Soibert  für 
seine  Kirche,  behielt  es  aber  nicht  lange,  denn  1260  nahm  Graf 
Heiurieh  von  Zweibrücken  von  Ferrj  von  Chamble  die  Lehen 
zurück  und  1266  erklärte  der  Graf  von  Leiningen,  Marimont  vom 
Herzoge  Ferry  von  Lothringen  als  Lehen  zu  haben.  1297  wurde 
^Marimont  mit  Bitsch  vertauscht  und  1586  ein  Vierttheil  davon  an 
Herzog  Karl  von  Lothringen  verkauft.  Eine  Seigneurie  Marimont 
bestand  seit  1625.  Marimont  litt  sehr  im  Kriege  und  1669  besass 
es  nur  noch  neun  Einwohner.  Damals  ward  wohl  auch  das  Schloss 
mit  Mauern  und  die  nahe  Eremitage  und  Wallfahrtskirche  bei  der 
Spinquelle  zerstört.  Früher  erstreckte  sich  die  Mairie  noch  über 
Cutting,  Bassing,  Domnon,  Guinzeling  und  Lauderfmgen.  Als 
im  dreizehnten  Jahrhunderte  Herzog  Ferry  IIL  mit  jMetz  kriegte, 
fand  hier  ein  grosses  Treffen  statt,  worin  der  Herzog  unterlag. 

Molringen,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  6  Kilom.  von  Albes- 
dorf, an  einem  Walde,  mit  20  Häusern  und  Familien  und  86  JOinw., 
Getreidebau,  Wein-  und  Obstbau.  Im  Jahre  1304  verkaufte  Ber- 
trand de  Marsal  seine  Güter  zu  Mollering  an  das  Kloster  Verga- 
ville;  auch  besassen  die  Minoriten  von  Bassing  hier  Güler.  Mol- 
ringen wurde  1711  als  lothringisches  Lehen  an  den  Bsiron  de  Tlieil- 
li^res  gegeben ,  dessen  Familie  es  bis  Ende  des  Jahrhunderts  behielt. 

Montdidier  (Didersberg),  Dorf,  3  Kilom.  westlich  von  Albes- 
dorf, auf  einer  Anhöhe,  3U6  Meter  über  dem  Meere,  mit  Getreide-, 
\Vein-  und  Obstbau,  Kirche,  33  Häusern,  37  Familien,  143  ü]inw., 
ist  neueren  Ursprungs  und  lothringisch.  Im  Jahre  1628  gab  Louis 
von  I,othringen  an  Claude  'J'hi^baut  auf  den  Salinen  zu  Marsal 
hier  5437'2  Arpents  Land,  um  ein  Dorf  von  zwanzig  Häusern,  ge- 
nannt Didersberg,  zu  erbauen,  das  aber  im  Kriege  wieder  zerstört 
wurde.  Der  neue  Besilzer,  Graf  von  Helmstedt,  gab  al)er  1713  eine 
rnterHtützung,   womit  das  Dorf  wieder  aufgebaut  werden  konnle. 

Münster,  Dorf,  nur  4  Kilom.  östlich  von  Albesdorf,  am  Rolh- 
buehe,  mit  Kirche,  124  Häusern,  137  Familien,  555  Einw.,  wobei 
4  Evangelische,  Getreide-,  Obst-  und  GeniÜHebiui,  Jnhrnu'irkten 
um  !>.  Mai  und  (>.  Dccember,  Brauerei  luid  «ehöner  Kirche  mit 
alten  Denkmälern.  Es  war  12()0  von  Heinrieh  von  Finslingen 
hier  eine  (.'ollegiale  errichtet  worden^  die  Kirche  liel  aber  1270 
in   Ruinen    und    wurde    erst  »püler  wieder  uufgebanl.     l<iin   Graf 


8.   Kreis  Chateau-Salins.  493 

von  Torsviller  war  nämlich  von  den  Grafen  von  Dachsburg  und 
Kechicourt  hier  belagert  und  konnte  sich  nur  durch  den  Weiher 
flüchten,  wofür  er  gelobte,  eine  Kirche  zu  Ehren  des  St.  Nicolaus 
zu  erbauen.  Er  liess  nun  1325  in  dem  kleinen  Dorfe  mit  Hülfe 
des  liischofs  von  Metz,  des  Herzogs  von  Lothringen  und  deutscher 
Fürsten  die  schöne  gothische  Kirche  bauen  und  dotirte  die  Colhegiale 
für  zwölf  Kanonikate,  welche  aber  im  Jahre  1594  mit  Vic  vereinigt 
wurde.  Gegenüber  dem  Eingange  der  Kirche  befindet  sich  das 
Mausoleum  des  Erbauers  und  seiner  Frau.    Münster  war  lothringisch. 

Zu  Münster  gehören  die  auf  dem  rechten  Ufer  des  Rothbachs  lir- 
genden  Häuser  Ueberdorf,  die  mit  dem  Dorfe  durch  eine  Brücke  in 
Verbindung  stehen. 

Nebing,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  5  Kilom.  südwestlich 
von  Albesdorf,  mit  Kirche,  89  Häusern,  96  Familien,  348  Einw., 
wobei  4  Israeliten,  Getreide-,  Gemüse-,  Hopfen-  und  Weinbau, 
war  lothringisch  und  ist  zur  Hälfte  deutsch  und  französisch.  Die 
Minoriten  von  Kassing  besassen  hier' den  Zehnten.  Im  siebenzehnten 
Jahrhunderte  litt  Nebing  sehr.  Die  Kirche  wurde  1710  bis  1725  wieder 
hergestellt.  Die  Seigneurie  gehörte  anfangs  vorigen  Jahrhunderts 
dem  Kernard  du  Fort,  Kanonikus  zu  Alt- St.  Peter  in   Strassburg. 

Neufvillage ,  Dorf  am  Albebache  und  der  Strasse  von  Dieuze 
nach  St.  Avold,  5  Kilom.  westlich  von  Albesdorf,  mit  38  Häusern, 
43  Familien j  164  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch und  ist  ganz  deutsch  redend.  Im  Jahre  1650  waren  hier 
nur  noch  zwei  Einwohner. 

Reiningen  (Uening),  Dorf  am  rechten  Ufer  des  Albebachs, 
2 Vi  Kilom.  nördlich  von  Albesdorf,  mit  62  Häusern,  65  Familien, 
246  Einw.,  wobei  6  Israeliten,  Ackerbau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch und  ist  deutsch  redend. 

Rodalben,  Dorf  am  Albebache  im  Westen  des  Kantons,  12  Kilom. 
von  Albesdorf  entfernt,  mit  94  Häusern,  104  Familien,  365  Einw.. 
Mühle,  Ziegelei,  Kalkofen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch, gehörte  zur  Grafschaft  Mörchingen  und  hat  seinen  Namen 
von  den  beiden  Hächen  Albe  und  Roth. 

Torcheville  (Torschweiler),  Dorf  an  der  (Quelle  des  Rothbachs, 
3  Kilom.  südlich  von  Albesdorf,  in  einem  Wiesengrund ,  mit  Kirche, 
93  Häusern,  101  Familien,  232  Einw.,  wobei  1  Evangelischer, 
Getreidebau,  Viehzucht,  etwas  Weinbau  und  Ziegelhütte,  war 
lothringisch  und  gab  einem  alten  Rittergeschlechte  den  Namen; 
denn  schon  1344  erhielt  Peter  von  Torcheville  das  Recht  zur  An- 
lage einer  Saline  zwischen  Techampue  und  Guermange,  zur  Hälfte 


494  ^I-   Topographie. 

theilbar  mit  Herzog  Kaoul.  lui  Jahre  1418  verkaufte  Jean  Wisse 
de  Gerbeviller  das  Dorf  an  Herzog  Karl  l\.  von  Lothringen.  Aus 
dem  Geschlechte  der  Torcheville  sollen  die  von  Cröhange  (Krie- 
chingen) h'ervorgegangen  sein.  Schon  1121  erhielt  die  Abtei  Longe- 
ville  hier  Güter.  Das  Sehloss  war  bereits  1560  gänzlich  zerstört 
und  ebenso  auch  die  Hingmauer.  Im  Jahre  1650  war  Torcheville 
unbewohnt  und  auch  noch  1667 — 1669  entvölkert.  Im  Jahre  1688 
nannte  sich  Friedrich  Ulrich  Graf  von  Osfriesland,  Herr  von  Esens, 
Baron  von  Torcheville. 

VaW,  Dorf  am  Brouchbache,  5  Kilom.  westlich  von  Albes- 
dorf, mit  Kirche,  73  Häusern  und  Familien,  2Ö5  Einw.,  Getreidebau 
und  Viehzucht,  war  lothringisch  und  man  spricht  hier  deutsch 
und  französisch.  Es  ist  noch  eine  alte  IJuine  vorhanden,  die  als 
Wohnung  dient.  1664  waren  nur  noch  vier  Haushaltungen  vor- 
handen. Im  nahen  Gehölze  trifft  man  noch  Spuren  des  alten  Dorfs 
Schirdorf.  Im  Jahre  1789  gehörte  Yahl  dem  Grafen  de  Ludres, 
nachdem  es  vor  1755  der  Fraii  Ha  uzen  gehört  hatte. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hol'  NValdhaus. 

Wiebersweiler  (VibersvillerJ,  Dorf  am  Kothbache,  (5  Kilom. 
östlich  von  Albesdorf,  mit  139  Häusern,  142  Familien,  583  Einw., 
wobei  346  Evangelische  und  2  Mennoniten,  Getreidebau,  etwas 
Weinbau,  Kirche  und  2  Mühlen,  war  lothringisch  und  gehörte 
zur  Seigneurie  Col  de  Cvgne  der  Herrschaft  Finstingen.  Es  lag 
im  siebenzehnten  Jahrhunderte  lange  öde. 

Wimiiligen  {  VirmingenJ,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  8  Kilom. 
westlich  von  Albesdorf,  mit  Kirche,  143  Häusern,  159  Familien, 
582  Einw.,  Getreidebau,  Weinbau,  Weberei,  2  Mühlen  und  Gips- 
mühle, war  lothringisch.  Das  Dorf  stammt  aus  dem  eilften  oder 
zwölften  Jahrhunderte  und  zeigt  noch  Spuren  von  zwei  alten  Tempel- 
herrenhäusern. In  der  Gemarkung  erinnern  die  Heidenstrasse 
und  der  Heidenbrunnen  an  die  Bömer.  Im  Bau  Guerträtenwald 
war  noch  zu  Ende  des  sechszehnlen  .hihrhunderls  eine  Kirche. 
Der  alte  Chor  der  Kirche,  1818  restaurirt,  war  von  mittelalter- 
lichem Charakter;  2  Kilom.  vom  Dorfc  lag  das  D()rfclu'n  Kloin- 
Wirmingen,  das  im  Schwedenkriege  zeretitrt  wurde  und  dessen 
Ittiinen  dann  zum  Aufl)au  von  Wirmingen  nach  diesem  Kriege 
dienten,  so  dass  nur  noch  von  fünf  Baracken  Kuinen  erhalten 
sind.  Ein  Chevalier  Wilhelm  von  X'irming  erscheint  1231  als  Zeuge. 
Vergaville  besass  hier  (iUter  und  die  Commende  Sf.  Jean  von  Hassel 
einen  Thcil  de«  /cimteiiH  inid  den  lYarrHatz.  I(>(»7  war  Wirmingen 
•kJc.     Im  .lahre   H'Ai^  wurde  hier  eine  I-rau  als  Hexe  verbrannt. 


8.    Kreis  Chäteau-Salins. 


495 


Hierzu  gehören  die  Lincrmühlc  und  die  Bcsvillermühle,  die 
Häuser  Ilibrich,  südlich  vom  Dorfe,  und  die  St.  Annakapelle. 

Wittersburg ,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons.^  5  Kilom.  von 
Albesdorf,  mit  117  Häusern,  134  Familien,  511)  Einw.,  (Jetreidebau 
und  Viehzucht,  hat  eine  1831  erbaute  Kirche.  Wittersburg  ist 
lothringisch  und  lag  auch  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  öde. 


C.    Kanton  Delme. 

Der  Kreis  liegt  zwischen  den  Kantonen  Verny,  Fange,  Falken- 
berg, Grosslännchen,  Chäteau-.Salins  und  Frankreich  und  enthält 
folgende  Gemeinden  und  liodenverhältnisse: 


Gemeinden. 


Ajoncourt  . 
Alaincourt. 
Aulnois 
Kacourt.  . 
Baudrecourt 
Brehain 
C;iiäteau  -  Brehain 
C'henois 
C'hicourt 
Craincourt . 
Delme  .  . 
Donjeux  . 
Faxe.  .  . 
Fonteny 
Fossieux  . 
V^remery 
1  lannocourt 
■lallaucourt 
Juville  .  . 
l.aneuveville 
1  .emoncourt 
Leese  .  . 
I  Jocourt 
Lucy .  .  . 
-Alalaucourl 
Alarthil  .  . 
Morville 
<  »riocourt  . 
( >ron  .  . 
l'revocourt 
l'uzieux 
8t.  p]pvre  . 
Tincry  ,  . 
Villers -aux-Oies 
^'iviers  .  . 
Xocourt .     . 


Aecker. 


254,85 
362,-20 
365,39 
269.97 
392:;5 
293,-0 

32ö,,8 
290,99 

387,93 

372,4, 
269,04 


Wiesen. 

26,(53 

58,75 
44,35 
86,, 3 
45,66 
71,55 
35,5'2 
69,ro 

59,49 
108,92 

33,68 


650„4l  127,4S 

4n,o3|  62,9, 

335,01 !  75,69 

250,03  1Ü5,;3 

520,38  61,99 


458,97 
498,5, 
415,65 
451,15 
254,57 
462,«« 


'0,46 
33,85 
36,30 
60,30 
23,,3 

"'8^80 


599,55!     82,2, 
715,73!     55,„9 


426,o,| 
228,2  >i 
399„:| 


'ö,25 
74,03 
56,91 


404,36    102,47 

50y,4fi!  45,  J 


279,92 
445„5 


83„ 
82 


,54! 


237,77  30„o 
342-,,  71,06 
288,2, 1     6/, 93 


Kanton  13887,27  ;2275,o5 


^\■ein- 
berge. 


0,46 
2,9'J 
im 


11,56 

11,93 

0,28 

0,10 

V^69 
^,98 


^,89 

0,14 
0,32 
6,83 
^,83 

6,92 
4,43 


0„2 

8-56 


23 


,84 


»•12 


Wald. 


109 


,93 


46,03 

38,29 


158,7, 

15,26 

56,07 
55,55 

2,2. 

7,43 


Obst- 
ganen. 


242,39 

13,02 
42,78 
216,2, 
35,27 
74,52 
68,82* 

216,00 

160,32 

0,41 
194,47 

30,94 
117,34 

57,65 

125,02 

3,41 

82,46 
263,25 

'3-85 
102^^! 

2588.34! 


1,32 
2,48 
1,7» 
6y)i 

3,12 
2,65 
2,21 
2,78 
2,27 
2,40 
1,68 
0,47 


»,70 
^35 
,14 
^,60 


Forsten. 


23,72 
11,86 


496 


,96 


^,00 
^27 
',00 
^,88 


,27 


2 

6,53 

1,23 

V. 

-^,38 
1,20 
2-)64 
7,32 
3,66 
2,14 
3,55 
1,90 
5,33 
_^J37 
102.36 


66,, 


05 


Gcsammt- 
Fläche. 


2. 


■78 


62,46 
203,^4 


867,67 


?S"2 
409,68 

500,95 
389,33 

501,91 
355,28 
606, 
355 


551 
594 


>7 
,21 
,81 
,69 


509,1, 
321,08 

1553,67 
500,65 
441,08 
415,34 
833,33 
604,5,0 
635,65 

826,02 
312,36 
736,09 
705,03 
1005,9, 
564.7, 
433,60 
533,57 
668,42 

611,25 
463,,3 

8o9,79 

419,80 
720„5 

48o,o4 


20579.93 


496  II-   Topographie. 

Sein  Viehstand  umfasst  3704  Pferde,  wobei  124  Zuchthengste, 
10  Maulthiere  und  Esel,  4'2S9  Stück  Rindvieh,  wohei  2984  Kühe, 
8619  Schaafe,  wobei  1923  Merinos  und  4675  ITeideschnucken, 
6421  Schweine,  456  Ziegen  und  1687  Bienenkörbe  und  lieferte  im 
Jahre  1872  115  Pfd.  Seidencocons. 

Delme,  Städtchen  und  Hauptort  des  Kantons  am  Ruisseau 
de  TEtang  und  der  Strasse  von  Metz  nach  Chäteau-Salins,  mit 
Kirche,  177  Häusern,  201  Familien,  644  Einw.,  wobei  6  Evan- 
gelische und2(.X)  Israeliten,  Steueramt,  Steuerkasse,  Postexpedition, 
drei  Jahrmärkten,  starkem  Viehhaudel,  Rrauerei,  Färberei,  Getreide-, 
Gemüse-,  Hopfen-,  Tabak-  und  Obstbau,  ist  ein  sehr  alter  Ort 
und  soll  das  r<>mische  ad  Duodcchnum  gewesen  sein,  was  aber 
zweifelhaft  ist.  Im  zwölften  Jahrhunderte  hatte  es  gleichnamige 
Herren,  wie  denn  ein  Theoderich  von  Delme  1186  als  Zeuge  er- 
scheint. 1218  hatte  die  Abtei  Reaupre  hier  Güter.  Im  dreizehnten 
Jahrhunderte  umfasste  der  Rann  noch  mehrere  Orte.  Jakob  von 
Lothringen  erwarb  1235  einen  Theil  von  Delme,  von  Thieny  von 
Thiecourt,  1366  verkauften  die  Metzer  Prälaten  den  Bann  an 
Graf  Nicolaus  von  Vaudemont  und  dies  Geschlecht  erwarb  dann 
noch  die  weiteren  Theile,  so  1563  von  Louise  de  Stainville, 
AVittwe  des  Grafen  Salm,  um  1500  Livres  ein  Dritttheil  des  Banns, 
den  früher  Mathias  de  Lucy  besass,  1564  von  den  Kanonikern  zu 
St.  Stephan  in  Homburg  um  1800  Frcs.  die  Hälfte  der  Mühle  Raru 
am  \yeiher  Aubye  und  1612  von  Marie  von  Luxemburg  einen  wei- 
teren Theil.  Der  Kardinalbischof  von  Metz  gab  1551  seinen  Antheil 
an  den  Grafen  Nicolaus  von  Vaudemont  und  Herzog  von  Lothringen 
und  60  wurde  ganz  Delme  lothringisch,  blieb  es  aber  nur  bis  16()1, 
wo  es  an  Frankreich  abgetreten  wurde.  Delme  erhielt  1564  das  Recht 
zu  einem  Wochenmarkte  am  Montag.  Hier  wütheten  die  Kriegs- 
leiden des  siebenzehnten  Jahrhunderts  fast  noch  ärger  als  ander- 
wärts.   Im  Jahre  1583  wurde  in  Delme  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt. 

Ajoncourt,  Dorf  in  der  südwestlichen  Ecke  des  Kantons,  an 
der  Seille  und  (Jränze,  9  Kilom.  von  Delme,  mit  52  Häusern,  67 
Familien,  236  lOinw.,  Getreide-,  (lemüse-,  Oelsaat-,  Futterpflunzon-,. 
Hopfen-  und  rabakbau,  war  lothringisch  und  die  Reste  des  alten, 
mit  (Jraben  und  ThUrmen  versehenen  Schlosses  dienen  noch  als 
Wohnungen;  dasselbe  liegt  dicht  an  der  Seille.  Ajoncourt  gehörte 
1411  thcilweise  dem  Jean  d'Aunoy,  1628  gab  Herzog  Anton  von 
I/OÜiringen  Ajoncourt  an  Jean  de  Perulies  und  16(54  besass  es 
(liristoph  du  Buchet.  Die  alle  Kapell«  wurde  1498  mit  Kriaubniss 
der  Abtei  8l.  ('lemcnt  vnr  Melz  verlegt. 


«.    Kreis  Cliateau>-Salins.  497 

Alaincourt,  Dorf,  4  Kilom.  westlich  von  Delme,  mit  Kirche, 
53  Häusern,  5G  Familien,  202  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
ist  ein  alter  Ort  und  wird  schon  1392  genannt,  gehörte  dem  Bis- 
thume  Metz  und  kam  1661  an  Frankreich.  Im  Jahre  1631  erschien 
die  königliche  Armee  bei  Alaincourt,  Nveshalb  alle  Einwohner  flohen, 
und  das  Dorf  war  noch  1635  theilweise  zerstört.  Im  Jahre  1756 
war  nicht  weit  von  Alaincourt  die  Eannmühle  Moulin  de  Flotte. 

Aulnois  [AlneiuniJ,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  öeille  und  der 
Gränze,  6  Kilom.  westlick  von  Delme,  mit  Kirche,  131  Häusern, 
383  Einw.,  wobei  10  Evangelische,  doppelgängiger  Mühle,  stei- 
nerner Brücke  von  vier  iiogen  über  die  Seille,  Nebenzollamt,  Post- 
agentur, Getreide-  und  Futterpflanzenbau,  Weinbau  und  Stein- 
brüchen, war  lothringisch  und  soll  den  Namen  von  Alnus  haben. 
Im  zwölften  Jahrhunderte  gründeten  die  Malteserritter  hier  ein 
Spital,  das  aber  später  wieder  zerstört  wurde.  1335  besass  ein 
Andruin  d'Aulnois  die  Hälfte  des  Brückengelds  vom  Grafen  von 
Bar.  Später  litt  auch  Aulnois  sehr  viel  durch  die  Kriege.  Im 
Jahre  1692  wurde  eine  Kapelle  erbaut,  aus  deren  Ruinen  man 
1800  das  Schulhaus  bildete,  das  man  jedoch  wieder  aufgab.  Die 
Abtei  Longeville  bei  Metz  gab  das  Terrain  an  St.  Leopold  in  Nancy. 
Im  Jahre  1726  wurde  Aulnois  zum  Marquisat  erhoben  für  Georg 
Desarmoises,  Gouverneur  der  Prinzen  von  Lothringen,  der  172>> 
starb.  Das  schöne  neue  Schloss  ist  auf  den  alten  Mauern  mii 
Thurm  von  zwanzig  Meter  Höhe  und  grosser  Mauerdicke  erbaut 
und  das  Schloss  stammt  aus  drei  Epochen,  der  l'hurm  aus  1200, 
das  feste  Haus  aus  1596  und  der  neue  Theil  aus  1726.  Vor  1789 
besass  es  Graf  Riocour,  Maire  daselbst,  und  es  befand  sich  darin 
eine  schöne  Sammlung  von  Vögeln  und  antediluvianischen  Ueber- 
resten,  die  hier  im  Seillegebiete  gefunden  wurden.  Die  Malteser- 
kapelle wurde  in  der  Revolutionszeit  als  Nationaleigenthum  ver- 
kauft. Die  interessante  Kapelle  des  Grafen  Riocour  ist  unzerstört 
geblieben. 

Bacourt,  Dorf  am  Dideleaubache,  4^/2  Kilom.  nördlich  von 
Delme,  ziemlich  hoch  gelegen,  mit  Kirche,  115  Häusern,  122  Fa- 
milien, 417  Einw.,  wobei  51  Israeliten,  Mühle,  3  kleinen  Stein- 
brüchen, Getreide-,  Obst-,  Kartoffel-,  Wein-  und  Tabakbau,  soll 
einst  den  Tempelherren  gehört  haben,  welche  die  Kirche  erbauten. 
Bischof  Bertrand  von  Metz  soll  1180  hier  ein  Castrum  Bascurt 
gekauft  haben;  1200  war  ein  Peter  von  Bacourt  Zeuge.  Nach 
einem  Vertrage  von  1437  gaben  die  Grafen  Salm  als  Lehensträger 
von  I>ar  die  hohe  Gerichtsbarkeit  über  Bacourt  an  die  Grafen  von 

Huhn,  Deutsch  -  Lothringen.  32 


498  !!•    Topographie. 

Kriechingen  Xre'hangeJ,  welche  lange  im  Besitze  bh'eben.  1550 
hatte  es  besondere  Seigneure  und  1773  zwei  feste  Häuser  {Basse- 
Cour  und  Cour  des  Seigneurs).  Die  Kirche  wurde  1764  —  72  ver- 
grössert  und  mit  einem  neuen  Chor  versehen. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Cense  de  Ste.  Lorette. 

Baudrecourt  Baliteiid  curtisj,  Dorf  im  Norden  des  Kantons, 
l^M/2  Kiloni.  von  Dehne,  am  rechten  Ufer  der  französischen  Nied^ 
mit  Kirche,  91  Häusern,  271  Einw. ,  Mühle,  Kapelle  Notre-Dame 
de  Lorette  auf  den  Ruinen  einer  alten  Kapelle,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  war  schon  1192  im  Besitze  der  Abtei  8t.  Arnould  bei 
Metz.  Die  ürafen  von  Salm  waren  Herren  von  Baudrecourt,  das 
dem  Bisthume  Metz  gehörte. 

Brehain,  Dorf  im  Osten  des  Kantons,  11  Kilom.  nordöstlich 
von  Dehne,  an  einem  kleinen  Bache,  mit  Kirche,  81  Häusern, 
83  Familien,  263  Einw.,  Mühle,  Steinbruch,  Getreidebau  und 
Viehzucht,  gehörte  früher  zur  Bar  und  bestand  einst  aus  zwei 
Weilern.  Die  Pfarrei  besetzte  die  Abtei  St.  Arnould  bei  Metz. 
Brehain  kam  von  Bischof  Adhemar  an  Peter  von  Bar.  Die  Kirche 
war  früher  Eremitage  und  wurde  1771  erweitert.  Südöstlich  von 
Brehain  hegt  in  einem  Thälchen  die  Quelle  Fontaine  de  Sl.  Gen- 
fjouh  mit  Wallfahrt, 

CMteau-Breliaill ,  Dorf  im  Nordosten  des  Kontons,  10  Kiloin. 
von  Dehne,  mit  Kirche,  98  Häusern,  103  Familien,  338  Einw., 
wobei  1  Evangelischer,  Torfgräberei ,  Getreidebau  und  Viehmästung, 
gehörte  zur  Bar.  Das  Dorf  bestand  aus  zwei  Weilern,  wovon  da& 
Schloss  abgesondert  stand,  und  ist  alt.  Einst  war  hier  eine  Ere- 
mitage. Im  vierzehnten  Jahrhunderte  trugen  es  die  Bayer  von 
Boppart  zu  Lehen  von  den  Grafen  von  Salm  als  Besitzer  der 
Baronie  Vlviers  und  im  sechszehuten  .luhrhunderte  theilten  sich 
darein  die  Bayer  und  Herren  von  Cr«^hangc  und  Puttelange. 
Der  Pfurrsitz  soll  einst  dem  Kloster  NeumUnster  bei  Trier  gehört 
haben. 

Chenois,  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  11  Kilom.  von  Dehne, 
an  einem  Seitenl)ächlein  der  Rotte,  mit  49  Häusern,  58  Familien, 
151  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  l'ubakbau,  war  genieinschaniieh 
zwischen  ]x)thringen  und  Bisthum  Metz.  FrUiier  bestanden  in 
(lienoiH  sogar  drei  (Jemeinden  und  Seigncurien:  von  Bar,  Pays 
.McBHin  und  de  rEv^chr.  Eh  war  sonst  abhängig  von  der  Haronie 
Vivier«  und  die  Grafen  .Salm  hallen  es  als  lothringisches  Lehen. 
Die  AbU?i  St.  Arnould  bei  M<'l7.  besaHS   153 1   hier  Güter. 


.s.    Kreis  Chäteau-Salins.  499 

Chicourt,  Dorf  in  einem  Thälchen,  9  Kilom.  nordöstlich  von 
Delme,  mit  Kirche,  81  Häusern,  82  Familien,  290  Einw,.  Ge- 
treidebau, Weinbau,  Schaafzucht,  Branntweinbrennerei  und  Kalk- 
öfen, ist  sehr  alt  und  gehörte  zu  Lothringen.  Es  hatte  einst  eine 
sehr  alte  Kapelle.  Vor  1253  gehörte  Chicourt  der  Priorei  St.  Ni- 
colas^ auch  hatte  der  Abt  von  Salival  ein  Hofgut  hier  von  den 
Cölestinern  in  Metz  ertauscht.  Es  wurde  1035  vom  liischofe 
Adhemar  von  Metz  an  Peter  von  Bar,  Herr  von  Pierrefort,  ge- 
geben. 

Zur  Uemeinde  gehört  der  Hof  Neufchere  im  Südosten,  auf  einer 
Anhöhe  gelegen. 

Craincourt,  Dorf  im  Westen  des  Kantons  gegen  die  Seille, 
51/2  Kilom.  von  Delme,  mit  Kirche,  132  Häusern,  403  Einw.. 
2  Mühlen,  Getreide-  und  Oelsaat-,  Wein-,  Obst-,  Hopfen-  und 
Tabakbau,  war  lothringisch.  Im  Jahre  1278  gab  Kenaud  de  Man- 
dres  seine  Güter  zu  Craincourt  an  Thiebaut  Graf  von  Bar.  Das 
feste  Haus  war  von  Bar  abhängig  und  bildete  einen  Theil  von  Letri- 
court,  das  wohl  auf  den  Ruinen  der  im  Schwedenkriege  zerstörten 
Dörfer  Chenimort  und  Lanne  stand.  Von  Craincourt  benannte 
sich  ein  Haus,  das  im  sechszehnten  Jahrhunderte  ausstarb  und 
wovon  ein  Henard  1285,  ein  Georges  1436  genannt  wird.  Die 
Einkünfte  der  Kirche  gehörten  der  Kirche  in  Longeville.  Das 
Dorf  wurde  im  siebenzelmten  Jahrhunderte  verheert  und  war  1637 
verlassen.  P^twa  12(^)0  Meter  davon  ist  eine  Quelle  St.  Jean,  die 
gegen  Fieber  heilsam  sein  soll. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Mühlen  d'E-uvie  und  de  la  Fosse  am 
Weiherbache. 

Donjeux  ;  Dominus  JuvinusJ ,  Dorf  am  St.  Jeanbache ,  1 1/2  Kilom. 
südöstlich  von  Delme,  mit  44  Häusern,  48  Familien,  157  Einw., 
Getreide-,  starkem  Gemüsebau,  Hopfen-,  Tabak-  und  Obstbau,  auch 
Weinbau  auf  11  Hektaren  und  Mühle,  gehörte  zu  Lothringen  und 
dem  Bisthume  Metz.  Donjeux  bildete  einen  Theil  des  Marquisats 
Nomeny  und  der  Salm'schen  Baronie  Viviers  und  wurde  1661  an 
Frankreich  abgetreten.  Im  Jahre  1729  entdeckte  man  gegenüber 
von  Donjeux  auf  der  Stelle  Brucourt  Spuren  des  Dorfs  oder 
Schlosses  Brucourt  mit  Haus  von  vier  Zimmern. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  südlicli  davon  gelegene  Mühle  Moulinet. 

Faxe  (Fache,  Fezonis  CurtisJ ,  Dorf  auf  einer  Anhöhe,  5  Kilom. 
östlich  von  Delme,  mit  35  Häusern,  42  Familien,  129  Einw.,  Ge- 
treide- und  etwas  Weinbau,  gehörte  zur  Bar  und  das  Kapitel  der 
Kathedrale  zu  Metz ,  welches  den  Boden  und  die  Herrschaft  besass, 


500  ^^'   Topographie. 

trat  solche   1578   an   die  Grafen   von  Salm   ab,   worauf  Faxe   zu 
ihrer  Baronie  Yiviers  gehörte. 

Fonteny  (FontcneiumJ,  Dorf,  5  Kilom.  östUch  von  Delme,  an 
einem  Seitenbache  der  französischen  Nied,  mit  Kirche,  110  Häu- 
sern, 133  Familien,  398  Einw.,  Getreide-  und  Hopfenbau  und 
Mühle,  gehörte  zur  Bar  und  zur  Salm'schen  Baronie  Villiers. 
Im  Jahre  1733  wurde  in  die  Kirche  eine  Kapelle  Notre-Dame 
gestiftet. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  grosse  Mühle,  der  Hof  Mesnival, 
2  Kilom.  südlieh  vom  Dorfe,  und  die  Mühle  La  Br nette,  anch  kleine 
Mühle  genannt. 

Fossieux,  Dorf  am  linken  Ufer  des  Ossonbachs,  G  Kilom.  süd- 
westlich von  Delme,  mit  Kirche,  93  Häusern,  272  Einw.,  wobei 
1  Evangelischer,  Getreide-,  Wein-,  Obst-,  Gemüse-  und  Tabakbau 
und  Schaafzucht.  Im  Jahre  1327  erscheint  ein  Lietard  de  Fossieux 
als  lothringischer  Lehensträger.  Im  Jahre  1392  gab  Bischof  Kaoul 
de  Coucy  Fossieux  an  Metzer  Bürger,  1395  aber  an  Lothringen. 
Früher  bestand  hier  ein  ansehnliches  Schloss ,  das  im  siebenzehnten 
Jahrhunderte  zerstört  wurde  und  wovon  nur  die  Kirche  übrig 
blieb.  In  der  Nähe  lag  das  der  Abtei  Longeville  gehörige  und 
schon  1121  genannte  Dorf  Doncourt,  zwischen  Fossieux  und  dem 
Dorfe  Lemoncourt,  wovon  noch  Spuren  vorhanden  sind.  Es  soll 
angeblich  von  den  Tempelherren  zerstört  sein,  ist  aber  wohl  mit 
deren  Gebäuden  1310  zerstört  worden.  Gegen  diese  Ruinen  liegt 
die  (Quelle  Ste.  Marguerite. 

Fremery,  Dorf  am  rechten  Ufer  der  französischen  Nied,  ßi/^  Kilom. 
nordöstlich  von  Delme,  mit  74  Häusern,  75  Familien,  255  Einw., 
Kirche,  Getreidebau  und  Mühle,  gehörte  zur  Bar.  Es  stand  früher 
hier  nur  eine  Kapelle  und  1773  hatte  das  Dorf  erst  40  Einw. 
J>ie  hohe  Justiz  gehörte  zwei  Herren;  Jlerr  Marion  besass  das 
schlossartige  Haus  und  die  Salm^sche  Baronie  Viviers  besass  den 
anderen  Theil  von  Bar. 

Zur  (iemeinde  gehört  die  Niedmühle  an  der  französischen  Nied. 

Hannocourt  llaimmh  mrlis),  Dorf  am  Farinbache,  4  Kilom. 
iiorditHtlich  von  Delme,  mit  11  Häusern  und  laniilien  und  53  Einw., 
üetreide-,  Obet-  und  Gemüsebau  und  Kapelle,  gehörte  zur  Bar 
und  war  1802  nocii  Weiler.  Die  Aebtissin  von  Ivemireinnnt  besass 
\y.H'i  die  Hälfte  von  Hannocourt  und  1121  besass  die  Abtei  Longe- 
ville hier  Outer.  Es  bildete  einen  'i'heil  der  Salm'sohen  Baronie 
Vivierx. 


8.    Kreis  Chäteau-Salins.  501 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Niedhof,  auch  Ferme  d'IIannocourt  ge- 
nannt, welcher  im  Niedthale  liegt. 

Jallaucourt,  Dorf  im  südlichsten  Theile  des  Kantons,  5  Kiloin. 
von  Delme,  an  der  Strasse  nach  Manhoue,  mit  Kirche,  2  Mühlen, 
138  Häusern,  155  Familien,  485  Einw.,  Getreide-,  Gemüse-,  Wein-, 
Hopfen-  und  Obstbau,  war  lothringisch.  Im  Jahre  129G  hatte 
das  Kloster  Salival  hier  Güter.  Im  Jahre  1359  wurde  das  Frei- 
lehen des  Seigneur  de  liezange  an  Johann  von  Lothringen  ver- 
kauft und  von  diesem  hatten  es  die  Craincourt  150ü  zu  Lehen. 
Die  erwähnten  Mühlen  liegen  am  Ussonbache. 

Juville  fJovis  villaj ,  Dorf  im  Nordwesten  des  Kantons,  GKilom. 
von  Delme,  mit  Kirche,  86  Häusern,  280  Einw.,  wobei  5  Israe- 
liten, Getreidebau,  Viehzucht  und  Steinbrüchen,  gehörte  zu  Loth- 
ringen und  dem  Bisthume  Melz  und  kam  1661  an  Frankreich. 
Vor  der  Revolution  besassen  hier  die  Benediktiner  von  St.  Vincenl 
in  Metz  die  hohe  Justiz  und  ein  Haus.  Die  alte  Kapelle  ist  go- 
thiseh,  zu  Ste.  Katharina,  und  jetzt  einfache  Wohnung;  die  Kirche 
ist  neu,  der  Thurm  aber  alt  und  schon  vor  1178  erbaut.  Von 
einer  Römerstrasse  fand  man  noch  Spuren;  ebenso  viele  alte 
Gräber. 

Zur  (Jemeinde  gehört  der  östlich  davon  gelegene  Hol"  Chevilloii. 

Laneuveville-en-Saillnois ,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Chateau- 
SaHns,  4  Kilom.  südöstlich  von  Delme,  mit  Kirche,  104  Häusern, 
114  Familien,  353  Einw.,  Getreide-  und  Obstbau,  gehörte  einsl 
zu  Lothringen  und  dem  Bisthume  Me<z  und  kam  1661  an  Frank- 
reich. Es  bildete  einen  Theil  der  Baronie  Viviers  der  Grafen  von 
Salm,  die  Laneuveville-en-Saulnois  schon  1222  als  Lehen  vom 
Grafen  Heinrich  von  Bar  erhielten. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  einzelne  Haus  la  Magdelaine,  das  an 
der  Strasse  nach  Chäteau-Salins  liegt. 

Lemoncourt,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Manhoue,  2  Kilom. 
südlich  von  Delme,  mit  Kirche,  50  Häusern,  52  Familien,  185  Einw., 
Getreide-,  Gemüse-  und  Tabakbau,  liegt  unweit  des  St.  Jeanbachs, 
war  lothringisch  und  bischöflich  metzisch  und  kam  1661  an  Frank- 
reich. Das  Kloster  St.  Vincent  in  Metz  besass  schon  1181  hier 
Güter. 

Lesse,  Dorf  an  der  .nördlichen  Gränze  des  Kantons  und  Strasse 
nach  Falkenberg,  12  Kilom.  nordöstlich  von  Delme,  mit  Kirche, 
100  Häusern,  11(5  Familien,  36(!  Einw.,  Mühle,  Steinbrüchen, 
Getreide-,  Wein-,  Obst- und  labakbau,  war  einst  lothringisch  und 


502  ^J-   Topographie. 

liatte  zwei  Schlösser,  das  obere  und  das  alte,  wovon  das  eine 
dem  Baron  von  Vincent,  früherem  österreichischem  Gesandten, 
gehörte.  Die  Kapelle  wurde  schon  977  für  die  Abtei  St.  Peter  in 
Metz  genannt.  Colard  von  Lesse  trug  1334  hier  Lehen  von  Graf 
Eduard  von  Bar  und  dann  noch  \iele  nach  einander,  namentlich 
Hürger  von  Metz:  ferner  verschiedene  aus  den  Familien  Crehange, 
Helmstadt  und  Anderen,  welche  alle  in  kurzer  Reihenfolge  in  dem 
Besitze  waren,  jedoch  auch  sich  in  die  einzelnen  Theile  theilten. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Outremont.  2  Kiloin.  südlich  vom 
Dorfe  gelegen. 

Liocourt,  Dorf  im  Westen  des  Kantons  und  an  der  Strasse 
nach  Metz,  4'/2  Kilom.  nordwestlich  von  Delme,  mit  Kirche,  G7 
Häusern,  77  Familien,  254  Einw.,  wobei  5  Evangelische  und  59  Is- 
raeliten, Steinbrüchen,  Getreide-,  Wein-,  Obst-,  Hopfen-  und 
Tabakbau,  war  lothringisch  und  bischöflich  metzisch  und  1392 
sab  der. Bischof  von  Metz  Liocourt  an  Metzer  Bürger:  der  andere 
l'heil  gehörte  zur  SHJm'schen  Baronie  Viviers.  Eine  Agnes  von 
Liocourt  kam  1219  vor.     1661  kam  Liocourt  an  Frankreich. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  nordöstlich  davon  gelegene  Wirthshaus 
Garde  de  Diexi. 

Lucy,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Falkenberg,  <S  Kilom.  nord- 
östlich von  Delme,  mit  Kirche,  133  Häusern,  160  Familien,  556 
ICinw.,  Postagentur,  Mühle,  Gipsfabrik,  Wachsbleicherei,  Woll- 
spinnerei, Getreide-  und  Kartoffelbau  und  Weinbau,  war  loth- 
ringisch. Die  Kirche  von  Lucy  wird  schon  1157  erwähnt  für 
St.  Martin  vor  Metz,  unter  dessen  Schutz  Lucy  1452  stand.  Ein 
eigenes  Geschlecht,  besonders  im  sechszehnten  .lahrhundcrte,  nannte 
sich  von  Luc}'.  Die  Seigneurie  gehörte  1239  zu  rjothringen.  Im 
Dürfe  liegt  das  Schloss  haut  e/idleau.  Das  Dorf  litt  1()31  sehr. 
In  der  Kirche  ist  eine  Kapelle  Ste.  Croix  errichtet. 

Malaucourt,  Dorf  am  Ossonbachc  und  der  Strasse  nach  .Man- 
liouc,  ()  Kilom.  südlich  von  Delme,  mit  Kirche,  88  Häusern,  113 
Familien,  358  Einw.,  Mühle,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  ge- 
hörte zum  Bisthume  Metz  und  Kastellanie  Vic.  Dabei  holinden 
sich  die  Kuinen  einer  Kapelle  imd  des  Dorfs  \'r(^'court,  das  im 
Schwedenkriege  zerstört  wurde.  Die  Abtei  St.  Clement  in  Metz 
war  hier  bei^tilrrt. 

Marthil,  Dorf  inj  Osten  des  Kantons  und  am  l  iKj)ninge  der 
frunzi'tHischeti  Nied,  6  Kilom.  nordöstlich  von  Delme,  mit  Kirche, 
\'M\  liiiuHcrn,  142  Familien,  574  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und 
Wi'inbau,    3   Mühlen   und    Kapelle  St.    .loliatui,    war    lolliVingiscli 


8.    Kreis  Cbäteau- Salin».  503 

und  gehörte  zur  Grafschaft  Mörchingen.  Der  Chor  der  Kirche  ist 
sehr  alt;  auch  bestand  eine  Eremitage  der  Benediktiner  in  Metz 
mit  Kapelle.  St.  Arnould  war  717  hier  begütert.  Im  Jahre  1613 
wurden  zwei  Männer  wegen  Hexerei  verbrannt. 

Morville-Sur-Nied,  Dorf  auf  der  linken  Seite  der  Nied,  am 
Weiherbache,  7'/2  Kiloni,  nördlich  von  Delme,  mit  Kirche,  107 
Häusern,  140  Familien,  442  Einw.  und  Getreidebau,  war  bischöf- 
lich metzisch.  Kembault  de  Morhange  gab  die  Seigneurie  an 
St.  Arnould,  dieses  stellte  sich  unter  Salm,  worauf  Morville-sur- 
Nied  zur  Baronie  Viviers  kam.  Auch  die  von  Crehange  besassen 
im  vierzehnten  Jahrhunderte  hier  Güter. 

Oriocoiirt,  Dorf,  3  Kilom.  südöstlich  von  Delme,  am  Jean- 
bache, mit  Kirche,  29  Häusern,  32  Familien,  170  Einw.,  Getreide-, 
Hopfen- und  Tabakbau  und  Kalkofen,  war  lothringisch  und  bischöf- 
lich metzisch  und  sehr  alt.  Schon  1195  wird  Paulus  de  Oricourt 
genannt.  Im  Jahre  1277  besassen  die  Grafen  von  Salm  Oricourt 
als  Lehen  von  den  Grafen  von  Bar,  das  sie  mit  der  Baronie 
Viviers  vereinigten.     1061  wurde  es  an  Frankreich  abgetreten. 

Oron,  Dorf  an  der  Nied,  7  Kilom.  nordöstlich  von  Delme, 
mit  Kirche,  108  Häusern,  129  Familien,  409  Einw.,  Mühle  und 
Kalkofen,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  zwischen  Bar  und 
Bisthum  Metz  getheilt,  indem  fünf  Häuser  davon  zur  Salm'schen 
Baronie  Viviers  und  der  Best  zum  Bisthume  gehörten.  Die  Kapelle 
zu  St.  Sebastian  und  Ste.  Anne  stammt  aus  dem  Jahre  1583. 

Prevocourt,  Dorf  am  Ostabhange  des  Bois  de  Tincry  und 
dem  Ursprünge  des  Furinbachs,  4  Kilom.  nördlich  von  Delme, 
mit  Kirche,  Ziegelhütte,  (>7  Häusern,  79  Familien  und  272  Einw,. 
Oetreidebau  und  Viehzucht,  gehörte  zur  Bar.  Im  Jahre  1392  war 
es  an  Metzer  Bürger  gegeben  und  gehörte  dann  zur  Salm'schen 
Baronie  Viviers.  In  der  Nähe  ist  die  Quelle  Ste.  Ciaire,  welche 
für  Augenleiden  heilsam  sein  soll,  weshalb  einst  eine  Kapelle  dabei 
stand. 

Zar  CIcmeindc  gehören  die  Höfe  .Mesiül.  3  Kilom.  nördlich  au  der 
Nied  gelegen,  und  St.  Jean-foret. 

Puzieux,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Metz,  2  Kilom.  westlich 
von  Delme,  mit  Kirche,  80  Häusern,  85  Familien,  316  Einw., 
Getreide-  und  Weinbau,  gehörte  zu  Lothringen  und  dem  Bisthume 
Äletz.  Der  erstere  Theil  war  ein  Bestandtheil  der  Salm'schen 
Baronie  Viviers.  Puzieux  litt  sehr  durch  die  Kriege  des  sieben- 
zehnten Jahrhunderts  und  kam  1661  an  Frankreich. 


504:  ^I-    Topographie. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nördlich  vom  Dorle  gelegene  kleine  Weiler 
B  e  1 1  e  -  f  o  n  t  a  i  n  e. 

St.  Epvre,  Dorf  im  äussersten  Norden  des  Kantons,  am  rechten 
Ufer  des  Delmebaehs,  vor  dessen  Vereinigung  mit  der  Nied,  10  Kilom. 
nördlich  von  Delme,  mit  Kirche,  49  Häusern,  55  F'amilien,  199 
Eimv. ,  Mühle,  Getreide-  und  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte 
früher  zum  Bisthume  Metz.  Nach  der  Zerstörung  des  Schlosses 
von  Chäteau-Salins  im  Jahre  1350  zerstörte  x4dhemar  auch  das  hie- 
sige Schloss.  Ein  Arnould  von  St.  Epvre  wird  1348  in  Urkunden 
genannt. 

Tincry  (Thinchen),  Dorf  am  Südabhange  des  Bois  de  Tincr}^ 
'1  Kilom.  nordöstlich  von  Delme,  mit  Kirche,  94  Häusern,  97  Fa- 
milien, 333  Einw.,  Steinbruch,  Getreide-,  Gemüse-,  Wein-,  Hopfen-. 
Tabak-  und  Obstbau ,  gehörte  zur  Bar  und  der  Salm-schen  Baronie 
Viviers.  Im  Jahre  1186  kommt  ein  Balduinus  de  Thincherie  als 
Zeuge  vor.  Auf  der  Höhe  hinter  dem  Dorfe  befand  sich  einst  ein 
römisches  Lager,  das  mit  der  Station  Delme  in  Verbindung  stand. 
Die  Sage  erzählt  von  einer  unterirdischen  Verbindung  von  Tincry 
mit  Viviers,  das  2  Kilom.  südwestlich  davon  entfernt  ist. 

Villers -aux-Oies  (  ViUare  ad  anseresj,  Dorf  an  der  Nied. 
11  Kilom.  nordöstlich  von  Delme,  in  einem  Thälchen,  mit  Kirche, 
57  Häusern  und  Familien,  215  Einw.  und  Mühle,  die  mit  Dampf 
betrieben  wird,  Getreide-  und  Kartoffelbau,  gehörte  zur  Har  und 
Salm'schen  Baronie  Viviers. 

Viviers  { VivaricumJ ,  Dorf  an  einem  Bache,  3  Kilom.  östlich 
von  Delme,  mit  Kirche,  G5  Häusern,  Tl  Familien,  251  Einw.., 
Getreidebau,  Obstbau  und  Viehzucht,  gehörte  zur  Bar  und  war 
Hauptort  der  gleichnamigen  gräflich  Salm'schen  Baronie.  Viviers 
wird  schon  1024  in  einer  Urkunde  genannt,  worin  König  Konrad 
seine  Güter  in  Hibera  auf  Bitten  des  Bischofs  von  Metz  an  Udelin 
gab.  1119  kaufte  sodann  Bischof  Stephan  das  Schloss,  welches 
jedoch  schon  im  nächsten  Jahre  den  Grafen  von  Salm  gehörte, 
«lie  es  von  Bar  zu  Lehen  trugen.  Es  hatte  ein  schönes  festes 
liloss  mit  sieben  Bastionen  und  Wassergräben  und  sechs  Ba- 
blionen  vertheidigten  auch  die  Höfe.  Herzog  Franz  III.  von  Lolh- 
ringen  wohnte  oft  im  Schlosse,  worin  1025  eine  Kaju-lli^  mit  nuir- 
niorneuj  Weihkessel  erbaut  wurde,  das  aber  in  Ruinen  liegt.  Es 
ward  nämlich  von  den  Franzoson  überrumpelt  und  1035  wieder 
zurückgegeben,  aber  im  .luli  1042  von  Du  llullior  wieder  geiionnnen 
:i(l  zerstört  worden.    Im  Jahre  1025  stiftete  Herzog  Franz  III.  das 


8.    Kreis  Chateau-Salins. 


505 


Kloster  vom  Orden  St.  Benoist,  das  als  Priorat  bis  zu  Anfang  des 
siebenzehnten  Jahrhunderts  bestand.  Viviers  kam  durch  Heirath 
1597  an  Lothringen  und  es  liess  Herzog  Franz  II.  1626  an  Stelle 
des  Priorats  eine  neue  Kirche  und  Kloster  erbauen,  das  als  regu- 
lirtes  Kanonikat  bis  zur  Revolutionszeit  bestand,  und  zuletzt  noch 
einen  Prior,  fünf  Priester  und  einen  Laienbruder  zählte.  1582 
wurde  hier  eine  Frau  wegen  Hexerei  verbrannt.  Man  fand  hier 
römische  Kaisermünzen  und  Ziegel.  —  Die  Salm'sche  Baronie  war 
noch  1579  durch  Herzog  Karl  III.  zu  Gunsten  des  Grafen  Johann 
zur  Prevote  erhoben  worden. 

Xocourt  ;  Xouag sänge ,  ausgesprochen  Souaxange),  Dorf  am 
Nordabhange  des  Cote  de  Delme,  21/2  nordwestlich  von  Delme, 
mit  Kirche,  39  Häusern,  46  Familien,  156  Einw, ,  Mühle,  Ge- 
treide-, Übst-  und  Weinbau,  gehörte  zum  ßisthume  Metz.  Aul" 
den  Wiesen  sieht  man  noch  die  Mauern  eines  alten  Schlosses, 
das  grosse  Gräben  gehabt  haben  soll;  auch  fand  man  Römersärge. 


D.    Kanton  Dieuze. 

Der  Kanton  liegt  zwischen  Finstingen,  Saarburg,  Lörchingen, 
\  ic,  Chäteau-Salins  und  Albesdorf  und  enthält  folgende  Gemeinden 
und  Bodenverhältnisse: 


Gemeinden. 


Bassiiig 
Biedesdorf. 
Burgaltdorf 
Cutting . 
Dieuzf  . 
Domiiou 
(iebesdorf  . 
üebliiig .     . 
Gehicoiirt  . 
Genesdorl"  . 
Gueblango  . 
Kerpricli 
Lidreziiig  . 
Liiidre  -  Basse 
Lindre  -  Haute 
Mulccy  .     . 
Rolirbach  . 
St.  Medard 
Tarquimpol 
Vergaville  . 
Weisskircheii 
Zarbeliug  . 
Zouimauffe 


Aecker. 


471,45 
488,32 
595,73 
369,95 
443,23 

517,05 
228.94 

486,69 
728,56 

251,59 
295.92 
262-45 

481,39 
358, Jj 

108,39 
419,92 
104,85 
455,10 
248,68 
807,08 
424,03 
302,15 
158,84 


Wiesen. 


Kantou  1  9008. 


42 


64„i 
132,53 

88,fi8 
88,07 

191,91 

98,4, 
48,74 
69,47 
179„8 
46,13 
87,08 
92,21 
69,0, 
88,93 

35,65 
206,42 

36,06 

150,10 

33,49 

166,2, 

159,84 

33,56 

56,24 

2222,06 


Wein- 
berge. 


*il4 

^7,02 

21,33 

P,1T 

3i47 

2^,11 

13,48 

35,18 
22,66 

6,18 
40,27 

^,13 


6,48 


19 


,12 


30,62 


212. 


35 


Wald. 


54,51 

118,18 
224,47 

62,54 
4,23 

27,71 
81,.,r 


32 


74 

109 

48,82 

18,56 

235,72 

62,85 

,54 

,07 

,15 

,37 

,21 


58 
128 
21 
58 
73 


80,62 

64,06 
33,14 

22,qo 


1662 


Obst- 
gärten. 


6,86 

8,67 

11,44 


16,1 
6 


,71 


,47 
1,42 
7,25 
8,84 

14,07 
6,15 
6,23 
6,&3 
4,82 
4,72 
4,40 
2,76 
5,70 
4,36 

19,20 

3,66 

2,32 

1,12 

160,83 


Forsten. 


',38 


Gesammt- 
Fläche. 


198,4 


61 

216 
14 
12 


,45 


,78 


,43 


214 

1*77,15 
304,68 

23,01 

26,56 
191,64 

282,69 

19,52 
106,77 

1-31 
365,04 


12218 


,55 


630,11 
784,64 
974,79 
560.78 
919.13 
663,43 
376,24 

1341,62 
133'54 

648-53 

iooi;67 

1097,81 

241,22 
826,29 
408,09 

1002,40 
637,40 

1292.68 
675,64 
386,10 
737,04 

16829,46 


506  II-   Topographie. 

Er  umfasst  einen  Viehstand  von  2312  Pferden,  wobei  57  Zucht- 
hengste, 2974  Stück  Rindvieh,  wobei  1746  Kühe,  4132  Schaafe, 
wobei  321  Merinos  und  1998  Heideschnucken ,  4023  Schweine, 
839  Ziegen  und  1045  Bienenstöcke  und  erzeugte  1872  20  Pfund 
Seidencocons. 

DieiLZe,  Kantonshauptstadt  in  der  Ebene  des  Verbach,  Spin 
und  der  Seille,  die  sich  hier  vereinigen,  an  der  Strasse  von  ("häteau- 
Salins  nach  Finstingen ,  der  Eisenbahn  nach  Avricourt  und  künftig 
an  den  Bahnstrecken  nach  Vic  und  Saaralben,  sowie  am  Beginne 
des  Canals  des  Salines,  mit  mehreren  Kirchen,  katholischer  und 
evangelischer  Pfarrei,  488  Häusern,  818  Familien,  2786  Eiuw., 
wobei  69  Evangelische,  7  Menuoniten  und  174  Israeliten,  bedeu- 
tender Saline,  chemischer  Fabrik,  zwei  Fabriken  von  Ackerbau- 
werkzeugen, JMühle,  Ziegelei,  Getreide-,  Kartoffeln-,  Gemüse-, 
Obst-  und  Weinbau,  erheblicher  Viehzucht,  Getreide-  und  Vieh- 
markt am  ersten  Montag  im  Monat,  Collegium,  Friedensgericht, 
( )berforsterei,  Steueramt,  Steuerkasse,  Enregistrements-Einnehmerei, 
Postamt  und  nicht  unerheblichem  Handel  theils  mit  Ackerbau- 
produkten, Fischen  und  Vieh,  Iheils  mit  Colonialwaaren  und 
Gegenständen  des  täglichen  Gebrauchs.  Ein  erheblicher  Theil  der 
Bewohner  findet  seine  Nahrungsquelle  in  den  Salinen  und  der  chemi- 
schen Fabrik,  etwa  700  Arbeiter,  wofür  Wohnungen,  Küche  und 
Bäckerei  eingerichtet  sind.  Die  Saline  ist  die  bedeutendste  des 
I^andes  und  die  Quellen  waren  schon  von  den  Hörnern  benützt 
worden.  Nachdem  man  von  1826  an  Steinsalz  gewonnen  hatte, 
ging  dieser  Betrieb  am  8.  Februar  1864  zu  Ende,  indem  plötzlich 
Wasser  eindrang,  so  dass  das  Salz  nunmehr  nur  noch  durch  Soole 
gewonnen  werden  kann,  die  durch  drei  Pumpen  aus  einer  Tiefe 
von  88  Meter  heraufgeleilct  wird  und  dann  in  die  20  Siodpfannen 
von  zusammen  lltX)  Kubikmeter  fliesst.  Die  jährliche  Produktion 
betrügt  500,CXX)  Ctr.,  wovon  aber  90,(X)0  Ctr.  in  der  chemischen 
Fabrik  zur  Erzeugung  von  (Ulaubersalz,  Soda,  Schwefelsäure, 
Schwefel,  Chlorkalk  und  Kalkphosphut  verwendet  werden.  Dieuzc 
ist  uralt  und  seine  Entstehung  geht  auf  die  I^ömerzeiten  zurück. 
Zwar  war  es  nicht  die  Station  Decem|)agi,  wie  mnu  Ianu,e  be- 
hauptete, die  über  bei  Tunjuimpol  zu  suchen  ist^  aber  aus  den  Akten 
vuD  Dieulouard  geht  hervor,  dass  es  das  frühere  Dosia  oder  Dosa 
war.  S<'ine  ülteHle  Erwähnung  (indol  Hieb  in  einer  Urkunde  von  ()3;{, 
worin  König  Dagobert  an  St.  Maximin  zu  Irier  acht  Leute,  die 
zur  königlichen  Hesidenz  in  Dieuze  gehörten,  gab,  was  839  wieder« 
holt  iK'stUtigt  wurde.    Im  neunten  .lithrhunderte  war  Dieuze  nuuicli- 


8.    Kreis  Clmteau-Salins.  507 

mal  königliche  Wohnung.  Schon  im  siebenten  Jahrhunderte  mögen 
die  Salinen  Bewohner  herangezogen  haben,  und  die  Stadt  hatte 
schon  im  eilften  Jahrhunderte  Bedeutung,  wo  Kaiser  Heinrich  II. 
Stadt  und  Salinen  an  die  Kirche  zu  Verdun  gab.  Ks  zogen  aber 
die  Grafen  Gothelon  und  Godefroy  1042  das  Eigenthum  an  sich, 
das  sie  aber  schon  1047  auf  Veranlassung  von  Heinrich  HI.  zurück- 
geben mussten.  Im  Jahre  1216  wurde  jedoch  Graf  l'hiebaut  Eigen- 
thümer  des  grössten  Theils,  was  einige  Jahre  später  Herzog  Ma- 
(hieu  von  Lothringen  dem  Metzer  Bischöfe  Jakob  von  Lothringen 
auf  Lebenszeit  gab.  Die  Güter,  welche  Verdun  hier  noch  besass. 
verkaufte  es  1296  an  Ferry  IL,  Lothringen  konnte  jedoch  erst 
im  pyrenäischen  frieden  zum  unbestrittenen  Alleinbesitze  gelangen. 
Im  Jahre  1525  verwehrten  hier  die  Lothringer  Prinzen  den  Prote- 
stanten den  Weg.  1634  nahm  Ludwig  XIII.  Dieuze,  im  nächsten 
Jahre  besetzten  es  die  Lothringer  wieder,  dann  kamen  die  Fran- 
zosen und  Graf  Grancey  griff  Dieuze  am  25.  October  1641  ver- 
gebens an,  weil  man  durch  Aufziehen  der  Sehleussen  des  Lindre- 
weihers  die  Gegend  unter  Wasser  setzte.  Auch  1657  kamen  die 
Franzosen,  wo  sich  Soldaten  in  Frauenkleidern  einschlichen  und 
Dieuze  nahmen,  während  der  Salinengouverneur  Ciombervaux  sich 
drei  Stunden  lang  in  seinem  Hause  vertheidigte,  bis  man  es  zu 
verbrennen  drohte.  In  jener  Zeit  litt  Dieuze  furchtbar,  die  Ein- 
wohner Hohen,  es  gab  nur  noch  70  Steuerzahler  und  später  gar 
nur  14.  und  das  Städtchen  wollte  sich  nicht  mehr  erholen.  Es 
wurden  daher  1663  Familien  aus  der  Picardie  hierher  berufen  und 
nun  mit  allen  Mitteln  versucht,  das  deutsche  Element  zu  unter- 
drücken^ aber  das  Franzosenthum  fand  erst  gegen  Ende  des  Jahr- 
hunderts Eingang  j  noch  1593  ^^ollten  die  Einwohner  keinen  Geist- 
lichen annehmen,  der  nicht  deutsch  predigte,  erst  1603  wurde  die 
tianzösische  Gei'ichtssprache  eingeführt  und  die  deutsche  Sprache 
musste  noch  bis  1632  daneben  beibehalten  werden.  Dieuze  erholte 
sich  eigentlich  erst  im  Anfange  des  achtzehnten  Jahrhunderts  und 
noch  1738  sah  es  höchst  elend  aus.  Die  Knstellanei  Dieuze  um- 
fasste  anfangs  32  und  spater  50  Orte.  Das  Schloss,  welches  zum 
Schutze  der  Salinen  angelegt  war,  lag  zwischen  Stadt  und  Fluss 
und  war  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  mit  Mauern  und  Gräben 
umgeben,  wobei  einst  die  Saline  lag.  Zwei  Thore  führten  nach 
der  Saline  fbunne  fontainc  oder  Bon  J'uits  genannt)  und  nach 
Lindre- Basse.  Der  Geistliche  wurde  vom  Kapitel  in  Dieulouard 
gesandt;  ausserdem  gab  es  an  geistlichen  Genossenschaften:  Mino- 
riten  seit  1620,  Congregation  de  Notre-Dame  1621,  Soeurs  (irise.^ 


508  !!•   Topographie. 

1472,  Kapuziner  1749  durch  König  Stanislaus.  Die  zwei  Spitäler 
wurden  gegründet  zu  St.  Jacques  von  Bernard  du  Fort  1715  und 
zu  St.  Charles  1730.  Die  Kirche  hatte  mehrere  Altäre  und  Ka- 
pellen. Dieuze  erhielt  durch  seine  Hexenprocesse  eine  traurige 
Berühmtheit,  denn  Nicolas  Kemy  trieb  hier  sein  Wesen,  und  in 
den  Jahren  1586  bis  1609  wurden  nicht  weniger  als  eilt"  Frauen 
als  Hexen  verbrannt.  Im  Jahre  1778  zählte  man  wieder  300  Häuser 
und  500  Familien.  Am  4.  August  1816  richtete  ein  Hagelschlag 
furchtbaren  Schaden  an.  In  der  ersten  Hälfte  des  siebenzehnten 
Jahrhunderts  bestand  hier  die  Rechtssatzung,  dass  schwangere 
Frauen,  selbst  bei  Verbrechen,  keinen  Eid  zu  leisten  brauchten. 
Die  Saline  war  lange  nicht  ohne  grössere  Wichtigkeit;  zu  Anfang 
des  achtzehnten  Jahrhunderts  war  die  Quelle  zerstört  und  fast 
verloren  und  das  Gradirwerk  musste  sodann  1758  wegen  Unbrauch- 
barkeit  abgebrochen  werden.  Erst  1793  wurden  wieder  grosse 
Bauten  unternommen,  die  aber  bis  1816  wieder  verfielen.  Nun 
erst  entstanden  grössere  Werkhäuser  neben  der  schon  1802  ent- 
standenen chemischen  Fabrik.  1826  erfolgte  die  Erbohrung  von 
Steinsalz,  und  als  1842  die  Salzfabrikation  freigegeben  wurde, 
kaufte  Riboulet  von  Rennes  die  Saline  um  6,100,000  Frcs. ,  gab 
sie  aber  schon  im  nächsten  Jahre  an  den  Grafen  Yuramy,  und  so 
kam  sie  an  die  KCtnigiu  Christine  durch  Marsehall  Narvaez  und 
noch  1843  an  die  jetzige  Aktiengesellschaft,  die  sich  seit  der  Ab- 
tretung von  Lothringen  ihr  Absatzfeld  nach  Deutschland  er- 
weitern musste,  aber  auch  holft,  durch  Kanal  und  Eisenbahnen 
billigere  Steinkohlen  und  Absatzwege  zu  erhalten.  Hier  war  1417 
Musculus  (Wolfgang)  geboren,  der  die  Reformation  in  Sehlett- 
btadt  fördern  half. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hol  ICssard  siitllich  von  Üion/.o,  an  riiu-iu 
Weiher. 

Bassiiig,  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  am  iTsprunge  des 
Verbaihs,  S'/'2  i^i'om.  nordöstlich  von  Dieuze,  mit  Kirche,  65  Häu- 
sern, (JD  l'amilien,  279  Einw.,  wobei  14  Evangelische  und  I  Jude, 
(•etreidc-,  Obst-  und  Weinbau,  war  lothringisch.  Es  sind  hier 
noch  die  üeberreste  eines  kleinen  Minoritenklosters,  das  1(515  ge- 
gründet wurde  und  bis  zur  Revolutionszeit  bestand. 

Bledesdorf,  Dorf,  (J'/i  Kilom.  nordöstlich  V(ui  Dieuze,  mit 
Kirche,  .Mühle,  Töpferei,  Ziegelhütte,  99  Häusern,  393  Einw., 
(ietreide-,  Obst-  und  Weinbau,  liegt  an  einem  Seitenbache  des 
Verbach  und  war  lothringihch.  Eh  konnnt  schon  1342  als  Haronie 
vor:  di«'   Abtei   Longeville  hatte  bcrcils    M'.'!    liiiT  (üilcr  ninl    l'idl! 


8.   Kreis  Cliäteau-Salins.  509 

besassen  die  Grafen  von  Leiningen  die  Hälfte  von  Biedesdorf  als 
lothringisches  Lehen.  Aus  dieser  Zeit  stammen  auch  die  alte  Ka- 
pelle und  die  Ruinen  eines  festen  Schlosses.  Durch  den  südlichen 
Theil  der  Gemeinde  zieht  der  Salinenkanal. 

Zur  Gemarkung  gehören  die  im  Süden,  am  Verbache  gelegene  Mühle, 
die  Ziegelliütte  Ste.  Catherine,  der  daneben  an  der  Strasse  nach  Fin- 
stingen  liegende  Hof  La  Providence  und  der  Hof  Wolfert. 

Burgaltdorf,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  7  Kilom.  nördlich 
von  Dieuze,  am  Anfange  des  Spinbachs,  mit  Kirche,  137  Häusern, 
139  Familien,  494  Einw.,  wobei  4  Evangelische  und  VI  Israeliten, 
Mühle,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  gehörte  dem 
Bisthume  Metz.  Es  soll  hier  einst  ein  Templerhaus  im  Norden 
des  Dorfs  vor  cote  boisee  du  Be'nesptre  gestanden  haben.  Jeden- 
falls ist  Burgaltdorf,  wie  schon  der  Namen  zeigt,  alt  und  kommt 
bereits  1307  vor.  Es  Utt  im  sieben  zehnten  Jahrhunderte  sehr  und 
1656  war  ein  Graf  Fugger  Herr  des  Orts.  Hier  fanden  schon 
frühe  israelitische  Familien  Eingang,  gegen  welche  sich  im  An- 
fange des  achtzehnten  Jahrhunderts  die  ganze  Umgegend  erfolglos 
beschwerte,  denn  das  Bisthum  beschützte  sie  wegen  der  hohen 
Abgaben. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  nur  1  Kilom.  östlich  davon  gelegene  XN'eiler 
bedesdorf  mit  142  Einwohnern  und  das  am  Nordrand  der  Gemarkung 
und  der  Strasse  nach  St.  Avold  gelegene  Haus  la  Garde  de  Dien. 

Cutting  (Kuttingen),  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons,  am 
Salinenkanal  und  unweit  der  Strasse  nach  Finstingen,  9  Kilom. 
nordöstlich  von  Dieuze,  mit  Kirche,  95  Häusern  und  Familien, 
'360  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  war  früher  lothringisch. 
Im  Jahre  1327  war  es  Hauptort  einer  Mairie  über  fünf  Orte,  ge- 
hörte zur  Baronie  Biedesdorf  und  litt  1633  sehr  durch  Pest  und 
Einquartierung.  Hier  hat  der  Kanal  wegen  der  Steigung  fünf 
Schleussen. 

Domnom  (Dojanmenheim),  Dorf  im  Nordosten  des  Kantons, 
9  Kilom.  von  Dieuze,  mit  Kirche,  2  Mühlen,  69  Häusern  und 
Familien,  301  Einw.,  M'obei  3  Mennoniten,  Getreide-,  Wein-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  Brauerei,  Gerberei,  Ziegelei  und  Steinbruch, 
war  lothringisch.  Kloster  Vergaville  besass  schon  1297  hier  Güter 
von  Robert  von  Torcheville.  1650  besass  Domnom  nur  noch  zwei 
Einwohner.  1594  wurde  eine  Frau  als  Hexe  verbrannt.  Dass  in 
der  Nähe  einst  schwere  Kämpfe  stattgefunden  haben,  zeigen  die 
aufgefundenen  vielen  Waffen  und  Gebeine. 


510  1^-   Topographie. 

Zur  Gemeinde  gehören  Moulin  de  Pres  im  Westen  nnd  .M o u  1  i  n 
d'En-haut  im  Osten  des  Dorfs. 

Gebesdorf,  Dorf  am  Spinbache,  2  Kilom.  nördlich  von  Dieuze, 
mit  20  Häusern,  75  Einw.,  Getreide-  und  Weinbau  und  Ziegelei, 
war  lothringisch.  Es  scheint,  dass  es  das  schon  966  in  der  Grün- 
dungsurkunde des  Grafen  Sigeric  für  das  benachbarte  Kloster 
Vergaville  genannte  GerbereldorlF  ist.  Im  Jahre  1621  gab  es  hier 
nur  acht  Haushaltungen  und  1650  gar  keine  Bewohner  mehr. 

Gebling  (Ginblingen),  Dorf  am  Dordalbache,  6  Kilom.  nördlich 
von  Dehne,  mit  Kirche,  2  Mühlen,  2  Gipsmühlen,  Steinbruch, 
b6  Häusern,  324  Einw.,  Getreide-,  Obst-  und  Weinbau,  war  1594 
lothringisch,  obschon  die  Seigneurie  schon  1547  zum  Bisthume 
Metz  als  deutsches  Lehen  gehörte,  das  1756  auch  Gebling  besass. 
In  der  Nähe  lag  das  zerstörte  Dorf  RecÜng. 

Zur  Gemeinde  geholfen  die  Mulden  En-haut  und  liln-bas. 

Gelucourt  (Gisselfingen),  Dorf  im  Südosten  des  Kantons  am 
Videlangebache,  5  Kilom.  südlich  von  Dieuze,  mit  5  Weihern, 
Kirche,  Ziegelhütte,  2  Mühlen,  101  Häusern,  145  Familien,  602 
Einw,,  wobei  30  Israeliten,  Getreide-,  Wein-  und  Obstbau,  war 
Besitz  von  Lothringen  und  Bisthum  Metz.  Es  wird  zuerst  1497 
genannt,  ist  aber  viel  älter,  denn  die  Templer  hatten  einst  am 
Ende  des  Dorfs,  wo  die  Ziegelhütte  steht  und  noch  ein  Wald 
bois  du  Templc  heisst,  eine  Commenderie.  Es  kam  16()1  an  Frank- 
reich.    Die  Eisenbahn  von  Avricourt  hat  im  Osten  eine  Station. 

Zurüemarkung  gehören  la  Tuilerie  (Ziegelliütte)  nördlich  auf  einer 
Anhöhe,  sowie  die  Höfe  Kraftel,  östlich,  Vide lange  am  gleichnaniigon 
Weiher,  ürmange,  südwestlich  davon ,  und  St.  Clement  im  üussoi\steu 
Südosten  der  Gemarkung,  am  Wege  nach  Maizieres. 

Genesdorf,  Dorf  an  einem  kleinen  Bache,  der  es  von  Kerprich 
trennt,  J'/^  Kilom.  nordwestlich  von  Dieuze,  mit  104  Häusern, 
138  Familien,  506  Einw.,  wobei  6  Evangelische,  Mühle,  Leim- 
fabrik, Getreide-,  Obst-  und  Weinbau  und  Kapelle,  gehörte  zu 
Lothringen.     Kloster  Vergaville  war  hier  schon  1285  begütert. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Mühle  Ladame,  nördlich  an  einem  Seik'u- 
bache  des  Spin,  und  die  Kerpricher  iMithle  im  Wesli'u. 

Gueblailge  (Gelbedingeu),  Dorf  am  Videlangebache,  4  Kilom. 
Bildlich  von  Dehne,  mit  Kirche,  61  Häusern,  75  l'amilien,  277 
Einw.,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau,  ist  alt,  schon 
1225  erhielt  die  Abtei  Wudgasse  vom  Grafen  Sigebert  vom 
KIsaM  die  Hälfte  des  Kirchcnzchntens^  es  ist  aber  doch  der  Ort 
selbBt   zwcifelliiifl.      Mh    nind     hier    noch    üeberreste    eines    alten 


8.    Kreis  Chateau-Salins.  511 

Schlosses  und  der  Namen  eines  Theils  der  Gemarkung,  Bau  d'llub- 
lange,  deutet  wohl  auf  ein  untergegangenes  J)orf.  Gueblange  war 
lothringisch  und  die  Hälfte  von  Gueblange  gehörte  zur  Baronie 
Kerprich.     Das  Schloss  hatte  noch  1712  fünf  kleine  Thürme. 

Zur  Gemarkung  gehört  der  neuerbaute  schöne  Hol"  Ste.  Marie-aux- 
Kois. 

Kerprich  (Kirschberg),  Dorf  an  einem  Bache,  2  Kilom.  nord- 
westlich von  Delme,  an  der  Strasse  nach  Mörchingen,  mit  Kirche, 
Mühle,  Salzquelle,  97  Häusern,  104  Familien,  355  Einw, ,  wobei 
4  Evangelische,  Leimfabrik,  Getreide-,  Wein-,  Obst-  und  Gemüsebau^ 
war  lothringisch  und  gehörte  schon  zu  den  Orten,  welche  König 
Dagobert  an  das  Kloster  St.  Maximin  zu  Trier  gab,  wo  es  Cres- 
siacum  oder  Kanes  hiess.  Im  Jahre  1726  wurde  Kerprich  durch 
Herzog  Leopold  zur  Baronie  erhoben  unter  dem  Namen  de  Kiekler, 
zu  Gunsten  seines  Hofralhs  Heinrich  Joseph  von  Kiekler,  der  mit 
Louis  von  Leiningen  aus  Franken  kam. 

Südlich  vom  Dorfe,  bei  der  Strasse  von  Dieuze  nach  Marsal  liegt  der 
Hof  Tonneau. 

Lidrezing  (Lidersingen).  Dorf  im  Norden  des  Kantons,  8  Kilom. 
von  Dieuze,  mit  Kirche,  (U  Häusern,  222  Einw. ,  Mühle,  Marmor- 
bruch und  Steinbruch,  Getreidebau,  Obst-  und  Weinbau,  war  loth- 
ringisch.    Kloster  Vergaville  besass  hier  schon  1330  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Bellevue,  Kützeling,  2  Kilom. 
südöstlicli.  Ferienthal,  3  Kilom.  nordöstlich,  und  Dorthai,  !2  Kilom. 
(istlic'h. 

Lindre-Basse  (Niederlinder),  Dorf  am  Ausflusse  der  Seille  aus 
dem  Lindreweiher,  2  Kilom.  östlich  von  Dieuze,  mit  94  Häusern, 
!)7  Familien,  364  Einw.,  Mühle  und  Salzquelle,  war  lothringisch, 
wird  schon  1263  genannt  und  hatte  im  Anfange  des  vierzehnten 
Jahrhunderts  eine  Salzquelle.  Der  Lindreweiher  hat  einen  Umfang 
von  671  Hektaren  bei  einer  Tiefe  bis  zu  drei  Metern. 

Lindre-Haute  (Oberlinder),  Dorf  mit  Kirche,  1  Kilom.  nördlich 
von  Lindre-Basse  und  2  Kilom.  östlich  von  Dieuze,  mit  Kirche, 
22  Häusern,  28  Familien,  120  Einw.,  Getreide-  und  Obstbau,  war 
lothringisch.  In  der  Kirche  befindet  sich  ein  Taufstein  mit  korinthi- 
schem Kapital,  der  aus  einem  von  Tarquimpol  hierher  gebrachten 
römischen  Steine  gearbeitet  ist.  In  der  Nähe  sind  Ueberreste  einer 
Römerstrasse. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Bois-brule  und  Nothvigne. 

Mulcey,  Dorf  links  an  der  Strasse  nach  Marsal  und  dem  Muhl- 
bache.  4  Kilom.  westlich  von  J)ieuze,  an  der  Strasse  nach  Marsal, 


512  II-   Topographie. 

mit  Kirche,  2  Mühlen,  82  Häusern,  116  Familien,  3!)2  Ein\v., 
wobei  2  Evangelische  und  1-  Israelite,  Getreide-  und  Weinbau, 
war  lothringisch.  Das  Dorf  ist  alt,  1280  hatte  Kloster  Yergaville 
hier  schon  Güter  und  1339  auch  das  Kapitel  St.  Georges  in  Nancy. 
Im  Jahre  1599  wurde  «in  Mann  wegen  Hexerei  verbrannt. 

Ziir  Gemeinde  gehören  ■der  Hof  Quatre-vents  und  die  Mühle 
de  Beck. 

Rolirbacll,  Dorf  an  den  hinteren  Seiten weihern  des  Lindre- 
weihers,  in  waldiger  Gegend,  9  Kilom.  östHch  von  Dieuze,  mit 
37  Häusern,  42  Familien,  176  Einw.,  Getreidebau  und  Viehzucht, 
war  lothringisch  und  ist  sehr  alt,  denn  Kloster  Vergaville  erhielt 
schon  966  bei  der  Ciründung  hier  Güter,  wohin  auch  der  Graf 
von  Zweibrücken  1345  eine  Vergabung  machte. 

St.  Medard,  Dorf,  6  Kilom.  westlich  von  Dieuze,  auf  süd- 
licher Bergabdachung,  mit  Kirche,  100  Häusern,  103  Familien, 
343  Einw.,  wobei  2  Evangelische  und  15  Mennoniten,  (Jetreide-, 
Wein-,  Obst-  und  Hopfenbau,  war  lothringisch.  Kloster  Verga- 
Aille  erhielt  1258  hier  Güter. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  südlich,  näher  der  Strasse  nach  Mar.sal 
gelegene  Weiler  Bathelemont  mit  wenigen  Häusern. 

Tarquimpol  (Teckemphul,  Tacampach,  Decempagi  der  Kömer), 
Dorf  auf  einer  von  Süden  in  den  Lindreweiher  ragenden  Land- 
zunge, mit  Kirche,  35  Häusern,  146  Einw.,  wobei  15  Protestanten, 
Getreide-,  Obst-  und  (Jemüsebau,  war  lothringisch  und  Kloster 
Salival  besass  schon  1274  hier  (ȟter.  Wie  zahlreiche  Ueberreste 
beweisen,  war  lanjuimpol  eine  römische  Niederlassung,  wovon 
noch  Heste  von  Tempeln,  Befestigungen,  Wasserleitung,  Statuen, 
Medaillen,  (Jräbeu  und  eine  Strasse  zeugen.  Im  Hlnfzehnten 
.lahrhunderte  war  im  Nordwesten  eine  Veste  mit  'l'hor  und  zwei 
Thürmen. 

Zur  Gemeinde  gehören  das  ganz  im  Süden  gelegene  Schlossgiu 
Altevillo,  der  Breithof  am  Ostrajide  des  l^indreweihers  und  der  liof 
l.u  Folie  auf  einer  kleinen  Insel  westlich  von  TarquimjM)]. 

Vergavüle  (WirtrofT),  Dorf  am  linken  Ufer  des  Spin  und 
der  Strasse  nach  St.  Avold,  3  Kilom.  nördlich  von  Dehne,  mit 
Kirche,  262  Häusern,  2.93  Familien,  1033  Einw.,  wobei  3  Evan- 
gelische und  29  Israeliten,  (Jetreide-  und  Obstbiiu,  Weinbau  auf 
52Hekl{iren,  3  Mühlen,  Lohmühle,  (Jerberci,  Oehnühle,  Ziegelei, 
mechnniHcher  Wollspinnerei,  zwei  'IV)|)fereien ,  eine  für  Zucker- 
fabriken, Sleinbr(l<'lu'ri    iiiul    /wl'i  .liihrmilrklen,   am  28.  Mai   und 


8.   Kreis  Chäteau- Salin». 


5i; 


12.  October,  war  lothringisch.  Vergaville  war  berühmt  durch  die 
alte  Benediktinerabtei  (Frauenkloster),  welche  im  Jahre  966  Graf 
Sigeric  und  seine  Frau  stifteten  und  die  mit  Reliquien  des  heiligen 
Eustachius  begabt  wurde.  Das  Kloster  ist  zur  Zeit  der  Revolution 
aufgehoben  worden  und  Ruine,  die  Nonnen  zogen  nach  Flavigny 
und  die  letzte  Aebtissin  Marie  -Johanna,  Gräfin  Lamarche,  starb 
erst  1842.  Kaiser  Friedrich  I.  gewährte  dem  Orte  schon  vor  1190 
Marktrechte.  Das  Kloster  war  reich  begütert.  Im  Süden  zieht 
der  Salinenkanal  durch  die  Gemarkung  mit  dem  Verbach. 

Zur  Gemeinde  gehört  der  Hof  Steinbach,  nördlich  an  der  Strasse 
nach  St.  Avold  und  die  Ziegelhütte  du  Blanc-haut. 

Weisskirchen  ( Blanche  -  Eglise ) ,  Dorf,  4  Kilom.  südwestlich 
von  Dieuze,  unweit  des  Videlangebachs,  mit  Kirche,  49  Häusern, 
54  Familien,  197  Ein w.,  (Getreide-  und  Obstbau,  war  lothringisch. 
Im  Jahre  1341  ward  der  Ort  Alba  ecclesia  in  einer  Vergabung  für 
Ober-Seille  genannt  und  es  besassen  hier  auch  Güter  Kloster 
St.  Georges  in  Metz  mid  im  fünfzehnten  Jahrhunderte  die  Abtei 
St.  Maximin  zu  Trier,  welche  ihre  Rechte  1676  an  die  Chartreux 
zu  Bosserville  verkaufte. 

Zarbeling  (Sarbeiingen),  Dorf  im  nördlichsten  Theile  des 
Kantons,  10  Kilom.  von  Dieuze,  am  Ursprünge  des  Banvoiebachs, 
mit  51  Häusern,  175Einw. ,  (Jetreidebau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch und  Kloster  Vergaville  besass  hier  schon  11)21  und  171(> 
Güter. 

Zommange  (Summingen,  Semange ,  auch  Soubmange  genannt), 
Dorf  am  oberen  Lindreweiher,  6  Kilom.  östlich  von  Dieuze,  mit 
Kirche,  25  Häusern,  27  Familien,  123  Einw.,  wobei  3  Evange- 
lische und  6  Mennoniten,  Getreidebau  und  Viehzucht,  war  loth- 
ringisch und  litt  im  siebenzehnten  Jahrhunderte  sehr.  Hier  zog 
eine  Römerstrasse  vorüber. 


E.    Kanton   Vic. 

Der  Kanton  wird  umgränzt  von  den  Kantonen  Chäteau-Salins, 
Vic,  Lörchingen,  Rixingen  und  Frankreich  und  enthält  folgende 
(remeinden  und  Bodenvertheilung: 


Gemeinden. 

Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
gärten. 

Forsten. 

Gesammt- 
Fläche. 

Bezange     .... 
Bourdonnaye  .     .     . 
Donnelay   .... 
Hellocourt  .... 

636,3, 

1140,fio 

937,8-2 

85,76 

93,31 
206,30 

176,85 
46,45 

4,36 

6,64 

178,9e 

65,00 
157,05 

6,82 

14,55 

9,29 

6,60 

14,87 
92,76 

•    785,42 
1724,25 
1292,82 

360,07 

Huhn,  Deutsch  -  Lothringen. 


33 


514 


II.   Topographie. 


Gemeinden. 


Juvelise 
Lagarde 
Ley  .     . 
Lezey    . 
llaiziere:^ 
Marsal   . 
Moncourt 
Moyenvic 
Ommeray 
Vic   .     . 
Xanrev  . 


Kanton 


Aecker. 

Wiesen. 

Wein- 
berge. 

Wald. 

Obst- 
garten. 

Forsten. 

594.„ 

92,54 

3,81 

37,«s 

8.4-2 

— 

899,02 

465,0, 

0,15 

13,99 

13,46 

751,93 

492,6-i 

94,28 

0,79 

— 

5,17 

-- 

548,92 

156,fl8 

3,48 

— 

0,61 

— 

1351,j2 

363,85 

'-^,97 

250,1« 

10,02 

179,00 

699,93 

273,45 

37,77 

_.. 

5,78 

49,47 

524,63 

66,13 

3,32 

38,50 

4,67 

6,29 

650,30 

1»9„4 

44,27 

— 

1«,31 

744,„ 

139,2, 

0,68 

32,59 

8,59 

27,43 

1171,79 

267,n 

105,57 

9'^,13 

40,90 

115,34 

632,20 

104,3, 

4,00 

— 

6,27 

— 

lllll^t 

2734,97 

301,12 

872,94 

159,49 

1237,09 

Gesammt- 
Fläche. 


759,2, 

2199,73 

612,97 

743,86 

2220,45 

1101,79 
663-62 

1038,;, 

1008.41, 

1948,27 

_772^ 

17232,16 


Sein  Viehstaiid  umfasst  2607  Pferde,  wobei  60  Zuchtliengste, 
5  Maultliiere  und  Esel,  2817  Stück  Kindvieh,  wobei  1671  Kühe, 
5447  Schaafe,  wobei  580  Merinos  und  3737  ileideschnucken, 
4082  Schweine,  426  Ziegen  und  1031  Bienenstöcke. 

Vlc  Virus,  Jiodalius,  Jiodeisius,  bourg,  fangcxix^,  Stadt  und 
Kantonshauptort  an  der  Seille  und  Streisse  von  Dieuze  nach  Metz 
und  Nancy  und  Eisenbahn  nach  ChampigneuUes,  mit  Kirche,  457 
Häusern,  717  Familien,  2309  Einw. ,  wobei  39  EvangeHsche  und 
71  IsraeHten,  Buchdruckerei,  (üpsmühle,  Baum  Wollweberei,  Mühle, 
Friedensgericht,  Ilauptzollamt,  Steuerkasse,  Enregistremeutsamt, 
l'ostexpedition ,  Getreide-,  Hopfen-,  Tabak-,  Obst-  und  Gemüsebau, 
.erzeugt  auf  286  Hektaren  guten  Wein,  ferner  Melonen  und  Spargeln 
zur  Ausfuhr,  liefert  Steinsalz  und  gehörte  zum  Bisthume  Metz. 
Es  ist  sehr  fraglich,  ob  Cäsar  ein  Lager  hier  hatte  und  hier 
Posthumus  im  Jahre  257  durch  sein  Heer  zum  Kaiser  ausgerufen 
wurde ^  dagegen  lagerte  hier  Kaiser  .lulian  357,  um  die  Abmres 
zu  vertreiben,  und  man  fand  verschiedene  Denksteine,  sowie 
Ueberreste  aller  Art  aus  galloromanischer  Zeit,  die  noch  zahl- 
reicher aufgefunden  würden,  wäre  der  Boden  nicht  durch  IJeber- 
schwemmungeu  so  sehr  erhöht  worden.  Die  Könige  von  Austrasien 
besassen  hier  ein  Pnlatium  mit  Münze,  der  Ort  wurde  aber  im 
fünften,  sechsten  und  neuiilcn  .lahrhundorte  mehrmals  durch  die 
Itarbaren  zerstört.  Im  zwölften  Jahrhunderte  errichleton  "die  Loth- 
ringer hier  eine  Veste,  1122  wurde  aber  Vic  zerst('»rt,  das  damals 
dem  Herzoge  Mathieu  gehörte,  dann  legte  der  l^ischof  1181  die 
Grundlage  zum  ScIiIoskc  und  im  Jahre  1212  vollendete  Iiisehof 
Bertram  von  Metz  das  Herrenhaus,  sein  Nachfolger  führte  um  den 
Ort  Mouern  und  'l'hiirme  auf  und  vollendete  1257  das  Schloss, 
nuclulem  Graf  'I  hi(''baul  von  Bar  1207  die  Stadt  erobert,  zerstört 
\uu\   Uiirj.'cr  /ii  (Icfiiiigenen  genmclit  liiillr.     l'dr  die  Bischöfe  \>ar 


6.    Kreis  Chäteau- Salin«.  515 

sodann  Vic  ihr  fester  Zufluchtsort.  Im  Jahre  1324  ward  Vie  an 
den  Grafen  Thiebaut  von  Bar  verpfändet,  der  die  Stadt  zerstörte, 
als  die  liürger  die  Auflagen  nicht  bezahlen  wollten,  und  die 
Mauern  niederriss.  Im  Jahre  1634  floh  der  Bischof  vor  den  Metzern 
hierher  und  hielt  eine  Generalsynode  ab.  Im  Jahre  1375  musste 
Enguerrand  de  Coucy  die  unternommene  Belagerung  wieder  auf- 
geben. Am  12.  Januar  1525  wurde  der  wegen  des  Protestantismus 
1523  zu  Gorze  verhaftete  Augustiner  Jean  Chatelain  hier  verbrannt. 
Im  Jahre  1630  besetzte  Louis  XIII.  von  Frankreich  die  Stadt  und 
behielt  sie.  Die  Metzer  Bischöfe  prägten  hier  Münzen.  Es  wurden 
hier  errichtet  1240  eine  Collegiale  mit  sechs  Kanonikern  und  Doyen, 
1675  die  Klöster  der  Karmeliterinnen  und  der  JJames  prechrresses, 
1618  der  Dominikaner,  1634  der  Nonnen  der  Coiigregation  Notre- 
Dame,  1420  Priorei  der  Benediktiner  und  Kloster  der  Cordeliers 
unä  1613  der  Kapuziner.  Das  Spital  wurde  1715  gestiftet,  hat 
aber  nur  einen  Theil  der  Güter  erhalten;  Beguinen  gab  es  vor 
1326.  Die  Stephanskirche  wurde  in  der  Revolutionszeit  zerstört. 
Die  älteste  Kirche  war  schon  1093  von  den  Schismatikern  im 
Kriege  Tlüerry's  von  Lothringen  gegen  die  Metzer  zerstört.  Von 
der  alten  Befestigung  sind  noch  einige  Reste  erhalten.  Die  Salinen 
waren  schon  im  vierten  bis  achten  Jahrhunderte  bekannt  und  am 
stärksten  1326  ausgebreitet,  wo  sie  Herzog  Ferry  nahm  und  zer- 
störte. Im  Jahre  1818  forschte  man  nach  Steinsalz,  bis  das  Lager 
ersäuft  wurde.  Bei  Aufgabe  des  Salzmonopols  wurde  die  Saline 
im  April  1843  um  466,000  Frcs.  an  Graf  de  Yumri  verkauft.  — 
Man  hält  hier  zwei  Jahrmärkte,  am  15.  Februar  und  7.  December. 
Im  sechszehnten  Jahrhunderte  waren  die  hiesigen  Hüte  berühmt 
und  die  fai'on  de   Vic  sehr  gesucht. 

Zur  CJomeinde  gehört  der  Hof  la  Grange-Fouqiiet  an  der  Strasse 
iiacli  Nancy. 

Bezange-la-Petite  Semi-Jiazange,  Bisingen),  Dorf  am  Nord- 
ablmnge  des  Jiois  des  Trembles,  8  Kilom.  südöstlich  von  Vic,  mit 
Kirche,  70  Häusern,  84  Familien,  303  Einw.,  wobei  4  Evange- 
lische, Getreide-,  Gemüse-,  Obst-  und  Weinbau  und  Mühle,  am 
Bache  St.  Pierre,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Die  Kirche  ist 
in  gothischem  Styl  mit  Glasmalereien,  welche  die  zwölf  Apostel 
und  die  Hauptmysterien  der  katholischen  Religion  darstellen.  Im 
Jahre  1188  hatte  die  Abtei  Beaupre  hier  Güter  und  St.  Maximin 
bei  Trier  das  Recht,  den  Maire  zu  ernennen,  und  ansehnliche 
Güter,  was  sie  1676  an  die  Chartreux  de  Bosser ville  verkaufte. 
Vom  Schlosse  und  Graben  waren  1628  noch  Reste  erhalten. 


516  ^I-   Topographie. 

Bourdoniiay,  Dorf  an  der  Strasse  nach  Saarburg  und  unweit 
eines  Weihers,  16  Kilotn.  südöstlich  von  Vic,  mit  Kirche,  Asyl 
seit  1842,  134  Häusern,  196  Familien,  751  Einw. ,  Getreide-  und 
Obstbau ,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Kloster  Ober-Seille  besass 
1352  hier  Güter  und  auf  der  Anhöhe  im  Norden,  wo  der  Telegraph 
stand,  erhob  sich  ein  altes  Schloss  Marimont  mit  dicken  Mauern 
der  Grafen  Salm. 

Zur  Gemeinde  gehört  das  Schloss  ÄJarimont  im  Norden  mit  Weiler. 

Donnelay  (Dunlingen),  Dorf,  12  Kilom.  östlich  von  Vic,  mit 
Kirche,  173  Häusern,  190  Familien,  683  Einw.,  wobei  9  Menno- 
niten  und  60  Israeliten,  Spinnerei,  Färberei,  Brauerei,  Mühle. 
Postagentur,  Getreide-,  Gemüse-,  Obst-  und  Hopfenbau  und  drei 
Weihern,  war  zuerst  lothringisch,  kam  dann  an  das  Bisthum  Metr 
und  1661  an  Frankreich.  Im  Jahre  736  erhielt  hier  das  Kloster 
Neuweiler  im  Elsass  Güter,  dem  es  noch  im  zwölften  Jahrhunderte 
gehörte.  Im  Jahre  1461  kaufte  es  Johann  von  Finstingen  und 
seine  Wittwe  gab  es  1475  den  Kanonikern  daselbst.  Im  Jahre  1602 
wurden  ein  Mann  und  eine  Frau  wegen  Hexerei  verbrannt.  1632 
litt  Donnelay  sehr.  Auf  dem  Kakelberge  fand  man  1822  unter 
der  Erde  flauem,  Gebeine  u.  s.  w. 

ZiirGemeinde  gehören  die  Höfe  Grange-aux-Hois  und  Bru,  am 
Weiher  gleichen  Namens,  und  die  Mühle  Kaumnr.  sowie  die  Cense 
Mal  in  mit  zwei  Häusern. 

Hellocourt  (La  ßrocj ,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  an  der 
Eisenbahn  von  Avricourt,  23  Kilom.  von  Vic,  mit  (5  Häusern  und 
29  Einw. ,  war  ein  Lehen  des  Bisthums  Metz  und  liegt  in  waldiger 
Gegend. 

Juvelize  (Gerskirch),  9  Kilom.  östlich  von  Vic,  mit  Kirche, 
83  Häusern,  101  Familien,  358  Einw.,  wobei  1  F]vangelischer, 
Getreide-,  Obst-,  Weinbau  und  Viehzucht,  sowie  Salzquellen,  ge- 
hörte Ix)thringen  und  dem  Bisthume  Metz.  Die  Abteien  Snlival 
und  Senones  ernannten  den  Pfarrer.  Juvelize  wurde  1(561  an 
FVankreich  abgetreten.  Gegen  Marsal  liegt  der  Calvarionberg  mit 
zwei   IHCM)  restaurirten  Steinstutuen. 

Lagarde,  Dorf  im  sudlichsten  Theile  des  Kantons,  am  rechten 
Ufer  des  Sanonflussos  und  der  französischen  Grunze,  sowie  am 
Marne -Kheinkanal,  17  Kilom.  Hüditstjich  von  Vic,  mit  Kirche, 
UYl  HUusern,  177  Familien,  <)47  Einw.,  wobei  9  Evangelische 
und  t»  Mennonitcn,  2  Mühlen,  Ziegelei,  Kalköfen.  Nebenzollamt 
I.  KhiHfie,  PoHtagcntur,  (Jelreide-,  l''utterpllunz('n-,  Obst-,  Gemüse- 
und  Weinbau  (auf  50  Hektaren),  gehürtc  dem  Misthume  Metz  und 


8.   Kreis  Chäteau-Saliiis.  517 

war  schon  in  ältester  Zeit  Lehen  der  (rrafen  von  Salm.  Bischof 
Adhemar  baute  1327  —  61  die  Veste,  wovon  nur  noch  Reste  von 
Gräben  und  Mauern  übrig  sind.  Das  Kloster  Salival  besass  hier 
Trüter  mit  Kalköfen,  Mühlen  und  Weinkeltern.  Zweifelhaft  ist  es 
ob  hier  einst  ein  Frauenkloster  bestand.  Die  Kastellanei  Lagarde 
umfasste  20  Orte.  Im  Münsterer  Frieden  erkannte  der  König  von 
Frankreich  zwar  die  .Souveränität  der  Kastellanei  an,  die  Dörfer 
wurden  aber  an  Lothringen  abgelreten. 

Zu  der  Gemeinde  gehören  die  Mülile  Gue-de-Laxat.  Scliloss  und 
Hof,  Martincourt  und  die  Höfe  Jambrot  und  Malgre-X  ousse. 

Ley,  Dorf  am  Salinenbache,  10'/.^  Kilom.  südöstlich  von  Vic, 
mit  Kirche,  65  Häusern,  78  P'amilien,  287  Einw.,  Salzsteueramt, 
Getreide-  und  Obstbau  und  Spuren  eines  alten  Schlosses,  gehörte 
zum  Bislhume  Metz.  Den  Zehnten  besass  die  Collegiale  St.  Peter 
zu  Finstingen  ^  Kloster  Neuweiler  im  Elsass  erhielt  hier  1178  Güter 
die  es  143(1  an  den  Bischof  von  Metz  auf  Lebenszeit  abtrat,  dann 
aber  14t)  1  an  Johann  von  Finstingen  verkaufte. 

Zur  Gemeinde  gehört  die  Saline  Saleaux,  auch  Cabocel  genannt, 
die  1214  dem  Kloster  Salival  gehörte,  aber  an  Reaupre  abgetreten  wurde. 
Im  Jahre  1789  war  die  Benützung  der  Saline  verboten  worden. 

Lezey  f  Altzeye,  Lietzeis),  Dorf  an  der  Strasse  nach  Saarburg, 
8  Kilom.  südöstlich  von  Vic,  mit  Kirche,  63  Häusern,  77  Familien, 
269  Einw. ,  Mühle  und  Salzquelle,  gehörte  zu  Lothringen  und  dem 
Bisthume  Metz.  Es  ist  alt,  gehörte  934  der  Abtei  Kemiremont, 
wurde  1180  an  Salival  abgetreten,  litt  im  siebenzehnten  .Jahrhun- 
derte sehr  und  kam  1661  an  Frankreich.  Ober-Seille  besass  hier 
noch  1672  Güter.  Es  waren  hier  einst  zwei  Schlösser  bis  zum 
Schwedenkriege. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  Haute-  und  Basse- Recourt  im 
Westen  der  Gemarkung. 

Maizieres,  Dorf  im  Südosten  des  Kantons,  20  Kilom.  von 
Metz,  an  der  Strasse  nach  Saarburg,  mit  Kirche,  202  Häusern, 
325  Familien,  1077  Einw.,  wobei  1  Evangelischer,  21  3Iennoniten 
und  47  Israeliten,  4  Gipsmühlen,  Postexpedition,  Getreide-,  (re- 
müse-  und  Weinbau,  gehörte  dem  Bislhume  Metz  und  zur  Kastellanei 
Lagarde.  Es  ist  sehr  alt  und  war  früher  grösser,  mit  Burg,  litt 
aber  im  siebenzehnteu  .Jahrhunderte  sehr  und  war  20  Jahre  lang 
nicht  bewohnt.  Ober-Seille  hatte  im  zwölften  -Jahrhunderte  hier 
Güter  und  vom  Orte  besassen  die  Grafen  von  Rechicourt  1/3,  das 
Kloster  Neu  weiter  ^/g. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe:  Basse-  und  Hante-Xirxange, 
die  Mühle  Xirxangc  und  die  Höfe  Bagnesholz  und  Breiteburg,  erstere 


518  "•   Topographie. 

drei  im  südöstliclien  Theile  der  Gemarkung  am  Marne-Rheinkanal ;   end- 
lich der  Hof  Petit-Paris  am  Sanonflusse. 

Marsal  'Marsallum),  ehemalige  Festung  an  der  Seille  und 
Strasse  von  Dieuze  nach  Vie,  G  Kilom.  östlich  von  letzterem,  mit 
Kirche,  193  Häusern,  224  Familien,  779  Einw.,  wobei  10  Evan- 
gelische, 1  Mennonite  und  12  Israeliten,  Mühle,  Postagentur, 
"Wochenmarkt  am  Dienstag,  Brennölfabrik ,  Wein-  und  Hopfenbau, 
war  lothringisch.  Schon  709  hatte  Kloster  St.  Mihiel  hier  Güter  und 
eine  Saline,  welche  bis  um  das  siebenzehnte  Jahrhundert  bestand. 
Marsal  wurde  oft  belagert  und  erobert.  Herzog  Ferr^"^  HI.  von 
Lothringen  nahm  es  1273,  gab  es  aber  1274  im  Frieden  wieder 
zurück,  dann  nahmen  es  1369  drei  Edelleute  mit  verkleideten 
Soldaten  und  plünderten  das  Städtchen,  das  aber  der  Bischof  wieder- 
nahm und  dabei  GO  Gefangene  machte,  so  dass  die  jok  de  Marsal 
der  ersteren  sprüchwörtlich  für  kurzes  Glück  wurde.  1552  nahm 
Heinrich  II.  Marsal  und  der  Bischof  von  Metz  Hess  auf  Kosten  des 
Königs  die  Befestigungen  vermehren.  1589  wurde  Marsal  an  die 
Hugenotten  ausgeliefert  und  daher  von  Ka^  III.  belagert  und  ge- 
nommen und  1593  von  den  Franzosen  besetzt,  welche  die  Be- 
festigungen verstärkten.  Nach  langen  Verhandlungen  über  den 
Besitz  und  die  Festung  wurde  letztere  I(>81  zerstört.  1(577  an 
Herzog  Leopold  zurückgegeben ,  stellte  der  König  1G99  die  Festung 
wieder  her  und  der  Herzog  behielt  blos  die  Domänen.  Schon  1130 
hatte  St.  Sauveur  in  Metz  und  dann  St.  Vincent  Güter  in  IMarsal, 
das  1259  an  das  Bisthum  gelangte.  In  den  Jahren  1G32— 33  litt 
Marsnl  sehr.  Im  sechszehnten  und  siebenzehnten  .lahrhunderle 
wurden  hier  zehn  Personen  wegen  Hexerei  verbrannt.  Es  waren 
hier  1222  ein  Collegiale,  1G35  ein  Nonnenkloster  der  Congrogatiou 
und  1(550  ein  Kapuzinerkloster  errichtet  worden.  Die  Könige  von 
Frankreich  hatten  hier  eine  Münze.  Vom  30.  Juni  bis  1.  Juli  1815 
litt  Marsal  durch  Bombardement,  doch  wurde  es  wiederhergestellt 
und  eine  neue  Kaserne  und  Thor  erbaut.  Am  15.  August  1870  ergal) 
sich  Marsal  nach  einstUndiger  Beschiessung  an  die  vierte  bayerische 
Division.  Jelzt  wird  die  Festung  demolirt.  Ik'i  Marsal  ist  die 
sogenannte  Briguetage  auf  dem  sumpfigen  Boden  der  Seillc  be- 
merkenswerlh.  Sie  besteht  aus  einer  Lage  mit  der  Hand  gekneteter 
'nionslUcke,  die  bis  zu  zwei  Meter  stiirk  ist  und  hier  einen  Um- 
fang von  372,480  Meter  einnimmt.  Sie  zieht  sich  aber  durch  das 
ganze  Seillethal  bis  Burlhoncourt  hin  und  war  wahrscheinlich  von 
den  IJömern  ungelegt,  um  über  den  tiefen  Sumpfboden  eine  feste 
Unterlage  zum  Uebergangc  zu  hüben.     Wahrscheinlich  diente  diese 


8.    Kreis  Cliateau-Salins.  519 

Fiindamentirung  auch  für  das  verschanzte  Lager  der  Römer.  Ob 
es  im  Mittelalter  und  später  noch  einem  praktischen  Zwecke  diente, 
ist  zweifelhaft. 

Zur  Gemarkung  gehören:  die  Höfe  Bourrache  im  Osten,  Viller?- 
Betnach  im  Süden  und  l'ArbrC'Vert. 

Moncourt,  Dorf  im  Süden  des  Kantons,  10  Kilom.  von  Vic, 
mit  Kirche,  64  Häusern,  75  Familien,  265  Einw.,  Getreide-,  Wein- 
und  Hopfenbau,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Kloster  Salival  er- 
hielt 1291  den  Pfarrsitz  und  Ober-Seille  trat  1298  einen  Wald  und 
ein  Gut  an  Clairvaux  ab. 

Moyenvic  fMedius  vicusj ,  Flecken  an  der  Seille  und  der  Strasse, 
2  Kilom.  östlich  von  Vic,  mit  Kirche,  184  Häusern,  ;]00  Familien, 
882  Einw.,  wobei  5  Evangelische  und  2  Israeliten,  Mühle,  Salz- 
quelle, Nebenzollamt,  Salzsteueramt,  Poötagentur,  Getreide-,  Wein-, 
Hopfen-  und  Obstbau,  gehörte  dem  Bisthume  Metz.  Im  Jahre  836 
erhielt  St.  Epvre  in  Toul  hier  zwei  Häuser,  Bischof  Thierry  Bayer 
umgab  Mo3^envic  mit  Mauern,  die  Metzer  verbrannten  es  aber  1418 
und  1430.  1526  wurde  es  wieder  mit  Mauern  umgeben  und  1627 
regelmässig  befestigt  von  Herzog  Karl  lY.  von  Lothringen,  die 
Franzosen  nahmen  es  aber  schon  1631  und  behielten  es  im  Frieden 
von   1648.     Die  Saline    war    schon    im    neunten  Jahrhunderte    in 

Betrieb. 

Zur  Gemeinde  gehören  die  Höfe  8t.  Jean  mit  Spinnerei  im  Norden 
und  Moulin-Neuf  am  Bache  von  Salival  und  die  Mühle  Champagne 
im  Südwesten. 

Ommeray,  Dorf,  13  Kilom.  südöstlich  von  Vic,  mit  Kirche, 
90  Häusern,  115  Familien,  395  Einw.,  wobei  2  Evangelische,  Ge- 
treide-, Wein-,  Hopfen-  und  Obstbau,  gehörte  dem  Bisthume  Metz. 
Im  Jahre  1216  erhielt  Kloster  Ober-Seille  hier  Güter.  Ein  Kreuz 
steht  an  der  Stelle  der  alten  Kirche  und  des  Friedhofs.  Auch  be- 
steht hier  die  Wallfahrt  St.  Marcel,  die  wegen  Kinderkrankheiten 
besucht  wird. 

Zur  Gemarkung  gehören  die  Höfe  Varanseilles,  Boyet,  Chan- 
tier de  l'Etang  am  Weiher  und  le  Sau  vage  an  der  Strasse  nach 
Strassburg. 

Xanrey  [Xanreium,  ausgesprochen  Chanrey),  Dorf,  5  Kilom. 
südöstlich  von  Vic,  mit  Kirche,  98  Häusern,  327  Einw.,  Gip^bruch, 
(ietreide-,  Obst-  und  Weinbau,  gehörte  dem  Bisthume  Metz,  wo- 
selbst das  Kloster  St.  Sauveur  schon  1072  Güter  erhielt.  Doch 
soll  Xanrey  älter  sein.  Man  findet  hier  noch  Ruinen  eines  festen 
Schlosses,  zweier  Tempelherrenhäuser  und  einer  Mühle. 


Beilagen. 


1.   Die  Maitre-Echevins  von  Metz 

bis  Auuiist  1C)92. 


Amolbertin  1032. 

Miton  1058. 

AVilpald  1091. 

Amolbertin  1093. 

Tiercelin  1113. 

Theoderic  1124. 

Bertrand  1128. 

Albert  1139. 

Hugiies  1151. 

Benoit  1179. 

Poince,  fils  de  Benoit  1185. 

TliecHleric  Ingrant  1187. 

Henry  1190. 

Holvin  Gol.  1192. 

Pitegrin  1193. 

Ilaoiil  1196. 

Ilegnier  1197. 

Nicolas  d'Oiitreseilk-  1200. 

Ni(!nia8  Corbcil  1202. 

.Vubert  Piedeschaiix  1203. 

(inercire  Brisepain  1204. 

Raoiil  Roiiillerez,  de  Porte  muzelle 

1205. 
Nemmery  12(>7. 
Hiigiies  de  la  Cour  1208. 
Ponce  de  Porte  sailly  1210. 
(iobert  de  la  Potenie. 
•  Inercire  Noise. 
I'mihc,  fils  de  Benoit. 
-  in  .11  Falcon. 
i;i<.Miier  Tigniane  1215. 
llugiie.H  Gal. 
Pi<Tr<',  nifl  ilo  Baottl. 
Simon  de  Belgree  1218. 
Ni<<il(i.H  Baron. 

I.uxiii  •!«•  Porte  muwlle  1220. 
(ifiard   Aii»'<  lifirv. 
Nicolan  Cl.i:!  i.  / 

illl{(l|CM    i.ii  l.il. 


Thiebault  de  Porte  saill)'. 

Pierre  la  Fosse  1225. 

Ancel  le  Sauvange. 

Guercire  de  Gorze. 

Bonvalat  de  Porte  muzelle. 

Hugues  le  Baigiie. 

Nicolas  le  Gonrnay  1230. 

Mathieu  le  Gaillard. 

Drei  Jalire  ohne  Maitre-i^chevin. 

Pierre  de  Chatel  1235.       • 

Isambart  Maquerel ,  zwei  Jahre. 

Isambert  Goujon. 

Willemin   Tilbous. 

■Nicolas  Aixiez  1240. 

Thierry  Lonny. 

Jean  Belle  -  barbe. 

Philippe  de  Raigecourt. 

Philippe  Tigniane. 

Richard  1245. 

Jean  de  St.  Julien. 

Nicolas  Kerry. 

Mathieu  de  Chambre. 

Baudoin  le  Roi. 

Pierre  Tigniane  1250. 

Mathieu  le  Mercier. 

Bon  Amy. 

Nicolas   Brulevache. 

Aul)ert  de  Chanipol. 

Poince,  lils  de  Ricimrd,  1255. 

Simon  Ponoize. 

Nicolas  Goujon. 

Jac(|ues  de  t"hauil)r('. 

Jean  de  la  Cour. 

Ilugues  Collon  1200. 

.lacquet)  Crett(»n. 

Pierre  Thnunet. 

Jean  'I'rouvaiu 

J«-an  de  Raigecourt. 

Alexandre  Marqucrel   12(>5. 


1.    Die  Maitre-Echevins  von  Metz  bis  Aiij^ust  1692. 


521 


Tliierry  Brisepain. 
Thiebault  Faulquerel. 
Jacques  de  Noviant. 
Geoffroy  le  Gournay. 
Nicolas  le  Gournay  1270. 
Baudoin  Louve. 
Philippe  Faixin. 
Nicolas  Faulquerel. 
Jean  de  Saint  Polcourt. 
Jean  le  Gournay  1275. 
Jean  Faizin. 
Poince  de  Cologne. 
Jacques  Faulquerel. 
Jean  Corbe. 

Poince  de  Raigecourt  1280. 
Pierre  Grasse-chair. 
Hugues  Grasse-chair. 
Jean  Battaille. 
Thiebault  de  Moilin. 
Jac(jnes  le  Gournay  1285. 
Jean  Grasse-chair. 
Thiebault  le  Gournay. 
Thiebault  le  Maire. 
Thiebault  Fourat. 
Ponce  le  Gournay  1290. 
Philippe  le  Gournay  1290. 
Philippe  le  Gournay. 
Jean  Goulle. 
Jean  Piedeschaux. 
Verry  Piedeschaux. 
Gilles  Hacque  1295. 
Jean  Chaudron. 
Henry  Thomassin. 
•lacques  Goulle. 
Jacques  le  Gournay. 
Simon  de  Charabre  13(X). 
Mathieu  Hesson. 
Jacques  de  Heu. 
Ferry  Cliielairon. 
Nicolas  de  la  Cour. 
Arnould  le  Gournay  1305. 
Etienne  Keffaulx. 
Regnier  le  Borgne. 
Henry  Roucels. 
Thiebault  Bouque 
Guercile  Ruece  1310. 
Gilles  Trebuchat. 
GeolTroy  Joutte. 
Hugues  Gomeitz. 
Thiebault  de  Heu. 
Nicolas  Baudoche  1315. 
Ponce  Chameure. 
Jean  de  la  Cour. 
Jean  Withier. 
Jean  Delaitre. 
Pierre  Paillat  1320. 


Bocquin  Chielairon. 
Aubry  Piedeschaux. 
Jean  Delaitre. 
Simon  le  Gournay. 
Geofiry  le  Grognat. 
Hugues  Hunebourchat  1325. 
Gilles  le  Bei. 
Thiebault  Feriat. 
Bertrand  de  Juifrue. 
Jean  le  Gournay. 
Nicolas  Battaille  1330. 
Thiebault  Lohier. 
Henry  Roucels. 
Poince  Cunemant. 
Ingraut  Borchon. 
Fran(;ois  Coppat  1385. 
Philippe  Marcoul. 
Warin  Froides-viande. 
Jean  Noison. 
Jean  de  Marieulle. 
Jean  Baudoche  134<1 
Nicolaus  Piedeschaux. 
Ponce  de  Vy. 
Thiebault  de  Mestry. 
Thiebault  Bärbel. 
Villaume  Villambauld  1345. 
Jean  Baudoche. 
Villaume  le  Hongre. 
Pierre  le  Gournay. 
Thiebault  Lambert. 
Jean  Renguillon  1350. 
Gilles  le  Bei. 
Nemmery  Baudoche. 
Jean  Drouin. 
Nicole  Baudoche. 
Thiebault  Buglof  1355. 
Geoffry  Mine. 
Jean  Enrot. 
-Burthe  Faixin. 
Albert  Boiilay. 
Pierre  Delatre  1360. 
Girard  Papperei. 
Pierre  Renguillon. 
Pierre  Fessaulx. 
Nicolas  Franyois. 
Nicolas  Drouin  1365. 
Louis  Chameure. 
Arnould  Lambert. 
Nicolas  Noiron. 
Nicolas  Marcoul. 
Jean  Baudoche  1370. 
Geoffroy  Coeur  de  Fer. 
Jacques  le  Gournays. 
Jean  d'Esch. 
Simon  Berroy. 
Nicolas  Mortelz  1375. 


522 


Beilagen. 


Ponce  Loiive. 
Jean  Bertrand  de  Juifriie. 
Didier  Borgnier?. 
Nicolas  de  IJaigecourt. 
Amould  Koiron  1380. 
Burthez  Paillat. 
Pierre  Fessanlx. 
Nicolas  Dronin. 
Geoffroy  de  Varize. 
Jacques  Bertrand  1385. 
Geoffroy  Lohier. 
Jean  de  Vy. 
Nicolas  Baudoche. 
Burthe  Papemiatle. 
Nicolas  le  Gonrnay  1390. 
Jean  IJengiiillon. 
Wiriat  le  Bouchatte. 
Jacques  Delaitre. 
Nicolas  de  Memy  1395. 
Villaume  Faulqnerel. 
Thiebault  Battaille. 
AViriat  Noiron. 
Nemmery  Baudoche. 
Jean  Fai.xin  1400. 
Jean  Aubrion  1401. 
Amould  Baudoche. 
Jacques  d'Esch. 
Jean  Renguillon. 
Henry  Roucels  1405. 
Jean  le  Gournay. 
Jean  Coeur  de  Fer. 

Nicolas  Louve. 

Pierre  de  Gournay. 

Nemmery  Kengiiillon  1410. 

Amould  Fessaul-x. 

Pierre  le  Gournay. 

Nicolas  Drouin. 

Geoffroy  de  Warize. 

Verry  de  Toni  1415. 

Jean  Renguillon. 

Andre  de  Valdrevange. 

Nicolas  Drouin. 

Amould  Coetir  de  Fer. 

Amould  Haudoclie  1420. 
.  Nicolas  le  Grongnat. 

(Jucrcirc  Hurel. 

Nicolas  Koncel.". 

Jacques  Roillenat. 

Nicola-H  de  lUigecourt  1425. 

Villnume  Clmvernon. 

I'ierro  Deudeney. 

Jenn  Pafiperel. 

Jnf(|uefl  le  lidtigre. 

Jenn  <le  Dieuamy   1430. 

Nicolas  Loliier. 

JncqucH  de  MirnlR'l. 


Albert  Boullay. 

Jean  Erolbin. 

Didier  le  Gournay  1435. 

Philippe  de  Marcoul. 

Pierre  Renguillon. 

Jean  le  Gournay,  de  Crepy. 

Jacques  Simon. 

Nicolas  Roucels  1440. 

Jean  Baudoche. 

Villaume  Parpignant. 

Jean  Reniiat. 

AViriat  de  Toul. 

Jean  de  Varise  1445. 

Nicolas  Roucels. 

Regnaul t  le  Gournaj'. 

Jean  Boullay. 

Jean  Baudoche. 

Geoffroy  dE?ch  1450. 

Nemmery  Renguillon. 

Perin  Georges. 

Nicolas  Papperei. 

Geoffroy  de  Varize. 

Jacques  de  Raigecourt  1455. 

Geoffroy  de  Chaverson. 

Pierre  Deudene)-. 

Jean  de  Heu. 

Jean  Dabrienne. 

Wiriat  I.ouve  1460. 

Philippe  d'Esch. 

Verry  Roucels. 

Geoffroy  Coeur  de  Fer. 

Pierre  Baudoche. 

Poncy  le  Gonrnay  1465. 

George  de  Serriere. 

Regnault  le  Gournay. 

Mathieu  le  Gournay. 

Andre  de  Rinecy. 

Philippe  d'Esch "1470. 

Jean  Papperei. 

(^onrad  de  Serriere. 

Perin  le  Gournay. 

Michel  le  Gournay. 

Philippe  de  Raigecourt  1475. 

Jean  Chaverson. 

Gerand  Perpignan. 

Wiriat  Roucels. 

Knini;oi8  le  (loiirniiv. 

Perin  Roucels  148o". 

Nicolas  Remint. 

Regnanlt  le  Gournay. 

Nicolas  d'Esch. 

Jean  le  Gonrnay. 

Nicolas  de  Heu  1485. 

Jac(|ues  d'Esch. 

Jenn    Dabrienne. 

Mathieu  le  Gonrnnv. 


I.    Die  Maitre-Echevins  von  Metz  bis  August  1692. 


.23 


Pierre  fJaudoche. 
Perin  lioiicels  1490. 
Jean  Papperel. 
Conrad  de  Serriere. 
Jacques  d'P^sch. 
Jean  Dabrienne. 
Andrieu  de  llineck  1493. 
Collignon  Roiicels. 
Nicolas  Remiat. 
Wiriat  Roncels. 
Regnaiilt  le  (iournay. 
Michel  le  Gournay  1500. 
Claude  Baudoche  1501. 
Philippe  d'Esch. 
Thiebault  le  Gournay. 
•Jlichel  le  GournaJ^ 
Androuin  Roncels  1505. 
Nicolas  d'Esch. 
Michel  Chaverson. 
Jean  Roncels. 
Nicolas  d'Esch. 
Älichel  le  Gournay  1510. 
Jean  le  Gournay. 
Philippe  de  Raigecourt. 
Jean  Baudoche. 
Michel  Chaverson. 
Philippe  de  Raigecourt  1515. 
Michel  le  Gournay. 
Jean  Roncels. 
Joachim  Chaverson. 
Michel  le  Gournay. 
Humbert  de  Serriere  1520. 
Joachim  Chaver.'on. 
Claude  Baudoche. 
Gaspard  le  Gournay. 
Nicolas  Roncels. 
Androuin  Roncels  1525. 
Regnanlt  d'Esch. 
Philippe  d'Esch. 
Nicole  de  Heu. 
l\egnault  d'Esch. 
Regnanlt  de  Raigecourt  1530. 
Humbert  de  Serriere. 
Michel  de  Barisey. 
Robert  de  Heu. 
Gaspard  le  Gournay. 
Nicolas  le  Gournay  1535. 
Michel  le  Barisey. 
Claude  le  Gournay. 
Nicolas  le  Gourna}'. 
Äfartin  de  Heu. 
Jacques  d'Esch  1540. 
Robert  de  Heu. 
Gaspard  de  Heu. 
Richard  de  Raigecourt. 
Fran^ois  Baudoche. 


Martin  de  Heu  1545. 

Richard  de  Raigecourt. 

Francois  Baudoche. 

Gaspard  de  Heu. 

Robert  Baudoche  1549,  1550. 

Nicolas  le  Gournay. 

Jacques  le  Gournay,  de  Tallanges. 

Jean  Soullain. 

Michel  Praillon. 

Pierre  Copperat  1555, 

Michel  Praillon. 

Pierre  de  la  Maixe. 

Michel  Praillon. 

Pierre  de  la  Maixe. 

Jean  Soultain  1560. 

Jean  le  Braconnier. 

Thomas  Mondregot. 

Didier  de  Villers. 

Francois  d'Inguenheim. 

Didier  de  Villers  1565. 

Jean  le  Braconnier. 

Mathieu  de  Mondelange. 

Mathelin  le  Febre. 

Didier  de  Villers. 

Mathieu  de  Mondelange  1570. 

Jean  Houvat  d'Abocourt. 

Francois  Travault. 

Didier  de  Villers. 

Mathieu  de  Mondelange,  2  ans. 

Wiriat  Copperel  1576. 

Jean  Houvat  d'Abocourt. 

Jacques  Praillon,  3  ans. 

Didier  Henriat  de  Villers,  4  ans. 

Wiriat  Copperel,  3  ans. 

Jacques  Praillon  1588  bis  16C0. 

Claude  Noblet,  pendant  6  semaines. 

Jean  de  Villers  1601. 

Jean  Bertrand  de  saint  Jure. 

Nicolas  Maguin. 

Jacijues  Praillon. 

Nicolas  Lucquin  1605. 

Charles  Sartorius. 

Jean  de  Villers. 

Jean  Bertrand  de  saint  Jure. 

Nicolas  Maguin. 

Abraham  Fabertl610. 

Demange  Flöze  1614. 

Nicolas  Maguin  1615. 

Abraham  Fabert  1618. 

Jean  Baptiste  de  Villers,  Sieur  de 

Saulny  1620. 
Abraham  Fabert  1624. 
Demange  Flöze  1626. 
Jean  Baptiste  de  Villers,   Sieur  de 

Saulny  1627. 
Jaac  Bague  2.  Jul  i  1630—4.  Dec.  1 631 . 


524 


Beilagen. 


Jean  Baptist«  de  Villers,   Sieur  de 

Saulnv  bis  Dec.  1632. 
Philippe  Praillon  1633. 
Abraham  Fabert  1638,  v  28.  Aug. 
Philippe  Praillon,  starb  1638. 
Adrien  de  Bonne  Foy  24  April  1640. 
Henry    de    Gournay,    Seigneur    de 

Talanges  et  Coin  sur  Seille.  seit 

16.  Juni  1641. 
Simon  Thiolat  1648. 
Fran(,"0js  Fabert  1659. 
Thomas  Berard  de  la  Grillonniere 

1663. 
Jean   Ja9ques   de    Gotrmay,    Sieur 

de   Secourt,    Baillif  de  TEveche 

de  Metz  1665. 


Bernard  Polard  de  Givry,  Lieutenant 
de  Roi  ä  Mouzon  1667. 

Thomas  Borard  de  Grillonniere, 
April  1678  bis  1683. 

Henry  Poutet ,  Seigneur  de  Vitrange. 
Lieutenant  particulier  du  Bail- 
liage  et  Siege  Presidial  1684. 

Pierre  Philippe  Pantaleon,  Lieut. 
Gen.  du  Bailliage  1688. 

Louis  Jeoffroy,  Assesseur  au  Bail- 
liage et  Siege  Presid.  de  Metz. 
Mars  1690. 

Christophe  dAuburtin,  Seigneur  de 
Charly  et  Chöny,  Syn.  de  la  ville 
.  1692.  ■ 

Im  Monat  August  1692  wurde  die  Stelle  des  Maitre-Echevin  als 
Staatsstelle  erklärt  und  sie  wurde  sodann  sogar  schon  im  December  um 
100,(X)0  Livres  verkäuflich,  womit  sie  also  ihre  alte,  wenn  auch  in  der 
letzten  Zeit  immer  mehr  abgeschwächte  Gestalt  verlor. 


2.   Das  Metzer  Gebiet  oder  Pays  Messin.  ^ 


1)  Val  de  Metz. 
Champenoy. 
Flavigny. 
Gravelotte. 
Viler  Genivaux. 
Verneville. 

Baigneux  h.  (Weiler.) 
Chantreine. 

Montigny  la  Orange  h. 
Amanville. 
Vaulx. 
Ste.  Ruffine. 
Rozerieullcs. 
Lessy. 
Jusßy. 
iMoulin. 
Ohazelle. 
Scy. 

Longeville. 
Plapi»evillc     et     Tigno- 

mont. 
\V(»i  py. 

Lory  devaiit  Metz. 
Vigiu'ulle. 
Kf,  Agathe  h. 
Ladoticliaiiip  h. 
i.uCiraiige  aux  Daiiies  li. 
Lu  graiule  'J'liiiry  h. 
1.11  pi'lit«  Thiiry  h. 

'  liie  Nomen  der  Orte, 
tlo«  Ma(itarchl>>  cntiioinniL'ti 


Franclonchamp  h. 
La  petite  Maxe  h. 
Grande  Tappe  h. 
G  ränge  d'envie  h. 
Amelange. 
Maiziore. 
Brieux  h. 
Haueoncourt. 
Semecourt. 
Haugondange. 
Freconmoulin  h. 
Zusammen  39. 

2)  Lisle. 

Montigny. 

Bradin  li. 

St.  l'rive  h. 

St.  Ladre  les  Montigny  h. 

ßt.  Ladre  LHopital  h. 

La  Ilorgne  au  Sablon  h. 

Blory  li. 

Fristo  h. 

Cuvry. 

Coin. 

llauterivc  h. 

l'raye  h. 

(troflveux  etNoin'ilic  h. 

(»Iry'h. 

LuNeniilU'  li. 

hishor  noch  nichl  vorölTonllidit.  hMuI  oim-r  nltcn  t'ikmido 
lind  üolwr  inl  die  aito  Schrciborl  oiich  boiliclinlien. 


Marly. 
Augny. 

Jouy  aux  arches. 
Cha'tel  St.  Blaise. 
Sommy  h. 
Fay. 

Sabraj'e  h. 
Ponno}'  ^a  chetive. 
Coin  sur  Seille. 
Loyville. 
Sillegny. 
Vezon. 
Marieulle. 
Mardiguy. 

Lorry  devaul  le  l'oiil. 
Douxiere. 

Limgeville  les Clieminol. 
La  (irauge  je  Mercler  ii. 
La  (irauge  aiux  Ormos  li. 
Zusammen  35. 

3)  Le  Sanlnot. 

Magny.  * 

St.  Thii'-lmiilt  li. 
Basse  Bevoy  li. 
Haute  Bevoy  I». 
IVltre  et  In  Ilorgne  ii. 
Cn'py. 
Chenv. 


2.   Das  Metzer  Gebiet  oder  Pays  Messin. 


525 


Pouilly, 

Borny. 

Paully. 

Fleury. 

Vantoux. 

Jlescliv. 

Verny. 

Valiere. 

Flevy.' 

Avigy  li. 

Les  Bordes  h. 

Fremerv. 

l'onnoy  la  grace. 

Zusammen  68. 

Ay. 

Fommerieux, 
La  Hautonnerie, 

4)  Le  Haut  Chemin. 

Mancour. 
Ennerv. 

Louvigny. 

St.  Julien. 

Chaillv. 

Äloince. 

Grimont  h. 

Antillv. 

Cheminot. 

Chatillon. 

Buy. 

Eply. 

ChieuUe. 

Riig.v- 

Raucourt. 

Viller  rOrme. 

Rupigny. 

St.  Jure. 

Faillv. 

Malroy. 

Alemont. 

Mey. 

Moulin  de  la  Tour  h. 

Pagny  les  Goin. 

Moulin  Regnier  h. 

Vany  et  Auny. 

Vigny. 

Algy  et  Argancy. 

Charlv- 

Buchy. 

Nouelly. 

Hez  li. 

Lielion. 

Montoy. 

Gondreville. 

Silly  au  Sauhioy. 

Coincy. 

Ogy  et  Puge. 

Ocrisy. 

Noesseville. 

Zusammen  73. 

Pontoy. 

Flanville. 

Orny. 

Servigny  les  Ste.  Barbe. 

5)  Le  franc  Aloeuf. 

Pierjeux. 

Vreraj'. 

Jlecleuve. 

Gras. 

Viller  Stoncourt. 

Front]  gny. 

Ste.  Barbe. 

Aoury. 

Champez. 

Poiche. 

Vaucremont. 

C'hailly  sur  Kied. 

Retonfay. 

Bionville. 

Courselle  sur  Nied. 

Beville  h 

Herny. 

Sorbe. 

Vaudreville  h. 

Ariance. 

Poincillon  h. 

Maiser>'. 

Juville. 

Aube. 

Silly  sur  Nied. 

Morville. 

Cama  h. 

Urville.    ' 

Bazoncourt. 

Thicourt. 

Les  Moulins  h. 

Han. 

Haute  et  basse  Boeuf. 

Courcelle  les  Chaussy. 

St.  Eve. 

Luppy. 

Plapecourt. 

Foville. 

Servigny  les  Raville. 

L6ovill6  h. 

Baudrecourt. 

Frecourt. 

Landonville. 

Chenoy. 

Jlaiseroy. 

LaBeuvrieetlaBryere  li. 

Flocourt. 

Chevillon. 

Ottonvllle  et  Rikange. 

Chanville. 

Fourcheux  h. 

Burtoncourt. 

Voymehaut. 

Fr6noy. 

Rurange. 

Holacourt. 

Berlize. 

La  Neuve-ville. 

Clievalin  h. 

Sanry  sur  Nied. 

Lue  h. 

Zusammen  20. 

Domangeville. 

La  Vieuville. 

A^iller  la  Quenezy. 

Befay  li. 

6)  Le  Ban  de  Bazaille. 

Laqueneczy. 

Rabas  li. 

Bazaille. 

].a  Horgne  ä  Ars  li. 

Hessange. 

Beaumont. 

Ars  la  Quenezy. 

Vry. 

Ville  en  Montoy. 

jMarcilly. 

Vigy. 

Moncheux  la  Grande. 

Aubigny  li. 

Repuldange. 

Zusammen  4. 

Coknnbe. 

Avancy. 

Orange  au  Bols  h. 
Jlercy  le  liaut. 

Glatigny. 
Cheuby. 

7)  La  terre  de  ßorze 

Jury. 

Liebauville  li. 

La  ville  de  Gorze. 

Grigy. 

Chlaincourt. 

LefiefdeSte.  Catherine  h 

Belle  Tange  li. 

Sanry  les  Vigy. 

Novean. 

)2G 


Heilagen. 


OnviDe. 

Ollee. 

Jonville. 

Arnaville. 

Voisage  feiiue  h. 

Vionville. 

Moiveron. 

St.  Julien. 


Rezonville. 

Tronville. 

Dampvitoux. 

Marainbois  chateau  h, 

Waville. 

Hageville. 

Dornot 

Vilcey  sur  Mad. 


Sponville. 
Moncheux. 
St.  JUarcel. 
Champs. 
Ürnel. 
Morville. 
Val  de  Vaxy. 
Zasammen  26. 


Im  Ganzen  also  265  Dörfer  und  ^Veiler. 


3.   Verzeichniss  der  Bischöfe  von  Metz. 


2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
Irt. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
2ü. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 
32. 
33. 
31. 
35. 
8(;. 
37. 
36. 
80. 


St. 
St. 
St. 
St. 


St. 
St. 
St. 
St. 
St. 


St.  Clement,  Anfang  des  vierten 
Jahrhunderts. 
St.  Celeste. 
St.  Felix. 

Patient. 

Victor  347. 

Victor  II. 

Simeon. 
Sambace. 
St.  Rufus. 

Adelphe. 

Firmin. 

Legouce. 

Auetor  451. 

Explöce. 
St.  Urbice. 
St.  Bonnole. 
St.  Thi'rence. 
Gosaelin. 
St.  lioman. 
St.  l'hronime. 
St.  Gramace. 
St.  Agatimbre. 
Ilesperius  535. 
Villicuö  548-568. 
SL  Peter. 
Aigulphe  596. 
Arnoaldt  599. 
St.  Papole. 

St.  Arnoult  611  —640. 
St.  Görig  oder  Bablxjn  654. 
(iodon. 

St.  (jlodulphc  (Clou)  •;-  690. 
St.  Ablx)n  (Albon)  f  700. 
Aptat. 
Felix  II. 

Sl.  Sij,'cbaut  y  717. 
ClinMli-graiid  t  765. 
Angclrum  f  791. 
Gondul[*li. 


40.  Drogon  f  855. 

41.  Advence  f  875. 

42.  AVala  f  882. 

43.  Ruotpert  v  916. 

44.  Vigeric  f  927. 

45.  Benno  f  »ach  928. 

46.  Adalbero  I.  f  960. 

47.  Theoderieh oder Thierryl.v nach 
983. 

48.  Adalbero    II.    von    Lothringen 

V  1005. 

49.  Thierry  II.,  Moselherzog,  f  1046. 

50.  Adalbero   III.   von   Luxemburg 

V  1072. 

51.  Hermann  (au.'!  Sachsen)  f  lOilO. 

52.  Poppo,    Sohn    des   Pfalzgrafen, 
t  1103. 

53.  Adalbero  f  nach  1136. 

54.  Theodgcr  ■{-  nach  1119. 

55.  Stephan  von  Bar  v  1163. 

56.  Thierry  III.  f  1171. 

57.  Friederich  de  Pluvoise  f  1179. 

58.  Thierrv  IV.  de  Lorraine  f  1179. 

59.  Bcrtraiu  (Bert hold)  f  nach  1211. 
(iO.  Conrad  von  ScharlVneck  ■;-  1224. 

61.  Johann  von  Apreniont  r  1238. 

62.  Jakob   von  Ldthringen  f  126U. 
(53.  Pliilipp  von  Floranges,  tritt  zu- 
rück 1264. 

64.  Wilhelm  von  Traisnel   f  1269. 

65.  Laurent  f  1219. 

(!(!.  Johann  von  Flandern,  geht  ab 
1282. 

67.  Bdiicliard  dAvesnt-s  y  129(1. 

68.  (Itrlianl   vnii   U«''lHnj4;('H   -J-  130^. 

69.  Kciiihoid  von   itiir  v  1316. 

70.  Heiiiricli  |)au|iiun   j-  nach  1324. 

71.  Ludwig    von  Pniliers,  geht  ab 
1326. 

72.  Adhemar  von  Monthil  f  1361. 


3.    Verzeichniss  der  Bischöfe  von  Metz. 


527 


73.  Johann    von    Vienne.    geht    ab 
1365. 

74.  Thierry  von  Boppart  f  1384. 

75.  Peter  von  Luxemburg  v  1387. 

76.  Raoul  von  Coucy,  geht  ab  1415. 

77.  Conrad  Bayer  von  Boppard ,  tritt 
ab  1457. 

78.  Georg  von  Baden  f  1484. 

79.  Heinrich  von  Lothringen  7 1505. 

80.  Johann  von  Lothringen  f  1529. 

81.  Nicolaus  von  Lothringen,   tritt 
ab  1548. 

82.  Karl  von  Lothringen  f  1574. 

83.  Robert  von  Lenoncourt ,  tritt  ab 
1552. 

84.  Franz  von  Beauquerre,  tritt  ab 
1568. 

85.  Ludwig  von  Lothringen  1 1578. 

86.  Karl  von  Lothringen  t  1607. 


Heinrich  von  Bourbon,  Herzog 
von  Verneul,  f  1612. 
Franz   Egon    von  Fürstenberg, 
tritt  ab  1663. 

Wilhelm  Egon  von  Fürstenberg, 
tritt  ab  1668. 

Georg  d'Aubusson  de  la  Feuil- 
lade  f  1697. 

Heinrich  Karl  du  Camboul  de 
Coislin  f  1733. 
Claude  de  Simon  f  1760. 
Ludwig  Joseph  vonMontmorency 
Laval,  tritt  ab  1794  und  emi- 
grirt. 
*J4.  l'eter  Franz  Bienayme   f  1806. 

95.  Caspar  Joh.  A.  Jauffret  t  1823. 

96.  Jacob  Franz  Besson  f  1842. 

97.  ü.  M.  Dupont  des  Loges,  seit 
1842  ernannt. 


Von  diesen  Bischöfen  wurden  29  kanonisirt,  jedoch  begeht  die  Kathe- 
drale nur  die  Festtage  für  16  derselben.  Eilf  erhielten  die  Kardiuals- 
würde.  Bis  zur  Vereinigung  der  drei  Bisthümer  gehörte  Metz  zur  ober- 
rheinischen Kirchenprovinz  Trier,  dann  wurde  am  3.  December  1801 
das  Bisthum  über  das  Mosel-,  Ardennen-  und  Wälderdepartement  er- 
streckt, durch  das  Conkordat  vom  27.  Juli  1807  aber  auf  das  Mosel- 
departement beschränkt.  Nach  der  Matrikel  des  deutschen  Reichs  hatte 
das  Bisthum  20  Reiter  und  70  Fussgänger  zu  stellen.  Das  Gesetzbuch 
des  Bisthums,  das  bis  zur  Einführung  des  Code  civil  in  Geltung  blieb, 
wurde  1601  abgefasst. 


528 


Beilagen. 


<£> 

.a 

o 

g 

> 

<i> 


CD 

o 


.2 'S 
^  - 


S  ii 


£  £  i:  J 

»^  '^  Ci  es 
c  C  •-  te 
=   S   c;   » 


6C    . 


.s^\'  s 


s°  s  ^  - 


!c  i-  <a 

«S  *' 

WO' 


S     3S 

t. 


^  =  .S  «  2 

O    S    ».    3    ^ 

13  g  SC;« 

2  m3-<5«5: 


^3ä^ 
SS  «  o 


.    P    cS    S  . 

«  ^  '^  2  § 

>  o  «  - 

£>  "^  e 


4^     a 


S 


3 


So« 


13 


®  o  t:  = 
><;  't;  u  .a  i. 


*    3    «    ? 

g  -S  .22  ^ 

iS    3    >^    S 


PQ       E       =1 


.S  S  > 
^  B  _ 

£CD.S 

r"?    *  .22 

.a 


2  «.9 

^  H^  »o 

1-;     o 


es-!- 


iO 


I   I   M   I   M   I   M   I   I   I   M   M   I   I   I   I 


I     I    I 


^^ 


0}  .—     - 

w  ü;  ^ 


»0      .—  o  ^  tr 


'/:■'- 


5.    IJtcratiir  über  Deutsch- Lotliring-en.  599 


5.   Literatur  über  Deutsch -Lothringen. 

Der  Kürze  wegen  sind  folgende  Abkürzungen  gebraucht:  Mem.  Ac.  M.  für  Menioires 
<le  l'Academie  de  Metz;  Mdm.  Archöol.  (ür  Memoires  de  la  Suciete  d'Archeologie  et 
d'Flistoire;  Bulletin  Archeol.  für  die  Bullelins  derselben  Gesellschaft;  Mspt.  für 
Monuscripte  der  Bibliothek  zu  Metz. 

I.   Zeitschriften,  Zeitungen  u.  dgl. 

Journal  de  Metz,  Metz,  Collignon,  1758  —  75,  wo  das  Parlameut 
unterdrückt  wurde;  dann  wieder  nach  dessen  Wiederherstellung  1776, 
wo  der  Verfasser  starb. 

Almanacli  de  Metz  pour  l'an  de  grace  1791.     Metz,  Collignon, 

Almanach  de  Lorraine  et  Barrois.   Nancy,  Veuve  Charlot  1774  IT. 

Almanaeh  des  trois  Ev6eh6s,  Metz,  Collignon  1783  IT. 

Annuaire  du  Departement  de  la  Moselle.  Metz,  Verronnais,  1798  fl'.; 
von  IttU'i  an  in  grösserem  Format. 

Annuaire  statistique  et  historicjue  du  Departement  de  la  Moselle. 
Metz,  Verronnais  1857  ff. 

Chastellux,  (C.  de),  Annuaire  astronomique ,  meteorologique,  sta- 
tistique et  administratil"  du  Departement  de  la  Moselle.  Metz,  Rousseau 
1856  —  57. 

Sauer,  La  Moselle  administrative.     Metz,  Alcan  1857  IT, 

Lepage  et  Grimblot,  Annuaire  administratil",  statistique,  historique 
et  commerciel  de  la  Meurthe.     Nancy,  1849  ff. 

Chabert,  Annales  du  Departement  de  la  Moselle.  Metz,  Lorette 
1849  —  58.     (Gesammelt  in  Sonderausgabe  1864.) 

Chabert,  Journal  histoiique,  litteraire,  scientifique,  industriel  de  la 
Ville  de  Metz   du  1  Janvier  1805  k  19  Juillet  1870.     Nancy  1773. 

Rapport  du  Prelet  au  conseil  general  de  la  Moselle.  (Jährlich  bis 
1870  und  von  der  deutschen  Regierung  1873  ff.) 

Memoires  de  l'Academie  de  Metz.     Von  1822  an  jährlich  ein  Band. 

Austrasie,  Revue  de  Nord-Est  de  la  France.  Metz  I.  Serie  1837—39, 
ir.  Serie  1ö40  — 41,  III.  Serie  1842  —  43.  Neue  Folge  1853  —  63,  Revue 
de  l'Est  1864 -Ü9. 

Revue  de  Metz,  Metz,  Mayer  Samuel,  1844  —  45,  III  voll. 

Union  des  Arts,  Revue  litteraire  et  artistique.  Metz,  Lamort,  1851  —  52, 
II  vol. 

Bulletins  de  la  Societe  d'Archeologie  et  d'Histoire,  Metz  1858  —  69 
und  1870  ff. 

Mämoires  de  la  Societe  d'Archeologie  et  d'Histoire  de  la  Moselle, 
Metz  1858-69,  72  ff. 

Metz  litteraire  en  1854,  par  une  societe  de  gens  de  lettres.  Metz, 
Blanc,  1854. 

Chabert,  Tablettes  chronologiques  de  l'histoire  du  Departement  de  la 
Moselle,  döpuis  les  temps  les  plus  recules,     Metz,  Rousseau,  1852. 

Memoires  de  l'Academie  de  Stauislaus,  Nancy,  seit  dem  Bestehen 
der  Akademie  jährlich  ein  Band. 

Bulletin  de  la  societe  d'histoire  naturelle  du  Departement  de  la 
Moselle.     Metz  1843  —  74. 

L'Observatrice  de  FAustrasie.  Almanac  pour  l'an  de  gräce  1758 
par  la  Bergere  d'Outre-Seille. 

Affiches  des  Trois-evöches ,  feuille  hebdomadaire.  Metz  vom  30.  Sept. 
1779  bis  6.  Mai  1790;  von  da  an  bis  zum  31.  August  1790  unter  dem 
Titel:  Annales  nationales  et  politiques. 

Huhn,  Deutsch -Lothringen.  34 


530  Beilageu. 

Journal  des  Departements  de  la  Moselle,  de  la  Meurthe,  de  la  Meuse, 
des  Ardeniies  et  des  Vosges.  Nachfolger  der  vorigen,  erschien  Metz  bei 
Laniort,  Bloiiet  und  zuletzt  Verronnais  und  beschränkte  von  18U6  den 
Titel  blos  auf  das  Moseldepartement. 

Journal  de  Metz.  Nouvelles  des  Armees.  Metz,  Verronnais, 
lan  VIII. 

Däcadaire  des  Sans-Culottes,  precede  des  arrivoes  et  des  departs 
des  Courrier.-^.     Pour  lan  II  republicain.     Metz,  Verronnais. 

Journal  des  Amis,  redige  par  une  Soci^te  de  rcpublicains  du  De- 
partement de  la  Moselle.  Metz.  Pierre  Antoine.  (Vom  2  Pluviose  bis 
30  Vent6?e  des  Jahrs  VI,  1798.) 

Gazette  de  Metz,  Metz,  CoUignon  1847  —  G3. 

L'utile,  Journal  populaire  de  la  Moselle,  redige  par  des  collaborateurs. 
Metz,  Lamoit,  1833. 

L'indicateur  de  l'Est,  par  Begin,  Metz,  Verronnais,  18o0. 

Journal  dinstrnction  populaire  du  Departement  de  la  Moselle,  public 
par  Mr.  Labastide.     Metz,  Lamqrt,  1832  —  33. 

Le  Mänestrel  de  la  Moselle  (Calendrier),  premi^e  annee,  Metz, 
Deviily,  IK^l. 

Moniteur  de  la  Moselle  (Organ  der  Mairie),  Metz,  1852—74,  drei- 
mal in  der  Wociie. 

Courrier  de  la  Moselle,  Metz  1830  —  1872,  seither  in  Nancy  er- 
scheinend, dreimal  in  der  Woche. 

Voeu  national,  Metz  1830  —  1874.  dreimal  in  der  Woche.  (Ultra- 
montan und  royalistisch.) 

L'Independant  de  la  Moselle,  Metz,  Mayer  und  Samuel,  dreimal 
in  der  Wochi-.  (Orleanistisch.)  Erschien  blos  unter  der  orleanistischen 
Regierung. 

Gazette  de  Metz  et  de  Lorraine,  Metz  1830  (T. ,  dreimal  in  der 
Woche.     (^Legitiinistiscli.) 

Metzer  Zeitung,  Metz,  Gebr.  Lang,  täglich,  seit  1871, 

Lothringer  Zeitung  mit  amtlichen  Nachrichten.  Deutsche  und 
französisch«-  Ausgabe,  täglich;  Metz  1871  JT. 

Diedenhofer  Bote,  Amtliches  Organ,  Diedenhofen  1872,  Von  da 
an  al.s  DitdfulKilVm'r  Zeitung.     Dreimal  wöchentlich. 

Forbacher  Zeitung,  Amtliches  Organ.     Forbach  1872  IT. 

Nouvelles  officielles  pour  larrondissement  de  ChAteau-Salins.  Vic 
1871  —  72. 

Saarburger  Anzeiger,  Saarburg  1871  —  72. 

"Wochenblatt  llir  Saarburg  und  Chäteau-Salins,  Lokalblatt  für  Pfalz- 
burg.    Saiirburg  1-73  —  74. 

Saargemünder  Zeitung.    Amtliches  Organ.     Saargemilnd  1871—74. 

Kreis-  und  Anzeigeblatt  für  Bolchen.    Metz  1872—74. 

Le  petit  glaneur.     Journal   de  larrondissement  de  Sarreguemines. 

1H71  — ;v. 

Procfes- verbal  des  sennces  de  raseembU-e  provinciale  (h-s  Duchi^s 
dl'  lorniini-  <l  (b-  Mar.     Nancy  1788. 

Dälib^rations  du  con«eil  gcnerai  du  Departement  de  la  Meurllic 
Nancy   IH4( >-«;'.». 

Conseil  gänäral  de  la  MoHelle.    Procds- verbau x  de.s  dd'libi'rations. 

M*-t/.  jahilirlt   biH   180)9. 

Recueil  «le«  aolew  admiiilBtratiffl  de  la  Jfoselle.     Metz   1817  —  1870. 
Amtsblatt  (ilr  den  Bezirk  I^tthringen.     Motz   1871—74. 
Recueil  d<K  «ctcH  adminlHtrallfH  (b-  la  Meurthe.     Nancy  1816—70. 
Budget  du   l>.|.nrl«inenl  di-  bi  MuBelle.     Mclz.   1820  —  1)3. 


b.    IJteratur  über  Liutseh -Lothringen.  531 

II.  Bibliographie,  Archive. 

Bibliographie  historique  de  la  France,  par  Jacques  Lelong.,  Paris, 
i'iG'2.     (Der  lunfte  Band  enthält   Lothringen,   Bar  und  Trois-Eveches.) 

Les  Archives  de  la  Prefecture.     Austrasie  1863. 

Inventaire  des  Archives  de  la  Prefecture.  Im  Annuaire  1855, 
1857  —  59,  1868—69. 

Jacob  (V.)  Notice  sur  les  Archives  de  la  ville  de  Metz.  Mem.  Archeol. 
1865  —  66. 

Clerc,  Catalogue  des  Manuscripts  de  la  Bibliotheque  de  Metz,  rela- 
til's  11  l'histoire  de  Metz  et  de  Lorraine.  Metz,  Blanc,  1806.  (.Es  sind 
271  Manuscripte.) 

Catalogue  raisonne  des  collections  lorraines  (livres,  manuscripts, 
tableaux,  gravures  etc.)  par  M.  Noel.     Nancy  1850. 

Description  de  la  bibliotheque  de  Metz,  par  Begin.     Metz  1833. 

Musöes  de  la  ville  de  Metz.     Catalogue.     Metz,  Verronnais,  1874. 

III.  Topographie,  Statistik. 

Stemer  (N.  Fr.  X.)  Traite  ou  description  du  Departement  de  Metz. 
Metz,  Collignon,  1755. 

Colchen  (Prefet)  Description  du  Departement  de  la  Moselle.  Metz  1803. 

Viville,  Dixionnaire  du  Departement  de  la  Moselle.  Metz,  Antoiue, 
1817,  II  vol. 

Audenel,  Essai  statistique  sur  les  fronti^res  Nord-Est  de  la  France, 
contenant  la  description  topographique  et  chronologique  de  la  ligne  frOn- 
ti^re  depuis  le  Rhin  jusqu'aux  Ardennes.     Metz,  Gerson-Levy,  18'27. 

Verronnais,  Statistique  historique,  industrielle  et  conimercielle  du 
Departement  de  la  Moselle,     Metz,  Verronnais,  1844,  II  vol. 

Chastellux,  Statistique  de  la  Moselle.  Metz,  Pallez- Rousseau,  1854. 
(Bios  der  erste  Band  erschien,  enthaltend:  physikalische  und  mathe- 
matische Geographie  von  Goulier,  Meteorologie  von  Grellois,  Geologie 
und  Mineralogie  von  Jacquot,  Paleontologie  von  Terquem,  Zoologie  von 
Malherbes.) 

St.  Martin  (L.  B.  de),  Atlas  geographique,  statistique  et  historique 
du  Departement  de  la  Moselle.     Metz,  Lithographie  de  Etienne,  1860. 

Chastellux,  Le  Territoire  du  Departement  de  la  Moselle.  Histoire 
et  statistique.     Metz,  Maline,  1860. 

Tableau  par  ordre  alphabetique  des  communes  du  Departement  de 
la  Moselle.     Metz  1817. 

Tableau  des  communes  du  Departement  de  la  Moselle  avec  les  di- 
stances  aux  chef-lieux.     Metz  1834.     Neue  Ausgaben  1851  iind  1854. 

Tableau  par  ordre  alphabetique  des  villes,  bourgs,  villages,  hameaux 
et  censes  du  Departement  de  la  Moselle  et  des  costumes  qui  les  regissent, 
par  N.  Parant,  advocat.     Metz  1825. 

Einwohnerzahl  des  Departements  1700—1861  im  Annuaire  von 
1868,  S.  262. 

Die  Bevölkerung  der  Gemeinden  in  Elsass  -  Lothringen  nach  der 
Zählung  vom  I.  December  1871.     Strassburg  1873. 

Der  Flächeninhalt  der  Gemeindegemarkungen  und  die  Ergebnisse 
der  Viehzählung  am  10.  Januar  1873  in  Elsass -Lothringen.  Strass- 
burg 1874. 

Durival,  Memoire  sur  la  Loi-raine  et  le  Barrols      Nancy  1742. 

Durival,  Table  alphabetique  des  villes,  bourgs  et  villages  de  Lorraine 
et  Banois.     Nancy  1749. 

Durival,  Memoire  sur  la  Lorraine  et  le  Barrois.  Nancy  1753.  (Aus- 
führlicher.) 


53'2  15cilag:en. 

l)lirival,  Descriptiou  de  la  Lorraine  et  du  Barrois.  Nancv,  Veuve 
Lodere,  1778,  1771»,  1783,  III  vol. 

AllX  (President),  Denombrement  du  duche  de  Loi-rain,  1594.  Mspt. 
iu  Nancy  und  Copie  davon  Mspt.  in  Metz  unter  dem  Titel:  Histoire  du 
pays  et  duclie  de  Lorraine. 

Etat  genöral  de  la  consistance  du  domaine  de  Lorraine  et  Barrois, 
1()32.  Mspt,  iu  Kancy,  enthält  des  Geographen  Bugnon  Poliura  und 
Abreges  über  Lothi-ingen.     VI  vol. 

Mämoires  der  Intendanten  Turgot  und  Vaubourg  über  Lothringen, 
1690.     M.-ipt.  auf  der  Bibliothek  in  Nancy. 

Bilistein,  Essay  sur  les  Duches  de  Lorraiue  et  de  Bar  et  sur  la 
ville  de  Nancy.     Amsterdam. 

Maillet,  Mcmoires  alphab^tiques  pottr  servir  h  l'histoire  ou  Pouille 
et  a  la  description  generale  du  Barrois.     Bar-le-Duc  1749. 

Calmet  (Dom  Augustin),  Notice  de  la  Lorraine  qui  comprend  les 
Duchez  de  Bar  et  de  Luxembourg,  TEctorat  de  Treves,  les  trois  Ev6ch6s 
Metz,  Toul  et  Verdun.     Nancy,  L.  Beaurain,  1756,  II  vol. 

Marquis  (Prüfet),  Statistique  de  la  Meurthe.     Nancy,  Fan  XIII. 

Doisy,  Dictionnaire  des  Etats  de  Lorraine.     Paiis  1753. 

Thi^aut,  Dictionnaiie  geographique  du  Departement  de  la  Meurthe. 
Nancy,  lan  XL 

Michel,  Statistique  de  la  Meurthe.     Nauc}'. 

Lepage,  Le  Departement  de  la  Meurthe.  Statistique,  historique  et 
administraiive.     Nancy,  Peiffer,  1843,  II  voL 

Lepage,  Les  communes  de  la  Meurthe,  Journal  historique  des 
villes,  bourges,  villages,  hamcaux  et  censes  de  ce  Departement.  Nancy, 
I.cpape.   1.S53,   II   vol. 

Lepage ,  Dictionnaire  topogi  aphique  du  Departement  de  la  Meurthe. 
Paris   löti'4. 

Sailly,  Le  Barrois  mosellan.    Mem.  Arch.  1868 — 69. 

Lepaix,  Armorial  des  villes  de  la  Lorraine  et  des  Trois  Evfiches. 
Mi-lz,  Lorraine,  1869. 

Jacquot  (E-))  La  Mosclle  avant  les  temps  historiques.  Mem.  Acad.  M. 
1855—56. 

Jacquot  (E.),  Description  g^ologique  et  mineralogique  du  Departe- 
uH'iit  de  la  Moselle.  Paris  1868.  Mit  Karten.  (Kntliält  im  Anlunigc 
die  gesammte  Literatur  über  alle  geologischen  und  geognostischen  Ver- 
halliii.s.'^e,  Mineralogie  und  Paläontologie,  worauf  verwiesen  wird.) 

Carte  g^ologique  du  Departement  de  la  Moselle,  par  M.  Reverchon, 
iiigriiicur  cn  chef  des  mines.     Paris  1866. 

Friderici,  Apercu  de  la  Geologie  du  Departement  de  la  Moselle. 
.Mrlz,  Alcaii.  1862. 

Levallois,  Apergu  de  la  Constitution  geologiquo  du  Departement  de 
la   MnirllH-.     Paris  1852. 

Nouvelle  flore  de  la  Moselle  par  Ilolandrc.     Metz,  Verronnais. 

Fournel,  Fauna  de  ja  Moselle.  Metz,  Verronnai.s,  1836 — 42,  III  vol. 
Commission  centrale  d'Agricultiire  de  la  Moselle,  expose  par  Mr. 
de  .Slrulni-Ponthoz.     Metz,   PaTlez,  1819. 

Andrö,  Kapport  H»r  la  production  en  (|ualile.  et  valeur  de  in  IVche 
iu  PoiHSon  dauH  le«  riviärcs  et  ^tangs  du  Departement  de  la  Moselle. 
Mi'm.  Ac.  M.  1851— 5'i. 

Abel,  Ktude  sur  le  vigne  dans  le  D^parti'mont  de  la  Moselle.  M^m. 
A.-.   M.   1M61  -62. 

Aim^  Cuny,  Sur  IVpoqno  de  Pouverture  des  vendanges  dans  40 
riitiiiiiiiii<"<  de  rnriitndliisemenl  de  Metz,  depuin  1790  jusqu'i\  18(>2.    Mein. 

A-  M    i'^»;'>    (j(. 


5.    Literatur  über  Deutsch -Lotliriiigcn.  033 

Begin,  Etüde  sur  riiistoiie  de  la  navigation  de  la  Moselle.  Aut^trasie 
1839. 

Marechal  (?.)•>  Memoires  concernant  la  navigation  des  rivieres  des 
Trois-EvecIiL-s  et  le  commerce  de  la  ville  de  Metz.  Metz,  Lamort,  1773. 
(Soll  nach  Anderen  von  Gardeur  Lebrun  verfasst  sein.) 

Abel,  Reclierclies  liistoriques  sur  les  pi emiers  essais  de  la  navigation 
a  vapeur  dans  l'Est  de  la  France.     Broschüre,  Metz. 

Les  Routes  imperiales  dans  le  Departement  de  la  Moselle.  Mem. 
Ac.  M.  1856  —  57. 

Simon  (V.),  Nolice  sur  les  postes  chez  les  anciens  et  chez  les  mo- 
dernes, sur  l'origine  des  Messagerics  et  sur  plusieurs  monuments  inedits 
attribues  a  des   relais  de  poste   gallo -romains.     Mt'm.  Ac.  M.  1850 — 51. 

Martigny,  Notice  historique  sur  les  voitures  publiques  de  Metz  a 
Paris.     Metz,  Rousseau,  1853;  auch  in  Austrasie  1853. 

IV.   Chroniken,  Historien. 

Die  Leben  der  Heiligen  befinden  sich  in  den  Acta  Sanctortitn  und 
sonst  vielfach  abgedruckt 

Labastide,  Table  chronologique  des  chroniques  de  Metz.  Mera.  Ac.  M. 
1840-41. 

Gesta  Trevirorum.     Achery  Specil.  vol.  VI,  Calmet  bist.  Lorr.  L 

Gesta  Episcoporum  Metensinm.     Pertz,  Mon.  bist,  gerra.  X. 

Roman  de  Garin  le  Loherans.  Calmet  I,  in  französischer  Ueber- 
setzung  von  Vigneullos,  Mspt.  der  Metzer  Bibl.  Nr.  97. 

Cartularium  der  Abtei  St.  Arnould.     Mscpt.  64,  65,  66. 

Cartularium  der  Abtei  Gorze.  Das  Original  ist  in  der  Bibliotliek 
des  Seminars  zu  Nancy.     Mspt.  76,  77. 

Cartulaire  de  la  ville  et  cite  de  Metz  sous  les  Empereurs.  (Gejit 
bis  15'.>0.)     Mspt.  1. 

Cartulaire  de  l'Evfiche  de  Metz,  IX  vol.    Mspt.  49  —  57. 

Chroniques  des  Empereurs  et  Rois  de  BohOme.  (Von  Vigneulles 
stark  benützt.)     Mscpt.  81. 

Chronographie  du  Monastere  des  C^lestins  de  Metz.  1371  — 14C9. 
Gewöhnlich  grosse  Celestiner  Chronik  genannt  und  von  Nicolas  de  Lut- 
tange.  Mspt.  83.  Die  kleine  Chronik,  welche  bis  1616  geht,  befindet 
sich  auf  der  Bibliothek  in  Epinal. 

J.  et  P.  Aubrion,  Journal  de  Jehan  Aubrion  bourgeois  de  Metz  avec 
sa  continuation  par  Pierre  Aubrion,  1465  —  1572,  public  en  entier  pour 
la  premiere  Ibis  pas  Loredan  Larchy.  Avec  plan.  Metz,  Blanc,  1857. 
Das  Originalmanuscript  ist  in  Wien,  eine  Abschrift  in  Metz. 

Chronique  du  monastere  des  Celestins,  par  E,  de  Bouteiller.  Mem. 
Ac.  M.  18(;i  — 62. 

Annales  de  Metz  tirees  des  ecrits  du  sieur  Simon  de  la  Hiere  et 
de  plusieurs  autres  auteurs,  pour  ce  qui  concerne  les  premiers  temps, 
continuees  par  Jean  Aubrion  et  par  son  neveu,  et  enrichies  de  quantite 
de  notes  du  savant  Paul  Ferry.     (Geht  bis  1609.)     Mspt.  87. 

Chroniques  de  Pliilippe  de  Vigneulles.  (Geht  bis  i  .26.)  Original- 
handschrilt  Mspt.  88  —  90,  III  vol.  Unvollständig  und  ungenau  abge- 
druckt in  der  Chronikensammlung  von  Hugucnin. 

M.  Praillon,  Maitre-echevin,  Chronique  de  Metz.  Unvollständig 
abgedruckt  bei  Huguenin.  Das  Manuscript  ist  in  Epinal,  die  zweite 
Hälfte  aber  vei'loren. 

Chronique  des  Minimes.  Eigentlich  Chronik  von  St.  Eloi  bis  1551, 
fortgesetzt  iui  Kloster  des  Minimes  1640-;- 1650.     Mspt.  118. 

Initium  fundationis  monasterii  beati  Arnulphi  Metensis,  abgedruckt 
bei  Calmet  bist.  Lorr.  IV. 


534  Beilagen. 

La  chronique  de  Lorraine  depuis  Tan  1350  jusqua  Tan  1544.  Eben- 
falls abgedruckt  bei  Calmet  IV. 

Chronique  en  vers  des  Antiquites  du  Metz.  Bis  1583  bei  Calmet  IV. 
Die  Chronik,  welche  bis  15*25  geht,  hat  zum  Verfasser  Jean  le  Chätelain 
de  la  porte  St.  Thiebault  und  nicht  den  1525  zu  Vic  wegen  Häresie 
verbrannten  Augustiner  Jean  Chätelain.  Sie  wurde  zuerst  in  Metz  von 
Bouchard  1698  gedruckt,  aber  blos  theilweise  bis  1424.  Es  gibt  aber 
zahlreiche  Fortsetzungen  bis  1471,  1474,  1603,  1620;  ferner  in  Prosa 
von  Dugard,  chantre  et  Marguiller  en  la  paroisse  de  St.  Georges  bis 
1686.  Die  genannte  Ausgabe  ist  von  Chabert  zu  Metz  1856  und  in  der 
Austrasie  wieder  abgedruckt;  Fortsetzung  von  1551  bis  1635  im  Journal 
de  Jean  Bauchez.  Die  Metzer  Bibliothek,  Mspt.  98  — 102,  hat  mehrere 
Manuscripte.   aber  eine  vollständige  Sammlung  und  Ausgabe  fehlt  noch. 

Journal  de  Dom  Seb.  Floret,  aus  dem  Kloster  St.  Arnould,  heraus- 
gegeben von  Chabert  in  besonderer  Broschüre  1862  und  von  Huart  in 
Austrasie  1862.     Mspt.  115. 

Recueil  de  Pieces  et  Chroniques  de  Metz,  Mspt.  105;  enthält  viele 
Chronikbruchstücke  und  Aktenstücke  zur  Geschichte  von  Metz  ans  dem 
Stadtarchiv. 

Observations  s^culaires  de  Paul  Ferry,  Mspt.  106—108,  III  vol. 
Die  wcrthvoUste  Quelle  für  die  Geschichte  von  Metz  mit  ungemein  zahl- 
reichen Aktenstücken.     P.  Ferry  (1669)  war  evangel.  Pfarrer  in  Metz. 

Miscellanea  par  Paul  Ferry.     Mspt.  111. 

Memoire  de  tout  ce  qui  s'est  pass6  ä  la  demolition  du  lieu  oü  est 
la  Citadelle  et  les  lieux  du  retranciiement  de  Guise  et  la  place  St.  Jac- 
ques, comme  aussi  des  autours  de  la  ville  de  Metz.  Mspt.  113.  Zum 
Theil  abgedruckt  1862  von  Lamort  in  Metz. 

Journal  de  St.  Aubin  de  1590  ä  1594.     Mspt.  116. 

Chronique  Protestante.    Mspt.  117. 

Chronique  de  Jean  Bauchez,  grefFier  du  village  de  Plappcville, 
Mspt.  119.     llerausg.  von  Boutciller  und  Abel.     Metz  1868, 

Chronique  de  Metz,  par  Ancillon.  Mspt.  120  (1656—1660).  Abge- 
druckt von  Chabert  18(50  bei  Rousseau -Pallez. 

Chroniques  de  Metz,  de  1324  j\  1683.    Mspt.  121. 

Journal  de  ce  qui  s'est  passe  a  Metz  depuis  l'nn  1580  jusqu'au 
\endredi  29  Juillet  1588  par  le  pasteur  Büffet.     Msnt.  259. 

Journal  de  ce  qui  s'est  passe  Ji  Metz  depuis  1724  jusqu'en  1725  par 
If  cluvalier  de  Belchamp.     Mspt.  122. 

Ännales  de  Metz,  de  1724  k  1755  par  M.  Baltus^  notaire.  Mspt.  123. 
\Vurde  abgedruckt  1789  von  Lamorl 

Annales  de  Metz,  depuis  la  cn'-ation  du  monde  Ju.^qu'on  1751.  par 
M.  Pliiliiqx'  Marchand,  commi.ssionaire  de  (luartier.     Mspt.  125. 

A.  Bonvarlet  et  J.  Thilloy,  Journal  de  Henri  Messer.  Moni.  Ac.  M. 
1869  —  70. 

Taconsins  Husson,  Chroniques  de  Metz,  1200—1625,  i)ubli»''  d  apres 
le  maniiHcripl  uiitngrnplif  de  Copenhague  et  celui  de  Paris,  par  H.  Miche- 
lant.      Metz,  U.niHseaii-l'allez   1H70. 

Chronique  d»-  (Pierre)  de  üournai,\,  1518  —  30.  Mspl.  auf  der 
Itiblinlliek  in  Pari«,     Ist  von  Huguenin  für  IWß- 30  beniil/.t. 

Huguenin  (J-  l'-),  I-e«  chnmiques  de  la  ville  de  Metz,  reciieillis, 
!i»i«  i-n  iirdre  et  pubiieH.  Metz,  Lamorl,  1H38.  Diirehau.s  uiikriti.wh  und 
•  iillmli  verHtiimnielle  BrucliHtUcke  der  Chroniken  von  Vigneuilles,  Doyen 
ir  Kl.  Tliiebniilt,  J,  Aultrion,  Prnillon  und  Ciwi(;iiatz. 

Mömoire  de  Pliilippe  de  Vii^neuille«,  piibliee  d'aprtis  le  nmnuseript 
ri'.Mtiiil  |.«r  H«tui  .Miehi'iftnl.     Stuttgart  1852. 


5.    Literatur  über  Deutsch -Lothringen.  535 

Prost,  Notice  sur  deux  Chroniques  Messines  du  15  et  du  16  siecle. 
Mem.  Ac.  M.  1858  —  59. 

Prost,  Notice  sur  quelques  manuscripts  concernant  l'histoire  de  Metz 
ot  de  la  Province,  qui  se  trouvent  dans  les  bibliotheques  de  Coblentz, 
Stuttgart,  MuTiicli,  Vienne,  Dresde  et  Berlin.     Mom.  Ac.  1847  —  48 

Prost,  Notice  sur  les  Chroniques  Messines,  publiees  par  Huguenin. 
Mem    Ac.  M.  1850  —  51. 

Saulcy  (De),  Quelques  feuillets  d'une  chronique  messine  (Revolte 
des  bouchers  u.  dgl.).     Austrasie  1837. 

Prost,  Notice  sur  l'entree  des  franyais  k  Metz,  en  1552.  Austrasie  1854. 

Champion,  eure  d'Ottonville,  chronique  latine ,  1(320  —  1663,  publice 
par  G.  Boulange.     Austrasie  1864,  p.  1  et  274. 

V.   Historische  Notizen,  Alterthümer,  Geschichte. 

Inscriptions  de  la  Moselle.    Paria  1874,  l™  livraison. 

Abr.  Fabert,  Description  du  Pays  Messin.     Paris  1597. 

Dom  J.  Cajot,  Les  antiquites  de  Metz  ou  recherches  sur  l'origine 
du  Mediomatriciens,  leur  jiremier  etablissement  dans  les  Gaulois,  leurs 
moeurs,  leur  religion.     Metz,  Collignon ,  1760. 

Abel,  Cesar  dans  le  Nordest  des  Gaulois.     Metz  1862. 

Abel,  les  voies  romaines  dans  Ic  Departement  de  la  Moselle.  Mem. 
Archeol.  1858  —  59  und  Austrasie  1858. 

A.  Huguenin,  llistoire  du  rovaume  Merovingien  d'Austrasie.  Paris, 
Durand,  1862. 

Brunehild it  les  Austrasiens.  Mem.  Ac.  1833—34  (par A.  Huguenin.) 

Un  monument  de  Divodurum  par  J.  F.  Sobirsl,  chef  de  bat.  du 
Genie  en  retraite.     Mem.  Ac.  1858  —  59. 

Simon,  Rapport  sur  les  Monuments  anciens  existant  dans  le  departe- 
ment  de  la  Moselle  et  sur  les  Archives  de  TAcademie  royale  de  Metz, 
pour  l'annee  1837  —  38.     Metz,  Lamort,  1838. 

Chabert,  Memoires  pour  servir  ä  l'histoire  de  Metz.    Austrasie  1863. 

Chabert,  Discours  du  temps  de  la  rivalite  de  Henri  II  et  Charles 
Quint  1551  —  1552.     Metz,  Lecouteux,  1849. 

Prost  (A  ),  Etudes  sur  l'histoire  de  Metz  —  Les  Legendes  —  Metz. 
Rou.sseau-Pallez  1865. 

Abel ,  Invasion  des  barbares  dans  le  vallee  de  la  Moselle.  Austrasie 
1854. 

Devilly,  Antiquites  mediomatriciennes.  Monuments  trouves  en  1822 
k  l'ancienne  citadelle  de  Metz.  Avec  planches.  Metz,  Lamort,  1823. 
Auch  Mem.  Ac.  1822  —  23. 

De  la  Souverainet6  du  roy  ä  Metz,  pays  messin  et  autres  villes 
et  pays  circonvoisins :  qui  estoient  de  l'ancien  royaume  d'Austrasie  et 
de  Lorraine.  Contre  les  pretentions  de  l'Empire,  de  l'Espagne  et  de  la 
Lorraine  et  contre  les  maximes  des  habitans  de  Metz,  qui  ne  tiennent 
le  Roy  que  pour  leur  protecteur.  Par  R.  F.  Charles  Ilersent,  chancelier 
de  TEglise  cathedrale  de  Metz  et  Prodicateur.    Paris ,  Thomas  Blaise ,  1632. 

Chabert,  Memoire  de  tout  ce  qui  s'est  passe  ä  la  demolition  du  lieu 
ou  est  la  Citadelle  et  les  lieux  du  retranchement  de  Guise  et  la  Place 
St.  Jacques  comme  aussi  des  autours  de  Metz.     Metz  1864. 

Fulbert,  Etudes  historiques  sur  la  Lorraine  et  le  Pays  messin. 
Austrasie  1837. 

Chabert,  Documents  par  servir  k  l'histoire  de  Metz.  Metz.  Rousseau- 
Pallez  1859.     Mem.  Ac.  M.  1861—62. 

Les  Grands -Brötons  dans  le  val  de  Metz.  Im  Annuaire  1835, 
p.  55  —  71. 


536  Beilagen. 

Saulcy  (D),  Quelques  feuillets  dime  chronique  messine.  (Revolte 
des  bouchei-s,  le  26.  Dec.  1359  et  Septembre  1555.)    Austrasie  1837—38. 

A.  Tnetey,  Les  Ecorcheurs  sous  Charles  VII.  Episode  de  riiistoire 
militaire  de  la  France  au  XV  siecle,  d'apres  des  docunients  inedits.  Paris 
1874.  H.  Barbier  II  vol.  Ueber  Metz  I.  64  f.,  149,  3u7— 308.  (Eine 
interessante  Correspondance  politique  de  la  ville  de  Strasbourg  aus 
d.  J.  1444  steht  in  I.  p.  504  —  529.) 

Fabert,  Relation  du  Vo\'age  du  Roi  Henri  IV  k  Metz.     Metz  1610. 

Lorette,  Resume  de  Thistoire  de  Metz.  Notes  inedites  de  1538 — 1817. 
Metz,  ^'ouvean,  Fol. 

Straten-Fanthoz  (Van  der),  Charles-le-Bon,  causes  de  sa  mort,  ses 
vrais  meurtriers,  Thierry  d'Alsace,  des  Comtes  de  Metz,  Seigneur  de 
Bitche  et  Comte  de  Flandres.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Jean  Mussey,  pretre,  eure  de  Longwy,  Lon-aine  ancienne  et  moderne 
ou  lancien  duche  de  Mosellane.     1712. 

Une  rdvolution  au  16.  Siecle.  Chronique  messine  par  M.  B.  Faivre. 
Metz,  Trotibal,  1835. 

Bouteiller,  L'emeute  du  Tabac.  Episode  de  l'histoire  de  Metz  au 
17.  Siecle.     Austrasie  1864. 

Entr6e  ä  Metz  du  duc  d'Epernon  en  1583.     Austrasie  1838. 

Martigny  (De),  Denombrement  des  villages  et  gagnages  des  environs 
de  Metz  au  Commencement  du  XV.  siecle,  tire  d'un  Manuscript  ä  la 
bibliotheque.     Metz,  Blanc,  1855.     Auch  in  Mem.  Ac.  M.  1854  —  55. 

Journal  du  voyage  du  roi  Louis  XV  ä  Metz  1744.  Collignon.  Voyage 
du  Roy  ä  Metz,  par  M.  Fahre,  1610. 

Article  de  la  neutralite  accordee  par  le  roi  d'Espagne  a  Mr.  le  duc 
de  Lorraine  pour  les  duch6s,  pays  et  subjets  comnie  anssi  pour  les  villes, 
pays,  terres,  evöches  de  Metz,  Toul  et  Verdun.     Metz,  E'abert,  1596. 

Thum  (Gotsmann  de).  Memoire  au  sujet  du  prix:  ccmiment  la  ville 
de  Metz  est  eile  pass6e  sous  la  puissance  des  Empereurs  d'AlIemagne. 
Metz  1769. 

Expose  de  ce  qui  s'est  passe  k  Metz  le  4.  Aoftt  1790  a  loccasion 
d'une  reclamation  fait  ii  Mr.  Depont,  iutendant  au  nom  des  soldats  pro- 
vinciaux.     Metz,  Antoine,  1790. 

F^döration  de  la  ville  de  Metz  du  4.  Mai  1790.  Metz,  Claude  La- 
mort,  1790. 

Relation  officielle  du  voyage  et  du  sejour  de  Monsieur  i  Metz  et 
dans  lis  Tmis-EvOchcs,  par  C.  Cailly.     Metz,  Rousseau- Pal lez,  1860. 

Voyage  de  Tempereur  i  Metz  et  dans  le  Departement  de  la  Moselk\ 
les  29.  et  30.  Sej)tembre  1857.   41'.    Metz,  Blanc,  1857. 

Relation  de  la  visite  de  la  reine  Marie  Lesczinska,  ferame  de  Louis  XV. 
au  nionaflt»M-e  des  Carmelites  de  Metz  1774.     Austrasie  1840. 

Abel,  Les  Russes  dans  la  vallee  de  la  MoscUe.  Metz,  Rousseau- 
Pallez,  1856.     Auch  in  Austrasie  1856. 

Abel,  Loiii.s  l\.  et  le  Luxembourg.     Metz.    Broschüre. 

D'Ornes  «t  Parant,  Resume  du  proces  du  Courrier  de  lA  Moselle 
devant   la  Cour  de  Metz  nu  sujet  de  l'as.sociation   Bretunne.     Broj^cliiire. 

Berg^re,  Les  principaux  evenements  militaire.'^  dont  Metz  a  iHe  lt> 
TheAtre.     Mem.  Ac.  M.  1844 -4r). 

ClerCX  (JoH.),  Notice  hi8t«)rique  Bur  IVtymologiv  du  ni>ni  dv  (lueiques 
uiicicnncH  rue«  de  Metz.     Mem.  Ac.  M.  1847  —  JÖ. 

Terquem  (Aug.),  KtynidiogieM  du  nom  de  toutes  les  villes  et  de 
tiMiH  li-H  village.H  du  Departement  <ie  hi  Moneile.  DcuxiJ^me  ediliim,  revue 
H  VAHu\>\vU'A\     Metz,  Lorette,  1863. 

Begin,  Metz  depuis  XVIII  siecles,  soii  peuplc.  ses  institntions,  ses 
riu'n.  Hi'H  moniuncntH.  3  Bde.  Avcc  grnvuros.  Metx,  Verionunis,  1843—44. 


5.    Literatur  über  Dputscli-I.othrtngei).  337 

Chabert,  Los  rues  de  Metz.     Metz.  Rousseau -Pallez,  1859. 

Beaulieu,  Archeologie  de  ]a  Lorraine.     Nancy  1840.     2  Bde. 

Simon,  ^(jtice  sur  l'aqueduc  romain  qui  conduisait  les  eaux  de  Gorze 
a  Metz.     Mem.  Ac.  1841  —  42. 

Blanc,  Description  historique  et  critique  des  principaux  Monuments 
et  etablissements  de  Metz.  3  feuilles  avec  deux  lithographies.  Metz, 
Lamort,  1833. 

Blanc,  Description  historique  de  Metz  et  de  ses  monuments.  Metz, 
Lorette,  1872. 

Metz  ancien  par  feu  Mr.  ]e  Baron  dllannoncelles,  premier  president 
de  ]a  oüur  roj'ale  de  Metz.  Ouvrage  inedite  par  Mr.  Tardif  de  Moidrey. 
Metz,  Rousseau -Pallez,  1856.  Fol.  2  vol.  Avec  blasons  gravis  sur  bois 
intercales  dans  le  texte.  (Der  grös^te  Theil  der  Exemplare  ist  durch 
Brand  vernichtet  worden.) 

Claude  Chatillon,  Antiquite  de  Metz.  Theil  eines,  grossen  An- 
sichtenwerks über  Frankreich.     Paris  1644  —  47. 

Dom  Cajot,  Antiquites  de  Metz.     Metz,  Collignon,  1760. 

Simon  (V.).  Rapport  sur  les  monuments  anclens  du  Departement  de 
la  Moselle.     Mem.  Ac.  M.  1837  —  38. 

Hannes  Krantz,  Ennemi  de  la  cit6  de  Metz,  1485  — 93,  par  Bou- 
teiller.     Mem.  Archeol. 

Abel,  Notice  sur  la  naumachie  de  Metz.     Mem.  Archeol.  1860. 

Abel,  l'Anipliithcatre  de  Metz.     Bulletin  Archeol    1864. 

Sur  le  Graouilly,  Bulletin  Archeol.  1865. 

Simon,  Recherches  sur  l'emplacement  du  Palais  des  rois  d'Austrasie 
k  Metz.     Austrasie  1843. 

Abel,  Tour  aux  Puces.     Metz  1853. 

Simon  (V.),  Notice  sur  quelques  antiquites  trouvees  a  Metz.  Mem. 
Ac.  M.  1834  —  35,  1838  —  39,  1859  —  60. 

Simon,  Notices  archeologiques  sur  Metz  et  ses  environs.  Mem.  Ac.  M. 
1840  —  44,  1851  —  52,  1854  —  55. 

Faivre  CB.),  Metz  de  1804  ä  1864.     Austrasie  1865. 

Histoire  g^n^rale  de  Metz,  par  les  religieux  Benedictins  de  la 
Congregation  de  Vannes.  Nancy  1769  und  Metz  1775,  VI  vol.  Als  Ge- 
schichte sehr  schwach,  dagegen  sind  die  Epreuves  werthvoll.  Der  Druck 
der  letzteren  wurde  nicht  vollendet,  das  Manuscript  davon  aber  ist  auf 
der  Metzer  Bibliothek,  sowie  die  für  das  Werk  gemachten  CoUectanea. 

Nouvelle  Histoire  de  Metz  (bis  1756)  von  Dom  Theodore  Brocque, 
religieux  de  St.  Arnould.     Mspt.  128  —  129.     II  vol. 

Saulcy  (M.  de),  Histoire  de  Metz.  Im  4.  Bande  der  Histoires  des 
villes  de  France  par  Guilbert.     Paris  1845. 

Cöster,  Geschichte  der  Stadt  und  Festung  Metz.     1871. 

Worms  (.J.),  Histoire  de  la  ville  de  Metz  depuis  l'etablissement  de 
la  republique  Messine  jusqu'ä  la  revolution  fran^aise.  Metz,  Alcan,  1848. 
Zweite   unveränderte'  Auflage.     1863.     Geht  nur  bis  zur  Revolutionszeit. 

Ancelon,  Abrege  de  l'histoire  de  Lorraine.     Nancy. 

Digot,  Histoire  du  Royaume  de  l'Austrasie.    Nancy  1863.    IV  vol. 

Digot,  Histoire  de  Lorraine.     Nancy  1856.     VI  vol. 

Lallement,  Precis  de  l'histoii-e  de  Lorraine.     Nancy. 

B6gin,  Histoire  des  duches  de  Lorraine  et  de  Bar."  Metz.     II  vol. 

Jacquot,  Histoire  de  Lorraine  depuis  les  premiers  ducs  jusqu'au 
Blocus  de  Jletz.     Metz  1874. 

Bertholet,  Histoire  du  Duche  de  Luxembourg.     1741.     MII  vol. 

Lepage,  Lettres  sur  l'histoire  de  Lorraine.     Nancy  1848. 

Bach  (P.),  Etudes  sur  les  origines  de  Metz.  Toul  et  Verdnn.  Mem. 
Archeol.  1863-64. 


538  Beilagen. 

Hnguenin,  Etudes  sur  les  maires  du  palai?  d'Austrasie.  Austrasie  1854. 

BoulangÖ,  Metz  au  Moyen-äge.     Austrasie  185G. 

Note  pour  servir  ä  la  statistique  monumentale  du  Departement  de 
la  Moselle.  par  Mr.  Georges  Boulange.     Metz  1851  —  53. 

Faits  concernant  la  ville  de  Metz  et  la  Paj'-s  messin.  80.  Druck- 
schrift ohne  Ort  und  Jahr.  (Ist  von  Emmery  aus  dem  vorigen  Jahr- 
hunderte.") 

Abel,  Louis  XI.  et  les  Bourgeois  de  Metz.     Metz. 

Abel,  Sejour  de  Charles  IX.  ä  Metz.     1865. 

Abel,  La  bulle  d'or  k  Metz.  Nancy  1873.  Auch  in  Möm.  Ac.  M. 
1871  —  72. 

Abel.  Souvenirs  de  Louis  XVf.  k  Metz.     Austrasie  1860. 

Abel,  Une  cause  celebre  a  Metz.     Metz  1854. 

Abel,  Un  proces  politique  k  Metz  en  1636.  Austrasie  1858,  und 
besondere  Broschüre  1857. 

Chabert,  Ürigine  probable  du  placement  des  Pierres  antiques  in- 
crustöes  dans  la  pile  du  moulin  du  thcrme  a  Metz.     1858. 

Abel,  Ilistoire  des  anciennes  societes  savantes  du  pays  messin. 
Austrasie  1858  und  Mem.  Archeol.  1858  —  60. 

Abel,  L'immaculation  Conception  a  Metz.     Mem.  Ac.  M.  1557. 

Abel,  Le  mystere  de  St.  Clement.     Metz,  Rousseau -Pallez,  1861. 

Abel,  Le  dit  des  trois  morts  et  des  trois  vifs  dans  le  Departement 
de  la  Moselle.     Broschüre. 

Abel,  Representation  artistique  de  l'assomption  de  la  Ste.  Vierge 
Jlarie  ä  Metz,  durant  le  Moycn-age.     Broschüre. 

Abel,  Etudes  historiqiies  sur  les  anciens  usages  du  Pays  Messin. 
Austrasie  1853.  (Enthält:  Les  Valentins;  La  Ronde  des  Crecelles  et  des 
oeufs  de  Päques.    Les  Trimazos.    Les  feux  de  St.  Jean.) 

Indication  des  titres  et  papiers  qui  se  sont  trouves  dans  les  archives 
de  Ihötel  de  ville  de  Metz  en  l'annee  1737.     Mspt. 

Archives  de  Lorraine  sur  Metz,  tirees  de  40  volumes  manuscrits  in-folio, 
recuoillis  et  analyses  par  Ordre  de  Louis  XIV.,  extraites  1772.    Mspt. 

Inventaire  des  titres  de  Lorraine.     Mspt.     XII  vol. 

VI.   Belagerungen  von  Metz. 

De  Saulcy  et  Huguenin,  Relations  du  sit^ge  de  Metz  en  1444  par 
Charles  VII.  et  Rene  d'Anjou.    Avec  carte  et  jilanches.   Metz,  Lamort,  1835. 

Merson  (Chef  d'escadmn) ,  Notice  sur  les  deux  si^ges  de  Bletz  en 
1444  et  1552  (extrait  du  Moniteur  de  PArmee),  .suivies  de  la  relation 
du  simulacre  de  .^iege  de  cette  ville  en  1844,   par  F.  V'erroiinais.     1844. 

Bouteiller,  Le  sii'ge  de  Metz  par  PVantz  de  Sickingen  en  1518. 
Mein.   Archeol.  1858  —  59. 

Chansons  sur  le  si^ge  de  Metz.  In  Cliants  historiques  fran^ais, 
limif  II,  p.   1!*H,  :\  Ciiniisnns. 

Les  derniers  jours  de  la  Republique  meesine.   Paris,  Richard,  1865. 

Salignac  (B-  de),  Le  flii^^ge  de  Metz  par  lempereur  Charles  V.  en 
l'an  MDUl.  ou  Ton  voit  comme  MonHieur  de  Ouise  et  piiisieurs  grands 
wigneurH  de  Kranoe  qui  «'-tnienl  dnns  in  ditte  ville,  ce  sont  oompostes  k 
la  dcffence  de  la  Place  de  Metz.  Melz,  che/,  Collignon,  1555.  Ein»'  Aus- 
galM!  ernchien  zu  Pori«  155(;.  Neu  henui8gegel)eu  wurde  das  Buch  und 
mit  inige<lruckteii  AktenHlücken  vermehrt  von  Clialx'rl.  Melz,  Rousseau, 
lH5r».  4^-  Mit  Karten.  Aucl»  war  schon  1(565  eine  neue  Ausgabe  in 
tlvH  genuiciit  worden. 

Lorette,  Not**»  sur  le  H\i'ge  de  Melz  en  1552.     Metz,  Lamort,  Im»!. 

Büge  <le  Metz  en  1552  in  de  Tlioii,  liint.  universelle  II,  p.  132  und 
MeinoireH  I,  p.  GIU. 


5.   Literatur  über  Deutscli-I.otliringen,  539 

Siege  de  Metz,  Turgot  memoire  sur  la  generalite  de  Metz.     1698. 

Beschreibung  der  ganzen  Kriegsliandhmg  aucli  von  der  Stadt  Metz 
und  ihrer  Belagerung.     (Alter  Druck.) 

Charlier,  Relation  du  siege  de  Metz  par  Charles  Quint  en  1555. 
Extrait  du  Spectateur  militaire.     Paris,  Bourgogne,  1841. 

Par6  (Ambroise,  Chirurgien),  Relation  du  siege  de  Metz  en  1552. 
BI.  Verrunnais,  1847. 

Carion  (Jean),  Brief  discoiirs  du  siege  de  Metz  en  Lorraine,  redige 
l»ar  excript  de  jour  en  jour  par  un  Soldat  ä  la  requeste  d'un  sien  amy. 
M.  Leconteux,cJ84ö. 

Extrait  de  Jean  Carion  sur  le  siege  de  Metz  en  1552.  Relation  du 
siege  de  Metz  en  1552  par  A    Pare.     Metz,  Nouviant,  1848. 

Journal  du  sifege  de  Metz  en  1552.  Documents  recueillis  et  publies 
par  Chabert.     Metz  1856.     Rousseau  -  Pallez. 

VII.  Wappen,  Militärisches. 

Abel,  Les  armes  de  la  ville  de  Metz.    In  La  Moselle.    M.  Blanc.    Fol. 

Huguenin,  Des  ordres  militaires  et  religieux  ä  Metz.  In  La  Moselle. 
M.  Blanc.     Fol.     1852. 

Larchey  (Loredan) ,  Les  mattres  bombardiers ,  canonniers  et  couteuv- 
rieurs  de  la  ville  de  Metz.    Mem.  Archeol.  1860  und  Paris,  Dumaine  1861. 

Bouteiller,   l'Arsenal   d'Artillerie  a  Metz.     Mem.  Ac.  M.  1857  —  58. 

Bergfere,  Discours.  Sitzungsi-ede  der  Akademie  über  die  Entstehung 
der  einzelnen  militärischen  Gebäude.     Mem.  Ac.  M.  1844  —  45. 

Origines  de  l'Artillerie  fran(;ais  premiere  periode  1324—54.  Paris, 
Dentu,  1864.  (In  Metz  bediente  man  sich  zuerst  der  Feuergeschütze  zur 
Vertheidigung.) 

Didion,  TArtillerie  k  Metz  (Travaux  scientifiques  de).  M^m.  Ac.  M. 
1857-58. 

Bombarde  en  fer  trouv^e  h  l'arsenal  de  Metz  (Note  sur  nne).  Mem. 
Ac.  M.  1861  —  62. 

Documents  historiques  sur^les  anciennes  Societ^s  de  Tir,  notamment 
sur  Celles  de  Metz  et  de  Nancy,  par  V.  Jacob.   Metz,  Rousseau-Pallez,  1867. 

VIII.   Verwaltung,  Gemeindewesen. 

Recherches  sur  riüstoire  de  l'ancienne  magistrature  k  Metz. 
Austrasie  1841. 

St.  Vincent  (De),  Histoire  sur  les  6chevins  de  Metz.  Mem.  Ac.  M. 
1847-48. 

Prost  (A.),  Notice  sur  le  Mattre-Echevinat  de  Metz.  Mem.  Ac.  M. 
1852  —  53. 

Brunet,  Le  grand  atour  de  Metz  ou  Statuts  et  ordonnances  faiets 
entre  les  seigneurs  gouverneurs  de  la  noble  et  imperielle  Cite  de  Metz 
et  les  bonrgeois  (qu'on  dit  en  langue  vulgaire  du  pays),  le  grand  atour 
de  la  cite.     Metz.     Imprime  nonvellement  en  1542. 

Klippfei  (F.  D.),  Les  paraiges  messins.  Etudes  sur  la  republique 
raessine  du  13.  au  16.  sifecle.     Metz,  Warion,  1863. 

Prost  (A.),  Le  Patriciat  dans  le  cite  de  Metz.  Paris  1874.  (Extrait 
du  tome  34  des  Memoires  de  la  Societe  nationale  des  antiquaires  de 
France.) 

Gailly,  De  la  Bourgeoisie  Messine  au  Quinzieme  sifecle  et  de  l'Ori- 
gine  des  raraiges.     Bulletin  Archeol.  1867. 

Maguin,  Droit  special  aux  Trois-Eveches.  Mem.  Archeol.  1861 — 62 
und  besondere  Broschüre. 

Coutumes  generales  de  la  ville  de  Metz  et  pays   messin.     Redig6es 


540  Beilagen. 

en  siiite  du  Resultat  de  TEstat  tenn  le  12.  Novembre  16<t2  et  iniprimees  de 
lordonnance  de  Messienrs  du  Graud-Conseil.  Metz,  A.  Fabert  le  jeune,  1613. 

Fabert,  Sur  les  Coutumes  de  la  Lorraiiie.     Fol.     1657. 

Coutumes  de  Metz,  conimcntes  par  Dillange.     4<\ 

Tableau  iudicatil"  des  coutumes,  par  N.  Paraiit,  Metz,  1825. 

Cartularien,  Coutumes,  Gesetze,  Ordonnanzen  n.  s.  w.   Mspt.  1—45. 

Coutumes  generales  de  la  ville  de  Metz  et  du  pays  Messin.  1730. 
Zweite  Ausgabe  1732. 

Coatumes  generales  du  Duche  de  Lorraine  pour  les  baillages  de 
Nancy,  Vosges  et  Allemagne.     1770.  » 

Analyse  des  coutumes  sous  le  ressort  du  parlament  de  Lon-aine, 
par  M.  Kistom.  Nancy  1782.  (Andere  Coutumes,  z.  B.  von  Gorze, 
Marsal  u.  s.  w. ,  stehen  im  Grand -Coutumier  de  France.) 

Jurisprudence  des  tribunauz  de  Lorraine,  pricedee  de  l'histoire 
du  Parlament  de  Nancy.     Nancy  1785. 

Dictionnaire  historique  des  ordonnances  et  des.  tribunaux  de 
la  Lorraine  et  du  Barrois,  par  Pierre  Dominique  Guillaume  de  Rogeville. 
Nancy  1777. 

Öbservations  detachees  sur  les  coutumes  et  les  usages  anciens 
et  modernes  du  ressort  du  parlement  de  Metz,  par  Gabriel.  Metz  (Bouil- 
lon?) 1787. 

Instruction  adressee  par  ordre  du  Roi  au  Directoire  du  döpartement 
de  la  Jloselle.     8t    Cloud  1790. 

Le  grand  Atour  de  Metz  ou  Statuts  et  ordonnances  faicts  entre  les 
Seigneurs  gouverneurs  de  la  noble  et  imperialle  Cit6  de  Metz  et  les  bour- 
gois,  imprime  nouvellement  en  1542. 

Ordonnance  de  la  ville  et  cite  de  Metz.  Sur  la  poursuite  et  reigle- 
ment  des  Censes  au  dit  Metz.     Par  A.  Faber,  imprimeur  jure,  1599. 

Kecueil  des  edits,  declarations  et  lettres  patentes  enregistrds  au 
Parlenuiit  de  Metz.     Metz,  R.  Marchai,  1774.     V  vol. 

Atours  et  Sentences  des  maltöts  de  la  ville  et  cite  de  Metz.  Metz, 
Collignon,  1717. 

Ordonnances  de  la  ville  et  cit6  de  Metz  et  pais  Me.-=sin,  Metz  1565, 
suivis  des  Coiistusmes  generales  de  la  ville  de  Metz  et  pays  Mesgin  (1613) 
et  des  Coustumes  gen.  d.  duche  de  Lorraine  (1596?). 

Arrest  de  la  chambre  royale  etablie  k  Metz,  touchant  les  biens 
rt'unis  «ux  Kglises  des  EvOchcs  de  Metz,  Toul  et  Verdun,  1681. 

Biographie  du  Parlement  de  Metz,  par  Em.  Michel.  Metz.  1853. 
Nouviaii. 

Relation  de  ce  qui  s'est  passe  ä  retablissement  et  preniii're  Ouver- 
türe de  la  Cour  de  Parlement.     Metz,  Antoine,  1633. 

Etüde  historique  sur  les  ordonnances  publies  k  Metz  en  1555,  par 
Ch,  Cailly.     Md/.   1»58. 

Droit  special  des  tnns-^v^lnJs  par  M.  Maguin.  Metz  18(>2;  auch 
in  Mi'ui.  Anhi'ol.  1862. 

Extrait  des  registrcs  de  la  chambre  royalle  etablie  k  Metz.  Metz, 
Antoine,  1681. 

Döcisions  de  plusieurs  notables  que.slions  trailees  en  raudience  du 
Parleinnil  de  Metz,  seant  d  Toul,  par  Messire  Lduis  Freniyn.     1()I4. 

Däclaration  <■'  itemtives  prutestations  du  parlement  de  Metz.  28.  juin 
1788,     ,M.i/.   IIHH. 

Lettre  patente  du  Roy  Henry  IV.  cdurerunnt  les  j)rivil^gc8  de  la  Ville 
et  Cit^' df  .Mit/,.    JanviiT  1597.    Paris,  rtiu>[)rimi'' pur  ItniHsenr  aiue,  1814. 

Jurisprudence  de  la  Cour  iuitiiTiale  de  UvU  uii  recueil  des  arriHs 
n-nduM  par  crlle  C«»ur.  par  MM.  Dorninan^et.  Ahel  et  Poulet.  Metz, 
IjinM.ri     Ih:,!. 


5.    Literatur  über  Deutsch -Lothringen.  541 

Liste  des  lettres  de  Noblesse  enregistrees  au  Parlement  de  Metz  et 
i'eciies  aux  Trois  Ordres  de  la  ville  de  Metz.     Bulletin  Archeol.  1H6Ö. 

Anoblis,  tant  du  duclie  de  Lorraine  que  de  celui  de  Bar,  par  le 
duc  Rene.     Liege  1753. 

Klippfei,  Metz  cite  episcopale  et  imperiale  (10  — 16  siecle).  Une 
episode  du  regime  municipal  dans  les  villes  romanes  de  l'Empire  ger- 
manique.     Bruxelles,  Hayez,  1867. 

Cailly  (C.)-i  Les  bourgeois  de  Metz  au  quinzieme  siecle.  Philippe 
de  Vigneulles.     Austrasie  1867. 

Abel,  Reclierches  historiques  sur  les  origines  de  la  Commune  de 
Metz.     Mim    Ac.  M.  1858  —  59. 

Abeli  Reclierches  sur  les  plus  anciennes  chartes  de  Metz.  M.  Ac.  ]tf- 
1851»  — 60. 

Meyer(Paul),  Observations  grammaticales  sur  quelques  chartes  fausses. 

Abel,  Les  institutions  communales  dans  le  Departement  de  la  Moselle. 
M.  Blanc.  1859.  (Seine  Schriften  über  die  Gemeindeinstitutionen  sind 
in  vier  Heften  besonders  erschienen.  Sie  standen  alle  in  den  Mera.  Ac.  M. 
1858  —  59,  1859  —  60,  1863-64,  1869  —  70.) 

Cailly,  Etudes  historiques  sur  les  ordonnancea  publiees  k  Metz  en 
1555.     Austrasie  1858. 

Chabert,  Creation  des  notaires  royaux  dans  la  ville  de  Metz;  sup- 
pression  des  amans  ou  notaires  du  pays  messin  1555—1728.  Mem.  Ac.  M. 
1858  —  59.     (Auch  als  besondere  Broschüre.) 

Dufresne,  De  l'origine  de  Tlntendance  dans  les  Trois  -  Eveches. 
Austrasie  1858  und  Mem.  Archeol. 

Michel  (Em.),  Notice  sur  le  parlement  de  Metz.     Austrasie  1843. 

Michel  (Em.),  Le  Parlement  de  Metz  transfere  ä  Toul.  Austrasie  1838. 

Jacob  (M.  V.),  Suppression  du  Parlement  de  Metz  en  1771. 
Austrasie  1855. 

Emmery,  Recueil  des  edits  du  Parlement  de  Metz. 

Michel,  Histoire  du  Parlement  de  Metz.  M.  Dembour.  II  vol. 
1845.     Nouvian  1852. 

Assembläe  provinciale  des  Trois- EvÖches  et  du  Clermontois.  Proces 
verbal  des  seances  tenues  ä  Metz  dans  les  mois  de  Novembre  et  Decembre 
1787.     Metz,  Antoine,  1787. 

Ordonnances  de  Police.    M.  1575. 

Ordonnances  sur  les  cens.     Metz,  A.  Fabert,  1599. 

M.  Le  Tribunal  de  Conciliation  sous  le  Republique  Messine.  Union 
des  Arls  II,  p.   111. 

Budget  de  la  ville  de  Metz.    Metz  1841  —  74. 

ProcÖS-verbaux  des  seances  du  Conseil  municipal  de  Metz.  Metz 
1865  —  74. 

IZ.    Kirche. 

a)  Katholiken. 

L'ancien  dit)cese  de  Metz  et  pouille  de  ce  diocese,  par  Henri  Lepage. 
Nancy  1872. 

Histoire  des  Evöques  de  l'Eglise  de  Metz,  par  le  R.  P.  Meurisse, 
Eveque  de  Madaure  et  Suffragan.     Metz,  Antoine,  1634. 

Glouet,  Histoire  ecclesiastique  de  la  province  de  Treves  et  pays 
limitrophes,  comprenant  les  Dioceses  de  Treves,  Metz,  Toul,  Verdun, 
Reims  et  Chalons.     Verdun,  Villet-Collignon,  1844.     3  vol. 

Don  Bernardin  Pierron,  Templum  Metensibus  sacrum  carmen. 
Le  temple  des  Messins.     Poeme.     Metz,  Collignon,  1779. 

De  l'origine  apostolique  de  l'Eglise  de  Metz,  par  M.  l'abbe  Chaus- 


542  Beilagen. 

sier.  ehamäne  honoraire.  siipcrieur  du  petit  Seminaire  de  Metz.  Paris 
1847.     Metz.  Derabour  et  Gangel. 

M andements ,  Ordonnances  et  Lettres  pastorales  des  Eveques  de  Metz 
(18.  et  19.  siecles.)     40.     Geht  von  17G4  bis  1842. 

Sauer  (E.),  Notice  sur  nn  sceau  episcopal.  Messin.     Aiistrasie  1858. 

Cerämonial  de  lEglise  Cathedrale  de  Metz,  renoiivell6  en  1694. 
Metz,  veuve  Bouchard,  1697. 

Abel,  Etüde  sur  le  Pallium  et  le  titre  d'ArcWvßque  jadis  portes 
par  les  Eveques  de  Metz.     Metz  1867. 

Ordo  divini  officii  reeitandi  Dioecesis  Metensis,  suivi  de  l'Etat  du 
personel  du  Diocese  de  Metz.     Metis  apud  Ballet,  1773 — 74.     2  vol. 

Histoire  du  rite  de  l'eglise  de  Metz.     Meni.  Archeol.  1859. 

Picard  (Benoit),  Pouill6  ecclesiastique  et  civil  du  Diocese  de  Toni. 
Toul,  1711.     2  voll. 

Picard  (Benoit),  Histoire  ecclesiastique  de  la  ville  et  du  Diocese 
de  Metz.     Mspt.  126. 

Calmet  (Dom) ,  Histoire  ecclesiastique  et  civile  de  Lorraine.  Nancy, 
J.  B.  Cus^o,  1728.    3  vol.    Nene  Ausgabe.    Daselbst  1745  ff.    6  vol.    Fol. 

Begin,  Histoire  de  la  catliödrale  de  Metz  et  des  ^glises  adjacents. 
Avec  gravures.     M.  Verronuais  1842.     2  vol. 

Du  Coetlosqueti  Notice  sur  la  cathedrale  de  Metz.  Avec  planche, 
Metz,  de  Peronne.     1847. 

Chabert-  La  cathedrale  de  Metz,  histoire  et  description.  Metz, 
Ilousseau-Paliez,  1861. 

Vaugin  (Abbe),  Notice  historique  sur  Icglise  cathedrale  de  Metz. 
M.  Il«tusseau-Pallez  1861. 

Bouteiller,  Restauration  de  la  chapelle  des  Evßques  a  la  cathedrale. 
Au^itrasie  1858. 

J.  F.  Blondel  et  son  Oeuvre  par  A.  Prost.  Metz,  Rousseau- 
Pallez,  1860. 

Jacob,  Histoire  de  la  Tour  et  de  la  Cloche  de  Mutte.  Austrasie 
1863.     Auch  als  Broschüre  1864. 

Abel,  Un  pi-oces  de  Cloches  i  Metz.  Austrasie  1858  und  besondere 
Broschüre. 

L'auguste  Basilique  de  l'Abbaye  royalc  de  St.  Afnonld  de  Metz  par 
Andre  ViiUadier,  abbe  de  St.  Arnould.    Paris,  Pierre  Chevalier,  1615. 

Boblaye  (Generaide),  Notice  historique  sur  l'ancienne  abbaye  royale 
de  St.  Arnould  de  Metz.  Avec  plan  et  lithographie.  M.  liousseau- 
Pallez  1857. 

Simon,  Notice  eur  l'anneau  de  Saint  Arnould,  6v6que  de  Metz.  Meni. 
Archeol.  1863-64. 

Chaussier  (Abbe),  Seconde  notice  sur  l'anneau  du  St.  Anionld. 
.Mem.   Archeol.  1865  —  66. 

Chabert,  Histoire  et  description  de  TEglisc  Notre  Dame.    Metz  1852. 

Bouteiller,  Notice  sur  les  grands  Carmes  de  Metz.  Meui.  Ac.  M. 
1859  — 60. 

Bouteiller,  Chroniqne  du  Honosterc  des  C^leetins.  Mem.  Ac.  M. 
m'A  —  (?2. 

Bach  (I*)i  Etüde  pour  servir  k  l'histoire  de  l'Abbaye  de  St.  Clement. 
ilejniiH  na  fondalion  iusqii'^  n(»8  Jours.     Mem.  Archeol.   1869. 

Oandar,  St.  Conslnnre  h  Metz.     Union  dri*  Arln  II,  [).  331. 

Eglise  St.  Eucaire  h  Metz,  par  L.  Barthelemy.  In  La  Mdselle. 
M.   Bliinr 

Bouteiller,  MiMinHl^'re  de  l'urdre  de  St.  Fran^-oi.x.  Mein.  Ac  M. 
1867     ÜH. 

Hotice  "■'-  *M>l)ayo  Sie.  Olosninde.     Auotrosie  1843. 


5.    Literatur  über  Deutsch -Lothringen.  543 

A.  Hugueniu^  Ste.  Glossinde,  histoire  de  la  Ibndation  du  premier 
monastere  de  la  ville  de  Metz.     1833. 

A.  Huguenin,  Notice  liistorique  sur  les  Ordres  militaires  et  religieux 
dans  la  ville  de  Metz.     1852. 

Description  de  l'Eglise  St.  Marcel.     Im  Annuaire  1838. 

BoulangÖ,  Eglise  de  St.  Martin  ä  Metz.     Union  des  Arts  I. 

Abel,  Llmmacul^e  Conception  a  Metz.  Metz,  Rousseau-Pallez ,  1857; 
auch  in  Austrasie. 

Abel,  L'eglise  St.  Maximin  a  Metz.     Austrasie  1856. 

Notre-Dame  de  la^Ronde.     Bullet.  Arclieol.  1860. 

Bouteiller,  Notices  sur  les  anciennes  abbayes  St.  Pierre  et  St.  Marie. 
Mem.  Ac.  M.  1862  —  63. 

Abel,  Le  Couvent  des  Madeleines  k  Metz.     Bullet.  Archeol.  1862. 

Abel,  Notice  sur  la  chapellette  Reinette.     Mem.  Archeol.  1860. 

Notice  historique  sur  l'eglise  Ste.  Segolene  du  3Ietz.  Mem.  Archtel. 
1859. 

Bouteiller,  L'Oratoire  des  Templiers  k  Metz.    Bullet.  Archeol.  1864. 

Saucly,  Notice  sur  l'Oratoire  des  Templiers  de  Metz.  Mem.  Ac.  M. 
1834  —  35. 

Michel,  Extrait  des  registres  des  paroisses  de  la  ville  de  Metz. 
M^m.  Ac.  M.  1846-47. 

Un  mystfere  ä  Metz  en  1437,  par  Ch.  Abel.     Metz  1855. 

Le  mystfere  de  St.  Clement  par  Abel.     Metz  1861. 

Bouteiller,  Notice  sur  la  Commanderie  de  St.  Jean  de  Jerusalem 
ä  Metz.    Mem.  Ac.  M,  1865  —  66. 

b)  Protestanten. 

Meurisse,  Histoire  de  la  naissance,  du  progres  et  de  la  decadence 
de  l'heresie  dans  la  ville  de  Metz  et  dans  le  pays  messin.  Metz ,  Antoine, 
1642.     (Der  Verlasser  war  der  heftigste  Verfolger  der  Protestanten.) 

Olry  (Jean),  La  persecution  de  1  eglise  de  Metz,  decrite  par  deuxieme 
editioii  accompagnee  de  notices  par  Othon  Cuvier,  pasteur  de  cette  ville. 
Paris,  Frank,  1860. 

Ephämerides  des  martyrs  protestants  atTectes  en  Souvenir  du  troi- 
siiime  jubilc  de  Teglise  reformee  de  France,  celebre  le  29.  Mai  1859,  aux 
ehretiens  de  cette  ville  par  Othon  Cuvier.     Metz,  Blanc,  1859. 

c)    Israeliten. 

Les  juifs  a  Metz.     In  Moselle.     Metz,  Lamort. 

Le  cri  du  citoyen  contre  les  Juifs  de  Metz.     Metz  1787. 

Lettre  d'un  juif  de  Metz  ä  l'auteur  anonyme  d'un  ecrit  intitule:  le 
cri  du  citoyen  contre  les  juifs.     Metz,  Collignon,  1787. 

Lan^Oll  (De),  Recueil  des  lois,  coutumes  et  usages  observes  par  les 
juifs  de  Metz,  auquel  on  a  Joint  lextrait  qui  en  a  ete  fait  par  M.  L.  — 
Metz,  Antoine,  1786. 

Gabriel,  Observations  sur  les  Juifs  de  Metz  jusqii'en  1760.  Im  An- 
hang zu  Abrege  de  la  vie  du  Pere  Gaspar  Barzee. 

(Die  Bibliothek  besitzt  einen  ganzen  Fascikel  noch  anderer  Broschüren 
über  die  Juden  und  ihre  Angelegenheiten,  die  aber  kein  allgemeines 
Interesse  haben.     Mspt.  Nr.  169.) 

Arrest  de  la  Cour  du  parleraent  de  Metz  portant  Reglement  Entre 
les  Marchands  Bourgois  de  la  dite  ville  d'une  part,  et  les  Juifs  residant 
audit  lieu  d'autre.     Metz,  Jean  Antoine,  1635. 

Communautä  des  Juifs.     (Journal  de  Metz  1759,  p.  130.) 

Les  grandes  cruautäs  commises  par  les  juifs  de  la  ville  de  Metz, 
contre  Timagc  du  Cruciiix  et  la  rage  abominable  qn'ils  exercent  contre 


.',44  i:«ilii£rcn. 

les  Chrötiens .  dont  Tuu  nununo  Kaphael  Lcvi  a  estö  cundamnö  par  arrest 
du  Parleraent  k  estre  brusle  vif  pour  avoir  enleve  un  eiifant  chrestien, 
ägc  de  trois  ans  et  plnsieurs  aiisti-es  arrest  contre  les  dits  Juifs,  convaincus 
de  crimes  execrables,  en  derision  de  la  Religion  Clirestienne.  A.  Orlean.«, 
par  Ch.  Pari?,  devant  St.  Sauveur  (vers  1671).  40.  12  pages. 
Ueber  die  Juden,  vgl.  Mspt.  Nr.  26,  152,  169  und  170. 

d)   Freimaurer. 

CoUection  des  pieces  la  plupart  manuscripts,  relatives  aux  cere- 
nionies  et  usages  des  loges  maoonnicpies  de  Saargiiemines,  de  Bitclie  et 
de  Deux-Ponts.  Deux  portefenilles ,  25  pieces  dont  6  imprimes.  Auf  der 
Bibliothek  Metz  Mspt.  Nr.  268. 

X.   Eeschreibung  der  Stadt  Metz. 

Terquem,  Guide  des  Voyageurs.    Metz  1872.    Ert*cliien  zuerst  1854. 

Brault  (J.  eil),  Topographie  historique,  physique  et  mddicale  de 
Metz  et  de  ?es  environs.     Ohne  Ort  nnd  Jalir,  schon  älter. 

Nivellement  des  rues  de  Metz.     Im  Annuaire  1858,  p.  283. 

Munier,  Chronique  de  quelques  rues  de  Metz.  Mem.  Ac.  M.  1844 — 45. 

Chabert,  Les  rues  de  Metz.  Austrasie  1857-61,  1863.  Handelt 
über  by  Stras.scn  und  Plätze. 

Begin,  Ilistoire  des  rues  de  Metz.  M.  Verronnais.  1843—44.  3  vol. 
Avec  gravures. 

Chabert,  Vocabulaire  topographique ,  historique  et  etymologique  des 
rues  de  Metz.     Mem.  Ac.  M.  1862  —  63. 

Prost,  Passetenips  k  Metz.     Union  des  Arts  II. 

Boulangä,  Le  Palais  des  Treize.  Union  des  Arts  II.  Mit  Ab- 
bildung. 

Bouteiller ,  Souvenirs  de  Thotel  St.  Livier.  Austrasie  1862.  Auch 
als  Broschüre  l864. 

Pröcis  historique  des  travaux  et  des  embellissements  exöcutcs  dans 
la  ville  de  Metz  de  1727  —  1761  sous  le  gouvememcnt  de  M.  de  Belle- 
I^le.     Metz  1856.     Rousseau -Pallez. 

Abel,  I.a  Haute  Pierre  k  Metz.     Unitm  des  Arts  I. 

Huguenin,  Notice  historique  sur  la  Porte  Serpenoisc.  Union  des 
Art 8  I. 

Description  hlstoriiiue  de;  Metz  et  de  ses  raonuments.  Deuxiörae 
t'dilion-     .M-  Lorette.     1852. 

Description  historique  et  critique  des  principaux  monuments  et 
etablisscintnls  publies  de  Metz,  par  F.  Blanc,     Metz  1833.     Lamort. 

F.  Chabert,  Notice  sur  les  bas-reliefs  du  AVI.  siegele  qui  se  voient 
pres  de  la  [»orte  des  AUemands  de  la  ville  de  Metz.     M.  Blanc.     1856. 

V.  Simon,  Notice  iircheologique  sur  Metz  et  .^es  environs.  Mem.  Ac. 
1840  —  41,  1811 — 12.  1H4'^  43,  1843-44,  1851—52,  1854-55, 
1857  -  58. 

ZI.   Persönlichkeiten,  öeschlechter. 

Begin,  Hiogrnphi«'  de  la  Moselie.     AI.   Vernmunis.     1829.     \    vol. 

Bouteiller,  Note«  iK)ur  servir  «i  la  biogniphie  de  quehjues  Messins 
de.-*  HJecle.s   pfisH«'.**.      Mem.   Arclieol.   1872. 

Couet  de  Lorry  (HarDii),  Queiquj's  ancieniies  famillos  Messines. 
AiiHtrnnie   185'.* ;  niicli  Mem.   Arclieol. 

Chabert,  Noiice  nur  Jean  de  Tlievalle,  lleutenaiit  general  au  ifou- 
••••■• I.    M'f.'  .1-    Im;H  — 1581.     Hn..M.-liilre. 


5.    Literatur  über  Deutsch -Lothriiigren.  54-5 

Chabert,  Lettres  d'anoblissemeut  accordees  en  1601  par  Charles  Diic 
de  Lorraine  ä  Philiijpe  de  Vigneulles,  citoyen  Messin,  petit-fils  du  chroni- 
queur.     Metz  1854. 

Chabert,  Etüde  biographique  sur  Pierre  Joly,  seigneur  de  Bionville, 
procureur-general  es  ville  de  Met?,  et  Pays  Messin.     M.  Lamort.     1854. 

Chabert,  Notice  sur  Nicolas  Maguin  mattre-echevin  de  Metz  au 
XVII.  siecle  et  sur  Thiebault  Louve  et  Abbe  de  St.  Clement  Je  1392  bis 
1421.     Pallez- Rousseau.     1853. 

Chabert,  Notice  historique  sur  Pierre  Manjean.  dernier  Maitre- 
6chevin  de  Metz.     Mem.  Ac.  M.  186Ü— 61. 

Chabert,  Biographie  de  (juelques  horticulteurs  messins  (Couthier, 
Perolle,  Holandre,  Fournel)  1860. 

Chabert,  M.  Lepetit  et  MM.  Casimir  OulifPere  et  fils,  artistes  mes- 
sins.    M.   Hlanc.     1860. 

Chabert,  Notice  biographique  siir  M.  J.  A.  Lasaulce  (Direktor  des 
Schulwesens).     M.  Blanc.     1867. 

Chabert,  Notice  sur  C.  L.  A.  Fouquet  Duo  de  Belle- Ißle. 

Chabert,  Le  bienfaiteur  des  Pauvres  de  Metz,  E.  P.  Morlanne. 
Metz  1862. 

Chabert,  Notice  sur  M.  Alex.  Huguenin.     Metz  1864. 

Abel,  Loeuvre  du  Peintre - Verrier  Hermann  k  la  Cathedrale.  Mem. 
Archeol    1863  —  64. 

Abel,  Rabelais.  Mödecin  stipendie  de  la  ville  de  Metz.  Mem.  Ac  M. 
1868—69. 

Begin,  Rabelais  k  Metz.     Mem.  Ac.  M.  1844 — 45. 

Gandar,  Bossuet  k  Metz.     Austrasie  1866. 

Prost,  Notice  sur  Paul  Kerry.     Mem.  Ac.  M.  1851. 

Cuvier,  Notice  sur  Paul  Ferry.  Tun  des  pastcurs  de  Metz  (1612 — 1669). 
Mem.  Ac.  M.  1868-6^'. 

Metz  ancieu  par  leu  M.  le  Baron  d'Hannoncelles,  s.  unter  V.  Er- 
streckt sich  über  viele  Geschlechter. 

XII.   Münzwesen,  Medaillen. 

B.  Collignon,  Tableau  de  la  Monnaie  de  Metz.  Avec  planchea. 
Metz.  Collignon,  1773. 

Le  Crys  des  pieces  d'or  et  monoies  faiöt  en  la  noble  cite  de  Metz, 
l'an  rail  cin<i  cent  trcnte  neuf.  Metz,  Jehan  Letullier  et  Lauren  ToUineau. 
Figures  en  bois  gravees  dans  le  texte. 

Saulcy,  Recherches  sur  les  monnaies  de  la  cite  de  Metz.  Mem.  Ac.  M". 
1835  —  36. 

Saulcy,  Notice  sur  les  monnaies  des  evöques  de  Metz.  Mem.  Ac.  M. 
1832-33. 

Teissier ,  Des  monnaies  frappees  ä  Sierck  sous  les  Duos  de  Lorraine. 
Mem.  Ac.  M.  1828  —  29, 

Recherches  sur  les  monnaies  et  les  jetons  des  Mattres-echevins  de 
Metz  et  description  de  jetons  divers  par  Ch.  Robert.  Avec  6  planchea 
gravees.     M.  Nouvian.     1853.     4'\ 

Chabert,  Numismatique  Messine.  Memoire  sur  le  franc  de  Metz  et 
ses  deux  divisions,  le  demi- franc  et  le  quart  de  Iranc.     Austrasie  1855. 

Chabert,  Decouvertes  numismatiques  aux  environs  de  Metz.  Broschüre. 

Chabert,  Melanges  de  numismatique  messine.     Metz  1857. 

Chabert,  Description  et  gravures  de  Medailles  commemorables  de 
plusieurs  cvenements  interessant  la  ville  de  Metz.     Metz  1858. 

Catalogue  des  monnaies  municipales  et   medailles   messines  de  la 
Collecti(tn  de  la  ville  par  Victor  Jacob.     Metz,  Rousseau,  1666. 
Huhn,  Deutsch -Lothringen.  35 


546  Beilageii. 

Chabert,  Description  de  differentes  medailles  interessant  la  villc  de 
Metz.     Metz  1861. 

Abel,  Du  Monnayage  des  Ganlois  a  pruj^ios  de  deux  trouvailles  faites 
dans  le  Departement  de  la  Moselle.     Jlem.  Ac.  M.  1865  —  66. 

Etndes  mimismatiques  sur  une  partie  du  Nord -Est  de  la  France, 
par  C.  Robert.     Metz  1853.     Nouvian. 

Catalog^e  des  monnaies  municipales  et  Medailles  Messinos  de  la 
collection  de  la  ville,  par  Victor  Jacob.     M.  Rousseau  -  Pallez.     1866. 

TraitÖ  de  la  Monnoye  de  Metz  avec  un  tarif  de  la  reduction  en 
Monnoj-e  de  France.     Par  M.  Le  Noble.     Paris.  P.  Rocolet,  1775. 

Münzwesen,  vgl.  Mspt.  195—214. 

ZIII.   Anstalten. 

Baillard,  Les  principaux  ponts  du  moyen-äge  de  Metz.  Mcm.  Ac.  M. 
1863—64. 

Prost,  Memoire  sur  les  Moulins  de  la  Moselle.  Mem.  Ac.  M. 
1848  — 4i». 

Chabert ,  Construction  des  premi^res  casemes  dans  la  ville  de  Metz. 
Mem.   Ac.  M.  1857. 

Jacob,  Les  Lant«mes  de  Metz.     Austrasie  1858. 

Cbabert,  Notes  pour  servir  h  l'histoire  de  Thopital  de  St.  Nicolas 
de  la  ville  de  Metz.     Paris,  Leclerc,  1856. 

Morlanne  (Dr.),  Corapte  rendu  de  la  soci^te  de  charit6  maternelle. 
M.   Maline.     1859. 

Lorödan-Larchey,  Memoire  historique  sur  l'hopital  St.  Nicolas  de 
Metz  au  Moyen-age.     Metz,  Lamort,  1854.     Auch  in  Mem.  Ac.  M.  1853. 

Ueber  das  Höpital  St.  Nicolas  enthalten  Necrologe  Mspt.  Nr.  185, 
Cartnliiire  Nr.  186,  Rechnungen  u.  dgl.  Nr.  187,  Nr.  74  Rechte  etc. 

Les  hospices  civiles  de  la  villejde  Metz,  Compte  rendu  pour  l'exercice 
1858.     M.   Mal  ine. 

Annuaire  des  ecoles  municipales  de  Metz.     Metz,  Lamort. 

Notice  sur  l'^cole  normale  de  Metz.     M.  Alcan.    1859. 

XIV.   Industrie,  Bnchdnickerei. 

Michel,  Notice  sur  rorlevrerie  niessiue.     Moni.  Ac.  iM.  1847—48. 

Michel,  L'industrie  messine  au  XIV.  siicle.    Mem.  Ac.  M.  1848—49. 

Hall  (De),  Notice  sur  les  cours  indiistriels  de  la  ville  de  Metz.  1859. 

Mosler,  Catalog  für  die  Sammlung  der  Borgwerks-,  Ilütlon-,  Salinen- 
und  .Stoinbruchsprodukte  von  Elsasa- Lothringen  auf  der  Wiener  Welt- 
ausstellung von  1873.     Strassburg  1873. 

Beauprä,  Itechcrchea  sur  le  commencement  et  le  progres  de  l'im- 
[irinuTic  on  Lorraine.     Nancy  1845. 

Beauprö,  Nouvelles  reclierches  de  bibliographio  lorraine.  Nancy  1856. 

Chanteau,  De  la  Corporation  des  imprimcurs  Hbraires  de  la  ville 
<!(■  Mol/.     M^-m.  Arch<^()I.  18(55  —  66. 

Teissier,  Essai  philologique  snr  los  commoncemonts  de  lu  TyjK)- 
j{iuiiliii'  i'i  Motz  ot  sur  loH  iiiiprimourH  de  cett«'  ville.  Metz,  Cli.  Dos- 
<lUol.    IH'^H. 

Chabert,  llin(oire  re«um6  de  Pimprimcrie  dans  la  ville  de  Metz 
'  14H*2  1800),  Huivie  «le  noto«  liititoriqueH  sur  Metz  <iepuis  les  tonips  les 
I  lu»  ncuh^»,  n'cuoillöoH  par  Iv<»rot(e.     M.  Nouvian.     Fol. 

Chabert,  Notioe  bil)!i(igrapliique  nur  lYulitiim  iniprimee  ii,  Metz  on 
I.'»ö5  de«  ordunnaneoti  de  J»j<lice.     Austrasie  1858. 


r»."  Literatur  über  Deutsch -Lüthring;en.  047 

XV.   Wissenschaften  und  Kunst.  ■ 

Begin,  Histoire  des  sciences,  des  lettres,  des  arts  et  de  ]a  civili- 
sation  daiis  le  Paj's  Messin,  depuis  le-  Gaulois  jusqu'ä  nos  jours.  Metz, 
Verronnais,  1829. 

Bouteiller,  Souvenirs  artistiques  du  pays  Messin.  Mem.  Ae.  M. 
1865—66. 

Abel,  Recherclies  sur  les  anciens  ivoirea  sculpt^s  de  la  Cathedrale 
de  Metz.     Mem.  Archeol.  1868. 

Abel,  Deux  Basreliefs  gaulois  du  Musee  de  Metz.  Mem.  Ac.  M. 
1872  —  73. 

Simon,  Notice  sur  un  Basrelief  decouvert  en  1856.  Mem.  Ac.  M. 
1857—58. 

Chabert,  Notice  sur  les  Basreliefs  du  XVII.  siecle  qui  se  voient 
pres  de  la  porte  des  Allemands  de  la  vUle  de  Metz.  Avec  gravures. 
M.  Blanc  1856.     Auch  Mem.  Ac.  M.  1855  —  56. 

Saulcy,  Peintures  ä  fresque  du  14  siecle  existant  ä  la  Citadelle  de 
Metz.     M6m.  Ac.  M.  1834—35. 

Michel,  Etüde  historique  et  critique  sur  la  Musee  de  peinture  de 
la  ville  de  Metz.     Mem.  Ac.  M.  1867— ij8. 

Comte  Puymaigre,  souvenirs  litteraires  du  pays  Messin,  Mem.  Ac.  M. 
1864—65. 

XVI.   Medicinisches. 

Die  Schriften  des  naturhistorisch -medicinischen  Vereins,  die  Be- 
richte des  Ge.sundhoitsraths  und  Anderes,  das  in  die  Fachwissenschaft 
einschlägt,  sind  hier  nicht  erwähnt.  Jährliche  meteorologische  Berichte 
enthalten  die  Mem.  Ac.  M. 

Des  eauz  de  sources  et  de  la  Moselle  considerees  sous  le  rapport 
chimique,  hygienique  et  industriel.     M.  Lamort.     1847.     40. 

Orellois  (E.) ,  Notice  sur  les  eaux  de  la  ville  de  Metz.  Mem.  Ac.  M. 
1869  —  70. 

Simon,  Notice  sur  la  source  d'eau  salee  du  fort  Belle-Croix.  Mem. 
Ac.  M.  1831  —  32. 

Begin,  Lettres  sur  l'histoire  medicale  du  Nord -est  de  la  France. 
Mem.  Ac.  M.  1839—40. 

Mar^chal  (Felix),  Tableau  historique,  chronologique  et  medical  des 
maladies  endemiques,  epidemiques  et  contagieuses,  qui  ont  regne  k 
Metz  et  dans  le  pays  messin  depuis  les  temps  les  plus  recul^s  jusqu'ä 
nos  jours.     Metz  1850. 

XVII.   Volkslieder,  Gesang. 

Puymaigre  (Comte  de),  Notes  sur  quelques  chansons  populaires 
<lu  pays  me.^sin.     Austrasie  1868. 

Puymaigre,  Poets  et  romanciers  de  la  Lorraine.     Metz  1848. 

Histoire  du  chant  religieux  ä.  Metz.  Bullet.  Archeol.  1859,  p.  101 — 110. 
Auch  in  Austrasie.     Ist  veranlasst  vom  Bischöfe  von  Metz. 

XVIII.  Metzer  Patois. 

Vocabulaire  pour  servir  k  l'intelligence  des  preuves  de  l'histoire 
de  Metz ,  des  lois  et  atours  de  la  ville ,  des  chartes ,  titres  et  autres  docu- 
ments  du  moyen-äge  ecrit  en  langue  romane,  tant  dans  le  pays  messin 
que  dans  les  provinces  voisins.  Par  Dom  Jean  Fran^ois.  M.  Col- 
lignon  1773. 


548  Beilagen. 

Essai  sur  le  patois  lorrain  des  environs  du  conitc  du  Ban  -  de  -  la  -  Roche, 
suivie  d'un  glossairc  patois  lorrain,  par  J.  J.  Oberlin.     Strassburg  1774. 

Recherches  sur  le  Patois  de  la  Franche-Comte,  de  Lorraine  et 
d'Alsaoe.  par  Fallot.     Montbeliart  1828. 

Vocabulaire  Patois  du  Pays  Messin.  Par  Jaclot  de  8aulcy.  Paris, 
Borrani  et  Dro/  et  Dumoulin,  1854. 

Kapport  *ur  le  amcurs  relatif  ä  un  glossaire  du  patois  messin. 
Par  A.  Sahiion.     Mem.  Ac.  1869—70. 

Dixionnaire  du  patois  en  nsage  dans  l'ancienne  Province  de  Lor- 
raine, renfermant  des  details  historiques  et  litteraires  sur  les  moeurs  et 
nsages,  le.s  croyances  et  superstitions  religieuses,  les  prejuges,  les  pro- 
verbes  et  dictons  populaires  etc.  accompagne  de  diverses  pieces  en  vers 
et  en  prose  que  peuvent  interesser  cette  ancienne  province.  Le  tout  re- 
cueilli  et  extrait  de  divers  ouvrages  tant  imprimes  que  Manuscript,  reuni 
et  mis  en  ordre  per  St.  J.  Lccouteux.  Das  Manuscript  auf  der  Metzer 
Bibliothek  Nr.  271. 

Dialogue  facetieux  d'un  Gentilhomme  francjais,  se  complaignant  de 
l'amour;  Et  d'un  Berger,  qtii  le  trouvant  dans  un  ßocage  le  reconforta, 
parlant  ä  luv  en  son  patois.    Et  tont  fort  plaisant.   Metz,  Antoine,  1671. 

Anciens  patois  de  la  Fi-ance.  La  grosse  Envoarage  Messine.  Paria. 
Techener. 

Les  R'venant.     Coumedie  en  dous  actes.     Metz,  Pierret,  1823. 

Les  Bucaliques  messines.  Pieces  queurieuses  don  temps  pesse,  den 
temps  preuseut.     Metz,  Verronnais,  1829. 

Les  Passe -Temps  Lorrains  ou  Rocn'ations  villageoises.  Recueil  de 
Poesies,  Contes.  Nouvelles,  Fables,  Chansons,  Idylles  etc.  en  Patois.  Par 
Jaclot  de  Saulcy.     Metz,  Lorette,  1854. 

Le  Lorrain  paint  par  lui-möme ,  Almanac  pour  l'annöe  1853  curious 
et  emuzaiit.     Metz.     Lecouteux. 

Dasselbe  für  1854.     Metz.     Lorette. 

Les  Bruiles,  Poeme,  Patois  messin.     Fünf  Gesänge. 

Vaifege  t'u  Angleterre  ü  l'occasion  de  Texposition  universelle  de  1851 
pi  in  ufont  de  Noesefelle.     Lithographirt.     5Ietz,  3.  November  1851. 

Chan  Ileurlin  ou  les  fiancelles  de  Fanchou,  poeme  patois  messin 
en  7  chants  par  Brondenel  Mory  de  Metz.     Metz,  Devilly,  1841. 

Chan  Ileurlin  orv  les  bruiles  de  Fanchon.  Poeme  i)atoi8  messin  en 
7  chants.  I'ar  B»*»  et  M  ***.  Publikes  par  M.  G*».  Metz  1787.  Im- 
primerie  Laurent.     Neuer  Abdruck  1825. 

La  famille  ridicule,  Comedie  Messine,  revue,  corrigee  et  augmentee; 
achev»''f  (riinprinier  pour  la  preniit're  fois  en  1720.  A  Berlin  chez  Jean 
Toller. 

Le  Rondot  Don  Jozon,  Clianscm  messine,  reciuiavc  \wt  M.  Albert 
de  la  I'izeliere  et   Maly  devant  Metz.     Paris,  F.  Didot.  1853. 

Dialoge  de  Thoinette  et  d'Aliziui,  piece  iuedite  iu  Patois  lorraiue 
du  17  siech'.  Publiee  et  nnnotie  par  M.  Albert  de  la  Fizeliere.  Paris, 
8.  Rnoon,  185(5. 

Le  Nieu  de  Jeument.  C!onte  de  Fanchaux  requiel  ai  vau  les  Oi^s. 
Pet  Monsieu  Monsieu  A.  de  la  Fizeliere.     Paris,  Didot,  18r)7. 

Histoire  veritable  de  Vernler,  maltre-lripier  du  champi\  uolable  ci 
defiif^iu-  |M)ur  (^tre  «''ch^'vin  de  la  Pan)is8e  Hl.  Eucaire.  Dialogue  patois 
nH'HHin  et  frnnc^aiH,  5  personnoges.     Metz,  Lorette,   1844. 

Filippe    Mit4)no   nu   la   famille    ridicule,    comedie    messiue    en    ver.s 

EhUmm.  Nouvflie  edition,  revue,  corrigee  et  augmente«'  de  clumsons  inedites. 
IpIz,  LecouU'ux,  1848. 

Le  P'tiat,  Krmoneck,  i'atoiH  meHsin  po  l'ennaye  1811).  Dedi^^t  aux 
d^meii  et  d'nioizelleH  de  Metz.    Fe  l'Franc  Messin  Homv.    Lemoret  et  'I'hiel. 


5.    Literatur  über  Deutsch -I-othringen.  549 

Dasselbe  für  1817  dans  l'quel  on  treuv'  sque  n'am"  dans  les  autes 
et  c'quo'n  ii'em  iqxia  va. 

La  grosse  envurage  messine  ou  devis  amoereux  dun  gros  vertugag 
de  village  k  sa  mieux  aym6e  Vazenatte.     Paris,  Techener. 

Le  b^tomme  don  ptiat  fei  de  Chan  Heurlin  de  Vreuniin.  par  D.  M(iry 
de  Metz.     Nancy,  Vincenot. 

Le  Franc  Messin  ou  les  loisis  d'Vendome.  R'cueil  de  pieces  que 
iiomment  iqua  vu  l'jo,  et  qu'sront  fourt  eutiles  aux  brauves  gens.  Pe 
D.  M***.     De  M**.     Metz,  Verronnais,  1811. 

Chants  populaires,  recueilles  dans  le  pays  Messin,  mis  en  ordre 
(•t  annotes  par  le  Comte  de  Puymaigre.     Metz,  Rousseau -Pallez,  1865. 

Documents  en  patois  lorrain  relatif  ä  la  guerre  entre  le  Comte  de 
de  Bar  et  le  Duc  de  Lon-aine  (1337  — 1338),  par  F.  Bonnardot. 

Conferences  litteraires  a  Metz  au  XVI  si^cle  (extrait  d'une  ancienne 
Chronique).     Metz,  Blanc,  18G4.     40. 

XIX.   Orte  im  Bezirke. 

ClerCX,  Memoire  sur  quelques  villages  indiques  dans  Thistoire  de 
Metz  et  qui  sont  maintenant  inconnus.     Mem.  Ac.  M.  1846  —  47. 

Bach  (P.) ,  Essai  philologique  sur  les  origines  gauloises  de  quelques 
villes.     Mem.  Archeol.  1863  —  64. 

Boulangd,  Les  cliateaux  de  la  Moselle.     Austrasie  1855. 

Prost,  Albestroff,  si^ge  d'une  cliatellaine  de  revßche  de  Metz. 
M.   Itousseau- Pallez.     186 J.     Auch  in  Austrasie  1861  —  62. 

Michel,  Notice  sur  Amelange,  ferme  pres  de  Metz.  Metz,  Dem- 
bour,  1851. 

Durand  (Anatole),  Ancerville.     Bullet.  Archeol.  1863. 

Ancy,  Notice  sur.     Bullet.  Archeol.  1860. 

Perrin  (Abbe),   Notice  sur  l'eglise  d'Ancy  sur  Moselle.     Broschüre. 

Boulang^,  Notice  sur  Arry.     Mem.  Ac.  M.  1854—55. 

Boulangä ,  Note  sur  l'eglise  prieurale  d'Aube.  Mem.  Ac.  M. 
1853-54. 

Simon,  Promenade  geologique  et  archeologique  de  Metz  ä  Auboue 
ft  Moyouvre.     Ausrasie  1840. 

Teissier,  Note  sur  un  pave  en  mosaique  decouvert  k  Audun  le  Tiche. 
Mem.  Ac.  M.  1823  —  24. 

Histoire  de  St.  Avold  et  de  ses  environs  par  Philippe  Brouder. 
Metz  1868. 

Boulangä,  Note  sur  Bannay.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Begin ,  St.  Barbe.     Metz ,  litteraire ,  p.  31  —  43. 

Destreux  (C.),  L'eglise  de  St.  Barbe.     Austrasie  1843. 

Boulangä,  Notice  sur  Baronville.     Mem.  Ac.  M.  1853  —  54. 

Boulangä,  Notice  sur  Bionville.     M^m.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Creutzer  (M.  P. .  pharmacien),  Statistique  du  Canton  de  Bitche. 
Mem.   Ac.  M.  1851  —  52. 

Thilloy,  Les  Ruines  du  Comte  de  Bitche.  Metz  1860.  Auch  iu 
Mem.  Ac.  M.  1861  —  62. 

Thilloy,  Agnes,  comtesse  de  Deux-Ponts,  Dame  de  Bitche  en  1297. 
M.  Rousseau -Pallez.     1864. 

Boulangä,  La  Main  du  Prince  (bei  Bitsch.)     Metz  litteraire. 

Viansson,  Bornj\     Mem.  Archeol.  1869. 

Boulang^,  Sepultures  lorraine.s  ä  Bouzonville.     Austrasie  1854. 

Dumolart  (Fr.  N.  Bouvier),  Prevote,  gruerie  et  office  de  Bouzonville. 
1742.     Mspt.  Nr.  254  der  Metzer  Bibliothek.     417  Seiten. 


550  Beilagen. 

Teissier,  Sur  des  monuaies  trouvees  ä  Bouzonville  en  Avril  1825. 
Mem.  Ac.  SI.  1828  —  29. 

Boulangä,  Promenade  archeologique  dans  le  vallee  de  la  Caner. 
Anstrasie  1856,  1857. 

Görard,  Recherches  sur  remplacement  de  Caranusca  et  notice  sur 
le?  antüiuites  decouverts  k  Elzing.     Mem.  Ac.  M.  1845  —  4f». 

Bonlangä,  Cattenom.     Anstrasie  1853. 

Simon,  Chatel  St.  Blaise  et  TAqueduc  romain.  Mit  Plan.  Austrasie 
1839. 

D'Huart,  Chatel  St.  Germain.     Austrasie  1843. 

Lemaire ,  Essai  archeologique  sur  l'eglise  de  Chazelles.  Moni.  Ac.  M. 
1869  —  70. 

D'Huart,  Rapix)rt  sur  dcux  aqueducs  romains,  decouverts  sur  les 
bans  de  Chazelles,  de  Scy  et  de  Les.<*y.     Mem.  Ac.  M.  1843  —  44. 

Boulang6,  Notice  sur  Conde-Northen.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Simon,  Les  environs  de  Comy.     Austrasie  18fi0. 

Boulangö,  Notice  sur  Crehange  (mit  Noten  von  Prost  und  genealo- 
gi.>;cher  Tabelle).     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Boulangä,  Excnrsion  k  Creuzwald.     Austrasie  1856. 

Salmon,  l.es  usages  du  Comte  de  Dabo.     Mem.  Ac.  M.  1866  —  67. 

Beaulieu,  Recherches  archeologiques  et  historiques  sur  le  Corate. 
de  Dachsbourg.  Paris,  veuve  Lenormart,  1836.  Avcc  6  jilanches.  II  edition 
1848:  Le  Comte  Dagsbourg. 

G.  de  Baillie,  Le  comte  de  Dagsbourg.    Paris.     Normant. 

Clercz,  Dufresne  et  d'Huart,  Daspich,  commune  de  Florange. 
Wem.  Ac.  M.   1843  —  44. 

Ancelon,  Note  sur  Torigine  de  Dieuze.     M6m.  Ac.  M.  1862  —  63. 

BoulangÖ,  Notice  sur  Elvange.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Notice  sur  le  chäteau  d'Ennery,  M6m.  Arch.  1864. 

Couet  de  Lorry,  Notice  historique  sur  la  terre  de  Etangs.  Mem. 
Archeol.  186'.). 

Promenade  archeologique  au  village  de  I-'ailly.     Austrasie  1839. 

Dufresne,  Notice  sur  des  sepultures  trouvees  »V  Fareberswiller.  Mem. 
Ac.  M.  18.-,4-55. 

Boulang($,  Notice  sur  Faulqnemont.     M6m.  Ac.  M.  1852 — 53. 

Flastroff,  Notice  .sur.     Bullet.  Archeol.  1867. 

Abel,  Trouvaille  d'antiquea  gallo-romains  dans  le  village  de  Fleuiy 
(Kerme  St.  Nicolas).     Bullet.  Arch(:'ol.  J869. 

D'Huart,  Florange.     Austrasie  1839. 

D'Huart,  Notice  sur  le  comt6  de  Forbach.     Mem.  Ac.  M.  1841 — 42. 

Boulangö,  Notice  sur  Foulignj'.     Mem.  Ac.  JL  1852  —  53. 

Thilloy,  Le  Frauenberg.     Mem.  Archeol.  1865  —  66. 

Le  chateau  Frescati,  esquisse  ])ar  Alfred  Toutnin.  Metz,  Pallez- 
KoMS.Htau.   1853,  und  in  Austrasie  1853. 

Freistroff,  Mspt.  74,  p.  197. 

Jacob,  Notice  .sur  Tacpieduc  romain  de  Gorze  i\  Metz.    Austrasie  1854. 

Bergmann  (Abbe),  (»orze.     Bullet.  Arch6ol.  1862. 

Nimsgern  (J.  B.),  Histoire  de  la  ville  et  du  pays  de  Gorze.  Metz, 
Lecouteux,  1853. 

Gorze,  Ortsverzeichniss,  Mspt  74,  p.  230. 

Gorze,  Cnrtular.    Mspt.  76,  77. 

Notice  Rur  le  CliAleau  de  la  Grange.     Austrasie  1843. 

Munier   (F.),    Notice    «ur    la   Grnngo-anx-Dnme.«.     Mem.    Ac.    M. 

Notice  Hiir  la  Orange- aux-OrincH.     Union  des  Arls  II. 
Büulangtf,  Notice  sur  Gravelotte.     Mem.  Ac    M.    1H53-  !i\. 


ö.    Literatur  über  Deiitsch-l.othringen.  55J 

Puyraaigre  (Th.   de),  Le  Hakenberg,   Ste.  Ciaire,   Ste.   Glossinde, 
Volckraiige.     Austrasie  1853. 

D'Huart,  Notice  sur  les  Forges  de  Hayauge.    Mem.  Ac.  M.  1844 — 45. 

Altmayer,  Observations  sur  les  ruines  du  Hieraple,  la  voie  romaine 
qui  y  aboutil  et  les  traditions  fabuleuses  du  pays.    Mem.  Ac.  M.  1828 — 29, 

Simon,  Notice  sur  le  Hieraple.     Mem.  Ac.  M.  1840  —  41. 

D'Huart,  Notice  et  tradition  sur  Hieraple.     Austrasie  1837. 

VeUecour  (Ch.  de),   Partage  entre  les   heritiers  de  Claude  Lellich, 
seigneur  d'Inglangc.     Austrasie  l8fiü. 

Rapport   sur  l'aqueduc  romain  dit  Arches  de  Jouy  par  Soleirol   et 
Simon.     Mem.  Ac.  M.  1837—38. 

Boulang6.   Notice  sur  Longeville-le-Metz.     Mem.  Ac.  M.  1852—53. 

Hallez  d'Arros,  Longcville-le-Metz.     Bullet.  Archeol.  1860. 

BoulangÖ,  Notice  sur  Lorry-devant-les-Ponts.    Mem.  Ac.  M.  1854—55. 

Bouteiller,  Notice  sur  Lorry- les -Metz.     Mem.  Archeol.  1865  —  66. 

Dociiments  sur  Lony- les -Metz.     Bullet.  Archeol.  1866. 

Walther  (Georg),  Ursprung  der  Glashütten  von  St.  Louis,  Meisen- 
thal und  Götzenbrück.     Lithographirte  Broschüre.     1830 

Maguin  (Henri),  Notice  sur  Louvigny  et  Cheminot.  M.  Kousseau- 
Pallez.     Avec  gravures.    Auch  in  Bullet.  Archeol.  und  Mem.  Ac.  1860. 

Boulange,  Notice  sur  Mardigny.     Mem.  Ac.  M.  1854  —  55. 

Durand  de  Distroff,  Mardigny  et  ses  seigneiirs.   Mem.  Archeol.  1868. 

Boulang^,  Le  Bau  St.  Martin.     Union  des  Arts  II. 

Le  chäteau  de  Mensberg.     Austrasie  1839. 

Prost,  Autiquites  decouvertes  aux  environs  de  Merlebach.  Mem.  Ac.  M. 
1864  —  65. 

Promenade  archeologique  dans  le  val  de  Metz.  Morlange.  Austrasie, 
1838. 

L'eglise  de  Mey.     Austrasie  1853. 

D'Huart,  Montoy.     Austrasie  1839. 

Boulangä,  Notice  sur  l'eglise  prieurale  du  Mont  St.  Martin.  Mem. 
Ac.  M    1852-53. 

Le  Restauration  de  la  Chapelle  de  l'Ermitage  du  Mont  St.  Michel. 
Austrasie  1839. 

Boulangä,  Notice  sur  Morhange.    Mem.  Ac.  M.  1853—54. 

Demoyei,  La  Chapelle  de  Morlange,  Luttange,  Hombourg,  Vinsberg, 
Biettange,  Eiinery,  Malroy.     Bullet.  Archeol.  1864. 

Boulang6,  Notice  sur  Morlange.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Gautiez  (Ch.),  Restauration  de  la  Chapelle  de  Morlange.  Union 
des  Arts  I. 

D'Huart,  Rapport  sur  la  Chapelle  de  Morlange.  Revue  de  Metz 
1845.    II. 

La  Prieurö  de  Morlange.     Austrasie  1838. 

Dupr6 ,  Memoire  sur  les  Antiquites  de  Moyenvic  et  de  Mareal.   Nancy. 

Abel,  Norroy-le-Veneur.     Bullet.  Archeol.  1862. 

Boulangä,  Le  chdteau  d'Ottange.     Bullet.  Archeol.  1866. 

Boulangö,  Ottonville,  le  Manuscript  d'Henry  Champion,  cur6  d"(3. 
en  163«.     Austrasie  1854. 

Wirich  (Colone!),  Notices  sur  quelques  monuments  funöbres  romain.s 
ou  gallo-romains,  trouves  pres  de  Phalzbourg  et  la  Saveme.  Mem.  Ac.  M. 
1850  —  51.^ 

Benoit  (A.),  Le  blocus  de  Phalzbourg.  Histoire  du  9.  bataillon  des 
gardes  nalionaux  d'elite  de  la  Meurthe.     Austrasie  1868. 

Chabert,  Memoire  historique  sur  Plantieres  et  Queuleu,  commune 
riirale  du  2.  Canton  de  Metz,  avec  des  plans  de  l'eglise  en  construction. 
M.  Maline.     1861. 


552  Beilagcr. 

L'eglise  de  Plantieres  -  Queuleu  par  R.  P.  L.     Austrasie  1863. 

Chabert,  Notre-Dame  de  bon  secours  de  Plantieres.    1863.    Brosch. 

Boilteiller,  Les  Sorciers  de  Plappeville.     Austrasie   1^56. 

Boulangä,  Notice  sur  Plappeville      Union  des  Arts  II. 

Abel,  1.0  Jlont  St.  Quentin.     Austrasie  1861. 

Hallez  d'Arros  (Olivier),  Notice  lüstorique  sur  in  chapelle  du 
Mont  St.  Quentin.   Avec  une  vue  de  l'ancien  ermitage.  M.  Rousseau.  1861. 

Hallez  d'Arros,  Notice  sur  les  ermites  du  Mont  St.  Quentin.  Bullet. 
Arcluol.  lf>61. 

Mnnier,  Origine  du  nom  de  Queuleu.     Mem.  Ac.  M.  1848  —  49. 

Bouteiller,  L'eglise  de  Queuleu.     Bullet.  Archeol.  1863. 

D'Huart,  Raville  et  Crehange.     Austrasie  1840. 

BoulangÖ,  Notice  sur  Raville.     Mem.  Ac.  M.  J  852  — 53. 

Abel,  Notice  sur  la  village  de  Remilly.    Austrasie  1860. 

Teissier,  Note  sur  Ricciacum,  Station  ou  Heu  de  gite  militaire  sur 
le  voie  de  Metz  a  Treves.     Mem.  Ac.  M.  1821  —  22. 

Boulang^,  Rocherches  sur  Ricciacum.     Austrasie  1842. 

Prugneaux  (Colonel),  Notice  historique  sur  le  combat  de  Rodemack, 
canipngiif  de  cent  jours.     Toul,  Bastien,  1851^. 

Abel,  Notice  historique  sur  Rodemack.     Austrasie  1861. 

Emel  (.Abbe),  Rouhling.     Bullet.  Archeol.  1869. 

Simon,  Notice  sur  le  Sablon  et  sur  les  söpultnres,  qui  y  ont  ete  de- 
L-ouvertes.     Mem.  Ac.  M.  1848  —  49,  1855  —  56,  1857  —  58. 

Bacll(P.)i  Notice  historique  sur  la  grotte  de  St.  Clement  k  Sablon. 
Mem.  Archeol.  1869. 

Abel,  Sablon,  etude  historique  sur  St.  Clement.     Austrasie  1858. 

Creutzer,  Apercu  geologique  et  statistique,  historique,  industrielle 
et  agricole  du  Canton  de  Sarralbe.     Mem.  Ac.  M.  1  50  —  51. 

Thilloy  (Jules).  Dixionnaire  topographique  de  l'arrondissement  de 
Sarreguemins.  .M.  Roiisseau-Pallez.  1862.  Auch  in  M^'m.  Archeol.  1861 — 62. 
Entiiält  nur  Büchercitate. 

Simon,  Notices  sur  Scy,  Chazelles,  Lessy,  Chatel  St.  Germain  et 
Rozerieulles.     Bullet.  Archeol.  1861. 

Boulang^  ,  Pn)menade8  archeologiques.  Sierck,  Mensberg,  Mondair. 
Aiistra.-^ie  1842. 

Fulbeit,  Histoire  de  Sierck.     Austrasie  1837. 

Puymaigre  (Conite  de),  Sierck,  esquisse  historique.  Austrasie  1854. 

Benoit  (Arthur),  Annexiuns  de  la  France.    Sierck.    Austrasie  1869 

Etudes  sur  les  eaux  minerales  de  Sierck  par  E.  Crollois.    Taris  1859. 

Mämoires  et  rappnrt.^  sur  los  eaux  minöralos  de  Sierck  par  les  doc- 
teur.s  l)ieu,  Rnudolphi,  Marociwil  et  Villemin.     Metz  1861. 

Rapport  ."iir  les  peintures  murales  ii  Sillegny.   Bullet.  Arch6ul.  1858. 

VerzeichnisB  der  Aebte  von  Stürzelbronn  und  der  dortigen  üräber 
.11   Hiill.-t.  Archtoi.  1860. 

Chabert,  Nouvelles  recherches  sur  Stiirzolbronn.     Austra.sic  1855. 

Boulangö,  Note  sur  legliBe  de  Thicoiirt.     Möm.  Ac.  M.  1851  —  52. 

Abel,  Promenade  archäologique  sur  le  chemin  de  For  de  Thion- 
Mlle.      1856. 

Charte  <ra(Tranclii«8onH!iit  de  la  villc  de  Tlilonville,  ocfroyee  le 
l<-  l.*)   Aorit   1*239  pur  Henri  II.  Conde  de  Lu.\emlM»urg.    Mein.  Ao.  M.  18',>5. 

Relation  «In  «-ombat  de  Thionviiie  et  du  sii-ge  d'Arras  eii  1639  et 
1640      I'iir  Man*  Diino^ii  de  CeriHantes.     Paris.     4'*. 

Abel,  l'oiHpiirroH  lU'vant  Thionviiie.     Metz,  Lamort ,  1854. 

Fautrier  ((iuHton  de),  Notice  Hiir  une  cluirle  de  1458  concernant 
1  iiionville.      hU'.tu.   Areliec»!.    1865 — 6(». 

Lorette,  Almnnnch  ponr  1853.  Kplienierides  sur  Thiinivillc.  Fol.  Metz. 


:j.    Literatur  über  Keutsch- Lothringen.  553 

Alm,  Journal  historiqiie  du  Blociis  de  Tliionville  en  1814  et  1815. 
Blois,  Verdiere,  1819. 

Abr6g6  de  Thistoire  chronologique  de  Thionville.  Chronik  der 
Augustiner  bis  1655  und  des  P.  Herault  bis  1733.  Mspt.  Nr.  253  der 
Metzer  Bibliothek. 

Brief  discours  de  la  prinse  de  la  ville  de  Thionville  mise  en  obeis- 
wance  du  roy  par  le  seigneur  de  Guyse.     Paris  1558.     Imp.  Etienne. 

Capitulation  accordee  pour  le  Roy  avec  le  seigneur  Cadderebe, 
gouverneur  de  Thionville  et  les  capitaines  entant  de  present  k  la  garde  et 
deffense  de  la  dite  ville  sur  la  redaction  d'icelle.    Paris  1558.    0.  de  Harsy. 

G.  F.  Teissier,  Ilistoire  de  Thionville.     Metz,  Verronnais,  1828. 

LeSiredeTolschwiller.  ClironiciuelorraineduXIV  sifecle.  Au8trasiel838. 

BoulangÖ,  Notice  sur  Tritteling.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Urville  et  la  Bonne  Fontaine.  Causerie  d'archeologie  judiciaire  par 
eil.  Cailly,  avocat.     Bullet.  Archeol.  1860. 

Boulange,  Notice  tiir  Varize.     Mem.  Ac.  M.  1852  —  53. 

Guerry,  Vaux.     Bullet.  Archeol.  1862. 

Delporte  (H.),  Les  Salines  de  Vic,  Moyenvic,  Dieuze.  Austrasie  1839. 

Abel,  Terville  et  Veymerange.     Bullet.  Archeol.   1861. 

Villers -Bettnach,  Mspt.  74,  p.  196. 

Boulangä,  Eglise  de  Walmunster.     Mem.  Ac.  M.  1853 — 54. 

Le  Löpreux  de  Wolkrange.  Chronique  Luxembourgoise  du  XIII 
siede,  par  D'Huart.     Austrasie  1837. 

Boulangä,   Notice  sur  l'eglise  de  Zetting.     Mem.  Ac.  M.  1852 — 53. 


Nachtrag. 


Zur  Beschreibung  der  Stadt  Metz,  S.  193,  ist  Folgendes  nachzutragen: 
Das  im  Januar  1875  veröffentlichte  Budget  der  Stadt  Metz  erhebt  sich 
in  Einnahmen  und  Ausgaben  auf  die  Summe  von  1,142,375  Frcs.  45  Cts. 
Es  betragen  die  ordentlichen  Einnahmen  865,575  Frcs.  45  Cts. ,  die  ausser- 
ordentlichen 276,800  Frcs.,  dagegen  die  ordentlichen  Ausgaben  791,029  Frcs. 
25  Cts.,  die  ausserordentliehen  351,346  Frcs.  20  Cts.  Gegen  1874  ergibt 
sich  dabei  ein  Mehr  der  Einnahmen  von  30,479  Frcs.  7ö  Cts.,  ein  Weniger 
der  Ausgaben  von  61,307  Frcs.  55  Cts.  Der  Schuldenstand  betrug  Ende 
1874:  3,560,000  Frcs.,  wobei  2,343,500  Frcs.  für  die  Wasserleitung  von 
Gorze,  1,107,500  Frcs.  für  Bau  der  Tabaksmanufaktur  und  Vergrösserung 
des  Lyceums  und  105,000  Frcs.  für  Erweiterung  der  Bahnhofstrasse  (Ser- 
penoise).  Die  ordentlichen  Einnahmen  sind  zusammengesetzt  aus:  A'^er- 
schiedene  Einnahmen  83,605  Frcs.,  Octroi  437,200  Frcs.,  Vermiethungen 
u.  dgl.  44,824  Frcs. ,  Mühlen  23,965  Frcs.,  Handelsetablissements  2400  Frcs., 
Märkte  48,620  Frcs. ,  Schlachthäuser,  Waschanstalten  99,445  Frcs. ,  Unter- 
richt 24,516  Frcs. ,  Dispensairs  5000  Frcs. ,  Wasserconcessionen  40,000  Frcs., 
Gasanstalt  56,000  Frcs.  Die  gewöhnlichen  Ausgaben  umfassen  folgende 
Posten :  Mairie  und  Verwaltung  70,000  Frcs. ,  Friedensgericht  1250  Free., 
Polizei  92,245  Frcs. ,  Vorsteher  der  Handelsetablissements  6880  Frcs. ,  Octroi 
143,360  Frss. ,  Strassenreinigung  u.  dgl.  93,200  Frcs.,  Ueberwachung  der 
Schlächtereien  4490  Frcs. ,  öffentliche  Beleuchtung  93,000  Frcs. ,  Feuerwehr 
17,798  Frcs.,  Unterricht  98,665  Frcs.,  schöne  Künste  13,365  Frcs.,  Cultus 
6350  Frcs. ,  Unterstützung  der  Wohlthätigkeitsanstalten  32,023  Frcs. ,  Unter- 
haltung des  städtischen  Eigen thums  73,567  Frcs.,  Verschiedenes  14,835  Frcs., 
Bäder  und  Waschanstalten  30,000  Frcs.  Unter  den  ausserordentlichen  Aus- 
gaben bildet  die  Abtragung  und  Verzinsung  der  Schulden  mit  274,500  Frcs. 
die  Hauptsumme. 


Orts-Yerzeichniss. 


Die  Namen  der  Gerapinden  sind  mit  gesperrter  Schrift  gedruckt. 


Aboncourt  332,  478. 
Abreschweiler  451. 
Achain  478 
Achatel  297. 
Achen  421. 
Ackerbachhof  387. 
Adaincourt  36;> 
Adelanpe  366. 
Adelhausen  4^M. 
Auathe  ,Ste.)  275,  278. 
Aidelinp  357. 
AiRnan  (St.)  29^ 
Ajoncourt  496. 
Aitre  (L")  286. 
Alaincourl  V79,  497. 
Alhechau  440,  470. 
Albersweiler  451. 
Albesdorf  487. 
Albin  470. 
Albins  468. 
Alch  354. 
Alfjer  271.  298. 
AIr ränge  316. 
Algrinpen  316 

Aiiömont  :m. 

Alling  398. 

Alstingen  377. 

Alt-Bilsch  417 

Altdorf  3:i3.  488 

Alte  Kapelle  38:i. 

Alte  Mnhlp:i02;»A3,3V9.  350. 

Altevillo  512. 

Alte  Zingdhütto  394. 

Alfglashiitle  37«. 

Altheim  (Deutsch-)  323. 

Althorn  419. 

Altkirrh  422. 

Alt-Llxheim  4V4. 

Alt-Mnxe  •M\. 

Altmiilil  lüber-  ii.Niedor-)4ßO. 

Altniiihlf  447, 

Altrip  :i82. 

Altsrhm-l/.  418. 

All-Stiringon  380. 

Altweih'r  :i97. 

Allwiefihof  329. 

Alt7.  :v>4. 

Altrint/el  418. 

All7inl/elhof  420. 

Al7Cjr  517. 

Alling  416. 

Alrlnppn  'VV7. 

Av.  ■'■  !•<  26V. 

Au  -.m. 

A' 

A  t  478. 

A.  ■':!. 

All  i/Nibrik  .'i49. 

Amiiivillr  :il7. 
Anccrvlll«'  289. 


A  n  c  y  280. 

Ancy-Ies-Soignf  304. 
Aneckermühle  42{i. 
AngeviUers  326. 
Angweiler  444. 
Annahor  (Ste.)  3:«. 
Annakapolle  (S(c )  488,  495. 
Anne  (Ste.)  272,  275,  409. 
Annenhof  (St  )  316. 
Antilly  305. 
Anzelingen  3o8 
Aoury  295. 
Apach  341. 

Aibrevert(L' 1437,  458,  519. 
Argancy  3('5. 
Arlange  486 
Arnsberg  415. 
Arraincourt  365 
Arriancc  365. 
Arrv  281. 
Ars'282 

Ars-Laquenexv  280 
Arschweiler  458. 
Ars  weil  er  326. 
Arzweiler  458. 
Aspach  452. 
Assenoncourt  467. 
Altilloncourt  479. 
Aubo  290. 
Auböcourt  294. 
Auberge-Neuve  370. 
Aubigny  291. 
Auche  284. 
Auconville  280. 
Audun-Ie-Tiche  ;t23. 
Audweiler  392. 
Augny  26V. 
Aulnois  497. 
AumotT  :^2V. 
Aumont  272 
Ausudingen  468. 
Avancv  30«. 
Avigv  302 
Avold  (St.)  395. 
A\old  (Bnhnhot.stalion)  401. 
Avrirourt  VC« 
Ay  305 
A7.oudonee  4(U<. 

n.irhnls  (Lpr)  4V1. 
Ilitchmühlfl  400. 
Ilarourt  497. 
Illirnnthiil  41V 
Hagiitollc  266. 
Hitgneshol/  517. 
lingncux  28« 
Haillo-cn-llnul  277. 
li.ill  V'ift 
Hnllcrlrig  392. 
ItnIIrntti'iii  460. 


Rarabiderstroff  365. 
Biin  de  Fribourg  437. 
Ilannay  :U9. 
Bannstein  415,  418. 
Ban-St.-M;irtin  265. 
Baiaques  du  Boislo  Cliöne  458. 
Baraques  des  trois  Maisons 

(Les)  458. 
Barbe  (Ste.)  308,  324,  458. 
Barchain  435. 
Baronne  (La)  408. 
Baronweiler  382. 
Barst  397. 
Barthof  407. 
Bar V nie  (Ilaute  et  Basse) 

45V. 
Basse- Bevoyc  302. 
Basse- Court  356. 
Ha-^se  du  Cuvelier  4;)3. 
Ua.'^sing  508 
Biithck^moiit  512. 
Batzenthnl  316,  326. 
Baudier  (St.)  269. 
B  aiidrecourt  498. 
Baumhiedersdorf  365. 
Bazin  287. 
Uazoncourf  290. 
Beaurecard  316. 
Beanville  280. 
Boliing  VI.'). 
Beihy  2«.i0. 
Beck  (Moulln  de)  512. 
Beckenmiihlo  460. 
Bpcktrholtz  :tö9. 
Bedesdorf  50'.'. 
Bofev  309. 
Bohren  378. 
Bciorn  :t26. 
Beimbnch  442. 
Beilange  479. 
Belle -Croix  266. 
Belli-  foiilaine  (La)  267. 
Boll.-foiit.iine  310,  504. 
Bt'll(>gar(k'  38:«. 
Bellemnilior  3V2. 
Bellorstein  415. 
Belle -Tancho  266. 
Bellovue266,  272,  285,295, 

319,  369.  42:1,  511. 
Bellevue  dite  Longo  C(Me  316. 
Bellevurhof  489. 
Bi>llin  369. 
Belmiich  3V2. 
B  t'«  n  e  Ä  t  r  o  f  f  489. 
Boiiing  386 
Benlngen  307. 
Benninghof  3K3 
Benotl  2K» 
BiMiRdorf  4>^9. 
Bonting  '.VJ7. 


Urts  -Verzeiclinisa. 


555 


Herange  481. 
»erceau  286. 

Uerfang(Alt-und  Neu-)  :t98. 
Berg  327,  '.m. 
Bergöre  (La)  :)ö9. 
Bergmättel  461.  ' 

Berig  M83. 
Berlin  gen  459. 
Berlize  290. 
Bermcringen  489. 
Bernard  (St.)  362. 
Bersiederhof  427. 
Herthelmingen  44K. 
Bertringen  333,  383. 
Berupt  303. 
B  c  r  w  e  i  I  c  r  358. 
Besenmühie  365. 
Bessweileihof  489. 
Besviilermühle  495. 
Beteli  415. 

Betnach  (Viliers)  519. 
Bettange  349. 
Beltborn  445. 
Betting  344,  356. 
Bettingen  317,  349.  397. 
Bettlainville  333. 
Bettpert  4i6. 
Bettring  392. 
Bettweiler  421,  422. 
Beuvange  321,  322. 
Beux  (Haute-)  290. 
Beva  284. 
Bövange  320. 
Böville  307. 
Bevotte  308. 
Bevoye  (Basse)  302. 
Beyren  326 

Bezange  la  petile  515. 
Biberkirch  436. 
BIbiche  358. 
Bibisch  ^58. 
Bibischerbach  ;tö9. 
Biblingen  M\. 
B  i  c  k  e  n  h  0 1  z  445. 
ß  i  d  i  n  g  384. 
B  i  d  1  i  n  g  0  n  33:?. 
Biedesdorf  508. 
Bielstein  -WO 
Bildmnlile  417. 
Bille  436. 
Bingen  349. 
Binningen  422. 
Bioncourt  479. 
Bionville  349. 
Bisbactier  Hof  :m. 
Bischdorf  38;J. 
Bischwaldnnihl.»  383. 
Biselsackhof  420. 
Bising  342. 
Bisingen  349,  515. 
Bisping  4'k5. 
Bissemberg  414. 
Bisten  im  Loch  349. 
Bistroff  383. 
Bitsch  413. 
ßitsch  (Alt-)  417. 
Blaise  (Chatel  St.)  264. 
Blaise  (St.)  383,  467. 
Blanchard  305. 
Blanc-haut  513. 
Blanche  479. 
Blanche-Eglise  513. 
Blanclierie  (La)  270. 
Blanc-Rupt  ;  Petit)  455. 
Blauhof  325. 


Bleicherei  355. 

Blen  387. 

Hlettingen  334. 

Bliesbrücken  407. 

Blies-E  bersingen  407. 

Blies-Gersweiler  ¥)'. 

Uliesschweyen  4C8. 

Bliiidewalsch  440. 

Blittersdorf  (Gross)  408. 

niomühle  365. 

Blory  270. 

Bockenhof  331. 

Bösmühle  365. 

Boh'sches  Gut  407. 

Bois-brulö  511. 

Bois  Canon  (Revers  du)  453. 

Holchen  348. 

Boler  327. 

Bombacherhof  422 

Honfey  307. 

lionliauser  Hof  365. 

ßonlieu  452 

Bonne -fontaine  461. 

Bordes  (Les)  266.  277. 

Bormühle  370. 

Bornv  266. 

ßottes"(Les)  266 

Boucheporii  350. 

B  0  u  I  a  n  g  e  324. 

Boulangemühle  32V. 

Boulav  348. 

Boule  468. 

Boüligny  365. 

Bourache  519. 

Bourdonnay  516. 

Bourdonne  (La)  454. 

Bourdonne  (Haute  et  Basse) 

455. 
Bourg  330. 
Boiirguignon  455. 
Boussange  317. 
Bousse  334. 
Bousswaldmühle  321. 
Boustroff  384. 
Bouzenacker  343. 
Bouzonville  357. 
Boyet  619. 
Bradin  271. 
Brandclfiiig  423. 
B  r  a  u  w  e  1 1  e  r  459. 
Brecheux  45;}. 
Brecklingen  352. 
Brdhain  498. 
Bieidcburg  518 
Breidenbach  426. 
Breidthof  382. 
Breisdorf  327. 
Breite  (Kleine)  467. 
Breithof  512 
Breitsilterhof  426. 
Breitthal  415. 
Bremendt^lerhof  420. 
Bremm  (Goldene)  380 
Bremm  (Kleine)  ;}80. 
Brettnach  358. 
Brieux  268. 
Briquurie  (La)  316. 
Brobisch  360 
Broc  (La)  516. 
Brockenmühle  389. 
Bronveaux  267. 
Brouchain  459. 
B  r  0  u  k  350. 
Bru  516. 
Bruchemühle  389. 


I  Brüchen  350.  . 

Bruchhof  321. 

Bruch mühle  321,  370,  444 

Brück  360. 

Bruckmühle  398. 

Brüderdorf  436. 
;  Urudergarten  444. 

Bruette  (La)  500. 

Brülingen  383 

Brulange  383 

Brülle  451. 

Bruskirhof  401. 

Bruv^re  (La)  307. 

Buchhof  327. 

Buchy  297. 

Büchefberg  4Ö8. 

Büdingen  316 

Büdingen  334,  'XVi.  384. 

Büdinger  Mühle  384. 

Bühl  436. 

Bützelerhof  449. 

Bure  325. 

Burgaltdorf  509. 

Burg-Esch  363. 

Burg- Rüttgen  31)1. 

Burlioncourt  479. 

Burscheid  459. 

Bury  301. 

Burthecourt  486. 

Burtoncourt  306. 

Buschbach  377. 

Buschbacher  Mühle  392. 

Buschborn  350. 

Buschdorf  .384. 

Busendorf  .357. 

Buss  334. 

Bust  327. 

Bus  Weiler  426. 

Buthmühle  377. 

Buy  305. 

Bypanges  445. 

Ca  hart  480. 
Cabocel  5i7. 
Cadenbronn  379. 
Caillaux  303 
Cainon-prö  271. 
Canardi^re  470. 
Cantonnier  (Maison)  389. 
Canymühle  480. 
Cappel  398. 
Carling  401. 
CarmagMOl  419. 
Carole  (La)  389. 
Carpe  fritte  (La)  471. 
Carri^re  397. 
Cartonniöre  (La)  268. 
Castweiler  392. 
Catherine  (Ste.)  400,  509. 
Cattenom  326. 
Centenbacli  426. 
Chabredine  iLa)  292. 
Chahury  2S3. 
Chaillv  292. 

Chailly-les-Ennery  306. 
Chambre  (La)  399. 
Chambrey  480. 
Champagne  519. 
Champol  301. 
Champenois  264. 
Champ  Gaillot  294. 
Champion  306. 
Chantier  de  l'Etang  519 
Chantrenne  288 
Chanville  290. 


556 


Orts  -Verzeichnis? 


Cbapuy  4ö4. 
Charbonniere  .La)  290. 
Charennes  31 1^. 
Charles  (St.)  307,  378,  Ss«. 
Charleville  306. 
Charlol  Wil. 
Charly  306. 
Charmiile  (M.  de  la)  ioö. 
Charreau  (An)  272. 
Chartreuse  3^V2. 
Chäteau  (Le;  ;«7. 
Chäteau  -  bas  264. 
Chäleaii-Brehain  498. 
Chäteau -de -Gras  308. 
Chäteau-rouge  362. 
Chdteau  St.  Vincent  372. 
Chäte:u-Salins  476. 
Chatel-Voel  481. 
Chüteau-Voue  481. 
Chatel  St   üermain  283. 
Criatillon  275. 
CliHUdeborg  316. 
Chazelles  2/6. 
ChelaJncourt  ;W7. 
Chemerv  3C6. 
Chemery-les-deux  362. 
(^heminöt  297. 
Chendel  :<85. 
Chöne  (Le)  268. 
Chßne  281. 

Ch^nes  (Mühle  des)  337. 
Chönois  498. 
Cheny-la-IIorgne  289. 
Cherisev  298. 
Chesnv  298. 
Cheuby  308. 
Cheval  Blanc  297. 
Cheval  blanc  ;Le)  487. 
Chevalin  :166. 
Cheval  Roubc  298. 
Chevillon  292,  501. 
Chicoiirt  499. 
Chieulles  267. 
Chniati  (Le)  4V2. 
Christophn  (St  )  :W6,  ;m 
Cl.-ment  (St.)  280,  510. 
Cl^ry  28:». 
Clollre  286. 
Clouango  321. 
Codewaldhof  :i:i6 
Coignot  (Muuhn  du)  271. 
Coin-Ies-Cuvrv  298. 
Coin-Pravel  29*«. 
Coin-sur-Soille  298. 
Coinrv  291. 
Cointliil  480. 
Colbeck  V>l. 
Collerie  (La)  .'»77. 
Colligny  291. 
Colmen  :<.'J8. 
Colming  :t5l. 
Colonibry  291. 
C'iiomlpicr  2Ufi 
(lolonnc  (La)  V17. 
r.oiidr  -  Norlhoii  'Xm. 
(>)ndil  3K2. 
(>>ti>tniitiiie  271. 
Conthil  480 
Convsux  21X1 

''  i 
•n  d«  1«)  :iHD. 

•I    du)  WWi. 
U)  iW7 


Coupillon  308. 

CourcellesChaussv2?l. 
Courcelles-sur-Nied29i. 
Courtegain  iö3. 
Coutures  480. 
Craincourt  4tt9. 
Crehange  368. 
Creon  MiS. 
Crepy  302. 

Crepv-Ies-Sanry  294. 
Croix  (De  la)  269. 
Croix    (Stc.)   360,    377,   384, 

407,  414,  M,  470. 
Ciunes  324. 
Cubolot  453. 
Cueillerotte  (La)  287. 
Curien  (St.)  VvV. 
Cutting  509. 
Cuvelier  (Basse  du)  Mxi. 
Cuvry  298. 

jDachsburg  459. 

Dachsburg- Eßisheini  4V2. 
j  Dachshof  415. 
!  Dago  459. 

Dagsburg  459. 
^  Dain-en-Saulnois  292. 
'  Da  lern  :<ö8 

Dalhain  480. 
I  Dalheim  358. 
j  Da  Ist  ein  359. 
;  Damberg  394. 

Damgoiswalder- Mühle  358. 
!  Danimmühle  393. 
;  Dann  u.  Vierwinden  460. 
'  Dannelburg  461. 
'  Dannthal  420. 

Daspich  31 '. 

Daspichmünlp  316. 

Davange  'X\'i. 

D^deling  481. 

Dehicourt  292. 

Dehling  378. 

Delme  «96. 

Üentingen  liöO. 

Dermirher  Mühle  343. 

Desseling  468. 

Destilleric  370. 

Destrich  384. 

Destry  :»8V. 

Deutsch-Althoim  323. 

Deutsch-llagen  471. 

Deuisch-Kohrntte  420. 

Deux  Maisons  481. 

Devanl-Ies- Fonts  267. 

Diana-Kapelle  4;»6. 

Diderllng  392. 

Dldersborg  492. 

DIding  360. 

Diehllngen  377. 

üiedonhofen  313. 

Di(>dlngon  412. 

Diefenbnch  :»8n. 

Üielenniiihle  ;»77. 

DIesdorl  :<:i4. 

Diesen  401. 

DIfluze  im. 

l)iffonl)«ch  38;>,  39V. 

liilhmnr  42V 

DilÄchNveilcrhof  .'»78 

DilKchwoilormühle  378. 

Hin  odurum  171 

Dodentiürcn  XU. 

DolfingiMi  \W. 

Dollriibncli  MH. 


üolvingen  44(; 
Douiangeville  294. 
Domcvre  (M.  de)  Vsd. 
Dominique -Guerre  V7I. 
Dommenheim  509. 
D  0  m  n  0  m  509. 
Donat  (St.)  382. 
Donjeux  499. 
Donnel.i  V  516. 
Donnenmübie  326. 
Dorfmühle  316,  443. 
Dornet  284. 
Dorst  429. 
Dorst  (Hof)  429. 
Dorlhul  51). 
Dorweiler  366. 
Douane  371. 
Dourdhal  398. 
Drainageröhrenfabrik  318. 
Dreibrunnen  V37. 
Dreisägmühlen  Wi1. 
Drey  (Haus)  464. 
Drogny  354. 
Du nl Ingen  516. 
Durchthal  398. 
Durkastei  -481. 

K  b  e  n  d  0  r  f  332. 

Eberbarher  Mühle  417. 

Ebersmühle  -401. 

Ebersweiler  ;»59. 
I  Ebersweil(>r  (Klein-)  399. 
I  Ehingen  317. 

Ebl Ingen  :<.')!. 
I  Kbrinpen  380. 

Eclairs -Boules  (Los)  452. 

Ecrevisse  (L")  2/7. 

i;dellngen  366. 

Edingen  3i6. 
;  Edival  484. 

Kdling  358. 

Egelsha  rdt  415. 
<  Eich  391,  4V1. 
I  Eichbaracken  -461. 
1  Eichelherg  416. 
I  Kichenhof  ;»;»6. 
I  Eigenthal  442. 

E I  n  c  h  w  i  1 1  e  r  38.'). 

Eingwillor  4t>l. 
'  Eisenhammer  (l  iiterer)  :}29. 

Eisenhammer  418. 
i  Eising  3:<1. 
;  Elangc  322. 
I  Eliga57. 
'  Elisch  357. 

Ellernhof  382. 

Kllweiler  410. 

KIsIngen  im. 

Klvange  366. 

Ehingen  W. 

Elwfngen  366. 

I'.lzango  3;»4. 

KlzinKcn  334. 

Kn-bas  510. 

En-haul  510, 

En-haut  (Moulin  d  )  510. 

Ennery  3(h;. 

!•;  n  8  (•  h  \v  0 1 1  (•  r  38.'!. 

Entrnihal  V6(i.  ' 

Entringen  329. 

Envio  283. 

Envit>  (M.  d)  4W. 

Kpangc  306,  3(l'.(. 

Eppiiigon   V26. 

Epvro  (St.*  tm. 


Orts  -  Verzeichnibs. 


557 


Hrbsenthal  41ö 
Erbshiitte  420. 
Erchingen  427. 
Eremitage  349,  391 . 
Erlenhof  382. 
Erlenhütte  420. 
Erlenmuserhof  420. 
Ernstweiler  391. 
Ersdorf  385. 
Erstmiihle  4211. 
ErstrofI  385 
Erza  nge  316. 
Esche ni  478. 
Escheringen  327. 
Eschweiler  426. 
Esperance  (L)  324. 
EssarJ  ü08. 
Essersttorf  4<j7. 
Etang  (L')  294,  519. 
Etangs  (Les)  307. 
Kit  in  gen  422. 
Etzling  378. 
Eugenicnhof  337. 
Eulenkopf  415. 
E  u  t  r  a  n  g  e  329. 
Evendorl  3V3. 
Evrange  327. 
E wringen  327. 

Fabermiihle  424. 
Fabcrt  271. 
Fabrik  356. 
Fache  499. 
Fahrmiihlo  465. 
Failly  307. 
Falck  359. 
Falke nberg  364. 
Falkenstein  418. 
Farn  eck  316. 
Fareberswiller  400. 
Farschweiler  377. 
Faulbach  ;«1. 
F  a  u  1  q  u  e  ni  0  n  t  364. 
Faulx-en-löret  372. 
Fauthenhof  443. 
Faxe  499. 
Felschlingmühle  358. 
Fi'lscnhof  422. 
Felsenniülile  421. 
Fenetraiige  4-43. 
Fe n seh  3^3. 
Fercaii  2t;8. 
Ferienlhal  511. 
Feringen  >tö9. 
Ferme  Bleue  (La)  325. 
Ferque  (La)  270. 
Föves  267. 
F  e  V  298 

Fillen  (Ober-)  370. 
Filsbachmiihle  -'»61. 
Filsdorf  359. 
Finkhol  424. 
Fiiikniont  424. 
Finseling  369. 
Finstingen  -443. 
Fischerhof  415. 
Fixem  327. 
Flanvilie  293. 
F I  a  s  d  0  r  r  342. 
Flassgarten  351. 
Flattenhof  343. 
Flavigny  286. 
Fleisheim  446. 
Fletrange  366. 
Fletringen  366. 


I  Fleury  299. 

Klövy  307. 

F 1 0  c  0  u  1 1  292. 
I  Flörchingen  .317. 
I  Florange  317. 

Flosselinger  Mühle  3fi8. 
!  Folie  (La)  280,  2a3,  301,  512. 
i  Folkl  ingen  377. 
i  Fol  kr  ingen  469. 
j  Folpersweiler  -iOS. 

Folschweiler  3'J8. 

Fontaine  (Ste.)  398. 

Fontaine  8UX-Ch6iies (La)  453. 

Fontenoy  444 

Fonteiiv  .'WO. 

Fontoy";ra. 

Forbach  376. 

Föret-faux  3:11. 

Föret  ferme  (La)  325. 

Forge  (La)  :WJ. 

Forge  (De  la)  440. 

Forges  (Les)  359. 

Forgevilie  342. 

Fosse  (M.  de  In)  499. 

Fossieux  500. 

Foul  er  ey  469. 

Foulignv  366. 

Fouquet  (La  grauge)  515. 

Four  (Le)  455. 

Fourcheux  290. 

Koville  299. 

Frache  389. 

Frackelfingen  452. 

France  (Villa)  409. 

Frangois  (St.)  382. 

Frangois  Malgrange  316. 

Franckaloirmühle  292. 

Franclonchamp  269. 

Frantzholz  320. 

Franz  (St.)  362. 

Franzoscnmiihle  451. 

Frapouillemühle  319. 

Fraquelfing  -^52. 

Fraue nberg  408 

Frechingtn  ;i42. 

Fr^court  295. 

Frei  bürg  -^69. 

F  r  e  i  b  u  s  s  ;i85. 

Freimingen  398. 

Freiminger  .Mühle  399. 

F  r  e  i  s  d  0  r  f  359. 

Krcmecourt  269 

Fremersdorf  385 

Fr^mery  500. 

Fremestroff  385. 

Frentzrl  451. 

Frescatelli  270. 

Frescati  486. 

Krescaty  271. 

Fr§snes-en-Saulnoi8481 

Fie.^ny  290 

Freudenberger  Hof  414. 

Freybolsdorf  385. 

Freybouze  385. 

Freywald  448 

Frichts  'Los  grandes)  440. 

Friedrichsmühle  460. 

Frohmühle  425. 

Frohnacker  415. 

Froid-cul  319. 

Fronholtz  3>0. 

Frontignv  301. 

Fuchsenmühle  377. 

Füllingen  366. 

Fürst  398. 


Fuhrhof  416, 
Fundmühle  427. 

Gänglingen  366. 
Giillenmühle  421. 
üallonge  367. 
Gandern  326. 
Gandrange  317. 
Gangoulf  (St.)  356. 
Gansbachmühle  .385. 
Gansweiler  461. 
Garburg  461. 
Garde  (Mühle  du)  398. 
Garde- de -Dieu    (Le)     284, 

502,  509. 
Gare  (La)  399. 
Garsch  .327. 
Gassion  316 
Gaubiving  378 
Gauweisdorf  36;i 
Gau  wies  328. 
Gavisse  3  8. 
Gaweistroff  363. 
Gebenhausen  408. 
Gebesdorf  510. 
Gebling  5i0. 
Geblingen  391. 
Gehfeld  397. 
Gehnkirchen  351. 
Geismiihie  361. 
Gelbedingen  510. 
Geling  360. 
Gelingen  338. 
Gelmingen  351. 
G^lucourt  510. 
Gendersberger  Hof  4i6. 
Genesdorf  510, 
Gentringen  316 
Genweiler  399 
Georgeiimiihle  460. 
Georges  (St)  472. 
Gerbecourt  481. 
Gerenhof  389. 
Germingen  470. 
Gerold  sack  447. 
Gerskirch  516. 
Gertingen  351. 
G  e  r  1 1  i  n  g  e  n  360. 
Gesslingen  386. 
Geysenbergerhof  465. 
Ginblingen  510. 
Giningen  ^Ober-  u.  Nieder-) 

338 
Girlange  351. 
Girlingen  351. 
Gisingen  422 
Gisingerhof  422. 
Gisselfingen  510. 
Givrycourt  489. 
Glagonnerie  455. 
Glasbronn  414. 
Glasbruik  ;töö. 
Glashütte  321. 
Glashütte  Sophie  '.iSO. 
Glassenberg  423. 
Glatigny  307. 
Godechure  309 
Götzenbrück  416. 
Goglo  (Lp)  287. 
Goin  299. 

Goldene  Bremm  380. 
Goldhof  343. 
Golenholzer  Hof  365. 
Gomelange  351. 
Gondrange  324. 


558 


Ürts-Verzeichuisl^. 


Gondremange  3^. 
Gondreville  310. 
Gondrexanse  470. 
Gongelfane  344. 
Gorze  279. 
Gosselmi  ngen  446 
Goursthal  316: 
Grätschbach  379. 
Gräfenlhalmühle  363. 
Grafenweiher  420. 
Grandes  irtches    LeO  ViO. 
Grandes  Tape.^  278. 
Grand -Haut  453. 
Grands-Jardins  4ÖO. 
Grange  (La)  319,  328. 
Grange  (Neuf-)  410. 
Grange- aux-Bois  (LaJ  266. 
Grange- au -bois  516. 
Grange-aiix-Dames  (La)  269. 
Grange-aux-Ormes  (La)  301. 
Grange  d'Agneaux  (La)  270. 
Grange  denvie  (La)  269. 
Grange  Mercier  (La)  270. 
Graumühle  442. 
Gravatte  351. 
Gravelotmühle  365. 
Gravelotte  284. 
Greinermühle  i22. 
Gr^mecey  482. 
Greningcn  386. 
Grenzhof  46V. 

Gr6ve  (Haute  und  Basse)  302. 
Griesbach  424. 
Griesbcrg  337. 
Grignan  271. 
Grigy  206. 
Grinioiii  275. 
Grindorf  3V2. 
Grindwiller  409. 
Grisberg  316. 
Gros-Sapin  (M.  du)  455. 
Gross-IMitlersdorf  408. 
(Jrosshochkirkel  414. 
Grossmann  451. 
Grossrederchingen  422. 
Grosstannchen  382. 
Gros-Ten(|  "in  382. 
Gros-Yeux  264. 
Grünhof  401,  491. 
(irundweiler  409. 
Guapevum  278. 
Gueti'iange  391,  510. 
Gu^  de  Laxiit  517. 
Gncisüo  (Haute;  463. 
Guelaiige  Xiü. 
Guenkirch  Itöl. 
Gün8l)achcrhof  379. 
Guentrango     x.     Gentringen 

316. 
Guenviller  399. 
Gueriiig  389. 
Guormango  470. 
Guerstling  360. 
GuOfixeling  386. 
<;u(^lvilli'r  48H. 

(iniciii k'  '.my 

(Jui  i.'T. 

(ini'  ><'.). 

G  u  I II K I  •'  ■•  K  *'  366. 
Guingudlf  (La)  \M. 
(;ulnzcllng  ItN). 
Gulurhlirrglidf  Vt2. 
(•undiTctil  ngen  470. 
', il.t   »Ol. 


Gustal  323. 
Gutenbrunr.en  461. 

Haarberg  4117. 
Hablütz  471. 
Haboudange  482. 
Hackenberg  333. 
Hagen  328. 
Hagen  (Deutsch-)  471. 
Hagen  diu  gen  267. 
Uagonctange  267. 
Hahnwald  428. 
Halde  -Wl. 
Halastenmühle  349. 
Haiing  330. 
Halleringen  367. 
Hallingen  352. 
Halmoze  4;i3. 
Halphen  36.'>. 
Halsdorf  342. 
Halsidrac  275. 
Haltenhausen  442. 
HumiOber-u.Nieder-H.);J38. 
Harn  unter  Warsberg  3ö2. 
Ilambach  409. 
Hameviller  325. 
Hamm.er  424. 
Hammerschmiede  401. 
Hammerwerk  359. 
H  a  m  p  0  n  t  482. 
Han  an  der  Nied  367. 
Hanau  264 

Hanauer  Sagemühle  418. 
Hang  weil  er  461. 
Hannocourt  500. 
Hanwoiler  416. 
Harcholins  453. 
Ilarga  rten  343,  360. 
Ilarprich  ;J86. 
Harras  391. 
Harraucourt-sur-Seillo 

482 
Harr  eck  460. 
Hatt^pitzmuhle  361. 
Harsprick  386. 
Hart  (La)  420. 
Hartberg  429. 
Ilarthof  460. 
ilarzhol  420. 
Ilarzweiler  438. 
Ilasdorl  3:16 
Haselburg  462. 
Ilasensprung  'SM. 
iiaspelsclioidt  416. 
Hassi'llhul  418. 
Ilassenburg  392. 
Hattingün  V')2. 
Haltigny  452. 
liauconco><rt  267. 
Maus  Drey  464. 
Haussonvillo  4<^9. 
Ilaut-Clocher  442. 
Haut  -  de -la- Hesse  480. 
Haute  lievovo  (La)  WS. 
Hdiilu  rorgo(|)e  In)  440 
Hauto-GiuMK'O  453. 
Houtcrl\e  298. 
liautes  Mnisnn!«  (Los)  471. 
Hnut-Moiilin  J8V. 
ilAUtnnneri«  (Ln)  300. 
llHdvcrlhe  342. 
IIa vangi'  :>24. 
Ilnyang<>  317. 
Hny('drs-AllODiands471 
Hoye»  307. 


Hayingen  317. 
Haymiihle  393. 
Ha  V weg  398. 
Hazard  414,  Vil. 
Heckenranshach  391, 
Heckling  357. 
Heideneck  419. 
Heidinger  mühle  377. 
Heilenbronn  399. 
Heilipenbronn  422. 
Heiligkreu7mühle  384. 
H  e  i  1  i  m  6  r  386. 
Rein  in  gen  360. 
Helnrichsdovf  462. 
Helstroff  361. 
Heldenmühle  .'(42. 
Hei  red  an  ge  367. 
Helgering  446. 
Helleringen  400,  446. 
Hellert  460. 
Hellimer  386. 
Helling  .3.33. 
Hellmühle  'Mi. 
Hellocourt  516. 
Hellwald  3S9. 
Helperlshof  318. 
Heisdorf  352. 
Helstroff  352.  361. 
Heitermühle  363. 
Hemilly  367. 
Heming  452. 
Hemmeringen  386. 
Hommingen  452. 
Hengst  460. 
Hennerstermühlc  -401. 
Henning  370. 
Henninghof  465. 
Henriville  399. 
Herbhof  465. 
Herchweiler  399. 
Heringen  462. 
Hermelango  4.')2. 
Hermelingen  462. 
Herrn endorf  'Xtö. 
ilermrskapppl  407. 
Hernicourt  367. 
Herny  367. 
ilerreiimühle  460. 
ii  er  rensingen  471. 
iierrenwnldhof  365. 
Hcrrenwaldhölü  382. 
Herrner  .Mühle  424. 
Herzingen  471. 
Herzojishand  414. ' 
HessaiiRO  305. 
jiessdorf  361. 
Hesseling  377. 
Hessen  41)8. 
Hetschmühle  370,  398. 
Iletlingen  (Gross-)  328. 
Hollingen  (Klein)  343. 
Heydeckcr.sniülilo  377. 
Iloyersherg  465. 
Hlbrich  495. 
Hilbetheim  446. 
Hilsmühl«  391. 
HlUpnch  392. 
Himelinp  'XIO. 
II  inckingen  352. 
H  inknnge  3.'i2 
Hliikehmülile  387.  401. 
Iliiiksinger  Hol  :i82. 
iüiinernnuilile  377. 
II inKing  392. 
Illntcf^te  Mühlo  401. 


Orts  -Verzeichniss. 


559 


llirbach  392. 

Ilirpshöfe  :i24. 

Ilirtenhaiis  420. 

Hirtstell  iW. 

Hobling  3t52. 

Hoblinpen  482. 

Hochbruck  h&i. 

Hochkirkel  416. 

Hoch  köpf  414. 

Hochwald  399. 

Höllhigcn  422. 

Uöllmühle  3ö9. 

Hölsberg  460. 

Höschihal  V42. 

H  0  f  438. 

Hofmühle  46o. 

Hegst  400. 

Holbach  399,  425. 

Holhing  39-2. 

Hollacourl  367. 

Hüllerluch  3'J7. 

Holliiifi  3Ö2. 

Hol  vi  (Igen  392. 

Holzinühl'e  370. 

Honibourg   rLvöque399. 

Homburg  (über-  u.  Unter-) 

399,  400, 
Homburg-Kedingen  33ü. 
Homeldang  326. 
Hommartingen  439. 
Hommiirtinger  Post  439. 
Honimei  t  439. 
Horgnc  (La)  298,  299,  302. 
Horgne-au-Sal)lon  (La)  270 
Horspiclirhof  423. 
Host  (Ober-)  400. 
Hotlweiler  427. 
Iloudremont  430. 
Houtte  (La;  295. 
Ilouzanl  (.M.  du)  455. 
Hub  460. 

Hubert  (St.)  287,  304,  m. 
Huberville  43.'i. 
Hu  dingen  482. 
Hübelhof  41f),  420. 
Hübelmühle  383. 
Hü  Hingen  (Gross-)  328. 
Hültingerhof  423. 
Hulten hausen  462. 
Hundlingen  409. 
Hungerhof  3Ö.3. 
Hunski rohen  490. 
Huntingen  3^42. 
Huntingerhof  344. 
Huterdorf  442. 
Hütte  (La)  4.=13. 
Hutzelhol  420. 
Huzange  326. 
Hycourt  2y2. 

Jägorbrunnen  382. 

Jägerhof  460. 

Jagdbronn  387. 

JalUv  269. 

Jako'bshof  418. 

Jallaucourt  ÖO I . 

Jamailles  321. 

Jambrol  517. 

Janaiihof  422,  424. 

Jaomont  274. 

Ibigny  471. 

1  hingen  471. 

Idöe  (.Mon)  397. 

Jean  ^St.)  38;»,  4Ö8,  464,  ö19. 

Jean  de  Bassel  (St.J  448. 


Jean-!üret  (St.)  503. 
Jean-les  Clianville  (St.)  290. 
Jean  Simon  453. 
Jerusalem  270,  276. 
Illingen  335. 
Imeldmgen  333. 
Imlingen  439. 
Imlinger  Schlos.^  440. 
Immerhof  328. 
Ingli  ngen  335. 
Inglingerhof  362. 
Insmingeii  4t)0. 
Insweiier  490. 
Jockeishof  418. 
Johann  (St.)  351,  367. 
Johann  von  Bassel  (St  ) 

4.48 
Johann  Brauweiler  (Sl.)  459. 
Johannliof  (St.)  359. 
Johannismühle  408. 
Johannisweiler  410. 
Johann- Kurzerode  (St.) 

464. 
Johanns-Rohrbach  3V2. 
Joseph  (St)  305,  382. 
Jouy-aux-Arches  285. 
Ipplingen  409. 
l^iiiigmühle  369. 
Julien  (St  )  275. 
Jungsmühle  377. 
Jure  (Saint-)  ;K)3. 
Jury  299. 
Jussy  285. 
Justemonl  321. 
Jutz  (Ober-  u.  Unter-)  318 
Juvelise  516. 
Juville  501. 
Iverling  366. 

Kachler  418. 
Kahlhan  seil  423. 
Kaiserhof  462. 
Kalembouig  272,  343. 
Kaltenbathmiihle  442. 
Kaltenhausen  414. 
Kallweiler  344. 
Kammern  399. 
Kanfen  328. 
Kapelle  418. 

Kapelle  (Alte  und  Neue)  383. 
Kapellenhof  427. 
Kapellenmühle  371. 
Kappelking  er  393. 
Karihäuserliof  342. 
Kastelkapelle  329. 
Kasteivvalderliof  -447. 
Katharina  (Ste.)  280. 
Katharinenkapelle  407. 
Kallenholen  326 
Katzenkopfermühle  425. 
Katzenthal  418. 
Keckingen  328. 
Kedingen  335. 
Kelsing  470. 
Kemplich  336. 
Kerb  ach  378 
Kerl  Ingen  342. 
Kerperhof  489. 
Kerprich  511. 
Kerprich  (aux  bois)  VVO. 
Kerpricher  Mühle  510. 
Kerwiller  393. 
Key  bürg  328. 
Kickerei  330. 
Kirchberg  -440. 


Kirchnaiimen  342. 

Kirsch  3;{7,  343. 

Kirschberg  511. 

Kirsctimühle  338. 

K  i  r  w  e  i  1  e  r  393. 

Ki.sermatte  470. 

Kitzing  343. 

Klang  336.  . 

Kl^ippmachermühle  416. 

Klein -Bibisch  358. 

Klein -Breisdorf  339. 

Kleine  Breite  467. 

Kleine  Bremm  380. 

Klein -Eich  441. 

Klein -Harras  3&I. 

Klein -Helledange  367. 

Klein -Hettingen  343. 

Klein  -  Moyeuvrc  (Mühl.-)  324. 

Kleinmuhle  377. 387, 389, 399, 

400,  422,  423.  460,  461. 
Klein-Rederchingen423. 
Klein -Bohrbach  393. 
Kl  ein- Hossein  378. 
Kleintännchen  387. 
Kleinthal  369. 
Kleinwüld  426. 
Klemershol  446. 
Klickmühle  \89. 
Klosterhof  358. 
Kluckerliöfe  361. 
Klumpenhof  420. 
Knallhütte  35;}. 
Knu lange  324. 
Ko breite  420. 
Kochern  378. 
Köcking  328. 
Köking  486. 
Königsberg  3^41,  419. 
Königsmachern  336. 
Kopfermühl  460. 
Köppenhol  -460. 
Kohlplatz  -442. 
Konacker  Hof  318 
Kontz  (Ober-)  329. 
Kontz  (Nieder-)  344. 
Koltendorf  363. 
Kraftel  510. 
Krebsmühle  397,  398. 
Kremrichhof  411. 
Kresctimühle  359. 
Kreutzerhof  -429. 
Ki-eu?hof  385,  489. 
Kreuzkapelle  377. 
Kreuzkopf  461. 
Kreuzwald  361. 
Kreuzwald-Ia-Ilouve  361. 
Kriechingen  368. 
Kronenmühle  381. 
Krotenwasen  415. 
Krunigarten  387. 
Kühberg  460. 
Küntzich  334. 
Kützeling  511. 
Kugilbach  451. 
Kundschaft  415. 
Kunkelmühle  451. 
Kurzerode  464.  465. 
Kusse  (Maison)  425. 
Kuttingen  509. 

Labeauville  280. 
Lubordatte  310. 
Labrepcux  h'.ii. 
Lacry  299. 
Ladaroe  510. 


560 


( >rt^  -VerzeiclmisK. 


Ladonchamps  278. 
Ladre  (St.)  301. 
Ladre  (Haute  Ste.)  272 
Laffenborn  452. 
Lafrimbolle  452. 
Lagarde  516. 
Lageret  427. 

La  Grange-Fouquet  515. 
Lahelle  3;iO. 
Lairange  318. 
Lanier  310. 
Lambach  423. 
Landange  453. 
Landen  vi  Hers  292. 
Landorf  387. 
Landgast  VW. 
Landremont  293,  295. 
Landrevange  324. 
Landrevingen  334. 
Landsknecnthof  467. 
Laneuveville  453,  öd. 
Laneuville  310. 
Lanferbonne  452 
Laniiigen  387. 
Langatte  440. 
Langd  440. 
Langenberg  471. 
Langcnrain  415. 
Langheck  38;i. 
Langmatt  465. 
Langschiess  455. 
Lansquenet  -467. 
Laqucnexv  292. 
Lardemclle  2C6. 
Lasch hach  W». 
Lfltre  286. 

L«ttenholzmnhlo  371. 
Laubriick  359. 
Lauder fingen  .%9. 
Laudrefang  369. 
L  aumesfeld  3-W. 
Lnunsdorf  343. 
Lauterfingen  491. 
Lautermingen  353. 
Laii\allit>re  293. 
LaiivallrtJ-res  ;W8 
Lavalüine  2*.'8. 
Lavicuville  310. 
Lebeycourl  483. 
Lt'Ckerange  463. 
Lefrcsnc  3i0. 
Legfcre  42f). 
Legcrey  427. 
Lchdresch  409 
Lehnulorf  339. 
Lein  Ingen  491. 
Loinslrod  :{82. 
Lcip/iR  28-V 
Leirii.gcr  Hof  318. 
Lcitsciilhol  418. 
Leilingen  :W7. 
Lernherg  416. 
Lcnioncoiirt  501. 
L  0  m  u  d  2*.^2. 
LfliigclBhclm  4X7. 
Löning  491. 
Utnzwfiler  .391». 
L<5on  (Si.)  442. 
l.<^oniird  Vift. 
Loonnkapelle  460. 

l4!0\|lllTH  «Vi. 

In  Mfnll»  t». 
Le«»o  tiOI. 
L  e  «  •  y  tM». 
I.oihrcld  :>7H 


Lettembach  455. 
Lev  517. 
Leyding  361. 
Leyweiler  3ff8.  :m 
Lezev  517. 
L'Höpital  401. 
Lhor491. 
Libaville  308. 
Liberniiilile  3,31 
Lidersingen  511. 
Lidrequin  483. 
Lidrezing  511. 
Liederscheidt  V17. 
Liöhon  299. 
Lieschbach  418. 
Lietzeis  517. 
Lieutenant  Sgefeld  397. 
Limbach  407. 
Lindelhof  418. 
Lindreking  48:-t. 
Linernuihle  495. 
Linstroff  382. 

Linder  (Ober-  u.  Unter)  51 1 . 
Lindre  (basse  u.  haute;  511. 
Liocourt  5(ß!. 
Livier  (St.)  485. 
Lixheim  463. 
Lixheim  (Alt-j  444. 
Lixingeii  388 
Lixingen  bei Ruhlingen 4(^1. 
Lobauhof  458 
Lobe  (Ln)  282. 
Lobreitehof  420 
Löcherbacher  Hof  423. 
Lörc hingen  450. 
Lognc  3:^8. 

Lohmiihle;WV,377,  379.  397. 
Loh r  491,  ViS. 
Lom  nie  ränge  324. 
Longeau  2S;{,  287. 
Longevillc  2«»7,  369. 
Longe  ville-les-.Metz2ti8. 
Longoville  -  les-St.  - 

Avold  :K)9. 
Lorenlz  M>\. 
Lorenz  (St )  .324. 
Loreilc  (f.ense  de  Sl  .,  498. 
Lorquin  450. 
Lorrv-devant-le-Pont 

299 
Lorry-lcs-Metz  268. 
Losdorf  491. 
Losermiihle  .378. 
Lothringen  428 
Loudrefing  491. 
Louis  (St.)  4<)1 ,  417 .  4<)5,  471. 
Louis  (Spital  SL)  418. 
Louisniiihle  (Sl )  V2V. 
Loups  (M.  des)  m\. 
Loutremanue  'M'H. 
Lou vign V  300. 
Uyville  3(i3. 
Liibi'u'ourt  483. 
L  IIb  ein  :Mi9. 

Luc  (St.)  :m. 

Liicliisi  II  W<\ 
Lucy  502. 
Liidclongc  ',tii>. 
l.iidwiKHtiii'ihle  VV2. 
Lue  307. 

Liit/elbiirg  46:). 
Liitzelhard  4«). 
Liilzciiniiihlo  427. 
l,iit;r  wellor  427. 
LuporHliauNon  410 


Luppy  292 
Luttingen  :>;57. 
Liixenmühle  421. 
Luzeraille  28.5. 

Macher  3.52. 
Machern  3W 
Macker  352. 
Mackeren  .3W 
Miichsmiihle  3;il. 
Magasin  (Le)  320. 
Magdalaine  (La)  501. 
Magdt>biirg  317. 
.Magnv  300 
Magstatt  ;«8 
Mailanderberg  417. 
Main  du  Prince  (La)  414. 
Main  viller  370. 
Mainvillers  .370. 
Maison  Cantonnicr  389. 
Maison  (i'öoolc'  460. 
Maison  i'tolee  2\)3. 
Maison  de  Garde  :tö1. 
Maison  neuve  278. 
Maison  de  Ptiche  4-W. 
Maison  de  Planche  (La)  267. 
Maison  du  Garde  'WO. 
Maison  Kusse  425. 
Maison -Nouve  287,  .368. 
Maison  rouge  271,  278,  319. 
.Maisonnette  365.  3(U). 
Mnisons  rouges  458. 
Maisons  rouges  (Les)^471. 
Miittresse  (Neuve)  .387. 
M a i w e il e r  370. 
Maizorv  2««. 
Maizeröy  292. 
.M  a  i  z  i  t>  r  e  s  - 1  c  s  -  M  e  t  z  268. 
Ma izii'res  517. 
Maiadrcrio  •W9. 
Malancourt  270. 
Mnlaucourt  502 
Malgre-Colie  V>4 
Malgrö-Ieau  318. 
Malgrö-vous  1121 . 
Malgrc^-Xoi'.sse  517. 
Malin  516. 
Mallingon  3-Vl. 
Malmaison  288. 
Malroy  308. 
Malsage"  324 
Manbach  418 
M.iiicenuihle  28:1. 
Mancourt  :107. 
Mancv  '-\X\ 
Man  deren  :t4;i. 
M;ini5e  45fi 

Mangenot  (Jean)  Vit. 
Maiiboui^  483 
Manoin  (s.  Monhofen)  318. 
Manspach  :171. 
M  a  n  y  :«70 
M.ujuenom  318 
Mnrai.go268 
M  a  r  a  n  g  0  -Z  0  n  d  r  a  n  g  e  :170. 
Marcbaiide  (La)  480 
Mairoint  :170. 
Mardlgny  :UH). 
Marengi)  272. 
Miirgiiretho  (Sic.)  'XW. 
Margucrile  (Sie.)  :W7. 
Marie  (Ste.)  :n9.  :12;{,  :W2. 
Mario  -oux-Bois  511. 
Mnrle-nux-Chöncs  (Ste.) 
«7». 


Orts  -Verzeichnis^. 


561 


MariedeRicholz(Ste)  üb" 
Märierino?;s  341. 
Marienhof  HW. 
Marienthill  316,  397. 
Marieulles  301. 
Marimont  491 ,  516. 
Marivaux  307. 
Marly301. 
Marly-aii-bois  297. 
Marquis  (M.  du}  4öö. 
Marsai  öl8. 
Marsilly  293. 
Marspich  318. 
Marthe  (Ste.)  380. 
Marthil  ü02. 
Martincourt  öl 7. 
Malhesmütiie  VItö. 
Mathismiihle  421. 
Mattenmiihle  444. 
Maltenthal  418 
Mattmütile  43.*>. 
Mausmühle  327. 
Maxe  2C9. 

Maxe  (.41t-  und  Neu-)  383. 
Maxe-.Mansuv  383. 
Maxstutt  388. 
Mazagran  308,  383. 
Mechy  308. 
Mecleuves  301. 
M^dard  iSt )  512. 
Medioniatricum  171. 
Megange  353. 
Mehlingcrhol  422. 
.Mehlpoul  379. 
Meinsperg  343. 
Meisenthal  .417. 
.Melkhaus  407. 
Memersbronn  353. 
.Mengen  'Mi. 
Menüs  (Les)  291. 
Mennonitfs  fTemple  des)  389. 
.Menskirch  3.')9. 
Merbettenmüh!e  370. 
Mercy-Ies-Metz  (oder  le 

Haut)  293. 
-Meren  422. 
Meridien  486. 
Merlenbach  378. 
Merlinsol  480. 
Mersch Weiler  34.3. 
Merten  361. 
Mesnil  503. 
Mesnivi.l  ÖOO. 

Metairies  St.  Quirin  Mil 
Metrich  337. 
Metring  371. 
Metringer  Mühle  371. 
Metschbrückenmühle  424. 
Mettinge II  464. 
Metz  171. 
Metzeresche  ;ö7. 
.Melzerwiesc  332. 
Metzing  366,  Wii. 
.Metzingen  322.  379. 
-Mewinkcl  337. 
M6y  269. 
Meyersmühle  442 
Meysenbruck  382. 
Michel  (St.)  453. 
Michelskapelle  322. 
Miderich  447. 
Mieck'sclio  Oelmühle  398. 
Milberg  472. 
Milchen  341. 
Mitschcnhof  369. 


.Mittelbronn  464. 
Mittelmühle  422,  423. 
Mittenhof  343. 
Mittersheim  447. 
Möhringen -Zondringen 

370. 
Mörchingen  388. 
.Mörsberg  491. 
•Mopador  285. 
Mohrenhof  422. 
Moine  300. 
Molringen  492. 
Molvingen  327. 
.Mombronn  424. 
Momern  424. 
Momorsdorf  353. 
.Moncheux  301. 
Monoourt  519. 
.Moiidelange  320. 
Mondorf  328. 
.Mondren  3;i8 
Monhofen  318. 
Mon  lii6e  397,  .437. 
Monnercn  338. 
Monplaisir  273,  .%9. 
Mont  289. 
Montbronn  424. 
Montdidier  492. 
Montenach  344. 
Monterchen  338. 
Montigny  la  basse  270. 
Montigny  la  Grange  264. 
Montigny- los-. Metz  270. 
Montois-Ja-.Montacne 

270.  •* 

Montoy  293. 
.Montrequienne  ;)38. 
Mont  roval  419. 
Moranviile  -428. 
Moreaux  319. 
Moreville  295 
Morhange  388. 
Morlange  349. 
Morlingen  316. 
Morsbach  379. 
.Morsbacher  Mühle  379. 
Morsbronn  392. 
Morville  sur  Nied  503. 
.Morville-les-Vic  483. 
Moskau  284. 
Moulin-au-pr^  272. 
Moulin-des-Oies  (Le)  281*. 
.Moulin-en-mie  (Le)  268. 
Moulin- Neu  1283.  300,  519. 
Moulin  Rothol  3&3. 
.Moulin-rouge  322. 
Moulins  243. 

Moulins-les-Metz  270. 
Moulinet  499. 
Moulliiig  447. 
Mouselhütte  C87. 
Moussey  467.  471.' 
Moutelotte  (Lu)  482. 
.Moutou  380. 
Mouzaia  369. 
.Moyenvic  519. 
Moyeuvre-grande  319. 
Moyeuvre-petite  319. 
M  u  d  292. 

Mückenhof  -409,  436. 
Mühlbacherhof  420. 
Mühle  (Grosse)  .'JOO. 
Mühlleld  377. 
Münchhof  4i2. 
Münster  492. 


Huhn,  Deutsch -Lothringen. 


Münzthal  417 
Münzthalmühle  424. 
Mulcev  511. 
Mussy  l'Evßque  306. 
Mutschhof  386. 
Mutterhausen  417. 
Mutterkirch  377. 
Multermühle  401. 

Nakerhof  471. 
Narbefontaine  353. 
Narien  281. 
Nassenwald  427. 
N  e  b  i  n  g  493. 
Nellingeii  393. 
Nesselhof  436. 
Netzenbach  442. 
Neubach  416. 
Neudelange  333. 
Neudorf  358,  425. 
Neue  Kapelle  383. 
Neue  Mühle  349,  350. 
Neue  Wirthschaft  370. 
Neufchof  324. 
Neufchere  499. 
Neu f- Grange  410. 
Neu  fnioulins  453. 
NeufviUage  493. 
Neuhammerhof  424. 
Neuhaus  ,317. 
Neuhof  3^3,  369,  392, 409, 414, 

436. 
Neumatt  42i. 
Neumattenhof  424. 
Neu -Maxe  383. 
Neiimühle  303,  317,  321, 

365,    .367,    378,   389,    391, 

411,   417,   419,    427,    4;>6, 

461 ,  462. 
Neumühlen  462. 
Neunkirch  378. 
Neunkirchen  361,  410. 
Neunkirchhof  427. 
Neuscheuern  410. 
Neuve-Grange  (La)  453,454. 
Neuve  Mattresse  .387. 
Neuweiherhof  MO. 
Neuzintzel  415. 
Nicolas  461. 
Nicolaus  (St.)  351. 
Nidange  306. 
Nideck  397. 
Nidccke*.  Hof  423. 
Niederau'mühio  394. 
Niederdannthal  420. 
Niederginingen  338. 
Niederhaus  338. 
Niederhof  454. 
Niederhost  400. 
Nieder-Kontz  344. 
Niedermühle  377,  378,393. 
Niederstinzel  447. 
Niederweiler  440. 
Nieder  wiese  353. 
Niedhof  501. 
Niedmühle  .'500. 
Niedvclling  360. 
Nilvange  319. 
Nireziach  384. 
Nilting  454. 
Niverlach  4S5. 
Noissevillo  308. 
Nollweiherhdf  445. 
Nondkail  329. 
Nonnenburg  442. 

30 


562 


Orts  -Yerzeichniss. 


Norroy-le- Veneiir  271. 
Korthen  350 
Nothvigne  511. 
Notre-Dame  272   299. 
Notre-Dame  de  la  Salet^e278. 
Noue    La)  28i 
Nouilly  30S. 
Novea  li  t  285. 
Nudelhof  4tio. 
Nunkirchen  361. 
Nussweiler  379,  427. 

Obcr-Apach  3V2. 
Oberdannthal  420. 
Oberdorf  362. 
Obere  Mühle  377. 
Ober-FiUen  370. 
O  b  e  r  g  a  i  1  b  a  c  h  428. 
Obergiriingou  338. 
Oberham  3:i.S. 
Ober-Iloniburg  ;W9. 
Oberhost  400. 
<  )hermühle  331,  336.  355,  3"  6, 

367,  370,  377.  378,  39:3. 
Oberiiiiihlthal  415. 
Ober-Naumen  3i3 
Ober-Sterck  342 
Oher-Steinbcsch  369 
Oberstinzel  447. 
Oberstmühlc  422. 
Oberten  3K7. 
Oiicrweiler  440. 
(jjerwiese  '.töi. 
Ohreck  484. 
übrik  382. 

Ochsenmühle  414.  419. 
Oderfangmühle  397. 
Odenhofen  362. 
Odilienkapelle  -^60. 
Oelmühlo  361 ,  365,  378.  408, 

411,  412,  421. 
O  e  t  i  n  g  e  n  H79. 
Oetringen  :ß9. 
Oettingen  329. 
Oeut  ränge  32i. 
» )  g  V  295. 
Ohligmühle  425. 
(»hreiithiil  428. 
Diseaiix  (Ruisseau  des)  471. 
OlbiTtinp  42:1. 
Oiferding  42:i. 

oigv  :m. 

Olimpre  48V. 

OlshtTn  426. 

Otizvs  eller  'Mu\. 

Oiupiiland  '161. 

Ommeray  519. 

Opperdini:  428 

Orient  (L)  277. 

O  r  i  o  r  o  II  r  t  503. 

Orly  2»)4. 

Orniangc  5!0. 

O  r  m  n  r  s  w  n  i  l  e  r  528. 

Orme»  (l.n-ürange-aux)  :I0I. 

Oriiy  :M)». 

Oroii  'Mi. 

Onwald  ;Sl  }  '.VSO. 

Otl.iii^e  329 

Oltfiidorr  '.VÜl 

Oltilirn  (Sic  )  JWK  461 

oti(Mi\  iiic  :i6:i. 

Ot  i  w  .•  Uli  427. 
O  XW 

O 
O 


Pagny  f-lcs-Goin)  :301. 
Pahles'mühle  42S. 
P.ilmernuihle  UX). 
Pampelune  287. 
Panae  289. 
Paoully  306. 
Papiermühle  400.  4l.i. 
Paques  (.M.  du)  455. 
Paris  iP.>tit;  518. 
Parthe  (Ober-  und  Unter-) 

327. 
Parucke  407. 
Paul  (SL)  i83..:529. 
Pavillon  301. 
P6che  fMiiison  de)  440. 
Pöcheur  (M.  du)  455. 
Peltre  302. 
Pepinville  :J20. 
Perrückenniühle  407 
Peteipliilippsparton  418. 
Petites  Tapes  27S. 
Petit -Jurv  (Au)  299. 
Pellt- M.ifais  294. 
Petite  Moncheux  (La)  301, 
Petit -Moulin  284. 
Petit- Pnris  518. 
Petiingen  352. 
P  e  1 1 0  n  c  0  u  r  t  484. 
Pevange  484. 
PfafTinberg  4l4. 
P  f a  1  z  b  u  r  g  456. 
Pfarrebersweiler  400. 
Pletrernuihle  366. 
Pfiirersmühle  422. 
Philippsburg  418 
Philippsmühle  408. 
Piblingen  :^54. 
Pierre  (St.)  296,  ;)16. 
Pjerrejeu  301. 
Pierre  rouge  442. 
Pierre  villers  272. 
Pierronmühli'  4^2. 
Pia  in  c  de  Valsch  440. 
Plamhette  (I.a)  293. 
Plantiöres  272. 
Plappecourt  295 
I  PJappeville  273. 
Pliilincrie  418. 
Plesnois  27;i 
Pluche  298. 
Point-du-jour  272,  273,  287. 

297. 
Poixe  :K)9. 
Polissoir  455. 
Polisso  r  St.  Quirin  451. 
Polka  285. 
Poniniericu  x  :<02. 
Poncet  (Moulin  du)  271. 
Poncillon  2  5. 
Pons  Sara  vi  VW. 
Poni-;'i-('.hnussy  291. 
Pont  de  Domangcville  294 
Pontignv  :iö0. 
Ponloy  :102. 
Ponl-do-piorre  36<;,  :{70. 
Porcnlotte  401. 
Posdorf  448. 
PoBl  (Alle)  458. 
P.ml  llrnuweilfr  .459. 
Pol-dc-vin  :J01. 
PoUnschehüUc  420. 
Pnulllv  :t()2. 
PiMilc»    Moulin  i\cn]  :iK7. 
Poiirnoy   lii-(:hiMiv(<:i02 
Pourno v-ln  (irasso  ;»0'.». 


Prayelle  264. 

Prö-.)ardin  453. 

Preische  329. 

Prenienhof  369. 

Pros  (Moulin  dej  510. 

Pres-ville  271. 

Prevocourt  5(3. 

Privat  (St.)  270. 

Privat-la-Montagne(St.) 

276. 
Providcnce  (Lal  509. 
Prügelhof  422.  ' 
Puctie  293. 

Pü  tu  in  gen  329,  3P;i 
Pütllinger  .Mühle  394. 
Puits-du-Chöne  (Le)  -452 
Pulvernuihle  :}99. 
Puttelange  :i93. 
P  u  1 1  e  l  a  n  g  e  -  I  e  s  -  R  0  d  e- 

mack  329. 
Putlignv  48V. 
Puzieux  503. 

Ouatre-Vents353,  309.  460, 

51-}. 
Quenouille  (Moulin  de  la)  451. 
Quentin  (St.)  273. 
Oueuleu  273. 
Quirin  (St )  404. 
Quirin    (Mötairies    St.) 

451. 
Quirin  (Polissuir  St.)  451.- 

Rabas  :)09. 

Racrange  ;i89. 

Ra hl  in  gen  424. 

Rakringen  ;389. 

Rambachiiof  452. 

Harnstein  415. 

Ramsteiner  Mühle  414 

Rangeva  UX  319. 

Raptin  .V72. 

Raum\iT-  516. 

Ravace  275. 

Raville  29t. 

Rech  ;191. 

R  ö  c  h  i  c  0  u  r  t  406. 

Recourl  (Haute  et  basse,'  517. 

Redange  :i25. 

Rederchingon  422 

Redcrniühlo  ;i97. 

Reding  441. 

R  e  d  i  n  g  e  n  :i25. 

Redlach  ;t60,  371. 

R  e  i  c  h  e  n  t  h  a  1  472 

Reiding  441 

Roi  mel  I  ngen  34V 

R  e  i  m  (M-  i  n  g  e  n  36i    :{94. 

Ileinhardlshol  415. 

Rein  Ml  gen  :t;t9.  493. 

Rcim'ldorr  Mi. 

11  e  m  e  1 1 H  n  g  c  n  'MVi 

Rem  dringen  \10. 

Remelingen  (Ober-  und  In- 
lur-)  31«. 

Rem  er i II g  :»02,  39V 

Reniesinger  Hol  ;J78. 

Hern  Uly  29:i. 

Reniv  (St.)  278. 

Rening  V.KI 

Ren  Igen  (Ober  und  Nie- 
der-) :t29 

ReNHoincourl  :)03. 

Ret  hei  344. 

Relonley  294 


Orts  -Vcrzeiclinisb. 


5G3 


Hettel  3i4. 

Kevers  du  Bois- Canon  4.'J3. 
Revers  du  Grand -Haut  tSl 
Keyers  Weiler  419. 
Rezonville  2SG. 
Khin-de-bois-Catoire  479. 
Hhodes  441 
Richarville  4o5. 
Hichary  294. 
Richo  484, 
Richemont  :120. 
Riebe val  472. 
Hichlinppn  394. 
Ricrange  3ö3 
Ridlingen  341. 
Rieding  441. 
Kiharville  4öo. 
Rinilingen  428. 
Rimlingmühle  43ö. 
Rjnange  :W6. 
Rinting  436. 
Rishol'z  452 
Ritterwald  441. 
Ritzingen  34.3 
Ritzmiihle  399. 
U  i  X  1  n  g  p  n  466 
Robertinühle  316. 
Rochatshol  414. 
Rochemühle  321. 
Rocher  (Le)  400. 
Rochoiivillers  330. 
Rockange  3ö4 
Rodalben  493. 
Kode  389. 

Hodemuchern  330. 
Rodenbrorm  419. 
Roderisse  3G9. 
Rodlach  3.18. 
Kodstein  442. 
Rohr  414. 

Rohrbach  4T1.  512 
Rohrbach  (Klein-)  393. 
Rolbingen  428 
Kollingen  294. 
Rombas  273. 
R  0  ni  0  c  0  u  r  t  472. 
Rommellingen  448. 
Kondbois  382. 
Roncou  rt  27i. 
Ronde  (La)  267. 
Rondprt^  4ö3 
Rongueville  281. 
Roppweiler  419. 
Rosenmühle  IWI. 
Rossbrücken  379. 
Rosselanpe  320. 
Rosselhof  415. 
Rossein  (Klein-)  378. 
Roth  409. 
Rothe  Mühle  .385. 
Rothenburg  419. 
Rothendorf  .362. 
Rothenhof  387. 
Kothenhüll  46(». 
Rothol  383,  49'!. 
Rothniühle  42;). 
Rothschlössel  419. 
Rott  462. 
Rouge- Eau  453. 
Rouge  -  Eau  -  forge  4.55. 
Roulette  (La)  4.58. 
Roupeldango  354. 
Roupelstauden  XiO. 
Koussv-le-Village  331. 
Rozerieulles  286. 


Uue  (La)  272. 
Rüringen  353. 
Riissi  ngen  325. 
Rüttcen  331. 
Rugv  305. 

RuTfine  (Ste.i  287. 
Ruhlingen  410. 
Ruisseau  des  Oiseaux  471. 
Rund  wäldchenhof  382. 
Rupipny  306. 
Rupl  ingen  354. 
Rupt-des-Dames  4S.i. 
R  u  r  a  n  g  e  338. 
Rusdorf  341. 
Russange  325. 

Saaralben  390. 
Saaraltdorf  U8. 
Saarburg  433. 
Saareck  448. 
Saareckhof  448. 
Saareckmühle  447. 
Saareiiisberg  419. 
S  0  a  r  e  i  n  s  m  i  n  g  e  n  41 1 . 
Saareinsminger  Schleusse 

412. 
Saarelfinghof  4-43. 
Saargemünd  405. 
Saarwaldhof  44«. 
Sab  Ion  (Le)  274. 
Sabre  298. 

Sägmühle  418,  420,  465. 
Sägemühle  (Unnauer)  418. 
Sailly  302.  304. 
Sal^aux  517. 
Salival  485. 
Salon n es  485. 
Salzbronn  391. 
Sanrv  294. 

Sanrv-l  es-Vigv  308. 
Sansofinet  (Le)  267. 
Sarbeiingen  513. 
Sarreguemines  .405 
Sauerhof  426. 
Saulnv  276 
Sauniühle  424. 
Sauvage  266,  519. 
Schaafbionn  416. 
Schackeneck  462. 
Schä'erei  352,  401. 
Schäferhof  400. 
SchafTbachermühle  .378. 
Schalkenbach  449. 
Schall bach  449. 
Schantz  407. 
Schatzenhof  426. 
Schaumberghof  328. 
Scheidt  392. 
Schel  :}3y. 

Schemerloch  362 
Schendel  385. 
Schenkelmnhlc  387. 
Scbeuerwald  343. 
Schiersthai  417 
Schillersmühle  427. 
Schlangenberg  415. 
Schlössersmühle  377. 
Schlossberg  (L'nter-)  418. 
Schlosserei  .330. 
Schlosserniühie  387. 
Schlosshof  .'}29. 
Schlossthal  420 
Schmalenthai  416. 
Schmalhof  .392. 
Sthmclzenmuhle  421. 


Schmidt  Weiler  424. 
Schmuckelhof  409. 
Schnackenhof  4-46. 
Seh  nee  kenbnsch  4-41. 
Schneiderstiülte  378. 
Schnellrnmühle  448. 
Schnev  448. 
Schöneck  .377. 
Schönerhol  353. 
Pchönhof  419,  42.S. 
Schorbach  419 
Schott enhof  391. 
Schreckling  ;!61. 
Schremingen  321. 
Schwangerbach  419. 
Schwarzenberg  415,  416. 
Schweinbronn  426. 
Schweix  392. 
Seh  we  ix  in  gen  442. 
Schweizerberg  416. 
Schweizerhof  4i8. 
Schweizerliindel  414,  415. 
Schwerdorf  362. 
Schweyen  427. 
Schwingmühle  416. 
Scy  276. 

Sebastian    St.)  392.  414. 
Sebastopol  266. 
Secourt  303. 

Seidenfabrik  iPüttlingerJ  .394 
Seiiigbouze  401. 
Sellenmühle  443 
Selven  428. 
Semecourt  277. 
Sengbusch  -401. 
Senorrois  272. 
S  e  n  t  z  i  g  331 
S^raincourt  486. 
Serca  340. 
Servipny  301». 
S  e  r  V  i  g  n  V  bei  Rollingen  295. 
Setting  412. 
Seutrv  367. 
Sihen'e  ,'0.3. 
Siebersmühle  377. 
Sierck  ;tt0. 
Sierck  (Ober-J  :i42. 
Siersthal  424. 
Sillegnv  303. 
Silly  29Ö. 

Silly-en-Saiilnois  3a3. 
Silvange  169. 
Simbach  408. 
Simming  :I31. 
Simon  (St  )  410. 
Simon  (Jean)  45;i 
Smglingen  423. 
Sirium  340. 
Sirsthal  417. 
Sitifort  437. 
Sixte  (St.)  360. 
Soetrich  328. 
Soldateiithal  451. 
Solgne  30;}. 
Somme  298. 
Sonnenhof  ."159. 
Sonnenmiihle  360. 
Sophie  (Glashütte)  :i8C. 
Sorbev  295. 
Sotzeling  486 
Sparsbiod  461. 
Speckhronn  425 
Speichern  .380. 
Spitalmühle  W.U. 
Spittel  4«1. 


564 


Orts  -Verzeichniss. 


Spitzberg  460. 
Spitzmatl  425. 
Staatskopf  442. 
Stahlhammer  420. 
Stampf  460. 
Station  de  la  Cöte  389. 
Steinbach  392.  407,  513. 
Steinbesch  (Ober-)  H69. 
Steinbeschhof  365. 
Steinbiedersdorf  370. 
Stellaire  455. 
Stephanie  (Ste.)  380. 
Stiringen  Wendel  380. 
Stock  (Tour  du)  440. 
Stockbronn  414. 
Stockhofermühle  425. 
Slolzenborn  378. 
Stoncoiirt  295. 
Stranhof  471. 
Strasse  (.An  der)  418. 
Stürkingen  33>V. 
Stürzelbronn  419. 
Slülzelthal  430. 
Stumpenmiihte  423. 
Stutzermühle  423. 
Sucel  inee  465. 
Sucht  425. 
Suflpen  .331. 
Suisse-Basse   u.  Haute 

389. 
Sulzem  .'{44. 
Summinnen  513. 
Susanne  (Ste.)  353,  367. 
Suzanpe  328. 
Suzelhof  419. 
Suzette  419. 
Suzingen  321. 

Talange  277. 
Talpct  385. 
Tannenberg  394. 
Tapos  278. 
Tarquimpoi  512. 
Tattenwald  383. 
Tays  des  Marchands  (La)  283. 
Techemplml  512. 
Temple  des  Mennonites  389. 
Tenchcrhof  391. 
T  e  n  n  q  u  i  n  :{82. 
Tensch  :»82. 
Tentelingen  380. 
Tomel  26<t 
Terville  322. 
Tetange  (Ober-)  329. 
Teterchcn  3.'>4. 
Tetinpen  :t70. 
Teufolslorh  4r>5. 
Thalhiiiisein  415. 
Thedingen  380. 
Theihing  445. 
Th  icoiirl  371. 
Thi<5bonlt  (.St.l  280,  301 
Th Irrgarten  394. 
Thimonvillc  295. 
Thinchon  504. 
Thionville  313. 
TlioninHthal  451. 
Thonvillp  371. 
Thury  2«J9. 
Ticfi'iibriitin  4l(i. 
Tl<>tlinciMi  48f. 
Tigri'/ri.'ii.t  ?:3, 
Ti. 
Tii' 
Tiv 


Tockfeldhof  343. 

Tonnean  (Le)  302 ,  51 1 . 

Torcheville  493. 

Torsch%veiler  493. 

Toupet  468. 

Tour  (La)  308. 
!  Tour  (De  ia)  270. 

Tour  de  Velleng  351. 

Tour  du  Stock  440. 

Tournebride  271,  272.  273. 

T  r  a  g  11  V  295. 

Trechemont  319. 

Tr^mery  309. 
;  Trenenraiihle  397. 
'  Tressange  325. 
i  Trinite  (Ste.)  397,  399. 
'  Trittelingen  371. 

Trois-fontaines  437,439, 
465. 

Trois  -  fontaincs     ([miingen) 

4.39. 
I  Trois  Maisons  (Lesj  458. 

Tromborn  363. 
;  Trombornersmiihle  377. 

Trosseterie  393. 

Trusch  429. 

Tuilerie  (La)  309,  510. 

Tuilier  (Ferme  du)  -437. 
;  Tuntingen  343. 
'  Türkstein  Viö. 
I  Turquestin  455. 

;  Uckange  321. 
I  Ueberdorf  493. 
I  Ueberkinger  393 
i  Ueckingen  321. 

Udern  338. 

Ulrich  (St.)  446. 
'  Unter- Keux  290. 
'  Unter- Killen  370. 

Unter-Ilomburg  400. 

Unterland  461. 

Untermühle   331',   336,    3öö, 
3.')6,  307.  370. 

Untermiihithal  4l;i. 

Unler-Schlo.ssberg  418. 

Untcrstmühle  422. 

Urbach  427. 

Urville  991. 

Ussolskirche  .327. 

Uttweiler  427. 

Varquini^re  (La)  270. 
Vahl  494. 

Vahl-Kbersing  []»9. 
Vohlon  371. 
Valette  400. 
Valcttes  (Los)  461. 
Valh  371. 
Vallorade  488. 
Vallcrange  390. 
Vallervsthnl  4.37. 
Valliöres  277 
Valmonl  401. 
Valmünster  3.'>4. 
Vannocourt  486. 
Vannesmühio  360. 
Vannoiio  (La)  297. 
Van  ton  \  278. 
Vany  277. 
VaranaollICK  519. 
Varcndt  :<61. 
Varize  itfiS. 
Variberg  966. 
Vartavilio  MI. 


Vatimont  372. 
Vaucremont  290. 
Vaudoncourt  '?9o 

V  a  u  d  r  0  c  h  i  n  g  363. 
Vaudreville  294. 
Vaux  287. 

Vaxy  486. 
Veischem  465. 
Veit  (St.)  339. 
Velleng  (Tour  de)  351. 
Venneck  397. 
Verene  (Ste.)  422. 
Vergaville  512. 
Verneville  288. 
Verny  297. 
Verrerle  coulurier  ;W7. 
Veymerange  322. 
Vezon  301. 
Viberdorl  491 . 
Vibersviller  494. 
Vic  514. 
Videlange  510. 

V  ierwinden  460. 
Vierwindhof  369. 
Vignes  (Maison  de)  657. 
Vigneulie-haute  370. 
Vigneulies  268. 

V  ignv  304. 
Vi  «y  "305. 
Villa  france  4C9. 
Village  (M.  du)  455. 
Viller  390. 

Viilers  adanseres  461. 
Vi  Hers  nux  Oies  -461,  504. 
Villers- Bettnach  309, 

519. 
Villers-Laqnenexv  292. 
Villers-kV-Plesnöis  273. 
Villers-Ii^s-Rombas  274. 
Villers  rOrme  278. 
Villers-Stoncourt  295. 
Villing  363. 
Vincent  (St.)  264. 
Vincent  (ChAteau  St.)  372. 
Vintrangi'  383. 
Vintringon  383. 
Vionville  288. 
Virgin  428. 
Vingmühle  410. 
Virmingen  494. 
Vitrange  367. 
Vitry321. 
Vittoncourt  372. 
Viviers  6ft4. 
Vogelsang  'X\\. 
Vogelsmühle  427. 
Voimhaut  372. 
Voinolte  (L«)  V>;j. 
Voisage  282. 
Voitrobolio  (La)  483. 
Volkrnnge  :«2. 
Volkringon  322. 
Volm orange  331,  366. 
Vol  nie  ringen  3.')5. 
Volperfang  379. 
Volstroff  339. 

V  0  y  0  r  455. 
Vrömv  310. 
Vrv  3l0. 
Vulmont  :«)4. 

V  u  0 1  p  e  r  w  0 1 1 1  e  r  455 

Wackenherc  461. 
Wackenmühlo  410,  4V2. 
Wado  (1)0  lu)  277. 


Orts  -Verzeichniss. 


5ß5 


Wahl-Ebersingen  H89. 
Wahlenherg  388. 
Wahi-Laning  387. 
Wairix  3öö. 
Waldeck  415. 
Waldenbiirg  465. 
Waldhaus  494. 
Wald  hausen  429. 
Waldhof  325. 
Wald  scheid  442. 
W  a  I  d  w  e  i  s  d  0  r  f  344. 
W  a  1  d  w  i  e  s  e  344. 
Walkenhausen  341. 
Walkmühle  416,  421. 
Wallacheihof  387. 
Wallen  371. 
Wallerchen  363 
Walleringen  390. 
Waimcn  401. 
Walmesdorf  334. 
W  a  1  s  c  h  b  r  u  n  n  429. 
Warchmiihle  361. 
Warsberg  3ö2.  355. 
Wasnanque  273. 
Wasperweiler  4öö. 
Wassersuppe  4ö1. 
Weckersmühle  422. 
W  e  c  k  e  r  s  w  e  i  1  e  r  449.  • 
Weckringen  333. 
W  e  i  b  e  1  s  k  i  r  c  h  e  n  355. 
Weidesheim  4211 
Weiherkapelle  414. 
AVeiler  390. 
Weilerhof  467. 
Weimeringen  322. 
Weisskirrh  426. 
Weisskirchen  ö13. 
Weissweiler  4!  I. 
Weiferdingen  411. 
Wi'lschhof  394,  .42:1,  427. 
Weisch-Kobrette  420. 


Welschmühle  423. 
Welwingen  356. 
Wendelshof  361. 
Weneck  401. 
Wenheck  397. 
Wentrinsihof  362. 
Wenzweiler  392. 
Werckmühle-361. 
Werichhof  410. 
Weschbachmühle  378. 
Werschingermühle  42S. 
Weschingmühle  410. 
Weschheim  465. 
Weyerleld  361. 
Weyerkirch  424. 
Weyerniühle  359. 
VVeyersbcrg  416. 
W  e  y  e  r  s  h  e  i  ni  iSo. 
Weyerstein  439. 
Wiebers  Weiler  494. 
Wiegsburg  460. 
Wiesinghof  407. 
W  ies Weiler  411. 
Wilhelmsbronn  361. 
W  i  1 1  e  r  w  a  1  d  394. 
Willingen  363. 
Wilsberg465. 
Windhof  427. 
Winsperg  339. 
W  intersburg  465. 
Wirmi  ngen  494. 
Wirtroff  512. 
Wisse  486 
Wissmühle  339'. 
Wittersburg  496. 
Wittringen  411. 
Wölferdingen  411. 
Wölflingen  363.  412. 
Woippy  278. 
Wolfen  509. 
Wolfsbronn  419. 


Wolfsgarten  414. 
Wolfskapelle  448. 
Wolfsthal  451. 
Wollmeringen  331. 
Wolmünster  426. 
Wolsdorf  339. 
Wüstkamm  iol. 
Wuisse  486. 
Wurtzmühle  397. 
Wustweiler  412. 

Xanrey  520. 

Xirxange  (Haute  et  basse)  518. 
Xocou  rt  5CÖ. 
Xouagsange  505. 
.\ouaxange  442. 

Yutz  (Jutz)  318. 

Zander  481. 
Zarl)^ing  513. 
Zarixin  440. 
Zeiringen  342. 
Zellenhof  387. 
Zettingen  412. 
Ziegelei  339. 
Ziegeleihof  365,  4ö8. 
Ziegelhütte  (Alte)  394. 
Zilling  465. 
Zimmerwald  419. 
Zi  mm  in  gen  356. 
Zinswald  439. 
Zinzingen  377. 
Zittersdorf  442. 
Zollhaus  371 ,  3hü. 
Zommange  513. 
Zondrineen  370. 
ZotzeUng  486. 
Zoufftgen  331. 
Zufall  451. 


Huhn,  Deutsch -Lothringen. 


37 


Ks  ist  zu  lesen: 


üruclcfelilci'. 

S.  66  Z.  i 

Französisches 
Haus;    Familie; 

4,ia         3,57 
S.  66  Z.  10 

Deutsches 
Haus:    Familie: 

5,71         4,60 
S.      5  Z.  28  Ilavange,  anstatt  Hayange 
S.  102  Z.  1;{  ihre  «       ihnen 

S.  176  Z.    5  westlich,        «       östlich 
S.  177  Z.  22  Clercs  »       Clerc 

S.  192  Z.    1  Goudchaux     »       Gaudchaux 
S.  214  Z.  25  1473  »        1497 

S.  2R7  Z.    6  Ueberfall        >>       Ausfall 
S.  360  Z.  27  Gerstiingen    »       Gertlingen 
S.  371  Z.    4  Curtis  »       Curti 


CO 


CO 


PI 


w 


^ 

pj 


r-« 
Oi 


O 

I 

ü 

cn 
-♦^ 


o 

s        •- 


ÜNIVERSITY  OF  TORONTO 
LIBRARY 


Acme    Library   Card    Pocket 

Und—  Pat.  "';ef.  Index  Kile." 
Made  by  LIBRARY  BUREAU 


>>AÄ'J 


mm:. 


''■^''•^ 


.>  ..  r».^