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Deutsch-Lothringen.
Landes-, Volks- und Ortskunde.
Von
Dr. E. H. Th. Huhn,
mehrer gelehrten Gosellschaften und Vereine Mitglied, Ehrenbürger etc.
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STUTTGART.
Verlag der J. G, Cotta'schen Buchhandlung.
1875.
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BMkdniekwti dor J. 0. CotU'tehon nuohhftndliing in Stutt|rart.
Vorwort.
Mit den Büchern, welche seit 1870 über das Elsass ge-
schrieben worden sind , könnte man bereits eine kleine Biblio-
thek bilden. Wer nur irgend als Literat oder Tourist dahin
kam, machte seine Reiseeindrücke bekannt und glaubte den
nachfolgenden Besuchern als Wegweiser durch das Land dienen
zu müssen, und es war auch so leicht über das Elsass zu
schreiben. Die Meisten hatten es ja schon vom andern Rhein-
ufer aus besucht, wenigstens Strassburg und seinen Münster
sich angesehen und von letzterem aus das Land überblickt,
und über Land, Geschichte und Sage war von den Elsässern
selbst schon so Vieles in deutscher Sprache mitgetheilt worden,
dass es in der That nicht schwer wurde, auch etwas über ein
Land zu schreiben, das in Sprache und Sitte so vieles mit
dem jenseitigen Oberrhein gemeinschaftlich hat.
Diese Gunst ist bis jetzt Lothringen nicht zu Theil ge-
worden. Wer je nach Lothringen kam, wollte blos Metz und
die Schlachtfelder flüchtig besehen ; auch die Anhänge an un-
seren Reisehandbüchern gaben keine weiteren Notizen, und
das ganze übrige Land wurde unbeachtet bei Seite gelassen.
Dass es auch sonst etwas und was zu sehen gebe, war nir-
gends angedeutet , und , was das Eigenthümlichste ist , es gab
auch nicht einmal in französischer Sprache seit den letzten
dreissig Jahren eine Beschreibung des Moseldepartements,
geschweige denn eine Geschichte desselben.
Das einzige brauchbare Buch über dasselbe ist das
Dixionnaire du Departement de la Moselle von Viville, ein-
IV Vorwort.
stigem Generalsecretär der Piäfektur, allein dasselbe erschien
schon IblT, enthält nur hier und da spärliche historische
Notizen, die zumeist aus Calniet's Notice sur la Lorraine
vom Jalu-e 1756 oder gar aus Meurisse von 1634 abgedruckt
sind, ist voll Irrthümer und jede weitere Beschreibung fehlt
gänzlich. Die Neubearbeitung des Buchhändlers Verronnais
aus dem Jahre 1844 ist keine wirkliche Verbesserung und
hat sogar den besten Theil von Viville, über die Stadt
Metz, hinweggelassen. Zu dem Moseldepartement sind aber
seit 1871 noch zwei AiTondissements des Meurthedeparte-
ments gekommen , und für diese muss man die gerade ebenso
alten Werke über dasselbe von Lepage befragen, will man
nur einigermassen etwas darüber erfahren. Diese Werke sind
zugleich in französischer Sprache geschrieben, und schon da-
durch silid sie für die Meisten nicht so leicht zugänglich , ab-
gesehen davon . dass sie überhaupt seit Jahrzehnten gar niclijt
mehr im Buchhandel zu haben sind. Aus neuester Zeit be-
sitzen wir blos ein trockenes Namensverzeichniss der Ge-
meinden mit Angabe der Kreiseintheilung u. dergl. und den
Privatversuch eines Buchhändlers zu einem Staatshandbuche
mit dürftigen Notizen, da ihm das Verzeichniss der Geschäfts-
tirmen in erster Reihe stand; aber auch dieses Buch ward
durch die lange Verzögerung des Drucks beim Erscheinen
.schon wieder zur Hälfte veraltet. Nur eine einzige Schrift
verdiente die allgemeine Beachtung, wenn sie sich auch
nur kurz über die allgemeinen Verhältnisse verbreitete. Es
sind dies die „Wanderungen durch Lothringen" von einem
üfficier, dem ich dazu gerne meine handschriftlichen Notizen
und (Quellen zur Verfügung gestellt hatte und wozu er noch
Mosle's Katalog über die elsass- lothringischen Bergwerkspro-
duktc auf der Wiener Weltausstellung benützte, sowie seine
eigenen Beobachtungen auf seinen Wanderungen fügte und
Kolches zu einem n-cht interessanten Bilde verwebte, das er
nur seiner ursprünglichen Bestimmung für eine Zeitung wegen
in zu engem Kalimen gehalten hat.
Bei diesem Mangel einer jeglichen Landes-, Volks- und
Orthkundc über das heutige Deutsch -Lothringen, der nicht
Vorwort. V
nur im ganzen übrigen Deutschland längst empfunden wird
und schon zu sehr vielen Anfragen Veranlassung gab , sondern
auch ganz besonders den vielen Beamten und Neuansiedlern
im Lande sehr unangenehm ist, dürfte das Erscheinen dieses
Buchs schon von selbst gerechtfertigt erscheinen und von
allen Seiten willkommen geheissen werden, denn selbst die
schon seit zehn Jahren gehegte Hoffnung, der fleissige Forscher
in der Metzer Geschichte, der frühere Artilleriehauptmann
E. de Bouteiller, einst in Metz und nun in Paris, werde sein
längst vollendetes Dixionnaire über das Moseldepartement
veröffentlichen, scheint jetzt zu nichte geworden zu sein, da
das Moseldepartement, ohnehin eine nur künstliche ZusammeuT
Setzung, in der Neubildung des Bezirks ganz aufgegangen ist
und die alte Umgränzung des Buches den Bedürfnissen des
heutigen Tags durchaus nicht mehr entsprechen würde. Eine
Rückkehr zu dieser alten Gestaltung dürfte aber doch nach-
gerade selbst Herrn Bouteiller , wenn auch noch nicht als un-
möglich, so doch wohl als durchaus unwahrscheinlich er-
schienen sein.
So nothwendig diese Arbeit auch erschien, so gi'oss
waren die Schwierigkeiten, welche sich ihr entgegenstellten.
Schon die Zusammensetzung des Bezirks aus zwei Departe-
ments bot solche dar, weil es in Frankreich zur bleibenden
Gewohnheit geworden war, die historischen, topogiaphischen
und statistischen Detailforschungen niemals über die Gränzen
des Departements hinaus zu erstrecken und somit auch die
gesammte Literatur von zwei Departements durchforscht werden
musste. Diese ist aber sehr verschieden an Gehalt und Um-
fang, denn während z. B. für das Meurthedepartement eine
sehr reichliche und gediegene historische Forschung aus den
Archiven vorliegt, fehlt solche für das Moseldepartement fast
gänzlich oder beschränkt sich fast nur auf die Chroniken der
Stadt Metz, und die Geschichtsfreuude dieses Bezirks haben
sich überhaupt mehr mit Erforschung und Beschreibung der
Alterthümer abgegeben, als mit Herausgabe des eigentlichen
Geschichtsmaterials. Der Mangel an Städten hatte auch den
Mangel an Lokalforschuug zur Folge , und nur für zwei Kan-
VI Vorwort.
tone ist vor etwa fünf und zwanzig Jahren in dieser Hinsicht
etwas geschehen. Jedoch hat die historische Forschimg, Topo-
gi-aphie und Statistik nicht viel Neues gebracht und die Er-
stere sich mehr mit Wiedergabe des bereits Vorhandenen be-
gnügt, wie denn z. B. Nimsgern in seiner Geschichte von
Gorze lediglich die alten Artikel von Viville über die Orte
dieses Kantons abgedruckt hat.
Da ich meine Arbeit nicht auf solchem Standpunkte be-
griinden wollte, so musste ich möglichst zu den Quellen selbst
zurückgehen; diese aber nur aufzusuchen, kennen zu lernen
und zur Benutzung zu erlangen, war schwieriger, als wohl
bei jedem anderen Werke. Ein auch nur oberflächliches kurzes
Verzeichniss der wichtigsten Literatur des einen oder andern
Departements lag nicht vor , und die Stadtbibliothek zu Metz
hat weder einen Katalog, noch erlaubt es das engherzige
Statut derselben, selbst nachzusehen, was etwa an Druck-
schriften vorhanden ist. Ja es gestattet nicht einmal, die
Bücher ausserhalb des Lesezimmers zu benützen, und dieses
selbst ist täglich nur mehrere Stunden offen und während
zwei Monaten sogar ganz geschlossen, so dass schon diese
UuLstünde eine wissenschaftliche Benützung der Bibliothek
sehr erschweren. Ich habe daher das mit grösster Älühe zu-
sammengebrachte Verzeichniss der einschlägigen Literatur zum
Nutzen für künftige Forscher und Geschichtsfreunde im An-
hange dieses Werks mitgetheilt und darin auch die zahlreichen,
in den einzelnen Zeitschriften enthaltenen Aufsätze aufgeführt,
weil darin das meiste neuere Material niedergelegt ist und
schon die.se Zeitschriften selbst selten zu erlangen sind. Mein
Verzeichniss hat dalier die Höhe von etwa GBO Nummern er-
reicht , übschon ganz l'nbedeutendes dabei weggelassen ist.
Wa.s die Ausführung des Werks betrifft , so ist darüber
Folgende.s zu bemerken. Für Statistik und Topographie waren
fast gar keine Vorarbeiten vorhanden oder zu gebrauchen.
Ich füiin? daher hier eine Menge Ortsnamen — Weiler, Höfe
cinzi'Inc Häuser — auf, die noch in keinem Ortsverzeiclinisse
stehen. Icii führe ferner diese- Orte nach ihicii richtig ge-
stellten, deut.schen, aber auch nach ihren französischen Namen
Vorwort. VII
auf, SO schauderhaft diese auch oft entstellt sind, denn es
wird noch lange Zeit dauern, bis der richtige Namen wieder
die Alleinherrschaft erhält , und es wird überhaupt nothwendig
werden, alle Ortsnamen historisch - kritisch zu prüfen und die
verschollenen Namen der Bäche wieder aufzusuchen. Ich
habe dabei aber nicht eine etymologische Erklärung der
Namen gegeben , weil dafür erst ernstliche Forschungen noth-
wendig sind und das , was die Franzosen darin geleistet haben,
häufig auf dem reinsten Blödsinn beruht, wie dies einige in
der Anmerkung ^ enthaltenen Beispiele beweisen. Wenn ferner
die historischen Notizen nicht überall gleich reichhaltig ge-
geben sind, so beruht dies auf dem Umstände, dass über-
haupt oft nichts zu sagen ist , nicht etwa auf dem Mangel an
Quellenmaterial, das in Lothringen trotz der fortwährenden
Kriege und Verheerungen ziemlich reichlich vorhanden ist,
weil es meistens in den gesicherten grösseren Städten lag
oder auch nach dem Süden (Epinal, Remiremont u. s. w.)
gerettet war. Es Hesse sich überhaupt für dieses Land ein
noch viel reichlicheres Material zusammenbringen, wenn es nur
aus der Zerstreuung wieder gesammelt wäre , wozu leider die
französische Regierung niemals die Mittel bewilligte, so dass
viele Manuscripte, wichtige Urkundensammlungen und selbst
Chroniken noch ungedruckt sind. In meiner Uebersicht der
' Schon in zweiter Auflage war J864 erschienen : Etymologie du nom
de toutes les vitles et de tous les rillages du Departement de la Moselle, par
Auguste Terquem. Nach ihm ist der Namen Metz entstanden aus Er-
innerung an die Hinsclilachtung der Einwohner durch Attila par abri-
riation du mot tudesque Metzeln (massacrer) , Aumetz aber von Alt und
Metz, weil eine Anzahl Bewohner dem Gemetzel Attila's dahin entflohen!
Ferner erklärt er z. B. M a r s i II y : M=z mansio, habitation ; Ar = arationes,
champs cultives; Sil ^ sihanus. Silvain; Ly = Urnen, limites. (Village mis
sous la protection de Silvain ^ sertant de limites.) Montoi: M = manjio,
On = onerare, charger; T(» = to<u*; l = ignobilis^ roturier^ peuple. (Villaqe
de Plebeiens egalement imposes.) Aix: A =:abalienare\ Is =r isonomia ,
igalite de droit; Che = charta. (Titre qui accorde ä chaque habitant un
droit egal.) Cheuby: C=:campus, plaine; He = /lerta, verdure; Üb =
«6er, fertilile; Y = habitation. (Village place dans une plaine fertile et ver-
doyante.) In diesen Dingen hat es gewiss kein anderes Volk zu gleichem
Unsinne gebracht!
VIII Vorwort.
Literatur habe ich daher auch einige der wichtigsten Hand-
schriften aufgeführt, weil für die künftigen Forscher darin
eine Hauptquelle liegen muss und ich wünschte, dass die
deutsche Regierung die Mittel gewähre, um solche durch
Abdi*uck zum Gemeingut zu machen, denn selbst die von
Huguenin gesammelten Metzer Chroniken (fast ohne Ausnahme
nur Arbeiten von Büi^eru, da die Metzer Geistlichkeit nie-
mals Sinn für geistige Thätigkeit besessen zu haben scheint)
sind von demselben in durchaus unwissenschaftlicher Art be-
liandelt und iu frevelhafter Weise verstümmelt worden, so
dass ein vollständiger, korrekter Wiederabdruck mit Erläute-
rungen dringend nothwendig geworden ist. Ebenso nöthig
wäre es auch, dass aus dem Präfekturarchive zu Metz in
ähnlicher Weise so reichliche Veröffentlichungen erfolgten,
wie es durch Lepage für das Meurthedei)artement in Aus-
zügen aus dem Archive von Nancy geschehen ist. Es hatte
sich übrigens bisher auch Metz einer nicht unerheblichen An-
zahl fleissiger Geschichtsfreunde zu erfreuen , welche ilire For-
schungen und Darstellungen in zahlreichen einzelnen Aufsätzen
und Arbeiten niederlegten, wie Abel, Begin, Boulangö, Bou-
teiller. Chabert, Jacob, Klippfei, Martigny, Michel, Michelant,
Prost, Saulcy und Andere, wobei nur zu bedauern ist, dass
sogar Vieles mehr in feuilletonistischer, dilettantischer Weise
gegeben wurde und nur Wenige dabei acht kritisch zu ver-
fahren verstanden, wie Prost, Klippfei, Michelant und etwa
noch Bouteiller. Zu bedauern ist auch, dass der frühere
Bischof Robert de Lenoncourt so viel historisches Material
nach 1552 dem Stadtarcliive gewaltsam entrissen und besei-
tigt hat und im vorigen Jahrliundert aus dem städtischen und
den Pfarrarciuvcn von Metz sehr vieles entwendet wurde, das
man seither nur zum geringsten Theile wieder auffand, sowie
du.ss bei der Klosteraufhebung ganze Bibliotheken, wie die
von liOngeville und Husendorf, spurh)s verschwunden sind.
Kino selir gerühmte, im Kloster St. .Vrnould geschriebene
(.'hnmik hat ferner der Jesuit Sirmac, der sie geborgt hatte,
unierschlagen, und ist die.selbe .seither auch verloren. Manches
ist uudi nach Pari.s gewundert, und vor gar nicht so vielen
Vorwort. IX
Jahren soll ein früherer Justizbeamter zu Metz um Mittel , zur
Dekorirung der Aratslokale zu erhalten, ganze Ladungen der
wichtigsten Akten der früheren Gerichtsbehörden über Besitz-
verhältnisse einstiger deutscher Reichsstände u. dergl. an einen
bekannten Historiker in Paris verkauft haben. Auch hat man
offenbar seiner Zeit Alles entfernt, was ein klares Licht auf
die französische Vergewaltigung und die nachmalige Willkür-
herrschaft werfen konnte. Es wäre daher dringend zu wün-
schen, dass die jetzige Regierung die nothwendigen , nicht
spärlichen Mittel gewähre, damit tüchtig ausgebildete deutsche
Forscher die vorhandenen Archive sowohl im Lande als auch
in Frankreich in Rücksicht auf Deutsch -Lothringen genau
untersuchen und systematische Veröffentlichungen machen.
Dazu wären auch nicht etwa viele Jahre nothwendig, da die
französische Regierung längst genaue Verzeichnisse aller im
Lande vorhandenen historischen Handschriften gesammelt hat
und die Archive ziemlich gut inventarisirt sind, während das
übrige Material in den verschiedenen Zeitschriften näher nach-
gewiesen ist.
Dem Werke eine Gesammtgeschichte des Landes voraus-
zusenden, war zur Zeit nicht möglich, weil dazu noch zahl-
reiche Vorarbeiten nothwendig sind und das Material erst
gewonnen werden muss. Dagegen habe ich die Geschichte
von Metz etwas ausführlicher gegeben, weil sie vorerst diese
Gesammtgeschichte vertreten kann und alle Schicksale des
Landes abspiegelt. Diese Darstellung unterscheidet sich aber
wesentlich von der bisher üblichen, welche nur auf eine Ver-
herrlichung der französischen Herrschaft hinauslief und in
manchen Dingen sogar der historischen Wahrheit ins Gesicht
schlug. Es ist von mir gesucht worden, die Thatsachen und
die Entwickelung kritisch zu untersuchen und historisch richtig
zu stellen, sowie auch die Geschichte bis zur neuesten Zeit
fortzuführen, was noch nirgends geschehen ist. Zur besseren
Orientirung und für künftige Forscher habe ich im Anhang
auch das Verzeichniss der Maitre-fichevins und der Bischöfe
von Metz, der Regenten von Lothringen und der Orte des
Metzer Landes (Pays messin) mitgetheilt. Letzteres erfolgte
Z Vorwort.
vorzüglich deshalb, weil ich in keinem einzigen Werke dies
Ortsverzeichniss mitgetheilt fand.
Was den allgemeinen Theil betrifft, so beruht derselbe
lediglich auf meinen eigenen Studien und Forschungen und
auf oflTiciellem Material, welches erst allmählich zur Voll-
ständigkeit gelangt und daher später noch eine Erweiterung
erfahren dürfte. Wegen der Beschaffenheit des früheren fran-
zösischen Materials, das sich nicht mehr für die jetzige Um-
gränzung zerlegen Hess, waren Vergleiche mit früherer Zeit
nicht oft zu bewirken. Kartographische Darstellungen sind
dem Werke zur Zeit noch nicht beigegeben worden, weil sie
dasselbe zu sehr vertheuern würden. Jedoch ist die graphische
Darstellung der statistischen Verhältnisse durch reichlichere
Procentberechnungen genügend ersetzt worden.
Bei jeder Gemeinde habe ich in Kürze angegeben, wozu
sie vor der französischen Herrschaft gehörte. Der Kürze
wegen sind die Orte der Trois Eveches einfach als zum Bis-
thum Metz gehörig bezeichnet, und befinden sich dabei auch
die Orte des früheren Pays messin, die in der zweiten Bei-
lage einzeln aufgeführt sind, aber auch 1552 ebenfalls in den
Trois Evßches aufgingen.
Einige wenige, bei der Correktur übersehene Druckfehler
wolle der Leser gefälligst aus dem am Ende des Buchs an-
gehängten Verzeichnisse vor dem Gebrauche verbessern.
Damit möge also das vorliegende Werk den Lesern em-
pfohlen sein und es ihnen möglichst nützlich werden, um
das wieder für Deutschland gewonnene Land nach allen Seiten
genau kennen zu lernen.
Inhalts - Uebersicht.
Seite
I. Land, Volk und Verwaltung 1
1. Allgemeine Bodenbeschaffenheit 3
2. Wasser, Strassen, Eisenbahnnetz 15
3. üeologie 2ß
4. Klima 30
5. Zusammensetzung, Eintheilung 36
6. Bewohner 41
7. Sprachverschiedenheit 52
8. Gemeinden 59
9. Häuser, Familien. 63
10. Wohnungen 67
11. Trachten, Sitten 76
12. Herkommen, Feste 88
13. Landwirthschaft 103
14. Weinbau 113
15. Thierzucht 115
16. Wald- und Baumkultur 123
17. Bergbau, Salzwei-ke, Steinbrüche 127
18. Industrie, Handel 134
19. Wissenschaft und Kun.^t 144
20. Verwaltung 149
II. Topographie 169
1. Stadtkreis Metz 171
2. Landkreis Metz 261
A. Kanton Metz, Land 263
B. „ Gorze 278
C. ., Fange 288
D. „ Verny 296
E. „ Vigy 304
3. Kreis Diedenhofen 310
A. Kanton Diedenhofen 313
B. „ Fontoy 3'22
C. ., Kattenhofen 325
D. „ Metzerwiese 332
E. „ Sierck 339
Xn Inhalts -Uebersicht.
Seite
4. Kreis Bolchen 345
A. K.inton Rilchen 347
B. .. Busendorf 356
C. , Falkenberg 363
5. Kreis Forbach 372
A. Kanton Forbach 375
B. ^ Grosstännchen 381
C. , Saaralben 390
D. „ St. Avold 394
6. Kreis Saargemünd 402
A. Kanton Saargemünd 404
B. „ Bitsch 412
C. „ Rohrbach 420
D. „ Wolmünster 425
7. Kreis Saarburg 430
A. Kanton Saarburg 433
B. „ Finstingen 443
C. ., I^örchingen 441)
D. „ Pfalzburg 455
E. „ Rixingen 466
8. Kreis Chäteau-Salins 472
A. Kanton Chäteau-Salins 475
B. „ Albesdorf 487
C. „ Delme 495
D. „ Dien/r 505
V Vir 513
Beilagen .520
1. Dir Mnitre-Kcheviiis von ilotz bis August 1692. . . . 520
2. Das Metzer Ijind (Payt nussin) 524
3. Verzeichniss der Bischöre von Metz 526
4. Die RogtMiton von Lothringen 528
5. Literatur üIht Deutscli- Lothringen 529
Nachtrag 553
Orts-Vcrxcichniss . 554
I.
Land, Volk und Verwaltung
II u h n , Deutsch -Lolliringeii
1. Allgemeine Bodenbeschaffenheit.
Der Bezirk Lothringen liegt auf der Westseite von Deutseh-
land, erstreckt sich von 48' 31" uördl. Breite (beim Donon) bis
49' 3" beim Altwieshof, Gemeinde Mondorf, und von 23' 18" 10"'
östl. Länge bei Redingen bis zu 25' 18" lü'" bei Stürzelbronn und
hat die Gestalt eines verschobenen Vierecks, dessen Spitzen im
Südosten und Nordwesten liegen. Auf der ganzen westlichen und
südwestlichen Seite gränzt der Bezirk an Frankreich, südöstlich
und östlich an das Elsass, nördlich an Rheiubayern, Rheinpreussen
und Luxemburg. Die gesammte Gränzlinie mit ihren Biegungen
hat eine Länge von 782 Kilometern, wovon 296 auf Frankreich,
220 auf das Elsass, 69 auf Rheinbayern, 120 auf Rheinpreussen
und 77 Kilom. auf Luxemburg entfallen. Es beträgt die Ausdeh-
nung in der Richtung von West nach Ost zwischen Redingeu und
Stürzelbronn 135, Amanviller und Wibersweiler 73, Avricourt und
Haselburg 35 Kilometer, in der Richtung von Süden nach Norden
zwischen Pagny und Apach 53, Seillegränze bei Pettoncourt und
Spittel 46 und Avricourt bis hinter Finstingen 25—30 Kilometer.
Das Bitscher Land ist 40 Kilom. lang und 25 Kilom. breit. Das
Gebiet umfasst 113,o49 □ Meilen oder 621,113 Hektaren und enthält
Theile der französischen Mosel- und Meurthe- Departements, näm-
lich 424,594 Hekt. von den 557,23i Hekt. des ersteren, und 196.5 n,
Hekt. des zweiten, i
' Bei Frankreich verblieben aus tleni JiDseldepartenient vum Kantun Gorze
die Gemeinden: Chambley, Danipvitoiix, llageville, Mars-Ia-Tour, Onville, Spon-
ville, St. Julien, Tronville, Villecey, Waville und Xonville, ferner das Arrondisse-
nient Briey mit Ausnahme der Gemeinden Audun-le-Tiche, Aumetz, Erzange,
Fontoy, Hayange, Knutange, Lommerange, Xeufchef, Nilvange, Tressauge vom
Kanton Audun, Bronvaux, Montois, Pierrevillers, Ronibas, Roncourt, St. Marie
und St. Privat vom Kanton Briey, Redange und Russange vom Kanton Longwy.
Vom Meurthedcpartement vei-blieben bei Frankreich die Gemeinden: Arracourt,
4 I. Land. Volk und Verwaltung.
Wie schon die Gewässer dem Gebiete des Rheins angehören,
so bildet das Land einen Tlieil der oberrheinischen Bodenbildung,
die ihre Wurzeln in den Alpen hat und sich fächerartig gegen
Norden ausdehnt. Wie auf der rechten Uferseite des Rheins der
Gebirgsstock im Feldberg ruht und dann so nach Norden zieht,
dass der schronere Theil mit steilem Abfalle, aber schönen Vor-
hügeln sich dem Rheine zukehrt und Arme nach Nordosten aus-
sendet, vom Hauptstock aber ein FIuss entspringt, der rückwärts
des Gcbirgs nach Norden zieht und dem Rheine zufliesst, ebenso
zieht in ganz gleicher Weise auf dem linken Rheinufer vom Ge-
birgsstock Beleben ein gleiches Gebirge mit schroffem östlichen
Abfalle nach Norden und ebenfalls vom Hauptkerne aus im Rücken
dieses Gebirgs entspringt ein FIuss, die Mosel, welche in gleicher
Weise einen Bi)gen bildet und dem Rheine zueilt. Beide Höhen-
züge haben das Gemeinschaftliche, dass sie vom Rhein steil an-
steigen, aber sich im Rücken in ein höher gelegenes Hügelland
mit niederen Bergen verflachen, und el)enso dass diese Gebirgs-
züge in der Mitte, beide einander gegenüber, Einsenkungen haben,
welche einen Pass nach rückwärts bilden. Wie im Badischen das
Thal der Kinzig einen solchen nach dem östlich gelegenen Würt-
temberg bildet, so auf der linken Seite das Thal der Zorn zum
Uebergange ins Moselthal und dasselbe wiederholt sich dann wieder
weiter nördlich, indem die Wasserscheide zwischen Durlach und
Pfitrzlu'im sich senkt, wie dies zwischen Reichshofen und Saar-
gemüud auf der anderen Seite der Fall ist. Diese Bodenbildung
weist das Land naturgemäss Deutsclvland zu, und in ganz gleicher
Weise haben .sich die geologischen Verhältnisse auf beiden Seiten
des Rheins gebildet.
Der Bezirk Lothringen ist daher ein Land, das seine grössten
Höhen im Südosten, den Vogesen, und Osten hat und sich rück-
wärts zu einem Hügelland gestaltet, in wolchem Berge von er-
wälinenswerther Erhebung nicht mehr vorkommen. Die Höhen
wechseln von '220 — 'f2i) M. über dem Meere, erheben sich nur
auf wenigen Strecken darüber und erreichen blos an einigen Stellen
:iHO, 4U0— 4'i<) M. Die grössten Erhebungen steigen also nicht
mehr alit etwa 2<K)— 220 M. über das Niveau des Ijandes und die
Washerschutdei) Hind überall leicht zu überschreiten. Im Einzelnen
Allii'MivlIU', llitliii«l<'m(inl. Ituroit, Hivitiiff«', Coineuurt, .liivrocourt, Mn/orullos,
Muiio'l, Ki'chicourt In I'ntili', Sornovilli' iiml Xuren vom ArroiidiHMMuctit C'liAtoau-
Huliiia uml llcrlrninbuiit, Ciri')', Ignoy, i'Hriix, Pntitinont, Hiton-loH-loHii, St.
SNUVKur, TMiioonvUle und Vnl dp liun Moulit>r vom Arron>li>Hcmont Suai-burg.
1. Allgemeino Bodenbescliaffenheit. 5
gestaltet sich die Bodenfläche also. Vom grossen und kleinen
Donon aus bilden sich gegen Norden mehrere Thäler, worin die
weisse und rothe Saar und die Zorn entspringen, während zwi-
schen beiden der Höhenzug der Vogesen in nordöstlicher Richtung
sich gegen das Bitscher Land und die bayerische Pfalz wendet.
Auf der linken Seite der Saar hängen sodann die Höhenzüge in
folgender Weise zusammen. Zwischen Lörchingen und der franzö-
sischen Gränze erhebt sich eine Hügelkette, welche zwischen der
Seille im Norden, und der Meurthe und Mosel im Südwesten sich
in einem Bogen gegen Nordwesten zieht, auf französischem Ge-
biete sich bis zu 390— 4<)0 M. erhebt, aber beim St. Blaiseberg.
östlich der Mosel bei Corny, rasch abfällt und in der nochmaligen
Erhebung, auf welcher Metz steht, endigt. Eine zweite Hügel-
kette zieht sich vom Walde von Rickingen nordwärts als Wasser-
scheide für die Weiherbecken der Saar und Seille, wendet sich
vom Mühlwald nach Westen, macht dann bei der Quelle der fran-
zösischen Nied einen Bogen nach Südwesten, biegt sich westlieh
und dann nordwestlich, immer als Wasserscheide zwischen Seille
und Nied, erreicht zwischen Metz und Courcelles-Chaussy das
Hochplateau von St. Barbe, sendet nordöstlich einen Seitenarm
zwischen Bibiche und Kanner und zieht sodann auf der Gränze
der Kantone Metzerwiese und Busendorf nach der Nordgräuze des
Landes bei Sierck, wo die Höhen schroffer werden und sogar
wieder bis zu 350-40(1 M, ansteigen. Aus der Gegend zwischen
Bermering und Mörchingen geht sein Höhenzug nordöstlich als
Wasserscheide zwischen der Saar und deutschen Nied , und sendet
zwischen Barst und Kappe! eine Hügelreihe nach Nordosten, welche
an den Höhen von Spichern in Höhe von 346 M. endigen , west-
lieh aber zieht eine andere, welche bei Boucheporn bis zu 424 M.
ansteigt und von dem dortigen Stock zwei Arme aussendet, den
einen zwischen der Nied und dem Bistenbach und bei Tromborn
eine Hochebene bildend , den anderen nordwestlich von der Rössel
bis gegen die Saar, zwar nicht so hoch, aber um so mehr mit
Wald bedeckt.
Einen anderen Charakter trägt der Höhenzug auf der linken
Seite der Mosel. Derselbe steigt ziemlich steil und felsig auf der
Ostseite an, geht dann aber in ein Hochplateau über, das ziemlich
wasserarm ist, und endigt an der Orne bei Rombas. Der höchste
Punkt liegt 380 M. hoch, erhebt sich aber nicht viel über das
rückwärtsliegende Plateau, das etwa 330 M. hoch liegt. Dieser
Höhenzug macht in Frankreich eine Biegung nach Westen gegen
0 I. Land, Volk und Yeiwaltung'.
die Maas hin, weadet aber einen nordöstlichen Ausläufer wieder
über die Gränze. wo an seiner Ostseite der Conroybach und die
Fensch entspringen und das Land sich wieder zu mehr als 421 M.
hoch über das Meer erhebt. Endlich ist noch des Bitscher Ge-
birgslands zu er^vähnen, wo die Vogesen wieder in ihrem rauheren
Charakter auftreten, die Cultur dem Boden wenig abgewinnen
kann und die felsigen Höhen rasch und steil abfallen. Letztere
erheben sich bis zu 450—523 M. und sind meistens mit Wald be-
deckt. Sie bilden die zwei nach Osten geöffneten Thäler der Zintzel
und des Falkensteinerbachs und einige kleinere Thäler nach Norden.
Mit Ausnahme des Bitscher Landes, sowie der linken Mosel-
seite steigen alle diese Höhen langsam an und gewähren eine
leich(e Ueberschreitung der Wasserscheide, wesshalb es auch hier
nicht sehr schwierig wäre, Kanalverbindungen anzulegen, wenn es
nur nicht an der nöthigen Menge Wasser zur Speisung derselben
fehlte. Auch sind diese Höhen auf allen Punkten bebaut. Trotz
der verschiedenen Plateau*s gibt es jedoch hier keine Ebenen,
ausser im Moselthale auf der linken Seite des Flusses zwischen
Metz und derOrne, sowie auf sehr kleinen Strecken an den Ufern
der Seille und Nied. Als bemerkenswerth ist ferner hier anzu-
führen, dass alle Höhenzüge, mit Ausnahme der Vogesen, die
Neigung haben, an ihrem nördlichen Ende noch einmal höher em-
porzusteigen und zwar höher, als dies rückwärts der Fall war,
und wir bemerken dies besonders auf dem linken Moselufer zu
l)eiden Seiten der Ome und gegen Luxemburg, sowie auf dem
rechten Ufer an den Höhen von Boucheporn und Sierck; endlich
am nordwestlichen Ende der anderen Hügelkette bei Spichern,
welche auf dieser Seite alle ihren Centrali»unkt mitten im Lande,
im Plateau von Hellimer, haben, von welchem aus die deutsche
Nied, der Zellenbach und die Zuflüsse der Albe ausgehen. Nur
wenn man in den einzelnen Thalniederungen geht, erscheint das
Land mehr gebirgig; wenn man es aber von der Höhe der
N'ogcsen oder eines anderen hohen Punkts überblickt, so tritt erst
du« richtige Helicf des Landes hervor, das als eine welloiif()rmige
lluchilüche erscheint und wo der Horizont gleich, der Boden
faftt el»cn auH.««ieht und die Erhebungen nur schwach iicrvortreten.
.Mil AuHtiHliin»' einzelner Vogesenpartien lindel die h'oninntik im
Laude weni;; Nahrung, obschun es hier auch nicht an Schlössern
und Ruinen fehlt Achnlich ist es auch mit der Hochebene auf
«lern linken MoMclufer der I'all. Auf der Uüho von St. HiilxMt
oder einem anderen Punkte, wo man die Schlachtfelder von IH7()
1. Allgemeine Bodenbeschaffenlieit. 7
übersieht, reicht der Blick über die Hochfläche auf viele Stunden
nach B'rankreich hinein, weit über die Orne hinaus, von der man
gar nichts bemerkt, obschon sie sich ganz in der Nähe durch ein
tief eingeschnittenes Thal schlängelt.
Gehen wir nach diesem kurzen Ueberblieke etwas näher auf
die Höhen Verhältnisse ein, so sind hier folgende Punkte nach ihren
einzelnen Gruppen aufzuführen und zwar zuerst jene im oberen
Gebiete der Saar. Der grosse Donon, 1010 M., gehört zwar mit
seiner Spitze nicht mehr in den Bezirk, bildet aber den Grund-
stock für die unteren Vogesen. Von diesem aus zieht die Gränz-
und Wasserscheide nordöstlich und finden wir hier la Grande Cöte
il05 M., den Grossmann 903, Murstein 952, Rosskopf iM)3\ auf
der nordwestliehen Gränzscheide den grossen Kougimont 622,
kleinen Kougimont 520 M. , Marimont 689, Haut du Rupt des
Danies 410 M. In diesem Dreieck bilden sich die drei grossen
Thäler der weissen und rothen Saar und der Zorn, und zwischen
fliesen steigt das Gebirge noch sehr lioch an. Die weisse Saar
liegt bald nach ihrem Ursprünge 565 M. hoch und das Thal fallt
dann bis gegen Türkstein auf 326 M. und bei Niederhof auf 283;
das Thal der rothen Saar liegt in seinem Hintergrunde eben so
hoch, bei Abreschweiler nur noch 288 M und beide Arme ver-
einigen sich in einer Höhe von 271 M. Das hintere Zornthal ist
nur um Weniges niederer, fällt aber rascher ab und liegt bei Garre-
burg nur noch 232 M. hoch. Zwischen diesen Thälern liegt nun
noch eine Reihe von erheblichen Berghöhen, nämlich CV)te du Mou-
tiers 813, Chaume de Requival 841, Grand Nid d'Oiseau 723,
Tete du Fresillon 724, Rheinkopf 635, Tete du Calice 617, Haut
Uognol 763, Tete de la Loge 683, Tete du Vieux Chat 621,
Monacker 843, Hinterskopf 736, Klickesberg 605, Grosser Rom-
stein 547, Peugsten 6(tl, Sonnberg 547, Spitzberg 783, Grosstauf-
Ivopf 683, Georgenberg 646. Wolfgartenkopf 643, Hochkopf 503,
Ballersteinkopf 532, Kothenhüll 571, der Holwalsch 560. Revers
de Vach bei St. Quirin 480, Mont du Bon Dieu 579 M.
Die im Südosten, bei Pfalzburg, gelegene Gegend erhebt sich
sehr rasch aus der Ebene bei Zabern und steigt hier rasch von
187 auf 404 M., so dass die Strasse nur in einer Reihe grosser
Biegungen den Bergrücken erreichen kann. Es sind hier folgende
Höhen zu bemerken: Pfalzburg 315, Posthaus von Hommartingen
308, Lixheim260, Bickenholz 337, Weckersweiler 332 , Vescheim
280, Hangweiler 221, Lützelburg (Schloss) 322, Hultenhansen 39.S,
St. Louis 394, Tunnel bei Hommartingen 286, Hazelburg 42(5 M.
8 I. Lnnd, Volk und Verwaltung-.
An der Saar selbst sind folgende Höhen gemessen : bei Hesse-
mühle 264, Saarbnrg 250, Saaraltdorf 2-42, Mühle von Saareck
bei Oberstintzel 236. Gosselming 234, Berlhelming 232, Ronielfingen
230, unterhalb Finstingen 228, Diedendorf 223, Pistorf 220, Saar-
union 216, unterhalb Saaralben 209, Einmündung der Blies in die
Saar bei Saargemünd 193, unweit der preussischen Gränze bei
Grossblittersdorf 190 M. Auf dem westlichen Höhenzuge liegen
der Gondrexange- Weiher 271, Stockweiher 260, grosser Mühl-
weiher 229 M. hoch, der Gemeinweiher 230 M. Auf der Wasser-
scheide gegen das Seillethal kommen folgende Höhen vor: Höhe
bei Maizieres 292, zwischen Azoudange und Langenberg 291, nord-
östlich von Freiburg 307, zwischen Bisping und dem Stockweiher
266, Höhe bei Cutting 235 M.
Zum Gebiete des Rothbachs gehören folgende Höhen: Wibers-
weiler 217, Holher Weiher 223, Insweiler 225, Lauderfingen 257,
Guinzeling 25S, Lhor 223, Torschweiler 230, Signal bei Marimont
365, Albesdorf 246, Hunskirch 250. In dem der Albe liegen
Rech 211, Geblingen 217, Höhe bei Kappelkinger 230, Diderling
237, Püttlingen 219, Willerwald 260, Signal bei Hellinier 297,
Bertringen 305, Grosstännchen 269, Walleringer Weiher 245.
Strasse von da nach Mörchingen 291 und bei diesem Orte 304, Vir-
ming 223 M. — Nälier gegen Saargemünd westlich Neuscheuer 209,
Hambach 257, Wustweiler 221, Ernstweiler 258, Hundlingen 2'iO,
Dieblingen 245, Höhe bei Cadenbronn 332, Rouhlingen 289, Lixing
261, Gaubiving 317, Kerbach 336, südlich von Speichern 358,
Alstinger Mühle 217; rechts aber Höhen l)ei Bliesbrücken 264 und
343, Wölfling 320, Gross-Rederching 327 und Strasse nach Rohr-
bach 381, Achen 296, westlich davon 342, hinter Kaihausen 3.33 iM.
Die Seille hat einen ziemlich langsamen Fall. Der Lindre-
weiher, aus welchem sie entsteht, liegt 213 M. hoch und die den-
selben umgebenden Höhenzüge haben folgende Höhen: bei Frei-
burg 257, Asscnoncourt 242, Guernange 250, Maizi«!'re8 260,
Höhe gegen Gueblange 2()2. An dem Seillelaufe selbst sind fol-
gende Höhen zu bemerken: Dieuze 208, Marsal 204, bei Cham-
brey 202, Pettoncourt 2t)l, Alincourt 2(K), Einfluss des Osson-
hachs 194, Cheminot IS1, Sillegny 178, Poinmerieux 177, Cuvry
171. — Auf der Südseite konnnen an der Grunze gegen Frank-
reich folgende Höhen vor: bei Moncourt 284, Besänge 271 und
*i65. Xanrey 284, südlich von Vic 3(i5, Hof (HuT-Biirlhecourt
252 M. nazwJHchen belinden .tich folgende ihilien: Sdiloss Mari-
mont 2H9, Bourdonnoy 227, bei Donnelay 2*»0, .luvelize 261 , süd-
1. Allgemeine Bodenbeschaffenheit. 9
lieh von Marsal 268, beim Hofe Recourt 248, Strasse zwischen
Moyenvic und Bourdonnay 236 M.
Die Thäler des Verbaeh und Spinbaeh werden von nicht un-
bedeutenden Erhebungen umrahmt. Es sind folgende zu bemerken:
bei Zommaoge 236, bei Cutting 276, ßassing 282, Bidestroff 249,
BourgaltrofT 273, Hof Ferriendal 290, Zarbeling 268, Lidrezing
280, vor dem Walde von Köcking 343, Vergaville 230, Guebes-
troff 229 und Kerprich 220 M. Die Wasserscheide im Walde von
Köcking und Bride liegt durchschnittHch 340—343 M. hoch und
senkt sich gegen St. Medard zu 239, Strasse zwischen Vic und
Chateau-Salins 301 und Signal bei Vic 316 M. Auch um das
Thal der alten Seille hinter Chateau-Salins ziehen sich nicht uner-
hebliche Höhen. Die alte Seille liegt vor dem Austritte aus dem
Thale 202 M. hoch, dann steigt letzteres auf 208 beim Hofe EdivaK
283 bei Wuisse, 270 bei Conthil, Puttignj 236, Achaiu 254,
Vannecourt 271, Coutures 224; hinter diesen aber hat die Wasser-
scheide folgende Höhen: bei MarÜiil 333, Dalheim 302, hinter
Vaxy 342, Geobecourt 346, Strasse von Chilteau-Salins nach Dehne
335, Hof de la Marchande 312 M., gegen das Seillethal bei Cham-
brey 251 und Gremecey 291 M.
Aehnliche Höhenverhältnisse zeigen sich im Kantone Ddme,
das selbst 221 M. hoch liegt, also 17 M. höher als die Seille. Es
gehört hierher das Quellengebiet der französischen Nied, das aber
erst bei dieser zu betrachten ist; ferner die Höhe von Tincrey
387, Wald von Juville 337, bei ßacourt 357, bei Liocourt 350,
Cöte de Delme 405 M.
Der ganze östliche Theil des Kantons Verny erhebt sich nur
etwa 50 80 M. über die Seille. Die Strasse von Metz nach Delme
hat folgende Punkte: an der Eisenbahn von Peltre 206, Gasthaus
bei Chesny 224, weisses Ross bei Buchy 286, südlich von Soigny
284 , Achatel 259. Ferner liegen auf dieser Seite Austritt der
Moince aus dem Lande 203, All«5mont 239, Pagny-les-Goin 239,
Höhe hinter Vigny 311, Cherisey 260, bei Verny 230, Pouilly
215, südlich von Magny 174. Etwas höher steigt dagegen die
Westseite gegen die Mosel an. Während im Süden Cheminot
181 M. liegt, steigt das Land beim Hofe Vannoue schon zu 231,
bei Vezon zu 216, dahinter aber auf der Wasserscheide südlich
von Arry 390, Wald von Arry 393, Cöte de la Rique 396, Cöte
de Faye 329, am Westabhange des St. Blaise 269, Nordabhang
310 M. und in der Ebene davor Hof Orly 182. Bach von Augny
174 M.
10 ^- I-itn<!. Volk iiiul Verwaltung.
Der Fall der Mosel ist ein sehr langsamer. Wo sie oberhalb
Noveant den Bezirk betritt, ist ihre Lage 173,go M. über d. M.,
Moulins 173, Uckange 152, Manom 148, Mailing 146, Apach an
der Gränze 141 M. 37, so dass ihr Fall innerhalb des Bezirks
29 M. 21 beträgt. — Der Eingang der Kathedrale von Metz liegt
177 M. über d. M. Zwischen Mosel und Nied sind hier folgende
Höhen: Merey-les-Metz 24G, Born}' 225, Auhigny 24U, Flanvillf
252, Vantouxl8(), Nouillj 245, Noisseville 237, Failly 244, Höhe
bei Vremy 284, Ketonfay 260, Schloss Grass 282, St. Barbe 300.
Vry 29(J, Höhe von Lavieuville 311; ferner im Moselthale Vany
211, Chieulles 200, Sanry-les-Vigy 241, Malroy 166. Antilly 198,
Strasse von da nach Kedingen 295, Ennery 178, Tremery liK>.
Montrequienne 206, Wald von Logne 238, Wald von Luttangc
240, Rurange 200. Quenange 166, Schloss Keinange 215, bei
Illange 210, Vützer Wald 174, Ober-Harn 151 M. — Die Bibiche
entspringt etwa 300 M. hoch, föllt aber rasch und liegt bei der
Kirschmühle 1!K), bei Metzerwiese 181, Distroff 163, Valmestroff
161 und Ober-Harn 152 M. — In gleicher Höhe entspringt die
Kanner, fliesst aber durch ein tiefer eingeschnittenes Thal. Es liegen
l.ier Blanchardmühle 20!>, Aboncourt 193, Homburg 189, Kedingen
184, Mühle von Inglingen 17(5, HastrofTmühle 162. Griesberg 158
und Königsmachern 148. Auf der Höhe zwischen Kanner und Bi-
biche liegen folgende Punkte: Bettlainville 303, Luttange 263,
nördlich davon 271, Metzeresche 237, Höhe oberhalb Inglingen
248, bei ValmestrolT 237. Auch die östliche Wnssorscheide liegt
nicht sehr hoch: Wald von Charleville 287, Kalkofen bei Gondre
ville 352, Wald von Burtoncourt 305, von Villers 362, Habas 248.
St. Hubert 225, hinter Aboncourt 2(>6, Wald von Homburg 342,
Codewuldbuch 336, Weilenbuch 333, Kirche Hackenberg 350, bei
Budling 293, Greisberg 30?), Wald von Königsmachern 22(> M.
Gehen wir zum Wassergebiet der Nied über, so finden wir
die französische Nied bei Martini in einer Höhe von 268 M. ent-
Hpringen und zwar zwischen Höhen von 333, 304, 341, 344 und
327 M. Sie fällt raRch auf 241 M. bei Oron, 233 bei Lucy und
225 b«M Hau. Wcbllich davon liegen Morvillc 254, 'riiimoiiville 27i{.
Tnigny 233, St. Epvre 220, Luppy 247, östlich aber bei dci
Koltc der Mutsi'hsee 253, Landorf 24:{, De.stry 258, Einchwoikr
251, C.'hcmery 312, Weiher von llolacourt 240, Muny 26:1, lliilic
iKirdwcstlich davon 283, Höhe hinter Vatimont 292, llerny 251.
Ihm Aduincourt 255 M. An der Nied selltHt bemerken wir: Hcmillv
221 , U'miid 233, Muhle von Sanry 219, Mühle von Courcelles 21»i.
1. Allgemeine Hodenbeschatt'enlieit. \\
bei Chevillon 217, les Etangs 212, Cond6 Northen bei der Ver-
einigung mit der deutsciieu Nied 210. Westlich sind nur die Höhen
bei Hof Dehicour 301, bei Ober-Beux 318 und Sorbey 270 zu be-
merken, rechts dagegen Vittoncourt 257, Hof bei Chanville 317,
St. Peter bei Villers Stoncourt 297, Vaucremont 275, die Höhe
südlich von Frecourt 339, nördlich 342, CourcellesChaussy 228,
Wald von Varize 307 und Höhe südöstlich von Pontigny 213 M.
Die deutsche Nied entsteht aus zwei gleichnamigen Bächen.
Der erstere entsteht bei Marienthal in einer Höhenlage von 289 M.
und wird umgeben von der Höhe von Machern 307 , la Jeune
Fr§ne 302, Höhe von Lachambre 326, von Holbach 322 M. auf
der einen und der Höhe von Val-Ebersingen 303 auf der andern
Seite. Der zweite Quellenbach kommt aus dem Bischwaldweiher
247 M. und die Quelle ist umschlossen von folgenden Höhen:
BistrofF 312, Klausenberg bei Bertring 305, Wald Haut-Bois 320,
Hof Bening 323 und Bois d'en Haut 322 M. Nach der Vereini-
gung bei Tetingen zeigt die deutsche Nied folgende Höhenlagen :
Steinbiedersdorf 243 , BlomUhle 242, Elvange 231, Genglingeu 2'M,
Kollingen 320, Morlange 218, Mühle von Varize 212 M. Auf der
linken Seite sind zu bemerken: Vahl 247, Römerstrasse südlich
von Maiweiler 287, am Wald von Remilly südlich 283, nördlich
gegen Hemilly 293, rechts Höhe hinter Lauterfingen 426, les Quatre
Vents 348, Höhe bei Trittelingen 403, nördlich von Baumbiders-
dorf 415, südlich davon 403, Narbefontuine (Memersbronn) 343.
Helstroff 246, bei Halling 397 M.
Von der Vereinigung an sind von der Nied folgende Höhen-
lagen zu l)emerken: Brecklange 'i09, Girlingen 208, FreistorfflOi),
Benting 192, Gertlingen 179 M. Links davon sind: Charleville
245, bei Gehnkirchen 282, Mengen 235, Girlingen 208, Pib-
lingen 224, hinter Hesdorf 279, Ebersweiler 240, Feringen 278.
Chemery 207, Menskirch 226, Kirche dabei 257, St. Franz 266,
Signal von Bibiche 294, hinter Freisdorf 257, Rodlach 280, Fils-
dorf 278, Remeidorf 256, Waldweisdorf 220, bei Kalemburg 304,
im Kalenhofener Wald 310, Bizing 248, Schwerdorf 274, bei Hof
Cottendorf 294, Grindorf 282, Signal bei Halsdorf 288, bei Re-
mehng 325, Waldwiese 316, Signal von Ober-Esch 306 M. Auf
der Ostseite sind hervorzuheben: Lautermingen 246, Macker 262,
Bolchen (Eremitage) 277, Denting 255, an der Strasse von Bol-
chen nach St. Avold 346, Wirthshaus zu den vier Winden 386,
Signal Boucheporn 416, Boucheporn 360, Bisten im Loch 313,
Oberwiese 395, hinter Coume 370, Ottendorf 220, Höhe westlich
12 I- Laiul, Volk und Venvaltung.
davon 293, Teterchen 231, nordöstlich davon 372, Wehvingen 290.
Signal von Valmünster 322, Tromborn Signal 385, Odenhofen 282.
Brettnaeh 262, bei Alzing 308, Filsdorf 228, Wölfling 301 M.
Weiter östlich im Gebiet des Bistenbachs liegen Creutzwald 209,
Höhe hinter Carling 250, Porcelette 260, Weiher von Diesen 221,
Harn unter Warsberg 229, Warsberg 236, Schloss Warsberg 307.
Merten 199, Höhe bei Falk 329, Dalem 235, Höhe an der Grenze
bei Berweiler 360 M.
Das Wassergebiet der Rössel ist nicht gross, aber ihr Thal
ziemlich tief eingeschnitten. Die Weiher bei Lubeln (Longeville),
aus welchen sie entspringt, liegen 253 — 262 M. hoch, aber ringsum
erheben sich Höhen von 370 M. im Kastei berg, 408 westlich gegen
Boucheporn, 424 am Mitschenhof, 267 im Wald von St. Avold.
Sie liegt an der Mühle von Ebersweiler 223, oberhalb Homburg
218, bei Freyming 210, am Einfluss des Mersbachs 207, bei
Guensbach 198, Klein-Rosseln 192 und beim Austritt nach Preussen
191 M. hoch. Rechts von ihr sind zu bemerken Höhe bei Kam-
mern 326, Machern 270, nördHch davon 331, Mittenberg 321,
Sielberg, 361, Bilsteinberg 308, Höhe von Bening 308, Höhe bei
Pfarrebersweiler 316, Folcklingen 305, Remsing375, Kelsberg bei
Oeting 389, Kreuzberg bei Forbach 381, Stiring 210, Alte Glas-
hütte 316, Kaninchenberg 246, im Layschwald 2(>9; Schlossberg
bei Forbach 340, Strasse vor Forbach 222 M. Auf der linken
Seite trelTen wir die Höhe westlich von Homburg 387, Freyming
301, Merlebach 223, an der Gränze nördlich davon 292, Spittel
296. au) Schafiersbrueliwt'iher 233, am Todtenmannweiher '234, im
Walde Zang und an der Dreieinigkeitskapelle bei Frej'ming 301 M.
Im Norden des Bezirks linden sich wieder bedeutendere llölieii
bei Sierck, zu beiden Seiten des Manderenbachs. Westlich von
demselben , des-sen Lauf von 307 M. auf 216 bei Kitzing und
173 M. hinter Aj)ach fällt, liegen die Höhen bei Kirsch 362 und
:{67 M., nebst den Vorliöhen von ;{37 und 334 M., auf der rechten
Seite aber die Orte Scheyerwald 369, Tunting 29(), Bellemacher
'r)4 und ol)erhalb Apach 'M)(\ und die Gränze gegen Preussen
Ubersehreitet folgende Höhenpunkte: bei Ajiach 217, Bellenjucher
345 und 3(>8, ^erechweilcr 4lK), 433 und 429, hinter Tunting 400
und 'MH, bei Liiunsdorf 374 M. mid (iic.'^e H(')hen ziehen .sich
noch 1-2 Kiloni. näher gegen den Miindcrenbach in fn.s( gleicher
Krhebimg.
Wie schon <;rwälinl, hal »lii- WeHtseilc der Mom-I einen ent-
Nchiedcn andern gearicten Churnktcr. Die Moselelicnc auf dieser
1. Allgemeine ßodenbe.schatt'eiiheit. 13
Seite, welche von Metz bis zur Orne reicht und weiter nördüch
nur noch eine schmale Fortsetzung bis Diedenhofen hat, zeigt
wenig Schwankungen in der Höhenlage. Wir finden hier Woippy
am Anfange der Römerstrasse 171, St. Remy 169, Römerstrasse
bei Talange 181, Mondelange 159, Eisenbahn bei Richemont 155,
Daspich 153; die Vorhügel zeigen bei Saulny 248, hinter Belle-
vue 211, Semecourt 191, Marange 190, Wald von Silvange 226,
von Coulange W7 ^ Ronconville 236 M. — Es liegt der Eingang
des Gorzer Thals bei Nov^ant 212, Ancy 174, die Insel Symphorien
bei Metz 170 M. hoch, weiter zurück Moulins 189, bei Vaux 2(54,
bei Ars 240 M. Gorze liegt zwischen erheblichen Höhen: an der
Iranzösisdien Gränze Cote Meja 338, Gros-Bois 303, oberhalb
Hof Beauville 361, verödetes Dorf Tintelainville 271, Wald von
Vionville 326, Signal gegen Ancy 330 und Bois de Varieux 343,
Bois de Vaux 356, Point du jour 338, Gravelotte 307, Rezonville
303, Vionville 292, Flavigny 283, Chatel St. Germain (Schloss) 313,
Höhe dahinter gegen Gravelotte 342, nordöstlich von Hof Leipzig
345, Montigny-la-Grange 339, Amanvillers 329, Steinbrüche St.
Croix 330, Verneville (^alter Telegraph) 323, östlich vom Bois de
la Cuve 326, St. Privat-la-Montagne 334, Strasse von da nach Metz,
oberhalb Plesnois 386, der Horimont 341, die Steinbrüche dahinter
369, Gränze bei St. Marie-aux-Chenes 213, bei Montois-la-Montagne
267, nördlich von Malancourt 331 und 350, südöstlich davon 365,
C6te de Drine, nordwestlich von Pierrevillers 385. Auf der linken
Seite der Orne zeigen sich : Höhe hinter Moyeuvre-Ia-Grande 306,
bei Trehemont 313, bei Beuvange 332, bei Budange 3.36, im Walde
von Rangevaux 341, bei Morlange 196, Hof Moreaux 358, bei Neuf-
chef 349, Lomerange 237, Hof St Marie an der Fensch 312, Knu-
tange 196, Hayingen 175, Erzange 196, St. Agathe bei Schre-.
mange 179, Ebange 166, Florange 266, Schloss Serre 191, Stein
brach hinter Marspich 320, Höhe bei Nilvange 346, Höhe hinter
Knutange 330 und Höhe an der französischen Gränze westlich von
Fontoy 300 M. Auf dieser Westseite bis gegen die Luxemburger
Gränze erscheinen folgende Höhenpunkte: Angevillers 374, Rochon-
villers 364, Hof Buch 410, Höhe nördlich davon 421, Havange
334, Boulange 322, Bassompierre 351, Bure 360, Aum.etz 398,
Quelle der Crunes 403, Höhe von Grünes 384, nordöstlich davon
421, zwischen Aumetz und Oettingeu 400 und 408, Strasse zwi-
schen Aumetz und Audunle-l'iche 420, Russingen 300, Mühle von
Redingen 310, westlich von Redingen 385, südliche Gränze gegen
Frankreich 419 und" 437 (beide letztere Höhen aber schon etwas
14 I. I.aml, Volk und Verwaltung.
ausserhalb der Gränze). Gegen die Mosel sind zu erwähnen We} -
nieringen 171, bei Volkringen 236, Beuvingen 217, Höhe hinter
Algringen 397, Elange 185, Monhofen 148, bei Garsch 131, HU
und 183, Kattenhofen 152, Honimeldingen 151, Gauwies 149,
Oetringen 226, Gross -Hettingen 175, am Wald von Kaufen 201,
vor Kaufen 239, Höhe südwestlieh davon 417, Bust 283, Langen-
l>erg nördlich von Volmeringen 363, Signal östlich davon 432.
Zufflgen 226, Unter- Parthe 182, Eseing 219, Unter-Rentgeu 221,
Ober-Rentgen 235, Evringen 247, Rodemachern 180, Mühle bei
Fixem 159, Bejren 170, Püttlingen 175, Hithe nordwestheh 2o6,
an der Gränze bei Altewiese 244, Römerstrasse westlich davon
260 M.
Wir haben endlich noch die Höhen des Bitscher Landes zu be-
trachten. Im Bereiche der Bicken-Alb treffen wir Klein-Rederchingen
324, rechts und links davon Höhen von 353 und 340 M., Gusing 233,
Guiderkirch 270, Höhe nördlich davon 320, Obergailbach 265,
Signal beim Dorfe 383, Gränze gegen Bayern 392, am Schwal-
bache bei Siersthal 271, dahinter 372 und 409 M. Holbach 267,
Vogelsmühle 253, bei Nussweiler 310, Weisskirch 253, Epping 260,
bei Omersweiler 377 und 372, Wolmünster 247, ^Mühle von Esch-
weiler 244, Signal im Osten 362, Bach an der Gränze 244, Gränze
bei Ohrenthal 352 und 364. Im Gebiete des Hornbachs liegen
Bitsch :500, nordwestlich davon gegen Schorbach 423 und 383,
westlich von lianvillcr 376, östlich 414, bei Breidenbach 287, Hof
Olsberg 353, zwischen Breidenbach und Bussweiler 378, Signal
bei Walschbronn 352, nördliche Gränze 391 M. Auf der rechten
Seite Höhen bei Haspeischeidt, westlich 414, (»stlich 476, südlich
405, Signal bei Liederscheidt 426, Dorf Liedcrscheidt 38(5, bei
Klein- Wolfschachen 367, Raueck 451, östlich davon 470, Wind-
thal 439, Neuzintzel 373, Erbshütte 245, Höhe bei Stürzelbronn
382, südlich davon 405, nordöstliche Gränze gegen Bayern 523,
südlich davon 440 bei Welsch-Kobert, oberhalb des Klumpenhofs
411, Grafenweilier 249, nordöstlich davon 387 M. Auf der Süd-
«eite des Bitscher Landes liegen Biningen 355, Rahliiig 256, Hof
Heiligenbronn 344, Eisenbahn vor Enchenberg 374, II()he östlich
davon 402, Montbronn 362, Kleeberg 404, Hof bei Soucht 332.
.Meinenthal 398, Gölzenbruck 401, Saareinsherg (Signal) 434,
(»l««Menl)erg 425, Schwungerbach 301, Sonnnerkopf i{Nl , Romlen-
kopr4i8, HUdausläufer desselben 422, Hohekopf 438, Grosser Mühl-
l»crg 362, IMIcrsteiii :}78 M. An der Gränze gegen das Elsass
liegtMi folgende llitheiipunkte: Baum bei Meisentlnil 427, östlich von
2. Wasser, Strassen, Eisenbalinnetz. 25
Althorn 406, Mühlberg 434, Grossenberg 353 und Weidenseelerkopf
497, letzterer bereits über der Gränze. In der Mitte Eisenbahn
bei Lemberg 428, Götzenbruck 401, Hasselthal 242 und Königs-
wald 425, Wald von Büren thal 398, Höhe südlich von Mutter-
hausen 335, Schwartzenberg 405, neuer Hochofen 224, Unter-
mühlthal 203, endlich im Thale des Falkensteinerbachs Papier-
mühle von Egelsberg, Höhe östlich davon 386, Weiher von Wald-
eck 239, Schloss Falkenstein 370, Höhe östlich da\on 400, Höhe
hinter Philippsburg 488, Philippsburg 226, Austritt des Bachs nach
dem Elsasse 221.
Wir finden also die am weitesten sich unterscheidenden Höhen-
punkte an den drei Hauptecken des Landes. Die niederste Boden-
senkung ist bei Apach an der Mosel, die höchste Erhebung über-
haupt nördlich des Rhein- Marnekanals im Nordosten des Bitscher
Landes mit 523 und die grösste Erhebung im Süden die Wasser-
scheide gegen das Elsass vom Donon an bis zum Rosskopf
800 — 1000 M. über dem Meere. Das dazwischen liegende Land
bewegt sich in einer Höhenlage von 220 — 320 M. , über welche nur
einzelne Punkte weiter hervorragen.
2. Wasser, Strassen, Eisenbalinnetz.
Von der Überfläche des Bezirks nehmen Flüsse, Bäche und
Teiche 6654 Hektaren ein, wovon jedoch 3953 auf die Teiche
kommen. Von letzteren liegen 1803 Hekt. im Kreise Saarburg
und 1440 im Kreise Chateau-Salins und nur 710 Hekt. kommen
auf die übrigen Kreise^ von den Flüssen und Bächen gehören
890 Hekt. dem Kreise Diedenhofen und 815 beiden Kreisen Metz
an, die übrigen Kreise haben nur je 230 — 289 Hekt. Sämmtliche
Gewässer des Bezirks gehören dem Stromgebiete des Rheins an,
jedoch fliesst nur ein kleiner Theil der Gewässer dem Rhein direkt zu.
Der bedeutendste Fluss ist die Mosel, welche den westlichen
Theil des Bezirks von Süden nach Norden auf einer Länge von
71 Kilometer durchdiesst, und zwar von Arry bis Apach. Die-
selbe entspringt in den Vogesen beim Dorfe Bussan, fliesst zuerst
in nordwestlicher Richtung bis Toul, dann nordwestlich bis Frouard
und hält von da eine nördliche Richtung ein. Sie nimmt bei Conz
l(i I. Land. Volk uml Verwaltung.
in Rheiupreussen die Saar auf und fällt bei Koblenz in den Khein,
nachdem sie eine ungemein grosse Menge von "Windungen gemacht,
so dass sie von Metz bis Koblenz 312,(KX) M. Länge hat. Sie be-
lührt im Bezirke die Städte Metz, Diedenhofen und Sierck und
42 Gemarkungen, wovon jedoch eine nur als Gränze. Sie ist
etwa 2 M. tief, das Wasser hat eine Geschwindigkeit des Laufs
von 'Ai* M. in der Minute und wird zum Flössen von Holz aus den
Vogesen benützt. In alter Zeit diente die Mosel auch zur SchifF-
fahrt , aber nur so lange, als die Strassen sich noch in sehr schlechtem
Zustand befanden und die Schitlfahrt sich ganz kleiner Schiffe mit
geringem Tiefgange bediente. In Folge der französischen Besitz-
nahme des Landes bereitete man auch die Verbindung der Mosel
mit der Maas durch einen Kanal vor, aber erst in der jetzigen
Zeit ist man dazu geschritten, die Mosel zu kanalisiren und so
einen Anschluss an den Marne -Rheinkanal und an den unteren,
schiffbaren Theil des Moselflusses zu erhalten. Sie hat mehrere
Arme untergeordneter Art, von welchen einige an beiden Enden
mit dem Flusse verbunden sind, während andere oben geschlossen
sind und nur todte Arme darstellen, welche bei Hochwasser ge-
füllt werden. Diese Arme liegen bei Jouy und Ars, Vaux, Mou-
lins, Longeville und Montign}^ oberhalb Metz; bei dieser Stadt die
drei Arme des Wadrineau, oberhalb der Pulverfabrik, der Arm
des Pucelles, unterhalb derselben, und der Arm hinter Theater
und Präfeklur. Unterhalb Metz durchzieht nur ein einziger Arm
die Festungswerke von Diedenhofen. Ein anderer Arm, der fast
der Hauptarm der Mosel genannt werden konnte, zog einst bei
Moulins vorbei und durch eine noch bestehende Brücke und erhält
jetzt nur bei erheblichem Hochwasser Zufluss von Wasser. Der
Arm des Pucelles in Metz wurde erst im fünfzehnten .lahrhunderte
zum Zweck der Vertheidigung künstlich geschaffen. Durch diese
Arme werden folgende Inseln gebildet: jene von Ars und Vaux
durch die Arme dieses Namens, die Insel St. Symphorien durch
den Arm von Montigny und die Inseln Saulcy oder der Poudre-
rerie, Pulverfabrik und C'hambiero durch die Arme des Wadrineau,
de» i'ucelles und des Thcrmcs. Die Breite der Mosel schwankt
zwischen iÜ) und 2<)0 M., ihr Durchschnitt betrügt etwa 120 M.
Wo der Fluss den Bezirk berührt, liegt er ITO"'.")!) über dem
Meere, wo er ihn verlüsst, 141 "'Ji?, und somit betrügt sein Fall
liifir 21)'" 21. An zahlreichen Stellen ist der Fall aber sehr schwach.
Der WaHHernlHiid ist sehr schwjinkend. In den .Tahren |s:i4— istio
U'trug der niedrigHle Wuseerstand nur sehr wenig über oder unter
2. ^Vasscr. Strassen, Eisenbahnnetz. 17
dem Nullpunkte des Pegels, der höchste aber an der Brücke Pont
des Morts zu Metz bis zu 3,52, 4,17 und 4,57 (28. Februar 1844).
Zur Zeit der grössten Trockenheit beträgt der geringste Wasser-
abfluss der Mosel 16 "^50^, beim höchsten Wasserstand aber
2000 Kubikmeter.
An Zuflüssen nimmt die Mosel im Bezirke auf: 1) links den
Gorzer Bach bei Noveant, den Mancebach bei Ars, den Douronbach
bei Moulins, den Bach von Marange bei Haueoncourt, die aus
Frankreich kommende und bei Moyeuvre-grande durch den Conroy-
bach links verstärkte Orne bei Richemont, den Kribsbach unter-
halb Uckange, die Fensch oberhalb Diedenhofen, den Kisselbach
bei Garsch, den Bach von Gauwies und den Bach von Oudren:
2) rechts den Vercholbach bei Corny, die Seille in Metz, nahe
dabei den Bach von Vallieres, den Bevottebach bei Argancy, den
Sechebach bei Bertrange, die Bibiche bei Unter-Harn, die Canner
bei Königsmachern, den Bach von Montenach bei Sierck und den
Bach von Manderen bei Apach. — Von diesen hat die Seille
wieder ein eigenes, umfangreiches Wassergebiet. Aus dem Lindre-
weiher hinter Dieuze entstehend, dann westlich bis Attilloncourt
fliessend und dann in nördlicher Richtung in vielen Windungen
sich langsam durch das breite Thalgelände schlängelnd, nimmt sie
im diesseitigen Gebiete links den Salinenkanal bei Marsal, den
Bach von Mardigny und Creuzbach auf, rechts aber den Ver- und
Spinbach bei Dieuze, die alte SeiJle bei Salonne, den Ossonbach
bei Ajoncourt, den Weiherbach bei Craincourt, die Moince oder
Berupt oberhalb Cheminot, den Bach von Pommerieux und den
St, Pierrebach bei Magny. Der Wasserstand der Seille ist sehr
verschieden und daher auch das Thal häufigen Ueberschwem-
mungen ausgesetzt, wodurch die Wiesen nicht in einem guten
Zustand erhalten werden können. Es ist zwar ein Syndikat ge-
bildet worden, um gemeinschaftlich für Regulirung der Seille zu
sorgen, aber ohne energisches Eingreifen der Regierung wird eine
gründliche Abhülfe schwerlich erfolgen. — Ausserhalb des Bezirks
nimmt die Mosel auf der linken Seite noch die Alzette nebst
dem Kaylerbach von Oettingen auf, aber blos eine Strecke von
^^585 ^^' gehört noch zum Bezirk, da das P'lüsschen alsbald nach
Luxemburg übertritt und dort erst Bedeutung erhält.
Der zweite Hauptfluss ist die Saar, welche etwa zur Hälfte
je den Bezirk und Rheinpreusseu durchfliesst und bei Conz in die
Mosel fällt. Ihr gehört der grösste Theil des Wassergebiets des
Bezirks an und sie bietet allein von allen Gewässern den besten
Huhn, Deutsch -Lothringen. 2
13 I. Land, Volk uml Verwaltuug.
Nutzen für die Schifffahrt, wenn auch in manchen Jahren ihre
Wassermasse in Folge der vielen Abholzungen zu seh wach wird.
Sie entsteht aus der weissen und rothen Saar, wovon die erstere
am Nordabhange des Donon und die zweite an dem des NoU ent-
springt. Dieselben vereinigen sich, aus den Vogesenthälern heraus-
tretend, beim Dorfe Hermelingen zur Saar, und diese fliesst so-
dann nordöstlich bis Saarburg, von da in nördhcher Richtung an
Saaraltorf, Gosselming, Berthelmingen, Romelfingen , Finstingen,
Niederstintzel des Bezirks Lothringen, Wolfskirchen, Pistorf, Zol-
Hngen, Alt- und Neu -Saarwerden, Saarunion, Schopperten und
Keskastel von Unterelsass, Saaralben von Lothringen und Herbitz-
heim des Elsasses vorüber, tritt bei Weidesheim wieder ganz in
den Bezirk ein, fliesst an Wittring, Diding, Zetting, Saareins-
mingen und Remelfingen vorbei nach Saargemünd, bespült sodann
die östliche Gemeindegränze von Weiferdingen und Grossblitters-
dorf und tritt dann nach Rheinpreussen über, wo sie die Städte
Saarbrücken, Saarlouis und Saarburg berührt und bei Conz in die
Mosel fällt. — Sie nimmt in Lothringen auf links den Weiher-
bach niiaseau de l'ctaug) nebst dem Neunniühlen- und Gondrexange-
bache, den Landbach, der aus dem Stockweiher kommt, die Aus-
flüsse des Lubnels- und Langweihers, den Naubach, welcher aus
dem grossen Mühlweiher kommt, die Albe, welche wieder den
Rothbach | /c KoileJ, Zellenbach und Mutterbach aufnimmt, den
Bach von Heckenransbach, Weyerbach, Rouhlingerbach, Rixiuger-
bach und Simbach^ rechts aber den Bitivrebach mit dem Otter-
und Eiciunattbach, den Bruchbach mit dem Ischbache, tlen Eichel-
hach und Ilununclbach, in Saargemünd aber die Blies, welche aus
Lothringen den Hornbach mit der Bickenalb und Schwalbach, den
Gaisbach und Schlierbiu-h aufnimmt. — Die Gesammtlänge der
Saar bis zu ihrer Mündung in die Mosel i)ctiiigt 'l'M Kilom.; sie
hat eine Breite von 25 — 30 M., von Saargemünd an aber von
45 — 50 M. Sie hat von ihrer Vereinigung bis zur Grunze einen
Fall v((n 75"' 13 und treibt wälirend ihres T>tiufs eine Menge Mühlen
und VVasseiwerkc. — Die Siiar ist seit 1<S()() (heilweise Uanalisirt
imd dieser Kanal mit dem Marne- Kheinkanal in Verbindung
gesetzt.
Die Saar nimmt auf preusBischem Boden noch weitere Ge-
wässer von Lothringen auf ihrer linken Seite auf. Bei Werden
mündet in sie die Rössel, welche bei Longeville hinter St. Avold
entsteht und links den Mersbach, rechts den Buch von Farsch-
wcilcr aufnimmt, und bei WnUlgasse empfängt sie den von Creutz-
2. Wasser, Strassen, Eisenbahnnetz. 19
wold kommenden Bistenbach mit dem Dorbache. Sodann nimmt
sie bei Relling die Nied auf, ^velcher das ganze Wassergebiet der
Mitte des Bezirks angehört. Dieselbe entsteht bei Conde-Northen
aus der Vereinigung der deutschen und französischen Nied,
so benannt, weil sie diesen beiden Sprachgebieten angehören.
Die deutsehe Nied entsteht aus zwei Bächen, die sich bei Tetting
vereinigen und deren einer bei Marienthal, der andere bei Leiling
aus dem Bisch waldweiher entspringt. Dieselbe tliesst bis Kriechingeu
in westlicher und dann in nordwestlicher Richtung und nimmt auf
links den Behrbach und Chenaubach und rechts den Veltersbach,
Fillenbach und die Bäche von Marange und Macker. Die fran-
zösische Nied entspringt im Kanton Dehne beim Dorfe Marthil,
lliesst südwestlich bis Oron, wo sie den Bach von Fonteny auf-
nimmt, dann nordwestlich bis Courcelles und dann nördlich bis
zur Vereinigung mit der stärkeren deutschen Nied. Sie nimmt in
ihrem Laufe auf links den Farin- und Dideleaubach, den Delme-
und Aubebach, rechts die Rotte und die Bäche von Aisne und
Villers- Stoncourt. — Von der Vereinigung der beiden Flüsschen
tliesst die Nied in nördlicher Richtung bis zur Gränze und wendet
sich sodann mehr nach Osten. Sie empföngt hier rechts den Kait-
bacii, Schwalbach und Alzingbach, ausserhalb der Gränze aber
noch den \Veihergraben, links aber die Bäche von Hinckingen und
Girlingen, den Anzelinger Bach mit dem Piblanger Bach, den
Bickerbach und Kemelsbach. — Die Nied ist in Folge der vielen
Rodungen nicht mehr so wasserreich, als früher, auch ist ihr Fall
sehr schwach. Doch glaubt man, dass die Wassermenge hinreicht,
um den jetzt in Ausführung genommenen Kanal zu speisen, der
eine Verbindung zwischen Metz und der Saar herstellen soll. Die
Nied treibt weniger Wasserwerke, als die anderen Gewässer.
In westlicher Richtung gibt der Bezirk nur wenig Wasser
an den Rhein ab, und zwar aus seinem südöstlichen und nord-
östlichen Theile, welche beide mehr gegen den Rhein vorspringen;
aber sie kommen dem Rheine nicht direkt, sondern nur durch die
Moder zu. Dieselbe empfängt vom Süden die Zorn, welche vom
Bezirke rechts den Teigel- und Bärenbach, links aber an der
Gränze den Stutzbach empfängt, im Norden aber die von Mutter-
hausen kommende Zintzel, welche bei Uttenhofen den Falken-
steinbach aus der Gegend von Bitsch und Philippsburg aufnimmt.
Nur ein ganz kleiner Bach bei Stürzelbronn fliesst dem Rheine
durch die Lauter zu.
Der Bezirk sendet ausserdem auch der französischen Meurthe
20 "• I-aiifi. Volk und Verwaltung.
einige Bäche zu, durch die Vezouse die Bäche von Kicheval und
dem grossen Weiher, durch den Sanou aber den Grosswaldbach
von Kickingeu, den Framboisbach bei Moussej und den Remire-
montbach bei Lagarde.
Nicht leicht hat ein anderes Land auf so kleinem Räume ein
so reichhaltiges System von Weihern oder Teichen, die meistens
durch den Wasserabfluss der Wälder und den grossen Fischbedarf
der früheren Jahrhunderte entstanden und jetzt zum Theil ihren
Hauptnutzen darin zeigen , dass sie als Reservoirs für die Speisung
der Kanäle dienen. Sie sind durchgängig so angelegt, dass sie
eine dreijährige Bewirthschaftung haben. Ein ganzes Jahr lang
bleiben sie abgelassen und das Wasser läuft dann durch besondere
Rinnsäle ab: im zweiten Jahre sind sie aber wieder gefüllt, werden
mit Fischen besetzt, denen im dritten Jahre noch Hechte beigesellt
werden, da die Karpfen bis dahin schon gross genug sind, und
nach Ablauf des dritten Jahrs werden sie M'ieder abgelassen und
ausgetischt. Man darf zwar bezweifeln, ob gerade diese Art der
Bewirthschaftung die beste ist und nicht etwa eine vollständige
Urbarmachung für die Landwirthschaft mehr Vortheile böte, denn
wahrend diese 3953 Hekt. jetzt nur 2—300,000 Francs für die
Fische ertragen und der landwirthschaftliche Gewinn des dritten
Jahrs sehr von Trockenheit oder Nässe der Witterung abhängt.
lieferte ein einigermassen gutes Ackerland gewiss den doppelten
oder dreifachen Ertrag. Wir werden diese Weiher, von welchen
man mehrere Seen nennen könnte, nach dem Wassergebiete syste-
matisch betrachten, indem wir im Süden beginnen und mit den«,
einen besonderen Abschnitt bildenden Bitscher Lande schliessen.
Ein einziger Weiher, nämlich der von Foulcrey, gibt sein
Wasser durch den Grossweiherbach HutAneau du (/rniul dang' an
die Vezouze und dadurch an die Meurthe ab, welche durch den
Sanon das Wasser auch der Weiher von Rickingen, Tuding, Mou-
lins, BrikoflT, La.\i6re und TAbbe erhält.
Zum Gebiete der Saar gehört eine ziemlich erhebliche An-
zahl von grösseren und kleineren Weihern, die wir nach ihren
Verbindungen mit der Saar zu betrachten haben. Zuerst ver-
mittelt der Weihcrbach den Zulluss aus VI Weihern, nämlich zu-
nUchst dem grossen Weiher von Gondrexnnge, welcher im Nord-
wcHten mit dem Rolirweiher und Weiher von Milborg, westlich
mit dem Kcthingwciher und einem kleineren \Veiher in Verbin-
dung hteht, vom Südwesten aber das Wasser der Weiher von La
(irande und Petite Krade, Folie, naus.sonviJIc und zwei uiibeiuiimten
2. Wasser, Strassen, Kiseiibalinnet/. 21
Weihern bezieht, auch durch den Neunmühlenbach mit dem ganz
an der Gränze gelegenen Weiher von Hattigny in Verbindung ist. —
Durch den Landbach, welcher aus dem Stockweiher kommt, er-
hält die Saar die Abflüsse dieses Weihers, wie derjenigen der
Weiher des Femmes, zwei des Souehes, der drei Weiher beim
Hofe les Bachats, der Weiher de la Petite et Grande Creusiere,
Vieil-Etang und de la Blanche Chaussee, sowie endlich des ganz
kleinen Weihers beim Hofe Ban de Fribourg, zusammen 12 Weiher.
— Einige kleinere Bäclie führen ihr zu bei Gosselming das Wasser
des Vogelweihers, bei Berthelmingen das des Ludmels- und eines
unbenannten Weihers, bei Finstingen des G locken weihers und bei
Diedendorf die Wasser des Langweihers, kleinen Schwarzweihers,
Gemeinweihers und zweier unbenaunten Weiher, zusammen wieder
9 Weiher. — Durch den Naubach empfängt die Saar die Abflüsse
des grossen Schwarzweihers, eines unbenannten Weihers und des
grossen Mühlweihers, welcher wieder die Wasser der beiden
Weiher von Angweiler, des Mühl- und Popenweihers und zweier
unbenannten Weiher aufnimmt, zusammen also wieder !) Weiher. —
Endlich bringen noch die Albe mit dem Seitenbache le Kode oder
Kothbache die Saar mit verschiedenen Weihern in Verbindung; bei
dem letzteren sind es der Weiher von Wibersweiler, Guetweiler
bei Nebing, Rother Weiher, Mühhveiler und Niedersteinweiler,
zusammen 6 Weiher, bei der Albe aber zwei Weiher bei Lening,
einer bei Neufvillage (Neuweiler), drei bei Benestrofl" und bei
Vallerange die Weiher von Vallerange und Petit Etang, zusammen
'S Weiher. Bei Saaralben liegt nordwestlich der Weiher von Di-
deringen. Auf dem rechten Ufer liegt östlich von der weissen
Saar bei Metairies St. Quirin ein Weiher, ferner zwei bei Alt-
Lixheim. Zum Saargebiete gehören also 59 Weiher, von welchen
die grossen Weiher von Gondrexange, Stockweiher und grosser
Mühlweiher durch den Saarkanal mit einander in Verbindung
stehen.
Im eigentlichen Moselthale befinden sich keine Weiher, da-
gegen um so mehr im hinleren Seillethale, wo es an das Saar-
gebiet anstösst und die dortigen Höhen überhaupt fast alle Weiher
des Saar- und Seillelhals enthalten, wie denn auch daselbst noch
die meisten Wälder liegen und die Wasserscheiden leicht zu über-
schreiten sind. Der grosse Lindreweiher, aus weichem die Seille
kommt, ist ringsum von anderen Weihern umgeben, welche ihm ihr
Wasser abliefern, und zwar liegen südwestlich die drei Weiher
von St. Jean und der Weiher von Altweiler. südlich ein kleiner
22 I. L«n<l, Volk und Vevwaltunor.
unbenaimter und dann dei* Weiher beim Hofe Viller, östlich ein
kleiner Weiher bei Guernange und weiter zurück der Neuf Etang,
Oberweiher und Noiweiher, sowie der Weiher von Bisping, nörd-
lich zuerst der Weilier von Zonimange, Rohrbach [LeucauenetJ und
der Neuf Etang, nebst einem kleinen Weiher südlich von jenem
von Zonimange, zusammen 16 Weiher. In den Abfluss des Lindre-
weihers geben die drei Weilier beim Hofe Essard und der Hoscher-
weiher ihr Wasser ab, in den Verbach die drei Weiher bei Bider-
dorf, in den Spinbach aber der Klosterweiher hinter Vergaville,
wieder 8 Weiher. Zwischen Dieuze und Moj^envic bringt der
Videlangebach die Wasser der Weiher von Videlange, Harmond,
des Moins, von Ormange, der zwei Weiher von Axin, Colonel
und Fossenard, der Salinenkaual aber die Weiher von Dunnelay
und Ommery, zusammen 10 Weiher. — Im vorderen Seilleihale
befinden sich nur noch 6 Weiher, nämlich der von Bride im
Walde von Köckiug, nordöstlich von Chateau-Salins und der
Moulin Neuf bei Mörchingen, zwei Weiher bei Sailly im Kanton
Verny und ein kleiner Weiher beim Hofe Orl}', Gemeinde Augny,
sowie bei Chesny, südlich von Peltre.
Im Gebiete des Niedilusses liegen nur wenige Weiher, und
auch diese nur im Süden und Südwesten, vor der Vereinigung
der beiden Zweige. Nicht weit von der Entstehung der deutschen
Nied liegt ein kleiner Weiher bei Maxstadt, sodann kommen süd-
westlich von Falkenberg der kleine Sauerlachweiher bei Hemering,
die beiden grossen Bisch weiher und Mutschweiher, neben welchem
sich im Helhvalde noch ein kleiner Weiher befindet, die Weiher
von Bouligny und Holacourt rechts von der Rotte, ein grösserer
imd kleinerer Weiher bei Lupjiy, die Weiher bei Remilly und
Dam und zwei Weiher bei Courcelles an der Nied, zusnmmcn
\:i Weiher.
Im Thule der Kossei liegen 5 kleine Weiher bei Lul)eln,
einer bei St. Avold und der Schufiesbruch-Lemuhl-Schmelzweiher
an der Mersbach*, am Bistenbache liegen zwei Weiher bei Porce-
lette und Diefen, im Wnide von St. Avold der Ilungerpfuhl und
der 'rodtenmann weiher.
Da« Bit.Hciier Land besitzt 16 Weilier, aber ausser dem
Grafenweiher an der Ostgrünze sind sie unl)edeulend und dienten
entweder iils Kischweiher für die (leistiichen oder zur Anwammlung
von WasHcr für Mühlen und andere Waascrwcrke. Von letzteren
liegen im Thale der Zinzel die Weiher von ^lutterhausen, Peter-
|)hilippHgHrten, Hlechlutnimer und Hosseihof und im Thnle des
:.'. Was.-f-r, Strassen, Eisenbahnnetz. 2?>
Falkensteiiiev Bachs die zwei Weiher bei Egelsberg, die Weiher
von Waldeek, Liesehbaeh, PhiHppsburg, Bitsch, Hasselfurt, Haspel-
scheid, bei Kobert, der Pfaffen- und Rohrweiher und der Grafen-
weiher.
Wir haben also im Bezirke 143 verschiedene Weiher, wobei
mehrere bedeutende, welche See genannt zu werden verdienten,
und davon gehören dem Wassergebiete der Saar direkt 59, der
Kossei 3, dem Bistenbache 2, Nied 13 und Seille 40 an, 16 aber
dem Bitscher Lande und dem Wassergebiete der Meurthe. Früher
gab es deren noch viel mehr, und auch von diesen werden nach
und nach die kleineren in fruchtbares Land umgewandelt. Manche
Orte, welche auf Hochebenen liegen, müssen kleinere Weiher
halten, um das nöthige Wasser anzusammeln.
Bis zum Jahre 18H6 hatte der Bezirk Lothringen nur einen
einzigen Kanal, nämlich den Rhein-Marnekana 1. Dieser
kommt über Frouard, der Mosel, Meurthe und dem Sanon ent-
lang und tritt kurz vor La Garde in den Bezirk ein, um den
Weiher von Rickingen zu durchziehen, im Weiher von Gondrexange
den Saarkanal aufzunehmen und im Saarthale bis Saarburg zu
gehen. Von da wendet er sich östlich bis zur Südgränze der Ge-
meinde Hommartingen, geht dann durch einen 2300 M. langen
Tunnel, tritt aus demselben beim Teuehelbach heraus und gelangt
ins Thal der Zorn, in welchem er bis zur Gränze fliesst, nachdem
er nqch einmal einen Tunnel von 415 M. passirt hatte, und so in
westlicher Richtung nach Strassburg gelangt. — Der Saarkanal,
vorzugsweise dazu bestimmt, Steinkohlen aus dem Gebiet nach
Frankreich und dem Elsass zu bringen und das Eisen aus der
Gegend von Nancy nach den Werken an der unteren Saar zu
schaffen, beginnt im Weiher von Gondrexange, geht am Stock-
weiher und grossen Mühlweiher vorbei und dann neben dem Nau-
bach über Haiskirchen nach Saaralben heben der Saar und be-
gleitet dann diese bis kurz vor Saargemünd. wo die Saar selbst
schon fast durchgängig schiffbar gemacht ist. — Der sogenannte
Sali nenk anal geht längs des Verbachs über Cutting nach
Münster an den Rothbach, ist aber erst bis Losdorf im Bau.
Ausserdem sind noch zwei kleine Kanäle für die Salinen errichtet
worden, nämlich der Kanal de Flottage des Salines von Lezcy
nach Moycnvic und vom Weiher Bride nach Chäteau-Salins, die
aber von keiner Bedeutung mehr sind. — Weitere Kanalverbin-
dungen sind beschlossen und bereits in Ausführung begriffen.
Ziemlich fertis, wird im .Jahre 1874 der Kanal von der französischen
24 !• I-aiifl. Volk uml Ver\s"altung.
Gränze bei Arnaville (^Lobe) bis Metz (20,545 M.) und der Hafen-
bau in Metz selbst werden. Sodann soll diese Arbeit bis Dieden-
hofen erstreckt werden , während man von da an weiter die Mosel
selbst schifl'bar machen zu können hofft. Ein weiterer Kanal von
Metz nach der Nied und vermittelst dieser nach der Saar bei
Saarlouis ist beabsichtigt und werden die technischen Vorstudien
dafür gemacht.
Mit Strassen ist der Bezirk ziemlich reichlich versehen, was
die grossen Routen betrifll, sonst ist aber noch seiir vieles mangel-
haft und bedarf nach den Folgen des Kriegs einer Erneuerung.
Es bestehen Staatsstrassen von 529 Kilom. 538 M., Bezirksstrassen
von 400 Kilom. 188 M. und Vicinalstrassen 2000 Kilom. 671 M.
Die wichtigsten Hauptstrassen sind von Pont-a-Mousson (loul und
Nancy) nach Metz, Diedenhofen und Sierck nach Trier, sowie von
Diedcnhofen nach Luxemburg und Longwj^-Sedan; von Metz über
Gravelotte in zwei Linien nach Verdun und von Metz nach Hriey:
von Metz nach Kedingen und von da nordwestlich nach Dieden-
hofen, östlich nach Busendorf und Saarlouis und nordwestlich nach
Mertzig; von Metz östlich über Bolchen nach Mertzig und über
Courcelles-Chauss}- und Longeville nach St. Avold und Saarbrücken:
von Metz über Verny nach Nonieny und Nancy, sowie über Solgne
und Delme nach ChAteau-Salins und Vic im Seillethale; von Metz
über Sorbey und Remilly nach Hau, Mörchingen, Grosstännchen,
Hellimer und Püttlingen einerseits nach Saaralbe, andererseits nach
Saargemünd; von Nancy über Burthecourt nach Vic, Moyenvic
und Dieuze, sowie nach Chateau-Saliiis und von da über Mörchingen
nach St. Avold; von Kemilly nach Mörchingen und Dieuze; von
Moyenvic über Einville nach Lüneville, andererseits über Maizi^res
nach Blamont und über Rickingen und Saarburg nach Plalzburg
und Stnibsburg; von Dieuze über Altdorf nach Hellimer uml Pütt-
lingen und über Finstingen nach Plalzburg; von Heinling nach
HIamont; von Saarburg südlich nach dem Thale der rothen Saar
und nördlich über Pcrthclniiiig nach Saanmion, Saaralben und Saar-
gemilnd; von Dieuze über Azoudatige nach Hickingcn; von Saar-
gemünd un die bayerische Strasse nach Blicf kastei, über Rohrbach
nach liitsch, Egelshard, Niederbroiin und Strassbuvg: von Rohr-
Imch über Knhiing luich Saartniion und über (ii'tl/cnbrück nach
Ingweiler; von Bitsch über Stürzelbronn nach \Vei.sticiil)urg und
über Schweigen nach ZweibriU-ken. — In ganz Deutschland gibt
e» keine Gegend, die «o zahlreich v«>u HömrrstraKsen durch/ogen
war, als diene, und es hiitten mit grossem Nutzen dicscilien zu
2. W.TSser, Strassen, Ph'senbahnnetz. 25
den neuen Stiassenanlagen verwendet werden können, wenn man
sie früher mehr gekannt und beachtet hätte.
Weniger reichlich versehen ist das Land mit Eisenbahnen
und ist man gegenwärtig daran , das Netz zu vervollständigen und
besser mit dem übrigen Deutschland in Verbindung zu bringen.
Das Netz ist bisher so gebildet, dass von Metz aus Eisenstrassen
gehen: 1) nach Frouard (Nancy-Paris): 2) Verdun; 'S — 4} Dieden-
hofen-Luxemburg ,und Sedan; 5) Metz-Falkenberg-Beningen-Saar-
brücken, seit November 1852; 6) Beningen-Saargemünd-Hitsch und
Strassburg; 7) Saargemünd-Saarburg; 8) Saargemünd-Saarbrücken;
9) Avricourt-Saarburg-Strassburg; 10) Avricourt-Dieuze ; 11) Cham-
pigneuUes (Nancy) -Chäteau-Salins und Vic; 12) Courcelles-Bolchen;
13) Beningen-Carling. Zur Ausführung kommen: 1) Bolchen-Te-
terchen - Busendorf mit Fortsetzungen nach Saarlouis und Dieden-
hofen; 2) Vic-Dieiize nacli Saaralben; 'S) Remilly-Albesdorf-Berthel-
ming; 4) Diedenhofen-Sierck-Trier; 5) Baudrecourt-Chilteau-Salins;
6) Saargemünd-Blieskastel: 7) P^sch an der Alzette nach Audun-
le-Tiche und Villerupt.
So weit dieselben vollendet sind, haben sie folgende Längen
und Abtheilungen: Avricourt-Lützelburg (Strassburg) 40,4i4 Kilom.,
Avricourt-Dieuze 22.5,j2 Kilom., Metz-Pagny 16,6or Kilom., Metz-
Amanvillers (Verdun) 14,^42 Kilom., Metz-Diedenhofen-Luxemburg
46,423 Kilom., Diedenhofen-Fontoy (Sedan) 17,4(;5 Kilom.: Metz-
Courcelles- Beningen- Saarbrücken 73,44- Kilom.; Beningen-Carling
10,545 Kilom., Courcelles- Bolchen 21,j,99 Kilom., Beningen -Saar-
gemünd-Philippsburg (Strassburg) 79,83, Kilom., Saargemünd-Saar-
burg (soweit sie zum Bezirke gehört) 34,532 Kilom., Saargemünd-
Saarbrücken 0,^51 Kilom., zusammen 379,i4y Kilom., oder es kommen
auf jede Geviertmeile 3,353 Kilom. Eisenbahn. Der erweiterte Ver-
kehr hat auch die Vergrösserung der Anlagen in Metz hervor-
gerufen, ebenso ist in Avricourt ein neuer Bahnhof erbaut worden.
Privatbahnen bestehen zur Zeit nur im Moselthale. Es sind
diess die Strecken Hayingen-Florange-Daspich-Mosel, B'/^ Kilom.,
und Moyeuvre-la-Grande-Rombas-Mosel, 11 Kilom., und ausserdem
die kleinere Strecke von den Steinbrüchen von Jaumont bei St.
Privat- ]a-Montagne nach der Eisenbahnstation Maizieres, etwa
8 Kilom.
2() I. I.aiitl. Volk und VerwiUtuiig".
3. Geologie.
Lothringen bildet die nordwestliche Fortsetzung der von dem
Alpenstocke ausgehenden Bodenbildung, welche sich in ähnlicher
Weise auf beiden Seiten des Rheins gestaltet und weit nach
Nordost und Nordwest reicht. Es ist ein nur nach Nord und
West von einzelnen Bergkegeln überragtes, sanftwelliges Hügelland
mit schwach geneigten, ruhig abgelagerten und meistens wasser-
armen Kalkgebilden der oberen Trias- und Juraformation, aus
welchem Hochplateau nur der fruchtbare liasische Höhenzug zwi-
schen der Mosel und Nied, der oolithische Höhenzug auf dem linken
Moselufer mit einem höher gelegenen Plateau, einige ebenfalls
oolithische Bergkegel dicht am rechten Moselufer oberhalb Jouy-
aux-Arches und der fruchtbare Schwemmboden in den verschie-
denen muldenförmigen Thälern einige Abwechshing zeigen.
In den Vogesen kommt der Granit als Grundgebirge vor,
aber in Lothringen treten blos sedimentäre Formationen auf. Zu
diesen gehören im Norden bei Sierck im Moselthale und in zwei
Seitenthälern daselbst die inselartig in einzelnen Sätteln aus dem
bunten Sandstein zu Tag tretenden Quarzite, welche ein gutes,
besonders in Metz verwendetes Pflastermaterial liefern. Die Stein-
kohlenformation tritt ebenfalls im Norden auf und zeigt bei For-
bach ein ziemlich starkes Flötz, das von Rothliegendem und Vo-
gesensandstein überlagert ist, aus dem Saarthole herüberstreichl
und längs der Gränze gegen Preussen zur Steinkohlengewinnunu
aufgeschlossen ist. Sie scheint sich nach der Tiefe hin weiter fort-
zusetzen, bietet aber der Ausbeutung bedeutende Schwierigkeiten
dar. Das Rothliegende zeigt sich nirgends in seinem Ausgehenden^
Bohrversuche und Aufschlüsse in den Gruben zeigen aber, dass es
ein v(»llständig umschlossenes Becken bildet, das unterhalb dc^
Merlelhals und weiter südlich bis gegen St. Avold hin zieht. Der
Vogesensandstein hat seine Verbreitung auf der ganzen Strecke
öHflich von Bitfich, sowie am Nordrandc bei Forbach, St. Avold
und C'reutzwald und es wechseln dabei versteinerungsleere Sand-
steinbäiide mit Conglomeratschichten , aber ziemlich einförmig, ab.
lieide bunten Sandstt'ine ruhen auf einer doloniiliHchen Schicht,
ineiHtens feinkörnige, dichte SandHleinbänke mit Voltzien und Ka-
lamiten, die nach und nacli in Mergel übergehen. Auf dem Hoch-
plateau von Bit«rh treten beide in flacher, auf dem Höhenzuge an
der preuftüiHchen (irünz«- aber in wellenfruiniger Ablagerung auf.
3. Geologie. 27
Sonst tritt der bunte Sandstein selbstständig nur noch im Mosel-
thale bei Sierck und an der Nordgränze in Verbindung mit Devon-
Quarziten auf. Der Vogesensandstein wird bei Creutzwald durch
langgestreckte kieselige Brauneisensteingänge durchsetzt, welche
man biß 1861 bergmännisch ausbeutete, dann aber wieder verliess,
weil die Sache sich nicht rentiren wollte. Im Vogesensandstein
bei Hargarten und St, Avold gaben das zerstreute, knollenförmige
und imprägnirte Vorkommen von Kupferlasur und Malachit und
die knollenartigen Bleierzabsonderung^n im Bleiberge südlich von
St. Avold Veranlassung zu einer durch mehrere Jahrhunderte an-
dauernden Ausbeutung, die erst im Jahre 1866 ganz aufgegeben
wurde, weil ihr Gehalt versiegte und Niemand mehr die Kosten
daran wagen wollte, nach etwaigen reiclihaltigeren Ablagerungen
zu suchen.
Der Muschelkalk, welcher fast überall dem bunten Sandstein
auf- oder angelagert ist und dann mit Keuper wechselt, hat eine
sehr weite, flache Verbreitung, indem er sich unmittelbar an den
bunten Sandstein des Bitscher Landes anschliesst, dann bis Saar-
gemünd zieht, zwischen Spichern und St. Avold ein Dreieck bildet
und sich dann weiter ausdehnt. Als schmaler Streifen zieht er von
da bis gegen Falkenberg, wendet sich sodann nordwärts bis Trom-
born und begleitet von da an die preussische Gränze bis zum
Quarzite von Sierck. Südwärts erstreckt er sich viel breiter zwi-
schen dem Saar- und Seillethale um den sogenannten Golf von
Dieuze und zieht dann gegen Luneville. Er erscheint in zwei
Etagen, nämlich Mergel mit Gips und Steinsalz als untere und
versteineruiigsreiche Kalksteine ohne Steinsalz als obere Etage,
beide ziemlich gut ausgebildet. Die untere mergelige Schicht so-
wohl bei Saaralben , als besonders bei Dieuze und Vic enthält be-
deutende Lager von Steinsalz, die sich noch zahlreicher und in
stärkerer Mächtigkeit in dem benachbarten franzöj^ischen Meurthe-
departement fortsetzen und zahlreiche Salzwerke entstehen liessen.
Der in dieser Lagerung vorkonmiende Kalkstein veranlasst einen
sehr bedeutenden Steiubruchsbetrieb und gewinnt man darin Bau-,
Strassen- und Zuschlagsniaterial, was für die Gegend von hoher
Wichtigkeit ist.
Der Keuper, gleichförmig auf dem Muschelkalk wie unter dem
Lias geschichtet und theilweise mit Diluvium bedeckt, hat eine sehr
weite Verbreitung und tritt besonders im Süden auf. Er erscheint
in drei Stufen, wovon die untere Dolomite mit Gips führt, die
mittlere das Salzgebirge mit Gips, Dolomiten und Gips enthält und
28 I. T.aiul. Volk und Verwaltung'.
die obere aus der salzfreien, aber gipsführendeu Dolomit- und
Mergelablagerung besteht. In den früher zum Moseldepartement
gehörigen Landestheilen herrscht vorzugsweise die dritte Stufe vor
und umschliesst Lager von Gips, der sehr rein, feinkörnig, auch
manchmal späthig und alabasterartig ist und eine bedeutende Gips-
ausbeutung bei Püttlingen, Königsmachern und Sierck im Kreise
Diedeuhofen, hei Piblingen im Kreise Bolchen uud bei Bertringen
und Destrich im Kreise Forbach hervoi^erufen hat. Auch in der
Gegend von Vie, Amelecourt und Marthil im ehemaligen Meurthe-
departement findet solche statt und sie ist für den Bezirk um so
wichtiger, als sehr viel Gips zu landwirthschaftlichen Zwecken und
Bauten erforderlich ist.
Von hervorragender Bedeutung ist die Juraformation (Lias
und Oolith), welche sich nicht nur weit ausdehnt, sondern auch
zu grossartigen industriellen Unternehmungen Veranlassung ge-
geben hat. Sie erstreckt sich über das ganze Gebiet westlich von
der .Mosel bis zur Gränze, auch etwas im Süden bei Corny auf
dem rechten Ufer und zieht von der französischen Gränze bei
Noveant bis nördlich an die Gränze von Luxemburg, um sich
von dort noch weiter westlich und nordwestlich fortzusetzen. Sie
unterscheidet sich in 1) den Unterlias-Saudstein, Unterlias (Sine-
murien), Mittellias lAasien) und Oberlias , Tonn'icn}\ 2) den Unter-
oolith oder braunen Jura mit einer unteren und oberen Schicht
und 3) den Mitteloolilh oder die englische Gruppe des Kellowa^y-
Gesteins oder Oxfordthons. Der UnJerliassandstein zerfällt wieder
in eine untere und obere Schicht und letztere ist besonders im so-
genannten Luxemburger oder Hettinger Sandstein vertreten, der
viele Pllanzenreste enthält, an der Luxemburger Gränze bis Gross-
Hettingen an der Kisenbalui eine geringe zungenförmige Ausdeh-
nung von. schmaler tlrstreckung hat und vorzügliche Quader-,
Bau- und Pllaslersteine liefert. Westlich davon gegen die franzö-
»ibche Grun/.e fttlgen sodann in stärkerer und gleichfurniiger Ver-
breitung die Gryphilenkalke, die dunkeln Liasmergel mit ocker-
artigem lielemnitenkalk, die biluminöf:en und die eisenoolithischen
.Mergel in VVech.'-elablagerungen aus Snndstein, dann die Kisenoolith-
oder Minctlegruppe, der («ross- oder lluuptooiith oder Brudford-
Mtufe und die Oxfordmcrgel mit Korallen- und Astartenkalk. .Am
wichtigolen davon int die Mogenannle Minette oder Jene k(»mi)akte,
bi« zu 'i(KM. inäehlige Zone im Oberlias oder zwischen diesem und
dein unteren braunen Jura, welche auH feinen, oolithi.schen Braun-
eisiMiHleinkOrnern mit vorhcrrechend kalkigem, wenig<'r Ihonigem
a. Geologie. 29
Bindemittel besteht und zu bedeutender Eisenerzausbeutung Ver-
anlassung gibt, auch als Eisenerzlager schon seit Jahrhunderten
benützt wurde. Diese flötzartige Lagerstätte tritt oberhalb der
Thalsohle am Rande des linken Moselplateaus zu Tage und zwar
in mehreren Bänken, die ihre Schichtenköpfe gegen das Moselthal
kehren und den sonstigen Juragebilden folgend in südwestlicher
Richtung und mit nur sehr geringer Neigung einfallen. Sie kommt
in grösster Mächtigkeit aus dem Luxemburgischen und streicht an-
fangs dieser Gränze und den Einschnitten mehrerer Nebenthäler
entlang und dann parallel mit der Mosel südlich bis gegen Nancy,
indem sie bezüglich ihrer Mächtigkeit gegen Süden und Westen
allmählich abnimmt, bei Noveant nur noch l'/^ bis 2 M. Mächtigkeit
hat und dann ganz verschwindet, um in Frankreich wieder mäch-
tiger aufzutreten. Die stärkste Erzbildung tritt bei Oettingen,
Hayingen und Ars hervor, oberhalb Moyeuvre findet aber eine
Ausbeutung nur noch auf dem Ostrande des Plateaus statt. Ausser-
dem enthalten noch unregelmässige Spaltenräume und grössere
Schlotten in der unteren Schicht des Unterooliths in der nordwest-
lichen Gegend dieses Plateaus, bei Aumetz, Deutsch-Auduu u. a. m.
sehr ansehnliche und ergiebige secundäre Anhäufungen von Bohn-
erzen, sowie von Braun- und Rotheisen, steinartigen Rollsteinen,
worauf erhebliche Erzgräbereien stattfinden. Der Lias liefert nur
in seiner Etage des Gryphitenkalks bei Peltre und Metzerwiese
Gesteinarten, welche zur Bereitung von Kalkmehl und Cement
nutzbar verwendet werden ; dagegen sind im Unteroolith sehr be-
deutende Steinbrüche zu Bau-, Construktions-, Kunst- und Zuschlag-
steinen aufgeschlossen und im starken Betriebe, namentlich Jene
von Jaumont, Devant-le-bois, Amanvillers, Gravelotte, Ars, Saulny,
Oettingen und Escheringen , auch bei Tincre, unweit Delme u.a. O.
Die postpliocene Formation, Diluvium und Alluvium, sind
zwar auch reichlich vertreten, aber ohne weiteres geologisches
Interesse. Grössere Verbreitung hat sie nur auf den Plateaus
und in den Thalsohlen, besonders auf der Keuper- Unterlage im
Thale der Saar und um die grossen Weiher bei Dieuze, ferner
wieder im Moselthale. Hier kommt Diluvium besonders oberhalb
Metz zwischen Mosel und Seiile, sowie unterhalb dieser Stadt auf
dem linken Moselufer zwischen der Orne und Sentzich bei Katten-
hofen vor. Alluvium zieht an der Mosel bis Metz in schmalen
Streifen, sodann auf beiden Ufern bis gegen die Orne, am breitesten
zwischen Woippy und Gandrange, auch in den Seilleniederungen hin.
In dieser Formation treten als nutzbare Produkte vorzugsweise
30 I- LaiiJ, Volk unil Verwaltung.
Sand-, Thou- und Erdarten für die Fabrikation von Glas, Geschirr,
Röhren und Ziegel auf.
Diese geologische Bildung des Landes bedingt auch die grössere
ödere geringere Fruchtbarkeit. Die Gebirgsgegenden von Bitsch
und Saarburg sind dicht bewaldet, rauh und für die Landvvirth-
schaft wenig geeignet, so dass die Leute hauptsächlich von Kar-
toffeln und industriellen Beschäftigungen leben müssen und be-
sonders Waldgewerbe treiben. Im Kreise Saarburg findet man
sogar weniger Land\Airthschaft als vor der Revolution, wo die Ab-
holzung noch nicht so weit vorangeschritten und die Bodenkrume
nicht 80 vielfach weggeschwemmt war. Der östliche Theil des
Saarthals ist mehr locker, rauh und sandig, daher auch mehr von
den Einwirkungen der Witterung abhängig; der Ackerboden auf
der Westseite ist dagegen von der Witterung weniger beherrscht
und kulturfähiger. Die Kalkthonschichten am Ufer der Orne sind
recht ergiebig, besonders aber der nordwestliche Theil des Kreises
(.'häteau-Salins, namentlich bis gegen Delme. Den besten und
ergiebigsten Boden enthält die Niederung des Mosel- und Seillethals
und dies ist die eigentliche Kornkammer des Landes.
4. Klima.
Das Klima des BeKirks Deutsch-Lothringen wird nicht ganz
richtig das Vogesenklima genannt, denn dasselbe stimmt eher für
den oberen Theil von Lothringen und die östlichen Gränzgegenden,
nicht aber für den Kern des Landes. Hier ist namentlich im
Metzer I^nd und an der Mosel das Kiinui milder und angenehmer
und es wird hios kälter und rauher je näher man den Vogesen
und Ardennen kommt. IJeberhaupt liegen nach allen vier Him-
nHilsrichtungen (Jebirge, welche auf das Kiinui nachtheilig ein-
wirken: Hddlich und östlich die Vogesen, nördlich der Ilundsrücken,
die Kifel und hohe Veen und westlich die Ardennen. Im Allge-
meinen ist das Klima kälter als c« die ge(>grai)hische Breite er-
warten hüjsl, und auch mehr feucht als trocken. Namentlich be-
hetTHchen die Winde völlig die vorsohiedenen Jahreszeiten. Weht
der NonlwcHt im I'Vühjahr, ho verspätet er die I'^ntwicklung der
Vegetation ut>d hält er an, so wird «ler l'lliui/.cii wuchs /.iinick-
4. Klima. 31
gehalten. Dagegen beschleunigt der Nordwest die Keife des Ge-
treides und der Baumfrüchte. Der Westwind, gewöhnlich von
Wolken und Regen begleitet, verzögert die Vegetation oft um einen
ganzen Monat. Man nennt ihn auch den Ardennenwind und der-
selbe wirkt oft schädlich auf die Gesundheit. Weit wechselvoller
ist das Klima bei Saargemünd und im Bitscher Land, denn wenn
bei Metz schon Alles blüht, liegt häufig bei Saargemünd noch
Schnee. Die Schädlichkeit oder doch wenigstens die Nichtzutrüg-
lichkeit des Klimans zeigt sich auch besonders dadurch, dass dasselbe
so oft und so rasch wechselt und man auf irgend eine Regelmässig-
keit gar nicht zählen kann , denn der Wechsel mit raschem Ueber-
gange von Wärme zu Kälte, von der Trockenheit zur Feuchtig-
keit vollzieht sich nicht etwa nach den verschiedenen Jahreszeiten,
nicht einmal nach Monaten, sondern sogar oft an demselben Tage.
Die Winde wehen selten aus einem bestimmten Punkte, sondern
springen gewöhnüch ab vom Nord- zum Südwind, zum Südwest
und Westwind. Der ziemlich häufige Nordwind bringt nicht immer
trockene und schöne Witterung, sondern im Winter Schnee oder
Regen, im Sommer Feuchtigkeit oder Regen. Der Nordostwind
ist ziemlich selten und bringt im Winter Trockenheit und Kälte,
im Sommer 'JVockenheit und Wärme. Mit dem Westwind ist es
wie mit dem Nordwind 5 wenn er auch nicht dauernd schönes
Wetter bringt, so endigt er doch gewöhnlich damit. Der Südost-
wind ist im Allgemeinen selten^ die Südwest- und Westwinde
herrschen vor und bringen zu jeder Jahreszeit Feuchtigkeit und
meist mehr oder weniger reichlichen Regen, im Winter oft Schnee.
Der Nordwestwind erzeugt zu jeder Jahreszeit kalte und unange-
nehme Feuchtigkeit. Der Wechsel der Jahreszeit macht sich des-
halb oft empfindlich bemerkbar, doch sind von der Zeit der Tag-
und Nachtglciche und der Solstitien selten üble Folgen zu befürchten:
namentlich braucht man nicht so die sonst mit jener Jahreszeit
verbundenen physischen Phänomene zu befürchten wie Stürme und
Verwüstungen des Landes, welche oft so raschen und unerwar-
teten Schaden biingen.
Der Frühling tritt bald im Februar oder März ein, bald erst
bis Mitte Mai; die Sommerwärme wird erst fühlbar Ende Juni
oder Anfangs Juli und dann steigt oft das Thermometer auf 18",
20», ja manchmal 24", 25" und selbst 27" (wie 1822, 1825, 1834,
1842 und 1874), wo dann die Wärme unbehaglich ward, wenn sie
nicht durch günstige Regen und Gewitter gemässigt wurde. Die
Erndte beginnt Ende Juli und die W^einerndte Ende September.
32 I- Laml. Volk und Voiwaltuiig-.
erstere verzögert sich aber manchmal bis gegen den September
und die Weinerndte bis zum 23. October. Die früheste Erndte
von Obst u. dgl. liefert die Moselebeiie von Woippy bis gegen die
Orne, wo die Lage auch mehr geschützt ist. Die Morgen sind bei
Sonnenaufgang frisch und oft kalt, die Nachmittage von 1 — 3 Uhr
heiss, die Abende und Nächte frisch. Der Anfang des Herbstes
ist in der Regel schön , in der zweiten Hälfte aber regnerisch und
kalt. Der Winter ist gewöhnlich kalt und feucht; die empfind-
lichste Kälte tritt gegen Ende December ein, dauert während des
Januars und oft auch Februars und das Thermometer fällt im
Durchschnitt auf 8^ unter Null, manchmal aber auf 10 — 11" und
sogar hier und da auf 16^.
Die jährliche Regenmenge ist geringer als unter südlicheren
Breitegraden, wo sie reichlicher und in gewissen Jahreszeiten be-
ständiger ist. An der Mosel ist sie aber nicht nur weniger stark,
sondern auch unregelmässig und zu allen Jahreszeiten vorkom-
mend. Längere Beobachlungen, welche regelmässig in den Me-
moiren der Akademie von Metz mitgetheilt werden, ergeben, dass
es hier an 144 Tagen regnet, an 30 schneit, an 9 hagelt, an 101
friert, an 70 Nebel gibt, an 92 Wind, an 16 Donner, an 5 Nord-
licht und es sind 85 Tage heiter und hell, 137 bewölkt und 1H6
nebelig oder bedeckt. Die jährlich fallende Wassermenge wird
auf 60 Centimefer berechnet.
Dem Gebirgslundc von ßilsch bis Forbach sind die zahlrei-
chen Nebel eigenthUmlich, welche für das Land sehr nothwendig
sind, da der sandige Roden die Sonnenstrahlen sehr aufsaugt
und im Sommer ganz austrocknet und dürr wird. Die Nebel,
welche in den Wäldern, auf den Gebirgsabhängen, Morästen und
Sümpfen entstehen und den Boden wieder befeuchten, verbreiten
aber einen theerartigen Geruch, der für viele Leute nur schwer zu
ertragen ist und Kojjfweh erzeugt. Es soll dies daher kommen, dass
unter dem Boden Torflager sich belinden und die Nebel kohlen-
saures Gas entwickeln. Sie bilden auf der Bodeniläche reichlichen
Thau, hie beleiichlcn die Erde, beleben die Vegetation, die sonst
welken würde, und (•r/.fiijrii doch keine endeinischcn Leiden und
Krankheiten.
Ziemlich viele Lniütünde bewei.scn, dus.s das Kliuui sit-h etwas
ver«clileehtert hat und zwar in Folge der vielen, leichtsinnigen
AuBfudungen der Wttidcr, was einen ungemein nachtheiligen Ein-
fluM ausübte. Die Landesherren begün.sligleii die Abholzinigen, um
nach den argen Vurheerungen der Kriege des Hcchszehnten und
4. Klima. 33
siebzehnten Jahrhunderts das Land wieder zu bevölkern. Es wurde
also nicht blos viel Land urbar gemacht und Höfe und kleine
Niederlassungen angelegt, sondern auch die Wälder arg mitge-
nommen durch Glashütten, Köhlereien, verschiedene Gewerbe und
namentlich auch verschwenderischen Holzverbrauch in Folge der
mangelhaften Feuerung. Die französischen Kamine und die Herd-
feuer in der Küche verzehrten ungemein viel Holz, dabei brauchte
man solches auch sehr stark zu den Häusern und Einrichtung der
Wohnungen und Zimmer und schliesslich holzte auch noch die Re-
gierung leichtsinnig die W^aldungen zu sehr ab, wie denn z. B.
der König von Frankreich gleich nach dem Anfalle von Loth-
ringen 93,600 Bäume schlagen und für 1,830,000 Frcs. Holz ver-
kaufen Hess, eine Summe, die etwa vervierfacht werden muss,
indem die Käufer sehr wenig für das Holz bezahlten, da sie es
hauen, abführen lassen, die Wege unterhalten, die NeupHanzungen
besorgen und noch alle Kosten und Steuern dafür tragen mussten.
Sobald aber die Waldungen abgeholzt waren, schwemmten bald
Regengüsse die Erddecke vom Gesteine weg, es blieben nur die
Felsen und der Boden verlor jede Anpflanzungsfähigkeit. Es war
hohe Zeit, dass man bezüglich der Waldungen ein anderes System
einführte, denn sonst wäre aus dem ganzen Bitscher Land am Ende
nur eine ausgedorrte Einöde geworden.
Die Winde und der häutige Wechsel der Witterung erzeugen
gerne katarrhalische Leiden, Wechselfieber und Rheumatismen.
Im Winter treten oft Verschleimungen und Entzündungen der
Athmungswerkzeuge auf, dann Röthein, Scharlaehfriesel, Vario-
liden und Blattern, auch rheumatische Leiden verschiedener Art,
jedoch immer nur sporadisch. Nur die Blattern kommen oft ende-
misch und epidemisch vor, z. B. 1826 in Montigny Rötheln, und
Scharlach mehrfach 1828—33, 1839 u. s. w. Entzündungen der
Verdauungsorgane und typhöse Fieber treten im Sommer ein, im
Herbste Dissenterie und Kolik (August bis October), aber mei-
stens beim Militär. Von chronischen Krankheiten herrschen be-
sonders Kröpfe viel vor, meistens bei den niedersten Classen, am
seltensten bei den Juden. Die Blatternkrankheiten verminderten
sich seit besserer Handhabung der Revaccination, doch kommen
sie hin und wieder noch vor. Auch Brustkrankheiten und Lungen-
schwindsucht treten öfters auf.
Was die Todesfälle betrifft, so beicchnete man früher, dass
von 39 Personen jährlich etwa Eine sterbe ^ doch sind solche
Zahlen sehr unzuverlässig. Die meisten Geburten pflegen im März.
Huhn. Deutsch -Lothringen. 3
Monaten also:
männl.
weibl.
Januar
38
48
Februar
45
33
März
54
42
April
45
46
Mai
47
48
Juni
35
28
34 I- T-aii"l. Volk uiul Verwaltung.
die wenigsten im Juni vorzukommen, im Januar die meisten, im
Juli die wenigsten Todesfälle. Bis zum 60. Lebensjahre sterben
mehr Männer, von da an mehr Frauen. Für Metz liegen aus
dem Jahre 18Ti genaue Angaben über die Sterblichkeit vor.
Hiernach starben 1045 Personen, nämlich 551 männliche und
494 weibliche und zwar vertheilten sich dieselben nach den
männl. weibl.
Juli 61 46
August 49 46
September 53 45
October 46 36
November 37 30
December 41 46
Von den 240 Kindern, die unter 1 Jahre starben, fielen die
Todesfälle also: August 55, Juli 46, September 24, Mai 20,
October 16, März 15, November 14, April 13, Januar, Juni und
December 10, Februar 7. Die drei ersten und letzten Monate sind
den Siebzigern am gefahrlichsten, denn es starben 94, während
in den anderen Monaten nur 59 starben. Die besonderen Todes-
ursachen wurden folgendermassen angegeben : lebensschwache Neu-
geborene 3), Zahnen 3, Atrophie 10, englische Krankheit 3,
Skropheln 9, Abzehrung 9, Geschwüre und Brand 4, Krebs 30,
Scorbut 1, Wassersucht 10, Gicht 3, Altersschwäche 31, Ge-
schwulst ftumorj 4, Tuberculosis generalis 6, Zellgewebsentzün-
dung 6, Caries 4, Gelenkservveiterung 2, Entzündung des Her-
zens und Herzbeutels 4, organische Herzfehler 50, Aneurysma 3,
Entzündung des Gehirns und seiner Häute 34, Hirnschlag 51, orga-
nische Hirnkrankheiten ohne vorwiegende Geistesstörung 9, Läh-
mung 3, Epilepsie 1, Eklampsie 2, Krämpfe (Kinder) 78, Hirn-
liauttuberkeln 6, Hirnhithienwassersucht J, Kückenmurksenlzün-
dung 2, Rückenmarksdarre 1, Erbrechen 1, BronchialafTektionen 68,
Entzündungen der Lunge 37, Lungentuberkulose 117, Luugen-
erwciterung 22, Hrustfellairection 8, andere AfTection 3, Congcstio
pulmoni* 16, Angina 1, Magenkrampf 2, Miigengeschwüre 5, Darm-
knlarrh bei Kindern 76, bei Erwachsenen 7, Darmverschlingung 5,
l'iiritoniliH und ähnliche Krankheilen 13, Lebeientzündnng 5, Leber-
erweiterung nn<l ähnliche Krankheiten 10, andere Enitirlung 2,
Ülusenkalarrh und Entzündung 7, Nieren -Krankheiten 4, Folge
d«'r Entbindung 1, üterusblufung 1, Stick- oder Keuchhusten (>,
HrUune l!>, DiphlheriliH 4, Kuhr 27, einheimiöihc Cholera 22,
4. Klima.
35
Masern 2, Scharlach 5, Blattern 11, Typhus und Typhoid 26,
Eitervergiftungen 4, Rheumatismus und dessen Folgen 6, Sy-
philis 4, Rose 3, zufällig 38, Selbstmord 8, Alcoholismus chron. 2,
unbekannte Ursachen 31. Es sind also unter diesen Fällen:
Störung der Entwickelung oder Ernährung 158, Krankheiten der
Zellengewebe 6, Knochen- und Gelenkkrankheiten 6, Krankheiten
des Gefässsystems 57, des Nervensystems 189, der Athmungs-
organe 271, der Verdauungsorgane 126 und ansteckende Krank-
heiten 140 die Hauptrubriken.
Für viele der Leser dürfte es von Interesse sein, auch die
chemische Analyse des Wassers der Mosel kennen zu lernen. Zehn
Liter desselben enthalten:
Acide carbonique 40 centim. eubes
Produits gazeux \ Oxyg^ne . .
-I
Azote
. 78
. 115
Produits solides
Carbonate de chaux .
Sulfate de chaux . .
Nitrate de chaux . .
Chlorure de calcium .
Carbonate de magnösie
Sulfate de magn^sie .
Sulfate d'alumine .
Chlorure de potassium
Silicate de potasse .
Chlorure de sodium .
Carbonate de fer ., .
Mati^res organiques .
0,60
0,26
0,05
0,03
0,04
0,03
0,01
0,04
0,02
0,03
0,01
0,04
1,16.
Das Trinkwasser von Metz kommt aus den Quellen von Par-
fond-Wal und des Bouillons von Gorze und die chemische Analyse
davon ergab folgende Bestandtheile, und zwar von jeder Quelle
und der Mischung beider in 10 Liter:
1) Produits gazeux (bei 76 Cent. Druck):
Parrond \V.
Itouillon.
Mischung.
centim. cjbes
centim. cubes
centim. cubes
Acide carbonatique .
. 155
143
155
Oxig^ne
42
50
47
Azote
. 121
112
115
I. Land. Volk und Verwaltung.
'2) Produits solides:
•
Parfontl \V.
Bouillon.
Mischung.
centim. cubes
centim. cubes
centim. cuhi
Carbonate de chaux .
1,86
1,78
1,80
Sulfate de chaux . .
0,07
0,10
0,09
Nitrate
Chlorure de Calcium
Carbonate de magnäsie
,
Sulfate de magnesie
Sulfate d'alumine
0,37
0,52
0,44
Chlorure de potassium
(
Silicate de potasse
\
Carbonate de fer
!
Mati^re organique
Zusammen 2,30
2,40
2,33.
5. Zusammensetzung, Eintheilung.
Vor Beginn des sechszehnten Jahrhunderts hatte Frankreich
noch gar keinen Besitz in den jetzigen Gränzen des Bezirks Loth-
ringen, sondern dies Land war unter verschiedene Herrschaften
getheilt. Es waren dies folgende:
1) Die Stadt mit ihrem Gebiete fpays iiwssinj ^ welches um-
fasste a) die Stadt Metz mit den Pfarreien St. Baudier (Woippy),
St. Julien, Valli^res, Borny und Sablon, b) le HautChemin, 19
Pfarreien zerstreut um Noisseville längs der liömcrstrasse von Metz
nach Mainz; c) das Val de Metz, 17 Pfarreien um Vaux auf beiden
Seiten der 'Mosel; was darüber hinaus lag, gehörte nicht mehr
zum Stadtgebiet, sondern Metz halle blos das Recht in einzelneu
Orten erworben, Befestigungen zu errichten und darin Garnisonen
zu unterhalten;
2) das Ik'sitzthum Metz mit seinen Domänen-Besitzungen der
Herrschuften: 8t. Georges und TUrkcnstein und Kustellaneien
Albesdürf, Freiburg, Hclferdingen, Hinksingen, Ilobcldintren, La-
garde, K<'milly nebst der Sladl Vic;
3) der Hfldlichste Theil des llerzoglhums Luxemburg;
4) d«H Barroirt oder ein Tlieil des Ilerzoglliiinis Bar:
5) 'Ihcilc von Luihringcn, iiUmliih
5. Zusammensetzung, Eintheilung. 37
a) die Herrschaften Saarburg und Pfalzburg, die Grafschaften
Rickingen und Sierck und theilweise die Kastellanei Marsal,
6) die lothringische Aliemagne (le baillage d'AUemagnej^ worin
nur deutsch gesprochen wurde, nämlich die Herrschaften Bolchen,
Busendorf, Dieuze, Finstingen, Insming, Mörchingen, Saaralben,
Saargemünd und St. Avold-Homburg, das Reichsfürstenthum Lix-
heim und die Grafschaft Bitsch;
7) die Leiningen'sche Grafschaft Dagsburg;
8) die Grafschaft Salm-Chatillon ^
9) die Grafschaft Kriechingen ^
10) die Wied'sche Herrschaft Rollingen;
11) die rheingräfliche Herrschaft Püttlingen;
12) die nassauische Grafschaft Saarwerden und Herrschaft
Manderen;
13) die Leyen'sche Herrschaft Blieskastel (zum Theil);
14) die Herrschaft Forbach (zum Theil);
15) die Leyen'sche Herrschaft Weiferdingen;
16) die badische Herrschaft Rodemachern.
Schon seit Anfang des sechszehnten Jahrhunderts hatten die
Könige von Frankreich ihr Augenmerk auf diese Territorien ge-
richtet und den Plan ihrer Erwerbung durch Kriege und alle
Künste der Diplomatie zu erreichen gesucht, was ihnen dann auch
im Laufe von zwei und einem halben Jahrhundert vollständig
gelang.
Den Anfang machte die freie Reichsstadt Metz mit ihrem Ge-
biete und dem Bisthume, indem sich im Jahre 1552 eine fran-
zösische Armee auf hinterlistige, betrügerische Weise der Stadt
bemächtigte und Heinrich II. sie dann auch gegen den Versuch
des Kaisers Karl V., sie wieder zu erobern, zu behaupten wusste,
obschon französischer Seits für Metz und den Bischof der Schein
deutscher Reichsangehörigkeit noch bewahrt wurde, bis der Frieden
von 1648 den Besitz zu einem vertragsmässigen machte.
Die nächsten Erwerbungen machte Frankreich erst im sieb-
zehnten Jahrhundert in Folge zahlreicher Kriege, deren Schauplatz
Lothringen war und worin Diedenhofen und Sierck zuerst zeitweise
erobert waren, Lothringen selbst aber mehrmals ganz in französi-
scher Gewalt stand. Der Pyrenäische Frieden von 1659 brachte
13 Gemeinden der Bar, sowie die südlichen l'heile der Kantone
Diedenhofen und Metzerwiese an Frankreich und die lothringischen
Kämpfe die Herrschaften Pfalzburg und Saarburg durch den Frieden
von Vincennes 1661, welcher auch alle Orte an der Strasse nach
38 I- I-and, Volk und Verwaltung.
Strassburg in den Besitz Frankreichs brachte, wozu für denselben
Zweck 1669 noch die Grafschaft Kickingen kam, so dass Frankreich
dadurch in unmittelbare Verbindung mit dem Elsasse gelangte.
Trotz der mehrfachen und langen Besitznahme Lothringens
durch Frankreich gelangte der König doch auf friedliche Weise in
den Besitz des Herzogthums, indem er mit dem Hause Oesterreich
einen Länderschacher trieb und dem Herzoge Franz Stephan 1735
das Grossherzogthum Toscana für Lothringen vertauschte. Der
Herzog trat 1737 in den Besitz von Toscana, Lothringen aber
wurde auf Lebenszeit dem entthronten König Stanislaus Lesczjnski
von Polen gegeben, nach dessen Tod im Jahre 1766 es ganz an
Frankreich fiel.
Nachdem so das Hauptland französisch geworden war, erüb-
rigte es noch, auch die zahlreichen dazwischen liegenden deutschen
Enclaven zu erwerben, wofür sodann mehrere Tauschverträge ab-
geschlossen wurden. Der Vertrag vom 15. Februar 1766 mit
Nachtrag vom IG. November 1770 mit Nassau-Saarbrücken brachte
die Grafschaft Saarwerden und einige andere Gemeinden an Frank-
reich und der Vertrag vom 16. Mai 1769 mit der Erzherzogin Maria
Theresia von Oesterreich die Herrschuft RoMingen. Ein Gebietsaus-
tausch erfolgte ferner am 1. Juli 1778 mit dem Kurfürsten von Trier,
am 27. September 1781 ein solcher mit dem Grafen von Leyen
und weitere dergleichen vom 3. April 1783 und 15. November 1786
mit dem Herzoge von Zweibrücken. Dennoch lag aber eine An-
zahl von Enclaven in diesem französischen Gebiete, wie Dagsburg,
Salm, ein Theil von Saarwerden, Püttiingen und Kriechingen,
welche die Franzosen einfach im Jahre 1793 wegnahmen und end-
lich durch den Frieden von Lüneville endgültig zugesprochen be-
kamen.
Die Pariaer Frieden vom 30. Mai 1814 und 20. November
1815 rückte die Grunze etwas südlicher von der Saar; die letzte
Ausgleichung mit Deutschland l)ezüghch einiger Gemeinden und
Distrikte erfolgte sodann durch die Nachtragsverträge vom 11. Juni
1827 und 21. October 1829, wodurch Frankreich einige Gemeinden
zurück erhielt.
li'iH zur Uevolutionszeit bestand noch die alte Eintheilung in
das Gebiet der drei HisthünuT (tnit Met/.), von Lothringen und der
Bar und erst im Jahre 17'.M) wurden die Departemente gebildet.
Im Juhre 1795 Iheille daa Direktorium das Moscldopnrtement in
65 Kantone und el)en8o viele AtlmlniflKiliona iniinin'pnlvs und ju-
ilicci ili- i'iii r, welche im Juhre 1S(M) diin h rnteriirüleeten , Miiires,
5. Zusammensetzung, Eiutheilung. 39
Adjunkten und Municipalräthe ersetzt wurden. Im October 18Ö2
wurde sodann die Zahl der justices de paix auf 30 ermässigt und
durch den Frieden von 1815 jene der Kantone auf 27. Die neuere
Eintheilung des Meurthe - Departements stammt ebenfalls aus der-
selben Zeit.
Seit dieser Zeit blieb die Eintheilung des Landes im Wesent-
lichen dieselbe, und es zeugt dies dafür, dass die Franzosen we-
nigstens in diesen Dingen nicht so änderungssüchtig waren, wie
sie es sonst in der Politik zu sein pflegen. Nur bezüglich der Bil-
dung der Gemeinden herrschte einmal Schwanken, indem man in
den dreissiger Jahren dem Willen der Wähler zu sehr nachgab
und wieder mehr selbstständige kleine Gemeinden schuf. Es be-
standen bis zuletzt im jetzigen Umfange des Landes die Arron-
dissements Metz, Saargemünd, Diedenhofeu, Chäteau-Salins und
Saarburg mit 32 Kantonen, und in diesem Bestände wurde das
Land durch den Friedensvertrag vom 10. Mai 1871 an Deutsch-
land abgetreten.
Schon am 21. August wurde der Bezirk Deutsch -Lothringen
gebildet und unter ein Generalgouvernement gestellt, am 0. Juni
1871 das Gesetz über die Vereinigung von Elsass-Lothringen mit
dem deutschen Reiche verkündet und am 1. Januar 1874 die
deutsche Reichsverfassung im Lande eingeführt. Durch diesen
Wechsel der Besitzverhältnisse wurde aber nichts in der Organi-
sation der Gemeinden und Kantone geändert, indem nur der Kanton
Audun-le-Roman wegen Nichtabtretung seines Hauptorts den Namen
Fontoy bekam. Dagegen traten an die Stelle der Arrondissements
und Unterpräfekturen Kreise mit Kreisdirektoren und die Zahl
derselben im Bereiche des bisherigen Mosel-Departements wurde
um zwei vermehrt, um eine grössere Gleichförmigkeit herzustellen.
In Folge dessen besteht jetzt der Bezirk Deutsch -Lothringen aus
folgenden Kreisen und Kantonen :
Hektaren Areal.
Gemeinden.
Einwohner
(incl. Militär)
L Stadtki
•eis Metz .
648,68
1
51,332
1. Landkreis Metz:
Kanton
Metz, Land
. 25,703,33
38
22,941
T>
Gorze . .
14,540,50
18
16,737
r
Parge . .
24,083,47
35
11,030
V
Verny . .
25,01 9,S8
38
12,272
m
Vitiy . .
zus
19,022,16
24
153
8,034
108 309.44
71,614
40
I. Land, Volk und Verwaltung.
III. Kreis Bolchen:
Hektaren Areal.
Gemeinden.
Einwohner
(incl. Militär)
Kanton Bolehen . .
22,705,68
35
15,513
^ Busendorf . .
24,326,12
32
17,271
-. Falkenberg .
24,482,38
71,514,18
32
99
14,951
zus.
47,735
IV. Kreis Chäteau-Salins:
Kanton Chateau-Salins
22,768,96
35
11,699
Albesdorf . .
19,832,29
26
10,712
^ Deiine . .
20,579,93
36
10,976
Dieuze . . .
16,829,46
23
10,053
„ Vic ... .
17,232,16
15
9,361
zus.
97,242,80
135
52,801
V. Kreis Diedenhofen:
Kanton Diedenhofen
17,957,98
21
28,145
„ Fontoy . .
11,031,75
11
6,642
«, Kattenhofen .
24,563,00
26
16,181
„ Metzerwiese
23,675,14
22
12,599
„ Sierck . .
17,437,02
19
13,024
zus
~i»4,664,89
99
76,591
Vi. K reis Forbach:
Kanton Forbach
14,385,67
19
20,529
., Grosstännchen
24,059,43
32
15,191
Saaralben .
14,016,22
14
13,824
., St. Avold .
18,077,37
~70,'538;69
20
85
14,597
zus
64,141
Vil. Kreis Saarburg:
Kanton Saarburg . .
22,8rA),22
25
Hi,483
^ Finstingen .
I9,05(;,33
21
1 1,442
^ Lürchingen
21,078,89
18
8,956
„ Pfalzburg .
18,248,6t)
2t i
17,761
^ Ki.xingen .
19,590,18
17
7,815
zus
I0(I,824,2.S
H»7
"t52,457
Vlll. Kreis SaargemUnd:
Kanton Saargetnilnd
I7,h96.27
•iT)
24,193
Bil.sch . .
:U), KM 1,34
16
15,348
Kohrbach .
18,218,89
15
14,?22
NVolmdnsIcr
13,249,S7
15
8,8! >8
zus
'M ir. . :::
71
63,788
tiesamuit/ahl . .
t ' . i
750
490,459
6. Bewohner
41
Die Oberfläche des Bezirks zerfällt wieder in 522,575,;2 Hekt.
steuerpflichtiges und 100,692,^7 Hekt. nicht steuerpflichtiges Land.
Das erstere besteht aus 335,763 Hekt. bestellbarem Land, 64,333
Hekt. Wiesen, 5918 Hekt. Weinland, 94,558 Hekt. Wald, 7069
Hekt. Obstgärten, 7296 Hekt. Heideland und nicht bebaute Fläche,
3953 Hekt. Teiche oder Weiher, 21 Hekt. anderem Land und
1858 Hekt. überbautem Land. Das nicht besteuerte Gelände zer-
fällt in 12,980 Hekt. Strassen, Wege und Plätze, 3001 Hekt. Flüsse
und Bäche, 84,201 Hekt. Forsten und nicht ertragreiches Staats-
eigenthum und 441 Hekt. Kirchhöfe, Kirchen und Pfarrgebäude.
6. Bewohner.
Nach der Zählung vom December 1871 lebten im Bezirke
Lothringen 474.316 Civileinwohner und 16,143 Militärpersonen.
Erstere zerfielen in 228,777 männliche und 245,539 weibliche Per-
sonen, von welchen wieder 217,187 männl. und 234,446 weibl.
katholisch, 7042 männl. und 6365 weibl. evangelisch, 374 männl.
und 331 weibl. Mennoniten, 4174 männl. und 4397 weibl. Israeliten
waren. Die Zählung ist zwar vor der Option gemacht worden
und diese hat dann im Jahre 1872 wirklich eine grosse Anzahl
Lothringer nach Frankreich zu gehen vermocht; allein nicht nur
ist ein Theil davon wieder zurückgekehrt, sondern es sind auch
sehr viele Deutsche und Luxemburger eingewandert, so dass der
Unterschied jetzt wieder ausgeglichen sein mag. Es leben also auf
der Geviertmeile 4338 Einwohner, oder es kommen auf jeden Be-
wohner 1,3Q9 Hekt. Land.
Diese Einwohnerzahl ist aber sehr verschieden vertheilt, wie
nachfolgende Uebersicht zeigt, wobei die Militärpersonen wegge-
lassen sind.
Kantone.
wohner ™^""'-
Stadt Metz
1 39,993 118,086
weibl.
Katholiken
mänul.
21,907|16,055
weibl.
E\angel.
m. I w.
19,927|134Ö|1153
Mennon. ; Israelit.
. m. I w.
4 6731823
Metz, Laudkanton 122,771
Gorze .... il6,737
Fange .... 11,630
Verny .... 12.272
Vigy .... I 7,990
71.400
11,75711,014
8,312
5,776
6,090
3,920
8,425
5,854
6.182
4.070
35,855|35,545
11,23610,729 402
8,156 1 8,320
5,491! 5,612
5.995; 6,11 ;
3,813 3,972
126
139
24
12
34.691 !34.750i 703
174
77
115
6
13
3^5
8 I 6
1131107
29 28
146 127
57
85
453 404
42
I. L.ind, Volk und Verwaltung.
Kantone.
I Ein-
wohner
männl. i weibl.
Bolchen
Busendorf .
Falkenber?
,15,390; 7,5011 7,889
17,271 8,360 8,911
14,9511 7,3591 7.592
Katholiken
männl. I weibl.
7,235j 7.G50
8,249| 8,799
7,208: 7,479
47.6 12 23.220 24.3^*2 22,692!23,928
Evangel.
46
22
10
a
31
17
3
51
Mennon.
m. I w.
"8
4
12
19
Israelit,
m. I w.
212J193
85 91
141,110
4; 8 394
Chäteau-Salins
Albesdorf . .
Delme . . .
Dieuze . . .
Yic ....
11.699
110^712
10,976
10,053:
9.361!
5,b7ö
5,051
5,312
4,772
4.437
6,024
5,661
5.664
5^281
4,924
5,579; 5,939
4,777 5,391
5,145 5.4;>2
4,512 5 '080
4,273' 4,788
42
186
19
59
41
27
189
4
64
30
52,801 25,2i7 27.554 24.346 26,690 347 i 314
48; 50
85 81
147 168
122125
16 1102 90
50 I 36 504 514
12
Diedenholeu
Fontoy . .
Kattenhofeu
Metzerwiesc
Sierck . .
26,036 12,985il3.051:12.573 12,711
I 6,642 3,332l 3^310 3,306 3.299
16,181| 8,015 8,1661 7,914 8,094
12,599 6,165! 6,434 6,032 6,297
13,024 6,267 6.757; 6,131 6,628
74,48236,764 37,718 35,956 37,029
200
23
13
7
13
256
142
7
5
4
J2
170
211
3
88
126
123
551
198
4
67
133
117
519
Forbach . .
Grosstännchen
Saaralben . .
St. Awld . .
20,529
Sl5,191
13,824
44,315
10,166 10,363
7,336
6,540
6,853
7,855
7,284
7,462
,63,859:30,895132,964
9,748
7,161
6,370
6,683
9,964
7,684
7,130
7,297
289
20
40
91
29,962132,075' 440
259
15
30
385
126
144
123
Jl
454
135
148
120
67
470
Saarburg .
Finstingen .
Lörchingen
Pfalsburg .
Rixingen .
16.444! 7,732! 8,712
in '442 5,356| 6,086
8.956| 4.3021 4.654
116,689 7,7281 8^961
7,794 3,802 3,902
7,215
4,243
4,198
6,478
3,680
8,164
4,863
4,570
7,612
3,959
186 1861 59
9251008 30
60 53' 44
1014 1064| 4
186 186 59
572721305
27158
3l| —
6223
2 2
188
279
2
;61,325|28,920|32,405;25,823 29,168|2299 2340 143il23:655|774
Saargomünd
Bitsch . .
Rohrbach .
Wolmüiister
23,876 U.TiO 12,6u6 10,434
15,348
14,.22
8,898
62,844
(,360
6,993
4,167
29,790
(,988
7,729
4,731
33,054
6,198
6,918
4,112
27,662
11,-; 53
6.788
7,674
4,664
30,879
3921 360
1120
35
23
1570
1155
25
27
1567
112
109
425:478
446
19
2
499
Bezüglich der Volksdichtigkeii folgen die Kreise also auf ein-
ander: Forbach mit 5008 Einw. auf eine Geviertmeile oder 1,,q4
Hekt. auf einen Einwohner, Diedenhofen 4373 Einw. oder 1,270
Hekt., Saargemllnd 4370 Einw. oder 1,264 ^le^t., Landkreis Metz
3()57 Einw. oder 1,5,0 Hekt., Bolchen 3ü38 Einw. oder 1,5^2 Hekt.,
Saarburg 3347 Einw. oder 1,6)3 Hekt., CluUeau-Salius '2.1)13 Einw.
oder 1,652 Hekt.
Ordnet man aber die einzelnen Kantone nach der Volk.sdiehtig-
keit, so folgen sie in dieser Reihe:
auf 1 Kinw.
kommen llokt.
Diedenhofen . . . (»,()38
Forbac h O,«)!).")
Saargeniünil . . . 0,739
Gorze . . .
nul 1 l'Iiiiw.
kommen (lükt
. . 0,H()8
Snantllx'ii
. . 1,013
IMiilzhurg . .
. . I,l(^^
6. Bewohner.
43
Landkanton Metz
Rohrbach
St. Avold
Sierck
Saarburg
Busendorf
Bolchen .
Metzerwiese
Wolmünster
Kattenhofen
Grosstännchen
Falkenberg .
Pontoy . .
auf I Einw. auf 1 Einw.
kommen Hekt. kommen Ilekt.
1,120 Finstingen .... 1,665
1.237 Dieuze 1,674
1.238 Vic 1,840
1,338 Albesdorf .... 1,851
1^386 Delme 1,874
1,408 Chateau-Salins . . 1,946
1,463 Bitsch 1,961
1,463 Verny 2,038
1,489 Fange 2,070
1,518 liörchingen .... 2.353
1,543 Vigy 2,365
1,637 Rixingen .... 2,493
1,660
Auch in dieser Hinsicht zeigt sich der Unterschied der Natio-
nalitäten als erheblich, denn zuerst kommen die deutschen Kreise,
zuletzt aber die rein französischen. Die Industriethätigkeit, welche
in erheblichem Masse blos in den Eisenwerken und Glasfabriken
vertreten ist, übt darauf weniger im Allgemeinen, als in lokaler
Weise Einfluss.
Hinsichtlich des Unterschieds der Geschlechter zeigt sich auch
hier die regelmässige Erfahrung, dass das weibliche Geschlecht vor-
wiegt, ausser in zwei Kantonen, wo meistens örtliche Verhältnisse ein-
wirken. Die Kantone reihen sich in dieser Hinsicht also in Procenten :
Metz . . . .
mäniil.
51,65
weihl.
48.35
Grosstännchen
mäniil.
48.29
weibi.
51,61
Fontoy . . .
50,13
49,87
Sierck . . .
48,12
51,88
Diedenhofen . .
49,87
50,13
Lörchingen .
48,03
51,97
Gorze . . . .
49,66
50,34
Bitsch . . .
47,89
52,11
Fange . . . .
49,66
50,34
St. Avold .
47,87
42,13
Verny . . . .
49,62
50,38
Rohrbach . .
47,5(>
52,50
Kattenhofen . .
49,53
50,47
Dieuze. . .
47,46
52,54
Forbach . . .
49,47
50,53
Vic ....
47,39
52,61
Falkenberg . .
49,22
50,78
Saaralben
47,30
52,70
Vigy . . . .
49,04
50,96
Saargemünd .
47,-20
52,80
Bolchen . . .
48,93
51,07
Albesdorf. .
47,15
52,85
Metzerwiese . .
48,93
51,07
Saarburg . .
47,02
52,98
Rickingen . .
48,79
51,21
Wolmünster.
46,83
53,17
Chäteau-Salins .
48,50
51,50
Finstingen .
46,80
53/20
Busendorf . .
48,40
51,60
Ffalzburg . .
46,30
53,70
Delme . . . .
48,39
51,61
44 ^- Land, Volk und Verwaltung.
Man wird hier bemerken , dass im Nordwesten und besonders
im Moselthale das männliche Geschlecht stärker vertreten ist und
dagegen das weibliche im Südosten und besonders im Saarthale
sehr zunimmt. Es beruht dies darauf, dass im Moselthale die
Männer leichter und mehr Verdienst finden, dagegen im Saarthale
weibliche Beschäftigungen wie Strohflechten vorherrschen und die
männlichen Personen auswärts ihr Unterkommen finden, denn wo
nicht Industrie und Waldwirthsehaft vorherrscht, ist für die Männer
in der Landwirthschaft kein sehr reichlicher Verdienst zu erlangen.
Die Unterschiede bezüglich der Religionsverhältnisse erklären
sich einfach durch die Geschichte des Landes. Die Reformation
hatte im Anfange vielseitig festen Fuss gefasst, aber wo die fran-
zösische Herrschaft im sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderte
obsiegte, da wurden auch die Protestanten auf die schmachvollste
Weise misshandelt und aus dem Lande vertrieben. Metz verlor
dadurch den Rest seiner unter der französischen Herrschaft noch
sich erhaltenen Blüthe des Handels und über ein Dritttheil seiner
reichsten und besten Einwohner. Wo die Aufhebung des Edikts
von Nantes nicht so consequent durchgeführt werden konnte, wie
im Saarthale und den deutschherrlichen Territorien, konnte sich
eine grössere Anzahl Protestanten forterhalten, obgleich sie auch
hier genug Verfolgungen auszustehen hatten. Erst seit der Revo-
lution von 178J* bekamen sie wieder mehr Freiheit zum Aufath-
men, ober der Druck der katholisch -klerikalen Herrschaft lastete
ungeachtet dessen bis auf die neueste Zeit auf denselben. Die
Mennoniten sind meistens Landwirthe, Gutspächter oder Müller
und haben besonders für die Verbesserung der Landwirthschaft viel
beigetragen, wie sie denn auch den Jiau von Klee und Kartoffeln
zuerst im Lande einführten. Ihre Anzahl ist aus ähnlichen Ursachen
im Südosten inid an der Saar am stärsten. Die L'^raeliten sind
in fast allen Kantonen vertreten, wo es etwas zu hundein gibt,
und daher am schwächsten in Fontoy, Rixingen und Wolmünster,
gar nicht in Lörchingen. Sie waren auch früher von (Ion 'IVrri-
torialherreii geduldet, weil letztere von ihnen crhebliclK' Abgaben
bezogen und sie auch gelegentlich zur Abschliessung von Anleihen
liniuchten. Vom Volke waren sie aber noch lange nach der Re-
volutionszeit zuriickgeselzt und verachtet , und eigentlich erst die
letzte Nu{Hileonibclu' Herrschiift verhalf ihnen auch im äusseren
\Ai\tfti zu vollHtändiger Oloiclislclinrg. soweit dns (rcsctz solche
gewtlhrtMi kann.
i'roteHliintrn linden »ich jetzt in allen Knntunen und sind natür-
6. Bewohner. 45
lieh in jenen Landestheilen am zahlreielisten , ^^■elche erst zuletzt
französisch wurden. Seit 1871 hat ihre Zahl in einzelnen Orten
erheblich zugenommen, wir können aber nur Ziffern aus diesem
Jahre zur Vergleichung bringen. Hiernach sind die zahlreichsten
Protestanten in folgenden Gemeinden : Metz 2502, Bärenthal 1691,
Saargemünd 685, Finstingen 562, Hangweiler 379, Wintersweiler
346, Posdorf 336, Zillingen 336, Mutterhausen 324, Pfalzbutg 317,
Forbach 306, Diedenhofen 291, Mittersheim 288, Niederstintzel 277,
Berlingen 269, Wintersberg 260, Mettingen 250, Courcelles-Chaussy
215, Montigny 209, Gorze 203, Saarburg 203, Helleringen 199,
Schalbach 168, Lixheim 152, Bitsch 148, Planti^res 146, Avri-
court 107. Damals waren es 13,407 Protestanten, jetzt aber wohl
über 20,000.
Mennoniten sind 266 im Kreise Saarburg, 219 im Kr. Saar-
gemünd, 86 im Kr. Chäteau-Salins und 73 im Kr. Forbach. Von
den zuerst französisch ge\\ordenen Gegenden wollten sie nichts
wissen und blieben ihnen fern. Im Ganzen sind es ihrer nur 705.
Die Israeliten haben die stärksten Niederlassungen in Metz 1496,
Saarburg 374, Saargemünd 364, Forbach 261, Grossblittersdorf 221,
Püttiingen 211, Delme 200, Hellimer 195, Lixheim 194, Bolchen
191, Diedenhofen 187, Pfalzburg 185, Dieuze 174, Schalbach 173,
Imling 159, Frauenberg 135, Bliesbrücken 124, Louvigny 112,
Niederwiese 112, Kriechingen 110, Büdingen 104, Finstingen 100,
St. Avold 99, Sierck 96, Insming 92, Mittelbronn 91, Bionville 88,
Chäteau-Salins 88, Ennery 85, Ueckingen 85, Steinbiedersdorf 80,
Tragny 79, Hayingen 79, Metzerwiese 75, Busendorf 75, Courcelles-
Chaussy 74, Vic 71, Gosselming 62, Donnelay 60, Liocourt 59,
Gorze 57, Montigny 47. Im Ganzen sind 8571 Juden vorhanden.
Bezüglich der Abstammung der Einwohner genügt bei einer
Reise durch das Land ein einfacher Blick auf die Landleute, ihre
Haare und Augeufarbe und ihren Gesichtsschnitt. Wir werden
später bei der Betrachtung der Häuser und Familien bezüglich des
sprachlichen Unterschieds nähere Berechnungen geben; betrachten
wir aber die Leute nach ihrer Abstammung, so reduciren sich die
Ziffern für den französischen Theil sehr gewaltig. Auch an der
ganzen Sprachgränze wohnen noch weit hinein deutsche Abkömm-
linge, welche durch die Verhältnisse nach und nach verwelscht sind,
besonders aber in den paar Städten und grossen Ortschaften, und
diese werden mit der Zeit ebenso wieder für die deutsche Sprache
zurück zu gewinnen sein, wie nur Zwang und zeitweise Vortheile
sie zur französischen Sprache gedrängt hatten. In einer nicht ge-
4G !• Land, Volk und Verwaltung.
ringen Anzahl Orte dieser Zone, wo man seit Jahren selten einem
deutschen Worte oder Sprachanklange öfFentlich mehr begegnete,
taucht jetzt die deutsche Sprache wieder auf, die nach und nach
aus Kirche und Schule verdrängt, sich in die Kreise des häushchen
Lebens zurückgezogen hatte und auch dort allmählig zu ver-
stummen drohte, indem die Jugend aus Kasernen, Werkstätten
und Diensthäusern das ihr aufgedrängte Französisch auch dahin
zurücktrug. In allen Flurkarteu und Grundverzeichnissen finden
wir die deutschen Namen noch bis zur Mosel und zwar ziemlich
weit herauf, und erst die Kriege des sechszehnten und siebzehnten
Jahrhunderts, welche das ganze Land furchtbar verödeten, nament-
lich das Seillegebiet, veranlassten die Einwanderung von Picarden
und Wallonen, und somit des französischen Elements, das noch
weit mehr Nahrung fand durch die häufige und lange Anwesen-
heit französischer Armeen, die späteren zahlreichen Besatzungen
und dann durch den Einzug sehr zahlreicher französischer Beamten,
Angestellten, Pensionäre und Rentiers, die in dem dünn l)evöl-
kerten Lande sich billig ankaufen konnten und dazu dann noch
mehr in der Revolutionszeit die Confiscation der Emigrantengüter
und Verkauf der Kloster- und Staatsgüter benützten. Deutsche
Einwanderer kamen nur in geringer Zahl, um Bergbau zu betrei-
ben, verliessen aber das Land bald wieder; auch kamen Schweizer
und Tyroler in kleiner Anzahl. Die Regierung begünstigte eben
die deutsche Einwanderung nicht, weil sie befürchtete, damit auch
protestantische oder freisinnige Elemente herein zu bekommen.
Noch ein anderes Element ist im Lande vertreten, bei Bitsch
(Bärenthal) und in den Vogesen bei Saarburg. Im vorigen Jahr-
hunderte gab es nämlich hier ziemlich viele Zigeuner, die bald da,
bald dort ihre Wohnstätte aufschlugen und theiivveise in Baracken
lebten. Seit 1803 wurden sie genöthigt, feste Wohnsitze zu wählen
und in Folge dessen wanderten viele derselben fort und nur ein
sehr kleiner Theil wurde sesshaft und treibt Ackerbau und Ge-
werbe, oder zieht als Händler und Kesselflicker umher. Die in
neuerer Zeit in deutschen illustrirleii Zeitschriften abgedruckten
Skizzen von Zigeunerlagern in Lothringen sind reine Phantasie-
bilder. IHe Zigeuner sprechen alle deutsch und sind auch aus
deuj Osten eingewandert, weil sie in frnnzösisehen Ländern mehr
.Al*erglaul)e für ihre Zwecke zu finden glaubten al« in Deutschland
noch l>esteht. ^
' Viville ihi'illc 1817 folgcrKlc Wnrto auh ilirer Zigouncmpraohe mit: Mark
- Itrod, Umii«! =: WaMcr, Mol — ^Vl>ln, Munru und Mm — Fleisch, guw, gnl
6. Bewohner. 47
Bezüglich der Bewegung der Bevölkerung lassen uns die Ziffern
aus früherer Zeit im Stich, da genaue Angaben aus gleicher Zeit
und aus allen Theilen des Landes nicht vorliegen. Es war durch
die Kriege des sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderts sehr
herunter gekommen und verödet und auch später litt es als Gränz-
land sehr viel, so dass erst nach der Restauration ein erheblicheres
Anwachsen der Einwohnerzahl durch Geburtsübersjhüsse eintrat.
Berechnet man nach der jetzigen Gestaltung des Landes die Be-
völkerungsziffer für 1842, so ergibt sich eine Gesammtzahl von
514.203 Personen; da nun 1871 die Zählung sich auf 474,316 Per-
sonen belief, so stellt sich seither eine Verminderung von 3^,897
Personen heraus. Von dieser Abnahme treffen lü,8G7 Personen
auf das frühere Meurthe- und 20,020 Personen auf das Mosel-De-
partement, wornach also die Abnahme viel bedeutender in ersterem
als im letzteren war. Man darf übrigens diese Verminderung nicht
ganz dem Uebergange des Landes an Deutschland zuschreiben, zu-
mal die Folgen der Option sich erst ein Jahr nach dieser Zählung
zeigten. Vielmehr hatte der Krieg schon dieselbe verursacht, denn
derselbe consumirte nicht blos viele Menschen, sondern zog auch
viele ins Innere von Frankreich. Verminderungen der Volkszahl
im Mosel -Departement waren gerade auch in den letzten Jahren
vorgekommen, und zwar theils in Folge der Epidemien von 1854,
1855 und 1859 und theils durch den Krimkrieg. So betrug da-
selbst die Volksabnahme von 1852 bis 185G 8532 Personen und
von da bis 1861 4695 Personen. Später nahm die Einwohnerzahl
bis 1866 zwar wieder um 7500 Personen zu, aber es blieb dies
weit hinter den früheren Ziffern zurück, wo z. B. die Zunahme
1836—42 13,062, 1847—52 11,597 und gar 1821—26 32,727 be-
trug. Neben dem Zug der jungen Leute nach dem Innern Frank-
reichs, wo sie mehr Geld verdienten, hnt auch die wirthschafiliche
Gestaltung des Landes viel zu diesen Veränderungen mitgewirkt.
Die Giiterzerstückelung ist fast schon zu weit gediehen und reicht
vielfach zu einer tüchtigen Bauernwirthschaft nicht mehr aus; es
fehlt an ländlichen Arbeitskräften zur Zeit der Ernte, und nament-
lich das Vorherrschen der Pferdehaltung verhindert eine gute Ent-
wickelung der Viehzucht zur Gewinnung von Milch, Butter und
Käse und zur Mästung, wodurch mehr Menschen eine leichtere
= Dorf, Ker = Haus, Love = Geldstück, Tschowo, Tschabo = Kind, Raclo,
Rackljo = Knabe, Tschei, Tschay = Mädchen, Hatchenly =: Branntwein, Lavina
= Bier, Matrely = Kartoffel, Roum = Mann, Roumin =; Frau, Schoury = Messer,
Koro = Stadt u. s. w.
43 I- I-ainU Volk uml Verwaltung.
Ernährung fänden. Von einem liihrigen Gewerbsbetrieb Ist kaum
da und dort die Kede und für grossere Gewerbe und Industrie
fehlt es an Kapital und Unternehmern, so dass der Verdienst
ausser der Landwirthschaft gering ist.
\Vie schon erwähnt, stammten die Einwohner zum grössten
Theile von Deutschen ab und nur ein Theil aus Vermischung oder
ganz aus französischem Bhite. Die Stadt Metz hat eine sehr bunt
gemischte Bevölkerung und besteht zumeist aus eingewanderten
französischen Familien, da die alten Familien bei der Besitznahme
durch Frankreich grösstentheils auswanderten. Das niedere Volk
daselbst besteht meistens aus kleinen, unansehnlichen, theihveise
scrophulösen Leuten von schwacher, oft kränklicher Natur, wie
dies die Wohnung, Beschäftigung und Lebensweise mit sich bringt.
Bei besserer Stellung sind die Leute auch kräftiger und stärker,
von mittlerer Grösse, guter Gesichtsfarbe, kastanienbraunen Haaren
und blauen Augen, sowie von einem regeren, fast sanguinischen
Temperament. In Altlothringen sind sie etwas grösser und stärker,
in den Weinbaugegenden auf dem linken Moselufer aber meistens
klein. Man gibt die mittlere Grösse zu 1 M. 625 bis zu 2 M. 800
an. Die Frauen pflegen von mittlerer Statur und guter Gesund-
heit zu sein; ihre Züge sind nicht regelmässig, aber viele haben
ein frisches Teint, eine angenehme Physiognomie und gefällige
Formen. Sie sind leichter erregbar und oft von recht sanguini-
scher Natur. Ihre Reife beginnt sich mit dem 13 — 15. Jahre zu
entwickeln. Auf dem linken Moselufer sind sie von brauner Haar-
farbe, ziemlich begabt, geschickt zur Arbeit und im Umgange
freundlich und gefällig, in der Unterhaltung heiter und schalkhaft,
in Bezug auf ihre Interessen abgefeimt. Sie sind etwas ruhiger
und besonnener als die Stock franzosen, auch nicht so überschwäng-
lich und schwindelhaft, in der Landwirthsciiaft fleissig und zähe,
im Verkeiirsleben vorsichtig und berechnend und auch in geistiger
Hinsicht etwas mehr gelelirig. Auf dem rechten Ufer herrschen
sofort die blonden Haare vor, die französische Lebhaftigkeit ist
durch das deutsciie Phlegma gemildert, die Leute sind hunnui,
gastfreundlich, on'enherzig, hangen selir an ihrem Hause und den
überlieferten (Jewohnheilen und lassen sich nicht so leicht fort-
reissen, was uIh-T auch manchen Fortschritt henunl. Im liilHcher
I^nd und den l>euachburlen Gebirgsgegenden herrscht noch eine
gewisse Kohheit der Sitten und Grobheit vor. Die Leute sehen
trübselig, glcichgilllig, fast uncni|>fiingli(-h aus und nur im l'rinUcn
werden sie munter, geralhen aber leicht in /orn inul gerathen
C. Bewohner. 49
gern in Händel. Auf diese Körper- und Charakterbildung hat üb-
rigens auch die Art der Nahrung vielen Einfluss. Wo Getreide-
bau vorherrscht, da zeigt sich mehr physische Kraft und Fähigkeit
zu sorgfältiger Betreibung der Industrie, als wo man mehr von
Kartoffeln und Hülsenfrüchten lebt. Sehr herabgekommen erscheint
die Bevölkerung in den tief eingeschnittenen Gebirgsthälern der
Vogesen, bei üagsburg und Lörchingen, wo die Leute von rauher
Holz- und Waldarbeit leben und auch geistig verkümmern, wie
denn auch daselbst der Aberglauben noch seine reichste Brutstätte
besitzt. Die Frauen zeigen in den Thälern der Saar, Blies und
des Bitscher Lindes mehr frische und reg€lmässige Züge, sind aber
auch weniger lebhaft. Ausserdem entstellt sie ihre 'J'racht sehr,
indem dieselbe die Taille ganz unnatürlich erscheinen lässt; die
eben so hässlichen, helmartigen Hauben sind im Verschwinden be-
griffen. Lebendiger sind sie an Mosel und Seille und hier wissen
sie auch sich schmucker zu kleiden. Aber auch da, wo Weinbau
getrieben wird, zeigt sich der ungünstige Einfluss desselben auf
die Entwickelung der Formen. — In den westlichen Gegenden
zeigen sich die Leute auch zum Lernen geschickter, urtheilen
besser und fassen leicht auf, wie denn aus diesem Tlieile schon
mancher tüchtige Mann hervorgegangen ist, freilich aber nicht von
sehr hei'vorragender Art. Hier greift man auch besser das In-
dustrieleben und dessen mannigfaltige Arten der Arbeit an und
ist der Handel besser entwickelt. Industrie und Handel treten
dagegen im Osten zurück und selbst der Ackerbau wird weniger
ergiebig; die Zunahme der Bevölkerung nöthigt daher die Leute
oft zu Beschäftigungen und Arbeiten, welche sich weniger mit
ihrem Körperbau und ihren natürlichen Anlogen vereinbaren. Sie
verrichten diese aber in der Kegel gern und pflichtgetreu, und
diese Umstände machten auch, dass aus ihnen so viele Douaniers
und Militäreinsteher hervorgegangen sind. Die besten Beweise für
diese Charakterisirung der verschiedenen Gegenden und Bewohner
lieferten die Ergebnisse des Militär- Aushebungsgeschäfts in den
Jahren 1872—74.
Zur Zeit der deutschen Herrschaft sah es hinsichtlich mancher
Culturverhältnisse besser aus, auch verbreitete sich hier die Refor-
mation sehr rasch; aber diese Bewegung wurde alsbald mit
Feuer und Sehwert und durch die Verbreitung culturfeindlicher
Klöster unterdrückt und eine dichte Finsterniss über das Land ver-
breitet. Es herrscht daher ungemein viel Aberglauben, wo irgend
dazu Gelegenheit gefunden wurde, errichtete man eine Wallfahrts-
Ilulin, Deutsch -Lothringen. 4
50
I. Land . Yolk und Verwaltung'.
Station, und leider drang dieser Verdummungsprocess sogar bis in
die besten Schichten ein. Es hat daher in geistiger Hinsicht Loth-
ringen in den lezten Jahrhunderten nichts Bedeutendes hervor-
bringen können, und was sich nur einigermassen über die Mittel-
mässigkeit erhob, verdankte dies der Ausbildung und dem Aufent-
halte ausserhalb Lothringens, denn in Metz selbst konnten sie
weder eine weitere, höhere Ausbildung erhalten, noch sich in
einem Wirkungskreise emporschwingen. Wer in Metz blieb, be-
kundete dadurch, dass er auch keine Ilotlnung auf Emporkommen
habe.
Bei der Zählung von 1871 sind auch einige abnormale A^er-
hältnisse berücksichtigt und darüber Zitrern gegeben worden. Es
sind dies die Zahlen der Blinden , Taubstummen , Blödsinnigen und
Irrsinnigen. Es folgen dieselben nach den einzelnen Kantonen und
Geschlechtern :
Stadt Metz . .
Gorze . . .
Metz, Landkanton
Fange . . .
Verny . . .
VJgy . . .
Bolchen . .
Busendorf
Falken berg .
Albesdorf. .
Chateuu-Sulins
Üelme . . .
Dieuze . . .
Vic ....
Diedenholen .
Fotitoy. . .
Kattenhofen .
Met/.erwiese .
Si«'rck . . .
Korbacli . .
GroHRlännchen
Sanralben. .
St. Av(»ld. .
Blinde Taubstumme Blöilsiuuige Irre
niännl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
10 17 15 11 17 34 3 7
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6. Bewohner.
51
Blinde Taubstumme Blödsinnige Ivre
männl. weibl. männl. weibl. iiiännl. weibl. niiinnl. weibl.
Finstingen
L()rchingeii
Pfalzburg .
Rixingen .
Saarburg .
Kil^ch . .
Kohrbacb .
SaargemUnd
Wolmünster
()
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17
13
11
8
9
2
7
10
6
9
4
Ganz Lothringen . . 229 173 275 20H :341 382 87 104
Hierzu ist zu bemerken, dass zu Gorze das Landarmen- und
Invalidenhaus ist, wesshalb dieser Kanton in dieser Uebersicht mit
stärkeren Ziffern erseheint. Ausserdem hat der Bezirk seine Irren
vorläufig noch im Irrenhaus Mareville bei Nancy untergebracht
und fehlen daher die betreffenden Personen in dieser Uebersicht.
Von besonderer Erheblichkeit ist von dieser Tabelle blos die Ab-
theilung der Blödsinnigen und Kretinen , weil sie für die betreffende
Gegend einen gewissen Massstab zur Beurtheilung der Gesund-
heitsverhältnisse gibt. Nach der Stärke der Ziffern folgen sich die
Kantone in dieser Reihe, indem ein Blödsinniger kommt auf
Pfalzburg . . . 1517 Einw. Vigy 726 Einw.
Diedenhofen . . 1301
Saargemünd . . 1193
Veruy . . . . 1115
oici v;i\
Delme . . . .
997
Falken berg . . .
990
Öaarburg. . . .
967
St. Avold . . .
954
Land bezirk Metz .
948
Wolmünster . .
889
Bolchen ....
810
Forbach ....
789
Metz, Stadt . .
784
Kohrbach . . .
774
Dieuze ....
773
Kixingen .
Saaralben .
Lörchingen
Kattenhofen
Pange . .
Gorze . .
Fonto}' . .
Grosslännchen
Finstingen .
Bitsch . .
Albesdorf .
Busendorf .
Vic . . .
Chäteau-Salins
Metzerwiese .
708
691
688
647
646
643
603
584
572
568
535
533
445
433
419
Die Entstehungsursachen dieser Verhältnisse sind auch für die-
selben wie anderwärts.
52 !• Lauft 7 Volk und Verwaltung-.
7. SprachverscMedenheit.
Eine der wichtigsten und lehrreichsten Betrachtungen ge-
währen die Sprachverhältnisse des Bezirks, worüber schon
Mancherlei geschrieben wurde, was kurz vor der Zurückerwerbung
von Deutsch -Lothringen in verschiedener Hinsicht, soweit man die
Sache mehr von der Oberfläche betrachtete, seine Hichtigkeif hatte,
bei schärferem Kachsehen und eingehenderer Untersuchung jedoch
verschiedene Berichtigungen erfordert hätte. Von Seiten der deut-
schen Regierung, welche einen mehrjährigen Zeitraum bis dahin
fetssetzte, wo die deutsche Sprache alleinige Amtssprache weiden
soll, ist für den vorübergehenden Zustand und die inzwischen ein-
zuhaltende Amtspraxis ein Verzeichniss aufgestellt worden, wornach
von den 750 Gemeinden 369 der deutschredenden Bevölkerung an-
gehörten und in 381 Gemeinden entweder nur französisch gesprochen
oder beide Sprachen verstanden und gehandhabt wurden. Diese
Zahlen würden aber einen ganz falschen Begriff von dem wirk-
lichen Thatbestande geben, wenn man nicht zugleich auch die
Zahl der betreffenden Bevölkerung mit in Betracht zieht. Nach
der von uns an anderer Stelle gegebenen Aufstellung, wobei die
Stadt Metz ganz ausser Rechnung gelassen ist, weil daselbst die
Sprachverhältnisse noch nicht ganz zifl'ernmässig festgestellt werden
können, sind von der Bevölkerung 258,CU5 Personen dem deutschen
und 175,708 Personen dem französischen Sprachgebiete angehörig,
was also dem obigen Verhältnisse bereits eine ganz andere Ge-
stalt gibt, weil hiernach das deutsche Element bedeutend über-
wiegt, wie ja auch schon ein Bild auf das betrelfende Territorium
beider Gebiete zeigt. Die Differenz beider Berechnungen gründet
sich nämlich vorzugsweise darauf, dass im französischen Sprach-
gebiete mehr, aber fast lauter kleine Gemeinden liegen, wie unsere
Uebersicht zeigt, im deutschen aber die Genieiiiden gn)S8er und
bevölkerter sind.
Gemeinden, wo man das Französische ganz und gar nicht
versteht, gab es schon lange nicht mehr, denn die französische
Sprache war als die ofllzielle eingeführt, alle (u'setze, \'erord-
nungen, Bekanntmachungen, ^'er\valtung8- und Gerichtsakten mir
in franzÖHischer Sprache abgefasst und überall mussten Beamte,
Lehrer und (ieistliche dtis Fran/ÖHischc ver.stehcn und diene SpriK'lie
handhaben. Auch gingen fast alle Handelsverbindungen nur nach
Frankreich, w<ihin auch die Jugend theiis als Militttrs, theils in
7. Sprachverschiedenheit. 53
Dienste als Knechte und Mägde, in Comptoirs, Werkstätten und
als Arbeiter und Bedienstete der Eisenbahnen und sonst in grosser
Zahl kamen und so die französische Sprache als ihre angewohnte
Umgangssprache in ihre Heimath zurückbrachten. Nur in den
Bauerndörfern und als Sprache am heimischen Herde und in
Herzensangelegenheiten erhielt sich die deutsche Sprache zäher,
besonders in den Gränzorten, wo natürlich dieselbe im täglichen
Verkelhe gehandhabt werden musste. Allein bei der Fortdauer
der französischen Herrschaft wäre eine allmählige Unterdrückung
der deutschen Sprache sicher zu erwarten gewesen, zumal die
Regierung nach diesem Ziele hin Alles that, was in ihrer Kraft
stand, und sogar schon im Jahre 1822 die Akademie von Metz
ihren französirenden Eifer so weit trieb, dass sie eine Preisfrage
dafür ausschrieb, wie am besten und sichersten die französische
Sprache in den noch deutschredendeu Orten an Stelle des Deutschen
eingeführt werden könne, auf welche Frage allerdings wenig Ver-
nünftiges einlief, aber schon als Radikalmittel vorgeschlagen wurde,
Gemeinden, wo man noch deutsch rede, mit einem Steuerzuschlage
zu beglücken, der erst aufhören solle, wenn Alles französisch spreche.
Dazu kam noch der Umstand, dass es den Leuten nach und nach
an deutschen Zeitungen und deutscher Lektüre gänzlich fehlte und
daher dieselben weder französisch noch deutsch lesen und schreiben
konnten, so dass von gewissem Standpunkte aus der Archivar
Lepage in Nancy 1843 nicht ganz Unrecht hatte, wenn er meinte,
mit der Verbreitung der französischen Sprache werde auch das
Landvolk civilisirter, denn da hätten sie doch etwas gelesen, z. B.
auch über Landwirthschaft und andere nützliche Dinge, während
sie bisher von allem solchen geistigen Verkehre abgeschnitten waren
und man bei allen Buchhändlern des Landes vergebens nach deut-
schen Büchern, mit Ausnahme etwa von Katechismus und Gebet-
buch, fragen konnte, ohne etwas zu linden.
Li der Gegend zwischen Nied und Mosel herrschte zwar schon
seit Jahrhunderten das romanische Idiom ziemlich vor, aber man
verstand noch bis Toul und Verdun deutsch und die eigentliche
Romanisirung des Landes begann schon unter Ludwig XIV. Früher
hatten sich die Einwohner ganz und gar nicht zu Frankreich ge-
rechnet, und selbst französische Historiker erwähnen es ausdrück-
lich, dass die in der Diöcese Toul gebürtige Jungfrau von Orleans
bei ihrem Weggange nach Orleans erklärte: „ich werde nach
Frankreich ziehen, um es zu retten."^ Noch heute finden w^ir in
den ganz französisch gewordenen Gemeinden Flurbenennnngen mit
54 !• Land, Volk und Verwaltung.
acht deutschen Nameu, und solche sind auch noch in vielen jetzt
französischen Ortsnamen unschwer zu erkennen. Metz selbst, dessen
Namen eine deutsche Endung (tz) hat, welche sich mit dem Fran-
zösischen gar nicht verträgt, war in alter Zeit wenigstens zwei-
sprachig, und selbst manche Strassennamen erinnern an das Deutsche.
So haben die rue Chandellerue, rue Chapellei-ue, rue Fournirue,
rue Jurue, rue Nexirue und rue Vincentrue das doppelte rue vor
und am Ende des Namens nur daher, dass der Namen einfach
aus dem Deutschen übersetzt wurde, z. B. Vincenzstrasse in Vincent-
rue, wozu der Franzose seiner Gewohnheit gemäss das Wort rue
doch wieder voransetzte. Wie der Metzer Chronist Vigneuilles
(bei Huguenin S. 740 und 791) ausführlich mittheilt, wurden noch
zu seiner Zeit alle Bekanntmachungen und Akten der Behörden
sowohl in deutscher als auch in romanischer Sprache am Palais
de.< Treizc (Gemeindehause) angeschlagen und 15'i2 das kaiserliche
Edikt über das Verbot der Schriften von Luther sogar nur in
deutscher Sprache, was gewiss nicht geschehen wäre, hätte man
nicht vorausgesetzt, dass diess für einen Theil der Bewohner nüthig
seie, weil sie sonst den Inhalt nicht verstanden hätten. Ganz in
der Nähe von Bichemont, auf dem linken Moselufer und an der
Urne, war noch zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts die
französische Sprache nicht in Gebrauch und die deutsche Sprache
erhielt sich überall am längsten unter den niederen Ständen. Doch
waren schon zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in Metz auch
die Gebetbücher für die niederen Klassen des Volks in französischer
Sprache geschrieben.
Als die Herzoge von Lothringen noch im Besitze ihres Landes
waren, bestand für den deutsch redenden Theil desselben eine beson-
dere deutsche Kegicrung, die baillngc de iAllcmaync, wo die deutsche
Sprache allein massgebend war. Aber mit der französischen Herr-
schaft änderte sich diess Alles und wanderte mit dem politischen
auch der Sprachdespotismus nebst dem religiösen Funatismus ein,
und es scheint fast, dass der letztere die deulscije Sprache und
das Protcstaiitenthum mit einander für verbunden erachtete. Was
in Metz nicht in französischem Solde stand und sich nicht an
Frankreich in vaterlandsmörderischer Weise verkauft hatte, sagte
seiner Heimath LcIhjwoIiI und zog ostwärts wei(er, und als gar
das Edikt von Nantes aufgehoben wurde, — in Metz geschah es
sogar zwei Tage, bevor nur der König den Bcschluss darüber
unterzeichnete. - da zogen allein aus dieser Sladt an ir),(HM) Prote-
btaiit<Mi riiit!li l'iciiKHcii. flicihvci.sc nach Berlin, und überlie.ssen die
7. Sprachverschiedenheit. 55
Stadt mit ihrem Handel dem Verfalle. Als aber endlich gar König
Stanislaus starb und Lothringen an Frankreich fiel, da wanderten
fast zwei Dritttheile der Einwohner aus und der Rest wäre wohl
auch mitgegangen, wenn er für sein Besitzthum nur hätte Käufer
finden können. Das waren meistens deutsch redende Einwohner.
Für sie kamen dann in das noch unter den schrecklichen Nach-
wehen des dreissigjährigen Kriegs leidende Land Einwanderer aus
der Picardie und eine Menge von Hofschranzen, Beamten, Be-
dienstete verschiedener Art aus dem Innern Frankreichs, um von
den entvölkerten Orten Besitz zu nehmen, und endlich wirkten
auch die zahlreichen französischen Besatzungen für die Sprach-
wandelung, denn schon 1G61 hatte Ludwig XIV. eine lange Heer-
strasse durch Lothringen zu gewinnen verstanden mit Vic, Moyen-
vic, Marsal, Saarburg und Pfalzburg, und bald wimmelte es an
diesen Plätzen voll französischer Familien, welchen es nicht im
Mindesten einfiel, die Sprache des Landes zu erlernen, sondern
die ihre eigene Sprache auf alle mögliche Weise daselbst einzu-
führen und herrschend zu machen suchten. Letzteres war nament-
lich im Süden auf der Linie von der Mosel über das Scillethal
nach Strassburg und im Norden auf der Linie Diedenhofen-Saarlouis
der Fall, und desshalb ist auf beiden Punkten die deutsche Sprache
verhältnissmässig etwas gegen den mittleren Theil zurückgedrängt
worden, i
Kurz vor dem Kriege hat man die Sprachgränze ziemlich
genau in folgender Weise festgestellt. Sie beginnt am Nordrande
des Donon, wo die Saar entspringt, und zwar auf der Wasser-
scheide zwischen dieser und dem Bievrebache, wobei das ganze
Thal des letzteren mit den Orten Waldscheid, Biberskirch, Hartz-
weiler und Schneckenbusch deutsch blieben. Südlich vom Mücken-
hof bei Saarburg wendet sich die Sprachscheide mehr westlich,
' Lepng-e in Nancy schrieb 1843 in seiner Statistilc: ,Iin Allgemeinen ist zu
bemerken, dass alle Orte, besonders in den Arrondisseraents Chäteau-Salins und
Saarburg, deren Namen auf bourg, alt, troff, ing, ring, ange, veiler oder viller,
berg oder ähnlich endigt, von deutschem Ursprünge sind. Diese Orte sind noch
deutsch oder waren es ursprünglich und es wurde davon nur ein Theil französisch
seit der Verheerung durch den Schwedenkrieg. Nach diesem kamen Colonisten
aus Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg, den Ardennen, dem Schwurzwalde
u. s. w., welche ihre heimische Sprache, tiewohnheiten, Sitten und Religion mit-
brachten; daher entstanden auch die Verschiedenheiten in der deutschen und
französischen Sprache, den Dialekten, Sitten und Gewohnheiten, so dass man von
Dorf zu Dorf und selbst in den verschiedenen Strassen, Vierteln und Sectionen
desselben Dorfs solche Verschiedenheiten antrifft (I. S. 19).
56 I. Land, Volk und Verwaltung.
uud zwar südwestlich vom Nesselhof, Ober-Clocher und Langatte
bis zum Stockweiher und Saarkanal, von wo sie nordwärts zieht,
am Westrande des Gabel- und Bambachwalds, am Niederstein-
weiher vorüber, westlieh von Lauterfingen bis zum Rothbache über
Insweiler, Münster und Insming nach dem Albbache. Das früher
ganz deutsche Albesdorf ist durch die französische Verwaltung im
Orte ganz verwälscht worden. Von da an zieht die Gräuze ganz
westlich, und zwar südlich von Rening, Leningen, Altdorf, Vir-
ming mit der Linermühle und Hibrich, Bermeringen, Rakringen,
Walleringen , Harprich und der Mutschmühle und über den Matzen-
berg nach Eiuchweiler und Adelingen. Es liegen zwar auf der
französischen Seite noch genug Orte mit deutschen Namen, wie
Bösmühle, Brunnwald, Bruchmühle u. s, w., aber sie sind fran-
zösirt worden. Der Kantonshauptort Falkenberg au der Nied ist
ganz deutsch und von da an ist das Thal dieses Flüsschens ziem-
lich ausschliesslich deutsch zu nennen, obschon in einigen Orten
an der Strasse das Französische schon zu überwiegen begonnen
hatte. Hier trelFen wir auf Kriechingen, die bis zuletzt gebliebene
Enclave des deutschen Reichs, Elvingen, Rollingen (^Raville), das
schon früher an Frankreich abgetreten wurde, Bionville (Bingen),
Weibeiskirchen (Varize) bis zur Vereinigung der beiden Nied,
von wo an die Sprachgränze mit der Westgränze des Kantons
Bolchen zusammen fällt. Sie steigt dann über die Wasserscheide
nach dem Kannerlhai hinüber, wo Homburg und Metzeiesche
ganz deutsch sind, nach Reiningen und Illingen an der Mosel,
überschreitet diese, auf deren linker Seite schon weiter oberhalb
mehrere Dörfer wenigstens beide Sprache kennen, und erreicht
Dicdenhofeu, um von da wieder ganz westlich über Terville,
Weimeringen , Volkringen uud Algriugen , immer etwas rückwärts
von der Fensch, an der die Orte an der Strasse schon französisirt
waren, zu ziehen und dann in nördlicher Richtung und längs der
Gränze des Kantons Katlenhofen die luxemburgische Grunze bei
Rumelingen zu betreten.
Seit der Abtretung Lothringens an Deutschland ist k'züg-
lich dieser Sprachgränze schon Manches anders geworden. In
vielen Orten des französischen Sprachgebiels oder auch in dem
Gebiete des Uebergungs lebten nämlich nicht wenige Familien,
die BUH den östlicheren Gegenden iierangezogen waren und ur-
Hprlliiglich nur deutsih redeten, sich aber durch die fran/.ö.sischc
Umgebung bald an duH Französische gewitiintcn und deren Kinder
durch Schule und Kirche fast imr im (lebrauclic dir französischen
7. Sprachverschiedenheit. 57
Sprache aufwuchsen. Diese Leute hatten zuletzt fast Scheu, sich
der deutschen Sprache zu bedienen und radebrechten lieber das
französische Patois. Jetzt aber legten sie die Scheu ab und suchen
das Deutsche wieder hervor, weil es ihnen im Verkehre auf dem
Markte, mit den Beamten und Eingewanderten Vortheil gewährt,
und darum hört man jetzt oft in Orten viel deutsch reden, wo man
diess gar nicht mehr gewohnt war. Da nun auch der Unterricht in
den Schulen wieder deutsch wird und man hoffentlich recht bald
die Schulbrüder und Schulschwestern durch wirkliche Lehrer er-
setzt, so ist zu erwarten, dass der Umwandlungsprocess hinsicht-
lich der Sprache sich rascher vollzieht, als man erwartete. Selbst
in Metz hört man schon fast so viel deutsch wie französisch, auch
die Geschäftsleute suchen sich so viel Deutsch wie nöthig anzu-
eignen, nehmen wenigstens Commis oder Ladenmädchen ins Ge-
schäft, die auch Deutsch verstehen, und die neuen Handelsver-
bindungen mit Deutschland werden auch gar Manches in dieser
Richtung wirken. Dazu kommt dann noch derselbe Umstand der
deutschen Sprache zu gut, welcher früher die französische so sehr
verbreiten half. Die jungen Leute, welche nämlich ins Militär
treten, lernen deutsch, und zwar um so mehr, als ihnen diess
Aussicht gewährt, später bei so manchen Stellen und Diensten
berücksichtigt zu werden. Sehr vortheilhaft würde in dieser Hin-
sicht auch die Verbreitung von Volksschriften in deutscher Sprache
wirken, nur müssten dieselben möglichst mit lateinischen Lettern
gedruckt sein , da Viele, die wohl etwas deutsch sprechen können,
doch Bücher mit deutschen Lettern gar nicht oder nur schwer zu
lesen vermögen. Auch dürften dieselben nur in kurzer , ge-
drängter Sprache geschrieben sein , da die an die elegantere fran-
zösische Geschäftsspi-ache gewöhnten Leute vor nichts mehr Wider-
willen haben, als vor den langathmigen, verworrenen Satzbildungen
unserer deutschen Beamten.
Am raschesten bürgert sich die deutsche Sprache längs der
Eisenbahn und sogar an Gränzorten gegen .Frankreich ein, weil
die Landleule ihren Vortheil darin erkennen, mit den dort an-
gestellten oder durchpassirenden Deutschen in Verkehr zu treten.
Die herrschende deutsche Mundart ist nicht schön, sondern
rauh und für Fremde nicht ganz leicht verständlich. Diess ist be-
sonders bei Falkenberg und gegen die luxemburgische Gränze der
Fall, während im Osten schon ein besseres Deutsch gesprochen
wird, das ähnlich dem Elsässer Dialekt klingt.
Das Französische, das im Lande gesprochen wird, ist auch
58 I- Land, Volk und Verwaltung.
nicht schön und elegant und erinnert mehr an die hixemburgische
Mundart. Auf dem Lande im Mosel thale und bei Metz erhielt sich
auch noch eine Art Palois i Pntois messin J , das viele eigenthüm-
liche Worte und Redensarten enthält, welche auf einen alten Ur-
sprung hindeuten und mehr romanisch zu nennen sind. Bei Metz
und im Moselthale ist das Französische etwas .weicher und ge-
fälliger, als bei Diedenhofen und Saargemimd. In ganz Frank-
reich findet man aber den lothringischen Dialekt sofort heraus,
und desshalb gilt auch der Lothringer im Innern des Landes nicht
ganz als vollgültiger Franzose. Als Probe geben wir nachstehend
ein Gedicht in dieser Mundart aus dem Chant Huriin.
Cosin, li repond Chan, quelle seut hole oii lum,
Ce n'äme pet tolet que j'estime Fanchoii.
Me feille, at. en to tems, diligente et m' nögire;
J ny' eme eu let peroisse eine peraille ovrire;
Depeu pu de dige ans lo je ne l'dm' va l'vet.
Et nat ovreige ä fa' quan j'songe k m'renvaillet ,
Quan j'dis qTovreige a fa, (;"ä perl'ä qu'i faut dire:
Ca quaii lo jo perait. et qii' l'et tiudu let 1' mire,
L'etain, come in ergent, brille su lo drassu:
Nat umäre ä pu cliair que lo pu fiii melu;
Jemä ii'y'et daiis let chambe airanteules ni metes;
Evä taut d' proprete recomoude nas betes;
Que d'jo dans let jeuilnire, on ne treuvreu nie in trou,
Et q' les ieux recueillis sont pu blians qu'ein ob«;on:
Com 8u let tauille enlin, d'vant let veche i fa proppe,
Et dans Tauge des pch6s Ics gens menjrint let soppe.
Ma se v'evins säyet de let ^ou quelle fä!
Evat in poü d'bacon la m'liou qu'övü d'let chä;
Et quan, de set f^yon, ja de let fricaissäye.
Et fouche de r'lachet , nion ossiette a r'Iovfiye.
31Ü pdlans don latcige. Ah! niordicu, v'<^ tolct,
Que de d' gatet ch^quiu, l'et treuv6 lo secret.
Et, raaugre lo fouraige, et maugrd let jalläyc,
Set crönu' Ä, dans l'uver. douce com au niois d'MAye.
Ausset des boins niercliaus IVt tojc» h's pn-umins,
(,''h. <rin quart-d'oure nu moius, i nannent ses gnyins.
Les mi'souegcH (pie sont deicr let CitckJclle,
I.ea <;()U8 «leint I'untieufreud. Ich gous »Ion ('liamp et Scillc,
Ne Hout nie niieux tourchcs que l<» sont uns jt'dins;
Des l^^giimes, dos fruts, g'ä por nos les prcumins.
Aux Hoin« de met Fnnchon Je d'vans ccs cvnntclgfs,
I.'al cbile et »evanle cn tortos les ovix'lges.
8. Gemeinden. 59
Kewateux met clieminche, a-t-elle bele ou uon?
Eh bien! v'let mes emins, let teulle de Fanchou.
Se j'voleus let meriet . . . mä je nen sus wä pratte;
Dcjet ciuq ou chix fois j'ä beulet let caissatte;
Je n'let pliessrä jemä que daiis eine mujon,
Oü n'y'eret tot au pu que lo peire et Fguechon.
Met bäcelle ä si bele, eile pliä tant aux horaes,
Qu'elle s'reut malagiwise oü qu'il y"ereöt des fomes;
Meire, bru. beles-sieus, eriut lo quieur jaloux,
L'euveye les rendreüt pi que des loups - gairoux ;
Et, maugre ges vei-tus, Fanchon persecutdye,
Demandreüt d'He moüte, ou bleu deraeriäye;
Les chegriiis et les niaux li vieurint pet troppes.
Taudis qu'en in meneige oü ii'ycret q' des cliaipes,
Fanchon, tojo fetäye, et tojot let mutrasse,
Surpess'ret en pliagis let pu grouse marasse;
Q'at en let, mos enüns, que Je vieux let pliessiet.
8. Gemeinden.
Eine ganz eigenthümliche Erscheinung bilden die Grössen-
verhältnisse der bewohnten Orte in Lothringen. Leider gewährt
die Zählung nicht die Anhaltspunkte, um jeden einzelneu Ort nach
seiner Einwohnerzahl liennen zu lernen, da sie bloss die Ein-
wohnermenge der Gemeinden angibt und fast jede derselben
aus mehreren Orten, Weilern oder Annexen besteht. Es müsste
sich daher die Erscheinung noch viel schrofler und greller dar-
stellen, wenn wir diese Einzelnheiten besässen; aber schon die
Ziffern für die Gemeinden zeigen, wie es in diesem Lande nicht
möglich wurde, dass das Gemeinde- und politische Leben und
überhaupt die geistige Kegsamkeit auf eine höhere Stufe gelangte.
Je kleiner die Gemeinde, desto kleinlicher sind die Verhältnisse,
um so geringer die Mittel und Gegenstande des Gemeindehaus-
halts, desto weniger kann etwas Ordentliches angeregt und unter-
nommen werden. Um so geringer ist aber auch das sonstige Zu-
sammenleben imd "Wirken der Einwohner, um so seltener die
Einführung von Fortschritten und Verbesserungen, um so schwie-
riger die Verbreitung von Kenntnissen und Bildung. Daher sehen
wir das Volk auch gerade in seinen wichtigsten Interessen so weit
zurück und beim Alten. Hergebrachten verbleiben. Auch gründet
6Q I. Land, Volk und Verwaltung.
sich darauf der Umstand, dass die Jugend, wenn sie einmal hinaus
und in grössere Orte und Städte kommt, keine Freude mehr hat, an
den heimathlichen Herd zurückzukehren, und es erzeugte diess auch
die Folge, dass Mangel an Gesinde entstand und die Löhne längst höher
hinaufgingen, als es sonst wo der Fall ist oder bisher schon war.
Wenn es in Lothringen nie viel Industrie gab und dieselbe
sogar in der Hauptstadt Metz nicht zu ordentlicher Bedeutung
kommen konnte, so beruht diess auch wieder auf diesem Um-
stände, weil ein Land mit lauter kleinen Gemeinden auch niemals
grössere Städte erzeugen und ernähren kann, denn wenn auf
dem Lande auch keine Lebens- oder Nahrungsnoth herrscht und
die Leute bei ihrer Genügsamkeit ihr Auskommen haben, so sind
docli ihre Bedürfnisse gering, und in einem kleinen Dorfe wett-
eifern die Leute auch nicht durch die Mannichfaltigkeit der Be-
dürfnisse, von welchen sie bloss das Nothwendigste kennen lernen,
weil das, was am Ende ein Gutsbesitzer in der Nähe davon zur
Schau bringt, nicht zur Nachahmung reizen kann, wenn auch die
Mittel dafür da wären. Sogar geistig und in der Behandlung der
Landwirthschaft wird sich Niemand zu Wetteifer angespornt fühlen,
denn es fehlt die Mannichfaltigkeit der Concurrenz und geistigen
Bildung, ja selbst einen ordentlichen Schulmeister kann die Ge-
meinde nicht bezahlen, und desshalb sind sie ganz zufrieden mit
den Schulbrüdern und Schulschwestern, die ihnen wenigstens direkt
billiger zu stehen kommen.
Von einem Lande von fast einer halben Million Einwohner
sollte man erwarten, dass es wenigstens einige mittlere Städte
hättej zu eigentlichen Städten gelangte aber der Bezirk nicht, und
was davon da ist, verdankt seine Entstehung noch der Zeit der
deutschen Herrschaft. Die französische Verwaltung war auch nie
auf Beförderung des Städtewesens bedacht. Der ganze Bezirk hat
nur eilf Orte mit mehr als 30(JÜ Einwohnern, nur zehn mit mehr
als deren 2000. Von den ersteren köinien nur Melz mit 51,332 Einw,
(mit Militär), Dicdcnhofcn mit7'i07E., Saargcmünd niit(i863 Einw.,
Forbach mit 5411 Einw., Pfalzburg mit 4145 Einw., Sannilbeu
mit 33()J) Einw. und Bilsch mit 3047 Einw. auf den Städtenamen
Anspruch machen^ Ars mit 5371 Einw., Hayiiigen mit 4004 Einw.,
Sliriiigcn mit 3.50H Einw. und Moycuvrc mit 30N1 sind bloss Fabrik-
orle mit Arbcilerkolonieii, aber durchaus keine Städte. Von den
Ofineinden der zweiten Art, 2000 — *iiH)9 Einw., findet sich je
eine im Kanton Sainburg von mehr mIh '2850 Einw., in den Kan-
tonen .Metz und St. Avold von '280<» Einw., in Dieuze von 27.')t» Einw.,
8. Ciemeinden.
61
Pfalzburg von 2550 Einw., liolchen von 2450 Einw. , Vic von
2300 Einw., Saaralben von 2250 Einw., Chäteau-Salins von
21(KJ Einw.' und Sierck von 2050 Einw. Ferner haben je eine Ge-
meinde die Kantone Bitseh von 1050 Einw., St. Avold von 1900 Einw.,
Falkenberg, Saarburg und Saargemünd von 1850 Einw., Busen-
dorf von 1750 Einw., Bitsch von 1700 Einw., Lörchingen von
J650 Einw., Kattenhofen und Kolnbach von 1600 Einw., St. Avold
von 1550 EinAv., Gorze von 1500 Einw., Metz und Diedenhofen
von 14(X)Einw., Metzerwiese, Bitsch und Saargemünd von 1350 Einw.,
Busendorf, Diedenhofen, Forbach, Finstingen, Lörchingen je 1
und Saargemünd zwei von 1300 Einw., Metz eine von 1250 Einw.,
Gorze, Fange und Forbach von 1200 Einw., Diedenhofen und
Grosstäniichen je eine und Hohrbach zwei von 1150 Einw. Alle
übrigen Gemeinden haben unter 1100 Einw.; die Kantone Chateau-
Sahns, Delme und Dieuze haben gar keine Gemeinden von 650 bis
1000 Einw. Es dürfte sehr bezeichnend sein, die nachstehende üeber-
ßicht zu vergleichen, wornach die Gemeinden sich also vertheileu:
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1413
i 611
1
T
1
Finstingen . .
Lörchingen . .
Pfalzburg . .
Rixingen . .
Saarburg . .
Kreis . . .
Bitsch . . .
Rohrbacli . .
Saargemünd .
Wolmüuster
Kreis . . .
Ix)thringen . .
Unter -Elsasa .
Ober-Elsass
1
1
~2
~4
1
1.
14
1
1
2
2
"4
30
5
3
1
5
1
7
14
11
6
Man wird auf den ersten Blick hieraus erkennen, dass sieh in
den Gegenden mit deutscher Bevölkerung die wenigsten kleinen
Gemeinden befinden, die meisten dagegen in den westlichen Kan-
tonen mit französischer Bevölkerung, und dass ebenso die deutschen
Kantone mehr Gemeinden mit den mittleren Bevölkerungszahlen
besitzen. Die Gesammtzitlern werden in diesem Sinne auch die
Vergleichuug mit dem Elsasse erleichtern, und sei nur erwähnt,
dass Lothringen 750, Unter-Elsass 560 und Ober-Elsass 384 Ge-
meinden enthält. Vielfach kommt die Bildung so kleiner Orte da-
her, dass im sechszehnten und siebeuzehnten Jahrhundert durch den
Krieg so viele Dr»rfer fast ihre sämmtlichen Bewohner verloren
und sich nicht mehr erheben konnten, während später durch Aus-
rodung von Waldungen sich kleinere Ortschaften bildeten, die
keinen Zuwachs erhielten. Ohnehin hat der Mangel an eigent-
licher Industrie die (hte nicht anwachsen lassen, denn die Ihiupt-
beschäftigungen neben Landwirt hschaft und Viehzucht, wie z. B.
die Strohllechterei, Weberei u. dgl., verlangten kein dichtes Zu-
sammenleben und ist auch sonst viel in Weilern und Oebirgshöfen
anzulretlen. Uebrigens ist die Regierung an diesen 'Ihatsachen
selbst viel Ursache und hat es wenigstens verschuldet, dass nicht
mehr Orte zu Gemeinden /usammen gelegt wurden. Das Jahr 1793
schuf eine Menge kleiner (icmeinden, indem die Leute ihren Willen
erfüllt bekamen. Die Herrschaft der Con.stitution des Jahrs III
unterdrückte dieise Individualisirung dadurch, dass die Kantonal-
municijialität an Stelle jener der Di'trfer tral; jedoch stellte das
Koiisuiiit den iiilcn /.iiHliind w icdrr Iirr. indem im .Mosi'ldepurle-
9. Häuser, Familien. ()3
ment, das vor dem letzten Kriege 619 Gemeinden hatte, nicht
weniger als 932 Mairien errichtet wurden. In den fünf letzten
Jahren des Kaiserreichs trat aber eine Reaction dagegen ein, in-
dem die staatsmännischeren Oberbeamten das System für zu klein-
lieh und nachtheilig erachteten. Es wurden daher viele Gemeinden
unterdrückt und mit anderen vereinigt, so dass sich ihre Zahl sehr
bedeutend verminderte, und zwar um mehr als 300. Während
der Restaurationszeit 1814 — 1830 wurde daran nicht gerüttelt und
nur wegen der Veränderungen durch die Abtretungen und der
besseren Gestaltung der Kantone wurden drei Gemeinden neu er-
richtet und eine aufgehoben. Aber seit dem Jahre 183U suchte
die Regierung das Volk in den Dörfern damit für die Wahlen zu
ködern, dass man ihm darin den Willen Ihat, einzeli;e (Jemeinden
wieder zu zerreissen. Während das Kaiserreich über 300 Mairien
aufgehoben hatte, wurde deren Zahl von 1830 — 18G0 um mehr
als 60 vermehrt, und diess ging auch später noch so fort, wie
denn auch alljährlich Gesuche um Trennung mancher Gemeinden
eingehen. Eine einsichtsvolle Regierung sollte aber gerade das
Gegentheil wollen und nach der Bildung von grossen Gemeinden
streben, wie etwa die Bürgermeistereien in Rheinpreussen, wofür
dann auch eher eine genügende Anzahl tüchtiger Maires gefunden
werden kann und wobei dann die Gemeindemittel auch reichen,
um etwas Tüchtiges zu leisten, während wieder Manches erspart
wird, da verschiedene Bedürfnisse einer kleinen Gemeinde gerade
so hoch zu stehen konnnen, als einer doppelt so grossen.
9. Häuser, Familien.
Wie schon bei den Grössenverhältnissen der Gemeinden der
Unterschied zwischen dem deutschen und französischen Sprach-
gebiete sich zeigte, eben so und vielleicht noch schärfer tritt er
in Bezug auf die Vertheilung der Bewohner auf die Häuser und
Familien hervor. Wo sich Abstammung und Sitte deutscher
Art finden, da pflegt auch das Haus grösser und die Familie zahl-
reicher zu sein und wenn auch der Unterschied der Ziffern nicht
so gross erscheint, so macht hier doch schon das geringste Pro-
cent einen weiten Abstand aus. Nachstehende Uebersicht zeigt diese
64
I. Land, Volk und Verwaltur«
Verhältnisse sehr klar: es sind dabei zuerst die deutsehen, dann
die getheilteu, und endlich die französischen Kantone aufgeführt
Es kommen Personen nuf ein
und zwar nach der Lage
Bitsch . . .
Wolmünster .
Rohrbach . .
Saargemünd .
Forbach . . .
St. Avold . .
Saaralben . .
Grosstännchen.
Pfalzburg . .
Saarburg . .
Finstingen . .
Holchen . . .
Busendorf . .
Fulkenberg . .
Metzerwiese
Sierck . . .
Kattenhofen
Diedenhofen .
Fontoy . . .
Lörchingen . .
liickingen . .
Albesdorf . .
Dieuze . . .
Vigy ....
Fange . . .
Metz ....
Gorze. . . .
Verny . • •
Dehne . . .
Chäteau-Saliiis
Vic ....
Bei der Beiechnung der IVocentsätze sind die vier grossen Ar-
beiterkoluuien der Kisenwerke Ars, Hayingen, Moyeuvre und Stl-
ring nicht cinhegrillen, da sie die Kichligkeit des Resultats bcein-
triichligeii würden. Kbenso sind (he Knntone in ihrer (ian/heit nuf-
gcfiiHst, ohne bie nnch der Spraehgrünze zu trennen. In solchen
(fnlnzkanlonen tnil zweierlei S|)nichen ist nntürlich der nchergnng
Häuser:
Familien:
Haus :
Familie
. 2486
3272
6,17
4.69
. 1817
1876
4.89
4,74
. 2969
3072
4,95
4.79
. 3721
5131
6,38
4.39
. 3418
1293
5,76
4.73
. 2859
3285
5,00
4.35
. 2698
:3256
5,11
4M
. 3531
3805
4,29
3^70
. 3392
3^6
4,92
4.31
. 3318
3831
4.91
4.28
. 2373
2592
4.82
4.41
. 3731
3958
4.08
3,82
. 4117
1161
4,19
4.14
. 3583
3-583
4,17
3,85
. 3261
3300
3,85
3^81
. 2817
2887
4,62
4,51
. 3726
3S57
4,33
4,19
. 1699
6600
5,14
3,96
. 1495
1695
4,50
3,94
. 2195
2387
4.0.S
3.75
. 1834
2082
4.'24
3,72
2.525
2753
4,21
3,88
. 2238
271(J
4,19
3,()6
. 2363
23(^9
3 3S
3^37
3231
3125
3,59
3,39
1928
iWW.)
4,()2
3,77
. 3J92
4584
4,33
3,46
3115
3545
3,59
3.39
. 3(r21
3297
3,()3
3,32
. 2777
3310
4,21
3,53
. 2053
275(>
4,55
3 39
9. Häuser, Familien.
65
nicht so schroff; umi aber auch diese Unterschiede zu zeigen, möge
hier die Berechnung nach dem deutschen und französischen Theiie
folgen. Folgende sind die sprachgemischten Kantone mit ihren Be-
wohnern und Procenten : Es kommen von den Einw. aut
ein
laus :
eine Familie:
Deutsclie:
Franzosen:
Deutsche
Franz.;
Dcutsi-he
Franz.:
Saarburg . .
13,483
2961
5,08
4,24
4,37
3,95
Finstingen . .
10,547
895
4,85
4,49
4,43
4,14
Albesdorf . .
7380
3332
4,32
4.06
3,98
3,70
Grosstännchen .
12,275
2916
4,34
4.10
4,09
3.62
Falkenberg . .
7984
6967
4,23
4,10
4,05
3,69
Bolchen . . .
13,632
1758
4,14
3,93
3,92
3.63
Metzerwiese
10,666
1933
3,93
3,50
3,8{>
3,57
Diedenhofen
7971
18,065
6,00
5,32
4,01
3,91
Berücksichtigen wir diese Verhältnisse und lassen wir die Stadt
Metz bei Seite, weil daselbst das Verhältniss der Franzosen und
Deutschen noch nicht ermittelt ist, so ergeben sich für die einzelnen
Kreise folgende Ziffern:
Deutsche :
Franzosen:
Metz CLand) . .
. . —
71,400
Bolchen ....
. 38,887
8725
Forbach ....
. 60,943
2916
Diedenhofen . .
47,842
26.640
Saargemünd . .
. . 62,844
—
Chäteau-Salins .
7380
45,421
Saarburg . . .
40,719
20,606
zus. 258,615 175,708
Selbstverständlich ist es, dass die Orte nur nach dem Vor-
herrschen der Sprache classificirt sind, wobei sogar noch das
deutsche Element zu kurz zu kommen scheint.
Stellen wir nun auch die nach dem Sprachverhältnisse ge-
schiedenen Ziffern für die Häuser und Familien zusammen, so er-
geben sich folgende Thatsachen für die Kreise:
Französische Deutsche
Häuser: Familien: Häuser: Familien:
Metz (Landkreis) .
17,032
19,952
—
. —
Bolchen ....
2143
2396
9291
9609
Chäteau-Salins . .
10,911
13,006
1706
185(>
Diedenhofen . . .
5421
6848
10,580
11,491
Forbach ....
711
804
11,798
13,835
Saarburg ....
472<S
5434
8416
9327
Saargemünd . . .
—
—
10,996
13,654
zus.
40,944
48,440
52,787
"59,772
Huhn, Deutsch -Lothringen.
5
<36 I. Land . Volk und Verwaltung.
Es kommen somit auf je ein
Französisches Deutsches
Haus: Familie: Haus: Familie:
4,19 — 3,57 —
4,00 4,18 8,64 4,04
4.16 4,32 3,49 4,16
4,91 4,52 3,89 4,16
4.10 5,16 3,60 4,10
4.36 4,83 3,79 4,36
Metz (Landkreis)
Bolchen . . .
Chäteau-Salins
Diedenhofen .
Forbach . . .
Saarburg . .
Saargemünd .
5,89 — 4,60
Im ganzen Bezirke kommen also auf ein Haus und eine Familie
Haus: Familie:
Franzosen . . 4,29 Ein^'. 3,62 Einw.
Deutsche . . . 4,89 „ 4.32 „
Im Ganzen 4,63 Personen auf ein Haus und 4.01 auf eine
Familie.
Die Ursachen dieses Unterschieds zwischen der deutschen und
französischen Bevölkerung sind bekannt. Der Deutsche liebt das
Familienleben, hat daher auch mehr Kinder und die deutsche Be-
völkerung hält mehr Hausgesinde, da sie ihr Besitzthum nicht so
zersplittert hat, wie die Franzosen. Dieser Unterschied tritt auch
erheblich hervor, wenn man den Bezirk Lothringen mit dem El-
sasse, ebenfalls ohne die Städte Strassburg und JNIühlhausen, ver-
gleicht. Es kommen auf ein
Huus:
Familie:
in Lothringen
4,63 Einw.
4,01 Finw
.. Unterelsass
. . 5,36 ..
4,3(; „
., Oberelsaps
. H,*i3 „
4,49 .,
Das Elsass zeigt denselben Unterschied ebenfalls, wenn man
den früher zum Meurthedepartement gehörigen und mehr franzö-
wirten Kanton Molsheim mit den übrigen vergleicht. Sogar bei
den rein Ackerbau treibenden Kantonen beträgt die Zahl für ein
Haus mindestens 5,17, für eine Familie 4,28, aber in Molsheim
haben wir nur die Zillern 4,93 und 4,08. Würde nuui endlich
die einzelnen Kantone des Oberelsasses, worin starke Industrie
herrscht, in Vergleichung bringen, so träte der Unterschied noch
weit mehr hervor.
10. Wohnungen. 07
10. Wohnungen.
Fast in nichts Anderem drücken sich die EigenfhüniHchkeiten
von Lothringen so sehr aus als in der Anlage der Ortschaften, der
l>auart der Häuser und in der inneren Hinrichtung derselben und
wenn man vom Elsass her etwa über Hagenau und Keichshofen
das Land betritt, wird man sofort auf den Unterschied auf-
merksam, der zwischen dem Elsass, sowie den angränzenden
deutschen Ländern und Lothringen herrscht. Dies mag in früheren
Jahrhunderten noch nicht so scharf ausgeprägt gewesen sein
und mehr an deutsche Sitte Erinnerndes bestanden haben, allein
die Kriege des sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderts, welche
das Land ganz verödeten und den Untergang zahlreicher Orte
veranlassten, endeten mit der Niederbrennung und Zerstörung
fast aller Orte auf dem Lande und als man später wieder daran
ging dieselben neu aufzubauen, musste man sich mit der ein-
fachsten und billigsten Weise behelfen und die neuen Ansiedler
aus dem Innern Frankreichs brachten die französische Art mit
und so entstanden denn die Dörfer und Häuser in der Weise,
wie wir sie heute nocii sehen, denn es steht fest, dass in dieser
Hinsicht seither eine Veränderung oder ein Fortschritt nicht er-
folgt ist.
Die deutsche Weise ist, dass die Gemeinde in der Kegel aus
einem einzigen und zwar etwas grösseren Orte besteht, wozu nur
etwa einige Höfe und selten noch ein Weiler gehört, dass das
Dorf verschiedene Parallel- und Seitengassen, ausser jener an der
Hauptstrasse, enthält, die Häuser sich so um die möglichst auf
dem höchsten Punkte gelegene Kirche reihen, das abgeschlossene
Dorf aber auf allen Seiten von Gärten mit Obstbäumen umgeben
ist und so mitten zwischen den Kornfeldern und Wiesen eine
frische, grüne Oase bildet. Dabei bildet fasst jedes Haus mit den
dabei stehenden, aber meistens davon getrennten Scheunen und
Stallungen wieder ein abgeschlossenes Ganzes, das möglichst durch
ein Hausgärtchen von dem anderen getrennt ist, steht also, wenn
thumich, frei, ist aus Balkenwerk mit Backsteinmauern oder auch
ganz, wenigstens im unteren Stockwerke, aus Steinen erbaut und
umfasst immer mehr Räumlichkeiten , als gerade für eine Familie
nothwendig sind, ermangelt aber auch nur selten eines Keller-
raums und hat einen abgeschlossenen Hof. Man erkennt daraus
unschwer, dass diese Bauart mit dem Familien- und Heimaths-
68 ^' Ji'Ufl- Volk und VerwaUung-.
sinne der Deutsehen zusannnenhängt und jedem seine Eigenthiini-
lichkeit und Unabhängigkeit wahren soll. Damit wird es aber in
Lothringen sofort ganz anders und nur in den Griinzorteu gegen
das Klsnss und im Norden finden langsamere Uebergänge statt,
insoferne noch ältere Dörfer und Häuser bestehen und nicht jene
kriegerische Sündfluth auch hier vollständigen Wiederaufbau der-
selben nothwendig gemacht hatte.
In Lothringen siedelten sich die Leute nach jener Zeit fast
durchgängig zu beiden Seiten der Strasse an und entstand daher
meistens nur eine einzige Dorfgasse, zu der höchstens noch die
eine oder andere dadurch kam, dass sich vom Dorfe noch eine
Seitenstrasse abzweigte, die dann auch mit Häusern besetzt wurde.
Ein vollständiges Strasseunetz zeigt ein solches Dorf sehr selten
und auch dann darf man annehmen, dass dazu in der Regel die
noch erhalteneu Grundmauern des früheren Dorfs Veranlassung
gaben. Die Häuser selbst stehen entweder, wie in den Städten,
dicht an der Strasse und meistens an einander angebaut, oder
zwischen ihnen und der Strasse liegt ein Streifen Land frei und
dient dazu, den Mist unter den Fenslern und neben der Thüre aus-
zubreiten, wobei die Jauche durch die Strassenrinne abfliesst, und
Wagen oder anderes Geräthe aufzustellen, was dem Dorf ein un-
reinliches, oft widerliches Aussehen gibt, zumal wenn, wie es vor-
konnnt, dazwischen ein sogenanntes Herrenhaus mit Allane steht,
die also gerade über dem Misthaufen thront. Dass die Kirche
auf einem freien Platze steht, kommt seltener vor; häufig findet
man sie seitwärts an der Strasse und öfters auch ausserhalb des
Dorfs, was daher kommt, dass sie wenigstens in ihren Haupt-
mauern noch von früher stammt und das neuaufgebaute Dorf mohr
an die Strasse gebaut wurde.
Die deutschen Häuser bieten dem Auge durch ihre Farbe und
die Abwechslung darin einen wohlthuenden Anblick, zumal wenn
das Haikenwerk durch eine dunklere Farbe herv()rgelu)ben ist;
die lothringischen Dorlliäuser haben aber alle eine einrörmige
Flüche und eine graue oder braungelbe Tünche, welche durch den
liegen nach und nach in eine wahre Dreckfarbe übergeht und den
Anblick so unfreundlich gestaltet. Die FcnsteigcsimHC sprii1f|en
entweder gar nicht, oder docli nur unbedeutend hervor, und auch
die« bemerkt man nicht, weil sie nicht durch eine dunklere Fär-
bung hervortreten. Es sieht vielmehr die Aussenwand so aus,
als ob in dieselbe lediglich viereckige längliche liöcher gcschliigcn
«eleu, in "eiche boduim «li»- l'cnster eingesetzt wurdiiu. Selbst
10. Wohnungen. 69
Fensterläden, meistens sogenannte Jalousieläden, kommen weniger
oft vor. Den trostlosesten' Anblick verursacht aber der Umstand,
dass man eigentliche Dachgesimse fasst gar nicht kennt, sondern
der Kopf des Dachs einfach auf der Ecke der flauer aufsitzt, so
dass von unten gesehen die Häuser gar keine Dachbedeckung zu
haben scheinen und man meint, es seien lauter Ruinen, die von
einem Brande herstammen. Dadurch, dass das Dach nicht durch
ein Gesimse hervorragt, fehlt nämlich oben der Abschluss, der
Regen mit dem Staub und Schmutz des Dachs läuft an der Wand
herunter und so erhält dieselbe denn auch dadurch das Aussehen,
als ob die Verunstaltung und der Schmutz durch Feuer und Feuer-
spritzen entstanden seie. Ein Gesims oder eine Gipsverzierung,
um die einzelnen Stockwerke von einander abzuschliessen und so
für das Auge Anhaltspunkte und Abwechslung zu bieten, wird
auf dem Lande gewöhnlich als unnöthiger Luxus angesehen. Diese
Bauart und dies äussere Aussehen der Häuser ist übrigens nicht
blos dem Lande eigenthümlich; es ist ganz ebenso in den wenigen
Städten und selbst iu Metz und bieten daselbst nur einzelne anders
construirte Häuser und die dunkelfarbige Holzverkleidung der Laden-
lokale eine Abwechslung.
Die Aussenmauern sind in der Regel nur von geringer Dicke
und ausserdem enthält das Haus nur noch zum Abschluss des
Gangs eine ganz steinerne flauer oder doch ein ausgemauertes
Balkenwerk. Alle übrigen Wände sind einfach durch Bretter ge-
bildet und zwar in folgender Weise. An den unten und oben
hinziehenden Balken werden aufrecht stehende Bretter immer im
Abstände von etwa einem C'entimeter von einander befestigt und
dann in gleichem Abstände auf dieselben, aber quer, eine zweite
Reihe Bretter aufgenagelt und diese Bretterwand sodann aussen
mit Gyps verputzt. Weil die Wand auf diese Weise nur dünn
wird, 80 tritt der Thürrahmen um so mehr hervor, oft um 4 Centi-
meter. Dies ist zugleich Ursache, dass die Kamine so selten aus
der Mitte des Dachs hervorragen, sondern auf die steinerne Aussen-
mauer aufgebaut sind. Die altfranzösischen, breiten Kamine sitzen
daher sehr oft auf den Ecken der Häuser und pflegen zugleich
sehr hoch zu sein, auf der Spitze jedoch häufig noch einen kleineren
überbau oder Aufbau zu haben, was den Häusern ein sehr sonder-
bares Aussehen verleiht. Das Dach selbst ist gewöhnlich flach
und mit lauter Hohlziegeln gedeckt, welche mehr Gewicht haben
und daher auch dem Winde besser trotzen. Solche Dächer haben
keine sog. Dachfenster und Dachkammern^ wo aber dergleichen
70 !• I-aiid, Volk und Verwaltung-.
angebracht werden sollen, da ist das "Dach steil und hat gewöhn-
lich über den Gaupeukammeru noch eine zweite, flachere Etage.
Da die Kamine sehr hoch sind, werden sie oft durch eiserne
Staugen festgehalten, was dann dem Dache das Aussehen eines
aufgetakelten Schiffs mit Masten verleiht.
Man findet auffallend wenig Fenster und Thüren nach aussen
und dies hatte seinen Grund in der französischen Steuergesetz-
gebung, welche Fenster und Thüren nach ihrer Zahl besteuerte,
so dass man also deren so wenig als möglich anbrachte. Im
Grunde genommen besteht dies Steuersystem auch heute noch,
obschon man doch so vernünftig war, besonders in den Städten,
diese Steuer nach dem Miethswerthe der betreffenden Wohnungen
zu berechnen, ohne freihch den alten Namen aufzugeben. In
grösseren Orten und Städten kommt es viel vor, dass nach der
Strasse zu blos eine hohe Mauer mit Thor steht und hinter dem
Hofe erst das A\'ohDhaus kommt. Litzteres hat dann häufig noch
eine ganze Anzahl von kleinem Höfchen im Innern des Gebäudes,
die lediglich dazu bestimmt sind, den Zimmern Licht zu verschaffen
und doch nicht mehr Aussenfenster zu bedürfen. Es veranlasst
dies nicht blos eine grosse Platzverschwendung, sondern auch eine
sehr unbequeme Eintheilung der Zimmer und einen Ueberfluss an
kleinen Treppen und Gängen und in vielen Wohnungen kann mau
vom Gange nur in ein Zimmer gelangen und von diesem erst in
die anderen, was Alles auch nur zum Zwecke hatte, die lästige
Steuer zu mindern, aber natürhch die grössten Unbequemlichkeiten
mit sich bringt.
In keinem Lande findet nutn so viele schmale, aber desto
liefere und gewöhnlich mit solchen Höfchen versehene Häuser,
wie in Lothringen. In den Städten gibt es viele solcher, die in
der Fronte nur zwei, ja selbst nur ein Fenster haben. In den
Dörfern führt gewöhnlich von der Ilausthüre ein langer, schmaler
Gang durch das ganze Gebäude nach dem Hofe, Hinterhaus und
Oekonomiegebäude. Der Eintritt erfolgt auf dem Lande zunächst
in die grosse Küche, die meistens ziemlich finster ist. Hier be-
findet sich in der Mitte der Hückwand ein breites Kamin, worin
auf Steinplatten und nur wenige Ceutimeter über dem Hoden ein
I-'euer brennt, auf das ein Kost zum Kochen gestellt ist. In der
•Mille den Kamin.s hängt un ('iner eisernen Kette der Supi)entoj»f
mIkt dem Feuer, und dasselbe hat in der Kegel nicht bloss das
Kamill, sondern hucIi die ganze Küche geschwärzt. Kochherde
nind erst in neuester Zt'it hier und da eingeführt, und zwar iiici-
Hj. Wohnungen. 71
stens eiserne oder blecherne Herde von Unkel in Kastatt oder
rheiniechen Fabriken. Im ganzen Lande werden keine solclie ver-
fertigt. Mit der Küche und der Kochkunst sieht es überliaupt
noch nicht sehr gut aus und ist Alles von der primitivsten Art.
Ein sehr bedeutender Kaum wird überhaupt in den Zimmern durch
die französischen Kamine weggenommen, welche sehr gross und
meistens mit Marmorverkleidung versehen sind und über der
Kaminplatte einen grossen Spiegel haben. Diese Kamine stammen
\on den Franzosen her, welche mehr aus dem wärmeren Süden
kamen; auch brauchte man früher das Holz nicht zu sparen,
während es jetzt so theuer ist, dass man beim Kaminfeuer sich
nicht mehr erwärmen kann. Die Leute sind desshalb aber noch
nicht auf den vernünftigen Gedanken gerathen, die alten Kamine
abzubrechen und an ihre Stelle russische Kamine zu setzen. Viel-
mehr setzt man vor diese grossen Kamine und daher so ziemlich
in die Mitte des Zimmers irdene oder Porzellanöfen und leitet
das Rohr unten oder an der Seite in das Kamin. Aber auch für
diese Oefen sorgt nicht etwa der Hauseigenthümer, sondern der
Miether muss sie mitbringen, so dass also bei jedem Umzüge der
Herd und Ofen mit wandert und dies last auch beim Abtritte
der Fall sein sollte. Mit Ausnahme ganz neuer Häuser gibt es
nämlich in ganz Lothringen keine ordentlichen Abtritte. In der
Regel besteht in jedem Hause nur ein einziger solcher, und zwar
im Hofe und für alle Stockwerke, und wem diess nicht behagt,
der mag nur auch einen Nachtstuhl mitbringen. Gewöhnlich sind
auf der Strassenseite des Hauses, selbst in Metz, Blechröhren neben
denjenigen der Dachkandel angebracht, in welche vom Fenster
aus alles Abwasser und wohl auch der flüssige Inhalt der Nacht-
töpfe ausgeleert wird, ohne dass bis jetzt diesem Missstande ab-
geholfen wurde. Uebrigens drängen sich ziemlich viele Hand-
thierungen hier auf die Strasse. In Deutschland gehen in der
Regel die Werkstätten nach rückwärts in den Hof, in Lothringen
aber gewöhnlich nach der Strasse, und gar manche Beschäftigungen
werden vor dem Hause auf der Strasse betrieben, so z. B. von
Schreinern und Schlossern; auch pflegen die Spezereihändler den
Kaffee auf der Strasse zu rösten. Dass bei solchen Einrichtungen
nicht mehr Feuersbrünste entstehen, ist zu verwundern, denn
brennen einmal derartige Wände von Holz, so ist an ein Löschen
schwer zu denken, und nur die Weite der Kamine mag Ursache
sein, dass so selten Kaminbrände entstehen. Die Kamine selbst
werden mit Seilen. Ketten und Kugeln gereinigt, und zwar häufle
72 J- lanfl; Volk und Verwaltung.
von den Dienstboten selbst^ eigentliche Kaminfeger hat es bis
zur neuesten Zeit in Lothringen gar nicht gegeben und sie sind
jetzt erst in den Städten eingeführt worden.
Macht schon die Einförmigkeit der Häuser und ihrer Grup-
pirung, so wie der Mangel von Blumengärtchen vor und neben
denselben keinen malerischen Eindruck, so ist diess auch meistens
mit den Kirchen der Fall, welche selten von einem freien Platze
umgeben sind. Mit Ausnahme einer Anzahl neuerer Kirchen sind
dieselben meistens alt und unansehnlich und der ursprünglich
gothische oder romanische Styl der alten Kirchen ist in der Regel
seit dem Verfalle in den erwähnten Kriegen und durch spätere
Restaurationen im vorigen Jahrhunderte arg verunstaltet. In dem
ganzen früheren Metzer Lande sind die Kirchen inmitten der Fried-
höfe fast kastellartig erbaut und zur energischen Vertheidigung
hergerichtet gewesen, hatten oben krenellirte Mauern und erschienen
stark befestigt, was um so mehr nothwendig war, als es niemals
an kleinen Kriegen fehlte und die Stadt fast fortMährend mit den
benachbarten Grossen wie den Herzogen von Lothringen und zahl-
reichen Herreu zu kämpfen, Ueberfälle abzuwehren und zurück-
zugeben hatte. In solchen Zeiten flüchteten die Landbewohner
ihre beste Habe in die Kirchen und dieselben widerstanden oft
längere Zeit. Meistens haben die Kirchen viereckige Thürme mit
niedrigem Dache, doch linden sich auch hohe, spitz zulaufende
Thürme. Die innere Aussckmückung pflegt ziemlich einfach, ja
ärmlich zu sein, und die zeitweise Herausputzung durch künstliche
Blumen gibt ihnen noch ein todteres Ansehen. Die Friedhöfe
lagen früher durchgängig um die Kirchen und viele davon sind
noch im Gebrauche, ohne dass die Snnitätspolizei dagegen einschritt,
was erst künftig geschehen wird. Christusbilder, namentlich Orucifixe
an Strassen, in Kirchen und Häusern, sieht man nur spärlich mid
auch da sind sie meistens alt. Man scheint den Christuskultus
wenig zu kennen und zu beachten, wogegen man um so häutiger
und zahlreicher Statuen und Bildern der Maria begegnet, welche
meistens noch in gesehmackloser Weise gefertigt sind. Selbst das
französische Kriegerdenkmal in Marie aux-Chöues ist von einer un-
schiuicn Maricnstatiie tiberragt und auf den Seiten mit eingerahmten
Marienbildern umhängt. Es ist diess die schon acht Iranzösiöche
Sitte, welche in Frankreich darauf beruht, duss Maria zur Landes-
heiligr'n erklärt ist, was über im Metzer Land und Lothringen
früher nicht ho der Fall war. Nur in den erst zuletzt IVanzr)sisch
gewordenen Ivandestheilen trifHl man auf Dorfplätzen, an Kirchen
lU. Wohniingon. 73
und an Strassenkreuzungen auf grosse, steinerne oder hölzerne
Crucifixe. Auch sonstige Heiligenbilder kommen viel vor, Wall-
fahrten, deren man im Lande nicht wenige kennt, finden aber
nur nach Mariakapellen statt. So ziehen alljährlich sehr grosse
Schaaren vou Wallfahrern nach Notre-Dame de la Salette beim
Dorfe Villers- rOrme östlich von Metz, wie früher auch nach
St. Barbe und anderen Orten. Während in katholischen Ländern
im Innern Deutschlands in der Ecke der Hauernwohnstube das
Crucifix niemals fehlt und auf den Jahrmärkten solche einen ge-
suchten Handelsartikel bilden, findet man hier nur Marien- und
Heiligenbilder und in den Wirthschaften hängt daneben höchstens
nur noch ein Schlachtenbild aus der Zeit des ersten Napoleon oder
dessen Portrait mit seineu hervorragenden Generalen.
Eigenthümlich ist es den Dörfern, dass den Häusern meistens
ein ordentlicher Kellerraum fehlt und man selbst den Wein in
oberirdischen Remisen aufbewahrt. Wo Keller gegraben sind,
nehmen sie nur einen kleinen Raum ein und führt im Hausgange
eine Fallthüre zur Treppe in denselben. Es Hessen sich solche
jedoch leicht graben, da vielfach Mangel au Wasser ist und z. B.
alle Dörfer auf dem Hochplateau des linken Moselufers genöthigt
sind, Bassins oder kleine Teiche zur Ansammlung des Kegenwassers
anzulegen, worin sodann gewaschen oder das Vieh getränkt wird,
während bei Feuersbrünsten darin allein Wasser für die Feuer-
spritzen gewonnen werden kann. Doppelfenster zum Schutze gegen
Kälte im Winter sind selten, auch sohliessen Fenster und Thüren
in der Kegel nicht gut. Fensternischen kennt man fast gar nicht
und selbst in der Stadt Metz fehlen solche bei den grössten und
schönsten (iebäuden , sogar wenn dieselben ziemlich dicke Mauern
haben, wo bis auf den Boden reichende Fensternischen doch zu-
gleich eine Bauersparniss gewährten. Während in Deutschland
die Fenster in zwei Abtheilungen getheilt sind und die obere nie-
driger ist, bestehen sie in Lothringen nur aus zwei von unten bis
oben reichenden Flügeln, und zwar mit etwas grösseren Scheiben,
wie denn auch das Glas ziemlich billig ist. Man liebt es aber
sehr, die Jalousieläden geschlossen zu halten, und desshalb haben
auch die Häuser so oft ein vereinsamtes Aussehen, als ob sie un-
bewohnt wären. Es entspringt diess ganz dem Charakterzuge,
welcher die Leute, und besonders viel die Reicheren, veranlasst,
nach dem Hofe zu die Wohnung einzunehmen. Dielenboden sind
wenig gekannt; der Boden besteht regelmässig nur aus langen
Balken von 10 Centimeter Breite und dicht an einander gereiht.
74 J- Land. Volk und Vorwäliung-.
Häufig sind dieselben in parketbodenartiger Weise verschränkt.
Dadurch werden die vielen, durch Austrocknung des Holzes ent-
stehenden Si)alten im Boden vermieden und ist derselbe fester;
jedoch trocknet das dazu verwendete harte Holz beim Aufwaschen
nicht so leicht und ist man daher gewöhnt, den Boden entweder
mit Wachs zu wichsen oder mit Oelfarbe anzustreichen. Auf dem
Lande und auch vielfach in der Stadt sind die Zimmer niedrig;
wo es aber nur angeht, werden Gvpsverzierungen angebracht und
gibt es viele etwas gewölbte Decken mit Stuccaturarbeiten. In
manchen Häusern von Metz, wo die Zimmer, besonders des Erd-
geschosses, sehr hoch waren und man sie seit der Vertheuerung
des Holzes nicht so leicht erwärmen konnte, hat man mehrere
Fuss unterhalb dieser gewölbten Decke mit Brettern und Gyps-
anstrich eine zweite Decke angebracht, um die Zimmer niedriger
zu machen und die Wärme mehr herabzudrücken.
Wo es die Räumlichkeiten gestatteten, hat man Doppelthüren,
d. h. Thüren mit zwei Flügeln, angebracht und sind dieselben
dann ziemHch hoch. Das Beschlag derselben liebt man von blankem
Messing zu haben, und zwar hat man keine Thürklinken zum
Drücken, sondern zum Drehen; vielfach fehlen aber auch solche
und vertritt ihre Stelle einfach ein Schlüssel, deren dann zwei an
der Thüre angebracht sind, der eine zum Oelfnen, der andere
zum Verschliessen. lieber allen Kaminen sind Spiegel angebracht
und Fremde erstaunen leicht über den Luxus, der in allen Woh-
nungen mit Spiegeln herrscht. Dieselben sind aber in die Wand
eingemauert mid Bestandtheile des Hauses, eine Sitte, die sich
darauf begründet, dass dadurch dieser Luxusgegenstand nicht zur
Mobiliarsteuer herangezogen werden konnte. Diese Spiegel sind
meistens recht breit und hoch und durch das feste Einmauern
auch sehr haltbar, wie überhaupt die Spiegelgläser fast immer
rein und durchaus untadelhaft eben zu sein pllegen. In Gast-,
Kiiflee-, Wein- und Bierhüusern sind an allen Wänden in ge-
ringem Abstände oft 1*2 — '20 solcher Spiegel angebracht und ge-
währt diess wegen der Vergoldung der Balimon ein reiches Aus-
sehen, \\'ie es underwürts den Kaum grösser erscheinen lässt.
Zur Verminderung der Mobiliarsteuer sind in allen Wänden zahl-
reiche ^^'a^dschränke nngcbrachl, so dass nuiu hier zu Lande
KleiderK'hrünke, Chillonuier« u. dgl. gar nicht iiiHhig hat, ja nicht
cinnuil nufstt'llen kann. Es wird dadurch auch das Aufhängen von
(iiinälden er.'^chwert. Doch linden sich auf dem Laude noch viel-
fueli alte, oft gesclinilzle Niissbaumschränke und Biiflets, die mit
10. ^VohllUl)y■^•n. 75
ihrem blanken Messingbeschläg sehr alterthünilich aussehen. Hier
und da sind solche Wandschränke so tief, dass darin ein Bett
angebracht ist, so dass man zum Schlafengehen bloss den Wand-
schrank zu öffnen braucht. Ist hiernach im Ganzen die Zahl der
vorhandenen Mobilien sehr klein und besteht sie nur aus Kanape,
Stühlen und Tischen, etwa noch mit einem Secretär oder Butfet,
so fehlt doch fast in keinem Hause und besseren Zimmer über
dem Kamin eine Pendule, sowie irgend eine Vase u. dgl. Diese
Pendulen sind übrigens hier so allgemein verbreitet, dass sie bei
Möbelhändlern und Trödlern immer dutzendweise zum Verkaufe
aufgestellt sind, wie denn auch alte Mobilien aus den Glanzzeiten
des französischen Hoflebens sehr häufig aus der Hinterlassenschaft
von Pensionären versteigert werden und von einer B'amilie an die
andere übergehen. Ueberhaupt findet man in Metz und in den
zahlreichen Landhäusern, die oft kleinen Schlössern gleichen, noch
ungemein viele Ueberbleibsel aus den luxuriösen Zeiten von Lud-
wig XIV. und Ludwig XV., welche aber freilich auch zeigen, wie
die Familien inzwischen heruntergekommen sind, denn der Glanz
ist vielfach verblichen und am Ueberreste hat der Zahn der Zeit
genagt.
Es scheinen in Lothringen niemals gesetzliche Bestimmungen
über Einhaltung der Strassentlucht und Breite der Strassen und
Wege bestanden zu haben, denn überall ist durchaus unregei-
mässig gebaut. Selbst in Metz ist seit langer Zeit nichts mehr
für Verbreiterung und Geradlegung der Strassen geschehen. Was
aber eine noch grössere Unzierde und Verunstaltung für die Strassen
bildet, diess sind die so oft vorkommenden langen und hohen,
häufig sogar haushohen Mauern ohne alle Ihüren und Fenster,
welche besonders an Klöstern und Häusern vielfach vorkommen
und in ihrem unteren Theile jetzt zum Aufkleben zahlreicher
grosser Plakate benützt werden. Es erhalten dadurch die be-
treffenden Strassen ein verödetes Aussehen und vermindert den
Werth der übrigen Gebäude. Besonders aber hemmen die häufig
so engen Gassen und Wege den Verkehr und haben eine ganz
eigenthümliche Bespannung und Art der Lastwagen verursacht.
Ausser der Kirche befindet sich in den Dörfern gewöhnlich kein
besseres Gebäude aus früherer Zeit und nur in den letzten Jahr-
zehnten hat man begonnen, da und dort ein Gemeindehaus Mairiej
zu erbauen, welches zugleich für die Schule und zu anderen
Zwecken dienen muss. Früher mussten die Gemeinden auch die
Wohnung für die Gendarmerie stellen, was al)er in jüngster Zeit
7(5 I. J.jukJ. Volk und Vcrwallung-.
abgeschafft wurde. Mit den Feuerlöschutensilien ist es meistens
nicht sonderlich gut bestellt. Nachtwächter scheint man gar nicht
zu kennen 5 aber ebenso wenig eine ordentliche Feuerschau und
sorgfältige Handhabung einer Kauordnung.
Sehr häufig findet man auf dem Lande wie in der Stadt, dass
die Räume für Aufbewahrung von Heu und Stroh und die Stallung
nicht vom Hause getrennt sind, sondern einen Theil des unteren
Stockwerks einnehmen, so dass man vom Hausgange auf der einen
Seite in das Zimmer, auf der anderen in den Stall tritt. Es ist
dies nicht blos feuergefährlich, sondern auch der Gesundheit
schädlich. Ebenso kommt es zu oft vor, dass die Brunnen sieh
ganz in der Nähe der Abtritte und Düngerhaufen befinden. Ueber-
haupt wäre in gesundheitspolizeilicher Hinsicht noch sehr Vieles
wünscheuswerth, aber es ist leider niemals viel dafür geschehen.
11. Trachten, Sitten.
Obschon ein aufmerksamer Beobachter überall noch den deut-
schen Ursprung und deutsche Entwickelung zu erkennen vermag,
so hat doch schon in gar vielen Dingen der französische Einfluss
überwuchernd eingewirkt und manche alte Gewohnheiten und
Sitten abgestreift. Besonders ist dies bei Dingen der Fall, wo
das Aeussere den Ausschlag gibt und die Mode ihre Herrschaft
ausüben kann, wie bei der Tracht. Du das Land eine Ackerhau-
bevölkerung hat und Gewerbe fast nur in Städten und grösseren
Orten ihre Stätte aufschlugen, so erklärt es sich leicht, dass der
deutsche Fuhrmannskittel oder die französische Blouse bei den
Männern allgemeinen Eingang fand, ist sie doch billig und auch
bequem und entspricht zu gleicher Zeit der französischen Gleich-
macherei. Die Blouse ist durchgängig von blauer larbe und nur
in Städten wählen Einzelne, meist Gewerbetreibende, graue oder
braune Blousen. Man darf sich in Lothringen nicht dadurch stören
lassen, wenn in den ersten Gast- und KafTeehäusern neben moditc-h
und fein gekleideten Herren solche lllun.senmiinner sitzen, koninit
V8 doch vor, daö.s neben ihnen ihre Frauen und l'öchtcr, nach der
neuesten Pariser Mode gekleidet, einher gehen. Nur im Osten
und in den bergigeren Gegenden finden «ich noch Ue.ste der älteren
11. Trachten, Sitten. 77
Männertraeht, wovon sich einzelne IJeslandtheile unverändert er-
halten liaben, wie Kappe, Wamms und Hosen. Man trifl't jetzt
aber auch bei der Arbeiterbevölkerung überwiegend die weiten
Pumphosen an, welche ebenfalls von blauer Farbe zu sein pflegen
und den Leuten das Aussehen eines verschobenen, auf die Spitze
gestellten Parallelogramms geben, zumal wenn sie beide Hände in
die Hosentaschen stecken. Etwas mehr allgemeine Verbreitung
haben die Pelzmtitzen; doch werden zu den Biousen jetzt vielfach
modische niedere Hütchen und wohl auch die Franzosenkappe, mit
aufwärts stehendem Schild und nach vorn gebogen, getragen.
Frauen, Mädchen und kleine Kinder tragen in der Kegel eine
weisse Mütze oder Haube, ähnlich geformt wie die Schlafhauben,
mit einem geringelten Besatz um das Gesicht, und selten mit einem
farbigen Band. Es sieht dies sehr einförmig aus und macht einen
unangenehmen Eindruck , wenn man z. B. einen langen Zug von
Waisenkindern mit lauter solchen Hingelhauben ohne jedes far-
bige, die Monotonie mildernde Band durch die Strassen ziehen
sieht. Im Sommer und Winter bietet gegen Hitze und Kälte eine
haubenartige Kappe oder Kaputze Schutz, ähnlich den Kaputzen,
die sonst von Frauen beim Ausgehen Abends über den Kopf ge-
zogen werden. Hier stehen sie aber mehr über das Gesicht vor,
sind sie meistens von weisser Farbe und im Winter watlirt.
Andere, besonders dunklere Farben wählt man dazu mehr in den
östlichen Gegenden und dort tritt auch das farbige Band häufiger
auf. Oefters schlingen die Frauenzimmer auch nur ein Tuch um
die Stirne. Eigentliche Volkstrachten, wie z. B. im Elsasse, haben
sich beim weiblichen Geschlechte nicht mehr erhalten und sind sie
allgemein der Modetracht gewichen. Da jedoch Stoff und Schnitt
der Kleider nicht immer den Voraussetzungen der Mode ent-
sprechen, sondern sie nur in ordinärerer, oft ärmliclierer Weise
wiedergeben, sowie Gesicht und Haltung der Personen mit der
Tracht gar nicht übereinstimmen, so macht dies einen widerlichen
Eindruck, zumal wenn auch noch die Farben durchaus unharmonisch
gewählt sind. In den Gebirgsgegenden tragen die Frauenzimmer
kürzere Röcke und ganz kul-ze Jacken. Die Schuhe sind in der
Regel doppelsohlig und mit vielen Nägeln besetzt, denn das Pflaster
und Strassenmaterial ist hart und nützt das Schuhzeug sehr ab.
Ohrringe sieht man sehr häufig, selbst bei Männern, und gegen
die Luxemburger Gränze tragen dieselben Ohrringe von 1 — V/^ Zoll
Durchmesser. Dort ist überhaupt noch manche wallonische Sitte
erhalten, wie auch die Sprache daran erinnert.
78 ^- Lnnd, Volk und Verwaltung.
Besondere Eigenthümlichkeiteu begegnen uns auf zahlreichen
Seiten des tägliche)] Thuns und Treibens. So ist schon das in
Lothringen übliche Brod ganz anders geartet, wie über dem Rheine.
Obschon mitten im Salzlande gelegen, salzt doch der Lothringer
Bäcker das Brod nicht und kennt er auch nur Weissbrod, das
trotz seiner Sprödigkeit und Trockenheit allein gegessen wird.
Halbweisses und schwarzes Roggenbrod backen erst nur die ein-
gewanderten Bäcker. Die Form des Brodes ist auch hier rund;
aber in Deutschland sind die Laibe von nicht so grossem Durch-
messer und höher, hier dagegen sind sie breiter, bis zu 1^2 bis
2 Fuss, und flacher, ähnlich wie Kuchen, haben aber auf dem
Lande eine oft unregelmässige, unförmliche Gestalt. Das Brod
in den Städten wird in Ringform gebacken und das Brod
übei'haupt nach dem Gewichte verkauft; was am Gewichte des
Laibs ödes Rings fehlt, wird in Stücken hinzugewogen, wodurch
freilich auch eine bessere Controle möglich ist. Man hat übrigens
ausser diessen grösseren Ringen noch klehiere Laibchen und backt
Weissbrödehen zu je 2 und 1 Sous. Feinere Brödchen, nament-
lich sogenannte INlilehbrödchen mit Butter, kommen weniger vor;
was man von solchem feineren Gebäck will, muss man beim
Pastetenbäcker oder CJonditor holen. Die meisten Dörfer in der
Umgebung von Metz holen allen ihren Brodbedarf in der Stadt;
sie tragen aber denselben nicht etwa in Körben auf dem Kopfe,
sondern fast zu Allem werden Rückkörbe verwendet, wie solche
überhaupt gewöhnlich in (Jebirgsgegenden vorzukommen pflegen;
jedoch sind es nicht immer geflochtene Körbe, sondern auch Holz-
gestelle, und die Traglast liegt nicht im Korbe, sondern auf dem-
selben.
Mit dem Essen wird es auch anders gehalten, wie am Rheine
und im östlichen Deutschland. In den Städten wird um 12 — 1 Uhr
ein Dejeuner genommen, bestehend in Fleisch, Salat oder Gemüse
mit Käse oder anderem Dessert, um H Uhr Abends aber dos eigent-
liche Mittagsessen mit Sup|)e. Auf dem Lande isst man häufig um
II -J2 Uhr, weil daselbst auch das Tagewerk IrUher beginnt.
Dort wird aber häufig gar nicht in Gemeinschaft gegessen, son-
dern .leder nimmt sich seinen Theil auf einen Teller und setzt sich
/.um J'^Hcn auf die 'Jhilrschwelle, Treppe oder wo es ihm gerade
bequem ist. Suppe, Fleisch und (iemüse ist gewöhnlich auf dem-
«elben Teller. Selbst in den besseren Fällen ist es Regel, dass
muri auf dem blossen Tische isst uiul sich keines Tischtuchs be-
dient, wenigstens nicht an den Wochentagen, und es verleiht
11. Trachten, Sitten. 79
dies dem Essen ein etwas abstossendes , unreinliches Ansehen , das
durch die gar oft allzu ordinären Teller, Löffel, Messer und Oabeln
nicht gemildert wird. Sogenanntes Frühstiicksessen wie in deut-
schen Restaurationen und Bierwirthschaften mit Wurst, Schweins-
knöchelchen, saueren Nieren, Sulzen und anderen Fieischwaaren
kannten die Eingeborenen nicht, und desshalb kann man auch in
ihren Wirthschaften auch heute noch nichts dergleichen erhalten.
Die Letzteren kennen als Frühstücksessen fast nur Coteletts, Boeuf-
steaks und Fische, auch Eier und etwa noch Kalbsbraten. Neben
der Suppe, welche gewöhnlich Alles, was von grünem Gemüse
in die Küche kommt, als Kraut, Sellerie, Gelbrüben u. dgl. ent-
hält, erstreckt sich das Essen auf Fleisch, Salat und Brntkartolleln;
letztere in der Schale oder gesotten kennt man nicht oder doch
selten; ebenso ist es mit Kraut, Kohl, Rüben u. dgl. der Fall.
Dagegen isst man hier gerne sogenannte Liebesäpfel . Pommes
(iamour), frische, getrocknete und ausgemachte Bohnen , eine Art
breiter, dicker und gelblicher Saubohnen. Grüner und anderer
Salat wird von Einheimischen häufig als Gericht für sich allein
aufgetragen. Bei den Franzosen hiess es zwar, es müsse jede
Familie am Sonntage ihr Huhn im Topfe haben, in Lothringen
kommt dies aber weniger vor, obschon es hier viel Geflügel gibt,
das früher eine erhebliche Ausfuhr veranlasste. Dagegen werden
gewöhnliche Fische der Mosel sehr viel gegessen und in verschie-
dener Weise zubereitet. Seefische kamen seltener in den Verkehr,
Forellen gibt es gar nicht. Man sollte ferner meinen, dass Schwarz-
wild, woran das Land leider noch so reich ist, häufig auf den
Tisch der Gasthäuser komme, doch ist es sehr selten zu finden.
Dagegen ist Speck ein Lieblingsessen der Bewohner. Wenn die
Ai'beiter auf dem Lande in ein Wirthshaus kommen, um zu essen,
so bekommen sie einen grossen Teller voll Suppe und lassen sich
dazu aus dem grossen Kochtopfe ein tüchtiges Stück Speck geben,
das dann mit ßrod verzehrt wird. Die Wurstmacherei ist ein
Zweig, der jetzt mehr von Deutschen betrieben wird, sonst wird
meistens fremde Wurst eingeführt und ebenso Schinken. Das
Räuchern des Fleisches wird nur wenig betrieben.
Als Getränk liebt der Einheimische wie der Franzose über-
haupt den schwarzen Kaffee, der mit einem Gläschen Cognac oder
Rhum als Massagran im Kaffethause aus hohen Gläsern getrunken
wird. Kaffee in Tassen wird fast nur ausnahmsweise servirt,
ausser wenn dazu Butter, Eier und Fleisch gegessen wird. Als
Getränk dient nur der rothe Landwein oder Bordeaux. Beide
30 1- Lan<^t Volk un<l Verwaltung.
sind verhältnissmäss'g billig, der erstere aber auch sehr wenig ge-
haltvoll. Das beste Gewächs kommt aus den \Veinbergen von
Scy, Ars, CJuentringen und besonders Pagny, doch bekommt man
auch diese Sorten uieht ganz unverfälscht und wird überhaupt im
Lande die Weinfabrikation und Vermischung sehr im Grossen be-
trieben. In jeder Strasse findet man Dutzende von Marcliands de
tin im Kleinen und CJrossen, oft dicht neben einander und diese
Loeale sind nicht nur auf dem Lnnde häufig, sondern auch stets
von gewisser Kundschaft besucht. Ebenso.^ bedeutend ist die Fa-
brikation der verschiedenen Sorten von Spirituosen aus Getreide,
Früchten, Trauben und Kartoffeln und ist auch der Bezug von
deutschem Spiritus, besonders aus Halberstadt, Nordhausen und
Magdeburg bereits sehr bedeutend geworden, liier wurde schon
lange hier gebraut und getrunken, es war aber stets eine geringe,
oft schlechte Sorte und die einheimischen i^ierbrauereien entbehrten
einer rationellen Einrichtung und guter Keller. Nach den ein-
zelneu Steuerbezirken ergab die Bierbrauerei Lothringens im letzten
Jahre folgende Resultate: Es wurde gebraut a) obergährigcs Bier
28,814 Hektoliter in 14Brauereien im Bezirk Diedenhofen, 168Hektol.
in 1 Brauerei in Metz, 7780 Hektol. in 10 Brauereien in Saar-
gemünd und 2341 Hektol. in drei Brauereien in Vic; b) unter-
gähriges 6602 Hektol. in 9 Brauereien in Diedenhofen, 26,044 in
27 Brauereien in Metz, 23,008 Hektol. in 24 Brauereien in Saar-
burg und 14,925 in 23 Brauereien in Saargemünd. Ausserdem
wurden noch gebraut in Diedenhofen 23,155 Hektol., in Metz
15,504 Hektol., in Saarburg 698 Hektol. und in Saargemünd
246(J Hektol. Dünnbier. Letzteres sollte einfach ein Bier sein,
wozu nur schon gebrauchter Hopfen verwendet wurde, es kamen
aber dabei natürlich sehr viele Unterschleife vor, denn dieses Bier
kostete viel weniger Steuer, und deshalb sucht man letztere Art
des Biers möglichst in Wegfall zu bringen. Seit der deutschen
Besetzung wird in Metz und auch sonst hauptsächlich fremdes
Bier verzapft und zwar vorzugsweise aus Mainz, Kaiserslautern,
Zweibrücken, München und Kitzingen, weniger aus Strassburg
und Ueiehshofen, obschon auf diesem Bier ein hohes Oetroi liegt.
Jetzt werden aber von zwei tüchtigen Metzer Bierbrmiern im bc-
nachburteu Dorfe Sablon zwei urosse in rationeller Weise ein-
gerichtete Bierbrauereien erbaut und mit guten Kellern versehen.
HO dahH künftig ein grosser 'i'hcil des Bcdiirls im Ltinde selbst ge-
deckt werden kami.
Die 'ronzvergnUgimgen des Lnndvolka l)e8ehränken sich zumeist
11. Trachten, Sitten. 81
auf die Kirchweihen, die aber so abvvechsehi, dass im Sommer
und Herbst in jedem Bezirke an einem Sonntag irgendwo ge-
tanzt wird. Es werden dafür immer in Metz und den Dörfern
grosse Placate angesehlagen, -worin die jungen Bursche und Mäd-
chen zu dem Feste einladen und zugleich bekannt machen, mo
dasselbe gefeiert wird, wenn das Wetter etwa ungünstig werden
soUte. Es wird nämlich in der Kegel dasselbe im Freien gehalten
und daselbst auch getanzt, denn eigentliche grössere Tanzsäle gibt
es nicht und man findet nicht einmal in Metz, aussei dem Theater
und Rathhause, einen ordentlich geräumigen Saal zum Tanzen
oder zu einem besuchteren Concerte. Es geht dabei wie auch
sonst her, doch hat man in letzterer Zeit auch diese Feste dazu
benützt, um politische Demonstrationen zu machen und die fran-
zösischen Farben zur Schau tragen. In Metz war überhaupt nie-
mals viel Tanzlustigkeit und nur die Demimonde und ähnliche
Frauenzimmer besuchen die Tanzvergnügungen im Walthertheater
und einem anderen Lokale. Dagegen findet sich das französische
Publikum, besonders das männliche, um so lieber und regelmässi-.
ger in den beiden Cafes chantants ein, im Cafe du Heaume und
Cafe' de Midi, wo jeden Abend Vorstellungen stattfinden, Couplets,
kleine Operetten u. dgl. gegeben werden und es nicht nur an
Zweideutigkeiten nicht fehlt, sondern überhaupt die Gränzen des
Anstandes nicht immer eingehalten werden. Es lassen sich der-
artige Produktionen auch nur in französischer Sprache geben. Im
Allgemeinen stehen die Leistungen dieser Gesellschaften denen der
Pariser Cafes nach. Im Winter finden auch französische und
deutsche Tlieatervorstellungen im städtischen Theater statt, wozu
der Staat eine kleine Subvention gibt, denn ohne solche könnte
bssonders bei den jetzigen Verhältnissen ein derartiges Theater
nicht bestehen. Andere Vergnügungen, wie Gartenfeste, italienische
Nacht, Schützenfeste, Schlittenfahrten, Fastnachtszüge u. dgl. kennen
die In-anzosen nicht ^ überhaupt liegen ihnen alle Vergnügungen
fern, welche in Familiensinn und Gemüthlichkeit wurzeln und nicht
ein Versuchsfeld für Liebesintriguen sind. Dagegen haben sie einen
Cercle lilk'raire, worin sie sich gänzlich abgeschlossen halten, auch
der Namen gar nicht recht zur Sache passt. Es ist der Nachfolger
des früher bestandenen und im December 1851 aufgelösten Cercle
])oliti(/ue und ist vorzugsweise der Sitz der französischen Agitation.
Die deutschen Beamten haben ein Casino gegründet, worin Zei-
tungen aufliegen, auch manchmal getanzt und concertirt wird;
allein der Besuch ist allzuschwach. Der Versuch eine Art von
Huhn, Deutsch- Lothringen. Q
82 !• Land, Yolk luul Verwaltung-.
Bürger-Casino zu gründen ist gescheitert und wird auch vor einer
Reihe von Jahren nicht glücken. Auch die Freimaurerloge hat
wenig Mitglieder und ist schwach besucht; sie wurde im Früh-
jahre 1872 gegründet, während sich die französische Loge auf-
löste, da sie ihre Unterstellung unter die Pariser Grossloge nicht
aufgeben wollte. Es bestehen zwei Gesangvereine, wovon der
eine von Officieren gebildet wird, ein Turnverein, ein Gewerbe-
verein , worin von Mitgliedern von Zeit zu Zeit beliebige Vor-
träge gehalten*'werden, und von Seiten des Militairs werden öfters
Taubenschiessen , Schnitzeljagden und andere Vergnügungen abge-
halten. Mit der Jagd scheint es der Eigenthums- und Berechtigungs-
verhältnisse wegen nicht besonders bestellt zu sein. Die Fran-
zosen lieben aber um so mehr das Fischen und man kann immer
eine gewisse Anzahl sogenannter Professionsaugier in der Mosel
fischen sehen. Es gibt Leute unter ihnen, meistens Pensionäre
mit kleinen Bezügen, die darauf, sowie auf Jagd und Fangen des
Wilds mit Schlingen einen Theil ihres Lebensunterhalts begründen.
Elegante Chaisen sind im Bezirke nur sehr selten zu finden
und die vorhandenen sind meistens von Deutschen mitgebracht
worden. Die schönen sogenannten Landauer der deutschen Städte
und Badeorte fehlen gänzlich, auch leichte und bequeme Droschken.
Was von letzteren vorhanden ist, erscheint alt, gewöhnlich un-
schön und verlottert und nimmt man dazu, dass die Kutscher
keine besondere Montur haben, in ganz gewöhnlichen Arbeits-
kleidern und oft mit der Jacke und Kappe auf dem Bocke sitzen
und Handschuhe gar nicht zu kenneu scheinen, so gewinnt num
eben kein sehr tröstliches Bild. Vor dem Kriege hatten einzelne
französische Familien noch bessere Wagen, jedoch nur in kleiner
Anzahl. Dafür sind die Onmibus um so zahlreicher vertreten und
zwar sowohl zur Fahrt von und nach den Eisenbahnen, als auch
für auswärtige Routen; ein Theil derselben ist für bestimmte Gast-
häuser in Miethc genommen. Von Metz nach Moulins und zurück
geht fast stündlich ein Omnibus, ebenso nach Monfigny und regel-
mässige Faiirten solcher Omnibus linden ferner statt nach Ancv.
|{riey, Longwy-Sedan, Nomeny u. a. O. In allgemeinem Gebrauch
sind dagegen ofTene, oft recht elegant gehaute sogenannte Berner-
oder Jagdwagen, deren umn sich nach auswärts fast allein b«:(li(iit,
und welclie die Silze auf der Seile haben. Jiei dem häuligen und
rnschen WilterungHwechsel sitzt uuxu auf diesen Wagen ganz
HchutzloH. lJeberluiiii)f sind ollcne WägcIcluMi, deren mit Mrcllern
|.i.IiMri,.i- l!<i(|iMi Ki'lir lin-il is| . Iiri iillcn i,iiii(llciili'ii in (iclirjuicii,
11. Trachten, Sitten. 83
ähnlich wie im übrigen Deutschland etwa die Metzgerwagen, sie
haben jedoch nur einen einzigen Sitz vorn und daher hat man
oft den possirlichen Anblick zu geniessen, dass auf einem solchen
Wagen ein gewöhnlicher Stuhl steht, dessen Beine durch Seile
angebunden sind, und darauf ein modisch gekleidetes Frauen-
zimmer sitzt. Die Seitenlehnen dieser Wagen pflegen nicht mehr
als einen Fuss Höhe zu haben.
Das Erd-, Stein- und sonstige Lastfuhrwesen ist ganz eigen-
thümlich geartet und zerfällt in zwei- und vierräderige Wagen.
Alle Arten derselben haben das Gemeinsame, dass die Pferde
nicht neben einander, sondern vor einander gespannt sind und
zwar in der Kegel deren drei. Die zweiräderigen Wagen sind
sehr lang, haben ungemein hohe Räder und ragen vorn und
hinter denselben weit hinaus. Die hohen Räder sind durch die
hier übliche sehr hohe, starke, aber auch sehr phlegmatische
Pferderace bedingt, welche leider noch keiner anderen Platz machte,
denn sie ist sehr unvortheilhaft, da sie langsam zieht, mehr Futter
verlangt und durch ihre Grösse und Schwere auch mehr Stroii
zur Streu verbraucht. Die Art der Bespannung ist dadurch her-
vorgerufen, dass Strassen und Wege und die so winkeligen Gassen
der Stadt mit ihren scharfen Ecken sehr schmal sind und sonst
zwei Fuhrwerke einander nicht so leicht und beweglich ausweichen
könnten; es sieht aber gar seltsam aus, auf diese Weise sich das lang
ausgedehnte Gefährte durch die Strassen winden zu sehen. Die
Erdfuhrwerke mit 1 — 2 Pferden bilden viereckige Kasten, deren
Vorder- und Hinterwand nach innen zugekehrt ist und die durch
einfaches Umschnappen geleert werden. Die RoUfuhrwerke zum
Transporte von Gütern etc. sind sehr lang und breit, haben einen sehr
niedern Rand, einen hohen Bock und sind vierräderig, sowie mei-
stens mit zwei Pferden neben einander bespannt. So grosse Leiter-
wagen wie am Rheine für Heu und Stroh sind hier sehr selten;
die hier gebräuchlichen sind leichter und beweglicher. Sehr prak-
tisch sind die starken Wagen für den Transport von Bäumen und
Sägestämmen, denn solche werden nicht auf den Wagen geladen,
sondern derselbe hat sehr hohe Räder und die Stämme hängen
unter dem Achsenbaum in Ketten, zu deren Auf- und Abwindung
zAvei starke mechanische Vorrichtungen von Eisen angebracht sind.
Die Last ruht dadurch nicht blos leichter und beweglicher zum
Fahren auf dem hügeligen Terrain, sondern drückt auch weniger
hart und einschneidend auf den Boden. Es ist dies eine auch für
Deutschland sehr empfehlenswerthe Einrichtung, welche hier durch
84 !• I-and, Volk und Verwaltung.
die grossen Holzhäudler eingeführt wurde, denn da dieselben das
Holz stets nur auf dem Stamme kauften und alle Unkosten tragen
mussten, also nicht blos Enregistrements-, Hau- und Abfuhr kosten,
sondern auch die Kosten für die Wiederbesamung und die Her-
stellung und Unterhaltung der Wege zum Walde, so waren sie
darauf bedacht, die letzteren Kosten durch eine bessere Wagen-
einrichtung zu vermindern. Die Milchweiber haben auch meistens
nur solche offene W^iigelchen, welche jedoch in der Regel von
Mauleseln und Eseln gezogen werden. Ochsen und Kühe werden
zum Ziehen nicht verwendet zum grossen Nacht heile der Land-
wirthschaft, aber es wären dafür auch keine Dienstboten zu er-
halten, da sie dagegen einen Widerwillen haben. Beiden Pferden,
besonders der Landleute, fallen die grossen, schweren und unbe-
hülflichen Kummet oder Halfter auf, welche gewöhnlich mit blauem
Tuch ausgefüttert sind und zwei hervorragende Spitzen haben.
Da der Ackerboden sehr zäh und schwer ist, so erfordert
seine Bebauung auch starke Pflüge und man bedarf zum Plliigen
gewöhnlich einer Bespannung mit 4 — U Pferden, um die Fur-
clien tief genug zu ziehen. Die Pflüge sind ziemlich gut, die
Eggen aber kleiner wie am Rheine und haben in der Regel
nur sechs Zinken in der Reihe und zwar meistens nur von
Holz. Sie werden nicht durch eine besondere Vorrichtung mit
und über dem Pfluge auf das Feld gefahren, sondern man legt
sie einfach auf die Rückseite und zieht sie so auf der Strasse fort.
Auch die Handkarren sind hier breiter und fester. Im Gegen-
satze zu diesen schweren Fahrzeugen stehen die Nachen auf der
Mosel, kurze und leichte Nussschaleu, wahre Seelenverkäufer,
die ungemein leicht unu-chiagen und in jedem Jahre einer An-
zahl Leute das Leben kosten, so duss es zum Erstaunen ist,
dass man solche Fahrzeuge polizeilich noch duldet. Auf der Mosel
fahren übrigens sonst nur wenige grössere Kähne, die nur zum
'l"ran8j)ort von Sand und Heu verwendet werden; von der frü-
her ganz ordentlich betriebenen Schifffahrt zwischen Metz und
Trier ist auch nicht ein Rest mehr geblieben, die frühere I)ani|)f-
Hchiniahrl langst eingeetellt.
Für die ümdwirtiiHchnft würe Lothringen ungemein gut ge-
eignet, wenn nur auch die Verhältnisse sich nicht in so mancherlei
Weihe Übel gestaltet hauen. Die BiKlenzeifspliKcrung kann nir-
gends so weit getrieben sein, wie hier, und hat blos die (lewimi-
Hucht Einzelner «iazu geführt, welche grössere Grundstücke kauften
und dann in kleinen l'ar/.ellen thcuer wieder verkauften. Letztere
11. Trachten, Sitten. 85
sind aber nicht allein klein, sondern auch bunt durch einander
gewürfelt und man kann die Einrichtung der französischen Grund-
bücher nicht ganz von der Mitschuld daran freisprechen. Die
Grundstücke sind nämlich nach dem Eigenthümer eingetragen, was
allerdings die Uebersicht dessen erleichtert, was er besitzt und zu
versteuern hat, während im östlichen Deutschland die Grundstück-
nummern die feste Basis bilden, bei welchen dann stets die Eigen-
thumsveränderungen eingetragen werden. Neben diesem verzet-
telten Besitze gibt es aber auch grosse Güter und zwar fast in
jeder Gemeinde ein solches, die theilweise durch Zusammenkauf
entstanden, theilweise aus alter Zeit ererbt oder bei dem Ver-
kaufe der Emigranten-, Kloster- und Corporationsgüter erstan-
den worden waren. Für diesen Grossbesitz bestehen dann beson-
dere Höfe mit Landsitz, häufig sogar einem kleinen Schlösschen
und Park, deren Eigenthümer aber in der Regel nur während
einiger Wochen des Sommers daselbst Aufenthalt nehmen und
sonst in einer beliebigen Stadt, vielfach in Paris leben, wohin
daher Alles abfliesst , was Landwirthsehaft und Viehzucht des
Dorfs an Ertrag oder Gewinn eingebracht haben. Diese Höfe
liegen meistens ausserhalb der Dörfer, einsam im freien Felde und
sind mit einer Mauer umschlossen. Möglichst sind we an eine
bessere Strasse gelegt, um dem Besitzer die Anlage und Unterhal-
tung einer Zufahrstrasse zu ersparen, Wohnung und Vorraths-
gebäude haben gewöhnlich nur ein einziges Stockwerk, die Scheunen
sind aber sehr breit und tief und haben ein weit gesprengtes Dach.
Letztere sind vom Wohngebäude getrennt, mit diesem aber die
Stallungen verbunden. Man sieht an diesen Höfen nur glatte, hohe
Mauerflächen, die Wohnung selbst ist blos an der Thüre und den
wenigen Fenstern erkennbar und vergebens sucht man dabei ein
Gärtchen, einige Blumen, etwas grünes Leben; es ist Alles ein-
förmig und kalt aussehend und zeigt es sich überall, dass Be-
stellung der Felder, Besorgung der Aussaat und Erndte, Aufbewah-
rung und Vorbereitung der Erzeugnisse für den Markt bei der An-
lage des Hofs allein geleitet haben. Nur sehr seltei; ist damit
Milchwirthschaft, Viehmastung und eine kleine Brennerei verbunden.
Die meisten Höfe sind verpachtet und zwar der Landsitte gemäss
auf 3, 6 und 9 Jahre, was zu kurz ist, um den Pachter zu grossen
Aufwendungen und neuen Einrichtungen zu veranlassen, oder gar
Meliorationen zu unternehmen. Letztere mit Drainage, Einführung
von Maschinen , so wie äussere Verschönerung finden sich blos da,
wo der Eigenthümer an Ort und Stelle wohnt und die Bewirth-
86 I- Land, Volk und Verwaltung'.
schaftung selbst besorgt. Eigenthümlieh ist es diesen Höfeu, dass
sie meistens seltsame Namen tragen, wie solche in Nordamerika
ertheilt zu werden pflegen. So gibt es in der Umgegend von Metz
Höfe mit den Namen Mogador, Malmaison, Leipzig, Moskau,
Marengo, Jerusalem, Algier, Constantine, Sebastopol, Frescatj u. s. w.
Doch sind nicht alle diese Namen zur Erinnerung an mitgemachte
Feldzüge u. dgl. ertheilt worden; die Namen der Höfe Leipzig und
Moskau sollten vielmehr andeuten, dass in Folge des damaligen
unglückseligen Krieges die Gemeinde Chatel so hohe Steuern und
Abgaben an den Staat zu liefern hatte, dass sie den Gemeinde-
wald verkaufen musste, um daselbst zur Errichtung zweier Höfe
zu dienen.
Obschon auch hier Auf- und Zwischenkäufer sich befinden, so
bringen doch die meisten Landleute ihre Erzeugnisse in die Stadt
auf den Markt, weil sie daselbst auch ihren ganzen Bedarf, sogar
oft das Brod einkaufen müssen, denn auf dem Dorfe ist fast gar
nichts zu haben und gibt es nur unsaubere Wirthshäuser oder
nicht bessere Buden der Marchands de vin, so dass man nur Jeder-
mann rathen kann, dieselben zu meiden, wie denn auch erst in
der Umgebung von Metz es etwas besser damit geworden ist und
zwar meistens durch deutsche Wirthe. Der Marktbesuch in Metz
— Haupttage sind Mittwoch und Samstag — erfolgt ungemein
frühe, im Sommer um 3 — 4 Uhr, im Winter um 5 Uhr und um
jene Zeit erfolgen die Hauptgeschäfte und Verkäufe. Wenn die Haus-
frauen und Dienstboten um 7 — 8 Uhr daselbst erscheinen, können sie
nur noch aus dritter und vierter Hand einkaufen, wo sie dann auch
höhere Preise bezahlen müssen. Die Landleute wollen nän)lich
früh fertig werden, ihre Einkäufe rasch abmachen und Vormit-
tags wieder nach Hause kehren. Sie überfüllen daher an diesen
'l'agen nicht lange die öffentlichen Lokale, wo sie nur Kaffee und
Absynth verbrauchen, und nur die Händler sind noch bis zum
Nachmittage im Kaffcehause anzutreffen. Um die Älittagssluiide ist
der Marktplatz wieder geleert und so rein wie zuvor. Bei dieser
Gelegenheit sei übrigens auch bemerkt, dass man hier zu Lande
keine nolche Kei.sigbesen hat, wie um ilheine, sondern Besen mit
langem Reisig aus Keisstengeln.
Die Juden besorgen auch hier einen grossen 'J'heil des Zwischen-
verkehrs und vermitteln den Verkauf \^n\ (Jetreide, Vieh, Möbeln
und allen 'irödlerwaaren. Bei ihnen findet in der Begel gesloh-
Icne« Gut rusch Unterkommen und ebenso schnelles Wiederver-
schwinden im Hiindcl. Jeden Morgen ziehen durch ulle Strassen
11. Trachten, Sitten. 87
schmutzige Juden mit dem schrillen Kufe: Itien ä vendre, den
Stock in der Hand und den Doppelsack auf der Schulter, in wel-
chem Alles verschwindet, was ihnen verkauft wird, Knochen und
Papierreste, alte Kleider und Schuhe, Eisen und andere Metalle.
Neben diesen sieht man ebenso häufig auf den Strassen Händler
mit ihren Wägelchen voll Körben mit Holz- und Steinkohlen, sogar
mit Holz, welche die Waare ebenso ausrufen. Dann kommen in
gleicher Weise die Glaser und Regenschirmmacher, Kesselflicker,
Frauenzimmer mit allerlei Mercerie- und Nähwaaren und dazwischen
noch dieser und jener Händler anderer Gegenstände, deren Jargon
ein Nichteinheimischer gar nicht versteht. Auch Zeitungen werden
auf der Strasse in dieser Weise colportirt, jedoch nicht mehr so
zahlreich wie früher, denn die Deutschen sind an den Einzelnkauf
der Zeitungen nicht gewöhnt imd die Franzosen haben bei der
polizeilichen Ueberwachung der französischen Presse beim Strassen-
kauf nur noch die Wahl zwischen den zwei kleinen hiesigen Blät-
tern und dem Coiirrier de la Moselle aus Nancy, welche alle nur
dreimale in der Woche erscheinen. Zu diesem Strassen verkauf
kommen noch drei andere ambulante Geschäfte. Eine Specerei-
handlung lässt nämlich mit den gangbarsten Waaren immer Om-
nibus durch die Stadt fahren und zwei Bierhändler setzen in dieser
Weise ihr Mainzer Bier ab. Die Metzer Markteinrichtungen sind
übrigens ausgezeichnet zu nennen. Die Markthalle ist gross, luftig
und zweckmässig erbaut und wurden darin auch für den Freitag
Morgen Versteigerungen von Seefischen eingerichtet; die bedeckte
Markthalle für Gemüse, Obst und Blumen auf dem Austerlilzplatze
mit Keller zur Aufbewahrung der Produkte ist ebenfalls zur Nach-
ahmung zu empfehlen. Zu erwähnen ist auch, dass alle Morgen,
wo die Unrathkisten vor die Thüren gestellt und der Strassen-
kehricht zusammengescharrt werden, Leute solche nach Papier,
Lumpen, Knochen u. dgl. durchstöbern, und dass regelmässig
um dieselbe Zeit halbverlassene Hunde ebenfalls die Runde durch
die Strassen machen, um in diesem Kehrichte Futterreste aufzu-
spüren.
Zwischen dem Leben und Treiben der deutschen und fran-
zösischen Bevölkerung besteht ein Unterschied auch insoferne, dass
letztere Abends nie sehr lange in den öffentlichen Lokalen zu ver-
Meilen pflegt, ausser wenn die Theatervorstellung spät endigt, und
dass die Wirthshäuser auf dem Lande in der Regel schon um
9 Uhr geschlossen sind, während die deutsche Bevölkerung es
liebt in den Bierhäusern bis Mitternacht und noch später zu ver-
S8 I. Land , Volk und Verwaltung^.
weilen und dann die Heimkehr nur zu oft unter etwas Strassen-
lärm erfolgt. Dem französischen Theile erschien dies für die Nacht-
ruhe so störend, dass er es vorzugsweise' war, welcher darauf
drang, dass die alte Festsetzung des Wirthshausschlusses um eilf
Uhr wenigstens für die gewöhnlicheren Wirthschaften wieder in
Kraft gesetzt wurde.
Wer aber schliesslich noch ein weiteres Erkennungszeichen
für Franzosen und Deutsche haben will, der betrachte sich nur
die Art beider Tabak zu rauchen. Die Deutschen rauchen Cigarren
und zwar selten kleine oder aus Pfeifen , die Franzosen aber machen
sich die Papiercigaretten selbst oder rauchen feingeschnittenen Ta-
bak aus kleinen Pfeifchen.
12. Herkommen, Feste.
Obschon die Stadt Metz eine ganz erhebliche Anzahl von
Chroniken und chronikartigen Aufzeichnungen besitzt, so ist doch
das Land heute an Sagen ziemlich arm, denn nirgends hat num
sich früher bemüht, sie aufzuzeichnen, und in diesem Jahrhunderte,
wo besonders der Anfang mit seinen vielen Kriegen die Aufmerk-
samkeit des Volks so sehr in Anspruch nahm, ist noch Manches
verschollen, was bis dahin im Munde des Volks lebte. Geistliche,
Lehrer und Maires, deren so viele aus dem westlicheren Frank-
reich kamen und welche mit dem Volke selbst nicht wohl einen
mehr familiären Umgang pflegten, haben es nicht für der Mühe
werth gehalten, solche Sagen aufzusuchen und zu sammeln, viel-
fach vermochten sie es auch nicht, weil sie die eigentliche Volks-
sprache zu wenig kannten. Dies ist ganz anders im Elsasse, wo
die Sage nocli frisch erhalten blieb, aber auch vielen kundigen
Landsleutcn Veranlassung gab, solche aufzuzeichnen. Nur eine
.Vnzahl Cuulumcs ist übrig geblieben, die aber auch nur auf dem
(.iebiete des Hechts sich bewegen, während man nach alten Weis-
thümern vergebens sucht.
AiiH den Kömerzeiten waren hier lange sehr viele Ueberreste
vürhundcn. Zwar die Ueberfülle der östlichen Völker wie die
Hunnen haben das Meiste gründlich zerstört, aber dennoch war
noch »ehr vieles übrig geblieben, was sich bis auf uns erhalten
12. Herkommen, Feste. 89
hat, und es wäre dessen noch weit mehr, wenn 1552 und später
die Festungsbauten nicht vernichtet hätten, was noch übrig war.
Auch haben die verheerenden Züge des dreissigjährigen Kriegs
ebenfalls viele Bauten zerstört. Von den Römern waren nament-
lich zahlreiche Strassen durch das Land erbaut, wovon noch grosse
Strecken ganz gut erhalten und sichtbar sind. Dieselben dienten
zum Verkehre mit Strassburg, dem Rheine bei Mainz, Trier und
dem Inneren von Gallien, wodurch ihre Richtung bedingt wurde.
Von Verdun zog eine solche östlich nach Metz, und davon sind
noch Stücke erhalten zwischen Belrupt und Haudainville südöst-
lich von Verdun, nördlich von Vionville und Rezonville bis gegen
Gravelotte und vom Point du Jour über RozerieuUes bis nach
Moulins. Von Metz führte auf dem linken Mosel ufer eine solche
Strasse nach Trier und Luxemburg. Davon sind noch gut erhalten
die Stücke von Woippy bis Coulange bei Amneville und dann
nördlich von Diedenhofen von Rouss}' bis Altwiese an der Luxem-
burgischen Gränze. Weitere Strassen zogen nach der Saar von
Metz aus nnd Stücke davon sieht man noch deutlich erhalten zwi-
schen Etangs und Boucheporn, sowie vom Walde von Remill}'
aus auf längerer Strecke bei Chanville, Arriance, Chemery, Bisch-
waldweiher bis Grosstännchen, von wo Fortsetzungen nach den
Salzquellen der Saar und über Püttlingen nach Saarge^iünd zogen.
Eine andere wichtige Strasse ging endlich durch das Seillethal
über Vic, Marsal, Tarquimpol und Saarburg nach Strassburg und
einige Strassen liefen noch auf der Seite dahin und dorthin. Von
grossen Bauwerken ist namentlich der Wasserleitung zu erwähnen,
die durch einen grossen Viadukt von Gorze über Jouy nach Metz
geleitet wurde und wovon noch eine Anzahl Bogen bei Jouy er-
halten sind. Auch eine Anzahl alter Burgen ging wohl aus römi-
schen Kastellen und Wartthürmen hervor, wie zu Chatel-St.-Ger-
main und der St. Blaise bei Jouy. In Metz und sonst fand man
ferner viele Votivsteine u. dergl. und ist davon selbst eine Samm-
lung gemacht. Von den römischen Bädern, dem Amphitheater,
Tempeln u. dergl. sind die Reste erst in den letzten Jahrhunderten
zerstört worden. Bassins, die zu dem alten Römerbade gehörten,
sind noch zu Metz in der Rue des Trinitairs Nr. 12 als Keller-
gewölbe erhalten.
Die Geistlichkeit sorgte fleissig dafür, dass die alten Erinne-
rungen aus der Heidenzeit verschollen sind oder ein christliches
Gewand umgehängt bekamen. In die Zeit, wo das Christenthum
hier mit dem Heidenthume um den Sieg rang, fiel wahrscheinlich
9Q I. Laud, Volk und Verwaltung-.
die Sage vom Graoulli in Metz zurück. Die Mönche erfanden
darüber verschiedene Legenden, welche den GraoulH mit dem
Stadtheiligen St. Clemens in Verbindung bringen. Hiernach soll
der Letztere bei seiner Ankunft eine Menge geflügelter Schlangen
und anderer LTugethüme angetroffen haben, die ihren Hauptaufent-
halt im römischen Amphitheater hatten und die Umwohner ver-
schlangen. Als dieser Heilige daher lange in der Gegend ver-
gebens predigte, suchte er die heidnischen Bewohner durch ein
Wunder zum Christenlhume zu bekehren, und dies Wunder be-
stand darin, dass er diese Ungethüme durch Beschwören mit dem
Zeichen des Kreuzes bewog, den bisherigen Ort zu verlassen und
sich aus der Gegend zurückzuziehen, worauf wirklich das Volk
dankbar und gläubig zum Christenthume übertrat. Diese Legende
ist früher mehrfach abgebildet gewesen, und ein Wandgemälde
aus dem Jahre 1523 in der Kirche St. Eucaire stellt sie noch jetzt
dar. Zur Erinnerung an diese Bekehrung wurde alljährlich bis
1786 in Metz eine Graoulli -Procession abgehalten. Am Montag
vor Himmelfahrtstag wurde nämlich die groteske Figur des Graoulli
aus Pappe oder Leder vom Maire von Woipp}', der das Vorrecht
dazu hatte, in feierlichem Zuge und besonders begleitet von der
lustigen Jugend durch viele Strassen und Gassen herumgetragen,
und alle Bäcker und Conditoren, au denen der Zug vorüberkam,
mussteu ein Stück Gebäck dem Ungethüm in den Rachen werfen,
welches dann dem Maire zu gut kam. Die Graoulli-Figur wurde
dann wieder in die Kathedrale zurückgebracht, wo sie noch auf-
bewahrt ist. Man glaubte früher, dass dies Bild jenem des Gar-
gouille in Ronen und Taras(jue in Tarascon entspreche, aber schon
Leduchat, der Erklärer des Kabelais, erkannte den Ursprung des
Worts aus dem deutscheu gräulich, graulen. Bei dieser Pro-
cesfiion trug man auch das Wappen und Panzerhemd des Metzer
Bischofs Bouchard d'Avesnes mit herum, der seiner Zeit ein ge-
waltiger Krieger gewesen sein soll.
Wohl die meisten der alten Volksgebrüuche und Feste sind
auf die urgermanische Zeit zurückgehend, was ein sehr sicheres
Zeichen dafür ist, dass das französische Wesen hier viel später
eingebürgert wurde. Nur im südlichen Theile mengt sich durunter
noch Keltische«, namentlich in den Vogesen. Aus dem Heiden-
Ihume stammt ohne allen Zweifel die am ganzen Oberrliein und
selbst bis zur Mosel verbreitete Feier des Johanni.stages. Ji^s
wurden bis gegen diu neueste Zeit im Saar- und Scillethule an
dii'iK;m Tage auf IlOlieu und Bergen helle Johannisfeuer angezündet
12. Herkommen, Feste. 91
und die dabei nur angebrannten Stücke des Scheiterhaufens zu
Hause aufbewahrt, um das Haus vor Feuer und das Vieh vor
Krankheit zu bewahren. Man glaubte nämlich, an diesem Tage
sammelten die bösen Geister, Zauberer und Hexen ihre Kraft für
das ganze Jahr, indem sie Nachts Schlag zwölf Uhr die nöthigen
Zauberkräuter pflückten. Wenn dieser kurze Moment von ihnen
verpasst wurde, so fehlten ihnen die Zaubermittel, und desshulb
suchte das Volk das rechtzeitige Pflücken zu vereiteln, indem man
in einem Orte die Uhren verstellte, in anderen aber beim Heran-
nahen der zwölften Stunde lange mit allen Glocken läutete, damit
das Schlagen der Uhr nicht gehört werde, in manchen Gegenden
wurde auf den Scheiterhaufen ein Käfig mit einer Katze gestellt
und solche mit demselben verbrannt, doch kam die Sitte noch im
vorigen Jahrhunderte ab. Die Katze sollte dabei eine heidnische
Gewalt darstellen.
Die Furcht vor Zaubereien war in Lothringen, besonders im
Saarthale, immer sehr gross und man suchte dagegen Haus und Vieh
in mancherlei Weise zu schützen, wobei auch die Geistlichkeit mit-
wirkte, wenn dabei ein Geldverdienst herauskam. Zu Langattz
tragen am 3. November die Einwohner einen Korb mit Brod, Salz,
Getreide und Hafer in die Kirche, damit der Geistliche sie segne,
worauf man es an Menschen und Vieh zum Verzehren gibt. An
Maria -Himmelfahrt kommen daselbst die Leute mit gewaltigen
Blumensträussen in die Kirche, um sie segnen zu lassen und dann
im Hause aufzubewahren. In manchen Gegenden wird am Weih-
nachtsfeste ein starker Klotz oder Holzstamm in das Kaminfeuer
gesteckt und damit die Mahlzeit gekocht. Ist dann der Stamm
verkohlt, so schneidet sich Jeder ein Stück daraus und befestigt
es über seinem Bette, damit der BHtz im Laufe des nächsten Jahrs
nicht einschlage. Anderwärts glaubt man, das um Mitternacht
der Neujahrsnacht geschöpfte Brunnenwasser habe die Kraft, das
Vieh vor Krankheit zu schützen. Den Brunnen wird in der Neu-
jahrsmitternacht überhaupt vielfach eine sonderbare Kraft zuge-
schrieben. Wenn ein Mädchen in diesem Augenblicke hineinsieht,
so erblickt sie ihren Bräutigam darin, wenn er im nächsten Jahre
ihr bestimmt sein soll. In Erwartung dessen, dass jede bald einen
Bräutigam erhält, schmücken in mehreren Gegenden die Jung-
frauen die Brunnen mit Kränzen und sieht Eine ihren Bräutigam,
so wird um den Brunnen getanzt.
Im Kreise Saargemünd werden die Hexen damit fern gehalten,
dass die Leute am Morgen nach Walpurgisnacht, L Mai, geweihte
92 I- Land, Volk und Verwaltung.
Palmenzweige in Weihwasser tauchen und damit Wohnungen,
Ställe und Scheunen besprengen, damit kein Unglück geschehe
und keine Krankheit einkehre. Ueber dem Hauseingange M'ird ein
Kreuz angebracht, das aus geweihtem Wachs gefertigt ist und
ganz dieselbe Kraft haben soll. In den einsam gelegenen Dörfern
und Höfen im Westen des Kreises Saarburg besteht noch immer
die uralte Sitte, dass jedes neugebaute Haus vor dem Beziehen in
allen seinen Theilen feierlich vom Geistlichen eingesegnet wird,
und die Leute sehen so streng auf die Beobachtung dieses Ge-
brauchs, dass sie den Nachbar, der sich ihm nicht fügen will,
tbrmlich dazu zwingen, weil die Sache ihre Kraft verliert, wenn
auch nur ein einziges, nicht gesegnetes und also nnheiliges Haus
im Orte ist. Aberglauben und besonders Gespensterglauben sind
in diesen Landestheilen und besonders in den Vogesen noch allge-
mein verbreitet und die Licht- oder Spinnstuben sind von Aller-
heiligen bis Valeutinstag (14. Februar) der Sitz aller darauf bezüg-
lichen Unterhaltung. Da niuss Jeder eine solche Erzählung zum
Besten geben, und wer die schauerlichste Gespenstergeschichte zu er-
zählen weiss, der trägt den Preis des Abends davon; dann wird
noch lange davon gesprochen und der Erzähler einer besonderen
Aufmerksamkeit gewürdigt; schon oft wurde damit das Herz einer
Schönen gewonnen. Die Folge davon ist, dass die Erzählungen,
welche auf Tradition beruhen, auch oft variirt und ausgeschmückt
werden, so dass man nicht weiss, was alt und was neu daran
ist. Man findet auch manchmal daselbst die Sitte, dass sich Jeder-
mann scheut, in der Woche des Allerheiligentags in der Haus-
haltung eine Wasche vorzunehmen, denn es hängt der Aberglauben
daran, dass dann noch vor Neujahr ein Mitglied der Familie
sterben werde. Bei Lixheim wird der Monat vor Advent als der
Gespenstermonat angesehen, und viele Personen wagen dann nicht
Nachts auszugehen aus Furcht, einem Gespenst zu begegnen; be-
sonders sind der Mittwoch und Freitag in dieser Hinsicht verhüng-
nissvoli. In manchen Häusern bewahrt man die Ostereier vom
Charfreitage, um sie den Hausgenossen zu geben, welche dadurch
vor dem Fieber l)ewaiirt bleiben. Andere heben sie auf, um sie
ausbrüten zu lassen, denn sie hoilen, die daraus entstehenden
Hühner änderten jedes Jahr die Farben. In derselben Gegend
glaubt man überhaupt sehr den Wahrsagern und Zigeunern und
weiss man verschiedene abergläubische Mittel gegen Krankheilen.
Vor der Uevolution war der Aberglaube so recht in der Gegend
von r,<ir(liirigen zu Hause und wussle man nllrs Mrxjliclic von
12. Herkommen, Feste. 93
Gespenstern, Hexen und dem fanatischen Geiste Sanieret^ welcher
über Gesundheit und Krankheit der Hausthiere verfügte. Gewissen
verrufenen Leuten schrieb man die Kraft zu, sich in Katzen und
Wehrwölfe zu verwandehi, anderen wieder, die Milch einem Dorfe
zu entziehen und sie einem andern zuzuleiten, indem sie einen
geheimnissvollen Strich dahin ziehen. Einen Dieb wollten gewisse
Familien durch Zaubersprüche ausfindig machen, doch waren solche
deren Geheimniss. Wenn mau die Kuhmilch der Kühe, welchen
sie gestohlen Murde, erwärmte und ein Messer in die kochende
Milch stach, glaubte man den Dieb damit zu trefien. Sogar ge-
wisse Zeichen und Worte im Geheimniss weniger Leute sollten
gewisse Wirkungen haben. Zu Abreschweiler glaubte man &ii die
weisse Dame, welche an Mitternacht vor Weihnacht sich zeige
mit einem Korb Wasche im Arm , welche sie im Bache wasche. Im
Dachsburgischen hat der Aberglauben auch noch einen Hauptsitz
und ausser Gespenstergeschichten ähnlicher Art erzählt man sich
daselbst auch, dass auf dem Plateau von Engelberg die Gespenster
Nachts umherirren, besonders um den alten Druidenstein von Ab-
reschweiler. Hier unterstellt man auch die Kreuzwege im Wald
in der Gemarkung diesen Einflüssen und befestigt daher dort
Kreuze in den alten Eichen. Ungeachtet dieser Vorsichtsmassregel
passiren aber die Landleute nicht gern um Mitternacht die Lich-
tungen und längs des Felsens am Wege von St. Quirin, denn
diese Verwegenheit werde mit augenblicklichem Tode bestraft.
Sogar bis in die Citadelle von Metz hat sich solcher Aberglauben
verbreitet. Von dem früher daselbst befindlich gewesenen Kloster
St. Pierre ist in der Wohnung des Geniedirecktors noch ein Fenster
erhalten, und von diesem ging im Kloster die Sage, am Abende
vor ihrem Tode sehe die Aebtissin durch dasselbe den Arm Gottes
sich bewegen und ihr das nahe Ende ankündigen. Die Schlangen
waren bekanntlich den Kelten heilig und spielten in ihrem Kultus
eine Rolle. Daher stammt wohl in einigen Gegenden die Sitte,
jedes in der Osterwoche im Hühnerstall gefundene ganz kleine Ei
zu vernichten, da sonst eine Schlange daraus krieche, die Menschen
und Thieren gefährlich würde.
Sind diese Ueberlieferungen aus der alten Zeit mehr schauer-
lich und reiner Aberglauben, so hat die Valentinage einen duicli-
aus freundlichen Charakter. Sie kommt im ganzen Westen bis
England und Schottland vor, ist aber in Deutschland selten oder
hat eine ganz andere Form. Man findet sie in verschiedener Weise
vor. Li manchem Orte wählen sich die iunsen Bursche am so-
94 I- Land, Volk und Yerwaltmi«^.
genannten Bohnenfest oder dem Vorabende des Dreikönigstages
aus den hübschesten Leuten des Dorfs oder ihres näheren Kreises
einen König und eine Königin , welchen alle übrigen während des
ganzen Fests unterthan sein und ihnen ihre Huldigungen darbringen
müssen. Der König hat aber dabei die Verpflichtung, seine Kö-
nigin und Unterthanen am nächsten Sonntage im Wirthshaus zu
bewirthen je nach dem Vermögen des Königs, so dass dies ver-
schieden ausfällt. Bei dieser Gelegenheit werden drei Bursche
ausgeloost, welche die Rolle der drei Könige aus dem Morgenlande
zu spielen haben und dann durch Kohlen in Mohren umgewandelt
werden, um dann als solche zu suchen eine Schöne zu erhaschen
und zu küssen. In Gegenden mit Hanfbau verbindet man mit
diesem Feste noch eine andere Vorausbedeutung; ist nämlich der
König grösser als die Königin, so wird der männliche Hanf im
Sommer grösser als der weibliche und umgekehrt, wenn die Kö-
nigin grösser ist. Bei St. Barbe vor Metz ist noch trotz vieler
Zerstörungen ein Kreuz, genannt mit den drei Füssen, von bizarrer
Consti-uction mit einem pyramidalen Dache auf drei Pfeilern und
darüber ein Kreuz. Die jungen Mädchen suchen nun an diesem
Dache einen Stein so zu legen, dass er nicht fällt, was natürlich
sehr schwer ist; gelingt es aber einem Mädchen, dass er nicht
herabfällt, so darf es darauf zählen, im nächsten Jahre Braut zu
werden.
Die Valentinage zeigt sich in den Seillegegenden in folgender
Weise. Am Sonntag vor Fastnacht mustern im Wirthshause die
Bursche alle heiralhsfähigen Bursche und Mädchen des Dorfs durch
und bestimmen, welche sie als Paare zu sehen wünschen, wobei
sie besonders darauf sehen, zu erkunden, welche davon heimliche
Liebe zu einander haben. Am Abende ziehen sie sodann mit
Flinten und Pistolen durch das Dorf, schiessen vor dem Hause,
wo ein schönes Mädchen wohnt, und wenn dasselbe herausschaut,
80 ruft der Anführer: ich gebe hiermit iNhidemoiselle N. N. an
den oder jenen Burschen, worauf eine Frcudonsalve erfolgt n\H\
die Burschen weiter ziehen, um dasselbe am nächsten Hause zu
wiederholen, worauf sie ins Wirthshaus ziehen und ein Gelage
halten. Die in solcher Weise ZuHammengegebenen sind sodami«
für acht Tage Valentin und Valcnliuc, der Mur.sche darf seine
Valentine besuchen, um den Fasluachlskuchen bei ihr zu holen
und darf sie zum 'l'aoze an Fastnacht führen, wogegen sich keine
HtrunlKin darf. Aber dies geht nicht umsonst her, demi der Miirsche
hat Heiner Valentine am dritten Sonntage ein (Je.schenk zu nuieheii,.
12. Herkommen, Feste. 95
bestehend in einem schonen Tuch oder Band mit einer Schachfei
Bonbons, je nach seinen Vermögensverhältnissen. Haben die Eltern
auch wegen der beiderseitigen Vermögensverhältnisse nichts da-
gegen, so wird die gegenseitige Bekanntschaft fortgesetzt und be-
gleitet der Bursche sein Mädchen auf alle Festlichkeiten, bis end-
lich am Ernte- oder Herbstfest oder bei einer ähnlichen Gelegen-
heit die förmliche Verlobung erfolgt. So wenig nun eine Schöne,
wenn sie es nicht mit allen Burschen des Dorfs verderben will,
diese Huldigung abweisen darf, so kommt es aber doch auch
manchmal vor, dass sie ihm bei näheren Liebeserklärungen einen
Korb gibt. Diess wird aber gewöhnlich in symbolischer Weise
kund gegeben und kostet also nicht einmal ein Wort zur Ant-
wort. Rückt nämlich in der Moselgegend der Bursche mit seinem
Antrage heraus und die Schöne will davon nichts wissen, so langt
sie ins Kamin und zieht einen ausgelöschten Feuerbrand heraus,
den sie dem Burschen überreicht. In den Gebirgsdörfern der Vo-
gesen wird die Sache aber noch drastischer gemacht. Um näm-
lich der unwillkommenen Bewerbungen los zu werden, schickt sie
dem Freier eine Katze ins Haus, um ihn für ihre Liebe zu ent-
schädigen. Hat dieser dann aber viele Freunde unter den Burschen
des Dorfs und will er sich dafür rächen, so rücken sie wohl
in einer der folgenden Nächte der Schönen vors Fenster, machen
einen Höllenlärm mit verstimmten Listrumenten und miauen in
allen Tonarten, bis sie dann der Hausvater oder der Feldhüter
vertreibt.
Ein gewisses Vorrecht steht bei Kindtaufen den Pathen zu.
Da gewr)hnlich auf einen Pathen mehrere Pathinnen kommen,
so hat er das Recht, sich diejenige, welche ihm am besten gefällt,
zur Feier abzuholen und sie sich beim Schmause zur Rechten zu
setzen, wogegen er verpflichtet ist, ihr ein Pathinnengeschenk zu
machen, das gewöhnlich in Handschuhen, einem Tuch, Band oder
dergleichen besteht.
Bei Leichenbegängnissen in einer Stadt oder einem grösseren
Dorfe wirkt gewöhnlich eine Bruderschaft mit, welcher die Fa-
milie angehört, oder auch ein anderer Verein. Derselbe verziert
am Begräbnisstage die Hausthüre mit einer schwarzen Draperie
und besorgt die Leichenwache, oft auch die Begräbnisskosten.
Die Leichenbegängnisse geben oft zu vielem Aufwände Veran-
lassung, und die Geistlichen des Landes haben überhaupt bei sol-
chen Dingen den Prunk gern , weil er ihnen Geld einbringt. Schon
die Leichenwagen sind von verschiedener Reichhaltigkeit der Ver-
[)Q I. Land, Volk und Verwaltung.
zierung und in den Ecken gewöhnlich mit Federbüschehi versehen.
Die Kirchendiener, bald im grossen Ornat mit dem Kreuze und
Portiers, bald einfach gekleidet und dann einer oder mehrere
Geistliche, ja oft sechs bis acht erscheinen am Leichenhause und
holen die Leiche ab, indem sie monotone Gebete singen. Zu-
nächst geht es immer zur Kirche, wenn auch der Umweg sehr
gross ist, der Sarg wird in dieselbe getragen, auf einen Katafalk
gestellt und ein Gottesdienst abgehalten, wobei gewöhnlieh Nonnen
oder andere Congregationsschwestern Gaben einsammeln, und dann
erst wird die Leiche auf den Friedhof gebracht. In Zeiten, wo
eine Epidemie herrschte, suchte man diese Sitte der Todtenbestat-
tuug abzuschaffen, aber selbst in Metz ist es nicht gelungen, ob-
schon es schon aus Gesundheitsrücksichten geschehen sollte. Die
Leichen kleiner Kinder werden gewöhnlieh getragen und dabei
über dasselbe ein tragbarer Thronhimmel gehalten, wenn die Sache
vornehm hergehen soll.
Die Revolutionszeit iiat in Lothringen gar manche alte Ge-
bräuche, Gewohnheiten und Festlichkeiten zu Grabe getragen, denn
die Zeit ist nüchtern geworden und mau sucht zu sparen. Beson-
ders die Feierlichkeiten bei den Hochzeiten sind seit Einführung
der Civilehe vereinfacht ^^orden, und dazu hat auch die Vorliebe
der Städter, Hochzeitsreisen zu machen, viel beigetragen. In Land-
orten besteht noch hier und da die Sitte der feierlichen Abholung
der Braut, welche der Bräutigam mit seinen Genossen im Eltern-
iiause aufsucht, wo sie von ihren Freundinnen festlich geputzt
darauf wartet und ein Frühstück eingenommen wird. Nach dem-
selben geht dann der Zug nach dem Hause des jungen Gemahls.
Dort angekommen wird die Neuvermählte von der Schwiegermutter
(»der einer andern Angehörigen an der ThUrschwelle empfangen
und mit Darreichung verschiedener Gaben begrüsst. Diese sind
nach den Gegenden verschieden, es fehlen aber dabei niciit das
Ei als Zeichen der Fruchtbarkeit und einige Weizenkörner und
Bohnen oder auclj Brod und Snlz. Das Ei wirft die Braut über
den Bücken fort, das Uebrige aber theilt sie unter das Geflügel
aus. Liegt die Wohnung etwas weiter oder gar in einem andern
Orte, so wird dahin die Aussteuer iu einem Wogen, hoch oben
die von den Brautführern geschenkte Wiege und ein Spinju'ad
mit einer Hanf- odn- l-lachsdocke, geführt und das l*aar sitzt vorn
darniif. Die Bursche lassen es nbcr nicht so leicht ziehen, denn
bie bereiten auf dem Wege vcrsciiiedene Hindernisse, erriehteu
Barrikaden und du» junge Ehepaar muss die Hinwegräununig
12. Herkommen, Feste. 97
derselben erst durch ein kleines Geschenk oder das Versprechen
einer Weinspende erkaufen. Im Hause folgt dann das Hochzeitsmahl
und gewöhnlich darauf noch ein Tanz. Beim Mahle suchen die
Bursche der Braut das Strumpfband heimlich zu entwenden,
das sie dann im Triumphe unter sich vertheilen. Werden die
Bursche beim Tanze recht übermüthig, so werfen sie zuletzt noch
alte Scherben vor die Thüre der Brautkammer, um das Paar noch
lange an der nächtlichen Ruhe zu stören. In Diedenhofen herrschte
die sonderbare Gewohnheit, dass bei gewöhnlichen bürgerlichen
Hochzeiten die Gäste in karnevalmässiger Verkleidung mit Musik
durch die Strassen zogen , in einer Reihe von Wirthschaften ein-
kehrten, darin zechten und tanzten und dann erst zum Hochzeits-
mahle erschienen. Die Hälfte der Kosten musste der junge Ehe-
mann bezahlen. In jener Gegend kam dabei auch noch eine
andere Sitte vor. Am Morgen nach dem Hochzeitstage begab sich
nämlich das junge Paar schwarz gekleidet in die Kirche zur An-
hörung einer Seelenmesse für seine Vorfahren und dann auf den
Friedhof, um an den Gräbern der Eltern, Voreltern und Ver-
wandten zu beten und um Glück und Segen für ihre Ehe zu
bitten.
Die Ausstattung der Braut ist gewöhnlich nicht sehr reich-
haltig und besteht in einer geringen Anzahl von Möbeln. Sie
macht aber doch im Verhältnisse zum A'ermögen mehr als billig
aus und darf es namentlich nicht an Schmuck, Nippsachen, silber-
plattirten Messern und Gabeln und dergleichen Dingen fehlen.
Auch die Garderobe nimmt einen wesentlichen Theil der Aussteuer
ein. Als Folge der Kleinheit der Häuser und Wohnung mag es
angesehen werden , dass die Eltern und die neuvermählten Kinder
selten in demselben Hause wohnen, was nur bei grösserem Guts-
besitze und da nicht sehr oft vorkommt.
Eine deutsche Sitte ist auch, was man hier Trimazos nennt.
Beim Eintritt des Frühlings, im Mai, kommen nämlich geputzte
Kinder mit Maien, an welchen bunte Bänder und anderer Tand
hängen, singend, springend und tanzend: „der Frühling ist da-
(c'osl lou joli mois de mal, 6 mi ma'ij und erhalten dafür kleine
Geschenke. So unschuldig die Sache ist, so hatten doch die Be-
hörden dies früher verboten gehabt, weil es an das alte römische
Fest der Cjbele erinnere. Leider herrscht aber noch da und dort
die Sitte, beim Herannahen von Gewittern mit den Glocken zu
läuten, angeblich, um die Wolken zu vertheilen. Da und dort
pflanzt auch der Liebhaber seinem Schatze in der Stille der Nacht
Huhn, Deutsch- Lothringen. 7
93 !• Land, Volk und Verwaltung-.,
einen jungen Baum vor das Haus, oder stellt eine Art Weihnachts-
baum mit Bändern, Blumen und Bonbons behängt vor das Fenster.
An Fastnacht sind die Fastenbretzeln überall im Gebrauche und
die Kinder vergnügen sich damit, sie gegenseitig zu brechen und
dabei die grössere Hälfte zu erhaschen. Von den Klöstern stammt
endlich die Sitte des Retschens während der sogenannten heiligen
Tagein der Charwoche her, wo die Glocken nicht läuten, sondern
durch Ketschen mit grossen Klappern zur Kirche gerufen wird.
Die Jugend zieht dann aber auch mit kleinen Retschen durch die
Strassen und macht damit einen grossen Lärm. Schon vor 150
Jahren hatte man ein Verbot desselben in Metz erlassen, aber
auch Strafandrohungen brachten cKe Sitte nicht ab, bis sie endlich
mit der Revolution auch einging.
Aus dem vorigen Jahrhunderte stammten die in einigen Ge-
meinden des südlichen Landestheils eingeführten Rosenfeste, womit
die Landpfarrer die gute Sitte zu heben und zu belohnen glaubten,
womit sie aber eigentlich nur der Eitelkeit und dem Hochmuthe
fröhnten. Um die Mitte Juni wurde nämlich das bravste Mädchen
des Dorfs als Rosenjungfrau gewühlt und ihr ein Fest gefeiert.
Nachdem ihr Wohnhaus geschmückt war, wurde sie selbst, eben-
falls geschmückt, daselbst abgeholt, in feierlichem Zuge mit Musik
nach der Kirche begleitet, wo sie eine Art Thron einnahm, dann
mit einer Rosenkrone geschmückt, vom Pfarrer eine lange Lob-
rede gehalten und sie hierauf ebenso feierlich wieder zurückgeleitet,
der Tag aber mit Scimiauserei und Tanz beendigt. Mehrere eitle
Pfarrer suchten sich in Gründung solcher Rosenfeste zu überbieten
und beschrieben sie in eigenen Broschüren, sie hörten aber auch
mit der Revolution auf und später beschränkte sich die Sache ein-
fach darauf, die unbescholtensten Mädchen des Dorfs auszuwählen,
um bei Processionen das Marienbild zu tragen.
Zahlreiche alte (Jewohnheiten und Sitten hatten sich in Metz
erhalten, welche namentlich von den Klöstern hervorgerufen und
gepflegt waren j sie haben aber auch schon lange aufgehört und
der grösste Theil der ^litlebenden weiss nicht einmal mehr etwas
davon. Ausser der CJraouilliprocession fanden noch folgende (io-
brüuühe statt. Am 1(5. August, dem Tage des heiligen Arnould,
trugen die Kanonici dessen Ring nach der Abtei St. Arnould, wo
ihn der Prior am Thorc empfang, ben'iuchertc ui:d dann auf dcii
Altar auf ein Missale legte. Während des darauf folgenden CiottccS
(lienstH drückten dünn die Geistlichen den Ring auf Siegel von
Wach« und verllieilten dieselben unter das Volk, der Ring wurde
12. Herkommen, Feste. 99
sodann wieder in die Abtei zurückgebracht. Von dem Ringe er-
hielt sich aber folgende Sage. Als einst der heilige Arnould auf
einer der Mosel brücken den Fluss betrachtete und über die Grösse
seiner Sünden nachdachte, warf er den Ring ins Wasser, indem
er sagte, er werde nicht eher an die Vergebung derselben glauben,
als wenn ihm je wieder dieser Ring gebracht werde. Siehe da,
nach wenigen Jahren fand sein Koch den Ring im Magen eines
Fisches und brachte ihn dem Prälaten zurück, der nun erst Ver-
trauen in die göttliche Barmherzigkeit gewann. Bekanntlich kommt
dieselbe Sage noch anderwärts in ähnlicher Weise vor: aber
Paulus Diakonus will sie selbst aus dem Munde von Karl dem
Grossen gehört haben. A^on diesem Fürsten, und sogar von seinem
Hausmeister, wollte die Kathedrale auch noch die Stöcke besitzen,
und man stellte jährlich an Ostern und Pfingsten auf dem Haupt-
altare und später auf einem Pulte ein Reiterstandbild dieses Kaisers
nebst seinem Stocke aus, und bei der Procession am Martinstage
war der Messner mit einem Chormantel aus dem Königsmantel
Karls bekleidet, auch trug am Feste des heiligen Arnould der
Officiant ein Messgewand, welches der Mantel Karls des Grossen
gewesen sein sollte.
Bis zum Ende des siebenzehnten Jahrhunderts wurde mit
demselben ein sehr sonderbarer Gebrauch gemacht. An gewissen
Tagen des Jahrs durchzog nämlich ein Laienbruder des Klosters
St. Arnould , mit diesem Mantel angethan und rückwärts auf einem
Gaul sitzend, die Stadt, um von den Metzgern und Händlern Fett
oder Talg zu empfangen, was man das Recht Karls des Grossen
nannte. Ein Paria mentsbeschluss von 1769 machte aber dieser
Sache ein Ende. Die Metzger hatten jedoch in Metz noch mehr
alte Gewohnheiten. So mussten sie in der Woche des Dionysius-
tags, 9. October, zwei und einen halben Bündel Knoblauch dem
Abte von St. Arnould bringen, wogegen sie sieben grosse Brode
von je 7^2 Pfund und achtzehn Brodschnitte, sieben Töpfe und
eine Pinte des besten Weins nach ihrer Auswahl und ein gutes
Frühstück erhielten. Am 4. Februar hatten sie sodann an das
Kloster einen Kuchen abzuliefern; der Meister der Innung hielt
ihn in der Hand und der jüngste Lehrhng musste ihn im Springen
mit dem Finger zu durchbohren suchen; gelang es ihm, so gab
ihm der Meister zwölf Sous, gelang es ihm aber nicht und blieb
der Kuchen ganz, so bekam er einen Fusstrilt auf den Hintern.
Der Kuchen, welcher also schon sehr gross gewesen sein muss,
wurde dann unter Glockengeläute unter reichlichen Libationen von
1 00 !• Land , Volk und Verwaltung.
Wein verzehrt. — In der Kreuzwoche trugen der Maitre-Echeviu
und ein Echevin von St. Arnould bis zur Kathedrale das Haupt
des heiligen Stephan, von Fackeln und Musik begleitet, und beim
Eintritt in die Kathedrale wurden die den Feinden der Stadt ab-
genommenen Fahnen auf dem Altare ausgebreitet. Bei dieser
Gelegenheit wurde dann ebenfalls der Graoulli mit herumgetragen.
Bis zum Jahre 1750 wurden an gewissen Tagen des Jahrs in
der Kathedrale auf der Treppe des Sanctuariums zwölf verstümmelte
Bronzefiguren aufgestellt, die au die Unterdrückung des Heiden-
thums erinnern sollten. Eine ebenfalls aus dieser Zeit stammende
Ceremönie fand am 23. April statt, wo die 31oselschifffahrt eröUhet
zu werden begann. Es zog dann das Domkapitel in Procession
nach der Kirche St. Georges, Kirche der Fischer und SchitTer,
unter Absingung einer musikalischen Messe, und der Zug hielt
mitten auf der Brücke St. Georges an, wo sich der Küster über
das Geländer beugte, mit läuter Stimme dreimale: loa" dimini
super aquas rief und unter Absingung mehrerer Gebete mit dem
Zeichen des Kreuzes Weihwasser in den Fluss goss. Am Jakobs-
tage, 25. Juli, segnete dasselbe Kapitel in der Kirche St. Glossinde
die neue Obstcrndte ein, am Tage nach St. Oswald (6. August) in
der Kathedrale die Tra u benern dte, indem man solche mit Weih-
wasser besprengte, beräucherte und der Celebrant darüber die
Worte sprach: ßenedic, domine, hos »fructus novos. Am Grün-
donnerstag wusch der Bischof in einer Seitenkapelle der Kathe-
drale zwei und siebenzig armen Greisen mit Rosenwasser die Füsse
und vertheilte an jeden ein Pfund Brod, eine Pinte Wein und
zwei Häringe, welche damals als Leckerbissen für die Metzer
galten.
Den Metzern eigenthümlich war die Aufführung von soge-
nannten Mysterien während des Mittelalters, und besonders im
fünfzehnten Jahrhundert, wo sie aber schon lange zuvor bestanden
hatten. Die erste Aufführung galt St. Johann dem Apokalypten,
welche drei Tage lang auf dem Wechslerplatze zu dauern hatte
und wobei Bruder Geolfroy von den Trinitariern den heiligen
Johann spielte. Es geschah dies 1412. Am St. Privatstage,
21. August 142(), wurde das Spiel St. Vits aufgeführt, und zwar
in der Kirche dieses Heiligen, und die Besucher bezahlten Ein-
trittsgeld. Im Julirc 1125 dauerte die Vorstellung des Lrbens
St. Victor vom 1. — 3. August und Didier Herbain, Schulmeister
von St. Vit, spielte die Hauptrolle. EbouKo lange daueric 1 4:U,
vom 'i'i. .funi an, auf dein WecliHlcrplatze das Mysterium der
12. Herkommen, Feste. IQl
heiligen Katharine, noch einen Tag länger aber das der Vengeance
des Heilands und der Zerstörung Jerusalems, welches mehr als
30,000 Verse enthielt und in vier Abtheilungen zerfiel. Am 23. Juli
desselben Jahrs führte man auf der Ebene von Viximiel das Pas-
sionsspiel auf, wozu eine eigene Bühne mit erhöhten Sitzen auf-
geführt war. Die Mitwirkenden spielten aber so natürlich, dass
der Pfarrer von St. Victor, welcher den Heiland gab, fast am
Kreuze starb, und ein Kaplan, der den Judas spielte, sogar aus
Versehen fast erwürgt wurde. Noch viele andere Aufführungen
dieser Art werden uns gemeldet, und wie anstrengend sie auch
für das Publikum waren, beweist die Erwähnung, dass die Zu-
schauer sich schon Morgens vier Uhr zu den Plätzen drängten und
das Spiel drei Tage hindurch fortgesetzt wurde. Für Metz waren
diese Spiele eine reiche Quelle des Verdiensts, denn alle Herren
und Landleute aus weiter Gegend drängten eich dazu herbei und
der Stadtrath Hess deshalb am Abende die Strassen durch die Ein-
wohner beleuchten. Manchmal führte auch ein Priester in einer
Kirche allein eine solche Darstellung auf und erregte die Zuschauer
bis zu Thränen. Mehrere der vornehmen Familien der Stadt trugen
die Kosten eines solchen Spiels. Als die Zeit dafür aber aufgehört
hatte, suchte die Geistlichkeit das Publikum für eine Aufführung
eines Stücks von Terenz zu gewinnen, erndtete aber nur schlechten
Dank dafür, da es erklärte, nichts von diesem Latein zu verstehen,
zumal das Volk jenseits der Seille, das nur Patois sprach, und
deshalb über die Spieler herfiel und das Theater zerschlug. —
Während man aber durch solche Spiele die Phantasie des Volks
zu erregen suchte, rauchten draussen auf dem Lande und in der
Stadt zwischen der Brücke von Diedenhofen und Pont - des -M orte
die Scheiterhaufen vom Brande der angeblichen Hexen, aus deren
Hinterlassenschaft sich die Klöster zu bereichern suchten. Es ist
schauderhaft, die theilweise noch vorhandenen Akten über diese
schmählichen Menschenmorde zu lesen, die besonders 1580 — 1600
zahlreich erfolgten. In nur fünfzehn Jahren rühmte sich der im
Lande herumziehende Hexenprocurator Nikolaus Remy, allein in
Lothringen an neunhundert Personen wegen Beschuldiguno- der
Hexerei zum Feuertode gebracht zu haben , und die Akten liefern
den Beweis dafür.
Auch Processionen kamen in Menge vor, und zwar sowohl
in der Stadt, z. B. am Palmsonntag, als auch nach ausserhalb,
und eine solche ging sogar bis auf den St. Quentin. Ja, an ge-
wissen Tagen wurde sogar in den Kirchen getanzt, weshalb die-
102 !• Land, Volk und Verwaltung,
selben auch keine Bänke erhielten. Wo sie später eingeführt
wurden, mussten sie wie die Stühle bezahlt werden, und dann
duldet der Pfarrer nicht mehr Stühle oder Bänke, als worauf fest
abonnirt ist, und nimmt einmal das Abonnement ab, so lässt er
die frei gewordene Bank sofort wieder entfernen, denn das nicht
extra bezahlende Publikum kann ja stehen.
Von 1320 an bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts gab die
Stadt der Böttcherzunft alljährlich ein Fest, weil diese vorzüglich
den Dienst beim Feuerlöschen versah. Am 25. August, dem Tage
nach Bartholomäustag, fand das Fest durch drei Tage statt. Am
ersten derselben zog die Zunft mit ihren Emblemen feierlich durch
die Stadt und überreichte dem Bürgermeister ein Bouquet, der
ihnen darauf im Kathhause auf Kosten der Stadt ein Festessen
gab. Wenn dies beendigt und, wie sich"s beim löblichen Hand-
werk von selbst verstand, gehörig getrunken war, Hess der Stadt-
schreiber die Böttcher die Revue passiren und Jeden, dem ein
Knopf am Rocke fehlte, drei Sons als Strafe bezahlen. Am dritten
Tage zog das Gewerbe wieder durch die Strassen und hielt an
der Kreuzung der Strasse Fournirue, Taison und Plat-d'Etain au,
welche die Mägde der vier Eckhäuser zuvor schön gereinigt hatten
und wo sich dieselben sodann mit dem Besen auf der Schulter
aufstellten. Sobald der Zug daselbst ankam, hielt er an, der
Meister trat an die Mägde heran und sagte ihnen: „Junglern, ihr
habt euere Pflicht gethan.^ Wahrscheinlich wurden diese dann
auch zum Tanze geladen. Das Essen fand an allen drei Tagen
statt, am Ende des letzten Bankets aber trat der Aelteste der
Stadtpolizei auf eine Bank und fragte den Altmeister: „Meister
habt Ihr noch Durst?^ ( Mdtre des tonnclis, aleu-vesault?J , worauf
dieser antwortete: „Ich bin noch nicht so betrunken, dass ich
nicht noch drei Schluck ertragen könnte.^' , J'natcmva ici si saiilts
fjiie je ne hoiiiinmes beunn schrliin Ireus caups, ico et ikc.J Sodann
setzte man sich wieder zur Tafel, man nahm noch eine Collation
und jeder nahm noch mit nach Hause, was er nicht essen konnte.
Die von den Geistlichen abgehaltenen Festlichkeiten sind ge-
treulich im Ceremoniel der Kathedrale von 1Ü5)4 beschrieben imd
die Vorschriften dafür gegeben. In der ersten Hälfte des vorigeu
.lahrliunderts bestrebte sich aber der Bischof (Claudius von St. Simon,
gegeu den Missbrauch der Festlichkeiten und Feiertage zu eifern.
liC'tztcre betrugen nacli dem Rituale von 1542 noch 102, wo nicht
gearbeitet werden durfte. Bischof de la Feuillade setzt«; diese
auf '.V) herab, tilgte aber den Festtag des heiligen Ludwig hinzu,
13. Landwirtlischalt. 103
St. Simon verlegte aber letzteren auf Sonntag und beschränkte die
übrigen auf 12. Nachdem die anderen Feierlichkeiten schon in
der Revolutionszeit eingestellt waren, wurden endlich am 9. April
1802 die Feiertage auf vier vermindert, aber die Geistlichkeit hat
seither dieses Indult wieder mehrfach zu durchbrechen gewusst.
■_ Uebrigens sei hier noch angefügt, dass es 1789 in Metz
253 Geistliche und 316 Nonnen u. dgl. gab, welche eine Rente
von 817,000 Frcs. bezogen, ausser den 377,000 Frcs. des Bischofs.
Im Jahr 1791 wurde der Klerus bedeutend reducirt, hatte alter
noch 444 Pfarreien und eine Einnalime von 736,500 Frcs., die
1816 nur noch 243,000 Frcs. betrug. Seit dieser Zeit ist der
Klerus durch Geschenke, Erbschaften und Erbschleichereien viel-
fach wieder reich geworden, namentlich verschiedene neu errichtete
Klöster.
13. Landwirthschaft.
Lothringen ist ein vorzugsweise Ackerbau treibendes Land
und in dieser Hinsicht unterscheidet es sich wesentlich von den
beiden Bezirken des Elsasses. Es gehören von den Bodenflächen
der Landwirthschaft an in
Ackerland: Wiesen: Weinland: Obstgärten:
Lothringen 337,103,50 H. 64,460,22 H. 5,971,2i H. 7,082,,,^ H.
Oberelsass 138,634,o^ ,, 44,051,2o ^ 11,119,26 ^ ^i91-l,47 ,•
Unterelsass 193,676,pQ ,, 6I,139,i4 „ 13,252,3, ,. 6,673,02 r
Fasst man diese der Bodenproduktion gewidmete Fläche zusammen
und vergleicht man sie mit dem Bodenumfang und der Einwohner-
anzahl, so stellt sich der Unterschied noch klarer heraus, wie folgt:
Areal inQM. : Einwohnerzahl: Fläche der Bodenproduktion:
Lothringen . 113,049 474,316 411,6l7,o, Hekt.
Oberelsass . 63,659 454,231 197,718,94 ,,
Unterelsass . 86,477 588,947 274,741^or r
Im Einzelnen ist aber in Lothringen das Verhältniss wieder \er-
schieden, denn in den sieben Landkreisen kommt von 100 Hekt.
Gesammttläche folgende Anzahl Hektaren auf
Ackerland :
Wiesen :
Weinland :
Obstgärten
Kreis Metz . . . . 61,66
8,46
3,31
1,98
„ Bolchen . . . 62,68
9,41
0,23
0,89
„ Chäteau-Salins 59,14
12,73
1,10
0,86
104 I. Land, Volk und Verwaltung-.
Ackerland :
Wiesen:
Weinland :
Obstgärten :
\reis Diedenhofen
. 58,42
6,76
1,05
1,01
- Forbach . .
. 55,82
13,41
0,06
1,07
„ Saarburg .
. 37,50
12,82
0,04
1,04
„ Saargemiind
. 44,79
9,32
0,05
0,94
Die grösste Ackerbaufläche haben also Bolehen und Metz, worauf
die übrigen westlichen und mittleren Kreise kommen ; am wenigsten
haben die Gegenden im Osten, an der Saar und im Bitscher Land.
Die meisten Wiesen haben die Kreise Forbach und an der oberen
Saar und Seille. In den Kantonen Fontoy, Saaralben und Lür-
chingen, Pfalzburg und Saarburg wird gar kein Weinbau betrieben
und im Ganzen haben 446 Gemeinden keinen.
So verhältnissmässig gross auch hiernach die Ackerbaufläche
ist, so ungemein zersplittert ist der Besitz und zerfällt derselbe
nicht nur in ausserordentlich kleine Parzellen, sondern diese liegen
auch sehr bunt durch einander, was natürlich auf die Landwirth-
schaft selbst einen nachtheiligen Einfluss ausüben musste. Diese
2^rsplitterung war eine natürliche Folge der historischen Verhält-
nisse und der Gesetzgebung. Indem die Klostergeistlichen überall
Landbcfcitz als Schenkung oder Vermächtniss zu erschleichen suchten,
bekamen sie stets solche kleine Bruchstücke, und dasselbe geschah
in Folge der vielen Hexenprocesse, die nach eigenem Geständnisse
von Geistlichen hauptsächlich aus dem Grunde angestrengt wurden,
um den Besitz der Betreffenden an die Klöster übergehen zu lassen.
Waren sodann durch Verträge und Abtretungen viele Grundstücke
in verschiedene Theile zerlegt worden, so zersplitterte sich der
Besitz auch wieder durch das unbeschränkte Erbrecht, das die
Portionen immer kleiner auf Kinder und Enkel übergehen Hess;
der Staat selbst begünstigte die Parzellirung, indem er die ein-
gezogenen Emigranten-, Kloster- und Staatsgüter dadurch besser
zu verwerthen hoffte, und dann kamen auch die Gütermackler
und Hofmetzger, welche sich ein Geschäft daraus machten um
nocli manchen, grösseren Grundbesitz zu erwerben, ihn dami zu
parzellireu und so einen höheren Preis dafür zu erwerben. Diesoi
zersplitterten Besitz aber wieder zusammen zu legen, dafür fehlte
es nicht blos an der richtigen Gesetzgebung, sondern dem LuikI-
wirthe auch an Kredit, zumal alle Stiftungs- und iMilndeigelder
in Rente angelegt werden mussten und auch die von ihren Zinsen
lebenden Kupilali«ten diese Anlage vorzogen. Daneben blieb aber
freilich übcrull noch aus aller Zeil ein Geineindecigeiilhiun er-
halten, sogenannte Allmenden oder hivn cummunnl , ^^clches bald
13. Land-wirthschaft. 105
grösseren und bald kleineren Umfang hat und hier und da auch
ganz fehlt. Ausser dem alten Besitz, welcher aus dem früheren
Gesammteigenthum sich erhielt, wurde diese Art Güter noch da-
durch vermehrt, dass nach den schrecklichen Verheerungen durch
die Kriege des sechzehnten und siebenzehnten Jahrhunderts die
grösseren Herren und Territorialbesitzer wieder Kolonisten dadurch
heranzuziehen suchten, dass sie ihnen Bodenbesitz und besonders
auszurodenden Wald überliessen, welcher nun der Gesammtheit
gehörte und von dieser an die einzelnen Gemeindenmitglieder ver-
theilt wurde. Diese Vertheiiung erfolgte sodann in sehr verschie-
dener Weise und wurde erst im vorigen Jahrhunderte genauer
geregelt, für den Bezirk der drei Bisthümer im Jahre 17G9, was
aber freilich sich meistens nur dem alten Herkommen anpasste.
Dies Gemeindeeigen thum wurde ganz ähnlich wie im östlichen
Deutschland behandelt, und zwar entweder als Allmendantheiie,
oder Güterloose, oder als vermiethbarer Gesammtbesitz. Letzterer
dient dazu, die Gemeindebedürfnisse zu decken, und werden die
Grundstücke auf Zeit — 3, (i und 9 Jahre — möglichst tlieuer
verpachtet \ der andere aber erfährt eine ziemlieh verschiedenartige
Behandlung. In manchen Gemeinden werden von Zeit zu Zeit
die einzelnen Grundstücke dieser Art an die Gtmeindemitglieder
verloost, und zwar in bestimmtem Ausmaase möglichst gleicher
Art; meistens aber sind diese Güterloose fest bestimmt und werden
weder vergrössert noch verkleinert. Sie verbleiben Demjenigen,
der sie wegen Anwartschaft, Dürftigkeit oder /onst einmal zu-
getheilt erhielt, lebenslänglich und vererben sich sogar in direkter
Linie weiter, natürlich gegen eine Abgabe an die Gemeinde für
Hut- und Wegekosten , die ziemlich gering ist und nur 4 — 6 Franken
für die Hektare beträgt. Ueber die Reihenfolge, in welcher solcher
Besitz angetreten wird, entscheidet die Dauer der Ortsangehörig-
keit. Fällt ein Loos an die Gemeinde zurück, so wird es neu
zugetheilt, und ist gerade kein berechtigter Anwärter da, denn
Niemand darf zwei Theile zugleich besitzen , so wird es inzwischen
für Rechnung der Gemeinde verpachtet, jedoch nur auf drei Jahre,
um Neuberechtigte nicht zu benachtheiligen. Es wurde zwar auch
schon versucht, an diesen Verhältnissen zu rütteln und solche
Gemeindegüter zu bleibendem Privateigenthum zu machen, es
wurde aber dazu die Erlaubniss nicht ertheilt und blieb deshalb
das bisherige Verhältniss erhalten.
Die Bodenzersplitterung ist nach den einzelnen Gegenden ver-
schieden, je nachdem in denselben reichere oder doch vermög-
X(_)() 1. Lainl. Volk uiul Verwaltung-.
lichere Familie lebten und den Besitz bei sich erhielten. Letzteres
ist namentlich au der Mosel der Fall, wo ein sehr bedeutender
Besitz stets Metzer Familien gehörte, so dass hier noch nicht die
Hälfte, etwa 45^/^, zum kleinen Besitz gehört, etwa -10 ^/^ den
mittleren Besitz ausmacht und IS^o den ganz grossen Besitz bilden,
der allerdings dann auch sehr erheblich ist und nicht unter 70 Hekt.
umfasst, während der kleine sich oft auf nur einen Hektaren bis
höchstens 5 — 6, und auch diese wieder nur in verschiedenen Par-
zellen , erstreckt. Dagegen umfasst der kleine Grundbesitz an der
Seille und Saar 70% aller Güter und können nur etwa 5% zum
Grossbesitze gerechnet werden. Dieser grosse Grundbesitz ist fast
immer verpachtet, ebenso ein Theil des mittleren Besitzes, jedoch
ist die landesübliche Pachtzeit von 3, 6 und 9 Jahren zu kurz,
um den Pächter zu veranlassen, erhebliche Verbesserungen auf
dem Gute vorzunehmen, da die Resultate leicht dem Nachfolger
im Pachte allein zufallen würden. Die Pachtzinsen sind in den
letzten Jahren gestiegen gewesen, und zwar ähnlich wie auch die
Löhne: man rechnet für die Hektare einen durchschnittlichen Pacht-
zins von 50 — 80 Frcs. bis 100 — 120 Frcs. , je nach der Güte des
Bodens und der Lage. Grosse Pachtguter erzielen jedoch nicht
so viel und muss es schon vorzügliches Gelände sein, soll es 60
bis 80 Frcs. einbringen. Es ist übrigens dabei in Rücksicht zu
nehmen, dass der Pächter alle Steuern und Abgaben zu bezahlen
hat und dies bei dem herrschenden Steuers>-steme nicht gering
anzuschlagen ist. Was die Kaufspreise betrilft, so sind diese sehr
verschieden und wird die Hektare Ackerland mit 3—5000, Wiesen
mit 2— ()000 und Weinberge mit 4—12,000 Frcs. bezahlt. Es sind
die« schon ganz ansehnliche Summen, die noch stärker ins Ge-
wicht fallen, wenn man das nöthige Betriebskapital mit in An-
schlag bringt. Letzteres ist aber meistens nur sehr gering vor-
handen und daher fehlen dem Landmann in der Regel die Mittel,
Verbesserungen einzufuhren, Versuche zu machen und landwirth-
schaftliche Maschinen zu erwerben. Dies geht blos bei grösserem
Grundbesitze, und hier sind denn auch in dieser Hinsicht bereits
erhebliche Fortschritte gemacht worden, wozu auch die Gründung
von landwirthsclmfthclien Vereinen, die Ausstellung solcher Ma-
pciiiiien und <lie direkte und indirekte Unterslüly.ung Seitens der
Kegierung schon ein Erhebliches beigetragen hat. Neben dem
Hctriebskapitule fehlt es dem Gruudl)e»it/.er auch an Arbeitskräften,
lU'iiu selbst bei den erhöhten Löhnen ziehen es die Arbeiter vor,
von der einsamen DorfwirthHchaft weg in die Städte und Fabriken
13. Landwirthschaft. 107
ZU gehen, wo nicht blos der Verdienst grösser, sondern auch das
Leben freier und ungebundener ist und ein Wechsel des Arbeit-
gebers nach Belieben stattfinden kann, während sich der Arbeiter
auf dem Laude für ein Jahr binden muss. Gewöhnhch finden in
Metz und anderen Städten an den für den Dienstwechsel iibUchen
Tagen förmliche Arbeitermärkte statt, wo gegenseitiges Angebot
und Nachfrage die Preise regelt. Ein grosses Hinderniss bei der
starken Bodenzersplitterung bietet insbesondere auch der Mangel
an guten Feldwegen, wodurch der Zugang zu den Grundstücken
erschwert oder von dem Nachbarn und seiner Erndte abhängig
ist und sich die Leute immer nach den Nachbarn richten müssen,
sowohl was die Bestellung der Aecker, als die Aussaat der Erndte
betrifft, denn nur zu oft muss man über fremdes Besitzthum fahren,
wenn man auf sein eigenes gelangen will, und es ist fast unmög-
lich, eine andere Art von Fruchtwechsel einzuführen und ihn ra-
tioneller zu gestalten, weil dafür das Einverständniss der Angränzer
erforderlich ist. Wir finden deshalb in der Mosel- und Seille-
gegend auch eine ganz eigenthümliche Art der Pfiügung in soge-
nannten sillons, d. h. es wird das Land in langen, schmalen Streifen
von nur 1 — l^/i Meter Breite so gepflügt und zu beiden Seiten
mit Wassere bzugsfurchen versehen, dass sich der Streifen nach
der Mitte erhöht oder wölbt, eine Eigenthümlichkeit, die den
Fremden sofort auffällt und oft zu ganz abenteuerlichen Ver-
muthungen altgallischen oder römischen Herkommens Veranlassung
gab. An diesem allgemeinen Zurückbleiben und der geringen
Entwickelung der Landwirthschaft ist übrigens vorzugsweise die
französische Regierung selbst Ursache, indem sie keine Muster-
wirthschaften ins Leben rief und förderte, nicht auf Einführung
eines rationelleren Verfahrens drang und durch ihre strenge Bevor-
mundung der Gemeinden sogar diese verhinderte, aus sich selbst
in dieser Hinsicht etwas zu thun, selbst wenn solche, ungeachtet
ihrer Kleinheit, etwas mit eigenen Kräften hätten unternehmen
und ausführen können. Wo daher irgend ein Fortschritt zu be-
merken ist, da findet man ihn nur in grösseren Gemeinden und
bei grösserem Grundbesitze, also besonders im Moselthale.
In diesem Landestheile ist die Landwirthschaft unstreitig besser
geartet, als im Innern und an der Saar, wie dies auch schon die
geologische Bildung des Bodens bedingt, der an Mosel und Seille
vorzugsweise aus schwerem, zähem Kalkboden besteht. Hier wird
besonders Weizen gepflanzt und der Boden mit Pferdemist und
Mergel gedüngt, nur beim Bau von Hülsenfrüchten auch mit Gyps.
108 ^- Land, Volk und Verwaltung.
Auch die Dreifelderwirthschaft ist eine verbesserte, indem anstatt
völliger Brachhaltung einige Futtergewächse gepflanzt und dann
die Stoppeln zur Düngung umgepflügt werden. Der Wieswachs
ist ziemlich reichlich, namentlich in den iJsiederungen, leidet aber
zu oft durch Ueberschwemmungen und an manchen Stellen ist
das Gras daher weniger nahrhaft und oft sauer. Küustliche Wiesen
fehlen noch in den meisten Gegenden und wollen sich nur schwer
einbürgern lassen. Die Leute gehen überhaupt nicht gerne vom
Alten ab, und da der Boden des Stalldüngers nicht so nothwendig
bedarf, so drängte es die Leute auch noch nicht, von der Pferde-
wirthschaft mehr zur Haltung von Rindvieh überzugehen, welche
natürlich auch einen stärkeren Futterbau voraussetzte oder ver-
langte und dagegen wieder durch die Milchprodukte und Vieh-
niästung eine grössere Rentabilität hervorrufen würde.
Mehr nach Osten zu findet man den Roggenbau vorwiegend,
da der Boden als sand- und kieselhaltig nicht so schwer und
Düngung mit Kalk üblich ist. Der Boden ist dadurch weniger
ertragreich, magerer und dürrer und erlaubt ohne rationelleres
Verfahren leicht die Einhaltung einer strengeren Dreifelderwirth-
schaft. Die BodenbeschafFenheit und auch das Beispiel der hier
ansässigen Mennoniten hat in dieser Gegend veranlasst, das, was
die Natur selbst nicht so reichlich gewährte, künstlich und durch
bessere Behandlung zu ersetzen. Man hat daher den künstlichen
Wiesenbau eifriger gepflegt, verschiedene Kleearten eingeführt und
ver^vendet selbst schon Maulwurfserde zur Düngung, wie über-
haupt der Getreide- und Grasbau besser zu einander in Verhält-
niss gesetzt sind. Die Folge davon ist, dass man hier auch mehr
Rindvieh hält, es besser ernährt, man mehr Stallmist gewinnt
und die Mastwirthschaft 'einen hitheren Ertrag gewährt, zunml au
(Jrünfutter kein Mangel ist. Ohnehin hat das zur Feldwirthschaft
vtr\vendete Rindvieh nicht so angestrengt zu arbeiten, weil der
Boden leichter ist, während man im Westen an sechs Pferde an
den Pflug spannen muss, um nur einigermassen tiefe Furchen zu
ziehen.
In den Mosel - und Seillegegenden wird tier Fruchtwechsel
uewidnilich so gehalten, dass nriiehwirthsehaft und Kartolfelbau,
Winterweizen und Sommerkorn mit einander al)wecluseln uiul da-
zwischen noch Haps, Klee und Wurzelgewächse gepflanzt werden.
In niunchen CJegenden mit cIwuh leichterem Boden wird auch mir
<iii doppelter Fruchtwechsel eingtliHUen und aul' grö.sseren (jütern
der Boden noch rntionellcr ausgenützt, aber auch mehr drainirt
13. Landwlrthschaft. ]09
und besser gedüngt. Hierzu -wird bei dem Nichtausreichen von
Kuhmist hauptsächlich Pferdemist, wobei aber die Jauche verloren
gegangen ist, Gyps, auch Poudrette und künstlicher Dünger
(Guano, Ammoniak und Kalkphosphat) verwendet, aber leider
reicht er nicht aus, auch ist der Kalk nur in der mittleren Gegend
von Falkenberg nicht zu theuer, während er sonst den Produ-
centen selbst auf mindestens zehn Franken zu stehen kommt und
davon auf eine Hektare oft bis zehn Kubikmeter erforderlich sind.
Das ausgerodete Land ist zu schwer zu bearbeiten, und wenn der
Boden auch noch weniger ausgenützt ist, so erfordert er doch
mehr Arbeiter, als zu haben sind, und haben daher solche Aende-
rungen den erwarteten Nutzen nicht gebracht. Auch gibt es noch
zu viel Brachland, dem keine Nachhilfe zu Tlieil wurde, während
es sich doch so leicht verbessern Hesse. Auch wäre unstreitig
von den 7345 Hektaren Heideland noch ein erheblicher Theil zu
cultiviren und für geeignete Theile der Landwlrthschaft zu ge-
winnen, denn es ist nicht so, wie in manchen Gegenden des El-
sasses, wo es ganz unbebaubar erscheint. Man rechnet zwar,
dass zehn Procent des Ackerbaubodens Wiesen sind, wovon zwölf
Procent zu künstlichem Wiesenbau verbessert sind, aber man
könnte bedeutend mehr dafür thun, da der Unterschied so klar
in die Augen springt, denn während natürliche Wiesen nur 3500
bis 4500 Kilo Heu ergeben, erzielt man beim Bau von Luzerner
Klee an 5 — 7000 Kilo auf der Hektare und erlaubt letzterer drei
Schnitte. Sonst berechnet man in diesen Gegenden den Ertrag
einer Hektare für Weizen 20, Korn 23—24, Gerste 30—33, Hafer
32—35, Hülsenfrüchte 18 und Kartoffeln 170 Hektoliter oder an
15,000 Kilogramm. Sonst producirt man noch Raps, Runkelrüben
und Flachs und wird der Ertrag berechnet auf 20—23 Hektoliter
Raps, 30,000 Kilogramm Rüben und 15 Hektoliter Flachssamen.
Ist die westliche Gegend gleichartiger, so herrschen im Osten
um so mehr Verschiedenheiten vor. Was zur Vogesenregion ge-
hört, also Bitsch im Norden, Pfalzburg, Dachsburg und Lörchingen
im Süden, ist sehr unfruchtbar und arm, denn hier werden fast
nur Kartoffeln gebaut und muss die Bevölkerung sich durch Vieh-
haltung, Wald- und andere Gewerbe ernähren. Besser sind die
Gegenden des Saarthals, aber auch hier herrscht grosse Ungleich-
heit vor, welche besonders durch Einwirkung des nahen Ge-
birges hervorgerufen wird, welche das Klima zu wechselnd und
rauh gestaltet. In der Mitte des Landes, etwa zwischen Mör-
chingen, Falkenberg, Püttlingen und Bolchen, sieht es bedeutend
II (} I. Land, Volk und Verwaltung.
besser aus und ist auch die Feldereintheilung günstiger gestaltet,
indem hier bei kleinen Wirthschaften eine drei- bis vierfache, bei
grösseren sogar eine fünf- bis sechsfache Abwechslung stattfindet.
Letztere hat im ersten Jahre entweder Brache oder Rüben- und
Kartoffelbau, im zweiten Weizen- und Roggenbau, auch Sommer-
getreide, im dritten folgt Klee nach der Erndte, im vierten Weizen,
im fünften der Bau von verschiedenen Futterkräutern und im
sechsten Winterweizen oder Roggen. Man verwendet hier zur
Düngung sowohl Stalldünger, als Guano und chemische Düng-
mittel, aber der erstere ist bei dem Vorherrschen der Pferde-
haltung und dem schwachen Rindviehstand meistens nicht aus-
reichend und zu einer Hebung des letzteren fehlt es an künstlichem
Grasbau und jeder rationellen Behandlung der Viehzucht, so dass
sogar die Stallungen inangelhnft sind. Düngung und Mergel kommt
wenig vor und der Kalk hat einen zu hohen Preis. Es wurde
zwar schon unter der Regierung des Königs Louis Philipp hier
etwas für die Landwirthschaft zu thun versucht und an Stelle des
ausgerodeten Bischwalds 22 Pachthöfe angelegt, die zum Vorbilde
dienen sollten; allein die Bauern haben kein Kapital, die Zer-
splitterung des Bodens ist zu gross, der starke Gemeindebesitz
erlaubt keine rationelle Behandlung und es fehlt an Drainage,
wogegen allerdings für Bewässerung etwas mehr gethan ist und
es ziemlich viele natürliche Wiesen gibt. Mau rechnet im mitt-
leren Landestheile auf die Hektare einen Ertrag von 4 — 6l)0() Kilogr.
Futterkräuter bei drei Schnitten, von 35()0 Kilogr. Heu und
750() Kilogr. Stroh, jedoch wird derselbe in manchen Jahren auch
bis zur Hälfte verringert. Die künstlichen Wiesen nehmen un-
geföhr die Hälfte Raum ein, auch pflanzt man etwas Runkel-,
Mohr- und weisse Rüben und Artischocken. Die Gesanunterzeug-
nisse des Ackerbaus ergeben hier auf den Hektar etwa 1(5 Hektol.
Weizen, 20 Hektol. Koru und Gerste, 25 Hektol. Hafer, 18— 2<»HektoI.
Raps, 1() Hektol. Hülsenfrüchte, 12— 13,(HJ() Kilogr. Kartoflelu und
20 — 22,(X)() Kilogr. Runkelrüben. Namentlich die letztereu wurden
durch bessere Bi-handlung zu einem erhöhten Erlrage gebracht
und auch der Hopfenbau in etwas gefi)rderl. lloj)ren wird übrigens
nur wenig im Seillcthalc und sonst gepflanzt, Tabak dagegen ver-
einzelt in ziemlich vielen Orten. Der Tabiikbau wurde im Ganzen
im Jahr 1873 — 74 auf 4.')Yg Hekt. gebaut, und zwar in den Steuer-
amtsbezirken Vic auf IbtXi'/ai Diedenhofen l075'/4, Saargemünd
7(»iM/^, Suarburg 5(;| und Metz 3IH'yj Aren. Für Zuckerrübenbau
erwartete man die Erriclitun" einer Filiale der badischen Rüben-
13. Landwirthschaft. 111
Zuckerfabrik von Waghüusel im oberen LandesÜieile, aber die-
selbe scheint von dieser Absicht zurückgestanden zu sein.
An einer auch nur entfernt genügenden Ackerbaustatistik
fehlt es noch gänzlich , denn wenn auch die französische Regierung
Erhebungen darüber machen Hess, wie sich das Erndteergebniss
gegen die Aussaat verhalte, so war doch das Resultat kein zuver-
lässiges und sind überhaupt die Abschätzungen der Erndte meistens
ohne sicheren Anhalt. Wir unterlassen daher auch die Aufstellung
einer solchen Uebersicht und hoffen erst in der Zukunft, dass ein
richtiges Material dafür gewonnen werde. Vorerst hat die Regie-
rung ihre Sorgfalt darauf verwenden müssen, die Gründung von
landwirthschaftlichen Vereinen anzuregen, Ausstellungen von land-
wirthschaftlichen Maschinen und deren Ankauf zu fördern und
besonders auf Verbesserung der Rindviehzucht durch Einführung
geeigneter Racen hinzuwirken. Diese Vereine bestehen nun für
alle Kreise und ihre Mitgliederzahl betrug am Jahresbeginne für
Metz 333, Bolchen 151, Diedenhofen 150, Chateau-Salins 123,
Saargemünd 118, Forbach 89 und Saarburg 80, und jeder Verein
erhielt zurFörderung seiner Zwecke eine Unterstützung von 3000 Frcs.
aus Bezirks- und Staatsfonds. Ausstellungen von landwirthschaft-
lichen Maschinen sind bereits mit Erfolg eröffnet worden, es wurden
Wiesenbautechniker und Wanderlehrer berufen, gutes Rindvieh
in der Schweiz und bei Glan (Pfalz) gekauft und bereits zahlreiche
Versammlungen gehalten, wofür namentlich das sogenannte Bauern-
kasino von Unter-Jütz gewirkt hat. Eine grössere landwirthschaft-
liche Ausstellung wurde noch verschoben, weil man zuerst etwas
mehr dafür vorgearbeitet haben will. Rührigkeit in diesen Dingen
ist aber nothwendig, denn es fehlt vorzüglich an Arbeitern und
diejenigen, welche man erhalten kann, kommen zu theuer zu stehen.
Ein Tagelöhner erhält 21/2—5 Frcs. täglich, ein Knecht 400 Frcs.,
eine Magd 250 — 260 Frcs. und beide dabei noch eine Zugabe an
Fussbekleidung und sonstigen Kleidungsstücken. Von landwirth-
schaftlichen Maschinen arbeiten auf grösseren Gütern vorerst nur
Dreschmaschinen. Für Getreide und Futter findet man hier und
da die Sprague'sche Sichel- und Bückeyrsche Mähmaschine, die
auf zwei Rädern ruht. Die jetzige Ermöglichung des Ankaufs auf
Ratenzahlungen dürfte dahin führen, dass sich zum gemeinschaft-
lichen Ankauf solcher Maschinen künftig auch Gesellschaften bilden
oder die Gemeinden die Sache in die Hand nehmen. Wenn auf
diese Weise dann allseitig zusammengewirkt wird, ist jedenfalls
auf Erzielung einer wesentlichen Verbesserung der Landwirthschaft
\\'2 I. Land, Volk und Verwaltung.
ZU hoffen, in welcher ja die Hauptnahrungsquelle des Landes liegt
und allein eine Förderung des allgemeinen Wohlstands gesucht
werden kann.
Noch ist hier der Teichwirthschaft zu gedenken, deren schon
früher erwähnt wurde. Sie kommt hauptsächlich in den zahlreichen
und grossen Teichen der Gegend zwischen Saarburg, Dieuze und
Albesdorf vor und der Boden daselbst ist auch für ihre Bebauung
günstig, da er aus buntem Thonschiefer besteht und die Niveau-
verhältnisse den Anbau erleichtern. Die grössten Teiche sind der
Lindreweiher, Stockweiher und Weiher von Gondrexange, welche
alle wieder mit kleineren , höher gelegenen Weihern in Verbindung
stehen und eine Anzahl von Kanälen und Durchlassen haben, um
sowohl die Teiche abzulassen, als bie wieder zu füllen. Da der
Lindreweiher noch dazu ausersehen war, im Bedarfsfalle das Seille-
thal zu überschwemmen, so sind dabei die grossartigsten Einrich-
tungen getroffen und zwischen dem Dorfe Lindre und Dieuze
ins Werk gesetzt; auch für diese ist eine Art Dreifelderwirth-
schafi eingeführt. Im Spätjahre, gewöhnlich im October, wird
der Weiher abzulassen angefangen und nach dem Abflüsse von
etwa zwei Drittel des Wassers wird er ausgefischt, was etwa ein
Ergebniss von 100,000 Kilo Fischen zum Werthe von 120 bis
150,000 Frcs. ergibt, welche meistens ins Innere von Frankreich
verkauft werden. Die kleinen Fische werden inzwischen in kleinere
Weiher gesetzt. Ist das Wasser abgelaufen, so bleiben nur noch
einzelne künstliche Rinnen, die zur Seite Dämme von l'/2 Fuss
haben, und dann wird der lockere, theilweiste sandige und daher
leicht pflügbaie Boden, sobald er im Frühjahre trocken ist, in
Parzellen verpachtet und mit Weizen in höherer Lage, mit Sommer-
weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Flachs und Hanf in den tieferen
Lagen bepflanzt, wobei der Htktar auf 3— 400 Frcs. Pacht kommt.
Ist das Jahr trocken, so gibt der gut gtdüngte, fette Boden reich-
lich aus und man kann auf den Hektar rechnen: 35 Ilektol. Weizen,
30_4() Hektol. Korn, 30 Hektol. Gerste, 40 — 50 Ilektol. Hafer,
20 Hektol. Flachs und 'i5(M> Kilo Kartoffeln; wenn aber das Jahr
nu88 i.st, 80 ist auch der Kr^rag gering und rentirt kaum die Kosten,
wesshalb es denn auch wohl in Erwägung zu nehmen wäre, ob
nicht die Umwandlung dieser Weiher in Kulturland vorzuziehen
iHl. Sobald die Erndte eingethan ist, so werden die Schleussen
wiediT geschlossen und füllen sich die Weiher wieder, theihveise
boforl durch das NVasser der oberen kleineren \N'eiher. Es werden
dann die inzwischen in letzteren unterhaltenen Mutterkarpfen nebst
H. Weinbau. 113
den jüngeren Fischen in das Wasser gesetzt, wo sie an den Ueber-
resteu der Feldfrüchte reichliche Nahrung finden und rasch wachsen.
Im zweiten Jahre werden dann die Hechte in den Weiher gesetzt,
vor denen die schon , stärker gewordenen Karpfen um so sicherer
sind, als die Hechte an den kleinen Fischen und den Weissfischen
hinlängliche Nahrung haben. Früher war diese Teichwirthschaft
noch allgemeiner und gab es überhaupt mehr Weiher 5 allein man
hat nach und nach einen Theil davon ausgetrocknet und kultivirt und
desshalb bestehen nicht mehr so viele, als deren auf der grossen
Generalstabskarte verzeichnet sind und selbst noch die Steuerkataster
des letzten Jahrzehnts in ihren Berechnungen der verschiedenen
Bodenflächen enthalten. Auch mehrere dieser grossen Weiher wären
wohl schon in Ackerfelder umgewandelt worden, wenn sie nicht er-
halten werden müssten, um als natürliche Reservoire für die Füllung
des Saarkauais zu dienen.
14. Weinbau.
Der Bezirk Lothringen gehört zu denjenigen Ländern, welche
am meisten Wein erzeugen. Mit Ausnahme der Kreise Saar-
gemünd, Saarburg und Forbach wird in allen übrigen Kreisen
ziemlich viel Wein producirt, und zwar im Mosel-, Seille- und
Niedthale. Die dem Weinbau gcMidmete Gesammtfläche beträgt
•5918 Hektaren und diese vertheilen sich also:
Metz .... 3602 Hekt. Forbach .... 43 Hekt.
Chäteau-Salins . 1U71 ,, Saarburg .... 42
Diedenhofen . . JMj2 .. Saargemüud . . 32 ,,
Bolchen . . . 1G(> „
Das Klima ist für die Weinkultur nicht ganz gut, denn die Trauben
reifen oft zu langsam und in ungewisser Weise. Bei Metz und
Thionville herrschen die kleinen schwarzen Trauben (pineauj vor,
an den Abhängen von Sierck und an den Ufern der Seille und
Orne aber weisse und röthliche Sorten. Meistens sind es Trauben-
arten mit dicken Beeren; der B>ost von 1789 und 1795 hatte
nämlich die Leute veranlasst, den früheren guten Sorten, welche
leicht vom Frost litten, die sogenannten Lothringer Reben vor-
zuziehen , welche weniger empfindlich sind und mehr ausgeben.
Die ganze Rebenkultur ist überhaupt noch sehr mangelhaft und
wenn gleich für dieselbe verhältnissmässig mehr als für den Ackerbau
gethan wurde, so geschieht noch lange nicht genug und das Bei-
lliihn, Deutsch -Lotlningen. 8
114 !• Land , Volk und Verwaltung.
spiel einiger rationellerer Weinzüchter wird nur wenig nachgeahmt.
Die Reben werden sehr nieder gezogen und auch die Trauben
hängen nahe dem Boden. Sie tragen 8 — 10 Jahre lang und dann
müssen sie wieder erneuert werden. Das Produkt wird nur im
Lande verkauft und früher ging auch nur ein kleiner Theil in
die benachbarten Departements. Versuche mit Champagnerfabri-
kation wurden auch gemacht und dazu besonders die Sorten von
der Seille, Magny und Peltre mit Erfolg verwendet, auch der
Wein zu Fabrikationszwecken nach der Champagne verführt. Von
den rothen Weinen werden jene von Augnj, Dornot, Ars, Less}',
Scy und Guentrange bei Diedenhofen geschätzt. Nach dem übrigen
Deutschland verlohnte sich der Absatz noch nicht, denn dafür
bezieht man lieber ächten Bordeaux, der nicht viel theuerer ist.
Die hauptsächlichsten Kebensorten sind folgende: 1) Kleine
schwarze und blassrothe Sorten: Franc-noir, menu-noir, ertrag-
reich, gut und allgemein verbreitet; petit-noir, tendre-fleur, die
Traubenbeeren fallen gern ab und deshalb suchte man sie durch
ertragreichere Sorten zu eisetzen; pineau commun, p. violet, p. serre
mit kleinen Beeren, aber etwas rauhe Sorte 5 gras-pineau oder
pineau gras, schlechte Sorten vert-noir, vert-noir d'Italie, dicke
Beeren, ertragreich, aber weniger gut; besonders bei St. Julien,
Vallieres und Ste. Barbe gepflanzt; Auxerrois gris, pineau gris,
Malvoisie, gewöhnlich ausrois genannt, sehr geachtet und stark
verbreitet; teint-vin oder teinturier, der Saft ist dunkelroth, die
Sorte aber wenig verbreitet; die Blätter werden im Herbste rölh-
lich. 2) Grosse schwarze und dicke Sorten: Livtrdun, sehr er-
tragreich, reift aber nur bei sehr warmem Sommer; meunier oder
blanche -feuille, Burgunder Trauben von mittlerer Qualität; noir
de Lorraine, Tenfum^, schlechte Sorte, aber wie beide vorstehenden
sehr stark verbreitet, weil sie sehr viel, wenn auch nur geringen
Wein liefert; ^ric6 oder ricey de Bourgogne, ertragreich, aber
schlechte (Qualität und daher ziemlich abgeschafft. 3) Weisse
Sorten: Blanc de Magny, aubin jaune, geachtete Sorte, bei Magny
und an der Seille; p6tracine, gelbliche Traube, guter und halt-
barer Wein, mehr in den deutschen Gegenden gepflanzt; aubin-
vert, vert- auxerrois, dicke Trauben, sehr geachtet, bei (^ueuleu
und Magny; auxerrois blanc, gute Sorte, ebendaselbst und bei
Key gepflanzt, verdiente mehr Verbreiinng; hemme verte oder
vert-blunc, dicke Beeren, mittelmässiger Wein, iillgemein verbreitet;
hemme jaune, ähnlich wie voriger, aber weniger verbreitet; rouge-
bianc, schöne Varietät, die an den Ufern der Seille gepflanzi wird.
15. Thierzucht. 115
Beim Weinbau wird gewöhnlich das Verfahren von Guyot
angewendet und zuerst die Frühsorten und schwachen Stöcke im
Februar oder März und später erst die stärkeren alten Stöcke be-
schnitten. Diese selbst werden in gleichen Reihen im Abstände
von 1 — IY2 Meter gesetzt, je nachdem der Boden mehr dafür
geeignet ist, aber auch in Stauden oder rautenförmiger Ordnung.
Als Düngung wird fast nur Pferdemist verwendet, da anderer
nicht zu haben ist. In der Behandlung der Reben wie des Weins
will man jetzt ebenfalls Verbesserungen einzuführen versuchen
und hat man auch schon begonnen , die- Reben vor Frost dadurch
zu schützen, dass man jeden Morgen Rauch über dieselben streichen
lasst. — Was den Ertrag betriflt, so schwankt derselbe auf der
Hektare von 25 — 30 Hektoliter, je nachdem es kleine oder grosse
Traubensorten sind. — Man hat sich in neuerer Zeit wiederholt
gegen die alte Einrichtung ausgesprochen, dass die Weinberge
kurz vor dem Herbsten einige Zeit lang geschlossen werden iban
de vendangej, allein die Vortheile derselben dürften doch die
Nachtheile überwiegen. Das Nachleserecht ist nur in wenigen
Orten Kindern und alten Leuten gestattet. Früher bestand zwischen
den Weinbergbesitzern und Winzern ein gewisses Abhängigkeits-
verhältniss. Der letztere bekam nämlich im Weinberge Wohnung
und ein Stück Land und durfte auch Gemüse (Bohnen) zwischen
den Reben pflanzen; allein man kam nach und nach davon ab,
an die Stelle dieses herkömmlichen Verhältnisses trat ein wandel-
barer Contrakt und auch die Wohnung wird nicht überall mehr
gewährt. Das Steigen des Lohns hat übrigens auch auf den
Weinbau schon Einfluss geübt und dürfte die Eigenthümer nöthigen,
zu einem rationelleren Verfahren überzugehen, denn wenn die
rothen Traubensorten besser kultivirt würden , so fände der Roth-
wein bald erheblichen Absatz nach dem Innern von Deutschland.
15. Thierzucht.
Fast unzertrennbar ist mit der Laudwirthschaft die Vieh-
zucht verbunden, denn beide hängen zu sehr von einander ab.
Die erstere wäre in Lothringen unstreitig auch weiter gediehen,
wenn die Viehzucht nicht so sehr hinter ihr zurückgeblieben wäre^
aber nach den langen verheerenden Kriegen im Lande selbst und den
Verlusten, welche die Kriege und die [schlechte Finanzwirthschaft
Frankreichs dem Lande brachten, war es leichter die Landwirth-
110
I. Land. Volk und Verwaltui):
Schaft in hergebrachter Weise wieder fortzuführen, welche in der bis-
herigen Art mit wenig Betriebskapital arbeiten konnte, als die Vieh-
zucht, wofür schon ein grösseres Kapital nothwendig war und öfters
verheerende Zwischenereignisse eintraten. Wir finden daher auch
heute die Viehzucht noch auf einer niedrigen Stufe und wenn ernst-
lich die Landwirthschaft gehoben und auf rationelle Bahnen geleitet
werden soll, ist es nothwendig, dass zuerst die Viehzucht in besseren
Stand gesetzt und hier eine durchgreifende Reform eingeleitet Nverde.
Die letzte Viehzählung hat folgende Resultate ergeben : 1) P fer de,
Maulthiere und Esel:
Zu-
~~"
Pferde.
=
Kreise
Fohlen
Ueber 3 Jahre
und
sam-
w c > von
von
Zu- , ,; 1 -i l^g
fco
c
Kantone.
men.
11; 1-2
2-3 1 sam- -g | J| S
1-
11
5i
^
=^ Jahr.
1 ^ fi >■
12
11
3Ietz, Stadt .
725 5I 2
— 1 718 - 5
490
223
~2
2
Gorze . . .
1316 44' 42
69 1161 18 681
356
106
25
11
Metz,Lan(ikreis
3218 157 80
93 2888 43! 1872
782
191
83
86
Fange . . -
33()1 217 119
202 2826 79 2285
215
247
34
3
Vernv . • •
4147 301 213
244 3389; 153 2861
197
178
28
5
Vig}'". . . .
2023 124 98
86' 1715 47 1525
115
28
25
5
Zus.
14,0(>8 8431 552
694 11,979 340 9224
1665
750
195
110
Bolchen . . .
()878 112 134
143 2289 30 2081
126
52
8
2
Busendorf . .
2519 95 142
74 2208: 32,1882
169
125
15
3
Falkenberg. .
2896 224 133
168; 2371 67 12083
130
91
2()
lu
Zus.
8093 431 409
385; 6868' 129 6046
425
268
49
15
Albesdorf . .
isn 152 130
106 1434; 39 1143
30
222
—
1
Chäteau-Salins
4071 303 299
353 3116 114 2733
183
86
2
4
Dclme . . .
3704 325 268
232 2879, 124 2285
294
176
8
2
Dii'iize . . .
2312 192 181
181 1758, 57 1437
159
105
—
3
\\c ....
2607; 192 218
178 2019, 60 1 1755
163
41
3
2
Zus.
14.51611641096
105011,206 394 9353
"829
630
13
12
Diedenhofen .
1660' (i8, 60
76 1456, 22 1005
349
80
16 13
Fontoy . . .
995 56' 48
52| 839, 5| 667
145
22
4
1
Kattenholcn .
2454 122 156
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3490 175 1401 110; 3065 36 2679 306 44 4 6
I63,524J3902 3428 3357 52,837 1161 43,594 5380 2502 338 194
45.525161318701389 40,653 196 34,635 45691253 27 58
121.123; 650 880| 401 19,192i 5514,530 3671' 936 30140
2) Rindvieh:
118
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Jungvieh
Rindvieh über 2 Jahre : ! S ^
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3242 424 '
786 243
2032| 171
187
1828 124
Pfalzburg .
5507 970
1034 240
3503j 25
284 3194 699
Rixingen . .
3195 344
846 195
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1783: 41
Saarburg . .
5233 929
1060 202
3244! 38
13,438 149!
206
3000 245
Zus.
21.859 3520
4901 1167
1097
12,192! 1521
Bitsch . . .
4268 532
780
52
2956 15
433
2508 1034
Rohrbach . .
5799 1070
1031
89
3698, 33i
302 3363' 1217
Saargemünd .
5360 945'
918
39
3497 25
90 3382 942
Wolmünster .
4799 930
1043
25
2826' 23
12.977 96
269 2534 1184
Zus.
20,226j 3477
3772
205
1094 11,789 4377
Lothringen .
137.275 19.646 27.237 4756
190.3921290
3453 85,64910.005
Ober-Elsass.
176.240 23.676 36.114 5446
116.4511040
9068106,343 28.921
Unter -Elsass
104.96913.352:;
0,441
1958
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685
10.052
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3) Schaafe, 4) Schweine, 5) Ziegen, 6) Bienenstöcke:
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2629 496 1056 1077' 1077
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1197
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4883 '• 875 639 3369 3369
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1636
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2066 1 203 70 1793[ 1793
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3i;404'
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1120
Zus.
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41321 321 81(;1 2995
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5447! 580 283' 4584
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1011 2973
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72190,976 63.189 150,857 22,791 38,099 17,653
3527142,44317.732 68.38814.444 21,170 4736
1494:30,89619,552 47,26019,344 21,425 7165
7) Die Zucht von Seide nwürmern ergab im Jahre 1872
an Cocons folgende Ausbeute: Kanton Gorze 825 Pfund, Metz
262 Pfd., Verny 212 Pfd., Bolchen 12(K) Pfd., Falkenberg 117 Pfd.,
Albesdorf 80 Pfd., Dehne 115 Pfd., Dieuze 20 Pfd., Saarburg
t)8 Pfd., zusammen 2930 Pfd., während in den übrigen Kantonen
und ganz Elsass keine Cocons gewonnen wurden.
Aus diesen Ziffern ergibt es sich, wie viel bedeutender in
Lothringen die gesammte Viehzucht gegenüber dem Elsass ist und
wie sehr in derselben noch eine grosse Zukunft liegt. Vergleichen
wir nur die Hauptviehgattungen mit der Zahl der Einwohner und
den Flächen von Aeckern und Wiesen zusammen, so kommt
^,^ .^ 1 Pferd auf 1 St. Rindvieh auf 1 Sehaaf auf 1 Sdiweiii auf
Eiuw.
2,735
2,665
3,541
3,168
4,282
2,802
3,107
3,455
Die Viehzucht, so bedeutend sie bezüglich der Zahl der Thiere
Eiuw.
Hekt.
Bolchen . . .
5,883
6,350
Chäteau-Salins
3,698
4,804
Diedenhofen .
7,884
6,489
Forbach . . .
9,699
7,413
Landkreis Jletz
5,074
5,399
Saarburg . .
9,085
7,354
Saargemünd
18,007 19,971
Lothringen . .
7,445
6,215
Hokt.
Eiuw.
Hekt.
iliuw.
Hekt.
2,965
3,162
3,424
2,161
2,340
3,526
1,389
1,838
2,139
2,812
2,918
5,501
4,530
2,592
2,133
2,421
4,312
3,327
3,885
2,969
4,555
4,717
5,082
2,273
2,418
2,270
5,050
4,087
3,488
2,822
2,140
5,755
3,955
6,315
4,317
2,914
4,340
3M1
3,229
2,727
\ 0(j I. Laiiii , Volk uinl Verwaltung.
auch erscheint, leidet an dem Hauptfehler, dass die Pferdezucht
zu sehr vorwiegt und im Westen und Südwesten nur Pferde zur
Landwirthschaft verwendet werden und es für Rindvieh vielfach
an Grünfutter fehlt. Die hier vorherrschende Race ist ein schwerer,
starkknochiger, grosser Schlag von bedeutender Kraft, aber auch
ebenso phlegmatisch, der wohl geeignet ist, schwere Lasten zu
ziehen, aber sonst wenig brauchbar sich zeigt. Man bedarf in
den genannten Gegenden an 6 — 8 Pferde, um mit dem Pfluge den
Boden aufzufurchen, aber es thäte dies auch ein Paar Ochsen mit
weit mehr Nutzen, während diese Pferde sehr langsam sind und
viel Futter und Stroh verbrauchen. Die Race in den östlichen
Landestheilen ist kleiner und schwächer, jedoch schon weniger zu
harter landwirthschaftlicher Arbeit verwendet, da man hier mehr
mit Gespannen von Rindvieh arbeitet und der Böden nicht so
viele Kraftanstrengung erfordert. Die Pferdezucht ist im Ganzen
eine höchst mangelhafte und ungeeignete, ungeachtet der bedeu-
tenden Anzahl Pferde, die gehalten werden. Sie wurde von der
französischen Regierung ganz vernachlässigt und daher auch gegen
alle richtigen Grundsätze betrieben. Mochte die einheimische Race
anfanglich auch gut und kräftig gewesen sein, so wurde sie doch
gründlich verdorben, indem sie durch Racen gekreuzt wurde,
welche ganz und gar nicht den Bedürfnissen und Eigenthümlich-
keiten des Landes entsprachen und daher die Pferdernce geradezu
verschlechterten. Die schweren anglo-normännischen Hengste sollten
zur Erzeugung starker Zugthiere dienen, machten aber die Race
nur um so träger und weniger dauerhaft und eben so wenig taugten
die flamländischen Hengste, welche belgische Händler ins Land zu
bringen pflegen , um die Stuten auf den Dörfern belegen zu lassen.
Auf die^e Weise sind die Thiere zu weichlich und träge und nur
zum langsamen Ziehen schwerer Lasten , sonst aber zu keinem an-
aleren Zwecke zu verwenden und kosten dabei noch zu viel für
ihren Unterhalt. Versuche zur Verbesserung der Pferdezucht sind
nur von einzelnen grösseren Gutsbesitzern gemacht worden und
theilweise mit Erfolg, aber ohne weitere Nachahmung, weil die
Leute den Aufwand scheuten, sich nach besseren geeigneten Heng-
sten umzusehen und die Regierung ihrerseits nicht beständige Ge-
stüte im Lande ciriclitctc, .s(uulern um- die zugefilhrtcn fremden
einheimischen Hengste patentirte, ohne gerade eine passende Aus-
wahl zu trelFen. Erst in der neuesten Zeit hat die (Icutsche Re-
gierung auch darauf ihr Augenmerk gerichtet und durch dn.s Laudes-
ge«tUt in Strassburg sechs Stationen in Lothringen mit je zwei
15. Thieizucht. 121
Hengsten einrichten lassen. Diese bestehen in Bolchen , Rohrbach
(Kreis Saargemünd), Kirsch (Kreis Diedenhofen), Bidingen (Kreis
Forbach), Saarburg und Marsal (Ki-eis Chäteau-Salins). Ausserdem
sollen im nächsten Jahre noch einige weitere Stationen begründet
werden. Die bisher von der französischen Regierung patentirt ge-
wesenen Hengste wurden übrigens auch noch zum Beschälgeschäft
zugelassen. Im Jahre 1873 wurden von letzteren 29 mit Prämien
bedacht und von denselben etwa 1500 Stuten gedeckt. Es dürften
übrigens auch diese neueren Einrichtungen für sich allein noch
nicht genügen, wie es überhaupt erst die Zeit zeigen kann, ob
die aus der neuen Kreuzung hervorgehende Race den Bedürfnissen
des Landes entspricht, und würde es immer noch nöthig werden,
auch eine bessere Race von Stuten ins Land zu bringen. Es ist
dies von grosser Wichtigkeit, zumal wenn man erwägt, dass die
Pferdezucht ein Kapital von 14—16 MiUionen Franken darstellt
und dies noch bedeutend erhöht werden könnte. Jetzt kostet ein
fünfjähriges Pferd der Landrace durchschnittlich 500 Franken. —
Mauhhiere und Esel werden vorzugsweise in der Umgebung von
Städten und grösseren Orten gehalten und meistens zu Milchfuhr-
werken verwendet.
Mit der Rind Viehzucht ist es noch schlechter bestellt und
dieselbe rentirt sich sogar noch weniger. Der jetzige Rindvieh-
bestand ist vorzugsweise aus der Durham-Race hervorgegangen,
wofür die Bevölkerung schwer zu beseitigende Vorurtheile hat,
die aber nicht viel taugt, denn das so erzeugte Vieh ist für die
landwirthschaftliche Arbeit nicht stark genug, erzeugt wenig Milch,
verbraucht aber viel Futter und lässt sich nur leicht mästen. Eine
eigentliche Milchwirthschaft und Viehmästung ist hier nur wenig
zu finden, obschon gerade diese für das Land sehr geeignet wäre,
da Frankreich gerne grosse Mengen von Schlachtochsen von hier
beziehen möchte und den grössten Theil des Bedarfs mit erheb-
lichen Mehrtransportkosten aus dem Innern Deutschlands kommen
lässt. Jetzt kostet eine Milchkuh durchschnittlich 250 — 300 Francs,
ein gemästeter Ochse 500—550 Francs. Intelligente Landwirthe
mit gehörigem Betriebskapitale könnten daher im Lande durch
Gründung einer tüchtigen Bewirthschaftung des Bodens und ent-
sprechender Viehzucht sehr gute Geschäfte machen, und wäre da-
her der Zuzug von tüchtigen Landwirthen aus Deutschland viel
erwünschenswerther als jener von Arbeitern, Händlern u. dgl. In
neuester Zeit hat die Regierung ihr besonderes Augenmerk auf
die Verbesserung der Rindviehzucht gelenkt und auch das Ve-
122 ^- Land, Volk und Verwaltung.
terinärweseu besser organisirt und die neuen landwirthschaft-
lichen Vereine haben auch bereits die Vortheile dieser Fortschritte
zu würdigen gelernt. Naclidem schon 1872 damit begonnen wor-
den war, tüchtiges Rindvieh der Schwjzer und Glaner Race an-
zukaufen und im Lande zu vertheilen, wurden auf den Wunsch
dieser Vereine zehn Zuchtstiere reiner Durham-Race in berühmten
Züchtei'eien Frankreichs angekauft und durch eine Versteigerung
zu Falkenberg an Landwirthe abgegeben. Welche Ergebnisse
daraus hervorgehen werden, ist übrigens erst zu ersehen, da viel-
fach bezweifelt wird, dass auch mit den besten Durhamer Zucht-
stieren die vorhandene Landrace viel verbessert werden kann.
Ohnehin muss die Viehzucht im Ganzen besser werden und mit
ihr die Landwirthschaft Hand in Hand gehen, was sich eben nicht
so rasch hier macheu lässt, zumal mau schon seit 30 Jahren ver-
gebens darauf dringt, wenigstens den Dünger nicht so verHeder-
lichen zu lassen, wie es heute noch geschieht, wo man ihn in der
Sonne ausdörren lässt und die Jauche durch die Strassenrinnen
abtliesst, was allein Millionen jährlichen Verlusts bringt. Land-
wirthschaftliche Vereine können hier recht wohl mit Vortheil
\\irken, auch AVanderlehrer bessere Ansichten verbreiten, aber das
Beste wäre doch das praktische Beispiel durch eine Anzahl mittlerer
und kleinerer Musterwirthschaften. Uebrigens dürfte auch darauf
hinzuwirken sein, dass die Stalleinrichtungen verbessert werden
und an Stelle der Weide mehr StallfUtterung eintrete.
Die Schweinezucht hat sich durch Einführung von nor-
mannischem Vieh erheblich gehoben und ist auch das Fleisch besser
geworden. In Folge dessen hat sich die Ausfulir von Schweinen
nach dem Rheine und Frankreich erheblich gesteigert. Ebenso hat
man hier und da schon zur Zucht Schweine aus England herbei-
geführl. Die Schaafzncht ist ziemlicli weit verbreitet, nur Ihidet
man meistens gewöhnlichere Racen und sogenannte Heidesclniucken.
Von den früher in das Land gebracht gewesenen Merinoschaafen ist
eine grössere Verbreitung nicht erlblgt und gehiu-t ihnen nicht der
zehnte 'l'iieil des ganzen Scluialbestancls an, auch wurde für ver-
edelte Fleisclischaafe noch wenig gethan. Die Wolle ist von ziem-
lich geringer Art und das Kilo wird mit hck'hslens 3-4 Franken
bezahlt. Auch für die SchaalV.uclil, wenn s^ie gehörig verbessert
würde, liesse eich eine erhebliche Ausfuhr nach Frankreich er-
warten, znmal dies jiihrlich für melirere Millionen Franks Fleisch-
Hchaufi' auH Deutschland inid Ungarn lic/.icht.
Ziegen sind zwar ziemlich zahlrcicii vorhanden, iiIhm' nicht
16. Wald- und Baumkultur. 123
in deiTi Masse, wie es die vielen kleinen Hauswirthschafteu er-
warten Hessen. Allein mit dem vielen Futter, das an Wegen und
Rainen, sogar in der nächsten Umgebung von Metz und mitten in
Dörfern, wie z. B. Sablon, verloren geht, könnten noch Tau-
sende von Ziegen ernährt werden und die ärmeren Leute mit Milch
versorgen.
Die Bienenzucht ist am stärksten in den Kreisen Chäteau-
Salins, Metz und Bolchen vertreten, am schwächsten in Forbach
und Saargemünd. Erfreulich ist es, dass fast die Hälfte des Be-
stands mit beweglichen Waben eingerichtet ist, während auf solche
im Ünter-Elsasse nur ein Dritttheil kommt und im Ober-Eisasse gar
nicht einmal der vierte Theil. Unstreitig Hesse sich auch hier ein
weiterer Fortschritt bewirken, der dem Lande erheblichen Nutzen
brächte, zumal die Betriebskosten dafür nicht sehr gross sind.
Im Anschlüsse an die Thierzucht ist zu erwähnen, dass auch,
wie mehr erwähnt, die Fischzucht für das Land ziemlich wichtig
ist. Karpfen, Hechte, Barsche, Schleyen, Weissfische und Aale
sind die am allgemeinsten verbreiteten Arten, aber edlere Fisch-
sorten kommen nicht vor, Forellen gibt es nur in den Bächen der
Vogesen. Der Verbrauch an Fischen ist übrigens sehr gross.
Versuche mit Verbreitung der Sahnen sollen künftig gemacht wer-
den und dürften auf günstigen Erfolg zu rechnen haben.
16. Wald- und Baumknltur.
In früheren Jahrhunderten war Lothringen viel reicher mit
Waldungen versehen, als gegenwärtig, wo es hinsichtlich der-
selben dem Elsasse nachsteht. Während der Kriege des sechs-
zehnten und siebzehnten Jahrhunderts ist zwar auch viel Wald
niedergebrannt worden, allein erwuchs von selbst wieder auf und
die Waldverminderung entstand erst nach diesen Kriegen, als man
fremde Ansiedler zur Wiederbevölkerung ins Land zu ziehen suchte
und denselben überall Waldstrecken zur Ausrodung überliess. So-
dann wurden durch Glashütten und Köhler viele Waldungen ver-
nichtet und auch die französische Regierung, welche stets viel
Geld gebrauchte, um die zahlreichen Kriege zu führen und der
Hofverschwendung zu genügen, hauste in den Wäldern sehr schlimm,
indem sie übermässige Holzschläge ausführen Hess, wie denn so-
fort nach dem Anfalle von Lothringen darin ^3,600 Fijss Holz ge-
\'24: !• L'I'kI) Volk uiul Yevwaltung.
schlagen und zu 1,830,000 Francs verkauft wurde, was viel heissen
will, wenn man bedenkt, dass die Käufer alle Kosten, Steuern,
den Wegebau und die Wiederanpflanzung zu tragen hatten. In
diesem Jahrhundert suchte man zwar den Wäldern wieder mehr
Sorgfalt zuzuwenden, aber es fanden stets wieder neue Ausrodungen,
besonders im westlichen Landestheile statt, und in den vierziger
Jahren wurde sogar von Beamten selbst verlangt, dass man mit
der Zunahme der Bevölkerung auch die Ausrodung vermehre, um
den Leuten mehr Land zum Früchtebau zu verschaffen (Monnier,
Slnthlique agricok im Bon Cullicateur, Märzheft 1843).
Nach den neuesten Aufstellungen beträgt die Waldfläche
Lothringens gegenwärtig 155,056 Hektaren oder etwas über den
vierten Theil der Gesammtfläche des Landes, was auf den Kopf
der Bevölkerung etwa 0,31 Hekt. ausmacht. Von diesen Wal-
dungen gehören 72,919 Hekt. 24 Aren dem Staate, 44,922 Hekt.
23 Aren den Gemeinden und Corporationen und der Rest von
37,215 Hekt. Privaten. An Gebirgswald sind etwa 45,000 Hekt.
vorhanden, je zur Hälfte im Kanton Bitsch und südlich von Saar-
burg. Derselbe besteht aus Hochwald mit Rothbuchen auf den
Höhen, unter welchen sodann die Weisstanne, Kiefer und ver-
schiedene Laubhölzer ins Thal hinab steigen. Zwei Dritttheile der
Waldfläche nimmt der Mittelwald ein, welchen die französische Re-
gierung im Staats- und Gemeindebesitze besonders begünstigte,
dessen Verwaltung aber sehr Vieles zu wünschen Hess und einer
besseren Ordnung bedurfte. Der geringere Theil besteht aus Nieder-
wald. Die verbreitetsten Baumsorten sind Eichen, Buchen, Ahorn
und Ulmen mit vielen alten Shimmen, Hainbuchen, Eichen, Birke,
Haselnuss und Weiden in den jüngeren Waldungen. Den schön-
sten Holzwuchs findet man im Kreise Chateau-Salins, wo die fran-
zösische Marine gern SchifTsbauhiUzer aussuchte, und im Kreise
Bolchen; Waldpinien findet man in der Gegend zwischen Sierck
und Kreutzvvald. Bei Bitsch und St. Avohl wächst viel buschiges
Heidekraut, das zu ziemlich starker Fabrikation von Bürsten und
Befen dienf, welche weithin verfilhrt worden. Abgesehen von dem
Gebirgswald liegen die bedeutendsten Waldreviere zwischen Dieuze
und dem Sanrthale, zwischen Dieuze und ChrtteauSalins, nr)rdlich
von 8t. Avold, auf der Höhe zwischen der Kanner und Niod, im
Südosten dcH Kantons Sierck, zwischen Orne und In-iisch und auf
den Höhen hinter Ars. Die haupti^iichlichsten Wälder sind fol-
gende; Foröt de K/'chiconrt, hois des Haiites Hetrea und des
Hminclies beim Oon<lre.\ange- und Stoekweiher, Bois du Kort Buisson,
16. Wahl- und Baumkultur. 125
Gabel-, Bambach-, Mühl-, Schwauhals-, Brackeukopf-, Kempel- und
Hainmesbille-Wald östlich von Dieuze, Foret de Bride und Koekiug
östlich von Chäteau-Salins, der Hauptschlupfwinkel für die Wölfe,
Foret de Gremecy westlich und Bois d'Amelecourt, Vaxy, le Rouge
und de Vannecourt nordwestlich von Chäteau-Salins, Foret von
Remilly, Forst von Forbach, bei diesem Orte, Forßt de Longe-
ville, St. Avold und Zang bei St. Avold, Forgt de la Houve bei
Kreutzwald, Foret de Villers du Conite de Hombourg im Kanner-
thale, Foret royale des Quatre Seigneurs und von Kaldenhoven
südöstlich von Sierck, Foret rojale des Tillots, Bois de Neufchef,
de Ranguevaux und Moj'euvre zwischen Fentsch und Orne, Foröt
Royale bei Kattenhofen, Bois de Feves, Saulny, Vaux, des Ognous
und de Chevaux auf den Höhen des linken Moselufers. Die we-
nigsten Waldungen befinden sich in der Gegend von Diedenhofen
über Metz nach Delme und im Kreise von Wolmünster. Bemerkens-
werth ist das regelmässige Vorkommen von Pappelreihen an den
Strassen und Rainen, eine aus Frankreich liereingebrachte Sitte,
welclie man jetzt zu entfernen sucht, indem man schattigere und
nützliche Bäume an deren Stelle setzt.
Für die Waldungen sind die noch bestehenden vielen Holz-
und Weiderechte sehr störend und schädlich. Sie entstanden theils
aus uralter Gewohnheit , theils aus besonderen Verleihungen an
Kolonisten und zwar nicht blos in Gemeindewaldungeu, sondern
auch in Staatsfürsten. In ersteren M'ar es ein altes Herkommen,
dass die Ortsbürger sich den nöthigen Bedarl" von Bau- und Brenn-
holz holten , wofür sie nur eine geringe Entschädigung für das
Schlagen bezahlten. Mit der Zeit wurde jedoch die Zahl der Ein-
wohner gegenüber der Leistungsfähigkeit des Waldes zu gross
und wurden daher die Berechtigungen nur auf eine bestimmte
Anzahl beschränkt, indem die Bürger erst nach ihrer Reihenfolge
in den Genuss eintraten, sobald wieder ein Loos frei wurde. Auch
wurde bestimmt, dass die Holzabgabe nicht nach auswärts ver-
kauft werden dürfe. In manchen Gegenden wurde sogar den
Leuten das nothwendige Holz zur Verfertigung von Holzschuhen,
Schaufeln, Schindeln, Fassdaubeu und Weinpffthlen geliefert. Nicht
minder schädlich ist das noch vielfach bestehende Weiderecht in
Waldungen, da dadurch sehr viel geschadet und verdorben wird.
Es wurde auch dafür eine kleine Abgabe bezahlt, so für die
Eichelmast der Schweine 6 Batzen oder Sous. Die Kühe weideten
immer in Heerden, um sie besser beaufsichtigen zu können, und
wurde dafür nichts bezahlt. Ausserdem bestand für die Holzarbeiter
126 !• land, Volk und Verwaltung.
im Walde das Recht, die Ochsen, welche sie zur Abfuhr des
Holzes brauchen , mit in den Wald nehmen und dort weiden lassen
zu dürfen. Endlich herrschte auch das sogenannte Windfallrechf,
wornach die Einwohner die eefallenen Stämme um eine seringe
Summe erhielten.
Aus der Zeit des Holzüberflusses stammten endlich die soge-
nannten Sägerechte im Dachsburgischen, welche wahrscheinlich
schon von den Römern ins Land verpflanzt wurden, wie es auch
jenseits des Rheins im Murgthale geschah, wo dieselben noch als
Flössereirechte bestehen und zu privatrechtlichen Titeln geworden
sind. Es bestehen in den Vogesen noch 27 also berechtigte Säge-
mühleu, woran die Rechte zwischen Staat und Privaten meistens
in der Art getheilt sind, dass die Benützung der Mühle nach Mo-
naten dem einen und anderen Theile abwechselnd zusteht. Ein
solcher Sägerechtsantheil ist durchschnittlich 2000 Franken werth,
je nach der Lage der Mühle. Der SägemUller ist verpflichtet, auf
seiner Mühle, um durchschnittlich 5 Franken für je 100 Bretter,
Holz schneiden zu lassen. Diese Einrichtung wurde hauptsächlich
deshalb beibehalten, weil die Abfuhr von schwerem Stammholz in
einem grossen Theile der Vogesen wegen Mangels von brauch-
baren Strassen geradezu unmöglich war und somit das Holz nur
in Bretter oder Kleinholz zersägt in den Handel gebracht werden
konnte, was jetzt gewöhnlich vermittelst der Kanäle nach Metz
und Strassburg geschieht. Die französische Regierung hatte schon
nach und nach gesucht, die Privatsägerechte an sich zu kaufen
und ist es ihr mit einem Theile derselben auch gelungen ; aber die
Ablösung der übrigen Holzrechte durch Abtretung von Waldpar-
zellen an die Gemeinden oder Berechtigten wollte keinen solchen
Erfolg erringen, da die Landleute ihre alten Rechte nicht abtreten
wollten. Es wird dazu die Erlassung eines Gesetzes erforderlich
werden, damit der Wald endlich von allen solchen lästigen Fesseln
befreit wird und seine Kultur um so rationeller und sicherer vor
sich gehen kann, was um so nothwendiger ist, als die Holzpreise
nach und nach sehr gestiegen sind und auch der Bedarf beträcht-
lich zugenommen hat.
Die übstbaumkultur ist in Lothringen sehr erheblich, was
hchon daraus hervorgeht, dass ihr 7082 Hektaren gewidmet sind,
also fast dopj)elt so viel als im übcrelsass. Aber sie lindet nicht
überall in gleichem Masse statt, wie auch das Klima nicht immer
80 gut dafür geeignet ist. Am stärksten ist sie verbreitet im Lnnd-
kanton Metz auf 1170 Hektaren, K. . Saarburg lO.M lleUt.. Falken-
17. Bergbau, Salzwerke, Steinbrüche. 127
berg 640 Hekt., Diedenhofen 492 Hekt., Gorze 443 Hekt., Pfalz-
burg 369 Hekt., Bolchen 233 Hekt., Chäteau-Salins 225 Hekt.,
Wolmünster 258 Hekt., Saargemünd 212, Rohrbach 210 Hekt. und
Grosstännehen 202 Hekt; die übrigen Kantone verwenden darauf
unter 200 Hekt., Bitsch gar nur 78 und Fontoy 21 Hekt. Man
verwendet das Obst vielfach zu Liqueuren und allerlei gebrannten
Wassern und jenes von Pfalzburg hat sogar eine gewisse Be-
rühmtheit erlangt. Das beste Obst wird in der Moselebene untei'-
halb Metz, namentlich am Fusse und Abhänge der Berge gezogen
und sind die dortigen Pflaumen, Mirabellen, Kirschen und Birnen
sehr gut. Namentlich aus Mirabellen werden grosse Quantitäten
Confituren bereitet und im Handel weithin versendet. Eine weit-
hin berühmt gewordene Obstbaumschule (von Simon) befindet sich
zu Plantieres vor dem deutschen Thore von Metz, welche bedeu-
tend exportirt und es auch in der Zucht von Topf- und Freiland-
Pflanzen so weit brachte, dass sie mit den besten deutschen Blumen-
gärtnereien wetteifert.
17. Bergbau, Salzwerke, Steinbrüche.
Die Hauptindustrie des Landes besteht in der Gewinnung und
Verarbeitung des Eisens, wovon es im westlichen Theile jenseits
der Mosel sehr viel gewinnt und seinen Hauptreichthum darin be-
sitzt. Grosse Erzlager erstrecken sich von der französischen Gränze
bei Noveant bis an die nördliche Gränze gegen Luxemburg und
nehmen in dieser Richtung an Mächtigkeit zu, so dass die Schichte
von IY2 Meter bis 30 Meter beträgt. Aber es wurde früher auch
und zwar in erster Reihe noch Bergbau auf andere Erze getrieben
und zwar schon seit dem eilfteu Jahrhundert, wie denn wahr-
scheinlich die Kelten diesen Bergbau hier eingeführt haben.
Zum Betreiben desselben waren die Territorialherren sehr be-
müht, fremde Ansiedler und namentlich Bergleute zu gewinnen,
welche schon Erfahrungen besassen und die bisherigen Gruben
und Schächte in Ordnung bringen sollten. Ob die Römer und
Kelten hier schon Bergbau betrieben haben, lässt sich nicht mehr
ermitteln, jedoch ist es als wahrscheinlich anzunehmen, da sie sehr
eifrig daran waren. Eisen und Kupfer aufzusuchen. Die ältesten
Bergwerke liegen in den oberen Vogesen, aber schon ausserhalb
unseres Bezirks, und im Norden desselben und hier geht der Berg-
werksbetrieb schon in sehr frühe Zeiten zurück. Ebenso ist die
128 I- I-and. Volk und VeiMaltung-.
SalzgewinuuDg am Fusse des Höheuzugö zwischen Saar und Seille
sehr alt. Die nachmaligen Laudesherren, denen an solchen Pro-
duetiouen viel gelegen war, wandten sich nach dem Harze und
Tyrol, um Bergleute zu gewinnen, und diese brachten sodann die
Grundzüge des deutscheu Bergrechts, Bergmannstracht und Ge-
wohnheiten mit sich. Um sie festzuhalten, ordneten die Herzoge
ihnen genau die Lohn- und Dienstverhältnisse und richteten ihnen
sogar besondere Wochenmärkte zum Kaufe der Lebensmittel ein.
Einige Zeit lang war der Bergbau sehr stark betrieben und auch
sehr gewinnreich, aber er musste wieder zerfallen und die Bergleute
vertrieben werden, als die vielen Kriege über das Land herein-
brachen, die Ortschaften verödeten und allgemeine Unsicherheit
herrschte. Ei"8t nach Beendigung des dreissigj ährigen Kriegs und
der französischen Raubkriege unter Ludwig XIV. konnte wieder an
die Aufnahme des Bergbaus gedacht werden und besonders Herzog
Leopold L von Lothringen war darauf bedacht. Aber da nun die
Arbeiter aus Franki-eich bezogen wurden und daher auch die Be-
amten kamen, so brachten diese die Grundsätze des französischen
Bergrechts ins Land, und unter König Stanislaus Lesczinskv kamen
dieselben sogar zu ausschliesslicher Geltung, bis endlich die Re-
volutionszeit auch mit den letzten Resten des deutschen Wesens
und selbst der Bergmannstracht ein Ende machte. Dazu kam noch
das Abnehmen des Erzgehalts in den Bergwerken, die steigenden
Schwierigkeiten in dem technischen Betriebe, und so wurde denn
nach und nach der Bergbau auf edle Metalle als nicht mehr loh-
nend gänzlich eingestellt. Dagegen trat jetzt die Gewinnung des
Eisens mehr in den Vordergrund, zumal als durch Einführung der
Maschinen dasselbe eine steigende Wichtigkeit erhielt, und allniälich
hat sich der Bergbau in Lothringen nur noch auf die drei Pro-
ducte: Eisen, Kohlen und Sulz beschränkt.
Das Eisenerz kommt in unserem Bezirke in drei Hauptarten
vor, nämlich als alluviale Eisensteine, oolithische Brauneisensteine
(Mineltesj und die gangförmig im Vogesensandstein aufsetzenden
Eisensteine. Zu den ersteren gehören die sogenannten mincrals de
fer fort, die mincrais pisuUt/iiquis und die minerais in yraina oder
eigentlichen Bohnerze. Diese Alluvialerze sind roth- und braun-
eiseusteinartige Kollsleine und Bohner/i' und linden sich in Iheil-
weise recht erheblichen Anhäufungen des diluviiilen AllerM in zer-
Htreuteu und unregelmussigeu Spaltenräumen und Ihtliluiigcn des
unlercn OolilliH lungH der luxemburgischen Grän/.e; aueh konunen
Mie mit <^uarzguröllcn und »undigcn oder (honigen Gebilden auf
17. Bergbau, Salzwerke, Steinbrüche. 129
secundärer Lagerstätte dicht am Tage vor, während sie ander-
wärts wieder bis 30 Meter liinabreiclien. Es findet darauf nur
Tagebau vermittelst einfacher Waschungen statt und das Wasch-
erz liefert 38 — 40 Procent Roheisen zum Gusse. Mit dem Auf-
schwünge der eigentlichen Bergwerke werden solche Gräbereien
nur noch bei Audun-le-Tiche und Aumetz betrieben und zwar mit
etwa 314 Mann, welche im Jahre 1873 3,251,108 Ctr. im Werthe
von 751,459 Frcs. gewannen. Es sind von derartigen Concessionen
17 betrieben und zwar in den Gemarkungen Oettingen (4), Audun
und Russingen (je 2), Marspich und Nachbarschaft. Dieser Eisen-
stein ist übrigens sehr geschätzt und wird vorzugsweise zur Er-
zeugung von Holzkohleneisen verwendet und theilweise nach Luxem-
burg und Belgien abgesetzt. — Von weit grösserer Bedeutung ist
die zwischen dem Lias und Unteroolith durchstreichende Minette-
Zone zwischen der luxemburgischen Gränze und Noveant, auf
den Höhen des linken Moselufers. Am stärksten entwickelt ist sie
in der Gegend des Orne- und Fenschthals bis gegen Oettingen und
das Thal der Alzette und zieht sich von da über den Norden Frank-
reichs nach Belgien. Auch bei Marange tritt sie in compaktem
Flötz auf, ebenso noch bei Ars und setzt sich dann bis Pont
St. Vincent im Süden von Nancy fort. Die Erzlager folgen der
Lagerung der jurassischen Schichten, haben ihre Köpfe gegen Osten
und fallen nach Westen und Süden flach ein. Sie sind nicht überall
gleich bauwürdig und auch die Zusammensetzung ist ziemlich ver-
schieden. Die Bänke des Eisensteins werden durch kalkige, thonige
oder sandig -kieselige taube Schichten getrennt und dadurch auch
die Natur des Erzes und seine Farbe bedingt. Im Norden bei
Oettingen hat die Erzbildung nebst den Zwischenbänken eine
Mächtigkeit bis zu 30 M. und sind davon etwa 10 M. bauwürdig;
sie vermindert sich aber beim Streichen nach Süden, bei Grave-
lotte und Ars bis zu 2 M. und sinkt bei Noveant zu noch ge-
ringerer Stärke herab. Ebenso vermindert sich die Mächtigkeit der
Schicht gegen Westen. Man bringt zwischen 25 und 40 Procent Eisen
aus und die Gewinnung erfolgt am Ausgehenden durch Tagebau,
unter dem Plateau durch unterirdischen Bergbau vermittelst Stolleu,
seltener durch Schächte und die Eintheilung des Abbaus ii^t meistens
eine sehr regelmässige vermittelst Pfeilerbau. Wegen seines mei-
stens kalkigen Bindemittels und der sonstigen chemischen und
morphologisch- phj'sikalischen Eigenschaften ist das Erz sehr leicht
reducirbar, leichtsohlig und leichtflüssig, ist aber auch wegen der
vielen animalischen Ueberre?te der Juraformation phosphorhaltig,
Huhn, Deutsch-Lothringen. J)
130 !• Land. Volk und Verwaltung.
was nur wegen der kalkigen Erznatur weniger nachtheilig wirkt.
Das Erz wird fast nur mit Kalkzusehlag verschmolzen und auch
dieser hier und da weggelassen. Diese Erzschichten liegen in der
Regel so günstig, dass der Hochofenbetrieb regelmässig dicht vor
den Erzlagerstätten stattfindet und eben daselbst auch dei: stein-
bruchartige Zuschlagskalk (Polypenkalk) gewonnen wird. Für
diese Eisenindustrie ist es sodann von grossem Vortheile, dass sie
dicht an den besten Verkehrswegen liegt, denn längs der Reihe der
verschiedenen Werke ziehen in nicht erheblicher Entfernung die
Mosel und die Eisenbahnen hin und die Werke der Gesellschaft
Wendel haben sogar von ihren Hochöfen und anderen Werken zwei
eigene Eisenbahnen bis an die Mosel und die besten Versendungs-
stätten. Es könnte dies auch noch besser gestaltet werden , wenn
man die Mosel, wie es beabsichtigt schien, unterhalb Metz genügend
schiffbar machen würde, was aber leider verschoben scheint, seit-
dem das Projekt eines Mosel -Niedkanals aufgetaucht ist, das üb-
rigens im Lande keinen Anklang gefunden hat. Ein erheblicher
Theil des geMonnenen Roheisens wird nicht im Lande selbst ver-
hüttet, sondern nach belgischen, luxemburgischen und rheinpreussi-
schen Hüttenwerken abgesetzt. Auf solchen Eisenbergbau sind
jetzt 63 Concessionen ertheilt, aber im eigentlichen Betriebe sind
nur wenige aus früherer Zeit, denn die meisten Concessionsgesuehe
erfolgen blos in der Hoffnung auf ein weiteres Steigen oder doch
Stehenbleiben der hohen Eisenpreise und der Erwartung, die Con-
cessionen später um hohen Preis an Gesellschaften zu verkaufen.
Es ist dfsshalb in diesen Concessionsgesuchen schon ein Stillstand
eingetreten, der übrigens auch sonst noch durch die Unmöglich-
keit, die noihwendigen Arbeiter selbst zum Taglohne von 5 — 6 Eres,
zu erlangen, bedingt war. Die bedeutendsten betriebenen Con-
cessionen sind: 1 — 3) Hayingen und Moyeuvre, 4*259 Hekt. um-
fassend , wozu noch die neuere Concession Neufchef mit 562 Hekt.
kommt, dem Hause F. de Wendeis Enkel und Comp, gehörig, schon
seit dem dreizehnten .Jahrhundert im Retriebe, mit 3 — 2 M. iMäch-
ligkeit; 1872 wurden über 7,U<X),000 Ctr. Eisensteine gewonnen.
4) Die Concession Oettingen des Grafen von Hunolstcin, 554 Hekt.
mit 4 M. Mächtigkeit und einer Production von l,677,0U0 Ctr.
KiBeiistei». 5) Conceef*ioii Knicher und Weslermann zu Ars mit
418 Hekt., '2—275 M. Mächtigkeit und 1,(H)5,Ü(H) Ctr. Production.
6) Concession der österreichischen Creditunstalt. früher Dupont
und Dreyfufls, .*)8() Hekt. und l,5ri(),()()() Ctr. Ausbeute bei H/j -2 M.
Mächtigkeit. 7) Concession Novcont. Die Gcsanimtausbeute an
17. Bergbau, Salzweike, Steinbruche. 131
solchem Eisenstein durch etwa 1500 Arbeiter, wovon nur 260 im
Landkreise Metz und die übrigen im Kreise Diedenhofen, betrug
13,927,744 Ctr. im Werl he von 2,434,030 Frs. und war gegen die
früheren Vorjahre zurückgegangen, jedoch seit dem letzten Jahre
wieder unmerklich gestiegen, — Für den Gang-Eisensteinbergbau ist
nur eine einzige Concession für 1067 Hekt. bei Kreutzwald im
Kreise FÄrbach ertheilt worden, ist aber schon seit mehreren
Jahren nit.;^ 'mehr im Beiriebe.
Eine Concession auf Blei- und Kupfererze besteht noch zu
St. Avold mit 4782 Hekt. Umfang und die Impregnationen dieser
Erze erstrecken sich über Hargarten, Dalheim, Falk und Longe-
ville, sie ist aber seit 1866 nicht mehr im Betriebe, da hierzu
die Erze zu unregelmässig vorkamen und vorerst neue Versuchs-
arbeiten nothwendig wären. Im sechszehnten Jahrhunderte war
jedoch der Betrieb stark und blühend und wurde hier besonders
Kupferlasur für Malerfarbe (Azur) gewonnen und ausgeführt. Es
treten hier bald vereinigt, bald slreng von einander geschieden
Knpferlasur und Malachit bis in die unteren Conglomeratschichten,
in den höheren Schichten dagegen, besonders an einem weissen
feinkörnigen Sandstein, Bleierze auf, und wie erheblich einst die
Ausbeute gewesen sein musste, beweist der Umstand, dass in der
Nähe von St. Avold noch ein Berg „Bleiberg^ genannt wird.
Nach diesem Bergbau kommt jener auf Steinkohlen im
Norden des mittleren Gränzlands nach dem Saarthale, wo die
Steinkohlenlager eine Fortsetzung des Saarkohlenbeckens bilden,
ftber immer tiefer hinabreichen, vom Vogesensandstein überlagert
sind und daher um so grössere Schwierigkeiten zum Abbau ge-
währen. Es liegen hier 11 Concessionsfelder mit 21,750 Hekt.
Flächenraum und davon abgesondert im Osten das auf Steinkohle
und Schwefelkies verliehene Concessionsfeld Pieblingen mit 601 Hekt.
in einem Keuperflötz. Die drei aufgeschlossenen Grubenfelder Schön-
ecken, Spittel und Karlingen hatten zahlreiche Bohrversuche ge-
kostet und es war ungemein schwierig und kostspielig, die Sand-
steindecke durchzubrechen, welche eine Mächtigkeit von 45 bis
280 M. hat, viel mit Wasser kämpfen lässt und wobei auch der
Schachtbau mit der Kind-Chaudron'schen Schachtbohrmaschine
nicht recht fördern wollte. Die Kohlen selbst sind halbfette, lang-
flammige und daher sehr gut für Roslfeuerung, dagegen nicht zur
Coaksbereitung tauglich. Die bestehenden Concessionen stammen
aus den Jahren 1857—62 und sind folgende: Karling 2767, Spittel
2880, Kreutzwald 8, Boucheporn 1145, Falk 1442, Dalheim 1608,
132 I- Land, Volk und Verwaltung'.
Hain 803, Styring 2679 und Forbaeh 2468 Hekt. Diese Conces-
sionäre haben sich, mit Ausnahme jener von La Houve, zu einem
gemeinschaftlichen Betriebe als Kohlenwerke der Saar und Mosel
vereinigt und dafür am 22. April 1873 einen Vertrag geschlossen,
denn sie sahen wohl ein , dass bei dem kostspieligen Betriebe und
der grossen Nähe der concurrenzfähigeren Saarkohlenwerke nur
durch Vereinigung es möglich würde, die darauf verwendeten Ka-
pitalien nicht völlig zu verlieren und den Betrieb f()rt/4e.Nii;en. Im
verflossenen Jahre, seit welcher Zeit zu den zwei betriebenen jetzt
noch das von Merlen hinzutreten soll , wurden mit 2038 Arbeitern
6,179,140 Ctr. Kohlen im Werthe von 4,730,157 Frcs. zu Tage
gefördert und theils an die Wenderschen Hüttenwerke, tlieils an
die Eisenbahn, Fabriken und Private abgesetzt. Hat jedoch die
für das Steinkohlengeschäft so günstige Conjunctur der letzten zwei
Jahre keine recht genügenden Resultate gewinnen lassen, so werden
dieselben auch in der nächsten Zeit schwerlich auf ei'hebliche
Besserung rechnen dürfen. Jedenfalls darf man sich auf eine wirk-
lich rentable Ausbeute nicht gefasst machen, zumal wenn die Saar-
kohlenbergwerke in stärkerer Weise jetzt betrieben werden sollen.
Ein Braunkohlenbergwerk bei Wolmünster im Kreise
Bolchen besteht schon seit 1789 und gab im Anfange eine reich-
liche Ausbeute, aber nachdem es verlassen und von den Umwoh-
nern ausgeftiubt war, sollte es zwar wieder betrieben werden, aber
man fand die Arbeit nicht lohnend und gab es seit 1844 wieder auf.
Es kommt im Keuper vor und lieferte Braunkohlen und Alaun.
Sehr reich ist der Betrieb an Salzlagern und nehmen die
sieben concessionirten Soolfelder im Saar- und Seillethale eine
Oberfläche von <)431 Hekt. 24 Aren ein. Von diesen Concessionen
sind vom 25. November 1843 Salzbronn, Saaralbe und le Ilaras
bei Saaralben, 1. Deccmber 1841 Dieuze, Moyenvic und Vic und
vom 19. April 1844 Saldaux bei Ley im Kanton Vic. Von diesen
steht Vic in neuester Zeit nicht im Bei rieb. Das Salz wird jetzt
überall durch Bohrlöcher gewoimen, nachdem um N. Januar 18()4
durch unvorsichtiges Weiterbauen in der Nähe der angesammelten
Wassermassen letztere durchbrachen und das SIeinsalzlager, das
von iH'U'} bis dahin bergmiinni.seh ausgebeutet worden war, er-
säufte. Jetzt wird auch aus diesem Lager die Soole vermittelst
des Schachts t>enützt. In den Salinen an der Saar wurden im
vorigen Jahre durch 101 Arbeiter 211,737 Ctr. im Werihe von
318,734 FrcH. gewonnen, in den Salinen an der Seille mit 10(5 Ar-
beitern l!'l 1!'<! Ctr. zu 523,705 Fics. Von diesen sind die stärksten
17. Bergbau, Salzweike, Steinlnüche. 133
Dieuze und Moyenvic mit 29 Pfannen von 1400 Kubikmeter und
400,000 Ctr. Ausbeute und Salzbronn mit 60,000 Ctr. Das Tafel-
salz wird in kleineren Pfannen fabricirt, das gewöhnliche Salz ist
das 24— 2ö stündige und das ganz grobe wird nicht auf Trocken-
herde gebracht. Diese Salinen gehören zu den ältesten in weiter
Gegend; jene von Dieuze wird schon C33 genannt, lieber den
Absatz und die künstlichen Nebenprodukte wird im nächsten Ab-
schnitte die Rede sein.
Steinbrüche sind sehr zahlreich vorhanden und liefern das
mannigfaltigste Material. Ueberall sind Brüche von Quader-, Hau-
und Bruchsteinen und besonders werden viele Hausteine aus Oolith
auf dem linken Ufer der Mosel gewonnen, wo die unerschöpflichen
Steinbrüche von Jaumont (durch Schienenstrang mit der Eisenbahn-
station Maizieres verbunden), Gravelotte, Amanvillers, Marange,
Devant-le-Bois, Peltre und Servigny liegen, deren Steine stark und
grob sind und in bedeutenden Mengen zu Bauten benützt, sowie
die Mosel hinab verführt werden. Harte Steine aus dem Polypen-
kalk finden sich bei Audun-le-Tiche, Oettingen und Escheringen
nordwestlich von Diedenhofen und dienen besonders für Eisenbahn-
bauten, nur sind sie sehr spröd und schwer transportabel. Inder
Gegend der Alzette und Orne findet man viele Tufsteine, die ihrer
Leichtigkeit wegen gern zu Gewölben und Schornsteinen verwendet
werden. Steine aus dem Dolomit des Muschelkalks kommen viel
bei Metz vor und werden zu Treppenstufen, Brunnen, Trottoirs
u. dergl. gut verwendet. Steinbrüche von buntem Sandsteine
finden sich im Süden bei Saarburg, Lörchingen und auch bei Saar-
gemünd, wo man ihn zu Schleifsteinen verwendet, in der Gegend
von Saargemünd, woher ihn die Werke von ßärenthal und Mutter-
hausen zu Frischherden und Trögen verwenden, besonders reich-
lich aber auf dem Kreuzberge bei F'orbach, von wo die Werke
von Styringen ihren "ganzen Bedarf beziehen. Als Strassenmaterial
in Städten werden die harten Quarzite von Sierck und Montenach
benützt. Zur Erzeugung von Kalk dient besonders der Gryphiten-
kalk bei Metz, Metzerwiese, Val-Ebersing, Harraucourt, Bacourt,
Juville und Tincry bei Delme. Gypsbrüche sind überall verbreitet
und besonders wegen der Düngung der Felder nothwendig. End-
lich gibt es in den Gegenden mit Mergelschichten und Muschel-
kalk zahlreiche Ziegelbrennereien, besonders bei Diedenhofen und
Forbach. Auch eine schwache Marmorader ist zu Liederzing bei
Dieuze vorhanden und wird zur Bearbeitung von Gesimsen, Che-
min^'s u. dergl. benützt. Der für den Strassenbau nothwendige
134 I- Land, Volk und Verwaltung.
Kieselsandstein wird gewöiinlich aus der Mosel und in der Nähe
gewonnen, jedoch verwendet man zu den Strassen anstatt Steine
jetzt sehr vielfach Eisenschlacken, die zerstossen werden.
18. Industrie und Handel.
Deutsch - Lothringen ist ein vorwiegend Ackerbau treibendes
Land und die Industrie hat sich niemals zu Bedeutung erheben
können, was schon aus dem Umstände hervorgeht, dass keine er-
heblichen Städte und Arbeitsmittelpunkte vorhanden sind. Die
heutige Grossindustrie ist erst neueren Datums und beruht nicht
auf Arbeitszweigen, welche mehr an städtisches Leben gebunden
sind, sondern auf den Eisenbergwerken und der Glasfabrikation,
aus welchen sich erst ein Grossbetrieb entwickelt hat, der nun
auch so ziemlich allein die Fabrikation vertritt, da einige andere
Zweige erst in zweiter Reihe kommen und meistens nur spärlich ver-
treten sind. Letztere sind die an die Salzquellen gebundene Salzindu-
strie und die Seiden- und Plüsch-Fabrikation, welche wie die übrigen
mehr an den Rändern des Bezirks zu finden sind: die Eisenindu-
strie längs des Westrands desselben, die Glas- und Porzellan-Fabri-
kation ebenso im östlichen Theile und Seidenindustrie an der Saar.
Die Eisenindustrie befindet sich da, wo auch das Roheisen
gewonnen wird, auf dem linken Moselufer, zumal an Orne und
Fensch, und sie wirkt schon desshalb unter günstigen Verhält-
nissen, hat aber ausserdem in der Nähe noch die leichtesten Ver-
kehrswege sowohl zum Bezüge der Steinkohlen, als auch zum Ab-
sätze der Fabrikate, welche so schwer ins Gewicht fallen. Es
wird desshalb auch Roheisen nur da direkt in den Handel gebracht,
wohin der Kohlentransport etwas zu theuer zu stehen kommt,
wie in Noveant und Oettingen. Beim üebergange von Lothringen
an Deutschland war die Befürchtung ausgesprochen worden, dass
dadurch sowohl die lothringischen Werke als auch die deutsche
Eisenindustrie zu leiden haben werden, indem die ersteren ihres
Abfatzes nach Frankreich beraubt würden und letzlere plötzlich
vor einer zu mächtigen Industrie stehen werde. Allein es hat sich
das Gegentheil bewahrheitet, denn Deutschlund konnte gerade
dies leicht und gut schweissbare Eisen, das sich so leicht zu
Schmiedeisen und Blech verarbeiten lässt und zu Constructions-
weckenz sehr brauchbar ist, brauchen und die Lothringer Werke
18. Indushie und Handel. 135
haben ihren Betrieb seither nur noch mehr ausdehnen können und
ein Absatzgebiet von viel grösserem Umfange gewonnen. Wegen
des Phosphorgehalts des aus dem oolithischen Brauneisenstein her-
gestellten Roheisens gibt es zwar etwas kaltbrüchiges Stabeisen,
aber wenn jetzt schon dieser Fehler der Minette nicht viel in An-
schlag gebracht wird , so dürfte er doch mit der Zeit leicht wieder
paraljsirt und aufgehoben werden, sobald man bei der Roheisen-
production rationeller verfahrt und. dem Beispiele der Engländer
folgend, das gehandhabte Verfahren vervollkommnet. Die gegen-
wärtige Conjunctur ist zwar nicht gerade günstig, weil in den zu
sehr gestiegenen Preisen eine Reaction eingetreten ist, aber sie
wird bald wieder vorübergehen und dann die natürlichen Verhält-
nisse sich nur um so gesunder weiter entwickein.
Die Eisenindustrie umfasst folgende Werke nach der Statistik
des Bergamts:
1) Die drei grossen Werke von Fr. de Wendel Enkel «fc Comp,
zu Hayingen, Moyeuvre und Stjringen und Umgegend dieser
Hauptorte. Von diesen hat Hayingen an der Fensch ^> Hochöfen,
5 Kupolöfen, 26 Puddelöfen, 15 Schweissöfen, 4 Frischfeuer und
noch mehrere Zubehörden mit etwa 3000 Arbeitern-, Moyeuvre
an der Orne 4 Hochöfen, 45 Puddelöfen und Zubehör mit 2b00
Arbeitern und Stj' ringen bei Forbach 4 Hochöfen und 52 Puddel-
öfen mit 1500 Arbeitern. Alle diese Werke, welche hauptsächlich
Bau- und Fa^oneisen liefern, stehen durch besondere Schienen-
stränge und Bahnanlagen mit den Eisenbahnen in Verbindung und
sind auf das Beste mit Allem ausgestattet, was nur zu grossartigem
Betriebe nothwendig ist; ausserdem aber sind für die Arbeiter
Wohnungen, Kranken- und Pensionskassen und Schulen einge-
richtet. Die Familie hatte schon 1857 wegen des gemeinschaft-
lichen Betriebs einen Vertrag auf dreissig Jahre geschlossen und
die Wittwe in die Gemeinschaft einen Werth von 23,527,662 Frcs.
eingebracht; wegen der geänderten Verhältnisse ist aber 1872
ein neuer Vertrag geschlossen worden und hat seither das Unter-
nehmen einen bedeutend höheren Werth erlangt und sich auch
ausgedehnt. Ein bedeutender Vortheil desselben besteht darin,
dass es Alles, was es zu seinem Werke braucht, ausser Kohlen,
selbst besitzt oder arbeitet, wie z. B. Backsteine, Ziegel u. dergl.
2) Das Hüttenwerk des Grafen von Hunolstein zu Oettingen
an der luxemburgischen Gränze, welches von der Gesellschaft
Jahiet, Gorand, Lamotte und Comp, gepachtet ist und den Eisenstein
aus dem Eisen berg werke desselben Eigenthümers bezieht. Es hat
13») !• Land, Volk und Verwaltung.
5 Hochöfen, 1 Kupolofen, 4 Puddelöfen u. s. w. , arbeitet mit
600 — 750 Arbeitern und liefert Roh- und Gusseisen zum Verkaufe,
Gusswaaren, Röhren u. s. w.
3) Der Hochofen zu Audun-le-Tiche westlich von vorigem,
der Gesellschaft Bauret, Lajeune und Comp, gehörig, erzeugt auf
2 Hochöfen mit Zubehör und 700 Arbeitern Frischerei-Roheisen und
auch Gussröhren.
4) Das Hüttenwerk zu Ars, eigentlich aus zwei Werken be-
stehend, St. Paul und St. Benoit, früher der Firma Dupont und
Dreyfuss gehörig und seit Spätjahr 1872 an ein Consortium der
österreichischen Creditanstalt und zweier Banken in Berlin und
Frankfurt übergegangen, mit 6 Hochöfen, 34 Kupolöfen, 1 Gas-
flammofen und anderen Zubehörden und 1500 Arbeitern. Dasselbe
liefert alle Arten von fagonnirtem Eisen, Eisenbahnartikel, Guss-
waaren u. dergl., und ist in der weiteren Entwickelung begriffen.
5) Das Hüttenwerk zu Ars von Karcher und Westermann mit
2 Hochöfen, 2 Kupolöfen, 16 Puddelöfen und 1300 Arbeitern, liefert
voraugsweise kleineres Fagoueisen, verschiedene Sorten von Fein-
eisen, Grubenschienen und verzinnte und emaillirte Blechwaaren.
6) Das Hüttenwerk zu Nov^ant, einer Aktiengesellschaft
gehörig, das aber nur einen Hochofen hat, 120 Arbeiter beschäf-
tigt und lediglich Frischerei-Roheisen zum Verkaufe producirt.
7) Der Hochofen zu Kreutzwald an der Gränze gegen
Preussen, im Kreise Bolchen, der Gesellschalt Schliuker und Comp,
gehörig, mit Giesserei und 2 Kupolöfen, liegt seit mehreren Jahren
schon kalt.
S) Das Stahlwerk in Homburg an der Rössel, der Gesellschaft
Gebrüder Gouvy und Comp, gehörig, mit 5 Puddelöfen, 3 Schweiss-
öfen, 2 Frischfeuern, 12 RafTmirfeuern, 1 Cementirofen, 3 Walzen-
strassen, 1 Kupolofen, 1 Federfabrik, Schaufelfabrik und 3(50 Ar-
beitern, verarbeitet in- und ausländisches Roheisen und producirt
Stahlstangen, Stahlblech, Federn, Pflugscharen, Schaufeln u. dergl.
9) Das Eisen- und Stahlwerk Mutter hausen im Süden des
Bitscher Lands, der Firm« von Dietrich um\ (^omj). zu Niederbronn
gehörig und mit deren dortigen Werken in Verbindung stehend,
mit Hülzkohlenofen, Kupolofen, Gussflammöfen, <S l'uddelöfen,
2 Besseiner-Oefen und 430 Arbeitern, fubricirt Bandeisen, Eisen-
blech, Wagenachsen und ühnliche Artikel.
10) Das Stahlwerk zu Büronthal von Coideaux und ('omp.
in deruelhen Gegend, mit Puddelofen, 2 Rohslahlfeuern, 1 Raflinir-
ofen, 1 Würmofen, 1 Flnmmofen, 2 GussHlahlöfen u. a., und etwa
18. Industrie und Handel. 137
60 — 80 Arbeitern , verarbeitet meistens ausländisches Holzitohlenroh-
eisen zu Stabeisen, Rohstahl, raffinirtern Stahl und Gussstahl für die
zugehörigen Werkzeug-, Sensen- und Waffenhämmer im Elsasse.
11) Die Eisenhütte von Lusson, Salmon u. Comp, zu Hemingen
im Kreise Saarburg mit 2 Hochöfen, die nur Gussroheisen zum
Verkaufe liefert.
12) Die Blankschmiede von Somborn zu Bolchen mit einem
Schweissofen und etwa 70 Arbeitern.
13) Der Frischhammer zu St. Fontaine bei Forbach, der
Firma Simon gehörig, mit 2 Frischfeuern.
14) Der Stahlhammer zu Garburg bei Saarburg, der Firma
Goldenberg und Comp, zu Zorndorf bei Zabern gehörig, mit 2
Raffinirstahlhämmern.
15) Der Hammer zu Albersweiler in demselben Kreise,
der Firma Batelot gehörig, mit 1 Frischfeuer.
16) Das Hüttenwerk von A. Pougnet zu Mai zier es bei Metz
mit 2 Hochöfen, das aber erst in der Errichtung begriffen ist.
Endlich gibt es noch einige kleinere, zur Eisenindustrie ge-
hörige Werke zu Montigny, St. Julien, Devant-les-Ponts,
St. Avold, Saargemünd, Rozerieulles, Königsmachern
u. 8. w., die jedoch nur mehr für den lokalen Bedarf und die
Umgegend arbeiten. Eine eigentliche tüchtige Maschinenfabrik
fehlt noch im Bezirke und wäre doch so noth wendig, da man sich
fast für jeden Bedarf über die Gränze des Bezirks wenden muss.
Die Stadt Metz oder deren Umgebung wäre der beste Platz dafür.
Die neuesten Nachweisungen der Montanstatistik geben für
diese Industrie folgende Resultate, wonach producirt wurde:
1) Auf 9 Werken mit 25 betriebenen Hochöfen aus 15,324,566
Ctr. Eisenerzen und mit 1133 Arbeitern 5.267,958 Ctr. Roheisen in
Masseln und Gusswaaren erster Schmelzung im Werlhe von
28,864,370 Frcs.;
2) auf 9 Werken mit 14 Kupolöfen und 3 Flammöfen und
471 Mann 274,687 Ctr. Gusswaaren erster und zweiter Schmelzung
im Werthe von 3,179,275 Frcs.;
3) auf 10 Werken mit 157 Puddelöfen, 5 Frischfeuern und
5(563 Arbeitern 3,778,776 Ctr. Roheisen und 2,678,576 Ctr. fertige
Eisenfabrikate im Werthe von 39,793,054 Frcs., wobei jedoch da-
von 26,695 Ctr. in den Werken selbst verbraucht wurden;
4) an Rohstahl -Fabrikaten und Luppen auf 3 Werken mit 8
Puddelöfen, 3 Frischfeuern, 2 Bessemer-Oefen , 5 Schweissofen,
1 Cementirofen und 499 Arbeitern 106,523 Ctr. im Werlhe von
138 * I- I-and, Volk und Verwaltung:.
3,349,242- Frcs. aus 134,004 Ctr. Roheisen und Rohstahleisen, wo-
von nur 1530 Ctr. auf dem Werke selbst verbraucht wurden^
5) an Gussstahl mit 1 Puddelofen, 3 Ziegelöfen, 1 Cementir-
ofen und 6 Mann aus 3414 Ctr. Rohstahl 3176 Ctr.
Diese Production hat 1873 gegen das Vorjahr im Ganzen
keine erheblichen Aenderungen erfahren, indem das eigentliche
Zurückgehen der Eisenpreise erst gegen Ende des Jahrs sich be-
merklich machte.
Von Bedeutung ist ein anderer hierher gehöriger Zweig, näm-
lich die Fabrik von F. Haffner in Saargemünd, welche nieht blos
alle Maschinentheile, sondern auch mechanische Präcisionswerk-
zeuge verfertigt und eine bedeutende Kunstschlosserei damit ver-
bindet. Ausser physikalischen Instrumenten, chemischen Apparaten
u. dergl. sind besonders ihre eisernen Geldschränke und Sicher-
heitsschlösser von hohem Rufe und hat sie einen ziemlich be-
deutenden Export.
Die Salinen in Lothringen wären eines viel stärkeren Be-
triebs föhig, wenn nicht die Concurrenz so gross wäre. Sie werden
sich aber dafür auf einer bestimmten Höhe halten können und
künftig mehr Nebenprodukte, namentlich chemische Erzeugnisse
liefern, wofür in Dieuze schon länger eine bedeutende Fabrik be-
steht. Die jährliche Production wurde 1872 angegeben zu 5(50,738 Ctr.
Kochsalz im Werthe von 246,883 Thlr. und 1000 Ctr. Glaubersalz
aus Pfannenstein zu 3200 Thlr. Werth, 1873 zu 705,933 Ctr.
Koclisalz im Werthe von 842,439 Frcs. In der chemischen Fabrik
von Dieuze wurden aber weiter producirt 172,022 Ctr. Schwefel-
säure, 6380 Ctr. Salpetersäure, 200,710 Ctr. Salzsäure, 04,374 Ctr.
Soda, 37,204 Ctr. calcinirte Soda, 20,8.S0 Ctr. Chlorkalk, 152,722 Ctr.
calcinirtes Glaubersalz und 1800 Ctr. chlorsaures Kali. Ausserdem
hat aber die Fabrik begonnen Kalkphosphat und Kalksuperphos-
phat zu produciren und wird sie damit jedenfalls der Landwirth-
.schaft einen grossen Dienst erweisen. Bezüglich der Fabrikation
wird noch angegeben, dass ausser (»80,000 Ctr. Sanrkohlen von
fremden Rohmaterialien verbraucht wurden 300,000 Ctr. Kalkstein,
.30,0(X) Ctr. gebrannter Kalk, 180,000 Ctr. Schwefelkies und
28,000 Ctr. Braunstein.
Im nordwestlichen Thcile des Landes und zwar itn Bitsoher
Lande, sowie im Süden in den Vogescn besteht eine sehr bedeu-
tende GhiHindiiBtrie mit den Werken St. Louis, Götzen brück,
MeiHcnthal und Valleryfithul, welche aus den alten gewöhn-
lichen GlaHhütten hervorgingen, deren es übrigens in früheren
18, Industrie und Handel. 139
Jahrhunderten im Bezirke noch eine ganze Anzahl gab, so lange
dafür die Wälder Ueberfluss an Holz hatten. Von letzteren, die
Fenster- oder Tafelglas , Gläser und Flaschen liefern, bestehen nur
noch die Fabriken in Pepinville bei Richemont mit 40 — 50 Ar-
beitern, Forbach mit 110 — 120 Arbeitern, Schönecken bei
Forbach mit 70 — 80 Arbeitern und Chäteau-Salins mit ebenso-
viel Arbeitern und Ueckingen. Vorletztere Glashütte liefert nur
weisses Tafelglas, dessen reiner Glanz durch Beimengung von
feinem, aus Frankreich bezogenem Sand hervorgebracht wird und
das auch in kannelirtem und mousselinirtem Muster viel Absatz
im Lande hat. In Forbach wird blos buntes oder farbiges Glas
producirt. Diese Glaswaaren sind übrigens ziemlich billig.
Von den erstgenannten drei Fabriken, welche nach zahlreichen
Umwandlungen an Aktiengesellschaften übergegangen sind, steht
jene zu St. Louis obenan und darf kühn den berühmten böh-
mischen Fabriken zur Seite stehen, ja mag sie an Geschmack
noch übertreffen. Sie beschäftigt gegen 2000 Arbeiter, hat einen
Umsatz von (5—8 Millionen Franken und zeichnet sich besonders
durch die kunstvolle Glasschleiferei und den metallischen Klany,
der Produkte aus. Sie liefert alle Erzeugnisse wie die böhmische
Industrie und sie die Mode verlangt, und hat sich daher auch nach
dem Kriege den bedeutenden Absatz in Frankreich erhalten. Auf
den früheren französischen Ausstellungen wurde diesen Erzeug-
nissen dieser Fabrik der erste Rang zuerkannt und es war nur zu
bedauern, dass sie nicht auch in Wien ausgestellt hat. Die Fa-
brik in Meisenthal, ganz in der Nähe der beiden anderen,
liefert ordinäre und feine Glaswaaren, ganz in ähnlicher Weise,
aber nicht von so hoher Kunstfertigkeit. Sie hat ebenfalls an 1200
Arbeiter und arbeitet jetzt meistens für Deutschland, wo ihr Fa-
brikat grossen Anklang gefunden hat. Ihr Absatz hat sich daher
nach dem Kriege eher noch vergrössert. Die dritte Fabrik in
Götzen brück ist von geringerem Umfange, beschäftigt nur gegen
800 Arbeiter und liefert Brillen- und Uhrgläser, vergoldete und
versilberte Glaskugeln, Leuchter und ähnliche Gegenstände. Ihr
Absatz ist nicht minder bedeutend und dehnt sich immer mehr
aus. Der grössere Theil des Absatzes geht übrigens über das
Meer, wie auch schon früher, wo sie auch wegen des billigen
Preises sehr beliebt ist. In Vallerysthal wird die Fabrikation
in ähnlicher Weise betrieben und geht der Absatz hauptsächlich
nach Frankreich.
Zu den bedeutenderen Industriezweigen gehört hier auch die
J 40 ^- I'ft"'' • Volk und Verwaltung.
Porzellan manufaktur von Utzschneider und Comp, in S aar-
gem und, welche an 2500 Arbeiter beschäftigt und jährlich an 5 Mil-
lionen Frcs. umsetzt. Das Fabrikat ist von ausgezeichneter Güte,
umfasst alle Zweige des Gebrauchs und arbeitete früher nur für
den französischen Markt. Seit dem Kriege hat die Fabrik ihren
Absatz aber auch nach Deutschland ausgedehnt und in Frankreich
eine Filiale zu Limoges errichtet, welche sodann in Wien bei der
Ausstellung vertreten war. Auch in Sierck ist eine Porzellan-
fabrik von Ch. Lamort, doch ist dieselbe von geringerem Umfange.
Einen weiteren Hauptzweig der industriellen Thätigkeit bildet
die Plüsch- und Seide fabrikation, welche von den Firmen
Escales und Hatry und P. Massing Wittwe und Comp, in Saar-
gemünd und Massing freres und Comp, in Püttlingen (Plüsch) und
G. Lacour in Saargemünd (Seide) betrieben wird, aber sich nicht
auf beide Orte beschränkt, sondern Hunderte von Leuten in allen
Ortschaften der ganzen Umgegend auf 5 — 6 Stunden Entfernung
beschäftigt. Der Umsatz beträgt an 8 — 10 Millionen Franken und
das Fabrikat nimmt die erste Stelle auf dem Markte ein wegen
seiner tiefschwarzen Farbe und des firnissartigen Glanzes. Das
Seidengespinnst dazu wird aus Südfrankreich bezogen und die
Färberei findet in der Saar statt, deren Wasser sich dazu vor-
zugsweise eignet. Der Hauptabsatz geht nach England und Nord-
amerika, er dehnt sich aber nach und nach über Deutschland
aus. Wollspinnereien von kleiner Ausdehnung befinden sich in
Büding, Diedenhofen, Richemont und Waibelskirchen, 1 Kamm-
garnspinnerei, 2 Strumpfwaarenfabriken, 2 Watten-
fabriken und () Flanellfabriken in Metz, ebendaselbst J Hals-
binden-, Corsetten- und Handsohuhfabrik, 4 Weisszeug-
fabriken in Gorze, Hayange, Saulny und Vittoncourt. Die
Netzfabriken zu Bolchen, Diedenhofen und Älarsal beschäftigen
vorzugsweise die Frauen auf dem Lande, ebenso in denselben Ge-
genden die Strickerei von Handschuhen.
Von grosser Ausdehnung ist die Fabrikation von Stroh- und
Bafitgeflecli ten zu Strohhüten, welche ihren Sitz in Saaralbcii
hat, aber alle Orte in ziemlich weiter Umgebung damit beschäi'tigl.
Eb bestellen daselbst die Fabriken von .1. G. Heclor, M. Joseph,
V. Langlard, J. V. Wild und Sohn und ('. Ziibel und der Jähr-
liche UmHatz betrug wohl im 12 Millionen Franken. Bast und
PnnnmiiHtroli werden aus Amerika bezogen und das Fabrikat ging
früher ausschliesslich nach Frankreich und den Niederlanden. Seil
dein Kriege hat aber der Zoll die Einfuhr ungemein orschwerl.
18. Industrie und Handel. 141
SO dass sich die Fabriiiunternehmer entschlossen, die Hüte nicht
mehr fertig zu machen, sondern das Geflecht als Halbfabrikat, das
nur wenig Zoll bezahlt, nach Nancy und Paris zu schicken, wo es
fertig gemacht wird. Dadurch entgeht aber Lothringen der beste
Theil des früheren Verdieusts, da die werthvollere Arbeit jetzt
auswärts gemacht wird.
Was den übrigen Theil der Industrie betrifft, so besteht er
in einzelnen Fabriken, von welchen nur die Papiermachedosen-
fabrik von Adt in Forbach iind die Zündstreichhölzchenfabrik von
Couturier, Custer und Comp, und die Cichorienfabrik von Andre
Boecking in Saargemünd hervorragen. Das Uebrige sind meistens
Geschäfte in Metz selbst, die jedoch keinen Grossbetrieb haben.
Es sind noch folgende daselbst: zahlreiche Gerbereien, (5 Wagen-
fabrikeu, 5» Möbelfabriken, 6 Oelfabriken, 2 Schuh-, 2 Tabak-,
2Liqueur-, 2 Billard-, 2 Pfeifen- und 3 Bürstenfabriken, ferner je
eine Fabrik für Ambose, Pergamentweiss, Stecknadeln, Pappdeckel,
Säcke, Chemikalien, Tapeten, Schachteln, Drahtgeflechte, Nägel,
musikalische Blechinstrumente, Stühle, Spiegel, Essig und Wachs, eine
Glockengiesserei und Schifl'bauerei. Ausserhalb dieser Stadt zu Ars
eine Papiermühle, Bolchen eine Lederlackiranslalt und Quiiicaillerie-
fabrik, Forbach Formziegelbrennerei, Jouj-aux-Arches Conserven-
fabrik, Marly Cichorienfabrik, Montigny Speisenudelnfabrik, Porcelette
Bohrerfabrik, Rombas Fourniersäge, Saargemünd Wachszieherei und
Fabrik von steinernen Fliesen, Sablon Cautschukfabrik, St. Avold
zwei chemische P'abriken und eine Stärkemehlfabrik, in Sierck eine
Wachszieherei, Sohllederfabrik und Sämischgerberei, ferner in Dieuze
und Vallieres Ackerbauwerkzeugefabriken. Endlich gibt es noch
zahlreiche Gerbereien in Metz und werden daselbst von zwei Firmen
Heiligenbilder, auch Kirchenbilder und Paramente fabrieirt. Auf
dem Lande, besonders im Gebirge verfertigt man auch verschiedene
Holzwaaren, wie Holzschuhe, Schaufeln, Kübel, Bütten und selbst
sogenannte Nürnberger Waaren. Bedeutend sind endlich in den
Vogesen die Sägemühlen und Holzschneidereien, wogegen das
Müllergewerbe, die Bierbrauerei u. dergl. keinen grösseren Betrieb
aufzuweisen haben. Die früher ziemlich bedeutend gewesene Hand-
stickerei ist erheblich zurückgegangen.
Der Handel war in diesen Gegenden niemals bedeutend und
war namentlich kein Grosshandel. So lange die überseeischen
Wege nicht eröffnet waren und namentlich Frankreich keinen
eigentlichen Seehandel hatte, stand Metz und dadurch auch Loth-
ringen hauptsächlich mit Frankfurt in Verbindung und bezog daher
142 !• Laii'Ij Volk iiiul Verwaltung.
seine Hauptbedürlnisse, während es dahin seine wenigen Export-
Partikel sandte. Mit der Vergewaltigung durch Frankreich brachen
aber derartige Verbindungen nach dem Rheine ab, und während
die französische Regierung bestrebt war, das Land auch für In-
dustrieartikel und den Handel vom Innern Frankreichs und seinen
Seehäfen abhängig zu machen, und daher bessere Verkehrswege
dahin anzulegen suchte, Hess man jene nach Deutschland verfallen
und zwar schon aus militärischen Rücksichten, um das Eindringen
deutscher Armeen möglichst zu erschweren. Was also vom früheren
Handel noch übrig war, ging nach und nach verloren, wie es
z. B. auch die Schififahrt zeigt, welche auf der Mosel ziemlich
lebhaft war und selbst bis Metz Dampfboote gehen Hess, während
jetzt davon fast gar nichts mehr vorhanden ist. Es wurde zwar
schon seit dreissig Jahren von Metz und auch dem Lande aus die
Regierung bestürmt, für Eröffnung besserer Verkehrswege, nament-
lich Eisenbahnen , zu sorgen , und es kamen auch die zwei Linien
von Metz nach Saarbrücken und Luxemburg zu Stande, allein das
französische Handels- und Zollsystem liess einen ordentlichen Handel
nicht aulkommen, wenn sich auch befähigte Leute und Kapitalisten
dafür gefunden hätten. Man war zu sehr von Frankreich und
namentlich Paris abhängig geworden und entbehrte auch der ent-
sprechenden Exportartikel, um wieder Handelsgeschäfte mit Deutsch-
land zu versuchen und es gab nicht wenig Leute, welche die er-
wähnten beiden Eisenbahnen nur aus strategischen Zwecken er-
baut glaubten und nicht mehr von ihnen erwarteten als von der
durch Napoleon I. nach Mainz erbauten Kaiserstrasse, welche für
Metz nichts anderes brachte, als die Ueberfluthung mit den Ver-
wundeten von Leipzig und die von ihnen eingeschleppten tödtlichen
Epidemieen. Der jetzt bestehende Handel ist also mehr ein solcher
für die Befriedigung der Lokalbedürt'nisse und einen ziemlich engen
Umkreis und dafür ist er auch heute noch meistens von Frank-
reich abhängig und sind erst für einzelne üegenslände Verbin-
dungen mit Deutschland angeknüpft worden und (liest' Inst nur von
eingewanderten Deutschen.
Natürlich geben verschiedene Artikel ziemlich bedcuteiule Men-
gen forden Eisenbahnverkehr, wie Roheisen, Eisent'abrikate, Steine,
die Fabrikute der Glas- und Porzellanmanufakturen, ferner Schweine
und Schanfe; aber dieselben bilden mehr blosse Exportartikel ohne
Vcrinittelung. Auch frunzÖHische Weine, Oonllturen, Zucker u. dgl.
bilden einige Exportartikel. Sonst aber ist ein Haupturtikel nur
noch Holz und Bretter, welche auf dem Mosclkanaie von der
18. Industrie und Handel. 143
oberen Mosel und Meurthe herbeigeführt werden und weiter nord-
wärts Absatz finden. Unter den Einfuhrartikeln stehen Stein-
kohlen, Spiritus und Bier so ziemlich obenan und die übrigen
Gegenstände treten nur als vereinzelte Handelsartikel und in schwa-
chen Mengen auf. Für manche Gegenstände Hesse sich jedoch
noch ein erklecklicher Handel begründen, wenn es nur nicht an
unternehmenden Leuten und Kapital fehlte. Aber zum Handels-
verkehr mit Deutschland wäre es vor Allem nothwendig, dass die
deutschen Geschäftsleute sich das pünktlichere, coulantere Ver-
fahren der Franzosen aneigneten und nicht nachdem sie die Waaren
bezogen haben, mit der Zahlung Ausflüchte machen und nachträg-
lich an den Waaren selbst mäkeln.
Es soll jetzt die Mosel fertig kanalisirt und schiffbar gemacht
werden und ward auch ein Niedkanal zur Verbindung der Mosel
mit der Saar projectirt; aber gerade letzteren hat der Bezirkstag
so eben mit dem Bemerken abgelehnt, weil er darin keinen Vor-
theil sehe, und er ihn nicht wolle, und die Arbeiten an der Mosel
scheinen bei Metz still stehen und nicht weiter nördlich fortgesetzt
werden zu sollen. Von Schiffen auf diesem oberen Theile der
Mosel sieht man daher nur hier und da noch einen Kahn mit Heu
oder Sand. Dagegen kommen immer noch viele Flösse an und
ist der Verkehr damit lebhaft. Ein Haupthandelsgeschäft besteht
aber im Bankverkehr und bestehen dafür mehrere grössere Häuser,
wie die Filialien der Preussichen Bank, der Luxemburger Bank,
der Elsass- Lothringer Bank und die Bankhäuser Gaudchaux und
Comp., Mayer und Comp, und Koch und Comp, nebst noch einer
Anzahl von Geldwechslern. Von diesen werden die Hauptgeschäfte
der französischen Häuser hauptsächlich mit Frankreich gemacht
und für ihre Klientel, welche zumeist französische Renten und
Werthpapiere besitzen, ist Paris immer noch der einzige Börsen-
platz. Die deutschen Häuser stehen mit Frankfurt und Berlin in
Verbindung und für deutsche Papiere sind die Börsen daselbst mass-
gebend. Für Getreide- und einige andere Geschäfte werden die
Unterhandlungen in der Regel in einem der Kaffeehäuser am Rath-
hausplatze abgemacht.
Eine besondere Schwierigkeit für den Handel bieten die Geld-
und Münzverhältnisse. Die Elsass-Lothringische ßodenkredit-
gesellschaft besorgt die Geldgeschäfte jetzt zwar für die Gemeinden,
aber sonst mangelt es so ziemlich an Geld und Kredit und es wird
noch längere Zeit schwer halten, dieselben für die Zwecke des
gewöhnlicheren Geschäftsstands flüssig zu machen. Für eine Vor-
144 !• Land, Volk und Verwaltung:.
schussbank ist auch die Zeit noch nicht gekommen. Endlich sind
gerade für dies Gränzland die Münzverliäitnisse sehr ungünstig
und wird selbst die Durchführung der Markwährung die Schwierig-
keiten nicht alle aus dem Wege räumen, da sie für den Verkehr
mit Frankreich nicht geeignet ist. Mark- und Frankenwährung
werden sich also in diesen Gegenden noch lange die Waage halten.
Am willkommensten aber wird es dem Lande sein, wenn es von
dem vielerlei deutschen Papiergeld befreit wird und es der Reichs-
regierung gelingen sollte, nur ein einziges Papiergeld noch cour-
siren zu lassen.
Für den grösseren, namentlich den Transithandel knüpft man
einige Hoffnung an die grosse Transitlinie, welche nach Eröffnung
der Gotthardbahn von England über Belgien, Metz, Strassburg
und Basel nach Italien und Asien gehen soll; aber wenn auch
nicht der Umweg über Metz dadurch abgeschnitten werden würde,
dass die Linie von Diedenhofen direkt über Saargemünd geführt
wird, was bekanntlich bald in Aussicht steht, so hätte doch nur
die Eisenbahnkasse den Vortheil davon und würde es sehr wenig
für den Platz Metz und seinen Handel ausmachen. Ebenso wäre
auch die Ausfüllung der Linie von Remilly nach Saarburg keine in
die Wagschaale fallende Verkürzung der Route, an welcher kein
Handel liegt. Man darf sich daher bezüglich der Entwicklung eines
erheblichen Handels von Lothringen keine Illusionen machen, denn
hinderte früher dem Lande die deutsche Grünzlinie den Verkehr
nach und vou Deutschland, so ist es umgekehrt jetzt mit der fran-
zösischen Gränzlinie gegen Westen der Fall und das uralte Han-
delsfeld an der oberen Mosel und Meurthe ist für Unter- Lothringen
jetzt gar nicht mehr zu haben.
19. Wissenschaft und Kunst.
Mit Wissenschaft und Kunst war es im Umfange des Bezirke
niemals sehr sonderlich bestellt. Es fchlle lange an besseren
Schulen und nur die Klostergcistlichen hielten solche in Metz,
Thionville und Sierck, sowie in Pfalzburg, worin der Unterrichl
in mönchischem Sinne geleitet wurde. Erst im .lahre IMOO er-
riciitctc man sodann in Metz ein Lyceum, aber auch in höchst un-
vollkommener Weise und dann Hess man die .Icsuiteu mit ihrem
Colleg wieder daneben aufkommen und es durch ihre Concurrcnz
19. Wi&sciischatt und Kunst. 145
fast erdrücken. Für einen höheren Unterricht war nicht gesorgt
und man konnte auch nicht wohl eine Art Universität einem Be-
zirke gewähren , der ausser Metz nur ein paar kleine Landstädtchen
zählte und in allen solchen auch nur ein einziges Lyceum. Um
nun einen Ersatz dafür zu bieten, that sich im Jahre 1760 eine
Gesellschaft von Männern aller Berufsarten zusammen, um eine
Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst zu gründen, wovon im
folgenden Jahre der Marschall Belleisle das Protektorat übernahm,
indem er der Gesellschaft 60,UüO Frcs, schenkte und zugleich den
Titel als königliche Akademie verschaffte. Unstreitig halte die
Eitelkeit, sich dadurch leicht auch den pompösen Titel als Mitglied
einer königlichen Akademie verschaffen zu können, ohne doch viel
Wissen und Verdienst zu besitzen, am meisten zu dieser Gründung
beigetragen, doch hatte sie auch mancherlei Vortheile, indem sich
die Leute, welche sich für Wissenschaft und Ivunst interessirten,
persönlich mehr begegneten und eine Anzahl von Vorträgen ein-
geführt wurde, die nach und nach zu regelmässigeren Coursen
sich gestalteten. Ausserdem stellte man Preisfragen auf und regte
allerlei Untersuchungen an. Ebenso wirkte man in verschiedener
Weise auf Verbesserungen in der Landwirthschaft hin. Aber die
Revolution nahte sich auch dieser Gesellschaft verderblich und ob-
gleich sie 1790 eine Preisfrage dahin gestellt hatte, wie am besten
der Patriotismus im Staate gefördert und erhalten werden könne,
erhob sich doch am 8. August 1793 der Abbe Gregoire, selbst
Laureat dieser Akademie, und erklärte von der Tribüne herab die
Akademien als unnützlich und schädlich, weil sie die Keime einer
aristokratischen Unmoralität in sich bergen, weswegen sie zu unter-
drücken seien. Damit hörte denn auch sofort die Metzer Akademie
auf. Daneben war jedoch noch eine literarische Gesellschaft be-
standen, die sich anfänglich Socielc des Philathenes nannte und am
23. Mai 1760 zur Sociv'lc d'e'tudes reorganisirte. Diese Gesell-
schaft führte weder einen hochtrabenden Titel, noch trat sie mit
solcher Eingebildetheit auf; dagegen gehörten ihr die jüngeren streb-
sameren Leute an und fanden die Zeitideeu bei ihr die eifrigsten
Anhänger. Es waren auch mehrmals Mitglieder dieser Gesellschaft,
welche Preisfragen der Akademie beantworteten.
Nach diesem ersten Versuche fand lange kein zweiter mehr
statt und die Kriege, sowie die späteren Folgen derselben Hessen
auch keinen Raum dafür. Daher dachte man erst im März 1819
wieder daran, die Akademie neuerdings ins Leben zu rufen, worauf
diese auch am 2. Januar 1820 im Bibliothekgebäude installirt wurde.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 10
146 I- Land, Volk und Verwaltung.
Doch konnte sie den alten Titel erst 1828 wieder erhalten, als
Karl X, Metz besucht hatte. Von da an bestand sie fort bis zur
neuesten Zeit und vereinigte immer eine Anzahl Leute, die sich
mit Wissenschaften abgaben. Aber ftir letztere hat sie im ganzen
Verlaufe der Zeit wenig geleistet und es war auch wohl gar nicht
anders möglieh , weil die Gesellschaft sich immer nur aus den
wenigen Leuten rekrutiren konnte , welche sich zufällig in Metz zu-
sammenfanden und zwar entweder als Beamte oder als Rentner
und Pensionäre, Zuletzt überwog in der Gesellschaft auch das
Interesse für Geschichte und Alterthumskunde, welches so recht
ein erfolgreiches Gebiet für Dilettanten werden kann.
Von Anstalten war in Metz noch die mit dem Militärspitale
verbundene Schule für Militävchirurgen vorhanden, sowie eine
Kriegsschule, deren Lehrer sich mehr mit den betreffenden Wissen-
schaften abgaben. Der Richterstand und die Advokaten hatten da-
gegen an Zahl abgenommen. Privatgelehrte Hessen sich in Metz
nicht nieder, denn sie fanden keinen Verdienst. Zwar gab es
ziemlich viele Buchhändler und Buchdrucker, aber sie konnten
keine entsprechenden Honorare bezahlen und die Autoren mussten
zufrieden sein , wenn ihnen die Arbeiten nur umsonst gedruckt
wurden. Die Geistlichkeit war zwar stets zahlreich, forderte aber
die Wissenschaften nicht, dagegen um so mehr den Druck von
Gebetbüchern, Heiligenbildern u. dgl.
Die Anwesenheit einer grösseren Anzahl von Civil- und Militär-
ärzten ward Ursache, dass für Naturwissenschaften mehr Freunde
vorhanden waren und da es für einzelne Zweige derselben immer
einige Liebhaber gibt, so brachte man auch nach und nach ein
recht schönes naturhistorisches Kabinet zusammen, welches wieder
zu weiterer Anregung diente. Ebenso gaben die aufgefundenen
Versteinerungen ein ziemlich reiches Feld für Forschungen ab und
hat besonders der Apotheker Terquem sich einen bedeutenden
Namen als Paläontolog erworben. Auch die naturhistorische und
mediciniseiie Gesellschaft begann eine Zeitschrift henuiszugeheu
und dazu wirkte noch der Gesundheitsrath mit, so dass auf diesem
Gebiete immerhin Einiges geleistet wurde. Doch erstreckte sich
dies Alles nur auf die Stadt Met/, und wenn man ihre Thore ver-
lies», so hörten die wissenschnllliirlien HfKtrebungeii so ziemlich
gunz auf, denn wo überall nur Lnndwirlhsclmft und Viehzucht
vorherrscht und eine Industrie nicht besteht, da katin auch <Iie
WiMenschuft keine Stätte und keine Nuhning crluilten.
Agrippa's Ausspruch, dass Metz die Stiefmutter aller Wissen-
19. Wissenschaft und Kunst. 147
Schäften sei, kann also nicht etwa dahin verstanden werden, dass
daselbst eine Abneigung vor denselben herrschte und man sie ver-
folgte, sondern es war eben der Boden nicht dafür vorhanden
und von einer blossen Militärstadt Hess sich auch eine Aenderung
nicht darin erwarten. Wo nur irgend eine Theilnahme für einen
praktischen Zweig der Wissenschaften zu erwecken war, da trat
sie nach und nach auch hervor und dieser Seite gehören nament-
lich die Forschungen bezüglich der alten historischen Ueberreste
und Denkmäler des Landes an. Man hat in Metz eine nicht un-
beträchtliche Sammlung von alten Münzen des Landes zu Stande
gebracht, sowie eine solche von Steinüberresten auä der Römer-
zeit und später. Aus diesem ging sodann im Jahre 1858 die
Gründung einer Gesellschaft für Archäologie und Geschichte her-
vor, welche sich namentlich auf diesen Zweig warf und jährliche
Veröffentlichungen machte. Dass aber auch hierbei nicht viel über
den Dilettantismus hinausgegangen wurde, beweist der Umstand,
dass in Metz noch nirgends systematische Ausgrabungen veranlasst
und versucht wurden und man es dem Zufall überliess, ob man
z. B. wieder weitere Ueberreste von Mauern aus der römischen
und austrasischen Zeit aufzufinden bekam. In gleicher Weise ist
in den vielen Jahren für die Herausgabe der historischen Quellen
des Landes fast geradezu nichts geschehen und beschränkte man
sich stets auf dilettantische kurze Skizzen, die in der Regel
gar nichts Neues zu Tage förderten. Die Hugueninsche Samm-
lung einiger Metzer Chroniken ist ein trauriges Denkmal dafür
wie man solche Chroniken nicht herausgeben darf. Ohne alle
kritische Begabung zerschnitt derselbe diese Chroniken in Fetzen
und setzte daraus und mit anderen, sonst woher zusammen-
gelesenen Bruchstücken und Notizen mosaikartig eine Chronik zu-
sammen, welche die alten Chroniken nur zerrissen und verstüm-
melt enthält, Gutes und Schlechtes zusammenwirft und nicht ein-
mal angibt, wo das Eine aufhört und das Andere anfängt und
woher jedes solche Stück stammt. So hat die Metzer Bibliothek
noch recht vieles Material, man denke nur an Paul Ferry's Ob-
servaiions seculaires, das noch gänzlich ungedruckt und fast ebenso
unvollständig durchforscht ist, und zu einer Sammlung von Ur-
kunden und Urkundenregesten in- wissenschaftlicher Art ist noch
Niemand geschritten.
Dies wären alles Punkte, welche doch eine gewisse wissen-
schaftliche Thätigkeit entfalten Hessen, wenn auch Metz keine
Stellen hat, die eine lediglich wissenschaftliche Thätigkeit bedingen,
148 ^' I-and, Volk und Verwaltung.
wie es z. B. bei den Universitäten und- anderen höheren Lehran-
stalten der Fall ist. Doch wäre allerdings auch dafür eine bessere
Unterstützung durch Gemeinde- und Staatsbehörden nothwendig,
denn ohne solche rentirt sieh keine solche Thätigkeit und durch
freiwillige Beiträge und Absatz wissenschaftlicher Schriften lassen
sich nicht einmal die einfachsten Kosten bestreiten, geschweige
denn ein Lohn erreichen, zumal gerade das französische Publikum
wenige derartige Bücher kauft.
Ueber die grossen Mängel der Metzer Bibliothek ist schon die
Rede gewesen und muss unbedingt das Gebrauchsstatut gänzlich
geändert und liberaler gei?iacht und für Anschaffungen die ganze
Verwaltung geändert w'erden, soll die Bibliothek der Wissenschaft
den erhoflten Nutzen bringen. Uebrigens dürfte die Regierung
auch die Frage in Erwägung zu ziehen haben, ob sie nicht die
Bibliothek überhaupt in ihre Obhut nehmen wolle und müsse, denn
die französische constituirende Versammlung hatte die Bibliotheken
der Klöster und Behörden den Städten nicht geschenkt, sondern
blos zur Firrichtung von öffentlichen Bibliotheken überlassen und
das Eigenthumsrecht ist unstreitig dem Staate verblieben, so dass
er jedenfalls über die richtige Ausführung des Zwecks der Ueber-
lassung der BUclier zu wachen das Recht hat. Soll dann aber
wirklich etwas Rechtes daraus werden und auch das Land Vor-
theile davon haben, so muss die Regierung den Ix'iter der Biblio-
thek ernennen, ihr eine anständige Dotation geben und sie zur
Landesbibliothek erheben, deren Gebrauch allen Landcstheilen zur
Verfügung steht.
Die Verfasser von Geschichten von Metz suchen den Aus-
spruch Agrippu's damit zu entkräften, dass sie eine Anzahl Namen
nennen, deren Träger dies oder jenes geschrieben , theilweise sich
auch ausgezeichnet haben; wir wollen sie ebenfalls hersetzen, es
sind: Abraham Fabert, Vater des Marschalls, .1. J. Boissard de
Besanvon v IbCW, Pierre Joly, die Chronisten Samuel Duclos,
Michael Praillon und Dom Floret, Paul Ferry, der evangelische
Prediger und ForHcher in der Geschichte von Metz, Zeitgenosse
des katholischen Redners Bossuet, der Jurist Charles Hersent, der
Generalvikar Meurisse, Verfasser einer höchst einseitigen Kirchen-
gehchiclite von Metz und Verfolger der Protestanten, David und
Joseph Ancillon, welche nach Aulliebung des Edikts von Nantes
nnch Berlin zogen, der Philolog Duchat, der Mathematiker Philipp
Nuudet und der Künstler Sab. Ledere u. s. w. im 17. JahrhuiuliMt;
die Juristen Claude GHbriel, Üaltus und Emmerv, der ('hirurg
19. Wissenschaft und Kunst. 149
Louis, der Numismatiker Dupre de Geneste, der Mathematiker
Gardeur Lebrun nebst den zwei Benediktinern, welche die Ge-
schichte von Metz bearbeiteten, aus der späteren Zeit; die schon
früher erwähnten Geschichtsfreunde, die Aerzte Grellois und Mar e-
chal und noch einige Wenige aus den letzten Jahrzehnten. Eine
hervorragende Stellung in der Literatur haben sie alle aber nicht
eingenommen, wogegen Metz allerdings auf anderen Gebieten, z. B.
als Militärs, verschiedene .Männer von hohem Verdienste hervor-
gebracht hat.
Auch die Kunst konnte sich einer bedeutenden Pflege nicht
rühmen. Ks fehlten dazu die ersten Vorbedingungen: eine An-
stalt zur Ausbildung und reiche Kunstfreunde zur Unterstützung
und Förderung, was von einer Garnisonsstadt nicht wohl zu er-
warten war. Die von der Gemeindebehörde angelegte kleine Ge-
mäldegallerie enthält neben nur wenig Gutem meistens nur Mittel-
massiges, Kopien und sogar einiges geradezu Widerliche und kann
also zu Studien nicht dienen. Die Sammlung würdig zu erweitern
fehlen die Mittel. Einige gute plastische Arbeiten zeigt dagegen
die Esplanade. Für diesen Mangel au Künstlern entschädigt aber
wieder der ausgezeichnete Glasmaler Marechal, dessen Namen und
Arbeiten auch über die Landesgränzen hinaus bekannt geworden
sind. Ausserdem hatte noch einer und der andere Architekt, wie
Gautier, so wie einige Maler wie Hussenot und Migette Gele-
genheit einige anerkennenswerthe Arbeiten zu liefern. Aber die
Kleinheit des Bezirks und der Mittel Hess auch hier einen Auf-
schwung nicht aufkommen und dürfte es auch in der nächsten
Zukunft damit nicht anders werden. Wissenschaft und Kunst sind
eben die Seiten, auf welchen das Land am Wenigsten bieten kann.
20. Verwaltung.
Der Bezirk Lothringen bildet kein selbstständiges Land, son-
dern nur einen Theil des Reichslands Elsass-Lothringen und unter-
steht mit dem Elsasse dem Reichskanzleramte in Berlin, sowie
unter diesem dem Oberpräsidenten in Strassburg. Nur in soweit
Gegenstände der Verwaltung nicht direkt unter dem Oberpräsidium
stehen, gehören sie zu der engeren Verwaltung des Bezirks, an
dessen Spitze ein Bezirkspräsident steht und die Verwaltung
in dem Umfange führt, wie früher der französische Präfekt. Er
150 ^' I'flHd, Volk und Verwaltung.
hat zu diesem Behufe eine Anzahl Räthe und Hülfsarbeiter für
die verschiedenen Zweige der Verwaltung und eine Steuerdirektion
für das Katasterwesen und die direkten Steuern. Zur Entscheidung
streitiger Fälle und Reclamationen besteht der Bezirksrath, früher
Präfekturrath, welchen der Präsident des Bezirks, seine Räthe, der
Steuerdirektor und Oberforstmeister bilden und zu dessen Entschei-
dungen mindestens der Vorsitzende und drei Räthe mitwirken müssen.
Unter dem Bezirkspräsidium stehen sieben Kreisdirektoren
mit einem Kreisassessor und dem nöthigen Hülfspersonal, in Metz
aber steht derselbe Geschäftskreis direkt unter dem Präsidenten.
Die sieben Kreisdirektionen sind: Landkreis Metz, Diedenhofen,
Bolchen, Forbach, Saargemünd, Saarburg und Chäteau-Salins, von
welchen jeder ^^^ede^ einen Polizeikommissär, Kreisarzt und Kreis-
thierarzt, sowie einen Kreisschulinspektor hat. Jeder Kreis zer-
lallt wieder in mehrere Kantone, deren einzelnen Gemeinden Bürger-
meister (Maires) vorstehen, der wieder einen Gemeindeschreiber
oder Greffier zur Seite hat, um die eigentlichen Geschäfte zu be-
sorgen. Für die Verwaltung der Polizei sind in Metz der Polizei-
direktor mit einem Polizeiinspektor und fünf Polizeikommissäre
aufgestellt j für das Land aber 19 Kantonal-Polizeikommissäre, näm-
lich in Metz, Ars, Courcelles-Chaussy und Solgue für den Land-
kreis Metz; Diedenhofen, Sierck und Hayange für den Kreis
Diedenhofen; Forbach, Püttlingen und St. Avold für den Kreis
Forbach; Saargemünd, Rohrbach und Bitsch für den Kreis Saar-
gemünd; Bolchen und Falkenberg für den Kreis Bolchen ; Chateau-
Salins und Dieuze für den Kreis Chäteau-Salins und in Saarburg.
Die Polizeidirektion zu Metz hat jedoch auch über die Polizei der
zunächst um Metz liegenden Gemeinden zu wachen , da wegen der
Fortsbauten sich daselbst eine grosse Arbeitermenge angesammelt
hat. Für die Wirthschaftspolizei sind die strengeren französischen
Verordnungen im Frühjahre 1874 wieder erneuert worden.
Der Bürgermeister oder Maire in den Gemeinden wird
von der Regierung auf je fünf Jahre ernannt und es muss der-
selbe 25 Jahre alt und in einer der vier Rollen für die direkte
Steuer eingetragen sein. Ihm steht ein Adjunkt als Stellvertreter
in allen Gemeinden unter 2500 Einwohnern zur Seite, zwei aber
in den (remeinden tlber dieser Scelcnznhl bis zu 20,(M)() Einw., in
grösseren Gemeinden auch noch ein dritter. Dieselben k(\nnen
auch aus den Gemcinderathsmitgliedern erwühlt werden. Der Ge-
meinderath besteht in den Gemeinden bis zu 5(K) Einw. aus zehn
Mitgliedern und deren Zahl steigt mit der Grösse der Einwohner-
'-'0. Verwaltung. 151
zahl und zwar von 5(X) bis 1500 auf 12, bis 2500 auf 1(>, bis
3500 auf 21 u. s. w., und zwar muss der Gewählte 25 Jahre alt
sein und die Wahldauer erstreckt sich auf sieben Jahre. Sind
nur noch drei Viertheile der Mitglieder vorhanden, so muss eine
Ergänzungswahl erfolgen. Die Wirksamkeit des Gemeinderaths
ist sehr beschränkt, die Sitzungen nicht öffentlich. Sie sind blos
zu viermaligen Sitzungen im Jahre ermächtigt und zu jeder wei-
teren Sitzung ist erst unter Angabe der zur Verhandlung ge-
wünschten Gegenstände die besondere Erlaubniss der Oberbehörde
einzuholen. Ueber die Sitzungen führt der Secretär ein Protokoll,
welches der Oberbehörde einzureichen ist; erst nach dessen Ge-
nehmigung darf es veröffentlicht werden. Die Gemeinderechnungen
werden unter Aufsicht des ßezirkspräsidiums für die Stadt Metz
und für die Landgemeinden unter jener der Kreisdirektionen von
Revisoren geprüft und hat der Steuerdirektor die Controle darüber.
Die deutsche Regierung hat bei Ernennung der Bürgermeister
meistens die Gemeinderäthe darüber zu Rath gezogen. Leider ist
in dem Bezirke, der ohnehin schon lauter kleine Gemeinden hat,
der Drang sehr gross, bestehende Gemeinden in kleinere aufzu-
lösen. Da es in so kleinen Gemeinden nur selten möglich ist, eine
tüchtige Kraft für den Bürgermeister zu erlangen, so macht sich
das Bedürfniss fühlbar, eine grössere Anzahl solcher Gemeinden
zu einer Bürgermeisterei wie in den preussischen Rheinlanden zu
vereinigen und ihr einen tüchtigen Mann vorzusetzen. Die Rech-
nungen der Einnehmer von Gemeinde- und Corporationsgeldern
werden von dem Bezirksrathe in oberster Instanz geprüft und fest-
gestellt und kann dagegen nur in wenigen Fällen an den kaiser-
lichen Rath in Berlin Berufung eingelegt werden.
Für das Kassen- und Rechnungswesen besteht in Metz eine
Bezirkshauptkasse unter Leitung eines Landrentmeisters und
unmittelbarer Aufsicht des Bezirkspräsidenten, der solche durch
beständige Controlen und Kassenrevisionen ausüben lässt. Es be-
stehen ausser derselben noch 52 Steuerkassen, nämlich 1 in der
Stadt Metz, 9 im Landkreise Metz, 6 im Kr. Bolchen, 8 im Kr.
Chäteau-Salins, 10 im Kr. Diedenhofen, 7 im Kr. Forbach, G im
Kr. Saarburg und 5 im Kr. Saargemünd. Besondere Controlen
werden durch Controleure unter Leitung des Steuerdirektors aus-
geführt und zwar in 16 Steuercontrolbezirken.
In der gesammten Verwaltung werden die Präsidenten, Direk-
toren., Räthe, der Polizeidirektor und Landrentmeister vom Kaiser,
die Inspektoren, Mitglieder der Hauptzollämter und Hypotheken-
152
I. Land, Volk und Vorwaltiuij:
Ken stellen die einzelnen Kantone folgende
Bezirkstag
3
bewahrer vom Reichskanzler, die Hülfsbeamten der höheren Ver-
waltungsstellen vom Oberpräsidenten, die Subalternbeamten jedoch
blos auf Vorschlag der Leiter der betreffenden Verwaltung, und die
Kanzlei- und Unterbeamten durch die speciellen Direktoren ernannt.
Seit der Besitznahme der Reichslande hat man den früheren
Organismus der Verwaltung noch beibehalten und sind die früheren
Gesetze und Verordnungen dafür noch massgebend. Hiernach be-
steht auch dieselbe Vertretung noch fort, wie sie früher im Ge-
neralrathe und den Arrondissementsräthen bestanden hatte. Der
erstere heisst jetzt Bezirkstag, die anderen Kreistage und der
Wirkungskreis derselben ist der frühere, wobei nicht nur jede
OefFentlichkeit ausgeschlossen ist, sondern auch nur ein officieller
Bericht über die Verhandlungen erscheinen darf, eine Engherzig-
keit, die bei den verschiedenen französischen Regierungen begreiflich
erschien, aber unter der jetzigen Regierung längst hätte aufge-
geben werden sollen. Der Bezirkstag versammelt sieh in Metz,
die Kreistage in den Kreishauptorten.
Zu diesen Vertretun
Anzahl von Mitgliedern
Stadt Metz . .
Landkreis Metz
Kreis Gorze . .
Fange
Verny
:, Vigy . .
Bolchen .
^ Busendorf
„ Falkenberg
- Diedenhofen
-, Fontoy .
„ Kattenhofen
Metzerwiese
Sierck . .
„ Forbach .
^ Grosstünnche
Saaralben
„ St. Avold
SaargemUnd
^ ({jtsch
Kohrbncli
\Volm(ln«f(;r
Kreistage
der Gemeinderath.
3
:/
1
3
3
3
•i
3
20. Verwaltung;. 153
Bezilkstag Kreistage
Kvei8 Saarburg 1 2
Finstingen 1 2J
Pfalzburg l 3)
Lörchingen 1 ^ ^ ^
„ Rixingen 1 1
„ Chäteau-Salins .... 1 2
., Albesdorf 1 2
„ Delme 1 2i 9
„ Dieuze 1 2^
„ Vic 1 1
An den Bezirkstag, der in der Regel im August tagt, wird
vom Präsidenten ein Generalbericht erstattet, darin über alle Vor-
gänge der Verwaltung Nachricht gegeben und dann die einzelnen
Vorlagen zur Berathung und Besohl ussfassung übermittelt. Der
Bezirkstag ernennt während seiner Session , die gewöhnlich 1 — IY2
Wochen dauert und von den Sitzungen der Kreistage unterbrochen
wird, mehrere Commissionen, welche sich vom Stand des Archivs,
der Armenanstalt u. s. w. zu überzeugen haben. Der Bezirkstag
genehmigt ferner die Steuercontingente; im Falle dies nicht zu
Stande kommt oder kein Beschluss über die Contingente rechtzeitig
erzielt werden kann, verlängert der Präsident die Sätze des lau-
fenden Jahrs für das nächste Jahr. Die Kreistage beschliessen
über die Zusatzcentimen für die Kreis- und Gemeindeumlagen.
Ebenso beschliessen beide Versammlungen über die betreffenden
Ausgaben und Verwendungen und namentlich der Bezirkstag über
die zu machenden Anleihen u. dergl.
Für das Jahr 1874 hatte sich das Budget für Elsass- Loth-
ringen in folgender Weise gestaltet:
I. Einnahmen:
Forstverwaltung 7,023,000 Frcs. — Cts.
Direkte Steuern 12,091,360 „ — „
Zölle, indirekte Steuern, Enregistrement 18^849,093 „ 75 „
Tabaksmanufaktur 1,000,000 „ — „
Oberpräsidium 12,787 „ 50 ^
Justizverwaltung 395,487 „ — „
Innere Verwaltung 287,230 „ — „
Unterricht u. s. w 368,291 ^ 25 „
Handel, Gewerbe, Landwirthschaft . . 98,555 ., — „
Wasserbau Verwaltung 13,893 ,, 75 „
154 !• Land, Volk und Verwaltung'.
Uebertrag 40,140,298 Frcs. 25 Cts.
Wegebauverwaltung 330,918 ,. 75 „
Allgemeine Finanzverwaltung .... 2,315,023 „ 75 „
Zusammen 42,786,240 Pres. 75 Cts.
II. Ausgaben:
a) ordentliche:
Forstverwaltung 3,446,000 Frcs. — Cts.
Direkte Steuern 1,537,750 „ — „
Zölle, indirekte Steuern, Enregistrement 5.375,148 „ 75 ..
Oberste Reichsbeliörden 192,637 „ 50 „
Oberpräsidium 620,187 „ 50 „
Justizverwaltung 2,065,864 „ — „
Verwaltung des Innern 4,601,458 „ 75 „
Kultus 3,317,554 „ 55 „
Unterricht, Wissenschaft, Künste . . 4,457.361 „ 83 „
Handel, Gewerbe, Landwirthschaft . . 619,977 ,, 50 ^
\^'^asserbauverwaltung 2,015,305 „ — „
Wegebauverwaltung 1,700,887 „ 50 „
Allgemeine Finanzverwaltung .... 3,847,395 „ — „
Zusammen 33,810,527 Frcs. 88 Cts.
b) ausserordentliche:
Forstverwaltung 260,000 Frcs. — Cts.
Direkte Steuern 3000 „ _ „
Zölle, indirekte Steuern 553,125 y, — „
Verwaltung des Innern 475,625 y, — „
Kultus 80,000 „ — ,.
Unterricht u. s. w 482,372 „ 50 ,.
Handel, Geyverbe, Landwirthschaft. . 113,325 ,. — „
Wasserbau Verwaltung 448,350 ,, — ,.
Wegebauverwaltung 892.500 „ — „
Allgemeine Finanzverwallung .... 3,6(57,415 „ 38 „
Zusammen 8,975,712 Frcs. 88 Cts.
Gcsammtsumme 42,786,240 „ 7(> „
Die einzelnen Positionen für Lothringen allein lassen sich nicht
ausscheiden, weil verschiedene dieser Verwaltungen sich im All-
gemeinen über alle drei Bezirke erstrecken und für andere
Zweige das [.«nd anders eiogetheilt ist, so dnss sie auch Theile
von zwei Bezirken zusammenfassen. Dagegen ist der P^tat für die
beHonderen Bczirksaus gaben folgender für 1874: «) Ausgaben:
ObligatoriHchc Ausgaben 38,(>35 Frcs. , Immobilien I7.5JK), Mobiliar
20. Verwaltung. 155
24(>0, Bezirksstrassen 415,200, Vicinahvege 333.(X)0. unterstützte
Kinder 90430, Irren 144.000, Armenunterstützung 88,130, Archiv
11,175, Wissenschaft und Kunst 4650, Landwirthschaft 40,400,
Unterstützungen an Gemeinden 4000, Verschiedenes 19,464 Frcs.
14 Cts., Unterricht 104,871 Frcs. 87 Cts., zusammen 1,313,646 Frcs.
Ol Cts.; b) Einnahmen: Bezirkseinnahmen 798,818 Frcs. 14 Cts.,
Subventionen für unterstützte Kinder 59,956, zum Dienst der or-
dentlichen Vicinalwege gehörige Einnahmen 333,000 Frcs.. zum
Dienst des Volksunterrichts gehörige 102.871 Frcs. 87 Cts., Staats-
subventionen für Landwirthschaft 19,000 Frcs., zusammen 1.313,646
Frcs. Ol Cts. Die ausserordentlichen Ausgaben betragen für In-
standhaltung der Wege 395,000 Frcs., Bauarbeiten und Mobiliar
81,500, Bezirksschuld 99,829 Frcs. 16 Cts., Eisenbahnen 386,000,
Verschiedenes 50,358 Frcs. 31 Cts., zusammen 1,013,087 Frcs.
47 Cts. Die ausserordentlichen Einnahmen betragen: Steuerzu-
schlag 223,557 Frcs. 26 Cts., Anleihe 126,887 Frcs. 13 Cts., Sub-
ventionen 514,762 Frcs. 24 Cts. , Ueberschuss aus der Auseinander-
setzung mit Frankreich 40,945 Frcs. 84 Cts., Zufälliges 106,936 Frcs.
90 Cts., zusammen 1,013,089 Frcs. 37 Cts.
Für 1875 hat der Bezirkstag das Budget im Allgemeinen also
festgestellt:
Ausgaben: 1) ordentliche . . . 1,143,256 Frcs. 78 Cts.
2) ausserordentliche . 1,850,887 ^ 9 „
Zusammen 2,994,143 Frcs. 87 Cts.
Einnahmen: 1) ordentliche . . . 1,143,256 ^ 78 „
2) ausserordentliche . 1,850,887 ^ 9 „
Zusammen 2,994,143 Frcs. 87 Cts.
Somit für 1875 eine Verminderung der ordentlichen Ausgaben um
170,389 Frcs. 23 Cts., dagegen eine Erhöhung der ausserordent-
lichen um 837,799 Frcs. 62 Cts. hauptsächlich wegen Erbauung
des Irrenhauses.
Durch das Gesetz vom 12. Februar 1873 ist das gesammte
Unterrichtswesen der Aufsicht und Leitung der Staatsbehörde
unterstellt und dafür am 10. Juli d. J. eine Ausführungsverordnung
erlassen worden, wornach das höhere Unterrichtswesen die Gymna-
sien, Realgymnasien und Realschulen mit deren Vorklasseu umfasst
und unter dem Oberpräsidium steht, das niedere Unterrichtswesen
nebst den Schullehrerseminarien, Präparandenschulen, Mittel- und
Kleinkinderschulen aber dem Bezirkspräsidium unterstellt ist. In dem-
selben Jahre wurden auch Bestimmungen über die Pensionen, Wit4-
wen- und Waisengehalte und die Befähigung der Lehrer erlassen.
156 !• Land , Volk und Verwaltung.
Im Bezirke gibt es nach dem neuesten Ausweise gegenwärtig
Schulen. Schul- Lehre-
Knaben: Mädch.: gemischte: kinder: l-enrer: binnen:
Metz, Stadt ... 8 9 — 1676 15 15
Metz, Landkreis . . 68 68 88 9329 163 78
Kreis Bolchen ... 38 37 75 68*24 115 54
.. Chäteaii-Salins 67 67 61 6631 133 71
.- Diedenhofen . 63 63 75 10,427 135 92
„ Forbach. . . 80 75 50 9380 113 91
„ Saarburg . . 67 66 63 9741 124 90
„ Saargemünd .51 50 39 i)616 94 71
Zusammen 1^^^ 445 451 63,624 892 562
Die Zahl der Schulkinder ist eonach im letzten Jahre um 1930 ge-
stiegen. Ausser diesen gibt es aber noch 70 Privatschulen und zwar
in Metz 5 Knaben- und 21 Mädchenschulen und 1 gemischte Schule;
Forbach 4 Knaben-, 11 Mädchen- und 3 gemischte Schulen, ferner
in Bolchen 5, Chäteau-Salins 4, Diedenhofen 6, Landkreis Metz 4,
Saarburg 3 und Saargemünd 3. An Kleinkinderschulen gibt es in
beiden Kreisen Metz 34, Bolchen 10, Cbäteau-Salius 18, Dieden-
hofen 19, Forbach 14, Saarburg 10, Saargemünd 7. Ferner sind
Fortbildungsschulen gehalten worden in beiden Kreisen Metz 30,
Bolchen 6, Chäteau-Salins 26, Diedenhofen 5, Forbacb 12, Saar-
burg 22, Saargemünd 18.
Zu Anfang dieses Jahres waren an Lehrerstellen noch erledigt
in beiden Kreisen Metz 10, Bolchen 6, Chäteau-Salins 8, Dieden-
hofen 8, Forbach 6, Saar bürg 6, Saargemünd 2, welche inzwi-
schen besetzt wurden. Jedocb wurden auch in diesem Jahre die
Scbulbrüder und Sehulschwestern noch nicht entfernt, obscbon
Ursache dazu genug vorhanden wäre. Es sollen ihrer noch an
JKX) vorhanden sein. Zu Schulbauzwccken und sonstigen Beihülfen
trug der Staat 56,500 Frcs. bei und zwar in Beträgen von 10(K)
bis 11,7(XJ Frcs.
Das Schullehrerseminar lieferte Ende 1873 24 Lehrer und sind
25 neue Aspiranten in dasselbe aufgenommen worden, nachdem
sich 65 angemeldet hatten, wovon aber 14 noch nicht das erfor-
derliche Alter erreicht hatten. Zur Aufnahme weiterer Aspiranten
wird ein zweites Seminar in IM'alzbm-g errichtet . sowie zu Metz
ein Seminar für Leinerinnen. An Kanditiateii (hifür wird es
nicht fehlen, denn als 1874 zu Anfang August die Aufnahme])rü-
fangen erfolgten, hatten sich wieder 105 gemeldet, wovon aber
vorerst nur 5(» für den 1. üctober Aufnahme "cwührt werden
20. Verwaltung. 157
konnte. Eine Präparandenschule ist am 1. October zu St. Avold
eröffnet worden, nachdem der Bezirkstag die Mittel genehmigt hatte.
Ein Hauptbestreben der Regierung ging dahin , die Schulstellen
besser zu dotiren, um mehr und tüchtigere Kräfte zu erhalten. Das
Gesetz vom 4. Juni 1872 setzte den Gehalt einer Lehrerin 2. Klasse
auf 700, in 1. Klasse auf 800 Fres. fest. Für die Lehrer beginnt
der Gehalt mit 900 Frcs. und steigt alle 5 Jahre um 100 Frcs., so
dass er nach 30jähriger Dienstzeit 1500 Frcs. beträgt, wozu aber
noch Wohnung und etwas Ausstattung mit Land und Holz kommt.
Es gab im letzten Jahre im Bezirke folgende Lehrstellen mit ihrer
steigenden Dotirung: 231 mit JXK) Frcs., 85 mit 1000 Frcs., 100
mit 1100 Frcs., 70 mit 1200 Frcs., 89 mit 1300 Frcs., 72 mit
1400 Frcs. und 194 mit 1500 Frcs. — Es ist jetzt angeordnet, dass
die französischen Lehrer Unterricht in der deutschen Sprache er-
halten, wozu wöchentliche Versammlungen einer kleineren Anzahl
derselben eingeführt sind; jedoch dürften bis zur Zeit, wo der
deutsche Unterricht von denselben gegeben werden soll, viele der
älteren Lehrer sich pensioniren lassen, da sie seit der Gehalts-
erhöhung so ziemlich dasselbe als Pension beziehen, was sie früher
als Gehalt erhielten. Ueber den Unterricht in der deutschen Sprache
in denjenigen Gemeinden, wo französisch gesprochen wird, sind
Uebergangsbestimmungen getroffen worden und soll in den unteren
Klassen bereits jetzt wenigstens in 5 Stunden wöchentlich deutsch
gelehrt werden.
Von Mittelschulen, welche alle neu organisirt wurden,
bestehen zur Zeit: 1) das Lyceum in Metz mit Vorbereitungs-
und Kealschule, welche am 1. November 1874 423 Schüler hatten;
2) das Gymnasium in Saargemünd mit 177 Schülern; 3) Realschule
in Forbaeh mit 112 Schülern; 4) Progymnasium in Saarburg mit
118 Schülern; 5) zwei Collegien in Diedenhofen mit 86 Schülern
und Pfalzburg mit 75 Schülern. Alle diese Anstalten konnten
jedoch im Anfange ihren ganzen Lehrplan mit allen Klassen noch
nicht durchführen, sondern erst stufenmässig dazu gelangen. Es
bestehen ferner zwei auf Kosten des Bisthums unterhaltene und
von Geistlichen geleitete Collegien zu Bitsch und Sierck, welche
als Vorbereitungsschulen für künftige Geistliche dienen sollen. Seit
September 1874 ist in Metz eine Taubstummenlehranstalt errichtet
worden. In der Stadt Metz bestehen noch mehrere erweiterte
Schulen über den Volksschulen , welche auch zur Ausbildung des
Gewerbestands dienen, sowie eine Musikschule. Mädcheninstitute
und Pensionate sind in Metz, Saargemünd, Sierck u. a. 0.
158 !• I^mil. Volk und Verwaltung.
Eine höhere Unterrichtsanslalt besitzt der Bezirk nicht. Da-
gegen wurde von Privaten eine Akademie als gelehrte Gesellschaft,
eine Gesellschaft für Archäologie und Geschichte und eine natur-
historisch-medicinische Gesellschaft gestiftet. Die Stadt Metz besitzt
eine Bibliothek von 30,000 Bänden und ein Museum, das ein
naturhistorisches Kabinet, Gemälde und Alterthümer umfasst.
Für den Kultus der Katholiken besteht ein Bisthum in
Metz, das zu den Archidiakonatssprengeln in Metz, Diedenhofen
und Saargemünd im November 1874 noch zwei für die Kreise
Saarburg und Chäteau-Salins erhalten hat, die bisher zum Bisthume
Nancy gehörten. Das Bisthum soll künftig direkt unter der päpst-
lichen Curie stehen und daher vom Erzbisthume Besangon losgelöst
werden. In früherer Zeit war es unter dem Erzbisthume Trier ge-
standen. Für Erziehung der Geistlichen besteht in Metz das grosse
Seminar, in Montigny das kleine Seminar, jenes zu Finstingen ist
aufgelöst ; ferner bereiten dazu vor die beiden Diözesankollegien zu
Bitsch und Sierck und war bis vor Kurzem noch eine kleinere Vor-
bereitungsanstalt zu Beauregard bei Diedenhofen, die aber vom
Staate geschlossen wurde. Für jeden Kanton ist ein Kantonspfarrer
bestellt, in Metz sind sieben Pfarreien, die Landpfarreien werden
aber meistens von Desservants oder Pfarrverwesern versehen.
Für die Evangelischen besteht zu Metz seit dem 14. Sep-
tember 1871 ein reformirtes Consistorium, gebildet von 6 Geist-
lichen und Weltlichen. Ihm unterstehen die Pfarreien Courcelles-
Chaussy mit Bolchen, Dieuze, Helieringen mit Postdorf und Nieder-
stinzel. Lixheim mit Bärenthal und Schalbach, Saarburg mit Dieuze
und I^frimbole, Ars, Diedenhofen mit Sierck und Metz mit zwei
Pfarreien. Einige weitere Pfarreien sind in der Bildung begriffen.
Dem lu t her is che n Consistorium in Finstingen sind die Pfarreien
Finstingen, Hangweiler, Pfalzburg, Postdorf und Wintorsburg,
jenem von Saarunion Forbach, Sanrgemünd und Winterswoiler
und endlich dem Consistorium von Niederbronn die Pfarrei Bürcn-
thal untergeben. Eine allgemeine Reorganisation des evangeliscluMi
Kultus mit einer einzigen obersten Leitung dürfte sich als noth-
wendig herausstellen. — Die Gehalte der Geistlichen sind von der
deutschen Regierung bis um 50 Procent erhöht worden.
Die Israeliten haben ein Consistorium in Metz und bestehen
besondere Israelitische Gemeinden in Metz, Bionville, Bolchen,
HuKendorf, Dehne, Diedenhofen, Ennery, Forbach, Grossblitters-
dorf. llellimer, Lixheim, Pfalzburg, Püttlingen, Saarburg, Saar-
geniiliid und Schfilbach.
20. Verwaltung-. 159
Von den katholischen Orden und Genossenschaften
ist das Collegium der Jesuiten in Metz und das Kloster Sacre-Coeur
in Montigny aufgelöst worden. Bis dahin bestanden in Lothringen
4 männliche und 26 weibliche geistliche Genossenschaften mit 1657
weiblichen und 182 männlichen Mitgliedern und 264 Häusern und
Niederlassungen. Von diesen gehörten an: 1) weibliche: Congre-
gation Ste. Chr^tienne in Metz 147, Soeurs de la Providence in
Peltre, jetzt Jouy-aux-Arches 530, wovon 377 für den Schulunter-
richt; dieselben in St. Johann zu Bassel 500, für Ausbildung von
Schulschwestern und zur Krankenpflege, mit verschiedenen Nieder-
lassungen, Franziskanerinnen zu Metz, nämlich Zufluchtsort Ste. Blan-
dine für deutsche Dienerinnen, zwei Congregationen Soeurs de la
Visitation für Unterricht, besonders zum Eintritt in Klöster, die
Schwestern der mütterlichen Liebe zu Bitsch, welche Hebammen-
dieust und kleine Chirurgie ausüben, und die Karmeliteriunen der
strengen Observanz in der Rue des Trinitaires zu Metz; 2) männ-
liche: früher 61 Jesuiten in Metz und 53 Redemptoristen in
Teterchen, 10 Augustiner am Collegium zu Bitsch, freres des ^coles
chr6tiennes in Metz, ßeauregard, Diedenhofen, Saaralben, Saar-
gemünd und Bitsch. — An den Volksschulen wirkten 900 Schul-
schwestern und 58 Schulbrüder. — Von den weiblichen Congre-
gationen haben 10 ihre Mutterhäuser in Frankreich und Rom;
2 männliche sind ebenfalls von Frankreich aus geleitet. Die Fran-
ziskanerinnen zu Ste. Blandine in Metz unterstehen dem Mutter-
hause zu Salzkotten in Westphalen.
Das Armen wesen wird nach den französischen Gesetzen
verwaltet. In Gorze besteht eine Bezirks -Armenanstalt, welche
einen Zuschuss von 32,000 Frcs. aus Bezirksmitteln erhält und für
obdachlose Greise und unheilbare, hülfsbedürftige Kranke bestimmt
ist. Zu Ende des vorigen Jahrs wurden daselbst 215 Arme ver-
pflegt. Als Waisenanstalt für den Bezirk dient das Hospiz St. Ni-
colas in Metz. Am Ende des vorigen Jahrs wurden 707 Kinder
des Bezirks unterstützt, wovon 343 unter und 364 über 12 Jahre,
von welchen 99 in diesem Hospiz und 707 bei Pflegeeltern unter-
gebracht waren. Ausser diesem bestehen noch mehrere von Pri-
vaten gegründete und von den Gemeinden theilweise subventionirte
Waisenhäuser in Metz und sonst andere Unterstützungsanstalten
und Vereine und mehrere Spitäler für Kranke, auch in Metz zwei
Wärmestuben. Desgleichen ist daselbst die Herberge zur Heimath
für Gewerbegehülfen und eine Volksküche errichtet. Ausser den
oben genannten erhielten noch 198 Kinder im Hospiz und bei
JßQ I. Land, Volk und Venvaltung.
Venvandten vorübergehende Unterstützungen. Den lokalen Wohl-
tliätigkeitsanstalten wurden aus Staats- und Bezirksmitteln J873
16,875 Frcs. , sowie noch weitere Beihülfen zugewendet und stehen
ferner zu ausserordentlichen Unterstützungen zu Gebot dem Be-
zirkspiäsidenten 3500 Frcs., den Kreisdirektoren 3000 und dem
Polizeidirektor von Metz 500 Frcs. Für Viehverluste wurden
1>258 Frcs,, für Beschädigungen durch Elementarereignisse 39,178
Frcs. 78 Cts. gegeben, zu welch' letzteren besonders der Hagel-
schlag von 1873 in den Kreisen Diedenhofen, Forbach und Saar-
gemünd Veranlassung gab.
Schon vor dem Kriege bestanden in Lothringen vier Spar-
kassen zu Metz, Diedenhofen, Saargemünd und Saarburg, die-
selben stellten aber dann ihre Thätigkeit ein, weil unter französi-
scher Regierung die Sparkassengelder in die caisse des depöts vi
connignations einbezahlt werden mussten, und nun das Geld daraus
nicht zurück zu erhalten war. Auch hatten leider Viele von der
Aufforderung dieser Regierung Gebrauch gemacht, sich mit dem
Betrage von 1,010,000 Frcs., lesp. {»3,390 Frcs. bei der Zwei-
Milliardenanleihe von 1871 zu betheiligen, wofür sie seither bios
Kenlentitel bekamen. Der den Sparkassen schuldige Betrag wurde
endlich von der französischen Regierung herausbezahlt und dann
zunächst die Sparkassen in Metz, dann aber auch die drei übrigen
wieder in Thätigkeit gebracht. Die Metzer Sparkasse ergab im
vorigen Jahre folgende Resultate: um 1. Januar bestanden 12,723
Sparkassenbücher mit 558,239 Frcs. 39 Cts. Einlagen, neu eröffnet
wurden 1 und ausbezahlt im Jahre 1582 Sparbücher, so dass am
Jahresschlüsse verblieben 12,400. Einbezahlt wurden im Jahre
884,650 Frcs. 39 Cts., an Zinsen zugeschrieben 31,854 Frcs. 93 Cts.,
ausbezahlt an Kapital und Zinsen 258,435 Frcs. 25 Cts., so dass
die Guthaben am Jahresschluss betrugen 1,216,315 Frcs. 31 Cts.
Die Aktiengesellschaft für Boden- und Communalkredit in Strass-
burg besorgt jetzt die Verwaltung der Sparknssengelder.
Das Medicinalwesen untersteht der Leitung des Präsidiums,
das einen Medicinalrath als technischen Beirath erhalten hat. Der-
selbe leitet auch das Impfwesen und hat in der Commisslon für
Revision der Aj)otlieker den Vorsitz. In jedem Kreise ist ein Krei.'<-
arzt angestellt und bestellt ein Kreisgesundheitsrath. Die Kantonal-
ür/te wirken zunächst als Impf- und Armenärzte und üben in
ihrem Kantone die Befugnisse des Kreisarztes aus. Für die l'ran-
zöHiBch redenden Hcbammenhchülerinnen ist eine entsprechende
UnterrichtHanHlult gewonnen worden, die deutschen bekommen
20. Verwaltung. 101
auswärts Untemcht und wird solcher künftig in Strassburg erfolgen.
Für den Veterinärdienst ist durch Anstellung eines Bezirksthierarzts
und von Kreisthierärzten gesorgt worden. Während des Kriegs
und nachher hatte die Rinderpest in Lothringen grosse Verhee-
rungen angerichtet und wurden dafür über zwei Millionen Franken
verwendet. — Eine Irrenanstalt besass Lothringen nicht und sind
die betreffenden Irren noch in Mareville bei Nancy untergebracht.
Es wird aber nun eine eigene Irrenanstalt zu Saargemünd erbaut
und zwar nach dem Pavillonsystem, wozu im August 1874 die Kosten
genehmigt wurden. Sonst finden sich in Lothringen 87 männliche
und 104 weibliche Irren; ferner gibt es 623 Blödsinnige, 481 Taub-
stumme und 402 Blinde. Anstalten dafür sollen auch errichtet
werden.
An direkten Steuern werden erhoben: 1) Grundsteuer,
2) Personal- und Mobiliarsteuer, 3j Thür- und Fenstersteuer,
4) Patentsteuer, und diese ergaben:
1871 .... 6,029,185 Frcs. 18 Cts.
1872 .... 5,976,407 „ 52 ,,
1873 .... 5,982,354 „ 15 „
1874 (Soll) . . 6,046,098 „ 32 „
Für das Jahr 1874 enthalten im Besonderen die Heberollen
folgende Summen:
Grundsteuer: J!^!^'^: ""'^ Thür- und patentsteuer:
Mohiliarsteuer: Fenstersteuer:
Frcs. Cts. Frcs. Cls. Frcs. Cts. Frcs. Cts.
Principal .... 1,953,173. — 490,979. — 401,723. — 478,130. 71
Zuschlags - Centimen
für den Staat . . — 83,466. 50 63,472. 19 51,637. 70
„ den Bezirk . . 984,957. 64 235,669. 93 92,896. 25 109,970. 04
„ die Gemeinden 601,922. 72 143,766. 05 103,119. 40 103.384. 26
Ausfall- und Wieder-
Umlagefonds . . 52,622. 44 29,079. 39 17,573. 17 34,416. 98
Zus. ""3^92,675. 80 982^60. 87 678,284. Ol 777,539. 69
Diese Steuern haben 1874 für den Staat und Bezirk keine be-
deutende Veränderung erfahren, die vermehrten Bedürfnisse der
Gemeinden haben aber eine Vermehrung der Communal-Centimen
veranlasst.
Seit dem 1. Januar 1872 bilden die Reichslande einen Theil
des deutschen Zollgebiets und die Einkünfte der Zölle fliessen
in die Reichskasse. Zur Begünstigung des Fabrikbetriebs waren
Erleichterungen für Fabrikate, die zur Appretur und Veredelung
bestimmt waren, von Seiten Frankreichs zugestanden, welche je-
doch nach und nach aufhören sollen. Im letzten Jahre sind von
Huhn, Deutsch -Lothringen. 11
1(32 I. Land, Volk und Verwaltung.
den Hauptämtern des Bezirks im Veredelungsverkehre 2926 C(r.
Eisenwaaren und 8403 Ctr. geschliffenes Glas abgefertigt worden.
Das Tabaksmonopol ist aufgehoben und wurden 1873 — 74 an
Tabakssteuer 1066 Fres. erhoben. Mehrere kleinere Abgaben,
wie z. B. auf öffentliches Fuhrwerk, Spielkartenfabrikation, für
Eisenbahntransport, Prüfung des Feingehalts der Gold- und Silber-
waaren u. s. w. wurden aufgehoben. Die früheren Weinsteuern,
nämlich Umlaufsteuer, Klein verkaufsteuer, Eingangssteuer und die
sogenannte vereinigte Steuer wurden in eine einzige Abgabe von
Wein verwandelt, dieselbe an die Versendung geknüpft und die
Kellercontrole auf eine allgemeine Besichtigung beschränkt, die
innere Steuer von ausländischem Weine aber aufgehoben. Die
Biersteuer ist dieselbe geblieben. Bezüglich der Branntwein-
steuer wurde eine vereinfachtere Besteuerung eingeführt. An
Branntweinbrennereien gibt es
im Ganzen: 1873 im Betrieb:
Bezirk Diedenhofen . . 1671 3iX)
Metz 554 101
Vic 295 51
Saarburg .... 1353 619
Saargemünd . . . 1618 58
Zusammen . . 5491 1219.
Die Erhebung des Enregistrements und Stempels hat
eine wesentliche Aenderung nicht erfahren , nur sind die Debit-
stellen vermehrt worden.
Es betrugen 1873 diese Steuern in folgenden Hauptamts-
bezirken :
Knregi8trement8gebülireu : indirekte Steuern :
Metz . . . I,(540,()41 Frcs. 88 Cts, 4,992,845 Frcs. 72 Cts.
Vic . . . 333,253 „ 06 „ 1,038,676 „ 24 „
Suarburg . 633,107 „ 88 „ 1,439,802 „ 85 „
Saargemünd 1,043,531 „ 99 „ 1,296,956 „ 52 „
Diedenhofen 75(),695 „ 58 „ 1,287,283 „ 13 „
Zusammen 4,407,230 Frcs. 39 Cts. 10,055,o(i4 Frcs. 46 Cts.
Aus den früheren fünf Aicha ngsbezirken sind drei ge-
bildet worden, zu Metz, Saargemünd und Chrttcau-Salins.
Die Forstverwaltung ist durch das Gesetz vom 30. Deccmber
1871 neu geordnet worden. Dieselbe wird durch Forstmeister
unter Furstdirektioncn besorgt, unter welchen Oberfbrster wirken,
während zu Forstschutzbeamton nur lechuisch vorgebildete An-
wärter verwendet werden. Es bestehen unter der Forstdirektion
20. Verwaltung. 1(53
Metz die vier Forstmeisterbezirke Metz, Diedenhoten, Saarburg
und Saargemünd mit 52,439 Hekt. 54 Aren Staatsforsten und
43,740 Hekt. 80 A. Gemeinde- und Institutsforsten, wovon aber
305 Hekt. 25 A. Staatsforsten und 03 Hekt. Ib A. Gemeinde-
forsten noch zu zwei Gemeinden des Niederelsasses gehören. Da-
für bestehen die Oberförstereien St. Quirin, Alberschweiler, Lützel-
burg, Saarburg, Finstingen, Saargemünd, Püttlingen, St. Avold,
Albesdorf, Dieuze, Chateau-Salins, Falkenberg, Metz, Bolchen,
Busendorf, Kedingen, Moyenvic und Diedenhofen. Dagegen stehen
die diesseitigen Überförstereien Bannstein, Bitsch-Süd und Nord
und Lemberg zum Forstdirektionsbezirk Strassburg mit 20,844 Hekt.
95 A. Staatsforsten und 1238 Hekt. 55 A. Gemeindeforsten. Von
den in den Staatswaldungen angestellten Schutzbeamten blieben
30 im Dienste; jene im Dienste der Gemeinden und Institute sind
nur Lothringer. Es müssen aber für letztere künftig auch blos
technisch vorgebildete Anwärter genommen werden. Das Ein-
kommen der früheren Förster war schlecht und betrug neben
Wohnung, Brennholz und etwas Land t? — 900 Frcs. , für Gemeinde-
und Institutswaldungen gar nur 4 — 500 Frcs. Jetzt beträgt der
Förstergehalt für Staatswaldungen 350 — 450 Thlr. nebst Wohnung,
Holz und etwas Dienstland. Auch die Gemeindeförster sollen
besser gestellt werden. Eine wichtige Veränderung betrifft die
Verkaufsart des Holzes. Neben der öffentlichen Versteigerung ist
nun für manche Fälle auch der Verkauf aus freier Hand gestattet.
Früher wurde das Holz nur in ganzen Schlägen verkauft, wobei der
Steigerer ausser dem Verkaufspreise auch das Schlagen besorgen,
die Wiederkultur der betreffenden Flächen, die Bauten an Holz-
fuhrabwegen und Brücken, den fiskaHschen Antheil an den Kosten
für Wiederherstellung der Vicinalwege, auch wohl Bauten und
Reparaturen an Forstdiensthäusern und die Lieferung von Deputat-
holz zu tragen hatte. Jetzt dagegen werden die Schläge auf
Kosten des Waldbesitzers gehauen und dann das fa^onnirte Holz
in grösseren und kleineren Loosen nach Bedarf öffentlich ver-
steigert, so dass sich Jedermann dabei betheiligen kann und der
Erlös sich steigert, der Privatmann aber nicht mehr den Haupt-
gewinn an den Gesammtsteigerer zu entrichten bat, sondern bil-
liger kauft. Für das Forstwesen wurden neulich eigene Forst-
kassen errichtet oder mit anderen Kassen verbunden. Die Staats-
und Gemeindeforsten ergaben 1873 folgende Bruttoeinnahme: 1) von
Staatsforsten 3,735,147 Frcs. 18 Cts.; 2) Gemeinde- und Instituts-
forsten 1,194,811 Frcs. Gelderlös und 948,851 Frcs. Geldwerth des
1G4: !• Land, Volk und Verwaltung.
den Gemeinden und Instituten verabfolgten Holzes. Forststraffälle
kamen 1591 vor und erfolgten 1480 Verurtheilungen. In den
Gemeinde- und Institutsforsten wurden 127 Hekt. 8'i Aren kultivirt,
sowie 64,552 Meter Gräben und 23,734 Meter Wege angelegt und
dafür 21,779 Frcs. verausgabt.
Die Wegebauverwaltung hatte seit 1871 mit den grössten
Schwierigkeiten zu kämpfen, denn im Kriege sind die meisten
Strassen und Wege ungemein beschädigt worden und Mar sodann
eine sofortige Wiederherstellung nicht möglich. Es ist jetzt für
jeden Kreis ein Kreisbauingenieur mit einem Bauschreiber ange-
stellt; das ünterpersonal besteht aus Wegemeistern, welchen ein
gewisser 4 — <S Meilen umfassender Wegemeisterbezirk zugetheilt
ist und deren es in jedem Kreise 6 — 11 gibt. Die Staatsstrassen
betragen 531 Kilom. 300 M., die Bezirksstrassen 400 Kilom.
234 M., die Vicinalstrassen 2074 Kilom. 979 M. , wovon aber
159 Kilom. 294 M. noch nicht ausgebaut sind. Dafür sind 60 Wege-
meister vorhanden. Die Gehalte der Angestellten sind durch-
gängig erhöht worden. Die Kosten derselben vertheilen sich auf
den Bezirk, die Kreise und Gemeinden. Unter der Leitung der
Wegemeister gibt es an Strassenwärtern 155 für die Staatsstrassen,
105 für die Bezirksstrassen und 400 für die Vicinalstrassen. Jetzt
sind die Strassen wieder so ziemlich hergestellt. Für die materielle
Staatsstrassenunterhaltung werden im Jahre 1874 426,400 Frcs.
als ordentliche und 144,546 Frcs. als ausserordentliche Ausgaben
verwendet; für die Bezirksstrassen 380,000 Frcs. Für den Ausbau
der Vicinalstrassen sind aus Staatsmitteln 278,571 Frcs. bestimmt.
Eine neue Eintheilung der Strassen ist durch die Anlage von
Eisenbahnen nothwendig geworden. Zur Verrechnung der Ein-
nahmen und Ausgaben der Vicinalstrassenverwaltung besteht in
jedem Kreise eine Wegebaukasse. Die laufenden Geldbeiträge
der Gemeinden für 1875 zu den Vicinalstrassen sind zu 278,570 Frcs.
genehmigt, wovon kommen auf
Metz .... ... 7,5(M) Frcs.
Bolchen 2I,95(» „
Chateau-Salins 27,400 „
Diedenhofen H(i,72() ,.
Forbach I5,(KM> ,.
Saarburg 80,(KH) „
SaargemUnd 4(),()(M) „
Nach den Kostenberechnungen der Kreisingenieurc sind (Ur
den Ausbau der Genieindevicinalwege nooh nothwendig:
20. Verwaltung. 165
Metz, Stadt . . 60,000 Frcs. — Cts.
,, Landkreis 1 305,142 „ 40 ,,
„ Landkreis 'i (SG6,139 „ 40 v,
Bolchen . . . 700,534 „ 56 „
Chäteau-Salins . 1,156,236 „ — „
Diedeniiofen . . 1,006,067 ,, 40 „
Forbach . . . 847,933 „ 62 .,
Saarburg . . . 1,627,732 „ — „
Saargemünd . . 1,798,496 „ 60 „
Zusammen . 8,371,284 Frcs. 98 Cts.
Für die Gemein dehoch bauten ist das Institut der an-
erkannten Communalarchitekten wieder eingeführt; für andere
Hochbauten finden sich genug Baumeister.
Zur Leitung der verschiedenen Meliorationsarbeiten sind
drei Fluss- und Wiesenbaumeister zu Metz, Falkenberg und Chäteau-
Salins angestellt und soll nun die Bildung von Genossenschaften
zur Ausführung solcher Meliorationsarbeiten bewirkt werden. Doch
fehlt es noch an Technikern und haben daher die an d6r Seille
gebildeten Syndikate zu Oron, Fange, Falkenberg, Bolchen,
Marienthal und Bischwald sich vorerst nur auf Auskrautung der
Flussläufe beschränkt. Das Seillesyndikat trat noch nicht in Wirk-
samkeit. Ein Kulturingenieur zu Chäteau-Salins wird auch zu den
projektirteu Arbeiten, zunächst der Regulirung und Räumung der
grossen Seille, beitragen.
Für die Wasserbau Verwaltung bestehen drei W^asserbau-
bezivke, und zwar für die Strombauten der Mosel in Metz, für
die kanalisirte Saar und den Saarkohlenkanal in Saargemünd und
für die Unterhaltung des Rhein -Marnekanals in Saarburg. Die
Verwaltung der acht Moselfähren zu Olg}', Haueoncourt, Ay,
Blettingen, Ueckingen, Kattenhofen, Mallingen und Rettel ist den
Kreisingenieuren übertragen. Die ärarischen Fährboote u. dgl.,
im Werthe von 26,300 Frcs., ertragen an Pacht 3535 Frcs.
An Postanstalten sind 102 vorhanden, nämlich 6 Postämter,
8 Postverwaltungen, 34 Expeditionen und 54 Agenturen. Es bestehen
63 Verkaufsstellen für Postwerthzeichen , wovon 31 im Landbestell-
bezirke, und 921 Briefkasten, wovon ebenfalls 747 im Landbestell-
bezirke. Zum Postdienste dienten täglich etwa 100 Eisenbahnzüge
und 22 Personenpostcurse auf einer Ausdehnung von 36IY2 Kilom.
Im vorigen Jahre betrug die Zahl der Postsendungen 14,885,747 Stück,
und zwar 13,157,000 Briefe, 195,518 Postanweisungen, 1,002,845
Zeitungsnummern, 55.764 Werthbriefe, 43,146 Packete mit Werth-
\QQ I. Land. Volk und Verwaltung.
angäbe und 370,674 Packete ohne Werthangabe. Der Geld verkehr
betrug 18,390,168 Thh-. in Briefen mit Werthangabe, 3'2,212,440 Thlr.
durch Packete, 2,570,978 Thlr. durch Postanweisungen, 225,828 Thlr.
durch Postvorschuss-Anrechunngen und 386,892 Thlr. durch Post-
mandate. Das Gesammtgewicht der durch die Post beförderten
Päckereisendungen betrug 3,771,162 Pfund. An Freimarken und
Francocouverts wurden 5,903,516 Stück im Werthe von 211,983 Thlr.
verwendet. Die Gesammt - Einnahme der Postanstalten betrug
277,181 Thlr. An verkauften Reichswechselstempelmarken und
gestempelten Wechselblankets wurden erlöst 14,859 Thlr. 29 Sgr.
Es sind im Bezirke 22 Telegraphenstationen vorhanden,
nämlich 4 selbsständige zu Metz, Diedenhofen, Saarburg und Saar-
gemünd; ferner sind mit den Ortspostanstalten vereinigt die Sta-
tionen: Albersch Weiler, Avricourt, Bitsch, Chäteau-Salins, Dieuze,
Forbach, Hayange, Kattenhofen, Kedingen, Metzerwiese, Mo3euvre-
Grande, Pfalzburg, Püttlingen, Saaralben, Sierck, St. Avold und
Vic. Es wurden 63,842 Depeschen aufgegeben mit 20,807 Thlr.
26 Sgr. Gebühren. Angekommen sind 56,318 Depeschen, und da-
von entfallen auf Metz 30,6(55, Saargemünd 5672, Diedenhofen
4684, Saarburg 2508, Forbach 1450, Hajange 1377, Dieuze 1347,
Avricourt 1267, Pfalzburg 1259, Sierck 1259 u. s. w.
Ueber die Eisenbahnen ist früher bei der Beschreibung
des Landes schon das Nöthige mitgetheilt worden. Von den dort
angegebenen Gesammtlängen sind 76 Kilom. 688 Meter Bezirks-
bahnen, welche 5,137,704 Frcs. kosteten und jetzt auch an die
Reichsbahnen überlassen werden sollen. Dazu hatten beigetragen
der Staat 1,642,000 Frcs., die Forstverwaltung 162,400 Frcs., Ge-
meinden und Private 453,375 Frcs. und Bezirksfonds 2,879,929 Frcs.
Für den Bergbau ist seit dem 1. April 1874 ein neues Berg-
gesetz in Kraft getreten, nachdem jenes über die Besteuerung der
Bergwerke bereits mit Jahresbeginn wirksam geworden war. Hier-
nach untersteht das gesammte Bergbauwesen dem Oberpräsidiuni
und ißt ein Bergamt in Metz für den Bezirk eingerichtet. Es exi-
stiren 5 Steinkohlenbergwerke, wovon aber nur 3 betrieben werden.
Die Eisenerzconcesflionen stiegen im letzten Jahre von 14 auf (51,
die der Eisensteingräbereien von 12 auf 17. An Salzconcessiouen
sind 7 vorhanden, wovon aber nur (> im Betriebe sind. Die Zahl
der Hüttenwerke ist gleich geblieben. Die Dampfkessolpolizei
nahm im vorigen Jahre (>8 Druckprobon gegen (59 im Vorjahre
und 57 DnmpfkcBgelrevisionen gegen 1!) vorher vor.
Für die Justizverwaltung bestehen zwei I^ndgerichte zu
20. Verwaltunj,'. 167
Metz, für die Kreise Metz, Diedenhofen, Bolchen und Cliäteau-
Salins mit 15 Friedensgerichten und in Saargemünd für Saargemünd
und Forbach (auch Saarunion und DruHngen im Unterelsass) mit
H diesseitigen Friedensgerichten. Das Landgericht von Zabern im
Unterelsass erstreckt sich auch über 3 Friedensgerichte für den
Kreis Saarburg. Die Verkäuflichkeit der Stellen als Anwälte,
Notare , Gerichtsvollzieher , Gerichtsschreiber und Commissaires
priseurs ist aufgehoben. Handelsgerichte bestehen in Metz und
Saargemünd, ersteres wird umgeändert. Mit dem Landgerichte in
Metz ist ein Schwurgericht verbunden. Die obere Instanz ist das
Appellationsgericht in Colmar. Bis zur Einsetzung der ordentlichen
Strafgerichte hat das Kriegsgericht in Strassburg noch einige Funk-
tionen zu verwalten.
Das Gefängniss wesen ist neu organisirt M'orden. Die
Arbeitshausgefangenen sind dem Correctionshause in Metz über-
wiesen, die jugendlichen weiblichen Gefangenen der neuen Besse-
rungsanstalt in Hagenau. Im Correctionshause befinden sich
108 Männer und 73 Frauen, im Arresthause zu Metz waren am
Jahresschlüsse 95 Personen, im Bezirksgefängniss zu Saargemünd
25 Personen. Im Gefängnisse zu Metz ist eine Geftingnissschule
eingerichtet worden.
Die Gendarmerie ist in die OfFiciersdistrikte Metz und Saar-
gemünd eingetheilt und hat 55 Stationen. Diese sind also vertheilt:
Oberwacht-
meister
Berittene
Gendarmen
Pussgendarmen
Stationeij
1) Metz ... 1
10
20
14
Bolchen . . 1
S
12
8
Diedenhofen . 1
6
6
5
2) Saargemünd . 1
4
9
5
Forbach .- . 1
(i
H
7
Saarburg . . 1
9
12
10
Chäteau-Salins 1
6
6
6
Zusammen 7 49 73 55.
Im Bezirke bestehen 4 Landwehrbezirkskom mando's,
nämlich zu Metz, Diedenhofen und Saarburg für die 50. Infanterie-
brigade und zu Saargemünd für die GO. Infanteriebrigade. Im
Kreisersatzgeschäft hat insofern eine Verbesserung der Verhält-
nisse sich gezeigt, als die Zahl der zur Musterung Gekommenen
sich vermehrt hat. Es waren vorgeladen 1872 9716, wovon sich
stellten 1979; vorgeladen 1873 12,765, es stellten sich 2772; vor-
geladen 1873 12,327, es stellten sich 3851, und es wurden 1873
168 I- Land, Volk uiul Verwaltung'.
von diesen für diensttauglich befunden 1376 Maun. Im Jahre 1872
sind 444, im vorigen Jahre 486 Militärpflichtige zur Einstellung
gelangt. Es wurden 1873 zur Ersatzreserve bestimmt 36, auf ein
Jahr zurückgestellt 2<) Mann. Militärbefreiungsscheine sind an 67
ertheilt worden. Es wurden für den einjährig freiwilligen Militär-
dienst 27 Berechtigungsscheine ertheilt, und zwar 20 in Folge
abgelegten Examens und 7 auf Grund von Zeugnissen. Festungen
sind noch Metz, Diedenhofen und Bitsch, als solche sind einge-
gangen und demolirt Marsal und Pfalzburg. Besatzungen und Garni-
sonen sind nur in den drei Festungen, zu Saargemünd, St. Avold
und Saarburg, sowie ein kleines Detachement in Avricourt. Das
Oberkommando der 30. Armeedivision befindet sich in Metz, der
dortigen sechsten Festungs - Inspection untersteht auch Saarlouis.
Eine Kriegsschule besteht in Metz, ebenso eine Pulverfabrik.
Diese Verwaltung dürfte schwerlich schon als eine endgültige
anzusehen sein, sondern im Einzelnen noch Manches in der Or-
ganisation geändert werden, hauptsächlich was die Angelegenheiten
der drei Bezirke gemeiuschaftlich betrifft. Namentlich erstrebt
Lothringen eine Art gemeinsame Vertretung, wodurch das Elsass
als der reichere Theil an den Gesammtausgaben einen grösseren
Antheil übernehmen und solche durch eine Commission unter sich
vertheilen könne. Der Bezirkstag hat daher am 27. August die
Bitte vorgetragen: 1) es sollen in der Session für 1875 in jedem
der drei Bezirkstage zehn Mitglieder gewählt werden, um die
Fragen zu prüfen, welche die drei Bezirke gemeinschaftlich an-
gehen, und diese Mitglieder sollen eine dreijährige Amtsdauer
haben; 2) diese Commission soll abwechselnd in Strassburg, Metz
und Colmar zusammentreten und durch kaiserliche Verordnung
einberufen werden; 3) sie hat das Steuercontingent auf die ver-
schiedenen Bezirke zu vertheilen, und 4) sollen die von der Finanz-
verwaltung tlber die Einnahmen und Ausgaben der Verwaltung
angefertigten Rechnungsauszüge dieser Commission mitgetheilt
werden, damit sie die ihr nützlich scheinenden Modifikationen der
Regierung kund gebe. — Der Bezirksjjräsident von Lolhringen
hat dieses Mal diesen Wunsch für zulässig erklärt und derselbe
wird in solcher Weise erfüllt werden. Aber was die Vertheilunu;
der Contingente betrifll, so dürfte die Ilauptschwierigkelt darin liegen,
dass Hchwerlich das P^lsass mehr lausten zu (junslon vom Lolhringen
tragen will und als Gesammtausgaben im Gaiiztn nichl .sehr viele
anerkennen möchte.
n.
Topographie.
1. Stadtkreis Metz.
Metz {Divodttrum, Mediomalricitm oder auch Metis genannt,
woraus der heutige Namen entstanden ist) liegt im westlichen
Theile Deutschlands, nahe der französischen Gränze. unter 23 " 55'
östlicher Länge und 49^ 7' 6" nördlicher Breite, vor der Kathedrale
ISO^eü, am Präfekturplatze 168^06 und am Schlachthaus 164"U)8
über dem mittelländischen Meere und ist die Hauptstadt des Be-
zirks Deutsch-Lothringen, sowie eine der bedeutendsten Festungen,
auch der Sitz eines Bisthums. Westlich und östlich wird die Stadt
von der Mosel und Seille bespült, die sich am nördlichen Ende
vereinigen, und der westliche Theil wird durch zwei Arme der
Mosel bespült, während dieser Hauptfluss wieder die Stadt vom
Moselfort trennt. Die grösste Längenausdehnung hat die Stadt
vom Süden nach dem Norden, die grösste Breite liegt zwischen
dem deutschen und französischen Thor. Der mittlere Theil ist der
ältere und höher gelegene, östlich und westlich senkt sich der
Boden wieder um 18 Meter. Metz liegt entfernt von Sirassburg
144, Saarbrücken 70, Luxemburg (>0, Nancy 56 und Paris
328 Kilom. und an den grossen Strassen- und Eisenbahnrouten
von Paris über Frouard und Verdun nach Mainz, von Nancy nach
Luxemburg, Trier und Koblenz und es gehen von da aus ferner
Strassen nach Sedan, nach Saarlouis, Saargemünd, Saarburg und
Strassburg. Die Stadt umfasst ein Terrain von 391 Hekt. 1 i Aren
innerhalb der Mauern und die Festungswerke nehmen 172 Hekt.
ein, ungerechnet die Forts ausserhalb der Gemarkung. Die Stadt
hat 33 ölFentliche Plätze, wovon die meisten freilich sehr klein
sind und diesen Namen kaum verdienen, über 150 Strassen und
Gassen, 11 Brücken über die Mosel, 12 über die Seille und deren
Arme (Festungsgräben) und 8 dem Verkehr nach aussen geöffnete
Thore. Die Strassen ziehen meistens in der Richtung von Süden
nach Norden oder quer über dieselben von West nach Ost. Die
Hauptstrassen sind folgende: vom Serpenoise- oder Bahnhofsthor,
172 II' Topographie.
Serpenoisestrasse. Rue Ladoucette, Taison, des Triuitaires und
Marchand nach dem Arsenale; vom Bisehofspalais über die Rue
Eveche nach der Rue Tete d'Or, von der Esplanade über die Rue
des Clercs, Fabert. Haut-Poirier und Chevreniont nach der Brücke
St. Georges, vom Mazellenthor über Rue ^lazelle, Fournirue,
Kathedralplatz. Rue d"Estrees, Pont des roches, Pont St. Marcel
nach dem Rempart Belle -Isle, vom Platz Friedland über die Rues
Tete-d'Or, du petit Paris, du Palais, Pierre Hardie, de la Paix,
Moyen-pont. Pont des Morts nach dem Moselfort, und endlich
vom Place des Marechaux über Rue Boucherie und Brücke
St, Georges und Rue Pontiffrocy nach dem Moselfort. Eine längere
Strassenverbindung ist auch jene von der Rue Pont-des-Morts über
Rue St. Marcel, St. Vincent und St. Clement nach der Rue Pon-
tiffroy, sowie der Rempart längs dem Walle von der Brücke
des Grilles an den Thoren des Allemands, Mazelle, St. Thi^bault
und Serpenoise vorbei bis zum Citadellenthore hinter der Kaiser-
Wilhelmskaserne.
Starke Festungswerke umgeben die Stadt auf allen Seiten,
und zwar mit nassen und trockenen Gräben und hohen Wällen,
welche ihrer Hauptanlage nach aus dem sechszehnten Jahrhunderte
stammen und später verstärkt wurden. Seit der Anlage der grossen
Forts in einiger Entfernung von der Festung sind die Mauern und
Wälle der letzeren fast überllüssig geworden, weshalb man sie
auch nur noch unterhält, aber weiter nichts mehr dafür thut.
Sie beginnen im Südwesten an der Mosel, wo die Citadelle stand
und jetzt ein starkes Hornwerk liegt, ziehen gegen Osten über
die Tliore Serpenoise und St. Thiöbault und wenden sich beim
Mazellenthor nordwärts über das deutsche Thor nach dem Arsenal
imd der Mosel, indem die ganze Westseite nach dem schiffbaren
Moselarm ofl'en ist. Dagegen ist die Isle Chambi('rc nach Süd,
West und Nord mit Wällen umgeben, üeber dem Hauptmosel-
llusse liegt das Moeelfort, jetzt Voigts- Rhetz genannt, mit nur
zwei Huuserquadraten, aber mehreren Kasernen, Pferdeställen,
Magazinen, Lazareth und Reitschule. Im Nordosten bildet das
ürosse Artilleriearsenal einen durch Wall und (iraben abgeschlos-
senen Theil der Festung. Vor dem deutschen 'l'liorc beiludet sich
das gni8«e Fort Helle -Croix oder Fort Steinmetz mit trockenem
(tniben und Kaserne und vor diesem das kleinere Werk les Bordes
( l-'orl ZuMtrow), während südlieh davon das kleine Kort Gisors
liefet und die ZiigUnge zum deutschen und Mazellenthor deckt.
Auf der Anleihe über dem Dürfe St. Julien liegt im Norden das
1. Stadtkreis Metz. 173
grosse gleichnamige Fort St. Julien, das jetzt in Fort ManteufFel
umgetauft ist. Es ist 3000 Meter von der Kathedrale, 2000 M.
von Fort Bellecroix und 6500 M. von Plappeville entfernt. Oest-
lich von Metz liegt auf der Anhöhe von Queuleu das neueste und
grössle Fort, welches den Namen Fort Göben erhielt und mit
Kaserne und Kasematten versehen ist. Es ist 3300 M. von der
Kathedrale, ebensoweit von St. Julien und "2000 M. von der Redoute
du Pate entfernt. Letztere liegt vor dem Thore St. Thiebault, au
der Stelle, wo einst das römische Amphitheater stand. Zu beiden
Seiten der Strasse nach Montigny liegen kleinere Lünetten, d'Argon
und zur Deckung des Bahnhofs. Ziemlich weit im Süden von der
Stadt ist das grosse Fort St. Privat, jetzt Fort Prinz August von
Württemberg genannt, das je 42^K) M. von Queuleu und St. Quentin,
3300 M. von der Lünette d'Argon und 4900 M. von der Kathe-
drale entfernt ist. Das die weiteste Umgebung beherrschende Fort
liegt auf dem St. Quentin, heisst jetzt Prinz Friedrich Karl und
ist 3500 M. von der Kathedrale, 2500 M. vom Moselfort entfernt
und 3(30 M. über dem Meere gelegen. Nordwestlich davon und
nur 1300 M. entfernt, 4500 M. von der Kathedrale und 350(J M.
vom Moselfort entfernt liegt das Fort Plappeville, jetzt Fort L.
Alvensleben genannt, und als Verbindung zwischen beiden erhebt
sich das Westfort St. Quentin, welches den Namen Manstein er-
hielt. Alle diese Forts bilden eine 24 Kilometer lange Umschliessungs-
linie, innerhalb welcher zwölf Dörfer liegen und ein ziemlich be-
deutendes Heer ein befestigtes Lager beziehen kann. Es war
ausserdem noch von einem kleineren Werke bei Woippy die Rede
und schreitet man jetzt zu dessen Erbauung. Ebenso war vor-
geschlagen, die andere Seite des Thals von Montvaux bei der
Eisenbahn von Amanvillers durch ein Werk zu decken.
Die Stadt Metz hat zehn Thore, wovon aber zwei nach keiner
Strasse, sondern blos in Bestandtheile der Festung führen, nämlich
das Thor Ste. Barbe ist Pforte des Arsenals und Thor Saulcy führt
nach der Pulverfabrik. Das älteste Bauwerk dieser Thore ist das
des Allemands im Osten der Stadt, ein altes, festes Gebäude
mit zwei dicken Thürmen, welches aus dem Jahre 1445 stammt.
Das Thor St. Mazelle liegt in der südöstlichen Ecke, das Thor
St. Thiebault wie das Citadellenthor im Süden, das Thor
Chambiöre im Norden auf der gleichnamigen Insel, die Thore
de France und Thionville führen aus dem Moselfort auf das
linke Moselufer. Das neueste Thor, welches nach der Eisenbahn
geht und 1852 vollendet wurde, ist das Thor Serpenoise, so
174 n. Topographie.
genannt nach der allen römischen Niederlassung Scarpona bei
Dieulouard, von wo eine Strasse nach Metz führte, und an Stelle
eines alten Thors erbaut. Durch letzteres erfolgte am 9. April 1473
der Ueberfall der Lothringer, welcher durch die Geistesgegenwart
des Bäckers Harelle erfolglos gemacht wurde. Auf dieses Thor
erfolgte auch der Hauptangriff bei der Belagerung Karls V. Das
alte Thor war 1563 nach der Erbauung der Citadelle entfernt
worden.
Es ist ferner eine Anzahl Brücken vorhanden, wovon sechs
über die Seiile und neun über die Mosel führen. Die ersteren
heissen I'ont de la Haute-Seille, Pont-a-Seille , d'Jena ou des An-
tonistes, Pont-Sailly, de la Greve und de la Basse -Seiile. Die
erstere und die beiden letzten sind neue Brücken, die anderen
meistens eehr alt. Von den Moselbrücken führt die Brücke des
Roches vom Komödienplatze nach dem Place de Chambre und
kostete 89,200 Frcs.; sie wurde 1735 erbaut. Die Brücke de la
Pr^fecture, nördlich davon, entstand 1513 und hiess früher Pont
des Porti^res oder Porte-aux-chevaux. Die nächstfolgende Brücke
St. Georges ist die älteste, wurde aber 1745 erneuert^ auf der-
selben wurde jährlich am 23. April durch kirchlichen Akt die
Schilffahrt eingeweiht. Die Brücke des Grilles liegt noch weiter
nördlich an der Festungsmauer und wurde 1745 an Stelle der
Brücke du Rhin oder Rhinpont erbaut. Nördlicher und schon vor
der Festung liegt die Kettenbrücke, über welche man vom Schlacht-
haus nach St. Julien gelangt. Von der Präfekturinsel führen zwei
Brücken nach der Insel Chambi^re, nämlich die Brücke St. Marcel,
sudlich des Theaters, und die Brücke Moreau, nördlich von der
Präfektur, beide 1737 mit 7H,300 Frcs. Kosten erbaut. Die süd-
lichste Brücke ist Mojen-Pont, von der Strasse St. Marie gegen
das Moselfort gehend, 1740 erneuert. Sie hiess auch Pont des
Pucelles und Moyen- Pont- des -Morts. Die Brücke du Therme ist
eigentlich blos ein Uebergang für die Mühlen, an der Stelle, wo
einst die Römer eine Badeanstalt hatten. Pont -des -Morts führt
nach dem südlichen, Pont de Thionville nach dem nördlichen
Theile des Moselforts. Die erstere ist sihr alt und der Name
kommt von der Abgabe für jeden Sterbefall, die zur Unterhaltung
dieser Brücke an das Spital St. Nicolas zu bezahlen war. Die
Brücke wurde 1845—47 gründlich umgebaut; sie ist 254 "'94 lang
und hatte ursprünglich eine Länge von 270">94.
liings der MohcI liegen vier Quais, nämlich die Rampe de
rK»plunade, 1740 erbaut, der Qual S(. Ix)ui8, aus derselben Zeit,
1. Stadtkreis Metz. 175
zwischen Mojen-Pont und der ehemaligen Abtei St. Louis, der
Quai Mar^chal , früher Quai St. Pierre und noch früher Esplanade
des Juifs, weiter nördlich, und der Quai de TArsenal, zwischen
den Brücken St. Georges und des Grilles.
In alter Zeit bestand blos ein einziger öffentlicher Platz, näm-
lich Champ-ä-Seille, wo 1356 die goldene Bulle verkündet
wurde, die Turniere und Volksversammlungen stattfanden und
1727 die Kasernen Coislin erbaut wurden. Der Platz St. Louis
hiess früher Place du Change, weil daselbst die Wechslerbuden
standen. Daselbst sind noch sehr alte Arkaden und wurden die
Darstellungen der Mysterien gegeben. Den jetzigen Namen erhielt
der Platz 1746 von der Statue Ludwigs XIII. auf einem Brunnen,
die man dann in eine Statue des heiligen Louis verwandelte. Der
Platz Ste. Croix liegt auf dem höchsten Theile der Stadt, wo
einst das erste christliche Kreuz errichtet worden sein soll und die
Kirche Ste. Croix stand. In der Nähe lag das Palais der austra-
sischen Könige, welches sich von der Strasse des Trinitaires bis
zur Strasse Chevremont erstreckte, jedoch auch wieder auf römi-
schen Grundmauern stand. Der Platz vor der Kaiser Wilhelms-
kaserne und Esplanade hiess verschieden, einmal Place royale
und imperiale und dann wieder de la Republique. Er ist der
eigentliche Paradeplatz. Der Platz Napoleon, auch Place d" Armes
genannt, liegt zwischen Rathhaus und Kathedrale und wurde durch
gewaltsam durchgeführte Erniedrigung des Bodens 1755 hergestellt.
Seit 1842 steht an demselben die Statue des Marschalls Fabert.
Kleinere Plätze sind Place Mazelle, 1753 errichtet und für den
Viehmarkt bestimmt, St. Martin bei der gleichnamigen Kirche,
seit 1749, St. Thiebault seit 1739, jetzt Heumarkt. Place
de la Chambre liegt westlich und niedriger von der Kathedrale
und wurde von den Tempelherren so benannt, die ihre Comthurei
oder Kammer daselbst hatten. Daselbst wurden einst Mysterien
aufgeführt. Der Platz de la Comedie liegt vor dem Theater,
hat zur Seite den schattigen Jardin d'Amour und in der Mitte
einen schönen, grossen Springbrunnen, wo in der Revolutionszeit
die Guillotine stand. Auf der Insel Chambiere liegt vor der Kirche
St. Vincent der gleichnamige Platz. Alle übrigen Plätze sind
klein und unbedeutend. Dahin gehören : Place de l'Abreuvoir
bei der Coislinkaserne, d'Austerlitz, auf welchem die Gemüse-
markthalle steht, de la Cathedrale vor der Kathedrale und Markt-
halle, Chambiere neben der König Johann-Kaserne, des Charrons
zwischen Seille- und Mazellenstrasse, de France im Moselfort vor
17G ^^' Topographie.
der Kirche. Friedland zwischen Seille und Platz St. Louis, des
Marechaux zwischen Rue des Capucins und Boucherie St. Georges,
de la Prefecture vor dem Präfekturgebäude, du Quarteau südlich
vom Platz St. Louis. Saulcy vor Pont des Morts, St. Etienne,
Terrasse östlich von der Kathedrale, Ste. Glossinde vor dem Bischofs-
palais, St. Nicolas. Die meisten dieser Plätze wechselten oft den
Namen. Place St. Louis hiess früher Place du Change und de la
Revolution, PI. Austerlitz hiess PI. St. Jacques, PI. Napoleon
PI. de la loi. PI. de la Comedie PI. de Tegalite. In gleicher Weise
wurden auch verschiedene Strassennamen mehrmals geändert , und
wenn man einigen Mitgliedern der archäologischen Gesellschaft
gefolgt wäre, so hätte man es mit noch mehr Strassen so gethan
und die historischen Namen weiter vermindert.
Die Stadt ist im Allgemeinen ziemlich unregelmässig gebaut,
die Strassen eng und krumm, nicht recht nivellirt, das Pflaster
nicht gut und namentlich die Pflastersteine zu hart und scharf
und die Häuser sehen meistens veraltet und schmutzig aus, weil
die braunen, sepiafarbigen Steine durch Wind und Wetter noch
mehr verdunkelt werden und der Häuseranstrich ganz dieser Fai'be
entspricht. Was schon im Allgemeinen über die Bauart der Häuser
gesagt ist, gilt auch für Metz, Es fehlt durchaus an einer Gerad-
legung der Strassen und daher sind dieselben bald enger, bald
wieder breiter, die Häuser treten abwechselnd vor und wieder
zurück und das manchmal fünf Fuss breite Trottoir läuft oft
spitz zu, 80 dass man nicht mehr darauf gehen kann. Wo ein
Hauplverkehr sich entfaltet und mehrere Strassen sich kreuzen,
wie z. B. Pierre Hardie und du Faisan, werden letztere so eng,
dass die Passage und das Ausweichen der Wagen sehr schwer
ist, zumal sich die Begegnenden vor der Ecke nicht sehen, und
es muss sich mehrmals der Hauptverkehr einzig und allein durch
schmale Strassen mit scharfen Ecken mühsam durchwinden. Geht
man durch die Strassen, so meint nuin oft, sie hätten keine
Dächer, weil solche nicht hervorspringen und daher die Nässe
von oben an der Wand herabträufelt; die Häuser sehen nicht
hlo8 vernaclilässigt, sondern auch verlassen aus, zumal die Be-
wohner die Gewohnheit haben, die Läden geschlossen zu halten,
und nicht nur herrscht in der Farbe der Häuser eine ungemeine
Monotonie, sondern man sieht auch selten Blumen am Fenster.
Viele Häuser hüben nach der Strasse blos eine Mauer und ein
Thor und du« Wohnhaus steht rtlckwttrts und hat sogar manchmal
dahinter einen (Jarlen, dessen Dasein nuui gar nicht ahnt, wie
1. Stadtkreis Metz. 177
man von aussen auch gar nicht vermuthet, mit welchem Reieh-
thume das Innere oft möbhrt ist. Zahh-eiche alte Gebäude, zumal
von Klöstern, haben nach der Strasse nur eine breite, mehr-
stockige Mauer ohne alle Fenster oder dieselben sind zugemauert,
und dies verleiht der Strasse (ien Charakter der Traurigkeit und
Oede. Das Erdgeschoss, wenn es zu Ladenlokalen vermiethet
ist, wie es zumeist geschieht, hat in der Regel eine Holzverkleidung
und ist dunkel, oft schwarz angestrichen, um die grossen Glas-
scheiben und die Ladeneinrichtung besser hervorzuheben , und der
Eintritt in den Laden erfolgt gewöhnlich ohne Stufen unmittelbar
von der Strasse aus. Sind es Wirthschaften, so ist im Sommer
die Thüre durch den ganzen Tag offen und nur ein beweglicher
Jalousieladen ist mehrere Fuss über dem Boden eingehängt, um
den Einblick in das Lokal zu verdecken. Die Häuser sind zumeist
ohne alle Kunst und Ornamentirung, im Kasernenstyl erbaut und
um so gleichmässiger, als die Fenstergesimse nicht hervortreten,
auch nicht durch dunklere Farbe unterschieden sind. Viele Häuser
sind ungemein schmal, wogegen es allerdings auch solche gibt,
welche ein ganzes Quadrat einnehmen und dann z. B. an die
Wiener Zinshäuser erinnern. Dagegen gibt es allerdings auch
eine Anzahl sehr schöner Häuser, so in der Rue Töte d"or, de
TEveche, Serpenoise, des Giere, Pierre Hardie, Platz St. Martin.
Rue Poncelet, Esplanade u. a. Dazwischen findet man in den
abgelegeneren Strassen auch noch sehr alte und alterthiimliche
Gebäude. Dahin gehört vor allen der Platz St. Louis mit der
Strasse du Change, wo auf der Westseite ein langer Bogengang
(Arkaden) vor den Verkaufsgewölben die unteren Stockwerke
einnimmt und nach dem Platze lauter alterthiimliche Spitzbogen
hat. Ferner sind solche alterthiimliche Gebäude das Hotel Livier
in der Rue des Trinitaires, das Karmeliterkloster daselbst, das
städtische Magazin und mehrere Gebäude in der Rue Chevremont,
Rue Chaplerue, Rue Nexirue, in der Citadelle das Oratorium der
Tempelherren u. s. w. Einer Anzahl von Häusern sieht man es
an, dass sie aus alteu Kirchen und Klostergebäuden umgewandelt
sind. Viele Häuser sind blosse Miethhäuser, deren Eigenthümer
in Paris oder dem innern Frankreich wohnen und ihr Geld in
solcher Weise rentabel machten. Die meisten Gasthäuser, Cafe's
und Geschäftslokale sind in dieser Weise blos gemiethet, dem
Miether gehört aber die ganze Einrichtung, selbst Spiegel u. dgl.,
welcher „Fonds^' von einer Hand in die andere übergeht. In
keiner Stadt Deutschlands findet man solchen Luxus grosser
Huhn, Deutsch -Lothringen. 12
178 n. Topographie.
Spiegel in Goldi-ahmen, wie in Metz, und selbst die gewöhnlichste
Kneipe ptlegt damit reichlich versehen zu sein, hat ein Büffet mit
Kanapee, und, wenn irgend möglich, auch eine Büffetdame. Die
Ladenlokale und Schaufenster sind durchgängig sehr schön, ge-
schmackvoll und elegant eingerichtet und können darin nur sehr
wenige Städte im Innern Deutschlands mit Metz wetteifern. Dabei
muss man es den einheimischen Geschäftsleuten auch zugestehen,
dass sie nur gute Waaren führen und preiswürdig verkaufen, auch
in ihrem Geschäftsgebaln*en zumeist eine grosse Solidität zeigen.
Was die innere Eintheilung und Einrichtung der Häuser be-
trifft, so kann man dieselbe nicht als sehr praktisch und bequem
anerkennen. Mit den Kellern sieht es vielfach nicht gut aus, da
man nicht tief graben kann, und werden daher die Erdgeschosse
auch zu Weinlagern benützt. Die Hauseingänge sind meistens
schmal und im Innern haben die Häuser häufig mehrere Höfchen,
um Licht zu gewinnen, Mas aber wieder eine unbequeme Ein-
theilung der Zimmerräume zur Folge hat, indem mehrere kleinere
Treppchen viel Raum hinwegnehmen und die Zimmer in einander
gehen und nur wenige oder gar nur eine Thüre vom Gange aus
haben. Höhere Möbel, wie Schränke, auch Bilder, sind der vielen
Wandschränke wegen schwer anzubringen, auch nimmt das Kamin
zu viel Kaum weg, was noch dadurch vermehrt wird, dass vor
das Kamin jetzt ein Ofen gestellt werden muss, da sich sonst die
Zimmer nicht erwärmen lassen. Oefen und Kochherde gehören
auch zum Inventar des Miethers. Fensternischen, die bis zum
Boden gehen, sind höchst selten, dagegen beginnen die Fenster
mit nur zwei Flügeln oft schon *i — 3 Fuss über dem Boden, und
hat man daran nur hier und da, in Salons, doppelte Vorhänge,
indem es die Leute an Vorhängen an den Fensterflügeln genügen
lassen. Ein arger Missstand besteht fast überall bezüglich der
.Abtritte ^ die meisten Häuser, ob sie auch 3 — 4 Stockwerke be-
sitzen, haben deren nur einen, und zwar in der Hegel im Hofe.
In Folge des reichlichen Wasserzulhisaes durch die Wasserleitung
von Gorze, welche seil einigen Jahren besteht, sind nicht nur in
allen Strassen Brunnen mit iliessendem, aber verschliessbarem
Wasser angebracht, sondern es werden dadurch auch die Strussen-
rinnen gespült, und in vielen Häusern ist das Wasser bis in die
olM.'ren Stockwerke geleitet. Weniger angenehm ist die Einrich-
tung, duM8 Bleclikandel an «ler Strassenseile der Häuser ongebriicht
sind und man durch dieselben das Abwasser fortgiesst. Die
StraHuenreinigung ist gut, die Abfuhr von Sirnssenunrath u. dgl.
1. Stadtkreis Metz. 179
sehr prompt besorgt, dafür aber fehlen Nachtwächter gänzlich.
Das städtische, Pompierkorps ist sehr mangelhaft organisirt und
steht eine Umwandelung bevor. Wasser wird weder in Kübeln noch
in Butten getragen, sondern nur in Hänggefässen. Die Strassen
sind durchgängig kanalisirt und die Gasbeleuchtung ist gut.
Monumentale und öffentliche Gebäude sind in geringer Zahl
vorhanden , weil nur wenige Stellen in Metz waren. Was es von
solchen Gebäuden gibt, das sind Kirchen, Kasernen und Lokale
verschiedener dazu gehörender Anstalten etc. Unter den kirch-
lichen Gebäuden nimmt die Kathedrale die erste Stelle ein. In
den ersten Jahrhunderten stand auf demselben Platze ein Ora-
torium des heiligen Stephanus, welches auch bei der Zerstörung
der Stadt durch Attila im Jahr 451 erhalten blieb. Bischof Chrode-
grand und Karl der Grosse erweiterten es, aber von diesen alten
Grundmauern blieb nichts mehr übrig , als Bischof Thierry im Jahre
1014 die jetzige Kathedrale zu erbauen anfing. Die Arbeit stockte
jedoch bald wieder und ihr Wiederbeginn unter Bischof Adhemar
von Monteil hatte keine Dauer, bis 148tj Generalvikar Jacob von
Leiningen die Arbeiten wieder aufnehmen und eine der Seiten-
kapellen erbauen Hess. Heinrich von Lothringen fing im Anfange
des sechszehnten Jahrhunderts die zweite Seitenkapelle des Chors
und die ersten Pfeiler des Schiffs an. Die gemalten Fensterscheiben
der Rose wurden gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts
von Hermann von Münster, jene des Chors zur Rechten 1521 — 1528
von Valentin Busch aus dem Elsasse gefertigt. Fertig wurde die
Kathedrale aber erst gegen die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts
und eingeweiht am 24. Mai 1546. Der Plan zur Kathedrale stammt
von Peter Perrat, der auch in der Kirche begraben wurde. Sie
hat eine Länge von 121 M. 16 innerhalb und von 128 M. 62
ausserhalb der Mauern und unter der Wölbung eine Höhe von
43 M. Die Breite des Schilfs, dessen Gewölbe von 34 Pfeilern
von 3 M. Durchmesser getragen w^ird, ist 15 M. 65, die der Seiten-
schiffe 7 M. 3; dieselben sind 14 M. hoch. Die zahlreichen Licht-
öffnungen geben dem Gebäude ein ungemein leichtes Aussehen.
Die Thurmspitze, ein Werk von Heinrich Ranconval von Metz,
ist elegant und kühn ausgeführt, ganz durchbrochen und mehr als
85 M. hoch. Der Thurm, auf welcher dieselbe sich erhebt, wurde
1381 auf Kosten der Stadt erbaut, welche dahin auch die grosse
Glocke Mutte stiftete, die 1427, 1442, 1447, 1479 und 1605 um-
gegossen wurde und 13,000 Kilogramm wiegt. Die Glocke Marie,
1438 gestiftet und im zweiten Thurm, hat nur 8000 Kilogr. Schwere.
IgQ IL Topographie.
Die Glocke la Mutte wurde vor 1552 nur dreimale im Jahre ge-
läutet, nämlich zu Ehren des Kaisers, zur Wahl des Kürger-
meisters und zu derjenigen der dreizehn Rathsherren, sonst nur
ausnahmsweise als Ruf zu den Waffen, wenn eine Gefahr drohte.
Als daher Kaiser Friedrich III. bei seiner Anwesenheit auf dem
Thurme den Wunsch aussprach die Glocke zu hören, lehnte man
es ab, weil sonst das ganze Land in Aufregung gebracht würde.
Unter französischer Herrschaft wurde bis zur Revolutionszeit be-
stimmt, dass die Glocke allabendlich um sechs Uhr eine Viertel-
stunde lang zu Ehren des Königs läute. Am 22. März 1872 wurde
sie sodann zum erstenmale wieder zu Ehren des deutscheu Kaisers
geläutet , freilich nicht auf eigenen Antrieb des Gemeinderaths. Bis
l'S40 war dieser Thurm mit einer hölzernen Spitze versehen, die
von Deny begonnene Thurmspitze, ähnlich der andern, wurde aber
nicht vollendet. Im linken Seitenschiffe befindet sich eine Wanne
aus antikem Porphyr, die lange als Taufstein diente und unter dem
Kamen I'uits de Jehan bekannt war^ sie ist von ovaler Form
und wurde in den Ruinen der römischen Bäder gefunden; sie ist
10 Fuss lang, 4 F. breit und 31/2 F. hoch. In der Sakristei zeigt
man einen sehr alten Mantel, der mit Goldfaden und rother Seide
gestickt ist und Adler mit ausgebreiteten Flügeln zeigt. Man
schreibt ihn Karl dem Grossen zu, er stammt aber höchstens aus
dem neunten Jahrhunderte und keineswegs von diesem Kaiser.
Es befinden sich ferner in der Kathedrale zwei Bischofsstäbe von
Elfenbein, der eine aus dem eilften, der andere von deutscher
Arbeit aus dem fünfzehnten Jahrhunderte. Ausserdem enthält der
Domschatz noch einige alte und seltsame Kelche. Hinter dem Chor
befindet sich ein alter Bischofsstuhl von grünlichem Marmor, der
aus einer römischen Säule ausgehauen ist und Sessel des heiligen
Clement genannt wird, ein sehr alter Ueberrest, der vielleicht ans
den ersten Zeiten des Christenlhums an der Mosel stammt. In
der Kathedrale zeigt man auch die komisch -groteske Figur dt^
Graouilli. Die Kathedrale hat nur noch wenige Malereien, da
man die geschmacklosen Bilder der Kreuzsiationen wieder entfernte
und blos zwei der besten, die Geisselung und Petrus auf dem
Wasser gehend, übrig Hess. Die Glasmalereien wurden restuurirl
und in mehreren gothischen Fenstern durch neue ersetzt von den
Metzer (iluHmalcrn Murrchal und Gugnon. I^-idcr hat man im
Jahre 17(>4, um eine Uebcreinstimmung mit den benachbarten
Bauten herzustellen, ein geschmackloses, mit der Bauart der Kirche
im Widerspruch stehendes Portal von Blundel angefügt. Die deutsche
1. Stadtkreis Metz. ISl
Regierung hat seit einem Jahre begonnen, die Kathedrale durch
den tüchtigen Architekten Schmidt von Trier in ihren schadhaften
Theilen gründlich restauriren zu lassen und es wird bei dieser Ge-
legenheit auch das Portal und noch einiger anderer Anbau entfernt
und durch einen Neubau im Style der Kirche ersetzt werden. Mit
der Kathedrale ist keine Pfarrei verbunden; sie ist lediglich bischöf-
liche Kirche, worin auch Militärgottesdienst abgehalten wird.
Die übrigen sieben katholischen Pfarrkirchen sind nicht von
hervorragender Bedeutung. Am südöstHchen Ende der Stadt und
gegen das Mazellenthor liegt die Kirche St. Maxi min, deren
Schiff" zwar nichts Besonderes hat und aus dem vierzehnten oder
fünfzehnten Jahrhunderte stammt, deren Chor aber eine schöne
halbrunde romanische Abseite aus dem zwölften Jahrhunderte ent-
hält. In der rechten Seite des Transepts befindet sich die Grab-
kapelle der alten Patrizierfamilie Gournay, Früher lag die Kirche
ausserhalb der Mauern und hiess deshalb St. Maximin-aux-Vignes;
sie ist seither etwas vergrössert und mit einigen Frescogemälden
versehen worden. Die Kirche St. Eucaire liegt links von der
Rue und dem Thore des Allemands, ist von Mauern umschlossen
und stammt aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, steht aber
an Stelle einer sehr alten Kirche, von welcher nur der Thurm aus
den letzten Jahren des zwölften Jahrhunderts übrig blieb. Die
Säulen haben Kapitaler und Basen im Charakter der letzten roma-
nischen Zeit. Um den Hochaltar befinden sich fünf Medaillons
mit Basreliefbildern des heiligen Eucare und der vier Apostel.
Die Kirche St. Segolene in der Kapuzinerstrasse und auf einem
der höchsten Punkte der Sladt stammt aus der ersten Hälfte des
dreizehnten Jahrhunderts , zeigt einige b^pierkenswerthe Details im
romanischen Styl und hat einen kleinen Hof mit elegantem Portal.
Einige der gemalten Fenster stammen aus dem vierzehnten Jahr-
hunderte, andere aber sind neu und von Marechal und Gugnon.
Auch die Kirche St. Martin in curtis stand früher ausserhalb
der alten Stadtmauer und stammt bezüglich seines schönen Schiffs
aus dem dreizehnten Jahrhunderte, während der Chor erst am
Ende des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut wurde. Eine Kapelle
im linken Seitenschiffe diente verschiedenen Mitgliedern der Familie
Gournay als Grabkapelle, die Kapelle St. Nikolaus auf der rechten
Seite des Transepts aber der Familie Baudoche, deren Familien-
haus gegenüber der Fayade der Kirche stand und wovon noch
einige bemerkenswerthe Theile erhalten sind. Im Chor befinden
sich einige Glasmalereien von Marechal und Gugnon. In der Rue
132 ^^* Topographie.
de la Chevre liegt die Kirche Notre-Dame, erst 1740 von den
Jesuiten vollendet , die sie an der Stelle einer protestantischen
Kirche erbauten. Sie war 1655 angefangen worden, schritt jedoch
nur langsam der Vollendung entgegen. Sie ist im Zopfstj'l der
Jesuiten erbaut, hat aber schöne Glasmalereien von Marechal und
Gugnon, eine Statue der Jungfrau von Molcknecht und Wand-
gemälde von Hussenot. Die Kirche St. Vincent liegt auf der
Insel Chambi^re hinter der Präfectur, ist aber auch einer argen
Verunzierung unterlegen, indem die 1248 — 1376 erbaute Kirche
aus der ersten Zeit des Spitzbogenstyls mit einem Portal in neu-
griechischem Styl versehen wurde, welches mit der Kii'che selbst
arg contrastirt. Die alte Kirche war 1395 und wiederholt mit
dem Kloster zugleich 1705 vom Feuer zerstört worden. Die beiden
vorderen Theile des Schiffs an Stelle des alten Thurms wurden im
Style der alten Kirche erbaut, aber das Portal in geschmackloser
Weise hinzugefügt. Die siebente Pfarrkirche St. Simon im Mosel-
fort ist den dortigen Kasernen entsprechend 1737 — 1740 erbaut
worden, soll aber nicht sehr solid sein. Die Kirche St. Clement,
zuletzt Jesuitenkirche, liegt in der Rue PontifTroy, ist aber durch
angebaute Häuser maskirt und im Style dos vorigen Jahrhunderts
erbaut. Früher gehörte sie dem Benediklinerkloster St. Clement.
Die Protestanten hatten schon 1523 mehrere Kirchen, wurden
aber 1685 vertrieben, so dass deren 15,0(X) die Stadt verliessen,
und nur etwa 700 blieben zurUck. Für diese wurde sodann nach
der Revolution die Kirche der Trinitarier eingerichtet, die 1720 im
Geschmack der damaligen Zeit erbaut wurde. Eine neue evange-
lische Kirche wird in dem nächsten Jahre auf der Isle Chambiere
am Rempart Belle-Isle erbaut werden und sind die Fonds bereits
dafür angewiesen. — Die Synagoge wurde in der Rue d'Arsenal
1849 — 185<> an Stelle der alten Synagoge erbaut, die noch aus
dem zwölften Jahrhunderte stammte. Sie ist ziemlich gross und
hat drei Schiffe; sie kostete 180,000 Frcs., wozu der Staat 20,000 I^Vcs.
und die Stadt 'J(i,00(> Free, beisteuerte.
r)aH bisehöfliche Palais wurde 1802 im ehemaligen Kloster
Sie. Glossinde eingerichtet, worin sich anlangs auch das kleine
Seminar befand. Dasselbe wurde aber später (1827) in die Ver-
lüngerung des grossen Seminars verlegt, das 1743 — 1745 am alten
Walle errichtet und mit einer Kirche versehen wurde, die jingeb-
lich ein Gemälde von Poussin enthält.
Von Klöstern sind folgende vorhanden: l.n yinilalion tiv
\nirf-li(ifiir in der Rui* Haut-Poirier, ein Nonnenkloster strenger
1. Stadtkreis Metz. 133
Regel, das 1633 in Metz errichtet wurde und zwar zuerst in der
Rue Mazelle, wo es 1729 — 1766 eine Kirche erbaute. Nach der
Revolution aufgelöst kamen die Nonnen 1805 zurück und bekamen
von einer alten Jungfer und einem Abbe das Haus in der jetzigen
Lage gekauft, wo sie 1810 einzogen und ein Pensionat errichteten.
Das Kloster Ste. Chr^tienne wurde am Ende der Rue de la Cröte
1712 durch den Kanonikus Goize errichtet, um armen Mädchen
Unterricht zu gewähren. Diese Schulen wurden sodann 1807
wieder neu eingerichtet und den Seliwestern Ste. Chretienne über-
geben, die etwa 400 Mädchen unterrichten. Seit 1846 ist darin
auch eine schöne Kapelle errichtet und zwar im Style des fünf-
zehnten Jahrhunderts und mit gemalten Fenstern versehen. Das
Kloster der Schwestern von Ste. Sophie oder du Sacre-Coeur liegt
in der Rue Marchant, wo früher das grosse Karmeliterkloster
stand, wurde 1805 errichtet und ertheilt etwa 60 Mädchen Unter-
richt. Die Stadt gewährte dem Kloster ein unverzinsliches Anlehen
von 40,000 Frcs., was einer jöhrliehen Subvention von 2<KX) Pres.
gleich kommt. Die Fiircs de la Doctrine Chretienne waren schon
seit 1747 in Metz und kamen nach der Revolution erst 1817 wieder,
wo sie sich in der ehemaligen Kirche Ste. Croix, die als Salz-
magazin verwendet war, einrichteten und zwei städtische Schulen
besorgten.
•Das Stadtschul-Gebäude liegt in der Schulstrasse, ward
1841—1842 erbaut und kostete etwa 160,000 Frcs. Es befinden
sich darin die Schulverwaltung, die Industrie- Course für Physik,
Chemie und Mathematik, die höhere Schule, Zeichnenschule, Musik-
schule und die Abendschule für Erwachsene, die etwa von
.500 Schülern besucht werden. Andere städtische Schulen befinden
sich in den verschiedenen Theilen der Stadt und sollen an etwa
4000 Kinder Unterricht ertheilen.
Das Waisenhaus Ste. Constance in der Rue St. Marcel
wurde 1849 von einer Metzer Familie gestiftet und für die Auf-
nahme von 100 Waisen bestimmt, deren Erziehung den Schwe-
stern von St. Vincent -de -Paul übertragen ist. Es ist ein recht
nettes neues Gebäude mit Kirche und steht an der Stelle des
früheren Patrizierhauses Passetemps der Familie Baudoche. Das
Waisenhaus Oeuvredela Providence wurde 1834 durch Privat-
beiträge errichtet, nimmt 80 arme männliche Waisen auf und hat
jährlich etwa 20,000 Frcs. Ausgaben. Es liegt am Rempart de
FArsenal bei der Unter-Seille. Das andere Waisenhaus befindet sich
im alten Kloster des Recollets seit 1821 und wird auch von den
104 II- Topographie.
Schwestern von St. Vincent-de-Paul geleitet. Es hat grosse Räum-
Hchkeiten, ist fiir Mädchen bestimmt und in demselben befindet
sich auch das Wohlthötigkeitsbureau, wo bedürftige Leute täglich
Brod, Suppe, Holz und Arzneimittel umsonst erhalten. Das Haus
Bon Pasteur im alten Kloster Ste. Ciaire, Rue Paradis, unterhält
etwa 60 Mädchen, um sie zu einem ordentlichen Leben zurück-
zuführen und erhält dafür ausser Privatbeiträgen jährlich 2000 Frcs.
vom Generalrath und 1000 Frcs. von der Stadt. Das Haus Charite
Maternelle, zwischen der Bibliothek und evangelischen Kirche,
wurde 1808 durch den Hebarzt Morlaune im Kloster der Trini-
tarier errichtet und wird von den Schwestern Ste. Felicit^ besorgt.
Das Budget beläuft sich jährlich auf 12,000 Frcs. und es finden
hier jährlich etwa 500 Frauen unentgeltlich und eben so viele
gegen Bezahlung ihre Entbindung.
Das Hospital Bonsecours liegt am nördlichen Ende der
Insel Chambi^re und wurde 1691 vom Kanonikus Morel und dem
Bischöfe Rollin gestiftet und vom Bischöfe Coislin bereichert. Es
enthält 120 Betten für Kranke beider Geschlechter, hat eine Ka-
pelle und wird von den Schwestern von St. Vincent-de-Paul be-
sorgt; 5 Aerzte und Chirurgen versehen den Dienst. Im Jahre
1832 wurde das Spital ausschliesslich für Cholerakranke bestimmt
und es wurden damals 345 Kranke aufgenommen. Das Hospital
St. Nicolas liegt beim Thore St. Thiebault und ist die älteste»An-
stalt der Stadt. Sie ist dazu bestimmt, alte oder gebrechliche
Arme beider Geschlechter, Waisen und Hülflose aufzunehmen,
verpflegt aber auch Pensionäre, Irre, Scrophulöse und Epileptische.
Die Anstalt ist sehr vermöglich und hat auch das Vermögen der
früheren Leproserien erhalten. Auch hier schalten die Schwestern
von St. Vincent-de Paul. Sonst steht es seit 1797 unter derselben
Verwaltung mit Bonsecours und seine Einkünfte, welche 1818 erst
1.5(»,(XX» Frcs. betrugen, übersteigen jetzt jährlich die Summe von
2<>0,(XK) Frcs.
Das Kathhaus gegenüber der Kathedrale liegt an einem
freien Platze, der mit den Kt'gierungsveräiuierungen in Frankreich
auch stets den Namen wechselte und zuletzt Place NapoK-on hiess.
Es wurde 1771 nach dem Plane von Blondel in einfachem Style
erbaut und hat schöne Mingangj^hulle und Trepijeii. Der grosse
Saal enthält vierzehn Medaillons von weissem Marmor mit den
Reliefliildern der hervorragenderen Melzer: Ancillon, Jurist; Bal-
luH, JeHuit; Cantiuncula, JurJHl; Fabert , Maischall; Ferry, evangel.
Pfarrer; '\n\y ^ flciHralprociinilor; Laii(;on, Bürgermeister; Ledere,
1. Stadtkreis Metz. 1^5
Zeichner und Graveui-; Leduchat, Literat; Louis, Chirurg; Monde-
lange, Bürgermeister und Pilätre de Rozier, Physiker und Luftschiffer.
Da das eigentliche Rathhaus nur 50 Meter Breite und 20 M. Tiefe
hat, so brachte man in dieselbe Fa^ade auch das Gouvernements-
gebäude und das der Polizei, so dass die Vorderseite den ganzen
Platz gegen die Kathedrale ausfüllt.
Der Justiz palast liegt an der Esplanade, ziemlich hoch,
an Stelle des alten Gouvernementshotels und wurde 1776 erbaut.
Es ist ein imposantes massives Gebäude mit weiter Aussicht, aber
ohne weitere Schönheit. Auch das Innnere ist nicht ganz vollendet.
Die Herstellung kostete 960,0(X) Frcs., aber das Jahr 1791 unter-
brach die Vollendung und Verzierung durch mehr Bildhauerarbeiten.
Seit der Revolutionszeit diente das Gebäude nur als Justizpalast
und auch jetzt vereinigt es alle Gerichtsstellen , das Handelsgericht
und die Handelskammer in sich, ebenso das Landcentamt mit der
Bezirkskasse.
Die Präfectur, jetzt Sitz der Bezirksregierung, liegt auf der
Moselinsel, welche zwei Brücken von der Stadt trennen, wurde
1739 auf der damals Petit-Saulcy genannten Insel an Stelle von
Militärmagazinen errichtet, brannte aber 1803 ab und wurde 1805
wieder hergestellt. In der letzten Zeit wurden im Innern einige
Verbesserungen und Verschönerungen angebracht, im Ganzen ist
aber der Raum nicht zureichend und das Gebäude zu verwinkelt.
Auf derselben Insel, nur etwas südlicher, liegt das Theater, in
Stein erbaut 1739, später im Innern restaurirt und erst am 6. Februar
1752 für Vorstellungen eröffnet. Es -kostete über 330,00(J Frcs.,
hat vorn einen Portikus mit 18 Arkaden und darüber eine Terrasse,
ist aber in schwerfälligem Styl erbaut. 1822 und 1851 wurden
mit erheblichem Geldaufwand die inneren Einrichtungen umgeändert
und verbessert.
Neben der Kirche St. Vincent und hinter derselben auf der
Insel Chambiere, gerade hinter Präfektur und Theater, liegt das
Lyceum, 1804 in den Räumlichkeiten des Benediktinerklosters
errichtet und 1845 durch einen Neubau erweitert, ist ein sehr um-
fangreiches Gebäude mit verschiedenen Höfen und Gängen, ent-
hält aber für seinen Umfang nicht die entsprechenden Räumlich-
keiten.
Fast diesem gegenüber am Platze St. Vincent liegt das Ge-
bäude der Direktion der Zölle und indirekten Steuern, die ehe-
malige Tabaksmanufaktur.
Unter den für militärische Zwecke bestimmten Gebäuden er-
186 n. Topogrraphie.
wähnen wir zuerst der Kriegsschule, früher AVo/c (rApplicaiion,
in der Rue aux Oiirs und dem Gebäude des früheren Dominikaner-
klosters und nachmals der Abtei St. Arnou'd, die bei der Belage-
rung von 155'2 dahin verlegt wurde. Das Gebäude war 174S neu
aufgeführt worden und enthält jetzt auch die Räumlichkeiten des
schön eingerichteten Militärkasinos. In der früheren Kirche war
1871 — 1873 provisorisch evangelischer Militärgottesdienst abgehalten
worden. Die früher sehr reichhaltige Bibliothek wurde nach Berlin
geschafft.
Das Arsenal der Artillerie liegt im Norden der Stadt ander
Seille und wurde 1725 — 1730 neu erbaut. Das früher darin be-
findliche von den Franzosen aus Ehrenbreitenstein hierher gebrachte
Geschütz le Griffon, 1."i78 gegossen, 14 Fuss lang und 26,341 Pfund
schwer-, ist vor einigen Jahren nach Paris gebracht worden. Ein
zweites, aber kleineres Arsenal oder Zeughaus befindet sich in
der alten Citaddle neben der Esplanade und enthält eine Samm-
lung von etwa 60,000 Gewehren , auch eine alte WafTensammlung.
Von den Kasernen Hess die nach ihm benannte der Bischof
Coislin auf dem Champ-A-Seille erbauen, 1728, in der Absicht die
Stadt dadurch bezüglich der Einquartierung zu erleichtern. Sie
heisst jetzt König Ludwigskaserne und wird des baufälligen Zu-
stands wegen gegenwärtig nicht mehr benützt. Ausserdem wurde
in derselben Gegend 1754 an der Ober -Seille für Officiersquartiere
und 172() an der Unter-Seille eine Kaserne erbaut, sowie im Süd-
osten der Stadt 1840 — 1844 die Geniekaserne. Auf der Insel Cham-
bi^re liegt die 1727 — 1733 Erbaute grosse Infanteriekaserne, jetzt
König Johannkaserne genannt, und dabei eine Kavalleriekaserne,
im Moselfort befindet sich ferner die Reitschule, eine Infanterie-
kaserne vom Jahre 1740 und eine Kavalleriekaserne von 1733,
letztere wie die Kaserne an der unteren Seille auf Kosten der Stadt
erbaut. Beim Thore St. Thiöbault liegt ferner die frühere Gen-
darmeriekaserne und endlich am Place royale, neben dem Bahn-
hofsthore die Kaiser Wilhelmskaserne, an dessen Eingang gelun-
gene Steinhauerarbeiten sieh befinden. Die inneren Lokalitäten
werden jetzt auch zweckmü.ssig umgeändert. Ausserdem wird
gegenwärtig eine Kaserne am Fort Belle -Croix erbaut und inter-
imistisch bestehen vor dem Moselfort im Bau St. iMarlin zwei
grosse Baracken. Ein schönes (Jebäude ist auch die Artillerie-
f>chule beim grossen Arsenal an der Rue Paixhans und an Stelle
des grossen Karmcliterklostcrs, dessen kunstvolle Ueberreste in
barbarischer Weise erst vor IH21 zerstört und verschleudert wurden.
1. Stadtkreis Metz. 187
Kin zweckmässig eingerichtetes Gebäude ist endlich das Militär-
spital im Moselfort, nächst der Diedenhofener Brücke. Früher war
damit eine Schule für Ausbildung von Militärchirurgen verbunden,
deren allein 1792 bis 1817 etwa 700 aus derselben hervorgegangen
sein sollen. Militärmagazine befinden sich im ehemaligen Ursuliner-
kloster der Rue St. Marcel und im Kloster St. Clement der Rue
du PontifTroy, letzteres mit schönem Portal, das aber nicht mit
dem übrigen Gebäude übereinstimmt.
Das kleine Karmeliterkloster ist der Bibliothek und ein
Theil davon dem Leihhaus und der Sparkasse eingeräumt. Die
Bibliothek ist aus den Sammlungen der früheren Klöster, so weit
solche nicht unterschlagen und gestohlen wurden, gebildet und
seit 1811 eröffnet, enthält aber ein höchst unliberales Reglement,
wornach keine Bücher ausgeliehen werden und die Bibliothek
selbst während der Monate September und October geschlossen
wird. Die Bibliothek enthält etwa 30,000 Bände meistens alter
und französischer Werke, da für fremde Literatur fast nichts ge-
than ist. Sie hat eine Sammlung von etwa 800 Manuscripten,
worunter 549 in lateinischer Sprache, 17 deutsche, 5 italienische.
3 portugiesische, 1 griechisches u. s. w. Werthvoll ist die Samm-
lung von 271 Bänden Manuscripte für die Geschichte und Ver-
hältnisse der Stadt. Auch einige Incunabelen .sind vorhanden (650)
und unter den gedruckten Werken sind die von der französischen
Regierung geschenkten Prachtwerke über Reisen u. s. w. hervor-
zuheben. In demselben Lokale befindet sich eine Sammlung römi-
scher und celtischer Alterthümer und" von etwa 3300 Münzen und
Medaillen, ein besonders für Versteinerungen sehr interessantes
naturhistorisches Kabinet und ein Gemäldemuseum, das aber ausser
Kopieen nur wenig gute Gemälde enthält, obschon der Katalog
mit grossen Meistern wie Murillo, Tintoretto, Salvator Rosa, Titian,
Murillo, Breughel, Van Dick, A. Ostade, Rembrandt, Teniers u. A.
prangt. Dagegen enthält es einige gute Zeichnungen und Glas-
malereien. Eine Sammlung von Zeichnungen und Gemälden von
Migette, etwa 30(> Nummern, im Rathhause, hat dadurch Werth,
dass es meistens Gebäude und Gegenstände darstellt, welche in-
zwischen abgebrochen oder zerstört worden sind.
Ein botanischer Garten war früher im Kloster der Ka-
puziner angelegt, befindet sich aber jetzt im Garten Frescatelli
zu Montigny und ist ein beliebter Spaziergang für die Bewohner
von Metz.
Solche Plätze sind in der Stadt selten, dagegen ist die Es-
1 ,S8 I^- Topographie.
planade um so schöuer und augenehmer. Dieselbe wurde ange-
legt, als zur Revolutionszeit die Citadelle abgerissen und die Gräben
hier ausgefüllt wurden, weil man befürchtete König Ludwig XVI.
werde in der Citadelle einen Zufluchtsort aufsuchen. Die ersten
Alleen wurden 1790 angepflanzt, die Citadelle war aber 1802 ganz
geebnet und die Esplanade 1816 vollendet, unter Maire Gaussaud,
dem zu Ehren eine Strasse benannt wurde. Sie hat auf der Nord-
und Südseite mehrere Reihen Kastanieubänme und in der Mitte
Boskets mit Springbrunnen, Musikkiosk und mehrere Statuen.
Dahin gehören am Place royale jene des Marschalls Ney mit an-
gefasstem Gewehr, eine schöne Najade, ein Pferd und ein Reh,
das von Adlern getödtet wird. Hinter der Esplanade nach der
Mosel befindet sich der Jardin Bouffiers, von wo man ein herr-
liche Aussicht auf den St. Quentin und das Moselthal bis hinauf
zum St. Blaise hat. Die Esplanade ist wegen ihrer schattigen
Alleen die beliebteste Promenade für die Bewohner von Metz und
es spielt auch an zwei Nachmittagen der Woche eine Militärkapelle
daselbst.
Von nützlichen Anstalten sind vor allen Dingen die Markt-
hallen zu erwähnen. Die bedeckte Markthalle steht neben der
Kathedrale an der Stelle, wo einst ein grosses römisches Gebäude
und dann das bischöfliche Palais stand, kostete 333,000 Frcs. und
wurde am 1. August 1831 eröffnet. Die Galerien nehmen eine
Oberfläche von 1800 Quadratmeter ein, der Hof hat deren 3011, in
der Mitte befindet sich ein Springbrunnen und um diesen stehen
vier ofTene Hallen, mit Zinkbedachung für verschiedene Boutiken.
In den Hof kann man mit Wagen fahren. Nach der Seite des
viel tiefer liegenden Place de Chambre befindet sich ein unteres
Stockwerk, in welches man in beiden Ecki)ortalen auf Treppen
hinabsteigt und das vorn einen Portikus von acht Arkaden hat.
liier findet der Fischniarkt statt. Auf der Stelle der früheren Kirche
St. Victor ist die Halle für den Fleischverkauf, die 370 Meter
Oberfläche einnimn)t und Verkuufslokale für 27 Metzger enthält.
Das jährliche Erträgniss dieser Hallen beträgt etwa 28.,000 Frcs.
Der Gemüse- und Bhimenmarkl liegt östlich davon auf dein Platze
Austerlilz, früher St. Jakob genannt, und besteht aus zwei ollenen,
aber l)edeckten Hallen. Sie wurden 1832 erbaut, nehmen eine Ober-
flüche von I37H (Jundratmeter ein und kohtcten 22,000 Frcs. Unter
den llalleti belindet nich ein Keller, wofür allciti jnhrlioh !K)(M) Frcs.
an Mieihe vcreiiinuhmt werden.
Ferner hat du Stadt in der Riie de.'* Ciipiicins 20 und Riie
1. Stadtkreis Metz. 189
Vigne St. Avold 11—13 eine öfTentliche Wasch- und Bade-
anstalt errichtet, welche stark benützt wird und als eine grosse
Wohlthat angesehen werden kann. In der Mosel zwischen den
Brücken St. Georges und des Grilles ist eine zweite Waschanstalt
auf gedeckten Pontons eingerichtet, die stark benützt wird. Eine
Bade- und Schwimmanstalt im Freien, gerade unterhalb der Es-
planade, wird während des Sommers eröffnet. Südlich davon liegt
die Militärschwimmschule. Ausserdem gibt es vier Privatanstalten
für warme Bäder. Der Wasserleitung von Gorze ist bereits
gedacht. Früher hatte die Stadt eine solche vom Dorfe Scy hinter
dem St. Quentin nach Metz errichtet, sie war aber unzureichend,
wesshalb man zuerst daran dachte, einen artesischen Brunnen zu
erbohren, welcher aber keine genügenden Resultate in Aussicht
stellte. Zuletzt dachte man wieder an die ehemalige römische
Wasserleitung von Gorze, erwarb die dortigen Mühlenrechte und
führte das Wasser unterirdisch auf dem linken Mölselufer bis zum
Wadrineau und dann in die Stadt, wo es vom höchsten Theile
aus durch ein Reservoir in alle Strassen vertheiit wird. Die Wasser-
leitung wurde im August 1865 eröffnet. Sie liefert durchschnittlich
an 20,000 Kubikmeter jeden Tag.
Für den Verkehr sind zwei Bahnhöfe angelegt, ein grosser
vor dem Serpenoisethor und ein zweiter für die Eisenbahn nach
Diedenhofen und den westlichen Stadttheil vor dem Diedenhofener
Thor in Devant-les-Ponts. Ein Hafen für den nach Frouard füh-
renden Moselkanal wird gegenwärtig östlich vom Bahnhofe und
Hornwerk errichtet und es soll später die Kanalisation naoli der
Seille und durch dieselbe nach der schiffbaren Mosel unterhalb
der Stadt durchgeführt werden. Jetzt erfolgt der Schiffs- und
Flossverkehr durch die Schleusse an der Präfecturbrücke , doch ist
der Schiffsverkehr ganz unbedeutend und beschränkt sich fast nur
auf den Transport von Heu, Stroh und Sand. Für einen Kanal
von Metz vermittelst der Nied nach der Saar werden erst V'or-
studien gemacht. Omnibusverbindungen nach allen Richtungen,
auch an den Bahnhöfen, sind eingerichtet, dagegen fehlt es an
einem ordentlichen Droschkeninstitut, da solche Droschken nur
am Place de Chambre aufgestellt sind und auch hier nicht immer.
Die Stadt hatte nach der letzten Zählung 3095 Wohnhäuser,
11,'285 Haushaltungen, 39,993 Civileinwohner und 11,339 Militär-
bevölkerung. Die erstere zerfiel in 18,086 männliche und 21,907
weibliche Personen, ferner waren dabei 16,055 männliche und
19,927 weibliche Katholiken, 1349 männliche und 1153 weibliche
X90 II- Topographie.
Evangelische, 13 Menonniten, 673 männliche und 823 weibliche
Israeliten und es befanden sich darunter wieder 27 Blinde, 26 Taub-
stumme, 51 Blödsinnige und 10 Irren. Die Stadt hat 1872 durch
die Option und Auswanderung erheblich an Einwohnern verloren
und wenn dieselben auch durch deutsche Einwanderer seither er-
setzt wurden, so ist dies doch nicht qualitativ geschehen. Sie
nahm übrigens schon zuvor erheblich ab, denn sie zählte insge-
sammt ISol 57,397, 1852 54,962, 1853 53,576 Einwohner. Das
Jahr 1872 zählte 1273 Geburten, 491 Heirathen und 1039 Sterbe-
falle, was so ziemlich günstig erscheint. Die Stärke der Garnison
war schwankend 5 gewöhnlich betrug sie 7 — 9000 Mann, erreichte
aber 1856 die Ziffer von 18,500. Von diesem Schwanken hing dann
auch die höhere oder niedere Anzahl der Civilbevölkerung ab, da
Metz hauptsächlich nur Garnisonsstadt ist.
Metz hatte es niemals vermocht, eine bedeutende Industrie-
stadt zu werden, selbst nicht in den Zeiten der grössten Blüthe
unter der deutschen Herrschaft. Dagegen blühte der Handel und
sogar auch lange Zeit hindurch der Handel nach auswärts und
besonders mit Frankfurt. Seine Lage war aber für eine kräftige
Entwickelung desselben unter der französischen Herrschaft sehr un-
günstig und die häufigen Kriege unterbrachen sogar noch die bis-
herigen Verbindungen, während die franz()sische Handelspolitik
ohnehin die Städte des Ostens zu Gunsten der Seehäfen zurück-
setzte. Zur blossen Garnisonsstadt herabgesunken beschränkte sich
die Industrie, welche nur in Wollfabriken und Gerbereien erheb-
lich war, und der Handel ohnehin mehr auf die Bedürfnisse des
Departements und hatte nicht einmal ordentliche Verkehrsstrassen,
die der Zeit entsprachen, bis erst die Eisenbahn nach Saarbrücken
wieder einen der alten Handelswege eröffnete, ohne freilich den
gehofflen Erfolg hervorzubringen. Geschäfte mit Grossbetrieb sind
daher nur in geringer Anzahl vorhanden und Fabriken von bedeu-
tender Ausdehnung fehlen gänzlich. Wir heben unter den be-
stehenden folgende hervor: 22 Gerbereien, 8 Flanellfabriken, Ti
Destillateure, 13 Bierbrauereien, 9 Oelfabriken, 4 l'IVifen-, 4 Wa-
gen-, 4 Bürsten-, 2 Bilderbogen-, 2 Bijouterie-, 2 Billard-, 2 Hand-
schuh-, '2 Lichter-, 2 Nägel-, 2 Wattenfabriken und je eine Am-
boß-, Corsetten-, Cravatten-, Drahtgeflecht-, Dünger-, Essig-,
Feuerspritzen-, Marcipan-, Pappen-, IVrgamentweiss-, Säcke-,
Schachtel-, Stecknadel-. Tapeten- und Tudifiibrik, Eisen- und
Glockcngiesserei und Kammgarnspinnerei. Vun Handelsgeschäften
Hiod alle Branchen vertreten und gibt es: 1<> Aostreicher, 3 Antiquare,
1. Stadtkreis Metz. 191
24 Apotheker, 1 Auskunftsbureau, 26 Bäcker, 4 Bandagisten,
19 Bauunternehmer, 1 Begräbnissunternehmer, 1 Bettfedernhand-
lung, IJ Bierhändler, G Bijoutiers, 12 Branntweinhündler und
Destillateure, 2 Broncewaarenhändler, 2 Brunuenmacher, 10 Buch-
binder, 6 Buchdruckereien, 15 Buchhandlungen, 4 Büchsen-
macher, 8 Wurstler, 3 Händler chemischer Produkte, 10 Condi-
toren, 4 Dachdecker, 2 Decorationsmal^r, 5 Delicatessenhändier,
1 Dienstmannsinstitut, 2 Droguisten, 7 Eisenhändler, über 120
Epicerien, 2 Farbenhändler, 5 Färber, 15 Fayence- und Gias-
waarenhändler, 1 Fischhändler, 2 Fouragehändler, 16 Frucht-
händler, 2 Gas- und Wasserleitungenverfertiger, 2 Geflügel- und
Wildprethändler, 20 Gewebehändler, 5 Glaser, 1 Glasmaler,
1 Graveur, 3 Gypser, 1 Häutehändler, 12 Hol/händler, 1 Holz-
schnitzwaarenhändler, 12 Hotels, 14 Huthändler, 1 Kaidaunenhändler,
3 Kalkbrenner, 1 Kartoffelhändler, 3 Käsehändler. 3 Kesselschmiede,
2 Kirchenparameutenmacher, 1) Klempner, 8 Kohlenhändler, 3 Korb-
waarenhändler, 45 Kurzwaarenhändler, 5 Lampisten, 5 Leihbiblio-
theken, 4 Leinwandhändler, 6 Lithographen, 5 Lumpenhändler,
21 Kleidermagazine, 2 Marmorarbeiter, 7" Mechaniker, 12 Mehl-
händler, 2 Messerwaarenhändler, 3 Metallhändler, 12 Metzger,
4 Militäreffektenhändler, 4 Militärlieferanten, 19 Möbelhändler,
24 Modewaarenhändler, 2 Musikalienhändler, 3 Händler von musi-
kalischen Instrumenten, 3 Nähmaschinenlager, Ü Ofenhandlungen,
9 Oelhändler, 2 Optiker, 2 Papierhandlungen, 4 Schirmmacher,
4 Parfümeriehändler, 8 Pastetenbäcker, 2 Pelzhändler, 9 Pferde-
händler, 5 Photographen, 7 Quincailleriehändler. 3 Reiseartikel-
lager, 80 Restaurations, Caf^'s, Wein- und Bierwirthschaften,
1 Salzhändler, 2 Samenhandlungen, 4 Sattler, 1 Schiffer, 2 Schiff-
bauer, viele Schlosser und Schreiner, 29 Schuh waarenlager, 3 Seiler,
1 Siebhändler, 5 Spediteure, 6 Spiegelhändler, 4 Spielwaaren-
händler, 1 Stahlwaarenhändler, 2 Strassenreinigungsunternehmer, 17
Strumpfwaarenlager, 34 Cigarrenhändler, 2 Tapetenhändler, 4 Tape-
zierer, 1 Tuchscheerer, 13 Uhrmacher, 4 Viktualienhändler, 6 Vieh-
händler, 1 Wachstuchlager, 2 Wachszieher, 7 Wagen vermiether,
41 Weinhändler, 16 Weisswaarenhändler, 1 Werkzeughändler,
2 Zinngiesser. Ausserdem gibt es noch zahlreiche Agenten, sowie
nicht in das Handelsregister eingetragene Geschäfte, Trödlereien,
Kleinhändler und Zwischenverkäufer.
Der Geldverkehr ist ziemlich erheblich und war es auch früher
stets gewesen. An grösseren Geldgeschäften bestehen die Filialien
der Preussischen , Luxemburger Bank und Bank für Elsass-Loth-
192 H- Topographie.
ringen. Mayer u. Comp, und G-audchaux, ausserdem aber sind noch
verschiedene Geldwechsler vorhanden und haben von jeher fran-
zösische Notare Geldanlagen in Staatspapieren u. dergl. besorgt.
Für Unterhaltung ist so wenig gesorgt wie für geistige Ge-
nüsse. Die deutschen Beamten haben ein Casino unter dem Namen
Metzer Verein gegründet, welcher im Winter einige Concerte und
Bälle veranstaltet; allein der Verein wird nur schwach besucht.
Der Versuch, einen Bürgerverein zu gründen, missglückte, weil
dafür noch die Elemente fehlen. Die Franzosen haben den Cercle
frangais, eine eng geschlossene Gesellschaft im Hause des Maire
und durchaus deutsch-feindlich gesinnt. Auch sonst schliessen sich
die Franzosen in einigen Katfeehäusern sehr ab.
Von grösseren Gasthäusern sind zu nennen : Europäischer Hof,
Hotel Metz, Hotel du Nord, Luxembourg, de la Poste, de Paris, de
Commerce, du Pelican, du Porte- Enseigne und Rheinischer Hof.
Die ersten Kaffeehäuser sind: Cafe Parisien, du Grand Balcon,
du Heaume, Türe, de Midi, de la Gare, du Globe, du Palais,
Bongard, de Commerce, Kempf, du Nord, du Rhin, Franyais,
de la Meuse u. a. m. Im Cafö du Heaume sind alle Abende Pro-
ductionen des Alcazar, das Cafe du Midi ist ein Caf6 chantant.
— In neuerer Zeit spielte vom 1. October bis 31. December im
Theater eine deutsche und von da an bis Mai eine französiche Ge-
sellschaft, welcher eine Subvention Seitens der Bezirksregieruug
zu Theil wird. Die Stadt selbst thut nichts mehr dafür, weil ihre
Finanzen nicht mehr blühend sind. — Zeitungen erscheinen fünf:
zwei französische (Voeu national und Moniteur de la Moselle) drei-
mal in der Woche, eine französische (Gazette de la Lorraine) und
zwei deutsche (Lothringer Zeitung und Metzer Zeitung) sechsmal
in der Woche. Das verbreitetste Hauptorgan der Bevölkerung ist
aber der Courrier de la Moselle, welcher nach dem Kriege von
Metz nach Nancy übersiedelte und dreimal in der Woche erscheint.
— Es besteht noch die Academie de Metz, welche jährlich einen
Band Verhandlungen und Memoiren herausgibt, eine Gesellschaft
für Archäologie und Geschichte und ein naturwissenschaftlicher
Verein, beide mit alljährlichen Verödentlichungen. Auch wurde
von deutscher Seite ein Verein von Aerzten, Apothekern und
Thierärzten ins Leben gerufen. Es bestehen ferner ein Turnverein,
Gesangverein von ('ivilisten und Oiricieren und ein Gewerbeverein
mit Gesangverein. Für die Officiere der Garnison ist mit grossem
Geldaufwande ein Militär -Casino in der Kriegsschule errichtet
worden, doch hat jedes Regiment wieder ein besonderes Casin(i
1. Stadtkreis Metz. 193
und auch für die Unterofficiere sind solche eingerichtet; für die
Handwerksgehülfen wurde in jüngster Zeit eine „Herberge zur Hei-
math'' eingerichtet. Ferner besteht eine Volksküche, die jedoch
nicht stark benützt wird , und ein Frauenverein , alles Vereine , die
erst mit der Zeit und dem Anwachsen der deutschen Bevölkerung
den rechten Boden finden werden. Ein Consumverein wurde unter
allgemeiner Zustimmung Ende 1872 gegründet, als aber das Ge-
schäft eröffnet war, fanden es die meisten Theilnelimer zu weit,
ihren Bedarf daselbst zu entnehmen, der grösste Theil leistete die
bestimmten Einzahlungen nicht und da Einrichtungskosten, Un-
kenntniss des Geschäftsführers bezüglich der Waaren und noch
andere Zufälle ein Deficit herbeiführten, so musste der Verein
schon nach einem Jahre wieder aufgelöst werden. Auch für Er-
richtung einer Vorschussbank wurde lebhaft agitirt und das Statut
festgestellt, als dieselbe aber zur Ausführung gelangte, zeigte es
sich, dass vorerst zwar schon genug Leute da wären, die Geld
daraus borgen, aber keine, welche Kapitalien einbezahlen konnten
oder wollten. Das Vereinswesen wollte überhaupt zu rasch und
zu üppig emporschiessen und deeshalb ist vorerst noch nichts recht
geglückt.
Geschichte. Der Ursprung von Metz verliert sich bis in die
früheste Zeit. Als Cäsar im Jahre 57 v. Chr. nach Gallien kam, fand
er schon am Einflüsse der Seille in die Mosel eine Stadt, welche
der Hauptort der Mediomatriker war und zu Gallia helgka gehörte.
Die Bewohner waren aber nicht Gallier, sondern Abkömmlinge
der Deutschen, welche hier eingewandert waren und die Gallier
vertrieben. Sie widersetzten sich dem Vordringen Cäsars, mussten
aber bald sich unterwerfen, und der Scharfblick des Feldherrn
erkannte alsbald die günstige Lage der Stadt für eine militärische
Station zur Beherrschung des Landes. Er errichtete daher daselbst
ein Standlager und bald erhoben sich zahlreiche Bauten, welche
den Ort zu einer römischen Stadt machten. Die Bewohner nahmen
nur einmal an einer Erhebung gegen die römische Herrschaft 'J'heil,
nämlich im Jahr 52 v. Chr., als Vercingetorix das gesammte Volk
zu den Waffen rief, wo auch die Mediomatriker 5000 Mann ins
Feld stellten. Allen weiteren Befreiungsversuchen blieben sie ferne
und schlössen sich sogar viel enger den Römern an, welche da-
gegen die Stadt wieder vielfach begünstigten. Die Mediomatriker
stellten auch die Mannschaft zu der sechsten der Pseudocomitateuses
genannten Legionen. Ungeachtet dieser Anhänglichkeit konnten
sie aber nicht verhindern, dass zur Zeit der Regierung von Galba
Huhn, Deutsch -Lothringen. 13
194 II' Topographie.
die römischen Soldaten aus uns unbekannter Ursache über die Be-
wohner der Stadt herfielen und deren an viertausend erschlugen,
bis endlich ihr Führer Valens wieder die Ordnung herstellte.
Im Verlaufe der Zeit wandelte sich Divodurum, wie damals
Metz hiess, in eine ganz römische Stadt um. Sie bildete den
Mittelpunkt für sechs römische Ileerstrassen, die nach allen Rich-
tungen zogen, und bald erhoben sich daselbst ein Amphitheater,
öflFentliche Bäder, Tempel, militärische Stationsgebäude, eine Wasser-
leitung und was für das verfeinerte Leben der Römer nothwendig
war, deren Sprache und Sitten sich sogar nach und nach hier
einbürgerten. Diese römische Oberherrschaft dauerte fünf Jahr-
hunderte und war nur zweimale durch blutige ZwischenJalle ge-
stört worden. Im Jahre 262 zur Zeit der Regierung von Gallienus
fiel König Chrocus von Mainz her in das Land, bemächtigte sich
der Stadt und erschlug deren Bewohner, und fast zwei Jahrhun-
derte später, 451, erschien Attila zur Osterzeit, erstürmte die
Stadt, liess die Bewohner ermorden und legte die Häuser in Asche.
Der allgemeinen Zerstörung entging nur das Oratorium des heil.
Stephanus, ein kleines Kirchlein, das da stand, wo später die
Kathedrale erbaut wurde. Damals gingen auch alle die grossen
Bauten zu Grunde, welche die Römer hier errichtet hatten, denn
alle Trümmer derselben, welche man in neuerer Zeit wieder auf-
fand und welche leider nicht geschont und erhalten wurden , trugen
deutlich die Spuren des allgemeinen Brands an sich. Diese Ge-
bäude wurden nicht wieder aufgebaut, aber die Stadt erholte sich
nacii und nach wieder und gewährte noch 4b(> an Siagrius, Sohn
von Aegidius und letztem römischen Beherrscher des Landes, ihre
Gastfreundschaft. Wenige Jahre darauf war die römische Herr-
schaft vollständig gebroclien und Metz unterwarf sich 510 dem
Sieger Clovis. Lange zuvor, wahrscheinlich am Ende des dritten
Jahrluiuderts, halte schon das Christcnthum hier Eingang ge-
funden und der heilige Clemens war der Sendbote, welcher es in
dieser Gegend verbreitete und viele Anhänger dafür zu gewinnen
verstand, lieber sein Leben und Wirken hat die nachmalige Zeit
viele Fabeln verbreitet, aus welchen nur so viel als sicher hervor-
geht, dnss er die Priester des heidnischen Kultus vorlricl) und auf
dem höchsten Theile der Stadi, auf den TrUnimern römischer (Jo-
bUudc, das Kreuz errichtete und in einer Kapelle den christlichen
Kultus einführte.
AI» Clovi« im Jahre 511 starb, thcilten sich seine vier Söhne
in da» Reich, und der Ulleste, Thicrry, erhielt das Gebiet, das
1. Stadtkreis Metz. 195
zwischen der Maas und dem Rheine lag, welches fortan das Kö-
nigreich Austrasien mit der Hauptstadt Metz bildete. Wahrschein-
hch benützte schon Thierry die 23 Jahre seiner friedhchen Herr-
schaft, um auf dem höchsten Theile der Stadt und auf Trümmern
römischer Gebäude die Königsburg zwischen den heutigen Strassen
des Trinitaires und Chevremont zu erbauen, wovon heute noch
die Fundamente und Mauerreste zu erkennen sind. Dieser erste
König von Austrasien starb 534 und wurde in Metz begraben.
Sein Nachfolger war Theodebert, welcher Burgund eroberte, viele
auswärtige Kriege führte, bis nach Italien drang, grosse Beute
nach Hause brachte und 547 zu Chalons starb, worauf ihm Theode-
bald folgte, der jedoch schon 553 sehr jung starb. Es nahm hier-
auf dessen Oheim Clothar Besitz von Austrasien, vereinigte sogar
wieder das ganze fränkische Reich und starb 561. Von seinen
Söhnen, die wieder eine Theilung des Reichs vornahmen, erhielt
Sigebert das austrasische Reich, welcher 566 die schöne und geist-
reiche Bruneliild, Tochter des westgothischen Königs Athanagilde,
heirathete und nach dem Tode seines Bruders Caribert einen Theil
seines Reichs bekam. Durch Brunehild bekam römischer Einfluss
wieder die Oberhand, aber nicht auf die Dauer, denn ihr Gemahl
hatte fast fortwährend Kriege zu führen, bis er 575 durch Frede-
gunde, Gemahlin seines Bruders Chilperich, bei Vitry ermordet
wurde, worauf zwar sein Sohn nach Metz flüchtete und dort zum
Könige ausgerufen ward, Brunehilde aber in der Gewalt Frede-
gundens blieb, bis Chilperichs Sohn Meroväus sie heirathete, der
aber dafür von seinem Vater in ein Kloster gesperrt ward, wäh-
rend Brunehilde nach Metz geschickt wurde. Nun folgte eine
Reihe von Kriegen und Blutthaten in der Familie und von Hin-
richtungen in Metz, wo 596 Childeberts Sohn Theodebert noch
als Knabe den Thron bestieg, während Brunehild eigentlich herrschte.
Theodebert unterlag später in einem Kampfe gegen Thierrj* von
Burgund und wurde sodann ebenfalls auf Veranlassung Brune-
hildens ermordet, welche auch seinen beiden Söhnen dasselbe Loos
bereitete und dann Sigebert, Sohn Thierry 's, zum Throne von Au-
strasien verhalf. Aber nun erhob sich Clothar gegen Brunehild,
bekam sie in seine Gewalt und Hess sie durch ein wildes Pferd
zu todt schleifen. Er selbst vereinigte die drei Königreiche unter
seinem Scepter und setzte den ersten Hausmaier Pipin in Austrasien
ein, der für dessen noch jungen Sohn Dagobert herrschte und da-
bei durch Bischof Arnould unterstützt wurde. Aber Dagobert
konnte das Reich nicht lange vereinigt erhalten , denn die Austrasier
196 ^I- Topographie.
verlangten einen eigenen König und so setzte er als solchen den
erst drei Jahre alten Sigebert im Jahre 632 ein. Aber das Ge-
schlecht der Merovinger siechte seinem Ende zu und die Könige
Childerich, 660, Dagobert IL, 673, sahen das Reich immer mehr
in Anarchie verfallen. Der Hausmaier Karl Martel setzte sodann
717 Clothar zum König von Austrasien ein, und sein Sohn Pipin
herrschte von da an für die drei weiteren Scheinkönige, deren
letzter, Chilperich, 752 von ihm abgesetzt und in ein Kloster ge-
steckt wurde.
An ihrer Stelle herrschten nun die Nachkommen Karl Martels
und König Pipin berief 753 eine grosse Reichsversammluug nach
^Metz, um die Angelegenheiten des Reichs wieder in Ordnung zu
bringen. Nach seinem 768 erfolgten Tode regierte Karloman in
Austrasien, während Karl die Reiche Neustrien und Burgund be-
kam. Karloman regierte aber nur bis 771, wo er starb, seine
beiden Söhne suchten vergebens Hülfe beim Könige der Lombarden
und Karl, später Karl der Grosse genannt, vereinigte wieder alle
Reiche unter seiner festen Hand. Er selbst verweilte öfters wäh-
rend des Winters in Diedenhofen und als er im Mai 783 seine
Frau Hildegarde daselbst verlor, Hess er sie im Kloster St. Ar-
nould bei Metz begraben; auch errichtete er daselbst eine berühmt
gewordene Gesangschule. Nach seinem Tode, 8J4, herrschte sein
Sohn Ludwig der Verschwender, der sich 834, nachdem er von
der Gefangenschaft in den Händen seiner Söhne befreit war, zum
zweitenmale in Metz krönen Hess, 841 daselbst starb und an der
Seite seiner Mutter begruben wurde. In dieser Zeit war die Stel-
lung Austrasiens sehr wichtig, weil es in der Regel die Rolle
hatte, zwischen den sich bekämpfenden Mitgliedern des Herrscher-
hauses zu vermitteln, wie denn auch damals der Bischof von
Metz päpstlicher Generalvikar in Gallien war und den Vorsitz bei
allen Concilien führte.
Sein Sohn Ixjthar, welcher Austrasien erbte, hatte ebenfalls
mit inneren Kämpfen zu thun und strebte nach den Reichen seiner
Brüder Ludwig des Deutschen und Karl, doch kam es endlich
nach verschiedenen vergeblichen Verhandlungen zu einem Ver-
gleiche, der 843 zu Verdun ahgcschlossi^n wurde, welcher den
gegenseitigen Besitz festalcllte. Lothar selbst starl» 855 zu Prüm,
nachdem er sein Reich unter seine drei Söhne verlheilt hatte, von
welchen der gleichnamige das Land zwischen Maus und Rhein
erhicll, du« von ihm forlau den Namen Lothrir)geii , l.othnri icyiuiinj
bekam. Auch unter ihm setzten sich die inneren Wirreu fori und
1. Stadtkreis Metz. 197
wurden öfters zu deren Beilegung Versammlungen gehalten, wo-
von mehrere auch zu Metz, das neben Aachen Hauptstadt des
Reichs blieb. Lothar hatte sich der in Austrasien 866 einfallenden
Normannen zu erwehren, die bis vor Metz kamen und die ganze
Umgegend verheerten, und starb 867 in Italien, ohne rechtmässige
Kinder zu hinterlassen. Nach getroffenen Verabredungen sollte
sein Bruder Ludwig Austrasien erben , da aber dieser ferne war,
so liess sich Karl der Kahle auf Veranlassung des Metzer Bischofs
in dieser Stadt krönen und nahm in unrechtmässiger Weise Besitz
vom Reiche. Er fühlte aber bald, dass er sich darin nicht be-
haupten könne, und einigte sich daher mit seinem Bruder Ludwig
über die Theilung von Lothringen, wobei Letzterer Metz und das
ganze Land zwischen Basel und Utrecht erhielt. Als derselbe 876
starb, erfolgte wieder eine Theilung des Reichs, woi'in Karlmann
Bajern und die östlichen Länder, Ludwig die nordöstlichen nebst
Ober -Lothringen, Karl der Dicke die Länder am Rhein mit Unter-
Lothringen erhielt.
Um diese Zeit erneuerten die Normannen ihre Raubzüge,
883, und drangen an der Mosel herauf, wo es zu Remich zu einer
Schlacht kam, in welcher Bischof W^ala von Metz fiel, worauf
die Normannen sich nach dem Westen wandten. Karl der Dicke
lebte hierauf nicht sehr lange und starb 888 ohne Nachkommen.
Graf Eudes von Paris liess sich hierauf zum König der Frauken
ausrufen und Arnulf erhielt Deutschland mit Lothringen, der das
letztere an seinen Sohn Zwentibold übergab. Dieser regierte aber
sehr schlecht und wurde in Folge dessen verjagt, worauf er in
einem Kampfe an der Maas fiel und 900 in Metz begraben wurde;
Lothringen aber kam au Ludwig IIL, unter welchem die Ungarn
Einfälle in das Reich machten und bis nach Lothringen vordrangen.
Ludwig selbst starb 911 und mit ihm erlosch in Deutschland die
Karolingensche Linie, worauf die deutschen Fürsten den Herzog
Konrad von Franken zum König erwählten. Die Lothringer aber
erkannten Karl den Einfältigen von Frankreich als ihren Herrn
an, welcher den Grafen Giselbert als Gouverneur des Landes ein-
setzte. Derselbe strebte jedoch selbst nach der unabhängigen Ge-
walt, wurde desshalb abgesetzt, erneuerte aber seine Anstren-
gungen und verband sich selbst mit den französischen Grossen,
um den König Karl abzusetzen. In Folge dieser Wirren rückte
endlich Fleinrich der Vogler im Jahre 923 aus Deutschland heran,
belagerte Metz, das seine Thore vor ihm verschloss, zwang es
zur Uebergabe und setzte Giselbert wieder als Statthalter daselbst
198 II- Topog:raphie.
ein. Vergebens suchte der Sohn Karls des Einfältigen wieder in
den Besitz von Lothringen zu gelangen, Heinrichs Sohn Otto der
Grosse, 936 zum Könige von Deutschland erwählt, zog mit sieg-
reicher Macht heran und drang weit gegen Frankreich vor, und
endlich musste ihn auch Metz 945 als seinen Souverän anerkennen.
Dieser setzte daselbst seinen Schwiegersohn Konrad als Statthalter
ein, aber auch dieser empörte sich, um Otto zu entthronen und
wurde zwar mehrmals geschlagen, warf sich aber nach Metz, rief
die Ungarn herbei und veranlasste so die Plünderung der Stadt,
die zu gleicher Zeit auch durch die Pest heimgesucht wurde, an
welcher daselbst über zehntausend Einwohner starben.
König Otto II. schickte seinen Bruder Bruno, Erzbischof von
Köln, nach Lothringen, um in diesem Lande wieder Ordnung ein-
zuführen und dauernde Ruhe herzustellen, und derselbe wandte
auch alle Mühe darauf, die stets zu Unruhen und Verheerungen
geneigten grössern Herren des Landes im Zaume zu halten. Zu
diesem Behufe theilte er auch 959 dasselbe in Unter- und Ober-
Lothringen. Das erstere umfasste das Elsass, Luxemburg und die drei
Bisthümer und wurde Moselherzogthum genannt; zum andern gehörte
der nordwestliche Theil. Graf Friedrich von Bar erhielt die Statt-
lialterschaft von Ober- Lothringen und Bruno behielt Unter -Loth-
ringen für sich, bis er 965 starb. Der betrcfTende Landestheil
wollte sich dann dem französischen Prinzen Karl unterwerfen, der
auch Besitz davon nahm, wie ihn denn auch die Stadt Metz 978
mit Enthusiasmus empfing; aber Kaiser Otto II. brachte das Land
durch Verhandlungen mit Lothar von Frankreich wieder an sich
zurück , und als die Franzosen den letzten Karolinger nicht mehr
anerkennen wollten und in Hugo Capet eine neue Dynastie ein-
setzten, zerriss das letzte Band mit Frankreich und Lothringen
verblieb für die Dauer beim deutschen Reiche, unter dessen Schutze
sich nun in diesem westlichen Theile desselben verschiedene Erb-
grafschaften, wie Luxemburg, Bar, Elsass, Nanuir u, s. w. bil-
deten, während wieder die Bischöfe die Oberherrschaft über ihre
Itesidenzstädte sich anmassten und auch zugestanden erhielten,
weil dieselben eigentlich unter dem Schirme des Bischofs und der
Kathedrale emporgewachsen waren und die geistlichen Herren
hclion vorher einen vorherrschenden Einflues auf dieselben zu ge-
winnen verstanden hatten.
Diese endgültige und direkte Unterstellung unter das deutsche
Ueich hatte für Metz dir weittragendsten I'olgen. Bisher hatten
nünilich liii' Kf'itiige entweder b<*n(iindi'.! oder doch häufig diiselhst
I. Stadtkreis Metz. 199
ihren Wohnsitz und die Stadt stand mit ilinen in persönUcher Be-
rührung, hatte auch einigen Einfluss auf die Streitigkeiten und
Kämpfe unter den MitgUedern der Herrseherfamilie, wie sie anderer-
seits wieder die Folgen derselben an sich empfinden musste. Nun
aber war der Herrischer ferne, seine Besuche erneuerten sich nur
in weiten Zwischenräumen, sein direkter Einfluss verminderte sich
nach und nach und die Stadt war sich mehr selbst überlassen.
Je mehr aber die Grossen des Landes an wilde Fehden, Plünde-
rungen und gegenseitige Zerstörungen gewöhnt waren, desto mehr
musste dem Reiche daran liegen, dass diesen wieder ein kräfti-
gerer Widerstand entgegengestellt werde. Das System, welches
jenseits des Rheins die Gaugrafen auflcommen Hess zur Verwaltung
der Rechtspflege und Sicherheit und über diesen Herzoge stellte,
zeigte sich auch an dieser Westgränze, wo über grössere Länder-;
strecken Herzoge geboten und in den Städten und Distrikten be-
sondere Grafen walteten. Solche waren auch für Metz bestellt,
wo sie die Stelle des Magistrats versahen, die Rechtspflege be-
sorgten, die Truppenaufgebote befehligten und lUr die allgemeine
Sicherheit und den Frieden sorgen sollten. Das Amt dieses Grafen
war ein erbliches und von 765 bis 1220 walteten desselben nicht
weniger als achtundzwanzig Inhaber, jedoch mit immer mehr sich
verminderndem Ansehen, bis das Amt durch Gertrude von Folmar
und Dachsburg an deren Gemahl Thibaut von Lothringen kam und
mit diesem erlosch, nachdem es schon lange vorher vor der stei-
genden inneren Entwickelung der Stadt Metz verblasst war. Das
Herzogsamt hatte sich hier nicht einmal so dauernd entwickeln
können und erscheint sogar nur in Zwischenräumen, denn es
kamen in dieser Gegend verschiedene Territorialheri'en zu Macht
und Ansehen und zu gleicher Bedeutung schwang sich durch seinen
zunehmenden Länderbesitz der Bischof von Metz auf, neben welchen
für einen Herzog kein rechter Platz mehr war. In Metz selbst
mochte schon von den Römerzeiten her sich ein gewisses Gemeinde-
wesen oder Municipalrecht erhalten haben, das .sich still weiter
•entwickelte und einen grösseren Umfang annahm, je mehr diese
Stadt sich während der vielen Wirren der Zeit auf sich selbst an-
gewiesen sah und mit eigener Kraft die vielen AngrifTe abweisen
musste.
Aus der nun folgenden Zeit liegen gar keine authentischen
Aktenstücke vor, welche die innere Entwickelung der Stadt und
ihr Verhältniss zum deutschen Königthume aufklären könnten, denn
ein späterer Bischof, der die Stadt unter seine Botmässigkeit zu
200 !'• Topographie.
bringen suchte, hat die wichtigsten Aktenstücke aus dem städti-
schen Archive entwenden lassen und das Gleiche scheint im An-
fange des vorigen Jahrhunderts durch Angehörige des geistlichen
Stands geschehen zu sein. Allein es ist anzunehmen, wie es auch
in den rheinischen Städten Speyer, Worms und Mainz geschah,
dass eigentlich der Bischof keine oberherrlichen Rechte über das
städtische Gemeindewesen selbst besass, aber sein persönliches An-
sehen und seine Rechte an kirchlichen Gebäuden und Instituten
sowie an Besitzthümern innerhalb und ausserhalb der Stadt ihm
bezüglich der städtischen Verwaltung einen erhöhten Einfluss ge-
währten, welchen einige ehrgeizige Bischöfe noch weiter auszu-
dehnen und zu einem wirklichen Rechte zu erheben suchten. Wir
finden daher schon desshalb kein Aktenstück, worin der Kaiser
die Stadt für reichsunmittelbar erklärte, denn letztere bestand
von selbst und wurde nicht erst ertheilt und wenn später Ab-
kommen mit den Bischöfen über die gegenseitige Rechtsstellung
erfolgten, so geschah es nur, um unbegründete Ansprüche abzu-
schneiden und eine Gränze beider Rechte zu ziehen. Es scheint
auch durchaus nicht auf ein gewisses Unterthänigkeitsverhältniss
zu deuten, dass in dem Streite zwischen den beiden Bischofskan-
didaten Walberon und Thierry sich die Stadt auf die Seite des
Letzteren schlug und dadurch nicht blos eine Verheerung ihrer
Besitzungen, sondern auch eine lauge Belagerung aushalten musste,
denn Stadt und Bischof scheinen vielmehr gleichmässig im Mosel-
herzoge Theodorich einen gemeinsamen Bedroher ihres Besitzlhums
gesehen zu haben. Thierry legte übrigens 1014 den Grundstein
zur Kathedrale und Kaiser Heinrich II. selbst kam 1023 nach Metz
und erwies sich sehr freigebig gegen die Kirche und Heinrich III.
hatte daselbst 104G eine Zusammenkunft mit Heinrich I. von Frank-
reich. Wenn dann dieser das Moselherzoglhum an Gerhard vom
Elsas» verlieh, so war dies um so mehr ein Grund dafür, dass
die Stadt mit dem Rischofe zusammenhielt, denn gerade dieser
Gerhard ward durch Erbschaft Besitzer des Ilerzogthums Loth-
ringen, in welchem der kräftigste und andauerndste Gegner für
Stndt und Bisthum Metz erwuchs. Gerhard selbst hatte als Mosel-
heraog noch Met/, zur Residenz und erregte zur Zeit der Kämpfe
des Kaisers Heinrich 1V^ auch innere Unruhen, ja er war es auch,
der nach Rudolphs Tod in Hermami von Metz, aus dem Hause
Salm in den Ardennen, einen Gegenliönig, wenn auch erfolglos,
aiif/.UHtellen suchte. Noch mehrmals wurden bei solchen Bischofs-
hlreitigkcilen die UmgebungcD der Stadt verheert, über die Melzer
1. Stadtkreis Metz. 201
hielten doch zum Kaiser, der 1107 nach Metz kam, und verjagten
sogar den gewählten Bischof Stephan von Bar, der erst später
seinen Sitz einzunehmen vermochte. Auch der neue Herzog Theo-
dorich von Lothringen konnte seine Residenz nicht mehr in Metz
behalten, sondern verlegte sie nach Chatenay und sein Sohn in
die erst entstehende Stadt Nancy, nachdem übrigens ein Theil von
Lothringen wieder verloren war.
In diesen Zeiten der Bewegung wurde die Stadt Metz ihrer
Kraft bewusst, und es scheint, dass ihr erster Gemeindebeamter
sich ebenfalls mehr Autorität zu verschaffen verstand. Als solcher
wird ein Maitre - Echevin (Bürgermeister) schon im Jahre 1032 ge-
nannt, die Würde selbst aber scheint schon viel früher bestanden
zu haben und aus allgemeinen Wahlen hervorgegangen zu sein,
welche aber bald Zvvistigkeiten veranlassten, zumal die Würde
anfangs lebenslänglich war und der damit Bekleidete leicht dem
Stolze und der Herrschsucht verfiel. Die Bürgerschaft suchte daher
eine Aenderung in ihrer Gemeindeverwaltung herbeizuführen, welche
die Machtsphäre und die Dauer dieses Amts einschränken und die
Wahl selbst vereinfachen sollte. Um dies zu bewirken, erschien
die Mithülfe des immer eine grosse moralische Einwirkung be-
sitzenden Bischofs sehr nützlich, und da man sich dabei auch mit
ihm endgültig aus einander setzen konnte , so übernahm es Bischof
Bertram im Jahre 1179, ein Statut zu entwerfen, welches künftig
für die Leitung der Gemeindeverwaltung massgebend sein sollte
und zu besserer Sicherung auch 1181 die Bestätigung von Kaiser
Friedrich Barbarossa und 1185 vom Papste Urban III. erhielt.
Dieser Akt ging also nicht etwa aus einem Vertrage hervor, den
die Stadt mit dem Bischof schloss, um ihn zur Anerkennung ihrer
Unabhängigkeit zu veranlassen, wie Manche behaupten, und dies
erhellt auch am besten aus dem Umstände, dass sie neben den
ersten anderen Reichsstädten an den Reichstagen Antheil nahm,
welches Recht sie auch ohne dieses Statut besass und gar nicht
erst vom Bischöfe zugesprochen erhalten konnte. Ein deutscher
Reichsstand konnte aber auch gar nicht von einem Bischöfe ab-
hängig sein und hatte der Bischof sich Rechte über denselben an-
massen wollen, so waren sie durchaus unberechtigt.
Nach diesem Statute wurde der Bürgermeister nicht von den
Bürgern selbst, sondern von solchen erwählt, die man vermöge
ihres Standes und Amts als unparteiisch erachtete, nämlich vom
Domdechanten und den Aebten von Gorze, St. Arnould, St. Clement,
St. Symphorien und St. Vincent, also gerade nur von Aebten des
202 II- Topographie.
Benediktinerordens, welcher die meiste Gelehrsamkeit und Bildung
in sich vereinigte. Diese traten am 21. März, dem Tage des
heiligen Benedikt, zusammen, und zwar in der Kirche St. Pierre-
aux- Images neben der Kathedrale, und erwählten unter den min-
destens dreissig Jahre alten Hausbesitzern den Befähigtesten zum
Bürgermeister auf ein Jahr, worauf der Gewählte den Eid leistete.
Seit dem Jahre J3(>5 wurde ihm auch die Verbindlichkeit auf-
erlegt, sich an Pfingsten zum Ritter erheben zu lassen. Er war
nun Verwalter und Leiter aller Angelegenheiten der Stadt und
ihres Gebiets, führte die auswärtigen A'erhandlungen, legte Steuern
und Abgaben auf, ernannte die städtischen Beamten und urtheilte
bei Berufungen in Processen, überhaupt alles Wichtigere, was
die Stadt und ihre Interessen betraf, lag in seiner Hand. Zur
besseren Erledigung dieser Geschäfte umgab er sich mit zwölf
tJchevins oder Gemeinderäthen , die er aus der Bürgerschaft nahm.
Mit der Zeit erlangten auch in Metz einige reichere Familien mehr
Einfluss und Ansehen, zumal vorzugsweise aus ihnen der Bürger-
meister und dessen Beisitzer gewählt wurden, und so bildete sich
in ganz gleicher Weise, wie in den anderen deutschen Reichs-
städten, ein Patriziat, hier Paraifjvs genannt, welches einerseits
allein die städtischen Angelegenheiten zu verwalten in Anspruch
nahm und die anderen Familien davon ausschloss, und anderer-
seits die Gewalt des Bürgermeisters wieder einschränkte, da der-
selbe nach und nach mehr oder weniger an ihre Zustimmung ge-
bunden war. Solcher Gruppen von Patriziern gab es zuerst fünf,
die sich nach besonderen Strassen oder Stadtvierteln nannten,
wahrscheinlich weil sie daselbst urvsprünglich düs Lokal für ihre
Zusammenkünfte (in Basel z. B. Stube genannt) hatten, im Uebrigen
aber beliebig in allen Stadttheilen wohnten. Es waren dies die
Paraiges Outre-Seille, Jurue, Porl-Saillis, Porle-Muzelle und Saint-
Martin, wozu später noch die sechste unter dem Nnmen Commtm
kam, in welche alle jene Familien eingereiht wurden, welche
nach und nach durch Ansehen und Reichthum cm))orkamen und
es endlich durchsetzten, dass man sie ebenfalls am Sdidlregiment
Antheil nehmen Hess, ein \ organg, der sich in allen deutschen
Keichsslädten gleichmässig zeigte. Diese Puraiges scheinen selbst
über die Aufnahme in ihrcri Kreis «Milsrhieden zu liabt-n, denn
Mie Hessen nicht blos die dircklen Alikömmlinge, .sondern auch
\'crwnn(lte und Verschwägerte zu. Jede dieser Paraiges hatte ihr
«•igiMie« Wappen und Hiegel, tind zwar führlen darin die Porte
Miizelle einen Balken, Jurue einen Adler, Sl. Martin goldene
1, Stadtkreis Metz. 203
Pfennige, Port-Sailliar- einen Tliurm, Oulre-Seille Sparren und
Commun hatte ein Schild von Silber.
Diese Paraiges nehmen zuerst in einer Regierungsakte von
1248 AnÜieil an den Beschlüssen des Magistrats. Aber wie überall
bei solchem Patriziate, so strebte es auch in Metz darnach, nicht
blos Antheil an der städtischen Verwaltung zu nehmen, sondern
sie auch ganz allein in die Hand zu bekommen. Dies Streben
wurde durch einen Beschluss (Atour vom Jahre 1300 gekrönt,
wodurch die Wahl des Bürgermeisters vollständig geändert wurde.
Während nämlich bisher derselbe aus allen Klassen der Haus-
besitzer genommen werden konnte, wurde nun bestimmt, dass
nur ein Mitglied der Paraigee Bürgermeister werden könne und
dieser abwechselnd jedes Jahr aus einer andern Paraige hervor-
zugehen habe. Es hatten demnach der Domdechant und die Aebte
aus der an der Reihe befindlichen Paraige sechs Kandidaten zu
erwählen, unter welchen dann das Loos entschied. Aus den Paraiges
musste ferner auch der Bürgermeister seine Räthe wählen und sie
besetzten von nun an überhaupt alle Aemter. Es ist dies wieder
dieselbe Einrichtung, wie in den übrigen Reichsstädten, und es
war eine höchst unnütze Arbeit der Metzer Geschichtsfreunde, zur
Erklärung der Sache bis auf die Athener und Sulioten zurück-
zugehen. Zu dieser ersten kam nun noch eine zweite Magistratur,
worin die Paraiges ihre Vertretung fanden, nämlich die Tnizerie
oder die Versammlung der Dreizehn. Nach der Bestimmung von
1346 wählten alle drei Jahre siebenzehn Wochen die Paraiges die
Mitglieder in einer vom Bürgermeister berufenen Versammlung,
1393 wurde dies aber dahin geändert, dass alle acht Jahre am
25. Januar (Pauli Bekehrung) jede der fünf ersten Paraiges je
vier und die Commun sechs Personen über 25 Jahre alt aus sich
wählten und dann aus diesen durch das Loos die Dreizehn ge-
zogen wurden. Dies blieb so, bis im Jahre 1537 die Ordnung ge-
troffen wurde, dass alijährlich acht jMitglieder neu gewählt werden
sollten. Die Amtsbefngnisse der Treize waren doppelter Art.
Sie urtheilten in allen Rechtsfällen entweder durch ein einzelnes
Mitglied oder durch die ganze Versammlung in der Stadt und be-
züglich der höheren Justiz auch auf dem Lande und hatten das
Recht der Begnadigung; nur in Civilsachen fand Berufung noch
an den Bürgermeister statt, nicht aber in Kriminalsachen. Doch
konnte der Bürgermeister, wenn er einem vor die Treize geführten
Verbrecher begegnete und dieser sich über die Jurisdiction der
'J'reize beklagte, dessen Sache vor sich ziehen und entscheiden.
204 II- Topographie.
weshalb der Bürgermeister, welcher von Rechtswegen der erste
der Treize war, sich sofort aus der Versammlung zurückzog, wenn
ein StraflTall zur Verhandlung kommen sollte. In Verwaltungs-
sachen hatten sie ferner die Aufsicht über die Thore, Strassen,
das Spital, die Auflagen und das Kriegswesen, und diese Ange-
legenheiten waren geM'öhnlich unter die Einzelnen vertheilt. Auch
diese Einrichtung eütsprach nur der gleichen in den deutschen
Reichsstädten und beruht lediglich auf deutschem Ursprünge.
Ausserdem bestanden noch verschiedene Aemter. Zu den
Treize gehörte der Changeur , welcher die Klagen anzustellen
und die Voruntersuchungen zu machen hatte. Dann wählten die
Paraiges schon seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts die
Prudhommes, bald 25, bald 13 und bald nur 7, welche ebenfalls
über die Stadtinteressen zu wachen hatten und 40 Jahre alt sein
mussten. Das Volk selbst war im Stadtregimente durch 25 Comtes-
jures vertreten, die jährlich von den einzelnen Pfarreiangehörigen
an Maria Lichtmess gewählt wurden und meistens aus den Hand-
werkern hervorgingen. Es war dies eine spätere Concession an
den gemeinen Bürgerstand , wie man denn auch in ganz besonders
schwierigen Lagen und Fragen sogar die Pfarrangehörigen ver-
sammelte, um die Verantwortlichkeit für die Beschlüsse auf diese
übertragen zu können. Diese städtische Gesammtvertretung nun
erliess die Gemeindebeschlüsse oder AloiirK, die jedoch vielfach
sehr unbestimmt gehalten sind, um sie nach Umstünden verschieden
auslegen zu können. Ausser diesem Rathe gab es endlich noch
einzelne Bedienstete ohne politischen Charakter, indem sie nur
\'erwaltungsdien8te zu leisten hatten, wie die drei Mairien von
Porte -Muzelle, Porte-Sailly und Outre-Moselle, von denen jede
wieder eine solche ftlr die Umgebungen der Stadt unter sich hatte.
— Für das Finanzwesen gab es einen Schatzmeister, der bezahlt
war, für den aber die Paraige zu haften hatte, welche ihn er-
wählte. Die Kasse selbst wurde in einem Gewölbe der Kathedrale
verwahrt und war mit acht Schlössern versehen. Ztir Beglaubigung
der Verträge und öffentlichen Akte dienten schon seit 1197 die
Ainans, eine Art Notare, welche die Aktenstücke in einem Kasten
in der betrefFenden Kirche verwahrten, auf Lebenszeit gewählt
wurden und deren Stellen später käuflich waren. Für das Kriegs-
wesen waren nieder sieben von den l'araiges gewählt, und zwar
Heit 1323 zuerst auf zwei Jahre und dann alljährlich, und endlich
gab •'« noch eine ganze Reihe Htädfischer Bediensteter. Diese ge-
«riiiiiiilc Kimiclitung der Verwiillung ist die den deutschen Reichs-
1. Stadtkreis Metz. 205
Städten gewöhnliche, mehr aristokratische oder oligarchische, und
überschritt diesen Charakter nicht. Eine Repubhk, wie die Metzer
Geschichtsfreunde sie stets ausschüesslich benannten, war die Stadt
eigenthch gar niemals, denn sie war nie ganz unabhängig. Und
endlich war es auch hier wie sonst in Deutschland; die zum Pays
messin oder Stadtgebiet gehörigen Ortschaften, welche 265 an der
Zahl waren und in das Val de Metz, Lisle, le Saulnot, le Haut
Chemin , le tranc Aloeuf, le Ban de Bazaille und Ja terre de Gorze
zerfielen, hatten keine Vertretung und keine besonderen Rechte
und wir sehen auch im ganzen Verlauf der Metzer Geschichte bis
zur französischen Vergewaltigung keine Anstrengung des Land-
volks, um ebenfalls einen gerechten Antheil an der Regierung zu
erlangen, obschon dies mit der Zeit schon Aussicht auf Erfolg
gehabt hätte, da die Zahl der Mitglieder der Paraiges seit Ende
des vierzehnten Jahrhunderts wieder ersichtlich abnahm, denn es
betrug dieselbe 1388 155, 1399 247, verminderte sich aber 1440
auf 109 und 1527 gar auf nur 25.
In dieser ganzen ersten Zeit seit dem endgtlltigen Einschlüsse
in das deutsche Reich hat die Geschichte der Stadt wenig Ereignisse
zu verzeichnen, ausser einigen Kämpfen und Zwistigkeiten mit
benachbarten Herren und selbst dem Bisehofe, besonders nach
dem Tode des Grafen von Dachsburg, dessen Lehen der Bischof
Apremont an sich zu ziehen suchte. Die Stadt verheerte in Folge
dessen seine Besitzungen, verbrannte ihm Chatel St. Germain und
schloss ihn sogar in dessen Burg ein, worauf derselbe durch
Excommunikation antwortete; aber nach dreijähriger Dauer dieses
Streits und argen Verheerungen vermittelte endlich 1234 der Bischof
von Toul den Frieden, was aber die Nachfolger im Bischofssitze
nicht abhielt, neue Versuche zu machen, um die Stadt unter ihre
Botmässigkeit zu bringen. Diese vermehrte übrigens inzwischen
ihren Reichthum und während verschiedene geistliche Orden den-
selben benutzten, um daselbst Niederlassungen errichtet zu er-
halten, A'erlegten sich die Bürger darauf, auswärtigen Herren und
Grossen Geld zu borgen und sich durch hohe Zinsen und andere
Vortheile noch mehr zu bereichern. Doch fehlte es auch nicht an
inneren Reibereien und ein Rathsbeschluss von 1254 musste förm-
lich den Bürgern verbieten, besondere Bündnisse zu schliessen
und sich in ihren Häusern zu walfnen. Auch machte der Stadt
die Zunahme der Klöster und Mönche viel zu schaffen, denn sie
sah, dass diese nicht blos steigenden Einfluss gewannen, sondern
auch ihren Güterbesitz stark zu vermehren begannen. Man entzog
206 ^'- Topogi-aphie.
ihnen daher das angemasste Hecht auf Antheil an den städtischen
Einnahmen, sowie das Recht der Nachfolge und Erbschaft, und
erklärte sogar die ihnen etwa schuldigen Grundzinsen für zurück-
käuflich. Wegen einer solchen Erbschaft kam es daher sogar zu
Feindseligkeiten mit dem Bischöfe, der deshalb auf einige Zeit die
Stadt verliess, aber doch bald nachgab und zu einem eigenthüm«
liehen Auskunftsmittel griff, um wieder zurückzukehren. Da er
nämlich geschworen hatte, er werde nur nach Metz zurückkehren,
wenn er von der grossen Menge zurückgeholt werde, wartete er
eine grössere Festlichkeit ab und kehrte mit dem grossen Schwärm
der Festtheilnehmer in die Stadt zurück. Diese brachte dann auch
im Jahre 1315 nach dem Aussterben des Grafen die Vouerie an
sich, welche aber fast nur noch im Bezüge gewisser Einkünfte
bestand; sie fuhr aber auch in der strengern üeberwachung des
geistlichen Treibens fort und befolgte sofort das von Frankreich
gegebene Beispiel, indem sie die Tempelherren verjagte und ihre
ßesitzthümer einzog, die freilich in Metz nicht gross waren.
Der nun folgende Theil der Geschichte von Metz ist zwar
reich an Streitigkeiten und Kämpfen , aber dieselben sehen sich
alle gleich, entstehen wegen gegenseitiger Uebergriffe und Ver-
heerungen, ziehen die Zerstörung ganzer Dörfer und blutige Nieder-
lagen nach und endigen meistens damit, dass Metz erhebliche
Geldeinbussen erleidet. Denn im Grunde genommen, ist ihre erste
Ursache auf Geldanleihen zurückzuführen, welche von Metzern
an benachbarte Grossen gemacht worden und zu Streitigkeiten
über deren Verzinsung und Zurückbezahlung führten. Diese
Wuchergeschäfte kamen aber auch nur deshalb zu solcher Aus-
dehnung, weil Gewerbe und Fabrikation im Lande nur schwach
waren und der Handel aus Mangel an Strassen und Sicherheit sich
wenig weiter als über die nächste Nachbarschaft ausdehnte, somit
den immer üppiger werdenden Bedürfnissen nur durch reicheren
Verdienst durch Geldgeschäfte genttgt werden konnte. Wir werden
sogar später sehen, dass dieselbe Neigung auch hauptsächlich du/.u
beitrug, dass Metz seine Selbstständigkeit verlor und eine leichte
Beute der Franzosen wurde.
Das strenge Vorgehen der Stadt gegen den C-lerus und den
Stolz der Bürger, welche fremde Ijchen trugen und die damit ver-
bundenen Pflichten nicht erfüllen wollten, bniehten der Stadt bald
viele Feinde, und diese bildeten V>V14 zu Reinich und dann zu
Hehren eine Vereinigung, welcher der Erzbischof von Trier, dessen
Bruder Johann , König von Böhmen, Herzog Ferry von Lothringen,
1. Stadtkreis Metz. 207
Marquis Eduard du Port und der Graf von Bar beitraten, von denen
der Krieg gegen Metz beschlossen wurde. Die Feinde drangen von
Ort zu Ort vor, besetzten St. Julien, Vallieres und Moulins und
näherten sich am 1. Oktober den Mauern der Stadt, in welcher
sich auch ein Aufruhr gegen die Dreizehn erhob, den man aber
niederschlug, indem man den Anstifter Collin Grognat in der
Mosel ertränkte. In der Noth ersuchten die Metzer den Beistand
ihres Bischofs, indem sie ihm Zurücknahme der gegen den Clerus
gerichteten Beschlüsse versprachen und ihm zugleich 15,000 Livres
Turnosen bezahlten; aber der Bischof nahm das Geld und eilte
nach der Dauphine, ohne seine Zusage zu halten. Die Metzer
fassten daher selbst Muth, verheerten die Ländereien von Lothringen
und tödteten dem Herzog bei Jouy viele Leute, worauf der neue
Bischof Ludwig von Poitiers es übernahm, den Frieden zu ver-
mitteln. Dies seheiterte jedoch an den harten Forderungen der
Gegner, welche von den Metzern verlangten, dass sie die ohne
Ermächtigung der Herzoge erworbenen Güter zurückgeben, das
Amt der Amans unterdrückten, ihre Unterthanen wegen Schulden
nicht mehr verhafteten und alle Kriegskosten zahlten. Die Metzer
setzten daher den Kampf fort und erst nach neuen Verwüstungen
und Verhandlungen wurde am 3. März 1325 der Frieden geschlossen,
welcher bestimmte, dass die Gefangenen herausgegeben würden,
jeder Theil die gehabten Kosten trage. Metzer Bürger fremde
Lehen nur unter Zustimmung der Herren annehmen dürfen und
die Privatschulden bezahlt werden sollten. Von jenen der Herzoge
und Grafen an Metz ist nichts gesagt und wahrscheinlich wurden
sie stillschweigend niedergeschlagen, ja 1327 borgte der Graf von
Bar aufs Neue 4000 Livres bei einem Metzer Bürger. Als es nun
aber galt, die Kosten des Kriegs zu tragen, legte Metz dieselben
als Abgabe um, welche nur die Leute des gemeinen fcitands traf,
weshalb diese sich erhoben, den Bürgermeister, Rath und einen
Theil der Paraiges verjagten und deren Güter plünderten. Diese
letzteren suchten daher bei Lothringen und Bar Hülfe und nun
entstand wieder ein sehr trauriger Krieg, am Schlüsse dessen die
Leute in der Stadt nachgeben , sich mit den Vornehmen vertragen
und ihre Gewalt anerkennen mussten. Doch kamen letztere nicht
immer mehr zu ihrem gestohlenen Eigenthum. Anstatt nun tüchtig
an einer Versöhnung zu arbeiten, befestigten die Vornehmen nur
die Mauern, erregten L^nzufriedenheit durch ihre Haltung und 1347
entstand daher eine neue Erhebung, die wohl sofort unterdrückt
wurde, aber von der bleibenden Erbitterung zeugte. Der Metzger
208 1^- Topographie.
Huguignon, der wegen eines Streits mit den Dreizehnern aus der
Stadt verbannt war, verband sich nämlich mit den andern Metz-
gern, um das Stadtregiment umzuwerfen; aber es wurde entdeckt,
der Metzger gefangen und mit seinem Bruder ertränkt, was auch
denjenigen seiner Genossen geschah, die nicht entfliehen konnten.
Wenn die Bürgerschaft sich dabei auch ruhig verhielt, so war sie
doch im Herzen mit dem Metzger einverstanden. Die Metzer
nahmen daher gerne die Gelegenheit wahr, die Bürgerschaft mit
einem auswärtigen Kampfe zu beschäftigen, und da die Herzogin
von Lothringen gerade mit dem Bischöfe wegen Chäteau-Salins
im Streite lag, so ergriffen sie des letzteren Partei und drangen
sogar bis unter die Mauern von Nancy vor. Zufällig kam Kaiser
Karl IV. 1354 nach Metz, wo er einen feierlichen Empfang erhielt,
und dieser Hess die Streitenden zusammen berufen und sich ver-
tragen, ohne dass sie sich aber lange daran kehrten, weshalb die
Verheerungen bald wieder aufs Neue begannen. Ungeachtet der
Noth der Vaterstadt war in dieser Zeit der Metzer Johann Drouin
seiner Pflicht gegen dieselbe so vergessend, dass er in die fran-
zösische Armee trat und im Kampfe gegen die Engländer fiel.
Der Kampf ward nur unterbrochen dadurch, dass der Kaiser 1356
auf vierzehn Tage mit den Grossen seines Reichs nach Metz kam,
um dort die goldene Bulle zu verkündigen, worauf auf dem Champ-
a-Seille ein grosses Gastmahl stattfand, das die Stadt 1600 Eres,
(nach heutigem Gelde etwa 14,400 Frcs.) kostete und mit grossen
Feierlichkeiten verbunden war, bei welchen der Kaiser in seinem
vollen Ornate auf dem Throne süss. Derselbe empfing in Metz
auch den Dauphin Karl von Frankreich und ordnete manche Reichs-
angelegenheiten. Die Stadt machte ihm reiche Geschenke, wie
üblich. Während seiner Anwesenheit sollen ihm gewisse Metzger.
alte Aiiiiänger Huguignons, den Vorschlug gemacht haben, die
Stadt durch einen Aufstand ihm in die Hand zu spielen, und der
Kaiser habe dies nur auf Zureden des Kardinals Piergort abgolchnl.
die Sache dem Magi.itrat gegen das Versprechen, die \'crsc liw (»im
nicht zu bestrafen, mitgetheilt, die Stadt aber solche doch schon
in der nüchsten Nacht ertränkt haben. Allein ist diese ErzählunLi
einiger Chronisten schon an und für sich unwahrscheinlich, so isi
es geradezu undenkbar, dass der Kaiser, wenn er wirklieh ge-
Hcliwankt hätte, das Anerbieten der Metzger anzunehmen, einen
Kardinal darüber zu Käthe gezogen hätte, und es i.^t ebenso nicht
cinxuschen, was der Kaiser mit Metz habe anfangen sollen.
Nach der Abreise des Kaisers begaim der inzwischen slill
1. Stadtkreis Metz. 209
gestandene Krieg wieder aufs Neue und es \\ecliselten mit solcheu
äusseren Kämpfen stets nur innere ab, sobald man sich mit aus-
wärtigen Feinden verständigt hatte. So kam die Stadt mit den»
Domkapitel wegen des Zehntens in Streit, in welchem der Dom-
dechant die Dreizehner beleidigte und mit zwei Kanonikern in Strafe
genommen wurde. Das Kapitel appellirte dagegen nach Rom,
aber die Sache hatte keinen Erfolg, und als Uischof Johann von
Vienne den Streit 1361 wieder energischer aufnahm, machten ihm
die Bürger so viele Hindernisse, dass er des Amts überdrüssig
wurde und um seine Enthebung bat. Vier Jahre später fiel die
Schaar der Grossbretonen verheerend ins Land, und da die Stadt
es gerade mit den kleinen Herren der Umgegend und dem Grafen
von Bar zu thun hatte, so bezahlte man den Grossbretonen 18, (XX)
Gulden und veranlasste sie, das bischöfliche Gebiet und die Bar
zu verheeren. Endlich drohte auch der Herzog von Lothringen
mit Krieg und zog vor die Thore der Stadt, wurde aber doch 1375
veranlasst, einen Frieden einzugehen. Auch brachte man die
immer raubsüchtigen kleinen Herren der Umgegend, von denen
der Herr von Bolchen der gefürchtetste war, zur Ruhe. — Als
im Jahre 1384 König Wenzel nach Luxemburg kam, Hess die
Stadt von ihm ihre Privilegien bestätigen und versprach ihm da-
gegen ihre Treue, und so ging endlich das Jahrhundert wieder
ziemlich in Frieden zu Ende, obschon in Deutschland innere
Kriege herrschten und Frankreich im Kampfe mit England lag.
Schon 1104 fielen wieder der Graf Philipp von Nassau -Saar-
brücken, der Graf von Salm und die Herren von Bolchen und
Apremont mit 1500 Mann in's Gebiet der Stadt ein und gewährten
nur gegen 10,000 Gulden den Frieden. Da nun die Bürger auch
zu dieser Summe beitragen mussten und sich nicht verpflichtet
fühlten, die Loskaufssumme für die Güter der Herren zu bezahlen,
so gab es wieder einen Aufstand, in welchem die Metzger den
Ritter Nicolaus Grongnas und seinen Diener fingen und ihnen die
Köpfe abschlugen, worauf sie sich zusammenschaarten und über
die Güter des Grafen von Salm herfielen, während die Aristokratie
die Stadt verlassen hatte. Aber ohne Führer wurden sie alsbald
vom Gegner geschlagen und suchten sich mit ihren Herren zu ver-
söhhen, was auch 1405 geschah, indem einige Beschwerden der
Bürger als richtig anerkannt wurden. Aber nicht weniger als
sechsunddreissig der Meuterer wurden zur Strafe ersäuft. Nun
währte aber auch der Krieg gegen den Grafen von Nassau -Saar-
brücken fort und auch der Herzog von Bar erklärte ihn der
Huhn, Deutsch -Lothringen. 14
210 ll- Topographie.
Stadt, so dass sie in die grösste Gefahr gerieth und vergebens
den König Ruprecht anrief, da dessen Vermittehing nicht zum
Ziele führte. EndHch erbot sich der Herzog von Lothringen gegen
eine Pension von oCK) Livres der Stadt zur Hülfe. Inzwischen
hatten unzufriedene Bürger dem Herzoge von Bar Versprechungen
gemacht und so bot dieser der Stadt den Frieden unter der Be-
dingung der Unterwerfung an, die natürlich energisch zurück-
gewiesen wurde. Der Graf suchte hierauf die Stadt zu über-
rumpeln, indem er Waffen, ^lunition und Soldaten auf die Insel
St. Symphorien auf Schiffen schaffen liess; aber die Feinde geriethen
Angesichts der Stadt in Furcht, nachdem sie schon die Leitern
zur Ersteigung bereitet hatten, und flohen zurück; bald verlor
auch der Graf durch die Ermordung des Herzogs von Orleans
seinen besten Verbündeten und so erfolgte denn am 2. Juli 1408
der Frieden mit diesem und am 25. mit Salm und Nassau -Saar-
brücken, in welchem jeder Theil seine Kosten behielt.
Mit Lothringen dauerte übrigens die Freundschaft nicht lange,
denn als die Metzer 1415 mit dem Grafen von Bar die Burg
Saulc}- brachen, weil ihr Besitzer, ein lothringischer Unterthan,
einen der Gesandten des Grafen gefangen und eingesperrt hatte,
SD erklärte sich Herzog Karl von Lothringen zu Gunsten seines
Untergebenen. Ferry von Chaml^ nahm 1418 durch Verrath die
Metzer Veste Enner}', welche nun der Herzog nur gegen 16,000
Gulden wieder herausgeben wollte, am 10. October 1423 löste
der Herzog die Allianz mit Metz auf und 1427 gab eine Streitig-
keit wegen des Abts von Ben St. Martin wieder neue Ursache
zum Kriege, während es auch im Innern gährte. Zwei Brüder
der Cordeliers aus der Familie Haudes predigten nämlich hel'tig
gegen die Mönche und die Herren , und besonders Bruder Wilhelm
that es mit solcher Ueberredungskunst und Kühnheit, dass zwar
kein Aufruhr entstand ausser einer schnell unlerdrückteu Er-
hebung im Jahre 1430, aber die Stadt den Bruder zur Verant-
wortung zog. h> donnerte zwar nur um so heftiger gegen die
Herren, verliess aber bald darnuf die Stadt, als sich Korn in die
Sache mengte. Die Kirche der Cordeliers sollte nun zwar ge-
schlossen werden, es geschah aber nicht, und die von Bruder
Wilhelm gemachten Schilderungen von den Missbräuchen der Reli-
gion und Geibtlichkeit blieben in den Gemüthwn luifUMi und m-
l)eiteten der Reformation vor.
IndetKtcn wurde der Krieg mit dem Herzoge von Lothringen
und dcMcn Verbündeten, die 10,0(K) Reiter und 2(>,000 Fussgünger
1. Stadtkreis Metz. 211
zusammengebracht hatten, fortgesetzt, und auch die Metzer sahen
sich nach Verbündeten um, verstärkten die Befestigungen und
rüsteten sich zur Vertheidigung. Die Lothringer fielen plündernd
und brennend in das Land ein, zerstörten die Strassen und Wege,
mit Ausnahme jener gegen Luxemburg, und kamen mit Kanonen
und Bombarden bis vor die Mauern der Stadt. Aber da dieselben
nicht trafen oder selbst zersprangen, jene der Metzer dagegen
verheerend wirkten, so zogen sie sich zurück und setzten das
Plündern fort, bis sie endlich der Sache müde wurden, einen
Waffenstillstand und bald auch einen Frieden schlössen, der am
1. Januar verkündet wurde. Ausser Plünderung und Zerstörung
hatte somit der Krieg keinen Erfolg. Als übrigens der Herzog
1431 starb, entliess seine Wittwe den Rest der Gefangenen und
besuchte selbst Metz, das sie sehr festlich empfing und ihr prächtige
Geschenke verehrte.
Nun folgte ein dreizehnjähriger Frieden, während dessen nur
einige kleine Herren der Umgegend zu bekämpfen und im Zaum
zu halten waren. Aber die unruhigen Köpfe der Bürger, welche
jetzt nicht durch äussere Kämpfe beschäftigt wurden, drohten mit
einer neuen Gefahr, indem sie nach dem Eintritt in die Paraiges
strebten, um auch zu den höchsten Aemtern der Stadt zu gelangen.
Die Aristokratie gerieth dadurch in Verwirrung, lehnte es sogar
ab das Amt als Bürgermeister anzunehmen und um nur das Re-
giment nicht steuerlos werden zu lassen, erfolgte 1441 ein Ge-
meindebeschluss, welcher zur Annahme des Amts als Maitre-echevin
unter strengen Strafen zwang, was dann auch die Sache wieder
in Ordnung brachte. In dieser Zeit Hess sich die Stadt auch durch
die Kaiser Sigismund und Friedrich III. 1435 und 1442 ihre Rechte
und Privilegien bestätigen. Die Lothringer hielten aber nicht lange
Ruhe und die Ursache eines neuen Kriegs waren wieder die be-
trächtlichen Summen, welche Herzog Ren6 nach den verheeren-
den Kriegen gegen Burgund und Sicilien bei den Metzern aufge-
nommen hatte. Obschon nämlich diese aus langer Erfahrung
wussten, dass aus solchen Geld borgereien stets Kriege und Ver-
luste entstanden, gaben sie sich doch immer wieder aufs Neue
dazu her und auch die Stadtbehörde trat nicht dagegen auf, ein
Zeichen dafür, dass diese Geschäfte trotzdem sehr gewinnbringend
waren und der erste Erwerbszweig der Aristokratie wurden, die
keine Bereicherung in Handel und Industrie suchte. Da der Her-
zog mit seinen Zurückzahlungen innehielt, so strengten die Metzer
ein Gerichtsverfahren gegen ihn an und nahmen die Garderobe
212 II' Topographie.
seiner Frau weg; der Herzog aber ergriff gerne die Gelegenheit,
um sich seiner Schulden zu entledigen. Da König Karl VII. von
Frankreich gerade einen Waffenstillstand mit England geschlossen
hatte und seine Söldnerschaaren unbeschäftigt waren, ergriff der-
selbe gerne die Gelegenheit sich mit dem Lothringer Herzoge zu
verbinden und es standen so plötzlich 60,001) Mann auf dem Metzer
Gebiete, ohne dass die Metzer selbst diese Gefahr herannahen
sahen. Sie rüsteten sich daher mit äusserster Anstrengung, be-
setzten die Mauern mit Geschützen, reinigten und erweiterten die
Gräben, zogen die Bewohner der Dörfer in die Stadt und erwarteten
bewallhet den Angriff. Am 10. September rückten 10,000 Fran-
zosen im Metzer Gebiet ein und gelangten noch bis Moulins. Der
Krieg, welcher nun folgte, war ein sehr erbitterter; die Schlösser
und Dörfer wurden beraubt und verbrannt von den zahlreichen
Banden, welche man nur die Erwürger und Halsabschneider hiess,
und das ganze Land umher wurde verlassen und verödet. Die
Stadt aber, welche rechtzeitig für Munition und Lebensmittel ge-
sorgt hatte, hielt sich sehr tapfer, machte Ausfälle und warf am
22. September einen Angriff auf die Wälle zurück. Darauf er-
folgten Friedensverhandlungen in Nancy, da aber König Karl VII.
nichts weniger als den Besitz der Stadt selbst verlangte, so erklärte
diese, niemals dem .grossen kaiserlichen Adler untreu zu werden
und die Verhandlungen wurden abgebrochen. Die Metzer brannten
nun die Orte der Umgebung nieder, um dem Feinde kein Quar-
tier zu lassen, nahmen am 2. November das Schloss Crepy, das
freilich die Soldaten in plötzlichem Schrecken wieder aufgaben, und
griffen wiederholt die Feinde an. Endlich eröffnete man am 12. Ja-
nuar 1445 zu Pont-d-Mousson wieder neue Friedensverhandlungen
und da man auch das Geld zu Bestechungen nicht sparte, so kam
es endlich am letzten Februar zum Frieden auf zehn .Jahre mit
Frankreich und am 5. März mit Lothringen. Es wurden Schlösser
und Gefangene gegenseitig herausgegeben, aber die Stadt musste
den Frieden theuer bezahlen, denn sie unterschrieb dem Seneschall
von Anjou, l'eter von Breze, eine Obligation für 10,0(JO Gold-
gulden und bezahlte nach und nach eine Summe von 74,000 fl.,
wa« zusammen nach unserem heutigen Geld etwa sechs Millionen
Franken ausmacht; dem Herzoge von Lothringen aber erliessen sie
alle seit dreissig Jahren ohne Pfand oder Hypothek in Metz aufge-
ritmunenen Summen und diese betru;.ien auch sieben Millionen
Franken. Von den zahlreichen Gefangenen kehrten nur X)i) nach
Metz und 22 nach Frankreich und Lothringen zurück, die übrigen
1. Stadtkreis Metz. 213
waren wohl umgekommen oder erschlagen worden. Diese grossen
Summen konnten die Metzer aber nur decken, indem sie bedeutende
Abgaben umlegten.
Als im Jahre 1450 eine Zwistigkeit zwischen Nicolaus Louve
von Metz und Johann von Apremont entstand, hätte der Herzog
von Lothringen gern die Gelegenheit benützt, um wieder Händel
anzufangen und auch den König von Frankreich darein zu ziehen,
letzterer aber fand die Rechtfertigung der Stadt für begründet und
es scheint überhaupt schon von daher die französische Politik in
Bezug auf Metz zu stammen, in dessen Besitz man langsam und
durch andere Mittel zu gelangen suchte. Es herrschte nun durch
fünfundzwanzig Jahre Ruhe für die Stadt, welche nur durch eine
weise Verwaltung und langsam die grossen Verluste wieder aus-
gleichen konnte. Namentlich war es die Aristokratie, welche
schwer durch die Kriege gelitten halte, denn ihre Güter und
Schlösser lagen meistens ausserhalb der Stadt und waren verheert
und niedergebrannt worden und selbst die Zahl der Mitglieder der
Paraiges hatte sich bedeutend vermindert, so dass man 1455 in
jener der Jurue nur ein einziges, aber doch zu unbedeutendes
Mitglied fand, das man zum Maitre-echevin hätte wählen können,
und deshalb diese Paraige übergehen musste und die Wahl aus
jener von Port-Saillis vornahm.
Wie schon erwähnt, stammt aus dieser Zeit der Anfang der
neuen französischen Politik in Bezug auf Metz. Diese Stadt zog
sieh durch ihre fortwährenden Geldgeschäfte und die häufige Unter-
haltung beutelustiger Söldlinge fast ununterbrochen Händel und
Kriege zu und der ohnehin mit anderen Dingen beschäftigte Kaiser
konnte der Stadt, wenn sie sich in selbst zugezogener Kriegsnoth
befand, nicht immer die Gegner vom Halse schaffen; die Stadt
aber war auch nicht in der Lage, ihm die Escorte zu seinem
Römerzuge zu verstärken, da sie ihre Leute selbst brauchte und
daher verengerte sich natürlich das Band mit dem Reiche nicht.
Andererseits speculirten aber die Herrscher von Lothringen und
Frankreich auf den Besitz der Stadt und begannen ihre Schlingen
auszuwerfen, um sich darin Anhänger zu gewinnen, was namentlich
dem Franzosenkönige um so mehr gelang, als die Metzer Aristo-
kratie Ehrgeizige genug in sich barg. So erschienen fünf .Metzer
Herren bei der Krönung von Ludwig XL und Hessen sich zum Ritter
schlagen und andererseits wurde 1448 der vom Herzoge von
Lothringen zum Gouverneur von Luxemburg bestimmte Bastard
Cornill in Metz auf der Durchreise mit grösster Freundschaft und
214 II- Topographie.
Freigebigkeit beherbergt. Im Jahre 1402 zog der Streit um das
Erzbisthum Mainz auch Metz in Händel mit Bischof und Dom-
kapitel, welche die Stadt verliessen und die Kirchen schlössen;
doch schlichtete endlich das Jahr 1465 den Streit, die Metzer be-
quemten sich zu der harten Bedingung, den Geistlichen wieder
das Recht der Nachfolge und Erbschaft zu gestatten und letztere
kehrten 1467 in feierlicher Procession in die Stadt zurück. Es mag
sein, dass schon während dieses Streits der König von Frankreich
zu Gunsten der Metzer einzuwirken suchte, denn er glaubte sie
bereits zu seinem Zwecke gestimmt zu haben und schrieb ihnen
daher bereits 1464, sie möchten sich ihm unterwerfen, was diese
aber mit der vorsichtigen Bemerkung ablehnten, dass ihnen diese
Forderung doch als zu befremdend und überraschend komme,
worauf König Ludwig sein übereiltes Vorgehen entschuldigte und
durch anderweitige Freundlichkeiten wieder vergessen zu machen
suchte.
Wenige Jahre darauf erneuerte Herzog Nikolaus von Loth-
ringen die alten Absichten seines Hauses auf Metz und liess zu
diesem Zwecke durch gute Kundschafter die Vertheidigungswerke
der Stadt genau erforschen, denn er wollte nun einen Handstreich
versuchen. Zuerst wählte er dazu eine nach Pont-a-Mousson aus-
geschriebene Versammlung der Melzer Herren, welche von ihm
Lehen trugen; aber gewarnt blieben dieselben weg. Dann schickte
er in der Stille der Nacht zehntausend Mann unvermuthlich ins
Land, die am frühen Morgen des 9. April 1497 vor den Thoren
erschienen, um durch List den Eingang zu gewinnen. Ein Ritter
Krantz, genannt mit dem grossen Bart, hatte zu diesem Zwecke
(inen grossen Wagen mit Fäf»sern erbaut, und langte mit einer
Anzahl anderer Wagen mitWaaren, aber geführt von verkleideten
lothringischen Soldaten, vor das Thor Serpenoise, um in die Stadt
zu fahren. Als man ihnen unbesorgt das Thor öfTnete, Hessen
diese Leute den grossen Wagen unter dem Thore halten um zu
verhindern, dass das Fallgitter den Eingang plötzlich wieder ver-
sperre, und die Soldaten fielen sofort unter dem Rufe: „die Stadt
ist unser, tftdtet Alles, Frauen und Kinder, schonet nichts, es
lebe Culabrien und I^othringen'^ über die Wächter her, die sie
tödteten, tmd drangen bis in «lic Mitle der jetzigen Ruc Serpenoise
vor. Alles kam natürlich dndurch in Bestürzung, die Einwohner
liefen in grösster Unordnung zusammen und die Lothringer wären
ohne Zweifel in kürzester Zeit durch Zuzug von aussen bis zur
Ucberunicht vcrHfiirkl worden, wenn nicht die (Jeislesgegenwart
1. Stadtkreis Metz. 215
und Uuersehrockenheit des Bäckers Harelle den Erfolg vereitelt
hätte. Da er in der Nähe des Thors wohnte, eilte er sofort auf
den Thurm desselben und Hess die Fallgitterstangen, welche nicht
auf dem Wagen aufgestossen waren, zu dessen Seiten ganz herab,
so dass der Eingang für Wagen und Pferde gänzlich versperrt und
sogar für Personen sehr ersehwert war. Er selbst durcheilte so-
dann die Strassen, rief die Bürger zusammen, feuerte sie an und
drang mit ihnen auf die P^indringlinge los, welche nicht mehr aus
der Stadt konnten und mit ihrem Anführer Kranz zum grössten
Theile erschlagen wurden. Die Metzer verloren nur drei der
Ihrigen und hatten drei Verwundete, die Lothringer Hessen aber
WO Todte und 4 Standarten zurück. Als der Herzog Kunde davon
bekam , zog er rasch wieder nach Pont-a-Mousson und wollte zwar
Vergeltung üben, bequemte sich aber doch , einen Waffenstillstand
einzugehen, den er nicht mehr unterzeichnen konnte, da er im
Juli starb, den aber sein Nachfolger Ren6 II. sofort in einen
wirklichen Frieden verwandelte.
In demselben Jahre 1473 kam Kaiser Friedrich HI. nach
Metz und wurde daselbst feierlich mit seinem Gefolge von Grossen
empfangen; er bestätigte dabei die Privilegien der Stadt und
empfing dagegen den Eid der Treue, doch waren die Metzer
immer in grosser Zurückhaltung und Besorgniss, so dass sie es
sogar ablehnten, als der Kaiser den Glockenthurm der Kathedrale
bestieg, die grosse Glocke la Mutte läuten zu lassen, angeblich
weil dies die Umgegend beunruhigen könnte, in der That aber
wahrscheinlich, weil sie befürchteten, er habe dadurch seinen
auswärts liegenden Schaaren das Zeichen geben wollen,' die Stadt
zu überfallen, eine Besorgniss, die gewiss unbegründet war, aber
wahrscheinlich von der französischen Partei unterstützt wurde,
welche Metz gegen den Kaiser in Misstrauen zu erhalten suchte.
Damals verlangte auch Karl der Kühne von Burgund, welcher
ein Bündniss mit der Stadt geschlossen hatte, Einlass für seine
10,000 Soldaten, aber die Stadt Hess solche nicht hinein, und so
bedrückten sie nur das Land. Der Kaiser selbst begab sich von
Metz nach Trier, um mit dem Herzog von Burgund zusammen
zu kommen, aber sie geriethen doch mit einander in Kampf, und
du Herzog Karl Neuss vergebens belagerte und wieder abziehen
niusste, so zog er nach Lothringen und rückte sogar in Nancy
ein. Die Metzer waren wegen dieses Siegs über ihren lothringi-
schen Erbfeind sehr froh, beglückwünschten den Herzog deshalb
und erhielten von ihm einen grosi^en Theil der in Nancy erbeuteten
21(j II. Topographie.
Artillerie geschenkt. Die Metzer versäumten damals die Gelegen-
heit, sich an Lothringen zu rächen und sich für die Zukunft sicher
zu stellen, aber auch der Herzog von Eurgund konnte Lothringen
nicht behalten, denn nachdem er von den Schweizern wiederholt
geschlagen worden, verlor er vor Nancy selbst die Schlacht und
das Leben. Die Trümmer seiner aufgelösten Armee flüchteten
gegen Luxemburg und ein Theil derselben fand auf inständiges
Bitten Aufnahme in Metz, wo von ihnen 160 vor Kälte, Hunger
und an Wunden in den Strassen liegen blieben und starben. Dass
aber auch der Herzog selbst gefallen seie, wollten viele Mietzer
lange gar nicht glauben. Das Land war damals ganz von lothrin-
gischen und burgundischen Soldaten eingenommen • während je-
doch die ersteren Alles verheerten und plünderten, bezahlten die
anderen doch, was sie erhierten.
Um diese Zeit trat auch das erste offenkundige Zeichen des
Abfalls der Stadt von Deutschland klar und deutlich hervor. Sie
schloss eine Allianz mit König Ludwig XI., der ohne Rückhalt
erklärte, dass er Metz nöthig habe, und einer der Abgesandten
der Stadt, Michael von Gournaj, nahm von ihm eine lebens-
längliche Pension von zwölf hundert Livres an, ohne dass ihm die
Stadt diesen unbestreitbaren Akt der Untreue am Reiche unter-
sagte und solchen für einer Reichsstadt oder Republik unwürdig
erklärte! Ludwig XL selbst konnte zwar vorerst noch nicht daran
(lenken, Metz selbst zu erlangen und so den festesten Haltpunkt
gegen das Reich zu besitzen, für jetzt aber genügte es ihm, der
Stadt wenigstens so weit sicher zu sein, dass sie ihn in seinen
anderen Plänen und dem Kriege gegen Luxemburg nicht störte.
Dieser Krieg belästigte übrigens das Land sehr, indem die beider-
>eitigen Söldner es mehrfach verheerten. Gegen solche mdnn die
Stadt sodann wieder Söldlinge in ihre Dienste, belagerte und nahm
die IJurg Rodemachern und liess dieselbe 1483 schleifen. Im
.lahre 1482, mitten in dieser unruhigen Zeit, wurde von Rruder
Colini (Colligny) vom Karmeliterorden und Gerhard von Villeneuve
(wohl aus Neustadt in der Pfalz) die erste Huciidruckerei zu Metz
• rrichlet. Im Jahre 148i> begann Lothringen aufs Neue den Krieg,
welcher mit gegenseitigen Kinfällen in das Gebiet und Raubzügen
•^eftlhrt wurde, liis endlich der Herzog, der sein Han|)t()nartier zu
Sic. Ruff'ine halte, einsah, da«« er die Stadt doch nicht nehmen
könne und die Metzer immer von uuswärtH Zuzug bekamen, worauf
er nutli Pont-ü-Mousson zurückzog und dort endlich auf Vermitle-
lung cie>< KrzbJHcliofs von 'l'ri^r um 2'1. Juni I4Ü0 ein Frieden
1. Stadtkreii, Metz. 217
geschlossen wurde, worauf die Metzer Herren selbst mit dem Her-
zoge zu Corny eine Zusammenkunft hatten und der Erzbischof
von ihnen einen reichen Dank erhielt. Metz selbst hatte durch
den Krieg ungeheueren Schaden erlitten, und da die Herren es
nicht mehr wagten, denselben durch eine Umlage auf die Bürger
zu decken, so nahmen sie zu den Gütern der Kirche und Mündel-
geldern ihre Zuflucht und nahmen Anlehen auf, ein Zeichen dafür, dass
der Reichthum der Stadt bereits im Niedergange begriffen war, wie
auch ohne denselben schwerlicii ein Mitglied der Metzer Aristokratie
sich schon durch eine französische Pension hätte gewinnen lassen.
In die nächste Zeit, nämlich den Monat November 1491, liel
nun ein sehr trauriges Ereigniss, das jedenfalls auch für einen
anderen Niedergang sprach. Der Wächter des Thors au der
Strasse Pont-Thieffroy, ein Bretone von Geburt, theilte nämlich
der Stadtbehörde mit, es habe ihn Johann von Landremont aus
der Paraige Commun und Einer des Dreizehnerkollegs bestochen
gehabt, um das Thor den Lothringern zu öffnen, und das auf
Katharinentag beschlossene Unternehmen sei nur Avegen starken
Kegens, der die Zugänge der Stadt unter Wasser setzte, auf den
25. Januar verschoben worden. Auf diese Anzeige hin, wobei
sich der Wächter Straflosigkeit ausbedang, wurde Johann von
Landremont verhaftet, erdrosselt und sein Leichnam geviertheilt,
der Wächter reichlich belohnt und eine Dankprocession angestellt.
Das Volk aber glaubte nicht an die Wahrheit des Unternehmens,
da auch nicht ein einziger Mitbetheiligter zu entdecken war, denn
der Lothringer Jennon de la Molise, welcher angeblich den Hin-
gerichteten zu der That verleitet haben sollte, war nicht zu be-
kommen, und wirkhch hatte auch Alles den Anschein, dass dem
Ganzen nur eine Intrigue zu Grunde lag. Die Lothringer schickten
bald darauf den Metzern wirklich den Johann Krantz, Sohn des
bei dem Ueberfalle von 1473 Gefallenen, und einen Blasius von
Flocourt auf den Hals und der Herzog wollte in einen Frieden
nur gegen Bezahlung von 20,000 rheinischen Gulden (heute etwa
1,400,000 Pres.) willigen; aber auf die Weigerung der Metzer
unternahm wieder der Erzbischof von Trier nebst der Stadt Strass-
burg die Vermittelung, wobei der Herzog von Lothringen auch
sein Unrecht einsah; zu einem förmlichen Friedensschlüsse kam
es aber nicht und die Plünderungszüge setzten sich fort. Erst
nachdem Erzherzog Maximilian, der künftige Kaiser, nach Metz
kam und zu seinem Kriege gegen Frankreich eine Subvention von
6501> Goldgulden und das Versprechen derselben Summe bekam,
218 ir. Topographie.
wenn er den Herzog zum Frieden bewege, und nachdem wirklich
im Mai 1493 der Frieden zwischen Deutsehland und Franltreich
geschlossen war, bequemte sich auch der Herzog von Lothringen
zum Frieden, der nur durch Einfälle des Gouverneurs Bernhard
von Luxemburg und einige Raubzüge der Burgunder wieder
gestört wurde. Der König Max kam dann wieder nach Metz und
bekam bei dieser Gelegenheit abermals 600() Gulden, aber als An-
lehen. Um dieselbe Zeit Hess sich auch IMetz bei der Krönung
des französischen Königs Ludwig XU. vertreten, der wenigstens
damals mit dem deutschen Reiche im Frieden war, aber in der
Gesinnung von zahlreichen Metzer Familien schon so viel Boden
errungen hatte, dass sie selbst die falsche Jungfrau von Orleans
einige Zeit lang mit Ehren in ihrer Stadt aufnahmen.
"Wieder hatte die Stadt für einige Jahre Ruhe, bis im Jahre
1514 ein früherer Bürger der Stadt, Peter Burtal, der an sie eine
Forderung zu haben behauptete, den deutschen Haujitmann Philipp
Schluchterer mit seiner Compagnie von 300 Reitern und 100 Fuss-
gängern, lauter Abenteuerern, veranlasste, sich seiner Sache an-
zunehmen und das Metzer Gebiet anzugreifen, wobei er nament-
lich auch die Strassen unsicher machte. Auf die Klage der Metzer
beim Kaiser wurde dieser, der sich im Schlosse bei Forbach fest-
gesetzt hatte, in die Acht erklärt, aber er vermehrte ungeachtet
dessen seine Schaar bis auf 1500 Mann und zog sogar bis vor
die Mauern der Stadt, die er mit seinen Geschützen bombardirte,
ohne grossen Schaden anzurichten. Die Metzer waren aber dar-
über 80 erschrocken, dass sie ein Fest begingen, als sie endlich
am 7. September 1518 mit dem Gegner einen Frieden schlössen,
obschon sie als Preis desselben die Summe von 24,000 Goldgulden
(jetzt 1,700,000 Frcs.) bezahlen mussten, denn der kriegerische
Sinn der Städter war nicht mehr der alte und der Unabliängig-
keitssinn war nach und nach mit demselben gewichen. Die Stadt
war nahe daran, reif zu werden, um sich imter das Joch der
Hchrankenlos herrschenden französischen Könige zu beugen, und
ihre Zweideutigkeit trat wieder ganz offen beim Regierungsantritte
Karls V. hervor, der für seinen Krieg mit Frankreich, welcher in
Burgund aiisgefochten zu werden den Anschein nahm, von der
Stadt Mi'tz Subsidien verlangte und sie 15*22 abgeschlagen erhielt,
unter dem Vorwande, dass sie das Geld sellist zum Kriege mit
Frankreich brauche, mit dessen König sie Ja gerade im besten
Kiiivernohtnen stand. Der Kaiser bcf^liind jedoch incht weiter aiil'
Meiner Forderung, weil ^ieli der Kiiin|>r nneli Idilien zog.
1. Stadtkreis Metz. 219
Um diese Zeit begann in Deutschland die Reformation und
die kircliliehe Bewegung drang auch bis Metz, wo man schon zu
Ende des zwölften Jahrhunderts die Bibel zu lesen begonnen hatte,
bis dies Bischof Bertram und der Papst verboten. Einige An-
hänger der Keformation kamen schon 1524 nach Metz, um zu
predigen, was ihnen der Magistrat nicht erlaubte, aber bald kam
der Augustiner -Mönch Johann Chatelain in die Stadt, ein Mann
von glühender Ueberzeugung und grosser Rednergabe, und diesen
schützte der Metzer Notable Philipp Dex auch gegen die Einsprache
der geistlichen Orden. Aber die Mönche verschworen sich gegen
ihn, er ward durch den Verrath des ihn begleitenden Mönchs
Bonnetrain aus der Stadt gelockt, gefangen und von Gorze nach
Vic gebracht, wo er entschlossen und mit heiterer Stirn den
Feuertod erlitt. Als man dies in Metz erfuhr, erhob sich das
Volk, plünderte und zerstörte das Ordenshaus der Antoniter, ver-
heerte die Güter der Abtei Gorze und rief laut um Vergeltung an
den Mördern des Glaubensmärtyrers. Erst die bewegte Ermahnung
des greisen Andrieu von Reneck beschwichtigte die Gemüther
wieder, und wenn auch einige Führer des Aufruhrs denselben
mit dem Leben büssen mussten, so hatte doch die Sache der
Reformation Boden gewonnen. Der Ausbruch des Bauernkriegs,
der sich auch weithin nach Westen verbreitete, und selbst Straf-
mandate gegen die Lehre Luthers konnten nichts mehr helfen,
und nur die Verbrennung des Wollkämmers von Meaux, Johann
Leclerc, der angeblich die Heiligenbilder insultirt haben sollte, hatte
augenblicklich einige Wirkung. Die Reformation fand nicht mehr
blos bei den unteren Ständen Anklang, sondern auch bis in die
oberen hinein, und drang sogar 1531 bis in die Klöster von Metz,
als Philipp Dex sie besuchte, um die Reichthümer derselben zu
inventarisiren. Im Jahre darauf wurde sogar Kaspar von Heu,
Anhänger Luthers und in Vei'kehr mit den Protestanten Deutsch-
lands, zum Maitre-echevin von Metz gewählt. Die Anhänger der
Reformation hatten sodann auch eine eigene Armee im Lande,
welche Graf Wilhelm von Fürstenberg zu Gorze kommandirte,
der nur den Missgriflf beging, auch nach Metz zu kommen, dessen
Bürger über seine Absichten misstrauisch wurden und ihn ver-
trieben, wobei demselben einer seiner Leute getödtet wurde. Mit
ihm M'ar Wilhelm Farel nach Metz gekommen, nachdem er in
der Schweiz für die Reformation gewirkt hatte, und dieser be-
geisterte wieder die Metzer Bürger für seine Sache, bis ihn die
Mönche zwangen, sich nach Älontignv zurückzuziehen und dort
220 II' Topographie.
seine Predigten fortzusetzen. Aber auch von da durch die Drei-
zehner vertrieben , ging er nach Gorze unter den Schutz des Grafen
von Fürstenberg, der darauf eine Conferenz in Pont-a-Mousson
veranlasste, auf welcher den Lutherischen von Metz eine Kapelle
und der Prediger Watrin Dubois zugestanden wurde. Als Fürsten-
berg Gorze verliess, musste auch Farel von dort weggehen, und
als im Jahre 1543 der Kaiser den Charles ßoisot nach Metz sandte,
um gegen die Reformation zu wirken, verbot dieser dem Watrin
Dubois den Aufenthalt in der Stadt und die Ausübung des evange-
lischen Kultus, wodurch allerdings die Ruhe wieder hergestellt
wurde, aber die evangelische Lehre nicht mehr auszurotten war.
Schon am 10. Januar 1541 war Kaiser Karl V. von Luxem-
burg her nach Metz gekommen, hatte die Privilegien bestätigt
und von der Stadt schöne Geschenke erhalten , ohne aber die ver-
langten Subsidieu erlangen zu können, da die Stadt sich darauf
berief, dass ihre Privilegien sie von dieser Leistung befreiten,
worauf er Metz am 14. Januar wieder verliess. Im Jahre 1544
kam er wieder und soll damals sogar die Absicht gehabt haben,
der Stadt einen Gouverneur zu geben, wovon ihm leider sein
Kanzler Granvella abrieth, und endlich war er 1546 wieder in
Metz, ohne zu ahnen, dass sich hier so bald eine für Deutschland
so verhänguissvolle Katastrophe vollziehen sollte.
Karl V. hatte es übersehen, sich an die Spitze der Zeit-
bewegung zu stellen, fühlte sich in seinem Machtgefühle zu stark
und trieb daher die deutschen Fürsten 1551 zu Augsburg zu einem
liüudnisse der protestantischen Landesherren, welche glaubten, in
König Heinrich II. von Frardtreich einen Verbündeten ihrer Sache
gegen die Unterdrückungsversuche des Kaisers finden zu können.
Herzog Moritz von Sachsen machte dem Könige durch Georg von
Simmern entsprechende Anträge und forderte ihn auf, die an der
Westgrünze gelegenen Städte: Metz, Toul, Verdun und Strassburg
zu beselzeu und gegen den Kaiser ins Feld zu ziehen, wozu sich
der König durch den Vertrag von Fontaineblau vom 25. Octobor
1551, der am 15, Januar 1552 zu (^luunbord ratilicirt wurde, auch
verpilichtete. Doch sollte diese Heselzung mir eine vorübergehende
und als Stellvcrtretl^r des Kaisers sein.
Nun war die Zeit gekommen, den lang angeleglon Plan zur
Ausführung zu bringen und das in Mel/. gewonnene Finverwliindniss
nutzbar zu machen. Die Partei de» Robert von Heu war durch
ein Familienbündniss Uhigst ins Kinverstündniss gezogen, der Magi-
Atral war dadurch in eine IVanzösisühe und deutsche Partei ü;e-
1. Stadtkreis Metz. 221
spalten, der König seinerseits erklärte auch nur als Beschützer
der Freiheit in Deutschland auftreten zu wollen und das Volk
selbst war durch die vielen Kriege zu hart mitgenommen worden,
als dass es nicht ganz gleichgültig geworden wäre. Aber es ist
jedenfalls unwahr, wenn man ihm vorwirft, dass er auch eine
Veränderung und den Sturz des aristokratischen Regiments gewollt
hätte, denn zu jener Zeit, wo die Mitglieder der Paraiges nur
noch 25 zählten, hätte das Volk eine Aenderung auch sonst un-
schwer bewirken können. Die Wahrheit ist vielmehr, dass die
Mitglieder der französischen Partei das Volk in Sicherheit wiegten
und ihm absichtlich die Gefahr verbargen, deren Herannahen sie
ganz wohl kannten, denn als Kaiser Karl V. gekommen war,
hatten sie es doch nicht an allen Vorsichtsmassregeln fehlen lassen.
Als daher König Heinrich H. sein Heer in Bewegung setzte und
die Vor(ruj)pen vor Gorze erschienen, sowie der Marschall de
Vannes die Stadt um freien Durchzug für den Counetable, seine
Garde und eine Compagnie zu Fuss verlangte, während die Armee
auf einem anderen Wege den deutschen Fürsten zu Flülfe kommen
sollte, war nicht das Geringste vorbereitet, nicht die leiseste Be-
sorgniss kund gegeben, sondern man hatte sogar die Büi'ger auf-
gefordert, sich zu Hause zu halten, bis man einen Beschluss ge-
fasst habe, offenbar in der Absicht, dass sie nicht noch rechtzeitig
der Ueberrumpelung entgegentreten und sie im Entstehen erstickten.
Inzwischen aber öffnete man dem Connetable die Thore und nun
führte dieser die verrätherische Ueberrumpelung aus, indem er
nicht blos mit einer Compagnie einrückte, sondern seine ganze
Armee mitbrachte. Als man immer grössere Schaaren Truppen
dem Thore nahen sah, verlangten die Bürger vergebens, dass man
die Thore schliesse, und ein im Dienste der Stadt stehender
Schweizer Kapitän warf dem Herrn von Vannes die Schlüssel mit
dem Ausrufe: „Alles ist verloren^' an den Kopf, aber das landes-
verrät herische Bündniss der Metzer Herren mit den Franzosen
hatte gesiegt: die Stadt Metz war in der Gewalt des Connetable
Herzogs von Montmorencj und damit die Freiheit der Stadt für
Jahrhunderte verloren. Es geschah dies am 10. April 1552.
Der König, welcher selbst nicht an das so leichte Gelingen
seines Plans geglaubt hatte und in Joinville zurück geblieben war,
eilte auf die Nachricht davon sofort herbei und hielt am 18. April
durch das Thor St. Thiebault seinen Einzug, begleitet von dem
hohen Adel seines Reichs, und wurde vom Mattre-echevin und den
Dreizehnern daselbst feierlich empfangen , worauf er in die Käthe-
222 !'• Topographie.
drale sich begab und dort feierlich auf das Evangelium schwor,
die Freiheiten und Rechte der Stadt zu erhalten. Aber sofort Hess
er die Dreizehner zwingen, ihm den Eid der Treue zu schwören,
nur der Maiire- echevin, der dies nicht thun wollte, legte eher
seine Würde nieder und ward sofort durch den reichen Bürger
Tallange ersetzt, offenbar gegen die eben beschworenen Rechte,
da er zu gar keiner der Paraiges gehörte. In der Stadt selbst
verbreitete sich inzwischen die grösste Aufregung und man stiess
allerseits Verwünschungen gegen diesen Frevel aus, aber gegen
die Uebermacht liess sich nichts machen, und als der König am
22. abreiste, um dasselbe auch an Strassburg zu versuchen, das
jedoch vorsichtiger war, keine so verrätherische Bürger hatte
und ihm die Thore verschloss, setzte er den Herrn von Gonnor
als Gouverneur in Metz ein und liess eine hinreichende Besatzung
zurück, um die Stadt im Zaume zu halten. Was dem Könige
übrigens nicht mit Strassburg gelang, ei'reichte er dagegen in den
übrigen der drei Bisthümer, die er so mit leichter Hand gewann
und fortan bei seinem Reiche behielt.
Der niederträchtige Handstreich des Franzosenkönigs hatte
sofort den deutschen Fürsten dessen wahre Absichten klar gemacht
und deshalb vereinigten sie sich wieder mit dem Kaiser durch den
Vertrag von Passau, und letzterer setzte Alles in Bewegung, um
Metz wieder zu nehmen, denn er erkannte zu sehr, wie dasselbe
der Hauptstützpunkt des Reichs im Westen sei. Er schützte zu
diesem Behufe vor, er wolle den Markgrafen Albrecht von Branden-
burg bekriegen, aber Heinrich II. war zu sehr ftir seinen Raub
bedacht, dass er irgend etwas versäumt hätte, denselben recht-
zeitig sicher zu stellen. Er schickte deshalb den Herzog von Guise
als obersten Befehlshaber nach Metz, um so rasch als möglieh die
vernachlässigten Festungswerke wieder in Stand zu setzen und zu
verstärken. Sofort wurde dies Werk mit ungemeiner Energie in
Angriff genommen, die vor der Stadt liegenden Vorstädte mit
vielen Klöstern und Kirchen wurden abgetragen, namentlich die
Werke zwischen dem deutschen Thorc und St. Tliiebault, wo mau
den Angritr erwartete, vermehrt und verstärkt, eine Menge Leben.<
mittel aus der ganzen Umgegend in die Stadt geschafft, die un-
nützen Einwohner uus derselben entfernt und Alles uufgebolen,
lun Metz so fest als mitglich zu machen, so dass es auch eine
lange Belagerung aushalten konnte. Der Herzog beaufsichtigte
(luticj die Arbeiten überall unermüdlich und half sogar nunu-lnnul
selbftt mit. Angeblich hätten auch die Mctzer selbst ebenso eifrig
1. Stadtkreis Metz. 223
dazu beigetragen, was aber bilh'g zu bezweifeln ist und höchstens
durch gute Bezahlung und Zwang bewirkt sein konnte.
Gegen Ende September vernahm man, dass Karl V. über
den Rhein ging und über Zweibrücken gegen Metz vorrücke,
worauf Guise sofort alle Mühlen in der Umgegend niederreissen
Hess und alle seine Soldaten in die Stadt zurückzog. Auch bekam
er nun den Zuzug einer Menge französischer OfTiciere und Herren,
übertrug diesen die Aufsicht über alle Einzelnheiten des Commando's
und vereinigte endlich Mitte October eine Garnison von 4500 Mann
Infanterie, 444 Pferden und 900 Gendarmen in der Stadt. Die
Armee des an der Gicht leidenden Kaisers, unter dem Oberbefehle
des Herzogs von Alba, eines der berühmtesten Generale seiner
Zeit, war inzwischen über Forbach und Etangs angerückt und
erschien am 19. October vor den Mauern der Stadt, wo sogleich
der Herzog von Alba eine Recognoscirung veranlasste, gegen
welche Guise ein Corps Scharfschützen ausschickte. Am andern
Tage liess Alba ein Lager bei Grimont schlagen, verhielt sich
aber bis Ende des Monats wegen seiner Vorbereitungen ruhig,
während Guise diese Zeit benützte, um diese Festung weiter zu
verstärken und mehrere Ausfälle zu machen. Es zeigte sich später,
dass Alba mit dieser Verspätung sehr viel versäumte, indem sein
Unternehmen dadurch immer schwieriger wurde; sie war auch um
so weniger nöthig gewesen, als er 14,000 Mann Infanterie und
4000 Mann Reiter bei sich hatte und sofort daran gehen konnte,
die Laufgräben zu eröffnen. Wahrscheinlich hoffte er, dass in-
zwischen die deutsch gesinnten Einwohner der Stadt sich auf-
rafften, um ihm die Hand zu reichen. Erst am 3L October setzten
sich seine Truppen bei Belle-Croix fest und begannen die Tranch^en
zu eröffnen, an welchen trotz des Feuers der Festung 5(X)0 Mann
arbeiteten. Als Alba jedoch sah, dass hier die Festung zu stark
war und die auf den Kirchen aufgestellten Kanonen sich sehr
wirksam zeigten, gab er am 2. November ganz in der Stille diese
Arbeiten auf und verlegte sie vor das Thor Mazelle und bald
darauf sogar noch weiter gegen die Mosel vor das Thor Serpenoise
und den Thurm d'Enfer, wo die Stadt am wenigsten stark be-
festigt war. Aber sofort liess an diesem bedrohten Punkte Guise
die Verstärkungsarbeiten um so energischer fortsetzen, und je
mehr die Belagerer vordrangen , um so stärker wurde die Ver- '
theidigung. Auf der Moselseite blieb der Zugang anfangs so ziem-
lich frei, bis die Belagerer auch diese schlössen. Am Abende des
9. November eröfTneten die Kanonen das Feuer auf die Stadt und
224 ^J- Topographie.
schössen am andern Tage beim Thore Serpeaoise eine Bresche
von 40 Fuss, auch eröffnete mau neue Laufgräben gegen das
Thor St. Thiebault, wo man aber bis zum 20. nur geringe Fort-
schritte machte. An diesem Tage verkündeten drei Artilleriesalven
die Ankunft des Kaisers, der von Diedenhofen kam und Revue
über die Truppen hielt, welche nun 42,00O Deutsche, 8000 Spanier,
4800 Italiener und 700 Pioniere mit 114 Kanonen zählten , während
mit dem Kaiser selbst noch 12,000 Mann kamen. Der Kaiser Hess
sich eine Wohnung in den üeberresten der Abtei St. Clement be-
reiten und den Angriff auf den Thurm Enfer richten, der mehr
an der Ecke gegen die Mosel lag. Hier wurde die Mauer am 2G.
an drei Stellen zusammengeschossen, jedoch von den Belagerten
sofort wieder durch Erde und Schanzkörbe ausgefüllt, der ge-
nannte nuirm selbst stürzte am 28. theilweise ein. Am 7. December
schien es, dass ein Sturm versucht werden solle, aber die Wälle
waren zu stark besetzt, als dass man ihn unternehmen mochte.
Am 26. December lag die Mauer an verschiedenen Stellen in
Ruinen, der Thurm Enfer war zerstört, zwei benachbarte Thürme
in üblem Zustande, die Minen reichten bis unter die Mauern, in
der Stadt fing die Munition an auszugehen, auch mussten die
Rationen der Soldaten bereits verkleinert werden, aber die Be-
lagerten verloren den Mutli nicht, machten eines Tags sogar einen
Ausfall bis gegen Magny, und von Verdun aus begann auch der
Marschall Vieilleville die Belagerer zu belästigen. Nun kam aber
der Winter mit allen seinen Leiden heran ^ Ivälte und Hegen er-
zeugten Krankheiten unter den des Klima's ungewohnten Spaniern
und Italienern, viele starben, andere desertirten, der Zustand
wurde täglich schlimmer, und da von der Stadt aus den Minen
mit Erfolg entgegengearbeitet wurde, 80 erklärte der Kriegsrath
des Kaisers, dass man die Belagerung aufheben müsse. Der Kaiser
selbst gab erst nach vielem Zögern seine Einwilligung, und so
begann der Abzug der Belagerer am 1. Januar. Das verlassene
Lager enthielt nur eine Menge todter Menschen und Pferde, zahl-
reiche Verwundete und zerstörtes Material; I2,(XX) verdorbene
Laibe Brod fanden sich auf den Wegen und überall herrsc-hlc
Elend. Der Herzog von Guise Hess dann die Verwundeten in die
Stadt und die Dörfer Bchalfen und sandte die Geheilten dem kaiser-
lichen Heere nach. Der Herzog von Alba, welcher zur Dockung
dcH UUckzugH noch einige Tage in Ban-St.-Martin mit L''),(M)0 Mann
zurUckgebliubcn war, folgte dann auch nach. Die I^elagerten
feierten ihre Befreiung durch eine grosse Procession um 15. Januar.
1. Stadtkreis Metz. 225
Mit dieser vergebliciien Belagerung entschied sich aber endgültig
das Schicksal von Metz, das seine Selbstständigkeit und Freiheit
verlor, eine gewöhnliche französische Garnisonsstadt wurde und
die ganze Blüthe seines Keichthums und Handels für immer ein-
büsste. Französische Schurkerei hat diese Wandelung für Metz
gebracht, kein Wunder, dass die Metzer dieselbe Verrätherei auch
in dem Ereignisse zu erkennen glaubten, welches 317 Jahre später
Metz wieder zu Deutschland zurückbringen sollte. Am 7. Januar
1553 liess Guise die Behörden und Geistlichen zusammenberufen,
um dem Könige und Frankreich den Eid zu schwören; aber da
Herr von Vieilleville an Guise mittheilte, dass die Einwohner sich
eher tödten lassen, als die Freiheit der Stadt aufgeben wollten, so
war Guise kurz entschlossen, bot seine Söldlinge auf und zwang
Magistrat und Geistliche zur Unterwerfung. Es hiess, er habe
dabei einige widerspenstige Mitglieder des Magistrats zusammen-
hauen lassen, und wenn dies auch nicht ausdrücklich erwiesen
ist, so ist es doch sehr auffallend, dass mit diesem Zeitpunkte
plötzlich einige solcher Mitglieder verschollen sind.
Als Guise am 24. Januar die Stadt verliess und der Herr
von Gonnor das Commando übernahm, hatte sie sofort das Ver-
gnügen, die Wohltlmt der französischen Soldateska zu geniessen,
welche sich der Zügellosigkeit und allen Ausschweifungen hingab,
die sogar noch die Stadt selbst bezahlen musste, denn wenn die
Soldaten auch Alles selbst bezahlen sollten, so konnten sie es
schon deshalb nicht, weil in der Regel der Sold ausblieb. Sie
plünderten aber auch und täglich wurden von ihnen Mädchen
und Frauen aus ihrer W^ohnung entführt. Der Gouverneur fühlte
sich zu schwach, um diesem Unfug zu steuern, welcher durch
drei Monate dauerte, bis endlich der König den Marschall von
Vieilleville zum Gouverneur von Metz und den drei Bisthümern
ernannte und dieser im Mai durch strenge Bestrafung die Discipün
wieder einigermassen herstellte, so dass die Metzer wenigstens in
ihren Häusern wieder sicher waren, auch die Familien ihre Ange-
hörigen zurück erhielten und selbst 22 entführte Nonnen aus vor-
nehmen Häusern wieder den Kl()stern zurückgegeben wurden.
Was das städtische Regiment betraf, so wurde weiter nichts
daran geändert, indem dem Könige vorerst nur als Beschützer
des Reichs der Eid geleistet wurde. Als aber die Zeit zur Wieder-
wahl der Stadtbehörden herannahte und die Paraiges den Gouver-
neur einluden, der Wahl beizuwohnen, erklärte dieser denselben
rund heraus, dass er künftig selbst den Maitre-echevin und die
ITuhn, Deutsch - Lothringen. 1.5
226 11- Topographie.
Dreizehner ernennen werde, bestimmte sofort den Michael Praillon
zum Vorsteher der Stadt und entliess die Paraiges mit den harten
Worten : er werde sie lehren , künftig die Lust und den Geschmack
an den Worten vom sehr heiligen Kaiser, dem sehr heiligen Kaiser-
reich und dem kaiserlichen Kammergericht zu Speier, die sie immer
im Munde führten, zu vergessen und an ihre Stelle die braven
Namen des sehr christlichen Königs, der sehr gefürchteten könig-
lichen Majestät, der unüberwindlichen Krone Frankreichs und des
souverainen Hofs von Paris zu setzen.
Die Metzer wussten nun, wo sie daran waren, und geriethen
in die äusserste Bestürzung ; der bisherige Maitre-^chevin Androuin
Roussel fiel in eine heftige Krankheit und starb schon nach zw^ei
Tagen; von den bisherigen Rechten und Freiheiten der Stadt war
nicht mehr die Rede und der vom Könige auf das Evangelium
geleistete Eid erwies sich als Lüge und Meineid. An Stelle des
bisherigen Magistrats traten einfache Beamte, meistens aus Frank-
reich herbeigeholt, die Paraiges wurden aufgelöst und der grösste
Theil ihrer Mitglieder wanderte nach anderen Städten aus, vor-
züglich nach Strassburg. An ihrer Stelle wurden die drei Stände
des Adels, Clerus und der Bürger eingeführt, die man zwar
wegen Ernennung von Beamten und Yertheilung der Auflagen
von Zeit zu Zeit befragte, welche aber im Grunde nur zu ge-
nehmigen hatten, was ihnen von oben vorgeschrieben wurde.
Der Gouverneur war in allen Dingen allmächtig und ein fran-
zösischer Präsident entschied über Streitigkeiten zwischen Bürger
und Militär.
Am Hofe sah man nun allerdings ein, dass der Besitz von
Metz von der ganzen Welt nur als ein Raub angesehen werde,
und daher suchte man nach irgend einem Titel, um der l^esitz-
nahme einen, wenn auch nur scheinbaren, l\echtsgrund zu geben.
Herr von Vieilleville war ganz der Mann dazu hier zu helfen und
er zettelte dafür eine ganz eigenthümliche Intrigue an. Er ver-
mochte nämlich den Bischof dazu, beim Kiuiige das angebliche
Kecht des Bischofs an die Stadt und deren Besitz, als von jeher
ihm zustehend und nur unrechtmässig entzogen, geltend zu machen
und zurück zu verlangen, und als dies geschehen, musste sodann
der Titularbischof Franz von Beaucairc diese Rechle an der Stadt
nebbt ihrem Gebiete, das '2(15 Dörfer, Weiler und Gehöfte um-
fiiHHte, dem Könige als (Jeschenk übertragen, was im Januar I5r)()
der Stadt vorHlaiid und im März auch diiH DotnkapittrI beslätigon
mussten. Von deutsclMT Seil«- rrni» mnii übrigens die Absicht nicht
1. Stadtkreis Metz. 227
auf, Metz wieder zu gewinnen, und die Schwester des Kaisers, die
Regentin der Niederlande, benutzte 1555 gern die Gelegenheit um
den Versuch zu machen, Metz wieder in die Hand gespielt zu er-
halten. Der Guardian eines Klosters der Cordeliers in Metz Na-
mens Leonard versprach ihr das Unternehmen einzuleiten, als
Mönche verkleidet nach und nach eine Anzahl Soldaten in sein
Kloster in der Stadt einzuschmuggeln und an einem zu bestim-
menden Tage einen Tumult zu erregen, eine Anzahl Häuser in
Brand zu stecken und im Lärm die Thore dem Grafen Mesgue zu
öffnen, der sich mit Truppen dazu in der Nähe bereit halten sollte.
Allein Herr von Vieilleville erhielt durch seine Spione Kunde von
der Absicht, entdeckte die im Kloster versteckten Soldaten, wartete
der angekündigten zwei Cordeliers am Thor von Diedenhofen ab,
nahm sie gefangen, worauf sie Alles gestanden, und iiel über die
Truppen des Grafen Mesgue her, die er mit grossem Verluste zu-
rückschlug. Die Soldaten wurden aus der Stadt nach Diedenhofen
entlassen , zwanzig Mönche und der Guardian in den Thurm Enfer
gesperrt und der Letztere zur Erdrosselung verurtheilt, welcher er
aber durch Selbstmord zuvorgekommen sein soll, während man
die übrigen Mönche an den Pranger stellte und aus der Stadt ver-
bannte. Ungeachtet dieses Misserfolgs suchte Graf von Mesgue
bald darauf, als Vieilleville in Urlaub war, eine neue Gelegenheit
zu ähnlichem Unternehmen auf, welche ihm auch zwei Soldaten
aus der Provence darboten ; aber Vieilleville entdeckte nach seiner
Rückkehr die Sache zu frühe, verhaftete die Rädelsführer und suchte
sogar in ähnlicher Weise den Grafen selbst in einen Hinterhalt
zu locken. Die zwei Hauptverschworenen wurden sodann gevier-
theilt, drei Soldaten lebendig gerädert und ein Dutzend andere
gehängt. Als Vieilleville bald darauf wegen Krankheit Metz ver-
lassen musste, brach abermals eine Meuterei unter der Garnison
aus, weil man ihre Löhnung nicht bezahlte, und erst seine Rück-
kehr stellte auch die Ruhe wieder her. Bald darauf fasste er den
Plan auch Diedenhofen zu erobern und der Herzog von Guise
der das Cömmando übernahm, bekam am 22. Juni diese Stadt
in seine Gewalt und für die ausgetriebenen Bewohner derselben
siedelten sich darin Metzer und Franzosen an, was den französi-
schen Besitz erleichtern sollte. Doch wurde Diedenhofen im Frieden
von Chäteau - Cambresis wieder an die Niederlande zurückgegeben
und nun die neuangesiedelten Einwohner wieder vertrieben.
Als König Heinrich H. am 10. Juli 1559 starb, richteten die
Metzer dringende Beschwerden an seinen Nachfolger Franz H.
226 II- Topographie.
verlangten die Enthebung von der Verpfliclitung dem Militär Mübel
und "Wohnung zu geben, das Recht wieder Münzen zu schlagen und
überhaupt die Wiederherstellung und Bestätigung der alten Rechte
und Freiheiten und Franz II. gab ihnen auch eine günstige Ant-
wort. Aber als er am 15. December 1560 starb, wollte sein Kach-
folger Karl IX. nichts mehr davon wissen und der furchtbare
Druck und die ewigen Unruhen der selten bezahlten Soldaten
dauerten fort, was natürlich das französische Regiment den Bür-
gern nur um so verhasster machte, zumal man auch durch Ver-
folgung der Protestanten die noch vorhandene Aristokratie sehr
unwillig machte. Herr von Vieilleville liess den Protestanten daher
seineu Schutz angedeihen, bis diese 1558 aus Lausanne und dem
Elsasse zwei Prediger kommen Hessen, die zwar nur in einem
Privathause, jedoch bei offenen Thüreu predigten, und er dann in
seinem katholischen Eifer diese Prediger wieder vertrieb. Die Auf-
regung der Bürger stieg daher auf den höchsten Grad, als der
Marschall im Jahre 1561 den Bau einer Citadelle begann, die
lediglich nur bestimmt war, die Stadt energisch im Zaume zu
halten. Um die Bürger einigermasseu zu beschwichtigen, versprach
er den Katholiken, die Excesse seiner Soldaten streng zu unter-
drücken und erlaubte den Protestanten eine Kirche in dem Festungs-
terrain zu erbauen und zwei vertriebene Geistliche wieder zu be-
rufen. Aber erst nach der Abberufung von Vieilleville fasste der
Protestautismus wieder festen Fuss in der Stadt, die inzwischen
wieder Streitigkeiten mit Lothringen hatte und diese nur durch
verschiedene Geldgewährungen und eine Obligation für ;JO,(IOO Gul*
den an den König beilegen konnten. Da auch hohe Beauite Pro-
testanten waren, so verbreitete sich der Protestantismus sehr.
Priester, Mönche und Nonnen verheiratheten sich und 15(53 wurde
sogar der Protestant Franz von Ingenheim Matlre-echevin. Es
wurde nun in Metz ein evangelisches CoUeg und selbst eine Buch-
druckerei angelegt, was natürlich die katholischen Priester zu um
so heftigeren Protestationen und Angrillen antrieb. In Folge der-
selben enstand 15()7 ein Aufsstand, wobei die Protc.staulon eich be-
walfneten, die Plätze besetzten und selbst die Citadelle haben be-
drohen wollen, BO dass die Mönche und viele Einwohner flohen.
Herr von Ausance, welcher Haupt der Kalvinisten war und der
Urhel)er der Bewegung gewesen sein sollte, beschwichtigte zwar
(licKclbe wieder, aber als plr»tzlich Miirschall von Vieilleville zur
IkTMlelhuig der Ordnung ziirücUknm, wdllle man ihm die Thore
nicht lUliiün, worauf Herr von Ausauce die drei Stände versam-
1. Stadtkreis Metz. 229
meJte, zur Ordnung und respektvollem Empfange des Herzogs
mahnte und heimlich die evangelischen Priester entliess. Doch er-
mächtigte Vieilleville dieselben zum Bleiben, setzte nur einige
andere Beamte ein, entliess aber die protestantischen Soldaten und
es begann nun eine heftige katholische Reaction, in Folge deren
man den Prediger Candole eines Tages ermordet im Bache von
Vallieres fand. Die Katholiken sprengten nachher aus, Ausance
habe die Absicht gehabt, aus Metz ein zweites Genf zu machen,
aber diese Beschuldigung war so sinnlos, dass sie unmöglich auch
nur die geringste Begründung haben konnte.
Nachdem der Frieden zwischen dem König und der kalvinisti-
schen Partei in Frankreich nicht lange gewährt hatte, kam der
König mit einem starken Heere am 13. Februar 1569 nach Metz,
wo er bis zum 12. April blieb und nach dem Siege von Jarnac
die protestantische Kirche abreissen und die Ausübung des evan-
gelischen Kultus verbieten Hess, der nur noch in Courcelles-
Chaussy stattfinden durfte. Auf mehrfach vergebliche Gesuche beim
Könige um Wiedereröffnung des evangelischen Gottesdiensts in Metz
konnten die Protestanten nichts weiter erhalten als die Erlaubniss
in Montoy eine zweite Kirche zu erbauen. Die Nachricht von den
Gräuelthaten der Bartholomäusnacht erregte daher auch in Metz
Furcht und Schrecken, zumal als man vernahm, dass einer ihrer
Haupturheber, der Marschall Retz, als Gouverneur nach Metz
komme; doch warf er sich blos auf Bekehrungen durch Jesuiten
und nahm auch bald seine Entlassung. Als König Karl IX. starb
und 1574 Heinrich HI. zum Nachfolger erhielt, wandten sich die
Metzer mit ihren zahllosen Beschwerden in vielen Eingaben an
denselben, bekamen aber nur begütigende Antworten, die zu
nichts führten, denn die Beschwerden wurden nicht abgestellt,
die von den Protestanten in der Rue de la Chevre erbaute Kirche
1576 wieder geschlossen und auch mit Lothringen gab es wieder
Händel wegen gegenseitiger Beschwerden und endlich riss der
königliche Präsident auch die Rechtspflege in bürgerlichen Sachen
an sich und kam dann noch die Pest hinzu, welche die Verbin-
dung der Stadt mit den umliegenden Ländern ganz unterbrach.
Der neue Gouverneur, Herzog vonEpernon, welcher in Metz
einen prächtigen Hofhalt errichtete, änderte an dem Verhältnisse
zwischen Katholiken und Protestanten nichts, aber unter seinem
Nachfolger gewann wieder die ganze Härte gegen die Protestanten
die Oberhand und es wurden deren 87 aus den öffentlichen Aem-
tern entfernt, worunter 6 aus den Dreissigern, 8 Echevins und
230 II- Topographie.
18 Amaus, auch die Prediger aus Montoy getrieben. Nur der
Gottesdienst in Coureelies-Chaussy blieb geduldet. In dem darauf-
folgenden Keligionskampfe hatte sodann die Stadt sehr viel zu
leiden. Heinrieh von Bourbou drückte 1587 mit seiner kleinen
Armee das Land und im nächsten Jahre verheerte es Guise mit
seinen Truppen und der König selbst machte noch grosse Geld-
forderungen, obschon er seine Anhänger sonst überall von ihm ab-
fallen sah und ihm nur Metz treu blieb , freilich auch nur , Aveil
die Citadelle eine Zwingburg für die Stadt war und die Metzer
sich nicht mit Erfolg weigern konnten , den Sold der Soldaten aus
ihrer Tasche zu bezahlen. Die Metzer erhoben darüber die bitter-
sten Beschwerden. Am 15. März 1587 schrieben sie an den König,
es sei ihnen nichts übrig geblieben als unerträgliche Schulden,
der beste und grösste Theil der Bürger wandere aus, um den
Leiden und der Unterdrückung zu entgehen, und die Soldaten
seien genöthigt, von Haus zu Haus zu betteln. Am 15. Januar
schrieben sie ausdrücklich, die Unterdrückung und Gewaltthaten
der Soldaten seien barbarischer als je, anstatt belohnt zu werden,
empfange man eine unwürdige Behandlung, schlimmer wie Ver-
brecher, die Soldaten verführen gegen die Leute in ihren Häusern
wie gegen Rebellen, plagten sie grausamer wie die Türken und
doch habe man so oft schon die Treue und freigebige Aufopfe-
rung der Stadt erprobt. Der König antwortete nur, dass er selbst
ausser Stand sei, der Stadt die gute und günstige Behandlung zu
verschaffen, wie sie es verdiene.
Die Hoffnungen, welche die Protestanten von Metz auf den
neuen König Heinrich IV, setzten, erfüllten sich nicht, denn der-
selbe sagte alsbald den Katholiken zu, den bestehenden Zustand
zu erhalten. Dazu kam noch ein neuer Krieg desselben mit Loth-
ringen, welches ihn nicht anerkennen wollte und sofort in der
Nähe den Krieg eröffnete. Im Kampfe gegen die Lothringer ge-
wannen die Metzer im Februar 15f)0 Vortheile bei Bolchen und
nahmen Norroy-devant-les-Ponts, dessen Glocke sie nach Metz
entführten, auch zog der Herzog, welcher im Juli von Moulins
einen Handatreich gegen Metz unlernehuu'u wollte, niivcrrichloter
Sache wieder ab. Aber Metz litt dadurch unendlich und gcMiclii in
die schlimmste Lage, so dasa die Stadt den König bestürmte, dem
Krieg ein Knde zu machen. Sic erklärte ihm, diiss die armen
und verlassenen Bürger das Aeusserete anfgebdlen hätlen, um die
Oarniflon /u unterhalten, dass sie die unglatibliche Summe von
4<K>,()(K) Gulden schon darauf verwendeten, das Vermögen der
1. Stadtkreis Metz. 231
Stadt und die Abgaben aufgebraucht und sogar das Spital seiner
Fonds beraubt habe, so dass dem armen Volke nichts mehr übrig
bleibe als allein der gute Willen.
Solchem Andrängen gab der König endlich nach und schloss
Frieden mit Lothringen. Auch gewährte er den Protestanten einige
Vergünstigungen. Der neue Präsident Batilly und der General-
prokurator Peter Joly waren Protestanten, der König hob das
Verbot des evangelischen Gottesdienstes auf, die Protestanten wurden
wieder zu den Aemtern zugelassen und unter den Dreizehnern be-
fanden sich abermals acht Mitglieder derselben, aber auf das An-
dringen der Katholiken hielt der König in seinen weiteren Schritten
ein und seine unablässigen Geldforderungen an die Stadt erregten
sogar in derselben einen Aufruhr. Erst das Edikt von Nantes vom
April 1598 erlaubte den Protestanten auf der Insel Chambi^re eine
Kirche zu erbauen, auch erhielten sie die Erlaubniss ein Con-
sistorium zu errichten. Aber auf die Beendigung des Kriegs folgten
nur wieder neue Ausschreitungen des Militärs, das nicht bezahlt
wurde und sich daher Plünderungen, Erpressungen und andere
Gewaltthaten erlaubte. Dazu kam , dass der neue Königslieutenant
im Vertrauen auf die Dienste, die er dem Könige geleistet, die
Einwohner ungerecht und tyrannisch behandelte und selbst den
Generalprokurator Peter Joly und den Stadtschreiber Praillon ein-
stecken liess. Als der König von letzterem Vorgange hörte, Hess
er die beiden Angeschuldigten nach Paris kommen und ihre Sache
vor dem Parlamente verhandeln, das sie für gänzlich unschuldig
erklärte; auch sandte er den Herzog von Epernon nach Metz, um
die Bürger mit Sobolles auszusöhnen. Diese brachten bei ihm
eine lange Reihe von Beschwerden vor, welche den Königslieute-
nant der Bedrückung, Beraubung der Bürger und Spitäler, unbe-
fugter Einmischung in die Attribute des Magistrats, vieler Insulten
und Freiheitsberaubungen der Bürger und Unterstützung der Aus-
schreitungen der Soldaten ziehen. Als Sobolles auch auf Epernons
Vermittlung nicht einlenken wollte und die Bürger mit einer Be-
lagerung der Citadelle drohten, entschloss sich endlich der König
Ende Januar 1603 selbst nach Metz zu kommen, hatte mit beiden
Sobolles zu Mouliiis eine lange Unterredung und kam endlich nach
Metz, wo er sehr feierlich empfangen wurde. Im März wurden
nun die Sobolles entlassen und dem Könige schien es überhaupt in
der Stadt zu gefallen. Von da ging er nach Nancy, um mit dem
Herzoge von Lothringen einen Vertrag zu schliessen, auch kam er
noch zweimale, 1G04 und 1606, nach Metz, wo er ein Paria-
232 ^'' Topographie.
ment zu errichten gedachte. Aber seine Ermordung verhinderte
ihn, weiter etwas für die Stadt zu thun, welche ihm ungemein
zugethan war und seinen Tod sehr beklagte.
Auch unter seinem Nachfolger Ludwig XIII. genoss Metz
mehrere Jahre iiindurch Ruhe und auch die Protestanten übten
ihren Kultus ungehindert aus und erhielten sogar eine Anzahl
Aemter. Nur verbot ihnen ein P^dikt des Königs Versammlungen
zu halten, ohne seine besondere Erlaubniss. Die Metzer redigirten
um diese Zeit auch ihr Gesetzbuch fCoutumesJ. Aber bald darauf
brachte der Herzog von Epernon die Stadt wieder in Aufregung.
Beim Könige in Ungnade gefallen und auf sein Gouvernement Metz
zurückkehrend behandelte er die Einwohner sehr übel und heftig,
so dass der König einen Kequetenmeister senden musste, um seinen
Ausschreitungen Einhalt zu thun. Epernon setzte sich sodann mit
der nach Blois verwiesenen Königin in Verbindung, welcher er
zur Befreiung verhalf. Aber die Metzer traten seinem Stellvertreter
entgegen, welcher ihm treue Truppen in die Stadt zog, und da
die Metzer entschieden zum Könige hielten, so Hess Valette sogar
die Truppen aus der Citadelle in die Sttidt einrücken und Kanonen
auffahren. Aber da inzwischen der König den Herzog von Nevers
mit Truppen nach Metz sandte, so musste Valette nachgeben und
den entwaffneten Bürgern die Waffen wieder ausliefern. Doch
kehrte die Ruhe erst im Juni wieder vollständig zurück.
Während des französischen Bürger- und Religionskriegs be-
liielt Metz ziemlich Ruhe und nur der Zug des Grafen von Mans-
feld bis nach Corny und Jouy drückte das Land und schien selbst
Metz bedrohen zu wollen ; aber er zog bald darauf wieder ab.
Im Jahr lt)2'2. nahm Valette den Protestanten einige Aemler und
entwaffnete sie und fortwährend sah man durch das Land fran-
zösische und deutsche Truppen ziehen und auch die Armee ver-
stärkt, was die Kosten der Stadt vermehrte und neue Ausschrei-
tungen veranlasste. Dazu kam die Pest, welche 1()'2.'} — '25 wüthete
und *{00() Metzer hinraffte und sogar K)'29 wieder kam, jedoch nur
120 Personen in drei Monaten den Tod brachte; man hatte wäh-
rend dieser Zeit auf der Insel Chanibit^e ein besonderes Spital er-
richtet und die Tliore abgesperrt. Dazu kamen noch zwei Jahre
.Missernte und in Folge dessen eine grosse Theuerimg.
Zur Zeit des dreissigjührigrn Kriegs snh Lothringen die heidcr-
seitigeii Heere mehrmals da« Land durelizichen, aber Metz selbst
wurde nicht bedroht. Im Jahre HÜVl kam sogar dir König nach
Metz, um dem an den Hhein verlegten Kricgsscluuiplnl/. inSher zu
1. Stadtkreis Metz, 233
sein und er verblieb daselbst vom Deeember 1630 bis zum 9. Fe-
bruar des nächsten Jahrs und M'urde ebenso feierlieh empfangen,
wie sein Vater. Im Jahre 1633 errichtete er sodann zu Metz ein
Parlament für die Provinz der drei Bisthümer, was übrigens die
3Ietzer nicht gern sahen, weil damit der Rest ihrer alten Frei-
heiten fiel, die doch auch dieser König zu gewährleisten verspro-
chen hatte. Der König bestand aber auf der lange vorbereiteten
Einrichtung, weil sie Metz ganz den übrigen Städten Frankreichs
gleichstellte und um zugleich Deutschland zu zeigen, dass er
nicht mehr auf die Stadt verzichten werde. Die zahlreichen Vor-
stellungen der Metzer gegen die Errichtung des Parlaments, die
übrigens auch noch auf der Furcht beruhten, dass sie nun auch
noch die vielen neuen Beamten würden bezahlen müssen, hatten
keinen Erfolg und so hörte am 15. Januar 1633 auch die Rechts-
pflege des Magistrats auf. Von allen grossen Erinnerungen an
die alte Zeit verblieb nur noch der Namen des Maitre-echevin,
was aber auch nur ein Namen war, da dies Amt einen ganz an-
deren Charakter erhalten hatte. Im Jahre 1634 wurde dann auch
die Gerichtsbarkeit der Dreizehner aufgehoben und als erste Instanz
das Amt oder die Baillage errichtet. Die städtische Verwaltung
besorgte ein Maire mit zehn dch^vins, wozu die Pfarrgemeinden
eine Anzahl Personen dem Gouverneur zur Auswahl vorzuschlagen
hatten. Was die Befürchtungen der Metzer wegen der Erhöhung
der Abgaben durch das Parlament betrifft, so haben sie auch nicht
Unrecht gehabt; schon im September wurde dafür eine neue Ab-
gabe auf das Salz gelegt, deren Erhebung Anfangs den Metzern
auch noch beschwerlich fiel. Die Thätigkeit des Parlaments er-
regte übrigens schon im Anfange viele Bedenken, denn es erliess
einige strenge Verurtheilungen zu den schwersten Strafen, deren
Gerechtigkeit sehr zu bezweifeln war. Es wurden nämlich mehrere
Leute, die angeklagt wurden, die Absicht gehabt zu haben, den
Kardinal Richelieu zu ermorden, zum Tode verurtheilt, obsehon
blos die Tortur die gewünschten Geständnisse herbeigeführt hatte.
Das Jahr 1634 führte mehrmals die kriegführenden Armeen
in das Land und die Schweden kamen sogar im Deeember nach
Chatel-Saint-Germaiu und Gorze, wodurch das Land hart mitge-
nommen wurde und sich viele Leute in die Wälder und benach-
barten Länder flüchten mussten. Es war Alles verheert und öde,
ganze Dörfer verlassen, kein Pferd mehr zu finden und die Stadt
Metz sah sich genölhigt, die vielen Armen und Kranken zu er-
iialten, die in sie flüchteten. Dazu kam noch eine Zwistigkeit
234 II. Topographie.
zwischen dem Parlament und dem Gouverneur, welcher das Parla-
ment überhaupt nicht gerne sah. Der Letztere veranlasste sodann
den König am 10. Mai 1636 die Verlegung des Parlaments nach
Toul zu befehlen, was als Strafakt galt. Nach anfänglichem
Weigern ging es endlich im April 1637 nach Toul. Während
nun in Metz so ziemlich jeder Religionskultus noch viele Freiheit
hatte, sah die Stadt die Truppen des Marquis von Feuqui^res zur
Belagerung von Diedeuhofen ziehen und nach deren schweren
Niederlagen den Ueberrest und die Verwundeten sich in ihre
Mauern retten. ' Nachher zog sich der Krieg jedoch \neder aus
dem Lande.
Als nun Metz suchte seine Wunden wieder zu heilen, wollte
der König 1641 wieder eine neue Auflage auf den Wein legen,
wogegen die Metzer energisch protestirten , aber der König nahm
das Edikt erst wieder zurück, als die Bauern die Commissäre,
welche die Steuer einrichten sollten, bei der Durchreise durch
Jouy mit Steinen und Gewehrschüssen empfingen und sie ver-
jagten. Die Regierung des Königs selbst nahte jedoch ihrem Ende;
nachdem der Kardinal im December 1642 gestorben war und den
Kardinal Ma zarin zum Nachfolger hatte, starb auch Ludwig XIIL
am 14. Mai 1643 und es folgte auf ihn Ludwig XIV., der so viel
Unheil über Frankreich brachte. Die Metzer waren so kindisch,
von ihm ihre Freiheiten und Rechte bestätigen zu lassen, von
welchen doch nichts mehr bestand. Unter dem neuen Könige ver-
mehrte sich der Druck durch Abgaben und Lasten noch stärker
und als die Metzer sich weigerten, den Anforderungen des Inten-
danten zu genügen, erklärte ihnen der Gouverneur von Lothringen,
er würde sie durch das Militär dazu zwingen. Darüber drohte
ein Aufruhr auszubrechen und das Volk Hess auch seinen Groll
an einem verhafteten und verdächtigen Fremden ans, den Herr
von Serignan, ein Oberbeamter, wieder freigelassen hatte. Das
Elend dauerte überhaupt bis zum westphälischen Frieden, 1648,
welcher die endgültige Abtretung von Metz an Frankreich brachte.
Auf den Frieden folgte der Bürgerkrieg der Fronde und der
Krieg in den Niederlanden, aber sie berührten Metz nur von ferne.
Als der letztere sich bis nach M(uitmc(ly zog, das 1(557 genonunen
wurde, kam der König selbst am 18. September nach Metz mit
der Kr»nigin, «einer Mutter, dem Her/oge von Anjou und dem
Mininlcr Mazarin nebst grossem Gefolge und wurde am Thore des
l'ont-d('H-M(irtH feierlich empfangen, l^'r sah hier verschiedene (irosaen
und (»enrindte und reiste erst am '11. October wieder ab. Das
1. Stadtkreis Metz. 235
Parlament, welches seine Zurückkehr von Toul dringend erbat,
durfte auch am 1. December des nächsten Jahrs sich wieder in
Metz niederlassen, nachdem es mehr als zwanzig Jahre lang in der
Verbannung gewesen war. Neue Streitigkeiten desselben mit der
Militärbehörde Hessen übrigens auch jetzt nur zwei Jahre auf sich
warten, und begannen wegen einer einfachen Etiquettefrage. Das
Interesse daran verschwand aber unter den Unordnungen, welche
das Militär erregte. Endlich brachte der 19. Februar 1660 auch
den Pjrenäischen Frieden, der in Metz zu verschiedenen Festlich-
keiten Veranlassung gab. Die gerechten Ansprüche der Metzer auf
Entschädigung für so vielen Schaden blieben aber unberücksichtigt.
Ja unter dem neuen Minister Colbert wurde Metz sogar noch mehr
belastet, indem die Stadt für eine jährliche Abgabe von 27,000 Livres
abgeschätzt wurde, wogegen sie sich vergebens sträubte. Die Aus-
dehnung des Parlaments von Metz auch auf das Elsass und bis
nach Sedan konnte dafür keine Entschädigung gewähren.
Hald begann die Verfolgung der Protestanten aufs Neue. Auf
Anregung eines Jesuiten wurde am Ende des Jahrs 1662 befohlen,
dass die Protestanten nur vier Geistliche haben und ihre Leichen-
begängnisse nur gegen Sonnenuntergang und von nicht mehr als
25 — 30 Personen gefolgt abhalten dürften. Im nächsten Jahre
wurde sogar die protestantische Kirche auf der Insel Chambi^re
abgerissen und' durfte bloss im Retranchement Guise wieder auf-
gebaut werden, wozu ihr berühmter Pfarrer Paul Ferry am 11. Juli
1663 den Grundstein legte.
Im Jahre 1667 begann der König den Krieg zur Erwerbung
von Flandern und eine starke Armee wurde nach dem Osten ge-
schickt, um den nach den Niederlanden bestimmten deutschen
Truppen entgegen zu treten. Metz kam darüber in arge Bewe-
gung, griff zu den Waffen und besefzte die Thore und aus Furcht
vor einem Ueberfalle flüchteten aus der Umgegend die Bewohner
nach Metz. Dieselben Truppenanhäufungen veranlasste im näch-
sten Jahre der Krieg in der Franche-Comte und 1670 jener in
Lothringen, aus welchem die Gefangenen und Trophäen nach Metz
geschickt wurden. Dieser letzte Krieg mit der Niederlage von
Lothringen belebte übrigens den Handel von Metz mit diesem Lande
wieder. Aber in der weiten Umgegend setzten sich die Folgen
der vielen Kriege fort und herrschte grosse Armuth. Im nächsten
Jahre kam die Prinzessin Charlotte Elisabeth von der Pfalz auf
der Reise zu ihrer Verheirathung mit dem Herzoge von Orleans
durch Metz und in der Kathedrale trat sie zur katholischen Re-
236 II- Topographie.
ligion über. Im Jahre 1672 veranlasste der Krieg gegen Holland
die Bildung eines Lagers bei Sierck, dessen Fieberkranke in Metz
verpflegt wurden und daselbst diese Krankheit verbreiteten, und
im Juli 1673 kam auch der König nach Metz und bedankte sich
bei den Bewohnern, weil sie ihn so feierlich empfingen, damit,
dass er die Auflage auf Getreide von 6 auf 4 Sous herabsetzte.
Das Jahr 1674 führte zum Kriege mit Deutschland und den-
selben in grössere Nähe. Es wurden daher bedeutende Arbeiten
an den Festungswerken von Metz unternomnien, woran täglich
an tausend Bauern arbeiten mussten und wenn auch die Metzer
den Sieg bei Sinsheim feierten, so fielen doch die Luxemburger
bis Avancy ins Land und verheerten viele Orte. Täglich er-
folgten Truppendurchzüge und neue Auflagen auf Tabak und
Zinn wurden ausgeschrieben. Auf die Freude über den Sieg folgte
aber alsbald die Trauer über die üebergabe von Trier und die
Flucht der französischen Armee, die sich erst in Metz wieder ge-
sammelt hatte. Wegen dieser Üebergabe erfolgte eine harte Be-
strafung der Soldaten und OfTiciere und die Stadt musste nachher
auch die elend und verwundet ankommenden Soldaten verpflegen.
Die Kaiserlichen zogen von Trier nicht gegen Metz, dagegen
wälzte sich der Krieg gegen das Elsass bis der Winter ihm Still-
stand gebot. Im nächsten April gedachte der Herzog von Loth-
ringen zwar gegen Metz vorzurücken, aber er wandte sich nach
der Saar und nahm das Schloss Ancerville im Metzer Gebiet. Im
Juni besetzte er Nomeny, zog aber beim Herannahen des Mar-
schalls Cr^qui über die Seille, worauf der Marschall bis St. Julien
und Woippy vorrückte und dann den Herzog von Lothringen ver-
anlasste nach dem Elsasse zurückzugehen. Auch im nächsten
Jahre währte noch der Krieg fort und der König kam im Februar
nach Metz; der Krieg wurde aber endlich am 5. Februar 1()7!>
durch den Frieden von Nimwegen beschlossen. Die Metzer, welchen
im Jahre zuvor ein Mitbürger de Givry zum Lieulenanl gegeben
worden war, feierten den Frieden sehr festlich und als sie dem
Kr»Dige ihre Beschwerden und die Bitte um Hülfe vortrugen, ge-
währte er ihnen nur die ärmliche Summe von IKMIO Livrcs, die sie
unter die Armen vertlicilen licsstüi, deren es bei ihnen nur in zu
zahlreicher Menge gab. Während aber daa Land schwer seufzte
und verarmte, entfiillcte der KJWiig selbst die üppigste Verachwon-
(lung an seinem Hofe und sog dadurch seine l'nlertlianen nur noch
mehr aus. Sein Ehrgeiz Hess ihn auch bald den Ruth eines Mit-
gliedes de« Metzer rarinmcnts Namens Havnulx iiufgreifcii. Alles,
1. Stadtkreis Metz. 237
was einst zu den Bisthümern gehört hatte, für Frankreich zurück
zu fordern und so setzte er am 23. Oetober in Metz die soge-
nannte Reunionskammer ein, welche die lächerlichsten Anforde-
rungen erhob und Veranlassung wurde, dass der König Ende 1679
eine grosse Anzahl Truppen zu Metz zusammenzog, welche die
französischen Ansprüche gewaltsam durchsetzen sollten. Um diese
Zeit wurde auch Strassburg durch Verrath unterworfen und der
König, welcher im Oetober dahingegangen war, besuchte am 2. No-
vember 1681 auch Metz wieder.
Während nun nach aussen PVieden herrschte, nahm Lud-
wig XIV. die Religionsverfolgung wieder auf. Schon 1679 war den
protestantischen Grundherren der Diözese Metz verboten worden,
Leute ihres Glaubens als Maire, Procurator und Syndikus anzu-
stellen^ 1680 verbot er allen anderen ausser Katholiken irgend eine
Entbindung vorzunehmen, im nächsten Jahre wurde den pro-
testantischen Kindern schon vom siebenten Jahre an erlaubt katho-
lisch zu werden und doch den Unterhalt durch ihre Eltern anzu-
sprechen; man entriss den Protestanten ihre Kinder und wollte
ihnen selbst ihre Todten enfreissen und es wurde sogar den könig-
lichen Richtern und den Geistlichen gestattet, in die Häuser
kranker Protestanten zu gehen und sie zu befragen, in M^elcher
Religion sie sterben wollten. Das Parlament widersetzte sich
zwar dieser Massregel, aber es half nicht viel und man nahm den
Protestanten sogar das Recht das Amt eines Echevin zu begleiten.
In Folge dessen verliessen daher die Protestanten in Menge das
Land und Metz selbst verlor sehr viele Einwohner, ungeachtet man
ihnen verbot, das Land zu verlassen. Endlich erfolgte am 22. Oeto-
ber 1685 die Aufliebung des Edikts von Nantes, aber die römische
Geistlichkeit hatte so viel Eile damit, dass sie in Metz sogar schon
am 20. Oetober, also zwei Tage vor ihrem Datum, verkündigt
wurde. Es folgten nun die Zerstörung der Kirchen und die Dra-
gonaden, welche die Protestanten mit Plünderung, Qualen und
Mord heimsuchten, um ihre Bekehrung zu erzwingen und zu be-
schleunigen und die Güter der Protestanten wurden confiscirt.
Schon am Tage der Verkündigung des Erlasses wurde die Kirche
in Metz zerstört, und die vier Geistlichen verliessen mit ihren Fa-
milien die Stadt. Aber ihnen folgte die Hälfte der ganzen Ein-
wohnerschaft, die besten und reichsten Familien, allein über 3500
gingen nach Berlin, andere nach anderen Theilen Deutschlands
und dadurch sank für immer, die letzte Blüthe von Metz, das sich
von diesem Schlage nicht mehr erholen konnte. Von den Pro-
238 ^^" Topographie.
testanten blieben nur etwa 1700 in der Stadt und Umgegend, aber
auch diese mussten sieh im Verborgenen halten, denn die Ver-
folguugssucht ging so weit, dass ein achtzigjähriger Greis, der zu
dieser Zeit katholisch wurde und im nächsten Jahre in seiner
letzten Krankheit in dem protestantischen Glauben sterben wollte,
nach seinem Tode auf Befehl des Parlaments dem Scharfrichter
übergeben und von diesem auf einer Ochsenhaut durch die Strassen
der Stadt geschleift wurde.
Die nachfolgende Zeit war für die Stadt eine sehr traurige, denn
die Regierung von Ludwig XIV. ftihrte fast unablässig Krieg und
die Staatskasse war immer leer, wesshalb alle möglichen Auswege
ergriffen wurden, um sie wieder zu füllen. Es wurde daher auch
die Käuflichkeit gewisser Aemter eingeführt und zwar zuerst bei
den SJairien der grösseren Städte. Am 20. December 1692 wurde
Peter Derissant als solcher in Metz gegen Bezahlung von 100,(XX)
Livres eingesetzt und es verstand sich von selbst, dass ein solcher
Amtsinhaber diese Summe mit reichlichen Zinsen aus dem Amte
wieder herauszuschlagen suchte. Während der nächsten Kriege
war Metz immer stark durch Militär besetzt und machte dieses be-
deutende Requisitionen. Der französische Mordbrennerkrieg bis
1697 lastete desshalb auch auf Metz schwer, denn die Armeen
machten grossen Aufwand. Der Frieden von R^swick hob die
Beschlüsse der Metzer Reunionskammern wieder auf, aber schon
im Jahre 1701 verlangte der drohende Krieg wegen der spanischen
Nachfolge wieder neue Opfer, denn e« wurde stark gerüstet und
in Metz viel Getreide aufgehäuft. Während in Deutschland ge-
kämpft wurde, war aber das Militär in Metz ziemlich undisciplinirt
geworden und es kostete Mühe, es wieder streng in Ordnung zu
halten. Als nun für die Franzosen die Schlacht bei llochstädt ver-
loren gegangen war, befürchtete man sogar einen Einfall im Elsass
und es erschien selbst Metz bedroht. Aber die Gefahr ging vor-
über, wie auch 1707 und es kam nach längeren Verhandlungen
endlich 1712 der Frieden von Utrecht zu Stande. Drei Jahre
darauf starb Ludwig XIV. und das ganze Land athmete auf, als
es endlich von diesem Manne befreit war, der Frankreich in jeder
Hinsicht dem Ruin entgegengeführt hatte.
Es hätte nun eines tüchtigen Regenten bedurft, um dem Laude
wieder aufzuhelfen und den .Iiimincr der langen Regierungszeit
Ludwigs XIV. vergessen zu umchen; itl»er Ludwig XV. war der
Mann nicht dazu. Er hob jedoch die Stuatsümter des Maire und
der Fkihevins auf und gab der Stadt das Recht des Vorschlags
1. Stadtkreis Metz. 239
dafür; als aber Louis Lan§on zum Echevin gewählt wurde und
die Stadt die beireffende Kaufsumme nicht bezahlen konnte, so
musste er nach sechs Monaten sein Amt wieder niederlegen. Als
die abwechselnden Maires 1703 starben, wollte Niemand auf ihr
Amt Anspruch machen und so fiel es an die Stadt zurück und
-wurde an Franz Lefevre gegeben. Aber der König zwang bald
aufs Neue, das Amt durch Kauf zu erwerben und so war auch
das Versprechen von 1717 wieder zu nichts geworden. Für Metz
war es in dieser Zeit gut, dass daselbst ein Bischof, Heinrich
Carl Herzog von Coislin, sass, der reich war und seine Einkünfte
zu wohlthätigen Zwecken in der Stadt verwendete. Er hat manche
gute Einrichtung gegründet, Verbesserungen und Verschönerungen
veranlasst und 1726 — 28 auch die nach ihm benannte Kaserne an
der Seille erbaut, damit dadurch die Stadt weniger mit Einquartie-
rung belastet werde. Auch der Gouverneur Marschall von Belleisle
wirkte in gleicher Richtung und hat wenigstens für Metz sich
manche Verdienste verschafft, obschon er oft zu gewaltsam mit
seinen Verschönerungen verfuhr, manches Bauwerk durch styl-
Avidrige Restaurationen und Anbauten verunstalten »-Hess und der
Stadt 1731 — 55 nicht weniger als" 1,783,089 Livres Kosten verur-
sachte, so dass dieselbe dadurch in sehr traurige Lage kam und
nicht wusste, wie sie diese Summen decken sollte, zumal viele
Privilegirte zu den Abgaben beizutragen sich weigerten und dess-
halb ein Process von 1718 bis 1752 dauerte. Eine Abwechslung in
der Stille brachte 1725 die Durchreise der Tochter des Königs
Stanislaus Leczinski von Polen, welche den König Ludwig XV.
lieirathete. Sie wurde ungemein feierlich, in fast orientalischer
Weise empfangen und bewirthet und verweilte zwei Tage in Metz.
Ebenso übertrieben beging man 1729 das Fest der Geburt eines
Thronerben. Der Krieg wegen Polen in den Jahren 1734—35 be-
rührte Metz blos durch Truppenansammlungen und Durchzüge,
aber bedrohlicher schien der Krieg wegen der österreichischen Erb-
folge zu werden , zumal auch zwei Missjahre eine erhebliche Theue-
rung gebracht hatten. König Stanislaus hatte Nancy am 10. Juli
1744 vor dem Feinde verlassen und verweilte 22 Tage in Metz,
Ludwig XV. selbst kam aber am 4. August und wurde glänzend
empfangen. Aber er konnte sich nicht an die Spitze seines Heers
stellen, denn er erkrankte plötzlich am 8. August in Folge von
übermässigem Gebrauche starker Liqueure und vieler Ausschwei-
fungen, so dass er das Faulfieber bekam und Alles um sein Leben
besorgt wurde. Von allen Seiten gerieth man darüber in Bestür-
240 ^^' Topographie.
zung, es wurden zu seiner Rettung Messen gelesen, Gebete ge-
halten und die Geistlichen kamen nicht aus der Kirche. Da er
seine Maitresse bei sich hatte und dem Tode nahe schien, da
schritt endlich der Herzog von Chartres ein, um diesem Scandal
ein Ende zu machen, verlangte die Entlassung der Maitresse, in-
dem er dem König seine wahre Lage mittheilte, erhielt dieselbe
und Hess auch die Königin kommen, die am 17. eintraf, aber
nachdem schon zwei Tage zuvor eine Wendung zum Bessern in
der Krankheit eingetreten war. Die Wiedergenesung des Königs,
dem man den Beinamen der Vielgeliebte gab, wurde mit ebenso
grosser orientalischer Ueberspanntheit gefeiert und der König reiste
am 29. September zur Armee, nachdem er in höchst schmutziger
Weise die Umgebung für ihren Eifer belohnt hatte. Von da au
kehrte der Frieden bald wieder zurück, aber 1753 trat eine arge
Missernte ein und die drei Stände mussten ein Anlehen von 300,000
Livres machen, um Getreide im Auslande anzukaufen. Der Bischof
St. Simon gab auch 30,000 Livres dazu, aber sonst rief er in Metz
vielen Aerger hervor, denn er war streit- und proeesssüchtig und
die Händel endigten erst 1760 mit seinem Tode. Auch der sieben-
jährige Krieg ging an Metz ohne weitere Ereignisse vorüber, aber
die Wirlhschaft in Frankreich in Folge des ausschweifenden, lieder-
lichen Lebens des Königs, die langandauernde Hurenwirthschaft am
Hofe und die von den Steuerpächtern künstlich erhaltene Theue-
rung stürzten Frankreich in tiefes Elend. In den Jahren 1770 und
1771 verbot das Parlament die Getreideausfuhr und es mussten
grosse Magazine angelegt werden, aus welchen an die Stadt und
die Dr)rfor 1,200,(XX) Plund Brod abgegeben wurden, um sie an
die Bedürftigen zu vertheiien. Dazu kam, dass die Regierung mit
den Parlamenten in Zwist kam und gegen diese einschritt. So
wurde auch am 2L October 1771 das Parlament von Metz aufge-
löst und zwar gerade zu einer Zeit, wo man seine traurigen An-
fänge vergass und es die Achtung des Volks zu gewinnen begann.
Endlich starb denn auch Ludwig XV. am 10. Mai 1774, vom ganzen
Lande venvünscht und in seinem Tode noch verhöhnt und entehrt.
Mit vieler Hollnung begrüssten die Metzer den neuen Kimig
Ludwig XVL und den Bemühungen der Metzer Abgesandten
Röderer und Emmery unter Mithülfe des neuen Gouverneurs Broglie
gclanß es endlich im S('j)temlier 1775 die Wiedorherstcllung des
Fnriument« von ihm zu erwirlu'ii, was auch wieder in übertrie-
bener Weise durch Festliciikeiten gefeiert wurde. Die Stadt,
welche doch des Geldes nicht zu viel halte, gab hundert Greisen
1. Stadtkreis Metz. 241
auf dem Platze St. Jacques (jetzigem Platze Austerlitz) ein Essen
mit Huhn, Reis, Brod und Wein und Abends fand Illumination
und Feuerwerk statt. Aber schon damals regten sich die Ideen
der Neuzeit, welche im Parlamente nur die Wiederherstellung des
alten Privilegienwesens erkannten und auf dessen Abschaffung hin-
wirkten. Der Traum von allgemeiner Freiheit und Gleichheit ver-
breitete sich immer mehr und selbst die sonst sehr unschuldigen
Affiches des Eveche's et de Lorraine, die gar kein politisches Blatt
waren, brachten Einsendungen und Mittheilungen in demselben
Sinne. Dies war im Jahr 1779. Die Regierung unterdrückte nach
mehrmaligen Einsendungen dieser Art das Blatt, aber es erschien
doch bald wieder und verfolgte nur mit etwas grösserer Zurück-
haltung dieselben Ideen, welche immer mehr Verbreitung erhielten,
je trauriger die Lage durch die ungeheuren Schulden des Staats
wurde und man keinen Ausweg mehr kannte. Die Einberufung
der Notabein im Jahre 1787 wurde in Metz mit Begeisterung ver-
nommen, obschon deren Zusammensetzung noch nach den alten
Klassen bestimmt war und namentlich der Clerus und Adel darin
den vorwiegenden Einfluss besass. Während dessen war auch der
Herzog von Orleans nach Metz gekommen , wo man ihn mit vielen
Sympathien aufnahm und er mit seinen Anhängern Rücksprache
nahm.
Wie vorauszusehen, genügte diese Notablenversammlung der
Nation nicht und der König war genöthigt, endlich am 27. December
1788 die Erlaubniss zur Einberufung der Nationalversammlung zu
geben, was in ganz Frankreich mit Freuden aufgenommen wurde.
Die Metzer regten sich nun auch , um ihre Wünsche an den König
zu bringen und die Versammlung vom 17. März 1789 im Rath-
hause verlangte 1) Befreiung der Stadt von der Last, die oberen
Officiere zu logiren; 2) Vertheilung des Militäraufwands der Gränz-
städte auf das ganze Land; 3) Bekanntmachung der Stadtrech-
nungen und 4) Aufhebung der Freilehen im ganzen Land. Die
städtischen Beamten verzichteten zugleich zum Theil auf die Ein-
künfte, zum Theil auf die freie Wohnung. Für die Nationalver-
sammlung wurden sodann vier Vertreter des Adels, vier des Clerus
und vier nebst vier Ersatzmännern des dritten Stands gewählt,
wozu die Stadt im December 1788 das Recht erhalten hatte, als
alte freie Reichsstadt noch einen besonderen Vertreter zu senden.
An den König und den Minister Necker sandte die Stadt einzelne
Dankschreiben.
Während in Paris die Bastille erstürmt wurde und es unruhig
Huhn, Deutsch -Lothringen. 1()
242 II. Topographie.
hei^ing, verhielt sieh Metz ziemlich ruhig, zumal die Linientruppen
unter Herrn von Bouille hauptsächlich aus Schweizern bestanden
und königlich gesinnt Avaren, und Bouille bat sogar den König,
sich nach Metz zurückzuziehen, bis wieder Ordnung herrsche.
Nach Aufliebung der Privilegien der Provinzen und Städte erfolgte
im Februar 1790 die Eintheilung des Landes in 90 Departements,
die man nach Bergen oder Flüssen benannte, um die Erinnerung
an die früheren Verhältnisse zu verwischen, sowie in Arrondisse-
ments und Kantone, und in Metz wurde der Gemeinderath geän-
dert und mit 20 Adeligen, 20 Geistlichen und 40 Mitgliedern des
dritten Standes besetzt. Es wurde hier auch eine Nationalgarde
errichtet, wozu übrigens schon früher ein Anfang vorhanden ge-
wesen war , aber es entstanden alsbald Reibiuigen zwischen ihr
und der Bürgerschaft und die Verhältnisse des Landes wie das
Gebahren des Pöbels veranlassten eine erhebliche Auswanderung
der Vornehmen. Nach vereinzelten Soldatenemeuten gab es auch
in Metz eine Revolte, indem das Volk und selbst Militär sich
gegen den verhassten Intendanten Depont erhob, dem eine Frau
aus dem Volke, bekannt als la grande Mayollc , schon einen Strick
um den Hals geschlungen hatte, als das Militär ihn befreite. Die
Metzer Garnison und Nationalgarde hielt sich dann aber tapfer,
als sie nach Nancy zogen und die dortigen revolutionären Regi-
menter bezwangen.
Nun folgte der p]inzug und Verkauf der Güter des Clerus
und der Emigranten, wogegen alle Protestationen nichts halfen.
Die Klöster und Abteien in Metz verloren dadurch ihren Besitz
und bei deren Auihebung ging sogar Vieles von ihren Schätzen,
Büchern und Manuscripten verloren. Als man 1791 den Priestern
den Eid abverlangte, wurden viele Eidesverweigerer entlassen und
sogar eingesperrt, der Metzer Hischof Monlmorency begab sich
nach Trier und später nach Altona und der Pfarrer Franyois von
Künigsmachern wurde zu seinem Nachfolger ernannt. Bei der Um-
gestaltung der Justizpflege erhielt Metz ein Civiltribunnl luid fünf
Friedenegerichte , sowie ein Handelsgericht und auch die Stelle des
Maitre 6chevin, weiche Bürger Maujeau seit 1783 bekleidete, ging
ein. Bald darauf verlor die Stjult den Connnandanten Bouille und
seine Regimenter, nachdem dieselben die Flucht des Kiuiigs unter-
stützt hatten; ersterer musste tliehen, letztere wurden verlegt und
um eine Wiederholung des Fluchtversuchs zu vereiteln, drohten
die Metzer sogar die (.'itadelle zu zerstitreii.
Nach Abfassung der Constitution wurde dieselbe feierlich in
1. Stadtkreis Metz. 243
Metz proklamirt, die Neuwahlen fielen aber schon mehr im Sinne
der Radikalen aus. Die drohende Einmischung der deutschen
Fürsten veranlasste die Regierung zu kriegerischen Vorbereitungen
und Kriegsminister Narbonne inspicirte zu Ende 1791 auch Metz
und leitete die Bildung von zwei Bataillonen garde nationale se'den-
laire ein, doch kam die zweite Legion erst 1792 zu Stande. In
diesem Jahre erregte das Unglück der Armee in den Niederlanden
das Volk und auch in Metz fiel der Abbe Fiquelmont als Opfer
der Volkswuth auf offener Strasse. Doch äusserte der Metzer
Pöbel sonst seine Leidenschaft mehr in Festlichkeiten, welche aus
der geringsten Veranlassung alle paar Tage stattfanden und denen
auch die besseren Bürger beiwohnen mussten aus Furcht, sonst
als Tyrannenknechte bezeichnet zu werden. Ueberhaupt wurde
die Leidenschaftlichkeit noch mehr gesteigert durch den Einmarsch
der Deutschen in die Champagne und hatte man die Festung Metz
dagegen in guten Vertheidigungszustand gebracht^ aber es Wieb für
sie keine Gefahr und die Garnison überfiel sogar mehrmals die
Etappen der Alliirten; die Befreiung von dieser Gefahr gab dann
natürlich wieder Gelegenheit zu neuen Festen ; aber in Frankreich
erhob sich um so mehr eine blutige Verfolgung aller Anhänger
des Königthums und die Guillotine kam in raschere Thätigkeit.
ßemerkenswerth aus dieser Zeit ist das Schreiben des Generalraths
des Moseldepartements an den Convent, worin er sich hart über
die Pariser Septembermorde aussprach; auch suchte in dieser Zeit
die Gemeindebehörde manches für die Stadt zu Ihun und begann
den Bau eines Schlachthauses. Nun folgten gegen den Winter
verschiedene vom Convent beschlossene Aenderungen , nämlich die
Entfernung aller Erinnerungen an die königliche Herrschaft und
den Adel, in Folge dessen man den Theaterplatz place de l'egalite^
den Rathhausplatz place de la loi, den Ludwigsplatz place de la
revolulion nannte, Strassen umtaufte, der Kathedrale den Namen
temple de la raison gab, alle alten Wappen an den Häusern zer-
schlug und der Bürger Tortebas auch die WappenbUcher und
Genealogien des Adels öffentlich verbrannte.
Der Sieg der Bergpartei über die Girondisten im National-
convente brachte auch in Metz die Aufstellung der Guillotine auf
dem Theaterplatz mit sich und sie hat auch hier ihre Dienste ge-
than, wenn auch nicht in dem ausgedehnten Masse wie sonst, wo-
gegen allerdings die Gefängnisse stets gefüllt waren. Es wurden
nun auch die Kirchen geschändet, ihres Schmucks beraubt und
der Metzer Pöbel beeilte sich , in der Abtei St. Arnould die Gräber
244: ^^- Topographie.
der Karolinger zu erbrechen und die Köpfe und Gebeine von der
Esplanade in die Mosel zu werfen, sowie die schönsten Denkmäler
zu zerstören. Eine wahre Tollheit des Volks offenbarte sodann
das Fest des acte conslilutionnel am 12. Juli 1793, wo nach Ver-
lesung der Verfassung eine Verbrüderung von Linientruppen, Na-
tionalgarde und Volk stattfand, die Soldaten die Waffen wegwarfen,
mit den Bürgersleuten in den Strassen herumtanzten, die Kaval-
leristen Quadrillen ritten, die Artillerie schoss und dazu alle Glocken
läuteten. Dazu folgten dann noch Gesänge und begeisterte Reden
voll Unsinn. Als Marat am nächsten Tage ermordet wurde, stei-
gerte dies die Wuth noch mehr, man stellte überall Marats Büste
auf und Pfarrer Dupleit niusste ihn in der Kirche St, Martin als
den edelsten der Menschen schildern. Als weitere Folge dieses
Schwindels verlangte am 8, August Abbe Gregoire, selbst Laureat,
die Aufhebung der Akademie als Verbreiterin aristokratischer Laster
und man konnte nicht umhin, ihm zu folgen.
Der Sturz Robespierres brachte auch in Metz seine eifrigsten
Anhänger Lajeunesse, Adam, Delattre, Huin u. A. ins Gefängniss
und entliess daraus viele und der Pöbel musste sich auch fügen,
weil er sah, dass seine Zeit vorüber war. Die Jakobiner-Clubs
wurden geschlossen , die Kirchen wieder dem Kultus zurückgegeben
und selbst Bischof Frangois kehrte aus der Haft zurück. Die
Stadt war aber inzwischen durch die Pöbel- und Assignatenwirlh-
schaft und die Kriegssteuern ziemlich herabgekommen, wesshalb
sie sich auch wegen der vielen Lasten in Paris beschwerte und
Verminderung der Garnison verlangte, weil die Festung ihre Wich-
tigkeit verloren habe. Die Regierung konnte aber nicht viel für
sie thun und eröffnete nur ITJKS die alte Münzstätte wieder zur
Prägung von Kupfermünzen. Erst die Errichtung des i'onsulats
und der Bank, der Code cicil, die Rückkehr der Emigrirten, das
Concordat und die Freigebung des Kultus waren im Stande, eine
Besserung der Verhältnisse wieder einzuleiten und zu befestigen.
Nach den verschiedenen Siegen Napoleons hatten schon zu Anfang
Ih04 die Behörden der Stadt ihn gebeten, die Regierung in seiner
Familie erblich zu machen, und als Napoleon am 18. Mai 1804
mit seiner Gemahlin .losephine, deren \'a(er früher lange Parla-
mentsrath in Metz gewesen war, den Kaiserthron bestieg, jubelte
ihm auch Metz zu. Daselbst fand in demselben .hihre die Errich-
tung dcH Lyceums statt, es wurde die Esplanade an Stelle der
c'ilt^eublleten t'itudelle errichtet, einige neue Strassen eröH'net und
TrottoirM ungelegt und bald darauf wurden die Plätze Je la loi
1. Stadtkreis Metz. 245
und St. Jacques in Place ?iapoleon und Austerlitz umgewandelt.
Der Kaiser selbst kam am 26, September 1806, als er den Krieg
gegen Preussen unternahm, nach Metz, wo der Maire ihn mit
einer bombastischen Rede empfing, worin er sagte, die Stadt habe
Karl dem Grossen und Heinrich IV. die Schlüssel überreicht, je-
doch sie Karl V. verweigert, aber darauf die passende kalte Ant-
wort Napoleons erhielt, er verlasse sich in unvorhergesehenen
Fällen doch lieber auf den Eifer und die Treue der Bürger, als
auf ihre Wälle. Am 25. Juli des nächsten Jahrs kam der Kaiser
wieder nach Metz und wurde feierlichst begrüsst, reiste aber sofort
weiter.
Unter seiner Regierung wurden die Juden emancipirt und er-
hielten auch in Metz eine bessere Stellung. Im Jahr 1809 wurden
in Metz drei Kohorten Nationalgarde gebildet und nach Belgien
geschickt und am 9. November 1810 kam der König von Sachsen
auf einige Tage nach Metz, das wieder die Verheirathung des
Kaisers mit Marie Louise und die Geburt des Königs von Rom
mit grossen Festlichkeiten feierte. Die Stadt wurde dafür mit Er-
richtung eines Gerichtshofs erster Instanz und Erhebung des Maires
Marchant zum Baron geehrt. Im Jahr 1812 kam der Kaiser am
It). Mai mit seiner Gemahlin nach Metz und hielt eine Revue ab,
im Juli 1812 und 1813 hielt sich dann die Kaiserin kurz daselbst
auf und am 8. November 1813 kam auch der Kaiser wieder durch
Metz, aber zum letztenmale, denn sein Stern war verblichen. Es
erfolgten nun ungemein starke Rüstungen und auch die Mosel-
dörfer stellten dem Kaiser verschiedene Reitertruppen, auch wurde
der Napoleonstag (15. August 1813) glänzender als je begangen;
aber bald lernte die Stadt nur zu sehr auch die Rückseite kennen,
denn alle Verwundeten von Leipzig wälzten sich auf elenden Karren
mit Stroh der Stadt zu und bald Mar sie mit Kranken überfüllt,
in Folge dessen sehr viele Leute der Stadt ebenfalls dem ausge-
brochenen Typhus erlagen. Von den Soldaten starben zu Metz
von December bis April 9000 Mann und oft 100 an einem Tage.
Bald wurde die Nationalgarde und auch ein Landsturm aufgeboten,
aber letzterer versagte um so mehr den Dienst, als die deutschen
Armeen sich der Gränze nahten. Die Festung Metz behielt nur
eine kleine Garnison, befand sich aber in gutem Vertheidigungs-
zustand und zum Glück nahmen die Alliirten von ihr wenig Notiz,
indem sie sie nur durch ein schwaches Corps cerniren Hessen. In
der Festung befehligte Graf Durutte, welcher mit Umsicht kom-
mandirte und jede Gelegenheit benützte, den Cernirungstruppen
246 II- Topographie.
durch einzelne Ueberfälle Sehaden zuzufügen, ohne aber seiner
Sache zu nützen, auch bis nach Diedenhofen, Saarlouis und Verdun
seine Streifzüge ausdehnte, ja sogar Anfangs April gegen Nancy
zog. Die Abdankung Napoleons machte diesem Zustand ein Ende
und der russische General Yussefowitsch befehligte sodann in Metz
und machte sich bei der Einwohnerschaft sogar sehr beliebt.
Bei Napoleons Fall zeigte sich die ganze Leichtfertigkeit der
Franzosen in ihrer politischen Gesinnung, denn derselbe Maire
Marchant, welcher sich vom Kaiser zum Baron hatte erheben
lassen, halte nun nicht genug ehrenrührige Ausdrücke für den-
selben und geberdete sich in kriechender Unterwürfigkeit vor dem
neuen Könige Ludwig XVIII., wie auch der Ludwigstag nun ebenso
jubelnd begangen wurde wie so eben erst der Napoleoustag; ja
bei der Anwesenheit des Herzogs von Berry am %1. — 29. Sep-
tember 1814 in Metz schien es, als habe man nie einen Kaiser
Napoleon gekannt. Aber als Napoleon am 17. März 1815 von
Elba zurückkehrte, wahrte es nur eine Woche, bis auch in Metz
Bürgerschaft und (iärnison sich wieder für ihn erklärte und an
ihn eine Deputation sandte, während der Präfekt heimlich abreiste.
Es nahm nun auch Metz rührig an der Mossenaushebung Theil, aber
trotz der furchtbarsten Rüstungen genügte doch der Ju-folg nicht
und auch die ganze Umgegend musste an den fortifikatovischen
Arbeiten von Metz Antheil nehmen. General I\Iiollis wurde Feslungs-
kommandant und leitete die Arbeiten, bis am 29. Juni deutsche
Truppen vor der Festung erschienen und sich dort als Beobach-
tungscorps stationirten. Nun machten die Fostungstruppeii auch
wieder erfolgreiche Ueberfälle auf das Cernirungscorj)s, bis ihnen
der russische Befehlshaber drohte, bei Wiederholung der Ausfälle
alle Ortschaften in der Umgegend niederzubrennen, worauf die
Russen nur noch von Longwy aus überfallen wurden, aber bald die
Feindseligkeiten aufliürten, als die Schlacht bei Waterloo und damit
das Kaiserthum endgültig für Napoleon verloren war.
Nun folgten friedliche Zeiten für iMctz, das im die Stelle der
Tricolore ebenso bereitwillig die weisse iMihne aufzog, worin aber
die grossen Parteien des Landes ebenfalls ihre Anhänger besassen.
Mit den preussischen Occupationstruppen der Umgegend stand die
fninzösiHche Garnison von Metz nicht zum Besten, aber es blieb
liei lUcliurlichcn Drohungen und der König von Preussen kam sogar
am 15. August 1817 auf der Heise von Diedenhofen nach Paris
auch nach Metz, wo er in der l'rüfektur abstieg. Konnte sich
Ludwig XVIII. k<'ine S;\ iii|.iilliM'n erwerben, ho war i-h l)ei Kml \.
1. Stadtkreis Metz. 247
noch weniger der Fall, zumal mit seinem reactionären , verhassten
Ministerium Villele, dem endlich 1828 der freisinnigere Graf Mar-
tignac folgte. Dieser vermochte den König zu einer Reise nach
den östlichen Landestheilen und auch am 3. — 5. September mit
dem Dauphin nach Metz, worauf die Akademie wieder ihren alten
Titel erhielt, allein der König bezog die Beliebtheit seines Ministers
auf sich selbst, entliess ihn wieder und berief sodann das krasse
Reactionsministerium Polignac, welches durch seine Ordonnanzen
vom 26. Juli 1830 die Revolution und die Vertreibung der Bour-
bonen herbeiführte. Der Präfekt von Metz, der nach Trier ver-
reist war, kehrte auf die Nachrieht davon zurück, musste sich
aber vor dem Hasse der Bevölkerung verbergen. Bei officiellem
Bekanntwerden der Pariser Nachrichten übernahm sofort der Baron
Älarchant die Geschäfte der Präfektur und Bouchotto die Mairie
und die Trikolore erschien wieder auf der Kathedrale an Stelle
der weissen Fahne. Nur die Linientruppen folgten nicht sofort
dem Beispiele, sondern warteten erst die Nachricht von der Ab-
dankung des Königs ab. Alsbald kamen auch die Metzer Zög-
linge der Pariser polytechnischen Schule, welche am Strassenkampfe
Theil genommen hatten, nach Metz und wurden mit Festen ge-
feiert, auch folgten nun wieder Reden und Paraden nach. Vorher
hatten (ibrigens die Soldaten des sechsten Artillerieregiments ihrem
Commandeure das Mobiliar zerschlagen und die Fahne wegge-
nommen.
Unter der Juliregierung bildete sich in Metz zunächst die
Presse ihre eigenen Parteien: Gazette de Metz et de Lorraine war
Organ der Legitimisten , ITndependant der Orleanisten und Courrier
de la Moselle kehrte sich gegen beide Parteien und diente also
den Republikanern und Napoleonisten zugleich. Neben den Aus-
schreitungen der Presse erschienen auch solche des Volks , wie
auch zu Metz im Mai 1831 gegen den Maire Chedeaux und einige
andere Beamte. Am 10. Juni kam Louis Philipp mit seinen Söhnen
nach Metz, wurde gut empfangen und es folgte eine Menge red-
nerischer Begvüssungen und Verdankungen, wobei der König z. ß.
dem Redner des Municipalraths, der ihm politischen Rath zu geben
und für die Polen zu sprechen begann, einfach erwidern musste,
den Magistrat gehe die Politik ganz und gar nichts an, und dem
Sprecher der Nationalgarde, der selbst erklärt hatte, nicht deren
Commandeur zu sein, musste der König erklären, dass die bewaff-
nete Macht nicht zum Deliberiren da sei, und er Hess ihn daher
auch mitten in seiner Rede stehen. Bald darauf brachten die An-
248 ^I- Topographie.
gelegenheiten Belgiens wieder mehr militärisches Leben nach Metz
und sodann verlangte das Herannahen der Cholera auch viele Vor-
sichtsmassregeln. Nach den Erhebungen und Kämpfen des Jahrs
1832 musste die Regierung die Zügel wieder etAvas mehr anziehen
und auch Metz brachte es damals zuerst zu Katzenmusiken und
am 5. und 6. Juni wegen der Erhöhung der Brodpreise sogar zu
einem Tumult gegen Getreidehändler und Bäcker, ^vobei die De-
molirungeu für 150,000 Frcs. Schaden verursachten und weder die
Nationalgarde noch die Truppen einschritten. Noch im Juni brach
dann auch die Cholera in Metz aus, die bis zur Mitte September
1805 Erkrankungen und 793 Todesfalle im Gefolge hatte und vor
deren Erscheinen sogar die Nationalgarde den Muth verlor und
ihren Dienst einstellte. Die nächsten Jahre zeigten in Metz nur
die schwachen Kegungen der politischen Parteien und einen unbe-
deutenden Tumult gegen den Bischof und den Maire Bompard,
auch gab es Störungen der Disciplin unter Nalionalgarde und
Militär, aber erst im Jahr 1834 brachen die bedeutenden Keibungen
zwischen dem Präfekten Baron Sers und dem Maire Bouchotte aus,
welche wenigstens dem Gange der Geschäfte nicht günstig waren.
Nach dem Attentate Fieschi's 1835 sandte auch die Stadt Metz ein
Beileidschreiben an den König.
Das Jahr 1836 brachte wieder mehrere fürstliche Besuche,
denn am 4. Mai kamen die Herzoge von Orleans und Nemours
auf ihrer Reise nach Deutschland auch nach Metz und im August
übernachtete daselbst auch König Ferdinand von Neapel, als er
sich nach Paris begab. Am 26. Mai des nächsten Jahrs wurde
aber die Braut des Herzogs von Orleans, Prinzessin Helene von
Mecklenburg, in Metz sehr feierlich empfangen und im August 1838
die Geburt des Grafen von Paris mit gewöhnlichem Jubel begrüsst.
Als um 2.3. — 28. September die Herzoge von Orleans und Nemours
zu Metz die Truppen und Nationalgarde inspicirten, zeigte sich
letztere so oppositionell, dass sie im December aufgelöst und
erwt 1840 wieder neu gebildet wurde. Dieselben Herzoge insj)icirten
Vinn 27. Juni bis 2. Juli wieder die Truppen von Metz und auch
jetzt erschien von der Nntionalgarde kaum der zehnte Thcil. Beim
'l'ode de» Herzogs von Orleans richtete übrigens der Magistrat
eine IteileidHudresse un den König. Ein Manöver bei Metz konnte
im Htrbst 1M3 nicht Htattlinden, weil der Herzog votj Monipeiisier
hchr erkrankte, und wurde daher erst im nächsten Jahre abgehalten,
wot)ei auch Belagerungsübungen stattfanden. Die nächsten Jahre
brachten Hodann 'Hieuerung in das Land, die Republikaner regten
1. Stadtkreis Metz. 249
sich besonders gegen den Wallfahrtsunfug und den Clerus, die
Jesuiten wurden schon 1S45 ausgewiesen, und es ward im ganzen
Lande ziemlich unruhig. Die Stadt Metz aber sah unter diesem
Könige ihren Wohlstand wieder wachsen, verschönerte sich und
auch einige Ausstellungen brachten in dieselbe viel rühriges Leben.
Ueberhaupt bildete die Zeit der orleanistischen Herrschaft einen
glücklichen Ruhepunkt für Metz, denn sie förderte Alles, was der
Stadt nur nützlich sein konnte, und begann besonders die lang-
ersehnten wichtigen Arbeiten für den Bau der Eisenbahnen nach
Nancy, Saarbrücken und Diedenhofeu, Die Stadt erbaute die
Hängebrücke über die Mosel und die Gemüsehalle, den Thurm auf
der Kathedrale und verbesserte die Schulen und auch sonst schienen
die Geschäfte und der Handel sich wieder heben zu wollen.
Aber Frankreich konnte nicht zu lange Ruhe halten, die
Parteien regten sich wieder mächtig und nun entstand die Be-
wegung wegen der Wahlreform, welche die Revolution vom
23. Februar 1848 hervorrief. Die erste Nachricht davon brachte
Metz bereits in Erregung und man brachte dem Präfekten Germeau
eine Katzenmusik, auch begannen die Soldaten wieder Unbilden.
Erst am 26. kam die Nachricht von Proclamirung der Republik
und nun erst wurde die Tricolore aufgezogen, eine Dankadresse
an das Pariser Volk erlassen und eine Sammlung für die Wittwen
und Waisen der Gefallenen eröffnet. Auch fand eine grosse Volks-
versammlung im Rathhause statt, wobei besonders die Militärärzte
und Kriegsschüler sich durch heftige Reden hervorthaten. Der
Divisionskommandant sah sich daher genöthigt, durch eine Procla-
mation besonders das Militär wieder zur Disciplin zurückzurufen.
Der Metzer Billaudel, welcher auf den Pariser Barrikaden gekämpft
hatte, traf nun von Paris ein und übernahm die Leitung der
Präfektur als Regierungskommissär, das Volk pflanzte sodann am
i). April auf dem Platze vor dem Rathhause einen Freiheitsbaum
und der Abbe Verdenal hielt dabei wieder eine Rede. Aber die
Arbeiterunruhen führten in Paris zur Junischlacht und damit be-
gann wieder eine strengere Handhabung der Ordnung; Metz selbst
verhielt sich ruhig. Aber bald nahte der Schatten, indem die An-
hänger der Napoleoniden für Louis Napoleon wirkten und dieser
nach dem Tode von Dorn^s als Deputirter im Distrikte Metz mit
J 8,000 Stimmen gegen Ladoucette (8300 St.) und Bouchotte
(8000 St.) gewählt wurde. Diese napoleonische Stimmung trat
dann später noch um so mehr hervor, als es sich gegen Ende
des Jahrs um die Präsidentenwahl handelte, denn nun erhielt
250 ll« Topographie.
Napoleon von 97,794 Wählern des Departements 75,142 Stimmen
und auch das Mihtär gab ihm zu zwei Dritttheilen seine Stimme.
Ausserdem wirkte aber eine besonders gebildete uapoleonisehe
Gesellschaft in Metz für ihn, da seine ehrgeizigen Pläne rasch
hervortraten. Dass aber nicht alle Metzer napoleonisch gesinnt
waren, beweist der Umstand, dass Eillaudel nach dem Ausfalle
der Präsidentenwahl sofort seine Entlassung eingab. Im Jahre 1850
machte Napoleon als Präsident eine Rundreise im Lande und kam
am 25. August auch nach Metz, wo man ihn ziemlich kalt auf-
nahm, denn die vielen Kufe: es lebe die Republik! zeigten, dass
man ihm bedeuten wollte, wie es dem Volke mehr an der Republik,
als an ihm gelegen war. Als beim Empfange in der Präfektur
eine Anzahl Herren auch in demonstrativer Weise mit solchem
Rufe wegging, rief ihnen Napoleon zu: wenn dies eine Lection
für ihn sein solle, so nehme er sie nicht an, und solle es ein Rath
sein, so bedürfe er dessen als Staatschef nicht. Er reiste nach
einigen Festlichkeiten und Paraden am 27. wieder ab, und das
Beste, was die Stadt davon hatte, war, dass sie während dieser
Tage stets an 15,000 Fremde in ihren Mauern sah; die 7tX)0 Francs,
welche sie für den festlichen Empfang genehmigt hatte, waren
also für die Stadt doch nicht verloren.
Die Metzer wollten es mit der Schmeichelei gegen die Ar-
beiterbevölkerung den Parisern auch nachmachen und eröffneten
nicht nur im Januar 1849 schon eine Subscription für Arbeiter-
wohnungen, sondern beschnitten sogar für das nächste Jahr das
Ausgabebudget und stellten dagegen ein Project für ausserordent-
liche Ausgaben zu Hauten auf, das die Sunune von mehr als
3,600,000 Pres, umfasste und bei der Ausführung die Finanzen
der Stadt auf Jahre hinaus ruinirt hätte. Allein es blieb meistens
beim Project, mit Ausnahme der Wasserleitung. In diesem Jahre
kam nicht viel von Bedeutung vor, und ebenso verging ziemlich
still das nächste Jahr, jedoch begann num die Bahnhofanlage,
und man beschloss, die Rue Seri)ernoisi' aus drei alten Gnssen zur
Hauptstrasse umzuwandeln und den Durchbruch von der Rue 'l'öte
d'or nach der Chuplerue zu bewerkstelligen, was nnchher auch
ins Werk gesetzt wurde. Es folgte nun die gewalfige Ronction
in I'uris mit dem Deccrnbertage, und dies gab dann auch einen
grossen Rückschlag auf Metz, das sich ebenso sehr beeilte, diesem
zu gehorchen, wie es dem üegentheile mit Feston und .lubel ge-
huldigt hatte. Schon im Januiir JS.V* miisslcn alle auf die Ri'])nl)liU
und Freiheit l>ezüglich<'n lii^clirin«'!! uml MinMiMuc nnd der Vvcl-
1. Stadtkreis Metz. 251
heitsbaum beseitigt werden und Place de la Republique und Rue
nationale erhielten wieder ihren Beisatz royale zurück. Schon im
December war der Cercle politique aufgelöst worden, um den
napoleonischen Bestrebungen alle Hindernisse zu beseitigen, und
der Generalrath wie die Arrondissementsräthe des Moseldeparte-
ments Hessen sich sogar hinreissen, an Napoleon ihren tiefen Dank
für seinen heroischen Akt vom 2. December auszusprechen ! Die
Ereignisse in Frankreich schritten nun zu raschem Gange vor-
wärts, und am 21. September verkündeten 'l'rommler in allen
Orten, dass auf den Mairien Petitionen zum unterschreiben auf-
liegen, worin Napoleon um Annahme des Kaisertitels gebeten
werde. Nachdem am 3. üctober das Serpenoisethor dem Verkehr
übergeben und am 15. — 17. November die Eisenbahn unter grossen
Festlichkeiten bis Saarbrücken eröffnet war, nahm die Abstiumiung
über das Kaiserreich den Best des Monats in Anspruch, und beim
Zählen der Stimmen ergab es sich, dass von den 90,625 einge-
schriebenen Wählern des Moseldepartements 94,305 ihre »Stimmen
mit Ja abgaben. Sofort deeretirte der Gemeinderath zur Procla-
mationsfeier wieder 15,000 Frcs. aus dem Beutel der Bürger, und
am 5. December wurde sodann das Kaiserreich feierlich prociamirt
und ein ofncieller Jubel abgehalten. Die nächstfolgenden Jahre
verflossen für Metz ohne weitere äussere P>eignisse, aber die
Ruhe im Innern Hess die Geschäfte wieder aufblühen, und da
das Kaiserreich seinen Anhängern auf Kosten des Landes reichlich
zu verdienen gab, so war man hier wenigstens mit dem Gange
der Dinge sehr zufrieden, obschon eben auch viele Hoffnungen
nicht erfüllt wurden. Die Stadt war am 30. Januar 1853 auch
bemüht, dem Kaiser zu seiner Verheirathung zu gratuUren, und
kam in diesem Jahre auch Marschall St. Arnaud, um Festung
und Garnison zu inspiciren. Aus dem nächsten Jahre ist nur das
erste Auffinden von Steinkohlen bei den Bohrversuchen bei Karling
zu berichten, im Jahre 1855 brachten die Verwickelungen der
orientalischen Frage militärisches Leben in den Osten des Reichs,
der seine Garnisonen verstärkt erhielt, der Bischof verkündete am
25. März 1855 das Dogma der unbefleckten Empfängniss und die
Stadt verlegte im October das Polizeibureau vom Ecke des Rath-
hauses neben die Präfektur. Im nächsten Jahre flogen am 26. Januar
einige Baracken der pyrotechnischen Anstalt in die Luft, wobei
drei Personen getödtet wurden; am 5. Februar veranstaltete man
einen grossen Maskenzug, der für die Armen 2945 Frcs. eintrug,
und dann beschloss man die Wasserleitung von Gorze. Als der
252 II' Topographie.
kaiserliche Prinz geboren wurde, beschloss der Magistrat, der da-
mals für derartige Dinge Geld genug hatte, für die Tauffeierlieh-
keiten 16.(X)0 Frcs. zu vervAenden. Am 3. November verweilte
Prinz Napoleon auf seiner Rückkehr aus Deutschland kurze Zeit
in Metz. In diesem Jahre war besonders viele Kavallerie nach
der Ostgränze gesandt worden und stieg die Garnison von Metz
auf 18,5C»0 Mann. Im Februar 1857 sandte der Magistrat eine
Deputation nach Paris, um eine Fakultät des Sciences zu erhalten,
welches Universitätsbruehstück aber der Unterriehtsminister nicht
zugestehen zu dürfen glaubte, und endlich kam man Ende März
nach vielen Verhandlungen dazu, wirklich an die Ausführung
der Gorzer Wasserleitung zu gehen, die bis 1866 fertig wurde,
aber erheblich mehr kostete, als veranschlagt war. Der Magistrat
bemühte sich in diesem Jahre für einige Verbesserungen in der
Stadt, und der Kaiser kam am 29. September von Stuttgart über
Mannheim nach Metz, wo er aber schon am andern Tage nach
ChaloDS weiter reiste. Das nächste Jahr brachte nur den Besuch
des Marschalls Canrobert zur Inspection der Truppen und die
Gründung des archäologischen Vereins. Der italienische Krieg er-
füllte auch den Osten Frankreichs wieder mit Rüstungen, und es
wurden mit Lieferungen viele Geschäfte gemacht. Im Ganzen
verHefeu aber die nächsten Jahre ohne alle bemerkenswerthen Er-
eignisse, und selbst das Jahr 18(56 zeigte nur auf kurze Zeit mili-
tärische Vorbereitungen, da der Kaiser aus den deutschen Ver-
wickelungen einen unblutigen Sieg zu erringen gedachte und der
ganze Krieg in wenigen Wochen beendigt war.
Von nun aber herrschte gerade in Metz eine erhöhte Thätigkeit
und der Kaiser rüstete sich langsam, aber mit Consequenz, zu
einem Kriege mit Preussen und dem norddeutschen Hunde, die er
nach und nach dem politischen Vorrange zuschreiten sah. In der
Einbildung auf die Unüberwindlichkeit der französischen Armee
legte Kaiser Napoleon allerdings das Hauptgewicht bei der Re-
organisation des Heers und dessen Hewallnung auf die Ohassepot-
gewehre und Mitrailleusen, aber doch übersah sein Kriegsminister
Niel auch nicht die Mängel der Festung Metz, welche vor der
neuesten üc-chülzwirkung keinen langen Widerstand mehr zu
leisten vermochte, und daher wurde Itlr Metz ein System von
detachirten Forts auszufüliren begonnen, welche ein verschanztes
I^iger voll«fündig zu decken im Stande seien. Von solchen vor-
springenden Werken bestand bieljer blos das gegen die deutsche
8<*ite gewendete Fort Helle- croix, und nun wurden zuiiücliHt aiil'
1. Stadtkreis Metz. 253
den Berghöhen der westlichen Moselthalseite die Forts St. Quentin
und Plappeville erbaut und dann auch auf dem rechten Ufer auf
den zwei Anhöhen die Forts St. Julien und (^ueuleu und in der
Ebene das Südfort St. Privat in Angriff genommen, letztere je-
doch nicht recht sehr gefördert, zumal bei Queuleu der Boden zu
viele Schwierigkeiten darbot und mehrmals Erdrutschungen statt-
fanden. Im Uebrigen verlief das Leben in Metz ruhig und die
Geschäfte wie die Vergnügungen nahmen ihren gewöhnlichen
Gang. Doch brachte auch der Rückschlag des überspannten
Börsen- und Actiengeschäfts für Metz einige Opfer und fand
manche Kapitaleinbusse statt. Die Gegend hatte sich jedoch
wenig an den schwindelhaften Actienunternehmungen betheiligt
und nur die Bohrversuche auf Steinkohlen veranlassten die Grün-
dung einiger Actiengesellschaften , welche mit grossen Hoffnungen
ins Leben traten, aber dieselben bis heute noch nicht zu erfüllen
vermochten und wohl auch niemals erfüllen werden. Etwas un-
ruhig wurde die Stimmung nur, so lange die Luxemburger Frage
spielte, weil man kriegerische Verwickelungen daraus hervorgehen
zu sehen befürchtete. Die Sache wurde friedlich ausgeglichen und
es schien die Eintracht zwischen den Mächten wieder hergestellt :
aber die tiefer Blickenden erkannten die Unmöglichkeit, dass sich
Napoleon länger halten könne, ohne eine Diversion zu machen.
Man glaubte im Winter 1869 — 70 durch das Ministerium Ollivier
wirklich in freiere Bahnen einlenken zu können und freute sich
auch in Metz darüber. Doch vergingen nur wenige Monate, bis
man sich auch darüber enttäusciit sah und an einer gewissen Hast
und Ueberstürzung im französischen Kabinet erkannte, dass Na-
poleon einer Katastrophe entgegengehe. Er glaubte, zu seiner
p]rhaltung einen Krieg vom Zaune brechen zu müssen; ein Krieg
mit Norddeutschland, das seit Königgrätz-Sadowa den Kriegsruhm
Frankreichs ausgestochen hatte, erschien populär, ein Grund
ward in der spanischen Königskandidatur gefunden, und als nun
gar von Berlin nach Paris gemeldet wurde, in wenigen Monaten
dürfte die deutsche Armee mit einem neuen, besseren Gewehre
versehen werden, so beschloss man, rasch loszuschlagen, und Mitte
Juli 1870 wurde der Krieg erklärt.
Man kann nicht sagen, dass die Kriegsbegeisterung auch in
Metz die Oberhand erhalten hatte. Man fühlte sich doch zu nahe
der Gränze und die Festung in unfertigem Zustande, und man
erkannte ebenfalls, wie Vieles beim Militär nicht mehr in guter
Ordnung sich befand. Dies stellte sich sofort Alles klar heraus.
254 ^^- Topograpliie.
als am 2o. Juli das grosse Hauptquartier in Metz eintraf und sieh
im europäischen Hof niederliess, wo sämmtliehe Angelegenheiten
vor aller Welt verhandelt wurden. Am 28. kam daselbst auch
der Kaiser an und erliess sofort die Proelamation an die Rhein-
armee. Am andern Tage besuchte er die Forts und das Lager
bei St. Avold und am 2. August ging er mit dem Prinzen an die
Gränze ab, wo sie der ersten Besehiessung von Saarbrücken bei-
wohnten. Allein er kehrte sofort wieder nach Metz zurück und
wurde daselbst alsbald durch die Nachricht von den Niederlagen
bei Wörth und Spicheren festgehalten, denn sofort trat an die
Stelle der Siegeszuversicht die Ueberzeugung ein, dass nun jeden-
falls der Osten Frankreichs schwer mehr zu halten sein werde
und der Kampf unter die Mauern von Metz ziehen müsse. Als-
bald richtete man sich daselbst für die Aufnahme von vielen Verwun-
deten ein, und es wurden an die Stadt selbst bedeutende For-
derungen gestellt, welchen dieselbe nicht nachkommen zu können
erklärte, obschon sie zu Allem breit war, was sie zu leisten ver-
mochte. Sie errichtete ausserhalb der Stadt Baracken für 2(XX)
Kranke, schoss dafür 160,000 Frcs. vor und eine Privatsammlung
ergab weitere 87,000 Frcs. Aber dies war nur der Anfang der
Leiden und diese sollten von nun an in steigendem Masse auf-
treten. Die weiteren Ereignisse sind als bekannt vorauszusetzen.
Die Schlachttage von Noisseville, Rezonville und St. Privat zwangen
die Armee, bei Metz zu bleiben, denn die eiserne Umklammerung
zu durchbrechen, war nicht mehr möglich. Der Kaiser wur am
15. nach dem Innern abgereist und Bazaine halte das Überkom-
mando übernommen, während in der Stadt Cofl'initires kommandirte
Die Zahl der Verwundeten und Kranken nahm täglich zu, alle
verfügbaren Gebäude waren zu Lazarethen eingerichtet und selbst
Eisenbahnwaggons zu solchem Zwecke auf der Esplanade aufge-
hteilt. Auch unter den Civileinwohnern der Stadt nahmen die
Krankheiten und Sterblichkeit zu, namentlich als die Vorräthc
von Lebensmitteln ausgingen und man zu Pferdefleisch seine Zu-
flucht nehmen musste. Bald gab es kein Salz mehr und künst-
liche Ersatzmittel halfen nicht viel^ auch regte es sieh sehr bc-
dtnklicli unter dem Militäre selbst, und als man sodiuin den Aus-
gang des Kampfs von Sedan vernahm, da musste auch die letzte
IlofTriung auf Entsatz sinken. Um die Mitte October konnte man
bereit« den 'lag berechnen, wo Armee und Einwohniirscliaft dein
Hunger erliegen mussten, und als endlich das Aeuseorste heran-
genaht war, blieb nicht« Anderes mehr übrig, als die Kapitulation
1. Stadtkreis Metz. 255
vom 27. October, durch welche die Armee von 177,000 Mann
und 6(XjO OfFicieren und über 50 Generälen kriegsgefangen wurde.
In den Lazarethen befanden sich 20,000 Soldaten.
Von deutscher Seite wurde sofort die Stadt besetzt und ein
Generalgouverneur eingesetzt, und wie man schon damals unwider-
ruflich beschlossen hatte, so erfolgte in dem nachfolgenden Frieden
die Abtretung von Metz und Deutsch -Lothringen an Deutschland
und die vollständige Einverleibung des Landes in das Reich, wo-
durch jMetz Hauptstadt des Bezirks Deutsch -Lothringen wurde,
Aeusserlich ergab sich die Stadt ziemlich ruhig in ihr Schicksal,
zumal sie anfangs den Zustand nur für einen vorübergehenden
hielt; auch zeigte sich die Regierung gegen sie sehr schonend und
nachsichtig und beliess ihr den selbstgewählten Magistrat. Als
aber die Option herankam, Verliese doch eine erhebliche Anzahl
der reicheren Bewohner und der Arbeiter Stadt und Land und
offenbarte sich wieder mehr der innere Widerwillen, der sich
namentlich bei den Wahlen zum Bezirkstag und deutschen Reichs-
tage zeigte und von Frankreich aus stets unterhalten und weiter
angestachelt wurde. Es kamen zum Ersätze zahlreiche Deutsche
nach Metz, und was die blose Zahl betrifft, so dürfte dieselbe
jetzt bereits wieder ausgeglichen sein. Aber die Neuangesiedelten
kamen meistens ohne die entsprechenden Mittel und dazu gesellten
sich die Tausende von Fortsarbeitern, so dass allerdings der ma-
terielle Verlust der Stadt sehr gross ist, während andererseits ihre
Last erheblich zunahm. Diese Uebergangszeit muss eben ertragen
werden, und es ist zu hoffen, dass in nicht ferner Zeit die Wen-
dung zum Besseren immer deutlicher zu Tag tritt, denn die Regie-
rung thut das Mögliche, um dies zu erleichtern und zu beschleu-
nigen, und wenn die alten Bewohner von Metz nur etwas näher
in die Geschichte ihrer Stadt zurückblicken wollten, so würden
sie erkennen, dass jedenfalls die heutige Wandelung der Dinge
nicht im Entferntesten mit jener zu vergleichen ist, wie sie beim
Uebergang der Stadt an Frankreich vor sich gegangen war und
sich durch Jahrhunderte erhalten hatte.
Offenbar ist die Geschichte von Metz unter den Bürgern det
Stadt nicht allzu bekannt, sonst würden sie von selbst schon Ver-
gleiche über die verschiedenen Epochen angestellt haben. Aber
freilich diese Geschichte wurde ihnen auch so einseitig dargestellt
und dabei die französische Herrschaft so gepriesen, dass sie die
Wahrheit nicht leicht erfahren konnten, hat doch sogar Viville
auch nicht ein einziges Wort über die Ueberrumpelung von 1552
2öG ^^' TopogTraphie.
und lautet seine Darstellung gerade so, als ob der König von
Frankreich sieh von den Metzern noch habe sehr bitten lassen,
von ihrer Stadt Besitz zu ergreifen. Betrachtet man überhaupt
den wahren Verlauf der Dinge, so müssen verschiedene Illusionen
aufliören. Nachdem die Sage von einer Naumachie gefallen, ist
auch ein Theil der übrigen glänzenden Schilderung der römischen
Kolonie e^was verblasst, und -wenn man immer von einer Republik
Metz spricht und sie mit den berühmten Republiken des Alter-
thums vergleicht, so führt eben der weit umfassende Begriff des
französischen Worts re'puilique die Phantasie zu weit, denn Metz
war niemals etwas mehr als eine freie Reichsstadt, und in dieser
Hinsicht noch lange nicht das, was z. B. Hamburg, Bremen und
Nürnberg waren. An der äussersten Westgränze des Reichs ge-
legen und fern von den mächtigeren Territorialherren, konnte
diese ihre Freiheit leichter vor den Bischöfen bewahren, und die
vielen kleineren Herren boten sich in beliebiger Auswahl zu Bundes-
genossen und Söldlingen dar, wenn es eine äussere Gefahr abzu-
wehren galt, denn Metz hatte ja das Geld, um sie zu bezahlen.
Dieser Geldbesitz war aber auch Ursache zu den ewig währenden
Kriegen und zuletzt zum Untergange der Freiheit. Wenn auch
der starke Ausdruck Turgots, dass die Metzer niemals die Arbeit
liebten, übertrieben ist, so steht doch so viel fest, dass Metz, ausser
Tuchweberei und Gerberei, in Industrie und Handel nie viel leistete
und also auch nicht vorzugsweise durch Arbeit reich wurde ^ viel-
mehr benutzten die ersten Familien der Stadt die günstige Lage
derselben, um mit allen umliegenden Herren fortwährend Geld-
geschäfte zu machen und sich dadurch rasch und leicht zu be-
reichern. Fast alle Feindseligkeiten der Metzer mit ihren Nach-
barn entsprangen aus solchen (Jeldforderungen, und wie gewinn-
bringend diese Geschäfte sein nmssten, geht daraus hervor, dass
sie dieselben sofort wieder fortsetzten, wenn sie beim Friedens-
schlüsse auch starke Forderungen nachlassen und sogar noch er-
hebliche Kriegskoslensummen bezahlen mussten. Der Verdienst
durch Geldgeschäfte war eben zu leicht, um aufgegeben und durch
Industriethätigkeit ersetzt zu werden, und der Mangel an guten
Verkehrswegen, sowie die fortdauernden Fehden und Kriege waren
der Kntwickelung des Handels nicht günstig, zumal aln nicht weit
von Metz die Stadt Nancy emporkam und das lothringische Gebiet
sich rings um Metz herum ausdehnte. Als aber dann die grossen
und kleinen Herren verarniteji und ihnen die Hereichcrung durch
IMiiiiiI«Tiiii'_' iiinl IfjMil» iii<'Iit iiK'lir nit'iulicli wnr. m» \ i'rsl(>ii(,.|, miu-Ii
1. Stadtkreis Metz. 257
die Geldgeschäfte der Metzer , der Luxus ruinirte ihre Vermögens-
verhältnisse, Einzelne scheuten sich nicht mehr, Pensionen von
Frankreich anzunehmen, der Bestechung waren alle Thore ge-
öffnet, und als die Ueberrumpelung geschehen, war sogar die
reichste Familie der Gournais so herabgekonimen , dass der neue
Landesherr die Stadtbehörde ersuchte, einen der letzten derselben
durch eine Pension zu unterstützen.
Sodann war in dem Gemeinwesen wenig republikanische Ent-
wickeluDg zu erblicken, denn zu jeder Zeit theilten sich in die
Herrschaft nur wenige Familien, und es konnten sich nicht einmal
die Gewerbe zu tüchtigen Corporationen ausbilden. Während des
ganzen Verlaufs der Metzer Geschichte hatten die 265 Dörfer und
Weiler des Pays inessin niemals einen ernstlichen Versuch gemacht,
auch einigen Antheil oder irgend eine Vertretung in der Regierung
zu erlangen. Dadurch aber konnte ein wirklicher Gemeinsinn sich
nicht entwickeln und dem Landvolke lag am Ende wenig daran,
wem es die Abgaben bezahle, der Metzer Regierung oder dem
Könige von Frankreich, wenn es nur die Gewissheit erhielt, nicht
mehr alle paar Jahre geplündert zu werden und seine Dörfer nieder-
gebrannt zu sehen. Selbst der kriegerische Sinn der Bevölkerung
musste abnehmen, als die Kriege fast nur noch durch fremde Söld-
linge geführt wurden.
So fiel die französische Vergewaltigung in eine Zeit, wo ein
ernstlicher Widerstand nicht mehr zu erwarten war und die inneren
Kämpfe in Deutschland dem Kaiser nicht erlaubten, erhöhte Auf-
merksamkeit der Westgränze zuzuwenden und dort für energische
Aufrechterhaltung der Reichsgewalt zu sorgen, denn keiner der
benachbarten Fürsten war stark genug, dass man ihn damit be-
auftragen konnte. Ja, als Karl V. auf die richtige Idee gekommen
und selbst von Metzern darin bestärkt war, in Metz einen tüch-
tigen militärischen Gouverneur einzusetzen, wusste ihm dies der
kurzsichtige Minister Granvella wieder auszureden, und der richtige
Augenblick ward versäumt. Die französische Herrschaft wusste
sich dagegen sofort energisch zu sichern. Tüchtige Gouverneure
führten den Oberbefehl und befestigten die Stadt auch gegen eine
innere Bewegung, und zur Besetzung der Stellen sandte man
Schaaren von Beamten aus Frankreich und die Bürgerschaft musste
noch diese und das Militär unterhalten. Kein Wunder daher, dass
die besten und kernhaftesten Bürger die Stadt verliessen und aus-
wanderten und damit die Bürgerschaft noch mehr herunterkam.
Der Maitre-echevin hatte sein altes Ansehen verloren und hatte blos
Huhn, Deutsch -Lothringen. 17
258 II- Topographie.
die Befehle der Oberen auszuführen, ein grosser Abstand eröffnete
sich zwischen den Beamten und der Bürgerschaft, welche die
Lasten nicht mehr zu ertragen vermochte, und nur der Klerus
hatte den ganzen Vortheil davon, denn er erhielt nicht blos alle
seine Besitzungen und Einkünfte garantirt, sondern sah auch seinen
Eintluss und seine Macht vergrössert, da die französischen Könige
ganz dem klerikalen Einfluss untergeben waren und sogar ihre
Minister aus der hohen Geistlichkeit nahmen. Sogar die Geld-
geschäfte gingen nun den vermöglicheren Metzern verloren, denn
mit den Franzosen kamen auch die Juden in die Stadt und nahmen
diese Geschäfte in Alleinbesitz. Wir sehen daher unter der neuen
Herrschaft nicht blos die Lasten und Bedrückungen ungemein
steigen und die Auswanderung sich mehren, sondern auch der
frühere unabhängige Sinn ging verloren und an seine Stelle trat
byzantinische Schmeichelei und Kriecherei vor den neuen Poten-
tuten, vor denen sich das Volk an Unterwürfigkeit überbot, wie
der Empfang mehrerer französischer Könige zeigte. Der Rest der
Blüthe und des Unabhängigkeitsgeists war nur noch in der prote-
stantischen Einwohnerschaft der Stadt erhalten und die französischen
Gewalthaber sahen zu wohl ein, dass auch dieser Theil noch über-
wunden werden müsse, um das Gebäude der neuen Herrschaft zu
vollenden. Die Protestanten entwickelten in diesem Widerstands-
kampfe eine ruhmvolle Zähigkeit und Energie und suchten auch
noch das letzte Terrain zu behaupten. In Metz, wo niemals
Wissenschuft und Literatur eine Pflege fanden und über das der
berühmte Agrippa bei seinem Weggange den bekannten Ausspruch
that, dass Metz die Stiefmutter aller Wissenschaft sei, hier suchten
die Protestanten auch die geistigen Waffen zu ihrem Schulze ins
Feld zu führen und gründeten ein rasch aufblühendes Collegium,
das ihnen die geistige Ueberlegenhcit sichern musste. Aber die
ultrumontaDe Partei setzte ihnen nickt blos ein katholisches Colle-
gium entgegen, sondern veranlasste auch bald ein Verbot der
protestantischen Anstalt und ihrer eigenen Schule wurde dann der
Boden wieder entzogen, indem man sie Klostergeistlichen in die
Hände gab, wodurch sie wieder zum Range einer gtrw('»hnlichen
Klosterschule herab.sank. Endlich fiklirte man auch noch den letzten
Schlag gegen die l'rotCHtanten, indem das Edikt von Nantes auf-
gehoben wurde und man die Protestanten durch entsetzliche Placke-
reien und (^uulen zur Bekehrung zu zwingen suchte. Aber sie
zogen licl>er aus dem Lande und dasselbe verlor in kürzester Zeit
die Hälfte «einer Bewohner und mit ihnen den kenntniHsrcichstcn,
1. Stadtkreis Met;-. 259
vermöglichsten und betriebsamsten Theil der Einwohner des Landes.
Nur noch 1700 Protestanten waren zurückgeblieben und selbst der
bigotte Turgot musste deren Duldung und Schonung bei der
Regierung befürworten, damit das Land nicht ganz verarme und
zu Grunde gehe und Landwirthschaft und Weinbau nicht gänzlich
still stehe.
Dies waren die Segnungen, welche die französische Herrschaft
über Metz und das Land gebracht hatte gegenüber den Zeiten der
materiellen Blüthe und der Unabhängigkeit des Metzer Gemein-
wesens unter dem deutschen Reiche. Von Handel und Fabrikation
war kaum nur noch eine Spur vorhanden, Metz einfache Garni-
sonsstadt und Alterssitz pensionirter Beamter geworden und hat
sich von diesem Schlage durch die weiteren Jahrhunderte nicht mehr
erholen können. Erst langsam besserten sich die Verhältnisse nach
der Revolutionszeit und mit der Wiederkehr eines fast sechzigjäh-
rigen Friedens. Aber selbst die endlich gewährten Eisenbahnen
hatten einen blühenden Handel nicht mehr hervorrufen können,
denn das System der französischen Regierung trat einem leben-
digen Verkehr mit den Nachbarländern entgegen und das geistige
Leben fand von oben herab nicht die geringste Förderung. Bis
zum Ende dieser Herrschaft brachte es Metz nicht einmal zu einer
täglich erscheinenden Zeitung und zur Förderung von Bildung und
Wissenschaft fehlte es sogar an einer guten Mittelschule, denn
selbst das unter dem ersten Kaiser errichtete Lyceum Hess man in
der Folge durch ein Jesuitencollegium überwuchern. So gar manche
tüchtige Kräfte daher auch Metz hervorgebracht hat, so haben sie
doch ihre Bildung und ihr Emporkommen erst auswärts suchen
müssen und eine bleibende Pflanzstätte von höherer Bildung und
Wissenschaft konnte Metz nie werden.
Riefen sich die Metzer alles dies ins Gedächtniss, so würden
sie sofort einsehen, dass der ihnen angekündigte Ruin der Stadt
eine eitle Vorspiegelung ist und sich nicht verwirklichen wird,
wenn auch die Uebergangszeit mit manchen Unannehmlichkeiten
verbunden ist und für die künftige Entwicklung neue Wege ein-
geschlagen werden müssen. Eine Garnisonsstadt wird Metz auch
künftig bleiben, aber eine erheblich stärkere Garnison erhalten
und damit auch die bisherigen Quellen des Verdiensts sich mehren.
Die Stadt wird künftig zwar weniger vom Verdienste an den
Renten der daselbst sich aufhaltenden Pensionäre leben können,
darf sich aber nur zu einer kräftigeren Selbstthätigkeit empor-
schwingen, um neue Quellen des Verdiensts zu eröffnen. Ihre
260 IJ- Topographie.
I^age setzt sie in deu Stand, einen grossen Theil des Zwischen-
handels zwischen Frankreich und Deutschland zu vermitteln und
ebenso Mittelpunkt einer Industrie zu werden, welche alle jene
Zweige kultivirt, worin die Franzosen so sehr hervorragen und
mit deren Produkten sie ganz Deutschland versorgen kann. End-
lich wird jetzt schon dem Lande jede Gelegenheit geboten, Land-
wirthschaft und Viehzucht, wofür es alle Vorbedingungen so reich-
lich besitzt, von dem althei-gebrachten Standpunkte bedeutend in
die Höhe zu heben und zur grössten Rentabilität zu bringen und
es bedarf nur des ernstlichen Willens, um diesem Ziele möglichst
rasch entgegen zu gehen. Für den künftigen materiellen Auf-
schwung sind wir also nicht bange und was das geistige Leben
betrifft, so müssen auch heute schon die Franzosen anerkennen,
welche Fortschritte das Schulwesen bereits in den wenigen Jahren
gemacht hat.
Die frühere deutsche Herrschaft ist den meisten Leuten frei-
lich nur aus dunkler Sage und den Meldungen der Geschichte be-
kannt und sie werden sich erst nach und nach klar machen, dass
die jetzige staatliche Bedeutung und Macht Deutschlands auf
t^ichereren und stärkeren Grundlugen als jene Frankreichs beruht.
Aber die Erkenntniss wird schon kommen und die Zeit auch da-
für versöhnend wirken, dass die Wiedervereinigung des Landes mit
Deutschland mancherlei Bande getrennt hat, welche so Viele mit
Familien und Verhältnissen Frankreichs verknüpft hatten. Auch
diese brauchen ja unter der deutschen Herrschaft nicht zerrissen
zu werden, erkennt man dieselbe nur voll und rückhaltslos an
und arbeitet man nur getreulich mit am Ausbau der inneren frei-
heitlichen Entwicklung und der geistigen Höherbildung, wozu alle
Vorbedingungen in Deutschland gelegt und befestigt sind, ohne
daas man befürchten müsste, ein verdummender Einlliiss des Klerus
werde sie wieder stören oder gar eine staatliche Uniwiilzung sie
vernichten, wie dies so oft in Frankreich geschehen ist und auch
ferner nicht ausbleiben .wird. Wir hegen daher auch für Metz
und Deutsch-Lothringen die besten Hoffnungen und gewiss werden
dieselben niuiit getäuscht werden, wenn auch noch fUr mehrere
.lahre einige widerhaarige Elemente diese Zukunft noch so düster
auszumalen versuchen.
2. Landkreis Metz, 261
2. Landkreis Metz.
Der Landkreis Metz nimmt die südwestliehe Ecke des Bezirks
ein und gränzt nördlich an den Kreis und Kanton Diedenhofen,
östlich an den Kanton Metzerwiese desselben Kreises, die drei
Kantone FJusendorf, Bolchen und Falkenberg des Kreises Bolchen
und Delme des Kreises Chäteau-Salins, südlich und westlieh an
Frankreich. Seine Breite von West nach Ost beträgt 41 Kilom.,
seine Länge von Süd nach Norden ebenfalls 41 Kilom. Seine Ober-
fläche umfasst 19.518 Quadratmeilen oder 108,369 Hektaren, wor-
nach also dieser Kr^is der grösste des Bezirks ist, und davon sind
66,791 Hekt. bestellbares Land, 91H9 Hekt. Wiesen, 3602 Hekt.
Reben, 19,603 Hekt. Wald, 2068 Hekt. Obstgärten, 1277 Hekt.
Heideland, 145 Hekt. Teiche, 7 Hekt. andere Flächen, 427 Hekt.
überbautes Land, 2496 Hekt. Strassen, Wege und Plätze, 734
Hekt. Flüsse und Bäche, 2012 Hekt. Forsten und nicht ertrag-
reiches Staatseigenthum, 33 Hekt. Kirchhöfe, Kirchen und Pfarr-
häuser, wovon 5276 Hekt. nicht steuerbar sind. Das Land ist
rechts der Mosel ein Hügelland, das sich etwa von 166—300 M.
östlich von Metz erhebt, während es gegen Süden und Osten sich
zwischen 240—300 M. bewegt, ganz im Süden gegen Delme aber
bis zu 362 und an der Mosel selbst bis 396 M. ansteigt, letzteres
jedoch nur in dem Höhenzuge mit dem St. Blaise gegen Jouy.
Die Ebene links der Mosel liegt etwa 170 — 180 M. über dem
Meere, es steigt aber westlich derselben plötzlich das Land rasch
empor und zwar bei Grorze bis zu 368 — 360, sodann bei St. Quentin
zu 350 und hinter Plesnois bis zu 386 M., um nach Westen in
eine Hochebene überzugehen, die sich langsam bis zur Orne senkt
und in einer Höhe von 300 — 354 M. bewegt. Während der Süden
und Osten Kalkboden hat, besteht die Ebene aus Diluvium und
Alluvium, der ganze Westen aber aus Oolith, der besonders im
Norden und dann im Süden bis Ars sehr eisenhaltig ist und daher
auch eine Anzahl Eisenbergwerke hervorgerufen hat. Den Kreis
durchzieht von der Gränze bei Pagny die Mosel bis Hagendingen,
welche bei Metz sich in mehrere Arme zertheilt und links den
Gorzerbach bei Noveant, den Mancebach bei Ars, den Bach von
Moulins, sowie die Bäche von Norroy, Maiziöres und Pierrevillers
aufnimmt, während die Orne auf kurzer Strecke im Norden die
Gränze des Bezirks bildet. Nach der Ostseite nimmt die Mosel
unterhalb Metz die Bäche von Vallieres und Argancy auf, in Metz
aber die Seilte, welche wieder einige Bäche rechts und links auf-
262 II- Topographie.
nimmt imd durch ein wiesenreiches Thal fliesst, aber auch viele
üeberschwemmuugen veranlasst, so dass man in neuerer Zeit
daran gegangen ist, durch nöthige Ufer- und Schutzbauten diesem
entgegenzuwirken. Von Eisenbahnen gehören dem Kreise an die
Linie von Pagny (Frouard) nach Metz, von da an nach Saarbrücken
und Bolchen, nach Amanvillers und Verdun und nach Diedenhofen:
ferner dient eine Privatbahn dazu, die Steine aus den grossen
Steinbrüchen von Jaumont an die Mosel zu bringen. JVIit Strassen
ist der Kreis gut versehen. Es gehen solche von Metz über Ars
nach Nancy undToul, über Gravelotte nach Verdun, über Wolppy
nach Briev, nach Diedenhofen, nach Verny und Nomeny, über
Delme nach Saarburg, über Courcelles nach St. Avold und Saar-
brücken und auf dem rechten Moselufer nach Diedenholen und
Kedingen an der Kanner. Ausserdem hat der Kreis noch zahlreiche
Strassen zweiten Rangs. Die Mosel wird jetzt kanalisirt, zu Metz
mit einem Hafen versehen und ein Kanal zur Verbindung der
Mosel mit der Nied ist gegenwärtig in der Ausführung begriffen.
Die Flösserei auf der Mosel wird stark betrieben, die SchifiTahrt
aber sehr schwach.
Der Kreis gehört zu den fruchtbareren des Bezirks. Im
Kantone Metz, der sehr reich an Wein ist, gibt es gutes Getreide,
Obst, Gemüse und Gartenfrüchte und namentlich die Mirabellen
geben zu erheblicher Ausfuhr von eingemachten Früchten Veran-
lassung. Reich an gutem Weizen und Heu sind die Kantone Pange
und Verny, wogegen Vigy als höher gelegen schon weniger frucht-
bar ist. Im Kanton Gorze gibt sich fast die Hälfte der Bewohner
mit Weinbau ab, während der andere Theil in den grossen Eisen-
l)erg\verken und Hüttenwerken arbeitet. Die Gegend zwischen
Verneville, Gorze, Amanvillers und Marie-aux-chenes ist ziemlieh
wasserarm. Der beste Wein wächst bei Scy. Die Pflege der
I.andwirthschaft lässt noch zu wünschen übrig und bei den theueren
Arbeitsli'ihnen .sollten mehr landwirthschaftliche Maschinen oinge-
fiihrt, auch bei der Viehzucht weniger Pferde, aber mehr Rindvieh,
auch zum Ziehen, gehalten werden. Der N'iehsfand umfasst 14,070
Pferde, 305 Mtiullhiere und Esel, meisfeiis für Milch- und Markt-
fnhren, 1(),()73 Stück Rindvieh, wobei 12,(>40 Kühe, 14,945 Schaafe,
.'U,404 Schweine, 47 Ziegen und (VZ\',] Bienenstöcke. An Wal-
dungen ist besonder» die linke Moselseite und der Kreis Pnnge reich,
wo sie die I^»rghöhen einnehmen. Die Industrie erstreckt sich auf
dem linken Moselufer vorziigsweine auf die Eisen bergwerke und
die groBHcn EiBenwerke, uiuli auf siiinbrUche, wie hei .Iitumonf.
2. Landkreis Metz.
263
Amanvillers und Gravelotte. Sonst ist die Industrie nur in der
näiieren Umgebung von Metz vertreten und je weiter man sich
davon entfernt, desto ausschliesslicher herrscht der Ackerbau vor.
Zum Kreise gehören die Kantone Metz (Land), Gorze, Fange,
Verny und Vigy, welche enthalten 17,032 Häuser, 19,952 Familien
und 71,400 Einwohner, ausser 214 Militärpersonen, nämlich 35,855
männliche und 55,545 weibliche, und davon sind 1088 Evangelische,
14 Mennoniten und 857 Israeliten. Auf der Geviertmeile wohuen
3657 Personen, wornach also der Kanton erst die vierte Stelle
einnimmt, und auf einen Einwohner kommen l,5j- Hekt. Unter
den Bewohnern sind 67 Blinde, 35 Taubstumme, 90 Blödsinnige
und Kretinen und 32 Irre, Mit Ausnahme der Orte in den Seille-
Niederungen ist das Klima gesund zu nennen.
A. Landkanton Metz.
Der Kanton Metz zieht sich rings um die Stadt und wird um-
gränzt von den Kantonen Diedenhofen, Metzerwiese, Vigy, Fange,
Verny, Gorze und Frankreich. Er umfasst folgende Gemeinden
und Bodenflächen:
Gemeinden.
Amanvillers
Aiignj' . . .
Bim-St -Martin .
Borny . . .
IJronveanx . .
Chieulles . .
Devani-k'S-Poiits
Feves ....
llagondange .
llaucoiicourt .
Longeville . .
l.orry . . . .
Jlaizieres . .
Marange - Silvange
llaxe (La) . .
Mcy ....
Montigiiy . .
Montois \. M. .
Moulins . . .
Norroy 1. V. .
Pierrevillers
Plantiercs . .
riappeville . .
riesnois . . .
Komba-s . . .
Roncourt . ,
Sablon (Le)
Aecker.
608,59 j
1062,9-1
959,7,!
180,(«
4:-.o„8l
140,97^
398,3^
659,26
■^9,75
670,17
472,00^
568,84
700,43
553,7fi,
430,47
54,8s'
145,fi5
49,17:
366,77
339,6,1
234,07
Wiesen.
50,93
113-10
98„7
3^89
29„,
27,07
2',85
28,09
47,97
8^,Ü3
15,()ü
125,33
144,60
38,53
13,52
32,35
24,35
40,38
12ö,3i
52,18
23,74
14,21
54,93
116,-0
31,01
3*J,t9
Wein-
berge.
56,29
40,,,
9,52
16i34
27,27
84-,,9
48,00
63,-,
Waid.
Obst-
gärten.
64
123,82
0,23
18,17
2,83
0,31
1,70
65,94
84,05
116,34
70,24
14,28
114,00
23
m
292,49
198.70
0,76
49,10
54,64
0,22
8,53
176,04
1,30
29,56
0,94
230,61
49,34
690,38
11,92
I 4,30
i 16^58
j 378,33
I 43,88
I 267,42
' 191,68
0,6,
0,79
80,80
500,4,
I 285„6
I 0,20
,84
2
21,00
12.72
34,57
18,19
4-03
For-
sten.
62.
5,77
0,68
162,50
8,47
5 ',33
0,85
4,28
3,15
0,3,
7,20
189,84
130,88
37,64
58,85
,92
71
^,04
^,04
Zu-
sammen.
62,
05
',91
7,07 i —
97I,8S
1498,32
152,86
1192.^3
157,66
260,47
601,76
479,78
445,59
790,39
262,94
608,8,
«82,3,
1523,69
756,44
191,22
675,65
1146,98
699,57
1152,3,
609,94
343,79
252,93
307,49
1147,90
673,2^
321,02
2r,4
II. 'Topogpraphie.
Gemeinden.
Aecker. 1 Wiesen.
St. Julien ....
Ste. Marie-aux-Cbenes
St. Privat . . . .
Saulnv
Scy '
Seraecourt ....
Talange
Vallieres
Vantoux
Vany
177,50
853.^
483,03
151,34
110-^
115,75
■'IÖtOO
162.83
188„6
28.,
Wein-
berge.
Wald.
67 i
134.,
Obst-
gärten.
;95:
For-
sten.
54,75' l^iW ~~
9l,or| - ' 54,34! -
'6i25; — ^150 —
59,2, i 30-22 578-91 1 116,35
7o.^ 151,8, 12,e3j 5,09
17,381
07,20'
5,56!
76,901
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31,13
1^5
24,45
8,30
6,16
66,39
Zu-
sammen.
446,40
1022,09
582,57
984,57
452,3c,
230,53
815-65
'^92,81
245,09
309,99
2113,56
Kanton 15084,43 2046,26:1559,94|44d7,38:1170,i9 65,04 |25703,33
Er unifasst einen Viehstand von 3218 Pferden, wobei 43 Zucht-
hengste, 83 Maulthiere, 86 Esel, 358(5 Stück Rindvieh, wobei
2816 Kühe, 2629 Schaate, wobei 496 Merinos und 1077 Heide-
schnucken, 52^33 Schweine, 859 Ziegen, 1197 Bienenstöcke und
lieferte 1872 262 Pfund Seidencocons.
Amanvülers, Dorf an der Eisenbahn nach Verdun, ziemlich
hoch gelegen, 11 Kilom. nordwestlich • von Metz, mit Kirche,
75 Häusern, 293 Einw., Steinbrüchen, Eisenbahnstation und Zoll-
stelle, gehörte zum Bisthume Metz. Amanvülers gehörte einst dem
Kloster St. Vincent in Metz, wurde gegen IdOO von feindlichen
Schaaren zerstört, 1448 wieder von den Mimchen aufgebaut, brannte
aber 1502 und 1517 ab. Am 18. Juli 1870 stand hier während
der Schlacht das französische Corps Ladmirault.
Zur Gemeinde {jehüren die HötV Öt. Vincent, Montiguy la
Orange mit gi-ossem Besitze und Champenois am Wege nach
Venieville.
Augny, Dorf zwischen Mosel und Seille, westlich vom St. Blaise,
7 Kilom. südlich von Metz, mit 142 Häusern, 179 Familien, 639
Kinw., wobei 1 Evangelischer und 33 Israeliten, Getreidebau,
Weinbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthum Metz. Im Jahr
105(5 gab Bischof Adalbero von Metz Güter zu Augny an die Abtei
Symphorien in Melz, um hier eine Priorei zu errichten, welche
161(» der Abtei incorporirt wurde.
Zur Gemeinde geliuren Ciidtel St. Ulaise, Solilossruine aiiT dem
gleichnamigen Berge; Chdteau-baN, Hol' am Fu8tie dieses Bergs, aus
den iSt4;inen des Schloases von Herrn Ancillon aus Metz erbaut und an-
funglicli Ancillon genannt, Gros-Yeux, Prayelle, Orly und Ilaniiu.
Du« 8<-hloH« St. Hluise war selir fest und mit Ciriil)eu umgeben. Im
Jahre 1543 saiulte die Sta<lt Metx 1100 Mann ndt zwei Feldsclilangen,
lim «In^ Srhlo«." /n iii'liiin'ii . i\u< «Imt vdii «'iiicm HdiiiilMiiiiin«' imd \'i\\\(-
2. Landkreis Metz. 265
zehn Bauern so tapfer vertheidigt wurde, dass man ihnen freien Abzug
gewährte. Der hohe Thurm wurde erst 1809 abgetragen. Während der
EinSchliessung hatten die Preussen hier eine Beobachtungsstation.
Ban- St. -Martin, Dorf auf der linken Seite der Mosel, unter-
halb vom St. Quentin und vor dem Moselfort von Metz, davon nur
1 Kilom. westlich entfernt, mit 88 Häusern, 103 Familien, 380 Einw.,
mehreren Villen, Garten-, Gemüse- Obst- und Weinbau, gehörte
zu Lothringen. Der Ort verdankt seine Entstehung und den
Namen der einst berühmten Benediktinerabtei St. Martin, welche
schon im siebenten Jahrhundert bestand, da 613 der heilige
Komarik darin die Visitation vornahm. Es hiess damals St.
Martin -aux-Champs und wurde vom zehnten Könige Sigisbert
von Auslrasieu wieder hergestellt und bereichert, der auch darin
begraben wurde. Lothar, Sohn Ludwigs des Verschwenders, be-
suchte das Kloster 841 , dessen Abt ihm die Evangelienbücher
abschrieb. Als Kaiser Heinrich II. 1009 Metz belagerte, wurde
die Abtei von den Slaven zerstört, welche sechs Jahre lang die
Gegend verheerten. Um die Abtei zu entschädigen, schenkte ihr
der Kaiser eine erhebliche Summe und die Mönche verlegten nun
(las Kloster von der Berghöhe in die Ebene. Die Kirche wurde
1U63 vollendet, war eine der reichsten und schönsten und hatte
120 Säulen, 70 Fenster, 8 Thore, mehrere Thürme und im Innern
eine grosse Anzahl Elfenbeintafeln und goldener Kronen. Ban-
St.-Marlin gehörte nebst dem Dorfe zu Lothringen, welches dem
Abte die Investitur ertheilte, ohne dass dazu eine päpstliche Bulle
verlangt wurde. Weil nun der 1427 zum Abte erwählte Nicolaus
Chaillot eine solche Bulle nachsuchte, ward der Herzog beleidigt
und es entstanden in der Abtei selbst Streitigkeiten, welche Perrin
d'Haussonville dazu benützte, um die Absetzung von Chaillot zu
versuchen, der sich in sein Haus zu Metz zurückzog. Wegen eines
Korbs voll Aepfel, die derselbe sich aus dem Klostergarten bringen
Hess, entstand ein grimmiger Streit. Die Leute des Herzogs ver-
langten nämlich für die Aepfel die Ausfuhrabgabe, wogegen die
Metzer dem Abte verboten, dieselbe zu bezahlen, worauf der Her-
zog mehrere Einfälle in das Metzer Land machte und mit 10,000
Mann vor Metz erschien, jedoch mit denselben bis Pont-ä-Mousson
vertrieben wurde. Die Metzer fielen nun über Dorf und Abtei her,
zerstörten 80—120 Häuser und Hessen Anfangs nur die Kirche und
die Basilika stehen, zerstörten 1430 aber auch diese und verwandten
die Steine dazu, um das Wehr Wadrineau in der Mosel zu er-
bauen. Ja die Metzer verboten sogar, als man im Orte die
266 n. Topographie.
städtisclien Steuern benaclitheiligte und Glückspiele zum Verderben
der Metzer einrichtete, die Häuser wieder aufzubauen oder Geld
an solche zu leihen, welche dies thun wollten, und zwangen 1437
die Abtei sich der Gerichtsbarkeit der Stadt zu unterwerfen und durch
A' ertrag wurde Ban-St.-Martin an Metz abgetreten. Als Vorstadt
von Metz erstand das Dorf wieder, wurde aber bei der Belagerung
von Metz 1444 wieder abgerissen und dasselbe 1552 durch den
Herzog von Guise wiederholt, als Karl V. die Stadt belagerte.
Die Reliquien des heiligen Sigisbert in der Pfarrkirche wurden von
den Metzern an den Herzog Karl HI. von Lothringen ausgeliefert
und feierlich bis Corny begleitet; sie kamen dann an die Primatiale
von Nancy. Handschriftliche Annalen des Klosters erzählen, dass
der Abt, als er am 26. Juli 1520 zu einer Bäuerin vermittelst
einer Leiter einsteigen wollte, dabei den Hals brach: aus dem
Jahre 1524 aber, dass eine junge Frau und ihr Mann aus Metz
einem Mönche eine Dirne zuführen wollten, dieselbe aber, weil
sie den bedungenen Preis nicht bekamen, dem Johann Bidars,
Kanonikus an der Kathedrale, verkauften, was aber verrathen
wurde, worauf das Paar an den Pranger auf dem Champ-a-Seille
gestellt wurde und zwar mit einem Bilde, worauf auch der Mönch
und Kanonikus abgebildet war. Während der Einschliessung von
INIetz 1870 hatte der Marschall Bazaine hier sein Hau|)tquartier.
Zur Gemeinde gehören die Landhäuser Bagatelle, Bellevno und
Lardemelle und das Wirthshaus Sauvage zwischen der Mosel und
Eisenbalin. Vor dem Dorfe liegt ein grosser Exorciorplatz. wo jetzt zwei
lange Baracken für das Slilitär erbaut sind.
Bomy, Dorf, 4 Kilom. östlich von ]\Ietz. mit 157 Häusern,
197 Familien, 1074 Einw., wobei J) Jlennoniten und G Evangelische,
Kirche, Getreide-, Obst-. Wein- und Gemüsebau, Ziegelei, Kalk-
ofen und interessantem Schlosse, gehörte zum Bisthume Motz und
am 14. August 1870 bewegte sich die Schlacht besonders auf dieser
Gemarkung.
Zur Ocmeiude gehören der Ilof Sebastopol, ösllicli licini DortV
(Jrfgy, Weiler am Clu'neatd)ache , am Iß. Juli 1815 Zielpunkt eines
Ausfalls der Garnison Metz; La Haute Bevoye, Hof im Südwesten,
La Grange-aux-Bois, Hof und Ziegelei, am 27. September 1870 bei
der KinschlieHHung von Metz verbraiuit; Belle-Croix, einzelnes lliius
nn der Strasse nacl» Siinrbriickeu, um '.•. Septeml)er ISli) verbrannt; Les
Bottefl (Ut Burdti), einzelne HiiiiHer im Osten vor Jlelz, und Belli
Tnnche, II(»f nm Chcneuubache, mit grossen tüebilulichkeiten. Hiir
iHand 1304 ein Nonnenkloster, dessen Gebäude vom Abte von Salival
nn die CölcBilner von Metz unter Vorbelialt elneH Abslritrciiiarlicrs für
2. Landkreis Metz. 267
seine Mönche gegeben wurde. Die 1713 zerstörte Kapelle diente als
Scheuei-, und deshalb suchten die Jesuiten in den Besitz zu kommen,
weil die Mönche die Kirche profanirt hätten, bekamen aber ihren Ver-
such vereitelt, weil die Mönche die Kapelle rasch wieder herstellten.
Bronveaux, Dorf am Ostabhange des Bergs von Jaumont,
11 Kilom. nordwestlich von Metz, zwischen Wäldern, mit 38 Häu-
sern, 128 Einw., Mühle, Getreide- und Weinbau, gehörte zu Bar.
Eine Privateisenbahn von den Steinbrüchen Jaumont zur Mosel
führt durch die Gemarkung.
Chieulles, Dorf, 6 Kilom. nordöstlich von 3Ietz am Bache von
Argancy, mit 28 Häusern, 98 Einw., wobei 6 Evangelische, Ge-
treide-, Obst- und Weinbau, gehörte zum Bisthume Metz.
Devant-les-Ponts, Dorf mit zerstreuten Häusern, 1 Kilom.
westlich von Metz, an der Eisenbahn, mit Station, 188 Häusern.
233 Familien, 889 Einw., wobei 23 Evangelische, Garten, Wein-.
Obst- und Gemüsebau, Poudrette- und Chemikalieiifabrik, gehörte
zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören die einzelnen Höfe La Konde, Le S an-
sonnet, La Maison de Planche, Le Coupillon. La belle fon-
taine, mit eisenhaltiger Quelle.
Feves, Dorf am Fiisse des Horimont, 9 Kilom. nordwestlicli
von Metz, mit Kirche, 9() Fläusern, 277 Einw., Wein , Obst- und Ge-
müsebau und Steinbrüchen, heisst auch F6bre und gehörte zu
Bar. Die Kirche hat ein schönes Portal und Glasmalereien aus
dem zwölften Jahrhunderte.
Hagondange (Hagendingen), Dorf an der Strasse und Eisen-
bahn nach Diedenhofen, links von der Mosel, 15 Kilom. nördlich
von Metz, mit 83 Häusern, 319 Einw., wobei 7 Evangelische,
Postexpedition, Station, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum
Bisthume Metz. Luxemburg hatte Antheil an Hagondange, ver-
tauschte diesen aber 1410 an das Kapitel in Metz; 1517 brannte
das Dorf ganz ab.
Haueoncourt, Dorf am linken Moselufer, 1 Kilom. nördlich
von iNIetz, mit 129 Häusern', 475 Einw., wobei 7 Evangelische und
3 Israeliten, Mühle, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bis-
tiiume Metz. Vom Schlosse sind nur noch wenige Reste übrig.
Haueoncourt wurde 1060 von Gobert der Priorei Notre Dame von
Apremont gegeben.
Zur Gemeinde gehört der Hof Amelange im Süden; er wurde aber
1161 von Erzbischof Hillin von Trier an die Abtei Justeraont gegeben.
1444 befestigt und widerstand 1486 den Soldaten Bassompieres.
268 II- Topogi-aphie.
Longeville-les-Metz , Dorf am Fusse des St. (^)iientin, 3 Kiloni.
westlich von Metz, eine einzige Strasse bildend, mit 128 Häusern,
UM) Familien, 751 Einw., wobei 7 Evangelisehe und 12 Israeliten,
starkem Weinbau (jährlich 2320 Hektoliter), Obst- und Gemüse-
bau, Seilerei, Fabrikation von Pfeifen und Heiligenbildern aus
Tenacotta, hat seinen Namen von seiner Länge und gehörte zum
Bisthume Metz. Hier übernachtete Kaiser Napoleon am 14. bis
lö. August 1870 vor seiner Abreise von Metz beim Obersten Hen-
naque. Longeville-Ies Metz wird schon 7J5 erwähnt, wo Gorze
hier begütert war.
Lony-les-Metz , Dorf hoch gelegen, 5 Kilom. nordwestlich von
Metz, nördlich vom Fort Plappeville, mit Kirche, 161 Häusern,
2<>1 Familien, 660 Einw., wobei 1 Evangelischer und 3 Israeliten,
3 Mühlen, Pappenfabrik, starkem Weinbau (2500 Hektoliter jähr-
lieh) und Obstbau, liefert besonders gute Kirschen und Mirabellen
und gehörte zum Bisthume Metz. Die Kirche aus dem vierzehnten
Jahrhunderte hat die Form eines griechischen Kreuzes und diente
einst den Protestanten zum Gottesdienst, während die Katholiken
nach Woippy gingen.
Zur Gemeinde gehören die einzelnen Häuser I.e Chene, Le Moiilin-
cn-mie, La Ca r tonn lere und der nördlich gelegene Weiler Vig-
neulles, Geburtsort von Philippe de VigneuUes, Verfasser der Chroniken
von Frankreich, Lothringen und Metz, in vier Büchern, lus 15'25. ziem-
lich genau und gerecht, sowie einer Sammlung von Erzählungen. Im
November 149G wurden der Maire Johann Gerard und sein Sohn durch
drei Bewaffnete aus ihrem Hause bis Chauvancy gebracht und dort
2 '/a Monate in einem Thurme gefangen gehalten, bis sie 1000 rheinische
Gulden bezahlten.
Maizieres-les-Metz , Dorf an der Strasse und Eisenbahn nach
Diedenhofen, 10 Kilom. nördlich von Metz, mit Kirche, 200 Häu-
sern, 213 Familien, 714 Einw., wobei 5 Evangelische, 2 Mühlen,
Branntweinbrennerei, Eisenwerk mit Hochofen und Walzwerk, Post-
expedition und i]ahnstation, gehörte zum Bisthume Metz. Im
.lahre 1516 brannte das Dorf bis auf 3 Häuser ab und auch der
benachbarte Wald bis gegen Lorry. Westlich davon zieht die
Uömerstrasse hin, wo mau noch alte Uebcrreste findet. Früher
nannte man Maizi^res-les-Metz oft auch Kleiu-Metz.
Zur Genu'inde gehören die Höfe Fercuu mit Mühle und IJrieu.x
mit Schlos».
Marange, Dorf auf einem Bergabhango, 11 Kilom. nordwest-
lich von Metz, mit 203 Hüusern, 217 Familien, 7(J0 Einw., 4 Mühlen,
Branntweinbrennereien, Getreide-, Obst- und Weinbau, gehörte
2. Landkreis Metz. 269
zum Histhume Metz. Südlich davon liegt der Horimont, 341 M.
über dem Meer. Im Jahre 1636 Hess der Commandant Rocquepine
Marange mit 4000 Mann und einer Kanone angreifen und anzünden,
nachdem sich die Bewohner in einem Hause und der Kirche be-
festigt hatten. Die Tempelherren sollen hier ein Haus gehabt haben.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Silvange auf einem Hügel, un-
weit der Römerstrasse, nördlich, bekannt durch die davon benannten
Birnen; der Hof Fremecourt im Süden und die Mühlen Ternel, de la
Croix und Jailly.
Maxe (LaJ^ Dorf in der Ebene, links von der 3Io8el, 5 Kilom.
nördlich von Metz, mit 76 Häusern und 321 Einw., gehörte zum
Bisthume Metz und wurde am 27. und 28. September 1870 ver-
brannt; auch fanden am 8. October dahin heftige Ausfallge-
fechte statt.
Zur Gemeinde gehören die Höfe St. Baudier mit Kirche, La
G ränge denvie, Franclonchamp, am 28. September 1870 nieder-
gebrannt; La Grange-aux -Dames. im zehnten Jahrhunderte den
Prämonstratenser Mönchen gehörend und dann an Nonnen überlassen,
und der Weiler Thury (Turie), in der Ebene gegen die Mosel, einst
ein Kloster. Schon im achten Jahrhunderte sollen Mönche des Ordens
St. Eloi hier gelebt haben , welche im zwölften Jahrhunderte die Regel
der Prämonstratenser angenommen haben, nachdem die Metzer Frau Ida
ihnen den Hof geschenkt hatte, um aus La Grange-aux -Dames dahin
überzusiedeln. Wegen häufiger Ueberschwemmungen zogen die Mönche
nach Justemont, was die Metzer nicht dulden wollten und worüber auch
ein Streit entstand ; denn ein Theil der Mönche (les Romans) wollte nach
Thury zurück, während die Deutschen in Justemont bleiben wollten.
11CA beendigte eine Theilung der Güter den Streit, doch sollen die
Mönche später nach Hameviller übergesiedelt sein. Von einem angeb-
lichen Stück des ächten Kreuzes nahm die Abtei den Namen Ste. Croix
.an. Im Jahre 1552 wurde auch das Kloster zerstört und in das Hospiz
St. Eloi, im Hofe d'Orme, bei der Rue Chevremont in Metz verlegt.
Wegen Zwists wurde der Abt zu lebenslänglicher Geiangnissstrafe ver-
urtheilt und das Kloster von König Heinrich IV. aufgehoben, der dessen
Einkünfte einem Collegium von Laien überwies. Nach sechzigjährigem
Kämpfen brachten es die Jesuiten endlich 1622 dazu, sich des Unter-
richts in der Stadt und auch der Einkünfte von Thury zu bemächtigen.
St. Baudier war einst Pfarrkirche für die umliegenden Gemeinden.
Mey, Dorf vor dem Fort St. Juhen, 5 Kilom. nordöstlich von
Metz, mit Kirche, 29 Häusern, 31 Familien, 118 Einw., Ge-
treide-, Obst- und Weinbau und Kalkbrennerei, gehörte zum Bis-
thume Metz. Der Meister Frangois, Geistlicher von Mey, war um
das Jahr 1512 als Arzt, Landwirth und Mechaniker bekannt und
270 ^^* i'f^pographio.
richtete die Mühlen hinter der Präfektur zu Metz ein, weshalb der
dortige Moselarm den Namen Canal du Pretre erhielt.
Zur Gemeinde gehört die Mühle de la Tour am Vallieiesbache.
Montigny-les-Metz , Dorf im Süden von Metz, 2 Kilom. davon
entfernt, an der Eisenbahn und Strasse nacli Nancy, mit Kirche,
:ni Häusern, 639 Familien, 2813 Einw.. wobei 215 Evangelische
und 47 Israeliten, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, Postexpedition,
Fabrik von Nudeln und Beinschwarz, Bierbrauerei, mehreren Kaffee-
häusern und Sommerwirthschaften, den grossen Eisenbahnwerk-
stätten und Magazinen, botanischem Garten und Priesterseminar,
gehörte zum Bisthume Metz. Im Jahre 1635 gründete hier Herr
von Meurisse, Suffragan des Bischofs, eine Benediktinerabtei,
welche nach der Aufhebung 1793 verkauft wurde und jetzt einen
Meierhof mit 10 Häusern mitten im Orte bildet. Die Kirche Hess
Bischof Coislin 1729 erbauen, sie wurde 1844 vergrössert. Das
kleine Seminar St. Louis de Gonzaga wurde 1854, das Nonnen-
kloster von Sacrd- Coeur 1857 erbaut, letzteres 1873 aufgehoben.
Vor 1552 stand hier das Fort Chäteau-rEvßque.
Zur Gemeinde gehören der botanische Garten Frescatelli am Ein-
gange des Dorfs, Montigny la basse, einzelne Häuser an der Jlosel.
La Vacquini^re, Gartenwirthschaft an der Mosel, die Höfe Haute
St. Ladre, La Grange d'Agneaux, La Grange Mercier, La
Horgne-au-Sablon, Blory, die einzelnen Häuser La Ferque, Jeru-
salem und LaBlancherie, sowie der südlich gelegene Weiler St. Privat
mit dem gleichnamigen Fort und dem grossen Exercierplalze. Es stand hier
«•inst diePfarrkirche für Montigny, welche nebst den dazu gehörigen Kapellen
1194 vom Bischöfe Bertram der Abtei St. Clement zu Metz gesclienkt
wurde, um hier ein Khjstcr zu en-ichten. Gegen die Mitte des sechszehnten
.lahrliunderts wurde die Kirche den Protestanten überlassen , wurde später
Pfankirclie von Montigny, aber 1804 aufgegeben und 1810 abgebrochen.
Montois-la-Montagne , Dorf im äussersten Nordwesten des Kan-
tons, 16 Kilom. von Metz, mit Kirche, 134 Häusern, 139 Fami-
lien, 501 Einw., Getreidebau und Viehzucht, gehörte einst zu Bar.
Zur tiemeinde gehört der 2 Kilom. östlich davon gelegene Weiler
Mulancourt mit Kapelle und Steinbrüchen und sehr hoch gelegen.
MouUns-les-Metz, Dorf am linken Mo.selufer, den Strassen
nach Nancy und Verdun und der Eisenbahn über Amanviller«
nach Verdun, 5 Kilom. südwestlich von Metz, mit Kirche, 98 Häu-
«erti, 16(> Familien, 532 Einw., wobei 5 Evangelische und 8 Is-
raeliten, 2 Mühlen, Oelmühle, Postexjjedition, Getreide- und Oel-
.•^aatbuii, gehörte zum Bisthume Metz. Den Brückenzoll besass die
Sffuit >!<•(/. welche ihn an das Spital St. Nicolaus unter der Be-
2. Landkreis Metz. 271
dingung gab, die Brücke von Stein aufzuführen. Hier wurde im
September 1408 Kaiser Maximilian bei seiner Reise nach Metz
feierlicii empfangen. Als Herzog Karl III. von Lothringen 15P0
Metz belagern wollte, befestigte er sich in Moulius-lesMetz, wurde
aber von den Metzern bald wieder daraus vertrieben. Die Ge-
markung erstreckt sich auch noch auf das andere Moselufer. Ein
Moselarm floss früher durch Moulins-les-Metz und wurde dafür
1282—1308 eine Brücke erbaut; seit dem 14. März 1614 wurde
dieser Arm aber abgeleitet und trocken gelegt. Es befinden sich
hier noch die drei alten Schlösser Preville, Grignan und Fabert.
Das Erstere liegt südlich von der alten Brücke, bildete einst einen
Theil der Güter des Herrn von Bournon zu Grenoble, wurde nach
der Emigration mehrfach verkauft und kam dann an Herrn Leclerc
in Metz. Das alte Lehen von Grignan liegt an der Strasse und
dem Wege nach Ste. Ruffine, hat zwei Thürme, wurde 1856 re-
staurirt und gehört Herrn Buisson. Im Jahre 1811 wohnte darin
die Mutter des Kaisers Napoleon I. vier Tage laug. Das Schlots
Fabert wurde vom Vater des Marschalls vollendet, stammt aber
schon aus dem fünfzehnten Jahrhundert, hat zwei Seitenflügel,
deren liriker als Pfarrhaus dient, und einen Thurm, ist von einem
Kanal umgeben und gehört Herrn Piercet. Der rechte Flügel
wurde 1827 abgebrochen, aber wieder hergestellt und dient als
Fabrikgebäude, der Thurm zu Wohnungen.
Zur Gemeinde gehören die einzelnen Häuser Moulin du Coignot
und du Poncet, Pr^s-ville, Cainon-prt^, Grignan auf dem linken
Moselufer und auf dem ajidern Ufer die Höfe Maison Rouge mit Fähre,
Tournebride, Bradin,Con8tantine, Alger und Schloss Frescaty
mit Park an der Strasse über Jouy naeli Ars. Früher hiess der Landsitz
Fristo und fanden daselbst 1552 die Besprechungen zwischen den Abge-
sandten des Königs von Frankreich und den bestochenen Metzer Notablen
wegen Ueberlieferung der Stadt Metz au die Franzosen statt. Diese Ver-
räther waren, ausser dem selbstsüchtigen Bischof von Lenoncourt, Robert
\on Ileu, der eine Verwandte des Bischofs zur Frau hatte und vom Könige
von Frankreich reiche Geschenke erhalten hatte, Micliael von Gournay,
der einen Sohn in französischen Diensten hatte, und noch einige andere
einflussreiche Metzer, die in ihren Geldverhältnissen herabgekommen
waren. Frescaty ist 1709 vom Bischöfe Coislin erbaut worden, um
während der Nothzeit die Armen zu beschäftigen. Am 9. und 10. Juli
1815 überfielen Franctireurs hier einen russischen Posten. Im Park sind
mehrere Soldatengräber aus dem Jahre 1870 und am 27. October 1870
wurde hier die Capitulation von Metz unterzeichnet.
Norroy-le-Veneur, Dorf auf einem Bergabhange, 9 Kilom. nord-
westlich von Metz, mit Kirche, 168 Häusern, 503 Einw., wobei
272 II- Topographie.
1 Evangelischer, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Kls-
thume Metz. Die Kirche ist im dreizehnten und fünfzehnten Jahr-
hunderte in gothischem Styl erbaut und hat unter dem Chor eine
sehr schöne Krypta im romanischen Style des neunten Jahrhunderts.
Die Glasmalereien sind von Marechal in Metz restaurirt. Da das
Dorf an der Gränze von Bar und dem Metzer Lande lag, so
musste es sich oft gegen die Metzer vertheidigen, die es übrigens
mehrmals als Pfand besassen. Der Metzer Bürger Poince de Vigy
erhielt es von Robert von Bar um 2000 Goldgulden, worüber
später mit l*eter von Bar wegen des Rückkaufs ein Streit entstand,
welcher fremde Söldlinge fCompagnies JilanchesJ gewann, um
Norroy-le-Veneur wieder zu nehmen. Die Metzer mussten sich
derselben durch 18,000 I.ivres und der Bischof durch das Geschenk
schöner Pferde erwehren, worauf dieselben nach dem Elsasse zogen
und der Graf sich am 2. Juli 13(>5 mit Metz verglich. Um die
Bewohner von Norroy-le-Veneur waffenfähig zu erhalten , gewährten
ihnen die Herzoge Heinrich und Karl IV. das freie Jagdrecht,
woher der Beinamen des Dorfs entstand. Die Metzer verbrannten
1480 im Kriege gegen Herzog ReT\6 H. das Dorf und 1655 wurden
die Befestigungen zerstört. Die Glocke wurde nach Metz gebracht.
Zur tiemeinde gehören die Weiler Seuorroy, westlich. Belle-
vue. südöstlich. Aumont, nördlich, undLaRue, nordwestlich, sowie
die Höfe Marengo, Kalembonrg. Au Charreau. l.e poiut du
jüiir. Tournebride, Notre-Dame. Ste. Anne und Moulin-
an-pri'.
Pierrevillers . Dorf im Norden des Kantons, VA Kilom. nord-
westlich von Metz, mit Kirche, 184 Häusern, 527 Einw., wobei
.5 Evangelische, Mühle, Oelmühle, Ziegelei, Bierbrauerei, Getreide-,
Obst- und Weinbau (2800 Hektoliter jährlich), gehört zu Bar.
'lliiebaut von Bar gab 1214 hier Güter an die Tempelherren,
welche im dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderte bis 1340
hier eine Kom(hurei besassen. Aus letzterer Zeit stammt die im
Jahre 15(51 in gothischem Style restaurirte Kirche, ein Seitengebäude
des Templerhauses und citadellenarfig gebaut.
Zur (Jeineindc gehört das eiTizeliie lliius IN»i ut -d u -j ou r.
Planti^res, Dorf am Chenaubache, 1 Kilom. östlich von Metz
und an der Strasse nach Strassburg, mit 258 Häusern, 280 Fa-
milien, 1402 Einw., wobei 14(5 Evangelische und 1){ Israeliten,
Wein-, Obst- und (iemüsebau, grosser Ifaumschule von Simon,
KcüBclschiniede, Gasfabrik und Friedhof für Metz, Bildhauerwerk-
HliUtcn und mehreren Wirlhschaften, gehJ^rlc zum Bisthunie Metz.
2. Landkreis Metz. 273
Zur Gemeinde gehören das einzeln stehende Haus Montplaisir und
das auf einer Anhöhe, westlich vom gleichnamigen Fort gelegene Dorf
Queuleu mit Kirche und Schloss. Das Fort, jetzt Göben genannt, ist
erst seit 1870 vollendet worden und enthält geräumige Kasernengebäude,
iAIagazine u. s. w.
'^ Plappeville , Dorf am Nordabhange des St. Quentin, 4 Kilom.
westlich von Metz, unterhalb des gleichnamigen Forts (jetzt L.
Alvensleben genannt) mit Kirche, 94 Häusern, 137 Familien,
721 Einw., wobei 23 Evangelische und 3 Israeliten, grossen Stein-
brüchen, Landhäusern, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum
Bisthume Metz. Plappeville ist sehr alt und von einem Land mann
607 gegründet und benannt. Das Dorf ist bekannt wegen der
vielen Hexenprocesse , welche gegen Bewohner desselben einge-
leitet wurden. In den Jahren 1593 — 1595 wurden allein 10 Per-
sonen von hier verbrannt, wie der Chronist von St. Clement
schreibt, aber vorzüglich nur aus Eigennutz, um die Güter der-
selben für die Kirche zu erhalten. Der nahe Berg St. Quentin galt
als der lothringische Blocksberg, wo ebenfalls Walpurgisnacht ge-
feiert würde u. s. w.
Zur Gemeinde gehört der höher gelegene Weiler Tignomont mit
schöner Aussicht. Auf dem St. Quentin entstand frühe eine Kirche,
welche auch für die umliegenden Orte diente und wohin von Metz aus
Processionen zogen. Sie gehörte dem Kloster Gorze und dann dem Kapitel
in Metz, wurde 1386 zerstört, ebenso 1473, und dann nur als Kapelle
wieder aufgebaut. Als Karl V. Metz belagerte, hatte er hier seine Ob-
servationsstation. Später war hier nur noch eine Eremitage, welche
gegen 1775 ganz- zerfiel. 1793 wurde hier ein Telegraph errichtet.
Plesnois, Dorf auf einer Anhöhe, 8 Kilom. nordwestlich von
Metz, mit 105 Häusern, 299 Einw., Ziegelei-, Getreide-, Obst- und
Weinbau, gehörte zu Bar.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Villers-les-Plesnois und die
Höfe Tournebride, Point-du-jour und Wasnanque.
Rombas, Dorf im Norden des Kantons, am rechten Ufer der
Orne, 17 Kilom. von Metz, mit Kirche, 307 Häusern, 393 Fami-
lien, 1298 Einw., Mühle, Oelmühle, Ziegelhütte, Steinbrüchen,
Eisenbergwerken und Jahrmarkt am ersten Montag im Mai, ge-
hörte zu Bar. Es war 1247 gegen die Veste von Landres ver-
tauscht worden, kam aber 1416 wieder an Bar. Im Kriege des
Herzogs Ren6 II. von Lothringen mit den Metzelei kamen letztere mit
2000 Mann, 1000 Pferden und Geschützen am 7. Mai 1490 nach
Rombas, belagerten die feste Kirche und erstürmten sie, worauf
die Metzer 20(K) Centner Getreide und viele in die Kirche ge-
Huhn, Deutsch -Lothringen. IS»
274 II. Topographie.
flüchtete Gegenstände fortfiihrten und die Kirche verbrannten. Am
10. Mai kamen sie sodann wieder, trugen die Befestigungen ab,
führten die noch übrige Habe fort und verbrannten das Dorf,
wovon nur noch Ruinen übrig blieben.
Zur Gemeinde gehören der Weiler V i 1 1 e r s - 1 e s - R o m b a s und 11 a-
luonville, im Süden. " '
Roncourt, Dorf auf der Hochebene, 14 Kilom. nordwestlich
von Metz, mit Kirche, 43 Häusern, 131 Einw. , Getreidebau und
Viehzucht und Steinbrüchen, gehörte zu Bar. Es steht südlich
vom Dorfe das für die bei St. Privat 1870 gefallenen Sachsen er-
richtete Denkmal.
Zur Gemeinde gehören die bedeutenden Steinbrüche und das Schloss
von Jaumont, woher die ganze Umgegend gi'ossartige Mengen von
Steinen bezieht.
Sablon {LeJ, Dorf vor Metz, 2 Kilom. südlich davon an der Seille,
mit Kirche, dem Eisenbahnhofe von Metz, 214 Häusern, 295 Fami-
lien, 1039 Einw., wobei 52 Evangelische, Gemüsegärtnerei, Kaut-
schukfabrik, Marmorschleiferei, 2 Bierbrauereien und meln-eren
Gartenwirthschaften, gehörte zum Bisthume Metz. In der Gemarkung
wurden die meisten Römerdenkmale gefunden, denn nicht nur zog
hier die Wasserleitung vorüber, sondern es standen auch bei den
Metzer Thoren Serpenoise, St. Thiebault und Mazelle das Amphi-
theater mit mehr als 200 Säulen aus Vogesengranit, die Wasser-
leitung und die Thermen, deren Steinreste zu Anfang des siebenzehnten
Jahrhunderts das Material für den Festungsbau lieferten. Sodann
standen hier die ersten Basiliken des Landes, weshalb man den
Platz auch Les Basiliques nannte. Tm Jahre 1122 errichteten die
jjenediktiner von Chezy-sur- Marne das Priorat Notre Dame-des-
Champe, welchem Papst Hadrian IV. einige Reliquien schenkte,
weshalb viele Leute herzu kamen und das Kloster reich beschenkten.
Dies Kloster stiftete 1187 für seine Hcerden la (iraiuje-aux-Onncs,
Bei der Belagerung von Metz im Jahre 1444 wurde das Priorat
zerstört und die Antonisten kauften seine Gü(er. Die Metzer er-
richteten 1153 an der heute la follc genannten Stelle eine dem
heiligen Fiacre geweihte Kaj)elle zum Andenken an den an diesem
ileiligentnge durch St. Bernhard vermittelten Frieden zwischen
.Mittz, dem (irufcn von Bar und Heinrich de Suliiis, welche aber
i:{24 im Kriege zeratört wurde, worauf man die Reiiciuien in die
Kirche St. GloHHJndc zu Metz übertrug. Die Kapelle wurde zwar
11353 wieder aufgebaut, aber bei der Belagerung von 1144 aber-
mnl« abgebrochen, worauf die Reliquien in die Kirche St. Nicolaus
2. LaiKJkreJs Metz. 275
und 1808 in jene von St. Simon übertragen wurden, wo die Gärtner
noch ihr Jahresfest feiern. Die Kollegialkirche von St. Thiebaut lag
ebenfalls hier und wurde 1444 zerstört. Im Jahre 1552 wurden
auf demselben Boden noch niedergerissen die Vorstädte St. Cle-
ment mit Abtei, St. Pierre und St. Arnoult und an hundert Häuser.
Im Jahre 1737 wurde wieder eine Anzahl Häuser niedergerissen, um
die Redoute du Pat6 zu erbauen, an Stelle des alten Amphitheaters,
und endlich trug man auch im September 1792 hier einige Häuser ab.
Zur Gemeinde gehören der kleine Weiler Ravage, unweit der Seille,
die Ilüfe Halsidrac und Ste. Agathe mit Wirthschaft und die ein-
zelnen Häuser Tivoli und Ste. Anne.
St. Julien, Dorf unterhalb dem gleichnamigen Fort, jetzt
ManteufTel genannt, 2 Kilom. nördlich von Metz, am Valli^res-
bache, mit Kirche, 103 Häusern, 188 Familien, 821 Einw., wobei
54 Evangelische, Gerberei, Eierbrauerei, Ziegelei, Kalkofen, Ma-
schinenbauwerkstätte, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum
Bisthume ^letz. Das Fort ist erst in neuester Zeit vollendet wor-
den. Das Dorf war eine Vorstadt von Metz und lag auf der Seite
von Desiremont und Belle- Croix. Als im Jahre 1324 der König
von Böhmen mit den Herren von Bar und Lothringen und dem
Erzbischofe von Trier sich gegen Metz verband, verschwor sich ein
Theil der Einwohner von St. Julien nebst dem Maire, um diese Vor-
stadt zu verbrennen. Dieselbe litt auch 1444 und wurde 1552 ab-
getragen. Als 1731 das Fort Belle-Croix erbaut wurde, kaufte mau
um 979,434 Livres das Terrain an und verlegte das Dorf auf die
jetzige Stelle. Den Namen soll es von einem wunderthätigen
Kreuze, auf der Höhe gegenüber dem alten Thore St. Barbe, er-
halten haben.
Zur Gemeinde gehört das nördlich vom Fort gelegene Scliloss Gri-
mont mit schönem Park, wo am 18. Februar 1814 die russischen Vor-
po.sten von der Garnison von Metz überfallen wurden, und derHofCha-
tillon, an der Strasse nach Busendorf, rechts von der Mosel.
Ste. Marie-aux-Cheiies, Dorf im Westen des Kantons, an der
französischen Gränze und Strasse nach Briey, mit Kirche, 91 Fa-
milien, 289 Einw., wobei 2 Evangehsche und 6 IsraeHten, Post-
agentur, Nebenzollamt II. Klasse, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte zu Bar. Mitten im Dorfe steht ein Denkmal für die 1870
gefallenen Soldaten des 94. französischen Linien-Infanterieregiments,
westlich am Dorfe liegt der Friedhof für die in der Ambulance
Gestorbenen und östlich an der Strasse nach St. Privat das mit
einer Mauer umgebene grosse Massengrab für etwa 2500 Gefallene,
276 I^' Topographie.
sowie weiter gegen St. Privat mehrere Denkmäler. Der Chor der
Kirche im romanischen Style stammt aus dem dreizehnten bis
vierzehnten Jahrhunderte. Im Dorfe besteht ein gut erhaltenes,
1785 erbautes Schloss, bekannt unter dem Namen Pavillon de la
OasseviUe^ und beim Meierhofe bemerkt man noch Ueberreste eines
mit Thürmen versehen gewesenen Gebäudes aus der Feudalzeit.
St. Privat-la-Montagne , Dorf auf der Hochebene, 13 Kilom.
nordwestlich von Metz, an der Strasse nach Briey, mit Kirche,
124 Häusern, 424 Einw., Observationsthurm , wovon man das
Schlachtfeld vom 18. August 1870 übersieht, und verschiedenen Denk-
mälern für Gefallene. Hier entschied sich die erwähnte Schlacht,
nachdem das Corps des französischen Generals Canrobert das Dorf
mit grossen Opfern bis gegen den Abend wacker vertheidigt hatte.
Dabei brannten die Kirche und mehrere Häuser ab, die jetzt schöner
wieder hergestellt sind.
Zur Gemeinde gehört der an der Landstrasse gelegene grosse Hof
Jerusalem.
Sanlny, Dorf auf einer Anhöhe und an der Strasse nach
Briey, 7 Kilom. nordwestlich von Metz, mit Kirche, 129 Häusern,
424 Einw., wobei 1 Evangelischer und 5 Israeliten, 2 Mühlen,
Ziegelei, Steinbrüchen, Wein-, Gemüse- und Obstbau, gehörte zu
Bar. Auch hier wurden verschiedene Personen in den Jahren 1481,
1485 und 1488 wegen Hexerei angeklagt und verbrannt. Als aber
das Verbrennen nichts half, suchten die Melzer die Hexerei durch
Bälle und Festlichkeiten zu beschwören, was aber ebensowenig half.
Scy, Dorf auf dem Südabhange des St. Quentin, 4i/., Kilom.
westlich von Metz, mit schöner Aussicht über das Moselthal, Kirche,
133 Häusern, 150 Familien, 4S>2 Einw., vorzüglichem Weinbau
auf 120 Hekt. , Obstbau und Mirabellenzucht, gehörte zum Bis-
thume Metz. Scy ist ein sehr alter Ort und entstand aus der
Villa Sigeum, welche der Abtei Gorze seit 745 gehörte; später
erhielt der Ort, der anfangs zur Kirche auf dem St. (Quentin ge-
hörte, eine eigene Kirche. Im .lahre 1415 legte eine Schaar l>ur-
gunder den Ort in Asche. Im .Inhre 1734 kaufte die Stadt Met/,
hier ein Terrain, um eine Wasserleitung anzulegen, die 87,150 Frcs.
kostete. Die meisten Klöster der Gegend suchten des guten Weins
wegen hier Itebgelände zu erwerben. Manche Häuser sind sehr
ult und dienten als Herrenwohimngen, eines soll den 'Jempel-
herren geh(irt haben und ein andere« befestigt gewesen sein.
Zur ücmeiinle Kclinrt flcr slldlicli <lav()n gelegene ^V^•il^•l• (" liazelles
mit alU'f Kin-he und Landgillern.
2. Landkreis Metz. 277
Semecourt, Dorf am Wege nach Rombas, 9 Kilom. nordwest-
lich von Metz, auf kleiner Anhöhe, mit Kirche, 72 Häusern,
267 Ein w., Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau , gehörte zum
Bisthume Metz. Oestlich davon liegt die Römerstrasse.
Talange, Dorf im Norden des Kantons, am linken Moselufer,
12 Kilom. von Metz, mit Kirche, 86 Häusern, 276 Einw., wobei
12 Israeliten, Getreide- und Futterbau und Viehzucht, sowie Zucker-
fabrik, gehörte zum Bisthume Metz. In den Kämpfen von Metz
mit den Lothringern und Luxemburgern wurde Talange oft ver-
heert. Im Jahre 1622 wurde eine Frau als Hexe verbrannt. Vom
alten Schlosse ist nichts mehr übrig und an dessen Stelle ein
Garten angelegt.
Vallieres, Dorf am gleichnamigen Bache, 3 Kilom. östlich
von Metz, mit Kirche, 116 Häusern, 197 Familien, 711 Einw.,
wobei 11 Evangelische und 10 Israeliten, Mühle, Kalköfen, Ziege-
leien, Dampfsägmühle, Leim- und Parketfabrik, Getreide-, Wein-,
Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz. An der Seite
der Kirche steht ein Chor im romanischen Style, der zu der alten,
1759 abgebrochenen Kirche gehörte.
Zur Gemeinde gehöi-en die Weiler Les Bordes mit Wirthshaus an
der Strasse nacli Saarbrücken, um 1272 — 1279 Leprosenhaus, das 1321
mit dem Kikolausspitale vereinigt wurde und 1444 verbrannte; der Hol"
De 1 a W a d e und die einzelnen Häuser B a i 11 e - e n - H a u t , 1"E c r e v i s 8 e
und rOrient.
Vantcux, Dorf bei Vallieres, 4 Kilom. östlich von Metz, mit
70 Häusern, 99 Familien, 413 Einw., wobei 3 Evangelische und
52 Israeliten, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte
zum Bisthume Metz.
Vany, Dorf nordwestlich vom Fort St. Julien, 6 Kilom. von
Metz, mit 59 Häusern, 173 Einw., Getreide-, W^ein-, Obst- und
Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der Weiler V illers-l'Orme, südöstlich vom
Dorfe, mit der Wallfahrtskirche Kotre-Dame de la Salette und
Wirthshaus an der Strasse nach Saarbrücken. In der Gemarkung lag
das eingegangene Dorf Ungny, südwestlich von Vany.
Woippy ^GuapeyinnJ , Dorf an der Strasse und Eisenbahn
nach Diedenhofen, 4 Kilom. nördlich von Metz, mit Kirche, die
westlich vom Orte isolirt steht, 215 Häusern, 284 Familien,
1054 Einw., wobei 10 Evangelische und 16 Israeliten, Postagentur,
Mühle, Steueramt, Bierbrauerei, Getreide-, Wein-, Obst- und Ge-
müsebau , ist berühmt wegen seiner Mirabellen und gehörte zum
278
II. Topogrraphie.
Bisthume Metz, welches hier ein Amt hatte. Der hiesige Maire
hatte das Recht, den ^Metzer GraoulH bei der Procession zu tragen
und die Gaben der Bäcker und Conditor dafür in Empfang zu
nehmen. Woippy wurde in den Kriegen oft verheert und ver-
brannt und am 2. und 7. October 1870 fanden hier Ausfallgefechte
statt. Ein ganzes Dutzend Personen wurde hier 1591, 1593 und
1622 wegen Hexerei verbrannt. Ton hier an ist die Römerstrasse
nach Diedenhofen gut erhalten. Das alte Schloss gehört dem Herrn
Sechehaye, die Thürme dienten als Gefängnis?. In einem der-
selben wurden die Hugenotten belagert und durch Rauch erstickt.
Die Kirche in gothischem Sty\ wurde 1848—1852 mit 150,000 Frcs.
Kosten der Wohlthätigkeit von Marie Rosa Marcus verdankt.
Zur Gemeinde gehören die Höfe St. Remy, nördlich, Stc. Agatlie
bei der Eisenbahn, Grandes und petites Tapes im Kordosten, alle
diese am 27. — 28. September 1870 beim Ausfalle verbrannt, Maison
neuve, Maison rouge, der Hof Ladoncliamps an der Landstrasse
mit Schloss, wo am 29. September 1553 Marschall von A'iellevillo die
kaiserlichen Truppen überfiel, und die Höfe St. Kloy im Südosten, mit
Schloss, von Einsiedlern im achten Jahrhunderte so benannt, dann dem
Collegium zu Metz gehörig, 1638 abgebrannt, aber wieder aufgebaut.
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• -i. 792,00
B. Kanton Gorze.
Der Kanton Gorze in der südwestlichen Ecke des Kreises
grunzt an die Kantone Metz, Verny und Frankreich und umfasst
folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gesamoit-
Flache.
"ioi4,"«
69O..20
1157,,;
1288„5
822.05
112„4
i7yo,fi9
566„o
25)0,;i
28.),3o
1298,50
1345,30
üJ8,.22
70,55
6(>2,«j
917,7-.
959. 10
14540,50
Wein-
Obst-
For-
Wiesen.
berge.
2Ö9Tno
Wald.
gärten.
sten.
4G8.,,o
36,37
1
G3.1Q
43-24
104.50
I4,4l
i
73,82
175,1,
440,4;
1^84
102,39
36,-0
59,52
476,62
'9,65
1
102,5,
93,75
87,s,
29,30
—
-^,29
43,66
1,72
1-02
—
42^
27,31)
523,05
75,45
421,97
3'>,4S
—
5«,54
66,3 j
91,40
124,4
4"„3
0,49
6,95
52, ,4
12,0-^
10,36
2,.ö
74,52
36,52
54,40
—
92,99
139„7
391.36
39,66
-
58,69
—
107,0,
.0,52
112,00
18,5,
49,99
250,85
38,m
^,37
39,48
12,58
—
8»73
56,4,
379,79
32,89
—
i 6ß,78
248,49
1,45
—
1 42,«
—
95,85
0,21
—
: '65,88
1155,59
3798,93
44ö,„
635,85
2. Landkreis Metz. O79
Der Viehstand umfasst 1316 Pferde, wobei 18 Zuchthengste,
25 Maulthiere, 11 Esel, 1265 Stück Rindvieh, Mobei 942 Kühe,
1050 Schaafe, wobei 348 Merinos und 558 Heideschnucken, 3382
Schweine, 5)11 Ziegen, 607 Bienenstöcke, und man gewann 1872
825 Pfund Seidencocons.
Gorze (Gorcia) , Kantonshauptort und Flecken am Gorzebache,
zwischen erheblichen Bergen, 15 Kilom. südwestlich von Metz,
mit Kirche, 279 Häusern, 446 Familien, 1529 Einw., wobei
2 Evangelische und 1 Israelite, 4 Mühlen, 2 Gerbereien, Bier-
brauerei, grossem Bezirksarmonhaus, Friedensgericht, Enregistre-
ments-Einnehmerei, Nebenzollamt II. Klasse, Postexpedition, Vieh-
markt am ersten Montag im Mai, Jahrmarkt zu St. Thiebault am
1. Juli, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, Stickerei, der
Wasserleitung nach Metz und Friedhof mit Denkmälern für Mili-
tärs, die 1870 (ielen. Die Kirche in Form eines lateinischen Kreuzes
ist im Anfange des eilften Jahrhunderts erbaut, der Tluirm aber
neu. Gorze gehörte zum Bisthume Metz, ist sehr alt und berühmt
durch seine Abtei, welche 745 von Grodegrand, Bischof von Metz,
gegründet und mit Benediktinern' besetzt wurde. König Pipin und
Karl der Grosse beschenkten die Abtei reichlich, deren Güter bis
in die Champagne und das Elsass zerstreut lagen und 2^j Ort-
schaften umfassten. Sie hatte eine Reihe zum Theil verdienst-
voller Aebte, das IMiinzrecht und trat mit vielen Nachbarn in
Allianzen. Nach mancherlei Schicksalen und schweren Leiden durch
Kriege secularisirte der Kardinal von Lothringen 1752 die Abtei und
verlheilte deren Güter unter die Primatiale in Nancj' und das
Colleg in Pont-a-Mousson. Die Stadt hatte ansehnliche Mauern
und war durch ein Schloss und die citadellenartig erbaute Abtei
vertheidigt, M'as ihr aber auch um so herbere Schicksale zuzog.
Im Jahre 1385 erstürmte Valeran von St. Paul, Graf von^ Ligny,
<len Ort und Hess ihn plündern ^ 1441 kamen 3000 französische
Freischaaren , blieben hier fünfzehn Tage und brannten den halben
Ort nieder, konnten aber die Kirche von Ars nicht nehmen, wohin
sich die Einwohner getlüchtet hatten. Am 24. Juni 1542 besetzte
Graf Wilhelm von Fürstenberg mit einer kleinen Armee Gorze,
wo der Prediger Wilhelm Farel viele vom Volke zum Protestantis-
mus gewann. An Ostern 1553 nahm aber der Herzog von Guise
Besitz von Gorze, vei'trieb die Protestanten und den Geistlichen
Farel, der sich blos durch Verkleidung retten konnte; doch fiel
im nächsten Monate April ein Theil der Garnison von Diedenhofen
über die Besatzung her und hieb sie nieder, worauf die Franzosen
280 IJ- Topographie.
bald wieder kamen und sich in ganz gleicher Weise au den Kaiser
liehen rächten. Auf diese kamen die Lothringer nach Gorze, und
da nichts mehr zu plündern war, so legten sie Schloss und Abtei
in Asche. Nach diesen kamen Parteigänger nach Gorze, welche
die Gegend verheerten, bis der Herzog von Aumale den Ort be-
lagerte, einnahm, die Vertheidiger desselben niederhauen und das
Schloss ganz abtragen Hess. Am 21). Februar 11)31 wurde die
Abtei mit acht Dörfern an Frankreich abgetreten und diese Ab-
tretung im Frieden von Vincennes 1661 bestätigt. Inzwischen
hatten die Leiden des Krieges für Gorze nicht aufgehört, denn
am 25. April 1636 kamen die Kroaten dahin, hingen und ver-
stümmelten die Einwohner und brannten den Ort nieder. Dadurch
gingen Schloss, Abtei und alle Denkmäler zu Grund und blieb
davon fast nichts mehr erhalten. Von der Abtei besteht nur noch
ein Stück Mauer, das jetzt als Gartenmauer dient. Das letzte
Abteigebäude wurde 1696 auf Fundamenten des alten errichtet nebst
schöner Kapelle. Im Jahre 1812 wurde das Armenhaus in Gorze
errichtet, jedoch 1813 als Spital und 1816 — 18 als Kaserne ver-
wendet und in neuester Zeit reorganisirt. Die Orte, welche zu
Gorze gehörten, waren: Gorze, Ste. Katharina, Nov^ant, Onville,
Ollee, Jouville, ArnavUle, Voisage, Vionville, Moivei'on, St. Julien,
liezonville, Trouville, Dampvitoux, Marainbois, Waville, Hage-
ville, Dornot, Villecy-sur-Mad, Sponville, Moncheux, St. Marcel,
C'hamps, Ornel, Morville und Val de Vaxy. Zur Zeit der französischen
Revolution betrugen die jährlichen Einkünfte des Kapitels 24,2«63
Livree, 1 Sous, 4 Deniers, und darauf ruhten Lasten von 281 1 Livres
13 Sous U Deniers. — Die Römer hatten hier schon eine Wasser-
leitung für Metz erbaut, welche längs des Fusses des Gebirgs auf
dem linken Moselufer über Noveant bis kurz vor Ars zog, von
da nach Jouy über die Mosel ging und dann östlich von Orl}',
St. I^adre und Montigny nach Metz führte. Im Jahre 1866 wurde
von der Stadt Metz eine unterirdische Wasserleitung angelegt, die
bis zum Wadrineau auf dem linken Moselufer zieht und erst von
da auf das andere Ufer übergeht.
Zur Gcmciiiclc geluiren Hof und ircliloss Ötf. Kiit liaiiuii im ü.'<tii\
am Bftclif, Lubeaii villc mit Mülilf, Aiiconville, Heau vil lo, St. Tliiö-
Ijaull, Hof iiml Kapi'Hc, ciiiHt Eromitiigo, St. C lern «Mit. Kiipcllc, niitl
«lii- Mühle La Folio. Nordwestlich an der CJren/.e von Frankreich liegen
noch die Rainen (Ich zerstörten Dorfii Tantelainville.
Aucy, Dorf nm linken Ufer der Mosel und an der Strasse
und Kihenbidui iukIi Nancy, 5 Kilom. östlich von Gorze, mit
2. Landkreis Metz. 281
Kirche, Kapelle, 222 Häusern, 307 Familien, 1008 Einw., wobei
5 Evangelische, Mühle, Gypsmühle, Weinbau, Viehzucht und Ar-
beiten in den benachbarten Eisenwerken, gehörte zum Bisthume
Metz und besteht eigentlich aus den drei Weilern Narien in der
Mitte, Rongueville nördlich und Chesne südlich. Es sind hier
schöne Steinbrüche und auf der südlichen Höhe die Reste eines
alten Schlosses mit breitem Graben, wo jetzt ein Kreuz errichtet
ist. Das Schloss wurde 1434 durch den französischen Parteigänger
Pothon de Saintrailles , welcher das Thal mit 1500 Mann verheerte,
überrumpelt. Johann Legronais, Bürger von Metz, war damals
um 600 Eres, im Pfandbesitze durch den Herzog Rene I. von Lo-
thringen. Ancy wurde 1430 vom Kapilän Joachim, Befehlshaber
von Gorze, im Namen des Königs von Frankreich geplündert und
besetzt. Im Juli 1443 verhandelten die Metzer hier mit den Herren
Desarmoises wegen der gegenseitigen Verheerungen und vertrugen
sieh auch deshalb im November, aber ohne lange Dauer, denn
schon im nächsten März brachen die Feindseligkeiten wieder los.
Als im Jahre 1449 derselbe Joachim nächtliche Einfälle in das
Gebiet der Stadt und des Bisthums machte, wurden zwei der An-
führer, Johann von Bar und der Prevöt von Briey, gefangen und
der Bischof Hess ersteren zu Ancy , die Stadt den anderen zu Metz
hängen. Nun suchte Joachim durch friedliche Versicherungen den
Bischof zu einer Besprechung vor Metz zu bewegen, um ihn durch
Ueberfall gefangen zu nehmen, der Bischof rettete sich aber in
die Stadt und Joachim rächte seinen Aerger an Ancy, wo er Dorf
und Kirche mit den besten Werthsachen der Einwohner plünderte
und von letzteren vierzig als Gefangene fortführte. Im Jahre 1461
verhandelten hier Vertreter des Grafen von Bar und der Stadt
Metz über Beilegung der Feindseligkeiten. Die Kirche von Ancy
ist ein bemerkenswerthes Bauwerk aus dem fünfzehnten Jahr-
hundert, und der aus dem zwölften Jahrhunderte stammende Glocken-
thurni diente als Warte. — Johann Le Coullon von hier schrieb
im sechszehnten Jahrhunderte eine Chronik des Landes.
Zur Gemeinde gehören diene, Narien und Rongueville.
Arry, Dorf auf einer Anhöhe des rechten Moselufers, 8 Kiiom.
südösthch von Gorze, mit Kirche, 116 Häusern, 119 Familien,
431 Einw., wobei 1 Evangelischer, Schloss, Wein-, Hopfen-,
Obst- und Gemüsebau, gehörte zu Bar. Das im modernen Styl
erbaute Schloss gehört dem Herrn von Jacquinot in Metz. Die
Kirche ist gewölbt und im Uebergangsstyl des dreizehnten Jahr-
hunderts erbaut und gehörte zur Abtei St. Arnould. Im Jahre 1379
232 II- Topographie.
verkaufte Johann von Gournais, Sohn des Echevin, seine Güter
zu Arry an die Antonisten in Pont-ä-Mousson, Avelche 1417 einen
Theil ihrer hiesigen Reben wieder abgalten. 1385 gab Robert
von Bar seine Güter zu Arry an Tliicbault Rataiile, Bürger
> on Metz.
Zur Gemeinde gehören der an der Strasse nach Pont-a-Mouj^son ge-
legene Hof Voisage und die Zollstelle La Lobe, dicht an der Mosel.
In Voisage ^\iirden im vierzehnten und lunfzehnten Jahrhunderte die
Matches d'Estaull abgehalten, wo eine Commission die gegenseitigen I3e-
.-^chwerden der Herren und Länder der Uegend untersuchte.
Ars, Dorf an dem Einflüsse des Maneebachs in die Mosel
und am Eingange eines freundlichen Thals, 6 Kilom. nordwestlich
von Gorze, mit Kirche, katholischer und evangelischer Pfarrei,
473 Häusern, 1302 FamiUen, 5371 Einw., wobei 163 Evangelische,
1 Mennonit und 28 Israeliten, 2 Brücken über die Mosel, 4 IMühlen.
Papierfabrik. 2 grossen Eisenwerken, Wochenmarkt, Postamt.
Steneramt, Steuerkasse, Landwehrcompagniebezirk, Wein-, Obst-
und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz. Von den Eisen-
werken enthält das der österreichischen Creditgesellschaft und
Consorten (früher Dupont und Dreyfuss) das Werk St. Paul mit
3 Hochöfen und 32 Puddelöfen und das Werk St. Benott mit
3 Hochöfen, 2 Kupolöfen und 1 Gussflammofen, das mit 1800 Ar-
beitern alle Arten von fa^onnirtem Eisen, Eisenbahnartikel und
Gusswaaren liefert, und jenes der Inrnia Karcher und Western)ann
hat 2 Hochöfen, 2 Kupolöfen und Iti Puddelöfen, welche mit
1300 Arl>eitern liauptsächlich kleineres Fa^oneisen, Feineisensorten,
Grubenschienen und verzinnte Blechwaaren verfertigen. Die alte
Kirche, welche 1807 verbrannte, war eine schöne Basilika, unter
welcher sich ein Gefiängniss befand und die mitten in einer riuni-
£chen Veste, genannt Ar.r propc Mosellam, stand; die neue Kirche
von 181(5 bietet nichts Bemerkenswerlhes dar. Im Gemeindewnld
Gerl)6haie oder de la Citerue belinden sich die Ruinen eines alten
Gebäudes, welche« einst den Tempelherren gehört haben soll und
wovon der Brunnen noch erhalten ist. 1 Kilom. südlich sind noch
mehrere Bogen der römischen Wasserleitung erhallen. Im .liihre 88!)
gab König Arnulf einige Güter zu Ars an den Arzt der grossen
Kirche in Metz für geleistete Dienste zur Nulzniessung und SJ)2
das Eigenthuin davon an das Kloster St. Aruould. Im .bihrc 1440
erhoben sich die Bewohner von Ars gegen den Bischof Raoul von
Coucy, worauf dieser mit 300 Reitern und 5(K) Wagen vor Ars
erschien, die Häuser \ erbrannte, \'n:\e Gefangene machle und allen
2. Landkreis Metz. 283
Wein als Beute fortführte. Später erhob sich ein .Streit mit der
Stadt Metz. Einige Bürger derselben verfolgten mehrere Bewohner
von Ars wegen Verweigerung von Steuern, worauf diese gegen
die Stadt sich kehrten und Johann Huart sogar die Dreizehn in-
sultirte, so dass dieselben ihn gefangen nahmen. Dafür setzten
die Bewohner von Ars den Meister Petit Jean, Zimmermeister der
Kathedrale, mit zwei Gefährten, die sie auf dem Wege von MouUns
aufhoben, in das Gefängniss der Kirche, worauf die Metzer sofort
mit 1500 Söldnern und Artillerie nach Ars zogen, wo Alles, bis
auf Frauen und Kinder, geflohen war. Die Metzer brachen nun
die Thüren ein, zerstörten die Scheiben und luden die Mobilien
als Beute auf, worauf sie auch die Kirche angriffen, deren Be-
satzung aber keinen Widerstand leistete und den Gefangenen heraus-
gab. Während des Blokus von 1814 wurden hier am 22. März
die Russen von Metz aus überfallen und fand ein hitziges Gefecht
in den Weinbergen statt, wobei viele Leute fielen; im Anfange
Juli 1815 nahmen aber zwei ähnliche Versuche einen schlechten
Ausgang, indem die Truppen von Metz zurückgetrieben wurden.
Zur Gemeinde gehören die Eisenwerke St. Paul und St. Benoit,
die Mancemülile im Tliale, la Noue und la Tays des Marchands.
Chatel St. Germain, Dorf im Montvauxthale, unterhalb des
Bergs St. Germain, 10 Kilom. nordöstlich von Gorze, mit Kirche,
202 Häusern, 250 Familien, 648 Einw. , wobei 7 Israeliten,
4 Mühlen, Fabrikation von Nägeln und kleinen Eisen waaren,
Wein- und Obstbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Auf dem benachbarten Berge stehen noch die Ruinen des alten
Schlosses, wo man ein Druidendenkmal (Dolmen) entdeckt hat.
Das Schloss gehörte dem Bischöfe und musste einmal eine lange
Belagerung aushalten. Im Jahre 1231 überwarf sich nämlich
Bischof Johann von Apremont mit der Stadt wegen einer Abgabe
und bannte dieselbe, worauf diese ihm das Dorf Chatel verbraunte
und heftige Feindseligkeiten ausbrachen. In Folge dessen zog sich
der Bischof mit der Paraige von Port-Sailly auf das Schloss
Chatel zurück, welches sodann von den Metzern in Verbinduns
mit dem Grafen von Bar belagert wurde. Die Bischöflichen ver-
Iheidigten sich drei Jahre lang tapfer und machten sogar mehrere
erfolgreiche Ausfälle, wobei sie den Prinzen Leiningen gefangen
nahmen, bis endlich der Bischof von Toul 1234 den Streit ver-
mittelte.
Zur Gemeinde gehören die Höfe la Folie, Longeau, Moulins,
Envie, Clerj^, Chahury, le Moulin-des-Oies, Moulin-Neuf.
284 II- Topographie.
Haut- et Petit-3Ioiilin, la Garde de Dien, Moskau und Leipzig,
letztere beide so zum Andenken an die beiden Schlachten und Nieder-
lagen Frankreiclis genannt, weil in Folge derselben die Einwohner er-
höhte Lasten tragen und ihre Gemeindegüter zum Vortheile des Staats
verkaufen mussten. Zu Longeau predigte jeden Charfreitag, vor der Re-
volution, ein Kapuziner auf einer Tonne. Das Gut wurde im siebenten
Jahrhundeite für die Leprosen gestiftet und kam 1660 an das Seminar
in Metz.
Corny, Dorf am rechten Ufer der Mosel und Strasse nach
Nancy, mit Kirche, 196 Häusern, 243 Familien, 848 Einw.,
Mühle, Ziegelei, Bierbrauerei, Liqueurfabrik, Destillation, Post-
expeditiou, Wein-, Hopfen- und Obstbau, gehörte zu Bar und
hat ein altes Schloss, das durch einen unterirdischen Gang mit
der Kirche in Verbindung steht. Hier zog einst die Römerstrasse
von Scarpona nach Metz. Am 4. Februar 1438 kam auch ein
Theil der sogenannten Weissen Compagnien über Noveant nach
Corny und tödtete einen der Einwohner, worauf letztere vier der
Bande gefangen nahmen und nach Metz schickten, worauf sofort
von da ein Boot voll Söldlinge zu Hülfe kam und die Eindring-
linge verjagte. Im Februar 1586 suchte der Herzog von Lothringen
hier die Protestanten zu unterdrücken, erhielt aber deshalb von
König Heinrich HL von Frankreich ein Schreiben, welches ihn
darauf verwies, dass er keine Jurisdiktion über Corny besitze.
Während der Einschliessung von Metz im Spätjahre 1870 hatte
liier der Prinz Friedrich Karl sein naupt(|uartier.
Zur Gemeinde gehören der Hof liova und die Mühle Auche.
Dornot, Dorf am linken Moselufer, 4 Kilom. östlich von Gorze,
mit Kirche, 64 Häusern, 216 Einw., Weinbau und Arbeiten in
den Eisenwerken, gehörte zum Bistiuime Metz.
Gravelotte, Dorf an der Strasse von Metz nach Verdun, auf
der Hochel)ene, 7 Kilom. nördlich von Gorze, mit Kirche, 140 Häu-
sern, 171 Familien, 6(5!) Einw., wobei 5 Evangelische, Mililär-
kirchhof, worauf etwa 1100 an den Schlachttagcn vom 16. und
18. August 1870 Gefallene begraben sind, Gelreide- und Kartoffel-
l>au und Vieh/uciit, gehörte zum Bisthume iMetz und ist denk-
würdig durch die Schlacht vom 18. August, wäluend welcher der
König von PreusHen hier sein Hauptquartier hatte. In der Nacht
vom }). — in. .luli 1815 wurde hier durch Verratb ein russischer
Posten von Metz aus überfüllen, ha ^^'al^le fand man 1845 alte
römische Münzen, Ueberreste eines alten Dorfs, nördlich von Grave-
lotte Beste eines alten Schlosses und durch die (lemarkung zogen
zwei Bömerstrussen , deren eine von Verdun über hier uixi Kozr-
2. Landkreis Metz, 285
rieulles nach dem Äloselthale und Trier führte. Von der alten
Kirche ist noch der Thurm im Style des eilften Jahrhunderts übrig.
Zur Gemeinde gehört der in kurzer Entfernung nördlicli an der
Strasse nach Conflans liegende Hof Mogador, welcher 1870 abbrannte
lind seither neu aufgebaut ist.
Jouy-aux-Arclies , Dorf am rechten Ufer der Mosel und Strasse
nach Nancy, 6 Kilom. östlich von Gorze, mit Kirche, 188 Häusern,
278 Familien, 1015 Einw,, wobei 2 Evangelische und 17 Israe-
liten, Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehmarkt am ersten Montag
im September, gehörte zum Bisthume Metz. Das Dorf hat den
Beinamen von der römischen Wasserleitung, von welcher in der
Gemarkung noch 17 Bogen übrig sind, während 5 auf dem anderen
Ufer stehen und man den Rest eines solchen im Moselbette sieht.
Jouy-aux-Arches wurde 1363 ebenfalls von den Weissen Com-
pagnien verheert. 1493 wurde hier ein junger Mann hingerichtet,
weil er Priesterkleider anzog, Messen las und die Kirchengeräthe
in der Umgegend stahl. Im Jahre 1557 wurden die Ueberreste
der Picarden, welche sich in Metz erhoben und durch das Thor
St. Thiebault flohen, hier eingeholt und mit 13 Dirnen, die ihnen
folgten, zusammengehauen.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Bellevue und Luzeraille, am
Westabhange des St. T^laise. und der im Norden an der Strasse gelegene
Hof Polka.
Jussy, Dorf im Nordosten des Kantons, auf einer Anhöhe.
9 Kilom. von Gorze, mit Kirche, 66 Häusern, 76 Familien, 275 Einw.
und starkem Weinbau (4000 Hekt. jährlich), gehörte zum Bisthume
Metz. Karl der Kahle gab 870 die Kapelle des heiligen Hilarius
an die Abtei St. Arnould in Metz. Im Jahre 1448 wurde eine
Frau als Hexe verbrannt. Am 18. August 1870 kämpfte hier die
26. deutsche Brigade siegreich.
Lessy, Dorf am Westabhange des St. Quentin, 10 Kilom.
nordöstlich von Gorze, mit Kirche, 103 Häusern, 110 Familien,
426 Einw., Wein-, Obst- und Gemüsebau und Ziegelei, gehörte
zum Bisthume Metz und enthält mehrere schöne Landhäuser von
Metzer Familien. Im Jahre 1523 entstand zwischen den Bewohnern
von Lessy und Scy ein blutiger Streit wegen des Rechts, im
Walde von Fourais Reisig zur Ausschmückung der Kirche zu holen.
Ein befestigtes Haus war im dreizehnten Jahrhunderte vorhanden
und wurde 1348 vergebens von den Leuten von Bar angegriffen.
Noveant, Dorf am linken Moselufer und am Ausgange des
Gorzer Thals, an der Eisenbahn und Strasse nach Pont-ä-Mousson,
286 !'• Topographie.
mit Kirche, 275 Häusern, 378 Familien, 1222- Einw., wobei
22 Evangelische, Bahnstation, 2 Mühleu, Holzhandel, Nebenzoll-
amt IL Klasse, Wein- und Obstbau und dem Hüttenwerke der
Aktiengesellschaft, das mit 120 Arbeitern auf einem Hochofen
Frischerei - Roheisen zum Verkauf liefert, gehörte zum Bisthume
Metz. Das vor 1791 der Abtei Gorze gehörige Dorf zerfällt in
zwei durch den Gorzer Bach abgesonderte Weiler. Der nördliche
heisst L'Aitre oder Lätre, was im Metzer Patois so viel heisst,
al.s LalrciUe oder Kirchhof, der in der That sich hier betindet.
Der zweite im Süden heisst Cloitre, weil in der nachmaligen
Zehntscheuer ein Nonnenkloster gewesen sein soll. Ein dritter
Weiler heisst Berceau. Cloitre gehört dem Herrn de Chazelles.
Es war in Noveant, das auf römischen Grundmauern steht, ein
mittelalterliches Schloss, das dem Herzoge von Rohan gehört haben
soll. Es kam vom Gouverneur de Neuvry an Andere und erlitt
seit 1830 grosse Veränderungen. Ueber die Mosel führt eine Draht-
brücke nach Corny, welche 1837 erbaut wurde. Schon 858 be-
sass Kloster Gorze hier Güter. Weil im Jahre 1403 der Abt von
Gorze den hiesigen Maire Guib^rials Huels, der zugleich Bürger
von Metz war, gefangen setzte, zogen die Metzer nach Gorze,
um denselben zu befreien. Am 28. September 1490 schlössen die
Metzer und der Gouverneur der Citadelle hier einen WafFenstill-
stand auf 15 Monate mit dem Herzoge von Lothringen.
Rezojiville, Dorf an der Strasse nach Verdun, 6 Kilom. nörd-
lich von Gorze, mit Kirche, 146 Häusern, 454 Einw., Getreidebau,
Viehzucht und Holzhandel, liegt südlich von der alten Hömerstrasse
und gehörte zum Bisthume Metz. Hier fand die Schlacht vom
16. August 1870 statt.
Zur (ieineinde gehört der südwestlich gelegene Woiler Flavigny,
wo einst ein Kloster gestanden haben soll und von wo aus rrinz Fried-
rich Karl am 16. August 1870 die Schlacht leitete.
Rozerieulles, Dorf an der Ötrasee von Metz nach Verdun,
9 Kilom. nordöstlich von Gorze, an der alten RömersIrasse, mit
Kirche, 134 Häusern, lh3 Famihen, 5M Einw., 2 Mühlen, Oelmühle,
sehr guten Steinbrüchen, Kalköfen, Bierbrauerei, Eisenglesserei,
Kartoflel-, Wein- und Ob.sthiiu, hesondors von Mirabellen, geluu'te
einst zum Bißthume Metz. Vcrsciiiedenu Klöster hatten hier Reb-
güter, wie die l'rümonstrutenser, welclie eine Priorei hier er-
richteten, wovon di(^ Kapelle noch erhallen ist. Das Leiien Roze-
riculleti gehörte 14«)8 dem Joliann d'Autel, Herrn von Apremont,
142(i der Familie Baudoche, 1434 den Daix (Descli) und 1445 dem
2. Landkreis Metz. 287
Johann Baudoche, im siebenzehnten Jahrhundert dem Herrn Chavenel
und dem Kloster St. Vincent. Im Deeember 1434 wurde Rozerieulles
von den Schaaren des Poltron de Xaintrailles verheert und ver-
brannt und bei der Belagerung von Metz 1444 waren hier Truppen
der Belagerer. Während der Belagerung von 1552 machte der
Marschall Vieilleville einen Ausfall und tödtete hier dem Feinde
700 Mann.
Zur Gemeinde gehören die Hole von Maison-Neuve, Pampeliine,
St. Hubert, auf der Höhe gegen Gravelotte, mit zahlreichen Grabdenk-
mälern in der Nähe, die Mühlen Longeau und Bazin (Bazaine) und
die Bierbrauerei von Maison-Neuve. Der an der Strasse nach Grave-
lotte auf der Höhe erbaute Hof Point -du -jour, wo Kaiser Napoleon am
J5. August 1870 die Armee vorbeiziehen sah, ist seit dem Brande vom
18. August 1810 nicht mehr aufgebaut worden.
Ste. Ruffine, Dorf auf einer Anhöhe mit schöner Aussicht,
10 Kilom. nordöstlich von Gorze, mit Kirche, 79 Häusern, 231 Eimv.,
2 Mühlen, Ziegelei, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum
Bisthume Metz und soir einst ein Templerhaus gehabt haben. Den
Namen soll der Ort von Theodwin, Kardinal von St. Ruffine, er-
halten haben, der im dreizehnten Jahrhunderte in Metz wohnte.
Im siebzehnten Jahrhunderte gehörte die Herrschaft den Abteien
St. Glossinde und Symphorien zu Metz. Als Herzog Renö II. von
Lothringen im Jahre 1490 Metz vergebens angriff' und durch Ver-
rath zu nehmen gedachte, lagerte er hier. Im Jahre 1582 gab
Noel Journet, ein alter Soldat und hier Schulmeister, ein Buch
heraus, das die Sorbonne für ketzerisch erklärte, worauf man den
Lehrer in Metz verbrannte. Man hatte eine Widerlegung des Buchs
verfasst, weil dieselbe aber nicht stichhaltig war, erklärte der
Bischof von Madaure einfach, solche Lehren Hessen sich überhaupt
nicht erörtern, man müsse sie einfach glauben, und Diejenigen,
welche dies nicht thun, nicht durch die Vernunft, sondern durch
den Stock dazu zwingen. Die Kirche befand sich auf der andern
Seite des Dorfs, wo noch ein Rest davon mit romanischer Sculptur
am Thore und Inschrift von 1538 steht; die jetzige Kirche wurde
1726 erbaut. Die alte Kapelle ist heute noch ein Wallfahrtsort.
Zur Gemeinde gehören die einzelnen Häuser le Goglo und la
Cueillerotte.
Vaux, Dorf in einem Thalgrunde, links von der Mosel, 8 Kilom.
nordöstlich von Gorze, mit Kirche, 103 Häusern, 159 Familien,
589 Einw. , wobei 4 Israeliten, Wein- und Obstbau und Land-
häusern, gehörte zum Bisthume Metz. Vaux ist sehr alt und schon
716 genannt, hat eine gothische Kirche aus dem dreizehnten Jahr-
288
II. Topographie.
hunderte, und der Glockenthurm war sehr fest, so dass im Jahre
1484 derselbe lange vergebens belagert wurde, bis die kleine Be-
satzung von 18 Mann sich gegen freien Abzug ergab. Der Ort
war theihveise durch Mauern und Thore befestigt.
Verneville, Dorf im Norden des Kantons und an der fran-
zösischen Gränze, 11 Kilom. nördlich von Gorze, mit Kirche,
Schloss, 186 Häusei'n, 622 Einw., wobei 3 Evangelische, Getreide-,
Obst- und Gemüsebau, Waldgewerbe und Jahrmarkt im April
und September, gehörte zum Eisthume Metz und hat ein schönes
Denkmal für 1870.
Zur Gemeinde gehören der Hof Chan trenne im Osten, Mal-
maison im Süden und der Weiler Bagnenx an der Gränze und Strasse
nach Verdun.
Vionville, Dorf an der Strasse nach Verdun, westlich von
Gravelotte, 5 Kilom. nördlich von Gorze, mit Kirche, 120 Häusern,
402 Einw., 2 Oelmühlen, Nebenzollamt II. Klasse, Getreide- und
Gemüsebau, liegt südlich von der Römerstrasse, gehörte zum Bis-
thume Metz und war am 16. August 1870 Mittelpunkt der Schlacht,
zu deren Andenken hier ein Denkmal errichtet ist.
C. Kanton Fange.
Der Kanton Fange liegt im Osten des Kreises, zwischen den
Kantonen Verny, Metz, Vigy, Bolchen und Falkenberg und um-
faest folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Genieinden.
Ancerville . .
Ars-Laquenexy
Aube ....
Bazauaturt . .
Beeil y . . .
Beux ....
(jhanville . .
Cdincy . . .
Colligny . . .
Courcellea-Cliaussy
Cou reelles s. N.
Üain-cn-BaulnoiH
l''l(»cnurt . . .
IjindonvillorH .
lA<iuenexy . .
L<'miid . . .
I.iippy . . .
Mai'/.tToy
MuiztTV
Mnr«ilh
412,99
275,43
437,9,
983,3,
656,0g
342,22
316,90
520,72
239,03
668,7,
273„6
l'8,3o
332,91
162,38
637,21
300,02
001,75
62/, PO
243,„4
277,g7
Wein-
Wald.
Obst-
For-
Gosammt-
Wiesen.
berge.
gärten.
sten.
Flacho.
81,86
—
—
0,50
—
517,33
28,63
—
70,09
1,13
45,12
440,63
52,96
—
15,47
0,20
526,f^
144,3s
18,50
yi,fio
7,45
—
1293,50
74,49
7m)5
176,83
1,33
—
941,38
43,31
0,56
90,80
1,58
—
495„5
17,09
2,09
26,,2
4^3a
—
380,55
45,14
11,M
83,35
8,45
—
713,13
3'^vM
63,81
,3,62
—
349,74
119,74
11,59
447,9«
11,76
—
1323,78
71,85
127,77
0,66
—
502,77
15,61
—
154,32
2,07
—
369,5,
60,85
—
16,37
0,77
—
448,24
46,08
—
56,72
5,41
—
288,00
99,2,
—
126,00
li92
—
907,a,
ö»,9ft
—
3,50
2,44
—
417,03
136,99
—
434,3,
2>06
45,48
1602,05
J»,l«
4,18
88,2,
10,25
852,62
l«.-»
40„o
0,42
--
313,13
33,50
---
1,40
Om»
■—
322,2:
2. Landkreis Metz.
289
Gemeinden.
Mercy 1. M. ... lOB-u
Montois '^00,39
Ogy 333,54
Fange 248,9S
Remillj' 8I2.22
Retonfey I 677,g4
Aecker.
509,
641
1256,,
08
Rollingeu
Saniy a. N.
Servigny
Silly I 221,47
336,58
527,9,
332.39
519-22
754:00
Sorbey
Thiraonville . . .
Tragny
Vavidoncourt . . .
Villers-Stoncourt . .
Kanton
16568,j3
Wiesen.
43,74
27,38
82,2,
187,65
45,72
72,43
102,54
96„3
66
Wein-
berge.
':10
43,47
14,27
I1O2
16,71
4,80
2,92
Wald.
34,18
0,66
:03-
91
380,97
90-9,
108,88
0,13
139,44
114,67
— 80,
^65
154,.
71
112,84
76,48
187,20
Obst-
gärten.
2i04
13-150
0:47
^ißO
20,05
18,48
2,46
3i27
3,13
3,89
l,5r,
2,13
For- Gesamnit-
sten. Fläche.
1,88
Aßt
3711,,,! 145,7,
177,53
628,63
370-06
469-7,
1493,76
969,44
700-99
888-82
1397-, 2
448;5,
553,34
732-4^
538.<,o
662,, 7
1047,49
90,60 24083-47
i09
78,20
33,06
75,42
2387.00
Er besitzt einen Viehstand von 3364 Pferden, wobei 79 Zucht-
hengste, 34 Maultliiere, 3 Esel, 4511 Stück Rindvieh, wobei 3281
Kühe, 4883 Schaafe, wobei 875 Merinos und 3369 Heideschnucken,
7905 Schweine, 504 Ziegen und 1636 Bienenstöcke.
Fange, Kantonshauptort am Unken Ufer der französischen Nied,
13 Kilom. östlich von Metz, mit Kirche, 103 Häusern, 295 Eiiiw.,
Mühle, Oelmühle, schönem Schloss, Getreide-, Wein-, Obst- und
Gemüsebau, war lothringisch. Die Kirche ist 1843 in gothischem
Styl erbaut worden 5 in der Kapelle sind die Mitglieder der Familie
von Fange begraben. Im Schlosse mit schönem Garten verweilte
die Kaiserin Marie Louise, als sie im April 1813 dem Kaiser ent-
gegen reiste, einen Tag lang. Station der P^isenbahn nach Bolchen.
Zur (Gemeinde gehört der IV2 Kilom. nordöstlich auf einer Anhöhe
gelegene Weiler Mont.
Ancerville, Dorf am rechten Ufer der französischen Nied und
an der Eisenbahn nach Saarbrücken gelegen, 7 Kilom. südöstlich
von Fange, mit Kirche, 96 Häusern, 117 Familien, 406 Einw,,
Mühle, Gypsbruch, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bis-
thume Metz und hatte ein festes Schloss, in welches Metz eine
Garnison legte, um das Land gegen die Einfälle der Lothringer
zu vertheidigen. Die Ueberreste desselben dienen zu Wohnungen.
Ars-Laquenexy, Dorf an der Strasse von Metz nach Fange,
6 Kilom. westlich von Fange, mit Kirche, 53 Häusern, 56 Fa-
milien, 170 Einw., Getreide- und Gemüsebau und Viehzucht, ge-
hörte zum Bisthume Metz. Hier fand 1592 ein Kampf zwischen
den Metzern und Lothringern statt, der unentschieden blieb.
Zur Gemeinde gehört der Hof Cheny-la-Horgne.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 1«)
290 I'- Topographie.
Aube, Dorf am Aubebache, 7 Kiloin. südlich von Fange mit
Kirche, 70 Häusern, 77 Familien, 258 Einw. , Mühle, Getreide,
Obst- und Gemüsebau und Geflügelzucht, gehörte zum Bisthume
Metz. Die Kirche ist im romanischen Style der üebergangszeit
des zwölften Jahrhunderts erbaut , meist gewölbt. Es bestand hier
einst ein Cisterzienserpriorat. Im Jahre 1681 gab Louise Marsal,
Wittwe von Guillerman, ihre Zustimmung zur Veräusserung der
halben Herrschaft, die 1757 dem Kapitel der Metzer Kathedrale
gehörte. Beim Orte erinnert ein Feldgewanu an die Tempelherren.
Auch die Minoriten besassen hier ein Gut. Das Klostergebäude
dient jetzt zu Bauernwohnungen.
Bazoncourt , Dorf, 5 Kilom. südöstlich von Fange, rechts von
der französischen Nied, mit Kirche, 127 Häusern, 469 Einw.,
Mühle, Getreide- und Obstbau und Viehzucht, gehörte zum Bis-
thume Metz und hatte ein festes Schloss. Eine Römerstiasse führte
im Norden vorbei.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Berlize mit Weinbau und Spuren
eines festen Sclilosses, und Vaucremont mit Oelmühle, und die Höfe
Fourcheux. Fresnoy und Convaux.
Bechy, Dorf im Süden des Kantons, 12 Kilom. südwestlich
von Fange entfernt, mit Kirche, 149 Häusern, 167 Familien, 582
Einw., Oelmühle, Getreide-, Wein-, Tabak-, Obst- und Gemüse-
bau und Gellügelzucht, gehörte zur Herrschaft Kaville und dann
zum Bisthume Metz. Bischof Adalbero von Metz gab den Besitz
von Bechj an Stephan, einen Diener der Abtei St. Arnould, mit
der Bedingung, dass alle seine Nachfolger nur Frauen aus dem
Herrenstande oder zu St Arnould dienstbar heirathen; auch gab
Abt Heinrich von Gorze 1055 Güter in Bechy an Martin von Tiehe-
mont unter der Bedingung, dass seine Nachkommen ihre Frauen
stets aus den l'öchtern der Abtei nehmen.
Beux /laule-j, Dorf an der Aube, 10 Kilom. südlich von
Fange, mit Kirche, 75 Häusern, 242 Einw., wobei 1 Evangelischer,
Getreide-, etwas Weinbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthunu-
Metz. Das Dorf entstand erst nach 1400 aus zwei Höfen.
Zur («emeinde ^jehört der Weiler Unter-lU'Ux, wo die Kirclie stein.
sowie der Hof I.ii Cliarbonniere.
Chanvllle, Dorf im Osten des Kantons, !► Kilom. östlich von
Fange, mit Kirche, 70 Häusern, 5K) Familien, 259 Einw., Oel-
mühle, (»ypsmühle, (Jetreide-, Weinhau, Viehzucht und Holz-
gewerbcn, gehörte zum Bislhume Metz.
Zum I>f)rfe ijeliört die /iegeloi .St. Jcan-le8-('l>n ii v i 1 le.
•_'. Lainlkrels Metz. '291
Coincy, Dorf unweit der Strasse nach Saarbriiekeri, 6 Kilom.
westlieh von Fange, mit 51 Häusern, 5G Familien, 181 Einw.,
Mühle, Getreide- und Weinbau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören das südlich gelegene Schloss Aubigny mit
Hof und das südwestlich gelegene Schloss Colombey mit schönem Park,
Kapelle und Hof. Colombey war schon seit 1111 Lehen der Abtei von
Senones und der Garten verdankt besonders dem Herrn von Tschudy die
schönen und seltenen Bäume; jetzt gehört es Herrn von Tricornot. In
den Gefechten vom 27. September 1870 brannte das Schloss ab. Jetzt sind
im Parke und der Umgebung mehrere Denkmäler für die am 14. August
1870 und später hier Gefallenen errichtet. Die Kapelle ist sehr alt und
soll von den Tempelherren erbaut sein.
Colligliy, Dorf, 3 Kilom. nordwestlich von Fange, am Weiher-
baehe, mit 48 Häusern, 150 Einw., Getreide- und Obstbau und
Geflügelzucht, gehörte zu Lothringen, l-^s bildete einst einen Theil
des Marquisats von Fange und eine besondere Herrschaft, welche
1727 dem Macloz de Fierrevillers gehörte.
Courcelles-Cliaussy, Dorf an der Strasse von Metz nach Saar-
brücken, 5 Kilom. nordöstlich von Fange, mit 2 Kirchen, 264
Häusern, 365 Familien, 1238 Einw., wobei 215 Evangelische und
74 Israeliten , Friedensgericht, Steuerkasse, Steueramt, Enregistre-
ments- Einnehmerei, Fostexpedition , Getreide-, Obst-, Gemüse-
und etwas Weinbau, Gerberei, 2 Mühlen und Lohmühle, gehörte
zur Herrschaft Raville und dann zum Bistimme Metz. Die katho-
lische Kirche wurde 1752 erbaut und 1824 vergrössert, die ein-
fache protestantische Kirche 1836. Die Frotestanten hielten sich
hier auch während der Verfolgungen. Als König Karl IX. den
protestantischen Gottesdienst in Metz 1569 verbot, erlaubte er den
Frotestanten doch Taufen und Heirathen in Courcelles vorzuneh-
men. Im Jahre 1538 verbrannte Heinrich von Guise, ein Führer
der Ligue, das Dorf und zerstreute die Einwohner. Ungeachtet
dieser Verfolgungen war aber in Courcelles doch fortwährend ein
protestantischer Geistlicher und Gottesdienst. Das Dorf hat jetzt
eine Station der Eisenbahn nach Bolchen.
Zur Gemeinde gehören der an der Strasse und links an der fran-
zösischen Nied gelegene Weiler Pont-ä-Chaussy mit Brücke, der
Hof Les llenils mit Mühle, nördlich davon, und das Schloss Urville
au der ><'ied, mit schönem Park und Alleen, dem Herrn Louis Sers ge-
hörig.
Courcelles-sur-Nied, Dorf an der französischen Nied und den
Eisenbahnen nach Saarbrücken und Bolchen, 4 Kilom. südwestlich
von Fange, mit Kirche, 58 Häusern, 62 Familien, 219 Einw., wo-
292 II- Topographie.
bei 5 Evaugelische, Baliustatioii, Postageutur, Mühle, Ziegelei,
Getreide- und KartofFelbau , gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Chailly sur Nied. an der Eisen-
bahn und ^.ied.
Dain-en-Saiünois , Dorf, 8 Kilom. südlich von Fange, mit 25
Häusern, 89 Einw., Weiher, Getreidebau und Geflügelzucht, ge-
hörte zu Bar.
Flocourt, Dorf im Südosten des Kautons mit Kirche, 80 Häu-
sern, 87 Familien, 308 Einw., Getreidebau, Geflügelzucht, Lein-
weberei, gehörte zum Bisthume Metz, 155)4 und 1604 wurden
zwei Einwohner wegen Hexerei verbrannt und über die Hinter-
lassenschaft des letzteren derselben entstand ein Streit zwischen
dem Domkapitel und der Abtei St. Arnould.
Landonvülers , Dorf im Norden des Kantons, rechts von der
französischen Nied, auf einer Anhöhe, 7 Kilom. noi'döstlich von
Fange, mit 29 Häusern, 33 Familien, 138 Einw. , wobei 12 Evan-
gehsche, Mühle, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum
Bisthume Metz. Eisenbahnstation.
Zur Gemeinde gehört die Franckaloffniühle an der Nied.
Laquenexy, Dorf, 3 Kilom. westlich von Fange, mit 46 Häu-
sern, 362 Einw., Kalköfen, Getreide- und Gemüsebau, gehörte
zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der Ilof La Chabrediue und der Weiler
Villers-Laquenexy mit Resten eines alten Schlosses , die in Scheunen
und Wohnungen verwandelt sind.
Lemud (Mud) , Dorf an der Eisenbahn nach Saarbrücken und
links von der französischen Nied , 6 Kilom. südlich von Fange, mit
68 Häusern, 71 Familien, 222 Einw., Getreide-, Kai-toffel- und
Gemüsebau, gehörte zu Bar.
Luppy, Dorf im Süden des Kantons, 12 Kilom. südlich von
Fange, mit Kirche, Weiher, 209 Häusern, 210 Familien, 730 Einw.,
(retreidebau und Viehzucht, liegt in der Nähe einer Höinerstrasse
und gehörte zum Uisthume Metz.
Zur (ietncinde gehört der Hof llycourt (DehieourtJ.
Maizeroy , Dorf auf der rechten Seite der französischen Nied,
:{ Kilom. östlich von Fange, mit llOHäuHcrn, 360 I^^inw., Mühle,
(Jyjmmühle, Gemüse-, Obst- und Weinbau, war bis 178!» Ffarr-
hauptort und bildete einen Theil des Marquisats Fange, gehörte
al>er /um Bisthume Metz.
Zur (ieniciiidc gehört der Weller Chevilloii im Norden, mit Kirche
lind Mühle nn der Nied.
•_'. Landkreis Metz. 293
Maizery, Dorf, 3 Kilom. nördlich von Fange, mit 22 Häu-
sern, 68 Einw. und Schloss, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der an der Landstrasse nach Saarbrücken ge-
legene Hof Landremont.
Marsilly, Dorf, 41/2 Kilom. westlich von Fange, mit 28 Häu-
sern, 86 Einw., Getreide- und Obstbau, gehörte zum Bisthume Metz.
Mercy-les-Metz fauch Mercy-lc- HaulJ , Dorf im Westen des
Kantons, unweit der Strasse von Metz nach Strassburg, mit 8 Häu-
sern, 22 Einw. und Schloss, gehörte zum Bisthume Metz und
brannte bei den Kämpfen um Metz im Spätjahre 1870 ab.
Montoy, Dorf links von der Strasse nach Saarbrücken und
rechts von jener nach Saarlouis, J) Kilom. nordwestlich von Fange,
mit 103 Häusern, 298 Einw., Mühle, Bierbrauerei, Getreide-,
Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz. Bis
hierher wurde Kaiser Karl V. 1541 von den Metzern begleitet,
wo er den Bürgermeister Chevaliers und Nicolaus Gournais zu
Rittern schlug. Hier hielten die Frotestanten der Umgegend ge-
heime Zusammenkünfte, als sie verfolgt wurden.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Flanvillc, östlich, Lauvalliere,
westlich, der Hof St. Aignan mit Kirche und Schulhaus, und die Wirths-
häuser rAmitie und La Plane hette, an der Landstrasse. St. Aignan
war ursprünglich eine Priorei des Klosters Neumünster und ist jetzt
noch Wallfahrtsort, wohin am 15. Juni 2 — 3000 Menschen ziehen.
Ogy, Dorf, 4 Kilom. nordwestlich von Fange, mit Kirche, 45
Häusern, 147 Einw., Getreide- und Futterbau und Viehzucht, ge-
hörte zum Bisthume Metz. Das Dorf war vor dem Schwedenkriege
bedeutend grösser.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Puche im Norden und das Jhiaison
isolee. an der Strasse nach Courcelles.
Remilly, Dorf am linken Ufer der französischen Nied und der
Eisenbahn nach Saarbrücken, bald auch an der Bahn nach Saarburg,
9 Kilom. südöstlich von Fange, mit Kirche, 214 Häusern, 259 Fa-
milien, 928 Einw., wobei 18 Evangelische und 49 Israeliten, Bahn-
station, Fostexpedition, Steuerkasse, Jahrmarkt am zweiten Diens-
tag im Februar und September, Leinwandbleiche, Baugewerben,
Getreide-. Kartoffel- und Gemüsebau und 2 Mühlen, gehörte zum
Bisthume Metz. Aus einer römischen Villa entstand eine kaiser-
liche Domäne, welche an einen Stephanus, 840 aber von Kaiser
Lothar an die Abtei St. Arnould zu Metz geschenkt wurde. Aber
die Abtei gelangte nicht in den Besitz und erst 990 erhielt Bischof
Adelbero 11. die Domäne, indem er an das Kloster die kleine Abtei
St. Felix abtrat und in Remilly seinen Sommeraufenthalt nahm.
294 ^^- Topograpliir.
Endlich kam Remill}* lOlK) wirklich au St. Arnould und dieses
gründete, nachdem lange Zeit ein p]remit hier gewohnt, eine Hene-
diktinerpriorei FauLv en forct , wo noch eine Kapelle mit byzantini-
schem Portal aus dem dreizehnten Jahrhundert erhalten ist. Re-
milly litt ebenfalls viel durch die Kriege. Die alte Kirche verfiel
in Ruinen und desshalb wurde 1839 eine neue mit gothischem
Tliurm gebaut, die auf den Ueberresten eines römischen Tempels
stehen soll. In der Nähe zieht die alte Römerstrasse nach Osten
und Westen. Remilly gehörte zum Tlieil zur Herrschaft Raville.
Zur Gt-'meinde gehören die Mühlen Ricliary an der Nied und de
l'Etaiig am Weiher, der Weiler Aubecort im Südosten mit J\Iülile und
Chanip Oaillot.
Retoiifey, Dorf im Norden des Kantons, 7 Kilom, von Fange,
mit Kirche, 114 Häusern, 340 Einw. , wobei 3 Evangelische, Ziegel-
hütte. Kalkofen, Getreide- und Gemüsebau und etwas Weinbau,
gehörte zum Bisthume Metz. Am Orte führte eine Römerstrasse
vorüber. Die Kirche enthält eine sehr alte Kapelle.
Zur (Jemeinde gehört der nördlich an der Strasse nach Saarlouis ge-
legene Weiler Pet i t-3Iarais und der Hof Vaudreville im Süden,
am Walde.
Rollingen (HavHle), Dorf am linken Ufer der deutschen Nied, .
unweit der Strasse nach Saarburg, 10 Kilom. östlich von Fange,
mit Kirche, KK) Häusern, 330 Einw., Mühle, 2 Bierbrauereien,
Kalkofen, Getreide- und Karloflelbau, gehörte zum deutschen Reiche-
Rollingen war luxemburgisches Lehen und wurde 1164 von Bischof
Theodoric erworben, um die Strasse gegen Einfälle fremder
Schaaren zu decken. Aber schon 1271 kommt ein Robert von
Raviile vor, und zuletzt erscheint noch ein Peter P>nst, der 1623
starb. Die Herrschaft wurde 176{> von der Kaiserin Maria Theresia
im Tausch gegen andere Güter abgetreten. Vom Sehloss auf dem
rechten Niedufer stehen nur noch einige Mauern, indem man die
Steine zum Strassenbau verwandte. Die Herrschaft umfassle ausser
Raville noch Bannay, Vaudoncourt, Hesdorl', Bambidersdorf, Brück,
Hallering, Servigny, i*lappecourt, Bionville, Vitrange, Courcelles-
Ghaussy, Hemilly, Viftoncourt, Bechy, Dui)i'()url und den Hof
Faux en foröt.
Saniy, Dorf auf der rechten Seite der Nied, 4 Kilom. «üdlich
von Fange, mit Kirche, 103 Häusern, 32(> Einw., Mühle, Wein-,
Obst-, Gemüse- und Tabakbau, gehörte zum Bisthume Metz.
/iir(!«'ineiiidp gelmren der nönllJcli gelegcnf Wfiler Dmiiiiiigevil 1 e
mit KojMjlh' und die Jlolc I'ou t-do-l)omuiigevil le im der liaiiZiKsisolieii
Ni«««! und Mühlo von Sanry (auch Cr6py-le8-Sanry), au iler Nied.
2. Landkreis Metz. 295
Servigny bei Hollingen. Dorf im Osten des Kantons, 7 Kilom.
von Fange, mit Kirche, 170 Häusern, 593Einw. , wobei 10 Israe-
liten, guten Steinbrüchen, Getreide- und Weinbau, gehörte zur
deutschen Herrschaft Kollingen. In der Gemarkung liegen die
Ruinen des alten tSchlosses Moreville, das zur Zeit Ludwigs XIII.
verlassen wurde.
Zur Gemeinde gehört der 2 Kilom. westlicli davon gelegene Weiler
Frecourt.
Silly, Dorf auf der nördlichen Seite der Strasse nach Saar-
brücken, 4 Kilom. nördlich von Fange, auf einer Anhöhe, mit
Kirche, !)0 Häusern, 03 Familien, 290 Ein w., wobei 4ß Israeliten,
Leinwandbleichen, Getreide- und Obstbau, war lothringisch.
ZurGemeinde gehört der Weiler Landremont und der Hof Bellevue.
Sorbey, Dorf an einem ßache links der französischen Nied.
■5 Kilom. südwestlich von Fange, mit Kirche, 74 Häusern, 76 Fa-
milien, 278 Einw., Getreide- und Oelsaatbau und Geflügelzucht,
gehörte zu Lothringen. Die in gothischem Style erbaute Kirche
stammt aus dem fünfzehnten Jahrhunderte,
Zur Gemeinde gehört der 2 Kilom. südlich gelegene Hof Poncillon.
TMmonville , Dorf im äussersten Süden des Kantons, 15 Kilom.
von Fange, mit Kirche, 102 Häusern, 339 Einw., wobei 15 Israeliten.
Getreide-, Obst-, Gemüse- und Tabakbau, gehörte zu Lothringen
und hat eine gothische Kirche aus dem vierzehnten Jahrhunderte.
Tragny, Dorf im Süden des Kantons, 14 Kilom. von Fange,
am Delmebache, mit 90 Häusern, 91 Familien, 307 Einw., wor-
unter 79 Israeliten, Mühle, Obst- und Gemüsebau, liegt in der
Nähe einer Römerstrasse und gehörte zum Histhume Metz.
Vaildoncourt, Dorf im Nordosten des Kantons, auf dem linken
Ufer der deutschen Nied, 9 Kilom. von Fange, mit 54 Häusern,
57 Familien, 211 Einw., Kapelle, Wein-, Taback-, Obst- und Ge-
müsebau, gehörte zu Lothringen. Die Kapelle wurde 1849 auf
Subscription erbaut, weil der Ort von der damals rings umher
herrschenden Epidemie verschont wurde.
Zur Gemeinde geliören die Höfe Plappecourt im Süden. Colom-
bier und Leo vi Hers im Südwesten.
Villers -Stoncourt, Dorf im Osten des Kantons, an einem
kleinen Bache, 8 Kilom. östlich von Fange, mit Kirche, 114 Häu-
sern, 409 Einw., Getreide-, Obst- und Weinbau, gehörte zum liis-
thume Metz. Der Ort besteht eigentlich aus den Weilern Villers,
Stoncourt, Aoury und La Houtte, von welchen das zweite
westlich, das dritte 3 Kilom. nordwestlich von Villers entfernt
296
II. Topographie.
liegt. Im Nordosten beim Walde von Kemillj lag ziemlich hoch
die alte St. Peterskirche (St. Pierre), welche aus einer Ere-
mitage des neunten Jahrhunderts entstand. Dieselbe war baufällig
geworden und desshalb wurde sie 1855 abgebrochen und dafür
eine neue Kirche im Orte selbst erbaut.
D. Kanton Verny.
Der Kanton Verny liegt im Südosten des Kreises, zwischen
den Kantonen Metz, Fange, Delme, Gorze und Frankreich und
umfasst folgende Gemeinden und ßodenflächeu :
Gemeinden.
S.
Achatel .
Buchy
Cherninot
Cherisey.
Chesny .
Coin 1. C
Coin a. d
Cuvry
F<:'y . .
Fleiiry .
Foville .
Goin . .
Jury . .
Liclion .
Ixjrry-Mardigii
I/Oiivigny
Magny .
Marieullcs
Marly . .
Mecleiives
München X
Orny . .
Pagny .
Pehre . .
Pominerieux
Ponloy
Pouiliy
Pournoy 1. Ch
Fournoy 1. Gr
Sailly.
öt. Jim
Sil|.-gn>
Hilly «
SolgfH-
Verny .
Vi^ny
\ nliniihl
ö.
Aecker. Wiesen.
Wein-
berge.
Kanton
I 185,94
' 245,,o
386,24
257,0
435,47
244,79
343,73
262,98
462,62
307,14
727,27
197,73
481,99
498,99
1275,98
561,17
481,4,
'92,35
796,17
369,06
455,74
456,Ho
546,.8
355,43
160,19
322,f}9
160,20
438,2,
3()8.ft,
832,m
5*^ 1.64
385,9«
192,B7
541,14
804,8,
606,30
216„8
20,15
18,55
167,95
46,52
42^
47,48
165,75
71,28
79,44
18,34
^7,32
19,31
35,15
125,19
133.75
104,3,
86,96
116,65
117,20
82,74
74,27
29,43
83,42
55,86
83,35
70,62
83,83
121,78
4t>«f,fi
55,73
4i>,8e
99,.ö
17,41
88,1(1
IJiPö
2",3fl
2«)26.^^
18,;
,70
^86
45.
11.
0,84
15,12
83,43
^•^45
44,21
60,72
2^,68
40.
199
4,62
•",63
7,19
8,18
3,14
0,29
381. 1,
Wald.
45,
80,
Obst-
gärten.
32,11
37,43
99,25
141,3fi|
14,33
152,69!
385,3o!
^0,i2i
61 ,3'!
88,92
278,56
69,60
10,01
96,78
52,54
332,'^2
254,18!
150,3o!
117
,36
89,24
6,33
3,32
1,68
0,27
4,93
1-88
2,53
1^49
0,76
5,89
2,94
0,78
0,37
2,84
25,67
4,19
1-.86
52,35
2,36
4,39
2,67
4,98
3,03
8,98
0,74
*-ai
8,99
2,31
1,66
For-
sten.
Gesammt-
I Fläche.
154
,60
115,13
118,40 1
120,80
144,07
82,30 3,44 225,1
14,15
55,27
i4,93
42^9j
42,9s!
l'MO.Tj 179..,,, 370.7,1
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1,81
3,44
0,40
3,54
3,25
1,83
0,41
271,84
355.Q^
1123;5a
507,5u
428,06
657,37
322,48
543,53
566,14
970,46
345,p5
889,07
315,69
537,54
1135,7,
1563,27
756,93
819,0,,
1068,13
1294,13
731,38
722,82
509,.,ü
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430,3H
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510,58
255,90
707,.j4
532.,4
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735,7,
1045,50
231,43
713,50
388,^
581,4«
_303,48
250 19.,,,»
2. Landkreis .Metz. 297
Er hat einen Viehstand von 4147 Pferden, wobei 153 Zucht-
hengste, 28 Maulthiere, 5 Esel, 4055 Stück Rindvieh, wobei 319'i
Kühe, 4317 Schaafe, wobei 1096 Merino's und 2829 Heideschnucken,
8771 Schweine, 406 Ziegen und 1653 Bienenstöcke und erzeugte
1872 213 Pfd. Seidencocons.
Verny, Kantonshauptort an einem Seitenbache der Seille, 12
Kilom. südlich von Metz, mit Kirche, 79 Häusern, 278 Einw., wo-
bei 6 Evangelische und 11 Israeliten, Friedensgericht, Steuerkasse,
PJnregistrement- Einnehmerei, Postexpedition, Getreide-, Oelsaat-,
Wein-, Gemüse- und Obstbau, gehörte zum Bisthume Metz und
war bis 1860 ein Bestand theil der Gemeinde Pournoy-la-Grasse.
Achatel, Dorf im Südosten des Kantons, rechts von der
Strasse von Metz nach Delme, 10 Kilom. von Verny, mit 65 Häu-
sern, 198 Einw., wobei 2 EvangeHsche, Getreide-, Übst- und
Weinbau, liegt an der alten Römerstrasse nach Scarpona und ge-
hörte zum Bisthume Metz.
Buchy, Dorf im Osten des Kantons, bei der Strasse nach
Delme, 6 Kilom. von Verny, mit Kirche, 39 Häusern, 122 Einw.,
Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehr)rte zum Bisthume Metz.
Zur (Jemeinde gehört das Wirthshaus Clieval Blanc an der Strasse.
Cheminot, Dorf am rechten Ufer der Seille, im Süden des
Kantons, 8 Kilom. von Verny, mit Kirche, 177 Häusern, 561 Einw.,
wobei 4 Evangelische, Nebenzollamt H. Klasse, Getreide-, Kar-
toffel-, Fulter-, Oelsaat-, Wein-, Hopfen- und Gemüsebau und
Mühle, liegt an der französischen Gränze und der alten Römer-
strasse und gehörte zum Bisthume Metz. In der Umgegend, be-
sonders dem Walde St. Arnould sind zahlreiche Ueberreste aus
der Römerzeit vorhanden, ebenso zeigen sich noch andere Ruinen
aus der Zeit des dreissigj ährigen Kriegs, der hier besonders ver-
heerend hauste. Man findet noch die Spuren eines Palatiums von
Karl dem Grossen und von drei Klöstern und auf dem Kirchhofe
gehen manche Sarkophage ins fünfte und vierte Jahrhundert zu-
rück. Die Kirche selbst ist im ersten Viertel des dreizehnten Jahr-
hunderts erbaut. Karl der Grosse schenkte 783 Cheminot an das
Kloster St. Arnould, woher auch der Wald seinen Namen erhielt.
Im Jahre 1351 wurde Cheminot zerstört, als die Regentin Marie von
Lothringen im Kriege gegen Stadt und Bischof von Metz war,
indem die Schaaren der letzteren alle Orte der Gegend bis vor die
Thore von Nancy verheerten.
Zur Gemeinde gehören der nördlich gelegene Weiler Lougeville
nnd die Höfe La Vannoue und Marly-au-bois.
29S II- Topog:ra]>liii'.
Cherisey, Dorf an einem Bache. 2 Kilom. ostlich von Verny,
mit Kirche, 75 Häu.seru, 76 Familien, 230 Einw., Mühle, Kalk-
ofen, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, war zwischen Loth
ringen und dem Bisthume ^letz getheilt. Die Kirche stammt aus dem
zwölften Jahrhundert und eine Inschrift trägt die Jahreszahl 1 143.
Im Jahre 1858 entdeckte man auf den Mauern des grossen Schiffs
verschiedene alte Frescomalereien , unter anderen St. Cäsar, Jo-
hann Baptist , fliegende Engel und ein Mitglied der Familie Cherisey,
Dieser gehörte das feste Haus, das 1303 der Abtei Symphorien
zu Metz gehörte. Im Jahre 1511 wurde Cherise}' im Kriege gegen
franz(»8ische Parteigänger arg mitgenommen und das Schloss ge-
plündert. In den Jahren 1625 und 1628 fanden hier Conferenzen
zwischen den drei Nachbarländern statt, um Gränzstreitigkeiten
Iteizulegen. Im Jahre 1814 hatten die Alliirten während der Ein-
schliessung von Metz hier ihre Mtigazine, welche in der Nacht vom
«5 bis 7. März von der Garnison von Metz überfallen wurden, wo-
l»ei letztere 28 Wagen voll Fourage mit fortnahm.
Zur (lemeintlc gehört der östlich gelegene Hof Pliiche.
Chesny, Dorf rechts von der Strasse von Metz nach Delme,
6 Kilom. nördlich von Verny, mit Kirche, 45 Häusern, 163 Einw.,
(Jetreide-. Obst- und Gemüsebau, Viehzucht und Viehhandel, be-
steht aus Ober- und Unter-Chesu}' und gehitrte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Alger und la Ilorgne, oder
Cheval Houge. Wirthshaus an der Landstrasse.
Coin-les-Cuvi'y . Dorf links von der Seille, 5 Kilom. nordwest-
lich von Verny, mit Kirche, 40 Häusern, 41 Familien, 265 Einw.,
wobei ein Evangelischer, Getreidebau und Viehzucht, heisst auch
Coin-Prayel und gch(»rte zum Bisthume Metz.
Zur (Jenieiiule geiii»rt der südwestlich gelegene Hof 8al)re.
Coin-Slir-Seille , Dorf am linken Ufer der Seille, 3 Kilom. west-
lich >on Verny, mit Kirche, 63 Häusern, 193 Einw., (Jelreide-
und Weinbau und ^'ichzuclll , liegt in der Näiie der alten Römer-
.strasMc und gehorte zum Bisthume Metz.
Cuvry, Dorf am linken Ufer der Seille, 5 Kilom. nordwest-
lich \(m Verny, mit Kirche, Mühle, (Jctreide-, Kartoffel- und Oel-
sualbau und Viehzucht, gehörte /um Bisthume Metz.
Zur (tcineinde gcliörl «lor Hof Hautorivc an der Seille.
Fey, Dorf im Westen des KanldUH, >> Kilom. westlicli von \'crny,
mit Kirche, 74 Häueeru, 82 Familien, 271 Einw., Ziegelei, Getreide-,
Oelwinl-, Weni-, Obst- und (temdaebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur (irnivhidc gehören (Vw HttTe Soniniy um! l.ii vii 1 .i i iie.
•_'. I,aiKlk)ei.s Met/. 299
Fleury, Dorf auf einer Anhöhe des rechten Seilleufers und
an der Strasse nach Delme, 4 Kilom. nördlich von Verny, mit
Kirche, 108 Häusern, 118 FamiHen, 409 Einw., Mühle an der
Seille, Ziegelei, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht,
gehörte zum Histhume Metz. Herzog Arnould, Enkel Pipins,
schenkte 706 Fleury an die Abtei St. Arnould bei Metz. Im Jahre
1352 zerstörten die Metzer im Kriege gegen Lothringen aucli dieses
Dorf.
Zur (Jemeinde gehört der Hof Notre-Dame.
Foville, Dorf im äussersten Süden des Kantons, an der fran-
ziisischen Gränze, mit Kirche, 51 Häusern, 54 Familien, 176 Einw.,
Getreide-, Obst- und Weinbau und Stickerei, gehörte zum Bis-
thume Metz.
Goin, Dorf um rechten Ufer der Seille, 21/2 Kilom. südlich
von Metz, mit Kirche, 136 Häusern, 452 Einw., Schloss, Park.
Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, gehörte zu
Lothringen. Karl der Grosse soll hier ein Palatium gehabt haben,
aus welchem das feste Schloss hervorging, das die Herren von
Covnmercy von Lothringen zu Lehen trugen. Dasselbe wurde
mehrmals belagert und 1427 von Karl von Lothringen genommen.
Die Metzer bemächtigten sich im Kriege der Ligue des Schlosses
und nahmen seine ansehnlichen A^orräthe mit. *
Zur Gemeinde gehört der Hof La Horgiie.
Jliry, Dorf an der Eisenbahn von Metz nach Saarbrücken,
zwischen Pellre und Courcelles, 8 Kilom. nordöstlich von Verny,
mit Kirche, 35 Häusern, 42 Familien, 123 Einw., Oelmühle, Ge-
treidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz und wurde
am 27. September 1870 verbrannt.
Zur Gemeinde gehört das an der Strasse von 31etz nach Delme lie-
gende Wirthshaus Au Petit- Jury.
Liehen, Dorf, 3 Kilom. östlich von Verny, mit Kirche,
59 Häusern, 186 Einw., Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum
Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehöxl der Hof Larrj' mit Kapelle.
Lorry-devant-le-Pont /auch Lomj-Mardigny; , Dorf im Süd-
osten des Kantons, an der französischen Gränze, 9 Kilom. west-
lich von Verny, mit Kirche, 171 Häusern, 188 Familien, 678 Einw..
Schloss, Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, ge-
hörte zum Bisthume Metz. Die aus dem zwölften Jahrhunderte stam-
mende, aber mehrfach umgeänderte Kirche war zur Vertheidigung
eingerielitet und mehrfach belagert worden. Der älteste Theil der-
300 n. Topographie.
selben ist die romanische Abseite; sie wurde 1618 und 1857 restau-
rirt, wobei man alte Wandmalereien aus dem sechszehnten Jahr-
hunderte (1537) entdeckte, die aber schlecht erhalten sind. Vom
Kloster, das 500 Meter vom Dorfe entfernt war, sind nur noch
wenige Reste erhalten. Laurent de Chazelles kaufte die Herrschaft
1731 von Anselin de Beaurepaire und sein 8ohn Hess das Schloss
erbauen und mit schönen Gärten versehen.
Zur Gemeinde gehört der 1 Kilom. südlich davon gelegene Weiler
Mardigny mit Kapelle, die 1854 vergrössert wurde, und Schlo.ss, das
im fünfzehnten Jahrhunderte dem Domkapitel Metz gehörte, 1525 an
Philipp de Raigecourt, dann an verschiedene andere Herren und 1854
an Paul de Mardigny überging. Mardigny wurde oft von Metz und im
.September 1444 aucli von französischen Truppen verheert; im Jahre 1445
bei*aubten die Metzer den Ort und das Schloss und das Gleiche that 1590
die Gendarmerie von Pont-ä-Mousson, welche besonders die evangelischen
Einwohner barbarisch behandelte.
Loiivigny, Dorf unweit des rechten Seilleufers, rechts von
der Strasse nach Nomeny, an der französischen Gränze, 5 Kilom.
südlich von Verny, mit Kirche, 236 Häusern, 811 Einw. , wobei
il2 Israeliten , Schloss, 2 Mühlen, Getreide-, Kartoffel-, Obst- und
Weinbau, Viehzucht und Viehhandel, gehörte zum Bisthume Metz.
Hinter dem Schlosse findet man IJeberreste aus der Kömerzeit,
sowie im Süden Ruinen des Dorfs und Schlosses Moine, welche
im Schweden kriege zerstört wurden. Das Schloss Louvigny hat
vier Thürme und einen tiefen Graben ; im erwähnten Kriege /.er-
stört, wurde es später wieder hergestellt. Bischof Renault von
Metz gab 1309 den Zehnten des Dorfs an die Abtei Symphorien.
Herzog lieni II. von Lothringen nahm 14J)0 das Schloss und Hess
dessen Vertheidiger hängen oder ersäufen. Im Krieg der Ligue
nahmen die Melzer am 28. Februar 15iK) das Schloss, worauf der
Herzog von Lothringen es im April zurück eroberte und die Gar-
nison hängen Hess.
Zur Gemeinde gehören der Hof La Hanton nerie im Nordwesten,
die Moulin-Ncuf an der Seille und die Mühle Meine am Kuptbache,
im äusperflten Süden der (JemarUung, lelzteir wohl ein Ueberrest des zer-
störten Dorfs.
Magny, Dorf am rechten Ufer der Seille und Strasse von
Metz nach Nomeny, 8 Kilom. nördlich von Wrny, mit Kirche,
124 HllUHern, 214 Fumilien, OSO Minw., Mühle, Getreide-, (Jemüse-
und Weinbau, gelnirte zum Bisthume Mel/. Von einem alten
SchloMe «ind noch einige Uoberreste vorhanden, sowie von dem
frilheren Hofe 8t. l'ierre. Die Abtei St. Cleinoul zu Mol/, wnr
2, Landkreis Metz. 301
schon vor 1144 hier begütert. Am 13. Juli 1429 verbrannten die
Truppen des Herzogs von Lothringen das Dorf; 1475 lagerte
Herzog Rene IL acht Tage lang zu Magnj, als er Metz vergebens
zu überrumpeln suchte, und 1552 nahm Marschall Vieilleville auf
der Brücke zwei für Karl V. bestimmte Wagenreihen mit Fourage,
Wein und Salmen "weg.
Marieulles, Dorf im Westen des Kantons, 8 Kilom. von
Verny, mit Kirche, 164 Häusern, 172 Familien, 559 Einw., Ge-
treide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte zum
Bisthume Metz.
Zur Ciemeinde gehören die Weiler Vezon mit Kapelle und der Hof
I> urv.
Marly, L>orf am linken und rechten Ufer der Seille, 7 Kilom.
nordwestlich von Verny, mit Kirche, 129 Häusern, 157 Familien,
538 Einw., C'ichorienfabrik, Papierfabrik, Mühle, Getreide-, Wein -
und Gemüsebau, gehiu-te zum Bisthume Metz. Am 19. Februar 1814
machte die Garnison von Metz einen Ausfall, um die Brücke von
Marly zu zerstören, was aber erst am 5. März vollständig gelang.
Znr Grenieinde gehören die Höfe La Orange aux Ormes im Westen
und St. Ladre im Norden gegen Montigny.
Mecleuves, DorfHnks von der Strasse nach Del me, am Chire-
bache, 6 Kilom. nordöstlich von Verny, mit Kirche, 118 Häusern,
423 Einw., Wein-, Hopfen-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum
Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der rechts der Eisenbahn gelegene Weiler
Frontigny. der Hof Champel im Nordosten, links an der Bahn, und die
Häuser Pavillon an der Strasse nach Delme, auch Pot-de-vin genannt.
Monclieux, Dorf im Südosten des Kantons, 13 Kilom. süd-
<)ötlich von Verny, mit Kirche, 72 Häusern, 248 Einw., 2 Mühlen,
Getreide-, Oelsaat- und Obstbau und Viehzucht, gehörte zum Bis-
thume Metz.
Zur Gemeinde gehören la Petite Mönchen \ und das Wirtlishaus
La Folie an der Strasse nach Delme.
Orny, Dorf an einem kleinen Bache, 3 Kilom. nordöstlich
von Verny, mit Kirche, 85 Häusern, 91 FamiUen, 333 Einw., Ge-
treide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der 2 Kilom. nordöstlich gelegene Hof Pierr e-
Jeux.
Pagny (Pagny-lcs-GoinJ, Dorf an einem Bache, östHch von
der Strasse nach Nomeny, 4 Kilom. südlich von Verny, mit Kirche,
82 Häusern, 273 Einw., Getreide-, Obstbau und Viehzucht, gehörte
zum Bisthume Metz.
302 ^^- Topog-niphie.
Peltre, Dorf links an der Eisenbahn nach Saarbrücken, 8 Kiloin.
nördlich von Verny, mit Kirche, 82 Häusern, 93 Familien, 365
Einw., wobei 2 Evangelische, Postagentur, Obst- und Weinbau,
gehörte zum Bisthume Metz, brannte am 27. September 1870 ab
und hatte bis dahin ein Kloster der Soeitra de la Providcnce, die
mit ihren 530 Mitgliedern später nach Jouy-aux-Arches zogen.
1815 war hier längere Zeit das Hauptquartier der AUiirten.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Crepy aul' der andern Seite der
Bahn, die alte Mühle und die Höfe La Horgne und Basse-IJevoye.
Pommerieux, Dorf am rechten Seilleufer und der Einmündung
eines kleinen Bachs, 3 Kilom. westlich von Vernj, mit Kirche,
71 Häusern, 264 Einw., Mühle, Getreide-, Futterbau und Viehzucht,
gehörte zum Bisthume Metz.
Pontoy, Dorf Hnks von der Strasse von Metz nach Delme, auf
einer Anhöhe, 6 Kilom. östlich von Verny, mit Kirche, 122 Häu-
sern, 404 Einw., Kalkofen, Getreide-, Futter-, Wein- und Obstbau
und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Als 1379 der Prinz
von Salm in Pontoy überfallen worden war, holte er einige 'Jage
darauf das Vieh weg. Es war im Orte ein festes Schloss, in
welchem Metz eine kleine Garnison unterhielt und das jetzt in
einen Hof umgewandelt ist. 1476 besetzten es Söldlinge, die von
den Metzern alsbald vertrieben wurden.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Haute und Basse-Greve, an der
Landstrasse.
Pouilly, Dorf am rechten Seilleufer und der Strasse nach No-
meny, 4 Kilom. nördlich von Verny, mit Kirche, 64 Häusern,
240 Einw., Kalköfen, Getreide-, Oelsaat-, Wein- und Obstbau, Vieh-
zucht und Bauhandwerkern, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der Hof St. Thiebault und das Landhaus
Le Tonneau.
Pournoy-la-Ch6tive, Dorf auf der linken Seite der Seille,
4 Kilom. westlich von Verny, mit Kirche, 48 Häusern, 140 Einw.,
Obst- und bedeutendem Gemüsebau und Viehzucht, gehörte zum
Histhume Metz. In der Nähe zog eine Kömerstrasse vorüber.
Pournoy-la-Grasse , Dorf an einem Bache, 1 Kilom. nordöst-
lich von Verny, mit Kirche^ (55 Häusern, 70 Familien, 208 Einw.,
Getreide-, Wein-, Obst-, Oelsaat- und Gemüsebau, gehörte zum
HiHthume Metz.
/iirOiintiiidc gehört der Hof A vigy, nicht weit vom rechten Seilleufer.
Sailly, Dorf im Süden des Kantons, an der französischen
(Jräuze, II Kilom. südöstlich von Verny, mit Kirche, 60 Häusern,
2. Lamlkieis Metz. 303
83 Familien, 179 Einw., wobei 1 Evangelischer, Weiher, Mühle,
Ziegelei, Getreide- und Obstbau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur (iemeinde gehört die Ziegelei Caillaiix, unweit der Gräiize.
Saint- Jure , Dorf am Vignybache und der französischen Gränze,
sowie an der Strasse nach Nomeny, 7 Kilom. südlich von Vernj,
mit Kirche, 110 Häusern, 359 Einw., wobei 3 Evangelische, Neben-
zollamt II. Klasse, Mühle, Getreide- und Weinbau und Viehzucht,
gehörte zum IJisthume Metz, 1598 Murden drei Einwohner von
St. Jure wegen Hexerei verbrannt.
Zur (Iemeinde gehören die Weiler Allemont mit Kapelle und Mühle,
nordöstlich, und Ressaincourt im äussersten Süden der Gemeinde.
Secourt. Dorf im Südosten des Kantons, rechts von der Strasse
nach Delme, 10 Kilom. von Verny, mit Kirche, 93 Häusern, 95 Fa-
milien, 310 Einw., Wein-, Hopfen- und Obstbau, gehörte zum
Uisthume Metz. Hier war ein festes Schloss , das Herzog Rene
von Lothringen 1490 auf seinem Zuge gegen Metz belagerte, von
wo er aber von den Metzern zurückgeschlagen wurde, nachdem er
schon eine Bresche geschossen hatte.
Zur (iemeinde geliört der nordwestlich am gleichnamigen Bache ge-
legene Hof Bernpt, der schon 906 genannt ^^ird und eine alte Kapelle
mit drei Statuetten besitzt, die unter dem Xamen der Eilftausend Jung-
trauen als Wallfahrtsort dient.
Sillegny, Dorf am linken Ufer der Seille, 4 Kilom. südwest-
lich, mit Kirche, 115 Häusern, 383 Einw., 2 Mühlen, OelmUhle,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Die
Kirche stammt aus dem fünfzehnten Jahrhunderte und enthält alte
Wandmalereien.
Zur (Gemeinde gehört der Weiler Loyville an der Seilte, sowie die
alte und neue Mühle.
Silly-en-Saulnois , Dorf im Osten des Kantons, rechts von der
Strasse nach Delme, 6 Kilom. östhch von Verny, mit Kirche,
25 Häusern, 74 Einw., Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte
zum Bisthume Metz.
Solgne, Dorf an der Strasse nach Delme, 8 Kilom. südöstlich
von Verny, am Beruptbache, mit Kirche, 130 Häusern, 132 Fa-
milien, 432 Einw., wobei 11 Evangelische, 3 Mennoniten und 2 Is-
raeliten, Steuerkasse, Steueramt, Postexpedition, Bierbrauerei, Lein-
wandfabrik, Getreide-, Wein-, Hopfen- und Tabakbau, liegt in der
Nähe von zwei Römerstrassen und gehörte zum Bisthume Metz.
Als im Februar 1372 der Graf von Bar in's Metzer Land einfiel
und sogar bis in die Metzer Vorstadt Champs-a-Panne drang, wo
er den gerade tanzenden Frauen ihren Schmuck abnahm, jagten
504
II. Topographie.
ihm die Metzer bis Solgne nach, dessen Schloss sie nahmen, worauf
sie zwei der Vertheidiger köpften und 29 andere hingen. Als der
Besitzer des Schlosses, Nieole Noirez, das Metzer Land plünderte,
nahm Bischof Bayer von Metz mit dem Grafen von Bar das .Schloss
und liess dessen Besitzer hängen. Vom Schlosse sind nur wenige
Mauern übrig, da mau die Steine zum Häuserbau verwandte.
Zur (iemeinde gehört der Weiler Aiicy-les-So]gne im Nordosten.
Vigny, Dorf am gleichnamigen Bache, 5 Kilom. südöstlich von
Verny, mit Ivirche, 109 Häusern, 370 Einw., wobei 2 Israeliten,
Getreide- und Obstbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Jm Jahre 1448 wurde hier eine Frau als Hexe verbrannt.
Vulmont, Dorf im äussersten Südosten des Kantons an der
franzr»sischen Gränze, 12 Kilom. südöstlich von Metz, mit Kirche,
31 Häusern, 96 Einw., Mühle, Getreide- und Obstbau und Vieh-
zucht, gehörte zu Bar.
Zum Dorfe gehört die Mühle Sailly an dem in die Seille fliessenden
Bache (todo.
E. Kanton Yigy.
Der Kanton Vigy im Nordosten des Kreises wird umgränzt
von den Kantonen Metzerwiese, Busendorf, Bolchen, Fange und
Metz und umfasst folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Antilly
Argancy
Ay
Burtoncourt . . .
Chailly 1. E. . . .
Charlcvillc . . . .
Charly
Ennery
Etangs (Les) . . .
Failly
FI6vy
Glatigny
Haye.M
Malroy
Noisseville . . . .
Nouilly
Ste. Barlie . . . .
Sanry
SiTvigny
TK-nnTy
ViRy
VillcTH-Bcttnach . .
Vr^-iny
Vr>-
Kanton
Accker. i Wiesen.
397,37! 52,(58
354,52 p^i63|
444,o,j 58,441
881,75 8Q,35
Wein-
berge.
492,061
541,53
tJl,57
56,08
181.751 65,79
243,40 41,4.i
Slififi
45,34
100,42
28,99
9,
(508,72
348,49
t)(i5.87
239,45
220,72
140,3,
838,61
424,81
215,67 20,34
428.^, 43,89
986,4i; 95,07
4(55,87' '''3,3h
103,70 34,8»
1025,31 108,85
nii6;^H343,87
12,82
99,2,
3(5,42
'•450
55,78
7,44
13-50
3,92
li49
0,56
43,OT
9,44
1-70
2^,21
20.7t
03,43
22,37
48,97
1^94
l'>48
»-"
l'i37
0,28
350,72
Wald.
Ii83
59,66
23,7,
180„7
210,61
275,86
92,57
95,86
342,84
35,2,
429,08
208,20
400,76
'v«
0,,4
1^05
403„9
78,,3
0„ö
276,3,
t)28,55
192,77
333,28
4315,64
Obst-
gürten.
5^74
8i46
li45
li89
12,51
5,24
3,08
2,30
2,82
6,28
17,32
18,79
0,75
löioe
18,42
0,73
8147
For-
sten.
130„7
840,06
840
SO6
Gesoniiiit-
Flaciic.
"474,0,
1145,30
466,16
510,15
729,77
1283,08
678,47
730„3
604,82
393,34
1156,69
622,94
1198,57
353,6,
268,69
250,18
1417,96
559,70
308,75
767,65
1707.0,
1(504,25
280,59
1510,3,
19022,16
2. Landkreis Metz. 305
Sein Viehsfand umfasst 2023 Pferde, wobei 47 Zuchthengste,
25 Maulthiere, 5 Esel, 3256 Stück Rindvieh, wobei 2409 Kühe,
2066 Schaafe, wobei 203 Merinos und 1793 Heideschnucken, 6113
Sehweine, 267 Ziegen und 1120 Bienenstöcke.
Vigy, Kantonshauptort, 13 Kilom. nordöstlich von Metz,
1 Kilom. östlich von der Strasse nach Kedingen, auf der Hoch-
ebene von Ste. Barbe, mit Kirche, 213 Häusern, 243 Familien,
763 Einw., wobei 12 Evangelische und 6 Israeliten, Steuerkaase,
Postagentur, Viehmarkt am zweiten Montag im 3Iärz und zweiten
Dienstag im October, Getreide-, Kartoffel- und Futterbau, Wald-
gewerben, Mühle, Ziegelei und Gerberei, gehörte zum Bisthume
Metz. Hugo, Domdechant an der Metzer Kathedrale, gab 721 an
die Abtei St. Arnould seine Güter in Vigy. Der Ort wurde am
12. September 1635 von den Spaniern verbrannt.
Zur Gemeinde gehören der 3 Kilom. nördlich gelegene Weiler 11 es-
sange, der Hof St. Joseph und die Mühle Rlanchard.
Antilly, Dorf an der Strasse von Metz nach Kedingen, 4 Kilom.
westlich von Vigy, am Bevottebache, mit Kirche, 29 Häusern,
120 Einw., Getreide-, Obst- und Weinbau, gehörte zum Bisthume
Metz. Das Schloss des Dorfs wie von liuy ist alt und gehörte
den Familien de Salse und Ancillon de Buy.
Zur Gemeinde gehört das westlich gelegene Schloss Buy.
Argancy, Dorf am rechten Ufer der Mosel und dem Bevotte-
bache, 7 Kilom. westlich von Vigy, mit Kirche, 193 Häusern,
687 Einw., wobei 11 Israeliten, 2 Mühlen, Getreide-, Wein-, Oel-
saat- und Obstbau, gehörte zum Bisthume Metz. Die Kirche wurde
1779 restaurirt. Das Schloss, welches der Frau de Mejanes, Ge-
neralsuperiorin von St. Chr^tienne, gehörte, ist jetzt Aufenthalts-
ort für alte und kränkliche Mitglieder des Ordens, für welche ein
eigener Friedhof hinter demselben angelegt ist. Etwa 800 Meter
von Argancy befinden sich die Ruinen eines Schlosses, welches
Rugy vertheidigen sollte.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Olgy, südlich an der Mosel, und
Rugy im Norden. Letzteres hat auch ein Schloss, welches dem Herrn
Goules de Rugy gehört. In der Nähe standen früher die Höfe Bora und
Giviy (Ginerey).
Ay, Dorf im Nordwesten des Kantons, unweit der Mosel und
an der Strasse, 8 Kilom. nordwestlich von Vigy, mit Kirche, 193
Häusern, 620 Einw., wobei 14 IsraeHten, Mühle, Bierbrauerei, Oel-
mühle, Leinweberei, Jahrmarkt am letzten Dienstag im August,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 20
306 n. Topographie.
Burtoncourt , Dorf im Nordosten des Kantons, 9 Kilom. von
Vigy, mit Kirche, 85 Häusern, 90 Familien, 296 Einw., Ziegel-
hütte, Gjpsbruch, Getreide-, Wein-, Obst-, Gemüse- und Futter-
bau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Die Kirche ist
1755 erbaut worden; auch ist hier ein sehr altes Schloss.
Chailly-les-Ennery, Dorf auf einer Anhöhe, 5 Kilom. westlich
von Vigy^ mit Kirche, 63 Häusern, 65 Familien, 224 Einw.,
Mühle, Getreide-, Wein- und Obstbau, gehörte zum Bisthume
Metz.
Zur Gemeinde gehört der tistlich an der Strasse nach Kedingen ge-
legene Hof Champion.
CharleviUe, Dorf im Osten des Kantons, am Abhänge eines
Berges, 8 Kilom, von Vigy, mit Kirche, 99 Häusern, 110 Familien,
394 Einw., Steinbruch, Mühle, Oelmühle, Wein-, Obst- und Ge-
müsebau, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Nidange im Korden, Mussy-
I'Evöque im Süden, der Hof Epange, nördlich, und die Mühle Ri-
nange, sowie die Eremitage St. Christophe.
Charly, Dorf im Südwesten des Kantons, 5 Kilom. von Vigy,
mit Kirche, 79 Häusern, 83 Familien, 287 Einw., wobei 6 Evange-
lische, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bis-
thume Metz.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Rupigny und der Hof Paoully.
Ennery, Dorf im Nordwesten des Kantons und an der Land-
strasse, rechts von der Mosel, 6 Kilom. von Vigy, mit Kirche,
109 Häusern, 128 Familien, 420 Einw., wobei 85 Israeliten, Schloss,
RUbenzuckerfabrik, Branntweinbrennerei, Getreide-, Obst- und Ge-
müsebau, gehörte zum Bisthume Metz. V^or dem Dorfe steht das
schöne gothische Kreuz La belle Croix&ns dem Jahre 1462 und von
den Besitzern des Schlosses gestiftet. Die Kirche stammt von den
Templern her und erhielt erst später ein Schiff, welches 1856 dem
gothischen Style der alten Kapelle angepasst und mit schönen ge-
malten Glasfenstern versehen ist, die von einem Künstler aus der
Zeit Franz L herstammen. Ennery wurde 1172 vom Bischöfe von
Metz für die Kirche daselbst angekauft und die Stadt Metz hatte
«luselbst eine Citadelle mit Besatzung und Artillerie. Dieselbe
wurde 1418 von Ferry de Chambley durch Verrath genommen,
der ulM?r vom Herzoge von Lothringen gezwungen wurde, sie
wieder den Metzern zurückzugeben. In demselben .lahre brachte
Heinrich von Baliengiiou in Fässern eine Anzahl Soldaten in den
Platz, welche ihn an Vinchelin und Heinrich de la Toiu- übergaben.
'I. Landkreis Metz. 307
Aber er wurde von den Metzern 1420 aufgefangen und dann ge-
viertheilt, weil er zuvor Verbündeter von Metz war.
Zur Gemeinde gehört das an der 3Iosel gelegene Schloss Mancourt
mit Hof.
EtangS (Les), Dorf am linken Ufer der französischen Nied
und Strasse nach Bolchen, 9 Kilorn. südöstlich von Vigy, mit
Kirche, 89 Häusern, 112 Familien, 361 Einw. , wobei 5 Evange-
lische und 51 Israeliten, 3 Mühlen, Bierbrauerei. 3 Ziegeleien,
Kalkofen, Getreide-, Wein-, Tabak-, Obst- und Gemüsebau, in
der Nähe einer Kömerstrasse, gehörte zu Lothringen. Es ist
hier ein Schloss , welches einst einer der reichsten Lothringer Va-
sallen bewohnte, das aber jetzt zerfällt. Zur Feudalzeit war das
Dorf zvi'ischen Lothringen und Frankreich getheilt, wo auch in
zwei Kapellen Gottesdienst für jeden Iheil besonders gehalten
wurde. Die eine derselben ist jetzt zum Schulhaus eingerichtet.
Zur Gemeinde gehört die Mühle Bonfey an der Nied,
Failly, Dorf im Südwesten des Kantons, 6 Kilom. von Vigy,
mit Kirche, 72 Häusern, 73 Familien, 223 Einw., Getreide-, Wein-,
Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Flevy, Dorf im Nordwesten des Kantons, 6 Kilom. von Vigy,
mit Kirche, 84 Häusern, 286 Einw., wobei 6 Israeliten. Getreide-,
Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der im Osten gelegene Hof Chelaincourt
mit Schloss und dem Judenkirchhofe nördlich davon, und der Hof St.
Charles.
Glatigny, Dorf im Süden des Kantons, rechts von der Strasse
nach Bolchen, 7 Kilom. von Vigy, mit Kirche, 53 Häusern. 200 Einw.,
2 Kalköfen, Getreide-, Obst- und Weinbau, gehörte zum Bisthume
Metz.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Beville und La Bruyere, im Süden.
Hayes, Dorf im Südosten des Kantons, 6 Kilom. von Vigy,
an einem Bache, mit Schloss, 76 Häusern, 249 Einw., Getreide-,
Wein-, Obst- und Gemüsebau und Holzhandel, gehörte zum Bis-
thume Metz. Der Besitzer des Schlosses, Heinrich de Hayes, wel-
cher mehrere Einfälle in das Gebiet der Stadt Metz gemacht hatte,
wurde 1367 in seinem Schlosse angegriffen, gefangen und dann
vor der Kathedrale von Metz hingerichtet. Das frühere Jagd-
schloss, welches die Grafen von Nassau erbauten, dient jetzt zu
Wohnungen.
Zur Gemeinde gehören das Sclüoss Marivaux im Norden, am
Bache und das Schloss Lue im Südosten. Zu beiden Schlössern gehören
Kapellen.
308 "• Topographie.
Malroy, Dorf im Westen des Kantons am rechten Moselufer,
7 Kilom. von Vigy, mit Kirche, 69 Häusern, 71 Familien, 215 Einw.,
Mühle, Getreide- und Obstbau, gehörte zum Bisthume Metz.
Noisseville, Dorf im Osten von Metz an der Strasse nach
Saarlouis, 8 Kilom. südlich von Vigy, mit Kirche, 64 Häusern,
65 Familien, 219 Einw., Getreide-, Obst- und Weinbau, 2 Bier-
brauereien, Gerberei und Kalkofen, gehörte zum Bisthume Metz.
Hier fand am 14. August 1870 die davon benannte Schlacht statt.
Nouilly, Dorf im Südwesten des Kantons, 8 Kilom. von Vigy,
an einem Bache, mit Kirche, 69 Häusern, 197 Einw., 3 Mühlen, Ge-
treide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören die 3Iühlen von Lauvallieres, lia-Tonr
und Coup il Ion.
Ste. Barbe, Dorf auf der davon benannten Hochebene im Osten
von Metz, 5 Kilom. südlich von Vigy, mit Kirche, 153 Häusern,
476 Einw., 2 Kalköfen, Getreide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau,
gehörte zum Bisthume Metz. Die auf weite Entfernung sichtbare
Kirche sieht mehr einer Scheune gleich und nur der gothische
Thurm der alten, 1844 abgebrochenen Kirche ist noch erhalten.
.Jene frühere Kirche war 1516 von Claude Baudoche, jNIaitre-
echevin von Metz, erbaut worden, war sehr schön und hatte von
Meister Valentin Bousch gemalte Glasfenster, welche beim Ab-
bruche vom Metzer Domkapitel gekauft und in den Kapellen der
Abseite des Doms verwendet wurden. Diese Kirche war als Wall-
fahrtskirche sehr besucht, unter andei'en auch von benachbarten
fürstliehen Personen. Im Jahre 1633 errichtete die Abtei St. Ar-
uould von Metz hier ein Benediktinerkloster, welches dieselbe
1663 an die Tertianer überliess. ■ Das Parlament von Metz Hess
dieselben aber nicht zu und als sie doch davon Besitz ergriflen,
wurden sie gewaltsam ausgetrieben, worauf wieder Benediktiner
kamen, deren 17tK3 hier 5 waren. Im October 1635 braimtcn die
Kroaten das Dorf nieder und tödteten viele Einwohner.
Zur IJenu'inde p»'h<>i'en die Weiler Avancy, nördlich, und Clieuby,
östlich, öchloss und Weiler CluUeau-de-Gras, i<üdlich, der Hof liiba-
ville, östlich, und das Wirthsliaus Mazagran.
Sanry-les-Vigy, D(uf 2 Kilom. südwestlich von Vigy, am
Ursprünge eines Bachs, mit Kirche, 103 Häusern, 111 Familien^
:}20Einw., Getreide-, Obst-, Oelsaat-, Hanf-, Wein- und Gemüse-
bttu, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde ^'elioren der Weiler Mechy, nordwesllicii , und die
Mühte Bnvotte.
2. Landkreis Metz. 309
Servigny, Dorf im Südwesten des Kantous, 7 Kilom. von
Vigy, mit 115 Häusern, 310 Einw., Getreide-, Obst- und Weinbau,
gehörte zum Bisthume Metz und heisst zum Unterschiede auch
Servigny -1 es -Ste. Barbe. Der hier gefundene Sandstein vi^ird
sehr geschätzt und zu Treppen, Fenstergesimsen u. s. w. ver-
wendet. Vor einem Jahrhunderte hatte das Dorf noch Mauern
und an jedem Ende grosse Thore, welche wohl zur Zeit der Herren
de Jeuvrv und de Boisloge errichtet wurden. Die Kirche ist alt
und der Chor bildete früher eine Kapelle.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Poixe, nördlich vom Dorfe.
Tr^mery, Dorf im Nordwesten des Kantons, 7 Kilom. von
Vigy, mit 112 Häusern, 343 Einw., wobei 5 Israeliten, 2 Mühlen,
Gerberei, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume
Metz.
Zur Gemeinde gehört der Hol" Tuilerie.
Villers-Bettnacli , Dorf im Nordosten des Kantons in einem
Thale zwischen Wäldern, 6 Kilom. von Vigy, mit Kirche, 74
Häusern, 261 Einw., wobei 2 Evangelische, Mühle, Kartoffelbau
und Waldwirthschaft , gehörte zu Lothringen und war der Sitz
einer reichen Abtei, welche von 1130 bis 1790 bestand. Gründer der
Abtei soll Heinrich, Sohn des Grafen von Kärnthen und Bischof
von Troyes, gewesen sein. Sie erhielt reiche Geschenke von den
Kaisern und andern Grossen und Abt Heinrich wurde sogar Kanzler
des Reichs. Sie litt viel durch die vielen Kriege des sechszehnten
Jahrhunderts und verlor besonders 1555 einen Theil ihrer Güter,
zumal jene im Kurfürstenthum Trier, von wo der Kanonikus Ru-
dolph de Pont 1226 eine Domäne mit der Bedingung schenkte,
dass die Mönche darauf nur Wein pflanzen und den Wein selbst
trinken. Die Abtei war eine Kommende des Cisterzienserordens
und 1790 zählte sie noch 10 Mönche und 4 Laienbrüder und hatte
27,000 Frcs. Einkünfte. Nur wenige Ueberreste zeugen noch von
der früheren Pracht des Klosters. Die Umfassungsmauern von
31/2 Meter Höhe sind noch erhalten, ebenso die gevAölbten Keller.
Die dazu gehörigen grossen Wohnungen nebst den schönen Gärten
bestehen auch noch.
Zur Gemeinde gehören die Weiler St. Hubert an der Kanner mit
dem Hof Godechure, Befey, Ilabas mit Kapelle, la Forge, hinter
dem Orte, und der Hol' Epange. Befey war einst ein Dorf, das im
sechszehnten Jahrhunderte verödete. Das SchitY der Kapelle von Rabas
ist im romanischen Styl des zehnten Jahrhunderts erbaut und 1049 von
Papst Leo IX. eingeweiht worden ; der Chor stammt aus dem fünfzehnten
Jahrhundert.
310 il- Topographie.
Vremy, Dorf im Südwesten des Kantons, 5 Kilom. südlich
von Vig>-. mit 37 Häusern, 127 Einw., Getreide-, Kartoffel- und
Weinbau, gehörte zum Bistliume Metz.
Vry. Dorf 3 Kilom. südöstlich von Vigy, mit Kirche, 130
Häusern, 392 Einw., Getreide- und Obstbau und Kalkofen, gehörte
zum Bisthume Metz. Das Dorf wurde vom Bischöfe Georg von
Baden im Jahre 1465 um 7000 Gulden an die Stadt Metz ver-
kauft, welche hier ein festes Schloss errichtete und darin eine
Garnison unterhielt. Es war diese Veste so bedeutend, dass man
sie nur Klein-Metz nannte. Da der König von Frankreich es nicht
dazu brachte, dass die Metzer den Herrn von Talanges zum Be-
fehlshaber derselben machten, so wollte der Kardinal von Guise
Vry als verpfändete Domäne des Bisthums zurückziehen, drang aber
nicht damit durch. Endlich wurde doch der Herr von Talanges
Befehlshaber. Im Jalire 1581 mahnte König Heinrieh HL daran,
dass der 'Jhurm des Schlosses zu verfallen drohe nnd restaurirt
werden müsse. Im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts wurde
die Veste rasirt, die Ruinen ziehen aber noch viele Fremde an.
Es gab im dreizehnten Jahrhundert ein Geschlecht dieses Namens.
Vry wurde am 28. August 1442 von den Leuten des Grafen von
Lützelstein und Kodat Bayer zerstört und ^^•urde 1444 belagert
und genommen.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Gondreville am Wege nach
Pieblingcn, I.avieiiville, nordöstlich, und Laneiiville, östlich, so-
wie die Höfe Lallier, Lefrosne, Bellefontaine und Labordatte.
3. Kreis Diedenliofen.
Der Kreis Diedenhofen nimmt den Nordwesten des Bezirks
ein und gränzt östlich an die Kantone Busendorf und Bolchen des
Kreises Bolchen, südlich an die Kanlonc Vigy und Melz des Land-
kreises Metz, westlich an Frankreich und nördlich an Luxeniburu
und Preussen. Heine Breite von West nach Oslen betrügt 50,
seine Länge von Stld nach Nord 32 Kilom. Die Bodenfläche um-
fiisst 17,03.^ Quadrat fneilen oder JM,(K)3 llekt., so dass der Kreis
hinsichtlich der Grösse die vierte Sfcille oinninnnt. Von dieser
Flüche bind bestellbares Und 55,'^()7 llckt., Wiesen (1401 llekt.,
Ueben }K>5 llekt., besteuerter Wald 2^,3G5 llekt., ()!)8tgärlen
064 Hekt.. Heideland 1702 Hekt., Teiche 25 Hekt., überbautes
3. Kreis Diedenhofen. 311
Land 275 Hekt., Strassen, Wege und Plätze 2212 Hekt., Flüsse
und Bäche 890 Hekt,, Forste und nicht ertragbares Staatseigen-
thum 5481 Hekt., Kirchhöfe, Kirchen und Pfarrhäuser 25 Hekt,
wovon im Ganzen 8610 Hekt. nicht steuerpflichtig sind. Sie ist
hügelig, mit Ausnahme der ebenen Strecken südlich der Feutsch,
links von der Mosel und im Norden gegen die Luxemburger Gränze.
Im östlichen Theile erhebt sich der Boden südlich nur von 162 bis
230 M., steigt aber gegen den Kreis Bolchen, und namentlich im
Nordosten bis zu 300— 357 M.; der westliche Theil dagegen steigt
aus der Moselebene rasch an, bewegt sich zwischen 32<^) und 4CK3 M.
und erreicht im Nordwesten gegen Luxemburg eine Höhe von
443 M. Die Moselebene besteht aus Diluvium, dann kommt öst-
lich Mergelboden , zwischen der Bibiche und Kanner Sandstein,
nordöstlich gegen Preussen Muschelkalk und bei Sierck Quarzit;
auf der linken Moselseite zieht sich zuerst von Süd nach Norden
ein Streifen Mergelboden und dann tritt Oolith mit Eisenstein
auf, der sehr stark ausgebeutet wird. Die Mosel durchfliesst den
Kreis von Bousse bis Apach in ziemlich vielen Windungen und
nimmt verschiedene Flüsschen und Bäche auf. Hechts lliessen ihr
zu der Sßchebach bei Bertringen, die Bibiche und Kanner, die von
Südosten kommen , der Bach de la Gueule und der Manderenbach ;
von der linken Seite kommt zuerst die Orne aus Frankreich und
dann die Fensch, womit sich der Welmeringer Bach vereinigt, der
Kisselbach und der Breitbach. Im Nordwesten des Kreises entspringen
sodann die Alzette und der Mühlenbach, welche im Luxemburgischen
sich vereinigen , und im Südosten fliesst der Kemelsbach in die Nied.
Die Eisenbahn von Metz nach Luxemburg zieht von Richemont nach
Diedenhofen und verlässt bei ZoufTtgen den Kreis; eine Seitenbahn
geht von Diedenhofen in westlicher Bichtung nach Fontoy und
Sedan und eine weitere Eisenbahn von Diedenhofen über Sierck
nach Trier ist wirklich in der Ausführung begriffen. Eine andere
Linie ist längst von Diedenhofen nach Busendorf und Carling be-
absichtigt gewesen, scheint aber vorerst nicht zur Ausführung
kommen zu wollen. Dagegen gibt es noch zwei Privatbahnen,
welche von den Eisenwerken von ^loyeuvre-la-Grande und Hayingen
bis an die Mosel führen und zum Transport von Eisenerzen, Stein-
kohlen und den Fabrikaten der Werke dienen. An Strassen ist
der Bezirk nicht sehr reich. Längs der ]\Iosel führt die Strasse
von Metz über Diedenhofen nach Luxemburg und sendet eine
andere auf dem rechten Moselufer nach Trier; eine Strasse geht
von üeckingen von ersterer ab und über Fontoy und Aumetz nach
312 ^^' Topographie.
Longwy, sowie eine solche von Diedenhofen in östlicher Uichtung
nach Busendorf und Saarlouis j und endlich gehen von Diedenhofen
zwei geringere Strassen aus, die eine ^^•estlich über Arsweiler nach
Hayingen und die andere über Kattenhofen nach Beiern und Mondorf.
Der Boden des Kreises ist bezüglich der Fruchtbarkeit sehr
verschieden. Er ist am besten im Kauton Diedenhofen und in
der Moselgegend des Kantons Kattenhofen, wo viel Getreide,
Früchte aller Art und im letzteren Kanton auch vortretflicher
Hanf wachsen. Weniger fruchtbar ist der Kanton Metzerwiese,
besonders in den höher gelegenen Theilen , wo es auch an Wasser
fehlt, und zu kieselig und rauh ist der Boden in der Gegend von
Sierck , während in dem Frankreich zugewandten Theile des Kreises
der Boden meistens ganz unfruchtbar ist und die zahh-eichen Eisen-
bergwerke ersetzen müssen, was sonst die Natur versagte. Ein
sehr geringer Wein wächst an den Moselufern bei Sierck, wogegen
er bei Diedenhofen sehr gut wird und auch bessere Pflege erhält.
Es fehlt auch hier noch an landwirthschaftlichen Maschinen, doch
sind jetzt die landwirthschaftlichen Vereine, hier Bauern -Casino's
genannt, sehr thätig, um den Ackerbau und die Viehzucht zu
fördern. Der Viehstand ist im Allgemeinen gut und umfasst:
9447 Pferde, 73 Maulesel und Esel, *il,002 Stück Bindvieh, wobei
13,(t35 Kühe, 13,532 Schaafe, 28,727 Schweine, 4196 Ziegen und 5132
Bienenstöcke. In Bezug auf die Viehzucht steht besonders der Kanton
Kattenhofen oben an. An Waldungen ist der Kreis ziemlich reich;
grosse Strecken davon, wie der Vierherren wald und der Wald
von Kalenhofen, liegen im östlichen Theile, noch grössere Strecken
aber im Westen zwischen Fensch und Orne, der Königs wald bei
Kattenhofen und an der luxemburgischen Gränze. Im Ganzen ist
der Wald hier mehr und gleichmüssiger über das Land vertheilt.
Der Kreis hat wenig Industrie.
Der Kreis Diedenhofen umfasst die fünf Kantone Diedenhofen,
Fontoy, Kattenhofen, Metzerwiese und Sierck und hat darin
16,001 Häuser, 18,339 Familien, 74,482 Einw. nebst 2109 Mann
Militär, und die Civilbevölkerung zerfällt in 72,985 Katholiken,
425 Evangelisehe, 1 Mennoniten und 1070 Israeliten, sowie in
'k>,764 Männliche uod 37,718 Weibliche. Auf der Geviertmeile
wohnen 4373 Personen und nimmt daher der Kreis bezdglich der
Volkwdichligkeit die zweite Stelle ein. Auf jeden Einwohner kommen
datier l^^i^ U^^t- lAud. Unter den Bewohnern belinden sich 57 Blinde,
80 Taubstumme, 98 Blödsinnige ui»d Krotinen und 19 Irrsinnige.
Bezüglich dieser Ziirern verhalten sich die Kaulunc Kattenhofen
3. Kreis Diedenhofeii.
313
und Metzerwiese am ungünstigsten, denn ersterer hat 20 Taub-
stumme und 25 Blödsinnige, letzterer 23 Taubstumme und 30 Blöd-
sinnige. Die Ursachen davon sind in klimatischen und geologischen
Verhältnissen, theilweise auch in der Beschaffenheit des Wassers
zu suchen.
A. Kanton Diedenhofen.
Der Kanton Diedenhofen wird umgränzt von den Kantonen
Fontoy, Kattenhofen, Metzerwiese, Metz und Frankreich und um-
fasst folgende Gemeinden und ßodenflächen :
i
Wein-
Obst-
Gessmnit-
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
berge.
Wald.
garten.
Forsten.
Fläche.
Algringen ....
302,3,
18,11
—
264 04
~127ffl
~17723
689,56
Diedenhofen
,
791,74
107.93
103,45
325,^3
40.69
4o2
1662,68
Erzange . .
55,75
4-37
l04
14.2S
14,57
95-65
Fameck . .
582,7,
66-69
25.5,
271,9,
213.77
44,40
1258,44
Flörchingen
808,,2
103,96
48.91
32,77
257.52
1304.69
(landrange .
720,35
58.05
14,40
130 78
6,20
969,95
llayingen .
229,7,
48-68
1589
63,35
26,.i3
205,53
648,36
Jutz . .
90(5.37
94,65
5-45
287.92
1,36
—
1382,67
Marspich. .
804,fi3
44.7fi
2,48
78.80
1,17
—
451^3
Monliofen .
1 560,44
65,17
22,69
304 05
3,46'
—
1044,76
Moyeuvre-Grande
f 379,96
66,67
l25
410,76
12,66
—
946,03
Moyeuvre-Petite
70,57
39,03
153,33
6.78
226,43
530,94
Nilvange. . .
, 172,68
28,4,
—
46,36
274.5,
Rangevaux .
259,,,
12,82
—
390.98
18,23
384„4
1108,32
Richemont .
896-29
143.81
12-10
167.79
12-84
1326,18
Rosselange .
69,72
25,57
4190
128,58
17.80
208,68
523,9-4
Scliremingen
179.60
16,99
64,26
—
275,22
Ueck Ingen .
437,77
46,43
—
16-24
0-47
—
548,39
Vitry. . .
■ 227.9,
15r3
132.19
351,45
55.84
180.81
1067,21
Volkringen .
490.26
959,
8-68
168,00
8-93
11.37
873.57
Weimeringen
781.05
56 46
4,5.
84,04
697
492,89
975.90
Kanton
\ 9227,05
1160,37
391,57
3771,66
15407,^
17957,98
Kr hat einen Viehstand von 1660 Pferden, wobei 22 Zucht-
hengste, 16 Maulthiere, 13 Esel, 2982 Stück Rindvieh, wobei
2158 Kühe, 2772 Schaafe, wobei 578 Merinos und 1515 Heide-
schnucken, 5380 Schweine, 1386 Ziegen und 757 Bienenstöcke.
Diedenhofen (ThionvUle , Theodonis Villa) , Kreisstadt und
Festung an der Mosel und dem Kreuzpunkte der Eisenbahnen
nach Metz, Sedan, Luxemburg und Trier, sowie der Strassen
nach Metz, Longwy, Luxemburg, Trier und Saarlouis, liegt ganz
auf dem linken Moselufer, während auf dem rechten Ufer das
Fort sich ausdehnt und von einem Moselarm durchflössen wird,
imd hat einen grossen Platz, 772 Häuser, 1403 Familien, eine
Garnison von 1879 Mann und eine Civilbevölkerung von .5328 Einw.,
wobei 291 Evangelische, 1 Mennonit und 187 Israeliten, für deren
314 II- Topojrraphie.
erstere eine katholische und evangelische Pfarrei besteht, während
die letzteren eine Synagoge haben. Interessante Gebäude sind
hier nicht, mit Ausnahme der schönen Keitbahn und einiger Militär-
gebäude: über die jMosel führt eine steinerne Brücke mit fünf
Pfeilern, auch sind aus dem Flüsschen Fensch zwei Kanäle in die
Stadt geleitet. Es sind daselbst eine Kreisdirektion, zwei Friedens-
gerichte, Polizeicommissär, Kreisschulinspektor und Kreisingenieur,
Kreisarzt, Hauptzollamt, Steuerkontroleur, Steuerkasse, Enregistre-
ments-Eiunehmerei, Hypothekenamt, Oberförster, Postamt, Land-
wehrbezirkskommando, Festungskommandantschaft und Proviant-
amt mit 2 Bataillonen Infanterie, 1 Ulanenregiment und J Com-
j)agnie Festungsartillerie, Theater, Collegium und Töchterschule.
Ferner hat Diedenhofen 2 Mühlen, mehrere Sägmühlen, 6 Loh-
mühlen, Oelmühle, Gerbereien, Bierbrauereien, Handschuhfabri-
kation, Senffabrik, Gasfabrik, Buchdruckerei, mehrere gute Gast-
häuser, Kaffeehäuser, Getreide-, Obst-, Gemüse- und Futterbau,
guten Weinbau, täglichen Gemüsemarkt, zwei Viehmärkte, am
Dienstag und Donnerstag, Fruchtmarkt am Samstag und Jahr-
markt am 14. September. — Schon die Römer erkannten die wich-
tige Lage des Platzes und bauten daher über denselben mehrere
Strassen. Später stand hier ein Palatium der fränkischen Könige,
welche sich daselbst oft aufhielten, um der Jagd zu pflegen, auch
die Grossen öfters um sich versammelten. So hielt Pipin der
Kurze hier Hof, als er seinen Neffen, den Bischof Godegrand von
Metz, zum Papste Stephan III. sandte, um ihm seinen Beistand
gegen den Lombardenkönig Aistulph anzubieten. Karl der Grosse
hielt 805 zwei Reichsconcile hier, um die kirchliche Disciplin zu
regeln, erliess von hier mehrere Kapitularien und hielt hier 816 eine
Reichsversammlung, um mit den Fürsten die Theilung des Reichs
unter seine Söhne zu berathen. Unter Ludwig dem Verschwender
fanden hier auch zwei Concilien slati, 821 und 835. Im Jahre 836
verweilte derselbe hier, um sich mit seinem Vater versöhnen zu
lassen. Nach dem Aussterben der Karolinger hatte die Sladf be-
sondere Herren und kam in der Folge an die Grafen von Luxem-
burg. Im Jahre 1357 gewährte Kaiser Karl IV. den Einwohnern
des zur Stadt angewachsenen Orts mehrere Privilegien, l'^reiheilcn
und ßltidlische Rechte. I44!{ wurde Diedenhofen von Philipp von
Hurgund belagert, dieser fand aber solchen Widerstand von Seilen
der lOinwohiier, dass er ohne Erfolg wieder abziehen mussle. Die
Stadt l)licb in den Rcichsstrcitigkeitcn den Häusern von Sachsen
und Ii<»hmcn treu, gewtthrte den Anhängern des letzten ein Asyl,
3. Kreis Diedenhofen. 315
nnterwarf sich aber und gelangte nach und nach an die Herzoge
von Burgund und die Häuser Oesterreich und Spanien mit deren
niederländischen Besitzungen. Da die hiesige spanische Besatzung
häufig Einfälle in das Metzer Gebiet machte, so rückten der
Marschall von Vieillevilie und Herzog von Guise am 14. April 1558
vor die Stadt und nahmen sie nach hartnäckiger Vertheidigung
am 23. Juni. Die Sieger vertrieben sodann die Einwohner, ver-
kauften deren Häuser und bevölkerten sie mit Äletzern. Im nächsten
Jahre bekam aber Philipp II. durch den Frieden von Chäteau-
Cambresis die Stadt zurück. Im Jahre 1639 erschien wieder eine
13,000 Mann starke französische Armee unter Herzog von Feu-
qui^res vor der Stadt, wurde aber am 7. Juni von General Picco-
lomini bis zu gänzlicher Vernichtung geschlagen und meistens ge-
fangen Im Jahre 1643, nach der Schlacht bei Rocroy, belagerte
der Herzog d'Anguyen die Stadt, welche eine Garnison von 2000
Spaniern hatte, und dieselbe musste sich am 8. August nach drei-
monatlicher Belagerung und dreissig Tage nach Eröffnung der
Laufgräben ergeben, wobei die Garnison ehrenhaften Abzug ge-
währt erhielt. Endlich kam Diedenhofen durch den P^'renäischeu
Frieden 1659 ganz an Frankreich, das 1690 durch Conde die Fe-
stungswerke neu anlegen Hess. Im Jahre 1792 lagen die Cond6-
schen Truppen mit den Emigrirten längere Zeit vor der Stadt,
ohne etwas ausrichten zu können, dann w^urde sie wieder 1814
und 1815 blokirt und bekam nach dem Frieden einige Zeit hin-
durch eine preussische Garnison. Im Sommer 1870 wurde die
Festung durch preussische Truppen eingeschlossen , am 10. November
der Angriir auf die Stadt eröffnet und vom 22. — 24. November die
Stadt bombardirt, wobei ein Theil der Häuser ganz zerstört oder
doch arg mitgenommen wurde, und an dem letzten Tage kapitu-
lirte Diedenhofen, wobei 120 Officiere und 4000 Mann gefangen
und 200 Geschütze erbeutet wurden. Der Schaden ist jetzt gänz-
lich wieder ersetzt. — Diedenhofen besass einst drei Klöster, die
1789 noch 16 Mönche und 9 Brüder, 11 Nonnen und 3 Schwestern
zählten. Das 1308 Aom Grafen Heinrich von Luxemburg gestiftete
Angustinerkloster ging 1558 bei der Belagerung zu Grunde, wurde
1615 neu erbaut, alsbald aber durch Blitzschlag verbrannt. 1659
neu erbaut und dient Jetzt als Gebäude für das Kolleg. Die Kapu-
ziner wurden 1625 von König Philipp IV. von Spanien hier ein-
geführt und das Nonnenkloster Ste. Clara 1630 durch die Infantin
Clara Eugenie von Spanien errichtet. — In Diedenhofen wurden
geboren um 1570 Peter Stator, Anhänger der Lehren Servets und
316 II- Topographie.
Später Rektor zu Pinezow in Polen, und der Jurist Merlin de Thion-
ville, welcher in der Revolutionszeit eine Rolle spielte. Von den
französischen Schriftstellern diente Chateaubriand 1792 vor Dieden-
hofen bei den Emigrirten und Paul Louis Courrier lag 1795 hier
in Garnison und auch General Hoche lebte lange Zeit in der Stadt.
Zur Gemeinde gehören folgende AVeil er: St. Fran^ois Malgrange
und La Briquerie im Norden, Ober- und Unter-Gentringen auf
dem Bergabhange im Westen, Grisberg und der St Annen ho f im
Nordwesten, die Höfe Chaudeborg und Marienthal westlich, Beaure-
gard, wo eine Lehranstalt der Schulbrüder war, St. Pierre und Gas-
sion, dicht vor der Stadt im Süden, und die Daspichmühle gegen
die Fensch und Südgränze der Gemarkung.
Algringen f Algrange J, Dorf am Penspernebache, 8 Kilom.
westlich von Diedenhofen , mit 81 Häusern , 86 Familien , 367 Einw.,
Kirche, 2 Mühlen, Darmsaitenfabrik, Getreidebau, starker Kirschen-
zucht und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Hier steht eine
5 — 600 Jahre alte Linde.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Batzenthal und Charonnes, die
Dorf- und Robertmühle, sowie die Mühle Goursthal, 1206 von
Wirich von Vallecour an Kloster Justemont als Präbende für eine Schwe-
st^rnzclle gegeben.
Erzange , Dorf an der Strasse von Hayingen , am Nordabhange
eines Bergs, 772 Kilom, südwestlich von Diedenhofen, mit Kirche,
Tyl Häusern, 80 F'amilien, 292 Einw., Getreide-, Obst- und Ge-
müsebau, Handel mit Sämereien und Arbeiten in Hayingen, ge-
hörte zum Bisthume Metz.
Südlich vom Dorfc auf dem Berge liegt der Hof Belleviu' dite
Longe Cöte.
Fameck, Dorf am Oslabhange des Bergs von Rangevaux,
7 Kilom. südwestlich von Diedenhofen, mit Kirche, 28t) Häusern,
'WH Familien, 1109 Einw., 4 Mühlen, Steinbruch, Getreide- und
Obstbau, Fruchthandel und Viehzucht, war einst zwischen Bar
und I.K>thringen getheilt. Die einst zur Abtei St. Martin in Metz
gehörige Kirche, welche von dieser 1181 an Bar vtMlauscht wurde,
ist ein gothischer Bau aus dem zwölften Jahrhunderte.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Büdingen, Edingen. Mor-
lingen,Ober- und Unler-Remoling«'u, von welchen «Ho beiden crsteron
Hüdlich, die anderen nördlich vom Dorfe liegen. In Morliiiffcn entstand
im zwölfti'u Jrthrlumdfrl»' eine Priorei der {,'i'iiaiinl('ii Alitci, welche 1219
an (jor/.e kam, aber im Hiebenzelinten Jahrhunderte zerntört wurde, l^ebrig
»•t nur noch die Kapelle im romanisch •byzantiniechrn Styl und eines der
•m bcatfu erhalti-neti Bauwerke des Mitte]nlt<'rs. Sie bestand .oclion 1188.
3. Kreis Diedenhofen. 317
FlÖrcMngeil (Florange) , Dorf an der Fensch und der Privat-
eisenbahn von Hayingen, 4 Kilom. südwestlich von Diedenhofen,
mit Kirche, 'iö3 Häusern, 326 Familien, 1329 Einw., wobei 20 Is-
raeliten, 2 Mühlen, Gipsmühle, 2 Gerbereien, Getreide- und Oel-
saatbau, Viehzucht und Arbeiten in den Werken von Hayingen,
gehörte zum Bisthume Metz. Durch die Gemarkung zog eine
Römerstrasse. Es sind hier bedeutende Eisenbergwerke. Flör-
chingen ist sehr alt und kommt schon im neunten Jahrhunderte
in Akten der Könige des zweiten Geschlechts und der Theilung
des Kaiserreichs vor, worauf es 1136 an Lothringen, dann an den
Grafen von Luxembourg und endlich an die Grafen von Marck
kam. Unter den früheren Herren von Flörchingen war Philipp
von Flörchingen 1264 Bischof von Metz; unter Franz I. wurde
ein Mitglied der Familie als Marschall de Fleurange sehr bekannt.
Da Robert von der Marck 1521 auf dem Tage von Worms sich
von Karl V. lossagte. Hess dieser das feste Schloss Flörchingen
durch den Grafen von Nassau erobern und schleifen. Später ver-
wandte man die Steine davon zum Bau der Festung Diedenhofen.
Bis 1621 war hier eine Prevote nach dem Gesetze von Beaumont.
Zur Gemeinde gehören Bettingen, Schloss nnd Hof an der Eisen-
bahn nach Sedan , 1357 von König Wenzel an den reichen Metzer Delestre
als Lehen gegeben und 1521 mit Flörchingen zerstört; Ehingen. Dorf
mit Kapelle an der Eisenbahn nach Metz, Station nnd Mühle am Kribs-
bache; Daspich, Weiler südlich von der Hayinger Eisenbahn , auf römi-
schen Ueberresten •, Magdeburg, Hof im Norden der Gemeinde auf einer
Anhöhe, und Neuhaus, an der Strasse nach Metz, unweit der Mosel.
Gandrange, Dorf im Süden des Kantons, links von der Orne,
10 Kilom. von Diedenhofen, auf einer Anhöhe, mit Kirche, 110
Häusern, 124 Familien, 423 Einw., Hammerwerk an der Orne,
Mühle, Getreide-, Wein-, Obst-, Oelfrüchte- und Gemüsebau und
Leineweberei, gehörte zum Bisthume Metz und liegt an der Römer-
strasse.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Amneville rechts an der Orne,
mit Kapelle, und Boussange, auf einer Anhöhe des linken Ufers und
der Strasse nach Hayingen , mit Kapelle und Mühle , und die Neumühle.
Amn6ville, auch Meneville genannt, gehörte der Abtei Symphorien zu
Metz, war mit starken Mauern umgeben und 1386 von den Metzern ver-
brannt worden.
Hayingen (Hayange), Dorf an der Eisenbahn nach Sedan,
der Strasse nach Longwy und der Fensch, 8 Kilom. südwestlich
von Diedenhofen, mit Kirche, 527 Häusern, 971 Familien, 4004
Einw., wobei 13 Evangelische und 79 Israeliten, Steuerkasse,
318 II- Topographie.
Steiieramt, Postexpedition, Eisenbahnstation, etwas Getreidebau
und Viehzucht und sehr bedeutenden Eisenwerken der Firma
Fr. de Wendeis Enkel und Comp., M-elche 8 Hochöfen, 5 Kupol-
öfen . 26 Puddelöfen , 15 Schweissfeuer und 4 Frischfeuer umfassen
und au 3000 Arbeiter beschäftigen, sowie Eisenbahnartikel, Bau-
und Faconeisen liefern. Hayinpen hatte einst ein festes Schloss.
das im dreizehnten Jahrhunderte den Thierry, Herrn von Haiengen,
gehörte und an dessen Stelle jetzt ein neues Schloss erbaut ist.
und gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der Hof ^lalgre-Teau, sowie eine Anzahl
einzeln stehender Hochöfen, Giessereien u. s. w.
Jutz (Ober- und Nieder-, auch Yutz), Dorf am rechten Mosel-
ufer und dicht neben dem Fort, an der Strasse nach Sierck und
künftigen Eisenbahn, 1 Kilom. nordöstlich von Diedenhofen , mit
Kirche, 295 Häusern, 332 Familien, 1423 Einw., wobei 6 Evange-
lische, Oelmühle, Ziegelei, Wollspinnerei, Getreide- und Hopfen-
bau und Viehzucht, landwirthschaftlichem Casino, gehörte zum Bis-
thume Metz und liegt 60 Meter nordöstlich von einem alten Römer-
läger. Nieder] utz ist erst 1817 entstanden. Während des Blocus
von 1815 hatte nämlich General Hugo zur besseren Vertheidigung
Dorf und Schloss nieder legen lassen und nach dem Frieden bauten
sodann die Einwohner mit Hülfe von Beisteuern und Holz, das
ihnen Ludwig XVHI. geben Hess, den Ort an der jetzigen Stelle
wieder auf. Oberjutz liegt an der Strasse nach Busendorf und
hat auch eine Kirche. Jutz wird schon 844 genannt, wo daselbst
ein Concil gehalten wurde und die Söhne Ludwigs des Verschwen-
ders gelobten in Einigkeit zu leben. Jutz erhielt den Titel einer
Grafschaft und gab der Umgegend davon den Namen.
Zur Gemeinde gehören der dicht bei Unterjutz liegende Weiler M aq iie-
nom, der Helpertshof bei Oberjutz mit Wollspinnerei und die Drai-
nagerithrcnfabrik.
Marspich, Dorf an einem kleinen Bache, 7 Kilom. westlich
von Diedenhofen, mit Kirche auf einer Anhöhe, 89 Häusern, 119
Familien, 538 Einw., Steinbrüchen, Sandsteingräboreien für die
Eisenwerke, Getreide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau, 2 Wirk-
stätten für die Eisenwerke und Mühle, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der Konacker Hol" in» Kordwesten der tJc-
meinde und der Leiringer llof (Lairange), nönllicli voÄi Dorle.
Monhofeil (Manom), Dorf am linken Ufer der Mosel, 2 Kilom.
uordöhtlich von Dii-deiihofen, mit Kirche, IHI IläuHcrn, 185 Fjuni-
lien. IKK) Einw.. wobei 7 EvangeÜHthe und 11 iKraeliten, Hrauerei,
3. Kreis Diedenhofen. 319
Ziegelei, Handschulistn'ckerei. Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüse-
bau, gehörte zum Bisthume Metz und im Jahre 1569 der Luxem-
burger Familie SchifFlange.
Zur Gemeinde gehören die nordwestlich liegenden Höfe La Grange
mit Schloss, Maison Rouge und Ste. Marie. La Grange verdankt
seine Entstehung einem alten, festen Schlosse, la Grange aux poissons ge-
nannt; an die Stelle desselben ist ein neues Schloss des Hen-n Berthier-
Sauvigny mit schönen Gärten getreten.
Moyeuvre-grande, Dorf im äussersten Südwesten des Kantons,
am linken Ufer der Orne, wo der Conroibach in dieselbe fliesst,
dicht an der französischen Gränze. 14 Kilom. südwestlich von
Diedenhofen , mit Kirche, 492 Häusern , 849 Familien, 3084 Einw.,
wobei 6 Evangelische, wenig Landwirthschaft und Viehzucht, Ober-
förster, Postexpedition, Nebenzollamt II. Klasse, 4 Mühlen und
Wasserwerken, Wochenmarkt am Samstag, Jahrmärkten am Pfingst-
montag und dem ersten Montag im August, ist der Mittelpunkt
der grossen Wendeischen Eisenwerke und gehörte zu Bar. Diese
Werke umfassen 4 Hochöfen und 45 Pudelöfen und beschäftigen
2800 Arbeiter und liefern ausser den Artikeln von Hayingen noch
Ketten, Nägel und Stiften. Die Eisenwerke waren schon 1329
thätig^ unter den Herzogen von Lothringen kamen sie aber herunter,
bis 1610 der Marschall Fabert sie pachtete und neu herstellte. Im
Jahre 1797 wurden sie an die Familie Wendel verkauft, welche die
Werke zu der heutigen Blüthe brachte und bedeutend erweiterte.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Froid-cul, westlich an der Gränze,
Trechemont im Norden imd die Frapouillemühle am Conroibache.
Moyeuvre-petite, Dorf am Couroibache, 2 Kilom. nördlich von
vorigem, 14 Kilom. südwestlich von Diedenhofen, mit 98 Häusern,
109 Familien, 409 Einw., wobei 1 Evangelischer und 8 Israeliten,
Kartoffel- und" Rübenbau und etwas Viehzucht, gehörte zu Bar.
Die Einwohner arbeiten meistens in den Eisenwerken.
Zur Gemeinde gehört der Hof Corbas, nördlich auf einer Anhöhe.
Nilvange, Dorf an der Eisenbahn nach Sedan und im Fensch-
thale, 9 Kilom. westlich von Diedenhofen, mit 57 Häusern, 65 Fa-
milien, 273 Einw., wobei 1 Evangelischer, Getreide-, Wein-, Obst-
und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Rangevaux, Dorf an einem kleinen Bache, 11 Kilom. süd-
westlich von Diedenhofen, unterhalb des Walds von Rangevaux
und Moyeuvre, mit Kirche, 207 Häusern, 227 Familien, 875 Einw.,
wobei 2 Evangelische, Mühle, Bierbrauerei, Getreide- und Obstbau
(Kirschen), Kohlenbrennerei und Waldgewerben, gehörte zu Bar.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Bellevue und Moreaux im Norden.
320 "• Topographie.
Richemont, Dorf im Süden des Kantons, am linken Ufer der
Mosel, Eisenbahn und Strasse nach Metz, 9 Kilom. von Dieden-
hofen, auf einer Anhöhe, mit 245 Häusern, 967 Einw., wobei
1 Evangelischer und 19 Israeliten, Mühle, Glashütte, Wollspinnerei,
Gerberei, Ziegelei, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, Viehzucht
und starkem Viehmarkt am ersten Montag im Juli, gehörte zum
Bisthume Metz. Der Chor der Kirche ist in gothischem Stjie im
fünfzehnten Jahrhundert erbaut und hinter dem Hauptaltar befindet
sich ein Altarbild mit wegen ihres Alters bemerkenswerthen Sculp-
tiiren, von zwei Aposteln und des Erlösers, welche aus der Abtei
Justemont stammen. Die Mühle wurde 1181 von Heinrich von
Namur an Kloster Justemont gegeben und das Lehen Kichemont
gab 1250 Isabeau Dame de Moucler an Graf Thiebaut von Bar.
In den folgenden Jahrhunderten erbauten die Grafen von Roden-
machern auf der Anhöhe das feste Schloss Ornelle. Als im Jahre
1483 diese und die Grafen von Warsberg sich gegen Kaiser Maxi-
milian erhoben und das Metzer Land verwüsteten, zogen Metzer
und Luxemburger vor das Schloss, belagerten es vom 28. Mai an
und nahmen es nach mehreren Angriffen am 7. Juli, worauf sie
Richemout plünderten und die Beute in der Kirche von Buss theilten.
Die Marienstatue der Kirche kam in die städtische Kapelle des
Victoires oder des Lorrains in Metz, welche 1754 abgebrochen
wurde. Der Ort soll anfänglich Miiboury geheissen und erst im
vierzehnten Jahrhundert den Namen Richemont angenommen haljen.
Eis war hier auch ein Tempelherrenhaus. Im Jahre 1732 lagerte
hier Marschall Belleisle und 1755 General von Chi^vert und ebenso
1792 die österreichische Armee zur Eiuschliessung von Diedenhoien.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Mondelange im Süden und an
der Strasse iiocli Met/, mit alter, gothischer Kirche ans dem lunfzelniten
Jalirhnnderte, der Weiler Bevange, südwestlicli vom Dorfe, an der
Strasse nach Moycnvre; Hof und (ilaslnitte Pepinville mit Schloss, an
der Strasse nacli Diedenhofen tind (»nie, an der Stelle eines allen Schlosses
aus der Karolinger Zeit, die Ziegelei Fronholtz (Frantzholz?) und das
Haus le Magasin an der Mosel.
Rosselange, Dorf am linken Ufer der Orne und Strasse nach
Moyeuvre, mit Kirche, 13() Häusern, 178 Familien, 787 Einw.,
wobei 6 EvangeÜHche, Wein-, Obst- und Gemüsebau, Eisenwerk,
3 Mühlen und GypsmUhle und Arbeiten in den Eisenwerken, ge-
hörte zu Bar. Die Kirche stammt aus dem fünfzehnten Jahrhun-
derte und ist in gothischem Style vom Abt von I'ierremont erbaut,
der (tlockenthurm aber in romaniHchem Styl und soll von den
3, Kreis Diedenhofen. 321
Tempelherren herstammen. Unter der Kalktünche entdeckte man
in der Kirche Frescogemälde der Apostel in natürlicher Grösse. Im
Jahre 775 besass das Kloster Gorze hier Weinberge.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Malgre-vous, der Hochofen Ja-
mailles an der Ome und die Bousswaldmühle.
Schremingen fSchremange)^ Dorf am rechten Ufer der Fenseh,
der Strasse nach LnngAvy und Eisenbahn nach Hayingen, 6 Kilom.
südwestlich von Diedenhofen, mit 84 Häusern, 109 Familien,
468 Einw., Hüttenwerk, Ziegelei, Getreide-, Obst- und Gemüsebau
und Viehzucht, gehörte zum Risthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der auf der andern Seite der Fensch gelegene
Weiler Suzingen mit Eisenwerk.
Ueckingen fUckange), Dorf am linken Moselufer und der Strasse
und Eisenbahn nach Metz, 6 Kilom. südlich von Diedenhofen, mit
Kirche, 177 Häusern, 317 Familien, 1168 Einw., wobei 3 Evan-
gelische und 85 Israeliten, Glashütte, Ziegelei, Bierbrauerei, 2 Oel-
mühlen,2SägniühlenundLohmühle, Postexpedition, Eisenbahnstation,
Getreidebau und Viehzucht, gehitrte zum Bisthume Metz. An der
Mosel, südöstlich vom Dorfe, steht auf einer Anhöhe ein Gebäude, das
in den Jahren 1705 — 1741 von den Jesuiten in Trier erbaut sein soll.
Zur Gemeinde gehören die Glashütte fVerrerie), die Bruch müh Ic
und der Bruch liof, westlich vom Dorfe, am Bruckbache.
Vitry, Dorf im Süden des Kantons, an der Orne und Strasse
nach Moyeuvre, 11 Kilom. von Diedenhofen, mit Kirche, 257 Häu-
sern, 258 Familien, 916 Einw., wobei 5 Evangelische, Getreide-,
Wein- und Obstbau, Viehzucht und Eisenwerk, steht an der
Stelle des alten Dorfs Valange und gehörte zu Bar. Die Grafen
von Bar gaben es 1269 an Herrn von Briey zu Lehen und 1347
ward es von der Gräfin Jolanthe von Bar an Wilhelm le-Hungre
von Metz verpfändet. Die Johanniter waren hier begütert.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Clouange, im reizendsten Theile
des Ornethals, mit einem Wasserfalle von 100 M. Höhe, dessen Wasser
50 M. davon die Kochemühle treibt; der Weiler Beuvange mit Eisen-
erzbergwerk, die Rochemühle und Neumühle und der nördlich in
einem Seitenthale gelegene Hof Justemont (Jushis Mons), ehemals eine
Benediktinerabtei, welche ursprünglich blos Zufluchtsort einiger Einsiedler
der Regel St. Eloy war und 1124 von den Prämonstratensern des Klosters
La-Grange-aux-Dames besetzt wurde, denen Eupheraia von Watronville,
Dame de Beuvange und die Schwester des Bischofs Urban von Verdun, das
TeiTain zu einem Kloster schenkte. Dasselbe hatte 1790 noch sieben Mönche
mit 16,000 Pres. Einkünfte, wurde aber 1793 zerstört, so dass nur noch
wenige Mauern übrig sind, ebenso ein altes, 1622 restaurirtes Kreuz.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 21
322
II. Topographie.
Volkringen ^ Volkrange), Dorf auf einer Anhöhe, 6 Kilom.
westlich von Diedenhofen, mit Kirche, 143 Häusern, 145 Famihen,
626 Einw., 'i Mühlen und 2 Gypsmühlen, Getreide-, Wein-, Obst«
und Gemüsebau. Viehzucht und Arbeiten in den Eisenwerken von
Hayingen, gehörte zum Hislhume Metz. Volkringen hatte einst ein
sehr altes Schloss, welches dem Ritter Arnoux, Herr von Volkrange,
1208 gehörte und dessen Sohn Arnoux dasselbe neu bauen und
sehr befestigen Hess. Es gehörte in neuerer Zeit einem Privaten,
dem frühern Maire Bompard von Metz.
Zur Gemeinde gehören die Weiler JÜIetzingen im Norden des Dorfs
und Beuvange unter St. Michels am Bache. Ueber demselben, auf
einer Anhöhe, steht die Michelskapelle, welche von Ritter Ai-noux
nach seiner Rückkehr aus den Kreuzzügen nach dem Vorbilde des Ora-
toriums vom Sinaiberge nebst einer Zelle erbaut wurde, worin er selbst
und dann 10 Jahre ein Klausner wohnte. Sie droht aber, dem Verfalle
entgegenzugehen.
Weimeringen { Vexjmerange), Dorf an einem Bache, 3 Kilom.
westlich von Diedenhofen, mit Kirche, 148 Häusern, 168 Familien,
750 Einw., Mühle, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Eis-
thume Melz. Die Kirche stammt aus dem fünfzehnten Jahrhundert.
Zur Gemeinde gehören der südöstlich gelegene Weiler Terville
mit Kapelle und Mühle an der Fensch, Königsquartier geheissen, weil
Conde 1643 bei der Belagerung von Diedenhofen hier sein Hatiptquartier
hatte, und der 2 Kilom. nördlich gelegene Weiler Elange mit Kapelle,
im Vnlksmunde Elichen geheissen, und die Mühle Moulin-rouge.
B. Kanton Fontoy.
Der Kanton Fontoy liegt zwischen den Kantonen Kattenhofen,
Diedenhofen, Frankreich und Luxemburg, im Nordwesten des Be-
zirks und umfasst folgende Gemeinden und Bodenflächen :
Gemeinden.
Audun 1. T.
Aiimctz. .
iioii lange .
Fontoy . .
Havange .
Kniitange .
htmmt'rnngc
Neiifchef .
Kedingen .
KUüHingcii .
TnuiKangf .
Aeckrr.
Katit/iti
732,7g
920,90
»27,50
839,5«
628,47
97,52
471„6
413,23
4ü«,3H
777,4,
1
Wiesen.
1
Wein-
berge.
Wahl.
610,«,
Obst-
gürten.
Forsten.
1 130,,^
—
—
—
1 6,40
—
77,7«
—
—
11^5^6
—
186,66
4,7«
—
58,14
—
716,91
%■&
—
4i«l
—
293,52
3,.^«
—
^lOö
—
116,32
—
, 77,75
—
220,70
*»,00
.5?'«^
—
110,5«
örüö
1066.36
104.04
—
—
—
—
79-78
—
^169
—
—
17,09
—
109,9^
—
—
ti4().7^
—
2446,04
'^Ui
1066,86
Gesummt-
Klüche.
1542,63
1035,70
1272,33
1688.47
967,64
242,«2
8ü()„,j
I657,Ki
649,66
342.8,;
931„3
11031,75
3. Kreis Diedenhofen. 323
Er hat einen Viehstand von 995 Pferden, wobei 5 Zuchthengste,
5 Maulthiere und Esel, 1909 Stück Rindvieh, wobei 1342 Kühe,
1010 Schaafe, wobei 51 Merinos und 871 Heideschnucken, 2244
Schweine, 803 Ziegen und 429 Bienenstöcke. (Der Bezirkstag
von 1874 hat den Wunsch ausgesprochen, den Sitz des Kantons
von Fontoy nach Aumetz, mehr in der Mitte, zu verlegen und
mit ihm die Orte Oettingen, Rochonvillers und Arsweiler vom
Kanton Kattenhofen zu vereinigen).
Fontoy i FenschJ , Kantonshauptstadt au der Fensch und Eisen-
bahn nach Sedan, sowie nur 2 Kilom. von der französischen
Gränze, mit Kirche, 2^1 Häusern, 288 Familien, 1058 Einw., wo-
bei 11 Evangelische, Steuerkasse, Postexpedition, Nebenzollamt
1. Klasse, Eisenbahnstation, 2 Bierbrauereien, 4 Mühlen, Gypsmühle,
Gerberei, Jahrmarkt am ersten Montag im April und October,
Getreide- nnd Gemüsebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume
Metz. Auf einem Hügel mitten im Dorfe stehen die Ruinen eines
Schlosses der im eilften Jahrhunderte berühmten Herren von
Fontoy, deren Erbe auf die Familie von Hunolstein gekommen
ist. Die Ruinen nehmen eine Oberfläche von etwa 5000 Quadrat-
meter ein und der grösste Theil davon ist in Gärten und Häuser
umgewandelt. Die P'ontoy waren Lehensleute der Herzoge von
Luxemburg. Früher war daselbst auch ein Hochofen und Hammer-
werk. Im Gemeindewald südöstlich stehen die üeberreste der
Eremitage St. Genevieve, wo der Sage nach die Jungfrau von
Nanterre in der mit ihren eigenen Händen erbauten Befkapelle
für Frankreich gebetet haben soll und die später in eine Eremi-
tage umgewandelt wurde. Auch haben darin die Herren der Nach-
barschaft in alter Zeit Zusammenkünfte fjourne'es (TEstault) gehal-
ten, um ihre Streitigkeiten beizulegen.
Südlich vom Dorfe an der Fensch steht der Hof Ste. Marie und
die Mühle Gustal.
Audun-le-Ticlie (Deutsch-Altheim), Dorf im Norden des Kan-
tons, an der Alzette, 12 Kilom. nördlich von Fontoy an der Strasse
nach Luxemburg und der Gränze, mit Kirche, 213 Häusern, 268
Familien, 1050 Einw., wobei 1 Evangelischer, Mühle, Ziegelei,
Steinbrüchen, Bierbrauerei, Töpferei und 2 Hochöfen, die mit
etwa 7(X) Arbeitern PMscherei-Roheisen und Gussroheisen erzeugen,
sowie Eisenerzbergwerken, gehörte zu Bar. Es sind hier die
Ruinen eines ansehnlichen Schlosses und Nachgrabungen haben
einen Fussboden von Stein von zwei Centimeter Grösse und von
verschiedenen Farben aufgedeckt. Das Dorf hat den Namen im
324 II- Topographie.
Gegensatze zu dem westlich von Fontoy in Frankreich liegenden
Audun le Roman.
Zur Gemeinde gehören die südlich liegenden Hirpshöfe und der
Hof St. Lorenz.
Auinetz, Dorf an der Strasse nach Longvvy, in sehr hoher
Lage, unweit der Gränze, 8 Kilom. nordwestlich von Fontoy, mit
Kirche, 'liU Häusern, 239 Familien, 987 Einw., wobei 9 Evange-
lische und 5 Israeliten, Postagentur, Nebenzollamt IL Klasse,
Eisenerzbergbau und Transport, Getreide-, Kartoffel-, Gemüse- und
Wiesenbau und Viehzucht, gehörte zu Bar. Beim Pfarrhaus be-
finden sich die Ueberreste eines alten Kirchhofs, dessen Thor die
Jahrszahl 1122 trägt; auch fand man hier römische Sculpturen.
Zur Gemeinde gehört das Dorf Grünes mit Kapelle und das Wasch-
haus Crunes neben einer Quelle , denn die Gemarkung ist sonst
wasserarm.
Boulange, Dorf an der französischen Gränze, 4 Kilom. nord-
westlich von Fontoy, mit Kirche, Kapelle, 120 Häusern, 433 Einw.,
2 Mühlen, Steinbrüchen, Getreide-, Obst- und Gemüsebau und
Viehzucht, gehörte zu Bar.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Bassompiere mit den Spuren des
alten Schlosses der einst mächtigen Herren von Bassompiere, von welchen
der Marquis 1631 durch Minister Richelieu in die Hastille gesperrt wurde,
weil er sich Spöttereien über denselben erlaubt, worauf Kichelieu das
Schlofls 1635 zerstören Hess; die Boulangemühle, die Mühle von Klein-
Moyeuvre und das Wirthshaus TEsperance.
Havange, Dorf an der Strasse nach Longwy, 3 Kilom. nörd-
lich von Fontoy, mit Kirche, 94 Häusern, 100 Familien, 539 Einw.,
wobei 8 Evangelische, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Bar.
Zur Gemeinde gehören die an der Strasse nach Fontoj' liegenden
Höfe Gon dränge imd die Ruine der Kapelle Ste. Barbe.
Kniltailge, Dorf im Süden des Kantons und am rechten Ufer
der Fensch, 3 Kilom. südöstlich von Fontoy, mit Kirche, 184
Häueem, 233 Familien, 937 Einw., wobei 2 Israeliten, 2 Mühlen,
2 Bierbrauereien, Abtheilungen der Eisenwerke von Ilayingen, Ge-
treide-, Obst- «md (iemüsebHU, gehörte zum Histhume Metz.
Lommerange, Dorf im Südwesten des Kantons, 3'/,2 Kilom.
Müdwestlich von Fontoy, an der Gränze, mit Kirche, 05 Häusern,
222 Einw., wobei 2 Evangelische, Getreidebau und Viehzucht,
gehört« zu Bar.
Zur Uenicindf K«llöivn der Miniiicli gi"lrg<'in- lluT l.jnnl rr vuiit^e und
die lllthif MaJNagi-.
Neofohef, Dorf im Süden des Kantons, 5 Kilom. südöstlich
3. Kreis Diedenhofen.
325
von Fontoy, ziemlich hoch am Walde von Tillots gelegen, mit
Kirche, 138 Häusern, 156 Familien, 568 Einw., wobei 5 Evan-
gelische, 2 Mühlen, Nebenzollamt II. Klasse, Steinbrüchen, Ge-
treidebau und Viehzucht, gehörte zu Bar.
Zur Gemeinde gehört der Hof Hanieviller, nördlich vom Dorfe.
Redingen ( HedangeJ, Dorf im äussersten Nordwesten des Kan-
tons an der Gränze von Frankreich und Luxemburg, 15 Kilom.
nordwestlich von Fontoy, mit Kirche, 62 Häusern, 6i^)- Familien,
324 Einw., Eisenerzlagern, Mühle, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte zu Bar.
Zur Gemarkung gehören im Nordosten der Waldhof (Laförel/erme),
sowie die Höfe Red in gen und La ferme Bleue (Blauhof).
Rüssingen (Russange) , Dorf im Norden, an der Alzette und
luxemburgischen Gränze, 14 Kilom. von Fontoy, mit Kirche,
72 Häusern, 79 Familien, 344 Einw., Eisenerzgräberei , Giesserei,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Bar. Im Chor der 1742
erbauten Kirche ist eine Kreuzigung Christi von sehr guter Arbeit
auf einem Denkmale alter Ritter.
Tressange, Dorf rechts von der Strasse nach Longwy, sehr
hoch gelegen, 6 Kilom. nördlich von Fontoy, mit Kirche, J>4 Häu-
sern, 360 Einw., Getreidebau und Viehzucht, Oelmühle und Stein-
bruch, gehörte zu Bar.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Bure im Nordosten, mit Kapelle,
und Ludelange im Südwesten, an der Strasse nach Longwy.
C. Kanton Kattenhofen.
Der Kanton Kattenhofen liegt zwischen den Kantonen Öierck,
Busendorf, Metzerwiese, Diedenhofen, Fontoy und Grossherzog-
thum Luxemburg und hat folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Arsweiler .
Beiern . .
Berg . . .
Breisdorf .
Bust . . .
Escheringeii
Ewringen .
Fixem . .
Garsch . .
Gauwies
Gross-Hettingen
Hagen . .
Kaufen . .
Aecker.
679,44
761,5,
199,13
762,fi3
3o8.4o
847,34
145,6,
290.9,
497„fi
315,55
H62.32
563. 13
Wiesen.
^83
108,80
26,31
119,16
80,70
15,0,
^2,96
14,93
63-92
59,70
148,2,
39,4,
97-52
Wein-
berge.
0.30
19,05
9,73
14,64
Wald.
166,
i72
76.86
389,41
45,37
21„4
139,22
, 1,16
4,02 503,73
- 139,34
— 1 138,49
Obst-
gärten.
Forsten.
0,94
—
0,4-)
4,01
54-12
0-48
5.71
. —
0-68
1,02
2,19
—
^8,08
26.26
3,08
—
0:50
—
Gesammt-
Fläche.
865,16
923,29
293,84
1060,79
702,86
1322,68
222,82
356,07
778,77
414,75
1635.59
347,01
844,31
326
11. Topographie.
üemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
.„ ,. Obst-
^^«'«Jj «arten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Katteuhofen . . .
Mondorf ....
Nieder-Rentgen . .
894.56
309-44
97494
213,56
131.5V
088
304,62 3.31
20,92 3,40
202,08 1,71
535.53
2063,02
389.82
1413,24
Oberkontz ....
455,82
'^9,7,
öl,lf>
28,4, 28,30
—
641.11
Oetringen ....
Oettingen ....
Püttlingen ....
Rochonvillers . . .
588,,,
769.05
505,80
154.46
25,87
74,57
0,11
2,17
9,71
367,89 28,90
8^4,69: 0.,6
105,96 14 27
46,16 -
1:48
1394,,,i
1539,70
1058.9J
563,o-
Rodemacheni . . .
738.34
132,72
O-m
41,42 27,37
2,43; 997.49
Rüttgen ....
Sentzich ....
765.73 103,,7
307.C5 57.85
38,23
262,79 9.46
88,00 ll-,9t
42,6o' 12-16„o
- 1 532.,8
Suftgeu
Wollmeringen . .
557,75 123,53
645,59 29,02
- ! 124,20 11,92
— , 536,12 1,20
814,17' lö«3,34
- i 1291,54
Kanton
14724,36
1899,87
170,75
4831,391 195,31
1450,33124563,00
Sein Viehstand umfasst 2454 Pferde, wobei 14 Zuchthengste,
13 Maulthiere und Esel, H561 Stück Rindvieh, wobei 4241 Kühe,
3107 Schaafe, wobei 33 Merinos und 1937 Heideschnucken, 7745
Ziegen, 870 .Schweine und 1354 Bienenstöcke.
Katteuhofen (CnttenomJ, Kantonshauptort am linken Ufer der
Mosel, 7 Kilom. nordöstlich von Diedenhofen, einst ein ansehnlicher
Flecken mit Mauern, liegt etwas von der iMosel entfernt und am
Tenschbache, hat Kirche, 264 Häuser, 1042 Einw., wobei (> Evan-
gelische und 27 Israeliten, Ueberfahrt über die Mosel, l'olizei-
kommissär, Einregistrements-Einnehmer, ^Steuerkasse, Poslasjentur,
Wochenmarkt am Freitag, Jahrmarkt am ersten Montag nach dem
1. October, starken Getreide- und Futterbau, Obstbau und Vieh-
zucht und gehörte zum Histhume Metz.
Zur Cieinoindt' gehören der 1 litt" lluzange am Warpichbache und der
Weiler llonieldang an der nördlichen Gränze der Gemarkung, dicht
vor dem Dorfe Sentzich.
Arsweiler [AngeviUcrsJ, Dorf im Westen des Kantons, an der
Strasse von Diedenhofen nach Aumetz und Longwy, 15 Kilom.
westlich von Katteuhofen, mit Kirche, 104 Häusern, 417 Einw.,
Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Histhume Metz. K«
sind noch Spuren eines alten Schlosses vorhanden.
Zur Oenu'iiido gehört der (istlioh gelegene Hof Hut zen ( ha I.
Beiern (lieyren), Dorf an einem starken Hache und der (iränze
von Luxemburg, 7 Kilom. nördlich von Kattenhofcn, mit Kirche,
i:{2 lläUHcrn, alH Einw., wobei 4 Israeliten, 3 Mühlen, (Jetreide-,
Obst- und Weinbau, gehörte zu österreiehiHeh Luxemburg und wurdf»
1709 an Frankreich abgetreten. Die Kirche wurde 1744 erbaut.
Zur (icmciude gehören das Dorf Oandern im Osten, mit 8 Mühlen
am Albach« und die I>oiiiienniUhle an deuiHolbon Itnche.
3. Kreis Diedenhofen. 327
Berg, Dorf am linken Ufer der Mosel, 5 Kilom. nordwestlich
von Kattenhofen, mit Kirche, 46 Häusern, 48 Familien, 212 Einw.,
Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, gehörte zum Bis-
thume Metz. Die Kirche wurde um 690 von den lienediktiner-
mönchen von Echternach nebst einem grossen "Wohnhause oder
Schlosse erbaut und hinter dem Schlossgarten befand sieh ein
öffentlicher Platz, Ilalseisen genannt, was -auf eine Gerichtsstätte
deutet. Jn den Jahren 1192 und 1342 wird ein Geschlecht von Berg
genannt.
BveisdiOrf fBreislroß'la-GranJe), Dorf auf einer Anhöhe, 5 Kilom.
nördlich von Kattenhofen, mit Kirche, 95 Häusern, 99 Familien,
500 Einw., 2 Mühlen, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte
zum Bisthume Metz. Durch die westliche Gemarkung zieht eine
Römerstrasse in gerader Richtung in einer Länge von 3460 Meter
bis zur luxemburgischen Gränze.
Zur Gemeinde gehören die südwestlich am Bulerbache liegenden
Weiler Evingen und ßoler, beide mit Mühlen, und die Mansmühle.
Bust, Dorf im Norden des Königswalds, 5 Kilom. nordwest-
lich von Kattenhofen, an der alten Römerstrasse, mit Kirche, 133
Häusern, 135 Familien, 553 Einw., wobei 7 Israeliten, 3 Mühlen,
Obst- und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Im Süden der Gemeinde und rechts an der Römerstrasse liegen
noch die Ueberreste eines römischen Gebäudes.
Zur Gemeinde gehören die beiden Weiler Über- und Unter-Parthe
und die einzeln stehende Kirche U.^selskirche, welche für die Orte
Boler, Bi-eisdorf und Essing diente.
Escheringen, Dorf am Mühlenbache, in einem Thale, 13 Kilom.
westlich von Kattenhofen, mit Kirche, 126 Häusern, 506 Einw.,
2 Mühlen, Steinbrüchen, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum
Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der nördlich gelegene Weiler Molvingen
mit Kapelle und der Buchhof, X'/j Kilom. westlich.
Ewringen (Evrange), Dorf an der Strasse nach Luxemburg
und an der G ranze, 14 Kilom. nördlich von Kattenhofen, mit
39 Häusern, 187 Einw., Getreide- und Gemüsebau und Viehzucht,
war luxemburgisch.
Fixem, Dorf am Bolerbache, 4 Kilom. nördlich von Katten-
hofen, mit Kirche, 80 Häusern, 89 Familien, 409 Einw., wobei
11 Israeliten, Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau, gehörte zum
Bisthume Metz.
Garscli, Dorf an der Strasse nach Diedenhofen, 3 Kilom. süd-
328 1^- Topographie.
westlich von Kattenhofen, unweit der Mosel, mit Kirche, 202.
Häusern, 212 Familien, b54 pjnw., wobei 7 Israeliten, 2 Mühlen,
Handschuhstrickerei, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht,
gehörte zum Bisthume Metz.
Zur lieraeinde gehören das Dorf Keckingen (Koecking), nordöstlich
am Warpichbache, und die Mühle La Grange an der Eisenbahn nach
Luxemburg.
Gauwies (racissej, Dorf unfern der Mosel an einem Bache,
3'/2 Kilom. nordöstlich von Kattenhofen, mit Kirche, 98 Häusern,
410 Einw., wobei 19 Israeliten, Mühle, (ietreide-, Obst-, (iemüse-
und Oelsaatbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Im
Südosten und Südwesten des Dorfs findet man oft Ziegelsteine und
andere Ueberreste aus der Römerzeit.
Gross - Hettingen {llettange- Grande), Dorf an der Eisenbahn
und Strasse nach Luxemburg und einem Bache, H Kilom. westlich
von Kattenhofen, mit Kirche, 245 Häusern, 258 Familien, 1093 Einw.,
wobei 2 Evangelische und 39 Israeliten, 3 Mühlen, Steinbrüchen,
Steuerkasse, Postagentur, Eisenbahnstation, Getreide-, Obst- und
Weinbau, Viehzucht, Jahrmarkt am Mittwoch nach Ostern und
Montag nach dem 3. August, gehörte zum Bisthume Metz. Die
Steinbrüche liefern gutes Material zum Strassenpflaster in Metz.
Im Jahre 1387 zerstörten die Metzer das Dorf.
Zur Gemeinde geliören das nördlich davon, an der Strasse nach
Luxemburg gelegene Dorf Soetrich, der Immerhof im Norden an der
Eisenbahn, der Schaumburghof im Süden und das einzelne Haus.
Suzange an der Strasse nach Diedenhofen.
Hagen, Dorf im Norden, an der Luxemburger Gränze,
11 Kilom. nordwestlich von Kattenhofen, mit Kirche, 27 Häusern,
159 Einw., Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume
Metz. Hagen diente zu Ende des vorigen Jahrhunderts als Zu-
fluchtsort für flüchtige Franzosen, welche ein schlossartiges Ge-
bäude bewohnten; die Kegierung liess es aber als Nationalgut an
die Bauern verkaufen.
Kanfen, Dorf im Nordwesten des Kantons, links von der
Eisenbahn nach Luxemburg, 10 Kilom. westlich von Kattenhofen,
mit Kirche, 113 Häusern, 124 Familien, 507 Einw., Mühle, llolz-
hündel, Getreide-, Obst- und (Gemüsebau, gehörte zum Bisthume
.Metz.
Zur (ifmeinde gehört der weHtllcli nuf einer Anhöhe goh'gene Hof
Key bürg mit Kirciie.
Moiidorf, Dorf an der Luxemburger Gränze und dem Albache,
11 Kilom. nördlich von Kattenhofen, wird von dem gleichnamigen
3. Kreis Diedenhofen. 329
Luxemburger Dorfs nur durch den Bach getrennt, mit 38 Häusern,
150 Einw., Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Vor einigen Jahren ist im luxemburgischen Dorfs eine warme
Mineralquelle entdeckt worden, worauf eine Badeanstalt errichtet
wurde. Westlich davon zieht die Römerstrasse nach Luxemburg.
Zur (iemeinde gehört der Altwies hof, gegenüber dem luxem-
burgischen Dorfe Altwiese, und die Kastelkapelle an der Gränze.
Nieder-Rentgen, Dorf westlich von der Römerstrasse, 8 Kilom.
nördlich von Kattenhofen, an einem Bache, mit Kirche, 111 Häu-
sern, 450 Einw., Mühle, Ziegelei, Getreide- und Obstbau und
Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Man fand in der Nähe
der Römerstrasse römische Gräber.
Zur Gemeinde gehören das an der Luxemburger Strasse gelegene
Dorf Gber-Rentgen und der Weiler Preische mit Kirche und Park.
Ober-Kontz, Dorf am linken Moselufer, 6 Kilom. nordöstlich
von Kattenhofen, mit Kirche, 142 Häusern, 514 Einw., Obst- und
Weinbau und Viehzucht, liegt am Ganderenbache und gehörte
zum Bisthume Metz.
Oetringen ( Oeulrangc , Eulrange J, Dorf am Deicherbache,
10 Kilom. westlich von Kattenhofen, mit Kirche, Mühle, 2 Ziegeleien,
251 Häusern, 255 Familien, 994 Einw., Getreidebau und Viehzucht,
gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört das nördlich gelegene Dort' Entringen am
Posse eines Bergs, mit Bierbrauerei.
Oettingen OttangeJ, Dorf am Kalerbache und der Luxem-
burger Gränze, 17 Kilom. westlich von Kattenhofen, zwischen
waldigen Bergen, mit Kirche, 288 Häusern, 380 Familien, 1647 Einw.,
wobei 9 Evangelische, Mühle, etwas Getreidebau und Viehzucht,
Wochenmarkt am Donnerstag und bedeutendem Eisenwerk des
Grafen von Hunolstein, das 5 Hochöfen, 1 Kupolofen, 4 Puddel-
öfen u. s. w. umfasst, 750 Arbeiter beschäftigt und Roh- und Guss-
eisen, Gusswaaren, Röhren u. s. w. liefert und an die Firma
Jahiet, Gorand, Lamotte und Comp, vsrpachtet ist, gshörts zu
Bar. Im Dorfe stehen die Ruinen eines grossen, 1792 verbrannten
Schlosses, dessen Besitz von dem Baron Eltz an den Grafen
Hunolstein überging.
Zur Gemeinde gehören derWciler Nondkail, südlich davon. Schloss-
hof bei der alten Ruine, im Osten, der Untere Eisenhammer, der
Hochofen St. Paul und Ober-Tetange.
Püttlingen (Puttelange-les-ltoJemackJ, Dort" im Norden, an der
Gränze von Luxemburg und einem Bache, 9 Kilom. nördlich von
Kattenhofen, mit Kirche, 176 Häusern, 782 Einw., wobei 4 Israe-
330 II. Topographie.
liten, Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, ge-
hörte zu Lothringen. Püttlingen verdankt seinen Namen einem
vornehmen Herrn dieses Namens im dreizehnten Jahrhunderte,
welcher das Schloss zu Lehen besass. Dasselbe wurde 1640 zer-
stört und ist nun ein Hof.
Zum Dorfe gehören die Weiler Ilimeling, nordwestlich, und Ha-
ling-, westlich, die Höfe Kickerei im Osten und Hasensprung im
Süden, der Hof Bourg an Stelle des alten Schlosses und das einzelne
Haus Schlosserei.
Rochonvillers , Dorf in ziemlich hoher Lage, 16 Kilom. west-
lich von Kattenhofen, mit Kirche, 74 Häusern, 315 Einw., Ge-
treide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume ]\Ietz.
Rodemacliern , Dorf am Brulbache, 61/2 Kilom. nördlich von
Kattenhofen, mit Kirche, 234 Häusern, 871 Einw., wobei 11 Is-
raeliten, 2 Mühlen, Lohmühle, Gerbereien, Hierbrauereien, Ge-
treide-, Wein-, Hopfen- und Obstbau, Viehzucht, Weinhandel,
Steuerkasse, Postagentur und Jahrmarkt am Montag nach St. Ni-
colaustag, gehörte zum Bisthume Metz. Hier war ein römischer
Militärposten mit Kastell auf der Anhöhe und in der Nähe ent-
standen frühe schon Ansiedelungen am Röthin- oder Rothbache,
welche Strecke von Kaiser Ludwig dem Deutschen im Jahre 880
an das Kloster Fulda gegeben wurde, während auch die Abtei
St. Maximin zu Trier in der Gegend begütert war. Von Fulda
kam der Ort 1K>7 durch Tausch an das Kloster Echternach und
schon 8}K» hatte König Arnulf die Herrschaft darüber an einen
seiner Militärchefs gegeben, der an der Stelle des Kastells ein
Schloss erbaute. Im Jahre 1019 kommt zuerst ein Friedrich von
Hodemacker auf einem Turnier zu Trier vor, von welchem Rode-
machern 1067 auch sein Theil an Echternach gelangte. Dieses
erbaute 1143 die romanische Kirche. Arnold von Rodemachern er-
baute die wirkliche Veste und sein Enkel Hugo stiflete die Linie
von Gauwies. 1429 plünderten die Mclzer Rodemacherii, daini
mussten die Herren von Rodemachern Schulden machen, weil sich
Johann von Rodemachern mit 18,000 Gulden aus der burgundischen
Gefangenschaft lösen musste. 1483 wurden der iMunilic die (»üter
üonflscirt und die Veste zersti^rt, jedoch 1485 von (Jerhiird von
Itodemachern wieder aufgebaut. 1543 nahm der Herzog von (M-
leans Rodemachern, im näcliHten .lahre wurde ea wieder heraus-
gegeben und 1551 wieder von den iViin/osen genommen. 1556
flclienkte der Kaiser Rodemachorn un den Markgrafen von Baden.
1558 nahm der Herzog von Giiise da« Schloss. Der Markgraf
3. Kreis Diedenhofen. 331
Christoph von Baden führte in Kodemachern die Reformation ein
und wurde daselbst l)egraben. 1639 nahmen die Franzosen Rode-
machern, ebenso wieder 1643, es wurde sodann 1656 militärisch
besetzt, alle Orte der Gegend verheert, kam 1659 an Frankreich,
bald wieder an Spanien, 1668, wurde im nächsten Jahre wieder
genommen, aber zurückgegeben, und 1678 ganz an Frankreich
abgetreten , welches es 1737 neu befestigen und mit Rastionen ver-
sehen Hess. Baden behielt Rodemachern als Lehen bis zur Revo-
lutionszeit. Vom Schlosse sind noch weitläufige Reste vorhanden,
die erst bei den F.inschliessungen vom 1792 und 1815 zertrümmert
wurden und worin sich jetzt eine Bierbrauerei befindet.
Zur (icmeinde gehören der Weiler kSimming, die Höfe Ei sing
und Faulbach und die Ober- und Untermühle.
HüttgenfRoussy-le-ViUagej, Dorf an der Strasse nach Luxem-
burg, 8 Kilom. nordwestlich von Kattenhofen, mit Kirche, 22(> Häu-
sern, 250 Familien, 1039 Einw., wobei 11 Israeliten, Lohmühle,
Getreidebau, Viehzucht und Gerberei, gehörte zum Bisthume Metz.
In der Kirche befinden sich Grabstätten der Grafen von Roussy
und Custine (des Vaters des bekannten Generals), und die Burg
umfasst die Ruinen des festen Schlosses der Herren von Rüttgen.
aus welchem Geschlechte Mathilde von Rüttgen im Jahre 1411
l'riorin des Klosters Marienthal bei Luxemburg war.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Biirg-Rüttgen, östlich davon,
und Dodenliof en, nordöstlich.
Sentzig, Dorf, 2 Kilom. nordwestlich von Kattenhofen, an
der Straf^se nach Gauwies, mit Kirche, 144 Häusern, 600 Einw.,
wobei 12 Israeliten, Getreide-, Wein- und Obstbau, Netzstrickerei
und Oelmühle, gehörte zum Bisthume Metz. Am 29. April 1814
brannten aus Unvorsichtigkeit 51 Häuser ab.
Suftgen ( /oulflgenj , Dorf am Bolerbache, 10 Kilom. nord-
westlich von Kattenhofen , rechts von der Eisenbahn nach Luxem-
burg, mit Kirche, 146 Häusern, 637 Einw., wobei 1 Evangelischer,
Mühle, Getreide-, Obst- und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte
zum Bisthume Metz.
Zur (iemeinde gehören die Höfe Bockenhof im Westen, Vogel-
sang, 3V2 Kilom. nordöstlich, und Föret-Faux.
Wollmeringen i Vohmrange) , Dorf am Mühlbache und der
Luxemburger Gränze, 13 Kilom. westlich von Kattenhofen, mit
Kirche, 192 Häusern, 194 Familien, 750 Einw., wobei 2 Israeliten.
4 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur (Icmeinde gehören die I.iber-, Rosen- und Mächsmühle.
332
II. Topographie.
D. Kanton Metzerwiese.
Der Kanton Metzerwiese wird umgränzt von den Kantonen
Sierok, Busendorf, Vigy, Metz, Diedeuhofen und Kattenhofen und
enthält folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Aecker. Wiesen.
Aboiicourt . . . .
Bertringeu . . .
Bettlainville . . .
Bidliiigen . . . .
Bousse
Büdingen . . . .
Diesdorf . . . .
Eisingen . . . .
Ilonnburg . . . .
Illingen
Inglingeii . . . .
Kemplich . . . .
Künigsmachern . .
Lüttingen . . . .
Metzeresch. . . .
.Metzenviese .
ilonneren . . . .
Niederginiugen . .
Niederham . . .
Rurange . . . .
Udem
Wolsdorf . . . .
Kanton
835-20
721-00
454.04
357.-;
1085;84
431,5,
803,23
325-09
354-^2
502-09
948,e9
631,37
668-44
735-92
821,28
^28„ß
634,5,
539,75
899,82
714-23
57„7
66,02
120,03
67,24
57„5
67,82
152.,6
^8,60
165,86
74,53
47,62
3..2T
139-77
90,23
79,48
45,03
89-00
62,8s
68,53
74,90
83,73
112-05
Wein- I
berge.
Wald.
9^
5^48
49",63
4*9
16,25
3,67
7,50
15,73
1^,70
13.66
25,39
100,03
4,07
7,43
0,88
5,53
2,52
109,37
268,66
307,85
56,34
158„4
384,85
216,56
813.
Obst-
gärten.
76
51
i27|
102,70
337,5ol
488-14,
516,95
150-79
78-82!
35,251
183.,3i
202„5i
229,84|
736-35
328,7,1
^83
13,74
4,36
0*8
12,79
4,00
13,61
5,02
11,96
2,74
0,38
7,86
2-78
l-)85
4iri
14.38
Forsten.
95,72
219,58
217
iGesammt-
[ Fläche.
i 579,76
! 662,0,
.1 1370,7s
— I 1229-67
880;,3
628,28
1678,85
1900,67
556,03
566,96
951 .39
1787,48
1274„7
941,26
892,57
1077-33
831,28
993,64
869„6
2026,54
1205,70
105.,,
.98
639,0-2 123675,14
13794,c5 1845-061 289-04 5881,54! Ul.^
Sein Viehstand unifasst 2342. Pferde, wobei 26 Zuchthengste,
15 Maultliierc und Esel, 4465 Stück Rindvieh, wobei 2856 Kühe,
3767 Schaafe, wobei 243 Merinos und 2299 Ileideschnucken, T2iV3
Schweine, 478 Ziegen und 1582 Bienenstöcke.
Metzerwiese, Kantonshauptort an einem Seitenl)ache der Hi-
biche, 9 Kiloni. südöstlich von der Kreisstadt Diedeuhofen, unweit
der Strasse nach Saarlouis, mit Kirche, 151 Häusern, 164 Familien,
642 Kinw., wobei 7 Evangelische und 75 Israeliten, 5 Mühlen,
Gipsmühle, ausgezeichneten Kalkbrennereien, Miorbraiierei, Tuch-
fabrik, Färberei, Walkmühle, (ietreide-, Obst- und Ciomüsebau,
Viehzucht, Wochenmarkt am IVeitag, Friedensgericht, Steuorkasse,
Steucramt, Enregistrements-Einnchmerei, Postexpedition, Land-
welircompagiiiebczirk, liegt nahe bei einer alten Kömerstrasse und
gehörte zum lÜHthume Metz.
Aboiicourt (Ebendorf und Davange), Dorf im oberen Tliale
der Kumier, 6 Kilom. südöstlich von Mctzerwiciie, mit Kirche, die
1771 erbaut wurde. !>5 llüusern, 96 Familien, lUSEinw.. Mühle,
3. Kreis Diedenhofen. 333
3 Gypsmühlen, Ziegelei, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau,
gehörte zum Bisthume Metz. Aboncourt ist alt, war von Hom-
burg abhängig, und schon 1147, 1192, 1274 und 1276 erhielt das
Kloster Villers-Bettnach hier Güter von den Herren von Weinsperg,
Rosertulles, Rouscey und dem Herzoge Heinrich von Luxemburg.
Im Walde, 2 Kilom. vom Orte und am Wege nach Drogny, findet
man noch Ruinen einer Burg und heisst die Waldstrecke daher
auch Alt-Schloss.
Zur Gemeinde gehört dei- Hof Neudelange an der Kanner, süd-
lich vom Dorfe, mit Ziegelei, schon 1362 zu Villers -Brettnach gehörig.
Bertringen (Benrange) , Dorf unw^eit des rechten Moselufers,
an der Strasse, am Sechebache und 8 Kilom. westlich von Metzer-
wiese, mit Kirche, Schloss, 97 Häusern, 363 Einw. , Getreide-,
Obst- und Weinbau, Viehzucht und Mosel überfahrt, gehörte zum
Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der Weiher Imeldingcn, 1 Kilom. nord-
östlich vom Dorfe, und der Hof Siberie.
Bettlainville , Dorf im Süden des Kantons und an der Strasse
nach Metz, 10 Kilom. von Metzerwiese, auf einer Anhöhe, mit
Kirche, 171 Häusern, 517 Einw., wobei 4 Israehten, INIühle, Gyps-
mühle, Getreide-, Kartoffel-, Obst- und Gemüsebau und Viehzucht,
Bierbrauerei und Kalkofen, gehörte zum Bisthume Metz, und es
waren hier die Besitzer von Homburg begütert, sowie die Klöster
Villers-Bettnach und St. Vincent in Metz zehntberechtigt. An der
hier vorüberziehenden Römerstrasse fand man Reste römischer
Waffen und Gräber^ auch stand in der Nähe wohl ein Dorf Na-
mens St. Hou, da man daselbst noch Ruinen findet und jener
Theil der Gemarkung so benannt ist.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Altdorf mit Kapelle und Mancy,
iiih'dlich.
Bidlingen, Dorf im Nordosten des Kantons, 6 Kilom. von
Metzerwiese, mit 169 Häusern, 692 Einw., 2 Mühlen, Getreide-,
Wein- und Obstbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz
und liegt am westlichen Flusse des Hackenbergs. Früher stand
hier einst eine feste Burg.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Weckringen und Helling im
Thale südlich des Hacken bergs, der Bisbacher Hof, welcher 1677 dem
Faust vom Sti-omberg, Herrn von Bidlingen, Bertringen und Freisdorf,
gehörte, und die hoch auf dem Berge gelegene Kirche Hackenberg mit
Schulhaus. Der Chor der Kirche ist im sechszehnten Jahrhunderte er-
baut und es sind in der llerrenkapelle drei Monumente der Familie
Stromberg. Hier soll die Riimerstation Cananisca gestanden haben.
334 I^- Topographie.
Bousse [BussJ, Dorf am rechten Ufer der Mosel und der
Landstrasse, 71/2 Kilom. südwestlich von Metzerwiese, mit Kirche,
98 Häusern, 334 Einw., Mühle, Kalkofen, Getreide-, Obst- und
Weinbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Hier war
der französische General Anton Morlot geboren. Die Kirche aus
dem fünfzehnten Jahrhunderte ist im Spitzbogenstjl erbaut.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Bl et t Ingen mit Schlosy, Jlühle
und üeberfahrt an der IVfosel und Landrevingen.
Büdingen, Dorf am rechten Ufer der Kanner und der Strasse
nach Saarlouis, mit 127 Häusern, 454 Ein\\. . wobei 104 Israeliten,
3 Mühlen, Oelmühle, Wollspinnerei und Walkmühle, Getreide-,
Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Hislhume Metz. Das
Dorf besass 1260 — 1333 ein eigenes Geschlecht und kam 1519
an Villers -Hettnach und um 163(3 an Johann Bernhard de Lellich,
während die hohe Justiz zu Homburg gehörte, 1757 besass Frau
von Boutteville, Dame de Hombourg, die Herrschaft. Das Heiden-
feld in der Gemarkung deutet auf eine römische Niederlassung,
worauf mancherlei Ueberreste gefunden wurden.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Elzingen an der Kanner und
Landstrasse, wo Villers -Bettnach begütert war.
Diesdorf, Dorf an der Bibiche, 2 Kilom. nordwestlich von
Metzerwiese, mit 225 Häusern, 231 Familien, 1161 Einw., Schloss,
2 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume
Metz und hatte einst zwei Schlösser, deren Reste tlieilweise in
Bauern Wohnungen verwandelt sind. Das noch übrige Schloss ge-
hörte zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts dem Herrn Govigny,
von dem es an die Familie de Coetlosquet überging. In der Nähe
zogen zwei Römerstrassen vorüber.
Zur Gemeinde gehören der südwestlich gelegene Weiler Stückingen
mit Kapelle und der Weiler Küntzich, nordwestlich, ebenfalls mit
Kapelle.
Eisingen (lüzange), Dorf auf der linken Seite der Kanner,
im Norden des Kantons, 6 Kilom. von Metzerwiese, mit Kirche,
9H Häusern, 371 Einw., Getreide- und Weinbau, Viehzucht,
2 Mühlen, GypsbrUchen, gehörte zum Bisthume Metz, und west-
lich davon führte eine Römerstrasse vorüber. Elsingcn gchi^rte
zur l'revoUi Sierck. Die Kirche sUimint aus dem Jahre 1752, das
l'atrunutarecht gehörte den Karthäusern von Rethel, der /ehnteu
m'M) der Abtei Villers- Hrcttiiach und 1757 waren Herren von
Elitingen Genot und Vundcriiott.
Zur Gemeinde gehört der we«tlich auf der ll(»!>e gelegene Wcilor
WnlmeBdorf mit Kapelle und Mtlhle an der Hibiclte.
3. Kreis Diedenhofen. 335
Homburg-Kedingen Cllermendorf), Dorf am rechten Ufer der
Kanner und an der Strasse nach Saarlonis, hinter dem Schlosse,
das sehr schön auf einem isolirten Bergkegel liegt, 4 Kilom. süd-
östlich von Metzerwiese, mit 180 Häusern, 185 Familien, 728Einw.,
wobei 2 Evangelische und 3 Israeliten, 3 Mühlen, Gypsmühle,
Ziegelei, 2 Gerbereien, 2 Bierbrauereien, Getreide-, Wein- und
Obstbau, Viehzucht, Oberförster und Postagentur, beide in Ke-
dingen, gehörte zum Bisthume Metz, hat eine Kapelle aus dem
sechszehnten Jahrhunderte mit drei Grabdenkmälern der Herren des
Orts und einem schönen Tayfstein. Im sechszehnten Jahrhunderte
gehörte Homburg-Kedingen einer Linie des Hauses Kriechingen,
aus welchem Wirich von Kriechingen und Puttange 1551 das
Schloss erbaute, das jedoch schon 1552 von Albert von Branden-
burg genommen und zerstört wurde. Es wurde sodann 1566^74
wieder hergestellt, und zwar die südwestliche und nordwestliche
Seite im Renaissancestyl, der übrige Theil 1719 modern. Die
Erbin des Hauses, Marie von CoUigny d'Andelot, verkaufte Hom-
burg-Kedingen an Joachim von Lenoncourt, Gouverneur von Dieden-
hofen, um 90,000 Frcs. baare Münze und dessen Wittwe verkaufte
Homburg-Kedingen um die gleiche Summe 1655 an den Gouverneur
Brisacier von Sierck , der getödtet ward , als das Schloss 1677 von
den Kaiserlichen belagert wurde. Im Jahre 1715 besass es als
französisches Lehen Johann Gustav de Malortie, Marquis de Boude-
ville, alsbald kam es an Marquis de Brye, wo die Herrschaft
Kedingen, Büdingen, Metzerwiese, Bettlainville zum Theil und
ebenso Lüttingen umfasste, 1802 aber durch Heirath von Marie
Henriette Ciaire de Boudeville an Felix Philipp Karl, Vogt von
Hunolstein, dessen Erbe das imposante, wenn auch nicht durch
Schönheit bemerkliche Schloss bewohnt.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Kedingen an der Kanner,
2 Kilom. nördlich von Homburg und eigentlich der Hauptort der Ge-
meinde, mit 2 Mühlen und Bierbrauerei aux Roches, und Büdingen,
ebensoweit oberhalb von Homburg, an der Kanner.
Illingen, Dorf imweit des rechten Moselufers, an der Strasse,
8 Kilom. westlich von Metzerwiese, mit Kirche, 114 Häusern,
125 Familien, 429 Einw., Getreide- und Weinbau und Vieh-
zucht, gehörte zum Bisthume Trier. Im Walde des Dorfs sieht
man noch die Ruinen eines alten Schlosses, das man Malborough
nannte.
Inglingen, Dorf am linken Ufer der Kanner, 4 Kilom. nörd-
lich von Metzerwiese, mit Kirche, 75 Häusern, 281 Einw.,
336 "• Topographie.
2 Mühlen, Gypsbrüchen, Getreide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau
und Viehzucht, liegt in der Nähe einer alten Römerstrasse und
gehörte zum Bisthume Metz und kam 1659 von Luxemburg an
Frankreich. Ein Thurm des Schlosses reicht bis 881 zurück, der
andere ist zerstört. Die ersten Besitzer war die Familie Lellich
aus Luxemburg, sodann vererbte sich Inglingen durch Heirath an
Karl von Heinsberg 1647 und dann an Johann Christoph von
Metzenhausen. Es wurde 1683 an Joachim de Villange verkauft,
während einen Theil davon Anton Hemmerich Zant d'Arras besass,
der aber confiscirt und an Andere gegeben wurde; dann kam Ing-
lingen 1689 an Georg de Clemery, 1723 an Stephan Hue de Resny,
durch Heirath an die Familie Gargan und ebenso 1809 an Johann
Franz Alexander Boudet, Graf von Puymaigre.
Zur Gemeinde gehört der nördlich an der Kanner gelegene Hof
Hasdorf, sowie die Ober- und Untermühle.
Kemplicll, Dorf im Osten des Kantons, 71/2 Kilom. von Metzer-
wiese, auf einer Anhöhe, mit Kirche, die noch höher liegt, 131 Häu-
sern, 134 Familien, 521 Einw., Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau
und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Der Namen konunt
wohl von Camims belli, denn eine Römerstrasse zog beim Weiler
Klang vorüber und im Norden liegen noch die Ruinen eines Schlosses
im Gemeindewald, wo noch alte Ueberreste aus der Römerzeit
gefunden werden.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Klang mit Mühle, der Code-
waldhof im Süden und der Eichen ho f. Klang steht auf den Ruinen
eine« Dorfs, wovon noch Fundamente übrig sind und das 700 Häuser
gelinbt liaben soll. Auch sind noch die Grundmauern eines alten Schlosses
übrig, das man nur das hohe Haus nannte.
Königsmachern , Dorf am rechten Moselufer und der Strasse
von Diedenhofen nach Sierck, am P^influsse der Kanner in die
Mosel, 9 Kilom. nördlich von Metzerwiese, mit Kirche, 321 Häu-
sern, 357 Familien, 1395 Einw., wobei 1 Evangelischer und 59 Is-
raeliten, 3 Mühlen., Gypsmühle, ZiegelhUtte, Eisengiesserei , G^ps-
handel, Getreide-, Wein- und Oelsaatbau, Viehzucht, Post^igentur
und Jahrmarkt am 2. Montag nach dem 16. August, geh('>rte zum
Bisthume Metz. Königsmachern ist sehr alt und hiess anfänglich
Macheren. KaiHcr Heinrich IV. gab den Ort an das Kapitel Mag-
dalena in Verduu, 1136 wurde hier der Kampf zwischen den Bi-
(tchöfen von Trier und Metz und deren Verbündeten ausgefochten,
Vi(^^ wurde die Kirche dem erwähti(«Mi Knpitcl iucorporirl und
1221 (Irr Ort von (li(>N('ni im die Abtei MiillliiaH in Trier vertnusehl.
3. Kreis Diedenhofen. 337
Im Jahre 1320 liess Johann der Blinde von Böhmen den Ort be-
festigen und , zum Unterschiede von Grevemachern , Königsmachern
benennen , dann wurde Königsmachern verpfändet , aber von Herzog
Wenzeslaus von Luxemburg aus den Händen von Johann von
Distroff" wieder zurückgekauft. Auch Villers -Bettnach hatte hier
Renten. Die Benediktiner von Trier hatten in Königsmachern
eine Priorei, und das Gebäude heisst jetzt Schloss. Während der
französischen Revolutionszeit nannte sich Königsmachern einige Zeit
hindurch Freimachern. Auf der Anhöhe St. Roche war eine Eremi-
tage mit Wallfahrt und der nahe Nonnenberg erinnert an ein
Nonnenkloster.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Met rieh, 1 Kilom. nordöstlich
gegen Sierck, mit Kapelle, der Hof Griesberg mit Mühle, an der
Kanner, 2 Kilom. vom Orte, und die Mühle Mewinkel an demselben
Flüsschen. Griesberg gehörte zu Villers -Bettnach, das sich 1216 mit
der Abtei St. Mathias in Trier über seine Rechte verglich.
Luttingeil, Dorf im Südwesten des Kantons, an der Strasse
von Metz nach Kedingen, 5 Kilom. von Metzerwiese, mit Kirche,
152 Häusern, 159 Familien, 552 Einw., Mühle, Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. In der Nähe führte eine
Römerstrasse vorüber. Das alte Schloss bildet eine imposante
Masse mit vier Thürmen, die Wohnung enthält aber nichts Altes
mehr. Es war ein Lehen von Metz, das im vierzehnten Jahr-
hunderte an die Grafen von Luxemburg überging. Hier war der
Sitz eines alten Geschlechts , das schon 1210 genannt wird. Gerard
von Luttingen schenkte seinen Zehnten zu Luttingen an das Kloster
St. Vincent in Metz nebst dem Patronat. Als Geoffroy von Lut-
tingen das Metzer Land plünderte und verheerte, nahmen ihn die
Metzer in seinem Schlosse gefangen und Hessen ihn vor der Kathe-
drale köpfen. Ein Nicolaus von Luttingeu war im Cölestiner Kloster
zu Metz und schrieb eine Geschichte seiner Zeit von 1396 bis 1439.
Im Jahre 1538 verbrannten die Metzer das Dorf zur Wiederver-
geltung, weil der Herzog von Lothringen Rembervillers verbrannt
hatte, und Hessen alle Einwohner über die Klinge springen. In
den nachfolgenden Kriegen wurde Luttingen oft verheert. Im acht-
zehnten Jahrhunderte war die Herrschaft über Luttingen getheilt
und werden als Besitzer 1757 die von Cabannes und d'Atell genannt.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Kirsch an der Bibiche und der
Eugenienhof, sowie die Mühle des Chgnes.
Metzeresche , Dorf auf der rechten Seite der Bibiche, etwas
höher gelegen, 2 Kilom. südöstlich von Metzerwiese, mit Kirche,
Huhn, Deutsch -Lothringen. 22
338 II- Topographie.
143 Häusern, 488 Einw., Mühle, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört die Kirschmühle an der Bibiche.
Monneren f Mondren J , Dorf im äussersten Osten des Kantons,
10 Kilom. von Metzerwiese, am Ursprünge des Anzelingerbaehs,
mit Kirche, 142 Häusern, 589 Einw., wobei 14 Israeliten, 2 Mühlen,
Ziegelhütte, Getreide-, Wein- und Oelsaatbau und Viehzucht, ge-
hörte zum Bisthume Metz. Monneren ist alt, 1525 bestanden schon
150 Häuser, das Dorf nahm aber im siebenzehnten Jahrhunderte
sehr ab. Das alte Schloss wurde schon vor 150 Jahren zerstört.
Durch die Gemarkung zog eine Römerstrasse.
Zur Gemarkung gehören der Weiler Ste. Margarethe, 1612 — 24
auf Veranlassung des Herzogs von Lothringen auf einer Kodung durch
Luxemburger angelegt und eine einzige Strasse bildend und der Ste.
Anne ho f.
Niederginingen , Dorf am rechten Ufer der Mosel und an der
Strasse, 7 Kilom. südwestlich von Metzerwiese, mit Kirche, 158 Häu-
sern, 529 Einw., Getreide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau und
Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Man findet hier blaue,
feine und sehr harte Steine, die sich schön polireu und als Ersatz
für Marmor als Zimmerverzierungen verwenden lassen.
Zur Gemeinde gehört das höher gelegene Oberginingen mit der
Kirche und 2 Kilom. östlich davon der Weiler Gelingen (Guelunge).
Niederham, Dorf am rechten Moselufer und der Strasse von
Diedenhofen nach Sierck, am Einflüsse der Bibiche in die Mosel,
9 Kilom. nordwestlich von Metzerwiese, mit Kirche, 17(> Häusern,
179 Familien, 700 Einw., Gipsmühie, Getreide-, Wein-, Obst- und
Gemüsebau, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Oborham an der Mosel, niilior
gegen Diedenhofen, mit Kapelle.
Rurange, Dorf im Südwesten des Kantons, 5 Kilom. südwest-
lich von ^Nletzerwiese , mit Kirche, 104 Häusern, 389 Einw., Mühle,
Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, gehörte zum Bis-
thume Metz.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Monterchen (Montrequienne),
gegen Tremery mit Ziegelhütte, und dos Schloss Logne mit Hof. Letz-
ten-fl wor ein Pfarrdorf, worin die Herren de Logne 1518 woiinten.
1578 geliörte 08 dem Herrn von I'irel, welcher im Schlosse belagert und
gefangen wurde.
Udern (Oudrenne), Dorf im Norden des Kantons, um Guele-
Ikiche, von Mclzerwiese 8 Kilon), entfernt, mit Kirche, 218 Häu-
»ern, 878 Kinw,. wobei I Evangelischer, Mühle, Ziegelei, Getreidebau
3. Kreis Diedenhofen.
339
und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Eine ßömerstrasse
zog hier vorüber.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Lehmdorf (Lemestr off) ^ 2 Kilom.
südöstlich, der Weiler Klein -Breisdorf, südwestlich, und die Ziegelei.
"Wolsdorf fVolstroff), Dorf im Thale der Bibiche, auf einer
Anhöhe gelegen, 2 Kilom. westlich von Metzerwiese, mit Kirche,
119 Häusern, 120 Familien, 468 Einw., Mühle, Getreide-, Obst-
und Weinbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Im
vierzehnten Jahrhunderte stand hier ein Tempelherrenhaus, das
im siebenzehnten Jahrhunderte dem Malteserorden gehörte.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Reiningen, südwestlich vom
Dorfe, mit Kirche und Schloss, die Höfe Schel, Winsperg und
St. Veit und die Wissmühle. Winsperg hatte ein nun zerstörtes
Schloss der Herren von Winsperg, das wegen Beleidigung des Metzer
Magistrats durch dieselben gegen das fünfzehnte Jahrhundert zerstört
wurde. Winsperg gehörte 1757 den Herren von Cabannes und d'Attel,
Herren von Luttingen.
E. Kanton Sierck.
Der Kanton Sierck gränzt an die Kantone Busendorf, Metzer-
wiese und Kattenhofen, sowie an Luxemburg und Kheinpreussen
und hat folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Apach . . .
Flasdorf . .
Grindorf . .
Huntingen.
Kerlingen . .
Kirchnauraen .
Kirsch . . .
Laumesfeld .
Launsdorf . .
Mallingen . .
Maudern . .
Merscliweiler .
Moutenach . .
Niederkontz .
Rcimelingen .
Rettel . . .
Sierck . . .
Waldweisdorf
Wald wiese
Aecker. i Wiesen.
187,37
869. fi3
293-43
848.30
790,12
789,s7
647,13
979,28
331,81
684,26
443,14
657,g7
217.QO
436,20
484.04
5C)0,7o
376-8,
874,95
Kanton ill058.9ß
15,32
40^2
79,46
81:79
85,28
29,41
146,9,
51,76
25,j2
27,51
27,74
23,74
2,78
59,44
30,16
9,63
66,20
52,45
856-,
•37
Wein-
berge.
Wald.
15
,99
24
,80
0,47 I 129,09
224,23
45,24
552.9g
1073,52
5,38
1-84
0,46
,84
',89
1,48
24,73
12,69
77,29
144
,06
41,21
332,75
22,81
132,71
72,30
57,74
11,78
133,45
52,15
10,83
312,12
204,91
Obst-
gärten.
21,09
0-04
5,33
7,00
3,63
0,62
13,74
0,89
0,17
8,30
3,20
16,48
7,08
0,62
11,26
27,18
0,02
10,
,26
3434,6ol 136-,
91
Forsten.
552
231
,22
,78
1,49
785
,87
Gesammt-
Fläche.
338,37
837,83
1764,22
377,97
1781-72
l993;4o
887,5,
829,5,
1399,70
442,77
900,5,
575,77
919,48
318,70
745,70
674,99
801,29
773-92
1173,66
17437-02
Er besitzt einen Viehstand von 1996 Pferden, wobei 11 Zucht-
hengste, 13 Maulthiere, 5085 Stück Rindvieh, wobei 3038 Kühe,
340 I^* Topographie.
2876 Schaafe, wobei 116 Merinos und 1237 Heidesehnucken,
6095 Schweine, 657 Ziegen und 1130 Bienenstöcke.
Sierck Sirium, SercaJ , Hauptort des Kantons, am rechten
Ufer der Mosel, welche hier starke Biegungen macht, am Ehiflusse
des Montenacher Bachs und der Strasse von Diedenhofen nach
Trier, 15 Kilom. nordwestlich von Diedenhofen, mit Kirche, Ka-
pelle, 404 Häusern, 4h(l Familien, 2060 Einw., wobei 23 Evange-
lische und 96 Israeliten, 4 Mühlen, 8 Gerbereien, Lohmühle, Gyps-
mühle , Destillerie , Porzellanfabrik , Steinbrüchen von Quarzit,
Friedensgericht, Polizeicommissär , Steuerkasse, Steueramt, En-
registrements - Einnehmerei , Postverwaltung , Mädchenpensionat,
geisthchem Collegium, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau,
Viehzucht, erheblichem Handelsverkehr, MoselsschiflfTahrt mit Hafen,
Wochenmarkt am Mittwoch und Freitag und Jahrmarkt am Ptingst-
dienstag und ersten Dienstag nach dem 8. September, ist sehr alt
und war lothringisch. Sierck gehörte den Königen von Austrasien
und Pipin gab es 712 an eine gewisse Königin bei ihrer Heirath,
deren Namen aber unbekannt ist. Im Jahre 980 war es schon
von Trier abhängig und später brannte in einem Kriege die Vor-
stadt ab und ebenso die Pfarrkii-che St. Laurent, die sodann an
die Abtei von Kethel übertragen wurde. Im Jahre 143(5 bekam
ein Arnould von Sierck von König Rene Güter in Forbach, wobei
gesagt ist, dessen Vorfahren seien Herren von Sierck gewesen,
und in der l'hat scheint dies wenigstens dem Titel nach richtig
gewesen zu sein, ohne dass Sierck selbst der Familie gehörte,
aus welcher im Nierzehnten Jahrhunderte ein Bischof von Trier
hervorging. Im Jahre 1123 wollte sich Erzbischof Adelbero von
'i'rier des Orts bemächtigen, unterlag aber mit 10,000 Mann dem
Herzoge Simon bei Königsmachern. Die Herren von Fonloy be-
sassen 1150 das Schloss, Herzog Matliieu gab es sodann 1170 an
den Bischof von Metz wohl auf licbenszeit, denn es kam an Loth-
ringen zurück mit Ausnahme der direkten Seigneurie, die dem
Bisthume Metz verblieb. Von da an war Sierck öfters Lieblings-
aufenthalt der Herzoge von Lothringen, von welchen mehrere
l'amilienmitglieder in der Kirche begraben wurden. Von 1322
bcHMfiH die iMimilie Montclair das Lehen. 1406 kam das Amt von
V'audrevange nach Sierck und später iicss Herzog Kiirl 11. hier
.Münzen Hchlugen. 1516 wurde Herzog Anton von den Franzosen
im HchlosHe ange^^riffen , schlug sie aber bei Montenaeh. Als Lud-
%vig XHl. liOlliringen bcHCtzle, belagerte er auch Sierck acht Tage
lang und nahm e», worauf Sierck mit 33 Ortschaften an Frank-
3. Kreis Diedenhofen. 341
reich gelangte, jedoch nur auf sehr kurze Dauer. 1635 nahmen
die Franzosen Sierck abermals, aber der lothringische Parteigänger
Maillard vertrieb sie wieder daraus. In jenen Kriegen litt dann
Sierck unendlich und eine ganze Strasse stand unbewohnt und
verfiel. Im Jahre 1643 nahm der Herzog von Enghien die Stadt
nach eintägiger Vertheidigung, zwei Jahre darauf ruinirte die
Armee Conde's Sierck noch vollends und 1661 kam es ganz an
Frankreich. Im Jahre 1673 wurden zur Deckung des Schlosses
zwei Forts errichtet, 1705 lag die Armee Marlboroughs hier, 1713
wurde das Fort zerstört, 1734 das Schloss wieder hergestellt, aber
nicht mehr vollendet, 1811 verkauft und 1814 von der Regierung
zurückgekauft, aber dem Verfall überlassen. Am 16. Juli 1750
zerstörte eine Ueberschwemmung des Mandereubachs 12 Häuser,
11 Gerbereien , viele Gärten , 2 Brücken u. s. w. ; zur Unterstützung
gab dann die Regierung 30,000 Livres; 1784 fand dann eine ähn-
liche Ueberschwemmung statt. Die Kirche ist neu und vor dem
Hochaltare war ein runder Stein, den Ehebrecher zur Strafe öffent-
lich am Halse tragen mussten. Das Hospital wurde 1433 von
Margarethe von Bayern, Gemahlin des Herzogs Karl II. , gestiftet.
Im Jahre 1627 wurde zwischen der Stadt und dem Schlosse ein
Franziskanerkloster errichtet, das 1790 19 Mönche und 5 Laien-
brüder zählte, 1826 der Stadt geschenkt wurde und jetzt ein von
Geistlichen geleitetes Colleg enthält. Ein Nonnenkloster des gleichen
Ordens wurde 1485 von Trier gestiftet, bestand bis zur Revolution,
hatte damals 20 Nonnen und 3 Laienschwestern und gehört seit
1833 den Schulschwestern Ste. Chretienne als Mädchenpensionat.
Nach der Ueberschwemmung von 1784 wurde der Quai erbaut.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Rusdorf beim Schlosse mit
dem erwähnten Pensionat, der Weiler Ridlingen, nördlich und am
linken Moselufer, der Hof Königsberg im Süden, sowie die Mühlen
Jlilchen, Walkenhausen und Marienfloss, letztere beide am
Manderenbache. Zu Marienfloss stand ein Kloster, welches zuerst eine
1242 errichtete und 1414 von Freisdorf hierher verlegte Cisterzienserabtei
war, 1431 aber nach Rethel übersiedelte, während in ihr Gebäude Kart-
liäuser einzogen, die jedoch den Gottesdienst verfallen Hessen und daher
1443 durch ein Kanonikat für 9 Kanoniker ersetzt wurden, bis 1636 die
Pest auch diesem ein Ende brachte. Rusdorf wurde auch Rosendorf ge-
nannt und noch findet dahin am 25. März eine feierliche Procession statt*
Apacll, Dorf an der nördlichen Gränze des Kantons gegen
Preussen und am rechten Ufer der Mosel, sowie Strasse nach Trier,
2 Kilom. nördlich von Sierck, mit Kirche, 120 Häusern, 510 Einw.,
2 ]Mühlen, Lohmühle, Sägmühle, 2 Oelmühlen, Gerbereien, Ge-
342 II- Topographie.
treide-, Wein- und Obstbau, Weinhandel und altem Schloss, einst
Sitz des königliehen Prevote, gehörte zum Bisthume Metz und hatte
einst Eisenwerke.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Bei mach i^jBeWemacÄerj. IV2 Kilom.
östlich, Ober-Apach und die Mühle Hauverthe.
Flasdorf. Dorf im äussersten Osten des Kantons, am Remels-
baehe. 16 Kilom. südöstlich von Sierck, mit 122 Häusern, 531 Einw,,
Mühle, Ziegelei, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehört der nöi-dlich gelegene Weiler Zeiringen und
die Heldenniühle.
Grindorf, Dorf im Osten des Kantons, 15 Kilom. südöstlich
von Sierck, mit Kirche, 176 Häusern, 774 Einw., wobei 1 Evange-
lischer, Getreide- und Gemüsebau und Viehzucht, war lothringisch.
Der Taufstein der Kirche mit Figuren stammt wohl aus der
K(»merzeit.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Halsdorf mit Kapelle im Westen,
Bising mit Kapelle südlich und beide am Remelsbache und der Hof
Forgeville.
Huntingen, Dorf rechts an der Strasse von Diedenhofen nach
Trier, 3 Kilom. von Sierck, an einem kleinen liache, mit Kirche,
87 Häusern, 361 Einw., Getreide-. Obst- und Weinbau und Kalk-
ofen, gehörte zum Bisthume Metz.
Kerlingen, Dorf im Süden des Kantons, 5 Kilom. von Sierck,
mit Kirche, 171 Häusern, 863 Einw., Getreide- und Weinbau und
Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz und besass eine von König
Zweutibold zu Gunsten der Abtei St. Arnould gestiftete l'riorei,
welche mehrere .Jahrhunderte lang von Benediktinern bewohnt
war, dann aber 1455 wegen langer Vernachlässigung des Gottes-
dienstes mit der Abtei der Karthäuser in Hethel vereinigt wurde.
Zur Gemeinde gehören das östlich gelegene Dorf Ober- Sierck,
der Weiler Frcchingen, nördlich, und der Hof Chartreuse (Kart-
liäuserhof).
Kirchnaumen (Kirschnaumen), Dorf im Süden des Kantons,
8 Kilom. süditstlich von Sierck, mit Kirche, 191 Häusern, 204 Fa-
milien, i>23 Einw., wobei 18 Israeliten, Mühle, Ziegelei, Getreide-
und Obstbau und Viehzucht, gehörte zu I^othringen. Es führte
hier eine Römerstrasse vorüber und bei der Ausrodung des Walds
Schinnester fand man viele römische Ueberreste. Die Kirche
sUimmt thcilweise aus dem dreizehnten .lahrhujulerle und wurde
iZiT} von Herzog Matlhicu von Lothringen an die Abtei Busen-
dorf gegelH'M.
Zur «HMiH'indf gflinn-u diT nordöfltlicli gelegene Weiler Ober-
3, Kreis Diedenhofen. 343
naumen, der Weilei- Evendorf mit Kapelle, nordwestlich, sowie die
Höfe Bouzenacker, Goldhof, Mittenhof, Marienhof und Tock-
feldhof.
Kirsch bei Sierck, Dorf auf der Anhöhe, 3 Kilom. östlich
von Sierck, mit Kirche, 99 Häusern, 490 Einw., Getreidebau und
Viehzucht, war lothringisch.
Laumesfeld, Dorf im Süden des Kantons, 11 Kilom. südöstlich
von Sierck, mit Kirche, 88 Häusern, 91 Familien, 425 Einw.,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum liisthume Metz und liegt
an einer Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Kalenibourg, 4 Kilom. westlich,
imd der Hof Ha r garten, 1 Kilom. östlicli. Am Eingange von Kalera-
bourg stand einst ein Schloss, das im Anfange des siebenzehnten Jahr-
hunderts zerstört wurde.
Launsdorf, Dorf an der preussischen Gränze, 10 Kilom. öst-
lich von Sierck, mit Kirche, 175 Häusern, 865 Einw., Getreide-,
Gemüse- und Futterbau und Viehzucht, war lothringisch und liegt
an einer noch gut erhaltenen Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehören der westlich gelegene AVeiler Ritzingen
mit Kapelle, der Flattenhof, südöstlich, und der Hof Scheuerwald,
nördlich. Ritzingen soll eine Römerstation mit dem Namen Castellum
Ricciacum gewesen sein.
Mallingen, Dorf am rechten Ufer der Mosel, 4 Kilom. süd-
westhch von Sierck, mit Kirche, 126 Häusern, 450 Einw., wobei
6 Israeliten, 2 Mühlen am Udernbache, Getreidebau und Viehzucht,
gehörte zum Risthume Metz.
Zur Gemeinde gehört das südlich gelegene Dorf Klein-Hettingen
mit Kirche, unweit der Strasse nach Sierck.
Manderen, Dorf am gleichnamigen Bache und der (rränze
gegen Preussen, mit Kirche, 155 Häusern, 687 Einw., 5 Mühlen,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Luxemburg.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Tuntingen mit Kapelle, an
einem Bache nordöstlich mit 3 Mühlen, früher lothringisch, Hof und
Schloss Meinsberg, nördlich, die Manderen- und Dermicher-Mühle.
Das Schloss Meinsberg hiess auch Schloss Malborough, hat ein pittoreskes
Aeussern, ist aber im Verfalle.
Merschweiler, Dorf an der preussischen Gränze, 5 Kilom.
nordöstlich von Sierck, mit Kirche, 60 Häusern, 349 Einw.j
2 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, war früher zwischen Loth-
ringen und Luxemburg getheilt.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Kitzing am Manderenbache, mit
Kapelle, südlich, der Hof Neuhof, westlich davon, und die Mersch-
weiler Mühle.
344 ^^' Topographie.
Montenach, Dorf am Aspeltbache, 3 Kilom. südlich von Sierck,
mit Kapelle, 121 Häusern, 12b Familien, 579 Einw., wobei 51 Is-
raeliten, 3 Mühlen, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht,
gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Kalt weil er, 2 Kilom. südöst-
lich, und die Mühlen Sulzem.
Nieder -Kontz, Dorf am linken Ufer der Mosel, IV2 Kilom.
westlich von Sierck und an der Grönze von Luxemburg, mit
Kirche, 132 Häusern, 13Ü Familien, 579 Einw., Steinbrüchen von
Quarzit, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, gehörte
zum Bisthume Metz.
Reimelingen, Dorf im Osten des Kantons, 10 Kilom. östlich
von Sierck, mit Kirche, 98 Häusern, 101 Familien, 432 Einw.,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Rettel (Rethel), Dorf am rechten Ufer der Mosel, 2 Kilom.
westlich von Sierck, mit Kirche, 149 Häusern, 168 Familien,
678 Einw., wobei 3 Israeliten, Getreide-, Gemüse- und Weinbau
und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz. Es war hier einst
ein Benediktiuerkloster, welches eine Schwester Karls des Grossen
gestiftet haben soll, deren Grabmal man in einer Kapelle zeigte.
Im Jahre 1431 gab Heraog Karl III. von Lothringen das Kloster
den Karthäusern von Marienfloss. Von der alten Abtei ist nichts
mehr erhalten, denn im fünfzehnten Jahrhunderte wurde sie von
den Metzern fast ganz zerstört und dies später fortgesetzt. Das
Kloster wurde sodann im siebenzehnten Jahrhunderte wieder auf-
gebaut und bestand bis 1793, wo es 17 Mönche zählte. Von
diesem Gebäude sieht man noch das Refektorium, die Bibliothek und
die Scheunen, welche in Wohnhäuser umgewandelt sind, sowie
die Ruinen der Kirche, welche dem heiligen Sixtus gewidmet war.
Waldweisdorf, Dorf im äussersten Südosten des Kantons, am
Hargartener Bache, 15 Kilom. südwestlich von Sierck, mit Kirche,
130 Häusern, 143 Familien, 573 Einw., Mühle, Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen und man fand hier Ueberreste
von römischen Säulen, V^asen, Münzen u. s. w.
Waldwiese, Dorf an der preuseischen Grunze und dem Miihlen-
baclie, 14 Kilom. östlich von .Sierck, mit Kirche, 213 Häusern,
954 Einw., wobei 1 Evangelischer und (U) Israeliten, Mühle, Zie-
gelei, Gerberei, Postagentur, Getreide-, Obst- und (iemüsebau
und Viehzucht, war lothringisch.
Zur UviiiciiMli! (^eiiören die Weiler üeltin^f mit Miilile im Westen und
(iiiiiLM'I luiig nordwiMiljil, der lluntiug<'ilii>r und ilii' 1 ulim il li !<•.
4. Kreis Bolchen. 345
4. Kreis Bolchen.
Der Kreis Bolchen nimmt die Mitte der nördlichen Hälfte des
Bezirks ein und gränzt östlich an die Kantone St. Avold und
Grosstännchen des Kreises Forbach, südlich an den Kanton Delme
des Kreises Chäteau-Salins, westlich an die Kantone Verny, Fange
und Vigy des Landkreises Metz und den Kanton Metzerwiese des
Kreises Diedenhofen, nördlich an den Kanton Sierck desselben
Kreises und nordöstlich an Rheinpreussen. Seine Ausdehnung in
der Breite von West nach Ost beträgt 23 — 25 Kilometer, seine
Länge vom Südende bei Arraincourt nach Norden bei Burgeseh
46 Kilom. Die Bodenfläche beträgt 13,0^,7 Geviertmeilen mit etwa
71,514 Hekt. , und davon nehmen ein bestellbares Land 4-4,81ö Hekt.,
Wiesen 6735 Hekt., Reben 166 Hekt., besteuerter Wald 12,'>31 Hekt.,
Obstgärten 640 Hekt., Heideland 752 Hekt., Teiche 129 Hekt.,
überbautes Land 227 Hekt., Strassen, Wege und Plätze 1271 Hekt.,
Flüsse und Bäche 230 Hekt., Forste und nicht ertragreiches Staats-
eigenthum 4277 Hekt., Kirchhöfe, Kirchen und Pfarrhäuser 32 Hekt.,
wovon im Ganzen 67,702 Hekt. besteuert sind. Der Kreis ist im
Ganzen hügelig und erhebt sich meistens zu 300 Meter über dem
Meere, nur von der deutschen Nied bis Longeville steigt der Boden
noch höher, die Strasse überschreitet hier die Wasserscheide 408 M.
hoch und nördlich davon liegt der höchste Punkt 424 M. über
dem Meere. Von da nordwestlich breitet sich eine wellenförmige
Hochebene bis zur Nied aus und dann steigt der Boden wieder
etwas gegen Nordosten bis zu 274 und 340 M. Wie schon die
Entzifferung der Bodenfläche zeigt, ist der Kreis am wenigsten
wasserreich , wie er auch mit der geringsten Waldfläche erscheint,
da viele Waldungen, namentlich im mittleren Theile, abgeholzt
sind. Den Kreis durchzieht vom südlichen Theile bis zum nord-
östlichen die Nied, welche bei Gertlingen nach Preussen übertritt
und in die Saar fällt. Sie bildet sich bei Conde-Northen aus der
deutschen und französischen Nied, von welchen die erstere von
Osten her aus dem Kanton Grosstännchen kommt und an Falken-
berg, Kriechingen und Bionville vorbei und westlich fliesst, während
die französische Nied vom Kantone Dehne in den Kreis gelangt,
dann auch über Remilly und Courcelles nordwestlich und von da
bis zur Vereinigung nördlich zieht. Erhebliche Zuflüsse erhält die
deutsche Nied blos durch den Behrbach und die Bäche von Ober-
fillen und Möhringen, die französische Nied durch die Rotte, den
Delmebach und Aubebach und die vereinigte Nied rechts durch
346 II. Topographie.
den Alzingbach, links darauf den Anzelinger- und Bibicherbach
und den Remelsbach. Im Osten des Kreises fliesst die Rössel öst-
lich durch den Kreis Forbaeh und der Bistenbach nördlich durch
Rheinpreussen in die Saar. Von den früher zahlreicheren stehenden
Wassern sind nur noch im Süden die zwei neben einander liegenden
Weiher von Bouligny und Holacourt übrig. Ein Kanal wird an-
zulegen beabsichtigt zwischen der Mosel bei Metz bis zur Nied,
und diese soll sodann bis zur Saar das Wasser für den neuen
Kanal liefern ; die Ausführung ist aber erst begonnen worden und
die Richtung noch nicht genau bestimmt. Eine Eisenbahn war
früher beabsichtigt von Diedenhofen über Busendorf zum Anschluss
an die Eisenbahn nach Carling, ist aber nicht festgestellt. Eine
Eisenbahn von Metz nach Beningen und Saarbrücken durchzieht
den Kreis Falkenberg in nordöstlicher Richtung und von deren
Station Courcelles-Chaussy zieht eine Eisenbahn durch das Nied-
thal bis Bolchen, von wo aus jetzt die Bahnlinie vorerst bis Teterchen
weiter geführt wird, um später bis Saarlouis zu ziehen. Eine
andere Bahnlinie wird den Süden des Kreises in der Richtung
von Remilly nach Landorf und der Saarthalbahn durchziehen.
Die hauptsächlichste Strasse, welche den Kreis durchzieht, kommt
von Metz über Courcelles-Chaussy und zieht über Longeville nach
St. Avold und Saarbrücken. Eine andere kommt ebenfalls von
Metz und geht über Bolchen nach Saarlouis, sendet aber eine
Strasse zweiten Rangs nördlich über Busendorf, wo sie sich ver-
zweigt, und östlich ebenfalls nach Saarlouis, westlich ins Kanner-
thal führt. Eine fernere Strasse zieht in der Richtung der Eisen-
bahn von Remilly über Falkenberg nach Saarbrücken und sendet
von Han aus eine Strasse südwestlich nach Dienze, während eine
von Cliäteau-Salins kommende Strasse nach Longeville und St. Avold
zieht. — Der ganze Kreis treibt vorzugsweise Ackerbau und ist
der fruchtbarste des Landes. Er erzeugt besonders Weizen in
grosser Menge, andere Acrkerbauprodukte, hat schöne Wiesen in
den Niederungen und 'l'iiülern und auch auf den Höhen noch
schöne Wälder, besonders im Osten und Norden, sowie zwischen
Falkenberg und Remilly. Die Landwirthschnft wird jetzt auch
etwas besser gcpllegt und man sorgt auch für die Vorbroitung
von Maschinen für dieselbe. Die Viehzucht umfasst 80}>:5 Pferde,
(54 Maulesel und Esel, 17,:W4 Slück Rindvieh, 15,05(> Schaafe,
22,(127 Schweine, UiVH) Ziegen und (5114 Bienenstöcke. Hiernach
nimmt der Kreis bezüglich der Pferdezucht die dritte, in der
Bindvichzucht die zweite Stelle, ebenso in der Schnafzucht und
4. Kreis Bolchen.
347
in der Schweinezucht denselben Rang im Bezirke ein. Des Wald-
stands haben wir schon gedacht. Die Industrie ist sehr schwach
vertreten und beschränkt sich auf dem Lande auf Leineweberei
und Dorfgewerbe, Kalköfen und den Betrieb von Stein- und Gips-
brüchen und Mühlenbetrieb, in den grösseren Orten aber noch
auf Branntweinbrennerei, Gerberei und einige Färbereien, auch
gibt es eine chemische Fabrik und Blankschmiede in Bolchen und
eine Eisen- und Stahlfabrik zu Falk an der Bist.
Der Kreis umfasst die drei Kantone Bolchen, Busendorf und
Falkenberg mit 99 Gemeinden und in 11,434 Häusern und 12,005
Familien 47,612 Einwohner, wovon 123 Mann Garnison. Von
den Einwohnern sind blos 129 Evangehsche, 31 Mennoniten und
832 Israeliten. Es sind dabei 38 Blinde, 62 Taubstumme, 57 Blöd-
sinnige und Kretinen und 23 Irre. Bezüglich der Blödsinnigen
nimmt der Kanton die vierte Stelle im Bezirke ein, indem einer
schon auf 535 Einwohner kommt, in Bolchen auf 810 und in
Falkenberg auf 996 Einwohner. Auf der Geviertmeile wohnen 3638
Personen, oder ein Einwohner kommt auf 1,5Q2 Hekt. Land, wor-
nach der Kreis also der drittschwächst bevölkerte des Bezirks ist.
Der Kreis hat Mangel an grösseren Orten. Ueber 1000 Ein-
wohner haben nur 5 Gemeinden und von diesen sogar nur 3 über
1500 Einwohner; die Hälfte der Gemeinden hat unter 500 Ein-
wohnern.
A. Kanton Bolchen.
Der Kanton Bolchen gränzt an die Kantone St. Avold, Falken-
berg, Fange, Vigy, Busendorf und an Rheinpreussen und hat
folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesamrat-
Fläche.
Baniiay
llb-^'
Tl'27
1,70
—
2,14
—
415,84
Bettingen . . . .
288,9,
0^,54
—
2,37
—
372,79
Bionville . . . .
623,0-
49,90
"^,46
122,69
10,15
—
843,37
Eisten i. 1
305,ß2
41,28
68,01
12,12
—
448,24
Bolchen . . . .
1269,62
217,49
1,54
159,3,
21,43
0,43
1712,05
Brüchen . . . .
217,92
34,98
38,31
2,28
303,43
Bnschborn. . . .
337,50
^7-83
—
231,00
3,07
—
664,87
Conde-Nortlien . .
499,43
182,94
10,54
135,70
11^1
—
882,48
Coume . . . . .
-iStia
48,24
434,89
3,34
189,42
1490,09
Dentingen . . . .
666,70
32,45
—
232,58
2')37
965,28
Eblingen . . . .
216,,o
94,35
—
3,07
—
331,53
Gehnkirchen . . .
326,89
78,40
3,29
29,67
10,70
—
464,53
Gelmingen . . .
374,7fi
130,40
256,66
11,55
—
808,63
Gertingen . . . .
179,23
23,20
—
321,58
10,58
—
566,22
Girlingen . . . .
86,37
31 137
—
5,67
0,36
—
130,45
J48
II. Topographie.
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Hallingen . . . .
Harn u. W. . . .
-57,63
121,93
—
140,60
2,02
—
236,86
652,9,
Heisdorf . . . .
703„i
28,89
5,07
11,79
14,46
—
784,14
Hinkange . . . .
Hollingen . . . .
Loutremange . . .
Memersbronn . . .
315,08
156,54
306,42
119,33
39,70
15,18
0,63
80,63
34,73
23,24
7,37
2,40
—
601,49
484,51
205,63
358,44
Mengen
Momersdorf . . .
Niedersviese . . .
Ottendorf . . . .
329,21
569,8,
856,48
1027,4;
38,45
28,67
78,66
129,83
14,13
130,65
36,78
329,55
10,87
0,56
8,95
30,97
—
545,89
616,9,
1016,67
1567,58
Pieblingen. . . .
Ruplingen . . . .
Teterchen . . . .
Valmünster . . .
569,08
101,16
610,63
187,15
54,,,
109,48
69,03
18,46
14,41
128,92
31,14
148,60
86,47
6,24
9,77
7,56
5,79
—
792,a,
261,73
874,96
313,82
Varsberg . . . .
188.09
61,77
—
113,96
2,80
413,42
Volmeringen . . .
395,,,
■73,76
8,68
89,12
6,77
—
595,83
Waibelskirchen . .
Welwingen . . .
Zimmingen . . .
460,e2
i 298,46
1 548,20
87;r;
14,09
130,79
105,03
122,42
15,32
14,61
3,90
724,85
470,59
786,82
Kanton
,15131,«,
2402,7,
82,15
3783,56
253,i,3
189,85
22705,68
Sein Viehstand umfasst 2678 Pferde, wobei 30 Zuchthengste,
10 Maulthiere und Esel, 5439 Stück Rindvieh, wobei 3402 Kühe,
5568 Schaafe, wobei 775 Merinos und 3627 Heideschnucken,
8800 Schweine, 638 Ziegen und 2120 Bienenstöcke; auch lieferte
er 1200 Pfund Seidencocons.
Bolclieil (Boulaxj), Kreis- und Kantonshauptstadt auf der
rechten Seite der Nied, am Kaltbach und der Strasse von Metz
über Teterchen nach Saarlouis, sowie Eisenbahn von Courcelles
nach Teterchen, mit Kirche, 484 Häusern, 661 Familien, 2376 Einw.,
ausser 123 Mann Garnison, wobei 71 Evangelische und 191 Is-
raeliten, Kreisdirektion, Friedensgericht, Kantonal -Polizei -Com-
missür, Kreisarzt und Kreisschulinspektor, Steuerconiroleur und
Steuerkasse, Enregistrements-Einnehmerei, Oberförster, Landwehr-
compagniebezirk, PostverwaUung, Eisenbahnstulion, höherer Tik'hter-
8chule, chemischer Fabrik, Mlankschmiede und l^abrik kurzer Stalil-
waaren, 2 Ziegeleien, 5 üelmühlen, 2 Lohmühlen, Schleifmühle,
Walkmühle, (^uincailleriefabrik, Lederlackirfabrik, 2 Ziegeleien,
Gerbereien, 10 Mühleu, l*apierfabrik, Hierbruuorcien und vier
Jahrmürkten, am ersten Dienstag im Februar, Mai und September
und am zweiten Montag des November. Das Hathhaus ist eines
der schönsten im Bezirke, die Pfarrkirche auf einer Anhöhe ist
groHB und schön, auf dem Marktplätze steht ein Brunnen mit vier
Uiwen und ein anderer hinter dem Hnthhnuse. Von den StadI-
4. Kreis Bolchen. 349
mauern sind noch Gräben und Reste vorhanden. Bolehen ist sehr
alt, war mit Mauern und Gräben umgeben und hatte ein festes
Schloss, dessen Herren sehr mächtig waren und oft in Verbindung
mit den Grafen von Bar, Luxemburg und Nassau traten, um die
Stadt Metz zu bekämpfen. Sie schlugen 1139 einen Angriff der
letzteren unter den Mauern der Stadt Bolchen zurück und ver-
wüsteten 1386 das Metzer Gebiet, als über die Bischofswahl ein
Krieg entstand, worin die Metzer 1387 dreimale vergebens Bolchen
angriffen. Im Jahre 1503 gelangte die Herrschaft an Lothringen
und Herzog Rene bestätigte die Rechte und Freiheiten der Stadt,
welche sodann Hauptort einer Grafschaft wurde, welche von Herzog
Karl IV. seiner Schwester Henriette, Besitzerin von Pfalzburg,
verliehen wurde. Franziskaner [HecolletsJ aus Irland erbauten im
Jahre 1730 in einem Theile des Schlosses ein Kloster und zählten
vor der Aufhebung desselben noch 6 Mönche. — Hier war Franz
Karl Dominicus Villiers geboren, welcher 1814 als Professor in
Göttingen starb und über Geschichte und Philosophie geschrieben
hatte, ebenso Genei'al Fr. P. N. Antoine, welcher in der Revo-
lutionszeit Deputirter war, für den Tod des Königs stimmte und
1793 starb.
Zur Gemeinde gehören die Ammoniaksalzfabrik und die Hal-
fastenmühle, Alte nnd Neue Mühle, 2 Kapellen und die Ere-
mitage.
Bannay (Bisingen), Dorf am rechten Ufer der deutschen Nied
und Strasse von Bolchen nach Falkenberg, 6I/2 Kilom. südlich
von Bolchen, mit 43 Häusern, 161 Einw., Mühle, Seidenweberei,
Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch.
Bettingen (Beltamje), Dorf am rechten Ufer der Nied, 6 Kilom.
nördlich von Bolchen, an der Strasse nach Busendorf, mit Kirche,
59 Häusern, 230 Einw., 2 Mühlen, Ziegelhütte, Getreide-, Kartoffel ,
Tabak- und Obstbau, war lothringisch.
Bionville (Bingen), Dorf am rechten Ufer der deutschen Nied
und Strasse von Metz über St. Avold nach Saarbrücken, 9 Kilom.
südHch von Bolchen, mit Kirche, Synagoge, 158 Häusern, 571 Einw.,
wobei 2 Evangelische und 88 Israeliten, Mühle, Getreide-, Ge-
müse- und Weinbau, Viehzucht und zwei Jahrmärkten, gehörte
zum Bisthume Metz. Der Glockenthurm soll aus dem zwölften
Jahrhunderte stammen ; das Schloss bietet nichts Bemerkens-
werthes dar.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Morlange mit alter Kapelle.
Eisten im Loch, Dorf am Ursprünge des Bistenbachs, 8 Kilom.
350 "• Topographie.
Östlich von Bolchen, liegt in einer Thalschlucht, hat eine Kirche,
92 Häuser, 335 Einw. , Mühle und Getreidebau, sowie Kalkofen
und gehörte zum Bisthume Metz. Das Dorf entstand durch An-
siedelung um ein Kloster, das von jenem zu St. Avold abhing und
dessen letzter Abt Marcellus hiess.
Brachen fBroukJ, Dorf südlich von der Römerstrasse, 6 Kilom.
südlich von Bolchen , mit 53 Häusern , 202 Einw. , wobei 1 Evange-
lischer, Mühle und Kalksteinbrüchen, kam 1768 mit Raville von
Oesterreich (Niederlanden) an Frankreich.
Buschbom (BouchepornJ, Dorf im Osten des Kantons und
dem höchst gelegenen Theile desselben, 9 Kilom. südöstlich von
Bolchen, an der alten Römerstrasse, mit 101 Häusern, 470 Einw.,
Sandstein- und Gipsbrüchen, Getreidebau und Viehzucht, gehörte
zum Bisthume Metz und war eine römische Niederlassung, denn
man fand noch Reste eines Lagers mit Mosaikboden , Ziegelsteinen,
Münzen und andere Gegenstände.
Collde-Nortlien, Dorf an der Vereinigung der beiden Nied und
Eisenbahn und Strasse von Metz nach Bolchen , von diesem 6 Kilom.
südweslich, mit Kirche, 117 Häusern, 126 Familien, 460 Einw.,
wobei 6 Israeliten, Mühle an der französischen Nied, Ziegelei, Oel-
mühle, Getreide-, Wein-, Tabak-, Hanf-, Oelsaat-, Obst- und
Gemüsebau, gehörte zu Lothringen. An Stelle der alten Kirche
auf dem Friedhofe wurde 1850 eine neue erbaut.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Northen, nördlicli vom Dorle
und am linken Moselufer, und Pontigny, südlieh, am linken Ufer der
französischen Nied, an der ehemaligen Römerstrasse, und die ehemalige
Eremitage St. Christophe.
Couine, Dorf am Kaltbache und der alten Salzstrasse, ^^J^ Kilom.
nordöstlich von ßolchen, mit Kirche, 171 Häusern, 685 Einw.,
wobei 2 Evangelische, 2 Mühlen, Ziegelei, Getreidebau und Vieh-
zucht, gehörte zu Lothringen. Auf der Gemarkung standen einst
die drei Dörfer Beiring, Lahelle und Blenting, welche zur Zeit
des 30jährigen Kriegs zerstört wurden. Auch sind hier noch die
Reste eines Schlosses, welches im Jahre 1793 von Graf Lnmbertyn
bei der F]migration verlassen und als Staatsgut verkauft wurde.
Im Felde fand man auch noch lleberreste eines römischen Tempels
und anderer Gebäude. Auf der (Jemarkung des Dorfs Beiring war
es, wo Bischof Burkard d'Avesnes von Metz dem Herzoge Kerry III.
von Lothringen eine Niederlage beibruclite.
Zur (ieuicinde geliürcn die liölc J{uu])el8l/Mi(lrii mid Lalifllc
mit der alten und neuen Mühle am Puttenbache.
4. Kreis Bolchen. 351
Dentingen , Dorf am Kalt- und Eltbache, 3 Kilom. nordöstlich
von Bolehen, mit Kirche, 86 Häusern, 349 Einw., wobei 3 Menno-
niten und 2 Israeliten, Mühle, Oelmühle, Kalkofen, Quineaillerie-
fabrik, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zur deutschen Herr-
schaft Kriechingen und kam 1793 an Frankreich. Etwa 1000 M.
vom Dorfe heisst ein Theil der Gemarkung Villing und man findet
daselbst zahlreiche Reste alter Fundamente, welche darauf hin-
deuten, dass hier einst ein Dorf stand, welches während des
30jährigen Krieges zerstört wurde.
Zum Dorfe gehören südöstlich vom Dorfe die einzelnen Häuser Tour
de Velleng mit Kapelle St. Johann und das Wächterhaus Maison
de Garde.
Eblingen, Dorf am rechten Ufer der Nied, der Schwalbach
und der Strasse von Bolchen nach Busendorf, 41/2 Kilom. nördlich
von ßolchen, mit Kirche, 50 Häusern, 203 Einw., Mühle, Oel-
mühle, Gipsbruch, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Loth-
ringen. 1 Kilom. vom Dorfe stand einst das Dorf Bichingen, welches
um 1626 — 1630 zerstört wurde.
Gehnkirchen (Guenkirch) , Dorf auf der linken Seite der Nied,
auf einer Anhöhe, 4 Kilom. nordwestlich von Bolchen, mit Kirche,
96 Häusern, 375 Einw., wobei 2 Israeliten, Kapelle, Mühle, Ge-
treide- und Weinbau und Mühle, gehörte zu Lothringen. Der
Thurm der Kirche, welcher 1847 erhöht wurde, ist ein sehr alter
Bau, der wohl auf das eilfte Jahrhundert zurückgeht.
Zur Gemeinde gehört die Mühle Flassgarten, wohl Flachsgarten,
an der Nied.
Gelmingen (GomelangeJ , Dorf am linken Ufer der Nied , 7 Kilom.
nördlich von Bolchen, mit Kirche, 154 Häusern, 170 Familien,
634 Einw., 2 Mühlen, Oelmühle, Töpferei, Getreide-, Obst- und
Gemüsebau, Viehzucht und Viehmarkt am Dienstag vor Pfingsten,
gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehören der Hof Colming am linken Ufer der Nied
und die Mühle Gravatte am Rüringer Bache.
Gertmgen, Dorf im Osten des Kantons, ziemlich hoch ge-
legen, 9 Kilom. östlich von Bolchen, mit Kirche, 103 Häusern,
435 Einw., wobei 9 Mennoniten, 2 Branntweinbrennereien, Oel-
mühle, Kalkofen, Sandsteinbruch, Getreide-, Kartoffel- und Obstbau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehören die Höfe St. Johann und St. Nicolaus.
Girlingen (Girlange) , Dorf am linken Ufer der Nied und dem
Einflüsse des Rüringer Bachs, 6 Kilom. nordwestlich von ßolchen,
352 II' Topographie.
mit Kapelle, 25 Häusern, lOSEinw. , Mühle, Fabrikation seidener
Handschuhe, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Hallingen, Dorf, 372 Küom. südlich von Bolchen, auf einer
Hochebene, mit Kirche, 24 Häusern und 97 Einw. , Getreidebau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Ham unter Warsberg, Dorf im Osten des Kantons, auf der
linken Seite des Bistenbachs, 11 Kilom. von Bolchen, mit Kirche,
180 Häusern, 199 Familien, 772 Einw. , Mühle, Ziegelhütte, Kalk-
ofen, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehört der Hof Schäferei am Nordabhange des
Warsbergs und Hof und Schloss Warsbei-g. Darauf sass einst ein
altes Geschlecht, das im Dienste der Stadt Metz stand. Das Scliloss
war ursprünglich ein römischer Wartthnrm für das Lager bei Buschborn
und zerfiel fast ganz in Trümmer, wurde aber in neuerer Zeit vom Ad-
vokat Stoffels zu Metz zur Sommerwohnung wieder hergestellt.
Heisdorf (Helstroff), Dorf an einem kleinen Bache, 4 Kilom.
südlich von Bolchen, an der Strasse nach Falkenberg, mit Kirche,
141 Häusern, 148 Familien, 554 Einw., wobei 1 Evangelischer
und 7 Israeliten, Mühle, Ziegelei, Getreide- und Weinbau und
Viehzucht, gehörte einst zu Lothringen und Luxemburg (Deutsch-
land), weleh' letzterer Theil 1769 ebenfalls an Frankreich abge-
treten wurde.
Znr Gemeinde gehört der nördlich an der Strasse und einem Bache
gelegene Weiler Macher (Macker) mit Mühle.
Hinckingen 1 IlinkangeJ , Dorf an einem Bache links der Nied,
Paturalbach genannt, mit Kirche, 81 Häusern, 85 Familien,
295 Einw., 2 Mühlen, Getreide-, Gemüse-, Obst-, Wein- und
Tabakbau, hat auf der Gemarkung noch Reste eines römischen
verschanzten Lagers und eines alten Schlosses, gehörte zum Bis-
thume Metz.
Zur Gemeinde gehihin die Weiler Brecklingen am recliU-ii lU'or
der Nied mit Mühle und Ziegelei und Petringen mit Miilile am linken
Ufer der Nied. Brecklingen war lothringisch, Petringen aber zwischen
dem Bisthume und I.otiiringen gelheiit und die (Jränze zog sogar durch
die Gemächer des Schlosses.
HoUing, Dorf im nördlichen Theile des Kantons, nm rechten
Ufer der Nied und der Slnisse nach Busendorf, mit Kirche,
92 Häusern, 3t>7 Einw., Sandstein- und Oipsbruch, Mühle, Ge-
tri'lde- und Tabaksimu und Viehzucht, geli()rto zu Lothringoji.
Dil« Dorf verlor um Ende des Hfchszchntcn .Iiihrhunderts durch
eine Epidemie in Folge des Kriegs alle Einwohner bis auf
4. Kreis Bolchen. 353
14 Familien von 70 und litt auch später noch sehr. Die Kirche
wurde 1765 erbaut.
Zur Gemeinde gehört derHof Titting im Süden und an der Landstrasse.
Lautermingen {LoutremangeJ , Dorf am rechten Ufer der deut-
schen Nied und am Bache von Heisdorf, mit 32 Häusern, 35 Fa-
milien, 141 Einw., Getreide-, Tabak-, Wein-, Obst- und Gemüse-
bau, war lothringisch. An der Südgränze der Gemarkung zieht
die Römerstrasse vorüber, weiche bis nach Buschborn regelmässig
die G ranze der verschiedenen Gemarkungen ist.
Memersbronn f Narbe fontainej, Dorf an der alten Römerstrasse
und dem Ursprünge eines kleinen Bachs, 6 Kilom. südöstlich von
Bolchen, mit 56 Häusern, 57 Familien, 235 Einw., Mühle, Ge-
treide- und Obstbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehören die Memersbronner Mühle und Ste. Su-
sanne. Erstere hatte unter französischer Herrschaft allein den alten
deutschen Kamen des Dorfs beibehalten.
Mengen (Mcgange) , Dorf im Westen des Kantons, auf einer
Anhöhe, 5'/2 Kilom. nordwestlich von Bolchen, mit 75 Häusern,
287 Einw., Mühle, Getreide-, Wein- und Obstbau, hat eine Kapelle
von 1656, die in grosser Verehrung steht, und war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört der nördlich an einem Bache gelegene Weiler
Rüringen.
Momersdorf, Dorf an einem Bache, ziemlich hoch gelegen,
372 Kilom. südöstlich von Bolchen, mit 78 Häusern, 79 Familien,
364 Einw., Getreidebau und Viehzucht, gehörte zur deutschen
Herrschaft Kriechingen und wurde 1793 an Frankreich abgetreten.
Niederwiese, Dorf am Pütt enbache, 51/2 Kilom. südöstlich von
Bolchen, mit Kirche, 126 Häusern, 129 Familien, 592 Einw., wobei
112 Israeliten, Getreidebau, Viehzucht, Seidenweberei, Knopffabrik
und Steuerkasse, gehörte zur Hälfte zum Bisthume Metz und zur
Hälfte zur deutschen Herrschaft Kriechingen, bis auch dieser Theil
1793 an Frankreich kam. Das vor dem 30jährigen Kriege Guissing
genannte Dorf wurde zerstört und man findet daselbst noch den
alten Kirchhof. Durch die Gemarkung führte eine Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Oberwiese, 2 Kilom. südöstlich
davon gelegen, der Schönerhof, Hunger hof und das einzeln stehende
"Wirthshaus des Quatre Vents mit Hof.
Ottendorf (OUonvUU) , Dorf am Bache von Eblingen, auch
Schwalbach genannt, 4 Kilom. nördlich von Bolchen, mit Kirche,
Mühle, 2 Oelmühlen, 163 Häusern, 617 Einw., Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Ricrange und die Knallhüttc.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 2»3
354 II" Topographie.
Piblillgeil, Dorf im Nordwesten des Kantons, an einem Bache,
10 Kilom. von Bolchen, mit 108 Häusern, 418 Einw., Mühle,
Gipsmühle, Getreide-, Gemüse-, Wein- und Obstbau, Gipsbruch,
war lothringisch. Die Kirche steht nicht im Hauptorte, sondern
in dem südlich davon gelegenen Weiler Drogny.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Bockange und der Weiler Drogny
mit Kirche. Dieselbe ist eine der ältesten in weiter Gegend, hat eine
gothische Bauart, und die Fenster, ähnlich denen der Kathedrale von
Metz, waren mit farbigen Glasgemälden verziert , die 1792 verschwanden.
Ruplingen ( RoupeldangeJ , Dorf, 3 Kilom. nordwestlich von
Bolchen, mit Kirche, 73 Häusern, 78 Familien, 268 Einw., wobei
4 Mennoniten und 4 Israeliten, Oelmühle, Getreide-, Obst-, Ge-
müse- und Tabakbau und gutem Wiesenbau, gehörte zum Bis-
thume Metz und zu Lothringen.
Teterchen, Dorf an der Strasse und künftigen Eisenbahn nach
Saarlouis, 7 Kilom. nordöstlich von Bolchen, mit Kirche, 172 Häu-
sern, 694 Einw., 2 Mühlen, Lohmühle, 2 Oelmühlen, Bierbrauerei,
Brennerei, Färberei, Gipsmühle, Sandsteinbruch, Getreide-, Obst-
und Gemüsebau, Viehzucht und Postagentur, gehörte zu Lothringen.
Es befand sich daselbst ein Franziskanerkloster, das von drei
Töchtern aus dem Dorfe gestiftet sein soll, die sich zuerst der
Armenptlege widmeten, später aber das Klosterkleid annahmen.
Das Kloster wurde in den Kriegen des fünfzehnten Jahrhunderts
zerstört, 1450 wieder aufgebaut, dann im 30jährigen Kriege 1630
wieder zerstört und von Herzog Karl IV. von Lothringen aber-
mals hergestellt. Aber im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts
legten es herumziehende Parteigänger abermals in Brand. Es
wurde 1721 wieder hergestellt und auch die Kirche 1724 aufge-
baut und es hatte 1790 bei der Aufhebung 1(5 Nonnen mit nur
2478 Livres Einnahmen. In den Gebäulichkeiten wurde in neuerer
Zeit ein Pensionat eingerichtet.
Zur Gemeinde gehört der Ihil" Altz (Alch).
Valmimster , Dorf im Norden des Kantons, 7 Kilom. von
Bolchen, mit Kirche, 46 Häusern, 148 Einw., Mühle, Gipsbruch,
Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch. Die Kirche ist sehr
alt und war früher i^farrkirche für mehrere Orte. Der älteste
Theil mit dem Thurme, einem Fenster des Chors und dem Portale
»tammt aus dem Jahre 1210, ein anderer aus 1322 und der Rest
auH 15.37, doch ist ein Styl feslgeluilleii. Im (!hor befinden sich
zahlreich« Grabsteine aus den letzten Jahrhunderten. Eine inter-
MMDte Monstranz mit Ciborium wurde; den Verwdrtlunu-cn der
4. Kreis Bolchen. 355
Revolution entzogen. Im Jahre 1506 empfing Lantavein Bocken-
hausen V. als Lehen von Ren6 II. Es war hier einst eine Priorei
der Abtei Metioc , die vom Bischof von Metz mit diesem Kloster
vereinigt wurde. Die Reste der Gebäude dienten nachher zu einer
Alaun- und Vitriolfabrik des Barons von Molart, bei dessen Familie
sie noch ist. Man hatte hier 1789 ein starkes Braunkohlenlager
entdeckt und Frau von Wendel erhielt die Concession zur Aus-
beutung, welche aber unterblieb. Im Jahre 1817 wurde sie aber-
mals vergeben, aber die Grube nach wenigen Jahren wieder ver-
lassen, weil sich die Ausbeute nicht mehr lohnte.
Volmeringen /'Fo/mernnf/ej, Dorf am rechten Niedufer an der
Strasse und Eisenbahn von Metz nach Bolchen, 4 Kilom. süd-
westlich von letzerem, mit Kirche, 113 Häusern, 395 Einw,, Mühle,
Getreide-, Wein-, Tabak-, Obst- und Gemüsebau, war lothrin-
gisch. In der Nähe sind Ueberreste eines römischen Lagers.
Warsberg (Varsberg), Dorf im Osten des Kantons im Bisten-
thale, 10 Kilom. von Bolchen, mit Kirche, Kapelle, 120 Häusern,
508 Einw., 2 Mühlen, Kalkofen, Netzstrickerei, Getreide- und
Kartoffelbau, Viehzucht und Handschuhfabrikation, gehörte zu
Lothringen. Das auf dem benachbarten Schlosse wohnende Ge-
schlecht war reich und mächtig und mehrere Mitglieder traten in
den Dienst der Stadt Metz; einige aber machten mit anderen Herren
der Gegend, besonders jenen von Rodemachern, eine Verbindung und
plünderten die Umgegend, bis Metz endlich Vergeltung an ihnen übte.
Zur Gemeinde gehören die Ober- und Untermühle, die Bleicherei
und der Hof Glasbruck.
Weibelskirclieil (Varize, WairixJ, Dorf am rechten Ufer der
deutschen Nied , 6 Kilom. südlich von Bolchen, mit Kirche, 97 Häu-
sern, 425 Einw., Wollspinnerei, Getreide-, Obst-, Wein- und
Tabakbau und 2 Mühlen, war lothringisch. Es stammte von hier
ein altes Geschlecht, das schon 1217 erwähnt wird. Im Jahre 1354
nahmen die Metzer das Schloss nebst Volmeringen, weil der Be-
sitzer es mit den Herren von Bolchen gehalten. Ein Theil gehörte
dem Herrn von Savigny und kam 1467 an Gaspar von Raville als
Besitzer von Weibeiskirchen, dieser wurde aber wegen Parteinahme
für den Herzog von Burgund des Lehens entsetzt. Dieses kam
sodann 1482 durch Heirath an Peter von Aboncourt und 1584
war Adam von Pallon im Besitze. Von dem Schlosse ist ein Theil
aus dem Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts, auch die Kapelle
von 1629. Vor einigen Jahrhunderten war hier eiji Kloster von
weissen Schwestern.
356
II. Topographie.
Zur Gemeinde gehören: die Fabrik, im ehemaligen Schlosse, der
Hof Basse-Court und Pont-de-pierre.
Welwingen, Dorf im Norden des Kantons, 7 Kilom. von Bol-
ehen, mit Kirche, 72 Häusern, 274 Einw., Mühle, Getreide- und
Obstbau und Viehzucht, war lothringisch. Das Dorf war im
30jährigen Kriege abgebrannt und wurde zuerst wieder von einigen
Schweizern aufzubauen begonnen.
Zimmillgeil, Dorf im Südosten des Kantons, 9 Kilom. süd-
östlich von Bolchen, mit Kirche, 93 Häusern, 96 Familien, 350 Einw.,
2 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch und liegt
am Pertzbache.
Zur Gemeinde gehören der Hof Bettin g, die Ober- und Unter-
mühle, zwei einzelne Wirthshäuser an der Strasse von Metz nach St. Avold
und die Kapelle St. Gangoulf.
B. Kanton Busendorf.
Der Kanton Busendorf liegt zwischen den Kantonen St. Avold,
Bolchen, Vigy, Metzerwiese, Sierck und Rheinpreussen und hat
folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
21,91
—
—
6,35
—
104,04
—
72,11
0,30
—
2''i93
—
99,17
6,68
—
84,33
0,74
152,50
14,9?
213,21
39,68
187,47
10,63
—
134,92
4,22
94,01
10,90
201,69
28,22
—
227,03
1,69
—
61,11
—
240,93
7,14
—
56,39
2,24
280,89
3,93
—
88,08
3,41
634,95
3,52
—
69,44
—
361,45
li23
—
101,36
—
293,84
7,04
158,00
196,33
—
388,7,
7,96
38,42
2,80
64,96
0,73
—
75,34
127,24
0,75
—
20,33
—
149,22
2,33
—
48,19
12,04
270,28
9,87
—
120,86
247,39
1199,4,
108,33
—
110,75
2,04
—
13,21
2,48
c^^Ö
5,63
—
38, n
—
.?>
0,99
—
9,23
—
112,23
9,34
—
65,93
—
57,96
2,2»
—
26,09
5,21
43,37
li33
—
10,24
—
—
2,41
—
99,18
—
—
4^5
—
125.7,
—
131.76
ll,ni
—
Gesammt-
Fläciie.
Alzingen .
AnzeliKgen
Berweiler .
Bibisch . .
Brettnach .
Busendorf .
Colmen . .
Dalem . .
DaKstein .
Ebcrsweiler
Falk . . .
Filsdorf. .
Freisdorf .
Gerstlingen
Hargarten .
Ilciningen .
Hi'ssdorf .
Kn-iizwald
Blerten . .
Nuuiikirchen
( »Iwrdorf .
lUnmt'ringrn
JU'm«'! fangen
I(4)tlii-nd<)rf
Kl. Hrrnunl
Ht. Kmnt .
Hrlii'unTlch
264,5,
376,99
404,8fi
759,13
340,96
864,01
213,13
397,93
471,86
648,11
161,85
1059,90
794,89
315,67
331 ,32
412,47
377,97
979,36
284,58
335,68
309,76
312,33
188,10
339,43
146,.^
018,99
706.,,
304,84
573,85
551,57
1252,00
589,75
1375,77
— 482
i60
731.57
844,70
1407,35
(506,12
1682,92
1467,03
441,5s
550,37
600,63
743,29
2672,64
526,35
380,53
422,22
494,39
330,46
431,60
165,76
733,38
1002,84
4. Kreis Bolchen.
357
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
I'läche.
Schwerdorf . . .
Tromborn ....
Wallerchen . . .
Willingen ....
Wölfingen ....
763,73
547,40
203,55
403,33
200„6
14560,19
54,95
3,90
89,33
50,41
11,^3
1,68
48,21
304,26
11,96
64,04
1-)91
0,31
4,27
4,78
5,24
—
943,70
612,93
650,38
492,70
290,30
Kanton
2026,33
40,85
4917.44I 152-36
1772,3,
24326,12
Er hat einen Viehstand von 2519 Pferden, wobei 32 Zucht-
hengste, 18 Maulthiere und Esel, 6399 Stück Rindvieh, wobei
3922 Kühe, 4057 Schaafe, wobei 495 Merinos und 2441 Heide-
schnucken, 7991 Schweine, 834 Ziegen und 1975 Bienenstöcke.
Busendorf (Bouzonmlle) , Kantonshauptort am rechten Ufer
der Nied und Kreuzung der Strassen nach Bolchen, Diedenhofen,
Saarlouis und Sierck, mit Kirche, 377 Häusern, 473 Familien,
1775 Einw., wobei 35 Evangelische und 75 Israeliten, 4 Mühlen,
Ziegelhütte, 3 Oelmühlen, 2 Bierbrauereien, 2 Kalköfen, Kalk-
steinbruch, 3 Gerbereien, Stärke- und Leimfabrik, Friedensgericht,
Oberfbrsterei, Steuerkasse, Enregistrements- Einnehmerei, höherer
Töchterschule, Postexpedition, Wochenmarkt am Freitag, Jahr-
märkten am 3. Mai und am Montag nach dem 14. September und
12. November, hat eine alte und schöne gothische Kirche aus dem
vierzehnten Jahrhunderte und 2 Brücken über beide Niedarme von
1725 und 1733 und war lothringisch. Der Ort erhielt nur dadurch
Bedeutung, dass um das Jahr 1030 Adelbert aus dem Hause
Lothringen nebst seiner Frau Judith daselbst eine Abtei gründete,
die wegen der von ihm dahin gestifteten Reliquie des heiligen
Kreuzes davon benannt und in der Folge ziemlich reich wurde.
Im Jahre 1049 besuchte Papst Leo IX. die Abtei und beschenkte
sie mit Privilegien und Gaben. Die Klostergebäude brannten im
Jahre 1683 ab, jedoch blieb die Kirche erhalten und dient jetzt
als Pfarrkirche. Im Jahre 1789 hatte das Kloster 11 Benediktiner-
mönche; es selbst wurde 1793 aufgehoben.
Zur Gemeinde gehören die Dörfer Aideling mit Mühle, im Kord-
osten an einem kleinen Seitenbache, Benting in derselben Richtung,
aber imweit der l»Iied, imd Heckling mit 2 Mühlen und Kalkofen, so-
wie das Maisonde Vignes bei letzterem (Jrte.
Alzingen, Dorf am Alzinger Bache, 2 Kilom. südwestlich von
Busendorf, mit 117 Häusern, 463 Einw., Mühle, Getreidebau und
Viehzucht, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört der damit verbundene Weiler Eli seh (Elig)
mit Mühle.
358 II- Topographie.
Anzelingen, Dorf im Süden des Kantons, am Anzelingbach,
links von der Nied, 6 Kilom, südwestlich von Busendorf, mit Kirche,
88 Häusern, 370 Einw., 2 Mühlen, 2 Oelmühlen, Ziegelei, Ge-
treidebau und Viehzucht, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Edling, etwas tiefer im Thale
des Anzelingbachs gelegen.
Berweiler, Dorf im Südosten des Kantons, an der preussischen
Gränze, 9 Kilom. von Busendorf, mit Kirche, 130 Häusern, 473 Einw.,
am Weissbache, hat 3 Mühlen, Getreide- und Obstbau (Kirschen)
und Viehzucht und Sandsteinbruch, gehörte zu Lothringen. Auf
der Gemarkung ist ein Eisenbergwerk, dessen Ausbeute auf den
Hochofen in Kreuzwald kommt.
Zur Gemeinde gehört die Felschlingmühle, auch Flosselinger
Mühle genannt, am Dorbache.
Bibiscll (Bibiche), Dorf am Bibischer Bach, im Nordwesten
des Kantons, 6 Kilom. von Busendorf, mit Kirche, 109 Häusern,
110 Familien, 528 P]inw., Getreide- und Weinbau und Viehzucht,
war lothringisch und soll erst vor 200 Jahren auf einer Rodung
entstanden sein. Es besteht aus den zwei vereinigten Weilern
Gross- und Klein -Bibisch.
Zur Gemeinde gehören der nordwestlich gelegene Weiler Rodlach
und der Weiler Neudorf im Südwesten, sowie der Hof Klein -Bibisch,
südöstlich, und der Kloster hof, welcher wohl einst dem Kh>ster in
Busendorf gehörte.
Brettnach, Dorf im Süden des Kantons, an der Strasse von
Busendorf nach Teterchen, 4 Kilom. von Busendorf entfernt, am
Alzingbache, mit Kirche, 115 Häusern, 407 Einw., kleiner Eisen-
giesserei, Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch. In der
Nähe führte eine Bömerstraese vorüber. In der Gemarkung lag
in dem Banne Loth ein ausgegangenes Dorf, wie noch vorhandene
Fundamente zeigen, und im Kanton lleidenheissien zeigen sich
Spuren einer kleineren Zigeunerniederlassung. In der Gemarkung
ist ferner ein 4 Meter breites Loch mit Wasser, das weder Regen
noch Trockenheit steigen oder fallen macht.
Golmen, Dorf im Norden des Kantons, am Remelsbache,
7 Kilom. von Busendorf und an der Strasse nach Sierck, mit
(J5 Häusern, 07 lamilien, 278 Einw., Mühle, Getreide-, Obst-
und Gemüsebau und Viehzucht, Luineweberei und Handschuh-
Btrickerei, war lothringisch.
Zur ürincindr gi'liörcn die Colmer- und die Danigcr.s w aldiM-
Blühh-.
Dalem C'^^iHitMm), Dorf im äussersten Südosten des Kantons,
4. Kreis Bolchen, 359
zwischen Anhöhen, 8 Kilom. von Busendorf, mit Kirche, 107 Häu-
sern, 459 Einw., wobei 5 Mennoniten, Mühle, Kartoffel brennerei,
Getreide-, Kartoffel-, Obst- und Gemüsebau und alter Schlossruine,
war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der St. Johann- und Sonne nhof und La
Bergere.
Daistein, Dorf im Westen des Kantons, 9 Kilom. von Busen-
dorf, am Ursprünge des Daisteiner Bachs, mit Kirche, 149 Häu-
sern, 152 Familien, 635 Einw., wobei 1 Israelite, Getreide-, Wein-,
Obst- und Gemüsebau, Mühle und Ziegelei, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört das nördlich am Anzelinger Bache gelegene
Dorf Menskirch mit Mühle, Kirche und Pfarrhaus, auf einer Anhöhe
gelegen, und Sitz der Pfarrei für Daistein.
Ebersweiler, Dorf im Westen des Kantons, 10 Kilom. von
Busendorf, mit Kirche, 214 Häusern, 216 Familien, 842 Einw.,
2 Mühlen, Getreide-, Wein- und Obstbau und Viehzucht, war
lothringisch. In der Gemarkung lag ein ausgegangenes Dorf.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Feringen im Norden mit Mühle
und Oelmühle, der Hof Laubrück, sowie die Ising- und Kresch-
mühle, erstere mit Hof, alle diese am Daisteinbache gelegen.
Falck, Dorf an einem Seitenbache des Bistenbachs, im Süd-
osten des Kantons, 10 Kilom. von Busendorf, mit Kirche, 96 Häu-
sern, 99 P^tmiiien, 416 Einw., 3 Mühlen, Oelmühle, Kalkofen,
Kohlenbergwerk, Eisen- und Stahlfabrik, Ziegelhütte, Feldbau und
Viehzucht, war lothringisch. Die früheren Eisen-, Blei- und Kupfer-
bergwerke wurden schon lange wegen Unergiebigkeit wieder auf-
gegeben.
Zur Gemeinde gehören das Hammerwerk (les forges)^ die Hell-
mühle (llöllmühle) und Weyermüjile am Bistenbache.
Füsdorf, Dorf an der Strasse nach Sierck, 4 Kilom. nördlich
von Busendorf, am linken Ufer der Nied, mit Kirche, 200 Häusern,
878 Einw., wobei 1 Evangelischer, 2 Mühlen, Getreide- und
Weinbau, Viehzucht und Viehhandel, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der am Bibischer Bache gelegene Weiler
Beckerholtz mit Ziegelei, 1610 vom Abt von Busendorf angelegt,
Selliershausen genannt, und mit AValdrechten im Kalhausen-Wald bedacht,
sowie die Höfe St. Oswald und Bibischerbach.
Freisdorf, Dorf am linken Ufer der Nied, 4 Kilom. westlich
von Busendorf, mit 228 Häusern, 244 Familien, 994 Einw., Kirche,
3 Mühlen, Bierbrauerei, Steuerkasse, Jahrmarkt am letzten Montag
im September, Wein- und Mehlhandel, Getreidebau und Vieh-
zucht, war lothringisch. Es bestand hier bis zur Revolutionszeit
360 II. Topographie.
eine Abtei, welche 1130 Verich von Valcourt und seine Frau
Adelheid gegründet und Stephan von Bar im Jahre 1131 dem
heiligen Gangholf weihte. Der erste Abt hiess Drognon und das
Kloster gehörte dem Karthäuser Orden an. Unter dem zweiten
Abte Simon ging aber das Kloster ein und die Mönche verliessen
es, worauf Mönche von Justemont und Ste. Croix gesandt wurden^
aber dem Bischof Bertram von Metz, welcher gegen Ende des
zwölften Jahrhunderts Prämonstratenser Mönche geschickt hatte,
ging es nicht besser, und endlich besetzte Herzog Matthieu von
Lothringen das Kloster 1210 mit Cisterzienser Mönchen , mit welchen
sich 1114 jene von Marienfloss bei Sierck vereinigten. Im Jahre
1461 kamen aber wieder Karthäuser in Besitz. Das Kloster war
1665 abgebrannt und erst 1740 wieder hergestellt worden. Die
Kirche wurde von Bischof Bouchard dem Abte von Busendorf
übergeben und 1758 vergrössert. Eine Prevote bestand hier bis
1705. Es waren ferner schon seit 1295 hier zwei Schlösser, das
obere und untere, von welchen das erstere im Jahre 1658 ganz
verstört wurde. Das letztere besteht noch und ist bemerkenswerth
wegen seiner runden Gestalt. Abtei und dieses Schloss lagen dicht
an der Nied. Das letztere gehörte seit 1699 der Familie Schmitt-
burg, die mit den Familien Warsberg, Ellz und Metternich ver-
wandt war und es 1836 an Herrn Delhomme verkaufte.
Zur Gemeinde geboren die Weiler Diding au der Mied, nord-
östlich, und Guiching, ebenso, aber weiter nördlich gelegen, die Höfe
Geling im äussersten Norden, Freisdorferhof, Brück, Brobisch,
St. Sicte, St. Pierre und Ste. Croix und die Vannesmülile.
Gertlingen (Guerstling), Dorf auf einer Anhöhe des rechten
Niedufers und an der preussischen Gränze, 5 Kilom. nordöstlich
von Busendorf, mit Kirche, 88 Häusern, 328 Kinw., Mühle, Ge-
treidebau und Vielizucht, war lothringisch.
Zur Cicmeindc gehört der an der Nied liegende Weiler Niedvelling.
Hargarten, Dorf im Sud westen des Kantons, an einem Seiten-
bache des Bistenbachs, mit Kirche, 181 Häusern, 675 Einw.,
2 Mühlen, Kalkofen, Bierbrauerei, Holzhandel, Getreidebau und
Viehzucht, war lothringisch und hatte 1730 ein Bleibergwerk, das
1788 wieder einging und 1858 neu concessionirt wurde, aber nicht
ausgebeutet wird. In der Nähe zog die Kömerstrusse vorüber.
Zur Gemeinde geliitrt die Sonnenmülilo.
Heillingen, Dorf an der preussischen Grätize, 4'/;^ Kilom.
nordÖHtlich v(»u Busendorf, mit 74 Häusern, 319 Kinw., 2 Mühlen,
ZiegulhUltc, (iutreidebuu und \ iehzucht, war lulhringisch.
4. Kreis Bolchen. 361
Zur Gemeinde gehören die Weiler Leyding mit 6 Häusern dicht
an der preussischen Gränze, und Schreckling an einem Bache, welche
beide erst 1829 wieder an Frankreich abgetreten wurden. Die Kapelle
zu Schreckling wurde von den Herzogen von Lothringen erbaut, auch
sind daselbst die 2 Mühlen.
Hessdorf (Hestroff, auch Helstroff und Heiftroff), Dorf im
Südwesten des Kantons, 8 Kilom. von Husendorf, unweit des Pib-
langer Bachs, mit Kirche, 139 Häusern, 155 Familien, 584 Eiuw.,
2 Mühlen, üelmühle, Branntweinbrennerei, Getreide-, Obst- und
Weinbau und Viehzucht, hat auf der Gemarkung Reste von zwei
Rönierstrassen und war lothringisch. 1 Kilom. südlich vom Dorfe
stand das Mönchskloster Viller, das einem Kantone den Namen
gab, und in dem Kantone Lachresse nördlich ist ein altes Dorf
ausgegangen, das auch Hessdorf geheis'sen haben soll.
Zur Gemeinde gehören die Geismühle und Warchmühle (Werck-
mühle).
Kreuzwald, Dorf im äussersteu Südosten des Kantons, an
der preussischen Gränze und dem Bistenbache, 15 Kilom. von
Busendorf, mit Kirche, 362 Häusern, 364 Familien, 1515 Einw.,
wobei 1 Evangelischer, 2 Mühlen, Ziegelhütte, Fabrik irdener
Pfeifen, geringem Getreidebau, Viehzucht, Eisen giesserei und Hoch-
ofen mit 2 Kupolöfen, die aber nicht mehr im Betrieb sind, Wochen-
markt am Donnerstag und Postagentur, war lothringisch. Das
Dorf hat den Beinamen la Croix und es wurde das Eisenwerk
daselbst 1735 angelegt.
Zur Gemeinde gehören die Döi'fer Kreuz wald-la-IIouve auf der
andern Seite des Bachs und 1665 von Nassau - Saarbrücken im Walde
Warent oder Varneveldt angelegt, mit 2 Mühlen, Oelmühle und 2 Kalk-
öfen, und Wilhelmsbronn, südlich vom Dorfe, 1668 von demselben
angelegt, sowie die Kluckerhöfe und die Höfe Weyerfeld, Varendt
und Wendelshof, letzterer im Norden gegen Merten, S'/.^ Kilom. vom
Dorfe entfernt.
Merten, Dorf im Südosten des Kantons, am Bistenbache und
der preussischen Gränze, 11 Kilom. von Busendorf, mit 203 Häu-
sern, 767 Einw., Mühle, Oelmühle, Getreide- und Hülsenfruchtbau,
Viehzucht und Transport von Steinkohlen aus dem Saargebiet nach
Bolchen und Metz, war lothringisch und kam erst 1827 an Frankreich.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Biblingen, dicht westlich vom
Dorfe, Sc bloss Merten, nördlich am Dorbache, die Har spitz- und
Oelmühle.
Neunkirchen (Nunkirchen), Dorf im Nordosten des Kantons,
7 Kilom. von Busendorf, am Kemelsbache, mit Kirche, 89 Häusern,
362 II- Topographie.
318 Einw., Mühle, Ziegelei, Eisenhütte, Getreide- und Obstbau
und Viehzucht.
Ziu- Gemeinde gehört der Weiler Remeld orf am Remelsbaclie , wo
sich einst ein Eisenwerk befand. Derselbe wiirde erst 1827 an Frank-
reich abgetreten.
Oberdorf, Dorf am Schrecklinger Bache, 5 Kilom. östlich von
Busendorf, mit 48 Häusern, 52 Familien, 235 Einw., Mühle, Ge-
treide- und Obstbau und Viehzucht, war lothringisch.
Znr Gemeinde gehört der südlich davon gelegene Weiler Oden-
hoven. Daselbst war ein Kloster von Karthäuserinnen, das am 9. Juni
1792 abbrannte.
Reimeringen (^Remering), Dorf an einem kleinen Seitenbache
des Durbachs, 7 Kilom. von Busendorf, mit Kirche, 115 Häusern,
118 Familien, 539 Einw., Kalkofen und Oelmühle, gehörte zu
Lothringen.
Remelfangen , Dorf im Süden des Kantons, 3 Kilom. von
Buaendorf, mit Kirche, 60 Häusern, 242 Flinw., Gipsbruch, Ge-
treide-, Obst- und Weinbau, hing einst vom Kloster Mettlach ab
und war lothringisch.
"RothenAoTf fChdleau-rougeJ, Dorf im Osten des Kantons, 5 Kilom.
von Biisendorf, liegt nahe bei Oberdorf, hat eine Kirche, 55 Häuser,
199 Einw., wobei 3 Mennoniten, Mühle, Ziegelei, Getreide- und
Weinbau und Viehzucht und war lothringisch.
St. Bernard, Dorf im äussersten Südwesten des Kantons,
12 Kilom. von Busendorf, am Ursprünge des Piblanger Bachs,
mit 43 Häusern und 162 Einw., war lothringisch.
St. Franz, Dorf im Nordwesten des Kantons, am Urspruuge
eines Bachs, 9 Kilom. von Busendorf entfernt, mit Kirche, 68 Häu-
sern und 228 Einw., gehörte zum Bisthume Metz und wurde von
belgischen Einwanderern 1612 — 24 erbaut.
Schemericll (Chvmcry-les-dvxuc), Dorf am Anzelinger Bache,
7 Kilom. von Metz, besteht aus dem unteren und oberen Dorf,
welche durch die Strasse nach Homburg an der Kanner getrennt
sind, hat 140 Häuser, 602 Einw., Mühle, Ziegelhütte, Getreide-,
Obst- und Gemüsebau, war lothringisch.
Zur Gpuu'indt' gehören der Weiler llobling mit Hof, Miilile und
2 Ziegelhütten südlich, der Inglingerhof nördlich, der Wentriiig-
hof und die Scliouierichmüljlc.
Schwerdorf, J>orf im äussersten Norden des Kantons, 9 Kilom.
von Ihisendorf, mit Kirche, 105 Männern, 110 I*'ainilien, 547 Einw.,
2 Mühlen, Oelmühle, Ziegelhütte, (Jetroide-, Obst- und Gemüsebau,
gehörte zu Lothringen.
4. Kreis Bolchen.
363
Zur Gemeinde gehören die Weiler Rotten dorf, nördlich, Oltz-
w eiler, östlich, das Schloss Burg-Esch mit Hof im nördlichsten
Theile der Gemeinde, sowie die Graf enthalmühle und Heltermühle.
Tromborn, Dorf an der Strasse von Bolchen nach Saarlouis,
5 Kilom. südöstlich von Eusendorf, mit Kirche, lOß Häusern,
460 Einw., wobei 2 Israeliten, Kalksteinbruch, Getreide- und
Obstbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und liegt sehr
hoch. Das Dorf soll früher entfernter von der jetzigen Stelle ge-
legen haben, wo man auch Ueberreste findet, die aber wohl mehr
auf ein ausgegangenes Dorf deuten.
Wallerchen (Yaudreching) , Dorf, 1 Kilom. südlich von Busen-
dorf, an einem kleinen Bache, mit Kirche, 117 Häusern, 453 Einw.,
wobeil Evangelischer und 51 Israeliten, Kalkofen, Kalksteinbruch,
Leineweberei, Getreide- und Obstbau und Viehzucht, hat ein Schloss
und war lothringisch.
Willingen (ViUing), Dorf an einem kleinen Bache, links der
Strasse von Bolchen nach Saarlouis, 7 Kilom. östlich von Busen-
dorf, mit Kirche, 7ü Häusern, 348 Einw., wobei 1 Evangelischer,
war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört der südwestlich davon gelegene Weiler Gauweis-
dorf (Gaweistroff).
Wölflingen, Dorf am Schrecklinger Bache, 5 Kilom. östlich
von l^usendorf, mit 50 Häusern, 54 Familien, 232 Einw., Getreidebau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
C. Kanton Falkenberg.
Der Kanton Falkenberg liegt zwischen den Kantonen St. Avold,
Grosstännchen, Delme, Verny, Fange und Bolchen und hat fol-
gende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
!?««♦»„ 1 Gesainmt-
Forsten. p,g^^^
Adaincourt . . .
Arraincourt . . .
Arriance . . . .
Banmbiederfdorf .
Chemery . . . .
Edelfingen. . . .
Elwingen . . . .
Falkenberg . . .
Fletringen . . . .
Füllingen . . . .
Gänglingen . . .
Halleringen . . .
Han a. d. N. . . .
Hemilly . . . .
193,20
376,69
481,48
661,84
228,37
405,99
408,55
799,53
478,46
491,87
727,45
267,53
152,40
252,39
41,51
67,07
70,17
69„2
l'i29
74,39
43,11
174,47
37,32
56,60
89,45
17,14
41,85
22,77
1,2I
83,37
119,83
303,69
35,16
75,58
158,05
557,96
58,38
27,6,
181,20
52,21
28,13
2,55
3,«3
2,73
31,97
0,46
4,50
3,02
13,13
14,05
1,56
^194
6-60
0,87
76,23
1086,37
337,01
475,97
697,59
1104,50
294„o
581,42
712,50
1585,25
608,64
596,24
1038,4,
355,42
202,69
1405,3,
364:
II. Topographie.
Gemeinden.
Herny . . .
Holacoiirt . .
Kriechingen .
Laiiterfingen .
Lubeln . . .
ilaiweiler . .
Many . . .
^löhringen-Zondr
Ober-Fillen .
Steinbiedersdorf
Tetingen . .
Thicourt . .
Thonville . .
Trittelingen .
Vahlen . , .
\'atimont . .
Vittonconrt .
Voimhaut . .
Kanton
Aecker.
5/1,14
186,49
568,61
1064,,
423
i58
669,23
5''4,88
459,9,
423.0,
215,36
473,25
505,07
582„ß
460,38
325,94
Wiesen.
104„o
39,07
112,57
34,fi7
2U7
Wein-
berge.
«9
17,
51,41
89,75
62,60
65,84
114,44
190,65
30-92
)34
;,63
,40
.-52
91,..
90,8-
95,70
42,56
15l26,5o'2306,4o
*,0l
19^28
1,55
Wald.
244,43
17,«
189,49
37,14
244,69
179,94
27,19
130,38
96,73'
130,57
68,55
64,46
^0,4S
73,29
344,96
Obst- „ . üesammt-
gärten, f^»^«'^"' Fläche.
1,
70
'.,29
6,75
8,33
41,76
2,20
4,63
7,26
5,.,
6,69
7,39
*,93
2,22
11,04
2,87
7,40
4,63
^,R3
134
105
737,
22,
152
,41
43,39 13530,72 234,34 2314,^3
963-90
290-21
1046,48
469,78
2454-04
670,06
822,25
82«,43
953,05
845-4,
982,59
547,5,
252,65
599,64
618,13
796,8,
949,84
396,49
24482,38
Sein Viehstand umfasst 2896 Pferde , wobei 67 Zuchthengste,
36 Maulthiere und Esel, 5545 Stück Rindvieh, wobei 34b3 Kühe,
5431 Schaafe, wobei 466 Merinos und 3(504 Heideschnueken , 6236
Schweine, 654 Ziegen und 2019 Bienenstöcke; auch lieferte er 1872
117 Pfund Seideucocons.
Falkenberg (Faulquemonl) , Flecken und Kantonshauptort an
der Eisenbahn von Metz nach Saarbrücken und dem rechten Ufer
der deutschen Nied, welche sich in einem Bogen um den Süden
des Orts zieht, sowie an der Strasse von Chateau - Salins nach
St. Avold, mit Kirche, Kapelle, 206 Häusern, 271 Familien,
1060 Einw. , wobei 12 Evangelische und 50 Israeliten, Dampf-
mühle, 2 Wassermühlen, Bierbrauerei, Kalkofeu, Friedensgericht,
Kantonalpolizeikommissariat, Steuerkasse, Steueramt, Eoregistre-
ments- Einnehmerei, Oberförsterei, Postverwaltung, Eisenbahn-
station, Landwehrcompagniebezirk, kleiner Garnison, Wocheu-
markt am Donnerstag, Jahrmärkten am 22. Januar und Pfingst-
montag, altem Rathhause, (retreide-, Obst- und Gemüsebau, Vieh-
zucht und Handelsverkehr, besass früher nur einen einzigen Ein-
gang und war befestigt, wovon aber nur noch einige Mauerreste
übrig sind, da die Thürme und das Schloss abgetragen wurden.
Das Kathhaus ist noch ein altes Gel)iiiuk: aus dem sechszehnten
Jahrhunderte. Die alte Pfarrkirche Sl. Vincent auf dem Kirch-
hofe, 1 Kilom. südwestlich von Falkenberg entfernt, ist nur noch
hIm Kapelle verwendet. lulkenberg war llauptort einer Herrschaft
4. Kreis Bolchen. 365
der Bischöfe von Metz, welche sieben Orte umfasste. Nachdem
Simon von Lothringen sich des Orts bemächtigt hatte, nahm ihn
Bischof Stephan von Bar mit Waffengewalt wieder, er kam je-
doch im fünfzehnten Jahrhunderte für immer an Lothringen. Die
Franzosen begannen in ihren Kriegen einen Theil der festen Mauern
zu zerstören und die Schweden vollendeten dies Werk 1635. Im
vorigen Jahrhunderte wurde sodann der Rest der Mauern abge-
tragen.
Zur Gemeinde gehören der Bonhauser Hof, Golenholzer Hof,
Herrenwaldhof, Steinbeschhof, Ziegeleihof und die Blomühle
mit Gerberei.
Adainconrt, Dorf unweit der Eisenbahn, 13 Kilom. südwest-
lich von Falkenberg, auf dem rechten Ufer der französischen Nied.
mit 40 Häusern, 42 Familien, 150 Einw., Getreidebau und Vieh-
zucht, gehörte zum Bisthume Metz. Das Dorf war früher be-
deutend grösser und soll 300 Häuser gehabt haben; auch fand
man auf der Anhöhe, an welcher Adaincourt liegt, alte Mauern.
Arraincourt, Dorf im südlichen Theile des Kantons, 7 Kilom.
von Falkenberg, rechts von der Roth und an der Strasse von
Remilly nach Dieuze, mit Kirche, 80 Häusern, 90 Familien,
299 Einw., 3 Mühlen, Getreide-, Futter- und Tabakbau und Vieh-
zucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören die Bösmühle (Besenmühle), Neuraühle
und die Mühle Bouligny am Boulignyweiher.
Arriance, Dorf am Aisnebache, links von der Eisenbahn von
Metz nach Saarbrücken, 8 Kilom. südwestlich von Falkenberg,
mit Kii'che, 72 Häusern, 106 Familien, 359 Einw., Mühle, Ge-
treidebau, Viehzucht und Wollweberei, gehörte zu Lothringen
und liegt dicht an der alten Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehört die Gravelotmühle, südlich vom Dorfe.
Baumbiedersdorf (BambiderstrofF) , Dorf im Norden des Kan-
tons, am Albbache, 7 Kilom. von Falkenberg, mit Kirche, Kapelle,
207 Häusern, 236 Familien, 924 Einw., 3 Mühlen, Bierbrauerei,
Seidenweberei, Getreidebau und Viehzucht, kam erst 1769 mit
der Herrschaft Raville von Oesterreich an Frankreich. Als man
1805 ein Gebäude für religiöse Zwecke errichten wollte, fand
man auf einem Hügel eine grosse Anzahl uralter Gräber mit
Pfeilen, Streitäxten, Halsbändern und kleine Vasen von grau-
farbiger Erde.
Zur Gemeinde gehört das ehemalige Kloster Ralphen, die Neu-
mühle, Oelmühle und das einzelne Haus Maisonnette, am Wege
nach Lauterfinsen.
360 n- Topographie.
Chemery, Dorf unweit der Römerstrasse und der Strasse
von Chäteau-Salins nach St. Avold, 5 Kilom. südlich von Falken-
berg, mit Kirche, 32 Häusern, 35 Familien, 116Einw., Getreide-,
Wein- und Futterbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Edelingen (Adelange) , Dorf am Mühlgraben, 4 Kilom. südlich
von Falkenberg, mit Kirche, 93 Häusern, 106 Familien, 397 Einw.,
Mühle, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und
liegt an der alten Rümerstrasse.
Elwingen (Elvange), Dorf auf beiden Ufern der deutschen
Nied und an der Strasse von Metz nach Falkenberg, von letzterem
4 Kilom. nordwestlich entfernt, mit Kirche, 3 Mühlen, 2 Ziegel-
hütten, 113 Häusern, 122 Familien, 510 Einw., wobei 4 Israe-
liten, Seidenweberei, Getreide- und Tabaksbau und Viehzucht,
war lothringisch. Hier wohnte der bekannte Numismatiker Dominik
de Mory, der 1794 in Paris hingerichtet wurde.
Ziu- Gemeinde gehört die Pfeffermühle an der Nicd und das ein-
zelne Haus Metzing, der einzige Rest eines alten Dorfs.
FletriDgen (Fh'trangc) , Dorf auf einer Anhöhe der linken
Seite der deutschen Nied, 4 Kilom. nordwestlich von Falkenberg,
mit Kirche, 86 Häusern, 375 Einw., Seidenweberei, Ziegelhütte,
Getreide-, Gemüse- und Obstbau und Viehzucht, war lothringisch.
In der Kirche befindet sich ein altes Bild vom Jahre 1634, die
Kreuzigung Christi darstellend. In der Nähe befand sich einst
der Weiler Edling, der zur Herrschaft Falkenberg gehörte und
wovon man neuerdings Ueberreste auffand.
Zur Gemeinde gehören der nordlich gelegene Weiler Dorweiler
und die Kapelle St. Leonhard. Die Kirche von Dorweiler stammt aus
dem Jahre 1621 und war früher Pfarrkirche.
Füllingen (FouUgnxj), Dorf am linken Ufer der deutschen
Nied und Strasse von Metz nach Saarbrücken, 10 Kilom. nord-
westlich von Falkenberg, mit Kirche, 60 Häusern, 254 Einw.,
2 Mühlen, Oelmühle, Getreide-, Obst-, Cremüse- und Tabakbau
und Viehzucht, war lothringisch. Die Kirche, deren Patronat um
1270 von Hischof Laurent der Abtei Longe ville übertragen wurde,
hat noch Mauern im romanischen Style.
Zu der Gfineindo gehören die Höfe Clievalin und Ivorling uiil
Mühle und das einzelne Haus Maisonnette.
Gänglingen (GuingUmge) , Dorf am linken Ufer der Nied,
7 Kilom. nordwestlich v(»n Falkenberg, mit Kirche, 109 Häusern,
110 Familien, 460 Einw., 3 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht,
gehrirte zum lÜHthtime Metz. Die Kirche ist 1755 im modernen
4. Kreis Bolchen. 367
Styl erbaut und hat ein schönes Gemälde, St. Peter darstellend.
Die Normalschule war früher in Gänglingen, wurde aber verlegt.
Zur Gemeinde gehören Schloss und Hof Helfedange, im Norden
auf einer Anhöhe, bemerkenswerth wegen seines Alters, seiner Gebäude,
Alleen und Promenaden, welches ursprünglich dem Hause Oesterreich ge-
hörte, der Hof Klein-Helfedange an der Nied, der Hof Vitrange
(Witringen), im Westen vom Dorl'e, und die Neu-, Ober- und Unter-
mühle.
Halleringen , Dorf im Norden des Kantons, links der Strasse
von Metz nach Saarbrücken, an einem Bache, 10 Kilom. von
Falkenberg, mit 66 Häusern, 237 Einw., 2 Mühlen, Seidenweberei,
Getreide-, Obst- und Tabakbau und Viehzucht, gehörte zu Loth-
ringen.
Zur Gemeinde gehört der Hof Ste. Susanne, im Norden.
Han an der Nied, Dorf am rechten Ufer der französischen
Nied und Strasse von Metz nach Dieuze, unweit der Eisenbahn,
14 Kilom. südwestlich von Falkenberg, mit Kirche, 41 Häusern,
43 P'amilien, 170 Einw., Seidenweberei, Mühle, Getreide-, Obst-
und Tabakbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Hemilly, Dorf an einem kleinen Bache, nördlich vom Walde
von Remilly, 7 Kilom. westlich von Falkenberg, mit Kirche,
73 Häusern, 278 Einw., welche theil weise von Waldarbeiten
leben, Getreide- und Tabakbau und Viehzucht, gehörte zu Loth-
ringen. Als man einen Theil des Waldes ausrodete, um den Hof
Gallong^ zu errichten, fand man die Grundmauern eines römischen
Gebäudes von je 12 Meter auf den Seiten, menschliche Gebeine,
Schwerter, Dolche, Münzen und Keste von Vasen.
Zur Gemeinde gehört der neuangelegte Hof Gallonge.
Hemy, Dorf an der Eisenbahn von Metz nach Saarbrücken,
links vom Aisnebache, 10 Kilom. südwestlich von Falkenberg, mit
Kirche, 192 Häusern, 230 Familien, 807 Einw., Mühle, Eisen-
bahnstation, Bierbrauerei, Postagentur, Leinwandbleichereien, Tuch-
handel, Getreide-, Oelsaat-, Hanf-, Hopfen-, Obst- und Gemüse-
bau, gehörte zum Bisthume Metz und liegt in der Nähe der alten
Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Seutry mit Kapelle, wo sich die
Ueberreste eines alten Schlosses befinden, nicht weit von der Eisenbahn, der
Hof Hernicourt, südwestlich vomDorfe, und die Bleicherei St. Johann.
HoUacourt, Dorf im Süden des Kantons, unweit der Rotte,
10 Kilom. südwestlich von Falkenberg, mit Kirche, 32 Häusern,
35 Familien, 123 Einw., Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum
Bisthume Metz.
368 n. Topographie.
Zur Gemeinde gehört das Haus Maison-Neuve an der Rotte und
die Mühle von Ho Ilacourt, an einem Weiher.
Krieclliligeil fCn'hangeJ , Dorf zu beiden Seiten der deutsehen
Nied, an der Strasse von Metz nach Faliienberg, von diesem
2 Kilom. westlich, mit Kirche, 124 Häusern, 138 Familien, 570 Einw.,
wobei 1 Evangelischer und 110 Israeliten, Getreidebau und Vieh-
zucht, 2 Mühlen, Brücke über die Nied und Resten eines alten
Schlosses, sowie Bildsäulen eines Grafen von Kriechingen und
seiner Frau in der alten Sacristei der Kirche, war einst Hauptort
einer Grafschaft des deutschen Reichs, welche erst 1793 an Frank-
reich kam und diesem im Lüneviller Frieden bestätigt wurde. Von
hier schrieb sich ein einst reiches und mächtiges Geschlecht, dessen
erster Burkard von Kriechingen 1239 vorkommt, wo er in der
Schlacht bei Gaza gefangen wurde. Theils durch Erbschaft, theils
durch Kauf erwarben sie nach und nach einen grossen Besitz von
17 festen Schlössern, 40 Herrschaften und noch andere Lehen,
wovon freilich ein Theii durch Verpföndung und Verkauf wieder
verloren ging. Einer der Herren trat frühe der Reformation bei,
Johann Ludwig, der 1665 seinen Bruder Casimir im Walde erschoss,
wurde aber wieder katholisch. Als Max Ernst von Kriechingen
1697 ohne männliche Erben starb, fiel Kriechingen , das 1617 von
Kaiser Matthias zur Grafschaft erhoben worden war, durch seine
Tochter Anna Dorothea und die Enkelin Louise Charlotte an deren
Gemahl Grafen von Wied-Runkel, welches Geschlecht durch den
Lüne^^lle^ Frieden ftlr den Verlust von Kriechingen am Rhein
entschädigt wurde. Die Familie Kriechingen hatte sich in zwei
Linien getheilt, diejenige von Kriechingen, welche evangelisch
war, und die Linie von Chilteau-Brehain , welche katholisch wurde
und als Erbe eines Theils der Besitzungen eintrat. Kaiser Karl IV.
wohnte 1356 auf seiner Reise nach Metz im Schlosse. Dieses war
alt und im dreizehnten .lahrhunderte sehr fest. Es hatte eine drei-
fache Umwallung mit 17ThUrmen, das Schloss wurde aber schon
1432 verbrannt, 1(533 wieder zerstört und endlich 1733 ganz in
Trümmer gelegt. An seiner Stelle liegt jetzt zwischen den liefen
(iräben ein (Jarten. Die letzten (irafen bewohnten jedoch nicht
mehr da« Schloss, sondern ein Privathaus im Orte, gegenüber der
Mühle. Schon 1651 hatte man es franzi'jöischerseits versucht, die
Uerrschaft als Lehen des Bisthums Motz zu erklären, wofür auch
die königliche Kammer sich 1680 aussprach; allein der Frieden
von HvHwick stellte die Beichsunmittelbarkeif der Grafschaft wieder
her. MurMcliall (/Vecjui halte 1677 nach Kriechingen eine Besatzung
4. Kreis Bolchen. 369
von 60 Mann gelegt, welche vom Herzoge Karl V, von Lothringen
überfallen und gefangen wurde. Die Grafen von Kriechingen hatten
das Münzrecht erhalten. Die Herrschaft umfasste Kriechingen,
Denting, Momesdorf, Kleinbiedersdorf, Biding und theilweise Nieder-
wiese, Teting, Metring und Lelling.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Bellevue, Beilin, Mouzaia,
Ober-Steinbesch und die Wirthscliaft Gu indringen.
Lauderfingen (Laudrefang), Dorf im Osten des Kantons, 5 Kilom.
nördlich von Falkenberg, an einem Bache, mit Kirche, 70 Häusern,
273 Einw,, Ziegelhütte, Postagentur, Getreidebau und Viehzucht,
war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der Hof Jlon-plaisir und der Vierwind-
hof (les Quatre Tents), an der Strasse von Chäteau-Salins nach St. Avold,
sehr hoch gelegen.
Lubeln (Longeville-les-Sl.- Avold) , grosses Dorf im Nordosten
des Kantons, an der Strasse von Metz nach St. Avold, 4 Kilom.
nördlich von Falkenberg, mit Kirche, 412 Häusern, 440 Familien,
1855 Einw., 5 Mühlen, 3 Oelmühlen, Kalkofen, Dampfdestillerie,
Quincailleriefabrik , Steuerkasse, Getreidebau, Viehzucht und Jahr-
märkten im April und October, war lothringisch. Das imposante
Schloss, auf einer Anhöhe mit herrlicher Aussicht bis auf St. Avold,
gehört der Familie Durbach und war einst ein berühmtes Kloster.
Es liegt auf der westlichen Seite des Dorfs und die Kirche dient
als Pfarrkirche. Die Benediktinerabtei soll von Bodagist, Vater
des heiligen Arnould, Bischofs von Metz und Abkömmling des
Karolingergeschlechts, im sechsten Jahrhunderte gegründet, von
Digne und Ondon erbaut und reich begabt worden sein und er-
hielt nach und nach viele Güter. Es erhielt den Namen Glandiera
(Glandiers) und war dem heiligen Martin -aux-Chenes geweiht.
Die Abtei wurde am 1. October 1552 vom Markgrafen Albert
von Brandenburg beraubt und verbrannt. Im Jahre 160G führte
Dom Franz Tierry hier die Reform der Congregation von St. Vannes
ein und wurde erster regelmässiger Abt. Die Abtei sollte 1625
nach Nancy verlegt werden, die Mönche waren aber dagegen und
Hessen nur den Abt dahin ziehen. Im Jahre 1635 bi'annten die
Schweden Lubeln nieder. Die Abtei bestand bis 1790, wo sie eilf
Mönche zählte. In der Nähe führte eine Römerstrasse vorüber
und südlich davon stand ein Kastell.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Kleinthal, nördlich am Walde,
die Höfe Finseling, Mitschen- und Neuhof, Premenhof, an einem
Weiher, und Roderisse, das Wii-thshaus Longeville an der Sti'asse
Huhn, Deutsch -Lothringen. 24
370 ^^' Topographie.
nach Metz, sehr hoch gelegen, sowie die Bormühle, Hetschmühle,
Holzmühle, Merbettemühle, Ambachmülile, sowie die Destil-
lerie.
Maiweiler (MainviUerJ, Dorf südlich von der Eisenbahn, an
einem kleinen Bache, nördlich von der alten Röinerstrasse , 5 Kilom.
südwestlich von Falkenberg, mit Kirche, 79 Häusern, 100 Familien,
406 Einw. , wobei 2 Israeliten, Mühle, Plüschweberei, Leinwand-
weberei, Töpferei, Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört die Bruchmühle, nordöstlich vom Dorfe.
Many, Dorf an einem Bache, 7 Kilom. südwestlich von Falken-
berg, mit Kirche, 83 Häusern, 88 Familien, 342 Einw., Leinwand-
weberei, Getreide-, Obst- und Weinbau und Viehzucht, liegt süd-
lich von der Kömerstrasse und war lothringisch. Bei Marcourt
lagen früher die Weiler Beving und Mertring.
Zur Gemeinde gehören die Kapellen Mainvillers und Marcourt,
sowie der Weiher von Bouligny.
Möhringen-Zondrillgeil (Marange- Zondrange), Dorf an der
Strasse von Metz nach St. Avold und einem Bache, 8 Kilom.
nordwestlich von Falkenberg, mit Kirche, 101 Häusern, 418 Kinw.,
2 Mühlen, Seidenweberei, Getreide-, Obst- und Gemüsebau und
Viehzucht, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der westlich an einem Bache gelegene Weiler
Zondringen mit Kapelle, der Hof Henning und die neue Wirth-
schaft (Auberge JN'eurej an der Strasse nach J>Ietz.
Ober-Fillen ,'Vignetillc-hauteJ , Dorf an einem Bache, 7 Kilom.
nördlich von Falkenberg, mit Kirche, 133 Häusern, 134 Familien,
522 Einw., 3 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum
Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehören der südlich am Bache gelegene Weiler Unter-
Fillen mit Kaiiellc und 2 Mühlen, Ober- und Untermühle.
Steinbiedersdorf ( Ponl-pierreJ , Dorf an der Eisenbahn und
dem rechten Ufer der Nied, 3 Kilom. östlich von Falkenberg, mit
Kirche, 193 Häusern, 801 Einw., wobei 80 Israeliten, Ziegelei,
Bierbrauerei, Seidenweberei, Getreide- und Tabaksbau, Viehzucht
und Viehhnndel, gehörte zur Grafschaft Kriechingen und kam mit
derselben an l*Vankreich. Die Tempelherren sollen hier einst eine
Niederlassung besessen hüben und findet man in der Gemarkung
noch Reste alter Bauten.
Tetingen, Dorf am Veilersbaehe, 5 Kilotn. nordöstlich von
Falkenberg, mit Kirche, IH) Häusern, 184 Familien, (i79 lOinw.,
4 Mühlen, Getreide- und Tabak^bau und Viehzucht, war getheilt
unter die Grafschaft Kriechingen. Lolhringen und BisMium Metz.
4. Kreis Bolchen. 371
Zur Gemeinde gehören die Metringer-, Kapellen-, Lattenholz-
und Stutzenmühle nebst einer Kapelle, sowie der an der deutschen
Med gelegene Weiler Metring.
Thicourt (Dei curtia, Thusio CurtiJ , früher deutsch Diderich
genannt, Dorf im Süden des Kantons, an einem Bache, 7 Kilom.
von Falkenberg, mit Kirche, 93 Häusern, 99Famihen, 332 Einw.,
Mühle, Kalkofen, Getreide-, Obst-, Wein-, Tabak- und Gemüsebau
und Viehzucht, war lothringisch und liegt an einer Römerstrasse,
weshalb man noch viele römische Münzen hier fand. Thicourt
gehörte im dreizehnten Jahrhunderte den Herren von Lothringen,
kam durch Heirath zeitweise an Dachsburg und wurde von den
Bischöfen von Metz um 1225 als Metzer Lehen beansprucht, ver-
blieb aber von 1314 an bei Lothringen, weil der Herr von Warens-
berg erklärte, es als lothringisches Lehen zu besitzen. Im Jahre
1475 gehörte es den Herren von Finstingen und von diesen kam
es durch Heirath an Karl Philipp de Croy, Marquis d'Havre, dessen
Familie es bis zuletzt besass. Weil die Herren von Thicourt dem
Bisthume Metz viel schadeten , so liess Bischof Stephan von Bar
1124 die Burg verbrennen und Bischof Ademar zerstörte sie ganz;
aber sie wurde wieder aufgebaut und bestand noch im vorigen
Jahrhunderte. Eine Priorei wurde 1093 von Gerard ä la Barbe
de Thicourt und seiner Frau gegründet für vier Geistliche, zum
Vortheile der Abtei Clugny; aber die Primatialkirche von Nancy
bekam später die Priorei, hob dieselbe auf und überliess die Kirche
dem Dorfe. Dieselbe ist theilweise in romanischem Styl erbaut,
und zwar zur Zeit der Gründung der Priorei.
Zur Gemeinde gehört die östlich davon gelegene Mühle Manspach.
Thonville, Dorf im Süden des Kantons, 7 Kilom. von Falken-
berg, mit 49 Häusern, 52 Familien, 175 Einw., Kalkbrennereien,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz.
Trittelingen, Dorf im Norden des Kantons, an der Strasse
nach St. Avold, 5 Kilom. von Falkenberg, am Hesswiesenbache,
mit Kirche, 86 Häusern, 92 Familien, 337 Einw., Seidenweberei,
Getreide-, übst- und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte zu Loth-
ringen und der Herrschaft Falkenberg.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Red lach mit Kapelle, westlich
vom Dorfe, und das an der Strasse gelegene alte Zollhaus (Douane).
VaMen fValh, WallenJ, Dorf am Behrbache, 21/2 Kilom. süd-
östlich von Falkenberg, mit Kirche, 96 Häusern, 97 Familien,
354 Einw., Getreide-, Wein-, Obst-, Tabak- und Gemüsebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
372 ^^- Topographie. ^
Vatimont, Dorf an der Strasse von Metz nach Dieuze, im
Süden des Kantons, 12 Kilom. südwestlich von Falkenberg, rechts
von der Rotte, mit Kirche, 145 Häusern, 154 Familien, 560 Einw.,
Mühle an der Rotte, Seidenweberei, Getreide-, Wein-, Tabak-,
Obst- und Gemüsebau, war lothringisch. Hier sass einst ein an-
gesehenes Geschlecht von Yatimont, dann die von An~tignac und
Redigny, aber das Schloss ist schon seit Jahrhunderten zerstört
und davon sind nur noch wenige Spuren vorhanden. In der Gegend
soll Karl der Kühne von Burgund eine Sehlacht gegen die Ver-
bündeten der Herren von Falkenberg geschlagen haben, doch ist
nichts weiter als die Sage davon bekannt.
Vittoncourt, Dorf im Westen des Kantons, am rechten Ufer
der französischen Nied, mit Kirche, 154 Häusern, 540 Einw.,
Mühle, Getreide-, Tabak- und Futterbau, gehörte zum Bisthume
Metz. In der Nähe zog eine Römerstrasse vorüber. Das Dorf
soll vor dem Schwedenkriege w^eiter östlich beim Hofe Faulx-en-
foret gestanden haben, wo man noch Mauern davon findet. Es
gehörte früher zur Herrschaft Raville.
Zur Gemeinde gehört der Hof Faiilx-en-foret, einst ein Kloster,
das von St. Arnould in Metz abhängig war und wovon nur nooh die
Kapelle mit einigen guten Wandmalereien erhalten ist.
Voinihaut, Dorf unweit der französischen Nied, 14 Kilom.
westlich von Falkenberg, mit 83 Häusern, 268 Einw., Getreide-,
Wein-, Übst- und Gemüsebau, Viehzucht und Gipsmühle, gehörte
zum Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört Schloss und Hof Clulteau St. \ iiicont.
5. Kreis Forbach.
Der Kreis Forbach liegt so ziemlich in der Mitte des Bezirks,
obschon er auch die nördliche Grunze gegen Preussen bildet, denn
er ragt mit einem Theile gerade bis in die Mitte herein. Im Osten
gränzt er an den Kreis Sanrgemünd und auf einer kleinen Strecke
nii das Elßass, südlich au den Kreis C'huteau-Sulins, und zwar die
Kantone Albesdorf, Chöteau-Salins und Dclmc und westlich an
den Kreis Bolchen mit seinen drei Kautonen. Seine grösHle Längen-
erstreckung von Stiring südwestlich bis Brülingen betrügt 45, seine
HrcitetiauHdeiuMuig zwi.schon Brülingen bis Saaralbcn 30 Kilom.
Seine iJodenflttche umfusst 12,y4„ (^uadratmcilcn oder 70,538 Hek-
taren, und somit IhI der Kreis der kleinste des Bezirks. Von
5, Kreis Forbach. 373
dieser Fläche sind 39,352 Hekt. bestellbares Land, 9458 Hekt.
Wiesen, 43 Hekt. Reben, 12,572 Hekt. besteuerter Wald, 759 Hekt.
Obstgärten, 837 Hekt. Heideland, 175 Hekt. Teiche, 12 Hekt.
andere Flächen, 185 Hekt. überbautes Land, 1680 Hekt. Strassen,
Wege und Plätze, 289 Hekt. Flüsse und Bäche, 5145 Hekt. Forsten
und nicht ertragreiches Staatseigenthum , 27 Hekt. Kirchhöfe,
Kirchen und Pfarrgebäude , von welchen Summen 7142 Hekt.
nicht steuerpflichtig sind. Der Kreis besteht aus Hügelland, liegt
aber ziemlich hoch, zwischen 260 — 350 Meter über dem Meere
und hat in einzelnen Punkten bei Forbach und Homburg Er-
hebungen bis zu 400 Meter und steigt nach dem Kreise Bolchen
noch mehr empor. Alle diese Höhenpunkte erheben sich aber
ziemlich langsam. An Wasser ist der Kreis nicht reich. Die
Saar und der Saarkanal berühren ihn nur auf einer Strecke von
5 — 6 Kilometer, sie empfängt aber aus dem Kreise die Albe mit dem
Roth-, Zellen- und Mutterbach, im Nordwesten fliesst die Rössel,
zuletzt die Gränze bildend, und im Südwesten entspringt bei Cappel
im Kanton St. Avold die deutsche Nied, welche einen andern Arm
aus dem Bischwaldsee empfängt, aber noch vor deren Vereinigung
unterhalb Lelling den Kreis in westlicher Richtung verlässt. Weiher
befinden sich im Kantone Grosstännchen, nämlich der grosse Bisch-
waldweiher, der Mutschweiher und der Weiher von Welleringen.
Der Kreis hat bis jetzt an Eisenbahnen die Strecke Folschweiler-
Stiring der Metz-Saarbrücker Bahn, die Strecke Beniug-Metzing
der Eisenbahn von dieser nach Saargemünd, eine Seitenbahn von
der ersteren bei Bening nach den Werken von Carling und erhält
nun auch im Kanton Grosstännchen eine solche, indem die neue
Bahn von Remilly bis Berthelming denselben von Brülingen über
Landorf bis hinter Welleringen durchziehen wird. Von dieser
Bahn soll dann noch eine Seitenbahn von Insming durch das
Thal des Albebachs nach Saaralben geleitet werden. Die Saarbahn
berührt den Kreis nur im äussersten Osten auf den Gemarkungen
von Saaralben und Willerwald. Von Strassen gehören dem Kreise
an die grosse Strasse von Melz über Courcelles-Chaussy, St. Avold
und Forbach nach Saarbrücken, welche bei St. Avold die südwärts
herkommenden Strassen von Chäteau-Salins und Saaralben aufnimmt;
die Strasse von Dieuze über Mörchingen nach Metz, die Strasse
von Nancy über Chäteau-Salins und Püttlingen nach Saargemünd,
dieStrasse von Pfalzburg-Saarunion über Saaralben nach Saargemünd,
die Strasse von Falkenberg über Püttlingen nach Saargemünd.
Der Boden besteht im Nordwesten aus Sandstein, auf der
374 I^* Topographie.
Strecke von Saargemünd bis Homburg und wieder etwas gegen
den Kreis Bolehen aus Muschelkalk, auf der ganzen südlichen
Seite aus Mergelboden mit drei Inseln aus Sandstein und Kalk.
Der Boden ist im Ganzen fruchtbar, besonders im südHchen Theile,
dem Kantone Grosstännchen , und liefert hier reichlich Weizen,
Gerste, Hafer, Hopfen, Tabak, Obst, Gemüse, und selbst etwas
Wein. Da die landwirthschafthche Thätigkeit vorwiegt, so ist die
Industrie nicht sehr verbreitet, zumal es ihr auch früher an Ver-
kehrswegen fehlte, hatte doch auch ein Haus in Forbach seine
Fabrik deshalb von da nach Saargemünd verlegt, um erst nach
Erbauung der Eisenbahn wieder zurückzukehren. Im Nordwesten
sind wegen der Nähe der Steinkolilen des Saarbeckens die grossen
Eisenwerke von Stiring- Wendel und Ober-Homburg errichtet worden,
welche eine bedeutende Arbeiterzahl beschäftigen. Bei Klein-Rosseln,
Carling und Spittel sind Steinkohlengruben angelegt, welche sich
jedoch nicht rentiren wollen. Die Blei- und Kupferbergwerke bei
St Avold sind eingegangen, weil die Ausbeute sich nicht mehr
lohnte. Zu Saaralben sind mehrere Salinen, welche sich noch mehr
ausdehnen Hessen. Zu Forbach sind Glas- und Ziegelhütten, eine
Dosenfabrik aus Papiermache, in Püttlingen ist eine Plüschfabrik,
deren Erzeugnisse berühmt sind, so dass jetzt auch in Frankreich
eine FiUale errichtet ist, und in demselben Kantone wird Seiden-
weberei, Mützenstrickerei und Strohhutflechterei (Panama- und
Palmhüte) betrieben. Im Kantone Grosstännchen herrscht nur
Landbau vor und treibt man daneben noch Leineweberei. In ver-
schiedenen Theilen des Kreises sind Steinbrüche, sowie Kalköfen.
Für die Verbesserung der Landwirthschaft thun die A'ereine jetzt
auch mehr und es ist zu hoffen, dass die Viehzucht und die An-
legung künstlicher Wiesen wesentlich gefiirdert wird und auch
landwirthschafthche Maschinen mehr zur Verbreitung gelangen. Die
Viehzucht umfasst 6584 Pferde, 24 Maulesel und Esel , '20,157 Stück
Rindvieh, wobei 12,50() Kühe, 14,668 Schaafe, 16,43() Schweine,
3741 Ziegen und 5057 Bienenstöcke. Der Kreis steht in dieser
Hinsicht hinter den westlichen und südlichen etwas zurück, nament-
lich in der Pferdezucht (1 Pferd auf 0,,;,,,, Einw.) und SchwcMne-
zucht (1 auf :J,HH5 I'^inw.). An Waldimgen steht der Kreis hinter
den übrigen zurück und ist Ul)erhnui)t in den letzten .Iiihrhiinderten
hier viel abgeholzt und gerodet worden. Die hauplsachlichaten
WaldflOchen sind inj Kantone St. Avold die Wälder von St. Avold
and Zang, im Westen von Forbach der grosse I'orbacher Wald,
der Bischwald im Kanton GroHstännchen und der Wald von Saar-
5. Kreis Forbach.
375
alben. Der Wildstand ist in der Regel nicht gross, doch gibt es
noch Wölfe. Die Gewässer sind nicht sonderlich fischreich.
Der Kreis zerfällt in die vier Kantone Forbach, St. Avold,
Grosstänncheu und Saaralben und hat fast nur deutsch redende
Einwohner, mit Ausnahme weniger Orte im Südwesten. Er zählt
12,509 Häuser, 14,639 Familien und 63,859 Einw. (ausser 282 Mann
Militär). Unter den Bewohnern sind 30,895 männlich und 32,964
weiblich, 62,032 katholisch, 825 Evangelische, 73 Mennoniten und
924 Israeliten. Auf der Geviertmeile wohnen 5008 Einwohner,
der Kreis ist also am dichtesten bevölkert und es kommen auf
einen jeden Einwohner nur 1,,04 Hektare Lands. Im Kreise sind
50 Blinde, 72 Taubstumme, 85 Blödsinnige und Kretinen und
37 Irren. Der Kanton Grosstännchen zählt dabei zu den weniger
gesunden und liefert schon auf 584 Einwohner einen Blödsinnigen,
worin ihn nur noch sieben Kantone übertreffen. Es mag dies von
den Weihern, langsam fliessenden oder stehenden Wassern und
den Wäldern herkommen.
A. Kanton Forbach.
Der Kanton Forbach liegt zwischen den Kantonen Saar-
gemünd, St. Avold und Rheinpreussen und enthält folgende Ge-
meinden und Bodenflächen:
üenieinden.
Accker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Alstingen ....
Buschbach. . . .
Dieblingen . . .
Farschweiler . . .
F'olklingen . . .
Forbach ....
Kerbach ....
Klein -Kossein . .
Kochern ....
Merlenbach . . .
Metzingen ....
Morsbach ....
Nussweüer . . .
Oetingen ....
Rossbrücken . . .
Speichern ....
Stieringen-Wendel .
Tentelingen . . .
Thedingen . . .
363,04
4o4,77
417.90
' 802,95
i 784,39
1100,55
154,35
271,93
224,89
286,92
243,71
469,42
290,17
63,15
484,65
157,37
496,37
458„8
35,13
60,99
67,58
89,64
110-40
138,11
122,67
16,32
65,71
18,32
61,16
87,68
i>
36,40
^^i09
83,69
14,32
91,04
65,40
0,47
129,23
49,40
213,12
505,94
197,65
1563,11
207,08
33,22
154,34
11,98
228,61
141,32
12.19
98,17
32,42
148,76
153,60
97,67
47,62
16,35
16,94
11,57
17,33
12''
1^,37
8,34
12,14
2,98
11,64
7,08
0,25
3,32
10,04
17,13
4T«
26,38
180,35
564,22
621,51
777,97
1112,78
1176,49
2624,73
1498,92
2i9;!o
554,46
278,55
631,58
500,83
555,11
440,11
138,13
808,02
363,71
715,33
803,82
Kanton [ 8022,78
1244,51
0,47
4026,43
152,41
248,58
14385,67
Sein Viehstand umfasst 1190 Pferde, wobei 11 Zuchthengste,
10 Maulthiere und Esel, 4471 Stück Rindvieh, wobei 2966 Kühe,
376 II- Topographie.
1674 Schaafe, fast lauter Heideschnuckeu , 3496 Schweine, 1415
Ziegen und 926 Bienenstöcke.
Forbach, Kreisstadt an der Eisenbahn und Strasse von Metz
nach Saarbrücken, am Westabhange des Schlossbergs, mit Kirche,
698 Häusern, 1163 Familien, 5411 Einw., wobei 406 Evangelische,
3 Mennoniten und 261 Israeliten, Kreisdirektion, Friedensgericht,
Kreis-Schulinspector, Arzt und Ingenieur, Polizeikommissär, Steuer-
kasse, Steueramt, Enregistrements- Einnehmerei, Postamt, Land-
weh rcompagniebezirk, Coilegium, höherer Töchterschule, kleiner
Garnison, Spital, das Herr von Bauer in Mannheim im Jahre 1830
stiftete, Judenkirchhof, Schnupftabaksdosenfabrik aus Papiermache,
Kartenfabrik, Destillationen, Leimsiedereien, 5 Mühlen, Ziegeleien,
Glashütten, Kohlenbergwerk, Wochenmärkten am Dienstag und
Freitag und Jahrmarkt am zweiten Montag im October, war früher
lothringisch. Die alte Stadtmauer war sehr solid gebaut und hatte
einen Thurm mit dicken Mauern. Auf dem nahen Kreuzberge
steht eine gothische Kapelle mit der Jahreszahl 957, auf dem
Schlossberg befinden sich die Ruinen eines alten Schlosses, das
auf den Trümmern eines Römertempels steht und unter Ludwig XIV.
zerstört wurde. Das alte Schloss der Grafen ist im Renaissaucestyl
erbaut und noch gut erhalten. Die Burg gehörte nach und nacli
verschiedenen Adelsgeschlechtern und auch einmal der Abtei
St. Vannes, später aber wieder anderen, welche in den Dienst
der Stadt Metz traten. Es war Lothringer Lehen und gehörte seit
dem dreizehnten Jahre den Häusern Sierck, Dann -Falkenstein,
Hohenfels, Leiningen und Ebersteiu. Im Jahre 1717 wurde die
Herrschaft zu einer Grafschaft von Herzog Leopold zu (Umsten
des Barons Herming von Sirahlenheim und von König Stanislaus
1757 zu Gunsten von Maria Anna Camasse, (Jräfin von Forbach
und morganatischer Gemahlin des Herzogs Christian von Zwei-
brUcken, erhoben. Die Herrschaft umfasste: Forbach, Alsting,
Hehren, Bussbach, Cadenbronn, Etzling, Gaubiving, Kerbach,
Oeting, Klein -Rössel, Schöneck, Speichern, Stiring, Tenteling,
Glashütte Sophie, die alte Glashütte Zinzing und die nun zer-
störten Dörfer Bettingen, Bieslingen, Dletlingen, (Jirliiigen, Hul-
lingen und RuchtiugeD. Im Jahre 1552 hatte Kaiser Karl V., als
er Metz belagerte, hier sein Hauptqunrtii'r. In I'^orbiich ist (ieiieral
Houchard geboren. Am Morgen des 7. August 1870, nach der
•Schlacht bei Spichern, wurde Furbach von den Preussen besetzt
und erhebliche militUrische Beute gemacht. In der Nähe zog eine
KömurhtraeiHi vorüber.
5. Kreis Forbach. 377
Zur Gemeinde gehört der an der äussersten nördlichen Gränze gelegene
Hof Schöneck (1751 Schnecken genannt) mit Ziegelei, die Häuser la
Collerie, die Kreuzkapelle und die Obere, Dielen-, Loh-, Schlös-
sers-, Heydeckers-, Heidinger- und Fuchsenmühle am Oetinger
Bache und die Verrerie coulurier und der alte Musterhof St e. Croix.
Alstingen, Dorf im Osten des Kantons, 7 Kilom. von For-
bach, liegt am Surbach, mit 169 Häusern, 847 Einw., Getreidebau,
Obstbau, besonders Kirschenzucht und 2 Mühlen, gehörte früher
zu Lothringen und wird schon 1594 genannt.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Zinzingen, der Weiler Hesseling
mit Kirche, die Siebers- und Trombornersmühle. Die Kirche der
Gemeinde steht in Hesseling nebst Pfarrhaus und Schule und es scheint
dies einmal ein grösseres Dorf gewesen zu sein , das während des sieben-
jährigen Kriegs zurückging, deini man fand noch Spuren früherer Gebäude.
Buschbach, Dorf am Lixinger Bache, 5 1/2 Kilom. südöstlich
von Forbach, mit Kirche, 118 Häusern, 128 Familien, 622 Einw.,
2 Mühlen, Plüschvv'eberei, Getreidebau und Viehzucht, war loth-
ringisch, gehörte theilweise zur alten Herrschaft Forbach und be-
stand schon im dreizehnten Jahrhunderte. Oestlich vom Dorfe
findet man Mauerreste eines alten Dorfs, welches Grünenthurm-
stadt geheissen haben soll.
Zur (iemeinde gehören die Buth- und Jungsmühle, auch 0 ber-
und Niedermühle genannt.
Dieblingen , Dorf im Süden des Kantons, 9 Kilom. von For-
bach, an einem kleinen Bache und der Strasse und Eisenbahn
von Kochern nach Saargemünd, mit Kirche, 152 Häusern, 179 Fa-
milien, 702 Einw., 2 Mühlen, Ziegelei, Kalkbrennerei, Plüsch-
weberei und Steuerkasse, war lothringisch und ist ziemlich alt.
Zur Gemeinde gehören die Hinners- und Kleinmühle.
Farschweiler, Dorf am Mutterbache und an der Eisenbahn
nach Saargemünd und Landstrasse, 10 V2 Kilom. südlich von For-
bach, mit Kirche, Bahnstation, Postexpedition, Getreide-, Obst-
und Gemüsebau, Seidenweberei, Strohhutfabrikation, hat 146 Häuser,
156 Familien und 782 Einwohner, war lothringisch und bestand
schon 1332, wo es noch Ellweiler und Cappel umfasste, ebenso
das nun zerstörte Dorf Johannisweiler.
Zur Gemeinde gehören die einzelnen Häuser Mühlfeld und Mutter-
kirch, nordwestlich, und wohl Ueberrest einer befestigten Kirche.
Folklingen , Dorf am Mühlbache, 4 V2 Kilom. südlich von For-
bach, mit Kirche, 130 Häusern, 151 Familien, 757 Einw., Ziegelei,
Kalköfen und Getreidebau, war lothringisch, gehörte zu St. Avold
und wird schon 1266 genannt.
378 II. Topo^aphie.
Zur Gemeinde gehören das kleine Dorf Gaubiving, 2 Kilom. öst-
lich vom Dorfe. am Ursprünge des Lixinger Bachs, nebst der Mühle
Dehling. und der Remesinger Hof, nördlich vom Dorfe, mit Schloss
und Ziegelei, erstere sämnitlich 1365 zur Grafschaft Forbach, letzteres
zu St. Avold gehörig.
Kerbach, Dorf am Weschbache, 3 Kilom. östlich von Forbach,
mit Kirche, 229 Häusern, 250 Familien, 1230 Einw., Seidenarbeiten,
2 Mühlen, Oelmühle, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Loth-
ringen und der Grafschaft Forbach, und die Kirche war einst
Mutterkirche von Forbach. Ein Dorf Bieslingen soll im sechs-
zehnten Jahrhunderte in der Nähe gelegen haben.
Zur Gemeinde gehören der westlich davon gelegene Weiler B ehren,
schon im dreizehnten Jahrhunderte bestanden, mit Kirche, der noch
grössere Weiler Etzling mit Kirche im Norden der Gemeinde, der Hof
Lethfeld und die Mühlen Losermühle, Neumühle, Oelmühle,
Weschbachmühle, das Haus Neunkirch.
Klein -Rossein, Dorf am rechten Ufer der Rössel und der
nordwestlichen Ecke des Kantons, 5 Kilom. von Forbach, mit
Mühlen, Postagentur, Steinkohlenbergwerk, 226 Häusern, 264 Fa-
milien und 1308 p]inw., wobei 49 Evangelische, welche in den
Kohlen werken ihren Verdienst suchen, gehörte mit der alten Säg-
mühle und 16 Orten zur Herrschaft Forbach und Lothringen und
schon 1290 gaben die Brüder G. und R. von Warnesberg die
Kirche zu Klein -Rossein an die Kapelle St. Nicolaus.
Zur Gemeinde gehören die Altglashütf e, an der preussischenG ranze,
nordöstlich von Klein -liosseln, mit welcher Stolzenborn vt'rschmolzen
ist, St. Charles, Schaffbachermühle und Schneidershütte.
Kochern, Dorf an einem kleinen Bache und östlich der Rössel
und Eisenbahn, 51/2 Kilom. südwestlich von Forbach, mit Kirche,
107 Hausern, 112 Familien, 502 Einw., wobei 2 Evangelische,
Kirche, 2 Mühlen, Seidenweberei, Getreidebau und Viehzucht,
gehr)rte seit 1358 zu Ix)thringen und 1365 zum Kloster St. Avold.
Auf einem Berge, genannt Herapel, entdeckte man die Ueberreste
einer römischen Militärstrasse und einer Station mit dem Tempel
des Apollo, sowie viele Münzen und Medaillen. Eine Kapelle zur
Ste. Helena in einen Felsen gehauen und Mauerreste sind noch übrig.
Zur (ii'ineiiide gehören die KiHonbnlinstat inn (La gare), sowie
.im anderen Ufer der Kiwscl der Ditechweilerliof und die Ditsch-
w e i 1 (' r m 11 h 1 e , welche 1 365 bereits vorkamen , aber zur Herrschaft Wölfer-
«liuK«*" K''l>'*'*'*'" ""*! "'''^ dieser erst 1781 vom Grafen v(m Leyen an
l'rnnkri'ich al)gftn'ten wurden, Howie die Ober- und N ied<'rmiili le.
Merlenbach, Dorf an der Strasse und Eisenbahn von Metz
5. Kreis Forbach. 379
nach Saarbrücken, am Merlebache und der Rössel, 7 Kilom. süd-
westlich von Forbach, mit Kirche, 144 Häusern, 149 Familien,
639 Einw., wobei 1 Evangelischer, Mühle, Nagelschmiede, Ge-
treide- und Kartoffelbau, Wochenmarkt jeden Dienstag, gehörte
zu Lothringen und 1629 zum Marquisat Falkenberg und war bis
1590 eine 1530 auf Rodungen des Waldes Genweiler gegründete
Glashütte. Im Jahre 1629 wurde dann die erste Kirche erbaut
und davon das Dorf Marienburg genannt, das aber früher den
Namen vom Bache Merle annahm.
Zur Gemeinde gehört der Zinken Grätschbach.
Metzingen, Dorf im Südosten des Kantons, an einem Bache,
10 Kilom. südwestlich von Forbach und an der Eisenbahn nach
Saargemünd, mit Kirche, 61 Häusern, 64 Familien, 320 Einw.,
Seidenweberei, Strohhutflechterei, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte zu Lothringen und der Herrschaft Püttlingen.
Zur Gemeinde gehört der Hof Vol per fang.
Morsbach, Dorf rechts der Eisenbahn, an der Strasse nach
Saarbrücken, 3 Kilom. südwestlich von Forbach, mit 107 Häusern,
540 Einw., Kirche, Mühle, (Jetreidebau und Viehzucht, gehörte
schon 1365 zu St. Avold und kam mit diesem an Lothringen.
Zur Gemeinde gehören der G ünsbacherhof mit Mühle, die Loh-
mühle und die Morsbacher Mühle.
Nussweüer, Dorf im östlichen Theile des Kantons, auf einer
südlichen Abdachung des Höhenzugs, 9 Kilom. südöstlich von For-
bach, mit Kirche, 90 Häusern, 408 Einw., Seidenweberei, Kalk-
ofen, Getreide-, Kartotl'el-, Hanf-, Flachs- und Oelgewächsebau,
gehörte schon 1594 zur Herrschaft Püttlingen und Lothringen.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Cadenbronn, nördlich vom Dorfe,
der 1577 zur Herrschaft Forbach gehörte, mit Kapelle.
Oetingen, Dorf am Weslabhange des Kelsbergs, 2 Kilom. süd-
östlich von Forbach, mit Kirche, 108 Häusern, 131 Familien,
617 Einw., wobei 2 Evangelische, Getreidebau und Viehzucht,
gehörte schon 1594 zur Herrschaft Forbach und Lothringen.
Zur Gemeinde gehört die Ziegelei Mehlpoul.
Rossbrücken, Dorf am linken Ufer der Rössel, links der
Strasse und Eisenbahn, 4 Kilom. südwestlich von Forbach, mit
Kirche, 56 Häusern, 242 Einw., Mühle, Getreidebau und Vieh-
zucht, kommt schon 1365 vor, gehörte zu St. Avold und kam
mit diesem an Lothringen. Auf der benachbarten Höhe Hoch-
Appel (Hochapfel?) fand man alte Grundmauern entweder aus
der Römerzeit oder eines untergegangenen Dorfs.
380 "• Topographie.
Speichern, Dorf auf den Anhöhen und am Ursprünge des
Sourbachs, 5 Kilom. östlich von Forbaeh, mit Kirche, 163 Häusern,
176 Familien, 876 Einw., wobei 16 Evangelisehe und 5 Menno-
niten, Getreide-, Obstbau und Viehzucht, gehörte 1376 dem
Arnold von Pittingen als Lehensträger der Herrschaft Forbach
und dann zu Lothringen. — Am 6. August 1870 fand hier die
Schlacht bei Spichern statt. Ein 1756 eingegangener Weiler Bilster
mag zu dem zerstörten Bieshngen gehört haben. Auch noch von
zwei anderen Dörfern findet man in der Gemarkung Spuren.
Zur Gemarkung gehört: die goldene Bremm, einzelnes Haus und
AMrthschaft an der Strasse nach Saarbrücken.
Stiringen - Wendel , Dorf an der Eisenbahn und unfern der
Strasse nach Saarbrücken, 3 Kilom. nordöstlich von Forbach,
grosses Eisenwerk und Arbeiterkolonie , für welche Arbeiter-
wohnungen erbaut sind, mit Kirche, 468 Häusern, 700 Familien,
3508 Einw., wobei 71 Evangelische, Eisenschmelzen, 4 Hochöfen,
52 Puddelöfen, Fabrik von Eisenbahnschienen und Bauschienen,
1500 Arbeitern, Postagentur, Eisenbahnstation, ist eines der be-
deutendsten Werke Lothringens. Ursprünglich war es nur ein
Hof, im Jahre 1843 legte aber das Haus Wendel und Comp, das
Werk an, weil hier die nöthigen Steinkohlen leichter zugänglich
waren, und dieselben gründeten sodann 1853 das Arbeiterdorf
mit regelmässig angelegten Strassen und Häusern. Die Sehlote des
Eisenwerks sehen aus wie die Masten eines dicht gedrängten Hafens
voll Schiffe. Eine im benachbarten Walde befindliche Kapelle mit
der Jahreszahl 928 war zum Gottesdienste der Arbeiter bestimmt.
Zur Gemeinde geliüreii: die gegen Forbach gelegene Glashütte
Sophie, Alt-Stiringen, nordüstlicli vom Eisenwerke und aus dem
alten Weiler bestehend , die Häuser Place Ste. Marthe, Ste. Stephanie,
die Baracke Mouton an der Strasse nach Saarbrücken, das Zollhaus
gegenübt-r der goldenen Bremm und die kleine Bremm.
Teutelingen, Dorf auf einer Anhöhe, 772 Kilom. südöstlich
von Forbach, mit Kirche, 115 Häusern, 118 Familien, 586 Einw.,
Seidenweberei, Strohhutflechterei, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte 15i>4 zur Herrschaft l'orbach und Lothringen.
Zur Gemeinde geliört der Weiler K bringen, westlich vom Dorl'e,
an einem Bache; <i. •••';. -H"- l.-..in>i>i '^.•i.-.|i |r.*j n!-: Hm» Üisilnimc i\le)z /ii-
h teilend vor.
Thedingen (alt JdlmyuJ. Dort am \ iiilHiitUK'iil)uc'lu', 6 Kilom.
Büdlich von Forimch, mit Kirche, l'M Häusern, 133 Familien,
632 Kinw., Mühle, Getreidebau und Viehzucht, kommt schon 1252
in einem Vertrage des Klosters Arnual mit den Ortscinwohncrn
5. Kreis Forbach.
381
vor, gehörte zu St. Avold und kam damit an Lothringen. Ein
festes Schloss beim Dorfe war einst Hierappel genannt worden. Die
Kirche liess der Fürst von Saarbrücken 1765 erbauen und mit
14 Gemälden versehen.
Zur Gemeinde gehört die Kronenmühle.
B. Kanton Grosstännchen.
Der Kanton Grosstännchen liegt zwischen den Kantonen Saar-
alben, Albesdorf, Falkenberg und St. Avold und enthält folgende
Gemeinden und Bodenflächen:
Wein-
Obst-
Gesamnit-
Gemeinden.
Accker.
Wiesen.
berge.
Wald.
gärten
Forsten.
Fliiche.
Altrip
265,-28
51,47
—
152,42
5,06
—
487,69
Baronweiler .
458,77
61,99
liOO
72,13
3,58
—
619,93
Berg. . . .
500,66
126,59
193,82
6,89
—
848.34
Bertringen
466,19
100,17
—
7,21
6,87
—
604:44
Bischdorf . ,
620,72
234,91
—
964,14
8,48
—
1927,89
Brülange . .
374,09
59,14
—
12S,3S
1,89
—
584,7y
Büdingen . .
363,12
128,38
—
145,91
12,18
—
1927,89
Biischdorf . .
256,67
45,83
—
26,66
4,59
—
347,44
Destry . . .
551,70
66,42
—
42,04
7.,14
—
692,9,
Diei'enbach
382,61
102,28
—
60,06
0,03
— ' 578,92
Enschweiler .
526,29
94,36
—
31,56
3,70
- ! 674„n
Ersdori". . .
330,9,
59,88
0,55
88,25
7,24
507,20
Freibuss . .
362,68
96,06
108,3,
0,40
—
587,64
Fremersdorf .
326,48
69,38
—
126,91
5,12
—
551,33
Gesslingen. .
576,13
121,40
—
268,30
3,75
—
1011,45
Greningen . .
165,37
53,66
—
44,76
— 278,47
Grosstiinnclien
776,28
317,32
—
630,18
13,88
- 1823.,,
Harprich . .
520,74
70,02
—
250,11
o
-^lOS
—
870.fi5
Hellimer . .
750,82
168,62
0,47
39,33
3,53
—
1040.,«
Kleintännchen
307,07
153,39
2,18
487,;^"
Landorf. . .
514,85
78,03
—
151,25
1,74
770,15
Laningon . .
425,48
114,90
—
102,65
4,27
—
670,66
Lellingen . .
304,83
110,12
—
48,90
4,40
—
492,11
Leyweiler . .
450,75
90,71
—
138,58
10,91
—
724.92
Lixingen . .
340,94
108,99
—
155,93
8,97
—
631,95
Magstadt . .
524,05
139,60
—
J01,84
4,29
—
791,05
Mörchingen .
1026,80
166,81
38,81
131,88
39,86
—
1530,4s
Rakringen . .
488,32
76,97
0,15
123,93
13,20
- : 73i„i
Suisse- Basse .
346,31
50,86
85,49
0,66
— ! 503,57
Yahl- Ebersing
336,84
102,50
—
159,09
3,29
—
629.22
Walleringen .
415,94
81,61
—
104,74
5,45
—
664,,„
Weiler . . .
430,72
131,29
—
135,44
6,80
- ' 722,66
Kanton
14528,41
3433,63
40,98
4820,15
202,40
—
24059,43
Er hat einen Viehstand von 2855 Pferden, wobei 62 Zuchthengste,
3 Maulthiere und Esel, 6936 Stück Rindvieh, wobei 4033 Kühe,
6502 Schaafe, wobei 140 Merinos und 4803 Heideschnucken, 5091
Schweine, 670 Ziegen und 1981 Bienenstöcke.
382 II- Topographie.
Grosstännclieil ^ Gros-Tenquin , Tennquin) , Kantonshauptort im
Südwesten von Forbach, an der Strasse von Nancy-Chäteau-Salins
nach Saargemünd und von Falkenberg nach Saaralben, mit Kirche,
176 Häusern , 732 Einw., wobei 6 Evangelische und 4 Mennoniten,
Friedensgericht, Steuerkasse, Enregistrements-Einnehmerei , Post-
agentur, Mühle, Jahrmarkt am Johannistag, Getreidebau, Wein-
bau und Viehzucht, liegt an der alten römischen Heerstrasse,
welche durch den Bischwaldweiher nach Chemery und Metz zog.
In dem Dorfs Tannac villa hatten schon 787 St. Avold und das
Kloster Busendorf Güter und Rechte, 1255 gehörte es zum Bis-
thume und der Kastellanei Hinksingen.
Zu der Gemeinde gehören mebrere Weiler und Höfe: die Weiler
Lins troff (Leinstroff), südlich, und Obrik, an der südlichen Gränze
der Gemarkung gegen Virming, der Hink sing er Hof am Tensclibache,
mit Mühle, sowie die Höfe Tensch mit Mühle gegen Altdorf , Meysen-
bruck, 1836 von Germain gegründ,et, Rondbois oder Rundwäldchenhof,
St. Frangois, St, Joseph, Ste. Marie, 1840 von Fr. v. Wendel ge-
gründet, St. Charles (diese von neuerer Entstehung), Breidthof am
östlichen Seitenbache der Nied, Jagdbronn (Jägerbrunnen), 1818 vom
Grafen von Helmstadt gegründet; ebenso der Erlenhof (Ellernliof) am
Nordostrand des gi-ossen Walds und Kapelle St. Donat. Der Hof Condil
ist seit 80 Jahren zerstört. — Der Hof Hinksingen steht an der Stelle
des alten Schlosses, wovon noch Reste vorhanden sind. Daselbst war der
Sitz einer alten Kastellanei des Bisthums und der späteren lothringischen
Seig^eurie, welche umfasste die Mairie Grosstännchen mit Bertring und
Leinstroff, die Maii-ie Bischdorf mit Berig, Bermering, Bnschdorf und
Obrik und die Rouge Mtitairie mit Tensch, Kleintännchen, Bischwald,
Ersdorf, Altweiler, Fürst, Leyweiler, Holbach und St. Johann von
Bassel.
Altrip, Dorf im nordwestlichen Theile des Kantons, 8 Kilom.
von Grosstännchen, mit Kirche, 70 Häusern, 3(X)Einw., Getreide-
bau, Viehzucht, Stickerei und Slrohhutflechterei, gehörte 1358 mit
St. Avold dem Bisthume Metz, kam aber dann an Lothringen.
Zur Gemeinde gehören die auf einer Rodung gegründeten beiden
Herrenwaldhöfe.
Baronweiler, Dorf im Südwesten des Kantons, an der Strasse
nach Ohöteau- Saline, 11 Kilom. von Grosstännchen, mit Kirche,
die 1857 in romanischem Styl erbaut wurde, 127 Häusern, 132
Familien, 426 Einw., Getreide-, Hopfen- und etwas Weinbau, zwei
Bierbrauereien, Weingrosshandlung, Steinbrüchen Von weissen
Steinen und Handel, gehörte zum ihsthume Met/, und wurde schon
81)6 geiumnt, wo König Zwentibold dcr> Ort an St. Denis zurück-
stellte. UM! kam er an die I'riiiuitiale in Nancy, üebrigens sollen
5. Kreis Forbach. 383
ihn einst die Tempelherren besessen haben. Die Kirche war alt, in
schönem römischen Style des zwölften Jahrhunderts.
Berg (Berig) , Dorf an der Strasse nach Chäteau-Salins, 3 Kilom.
südwestlich von Grosstännchen, mit 101 Häusern, 105 Familien,
420 Einw., wobei 8 Evangelische, P'eldbau, Viehzucht und Jahr-
markt an St. Hippolytstag, gehörte zum Bisthume Metz. Es wird
schon 1455 erwähnt. Der Graf von Helmstädt gab im Jahre 1698
den Einwohnern das Weiderecht im Bischwald.
Zur Gemeinde gehört das nur 1 Kilom. südwestlich entfernte Dörfchen
Vintrage (Vintringen), welches ein Lehen des Bisthums Metz war und
bereits 1118 genannt wird. Später kam es unter dem Hause Croy d'Havi-e
zum Theil an die Baronie Finstingen. Die I'farrei gehörte im zwölften
Jahrhunderte dem Kloster Neuweiler im Elsasse und kam 1475 an die
Collegiale in Finstingen.
Bertringen, Dorf am Tenschbache, 1 Kilom. südwestlich von
Grosstännchen, an der Strasse nach Chateau-Salins, mit 85 Häu-
sern, 89 Familien, 340 Einw,, Mühle, Getreidebau und Viehzucht,
gehörte zum Bisthume Metz und im vorigen Jahrhundert zur Ka-
stellanei Hinksingen. Etwa 100 Meter davon steht auf einer An-
höhe, Klausenberg genannt, die Kapelle St. Blaise seit dem
Jahre 1450, welche wegen einer Seuche errichtet und 1680 wieder
neu hergestellt wurde. Dabei befindet sich eine Eremitage.
Zur Gemeinde gehören die erwähnte St. Blaise-Kapelle, die
Hübelmühle am Tenschbache und der Benninghof am Albebache.
Bischdorf {liistroff), Dorf im Osten des Bischwaldweihers,
2 Kilom. nordwestlich von Grosstännchen, mit Kirche, 120 Häusern,
126 Familien, 580 Einw., wobei 8 Mennoniten, Mühle, Ziegelei,
Lein Weberei, Getreide- und Oelgewächsebau und Viehzucht, ge-
hörte zum Bisthume Metz. Den Namen hat Bischdorf von dem
ausgerodeten Walde; es gehörte 1368 zu St. Avold und dann zur
Kastellanei Hinksingen.
Zur Gemeinde gehört eine ganze Reihe in dem ausgerodeten Risch-
wald angelegter Höfe: Tattenwald, 1844 von Hrn. Reder gegründet,
Langheck, Bischwaldmühle, St. Jean oder le Moulin Rochol, ge-
gründet 1844, Alte und Neue Kapelle, Alt-Maxe, Ziegelei,
Nen-Maxe, auch Maxe Mansuy genannt, 1818 gegründet, Bellegarde
und Mazagran, 1818 gegründet.
Brülingen fJirulangeJ, Dorf im südwestlichen Theile des Kan-
tons, an der Strasse von Metz über Remilly nach Dieuze, und
der Rotte, 14 Kilom. westlich von Grosstännchen, mit Kirche,
Mühle, 74 Häusern, 84 Familien, 267 Einw., Getreide-, Tabak-,
Wein- und Obstbau, gehörte dem Bisthume Metz. Es war hier
384 II- Topographie.
der Sitz der Herren des Ban de la Rotte, deren letzter der Graf
von Fouquet war. Das Schloss, welches dieselben bewohnten,
besieht noch, ist aber nicht mehr befestigt. Etwa 500 Meter süd-
östlich vom Dorfe liegen die Ruinen des festen Schlosses Gondre-
mange, dessen Gräben noch vorhanden sind. Die Herren von
Gondremange besassen auch ein Schloss in Suisse- haute (Ober-
Suisse) und noch ist ein Theil des Spazierwegs vorhanden, wel-
cher von einem Schlosse zum andern führte. Die Seigneurie de
la Rotte umfasste Brülingen, Suisse-basse und Thicourt.
Zur Gemeinde gehören Nirezlach und die Mühle Ste. Croix (Heilig-
kreuzmühle).
Büdingen (Biding), Dorf am Lengeislochbach, 10 Kilom.
nördlich von Grosstännchen, mit Kirche, Mühle, 87 Häusern, 89
Familien, 405 Einw. , Bierbrauerei, Seidenweberei, Getreidebau
und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz und schon 1342 zur
Herrschaft Krieehingen , womit es 1793 von Deutschland an Frank-
reich kam.
Zur Gemeinde gehört die Büdinger M ühle an der deutschen Nied.
Buschdorf (Bouslroff) , Dorf im Westen des Kantons , 9 Kilom.
von Grosstännchen, mit Kirche, 54 Häusern, HO Familien, 262 Einw.,
Schuhfabrikation, Getreide- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume
Metz und der Herrschaft Hinksingen und wird schon 1632 genannt.
Destrich fDestryJ, Dorf im Süden des Kantons an einem
kleinen Bache, 12 Kilom. von Grosstännchen, mit Kirche, drei
Mühlen, 95 Häusern, 112 Familien, 406 Einw., Stickerei, Ge-
treide-, Gemüse-, Obst- und Weinbau, gehörte zu Lothringen.
P^twa 3(X) Meter nördlich vom Dorfe fand man verschüttete Brun-
nen, in gleicher Entfernung auf der entgegengesetzten Seite alte
Grundmauern, Kellergewölbe und Reste alter Ziegel und als man
im vorigen .Jahrhunderte, 1722, den Chor der Kirche umbaute, fand
man daselbst Gräber von Fürsten und Kriegern, deren man auch
wieder 1743 entdeckte, als man das Schiff wieder herstellte. Das
Dorf ist sehr alt und war im zehnten Jnhrhunderte Sitz einer
Grafschaft. Nach allgemeiner Annahme hatten die Könige des
zweiten Geschlechts hier zwei Pfalzen, deren eine im Dorfe selbst
und die andere drei Kilometer davon lag, wo jetzt Wald ist und
man noch die Ueberreste alter Gräber sieht. J']s war also unter
den Karolingern wohl königlicher Flecken und es ist auch die
Urkunde Ludwigs des Verschwender^ über die Schenkung Mathil-
den« an die Abtei St. Arnoidd in jxilalin tioslro iipud Dcsiractini
datirt. Uebrigen» luimmi Di-sdidi niihi blos 835 vor, sondern
5. Kreis Forbach. 385
966 gab auch Graf Odaker hier Güter an Kloster Vergaville und
1114 besass St. Diey hier solche. Später kam Destrich an die
Grafschaft Mörchingen.
Zur Gemeinde gehören die Jliihlen Talpet, westlich, Rothe Mühle,
nördlich beim Dorfe, und Gansbachmühle beim Einflüsse des Bachs
in die Rotte.
Diefenbacll (DifFenbach), Dorf an der Strasse nach Saargemünd,
8 Kilom. östlich von Grosstännchen und mit Hellimer fast zu-
sammenhängend, am gleichnamigen Bache, mit 124 Häusern, 131
Familien, 564 Einw., Stickerei, Seidenweberei, Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Enschweiler (Einchwiller), Dqrf im westlichen Theile des Kan-
tons, an der Strasse von Chäteau-Salins nach St. Avold und am
Mitserbache, 10 Kilom. westlich von Grosstännchen, mit Kirche,
Mühle, 108 Häusern, 388 Einw., Getreide- und Obstbau und Vieh-
zucht, gehörte zu Lothringen und war mit Landorf von 1813 bis
1835 als Gemeinde vereinigt. Es gehörte zur Herrschaft Mör-
chingen und schon 1285 besass das Kloster Wadgasse hier Güter.
Ersdorf (Erslroff), Dorf an einem kleinen Bache, 3 Kilom.
östlich von Grosstännchen, mit Kirche, 90 Häusei*n, 103 Familien,
420 Einw., wobei 5 Mennoniten und 46 Israeliten, Mühle, Ziegelei,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte schon 1441 zum Bisthume
Metz als Freilehen und wurde später mit der Seigneurie Rohrbach
der Grafen von Kriechingen vereinigt.
Zur Gemeinde gehören der Kreuzhof an der Strasse nach Saar-
gemünd, sowie die Mühle und Ziegelhütte Schendel (Chendel) an einem
Weiher und dem Bache von Altdorf.
Freibuss (Freybouze) , Dorf an der Strasse nach St. Avold
und einem Bache, 4 Kilom. nordöstlich von Grosstännchen, mit
Kirche, 100 Häusern, 109 Familien, 488 Einw., Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen. Schon 1179 besass das Kloster
Wadgasse hier Güter. In der Gemeinde sind noch Ueberreste
einer Römerstrasse.
Fremersdorf (Fremestroff), Dorf in der Ebene, 5 Kilom. nord-
östlich von Grosstännchen, mit Kirche, 89 Häusern, 96 Familien,
401 Einw., Gelreide-, Tabak-, Obst- und Gemüsebau und Vieh-
zucht, kommt schon 1179 vor, wo Kloster Wadgasse hier begütert
war, und war lothringisch, gehörte 1688 den Grafen von Krie-
chingen und bildete einst mit Lening ein Freilehen des Bisthums
Metz. Das Dorf wurde auch Freybolsdorf genannt. Auf seiner
Südseite fand man römische Mauern und Ziegelsteine, auf der
Huhn, Deutsch -Lothringen. 25
386 11- Topographie.
Östlichen Seite die Grundmauern eines grossen Gebäudes und
mehrere Silberstücke mit LiHen und dem Namen des Königs Phi-
lipp. Es soll daselbst ein Templerhaus gestanden haben.
Gesslingen iGuesselingJ , Dorf im Nordwesten des Kreises gegen
Falkenberg, 8 Kilom. von Grosstännchen, am Fisehereibaeh, mit
Kirche, 229 Häusern, 258 Familien, 912 Einw., Stickerei, Seiden-
weberei, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, gehörte zum Bisthume
Metz. Es ist ziemlich alt und schon 1341 besass das Kloster
St. Avold zwei Dritttheile der Gemarkung. Ein Bezirk des Dorfs
heisst noch Hof und daselbst stand vor 1793 ein Gebäude dieses
Klosters. Nach einer Sage soll zwischen dem Dorfe und Lelling,
am Bache, ein Tempelherrenhaus gestanden haben. Das Dorf
war im siebenzehnten Jahrhunderte verlassen und wurde durch
fremde Ansiedler wieder bevölkert.
Zur Gemeinde gehört dex- Weiler Hemmeringen am Fischereibache,
Die Stein von Hemmeringen gaben 1341 hier Güter an St. Avold.
Greningen, Dorf an einem kleinen Bache, 8 Kilom. östlich
von Grosstännchen, mit Kirche, 49 Häusern, 54 Familien, 219 Einw.,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Harprich HarsprickJ , Dorf an der Rotte, nördlich vom Mutsch-
weiher, 7 Kilom. südwestlich von Grosstännchen, mit Kirche, Zie-
gelei, Mühle, 76 Häusern, 81 Familien, 343 Einw., wobei 5 Evan-
gelische, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und
war von 1813 bis 1833 mit der Gemeinde Walleringen vereinigt.
Es gehörte schob 1594 zur Herrschaft Mörchingen.
Zur Gemeinde gehört der im Norden gelegene Weiler Bening mit
Ziegelhütte, der Lehen der Baronie Finstingen war und bis 17G5 eine
Pfarrei hatte, und derMutschhof mit Mühle am 85 Hekt. umfassenden
Mutschweiher.
Helliiuer (Heilimer), Dorf an der Strasse nach Saargemünd,
7 Kilom. östlich von Grosstännchen, mit Kirche, 4 Mühlen, 194
Häusern, 228 Familien, 855 Einw., wobei 5 Evangelische und 195
Israeliten, Postagentur, israelitischer Schule, Getreide-, Obst-, Ge-
müse-, Wein- und Tabakbau, Getreide- und Mt'hlhaiidel und Stickerei,
war zwischen Lothringen imd dem Bisthume Metz getheilt und
streitig. Drei Viertheile des Dorfs gehitrten ersterem. Von der
alten Römcrstrasse hat noch eine StrnHso im Orte den Namen.
Es kommt schon im zehnten .lahrhunderte unter den Gütern des
Histiiums vor und gehörte der Abtei St. Martin de GlandiO>res in
I..<)ngeville, war im vierzehnten .lahrlumdrrto bischöflicihes Lohen imd
auch St. Avold besass um 1585 hier Güter. Es war hier ein 1332
5. Kreis Forbach. 387
erbautes Schloss mit sehr dicken Mauern, das mehrere Belage-
rungen aushielt und zur Grafschaft Mörchingen gehörte. Anton
von Mörchingen wurde hier am 4. December 1391 von den Metzern
gefangen und musste in ihre Dienste treten. Im Jahre 1764 wurde
Hellimer mit Diefenbach und dem Ackerbachhofe zur Baronie des
Barons Gaillard gemacht.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Oberten, der Ackerbach hof
mit Mühle, zur Malteserkommende gehörig und 1747 besonderes Lehen,
das 1764 von König Stanislaus mit Hellimer an Baron Gaillard verliehen
wurde, der Rothenhof, welcher zu Hinksingen gehörte, die Ziegelei
Mouselhütte, die Mühle und ehemalige Kapelle Ste. Marguerite,
Haus Neuve Maitresse, die Klein-, Schenkel- und Schlosser-
mühle und der Weiler le Chäteau.
Kleintäimclieil , Dorf im Osten des Kantons, 9 Kilom. östlich
von Grosstännchen, mit Kirche, Mühle, 71 Häusern, 319 Einw.,
Strohhutflechterei , Sacknäherei, Getreidebau und Viehzucht, war
lothringisch. Durch die Gemarkung läuft eine Römerstrasse, wo-
von etwa 3120 Meter in einzelnen Bruchstücken noch erhalten sind.
Zur Gemeinde gehören die einzelnen Häuser Krum garten und
Blen und im Osten am Zellenbache der Zellenhof mit Mühle. Der-
selbe steht an der Stelle einer Priorei, welche 1123 von Maynard Graf
von Morsberg gestiftet und an St. Denis gegeben wurde und bis 1769
bestand, aber 1783 zerstört wurde. Die Priorei und die Kapelle wurde
Ende der dreissiger Jahre so wiederhergestellt, dass sie als Gebäude für
den Hof dienen konnten.
Landorf, Dorf an der Rotte und Strasse von Chäteau-Salins
nach St. Avold, 9 Kilom. westlich von Grosstännchen, mit Kirche,
Gut, 126 Häusern, 139 Familien, 451 Einw., Leinweberei, Ge-
treide-, Wein-, Hopfen- und Tabakbau und Viehzucht, gehörte zur
lothringischen Herrschaft Mörchingen. Oestlich vom Dorfe mündet
der Enschweiler Bach in die Rotte.
Laningen, Dorf im Norden des Kantons, 7 Kilom. von Gross-
tännchen, mit Kirche, 143 Häusern, 152 FamiHen, 615 Einw.,
Mühle, Sacknäherei, Strohhutflechterei, Getreidebau und Viehzucht,
kommt 1365 als Landingen vor, wo St. Avold hier Güter besass,
und bildete mit Fremersdorf ein Freilehen des Bisthums Metz. Der
Schwizergraben scheint daran zu erinnern, dass nach dem grossen
Kriege Schweizer sich hier ansiedelten.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Wahl-Laning, so genannt von
der südwestlich vereinzelt stehenden Kirche Val mit einigen Häusern,
der Wallacheihof und die Hinkelsmühle (Moulin des Poules).
Lellingen, Dorf auf der rechten Seite der deutschen Nied,
388 II- Topographie.
7 Kilom. nördlich von Grosstännchen, mit Kirche, 112 Häusern,
436 Einw., Getreidebau und Viehzucht, war 1222 zwischen Loth-
ringen, dem Bisthume und dem deutschen Reiche getheilt. Schon
1275 iiatte St. Avold hier Güter. Später gehörte es mit Frosch-
weiler, Alting und Teting zur Herrschaft Kriechiugen und kam
1793 gauz an Frankreich,
Leyweiler, Dorf im Nordosten des Kantons, am Richersbache,
10 Kilom. von Grosstännchen, mit Kirche, Mühle, 98 Häusern,
120 Familien, 467 Einw., Seidenweberei, Strohhutflechterei , Ge-
treidebau und Viehzucht, gehörte schon 1365 zur lothringischen
Herrschaft Bolchen.
Lixingen (Lixin), Dorf an der Strasse nach St. Avold, am
Weschbache, im Norden des Kantons, 6 Kilom. von Grosstänn-
chen, mit Kirche, 112 Häusern, 450 Einw., Getreide-, Gemüse-
und Obstbau, Viehzucht und Verdienst durch Kohlen- und Salz-
fuhren, gehörte zur lothringischen Herrschaft Bolchen, doch besass
auch St. Avold schon 1595 hier Güter.
Magstadt (Maxstatt), Dorf an der deutschen Nied, die unter-
halb desselben ihren Ursprung hat, 8 Kilom. nordöstlich von
Grosstännchen, mit Kirche, 109 Häusern, 485 Einw., Getreidebau,
Viehzucht und Jahrmarkt am ersten Montag nach dem 25. Juli,
gehörte zu Lothringen. Schon 821 besass das Kloster Glossinde
zu Metz hier Güter. Vor dem Dorfe liegt die Kapelle Ste. Ottilien.
MÖrcllingeil (Morhange), Städtchen im südlichen Theile des
Kantons an den Strassen von Chäteau-Salins nach Saargemünd und
von Dieuze nach St. Avold und Metz, von Grosstännchen 10 Kilom.
südwestlich entfernt und an einem in den Neuweiher fliessenden
Bache, mit Kirche, 240 Häusern, 288 Familien, 1172 Einw., wo-
bei 11 F'vangelische und 48 Israeliten, 3 Mühlen, 2 Ziegeleien,
Gerberei, Steuerkasse, Steueramt, Tostexpedition , Wocheumarkt
am Freitag, 2 Jahr- und 3 Viehmärkten, Getreide-, Obst- und
Weinbau, gehörte zu Lothringen und wurde schon 1639 von den
Franzosen besetzt. Die Kirche enthielt Reste alter Mulereien und di-ei
SchifTe. Itn siebenzehnten Jahrhunderte war Mörchingen viel grösser
und erstreckte sich bis auf die umliegenden Höhen, es war mit
(Jrtiben umgeben, besass iiohe Mauern und zwei sehr hohe Thürme
und Schlösser. Es war der Hauptort einer bedeutenden Grafschaft,
die seit dem zwölften Jahrhundertc der l'^amilie Salm als lothrin-
gisches I>(*heri gehörte, durch lleirath an die \\"\\<\- und Rhein-
grafen kam, 173() an die Grandville Elliot gegeben wurde und
bald darauf durch Kauf an die («rufen von Helmstadt überging.
5. Kreis Forbach. 389
Die Salm behaupteten nur vom Reiche abzuhängen, auch machten
die Bischöfe von Metz die Besitzer von Mörchingen mehrmals
dienstpflichtig und wohl schon im sechszehnten Jahrhunderte kam
es unter die Hoheit von Lothringen. Die Franzosen unter Mar-
schall du Halliev bemächtigten sich des Orts 1693 und machten
die nach Mörchingen geflüchteten Söldner zu Gefangenen, als der
Ort kapitulirte. Im fünfzehnten Jahrhunderte brannte Mörchingen
fast ganz ab. Aus früherer Zeit besteht auch noch ein kleines
Spital. Die Grafschaft Mörchingen umfasste die Orte Mörchingen,
Destry, Enschweiler, Harprich, Ober-Suisse, Landorf, Rakringen,
Roth, Weiler, Achain, Bermering, Dalheim, Lidrequin, Lidrezing,
Marthil, Pevange, Riebe, Metzing, Rodalbe, Zarbeling und Zozeling.
Zar Gemeinde gehören: der Weiler Rode, an einem Bache südwest-
lich, mit Mühle und Kirche, der Gerenhof ^ÖMerin^^, Hof und Ziegelei
la Carole, das Haus Station de la Cöte und St. Luc, Maison
Cantonnier, die Ziegeleien Frache und Hellwald, die Klein- und
Neumühle im Süden, sowie die isolirte Kirche Teraple des 31 en-
n o n i t e s.
Rakringen (Hacrange), Dorf im Süden des Kantons, 8 Kilom.
südwestlich von Grosstännchen , unweit des oberen Mattgrabens,
mit Kirche, 81 Häusern, 97 Familien, 388 p]inw., Getreidebau,
Viehzucht und Weberei, gehörte mit Mörchingen zu Lothringen.
Das Dorf kommt als Racheringa schon 927 vor, wo St. Avold hier
Güter besass; auch Longeville besass 1121 Güter daselbst.
Zur Gemeinde gehört die Bruchemühle, auch Brockenmühle
genannt.
Suisse-Basse (Unter-Suisse), Dorf an der Rotte, im südwest-
lichen Theile des Kantons, 12 Kilom. von Grosstännchen, mit 49
Häusern, 192 Einw., Mühle, Leinweberei, Getreide-, Hopfen-, Obst-,
Gemüse-, labak- und Weinbau, gehörte zur Herrschaft Brülingen
und dem Bisthume Metz, während Ober-Suisse zu Mörchingen ge-
hörte. Mitten im Dorfe steht eine 1708 erbaute Kapelle. Beide
Dörfer sind auf den Trümmern alter Dörfer erbaut, wovon man
noch Spuren findet, und scheinen nach dem Kriege des siebenzehnten
Jahrhunderts von angesiedelten Schweizern wieder aufgebaut wor-
den zu sein.
Der zur Gemeinde gehörige und damit zusammenhängende Weiler
Suisse-IIaute gehörte zur Grafschaft Mörchingen und war lothringisch.
Valll-Ebersing ( Wahl-Ebersingen) , Dorf im Norden des Kan-
tons, an der Strasse nach St. Avold, 8 Kilom. von Grosstännchen,
mit Kirche, 129 Häusern, 130 Familien, 515 Einw., Mühle, Kalk-
brennerei, Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch. Es ge-
390
II. Topographie.
hörte 1688 zur Grafschaft Kriechingen, kommt aber schon 1365
als Obersinga vor.
Walleringen fVallerangeJ, Dorf, 5 Kilom. südwestlich von
Grosstännchen , mit Kirche, 87 Häusern, 96 Familien, 415 Einw.,
Mühle, Getreide-, Tabak-, Wein- und Obstbau, gehörte zu Loth-
ringen. Das Dorf, zu welchem früher Harprich gehörte, kommt
1118 vor und gehörte mit der Seigneurie Thicourt dem Hause Croy
d'Harve, als dieses die Baronie Finstingen besass. Der Walleringer
Weiher umfasst 52 Hektaren.
Weiler fViller, auch YileurJ, Dorf, 7 Kilom. westlich von
Grosstännchen, mit Kirche, 129 Häusern, 130 Familien, 526 Einw.,
Seidenweberei, Ziegelei, Kalkbrennerei, Getreide-, Gemüse- und
Obstbau, gehörte zu Lothringen und der Herrschaft Mörchingen.
Im Jahre 1735 erbaute man nach einer Seuche westlich vom Dorfe
eine Kapelle.
' C. Kanton Saaralben.
Der Kanton gränzt an die Kantone Grosstännchen, SaargemUnd
und das Elsass und hat folgende Gemeinden und Bodenflächen:
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesamnit-
Fläche.
Ernstweiler . . .
277,19
55,00
—
86,19
—
—
438,78
Geblingen ....
1007,35 272„6
—
«.24
533,59
1918,35
llassenburg . . .
127,8, 29„2
—
—
0,13
—
166,49
Hilsprich ....
677,43 U9„o
—
73,47
35,43
25,59
1022,15
Holvingen ....
624,ßfi 19i>,5(,
a)
139,86
—
50,66
1069,62
Jobanns -Rohrbach .
778,85 106,49
184,80
31,77
1222,68
Kappelkingcr. . .
618,49 175,53
—
4,83
—
8-42,68
Kirweiler ....
187,87
57,13
—
—
254,47
Neilingen ....
530.94
166,fi3
—
0,44
—
732,40
Tuttlingen. . . .
812,78
250,76
250,11
13,60
256,60
1652 92
Ileimeringen . . .
505,B7
118,16
214,21
27„9
—
915,68
Kichlingon . . .
255„4
77,,i6
59,89
8,65
—
414,82
Siiaralben ....
1268,28 1 «71.26
608,86
21,13
—
2734,58
Willerwald . . .
296,79 1 171,78
—
29,2,
172,6,
98,75
630,10
Kanton
7969,23
2580,85
—
1617,69
965,19
14016,22
Sein Viehstand umfasst 1143 Pferde, wobei 13 Zuchthengste,
6 Maulthiere und Esel, 4312 Stück Rindvieh, wobei 2()01 Kühe,
4164 Schaafe, wobei 354 Merinos und 2113 Heideschnucken, 3022
Schweine, 949 Ziegen und KKM Bienenstöcke.
Saaralben, Marktflecken um rechten Ufer Saar, dem Einflüsse
der Albe io dieselbe, der Eisenbahn und Strasse von Saarburg
nach Snnrgemünd, der Sirnsse nach Rcmilly und Mutz und am
Saarkaiinl, Hauptort des Kantons, mit Kirche, (112 Häusern, 81(5
Familien, 'SM) Einw., wobei 35 Evangelische, Friedensgericht,
5. Kreis Forbach. 391
Salzsteueramt, Eoregistrementeinnehmerei, Steuerkasse, Postexpe-
dition, Eisenbahnstation, 3 Salinen, 9 Strohhutfabriken, Seiden-
färbereien und Seidenwäschereien, 6 Mühlen, Sägemühle, Wochen-
markt am Donnerstag, Jahrmärkten am Ostermontag und Montag
nach Trinitatis und Martini, war Hauptort einer Herrschaft des
Bisthums Metz, w^elehe ausser Saaralben •noch "Willerwald und
einige Parzellen von Herbitzheim umfasste, gehörte im zwölften
Jahrhunderte den Grafen von Dachsburg bis diese 1225 ausstarben,
erhielt im Jahre 1368 von Bischof Theodorich Bayer einen Frei-
brief und wurde 1560 von Bischof Franz von Beaucaire an den
Herzog von Lothringen abgetreten. Jedenfalls waren die Römer hier
schon ansässig, denn der Ort kommt schon 504 als Saravi-Alba
vor. Die drei Salinen gehören seit 1841 einer Aktiengesellschaft.
Zur Gemeinde gehören: der Weiler Eich, südwestlich und 1316
Eigenthum der Abtei Stürzelbrunn, der 1701 von Herzog Leopold als
Freihaus an Marie de Sabourelle gegeben wurde, Rech am rechten Ufer
der Albe, mit Kapelle und schon 1584 vorkommend, Salzbronn mit
Salzsteuei'amt, wo schon im zwölften Jahrhunderte eine Saline bestand,
die 1417 von Stürzelbronn betrieben wurde, Harras am Saarkanal mit
Saline, 1717 von Herzog Leopold errichtet und 1844 neu hergestellt,
wozu auch ein Klein-Harras gehört hatte, mit Hof; der Tencherhof
(Temgerhof), das Forsthaus St. Hubert, der Schottenhof, 41/2 Kilom.
nordwestlich, die Hils- und Neuraühle an der Albe und die Eremi-
tage mit grosser Kapelle sehr alten Ursprungs, welche Mutterkirche von
Saaralben war.
Ernstweiler, Dorf an der Strasse von Püttlingen nach Saar-
gemünd, 8 Kilom. nordwestlich von Saaralben, mit Kirche, 107
Häusern, 120 Familien, 535 B]inw., wobei 11 Mennoniten, Stroh-
hutflechterei, Seidenweberei, Getreidebau und Viehzucht, war loth-
ringisch, gehörte zur Herrschaft Püttlingen und wurde 1603 vom
Grafen Ernst von Mansfeld und seiner Frau Juliane gegründet und
nach demselben benannt.
Zur Gemeinde gehört das südöstlich davon gelegene Heckenrans-
bach, das schon 1196 als Ransbach genannt wird und hälftig zu Pütt-
lingen und Blieskastel gehörte, mit einer Kapelle.
Geblingen (GueUange) , Dorf am linken Ufer der Albe, 6 Kilom.
südwestlich von Saaralben, mit Kirche, 213 Häusern, 239 Familien,
1101 Einw., Getreidebau, Viehzucht und Strohhutflechterei, ist alt,
war Hauptort des Val de Geblingen, das Geblingen, Sehw^eix,
Audweiler, Wenzweiler und Steinbach umfasste, gehörte 1393 zur
Kastellanei Albesdorf und dem Bisthume Metz. Noch ist der Graben
des alten Schlosses vorhanden.
392 II- Topographie.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Schweix auf der andern Seite
der Albe, vielleicht von alten Ansiedlem aus der Schweiz so genannt;
doch kommt es schon 1598 als Schwecz vor; Audweiler, am rechten
Ufer der Albe, mit Kapelle, 1662 Ottwiller genannt; Wenzweiler,
westlich vom Dorfe am linken Albeufer; Steinbach, westlich vom Dorfe,
und die Ziegelei Seh ei dt.
Hassenburg, Dorf im Südwesten des Kantons, 9 Kilom. von
Saaralben, mit Kirche, Mühle, 46 Häusern, 56 Familien, 225
Einw., Feldbau, Viehzucht und Strohhutflechterei, gehörte zur Ka-
stellanei Albesdorf und dem Bisthume Metz.
Hilsprich (Hilsburg) , Dorf am Kache Fortgraben , 9 Kilom.
westlich von Saaralben, mit Kirche, 205 Häusern, 225 Familien,
963 Einw., Mühle, Seidenweberei, Strohhutflechterei, Mützen-
strickerei, Getreide- und Gemüsebau und Gespinnstpflanzerei, ge-
hörte im sechszehnten Jahrhunderte den Herren von Bitsch und zu
Lothringen.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Morsbronn, welches einen Theil
der Herrschaft Püttlingen bildete, ebenso wie Castw eiler, das erstere
südöstlich, das letztere östlich liegend, Neuhof und die Buschbacher
Mühle.
Holvingen (Holbing), Dorf in der Mitte des Kantons, auf einer
Anhöhe, 5 Kilom. westlich von Saaralben, mit Kirche, Kapelle,
Mühle, 232 Häusern, 254 Familien, 1114 Einw., wobei 4 Evan-
gelische und 1 Israelite, Strohhutflechterei, Getreide- und Futterbau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen. Das Dorf wurde 1225 von
der Gräfin Mechtilde von Castres und Anderen an die Abtei Werners-
weiler gegeben und gehörte zur Herrschaft Püttlingen. In der
Nähe ist eine Kömerstrasse. Die 1622 erbaute Kapelle hat einen
Thurm von römischer Bauart, davon getrennt und war wohl zur
Vertheidigung eingerichtet gewesen.
Zur (iemeinde gehören die Weiler Bettring mit Mühle, nördlich,
Di d erfing, nahe dabei, Ballering bei ersterem, alle drei schon im
dreizehnten Jahrhunderte genannt, Hirbach (Ilyrclbach) an einem Bache
westlich, Ilinsing südlich und Schmal hof ganz nönllich und 3 Kilom.
vom Dorfe entfernt, St. Sebastian, Kapt-llo.
Johaims-Rolirbach , Dorf im Westen dos Kantons und an der.
StraBse von Chtlteau-Saiins nach SaargeniUnd , 11 Kilom. von
Saarulben, mit Kirche, alter Kapelle, 209 Häusern, 230 Familien,
929 Kinw., wobei 2 Evangelische und 22 I.sraelilen, 3 Mühlen,
PlüJKtliweberei, Leinweberei, Strohhutflechterei, Ziegelei, (letreidebau
und Viehzucht, war Freilehen von Lothringi-n. Im .luhre 1285 er-
hielt duH Klubler Wadgasse OUler in Kohrimch im Zullekowe, dann
5. Kreis Forbach. 393
gehörte es zur Herrschaft Kriechingen und 1687 den Rheingrafen.
Die alte Kapelle ist mit Bildern geschniückt, das Dorf in Form einer
Krone gebaut; an dem Platze Villers stand einst ein Dorf.
Zur Gemeinde gehören die Haymühle, die Dammmühle und
Trosseterie (Trosderei), einzelnes Haus.
Kappelkinger, Dorf im Südwesten des Kantons, am rechten
Ufer der Albe, 9 Kilom. von Saaralben, mit Kirche, 125 Häusern,
138 Familien, 639 Einw., Getreidebau und Viehzucht, liegt an
einer alten Römerstrasse und gehörte zur Kastellanei Albesdorf
des Bisthums Metz. Man bemerkt Reste eines alten Schlosses, von
einem Kanal, Burgkübel genannt, umgeben.
Zur Gemeinde gehört der am linken Ufer der Albe gelegene Weiler
Ueberkinger, der zur Kastellanei Hinksingen gehörte.
Kiffweiler (KerwilkrJ , Dorf auf der rechten Seite des Roth-
bachs, im Süden des Kantons, 6 Kilom. von Saaralben, mit
Kirche, 56 Häusern, 58 Familien, 261 Einw., Strohhutflechterei,
Obst- und Gemüsebau, gehörte zur Kastellanei Albesdorf des Bisthums
Metz und das Kloster Wadgasse besass schon 1179 hier Güter.
Nellingen, Dorf im äussersten Südwesten des Kantons, am
linken Ufer der Albe, 12 Kilom. von Saaralben, mit Kirche, 82
Häusern, 410 Einw., 2 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte zu Lothringen und der Baillage Dieuze.
Zur Gemeinde gehört der nordöstlich gelegene Weiler Kl ein -Rohr-
bach an der Vereinigung des Zellenbachs mit der Albe und die Nieder-
und Obermühle an der Albe.
Püttlingen fPullelangeJ, Dorf am Moderbache und der Strasse
von Chäteau-Salins nach Saargemünd, sowie von Saaralben nach
St. Avold, 9'/2 Kilom. nordwestlich von Saaralben, mit Kirche, Ka-
pelle, 412 Häusern, 585 Familien, 2296 Einw., wobei 29 Evan-
gelische und 211 Israeliten, Seiden- und Plüschefabrik von grosser
Bedeutung, Strohhutfabrikation, Getreide-, Obst- und Gemüsebau,
Oberförster, Steuerkasse, Steueramt, Postexpedition, Landwehr-
Compagniebezirk, Mühle, Ziegelhütte, Gerberei, Wochenmarkt am
Donnerstage, Jahrmärkten am zweiten Montag jeden Monats und
Spital, wird schon 1135 genannt, wo die Abtei Beaupr6, und 1224,
wo Kloster Wadgasse hier Güter hatten, erhielt Mauern und Grä-
ben und ein Schloss und war Grafschaft, die lange den Bischöfen
von Metz und den Grafen von Castres (Blieskastel) gehörte, dann
an die von Kriechingen, Salm, Wild- und Rheingrafen und Löwen-
stein überging, von welchen sie 1801 an Frankreich kam. Dieselbe
umfasste die Orte Püttlingen, Castweiler, Diffenbach, Edersweiler,
394
n. Topographie.
Heckenransbach zum Theil, Farschweiler , Grundweiler, Geben-
hausen, Loupershausen , Metzing, Moosbronn, Nousseweiler, so-
wie das Val de Holving, bestehend aus Holving, Ballering, Bett-
ring, Diderfang, Hinzing, Hirbach, Kichling und Sehmalhof.
Zur Gemeinde gehören Diffenbach, westlich, Püttlinger Mühle
und Seidenfabrik, Welschhol' und Thiergarten, Gipsmühle am
Moderbache. Der Hof Ratzen hausen, der schon 140!^) bestand, mit
Mühle, wurde 1844 abgebrochen.
Reimeringen RemeringJ, Dorf am Moderbache, 8 Kilom. nord-
westlich von Saaralben, mit Kirche, 176 Häusern, 225 Familien,
911 Einw. , Ziegelei, Plüscheweberei, Strohhutflechterei, Getreide-
bau und Viehzucht, ist alt, schon 1121 besassen Kloster Longe-
ville und 1294 Wernersweiler hier Güter und das Dorf kam 1621
von Nassau-Saarbrücken an Lothringen. p
RicMingen, Dorf am Moderbache und der Strasse von Saar-
alben nach St. Avold, T'/j Kilom. nordwestlich von Saaralben,
mit 55 Häusern, 57 Familien, 284 Einw., Plüsch weberei und Stroh-
hutflechterei, Getreide-, übst- und Gemüsebau, gehörte zu Loth-
ringen. Schon 1294 besass Kloster Wernersweiler hier Güter und
das Dorf gehörte sodann zum Val de Holving der Herrschaft
Püttliiigen.
Willerwald, Dorf an der Strasse von Saaralben nach Saar-
gemünd, 3 Kilom. nördlich von Saaralben entfernt, mit Kirche,
Mühle, 2 Ziegeleien, Eisenbahnstation, Strohhutflechterei, Landwirth-
schaft und Viehzucht, 168 Häusern, 171 Familien und 787 Einw.,
wobei 2 Israeliten, gehörte zu Lothringen. Es wurde 16U1 auf den
Ruinen des Dorfs Weiler oder Alberweiler gegründet und erhielt
seinen Namen von der Lage mitten im Walde, der hier erst ge-
rodet wurde. Im alten Weiler hatte Stürzelbronn schon 1423 (lUter.
Zur Gemeinde gehören die Alte Ziegelhütte, Damberg (auch
Tnnnenberg) und die N iederaumühle im Südosten an der Saar.
D. Kanton Saint -Avold.
Der Kanton 8t. Avold gränzt an die Kantone Forbach, Saar-
gemünd, Grosstännchen, l-alkenbei^, Molchen, Musendorf und
Kheinpreusseo und hat Iblgcude Gemeinden und Boden fluchen:
Geneindeo.
Aeoker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wuld.
Obst-
gKrten.
Forsten.
liosiinimt-
riHcho.
1. ■ ■
li :.i:. ■ ...
lU'ttii.
222,0.
2ö4,Sj
127,«4
110,7,
7^31
90,83
«146
0,8i
112,M
81,M
26,n
3,2j
6,79
5,99
15,32
—
483,ß5
574,fi5
3159,7,
446,70
5. Kreis Forbach.
395
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Cappel . . .
Durchthal . .
Folschweiler .
Freimengen .
Genweiler . .
Herrchweiler .
Kammern . .
Jlachern . .
Oberhomburg
Oberhost . .
Pfarrebersweiler
Porcelette . .
St. Avold . .
Sengbusch . .
Spittel . . .
Walmen . .
347,62
203,95
579,.^
166,16
297,74
276„4
506,05
778,50
684,89
600,00
451,05
698,3,
672,89
462,38
501,20
495,55
8831,76
^^^88
36,95
134,20
22,56
70,05
110,53
260,36
75,81
173,9,
82,30
142,25
137,66
126,,,
90,32
138,63
2199,68
1,45
95,01
109,80
189„4
292,37
83,59
25,64
47,57
24,27
369,04
134,84
22,21
190,67
14,68
256„2
3,10
11,27
1^,48
6,54
10,64
16,56
5,35
ö,ll
9,48
1*'24
42,1,
35,90
6^49
3,08
8,39
88,23
75,74
573,0,
4,79
99,05
926,32
2164,58
596,63
382,03
945,86
622,65
472,30
395,11
788,38
1697,35
1221,85
944,60
687,35
1894,66
3159,98
806,51
666,06
922,29
Kanton
2,33
2107,44
232,28
3931,72
18077,37
Er hat einen Viehstand von 1252 Pferden, wobei 14 Zucht-
hengste, 5 Maulthieren und Eseln, 4438 Stück Rindvieh, wobei
281)7 Kühe, 2328 Schaafe, wobei 60 Merinos und 649 Heideschnucken,
3827 Schweine, 707 Ziegen und 1089 Bienenstöcke.
St. Avold, Kantonshauptort am rechten Ufer der Rössel und
Strasse von Metz nach Saarbrücken, westlich von der Eisenbahn,
mit Kirche, 383 Häusern, 654 Familien, 2561 Einw. (ausser der
Garnison von 282 Mann), wobei 64 Evangelische, 6 Mennoniten
und 99 Israeliten, Friedensgericht, Kantonalpolizeikommissär, Steuer-
kasse, Steueramt, Enregistrements-Einnehmerei, Oberförster, Post-
verwaltung, Schullehrerpräparandenanstalt, Preussisch-Blau-, Leim-,
Beinschwara-, Fayence- und chemischer Fabrik, F'ärberei, Kessel-
schmiede, Ziegelei, Brennerei, Gerberei, Töpferei, Lohmühle, sechs
Mühlen, Getreidebau, Viehzucht und Handel, Steinbrüchen und be-
deutenden Waldungen, überhaupt sehr grosser Gemarkung, steht
an der Stelle eines römischen Lagers, welches zur Auffindung von
Münzen und Statuen Veranlassung gab, und hatte mit der Zeit
verschiedene Namen: Nova Cella, Hilariacum, fanum sancti Na-
boris und St. Avold. Gegen das Jahr 509 kam der vornehme
irische Missionär Fridolin hierher und gründete im Walde ein
Oratorium, das er Cella nova nannte und dann in Hilariacum um-
taufte, als er einige Reliquien des heil. Hilarius, Bischofs von Poitiers,
hier niedergelegt hatte. Im Jahre 734 erweiterte Bischof Sige-
bant von Metz das Oratorium in ein Kloster zu Ehren von St.
Paul; als aber sein Nachfolger Grodegrand aus Rom 1353 die Re-
liquien des heil. Nabor mitbrachte und hier niederlegte, nannte er
396 II. Topographie.
die Abtei St. Nabor, woraus später St. Avold verdorben wurde.
Das Kloster gehörte dem Orden des heil. Benedikt an und sein
Abt nahm den ersten Rang unter den Aebten der Diözese als erster
Baron des Bisthums ein. Die Bischöfe errichteten hier auch einen
Gerichtshof, dem der Graf von Nassau-Saarbrücken als erster Va-
sall des Bisthums präsidirte, während die zweite Stelle der Graf
von Kriechingen einnahm. Im Jahre 1313 gründete Abt Johann
aus seinen Einkünften das Spital und in demselben Jahrhunderte
erhielt der Ort auch Stadtmauern, nachdem 1248 die Bürger einen
Angriff der Lothringer unter der Regentin Marie zurückgewiesen
hatten. Dessen ungeachtet wurde aber St. Avold öfters von den
Herzogen von Lothringen und Herren von Rodemachern ange-
griffen und verbrannt und die Bischöfe niussten wegen der häu-
figen Kriege die Stadt mehrmals verpfänden. Im Jahre 1572 ver-
kaufte das Bisthum St. Avold, Homburg und Zubehörde um 38,000
Gulden an den Herzog von Guise und dieser verkaufte es 1581
wieder um 280,000 Livres tournois an Herzog Karl von Lothringen.
In den Kämpfen dieser Fürsten mit Frankreich bis 1697 wechselte
die Stadt im Besitze beider Theile, bis sie endlich 1737 im Frie-
den von Ryswick an Frankreich abgetreten wurde. In dieser
Kriegszeit hatte die Stadt unendlich viel zu leiden. 1635 eroberte
sie der Gouverneur von Metz, Kardinal von Lavalette, 1636 nahm
sie der lothringische Capitän Cliquot und machte die französische
Garnison zu Gefangenen und dann hausten hier die Schweden
unter dem Herzoge von Sachsen- Weimar und die Pest so arg, dass
sie zwei Dritttheile der Bewohner verlor und die Umgegend ver-
wilderte. Am 18. August 1817 brannten 33 Häuser ab. Im Jahre
1630 bildete eich hier auch ein Benediktiner-Nonnenkloster. Letz-
teres zählte bei der Aufliebung 18, das Mönchskloster 13 Mitglieder.
Die Abtei lag im Thale, das Nonnenkloster auf dem nahen Nonnen-
berge. Von diesen Gebäuden ist nur noch die Kirche und ein
Theil der Wohnungen übrig, welcher längere Zeit als Gendarmerie-
kaserne diente. Die Vouerie St. Avold umfasste 1365: St. Avold,
Bening, Kocheren, Dietsweiler, Dourthal, zu '/.^, Kbersing, Ebers-
weiler, F'oickling, l'Vemestorf, Freybouse, Gaubiving, Ilellimcr,
I^ning, Ley Weiler, PHopital zu V-^, Lixing, Machern, I\hix8tttdt,
.Mosbach, Kemsing, Rossbrück, Kossei, Theding, Valmont, Gir-
lingen (zerstört), Emersweiler (preussisch), Zimining, Ober-Vig-
neullcs und die unbekannt wo ansgogangenen Frucnswille, Hon-
»cheidt und Voloch. — Als Kuriosum sei noch erwähnt, dass die
Stadt im zweiten Jahre der Republik, um die Erinnerung im den
5. Kreis Forbach. 397
Heiligen abzuthun, den Namen Rosselgene (von der Rössel) an-
nahm, aber bald wieder zum alten Namen zurückkehrte. — Auf
dem Bleiberge, etwa 600 Meter von der Stadt, wurde früher ein
Bleibergwerk betrieben, aber wegen Armuth an diesem Mineral
wieder aufgegeben und an der Stelle eine Mühle errichtet. Auch
fand man 1793 gegen Longeville eine Kupferader auf, welche aber
ebenfalls nicht für die Ausbeute lohnend war. — In der Umgegend
fand man römische Ueberreste, Statuen der Diana und Minerva,
Münzen und die Spuren eines Lagers.
Zur Gemeinde gehören : der Weiler Kid eck, auch Carriere ge-
nannt, östlich von der Stadt, die Höfe Hollerloch, Lieutenant
Sg e fei d oder Lieutenants Geh feld am Mersbache, 7 Kilom. nordöstlich,
und Venneck, auch Wenheck, südlich; ferner die Fabrik Redermühle,
Oderfangmühle, 1483 Lauderfang genannt, Wurtzmühle, Loh-
mühle und die Wii-thschaft Mon Id6e, Kapelle Ste. Trinite und
Point du jour.
Altweiler, Dorf, 4 Kilom. südlich von St. Avold, an der
Strasse nach Chäteau-Salins, mit Kirche, 82 Häusern, 83 Familien,
330 Einw., Mühle, Ziegelhütte, Kalkofen, Getreide- und KartofFel-
bau und Viehzucht, gehörte dem Bisthume Metz und zur Herrschaft
Kriechingen.
Bis 1830 bestand in der Nähe noch die Trenenmühle.
Barst, Dorf an der Strasse von Chateau-Salins nach Saar-
gemünd, 10 Kilom. südöstlich von St. Avold, am Lengeslochbache,
mit Kirche, 95 Häusern, 379 Einw., Nagelschmiede, Plüscheweberei
Strohhutflechterei, gehörte dem Bisthume Metz. Schon 962 besass
das Metzer Kloster Ste. Glossinde hier (Jüter.
Zur Gemeinde gehört das nördlich gelegene Dorf Marienthal, mit
Kapelle, zum Marquisate Falkenberg gehörig.
Beningen, Dorf am rechten Ufer der Rössel, auf einer An-
höhe, an der Eisenbahn nach Saarbrücken und der Abzweigung
der Bahn nach Saargemünd, 10 Kilom. nordöstlich von St. Avold,
mit Kirche, 62 Häusern, 72 Familien, 364 Einw., wobei 15
Evangelische, Postexpedition, Mahl- und Oelmühle, Getreidebau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen. Hier führte eine Römer-
strasse vorüber. Das Dorf gehörte schon 1275 zu St. Avold.
Zur Gemarkung gehört ausser Bahnhof und Mühle die Krebs-
mühle.
Bettingen, Dorf an einem Seitenbache der Rössel, 9 Kilom.
nordösthch von St. Avold, mit Kirche, 63 Häusern, 66 Familien,
338 Einw., wobei 1 Evangelischer, 2 Mühlen, Nagelschmiede,
Feldbau und Viehzucht, hat in der Kirche ein Krucifix von 1515,
398 II- Topographie.
und gehörte zum Bisthume Metz. Das Kloster St. Arnould in Metz
besass 1278 hier Güter.
Dazu gehört die Krebsmühle.
Cappel, Dorf im Südosten des Kantons, links von der Strasse
von Chäteau-Salins nach Saargemünd, 11 Kilom. von St. Avold,
mit Kirche, 85 Häusern, 89 Familien, 388 Einw., Strohhutflechterei,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen.
Durclltlial (Dourdhal), Dorf im Westen des Kantons, 3 Kilom.
südwestlich von St. Avold, mit Kirche, 65 Häusern, 70 Familien,
269 Einw., Ziegelei, Oelmühle und Landwirthschai't, gehörte zu
Lothringen. Im Jahre 1343 hiess es Durdalheim und Bischof Ade-
mar von Metz gab es an Nicolaus von Fremersdorf. Im Jahre
1619 hatte Longeville hier Güter.
Zu der Gemeinde gehört das Forsthaus Wähle nb er g, dieMleck'sche
Oelmühle und die Mühle du Garde.
Folschweiler , Dorf im Südwesten des Kantons, 4 Kilom. von
St. Avold, westlich von der Eisenbahn, mit Kirche, Kapelle, 130
Häusern, 136 Familien, 505 F]inw., 3 Mühlen, Getreidebau und
Viehzucht, war unter Lothringen , Bisthum Metz und die alte Graf-
schaft Kriechingen getheilt, so dass die Hälfte lothringisch und
die Hälfte deutsch war, bis auch letzterer Theil 1793 an Frank-
reich kam. Das Dorf ist alt und schon 1275 hatte St. Avold
hier Güter.
Zur Gemeinde gehören: der Weiler Alling, auch Halling, im Süd-
westen gegen Teting, die Höfe Alt- und Neu-Berfang, Schloss Fürst
im Nordwesten beim Walde Fürst, das einzelne Haus Hayweg, die
Hetsch- und Bruckmühle, letztere an der deutschen Nied im Süd-
osten.
Freimingen (Freimengen, Freming), Dorf zwischen der Rössel
und dem Mersbache, auf einer Anhöhe links von der p]isenbahn
und Strasse nach Saarbrücken , 10 Kilom. nordöstlich von St. Avold,
mit Kirche, 132 Häusern, 590 tinw., Mühle, Ha mmerscli miede,
Fabrik eiserner Geräthe und Nägel, Getreide- und Gemüsebau, ist
neueren Ursprungs, war aber lange zwischen Lothringen und
Deutschland bestritten. Im Jahre 1602 gründete Peter Ernst von
Kriechirigcn in einer Rodung des Walds das Dorf, das bis J791
zur Grafschaft Kriechingeu gehörte. Die Kinwohner waren frei
von allen Abgaben auf Salz und Tabak, woher der Namen ent-
Htand. Die Grafen von Leiningen waren die letzten Besitzer. In
der Nähe lagen eine HöinerstrasHo und üeberreste eines Tempels.
Zur (Jrmi'indc geh(»ren die Hammerschmiede Ste. Fontaine mit
zwei IViTlifciicrii iioniwestlicli am MiTlebach . 171!» riTichtet und auch
5. Kreis Forbach. 399
Heilenbronn genannt; die Hänser Hochwald und die Freiminger
Mühle, Kapelle Ste. Trinite.
Genweiler (GuenvUler), Dorf in der Mitte des Kantons, am
Ursprünge eines Bachs, 7 Kilom. östlich von St. Avold, mit
Kirche, 68 Häusern, 71 Familien, 307 Einw., Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen und dem Marquisat Falkenberg.
Herchweüer (Hemimlle) , Dorf im Osten des Kantons, 11 Kilom.
von St. Avold, eine einzige Strasse bildend, mit Kirche, 61 Häu-
sern, 68 Familien, 311 Einw., Nagelschmiede, Getreidebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen und wurde 1609 von Anton de
la Cotte gegründet.
Kammern (la ChambreJ, Dorf, 4 Kilom. südwestlich von St.
Avold, mit Kirche, 108 Häusern, 510 Einw., Ziegelei, Getreide-,
Kartoffel- und Futterbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen,
und wurde 1586 mitten im Walde Fresne und einer Rodung erbaut
Zur Gemeinde gehören der Weiler Holbach südöstlich davon, mit
Kirche und 1756 zur Kastellanei Hinksingen gehörig, der Hof Ley-
w eil er, noch südöstlicher gelegen gegen die deutsche Kied, und die
Häuser la Gare an der Eisenbahn nach Saarbrücken (Stationsgebäude).
Machern (Mackeren) , Dorf in der Mitte des Kantons, links
der Strasse nach Saaralben und Saargemünd, 5 Kilom. östlich
von St. Avold, mit Kirche, 131 Häusern, 189 Familien, 619 Einw.,
wobei 4 Mennoniten, 2 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, ge-
hörte zu Lothringen und ist alt, denn schon 1121 besass das
Kloster Longeville hier Güter. Das Dorf verdoppelte seit 1800
seine Einwohnerzahl. Bei dem Dorfe gewann Simon \. von Loth-
ringen 1366 ein Treffen gegen Adelbert von Montreuil, Erzbischof
von Trier.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Klein-Ebersw eiler links an
der Eisenbahn nach Saarbrücken, der Hof Lenzweiler, östlich, der
1698 eine Kapelle besass, die Klein-, Neu-, Pulver- und Ritz-
mühle.
Ober-Homburg (Homhourg-rEvvque), Dorf auf einer Anhöhe
links von der Rössel, an Strasse und Eisenbahn nach Saarbrücken,
6 Kilom. nordöstlich von St. Avold, mit Kirche, 390 Häusern,
436 Familien, 1920 Einw., wobei 6 Evangelische und 29 Israeliten,
Eisenbahnstation, Postexpedition, 2 Eisenwerken mit 5 Puddel-
öfen, 3 Schweissöfen , 2 Frischfeuern, 12 RafTmirfeuern, Cementir-
ofen, 3 Walzenstrassen, 1 Kupolofen, Feder- und Schraubenfabrik
und 354 Arbeitern, Steinbrüchen, Fabrik von Stahlwaaren und
Beilen, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, liegt sehr schön und ge-
hörte den Bischöfen von Metz. Die Grafen von Metz besessen
400 ^^' Topographie.
Homburg als Lehen, Bischof Stephan von Bar zog es aber wieder
an sieh und Bischof Jakob von Lothringen machte es 1254 zum
festen Platz, indem er ein Schloss, Kasernen und Häuser für die
Einwohner erbaute; auch gründete derselbe 1254 eine Coliegiale
für 16 Kanoniker, die 1743 vom Bischof von Saint-Simon auf-
gehoben wurde, um deren Einkünfte seinem kleinen Seminare zu-
zuwenden. Im Jahre 1382 verstärkte der Bischof den Platz, im
Jahre 1567 verkaufte der Bischof Homburg an Heinrich von Loth-
ringen, Herzog von Guise und dieser 1581 an den Herzog Karl HL
Der Herzog d'Humi^ies bemächtigte sich jedoch 1678 des Schlosses,
das bis 1697 in der Gewalt der Franzosen blieb. Nun Hess Lud-
wig XIV. die Werke durch Yauban verstärken. Von denselben
ist aber nichts mehr erhalten und auch der letzte Thurm 1811 ab-
gebrochen worden. In den Jahren 1759 und 1801 brannte Hom-
burg fast ganz ab. Die Herrschaft umfasste Homburg, St. Avold,
Homburg Dorf, Machern, Ebersweiler, Pfarrebersweiler, Ebersing
Lixing, Folckling, Kocheren, Moorbach, Emersweiler, Seingbouse,
Bening, Altweiler, Durchthal, Frej^bouse, Genweiler, Host, Kam-
mern, Spittel, Maxstadt, Jlerrichweiler , Lavalette, Ober-Vigneulles,
Teterchen und Ginglingen.
Zur Gemeinde gehören: das Dorf Unter-Homburg, wo 1758 ein
Hammerwerk von Karl Wendel aus Hayingen gegründet wnrde, Helle-
ringen mit Schloss, beide auf dem rechten Ufer der Rössel, letzteres
1355 schon bestehend, der Weiler le Hoc her, Bi eist ein, Bachmühle,
Palmermühle, Kleinmühle und Papiermühle undSte. Catherine,
Kapelle.
Oberhost (Hogst), Dorf am Dahlengraben und der Strasse
nach Saargemünd im Südosten des Kantons, 14 Kilom. von St.
Avold, mit Kirche, 135 Häusern, 146 Familien, 672 Einw., Ziegelei,
Seidenweberei, Ötrohhutfabrikation, Getreide- und Gemüsebau und
Viehzucht, gehörte zu Lothringen. Daselbst machte 1796 eine
Sumpfquelle vielen Spektakel, weil die Leute Wunder von ihr
hofften. Der Lehrer , welcher die Sache anregte, gewann dadurch,
bald aber wurde die Quelle wieder vergessen. In Oberhost ge-
hörten Guter dem Kloster Ste. Glossinde in Metz.
Zur Gemeinde gehörten die Dörfer Niederhost und Valette,
welches an Sic. Glossinde zu Metz von Heinrich von Lothringen 1(514
gegeben und von der Aebtissin diese« Klosters Louise de Valette benannt
wurde.
Pfiirrebersweiler f Fänger »willcrj , Dorf im Osten des Kantons,
an der lÜHcnbahn nach Saargemünd, 12 Kilom. von St. Avold, mit
Kirche, 116 llüusern, 495 Kinw., wobei 5 Evangelische, 4 Mühlen,
5. Kreis Forbach. 4C1
Getreide-, Kartoffelbau und Viehzucht, Seidenspinnerei und Strumpf-
wirkerei. Man fand 1854 Reste eines römischen Gebäudes. Im
Jahre 1595 gehörte Pfarrebersweiler zur Herrschaft Kriechingen.
Zur Gemeinde gehören der Bruskirhof, sowie die erste, zweite,
Kinkels- oder Hennerstermühle (hinterste Mühle). Die beiden
ersteren heissen auch Ebers- und Muttermühle.
Porcelette, Dorf im Nordwesten des Kantons, hinter dem
Wald von St. Avold, 7 Kilom. von St. Avold, mit Kirche, Ka-
pelle, 220 Häusern, 234 Familien, 1058 p]inw., wobei 2 Evan-
gelische und 22 Mennoniten, 2 Mühlen, Ziegelei, Getreide- und
Kartoffelbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und wurde
1621 von Herrn v. Porcelette de Maillane, Abt von St. Avold, in
einsamer Gegejid gegründet und benannt.
Zur Gemeinde gehören das nördlich gelegene Dorf Diesen mit
Mühle, der Grünhof, der Hof Schäferei und die Ilaide.
Sengbuscll fSeingbouzeJ , Dorf, 9 Kilom. östlich von St. Avold,
mit Kirche, Mühle, 120 Häusern, 129 Familien, 613 Einw., Ge-
treidebau, Viehzucht und Fabrikation von Schuhnägeln, gehörte zu
Lothringen und der Herrschaft Kriechingen.
Spittel fL'HöpitalJ, Dorf im Norden des Kantons, beim Merle-
bache und an der preussischen Gränze, mit Kirche, 282 Häusern,
321 Familien, 1567 Einw., wobei 9 Evangelische und 3 Mennoniten,
Mühle und 2 Steinkohlenwerken, liegt an der Eisenbahn, welche
von Carling bis Merlebach führt. Es kommt schon 1365 als Spittel
ini Warendtwald vor, es war 1595 St. Avold hier begütert und
der Ort halb lothringisch und halb deutsch, welcher letztere Theil
von Nassau- Saarbrücken 1766 an Frankreich abgetreten wurde.
Hier war General Ordener geboren.
Zur Gemeinde gehören das Kohlenwerk Carling mit Postagentur
und Ziegelhütte, theilweise zur deutschen Baronie Ueberherrn gehörig
und 1770 von Nassau-Saarbrücken an Frankreich abgetreten; Hammer-
schmiede, die Spitalmühle und der Weiler St. Louis, über welche
die verschiedenen Werke vertheilt sind.
Walmen (Valmont), Dorf, 2 Kilom. südlich von St. Avold,
mit Kirche, 131 Häusern, 519 Einw., wobei 10 Evangelische,
Eisenbahnstation, Obst- und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte
in älterer Zeit zu Nassau-Saarbrücken, dann Johann von Vintrange
und 1688 zur Herrschaft Kriechingen und der Vouerie St. Avold.
Zur Gemeinde gehört der Bahnhof von St. Avold und der Hof
Weneck.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 26
402 ' II- Topographie.
6. Kreis Saargemünd.
Der Kreis Saargemünd bildet den nordöstlichen Theil des
Bezirks, welcher sich am weitesten nach Osten vorschiebt, und
wird begränzt nördlich von Preussen und Bayern, östlich und
südlich vom Elsasse und westlich von den Kantonen Forbach,
St. Avold und Saaralben des Kreises Forbach. Er hat in der
Richtung von West nach Osten eine Ausdehnung von 89 Kilom.
zwischen Lupershausen und Slürzelbronn und von Süd nach Norden
von 27 Kilom. zwischen Soucht und Kolbing und umfasst eine
Fläche von 14,474 Meilen oder etwa 79,465 Hektaren, wornach
er also der drittkleinste Kreis des Bezirks ist. Von dieser Fläche
umfassen das bestellbare Land 35,568 Hekt., Wiesen 7399 Hekt.,
Reben 32 Hekt. , besteuerter Wald 5799 Hekt., Obstgärten 762 Hekt.,
Heideland 1291 Hekt., Teiche 236 Hekt, andere Flächen 1 Hekt.,
überbautes Land 187 Hekt., Strassen, Wege und Plätze 1401 Hekt.,
P'lüsse und Bäche 272 Hekt, Forste und nicht ertragreiches Staats-
eigenthum 26,489 Hekt., Kirchhöfe, Kirchen und Pfarrhäuser 25 Hekt,
wovon 51,277 Hekt. besteuert sind. Es hat also der Bezirk die
geringste Ackerbaufläche, dagegen am meisten Wald und Heide-
land; ebenso nehmen die Ortschaften den geringsten Raum ein.
Das Land besteht im östlichen Theile aus Gebirg, indem hier die
Vogeaen sich wieder ziemlich stark erheben. Der östliche Theil
jenseits der Saar beginnt in einer Erhebung von 230 Meter über
dem Meere, erreicht bei Rohrbach und F]nchenberg eine Höhe
von 370 — 400 M., am höchsten Uebergange der Eisenbahn bei
Leuiberg von 418 M., erreicht im südlichen Theile im Königsforst,
hohen ^^'eyer8berg und Wald von Bärenthal Erhebungen bis zu
454 M., bewegt sieh nördlich davon in einer Höhe von 3(X) — 380 M.
und steigt nach der bayerischen (i ranze bis 426 M. bei Lierscheid
und 470 M. im Raueck bei Stürzelbronn. Der westlich von der
Saar gelegene Theil besteht dagegen aus wellenRirmigem Hügel-
land von 220 — 260 M. und steigt blos nordwestlich gegen Saar-
brücken bis zu 345 M. bei Riihlingcn. Dazwischen liegen dann
wieder tief eingeschnittene Thäler. Die Saar füllt vom Eintritte in
den Kreis von 220 bis 1J)0M,, und nimmt von Westen den Strich-
bach, Ruhlinger und Lixinger Bach auf, von Osten aber den
Achener-, Buttnerbach und SeymUlilcr Bach, jedoch auf elöüssi-
«ehern Boden. Die Blies berührt den Kreis blos an der Nordgränze
uod empfilngt direkt den Schlierbach und Oailbach, durch den
6. Kreis Saargemünd. 403
Hornbaeh selbst aber die Bicken-Alb und den Schwalbach. Der
Hornbach selbst entspringt bei Bitsch und empfängt von Osten
den von Haspeischeidt kommenden Schwarzbach. In östlicher
Richtung ziehen der Falkensteiner Bach und die Zintzel nach der
Kheinebene des Unter-Elsasses und dem Rheine zu. Von stehenden
Wassern hat der Kreis den Weiher von Haspeischeidt mit dem
Pfaffen weiher, den Langweiher bei Stürzelbronn, den Weiher bei
Kobert, den Grafenweiher an der Ostgränze und den Weiher von
Bärenthal. Den Kreis durchzieht zwischen Niederbronn über Bitsch,
Lemberg, Rohrbach und Saargemünd die Eisenhahn von Strassburg-
Hagenau nach Beningen, ferner die von Saarburg nach Saarbrücken
führende Saarbahn und zwei weitere Strecken vom Elsasse quer
über den Kreis nach der bayerischen Pfalz sind beabsichtigt. Es
führen Strassen nach Forbach, St. Avold, ChSteau-Salins und
Saaralben nach Saargemünd und von da über Bitsch und Nieder-
bronn nach dem Elsasse und von Bitsch zweigen sich zwei andere
Strassen ab, von welchen die eine nördlich über Breidenbach nach
Zweibrücken und die andere über Stürzelbronn nach Weissenburg
führt. Bei Rohrbach zweigen sich zwei Strassen südwärts ab, die
eine über Rahling nach Finstingen und die andere über Lemberg,
von wo nördlich eine Strasse nach Bitsch geht, und Götzenbrück
nach Ingweiler im Elsasse.
Der Boden besteht östlich von Lemberg und Bitsch aus Vo-
gesensandstein, sodann zwischen Soucht und Rheinbayern aus
buntem Sandstein, in dessen Mitte der Muschelkalk bei Wol-
münster das Thal ausfüllt. Von da bis zur Saar dehnt sich der
Muschelkalk aus mit zwei Inseln von Mergelboden südwärts
von Bliesbrücken bis Achen. Auf der westlichen Seite herrscht
Dördlich der Eisenbahn nach Beningen der Muschelkalk vor,
während sich südlich davon der Mergel ausdehnt. Hiernach ist
der Kreis der am wenigsten fruchtbare. An der Saar dient er
noch am besten der Landwirthschaft, wogegen bei Rohrbach der
Kartoffelbau vorwiegt und die Kantone Bitsch und Wolmünster
an landwirthschaftlichen Produkten sehr arm und hauptsächlich
auf die Industrie und Waldgewerbe, sowie Viehzucht angewiesen
sind. Ohne die künstlich eingeführte Industrie wäre der Bezirk
in der westliehen Hälfte nur wenig bevölkert, auch haben die
Mönche von Stürzelbronn sich eifrig bemüht, Colonien zu gründen
und Menschen herbeizuziehen. Die Glasfabrikation in der Mitte
so grosser Wälder legte den Grund zur Industrie in diesem Zweige,
welche zu St. Louis, Götzenbrück und Meisenthal einen sehr
404 ^^- Topographie.
hohen Standpunkt einninomt und an 5000 Arbeiter beschäftigt.
Im Thale von Mutterhausen sind grosse Eisenwerke und die Stadt
Saargemünd liat eine Reihe von bedeutenden Fabrilien, welche
die ganze Umgebung beschäftigen. Im südwestlichen Theile nehmen
einige Orte auch an der Seiden - und Plüschweberei für die Fabriken
von Püttlingen und der Strohhutflechterei des Saarthals Antheil.
Viehzucht wird ziemlich stark betrieben. Man zählt zwar nur
3490 Pferde und 10 Maulesel und Esel, dagegen 20,226 Stück
Rindvieh, wobei 11,787 Kühe, 10,9 J9 Sehaafe, 9951 Schweine
und Ferkel, 3495 Ziegen und 3734 Bienenstöcke. Namentlich die
Zucht von Schweinen und Ziegen könnte erheblich vermehrt werden.
Bezüglich der Waldungen ist der Kreis zwar reich, aber es sind
meistens Staatsforsten und den Gemeinden und Privaten gehört
nicht viel mehr als der sechste Theil der Waldflächen. Dieselben
erstrecken sich über alle Höhen des sogenannten Bitscher Lands
und sind nach früherer langer Vernachlässigung wieder auf einen
schönen Stand gebracht worden. Das Wild ist noch ziemlich
zahlreich.
Der Kreis besteht aus den vier Kantonen Saargemünd, Bitsch,
Rohrbach und Wolmünster und umfasst in 10,996 -Häusern und
13,654 Familien 62,844 Einwohner, ausser zwei Garnisonen von
944 Mann, und unter den Bewohnern sind 58,541 Katholiken,
3137 Evangelische, 221 Mennoniten und 945 Israeliten. Es kommen
also auf die Geviertmeile 4370 Einwohner oder 1 Einwohner auf
1,2C4 Hektaren, wornach also der Bezirk hinsichtlich der Volks-
dichtigkeit, ungeachtet der BodenbeschafTenheit, die zweite Stelle
im Kreise einnimmt und mit Diedenhofen auf gleicher Stufe steht.
Unter den Bewohnern befinden sich 46 Blinde, 79 Taubstumme,
76 Blödsinnige und Kretinen und 38 Irre. Hinsichtlich der Blöd-
sinnigen und Kretinen nimmt der Kanton Bitsch im Bezirke die
sechsunterste Stelle ein, während die anderen Kantone zu den
günstigeren gehören.
A. Kanton Saargemünd.
Der Kanton wird umgrtlnzt von den Kantonen Forbach,
St. Avold, Saaralben, Roiirbach, vom Elsass, Hheinbayern und
RlieinpreusBen und enthält folgende Gemeinden und Bodenver-
IhciluDg:
6. Kreis Saargemünd.
405
Gemeinden.
Bliesbrücken . .
Blies -Ebersingen
Blies -Gersweiler
Folpersweiler .
Frauenberg .
Gebenhausen .
Grossblittersdorf
Grundweiler .
Hambach . .
Hundlingen .
Iplingen . .
Lixingen . .
Lupershausen
Neunkirchen .
Neuscheuern .
Remelfingen .
Ruhlingen . .
Saargemünd .
Saareinsmingen
Settingen . .
Wiesweiler .
Wittringen
Wölferdingen
Wölflingen .
Wustweiler .
Kanton
Aecker.
669,42
363,37
218,34
154,42
216,47
223,19
636,01
277,92
857,09
361,96
169,18
316,03
403,15
412,24
Wiesen,
93,57
58,54
41,34
27,-28
15,97
70,8,
132,60
60,92
2|f8,ü8
■^9,19
42,43
21,68
119.
95.
121,
12
367,eo
157,29
414,08
328,08
334,33
444,06
643,49
420,27
468,84
401,78
389,78
9648,99 2047,24! 35,59
«*,05
115,95
48,91
55,14
100,43
65,34
102,60
62,12
l.'i8,G7
Wein-
berge.
14
,63
^81
m
Wald.
262,85
75,21
'^2,10
43,43
121 ,90
501,75
119,08
174,32
101,51
63,01
144,62
274,60
49,02
54,57
104,77
267,63
144,38
95,42
271,60
196,96
111,56
509,67
Forsten.
115,65
506,94
47,13
83
i23
2,15
339,g4
25
,97
Gesammt-
Fläche.
~iö7ö:4„
531,55
360.13
244.75
274,94
441,05
1350,59
620,58
1760,4,
704,76
322,75
421.91
810,54
831,53
716,5,
250,3Q
552,15
1019,76
692,34
699,69
870,03
8O8.93
843,83
600-19
1096,65
3946,34 212,03 1120,71 17896,27
Sein Viehstand umfasst 400 Pferde, wobei 12 Zuchtliengste,
6 Maulthiere und Esel, 5360 Stück Rindvieh, wobei 3382 Kühe,
3923 Schaafe, wobei 92 Merinos und 1237 Heideschnucken, 3505
Schweine, 1698 Ziegen und 1440 Bienenstöcke.
Saargemünd fSarregueminesJ, Stadt und Hauptort des Kreises
an der Einmündung der Blies in die Saar und dem Kreuzungs-
pnnkte der Eisenbahnen nach Strassburg, Saarburg, Beuingen-
Metz und Saarbrücken, liegt in einer Thaleinsenkung zwischen
zwei Anhöhen, die sich 50 — 60 Meter über die Saar erheben,
mit 2 Kirchen, 577 Häusern, 1582 Familien, 6546 Einw. (ausser
317 Mann Garnison), wobei 685 Evangelische , 6 Mennoniten und
364 Israeliten, Kreisdirektion, Landgericht, Friedensgericht, Kantonal-
poh'zeikommissär, Steuerkon troleiir, Hauptsteueramt, Steuerkasse,
Enregistrements-Einnehmerei, Hypothekenamt, Oberförster, Land-
wehrbezirkscommando , Wasserbaubezirksiugenieur , Eisenbahn-
betriebsinspektion und künftig auch der Landesirrenanstalt, weiche
gegenwärtig auf dem Barth'schen Gute errichtet wird, und be-
deutender Fabrikation, welche sich erstreckt auf eine grosse
Fajencefabrik, 3 Plüschfabriken, Seidenfabrik, Fabrik von Kunst-
406 1^' Topographie.
schlossereiwaaren und feuerfesten Kassenschränken , 2 Ziindhölzer-
und Seifenfabriken, Cichorien- und Feilenfabrik, Backsteinfabrik,
Licliterfabrik , 2 Maschinenfabriken, Giesserei, Gerbereien, 3 Mühlen,
Mahl- und Quarzmühle, Lohmühle, Kanalschifffahrt, Steinkohlen-
handel, etwas Feld- und Gemüsebau; ferner ist hier ein CoUegium
als höhere Bildungsanstalt, 2 Mädchenpensionate und finden zwei
Wochenmärkte und drei Jahrmärkte statt. Saargemünd war wohl
schon ein von den Römern benutzter Platz, kommt aber erst im
achten Jahrhunderte vor, und zwar soll eine 706 von Pipin, Herzog
von Austrasien, zu Gunsten der Abtei Epternach ausgefertigte
Urkunde von hier datirt sein. Jedenfalls war auch schon früher
das Kloster Wadgasse hier begütert, welches 1393 eine Marien-
kapelle stiftete. Die Villa (Gaimundes zuerst gtjnannt) gehörte gegen
Ende des achten Jahrhunderts dem Abte Fulrad von St. Denis
und ward Mitgift der Katharina von Limburg, Herzogin von Loth-
ringen, kurz darauf aber an den Grafen von Zweibrücken ver-
kauft, jedoch schon 1297 von Herzog Ferry HI. zurückgekauft,
der eine Kastellanei von Deutsch -Lothringen hier errichtete. Da
die Einwohner sich gegen den Herzog Johann im Jahre 1380 auf-
lehnten, um ihre Privilegien aufrecht zu erhalten, so brannte der
Herzog den Ort nieder, Hess sich aber doch bald darauf bewegen,
dem Orte am 26. December desselben Jahrs einen neuen Freibrief
auszustellen. Im Bauern- und Wiedertäuferkriege zogen an 4000
Bauern nach Saargemünd und lagerten in den Wäldern, um die
Bewegung auch hierher zu tragen, wurden aber vom Herzoge
Anton alsbald wieder vertrieben. In der Folge wurde Saargemünd
\on den Lothringer Herzogen mehrmals verkauft, vertauscht und
vcrpftlndet, kam aber immer wieder an Lothringen zurück. Im
Jahre 1814 zogen die Alliirten an Saargemünd vorbei vor Metz,
da die Franzosen am 7. Januar die Brücke über die Saar abge-
brochen hatten, und nahmen am 24. Juni 1815 das Städtchen
nach wenigen Kanonenschüssen. Im Kriege 1870 hatten die Franc-
tircurs grosse Schiessstände hier errichtet. Das Aufblühen von Suar-
gcmUnd begann eigentlich mit der Fayencefabrik von Ulzschneider,
die noch andere Fabriken herbeizog. Im Jahre 1372 hatte die
,\bt<'i Wadgasse hier eine Priorei errichtet und 1721 gründete
Herzog I^opold auch ein Kapuzinerkloster von (5 Mönchen, dessen
< Jehäude jetzt Sitz von Staatsstellen ist Saargemünd gclunte einst
zur Pfarrei Neunkirchen und erhielt erst 17(55 eine eigene Kirche,
halle jed(K;h schon 1393 eine Kapelle in der Vorstadt Sleinbach.
Von den alten Mauern besteht nichts mehr und. an der Stelle des
6. Kreis Saargemünd. 407
ehemaligen Jagdschlosses war die Gendarmeriekasevne errichtet.
Die grosse Saarbriicke mit 5 Bögen aus Stein wurde 1829 — 34
mit einem Kostenaufwande von 250,456 Frcs. erbaut, nicht weit
von der alten, welche 1824 das Hochwasser hinwegriss. Hier
war der französische Maler und Kupferstecher Claude Regnault
oder Rennot geboren. In der Nähe findet man noch Spuren einer
Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehören die südliclie Vorstadt Steinbach, wo Ritter
Nicolaus von Gerspach im Jahre 1393 die Katharinenkapelle stiftete,
welclie 1765 zerstört wurde, der Barth hof, künftig Bezirksirren-
anstalt, Boh'sches Gut und die Mühlen Limbach und Parucken
(Perrückenmühle) im Nordosten. Die vor dem Thore gestandene Kapelle
Ste. Croix wurde im achtzelinten Jahrhunderte zerstört.
Bliesbrücken, Dorf auf beiden Ufern der Blies und dem Ein-
flüsse des Schlierbachs in dieselbe und an der Eisenbahn , 8 Kilom.
östlich von Saargemünd, mit Kirche, 211 Häusern, 242 Familien,
1047 Einw., wobei 15 Evangelische und 124 Israeliten, Post-
agentur, Fabrikation von Filet- und seidenen Handschuhen, Strohhut-
flechterei, Schlosserei, Gerberei, Lohmühle, 2 Mühlen, OelmUhle,
Feld- und Weinbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen. Hier
zeigen noch viele Ueberreste, dass die Römer eine Niederlassung
daselbst hatten, denn man fand Fundamente von Gebäuden, Münzen
und eine Jupiterstatue in dem Sand genannten Theile der Gemarkung
gegen das Bayerische. Das Dorf wird schon 1131 genannt, wo
das Kloster Werners weiler hier Güter besass. Es hatte fünf
Lehen der Grttfen von Saarwerden, war lange zwischen Lothringen
imd dem deutschen Reiche bestritten und kam 1781 von den Grafen
von Leiningen an Frankreich.
Zur Gemeinde gehören das Melk haus imd die an der grossen Strasse
gelegene Ziegelei Ilermeskappel, auch Hermannskappel.
Blies -Ebersingen, Dorf am linken Ufer der Blies, 6 Kilom.
östlich von Saargemünd, am Einflüsse des Hirtenbaehs, mit Kapelle
zur heiligen Katharina, 71 Häusern, 86 Familien, 381 Einw.,
Getreide- und Kartoffelbau und Viehzucht, war lothringisch und
kommt schon 1393 als Eburchingen vor.
Zur Gemeinde gehören der grosse und kleine Wiesinghof an
der Strasse von Saargemünd nach Strassburg, mit Ziegelei und ehe-
maliger Eremitage, der Ilof Schantz.
Blies-Gersweiler , Dorf am rechten Bliesufer, 4 Kilom. nördlich
von Saargemünd, mit Kirche, 80 Häusern, 98 Familien, 348 Einw.,
wobei 1 Evangelischer, Seidenweberei, Obst- und Gemüsebau und
Mühle, war lothringisch. Schon 777 kommt es unter den Gütern
408 II- Topographie.
der Abtei St. Denis vor und es besassen auch die Abteien Horn-
bach 796 und Wadgasse 1261 hier Güter.
Zur Gemeinde gehörten das Dorf und die Gipsmühle Blies-
schweyen, das zu Blieskastel gehörte und 1781 an Frankreich kam.
Folpersweiler , Dorf, 4 Kilom. nordösthch von Saargemünd,
unweit des Waldbachs, mit 81 Häusern, 91 Familien, 500 Einw.,
gothiseher Kapelle, die mehrere Jahrhunderte alt ist, 2 Mühlen,
Obst- und Gemüsebau, war lothringisch und kommt schon 1179
vor, wo Kloster Wadgasse hier Güter besass, das 1393 auch die
Katharinenkapelle stiftete.
Zur Gemeinde gehören dieJohannis- und Philippsmühle, auch
obere und untere Mühle genannt.
Frauenberg , Dorf am Unken Bliesufer, 5 Kilom. nordöstlich
von Saargemünd, mit Brücke über die Blies, 1792 zerstört und
erst 1833 wieder erbaut, Kapelle, 84 Häusern, 100 Familien,
510 Einw., wobei 6 Evangelische und 136 Israeliten, Mühle, Oel-
mühle, Stickerei, Kürschnerei, Viehliandel, Obst- und Gemüsebau
und Judenkirchhof, gehörte zum Bisthume Metz. Das Schloss
war im vierzehnten Jahrhunderte Eigenthum des Hauses Sierck,
dann des Herzogs Renö von Lothringen, der es 1436 zur Herr-
schaft Forbach gab, und gehörte sodann denen von Daun, Hohen-
fels, Leiningen und Eberstein uud wurde im vorigen Jahrhunderte
verkauft.
Gebenhausen, Dorf im Westen des Kantons, 10 Kilom. süd-
westlich von Saargemünd, mit Kirche, 90 Häusern, 109 Familien,
534 Einw., Seidenweberei, (Jetreide- und Kartoflelbau und Vieh-
zucht, gehörte schon 1594 zur Herrschaft Püttlingen von Lothringen.
Gross-Blittersdorf, Dorf am linken Ufer der Saar und Strasse
nach Saarbrücken, 6 Kilom. nordwestlich von Saargemünd ent-
fernt, am Lixinger Bache, mit Kirche, 328 Häusern, 490 Familien,
1873 Einw., wobei 10 p]vangeH8che und 221 Israeliten, 7 Mühlen,
Oelmühle, Bierbrauerei, Postagentur, Getreide- und Kartolfelbaii,
war lothringisch. Die Römer waren hier wohl schon ansässig;
im Testamente des Abts Fulrad von St. Denis wird 777 schon
lUtiilinrio villa genannt, es gehörte dann diesem Kloster, doch war
schon im zwölften Jahrhunderte das Kloster \Vadga«se im Besitze
und an dieses kam auch im dreizehnten Jahrhunderte von den
Grafen von Saarbrücken das Fatronatsrecht. Gegenüber liegt das
preiiSHiflohe Klein - Blittersdorf.
Zur (icmrindü ffchtjri'n die Miililu 8itnbach ^aiiz im Nonlcn. <lio
oberntf Oelmühle und das VVirthshaus am Kanal.
6. Kreis Saargemiind. 409
Grundweiler (auch Grhuhdller) , Dorf im Südwesten des
Kantons, 10 Kilom. von Saargemiind, mit Kapeile, 64 Häusern,
74 Familien, 313 Einw., Plüschweberei und Getreidebau, gehörte
zu Lothringen und zur Herrschaft Pültlingen und ward 1668 zu
einem Lehen gemacht.
Zur Gemeinde gehören die Kapelle Ste. Anne und Villa France.
Hambacll, Dorf an der Eisenbahn nach Saarburg und Strasse
nach Saaralben, 6 Kilom. südlich von Saargemünd, mit Kirche,
255 Häusern, 281 P'amilien, 1329 Einw., wobei 5 Evangelische,
Strohhutflechterei, Postagentur, Getreide-, Kartoffel- und Weinbau,
war lothringisch. Es wird schon 1355 genannt, erhielt durch
Stürzelbronn 1393 die Katharinenkapelle, hiess 1400 Trois-Hambach
und im vierzehnten Jahrhunderte war der Ort streitbar zwischen
Lothringen und dem Bisthume Metz, bis es 1400 ganz lothringisch
wurde. Zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts bildeten Ham-
bach und Roth einen Theil der Herrschaft Lixheim.
Zur Gemeinde gehören das abgesondert liegende Dorf Roth, die
Ziegelhütte Neuhof und der Mücken hof oder Schmuckelhof im Süden.
Hundlingen, Dorf an der Eisenbahn nach Beningen und Strasse
nach St. Avold, 6 Kilom. westlich von Saargemünd, mit Kirche,
Bahnstation, 98 Häusern, 107 Familien, 540 Einw., wobei 7 Evan-
gelische und 3 Mennoniten, liegt am Mutterbache und hat Plüsch-
weberei, Getreide-, Obst- und Gemüsebau, war deutsches Enclave.
lieber das schon 1315 genannte Dorf vertrugen sich Herzog Karl
von Lothringen und die Grafen von Nassau -Saarbrücken 1581,
worin erstere ihre Ansprüche aufgaben. Im achtzehnten Jahr-
hunderte gehörte Hundlingen zur Deutschordenskommende Becking
und wurde nach provisorischer Besitznahme 1793 im Jahre 1815
an Frankreich abgetreten.
Zur Gemeinde gehört der auf einer Rodung erbaute Hof Lehdresch.
Ipplingen, Dorf an der Eisenbahn nach Beningen und Strasse
nach St. Avold, 4Y2 Kilom. westlich von Saargemünd, am Mutter-
bache, mit Kirche, 87 Häusern, 88 Familien, 422 Einw., Plüsch-
weberei, Strohhutflechterei, Getreidebau und Viehzucht und Mühle,
war lothringisch, jedoch mit dem deutschen Reiche streitbar. Es
gehörte dem Herrn von Kerpen und wurde 1751 mit Saargemünd
vereinigt.
Lixingen bei Ruhlingen, Dorf am Lixinger Bache, 7 Kilom.
nordwestlich von Saargemünd, mit Kirche, 62 Häusern, 65 Familien,
336 Einw., Mühle, PlUschweberei, Strohhutflechterei, Getreide-,
Obst- und Gemüsebau, kommt schon 1315 vor und war deutsche
410 II- Topographie.
Enclave der Grafen von Nassau -Saarbrücken, ward 1797 von
Frankreich besetzt und 1815 an dasselbe abgetreten.
Lupersliaiiseil, Dorf im westlichen Theile des Kantons, an
der Strasse von Saaralben nach St. Avold, 12 Kiloin. südwestlich
von Saargemünd, am Moderbache, mit 120 Häusern, 584 Einw,,
wobei 20 Israeliten , Mühle, Ziegelhütte, Plüschweberei, Strohhut-
flechterei, Getreide- und Obstbau und Viehzucht, war lothringisch.
Es kommt 1409 vor und gehörte zur Herrschaft Püttlingen.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Ell w ei 1er, die Ziegelhütte
Johannisweiler mit Hof , der AVerichhof, auch Virigmühle genannt,
und Haus St Simon.
Neunkirclieil, Dorf an der Strasse nach Zweibrücken, 2 Kilom.
nordöstlich von Saargemünd, mit Kirche, 205 Häusern, 309 Einw.,
die meistens in Saargemünd arbeiten und wovon 2 Israeliten sind,
Mühle, Quai-zmühle, Getreide-, Gemüse- und Obstbau und Steuer-
kasse, war lothringisch. Es kommt schon 131fi vor, wurde von
Volmar von Lützelstein an die Abtei Wadgasse geschenkt und
gehörte später zum Amt Saargemünd.
Zur Gemeinde gehören die Wackenmühle und Weschingmühle.
Die Sfaladrerie wurde schon vor dem siebenzehnten Jahrhunderte abge-
brochen.
Neuscheuern (Neuf-GrangeJ , Dorf am Reinbache und der
Eisenbahn nach Saarburg, B'/^ Kilom. südlich von Saargemünd,
mit Kirche, Ol Häusern, 120 Familien, 533 Einw., wobei 5 Evan-
gelische und 20 Mennoniten, Mühle, Streichhölzerfabrik, Ziegelei,
Getreide- und Gemüsebau, war lothringisch und ein von Saargemünd
abhängiges Lehen. In der Nähe zog eine Hömerstrasse vorüber.
Zur Gemeinde gehört die Neuschourer M ühle und Ziegelhütte
und der Neuhnf.
Remelfingen, Dorf am linken Ufer der Saar, 2V2 Kilom. süd-
östlich von Saargemünd, mit 92 Häusern, 13(5 Familien, 502 lOinw.,
wobei 10 Evangelische, Mühle und Zündhölzerfabrik, gehörte zu
Ix)thringeD, und viele der Einwohner arbeiten in den Fabriken von
Saargemünd. Im Jahre 1398 schrieb man den Namen K'umelfingen.
Rllhlingeil , Dorf an einem kleinen Hache, 5 Kilom. nord-
westlich von Saargemünd, mit Kirche, 95 Häusern, 452 I*]inw.,
riüHchweberei, Slr(»hhulfl»'chk'rei, F('ldl)au und Vich/ucht, war
mit noch einigen anderen Orten Eticlave des deutschen Reichs.
Im Jahre 1204 besass hier die Abtei Wernersweiler Güter, im
Jahre 1581 cntHagte Lothringen auf das Dorf zu (Junsleii von
Nassau •Saarbrücken, und erst im Jahre l?S|5 wurde K'ulilingcn
6. Kreis Saargeraünd. 411
an Frankreich abgetreten, welches aber schon 1798 einmal in
Besitz genommen war. Im Jahre 1119 wurde mitten im Dorfe
das ehemalige Schloss erbaut.
Saareinsmingen {SaarinsmingJ , Dorf am rechten Ufer der Saar,
3 Kilom. südöstlich von Saargemünd, mit Kirche, 148 Häusern,
185 Familien, 834 Einw , wovon an 200 in den Fabriken von
Saargemünd arbeiten, Mühle, 2 Oelmühleu, Getreide- und Weinbau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen. Im Jahre 1152 besass das
Kloster Wadgasse und 1249 Wernersweiler hier Güter. Saareins-
mingen war Lehen von Lothringen, das 1304 die von Lützelstein
und 1684 Baron Leyen trugen.
Wiesweiler (Weissweiler), Dorf auf der rechten Seite der
Saar, an einem Bache, 7 Kilom. südöstlich von Saargemünd, mit
Kirche, 175 Häusern, 211 Familien, 937 Einw., Stickerei, Strohhut-
flechterei, Getreidebau und Viehzucht und 2 Mühlen, gehörte zu
Lothringen. Es kommt schon 1150 vor, war lange zwischen dem
deutschen Reiche und Lothringen streitig, gehörte im fünfzehnten
Jahrhunderte dem Johann von Steinkallenfels und Herrn von Bunten-
bach, später dem Grafen von Nassau-Saarbrücken und kam 1621
an Lothringen.
Wittringen, Dorf am linken Saarufer, 9 Kilom. südöstlich
von Saargemünd, mit Kirche, 150 Häusern, 694 Einw., wobei
5 Israeliten, Mühle, Ziegelei, Strohhutflechterei , Getreide- und
Weinbau, war lothringisch. Im Jahre 1238 besass die Abtei
Wernersweiler hier Güter als Gabe der Gräfin Agnes de Castres,
ebenso Wadgasse, wurde aber 1426 an Karl von Lothringen ver-
kauft und gehörte sodann zur Herrschaft Forbach.
Zur Gemeinde gehören die Wittringer Mühle und der Kremrich-
liof, 1846 von Eusebius Hourier auf einer Rodung erbaut.
WÖlferdingen (Weiferdingen), Dorf am linken Ufer der Saar,
1 Kilom. westlich von Saargemünd, mit 193 Häusern, 300 Familien,
1338 Einw., wobei 4 Evangelische und 20 Israeliten, Getreidebau,
Viehzucht, 4 Mühlen und viele Arbeiter arbeiten in Saargemünd.
Es war ein Enclave des deutschen Reichs, im Besitze der Grafen
V. d. Leyen und zur Herrschaft Blieskastel gehörig, und kam 1781
an Frankreich. Im Jahre 1223 hatte es schon einen Geistlichen,
den die Abthei Tholey bestellte. Zur Leyen^'schen Baronie gehörten
Wölferdingen, Wustweiler, Freiming, Bliesschweyen, Bliesbrücken,
ein Theil von Heckenransbach und Dietzweiler. Die meisten Be-
wohner arbeiten in Saargemünd.
Zur Gemeinde gehören die Neumühle und Oelmühle.
412
II. Topographie.
Wölflingen, Dorf im südöstlichen Theile des Kantons, 9 lülom.
östlich von Saargemünd, mit Kirche, 119 Häusern, 135 Familien,
608 Einw. , wobei 2 Evangelische, 5 Mennoniten und 5 Israeliten,
Kalkofen, Getreidebau, Viehzucht, Strickerei, Plüschweberei und
Hutflechterei , gehörte zu Lothringen. Im Jahre 1143 kam es von
Herzog Mathieu von Lothringen an die Abtei Stürzelbronn , wurde
von Johann von Stein 1443 verkauft, war lange zwischen dem
Reiche und Lothringen streitig und wurde 1621 von Graf Ludwig
von Nassau Saarbrücken an ersteres vertauscht.
Wustweiler, Dorf an der Strasse von Chäteau-Salins nach
Saargemünd, 6 Kilom. südwestlich von Saargemünd, mit Kirche,
121 Häusern, 137 Familien, 622 Einw., wobei l Evangelischer
und 7 Israeliten, Plüschfabrikation, Strohhutilechterei, Getreidebau
und Viehzucht, war zur Herrschaft IJlieskastel des Grafen v. d. Leyeu
gehörig und deutsches Eiiclave und kam 1781 an Frankreich. In
der Nähe jsind Reste einer Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehört der Wustweiler Hof.
Zettingen fSetlingJ, Dorf am linken Ufer der Saar, 6 Kilom.
südöstlich von Saargemünd, mit Kirche, 124 Häusern, 126 Familien,
689 Einw., Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau, wurde von
Johann von Stein an Nassau-Saarbrücken verkauft, war deutsches
Enclave und erst 1815 an Frankreich abgetreten. Die in gothischem
Styl erbaute Kirche ist sehr alt, der Chor 1434 vergrössert und
der Thurm 1709 restaurirt worden. Die gemalten Fenster sind
leider schlecht restaurirt worden.
Zur Gemeinde geliqren das südlich davon, auf dem rechten Ufer der
Saar gelegene Dorf Diedingen mit Mühle, die Oelmühle und die
Saareinsminger Schleusse.
B. Kanton Bitsch.
Der Kanton wird nördlich vom Kantone Wolmünster und
Rheinbayern, öHtlich und südlich vom Elsasse und westlich vom
Kantone Hohrbach begränzt und enthält folgende Gemeinden und
I^envertheilung:
üemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesnmnit
Flüche.
B&rentbal .
nit«ch
Kgclflhardt . . .
Giilzcnbrtick . , . .
Ilanwvilcr ....
Iin«I>c'liiclifld . . .
371„2
117(5,30
163,93
110,06
839S
464,«l
'^99,00
201,9,
64,M
91*1
^it2
4,67
Oil9
108,23
3,14
o,w
-10,81
0,9«
5479,3R
2434,8,
13«2,„2
24(),5ß
15ö(».„5
0315,35
4125,54
417,3.i
8(!r.,oi
25I!>,7„
6. Kreis Saargemünd.
413
Gemeinden.
Lemberg .
Liederscheid
Meisen thal .
Jlünzthal (St.
Mutterliausen
Philippsburg
Keyersweiler
Roppweiler
Saareinsberg
Schorbach .
Stürzelbronn
Louis)
Kanton
Aecker.
405,86
371,9fi
171,96
95,24
11^199
193„6
312,62
84,16
670,51
210,39
Wiesen.
85,93
40,16
38,03
103,60
75,74
45,55
17,27
129,26
147,67
Wein-
berge.
'i31
Wald.
17,76
75,54
li2l
11,24
0,30
94,38
137,25
4,58
Obst-
gärten.
9,11
14,89
10,18
0,05
7..
10,,
10,
0,.
Forsten.
538
393
285
'iT3
iGesammt-
I Fläche,
1095,48
599,53
636,31
449,96
4005,18 4340,97
529.32 831,42
864,86; 1377,20
131,60 256,27
300.33 1335,91
2673,3fi 3255,01
5260,97 153U,9ß 2,3, ! 55(;,47 ^ 78,38 21302,08 30100,34
Er hat einen Viehstand von 288 Pferden, wobei 1 Zuchthengst,
4268 Slück Rindvieh, wobei 2508 Külie, 961 Schaafe, wobei
217 Heideschnucken, 1851 Schweine, 680 Ziegen und 363 Bienen-
stöcke.
Bitsch, kleine Stadt und Festung am Hornbache, der Strasse
und Eisenbahn von Saargemünd nach Strassburg und von Strass-
burg nach Zweibrücken, mitten im unteren Theile der Vogesen,
von wo aus das Thal des Hornbachs nach Zweibrücken zieht, mit
Kirche, 376 Häusern, 574 Familien, 2420 Ein w. (ausser 627 Mann
Garnison), wobei 148 Evangelische, 8 Mennoniten und 5 IsraeUten,
2 Mühlen, Friedensgericht, Kantonalpolizei -Commissariat, Ober-
fürsterei, Steueramt, Steuerkasse, Enregistrements -Einnehmerei,
Landwehrcompagniebezirk , Postamt , Eisenbahnstation , Fabrik
chemischer Zündhölzer, Kartoffel- und Gemüsebau, hat ein Colle-
gium, woran 10 Augustiner lehrten, eine Congregation von freres
des e'coles chretiennes (Schulbrüder), Wochenmarkt am Dienstag
und Freitag, Jahrmärkte am ersten Donnerstag*im März und am
ersten Dienstag im Mai, September und November und hat etwas
Handel. Bitsch ist sehr alt und hatte schon 1172 eine Burg mit
eigenem Geschlecht, welches die Abteien Neuburg, Stürzelbronn
und St. Diey im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte beschenkte.
Die Grafschaft war ein Lehen des Gerard von Elsass^ ersten Her-
zogs von Lothringen, von dessen Nachfolger Ferry HL Bitsch im
Jahre 1297 an die Grafen Eberhard von Zweibrücken gegen Saar-
gemünd vertauscht wurde, bei welchem Geschlechte es nun bis
zu seinem Aussterben, Ende des sechszehnten Jahrhunderts, blieb.
Bitsch wurde 1571 von Herzog Karl HI. dem Grafen von Hanau
genommen und 1606 an Lothringen einverleibt. Das aus der
Feudalzeit stammende Schloss war inzwischen vergrössert worden.
Im Jahre 1624 bemächtigten sich die Franzosen des Platzes und
414 ~ II' Topographie.
gaben ihn erst 1698 in Folge des Ryswiker Friedens wieder an
Lothringen, nachdem sie die 1680 verstärkten Werke zerstört
hatten. Als Lothringen 1737 an Frankreich fiel, Hess König Lud-
wig XV. die Festung, welche Vauban angelegt hatte, 1741 durch
den Grafen Bombelies wieder herstellen und auf dem hohen Felsen
so stark befestigen, Kasematten in die Felsen hauen u. dgl., dass
sie uneinnehmbar durch die Waffen wurde. Inzwischen war aus
den beim Schlosse liegenden Dörfern Kaltenhausen und Rohr,
welche 1633 den Schweden gehörten, die Stadt im siebenzehnten
Jahrhunderte unterhalb der Festung entstanden, diese erhielt im
Jahrhunderte eine Pfarrei und 1844 auch noch einige Werke um
die Stadt selbst."" Bitseh wurde mehrmals zu nehmen versucht, am
15. October 1793 durch die Preussen und im November desselben
Jahres durch Oesterreicher und auch im Jahre 1870 wurde die
Festung cernirt, belagert, am 11. September bombardirt, wobei
150 Häuser zerstört wurden, ohne dass ein Erfolg zu erzielen
war. Erst nach geschlossenem Frieden ging Bitsch am 28. Mörz 1871
in deutsche Hände über. Wegen des Fortbestands der Festung
ist noch nichts beschlossen. Die Kirche wurde 1773 durch die
Abtei Stiirzelbronn erbaut und mit Gemälden versehen; sie enthält
ein Marmordenkmal des Grafen Bombelles.
Zur Gemarkung geliören in den Gebirgsthälern zerstreut das Dorf
Stockbronn, die Höfe Wolfsgarten im Süden, Herzogshand flu
Main du Prince) im Nordosten an der Strasse nach Stürzelbronn, der
Freudenberger Hof an der Strasse nach Saargemünd, St. Seba-
stian, Kapelle, Pfaffenberg, zerstreute Häuser, Neuhof, Weiher-
kapelle aus dem sechszehnten Jahrhunderte, Schweizerländel,
Kapelle Ste. Croix, Rochatshof, Bissomberg und Ilazard, die
liamsteiner- unfl Ochsenmühle, die Sägmühlen Glasbronn und
Wolfsgarten mit Hof und die rorsthäuser Hoch köpf und Gross-
hochkirkel.
Bärenthal, Dorf und Gemeinde im Südosten des Kantons und
Thale des Zintzelbachs, 10 Kilom. von Bitsch, liegt zwischen wald-
reichen Bergen, besteht aus zerstreut liegenden Weilern und HöCeu
und enthält eine evangelische Pfarrkirche, sowie mit Philippsburg
301 Häuser, 377 Familien und 1969 Einw., wovon 1691 Iwauge-
lische, 17 Mennoniten und 17 Israeliten sind. Darunter befindet
sich noch eine kleine Anzahl Zigeunerfamilien , die aber schon
lange fest angesiedelt sind und nur zeitweise als Händler und
Kesselflicker umherziehen. Es ist hier ein Fisenwerk der Gesell-
schuft Coulenux und Gomp. von Strassburg und Mulsheim mit
Puddel-, Ifaffinir-, Wärme- und Flammofen, '2 Gussstahli'jfen,
6. Kreis Saargemünd. 415
2 Kohstahlfeuern und 60 Arbeitern 5 ferner Mühle, 2 Sehneide-
mühlen, Oberfbrsterei , Postagentur, und die Bewohner leben von
Kartoffel- und etwas Kornbau, Viehzucht und Waldgewerben.
Bärenthal war lothringisch und entstand aus einzelnen Höfen und
Colonien. Am 12. Januar 1810 wurde Philippsburg mit Bärenthal
vereinigt und hatte bei der letzten Zählung obige Einwohner und
die angegebene Oberfläche; seit 1, Januar 1875 ist aber Philipps-
burg wieder als eigene Gemeinde davon getrennt. Früher zählte
man auf Bärenthal allein 2077 Hektaren urbares Land, wovon
1685 Hekt. Wald, und 660 Einwohner, wobei 630 Evangelische.
Zur Gemeinde gehören die Annexe Obermühlthal mit vier kleinen
Höfen, Untermühlthal, Bannstein, Thalhäuseln, Dachshof mit
6 Hekt., Fischerhof mit 10 Hekt., Kosseihof mit 13 Hekt., Rein-
hardtshof, die einzelnen Zinken und Häuser Langenrain, Kroten-
wasen, Schmalenthai, Frohnacker, Kundschaft, Beteli, Breit-
thal und die Forsthäuser Ramstein, Eulenkopf, Tiefenbrunn,
Schwarzenberg und Schlangenberg. Bei Ramstein lag das gleich-
namige Schloss, jetzt Ruine mit schöner Aussicht, der Familie von Ram-
stein einst gehörig, schon 1335 im Besitze derer von Falkenstein, von
den Strassburgern erobert und zerstört und im fünfzehnten Jahrhunderte
je zur Hälfte den Familien von Botzenheim und Lichtenberg gehörig,
deren erstere ihren Antheil 1513 wieder an Philipp von Ramstein ver-
kaufte. In der Kähe der Ruine wohnen die Zigeuner. Auf einem Berge
gegen die Zintzel lag das Schloss Arnsberg, wovon die von Arnsberg
gegen das vierzehnte Jahrhundert, die Familie Gessler von Arnsberg aber
1544 ausstarben. Die Grafen Johann und Philipp von Oettingen, Land-
grafen des Elsasses, verkauften Arnsberg 1332 an Ludwig und Johann
von Lichtenberg, von denen es als Afterlehen an die Uttweiler kam.
Nach dem Aussterben der Lichtenberger 1480 behielten es die Erben,
Grafen von Zweibrücken-Bitsch und Hanau, gemeinschaftlich. 1717 war
es schon Ruine.
EgeMardt, Dorf und Gemeinde, 7 Kilom. südlich von Bitsch,
im Thale des Falkenbachs, an der Strasse und Eisenbahn nach
Strassburg, mit 88 Häusern, 105 Familien, 559 Einw., wobei
24 Evangelische, geringem Ackerbau, Viehzucht, Holzhandel,
3 Sägemühlen, war lothringisch. Es wurde von den Mönchen von
Stürzelbronn in der Grafschaft Bitsch angelegt und in der Nähe
stand 1560 — 1594 ein Pavillon des Grafen Jakob von Zweibrücken
Hier ist eine Eisenbahnstation.
Zu der Gemarkung gehören Bannstein, Weiler mit Bahnstation,
Bellerstein an der Strasse, Neuzintzel, Waldeck auf römischen
Ruinen und seit 1751 dabei ein Hof, Hübelhof, Schweizerländel,
zwei Höfe , Papiermühle, Erbsenthal, Sägmühle und Hammerwerk,
41U II- Topographie.
Eichelberg, Forsthaus. Schloss Waldeck, wovon nur noch ein Thurm
steht, gehörte 1316 denen von Kirkel aus dem Hause Saarwerden, welche
1387 ausstarben und 1337 — 38 den Bischof von Strassburg hier gefangen
hielten, kam an den Pialzgrafen Simon Wecker von Zweibrücken und vor
1592 an Hanau. Auf dem hohen Weyersberg stand noch im vorigen
Jahrhunderte ein von Jacob von Zweibrücken erbautes Schloss mit vier
Thürmen.
Götzenbrück, Dorf und Gemeinde im Süden des Kantons,
10 Kilom. von Bitseh, liegt in einem Thale rechts von der Eisen-
bahn von Saargemünd nach Strassburg, mit Kirche, 81 Häusern,
148 Familien, 678 Einw., wobei 5 Evangelische, 1 Mennonit und
5 Israeliten, Pos<agentur, Wochenmarkt am Dienstag und Freitag,
geringem Feldbau und bedeutender Glasfabrik einer Aktiengesell-
schaft, die seit 1718 aus einer Glashütte entstand, über 800 Ar-
beiter beschäftigt, Uhr- und Drillengläser, sowie vergoldete und ver-
silberte Kugeln und Leuchter liefert und bedeutend nach England
und Amerika absetzt. Götzenbrück war lothringisch.
Die zur Gemeinde gehörige Klappmachermühle enthält die
Schleiferei der Fabrik, Schweizerberg.
Hanweiler, Dorf im Norden des Kantons, 6 Kilom. von Bitsch,
am Hornbaehe, mit Kirche, 91 Häusern, 92 Familien, 446 Einw.,
2 Mühlen, Oelmühle, Getreide- und Obstbau und Viehzu^it, war
lothringisch und gehörte zur Grafschaft Bitsch.
Zur Gemeinde gehören der Gendersberger Hof, schon im fünf-
zehnten Jahrhunderte ein besonderes Lehen, die Schwingmühle,
Walkmühle und das Forsthaus Neubach. Gendersberg war ein
altes, umfangreiches Schloss der Bastarden von Bitsch 1442 bis zum
Ende des sechszehnten Jahrhunderts, dann im Besitze der Herren von
Weidesheim. Nach Aussterben der Besitzer gab Lothringen 1720 das
Lehen gegen Wiederkauf um 4000 fl. an Louis de Carelle.
Haspelscheidt, Dorf im Nordosten des Kantons, 5 Kilom. von
Bitsch, am Weiher von Haspelscheidt und Schwarzbach, mit
Kirche, 151 Häusern, 158 Familien, 705 Einw., wobei 12 Evan-
gelische, 2 Mühlen, Oelmühle, Lohmühle, Sägmühlc und Kar-
toffelbau, war lothringisch. Auf dem Schlossbcrg sind noch alte
Mauern, von denen es ungewiss ist, ob sie ein Schloss waren
oder blos Verlheidigungswerk gegen die Hunnen.
Zur Gemeinde gehörender Fuhrhof, Schaafbronn »ind das ForM
hauB Hochkirkel, Seh warzenberg.
Lemberg, Dorf an der Eisenbahn und Landstrasse, (> Kilom.
südwestlich von Bitsch, liegt auf dem hiichsten Ucbergangspunkte
der iMHcnbahn , mit Kirche, Eisenbahnstation, :i5.'i Häusern,
6. Kreis Saargemünd, 417
378 Familien, 1716 Einw., wobei 23 Evangelische und 3 Israeliten,
2 Oberförstereien, Eisenbahnstation, Postexpedition, 2 Mühlen und
Glasschleiferei, war lothringisch und 1312 vom Grafen Eberhard
von Zweibrücken an Stürzelbronn geschenkt worden.
Zur Gemeinde gehören die Obere und Untere Bildmühle und
die Schlossruine Alt-Bitsch, einst wohl nur ein Jagdschloss, das um
1297 bis 1302 von Graf Eberhard von Zweibrücken an Lothringen kam.
Liederscheidt, Dorf im äussersten Nordosten des Kantons, an
der bayerischen Gränze, 9 Kilom. von Bitseh, mit Kirche, 100
Häusern, 106 Familien, 519 Einw., wobei 1 Evangelischer und
7 Mennoniten, Mühle, 8 Oelmühlen, Obst- und Gemüsebau, war
lothringisch und von Stürzelbronn gegründet.
Zur Gemeinde gehört die Eberbacher Mühle.
Meisentlial , Dorf im Südwesten des Kantons, 12 Kilom. von
Bitsch, an der Gränze des Elsasses, mit Kirche, 127 Häusern,
157 Familien, 779 Einw., 2 Mühlen, Bildhauerei und grosser
Glasfabrik, welche mit 120 Arbeitern feine und ordinäre Glas-
waaren liefert. Das Dorf entstand um 1704 und die 1702 ange-
legte Glashütte vi'urde 1713 umgewandelt. Schon 1196 war Stürzel-
bronn hier begütert und mit Bitsch kam Meisenthal an Lothringen.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Schiersthai oder Sirsthal, die
Meißen thaler- und Neumühle, die einzelnen Hiiuscr Jlailander-
berg und das Forsthaus La Colonne.
Münzthal (St. Louis), Colonie und Gemeinde im Südwesten
des Kantons, 9 Kilom. von Bitsch, nur l^/j Kilom. südlich der
Eisenbahn, mit 49 Häusern, 145 Familien und 733 Einw., wobei
2 Evangelische, besteht eigentlich nur aus der grossen Glasfabrik,
welche mit 1800 — 2000 Arbeitern Krystallglas von vorzüglicher
Qualität liefert, die feinsten Erzeugnisse von bestem Geschmaclr
auf den Markt bringt und jährlich für 6 — 8 Millionen Francs
Waaren absetzt. Münzthal entstand aus einem schon im sieben-
zehnten Jahrhunderte hier befindlichen Hofe und die Fabrik wurde
1767 angelegt. Es war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der 31 ü n z t h a 1 h o f und die Münzt halmühle.
Mutterliaiiseil, Dorf und Gemeinde im Hintergrunde des Zintzel-
baehthals, 9 Kilom. südlich von Bitsch, mit Kirche, 76 Häusern,
191 Familien, 1009 Einw., wobei 324 Evangelische, besteht aus
dem grossen Eisenwerke, das zu den Werken des Herrn von
Dietrich zu Reichshofeu gehört, Mühle, Oelmühle und im Gebirge
zerstreuten Häusern und gehörte zu Lothringen. Der Ort entstand
schon im fünfzehnten Jahrhunderte, 1505 erbaute Graf Reinhard
Ihihn, Deutsch -Lothringen. 27
418 II' Topographie.
von Zweibrüeken eine Kapelle und 1550 Jakob von Bitseh, der
letzte des Oesehlechts, im Weiher ein kleines Schloss, das im
siebenzehnten Jahrhunderte zerstört wurde. In demselben Jahr-
hunderte entstanden hier schon Eisenwerke, die wieder zerfielen
und erst gegen 1720 wieder hergestellt wurden. Das Werk besitzt
einen Holzkohlenofen, Kupol- und Gussflammofen, 8 Puddelöfen
und 2 Besstmer Oefen.
Zur Gemeinde gehören der neue und kleine Eisenhammer, die
Weiler Hasselthal und Peterphilippsgarten, Jakobshof, Lindel-
hof, Jockeishof, die Platinerie, das Spital St. Louis, Altschmelz,
die Sägmühle und die Kapelle. Der Weiler Hassel thal war im sieben-
zehnten Jahrhunderte Zufluchtsort der aus den zerstörten Dörfern ver-
triebenen Bewohner, dann 1753 nicht mehr bewohnt und jetzt wieder
neu erbaut.
PMlippsburg , Dorf und Gemeinde im Südosten des Kantons
und der östlichste Ort des Bezirks, im Thale des Falkensteiner
Bachs und an der Eisenbahn von Bitsch nach Niederbronn (Strass-
burg), 10 Kiloni. von Bitsch entfernt, besteht aus mehreren
Weilern, Höfen und Mühle und hat den Namen von dem Schlosse,
welches Graf Wilhelm HI. von Hanau gegen 1590 erbaute, worauf
gegen 1606 sich dabei ein Weiler bildete. Das Schloss wurde
später zerstört. Von 1606 an gehörte Philippsburg eine Zeit hin-
durch zum Elsasse. Vom Schlosse sind noch zerfallene Mauern
vorhanden. Gegenüber demselben steht das schöne Schulhaus.
Im Jahre 1810 wurde Philippsburg als Gemeinde aufgehoben und
mit Bärenthal vereinigt, wurde aber am 1. Januar 1875 wieder
davon getrennt. Einwohnerzahl und Oberfläche sind deshalb noch
bei Bärenthal mit einbegriffen. Um 1816 besass Philippsburg
allein 36 Häuser, 306 Einwohner und 2267 Hektaren produktives
Land, wobei 1948 Hekt. Waldungen und 30 Hekt. Weiher.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Manbach, Lieschbach an der
Eisenbahn, einst mit Jagdhaus, Leitschthal, Jlattenthal, Katzen-
thal und die einzelnen Höfe und Häuser Schweizorhof, Rannstein
mit Schloss, An der Strasse, Hanauer Sägemühle, Untere Sage-
mühle, ErbshUtte, Altzintzel, Falkenstein und die Forsthäuser
Unter-Schlossberg und Kachler. Die Ruinendes Schlosses Falken-
stein sind sehr schön, breite Gräben in den konischen Felsen gehauen,
die hohen Mauern krenelirt und die Wolniungen in dem Felsen einge-
richtet. Die Hadegästc von Niederbronu kommen oft hierher; auch
ptlcgen die jungen Leute der Umgegend bei einer Hochzeit auf der Pluii-
form zu tanzen. Das Scldosfl gehörte ursprünglich den Herren von I.illzcl-
iit«in und dann der Fnmilie I'alkenstein, welche 1583 erlosch, nuclideui
•ie etwa zwanzig Jahre vorher dasBelbe an die Grafen von Zweibrücken-
C. Kreis Saargemünd. 4] 9
Bitßch und Hanau verkauft hatte. Einige Falkensteiner waren in Stürzel-
bronn begraben worden. Im Jahre 1566 schlug der Blitz ein und zer-
trümmerte das Schloss , das noch bis 1789 zu Hanau-Lichtenberg gehörte,
— In der Kähe von Falkenstein liegt nördlich die Ruine Rothenburg,
auch Rodenbronn und Rothschlössel genannt, aus dem neunten
Jahrhunderte stammend und Zufluchtsort des Bischofs Otbert von Strass-
burg. Es gehörte im vierzehnten Jahrhunderte dem Grafen Walram von
Zweibrücken und wurde 1369 von den Strassburgern zerstört.
Reyersweiler , Dorf im Westen des Kantons, 3 Kilom. süd-
westlich von Bitsch, an einem kleinen Bache, mit 122 Häusern,
513 Einw., wobei 6 Evangelische, 2 Mühlen, Sägemühle, Kartoffelbau
und Viehzucht, war lothringisch. Schon 1273 war Kloster Horn-
bach hier begütert; es war gegen das fünfzehnte Jahrhundert zer-
stört gewesen.
Zur Gemeinde gehört der Hof Carmagnol, Schwangerbach und
das Forsthans Wolfsbronn,
Roppweiler, Dorf im Nordosten des Kantons, 8 Kilom. von
ßitsch, mit Kirche, 106 Häusern, 114 Familien, 481 Einw,, wobei
4 Evangelische, Mühle und geringer Land wirthschaft, war lothringisch.
" Zur Gemeinde gehören die südlich vom Dorfe gelegenen Häuser
Heideneck.
Saareinsberg, Dorf im Süden des Kantons, bei Götzenbrück,
11 Kilom. südwestlich von Bitsch, mit 194 Häusern, 282 Familien,
1379 Einw,, wobei 4 Evangelische, unbedeutender Landwirthschaft,
Holzschuhfabrikation, Holzhandel, Glasschleifereien, war loth-
ringisch und viele der Bewohner arbeiten in der Fabrik Götzen-
brück, Das Dorf entstand 1746 und hiess erst Königsberg oder
Mont royal; es war früher mit Götzenbrück vereinigt.
Zur Gemeinde gehört der südöstlich gelegene Weiler Althorn
mit Mühle und der Schönhof, Althorn wurde gegen Ende des sieben-
zehnten Jahrhunderts auf den Ruinen des Dorfs Hörn erbaut, 1720 von
Mutterhausen vergrössert und 1838 zur Gemeinde Saareinsberg zuge-
theilt, nachdem es 1802 — 1810 eine eigene Gemeinde gebildet hatte.
Scilorbach, Dorf im Westen des Kantons, 3 Kilom. nord-
westlich von Bitsch, an einem Bache, mit Kirche, 211 Häusern,
250 Familien, 1085 Einw., Mühle, sehr geringem Ackerbau und
Viehzucht, Kalköfen und Ziegelhütte. Das Dorf bestand schon
1210, wo Stürzelbronn hier begütert war. Der Thurm stammt
aus dem Jahre 1143 und früher war Bitsch hierher eingepfarrt.
Zur Gemeinde gehört die Neumühle und der Hof Suzette oder
Suzelhof, das Forsthaus Ochsenmühl und der Hof Zimmerwald,
1847 auf einer Rodung errichtet.
Stürzelbronn, Gemeinde im Osten des Kantons, an der Gränze
420 II' Topographie.
des Elsasses und von Bayern, 10 — 16 Kilom. östlich von Bitsch
entfernt, mit 60 zerstreuten Häusern, 76 Familien, 357 Einw.,
wobei 31 Evangelische, 22 Mennoniten und 2 Israeliten, ^lühle,
Sägmühle, Ziegelei, Pottaschesiederei , geringer Landwirthschaft
und ^'iehzucht, kam mit Bitsch an Lothringen. Stürzelbronn
entstand aus einem Cisterzienserkloster, welches 1135 auf den
Rath des heiligen Bernhard der Graf Simon I. von Lothringen
stiftete und von verschiedenen Herzogen aus diesem Geschlechte
zur Begräbnissstätte auserwählt wurde. Die Herzoge beschenkten
es reichlich und dafür colonisirte es auch die waldreichen Tliäler
des Bitscher Landes. In den Kriegen der verschiedenen Herren
der Gegend wurde Stürzelbronn oft geplündert und verbrannt, be-
sonders 1525 und 1633, erstand aber wieder unter dem Schutze
der Grafen von Zweibrücken als Herren von Bitsch und bestand bis
zur französischen Revolution, wo es eilf Mönche zählte. Das Kloster
besass die Pfarreien Liederscheidt, Schorbach und Walschbronn.
Im Weiler Stürzelbronn wohnten nur die Diener der Abtei. Von
dieser sind nur noch spärliche Ueberreste vorhanden. Nach der
Zerstörung von 1633 hatte es Abt Mahnet neu erbaut. Die Aebte
hatten für das Thal auch ein Spital gegründet. Die zwei IMineral-
quellen sind in Folge eines Erdbebens versiegt, — Die einzelnen
Bestandtheile der Gemeinde — 22 Höfe und viele zerstreute Häuser
— sind: Grafen weihe rhof, Hübelhof, Klumpenhof, Harz-
hof, Neuweiherhof, Bremendelerhof, Hutzel hof, JNIUhl-
bacherhof (grosser und kleiner), Schlossthal, Erlenniuser-
hof, Lobrettehof,Bi8el8ackhof, Altzintzelhof, Pottasche-
hütte oder Erlenhütte, Welsch- und Deutsch-Kobrettc,
Hof la Hart, Hirtenhaus, Erbshütte, Sägmühle, Stahl-
hammer und die Forsthäuser Grafenweiher, Stützelthal,
Oberdannthal und Niederdannthal. In Stürzelbronn
befindet eich nur die Kirche mit wenigen Häusern. In der Ge-
meinde liegt die Ruine Lützelhard mit Thurm und einigen
anderen Resten, die den Herren von Wasselnheim gehörte, 1363
an Heinrich von Fleckenstein verkauft wurde, später an die Herren
von Ritsch und 1G(X3 an Hanau kam.
C. Kanton Rohrbach.
Der Kanton wird nördlich von Rheinbayern, östlich von den
Kantonen WoImünMter und Bitsch, südlich vom Eleaese und west-
lich vom Kanlon Suurgcmüud begrün/t und Iml (olgende Gemeinden
und liodcnvertheilung:
6. Kreis Saargemiind.
421
Gemeinden.
Achen ....
I ettweiler . . .
Kiningen . . .
Enchenberg . .
Ettingen . . .
Gross - Rederchingen
Kahlhanseii . .
Klein - Redercliingen
Lambach . . .
Mombronn. . .
Kahl in gen . . .
Rohrbacli . . .
Schmittweiler
Siersthal . . .
Sacht ....
Aecker.
911,15
1275.74
1105,7,
564,19
563,78
1180-89
898;9,
67-^,23
3'29.3|
530,26
1213,26
907,30
172,37
435,8.^
2'2/,59
Wiesen.
157,66
3U0,g8
194,13
81,09
87,56
255,24
166,6,
150,33
59,46
161,36
301,01
236,09
33,76
71,11
77,70
Wein-
berge.
A46
Wald.
91,42
11,12
0,17
11,76
24,r
36.
204
•)77
•M4
2^1,52
17,53
4,62
424,97
Obst-
garten.
15-32
14,52
10-40
17,88
9,19
**2,73
35,40
8,44
5,49
12,14
23-27
4,25
Forsten.
157,00
243,69
268,93
236,13
121,90
749,7
499,5„
129,87
481
i70
0,45 1 730,80
21Ü„7 3619,39
Gesanimt-
Flüche.
1211,89
1841,40
1590,99
972,75
706-05
1572,90
1352-05
1100,22
553,9g
1498.53
2130,16
1328,18
233.,
1051
1075
26
■108
i44
18218,89
wobei 11 Zuchthengste,
Kanton i 10988,51 ,2333,99 0,45
Sein Yiehstand uinfasst J030 Pferde
3 Maulthiere und Esel, 5799 Stück Rindvieh, wobei 3363 Kühe,
3591 Schaafe, wobei 685 Heideschnucken , 2740 Schweine, 601
Ziegen und 1066 Bienenstöcke.
Rohrbacli, Dorf und Hauptort des Kantons, an der Eisenbahn
und Strasse von Saargemünd nach Bitsch und nach Finslingen,
mit Kirche, 236 Häusern, 259 Familien, 1096 Einw. , wobei
22 Evangelische und 2 Israeliten, Friedensgericht, Steueramt,
Steuerkasse, Enregistrementsamt , Postexpedition, Bahnstation,
3 Mühlen, Oelmühle, Gipsöfen, Getreide-, Kartoffel- und Flachs-
bau, Strohhulflechterei und Netzstrickerei, war lothringisch. In
der Nähe lag das zerstörte Dorf Michweiler.
Zur Gemeinde gehören die Luxen-, Mathis-, Schmelzen- und
Felsenmühle.
Achen, Dorf am Achener Bache, im Westen des Kantons,
6 Kilom. von Rohrbach, mit Kirche, 165 Häusern, 181 Familien,
933 Einw., 4 Mühlen, Oelmühle, Getreidebau und Viehzucht,
Seidenweberei und Strohhutflechterei, gehörte zu Lothringen. Eine
Kömerstiasse führte über Achen nach Weidesheim an der Saar.
Im Jahre 1271 gab Graf Hugo von Lützelstein Zehnten und Pa-
tronat von Achen an das Kloster Herbitzheim. Zwischen dem
Dorfe und Binningen lag das im sechszehnten Jahrhunderte zer-
störte grosse Dorf Landweiler.
Zur Gemeinde gehören die Gallenmühle, Oelmühle und Wal k-
m ü h 1 e.
Bettweiler, Dorf im Norden des Kantons, 4 Kilom. von Rohr-
bach, am Bickenalbbache, mit Kirche, 223 Häusern, 1056 Einw.,
422" II- Topographie.
wobei 1 Evangelischer, 3 Mennoniten und 4 Israeliten, 3 Mühlen,
Feldbau und Viehzucht, Kalk- und Ziegelbrennerei, gehörte zu
Lothringen, wurde im fünfzehnten Jahrhunderte zerstört und be-
stand schon 1150.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Gi singen, südwestlich, schon 1267
genannt, mit Kapelle, Höllingen, südöstlich, ebenfalls schon 1280 bei
dieser Abtei genannt, Mehlingerhof, Gisingerhof, Ziegelhütte
Bettweiler, Greinermühle, Pfiffersmühle, Kleinmühle. In
der Gemarkung lag früher auch der Hof Meren, wovon noch Ruinen
vorhanden sind.
Bimiingeil , Dorf an der Strasse nach Finstingen und Lützel-
stein, 1 Kilom. südlieh von Rohrbach, mit Kirche, 245 Häusern,
"2.59 Familien. 1151 Eiuw.. wobei 6 Mennoniten , Getreidebau und
Viehzucht, Strohhutfleehterei, 3 Mühlen und Oelmühle, gehörte
zu Lothringen. Im sechszehnten Jahrhunderte war es Hauptort
eines Bitscher Bezirks, welcher Binningen, Achen, Enchenberg,
Ettingen, Kallhauseu, Lembach. Lemberg, Grossrederchingen, Rohr-
hach und Sierslhal umfasste. Die Kapelle Altkirch liegt gegen
Rahling und gehörte zu dem im sechszehnten Jahrhunderte zer-
störten, schon 1150 genannten Dorfe Oldingen.
Zur Gemeinde gehören der Bombacher-, Felsen-, Janan- und
Mohrenhof, der Felsenhof mit Mühle, der Prügelhof und die
Oberst-, Mittel- und Unterstmühle. Die Mittelmühle heisst auch
Weckersmülilc.
Enchenberg, Dorf an der Strasse und Eisenbahn nach Bitsch,
7 Kilom. südöstlich von liohrbach, mit Kirche, Eisenbahnstation,
189 Häusern, 197 Familien. 1033 Einw., wobei 7 Evangelische,
(letreidebau und Viehzucht und Verennkapelle aus dem dreizehnten
Jahrhunderte, nördlich vom Dorfe, war lothringisch und hat den
Namen von den vielen, einst auf den benachbarten Anhöhen ge-
pflanzten Nussbäumen, von denen aber keiner mehr zu sehen ist.
Viele der Einwohner arbeiten in der nahen Krystallfnbrik St. Louis.
Zur Gemeinde geliören der Guischberghof und der Hof llciligon-
bronn an der Kisenbahn nordwestlich vom Dorfe, sowie die Kapelle
und ehemalige Kreniitnge Ste. Verene.
Ettingen, Dorf im westlichen Theile des Kantons, 7 Kilom.
von Hohrbach, gegen die Saar, mit Kirche, 113 Häusern, 120 Fa-
milien, i\(\ty Einw., wobei 1 Israelite, Seidonweberei, Slrohhut-
flechterei, Cretreide-, Obst- und Gemüsebau, war lothringisch und
gehörte zum Amte SaargemUnd.
OrOHS • Rederchingen , Dorf am Achener Hiiche und der Strasse
von SaargemUnd nach Hitach, 4 Kilom. nordwestlich von Kohr-
6. Kreis Saargemünd. 423
bach, mit Kirche, 248 Häusern, 2<30 Familien, 1183 Eiiiw., wobei
1 Evangelischer und 44 Mennoniten, 4 Mühlen, Getreide- und
Kartoffelbau und Arbeiten für Fabriken, \A'ar lothringisch und ge-
hörte zur Grafschaft Bitsch. Stürzelbronn besass 1322 hier Güter.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Singlingen mit Kapelle und
Kalkofen , 2 Kilom. südlich von Gross-Rederchingen , nach der Zerstörung
wieder 17*20 neu erbaut, die Höfe Bellevue, Welschhof gegen Sing-
lingen, 1730 erbaut, Brandelfing im Norden, 888 Landolfinga und
königlicher Hof unter den Karolingern genannt, Olferding im Osten,
auch Hof D'Olberting genannt, mit gothiscber Kapelle aus dem drei-
zehnten Jahrhunderte, an Stelle eines Nonnenklosters, das Ende des fünf-
zehnten Jahrhunderts zerstört wurde, und die Erst- oder Stumpen-,
Mittel- und Kleinmühle am Achenbach. Im Banne Pfaffenthal, wo
Ruinen sind, soll einst ein Kloster gestanden haben.
KaMliailseil, Dorf im Südwesten des Kantons, gegen die Saar,
9 Kilom. von Rohrbach, mit Kirche, 179 Häusern, 930 Einw.,
wobei 5 Evangelische und 4 Mennoniten, Mühle und Oelmühle,
Getreidebau, Viehzucht und Strohhutflechterei, war früher zur
Hälfte lothringisch und nassau-saarbrückisch (^deutsch) und kam
erst 17GG ganz an Frankreich.
Zur Gemeinde gehören : Dorf Weidesheim an einem kleinen Bache,
unweit des rechten Säarufers, mit Kapelle, worin noch das Grabmal
von zwei Kindern der Familie von Bettendorf, 1690 Besitzerin des
alten Schlosses, wovon jedoch nur ein Thurm und einige llauerrest«
übrig sind; der II üttinger Hof am Eichelbache, die Weidesheimer-
und Kahl hauser- oder Welschmühle. Vor den Bettendorf gehörte
Weidesheim der Familie Bitsch de Genterberg , unehelichen Nachkommen
der Herren von Bitsch, welche zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts
eine neue Wohnung erbauten.
Klein-Redercliingeii, Dorf an der Eisenbahn und Strasse nach
Bitsch, 3 Kiloni. nordöstlich von Rohrbach, mit Kirche, 144 Häu-
sern, 700 Einw., wobei 9 Evangelische, Mühle am Bache Bickenalb,
Ziegelei, Kalkbrennerei, Getreidebau und Viehzucht und Eisenbahn-
station, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehören der Horspieler und Nidecker Hof.
Lambach, Dorf im Osten des Kantons, 8 Kilom. von Rohr-
bach, mit Kirche, 142 Häusern, 150 Familien, 756 Einw., wobei
1 Evangelischer, 3 Mühlen mit Lohmühle, Kartoffelbau, Viehzucht,
Strohhutflechterei, Papierpappenfabrik und Arbeiten in den be-
nachbarten Fabriken, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Glassenberg mit zerstreuten
Häusern im Südosten und der Löchersbacher Hof mit Mühle im
Süden.
424 II- Topographie.
Mombroim (Montbronn, Momern) , Dorf im Südosten des Kan-
tons, 7 Kilom. südöstlich von Rohrbach, am P]iehelbaehe, mit
Kirche, 322 Häusern, 343 Famih'en, 1618 Einw, , wobei 1 Israelite,
2 Mühlen. Ziegelei, Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in der nahen
Krystalifabrik , war lothringisch. Mombronn kommt schon 1150
vor, war saarwerdensch und dann pfälzisch und kam 1623 zu
Lothringen, wo es Lixheim zugetheilt wurde.
Zur Gemeinde gehören die Momb ronner Mühle nnd Ziegel-
hütte, die Herrner Mühle (St. Louismühle), J\letschbrückmühle
am Büttener Bache westlich, und die Münzt halmülile östlich. Im
Jahre 1755 bestand auch noch der Hof Eidenheim.
Rahlingen , Dorf im Süden des Kantons, am Bache von Gersten-
thal. 7 Kilom. südlich von Rohrbach, mit Kirche, 266 Häusern,
1080 Einw., wobei 11 Evangelische, 3 Mühlen, Oelmühle, Feld-
bau, Viehzucht und Strohhulflechterei, war lothringisch. Rahlingen
war früher blos ein kleiner Ort, der 1647 nur drei Einwohner
hatte, welche sich um die alte Befestigung angesiedelt hatten. Es
sind nämlich hier nicht nur die Reste römischer Befestigungen,
sondern auch eines kleinen, 1119 erbauten Schlosses, das erst im
vorigen Jahrhunderte zerstört wurde. Rahlingen selbst gehörte
1150 dem Kloster Stürzelbronn. Da die Gemarkung zu klein
war, so wurde 1829 ein Theil der Gemarkung der Eisässer Ge-
meinde Diemeringen an Kahlingen abgetreten. In der Nähe lag
das im vierzehnten Jahrhunderte zerstörte Dorf Kriegelbach.
Zur Gemeinde gehören der Neuhammerhof, Neumatt lio!',
Jananhof nordöstlich und nahe an dem gleichnamigen, zu Binningon
gehörigen Hol", der Fink ho f, die Fabermühle, Saiimühle und das
Forsthaus Neumatt, sowie das einzelne Haus Griesbach, Hammer,
und der 1845 erbaute und 1857 erweiterte Hof Finkmont; endlich im
Nordosten an einem Bache Weyerkirch vor dem zerstörten Dorie
Criegelbach, das im sechszehnten Jahrhunderte verödete und schon 1150
bestandfu hatte.
Schmidtweiler , Dor/ im Südwesten des Kantons, 7 Kilom,
von Rohrbach, an der Gränze gegen das Elsass, mit Kirolie,
80 Häusern, 393 Einw., Feldhuu, Viehzucht und Sirohhulllechterei,
war lothringisch. Im Jahre 1723 errichtete hier Herzog Leopold
von Ix>thringen den Hof Dithmnr zu Gunsten des gleichnamigen
Herrn. Der Hof ging aber nach und nach in Schmidtweiler auf.
Siersthal, Dorf im Osten des Kantons, (> Kilom. von Uohr-
bach, am Schwalbache, mit Kirche, *ilO Häusern, 217 Familien,
\(fn Kinw., wobei 2 Mvungelische und 5 Mennoniten, 3 Mühlen,
'iOelnitlhlen, Kiirtodflbau, Viehzucht, Strohliulllcchterei und Ar-
6. Kreis Saargemünd.
425
beiten in der Krystallfabrik, war lothringisch und schon 1356 be-
sass Kloster Stürzelbronn hier (Sigersthal damals genannt) Güter.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Ilolbach mit Mühle, 1594 aus
einer Glashütte entstanden, die Frohmühle, Rotlimühle mit Ziegelei,
Legere und das einzelne Haus Maison Kusse.
Sucht, Dorf im äussersten Südosten des Kantons, an der
Gränze gegen das Elsass und dem Eichelbache, 11 Kilom. süd-
östlich von Kohrbach, an einem Bache, mit Kirche, 207 Häusern,
219 Familien, 1051 Einw. , wobei 1 Evangelischer, geringem
Feldbau und Viehzucht, war lothringisch und die Einwohner ar-
beiten meistens in den benachbarten Glasfabriken. Sucht selbst
entstand zum Dorfe durch eine Glasfabrik, welche in den früheren
Kriegen zerstört wurde. Erst 1767 bekam der Advokat Joly
wieder das Privilegium zu einer solchen, das spöter an die Familie
Coetlosquet überging, in der Revolutionszeit aber confiscirt wurde,
worauf die neuen Eigenlhümer das Werk nur in St. Louis fort-
setzten. Es sind hier 3 Mühlen, 1 Oelmühle und Strohhutflechteroi
und Sucht gehörte zu Lothringen und der Herrschaft Bitsch.
Zur Gemeinde gehören das Dorf Speck bronn, der Weiler Neu-
dorf, die Pahlesmühle, Ohligmühle oder Katzenkopfermühle,
Stockho l'ermühle, Aneckermühle am »Seyniühlenbach und die
Häuser ö^ntzmatt im Westen.
D. Kanton Wolmünster.
Der Kanton gränzt nördlich und östlich an Ilheinbayern , süd-,
lieh an den Kanton Bitsch und westlich an Rohrbach und hat
folgende Gemeinden und Bodenvertheilung:
Gemeinden.
Aecker
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Breidenbach
Busweiler .
Eppingen .
Ercliingen .
Hottweiler .
Lengelslieim
Lützweiler .
Nussweiler
Obergailbacli
Ürmersweiler
Rimlingen .
Rolbingen .
Waldhauseu
Walschbroim
Wolmünster
764,69
215,07
859,37
489,29
588,72
345,52
962,96
406,79
734,5ß
580,7,
998,10
452,72
354,87
749,31
1167,04
95,96
41,33
135,3,
93,91
100,96
53,53
117,52
57,47
52,79
74,-6
246,90
56,38
81,44
109,72
168,91
0,37
0,94
0,24
4,23
2,95
12,54
69,36
4,06
75,20
22,38
132,3,
68,25
40,83
32,45
.5,9»
152,02
98,73
_A7^_8?_
868,07
9,68
33,58
5,15
29,23
6,73
5,17
23,53
16,94
1^186
20,19
50,30
258,67
176,26
38,32
57,63
174,72
1089,44
400.96
1064,63
676,26
831,84
530,14
1456,50
485,66
899,40
731,77
1326,00
597,19
657,75
1011,1,
1491,25
Kanton
9669,79 1486,99
8,73
446.93
13249,87
426 II. Topogi-aphie.
Sein Viehstand unifasst 772 Pferde, wobei 12 Zuchthengste, 4799
Stück Rindvieh, wobei 2534 Kühe, 2444 Schaafe, wobei 74 Merinos
und 737 Heideschnucken, 1855 Schweine, 516 Ziegen und 865 Bienen-
stöcke.
Wolmünster , Dorf und Kantonshauptort auf der rechten Seite
des Schwalbachs und an der Strasse von Saargemünd nach Neu-
Hornbach (Pfalz), mit Kirche, 217 Häusern, 233 Familien, 1064
Einw., wobei 6 Evangelische und 19 Mennoniten, 4 Mühlen, wobei
1 Lohmühle, Kalkofen, 2 Oelmühlen, Getreidebau und Viehzucht,
Steuerkasse und Postexpedition, gehörte zu Lothringen.
Zur Gemeinde gehören die Dörfer Es ch weil er im Nordosten mit
Schlossruine axis dem zwölften Jalirhunderte , das einem Vasallen von
Bitsch gehörte, 1700 als Erbe der Fleckensteiner dem Baron Vitzthum,
der sich eine neue Wohnung erbaiite und von Eschweiler benannte, wie
auch 1271 — 1296 ein solches Geschlecht bestand; "Weisskirch südlich
am Schwalbache, mit Schlossruine, worauf 1323 ebenfalls ein Lehens-
träger von Bitsch sass. 1323 besass es Gerhard Harnasch de Wolmünster,
dann 1428 die von Altheim und Diirckheim, später die Familien Esch
und Ecke und im vorigen Jahrhunderte der Kanzler Heinrich Schwebel
von Zweibrücken. Ein Theil des Dorfs hiess Centenbach und die Be-
wohner der 28 früheren Häuser behaupteten, das Prager Bürgerrecht zu
besitzen; zu jedem dieser Dörfer gehört eine der Mühlen.
Breidenbacll , Dorf im Osten des Kantons, an einem Seiten-
bache des Hornbachs, 5 Kilom. von Wolmünster, mit Kirciie,
165 Häusern, 172 Familien, 826 Einw., wobei 4 Evangelische
und 7 Mennoniten, Postagentur, Getreide-, Obst- und Gemüsebau
und Mühle, war k)thringi8ch. Schon 1152 besass das Kloster
Wadgasse hier Güter.
Zur Gemeinde gehören die Weiler Olsberg im Südwesten und
Kleinwald, der Brei tsitterhof (Breitensiedcrhof), der Schatzenhof,
Sauerhof und das Forsthaus Schweinbronn.
Busweiler, Dorf am Hornbach, im äussersten Osten des Kan-
tons, H Kilom. von Wolmünster, mit Kirche, 53 Häusern, 54 Fa-
milien, 261 Einw,, 2 Mühlen, mehreren Sägmühlen, Lohmühle,
Ilranntweinbrennerei und etwas l'^eldbau und Viehzucht, war loth-
ringisch. Das Dorf wird schon 1170 genannt und die Abtei Werners-
weiler iMJSOfls r2<)5 daselbst Güter.
Eppingen, Dorf links vom Schwalbaciu'. und an der Grunze
der l'fHlz, 3 Kilom. südwestlich von Wolmünster, mit Kirche,
141 HäuHcrn, 142 l'amilien, 622 Einw., 3 Mühlen, Zieg<'Iei, (Je-
treidc- und KiirlodcIlHiu, gehörte zu Lothringen und der Herrschaft
6. Kreis Saargemünd. 427
Bitsch. Dabei lag früher ein Schloss, das wohl den Herren von
Uthweiler in der nahen Pfalz gehörte.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Urbach mit zwei Mühlen und
Ziegelhütte, welches schon 973 bestand und 1297 von der Abtei Horn-
bach vom Grafen von Bitsch erworben wurde, die Eppinger Mühle
und die Vogelsmühle am-Schwalbache, welche früher Fundmühle hiess.
Erchingen, Dorf links vom Bickenalbbache , im Westen des
Kantons, 7 Kilom. von AVolmünster, mit Kirche, 110 Häusern,
495 Einw., Mühle, Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht und Jahr-
markt am 26. Juli, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Guiderkirch mit Kirche, Pfarr-
haus und Mühle am Bickcnalbbache, der schon 1150 als Rüdelkirch
bestand, 1635 von den Schweden zerstört, sechszig Jahre später wieder
von Tj'rolern aufgebaut wurde und 1713 eine Kirche erhielt, und die
Schiffersmühle am Bickcnalbbache, nahe der bayerisclien Gränze.
Hottweiler (Ottweiler, üttweiler), Dorf im Süden des Kantons,
5 Kilom. von Wolmünster, mit Kirche, 162 Häusern, 732 Einw.,
wobei 9 Evangelisehe und 8 Mennoniten, Mühle, 2 Ziegelhütten,
Getreide-, Obst- und Gemüsebau und Viehzucht, war lothringisch
und zur Grafschaft Bitsch gehörig und entstand mitten im Walde
auf einer Rodung.
Zur Gemeinde gehören die Höfe: Kapellenhof, Welßchhof,
Neunkirchhof am Schwalbache, Nassen wald, um 1850 auf einer
Rodung im Norden erbaut, die Ziegelei Lageret (Legerey), 1750 erbaut,
mit Forsthaus, und die Neumühle. Der Hof St. Lang ist schon im
achtzehnten Jahrhunderte zerstört worden.
Lengelsheim , Dorf im Osten des Kantons, am Bindelbache,
4 Kilom. östlich von Wolmünster, mit Kirche, 108 Häusern,
503 P]inw., wobei 7 Evangelische, Mühle, Getreide-, Obst- und
Gemüsebau und Viehzucht, war lothringisch.
Zur Gemeinde gehört der Bersiedershof.
LÜtzweiler, Dorf im Norden des Kantons, 3 Kilom. von Wol-
münster, mit Kirche, 121 Häusern, 136 Familien, 760 Einw.,
wobei 1 Pjvangelischer, 2 Mühlen am Schwalbache, Getreidebau
und Viehzucht, war lothringisch. Das Dorf wird schon 727 im
Leben des heiligen Pirmin genannt, dann gehörte es schon vor
1115 bis zum siebenzehnten Jahrhunderte zur Abtei Busendorf,
welche den Pfarrsatz besass.
Zur Gemeinde gehören: das nördlich gelegene Dorf Schweyen,
mit Kapelle, Mühle und zwei Kalköfen, die Lützen- und Schwe3'en-
mühle und der Windhof.
Nussweiler, Dorf, 3 Kilom. südöstlich von Wolmünster, nahe
428 II- Topographie.
der Strasse von Bitsch nach Zweibrücken, nnit 45 Häusern, 4G Fa-
milien, 215 Einw. , Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch.
Im Jahre 1298 erhielt die Abtei Weruersweiler hier Güter von
Karl Repper von Saarbrücken. Ks war Lehen von Bitsch.
Zur Gemeinde gehört der westlich davon gelegene Weiler Dollen-
bach, \'vo Stürzelbronn schon 13'29 begütert war, ein Lehen von Bitsch
und zur Seigneurie Eschweiler gehörig.
Obergailbacll , Dorf im Westen des Kantons, 9 Kilom. von
Wolmünster, am Gailbache, mit Kirche, L19 Häusern, 120 Fa-
milien, 549 Einw., 2 Mühleu, Getreidebau und -Viehzucht und
Netzstrickerei, war lothringisch und ichon 1150 besass die Abtei
Wernersweiler hier Güter.
Ormersweiler , Dorf an der bayerischen Gränze, 2V2 Kilom.
nordwestlich von Wolmünster, mit 95 Häusern, 117 Familien,
488 I^inw. , wobei 4 Evangelische, Mühle, Getreidebau und Vieh-
zucht, war lothringisch. Schon 1304 war die Abtei Hornbach hier
begütert.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Selvcn und Halmwald.
Rimlingen, Dorf im Südwesten des Kantons, links vom Hicken-
albbache, 7 Kilom. von Wolmünster, mit Kirche, 150 Häusern,
754 Einw., wobei 1 Evangelischer und G Menuoniten, Mühle, Ge-
treidebau und Viehzucht, war lothringisch. Das Dorf ist alt, denn
schon im achten Jahrhunderte besass die Abtei hier Güter und es
gehörte zu den königlichen Höfen der Karolinger. Im sechszelmten
Jahrliunderte war es Sitz einer Prevot^. Oberhalb Rimlingen standen
die Ruinen des Schlosses Lothringen, das sehr alt war, über
welches aber alle weiteren historischen Nachrichten fehlen. Wahr-
scheinlich haben es die ersten lothringischen Besitzer der Herrschaft
Bitsch so benannt. Der Kirchenthurm wurde von Ludwig Xlll. erbaut.
Zur Gemeinde gehören die Werschingermühle (auch Virgin von
den Franzosen genannt), und der Schönhof (auch Moranvillc genannt),
im Westen der Gemeinde, 1727 errichtet.
Rolbingen, Dorf im Nordosten des Kantons, an der (iräiize
der Pfalz und dem Hornbuclie, 8 Kilom. von Wolmünster, mit
96 HäuserD., 97 Familien, 408 Einw., wobei 7 Evangelische, Ge-
treidebau und Viehzucht lind 2 Mühlen, war lothringisch. Im
Winter verfertigen die Einwohner Zwirnliand.xchuho. Ks war
liehen von Bitsch. Aul der Gemarkung gegen Schweden waren
1793 Verschanzungen angelegt, wo die Rekruten der Massen-
urhebung versammelt wurden.
Zur Gi-mehulc gcliören dnH niirdlich am Horiilmclio gelegene kleine
Dorf O PI .1 i ,ii« \|..i,i,. ,!,,< Horl' (tlir.'iil IimI . wcsllicli gelegen
6. Kreis Saargemünd. 429
und früher Engelmannhof genannt, der Rolbinger Hof am Hombache,
der Hof Dorst und der Kreutzerhof. Im Jahre 1755 gab es auch
einen Weiler Hartberg und im sechszehnten Jahrhunderte einen Weiler
Trusch, der gegen Dorst lag und ein Frauen kl oster hatte.
Waldhausen, Dorf im Nordosten des Kantons, am linken
Ufer des Hornbaciis, 8 Kiiom. von Wdlniünster, mit Kirche,
68 Pläusern, 87 Familien, 442 Einw., wobei 8 Mennoniten und
2 Israeliten , Mühle und Kalkofen, war lothringisch. Im Jahre 1250
besass Stürzelbronn hier Güter von Rainold Graf de Castres, Herr
von Bitsch. '
Walsclibroiiii , Dorf im äussersten Nordosten des Kreises, an
der bayerischen Gränze und dem Winschbache, 10 Kilom. von
Wolmünster, mit Kirche, 167 Häusern, 779 Einw., wobei 11 Evan-
gelische und 22 Mennoniten, 2 Mühlen , Ziegelei, Oelmühle, Kar-
toffelbau, Viehzucht, Zwirnhandschuhstrickerei und Strohhut-
flechterei, war lothringisch. Walschbronn steht an der Stelle,
wo schon zu den Zeiten der Kömer und der Einfälle aus Deutsch-
land Befestigungen errichtet waren, auch sind Spuren einer alten
Kömerstrasse vorhanden. Wahrscheinlich hatte auch die bituminöse
und Petroleumquelle Ansiedler herbeigezogen. Kaiser Friedrich
Barbarossa Hess die Quelle besser fassen und die Bäder wieder
herstellen und das Dorf wurde nach und nach sehr bevölkert, indem
man die Quellen für sehr heilsam hielt. Schon 1170 war Stürzel-
bronn hier begütert und ihm wurde auch 12434 die Kirche von
Bischof Bertram von Metz einverleibt; die Pfarrei war einst sehr
gross. Zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts (141X)) erbauten die
Grafen von Zweibrücken ein Schloss, das aber nicht vollendet
und im Kriege des Herzogs Karl IV. von Lothringen gegen die
Pfalz verbrannt wurde, wobei auch (^^uellen und Bad zu Grunde
gingen. Herzog Leopold versuchte 1713 vergebens, dieselben wieder
herzustellen, fand aber die (Quelle nicht mehr vor, die erst 1755
von Aerzten der Akademie wieder unter dem Schutte aufgefunden
wurde, worauf König Stanislaus das Bad wieder herzustellen suchte.
Aber man fand nun die (Quelle nicht mehr so gehaltreich wie früher
und so ging auch der Glauben an ihre Heilkraft verloren. Man
leitet den Namen des Orts von Waldbrunnen ab.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Dorst, einst ein Dorf, und der
Dorsterhof, mit Ziegelhütte.
430 II- Topographie.
7. Kreis Saarburg.
Der Kreis Saarburg nimmt den südlichen Theil des Bezirks ein
und gränzt südöstlich und östlich an das Elsass, südwestlich und
^westlich an das französische Meurthedepartement, nördlich und nord-
westlich an den Kreis Chäteau-Salins. Seine Breite beträgt von Ost
nach West 40 Kilometer, seine Länge von Süd nach Norden 41 Kilom.
Die Bodenfläche umfasst 18,32, Quadratmeilen oder etwa 99,583 Hek-
taren, wornach der Kreis der zweitgr()sste ist. Diese Fläche vertheilt
sich also: bestellbares Land 36,833 Hekt., Wiesen 12,793 Hekt.,
Reben 42 Hekt., Wald (steuerpflichtiger) 13,756 Hekt., Obstgärten
1039 Hekt., Heideland 869 Hekt.. Teiche 1803 Hekt., überbautes Land
223 Hekt, Strassen, Wege und Plätze 1691 Hekt., Flüsse und Bäche
259 Hekt, Forsten und nicht ertragreiches Staatseigenthum 30,248
Hekt., Kirchhöfe, Kirchen und Pfarrhäuser 27 Hekt, von welcher
Summe 32,225 Hekt. nicht steuerpflichtig sind. Der Kreis ist der
am wenigsten fruchtbare, theil weise rauh, und gehört mit seinen
südlichen Gegenden und Thälern ganz dem hohen Vogesenlande
an, das jedoch gegen den Marne- Hheinkanal rasch abfällt und
dann den lothringischen Hügelcharakter annimmt Die bedeutendsten
Höhen liegen im südlichsten Theile, der sich beim Donon (1010 M.)
zuspitzt und an der Wasserscheide und Gränze gegen das Elsass
die grössten Höhenpunkte hat, welche am Cote de le TEngin 914,
la Gde Cöte 905, Murstein 952 M. erreichen, zwischen den tief
eingeschnittenen Thälern des Blanc-Kupt, von St (^uirin, Abresch-
weiler und der Zorn noch hohe Bergrücken bis zu 500— 6(K) nach
Norden sendet Bei der Vereinigung der weissen und rothen Saar
liegt das Land aber nur noch 271 M. über dem Meere und behält
sodann den Hügelcharakter, indem es nur gegen Osten noch eine
etwas höhere Lage erhält, gegen Norden aber noch mehr abfällt
und beim Abflüsse der Saar nur noch eine Höhenlage von 223 M.
hat, über welche sich die einzelnen Hügel nur noch um 50—100 M.
erheben. Das Hauptgewässer ist die Saar, welche als weisse und
rotlje Saar in zwei Armen aus den Vogesen kommt, sich bei
Hermelingen zu einem einzigen Flusse gestaltet und dann nördlich
fliesttt, imi den Kreis unterhalb Nieder.stin/.el zu verlassen. Die Saar
nimmt zahlreiche /aiIIühsc auf, wovon auf der rechten Seite den
Uievrebach und Bruchbach, auf der linken aber den Landbach,
ein Alifhiss de» Stockwcihers, und den Landbach, drr aus dem
groMen Mühlweiher kommt. Im östlichen 'riuüc llicsat die Zorn,
welche elMsnfHils von dem Höhenzuge der ^ (tge^^(>n kommt, zuerst
7. Kreis Saarburg. 431
in nördlicher I^iehtung bis Lüfzelburg und dann östlich dem Elsasse
zu, um in den Khein zu fallen. In westlicher und südlicher Rich-
tung sendet der Kreis einige Gewässer Frankreich zu, wie den
grossen Weiherbach bei Foulcrey und den Sanon, welcher in die
Meurthe fällt. Sonst fliessen noch nach dem Seillegebiete einige
Bäche durch den Lindreweiher. An stehenden Wassern ist der
Kreis sehr reich und dieselben bilden hier vorzugsweise die Reser-
voirs für die Speisung des Saarkanals und hängen stets mit rück-
wärts liegenden kleineren Weihern zusammen, welche das von
den waldigen Höhen kommende Wasser ansammeln. Hier sind
zu erwähnen ganz an der französischen Gränze der kleinere Weiher
von Hattigny, dann die grösseren Weiher von Rixingen und
Gondrexange, durch welchen der Marne-Rheinkanal geht und den
Saarkanal nach Norden abzweigt. Letzterer berührt sodann in
seiner nördlichen Richtung den Stockweiher und grossen Mühl-
weiher. Ohne diese 1845 Hekt. umfassenden Weiher zwischen den
waldreichen Hügeln würde der Saarkanal nicht bestehen können,
aber auch die ganze Gegend bald an Wassermangel leiden. Be-
züglich des Marne-Rheinkanals ist die Merkwürdigkeit zu erwähnen,
dass hier südlich von Hommartingen, auf der Gemarkung von
Arschweiler, Kanal und Eisenbahn auf einer Strecke von 2500 M.
und dann wieder von 415 M. über einander laufen. — Von Ver-
kehrswegen besitzt der Kreis eine grosse Strecke der Paris-Strass-
burger Eisenbahn, welche bei Avricourt den Kreis betritt, Rixingen
und Saarburg berührt und bei Lützelburg nach dem Elsasse über-
tritt. Von Avricourt geht nordwärts die Seitenbahn nach Dieuze
und von Saarburg die Saarbahn über Berthelming und Finstingen
nach Saarunion und Saargemünd. Von Berthelming wird gegen-
wärtig eine weitere Bahn durch die Kantone Albesdorf und Gross-
tännchen nach Remilly zum Anschlüsse an die Bahn nach Metz
gebaut. Von wichtigeren Strassen durchziehen den Kreis jene
von Blamont nach Dieuze und Saarburg, von Nancy und Metz
über Chäteau-Salins und Vic einerseits, über Dieuze nach Finstingen
und Pfalzburg und andererseits über Heming und Saarburg nach
Strassburg und von Saarburg über Finstingen und Saarunion
und von Pfalzburg über Saarunion nach Saarbrücken. Nach den
Vogesenthälern ziehen ebenfalls gute Verkehrswege, um den ver-
schiedenen Holzprodukten eine leichtere Abfuhr zu sichern. Der
Kreis hat jedoch nur im südlicheren Theile stärkere Wasserkräfte
und höheren Fall und etwa 110 Mühlen, wovon viele zum Holz-
schneiden dienen. Wie der Boden schwer und wenig fruchtbar
432 II' Topographie.
und das Klima in den Vogesen rauh ist, so bedeckt ihn auch die
grösste Waldfläche des Gebirgs, nämlich mehr als 37,000 Hekt.,
nebst etwa weiteren 7000 Hekt. , welche nur Gestrüppe tragen.
Nur die Hälfte des Kreises lebt von der Landwirthschaft, denn
der Boden ist im Ganzen sehr schlecht, mit Ausnahme an der
Saar, die Landwirthschaft auf niederer Stufe, und man pflegt
ausser Weizen, Hafer- und KartofTelbau hauptsächlich die Wiesen
und Futterpflanzen. Weinbau treiben nur sieben Gemeinden. Wie
jedoch der Ackerbau einerseits durch Festhalten an der ver-
alteten Wirthschaft und dem Jlangel rationellen Betriebs leidet,
so fehlt es auch an billigen Arbeitskräften, da der Arbeitslohn zu
theuer geworden ist und landwirthschaftliche Maschinen noch selten
sind. Bei Saarburg und Pfalzburg ist der Boden so ziemlich am
schlechtesten. Der Yiehstand ist dagegen ziemlich zahlreich und
umfasst 6750 Pferde, 25 Maulesel und Esel, 21,859 Stück Rind-
vieh, wobei 12,192 Kühe, 12,142 Schaafe, 17,580 Schweine und
Ferkel, 3452 Ziegen und 5123 Bienenstöcke. Die Pferdezucht ist
am stärksten im Kanton Rixingen, am schwächsten in Pfalzburg
und Lörchingen, sonst steht aber der Kanton Rixingen voran und
kommen sodann Lörchingen und Saarburg. In Ermangelung der
natürlichen Produktionsweisen tritt dagegen die Industrie, besonders
im Süden, ein und befinden sich Fabriken in St. Quirin, Plaine
de Valsch und Vallerysthal; ferner im Kantone Lörchingen. Die-
selbe umfasst viele Sägemühlen, Glashütten, Ilolzarbeiten, Porzellan-
fabrikation, Ziegelei, Steinbrüche, Handschuhfabrikntion, Strohhut-
manufaktur, sowie noch verschiedene andere Zweige der Haus-
industrie. Der Handel ist nicht ganz unbedeutend und die beiden
Kanüle ((Ordern einen erheblichen Verkehr, namentlich mit Stein-
kohlen und Holz. Die neue Zolllinie hat aber besonders jenen
Verkehr vermindert oder ganz beseitigt, welcher mit den franzö-
sischen Seehäfen im Westen bestand, woher sänmitliche ('olonial-
waaren und überseeische Produkte bezogen werden mussten. Von
hi«'r aus ist dagegen eine rechte Geschäftsverbindung mit DcTitsch-
land noch nicht eingetreten und einige Industrien mussten eigene Aus-
kunftsmittel anwenden, um den französisclien Markt durch Umgehung
de« Zolls zu erhalten , indem z. B. jetzt nur die Strohgeflechto im
liUnde gemucht werden und dieHC als Halbfabrikat nach Nancy und
PiiriH gehen, wo sie erst die Hutfa^on und Appretur erhalten.
Der Kreis umfasst die Kantone Saarburg, Finstingcn, Lör-
elihi^en, l'ful/.burg und iiixingcn uu<l i:{,M2 Häuser, 14,7(51 Fa-
milien, (51,325 Kinw. (2H,}ni<) münnliche und 32,405 weibliehe)
7. Kreis Saarburg.
433
uebst 1132 Militärpersonen, und dabei sind 4639 Evangelische,
266 Mennoniten und 1429 Israeliten. Es kommen somit auf jede
Geviertmeile 3347 Einw. oder auf jeden Einw. I,ß23 Hekt, Land.
Unter den Bewohnern sind 52 Blinde, 55 Taubstumme, 72 Blöd-
sinnige und Kretinen (die meisten in Finstingen und Saarburg)
und 15 Irren. Von den früher zum Kreise gehörigen 116 Ge-
meinden sind neun bei Frankreich verblieben.
A. Kanton Saarburg.
Der Kanton gränzt an die Kantone Pfalzburg, Lörchingen und
Finstingen und umfasst folgende Gemeinden und Bodenverhältnisse:
Gemeinden.
Barchain . .
Bfbing . . .
Biberkirch. .
Bruderdorf
Bühl. . . .
Diane - Kapelle
Dreibrunnen .
Haarberg . .
Harzweiler
Hessen . . .
Hof ....
Hommartingen
Hommert .
Imlingen . .
Kerpricli . .
Langd . . .
Niederweiler .
Plaine de Valsch
Rieding. . .
Rhodes . . .
Saarburg . .
Schneckenbuscli
Scliweixingen
Waldscbeid .
Zlttersdorf. .
Kanton
Aecker.
110,60
410,28
141,03
222,84
59 1 «55
36y;44
359,88
144,64
222,24
509,n
439,64
477,8,
124,87
428,94
419,2,
705,97
241, S5
15Ü.75
612,66
4W.85
485,89
94,s9
392,86
530,07
622,22
9240,15
Wiesen.
38-183
114,26
13,20
84,75
420,16
113-100
78,80
27,,9
18,65
267,36
173,73
209,28
38,20
160,8,
150,99
473,96
161,7
84,40
2r)2,65
174,82
146,60
56,95
82,4,
201.92
119,67
3364,
i64
Wein-
berge.
Wald.
13,12
87,62
121.
80,
654..
84.
273
:05
165,30
652,33
226,24
204,62
111^
35,74
42^53
24,09
2776
^87
Obst-
gärten.
1,94
5,97
21-125
25,09
3^54
15,57
21,20
6,96
17,07
2,51
1^'
16,66
12,92
10,9,
0,99
10.,6,
6,60
3,64
4,,9
8,39
10,54
11,35
15,84
11 192
Forsten.
405,11
123,55
428,97
457,73
183,24
Gesamnit-
Plüche.
148
S38
271,57
571,77
0,66
2971.95
320,52
169,49
957,14
284.42
479,02
1152,81
72o,24
1153,77
629..6
268-69
1284.59
937-38
1009,79
348,63
64ö,44
808,57
1295-72
1089-5,;
496,24
114iS50
1526.92
731-88
212-48
514.83
3834.55
1143.70
264,44 t5883,45i 22850-22
Er enthält 1683 Pferde, wobei 17 Zuchthengste, 13 Maulthiere
und Esel, 5233 Stück Rindvieh, wobei 3000 Kühe, 3027 Schaafe,
wobei 58 Merinos und 1995 Heideschnucken , 1075 Schweine, 914
Ziegen und 1298 Bienenstöcke und lieferte 1872 98 Pfund Seideii-
cocons.
Saarbnrg fPons Saravi, Kaufmann - Saarburg) , Stadt und
Kreishauptort am rechten Saarufer, dem Marne- Rheinkanal und
der Eisenbahn und Strasse von Paris nach Strassburg, liegt ziemlich
Huhn, Deutsch -Lothringen. 28
434 ^I- Topographie.
eben und hat eine Brücke über die Saar, Kirche, 403 Häuser,
705 Familien, 2821 Einw., wobei 291 Evangelische, 6 Mennoniten
und 274 Israeliten , eine Garnison, Kreisdirektion, Friedensgericht,
Polizeicommissariat, Hauptzollamt, Wasserbauingenieur, Oberförster,
Steuerkasse, Enregistrements- Einnehmerei, Hypothekenamt, Post-
amt, Landwehrbezirks -Commando, Collegium, 3 Mühlen, Loh-
mühle, Buchdruckerei, Brauerei, Glockengiesserei, Ziegelhütten, Ger-
bereien, Steinbrüche, Synagoge, Saarbrücke mit drei Bogen, Uhr-
glasfabrik, Getreide-, Hopfen- und Futterbau, Frucht- und Schweine-
markt am Dienstag, Wochenmärkte Dienstag und Freitag, Vieh-
markt jeden ersten Dienstag im Monat, Jahrmärkte an Pfingsten
und am ersten Samstag im September, ist so ziemlich der älteste
Ort der Gegend und ihr Besitz war lange zwischen den Bischöfen
und Lothringen streitig. Saarburg wird schon im Itinerarium von
Antonin als Pons Saravi erwähnt und war unter der Karolingerzeit
Hauptort des Pagus Saravensis (Saargaus), galt auch bereits 966
als Grafschaft, wo Kloster Vergavilie hier Güter und die Kapelle
St. Austin besass. Aus den Römerzeiten fsvnd man Münzen, die
kleine Reiterstatue eines tribokischen Kriegers und ein ]>asrelief
von Apollo. Das Bisthum Metz besass Saarburg schon sehr frühe,
zerstörte gegen 1180 ein Schloss in der Nähe und gab Saar-
burg, das 1213 verbrannte, an die Grafen Dabo (Dachsburg),
nahm es aber 1238 wieder in Besitz, als Gertrude von Dachs-
burg starb, welche es von Johann von Apremont erhalten hatle
Unter König Philipps H. und Otto's IV. Kriegen litt es sehr, der
Bischof stellte dann 1240 die Mauern*wieder her, jedoch nur um
einen Theil der Stadt, gab ihr Privilegien, errichtete P256 das
Collegium St. Stephan und begünstigte die Niederlassung lom-
bardischer Handelsleute, wovon der Ort den Namen Kaufmnnn-
Saarburg erhielt. Im Jahre 1257 gaben (irnf Johann von Znbeni
und seine Frau Agnes dem Collegiatstift das Palronatsrecht, das
er von seinem Bruder ererbte, und von da an entstand wohl die
Commende des deutschen Ordens, die Congregation der socurs
de Remingen und 12<)7 das Kloster der C'ordeliers. Die Bischöfe,
welche schon lO.'C» hier eine Münze halten, gorielhon bald n)it
den Bürgern in Händel und sie v«'rweigerten 1350 (U'm Bischöfe
den Gehorsam und suchten den SchulK des Herrn von Finstingen,
worauf al>er der Kaiser sich des Bischofs aiinnhni und ihm die
Stadt unterwarf. Aber schon sieben .lahre Hpüler crnciKMlen sich
die Unruhen. Krzbisehof Boemund von Trier zog sich 13(13 hierher
xurUck, wo er 1JW57 starl». Da sich die riinihcu I37<> erneuerten.
7. Kreis Saarburg. 435
SO vergabte Bischof Thierry Bayer Saarburg an Heinrich von
Lützelstein und stellte auch die zerstörten festen Mauern wieder
her, wogegen sich aber die Bürger widersetzten und dabei das
Kloster der JJames Prechcrcsses zerstörten. Es wurde nun Saarburg
belagert und genommen, und um sich zu sichern, gab der Bischof
die Hälfte von Saarburg 1396 an Herzog Karl H. von Lothringen,
was aber die Bürger noch nicht beruhigte. Herzog Heinrich von
Lothringen bestätigte sodann den Bürgern ihre Freiheiten. Im
Jahre 1461 brannte Saarburg ab und wurde bis 1483 wieder her-
gestellt. Die Stadt unterwarf sich 1472 Lothringen ganz und er-
hielt dafür verschiedene Rechte und Freiheiten für ihren Handel.
Als am 24. September 1561 die Veste abbrannte, wurde sie nicht
mehr hergestellt. Nach langen Streitigkeiten über den Besitz ver-
kaufte endlich 1561 der Bischof seine Hechte förmlich an Herzog
Karl III. von Lothringen. Im Jahre 1629 wurden die Kapuziner
hier eingeführt. Als König Ludwig XHI. von Frankreich den
Herzog Karl IV. vertrieb, behielt er Saarburg ruhig bis zum pyre-
näischen Frieden. Im Jahre 1635 hausten die Kaiserlichen unter
Gallas hier sehr arg, im nächsten Jahre wurde es von den Schweden
in Asche gelegt, nachdem im Jahre vorher die Pest sehr gewüthet
hatte, und endlich wurde Saarburg 1661 von Lothringen an Frank-
reich abgetreten, worauf Ludwig XIV. dafür Sorge trug, Saarburg
wieder herzustellen. — Hier war der französische General Houchard
geboren. Früher war Saarburg berühmt wegen seiner Fabrik
de Pdle zu Bauverzierungen durch Sculptur anstatt Steinhauer-
arbeiten, wozu der in der Gegend gefundene Gype und Marmor
vor trefl liehen Stoff darbot.
Zur Gemeinde gehören die aufwärts an der Saar gelegene Matt-
inühle (Mathemühle, wohl Mathesmühk-) , und llimlingmühle.
Barchain, Dorf in einem Thälchen nördlich von Heming,
7 Vi Kilom. südwestlich von Saarburg, mit 54 Häusern und 198
Einw., gehörte dem Bisthume Metz schon vor dem sechszehnten
Jahrhunderte und treibt vorzugsweise Getreidebau und Viehzucht.
Zur Gemeinde gehört das Schloss Huberville mit Hof, westlich
vom Dorfe.
Bebing , Dorf in einem kleinen Thälchen an der Strasse von
Paris nach Strassburg, 5 Kilom. südwestlich von Metz, mit 49 Häu-
sern, 200 Einw., wobei 2 Evangelische, Getreide- und Kartoffelbau,
I^erde- und Viehzucht und Käsebereitung, wird schon 1121 in der
Bestätigung des Bischofs Stephan von Metz für die Abtei Longe ville
Bubinga genannt, und 1301 erhielt auch Kloster Vergaville hier
436 II' Topographie.
Güter von einem Ortevicus, ebenso 1303 von Hugelo, genannt
Zolle von Saarburg. Man fand hier viele grosse Ziegelsteine an
der alten Heerstrasse, weshalb dort wohl ein Ort stand, sogar
das Fundament einer ehemaligen Kirche und Münzen. Das hier
im "Walde gefundene Marienbild wurde nach Xouaxange gebracht,
wo es Ziel von Wallfahrten ist. Rebing kam 1661 an Frankreich.
In der Greraarkuiig liegen 2 Kilom. nördlich der Nessel hol", sowie
1 Kilom. nördlich im Hintergrunde des Thälchens der Hof Rinting,
der an der Stelle einer im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts ge-
gründeten und Notre-Dame geweihten Dominikanerahtei liegt, die von
den Grafen I.einingen als Ortsherren von Bobing dotirt wurde.
Biberkirch, Dorf in der Ebene des Kievrebachs, 9 Kilom. süd-
östlich von Saarburg, mit Kirche, die 1720 auf den Ruinen einer
alten Kirche erbaut wurde, 10(i Häusern, 115 Familien, 560 Einw.,
wobei 1 Evangelischer und 6 Mennoniten, Getreidebau und Vieh-
zucht, war lothringisch. Die Pfarrei besteht schon seit dem An-
fange des achtzehnten Jahrhunderts. Beim Bau der Kirche Murde
eine Statue des Merkur aus Vogesensandstein und gut erhalten
gefunden.
Bruderdorf, Dorf an einem nördlichen Abhänge und kleinen
Bache, 5 Kilom. südöstlich von Saarburg, mit Kirche, 98 Häusern,
106 Familien, 437 Einw., G%treidebau und Viehzucht, kommt zu-
erst 159-4 vor und war lothringisch, obschon ganz von bisciiöflich
metzischen Orten umgeben. Das Kloster von Niederweiler war
hier einst begütert und die Grafen von Lützelburg dotirten die Kirche.
Bühl (Bihl, Rille), Dorf am Bit^vrebadie, 3 Kilom. südöstlich
von Saarburg, zieht sich langgestreckt am Bache hin, mit 2 .Mühlen,
Weiher, 130 Häusern, 143 Familien, wobei 9 Evangelische und
4 Mennoniten, ^yar ganz bischöflich metzisch, kam aber später
zur Hälfte an Lothringen. Bischof 'i'hierry von Boppard ver-
pfändete 1379 Bühl zur Deckung von Kriegskosten an verschiedene
Ilcrren. Die Grafen von Lützelburg waren im Besitze eines Lehens,
wozu auch die Mühlen gehr»rten, und verglichen sich 1737 doshalb
mit den Bewohnern. Zu Ende des siebenzchnten Jahrhunderts
waren fast alle Familien evangelisch und auch die Kirche in ihrem
Üesitze.
Zur («emelndo gehitren der Neuhof in <ltT Kiiho de« Kanals, die
NiMimühle oberhnll) Ach Dorfs ""< Ui'vnl.n.-lic mi.l .Icr l\I ncl« <• i\1i o r,
2 Kiloin. w«'«tllc|j vom Dorfe.
Diana-Kapelle (wohl richtiger Aiiiia-Kiiptllt), Dorf lim Saar-
knnale und zwiHchen den zwei Creuäicrc-Wcihcni. KKilom. wesl-
7. Kreis Saarburg. 437
lieh von Saarburg, mit Kirche, 98 Häusern, 110 Familien, 455
Einw,, wobei 14 Evangelische und 17 Mennoniten , Getreidebau
und erheblicher Viehzucht, gehörte zur lothringischen Herrschaft
Finstingen, früher aber zur alten Herrschaft der terre de Bracli^
deren Besitzerin Diane von Dompmartin dem bis 1427 blos Kappel
und Kappelwald genannten Orte den Namen gegeben haben soll,
während eine Statistik den Namen erst von 1611 datirt und man
ihn von einer Kapelle Cancella ableiten will, wo ein Dianenbild
gefunden worden sein soll. Im siebenzehnten Jahrhunderte wurde
Diana -Kapelle zerstört, war lange unbewohnt, aber endlich 1707
vom Prinzen Vaudemont unterstützt und mit einer Kirche versehen
worden. Im siebenzehnten Jahrhunderte war der Prinz von Salm
im Besitze des Pfarrsatzes und Ys des Orts.
Zur Gemarkung gehören Ferme du Tu ilier (Ziegelhof) im Süden,
Ean de Fribourg östlich, Le cheval blanc, lArbre vert und
Mon Idee.
Dreibrunnen (Troh-fonlaines) , Dorf am Bievrebache, 9 Kilom.
südöstlich von Saarburg, mit Kirche, 2 Mühlen, mehreren Säg-
mühlen, Glasfabrik, Uhrglasfabrikation, liegt am Ausgange eines
Vogesenthals, hat 187 Häuser, 202 Familien, 912 Einw., die
fast nur deutsch sprechen, wenig Getreidebau und Viehzucht, war
lothringisch und hiess auch St. Louis. Baron von Klinglin Hess
sich hier ein schönes Herrenhaus bauen. Seit alter Zeit war hier
eine Glashütte, schon vor 1670, aber 1729 M'urde dem Herrn von
Imling dieselbe bestätigt, welche sodann um 1200 Silberlivres an
die Einwohner überging.
Die zur Gemeinde gehörige grossartige Glashütte Vallerysthal,
wobei sich eine Postexpedition befindet, wurde 1707 gegründet und ging
wohl aus der alten Glashütte hervor, die mit jener von Plaine de Valsch
vereinigt wurde.
Haarberg, Dorf im nördlichen Theil der Vogesen, ziemlich
waldig und hoch, im Zornthale gelegen, 12 Kilom. südöstlich von
Saarburg, mit 61 Häusern, 270 Einw., Viehzucht und Waldkultur,
entstand aus einer Glashütte, die am 9. November 1723 von den
zwei Herren Gaspard Gerard und Samuel Moser mit Erlaubniss
des Grafen von Leiningen errichtet und anfangs ivarlshütte ge-
nannt wurde, später aber an Andere überging. Auf dem Abhänge
des Haarbergs oder llartbergs deuten Mauerreste darauf, dass
daselbst ein Kloster oder eine Burg gestanden, welche 1677 mit
der Dachsburg zerstört wurde. Haarberg gehörte zu Dachsburg.
Zur Gemeinde gehört der 2 Kilom. nordwestlich vom Dorfe am Bievre-
bache gelegene Hof Sitii'ort.
438 11- Topographie.
Harzweiler, Dorf am Bievrebache, 8 Kilom. südlich vou Saar-
bui^, mit Kirche, 152 Häusern, 162 Familien, 767 Einw., Getreide-
und Futterbau, Glasfabrik und Viehzucht, war lothringisch. Bis
1710 war Harz^^•eiler erst ein kleiner "Weiler, der zur t)enach-
barten Gemeinde Nitting gehörte.
Hessen, Dorf am Marne -Rheinkanal, 4 Kilom. südlich von
Saarburg, mit Kirche, 162 Häusern, 163 Familien, 643 Einw.,
wobei 8 Menuoniten, Mühle, Landwirthschaft und Viehzucht, ge-
hörte zu Lothringen und dem Bisthume Metz. Hier stand einst
eine Abtei, wovon nur noch die Kirche erhalten ist. Zu Anfang
des eilften Jahrhunderts stiftete Graf Hugo von Dachsburg die
Abtei und Papst I.eo IX. besuchte dieselbe, da seine Nichte Ser-
berge die erste Aebtissin war. Wegen der vielen Kriege wurde
das Gotteshaus verlassen und 1277 fast ganz zerstört. Die Nonnen,
welche nach Bussange geflüchtet waren, wo ihnen der Graf von
Leiningen Land gab, kehrten aber zurück und bauten das Schiff
der Kirche grossartiger wieder auf. Am 8. Mai 1452 resignirten
sie jedoch in die Hände der Grafen von Dachsburg und Leiningeu,
welche das Kloster dem Kapitel St. Stephan zu Saarburg einver-
leibten. Im Jahre 1482 kam es an die regulirten Kanoniker von
Vindelstein, 1576 aber definitiv an die Abtei Ober-Seille, welche
nun den Gottesdienst besorgte. Die erste Aebtissin besass das
Münzreclit und viele Privilegien ; Reste ihres Grabdenkmals wurden
1844 wieder aufgefunden. Das SchifF der jetzigen Kirche ist ein
Theil des Transepts der alten und die Säulen gehören dem zehnten
oder eilften Jahrhunderte an. In der Nähe ist eine alte Ruine
auf einem Platze, genannt Thienan. Die Templer sollen in dem
Marjac genannten Theile des Baims ein Gebäude besessen haben,
wovon noch Reste vorhanden sind. Es wurde beim Dorfe auch
eine kleine Heiterstatue entdeckt. 1570, 1608, 1616 und später
fanden hier llexenproceese statt und wurden zwei Männer und
eine Frau verbrannt.
Hof, Dorf am linken Ufer der Saar, nächst der Strasse nach
Finstingeii, i\i Kilom. nördlich von Saarburg, mit Kirche, US
Häuseni, 133 Familien, 551 Einw., wobei 5 iManiiclische und
12 Mcnnoniten, Ackerbau, Viehzucht, Mühle, Ziegelei, Gerberei,
Oelinühlc, Kalkofen und ührfederfubrik , war zuerst bischöflich
uu;l/i8ch und kam 1557 durch Verkauf des Donikapitels an Loth-
ringen. Im Hiebcnzehnten Jahrhunderte zerstört, wurde es 1721 von
Uertog Leopold an den Baron v, Ilennin gegeben, es brannte aber 175t)
«chon wieder ab. Zu einer benachbarten Quelle wird gewall fahrtet.
7. Kreis Saarburg. 439
Ziu- Gomeinde gehört der Ilof Wcy er stein, südwestlich vom Dorfe,
lind der an der Hauptstrasse gelegene Weiler Maladrerie, der wohl
aus einer alten Loproscrci entstanden ist.
Hommartingen , Dorf am gleichnamigen Bache, l'/u Kilom.
südlich von der Hauptstrasse, 7 Kilom. östlich von Saarburg, mit
Kirche, 162 Häusern, 704 Einw., wobei 3 Evangelische, Mühle,
Weiher, Sleinbrüchen, Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch
und bischöflich metzisch. Ein Streit zwischen Herzog Raoul und
dem Bischöfe von 'J'rier wegen gewisser Lehen wurde 1335 ge-
schlichtet. Hommartingen kam 1661 an Frankreich. Durch den
Süden der Gemarkung ziehen Kanal und Eisenbahn.
Zur Gemeinde gehören die an der Landstrasse liegende Hom m ar-
tin ger l'üst mit zwei Häusern und der Hof Zinewald, östlich vom
Dorie, im Walde Schwangen.
Hommert, Dorf ani Nordabhange der Vogesen, auf der linken
Seite des Zornflusses, ziemlich hoch gelegen, 11 Kilom, südöstlich
von Saarburg, mit Kirche, Brauerei, Steinbrüchen, Kartoffel- und
Gemüsebau, 116 Häusern und 481 Einw., gehörte zu der alten
Grafschaft Dachsburg; die Gemeinde wurde aber erst 1625 er-
richtet. In der Nähe sind die Ruinen eines schon vor Jahrhun-
derten zerstörten Schlosses mit Doppelmauer, wo man auch eine
Broncebüste fand. Es ist hier ein dreieckiger Anger, wovon zwei
Seiten auf unnahbaren Felsen beruhen und nur auf der dritten
eine Mauer mit Thor sich befand. Man hiess dies im Lande blos
die Schanz, die im sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderte
militärisch besetzt wurde und wo man noch Ueberreste von Säbel-
klingen fand. Auf der anderen Seite des Thals zeigt das sogen.
Heidenschloss auch noch alte Ueberreste.
Imlingen, Dorf am rechten Ufer der Saar, gegenüber der
Eisenbahn, 27-2 Kilom. südwestlich von Saarburg, mit Kirclie,
2 Mühlen, 139 Häusern, 166 Familien, 659 Einw., wobei 3 Evan-
gelische, 5 Mennoniten und 159 Israeliten, war lothringisch und
bischöflich metziscli. Imlingen hiess auch Trois-fontaines und kam
1661 an Frankreich. König Heinrich IL empfing 1552 im Schlosse
eine Strassburger Deputation. Seitwärts auf der Höhe im Walde
stand dasselbe, das zur Kevolutionszeit zerstört wurde; in der
Nähe sind noch Ruinen eines Dorfs, das Galba geheissen haben
soll, und viele Leichenfelder erinnern an die früheren Kriegszeiten.
Die Einwohner erhielten 1500 vom Grafen Jakob Anton von
Lützelburg Land zur Ansiedelung als Arbeiter in den Glashütten.
Im Jahre 1591 wurde eine Frau als Hexe verbrannt.
440 ^^- Topographie.
Zur Gemeinde gehören das Imlinger Scliloss, iliihle und Hol
Zarixin, die Mühle de la Forge und der Hof de la Haute Forge,
an der Saar.
Kerprich {aux bois, Kirchberg), 7 Kilom. westlich von Saar-
burg, an einem in den Stockweiher fliessenden Bache, mit Kirche,
72 Häusern, 74 Familien, 316 Einw., Getreide-, Kartoffel-, Obstbau
und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und hat den Namen von
dem umgebenden Walde. Im letzten Jahrhunderte war es liesitz-
thum der Grafen von Lützelburg.
Langd (Langalle, auch Latvjuetlc , Landgast), Dorf am Land-
bache , der aus dem Stock weiher kommt, G Kilom. westlich von Saar-
burg, östlich vom Stockweiher, mit Kirche, 159 Häusern, 734 Einw.,
wobei 41 Israeliten, Ziegelei, Brauerei, Oelmühle, Steinbrüchen,
Kalksteinbriichen, Getreidebau, Viehzucht und Stickerei, ist ziem-
Heh alt, war lothringisch und gehörte zu Col de Cjgue der Herr-
schaft Finstingen. 1358 verkauften Wilhelm und Heinrich von
Guermange an Burkard von Finstingen, 1379 Rudolph und Johann
von Guermange an Johann von Finstingen und 1374 Nicolaus
de Montburn und seine Frau Elsbeth de Kirsberg an Blanchefleur
von Falkenstein ihre Güter zu Langd. Im Jahre 1738 waren hier
48 Arbeiter unmittelbare Unterthanen des Königs, 26 rheingräf-
liche Arbeiter waren aber zur Hälfte dem Könige und dem Prinzen
Salm unterthänig. Am 3. September 1790 zerstörte ein Gewitter
mit Sturm 26 Häuser.
Zur Gemeinde gehören der Sl/a Kilom. nordwestlich im W'alde ge-
legene Hof les Grandes Frichcs, der Hof Albechau, und am öst-
lichen Ende des Stockweiliers, wo der Landbach aus ihm tritt, das
Hai8on de Pöche und daneben der Tour du Stock, welcher den
Stockweilier belieirscht. Solche gehörten einst dem Marschall Lobau.
Niederweiler, Oorf am Otterbache, unweit des Rhein-Marne-
kanals, 4'/2 Kilom. südöstlich von Saarburg, mit Kirche, 164 Häu-
sern, 194 Familien, 848 Einw., wobei 20 F^vangelische und 3 Is-
raeliten, Mühle, Ziegelei, Porzellanfabrik, Kiasgruben und Post-
agentur, war bishöflich metzisch und lothringisch und kam 1661
an Frankreich. Es war hier ein Schloss, das dem (renernl Custine
gehörte. Seit Anfang des vorigen Jahrhunderts bestand hier eine
Fabrik irdener Pfeifen, welche aber jetzt schönes Fayence liefert.
Man hatte deshalb 1765 Arbeiter aus Sachsen kommen lassen,
um die englische Fayence nachzuahmen, und bis 1829 war die
Fabrik in die Höhe gekommen. Sie arbeitet mit fünf Oefen.
Zur Gemeinde pdiört clcr llof OlxTweiler.
Plaine-de-Val8Ch (Hlindewaisch), Dorf, 7 Kilom. südöstlich
7. Kreis Saarburg. 441
von Saarburg, mit 73 Häusern, 84 Familien, 327 Einw. , wobei
3 Evangelische, gehörte zu Lothringen und entstand 1707, als die
Grafen von Leiningen auf ihren hiesigen Domänen eine Glasfabrik
hervorriefen und die Arbeiter zur Association veranlassten. Das
Werk war 1832 in schlechten Stand gerathen, aber 1833 erwarb
es Baron Klinghn, der auch Vallerysthal erwarb und das Werk
auf bedeutende Höhe brachte, so dass es selbst mit Böhmen wett-
eifern kann und Absatz nach Amerika hat. Es werden daselbst,
ausser gewöhnlichem Glas, alle Arten gemacht, und dies Glas ist
besonders auch für Chemiker sehr geeignet. Bei Plaine-de-Valsch
sind auch gute Steinbrüche.
Rhodes, Dorf am Westende des Stockweihers, wo der Bach
Ste. Croie einmündet, 12 Kilom. westlich von Saarburg, mit Kirche,
68 Häusern, 77 Familien, 273 Einw., wobei 3 Evangelische und
35 Mennoniten, Ziegelei, Kalkofen, entstand aus zwei Weilern
und gehörte Lothringen und dem Bisthume Metz. Es war hier
1594 ein von der Kastellanei Morsperg abhängiges Lehen. Es soll
um 1300 gegründet worden sein und die Weiler wurden 1710 ver-
einigt. Beim Orte war einst ein Kloster, das abbrannte, und die
Stelle wird noch Champ chrclien genannt. Die Kirche steht auf
den Ruinen eines abgebrannten Gebäudes.
Zur Gemeinde gehören das südlich gelegene Herrenhaus Les Bachats,
der Hof Adelhausen, 2 Kilom. nordöstlich, und der Hof Ste. Croix,
nördlich gelegen.
Rieding (Reding, Reiding), Dorf am Eichmattbache und un-
weit der Strasse nach Strassburg, sowie der Eisenbahn, 4 Kilom.
nordwestlich von Saarburg, mit Kirche, 179 Häusern, 184 Familien,
811 Einw., wobei 3 Evangelische und 18 Mennoniten, 2 Mühlen,
3 Ziegeleien, Getreide- und Kartoffelbau und Viehzucht, war Besitz
des Bisthums von Strassburg und von Lothringen und kam 1661
an Frankreich. Vor dem Schwedenkriege sollen hier mehrere
Klöster bestanden haben.
Zur Oemeinde gehören der Weiler Eich, auf der linken Seite des
Eichmattbachs, und Kl ein -Eich, an der Landstrasse und Eisenbahn.
Sclmeckenbuscll, Dorf am rechten Ufer des Bi^vrebachs,
4 Kilom. südöstlich von Saarburg, mit Kirche, 62 Häusern,
265 Einw., wobei 1 Evangelischer, Handschuhmanufactur, einer
Quarzmühle für die Fabrik in Niederweiler, Getreide-, Obst- und
Gemüsebau.
Zur Gemeinde gehört der südlich am Bievrebache gelegene Hof
Ritterwald.
442 !!• Topographie.
Sdiweixingen , Xouaxange , Dorf am Marne -Kheinkaual und
dem Gondrexangebaehe, 6 Kilom. südwestlich von Saarburg, mit
Kirche, 64 Häusern, 217 Einw. , wobei 5 Mennoniten, Mühle,
Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum ßisthume Metz. Auf
einer nahen Wiese sind noch Mauerreste von einem alten Schlosse,
das breite Graben hatte und durch Feuer zerstört wurde. Da die
Mühle 1611 auf diese Weise zu Grunde ging, so geschah dies
wohl zu gleicher Zeit. Auf der Gemarkung fand man römische
Sarkophage, wie jene von Waldscheid, die aus der Tribokenzeit
stammen. Xonaa-ange wird Souaxaiuje ausgesprochen.)
Waldscheid, Dorf im unteren Theile eines sehr fruchtbaren
Thaies des Bievrebachs, am Fusse des Hochwalsch, 14 Kilom.
südlich von Saarburg, mit Kirche, 2 Mühlen, 7 Sägmühlen, 386
Häusern, 414 Familien, 1891 Einw., wobei 3 Evangelische, Acker-
bau, Viehzucht, Waldgewerben, Böttcherei, Holzschuhfabrikation
und Dielenhandel, steht auf altelsässischem Boden und gehörte zur
Grafschaft Dachsburg. Das Dorf selbst ist ansehnlich und neu,
es befanden sich daselbst aber Reste von Wohnungen aus der
Triboken- und Römerzeit und dem Mittelalter. Nördlich stand
auf dem Leonsberge das alte Schloss Dachsburg -Egisheim, auf
welchem Papst Leo IX. geboren wurde, weshalb viele Wallfahrer
dahin zogen und die Grafen von Leiningen eine Kapelle daselbst
erbauten; das Schloss verbrannte im vorigen Jahrhunderte und
sind nur noch wenige Reste erhalten. Weiter im Thale befindet
sich das sogenannte Heidenschloss, worin sich Zigeuner nieder-
gelassen hatten, wohl einst Sitz von Druiden. Auf dem östlichen
Plateau Engelberg sind ebenfalls Spuren eines unbekannten Dorfs
zu finden.
Zur Gemeinde gehören verschiedene, im Tl»alo zerstroiite Woiler und
Höfe, nämlich die Weiler Eigenthal in einem Seitenthale der rothen
Saar, Kohlplatz und Rodstein, die Höfe Beimbach, 8t, L6on,
Hirtstell. Nonnenburg, Staatskopf, Pierro-ronge. Halten-
hausen, Höschthal, Miincliljof, Vnrteville, Le Ciunatt und
Netzenbach und die WHckeiimiiiili', (i raiimiili le. Meycrsrauhle,
I.iulwigHui iilile., Kallenbachniühlc und rierrojimülile.
Zittersdorf / //aut-Ctocher, auch Huterdorf), Dorf auf der
linken Seite des Landbachs, 5 Kilom. nordwestlich von Saarburg,
mit Kirche, 2 Mühlen, Getreidebau und Viehzucht, \U Häusern,
4(W Einw., gehörte Rur lothringischen Herrschaft I'^instingen. Die
Abtei Vergaville erhielt 13:i!> hier (JUtcr. Die Herren von Fin-
sÜDgeu bcgUnatigtun diu Errichtung von Mllhlen und gaben K'il)^
7. Kreis Saarburg.
443
Gelände dafür in Pacht, während ein Nicolaus Lallemand eine
andere errichtete. Auf dem Kirchhofe stand einst eine schöne
gothische Kapelle, die aber 1770 abgebrochen wurde, um eine
neue zu erbauen. Zittersdorf gehörte zu demjenigen Theile der
Herrschaft Finstingen, der Töte de Braque genannt wurde.
Zur Gemeinde gehören die Höfe St. Oury, östlich, Fauthenhof,
südlich, Saarelfinghof, östlich, und die Dorf- und Seilenmühle
beim Orte.
B. Kanton Finstingen.
Der Kanton gränzt nördlich an das Elsass, östHch an Pfalz-
burg, südlich an Saarburg und westlich an Dieuze und Albesdorf
und enthält folgende Gemeinden und Bodenverhältnisse:
Wein-
Obst-
Gesanimt-
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
l)erge.
Wald.
garten.
Forsten.
Fläche.
Alt-Lixheim . . .
374,64
108,14
—
116,10
5ie7
—
645,19
Angweiler. . . .
136,9g
45,33
—
1,79
331,06
545„9
Berthelmingen . .
421,60
144,60
—
0,12
8,88
459,18
1070,99
Bettborn . . . .
387,^2
66,95
—
170,01
5,77
—
656,54
Bickenholz . . .
176,64
53,40
—
—
8,2»
—
246,4,
Bisping
612,28
216,95
1,70
472,34
7,31
702,38
2089,96
Tlolvingen ....
335,56
70,68
215,79
12,02
—
664,40
Finstingen. . . .
476,43
17 ',73
15,58
275^59
17,20
374,63
1448,36
Fk'ishcim . . . .
296,5s
89,56
—
—
3,72
—
4^)5,57
(iosselmingen . .
588,7,
162,.25
—
72,39
3,30
140,86
1015,44
Helleringen . . .
276,58
^7,33
—
49,74
0,62
—
404,64
Hilbesheim . . .
440,33
93,2,
—
161,78
4,87
—
753,26
Mittersheim . . .
507,02
208,52
—
6,68
923,4,
1799,9,
Kiederstinzel . . .
398,,;
137,94
22,53
—
7,17
637,;o
1295,60
Oberstinzel . . .
295.9,
78,90
89,24
7,16
—
507,,o
Posdorf
350,5,
59,59
—
39,08
7,04
o'^'3»
500,36
llommelfingen . .
402,8,
124,07
—
4,8i
486,80
1068.76
Saaraltdorf . . .
607,46
156,2T
—
367,05
1,62
—
1197,05
St. Johann v. Bassel
212,,,
95,?2
—
66,50
3,74
581,29
1004,98
Schalbach . . . .
781,16
149,19
—
18,72
7,76
210,36
1257,75
^Veckersweiler . .
202,92
95,79
—
39,12
5,32
115,75
478,67
Kanton
8281,62
2ö91,62
39,81
2153,57
130,20
4970,80
19056,33
Er hat einen Viehstand von 1439 Pferden, wobei 21 Zuchthengste,
4(382 Stück Kindvieh, wobei 2387 Kühe, 3728 Schaafe, wobei
14G Merinos und 1922 Heideschnucken, 4381 Schweine, 638 Ziegen
und 119t) Bienenstöcke.
YmstingeTi f FenctrangeJ , Kantonshauptort am linken Ufer der
Saar, der Eisenbahn und der Kreuzung der vier Strassen nach
Saarburg, Dieuze, Saarunion und Pfalzburg, mit Kirche, 244 Häu-
sern, 337 Familien, 1331 Einw. , wobei 562 Evangelische mit
eigener Pfarrei und 100 Israeliten, Brücke über die Saar mit drei
Pfeilern, Ziegelei, Brauerei, Gerbereien, Mühle, Lohmühle, Kalk-
444 ^^' Topographie.
ofen, Steinbrüchen, Oberförster, Steuerkasse, Postexpedition und
ehemaligem Knabenseminar, das 1873 eingestellt Avurde, und Jahr-
märkten am 7. Deeember und 22. März, war lothringisch. Schon
1070 wird Finstingen genannt, wo es dem Kapitel Remiremont
gehörte und eine Münze besass. Finstingen war Hauptort einer
Herrschaft und besass schon 1382 Schloss und Veste als freies
Lehen des Reichs, das aber auch vom Bisthume Metz streitig ge-
macht wurde. Aus der alten Adelsfamilie galt Bernhard als der
kühnste Ritter des vierzehnten Jahrhunderts. Vom alten Schlosse
mit der Kapelle steht nur noch ein Theil der Mauern und auch
das neuere Schloss der späteren Herren, der Grafen von Salm,
war schon 1779 verfallen. Im Jahre 1664 verkaufte Clara von
Croy-d"Havr6 ihren Theil an Herzog Karl Heinrich von Lothringen
um 300,000 Frcs., der 1665 auch den Antheil der Rheiugrafen
erwarb. Im Jahre 1565 nahm Finstingen die Reformation an, aber
1682 unter Ludwig XIV. wurden die Evangelischen arg bedrückt
und vertrieben und dieser Druck dauerte bis 1756. Die Vorstadt
wurde 1734, die Brücke 1757 erbaut, die Priorei St. Leonard be-
stand 1252—1691, die Collegiale wurde 1475 gestiftet, das Spital
1559 und nach zeitweiser Zerstörung wieder hergestellt. Die Herr-
schaft war in vier Haupt- Seigneurien getheilt: Finstingen, Bust,
Lhor und Münster und Schalbach. Die gemeinsame Seigneurie
bestand zur Hälfte aus dem Col-de-Cjgne, zur Hälfte aus der
Tßte-de-Braque, wovon Berthelming, Bettborn, Langd, Mittersheim,
Wiebcrsweiler und Wolfskirch zum Col-de-Cygne oder Schwanen-
hals und Berendorf, Zitteredorf, Giibesheim und Romelting die
T§te-de-Braque oder den Brackenkopf bildeten ^ die dritte Seigneurie,
Neuer J{rackenkopf, umfassle Dianenkapellc, und die Orte Metting,
Niedertjtinzel und Posdorf bildeten die Seigneurie Geroldseck, auch
Niedergeroldseck genannt.
Zur Ocmeinde gehören der südlich von Finstingen gelegene Hof
Fontenoy und der llof Hrudergarten, ehemals eine Eremitage, im
östlichen Walde.
Alt-Lixlieim, Dorf, 12 Kilom. südöstlich von Finstingen, am
Lixheimer Bache Briclie, mit Kirche, 90 Häusern, 394 l<]iiiw.,
wobei 4 Evangelische, 2 Mühlen und ^Mineralquelle, Ist alt, war
lothringisch, bestund aus dem oberen und unk-rcii Dorfc und war
von den Schweden zerstört worden. Man treibt Landwirthsehaft
und Viehzucht.
/tir <Semeindc gelioren die Mal Im- und H nieii in ii h le.
Angweiler, Dorf Im Norden dea Noilweihers, 10 Kilom. süd-
7. Kreis Saarburg, 445
westlich von Finstingen, mit Kirche, 55 Häusern, 58 Familien,
252 Einw. , wobei 2 Evangelische, liegt auf einer Höhe am Walde
von Guermange und war lothringisch.
Berthelmingen , Dorf am linken Ufer der Saar und der Eisen-
bahn, wovon bald eine andere nach Kemilly abzweigt, mit Kirche,
Mühle, 151 Häusern, 159 Familien, G81 Einw., wobei 1 Evan-
gelischer und 1 Israelite, Getreidebau, Viehzucht und Handel mit
Landesprodukten, gehörte zu Lothringen und der Herrschaft Fin-
stingen und litt besonders im siebenzehnten Jahrhunderte viel
durch Krieg und Brand. Nach der Reformation erbauten sich die
Evangelischen eine Kirche und beriefen einen Geistlichen, während
die Katholiken 1664 in die Kirche nach Rommelfingen gingen. Als
die Aufhebung des Edikts von Nantes die Evangelischen bedrückte,
besorgte der Geistliche von Bettborn den evangelischen Gottes-
dienst. Im Jahre 1749 wurde das Pfarrhaus erbaut, aber 1792
zerstört. Im Jahre 1768 brannten 68 Häuser des Dorfs ab.
Zur Gemeinde gehört der 2 Kilom. westlich im Walde gelegene Hol'
Theilung.
Bettborn (Bettpert), Dorf auf einer Ebene, 5 Kilom. südlich
von Finstingen, mit Kirche, 88 Häusern, 96 Familien, 395 Einw.,
wobei 23 Evangelische, Getreide- und Kartoffelbau, 2 Oelmühlen,
war lothringisch und gehörte zur Herrschaft Finstingen. Die Re-
formation fand hier frühe Eingang, wurde aber später unterdrückt.
Den Namen hat das Dorf von einer wohlthätigen Quelle bei Bützen,
woher Bützenbronn und Bettborn entstand.
Bickenholz (Ste. Marie de Bicholz), Dorf im östlichsten Theile
des Kantons, 12 Kilom. von Finstingen, mit Kirche, 46 Häusern,
190 Einw. , wobei 7 Mennoniten, Handschuhmanufaktur , Getreidebau
und Viehzucht, liegt beim Walde von Lixheim und war loth-
ringisch. Ludwig von Lothringen erlaubte um 1620, den Wald
zu roden und das Dorf zu erbauen, dessen daher entstandenem
Namen bis 1790 der Beisatz Ste. Marie vorgesetzt wurde.
Bisping (BypangesJ , Dorf im Osten des Nollweihers, am
Bache Virsquen, 11 Kilom. südwestlich von Finstingen, mit Kirche,
144 Häusern, 158 Familien, 643 Einw., wobei 20 Evangelische,
2 Mennoniten und 6 Israeliten, Mühle, Getreide- und Futterbau
und Viehzucht , war lothringisch. Schon 1296 verkaufte das
Kapitel Ste. Madelaine zu Verdun alle seine Güter zu Bisping an
Herzog Ferry III. von Lothringen. Durch die Gemarkung zog
eine Römerstrasse, wovon noch Spuren vorhanden sind.
Zur Gemeinde gehört der westlich am Weiher gelegene Nollweiherhof.
446 I'- Topographie.
Dolvingen (Dolfingen), Dorf am rechten Ufer des Landbachs
und der Eisenbahn, 8 Kiloni. südHch von Finstingen, mit Kirche,
91 Häusern, 96 Familien, 458 Einw., wobei 4 Evangelische, Land-
wirthschaft und Viehzucht, war lothringisch und gehörte 1594 zu
Saareck. Jahrmarkt am 4. Juli.
Zur Gemeinde gehören der Saarwald- und Schnacken ho f,
Klemershof und die südlich im Walde gelegene Wallfahrtskapelle
St. Ulrich.
FleislieiDi, Dorf am Wesbache, 13 Kilom. südöstlich von
Finstingen, n)it Kirche, 46 Häusern, 289 Einw., wobei 23 Evan-
gelische, Getreidebau und Viehzucht und Kalksteinbruch, war loth-
ringisch und gehörte zuerst zu Lützelstein und dann zur Herrschaft
Lixheim. Im siebenzehnten Jahrhunderte litt Fleisheim sehr durch
die Pest. Die Evangelischen hatten hier eine Kirche , welche später
den Katholiken eingeräumt wurde.
Gosselmingen , Dorf am linken Ufer des Landbachs, 7 Kilom.
südlich von Finstingen, mit Kirche, Mühle, 136 Häusern, 139 Fa-
milien, 626 Einw., wobei 2 Evangelische, 36 iMennoniten und
62 Israeliten, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, war loth-
ringisch und gehörte zur Herrschaft Saareck. Schon vor 1354
waren die Frauen von St. Jean -de -Hassel hier begütert und im
Besitze der vollen Gerichtsbarkeit. 1490 trat Graf Wecker von
Leiningen seine Güter zu Gosselmingen an den Hischof von Metz
ab. Der Pfarrer war noch 1465 von den Herren von Finstingen
ernannt worden, denen ein Dritttheil von Gosselmingen zugehörte.
Im Jahre 1549 war Gosselmingen hälftig getheilt, und zwar an
die Commende St. Jean -de- Hassel und an die Herren von Lützel-
burg und Bischöfe von Metz, die den Pfarrsatz bekamen. Im Jahre
1710 blieb Gosselmingen bei Lothringen. Schon 1575 besass der
Ort Kirche und Pfarrei, erstere, 1772 neu gebaut, brannte 1808
ab und wurde erst 1813 wieder aufgeführt. Im Chore derselben
war das Begräbnise der Pfarrer.
Zur Gemeinde gehört der 3 Kilom. westlich, an der Grunze der
Gemarkung liegende Hof Alzing.
Helleringen (Helgering), Dorf am linken Ufer des Bruchbachs,
5 Kilom. südöstlich von Finstingen, mit evangelischer und kalho-
ÜHcher Kirche, 78 Häusern, 79 Familien, 347 Einw., wobei 199
Evangelische, Mühle, Getreide-, Hufer- und KurtofTelbau, war loth-
riiigiHch und gehörte zur Herrschuft Lixheim. Das Dorf wurde
im Schwedenkriege ganz zerstört.
Hilbesbeim, Dorf am Bruchbuchc, 9 Kilum. südöstlich von
7. Kreis Saarburg. 447
Finstingen, mit Kapelle, 123 Häusern, 129 Familien, 533 Einw.,
wobei 1 Evangeliseher, 2 Mühlen, Getreide- und Obstbau und
Handschuhmanufaktur, gehörte zu Lothringen und der Herrschaft
Finstingen. Es war hier einst eine Abtei, welche 1525 zerstört
wurde, aber wohl bis 1579 fortbestand. Das Dorf selbst entstand
eigentlich erst 1692 nach Rückkehr der Ruhe. Im Norden, wo
die alte Mühle mit einigen Häusern steht, 600 Meter vom Orte,
befand sich einst das Dorf Ehrling, das 1636 im Schwedenkriege
zerstört wurde und wovon nicht blos noch Spuren, sondern auch
eine grosse Linde erhalten sind. Gegen Westen befinden sich
ferner noch die Ruinen eines alten, festen Schlosses.
Zur Gemeinde gehören die erwähnte Altmühle am Bruchbache
und der Kastelwalderhof.
Mitterslieim (Miderich), Dorf am nördlichen Ende des grossen
Mühlweihers, dem Ausflusse des Naubachs und dem Saarkanale,
sowie der Strasse von Dieuze nach Finstingen, 6 Kilom. westlich
von letzterem entfernt, mit Kirche, 204 Häusern, 232 Familien,
1026 Einw., wobei 288 Evangelische und 3 Israeliten, Mühle,
Getreidebau und Viehzucht, war lothringisch und gehörte zu Fin-
stingen. Im siebenzehnten Jahrhunderte (vor 1664) erbaute Frau
Marie Clara de Croy, Herzogin von Havre, die Kirche, welche
nachmals an die Evangelischen kam, aber nicht mehr besteht.
Die neue Kirche stammt aus dem Jahre 1786.
Niederstinzel , Dorf am linken Ufer der Saar und Strasse von
Finstingen nach Saarunion, sowie an der Eisenbahn, 2 Kilom.
nördlich von Finstingen, mit Kirche, 149 Häusern, 167 Famih'en,
711 Einw., wobei 277 Evangelische, Mühle, Ziegelhütte, Getreide-,
Wein-, Obst- und Gemüsebau und Strohhutflechterei, bestand schon
vor 1363 und gehörte zur lothringischen Herrschaft Finstingen.
Es bestand hier einst an der Saar das alte Schloss Steinzel oder
Estheinzelle, das mit Zubehör 1365 von Johann von Veshenbourg
und Eberlin von Andelache (Andlau) an Burkhard von Finstingen
um 1800 fl. verkauft wurde. Es kam 1661 an Frankreich.
Oestlich vom Dorfe liegt die Ruine des Schlosses Geroldseck,
deren Besitzer auch Rechte in Niederstinzel besassen.
Oberstinzel, Dorf auf einer Anhöhe des rechten Saarufers,
6 Kilom. südlich von Finstingen, mit Kirche, 58 Häusern, 60 Fa-
milien, 240 Einw., wobei 3 Evangelische und 5 Mennoniten, Zie-
gelei, Kalkofen und Getreidebau, war lothringisch und brannte
1727 ab.
Zur Gemeinde gehören Moulling, die Saareckmühle und der
448 II- Topograpliie.
Saareckhof. Bei letzterem steht die Ruine des Schlosses Saar eck,
wozu im Jahre 1661 noch 13 Dörfer gehörten. Im Jahre 1459 vertrugen
sich Graf Rudolph von Leiningen imd Walther von Thann viegen Saareck,
1477 trat letzterer seine Ansprüche an Herzog Rene II. um 1420 fl. ab,
1493 erhielt aber Wecker von Leiningen die Hälfte und 1525 ebenso
Friedrich von Lützelburg. Im Jahre 1648 gelangte ein Theil der Güter
von Friedrich Wilhelm von Lützelburg an Otto Eberhard Streif von
Lobenstein und 1681 besass es Philipp Custine zu Guermange, bei welcher
Familie es noch 1772 war. Das Schloss an der Saar war aber schon
1680 theil weise zerstört.
Posdorf, L)orf am Bruchbache, 41/2 Kilom. östlich von Fin-
stingen, mit Kirche, Mühle, 92 Häusern , 103 Familien , 472 Einw.,
wobei 336 Evangelische, Getreide-, Obst-, Gemüse- und Weinbau,
war lothringisch. Es kam 1766 von Nassau-Saarwerden an Frank-
reich und besass verschiedene Lokalrechte. Der Prinz von Salm
besass hier Guter. Als man 1853 den Chor der kleinen Kirche
restaurirte, fand man eine Reihe von Fresken aus dem fünfzehnten
oder Anfange des sechszehnten Jahrhunderts mit vielem Ausdruck
in den Figuren.
Rominelfillgeil , Dorf am linken Ufer der Saar, der Strasse
von Saarburg nach Finstingen und der Eisenbahn, 2 Kilom. süd-
lich von Finstingen, mit Kirche, 135 Häusern, 136 Familien,
628 Einw., wobei 2 Evangelische und 7 Mennoniten, Mühle, Ge-
treidebau und Viehzucht, gehörte zur lothringischen Herrschaft
Finstingen.
Zum Dorfe gehört der Hof Freywald und die Wolfskapello
(du Loup).
Saaraltdorf, Dorf am rechten Ufer der Saar und Strasse von
Saarburg nach Finstingen, von letzterem 9 Kilom. südöstlich ent-
fernt, mit Mühle, 137 Häusern, 144 Familien, 673 Einw., wobei
18 Evangelische, Getreide- und Obstbau und Jlandschuhmanufaktur,
war lothringisch und gehörte zur Herrschaft Saareck. Die Abtei
Vergaville besass hier schon 1307 Güter.
Zur Gemeinde gehört die Schnellenmühle an der Saar, auch
Schney genannt.
St. Johann von Bassel, Dorf auf der Höhe des linken Saar-
ufers, 5 Kilom. südlich von Finstingen, mit 56 Häusern, 59 Fa-
milien, 399 Einw., Getreide-, (H)8t- und Gemüsebau, gehörte zum
HlHlliume Metz. I"^ war hier ein Kloster von Augustinernonnen,
(Ihh in Verfall gerieth, worauf die Acbtissin Katharine von Nideck
zu (lunntcn di's Metzer lUschofH (Conrad resignirle, der es hierauf
1446 während des Hasler (v'oncilu au die Johuiuiiter schenkte.
7. Kreis Saarburg.
449
Diese errichteten hierauf eine bedeutende Commende, die vom
Maltheser-Grosspriorat in Deutschland abhing. Im Jahre 1636
brannte die Commende nebst der Dorfkirche ab und der Wieder-
aufbau ging blos langsam voran, denn 1698 begann man erst die
Wiederherstellung der Kapelle, wovon 1729 das Schiff noch un-
bedeckt und blos Chor und Thurm fertig war, bis es endlich 1765
fertig wurde. Die Commanderie besass Herrenrechte in Langd,
Desseling, St. Medard und Berthelming, das Patronat von ßett-
born, Virmering und Dolving, ferner Gosselming und St. Johann.
Die Commandeure wohnten aber nur selten hier, sondern blos
ein Admodiator. In der Revolutionszeit aufgehoben, wurde in
neuerer Zeit hierher der Sitz der Congregation der Soeurs de la
Provldence, dites Sl. Jean, verlegt, welche 500 Mitglieder zählt
und in Gemeinschaft mit der Congregation von Peltre, jetzt zu
Jouy aux Arches, Lothringen mit Schulschwestern versorgt.
Schallbacll (Schalkembach), Dorf am Ellerbache, 12 Kilom.
östlich von Finstingen, mit Kirche, Ziegelhiitte, 168 Häusern,
181 Familien, 763 Einw. , wobei 168 Evangelische und 178 Is-
raeliten, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und
war früher noch grösser, litt aber sehr im Schwedenkriege. ¥s
war hier einst eine evangelische und katholische Kirche vorhanden,
doch wurde die erstere den Evangelischen wieder entzogen und
1772 restaurirt.
In der Gemeinde liegt westlich vom Dorfe der Bützelerhol", an
der Stelle eines ausgegangenen Dorfs Biitzel.
Weckersweiler, Dorf im äussersten Osten des Kautons, 12 Kilom.
östlich von Finstingen, auf einer Ebene links vom Breitmattbache,
mit Kirche, 82 Häusern, 421 Einw., Getreide- und Kartofiielbau,
war lothringisch. Die Kirche wurde 1731 von Herzog Franz III.
von Lothringen erbaut. Beim Orte war einst eine salzhaltige
Quelle, welche von Kranken aus der Ferne aufgesucht wurde.
C. Kanton Lörchingen.
Der Kanton gränzt östlich an Saarburg, südüch an Frank-
reich, westlich an Rixingen und nördlich an Vic und Dieuze,
und hat folgende Gemeinden und Bodenverhältnisse:
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Albersweiler . . .
Aspach
Fraquelfing . . .
Hattigny ....
363,18
218,24
255,06
697,98
179,83
38,31
84,69
243,53
—
4,17
128,66
329,40
li65
3468,62
4127,59
405,78
452,45
1324,17
Huhn, Deutsch -Lothringen.
29
450
II. Topographie.
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Hemingen ....
Hermelange . . .
Lafrimbolle . . .
281^
138,95
168,50
97,64
112.57
—
458.,,
5,10
2,06
7,73
286,c,o
368,82
257,82
1072,7,
Landange ....
351,36
99i95
—
9,;'
484,67
Laneuveville . . .
^^164
62,96
—
60,07
ll,n
—
224,27
Lörcbingen . . .
Metairies St. Qiiirin
554,70
299,70
207,9,
139,44
—
62,90
8,'25
4,R8
491,.,,
873,34
956,8,
Neufmoulins . . .
150,80
33,40
—
—
li93
192,74
Niederhof ....
1^1,06
iao,fi,
—
238,95
4-87
—
529-49
Nitting
St. Quirin ....
220,96
326,16
193-79
143.,7
—
439,24
74,99
7'>55
29,67
4664,9,
886,28
5285,15
Türkstein ....
50,01 1 127,73
—
2828,68
1^77
3035-23
Voyer . . . . • .
Wasperweiler . .
265,42 58,83
86,47' 45,67
0^,
10,84
9,08
100,78
448,24
153-33
Kanton
4653,87
2064,06
—
4721,84
151,1,
9011,84
21078,89
Sein Viehstand umfasst 833 Pferde, wobei 0 Zuchthengste, 7 Maul-
thiere und Esel, 3242 Stück Rindvieh, wobei 1828 Kühe, 698
Schaafe, wobei 112 Merinos und 560 Heideschnucken, 2948 Schweine,
694 Ziegen und 783 Bienenstöcke.
LörcMngen ^LorquinJ, Kantonsliauptort in der Ebene Unks
der weissen Saar, 4 Kilom. südlich vom Marne -Rheinkanal, mit
Kirche, 2 Kapellen, 244 Häusern, 305 Familien, 1024 Einw. , wobei
12 Evangelische und 0 Mennoniten, ansehnlicher Burg, Mühle
und Lohmühle, 2 Gerbereien, Brauerei, 5 Stickereifabriken, -Jahr-
märkten am 26. Februar, 28. Mai, 18. October und 24. Detcmber,
Wochenmarkt, Friedensgericht, Steuerkasse, Enregistrements-Ein-
nehmerei und Postexpedition, gehörte zum Bisthume Metz. Lör-
cbingen stammt aus gallo -römischer Zeit und viele üeberreste
daher sind noch erhalten. Im Jahre 1128 gründeten Benedikt
von Türkenstein und seine Frau Mathilde die Priorei zur Abtei
Senones, es war lange noch Dorf, hatte aber noch Mauser aus sehr
alter Zeit, deren Üeberreste zum Kirchenbau verwendet wurden.
Im Jahre 1499 gaben Oaspard, Johann und Simon von Türken-
8tein dem Orte verschiedene Freiheiten und dnmals blühte Lör-
chingerj auf. Aber im Kriege litt Lörchingen sehr und wurde
1(>36 verbrannt. Nach diesen kam Lörchingen an den Marquis
de Bissy, unter welchem Lörchingen sehr abnahm, zumal die
Armee Turenne« den Ort sehr bedrückte; es kam dann nach ein-
ander an die Familien von llaussonville, llaraucourt, die Ib-r/.oge
von I^>thringen und die Prinzen von Beauvan-Craon, unter welchen
17t58 CH nur noch 120 Familien zUhlte. Die Lothringer erbauten
.MX) Schritte von I^örohingen, an Stelle des alten Schlosses, das
7. Kreis Saarburg. 451
Lustschloßs Hazard, das noch 1568 bewohnt war und später
wieder hergestellt wurde. Im Jahre 1590 wurde ein Mann wegen
Hexerei verbrannt; überhaupt herrscht noch heute in der Gegend
ungemein viel Aberglauben. Lörchiugen treibt einen erheblichen
Getreidehandel und die Umgegend viel Industrie. Nicht weit von
Lörchingen, gegen Laneuveville, stand einst ein Templerhaus und
im Holze Kamnierholz die alte Burg der Baronie. Eine Römer-
strasse zog durch die Gemarkung zwischen Lörchingen und Hat-
tigny. Auf der Wiese le Kho fand man viele mittelalterliche
Waffen, welche aus der Schlacht herrühren, die im vierzehnten
Jahrhunderte hier zwischen Ferry II. von Lothringen und den
Grafen von Dachsburg und Kixingen stattfand.
Zur Gemarkung gehört Zufall (Hazard), nahe der weissen Saar.
Schloss mit Hof und Mühle, und die Oelmühle la Guinguette.
Albersweiler (Abreschweiler), Dorf in einem nordwestlich
ziehenden Vogesenthale, an einem Seitenbache der rolhen Saar,
16 Kilom. südöstlich von Lörchingen, mit Kirche, 386 Häusern,
451 Familien, 1679 Einw., wobei 7 Evangelische und 8 Menno-
niten, Papierfabrik, Hammerschmieden, Sägemühlen, mechanischer
Werkstätte, Glaspoliranstalt, Kalikofabrik, Mühle, Überförsterei,
Steueramt und l'ostexpedition , gehörte einst zum Elsass und der
Herrschaft Dachsburg. Das Dorf entstand aus Köhlerhütten, bekam
1605 — 1608 awei Papiermühlen und hatte 1660 erst 48 Häuser,
bekam aber bald Zuwachs durch französische Ansiedler. Schon
in der Tribokenzeit war Albersweiler bewohnt und es stammen
daher noch Ruinen von Tempeln und Reste von Statuen. Auf
dem Plateau des Leinenbachs erinnert die Nonnenburg an ein ehe-
maliges Nonnenkloster. Am Eingange eines kleinen Thaies er-
innert die Kunkelmühle (M. de la (JuenouilleJ an die Zertrüm-
merung derselben vor hundert Jahren durch das Herabstürzen
eines Felsen. Beim Strittwald fand man einen Herkulesaltar.
Ferner bestanden zur Bewachung des Thals noch feste Punkte,
wo aber auch Tempel oder Kapellen gestanden haben können.
Bei dem Chor einer alten Kirche befindet sich die St. Barbekapelle
mit angeblicher Heilkraft.
Zu der Gemeinde gehört eine Anzahl AVeiler im vorderen Theile des
Thals, Höfe auf den Anhöhen und Sagemühlen an den Bächen. Es sind
dies: die Weiler Soldatenthal, ll^S Glashütte gewesen, Wasser-
suppe und Thomasthal, die Höfe Stahlhütte, Grossmann, Wüst-
kamm. Colbeck, Wolfsthal und les Valettes, Polisoir St. Quirin
und die Sägemühlen Dreisägraühlen, Lorentz, Franzosenmühle,
Frentzel, Brulee, Jean Mangenot, Kugelbach und Charlot.
452 !!• Topographie,
Aspacll, Dorf an einem kleinen Bache, 2Y2 Kiloni. südwestlich
von Lörchingen, am Abhänge eines Hügels, mit Kirche, 49 Häu-
sern, 53 f'amilien, 164 Einw. , Getreide- und Gemüsebau, gehörte
dem Bisthume Metz und kam 1661 an Frankreich. Es befinden
sich hier noch Reste eines alten Schlosses^ die kleine Kirche von
Aspach ist auch sehr alt.
Fraquelfing (Frackelfingen), Dorf, 3 Kilom. von Lörchingen,
mit Kirche, 51 Häusern, 218 Einw., wobei 4 Evangelische, Ge-
treide- und Futterbau und Viehzucht, gehörte dem Bisthume Metz.
Schon im dreizehnten Jahrhunderte besass Kloster Ober-Seille
hier Güter. In den Jahren 1630 — 37 wüthete die Pest arg. Man
fand hier ältere Thürme aus gallo - römischer Zeit und einen
Mosaik boden.
Zur Gemarkung gehört der Kambachhof.
Hattingen (Hatügmj) , Dorf am Neumühlbache, 5 Kilom. süd-
westhch von Lörchingen, mit 120 Häusern, 132 Familien, 453 Einw.,
wobei 1 Evangelischer und 1 Mennouite, Getreidebau und Vieh-
zucht und Ziegelei, liegt nördlich vom Baroniewald und gehörte
dem Bisthume Metz, es hatten aber verschiedene Bürger von Bla-
mont, die Haussonville und andere hier Rechte. Die Kirche wurde
1700 neu erbaut, aber der Thurm ist alt. Kloster Ober-Seille besass
den Zehnten und Patronatsrechte. In einem fruchtbaren Felde bei
Hattingen stand einst ein Templerhaus.
Zur Gemeinde gehören das westlich gelegene Schloss Risliolz, der
Weiler Bonlieu im Süden gegen die Gränze, les Kclairs-Houles
und le Puits-du-Ch(^ne.
Hemmingen (Heming), Dorf an der Strasse von Paris nach
StraBsburg, der Eisenbahn und dem Marne-Rheinkanal, mit Kirche,
102 Häusern, 117 Familien, 453 Einw., wobei 6 Evangelische,
Brauerei, Gerberei, Kalkofen, Postexpedition, Hochofen, Getreide-
und Kartoffelbau, Pferdezucht und vieleji künstlichen Wiesen, ge-
hörte zu Lothringen und dem Bisthume Metz und kam 1661 an
Frankreich. Man findet im Felde noch Reste von Mauern.
Hermelingen (Ilermdangc)^ Dorf am rechten Ufer der Saar,
2 Kiloni. nord(>8tlich von Lörchingen, wo die weisse und rothe
Saar sich vereinigen, mit Kirche, 54 Häusern, 202 Einw., wobei
11 Mennoniten, Mühle, Lohmühle, Weberei und Getreide- und
KurtofTclbau, war lothringisch und wird schon 1280 genannt. Im
.Inhre 1H22 fand man noch diu Ruinen eines alten Tempels, Reste
von Uedouten und Waflen.
Lafrimbolle (LnflTenbom, l.nnfvrhonnc) , Dorf in einem Seiten-
4. Kreis Saarburg. 453
thälchen der weissen Saar, unweit der Gränze, 9 Kilom. südlieh
von Lörchingen, mit Kirciie, 182 Häusern, 728 Einw., wobei
45 Evangelische und 4 Mennoniten, Nebenzollamt I. Klasse, Ge-
treide-, Kartoffel- und Gemüsebau, ist ziemlich weit auf den Höhen
zerstreut und gehörte dem Bisthume Metz. Es war bis 1802 nur
ein Weiler, wird aber schon 1248 genannt und wurde von lauter
Eingewanderten bevölkert. Die Kirche ist die älteste des Kantons
gewesen, hat noch Grabsteine von 752 und 952 und ein Grab-
denkmal eines Herren von Türkenstein, wurde aber neu im Spitz-
bogenstyl erbaut. I,)as Kloster Ober-Seille erwarb hier 1203 Ge-
fälle von denen von Blamont und 1244 Zehnten vom Kloster
Hugoncourt.
Die einzelnen Theile von Lafrimbolle sind der Weiler Harcholins,
sowie die Ilöfe St. Sfichel, La Hiitte, La Voinotte, Labrepeux,
B recheux, Grand- Haut, Basse d u Cuvelie r, Pre-Jard in, Revers
du Grand-IIaut, Revers du Bois Canon und die Mühle laNeuve-
G ränge,
Landange, Dorf am Neumühlbache, 21/2 Kilom. westlich von
Lörchingen, mit Kirche, Mühle, 88 Häusern, 312 Einw., Getreide-,
Obst- und Futterbau und Viehzucht, entstand im fünfzehnten .fahr-
hunderte und gehörte dem Bisthume 3Ietz. Das Kloster Ober-
Seille besass hier Güter und die Pfarrernennung wechselte zwischen
Türkenstein und Chatillon. 1826 brannte das Dorf fast ganz ab.
Laneuveville , Dorf auf der linken Seite der weissen Saar,
2 Kilom. südlich von Lörchingen, mit Kirche, 43 Häusern, 146
Einw., Getreide- und Futterbau, gehörte zu Lothringen und dem
Bisthume Metz und entstand erst im fünfzehnten Jahrhunderte.
In der Nähe sind Ueberreste aus der gallo-römischen Zeit gefunden
worden.
Metairies St. Quirin, Dorf auf der Höhe rechts von der
weissen Saar, 5 Kilom. südöstlich von Lörchingen, mit 2 Mühlen,
Ziegelhütte, Kalkofen, Steinbrüchen, 78 Hänsern, 87 Familien
und 349 Einw., wobei 10 Mennoniten, und Porzellanfabrik, er-
nährt seine Bewohner theilweise durch Arbeiten in den benach-
barten Fabriken und gehörte zum Bisthume Metz. Es ist aus
lauter Höfen gebildet.
Zur Gemeinde geliöi-en die Weiler Halmoze mit grosser Fabrik
von Ziegeln und Porzellan , Cubolot und Rondpre und die Höfe Hautc-
Gueisse, Courtegain, Lehr, Rouge-Eau, Jean Simon, la Fon-
taine-aux-Chenes und Creon.
Neufmoulins , Dorf am Neumühlbache, 2^/2 Kilom. nordwestlich
von Lörchingen, mit 10 Häusern, 11 Familien, 36 Einw., Ge-
454 ^^' Topographie.
treide-, Obst- und Futterbau, gehörte zur bischöflich metzischen
Herrschaft Türkstein und St. Georges und war bis 1802 erst ein
Weiler.
Niederhof, Dorf am linken Ufer der weissen Saar, S'/^ Kilom.
südlich von Lörchingen, mit Kirche, 2 Mühlen, Steinbruch, 130
Häusern, 136 Familien, 536 Einw. , wobei 5 Evangelische und
6 Mennoniten, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume
Metz. Im Jahre 1244 verkaufte Hugoncourt alle Güter zu Niederhof
an Ober-Seille.
Zur Gemeinde gehört die j\Iühle Neuve-Grange an der Saar.
Nittifig, Dorf an der rothen Saar, 3 Kilom. östlich von Lör-
chingen, mit Kirche, 92 Häusern, 94 Familien, 397 Kinw. , Mühle,
Ziegelei, Kalkofen, Steinbrüchen, Getreidebau und Viehzucht, wurde
im Jahre 1557 gegründet und war lothringisch. Es gehörte zu Ende
des siebenzehnten Jahrhunderts dem Hause Lützelburg und im acht-
zehnten Jahrhunderte denen von Saintignon. Es sollen noch Ueber-
reste eines Tempelherrenhauses vorhanden sein. Im Jahre 1620
wurde eine Frau als Hexe verbrannt.
Zur Gemeinde gehören der Weiler llaute-lJarville und die IIülV
Bassse-Barville. Malgr^-Colle, La Bourdonne und Chapuy.
St. Quirin (St. Curien), Dorf in rauhem Vogesentliale, 9 Kilom.
südöstlich von Lörchingen, ist aber im ganzen Thale bis zur Höhe
von Marion zerstreut, mit Kirche, Mühle, Sägmühlen, Steinbrüchen,
Roggen- und KartofTelbau, Waldgewerl)en , 340 Häusern, 3G4 Fa-
milien und 1349 Einw., wobei 15 Evangelische und 12 Meinioniten,
gehörte dem Bisthume Metz. Das Dorf entstand auf dem Boden
der Grafschaft Dachsburg und von diesen Herren wurde um 966
eine Priorei gestiftet, welcher Geppa, die Nichte des Bischofs Leo,
die Heliquien brachte. Die Priorei mit Kapelle wurde 1052 mit
der Abtei Marmoutier verbunden und stand zuerst auf der Höhe
und dann im Thale. Die Kirche ist schön und die alte Kirche
dient als Kapelle. Das Wasser der hiesigen (Quelle wird gegen
Scropheln angewendet. Am Fusse des Donon ist eine kleine I'elouse,
wo ein Markt gehalten und an einer alten Steinsäule Vieh gegen
Getreide mit dem Elsasse getauscht wird. Die grosse Glashütte
lieferte im sechszehnten Jahrhunderte Spiegel, wurde 1741 könig-
liche Fabrik und gehört jetzt einer anonymen Gesellschaft. An
Stell« der alten Kapelle 8teht eine Kapelle für die Arbi'itcr. Im
Schwedenkriege war alles zerstört worden und das Dorf wurde
enrt \T.Ü wieder aufgebaut. 1604 wurde eine Frau als Hexe ver-
brannt.
7. Kreis Saarburg. 455
Zur Gemeinde gehören der Weiler Lettembacli an der rothen Saar,
wo die königliche 3Ianufaktur stand, der Hof Bourguignon, la Gla-
connerie, Petit-Blaiic-Rupt, Polissoir und Kapelle Stellairt'.
Hof Manee und die Sägemühlen du Village, de la Charmillt.
du Gros-Sapin, du Coumer, Teufelsloch, Langschiess, Bali,
du Pecheur und du Paques.
TwcksteiD. fTur(jues(in: , Dorf von im Walde zerstreuten Häu-
sern, auf Bergabhängen des Thals der weissen Saar, 10 Kilom.
südöstlich von Lörehingen, mit 32 Häusern, 141 Einw. , wobei
18 EvangeHsehe und 17 Mennoniten, und zahlreichen Sägemühlen,
gehörte dem Bisthume Metz und war Mittelpunkt einer Herrschaft.
Ein Bancelinus von Türkenstein erschien schon 1147 als Zeuge und
das Geschlecht wohnte auf der Burg, deren Mauern der Bischof
Johann von Metz wieder herstellen Hess. Es kam später in ver-
schiedene Hände und war sehr fest. Im Jahre 1346 gab Herzog
Kaoul das Schloss an Thiebaut von Blamont als Entschädigung,
der Bischof Adimar kaufte es aber zurück und gab es dann wieder
weiter an den Herrn von Blamont als Lehen. Im Jahre 1430 trat
es Graf Wecker von Leiningen an den Herzog von Lothringen ab;
1534 waren schon die von Haussonville Besitzer und erbauten die
Kapelle. Im Schwedenkriege wurde das Schloss theilweise verbrannt.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Unter-Türkstein, le Four
Richarville und Rupt-des-Dames und die Sägmühlen du Houzard,
<lu Marquis, Leonard und Rikarville.
Wasperweüer ( ViiolperweillerJ , Dorf an einem Seitenbache
der rothen Saar, vor dem Thale St. Quirin, 7i/o Kilom. südöstlich
von Lörehingen, mit 78 Häusern, 81 Familien, 2H9 Einw., Glas-
poliranstalt, Getreide- und Kartoflelbau, war 1756 erst Weiler, wo
die Pest 1635 arg gehaust hatte, und gehörte dem Bisthume Metz.
Zur (iemeinde gehören G rands -J ardi ns und Rouge-Eau-Forge.
Weyersheim fVoyerJ, Dorf an einem kleinen Bache. 6 Kilom.
östlich von Lörehingen, mit Kirche, Ziegelhütte, Kalkofen, Stein-
bruch, 110 Häusern, 470 Einw., Getreidebau und Viehzucht, war
ursprünglich elsässisch und wurde oft verkauft. Im dritten Jahr-
hunderte war es Miiitärstation. Es hiess einst Weyersheim zum
hohen Thurm und das Dorf soll höher gegen Abreschweiler ge-
legen sein, doch sind keine Ueberreste davon vorhanden.
Zur Gemeinde gehören Haute- und Basse-Bourdonne.
D. Kanton Pfalzburg.
Der Kanton gränzt an das Elsass und die Kantone Saarburg und
Finstingen und enthält folgende Gemeinden und Bodenverhältnisse:
456
II. Topographie.
Gemeinden.
Ai-zweiler . . .
Berlingen . . .
Brauweiler . .
Biirscheid . . .
Dagsburg . . .
Dann u. Vierwinden
Dannelburg . .
Garburg . . .
Gunzweiler .
Hangweiler . .
Ha^^elburg . . .
lleinrichsdori"
Heringen . . .
Hultenhausen . .
Lixheim . . .
Lützelburg . .
Mettingen . . .
Älittelbronn . .
Plalzburg . . .
St. Johann-Kurzrode
St. Louis . . .
AValdenbnrg . .
Weschheim . .
Wilsberg . . .
Wintersburg . .
Zillingen . . .
Kanton
Aecker.
291,90
218,94
514,33
225,74
461,67
173,69
172,23
154,35
273,08
238,55
107,38
366,43
168,93
83,81
210,97
58,56
297,48
352,04
581,78
91,24
339,90
99,10
121,86
219,42
262,67
237,42
6323,47
Wiesen,
85,32
63,25
328,79
154
249,74
93,30
25,j5
55,22
94,66
75,02
46
84
88
125
26,35
49,72
50,63
127,52
161,80
365,79
42„4
89,60
27,09
43,2,
68,86
90,90
80,62
2669.
Wein-
berge.
Wald.
,29
78,29
122,01
108,7,
1,04
oö,50
67,06
201,36
1,85
814
,07
Obst-
gärten.
31,66
2,60
6,95
2,25
28,49
18,33
4,77
16,08
4,89
23,98
6,03
3,41
5,26
20,03
1,21
13,02
20,36
88,84
10,63
25,02
0,64
3,29
13,18
9,76
8,52
369,.
25
Forsten.
178
4007,
427,
,16
572,05
409,63
2o8,o3
308,70
453,09
Gesammt-
Fläche.
511
,92
152
441
,00
,06
177
,93
7385
,65
313,64
1124,80
399,36
4828,0,
728,22
289,90
798,67
524,58
450,5,
610,04
731,02
273,44
429,10
418,«.
577,34
520,87
771,32
1294,40
157,55
919,69
139,56
182,09
500,80
395,07
357,92
18248,66
Er hat einen Viehstand von 1061 Pferden, wobei 11 Zucht-
hengste, 3 Maulthiere und Esel, 5507 Stück Rindvieh, wobei 3194
Kühe, 791 Schaafe, wobei 22 Merinos und 6S7 Jleideschnucken,
2729 Schweine, 730 Ziegen und 662 Hienenstücke.
Pfalzburg, Stadt und Kantonshauptort an der Strasse von
Paris nach Strassburg, liegt in einer Ebene, an der Kreuzung der
Strassen nach Strassburg, Saarunion, Finstingen und Nancy, war
bis zur neuesten Zeit Festung und hat eine evangelische und katho-
lische Kirche, 504 Häuser, 739 Familien, 3073 Einw., wobei 317
Evangelische und 185 Israeliten, bisher auch eine Garnison von
1072 Mann, Friedensgericht, Polizeicommissariat, Steueranit, Steuer-
kasse, Enregistreinents-Einnehmerei, Postamt, Landwehrcompagnie-
bczirk, Collegium, Sehullehrerseminar, Destillerie, 2 Hierbrauereien,
2 Kalkofen, 2 Ziegelhütten, 2 vorzügliche Steinbrüche, Jahrmärkte
am 19. März und 19. August, Fabrik von gcbrannlem Wasser,
Hospital, Markthalle und hydraulisches Wasserwerk. Die grosse
katholische Kirche wurde 1740 von einem Oenieoiricier in geschmack-
losem Styl erbaut und trügt noch aus der Revolutionszeit über
dem Portale die Inschrift: Le peuple franfais reconnai( ivhc siiprhite
7. Kreis Saarbuig-. 457
et rimmortaliie de Ydme; die Kuppelspitze trägt eine Marienstatue,
die bei dem letzten Bombardement unbeschädigt blieb. Das CoUe-
gium wurde 1806 von Baron Parmentier gegründet und war darin
bis 1814 ein Kapuzinerconvent. Derselbe legte auch mit 120,000 Frcs.
Kosten die 8 Kilometer lange Wasserleitung aus der Quelle von
Hultenhausen an. Pfalzburg war bis zum sechszehnten Jahrhun-
derte nur Dorf mit einem Thurme und erst Kaiser Maximilian I.
gewährte die Erhebung zur Stadt, welche von dem Pfalzgrafen
den Namen bekam. Georg Johann von Veldenz wohnte sogar
bis 1582 daselbst, der Pfalzgraf Georg Johann verkaufte Pfalzburg
aber am 23. Juli 1583 an Karl III, von Lothringen , der den Prote-
stantismus auszurotten suchte, auf Wiederkauf um 400,0(X) fl.,
der aber nicht erfolgte. Das alte Schloss, welches später zur
Vorstadt wurde, hiess Einartshauseu und hatte nur eine Besatzung
von einem Kapitän und 10 Soldaten. Durch die lothringischen
Söldlinge litt Pfalzburg sehr, besonders 1588 und 1591. Herzog
Heinrich IL schickte 1621 zwei Jesuiten nach Pfalzburg, um die
Protestanten zu bekehren, und der eine derselben, Pater Nicolaus
Oude, hielt auf dem Rathhause eine Disputation mit dem evange-
lischen Geistlichen Brasi, die aber natürlich keinen Erfolg hatte.
In demselben Jahre gab der Herzog die Seigneurie Pfalzburg an
Ludwig von Lothringen und Grafen von Boulay wegen seiner
Heirath mit seiner Nichte Henriette, welche während des 30jährigen
Kriegs hier lebte, nach dem Tode ihres Mannes als Frau von
mehr als fünfzig Jahren sich wieder mit dem erst 20jährigen Grafen
Guasco vermählte und dann ein abenteuerHches Leben in Brüssel
führte. Dies besondere Fürstenthum bestand aber später nicht
mehr lange, denn Herzog Karl zerstückelte es und trat dann 1661
die Stadt nebst der Ileerstrasse und dem Gebiete von je einer
halben Stunde auf beiden Seiten an Frankreich ab, welches diese
Strasse wegen des neu erworbenen Strassburg haben musste.
Wegen dieses Umstandes und der wichtigen Lage erhob Ludwig XIV.
Pfalzburg 1680 zur Festung, welche Vauban erbaute, der zugleich
auch der Stadt selbst ein anderes Ansehen gab. Das alte Schloss
brannte 1713 ab und bei dieser Gelegenheit fand man im nahen
Walde Quellen auf, die lange als heilsam gegen die Ruhr ange-
sehen wurden und deshalb den Bau einer Kapelle an der Stelle
hervorriefen , wohin noch gewallfahrtet wird. Mit der Revolutions-
zeit kehrte auch der Protestantismus zurück, aber erst in neuester
Zeit wurde der Gemeinde erlaubt, die Kirche mit einem Glocken-
thurme zu versehen. Im siebenzehuten Jahrhunderte spielte auch
458 !!• Topographie."
hier der Aberglauben eine KoUe, denn es wurden drei Männer
und acht Frauen wegen Hexerei verbrannt. Im letzten Kriege
zeichnete sich Pfalzburg durch seine Vertheidigung aus. Es lagen
darin drei Bataillone von Infanterie, Mobilgarde und Versprengten
des Mac Mahon'schen Armeecorps nebst 50 Artilleristen und die
Festung widerstand, ungeachtet des Bombardements am 14, August,
wo in eilf Stunden 2000 Geschosse in die Stadt geschossen und
45 Häuser zerstört wurden, vom 10. August bis 13. December,
wo der Commandant einfach die Thore öffnete. Seither wurde die
Festung abgetragen und das Material zum Bau der Forts um
Strassburg verwendet. — Oberst Uhrich fand im benachbarten
Gebirge drei alte Denkmale aus Sandstein auf, welche sich auf den
Kultus von Merkur, Jupiter und Apollo bezogen. Napoleon I. nannte
Ffalzburg nur die Pflanzstätte PcpiniereJ des braves, und in der
That lieferte das Städtchen eine Reihe von Generalen, wie Marschall
Lobau, die Generallieutenants Gerard, Munier, Nevinger, Botten-
burg, Dupelin u. A.; auch ist hier der Dichter Erckmann geboren.
Zur Gemeinde gehören: im Südosten die zwei langgestreckten Häuser-
reihen Karaques du Bois le Chone d'en haut auf der Höhe und
d'en bas in der Thalabdachung, les Baraques des trois Maisons
im Süden, gegen das Zorntlial , les trois Maisons im Süden, zwischen
beiden letzteren, les Maisons rouges an der Strasse nach Saarburg,
la Roulette und die Alte Post, sowie Ste. Barbe (Kapelle und Haus)
an der Slrassburger Strasse, Kapelle St. Jean nebst Ziegeleihof,
nordöstlich, Lobauhof, l'arbre vert und der nördlich in einem
Soitenthälchen des Hnspelmattbachs gelegene Wriler Büolielberg.
Arzweiler (Arschweiler), Dorf am Teigelbach, dem Kanal
und der Eisenbahn, }• Kilom. südwestlich von Pfalzburg, am Fusse
der Vogesen, mit Kirche, 111 Häusern, 1'2() Familien, 5(i'i Einw.,
Mühlen, Steinbrüchen, guten Wiesen, schönen Waldungen, Feldbau
und Viehzucht, gehörte zur lotliringischen Herrschaft Li.\heim.
Durch die Kriege des siebenzehnten Jahrhunderts war Arzweiler
i;anz entvölkert, hatte 1(550 nur acht Einwohner und kein Vieh.
Die von Lützelburg besassen ein Achtel des Orts. \'ou 1070 bis
1739 waren hier bios Mühlen, sowie eine Glashütte, die noch 1710
beatand, aber dann einging. Erst durch Itodungen wurde dem
Orte wieder aufgeholfen. Merkwürdig ist hier der Bau von Eisen-
bahn und Kanal, welche durch einen Tunnel von 2300 und 415
Meter ziehen, bis beim Austreten um Bathe siih beide wieder
scheiden. Fast 'iOTK) Meter der Länge brauchten nicht ausgemauert
XU werden. Eisenbahn und Kanal sind durch eine mehrere Meter
dichte Schicht von einander getrennt.
7. Kreis Saarburg^. 459
Berlingen, Dorf, 4 Kilom. nördlich von Pfalzburg, mit Kirche.
Mühle, 54 Häusern , Gl Familien und 2^39 evangelischen Einwohnern,
vi^elche Landwirthschaft und Viehzucht treiben , gehörte zum Elsasse
und dann zur Herrschaft Pfalzburg.
Brauweiler [lirotichain), Dorf am Brüchbache, 7 Kilom. westlich
von Pfalzburg, mit Kirche, 122 Häusern, 519Einw., wobei 3 Evan-
gelische, Feldbau und Viehzucht, gehörte zu den Herrschaften Lix-
heim und Pfalzburg und wurde zwar 16G1 mit letzterem an Frank-
reich abgetreten, blieb aber bis 1751 doch noch bei Lixheim und
war also blos halb französisch. Vorher bildete es einen Theil der
Karonie Herange. Der König Hess 1781 die Kirche erbauen. In
der Nähe soll der Ort Krams weiler bestanden haben.
Zur Gemeinde gehören St. J o h a n n - B r a u w e i 1 e r und P o s t - 1> r a u-
weile r.
Bursclieid, Dorf links der Strasse nach Finstingen, 5 Kilom.
westlich von Pfalzburg, mit Kirche, 4(j Häusern, 49 Familien,
208 ?>inw., wobei 11 Israeliten, Getreidebau, Seidenstrickerei und
Taglohnarbeifern, denn die Gemarkung liefert sehr wenig. Bur-
scheid ist alt. bildete ein besonderes Lehen und wurde 1694 von
den Brüdern Landsperg an Jean d^Elvert, Amtmann von Lixheim,
verkauft. Im siebenzehnten Jahrhunderte war Burscheid ganz evan-
gelisch und der evangelische Pfarrer von Wintersberg bezog den
Zehnten, die Katholiken gehörten zur Pfarrei Hommartingeu, er-
hielten aber 1725 eine eigene Pfarrei.
Dagsburg ( Dago) , Dorf in einem romantischen Seitenthale
des Zornthals, im nördlichen 'Iheile der Vogesen, 18 Kilom. süd-
lich von Pfalzburg gelegen, zwischen Wiesen und Wäldern, mit
Kirche, 2 Mühlen, 9 Sägmühlen, wenig Getreide- und Kartoflfelbau,
Kühlenbrennerei, Baumwollspinnerei, Holzindustrie, 527 Häusern,
(SOG Familien und 25G3 Einw., wobei 5 Evangelische, und Post-
agentur. Die Bewohner fertigen alle Arten Holzarbeiten, Holz-
schuhe, Schindeln, Weinpfähle, Bretter, Küblerwaaren und seit
1850 auch alle Arten von Nürnberger Holzwaaren. Markt am
Sonntag nach Frohnleichnamstag. Dagsburg war in ältester Zeit
eine Stadt, interessant und auch ziemlich gross, wie noch alte
Mauerreste am Gebirgsabhange zeigen; sie wurde aber im sieben-
zehnten Jahrhunderte zerstört und dann das Dorf unterhalb der
alten Stadt erbaut. Die Gründer sind unbekannt, Dagsburg ge-
hörte aber unter die Domainen der Herzoge des Elsasses. Karl
der Einfältige soll 922 hier eine Deputation der Kathedrale von
Toul empfangen haben und Bruno, Sohn Hugo's III., nachmaliger
460 ^^- Topographie.
Papst Leo IX., 1002 hier geboren sein. Das Schloss war kein
römischer Bau und nicht vor dem zwölften Jahrhunderte erbaut.
Ein anderes Schloss bestand in jüngerer Zeit auf dem Felsen, der
Dagsburg beherrscht, bis 1679. An Stelle des älteren steht eine
Walifahrtskapelle, die im vorigen Jahrhunderte abbrannte und erst
um 1830 neu erbaut wurde. Im Jahre 1225 belagerte Johann
von Apremont, Bischof von Metz, Dagsburg, blokirte es aber
dann, indem er in der Nähe eine Veste anlegte, vertrug sich je-
doch bald wieder. Als im siebenzehnten Jahrhunderte Dagsburg
von den Leiningern, an die Dagsburg nach dem Aussterben des
alten Gesehiechts 1280 durch die Erbtochter Gertrude gelangt war,
aufgegeben wurde, kamen Briganten (französische Nachzügler)
nach Dagsburg. Baron Monclas beauftragte hierauf den de Bois
David, das Schloss zu nehmen, vermochte dies aber nur durch
Verrath, und so kam es in die Hände der Franzosen. Das Schloss
sollte erhalten bleiben, wurde aber doch am 13. November 1679
geschleift. Die Grafschaft wurde jedoch erst 1792 von den Fran-
zosen besetzt und 1801 an sie abgetreten. Die früher zum Elsasse
gehörige Grafschaft umfasste die Orte Dagsburg, Ilommert, Haar-
berg, Walscheid, Arzweiler und Voyer (Weiher) und hatte auf
16,237 Hekt. Land 13,362 Hekt. Wald, war trocken, felsig, un-
fruchtbar und deshalb fast nur für den Kartoffelbau geeignet.
Dafür ist sie aber um so reicher an Gegenständen der Archäologie
und Werken der l'riboken, Kömerdenkmaien und Gräbern.
Zu der Gemeinde gehört eine Reihe im Thale und auf den Höhen
weit umher zerstreuter Weiler, Höfe, ilühlen und Sagmülilcn, nümlicli
Ballerstein. Schäferhof, llellert, Entcnthal, llölsberg,
Spitzberg. Rotlienhüll, Hengst, Wiegsburg, Hub, Stampf,
Kühberg, Laschbach, Harreck, Maison du Garde und d'6cole,
Jiigerhof, Köppenhof, Kleinmühle, Harthof, Herren-, Geor-
gen-, Bocken- und Friedrichsraühle, die Sügmühlcn Ober- und
Nieder- Altmühl. K(»pferuiiihl und die Sf. Odilion- und Leons-
k a p e 1 1 f '.
Dann und Vierwinden fQuatrc-centsJ, Dorf aus zwei Orten
an der Straase nach Strassburg und rechts derselben bestehend,
2 Kilom. östlich von I'falzburg, mit Kirche (in Dann), l(?2 Iliiiisern,
70"^ Fiinw., wobei 8 Evangelische, wenig (iclreidtbau und Vieh-
zucht, gehörte den Herren von Lützelburg, die es l(>ll an Loth-
ringen verkauften, und karn 1661 an Frankreich. V.s sind hier
nuclt Reste eines alten SchloHHCH, das erst im vorigen Jahriiiinderte
zerstört wurde. Man fand 1839 im Walde eine Steinpyramide.
Im Jthre 1602 wurden hier drei I'Vnnen nls Ilexon verbrannt.
7. Kreis Saarburg. 4f)l
Zur Gemeinde gehören die Eichbaracken und der Hof Guten-
b r u n n e n (Bonne -fonta ine).
Dannelburg , Dorf auf der Anhöhe links über der Zorn , 3 Kilom.
südwestlich von Pfalzburg, mit 66 Häusern, 78 Familien, 388 Einw.,
KartofFelbau und Strickerei, ist nicht sehr alt, kam 1707 von
Anton von Lützelburg an Herzog Leopold von Lothringen und
war bis 1710 ein Weiler. Um 1723 bis etwa 1744 bestand hier
eine Glashütte.
Zur Gemeinde gehören der Weiler Unterland und der Hof Berg-
mättel. Die Franzosen nannten ersteren auch Omenland.
Garburg, Dorf auf einer Anhöhe, rechts über dem Zornflusse,
mit Kirche, 143 Häusern, 148 Familien, 679 Einw., wobei 10
Evangelische, Getreide- und Kartoffelbau und 2 Mühlen, wurde
vom Kloster Marmoutier gegründet, gehörte 1756 zu ^(^ diesem
und zu ^4 zu Frankreich und kam an letzteres 1661.
Zur Gemeinde gehören das Forsthaus Kreuzkopf, der Hof Spars-
brod, die Häuser Nicolas und die Mühlen Kleinmühle und Fils-
bachmühle.
Gimzweiler (ViUers aux Oies, Villers adanseres, Gansweilery,
Dorf auf der Ebene, 9 Kilom. südwestlich von Pfalzburg, am Ur-
sprünge des Teigelbachs, mit Kirche, 85 Häusern, 398 Einw.,
Kartoffel- und etwas Obstbau und Sandsteinbruch, entstand aus
kleinen Hütten, welche wohl Glasarbeiter erbauten, denn es stand
hier einst eine Glashütte, wovon ein Platz noch fourneau a verres
heisst. Es wurde das alte Dorf, das eine Kirche hatte, 1634 — 36
von den Schweden zerstört und die Gemarkung wurde Wald, der
Ort aber wurde 1733 mit Erlaubniss des Herzogs Leopold von
Lothringen in einiger Entfernung vom alten und dem Wasser
näher wieder aufgebaut. Ein Theil des alten Taufsteins ist noch
beim Glockenthurm erhalten, die Pfarrei 1733 errichtet, der neue
Kirchthurm 1785 erbaut, die Kirche 1829 restaurirt. Zu Ende
des vorigen Jahrhunderts gehörte Gunzweiler dem General Custine.
Eine Kapelle zu St. Vincenz de Paula wurde 1833 von der Familie
Gast von Zabern gestiftet, 1847 vergrössert und steht am Räude
des Waldes Wackenberg. Wahrscheinlich hiess der Ort Gansweiler
und nicht Gunzweiler.
Zur Gemeinde gehören das Forsthaus Waekenberg und die Neu-
mühle an der Zorn, 3 Kilom. südöstlich vom Dorfe.
Hangweiler (Eingwiüer), Dorf im Norden des Kantons, an
der Zintzel, 5 Kilom. nördlich von Pfalzburg, mit Kirche, 3 Mühlen,
79 Häusern, 86 Familien, 379 evangelischen und 1 katholischem
462 . U- Topographie.
Einwohner, Getreidebau und Viehzucht, gehörte zu Lützelstein
und die Abtei Kraftthal hatte 1717 hier den Zehnten.
Zur Gemarkung gehört die Neumühle.
Haselburg, Dorf auf der Anhöhe auf der rechten Seite der
Zorn, im Walde, 11 Kilom. südlich von Pfalzburg, mit Kirche,
109 Häusern, 474 Einw., wobei 3 Evangelische, Kartoffelbau und
Viehzucht und 3 Mühlen, kam 1661 von Lothringen an Frankreich,
lieber Haselburg führte die Kömerstrasse von Zabern nach Lör-
chingen. Bei Schackeneck befinden sich noch die Reste einer alten
Kirche mit gut erhaltenem Taufstein.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Rot t und Schackeneck im Osten,
der Kaiserhof, die zwei Xeiimühlen und die Neumühle zu St. Ot-
tilien.
Heinriclisdorf, geradlinig gebautes Dorf auf der Höhe über
dem Teigelbach, 5 Kilom. südwestlich von Pfalzburg, mit Kirche
in der Mitte, 132 Häusern, 150 Familien, 713 Einw., Handschuh-
manufaktur, Getreide- und Kartoffelbau und grossen Steinbrüchen,
wird im Süden von Kanal und Eisenbahn berührt und kam 1661
von Lothringen an Frankreich. Es wurde zu Anfang des sieben-
zehnten Jahrhunderts von Herzog Heinrich II. von Lothringen
gegründet, der religionsflüchtigen Unterthanen des Pfalzgrafen
hier eine Stätte gewährte. Einen Pfarrer hat Heinrichsdorf erst
seit 1784.
Heringen, Dorf an der Strasse nach Finstingen und dem
BrUchbache, 7 Kilom. westlich von Pfalzburg, mit Kirche, 37 Häu-
sern, 152 Einw., Steinbrüchen, Getreide-, Kartoffelbau und Vieh-
zucht, gehörte zu Lothringen. Es war hier eine Baronie und ein
Adelsgeschlecht, aus welchem Johann im Jahre 1417 sogar Gläu-
biger der Herren von Finstingen war, das aber im siebenzehnten
Jahrhunderte durch die Kriege verarmte. Sie bauten die Kirche,
welche die Ziffer 1565 am Portale trögt, und errichteten die Pfarrei
zu gleicher /.eit (1536). Später kam Heringen an die Landsperg,
von diesen erkauften es die von Lützelburg, nach und nach bis
(1683) zu Y4, während ^J^ den Herren von Lixheim gehörten, und
1707 kam es an Lothringen.
Hnltenhauseu , Dorf in waldiger (regend, am Abhänge der
Vngesen, 51/3 Kilom. südlich von Pfalzburg, an der GrUnzo des
Elsasses, mit Kirche, !M IlüuHern, 445 Einw., wobei I I<]vaiigc-
lischer, (»etroide* und KartuHeibMu und SIeinbnIchen, kam 16(>[
von Lothringen an Frankreich. Von hier wjirde früher l'fai/.burg
durch eine vierfache Köhrenleilung mit Wasser versorgt. Im
7. Kreis Saarburg. 463
Walde fand man verschiedene Idole, Steinstatuen, Römerdenk-
male, einen Aschenkrug und in der Nähe ist eine Stelle, die man
Ville de Charlemagne nennt, ohne dass man die Bedeutung davon
weiss. Man fand auch Heste alter Tempel. An der Stelle des
Pfarrhauses soll einst ein Nonnenkloster gestanden haben.
LixhQim f Luc hi sin , Leckerange), Dorf am Brüchbache und der
Strasse nach Finstingen, 8 Kilom. westlich von Pfalzburg, mit
katholischer und evangelischer Kirche. Synagoge, Postagentur,
Ziegelei, Brauerei, Färberei, Hutfabrik, Sattlerei, Strumpfwirkerei,
Handschuhmanufaktur, Nagelschmieden, 194 Häusern, 209 Familien,
757Einw., wobei 152 Evangelische und 194 Israeliten, Getreide-,
Obst- und Weinbau, Wochenmarkt am Montag und Jahrmärkten
am 13. Juni und 29. October, ist regelmässig gebaut und hat den
Namen von luxe oder lixa feauj, denn alle Häuser im niederen
Thale der Münzstrasse sind auf Pfählen erbaut, da hier Sumpf
war. Es war hier einst die berühmte Abtei St. Lucas, deren
V^orsteher schon 1142 eine grosse Anzahl von Mönchen und Nonnen
unter sich gehabt haben soll. Im Jahre 1608 erhielt Churfürst
Friedrich V. von der Pfalz vom Papst Clemens in Tausch die
Güter der Abtei und Hess an deren Stelle die Stadt bauen als
Zufluchtsort für Protestanten , denen er auch eine Kirche erbaute,
welche jedoch nach Aufhebung des Edikts von Nantes zerstört
wurde, sowie er Lehrer für beide Sprachen gewährte. Im Jahre
1623 verkaufte er es aber um eine Viertelmillion Franken an Herzog
Heinrich von Lothringen, der es im nächsten Jahre als Apanage
an Henriette von Lothringen , Gemahlin des Fürsten von Pfalzburg,
gab, welchem Kaiser Ferdinand II. Lixheim zur Reichsherrschaft
erhob. Damals Hess die Fürstin hier Münzen schlagen. Von
ihrem dritten Gemahl ging Lixheim an Franz von Grimaldi über,
der 1702 ohne Kinder starb , worauf Lixheim an Lothringen zurück-
fiel. Unter Henriette kamen Oratoriermönche und 1657 die der
Trierceliers hierher. Im Jahre 1707 war Lixheim eine Prevote
über 25 Orte und Weiler. Das letztere Klostergebäude l)esteht
noch und die Evangelischen richteten es zur Kirche ein. Es ist
darin eine schöne Treppe und im Refektorium ein schönes Christus-
bild. Die Schweden sollen hier einst sehr arg gehaust haben.
Von Lixheim erzählt man sich ebenfalls eine Faustsage. In dem
Gemarkungstheile Grafenort deuten Steinüberreste auf ein früheres
Schloss.
Lützelburg, Dorf am Zornflusse und dem Marne- Rheinkanal,
4 Kilom. südlich von Pfalzburg, mit Kirche, 114 Häusern, 123
464 ^I- Topographie.
Familien, 572 Einw., wobei 16 Evangelische, Oberförster, Post-
expedition , grossen Steinbrüchen und geringem Ackerbau , ist ganz
von Wald umgeben und gehörte zuerst zum Elsasse und dann zu
Lf)thringen, von dem es 1661 an Frankreich kam. Das Schloss
war der Sitz eines berühmten Geschlechts von gleicher Herkunft,
wie die Luxemburger, und wird schon 1159 genannt, wo der
Graf von Saarwerden darin gefangen gehalten wurde. Hugo,
Sohn Folcmars, Grafen von Metz, besass Lützelburg, nach dessen
Tod nahm es Herzog Matthieu von Lothringen, aber der liischof
von Metz, Stephan von Bar, nahm es wieder an sich, liess es
herstellen und schenkte es seiner Kathedrale. Der Graf von Saar-
werden bemächtigte sich sodann der Veste und behielt sie bis 1181.
Im Jahre 1297 wurde es mit Türkstein an den Bischof von Metz
verkauft, der es dann an die von Lützelburg gab. Von diesen
erhielten die Lothringer 1409 die Hoheit und traten solche 1661
an Frankreich ab. Das Schloss hat noch zwei Thürme erhalten.
In der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts waren hier
Evangelische, die aber später sehr gedrückt wurden.
Mettingen, Dorf an einem Seitenbache der Zintzel und der
Strasse nach Saarunion, 6 Kilom. nordwestlich von Pfalzburg, mit
Kirche, Mühle, 98 Häusern, 109 Familien, 443 Einw., wobei
250 Evangelische und 21 Israeliten, Feldbau, etwas Weinbau und
Manufaktur von Handschuhen und Haarnetzen, war lothringisch.
Mettingen gehörte zur Seigneurie Geroldseck der Herrschaft Fin-
stingen; doch hatten auch Nassau, Salm und die Kheingrafen hier
Unterthanen.
Zur Gemarkung gehört der Grenzliof.
Mittelbronn , Dorf an der Abzweigung der Strasse nach Saar-
burg und Finstingen, 2 Kilom. westlich von Pfalzburg, mit Kirche,
159 Häusern, 172 Familien, 758 Einw., wobei 17 Evangelische
und 91 Israeliten, Feldbau, Viehzucht, Gerberei und 2 Stein-
brüchen, gehörte zu Lothringen und kam l(>61 an Frankreich.
im siebenzehnten Jahrhunderte waren viele Protestanten hier und
1680 — 89 besorgten die Kapuziner von Pfalzburg und ein Vikar
den katholischen Gottesdienst.
Zur (ieiuriiKle gcliort (IjiH im Siklwe8t«'ii »ior (icmnrknng j,M'lt'{riiic
Haus Drcy.
St. Johann - Kurzerode , Dorf an der Strasse nach Saarburg,
5 Kilom. wcHtlicIi von Pfal/.burg, mit 28 Häusern, 126 Einw.,
Getreide-, Kartoflrel- und Ohntbau, Viehzucht (kleinere Küherace)
und Ziegelei und gehörte zum Elsusse. Mis 1756 war St. Jean
7. Kreis Saarburg^. 4()5
noch von Kurzerode getrennt und ein Weiler von 6 Häusern,
wovon 2 von Burscheid abhingen. Die Herren Delvert besassen
die Seigneurie 1774.
Zur Gemeinde gehört der östlich davon gelegene kleine Weiler Kurz c-
rode,
St. Louis (Heyersberg, auch Troü-fontaines) , Dorf am Fusse
des Gebirgs, unweit des Kanals, aus einer einzigen Strasse be-
stehend, 7Y2 Kilom. südwestlich von Pfalzburg, mit Kirche, 176
Häusern , 195 Familien , 835 Einw. , wobei 10 Evangelische,
2 Mühlen, Steinbrüchen und Landwirthschaft und Viehzucht, war
lothringisch. V2 Kilom. vom Orte lag ein Weiler Farbach mit
2 Häusern.
Zur Gemeinde gehören Langmatt im Zornthale, wo einst ein Korl'
.stand, der kleine Weiler Heyersberg im Süden, der Hof Heyersberg
im Osten, der Geysenberger-, Henning- und Nudel hol", die Fahr-
iind Hof mü hie an der Zorn.
Waldenblirg, Dorf links der Strasse nach Saarburg, A^f^ Kilom.
südwestlich von Pfalzburg, mit 25 Häusern, 130 Einw., wobei
3 Evangelische und 10 Mennoniten, Landwirthschaft und Vieh-
zucht, gehörte zum Elsasse und entstand aus einer Glashütte, die
1774 wegen Mangel an Holz einging.
Wesdiheim (Veisckemj , Dorf am Zintzelbache und der Strasse
nach Saarunion, 31/2 Kilom. nordwesthch von Pfalzburg, mit Kirche,
55 Häusern, 5G Fami^ien, 229 Einw., etwas Ackerbau und Vieh'
zucht, gehörte zum Elsasse. Im Jahre 1839 entdeckte man ein
altes Kömergrab mit Hasrelief in Bezug auf Merkur.
Wilsberg, Dorf an einem kleinen Bache, 2 Kilom. nördlich
von Pfalzburg, mit Kirche, 135 Häusern, 156 Familien, 707 Einw.,
wobei 33 Evangelische, Mühle, Gerbereien, KartofFelbau, Loh-
mühle und Steinbrüchen, kam 1661 von Lothringen an Frankreich.
Zur Gemeinde gehören der Herbhof, Hoch brück und die Säg-
müh 1 e.
Wintersburg, Dorf am Ursprünge der Zintzel, 5 Kilom. west-
lich von Pfalzburg, mit Kirche, 62 Häusern, 64 Familien, 266 evan-
gelischen und 1 katholischem Einwohner, Getreide- und Kartoffelbau,
Strohhutflechterei und Viehzucht, gehörte zu Lothringen, obschon
man behauptete, es habe früher dem Bisthume Metz gehört.
Zilling (SucdingeJ, Dorf, 4 Kilom. nordwestlich von Pfalz-
burg, mit evangelischer Kirche, 70 Häusern, 78 Familien, 326
evangelischen und 4 katholischen Einwohnern, Getreide- und Kar-
toffelbau und Viehzucht, gehörte zum Elsasse. Im Jahre 1099 hatte
Huhn, Deutsch -Lothringen. 30
406
II. Topographie.
es Graf Thierry von Bar als Entschädigung an die Priorei Insming
gegeben; aucii besass das Kloster Yergaville hier schon frühe
einige Leute. Im Jahre 1557 waren die von Landsperg hier
begütert.
E. Kanton Rixingen.
Der Kanton gränzt an die Kantone Vic und Lörchingen und
Frankreich und umfasst folgende Gemeinden und Bodenverhältnisse :
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen
W,
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesaaimt-
Fläche.
Assenoncourt . . .
Avricourt . . . .
Azondange
Desseling . . . .
Foulcrey . . . .
Freiburg . . . .
Gondrexange . . .
Guermange . .
Haie des Allemands
Herzing . . . .
Ibigny
Langenberg . . .
Monssey . . . .
Kicheval . . .• .
Kixingen . . . .
Romecourt ....
St. Georges . . .
555^(2
770.^3
I 664,83
I 280,30
! 810,53
1025,05
I 1160,81
124,59
350,46
575,-2
500,4,
223,27
933,18
223
555
Kanton 9306,99
172,99
123,58
208,61
83,00
163
306,70
259,90
170,28
3,40
25,65
180,85
132,17
215,23
80,61
151.^7
2429,9,
':61
'■>43
^52
AlO
2,56
68,fc3
0,09
16,06
196,18
10,44
923,97
623,44
64,64
11,99
16,78
39,00
61,45
1283,17
40,73
*,96
13359.
,33
3,45
11,45
5:25
■^,57
15,^7
13,91
5,94
4-9
3,24
2,34
8,31
11,70
6,49
2,68
8,32
9,31
15,52
136,24
869,84
148,44
58,52
335,90
374,94
992,95
66,23
151
,69
2998.
,51
1647,67
1024,57
1054,8,
504,57
1234,12
1742-03
2920,78
1848,15
132,94
160,83
477,76
1838,19
766,60
359,04
2545,83
527
804
19590,18
Er umfasst 1729 Pferde, wobei 35 Zuchtstiere, 3195 Stück Rind-
vieh, wobei 1783 Kühe, 3898 Schaafe, wobei G63 Merinos und
2821 Heideschnucken, 3447 Schweine, 47G Ziegen und 1184 Bienen-
stöcke.
Rixingen iHechicourlk-lhdleau, Rixangt), Kantonshauptort
um Grosswald bache und der Paris- Strassburger Eisenbahn, mit
Kirche, 232 Häusern, 285 Familien, 927 Einw., wobei 10 Evan-
gelische, Steuerkaese, Postexpedition, Mühle, Ziegelei, Ziegel-
Hteinfabrik, Weiher, Stickerei, Getreide- und Futterbau, Viehzucht
und zwei Jahrmürktt-n am 3. Februar und (i. September, gehörte
dem Biethume Metz. Hi.xingen war meist Hauptort einer Graf-
«rhaft und reicht noch bis ins achte .lahrhundcrte /iiriJck. Es
halle zwei feste Schlösser, die nun in Ruinen liegen. Ein Graf
'njierry von Kixingen erscheint 1254 in einem Tausche mit den
itrlldernGuy de Haronvillc, die 'rcnipclIuTrcn waren; auch slnnunte
der 1297 lebende HlHeliof .luluinn d"A|Meui<)ht von N'enhin aus
dienen Familie. Die Seigneurie gehörte jedoch schon im zwölften
Jahrhunderte der Familie Marimont und dann den (trafen von
7. Kreis Saarburg. 467
Leiningen. Im Jahre 1586 wurde ein Viertheil davon an den
Herzog Karl von Lothringen für 50,000 fl. verkauft. Im Jahre
1635 zog sich Karl IV. auf das Schloss zurück zur Besprechung
mit dem spanischen Gesandten Louis de Sacramento, wurde aber
wegen der Pestleidenden krank und verfiel in Kummer, weil er
den französisichen Generalen keine Schlacht liefern konnte. Bis
zur Schwedenzeit war Kixingen sehr bevölkert, hatte eine Ober-
und Unterstadt und die, Dörfer Avricourt und Moussey dienten
als Vorstädte. Noch findet man 1/4 Kilom. von Kixingen Keller,
Mauern und Mauerreste. In den Jahren 1628 — 30 wurde Kixingen
viermal von den Schweden verwüstet und darin grausam ver-
fahren. Adolph Johann, Herzog von Zvveibrücken, verbot im
Jahre 1667 allen Intendanten des Königs Kixingen zu schädigen,
weil es ein Keichslehen und blos Afterlehen für Metz seie. Im
letzten Jahrhunderte waren die Herzoge von Kichelieu Herren von
Kixingen. Auf der Bergspitze befindet sich ein Stein mit der
Jahreszahl 930, der von einem Kirchenportale stammt, an der
Stelle, wo die alte Kirche stand. Im Jahre 1820 war daselbst
noch ein steinernes Kreuz, das jetzt zerstört ist. Im Jahre 1787
machte man 1 Kilom. von Kixingen vergebliche Versuche, eine
Salzquelle zu erbohren.
Zur Gemeinde gehören die Kapelle St> Blaise, noi-dwestlich am
Grosswaldbache, an der Eisenbahn nach Dieiize und dem 3Iarne- Rhein-
kanal die Station Moussey, und nocli weiter nordwestlich am Weiher
Laixiere der Landsknechthof (LansquenelJ.
Assenoncourt (Essersdorf), Dorf unweit des südlichen Endes
des Lindreweiher , an dem in denselben fliessenden Bache Boule,
13 Kilom. nordwestlich von Kixingen, mit Kirche , Mühle, 98 Häu-
sern, 106 Familien und 448 Einw. , wobei 2 Evangelische, war
lothringisch. Das Dorf wird schon frühe genannt; schon 1120
entsagte Graf Godefrey zu Gunsten der Kirche von Dieulouard
auf seine Kechte an Assenoncourt und 1297 besass auch das
Kloster Vergaville solche von Gerhard Menechon de Marsal. Im
Jahre 1374 trugen es die von Geroldseck als lothringisches Lehen,
im Jahre 1632 machte sich der König von Frankreich zum Herrn.
Das Schloss, welches 1789 den Herren von Custine gehörte, ist
jetzt Hof. Im Schwedenkriege sank Assenoncourt auf sechszig
Haushaltungen herab und hatte 1663 keinen Maire. Im sechszehnten
Jahrhunderte wurden hier drei Frauen als Hexen verbrannt.
Zum Dürfe gehören der W^eilerhof an einem Weiher im (»sten der
Gemeinde und das Forsthaus Kleine Breite.
468 I'- Topographie.
Avricoiirt, Üo^f an der Eisenbahn von Paris nach Strassburg,
wo sich nördlich die Bahn nach Dieuze und südlich jeiie nach
IJlamont abzweigen, 2V2 Kilom. südwestHch von Rixingen, mit
Kirche, 150 Häusern, 208 Familien, 935 Einw. , wobei 107 Evan-
gelische und 4 Israeliten, Nebenzollamt I. Klasse, Postverwaltung,
Sägemühle, Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau, Viehzucht und
Jahrmarkt am 15. September, hat als Gränzbahnhof eine Menge
neuer Bauten erhalten, die nur zu monoton sind, und hat einen
deutschen Hahnhof, während über der G ranze der französische
liegt. Das Dorf gehörte zur Hälfte zu Lothringen und dem Bis-
thume Metz. • Der erstere Theil gehörte zur Icrre d'Ogevillcr, der
letztere zur Grafschaft ]\ixingen. Kurz vor 1840 verbrannte das
Ortsarchiv. 1 Kilom. vom Dorfe war einst ein Schwedenlager.
Am Ende des Dorfs steht die Kapelle Notre- Dame -des- lircmites,
seit 1741) als Wallfahrtskirche. Die Ortskirche erhielt vom Bischof
Montmorency von Metz ein Stück des angeblichen JNIantels des
heiligen Joseph geschenkt. Ein kleiner Berg zwischen Avricourt,
Foulcrey und Kixingen heisst Eglise (rAzcy und stand hier wohl
früher die gemeinschaftliche Kirche.
Zur Gemeinde gehört der westlich an der (uäuzo gelegene Hol'- la
üa rönne, am Bache Derri^ le Frarabois.
Azoudange (Ausudingen). Dorf au einem in den Lindreweiher
Hiessenden Buche, 10 Kilom. nordwestlich von Bi.vingen, mit
Kirche, Mühle, Steinbrüchen, 103 Häusern, 111 Familien, 403 Einw.,.
wobei 8 Jilennouiten, Getreidebau und starker Schweinezucht, liegt
zwischen Waldungen, rechts von der Eisenbahn nach Dieuze imd
gehörte dem Bisthume Metz. ]m Jahre 1248 gab Herzog Matthieu
von Lothringen an Aubertin des Arnots, Bürger von Metz, ein
Lehen und die Hälfte von Azoudange. Es gelu)rte zur Herrschaft
Freiburg, litt viel im siebenzehnteu Jahrhunderte und hob sich
wieder durch Einwanderer und Ausrodung. In der Nähe soll
einst eine Abtei bestanden haben; auch zeigt man die Stelle eines
alten Forts, das einen Graben hatte. In der Gemarkung ist eine
(Quelle, welcher Heilkraft gegen das Fieber zugeschrieben wird
und die daher Wallfahrer anzieht.
Zur Gi'iiH'iml«' geliören die H(»fe Aibiug. östlich, Toupel, nonl-
wrBttich, und lloiilc mit MUhle.
Desseling, Dorf am Neuweiher, östlich vom Lindreweiher,
13 Kilom. nördlich von Kixingen, mit Kirche, 70 lliiuscrn, 286
Kinw., wobei 10 Evangelische, Mühle, Getreidebau und Viehzucht,
gehörte zum Hinthume Metz und war im Hesitze der Commende
7. Kreis Saarburg. 4n9
St. Johann von Bassel. Im siebenzehnten Jahrhunderte wurde
DesseHng ganz verlassen.
Folkringen (Foulcrey), Dorf am Grossweiherbache, 3 Kilom.
südlich von Kixingen, im Grund eines Thaies, mit Kirche, Mühle,
176 Häusern, 199 Familien, 699 Einw., wobei ein Evangelischer,
Getreide- und Gemüsebau und Viehzucht, gehörte den Grafen
von Rixingen. Im Jahre 1294 wies Albert von Lavelice seine
Frau auf den Hof in Folkringen an. Es gehörte später theilweise
zur Hälfte denen von Haussonville und 1592 denen von Chatillon
und rechnete 1592 zur Grafschaft Blamont. Die Pfarrei bestand
schon vor 1696. In der Gemarkung lag einst die Eremitage
St. Thiebaut, die bis zur Revolutionszeit bestand und 1834 zerstört
wurde. In der Nähe heisst eine Stelle terres et chemin de l'Äbbaye ;
auch an einem anderen Orte sind Reste zerstörter Gebäude, der
Ort heisst IJaut-de-la-Chapelle , dem St. Remy gewidmet, am
früheren Pestkirchhofe. Ein anderer Punkt heisst Cloilre und
Avieder ein anderer les Templicrs, was auf eine Niederlassung
derselben deutet. Die Schweden sollen letzteres wie einen Theil
von Folkringen zerstört haben. Zu Ende der vierziger Jahre
brannte Folkringen fast ganz ab. Im Jahre 1591 wurden drei
Frauen als Hexen verbrannt.
In der Gemarkung liegen südlich vom Orte die Folkringer Mühle
und 3 Kilom. nordöstlich zwischen zwei Weihern der Hof Hausson-
ville, der jedenfalls von den früheren Besitzern von Folkringen erbaut
wurde.
Freiburg, Dorf am Mühlbache, 11 Kilom. nördlich von Rixingen,
mit Kirche, 95 Häusern, 102 Familien, 404 Einw., wobei 1 Evan-
gelischer, Gipsbruch für Bauzwecke und Düngung, Feldbau und
Viehzucht, gehörte dem Bisthume Metz. Es war einst ein Flecken
mit IMärkten, hatte aber keine eigene Gemarkung, sondern Jag
auf denen von Meterquin, wo die Mutterkirche und das Schloss
stand, und von Binsing, wo sich der Markt und das Kathhaus
befand. Letztere wurden im Kriege zerstört und nur die Kirche
erhalten, die dann für Freiburg diente, das sonst nur die Mar-
garethenkapelle besass. Von den Befestigungen von 1225 bestehen
nur noch Bastionen. Freiburg wurde durch Bischof Johann von
Apremont an Graf Heinrich von Bar als Lehen gegeben, kam
ober durch Tauseh an andere. Im Jahre 1344 gab es Bischof
Ademar an den Herzog Raoul als Tausch gegen Türkstein, doch
blieben die Bischöfe souveräne Besitzer bis 1566, wo sie nur noch
Nutzniesser waren. Um das alte Schloss lagen grosse Gräben
470 ^'' Topographie.
mit Ziehbrücken und Brustwehren. Bischof von St. Simon Hess
dasselbe 17-10 zerstören. Erbaut hatte es Peter, Vikar des Bis-
thums, 1340: j^tzt ist au der Stelle eine Wiese und im Winter
eine Kloake. Man erbaute aus den Steinen die Häuser Hasses
Cours oder la grande Maison. Etwa 100 Meter davon lagen die
Talhours, eine Befestigung als eine Art Citadelle, und nördlich
davon die Stadt Freiburg. Durch die Pest war die Bevölkerung
auf 13 Bewohner herabgesunken und Hess man nachher Ein-
wanderer aus der Schweiz kommen. 1620 brannte Freiburg theil-
weise ab. Eine Jlömerstrasse von Strassburg nach Scarpona (bei
Dieulouard) führte hier durch. — Die Kastellanei umfasste die vier
Orte Freiburg, Langenberg, Azoudange und Rhodes mit einigen
Weilern, Mühlen u. s. w.
Zu der Gemeinde gehören der 21/2 Kilom. südwestlich gelegene Hof
Albin, sowie die Flöfe Albechaux und Ste. Croix (Heiligkreuz) im
Nordosten, ersterer 572- letzterer 3 Kilom. von Freiburg entfernt.
Gondrexange (Gunderchingen), Dorf am Weiher und Bache
gleichen Namens, 7 Kilom. nordöstlich von Rixingen, am Kanal
und der Eisenbahn nach Strassburg, mit Kirche, 219 Häusern,
271 Familien, 1023 Einw., wobei 5 Evangelische, Mühle, Stein-
brüchen. Feldbau und Viehzucht, gehörte zu Lothringen und dem
Bisthume Metz. Es war 1401 die Hälfte des See's vom Bischöfe
Haoul von Metz an Herzog Karl II. von Lothringen und die andere
Hälfte an Leiningen, Rixingen und Lützelstein gegeben und wurde
1G()1 französisch.
Zar Gemeinde gehören der Hof Kelsing am Kelsinger Weiher,
westlich, der Hof La Canardifere am Gondrexanger Weiher und das
Wiichterluius Kiser malte.
Guermange (Germingen), Dorf am östlichen Ende des Lindre-
weihers, wo der Ausfluss des Nollweihers in denselben fliesst,
15 Kilom. nördlich von Rixingen, in waldiger Gegend, mit Kirche,
107 Häusern, 436 Einw., Mühle, Ziegelhütte, I.andwirthschaft und
^'iehzucht, wird schon 1333 genannt. Ritter Wilhelm von Torsch-
willer hatte hier 1315 ein festes Haus als bischrifliehes Lohen,
da« Sehloss aber war lothringisch. Herzog Anton verkaufte die
Seigneurie 1542 an Johann de Guermiinge. Später gehörte Guer-
mange der Familie Custine. Eine RömerstruHse zog durch die Ge-
markung gegen Assenonccuirt; auch stand hier ein Kiislell, wc»
»pül<'r (Ihm iiizwischeii verschwundene Schloss Roumesberg stand,
deohen Numun wohl von h'ömerburg kam. Im .lahre 1344 hiille
l'etcr von Torschwiller die Anlage einer Saline beabsichtigt. In
7. Kreis Saarburg. 471
den Jahren 1589 und 1590 wurden zwei Frauen als Hexen ver-
brannt.
Zur Gemeinde gehören der Kakerhof und der 3 Kilom. nordöstlich
am Walde gelegene Stranhof.
Haye - des - Allemands (Deutsch -Hagen), Dorf im äusseraten
Südosten des Kantons, an der französischen Gränze und dem
Bache Haye- Vaulhier, 7 Kilom, von Rixingen, mit 27 Häusern.
"29 Familien, 84 Einw., Getreide- und Gemüsebau, gehörte zum
Bisthume Mefz und war bis 1756 ein zu Ibigny gehöriger Weiler.
Zur Gemeinde gehören die zwei einzelnen Häuser La Carpe f ritte.
Herzingen (Hertzing, Herrensingen), Dorf am Gondrexange-
bache, der Eisenbahn und dem Kanäle, 8^/2 Kilom. nordöstlich
von Kixingen, mit 67 Häusern, 238 Einw., Landwirthschaft und
Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz und der Pfarrsafz 1739
der Abtei Rlojenmoutier.
Ibigny (Ibingen), Dorf arj einem kleinen Bache, 5 Kilom. süd-
östlich von Kixingen. mit Kirche, 57 Häusern, 60 Familien, 208
Einw., Ziegelhütte, Porzellanmanufaktur (St. Louis), Feld- und
Obstbau und Viehzucht, gehörte zum Bisthume Metz und erhielt
erst 1836 einen Priester. König Heinrich wohnte 1552 ein-
mal hier.
Zur Gemeinde gehört der Weiler Hablütz, 1 Kilom. nordwestlich,
und die Parzelle le Rnisseau des Oiseaux.
Langenberg, Dorf auf einer Anhöhe, 8 1/2 Kilom. nördlich von
Kixingen, nördlich von der Strasse von Vic nach Strassburg, mit
Kirche, 142 Häusern, 163 Familien, 548 Einw., wobei 1 Evange-
lischer, Landwirthschaft, Viehzucht und Stickerei, gehörte dem
Bisthume Metz. 3 Kilom. davon soll ein Kloster gestanden sein;
auch erinnert der alte 'Ihurm Tour de yiürequin an das gleich-
namige ehemalige Dorf, das von den Schweden zerstört wurde
und wovon man 182Ö noch Keste und Gräber fand. Dort befand
sich auch einst ein Schwedenlager. Die Einwohner Hessen sich
dann in Langenberg nieder und erbauten die Ivapelle, die 1733
zur Kirche erweitert wurde. Nach der Zerstörung durch die
Truppen von Gallas soll man die Keste der Dörfer Nidrequin und
Binzing zum Wiederaufbau verwendet haben.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Dominique-Guerre, les Maisons
rouges und les Hautes maisons. an der Strasse von Vic nach Strass-
burg und am Rande des Walds.
Moussey, Dorf am Bache Derrüre le Frambois, südlich vom
Kanäle und an der Strasse von Dieuze nach Blamont, 4 Kilom.
472 H- Topographie. "
westlich von Rixiugen, an der frauzösischen Gränze, mit Kirche,
130 Häusern. 511 Eimv., wobei 2 Evangelische, Getreidebau,
gutem Wiesenbau, Hopfenbau, Viehzucht und Ziegelei, gehörte
dem Bisthume Metz und zur Herrschaft Rixingen, ein Theil jedoch
zur Grafschaft Seille.
Richeval ( Reichen thal^ , Dorf im Südosten des Kantons, an
einem Bache, Ü Kilom. von Rixingen, unweit der Strasse von
Blamont nach Saarburg, mit 73 Häusern, 84 Familien, 266 Einw.,
wobei 4 Evangelische, Nebenzollamt, Landwirthschaft und Vieh-
zucht, gehörte dem Bisthume Metz. Die Abtei Ober-Seille besass
im sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderte hier Güter.
Richeval war ein Theil der Baronie 8t. Georges, welche Herzog
Leopold von Lothringen im Jahre 1720 an Marc de Beauvau gab.
Zur Gemeinde gehört die Mühle Raptiii, unweit der Gränze.
Romecourt, Weiler und Gemeinde, 5 Kilom. nördlich von
Rixingen, von Wäldern umgeben, mit Kapelle, 6 Häusern, 34 Einw.
und Ziegelhütte, stammt aus dem Jahre 1564, erhielt 1701 eine
Kapelle und gehörte dem Bisthume Metz.
Zur Gemeinde gehört der 2 Kilom. östlich au einem Weiher gelegene
Hof Älilberg.
St. Georges, Dorf an der Strasse von Blamont nach Saarburg
und einem kleinen Bache, 6V2 Kilom. östlich von Rixingen, mit
Kirche, 82 Häusern, 92 Familien, 344 Einw., Getreide-, Gemüse-
und Obstbau, grossen Wiesen und guter Viehzucht, gehörte dem
Bisthume Metz. St. Georges war schon 1142 Sitz einer Baronie.
welche im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts nebst Türck-
stein und Bau le Moine an FVanz von Vaudemont kam. Im
Jahre 1720 gab Herzog Leopold St. Georges an Marc de Bt auvnu,
Seigneur von Craon.
8. Kreis Cliäteau-Salins.
Der Kreis Chäteau-Salins bildet die südwestliche Ecke des
Bezirks und grunzt westlich und südwestlich un das französische
.Meurtliedcpartement, während er nördlich un die Kreise Metz,
Bolchen und Forbach, östlich auf kleiner Strecke an das Elsass
un<l im Südosten an den Kreis Sanrburg stösst. Seine gn'tsste
Krhireckung geht von Wesltüi nach Osten, wo sie bis 50 Kilometer
lietrM^t. die geringere von Süden nach Norden, denn hier erreicht
8. Kreis Chateau- Salin?. 473
sie nur 30 — 35 Kilom. Die Bodenfläehe uinfasst 17.;4>^ Quadrat-
meilen oder etwa 96,93(5 Hektaren, wornach also der Kreis der
drittgrösste des Bezirks ist, und davon entfallen auf bestellbares
Ackerland 57,483, Wiesen 12,376, Reben 1071, steuerpflichtiger
Wald 10,381, Obstgärten 835, Heideland 546, Teiche und Weiher
1440, überbautes Land 274, Strassen und Plätze 2182, Flüsse
und Bäche 246, Staatsforsten und nicht ertragreiches Staatseigen-
thum 10,377, Kirchen, Pfarrgebäude und Friedhöfe 25 Hekt,
wovon im Ganzen 12,830 Hekt. nicht steuerpflichtig sind. Die
Oberfläche ist hügelig, steigt am meisten auf der Wasserscheide
zwischen Seille und Nied an und gibt sein Wasser nicht nur
diesen beiden Flüsschen, sondern zu einem Theile auch an die
Saar ab. Nur wenige Höhen liegen 350 — 399 Meter über dem
Meere, im Durchschnitt erhebt sich das Land nur zwischen 250
bis 300 M. und die niedrigsten Lagen haben an den Gränzen der
Rothbach mit 217 und die Seille mit 194 M. über dem Meere.
Die Seille entspringt im Kreise aus dem Lindreweiher und fliesst
westlich durch den Kreis, um auf einer längeren Strecke die Gränze
gegen Frankreich zu bilden, die französische Nied in nordwest-
licher Richtung und die Zuflüsse der Saar gegen Nordosten. Von
kleineren Gewässern sind zu erwähnen der liuisseau de VEtamj bei
Delme, die kleine Seille bei Chäteau-Salins, der Verbach hinter
Dieuze und die Albe bei Lening. Besonders reich ist der Bezirk
an stehenden Wassern, meistens künstlichen Weihern, von Guts-
herren und Geistlichen angelegt, und mehrere dieser Weiher ver-
dienen sogar ihrer Grösse wegen See genannt zu werden, wie
der Lindreweiher. Diese stehenden Wasser bilden unter sich ein
förmliches System, indem sie mit rückwärts und höher gelegenen
Teichen in Verbindung stehen. Der Lindreweiher hat eine Fläche
von 671 Hekt. bei etwa 3 M. Tiefe und ist in Verbindung mit
noch 12 kleineren und ganz kleinen Teichen. Die übrigen Weiher
liegen alle im Osten des Kreises, südlich und nördlich von Dieuze,
meistens in waldiger Gegend und selten dicht bei Ortschaften.
Alle diese Gewässer dienen zum Theil , um einige wichtige Kanäle
zu speisen, welche hauptsächlich wegen der Salinen und Stein-,
kohlen angelegt sind. Dies sind im südlichen Gränzlande der
Marne-Rheinkanal, welcher neben dem San on flüsschen die Gemeinde
Lagavde von Westen nach Osten durchzieht, der Saarkanal, welcher
im Weiher von Gondrexange davon abzweigt und nördlich durch
den Stockweiher und oberen Mühlweiher gespeist nach der Saar
zieht; der Kanal des Salines von Dieuze nach Münster am Roth-
474 !!• Topographie.
bache, der Kanal de Flottage des Salines von Moyenvic bis zum
Weiher von Bride im Köckinger Wald. Die erwähnten Weiher
sind zu einem eigenthümlichen Bewirthschaftungssystem herge-
richtet, denn sie werden alle drei Jahre abgelassen und entfischf,
um dann ein Jahr lang zur Ackerbaukultur verwendet zu werden.
An Eisenbahnen ist bis jetzt noch Mangel. Eine Seitenbabn geht
von Avricourt nach den Salinen von Dieuze, eine andere zweigt
sich bei Champigneulles in Frankreich von der Strecke Frouard-
Nancy ab, um über Chambrey nach Chateau-Salins, Vic und Dieuze
zu ziehen. Endlich sind noch zwei Eisenbahnen im Project, näm-
lich eine von Remilly durch den Kanton Albesdorf nach Rerthel-
ming zum Anschlüsse an die Saarbahn und eine Bahn von Dieuze,
welche vorgenannte durchschneidet, in der Kiclitung nach Saar-
alben oder Saarunion. Eine fernere Bahnverbindung von Chateau-
Salins über Delme nach Metz liegt zwar in den Wünschen der
Bevölkerung, hat aber noch auf die Ausführung zu warten. Mit
Strassen ist der Kreis gut versehen und ziehen durch denselben
die grossen Staatsstrassen Nancy nach Chateau-Salins und St. Avold,
Metz über Delme und Vic nach Strassburg und von Vic über
Dieuze nach Finstingen und Saarunion, sowie nördlich nach St. Avold
und Saai^emünd. Das Netz der Vicinalstrassen soll dagegen noch
erweitert werden.
Der Boden ist im Allgemeinen schwer, in den Niederungen
des Seillethals aber oft sumpfig und auch in einigen Waldgegenden
hat er solche Beschaffenheif. Wie aus der Vertheilung der Ober-
fläche schon zu übersehen, gehört der Kreis zu drei Vierlheilen
dem Ackerbau an und die Industrie ist geringfügiger. Etwa
:W5,5()0 Personen gehören ersterem an, 2600 der Indusirie, welche
sich fast nur auf Salzgewinnung, chemische Produkte und einige
andere Zweige erstreckt, J)700 Gewerben und Handel und IJHOO
Kentiers, Angestellten und sonstigen Kreisen. Die I-andwirthschaft
beschäftigt sich vorzugsweise mit dem Bau von Weizen, Hafer,
KurtofTehi und einigen anderen Erzeugnissen; Wiesen gibt es fast
ri,400 Hekt., aber sie sind nicht in ganz günstigem Zustande,
leiden zu oft durch IJeberschweminung, das Gras wird sauer und
es fehlt nn ktlnstlichen Wiesen. lleb('rhiiu]»t i.st die liaii<hvir(lis(haft
nicht nilionell betriel)en, steckt noch zu sehr in der Droilelder-
wirlhschnfl, es fehlt an den verschiedenen landwirthschaftlichen
.Mnmhineii und es \nl überhaupt in dieser HiriHieht im Kreise noch
»ehr viel zu Ihun. Aiu-h Weinbiiu wird betrieben, doch ist das
Er/.eugniss nicht sonderlich gut und nur aus den Gctnarkungen
8, Kreis Chäteau-Salins. 475
von Marsal, Harrancourt, Salival mit gegen Norden geschützter
Lage und Montdidier bei Albesdorf gesucht. Die Viehzucht um-
fasst 14,516 Pferde, 25 Maulthiere und Esel, 19,811 Stück Rind-
vieh, wobei 4420 Stück Jungvieh und 11,925 Kühe, 28,001 Schaafe,
24,674 Schweine und Ferkel, 2802 Ziegen und 6726 Bienenstöcke.
Während daher die Schaafzucht die stärkste unter allen Kreisen
ist, steht Chäteau-Salins auch bezüglich der anderen ITiierarten in
erster Reihe und nur bezüglich der Qualität derselben wären Fort-
schritte zu wünschen. An Waldungen ist der Kreis reich, denn
es sind an 20 000 Hekt. vorhanden und mehrere Waldungen haben
einen sehr grossen Umfang. So der Wald von Bride und Köking
zwischen Dieuze und der kleinen Seille, der Lallewald bei Rod-
albe, der Mühlwald bei Loudrefing und Münster, die Wälder von
Gremecey, le Rouge, Vannecourt und Amelecourt. In ersterem
hausen noch zahlreiche Wölfe, die sich von da aus ringsum ver-
breiten. Früher war der Waldstand noch viel grösser, es wurde
aber zu viel ausgerodet und zu den Salinen verbraucht, ohne recht-
zeitig für Nachwuchs zu sorgen.
Der Kreis zerfällt in folgende fünf Kantone: Chäteau-Salins,
Albesdorf, Dieuze, Delme und Vic und hat 12,617 Häuser,
14,862 Familien und 52,801 Einwohner (25,247 männliche und
27,554 weibliche), worunter sich nur 661 Evangelische, 86 andere
Christen und 1018 Juden befinden. Es wohnen daher auf der
Geviertmeile nur 2918 Einwohner oder es kommen auf jeden Be-
wohner l.f;^3 Hekt. Land. Im Kreise sind 65 Blinde, 58 Taub-
stumme, 92 Blödsinnige (die meisten in Chäteau-Salins und Vic)
und 17 Irre. Die Seille mit ihren Ueberschwemmungen schadet
dem Gesundheitsstande des Kreises sehr.
A. Kanton Chäteau-Salins.
Der Kanton Chäteau-Salins bildet den mittleren Theil des
Kreises, indem er östlich an die Kantone Dieuze und Albesdorf,
nördlich an den Kreis Bolchen (Kanton Grosstännchen) , westlich
an Delme und südlich an Frankreich und den Kanton Vic gränzt.
Er wird von der grossen und kleinen Seille und dem Kanal de h
F'lotte nebst mehreren kleineren Bächen bewässert, seine östlichen
und westlichen Höhen steigen bis zu 346 Meter an, dagegen sinkt
das Seillethal bei Manhoue bis zu 19(5 M. und die '1 haisohlen er-
heben sich überhaupt nicht über 220 M. Es liegen hier die dich-
teren Wälder des Kreises. Es enthält folgende Gemeinden und
Rodenvertheiluno :
47G
H. Topographie.
üemeindeD.
Aboncourt . .
Achain . . .
Amelecourt .
Attikmcourt .
Bellange . .
Bioncourt . .
Burlioncourt .
Chambrey . .
Chäteau-Salins
Conthil . . .
Coutures . .
Dalhain . .
Dedeling . .
Dürkastel . .
Fresnes . . .
Gerbecourt. .
Gremecey . .
llaboudange .
Harapont . .
] larrauconrt .
IJdrequin . .
Lubecourt . .
Manhoue . .
Morville-les-Vic
Obreck . . .
Pettoncourt
Pevange . ,
Puttigny . .
Riebe . . .
Salival . . .
Saloiincs . .
Sotzeling . .
Vaunccourt
Vaxy . . .
N'iiisso . . .
Kanton
Accker.
273,37
301. .S5
206,99
316i38
599,09
575,2fi
817,38
256,2«
413,60
383,501
392,52
139,8b
212,4,
875,791
149,661
401.^,
<33,(X)
677,0,
480,80
202,01
245,97
303„9
526,57
235,10
301,95
153,84
570-74
515
Wiesen.
39,78
22,7,
106,51
27,72
28,95
72,62
108,53
144,33
105,93
49,07
41
,23
,10
31
2'->,4l
48,33
113,9,
45
,45
29,47
157,2,
93„4
103„3
48,56
54,92
72,9,
25,54
61,47
79,52
24,58
133,95
94,25
37,30
198,66
48,60
73,00
78,80
i20,9,
13933,4,2544,53
,99:
197,43!
592,93
208,80
517,6,
359,37
391,59
Wein-
berge.
0,37
14,65
3,73
o,„
12,58
1,25
,92
11
25,98
58,87
6,24
3,25
24,03
13,7,
',52
0,13
10,80
3,87
4,51
19,98
2^54
8,71
.1,47
22,2,
6,85
18,27
4-94
0,99
7,98
19,62
9,32
»,56
392
,93
Wald.
32
,14
,S9
,11
41
90„
108
317,39
41,32
66,31
124,69
0,09
186,90
208„4
5,31
114,34
111,13
100,98
16,65
77,30
2,37
110,97
69,58
_0,23
8,34
306,00
71-38
66,43
8,34
108,72
2395„2
Obst-
gärten.
2,5fi
6.,s
-*,3'^
0,98
4,18
5,07
6,60
12,,,
24,92
91
,05
,98
,69
,01
9,
6,aT
14
6
12
3,40
5,20
2,97
11,78
7,09
3,46
1,01
>
4,93
5,38
1,31
3,15
9,63
8,77
1,92
9,57
8,28
9,32
5,96
5,117
225
,26
„ . iGesammt-
Forsten, pi^che.
269.
031
76
,68
49,6^
59,07
59,67
311,23
161,81
153,31
20.
,53
80
,39
45,,o
75,59
250,57
15,20
780,78
2478
,72
356,17
471, B4
751,30
334.89
376,57
818,3s
723,34
1437,83
527,69
576-60
577,g3
481-38
190,78
o43-g()
1290,64
288,18
878-98
1050,43
1106,9,
801,4,
337,20
344,79
405,59
801,93
317,27
484,4,i
189,09
740,33
635,2)
397,7;;
1243,37
360,26
951,80
521,52
1453-3^
22768,90
Sein \ ichstand umfaset 4071 Pferde, wobei 114 Zuchthengste,
♦» Muulthiere und b^el, 4147 Stück Rindvieh, wobei 25(»;{ Kühe,
t>ö82 Schaafe, wobei 501) Merinos und 3855 Heideschnucken,
5458 Schweine, 488 Ziegen und ItUl Hienenstöcke.
Chäteau-Salins (Sallum Caslmm, ('(isinnn Saliiiiini, nach der
liesitznahme durch Deutschland anfangs Salzburg genannt, obschon
(lieser Namen nie be8lHn<l), Hiin])fflfadt des Kreises und lüinfons,
liegt in einem nördlichen Scili-nlhale des SeilUlhais, am rechten
Ufer der Seilte und der Einmündung des Kanals de la Flotte, am
Kuaee von Hi'ihen, die noch etwa I(M) — l'iO Meter höher aiKsleigeii,
bildet fast ein Viereck und hat 'All WohiihäiiHcr, 5<Sl Iluu.siial-
tungcn und 2141» Kin wohner, wobei 39 Kvangelibche und 8« Israeliten
8. Kreis Chäteau-Salinsf. 477
2 LJlinde und 1 Kretine. Es sind hier 2 Mühlen, Sägmühle, eine
Glasfabrik, 2 Lohmühlen, 2 Gerbereien, 3 Gipsmühlen, 1 Ziegel-
hütte und 1 Steinfabrik, sowie ein Asyl für arme Kinder mit
Kente von 4000 Franken. Von Stellen befinden sich hier das
Kreisgericht, Friedensgericht, Oberförsterei, Steuerkasse, Hypo-
thekenbank, Enregistrements- Einnehmerei, Postverwaltung und
eine Pfarrei. Es finden Wochenmärkte am Freitag, Fruehtmärkte
am Donnerstag, Viehmärkte jeden zweiten Donnerstag im Monat
und Messe am 24. Juni statt. Die Einwohner pfianzen Getreide,
Futterpflanzen, Wein, Hopfen, Tabak, Obst und Gemüse und be-
treiben verschiedene städtische Gewerbe. Hier mündet die von
Ohampigneulles unweit Nancy kommende Eisenbahn und es gehen
von hier aus Staatsstrassen über Delme nach Metz, über Landorf
nach St. Avold, über Salonne nach Nancy und über Vic und
Moyenvic nach Strassburg und Lüneville, sowie über Dieuze nach
Finstingen und Saaralben. Der Ort entstand erst im vierzehnten
Jahrhunderte durch die daselbst errichtete Saline. Nach der Sage
sollen fremde Reisende bei der Mühle im Weiher Coutures eine
Salzquelle entdeckt haben, worauf Graf Haoul von Lothringen
oder vielmehr die Regentin Isabelle von Oesterreich den Platz
vom Bisthume Metz erkaufte, um daselbst eine Saline zu er-
richten. 1327 wurde zu deren Schutz ein Schloss erbaut. Erst
im Jahre 1395 verkauften aber die Herzoge Johann und Robert
von Bar in Gemeinschaft mit dem Lehensträger Colin d"Athienville
den Grund und Boden ringsum an Ansiedler, und nun erst ent-
standen Häuser. Der Bischof von Metz wurde aber über das
Emporkommen des Orts eifersüchtig, fürchtete von hier aus eine
Bedrohung seiner Besitzungen und erbaute daher diesem Schlosse
als Gegengewicht das Schloss Beaurepaire. Daraus entsprang
sodann eine Fehde und mehrjähriger Krieg, den endlich der Graf
von Luxemburg beilegte. Nach Raouls Tod verlangte der Bischof,
dass ihm für das Schloss Chäteau-Salins von Lothringen gehuldigt
werde, woraus neue Kämpfe entstanden. Der Bischof belagerte
nun das von Jean de Wisse und Pierre de Chatelet tapfer ver-
theidigte Schloss mehrmals vergebens, bis endlich Frieden eintrat.
Aber derselbe hatte keine Dauer, denn der Bischof machte neue
Anstrengungen, eroberte nun das Schloss nebst Amel^court, Don-
jeux und St. Epvre und zerstörte das Schloss selbst, worauf er
Marie von Blois vom Hause Beaurepaire dazu verpflichtete, den
Wiederaufbau des Schlosses zu verhindern. Die seit 1330 ausge-
beutete Saline wurde mehrmals verpachtet, im siebenzehnten Jahr-
4^78 ^'' Topographie.
hunderte zerstört, wieder aufgebaut und ging erst 1826 ein, worauf
eine Glashütte an ihre Stelle trat. Im Jahre 1715 war Chäteau-
Salins eine Bourg oder kleine Stadt, erhielt 1715 eine Pfarrei und
1751 ein Amt. Unter Herzog Rene 11. wurde ein Kloster der
Religiösen von Ste. Elisabeth oder der soeurs Grise errichtet, wahr-
scheinlich 1478 von Robert Morcel von Lüneville , Gouverneur der
Salinen, sodann von Joseph Pierre, Kapitän der Flibustier, ein
Spital gestiftet und 1527 eine Kapelle erbaut, worin Minoriten
den Gottesdienst versahen. Auch im Schlosse befand sich schon
1512 eine Kapelle. Im Jahre 1627 wurde hier eine Frau als Hexe
verbrannt. Im Jahre 1842 vermachte J. B. Fouin Dufajs, Mit-
glied des Generalraths, eine Renteneinschreibung der Stadt, wovon
nur ein Theil jährlich verwendet, der übrige aber stehen bleiben
soll, bis sie jährlich 270,000 Frcs. Zinsen ergibt, was 2116 erfolgt,
worauf nach seinem Testamente verfahren wird.
Aboncourt, Dorf an der Seille und französischen Gräuze,
mit Kirche, Ziegelhütte, Getreide-, Hopfen-, Tabak- und Obstbau,
41 Häusern, 74 Familien und 151 Einw., von Chäteau-Salins
12 Kilom. entfernt. Der Namen wird von Abonis curlis abgeleitet.
Franz de Buchel hatte mit dem Hause de Brin 1559 Aboncourt
als Lehen von Lothringen erhalten; auch hatte das Kloster von
Salonne hier die hohe Justiz und andere Rechte. Im Jahre 1443
litt Aboncourt sehr. In der Nähe findet man Spuren eines ver-
schwundenen Dorfs, sowie eine Quelle, deren Wasser gegen F'ieber
wirksam sein soll.
Achain ( Acheriaim , Eschcm) , Dorf, 12 Kilom. von Chäteau-
Salins, im äussersten Norden des Kantons, mit Kirche, 88 Ge-
huuden, t>6 Familien, 214 Einw., Mühle, Getreide- und etwas
Weinbau, reichem Gipslager, aber wenig Wiesen, weshalb man
künstlichen Futterbau betreibt. Seit 1790 ist der Boden sehr
theuer. Achain besaas für Wolilthätigkeitszwecke eine Rente von
()(XM) Livres, aber durch die Revolution ging der gr()sste 'Iheil
verloren. Man vermuthet in Achain das Arcficsingas , worin Kloster
Gorze 857 Güter hatte. Achain war schon frühe lothringisch.
AmklkcOUTi , Alineriri nirlin) , Dorf auf einer Anhöhe, '2 Kiloin.
nordwestlich von (hflteau -Salins, an kleinem Bache, mit Kirche,
19 lliiu«ern, 52 Familien, 199 Einw., (Jetreide-, Hopfen-, Obst-
iind Weinbau. Mühle, (Jipsmühlc und ziendich viel Wahl. Amcle-
rourt war ursprünglich grös-ser als C'hAl^au-SnlinH. die Lehen wurden
vom Herzog Karl II. von Lothringen 15HIJ vom Kcuyer Claude
de la Ferte, dn« rntroniitsrecht mit dem hnibpii Zehnlen 157.'{
8. Kreis Chäteau-Salins. 479
durch Karl IIL vom Abbe de Metioc um 5000 Fres. und dann
noch verschiedene andere Theiie erworben. Das Schioss wurde
im vierzehnten Jahrhunderte mit Chäteau-Salins zerstört.
Attilloncourt, Dorf, 10 Kilom. südwestlich von Chäteau-Salins,
am rechten Seilleufer nächst der französischen Gränze mit 58 Häu-
sern, 63 Familien, 166Einw,, Kirche, Getreide-, Wein-, Hopfen-
Tabak- und Gemüsebau, Schaaf- und Schweinezucht, war früher
bischöflich metzisch. Der Namen erinnert wohl an Atlila.
Beilange fßlanchej, Dorf, 10 Kilom. nördlich von Chäteau-
Salins, mit 58 Häusern, 59 Familien, 2-32 Einw., 2 Mühlen,
Kirche, Getreide-, Hopfen-, Gemüse-, Obst- und Weinbau und
Pferdezucht, ist alt, war zuerst ein Templerhaus, wovon noch der
Kirchthurm stammt, und gehörte sodann dem Bisthume Metz.
Bioncourt, Dorf, 14 Kilom. w^tlich von Chäteau-Salins. am
rechten Ufer der .Seille und der Landesgränze, mit 108 Häusern,
129 Familien, 441 Einw., wobei 4 Evangelische, Kirche, doppel-
gängiger Mühle, Getreide-, Futterpflanzen-, l'abak-, Hopfen-, Ge-
müse- und Obstbau und Viehzucht. Von Bioncourt schrieb sich
eine alte Familie und sodann kam Bioncourt um 1444 an Jean
de Tuliiguy, 1605 an Henriette de Haricourt, Marquise von Bassom-
piere, an das Haus Guermange und Custine (1617) und wurde
später eine besondere lothringische Baronie, für welche ein Schioss
bestand, an dessen Stelle Baron de Vincent, früher österreichischer
Gesandter in P'rankreich, 1831 ein neues schönes Schioss erbaute.
Im Thurm der Kirche befindet sich ein Oratorium in gofhischem
Styl mit Glasmalereien , der gothische Chor der Kirche ist alt, das
Schiff aber neu. Bioncourt wird schon 933 im Privilegium des
Bischofs Adelbero von Metz für das Kloster Gorze genannt und
hatte damals schon eine Kapelle.
Zur Gemeinde gehören der nordwestlicli an der Seille gelegene Weiler
Alaincourt mit wenigen Häusern, einst Besitzthum des Klosters Salival
und 1252 des Louis de Brin und ganz im forden der Gemeinde, am
llande des Waldes Georges d'Knfer, der Ilof Rhin-de-bois-Catoire
mit etwa 18 Einwohnern.
Burlloncourt , Dorf, O'/^ Kilom. nordöstlich von Chäteau-
Salins, auf einer Anhöhe oberhalb der kleinen Seille, mit 109
Häusern, 129 Familien, 441 Einw., wobei 3 Mennoniten, Kirche,
Mühle, Getreide-, Hopfen-, Gemüse-, Wein- und Obstbau, hat
eine ganz hügelige Gemarkung und ist ziemlich alt. Die Schweden
verheerten das Dorf und zerstörten im Süden davon das Dorf
Carey fCani) nebst mehreren Gewerbsanlagen, wovon noch die
480 II- Topogiapliie.
alte Mühle vorhanden ist, die 1747 noch einen eigenen Bann liatte
und woselbst 122t> das Kloster SaHval Güter besass. Die Kirche
steht an der Stelle der alten, welche einst die Benediktiner von
Longeville erbauten. Zwei Quellen in der Nähe sollen schwach
eisenhaltig sein. Das Dort' war lothringisch und bischöflich metzisch.
Baron von Hunolstein besass hier schon 1663 Güter.
Dazu gehören die Canymülilo an der kleinen Seille und der not"
Ilaut-de-la-Hesse.
Chambrey, Dorf, 5 Kilom. südwestlich von Chäteau-Sulins,
rechts von der Seille auf einer Anhöhe gelegen, mit 138 Häusern,
189 Familien, 648 Ein w., wobei 6 Evangelische und 10 Israeliten,
Nebenzollamt, Getreide-, Gemüse-, erheblichem Wein- und Hopfenbau
und Kirche, war früher ein Flecken von Bedeutung mit Hospital
und festem Schloss und ist ziemlich alt, indem es schon 1339 vor-
kommt, wo Johann von AmeMcourt hier Güter von Heinrich von
Blamont erhielt. 1398 besass Johann >on Beaufremont, Herr von
Ville und Pontoy, die Seigneurie Chambrey als bischöflich metzisches
Lehen und verkaufte es dann an Georg von Serrieres, J^ischof-
Jakob von Lothringen gab 1431 zwei Dritttheiie des Zehntens an
die Collegiatkirche von St. Etienne zu Vic. Von dem Schlosse
sind noch Ruinen mit Mauern und Thürmen, sowie ziemlich um-
fangreich vorhanden. Im Jahre 1661 kam Chambrey an Frankreich.
Zur (lemeinde gehören die Höfe Cabart und Merlinsol.
Gonthil (Cointhil), Dorf an der Quelle der kleinen Seille,
13 Kiloiu. nordöstlich von Chäteau - Salins , mit 90 Häusern, 110
Familien, 419 Einw., Getreide-, Gemüse-, Hopfen-, Wein- und
Obstbau, Gipsmühle und Kirche, gehörte. im fünfzehnten Jahrhun-
derte den Grafen von Zweibrücken - Bitsch , kam dann an Loth-
ringen und wurde 1597 von diesem in Tausch an die von Hunol-
stein gegeben.
Coutures, Dorf, ly^ Kilom. westlich von Chrtteau-Salins, auf
einer Anhöhe, mit 62 Häusern, 59 Familien, 235 Einw., Kapelle,
Getreide-, Gemüse- und Weinbau, Sandsteinbruch, ist alt. Im
Jahre 1346 wird C'outures schon genannt, 1587 verkaufte es die
Abtei Longeville an Lothringen, die es von der Abtei Metioc 1573
erworben hatte, und es wurde sodann um 1647 verheert, so duss
es lauge mit Xta('\6iiOürt vereinigt werden musste. 1582 und 1682
wurden zwei Frauen als Hexen verbrannt.
Zur (ienieiniU' .gehören die Höfe In M ii iclwi nd e, .südlieli^ und
II und rciiinnt ^ nrtrdweHtlicIi.
Dalhain, Dorf, 8 Kilom. nördlich \<)ti Chnfcnn -SalinH, mit
8. Kreis Clinteau-Saliiis. 4t<l
Kirche, lil Häusern, 122 Familien, 4{)2Ein\v., Getreide-, Gemüse-,
Hopfen-, Wein-, Tabak- und Obstbau, liegt ziemlich hoch und hat
abgelegen davon eine Mühle. Schon 1335 gehörte es dem Bisthume
Metz, dann Lothringen, und im siebenzehnten Jahrhunderte besass
die Familie d'Harraucourt hier einen ansehnlichen Grundbesitz.
Zur Gemeinde gehört der Hof Deiix Maisons, ziemlich hoch an
der Strasse von Chäteau-Salins nach St. Avold gelegen.
Dedeling (Tietlingen), Dorf an dem Hanvoiebache, 8 1/2 Kilom.
nordöstlich von Chäteau-Salins, in einem engen Thälchen, mit 29
Häusern und Familien, 100 Kinw. , Wein- und Getreidebau und
Schweinezucht, ist alt, gehörte früher dem Bisthinne Metz und
schon 1372 gab Poinsignon, Herr von Clmteau-Voue, den Frauen
von Vergaville seinen Zehnten zu Dedeling.
Zur Gemeinde gehört der nordwestlich auf einer Anhöhe, 310 Meter
über dem Meere gelegene Hof Zander.
Durkastei fChdleau-Voue, Chatel-Voel) , Dorf, 9 Kilom. nord-
östhch von Chäteau-Salins, auf einer Anhöhe, mit Kirche, 70 Häusern.
78 Familien, 248 Einw., wobei 12 Evangelische, Getreide- und
Weinbau und Mühle, ist alt, hiess in alten Urkunden Ariilum
Caslrum, kommt schon im Anfange des eilften Jahrhunderts vor
und gehörte zu Lothringen; doch besassen die Bischöfe von Metz
hier auch einst Bechte. Früher bestand hier ein altes Schloss.
Durkastei gehörte seit Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts bis
Ende des siebenzehnten Jahrhunderts den Herren Jean de PfafFen-
hofen (1404), Heinrich Haubze de Dievelich (1445), dessen Sohn,
Heinrich von Helmstadt (1480), Friedrich von Steinkallenfels (1580)
und Herrn von Hunolstein (1600— -1003). Im Jahre 1720 wurde
das neue Schiff der Kirche und 1721 der Thurm erbaut.
Zur (Gemeinde gehört der Hof Berange.
Frfesnes-en-Saulnois, Dorf, 5 Kilom. westlich von Chäteau-
Salins , ziemlich einsam gelegen , links von der Strasse nach Delme,
nicht weit unterhalb des Ursprungs des Ossonbachs, mit Kirche,
140 Häusern, 154 Familien, 505 Einw., Getreidebau, Mühle und
2 Ziegeleien, war lothringisch. Das Kloster St. Etienne zu Metz
besass hier Güter. In der Nähe lagen die Orte Fericourt und
Buzoncourt, welche im Kriege des siebenzehnten Jahrhunderts
zerstört wurden. Hier vernichtete ein Gewitter mit Wolkenbruch
1783 acht Häuser, wobei eilf Personen umkamen. 1001 kam
Fr6snes-en-Saulnois an Frankreich.
Gerbecourt, Dorf, 3 Kilom. nördlich von Cliäteau-Salins, auf
dem Ostabhange des Bois de Vaxy und an der Strasse nach
Huhn, Deutsch -I.ottiringen. 31
482 H- Topographie.
St. Avold, mit 6G Häusern, 74 Familien, 201 Einw., Getreidebau
und Viehzucht, war schon 922 erwähnt und wurde 1604 vom
Bischöfe von Metz an Lothringen nebst dem Yal de Vaxy abge-
treten. Auch das Kloster Gorze besass hier Güter.
Gremecey, Dorf, 8 Kilom. südwestlich von Chäteau-Salins, auf
einer Anhöhe, mit 54 Häusern, 56 Familien, 192 Einw. , Mühle,
Getreide-, Obst-, Gemüse-, etwas Wein-, Tabak- und Hopfenbau
und Viehzucht, war noch 1413 Lehen des Bisthums Metz, dann
aber lothringisch und kam 1661 an Frankreich. Das Seminar von
Pont-d-Mousson besass hier Zehnten. Neben dem Chor der Kapelle
befindet sich eine alte Kapelle, die nun als Sakristei dient.
Haboudange (Hoblingen), Dorf an der kleinen Seille, 14 Kilom.
nordöstlich von Chäteau-Salins, mit Kirche, 123 Häusern, 127 Fa-
milien, 431 Einw., wobei 5 Evangelische, Mühle, Getreide- und
etwas Wein- und Hopfenbau, liegt in einem tiefen Thale und ist
ein alter Besitz des Metzer Bisthums. Im Jahre 1164 war es
Sitz von Käubern und dann erbaute Bischof '1 hierry einige schöne
Wohnungen, Bischof Karl von Lothringen erwarb 1238 — 60 das
Lehen und gab es an Sigebert vom Elsasse. Die Kastellauie um-
fasste zwei Schlösser und neun Ortschaften. Im Jahre 1252 kaufte
Jacob von Lothringen das Lehen vom Grafen Soibert, vergab es
aber wieder und 1412 kam es an das Bisthum Metz zurück.
Zur Gemeinde geliört der südlicli davon an der Seille gelegene Hof
La Moutelottc.
Hampont (Hudingen), Dorf, 5 Kilom. nordöstlich von Chfiteau-
Salins, links vom Canal de la Flotte gelegen, mit Kirche, 1*9 Häu-
sern, 123 Familien, 421 Einw., Getreide- und Weinbau, ist alt
und war Besitz von Lothringen und Bisthum Metz. Das Dorf
kommt schon 1195 vor, 1198 wird ein Johann von Ilamj)ont als
Zeuge genannt und Kloster Salival hatte schon frtihe hier Güter.
Die 'Jempler sollen die Kirche erbaut haben. Auch die Bern-
hardiner von Ober -Seille waren hier begütert. Den Lothringer
.\nthcil trugen im vorigen Jahrhunderte die von Hunolsteiii zu Lehen.
Harraucourt-SUr-Seille, Dorf im Seillcthale, 7 Kilom. südöstlich
von Chäteau-Salins, ganz nahe bei Marsal, mit Kirche, 97 Häusern,
KK) l'iimilieii, 322 Einw., wobei 4 Evnngeliselje, Getreide-, ^^'ein-,
liibak-, Ob/it- und Gemüsebau uml l'ferdezucht, kam 1593 durch
rausch vom Hislhume Metz an Herzog Kurl IIL von Lothringen,
hie Abtei 81. Sauvcur besäen hier einst (Ulter. Eine Brunerstrasse
rührte einHt durch die Gemarkung^ auch liiittc Ihirraiieourt früher
eine Snljne und Mühle, welche beide eingegangen bind.
8. Ivreis Cbateau-Saliiis. 483
Zur Gemarkung gehört der Hof la A'oi trebolle, nördlich vom
Dorfe in einem Seitenthälchen. ,
Lidrequin fUndrekingJ, Dörfchen, 18 Kiloni. nordöstlich von
Chäteaii-Salins, am Banvoiebache, ziemlich hoch gelegen, mit 12
Häusern und Familien und 59 Einw., Getreide-, Obst- und Ge-
müsebau, erzeugt auf 62 Aren eine schwache Weinsorte und war
lothringisch.
Lubecourt (Lebej^court), Dorf, 2 Kilom. nördlich von Chäteau-
Salins, im Thale von A'axy, mit 4(5 Häusern, 48 Familien, 165
I'inw., Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, kam 1718 an
IjOthringen. Im Jahre 1573 kamen schon der grosse und kleine
Zehnten an Lothringen vom Abte von Metioc. Lubecourt wurde
durch die Schweden zerstört und sind vom alten Dorfe noch Keste
vorhanden. Eis zu Anfang dieses Jahrhunderts war Lubecourt
noch ein kleiner Weiler.
Manhoue, Dorf, J2 Kilom. westlich von Chäteau-Salins, an
der Seille und Gränze, sowie an belebter Strasse, mit lirücke
über die Seille, 79 Häusern, 177 Familien, 350 Einw., wobei
G Evangelische, Nebenzollamt, Kirche, Mühle, Getreide-, Wein-,
Hopfen-, l'abak- und Obstbau, hat ein altes, noch bewohntes
Schloss, Ruinen einer alten Kapelle, wo die Hugenotten begraben
Avurden, eine 1852 errichtete Hülfskapelle und in der Nähe Ueber-
reste der alten Kömerstrasse. Es waren daselbst drei Lehen und
Kloster Salival besass schon zu P^nde des zwölften Jahrhunderts
in Manhoue Güter. Später gehörte es zu Ix)thringen. Im Jahre
1650 verbanden sich 21 Einwohner mit denen von Fossieux, Aul-
nois und Craincourt zur Vertheidigung gegen die Parteigänger,
wobei die vier ersten Einwohner gefangen wurden, so dass dar-
über ein Process entstand und auch die andere»i daran bezahlen
mussten. In der Nälie sind noch Schwedengräber. Die Seille
macht hier ungemeine Biegungen und bildet Landzungen in das
französische Gebiet.
Morville-les-Vlc, Dorf, 2'/,^ Kilom. östlich von Chäteau-Salins,
unweit der Strasse von da nach Marsal, mit 86 Häusern, 87 Fa-
milien, 316 Einw., wobei 1 Evangelischer, Kirche, Getreide- und
M'einbau und Mühle, liegt ziemlich hoch und ist ziemlich regel-
n)ässig gebaut. In der Nähe findet man viele Versteinerungen
und eine Kömerstrasse führte nach der SeillebrUcke bei Marsal.
Maurivilla gehörte in ältester Zeit einem Kegimbold, 968 war das
Kloster St. Arnould zu Metz hier begütert, dann gehörte Morville-
les-Vic dem Kloster Gorze. wovon es auch den Beinamen les (Jorze
484 1'- Topographie.
führte, dann gehörte es dem Bisthume Metz: doch besass auch
Georges de Norro}- 1458 hier Besitzungen. Es litt sehr im sieben-
zehnten Jahrhunderte.
Obreck, Dorf, 6Y2 Kilom. nordöstlich von Cliateau-Salins, am
Zusammenflusse des Canals de la Flotte und der kleinen Seille,
mit Kirche, 41 Häusern und Familien, 155 Einw., Wein-, Hopfen-,
Tabak-, Obst- und Gemüsebau, gehörte dem Bisthume Metz. Im
Jahre 1254 gab ein Mateloz Clere von Obreck sein Gut daselbst
an die Abtei Salival.
Pettoncourt, Dorf, 8I/2 Kilom. südwestlich von C'huteau-Salins,
am rechten Seilleufer und der Gränze, mit Kirche, 62 Häusern,
83 Familien, 27G Einw., Getreide-, Wein-, Gemüse- und Futtei-bau,
Mühle und alten ^Mauerresten. Pettoncourt ist alt und gehörte zum
Bisthume Metz. Im Jahre 1398 erhielt Georges von Serri^res hier
Güter von Jean de Beaufremont.
Pevange, Dorf, 12 Kilom. nordöstlich von Chäteau-Salins,
gegen Mörchingen, an einem kleinen Bache, mit 26 Häusern,
23 Familien, 88 Einw. und Kapelle, hatte früher einen Pfarrer
und war lothringisch.
Puttigny, Dorf, 8'/2 Kilom. nördlich von Chäteau-Salins, mit
59 Häusern, 63 Familien, 250 Einw., Mühle, Kirche, Getreide-,
Wein- und Obstbau. An Stelle des alten Vetricourt stand hier
einst ein Tempelherrenhaus, das die Schweden bis auf die Kirche
zerstörten. Puttigny wurde 957 von Hegimbaud an St. Arnould
in Metz gegeben und wurde später lothringisch. Zwei Kilometer
pfldlich von Puttignj' stand an Stelle jetziger Kapelle eine alte
Eremitage. Nahe l)ei Puttigny ist eine Wall Ihhrtskapelle mit Quelle,
die gegen Kinderkrankheiten benützt wurde.
Zur GeniHiulü gehört der südlich, auf dem linken ITer der alten
Seille gelegene Hof Ed ival, der bis 16(>7 eine Kapelle besass, sowie der
Hof Ol irai)re.
Riebe, Dorf am linken Ufer der kleinen Seille, II Kilom.
nordr)stlich von ('hflteuu-Sulins, n)it 68 Häusern, 70 l-'aniilien, 252
Einw., wobei 23 Mennoniten, Mühle, Wein-, Getreide- und Obstbau.
Von Hiche stammt das berühmte Haus Ristes, dem ein Theil von
LUneville gehörte imd das schon 1102 erscheint. Im dreizehnten
Jftlirliunderte wurde da« Schloss liiste von Graf Heinrich von Hör
zerHt<'»rt. Jacob von Lothringen gab 1328 nn das Kapitel in Vie
einige (Jüter zu Kiche. Im Jahre 177(> besasH es Karl .\nton Leroi
('huvigiiy. (traf votj Montliic. Eh war lothringisch und soll einst
«•in |{i'm.i|ili liniTMuHf.i- <>i.li,||i) IimImmi.
8. Kreis Chateau-Salins. 485
Zur Gemeinde gehört der am rechten Ufer der .Seille liegende \\'eiler
Metzin g, sowie die noch mit dem Dorie zusammenhängenden Häuser
von Niverlach.
Salival (SaUnae VallisJ , kleines Dorf, 51/2 Kilom. östlich von
Chateau-Salins, an einem kleinen Bache, mit 14 Häusern, 18 Einw.,
99 Familien, Mühle und den Ueberresten eines alten Klosters, die
jetzt zu Wohnungen dienen. Die Einwohner treiben Getreide-,
Wein-, Obst-, Hopfen- und Futterbau. In der Nähe sind die Ueber-
reste der alten Römerstrasse nach Marsal. Hier befand sich einst
eine begüterte Prämonstratenserabtei , welche 1140 von Mathilde
von Homburg, Gemahlin des Grafen Arnould von Salm, gestiftet,
1590 theilweise zerstört und 1630 von einem Abte reformirt wurde,
dann aber mit den Gütern an das Histhum Metz fiel. In der Kirche
waren Mausoleen der Grafen von Salm.
Zm- (iemeinde gehört die südlich davon im Thale gelegene Eremitage
St. Li vi er, wovon die JjOgende Folgendes erzäiilt: Livier war von edler
(Jeburt, ein Krieger aus dem Metzer Land, der sich darüber empörte,
dass die Hunnen die Christen misshaudelten , sich unter sie mischte und
ihnen Vorwürfe machte, aber deshalb von den Barbaren gefasst, hierher
an den Berg geschleppt und am 25. November 406 geköpft wurde. Nun
sollen aber dabei zwei Wunder geschehen sein : an der Stelle entsprang
eine (ijuelle und der Heilige trug sein Haupt in den Händen bis auf die
Spitze des Bergs, wo man ihm eine Kirche zwischen Jlarsal und Salival
erbaute, die St. Livier genannt wurde. Viele Gläubige strömten deshalb
zur Stelle , Bischof Theodorich von Metz aber brachte zu Ende des zehnten
Jahrhunderts das Haupt des St. Livier nach 5[etz in die Pfarrkirche
St. l'olyeut, die deshalb St Livier genannt wurde. Callot stacli ein Bild
nach dieser Sage.
Salonnes (Salona), Dorf am rechten Ufer der kleinen Seille,
vor deren Vereinigung mit dem Seilleflusse, in sumpfiger Lage,
;J Kilom. südlich von Chateau-Salins, mit Kirche, 2 Mühlen, 97
Häusern, 107 Familien, 368 Einw., Getreide-, Wein-, Gemüse-,
Obst-, Hopfen- und Tabakbau, ist sehr alt und hatte einst zahl-
reiche Salinen, welche schon vom zwölften Jahrhunderte an aus-
gebeutet wurden, aber oft Streitigkeiten zwischen den Bischöfen
von j\Ietz und den Herren von Lothringen und Bar, besonders seit
1277, hervorriefen, im vorigen Jahrhunderte aber aufgegeben
wurden. In der Nähe sind alte Gräber. Die Schweden bedrängten
Salonnes sehr. Im Jahre 777 gründete Abt Fulrad von St. Denis
hier eine Priorei, welche Karl der Grosse bestätigte und Ludwig der
Verschwender 815 an St. Mihiel gab, worauf sie 1610 an die Prima-
tiale von Nancy von den Herzogen von Lothringen gegeben wurde.
486 JI- Topograpbic.
Zur Gemeinde gehören der auf der anderen Seite der Seille gelegene
Hol' B u r t h e c 0 u r t , ei n Schloss . der höher gelegene Hof Haute-Burthe-
court. der Hof Meridien bei ersterem und die Mühle Seraincourt an
der nördlichen Gränze der Gemarkung.
Sotzelillg(Zotzeling), Dorf, lOKilom. nordöstlich von ChAteau-
Salins, au einem westlieheu Abhänge Dach dem Banvoiebache, mit
35 Häusern und Familien, 118 Einw., Getreide-, Wein-, Obst-,
Gemüse- und Hopfenbau und Mühle am Banvoiebache, ist alt und
war lothringisch. Im Jahre 9(>5 bestätigte Kaiser Otto der Abtei
Bouxieres deren Güter in Sotsolingas. Auch Kloster Verga\'ille
erhielt 966 hier von Graf Sigeric Güter.
Vannecoiirt, Dorf, 7 Kilom. nördlich von Chateau-Salins, auf
einer Anhöhe gelegen, mit 88 Häusern, 97 Familien, 335 Finvv.,
Mühle, Getreide-, Wein- und Obstbau und Kirche. Hier soll einst,
ein 'lempelherrenhaus gestanden sein, wovon noch die Wallfahrls-
kapelle Notre-Dame de Piti<5 an der Quelle des Heligbachs (Meilig-
bachs) übrig ist, aber zerstört. In der älteren Zeit gehörte Vanne-
court theilweise der Priorei Salonnes, deren Güter im sieben-
zehnten Jahrhunderte das Kapitel St. Georges erhielt. Vannecourt
war lothringisch und litt 1631 sehr durch Pest und Krieg. In der
Nähe lag vor jener Zeit das Dorf Gossoncourt. das in jenem Kriege
einging.
Zur Gemeinde gehört die Mühle Frescali.
Vaxy (Vnxlum), Dorf, 4 Kilom. nördlich von Chateau-Salins,
in einem Thale, mit 97 Häusern, 121 Familien, 391 Einw., Ge-
treide-, Obst-, Wein- und Gemüsebau und 3 Mühlen. Vaxy ist
sehr alt, wird bereits 1277 erwähnt, war lothringisch und litt be-
sonders vor 1580 von Marsal aus sehr viel.
Zwei der zu ^'axy gehörigen Jlühlen heissen: Moulin de Donirvre
und des I.oupp.
Wuisse (Wisse), Dorf am Canal de la Flotte, unterhalb des
Walds von Bride und Köking, in einsamer Gegend, 10 Kiloin.
nordöstlich von fHulteau-Salins, mit 50 Häusern, 57 I*\iinilien,
'i'M Einw., Kirche, Ziegelei, Mühle, Getreide-, Wein- und Obst-
bau, dem Weiher Hrid, aus welchem der ('anal de la Flotte ge-
speist wird, und dicht an Waldungen. Das Dorf war lothringisch,
erscheint schon 1037 und die Kirche ward 1092 der Priorei xon
Ijiy gegeben. Im Jahre 1372 erhielt Kloster Vergaville hier Güter.
Zur (ipmeindc geliören der Hof Arluugo östlich vom Dorfe, am
Kandt' den« KitkingwnldH, der Hof Köking nordöütlich auf der Höhe
und nn der Grilnze der Gouinrkiunf, und <lic Zicgolci Kökiiig. etwas
näher gfgen da» Dorf, auf der Auliolie und uel)eu d«'r Shawsc.
y. Kroi>, Cliati'au- >aliii?.
4» 7
B. Kanton Albesdorf.
Der Kanton gränzt östlich au das Elsass, südlich an Finetingen
und Dieuze, westlich an Grosstännchen und nördlich an diesen
Kanton und Saaralben und hat folgende Gemeinden und Boden-
verhältnisse:
Gemeinden.
Albcsdorf . ,
Altdorf . . .
Bensdorl" . .
Bermeringen .
Givrycoiirt. .
Guinzeling
Ilunf^kirchen .
Insmingen . .
Inswc'iJer, .
LauU'iTingen .
Leinirigcn . .
r.oiir ....
Losdorl" . . .
Marimoiil .
Jlolringeu . .
iMontdidier. .
Münster. . .
Nebing . . .
>i'eufvilJage
Rt'iniugcu . .
llodalben . .
Torchcvillc
Vahl. . . .
Wiebei#\t'iUM'
Wirmiiigcn .
Wittorsburg .
Kanton
Aecker. i Wiesen.
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273,60
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7^1,09
947,32
2286,37
647,20
538,45
492,,,
399,1X2
322,69
117,82
659,74
726,28
59,74
401,67
1035,47
613„5
898,75
1287,97
815,05
715,40
9543,0, 2599,671 55,4, |2868,3,l 187,96 ;3575,89| 19832,29
Sein Viehstand umfasst 182'i Pferde, wobei 39 Zuchthengste,
5584 Stück Kindvieh, wobei 2961 Kühe, 2921 Schaafe, wobei
189 Merinos und 1986 Heideschnucken , 4690 Schweine, 593 Ziegen
und 1352 Bienenstöcke und erzeugte 18T2 80 Pfund Seidencocons.
Albesdorf (Alberdi Villa), Kantonshauptort im nördlichen
Iheile des Kantons, au dem kleinen Bache Brouck, ist ein Flecken
mit 168 Häusern, 193 Familien, 675 Einw., wobei 13 Evangelische,
Kirche, 2 Mühlen, Ziegelei, Getreide-, Gemüse-, Obst- und Wein-
bau, Viehzucht, 4 Weihern, Oberförsterei , Steueramt, Steuer-
kasse, Poslagentur, Messe am 26. Juli, mehreren Gewerben und
eiu'gem Handel. Albesdorf wird schon 1225 genannt, ist aber
wohl noch älter und kam kurz vor 1313 an die Bischöfe von
Metz, welche den Flecken mit Mauern umgaben und im Sommer
488 II- Topographie.
daselbst zu residiren pflegten. Zuerst hatte Albesdorf der Abtei
Hesse gehört, welcher Erdmann von Torsviller das Schloss weg-
nahm, aber Bischof Gerhard vor 1313 wieder gab. Ein Pfarrer
war hier schon sehr frühe, von der Abtei Hesse, Ober-Seille und
dann dem Bischof eniannt. Im Jahre 1348 belagerte Bourquin
oder Boucquin von Finstingen Albesdorf, das sich ergeben miisste.
1396 machten der Bischof und Rudolph von Mörsperg einen Ver-
trag über den Besitz von je einem Dritttheile der Schlösser Albes-
dorf und Crueblange, 1421 gab der letztere das Dritttheil, das er
von IJaoul von Coucy als Pfand hatte, an den Bischof. Im sieben-
zehnten Jahrhunderte litt Albesdorf durch den Krieg sehr viel
und wurde am 2. Juni 1636 von der Garnison von Zabern und
der Cavallerie des Stein-Callenfels überrumpelt und die Hälfte der
Häuser verbrannt. Die Einwohner flohen, bettelten ihr Brod und
1637 zählte man nur noch eilf Bürger, denn auch die Umgegend
litt zwei Jahre lang, bis September 1635, in gleicherweise. Im
Jahre 1391 bot Kitter von Boppard, der Albesdorf überrumpelte,
lange Zeit darin den Truppen von LoÜiriiigen und der Bisehöfe
von Metz und Strassburg Trotz, die wohl mit 100 Lanzen und
400 Sergents und Artillerie davor erschienen, aber schwerlich
eine wirkliche Belagerung begannen. Jetzt ist das Schloss in
Ruinen und wurde 1791 an Herrn Bronn verkauft. Zwischen
Albesdorf und Lening soll das Dorf Sessing gelegen haben, welches
zur Zeit des dreissigjährigen Kriegs zerstört worden ist. Beim
(Jrte zeigt ein Kreuz die Stelle des alten Pestkirchhofs. Die frühere
Kasteilanei umfasste folgende Orte: Hof Vallerude, Mühle Guid-
viller, Ziegelhütte, Audville, Gueblange, Givricourt, Hazembourg,
1/4 von Heliimer, Vs v^° Kappelkinger, Kirweiler, Steinbach,
'/h von Oberkiiiger und Wentzweiler, also fast lauter Orte, welche
bei der Bildung der Departemente zum Moseldepartemeut geschlugen
wurden. Als CuriositÜt sei erwähnt, dass es hier 1640 eine Brüder-
schaft den Arquebusiers du CMleau fori en lumncur de Sl. SehanlicH
und vor 1789 einen Jurdin ajtpelv' Jardin dc$ Jloslics gab, den der
fromme Besitzer so benannte.
/iii' liouicinde geliorcn die nurdlich gegen Innming gelegene S t. Ainiu-
kapcllc, einst Krcmitage und noch WalHulirlaUiipelle, der westlich gegen
.M()Mtdi<lier geh'gcne Hof N'nlleracle und die .Mühle von (1 uetvi 1 1er
OuidedUrJ^ um AuBÜUHHe de» im auflserHten Owten gelegi'nen gleich-
nnmigen Weihers in den liothbnch.
Altdorf, Dorf am Zellebachc, ."» Iviloni. westlich von Albes-
dorf, IUI «ler SlnihHc von Dicu/c niu-li Sl. .\m»M, iiiil 215 lläiiNcrn,
8. Kreis Chateau-Salins. 489
244 Familien, 1009 Einw., wobei 26 Israeliten, Kirche, Getreidebau
und Getreidehandel, wenig Weinbau, erheblicher Viehzucht, meh-
reren Mühlen, worunter mit Dampfbetrieb, weil der Bach zu
langsam fliesst, und Postagentur. Altdorf ist alt und wurde 1339
vom Herzoge von Lothringen an Graf Valeran von Zweibrücken
gegeben. 1628 hiess es Freialtdorf. Es hatte einen noch viel
grösseren Bann, wovon aber zu Anfang des siebeuzehnteu Jahr-
hunderts Neufvillage und Montdidier abgingen. Die Einwohner
genossen 1631 das Recht der Portofreiheit gegen jährUche 2 Frcs.
6 gros, mit Ausnahme der Handarbeiter. Das Kapitel von Metz
hatte hier Güter, worüber es mit Graf Valeran Streit bekam und
diesen excommunicirte. Auch andere^, wie Wecker von Leiningen,
waren hier begütert. Im Jahre 1592 wurde eine Frau wegen
Hexerei verbrannt. Altdorf war lothringisch.
Hierher gehören die Klickmühle, Hellevuehof, Kerperhof
und Kreuz ho f.
Bensdorf (Ik'nestroff), Dorf, 8 Kilom. südwestlich von Albes-
dorf, mit 70 Häusern, 88 Familien, 303 Einw., Kirche, 2 Mühlen,
Getreide- und Weinbau und mehreren Weihern, hatte einst ein
festes Schloss, das noch zum Theil erhalten ist, und war Seigneurie
der Familie d'IIaussonville. Mit Metz fanden verschiedene Täusche
statt;, das Patronat wurde 1294 von JofFrey 6cuyer des 8eigneur
de Mejsenbach an Kloster Vergaville gegeben. Bensdorf war
bischöflich metzisch.
Zur Gemeinde gehören der im Norden der Gemarkung gelegene
Resswe'iler hol" und die Mühle Beusdovf, am Ausflut^se eines AV'eihers.
Bermeringen, Dorf, 10 Kilom. westlich von Albesdorf, im
äussersten Westen des Kantons, an einem kleinen Rache, mit
Kirche, 116 Häusern, 137 Familien, 506 Einw., Getreidebau und
etwas Weinbau, war zwischen Lothringen und Bisthum Metz ge-
meinschaftlich. Der bischöfliche Theil gehörte zur Grafschaft
Hinksingen, der lothringische zu Mörchingen. Bermeringen wird
schon 857 genannt. In der Nähe deutet der Namen Heidenstrasse
auf eine Römerstrasse, wo auch alte Töpfereien gefunden wurden.
Givrycourt, Dorf am linken Ufer des Rothbachs, 5 Kilom.
östlich von Albesdorf und beim Weiher von Gu^tviller, mit 52
Häusern, 56 Familien, 222 Einw., Getreidebau und Strohhut-
tlechterei, verdankte 1609 seine Entstehung nebst Namen dem
Metzer Bischof und Kardinal Givry, wurde im Kriege des sieben-
zehnten Jahrhunderts wieder verödet und war 17G0 noch ein
kleiner Weiler.
490 H- Topographio.
Guilizeling, Dorf am Weiherbache, 6 Kilom. siidlieli von
Albesdorf, mit 50 Häusern und Familien, 181 Einw., Kirche,
Steinbruch, Wein-, Getreide-, Tabak-, Obst- und Gemüsebau,
soll sehr alt sein. Schon 1262 gab Erzbischof Heinrich von Trier
an die Kirche zu Münster seine Weinberge und Mühle Apud Gunse-
lingen , welche später an das Kapitel in Vie kamen. Guii zeling war
lothringisch, litt ebenfalls durch Krieg und Pest und lag 1660 öde.
Das Dorf gedieh aber doch wieder, denn 1763 musste an Stelle des
ungenügenden Kirchleins eine neue Kirche erbaut werden. 155)4 und
1601 wurden hier eine Wittwe und ein Mann wegen Hexerei verbrannt.
Hunskircheii , Dorf, 7 Kilom. östlich von Albesdorf, an der
G ranze gegen das Elsass, mit Kirche, 116 Häusern und Familien,
468 Einw., Getreide-, Kartoffel- und Obstbau. Man leitet den
Namen des lothringischen Dorfs von i'giisc de c/iicns (Hundskirche)
ab und fügt an, ein Herr der Gegend habe da, wo die ersten
Häuser und die Kirche erbaut wurden, einen ansehnlichen llunde-
stall gehabt. Wahrscheinlicher ist aber die Ableitung des Namens
von den Hunnen.
Insmingen Hasmingiae villaj, Dorf, 3 Kilom. nördlich von
Albesdorf, rechts von der Albe, mit Kirche, 177 Häusern, '207
Familien, 835 Einw., wobei 3 Evangelische und 92 Israeliten,
Mühle, Getreidebau und Viehzucht, war einst ein kleines Städtchen
und mit Mauern und Gräben umgeben, welche jedoch schon um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts zerstört waren. Im Schweden-
kriege rettete ein Officier durch einen unterirdischen Gang im
Thurme das Archiv und hielt sich im Städtchen lange fest, dann
aber wurde es auch entvölkert, die Halle zerstört, und I6t)4 gab
es nur noch tO Haushaltungen. Herren von Insmingen gab es
schon im dreizehnten .Jahrhunderte, und im zwölften .lahrhunderle
hatte Insmingen eine l'riorei, deren («eistliche aber wogen ihres
Henehmens bald vertrieben wurden, worauf Herzog Thierry H.
von Lothringen sie 1 llX) an St. Mihiel gab. Herzog Heinrich II.
verlieh 1621 dem Ort Marktrechte: auch war hier bis zum Jahre
UJÜl ein Tribunal, genannt Mairic Cnxir , eine Mniric Über neun
Orte. Vor dem (»rte steht ein Kreuz an Stelle der von den Schweden
zewU'irten allen Kapelle.
Insweller, Dorf im Sildoslcu des Kantons, am Milhlwciher,
6 Kilom. Hüdweätlich von Albetdorf, mit 117 Häusern und l*'ami-
lien, 439 Einw., wobei 5 Evangelische und 4 Israeliten, Kirche,
Orlreidchnu und Viehzucht, ist ein aller Ort, der schon 1335 zu
XuwRU -SiiiirbrückcMi grliiirte, al.s lothrini^ischcs I.rhcn. und 17(i(>
8. Kreis (liäteau- Salin-. 491
an. Frankreich abgetreten wurde. Insvveiler litt ebenfalls durch
die Kriege des siebenzehnten Jahrhunderts.
Zur Gemeinde gehören der Rothhof (auch Rötherhof) im Nordosten
beim Rothen Weiher und der Grünhof, sowie die Häuser Viberdorf.
Lauterflngen (Londrefmg) , Dorf im Süden des Kantons, 0 Kilom.
südlich von Albesdorf, an der Strasse von Dieuze nach Finstingen,
mit 15(j Häusern und Familien, 029 Einw., Kirche, Getreide- und
KartofTelbau, Viehzucht und Postagentur, hat in der Gemarkung
den Mühl-, Niederstein- und Popeweiher und wird schon 1425* er-
wähnt, Tm Jahre 1490 gab Wecker von Leiningeu seinen Iheil
des lothringischen Dorfs an den Bischof von Metz; auch hatte
Finstingen hier Güter. Es gehörte zur Herrschaft Bitsch, kam
aber im siebenzehnten Jahrhunderte an die Kaslellanei Dieuze.
Von 1621 — 1675 war Lauterfingen fast ganz entvölkert. Im Jahre
1593 wurde hier eine Frau als Hexe verbrannt.
Leiningeu , Lening) , Dorf am linken Ufer des Albebachs,
4 Kilom. nordwestlich von Albesdorf, mit Kirche, Mühle, Ziegelei,
Brauerei, Markt am Bartholomäustag, Getreide-, Obstbau und
Viehzucht, 90 Häusern, 103 Familien und 388 F]inw., war loth-
ringisch. Es wird zuerst 1455 als PVeilehen genannt und hatte
zwei Schlösser, wovon aber um 1674 kaum noch Ueberreste zu
sehen waren. Die Hälfte von Leiningen gehörte dem Herrn von
Bruch, dann als tlrbe 1574 dem Herrn von Helmstedt zur Hälfte und
kam an den Herzog Karl von Lothringen und Johann von Nassau.
Auch Leiningen litt im siebenzehnten Jahrhunderte und in den Jahren
1664 — 67 lebten im Lothringer Antheil nur noch zwei Einwohner.
Lohr (Lhor), Dorf an einem Seitenbache des Rothbachs, 6 Kilom.
südlich von Albesdorf, mit Kirche, 83 Häusern, 87 Familien, 399
Einw., wobei .30 Israeliten, Getreidebau und Viehzucht, ist von
drei Seiten von Wald umgeben und gehörte 1178 zur Abtei Neu-
weiler im Elsasse, ein Theil aber gehörte zu Finstingen als ge-
meinschaftliche Seigneurie. Das Dorf war lothringisch und litt
durch die Kriege des siebenzehnten Jahrhunderts sehr. Die Jesuiten
von Bockenem hatten Antheil am Zehnten.
Losdorf, Dorf im Süden des Kantons, 8 Kilom. südwestlich
von Albesdorf, mit 55 Häusern, 206 Einw., Kirche, Getreide-,
Gemüse-, Obst- und Weinbau, litt ebenfalls im siebenzehnten
.lahrhunderte, wo es 1(>")0 nur noch einen Bewohner hatte, war
lothringisch und es gehörte die hohe Justiz dem Herzoge von
Croix und d'Havre.
Marimont (Mörsberg), Dorf im Südwesten des Kantons, 7 Kilom.
492 H« Topographie.
von Albesdorf, an der (Quelle des Spinbach«, liegt ziemlich hoch,
weshalb es auch Marimont la Haute heisst, und hat 36 Häuser,
41 Familien, ISOEinw. , wobei i Evangelischer, Getreide-, Wein-,
Obst- und Gemüsebau und ist ein alter Ort. Schon 1252 erwarb
Bischof Jacob von Lothringen Marimont vom Grafen Soibert für
seine Kirche, behielt es aber nicht lange, denn 1260 nahm Graf
Heiurieh von Zweibrücken von Ferrj von Chamble die Lehen
zurück und 1266 erklärte der Graf von Leiningen, Marimont vom
Herzoge Ferry von Lothringen als Lehen zu haben. 1297 wurde
^Marimont mit Bitsch vertauscht und 1586 ein Vierttheil davon an
Herzog Karl von Lothringen verkauft. Eine Seigneurie Marimont
bestand seit 1625. Marimont litt sehr im Kriege und 1669 besass
es nur noch neun Einwohner. Damals ward wohl auch das Schloss
mit Mauern und die nahe Eremitage und Wallfahrtskirche bei der
Spinquelle zerstört. Früher erstreckte sich die Mairie noch über
Cutting, Bassing, Domnon, Guinzeling und Lauderfmgen. Als
im dreizehnten Jahrhunderte Herzog Ferry IIL mit jMetz kriegte,
fand hier ein grosses Treffen statt, worin der Herzog unterlag.
Molringen, Dorf im Süden des Kantons, 6 Kilom. von Albes-
dorf, an einem Walde, mit 20 Häusern und Familien und 86 JOinw.,
Getreidebau, Wein- und Obstbau. Im Jahre 1304 verkaufte Ber-
trand de Marsal seine Güter zu Mollering an das Kloster Verga-
ville; auch besassen die Minoriten von Bassing hier Güler. Mol-
ringen wurde 1711 als lothringisches Lehen an den Bsiron de Tlieil-
li^res gegeben , dessen Familie es bis Ende des Jahrhunderts behielt.
Montdidier (Didersberg), Dorf, 3 Kilom. westlich von Albes-
dorf, auf einer Anhöhe, 3U6 Meter über dem Meere, mit Getreide-,
\Vein- und Obstbau, Kirche, 33 Häusern, 37 Familien, 143 ü]inw.,
ist neueren Ursprungs und lothringisch. Im Jahre 1628 gab Louis
von I,othringen an Claude 'J'hi^baut auf den Salinen zu Marsal
hier 5437'2 Arpents Land, um ein Dorf von zwanzig Häusern, ge-
nannt Didersberg, zu erbauen, das aber im Kriege wieder zerstört
wurde. Der neue Besilzer, Graf von Helmstedt, gab al)er 1713 eine
rnterHtützung, womit das Dorf wieder aufgebaut werden konnle.
Münster, Dorf, nur 4 Kilom. östlich von Albesdorf, am Rolh-
buehe, mit Kirche, 124 Häusern, 137 Familien, 555 Einw., wobei
4 Evangelische, Getreide-, Obst- und GeniÜHebiui, Jnhrnu'irkten
um !>. Mai und (>. Dccember, Brauerei luid «ehöner Kirche mit
alten Denkmälern. Es war 12()0 von Heinrieh von Finslingen
hier eine (.'ollegiale errichtet worden^ die Kirche liel aber 1270
in Ruinen und wurde erst »püler wieder uufgebanl. l<iin Graf
8. Kreis Chateau-Salins. 493
von Torsviller war nämlich von den Grafen von Dachsburg und
Kechicourt hier belagert und konnte sich nur durch den Weiher
flüchten, wofür er gelobte, eine Kirche zu Ehren des St. Nicolaus
zu erbauen. Er liess nun 1325 in dem kleinen Dorfe mit Hülfe
des liischofs von Metz, des Herzogs von Lothringen und deutscher
Fürsten die schöne gothische Kirche bauen und dotirte die Colhegiale
für zwölf Kanonikate, welche aber im Jahre 1594 mit Vic vereinigt
wurde. Gegenüber dem Eingange der Kirche befindet sich das
Mausoleum des Erbauers und seiner Frau. Münster war lothringisch.
Zu Münster gehören die auf dem rechten Ufer des Rothbachs lir-
genden Häuser Ueberdorf, die mit dem Dorfe durch eine Brücke in
Verbindung stehen.
Nebing, Dorf an einem kleinen Bache, 5 Kilom. südwestlich
von Albesdorf, mit Kirche, 89 Häusern, 96 Familien, 348 Einw.,
wobei 4 Israeliten, Getreide-, Gemüse-, Hopfen- und Weinbau,
war lothringisch und ist zur Hälfte deutsch und französisch. Die
Minoriten von Kassing besassen hier' den Zehnten. Im siebenzehnten
Jahrhunderte litt Nebing sehr. Die Kirche wurde 1710 bis 1725 wieder
hergestellt. Die Seigneurie gehörte anfangs vorigen Jahrhunderts
dem Kernard du Fort, Kanonikus zu Alt- St. Peter in Strassburg.
Neufvillage , Dorf am Albebache und der Strasse von Dieuze
nach St. Avold, 5 Kilom. westlich von Albesdorf, mit 38 Häusern,
43 Familien j 164 Einw., Getreidebau und Viehzucht, war loth-
ringisch und ist ganz deutsch redend. Im Jahre 1650 waren hier
nur noch zwei Einwohner.
Reiningen (Uening), Dorf am rechten Ufer des Albebachs,
2 Vi Kilom. nördlich von Albesdorf, mit 62 Häusern, 65 Familien,
246 Einw., wobei 6 Israeliten, Ackerbau und Viehzucht, war loth-
ringisch und ist deutsch redend.
Rodalben, Dorf am Albebache im Westen des Kantons, 12 Kilom.
von Albesdorf entfernt, mit 94 Häusern, 104 Familien, 365 Einw..
Mühle, Ziegelei, Kalkofen, Getreidebau und Viehzucht, war loth-
ringisch, gehörte zur Grafschaft Mörchingen und hat seinen Namen
von den beiden Hächen Albe und Roth.
Torcheville (Torschweiler), Dorf an der (Quelle des Rothbachs,
3 Kilom. südlich von Albesdorf, in einem Wiesengrund , mit Kirche,
93 Häusern, 101 Familien, 232 Einw., wobei 1 Evangelischer,
Getreidebau, Viehzucht, etwas Weinbau und Ziegelhütte, war
lothringisch und gab einem alten Rittergeschlechte den Namen;
denn schon 1344 erhielt Peter von Torcheville das Recht zur An-
lage einer Saline zwischen Techampue und Guermange, zur Hälfte
494 ^I- Topographie.
theilbar mit Herzog Kaoul. lui Jahre 1418 verkaufte Jean Wisse
de Gerbeviller das Dorf an Herzog Karl l\. von Lothringen. Aus
dem Geschlechte der Torcheville sollen die von Cröhange (Krie-
chingen) h'ervorgegangen sein. Schon 1121 erhielt die Abtei Longe-
ville hier Güter. Das Sehloss war bereits 1560 gänzlich zerstört
und ebenso auch die Hingmauer. Im Jahre 1650 war Torcheville
unbewohnt und auch noch 1667 — 1669 entvölkert. Im Jahre 1688
nannte sich Friedrich Ulrich Graf von Osfriesland, Herr von Esens,
Baron von Torcheville.
VaW, Dorf am Brouchbache, 5 Kilom. westlich von Albes-
dorf, mit Kirche, 73 Häusern und Familien, 2Ö5 Einw., Getreidebau
und Viehzucht, war lothringisch und man spricht hier deutsch
und französisch. Es ist noch eine alte IJuine vorhanden, die als
Wohnung dient. 1664 waren nur noch vier Haushaltungen vor-
handen. Im nahen Gehölze trifft man noch Spuren des alten Dorfs
Schirdorf. Im Jahre 1789 gehörte Yahl dem Grafen de Ludres,
nachdem es vor 1755 der Fraii Ha uzen gehört hatte.
Zur Gemeinde gehört der Hol' NValdhaus.
Wiebersweiler (VibersvillerJ, Dorf am Kothbache, (5 Kilom.
östlich von Albesdorf, mit 139 Häusern, 142 Familien, 583 Einw.,
wobei 346 Evangelische und 2 Mennoniten, Getreidebau, etwas
Weinbau, Kirche und 2 Mühlen, war lothringisch und gehörte
zur Seigneurie Col de Cvgne der Herrschaft Finstingen. Es lag
im siebenzehnten Jahrhunderte lange öde.
Wimiiligen { VirmingenJ, Dorf an einem kleinen Bache, 8 Kilom.
westlich von Albesdorf, mit Kirche, 143 Häusern, 159 Familien,
582 Einw., Getreidebau, Weinbau, Weberei, 2 Mühlen und Gips-
mühle, war lothringisch. Das Dorf stammt aus dem eilften oder
zwölften Jahrhunderte und zeigt noch Spuren von zwei alten Tempel-
herrenhäusern. In der Gemarkung erinnern die Heidenstrasse
und der Heidenbrunnen an die Bömer. Im Bau Guerträtenwald
war noch zu Ende des sechszehnlen .hihrhunderls eine Kirche.
Der alte Chor der Kirche, 1818 restaurirt, war von mittelalter-
lichem Charakter; 2 Kilom. vom Dorfc lag das D()rfclu'n Kloin-
Wirmingen, das im Schwedenkriege zeretitrt wurde und dessen
Ittiinen dann zum Aufl)au von Wirmingen nach diesem Kriege
dienten, so dass nur noch von fünf Baracken Kuinen erhalten
sind. Ein Chevalier Wilhelm von X'irming erscheint 1231 als Zeuge.
Vergaville besass hier (iUter und die Commende Sf. Jean von Hassel
einen Thcil de« /cimteiiH inid den lYarrHatz. I(>(»7 war Wirmingen
•kJc. Im .lahre H'Ai^ wurde hier eine I-rau als Hexe verbrannt.
8. Kreis Chäteau-Salins.
495
Hierzu gehören die Lincrmühlc und die Bcsvillermühle, die
Häuser Ilibrich, südlich vom Dorfe, und die St. Annakapelle.
Wittersburg , Dorf im Nordosten des Kantons.^ 5 Kilom. von
Albesdorf, mit 117 Häusern, 134 Familien, 511) Einw., (Jetreidebau
und Viehzucht, hat eine 1831 erbaute Kirche. Wittersburg ist
lothringisch und lag auch im siebenzehnten Jahrhunderte öde.
C. Kanton Delme.
Der Kreis liegt zwischen den Kantonen Verny, Fange, Falken-
berg, Grosslännchen, Chäteau-.Salins und Frankreich und enthält
folgende Gemeinden und liodenverhältnisse:
Gemeinden.
Ajoncourt .
Alaincourt.
Aulnois
Kacourt. .
Baudrecourt
Brehain
C;iiäteau - Brehain
C'henois
C'hicourt
Craincourt .
Delme . .
Donjeux .
Faxe. . .
Fonteny
Fossieux .
V^remery
1 lannocourt
■lallaucourt
Juville . .
l.aneuveville
1 .emoncourt
Leese . .
I Jocourt
Lucy . . .
-Alalaucourl
Alarthil . .
Morville
< »riocourt .
( >ron . .
l'revocourt
l'uzieux
8t. p]pvre .
Tincry , .
Villers -aux-Oies
^'iviers . .
Xocourt . .
Aecker.
254,85
362,-20
365,39
269.97
392:;5
293,-0
32ö,,8
290,99
387,93
372,4,
269,04
Wiesen.
26,(53
58,75
44,35
86,, 3
45,66
71,55
35,5'2
69,ro
59,49
108,92
33,68
650„4l 127,4S
4n,o3| 62,9,
335,01 ! 75,69
250,03 1Ü5,;3
520,38 61,99
458,97
498,5,
415,65
451,15
254,57
462,««
'0,46
33,85
36,30
60,30
23,,3
"'8^80
599,55! 82,2,
715,73! 55,„9
426,o,|
228,2 >i
399„:|
'ö,25
74,03
56,91
404,36 102,47
50y,4fi! 45, J
279,92
445„5
83„
82
,54!
237,77 30„o
342-,, 71,06
288,2, 1 6/, 93
Kanton 13887,27 ;2275,o5
^\■ein-
berge.
0,46
2,9'J
im
11,56
11,93
0,28
0,10
V^69
^,98
^,89
0,14
0,32
6,83
^,83
6,92
4,43
0„2
8-56
23
,84
»•12
Wald.
109
,93
46,03
38,29
158,7,
15,26
56,07
55,55
2,2.
7,43
Obst-
ganen.
242,39
13,02
42,78
216,2,
35,27
74,52
68,82*
216,00
160,32
0,41
194,47
30,94
117,34
57,65
125,02
3,41
82,46
263,25
'3-85
102^^!
2588.34!
1,32
2,48
1,7»
6y)i
3,12
2,65
2,21
2,78
2,27
2,40
1,68
0,47
»,70
^35
,14
^,60
Forsten.
23,72
11,86
496
,96
^,00
^27
',00
^,88
,27
2
6,53
1,23
V.
-^,38
1,20
2-)64
7,32
3,66
2,14
3,55
1,90
5,33
_^J37
102.36
66,,
05
Gcsammt-
Fläche.
2.
■78
62,46
203,^4
867,67
?S"2
409,68
500,95
389,33
501,91
355,28
606,
355
551
594
>7
,21
,81
,69
509,1,
321,08
1553,67
500,65
441,08
415,34
833,33
604,5,0
635,65
826,02
312,36
736,09
705,03
1005,9,
564.7,
433,60
533,57
668,42
611,25
463,,3
8o9,79
419,80
720„5
48o,o4
20579.93
496 II- Topographie.
Sein Viehstand umfasst 3704 Pferde, wobei 124 Zuchthengste,
10 Maulthiere und Esel, 4'2S9 Stück Rindvieh, wohei 2984 Kühe,
8619 Schaafe, wobei 1923 Merinos und 4675 ITeideschnucken,
6421 Schweine, 456 Ziegen und 1687 Bienenkörbe und lieferte im
Jahre 1872 115 Pfd. Seidencocons.
Delme, Städtchen und Hauptort des Kantons am Ruisseau
de TEtang und der Strasse von Metz nach Chäteau-Salins, mit
Kirche, 177 Häusern, 201 Familien, 644 Einw., wobei 6 Evan-
gelische und2(.X) Israeliten, Steueramt, Steuerkasse, Postexpedition,
drei Jahrmärkten, starkem Viehhaudel, Rrauerei, Färberei, Getreide-,
Gemüse-, Hopfen-, Tabak- und Obstbau, ist ein sehr alter Ort
und soll das r<>mische ad Duodcchnum gewesen sein, was aber
zweifelhaft ist. Im zwölften Jahrhunderte hatte es gleichnamige
Herren, wie denn ein Theoderich von Delme 1186 als Zeuge er-
scheint. 1218 hatte die Abtei Reaupre hier Güter. Im dreizehnten
Jahrhunderte umfasste der Rann noch mehrere Orte. Jakob von
Lothringen erwarb 1235 einen Theil von Delme, von Thieny von
Thiecourt, 1366 verkauften die Metzer Prälaten den Bann an
Graf Nicolaus von Vaudemont und dies Geschlecht erwarb dann
noch die weiteren Theile, so 1563 von Louise de Stainville,
AVittwe des Grafen Salm, um 1500 Livres ein Dritttheil des Banns,
den früher Mathias de Lucy besass, 1564 von den Kanonikern zu
St. Stephan in Homburg um 1800 Frcs. die Hälfte der Mühle Raru
am \yeiher Aubye und 1612 von Marie von Luxemburg einen wei-
teren Theil. Der Kardinalbischof von Metz gab 1551 seinen Antheil
an den Grafen Nicolaus von Vaudemont und Herzog von Lothringen
und 60 wurde ganz Delme lothringisch, blieb es aber nur bis 16()1,
wo es an Frankreich abgetreten wurde. Delme erhielt 1564 das Recht
zu einem Wochenmarkte am Montag. Hier wütheten die Kriegs-
leiden des siebenzehnten Jahrhunderts fast noch ärger als ander-
wärts. Im Jahre 1583 wurde in Delme eine Frau als Hexe verbrannt.
Ajoncourt, Dorf in der südwestlichen Ecke des Kantons, an
der Seille und (Jränze, 9 Kilom. von Delme, mit 52 Häusern, 67
Familien, 236 lOinw., Getreide-, (lemüse-, Oelsaat-, Futterpflunzon-,.
Hopfen- und rabakbau, war lothringisch und die Reste des alten,
mit (Jraben und ThUrmen versehenen Schlosses dienen noch als
Wohnungen; dasselbe liegt dicht an der Seille. Ajoncourt gehörte
1411 thcilweise dem Jean d'Aunoy, 1628 gab Herzog Anton von
I/OÜiringen Ajoncourt an Jean de Perulies und 16(54 besass es
(liristoph du Buchet. Die alle Kapell« wurde 1498 mit Kriaubniss
der Abtei 8l. ('lemcnt vnr Melz verlegt.
«. Kreis Cliateau>-Salins. 497
Alaincourt, Dorf, 4 Kilom. westlich von Delme, mit Kirche,
53 Häusern, 5G Familien, 202 Einw., Getreidebau und Viehzucht,
ist ein alter Ort und wird schon 1392 genannt, gehörte dem Bis-
thume Metz und kam 1661 an Frankreich. Im Jahre 1631 erschien
die königliche Armee bei Alaincourt, Nveshalb alle Einwohner flohen,
und das Dorf war noch 1635 theilweise zerstört. Im Jahre 1756
war nicht weit von Alaincourt die Eannmühle Moulin de Flotte.
Aulnois [AlneiuniJ, Dorf am rechten Ufer der öeille und der
Gränze, 6 Kilom. westlick von Delme, mit Kirche, 131 Häusern,
383 Einw., wobei 10 Evangelische, doppelgängiger Mühle, stei-
nerner Brücke von vier iiogen über die Seille, Nebenzollamt, Post-
agentur, Getreide- und Futterpflanzenbau, Weinbau und Stein-
brüchen, war lothringisch und soll den Namen von Alnus haben.
Im zwölften Jahrhunderte gründeten die Malteserritter hier ein
Spital, das aber später wieder zerstört wurde. 1335 besass ein
Andruin d'Aulnois die Hälfte des Brückengelds vom Grafen von
Bar. Später litt auch Aulnois sehr viel durch die Kriege. Im
Jahre 1692 wurde eine Kapelle erbaut, aus deren Ruinen man
1800 das Schulhaus bildete, das man jedoch wieder aufgab. Die
Abtei Longeville bei Metz gab das Terrain an St. Leopold in Nancy.
Im Jahre 1726 wurde Aulnois zum Marquisat erhoben für Georg
Desarmoises, Gouverneur der Prinzen von Lothringen, der 172>>
starb. Das schöne neue Schloss ist auf den alten Mauern mii
Thurm von zwanzig Meter Höhe und grosser Mauerdicke erbaut
und das Schloss stammt aus drei Epochen, der l'hurm aus 1200,
das feste Haus aus 1596 und der neue Theil aus 1726. Vor 1789
besass es Graf Riocour, Maire daselbst, und es befand sich darin
eine schöne Sammlung von Vögeln und antediluvianischen Ueber-
resten, die hier im Seillegebiete gefunden wurden. Die Malteser-
kapelle wurde in der Revolutionszeit als Nationaleigenthum ver-
kauft. Die interessante Kapelle des Grafen Riocour ist unzerstört
geblieben.
Bacourt, Dorf am Dideleaubache, 4^/2 Kilom. nördlich von
Delme, ziemlich hoch gelegen, mit Kirche, 115 Häusern, 122 Fa-
milien, 417 Einw., wobei 51 Israeliten, Mühle, 3 kleinen Stein-
brüchen, Getreide-, Obst-, Kartoffel-, Wein- und Tabakbau, soll
einst den Tempelherren gehört haben, welche die Kirche erbauten.
Bischof Bertrand von Metz soll 1180 hier ein Castrum Bascurt
gekauft haben; 1200 war ein Peter von Bacourt Zeuge. Nach
einem Vertrage von 1437 gaben die Grafen Salm als Lehensträger
von I>ar die hohe Gerichtsbarkeit über Bacourt an die Grafen von
Huhn, Deutsch - Lothringen. 32
498 !!• Topographie.
Kriechingen Xre'hangeJ, welche lange im Besitze bh'eben. 1550
hatte es besondere Seigneure und 1773 zwei feste Häuser {Basse-
Cour und Cour des Seigneurs). Die Kirche wurde 1764 — 72 ver-
grössert und mit einem neuen Chor versehen.
Zur Gemeinde gehört der Cense de Ste. Lorette.
Baudrecourt Baliteiid curtisj, Dorf im Norden des Kantons,
l^M/2 Kiloni. von Dehne, am rechten Ufer der französischen Nied^
mit Kirche, 91 Häusern, 271 Einw. , Mühle, Kapelle Notre-Dame
de Lorette auf den Ruinen einer alten Kapelle, Getreidebau und
Viehzucht, war schon 1192 im Besitze der Abtei 8t. Arnould bei
Metz. Die ürafen von Salm waren Herren von Baudrecourt, das
dem Bisthume Metz gehörte.
Brehain, Dorf im Osten des Kantons, 11 Kilom. nordöstlich
von Dehne, an einem kleinen Bache, mit Kirche, 81 Häusern,
83 Familien, 263 Einw., Mühle, Steinbruch, Getreidebau und
Viehzucht, gehörte früher zur Bar und bestand einst aus zwei
Weilern. Die Pfarrei besetzte die Abtei St. Arnould bei Metz.
Brehain kam von Bischof Adhemar an Peter von Bar. Die Kirche
war früher Eremitage und wurde 1771 erweitert. Südöstlich von
Brehain hegt in einem Thälchen die Quelle Fontaine de Sl. Gen-
fjouh mit Wallfahrt,
CMteau-Breliaill , Dorf im Nordosten des Kontons, 10 Kiloin.
von Dehne, mit Kirche, 98 Häusern, 103 Familien, 338 Einw.,
wobei 1 Evangelischer, Torfgräberei , Getreidebau und Viehmästung,
gehörte zur Bar. Das Dorf bestand aus zwei Weilern, wovon da&
Schloss abgesondert stand, und ist alt. Einst war hier eine Ere-
mitage. Im vierzehnten Jahrhunderte trugen es die Bayer von
Boppart zu Lehen von den Grafen von Salm als Besitzer der
Baronie Vlviers und im sechszehuten .luhrhunderte theilten sich
darein die Bayer und Herren von Cr«^hangc und Puttelange.
Der Pfurrsitz soll einst dem Kloster NeumUnster bei Trier gehört
haben.
Chenois, Dorf im Norden des Kantons, 11 Kilom. von Dehne,
an einem Seitenl)ächlein der Rotte, mit 49 Häusern, 58 Familien,
151 Einw., Getreide-, Obst- und l'ubakbau, war genieinschaniieh
zwischen ]x)thringen und Bisthum Metz. FrUiier bestanden in
(lienoiH sogar drei (Jemeinden und Seigncurien: von Bar, Pays
.McBHin und de rEv^chr. Eh war sonst abhängig von der Haronie
Vivier« und die Grafen .Salm hallen es als lothringisches Lehen.
Die AbU?i St. Arnould bei M<'l7. besaHS 153 1 hier Güter.
.s. Kreis Chäteau-Salins. 499
Chicourt, Dorf in einem Thälchen, 9 Kilom. nordöstlich von
Delme, mit Kirche, 81 Häusern, 82 Familien, 290 Einw,. Ge-
treidebau, Weinbau, Schaafzucht, Branntweinbrennerei und Kalk-
öfen, ist sehr alt und gehörte zu Lothringen. Es hatte einst eine
sehr alte Kapelle. Vor 1253 gehörte Chicourt der Priorei St. Ni-
colas^ auch hatte der Abt von Salival ein Hofgut hier von den
Cölestinern in Metz ertauscht. Es wurde 1035 vom liischofe
Adhemar von Metz an Peter von Bar, Herr von Pierrefort, ge-
geben.
Zur Uemeinde gehört der Hof Neufchere im Südosten, auf einer
Anhöhe gelegen.
Craincourt, Dorf im Westen des Kantons gegen die Seille,
51/2 Kilom. von Delme, mit Kirche, 132 Häusern, 403 Einw..
2 Mühlen, Getreide- und Oelsaat-, Wein-, Obst-, Hopfen- und
Tabakbau, war lothringisch. Im Jahre 1278 gab Kenaud de Man-
dres seine Güter zu Craincourt an Thiebaut Graf von Bar. Das
feste Haus war von Bar abhängig und bildete einen Theil von Letri-
court, das wohl auf den Ruinen der im Schwedenkriege zerstörten
Dörfer Chenimort und Lanne stand. Von Craincourt benannte
sich ein Haus, das im sechszehnten Jahrhunderte ausstarb und
wovon ein Henard 1285, ein Georges 1436 genannt wird. Die
Einkünfte der Kirche gehörten der Kirche in Longeville. Das
Dorf wurde im siebenzelmten Jahrhunderte verheert und war 1637
verlassen. P^twa 12(^)0 Meter davon ist eine Quelle St. Jean, die
gegen Fieber heilsam sein soll.
Zur Gemeinde gehören die Mühlen d'E-uvie und de la Fosse am
Weiherbache.
Donjeux ; Dominus JuvinusJ , Dorf am St. Jeanbache , 1 1/2 Kilom.
südöstlich von Delme, mit 44 Häusern, 48 Familien, 157 Einw.,
Getreide-, starkem Gemüsebau, Hopfen-, Tabak- und Obstbau, auch
Weinbau auf 11 Hektaren und Mühle, gehörte zu Lothringen und
dem Bisthume Metz. Donjeux bildete einen Theil des Marquisats
Nomeny und der Salm'schen Baronie Viviers und wurde 1661 an
Frankreich abgetreten. Im Jahre 1729 entdeckte man gegenüber
von Donjeux auf der Stelle Brucourt Spuren des Dorfs oder
Schlosses Brucourt mit Haus von vier Zimmern.
Zur Gemeinde gehört die südlicli davon gelegene Mühle Moulinet.
Faxe (Fache, Fezonis CurtisJ , Dorf auf einer Anhöhe, 5 Kilom.
östlich von Delme, mit 35 Häusern, 42 Familien, 129 Einw., Ge-
treide- und etwas Weinbau, gehörte zur Bar und das Kapitel der
Kathedrale zu Metz , welches den Boden und die Herrschaft besass,
500 ^^' Topographie.
trat solche 1578 an die Grafen von Salm ab, worauf Faxe zu
ihrer Baronie Yiviers gehörte.
Fonteny (FontcneiumJ, Dorf, 5 Kilom. östUch von Delme, an
einem Seitenbache der französischen Nied, mit Kirche, 110 Häu-
sern, 133 Familien, 398 Einw., Getreide- und Hopfenbau und
Mühle, gehörte zur Bar und zur Salm'schen Baronie Villiers.
Im Jahre 1733 wurde in die Kirche eine Kapelle Notre-Dame
gestiftet.
Zur Gemeinde gehören die grosse Mühle, der Hof Mesnival,
2 Kilom. südlieh vom Dorfe, und die Mühle La Br nette, anch kleine
Mühle genannt.
Fossieux, Dorf am linken Ufer des Ossonbachs, G Kilom. süd-
westlich von Delme, mit Kirche, 93 Häusern, 272 Einw., wobei
1 Evangelischer, Getreide-, Wein-, Obst-, Gemüse- und Tabakbau
und Schaafzucht. Im Jahre 1327 erscheint ein Lietard de Fossieux
als lothringischer Lehensträger. Im Jahre 1392 gab Bischof Kaoul
de Coucy Fossieux an Metzer Bürger, 1395 aber an Lothringen.
Früher bestand hier ein ansehnliches Schloss , das im siebenzehnten
Jahrhunderte zerstört wurde und wovon nur die Kirche übrig
blieb. In der Nähe lag das der Abtei Longeville gehörige und
schon 1121 genannte Dorf Doncourt, zwischen Fossieux und dem
Dorfe Lemoncourt, wovon noch Spuren vorhanden sind. Es soll
angeblich von den Tempelherren zerstört sein, ist aber wohl mit
deren Gebäuden 1310 zerstört worden. Gegen diese Ruinen liegt
die (Quelle Ste. Marguerite.
Fremery, Dorf am rechten Ufer der französischen Nied, ßi/^ Kilom.
nordöstlich von Delme, mit 74 Häusern, 75 Familien, 255 Einw.,
Kirche, Getreidebau und Mühle, gehörte zur Bar. Es stand früher
hier nur eine Kapelle und 1773 hatte das Dorf erst 40 Einw.
J>ie hohe Justiz gehörte zwei Herren; Jlerr Marion besass das
schlossartige Haus und die Salm^sche Baronie Viviers besass den
anderen Theil von Bar.
Zur (iemeinde gehört die Niedmühle an der französischen Nied.
Hannocourt llaimmh mrlis), Dorf am Farinbache, 4 Kilom.
iiorditHtlich von Delme, mit 11 Häusern und laniilien und 53 Einw.,
üetreide-, Obet- und Gemüsebau und Kapelle, gehörte zur Bar
und war 1802 nocii Weiler. Die Aebtissin von Ivemireinnnt besass
\y.H'i die Hälfte von Hannocourt und 1121 besass die Abtei Longe-
ville hier Outer. Es bildete einen 'i'heil der Salm'sohen Baronie
Vivierx.
8. Kreis Chäteau-Salins. 501
Zur Gemeinde gehört der Niedhof, auch Ferme d'IIannocourt ge-
nannt, welcher im Niedthale liegt.
Jallaucourt, Dorf im südlichsten Theile des Kantons, 5 Kiloin.
von Delme, an der Strasse nach Manhoue, mit Kirche, 2 Mühlen,
138 Häusern, 155 Familien, 485 Einw., Getreide-, Gemüse-, Wein-,
Hopfen- und Obstbau, war lothringisch. Im Jahre 129G hatte
das Kloster Salival hier Güter. Im Jahre 1359 wurde das Frei-
lehen des Seigneur de liezange an Johann von Lothringen ver-
kauft und von diesem hatten es die Craincourt 150ü zu Lehen.
Die erwähnten Mühlen liegen am Ussonbache.
Juville fJovis villaj , Dorf im Nordwesten des Kantons, GKilom.
von Delme, mit Kirche, 86 Häusern, 280 Einw., wobei 5 Israe-
liten, Getreidebau, Viehzucht und Steinbrüchen, gehörte zu Loth-
ringen und dem Bisthume Melz und kam 1661 an Frankreich.
Vor der Revolution besassen hier die Benediktiner von St. Vincenl
in Metz die hohe Justiz und ein Haus. Die alte Kapelle ist go-
thiseh, zu Ste. Katharina, und jetzt einfache Wohnung; die Kirche
ist neu, der Thurm aber alt und schon vor 1178 erbaut. Von
einer Römerstrasse fand man noch Spuren; ebenso viele alte
Gräber.
Zur (Jemeinde gehört der östlich davon gelegene Hol" Chevilloii.
Laneuveville-en-Saillnois , Dorf an der Strasse nach Chateau-
SaHns, 4 Kilom. südöstlich von Delme, mit Kirche, 104 Häusern,
114 Familien, 353 Einw., Getreide- und Obstbau, gehörte einsl
zu Lothringen und dem Bisthume Me<z und kam 1661 an Frank-
reich. Es bildete einen Theil der Baronie Viviers der Grafen von
Salm, die Laneuveville-en-Saulnois schon 1222 als Lehen vom
Grafen Heinrich von Bar erhielten.
Zur Gemeinde gehört das einzelne Haus la Magdelaine, das an
der Strasse nach Chäteau-Salins liegt.
Lemoncourt, Dorf an der Strasse nach Manhoue, 2 Kilom.
südlich von Delme, mit Kirche, 50 Häusern, 52 Familien, 185 Einw.,
Getreide-, Gemüse- und Tabakbau, liegt unweit des St. Jeanbachs,
war lothringisch und bischöflich metzisch und kam 1661 an Frank-
reich. Das Kloster St. Vincent in Metz besass schon 1181 hier
Güter.
Lesse, Dorf an der .nördlichen Gränze des Kantons und Strasse
nach Falkenberg, 12 Kilom. nordöstlich von Delme, mit Kirche,
100 Häusern, 11(5 Familien, 36(! Einw., Mühle, Steinbrüchen,
Getreide-, Wein-, Obst- und labakbau, war einst lothringisch und
502 ^J- Topographie.
liatte zwei Schlösser, das obere und das alte, wovon das eine
dem Baron von Vincent, früherem österreichischem Gesandten,
gehörte. Die Kapelle wurde schon 977 für die Abtei St. Peter in
Metz genannt. Colard von Lesse trug 1334 hier Lehen von Graf
Eduard von Bar und dann noch \iele nach einander, namentlich
Hürger von Metz: ferner verschiedene aus den Familien Crehange,
Helmstadt und Anderen, welche alle in kurzer Reihenfolge in dem
Besitze waren, jedoch auch sich in die einzelnen Theile theilten.
Zur Gemeinde gehört der Hof Outremont. 2 Kiloin. südlich vom
Dorfe gelegen.
Liocourt, Dorf im Westen des Kantons und an der Strasse
nach Metz, 4'/2 Kilom. nordwestlich von Delme, mit Kirche, G7
Häusern, 77 Familien, 254 Einw., wobei 5 Evangelische und 59 Is-
raeliten, Steinbrüchen, Getreide-, Wein-, Obst-, Hopfen- und
Tabakbau, war lothringisch und bischöflich metzisch und 1392
sab der. Bischof von Metz Liocourt an Metzer Bürger: der andere
l'heil gehörte zur SHJm'schen Baronie Viviers. Eine Agnes von
Liocourt kam 1219 vor. 1661 kam Liocourt an Frankreich.
Zur Gemeinde gehört das nordöstlich davon gelegene Wirthshaus
Garde de Diexi.
Lucy, Dorf an der Strasse nach Falkenberg, <S Kilom. nord-
östlich von Delme, mit Kirche, 133 Häusern, 160 Familien, 556
ICinw., Postagentur, Mühle, Gipsfabrik, Wachsbleicherei, Woll-
spinnerei, Getreide- und Kartoffelbau und Weinbau, war loth-
ringisch. Die Kirche von Lucy wird schon 1157 erwähnt für
St. Martin vor Metz, unter dessen Schutz Lucy 1452 stand. Ein
eigenes Geschlecht, besonders im sechszehnten .lahrhundcrte, nannte
sich von Luc}'. Die Seigneurie gehörte 1239 zu rjothringen. Im
Dürfe liegt das Schloss haut e/idleau. Das Dorf litt 1()31 sehr.
In der Kirche ist eine Kapelle Ste. Croix errichtet.
Malaucourt, Dorf am Ossonbachc und der Strasse nach .Man-
liouc, () Kilom. südlich von Delme, mit Kirche, 88 Häusern, 113
Familien, 358 Einw., Mühle, Getreide-, Obst- und Weinbau, ge-
hörte zum Bisthume Metz und Kastellanie Vic. Dabei holinden
sich die Kuinen einer Kapelle imd des Dorfs \'r(^'court, das im
Schwedenkriege zerstört wurde. Die Abtei St. Clement in Metz
war hier bei^tilrrt.
Marthil, Dorf inj Osten des Kantons und am l iKj)ninge der
frunzi'tHischeti Nied, 6 Kilom. nordöstlich von Delme, mit Kirche,
\'M\ liiiuHcrn, 142 Familien, 574 Einw., Getreide-, Obst- und
Wi'inbau, 3 Mühlen und Kapelle St. .loliatui, war lolliVingiscli
8. Kreis Cbäteau- Salin». 503
und gehörte zur Grafschaft Mörchingen. Der Chor der Kirche ist
sehr alt; auch bestand eine Eremitage der Benediktiner in Metz
mit Kapelle. St. Arnould war 717 hier begütert. Im Jahre 1613
wurden zwei Männer wegen Hexerei verbrannt.
Morville-Sur-Nied, Dorf auf der linken Seite der Nied, am
Weiherbache, 7'/2 Kiloni, nördlich von Delme, mit Kirche, 107
Häusern, 140 Familien, 442 Einw. und Getreidebau, war bischöf-
lich metzisch. Kembault de Morhange gab die Seigneurie an
St. Arnould, dieses stellte sich unter Salm, worauf Morville-sur-
Nied zur Baronie Viviers kam. Auch die von Crehange besassen
im vierzehnten Jahrhunderte hier Güter.
Oriocoiirt, Dorf, 3 Kilom. südöstlich von Delme, am Jean-
bache, mit Kirche, 29 Häusern, 32 Familien, 170 Einw., Getreide-,
Hopfen- und Tabakbau und Kalkofen, war lothringisch und bischöf-
lich metzisch und sehr alt. Schon 1195 wird Paulus de Oricourt
genannt. Im Jahre 1277 besassen die Grafen von Salm Oricourt
als Lehen von den Grafen von Bar, das sie mit der Baronie
Viviers vereinigten. 1061 wurde es an Frankreich abgetreten.
Oron, Dorf an der Nied, 7 Kilom. nordöstlich von Delme,
mit Kirche, 108 Häusern, 129 Familien, 409 Einw., Mühle und
Kalkofen, Getreidebau und Viehzucht, war zwischen Bar und
Bisthum Metz getheilt, indem fünf Häuser davon zur Salm'schen
Baronie Viviers und der Best zum Bisthume gehörten. Die Kapelle
zu St. Sebastian und Ste. Anne stammt aus dem Jahre 1583.
Prevocourt, Dorf am Ostabhange des Bois de Tincry und
dem Ursprünge des Furinbachs, 4 Kilom. nördlich von Delme,
mit Kirche, Ziegelhütte, (>7 Häusern, 79 Familien und 272 Einw,.
Oetreidebau und Viehzucht, gehörte zur Bar. Im Jahre 1392 war
es an Metzer Bürger gegeben und gehörte dann zur Salm'schen
Baronie Viviers. In der Nähe ist die Quelle Ste. Ciaire, welche
für Augenleiden heilsam sein soll, weshalb einst eine Kapelle dabei
stand.
Zar CIcmeindc gehören die Höfe .Mesiül. 3 Kilom. nördlich au der
Nied gelegen, und St. Jean-foret.
Puzieux, Dorf an der Strasse nach Metz, 2 Kilom. westlich
von Delme, mit Kirche, 80 Häusern, 85 Familien, 316 Einw.,
Getreide- und Weinbau, gehörte zu Lothringen und dem Bisthume
Äletz. Der erstere Theil war ein Bestandtheil der Salm'schen
Baronie Viviers. Puzieux litt sehr durch die Kriege des sieben-
zehnten Jahrhunderts und kam 1661 an Frankreich.
504: ^I- Topographie.
Zur Gemeinde gehört der nördlich vom Dorle gelegene kleine Weiler
B e 1 1 e - f o n t a i n e.
St. Epvre, Dorf im äussersten Norden des Kantons, am rechten
Ufer des Delmebaehs, vor dessen Vereinigung mit der Nied, 10 Kilom.
nördlich von Delme, mit Kirche, 49 Häusern, 55 F'amilien, 199
Eimv. , Mühle, Getreide- und Obstbau und Viehzucht, gehörte
früher zum Bisthume Metz. Nach der Zerstörung des Schlosses
von Chäteau-Salins im Jahre 1350 zerstörte x4dhemar auch das hie-
sige Schloss. Ein Arnould von St. Epvre wird 1348 in Urkunden
genannt.
Tincry (Thinchen), Dorf am Südabhange des Bois de Tincr}^
'1 Kilom. nordöstlich von Delme, mit Kirche, 94 Häusern, 97 Fa-
milien, 333 Einw., Steinbruch, Getreide-, Gemüse-, Wein-, Hopfen-.
Tabak- und Obstbau , gehörte zur Bar und der Salm-schen Baronie
Viviers. Im Jahre 1186 kommt ein Balduinus de Thincherie als
Zeuge vor. Auf der Höhe hinter dem Dorfe befand sich einst ein
römisches Lager, das mit der Station Delme in Verbindung stand.
Die Sage erzählt von einer unterirdischen Verbindung von Tincry
mit Viviers, das 2 Kilom. südwestlich davon entfernt ist.
Villers -aux-Oies ( ViUare ad anseresj, Dorf an der Nied.
11 Kilom. nordöstlich von Delme, in einem Thälchen, mit Kirche,
57 Häusern und Familien, 215 Einw. und Mühle, die mit Dampf
betrieben wird, Getreide- und Kartoffelbau, gehörte zur Har und
Salm'schen Baronie Viviers.
Viviers { VivaricumJ , Dorf an einem Bache, 3 Kilom. östlich
von Delme, mit Kirche, G5 Häusern, Tl Familien, 251 Einw..,
Getreidebau, Obstbau und Viehzucht, gehörte zur Bar und war
Hauptort der gleichnamigen gräflich Salm'schen Baronie. Viviers
wird schon 1024 in einer Urkunde genannt, worin König Konrad
seine Güter in Hibera auf Bitten des Bischofs von Metz an Udelin
gab. 1119 kaufte sodann Bischof Stephan das Schloss, welches
jedoch schon im nächsten Jahre den Grafen von Salm gehörte,
«lie es von Bar zu Lehen trugen. Es hatte ein schönes festes
liloss mit sieben Bastionen und Wassergräben und sechs Ba-
blionen vertheidigten auch die Höfe. Herzog Franz III. von Lolh-
ringen wohnte oft im Schlosse, worin 1025 eine Kaju-lli^ mit nuir-
niorneuj Weihkessel erbaut wurde, das aber in Ruinen liegt. Es
ward nämlich von den Franzoson überrumpelt und 1035 wieder
zurückgegeben, aber im .luli 1042 von Du llullior wieder geiionnnen
:i(l zerstört worden. Im Jahre 1025 stiftete Herzog Franz III. das
8. Kreis Chateau-Salins.
505
Kloster vom Orden St. Benoist, das als Priorat bis zu Anfang des
siebenzehnten Jahrhunderts bestand. Viviers kam durch Heirath
1597 an Lothringen und es liess Herzog Franz II. 1626 an Stelle
des Priorats eine neue Kirche und Kloster erbauen, das als regu-
lirtes Kanonikat bis zur Revolutionszeit bestand, und zuletzt noch
einen Prior, fünf Priester und einen Laienbruder zählte. 1582
wurde hier eine Frau wegen Hexerei verbrannt. Man fand hier
römische Kaisermünzen und Ziegel. — Die Salm'sche Baronie war
noch 1579 durch Herzog Karl III. zu Gunsten des Grafen Johann
zur Prevote erhoben worden.
Xocourt ; Xouag sänge , ausgesprochen Souaxange), Dorf am
Nordabhange des Cote de Delme, 21/2 nordwestlich von Delme,
mit Kirche, 39 Häusern, 46 Familien, 156 Einw, , Mühle, Ge-
treide-, Übst- und Weinbau, gehörte zum ßisthume Metz. Aul"
den Wiesen sieht man noch die Mauern eines alten Schlosses,
das grosse Gräben gehabt haben soll; auch fand man Römersärge.
D. Kanton Dieuze.
Der Kanton liegt zwischen Finstingen, Saarburg, Lörchingen,
\ ic, Chäteau-Salins und Albesdorf und enthält folgende Gemeinden
und Bodenverhältnisse:
Gemeinden.
Bassiiig
Biedesdorf.
Burgaltdorf
Cutting .
Dieuzf .
Domiiou
(iebesdorf .
üebliiig . .
Gehicoiirt .
Genesdorl" .
Gueblango .
Kerpricli
Lidreziiig .
Liiidre - Basse
Lindre - Haute
Mulccy . .
Rolirbach .
St. Medard
Tarquimpol
Vergaville .
Weisskircheii
Zarbeliug .
Zouimauffe
Aecker.
471,45
488,32
595,73
369,95
443,23
517,05
228.94
486,69
728,56
251,59
295.92
262-45
481,39
358, Jj
108,39
419,92
104,85
455,10
248,68
807,08
424,03
302,15
158,84
Wiesen.
Kantou 1 9008.
42
64„i
132,53
88,fi8
88,07
191,91
98,4,
48,74
69,47
179„8
46,13
87,08
92,21
69,0,
88,93
35,65
206,42
36,06
150,10
33,49
166,2,
159,84
33,56
56,24
2222,06
Wein-
berge.
*il4
^7,02
21,33
P,1T
3i47
2^,11
13,48
35,18
22,66
6,18
40,27
^,13
6,48
19
,12
30,62
212.
35
Wald.
54,51
118,18
224,47
62,54
4,23
27,71
81,.,r
32
74
109
48,82
18,56
235,72
62,85
,54
,07
,15
,37
,21
58
128
21
58
73
80,62
64,06
33,14
22,qo
1662
Obst-
gärten.
6,86
8,67
11,44
16,1
6
,71
,47
1,42
7,25
8,84
14,07
6,15
6,23
6,&3
4,82
4,72
4,40
2,76
5,70
4,36
19,20
3,66
2,32
1,12
160,83
Forsten.
',38
Gesammt-
Fläche.
198,4
61
216
14
12
,45
,78
,43
214
1*77,15
304,68
23,01
26,56
191,64
282,69
19,52
106,77
1-31
365,04
12218
,55
630,11
784,64
974,79
560.78
919.13
663,43
376,24
1341,62
133'54
648-53
iooi;67
1097,81
241,22
826,29
408,09
1002,40
637,40
1292.68
675,64
386,10
737,04
16829,46
506 II- Topographie.
Er umfasst einen Viehstand von 2312 Pferden, wobei 57 Zucht-
hengste, 2974 Stück Rindvieh, wobei 1746 Kühe, 4132 Schaafe,
wobei 321 Merinos und 1998 Heideschnucken , 4023 Schweine,
839 Ziegen und 1045 Bienenstöcke und erzeugte 1872 20 Pfund
Seidencocons.
DieiLZe, Kantonshauptstadt in der Ebene des Verbach, Spin
und der Seille, die sich hier vereinigen, an der Strasse von ("häteau-
Salins nach Finstingen , der Eisenbahn nach Avricourt und künftig
an den Bahnstrecken nach Vic und Saaralben, sowie am Beginne
des Canals des Salines, mit mehreren Kirchen, katholischer und
evangelischer Pfarrei, 488 Häusern, 818 Familien, 2786 Eiuw.,
wobei 69 Evangelische, 7 Menuoniten und 174 Israeliten, bedeu-
tender Saline, chemischer Fabrik, zwei Fabriken von Ackerbau-
werkzeugen, JMühle, Ziegelei, Getreide-, Kartoffeln-, Gemüse-,
Obst- und Weinbau, erheblicher Viehzucht, Getreide- und Vieh-
markt am ersten Montag im Monat, Collegium, Friedensgericht,
( )berforsterei, Steueramt, Steuerkasse, Enregistrements-Einnehmerei,
Postamt und nicht unerheblichem Handel theils mit Ackerbau-
produkten, Fischen und Vieh, Iheils mit Colonialwaaren und
Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Ein erheblicher Theil der
Bewohner findet seine Nahrungsquelle in den Salinen und der chemi-
schen Fabrik, etwa 700 Arbeiter, wofür Wohnungen, Küche und
Bäckerei eingerichtet sind. Die Saline ist die bedeutendste des
I^andes und die Quellen waren schon von den Hörnern benützt
worden. Nachdem man von 1826 an Steinsalz gewonnen hatte,
ging dieser Betrieb am 8. Februar 1864 zu Ende, indem plötzlich
Wasser eindrang, so dass das Salz nunmehr nur noch durch Soole
gewonnen werden kann, die durch drei Pumpen aus einer Tiefe
von 88 Meter heraufgeleilct wird und dann in die 20 Siodpfannen
von zusammen lltX) Kubikmeter fliesst. Die jährliche Produktion
betrügt 500,CXX) Ctr., wovon aber 90,(X)0 Ctr. in der chemischen
Fabrik zur Erzeugung von (Ulaubersalz, Soda, Schwefelsäure,
Schwefel, Chlorkalk und Kalkphosphut verwendet werden. Dieuzc
ist uralt und seine Entstehung geht auf die I^ömerzeiten zurück.
Zwar war es nicht die Station Decem|)agi, wie mnu Ianu,e be-
hauptete, die über bei Tunjuimpol zu suchen ist^ aber aus den Akten
vuD Dieulouard geht hervor, dass es das frühere Dosia oder Dosa
war. S<'ine ülteHle Erwähnung (indol Hieb in einer Urkunde von ()3;{,
worin König Dagobert an St. Maximin zu Irier acht Leute, die
zur königlichen Hesidenz in Dieuze gehörten, gab, was 839 wieder«
holt iK'stUtigt wurde. Im neunten .lithrhunderte war Dieuze nuuicli-
8. Kreis Clmteau-Salins. 507
mal königliche Wohnung. Schon im siebenten Jahrhunderte mögen
die Salinen Bewohner herangezogen haben, und die Stadt hatte
schon im eilften Jahrhunderte Bedeutung, wo Kaiser Heinrich II.
Stadt und Salinen an die Kirche zu Verdun gab. Ks zogen aber
die Grafen Gothelon und Godefroy 1042 das Eigenthum an sich,
das sie aber schon 1047 auf Veranlassung von Heinrich HI. zurück-
geben mussten. Im Jahre 1216 wurde jedoch Graf l'hiebaut Eigen-
thümer des grössten Theils, was einige Jahre später Herzog Ma-
(hieu von Lothringen dem Metzer Bischöfe Jakob von Lothringen
auf Lebenszeit gab. Die Güter, welche Verdun hier noch besass.
verkaufte es 1296 an Ferry IL, Lothringen konnte jedoch erst
im pyrenäischen frieden zum unbestrittenen Alleinbesitze gelangen.
Im Jahre 1525 verwehrten hier die Lothringer Prinzen den Prote-
stanten den Weg. 1634 nahm Ludwig XIII. Dieuze, im nächsten
Jahre besetzten es die Lothringer wieder, dann kamen die Fran-
zosen und Graf Grancey griff Dieuze am 25. October 1641 ver-
gebens an, weil man durch Aufziehen der Sehleussen des Lindre-
weihers die Gegend unter Wasser setzte. Auch 1657 kamen die
Franzosen, wo sich Soldaten in Frauenkleidern einschlichen und
Dieuze nahmen, während der Salinengouverneur Ciombervaux sich
drei Stunden lang in seinem Hause vertheidigte, bis man es zu
verbrennen drohte. In jener Zeit litt Dieuze furchtbar, die Ein-
wohner Hohen, es gab nur noch 70 Steuerzahler und später gar
nur 14. und das Städtchen wollte sich nicht mehr erholen. Es
wurden daher 1663 Familien aus der Picardie hierher berufen und
nun mit allen Mitteln versucht, das deutsche Element zu unter-
drücken^ aber das Franzosenthum fand erst gegen Ende des Jahr-
hunderts Eingang j noch 1593 ^^ollten die Einwohner keinen Geist-
lichen annehmen, der nicht deutsch predigte, erst 1603 wurde die
tianzösische Gei'ichtssprache eingeführt und die deutsche Sprache
musste noch bis 1632 daneben beibehalten werden. Dieuze erholte
sich eigentlich erst im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts und
noch 1738 sah es höchst elend aus. Die Knstellanei Dieuze um-
fasste anfangs 32 und spater 50 Orte. Das Schloss, welches zum
Schutze der Salinen angelegt war, lag zwischen Stadt und Fluss
und war im siebenzehnten Jahrhunderte mit Mauern und Gräben
umgeben, wobei einst die Saline lag. Zwei Thore führten nach
der Saline fbunne fontainc oder Bon J'uits genannt) und nach
Lindre- Basse. Der Geistliche wurde vom Kapitel in Dieulouard
gesandt; ausserdem gab es an geistlichen Genossenschaften: Mino-
riten seit 1620, Congregation de Notre-Dame 1621, Soeurs (irise.^
508 !!• Topographie.
1472, Kapuziner 1749 durch König Stanislaus. Die zwei Spitäler
wurden gegründet zu St. Jacques von Bernard du Fort 1715 und
zu St. Charles 1730. Die Kirche hatte mehrere Altäre und Ka-
pellen. Dieuze erhielt durch seine Hexenprocesse eine traurige
Berühmtheit, denn Nicolas Kemy trieb hier sein Wesen, und in
den Jahren 1586 bis 1609 wurden nicht weniger als eilt" Frauen
als Hexen verbrannt. Im Jahre 1778 zählte man wieder 300 Häuser
und 500 Familien. Am 4. August 1816 richtete ein Hagelschlag
furchtbaren Schaden an. In der ersten Hälfte des siebenzehnten
Jahrhunderts bestand hier die Rechtssatzung, dass schwangere
Frauen, selbst bei Verbrechen, keinen Eid zu leisten brauchten.
Die Saline war lange nicht ohne grössere Wichtigkeit; zu Anfang
des achtzehnten Jahrhunderts war die Quelle zerstört und fast
verloren und das Gradirwerk musste sodann 1758 wegen Unbrauch-
barkeit abgebrochen werden. Erst 1793 wurden wieder grosse
Bauten unternommen, die aber bis 1816 wieder verfielen. Nun
erst entstanden grössere Werkhäuser neben der schon 1802 ent-
standenen chemischen Fabrik. 1826 erfolgte die Erbohrung von
Steinsalz, und als 1842 die Salzfabrikation freigegeben wurde,
kaufte Riboulet von Rennes die Saline um 6,100,000 Frcs. , gab
sie aber schon im nächsten Jahre an den Grafen Yuramy, und so
kam sie an die KCtnigiu Christine durch Marsehall Narvaez und
noch 1843 an die jetzige Aktiengesellschaft, die sich seit der Ab-
tretung von Lothringen ihr Absatzfeld nach Deutschland er-
weitern musste, aber auch holft, durch Kanal und Eisenbahnen
billigere Steinkohlen und Absatzwege zu erhalten. Hier war 1417
Musculus (Wolfgang) geboren, der die Reformation in Sehlett-
btadt fördern half.
Zur Gemeinde gehört der Hol ICssard siitllich von Üion/.o, an riiu-iu
Weiher.
Bassiiig, Dorf im Nordosten des Kantons, am iTsprunge des
Verbaihs, S'/'2 i^i'om. nordöstlich von Dieuze, mit Kirche, 65 Häu-
sern, (JD l'amilien, 279 Einw., wobei 14 Evangelische und I Jude,
(•etreidc-, Obst- und Weinbau, war lothringisch. Es sind hier
noch die üeberreste eines kleinen Minoritenklosters, das 1(515 ge-
gründet wurde und bis zur Revolutionszeit bestand.
Bledesdorf, Dorf, (J'/i Kilom. nordöstlich V(ui Dieuze, mit
Kirche, .Mühle, Töpferei, Ziegelhütte, 99 Häusern, 393 Einw.,
(ietreide-, Obst- und Weinbau, liegt an einem Seitenbache des
Verbach und war lothringihch. Eh konnnt schon 1342 als Haronie
vor: di«' Abtei Longeville hatte bcrcils M'.'! liiiT (üilcr ninl l'idl!
8. Kreis Cliäteau-Salins. 509
besassen die Grafen von Leiningen die Hälfte von Biedesdorf als
lothringisches Lehen. Aus dieser Zeit stammen auch die alte Ka-
pelle und die Ruinen eines festen Schlosses. Durch den südlichen
Theil der Gemeinde zieht der Salinenkanal.
Zur Gemarkung gehören die im Süden, am Verbache gelegene Mühle,
die Ziegelliütte Ste. Catherine, der daneben an der Strasse nach Fin-
stingen liegende Hof La Providence und der Hof Wolfert.
Burgaltdorf, Dorf im Süden des Kantons, 7 Kilom. nördlich
von Dieuze, am Anfange des Spinbachs, mit Kirche, 137 Häusern,
139 Familien, 494 Einw., wobei 4 Evangelische und VI Israeliten,
Mühle, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, gehörte dem
Bisthume Metz. Es soll hier einst ein Templerhaus im Norden
des Dorfs vor cote boisee du Be'nesptre gestanden haben. Jeden-
falls ist Burgaltdorf, wie schon der Namen zeigt, alt und kommt
bereits 1307 vor. Es Utt im sieben zehnten Jahrhunderte sehr und
1656 war ein Graf Fugger Herr des Orts. Hier fanden schon
frühe israelitische Familien Eingang, gegen welche sich im An-
fange des achtzehnten Jahrhunderts die ganze Umgegend erfolglos
beschwerte, denn das Bisthum beschützte sie wegen der hohen
Abgaben.
Zur Gemeinde gehört der nur 1 Kilom. östlich davon gelegene XN'eiler
bedesdorf mit 142 Einwohnern und das am Nordrand der Gemarkung
und der Strasse nach St. Avold gelegene Haus la Garde de Dien.
Cutting (Kuttingen), Dorf im Nordosten des Kantons, am
Salinenkanal und unweit der Strasse nach Finstingen, 9 Kilom.
nordöstlich von Dieuze, mit Kirche, 95 Häusern und Familien,
'360 Einw., Getreide-, Obst- und Weinbau, war früher lothringisch.
Im Jahre 1327 war es Hauptort einer Mairie über fünf Orte, ge-
hörte zur Baronie Biedesdorf und litt 1633 sehr durch Pest und
Einquartierung. Hier hat der Kanal wegen der Steigung fünf
Schleussen.
Domnom (Dojanmenheim), Dorf im Nordosten des Kantons,
9 Kilom. von Dieuze, mit Kirche, 2 Mühlen, 69 Häusern und
Familien, 301 Einw., M'obei 3 Mennoniten, Getreide-, Wein-,
Obst- und Gemüsebau, Brauerei, Gerberei, Ziegelei und Steinbruch,
war lothringisch. Kloster Vergaville besass schon 1297 hier Güter
von Robert von Torcheville. 1650 besass Domnom nur noch zwei
Einwohner. 1594 wurde eine Frau als Hexe verbrannt. Dass in
der Nähe einst schwere Kämpfe stattgefunden haben, zeigen die
aufgefundenen vielen Waffen und Gebeine.
510 1^- Topographie.
Zur Gemeinde gehören Moulin de Pres im Westen nnd .M o u 1 i n
d'En-haut im Osten des Dorfs.
Gebesdorf, Dorf am Spinbache, 2 Kilom. nördlich von Dieuze,
mit 20 Häusern, 75 Einw., Getreide- und Weinbau und Ziegelei,
war lothringisch. Es scheint, dass es das schon 966 in der Grün-
dungsurkunde des Grafen Sigeric für das benachbarte Kloster
Vergaville genannte GerbereldorlF ist. Im Jahre 1621 gab es hier
nur acht Haushaltungen und 1650 gar keine Bewohner mehr.
Gebling (Ginblingen), Dorf am Dordalbache, 6 Kilom. nördlich
von Dehne, mit Kirche, 2 Mühlen, 2 Gipsmühlen, Steinbruch,
b6 Häusern, 324 Einw., Getreide-, Obst- und Weinbau, war 1594
lothringisch, obschon die Seigneurie schon 1547 zum Bisthume
Metz als deutsches Lehen gehörte, das 1756 auch Gebling besass.
In der Nähe lag das zerstörte Dorf RecÜng.
Zur Gemeinde geholfen die Mulden En-haut und liln-bas.
Gelucourt (Gisselfingen), Dorf im Südosten des Kantons am
Videlangebache, 5 Kilom. südlich von Dieuze, mit 5 Weihern,
Kirche, Ziegelhütte, 2 Mühlen, 101 Häusern, 145 Familien, 602
Einw,, wobei 30 Israeliten, Getreide-, Wein- und Obstbau, war
Besitz von Lothringen und Bisthum Metz. Es wird zuerst 1497
genannt, ist aber viel älter, denn die Templer hatten einst am
Ende des Dorfs, wo die Ziegelhütte steht und noch ein Wald
bois du Templc heisst, eine Commenderie. Es kam 16()1 an Frank-
reich. Die Eisenbahn von Avricourt hat im Osten eine Station.
Zurüemarkung gehören la Tuilerie (Ziegelliütte) nördlich auf einer
Anhöhe, sowie die Höfe Kraftel, östlich, Vide lange am gleichnaniigon
Weiher, ürmange, südwestlich davon , und St. Clement im üussoi\steu
Südosten der Gemarkung, am Wege nach Maizieres.
Genesdorf, Dorf an einem kleinen Bache, der es von Kerprich
trennt, J'/^ Kilom. nordwestlich von Dieuze, mit 104 Häusern,
138 Familien, 506 Einw., wobei 6 Evangelische, Mühle, Leim-
fabrik, Getreide-, Obst- und Weinbau und Kapelle, gehörte zu
Lothringen. Kloster Vergaville war hier schon 1285 begütert.
Zur Gemeinde gehört die Mühle Ladame, nördlich an einem Seik'u-
bache des Spin, und die Kerpricher iMithle im Wesli'u.
Gueblailge (Gelbedingeu), Dorf am Videlangebache, 4 Kilom.
Bildlich von Dehne, mit Kirche, 61 Häusern, 75 l'amilien, 277
Einw., Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau, ist alt, schon
1225 erhielt die Abtei Wudgasse vom Grafen Sigebert vom
KIsaM die Hälfte des Kirchcnzchntens^ es ist aber doch der Ort
selbBt zwcifelliiifl. Mh nind hier noch üeberreste eines alten
8. Kreis Chateau-Salins. 511
Schlosses und der Namen eines Theils der Gemarkung, Bau d'llub-
lange, deutet wohl auf ein untergegangenes J)orf. Gueblange war
lothringisch und die Hälfte von Gueblange gehörte zur Baronie
Kerprich. Das Schloss hatte noch 1712 fünf kleine Thürme.
Zur Gemarkung gehört der neuerbaute schöne Hol" Ste. Marie-aux-
Kois.
Kerprich (Kirschberg), Dorf an einem Bache, 2 Kilom. nord-
westlich von Delme, an der Strasse nach Mörchingen, mit Kirche,
Mühle, Salzquelle, 97 Häusern, 104 Familien, 355 Einw, , wobei
4 Evangelische, Leimfabrik, Getreide-, Wein-, Obst- und Gemüsebau^
war lothringisch und gehörte schon zu den Orten, welche König
Dagobert an das Kloster St. Maximin zu Trier gab, wo es Cres-
siacum oder Kanes hiess. Im Jahre 1726 wurde Kerprich durch
Herzog Leopold zur Baronie erhoben unter dem Namen de Kiekler,
zu Gunsten seines Hofralhs Heinrich Joseph von Kiekler, der mit
Louis von Leiningen aus Franken kam.
Südlich vom Dorfe, bei der Strasse von Dieuze nach Marsal liegt der
Hof Tonneau.
Lidrezing (Lidersingen). Dorf im Norden des Kantons, 8 Kilom.
von Dieuze, mit Kirche, (U Häusern, 222 Einw. , Mühle, Marmor-
bruch und Steinbruch, Getreidebau, Obst- und Weinbau, war loth-
ringisch. Kloster Vergaville besass hier schon 1330 Güter.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Bellevue, Kützeling, 2 Kilom.
südöstlicli. Ferienthal, 3 Kilom. nordöstlich, und Dorthai, !2 Kilom.
(istlic'h.
Lindre-Basse (Niederlinder), Dorf am Ausflusse der Seille aus
dem Lindreweiher, 2 Kilom. östlich von Dieuze, mit 94 Häusern,
!)7 Familien, 364 Einw., Mühle und Salzquelle, war lothringisch,
wird schon 1263 genannt und hatte im Anfange des vierzehnten
Jahrhunderts eine Salzquelle. Der Lindreweiher hat einen Umfang
von 671 Hektaren bei einer Tiefe bis zu drei Metern.
Lindre-Haute (Oberlinder), Dorf mit Kirche, 1 Kilom. nördlich
von Lindre-Basse und 2 Kilom. östlich von Dieuze, mit Kirche,
22 Häusern, 28 Familien, 120 Einw., Getreide- und Obstbau, war
lothringisch. In der Kirche befindet sich ein Taufstein mit korinthi-
schem Kapital, der aus einem von Tarquimpol hierher gebrachten
römischen Steine gearbeitet ist. In der Nähe sind Ueberreste einer
Römerstrasse.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Bois-brule und Nothvigne.
Mulcey, Dorf links an der Strasse nach Marsal und dem Muhl-
bache. 4 Kilom. westlich von J)ieuze, an der Strasse nach Marsal,
512 II- Topographie.
mit Kirche, 2 Mühlen, 82 Häusern, 116 Familien, 3!)2 Ein\v.,
wobei 2 Evangelische und 1- Israelite, Getreide- und Weinbau,
war lothringisch. Das Dorf ist alt, 1280 hatte Kloster Yergaville
hier schon Güter und 1339 auch das Kapitel St. Georges in Nancy.
Im Jahre 1599 wurde «in Mann wegen Hexerei verbrannt.
Ziir Gemeinde gehören ■der Hof Quatre-vents und die Mühle
de Beck.
Rolirbacll, Dorf an den hinteren Seiten weihern des Lindre-
weihers, in waldiger Gegend, 9 Kilom. östHch von Dieuze, mit
37 Häusern, 42 Familien, 176 Einw., Getreidebau und Viehzucht,
war lothringisch und ist sehr alt, denn Kloster Vergaville erhielt
schon 966 bei der Ciründung hier Güter, wohin auch der Graf
von Zweibrücken 1345 eine Vergabung machte.
St. Medard, Dorf, 6 Kilom. westlich von Dieuze, auf süd-
licher Bergabdachung, mit Kirche, 100 Häusern, 103 Familien,
343 Einw., wobei 2 Evangelische und 15 Mennoniten, (Jetreide-,
Wein-, Obst- und Hopfenbau, war lothringisch. Kloster Verga-
Aille erhielt 1258 hier Güter.
Zur Gemeinde gehört der südlich, näher der Strasse nach Mar.sal
gelegene Weiler Bathelemont mit wenigen Häusern.
Tarquimpol (Teckemphul, Tacampach, Decempagi der Kömer),
Dorf auf einer von Süden in den Lindreweiher ragenden Land-
zunge, mit Kirche, 35 Häusern, 146 Einw., wobei 15 Protestanten,
Getreide-, Obst- und (Jemüsebau, war lothringisch und Kloster
Salival besass schon 1274 hier (ȟter. Wie zahlreiche Ueberreste
beweisen, war lanjuimpol eine römische Niederlassung, wovon
noch Heste von Tempeln, Befestigungen, Wasserleitung, Statuen,
Medaillen, (Jräbeu und eine Strasse zeugen. Im Hlnfzehnten
.lahrhunderte war im Nordwesten eine Veste mit 'l'hor und zwei
Thürmen.
Zur Gemeinde gehören das ganz im Süden gelegene Schlossgiu
Altevillo, der Breithof am Ostrajide des l^indreweihers und der liof
l.u Folie auf einer kleinen Insel westlich von TarquimjM)].
Vergavüle (WirtrofT), Dorf am linken Ufer des Spin und
der Strasse nach St. Avold, 3 Kilom. nördlich von Dehne, mit
Kirche, 262 Häusern, 2.93 Familien, 1033 Einw., wobei 3 Evan-
gelische und 29 Israeliten, (Jetreide- und Obstbiiu, Weinbau auf
52Hekl{iren, 3 Mühlen, Lohmühle, (Jerberci, Oehnühle, Ziegelei,
mechnniHcher Wollspinnerei, zwei 'IV)|)fereien , eine für Zucker-
fabriken, Sleinbr(l<'lu'ri iiiul /wl'i .liihrmilrklen, am 28. Mai und
8. Kreis Chäteau- Salin».
5i;
12. October, war lothringisch. Vergaville war berühmt durch die
alte Benediktinerabtei (Frauenkloster), welche im Jahre 966 Graf
Sigeric und seine Frau stifteten und die mit Reliquien des heiligen
Eustachius begabt wurde. Das Kloster ist zur Zeit der Revolution
aufgehoben worden und Ruine, die Nonnen zogen nach Flavigny
und die letzte Aebtissin Marie -Johanna, Gräfin Lamarche, starb
erst 1842. Kaiser Friedrich I. gewährte dem Orte schon vor 1190
Marktrechte. Das Kloster war reich begütert. Im Süden zieht
der Salinenkanal durch die Gemarkung mit dem Verbach.
Zur Gemeinde gehört der Hof Steinbach, nördlich an der Strasse
nach St. Avold und die Ziegelhütte du Blanc-haut.
Weisskirchen ( Blanche - Eglise ) , Dorf, 4 Kilom. südwestlich
von Dieuze, unweit des Videlangebachs, mit Kirche, 49 Häusern,
54 Familien, 197 Ein w., (Getreide- und Obstbau, war lothringisch.
Im Jahre 1341 ward der Ort Alba ecclesia in einer Vergabung für
Ober-Seille genannt und es besassen hier auch Güter Kloster
St. Georges in Metz mid im fünfzehnten Jahrhunderte die Abtei
St. Maximin zu Trier, welche ihre Rechte 1676 an die Chartreux
zu Bosserville verkaufte.
Zarbeling (Sarbeiingen), Dorf im nördlichsten Theile des
Kantons, 10 Kilom. von Dieuze, am Ursprünge des Banvoiebachs,
mit 51 Häusern, 175Einw. , (Jetreidebau und Viehzucht, war loth-
ringisch und Kloster Vergaville besass hier schon 11)21 und 171(>
Güter.
Zommange (Summingen, Semange , auch Soubmange genannt),
Dorf am oberen Lindreweiher, 6 Kilom. östlich von Dieuze, mit
Kirche, 25 Häusern, 27 Familien, 123 Einw., wobei 3 Evange-
lische und 6 Mennoniten, Getreidebau und Viehzucht, war loth-
ringisch und litt im siebenzehnten Jahrhunderte sehr. Hier zog
eine Römerstrasse vorüber.
E. Kanton Vic.
Der Kanton wird umgränzt von den Kantonen Chäteau-Salins,
Vic, Lörchingen, Rixingen und Frankreich und enthält folgende
(remeinden und Bodenvertheilung:
Gemeinden.
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
gärten.
Forsten.
Gesammt-
Fläche.
Bezange ....
Bourdonnaye . . .
Donnelay ....
Hellocourt ....
636,3,
1140,fio
937,8-2
85,76
93,31
206,30
176,85
46,45
4,36
6,64
178,9e
65,00
157,05
6,82
14,55
9,29
6,60
14,87
92,76
• 785,42
1724,25
1292,82
360,07
Huhn, Deutsch - Lothringen.
33
514
II. Topographie.
Gemeinden.
Juvelise
Lagarde
Ley . .
Lezey .
llaiziere:^
Marsal .
Moncourt
Moyenvic
Ommeray
Vic . .
Xanrev .
Kanton
Aecker.
Wiesen.
Wein-
berge.
Wald.
Obst-
garten.
Forsten.
594.„
92,54
3,81
37,«s
8.4-2
—
899,02
465,0,
0,15
13,99
13,46
751,93
492,6-i
94,28
0,79
—
5,17
--
548,92
156,fl8
3,48
—
0,61
—
1351,j2
363,85
'-^,97
250,1«
10,02
179,00
699,93
273,45
37,77
_..
5,78
49,47
524,63
66,13
3,32
38,50
4,67
6,29
650,30
1»9„4
44,27
—
1«,31
744,„
139,2,
0,68
32,59
8,59
27,43
1171,79
267,n
105,57
9'^,13
40,90
115,34
632,20
104,3,
4,00
—
6,27
—
lllll^t
2734,97
301,12
872,94
159,49
1237,09
Gesammt-
Fläche.
759,2,
2199,73
612,97
743,86
2220,45
1101,79
663-62
1038,;,
1008.41,
1948,27
_772^
17232,16
Sein Viehstaiid umfasst 2607 Pferde, wobei 60 Zuchtliengste,
5 Maultliiere und Esel, 2817 Stück Kindvieh, wobei 1671 Kühe,
5447 Schaafe, wobei 580 Merinos und 3737 ileideschnucken,
4082 Schweine, 426 Ziegen und 1031 Bienenstöcke.
Vlc Virus, Jiodalius, Jiodeisius, bourg, fangcxix^, Stadt und
Kantonshauptort an der Seille und Streisse von Dieuze nach Metz
und Nancy und Eisenbahn nach ChampigneuUes, mit Kirche, 457
Häusern, 717 Familien, 2309 Einw. , wobei 39 EvangeHsche und
71 IsraeHten, Buchdruckerei, (üpsmühle, Baum Wollweberei, Mühle,
Friedensgericht, Ilauptzollamt, Steuerkasse, Enregistremeutsamt,
l'ostexpedition , Getreide-, Hopfen-, Tabak-, Obst- und Gemüsebau,
.erzeugt auf 286 Hektaren guten Wein, ferner Melonen und Spargeln
zur Ausfuhr, liefert Steinsalz und gehörte zum Bisthume Metz.
Es ist sehr fraglich, ob Cäsar ein Lager hier hatte und hier
Posthumus im Jahre 257 durch sein Heer zum Kaiser ausgerufen
wurde ^ dagegen lagerte hier Kaiser .lulian 357, um die Abmres
zu vertreiben, und man fand verschiedene Denksteine, sowie
Ueberreste aller Art aus galloromanischer Zeit, die noch zahl-
reicher aufgefunden würden, wäre der Boden nicht durch IJeber-
schwemmungeu so sehr erhöht worden. Die Könige von Austrasien
besassen hier ein Pnlatium mit Münze, der Ort wurde aber im
fünften, sechsten und neuiilcn .lahrhundorte mehrmals durch die
Itarbaren zerstört. Im zwölften Jahrhunderte errichleton "die Loth-
ringer hier eine Veste, 1122 wurde aber Vic zerst('»rt, das damals
dem Herzoge Mathieu gehörte, dann legte der l^ischof 1181 die
Grundlage zum ScIiIoskc und im Jahre 1212 vollendete Iiisehof
Bertram von Metz das Herrenhaus, sein Nachfolger führte um den
Ort Mouern und 'l'hiirme auf und vollendete 1257 das Schloss,
nuclulem Graf 'I hi(''baul von Bar 1207 die Stadt erobert, zerstört
\uu\ Uiirj.'cr /ii (Icfiiiigenen genmclit liiillr. l'dr die Bischöfe \>ar
6. Kreis Chäteau- Salin«. 515
sodann Vic ihr fester Zufluchtsort. Im Jahre 1324 ward Vie an
den Grafen Thiebaut von Bar verpfändet, der die Stadt zerstörte,
als die liürger die Auflagen nicht bezahlen wollten, und die
Mauern niederriss. Im Jahre 1634 floh der Bischof vor den Metzern
hierher und hielt eine Generalsynode ab. Im Jahre 1375 musste
Enguerrand de Coucy die unternommene Belagerung wieder auf-
geben. Am 12. Januar 1525 wurde der wegen des Protestantismus
1523 zu Gorze verhaftete Augustiner Jean Chatelain hier verbrannt.
Im Jahre 1630 besetzte Louis XIII. von Frankreich die Stadt und
behielt sie. Die Metzer Bischöfe prägten hier Münzen. Es wurden
hier errichtet 1240 eine Collegiale mit sechs Kanonikern und Doyen,
1675 die Klöster der Karmeliterinnen und der JJames prechrresses,
1618 der Dominikaner, 1634 der Nonnen der Coiigregation Notre-
Dame, 1420 Priorei der Benediktiner und Kloster der Cordeliers
unä 1613 der Kapuziner. Das Spital wurde 1715 gestiftet, hat
aber nur einen Theil der Güter erhalten; Beguinen gab es vor
1326. Die Stephanskirche wurde in der Revolutionszeit zerstört.
Die älteste Kirche war schon 1093 von den Schismatikern im
Kriege Tlüerry's von Lothringen gegen die Metzer zerstört. Von
der alten Befestigung sind noch einige Reste erhalten. Die Salinen
waren schon im vierten bis achten Jahrhunderte bekannt und am
stärksten 1326 ausgebreitet, wo sie Herzog Ferry nahm und zer-
störte. Im Jahre 1818 forschte man nach Steinsalz, bis das Lager
ersäuft wurde. Bei Aufgabe des Salzmonopols wurde die Saline
im April 1843 um 466,000 Frcs. an Graf de Yumri verkauft. —
Man hält hier zwei Jahrmärkte, am 15. Februar und 7. December.
Im sechszehnten Jahrhunderte waren die hiesigen Hüte berühmt
und die fai'on de Vic sehr gesucht.
Zur CJomeinde gehört der Hof la Grange-Fouqiiet an der Strasse
iiacli Nancy.
Bezange-la-Petite Semi-Jiazange, Bisingen), Dorf am Nord-
ablmnge des Jiois des Trembles, 8 Kilom. südöstlich von Vic, mit
Kirche, 70 Häusern, 84 Familien, 303 Einw., wobei 4 Evange-
lische, Getreide-, Gemüse-, Obst- und Weinbau und Mühle, am
Bache St. Pierre, gehörte dem Bisthume Metz. Die Kirche ist
in gothischem Styl mit Glasmalereien, welche die zwölf Apostel
und die Hauptmysterien der katholischen Religion darstellen. Im
Jahre 1188 hatte die Abtei Beaupre hier Güter und St. Maximin
bei Trier das Recht, den Maire zu ernennen, und ansehnliche
Güter, was sie 1676 an die Chartreux de Bosser ville verkaufte.
Vom Schlosse und Graben waren 1628 noch Reste erhalten.
516 ^I- Topographie.
Bourdoniiay, Dorf an der Strasse nach Saarburg und unweit
eines Weihers, 16 Kilotn. südöstlich von Vic, mit Kirche, Asyl
seit 1842, 134 Häusern, 196 Familien, 751 Einw. , Getreide- und
Obstbau , gehörte dem Bisthume Metz. Kloster Ober-Seille besass
1352 hier Güter und auf der Anhöhe im Norden, wo der Telegraph
stand, erhob sich ein altes Schloss Marimont mit dicken Mauern
der Grafen Salm.
Zur Gemeinde gehört das Schloss ÄJarimont im Norden mit Weiler.
Donnelay (Dunlingen), Dorf, 12 Kilom. östlich von Vic, mit
Kirche, 173 Häusern, 190 Familien, 683 Einw., wobei 9 Menno-
niten und 60 Israeliten, Spinnerei, Färberei, Brauerei, Mühle.
Postagentur, Getreide-, Gemüse-, Obst- und Hopfenbau und drei
Weihern, war zuerst lothringisch, kam dann an das Bisthum Metr
und 1661 an Frankreich. Im Jahre 736 erhielt hier das Kloster
Neuweiler im Elsass Güter, dem es noch im zwölften Jahrhunderte
gehörte. Im Jahre 1461 kaufte es Johann von Finstingen und
seine Wittwe gab es 1475 den Kanonikern daselbst. Im Jahre 1602
wurden ein Mann und eine Frau wegen Hexerei verbrannt. 1632
litt Donnelay sehr. Auf dem Kakelberge fand man 1822 unter
der Erde flauem, Gebeine u. s. w.
ZiirGemeinde gehören die Höfe Grange-aux-Hois und Bru, am
Weiher gleichen Namens, und die Mühle Kaumnr. sowie die Cense
Mal in mit zwei Häusern.
Hellocourt (La ßrocj , Dorf im Südosten des Kantons, an der
Eisenbahn von Avricourt, 23 Kilom. von Vic, mit (5 Häusern und
29 Einw. , war ein Lehen des Bisthums Metz und liegt in waldiger
Gegend.
Juvelize (Gerskirch), 9 Kilom. östlich von Vic, mit Kirche,
83 Häusern, 101 Familien, 358 Einw., wobei 1 F]vangelischer,
Getreide-, Obst-, Weinbau und Viehzucht, sowie Salzquellen, ge-
hörte Ix)thringen und dem Bisthume Metz. Die Abteien Snlival
und Senones ernannten den Pfarrer. Juvelize wurde 1(561 an
FVankreich abgetreten. Gegen Marsal liegt der Calvarionberg mit
zwei IHCM) restaurirten Steinstutuen.
Lagarde, Dorf im sudlichsten Theile des Kantons, am rechten
Ufer des Sanonflussos und der französischen Grunze, sowie am
Marne -Kheinkanal, 17 Kilom. Hüditstjich von Vic, mit Kirche,
UYl HUusern, 177 Familien, <)47 Einw., wobei 9 Evangelische
und t» Mennonitcn, 2 Mühlen, Ziegelei, Kalköfen. Nebenzollamt
I. KhiHfie, PoHtagcntur, (Jelreide-, l''utterpllunz('n-, Obst-, Gemüse-
und Weinbau (auf 50 Hektaren), gehürtc dem Misthume Metz und
8. Kreis Chäteau-Saliiis. 517
war schon in ältester Zeit Lehen der (rrafen von Salm. Bischof
Adhemar baute 1327 — 61 die Veste, wovon nur noch Reste von
Gräben und Mauern übrig sind. Das Kloster Salival besass hier
Trüter mit Kalköfen, Mühlen und Weinkeltern. Zweifelhaft ist es
ob hier einst ein Frauenkloster bestand. Die Kastellanei Lagarde
umfasste 20 Orte. Im Münsterer Frieden erkannte der König von
Frankreich zwar die .Souveränität der Kastellanei an, die Dörfer
wurden aber an Lothringen abgelreten.
Zu der Gemeinde gehören die Mülile Gue-de-Laxat. Scliloss und
Hof, Martincourt und die Höfe Jambrot und Malgre-X ousse.
Ley, Dorf am Salinenbache, 10'/.^ Kilom. südöstlich von Vic,
mit Kirche, 65 Häusern, 78 P'amilien, 287 Einw., Salzsteueramt,
Getreide- und Obstbau und Spuren eines alten Schlosses, gehörte
zum Bislhume Metz. Den Zehnten besass die Collegiale St. Peter
zu Finstingen ^ Kloster Neuweiler im Elsass erhielt hier 1178 Güter
die es 143(1 an den Bischof von Metz auf Lebenszeit abtrat, dann
aber 14t) 1 an Johann von Finstingen verkaufte.
Zur Gemeinde gehört die Saline Saleaux, auch Cabocel genannt,
die 1214 dem Kloster Salival gehörte, aber an Reaupre abgetreten wurde.
Im Jahre 1789 war die Benützung der Saline verboten worden.
Lezey f Altzeye, Lietzeis), Dorf an der Strasse nach Saarburg,
8 Kilom. südöstlich von Vic, mit Kirche, 63 Häusern, 77 Familien,
269 Einw. , Mühle und Salzquelle, gehörte zu Lothringen und dem
Bisthume Metz. Es ist alt, gehörte 934 der Abtei Kemiremont,
wurde 1180 an Salival abgetreten, litt im siebenzehnten .Jahrhun-
derte sehr und kam 1661 an Frankreich. Ober-Seille besass hier
noch 1672 Güter. Es waren hier einst zwei Schlösser bis zum
Schwedenkriege.
Zur Gemeinde gehören die Höfe Haute- und Basse- Recourt im
Westen der Gemarkung.
Maizieres, Dorf im Südosten des Kantons, 20 Kilom. von
Metz, an der Strasse nach Saarburg, mit Kirche, 202 Häusern,
325 Familien, 1077 Einw., wobei 1 Evangelischer, 21 3Iennoniten
und 47 Israeliten, 4 Gipsmühlen, Postexpedition, Getreide-, (re-
müse- und Weinbau, gehörte dem Bislhume Metz und zur Kastellanei
Lagarde. Es ist sehr alt und war früher grösser, mit Burg, litt
aber im siebenzehnteu .Jahrhunderte sehr und war 20 Jahre lang
nicht bewohnt. Ober-Seille hatte im zwölften -Jahrhunderte hier
Güter und vom Orte besassen die Grafen von Rechicourt 1/3, das
Kloster Neu weiter ^/g.
Zur Gemeinde gehören die Höfe: Basse- und Hante-Xirxange,
die Mühle Xirxangc und die Höfe Bagnesholz und Breiteburg, erstere
518 "• Topographie.
drei im südöstliclien Theile der Gemarkung am Marne-Rheinkanal ; end-
lich der Hof Petit-Paris am Sanonflusse.
Marsal 'Marsallum), ehemalige Festung an der Seille und
Strasse von Dieuze nach Vie, G Kilom. östlich von letzterem, mit
Kirche, 193 Häusern, 224 Familien, 779 Einw., wobei 10 Evan-
gelische, 1 Mennonite und 12 Israeliten, Mühle, Postagentur,
"Wochenmarkt am Dienstag, Brennölfabrik , Wein- und Hopfenbau,
war lothringisch. Schon 709 hatte Kloster St. Mihiel hier Güter und
eine Saline, welche bis um das siebenzehnte Jahrhundert bestand.
Marsal wurde oft belagert und erobert. Herzog Ferr^"^ HI. von
Lothringen nahm es 1273, gab es aber 1274 im Frieden wieder
zurück, dann nahmen es 1369 drei Edelleute mit verkleideten
Soldaten und plünderten das Städtchen, das aber der Bischof wieder-
nahm und dabei GO Gefangene machte, so dass die jok de Marsal
der ersteren sprüchwörtlich für kurzes Glück wurde. 1552 nahm
Heinrich II. Marsal und der Bischof von Metz Hess auf Kosten des
Königs die Befestigungen vermehren. 1589 wurde Marsal an die
Hugenotten ausgeliefert und daher von Ka^ III. belagert und ge-
nommen und 1593 von den Franzosen besetzt, welche die Be-
festigungen verstärkten. Nach langen Verhandlungen über den
Besitz und die Festung wurde letztere I(>81 zerstört. 1(577 an
Herzog Leopold zurückgegeben , stellte der König 1G99 die Festung
wieder her und der Herzog behielt blos die Domänen. Schon 1130
hatte St. Sauveur in Metz und dann St. Vincent Güter in IMarsal,
das 1259 an das Bisthum gelangte. In den Jahren 1G32— 33 litt
Marsnl sehr. Im sechszehnten und siebenzehnten .lahrhunderle
wurden hier zehn Personen wegen Hexerei verbrannt. Es waren
hier 1222 ein Collegiale, 1G35 ein Nonnenkloster der Congrogatiou
und 1(550 ein Kapuzinerkloster errichtet worden. Die Könige von
Frankreich hatten hier eine Münze. Vom 30. Juni bis 1. Juli 1815
litt Marsal durch Bombardement, doch wurde es wiederhergestellt
und eine neue Kaserne und Thor erbaut. Am 15. August 1870 ergal)
sich Marsal nach einstUndiger Beschiessung an die vierte bayerische
Division. Jelzt wird die Festung demolirt. Ik'i Marsal ist die
sogenannte Briguetage auf dem sumpfigen Boden der Seillc be-
merkenswerlh. Sie besteht aus einer Lage mit der Hand gekneteter
'nionslUcke, die bis zu zwei Meter stiirk ist und hier einen Um-
fang von 372,480 Meter einnimmt. Sie zieht sich aber durch das
ganze Seillethal bis Burlhoncourt hin und war wahrscheinlich von
den IJömern ungelegt, um über den tiefen Sumpfboden eine feste
Unterlage zum Uebergangc zu hüben. Wahrscheinlich diente diese
8. Kreis Cliateau-Salins. 519
Fiindamentirung auch für das verschanzte Lager der Römer. Ob
es im Mittelalter und später noch einem praktischen Zwecke diente,
ist zweifelhaft.
Zur Gemarkung gehören: die Höfe Bourrache im Osten, Viller?-
Betnach im Süden und l'ArbrC'Vert.
Moncourt, Dorf im Süden des Kantons, 10 Kilom. von Vic,
mit Kirche, 64 Häusern, 75 Familien, 265 Einw., Getreide-, Wein-
und Hopfenbau, gehörte dem Bisthume Metz. Kloster Salival er-
hielt 1291 den Pfarrsitz und Ober-Seille trat 1298 einen Wald und
ein Gut an Clairvaux ab.
Moyenvic fMedius vicusj , Flecken an der Seille und der Strasse,
2 Kilom. östlich von Vic, mit Kirche, 184 Häusern, ;]00 Familien,
882 Einw., wobei 5 Evangelische und 2 Israeliten, Mühle, Salz-
quelle, Nebenzollamt, Salzsteueramt, Poötagentur, Getreide-, Wein-,
Hopfen- und Obstbau, gehörte dem Bisthume Metz. Im Jahre 836
erhielt St. Epvre in Toul hier zwei Häuser, Bischof Thierry Bayer
umgab Mo3^envic mit Mauern, die Metzer verbrannten es aber 1418
und 1430. 1526 wurde es wieder mit Mauern umgeben und 1627
regelmässig befestigt von Herzog Karl lY. von Lothringen, die
Franzosen nahmen es aber schon 1631 und behielten es im Frieden
von 1648. Die Saline war schon im neunten Jahrhunderte in
Betrieb.
Zur Gemeinde gehören die Höfe 8t. Jean mit Spinnerei im Norden
und Moulin-Neuf am Bache von Salival und die Mühle Champagne
im Südwesten.
Ommeray, Dorf, 13 Kilom. südöstlich von Vic, mit Kirche,
90 Häusern, 115 Familien, 395 Einw., wobei 2 Evangelische, Ge-
treide-, Wein-, Hopfen- und Obstbau, gehörte dem Bisthume Metz.
Im Jahre 1216 erhielt Kloster Ober-Seille hier Güter. Ein Kreuz
steht an der Stelle der alten Kirche und des Friedhofs. Auch be-
steht hier die Wallfahrt St. Marcel, die wegen Kinderkrankheiten
besucht wird.
Zur Gemarkung gehören die Höfe Varanseilles, Boyet, Chan-
tier de l'Etang am Weiher und le Sau vage an der Strasse nach
Strassburg.
Xanrey [Xanreium, ausgesprochen Chanrey), Dorf, 5 Kilom.
südöstlich von Vic, mit Kirche, 98 Häusern, 327 Einw., Gip^bruch,
(ietreide-, Obst- und Weinbau, gehörte dem Bisthume Metz, wo-
selbst das Kloster St. Sauveur schon 1072 Güter erhielt. Doch
soll Xanrey älter sein. Man findet hier noch Ruinen eines festen
Schlosses, zweier Tempelherrenhäuser und einer Mühle.
Beilagen.
1. Die Maitre-Echevins von Metz
bis Auuiist 1C)92.
Amolbertin 1032.
Miton 1058.
AVilpald 1091.
Amolbertin 1093.
Tiercelin 1113.
Theoderic 1124.
Bertrand 1128.
Albert 1139.
Hugiies 1151.
Benoit 1179.
Poince, fils de Benoit 1185.
TliecHleric Ingrant 1187.
Henry 1190.
Holvin Gol. 1192.
Pitegrin 1193.
Ilaoiil 1196.
Ilegnier 1197.
Nicolas d'Oiitreseilk- 1200.
Ni(!nia8 Corbcil 1202.
.Vubert Piedeschaiix 1203.
(inercire Brisepain 1204.
Raoiil Roiiillerez, de Porte muzelle
1205.
Nemmery 12(>7.
Hiigiies de la Cour 1208.
Ponce de Porte sailly 1210.
(iobert de la Potenie.
• Inercire Noise.
I'mihc, fils de Benoit.
- in .11 Falcon.
i;i<.Miier Tigniane 1215.
llugiie.H Gal.
Pi<Tr<', nifl ilo Baottl.
Simon de Belgree 1218.
Ni<<il(i.H Baron.
I.uxiii •!«• Porte muwlle 1220.
(ifiard Aii»'< lifirv.
Nicolan Cl.i:! i. /
illl{(l|CM i.ii l.il.
Thiebault de Porte saill)'.
Pierre la Fosse 1225.
Ancel le Sauvange.
Guercire de Gorze.
Bonvalat de Porte muzelle.
Hugues le Baigiie.
Nicolas le Gonrnay 1230.
Mathieu le Gaillard.
Drei Jalire ohne Maitre-i^chevin.
Pierre de Chatel 1235. •
Isambart Maquerel , zwei Jahre.
Isambert Goujon.
Willemin Tilbous.
■Nicolas Aixiez 1240.
Thierry Lonny.
Jean Belle - barbe.
Philippe de Raigecourt.
Philippe Tigniane.
Richard 1245.
Jean de St. Julien.
Nicolas Kerry.
Mathieu de Chambre.
Baudoin le Roi.
Pierre Tigniane 1250.
Mathieu le Mercier.
Bon Amy.
Nicolas Brulevache.
Aul)ert de Chanipol.
Poince, lils de Ricimrd, 1255.
Simon Ponoize.
Nicolas Goujon.
Jac(|ues de t"hauil)r('.
Jean de la Cour.
Ilugues Collon 1200.
.lacquet) Crett(»n.
Pierre Thnunet.
Jean 'I'rouvaiu
J«-an de Raigecourt.
Alexandre Marqucrel 12(>5.
1. Die Maitre-Echevins von Metz bis Aiij^ust 1692.
521
Tliierry Brisepain.
Thiebault Faulquerel.
Jacques de Noviant.
Geoffroy le Gournay.
Nicolas le Gournay 1270.
Baudoin Louve.
Philippe Faixin.
Nicolas Faulquerel.
Jean de Saint Polcourt.
Jean le Gournay 1275.
Jean Faizin.
Poince de Cologne.
Jacques Faulquerel.
Jean Corbe.
Poince de Raigecourt 1280.
Pierre Grasse-chair.
Hugues Grasse-chair.
Jean Battaille.
Thiebault de Moilin.
Jac(jnes le Gournay 1285.
Jean Grasse-chair.
Thiebault le Gournay.
Thiebault le Maire.
Thiebault Fourat.
Ponce le Gournay 1290.
Philippe le Gournay 1290.
Philippe le Gournay.
Jean Goulle.
Jean Piedeschaux.
Verry Piedeschaux.
Gilles Hacque 1295.
Jean Chaudron.
Henry Thomassin.
•lacques Goulle.
Jacques le Gournay.
Simon de Charabre 13(X).
Mathieu Hesson.
Jacques de Heu.
Ferry Cliielairon.
Nicolas de la Cour.
Arnould le Gournay 1305.
Etienne Keffaulx.
Regnier le Borgne.
Henry Roucels.
Thiebault Bouque
Guercile Ruece 1310.
Gilles Trebuchat.
GeolTroy Joutte.
Hugues Gomeitz.
Thiebault de Heu.
Nicolas Baudoche 1315.
Ponce Chameure.
Jean de la Cour.
Jean Withier.
Jean Delaitre.
Pierre Paillat 1320.
Bocquin Chielairon.
Aubry Piedeschaux.
Jean Delaitre.
Simon le Gournay.
Geofiry le Grognat.
Hugues Hunebourchat 1325.
Gilles le Bei.
Thiebault Feriat.
Bertrand de Juifrue.
Jean le Gournay.
Nicolas Battaille 1330.
Thiebault Lohier.
Henry Roucels.
Poince Cunemant.
Ingraut Borchon.
Fran(;ois Coppat 1385.
Philippe Marcoul.
Warin Froides-viande.
Jean Noison.
Jean de Marieulle.
Jean Baudoche 134<1
Nicolaus Piedeschaux.
Ponce de Vy.
Thiebault de Mestry.
Thiebault Bärbel.
Villaume Villambauld 1345.
Jean Baudoche.
Villaume le Hongre.
Pierre le Gournay.
Thiebault Lambert.
Jean Renguillon 1350.
Gilles le Bei.
Nemmery Baudoche.
Jean Drouin.
Nicole Baudoche.
Thiebault Buglof 1355.
Geoffry Mine.
Jean Enrot.
-Burthe Faixin.
Albert Boiilay.
Pierre Delatre 1360.
Girard Papperei.
Pierre Renguillon.
Pierre Fessaulx.
Nicolas Franyois.
Nicolas Drouin 1365.
Louis Chameure.
Arnould Lambert.
Nicolas Noiron.
Nicolas Marcoul.
Jean Baudoche 1370.
Geoffroy Coeur de Fer.
Jacques le Gournays.
Jean d'Esch.
Simon Berroy.
Nicolas Mortelz 1375.
522
Beilagen.
Ponce Loiive.
Jean Bertrand de Juifriie.
Didier Borgnier?.
Nicolas de IJaigecourt.
Amould Koiron 1380.
Burthez Paillat.
Pierre Fessanlx.
Nicolas Dronin.
Geoffroy de Varize.
Jacques Bertrand 1385.
Geoffroy Lohier.
Jean de Vy.
Nicolas Baudoche.
Burthe Papemiatle.
Nicolas le Gonrnay 1390.
Jean IJengiiillon.
Wiriat le Bouchatte.
Jacques Delaitre.
Nicolas de Memy 1395.
Villaume Faulqnerel.
Thiebault Battaille.
AViriat Noiron.
Nemmery Baudoche.
Jean Fai.xin 1400.
Jean Aubrion 1401.
Amould Baudoche.
Jacques d'Esch.
Jean Renguillon.
Henry Roucels 1405.
Jean le Gournay.
Jean Coeur de Fer.
Nicolas Louve.
Pierre de Gournay.
Nemmery Kengiiillon 1410.
Amould Fessaul-x.
Pierre le Gournay.
Nicolas Drouin.
Geoffroy de Warize.
Verry de Toni 1415.
Jean Renguillon.
Andre de Valdrevange.
Nicolas Drouin.
Amould Coetir de Fer.
Amould Haudoclie 1420.
. Nicolas le Grongnat.
(Jucrcirc Hurel.
Nicolas Koncel.".
Jacques Roillenat.
Nicola-H de lUigecourt 1425.
Villnume Clmvernon.
I'ierro Deudeney.
Jenn Pafiperel.
Jnf(|uefl le lidtigre.
Jenn <le Dieuamy 1430.
Nicolas Loliier.
JncqucH de MirnlR'l.
Albert Boullay.
Jean Erolbin.
Didier le Gournay 1435.
Philippe de Marcoul.
Pierre Renguillon.
Jean le Gournay, de Crepy.
Jacques Simon.
Nicolas Roucels 1440.
Jean Baudoche.
Villaume Parpignant.
Jean Reniiat.
AViriat de Toul.
Jean de Varise 1445.
Nicolas Roucels.
Regnaul t le Gournaj'.
Jean Boullay.
Jean Baudoche.
Geoffroy dE?ch 1450.
Nemmery Renguillon.
Perin Georges.
Nicolas Papperei.
Geoffroy de Varize.
Jacques de Raigecourt 1455.
Geoffroy de Chaverson.
Pierre Deudene)-.
Jean de Heu.
Jean Dabrienne.
Wiriat I.ouve 1460.
Philippe d'Esch.
Verry Roucels.
Geoffroy Coeur de Fer.
Pierre Baudoche.
Poncy le Gonrnay 1465.
George de Serriere.
Regnault le Gournay.
Mathieu le Gournay.
Andre de Rinecy.
Philippe d'Esch "1470.
Jean Papperei.
(^onrad de Serriere.
Perin le Gournay.
Michel le Gournay.
Philippe de Raigecourt 1475.
Jean Chaverson.
Gerand Perpignan.
Wiriat Roucels.
Knini;oi8 le (loiirniiv.
Perin Roucels 148o".
Nicolas Remint.
Regnanlt le Gournay.
Nicolas d'Esch.
Jean le Gonrnay.
Nicolas de Heu 1485.
Jac(|ues d'Esch.
Jenn Dabrienne.
Mathieu le Gonrnnv.
I. Die Maitre-Echevins von Metz bis August 1692.
.23
Pierre fJaudoche.
Perin lioiicels 1490.
Jean Papperel.
Conrad de Serriere.
Jacques d'P^sch.
Jean Dabrienne.
Andrieu de llineck 1493.
Collignon Roiicels.
Nicolas Remiat.
Wiriat Roncels.
Regnaiilt le (iournay.
Michel le Gournay 1500.
Claude Baudoche 1501.
Philippe d'Esch.
Thiebault le Gournay.
•Jlichel le GournaJ^
Androuin Roncels 1505.
Nicolas d'Esch.
Michel Chaverson.
Jean Roncels.
Nicolas d'Esch.
Älichel le Gournay 1510.
Jean le Gournay.
Philippe de Raigecourt.
Jean Baudoche.
Michel Chaverson.
Philippe de Raigecourt 1515.
Michel le Gournay.
Jean Roncels.
Joachim Chaverson.
Michel le Gournay.
Humbert de Serriere 1520.
Joachim Chaver.'on.
Claude Baudoche.
Gaspard le Gournay.
Nicolas Roncels.
Androuin Roncels 1525.
Regnanlt d'Esch.
Philippe d'Esch.
Nicole de Heu.
l\egnault d'Esch.
Regnanlt de Raigecourt 1530.
Humbert de Serriere.
Michel de Barisey.
Robert de Heu.
Gaspard le Gournay.
Nicolas le Gournay 1535.
Michel le Barisey.
Claude le Gournay.
Nicolas le Gourna}'.
Äfartin de Heu.
Jacques d'Esch 1540.
Robert de Heu.
Gaspard de Heu.
Richard de Raigecourt.
Fran^ois Baudoche.
Martin de Heu 1545.
Richard de Raigecourt.
Francois Baudoche.
Gaspard de Heu.
Robert Baudoche 1549, 1550.
Nicolas le Gournay.
Jacques le Gournay, de Tallanges.
Jean Soullain.
Michel Praillon.
Pierre Copperat 1555,
Michel Praillon.
Pierre de la Maixe.
Michel Praillon.
Pierre de la Maixe.
Jean Soultain 1560.
Jean le Braconnier.
Thomas Mondregot.
Didier de Villers.
Francois d'Inguenheim.
Didier de Villers 1565.
Jean le Braconnier.
Mathieu de Mondelange.
Mathelin le Febre.
Didier de Villers.
Mathieu de Mondelange 1570.
Jean Houvat d'Abocourt.
Francois Travault.
Didier de Villers.
Mathieu de Mondelange, 2 ans.
Wiriat Copperel 1576.
Jean Houvat d'Abocourt.
Jacques Praillon, 3 ans.
Didier Henriat de Villers, 4 ans.
Wiriat Copperel, 3 ans.
Jacques Praillon 1588 bis 16C0.
Claude Noblet, pendant 6 semaines.
Jean de Villers 1601.
Jean Bertrand de saint Jure.
Nicolas Maguin.
Jacijues Praillon.
Nicolas Lucquin 1605.
Charles Sartorius.
Jean de Villers.
Jean Bertrand de saint Jure.
Nicolas Maguin.
Abraham Fabertl610.
Demange Flöze 1614.
Nicolas Maguin 1615.
Abraham Fabert 1618.
Jean Baptiste de Villers, Sieur de
Saulny 1620.
Abraham Fabert 1624.
Demange Flöze 1626.
Jean Baptiste de Villers, Sieur de
Saulny 1627.
Jaac Bague 2. Jul i 1630—4. Dec. 1 631 .
524
Beilagen.
Jean Baptist« de Villers, Sieur de
Saulnv bis Dec. 1632.
Philippe Praillon 1633.
Abraham Fabert 1638, v 28. Aug.
Philippe Praillon, starb 1638.
Adrien de Bonne Foy 24 April 1640.
Henry de Gournay, Seigneur de
Talanges et Coin sur Seille. seit
16. Juni 1641.
Simon Thiolat 1648.
Fran(,"0js Fabert 1659.
Thomas Berard de la Grillonniere
1663.
Jean Ja9ques de Gotrmay, Sieur
de Secourt, Baillif de TEveche
de Metz 1665.
Bernard Polard de Givry, Lieutenant
de Roi ä Mouzon 1667.
Thomas Borard de Grillonniere,
April 1678 bis 1683.
Henry Poutet , Seigneur de Vitrange.
Lieutenant particulier du Bail-
liage et Siege Presidial 1684.
Pierre Philippe Pantaleon, Lieut.
Gen. du Bailliage 1688.
Louis Jeoffroy, Assesseur au Bail-
liage et Siege Presid. de Metz.
Mars 1690.
Christophe dAuburtin, Seigneur de
Charly et Chöny, Syn. de la ville
. 1692. ■
Im Monat August 1692 wurde die Stelle des Maitre-Echevin als
Staatsstelle erklärt und sie wurde sodann sogar schon im December um
100,(X)0 Livres verkäuflich, womit sie also ihre alte, wenn auch in der
letzten Zeit immer mehr abgeschwächte Gestalt verlor.
2. Das Metzer Gebiet oder Pays Messin. ^
1) Val de Metz.
Champenoy.
Flavigny.
Gravelotte.
Viler Genivaux.
Verneville.
Baigneux h. (Weiler.)
Chantreine.
Montigny la Orange h.
Amanville.
Vaulx.
Ste. Ruffine.
Rozerieullcs.
Lessy.
Jusßy.
iMoulin.
Ohazelle.
Scy.
Longeville.
Plapi»evillc et Tigno-
mont.
\V(»i py.
Lory devaiit Metz.
Vigiu'ulle.
Kf, Agathe h.
Ladoticliaiiip h.
i.uCiraiige aux Daiiies li.
Lu graiule 'J'liiiry h.
1.11 pi'lit« Thiiry h.
' liie Nomen der Orte,
tlo« Ma(itarchl>> cntiioinniL'ti
Franclonchamp h.
La petite Maxe h.
Grande Tappe h.
G ränge d'envie h.
Amelange.
Maiziore.
Brieux h.
Haueoncourt.
Semecourt.
Haugondange.
Freconmoulin h.
Zusammen 39.
2) Lisle.
Montigny.
Bradin li.
St. l'rive h.
St. Ladre les Montigny h.
ßt. Ladre LHopital h.
La Ilorgne au Sablon h.
Blory li.
Fristo h.
Cuvry.
Coin.
llauterivc h.
l'raye h.
(troflveux etNoin'ilic h.
(»Iry'h.
LuNeniilU' li.
hishor noch nichl vorölTonllidit. hMuI oim-r nltcn t'ikmido
lind üolwr inl die aito Schrciborl oiich boiliclinlien.
Marly.
Augny.
Jouy aux arches.
Cha'tel St. Blaise.
Sommy h.
Fay.
Sabraj'e h.
Ponno}' ^a chetive.
Coin sur Seille.
Loyville.
Sillegny.
Vezon.
Marieulle.
Mardiguy.
Lorry devaul le l'oiil.
Douxiere.
Limgeville les Clieminol.
La (irauge je Mercler ii.
La (irauge aiux Ormos li.
Zusammen 35.
3) Le Sanlnot.
Magny. *
St. Thii'-lmiilt li.
Basse Bevoy li.
Haute Bevoy I».
IVltre et In Ilorgne ii.
Cn'py.
Chenv.
2. Das Metzer Gebiet oder Pays Messin.
525
Pouilly,
Borny.
Paully.
Fleury.
Vantoux.
Jlescliv.
Verny.
Valiere.
Flevy.'
Avigy li.
Les Bordes h.
Fremerv.
l'onnoy la grace.
Zusammen 68.
Ay.
Fommerieux,
La Hautonnerie,
4) Le Haut Chemin.
Mancour.
Ennerv.
Louvigny.
St. Julien.
Chaillv.
Äloince.
Grimont h.
Antillv.
Cheminot.
Chatillon.
Buy.
Eply.
ChieuUe.
Riig.v-
Raucourt.
Viller rOrme.
Rupigny.
St. Jure.
Faillv.
Malroy.
Alemont.
Mey.
Moulin de la Tour h.
Pagny les Goin.
Moulin Regnier h.
Vany et Auny.
Vigny.
Algy et Argancy.
Charlv-
Buchy.
Nouelly.
Hez li.
Lielion.
Montoy.
Gondreville.
Silly au Sauhioy.
Coincy.
Ogy et Puge.
Ocrisy.
Noesseville.
Zusammen 73.
Pontoy.
Flanville.
Orny.
Servigny les Ste. Barbe.
5) Le franc Aloeuf.
Pierjeux.
Vreraj'.
Jlecleuve.
Gras.
Viller Stoncourt.
Front] gny.
Ste. Barbe.
Aoury.
Champez.
Poiche.
Vaucremont.
C'hailly sur Kied.
Retonfay.
Bionville.
Courselle sur Nied.
Beville h
Herny.
Sorbe.
Vaudreville h.
Ariance.
Poincillon h.
Maiser>'.
Juville.
Aube.
Silly sur Nied.
Morville.
Cama h.
Urville. '
Bazoncourt.
Thicourt.
Les Moulins h.
Han.
Haute et basse Boeuf.
Courcelle les Chaussy.
St. Eve.
Luppy.
Plapecourt.
Foville.
Servigny les Raville.
L6ovill6 h.
Baudrecourt.
Frecourt.
Landonville.
Chenoy.
Jlaiseroy.
LaBeuvrieetlaBryere li.
Flocourt.
Chevillon.
Ottonvllle et Rikange.
Chanville.
Fourcheux h.
Burtoncourt.
Voymehaut.
Fr6noy.
Rurange.
Holacourt.
Berlize.
La Neuve-ville.
Clievalin h.
Sanry sur Nied.
Lue h.
Zusammen 20.
Domangeville.
La Vieuville.
A^iller la Quenezy.
Befay li.
6) Le Ban de Bazaille.
Laqueneczy.
Rabas li.
Bazaille.
].a Horgne ä Ars li.
Hessange.
Beaumont.
Ars la Quenezy.
Vry.
Ville en Montoy.
jMarcilly.
Vigy.
Moncheux la Grande.
Aubigny li.
Repuldange.
Zusammen 4.
Coknnbe.
Avancy.
Orange au Bols h.
Jlercy le liaut.
Glatigny.
Cheuby.
7) La terre de ßorze
Jury.
Liebauville li.
La ville de Gorze.
Grigy.
Chlaincourt.
LefiefdeSte. Catherine h
Belle Tange li.
Sanry les Vigy.
Novean.
)2G
Heilagen.
OnviDe.
Ollee.
Jonville.
Arnaville.
Voisage feiiue h.
Vionville.
Moiveron.
St. Julien.
Rezonville.
Tronville.
Dampvitoux.
Marainbois chateau h,
Waville.
Hageville.
Dornot
Vilcey sur Mad.
Sponville.
Moncheux.
St. JUarcel.
Champs.
Ürnel.
Morville.
Val de Vaxy.
Zasammen 26.
Im Ganzen also 265 Dörfer und ^Veiler.
3. Verzeichniss der Bischöfe von Metz.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Irt.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
2ü.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
31.
35.
8(;.
37.
36.
80.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
St.
St. Clement, Anfang des vierten
Jahrhunderts.
St. Celeste.
St. Felix.
Patient.
Victor 347.
Victor II.
Simeon.
Sambace.
St. Rufus.
Adelphe.
Firmin.
Legouce.
Auetor 451.
Explöce.
St. Urbice.
St. Bonnole.
St. Thi'rence.
Gosaelin.
St. lioman.
St. l'hronime.
St. Gramace.
St. Agatimbre.
Ilesperius 535.
Villicuö 548-568.
SL Peter.
Aigulphe 596.
Arnoaldt 599.
St. Papole.
St. Arnoult 611 —640.
St. Görig oder Bablxjn 654.
(iodon.
St. (jlodulphc (Clou) •;- 690.
St. Ablx)n (Albon) f 700.
Aptat.
Felix II.
Sl. Sij,'cbaut y 717.
ClinMli-graiid t 765.
Angclrum f 791.
Gondul[*li.
40. Drogon f 855.
41. Advence f 875.
42. AVala f 882.
43. Ruotpert v 916.
44. Vigeric f 927.
45. Benno f »ach 928.
46. Adalbero I. f 960.
47. Theoderieh oder Thierryl.v nach
983.
48. Adalbero II. von Lothringen
V 1005.
49. Thierry II., Moselherzog, f 1046.
50. Adalbero III. von Luxemburg
V 1072.
51. Hermann (au.'! Sachsen) f lOilO.
52. Poppo, Sohn des Pfalzgrafen,
t 1103.
53. Adalbero f nach 1136.
54. Theodgcr ■{- nach 1119.
55. Stephan von Bar v 1163.
56. Thierry III. f 1171.
57. Friederich de Pluvoise f 1179.
58. Thierrv IV. de Lorraine f 1179.
59. Bcrtraiu (Bert hold) f nach 1211.
(iO. Conrad von ScharlVneck ■;- 1224.
61. Johann von Apreniont r 1238.
62. Jakob von Ldthringen f 126U.
(53. Pliilipp von Floranges, tritt zu-
rück 1264.
64. Wilhelm von Traisnel f 1269.
65. Laurent f 1219.
(!(!. Johann von Flandern, geht ab
1282.
67. Bdiicliard dAvesnt-s y 129(1.
68. (Itrlianl vnii U«''lHnj4;('H -J- 130^.
69. Kciiihoid von itiir v 1316.
70. Heiiiricli |)au|iiun j- nach 1324.
71. Ludwig von Pniliers, geht ab
1326.
72. Adhemar von Monthil f 1361.
3. Verzeichniss der Bischöfe von Metz.
527
73. Johann von Vienne. geht ab
1365.
74. Thierry von Boppart f 1384.
75. Peter von Luxemburg v 1387.
76. Raoul von Coucy, geht ab 1415.
77. Conrad Bayer von Boppard , tritt
ab 1457.
78. Georg von Baden f 1484.
79. Heinrich von Lothringen 7 1505.
80. Johann von Lothringen f 1529.
81. Nicolaus von Lothringen, tritt
ab 1548.
82. Karl von Lothringen f 1574.
83. Robert von Lenoncourt , tritt ab
1552.
84. Franz von Beauquerre, tritt ab
1568.
85. Ludwig von Lothringen 1 1578.
86. Karl von Lothringen t 1607.
Heinrich von Bourbon, Herzog
von Verneul, f 1612.
Franz Egon von Fürstenberg,
tritt ab 1663.
Wilhelm Egon von Fürstenberg,
tritt ab 1668.
Georg d'Aubusson de la Feuil-
lade f 1697.
Heinrich Karl du Camboul de
Coislin f 1733.
Claude de Simon f 1760.
Ludwig Joseph vonMontmorency
Laval, tritt ab 1794 und emi-
grirt.
*J4. l'eter Franz Bienayme f 1806.
95. Caspar Joh. A. Jauffret t 1823.
96. Jacob Franz Besson f 1842.
97. ü. M. Dupont des Loges, seit
1842 ernannt.
Von diesen Bischöfen wurden 29 kanonisirt, jedoch begeht die Kathe-
drale nur die Festtage für 16 derselben. Eilf erhielten die Kardiuals-
würde. Bis zur Vereinigung der drei Bisthümer gehörte Metz zur ober-
rheinischen Kirchenprovinz Trier, dann wurde am 3. December 1801
das Bisthum über das Mosel-, Ardennen- und Wälderdepartement er-
streckt, durch das Conkordat vom 27. Juli 1807 aber auf das Mosel-
departement beschränkt. Nach der Matrikel des deutschen Reichs hatte
das Bisthum 20 Reiter und 70 Fussgänger zu stellen. Das Gesetzbuch
des Bisthums, das bis zur Einführung des Code civil in Geltung blieb,
wurde 1601 abgefasst.
528
Beilagen.
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5. IJtcratiir über Deutsch- Lotliring-en. 599
5. Literatur über Deutsch -Lothringen.
Der Kürze wegen sind folgende Abkürzungen gebraucht: Mem. Ac. M. für Menioires
<le l'Academie de Metz; Mdm. Archöol. (ür Memoires de la Suciete d'Archeologie et
d'Flistoire; Bulletin Archeol. für die Bullelins derselben Gesellschaft; Mspt. für
Monuscripte der Bibliothek zu Metz.
I. Zeitschriften, Zeitungen u. dgl.
Journal de Metz, Metz, Collignon, 1758 — 75, wo das Parlameut
unterdrückt wurde; dann wieder nach dessen Wiederherstellung 1776,
wo der Verfasser starb.
Almanacli de Metz pour l'an de grace 1791. Metz, Collignon,
Almanach de Lorraine et Barrois. Nancy, Veuve Charlot 1774 IT.
Almanaeh des trois Ev6eh6s, Metz, Collignon 1783 IT.
Annuaire du Departement de la Moselle. Metz, Verronnais, 1798 fl'.;
von IttU'i an in grösserem Format.
Annuaire statistique et historicjue du Departement de la Moselle.
Metz, Verronnais 1857 ff.
Chastellux, (C. de), Annuaire astronomique , meteorologique, sta-
tistique et administratil" du Departement de la Moselle. Metz, Rousseau
1856 — 57.
Sauer, La Moselle administrative. Metz, Alcan 1857 IT,
Lepage et Grimblot, Annuaire administratil", statistique, historique
et commerciel de la Meurthe. Nancy, 1849 ff.
Chabert, Annales du Departement de la Moselle. Metz, Lorette
1849 — 58. (Gesammelt in Sonderausgabe 1864.)
Chabert, Journal histoiique, litteraire, scientifique, industriel de la
Ville de Metz du 1 Janvier 1805 k 19 Juillet 1870. Nancy 1773.
Rapport du Prelet au conseil general de la Moselle. (Jährlich bis
1870 und von der deutschen Regierung 1873 ff.)
Memoires de l'Academie de Metz. Von 1822 an jährlich ein Band.
Austrasie, Revue de Nord-Est de la France. Metz I. Serie 1837—39,
ir. Serie 1ö40 — 41, III. Serie 1842 — 43. Neue Folge 1853 — 63, Revue
de l'Est 1864 -Ü9.
Revue de Metz, Metz, Mayer Samuel, 1844 — 45, III voll.
Union des Arts, Revue litteraire et artistique. Metz, Lamort, 1851 — 52,
II vol.
Bulletins de la Societe d'Archeologie et d'Histoire, Metz 1858 — 69
und 1870 ff.
Mämoires de la Societe d'Archeologie et d'Histoire de la Moselle,
Metz 1858-69, 72 ff.
Metz litteraire en 1854, par une societe de gens de lettres. Metz,
Blanc, 1854.
Chabert, Tablettes chronologiques de l'histoire du Departement de la
Moselle, döpuis les temps les plus recules, Metz, Rousseau, 1852.
Memoires de l'Academie de Stauislaus, Nancy, seit dem Bestehen
der Akademie jährlich ein Band.
Bulletin de la societe d'histoire naturelle du Departement de la
Moselle. Metz 1843 — 74.
L'Observatrice de FAustrasie. Almanac pour l'an de gräce 1758
par la Bergere d'Outre-Seille.
Affiches des Trois-evöches , feuille hebdomadaire. Metz vom 30. Sept.
1779 bis 6. Mai 1790; von da an bis zum 31. August 1790 unter dem
Titel: Annales nationales et politiques.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 34
530 Beilageu.
Journal des Departements de la Moselle, de la Meurthe, de la Meuse,
des Ardeniies et des Vosges. Nachfolger der vorigen, erschien Metz bei
Laniort, Bloiiet und zuletzt Verronnais und beschränkte von 18U6 den
Titel blos auf das Moseldepartement.
Journal de Metz. Nouvelles des Armees. Metz, Verronnais,
lan VIII.
Däcadaire des Sans-Culottes, precede des arrivoes et des departs
des Courrier.-^. Pour lan II republicain. Metz, Verronnais.
Journal des Amis, redige par une Soci^te de rcpublicains du De-
partement de la Moselle. Metz. Pierre Antoine. (Vom 2 Pluviose bis
30 Vent6?e des Jahrs VI, 1798.)
Gazette de Metz, Metz, CoUignon 1847 — G3.
L'utile, Journal populaire de la Moselle, redige par des collaborateurs.
Metz, Lamoit, 1833.
L'indicateur de l'Est, par Begin, Metz, Verronnais, 18o0.
Journal dinstrnction populaire du Departement de la Moselle, public
par Mr. Labastide. Metz, Lamqrt, 1832 — 33.
Le Mänestrel de la Moselle (Calendrier), premi^e annee, Metz,
Deviily, IK^l.
Moniteur de la Moselle (Organ der Mairie), Metz, 1852—74, drei-
mal in der Wociie.
Courrier de la Moselle, Metz 1830 — 1872, seither in Nancy er-
scheinend, dreimal in der Woche.
Voeu national, Metz 1830 — 1874. dreimal in der Woche. (Ultra-
montan und royalistisch.)
L'Independant de la Moselle, Metz, Mayer und Samuel, dreimal
in der Wochi-. (Orleanistisch.) Erschien blos unter der orleanistischen
Regierung.
Gazette de Metz et de Lorraine, Metz 1830 (T. , dreimal in der
Woche. (^Legitiinistiscli.)
Metzer Zeitung, Metz, Gebr. Lang, täglich, seit 1871,
Lothringer Zeitung mit amtlichen Nachrichten. Deutsche und
französisch«- Ausgabe, täglich; Metz 1871 JT.
Diedenhofer Bote, Amtliches Organ, Diedenhofen 1872, Von da
an al.s DitdfulKilVm'r Zeitung. Dreimal wöchentlich.
Forbacher Zeitung, Amtliches Organ. Forbach 1872 IT.
Nouvelles officielles pour larrondissement de ChAteau-Salins. Vic
1871 — 72.
Saarburger Anzeiger, Saarburg 1871 — 72.
"Wochenblatt llir Saarburg und Chäteau-Salins, Lokalblatt für Pfalz-
burg. Saiirburg 1-73 — 74.
Saargemünder Zeitung. Amtliches Organ. Saargemilnd 1871—74.
Kreis- und Anzeigeblatt für Bolchen. Metz 1872—74.
Le petit glaneur. Journal de larrondissement de Sarreguemines.
1H71 — ;v.
Procfes- verbal des sennces de raseembU-e provinciale (h-s Duchi^s
dl' lorniini- <l (b- Mar. Nancy 1788.
Dälib^rations du con«eil gcnerai du Departement de la Meurllic
Nancy IH4( >-«;'.».
Conseil gänäral de la MoHelle. Procds- verbau x de.s dd'libi'rations.
M*-t/. jahilirlt biH 180)9.
Recueil «le« aolew admiiilBtratiffl de la Jfoselle. Metz 1817 — 1870.
Amtsblatt (ilr den Bezirk I^tthringen. Motz 1871—74.
Recueil d<K «ctcH adminlHtrallfH (b- la Meurthe. Nancy 1816—70.
Budget du l>.|.nrl«inenl di- bi MuBelle. Mclz. 1820 — 1)3.
b. IJteratur über Liutseh -Lothringen. 531
II. Bibliographie, Archive.
Bibliographie historique de la France, par Jacques Lelong., Paris,
i'iG'2. (Der lunfte Band enthält Lothringen, Bar und Trois-Eveches.)
Les Archives de la Prefecture. Austrasie 1863.
Inventaire des Archives de la Prefecture. Im Annuaire 1855,
1857 — 59, 1868—69.
Jacob (V.) Notice sur les Archives de la ville de Metz. Mem. Archeol.
1865 — 66.
Clerc, Catalogue des Manuscripts de la Bibliotheque de Metz, rela-
til's 11 l'histoire de Metz et de Lorraine. Metz, Blanc, 1806. (.Es sind
271 Manuscripte.)
Catalogue raisonne des collections lorraines (livres, manuscripts,
tableaux, gravures etc.) par M. Noel. Nancy 1850.
Description de la bibliotheque de Metz, par Begin. Metz 1833.
Musöes de la ville de Metz. Catalogue. Metz, Verronnais, 1874.
III. Topographie, Statistik.
Stemer (N. Fr. X.) Traite ou description du Departement de Metz.
Metz, Collignon, 1755.
Colchen (Prefet) Description du Departement de la Moselle. Metz 1803.
Viville, Dixionnaire du Departement de la Moselle. Metz, Antoiue,
1817, II vol.
Audenel, Essai statistique sur les fronti^res Nord-Est de la France,
contenant la description topographique et chronologique de la ligne frOn-
ti^re depuis le Rhin jusqu'aux Ardennes. Metz, Gerson-Levy, 18'27.
Verronnais, Statistique historique, industrielle et conimercielle du
Departement de la Moselle, Metz, Verronnais, 1844, II vol.
Chastellux, Statistique de la Moselle. Metz, Pallez- Rousseau, 1854.
(Bios der erste Band erschien, enthaltend: physikalische und mathe-
matische Geographie von Goulier, Meteorologie von Grellois, Geologie
und Mineralogie von Jacquot, Paleontologie von Terquem, Zoologie von
Malherbes.)
St. Martin (L. B. de), Atlas geographique, statistique et historique
du Departement de la Moselle. Metz, Lithographie de Etienne, 1860.
Chastellux, Le Territoire du Departement de la Moselle. Histoire
et statistique. Metz, Maline, 1860.
Tableau par ordre alphabetique des communes du Departement de
la Moselle. Metz 1817.
Tableau des communes du Departement de la Moselle avec les di-
stances aux chef-lieux. Metz 1834. Neue Ausgaben 1851 iind 1854.
Tableau par ordre alphabetique des villes, bourgs, villages, hameaux
et censes du Departement de la Moselle et des costumes qui les regissent,
par N. Parant, advocat. Metz 1825.
Einwohnerzahl des Departements 1700—1861 im Annuaire von
1868, S. 262.
Die Bevölkerung der Gemeinden in Elsass - Lothringen nach der
Zählung vom I. December 1871. Strassburg 1873.
Der Flächeninhalt der Gemeindegemarkungen und die Ergebnisse
der Viehzählung am 10. Januar 1873 in Elsass -Lothringen. Strass-
burg 1874.
Durival, Memoire sur la Loi-raine et le Barrols Nancy 1742.
Durival, Table alphabetique des villes, bourgs et villages de Lorraine
et Banois. Nancy 1749.
Durival, Memoire sur la Lorraine et le Barrois. Nancy 1753. (Aus-
führlicher.)
53'2 15cilag:en.
l)lirival, Descriptiou de la Lorraine et du Barrois. Nancv, Veuve
Lodere, 1778, 1771», 1783, III vol.
AllX (President), Denombrement du duche de Loi-rain, 1594. Mspt.
iu Nancy und Copie davon Mspt. in Metz unter dem Titel: Histoire du
pays et duclie de Lorraine.
Etat genöral de la consistance du domaine de Lorraine et Barrois,
1()32. Mspt, iu Kancy, enthält des Geographen Bugnon Poliura und
Abreges über Lothi-ingen. VI vol.
Mämoires der Intendanten Turgot und Vaubourg über Lothringen,
1690. M.-ipt. auf der Bibliothek in Nancy.
Bilistein, Essay sur les Duches de Lorraiue et de Bar et sur la
ville de Nancy. Amsterdam.
Maillet, Mcmoires alphab^tiques pottr servir h l'histoire ou Pouille
et a la description generale du Barrois. Bar-le-Duc 1749.
Calmet (Dom Augustin), Notice de la Lorraine qui comprend les
Duchez de Bar et de Luxembourg, TEctorat de Treves, les trois Ev6ch6s
Metz, Toul et Verdun. Nancy, L. Beaurain, 1756, II vol.
Marquis (Prüfet), Statistique de la Meurthe. Nancy, Fan XIII.
Doisy, Dictionnaire des Etats de Lorraine. Paiis 1753.
Thi^aut, Dictionnaiie geographique du Departement de la Meurthe.
Nancy, lan XL
Michel, Statistique de la Meurthe. Nauc}'.
Lepage, Le Departement de la Meurthe. Statistique, historique et
administraiive. Nancy, Peiffer, 1843, II voL
Lepage, Les communes de la Meurthe, Journal historique des
villes, bourges, villages, hamcaux et censes de ce Departement. Nancy,
I.cpape. 1.S53, II vol.
Lepage , Dictionnaire topogi aphique du Departement de la Meurthe.
Paris löti'4.
Sailly, Le Barrois mosellan. Mem. Arch. 1868 — 69.
Lepaix, Armorial des villes de la Lorraine et des Trois Evfiches.
Mi-lz, Lorraine, 1869.
Jacquot (E-)) La Mosclle avant les temps historiques. Mem. Acad. M.
1855—56.
Jacquot (E.), Description g^ologique et mineralogique du Departe-
uH'iit de la Moselle. Paris 1868. Mit Karten. (Kntliält im Anlunigc
die gesammte Literatur über alle geologischen und geognostischen Ver-
halliii.s.'^e, Mineralogie und Paläontologie, worauf verwiesen wird.)
Carte g^ologique du Departement de la Moselle, par M. Reverchon,
iiigriiicur cn chef des mines. Paris 1866.
Friderici, Apercu de la Geologie du Departement de la Moselle.
.Mrlz, Alcaii. 1862.
Levallois, Apergu de la Constitution geologiquo du Departement de
la MnirllH-. Paris 1852.
Nouvelle flore de la Moselle par Ilolandrc. Metz, Verronnais.
Fournel, Fauna de ja Moselle. Metz, Verronnai.s, 1836 — 42, III vol.
Commission centrale d'Agricultiire de la Moselle, expose par Mr.
de .Slrulni-Ponthoz. Metz, PaTlez, 1819.
Andrö, Kapport H»r la production en (|ualile. et valeur de in IVche
iu PoiHSon dauH le« riviärcs et ^tangs du Departement de la Moselle.
Mi'm. Ac. M. 1851— 5'i.
Abel, Ktude sur le vigne dans le D^parti'mont de la Moselle. M^m.
A.-. M. 1M61 -62.
Aim^ Cuny, Sur IVpoqno de Pouverture des vendanges dans 40
riitiiiiiiiii<"< de rnriitndliisemenl de Metz, depuin 1790 jusqu'i\ 18(>2. Mein.
A- M i'^»;'> (j(.
5. Literatur über Deutsch -Lotliriiigcn. 033
Begin, Etüde sur riiistoiie de la navigation de la Moselle. Aut^trasie
1839.
Marechal (?.)•> Memoires concernant la navigation des rivieres des
Trois-EvecIiL-s et le commerce de la ville de Metz. Metz, Lamort, 1773.
(Soll nach Anderen von Gardeur Lebrun verfasst sein.)
Abel, Reclierclies liistoriques sur les pi emiers essais de la navigation
a vapeur dans l'Est de la France. Broschüre, Metz.
Les Routes imperiales dans le Departement de la Moselle. Mem.
Ac. M. 1856 — 57.
Simon (V.), Nolice sur les postes chez les anciens et chez les mo-
dernes, sur l'origine des Messagerics et sur plusieurs monuments inedits
attribues a des relais de poste gallo -romains. Mt'm. Ac. M. 1850 — 51.
Martigny, Notice historique sur les voitures publiques de Metz a
Paris. Metz, Rousseau, 1853; auch in Austrasie 1853.
IV. Chroniken, Historien.
Die Leben der Heiligen befinden sich in den Acta Sanctortitn und
sonst vielfach abgedruckt
Labastide, Table chronologique des chroniques de Metz. Mera. Ac. M.
1840-41.
Gesta Trevirorum. Achery Specil. vol. VI, Calmet bist. Lorr. L
Gesta Episcoporum Metensinm. Pertz, Mon. bist, gerra. X.
Roman de Garin le Loherans. Calmet I, in französischer Ueber-
setzung von Vigneullos, Mspt. der Metzer Bibl. Nr. 97.
Cartularium der Abtei St. Arnould. Mscpt. 64, 65, 66.
Cartularium der Abtei Gorze. Das Original ist in der Bibliotliek
des Seminars zu Nancy. Mspt. 76, 77.
Cartulaire de la ville et cite de Metz sous les Empereurs. (Gejit
bis 15'.>0.) Mspt. 1.
Cartulaire de l'Evfiche de Metz, IX vol. Mspt. 49 — 57.
Chroniques des Empereurs et Rois de BohOme. (Von Vigneulles
stark benützt.) Mscpt. 81.
Chronographie du Monastere des C^lestins de Metz. 1371 — 14C9.
Gewöhnlich grosse Celestiner Chronik genannt und von Nicolas de Lut-
tange. Mspt. 83. Die kleine Chronik, welche bis 1616 geht, befindet
sich auf der Bibliothek in Epinal.
J. et P. Aubrion, Journal de Jehan Aubrion bourgeois de Metz avec
sa continuation par Pierre Aubrion, 1465 — 1572, public en entier pour
la premiere Ibis pas Loredan Larchy. Avec plan. Metz, Blanc, 1857.
Das Originalmanuscript ist in Wien, eine Abschrift in Metz.
Chronique du monastere des Celestins, par E, de Bouteiller. Mem.
Ac. M. 18(;i — 62.
Annales de Metz tirees des ecrits du sieur Simon de la Hiere et
de plusieurs autres auteurs, pour ce qui concerne les premiers temps,
continuees par Jean Aubrion et par son neveu, et enrichies de quantite
de notes du savant Paul Ferry. (Geht bis 1609.) Mspt. 87.
Chroniques de Pliilippe de Vigneulles. (Geht bis i .26.) Original-
handschrilt Mspt. 88 — 90, III vol. Unvollständig und ungenau abge-
druckt in der Chronikensammlung von Hugucnin.
M. Praillon, Maitre-echevin, Chronique de Metz. Unvollständig
abgedruckt bei Huguenin. Das Manuscript ist in Epinal, die zweite
Hälfte aber vei'loren.
Chronique des Minimes. Eigentlich Chronik von St. Eloi bis 1551,
fortgesetzt iui Kloster des Minimes 1640-;- 1650. Mspt. 118.
Initium fundationis monasterii beati Arnulphi Metensis, abgedruckt
bei Calmet bist. Lorr. IV.
534 Beilagen.
La chronique de Lorraine depuis Tan 1350 jusqua Tan 1544. Eben-
falls abgedruckt bei Calmet IV.
Chronique en vers des Antiquites du Metz. Bis 1583 bei Calmet IV.
Die Chronik, welche bis 15*25 geht, hat zum Verfasser Jean le Chätelain
de la porte St. Thiebault und nicht den 1525 zu Vic wegen Häresie
verbrannten Augustiner Jean Chätelain. Sie wurde zuerst in Metz von
Bouchard 1698 gedruckt, aber blos theilweise bis 1424. Es gibt aber
zahlreiche Fortsetzungen bis 1471, 1474, 1603, 1620; ferner in Prosa
von Dugard, chantre et Marguiller en la paroisse de St. Georges bis
1686. Die genannte Ausgabe ist von Chabert zu Metz 1856 und in der
Austrasie wieder abgedruckt; Fortsetzung von 1551 bis 1635 im Journal
de Jean Bauchez. Die Metzer Bibliothek, Mspt. 98 — 102, hat mehrere
Manuscripte. aber eine vollständige Sammlung und Ausgabe fehlt noch.
Journal de Dom Seb. Floret, aus dem Kloster St. Arnould, heraus-
gegeben von Chabert in besonderer Broschüre 1862 und von Huart in
Austrasie 1862. Mspt. 115.
Recueil de Pieces et Chroniques de Metz, Mspt. 105; enthält viele
Chronikbruchstücke und Aktenstücke zur Geschichte von Metz ans dem
Stadtarchiv.
Observations s^culaires de Paul Ferry, Mspt. 106—108, III vol.
Die wcrthvoUste Quelle für die Geschichte von Metz mit ungemein zahl-
reichen Aktenstücken. P. Ferry (1669) war evangel. Pfarrer in Metz.
Miscellanea par Paul Ferry. Mspt. 111.
Memoire de tout ce qui s'est pass6 ä la demolition du lieu oü est
la Citadelle et les lieux du retranciiement de Guise et la place St. Jac-
ques, comme aussi des autours de la ville de Metz. Mspt. 113. Zum
Theil abgedruckt 1862 von Lamort in Metz.
Journal de St. Aubin de 1590 ä 1594. Mspt. 116.
Chronique Protestante. Mspt. 117.
Chronique de Jean Bauchez, grefFier du village de Plappcville,
Mspt. 119. llerausg. von Boutciller und Abel. Metz 1868,
Chronique de Metz, par Ancillon. Mspt. 120 (1656—1660). Abge-
druckt von Chabert 18(50 bei Rousseau -Pallez.
Chroniques de Metz, de 1324 j\ 1683. Mspt. 121.
Journal de ce qui s'est passe a Metz depuis l'nn 1580 jusqu'au
\endredi 29 Juillet 1588 par le pasteur Büffet. Msnt. 259.
Journal de ce qui s'est passe Ji Metz depuis 1724 jusqu'en 1725 par
If cluvalier de Belchamp. Mspt. 122.
Ännales de Metz, de 1724 k 1755 par M. Baltus^ notaire. Mspt. 123.
\Vurde abgedruckt 1789 von Lamorl
Annales de Metz, depuis la cn'-ation du monde Ju.^qu'on 1751. par
M. Pliiliiqx' Marchand, commi.ssionaire de (luartier. Mspt. 125.
A. Bonvarlet et J. Thilloy, Journal de Henri Messer. Moni. Ac. M.
1869 — 70.
Taconsins Husson, Chroniques de Metz, 1200—1625, i)ubli»'' d apres
le maniiHcripl uiitngrnplif de Copenhague et celui de Paris, par H. Miche-
lant. Metz, U.niHseaii-l'allez 1H70.
Chronique d»- (Pierre) de üournai,\, 1518 — 30. Mspl. auf der
Itiblinlliek in Pari«, Ist von Huguenin für IWß- 30 beniil/.t.
Huguenin (J- l'-), I-e« chnmiques de la ville de Metz, reciieillis,
!i»i« i-n iirdre et pubiieH. Metz, Lamorl, 1H38. Diirehau.s uiikriti.wh und
• iillmli verHtiimnielle BrucliHtUcke der Chroniken von Vigneuilles, Doyen
ir Kl. Tliiebniilt, J, Aultrion, Prnillon und Ciwi(;iiatz.
Mömoire de Pliilippe de Vii^neuille«, piibliee d'aprtis le nmnuseript
ri'.Mtiiil |.«r H«tui .Miehi'iftnl. Stuttgart 1852.
5. Literatur über Deutsch -Lothringen. 535
Prost, Notice sur deux Chroniques Messines du 15 et du 16 siecle.
Mem. Ac. M. 1858 — 59.
Prost, Notice sur quelques manuscripts concernant l'histoire de Metz
ot de la Province, qui se trouvent dans les bibliotheques de Coblentz,
Stuttgart, MuTiicli, Vienne, Dresde et Berlin. Mom. Ac. 1847 — 48
Prost, Notice sur les Chroniques Messines, publiees par Huguenin.
Mem Ac. M. 1850 — 51.
Saulcy (De), Quelques feuillets d'une chronique messine (Revolte
des bouchers u. dgl.). Austrasie 1837.
Prost, Notice sur l'entree des franyais k Metz, en 1552. Austrasie 1854.
Champion, eure d'Ottonville, chronique latine , 1(320 — 1663, publice
par G. Boulange. Austrasie 1864, p. 1 et 274.
V. Historische Notizen, Alterthümer, Geschichte.
Inscriptions de la Moselle. Paria 1874, l™ livraison.
Abr. Fabert, Description du Pays Messin. Paris 1597.
Dom J. Cajot, Les antiquites de Metz ou recherches sur l'origine
du Mediomatriciens, leur jiremier etablissement dans les Gaulois, leurs
moeurs, leur religion. Metz, Collignon , 1760.
Abel, Cesar dans le Nordest des Gaulois. Metz 1862.
Abel, les voies romaines dans Ic Departement de la Moselle. Mem.
Archeol. 1858 — 59 und Austrasie 1858.
A. Huguenin, llistoire du rovaume Merovingien d'Austrasie. Paris,
Durand, 1862.
Brunehild it les Austrasiens. Mem. Ac. 1833—34 (par A. Huguenin.)
Un monument de Divodurum par J. F. Sobirsl, chef de bat. du
Genie en retraite. Mem. Ac. 1858 — 59.
Simon, Rapport sur les Monuments anciens existant dans le departe-
ment de la Moselle et sur les Archives de TAcademie royale de Metz,
pour l'annee 1837 — 38. Metz, Lamort, 1838.
Chabert, Memoires pour servir ä l'histoire de Metz. Austrasie 1863.
Chabert, Discours du temps de la rivalite de Henri II et Charles
Quint 1551 — 1552. Metz, Lecouteux, 1849.
Prost (A ), Etudes sur l'histoire de Metz — Les Legendes — Metz.
Rou.sseau-Pallez 1865.
Abel , Invasion des barbares dans le vallee de la Moselle. Austrasie
1854.
Devilly, Antiquites mediomatriciennes. Monuments trouves en 1822
k l'ancienne citadelle de Metz. Avec planches. Metz, Lamort, 1823.
Auch Mem. Ac. 1822 — 23.
De la Souverainet6 du roy ä Metz, pays messin et autres villes
et pays circonvoisins : qui estoient de l'ancien royaume d'Austrasie et
de Lorraine. Contre les pretentions de l'Empire, de l'Espagne et de la
Lorraine et contre les maximes des habitans de Metz, qui ne tiennent
le Roy que pour leur protecteur. Par R. F. Charles Ilersent, chancelier
de TEglise cathedrale de Metz et Prodicateur. Paris , Thomas Blaise , 1632.
Chabert, Memoire de tout ce qui s'est passe ä la demolition du lieu
ou est la Citadelle et les lieux du retranchement de Guise et la Place
St. Jacques comme aussi des autours de Metz. Metz 1864.
Fulbert, Etudes historiques sur la Lorraine et le Pays messin.
Austrasie 1837.
Chabert, Documents par servir k l'histoire de Metz. Metz. Rousseau-
Pallez 1859. Mem. Ac. M. 1861—62.
Les Grands -Brötons dans le val de Metz. Im Annuaire 1835,
p. 55 — 71.
536 Beilagen.
Saulcy (D), Quelques feuillets dime chronique messine. (Revolte
des bouchei-s, le 26. Dec. 1359 et Septembre 1555.) Austrasie 1837—38.
A. Tnetey, Les Ecorcheurs sous Charles VII. Episode de riiistoire
militaire de la France au XV siecle, d'apres des docunients inedits. Paris
1874. H. Barbier II vol. Ueber Metz I. 64 f., 149, 3u7— 308. (Eine
interessante Correspondance politique de la ville de Strasbourg aus
d. J. 1444 steht in I. p. 504 — 529.)
Fabert, Relation du Vo\'age du Roi Henri IV k Metz. Metz 1610.
Lorette, Resume de Thistoire de Metz. Notes inedites de 1538 — 1817.
Metz, ^'ouvean, Fol.
Straten-Fanthoz (Van der), Charles-le-Bon, causes de sa mort, ses
vrais meurtriers, Thierry d'Alsace, des Comtes de Metz, Seigneur de
Bitche et Comte de Flandres. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
Jean Mussey, pretre, eure de Longwy, Lon-aine ancienne et moderne
ou lancien duche de Mosellane. 1712.
Une rdvolution au 16. Siecle. Chronique messine par M. B. Faivre.
Metz, Trotibal, 1835.
Bouteiller, L'emeute du Tabac. Episode de l'histoire de Metz au
17. Siecle. Austrasie 1864.
Entr6e ä Metz du duc d'Epernon en 1583. Austrasie 1838.
Martigny (De), Denombrement des villages et gagnages des environs
de Metz au Commencement du XV. siecle, tire d'un Manuscript ä la
bibliotheque. Metz, Blanc, 1855. Auch in Mem. Ac. M. 1854 — 55.
Journal du voyage du roi Louis XV ä Metz 1744. Collignon. Voyage
du Roy ä Metz, par M. Fahre, 1610.
Article de la neutralite accordee par le roi d'Espagne a Mr. le duc
de Lorraine pour les duch6s, pays et subjets comnie anssi pour les villes,
pays, terres, evöches de Metz, Toul et Verdun. Metz, E'abert, 1596.
Thum (Gotsmann de). Memoire au sujet du prix: ccmiment la ville
de Metz est eile pass6e sous la puissance des Empereurs d'AlIemagne.
Metz 1769.
Expose de ce qui s'est passe k Metz le 4. Aoftt 1790 a loccasion
d'une reclamation fait ii Mr. Depont, iutendant au nom des soldats pro-
vinciaux. Metz, Antoine, 1790.
F^döration de la ville de Metz du 4. Mai 1790. Metz, Claude La-
mort, 1790.
Relation officielle du voyage et du sejour de Monsieur i Metz et
dans lis Tmis-EvOchcs, par C. Cailly. Metz, Rousseau- Pal lez, 1860.
Voyage de Tempereur i Metz et dans le Departement de la Moselk\
les 29. et 30. Sej)tembre 1857. 41'. Metz, Blanc, 1857.
Relation de la visite de la reine Marie Lesczinska, ferame de Louis XV.
au nionaflt»M-e des Carmelites de Metz 1774. Austrasie 1840.
Abel, Les Russes dans la vallee de la MoscUe. Metz, Rousseau-
Pallez, 1856. Auch in Austrasie 1856.
Abel, Loiii.s l\. et le Luxembourg. Metz. Broschüre.
D'Ornes «t Parant, Resume du proces du Courrier de lA Moselle
devant la Cour de Metz nu sujet de l'as.sociation Bretunne. Broj^cliiire.
Berg^re, Les principaux evenements militaire.'^ dont Metz a iHe lt>
TheAtre. Mem. Ac. M. 1844 -4r).
ClerCX (JoH.), Notice hi8t«)rique Bur IVtymologiv du ni>ni dv (lueiques
uiicicnncH rue« de Metz. Mem. Ac. M. 1847 — JÖ.
Terquem (Aug.), KtynidiogieM du nom de toutes les villes et de
tiMiH li-H village.H du Departement <ie hi Moneile. DcuxiJ^me ediliim, revue
H VAHu\>\vU'A\ Metz, Lorette, 1863.
Begin, Metz depuis XVIII siecles, soii peuplc. ses institntions, ses
riu'n. Hi'H moniuncntH. 3 Bde. Avcc grnvuros. Metx, Verionunis, 1843—44.
5. Literatur über Dputscli-I.othrtngei). 337
Chabert, Los rues de Metz. Metz. Rousseau -Pallez, 1859.
Beaulieu, Archeologie de ]a Lorraine. Nancy 1840. 2 Bde.
Simon, ^(jtice sur l'aqueduc romain qui conduisait les eaux de Gorze
a Metz. Mem. Ac. 1841 — 42.
Blanc, Description historique et critique des principaux Monuments
et etablissements de Metz. 3 feuilles avec deux lithographies. Metz,
Lamort, 1833.
Blanc, Description historique de Metz et de ses monuments. Metz,
Lorette, 1872.
Metz ancien par feu Mr. ]e Baron dllannoncelles, premier president
de ]a oüur roj'ale de Metz. Ouvrage inedite par Mr. Tardif de Moidrey.
Metz, Rousseau -Pallez, 1856. Fol. 2 vol. Avec blasons gravis sur bois
intercales dans le texte. (Der grös^te Theil der Exemplare ist durch
Brand vernichtet worden.)
Claude Chatillon, Antiquite de Metz. Theil eines, grossen An-
sichtenwerks über Frankreich. Paris 1644 — 47.
Dom Cajot, Antiquites de Metz. Metz, Collignon, 1760.
Simon (V.). Rapport sur les monuments anclens du Departement de
la Moselle. Mem. Ac. M. 1837 — 38.
Hannes Krantz, Ennemi de la cit6 de Metz, 1485 — 93, par Bou-
teiller. Mem. Archeol.
Abel, Notice sur la naumachie de Metz. Mem. Archeol. 1860.
Abel, l'Anipliithcatre de Metz. Bulletin Archeol 1864.
Sur le Graouilly, Bulletin Archeol. 1865.
Simon, Recherches sur l'emplacement du Palais des rois d'Austrasie
k Metz. Austrasie 1843.
Abel, Tour aux Puces. Metz 1853.
Simon (V.), Notice sur quelques antiquites trouvees a Metz. Mem.
Ac. M. 1834 — 35, 1838 — 39, 1859 — 60.
Simon, Notices archeologiques sur Metz et ses environs. Mem. Ac. M.
1840 — 44, 1851 — 52, 1854 — 55.
Faivre CB.), Metz de 1804 ä 1864. Austrasie 1865.
Histoire g^n^rale de Metz, par les religieux Benedictins de la
Congregation de Vannes. Nancy 1769 und Metz 1775, VI vol. Als Ge-
schichte sehr schwach, dagegen sind die Epreuves werthvoll. Der Druck
der letzteren wurde nicht vollendet, das Manuscript davon aber ist auf
der Metzer Bibliothek, sowie die für das Werk gemachten CoUectanea.
Nouvelle Histoire de Metz (bis 1756) von Dom Theodore Brocque,
religieux de St. Arnould. Mspt. 128 — 129. II vol.
Saulcy (M. de), Histoire de Metz. Im 4. Bande der Histoires des
villes de France par Guilbert. Paris 1845.
Cöster, Geschichte der Stadt und Festung Metz. 1871.
Worms (.J.), Histoire de la ville de Metz depuis l'etablissement de
la republique Messine jusqu'ä la revolution fran^aise. Metz, Alcan, 1848.
Zweite unveränderte' Auflage. 1863. Geht nur bis zur Revolutionszeit.
Ancelon, Abrege de l'histoire de Lorraine. Nancy.
Digot, Histoire du Royaume de l'Austrasie. Nancy 1863. IV vol.
Digot, Histoire de Lorraine. Nancy 1856. VI vol.
Lallement, Precis de l'histoii-e de Lorraine. Nancy.
B6gin, Histoire des duches de Lorraine et de Bar." Metz. II vol.
Jacquot, Histoire de Lorraine depuis les premiers ducs jusqu'au
Blocus de Jletz. Metz 1874.
Bertholet, Histoire du Duche de Luxembourg. 1741. MII vol.
Lepage, Lettres sur l'histoire de Lorraine. Nancy 1848.
Bach (P.), Etudes sur les origines de Metz. Toul et Verdnn. Mem.
Archeol. 1863-64.
538 Beilagen.
Hnguenin, Etudes sur les maires du palai? d'Austrasie. Austrasie 1854.
BoulangÖ, Metz au Moyen-äge. Austrasie 185G.
Note pour servir ä la statistique monumentale du Departement de
la Moselle. par Mr. Georges Boulange. Metz 1851 — 53.
Faits concernant la ville de Metz et la Paj'-s messin. 80. Druck-
schrift ohne Ort und Jahr. (Ist von Emmery aus dem vorigen Jahr-
hunderte.")
Abel, Louis XI. et les Bourgeois de Metz. Metz.
Abel, Sejour de Charles IX. ä Metz. 1865.
Abel, La bulle d'or k Metz. Nancy 1873. Auch in Möm. Ac. M.
1871 — 72.
Abel. Souvenirs de Louis XVf. k Metz. Austrasie 1860.
Abel, Une cause celebre a Metz. Metz 1854.
Abel, Un proces politique k Metz en 1636. Austrasie 1858, und
besondere Broschüre 1857.
Chabert, Ürigine probable du placement des Pierres antiques in-
crustöes dans la pile du moulin du thcrme a Metz. 1858.
Abel, Ilistoire des anciennes societes savantes du pays messin.
Austrasie 1858 und Mem. Archeol. 1858 — 60.
Abel, L'immaculation Conception a Metz. Mem. Ac. M. 1557.
Abel, Le mystere de St. Clement. Metz, Rousseau -Pallez, 1861.
Abel, Le dit des trois morts et des trois vifs dans le Departement
de la Moselle. Broschüre.
Abel, Representation artistique de l'assomption de la Ste. Vierge
Jlarie ä Metz, durant le Moycn-age. Broschüre.
Abel, Etudes historiqiies sur les anciens usages du Pays Messin.
Austrasie 1853. (Enthält: Les Valentins; La Ronde des Crecelles et des
oeufs de Päques. Les Trimazos. Les feux de St. Jean.)
Indication des titres et papiers qui se sont trouves dans les archives
de Ihötel de ville de Metz en l'annee 1737. Mspt.
Archives de Lorraine sur Metz, tirees de 40 volumes manuscrits in-folio,
recuoillis et analyses par Ordre de Louis XIV., extraites 1772. Mspt.
Inventaire des titres de Lorraine. Mspt. XII vol.
VI. Belagerungen von Metz.
De Saulcy et Huguenin, Relations du sit^ge de Metz en 1444 par
Charles VII. et Rene d'Anjou. Avec carte et jilanches. Metz, Lamort, 1835.
Merson (Chef d'escadmn) , Notice sur les deux si^ges de Bletz en
1444 et 1552 (extrait du Moniteur de PArmee), .suivies de la relation
du simulacre de .^iege de cette ville en 1844, par F. V'erroiinais. 1844.
Bouteiller, Le sii'ge de Metz par PVantz de Sickingen en 1518.
Mein. Archeol. 1858 — 59.
Chansons sur le si^ge de Metz. In Cliants historiques fran^ais,
limif II, p. 1!*H, :\ Ciiniisnns.
Les derniers jours de la Republique meesine. Paris, Richard, 1865.
Salignac (B- de), Le flii^^ge de Metz par lempereur Charles V. en
l'an MDUl. ou Ton voit comme MonHieur de Ouise et piiisieurs grands
wigneurH de Kranoe qui «'-tnienl dnns in ditte ville, ce sont oompostes k
la dcffence de la Place de Metz. Melz, che/, Collignon, 1555. Ein»' Aus-
galM! ernchien zu Pori« 155(;. Neu henui8gegel)eu wurde das Buch und
mit inige<lruckteii AktenHlücken vermehrt von Clialx'rl. Melz, Rousseau,
lH5r». 4^- Mit Karten. Aucl» war schon 1(565 eine neue Ausgabe in
tlvH genuiciit worden.
Lorette, Not**» sur le H\i'ge de Melz en 1552. Metz, Lamort, Im»!.
Büge <le Metz en 1552 in de Tlioii, liint. universelle II, p. 132 und
MeinoireH I, p. GIU.
5. Literatur über Deutscli-I.otliringen, 539
Siege de Metz, Turgot memoire sur la generalite de Metz. 1698.
Beschreibung der ganzen Kriegsliandhmg aucli von der Stadt Metz
und ihrer Belagerung. (Alter Druck.)
Charlier, Relation du siege de Metz par Charles Quint en 1555.
Extrait du Spectateur militaire. Paris, Bourgogne, 1841.
Par6 (Ambroise, Chirurgien), Relation du siege de Metz en 1552.
BI. Verrunnais, 1847.
Carion (Jean), Brief discoiirs du siege de Metz en Lorraine, redige
l»ar excript de jour en jour par un Soldat ä la requeste d'un sien amy.
M. Leconteux,cJ84ö.
Extrait de Jean Carion sur le siege de Metz en 1552. Relation du
siege de Metz en 1552 par A Pare. Metz, Nouviant, 1848.
Journal du sifege de Metz en 1552. Documents recueillis et publies
par Chabert. Metz 1856. Rousseau - Pallez.
VII. Wappen, Militärisches.
Abel, Les armes de la ville de Metz. In La Moselle. M. Blanc. Fol.
Huguenin, Des ordres militaires et religieux ä Metz. In La Moselle.
M. Blanc. Fol. 1852.
Larchey (Loredan) , Les mattres bombardiers , canonniers et couteuv-
rieurs de la ville de Metz. Mem. Archeol. 1860 und Paris, Dumaine 1861.
Bouteiller, l'Arsenal d'Artillerie a Metz. Mem. Ac. M. 1857 — 58.
Bergfere, Discours. Sitzungsi-ede der Akademie über die Entstehung
der einzelnen militärischen Gebäude. Mem. Ac. M. 1844 — 45.
Origines de l'Artillerie fran(;ais premiere periode 1324—54. Paris,
Dentu, 1864. (In Metz bediente man sich zuerst der Feuergeschütze zur
Vertheidigung.)
Didion, TArtillerie k Metz (Travaux scientifiques de). M^m. Ac. M.
1857-58.
Bombarde en fer trouv^e h l'arsenal de Metz (Note sur nne). Mem.
Ac. M. 1861 — 62.
Documents historiques sur^les anciennes Societ^s de Tir, notamment
sur Celles de Metz et de Nancy, par V. Jacob. Metz, Rousseau-Pallez, 1867.
VIII. Verwaltung, Gemeindewesen.
Recherches sur riüstoire de l'ancienne magistrature k Metz.
Austrasie 1841.
St. Vincent (De), Histoire sur les 6chevins de Metz. Mem. Ac. M.
1847-48.
Prost (A.), Notice sur le Mattre-Echevinat de Metz. Mem. Ac. M.
1852 — 53.
Brunet, Le grand atour de Metz ou Statuts et ordonnances faiets
entre les seigneurs gouverneurs de la noble et imperielle Cite de Metz
et les bonrgeois (qu'on dit en langue vulgaire du pays), le grand atour
de la cite. Metz. Imprime nonvellement en 1542.
Klippfei (F. D.), Les paraiges messins. Etudes sur la republique
raessine du 13. au 16. sifecle. Metz, Warion, 1863.
Prost (A.), Le Patriciat dans le cite de Metz. Paris 1874. (Extrait
du tome 34 des Memoires de la Societe nationale des antiquaires de
France.)
Gailly, De la Bourgeoisie Messine au Quinzieme sifecle et de l'Ori-
gine des raraiges. Bulletin Archeol. 1867.
Maguin, Droit special aux Trois-Eveches. Mem. Archeol. 1861 — 62
und besondere Broschüre.
Coutumes generales de la ville de Metz et pays messin. Redig6es
540 Beilagen.
en siiite du Resultat de TEstat tenn le 12. Novembre 16<t2 et iniprimees de
lordonnance de Messienrs du Graud-Conseil. Metz, A. Fabert le jeune, 1613.
Fabert, Sur les Coutumes de la Lorraiiie. Fol. 1657.
Coutumes de Metz, conimcntes par Dillange. 4<\
Tableau iudicatil" des coutumes, par N. Paraiit, Metz, 1825.
Cartularien, Coutumes, Gesetze, Ordonnanzen n. s. w. Mspt. 1—45.
Coutumes generales de la ville de Metz et du pays Messin. 1730.
Zweite Ausgabe 1732.
Coatumes generales du Duche de Lorraine pour les baillages de
Nancy, Vosges et Allemagne. 1770. »
Analyse des coutumes sous le ressort du parlament de Lon-aine,
par M. Kistom. Nancy 1782. (Andere Coutumes, z. B. von Gorze,
Marsal u. s. w. , stehen im Grand -Coutumier de France.)
Jurisprudence des tribunauz de Lorraine, pricedee de l'histoire
du Parlament de Nancy. Nancy 1785.
Dictionnaire historique des ordonnances et des. tribunaux de
la Lorraine et du Barrois, par Pierre Dominique Guillaume de Rogeville.
Nancy 1777.
Öbservations detachees sur les coutumes et les usages anciens
et modernes du ressort du parlement de Metz, par Gabriel. Metz (Bouil-
lon?) 1787.
Instruction adressee par ordre du Roi au Directoire du döpartement
de la Jloselle. 8t Cloud 1790.
Le grand Atour de Metz ou Statuts et ordonnances faicts entre les
Seigneurs gouverneurs de la noble et imperialle Cit6 de Metz et les bour-
gois, imprime nouvellement en 1542.
Ordonnance de la ville et cite de Metz. Sur la poursuite et reigle-
ment des Censes au dit Metz. Par A. Faber, imprimeur jure, 1599.
Kecueil des edits, declarations et lettres patentes enregistrds au
Parlenuiit de Metz. Metz, R. Marchai, 1774. V vol.
Atours et Sentences des maltöts de la ville et cite de Metz. Metz,
Collignon, 1717.
Ordonnances de la ville et cit6 de Metz et pais Me.-=sin, Metz 1565,
suivis des Coiistusmes generales de la ville de Metz et pays Mesgin (1613)
et des Coustumes gen. d. duche de Lorraine (1596?).
Arrest de la chambre royale etablie k Metz, touchant les biens
rt'unis «ux Kglises des EvOchcs de Metz, Toul et Verdun, 1681.
Biographie du Parlement de Metz, par Em. Michel. Metz. 1853.
Nouviaii.
Relation de ce qui s'est passe ä retablissement et preniii're Ouver-
türe de la Cour de Parlement. Metz, Antoine, 1633.
Etüde historique sur les ordonnances publies k Metz en 1555, par
Ch, Cailly. Md/. 1»58.
Droit special des tnns-^v^lnJs par M. Maguin. Metz 18(>2; auch
in Mi'ui. Anhi'ol. 1862.
Extrait des registrcs de la chambre royalle etablie k Metz. Metz,
Antoine, 1681.
Döcisions de plusieurs notables que.slions trailees en raudience du
Parleinnil de Metz, seant d Toul, par Messire Lduis Freniyn. 1()I4.
Däclaration <■' itemtives prutestations du parlement de Metz. 28. juin
1788, ,M.i/. IIHH.
Lettre patente du Roy Henry IV. cdurerunnt les j)rivil^gc8 de la Ville
et Cit^' df .Mit/,. JanviiT 1597. Paris, rtiu>[)rimi'' pur ItniHsenr aiue, 1814.
Jurisprudence de la Cour iuitiiTiale de UvU uii recueil des arriHs
n-nduM par crlle C«»ur. par MM. Dorninan^et. Ahel et Poulet. Metz,
IjinM.ri Ih:,!.
5. Literatur über Deutsch -Lothringen. 541
Liste des lettres de Noblesse enregistrees au Parlement de Metz et
i'eciies aux Trois Ordres de la ville de Metz. Bulletin Archeol. 1H6Ö.
Anoblis, tant du duclie de Lorraine que de celui de Bar, par le
duc Rene. Liege 1753.
Klippfei, Metz cite episcopale et imperiale (10 — 16 siecle). Une
episode du regime municipal dans les villes romanes de l'Empire ger-
manique. Bruxelles, Hayez, 1867.
Cailly (C.)-i Les bourgeois de Metz au quinzieme siecle. Philippe
de Vigneulles. Austrasie 1867.
Abel, Reclierches historiques sur les origines de la Commune de
Metz. Mim Ac. M. 1858 — 59.
Abeli Reclierches sur les plus anciennes chartes de Metz. M. Ac. ]tf-
1851» — 60.
Meyer(Paul), Observations grammaticales sur quelques chartes fausses.
Abel, Les institutions communales dans le Departement de la Moselle.
M. Blanc. 1859. (Seine Schriften über die Gemeindeinstitutionen sind
in vier Heften besonders erschienen. Sie standen alle in den Mera. Ac. M.
1858 — 59, 1859 — 60, 1863-64, 1869 — 70.)
Cailly, Etudes historiques sur les ordonnancea publiees k Metz en
1555. Austrasie 1858.
Chabert, Creation des notaires royaux dans la ville de Metz; sup-
pression des amans ou notaires du pays messin 1555—1728. Mem. Ac. M.
1858 — 59. (Auch als besondere Broschüre.)
Dufresne, De l'origine de Tlntendance dans les Trois - Eveches.
Austrasie 1858 und Mem. Archeol.
Michel (Em.), Notice sur le parlement de Metz. Austrasie 1843.
Michel (Em.), Le Parlement de Metz transfere ä Toul. Austrasie 1838.
Jacob (M. V.), Suppression du Parlement de Metz en 1771.
Austrasie 1855.
Emmery, Recueil des edits du Parlement de Metz.
Michel, Histoire du Parlement de Metz. M. Dembour. II vol.
1845. Nouvian 1852.
Assembläe provinciale des Trois- EvÖches et du Clermontois. Proces
verbal des seances tenues ä Metz dans les mois de Novembre et Decembre
1787. Metz, Antoine, 1787.
Ordonnances de Police. M. 1575.
Ordonnances sur les cens. Metz, A. Fabert, 1599.
M. Le Tribunal de Conciliation sous le Republique Messine. Union
des Arls II, p. 111.
Budget de la ville de Metz. Metz 1841 — 74.
ProcÖS-verbaux des seances du Conseil municipal de Metz. Metz
1865 — 74.
IZ. Kirche.
a) Katholiken.
L'ancien dit)cese de Metz et pouille de ce diocese, par Henri Lepage.
Nancy 1872.
Histoire des Evöques de l'Eglise de Metz, par le R. P. Meurisse,
Eveque de Madaure et Suffragan. Metz, Antoine, 1634.
Glouet, Histoire ecclesiastique de la province de Treves et pays
limitrophes, comprenant les Dioceses de Treves, Metz, Toul, Verdun,
Reims et Chalons. Verdun, Villet-Collignon, 1844. 3 vol.
Don Bernardin Pierron, Templum Metensibus sacrum carmen.
Le temple des Messins. Poeme. Metz, Collignon, 1779.
De l'origine apostolique de l'Eglise de Metz, par M. l'abbe Chaus-
542 Beilagen.
sier. ehamäne honoraire. siipcrieur du petit Seminaire de Metz. Paris
1847. Metz. Derabour et Gangel.
M andements , Ordonnances et Lettres pastorales des Eveques de Metz
(18. et 19. siecles.) 40. Geht von 17G4 bis 1842.
Sauer (E.), Notice sur nn sceau episcopal. Messin. Aiistrasie 1858.
Cerämonial de lEglise Cathedrale de Metz, renoiivell6 en 1694.
Metz, veuve Bouchard, 1697.
Abel, Etüde sur le Pallium et le titre d'ArcWvßque jadis portes
par les Eveques de Metz. Metz 1867.
Ordo divini officii reeitandi Dioecesis Metensis, suivi de l'Etat du
personel du Diocese de Metz. Metis apud Ballet, 1773 — 74. 2 vol.
Histoire du rite de l'eglise de Metz. Meni. Archeol. 1859.
Picard (Benoit), Pouill6 ecclesiastique et civil du Diocese de Toni.
Toul, 1711. 2 voll.
Picard (Benoit), Histoire ecclesiastique de la ville et du Diocese
de Metz. Mspt. 126.
Calmet (Dom) , Histoire ecclesiastique et civile de Lorraine. Nancy,
J. B. Cus^o, 1728. 3 vol. Nene Ausgabe. Daselbst 1745 ff. 6 vol. Fol.
Begin, Histoire de la catliödrale de Metz et des ^glises adjacents.
Avec gravures. M. Verronuais 1842. 2 vol.
Du Coetlosqueti Notice sur la cathedrale de Metz. Avec planche,
Metz, de Peronne. 1847.
Chabert- La cathedrale de Metz, histoire et description. Metz,
Ilousseau-Paliez, 1861.
Vaugin (Abbe), Notice historique sur Icglise cathedrale de Metz.
M. Il«tusseau-Pallez 1861.
Bouteiller, Restauration de la chapelle des Evßques a la cathedrale.
Au^itrasie 1858.
J. F. Blondel et son Oeuvre par A. Prost. Metz, Rousseau-
Pallez, 1860.
Jacob, Histoire de la Tour et de la Cloche de Mutte. Austrasie
1863. Auch als Broschüre 1864.
Abel, Un pi-oces de Cloches i Metz. Austrasie 1858 und besondere
Broschüre.
L'auguste Basilique de l'Abbaye royalc de St. Afnonld de Metz par
Andre ViiUadier, abbe de St. Arnould. Paris, Pierre Chevalier, 1615.
Boblaye (Generaide), Notice historique sur l'ancienne abbaye royale
de St. Arnould de Metz. Avec plan et lithographie. M. liousseau-
Pallez 1857.
Simon, Notice eur l'anneau de Saint Arnould, 6v6que de Metz. Meni.
Archeol. 1863-64.
Chaussier (Abbe), Seconde notice sur l'anneau du St. Anionld.
.Mem. Archeol. 1865 — 66.
Chabert, Histoire et description de TEglisc Notre Dame. Metz 1852.
Bouteiller, Notice sur les grands Carmes de Metz. Meui. Ac. M.
1859 — 60.
Bouteiller, Chroniqne du Honosterc des C^leetins. Mem. Ac. M.
m'A — (?2.
Bach (I*)i Etüde pour servir k l'histoire de l'Abbaye de St. Clement.
ilejniiH na fondalion iusqii'^ n(»8 Jours. Mem. Archeol. 1869.
Oandar, St. Conslnnre h Metz. Union dri* Arln II, [). 331.
Eglise St. Eucaire h Metz, par L. Barthelemy. In La Mdselle.
M. Bliinr
Bouteiller, MiMinHl^'re de l'urdre de St. Fran^-oi.x. Mein. Ac M.
1867 ÜH.
Hotice "■'- *M>l)ayo Sie. Olosninde. Auotrosie 1843.
5. Literatur über Deutsch -Lothringen. 543
A. Hugueniu^ Ste. Glossinde, histoire de la Ibndation du premier
monastere de la ville de Metz. 1833.
A. Huguenin, Notice liistorique sur les Ordres militaires et religieux
dans la ville de Metz. 1852.
Description de l'Eglise St. Marcel. Im Annuaire 1838.
BoulangÖ, Eglise de St. Martin ä Metz. Union des Arts I.
Abel, Llmmacul^e Conception a Metz. Metz, Rousseau-Pallez , 1857;
auch in Austrasie.
Abel, L'eglise St. Maximin a Metz. Austrasie 1856.
Notre-Dame de la^Ronde. Bullet. Arclieol. 1860.
Bouteiller, Notices sur les anciennes abbayes St. Pierre et St. Marie.
Mem. Ac. M. 1862 — 63.
Abel, Le Couvent des Madeleines k Metz. Bullet. Archeol. 1862.
Abel, Notice sur la chapellette Reinette. Mem. Archeol. 1860.
Notice historique sur l'eglise Ste. Segolene du 3Ietz. Mem. Archtel.
1859.
Bouteiller, L'Oratoire des Templiers k Metz. Bullet. Archeol. 1864.
Saucly, Notice sur l'Oratoire des Templiers de Metz. Mem. Ac. M.
1834 — 35.
Michel, Extrait des registres des paroisses de la ville de Metz.
M^m. Ac. M. 1846-47.
Un mystfere ä Metz en 1437, par Ch. Abel. Metz 1855.
Le mystfere de St. Clement par Abel. Metz 1861.
Bouteiller, Notice sur la Commanderie de St. Jean de Jerusalem
ä Metz. Mem. Ac. M, 1865 — 66.
b) Protestanten.
Meurisse, Histoire de la naissance, du progres et de la decadence
de l'heresie dans la ville de Metz et dans le pays messin. Metz , Antoine,
1642. (Der Verlasser war der heftigste Verfolger der Protestanten.)
Olry (Jean), La persecution de 1 eglise de Metz, decrite par deuxieme
editioii accompagnee de notices par Othon Cuvier, pasteur de cette ville.
Paris, Frank, 1860.
Ephämerides des martyrs protestants atTectes en Souvenir du troi-
siiime jubilc de Teglise reformee de France, celebre le 29. Mai 1859, aux
ehretiens de cette ville par Othon Cuvier. Metz, Blanc, 1859.
c) Israeliten.
Les juifs a Metz. In Moselle. Metz, Lamort.
Le cri du citoyen contre les Juifs de Metz. Metz 1787.
Lettre d'un juif de Metz ä l'auteur anonyme d'un ecrit intitule: le
cri du citoyen contre les juifs. Metz, Collignon, 1787.
Lan^Oll (De), Recueil des lois, coutumes et usages observes par les
juifs de Metz, auquel on a Joint lextrait qui en a ete fait par M. L. —
Metz, Antoine, 1786.
Gabriel, Observations sur les Juifs de Metz jusqii'en 1760. Im An-
hang zu Abrege de la vie du Pere Gaspar Barzee.
(Die Bibliothek besitzt einen ganzen Fascikel noch anderer Broschüren
über die Juden und ihre Angelegenheiten, die aber kein allgemeines
Interesse haben. Mspt. Nr. 169.)
Arrest de la Cour du parleraent de Metz portant Reglement Entre
les Marchands Bourgois de la dite ville d'une part, et les Juifs residant
audit lieu d'autre. Metz, Jean Antoine, 1635.
Communautä des Juifs. (Journal de Metz 1759, p. 130.)
Les grandes cruautäs commises par les juifs de la ville de Metz,
contre Timagc du Cruciiix et la rage abominable qn'ils exercent contre
.',44 i:«ilii£rcn.
les Chrötiens . dont Tuu nununo Kaphael Lcvi a estö cundamnö par arrest
du Parleraent k estre brusle vif pour avoir enleve un eiifant chrestien,
ägc de trois ans et plnsieurs aiisti-es arrest contre les dits Juifs, convaincus
de crimes execrables, en derision de la Religion Clirestienne. A. Orlean.«,
par Ch. Pari?, devant St. Sauveur (vers 1671). 40. 12 pages.
Ueber die Juden, vgl. Mspt. Nr. 26, 152, 169 und 170.
d) Freimaurer.
CoUection des pieces la plupart manuscripts, relatives aux cere-
nionies et usages des loges maoonnicpies de Saargiiemines, de Bitclie et
de Deux-Ponts. Deux portefenilles , 25 pieces dont 6 imprimes. Auf der
Bibliothek Metz Mspt. Nr. 268.
X. Eeschreibung der Stadt Metz.
Terquem, Guide des Voyageurs. Metz 1872. Ert*cliien zuerst 1854.
Brault (J. eil), Topographie historique, physique et mddicale de
Metz et de ?es environs. Ohne Ort nnd Jalir, schon älter.
Nivellement des rues de Metz. Im Annuaire 1858, p. 283.
Munier, Chronique de quelques rues de Metz. Mem. Ac. M. 1844 — 45.
Chabert, Les rues de Metz. Austrasie 1857-61, 1863. Handelt
über by Stras.scn und Plätze.
Begin, Ilistoire des rues de Metz. M. Verronnais. 1843—44. 3 vol.
Avec gravures.
Chabert, Vocabulaire topographique , historique et etymologique des
rues de Metz. Mem. Ac. M. 1862 — 63.
Prost, Passetenips k Metz. Union des Arts II.
Boulangä, Le Palais des Treize. Union des Arts II. Mit Ab-
bildung.
Bouteiller , Souvenirs de Thotel St. Livier. Austrasie 1862. Auch
als Broschüre l864.
Pröcis historique des travaux et des embellissements exöcutcs dans
la ville de Metz de 1727 — 1761 sous le gouvememcnt de M. de Belle-
I^le. Metz 1856. Rousseau -Pallez.
Abel, I.a Haute Pierre k Metz. Unitm des Arts I.
Huguenin, Notice historique sur la Porte Serpenoisc. Union des
Art 8 I.
Description hlstoriiiue de; Metz et de ses raonuments. Deuxiörae
t'dilion- .M- Lorette. 1852.
Description historique et critique des principaux monuments et
etablisscintnls publies de Metz, par F. Blanc, Metz 1833. Lamort.
F. Chabert, Notice sur les bas-reliefs du AVI. siegele qui se voient
pres de la [»orte des AUemands de la ville de Metz. M. Blanc. 1856.
V. Simon, Notice iircheologique sur Metz et .^es environs. Mem. Ac.
1840 — 41, 1811 — 12. 1H4'^ 43, 1843-44, 1851—52, 1854-55,
1857 - 58.
ZI. Persönlichkeiten, öeschlechter.
Begin, Hiogrnphi«' de la Moselie. AI. Vernmunis. 1829. \ vol.
Bouteiller, Note« iK)ur servir «i la biogniphie de quehjues Messins
de.-* HJecle.s pfisH«'.**. Mem. Arclieol. 1872.
Couet de Lorry (HarDii), Queiquj's ancieniies famillos Messines.
AiiHtrnnie 185'.* ; niicli Mem. Arclieol.
Chabert, Noiice nur Jean de Tlievalle, lleutenaiit general au ifou-
••••■• I. M'f.' .1- Im;H — 1581. Hn..M.-liilre.
5. Literatur über Deutsch -Lothriiigren. 54-5
Chabert, Lettres d'anoblissemeut accordees en 1601 par Charles Diic
de Lorraine ä Philiijpe de Vigneulles, citoyen Messin, petit-fils du chroni-
queur. Metz 1854.
Chabert, Etüde biographique sur Pierre Joly, seigneur de Bionville,
procureur-general es ville de Met?, et Pays Messin. M. Lamort. 1854.
Chabert, Notice sur Nicolas Maguin mattre-echevin de Metz au
XVII. siecle et sur Thiebault Louve et Abbe de St. Clement Je 1392 bis
1421. Pallez- Rousseau. 1853.
Chabert, Notice historique sur Pierre Manjean. dernier Maitre-
6chevin de Metz. Mem. Ac. M. 186Ü— 61.
Chabert, Biographie de (juelques horticulteurs messins (Couthier,
Perolle, Holandre, Fournel) 1860.
Chabert, M. Lepetit et MM. Casimir OulifPere et fils, artistes mes-
sins. M. Hlanc. 1860.
Chabert, Notice biographique siir M. J. A. Lasaulce (Direktor des
Schulwesens). M. Blanc. 1867.
Chabert, Notice sur C. L. A. Fouquet Duo de Belle- Ißle.
Chabert, Le bienfaiteur des Pauvres de Metz, E. P. Morlanne.
Metz 1862.
Chabert, Notice sur M. Alex. Huguenin. Metz 1864.
Abel, Loeuvre du Peintre - Verrier Hermann k la Cathedrale. Mem.
Archeol 1863 — 64.
Abel, Rabelais. Mödecin stipendie de la ville de Metz. Mem. Ac M.
1868—69.
Begin, Rabelais k Metz. Mem. Ac. M. 1844 — 45.
Gandar, Bossuet k Metz. Austrasie 1866.
Prost, Notice sur Paul Kerry. Mem. Ac. M. 1851.
Cuvier, Notice sur Paul Ferry. Tun des pastcurs de Metz (1612 — 1669).
Mem. Ac. M. 1868-6^'.
Metz ancieu par leu M. le Baron d'Hannoncelles, s. unter V. Er-
streckt sich über viele Geschlechter.
XII. Münzwesen, Medaillen.
B. Collignon, Tableau de la Monnaie de Metz. Avec planchea.
Metz. Collignon, 1773.
Le Crys des pieces d'or et monoies faiöt en la noble cite de Metz,
l'an rail cin<i cent trcnte neuf. Metz, Jehan Letullier et Lauren ToUineau.
Figures en bois gravees dans le texte.
Saulcy, Recherches sur les monnaies de la cite de Metz. Mem. Ac. M".
1835 — 36.
Saulcy, Notice sur les monnaies des evöques de Metz. Mem. Ac. M.
1832-33.
Teissier , Des monnaies frappees ä Sierck sous les Duos de Lorraine.
Mem. Ac. M. 1828 — 29,
Recherches sur les monnaies et les jetons des Mattres-echevins de
Metz et description de jetons divers par Ch. Robert. Avec 6 planchea
gravees. M. Nouvian. 1853. 4'\
Chabert, Numismatique Messine. Memoire sur le franc de Metz et
ses deux divisions, le demi- franc et le quart de Iranc. Austrasie 1855.
Chabert, Decouvertes numismatiques aux environs de Metz. Broschüre.
Chabert, Melanges de numismatique messine. Metz 1857.
Chabert, Description et gravures de Medailles commemorables de
plusieurs cvenements interessant la ville de Metz. Metz 1858.
Catalogue des monnaies municipales et medailles messines de la
Collecti(tn de la ville par Victor Jacob. Metz, Rousseau, 1666.
Huhn, Deutsch -Lothringen. 35
546 Beilageii.
Chabert, Description de differentes medailles interessant la villc de
Metz. Metz 1861.
Abel, Du Monnayage des Ganlois a pruj^ios de deux trouvailles faites
dans le Departement de la Moselle. Jlem. Ac. M. 1865 — 66.
Etndes mimismatiques sur une partie du Nord -Est de la France,
par C. Robert. Metz 1853. Nouvian.
Catalog^e des monnaies municipales et Medailles Messinos de la
collection de la ville, par Victor Jacob. M. Rousseau - Pallez. 1866.
TraitÖ de la Monnoye de Metz avec un tarif de la reduction en
Monnoj-e de France. Par M. Le Noble. Paris. P. Rocolet, 1775.
Münzwesen, vgl. Mspt. 195—214.
ZIII. Anstalten.
Baillard, Les principaux ponts du moyen-äge de Metz. Mcm. Ac. M.
1863—64.
Prost, Memoire sur les Moulins de la Moselle. Mem. Ac. M.
1848 — 4i».
Chabert , Construction des premi^res casemes dans la ville de Metz.
Mem. Ac. M. 1857.
Jacob, Les Lant«mes de Metz. Austrasie 1858.
Cbabert, Notes pour servir h l'histoire de Thopital de St. Nicolas
de la ville de Metz. Paris, Leclerc, 1856.
Morlanne (Dr.), Corapte rendu de la soci^te de charit6 maternelle.
M. Maline. 1859.
Lorödan-Larchey, Memoire historique sur l'hopital St. Nicolas de
Metz au Moyen-age. Metz, Lamort, 1854. Auch in Mem. Ac. M. 1853.
Ueber das Höpital St. Nicolas enthalten Necrologe Mspt. Nr. 185,
Cartnliiire Nr. 186, Rechnungen u. dgl. Nr. 187, Nr. 74 Rechte etc.
Les hospices civiles de la villejde Metz, Compte rendu pour l'exercice
1858. M. Mal ine.
Annuaire des ecoles municipales de Metz. Metz, Lamort.
Notice sur l'^cole normale de Metz. M. Alcan. 1859.
XIV. Industrie, Bnchdnickerei.
Michel, Notice sur rorlevrerie niessiue. Moni. Ac. iM. 1847—48.
Michel, L'industrie messine au XIV. siicle. Mem. Ac. M. 1848—49.
Hall (De), Notice sur les cours indiistriels de la ville de Metz. 1859.
Mosler, Catalog für die Sammlung der Borgwerks-, Ilütlon-, Salinen-
und .Stoinbruchsprodukte von Elsasa- Lothringen auf der Wiener Welt-
ausstellung von 1873. Strassburg 1873.
Beauprä, Itechcrchea sur le commencement et le progres de l'im-
[irinuTic on Lorraine. Nancy 1845.
Beauprö, Nouvelles reclierches de bibliographio lorraine. Nancy 1856.
Chanteau, De la Corporation des imprimcurs Hbraires de la ville
<!(■ Mol/. M^-m. Arch<^()I. 18(55 — 66.
Teissier, Essai philologique snr los commoncemonts de lu TyjK)-
j{iuiiliii' i'i Motz ot sur loH iiiiprimourH de cett«' ville. Metz, Cli. Dos-
<lUol. IH'^H.
Chabert, llin(oire re«um6 de Pimprimcrie dans la ville de Metz
' 14H*2 1800), Huivie «le noto« liititoriqueH sur Metz <iepuis les tonips les
I lu» ncuh^», n'cuoillöoH par Iv<»rot(e. M. Nouvian. Fol.
Chabert, Notioe bil)!i(igrapliique nur lYulitiim iniprimee ii, Metz on
I.'»ö5 de« ordunnaneoti de J»j<lice. Austrasie 1858.
r»." Literatur über Deutsch -Lüthring;en. 047
XV. Wissenschaften und Kunst. ■
Begin, Histoire des sciences, des lettres, des arts et de ]a civili-
sation daiis le Paj's Messin, depuis le- Gaulois jusqu'ä nos jours. Metz,
Verronnais, 1829.
Bouteiller, Souvenirs artistiques du pays Messin. Mem. Ae. M.
1865—66.
Abel, Recherclies sur les anciens ivoirea sculpt^s de la Cathedrale
de Metz. Mem. Archeol. 1868.
Abel, Deux Basreliefs gaulois du Musee de Metz. Mem. Ac. M.
1872 — 73.
Simon, Notice sur un Basrelief decouvert en 1856. Mem. Ac. M.
1857—58.
Chabert, Notice sur les Basreliefs du XVII. siecle qui se voient
pres de la porte des Allemands de la vUle de Metz. Avec gravures.
M. Blanc 1856. Auch Mem. Ac. M. 1855 — 56.
Saulcy, Peintures ä fresque du 14 siecle existant ä la Citadelle de
Metz. M6m. Ac. M. 1834—35.
Michel, Etüde historique et critique sur la Musee de peinture de
la ville de Metz. Mem. Ac. M. 1867— ij8.
Comte Puymaigre, souvenirs litteraires du pays Messin, Mem. Ac. M.
1864—65.
XVI. Medicinisches.
Die Schriften des naturhistorisch -medicinischen Vereins, die Be-
richte des Ge.sundhoitsraths und Anderes, das in die Fachwissenschaft
einschlägt, sind hier nicht erwähnt. Jährliche meteorologische Berichte
enthalten die Mem. Ac. M.
Des eauz de sources et de la Moselle considerees sous le rapport
chimique, hygienique et industriel. M. Lamort. 1847. 40.
Orellois (E.) , Notice sur les eaux de la ville de Metz. Mem. Ac. M.
1869 — 70.
Simon, Notice sur la source d'eau salee du fort Belle-Croix. Mem.
Ac. M. 1831 — 32.
Begin, Lettres sur l'histoire medicale du Nord -est de la France.
Mem. Ac. M. 1839—40.
Mar^chal (Felix), Tableau historique, chronologique et medical des
maladies endemiques, epidemiques et contagieuses, qui ont regne k
Metz et dans le pays messin depuis les temps les plus recul^s jusqu'ä
nos jours. Metz 1850.
XVII. Volkslieder, Gesang.
Puymaigre (Comte de), Notes sur quelques chansons populaires
<lu pays me.^sin. Austrasie 1868.
Puymaigre, Poets et romanciers de la Lorraine. Metz 1848.
Histoire du chant religieux ä. Metz. Bullet. Archeol. 1859, p. 101 — 110.
Auch in Austrasie. Ist veranlasst vom Bischöfe von Metz.
XVIII. Metzer Patois.
Vocabulaire pour servir k l'intelligence des preuves de l'histoire
de Metz , des lois et atours de la ville , des chartes , titres et autres docu-
ments du moyen-äge ecrit en langue romane, tant dans le pays messin
que dans les provinces voisins. Par Dom Jean Fran^ois. M. Col-
lignon 1773.
548 Beilagen.
Essai sur le patois lorrain des environs du conitc du Ban - de - la - Roche,
suivie d'un glossairc patois lorrain, par J. J. Oberlin. Strassburg 1774.
Recherches sur le Patois de la Franche-Comte, de Lorraine et
d'Alsaoe. par Fallot. Montbeliart 1828.
Vocabulaire Patois du Pays Messin. Par Jaclot de 8aulcy. Paris,
Borrani et Dro/ et Dumoulin, 1854.
Kapport *ur le amcurs relatif ä un glossaire du patois messin.
Par A. Sahiion. Mem. Ac. 1869—70.
Dixionnaire du patois en nsage dans l'ancienne Province de Lor-
raine, renfermant des details historiques et litteraires sur les moeurs et
nsages, le.s croyances et superstitions religieuses, les prejuges, les pro-
verbes et dictons populaires etc. accompagne de diverses pieces en vers
et en prose que peuvent interesser cette ancienne province. Le tout re-
cueilli et extrait de divers ouvrages tant imprimes que Manuscript, reuni
et mis en ordre per St. J. Lccouteux. Das Manuscript auf der Metzer
Bibliothek Nr. 271.
Dialogue facetieux d'un Gentilhomme francjais, se complaignant de
l'amour; Et d'un Berger, qtii le trouvant dans un ßocage le reconforta,
parlant ä luv en son patois. Et tont fort plaisant. Metz, Antoine, 1671.
Anciens patois de la Fi-ance. La grosse Envoarage Messine. Paria.
Techener.
Les R'venant. Coumedie en dous actes. Metz, Pierret, 1823.
Les Bucaliques messines. Pieces queurieuses don temps pesse, den
temps preuseut. Metz, Verronnais, 1829.
Les Passe -Temps Lorrains ou Rocn'ations villageoises. Recueil de
Poesies, Contes. Nouvelles, Fables, Chansons, Idylles etc. en Patois. Par
Jaclot de Saulcy. Metz, Lorette, 1854.
Le Lorrain paint par lui-möme , Almanac pour l'annöe 1853 curious
et emuzaiit. Metz. Lecouteux.
Dasselbe für 1854. Metz. Lorette.
Les Bruiles, Poeme, Patois messin. Fünf Gesänge.
Vaifege t'u Angleterre ü l'occasion de Texposition universelle de 1851
pi in ufont de Noesefelle. Lithographirt. 5Ietz, 3. November 1851.
Chan Ileurlin ou les fiancelles de Fanchou, poeme patois messin
en 7 chants par Brondenel Mory de Metz. Metz, Devilly, 1841.
Chan Ileurlin orv les bruiles de Fanchon. Poeme i)atoi8 messin en
7 chants. I'ar B»*» et M ***. Publikes par M. G*». Metz 1787. Im-
primerie Laurent. Neuer Abdruck 1825.
La famille ridicule, Comedie Messine, revue, corrigee et augmentee;
achev»''f (riinprinier pour la preniit're fois en 1720. A Berlin chez Jean
Toller.
Le Rondot Don Jozon, Clianscm messine, reciuiavc \wt M. Albert
de la I'izeliere et Maly devant Metz. Paris, F. Didot. 1853.
Dialoge de Thoinette et d'Aliziui, piece iuedite iu Patois lorraiue
du 17 siech'. Publiee et nnnotie par M. Albert de la Fizeliere. Paris,
8. Rnoon, 185(5.
Le Nieu de Jeument. C!onte de Fanchaux requiel ai vau les Oi^s.
Pet Monsieu Monsieu A. de la Fizeliere. Paris, Didot, 18r)7.
Histoire veritable de Vernler, maltre-lripier du champi\ uolable ci
defiif^iu- |M)ur (^tre «''ch^'vin de la Pan)is8e Hl. Eucaire. Dialogue patois
nH'HHin et frnnc^aiH, 5 personnoges. Metz, Lorette, 1844.
Filippe Mit4)no nu la famille ridicule, comedie messiue en ver.s
EhUmm. Nouvflie edition, revue, corrigee et augmente«' de clumsons inedites.
IpIz, LecouU'ux, 1848.
Le P'tiat, Krmoneck, i'atoiH meHsin po l'ennaye 1811). Dedi^^t aux
d^meii et d'nioizelleH de Metz. Fe l'Franc Messin Homv. Lemoret et 'I'hiel.
5. Literatur über Deutsch -I-othringen. 549
Dasselbe für 1817 dans l'quel on treuv' sque n'am" dans les autes
et c'quo'n ii'em iqxia va.
La grosse envurage messine ou devis amoereux dun gros vertugag
de village k sa mieux aym6e Vazenatte. Paris, Techener.
Le b^tomme don ptiat fei de Chan Heurlin de Vreuniin. par D. M(iry
de Metz. Nancy, Vincenot.
Le Franc Messin ou les loisis d'Vendome. R'cueil de pieces que
iiomment iqua vu l'jo, et qu'sront fourt eutiles aux brauves gens. Pe
D. M***. De M**. Metz, Verronnais, 1811.
Chants populaires, recueilles dans le pays Messin, mis en ordre
(•t annotes par le Comte de Puymaigre. Metz, Rousseau -Pallez, 1865.
Documents en patois lorrain relatif ä la guerre entre le Comte de
de Bar et le Duc de Lon-aine (1337 — 1338), par F. Bonnardot.
Conferences litteraires a Metz au XVI si^cle (extrait d'une ancienne
Chronique). Metz, Blanc, 18G4. 40.
XIX. Orte im Bezirke.
ClerCX, Memoire sur quelques villages indiques dans Thistoire de
Metz et qui sont maintenant inconnus. Mem. Ac. M. 1846 — 47.
Bach (P.) , Essai philologique sur les origines gauloises de quelques
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Boulang6, Notice sur Conde-Northen. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
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Boulangä, Excnrsion k Creuzwald. Austrasie 1856.
Salmon, l.es usages du Comte de Dabo. Mem. Ac. M. 1866 — 67.
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1848: Le Comte Dagsbourg.
G. de Baillie, Le comte de Dagsbourg. Paris. Normant.
Clercz, Dufresne et d'Huart, Daspich, commune de Florange.
Wem. Ac. M. 1843 — 44.
Ancelon, Note sur Torigine de Dieuze. M6m. Ac. M. 1862 — 63.
BoulangÖ, Notice sur Elvange. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
Notice sur le chäteau d'Ennery, M6m. Arch. 1864.
Couet de Lorry, Notice historique sur la terre de Etangs. Mem.
Archeol. 186'.).
Promenade archeologique au village de I-'ailly. Austrasie 1839.
Dufresne, Notice sur des sepultures trouvees »V Fareberswiller. Mem.
Ac. M. 18.-,4-55.
Boulang($, Notice sur Faulqnemont. M6m. Ac. M. 1852 — 53.
Flastroff, Notice .sur. Bullet. Archeol. 1867.
Abel, Trouvaille d'antiquea gallo-romains dans le village de Fleuiy
(Kerme St. Nicolas). Bullet. Arch(:'ol. J869.
D'Huart, Florange. Austrasie 1839.
D'Huart, Notice sur le comt6 de Forbach. Mem. Ac. M. 1841 — 42.
Boulangö, Notice sur Foulignj'. Mem. Ac. JL 1852 — 53.
Thilloy, Le Frauenberg. Mem. Archeol. 1865 — 66.
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KoMS.Htau. 1853, und in Austrasie 1853.
Freistroff, Mspt. 74, p. 197.
Jacob, Notice .sur Tacpieduc romain de Gorze i\ Metz. Austrasie 1854.
Bergmann (Abbe), (»orze. Bullet. Arch6ol. 1862.
Nimsgern (J. B.), Histoire de la ville et du pays de Gorze. Metz,
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Gorze, Cnrtular. Mspt. 76, 77.
Notice Rur le CliAleau de la Grange. Austrasie 1843.
Munier (F.), Notice «ur la Grnngo-anx-Dnme.«. Mem. Ac. M.
Notice Hiir la Orange- aux-OrincH. Union des Arls II.
Büulangtf, Notice sur Gravelotte. Mem. Ac M. 1H53- !i\.
ö. Literatur über Deiitsch-l.othringen. 55J
Puyraaigre (Th. de), Le Hakenberg, Ste. Ciaire, Ste. Glossinde,
Volckraiige. Austrasie 1853.
D'Huart, Notice sur les Forges de Hayauge. Mem. Ac. M. 1844 — 45.
Altmayer, Observations sur les ruines du Hieraple, la voie romaine
qui y aboutil et les traditions fabuleuses du pays. Mem. Ac. M. 1828 — 29,
Simon, Notice sur le Hieraple. Mem. Ac. M. 1840 — 41.
D'Huart, Notice et tradition sur Hieraple. Austrasie 1837.
VeUecour (Ch. de), Partage entre les heritiers de Claude Lellich,
seigneur d'Inglangc. Austrasie l8fiü.
Rapport sur l'aqueduc romain dit Arches de Jouy par Soleirol et
Simon. Mem. Ac. M. 1837—38.
Boulang6. Notice sur Longeville-le-Metz. Mem. Ac. M. 1852—53.
Hallez d'Arros, Longcville-le-Metz. Bullet. Archeol. 1860.
BoulangÖ, Notice sur Lorry-devant-les-Ponts. Mem. Ac. M. 1854—55.
Bouteiller, Notice sur Lorry- les -Metz. Mem. Archeol. 1865 — 66.
Dociiments sur Lony- les -Metz. Bullet. Archeol. 1866.
Walther (Georg), Ursprung der Glashütten von St. Louis, Meisen-
thal und Götzenbrück. Lithographirte Broschüre. 1830
Maguin (Henri), Notice sur Louvigny et Cheminot. M. Kousseau-
Pallez. Avec gravures. Auch in Bullet. Archeol. und Mem. Ac. 1860.
Boulange, Notice sur Mardigny. Mem. Ac. M. 1854 — 55.
Durand de Distroff, Mardigny et ses seigneiirs. Mem. Archeol. 1868.
Boulang^, Le Bau St. Martin. Union des Arts II.
Le chäteau de Mensberg. Austrasie 1839.
Prost, Autiquites decouvertes aux environs de Merlebach. Mem. Ac. M.
1864 — 65.
Promenade archeologique dans le val de Metz. Morlange. Austrasie,
1838.
L'eglise de Mey. Austrasie 1853.
D'Huart, Montoy. Austrasie 1839.
Boulangä, Notice sur l'eglise prieurale du Mont St. Martin. Mem.
Ac. M 1852-53.
Le Restauration de la Chapelle de l'Ermitage du Mont St. Michel.
Austrasie 1839.
Boulangä, Notice sur Morhange. Mem. Ac. M. 1853—54.
Demoyei, La Chapelle de Morlange, Luttange, Hombourg, Vinsberg,
Biettange, Eiinery, Malroy. Bullet. Archeol. 1864.
Boulang6, Notice sur Morlange. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
Gautiez (Ch.), Restauration de la Chapelle de Morlange. Union
des Arts I.
D'Huart, Rapport sur la Chapelle de Morlange. Revue de Metz
1845. II.
La Prieurö de Morlange. Austrasie 1838.
Dupr6 , Memoire sur les Antiquites de Moyenvic et de Mareal. Nancy.
Abel, Norroy-le-Veneur. Bullet. Archeol. 1862.
Boulangä, Le chdteau d'Ottange. Bullet. Archeol. 1866.
Boulangö, Ottonville, le Manuscript d'Henry Champion, cur6 d"(3.
en 163«. Austrasie 1854.
Wirich (Colone!), Notices sur quelques monuments funöbres romain.s
ou gallo-romains, trouves pres de Phalzbourg et la Saveme. Mem. Ac. M.
1850 — 51.^
Benoit (A.), Le blocus de Phalzbourg. Histoire du 9. bataillon des
gardes nalionaux d'elite de la Meurthe. Austrasie 1868.
Chabert, Memoire historique sur Plantieres et Queuleu, commune
riirale du 2. Canton de Metz, avec des plans de l'eglise en construction.
M. Maline. 1861.
552 Beilagcr.
L'eglise de Plantieres - Queuleu par R. P. L. Austrasie 1863.
Chabert, Notre-Dame de bon secours de Plantieres. 1863. Brosch.
Boilteiller, Les Sorciers de Plappeville. Austrasie 1^56.
Boulangä, Notice sur Plappeville Union des Arts II.
Abel, 1.0 Jlont St. Quentin. Austrasie 1861.
Hallez d'Arros (Olivier), Notice lüstorique sur in chapelle du
Mont St. Quentin. Avec une vue de l'ancien ermitage. M. Rousseau. 1861.
Hallez d'Arros, Notice sur les ermites du Mont St. Quentin. Bullet.
Arcluol. lf>61.
Mnnier, Origine du nom de Queuleu. Mem. Ac. M. 1848 — 49.
Bouteiller, L'eglise de Queuleu. Bullet. Archeol. 1863.
D'Huart, Raville et Crehange. Austrasie 1840.
BoulangÖ, Notice sur Raville. Mem. Ac. M. J 852 — 53.
Abel, Notice sur la village de Remilly. Austrasie 1860.
Teissier, Note sur Ricciacum, Station ou Heu de gite militaire sur
le voie de Metz a Treves. Mem. Ac. M. 1821 — 22.
Boulang^, Rocherches sur Ricciacum. Austrasie 1842.
Prugneaux (Colonel), Notice historique sur le combat de Rodemack,
canipngiif de cent jours. Toul, Bastien, 1851^.
Abel, Notice historique sur Rodemack. Austrasie 1861.
Emel (.Abbe), Rouhling. Bullet. Archeol. 1869.
Simon, Notice sur le Sablon et sur les söpultnres, qui y ont ete de-
L-ouvertes. Mem. Ac. M. 1848 — 49, 1855 — 56, 1857 — 58.
Bacll(P.)i Notice historique sur la grotte de St. Clement k Sablon.
Mem. Archeol. 1869.
Abel, Sablon, etude historique sur St. Clement. Austrasie 1858.
Creutzer, Apercu geologique et statistique, historique, industrielle
et agricole du Canton de Sarralbe. Mem. Ac. M. 1 50 — 51.
Thilloy (Jules). Dixionnaire topographique de l'arrondissement de
Sarreguemins. .M. Roiisseau-Pallez. 1862. Auch in M^'m. Archeol. 1861 — 62.
Entiiält nur Büchercitate.
Simon, Notices sur Scy, Chazelles, Lessy, Chatel St. Germain et
Rozerieulles. Bullet. Archeol. 1861.
Boulang^ , Pn)menade8 archeologiques. Sierck, Mensberg, Mondair.
Aiistra.-^ie 1842.
Fulbeit, Histoire de Sierck. Austrasie 1837.
Puymaigre (Conite de), Sierck, esquisse historique. Austrasie 1854.
Benoit (Arthur), Annexiuns de la France. Sierck. Austrasie 1869
Etudes sur les eaux minerales de Sierck par E. Crollois. Taris 1859.
Mämoires et rappnrt.^ sur los eaux minöralos de Sierck par les doc-
teur.s l)ieu, Rnudolphi, Marociwil et Villemin. Metz 1861.
Rapport ."iir les peintures murales ii Sillegny. Bullet. Arch6ul. 1858.
VerzeichnisB der Aebte von Stürzelbronn und der dortigen üräber
.11 Hiill.-t. Archtoi. 1860.
Chabert, Nouvelles recherches sur Stiirzolbronn. Austra.sic 1855.
Boulangö, Note sur legliBe de Thicoiirt. Möm. Ac. M. 1851 — 52.
Abel, Promenade archäologique sur le chemin de For de Thion-
Mlle. 1856.
Charte <ra(Tranclii«8onH!iit de la villc de Tlilonville, ocfroyee le
l<- l.*) Aorit 1*239 pur Henri II. Conde de Lu.\emlM»urg. Mein. Ao. M. 18',>5.
Relation «In «-ombat de Thionviiie et du sii-ge d'Arras eii 1639 et
1640 I'iir Man* Diino^ii de CeriHantes. Paris. 4'*.
Abel, l'oiHpiirroH lU'vant Thionviiie. Metz, Lamort , 1854.
Fautrier ((iuHton de), Notice Hiir une cluirle de 1458 concernant
1 iiionville. hU'.tu. Areliec»!. 1865 — 6(».
Lorette, Almnnnch ponr 1853. Kplienierides sur Thiinivillc. Fol. Metz.
:j. Literatur über Keutsch- Lothringen. 553
Alm, Journal historiqiie du Blociis de Tliionville en 1814 et 1815.
Blois, Verdiere, 1819.
Abr6g6 de Thistoire chronologique de Thionville. Chronik der
Augustiner bis 1655 und des P. Herault bis 1733. Mspt. Nr. 253 der
Metzer Bibliothek.
Brief discours de la prinse de la ville de Thionville mise en obeis-
wance du roy par le seigneur de Guyse. Paris 1558. Imp. Etienne.
Capitulation accordee pour le Roy avec le seigneur Cadderebe,
gouverneur de Thionville et les capitaines entant de present k la garde et
deffense de la dite ville sur la redaction d'icelle. Paris 1558. 0. de Harsy.
G. F. Teissier, Ilistoire de Thionville. Metz, Verronnais, 1828.
LeSiredeTolschwiller. ClironiciuelorraineduXIV sifecle. Au8trasiel838.
BoulangÖ, Notice sur Tritteling. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
Urville et la Bonne Fontaine. Causerie d'archeologie judiciaire par
eil. Cailly, avocat. Bullet. Archeol. 1860.
Boulange, Notice tiir Varize. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
Guerry, Vaux. Bullet. Archeol. 1862.
Delporte (H.), Les Salines de Vic, Moyenvic, Dieuze. Austrasie 1839.
Abel, Terville et Veymerange. Bullet. Archeol. 1861.
Villers -Bettnach, Mspt. 74, p. 196.
Boulangä, Eglise de Walmunster. Mem. Ac. M. 1853 — 54.
Le Löpreux de Wolkrange. Chronique Luxembourgoise du XIII
siede, par D'Huart. Austrasie 1837.
Boulangä, Notice sur l'eglise de Zetting. Mem. Ac. M. 1852 — 53.
Nachtrag.
Zur Beschreibung der Stadt Metz, S. 193, ist Folgendes nachzutragen:
Das im Januar 1875 veröffentlichte Budget der Stadt Metz erhebt sich
in Einnahmen und Ausgaben auf die Summe von 1,142,375 Frcs. 45 Cts.
Es betragen die ordentlichen Einnahmen 865,575 Frcs. 45 Cts. , die ausser-
ordentlichen 276,800 Frcs., dagegen die ordentlichen Ausgaben 791,029 Frcs.
25 Cts., die ausserordentliehen 351,346 Frcs. 20 Cts. Gegen 1874 ergibt
sich dabei ein Mehr der Einnahmen von 30,479 Frcs. 7ö Cts., ein Weniger
der Ausgaben von 61,307 Frcs. 55 Cts. Der Schuldenstand betrug Ende
1874: 3,560,000 Frcs., wobei 2,343,500 Frcs. für die Wasserleitung von
Gorze, 1,107,500 Frcs. für Bau der Tabaksmanufaktur und Vergrösserung
des Lyceums und 105,000 Frcs. für Erweiterung der Bahnhofstrasse (Ser-
penoise). Die ordentlichen Einnahmen sind zusammengesetzt aus: A'^er-
schiedene Einnahmen 83,605 Frcs., Octroi 437,200 Frcs., Vermiethungen
u. dgl. 44,824 Frcs. , Mühlen 23,965 Frcs., Handelsetablissements 2400 Frcs.,
Märkte 48,620 Frcs. , Schlachthäuser, Waschanstalten 99,445 Frcs. , Unter-
richt 24,516 Frcs. , Dispensairs 5000 Frcs. , Wasserconcessionen 40,000 Frcs.,
Gasanstalt 56,000 Frcs. Die gewöhnlichen Ausgaben umfassen folgende
Posten : Mairie und Verwaltung 70,000 Frcs. , Friedensgericht 1250 Free.,
Polizei 92,245 Frcs. , Vorsteher der Handelsetablissements 6880 Frcs. , Octroi
143,360 Frss. , Strassenreinigung u. dgl. 93,200 Frcs., Ueberwachung der
Schlächtereien 4490 Frcs. , öffentliche Beleuchtung 93,000 Frcs. , Feuerwehr
17,798 Frcs., Unterricht 98,665 Frcs., schöne Künste 13,365 Frcs., Cultus
6350 Frcs. , Unterstützung der Wohlthätigkeitsanstalten 32,023 Frcs. , Unter-
haltung des städtischen Eigen thums 73,567 Frcs., Verschiedenes 14,835 Frcs.,
Bäder und Waschanstalten 30,000 Frcs. Unter den ausserordentlichen Aus-
gaben bildet die Abtragung und Verzinsung der Schulden mit 274,500 Frcs.
die Hauptsumme.
Orts-Yerzeichniss.
Die Namen der Gerapinden sind mit gesperrter Schrift gedruckt.
Aboncourt 332, 478.
Abreschweiler 451.
Achain 478
Achatel 297.
Achen 421.
Ackerbachhof 387.
Adaincourt 36;>
Adelanpe 366.
Adelhausen 4^M.
Auathe ,Ste.) 275, 278.
Aidelinp 357.
AiRnan (St.) 29^
Ajoncourt 496.
Aitre (L") 286.
Alaincourl V79, 497.
Alhechau 440, 470.
Albersweiler 451.
Albesdorf 487.
Albin 470.
Albins 468.
Alch 354.
Alfjer 271. 298.
AIr ränge 316.
Algrinpen 316
Aiiömont :m.
Alling 398.
Alstingen 377.
Alt-Bilsch 417
Altdorf 3:i3. 488
Alte Kapelle 38:i.
Alte Mnhlp:i02;»A3,3V9. 350.
Altevillo 512.
Alte Zingdhütto 394.
Alfglashiitle 37«.
Altheim (Deutsch-) 323.
Althorn 419.
Altkirrh 422.
Alt-Llxheim 4V4.
Alt-Mnxe •M\.
Altmiilil lüber- ii.Niedor-)4ßO.
Altniiihlf 447,
Altrip :i82.
Altsrhm-l/. 418.
All-Stiringon 380.
Altweih'r :i97.
Allwiefihof 329.
Alt7. :v>4.
Altrint/el 418.
All7inl/elhof 420.
Al7Cjr 517.
Alling 416.
Alrlnppn 'VV7.
Av. ■'■ !•< 26V.
Au -.m.
A'
A t 478.
A. ■':!.
All i/Nibrik .'i49.
Amiiivillr :il7.
Anccrvlll«' 289.
A n c y 280.
Ancy-Ies-Soignf 304.
Aneckermühle 42{i.
AngeviUers 326.
Angweiler 444.
Annahor (Ste.) 3:«.
Annakapolle (S(c ) 488, 495.
Anne (Ste.) 272, 275, 409.
Annenhof (St ) 316.
Antilly 305.
Anzelingen 3o8
Aoury 295.
Apach 341.
Aibrevert(L' 1437, 458, 519.
Argancy 3('5.
Arlange 486
Arnsberg 415.
Arraincourt 365
Arriancc 365.
Arrv 281.
Ars'282
Ars-Laquenexv 280
Arschweiler 458.
Ars weil er 326.
Arzweiler 458.
Aspach 452.
Assenoncourt 467.
Altilloncourt 479.
Aubo 290.
Auböcourt 294.
Auberge-Neuve 370.
Aubigny 291.
Auche 284.
Auconville 280.
Audun-Ie-Tiche ;t23.
Audweiler 392.
Augny 26V.
Aulnois 497.
AumotT :^2V.
Aumont 272
Ausudingen 468.
Avancv 30«.
Avigv 302
Avold (St.) 395.
A\old (Bnhnhot.stalion) 401.
Avrirourt VC«
Ay 305
A7.oudonee 4(U<.
n.irhnls (Lpr) 4V1.
Ilitchmühlfl 400.
Ilarourt 497.
Illirnnthiil 41V
Hagiitollc 266.
Hitgneshol/ 517.
lingncux 28«
Haillo-cn-llnul 277.
li.ill V'ift
Hnllcrlrig 392.
ItnIIrntti'iii 460.
Rarabiderstroff 365.
Biin de Fribourg 437.
Ilannay :U9.
Bannstein 415, 418.
Ban-St.-M;irtin 265.
Baiaques du Boislo Cliöne 458.
Baraques des trois Maisons
(Les) 458.
Barbe (Ste.) 308, 324, 458.
Barchain 435.
Baronne (La) 408.
Baronweiler 382.
Barst 397.
Barthof 407.
Bar V nie (Ilaute et Basse)
45V.
Basse- Bevoyc 302.
Basse- Court 356.
Ha-^se du Cuvelier 4;)3.
Ua.'^sing 508
Biithck^moiit 512.
Batzenthnl 316, 326.
Baudier (St.) 269.
B aiidrecourt 498.
Baumhiedersdorf 365.
Bazin 287.
Uazoncourf 290.
Beaurecard 316.
Beanville 280.
Boliing VI.').
Beihy 2«.i0.
Beck (Moulln de) 512.
Beckenmiihlo 460.
Bpcktrholtz :tö9.
Bedesdorf 50'.'.
Bofev 309.
Bohren 378.
Bciorn :t26.
Beimbnch 442.
Beilange 479.
Belle -Croix 266.
Belli- foiilaine (La) 267.
Boll.-foiit.iine 310, 504.
Bt'll(>gar(k' 38:«.
Bellemnilior 3V2.
Bellorstein 415.
Belle -Tancho 266.
Bellovue266, 272, 285,295,
319, 369. 42:1, 511.
Bellevue dite Longo C(Me 316.
Bellevurhof 489.
Bi>llin 369.
Belmiich 3V2.
B t'« n e Ä t r o f f 489.
Boiiing 386
Benlngen 307.
Benninghof 3K3
Benotl 2K»
BiMiRdorf 4>^9.
Bonting '.VJ7.
Urts -Verzeiclinisa.
555
Herange 481.
»erceau 286.
Uerfang(Alt-und Neu-) :t98.
Berg 327, '.m.
Bergöre (La) :)ö9.
Bergmättel 461. '
Berig M83.
Berlin gen 459.
Berlize 290.
Bermcringen 489.
Bernard (St.) 362.
Bersiederhof 427.
Herthelmingen 44K.
Bertringen 333, 383.
Berupt 303.
B c r w e i I c r 358.
Besenmühie 365.
Bessweileihof 489.
Besviilermühle 495.
Beteli 415.
Betnach (Viliers) 519.
Bettange 349.
Beltborn 445.
Betting 344, 356.
Bettingen 317, 349. 397.
Bettlainville 333.
Bettpert 4i6.
Bettring 392.
Bettweiler 421, 422.
Beuvange 321, 322.
Beux (Haute-) 290.
Beva 284.
Bövange 320.
Böville 307.
Bevotte 308.
Bevoye (Basse) 302.
Beyren 326
Bezange la petile 515.
Biberkirch 436.
BIbiche 358.
Bibisch ^58.
Bibischerbach ;tö9.
Biblingen M\.
B i c k e n h 0 1 z 445.
ß i d i n g 384.
B i d 1 i n g 0 n 33:?.
Biedesdorf 508.
Bielstein -WO
Bildmnlile 417.
Bille 436.
Bingen 349.
Binningen 422.
Bioncourt 479.
Bionville 349.
Bisbactier Hof :m.
Bischdorf 38;J.
Bischwaldnnihl.» 383.
Biselsackhof 420.
Bising 342.
Bisingen 349, 515.
Bisping 4'k5.
Bissemberg 414.
Bisten im Loch 349.
Bistroff 383.
Bitsch 413.
ßitsch (Alt-) 417.
Blaise (Chatel St.) 264.
Blaise (St.) 383, 467.
Blanchard 305.
Blanc-haut 513.
Blanche 479.
Blanche-Eglise 513.
Blanclierie (La) 270.
Blanc-Rupt ; Petit) 455.
Blauhof 325.
Bleicherei 355.
Blen 387.
Hlettingen 334.
Bliesbrücken 407.
Blies-E bersingen 407.
Blies-Gersweiler ¥)'.
Uliesschweyen 4C8.
Bliiidewalsch 440.
Blittersdorf (Gross) 408.
niomühle 365.
Blory 270.
Bockenhof 331.
Bösmühle 365.
Boh'sches Gut 407.
Bois-brulö 511.
Bois Canon (Revers du) 453.
Holchen 348.
Boler 327.
Bombacherhof 422
Honfey 307.
lionliauser Hof 365.
ßonlieu 452
Bonne -fontaine 461.
Bordes (Les) 266. 277.
Bormühle 370.
Bornv 266.
ßottes"(Les) 266
Boucheporii 350.
B 0 u I a n g e 324.
Boulangemühle 32V.
Boulav 348.
Boule 468.
Boüligny 365.
Bourache 519.
Bourdonnay 516.
Bourdonne (La) 454.
Bourdonne (Haute et Basse)
455.
Bourg 330.
Boiirguignon 455.
Boussange 317.
Bousse 334.
Bousswaldmühle 321.
Boustroff 384.
Bouzenacker 343.
Bouzonville 357.
Boyet 619.
Bradin 271.
Brandclfiiig 423.
B r a u w e 1 1 e r 459.
Brecheux 45;}.
Brecklingen 352.
Brdhain 498.
Bieidcburg 518
Breidenbach 426.
Breidthof 382.
Breisdorf 327.
Breite (Kleine) 467.
Breithof 512
Breitsilterhof 426.
Breitthal 415.
Bremendt^lerhof 420.
Bremm (Goldene) 380
Bremm (Kleine) ;}80.
Brettnach 358.
Brieux 268.
Briquurie (La) 316.
Brobisch 360
Broc (La) 516.
Brockenmühle 389.
Bronveaux 267.
Brouchain 459.
B r 0 u k 350.
Bru 516.
Bruchemühle 389.
I Brüchen 350. .
Bruchhof 321.
Bruch mühle 321, 370, 444
Brück 360.
Bruckmühle 398.
Brüderdorf 436.
; Urudergarten 444.
Bruette (La) 500.
Brülingen 383
Brulange 383
Brülle 451.
Bruskirhof 401.
Bruv^re (La) 307.
Buchhof 327.
Buchy 297.
Büchefberg 4Ö8.
Büdingen 316
Büdingen 334, 'XVi. 384.
Büdinger Mühle 384.
Bühl 436.
Bützelerhof 449.
Bure 325.
Burgaltdorf 509.
Burg-Esch 363.
Burg- Rüttgen 31)1.
Burlioncourt 479.
Burscheid 459.
Bury 301.
Burthecourt 486.
Burtoncourt 306.
Buschbach 377.
Buschbacher Mühle 392.
Buschborn 350.
Buschdorf .384.
Busendorf .357.
Buss 334.
Bust 327.
Bus Weiler 426.
Buthmühle 377.
Buy 305.
Bypanges 445.
Ca hart 480.
Cabocel 5i7.
Cadenbronn 379.
Caillaux 303
Cainon-prö 271.
Canardi^re 470.
Cantonnier (Maison) 389.
Canymühle 480.
Cappel 398.
Carling 401.
CarmagMOl 419.
Carole (La) 389.
Carpe fritte (La) 471.
Carri^re 397.
Cartonniöre (La) 268.
Castweiler 392.
Catherine (Ste.) 400, 509.
Cattenom 326.
Centenbacli 426.
Chabredine iLa) 292.
Chahury 2S3.
Chaillv 292.
Chailly-les-Ennery 306.
Chambre (La) 399.
Chambrey 480.
Champagne 519.
Champol 301.
Champenois 264.
Champ Gaillot 294.
Champion 306.
Chantier de l'Etang 519
Chantrenne 288
Chanville 290.
556
Orts -Verzeichnis?
Cbapuy 4ö4.
Charbonniere .La) 290.
Charennes 31 1^.
Charles (St.) 307, 378, Ss«.
Charleville 306.
Charlol Wil.
Charly 306.
Charmiile (M. de la) ioö.
Charreau (An) 272.
Chartreuse 3^V2.
Chäteau (Le; ;«7.
Chäteau - bas 264.
Chäleaii-Brehain 498.
Chäteau -de -Gras 308.
Chäteau-rouge 362.
Chdteau St. Vincent 372.
Chäte:u-Salins 476.
Chatel-Voel 481.
Chüteau-Voue 481.
Chatel St üermain 283.
Criatillon 275.
CliHUdeborg 316.
Chazelles 2/6.
ChelaJncourt ;W7.
Chemerv 3C6.
Chemery-les-deux 362.
(^heminöt 297.
Chendel :<85.
Chöne (Le) 268.
Chßne 281.
Ch^nes (Mühle des) 337.
Chönois 498.
Cheny-la-IIorgne 289.
Cherisev 298.
Chesnv 298.
Cheuby 308.
Cheval Blanc 297.
Cheval blanc ;Le) 487.
Chevalin :166.
Cheval Roubc 298.
Chevillon 292, 501.
Chicoiirt 499.
Chieulles 267.
Chniati (Le) 4V2.
Christophn (St ) :W6, ;m
Cl.-ment (St.) 280, 510.
Cl^ry 28:».
Clollre 286.
Clouango 321.
Codewaldhof :i:i6
Coignot (Muuhn du) 271.
Coin-Ies-Cuvrv 298.
Coin-Pravel 29*«.
Coin-sur-Soille 298.
Coinrv 291.
Cointliil 480.
Colbeck V>l.
Collerie (La) .'»77.
Colligny 291.
Colmen :<.'J8.
Colming :t5l.
Colonibry 291.
C'iiomlpicr 2Ufi
(lolonnc (La) V17.
r.oiidr - Norlhoii 'Xm.
(>)ndil 3K2.
(>>ti>tniitiiie 271.
Conthil 480
Convsux 21X1
'' i
•n d« 1«) :iHD.
•I du) WWi.
U) iW7
Coupillon 308.
CourcellesChaussv2?l.
Courcelles-sur-Nied29i.
Courtegain iö3.
Coutures 480.
Craincourt 4tt9.
Crehange 368.
Creon MiS.
Crepy 302.
Crepv-Ies-Sanry 294.
Croix (De la) 269.
Croix (Stc.) 360, 377, 384,
407, 414, M, 470.
Ciunes 324.
Cubolot 453.
Cueillerotte (La) 287.
Curien (St.) VvV.
Cutting 509.
Cuvelier (Basse du) Mxi.
Cuvry 298.
jDachsburg 459.
Dachsburg- Eßisheini 4V2.
j Dachshof 415.
! Dago 459.
Dagsburg 459.
^ Dain-en-Saulnois 292.
' Da lern :<ö8
Dalhain 480.
I Dalheim 358.
j Da Ist ein 359.
; Damberg 394.
Damgoiswalder- Mühle 358.
! Danimmühle 393.
; Dann u. Vierwinden 460.
' Dannelburg 461.
' Dannthal 420.
Daspich 31 '.
Daspichmünlp 316.
Davange 'X\'i.
D^deling 481.
Dehicourt 292.
Dehling 378.
Delme «96.
Üentingen liöO.
Dermirher Mühle 343.
Desseling 468.
Destilleric 370.
Destrich 384.
Destry :»8V.
Deutsch-Althoim 323.
Deutsch-llagen 471.
Deuisch-Kohrntte 420.
Deux Maisons 481.
Devanl-Ies- Fonts 267.
Diana-Kapelle 4;»6.
Diderllng 392.
Dldersborg 492.
DIding 360.
Diehllngen 377.
üiedonhofen 313.
Di(>dlngon 412.
Diefenbnch :»8n.
Üielenniiihle ;»77.
DIesdorl :<:i4.
Diesen 401.
DIfluze im.
l)iffonl)«ch 38;>, 39V.
liilhmnr 42V
DilÄchNveilcrhof .'»78
DilKchwoilormühle 378.
Hin odurum 171
Dodentiürcn XU.
DolfingiMi \W.
Dollriibncli MH.
üolvingen 44(;
Douiangeville 294.
Domcvre (M. de) Vsd.
Dominique -Guerre V7I.
Dommenheim 509.
D 0 m n 0 m 509.
Donat (St.) 382.
Donjeux 499.
Donnel.i V 516.
Donnenmübie 326.
Dorfmühle 316, 443.
Dornet 284.
Dorst 429.
Dorst (Hof) 429.
Dorlhul 51).
Dorweiler 366.
Douane 371.
Dourdhal 398.
Drainageröhrenfabrik 318.
Dreibrunnen V37.
Dreisägmühlen Wi1.
Drey (Haus) 464.
Drogny 354.
Du nl Ingen 516.
Durchthal 398.
Durkastei -481.
K b e n d 0 r f 332.
Eberbarher Mühle 417.
Ebersmühle -401.
Ebersweiler ;»59.
I Ebersweil(>r (Klein-) 399.
I Ehingen 317.
Ebl Ingen :<.')!.
I Kbrinpen 380.
Eclairs -Boules (Los) 452.
Ecrevisse (L") 2/7.
i;dellngen 366.
Edingen 3i6.
; Edival 484.
Kdling 358.
Egelsha rdt 415.
< Eich 391, 4V1.
I Eichbaracken -461.
1 Eichelherg 416.
I Kichenhof ;»;»6.
I Eigenthal 442.
E I n c h w i 1 1 e r 38.').
Eingwillor 4t>l.
' Eisenhammer (l iiterer) :}29.
Eisenhammer 418.
i Eising 3:<1.
; Elangc 322.
I Eliga57.
' Elisch 357.
Ellernhof 382.
Kllweiler 410.
KIsIngen im.
Klvange 366.
Ehingen W.
Elwfngen 366.
I'.lzango 3;»4.
KlzinKcn 334.
Kn-bas 510.
En-haul 510,
En-haut (Moulin d ) 510.
Ennery 3(h;.
!•; n 8 (• h \v 0 1 1 (• r 38.'!.
Entrnihal V6(i. '
Entringen 329.
Envio 283.
Envit> (M. d) 4W.
Kpangc 306, 3(l'.(.
Eppiiigon V26.
Epvro (St.* tm.
Orts - Verzeichnibs.
557
Hrbsenthal 41ö
Erbshiitte 420.
Erchingen 427.
Eremitage 349, 391 .
Erlenhof 382.
Erlenhütte 420.
Erlenmuserhof 420.
Ernstweiler 391.
Ersdorf 385.
Erstmiihle 4211.
ErstrofI 385
Erza nge 316.
Esche ni 478.
Escheringen 327.
Eschweiler 426.
Esperance (L) 324.
EssarJ ü08.
Essersttorf 4<j7.
Etang (L') 294, 519.
Etangs (Les) 307.
Kit in gen 422.
Etzling 378.
Eugenicnhof 337.
Eulenkopf 415.
E u t r a n g e 329.
Evendorl 3V3.
Evrange 327.
E wringen 327.
Fabermiihle 424.
Fabcrt 271.
Fabrik 356.
Fache 499.
Fahrmiihlo 465.
Failly 307.
Falck 359.
Falke nberg 364.
Falkenstein 418.
Farn eck 316.
Fareberswiller 400.
Farschweiler 377.
Faulbach ;«1.
F a u 1 q u e ni 0 n t 364.
Faulx-en-löret 372.
Fauthenhof 443.
Faxe 499.
Felschlingmühle 358.
Fi'lscnhof 422.
Felsenniülile 421.
Fenetraiige 4-43.
Fe n seh 3^3.
Fercaii 2t;8.
Ferienlhal 511.
Feringen >tö9.
Ferme Bleue (La) 325.
Ferque (La) 270.
Föves 267.
F e V 298
Fillen (Ober-) 370.
Filsbachmiihle -'»61.
Filsdorf 359.
Finkhol 424.
Fiiikniont 424.
Finseling 369.
Finstingen -443.
Fischerhof 415.
Fixem 327.
Flanvilie 293.
F I a s d 0 r r 342.
Flassgarten 351.
Flattenhof 343.
Flavigny 286.
Fleisheim 446.
Fletrange 366.
Fletringen 366.
I Fleury 299.
Klövy 307.
F 1 0 c 0 u 1 1 292.
I Flörchingen .317.
I Florange 317.
Flosselinger Mühle 3fi8.
! Folie (La) 280, 2a3, 301, 512.
i Folkl ingen 377.
i Fol kr ingen 469.
j Folpersweiler -iOS.
Folschweiler 3'J8.
Fontaine (Ste.) 398.
Fontaine 8UX-Ch6iies (La) 453.
Fontenoy 444
Fonteiiv .'WO.
Fontoy";ra.
Forbach 376.
Föret-faux 3:11.
Föret ferme (La) 325.
Forge (La) :WJ.
Forge (De la) 440.
Forges (Les) 359.
Forgevilie 342.
Fosse (M. de In) 499.
Fossieux 500.
Foul er ey 469.
Foulignv 366.
Fouquet (La grauge) 515.
Four (Le) 455.
Fourcheux 290.
Koville 299.
Frache 389.
Frackelfingen 452.
France (Villa) 409.
Frangois (St.) 382.
Frangois Malgrange 316.
Franckaloirmühle 292.
Franclonchamp 269.
Frantzholz 320.
Franz (St.) 362.
Franzoscnmiihle 451.
Frapouillemühle 319.
Fraquelfing -^52.
Fraue nberg 408
Frechingtn ;i42.
Fr^court 295.
Frei bürg -^69.
F r e i b u s s ;i85.
Freimingen 398.
Freiminger .Mühle 399.
F r e i s d 0 r f 359.
Krcmecourt 269
Fremersdorf 385
Fr^mery 500.
Fremestroff 385.
Frentzrl 451.
Frescatelli 270.
Frescati 486.
Krescaty 271.
Fr§snes-en-Saulnoi8481
Fie.^ny 290
Freudenberger Hof 414.
Freybolsdorf 385.
Freybouze 385.
Freywald 448
Frichts 'Los grandes) 440.
Friedrichsmühle 460.
Frohmühle 425.
Frohnacker 415.
Froid-cul 319.
Fronholtz 3>0.
Frontignv 301.
Fuchsenmühle 377.
Füllingen 366.
Fürst 398.
Fuhrhof 416,
Fundmühle 427.
Gänglingen 366.
Giillenmühle 421.
üallonge 367.
Gandern 326.
Gandrange 317.
Gangoulf (St.) 356.
Gansbachmühle .385.
Gansweiler 461.
Garburg 461.
Garde (Mühle du) 398.
Garde- de -Dieu (Le) 284,
502, 509.
Gare (La) 399.
Garsch .327.
Gassion 316
Gaubiving 378
Gauweisdorf 36;i
Gau wies 328.
Gavisse 3 8.
Gaweistroff 363.
Gebenhausen 408.
Gebesdorf 510.
Gebling 5i0.
Geblingen 391.
Gehfeld 397.
Gehnkirchen 351.
Geismiihie 361.
Gelbedingen 510.
Geling 360.
Gelingen 338.
Gelmingen 351.
G^lucourt 510.
Gendersberger Hof 4i6.
Genesdorf 510,
Gentringen 316
Genweiler 399
Georgeiimiihle 460.
Georges (St) 472.
Gerbecourt 481.
Gerenhof 389.
Germingen 470.
Gerold sack 447.
Gerskirch 516.
Gertingen 351.
G e r 1 1 i n g e n 360.
Gesslingen 386.
Geysenbergerhof 465.
Ginblingen 510.
Giningen ^Ober- u. Nieder-)
338
Girlange 351.
Girlingen 351.
Gisingen 422
Gisingerhof 422.
Gisselfingen 510.
Givrycourt 489.
Glagonnerie 455.
Glasbronn 414.
Glasbruik ;töö.
Glashütte 321.
Glashütte Sophie '.iSO.
Glassenberg 423.
Glatigny 307.
Godechure 309
Götzenbrück 416.
Goglo (Lp) 287.
Goin 299.
Goldene Bremm 380.
Goldhof 343.
Golenholzer Hof 365.
Gomelange 351.
Gondrange 324.
558
Ürts-Verzeichuisl^.
Gondremange 3^.
Gondreville 310.
Gondrexanse 470.
Gongelfane 344.
Gorze 279.
Gosselmi ngen 446
Goursthal 316:
Grätschbach 379.
Gräfenlhalmühle 363.
Grafenweiher 420.
Grandes irtches LeO ViO.
Grandes Tape.^ 278.
Grand -Haut 453.
Grands-Jardins 4ÖO.
Grange (La) 319, 328.
Grange (Neuf-) 410.
Grange- aux-Bois (LaJ 266.
Grange- au -bois 516.
Grange-aiix-Dames (La) 269.
Grange-aux-Ormes (La) 301.
Grange d'Agneaux (La) 270.
Grange denvie (La) 269.
Grange Mercier (La) 270.
Graumühle 442.
Gravatte 351.
Gravelotmühle 365.
Gravelotte 284.
Greinermühle i22.
Gr^mecey 482.
Greningcn 386.
Grenzhof 46V.
Gr6ve (Haute und Basse) 302.
Griesbach 424.
Griesbcrg 337.
Grignan 271.
Grigy 206.
Grinioiii 275.
Grindorf 3V2.
Grindwiller 409.
Grisberg 316.
Gros-Sapin (M. du) 455.
Gross-IMitlersdorf 408.
(Jrosshochkirkel 414.
Grossmann 451.
Grossrederchingen 422.
Grosstannchen 382.
Gros-Ten(| "in 382.
Gros-Yeux 264.
Grünhof 401, 491.
(irundweiler 409.
Guapevum 278.
Gueti'iange 391, 510.
Gu^ de Laxiit 517.
Gncisüo (Haute; 463.
Guelaiige Xiü.
Guenkirch Itöl.
Gün8l)achcrhof 379.
Guentrango x. Gentringen
316.
Guenviller 399.
Gueriiig 389.
Guormango 470.
Guerstling 360.
GuOfixeling 386.
<;u(^lvilli'r 48H.
(iniciii k' '.my
(Jui i.'T.
(ini' ><'.).
G u I II K I •' ■• K *' 366.
Guingudlf (La) \M.
(;ulnzcllng ItN).
Gulurhlirrglidf Vt2.
(•undiTctil ngen 470.
', il.t »Ol.
Gustal 323.
Gutenbrunr.en 461.
Haarberg 4117.
Hablütz 471.
Haboudange 482.
Hackenberg 333.
Hagen 328.
Hagen (Deutsch-) 471.
Hagen diu gen 267.
Uagonctange 267.
Hahnwald 428.
Halde -Wl.
Halastenmühle 349.
Haiing 330.
Halleringen 367.
Hallingen 352.
Halmoze 4;i3.
Halphen 36.'>.
Halsdorf 342.
Halsidrac 275.
Haltenhausen 442.
HumiOber-u.Nieder-H.);J38.
Harn unter Warsberg 3ö2.
Ilambach 409.
Hameviller 325.
Hamm.er 424.
Hammerschmiede 401.
Hammerwerk 359.
H a m p 0 n t 482.
Han an der Nied 367.
Hanau 264
Hanauer Sagemühle 418.
Hang weil er 461.
Hannocourt 500.
Hanwoiler 416.
Harcholins 453.
Ilarga rten 343, 360.
Ilarprich ;J86.
Harras 391.
Harraucourt-sur-Seillo
482
Harr eck 460.
Hatt^pitzmuhle 361.
Harsprick 386.
Hart (La) 420.
Hartberg 429.
Ilarthof 460.
ilarzhol 420.
Ilarzweiler 438.
Ilasdorl 3:16
Haselburg 462.
Ilasensprung 'SM.
iiaspelsclioidt 416.
Hassi'llhul 418.
Ilassenburg 392.
Hattingün V')2.
Haltigny 452.
liauconco><rt 267.
Maus Drey 464.
Haussonvillo 4<^9.
Ilaut-Clocher 442.
Haut - de -la- Hesse 480.
Haute lievovo (La) WS.
Hdiilu rorgo(|)e In) 440
Hauto-GiuMK'O 453.
Houtcrl\e 298.
liautes Mnisnn!« (Los) 471.
Hnut-Moiilin J8V.
ilAUtnnneri« (Ln) 300.
llHdvcrlhe 342.
IIa vangi' :>24.
Ilnyang<> 317.
Hny('drs-AllODiands471
Hoye» 307.
Hayingen 317.
Haymiihle 393.
Ha V weg 398.
Hazard 414, Vil.
Heckenranshach 391,
Heckling 357.
Heideneck 419.
Heidinger mühle 377.
Heilenbronn 399.
Heilipenbronn 422.
Heiligkreu7mühle 384.
H e i 1 i m 6 r 386.
Rein in gen 360.
Helnrichsdovf 462.
Helstroff 361.
Heldenmühle .'(42.
Hei red an ge 367.
Helgering 446.
Helleringen 400, 446.
Hellert 460.
Hellimer 386.
Helling .3.33.
Hellmühle 'Mi.
Hellocourt 516.
Hellwald 3S9.
Helperlshof 318.
Heisdorf 352.
Helstroff 352. 361.
Heitermühle 363.
Hemilly 367.
Heming 452.
Hemmeringen 386.
Hommingen 452.
Hengst 460.
Hennerstermühlc -401.
Henning 370.
Henninghof 465.
Henriville 399.
Herbhof 465.
Herchweiler 399.
Heringen 462.
Hermelango 4.')2.
Hermelingen 462.
Herrn endorf 'Xtö.
ilermrskapppl 407.
Hernicourt 367.
Herny 367.
ilerreiimühle 460.
ii er rensingen 471.
iierrenwnldhof 365.
Hcrrenwaldhölü 382.
Herrner .Mühle 424.
Herzingen 471.
Herzojishand 414. '
HessaiiRO 305.
jiessdorf 361.
Hesseling 377.
Hessen 41)8.
Hetschmühle 370, 398.
Iletlingen (Gross-) 328.
Hollingen (Klein) 343.
Heydeckcr.sniülilo 377.
Iloyersherg 465.
Hlbrich 495.
Hilbetheim 446.
Hilsmühl« 391.
HlUpnch 392.
Himelinp 'XIO.
II inckingen 352.
H inknnge 3.'i2
Hliikehmülile 387. 401.
Iliiiksinger Hol :i82.
iüiinernnuilile 377.
II inKing 392.
Illntcf^te Mühlo 401.
Orts -Verzeichniss.
559
llirbach 392.
Ilirpshöfe :i24.
Ilirtenhaiis 420.
Hirtstell iW.
Hobling 3t52.
Hoblinpen 482.
Hochbruck h&i.
Hochkirkel 416.
Hoch köpf 414.
Hochwald 399.
Höllhigcn 422.
Uöllmühle 3ö9.
Hölsberg 460.
Höschihal V42.
H 0 f 438.
Hofmühle 46o.
Hegst 400.
Holbach 399, 425.
Holhing 39-2.
Hollacourl 367.
Hüllerluch 3'J7.
Holliiifi 3Ö2.
Hol vi (Igen 392.
Holzinühl'e 370.
Honibourg rLvöque399.
Homburg (über- u. Unter-)
399, 400,
Homburg-Kedingen 33ü.
Homeldang 326.
Hommartingen 439.
Hommiirtinger Post 439.
Honimei t 439.
Horgnc (La) 298, 299, 302.
Horgne-au-Sal)lon (La) 270
Horspiclirhof 423.
Host (Ober-) 400.
Hotlweiler 427.
Iloudremont 430.
Houtte (La; 295.
Ilouzanl (.M. du) 455.
Hub 460.
Hubert (St.) 287, 304, m.
Huberville 43.'i.
Hu dingen 482.
Hübelhof 41f), 420.
Hübelmühle 383.
Hü Hingen (Gross-) 328.
Hültingerhof 423.
Hulten hausen 462.
Hundlingen 409.
Hungerhof 3Ö.3.
Hunski rohen 490.
Huntingen 3^42.
Huntingerhof 344.
Huterdorf 442.
Hütte (La) 4.=13.
Hutzelhol 420.
Huzange 326.
Hycourt 2y2.
Jägorbrunnen 382.
Jägerhof 460.
Jagdbronn 387.
JalUv 269.
Jako'bshof 418.
Jallaucourt ÖO I .
Jamailles 321.
Jambrol 517.
Janaiihof 422, 424.
Jaomont 274.
Ibigny 471.
1 hingen 471.
Idöe (.Mon) 397.
Jean ^St.) 38;», 4Ö8, 464, ö19.
Jean de Bassel (St.J 448.
Jean-!üret (St.) 503.
Jean-les Clianville (St.) 290.
Jean Simon 453.
Jerusalem 270, 276.
Illingen 335.
Imeldmgen 333.
Imlingen 439.
Imlinger Schlos.^ 440.
Immerhof 328.
Ingli ngen 335.
Inglingerhof 362.
Insmingeii 4t)0.
Insweiier 490.
Jockeishof 418.
Johann (St.) 351, 367.
Johann von Bassel (St )
4.48
Johann Brauweiler (Sl.) 459.
Johannliof (St.) 359.
Johannismühle 408.
Johannisweiler 410.
Johann- Kurzerode (St.)
464.
Johanns-Rohrbach 3V2.
Joseph (St) 305, 382.
Jouy-aux-Arches 285.
Ipplingen 409.
l^iiiigmühle 369.
Julien (St ) 275.
Jungsmühle 377.
Jure (Saint-) ;K)3.
Jury 299.
Jussy 285.
Justemonl 321.
Jutz (Ober- u. Unter-) 318
Juvelise 516.
Juville 501.
Iverling 366.
Kachler 418.
Kahlhan seil 423.
Kaiserhof 462.
Kalembouig 272, 343.
Kaltenbathmiihle 442.
Kaltenhausen 414.
Kallweiler 344.
Kammern 399.
Kanfen 328.
Kapelle 418.
Kapelle (Alte und Neue) 383.
Kapellenhof 427.
Kapellenmühle 371.
Kappelking er 393.
Karihäuserliof 342.
Kastelkapelle 329.
Kasteivvalderliof -447.
Katharina (Ste.) 280.
Katharinenkapelle 407.
Kallenholen 326
Katzenkopfermühle 425.
Katzenthal 418.
Keckingen 328.
Kedingen 335.
Kelsing 470.
Kemplich 336.
Kerb ach 378
Kerl Ingen 342.
Kerperhof 489.
Kerprich 511.
Kerprich (aux bois) VVO.
Kerpricher Mühle 510.
Kerwiller 393.
Key bürg 328.
Kickerei 330.
Kirchberg -440.
Kirchnaiimen 342.
Kirsch 3;{7, 343.
Kirschberg 511.
Kirsctimühle 338.
K i r w e i 1 e r 393.
Ki.sermatte 470.
Kitzing 343.
Klang 336. .
Kl^ippmachermühle 416.
Klein -Bibisch 358.
Klein -Breisdorf 339.
Kleine Breite 467.
Kleine Bremm 380.
Klein -Eich 441.
Klein -Harras 3&I.
Klein -Helledange 367.
Klein -Hettingen 343.
Klein - Moyeuvrc (Mühl.-) 324.
Kleinmuhle 377. 387, 389, 399,
400, 422, 423. 460, 461.
Klein-Rederchingen423.
Klein -Bohrbach 393.
Kl ein- Hossein 378.
Kleintännchen 387.
Kleinthal 369.
Kleinwüld 426.
Klemershol 446.
Klickmühle \89.
Klosterhof 358.
Kluckerliöfe 361.
Klumpenhof 420.
Knallhütte 35;}.
Knu lange 324.
Ko breite 420.
Kochern 378.
Köcking 328.
Köking 486.
Königsberg 3^41, 419.
Königsmachern 336.
Kopfermühl 460.
Köppenhol -460.
Kohlplatz -442.
Konacker Hof 318
Kontz (Ober-) 329.
Kontz (Nieder-) 344.
Koltendorf 363.
Kraftel 510.
Krebsmühle 397, 398.
Kremrichhof 411.
Kresctimühle 359.
Kreutzerhof -429.
Ki-eu?hof 385, 489.
Kreuzkapelle 377.
Kreuzkopf 461.
Kreuzwald 361.
Kreuzwald-Ia-Ilouve 361.
Kriechingen 368.
Kronenmühle 381.
Krotenwasen 415.
Krunigarten 387.
Kühberg 460.
Küntzich 334.
Kützeling 511.
Kugilbach 451.
Kundschaft 415.
Kunkelmühle 451.
Kurzerode 464. 465.
Kusse (Maison) 425.
Kuttingen 509.
Labeauville 280.
Lubordatte 310.
Labrepcux h'.ii.
Lacry 299.
Ladaroe 510.
560
( >rt^ -VerzeiclmisK.
Ladonchamps 278.
Ladre (St.) 301.
Ladre (Haute Ste.) 272
Laffenborn 452.
Lafrimbolle 452.
Lagarde 516.
Lageret 427.
La Grange-Fouquet 515.
Lahelle 3;iO.
Lairange 318.
Lanier 310.
Lambach 423.
Landange 453.
Landen vi Hers 292.
Landorf 387.
Landgast VW.
Landremont 293, 295.
Landrevange 324.
Landrevingen 334.
Landsknecnthof 467.
Laneuveville 453, öd.
Laneuville 310.
Lanferbonne 452
Laniiigen 387.
Langatte 440.
Langd 440.
Langenberg 471.
Langcnrain 415.
Langheck 38;i.
Langmatt 465.
Langschiess 455.
Lansquenet -467.
Laqucnexv 292.
Lardemclle 2C6.
Lasch hach W».
Lfltre 286.
L«ttenholzmnhlo 371.
Laubriick 359.
Lauder fingen .%9.
Laudrefang 369.
L aumesfeld 3-W.
Lnunsdorf 343.
Lauterfingen 491.
Lautermingen 353.
Laii\allit>re 293.
LaiivallrtJ-res ;W8
Lavalüine 2*.'8.
Lavicuville 310.
Lebeycourl 483.
Lt'Ckerange 463.
Lefrcsnc 3i0.
Legfcre 42f).
Legcrey 427.
Lchdresch 409
Lehnulorf 339.
Lein Ingen 491.
Loinslrod :{82.
Lcip/iR 28-V
Leirii.gcr Hof 318.
Lcitsciilhol 418.
Leilingen :W7.
Lernherg 416.
Lcnioncoiirt 501.
L 0 m u d 2*.^2.
LfliigclBhclm 4X7.
Löning 491.
Utnzwfiler .391».
L<5on (Si.) 442.
l.<^oniird Vift.
Loonnkapelle 460.
l4!0\|lllTH «Vi.
In Mfnll» t».
Le«»o tiOI.
L e « • y tM».
I.oihrcld :>7H
Lettembach 455.
Lev 517.
Leyding 361.
Leyweiler 3ff8. :m
Lezev 517.
L'Höpital 401.
Lhor491.
Libaville 308.
Liberniiilile 3,31
Lidersingen 511.
Lidrequin 483.
Lidrezing 511.
Liederscheidt V17.
Liöhon 299.
Lieschbach 418.
Lietzeis 517.
Lieutenant Sgefeld 397.
Limbach 407.
Lindelhof 418.
Lindreking 48:-t.
Linernuihle 495.
Linstroff 382.
Linder (Ober- u. Unter) 51 1 .
Lindre (basse u. haute; 511.
Liocourt 5(ß!.
Livier (St.) 485.
Lixheim 463.
Lixheim (Alt-j 444.
Lixingeii 388
Lixingen bei Ruhlingen 4(^1.
Lobauhof 458
Lobe (Ln) 282.
Lobreitehof 420
Löcherbacher Hof 423.
Lörc hingen 450.
Lognc 3:^8.
Lohmiihle;WV,377, 379. 397.
Loh r 491, ViS.
Lom nie ränge 324.
Longeau 2S;{, 287.
Longevillc 2«»7, 369.
Longe ville-les-.Metz2ti8.
Longoville - les-St. -
Avold :K)9.
Lorenlz M>\.
Lorenz (St ) .324.
Loreilc (f.ense de Sl ., 498.
Lorquin 450.
Lorrv-devant-le-Pont
299
Lorry-lcs-Metz 268.
Losdorf 491.
Losermiihle .378.
Lothringen 428
Loudrefing 491.
Louis (St.) 4<)1 , 417 . 4<)5, 471.
Louis (Spital SL) 418.
Louisniiihle (Sl ) V2V.
Loups (M. des) m\.
Loutremanue 'M'H.
Lou vign V 300.
Uyville 3(i3.
Liibi'u'ourt 483.
L IIb ein :Mi9.
Luc (St.) :m.
Liicliisi II W<\
Lucy 502.
Liidclongc ',tii>.
l.iidwiKHtiii'ihle VV2.
Lue 307.
Liit/elbiirg 46:).
Liitzelhard 4«).
Liilzciiniiihlo 427.
l,iit;r wellor 427.
LuporHliauNon 410
Luppy 292
Luttingen :>;57.
Liixenmühle 421.
Luzeraille 28.5.
Macher 3.52.
Machern 3W
Macker 352.
Mackeren .3W
Miichsmiihle 3;il.
Magasin (Le) 320.
Magdalaine (La) 501.
Magdt>biirg 317.
.Magnv 300
Magstatt ;«8
Mailanderberg 417.
Main du Prince (La) 414.
Main viller 370.
Mainvillers .370.
Maison Cantonnicr 389.
Maison (i'öoolc' 460.
Maison i'tolee 2\)3.
Maison de Garde :tö1.
Maison neuve 278.
Maison de Ptiche 4-W.
Maison de Planche (La) 267.
Maison du Garde 'WO.
Maison Kusse 425.
Maison -Nouve 287, .368.
Maison rouge 271, 278, 319.
.Maisonnette 365. 3(U).
Mnisons rouges 458.
Maisons rouges (Les)^471.
Miittresse (Neuve) .387.
M a i w e il e r 370.
Maizorv 2««.
Maizeröy 292.
.M a i z i t> r e s - 1 c s - M e t z 268.
Ma izii'res 517.
Maiadrcrio •W9.
Malancourt 270.
Mnlaucourt 502
Malgre-Colie V>4
Malgrö-Ieau 318.
Malgrö-vous 1121 .
Malgrc^-Xoi'.sse 517.
Malin 516.
Mallingon 3-Vl.
Malmaison 288.
Malroy 308.
Malsage" 324
Manbach 418
M.iiicenuihle 28:1.
Mancourt :107.
Mancv '-\X\
Man deren :t4;i.
M;ini5e 45fi
Mangenot (Jean) Vit.
Maiiboui^ 483
Manoin (s. Monhofen) 318.
Manspach :171.
M a n y :«70
M.ujuenom 318
Mnrai.go268
M a r a n g 0 -Z 0 n d r a n g e :170.
Marcbaiide (La) 480
Mairoint :170.
Mardlgny :UH).
Marengi) 272.
Miirgiiretho (Sic.) 'XW.
Margucrile (Sie.) :W7.
Marie (Ste.) :n9. :12;{, :W2.
Mario -oux-Bois 511.
Mnrle-nux-Chöncs (Ste.)
«7».
Orts -Verzeichnis^.
561
MariedeRicholz(Ste) üb"
Märierino?;s 341.
Marienhof HW.
Marienthill 316, 397.
Marieulles 301.
Marimont 491 , 516.
Marivaux 307.
Marly301.
Marly-aii-bois 297.
Marquis (M. du} 4öö.
Marsai öl8.
Marsilly 293.
Marspich 318.
Marthe (Ste.) 380.
Marthil ü02.
Martincourt öl 7.
Malhesmütiie VItö.
Mathismiihle 421.
Mattenmiihle 444.
Maltenthal 418
Mattmütile 43.*>.
Mausmühle 327.
Maxe 2C9.
Maxe (.41t- und Neu-) 383.
Maxe-.Mansuv 383.
Maxstutt 388.
Mazagran 308, 383.
Mechy 308.
Mecleuves 301.
M^dard iSt ) 512.
Medioniatricum 171.
Megange 353.
Mehlingcrhol 422.
.Mehlpoul 379.
Meinsperg 343.
Meisenthal .417.
.Melkhaus 407.
Memersbronn 353.
.Mengen 'Mi.
Menüs (Les) 291.
Mennonitfs fTemple des) 389.
.Menskirch 3.')9.
Merbettenmüh!e 370.
Mercy-Ies-Metz (oder le
Haut) 293.
-Meren 422.
Meridien 486.
Merlenbach 378.
Merlinsol 480.
Mersch Weiler 34.3.
Merten 361.
Mesnil 503.
Mesnivi.l ÖOO.
Metairies St. Quirin Mil
Metrich 337.
Metring 371.
Metringer Mühle 371.
Metschbrückenmühle 424.
Mettinge II 464.
Metz 171.
Metzeresche ;ö7.
.Melzerwiesc 332.
Metzing 366, Wii.
.Metzingen 322. 379.
-Mewinkcl 337.
M6y 269.
Meyersmühle 442
Meysenbruck 382.
Michel (St.) 453.
Michelskapelle 322.
Miderich 447.
Mieck'sclio Oelmühle 398.
Milberg 472.
Milchen 341.
Mitschcnhof 369.
.Mittelbronn 464.
Mittelmühle 422, 423.
Mittenhof 343.
Mittersheim 447.
Möhringen -Zondringen
370.
Mörchingen 388.
.Mörsberg 491.
•Mopador 285.
Mohrenhof 422.
Moine 300.
Molringen 492.
Molvingen 327.
.Mombronn 424.
Momern 424.
Momorsdorf 353.
.Moncheux 301.
Monoourt 519.
.Moiidelange 320.
Mondorf 328.
.Mondren 3;i8
Monhofen 318.
Mon lii6e 397, .437.
Monnercn 338.
Monplaisir 273, .%9.
Mont 289.
Montbronn 424.
Montdidier 492.
Montenach 344.
Monterchen 338.
Montigny la basse 270.
Montigny la Grange 264.
Montigny- los-. Metz 270.
Montois-Ja-.Montacne
270. •*
Montoy 293.
.Montrequienne ;)38.
Mont roval 419.
Moranviile -428.
Moreaux 319.
Moreville 295
Morhange 388.
Morlange 349.
Morlingen 316.
Morsbach 379.
.Morsbacher Mühle 379.
Morsbronn 392.
Morville sur Nied 503.
.Morville-les-Vic 483.
Moskau 284.
Moulin-au-pr^ 272.
Moulin-des-Oies (Le) 281*.
.Moulin-en-mie (Le) 268.
Moulin- Neu 1283. 300, 519.
Moulin Rothol 3&3.
.Moulin-rouge 322.
Moulins 243.
Moulins-les-Metz 270.
Moulinet 499.
Moulliiig 447.
Mouselhütte C87.
Moussey 467. 471.'
Moutelotte (Lu) 482.
.Moutou 380.
Mouzaia 369.
.Moyenvic 519.
Moyeuvre-grande 319.
Moyeuvre-petite 319.
M u d 292.
Mückenhof -409, 436.
Mühlbacherhof 420.
Mühle (Grosse) .'JOO.
Mühlleld 377.
Münchhof 4i2.
Münster 492.
Huhn, Deutsch -Lothringen.
Münzthal 417
Münzthalmühle 424.
Mulcev 511.
Mussy l'Evßque 306.
Mutschhof 386.
Mutterhausen 417.
Mutterkirch 377.
Multermühle 401.
Nakerhof 471.
Narbefontaine 353.
Narien 281.
Nassenwald 427.
N e b i n g 493.
Nellingeii 393.
Nesselhof 436.
Netzenbach 442.
Neubach 416.
Neudelange 333.
Neudorf 358, 425.
Neue Kapelle 383.
Neue Mühle 349, 350.
Neue Wirthschaft 370.
Neufchof 324.
Neufchere 499.
Neu f- Grange 410.
Neu fnioulins 453.
NeufviUage 493.
Neuhammerhof 424.
Neuhaus ,317.
Neuhof 3^3, 369, 392, 409, 414,
436.
Neumatt 42i.
Neumattenhof 424.
Neu -Maxe 383.
Neiimühle 303, 317, 321,
365, .367, 378, 389, 391,
411, 417, 419, 427, 4;>6,
461 , 462.
Neumühlen 462.
Neunkirch 378.
Neunkirchen 361, 410.
Neunkirchhof 427.
Neuscheuern 410.
Neuve-Grange (La) 453,454.
Neuve Mattresse .387.
Neuweiherhof MO.
Neuzintzel 415.
Nicolas 461.
Nicolaus (St.) 351.
Nidange 306.
Nideck 397.
Nidccke*. Hof 423.
Niederau'mühio 394.
Niederdannthal 420.
Niederginingen 338.
Niederhaus 338.
Niederhof 454.
Niederhost 400.
Nieder-Kontz 344.
Niedermühle 377, 378,393.
Niederstinzel 447.
Niederweiler 440.
Nieder wiese 353.
Niedhof 501.
Niedmühle .'500.
Niedvclling 360.
Nilvange 319.
Nireziach 384.
Nilting 454.
Niverlach 4S5.
Noissevillo 308.
Nollweiherhdf 445.
Nondkail 329.
Nonnenburg 442.
30
562
Orts -Yerzeichniss.
Norroy-le- Veneiir 271.
Korthen 350
Nothvigne 511.
Notre-Dame 272 299.
Notre-Dame de la Salet^e278.
Noue La) 28i
Nouilly 30S.
Novea li t 285.
Nudelhof 4tio.
Nunkirchen 361.
Nussweiler 379, 427.
Obcr-Apach 3V2.
Oberdannthal 420.
Oberdorf 362.
Obere Mühle 377.
Ober-FiUen 370.
O b e r g a i 1 b a c h 428.
Obergiriingou 338.
Oberham 3:i.S.
Ober-Iloniburg ;W9.
Oberhost 400.
< )hermühle 331, 336. 355, 3" 6,
367, 370, 377. 378, 39:3.
Oberiiiiihlthal 415.
Ober-Naumen 3i3
Ober-Sterck 342
Oher-Steinbcsch 369
Oberstinzel 447.
Oberstmühlc 422.
Oberten 3K7.
Oiicrweiler 440.
(jjerwiese '.töi.
Ohreck 484.
übrik 382.
Ochsenmühle 414. 419.
Oderfangmühle 397.
Odenhofen 362.
Odilienkapelle -^60.
Oelmühlo 361 , 365, 378. 408,
411, 412, 421.
O e t i n g e n H79.
Oetringen :ß9.
Oettingen 329.
Oeut ränge 32i.
» ) g V 295.
Ohligmühle 425.
(»hreiithiil 428.
Diseaiix (Ruisseau des) 471.
OlbiTtinp 42:1.
Oiferding 42:i.
oigv :m.
Olimpre 48V.
OlshtTn 426.
Otizvs eller 'Mu\.
Oiupiiland '161.
Ommeray 519.
Opperdini: 428
Orient (L) 277.
O r i o r o II r t 503.
Orly 2»)4.
Orniangc 5!0.
O r m n r s w n i l e r 528.
Orme» (l.n-ürange-aux) :I0I.
Oriiy :M)».
Oroii 'Mi.
Onwald ;Sl } '.VSO.
Otl.iii^e 329
Oltfiidorr '.VÜl
Oltilirn (Sic ) JWK 461
oti(Mi\ iiic :i6:i.
Ot i w .• Uli 427.
O XW
O
O
Pagny f-lcs-Goin) :301.
Pahles'mühle 42S.
P.ilmernuihle UX).
Pampelune 287.
Panae 289.
Paoully 306.
Papiermühle 400. 4l.i.
Paques (.M. du) 455.
Paris iP.>tit; 518.
Parthe (Ober- und Unter-)
327.
Parucke 407.
Paul (SL) i83..:529.
Pavillon 301.
P6che fMiiison de) 440.
Pöcheur (M. du) 455.
Peltre 302.
Pepinville :J20.
Perrückenniühle 407
Peteipliilippsparton 418.
Petites Tapes 27S.
Petit -Jurv (Au) 299.
Pellt- M.ifais 294.
Petite Moncheux (La) 301,
Petit -Moulin 284.
Petit- Pnris 518.
Petiingen 352.
P e 1 1 0 n c 0 u r t 484.
Pevange 484.
PfafTinberg 4l4.
P f a 1 z b u r g 456.
Pfarrebersweiler 400.
Pletrernuihle 366.
Pfiirersmühle 422.
Philippsburg 418
Philippsmühle 408.
Piblingen :^54.
Pierre (St.) 296, ;)16.
Pjerrejeu 301.
Pierre rouge 442.
Pierre villers 272.
Pierronmühli' 4^2.
Pia in c de Valsch 440.
Plamhette (I.a) 293.
Plantiöres 272.
Plappecourt 295
I PJappeville 273.
Pliilincrie 418.
Plesnois 27;i
Pluche 298.
Point-du-jour 272, 273, 287.
297.
Poixe :K)9.
Polissoir 455.
Polisso r St. Quirin 451.
Polka 285.
Poniniericu x :<02.
Poncet (Moulin du) 271.
Poncillon 2 5.
Pons Sara vi VW.
Poni-;'i-('.hnussy 291.
Pont de Domangcville 294
Pontignv :iö0.
Ponloy :102.
Ponl-do-piorre 36<;, :{70.
Porcnlotte 401.
Posdorf 448.
PoBl (Alle) 458.
P.ml llrnuweilfr .459.
Pol-dc-vin :J01.
PoUnschehüUc 420.
Pnulllv :t()2.
PiMilc» Moulin i\cn] :iK7.
Poiirnoy lii-(:hiMiv(<:i02
Pourno v-ln (irasso ;»0'.».
Prayelle 264.
Prö-.)ardin 453.
Preische 329.
Prenienhof 369.
Pros (Moulin dej 510.
Pres-ville 271.
Prevocourt 5(3.
Privat (St.) 270.
Privat-la-Montagne(St.)
276.
Providcnce (Lal 509.
Prügelhof 422. '
Puctie 293.
Pü tu in gen 329, 3P;i
Pütllinger .Mühle 394.
Puits-du-Chöne (Le) -452
Pulvernuihle :}99.
Puttelange :i93.
P u 1 1 e l a n g e - I e s - R 0 d e-
mack 329.
Putlignv 48V.
Puzieux 503.
Ouatre-Vents353, 309. 460,
51-}.
Quenouille (Moulin de la) 451.
Quentin (St.) 273.
Oueuleu 273.
Quirin (St ) 404.
Quirin (Mötairies St.)
451.
Quirin (Polissuir St.) 451.-
Rabas :)09.
Racrange ;i89.
Ra hl in gen 424.
Rakringen ;389.
Rambachiiof 452.
Harnstein 415.
Ramsteiner Mühle 414
Rangeva UX 319.
Raptin .V72.
Raum\iT- 516.
Ravace 275.
Raville 29t.
Rech ;191.
R ö c h i c 0 u r t 406.
Recourl (Haute et basse,' 517.
Redange :i25.
Rederchingon 422
Redcrniühlo ;i97.
Reding 441.
R e d i n g e n :i25.
Redlach ;t60, 371.
R e i c h e n t h a 1 472
Reiding 441
Roi mel I ngen 34V
R e i m (M- i n g e n 36i :{94.
Ileinhardlshol 415.
Rein Ml gen :t;t9. 493.
Rcim'ldorr Mi.
11 e m e 1 1 H n g c n 'MVi
Rem dringen \10.
Remelingen (Ober- und In-
lur-) 31«.
Rem er i II g :»02, 39V
Reniesinger Hol ;J78.
Hern Uly 29:i.
Reniv (St.) 278.
Rening V.KI
Ren Igen (Ober und Nie-
der-) :t29
ReNHoincourl :)03.
Ret hei 344.
Relonley 294
Orts -Vcrzeiclinisb.
5G3
Hettel 3i4.
Kevers du Bois- Canon 4.'J3.
Revers du Grand -Haut tSl
Keyers Weiler 419.
Rezonville 2SG.
Khin-de-bois-Catoire 479.
Hhodes 441
Richarville 4o5.
Hichary 294.
Richo 484,
Richemont :120.
Riebe val 472.
Hichlinppn 394.
Ricrange 3ö3
Ridlingen 341.
Rieding 441.
Kiharville 4öo.
Rinilingen 428.
Rimlingmühle 43ö.
Rjnange :W6.
Rinting 436.
Rishol'z 452
Ritterwald 441.
Ritzingen 34.3
Ritzmiihle 399.
U i X 1 n g p n 466
Robertinühle 316.
Rochatshol 414.
Rochemühle 321.
Rocher (Le) 400.
Rochoiivillers 330.
Rockange 3ö4
Rodalben 493.
Kode 389.
Hodemuchern 330.
Rodenbrorm 419.
Roderisse 3G9.
Rodlach 3.18.
Kodstein 442.
Rohr 414.
Rohrbach 4T1. 512
Rohrbach (Klein-) 393.
Rolbingen 428
Kollingen 294.
Rombas 273.
R 0 ni 0 c 0 u r t 472.
Rommellingen 448.
Kondbois 382.
Roncou rt 27i.
Ronde (La) 267.
Rondprt^ 4ö3
Rongueville 281.
Roppweiler 419.
Rosenmühle IWI.
Rossbrücken 379.
Rosselanpe 320.
Rosselhof 415.
Rossein (Klein-) 378.
Roth 409.
Rothe Mühle .385.
Rothenburg 419.
Rothendorf .362.
Rothenhof 387.
Kothenhüll 46(».
Rothol 383, 49'!.
Rothniühle 42;).
Rothschlössel 419.
Rott 462.
Rouge- Eau 453.
Rouge - Eau - forge 4.55.
Roulette (La) 4.58.
Roupeldango 354.
Roupelstauden XiO.
Koussv-le-Village 331.
Rozerieulles 286.
Uue (La) 272.
Rüringen 353.
Riissi ngen 325.
Rüttcen 331.
Rugv 305.
RuTfine (Ste.i 287.
Ruhlingen 410.
Ruisseau des Oiseaux 471.
Rund wäldchenhof 382.
Rupipny 306.
Rupl ingen 354.
Rupt-des-Dames 4S.i.
R u r a n g e 338.
Rusdorf 341.
Russange 325.
Saaralben 390.
Saaraltdorf U8.
Saarburg 433.
Saareck 448.
Saareckhof 448.
Saareckmühle 447.
Saareiiisberg 419.
S 0 a r e i n s m i n g e n 41 1 .
Saareinsminger Schleusse
412.
Saarelfinghof 4-43.
Saargemünd 405.
Saarwaldhof 44«.
Sab Ion (Le) 274.
Sabre 298.
Sägmühle 418, 420, 465.
Sägemühle (Unnauer) 418.
Sailly 302. 304.
Sal^aux 517.
Salival 485.
Salon n es 485.
Salzbronn 391.
Sanrv 294.
Sanrv-l es-Vigv 308.
Sansofinet (Le) 267.
Sarbeiingen 513.
Sarreguemines .405
Sauerhof 426.
Saulnv 276
Sauniühle 424.
Sauvage 266, 519.
Schaafbionn 416.
Schackeneck 462.
Schä'erei 352, 401.
Schäferhof 400.
SchafTbachermühle .378.
Schalkenbach 449.
Schall bach 449.
Schantz 407.
Schatzenhof 426.
Schaumberghof 328.
Scheidt 392.
Schel :}3y.
Schemerloch 362
Schendel 385.
Schenkelmnhlc 387.
Scbeuerwald 343.
Schiersthai 417
Schillersmühle 427.
Schlangenberg 415.
Schlössersmühle 377.
Schlossberg (L'nter-) 418.
Schlosserei .330.
Schlosserniühie 387.
Schlosshof .'}29.
Schlossthal 420
Schmalenthai 416.
Schmalhof .392.
Sthmclzenmuhle 421.
Schmidt Weiler 424.
Schmuckelhof 409.
Schnackenhof 4-46.
Seh nee kenbnsch 4-41.
Schneiderstiülte 378.
Schnellrnmühle 448.
Schnev 448.
Schöneck .377.
Schönerhol 353.
Pchönhof 419, 42.S.
Schorbach 419
Schott enhof 391.
Schreckling ;!61.
Schremingen 321.
Schwangerbach 419.
Schwarzenberg 415, 416.
Schweinbronn 426.
Schweix 392.
Seh we ix in gen 442.
Schweizerberg 416.
Schweizerhof 4i8.
Schweizerliindel 414, 415.
Schwerdorf 362.
Schweyen 427.
Schwingmühle 416.
Scy 276.
Sebastian St.) 392. 414.
Sebastopol 266.
Secourt 303.
Seidenfabrik iPüttlingerJ .394
Seiiigbouze 401.
Sellenmühle 443
Selven 428.
Semecourt 277.
Sengbusch -401.
Senorrois 272.
S e n t z i g 331
S^raincourt 486.
Serca 340.
Servipny 301».
S e r V i g n V bei Rollingen 295.
Setting 412.
Seutrv 367.
Sihen'e ,'0.3.
Siebersmühle 377.
Sierck ;tt0.
Sierck (Ober-J :i42.
Siersthal 424.
Sillegnv 303.
Silly 29Ö.
Silly-en-Saiilnois 3a3.
Silvange 169.
Simbach 408.
Simming :I31.
Simon (St ) 410.
Simon (Jean) 45;i
Smglingen 423.
Sirium 340.
Sirsthal 417.
Sitifort 437.
Sixte (St.) 360.
Soetrich 328.
Soldateiithal 451.
Solgne 30;}.
Somme 298.
Sonnenhof ."159.
Sonnenmiihle 360.
Sophie (Glashütte) :i8C.
Sorbev 295.
Sotzeling 486
Sparsbiod 461.
Speckhronn 425
Speichern .380.
Spitalmühle W.U.
Spittel 4«1.
564
Orts -Verzeichniss.
Spitzberg 460.
Spitzmatl 425.
Staatskopf 442.
Stahlhammer 420.
Stampf 460.
Station de la Cöte 389.
Steinbach 392. 407, 513.
Steinbesch (Ober-) H69.
Steinbeschhof 365.
Steinbiedersdorf 370.
Stellaire 455.
Stephanie (Ste.) 380.
Stiringen Wendel 380.
Stock (Tour du) 440.
Stockbronn 414.
Stockhofermühle 425.
Slolzenborn 378.
Stoncoiirt 295.
Stranhof 471.
Strasse (.An der) 418.
Stürkingen 33>V.
Stürzelbronn 419.
Slülzelthal 430.
Stumpenmiihte 423.
Stutzermühle 423.
Sucel inee 465.
Sucht 425.
Suflpen .331.
Suisse-Basse u. Haute
389.
Sulzem .'{44.
Summinnen 513.
Susanne (Ste.) 353, 367.
Suzanpe 328.
Suzelhof 419.
Suzette 419.
Suzingen 321.
Talange 277.
Talpct 385.
Tannenberg 394.
Tapos 278.
Tarquimpoi 512.
Tattenwald 383.
Tays des Marchands (La) 283.
Techemplml 512.
Temple des Mennonites 389.
Tenchcrhof 391.
T e n n q u i n :{82.
Tensch :»82.
Tentelingen 380.
Tomel 26<t
Terville 322.
Tetange (Ober-) 329.
Teterchcn 3.'>4.
Tetinpen :t70.
Teufolslorh 4r>5.
Thalhiiiisein 415.
Thedingen 380.
Theihing 445.
Th icoiirl 371.
Thi<5bonlt (.St.l 280, 301
Th Irrgarten 394.
Thimonvillc 295.
Thinchon 504.
Thionville 313.
TlioninHthal 451.
Thonvillp 371.
Thury 2«J9.
Ticfi'iibriitin 4l(i.
Tl<>tlinciMi 48f.
Tigri'/ri.'ii.t ?:3,
Ti.
Tii'
Tiv
Tockfeldhof 343.
Tonnean (Le) 302 , 51 1 .
Torcheville 493.
Torsch%veiler 493.
Toupet 468.
Tour (La) 308.
! Tour (De ia) 270.
Tour de Velleng 351.
Tour du Stock 440.
Tournebride 271, 272. 273.
T r a g 11 V 295.
Trechemont 319.
Tr^mery 309.
; Trenenraiihle 397.
' Tressange 325.
i Trinite (Ste.) 397, 399.
' Trittelingen 371.
Trois-fontaines 437,439,
465.
Trois - fontaincs ([miingen)
4.39.
I Trois Maisons (Lesj 458.
Tromborn 363.
; Trombornersmiihle 377.
Trosseterie 393.
Trusch 429.
Tuilerie (La) 309, 510.
Tuilier (Ferme du) -437.
; Tuntingen 343.
' Türkstein Viö.
I Turquestin 455.
; Uckange 321.
I Ueberdorf 493.
I Ueberkinger 393
i Ueckingen 321.
Udern 338.
Ulrich (St.) 446.
' Unter- Keux 290.
' Unter- Killen 370.
Unter-Ilomburg 400.
Unterland 461.
Untermühle 331', 336, 3öö,
3.')6, 307. 370.
Untermiihithal 4l;i.
Unler-Schlo.ssberg 418.
Untcrstmühle 422.
Urbach 427.
Urville 991.
Ussolskirche .327.
Uttweiler 427.
Varquini^re (La) 270.
Vahl 494.
Vahl-Kbersing []»9.
Vohlon 371.
Valette 400.
Valcttes (Los) 461.
Valh 371.
Vallorade 488.
Vallcrange 390.
Vallervsthnl 4.37.
Valliöres 277
Valmonl 401.
Valmünster 3.'>4.
Vannocourt 486.
Vannesmühio 360.
Vannoiio (La) 297.
Van ton \ 278.
Vany 277.
VaranaollICK 519.
Varcndt :<61.
Varize itfiS.
Variberg 966.
Vartavilio MI.
Vatimont 372.
Vaucremont 290.
Vaudoncourt '?9o
V a u d r 0 c h i n g 363.
Vaudreville 294.
Vaux 287.
Vaxy 486.
Veischem 465.
Veit (St.) 339.
Velleng (Tour de) 351.
Venneck 397.
Verene (Ste.) 422.
Vergaville 512.
Verneville 288.
Verny 297.
Verrerle coulurier ;W7.
Veymerange 322.
Vezon 301.
Viberdorl 491 .
Vibersviller 494.
Vic 514.
Videlange 510.
V ierwinden 460.
Vierwindhof 369.
Vignes (Maison de) 657.
Vigneulie-haute 370.
Vigneulies 268.
V ignv 304.
Vi «y "305.
Villa france 4C9.
Village (M. du) 455.
Viller 390.
Viilers adanseres 461.
Vi Hers nux Oies -461, 504.
Villers- Bettnach 309,
519.
Villers-Laqnenexv 292.
Villers-kV-Plesnöis 273.
Villers-Ii^s-Rombas 274.
Villers rOrme 278.
Villers-Stoncourt 295.
Villing 363.
Vincent (St.) 264.
Vincent (ChAteau St.) 372.
Vintrangi' 383.
Vintringon 383.
Vionville 288.
Virgin 428.
Vingmühle 410.
Virmingen 494.
Vitrange 367.
Vitry321.
Vittoncourt 372.
Viviers 6ft4.
Vogelsang 'X\\.
Vogelsmühle 427.
Voimhaut 372.
Voinolte (L«) V>;j.
Voisage 282.
Voitrobolio (La) 483.
Volkrnnge :«2.
Volkringon 322.
Volm orange 331, 366.
Vol nie ringen 3.')5.
Volperfang 379.
Volstroff 339.
V 0 y 0 r 455.
Vrömv 310.
Vrv 3l0.
Vulmont :«)4.
V u 0 1 p e r w 0 1 1 1 e r 455
Wackenherc 461.
Wackenmühlo 410, 4V2.
Wado (1)0 lu) 277.
Orts -Verzeichniss.
5ß5
Wahl-Ebersingen H89.
Wahlenherg 388.
Wahi-Laning 387.
Wairix 3öö.
Waldeck 415.
Waldenbiirg 465.
Waldhaus 494.
Wald hausen 429.
Waldhof 325.
Wald scheid 442.
W a I d w e i s d 0 r f 344.
W a 1 d w i e s e 344.
Walkenhausen 341.
Walkmühle 416, 421.
Wallacheihof 387.
Wallen 371.
Wallerchen 363
Walleringen 390.
Waimcn 401.
Walmesdorf 334.
W a 1 s c h b r u n n 429.
Warchmiihle 361.
Warsberg 3ö2. 355.
Wasnanque 273.
Wasperweiler 4öö.
Wassersuppe 4ö1.
Weckersmühle 422.
W e c k e r s w e i 1 e r 449. •
Weckringen 333.
W e i b e 1 s k i r c h e n 355.
Weidesheim 4211
Weiherkapelle 414.
AVeiler 390.
Weilerhof 467.
Weimeringen 322.
Weisskirrh 426.
Weisskirchen ö13.
Weissweiler 4! I.
Weiferdingen 411.
Wi'lschhof 394, .42:1, 427.
Weisch-Kobrette 420.
Welschmühle 423.
Welwingen 356.
Wendelshof 361.
Weneck 401.
Wenheck 397.
Wentrinsihof 362.
Wenzweiler 392.
Werckmühle-361.
Werichhof 410.
Weschbachmühle 378.
Werschingermühle 42S.
Weschingmühle 410.
Weschheim 465.
Weyerleld 361.
Weyerkirch 424.
Weyerniühle 359.
VVeyersbcrg 416.
W e y e r s h e i ni iSo.
Weyerstein 439.
Wiebers Weiler 494.
Wiegsburg 460.
Wiesinghof 407.
W ies Weiler 411.
Wilhelmsbronn 361.
W i 1 1 e r w a 1 d 394.
Willingen 363.
Wilsberg465.
Windhof 427.
Winsperg 339.
W intersburg 465.
Wirmi ngen 494.
Wirtroff 512.
Wisse 486
Wissmühle 339'.
Wittersburg 496.
Wittringen 411.
Wölferdingen 411.
Wölflingen 363. 412.
Woippy 278.
Wolfen 509.
Wolfsbronn 419.
Wolfsgarten 414.
Wolfskapelle 448.
Wolfsthal 451.
Wollmeringen 331.
Wolmünster 426.
Wolsdorf 339.
Wüstkamm iol.
Wuisse 486.
Wurtzmühle 397.
Wustweiler 412.
Xanrey 520.
Xirxange (Haute et basse) 518.
Xocou rt 5CÖ.
Xouagsange 505.
.\ouaxange 442.
Yutz (Jutz) 318.
Zander 481.
Zarl)^ing 513.
Zarixin 440.
Zeiringen 342.
Zellenhof 387.
Zettingen 412.
Ziegelei 339.
Ziegeleihof 365, 4ö8.
Ziegelhütte (Alte) 394.
Zilling 465.
Zimmerwald 419.
Zi mm in gen 356.
Zinswald 439.
Zinzingen 377.
Zittersdorf 442.
Zollhaus 371 , 3hü.
Zommange 513.
Zondrineen 370.
ZotzeUng 486.
Zoufftgen 331.
Zufall 451.
Huhn, Deutsch -Lothringen.
37
Ks ist zu lesen:
üruclcfelilci'.
S. 66 Z. i
Französisches
Haus; Familie;
4,ia 3,57
S. 66 Z. 10
Deutsches
Haus: Familie:
5,71 4,60
S. 5 Z. 28 Ilavange, anstatt Hayange
S. 102 Z. 1;{ ihre « ihnen
S. 176 Z. 5 westlich, « östlich
S. 177 Z. 22 Clercs » Clerc
S. 192 Z. 1 Goudchaux » Gaudchaux
S. 214 Z. 25 1473 » 1497
S. 2R7 Z. 6 Ueberfall >> Ausfall
S. 360 Z. 27 Gerstiingen » Gertlingen
S. 371 Z. 4 Curtis » Curti
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