■in
B. FBÄNKEL
ARZNEIMITTEL
SYNTHESE
FÜNFTE AUFLAGE
DIE
AEZNEIMITTEL-SYNTHESE
AUF GRUNDLAGE DER BEZIEHUNGEN ZWISCHEN
CHEMISCHEM AUFBAU UND WIRKUNG
FÜR ÄEZTE
u
CHEMIKER UND PHARMAZEUTEN^
VON
DR. SIGMUND FRÄNKEL
Ä. O. PROFESSOR FÜR MEDIZDTESCHE CHEMIE
AS DER, WIESER DJOVERSITÄT
FÜNFTE, UMGEARBEITETE AUFLAGE
BERJilN
TERLAG VON JULIUS. SPRINGER
1921
Alle Rechte, insbesondere das
der Übersetzung- in fremde Sprachen, vorbehalten.
Copyright 1921 by Julius Springer in Berlin.
Vorwort zur zweiten Auflage.
In verhältnismäßig kurzer Zeit sieht sich clie Verlagsbuchhandlung ver-
anlaßt, eine zweite Auflage dieses Buches zu veranstalten. Das Werk er-
scheint nunmehr zum großen Teile neu bearbeitet und durch eine Reihe neuer
Kapitel bereichert. Einem vielfach geäußerten Wunsche der Fachgenossen
entsprechend, ist die benützte literatur angegeben, so daß das Buch als Nach-
schlagewerk benützt werden kami. Die Literatur ist bis September 1905 be-
rücksichtigt. Mehrere Register erleichtern die Benützung des Werkes. Dem
Verhalten der Substanzen im Organismus ist ein eigenes Register gewidmet.
Ich bin zahlreichen deutschen und englischen Fachgenossen für Äütteilungen
und Korrekturen zu Dank verpflichtet. Es sind nunmehr in diesem Buche
viele anderweitig nicht veröffentlichte Untersuchungen, die teils aus meinem
Institute stammen, teils mir von Fachgenossen und Fabrikchemikern ziu-
Verfügung gestellt wurden, enthalten. Ebenso hat eine neuerhche Durchsicht
der Literatur wertvolle Ergänzungen geUefert. In seiner gegenwärtigen Fassung
vertritt das Buch durchaus den Standpunkt, die Wirkungen vom stereochemi-
schen Gesichtspunkte aus zu erklären.
Für Korrekturen und Mitteilungen werde ich den Fachgenossen stets
dankbar sein.
Wien, Oktober 1905.
Sigmund Fränkel.
Vorwort znr dritten Auflage.
Die vorhegende dritte Auflage ist bedeutend vergrößert und neuerüch
zum TeU umgearbeitet. Die Literatur ist bis Oktober 1911 berücksichtigt.
Vor Benützung des Buches wolle man die Nachträge beachten. Hoffentüch
erwirbt sich die ,, Arzneimittelsynthese" im neuen Gewände ebenso viele Freunde
wie in den früheren Auflagen.
Wien, im November 1911.
Siemund Fränliel.
Vorwort znr vierten Auflage.
Auch die vierte Auflage ist sehr wesentlich vergrößert und viel umgearbeitet.
Einzelne Kapitel wurden neu eingefügt. Der reichere Inhalt führte auch,
um das Buch handlich zu behalten, wieder zu einer Vergrößenmg des Formates.
Trotz des Krieges konnte die ausländische Literatur, wenn auch nicht voll-
ständig, berücksichtigt werden. Die gesamte Literatur ist bis November 1918
verarbeitet.
Wien, im Dezember 1918.
Sigmuiid Fi'änkel.
Vorwort znr fünften Anflage.
Die Literatur ist bis Mai 1921 berücksichtigt. Einzelne Kapitel haben
eine große Bereicherimg erfahren, so besonders die Chinin- und Arsenkapitel
sowie das Kapitel über Geschmack. Die fremdsprachige Literatur ist nun nach-
getragen. Durch typographische Änderungen ist viel Raum für den Text
gewonnen worden.
Wien, Juni 1921.
Sigmund Fräiikel.
Inhaltsverzeicliiiis.
Seite
Einleitiing 1
Allgemeiner Teil.
I. Kapitel. Theorie der Wirkungen anorganischer Körper 10
II. Kapitel. Theorie der Wirkungen organischer Verbindungen 26
a) Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen 26
b) Beziehungen der Wirksamkeit zur Veränderung im Organismus 42
III. Kapitel. Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung 51
1. Wirkungen der Kohlenwasserstoffe 61
2. Über die Bedeutung der Hydroxyle C5
3. Bedeutimg der Alkylgruppen 61
4. Bedeutung des Eintrittes von Halogen in die organischen Verbindungen 67
5. Bedeutung der basischen stickstoffhaltigen Reste 71
6. Bedeutimg der Nitro- mid Nitrosogruppe 80
Nitro- oder Nitrosogruppen an Sauerstoff gebunden 80
Nitro- und Nitrosogruppen am Kohlenstoff 81
7. Die Cyangruppe 84
8. Wirkungen der Puringruppe 89
9. Wirkungen der Carbonylgruppe. A. Aldeliydgruppe 96
Wirkungen der Carbonylgruppe. B. Ketone 98
10. Bedeutung des Eintrittes von Säuregruppen 99
11. Bedeutung des Eintrittes von nicht oxydiertem Schwefel 107
12. Bedeutung der doppelten und dreifachen Bindung 110
13. Unterschiede in der Wirkung bedingt durch Stellungsisomerien . . . . 114
14. Stereochemisch bedingte Wii-kungsdifferenzen 118
Stereoisomerie durch doppelte Bindung verursacht 120
Stereoisomerie durch asymmetrischen Kohlenstoff verursacht .... 120
Die Wirkung ist geknüpft an bestimmte sterische Lagerimg .... 126
15. Beziehimgen zwischen Wii'kung und Molekulargröße. Wirkung homologer
Reihen 130
16. Beziehungen zwischen Geschmack und Konstitution 134
IV. Kapitel. Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus 154
Oxydationen . . 155
Desaminierung und Aminierung 180
Reduktionen 181
Syntliesen im Organismus 183
Paarung im Organismus (Entgiftimg durch Paarung) 183
AcetyUerungen, Methylierungen 186
Uraminosäurensynthese 195
Verhalten verschiedener Aminderivate 196
Verhalten einiger hydroaromatischcr Substanzen 198
Halogen- und schwefelhaltige Verbindimgen 198
Verhalten der Phthaleine, Tannine, Harze imd Glykoside 200
Spezieller Teil.
I. Kapitel. Allgemeine Methoden, um aus bekannten wirksamen Verbindungen
Verbindungen mit gleicher physiologischer Wirkung aufzubauen, denen aber
bestimmte Nebenwirkungen fehlen 202
I. Das Salol-Prinzip 202
II. Vermeiden der Ätzwirkungen 203
III. Reaktionen mit Formaldehyd 204
VJ Inhaltsverzeichnis.
Seite
IV. Einführung von Sävireradikalen für Wasserstoffatome des basischen
Restes 203
V. Einführung von Aldehydreston 204
VI. Einführung von Alkylresten in die Wasserstoffatome der Aminogruppe 204
VII. Einführung von Säureradikalen in die Hydroxyle von Basen .... 205
VIII. Einfülirung von Alkylresten in die Wasserstoffe der Hydroxylgruppen 205
IX. Wasserlösliclimachen von Arzneimitteln 205
X. Einführung von Halogen oder Schwefel . 206
XI. Darstellung von Salzen . 20t>
XII. Kombüiation zweier wirksamer Substanzen . 207
II. Kapitel. Antipj'retica 208
Chinin imd Chinolinderivate 208
AntipjTin 21G
Phenylhj'drazinderivate . 219
Semicarbazidderivate 222
Indolinouo 224
Pyrazolonderivate 224
Tolypyrin 224
Salze des Antipyrins ... . 224
Verschiedene P\Tazolonderivate . . 226
Chinin . . . ." 234
Chinin und seine Derivate 249
Anilinderivate . . 253
Bedeutmig des Ringsystems für die Antipyretica . 259
p-Aminophenolderivate 264
Allgemeine Betrachtimgen über die Antipyretica 288
III. Kapitel. Alkaloide 293
Einfluß der Hydrierung der Basen 295
Physiologische Bedeutung der Umwandlung der temären Alkaloide in quater-
näre Ammoniumbasen 296
Bedeutimg der cyclisclien Struktur der Alkaloide 302
Bedeutung der Stellungen der Seitenketten ... 302
Bedeutung der Seitenketten .311
Bedeutung der Hydroxj-le 318
Bedeutung der Carboxalkylgruppe 319
Bedeutung der Substitution von Säureradikalen im Hydroxylwasserstoff . .321
Cholin-Muscaringruppe 327
Cocain imd die Lokalanästhetica 333
Die Tropin verbindimgen 341
Tropacocain 351
Cocainersatzmittel 358
Cyclische Alkamine 358
Fette Alkamine 366
Anästhetica aus verschiedenen chemischen Gruppen .377
Die Orthof ormgruppe : Ester aromatischer Säuron 383
Mydriatica und Myotica 391
Morphin 39i'
Apomorphin ^13
Versuche zur Morphinsynthese 114
Hydrastis 421
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß 440
Nicotin 159
Pilocarpin 401
Strychnin ■ ■ 463
Emetin 466
TV. Kapitel. Schlafmittel und Inhalationsanästhetica 468
Allgemeines 468
I. Gruppe. Halogenlialtige Schlafmittel 470
II. Gruppe. Schlafmittel, deren Wirkimg auf der Gegenwart von Alkyl beruht 489
UI. Gruppe. Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Caronyl beruht 516
Allgemeines über Schlafmittel 521
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
V. Kapitel. Antiseptica und Adstringentia 527
Aromatische Antiseptica 543
Phenole 543
Salicylsäure •''>53
Saide 562
Kreosot und Guajacol 575
Guajacolpräparate, in denen Hydroxylwasserstoff durch eine Acylgruppe
ersetzt ist 577
Kreosot- und Guajacolpräparate, deren Hydroxylwasserstoff durch Alkyl-
radikale substituiert ist 584
Weitere wasserlösliche Guajacolderivate 585
Guajacolpräparate, aus denen Guajacol nicht regeneriert wird 586
Zimtsäure 591
Antiseptica der Chinolinreihe 592
Jodoform imd seine Ersatzmittel 593
Jodverbindungen 606
Chlor- und Bromderivate 614
Sehwefelverbiudmigen 622
Ichthyol imd ähnliclie geschwefelte Verbindungen 624
Selen- und Tellurderivate 631
Fluorverbindungen 635
Siliciumverbindungen 630
Calcium 636
Die organischen Farbstoffe 637
Formaldehyd 649
Hexamethylentetramin 654
Tannin, Gallussäure und deren Derivate 658
Wismut 663
Quecksilberverbindvmgeu 671
Silber 691
Eisen 695
Arsenverbindimgen 698
Arsen-Schwefelverbindungen 725
Arsen-Schwermetallverbindungen 726
Antimonverbindungen 728
Vanadium 732
Arsen-Antimon- und Arsen-Wismutverbindungen 732
Gold, Titan, Kupfer 734
Aluminium 737
VI. Kapitel. Abfülirmittel 739
VII. Kapitel. Antihelminthica 750
VIII. Kapitel. Campher und Terpene 757
Santal, Copaiva und Perubalsara 765
Isovaleriansäurepräparate 767
IX. Kapitel. Glykoside 771
X. Kapitel. Reduzierende Hautmittel 776
XI. Kapitel. Glycerophosphate 781
XII. Kapitel. Diuretica 786
XIII. Kapitel. Gichtmittel 796
XIV. Kapitel. Wasserstoffsuperoxyd 814
Nachträge 816
Patentregister 823
Autorenverzeiehnis 832
Sachregister 842
Veränderungen der Substanzen im Organismus 900
Abkürzungen.
AePP.
Apot. Ztg.
Americ. Ch. Journ.
Arch. f. kl. Med.
Ann. di chim. e farm.
Arch. d. Pharm.
BB.
BZ.
Bull. gön. de th6r.
Her. d. Morph. Phys. Ges.
Cr.
C. r. s. b.
Chem. Ztg.
Diss.
DRP.
DRP.-Anm.
D. A. f. klin. Med.
Gaz. Chim.
HB.
HS.
Journ. of Arneric. Med.
Ass.
Liebigs Ann.
Mercks Ber.
M. f. Ch.
N. Y. Med. Joiu-n.
Proc. Chem. Soc.
Proc. R. Soc.
Pharm. Ztg.
Reo. des trav.
Rep. der Pharm.
Rev. möd. Siiisse
Sem. mM.
Suppl.
Ther. Mon.
Virch. Arch.
Woch. f. Th. und Hyg.
des Auges
Z. f. Biol.
Z. f. Hvc.
Z. f. kl. Med.
Zentr. f. Phys.
Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie.
Apotheker- Zeitung.
American Chemical Journal.
Archiv für klinische Medizin.
Annali di chimica e di farmacologia.
Archiv der Pharmazie.
Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft.
Biochemische Zeitschrift.
Bulletin generale de therapie.
Berichte der Morphologisch-Physiologischen Gesellschaft Mün-
chen.
Comptes rendus de l'Academie des Sciences, Paris.
Comptes rendus de la Societö de biologie, Paris.
Chemiker-Zeitung, Cöthen.
Dissertation.
Deutsches Reichs-Patent.
Deutsche Reichs-Patent- Anmeldiuig.
Deutsches Archiv für klinische Medizin.
Gazetta chimica italiana.
Hofmeisters Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie.
Hoppe-Seylers Zeitschrift für physiologische Chemie.
Journal of American Medical Association.
Liebigs Annalen der Chemie.
E. Mercks Berichte.
Wiener Monatshefte für Chemie (Sitzungsberichte der k. Aka-
demie zu Wien, mathematisch-naturwissenschaftlicheKlasse,
blaues Heft).
New York Medical Journal.
Proceedings of chemical Society, London.
Proceedings of Royal Society, London.
Pharmazeutische Zeitung.
Becueil des travaux chimiques des Pays Bas.
Repertorium der Pharmacie.
Revue mödicale de la Suisse Romande.
Semaine medicale, Paris.
Supplementband.
Therapeutische Monatshefte.
Virchows Archiv für pathologische Anatomie.
Wochenschrift für Therapie und Hygiene des Auges.
Zeitschrift für Biologie.
Zeitschrift für Hygiene.
Zeitschrift für klinische Medizin.
Zentralblatt für Physiologie.
Einleitung.
Die Pharmakologie hat in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
eine eigenartige Vermehrung des Arzneischatzes erfahren. Die früheren Jahr-
hunderte hatten Heilmittel verschiedenster Art auf Grund reiner Empirie
der verschiedensten Völker gehabt, Heilmittel anorganischer und oi|;anischer
Natur ; in den letzten Jahrhunderten wurden besonders mit steigender Erkennt-
nis der anorganischen Körper, namentlich im iatrochemischen Zeitalter, viele
anorganischen Substanzen, vor allem Metallsalze, als neuer Zuwachs für die
Therapie geschaffen. Es entstand aber gleichsam eine neue Arzneimittel-
lehre in dem Momente, als man nicht nur auf Grund von Empirie und Aber-
glauben mid Überlieferung die Drogen benützte, sondern durch das Bemühen
der Chemiker die Drogen selbst einer Untersuchung in der Richtmig unter-
warf, daß man ihre wirksamen Bestandteile zu isolieren sich bestrebte. Mit
der Entdeckung der reinen Pflanzenalkaloide war der erste große Fortschritt
gemacht, welcher zeigte, daß nicht die chemisch aus verschiedensten Substanzen
bestehende Droge, sondern ein oder mehrere chemische Individuen die Träger
der einer Droge eigentümhchen Wirkung waren. Diese Erkemitnis mußte dazu
führen, mit der oft auf Aberglauben beruhenden Überhefermig zu brechen
und so eine große Reihe von Drogen aus der Benützung auszuschalten. Die
Reindarstellung chemischer Individuen bedeutete aber auch einen großen
Fortschritt in dem Siime, als man nimmehr die eigentlich wirksamen Substan-
zen selbst genau dosieren komite, was ja bei dem wechselnden Gehalt der Dro-
gen an wirksamen Bestandteilen bis zu diesem Zeitpunkte eine Sache der Un-
möglichkeit war. Die physiologische Untersuchimg der aktiven Prinzipien
selbst gab nun Aufschluß über die reine Wirkung des Mittels. Man koimte auf
diese Weise auch eine Reihe von Nebenwirkungen und unangenehmen Eigen-
schaften, die sich auf Geschmack und Geruch bezogen, ausschalten, wenn diese
Nebenwirkungen nicht dem wirksamen Bestandteil, sondern anderen, an der
Grundwirkung der Droge nicht beteiligten Substanzen zukamen. Das Stu-
dium der chemischen Konstitutionen der als wirksam erkannten organischen
Verbindungen mußte dazu führen. Versuche anzustellen, auf synthetischem
Wege dieselben Körper aufzubauen. Dieser einen großen Richtung der syn-
thetischen Chemie der Arzneimittel folgte aber bald eine theoretisch ungleich
wichtigere, die wohl zum großen Teile ihren Ursprung darin gefunden hat,
daß man bei dem damaligen und bei dem gegenwärtigen Stande der syntheti-
schen Chemie so komplizierte Körper, wie die meisten Pflanzenalkaloide und
andere Bestandteile der wirksamen Drogen sind, auf synthetischem Wege
aufzubauen nicht vermochte. Man versuchte nun zu erkennen, auf welchem
Teile des Moleküles die Wirkungen der Substanzen beruhen und von diesem
Gesichtspmikte aus analog konstituierte Körper aufzubauen, in der Voraus-
sicht, daß die analoge Konstitution den Körpern eine analoge physiologische
Wirkmig im Organismus verleihen müsse. Solche Bemühungen haben den
■• Ftänkel, Arzneimittel-Synthese. 6. Aufl. 1
2 - Einleitung.
Gedanken zur natürlichen Voraussetzung, daß die physiologische Wirkung der
Körper außer von bestimmten physikalischen Verhältnissen in erster Linie von
dem chemischen Aufbau abhängt. Hierbei muß man auch den Umstand be-
rücksichtigen, daß man nicht zu einer sklavischen Nachahmung der Kor.stitu-
tion der natürlichen Arzneimittel gezwungen ist. Sind doch die in der Natur
gefundenen Substanzen nicht von dem teleologischen Gesichtspunkte auf-
zufassen, als ob sie in der Pflanze zu dem Zwecke entstünden, damit sie der
Mensch als Arzneimittel erkenne und benütze, sondern unter den so mannig-
faltigen, in der Pflanzenwelt vorkommenden chemischen Körpern hat die
Jahrtausende alte Empirie einige wenige zu finden vermocht, welche physio-
logische Wirksamkeit zeigten und unter diesen wenigen einige gefunden, die
als Arzneimittel verwertbar sind. Selbstredend sind nun diese in der Natur
vorkommenden Substanzen in der Pflanze und beim Tier Produkte, die eine
bestimmte RoUe in der Physiologie und Anatomie dieser Organismen spielen.
Wenn wir sie aber als Arzneimittel benützen, so tun wir es in dem Be-
wußtsein, daß wir bestimmte, im Molekül dieser Substanzen vorkommende
Gruppierungen für unsere Zwecke ausnützen, und daß nicht immer das gesamte
Molekül dieser in der Natur vorkommenden chemischen Individuen an der
Wirkung beteiligt sein muß, weil diese Körper nicht nach Gründen der Zweck-
mäßigkeit als Arzneimittel von der Natur aufgebaut sind. Bauen wir einen
chemischen Körper, der als Arzneimittel dienen soll, auf, so schaffen wir in
demselben nach Möglichkeit nur wirksame Gruppierungen, oder wir lagern
Gruppen an, um die zu starke Wirkung der Grundsubstanz abzuschwächen.
In den natürlich vorkommenden Arzneimitteln hingegen, welche ja nicht nach
dem Plane aufgebaut sind, als solche zu dienen, sondern deren durch pflanzen-
physiologische Ursachen bestimmter chemischer Aufbau zufällig sich auch
in der Therapie verwerten läßt, kann wohl das ganze Molekül als solches an
der Wirkung beteiligt sein, es kann aber, und das wird wohl der häufigere Fall
sein, nur von einem Teile des großen Moleküls der pharmakologische Effekt
abhängen. Anderseits muß die vorhandene wirksame Gruppierung m'cht
die bestmögliche sein. Wir sind also daher gar nicht darauf angewiesen, um
jeden Preis auf synthetischem Wege den in der Natur vorkommenden Körper
genau aufzubauen, sondern es genügt, wenn wir Substanzen erhalten, die in
der Wirkung mit den natürlich vorkommenden, die iins als Exemplum tra-
hens dienen, identisch sind, und dies kann geschehen, wenn unsere pharmako-
logischen Studien und Spekulationen, welche sich auf die physiologischen
Effekte der Abbauprodukte stützen, uns über den Bau der eigentlich wirk-
samen Gruppen aufklären.
Eine große Bereicherung unserer Erkenntnis trat mit dem ungeahnten
Aufschwünge der synthetischen organischen Chemie ein, als man sich, haupt-
sächlich ausgehend von der Erkenntnis der Wirkung einfach gebauter Sub-
stanzen, bemühte, durch physiologische Untersuchung ganzer Körperklassen,
die auf sjaithetischem Wege gewonnen wurden, in diesen Klassen einzelne
Individuen zu finden, die wegen ihrer Eigenschaften als Arzneimittel ver-
wertbar waren. Je mehr nun Kenntnisse dieser Art sich erweiterten, je eingehen-
der unsere Erfahrungen über die Wirkung einzelner Gruppierungen sich ge-
stalteten, desto mehr war der Weg vorbereitet, den Chemiker und Pharmako-
logen der neuesten Zeit mit sichtlich großem Erfolge betreten haben, der Weg
des planmäßigen Aufbauens und Findens neuer Körper mit pharmakologisch
verwertbaren Eigenschaften, welche als Arzneimittel therapeutische Ver-
wendung finden sollten. Es zeigte sich nun bald, daß hier ein bedeutender
Einleitung. g
Unterschied in den Resultaten eintreten mußte zwischen den Forschungen,
welche die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts charakterisierten und die sich
darauf bezogen, aus den wirksamen Drogen den wirksamen Bestandteil, das
aktive Prinzip, zu isolieren und der neuen Richtung, welche nicht etwa das in
der Natur Vorhandene suchte und nachahmte, sondern Neues, in der Natur
nicht Vorhandenes, auf Grund von Erfahrungen und Spekulationen schuf.
Diese Richtung mußte nun ganze Körperklassen, eine Reihe von analog gebau-
ten Individuen schaffen, Körper, die in ihrer Grundwirkung miteinander
übereinstimmten und denen durch synthetische Prozesse eine Reihe von Neben-
wiikungen benommen wurden. Das Resultat dieser Richtung war eine Unzahl
von physiologisch wirksamen Substanzen, und erst die therapeutische
Erfahrung konnte aus jeder Klasse wirksamer Körper dasjenige Individuum
heraussuchen, welches als bester Träger der charakteristischen Wirkung mit
möglichst wenig schädhchen Nebeneigenschaften, als eigentliches Arznei-
mittel Verwendung finden konnte. War man bis zu diesem Zeitpunkte
darauf angewiesen, nur mit dem von der Natur Gebotenen in der Arznei therapie
vorliebzunehmen, so zeigte sich nun eine fast unendliche Fülle von Möglich-
keiten, über die Natur hinausgehend Neues zu schaffen.
Wie der Künstler als sein Ziel nicht etwa die sklavische Nachahmung
der Natur, welche die Kunst zur einfachen Reproduktion herabwürdigen
würde, ansieht, sondern seine subjektive Anschaumig vom Schönen benützt,
um neues Schöne, welches die Natur in dieser Form nicht gerade bietet, aus sich
heraus zu schaffen, wohl unter der Benützung des Natürlichen, aber in einer
neuen, dem Künstler eigentümlichen Art der Darstellung, so muß auch der
synthetische Chemiker neue Körperklassen in der Weise schaffen, daß er, an-
geregt durch die Wirkimgen in der Natur vorkommender Körper und geleitet
von seiner chemischen und pharmakodynami sehen Erkenntnis der wirksamen
Gruppierungen in solchen Substanzen, neue Körperklassen darstellt, zum Teil
wohl auf Spekulation basierend, gleich wie der Künstler auf der Betrachtung
des ihm subjektiv schön Erscheinenden.
Doch war hier für den Chemiker, welcher physiologisch wirksame Körper
aufgebaut hatte, auf Grundlage von wirklicher Erkenntnis oder von Speku-
lation, ein natürhches Kriterium in der therapeutischen Erfahrung am Kran-
kenbette gegeben, eine Erfahrung, die von Tausenden Ärzten in den verschie-
densten Ländern und unter den verschiedensten Bedingungen gesammelt,
nur dem wirkb'ch Guten tmd Brauchbaren zum endlichen Siege verhelfen konnte.
Wurde nun mit steigender Erkemitnis eine neue wirksame Körperklasse
mit wertvolleren Eigenschaften in derselben therapeutischen Richtung er-
schlossen, als es die bisher verwendete Substanz war, so mußte der anfänglich
gut verwertbare Körper dem besseren gegenüber im Wettkampfe unterliegen.
Dieses Ringen und Schaffen förderte diese neue Richtung in so überraschender
Weise, daß die synthetisch gewomienen, physiologisch wirksamen Körper mit
therapeutisch verwertbaren Eigenschaften schon nach Tausenden zählen. Aber
wir stecken noch immer in den Kinderschuhen der Arzneimittelsynthese. Wir
suchen in der Natur vorhandene Arzneikörper synthetisch darzustellen oder
ihnen verwandte Substanzen mit ähnlichen oder gleichen Wirkungen. Wir
finden beim planmäßigen Studium neuer chemischer Körperklassen, die wir
auf bekannte Wirkungen prüfen, neue Individuen mit solchen Wirkungen;
aber die Therapie mit ihrer ungeheiu-en Mannigfaltigkeit stellt immer neue
Anforderungen nach neuen Wirkungen und wiederholt stetig den Wunsch
nach Befriedigung ihres Bedürfnisses an Substanzen, denen therapeutische
4 Einleitung.
Wirkungen eigen sind, die kein von der Natur uns gebotenes Mittel besitzt.
Von der synthetischen Chemie erhofft man nun, daß sie von dem pharmako-
logischen Studium der so zahlreichen dargestellten Körperklassen und In-
dividuen miterstützt und angeregt, Substanzen darsteUt und findet, welchen
neue, von der Natur nicht gebotene therapeutische Eigenschaften innewohnen.
Das planmäßige Studium der chemischen Vorgänge im Organismus, ins-
besondere das Studium der chemischen Reaktionen, mit welchen sich der
tierische Körper vor der Einwirkung bestimmter Gifte, sei es solcher, die nor-
malerweise etwa durch die Fäulnis im Darme entstehen oder von Giften, die
ihm künstlich zugeführt werden, der Hauptsache nach aber das chemische
Studium und die Isolierung der Substanzen, durch welche sich der Organismus
vor der Einwirkung der Mikroorganismen und der Produkte ihrer Lebens-
tätigkeit schützt, müssen uns die Wege zeigen, wie wir durch Zufuhr bestimm-
ter chemischer Verbindungen diesen Selbstschutz des Organismus miterstützen
oder hervorrufen und steigern können. Anderseits können uns Spekulationen
über diese Vergiftungsvorgänge unter normalen und pathologischen Bedingun-
gen, die sich ja bei verschiedenen Individuen luid bei verschiedenen Tierklassen
so eigentümhch different abspielen, zu der Erkenntnis führen, worauf das auf-
fällige refraktäre Verhalten bestimmter Tierklassen gegen bestimmte Gifte
und gegen bestimmte Infektionen beruht. Wenn wir sehen, daß einzelne
Tiere Infektionen, die dem Menschen verderbhch sind, überhaupt nicht unter-
hegen, wenn wir weiter sehen, wie einzelne, für den Menschen äußerst giftige
Substanzen bestimmte Tierklassen gar nicht tangieren, so müssen wir durch
Spekulation über die Wechselwirkung zwischen wirkender Substanz und
Organismus, dahin geführt werden, anzunehmen, daß entweder diese giftige
Substanz so rasch in dem betreffenden Organismus zu Zerfall geht, neutrah-
siert oder abgebaut wird, daß sie wegen ihrer mangelhaften Resistenz der
Einwirkung dieses speziellen Organismus gegenüber eine physiologische Wir-
kung auf denselben auszuüben nicht in der Lage ist oder daß die Substanz
in einem Organismus, den sie nicht zu alterieren vermag, aus dem Grunde
sich so refraktär verhält, weil sie für diesen Organismus chemisch so resistent
gebaut ist, daß sie mit seinen GSeweben in Wechselwirkung zu treten nicht
vermag, was wohl auch an der stereochemischen Konfiguration hegen kann.
Es kami auch der Fall vorUegen, daß die betreffenden Erfolgszellen diese Sub-
stanz physikalisch nicht aufnehmen.
So ist Atropin, welches für den Menschen ein sehr lieftiges Gift ist, für
Kaninchen von sehr geringem giftigem Effekte. Ja es ist bekannt, daß sich
Kaninchen ohne Schaden von Blättern der Belladomiapflanze ernähren können,
■and Dragendorff 1) komite im Muskelfleische von Kaninchen, die mit Atro-
pin gefüttert waren, das imveränderte Atropin quantitativ bestimmen. Ka-
ninchen scheiden 15 — 20% des injizierten Atropins durch den Harn wieder
aus. Aber man kami den Organismus durch Angewöhnung dahin bringen,
daß selbst große Dosen in 24 Stmiden aus den Organen verschwinden. Die
Leber und das Blut haben dann eine erhöhte Zerstörungsfähigkeit für Atropin,
und die Niere scheidet den nicht zerstörten Teil schneller aus. Die angeborene
Widerstandsfähigkeit des Kaninchens beruht in erster Linie auf der Zerstö-
rimgsfähigkeit von Blut und Leber für Atropin, die Empfindlichkeit der Katze
auf dem Fehlen dieser Vorgänge 2). Wenn wir mm sehen, daß unser Organis-
') Koppe, Dissert. Dorpat (186G). — Dragendorff, Pharm. Zeitschr. f. Rußland
5, 92. — A. Heffter konnte hingegen im Kaninchenrauskel kein Atropin finden. B. Z.
«0, 36 (1912). 2) jyi cioetta, AePP. 64, 427 (1911).
Einleitung. 5
mus bei der normalen Entgiftung giftiger, ihm kontinuierlich zugeführter
Substanzen, wie der Phenole, die bei der Fäulnis im Darme entstehen, in der
Weise vorgeht, daß er diese Substanzen in saure gepaarte Verbindimgen ver-
wandelt, wie die Ätherschwefelsäuren und die gepaarten Glykuronsäuren, die
sich im Stoffwechsel so ungeheuer resistent verhalten, daß sie weiter keine
physiologischen Wirkimgen besitzen und imverändert ausgeschieden werden,
wenn wir femer sehen, daß der Organismus Blausäurederivate von großer
Giftigkeit in resistente, ungiftige Rhodanderivate durch Synthese mit einer
Sulfhydrylgruppe überführt, so muß uns eine analoge Spekulation dahin leiten,
imseren Organismus gegen die Gifte anderer Art in der Weise zu schützen,
daß wir ihm die Fähigkeit verleihen, solche Gifte in ihrer Resistenz dem Or-
ganismus gegenüber zu steigern und sie auf diese Weise für den Organismus
wirkujigslos zu machen. Die andere Möghchkeit hingegen, die chemische
Wechselwirkung der vergiftenden Substanz mit dem betroffenen Organismus
zu beschleunigen imd durch raschen Abbau des Giftes innerhalb des tierischen
Körpers dasselbe imwirksam zu machen, bietet bei dem meist an imd für sich
schon resistenten Baue der giftigen Substanzen eine geringe Wahrschein-
lichkeit nach dieser Richtimg hin. Die physiologische Tätigkeit des Organis-
mus durch Zufuhr von wirksamen Substanzen zu heben, hegt aber immerhin
nahe, wenn man bedenkt, daß der Organismus auch ohne Unterstützimg diesen
Weg einschlagen kami.
Es bietet sich tatsächhch eine solche Möglichkeit, daß der Organismus
sich einer sehr giftigen Substanz in der Weise entledigt, daß er sie gleichsam
wie ein Nahrungsmittel zum Zerfall und zur Verbrennmig bringt. E. S. Faust*)
hat nachweisen können, daß die Angewöhnvmg an Morphin nur auf dem Um-
stände beruht, daß dieses so wirksame Alkaloid innerhalb des tierischen Kör-
pers zum größten Teile eine Zersetzxmg wie die Nahrungsstoffe erfährt, eine
Zersetzung, die nach der Ansicht dieses Forschers zimächst durch eine fermen-
tative Spaltung und weitere Verwandlimg der Spaltungsprodukte der Ferment-
einwirkvmg durch Oxydation und Synthese in die Endprodukte des Stoffwechsels
zu erklären ist. Der Organismus bringt bei der Angewöhnimg keine neuen
Faktoren in Tätigkeit, die Morphin zu zersetzen in der Lage sind, sondern zer-
stört es wie ein Nahrimgsmittel, während dieses giftige Alkaloid sonst nur
seine typische Wirkung auslöst imd hierbei wohl nicht völlig zu Zerfall geht.
Eine andere Möglichkeit ist die, durch Änderung am Molekül die Lös-
lichkeitsverhältnisse der chemischen Verbindungen in den zirkuherenden Medien
und ZeUteUen in der Weise zu beeinflussen, daß die Substanz nicht mehr in
die betreffenden Zellen einzudringen vermag, sondern abgelenkt wird. Ander-
seits kann man die synthetischen Substanzen so konstruieren, daß sie gerade
in diejenigen Zellen eindringen, welche der Wirkung imterHegen sollen. Paul
Ehrlich nennt dieses das ,, chemische Zielen".
Das Bestreben der modernen chemotherapeutischen Richtung geht nun
dahin, solche chemische Verbindungen aufzubauen, welche Krankheitserreger
und Krebszellen spezifisch treffen, sie im lebenden Organismus schwer schä-
digen oder abtöten, ohne daß die Zellen des Wirtsorganismus dabei wesent-
Uch geschädigt werden.
Die meisten Bestrebungen der Pharmakodynamiker waren aber bei der
großen Schwierigkeit, der Krankheitsursache selbst beizukommen, vielmehr
darauf gerichtet, die von der Krankheit erzeugten, zur Erscheinimg kommenden
Symptome zu bekämpfen. VomehmHch konnte man die subjektiv empfim-
1) AePP. 44, 217 (1900).
6 Einleitung.
denen Wirkungen des Ka-ankheitsprozesses unterdrücken, die schlechter arbei-
tenden Organe in ihrer Tätigkeit durch spezifisch auf diese Gewebe wirkende
Mittel steigern, die gereizten aber an ihrer krankhaften Tätigkeit entweder
durch Einwirkung auf die entsprechenden Nervenzentren oder die betreffenden
Erfolgsorgane verhindern. Die Unterdrückung des Schmerzes war von jeher ein
Hauptziel und auch eine Hauptaufgabe der Therapeuten.
Waren die eben besprochenen Bahnen nur schwierig zu betreten und boten
sie dem Forscher und Darsteller auf diesem Glebiete nur wenige Möglichkeiten
des Erfolges, so konnte man doch, wenn man nach langen Bemühungen oder
durch Zufall einen neuen Stützpunkt für den Fortschritt in Form eines neuen
wirksamen Grundkörpers gewonnen hatte, von diesem aus durch chemische
Abschwächungen und Verstärkungen der Grund- und Nebenwirkungen eine
theoretisch unendlich große Möglichkeit von Variationen schaffen, von Varia-
tionen, die aus dem Grunde mit wenigen Ausnahmen ähnliche Wirkungen zeig-
ten, weil der wirksame Grundkörper das Stetige im Wechsel, die alterierende
Gruppe das Variable war.
Handelt es sich für den Eingeweihten nur darum, eine Reihe von Sub-
stanzen aufzubauen, die alle gleichmäßig nach einer Richtung hin wirksam
waren, und aus der ganzen Gruppe bei verschiedenen Variationen den wirk-
samsten Körper, welcher möglichst frei von allen schädhchen Nebenwirkungen
war, also den therapeutisch brauchbarsten herauszusuchen vmd diesen
zur Anwendung als Arzneimittel zu empfehlen, so bot sich anderseits durch
dieselbe physiologische Erkemitnis, durch die verschiedenartige Variation
der abschwächenden Gruppen, ohne sonst den Grundkörper und dessen Wir-
kungen irgendwie zu tangieren, die Mögüchkeit, gleichwertige Konkurrenz-
präparate in beliebiger Anzahl zu schaffen. So wurde der Schein erweckt, daß
die moderne synthetische Chemie, welche sich mit Arzneimitteldarstellung
beschäftigt, eine so ungeheure Anzahl von neuen Arzneimittehi geschaffen
hat, während es doch klar liegt, wemi man die ganze Entwicklung dieser Rich-
tung in der zweiten Hälfte des 19. und im Anfang imseres Jahrhunderts ver-
folgt, daß nur wenige wirksame Grundsubstanzen tatsächhch gefunden wur-
den und daher nur wenige neue Arzneimittel in Wirklichkeit als Gewinst
für die Therapie resultieren, daß aber eine Reihe von Variationen gleichwertiger
oder minderwertiger Art, welche von diesen Grundsubstanzen ausgingen, als
Konkurrenzpräparate auf den Markt kamen, als Präparate, die sich nur in
ihren unwesentlichen Bestandteilen und Gruppierungen voneinander unter-
schieden. Nicht neue Wirkungen konnten diese Variationen bieten, aber
man mußte ilmen den Anschein neuer Wirkungen geben, um sie überhaupt
marktfähig zu machen. Doch hat die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt,
daß im Wettkampfe um die Eroberung der therapeutischen Anwendung dieser
Substanzen seitens der Ärzte aus jeder Gruppe von Körpern mit identischem
Bau und identischen Wirkungen nur ein, höchstens zwei Repräsentanten sich
behaupten können und alle Bemühungen der Erfinder und Fabrikanten, solche
gleichwertige Variationen durchzudrücken, trotz anfänglicher Erfolge dennoch
immer im Wettbewerbe scheitern. Diese gesunde Wirkung des Wettbewerbes
verschont uns vor einer noch größeren Überflutung des Arzneischatzes mit
gleichwertigen und gleichartig wirkenden Substanzen. Aber trotz dieser Lehre,
die sich aus der Betrachtung der Vorgänge dieser Art bei der Einführung neuer
Arzne'mittel ergeben muß, fehlt es nicht an fortwährenden Versuchen der
Erfinder und Fabrikanten, solche gleichwertige Präparate durch Variation
einer an der Wirkung nicht beteihgten Gruppe darzusteUen und in den Arznei-
Einleitung. 7
schätz einzuführen. Es mag dies wohl zum großen Teil damit zusammenhängen,
daß sowohl unter den Ärzten, als auch unter den Chemikern noch eine große
Unklarheit darüber herrscht, worauf eigentlich die Wirksamkeit bestimmter
Körperklassen beruht und daß sie nur nach Analogien, die aus anderen Körper-
klassen herübergenommen sind, neue Substanzen schaffen und schließlich sehr
erfreut sind, wenn sie einen physiologisch wirksamen Körper, der am Kranken-
bette therapeutische Wirkungen äußert, erhalten und dabei übersehen, daß sie
nur das Unwesentliche in der Konstitution des Körpers variiert haben, das
Wesentüche aber unverändert bheb.
Eine zweite Richtung der synthetischen Arzneimittelchemie war noch
rmgleich einfacher in bezug auf das gestellte Problem, sowie auch auf die Va-
riationsmöglichkeiten der Lösungen dieses Problems. Eine Reihe von in der
Natur vorkommenden xmd als Arzneimittel verwendeten Körpern, sowie
auch neue, synthetisch dargestellte Substanzen zeigten bei ihrer Anwendung
in der Therapie gewisse unangenehme Nebenwirkungen, die mit der Haupt-
wirkung der Substanz nicht immer im genetischen Zusammenhang standen.
Diese Nebenwirkungen äußern sich darin, daß die Arzneikörper zu rasch oder
zu langsam die ihnen eigentümliche Wirkung auslösen, daß sie ätzend wirken
oder bitteren Gteschmack haben. Bei einer Reihe anderer Mittel fällt wieder
der Umstand in die Wagschale, daß sie ihre Wirkung schon an Orten auslösen,
an welchen diese Wirkung nicht benötigt wird, wie z. B. die Darmantiseptica
und darmadstringierenden Mittel, deren Wirkungen unnötigerweise schon
im Magen beginnen. Bei vielen Arzneimitteln zeigt sich wiederum der Miß-
stand, daß sie wegen ihrer Unlöslichkeit nur schwer zur Resorption gelangen;
hier ist das Problem, diese Substanzen ohne Veränderung ihrer physiologischen
Wirksamkeit auf chemischem Wege in wasserlöshche zu verwandeln. Auch
das umgekehrte Problem, leicht lösliche Substanzen in schwerlösliche oder
milöshche zu verwandeln, um sie bestimmten Zwecken dienstbar zu machen,
wurde häufig aufgestellt. Während in der Therapie der früheren Zeit sich
häufig die Notwendigkeit herausstellte, um gleichzeitig verschiedene Wir-
kungen zu erzielen, Gremenge verschiedener, verschieden oder ähnlich wir-
kender Substanzen zu verabreichen, war auf synthetischem Wege die Mög-
lichkeit geboten, chemisch solche Substanzen zu kombinieren. Es ist nun
die Frage naheUegend, ob Synthesen dieser Art, bei denen zwei oder mehrere
wirksame Körper ohne Rücksicht auf die Wirkungsstärke der einzelnen Kom-
ponenten chemisch verbunden werden, Vorteile bieten vor einem einfachen
Mengen der wirksamen Substanzen, ob nicht der ganze synthetisch-chemische
Prozeß überflüssig ist. Diese Frage läßt sich nicht strikte beantworten. Durch
die Verbindung zweier wirksamer Substanzen können nämlich unter Umstän-
den dem neu entstehenden Körper neue, den beiden Grundsubstanzen nicht
zukommende Wirkungen verliehen werden, doch erhält man in der Mehrzahl
der Fälle meist Wirkungen, die der Wirkung eines Gemenges der beiden Sub-
stanzen entsprechen, manchmal auch ganz wirkungslose Körper. Es ist nun
ersichtlich und klar, daß all diese Bemühungen der Synthetiker, auf dem be-
zeichneten Wege Derivate der bekannten Arzneikörper zu erhalten, zur Dar-
stellung von Substanzen führen, welche keineswegs als neue Arzneimittel an-
zusehen sind, wie es Ärzte und Chemiker häufig tun, sondern als Körper, welche
uns als synthetisch-chemischer Ersatz der gegenwärtig unmodernen und für
manche Ärzte antiquierten pharmazeutischen Zubereitung komplizierter Art
dienen. Es bieten sich nun eine Reihe von Möghchkeiten, auf synthetischem
Wege bestimmte Eigenschaften der Arzneikörper zu korrigieren. Die verschie-
8 Einleitung.
den artige Lösung dieses einen bestimmten Problems führt aber nicht zu neuen
Arzneikörpem, sie hat nur die Darstellung verschiedener chemischer Sub-
stanzen zur Folge, welche in der Grundwirkung mehr oder minder identisch
xmd in denen der wirksame Kern erhalten sein muß. Es gibt num eine An-
zahl von Möglichkeiten, die Lösxmg solcher Probleme zu variieren, von Mög-
lichkeiten, die in ihrer Wirkung häuüg zu ganz identischen Resultaten fuhren.
Diese Variationsmöglichkeit bereichert oft in einer ganz; unnötigen Weise die
Auswahl der vorhandenen Arzneikörper, ohne daß diese Varianten in ihrer
Wirkiuig oder in ihren sonstigen Eigenschaften differieren. Andererseits stellt
sich häufig bei Chemikern, welche die theoretischen Grundlagen der Wirkimgen
chemischer Substanzen im Organismus nicht kennen, der Fehler ein, daß sie die
gestellten Probleme, wirksame Arzneikörper etwa geschmacklos oder wasserlös-
lich zu machen, in einer solchen Weise zu lösen versuchen, daß sie durch die ge-
setzten chemischen Verändermigen an den wirkenden Grundsubstanzen die Wirk-
samkeit derselben überhaupt vernichten. Aus diesem Grmide kamen häufig che-
mische Substanzen zur therapeutischen Verwendung, die dm-ch Variationen an
einem bekannten wirksamen Grundkörper hergestellt waren, denen aber jede Wir-
kimg mangelte oder deren Wirkung umiötigerweise wesentlich abgeschwächt war.
Es erschien dem Verfasser als eine dankbare Aufgabe, den gegenwärtigen
Stand unserer Keimtnisse imd Erfahnmgen über die Beziehung zwischen
Aufbau und Wirkung der chemischen Verbindungen zu untersuchen imd jene
allgemeinen Regeln, welche sich aus diesen Kenntnissen ableiten lassen, fest-
zustellen. Es ergab sich nun, daß es von großem Literesse für die Erkenntnis
dieser Verhältnisse sei, wemi man in das Bereich der Untersuchungen auch
das Verhalten der chemischen Substanzen und insbesondere der Arzneimittel
im Organismus einbezieht, um so mehr, als der Verfasser sich zu der Anschau-
img berechtigt fühlte, daß das Erkennen der chemischen Prozesse bei der
Vergiftung mid bei der Entgiftung im Organismus, sowie das Erkennen, welche
Körper im Organismus völlig abgebaut werden, welche nur partielle Wand-
lungen erleiden und welche schließlich den Organismus ganz unverändert
passieren, ims die wertvollsten Aufschlüsse theoretischer Natur hefert, sowie
auch eine Reihe von Fingerzeigen gibt, welche sich für die Synthese neuer
wirksamer Körper verwerten lassen. Von der so gewonnenen Grmidlage wurde
der Versuch unternommen, jene Bahnen, welche die synthetischen Chemiker
bei der Darstellung neuer Arzneimittel imd der Derivate von wirksamen Kör-
pern eingeschlagen haben, aufzusuchen und kritisch zu beleuchten.
Nur wenige Ideen waren es, aus denen die große Anzahl, die Tausende
von neuen Mitteln entsprungen sind, und nur die Variationsmöglichkeit ver-
schiedenster Art war die Quelle dieser überaus großen Menge neuer Körper,
die leicht noch auf das Mehrfache gesteigert werden könnte. Aber auch manche
überaus wertvolle Errungenschaft verdankt die Therapie der synthetisch-che-
mischen Richtung in der Pharmakologie, und außer diesen Emmgenschaften
von praktischer Bedeutung hat die pharmakologische Wissenschaft auch viele
theoretische Kenntnisse durch die Darstellung und Prüfung der vielen neuen
Arzneimittel gewonnen.
Die Hochflut der neuen Substanzen, welche Erfinder und Fabrikanten
praktisch zu verwerten suchten, mußte es dahin bringen, daß die Frage auf-
geworfen wurde, wie man den Einbruch dieser neuen Mittel in die Therapie
vor einer eingehenden Prüfung verhüten könnte. Es wurde mehrfach der
Vorschlag gemacht, staatliche Institute zu errichten, deren Aufgabe darin
bestehen soU, die neuen Arzneimittel zu prüfen imd zu begutachten, bevor man
Einleitung. 9
deren Einführung in die Therapie zuläßt. So wertvoll eine solche Prüfung
auch sein mag und so sehr vielleicht diu-ch eine solche Vorprüfung die An-
wendimg von durchaus schädlichen Substanzen seitens praktischer Ärzte ver-
hindert werden möchte, so kann sich leicht ein anderer Nachteil in der Richtung
einstellen, daß ein solches staathches Institut die ungeheuer große Möghch-
keit von Variationen an bekannten, wirksamen Substanzen als neue, gut
wirksame Körper anerkennen und für die Praxis zulassen müßte. Gterade
diese Variationen machen die große Anzahl neuer Arzneimittel aus, während
das Auffinden neuer wirksamer Körperklassen und Grundkörper ja doch weit-
aus seltener ist. Wir müssen vielmehr hoffen, daß den unnützen Variationen
bekamiter wirksamer Grundverbindungen seitens der Chemiker ein Damm
gesetzt wird durch Erweiterung der pharmakologischen Kenntnisse der Arzte,
und daß die berufenen Lehrkräfte auf die Ärzte aufklärend wirken, indem sie
dieselben mit den Richtungen, mit den Zielen und mit den Methoden der Chemi-
ker vertraut machen und sie strenge unterscheiden lehren zwischen dem Auf-
treten neuer wirksamer Grundverbindmigen und den Variationen verschie-
denster Art an alten oder neuen wirksamen Substanzen.
Gegenwärtig besteht leider eine Schutzwehr gegen die Überflutung der
Therapie durch überflüssige neue Mittel nur in der Resistenz imd dem Konser-
vativismus des ärztlichen Publikums, ein konservativer Sinn, welcher ebenso
dem Neuen und Guten, wie dem Neuen und Überflüssigen entgegengesetzt wird.
Durch die kritische Sichtung der Bestrebungen der Chemiker und die
Beleuchtung der sie treibenden pharmakologischen Ideen hofft der Verfasser
nach beiden Richtimgen zu wirken. Der Chemiker soll durch die Erkenntnis
des schon tatsächlich Geleisteten davon abgehalten werden, für die Therapie
überflüssige Stoffe darzustellen, imd durch das Erkennen der pharmakologischen
Gnmdwirkungen soO er in die Lage versetzt werden, auf neuen Wegen vor-
zuschreiten. Auch die Darstellung des Scheiterns so zahlreicher pharmakolo-
gischer Ideen wird sicherhch lehrreich wirken und den Synthetiker von dem
Betreten einer aussichtslosen oder falschen Bahn zurückhalten.
Auf die medizinischen Kreise hofft der Verfasser in der Weise aiifklärend
zu wirken, daß er sie zum Erkennen imd gruppenweisen Betrachten der
neuen Arzneimittel nach chemischen und pharmakodynamischen Prinzipien
aiuregt imd zeigt, aus welchen Richtungen und auf welche Weise eine Überflutung
mit neuen Arzneimitteln droht, welche Richtungen Vorteile zu bringen ver-
sprechen und welche schließlich ganz unwirksame Körper fördern müssen.
Welche Erfolge diese neue Betrachtungsweise der Arzneimittel und ihrer
Wirkung zeitigen und welche Klärung durch die Bestrebungen des Verfassers
eintreten wird, soll die Zukunft entscheiden.
Für Ärzte und insbesondere für Chemiker muß es auch von Interesse
sein, jene synthetisch-chemischen Prozesse kemienzulemen, nach welchen
die Darstelliuig der verschiedenen Arzneimittel durchgeführt wird. An der
Hand der Patentschriften des Deutschen Reichs-Patentamtes u. a. sind alle
hier in Betracht kommenden Verfahren in diesem Werke beschrieben.
In jüngster Zeiu hat die physikalisch-chemische Richtung in der Pharma-
kologie ungemein an Bedeutung gewonnen, vorzüglich der Versuch, die Wir-
kungen der Substanzen aus ihrem physikaUschen Verhalten, insbesondere ihrer
Verteilung zu erklären. Wenn auch diese Richtung bis mm sich nicht als heu-
ristisches Prinzip durchgesetzt, so hat der Verfasser nicht ermangelt, ihre
theoretischen Gnmdlagen in diesem Werke auseinanderzusetzen.
Allgemeiner Teil.
Erstes Kapitel.
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
Bei den Wirkungen der anorganischen Körper läßt sich eine bestimmte
Gesetzmäßigkeit innerhalb gewisser Reihen leicht erkennen, und schon im Jahre
1839*) hat James Blake darauf hingewiesen, daß die Wirkung der Lösungen
verschiedener Salze, in das Blut eingeführt, nur von dem elektro-positiven
Grundstoffe abhängt, und die Säure im Salze in gar keinem oder nur sehr gerin-
gem Zusammenhange zu der Wirkung desselben steht. Später konnte er zeigen,
daß bei den Metallen die Wirksamkeit einer und derselben isomorphen Gruppe
im Verhältnisse zum Atomgewichte steht^). Je größer das Atomgewicht inner-
halb der isomorphen Gruppe, desto intensiver die physiologische Wirkung.
Es stimmen die einwertigen Metalle Li, Na, Rb, Tl, Cs, Ag qualitativ genau
in ihrer physiologischen Wirkung überein. Die zweiwertigen Metalle Mg, Te,
Mn, Co, Ni, Cu, Zn, Cd haben untereinander ebenfalls eine Übereinstimmung
aufzuweisen, dasselbe zeigt sich in der Gruppe Ca, Sr, Ba. In den Salzen der
Magnesiumreihe ist die analoge physiologische Wirkung deutlich ausgesprochen.
Man kann leicht ersehen, daß sich ihre Wirksamkeit mit der Zunahme des Atom-
gewichtes steigert, ebenso bei den Salzen der Caiciumgruppe Die vierwertigen
Elemente Thorium, Palladium, Platin, Osmium und das ein- oder dreiwertige
Gold zeigen alle übereinstimmend eine große Litensität der physiologischen
Wirkung. Nach den Untersuchungen von Blake stimmen auch die drei Halo-
gene Chlor, Brom und Jod in ihren physiologischen Wirkungen überein. Nach
den Angaben von Blake machen Phosphor und Antimon, in den Kreislauf
gebracht, keine sofort wahrnehmbare physiologische Reaktion. Auch für
Schwefel und Selen gibt es Gesetze der Isomorphie, denn letzteres wirkt stärker.
Die einzige Ausnahme von der Blakeschen Regel der analogen Wirkungs-
weise isomorpher Substanzen machen die Salze des Kalium und Ammonium,
da deren Wirkung von der Wirkung der anderen Glieder der isomorphen Gruppe
stark differiert. Dieselben Elemente machen aber auch eine Ausnahme in dem
von Mitscherlich aufgefundenen Gesetze, daß den Elementen derselben iso-
morphen Gruppe ähnliche Spektren zukommen. Blake nimmt an, daß die
physiologische Wirkung der Elemente auf intramolekularen Schwingungen be-
ruht, welche sich auch im Spektrum äußern. Zwei isomorphe Gruppen, die der
Alkalimetalle und die des Phosphors, haben im ganzen außer einer verhältnis-
mäßigen Einfachheit des Spektrums, nach Blake auch die Eigenschaft ge-
mein, nur periphere Nervenzentren, nicht aber cerebrospinale zu affizieren.
Der Stickstoff, welcher ein kompliziertes Spektrum besitzt, wirkt dagegen
sehr entschieden auf die cerebrospinalen Nervenzentren.
1) C. r. Jg. 18j9. Proceedings London Roy. Soe. 1841, BB. 14, 394 (1881).
*) Americ. Journ. of Science and Arts 7. März 1874.
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper. U
Die Einwirkung einwertiger Elemente auf die Lungencapillaren (Kon-
traktion derselben beim Durchspritzen) ist nach Blake so spezifisch, daß diese
Metalle auch beim Einspritzen in die Arterien noch durch ihre Wirkung auf die
Gefäße tödlich sind. Sie zirkulieren durch die Nervenzentren in einem konzen-
trierteren Zustande als durch die Lunge, und passieren die Körpercapillaren,
ohne eine deutliche physiologische Wirkung auszuüben.
Die Salze aller zweiwertigen Elemente gehen durch die Lungencapillaren
durch, ohne eine Kontraktion derselben zu verursachen, setzen aber der Herz-
tätigkeit alsbald ein Ende. Li kleineren Mengen eingespritzt ist die physiolo-
gische Wirkung der Salze in der Mg-Gruppe und der Ba-Gruppe ganz verschie-
den. Die ersteren wirken auf das Brechzentrum direkt oder wahrscheinlich
infolge von Reflexwirkung auf den Splanchnicus, während Salze der Ba-Gruppe
auf das Rückenmark einwirken, indem sie Zuckungen der willkürhchen Mus-
keln noch mehrere Minuten nach dem Tode verursachen.
Die Salze der drei- und vierwertigen Metalle wirken hauptsächlich auf das
Hemmungs- und vasomotorische Zentrum in der Medulla oblongata.
Die erzeugten Wirkungen werden durch den elektro-positiven Bestand-
teil des Salzes bestimmt, ändern sich daher nur wenig mit der Natur des damit
verbundenen Säureradikals. Direkt in das Blut eingeführt, übten die Sulfate,
Nitrate, Chloride, Acetate, Arseniate, Phosphate einer und derselben Base
sämtlich die gleiche biologische Wirkung aus, wie Blake behauptet, was aber
nicht ganz richtig ist.
Die biologischen Wirkungen der anorganischen Verbindungen sind durch
ihre isomorphen Beziehungen bestimmt, indem alle Stoffe derselben isomor-
phen Gruppe analoge Wirkungen ausüben.
Das Atorngewicht eines Elementes ist ein wichtiger Faktor bei den bio-
logischen Wirkungen und beeinflußt den allgemeinen Charakter derselben,
welcher von den isomorphen Beziehungen der Substanzen abhängig ist. Bei
Körpern derselben isomorphen Gruppe ist die Litensität der Wirkungen dem
Atomgewicht proportional oder mit anderen Worten, je höher das Atomgewicht
eines Elementes ist, um so weniger muß vorhanden sein, um die der betreffen-
den isomorphen Gruppe eigentümliche biologische Wirkung zu zeigen. Diese
Regel findet jedoch nur für die elektropositiven Elemente Anwendung. Bei
den Metalloiden und Halogenen ist zwar die biologische Wirkung durch ihre
isomorphen Beziehungen bestimmt, doch zeigt sich kein Zusammenhang zwi-
schen dem Atomgewicht und der Litensität der Wirkung.
Es besteht also nach Bla kes Untersuchungen ein Zusammenhang zwischen
der molekularen Konstitution der anorganischen Substanzen und ihrer Wir-
kung, indem die Wertigkeit eines Elementes ein bestimmender Faktor der bio-
logischen Wirkung ist. Es ist nicht der allgemeine Charakter oder die Inten-
sität der biologischen Wirkung, sondern sozusagen die Ausdehnung derselben,
worauf die Wertigkeit des Elementes von Einfluß ist. Mit der Zahl der Valenzen
steigt die Zahl der Organe, auf welche die anorganischen Verbindungen ein-
wirken. Die Wirkungen im differenzierten Organismus werden allgemeiner.
Die Mg-Gruppe wirkt auf die Eingeweidenerven, die Ba-Gruppe auf die
willkürlichen Muskeln.
Der Einfluß der isomorphen Beziehungen eines Elementes zeigt sich als
der für die Wirkung auf belebte Materie bestimmende gerade bei jenen Ele-
menten in besonders hervorragender Weise, welche die Übergangsglieder zweier
isomorpher Gruppen bilden. Sie erzeugen biologische Wirkungen, welche den
von den Elementen der beiden ihnen nahestehenden Gruppen hervorgerufenen
12 Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
ganz nahe sind. Kalium imd Ammonium z. B., welche mit den einwertigen
Metallen und ebenso mit der Bariumgruppe in isomorpher Beziehung stehen,
zeichnen sich durch ihre Wirkung auf die Lungencapillaren aus, wie es die
Salze der Na-Gruppe tun, während sie gleichzeitig die am meisten charakteri-
stische Reaktion der Salze der Bariumgruppe hervorbringen, indem sie näm-
Mch die Kontraktion der wiUkürhchen Muskeln noch mehrere Minuten nach
dem Tode verursachen. Wemi dasselbe Element Verbindungen eingeht, die
zwei isomorphen Gruppen angehören, so ist die Wirkung der Salze, die zu den
verschiedenen Gruppen gehören, keineswegs die gleiche. Der Unterschied
zwischen den biologischen Wirkiuigen der Ferro- oder Ferrisalze ist sehr deut-
lich. Ferrosalze affizieren die Lmigencapillaren nicht, Ferrisalze verursachen
ihre Kontraktion. Die ersteren heben die Herztätigkeit auf, die letzteren ver-
mehren mid verstärken sie. Auf Nervenzentren ist die Wirkmig der Ferrisalze
sehr bestimmt, während die Ferrosalze sie kaum affizieren; die Ferrosalze ver-
zögern oder verhindern die Koagulation des Blutes, während die Ferrisalze sie
begünstigen und dieselbe Menge eines Ferrisalzes ist 30 mal giftiger als die
eines Ferrosalzes.
Was den Einfluß der elektro-negativen Bestandteile eines Salzes auf
seine biologische Wirkung betrifft, so äußert er sich nach Blake gleichsam
als Korrelat zu der Regel, daß isomorphe Substanzen zu ähnhchen biologischen
Wirkungen Veranlassung geben. — Die meisten Verbindungen des elektro-
negativen Elementes haben keine deuthche biologische Wirkung. Phosphor
und arsenige Säure können in die Blutgefäße in viel größeren Mengen ein-
gespritzt werden, als eines der Metallsalze, ohne eine direkte Wirkung auf
die Nervenzentren hervorzurufen. Die Tatsache, daß die pyrophosphorsauren
Alkahen viel giftiger sind als die Orthophosphorsäuren, ist wahrscheinUch
durch Dissoziation der Salze in verdünnter wässeriger Lösung veranlaßt, indem
die un verbundenen alkahschen Basen viel stärker wirken als Salze.
Der Einfluß der Wertigkeit auf die biologische Wirkung der anorgani-
schen Verbindiuigen ist ähnlich wie beim Molekulargewicht, nur sekundär.
Er scheint niu- die Richtungen, in denen er sich äußert, zu bestimmen. Ele-
mente derselben Wertigkeit finden sich in verschiedenen isomorphen Gruppen
und können gemäß ihrer isomorphen Beziehmigen sich durch sehr verschiedene
biologische Wirkungen unterscheiden, aber kein einwertiges Element wirkt auf
so viele Nervenzentren luid Organe wie ein zweiwertiges imd die Wirkmig jedes
zweiwertigen Elementes ist mehr beschränkt als die der drei- und vierwertigen
Elemente^).
Nur bei den elektropositiven Elementen ist nach Blake Wertigkeit und
Atomgewicht bestimmend für die biologische Wirkung.
Eine Analogie hierfür existiert bei den organischen Verbindungen.
0. Schmiedeberg fand, daß die biologische Wirkimg der Ester nicht durch
den elektronegativen Bestandteil beeinflußt wird-).
Man ist zu der Annahme berechtigt, daß in derselben Gruppe von Ele-
menten die Spektra homolog sind; dasselbe findet man bei der biologischen
Wirkung.
Wie schon oben erwähnt, zeigen die biologischen Wirkungen der Elemente
nur in zwei Fäüen (Kahum- und Stickstoff Verbindungen) eine Ausnahme,
da dieses biologische Verhalten mit den isomorphen Beziehimgen nicht über-
einstimmt^). Dasselbe Verhalten zeigen aber auch die Spektra. Bei diesen
1) J. Blake, C. r. 106, 1250. «) AePP. 30, 201.
') .J. Blake, C. r. 104, 1544. — Joum. of physiol. 8, 13.
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper. 13
Elementen sind die Spektra von denen der anderen Elemente derselben Gruppe
verschieden. Wir kennen die Absorptionsspektra der Verbindungen der ein-
wertigen Metalle zu wenig, um der Ausnahmestellung des Kahums viel Ge-
wicht beizulegen. Die Spektra des Stickstoffs imd seiner Verbindungen aber
sind durchaus verschieden von den Spektren der anderen Elemente. Nicht
niu- unterscheidet sich der Stickstoff in seinen spektralen Beziehungen gänz-
hch von den anderen Elementen, sondern der Einfluß seiner Verbindungen
auf die Lichtabsorption zeigt, daß er optisch ein außerordenthch aktives Ele-
ment ist ; diese optische Aktivität ist nun aber von einer deuthch ausgesproche-
nen biologischen Aktivität begleitet.
Diese interessanten Untersuchungen Blake s haben eine Reihe von For-
schem angespornt, dieses Gebiet weiter auszubauen und auch die Blake-
schen Versuche und Theorien kritisch zu beleuchten. Zuerst haben Bou-
chardat und Stewart Cooper^) gezeigt, daß die physiologische Wirkung
von Chlor, Brom und Jod, in engem Zusammenhang mit ihrem Atomgewicht
steht, und das Verhältnis ein solches ist, daß mit dem Anwachsen des Atom-
gewichtes die Wirkung sich abschwächt. Vergleicht man hingegen die Wir-
kung der Natriumsalze der Halogene, so ei^bt sich die umgekehrte Regel:
Fluornatrium ist das giftigste, dann Jodnatrium, Bromnatrium und zum
Schluß das ungiftige Chlornatrium. Rabuteau^) komite diese Regel für die
einwertigen Metalloide bestätigen. Die physiologische Wirkmig der zwei-
wertigen Metalloide soll sich aber im allgemeinen direkt mit der Zunahme
des Atomgewichtes steigern. Selen wirkt stärker als Schwefel, während Fluor
stärker wirkt als Chlor. Er dehnte dieses Gesetz auch auf die Metalle aus,
mußte aber dann seine Behauptung wesentlich einschränken.
Einige interessante Untersuchungen sollen hier noch erwähnt werden.
So hat Charles Riebet-) die physiologische Wirkung der Salze von Lithium,
Kahum und Rubidium untersucht und gefunden, daß sich Lithium, Kalium
und Rubidium in ihrer Giftigkeit verhalten, wie 1.1 : 0.5 : 1.0; während sich
die Atomgewichte verhalten 1 : 5.6 : 12. Man berechnet die tödliche Dosis
des Alkalimetalles, wemi man das Atomgewicht mit 0.0128 multiphziert. Ri-
ebet erklärt das Verhalten der Alkalimetalle im Organismus damit, daß sie
Atom für Atom Natrium in den Verbindungen des Organs verdrängen und er-
setzen. Binet^), welcher vergleichende physiologische Untersuchungen der
Alkalien und Erdalkalien machte, fand, daß die allgemeinste Wirkung der
Alkalien und Erdalkalien die ist, daß ein Verlust der Erregbarkeit des Zen-
tralnervensystems und Störung der Muskelcontractilität auftritt; diesem
letzteren Stadium gehen Störungen der Respiration und Herztätigkeit voraus,
welche bei Warmblütern schnell zum Tode führen können, bevor sich noch
die erstgenannten Wirkungen auf das Nervensystem entwickeln. Bisweilen
sind auch Störungen im Verdauungskanal zu beobachten, namenthch durch
Barium und Lithium. Neben diesen gemeinsamen Wirkungen treten auch be-
sondere Erscheinungen auf, welche für die chemischen Gruppen der Metalle
besonders charakteristisch sind. Die Alkalien machen Herzstillstand in der
Diastole und motorische Untätigkeit durch allgemeine Muskelerschlaffung;
Erdalkalien machen systolischen Herzstillstand. Barium charakterisiert sich
durch Kontraktion, Calcium durch die Wirkung auf das Zentralnervensystem,
durch einen Zustand von Torpor mit Erhaltung der Reflexerregbarkeit und der
Sensibilität. Magnesium nähert sich der ersten Gruppe, indem es ebenfalls
1) L. Brunton, Handb. d. Pharmakol., S. 31. Leipzig 1893.
«) Richet, C. r. 101, 667, 707. ') C. r. 115, 251.
14 Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
Herzstillstand in der Diastole bewirkt, es unterscheidet sich aber durch die
frühzeitige Lähmung des peripheren Nervensystems. Nach der toxischen
Wirkung am Frosch besteht folgende Reihe sehr giftiger MetaUe: Lithium,
Kalium, Barium, dann folgen die viel unschädlicheren Calcium, Magnesium,
Strontium, letzteres ist sehr wenig giftig; schließlich Natrium, dem fast gar
keine toxische Wirkung zukommt, wahrscheinhch infolge der Gewöhnung
der Vorfahren unserer heutigen Tierwelt an salzige Medien *). Aber Chlor-
natrium kann ebenfalls sehr giftig sein, da es die anderen Metallbestandteile
der Zellen, wie Kahum, Calcium \md Magnesium verdrängen kann, wie wir
später sehen werden.
Auf die völlige Unschädlichkeit der löslichen Strontiumsalze wies auch
Laborde'') hin, welcher ebenfalls die starke Toxizität der ähnhchen Barium-
verbindungen und die schwächere Toxizität der Kaliumsalze betonte.
Bei Säugetieren ist für Herz und Respiration Barium am giftigsten. Bi net
vermißt aber die von Rabuteau aufgestellte Beziehung zwischen Giftigkeit
und Atomgewicht der Metalle.
Setzt man die Giftigkeit von Sr = 1, so ergeben sich aus den Binet-
schen Versuchen folgende Verhältnisse:
Atomgewicht
Giftigkeit
Na
23
0
Sr
87.5
1
Mg
24
2.5
Ca
40
3
Ba
137
6
K
39
7
li
7
10
Joseph und Meltzer^) fanden, daß
pro kg Körpergewicht letal wirken: MgClj 0.223
CaCl, 0.444
KCl 0.469
Naa 3.7
intravenös oder intraarterieU injiziert.
Ch. Riebet^) versetzte Meerwa.sser, in dem Fische waren, mit Metallsalzen.
Eine Beziehung zwischen der Giftigkeit der Metalle und ihren Atomgewichten
ließ sich aber bei dieser Versuehsanordnung, bei der die Metallsalze ausschließ-
lich auf die Haut, den Kiemen- und Verdauungsapparat wirkten, im Gegen-
satze zu den vorher angeführten Versuchen, bei denen die Metallsalze direkt
in den Kreislauf gebracht wurden, nicht auffinden. Nitrate erwiesen sich
aber giftiger als die Chloride.
Die toxische Grenze ist nun nach Ch. Riebet^) bei Aufträufeln auf Frosch-
herzen nicht abhängig vom Atomgewicht, und die Metallchloride wirken anders
auf das Froschherz, als auf die Kiemen der Fische. Auch bei den Alkahmetallen
steht die letale Miiumaldosis m keinem Verhältnis zum Atomgewicht.
Ch. Riebet meint, daß, je löslicher ein Körper ist, desto weniger giftig
sei er, und versucht die Erklärung, daß dies durch die Unfähigkeit einer weniger
löslichen Verbindung, durch das Protoplasma zu diffundieren, verursacht sei.
Diese Erklärung kann man nur für Körper von ähnlicher Zusammensetzung
annehmen mid für Lösungen von gleicher Stärke. Sehr leicht lösliche Körper
werden viel leichter absorbiert oder resorbiert und unter gewöhnhchen Um-
') G. Bunge, Lehrb. d. physiol. u. pathol. Chemie.
') Bull, de l'Acad. de Meii. 26, 104, 119 (1891). ') Zentralbl. f Physiol. 23, 244.
*) Ch. Richet, C. r. 93, 049. '■) Ch. Richet, C. r. 94, 742.
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
15
ständen produzieren sie einen größeren Effekt, weil eine größere Menge in der
Zeiteinheit die Gewebszellen affiziert. Blake*) und Rabuteau^) kritisierten
diese von Riebet angewandten Methoden und hielten ihre Angaben über
den Zusammenhang zwischen Giftigkeit luid Atomgewicht weiterhin aufrecht.
Nach Blake nimmt die Giftigkeit nur innerhalb isomorpher Gruppen mit
dem Atomgewichte zu, nicht aligemein, wie Rabuteau^) mit alleiniger Aus-
nahme von Natrium und Rubidium behauptet. Blake ordnet die Metalle nach
ihrer Giftigkeit folgendermaßen: Gold, Eisenoxyd, Ceroxydul, Aluminium,
Didym, Beryllium (Glycinium), Palladium, Lanthan, Silber, Thorium, Platin,
Ceroxyd, Barium, Cadmium, Blei, Rubidium, Kupfer, Kobalt, Nickel, Zink,
Eisenoxydul, Strontium, Calcium, Magnesium, Lithium.
Wenn man die Elemente in isomorphe Reihen und nach ihrem Atom-
gewichte und ihrer Giftigkeit ordnet, so sieht man, wie die Giftigkeit der Metalle
nicht im allgemeinen, sondern nur innerhalb isomorpher Gruppen mit dem
Atomgewicht zunimmt (Blake).
Er stellte folgende Gruppen zusammen: •
Lithium
Rubidium
Atom-
gewicht
7
85
Tödl. Dosis
per Kilo iu g
1.2
0.12
Magnesiimi
Eisen (FeO)
Atom-
gewicht
24
56
Tödl. DobIb
per Kilo ia g
0.97
0.32
Caoaium
133
0.12
.
Nickel
58
0.18
Silber
108
0.028
Kobalt
58
0.17
Güld
196
0.003
. Kupfer
63
0.17
Beryllium (Glycinium) 9
Aluminium 27
Eisen (FejOj) 56
0.023
0.007
0.004
Zink
Cadmium
65
112
0.18
0.085
Yttrium
Cerium (CejO,)
( Barium
90
140
136
0.004
0.005
0.08
f Calcium
\ Strontium
40
87
0.50
0.38
l Cerium (CeOj)
l Thorium
140
231
0.062
0.034
i Palladium
\ Platin
106
195
0.008
0.027
/ Lanthan
\ Didym
139
0.025
147
0.017
Blei
200
0.110
Äquimolekulare Lösungen der Chloride des Lanthans, Praseodyms und
des Neodyms zeigen zunehmende Giftwirkung mit steigendem Molekulargewicht
[Dryfuß und Wolf«)].
Blei, welches sich nicht in eine der obigen Gruppen einordnen läßt, wirkt
relativ weniger giftig; die tödliche Dose beträgt LH g pro kg. — Bei den Verbin-
dungen der Metalloide steigt die Giftigkeit nicht mit dem Atomgewicht, wie
nach Blake bei den Metallen innerhalb der isomorphen Gruppen. Blake
bestimmte die toxische Dose für Phosphorsäure, Arsensäure und Tartarus
stibiatus zu 0,7 g, für arsenige Säure zu 0.3 g pro kg. — Selensäure fand er wirk-
samer als Schwefelsäure. Bei Vergleichung der Halogene fand er die Wasser-
stoff- und die Sauerstoffsäuren des Chlors am giftigsten, die des Jod am wenig-
sten giftig^).
Die Desinfektionswirkung der Halogene Chlor, Brom und Jod nimmt mit
steigendem Atomgewicht ab.
Die Botkinschen Untersuchungen*) über die Wirkungen der Alkalimetalle
waren darauf gerichtet, einen Zusammenhang zwischen den Wirkungen und
M J. Blake, C. r. 94, 1005. — C. r. s. t
») Rabuteau, C. r. s b. 1882, 37C.
*) Americ. Journ. of physioloßy 16, 314.
«) Centralbl. f. med. Wias. 1885, Nr. 48.
18M, 847.
3) Rabuteau, Thdse Paris (1867).
^) Blake, Journ. of physiol. 5, 35.
16 Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
dem periodischen System von Mendelejeff zu suchen. Nach Mendelejeff ^)
nehmen wir an, daß die Eigenschaften der Elemente, sowie die Form und
Eigenschaften ihrer Verbindungen sich als periodische Funktionen der Atom-
gewichte darstellen. Die AlkaUmetalle, welche die erste Gruppe bilden, wer-
den in zwei Untergruppen geteilt; zur ersten gehören Lithium (Mol. -Gew. 7),
Kahum (39), Rubidium (85) und Caesium (133), zur zweiten: Natrium (23).
Somit ist das Natrium trotz seiner Ähnlichkeit mit Kalium in eine andere
Untergruppe eingereiht, während Lithium, Rubidium, Caesium und Kalium
ein und derselben Untergruppe angehören. Unsere Kenntnisse über die phy-
siologische Wirkung des KaUums und Natriums rechtfertigen vollkommen
eine solche Trennung. Bekanntlich erweist sich Natrium sogar in größeren
Quantitäten ins Blut eingeführt, fast als ganz unschädlich, während Kalium als
ein starkes Herzgift erscheint. Lithiumsalze üben ihrerseits eine bestimmte
Wirkung auf das Herz aus, indem sie dasselbe in einen diastolischen Still-
stand versetzen. Zwar ist der Einfluß der genannten Salze auf Warmblüter
ein sehr schwacher, dagegen erweist sich Lithium in bezug auf das Frosch-
herz als ein starkes Gift.
Rubidium und Caesium (letzteres zwar im schwächeren Grade) üben
gleich dem Kalium eine spezifische Wirkung auf das Herz aus. Vergleichen
wir miteinander Kahum, Rubidium und Caesium, so ersehen wir, daß Kahum
die größte toxische Wirkung besitzt, Caesium die schwächste, Rubidium da-
gegen steht der Wirkung nach in der Mitte zwischen beiden, nähert sich darin
übrigens mehr dem Kalium; die toxische Wirkimg nimmt mit Abnahme des
Atomgewichtes zu. Lithium wirkt trotz seines sehr geringen Atomgewichtes
schwächer als die übrigen, sogar schwächer als Caesium, scheint somit eine
Ausnahme zu bilden. Allein diese Ausnahme ist nur eine scheinbare, denn Li-
thium, BeryUium, Bor und andere leichteste Metalle, die als Repräsentanten
entsprechender Gruppen, der I., II., III. usw., erscheinen, kömien nach Men-
delejeff ,, typische" genamit werden, indem dieselben nur in den Hauptzügen
die Eigenschaften, welche der ganzen Gruppe zukommen, besitzen, im übrigen
sich jedoch oft wesentlich unterscheiden. Es muß also nicht wmidernehmen,
daß auch die physiologische Wirkung des Lithiums im Vergleich zu Kalium,
Rubidium und Caesium einen Unterschied aufweist, obgleich eine gewisse Ähn-
lichkeit dennoch unverkennbar vorhanden ist.
Das periodiische System von Mendelejeff, nach welchem Natrium in eine
besondere Untergruppe ausgeschieden wird 2), und ferner den leichtesten Re-
präsentanten entsprechender Gruppen, z. B. dem Lithium besondere Eigen-
schaften zukommen, läßt also in der physiologischen Wirkung der Alkah-
metalle der ersten Gruppe eine gewisse Gesetzmäßigkeit erblicken.
Die Chloride der Caesium- und Rubidiumverbindungen erhöhen, in das
Blut injiziert, den Blutdruck, indem sie den Herzschlag verlangsamen. Der
Einfluß auf die Herztätigkeit ist nach Botkin beim Rubidium ein unter-
geordneter; noch unbedeutender ist er beim Caesium. Im allgemeinen stehen
die Caesium- und Rubidiumsalze den Alkalien in physiologischer Beziehung
sehr nahe^). Nach Laufenauer*) besteht eine merkwürdige Beziehung zwi-
schen dem Atomgewicht und der Positivität der Metallbromide und deren
antiepileptischen Wirkungen; dieselbe wächst mit höherem Atomgewicht
und größerer Positivität, die mit höherem Atomgewicht ausgestatteten Caesium-
1) Mendelejeff, Grundlagen d Chemie, Leipzig (1892), S. 684.
2) Mendelejeff, Grundlagen d. Chemie S. 684 (Tafel).
3) Lander Brunton und Cash, Philos. Transact. 1884, 1. 297. «) Ther. Mon. 1889.
Theorie der Wirkungen anorgamischer Körper.
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Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl.
18 Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
lind Rubidiumbromide wirken daher stärker antiepileptisch, als die Kalium-
imd Natriumbromide mit niederem Atomgewicht.
Bei Nickel und Kobalt steht die physiologische Wirkung in Beziehungen
zu ihren physikalischen Eigenschaften, wenn auch keine direkte Proportionali-
tät zwischen Wirkung und Atomgewicht besteht.
Die Cadmiumsalze sind fast doppelt so giftig als die Zinksalze, sie ver-
lingem die Herzfrequenz und die systolische Kraft und verlängern die Herz-
pausen bis zu 12 Sekunden Dauer. Beim Warmblüter sinkt der Druck, es tritt
Benommenheit und Verlangsamung der Atembewegungen ein. Cadmium wirkt
auf höhere Tiere nach dem absolutem Gewicht schwächer als Zink, nach dem
Atomgewicht aber besitzt es eine stärkere Giftigkeit').
Gallium, welches nach seinen chemischen Eigenschaften zwischen Zink
und Aluminium steht, hat bei einem Atomgewicht von 69,82 in seinen Salzen
toxische Wirkungen, welche besonders die Muskeln betreffen und etwas stärker
sind als die des Zinks (Atomgewicht 65.02) entsprechend der Differenz der
Atomgewichte [Rabuteau'^)].
Die Salze der seltenen Erden wie Lanthan, Yttrium, Cerium, Erbium und
Praseodymium stimmen in bezug auf ihre Wirkung auf das Froschherz über-
ein. Ebenso wirken Neodjrmium, Samarium und Thulium, ferner Dysprosium,
Neoerbium und Gadolinium. Diese elf trivalenten seltenen Erden haben den-
selben Grad der Aktivität auf das Froschherz. Scandium wirkt weniger als die
anderen seltenen Erden. Scandium ist auch weniger basisch und seine
Lösungen sind stark hydrolysiert und reagieren sauer und erinnern nach dieser
Richtung mehr an Aluminium als an die seltenen Erden, mit denen es in eine
Gruppe zusammengefaßt ist.
Ceroxalat, ebenso Lanthan- und Didjrmoxalat wirken in gleicher Weise
bei Vomitus gravidarum. Didymsalicylat (Dymol) soll als Streupulver für
Wunden, Ceroleat als Ersatzmittel für Liquor aluminii acetici dienen.
Mangan, Eisen, Nickel und Kobalt haben identische Wirkungen. Sie er-
zeugen eine Capillarhyperämie des Magendarmtraktus. Die Vergiftungs-
erscheinungen sind fast identisch mit den durch Arsen hervorgerufenen^).
Nach den Untersuchungen R. Koberts*) ist Uran ein eminent giftiges
allgemeines Metallgift, es macht Gastroenteritis, Nephritis und sch'werste
Lähmungserscheinungen. Außerdem macht es schwere Ekchymosen in den
Organen und alteriert die Gefäßwand erheblich. Die Sauerstoffzehrung ist
retardiert, es kommt zu intensiven Emährungsstönmgen. Es ist sicher, daß
Uran bei subcutaner oder intravenöser Injektion seiner indifferentesten Salze
aUe übrigen Elemente an Giftigkeit übertrifft, während Gold und Wolfram,
welche ihm dem Atomgewicht nach sehr nahe stehen, bedeutend weniger
wirksam sind. Wolfram ist giftig, aber seine Resorbierbarkeit durch unverletzte
Schleimhäute fast mimöglich. Die Wolframvergiftungserscheinungen sind die
gleichen wie bei den Schwermetallen.
Wenn auch die Untersuchungen von Blake und seiner Kritiker noch keines-
wegs geeignet sind, eine völlig klare Beziehung zwischen den physikaUschen
Funktionen der Elemente und dem Verhalten im Tierkörper aufzustellen, so
müssen sie durch den umfassenden Ausblick, den sie gestatten, sowie die ein-
zelnen höchst wertvollen Resultate, die sie gezeitigt, sowie die merkwürdigen,
und man wäre versucht zu sagen, unerwarteten Beziehungen [wir erwähnen nur
») Athanasiu und Langlois, C. r. s. b. 4T, 391, 496. ") C. r. b. b. I88S, 310.
=<) Friedrich Wohlwill, AePP. 56, 403 (1907).
*> Koberts Arb. 5, 1—40 (1890) (WoroschilsUy).
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper. 19
die BeziehuBg zwischen physiologischer Wirkung und optischem Verhalten,
auf die zuerst Papillen hinwies in Kenntnis der Versuche Rabuteaus^)],
die sie aufgedeckt, als sehr -wertvolle Emuigenschaften bezeichnet werden.
Es war dies die erste Brücke zwischen der physikalischen Chemie und der
Pharmakologie. Daß wir noch nicht alle ,,Ungesetzmäßigkeiten" heute ver-
stehen, mag wohl zum Teile daran liegen, daß wr auch chemisch die Beziehun-
gen der einzelnen Elemente zueinander noch nicht völlig erfaßt haben und an-
dererseits die Prüfungsart durchaus nicht alle Beziehungen aufdecken konnte.
Daß die Stellung und Gruppierung wie bei den organischen, so auch
bei den anorganischen Verbindungen eine große Rolle spielt, daß in einem
Falle ein analog zusammengesetzter Körper giftig, im anderen Falle migiftig,
darauf haben Larmuth, Gamgee und Priestley-) aufmerksam gemacht.
Die giftige Wirkung derselben Quantität Vanadium ist verschieden stark,
je nachdem dieselbe Menge ortho-, meta- oder pjTovanadinsaure Verbindxmg
in den Körper eingeführt wird, und zwar sind die pjTovanadinsauren Ver-
bindungen die giftigsten, die orthovanadinsauren die am wenigsten wirk-
samen. In ähnücher Weise verhalten sich die entsprechenden Phosphorsäuren.
Orthophosphorsäure Salze sind bekanntlich ohne toxische Wirkung, dagegen
haben meta- und pyrophosphorsaure Salze, besonders letztere, subcutan oder
intravenös eingeführt, ausgesprochen giftige Eigenschaften, ähnlich denjenigen
der entsprechenden Vanadiumverbindungen. Die Giftwirkung der Pyro- und
Metaphosphorsäure stimmt mit der Giftwirkung von Oxalsäure übereln, so
daß es sich wahrscheinlich bei der Schädigung um Kalkentziehung aus den
Zellen handelt^). Pyrophosphorsam-es Natron wirkt nicht vom Magen aus,
wahrscheinlich wegen schneller Elimination des Salzes. Die Annahme eines
Überganges in orthophosphorsaures Salz kann dieses Verhalten nicht erklären,
derm weder die Fermente des Speichels, noch die des Magensaftes oder des
Pankreas sind imstande, diesen Übergang zu bewirken*).
Auch die Stellung eines Metalls in einer organischen Verbindung ist von
großer Bedeutvmg dafür, ob die betreffende Verbindung die Metallwirkung be-
sitzt oder nicht, d. h. ob das Metall in Lösung ionisiert oder ob ein komplexes
Ion in der Lösung vorhanden.
Wie schon Wöhler beobachtet hat, wird Ferrocyannatrium größten-
teils ULtiverändert ausgeschieden, es wirkt nicht wie ein Eisensalz. Auch das
Platincyannatrium ist fast ohne giftige Wirkung, abweichend von dem Ver-
halten der äußerst giftigen Platinsalze, imd wird im Harn unverändert aus-
geschieden; eben weil der Organismus nicht die Fähigkeit besitzt, aus diesen
Metallverbindmigen das Metall abzuspalten und als Ion zur Wirkung zu brin-
gen, haben diese Verbindungen keine physiologische Wirkung als Metallgifte,
aber wegen ihrer Resistenz auch keine Blausäurewirkimg und verlassen un-
angegriffen den Organismus.
Bleitriäthyl, aus welchem kein Blei abdissoziiert, macht ähnhche Sym-
ptome wie die Anaesthetica und erst nach einiger Zeit tritt Bleivergiftung auf ^).
Die Stibonium- und Arsoniumverbindungen zeigen die Wirkungen der
übrigen Antimon- imd Arsen Verbindungen nicht, ebenso verhalten sich die
Phosphoniumverbindungen, welche keine Phosphorwirkung besitzen. Die
^) L. Brunton, Pharmakologie (deutsche Ausgabe), S. 30
*) Philos. Transact. of Roy. Soc. 166. — Joum. Anat. and Phys. U.
') O. Loew, Arch. f. Hyg. 89, 139 (1919).
*) Larmuth, Gamgee, Priestlev, Journ. of Anat. Phys. 11. — Hugo Schulz,
AePP. 18, 179. 5) E. Harnack, AePP. 9, 152 (1878).
2*
20 Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
Wirkungen des Methyltriäthylstiboniumjodids, des Tetraäthylarsoniumjodids
und des Tetraäthylphosphoniumjodids ') sind vielmehr die gleichen wie die
der substituierten Ammoniumsalze und des Curare (Lähmung der motorischen
Nervenendplatten [s. Kapitel: Alkaloide]). Hier kommt also nicht die eigen-
tümliche Wirkung dieser Metalloidgifte selbst zur Geltung, sondern sie spielen
in diesen Verbindungen die Rolle des an und für sich indifferenten Stickstoffs.
Wie die anorganischen Verbindungen ihre Wirkungen im Organismus
entfalten, dafür existiert wohl keine allgemeingültige Anschauung. Es lassen
sich wohl auch hier nur gruppenweise Betrachtungen anstellen.
So zeigten C. Binz und H. Schulz-), daß die Verbindungen von N, P,
As, Sb, Bi, Va sämtlich durch eine energische Steigerung des Sauerstoffura-
satzes auf die Zellen wirken, wobei sie gleichzeitig selbst mit Ausnahme der
dreibasischen Phosphorsäure, abwechselnd höhere und niedere Oxydations-
stufen eingehen. Nach Schulz werden die lebenden Zellen von solchen Gif-
ten stärker beeinflußt, die reduzierend wirken, und zwar so, daß sie den ato-
mistischen Sauerstoff aufnehmen. Daher ist z. B. arsenige Säure in ihrer
Wirkung giftiger als die Arsensäure. Die die Hauptrolle spielende Reduktion
wird aber unterstützt durch die Oxydation und das chemische Verhalten
des Oxydationsproduktes. Salpetrige und arsenige Säure sind alle stark giftig,
wenn sie in den Organismus eingeführt werden. (Die phosphorige Säure ist
ganz ungiftig^).) Sie nehmen atomistischen Sauerstoff auf, wirken während
dieses Vorganges als intensive Gifte und verwandeln sich in die völlig oxy-
dierten Säuren. Die arsenige Säure wirkt also auf die Gewebe heftig reduzierend
und oxydiert sich hierbei zur Arsensäure, welche wieder durch die reduzieren-
den Einflüsse der Gewebe zu arseniger Säure rückgebildet wird. Die Giftig-
keit der arsenigen Säure und auch des Phosphors beruht also auf der Sauerstoff-
entziehung aus den Geweben, bei der arsenigen Säure noch dadiu-ch fortwir-
kend, daß das Oxydationsprodukt durch Reduktion wieder in die ursprüng-
liche giftige Substanz rückverwandelt wird.
Bei der Prüfung verschiedener anorganischer und organischer Antimon-
präparate zeigte es sich, daß alle stark wirkende Präparate dreiwertiges, alle
schwach wirkenden fünf wertiges Antimon enthalten^). Das gleiche gilt von
den Arsenverbindungen.
Bei der Betrachtung der Wirkungen von Salzen muß zweierlei unter-
schieden werden : Die Salzwirkung selbst und die Wirkung der Ionen. Unsere
Ansichten über die Art der Wirkung der Salze haben sich aber bedeutend
geändert und die Resultate der Forschungen eine andere Deutung und Er-
klärung gefunden, seitdem man die Arrheniussche Theorie der elektrolyti-
schen Dis.soziation und der lonenwirkungen in der Physiologie angewendet;
ferner seitdem wir die Änderungen im Gicichgewichtsztistande der Ionen in
den verschiedenen Zellen durch Zufuhr einer neuen lonengattung oder Er-
höhung einer schon vorhandenen lonenmenge kennen.
Insbesonders die Forschungen von J. Loeb haben nach dieser Richtung
hin grundlegend gewirkt.
Die toxischen Wirkungen der Ionen sind nach Loeb spezifisch und ver-
schieden für verschiedene Vorgänge, Gewebe und Tiere. Kaliumionen sind
spezifisch toxisch für Muskelkontraktionen, während für die Anfänge der
Zellteilung bei Fischeiern Natriumionen giftiger sind als Kaliumionen. An-
derseits wirken manche Ionen schon in kleijisten Mengen antitoxisch spezi-
») Arrli. de physiol. norm, et pathol. I. 472. ^) AePP. II. 131; 13, 256; N, 345.
») AePP. 23, 150. «) O. Brunner, AePP. 68, 186 (1912).
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper. 21
fischen lonenwirkungen gegenüber. Spuren von Calcium genügen, um die
G ftwirkungen erheblicher Mengen von Natrium zu beseitigen. Eine reine
Chlornatriumlösung von der Konzentration des Seewassers wirkt auf die
Eier eines Seetieres merk'WTirdigerweise giftig, während eine kleine Spur so
ausgesprochener Gifte, wie Zink- und Bleiionen, die Giftwirkungen der Koch-
salzlösung aufhebt. Sublimat und essigsaures Kupfer versagten. Eine kleine
Menge zweiwertiger oder eine noch kleinere Menge dreiwertiger Kationen ver-
mag die giftige Wirkung einer großen Menge einwertiger Kationen aufzuheben.
Es ist möglich, daß die entgiftende Wirkung der zweiwertigen Metalle auf der
Bildung einer unlöslichen Verbindung zwischen dem Metall und einem Be-
standteil der Zelle oder ihrer Oberfläche beruht. Dieser Ums^tand erklärt viel-
leicht, daß die entgiftende Wirkung eines zweiwertigen Metalles so viel höher
ist als die eines einwertigen. Das dreiwertige Fe-Ion ist ungleich giftiger als
das zweiwertige Fe-Ion; zweiwertige Kationen sind im allgemeinen giftiger
als die einwertigen. Die Giftigkeit einwertiger Kationen kann durch ein-
wertige Kationen nicht aufgehoben werden. Hingegen können die giftigen
Wirkungen zweiwertiger Kationen durch eine kleine Menge eines anderen
zweiwertigen Kations oder durch eine relativ große Meng'' eines einwertigen
Kations aufgehoben werden i). Lösungen von Nichtelektrolyten haben keine
antitoxischen Wirkungen auf die Lösung eines Elektrolyten 2). Auf Muskel-
zuckungen des Froschmuskels wirken einwertige Kationen, z. B. Kalium hem-
mend und zweiwertige Kationen wie Barium, Zink, Cadmium, Blei u. a. erregend.
Unter den Anionen wirken gerade diejenigen besonders erregend, welche
die Konzentrationen der Calciumionen in den Geweben verringern. Die
Empfindlichkeit aller vegetativen Nervenendigungen, insbesondere aber der
sympathischen Fasern, wird durch Calciumentziehung gesteigert.
Die erregende Wirkung der Ionen ist nicht eine Funktion ihrer elektrischen
Ladung, sondern es scheinen die polaren Wirkungen des Stromes aus den Ver-
änderungen im Verhältnis der Ionen und aus den dadurch bedingten chemi-
schen und physikalischen Änderungen an den Polen sich ableiten zu lassen^).
Chlorkalium ist spezifisch giftig für Organismen mit Nerven und Mus-
keln. In den ersten Entwicklungstagen ist ChlorkaHum beim Fundulusembryo
kaum giftiger als Chlornatrium, es wird aber giftiger, sobald die Herztätigkeit
und die Zirkulation im Embr3'o eintreten.
Im Serum enthaltenes Kalium und Calcium dient nur zur Entgiftung des
Chlornatriums, das in höheren Konzentrationen giftig ist (J. Loeb 1899). Der
Entgiftungskoeffizient von Chlorkalium durch Natriumsalze ist kon.«tant.
Natrium, Kalium und Calcium scheinen mit demselben Bestandteil, wahrschein-
lich einem Eiweißkörper, eine Verbindung einzugehen, aus der sie sich gegen-
seitig nach dem Massenwirkungsgesetz verdrängen kömien. Der Ablauf des
Lebens in der Zelle ist nach J. Loeb nur daim möglich, wenn die drei Metalle
sich mit dem gemeinsamen, vermuthch kolloidalen Anion des lebenden Orga-
nismus in dem Verhältnis verbinden, wie es das Massenwirkungsgesetz und
die relative Konzentration der drei Ionen im Serum z. B. bedingen.
Die einwertigen Kationen Natrium und Kalium sind vielleicht die Träger
der temperatursteigemden, das zweiwertige Kation Calcium der Träger der
temperaturherabsetzenden Funktion^).
Die Erregbarkeit der Muskeln wird durch Entziehung von Natriumionen
völL'g zum Erlöschen gebracht, durch Entziehung von Calciumionen enorm
') J. Loeb, Pflügers Arch. 88, 68. ') J. Loeb und Gies, Pflügers Arch. 93, 246.
ä) J. Loeb, Pflügers Arch. 91, 248. *) E. Schloss, BZ. 18, 14 (1909).
22 Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
gesteigert (J. Loeb). Die Magnesiumionen berauben im Überschüsse alle Teile
des Nervensystems ihrer Erregbarkeit . Die Calciumionen wirken den Magnesium-
ionen gegenüber antagonistisch.
A. P. Mathews und W. Koch^) nehmen dagegen an, daß der Antagonis-
mus immer zwischen den entgegengesetzt geladenen Ionen besteht, daß also,
wenn Natrium das entgiftende, Chlor das giftige Ion ist. Nach der Hardy-
W he tha m - Regel ist die Wirkung eines Ions eine exponentieUe Fimktion
seiner Wertigkeit.
Der Antagonismus findet aber nach J. Loeb nicht zwischen den Ionen
mit entgegengesetzter Ladung, sondern zwischen denen mit gleicher Ladung
statt, denn er zeigte, daß die entgiftende Wirkimg von Glaubersalz genau zwei-
mal so groß ist, wie die einer äquimolekularen Chlomatriumlösung, so daß es
lediglich auf das Kation und nicht auf das Anion ankommt.
Entgiftungskoeffizient ist das Verhältnis der Konzentration des giftigen
zu derjenigen des antagonistischen Salzes, die eben zur Entgiftung der Lösimg
ausreicht.
H. Dreser^) fand, daß je größer die Konzentration freier Quecksilber-
ionen in einer Lösung eines Quecksilbersalzes, die Lösung um so giftiger für
HefezeUen ist. Analoge Resultate erhielten Scheurlen und Spiro^).
Die Giftwirkung gelöster Quecksilbersalze ist nicht etwa von der Menge
gelösten Quecksilbers, sondern von dem Dissoziationsgrade der Lösung abhängig.
Cyanquecksilber mid Rhodanquecksilber wirken viel schwächer als Subhmat.
Kahumquecksilberthiosulfat wirkt in Lösimgen überhaupt nicht antisep-
tisch, da es ein komplexes Salz ist und keine wirksamen Quecksilberionen ab-
spaltet, sondern in die Ionen Kalium und Hg(S203) dissoziiert.
Die Quecksilberwirkungen hängen nicht nur bei den Mikroorganismen,
sondern auch bei den höheren Tieren vom ionisierten Quecksilber ab, und
zwar von einer bestimmten Konzentration seiner Ionen. So kann man die
Giftigkeit intravenös injizierten Sublimats abschwächen und die minimalste
tägUche Dosis bedeutend vergrößern, wenn man bewirkt, daß die elektrolytische
Dissoziation des zirkulierenden Quecksilbers eine geringe bleibt. Je kleiner
die Konzentration der Ionen, desto mehr nimmt die Giftigkeit ab. Wenn man
in die Venen der Tiere vorerst Kochsalz injiziert, das bei der Gleichheit des
Anions mit dem Quecksilberchlorid seine Dissoziation zurückdrängt, so werden
die Tiere gegen intravenöse Injektionen von Sublimat widerstandsfähiger.
Injiziert man vorher Natriumbromid, so wird die Toleranz noch viel größer,
weil das im Organismus sich bildende Quecksilberbromid weniger dissoziiert
ist als die Chlorverbindung. Injiziert man vorher Jodnatrium, so wächst die
Widerstandsfähigkeit der Tiere gegen SubUmat noch mehr, weil die Tendenz
vorhanden ist, JodquecksUber zu bilden, nach dessen Entstehmig das Queck-
silbersalz noch weniger dissoziiert ist. Nach vorhergegangener Injektion von
Natriumthiosulfat wird die Toleranz der Tiere sehr groß, weil das Quecksilber
die Tendenz hat, als Doppelsalz ein Gesamtion zu bUden : QuecksUberthiosulfat-
natriumchlorid^).
Die Wirkung der Ionen läßt sich sehr gut demonstrieren an der Einwir-
kung von Lösungen der Substanzen auf Bakterien (desinfizierende Kraft).
Untersuchungen solcher Art verdanken wir insbesondere Krönig und Paul").
1) W. Koch, HS. 63, 432 (1909). -) AePP. 32, 456 (1893).
^) Münchener med. Wochenschr. 1897, Nr. 4.
*) L. Sabbatani, BZ. 11, 294 (1908).
*) Zeitschr. f. physik. Chemie 31, 414. — Zeitschr. f. Hygiene 23, 1.
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper. 23
Bei diesen Untersuchungen hat es sich gezeigt, daß die Metallsalze, insbe-
sondere die Quecksilbersalze nach Maßgabe ihres Dissoziationsgrades wirken;
Lösungen von Metallsalzen aber, in denen das Metall Bestandteil eines kom-
plexen Ions und demnach die Konzentration der MetaUionen sehr gering ist,
desinfizieren außerordentlich wenig.
Wenn man Metallsalze in organischen Solvenzien (Alkohol, Äther usw.)
löst, so dissoziieren sie in diesen sehr wenig, und infolgedessen ist ihre Wirkung
auf Bakterien nur gering. Die Desinfektionswirkung der Metallsalze hängt
aber nicht nur von der Konzentration der in Lösung befindlichen Metalles
ab, sondern ist besonders abhängig von den spezifischen Eigenschaften der
Salze und des Lösimgsmittels. Sie hängt nicht nur vom Metallion ab, sondern
auch vom Anion und von dem nichtdissoziierten Anteil. Für die Säuren wurde
gefunden, daß sie im aügemeinen im Verhältnis ihres Dissoziationsgrades, d. h.
entsprechend der Konzentration der in der Lösung enthaltenen Wasserstoffionen
desinfizierend wirken. Den Anionen bzw. den nicht dissoziierten Molekülen
der Flußsäure, Salpetersäure und Trichloressigsäure kommt eine spezifische
Giftwirkung zu. Diese spezifische Wirkung tritt mit steigender Verdünnung
gegenüber der Giftwirkung der Wasserstoffionen zurück. Für die Basen zeigt
es sich, daß die Hydroxyde des Kahum, Natrium, Lithium, Ammonium im Ver-
hältnis ihres Dissoziationsgrades desinfizieren, d. h. entsprechend der Kon-
zentration der in der Lösung enthaltenen Hydroxylionen. Es zeigte sich, daß
die Wasserstoff ionen ein stärkeres Gift sind als die HydroxyUonen.
Die Salzwirkung auf die Eiweißkörper setzt sich zusammen in ihrem
Hauptanteüe aus der algebraischen Summe der einzelnen lonenwLrkungen.
Dabei wirken nun Anionen und Kationen antagonistisch, und zwar die Kat-
ionen fällend, die Anionen fällungswidrig [W. Pauli i)].
Doch muß man in Betracht ziehen, in welcher Form die Metalle zur Unter-
suchung kommen, ob als krystaULnische Verbindung oder als kolloidale, demi
die Toxizität der kolloidalen Bariumsalze ist dreimal so gering wie die der
gewöhnhchen Bariumsalze 2).
Spuren kolloidaler Metalle erzeugen bei einzeiligen Organismen Plasmolyse
(Nägeli).
Viele kolloidale Metallverbindungen, aber nicht alle, haben direkt oxy-
dierende Wirkungen. Die respiratorische Kraft der Gewebe wird durch sie
nicht gesteigert. Airf Mikroorganismen wirken sie auch innerhalb des Organis-
mus zerstörend, ebenso zerstören sie Toxine durch Oxydation^).
Kolloidale Metalle, z. B. das Kollargol, vermögen im Organismus Silber-
verbindungen zu bUden; infolge ihres physikochemischen Zustandes haben
die kolloidalen Metalle die Eigenschaft, in den Kreislauf gebracht, eine Hyper-
leukocytose zu erzeugen und Absorptionserscheinungen auszulösen, die sich
darin äußern, daß manche Alkaloidgifte, wie z. B. Curarin und Strychnin
weniger schnell und mtensiv wirken, wenn sie gemischt mit den Lösungen
kolloidaler Metalle eingespritzt werden. Außerdem wurde bei allen kolloidalen
Metallen nach ihrer intravenösen Injektion beobachtet, daß sie Temperatur-
steigerungen erzeugen*).
Goldhydrosole haben auf Schimmelpilze usf. keine wesentliche Giftwirkung
^) W. Pauli, Münchener med. Wochenschr. 1903, Nr. 4.
») C. Neuberg und Neimann, BZ. 1, 166.
*) C. Foä und A. Aggazzotti, BZ. 19, 1 (1909).
*) Portig, Diss. Leipzig (1909). — Oskar Groß und James M. O'Connor, AePP.
fi<t, 456 (1911).
2^ Theorie der Wirkungen anorganischer Körper.
außer einer Herauszögerung der Fruktifikation. Hingegen wirken kolloidale
Silber- und Kupferlösungen auf Schimmelpilze stark hemmend, und zwar hat
die chemisch hergestellte Silberlösung die geringste Hemmungswirkung, Elektr-
argol die größte, Fulmargin steht etwa in der Mitte von beiden. Nur das positive
Wasserstoffion und die elektrisch hergestellte kolloidale Quecksilberlösung
übertreffen Fulmargin an absoluter Desinfektionskraft').
Die Metallteilchen durchdringen die Plasmahaut der Zellen nicht, gelangen
also nicht in das Innere der Zellen und können infolgedessen ihren Tod nicht
verursachen. Das entladene metaUische Silberteilchen scheint überhaupt keine
Giftwirkung zu besitzen 2).
In das Blut injiziertes kolloidales Silber verschwindet aus ihm in ganz
kurzer Zeit [7 Minuten ^j] und lagert sich in Endothelien z. B. der Leber ab.
Wahrscheinlich ist die Wirkung dieser Silberlösung zurückzuführen auf die Bil-
dung von Silberionen ^).
Die Fixierung kolloidaler Metalle von Zellen ist abhängig von dem Gehalt
an organischen Kolloiden in den Hydrosolen; die Hemmungswirkung der Hydro-
sole ist abhängig von der Art des kolloidalen Metalls. Ist kein organisches
Schutzkolloid vorhanden, so wird das Metall von der Membranen des Organismus
fixiert. Ist aber viel organisches Kolloid vorhanden, so findet keine Fixierung
statt. Die Fixierung findet in metallischer Form statt. Organismen, die durch
ihre Lebensfunktionen im Substrat saure Reaktionen hervorrufen, speichern die
Metalle in hervorragender Weise. Bei alkalischer Reaktion speichern sie nicht.
Die Widerstandsfähigkeit der Organismen ist sehr verschieden').
Außer den komplexen Verbindungen, welche in wässeriger Lösung nicht
das Metallion, sondern ein Zusammengesetzes metallhaltiges Ion abdissoziieren,
unterscheiden Franz Müller, Walter Schöller und Walter Schrauth^)
noch sogenannte halbkomplexe Verbindungen. Die letzteren verhalten sich
einzelnen Reagenzien gegenüber wie komplexe, stärkeren gegenüber aber so
wie die Verbindung mit Metallion, da sie sofort mit den stärkeren Reagenzien
die lonenreaktionen des Metalls geben. So haben z. B. die weinsauren Metall-
verbindungen, wie etwa weinsaures Quecksilberoxydulnatrium') sowie die
Quecksilberverbindungen von Glykokoll, Asparagin, Alanin und Succinimid
eine Metallbindung am Sauerstoff oder Stickstoff, welche weniger stabil ist
als die Kohlenstoffbindung. Diese Salze sind als halbkomplex anzusehen, da
ihre Wirkung sich von der einfacher Metallsalze nicht unterscheidet, sie aber
weder Eiweiß fällen, noch ätzend wirken. Gegenüber der Anschauung, daß die
spezifische Metallwirkung nur von den freien oder an Sauerstoff gebundenen
Metallionen hervorgebracht wird, glauben diese Forscher, daß Metallionen
im Organismus nicht existenzfähig sind, da sie sich mit den Eiweißkörpem
zu halbkomplexen Metalleiweißverbindungen umsetzen würden.
Luteokobaltchlorid (Co(NH3),)Cl3 enthält das trivalente positive Radikal
(COfNHg)^). Dieses wirkt ungemein viel weniger auf das Herz als die seltenen
Erden. Ebenso wirken komplexe Salze von Kobalt und Chrom, welche Werner
dai^estellt hat und die in ihrer Lösung ein dreiwertiges Ion abgeben, sehr
■wenig. Die einfachen trivalenten Kationen machen in großer Verdünnung
») Hans Friedenthal, BZ. 94, 47 (1919).
') Zsigmondy, Kolloidchemie, II. Aufl., S. 190.
') Engelen, Arztl. Rundschau 1914, Nr. 20.
*) Friedenthal, Therap. d. Gepenw. 1918.
') Olga Plotho, BZ. 110, 133 (1920). •) BZ. 33, 381 (1911).
') H. H. Meyer und Williams, AePP. 13,70(1880). — B. Gottlieb, AePP. 26, 139.
Theorie der Wirkungen anorganischer Körper. 25
diastolischen Herzstillstand beim Frosch, ■während komplexe trivalente Kat-
ionen in 100 mal so konzentrierter Lösung kaum das Herz affizieren und erst
in viel höherer Konzentration diastohschen Stillstand machen.
F. Hofmeister') hat bereits vor langer Zeit erkannt, daß die purgierende
Wirkung der Salze im Zusammenhange steht mit ihrem Eiweißfällungsver-
mögen. Nun ist das Eiweißfällungsvermögen eine Eigentümlichkeit der Kat-
ionen und so muß man die purgierende Wirkung, insbesondere der Alkalien,
auf die Kationen beziehen. Und in Wirklichkeit sind die Schwermetallionen,
welche selbst in großen Verdümiungen eiweißkoaguherend wirken, sehr energisch
wirkende Purgiermittel, die hierbei schwere Verätzung und Entzündung des
Magendarmkanals hervorrufen. Aber auch die Anionen, insbesondere die
Ionen der Salpetersäure, Brom- und Jodionen haben starke pharmakodyna-
mische Wirkungen, vorzüglich setzen sie den Blutdruck herab. So wirken
auch die Rhodanate, die sich ähnlich wie die Bromide und Jodide in bezug auf
ihre eiweißfällende Wirkung verhalten, ähnhch wie die genannten Substanzen.
Gruppiert man die Metallionen nach dem Grade ihrer eiweißfällenden
Wirkung, so erhält man eine Steigerung in der Reihe Ammonium, Kalium,
Natrium, Lithium. Der eiweißlösende Effekt der Anionen steigt vom Sulfat
zum Tartrat, Acetat, Chlorid, Nitrat, Bromid, Jodid, Rhodanid. Die drei
letzten Glieder der Reihe sind wirksam. Während die Metallionen dieser Reihe
erregende Wirkung haben, kommen die Säureionen sedative und blutdruck-
herabsetzende Wirkungen zu (W. Pauli).
Die Anwendung physikaUsch-chemischer Methoden und Anschauungen
auf allgemein pharmakologische Probleme^) scheint eine grundlegend neue
Auffassung schon bekannter Tatsachen anzubahnen.
C. Neuberg 3) hat einen neuen Gesichtspunkt für die biologische Wirkung
der anorganischen Verbindungen, insbesondere der Schwermetallsalze auf-
gedeckt; er zeigte, daß bereits sehr kleine Mengen derselben fast alle physio-
logisch wichtigen organischen Bausteine der Organismen photosensibel macheu
und im Licht weitgehend verändern. Nach Neubergs Befunden sind Metall-
salzwirkungen von Photokatalysen in praxi untrennbar.
1) AePP. Z4, 247.
") W. Pauli, Münchener med. Wochenschr. 1903, Nr. 4. — H. B. ä, 1 (1902); 3, 225
(1903); 5, 27 (1904); 6, 233 (1905).
3) C. Neuberg, BZ. 13, 305(1908); IT, 270(1909); 2T, 271(1910); 29, 279 (191u). —
Zeitschr. f. Balneologie 3, Nr. 19 (1911).
Zweites Kapitel.
Theorie der Wirkungen organischer Verbindungen.
a) Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen.
Wir haben bei den anorganischen Substanzen gesehen, daß sich bestimmte
Beziehungen zwischen iiirem Molekulargewicht, ihrer Wertigkeit, elektrischen
Ladung, ihrem spektral-analytischen Verhalten innerhalb bestimmter Reihen
und zwischen ihrer physiologischen Wirkung feststellen lassen. Insbesondere
sieht man deutlich, daß Körper, welche isomorphe Verbindungen geben, ein-
ander auch in der Wirkung sehr ähnlich sind. Es war wahrscheinlich, wenn man
die Wirkung ähnlich gebauter organischer Verbindungen miteinander vergUch
und dieselben sehr ähnlich fand, daß zwischen der physiologischen Wirkung
und der chemischen Struktur Beziehungen gefunden würden.
Man hat es in letzter Zeit vorgezogen, die Spezifizität der Giftstoffe in ihren
j)hysikalischen Eigenschaften und nicht in ihren chemischen zu suchen und
insbesondere ihre Löslichkeit in der ZeUwand, ihre Oberflächenenergie in
gelöstem Zustande als die Ursache der Spezifizität anzusehen; diese Eigen-
schaften beherrschen die Verteilung durch Auswahl. Man vergißt hierbei nur,
daß damit in erster Linie nur die Selektion und nicht die Wirkung erklärt wird
und daß ferner die chemischen imd physikalischen Eigenschaften der Ver
bindungen doch untrennbar sind. Jedenfalls hat diese neue Richtung den
großen Vorteil gezeitigt, daß man nicht nur die chemische Konstitution, sondern
auch die Struktur, sowie die aus diesen resultierenden physikalischen Eigen
Schäften und insbesondere Lösungsverhältnisse und Verteilungsverhältnisse
mehr in Betracht zieht; die vorläufige Kampfstellung der physikaHschen und
chemischen Richtung zeitigt wie jede wissenschaftliche Kontroverse für den
Beobachter neue Resultate, welche die neugefundene Tatsache besser erklären,
als eine der beiden Theorien.
Die physikaUsche Voraussetzung, daß die Wirkung der Elemente ihren
Bewegungs- und Schwingungszuständen entsprechen, sind von Curci"^) auf
die organischen Verbindungen in der Weise ausgedehnt worden, daß er die Be-
hauptung aufstellte, die Wirkungen eines organischen Moleküls beruhen und
resultieren aus der Wirkung der einzelnen Komponenten desselben, und zwar
hat der Kohlenstoff eine lähmende, der Wasserstoff eine erregende und der Sauer-
stoff eine indifferente Wirkung. Die Kohlenwasserstoffe der fetten und aroma
tischen Reihe sind lähmende Verbindungen, weil der Kohlenstoff den Wasser
stoff, welcher antagonistisch wirkt, in der Wirkung überwindet. Es ist daher
die lähmende Wirkung um so größer, je mehr Kohlenstoff und je weniger Wasser-
stoff vorhanden, und umgekehrt um so kleiner, je weniger Kohlenstoff und je
mehr Wasserstoff im Molekül enthalten ist. In den Wasserstoff und Stick-
stoff enthaltenden Gruppen überwiegt die aufregende Wirkung des Wasserstoffes
die schwach lähmende Wirkung des Stickstoffes. In den Hydroxylgruppen
1) Terapia modema 1891, Gonnajo, S. 33.
Beziohungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen. 27
hat der Wasserstoff eine beträchtlich erregende Wirkung, weil der Sauer-
stoff indifferent ist : es folgt nun daraus, daß die hydroxylierten Kohlenwasser-
stoffe eine doppelte Wirkung haben müssen. Einerseits eine erregende durch
das Hydroxyl, andererseits eine lähmende durch den Kohlenwasserstoff. Doch
kommt den Hydro xylen nach Curcis Auffassung besondere Wirkung zu, je
nachdem ihre Stellung ist.
Diese durchaus anders erklärbaren Resultate Curcis sind gleichsam der
roheste Versuch, einen Zusammenhang der chemischen Konstitution und der
biologischen Wirkrmg zu finden. So einfach hegen aber diese Beziehungen
durchaus nicht.
Für die ahphatischen Körper verdanken wir vor allem O. Schmiedebergi)
eine Reihe von Erklärungsversuchen. Die Wirksamkeit der Substanzen, ins-
besondere der ahphatischen Reihe, hängt vor allen Dingen von physikahschen
und von biologischen Verhältnissen ab. So spielt die Resorbierbarkeit einer
Substanz eine große Rolle. Eine nicht resorbierbare Substanz kann selbst-
verständhch innerhalb des Organismus (jenseits des Darmkanals) nicht zur Wir-
kung gelangen. Femer ist die große Löshchkeit in Wasser und die große Flüchtig-
keit bei gewöhnUcher Temperatur für die Wirkung maßgebend. So zeigen z. B.
die flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Petroleums in vollem Umfange die nar-
kotische Gruppenwirkung der Kohlenwasserstoffe, während die flüssigen, in
Wasser ganz unlöshchen, der Verdunstung unfähigen Paraffinöle und vollends
die festen Paraffine gänzüch unwirksam sind. Die Wirksamkeit im Sinne
der Alkoholgruppen, d. h. narkotische Wirkung, wird im wesent-
lichen durch die Anzahl der im Molekül enthaltenen Sauerstoff-
atome bedingt. Alle Verbindungen dieser Gruppe, welche zwei oder mehi'
Sauerstoffatome in einer Kohlenwasserstoffgruppe enthalten, büßen dadurch
die Wirksamkeit ein oder werden gänzhch wirkungslos. Die Glykole CnHgn (OHjj
stehen schon an der Grenze der Wirksamkeit. Ist aber eine Verbindung aus
mehreren selbständigen Kohlenwasserstoffgruppen zusammengesetzt, so ist
sie wirksam, wenn wenigstens die eine von den letzteren kein oder nicht mehr
als ein Atom Sauerstoff enthält. So z. B. kann der schlafmachende Paraldehyd
{CH3 • CH0)3 als eine Verbindung angesehen werden, deren Moleküle gleich-
sam aus drei gleichartigen, je ein Atom Sauerstoff enthaltenden Teilen locker
zusammengefügt sind, von denen jeder eine selbständige Rolle bei der Wirkung
spielt. 0. Schmiedeberg stellte folgende Gesetzmäßigkeiten für die Wirkimg
substituierter Körper auf:
,,1. Sehr giftige Atomgruppen verheren bei der Substitution mit den
Kohlenwasserstoffen der Fettreihe die Intensität und den ursprünghchen Cha-
rakter ihrer Wirkung. Dieses Verhalten zeigen die Nitrile R • C J N und Iso-
nitrile R • N ; C oder R • N: C, von denen die letzteren als direkte Substitu-
tionsprodukte der Blausäure zu betrachten sind. Nur wenn die Blausäure sich
durch Abspaltung im Organismus bildet, tritt die entsprechende Wirkung ein.
Beispiele : Kakodyloxyd (0113)2 • As O • As(CH3)2 kann aus dem Arsenig-
säureanhydrid AS0O3 durch Substitution von je 1 Atom O durch (03.3)2 ent-
standen gedacht werden und bringt keine Arsenikwirkung hervor. Diese tritt
erst nach Zersetzung der Verbindung im Organismus ein. Ebenso verhalten
sich das Blei-^) und Zinntriäthyl und wohl alle anderen analogen Ver-
bindungen.
1) AePP. 20, 201.
^) Dieses macht nach E. Harnack, AePP. 9, 152, Lähmung des Zentralnerven-
systems, wie Chioral und Chloroform.
28 Theorie der Wirkungen organischer Verbindungen.
2. Es kann auch umgekehrt die Wirksamkeit der Kohlenwasserstoffgruppe
durch die Verbindung mit anderen Atomen und Atomkomplexen abgeschwächt
oder ganz aufgehoben werden. Hierher gehören die Ammoniakbasen der Fett-
reihe. Die Wirkung derselben, z. B. des Methylamins CH3 • NHj, Di- (0113)2 • NH
und Trimethylamins (0113)3 • N hat den gleichen Grundcharakter, wie die des
Ammoniaks. Eine Narkose verursachen sie nicht.
3. Wenn die Verbindung, wie in den Äthern und Estern, aus zwei Atom-
gruppen durch Vermittlung von Sauerstoff zusammengesetzt ist, so hängt, so-
weit es sich übersehen läßt, die Wirkung des ganzen Moleküls derselben von
der Natur und Beschaffenheit der beiden Komponenten ab, indem jede der
letzteren dabei eine selbständige Rolle spielt. Bestehen diese beiden Teile
aus gleichartigen oder gleichwertigen Kohlenwasserstoffen, wie es in den ein-
fachen und zusammengesetzten Äthern der Fall ist, so ist die Wirkung der
ganzen Verbindung eine einheitliche und die letztere gehört pharmakologisch
zu den typischen Gliedern der Alkoholgruppe. Ihnen schließen sich solche Ester
an, in denen die Säuren an sich, d. h. im neutralisierten Zustande, besonders
als Natriumsalze, keinerlei spezifische Wirkungen haben. Die Essigsäureester
und ihre Homologen sind daher ebenfalls zur Alkoholgruppe zu rechnen.
Wenn dagegen in derartigen Verbindungen die Säure an sich giftig ist
oder in irgendeiner Weise ein besonderes Verhalten im Organismus aufweist,
so treten diese Eigenschaften auch bei den betreffenden Estern zutage und
bedingen eine wesentliche Abweichung ihrer Wirkung von dem Gnmdcharakter
der Alkoholgruppe. Beispiel Salpetrigsäureamylester."
Ein stringenter Beweis dafür," daß zwischen der chemischen Konstitution
der Körper und ihrer physiologischen Wirkung ein inniger Zusammenhang be-
steht, oder noch deutlicher ausgedrückt, daß die physiologische Wirkung
einer Substanz durch ihre chemische Konstitution und Konfiguration') bedingt
ist, kann durch die Tatsache unumstößlich geliefert werden, daß bestimmte
Änderungen in der Konstitution bestimmte Änderungen in der Wirkung bei
ähnlichen Körpern hervorbringen, und daß ferner die Anlagerung bestimmter
Molekularkomplexe an verschieden wirkende Substanzen dieselben in physio-
logisch ähnlich wirkende oder auch in gleichmäßig unwirksame verwandeln
kann. Es gelingt leicht, aus ganz besonders wirksamen Substanzen durch
Anlagerung bestimmter Gruppen gleichmäßig unwirksame zu erhalten und
nach Abspaltung dieser Gruppen wieder die wirksamen Substanzen zu regene-
rieren. Als Beispiel wollen wir vorläufig nur einiges erwähnen: a) Durch
die Anlagerung identischer Gruppen in identischer Weise werden
gleichmäßig wirkende Körper erhalten. Nach den Untersuchungen
von Cr um Brown und Fräser 2) und anderen gelingt es durch Methylierung
der Alkaloide, welche ja verschiedene physiologische Wirkung haben, Körper
zu erhalten, welche alle die motorischen Nervenendigungen lähmen, also dem
Curare ähnliche Wirkungen haben. Es ist hierbei im allgemeinen gleichgültig,
ob diese Alkaloide als solche Krämpfe auslösen, wie Strychnin, Brucin und
Thebain, oder ob sie es nicht tun, wie Morphin, Nicotin, Atropin. Aus diesen
Versuchen läßt sich sogar die allgemeine Regel ableiten, daß die zusammen-
gesetzten Radikale, bei welchen Methyl am quaternären Stickstoff steht,
^) Inwiefern die Wirkung von der Konfiguration abhängig ist, siehe am Schlüsse
dieses Kapitels. Siehe ferner Sigmund Franke!: Stereocliemische Konfiguration und
physiologische Wirkung in: Asher und Spiro's, Ergebnisse d. Physiologie III. Biochemie
S. 290.
2) Transact. Roy. Soc. Edinborough 25, 707 (I8C8) und Proc. Roy. Soc. Edinborough
1869, 560.
Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen. 29
in derselben Weise lähmend wirken. Es können daher aus allen tertiären
Basen durch Methylierung Ammoniumbasen erzeugt werden, welche manchmal
unverhältnismäßig giftiger, häufig aber viel weniger giftig sind, als die Aus-
gangssubstanzen. So fand R. Böhm'), daß im Curare zwei Basen nebenein-
ander vorkommen, das Curarin und das Ciuin. Curarin ist eine Ammonium-
base, Curin eine tertiäre Base, die nur wenig giftig ist. Als R. Böhm aber die
tertiäre Base Curin durch Methylierung in eine Ammoniumbase überführte,
so entstand Curarin, welches sich als 226 mal so giftig erwies, als die Aus-
gangssubstanz, b) Daß durch die Anlagerung identischer Gruppen
die Wirkung bestimmter Körper abgeschwächt oder ganz ver-
nichtet wird, beweisen folgende Tatsachen: Wenn man hydroxylhaltige Sub-
stanzen, wie Phenole, Alkohole usw. in ihre gepaarten Verbindungen mit
Schwefelsäure, das ist in saure Ester, überführt, so verlieren sie ihre Giftigkeit fast
vollständig. Während Phenol C^B.^ • OH eine beträchtliche Giftwirkung bei
interner Applikation zeigt, ist die Phenolätherschwefelsäure CrHs • 0 • SO3H
als Natriumsalz intern eingegeben selbst in Dosen von 30 g ganz ungiftig.
Das so wirkungsvolle Morphin Ci7H„N0 • (0H)2 verliert durch Überführung
in Morphinätherschwefelsäure Ci7H,7NO • (OH) • SO3H völlig seine hyp-
notische Wirkung und kann selbst in Dosen von 5 g ohne irgendwelchen Schaden
genommen werden. Das giftige Ammoniak geht durch Ersatz eines Wasser-
stoffes durch Essigsäure in das ga iz ungiftige Glykokoll (Aminoessigsäure)
NH2 • CH2 • COOH über. Es können, um ein weiteres Beispiel anzuführen,
durch Einführung von Säureradikalen in basische Reste die Wirkungen der
letzteren bedeutend abgeschwächt, wenn nicht ganz aufgehoben werden. So
ist Acetamid CH3 • CO • NHg völlig wirkungslos-), während Ammoniak ein
heftiges Gift ist. Acetanilid CHj • CO • NH • C^Hj (Antifebrin) ist weit weniger
giftig, als Anilin NHg • CBH5. Ebenso wird im Phenetidin NHg • C^H^ • OCjHj
durch Anlagerung von Acetyl- oder Lactylradikalen die Wirkung abgeschwächt,
indem die Base schwieriger angreifbar wird.
Gleichmäßig wird in allen Fällen durch Einführung vonWasser-
stoff in die cyclischen Basen die physiologische Wirkung ver-
stärkt bzw. die Giftigkeit gesteigert (Regel von Kendrick - Dewar-
Königs).
So viel als Beweis und Beispiel, daß gleichmäßige Veränderungen an
ungleich wirkenden Substanzen ähiüiche oder gleiche Veränderungen in der
Wirkung setzen.
Daß bestimmte Gruppen von Substanzen ihre Wirkung durch einfache
Änderungen im Molekül, etwa die Verwandlung des Charakters der Verbindung
von einer Base in eine Säure, verlieren, läßt sich physiologisch dadurch erklären,
daß der Angriffspunkt der Substanz verschoben bzw. aufgehoben ist, oder
daß die Verteilung im Organismus völlig alteriert wird. Wir können uns näm-
lich das Zustandekommen der Wirkung der Substanzen auf bestimmte Zell-
gruppen, d. i. die selektive Wirkung der Substanz nur so deuten, daß gewisse
endständige Gruppen im Molekül in chemische Beziehung zu Zellsubstanzen
treten und von denen festgehalten werden. Dieses kann durch rein chemische
Bindung oder durch physikalisch-chemische Verhältni.«se, wie Lösung, Absorp-
tion und ähnliche erfolgen. Erst dann kann der ganze Molekularkomplex, ein-
mal im bestimmten Gewebe physikalisch oder chemisch festgehalten (ver-
ankert), zur Wirkung gelangen. Ändern wir nun den Charakter der endstän-
djgen Gruppen oder der ganzen Verbindung, so waltet die chemische und physi-
1) Arch. d. Pharm. 335, 660. ^) Zeitschr. f. Biol. 8, 124.
30 Theorie der Wirkungen organischer Verbindungen.
kaiische Beziehung zwischen der eingeführten chemischen Substanz und dem
bestimmten Zellkomplexe nicht mehr ob. Die Substanz wird von der betreffen-
den Zellgruppe nicht mehr aufgenommen oder festgehalten, und kann daher
auch nicht mehr zur Wirkung gelangen, wenn auch die eigentlich wirkende
Gruppe völlig intakt geblieben ist. Paul Ehrlich i) hat als Bild für eine ähn-
hche Vorstellung den Vergleich mit den Farbstoffen angewendet. In allen
Farbstoffen kommt nach 0. Witt eine chromophore, farbgebende Gruppe
vor, welche sich durch dichtere Bindung auszeichnet (z. B. die Azogruppe
R . N = N • Rj). Alle Farbstoffe werden entfärbt, wemi man sie mit reduzieren-
den Mitteln behandelt und so durch Einführung von Wasserstoff die dichtere
Bindung der chromophoren Gruppe aufhebt. So bekommt man aus Indigblau
Indigweiß usw. Aber diese chromophoren Gruppen allein sind nicht ausreichend,
um Farbstoffe zu erzeugen, sie haben nur den chromogenen Charakter. Es müssen
an sie noch saure oder basische Gruppen herantreten, z. B. Hydroxyl- oder
Aminogruppen, die man als auxochrome Gruppen bezeichnet, Radikale, welche
erst die Farbstoffnatur der Verbindungen entwickeln. Wenn in das Azobenzol
CgHj • N = N • CgHg Hydroxylgruppen eintreten, dann erst entsteht das
braune Oxyazobenzol CgHg • N = N • CgH4 • OH und wenn die Aminogruppe
eintritt, das schöne gelbe Aminoazobenzol CgHg • N = N • CgH^ • NH, (Anilin-
gelb). Es sind also zum Zustandekommen des Farbstoffes zwei Komponenten
erforderhch, die chromophore und die auxochrome Gruppe. Die Farbe aber
selbst ist wieder abhängig von der Zahl der auxochromen Gruppen. Das Mon-
aminoazobenzol C5H5 • N = N • C^'R^ ■ NH2 ist gelb (Anüingelb), das m-Di-
aminoazobenzol CgHs • N = N • CgHj • (NH2)2 ist orange (Chrysoidin), das
Triaminoazobenzol NHj • CgH4 • N = N • CgHg • (NH2)2 ist braiui.
Wie wir gesehen haben, werden viele Gifte durch einfache Einwirkung,
z. B. ELnführmig von Säuren, in ungiftige Substanzen umgewandelt. M. Ne nc ki
suchte diese Verschiedenheiten auf chemischem Wege durch Unterschiede in
der Oxydationsfähigkeit zu erklären, aber Paul Ehrlich hielt einen solchen
Erklärungsversuch für durchaus nicht ausreichend und glaubte auf experimen-
tellem Wege zum Verständnis dieser Tatsachen gelangt zu sein. So gibt es z. B. •
eine Reihe von Farbstoffen, welche bei Tieren das Gehirn färben ; fügt man aber
in diese Farbstoffkörper Schwefelsäure ein, indem man die entsprechende
Sulfosäure darstellt, so verheren sie vollkommen ihre gehirnfärbende Eigen-
schaft. Durch die Substitution ist also die Wirkung der Substanz verändert.
Sie hat ihre neurotrope Funktion eingebüßt, d. h. sie geht nicht mehr an die
Elemente des Gehirnes heran. Man ist nun gezwungen, wenn man von Be-
ziehungen zwischen Konstitution und Wirkung spricht, als Mittel noch einen
dritten Begriff aufzustellen, nämlich den der Verteilung. Wie soll man sich
die selektive Fähigkeit der Gewebe vorstellen? Es handelt sich da nicht um
nahehegende chemische Beziehungen, sondern oft nur um physikahsche Verhält-
nisse, so häuft sich das Chloroform meist in den roten Blutkörperchen an
(0. Schmiedeberg 1867). Nach den J. Pohlschen Erklärungen^) wird es von
den Phosphatiden derselben angezogen, mit denen es sich leicht mischt. Ähn-
lich dürften sich die Kohlenwasserstoffe, Äther, Ketone und Sulfonverbin-
dungen verhalten. Schwieriger hegen die Verhältnisse bei anderen chemischen
Gruppen, wie bei Säuren, Basen, Alkoholen und Phenolen, da diese ja leicht
chemische Verbindungen mit bestimmten Gruppen des Protoplasmas eingehen
könnten. Bei einer chemischen Verbindung wäre die Substanz durch Alkohol
') Deutsche med. Wochenschr. 1898, 1052. Siehe auch Festschrift f. Leyden 1, 645
Internationale Beiträge zur inneren Medizin, Berlin 1902. ') AePP. 38, 239.
Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen. 31
aus den Organen nicht exfcrahierbar. Das Experiment belehrte aber P. Ehr-
lich, daß z. B. bei Phenacetin, Kairin, Thaliin die Alkoholextraktion gehngt,
also keine chemische Bindung zwischen der eingeführten basischen Substanz
und dem Protoplasma vorhegt So läßt sich auch aus einer Fuchsinniere durch
Alkohol Fuchsin extrahieren. Die einzige Substanz unter vielen, die eine solche
Festlegung annehmen läßt, ist, nach P. Ehrlich, vielleicht das Anihn.
Wie erfolgt nun die Anlagerung dieser Substanzen ? Der Vorgang der
Färbvmg ist nach Ehrlich derselbe, wie er bei Injektion von Giften im Orga-
nismus statthat: die Wollfaser, in Pikrinsäurelösung getaucht, nimmt aus
der noch so schwachen Lösung, aus der größten Verdiinnung, die Farbe auf,
ebenso wie gewisse G!ewebe das Gift aus der zLrkuUerenden Körperflüssigkeit. —
Hinsichtlich der Färbung nun bestehen zwei Theorien : die der Salzbildung und
die der starren Lösung nach van t'Hoff (Wittsche Theorie). O. Witt nimmt
an, daß der Farbstoff nicht in festem Zustande in der Faser ist, sondern als
Lösung. Es gibt Farbstoffe, welche in festem Zustande rot sind, in Lösungen
aber fluorescieren : die damit gefärbte Seide fluoresciert gleichfalls. Es ist
kein Einwand hiergegen, daß derselbe Körper verschiedene Fasern verschieden
färbt: auch Jod in verschiedenen Flüssigkeiten gelöst — in Jodkahumlösung,
in Chloroform usw. — ergibt verschiedene Färbung der Lösung. — Die Ge-
websfaser schüttelt die Farbstoffe quantitativ aus der wässerigen Lösmig aus
und färbt sich so; ist die Löshchkeit der Substanz in Alkohol wieder besser,
so ist die Faser durch ihn wieder entfärbbar.
Das Verhalten der Substanzen im Organismus ist nmi wohl nach der
Ansicht von Ehrlich ein ganz ähnliches. AUe Himfarbstoffe verHeren ihre
himfärbende Eigenschaft, wenn eine Sulfosäuregruppe in sie eintritt. Die
Mehrzahl der Stoffe, welche ins Gtehim gehen, gehen auch aus Wasser in Äther
über, als Sulfosäuren jedoch nicht. Es sind also im Gehirn Stoffe, welche
ebenso wirken wie Äther im Reagensglase. Die starke Wirkung gewisser Gifte
auf das Hirn beruht auf einer Ausschüttelung durch dasselbe, wie durch Äther.
— Die Lokalisation der verschiedenen Substanzen in den Körpergeweben
beruht also nach Ehrlich auf einer Ausschüttelung durch dieselben. In den
Zellen verschiedener Organe sind verschiedene chemische Gruppen enthalten,
und einzelne Körper, wie Myosin z. B., haben wieder in alkalischer oder neutraler
oder saurer Lösung ganz verschiedene Fähigkeiten, so daß sich die verschie-
densten Möglichkeiten einer Endwirkung ergeben. Einzelne Substanzen werden
wohl nicht vom lebenden Protoplasma aufgenommen, sondern von anderen
zwischenhegenden Körpern — so gewisse Farbstoffe von den Nervenscheiden. —
Ein Beispiel für eine starre Lösung gibt die Jodstärke, welche man früher für
eine chemische Verbindung hielt, während sie nach Mylius auch eine starre
Lösung darstellt, indem die Stärke von Jod durchtränkt ist. Dieselbe Blau-
färbung nun bei der Lösung von Jod zeigen gewisse Derivate der Cellulose,
die amyloide Substanz und die Cholalsäure. In diesen Körpern sind gewisse
Strukturkomponenten gleich. Die Fähigkeit, eine starre Lösung zu erzeugen,
setzt also gewisse chemische Eigenschaften voraus, und zwar gehören solche
Konfigurationen immer einer ganzen Klasse an.
Der Ehrlichsche Vergleich mit der chromophoren Gruppe läßt sich in
der Gruppe der Cocaine schön durchführen. Alle Cocaine im chemischen
Sinne (Ekgoninverbindungen) machen bei der Maus dieselben pathologischen
Veränderungen der Leber, aber anästhesierend wirkt nur das Cocain mit der
Benzoylgruppe, während die Methylgruppe des Cocains das Ekgonin nur an das
Nervensystem heranbringt. Die Benzoylgruppe wäre nun die anästhesiophore.
32 Theorie der Wirkungen organischer Verbindungen.
die Methylgruppe die anästhesiogene Gruppe. Ehrlich wollte diese seine An-
schauung als einen neuen Weg zur Synthese neuer Arzneimittel betrachtet
■wissen. Zuerst hat man eine Gruppe von Substanzen zu wählen, welche an
gewisse Organe herantreten und in diese Substanzen, welche nun myotrop,
neurotrop usw. sind, könnte man verschiedene Gruppen einführen, welche
einen toxischen bzw. therapeutischen Einfluß ausüben.
Die EhrlichscheTheorie war vielleicht der erste Versuch, die Verteilung
und zum Teil auch die Wirkung physikalisch-chemisch zu erklären und den Ver-
teilungssatz von Berthelot - Jungfleisch, wie die Theorie der starren
Lösung van't Hoff auf die Pharmakologie anzuwenden.
Während nach der Ehrlich sehen Auffassung im Protoplasma des Organis-
mus sowie im Parasiten bestimmte Atomkomplexe, sogenannte Chemoccptoren,
eine besondere Affinität zu bestimmten Gruppen des Arzneikörpers, den so-
genannten haptophoren Gruppen, bieten, kommen z.B.Baudisch')undUnna^),
ebenso Karrer^) zu Vorstellungen, nach denen chemische Verbindungen, die
nach der Werner - Pfeif ferschen Theorie Komplexsalze zu bilden vermögen,
der komplexsalzbildenden Gruppe haptophore Eigenschaften zukommen, mit
der sie sich mit bestimmten Gewebsteilen bzw. Teilen der Zelle des Parasiten
verbinden.
So sind zur Bildung innerer Komplexsalze befähigt: Salvarsan, Hexa-
aminoarsenobenzol, Salicylsäure, Atophan, Oxyanthranole. Aber die komplex-
salzbildende Gruppe kann den Ausschlag nicht geben, wie sich an den drei
Isomeren des Salvarsans zeigen läßt, die sämtlich o-Aminogruppen, wenn auch
an anderen Stellen des Moleküls, enthalten. Viele therapeutisch sehr wirksame
Verbindungen enthalten überhaupt keine komplexsalzbildenden Gruppen.
Seit dem Ehrlichschen Versuche haben insbesondere durch die Theorien
und Experimente von Hans H. Meyer, Overton und W. Straub Anschau-
ungen, nach denen sich die pharmakodynamischen Wirkungen nach dem
Verteilungssatze rein physikalisch erklären lassen, stark an Boden gewonnen.
Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten für die Aufnahme von Substanzen
aus ihren wässerigen Lösungen sind zum Teil bekannt. Die Aufnahme er-
folgt selektiv in der Weise, daß einzelne Stoffe gar nicht aufgenommen werden,
andere hingegen in sehr reicher Weise. Stoffe, die nicht aufgenommen werden,
können aber trotzdem auf die Zellmembran reizend wirken. Bei der Aufnahme
geben die Substanzen mit dem Kolloid eine sogenannte feste Lösung und es
wird so viel von der Substanz aufgenommen und in dem Kolloid aufgespeichert,
bis sich ein Gleichgewichtszustand zwischen der Lösung und dem Kolloid,
in unserem Falle zwischen den zirkulierenden Medien und den Geweben, ent-
wickelt hat. Der Vorgang ist aber reversibel und aus der festen Lösung kann die
Substanz wieder nach dem Verteilung.sgesetz in das Lösungsmittel übergehen.
Nach dem Verteilungssatz von Berthelot und Jungfleisch verteilt sich eine
Substanz zwischen zwei Lösungsmitteln, die einander nur wenig lösen, analog
dem Henryschen Gesetz, und zwar in konstantem Verhältnis. Bei gleicher
räumlicher Konzentration ist der osmotische Druck in beiden Lösungen gleich
groß. In seiner allgemeinsten Form lautet der Verteilungssatz: bei einer be-
stimmten Temperatur besteht für jede Molekelart ein bestimmtes Verteilungs-
verhältnis zwischen zwei Phasen eines Systemes, das unabhäng g von der Gegen-
wart anderer Molekel ist und für das es gleichgültig bleibt, ob letzteres sich mit
jener in Umsetzung befindet oder nicht.
») B. B. 49, 117 (inifi). 2) Dermatol. Wochenachr. 68, 116.
') Naturwissenschaften 1916, II. 37.
Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen. 33
In der Xer nstschcn Fonnulieruiig lauten clie Gesetzmäßigkeiten folgender-
maßen: Wenn wir miter Teilungskoeffizienten eines Stoffes zwischen zwei
Lösungsmitteln das Verhältnis der räumlichen Konzentration verstehen, mit
welchem er in diesen beiden Lösmigsmitteln nach Eintritt des Gleichgewichts-
zustandes vorhanden ist, so ist der Teilungskoeffizient bei gegebener Tem-
peratur konstaiit. wenn der gelöste Stoff in beiden Lösungsmitteln das gleiche
Molekulai^ewicht besitzt. Bei Gegenwart mehrerer gelöster Stoffe verteilt
sich jede einzelne Molektilgattung so. als ob die anderen nicht zugegen wären.
Befindet sich aber der gelöste Stoff nicht in einem einheitlichen Molekular-
zustande, sondern ist er in der Dissoziation begriffen, so gilt der ausgesprochene
Satz, daß der Teilungskoeffizient bei gegebener Temperatur konstant ist. wenn
der gelöste Stoff in beiilen Lösungsmitteln das gleiche Molekulargewcht be-
sitzt, für jede der bei der Dissoziation entstandenen Molekülgattimgen. Aber
die Verteilung ist auch noch abhängig und variabel mit der Temperatur. Wenn
der gelöste Stoff in beiden Lösungsmittehi ein verschiedenes Molekulargewicht
zeigt, so verteilt er sich so, daß in den Lösungsmitteln die gleiche Anzahl von
Molekülen vorhanden ist. in dem einen einfache, in dem anderen doppelte
oder mehrfache Äloleküle.
Xun ist es gleichgültig, ob die Verteilung zwischen zwei Flüssigkeiten
oder einer Flüssigkeit luid einem amorphen festen Köi-per stattfindet, da wir
den festen, amorphen Köi-per als eine Flüssigkeit mit hoher innerer Reibung
ansehen können. Aber bei der Verteilmig zwischen einem Kolloifl und einer
Flüssigkeit kann man den Verteilungssatz nicht direkt erweisen, da es sich
wahr.scheiuhch in der Hauptsache um eüie Obciflächenwirkung des Kolloids
handelt. Die kolloidalen Membranen nun köimen Substanzen aus ihren
Lösungen nach dem Verteilungssatz aufnehmen, sobald diese in dem Kolloid
der Membran löslich sind imd diese aufgenonnnenen Substanzen nach der
anderen Richtung abgeben. Für die Resorption überhaupt gilt aber der
thermodynamische Satz von Willard Gibbs, daß Stoffe, die eine Ober-
flächenspannung erniedrigen, das Bestreben haben, ihre Konzentration an
der Obci'f lache zu erhöhen. Sie werden also absorbiert. Stoffe aber, welche
die Oberflächenspannung erhölien, haben das Bestreben, ihre Konzentration
an der Oberfläche zu verringern. Daher werden zum Beispiel im Darm die
lipoidlöshchen Stoffe \-iel leichter und schneller resor]:)iert als die lijjoid-
imlöslichen, und die Raschheit der Resorption steht im geraden Verhältnisse
zur Lipoidlöslichkeit.
Diese Gesetzmäßigkeiten sind aber der Hauptsache nach für eine Theorie
der Selektion verwertbar. Es muß erst be^^■iesen werden, daß das bloße Hin-
einlösen einer Substanz in das Protoplasma bestimmter Art. gleichbedeutend
ist mit pharmakodynamischer Wü-kung und daß eine chemische LTmsetzung
zwischen beiden nicht stattfindet.
Die ältere mehr chemische Theorie von (). Loew^jging hingegen dahin, daß
alle diejenigen Stoffe, welche noch bei großer Verdünnung in Aldehyd- oder in
Anünognippen eingreifen. Gifte für alles Lebende sein müssen, indem hierbei
Substitutionen eintreten. Daher nennt er diese Gruppe von Giften substituierend
^\•i^kende. Je reaktionsfähiger nun ein Köi'per in dem Sinne ist, daß er mit
einer Aldehj'd- und Aminogruppe leicht reagieren kann, desto größer ist seine
Wirksamkeit bzw. seine Giftigkeit. So sind die für Aldehyd- inid Ketongruppen
besonders reaktionsfähigen Basen Hj-drox3-lamin HO • XH, und Diamid (Hy-
drazin) XHj ■ XH, sehr stark wirkende Gifte für Pflanzen und tierische Or-
^) Natürliches Sy.'item der Giftwirkimg, München 1893.
F tä n kel , Araieimitlel-SsTitheäe. 5. Aull. ,T
34 Tlieorie der AVirlamgen organischer Verbindungen.
ganismen, ja noch Derivate des Hydroxylamins, -wie das Beiizeiij'lammoxim
CeHj— Ci^jjQ^i). Hingegen sind andere Ketoxime, da sie in diesem Falle
nicht mehr reaktionsfähig sind, für höhere Tiere nur ausnahmsweise giftiger
als die Ketone, aus denen sie entstanden sind. Das für- Aldehyd- und Keton-
gruppen so ungemein reaktionsfähige Phenylhydrazin C^Hj • NH • NH, ist aus
diesem Grunde ein sehr heftiges Blutgift. Anilin CVHj • XH, hingegen, welches
sch\vieriger mit Aldehyden reagiert, ist ein seil wacheres Gift als Phenylhydrazin,
ebenso wie freies Ammoniak ein sch\\ächeres Gift ist als Diamid. Der am
Wasserstoff haftende Stickstoff kann unter Umständen äußerst leicht, unter
anderen wieder äußerst schwer in die Aldehydgruppen des Protoplasmas ein-
greifen. Benachbarte Gruppen bedingen dessen Labilitätsgrad, die Reaktions-
fähigkeit.
Körper mit tertiär gebundenem Stickstoff, \\elche geruige oder keine Gift-
\\irkung besitzen, können durch Reduktion und Bildung der Imidprrnppe zu
starken Giften werden.
Pyridin CoHidin Piperidin Coniin
H 9^3 Hj H,
CG C C"
HCfAcH HC|/""^CH HjCf-^iCH, HoC/'NCHa
Hcl^CH CHj • cl^C • CHj H„cl,^CH, H/'l^JcH ■ CHj • CHj • CHj
N N " N " N
H H
So InI Pipi'riiliii i'iii weit stärkeres Gift als Pviidin, ('oniiii intensiver
CH„
wiikciicl als Coliidin. Tetrahvdrochinolin | L_- enei-aischer wirkend als
H H " \/\/^^'
C C
NH
Chiiiolin i || j selli.'^t. Daher ist auch Pyrrol „J L„ weit giftiger
HC'^N NH
als PjTidin. Diese Tatsachen lassen sich nach Locw leicht durch die Zu-
nahme der Reaktion.sfähigkeit gegenüber den labilen Aldehyd gruppen des
Protoplasmas erkläi'en. Sie werden noch gestützt diu-ch Beobaehtungeji.
■welche zeigen, daß Körper mit labilen Aminogruppen in ihrer Giftwirkiuig
zunehmen, weim noch eine zweite Aminogruppe in solche Substanzen ein-
geführt wird, die Giftigkeit aber abnimmt, wenn die Aminogruppe in die
[minogrnppe übergeht: So sind die Phcnylendiamine CgH4(NH2)2 giftiger
als Toluidine OH3 • C^H^ • NH, . Wenn im Anilin ein AVasserstoff der Amino-
gnippe durcli Alkyl ersetzt wii-d, die Aminogruppe also in eine Iminogruppe
iil)ergeht, so nimmt die Giftwrkung ab, da dieses substitxüerte Anilin mit Al-
dehyden schwierig reagiert. Diese Körper haben dann keine krampfen-egende
AVirkung mehi\ Wenn aber Alkyl nicht in die Seitenkette eintritt, sondern
einen Kern Wasserstoff ersetzt, also die Aminogruppe intakt bleibt, so bleibt
auch die krampferregende Wirkung erhalten. Dieselbe Tatsache läßt sich noch
viel besser an der Abschwächung der Wirkung durch den Eintritt von sauren
Resten in die Aminogruppen demonstrieren. So ist Acetanihd GH3 • CO • NH
• CfiH, weit ungiftiger, aber auch chemisch mit Aldehyd weniger leaktions-
fähig als Anilin. Eljcnso i.st das symmetrische Acetylpheuylhydrazin CgHj
• NH ■ NH • CO • CHg (Pyrodin) weit weniger giftig, aber auch chemisch mit
Aldehyd weniger reaktionsfähig als Phenylhydrazin. Eine solche Abschwächung
1) BB. 18, 1054 (1885).
Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen. 35
der Giftigkeit dm'ch Abschwächuiig der chemischen Reaktionsfähigkeit gegen-
über Aldehj-dgruppen läßt sich noch an vielen anderen Beispielen beweisen.
Die Giftigkeit der Phenole erklärt 0. Loew durch ihre leichte Reagierbar-
keit mit labilen Atomgmppen, besonders Aldehyden. Diese Reagierbarkeit
nimmt ab, wenn negative Gruppen, Carboxyl- oder Sulfosäuregruppen in das
Molekül eintreten. Daher ist Salicj'lsäure
JoH weniger giftig als Phenol
COOK OH
Saccharin (o-Benzoesäuresulfinid) t5Hi<gQ >NH ist ganz ungiftig, da durch
das gleichzeitige Vorhandensein der Reste der Carboxj'l- iind Sulfosäuregnippe
die Imidgruppo nur sehr wenig reaktionsfällig ist.
Diese Anschauung Loews läßt sich aber nicht iii allen fJruppen mit gleich
viel Glück als einziger Erklärungsversuch durchfüliren. Besonders bei der
Wirkung der Blausäure und ihrer Derivate läßt sich diese Theorie nur gezwiui-
gen anwenden.
Die Loewschen Ausfüliruiigen gipfeln in folgenden Schlußfolgerungen:
,,I. Jede Substanz, welche noch bei großer Verdünniuig reagiert, ist ein
Gift. Beispiele Hydroxylamin, Phenylhydrazin.
II. Basen mit jirimär gebundenem Stickstoff sind ceteris paribus schäd-
licher als solche mit .sekundär gebundenem und die.sc \viedcr schädhcher als
solche mit tertiär gebundenem Stickstoff. Xantliiii mit drei NH-Gruppen
ist nach Filehne giftiger als Thcobromin mit einem NH imd dieses wieder
giftiger als Coffein. Amarin ist giftig, das isomere Hydrobenzamid nicht. Pi-
peridin und Pyrrol sind giftiger als Pyridin. Pj-ridin imd Hyclrobenzamid
haben tertiär, Amarin, Piperidin mid Pyrrol sekundär gebundenen Stickstoff.
Amarin
H>
'drobenzamid
CÄ-C
II
CeHä ■ C
■NH
)CH.
NH
C^Hs
CH : N,
>ch C.H,
Piperidin
Pyrrol
Pyridin
H,
h
H/^Hj
H^|H
Hr^H
NH
hO'h-
N
hUh
N
Die am Stickstoff methylierten (Annnouium-) Basen aus Strychnin, Bru-
ciu. Codein, Morjjhin und Nicotin sind weit -neniger giftig als die ursprimg-
lichen Alkaloide und zum Teil von anderer Wirkiuig. Ausnahmen von Satz II
infolge spezieller Verhältnisse kann es allerdings gelien, werden aber selten
sein. So scheint z. B. für gews.se Arten von Spaltpilzen Chinolin schädlicher
zu sem als Tetrahydrochinolin. (Letzteres mit sekimdär, er.steres mit tertiär
gebundenem Stickstoff.)
Methylanilin, Äthylaiiilin C^Hj • NH • CjHj und Amylaiulin wirken anders
(und schwächer) als Anilin.
Daß es bei dem Eintritt von Radikalen in die irrsprüngUche Base hinsicht-
lich der GiftTOrkung besonders darauf ankommt, ob der am Stickstoff befind-
liche Wasserstoff ersetzt wird oder der an Kohlenstoff- oder Sauerstoffatomen
befindhche, versteht sich für jeden Chemiker von selbst. Nur wenn die Sub-
stituierimg am Stickstoff erfolgt, läßt die Aldehydnatur des aktiven Eiweißes
auch die Abschwächving des Giftcharakters voraussehen.
3*
36 Tlieorie der AVirkungen organischer Verbindungen.
Erfolgt die Substituiening am Sauerstoff, so kann der Giftcharakter sogar
ziiiiehnien: so ist z.B. nach Stolnikowi) Dimethj'Lresorcin
O . CH3 OH
_ _„ ein stärkeres Gift als Resorcin 1 ;__.
III. Wird in einem Gifte durch Einführung gewisser Gruppen oder Ände-
lung der Atomlagerung der chemische Charakter labiler, so nimmt der Gift-
charakter zu, im entgegengesetzten Falle aber ab.
Bcis])iele: Die Einführung von Hydroxylgruppen in den Benzolkeni stei-
gert die Reaktionsfähigkeit. 80 findet man auch, daß Trioxybenzole. wie Phloro-
glucin-), Pyrrogallol schädlicher sind, als Dioxybenzole (Resorcin z. B.) und
diese schädlicher als Monoxybcnzol (Phenol). Werden die Hycbroxylgruppen
durch elektronegative und sonst unschädhche Gruppen in einem Gift ersetzt,
so nimmt zugleich mit der Labilität die Giftigkeit ab. Morphinätherschwefel-
säiire A\-irkt weit schwächer und anders als Morphin [Stolnikow*)]. Der
am Stickstoff haftende Wasserstoff im Phenylhydrazin hat eine weit labilere
Stellung als der im Aniün, welches sich vom Phenylhydrazin nur durch em
Minus einer Imidgruppe (-XH) unterscheidet: Phenylhydrazm erweist sich
denn auch weit giftiger als letzteres. Sulfocyansaures Amnion CX'S(NH^)
tötet allmählich die Pflanzen, das isomere Thiocarbamid XH, • CS • XH, aber
nicht. Binitronajjhtholnatrium ist ziemlich stark giftig, die Sulfoverhindung
des Binitronaphthols aber nicht merklich. Körper mit doppelt gebundenem
Kohlenstoff (Allylsenföl CHj : CH • CH, • XCS , Akrolein CH^ : CH • CHO) sind
meist reaktionsfähiger imd giftiger als nahestehende Verbindungen mit
CH • PH
einfacher Bmdung. Xeurin (CH3)3X<qjj' - ist giftiger als Cholin
(CH3)3N<g^'=-^=f2-OH
IV. Von demselben Gifte wird dasjenige Protoplasma am schnellsten
getötet, welches die größte Lcistimgsfähigkeit entwickelt.
Beim Tetrahydrochinolin geht die Spaltpilzentwicklung viel langsamer
vor sich, als bei dem am Stickstoff methylierten Tetrahydrochinolin. Pyrrol
ist \-iel giftiger als Pyridin.'"
Interessante Resultate, welclie für die Theorie der \Mrkung verwertbar
sind , ergaben sich ferner aus den Untersuchungen von 0 . L o e w und B o k o r n y ^)
\\hev die Einmrkung von Substanzen auf die Wachstumsbeeinflussimg der Algen.
Mit der Zunahme der Alkalität. beziehungsweise durch den Eintritt stick-
stoffhaltiger Ciruppen. wächst die schädliche Wirkung der Substanzen auf
Algen. Urethan XH, • COO • C2H5 schadet also nichts, bei Harnstoff CO<^2
kränkeln sie nach einigen Tagen, bei Guanidin HX ; C<:^tt2 sterben sie nach
einigen Stunden ab; treten in das Molekül des Harnstoffes oder Guanidins Säiirc-
gnippen em, die den alkahschen Charakter abschwächen, so verschwindet auch
wieder die schädliche Wirkung, wie Versuche mit Hydantoin (Glykolylham.stoff)
,NH— CH,
OC< !
IfH— CO
und ICi-eatin (Methylguanidinessigsäure) HN : C<^. 2,jj . ^oOH ^rg^'^^''^"-
1) HS. 8, 237 (1884). '^^^
-) Diese Angabe ist nicht richtig; es ist weniger schädlich als Phenol.
') Joum. f. prakt. Chemie 36, 272.
Hoziehimgeii zwischoii chemischer Konslitution iiiul Wirkungen. 37
Wir sehen aus diesen wenigen Versnehcn einer Theorie der VN'ickungeu,
chiß, wenngleich eine Beziehung zwischen Konstitution und Wh'kung nicht
wegzuleugnen ist, uns dennoch eine Theorie mangelt, welche alle Tatsachen,
die sich auf die Wirkung der anorganischen und organischen Stoffe auf die
Organismen verschiedenster Art beziehen, für alle Organismen luid Organe er-
klären kann. Diese Schwierigkeiten liegen wohl hauptsächlich in der mangel-
haften Kenntnis des selektiven Kraft der Organe, die wir zum Teil aus den
histologischen Färbungen, zum Teil aus den toxikologischen Experimenten
kennen. Die phj'sikalischen oder chemischen Ursachen dieser selektiven Kraft
köimen wir aber etwa beim Alkohol, Chloroform und den Selüafmitteln in den
Organlipoiden vermuten. Bei den meisten Substanzen fehlt mis für die Ver-
mutung die Basis. Die Loewsehe Ansicht, die ebenso geistreich wie einfach ist,
kaim auch niu" für bestimmte Gruppen von Verbindungen, welche mit Aldehyd-
oder Amüiogruj)pen zu reagieren imstande sind, eine teilweise befriedigende Er-
klärung geben. Sie kaim aber nicht erldären, weshalb besondere Zellgruijpen,
besondere Oi'gane, besonders mid nur gerade diese, von den Substanzen zur
Wirkungsstätte erwählt werden. Denn die Loewsehe Theorie spricht von
Protoplasma überhauj)t. Jedes Protoplasma in jedem Organe und Gewebe
besitzt aber noch Loew labile Aldehyd- und Aminogruppen, welche zum Z\\-
standekommen der Wirkung, der chemischen Reaktion imierhalb des Organis-
mus nach der Loewschen .Anschauung notwendig sind. Für die selektive Funk-
tion der Mittel entbehren wir eines Erklärungsversuches. Es ist aber anzimeh-
men, daß tatsächUch solche Erklärungsversuche bei dem gegenwärtigen Stande
des Wissens schon möglich sind, und die Ehrlichschen Anschauungen sind wohl
der erste Schritt zu einer solchen Erklärung.
Die selektive Kraft der Zellen und der Zellbestandteile für gewisse Farb-
stoffe, so für saures und basisches Fuchsin, gibt wohl nur ein Bild von der
Selektion für gewisse Mittel, ist aber au und für sich noch keine Erklärung.
Wir sehen z. B. bei Strychnin, daß das Rückenmark eine besondere Selektions-
kraft füi- dieses Alkaloid besitzt, eine Selektionskraft, welche der des Queck-
silbers für den Goldstaub im gepulverten Quarz zu vergleichen ist (L. Brun-
ton). Wären wir nun imstande, die Ursachen dieser Selektionskraft der Ge-
webe zu erforschen, bzw. wären wir imstande, diejenigen chemischen Gruppen
in den Nervenelementen des Rückenmarks zu erkennen, welche das im Kreis-
laufe befindliche Strychnin festhalten und zur Wirkung bringen, oder wären
wir in der Lage, diejenigen Gruppen im Strychnin, welche das Festhalten an
den Rüekenmarkselementen bedingen, zu bestimmen, so würden wir die Mög-
lichkeit besitzen, eine Reihe von Verbindungen zu konstruieren, welche nur im
Rückenmark haften und dort zur Wirkung gelangen, «obei wir die Wirkung
durch Synthesen mit bestimmten mrkungsvollen Gruppen beliebig hervorrufen
könnten.
Wir besitzen bereits ein recht reiches empirisches Material, welches ge-
stattet, auf Grund der verschiedenartigsten Versuche mit wii-kenden mid nicht -
wirkenden Substanzen uns ein Bild davon zu machen, wie bestimmte Atom-
gruppierungen in bestimmten Stellungen entweder selbst wrken oder durch
Anlagerung an einen anderen Atomkomplex dessen Wirkungen auslösen. Wir
wissen auch, wie bestimmte Atomgruppierungen durch Anlagerung an bestimmte
jAysiologisch wirksame Substanzen, deren Wirkung durch ihren Eintritt ent-
weder gätrzlich aufheben oder wesentlich abschwächen oder tlcr Wirkung eine
andere Richtung geben, das heißt einen anderen als den der Grundsubstanz
eigentümlichen j)hysiologischen Effekt auslösen.
38 Theorie der Wirkungen organischer Verbindungen.
Es kami dieselbe Substanz sich übrigens, abgesehen von der Dosis, unter
physiologischen und pathologischen Verhältnissen im Oi'ganismus sehr ver-
schieden verhalten.
So setzt z. B. Chinin bei Fieber die Temperatur um 3 — 4° herunter,
während im gesunden Organismus die Temperatur nur sehr wenig herali-
gesetzt wird^).
Ähnlich verhält sich die Salicylsäure, welche beim akuten Gelenkrheuma-
tismus das Fieber prompt herabsetzt, bei anderen fieberhaften Erkrankungen
schwach oder gar nicht wirkt und im gesunden Organismus gar keine temperatur-
herabsetzende Wirkung äußert. Die erkrankten Gtelenke nehmen die Saücyl-
säm'e reichlich auf, die gesiuiden nicht. Ebenso verhält sich Jod (Martin
Jacoby).
Zum Zustandekommen der Wirkmig einer chemischen Verbindung sind
mehi'ere Faktoren notwendig : Eine wirksame Gruppe, welche aber an sich noch
keine Wii-kuug zu entfalten braucht, aber sie schon an und für sich entfalten
kann. Diese wirksame Substanz muß durch eine wirksame oder eine andere
für das Gewebe reaktionsfähige Gruppe mit dem bestimmten Organ oder mit
verschiedenen Organen oder Geweben in Kontakt kommen, wo sie die Haupt-
gruppierung zur Wirkung bringt. Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß die
Atomgruppe, welche die ehemische Beziehmig zwischen dem Gewebe und
dem wirksamen Körper zustande brmgt, also die Verankerung im Gewebe
bewerksteUigt, selbst an der Wirkung beteihgt ist. Anderei'seits kann die
Gnmdsubstanz auch bloß der Träger der -närksamen Gruppen in der Weise
sein, daß sie den wrkenden Gruppen jene stereochemische Konfiguration ver-
schafft, welche es erst ermöglicht, daß sie mit einer bestimmten Atomgruppierimg
eines Gewebes chemisch reagiert bzw. abgebaut oder aufgespalten wird. Grimd-
bedingung für das Zustandekommen der Wirkung ist jedoch das Hinzutreten
der kreisenden Verbindung zu den ZeOen bzw. die Aufnahme in die Zellen,
welche von den physikaUsch- chemischen Eigenschaften der Verbindung (z.B.
Lipoidlöshchkeit, sam'er oder alkalischer Charakter usf.) abhängig ist.
Der Weg zm* steigenden Erkenntnis aller dieser Beziehungen ist die Bc-
obachtimg der verschiedenen Mirk.samen Körperreihen, der Mögüchkeiten,
luiter welchen sie ihre Wirkung ganz oder teilweise einbüßen, so^vie insbesondere
das physiologische und chemische Studium derjem'gen Substanzen, welche
schon in kleinsten Dosen sehr starke Wirkmigen imd meist sehr selektiv in
einem bestimmten Organe oder Gewebe entfalten, wie z. B. die Pflanzen-
alkaloide.
Die oben angedeutete Anschauung, daß die wirksame Substanz vielfach
eine endständige Gruppe trägt, wemi sie nicht schon als solche reaktionsfähig,
welche mit dem bestimmten Gewebe vermöge ihres Baues oder ihrer sterischen
Anordnmig chemische Bezieh imgen herstellt, läßt sich an vielen Beispielen
demonstrieren. Es kann ferner gezeigt werden, daß selten der die Verbindung
herstellende Teil, sondern meist die wii'kende Hauptsvibstanz oder eine andere
wirkende Seitenkette tatsächlich die physiologische AVirkung auslöst. Es
müssen daher zweierlei Grupj^ierungen in jeder wirksamen Sub.stanz imter-
schieden werden. Erstens die Seitenkette oder der Rest, welcher die chemi-
schen Beziehiuigen zwischen der chemischen Verbindung und dem Gewebe
hei-stellt und das gesamte Molekül des wirkenden Körpers in dem betreffenden
Gewebe verankert. (Verankernde Grupi^e.) Zweitens die wirkende
Gruppe, die nach der erfolgten Verankerung im Gewebe zur Reaktion mit
') Jiirgensen, Körperwärme, Leipzig 1873, S. 40.
Bezieluiiigen zwisohuii clieiiiisclier Konstitution und Wirkungen. 3n
dem Gewebe gelangt, wobei die Wirkung ziu- Geltung kommt. Es können
aber auch diese beiden, die verankernde und die wirkende Gruppe der Substanz,
eine UTid dieselbe Atomgruppe sein. \'\'ird die verankernde Gruppe verändert
oder geschlossen, so kann eine andere als die ursprüngUche physiologische
Wirkung zustande kommen, weiui noch eine andere verankernde Grup])e
vorhanden ist, die miumehr ziu- stärkeren Geltung gelangt. Da diese andere
Gruppe aber nun Beziehungen zu einem anderen Gewebe oder Organe herstellt,
so kann eine differente phj'siologische Wirkmig ausgelöst oder eine dem Gesamt -
molekül eigentümliche physiologische Wirkung stärker betont bzw. aUein zur
Geltung gebracht werden. Dieser Fall tritt ein, wenn im Molekül mehren-
Verankerungspimkte und mehrere verschieden wirkende Gruppen vorhanden
sind. Die chemisch reaktionsfähigste verankernde Gruppe beherrscht in erster
Linie die Situation.
Es kaim auch der Fall eintreten, daß sich der Organismus den Verankerungs-
punkt diu'ch eine meist oxydative Veränderung der chemischen Substanz
erst schafft.
Hierfür einige Beispiele:
Morphin hat bekanntlich starke hj^inotische Effekte. Im Morphin müssen
wir das eine von den beiden vorhandenen Hj'di-oxyleii, luid zwar das Phenol-
hydroxyl als den Verankerungspunkt für die hypnotische Wirkung ansehen.
Wird dieser durch Einfühinuig einer Schwefelsäm'egruj)pe geschlossen, so kann
das sonst unveränderte Moij)hin nicht mit dem Gehirngewebe in Kontakt treten
(von demselben festgehalten werden), und es wird in dem Falle überhaupt
keine Wirkung ausgelöst, weil ja die Einführung negativer Säuregruppen die
Reaktionsfähigkeit der Substanzen mit den Geweben ganz aufhebt. Wird
aber das Hydroxyl niu' durch Einfülii'ung eines organischen Radikals durch Ver-
ätherung oder Veresterung verschlossen, wird Aeetvlmorphui Cj7HjjN0(0H)
(O-OC-CHg), Methyl- Ci7Hi,NO(OH){OCH3) (Coclein) oder Äthyimorphiu
CijHi,N0(0H)(0C2Hg) (Dionin) darge.steUt, so vnid der hypnotische Effekt
stark in den Hintergrund gedrängt, während die strychninähnhche Wirkung
auf die Zentren im Rückenmarke und auf das Respirationszentrum, welche
ja auch dem Morphin eigen ist, aber bei diesem nur wenig ziu* Geltiuig kommt,
in den Vordergrund tritt und das Bild der physiologischen Wirkung dieser
Verbindvmgen (der Codeine) völlig beherrscht.
Die Existenz von sauren Eigenschaften oder die Einführung saurer Gru])-
pcn können, wie wir gesehen haben, die Wirkiuig eines Körpers völlig auf-
heben, oder es kann ein solcher natürUch so gebildeter Köqjer von Haus aus
ohne jede Wirkung sein, da die endständige Säui'egruppe die chemische Re-
aktionsfälligkeit (Verankerung) einer jeden anderen Seitengrufipe durch ihre
Pi'ävalenz herabsetzt oder ganz aufhebt. Wir sehen beim Morphin, daß infolge
des Eintritts der Schwefelsäure, trotz Existenz einer zweiten angreifenden
verankernden Gruppe, die durch die Wirkung der Codeine bewiesen erscheint,
das Molekül nicht zur Wirkimg gelangen kami, luid nvu- in sehr großen Dosen
zeigt sich auch bei der Moi-phinätherschwefelsäure eine strychninähnHche,
codeinartige Wirkung, während die hypnotische wegen Verdeckimg des Hydr-
oxyls völhg verschwunden ist.
Daß nicht etwa beim Morphin der Eintritt der Alkylgruppe bei der Bildimg
der Codeine die neue Wirkung schafft, indem dm'ch die Methoxylgruppe innigere
Beziehimgen zum Rückenmark geschaffen werden, .sondern daß tatsächlich
eine schon vorhandene angreifende Gruppe nunmehr zur vollen Geltung kommt,
beweist folgendes :
40 Tlieorie der Wirliungeii organischer Verbindungen.
Der Eüitritt der Methylgruppe beiliiigt keineswegs eine erleichterte
lleaktioDsfähigkeit mit dem Rückenmarke. Es kann sogar das Gegenteil der
Fall sein.
Strychniii und Brucin sind in ihren physiologischen VVirkmigen ganz
gleich, sie wirken Iieide auf die Vordcrhörner des Rückenmarks und disponieren
diese zur Auslösung der charakteristischen Strycluiinkrämpfc auf den kleinsten
Reiz hin. Der Unterschied besteht nur darin, daß Strychiün 40 mal stärker
wirkt als die gleiche Dosis Brucin. Chemisch unterscheiden sich diese beiden
Alkaloide dadurch, daß Brucin als ein Strychnin aufzufassen ist, in dem zwei
Wasserstoffe der Phenylgruppe durch zwei Methoxylgruppeu ersetzt sind,
Strychnin Brucin
C,5H,,y,0, • CeH, C,,U,,yifi, ■ CeH^COCHj). .
Also die Einfütrung von Methoxylgruppeu schafft nicht etwa intimere
Bcziehmigen zum Rückenmark, sondern schwächt sie in diesem Falle be-
deutend ab. Es muß daher eine andere Gruppierung die Aiiheftung des Strych-
nin und Codein an das Kückenmark besorgen. Scheinbar sijricht für die Ver-
imitung, daß eine Methoxylgrujjpe intimere Beziehmigcn einer Substanz zum
Kiickenmarke (insbesondere in den Vorderhörnern desselben) schafft, das
Verhalten des Guajacols. Guajacol hat
OH
Ivrampf erregende (tetanisierende) und lähmende Eigenschaften, ilem Veratrol
CH3
^OCH,
kommen nur lähmende zu. Doch findet man. daß Brenzcatechin ebenfalls
OH
OH
stark exzitierende und krampf erregende Wirkungen äußeit, und zwar in
stärkerem Maße als Guajacol.
Die Verdeckung des sauren Charakters, Avelcher eine Substanz verhindert,
trotz des Vorhandenseins einer verankernden Gruppe sich an ein bestimmtes
(4ewebe anzuheften, kann die einer Substanz innewohnenden physiologischen
Eigenschaften nunmehr zur Wirkung gelangen lassen. Hierbei muß die ver-
deckende Gruppe keineswegs an der W^irkvuig beteiligt sein. Die Wii'kuug ist
lediglich in der ursprünglichen Substanz gelegen, kann aber wegen der sauren
Eigenschaften nicht zm- Geltung kommen. Dabei kann die verdeckende Gruppe
(Alkyl, Alkylamin, Amid) für den Wirkungsgrad orientierend wirken; anderer-
seits kann auch die nun entstehende Gruppe (z. B. Carboxäthyl-COO • C^^)
die Wirkung der Gnmdsubstanz beträchthch verstärken, und zwar im gleichen
physiologischen Simie, was aus der Erleichterung der Selektion resp. Verankerung
zu erklären i,st. Ein Beweis dafür, daß eine verankernde und eine Avirkende
Gruppe in den wirksamen Substanzen vorhanden sein müssen, ist auch das
Aufhören der Wirkung durch Substitution einer Säiu-e im Molekül, wodurch
die verankernde Reaktion unmöghch gemacht, und der Körper, obwohl die
wrkende Gruppe dm-chaus chemisch nicht tangiert wurde, unwirksam wird.
Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Wirkungen. 41
Als Beisijiel diene:
Arecaidin ist ohne jedwede Einwirkung auf den tierischen Organismus.
Chemisch ist es N-Methyltetrahydronicotin.silurc
H
C
HjCr' '^C! ■ COOH
N-CHj
Arecohn, das \virksame Prinzip der Arecanuß (Frucht der Areca Catechu)
ist giftig, die physiologischen Eigenschaften nähern sich gleichzeitig dem Pilo-
carpin, dem Pelletierin und dem Muscarin. Daher hat die Arecanuß auch
wurmtreibende Eigenschaften i).
Arecolin i.st chemisch der Methyläther des Arecaidins, also der N-Methyl-
t ( 'trahydronicotüisäuremethylester
H
C
HjC./'^C COü ■ VH:,
N CH,
Durch Verdeckung der Carboxylgruppc gelangen die W'irkuugcu ili r
hydrierten Base erst zur Geltung. Auch der Äthylester des Arecaidins wirkt
in gleicher Weise.
Man muß wohl auch annehmen, daß dieselben Verhältnisse beim Cocain
oliwalten.
Wir wissen, daß im Cocain die anästhesiei'ende Eigenschaft hi iimiger
Beziehung zum Benzoylrest steht. Ekgonia (Cocain ist Benzoylekgonuimethjd-
cster) ist eine Carbonsäure. Dem Benzoylckgonin gehen aber wegen seines
sauren Charakters, bedingt durch die Anwesenheit der Carboxylgruppc, die
bekannten physiologischen Eigenschaften des Cocains ab, es ist auch 20 mal
weniger giftig als Cocain. Erst durch Veresterung der Carboxylgruppc kommt
die eigentümliche Wirkung des Cocains zum Vorschein. Dabei ist es gleich-
gültig, durch welchen Alkohol die Veresterung erfolgt. In jedem Falle treten
die tyijischen anästhesierenden Wirkungen de.s Cocains auf, während diese der
freien Säure nicht zukommen.
Colchicin wirkt in kleinen Dosen pui-gierend und brechenerregend, ähnlich
we Veratrin. Es spaltet sich schon bei gewöhnlicher Temperatur durch Mineral -
säure in CoJchicein und Methaialkohol:
C^jH^sNOo -f H,0 = C„iH.,3N06 + CH^ • OH.
Colchicin ist der Methyläther des Colchiceins, welch letzteres eine Enolgruppc
besitzt. Colchicein ist aber ganz ungiftig. Es ist also nicht der eintretende
Alkylrest, \\'clcher wrksam ist, sondern er macht niu- eine die Wirkung auf-
hebende Gruppe (hier die saure Enolgrujjpe) unschädlich und die verankernde
Grujjpe kann nunmehr zur Reaktion gelangen.
Es können also nach dem Ausgeführten unwirksame Verbindungen in
■wirksame, oder -wirksame in anders wrkcnde oder schließhch wirksame in
unwirksame durch chemische Veränderungen, welche die Angriffspunlcte be-
treffen, verwandelt werden. Eine mehr larvierte Eigenschaft wird entwickelt,
wemi man die hervorstechendste in ihi'er Wirkung aufhebt oder beschränkt.
1) Jahns, BB. 31. 3404 (188S); 23, 2972 (1890); %4, 2615 (1891). — Marino. (UU-
tinger Nachrichten 1889, 125. — Beckurts Jahresber. 1886, 495.
42 Theorie der \A"irkimgen organischer Verbindungen.
Daß die verankernde Gruppe oft mit der Wirkung selbst nichts i;u tun hat,
läßt sich beim Chinin schön zeigen.
Chinin und Cinchonin unterscheiden sich chemisch dadm'ch, daß Chinin
eine Methoxj^lgruppe in der p-Stellung in der ChinoUngruppe trägt, während
Cinchonin diese Gruppe cntbehi't, denn Cinchonin ist ein Chinohu-, Chinin
ein p-Methoxychiuohnderivat. Cinchonin wirkt nur unsicher, während Chinin
prompt antipyretische Effekte auslöst und spezifisch gegen Malaria wirkt. Es
ist aber für den Effekt gleichgültig, ob im Cinchonin der betreffende Wasser-
stoff dvu'ch eine Methoxy-, Äthoxy-, Aniyloxygruppe ersetzt wird. Da diese
Gruppen, wie im speziellen Teil gezeigt wird^), die spezifische Wirkung nicht
hervorbringen (dieselbe wird durch den sogenannten Loiponanteil des Chinins
l)ewirkt), müssen wir wolil annehmen, daß die Alkyloxygruppe, welche den
chemischen Unterschied zwischen dem sicher wirkenden Chinin und dem un-
sicher wirkenden CÜnchonin ausmacht, die angreifende, verankernde Gruppe
ist, welche che Beziehungen zwischen Gewebe imd Substanz herstellt, wo dann
nach der Anheftung die chemische Reaktion z\\ischen den wirkenden Teilen
des Hauptmolekttls und dem Gewebe vor sich geht, wobei erst die physiolo-
gische Wirlauig ausgelöst wird. Da dem Cinchonin diese angreifende Gruj^pc
fehlt, so wird seme Wirkung misicher. Sie scheint überhaupt erst dadm-ch zu-
stande zu konunen, daß der Organisuuis Cinchonin in der p-Stellung oxydiert
und so ein Hydroxyl als angreifenden Punkt einführt.
Ein solches Verhalten i.st wenigstens für C'olchicin sichei'gestellt'-). An
und für sich ist es nicht giftig, wnrd aber diu'ch Oxydation im Organisnuis
in eine giftige Verbindung, das Oxj'dicolchicin (CoaHjiNOg)« • 0 , übergeführt.
So ist Colchicin bei Fröschen in Dosen von 0.1 g fast ohne Wkkung, während
Oxydicolchicin schon in Dosen von 0.005 g Krämpfe, und schließhch Tod dm"ch
zentrale Lähmung verm'sacht. Überlebende Organe vermögen Colchicin in Oxy-
dicolchicin zu verwandeln. Der Organismus der Kaltblüter vermag im Gegen-
satz zu dem der Warmblüter Colchicin nicht zu Oxydicolchicin zu oxydieren,
daher die Unwirksamkeit des Colchicins beim Kaltblüter.
Meist bringt in aromatischen Substanzen der aliphatische Anteil oder eme
kleine Seitenkette, in sehr vielen Fällen ein HycUoxyl, den Hauptkörper zur
Wirkung. Diese aliphatischen C4ruppen oder die Hydroxyle sind bei weitem
reaktionsfähiger und machen den Kern leichter angreifbar als die meist schwer
reagierenden Ringsysteme, bei denen sich der Organismus selbst Angriffspunkte
schaffen muß.
Die Gesamtwirkvmg emes Mittels müssen wr als aus zwei Haupt-
komponenten bestehend betrachten. Die Wirkung des Mittels auf ein be-
stimmtes Gewebe und die Wirkung, welche dieses nun chemisch veränderte
(gereizte oder gelähmte) Gewebe oder die Zellengruppen im Organismus
zuwege bringt.
b) Beziehung der Wii'ksamkeit zur Veränderung' iui Organismus.
Wir haben im vorhergehenden möglichst die Frage zu beleuchten gesucht,
wie von chemischen Gesichtspunkten aus der Aufbau der Substanzen in Be-
ziehungen steht dazu, wie diese im Organismus zur Wirkung gelangen; in den
Detailkapitehi wird mau die Bedeutung jeder Gruppe kennenlernen.
In inniger Beziehung zu der Frage nach dem Zusammenhang zwischen
Konstitution und Wirkung steht eine zweite Frage: Besteht auch eine Abhängig-
1) Siehe Kapitel: Uiiniii. -) Carl Jacobj, AePP. 3T, IPJ.
Beziehung der Wirksamkeit zur Veränderung im Organismus. 43
keit zwischen Wirkiuig mid chemischer Veränderung der Substanzen ? Diese
Frage erregte bis nun seltener die Aufmerksamkeit der Pharmakologni und
R. Kobert^), welcher wenigstens eine präzise Ansicht hierüber äußert, spricht
sich folgendermaßen aus:
„Die Stärke der Wirkung eines Mittels ist der Stärke der Umwandlung,
welche es m chemischer Umsicht im Organismus erfährt, nicht nur nicht pro-
portional, sondern sie steht damit in gar keinem Zusammenhange, d. h. sehr
stark wirkende Mittel, wie Atropin und Strychnin durchwandern den Organis-
mus ganz mizersetzt, während z. B. Tyrosin eme vollständige Verbrennung zu
Harnstoff, Kohlensäure imd Wasser erleidet, dabei aber ungemein schwach
wirkt. Wii' haben hier einen wichtigen Unterschied zwischen Nahrungs- und
Ai-zueimitteln, deini die Leistmig eines Nahrungsmittels für den Haushalt des
Organismus ist vergUcheu mit den anderen, welche aus denselben Elementen
bestehen, direkt proportional der davon geheferten lebendigen Kiaft, d. h. der
Stärke der Zersetzung, welche es erleidet. Damit soll nicht etwa gesagt sein,
daß der Stoffwechsel von den Arzneimitteln nicht beeinflußt winde, im Gegen-
teil verändern ihn einige, wie Phosphor und Chinin, in sehr- hochgradiger Weise.
Aber diese von den Arzueimittehi bedingte Veränderung des Stoffwechsels ist
eben nicht proportional der Stärke der chemischen Zersetzimg oder der sonstigen
physiologisch-chemischen Umwandlung, welche das Ai'zneimittel erleidet. Falls
letzteres gar keine chemische Umwandlmig erleidet, so redet man in der physio-
logischen Chemie wolil von der sogenaimten Kontaktwirkimg, ohne daß dadurch
das Wunderbare des dabei vor sich gehenden Vorganges uns verständlicher
würde."
Diesen Anschauungen gegenüber wollen wir che folgenden entwickeln. Es
läßt sich bei den meisten Körpern zeigen, daß, weim sie im Organismus zur
Wii'kung gelangt sind, sie eine bestimmte chemische Änderung erfahi'cu haben.
Bei den anorganischen Verbindungen haben wir schon darauf verwiesen, ^vie
Binz und Schulz^) die Wii'kimg einer Reihe von Körpern, we des Arsens,
des Phosphors usw. auf die Weise erklären, daß che arsenige Säiire sich durch
Reduktion der Gewebe höher oxydiert zu Ai-sensäui-e, daß erstere durch die
reduzierende Wirkiuig der Gewebe ^vieder regeneriert ^vird, um ihre giftige
Wirkung weiter dm-ch Reduktion fortzusetzen. Phosphor, welcher ja sehr
leicht oxydierbar ist, wirkt nicht etwa durch sein Molekül, sondern durch
seine intensive reduzierende Eigenschaft, welche die Zellen auf das hef-
tigste schädigt. Hierbei oxydiert sich Phosphor zu phosphoriger Säure. Es
handelt sich also hier nicht etwa um eine katalytische unerklärte Wirkung,
.sondern wii- knüpfen an diese Wirkungen bestimmte Vorstellungen imd
erkennen, daß die wirkende Substanz bei der Wirkung eine chemische Ver-
änderimg erleidet.
Noch deutUcher läßt sich diese Vorstellung bei organischen Verbindungen
nachweisen. Es läßt sich zeigen, daß ^vü'ksame Substanzen eme chemische
Veränderung, oft auch emen Abbau des Moleküls erleiden und daß dieselben
Verbindungen, wemi sie so resistent gemacht werden, daß sie keine chemische
Veränderung im Organismus mehr erleiden, nicht mehr wrken. Ja wir erkennen
in bestimmten Körperklassen, wie z. B. in der Phenetidinreihe schon aus dem
Hame nach der Einführung einer neuen zu prüfenden Substanz dieser Reihe,
ob wir es mit emer -nirksamen Substanz zu tun haben oder nicht, daran, oh wir
Abbauxjrodukte nachweisen kömien oder nicht.
^) Pharmakotherapie, Stuttgart 1897, S. 40.
2) AePP. 11, 13, 256; 14, 345.
44 Theorie der Wirkungen orgunischer Verbindungeil.
Von einigem Interesse für diese Beweisführung werden folgende Beispiele
sein :
Xanthii. HN — CO
I I
OC C — NH
! I! >CH
HN— C— N
besitzt keiiu' kuiitraliiercnde Wirkung auf den Herznuiskel, hingegen hat es die
Eigenschaft, Muskelstarre hervorzubringen und das Rückenmark zu lähmen.
Dem Xanthin kommt gar keine tonisicrende Wirkung auf den Herzmuskel zu,
im Gegenteil es produziert einen atonischen Zustand desselben.
Treten nun aber Methylgrupjjen an die Stickstoffe, so entstehen Theobromin
(i3imethylxanthin) und Coffein (Trimethylxanthin).
Theobromin HN — CO Coffein CH3 N — CO
II II
OC C — N CH3 OC C — N CH3
I II !)CH j II ^CH
CH3N — C — N CH3N — C — N
Theobromin mit zwei Methylgruppen verursacht einen leichten Anstieg
im Herztonus. Coffein mit drei Methylgrupjien macht prononcierte idiomus-
kuläre Kontraktionen des embryonalen Herzens'). Die tonisicrende Wirkung
des Theobromins und des Coffeins steht also in innigem Zusammenhange zum
Voihandensein von Methylgruppen am Stickstoff im Xanthin. Diese Methyl-
gruppen erst verleihen dem Xanthin jene eigentümUche Herzwirkung : Je mehr
Methykeste eintreten, desto intensiver untl kräftiger ist die bekannte Wirkung
der Substanz. (Milde Wirkung des thcobrominhaltigen Kakaos, stärkere des
coffeinhaltigen Kaffees und Tees.)
Xanthin ist hier gleichsam der Träger der Metliylgruppen. welcher ilmen
jene eigentümhche sterische Anordnung verleiht und für sie die Möghchkeit
einer resistenten Bindung am Stickstoff bietet. Dieses Beispiel zeigt deuthch
innige und klar faßliche Beziehungen zwischen Konstitution und Wirkung.
Aber an dem.selben Beispiele läßt sich weiter zeigen, wie innig der Zusam-
menhang zwischen Wii'kung luid ehemiseher Veränderung ist. Die chemische
Veränderung ist in diesem Falle Abbau.
Wir haben gesehen, wie die Wirkung des Coffeins und Theobromins mit
dem Vorhandensein und der Anzahl von Methylresten an den Stickstoffen des
Xanthins zusammenhängt. Wenn wir nun nach dem Schicksal dieser Ver-
bindungen im Organismus forschen, so erfahren wir, daß als Stoff wechsel-
produkte im Harne nach Genuß von Coffein und Theobromin Xanthiubasen
auftreten, welche durch ihren Aufbau beweisen, daß im Oi'ganisnms eine teil-
weise Entmethylierung vor sich gegangen ist. Der Abbau des Coffeins geht
(bei Himden) in der Weise vor sich, daß zuerst wohl Theophyllin-) (Dimethyl-
xanthin) mid daraus dann 3. Mono-Methylxanthin entsteht. Als Neben-
produkte entstehen noch die beiden anderen Dimethylxantlüne; Paraxanthin
und Theobromin. Das Kaninchen baut Coffein zu Xanthin ab, der Mensch zu
Theophyllin ä).
Trotz dieser Unterschiede im Abbau ist eines bei verschiedenen Tieren er-
sichtlich: Es werden eine oder zwei oder alle Jlethylgrnppen abgebaut. Da
1) Wilhelm Filehno, Dubois Aich. f. Phys. 1S8«, 72. -) HS. 3«, I (1902).
3) Manfredi .\lbanoso, AoPP. 35. 448. — Eugen Rost, AePP. 3C, .50. —
St. ßondzynski und R. Gottlieb, AePP. 3«, 45.
Beziehung der Wirksamkeit zur Veränderung im Organismus. 45
es nim feststeht, daß die Wirkung des Coffeins und Theobromins vom Vorhanden-
sein und der Anzahl der Methj^lreste abhängt, und da beim Passieren des tie-
rischen Organismus diese Körper so abgebaut werden, daß gerade diejenigen
Gruppen vci-sehwinden. -welche die Wirkung verursachen, so ist wohl als sicher
anzunehmen, daß hier ein Zusanunenliang zwischen Wirkung. Konstitution
und chemischer Veränderung (Abbau) vorliegt.
Es ist dies wolil ein klares und experimentell sicher fmidiertes Bei.spiel.
Ein ebenso sicher festgestelltes ist folgendes. Nach den Untersuchungen
von E. Banmann und Kast^) hängt die h^-pnotische Wirkung der Sulfone
von dem Vorhandensein und der Anzalil der Äthylgruppen ab. Die methylicrten
iSulfone sind gänzhch iinwirksam und passieren den Organismus unverändert,
die äthylierten machen Schlaf und werden im Organismus nahezu voU.ständig
zerlegt. Der Sulfoanteil findet sich im Harne als eine sehr leicht lösliehe,
chemisch bis jetzt nicht gefaßte Säure.
Auch hier ist die Sachlage für die oben augeführte Ansehaumig ganz klar.
Die Äthylsulfone -nirken durch ihi-e Äthylgruppen. Diese schlafbringenden
Gruppen werden im Organismus abgebaut.
Die nichtwirkenden Methylsulfone aber werden im Organismus überhaupt
nicht angegriffen.
Es hat seine besonderen Schwierigkeiten, diese für eine Reihe von phy-
siologisch wirkenden Substanzen sicher feststehenden Tatsachen in allen Reihen
nachzuweisen. Insbesondere die iVlkaloide, für deren Nachweis wir so feine
Methoden besitzen, bieten hier ein Feld, welches .scheinbar von einem Gegner
dieser Anschauungen siegreich zu behaupten ist.
Die Alkaloide wirken bereits in relativ kleinen Dosen. Aber wir vermögen
nach den l>ekamiten Verfahren bereits kleine Quantitäten dieser Körperklasse
aus Organen oder Hani darzustellen. Hingegen ist uns die Konstitution der
meisten Substanzen dieser Klasse noch nicht genügend bekannt und über den
Zu.sammenhang zwischen der Konstitution und Wirkung sehwebt meist noch
ein tiefes Dunkel. Daher haben wir nicht einmal die Möglichkeit, uns eme Vor-
stellung über das zu erwartende Stoffwechselprodukt zu machen, und die bis-
herigen Versuche, Stoffwechselprodukte der Alkaloide zu isoheren, welche sicher-
lich ein neues Licht auf die Kon.stitution derselben werfen würden, welche lehr-
reich wären für die Beziehungen zwschen dem chemischen Aufbau imd Abbau
luid der physiologischen Wirkung, haben die gewünschten Resultate nicht
gezeitigt. Und doch ^^-ü^den \ms gerade diese Derivate belehren, welche Gruppen
bei der Entfaltung der Wirkung vom Organismus angegriffen wurden.
Wir finden nun bei eüizehien Alkaloiden, z. B. Strychnin und Atropm,
den größten Teil des eingeführten Alkaloids ini Harne unverändert. Ein
weiterer Teil läßt sich ebenfalls a\is den Geweben unverändert darstellen. Die
Differenz zwischen dem eingeführten imd wiedergefundenen ALkaloid wird nun
je nach dem pharmakologischen Standpunkt erklärt. Man kaim annehmen,
daß dieser Rest nicht gefunden wird, weil unsere Methoden keine quantitative
Dai^ellung des eingeführten Alkaloids zulassen, und das muß die Auffassung
derjenigen sein, welche eine katalytische Funktion dieser Mittel annehmen,
ein Ausdruck, welcher wohl nichts erklärt, wo wir gerade eine Erklärung suchen.
Die Behauptung Kratters-), daß das ganze Atropin imzer.setzt -n-icder ausge-
schieden -R-ird, ist falsch^). Sowohl im menschUchon Organismus als in dem des
Hundes, ja in isolierten, künstlich mit Blut durchströmten Organen wiixl ein,
') HS. 14, .52 (1890). 2) Vierteljahrsschrift f. gerichtl. Medizin 44 (1886).
ä) O. Modica. Riformn med. Bd. II (1898).
46 Tlieorie der Wirlciingen orcanischer Verbindungen.
■nenn auch geringer Teil des Atropius zersetzt. Die das Atropinmolekül zer-
setzende Kraft ist im Köri^er des Hundes größer als in dem des Menschen.
Während ein Hund 1 cg schwefelsaures Salz des Atropius fast vollkommen
zerstören kaim, kaiui der menschliche Körper nur Dosen von 1 mg be'wältigen.
Auch nach neueren Untersuchungen von Wilh. Wiechowski^) wird Atropin
im Organismus zu 7.3 verbrannt.
Andererseits kann man zu folgender Vorstellung gelangen.
Die ^Ukaloide sind bekanntlich schon in sehr kleiner Dosis wrksam, wir
Avissen aber, daß gerade die Alkaloide ganz spezifische Angriffspunkte im
Organisnms haben, daß die meisten rasch aus der Blutbahn verschwinden,
mit dem Harne inid Kote ausgeschieden werden, ein anderer Teil vtlrd dadurch
luiwirksam gemacht, daß das LeljergcA\"ebe, in welchem das Alkaloid meist
nicht zur Wirkimg gelangt, ihn festhält, erst der Rest verteilt sich auf die
übrigen Organe und da er nm- m bestimmten zur Wirkmig gelangen kann, mit
den allermeisten aber gar keine Reaktion eingeht, so muß tatsächhch eine
minimale Menge, also nur ein Bruchteil des zugeführten oder kreisenden ge-
nügen, um in dem bestimmten Gewebe den bestimmten Effekt auszulösen.
Strvchnin gelaugt Ijekanntbch in der grauen vSubstanz der Vorderhörner
des Rückenmarks zur Wii'kung. Wenn wir selbst annehmen, dal.i diesem Crewebc
eine ungemeine Fähigkeit zukonnnt, Strychnin festzulegen, so kann bei der
rasch eintretenden Wirkung doch nur ein geringer Bruchteil als zur Wirkung
gelangend angesehen werden. Es bestehen doch jjei den Alkaloiden andere
chemische Reaktionsverhältnisse als bei den mit den meisten Protoplasma-
gebilden reagierenden Körpern, wie Diamid, Phenylhydrazin usw.
Die zweite Erklärung wäre also, daß der nicht wieder gefundene, nicht
unbeträchtliche Bruchteil der Alkaloide \mä natürhch auch der übrigen Sub-
stanzen zur Wirkung gelangt ist unter chemischer Veränderung, daß also auch
die Wirkmigen dieser Köriierklasse sich auf dieselbe Weise erklären lassen,
daß nicht nur ein Zusannnenhang zwischen Konstitution und Wirkung, sondern
auch ein Zusammenhang zwischen chemischer Veränderung imd Wirkung besteht.
Einzehie Gifte machen scheinbar eüie Ausnahme.
Kohlenoxyd Anrkt äußerst giftig und wir wissen sicher, daß unser Organis-
mus gar nicht die Fähigkeit hat, Kohlenoxyd zu vorändern. Aber diese Ver-
giftung hält wohl keinen Vergleich aus mit den Wirkungen der anderen uns
bekannten Körj)er. Der Tod bei Kohlenoxydvergiftung ist ein einfacher Er-
stickungstod, ganz identisch mit dem bei mechanischem Verschluß der Luft-
wege hervorgerufenen, diu'ch den Umstand verursacht, daß Kohlenoxyd eme
sehr stabile Verbindung mit dem Hämoglobin eingeht, dieses festlegt, so daß
die Sauer.stoffzufnhr durch Ausschaltung des Sauerstoffüberträgers aufhört.
Eine solche gleichsam mechanische Festlegung imd Ausschaltung kann
wohl in keine Beziehung gebracht werden zu der Wirkung der allermeisten
Körper, welche sich chemisch durch eine Wechselwirkung zwischen chemischer
Substanz und Gewebe auszeichnet, wobei beide eine chemische Veränderung
erleiden.
Daß che Stärke der Wirkimg eines Mittels der Stärke der Umwandlmig,
welche es chemisch im Organismus erleidet, nicht proportional ist und damit
häufig in keinem Znsanmienhange steht, ist wohl von vornherein klar, weiui
man sich einige Beispiele vor Augen hält.
Um bei dem schon öfters augewendeten Strychninbeispiel zu bleiben, wollen
wir nm- folgendes anführen. Ideinste Dosen Strychnin genügen schon, heftige
>) AePP. -16, 155 (1901). Siehe auch Einleitung S. 4.
Beziehimg der Wirkeninkpit zur Veräntlerimg im Organismus. 47
tetanische Zuckungen der Körpermuslculatiir hervorzurufen. Aber zwischen
dev Stärke der Uinwandhing und der Stärke der Zuckungen muß keineswegs
ein Zusammenhang in dem Sinne sein, daß nach dem Gesetze der Erhaltmig der
Ivi'aft die latente Energie der Substanz durch eine chemische Destruktion frei
wird und ihre Energieeffekt uns zur Erscheinung kommt. ^Vir sehen wohl nvu-
die Muskelzuckinig zur sieht l^aren Erscheinung gelangen, wissen aber, daß Strych-
nin auf die Nervenzentren ini Rückenmark in der Weise einwü-kt, daß sie
für äußere Reize überemiifindhch werden und daß diese erst den sichtbaren
Effekt, die Jluskelzuckuiigen, auslösen. Ebensowenig als zwischen dem Einger-
druck, welcher eine Mine zur Exjilosion bringt und der entwickelten Energie
der explodierenden Mine ein Zusammenhang nach dem Gesetze der Erhaltung
der Kraft besteht, ebensowenig besteht ein solcher Zusammenhang zwischen der
StryclminwrkungimRückenmarkeunddemsichtbarenEffektderMuskelzuckmig.
Wir haben es bei den A\irkenden Sul^stanzen auch meist mit schwerer im
Organismus destruierbaren zu tvni, als es die Nahrungsmittel sind. Wälirend
diese fast vollständig zu Stoffwcchselendprodukten, z. B. Ivohlensäure, Wasser,
Ammoniak bzw. Harnstoff, Harnsäure usf. verwandelt werden, zeichnen sich
die wirksamen Sidsstanzen durch eine gewisse Resistenz aus. Diese Resistenz
darf aber keineswegs so groß sein, daß der Organisnms mit der Substanz nicht
in Wechselwirkung treten könnte. In diesem Falle wh'd die Substanz ganz
unwirksam. Die Resistenz der wirksamen Substanzen und insbesondere die der
spezifisch wirkenden, welche nm- mit einzelnen Geweben reagieren, scheint eben
der Gnmd dafür zu sem, daß eine solche Selektion der Gewebe ermöghcht wird.
Würde ein Mittel mit Protoplasma jeder Art reagieren, so wäre eine spe-
zifische Auslösung von Wirkungen nicht möglich: die große Resistenz den
allermeisten Geweben gegenüber ermöglicht es gerade, daß eine kleine ange-
wendete Substanzmenge an der Selektionsstelle den spezifischen Reiz auslöst, die
spezifische Wirkung vollbringt, ohne von anderen Geweben angegriffen zu werden.
In der s_>Tithetischen Ai-zneimittelchemie benützen wir diese Erfahrungen,
indem wir den synthetischen lilitteln eine liestinnnte Resistenz kün.sthch ver-
leihen, um sie nicht auf einmal zur Reaktion gelangen zu lassen, um sie ferner
nicht mit allen Geweben reaktionsfähig zu machen, damit sie nicht auf diese
Weise unangenehme Nebenwirkmigen zeigeji, und um durch diese künstliche
Resistenz sie nur mit dem chemisch für sie reaktionsfähigsten Gewebe
reagierfähig zu erhalten. Verhindern wir auch dieses, so hört jede Wirkung auf.
Daher sincl auch alle ungemein reaktionsfähigen Substanzen, welche mit Ge-
weben jeder Art in chemische Wechselwirkung zu treten in der Lage sind, als
Arzneimittel nicht zu brauchen (Diamid, Phenylhydrazin, Formaldehyd,
Cyanwasserstoff), aber wir- kömien durch Erschwerung der Reagierfähigkeit
oder durch eine sehr gewählte Dosierung noch immer nützliche Effekte mit diesen
Körpern erzielen.
Diese gewisse Resistenz der Mittel dem Organismus gegenüber mid die
spezielle Reaktionsfähigkeit mit nur bestimmten Geweben bringt es mit sich,
daß bei leicht harnfähigen Substanzen oft ein sehi- großer Teil der Substanz
unverändert im Harne weder erscheint. Je leichter harufähig solche Substanzen
sind und je mehr sie die Nierenelemente zur Sekretion reizen, desto mehr wird
unter sonst gleichen Umständen unverändert im Harne gefunden werden.
Der Begriff der Selektion 'der Gewebe für chemische Verbhidungen ist
sicherhch nicht einfach zu denken. Die Selektion ist gewiß mannigfaltiger
Natur und beruht zum Teil auf physikalischen Momenten, wie Lösungsver-
hältnissen und Verteiluns.sverhält.nisseTi z-wischen zwei differenten lösenden
48 Theoi'ie der Wirkungen organischer Verbindungen.
Medien, auf Lö.sungsverhältiii.sseii in Membranen, auf Verringerung odei' Ver-
größerung der Oberflächenspannung der lösenden Medien, auf melu' chemischen
Momenten, wie der Reaktionsfähigkeit der gelösten Verbindungen mit einzelnen
Geweben oder spezifischen Zellgruppen, sowie der partiellen Abbaufähigkeit
der Verbindung durch das besondere Gewebe, welche vielfach mit den stereo-
ohemischcn Beziehungen zwischen der chemischen Verbindung und den spe-
zifischen Zellen zusammenhängt. Den Erklärungsversuch von Paul Ehrlich,
die Selektion und Wirkung nach Analogie der starren Lösung verständlich zu
machen, haben wir schon erwähnt. Hans H. Meyer^) hat ein experimentell
gestütztes Material vorgebracht, welches ein rein ])hysikalisches Moment ein-
führt, (las für die l<]rklärung der Selektion narkotischer Substanzen von größter
Bedeutung, nach ihm ausschlaggebend sein soll. Ja er geht noch weiter und
erklärt nicht nur durch ein bestimmtes physikalisches Moment die Selektion
der verschiedenartigen narkotischen Substanzen, sondern nimmt an, daß die
Wirkung dieser Körper nicht durch die chemische Umsetzung dieser Kch'iior.
sondern durch rein physikalische Momente hervorgerufen wrd.
Die narkotische Wirkung der verschiedenen Körper ist nach seiner Annahme
eine Fxmktion der ..Fettlöslichkeif (.Affinität der fettähnlichen [lipoiden]
Stoffe), woraus sich folgende Thesen fornuiUeren lassen:
1. Alle chemisch zunächst indifferenten Stoffe, die für Fett und fettähn-
licho Körper löslich sind, müssen auf lebendes Protoplasma, sofern sie darin
sich verbreiten können, narkotisch wirken.
2. Die Wirkung wird an denjenigen Stellen am ersten und am stärksten
hervortreten müssen, in deren chemischem Bau jene fettähnlichen Stoffe vor-
walten und wohl besonders wesentliche Träger der Zellfunktion sind : in erster
Linie also au den Nervenzellen.
3. Die verhältnismäßige Wirkungsstärke solcher Narkotica muß al^hängig
sein von ihrer mechanischen Affinität zu fettähnlichen Substanzen einerseits,
zu den übrigen Körperbestandteilen, d. i. hauptsächlich Wasser andererseits,
mithin von dem Teilung.skoeffizienten, der ihre Verteilung in einem Gemisch
von Wasser und fettähnlichen Siüjstanzen bestimmt.
So interessant das im Kapitel : Schlafmittel näher beleuchtete experimentelle
Material ist, erscheint es inis nicht notwendig, die Anschauungen Meyers auf
die Theorie der Wirkungen auszudehnen und einen Zusammenhang zwischen
Abbau luid Wirkung, vne Bau mann imd Käst ihn für die Sulfogruppe er-
wiesen, zu leugnen. Hingegen halten wir die Untersuchungen von Hans Meyer
und Baum sowie E. Overton für einen höchst interessanten Erklärungs-
versuch der Selektionswirkung nach rein physikalischen Momenten-). Seine
volle Richtigkeit vorausgesetzt, wüi-de dieser Erklärungsversuch nur die in-
differenten Narkotica umfassen, für die übrigen Körpergrup]3en ohne Zuziehimg
chemischer Momente nicht molir möghch sein, und selbst in der Gruppe der schlaf -
machenden Körper am Erklärungsversuch der Wirkungen des Morphin und der
abgeschwächten Wirkung seiner Ätherderivate scheitern.
Zu ähnlichen, ebenfalls physikalischen Vorstellungen gelangt W. Straub.
W. Straub hält nach .seinen Untersuchungen am Aplysienherzen ein Alkaloid
dann für im Organismus wirksam, wenn es von gewissen Zellarten im hohen
Maße gespeichert wird, innerhalb der Zellen bestimmte Angriffspunkte findet
und nicht zerstörbar ist^).
') AePP. 4%, 109 und IUI (Baum). Sieiie nnch E. Ovcrlon, Studien über Narko.'se,
.lenn 1901. -) Sielio nucli P. Ehrlicli. Festsclu-. f. v. Leyden.
^) Pflügers Archiv »8, 233 (1903),
Beziehving der Wirksamkeit zur Veränderung im Organismus. 49
Zwschea deu giftigen und migLftigen Gliedern der Alkaloidreüie liestehen
aljer auch physilcalische Unterschiede, welche sich in ihren Wirkungen auf rote
Blutköi-perchcn und Kolloide manifestieren. Ebenso lassen sich durch CapUlari-
tätsbestinimungen solche Unterschiede demonstrieren i). PhysLkahsch sind
Eucain und Cocain am \«rksamsteu, zugleich sind sie aber auch pharmakodyna-
misch am stärksten. Das schwächer wirksame Xovoeaiii erwies sich auch phy-
sikahsch schwächer wirksam. Ti'opiu, Ekgonin und Benzoylekgonhi sind phar-
niakodyuamisch indifferent und verhalten sich physikalisch wie Kochsalzlösung.
Die alkaUsche Reaktion des Mediums befördert und verstärkt die Wirkmig
aller giftigen GJlieder der C'ocaimeihe auf rote Blutkörperchen. Ebenso erfährt
die dm'ch Cocain, Eucain. Xovocain bedingte Erhöhung der Oberflächenspannung
des Lösimgsmittels in alkahschem Medium eine bedeutende Zimahme, während
die ungiftigen Glieder der Cocaini'eihe usw. zunächst keine Ändenmg, nach
längerer Zeit ebenfalls eine Zunahme zeigen, die jedoch hinter der der giftigen
GUeder der Reihe ziu-ücksteht. Es gehen also die physikalischen und biologischen
Eigenschaften der Alkaloide mit ihren pharmakodynamischen anscheinend
parallel. Sie stehen walu-scheinlich auch in einem kausalen Zusammenhange
und werden wahr'scheinlich in gleicher Weise geändert^). So hat 0. Groß
für Cocain eine Beeinflussuiig durch das alkahsche Medium im Sinne einer
Steigerung der anästhesierenden Wirkung nachgewiesen.
Traube nimmt gegen^^ärtig emen mehr vermittehiden Standpunkt zwischen
den rein physikalischen und rein chemischen Theorien ein. Xach ihm ist die
Reihenfolge der Wirkungen der giftigen und imgiftigen Stoffe auf em koüoidales
Milieu irgendwelcher Art im allgemeinen unabhängig von der Xatur des Maheus.
Maßgebend ist in erster Linie nur der basische und saure Zustand des MiheiLS,
denn es wkken vornehmlich Kationen auf saure Müieus oder Müieubestandteile
und Anionen auf basische. Xiu- die giftigen Schwermetalle wirken auf beide
Milieuarten. Die Wirkimg z. B. der organischen Arsenpräparate ist zwar bedingt
durch die chemische Konstitution, aber sie ist rein physikalisch. Es wäre also
nach diesen Anschauungen die Konstitution das Bedingende der physikalischen
Eigenschaften, welche hin'niederum die pharmakodynamischen bedingen w^iixle.
Man muß aber erwägen, ob die Erklärungsversuche für die Selektion, wie sie
von P. Ehrlich, Hans Meyer und Overton unternommen MTirden, die auf
reiii physikahschcn Grundlagen der Löshchkeit der wirkenden Substanzen üi
bestimmten Gewebsarten basiert sind, auch für alle Substanzen sich anwenden
lassen und ob auch bei derjenigen Gruppe von Verbindiuigen, für die insbesondere
diese Forscher ilire Theorie aufgestellt haben, nicht eine andere chemische Er-
klärungsmöglichkeit vorhanden ist. Bildet ja doch den Ausgangspunkt und die
eigenthche experimenteUe Gnmdlage dieser Selektions- imd Wirkungstheorien
die Beobachtimg von Schmiedeberg*) und von Pohl*), daß Chloroform
während der Xarkose in der Weise im Blute zirkuliert und an die anderen Gewebe
abgegeben wird, daß die lecithinreichen roten Blutkörperchen Träger des Chloro-
forms sind, da Chloroform Lecithin in Lösung zu bringen vermag. Wir sehen
schon bei den Wirkungen der anorganischen Substanzen, insbesondere beim
Arsen und Quecksilber, wie es hier zu einer bestimmten Lokalisation von Giften
kommt, die nicht anders als auf chemischem Wege zu erklären ist, und wir
nennen liier insbesondere die Untersuchung von E. Ludwig und Zillner^),
^) K. Goldschmied und E. Pribram, Zeitsclir. f. exper. Pathologie und Therapie
6. 211 (1909) und E. Pribram, Wiener klin. Wochenschr. 30 (1908).
-) Ernst Pribra m. Pflügers .-VrchivlSr, 350 (191 1). ^) Aroli. f. Heilkimde ISST, 273.
*) AePP. 38, 239. ') Wiener Me d. Blätter, Jahrg. II.
Ftäukel, Aizueimiticl-Syutiicse. ö. .\iul. 4
50 Tlieorie der Wirkungen organischer Verbindungen.
die durch quantitative Bestimmungen der in verschiedenen Orgauen deponierten
Giftmengen dieser Frage näherzutreten versuchten. Aber das folgende Beispiel
wird einer stereochemischen Auffassmig der Selelrtion und Wirkung sicherlich
eine genügende Stütze bieten. Wir ws.sen, daß alle Animoniumbasen ganz
unabhängig davon, welchen Aufbau das übrige Molekül dieser Base hat inid ganz
unabhängig davon, welche Wirkungen das der Ammoniumbase zugrinule hegende
Alkaloid als solches auszulösen vermag, an die Endigmigen der motorischen
Nerven gehen inid dort auch durch dieselbe Gruppierung, der sie die Selelctiou
für die motorischen Xervenendplatten verdanken, lähmend wirken. Diese
stereochemische Konfiguration der Animoniumbasen bewirkt eine so weitgehende
Prädilektion der Xervenendplatten für diese Substanzen, daß die Möglichkeit,
daß chemische Vcrl)indungen, \\clchc Ammoniumbasen sind, in anderen Organen
oder Organ teilen Wirkungen auslö.sen, bedeutend erschwert ^vird. Daher ist
es auch gleichgültig, ob diese Ammoiiiumbasen aUphatischer oder aromatischer
Natur ist. Daß es hier nicht etwa auf die Gegenwart des Stickstoffes ankommt,
beweist weiter der Umstand, daß Basen, welche statt Stickstoff Arsen, Antimon
oder Phosphor, und zwar bei gleicher Konfiguration wie die Animoniumbasen
den Stickstoff enthalten, also Arsonium-, Stibonium- und Phosphoniumbasen.
die gleiche Wh-kung wie die Ammoniumbasen auslösen und keineswegs die dem
Arsen, Antimon oder Phosphor eigentümlichen Wirkungen äußern. Dieses
eine Bei.spiel, welches deuthch die Beziehungen zwischen der stereochemischen
Konfiguration, der Selektion und Wirkung klarlegt, muß notwendigerweise
dazu führen, andere, ebenso übersichtliche Grupjiierungen in anderen Körper-
klassen zu suchen und zu finden, die uns stereochemische Erklärungsmöglieh-
keiteii für die Selektion bieten. Je tiefer wir in diese Verhältnisse eindringen,
desto verständlicher ^^•erden uns die .stereochemischen Beziehungen zwischen
der wirkenden Substanz imd dem spezifisch für die Wirkung selegierten Gewebe
klar werden, imd um so mehr werden wir sie neben den jibysikaL sehen Erklärungs-
versuchen, die ja bei einzelnen Körpern wohl nicht in bezug auf die Wirkung,
so doch wenigstens für die Verteihuig im Organismus gute Erklärungsniög-
Hchkeiten bieten, werten köimen. Wenn Emil Eischeri) findet, daß eine be-
stimmte Konfiguration der Zuckermoleküle notwendig ist, damit bestimmte
Hefearten sie vergären können und sich gleichsam hier der gärende Teil des
Hefemoleküles zu den vergärten Zuckermolekülen, me der passende Schlüssel
zu dem passenden Schloß verhält, so können wir analogen Anschauungen auch
für eine große Reihe \on phj'siologisch wirksamen Substanzen Raum geben,
die nur von bestimmten Gewebsarten festgehalten und zerlegt werden, wälu-end
alle anderen Gewebe sie nnangegriffen lassen. Diese Beziehungen zwischen der
stereocheniischen Konfiguration des ^^^rksamen Körpers und des spezifisch
reagierenden CJewebes können, wemi wir sie richtig zu erkennen vermögen,
uns nicht nur die Selektion für dieses Gewebe, sondern auch die Wirkimg im
Gewebe erklären. Dieses wäre dann die wissenschaftliche Grundlage emer
neuen Selektions- und Wirkungstheorie, che aber auch nur für bestimmte Körper-
gruppen zu gelten vermag, imd zwar insbesondere für die nur in einzehien Ge-
weben wirkenden. Eine Theorie, die alle Selektionserscheinungen und alle
Wirkungen nur von cmem Gesichtspunkte aus, sei es nun von einem physi-
kalischen oder chemischen zu erklären versucht, muß immer an der Mannig-
faltigkeit der Wechselbeziehungen der verschieden wirkenden Substanzen und
der verschiedenen Gewebe scheitern. Vorzüghch sieht mau dieses bei Betrach-
tung der differenten Wirlanigen von Verbindungen auf i\Iikroora;anismen.
i)~B^^**- '"^^-^ (180.')). — HS. 3«, tu (I8;1Ä-1S99).
Drittes Kapitel.
Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
1. Wirkungeu der Kohlenwasserstoffe.
Im Jahie 1871 zeigte E-ichardsoui), daß die dem Methan CH^ homologen
Kohlenwasserstoffe von der allgememen Formel CnH2n+2 bei Lilialation An-
ästhesie und Schlaf mid bei Einatmung größerer Mengen Tod durch Asphyxie
hervorbringen. Die kohlenstoffreicheren höhereu Güeder der Reihe sind kräftiger
in ihrer Wirkung und der Grad ihrer Giftigkeit und die Dauer des diu-chdie Ehi-
atmung dieses Kohlenwasserstoffes bewirkten Schlafes wächst in demselben Maße,
wie der Kohlenstoff in ihnen zunimmt. Es steigt die Wirkung vom Methan zum
Äthan, Butan, Pentan. Die niederen Kohlenwasserstoffe der Paraffim-eihe erzeugen
nur als negative Gase durch Ausschluß von Sauerstoff Narkose und Anästhesie,
während Pentan luid Hexan tiefe Anästhesie veranlassen. Hexan ist kräftiger in
(1(T Wirkung, wirkt aber erst nach langem und heftigem Exzitatioasstadium.
Auf Frösche wirken die aüphatischen Kohlenwasserstoffe Peatan CHj
• (CH2)3-CH3, Pental (Trimethyläthylen) {CHa)^ :C : CH • CH3 und Cyclopen-
/-IXT ^^ OTT
tadien ■ /CH» ebenso wie Äther narkotisch. Die Karkose tritt am
CH = CH5
.schnellsten bei Äther ein, daim bei Pental, Cyclopentadieu rmd Pentan. Cyclo-
pentadien wirkt außerdem auf die Muskeln ein, indem es bei längerer Em Wirkung
totale Muskelstarre hervorruft. Durch Einatmen dieser Kohlenwasserstoffe
werden auch Säugetiere schneller oder langsamer narkotisiert. Die Atmung wird
sofort nach Beginu der Inhalation verlangsamt und vertieft. Diese Kohlen-
wasserstoffe wirken bei subcutaner Injektion narkotisierend. Sie setzen sämt-
lich beim Kaninchen den Blutdruck herab, und zwar mehr als Äther. Durch
die Narkose mit diesen Kohlenwasserstoffen wrd der Effekt der elektrischen
Vagusreizung gegenüber der Norm mehr oder weniger herabgesetzt. Die Reizung
ruft keinen Herzstillstand mehr hervor.
Benzin (der Hauptsache nach ein Gemenge von Hexan CgHi^ und Heptan
CjH^^) macht rasch Ohnmacht mid tiefe Bewußtlosigkeit, also auf eine Ver-
giftung des Zentralnervensystems beruhende tiefe Narkose. Lokal macht es
Epithelablösung und Blutaustritt sowie Hämolyse. Die Nieren werden ge-
schädigt. Es kommt zu Methämoglobinbüdung-).
Die hydroaromatischen Verbindungen, wie Cyclohexan CgHi, mid seine
Hydroxylderivate, Cyclohexanol CgHu-OH. Quercit CgHgCOH)., imd Inosit
CgHj{OH)g wirken auf das überlebende Herz durch Reizimg der interkardialen
Nervenapparate mid machen eine Kontraktion des Herzmuskels^). Cyclohexan ist
dreimal weniger giftig als Benzol. Auf die Neubildung roter Blutkörperchen ist die
Einwirkung beim Benzol nur schwach, beim Cyclohexan dagegen sehr deuthch'').
1) Med. Times und Gazette, Sept./Okt. 1871.
") Böhme und Köster, AePP. 81, 1 (1917).
^) Brissemoret und Chevalier C. r.. HJ, 217.
*) L. Launoy und M. Levy- Brühl, C. r. 8. b. 83, 215 (1920).
4*
52 Bedeutving der einzelnen Atom-Grupppii für die Wirkung.
Curci^) schreibt den Kohlenwasserstoffen der fetten und aromatischen
Reihe oder ilu'en Snbstitutionsprodukten paralysierende Wirkung zu.
Nach den Untersuchungen von Lander Brunton und Cash besteht die
hervorragende Wirkimg der niederen Gheder der Paraffinreihe in ihrer stimu-
lierenden mid anästhesierenden Wirkung auf die Nervenzentren. Auch die
CJIieder der aromatischen Reihe affizieren das Nervensystem, aber sie affizieren
die motorischen Zentren mehr als die sensorischen, so daß sie anstatt An-
ästhesie zu erzeugen, wie die Körper der Paraffinreihe, Tremor, Konvulsionen
und Paralyse bewirken.
Benzol sowie seine Halogensubstitutionsprodukte Chlorbenzol, Brombenzol,
.lodbenzol sind in ihrer Wirkung auf den Frosch gleich. (Die Halogenradikale
niodifizieren die Wirkung des Benzols nicht.) Die willküiiichen Muskeln wer-
den durch Benzol geschwächt und es besteht eine leichte Tendenz zur Paralyse
der motorischen Nerven, aber die Hauptwirkung betrifft Gehirn mid Rücken-
mark, zuerst das Gehirn, wodurch allgemeine Lethargie und Desinklination
zur Bewegung entsteht, hierauf das Rückenmark. Die Bewegungen werden
imvoUkommen ausgefülu-t und e.s besteht eine Tendenz zu allgemeinem Zitteni
bei Bewegungen, ähnlich wie bei der disseminierten Sklerose. Die Krarapf-
wirkung wird erhöht durch den Eintritt von Hydroxylen in den Benzolkern
(Chassevant und Garnier).
Santesson-) sah bei Benzolvergiftung von Fröschen Schwäche, Steigerung
der Reflexe, dann periphere Lähmung zuerst der motorischen Nervenendigungen
und dann der Muskelsubstanz.
Toluol erzeugt eine in zwei Phasen imterscheidbare Vergiftung, deren erste
in klonischen Muskelzuckungen imd Tremor, letztere in Paralyse besteht, o- vmcl
m-XyloI geben nur paral'S'tischc Erscheinungen, p-XyloI erzeugt in der ersten
Phase auch Zuckungen und Zittern. Mesitylcn und Benzylalkohol rufen Schläf-
rigkeit, Paralyse und wie alle übrigen imter.suchten Präparate Temperatur-
sturz hervor. Cyclohexan erzeugt eine mit klonischen Zuckungen, Temperatur-
sturz und Paralyse der Gefühl- und Motilitätsapparate einhergehende Vergiftmig.
Cyclohexanol und dessen Methylderivate führen zu schwerer Paraly.se imd Hypo-
thermie. Methyl-, Dimethyl- und Trimethylcyclohexan sind stark toxisch.
Cyclohexanon führt zu Muskelschwellungen, zu kloni.schen Zuckungen und zu
Paraly.se, während Methylcyclohexanon und Dimethjdcyclohexanon niu- Paralyse
erzeugen und Trimethylcyclohexanon wenig toxisch ist und sich wie ein echtes
Hjrpnoticum verhält 3).
Alle diese Verbindmigen verursachen bei der Ratte eine ausgesprochene
Hypothermie und eine starke Vasodilatation.
Von großer Wichtigkeit ist das Verhalten substituierter aromatischer
Reste. So ist eigentümlicherweise Diphenyl CgHr, • C^H^ völlig ungiftig. Di-
phenylamin CgHj • NH • CgH, , Benzylanilin Cgü^ • NH • CH2 • CgH^ besitzen
nur schwache physiologische Wirkimg (1 g pro kg Kaninchen ohne Wirkung).
Sie sind relativ harmlose Anihnderivate*).
Durch die Substitution des Benzolkems mit aliphatischen Kohlenwasser-
stoffi'adikalen erhält man eine erhöhte Giftigkeit, Toluol CgHj • CH3 und Äthyl-
benzol CjHj • CgHj sind giftiger als Benzol, während Cumol CoHu • CH <^jj'
im Gegensatz lüerzu weniger giftig ist, so daß bei verlängerter fetter Kette die
Giftigkeit wieder abnimmt.
»TTerapia moderna 1891, Gennajo, S. 33. =) Skaud. Arch. f. Physiolog. 10, 172.
'•') E. Filippi, Arrh. d. farmaool. sperim. IT, 178 (1914).
*) Vi t linghof, Studie iiher .Viiilinbason, Maihur;:; 1890.
Wirkungen der Kohlenwasserstoffe. 53
Die Giftigkeit der inouosubstitiiierten Benzolclerivate ist immer höher als
clie der disubstituierten. Zwei Substitutionen verringern die Giftigkeit. Die
Xylole sind weniger giftig als Benzol, Toluol und Äthylbenzol. Die dreifach
substituierten, wie Mesitylen und Pseudocumol haben eine Giftigkeit, ähnlich
der zweifach substituierter. Bei den Xjdolen ist die p-Verbindung viel giftiger
als die m- mid diese wieder giftiger als die o-Verbindung. ji-Cumol hat eine
Giftigkeit wie o-Xylol. Pseudocumol ist weniger giftig als Mesitj'len. Die
Giftigkeit der Homologen des Benzols hängt vom Molckulargewdchte, von der
Anzahl der Substitutionen und von der Stellung der Substitucnten ab. Die o-Ver-
bindungen scheinen die geringste Giftigkeit zu haben^).
Für die aromatischen Verbindungen gelten iiach Chassevant und Gar-
nier'-) folgende Regeln: Benzol wirkt auf das Nervensystem, macht Krämpfe,
Muskelhypotonie und Hypothermie. Die Hydroxyle vermehren, Carboxyle
vermüidern die Gift%virkung, der Einfluß der Alkyle ist wechselnd und im um-
gekehrten Verhältnis zu ihrem Molekulargewicht, Methyl- und Äthylgruppen
■xvirken steigernd, Isopropylgruppen vermindernd. Die Wiederholung der Alkyl-
substituenten vermindert die Giftigkeit. Die Xylole sind weniger giftig als Ben-
zol. Die trisubstituierten Kohlenwasserstoffe, vne Mesitylen und Pseudocumol,
sind noch weniger giftig. Bei Hydroxj-leinfiihnxng steigert die dopjielte Sidj-
stitution die Giftigkeit, wähi'end die dreifache sie vermindert. Gleichartige
Substitution addiert sich, entgegengesetzte liebt sich mehr oder weniger auf.
Die Stellung der Substituenten ergab folgende Resultate nach der abfallenden
Giftigkeit geordnet: Xj'lole: p-, m-, o-; Dioxybenzole : o-, m-, p-; Dicarbon-
.säuren: m-, p-, o-; Kresole: m- und p- gleich, o-; Toluylsäurcn : m-, o-, p-; Oxy-
carbonsäuren : o-, m-, p-.
Nach Amadeo Ubaldi^) sind Lösungen von Harnstoff für niedere Organis-
men ohne bemerkbaren Einfluß, während Phcnylhanistoff NH« • CO • NH • C5H5
mid Phenylglykokoll C^Hg • NH • CHj • COOH hemmend wirken, symmetrischer
Diphenylluimstoff (Carbanihd) CO (NHCßHs)^ hingegen ohne Em Wirkung ist.
Die l%ige Lösung des Phenylharnstoffes wirkt so stark antisejjtisch ivie Subli-
mat. Mit diesem außerordentlichen Vermögen des Phenylharnstoffes steht die
absolute Passivität des Di]jhcnylharnstoffes in soTiderbarera Widerspruche,
findet aber eine Analogie bei den alkj'Isubstituierten Harnstoffen, wo bei Sub-
stitution beider Amidgruppen des Harnstoffes die hypnotische Wirkung ver-
schwinden kann.
Der Eintritt des aromatischen Restes macht den pharmakologisch indiffe-
renten Harnstoff und das ebenso indifferente Glykokoll MkroorgaTiisraen
gegenüber sehr wirksam. Die Wirkung des eintretenden Phenylrestes tritt beim
Phenylglycin CgH; • NH • CHj • COOH klar zutage. Dieses" ist stark giftig,
während Glykokoll NH, • CH.^ • COOH ganz wirkungslos ist.
Der Eintritt eines Benzolkernes ist bestimmend füi- die Wirkung bei Eintritt
in das Molekül fetter Säuren.
Wemi man Phenol, Pheny]essigsäiu:e CgHj • CHj • COOH und Phenyl-
propionsäure C.jHg • CHg • CH, • COOH in bezug auf ilu-e antiseptische Wirkung
vergleicht, so steigt diese in der Richtmig der letzteren. Phenylbuttersäure
CgHj • CH.^ • CH2 • CHj • COOH wirkt weiterhin stärker als Phenylpropion-
säure. Die phenylsubstituierten Fettsäuren also wachsen in ihrer anti-
septischen Wirlaing mit dem Wachsen des Molekulargewichtes dei sub-
^) A. Chassevant und M. Garnier, C. r. s. b. 55, 1255 (1903).
2) A. Chassevant und M. Garnier, C. r. s. b. 55, 1584 (190.3). — Arcli. de Pliar-
macodyn. 14, 93. ^) Ann. di chim. e di farmacol. 14, 129.
54 Bedeutung der einzelnen Atom-Oruppen für die Wirkung.
stituierten Säuret), während T. R. Duggan-) für die Fettsäurereihe gezeigt
hat, daß es sich in dieser umgekehrt verhält. Je kohlenstoffreicher die
normale Fettsäm-e ist, desto geringer ist ihre antiseptische Kraft.
Der Eintritt von einem Phenylrest in den Wasserstoff des Ammoniak er-
höht die krampferregende Wirknng des letzteren. Diamine mit aliphatischen
Resten wie Tetra- und Pentamethylendiamin (CRz), ■ (^^2)2 • nnd (CH2)5 • (NH2)2
sind ganz imgiftig, während Toluylendiamin C„H3(CH3)(NH2)2 stark giftig ist,
indem es Ikterus und Hämaturie erzeugt.
Naphthalin f J bewirkt Verlangsamung der Respiration. Kleine Dosen
steigern den Blutdruck, große verringern ihn. Die normale Temperatur wird
durch Naphthalin nicht verändert, fieberhaft gesteigerte wird hingegen herab-
gesetzt. Es wrkt durch Beschränkung des Stoffwechsels, da es die Harnstoff-
ausscheidung im Harn verringert. Bei langsamem Verfüttern bewirkt es merk-
würdigerweise Katarakt [Linsentrübung^)]. Es wirkt auf Lymphkörperchen
wie Chinin oder Sublimat, es treten keine Fortsätze ans. Diphenyl ist hingegen,
wie oben erwälmt, wirkungslos.
Phenanthren ist unwirksam, nin' bei Kaulquappen wirkt es narkotisch.
Durch intraperitoneale Injektion von Hexahydrophenanthren kami man
einen der Moii^hiumnarkose ähnlichen Zustand erhalten*).
Die Analogie, welche zwischen Substanzen der Furangruppe,
Furan ^fj^ Thiophen ^T^ und Pyrrol ^cOcH
OS N
H
in ilu'em chemischen Cüiarakter mit den Benzolderivateu Ijesteht, erstreckt
sich auch auf ihr Verhalten im Tierkörper sowie auf die pharmakologische
Wirkung.
Die Bedeutung verzweigter Ketten beleuchten folgende Versuche:
Bei der Untersuchung der Giftwirkung von Säuren und Oxysäuren auf die
Muskeln des cm-arisierten Frosches fand Laszlo Karczag^), daß die Ver-
zweigung der Kohlenstoffkette die Gift^nirkung der isomeren Buttersäuren nicht
beeinflußt, da die Giftigkeit der Butter- mid Isobnttersäure ziemlich die gleiche
ist. Bei den Oxysäiu'en aber ^vTlrde die Giftigkeit durch die Verzweigung stark
beeinflußt gefunden, denn die a-Oxybiittersäure CH3 • CHj • CH(OH) • COOH
OTT
ist giftiger als die a -Oxyisobnttersäm'c (^jt^>CH(OH) • COOH und letztere ist
giftiger als die /ö-Oxybuttersäiu-e CH3 • CH(OH) • CHj • COOH . Die SteUung
des Hydroxyls übt auf die Wirksamkeit der Oxysäuren emen nicht unbeträcht-
lichen Einfluß aus, imd zwar ist die Giftigkeit um so geringer, je weiter das
Hydroxyl vom Carboxyl entfernt ist. lA -Oxybuttersäure ist weitaus giftiger
als /?-Oxybuttersäure. Die Zunahme an alkoholischen Gruppen steigert die
Giftwirkung, fl, ;'-Dioxybuttersäure ist giftiger als ;'-Oxybuttersäiu'e und
diese wieder giftiger als die normale Buttersäure. Die Giftigkeit der a-Oxy-
buttersäui'c ist der der ß, ;'-Oxj^buttersäure gleich, was durch die SteUung der
Hydroxylgruppe bedingt ist. «-Oxylsobuttersäiu-e ist auch giftiger als Iso-
buttersäure, jedoch ist hierbei die Rolle der Hydro xylstellung unentschieden.
Auch auf die Muskel nicht curarisicrter Frösche ist die Giftwirkung der Säuren
1) Parry Laws. Jomn. of physiol. 11, 360. ~) C. r. s. b. 1886. 014.
') AmeriV. Cliem. Joiirn. 7, 62. *) C. r. ir.l, 1151 (1910).
■') Zeitschr. f. Biologie 53, 93.
über die Bedeutung der Hydroxyle. 55
und Oxyi>äureji gleich. Bei Uiitersuchuugeii des Xerveuiuuskeipriiparatesi aber,
und zwar bei der Einwirkung auf die Nerven wirken die normalen und ver-
zweigten Säuren und ihre Oxysäiu-cn andererseits umgekelu-t auf die Muskeln.
Pie Säuix-a sind nach dieser Richtung hin giftiger als ihre Oxysäurcn und liilnncn
die Nervenplättchen mit der relativen größten Gesch\\-indigl;eit.
2. Über die Bedeutung der Hydroxyle.
Der Eintritt von Hydroxylgruppen in Vei'bindungen der aliphatischen
Keihe schwächt deren ^Virkung ab. Je mehr Hydroxylgruppen, desto schwächer
die Wirkung des Körpers. Aus den narkotisch a\ iikenden Aldehyden Merden
die wenig wii'ksameu Aldole, z. B. Acetaldehyd C'Hg • CHO gibt bei Kondcn-
sation Aldol CH3.CH<„g qjjq, aus den narkoti.sch wirkenden einwertigen
Alkoholen werden die unwii'ksamen zweiwertigen Alkohole, i. e. C'uHo,, (0H)„,
Glykole und die ebenso un'nirksamen. drei^nertigen Alkohole, wie z. B. Glvcerin
CH2 • OH
CH • OH . (Kaninchen vertragen Gljdcol zu etwa 20 g ohne Veränderung, nach
CHj OH
größeren Gaben gehen sie ein. Glykol wirkt wie Glycerin hämolytisch i).
Nach P. Mayer macht es in größeren Mengen eine scliwere hämoiThagische
Nephritis^). Glycerin macht Blutdrucksenkung und wirkt auf die quer-
gestreifte Muskulatur veratrinähnlich.) So ist Hexylalkohol CgHig • OH ein
starkes Narkoticum, wählend Mannit CgH8(0H)g fast em Nahi'uugsstoff ist.
Bei den Aldehyden sehen wir, viae ein wirksamer Aldehyd durch den Ein-
tritt eines Hydi'oxyls zu einem weniger wirksamen Aldol wird, luid durch
den Eintritt voii noch mehr Hydroxylen entstehen sclüießlich Aldosen, die
l)harmakologisch unwirksam sind, die. wie z. B. der Traubenzucker C,.H,20fi,
absolut gar keine hypnotische Wirkung haben. Dieselbe -Vljschwäclunig gilt
auch für die Ketogruppe. Nach Curci^) erregen die alkoholischen Hydroxyle
das Cerebrospinalsystem und die Psyche, indem sie Trunkenheit und Hallu-
zinationen bewirken.
Der Eintritt von Hydroxylen ui ahphatische Samen übt anscheinend keinen
Einfluß auf die Wii'kuug derselben aus.
Durch den Eintritt von Hydroxyl in das Coffein geht die Wirkung des
Coffeins verloren, selbst das Fünffache der Coffeiudosis an Hydi'oxj'coffein
macht kerne augenfälligen Erscheinungen*). Der Eintritt von Hydroxyl macht
das Coffein zersetzlicher, und der Organismus vermag es leichter zu zerstören,
zu oxydieren und bewahrt sich dadurch vor den qualitativ gleichgebliebenen
giftigen Eigenschaften.
Der Eintritt von Hydroxylen elurch Ersatz von ^\''asserstoff im Benzol
erhöht die Tendenz des Benzols zu Ki'ämpfen. Diese entstehen dui'ch cUe Ein-
wirkung der Substanz auf das Rückenmark inicl nicht auf das Gehirn. Je melu'
Hydroxyle in den Ben.zolkern eintreten, desto weniger giftig wird der Köi^per
in bezug auf Ki-ampfwirkung, desto giftiger aber in anderer Richtung. Es hängt
die Giftigkeit und die Wü-kuug sehr von der Stellung der Hydroxyle zueinander
ab. So machen Phenol und die drei Dioxyljenzole bei Fröschen Krämpfe, Trioxy-
benzole verursachen nur melu' Zuckungen. Die di-ei Dioxybenzole machen alle
1) C. Bachern. MecHz. Kliuik 13, 7 (HUT). ") Mediz. Ivlinik 13, 312 (1017).]
^) Terapia moderna 1891, Genuajo, S. 33.
') W. Filehne, Diibois' Arch. f. Phys. 1888, 72.
56 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
klonische Kiäiupfc durch Einwiikiuig auf das lUickcuinark, docli ist die p-Ver-
bindung (Hydrochinoii) in der Wirkiuig schwächer als die o- (Bi-enzcatechin)
OH
und m- (Resorcin) Verbindung. Pyi-ogallol f J_ macht mehr Lethargie als
Bosorcin und Bewegungszittern. Die sofortigen Symptome werden erst durch
die fünffache Dosis im Vergleich zu Resorcin jiroduziert. Aber in der letalen
Wirkung sind beide gleich. Die Giftigkeit des Resorcins liegt in der Mitte
zwischen beiden. Die Giftigkeit aller dieser Körper ist eng verknüpft mit den
in ihnen enthaltenen freien Hydroxylgruppen, demi vertauscht man den Hy-
droxylwasserstoff mit der indifferenten Schwefelsäm'egruppe, so erhält man
Körper, welche bei weitem schwächer wu'kende Substanzen sind. So ist pyro-
gallolmonoätherschwefelsaures Kali ^xeniger giftig als Phloroglucin oder P>to-
galloP). Allein pyrogaUoätherschwefelsaures Kali ist giftiger als phenoläther-
schwefelsaures Kali, weil hier noch zwei freie Hydroxyle sind. Während Dosen
von pyrogalloätherschwefelsaurem Kali deutlich die Fähigkeit herabsetzen,
spontane, koordinierte Bewegungen, die den Körper m Gleichgewicht erhalten,
auszuführen, mid ferner die Reflexe erniedrigen, rufen ganz ebenso große Dosen
der Phenolätherschwefelsäure bei Tieren keine erhebliche Abweichung von der
Norm hervor. Selbst 30 g phenolätherschwefelsaures Xatrou be^^•irken bei Ein-
gabe an größere Tiere keine anderen Erschcininigen als Durchfall (Glaubersalz-
wirkung).
Phenol übt seine Wirkung rascher aus. während Phloroglucin weit später
zu A\irken beginnt. Wie sieh bei den Dioxybenzolcn und auch bei den Trioxy-
lienzolen iler Einfluß der Stellung der Hydroxyle geltend macht, so ist auch
zu erwarten, daß dmch den Eintritt neuer Substituenten in die Hydroxyle
Veränderungen in der physiologischen Wirkung hervorgebracht werden. Es
bieten auch die Äther des Brenzcatecbins mid Hydi'ocliinons große Differenzen
in den chemischen Eigenschaften gegenüber den Grundsubstanzcn. Substituiert
man die Hydroxylwas.serstoffe durch Alkyli'adikalc, so sind die neutralen Äther,
die auf diese Weise entstehen, sowohl vom Breuzcatechin als auch vom Hydro-
ehinon, selbst in Dosen von mehreren Grammen bei Kanüichen viel unschäd-
licher, während die sauren Äther sich als selir giftig erweisen. Es zeigt .sich auch
hier, dal.i Breuzcatechin der wirksamere Körper ist, da auch der saure Äther des
Breuzcatechin (z. B. Guajacol oder Guaethol) energischer wirkt als Hydrochiiiou-
mouoalkyläther.
Die Giftigkeit des monohydroxylierten Derivates, des Phenols, ist größer
als die des Benzols, wema man die Verbindung verfüttert, aber die disub-
stituierten Derivate haben bei intraperitonealer Injektion eine höhere Giftig-
keit als das l'henol. Die trisubstitnierten hinwiederum sind 3 — 4 mal weniger
giftig. Die molekulare Giftigkeit ist eui wenig höher als die des Phenols. Bei
den Dioxyderivaten ist die o-Verbindung die giftigste, die m- flie am wenigsten
giftige. Bei den Trioxyderivaten sieht man, daß Pj-rogallol 1.2.3.Trioxybenzol
(alles oi'tho) viel giftiger ist als Phloroglucin 1.3.5.Trioxybenzol (alles meta).
Es scheint eine Beziehung z\\ischen der Giftigkeit und der reduzierenden Kraft
zu bestehen. Alle Derivate wii'ken krampferregend, am schwächsten die Trioxy-
derivate inid miter ihnen Phloroglucin.
Die Phenole (ivie Phenol, Ki'esoi, Brenzcatechin) üben eine erregende
Wirkung auf die motorischen Zentren aus, wälirend die Äther der Phenole
nm" eine zentral lähmende Wirkung entfalten (ebenso die Safrolgrnppe).
1) Stolnikow, HS. 8, 280 (1SS4).
über die Bedeutung der Hydroxyle. 57
Pio Marfori^) glaubt die krampferzeugende Wirkung des Guajacol» auf
die eine noch freie Hydi'oxylgruppe zurückführen zu können, eine Anschauung,
welche sich durch Vergleich der Wirkungen der Körper
OH OCH3 OCH3
Brenzcatechin f J , Guajacol f J , Vcratrol f J ^
schön stützen läßt.
In der angeführten Reihenfolge zeigt sich eine Abnahme der kranipferrcgen-
den AVirkung und auch ein Zurückgehen der Wirkungsmtcnsität. Ähnlich ver-
halten sich auch
Phenol [ J zum Anisol f J und Phenetol
OH OCH3 OCjH-
Diese beiden letzteren erzeugen keinerlei Erregungszustände und sind in viel
geringcrem Maße giftig als Phenol. Eine Gesetzmäßigkeit ist hier unverkennbar.
Zu den gleichen Resultaten kam Pa ul Binet-). Die für die Phenolvergif-
tinig charakteristischen Erschemungen, Kollaps und spasmodische Kontrak-
tion der Muskeln, finden sich bei den meisten Körpern der Phenolgrujjpe,
übrigens in abgeschwächter Weise auch beina Benzol. Dioxybenzole haben eine
cxzitierendere und allgemein stärkere Wirkung als Phenol, dessen tödliche
Dosis für Ratten 0,3 bis 0,6, für Meerschweinchen 0.43 l)is 0.55 g pro Kilograinin
beträgt, die Trioxybenzole (Pyrogallol, Phloroglucin) sind nach Binet weniger
giftig. Brenzcatechin, Hydrochinon mid Pyrogallol rufen die Bildung von
Methämoglobin hervor. Die homologen Kresolc CHo • C1.H4 • OH, Thvmol
1.4.3-C6H3.{CH3)(C3H-)(OH), Orcin 1.3.5-CuH3(CH3)(bH)., wirken we'nigcr
cxzitierend und weniger giftig als Phenol, sie sind um so weniger giftig, je
größer ihr Molekulargewicht, dagegen wirken sie mehr reizend auf den Darm.
Unter den Oxyphenolen mid Kresolen sind die ni -Verbindungen am wenigsten
giftig. Die Alkyläther sind verhältnismäßig wenig toxiscli. Anisol und Phenetol
bewirken Zittern, Guajacol dagegen nicht. Alkohol- und Aldehydgruppen
schwächen die cxzitiereude Wirkung und die Giftigkeit ab, das Zittern ist \ icl
stärker bei Salicylaldehyd 1 • OH • C,;H4 • CHO • 2, als beijn oitsprechcndcn
Alkohol Sahgcnin OH ■ CrH, • CH, • OH . Beim Benzylalkohol CV.Hä • CH.^ • OH
fehlen die Reizerscheinmigen, die Giftigkeit ist schwach (bei Ratten beträgt
die letale Dose 1.7 g, während die der isomeren o-, m- imd p-Kresole 0.05. 0.9
und 0.5 g pro Kilogrannn beträgt). Tyio.sol 1 • OH • (^H., • CHo • CH. ■ OH • 4 ist
aucli in größeren Dosen für den tierischen Organismus indifferent"). Die Ein-
führmig einer Carboxylgruppe vermindert die Giftigkeit und modifiziert die
Wirkung (die Säuren wurden in Form von Salzen einverleibt). Benzoesäure und
COOK
Salicylsäure bewirken Contracturen und Dyspnoe, die Gallussäiu-e ^J J_„
OH
bewirkt keine Zuckungen, sie zeigt in abgeschwächter Weise die Wirkung
NHä
des Pyrogallol auf das Blut. ])-Auunophenol ( J ist wem'ger exzitierend
OH
und wemger toxisch als Phenol, es hat hingegen eine intensive blutzersetzende
^) Ann. di chim. e di farmacol. II, 304.
l,-) Rev. SuisseRomande 1895, 561, 617: 1896, 459. 531 mid Travauxdu laboratoii-e de
Theiap. par Prevost et Biiiet, Genf 1896, S. U3. 3) Feli x Ehrlich, BZ. TS, 423 (1916).
58 Uedeutung der einzelnen Atüni-Urui>i)en für die Wirkung.
Wirkung. Im allgemeiuea wird duich yubstitutiou die Giftigkeit des Phenols
verringert, wenn die eintretenden Gruppen nicht selbst toxisch wirken.
OH OH
Eugenol I ] ^ inid '\^anillin [ 1 ', welclie ein freies Phenolhydi'oxyl
CHj ■ CH : CHa CHO
enthalten, sind toxischer als Piperonal t'H^^ f J prrj, '), bei welchem kein
freies Hydi'oxyl vorhanden ist ; sie bemrkeu Kollaiis ohne Zittern. Phenol hemmt
die Tätigkeit der Biei'hef? weit mehi' als die Polyoxyphenole, Salicylsäure mehr
als Benzoesäm'e.
Die Einfühi'ung einer einzigen Hydi'oxylgruppe in das Cj'clohexan (Bildmig
des Cyclohexanols) vermehrt die Nen-enwrkung, Mähi-end die Anhäufung
mehrerer Hydroxylgruppen (Beispiele: Quercit und luosit) die Giftigkeit und
die Xervenreizung vermindert mid die Muskelwirkung verstärkt-).
Cis-Chinit CH • OH
HjjCj^CH.
HjCLJcHj
CH OH
ist etwas weniger giftig als Cyclohexanol
CH OH
HjC/NcHo
Hjd^CHj
CHä
beide paai'en sich mit Schwefelsäure und Glykuioiisäine im Organismus.
i-Inosit gibt kerne Paarung.
Phloroglucit CH OH
HaCAcHo
ijc
CH^
WLl'd nur bei großen Dosen beim Hunde mit Schwefelsäure gejjaart, uieht aber
beim Kaninchen. Die oxyhj^droaromatischen Verbindungen büßen mit der
Zunahme an Hydrox3'len immermehi- an Giftigkeit ein, wobei i-Inosit am in-
differentesten und Cyclohexanol am giftigsten ist*). _
Im Gegensatz zum -ivii-kuugslosen Phenanthren *) /~\_y \ erzeugen
die üxyphenanthi'ene beim Warmblüter schwere tetamsche Anfälle. Der
Wü'knngsgrad erschemt von der Stellung der Hydroxyle im Phenanthren-
kern ziemhch unabhängig 5).
Mit der Hydroxylgruppe des Morphins ist jene wesentMche Eigenschaft
desselben") verknüpft, welche dieses von allen anderen Alkaloiden der Opium-
gruppe miterscheidct. nämlich seine narkotische Wirkung, seine Fähigkeit
vorzüghch und hauptsächlich airf die Nervenzentren des Gehü'ns zu reagieren
und mit ihr- ist auch die Giftigkeit des Morphins verbunden. Demi die Mor-
phüiätherschwefelsäure %virkt gar nicht narkotisch und sehr- wenig giftig.
^) 1 g Piperonal i.st beim Hunde wenig giftig (Privatmitt. C. Mohr).
-) Brissemoret und Chevalier, C. r. I4T, 27.
') Yomoshi Sasaki, Acta Scholae Medicinalis Uiiiver.s. Kioto, Vol. I, Fase. IV,
S. 413 (1917).
*) Phenanthien wirkt auf Kaulquappen narkotisch. — O verton, Narkose, Jena 1901.
5) P. Bergell imd R. Pschorr, HS. 38. lf> (1903).
«) Stolnikow, HS. 8, 260 (1884).
HO ■ HCl^'CH OH
ÜTjcr die Bedeutung der Hydroxyle. 59
Hingegen wirkt sie sehr schwach tetanisch mid wie ein Körjier der Codeiii-
gruppe (Morphinäther). Wenn im Morphin der Phenolhydroxylwasscrstoff
durch eine Alkylgruppe ersetzt wird (Codeinbildung), so ändert sich auch der
Angriffspunkt im Organismus, und wir bekommen Verbindungen, wclclie auf
das Rückenmark einwirken und eine strychninähnliche, aber viel schwächere
Wirkung erzeugen. Beim Ersatz des Phenolhydroxyl wasserst off es des Mor-
phins durch Alkyh-adikale wächst die Giftigkeit mit der Molekulargröße der
substituierenden Alkylgrup]je ^).
Von einer sehr interessanten Bedeutiuig ist die Mothoxylgrup))e im Chinin,
('inchoniu, welches sich vom Cliinin eben nur durch das Fehleu dieser Gruppe
unterscheidet, da ja Chinin ]5-]Methoxycinchonin ist, ist liei Malaria ein wenig
wirksames Alkaloid. Die spezifische und prompte Wiricung des Chinins bei
der Malaria kommt dem Cinchonin nicht zu. Wir sehen also, daß durch das
Eintreten einer Methoxylgruppe (eines verdeckten Hydroxyls) aus einem
nach einer bestimmten Richtung hin wenig wirksamen Köqjcr ein sehr ^virksamer
Körper entsteht, und zwar deshalb, weil hier die Methoxylgruppe einen Angriffs-
punkt für den Organismus schafft. Ebenso wirkt Cuprein (p-Oxycinchonin),
gleichsam das entmethylierte Cliinin mit dem Hydroxyl in der p-Stellung,
sehr la-äftig2).
Der umgekehrte Fall, wo durch das Eintreten von zwei Methoxylgruppe) i
die Giftigkeit eines Köriiers sehr stark herabgesetzt wird, tritt bei Brucin und
Strychnin ein. Brucin und Strvchnin zeigen diesellje Konstitution, nur hat
Brucin zwei Wasserstoffe des Plienyh-estes diu-ch zwei Methoxylgruppe n ersetzt,
aber Brucin übt nur eine sehr schwache Wirkung aus, eine ungefähr 40 mal
schwächere als die des Strychnins. Da Strychnin auf die graue Substanz der
Vorderhöruer des Rückenmarks spezifisch wirkt, und auch dem Bnicin eüie
das Rückenmark erregende Wirkung zugeschi'ieben wei'den muß, so erscheint
diu'ch das Eintreten von zwei CH30-Gruppen der Angriffspunkt des Str3'-chnins
verschoben.
Das Verdecken von Hj'-di'oxylen durch Methyherung kami die reizende
Wü'kung auf das Rückenmark in eme lähmende ülierführcn. So erhält Brcnz-
catechin durch Ülierführung in Guajacol eine lähmende Wirkung auf das
Rückenmark. Im Gegensatze hierzu wird Moiphin durch Überführung in
Codem oder Codäthylin (Morphin monoäthj'Iät her, Dionin), in ein das Rücken-
mark erregendes, dem Strychnin ähnliches Gift verwandelt.
Es kann auch dm-ch Einfühnuig von Hydroxylgruppen in wirksame Ver-
bindungen, vne wir gesehen haben, die Wirkung abgeschwächt werden. (Coffein,
Hydi'oxycoffein). Die Wirkung kaini aber total verändert werden, wenn in
Hydroxycoffein eine Äthylgruppe emgeftihrt wird. Äthoxj'coffein hat gar keine
Coffeinwrkung, sondern ■wirkt nur mehr hypnotisch vei-möge der Äthylgruppe').
Die große Reihe der angeführten interessanten Tatsachen über die Be-
deutung der Hydroxylgruppen läßt aber erkennen, daß nicht die Hydroxyl-
gruppe als solche die wirksame ist, ebenso wie niu* selten die endständige Grupj)e
die wirkende, sondern daß die HydroxylgrujDpe (sowie die meisten endständigen
Gruppen) nur derjenige Teil eines Moleküles ist, welcher den Gesamtkörper
in Bezielnmgen bringt zu einem bestimmten Zellbestandteil (Verankenmg)
und dort die Gesamtsubstanz zur Wirkung gelangen läßt. Wenn ■wir nun die-
jenige Gruppe, welche die Beziehungen zwischen der chemischen Substanz
1) Ralph Stoekmann und Dott, Proc. Royal Soc. Edinb. 17, 321 (IS90).
^) Über die Bedeutung der Hydroxylgruppe bei den Alkaloideu findet man Näheres
im Kapitel: Alkaloide. ») File'hne, "ünbois' Arch. f. Phys. 18S6, 72.
ßO Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
uiicl dem Oigaiiisnms bedingt, verschließen oder veräüdorn, so können wir
tinter Umständen verhindern, daß die Gesamtsubstanz zxu- Wirkung gelangt,
ohne daß wir an dieser irgendwelche chemische Veränderung vorgenommen
hätten. Wü' können uns das bildlich veranschaulichen durch das Beispiel einer
Patrone und ihrer Zündkapsel. Das Siirengmittel der Patrone entzündet sich
nur, wenn vorerst durch einen Schlag die Zündkapsel zur Explosion gebracht
wird. Schützen wir die Zündkapsel vor Explosion, so kain^ diu-ch den Sehlag
auch der Sprengstoff der Patrone iiiclit ex|3lodieren, somit nicht zur ^Virkung
gelangen. Z\^^schen den endständigen Gruppen, etwa Hydrox\'len, Methoxylen,
Alkylgruppcn im allgemeinen inid gewissen Nervenzentren bzw. Orten im
Organismus, wo chemische Substanzen zur Wirkung gelangen, müssen bestimmte
physikahsche und chemische Beziehungen bestehen. Durch Veränderungen der
endständigen Grupyje können ^\'ir wohl den Angriffspunkt der Substanz ver-
schieben oder dieselbe ganz wirkungslos machen, al)cr wenn sie M'irksam bleibt,
so ti-itt der Gruudcharakter ihrer ^Virkung, wenn auch oft verschleiert, dennoch
wieder hervor, wie wir es bei der Besprechung der Alkaloide deutlich sehen werden .
Das Verschließen solcher endständigen Gruppen vernichtet oder vorzögert
die Verankerungsfähigkeit (das Festgehaltenwerden) der Substanz in einem
bestimmten Gewebe.
Wemi Hydroxyle durch Aeylgruppen verschlossen werden, so kann die
Wirkung eine verscliiedene sein. Da solche Ester im Darm zerlegt werden können
indem wohl die Säure als auch der Alkohol frei werden, so ist gewöhnUch die
physiologische Wirkung aus der Wirkinig des Salzes der Särn-e imd des freien
Alliohols zusammengesetzt. ^Vber dies ist nicht immer der Fall. Nitroglycerin
CH, • (O • NO2)
CH (O-NOo), z. B. in kleinen Dosen, hat nicht etwa die Wiikinig des Gly-
CH. ■ (0 ■ NOo)
cerins und des saljjetersauren Xatrous, sondern es zeigt spezifische W'irkimg,
indem es die Blutgefäße stark erweitert, AVirlauigen, die sieh nicht diu-ch die
Wirkung der anorganischen Nitrite und Nitrate erklären lassen. Eine spe-
zifische Wirkung auf das Nervensystem zeigt auch Triacetylglycerin. Dieses
CKJ^O ■ OC ■ CH3)
(Triacethi) CH (O • OC • CH3) zeigt keineswegs die Wirkung von essigsaiu'em
CH2(0 • OC • CH3)
Natron und Glycerin, sondern ebenfalls spezifische Wirkungen, und erweist
sieh als Gift, während die beiden Komponenten Essigsäiu'e und Glycerin un-
giftig smd. Es tötet Frösche und Kaninclien, beim Menschen erzeugt es eiu
Gefülil von Schwäche und Schweiß. Überdies macheu alle Essigsäm-eester des
Gl3'cerins, Mono-, Di- und Triacetin, Narkose. Es tritt also die Eigenschaft
des Kohlenwasserstoffes des Glj'cerms, des Propans, nach dem Verdecken der
Hydroxyle zutage. Ebenso wirkt Glycerinäther
CH„ — CH — CHj
( " I I
000
I I I
narkotisch!). CH2— CH— CH,
Die Toxizität der hydroxylierten Stibstanzen steht daher in
keinem direkten Zusammenhange mit dorn Hydroxyle, welches
ja nur eiu Angriffspunkt, sondern hängt von der Art und Größe
der Grundsubstanz ab.
1) AePP. 42, 117.
Bedeutung der Alkylgruppen. 61
3. Bedeutung der Alkylgruppen.
Bei den aliphatischen Alkoholen wächst die Toxizität der niederen Glie-
der mit dem Molekulargewichte und dem Siedepunkt i). Ch. Eichet behauptet,
daß die Giftigkeit der Alkohole und Äther sich umgekehi-t wie ihre Lösliclüccit
in Wasser verhält 2).
Methylalkohol macht eine viel geringere akute Rauschwirkung als Äthyl-
alkohol, aber der Methylalkohol macht schwere anatomische Verändermigen,
da er viel schwieriger oxydativ augegriffen wird. Verändermigen. die zum Tode
führen. Selir häufig wurden Erblindungen beobachtet.
In homologen Reihen ■nirkeu die Sub.stanzen im allgemeirien um so stärker,
je länger ihre Kohlenstoffliette ist. Daher i.«t normaler Butylalkohol giftiger
als Isobutylalkohol^). Im allgemeinen haben die tertiären Alkohole deshalb
die geringste narkotische Kraft, die isomeren sekundären sind stärker wirksam,
die primären (normalen) am stärksten wirksam. Dies gilt nicht nur für die
Alkohole, sondern auch für andere Reihen, so auch für Benzolderivate mit
fetten Seiteuketten.
Ein gleiches gilt für die Alkylgruppe selbst wie für die Alkohole. Dem-
entsprechend hat Äthylurethan eine größere Giftigkeit als Methyhu-ethan.
Xach Einfülirinig einer Äthylgruppe in die XHg-Gruppe bleibt dieses Veihältnis
bestehen, während wegen der Vergrößerung des Moleküls die letalen Dosen
steigen.
Die Giftigkeit alkylsubstituierter Verbiudungen steigt also mit dem
Kohlenstoffgehaltc der Alkylgruppe an. /J-Äthylpiperidin ist weniger als halb-
mal so giftig als pt-Proi)ylpi]3eridin.
Die Giftigkeit der Alkohole für das Schildkrötenherz erweist sich ebenfalls
mit dem Molekulai-gemcht wachsend. Isoamylalkohol ist 23 mal so giftig wie
:\Iethylalkohol. Isopropylalkohol ist weniger giftig als Propylalkohol. Iso-
Ijutylalkohol ist weniger giftig als Butylalkohol; sekundärer Butylalkohol
weniger giftig als Isobutylalkohol, tertiärer Butylalkohol weniger als sekundärer
Butylalkohol.
Die Herzwirkungen der Alkohole entsprechen nahezu dem Hämolysever-
mögen für rote Blutkörperchen*).
Die Äthylgnippc hat ganz bestimmte Beziehungen zum Xervensy.=rtem.
wie die Wirkung der allermeisten Äthylradikale enthaltenden Verbindungen
zeigt. P. Ehrlich und Michaelis^) haben als weiteren Beweis liierfür gefunden.
daß es äthylhaltige Earbstotfe gibt, welche Xervenfärbungen geben (so die
Diäthylaminogruppe), während die entsprechenden Methylverbindungen sich
in dieser Beziehung negativ verhalten. Diese Tatsache, daß die Äthylgruppe
gewisse Beziehungen zum X^ervensystem hat, läßt es nach Ehrlich verständ-
lieh erscheinen, daß der Äthylalkohol zu allen Zeiten und bei allen Völkern
als Genußmittel gedient hat.
Der Ersatz eines Hydroxylwasserstoffes durch einen Alkylrest macht
den Gesamtkörijer chemisch und pharmakologisch widerstandsfähiger gegen
die Oxydation im Organismus. Die Alkylverbindungen (Ätherverbindungen)
dieser Art zeigen oft hervorragende hypnotische Eigenschaften, welche sie dem
1) Richardson, Med. Times and Gazette ä, 705 (1869).
-) Dict. de Physiologie, Vol. I, Artikel: Alcools.
') Gibbs lind Reichert, Araeric. Chemist. 13, 361.
•) H. M. Veiiion. Journal of pliy.^if.l. 43, 32.5 (1911).
') Festschrift f. v. Leyden.
62 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
eintretenden Alkylrest verdanken (z. B. Coffeinäthyläther). Eines der einfach-
sten Beispiele dieser Art ist der Äthyläther.
Die Alkylester: Äthylformiat, Äthylacetat, Äthylpropionat, Äthylbutyrat,
Äthylvalerianat, Isobutylacetat, Amylacetat, IsobutylbutjTat, Amylvalerianat,
Önanthäther nnd Sebacinsäurediäthylester erhöhen in kleinen Mengen die
Atmungsgröße schnell mid energisch und lähmen üi großer Gabe ohne Er-
zeugung von Krämpfen die Nervenzentren. Sie üben einen der Alkoholwirkung
ziemlich entgegengesetzten Einfluß i).
Die biologische ^Virkiuig der Ester wird durch den elektronegativen Be-
standteil häufig nicht beeinflußt-).
Die hypnotische Wirkung kommt eiazelneu Estern zu. So hat der
Oxalsäureäthylester bei Säugetieren keine Oxalsäurewirkung beim Ein-
atmen, sondern anästhesiert -nde Äther und Chloroform. Die hypnotische
Wirkung zeigt sich auch deuthch bei den Alkyläthern des Coffeins. Im
Gegensatze zu der Coffeinwirkuug erscheint die Vergiftung mit Äthoxy-
coffein mid Methosycoffein zunächst als eine Beteiligung des Zentral-
nervensystems, an die sich erst .später eine der Coffeinstarre analoge
Muskelerstan'ung anschließt. Dm-ch Einfügung der CjHgO-Grupjie ist die
Verwandtschaft' des Coffeins zum Zentralnervensystem größer, zm' Muskel-
substanz etwas geringer geworden. Daher wirkt Äthoxycoffein narkotisch,
wie Filehne^) und Dujardin-Bea umetz*) gefmiden. Wenn man Coffein
in Methoxycoffeüi verwandelt, so wird es fast ungiftig, die diuretisohe
Wirkung des Coffeüis wird eme sehr geringe vmd unsichere. Das stark
giftig wirkende Brenzcatechin verliert wesentheh an Giftigkeit, weiui
eines oder beide Hydroxyle durch Alkylgrupi^en ersetzt werden (Guaja-
col, Guaethol, Veratrol). Eme Alischwächung durch MethyUerung beob-
achtete auch Giacosa'') bei aromatischen Oxysäuren. Methylsalicylsäure
[ Jn r"H "'^'^' '^^'^ isomere Aiüssäure sind schwächer antiseptisch und
COOH
werden von Tieren in größeren Mengen vertragen als Sahcylsäure selbst.
Die vom p - Amüiophenol sich ableitenden Verbindungen sind behufs Ab-
sühwächung der unangenehmen Nebenerscheinungen und der Toxizität m
der Hydroxylgruppe methyliert bzw. äthyhert. Diese Abschwächung tritt
aber nur ein, sobald die Alkylgruppen sich in der p-Stellung zur Amino-
gruppe befinden, überdies ist dies nicht bei allen Verbindungen dieser Ai-t
der Fall.
Die Methylierung kann aber auch Körper sehr giftig machen. Dimethyl-
OCH,
resorcin ( ]„„„ , z- B. ist so stark giftig, daß eüi Tropfen desselben unter
einer Glasglocke genügt, um in 3 — 5 Minuten fünf Frösche zu töten*).
Auf das Wachstum der Pflanzen zeigen die drei Methylamine im
Gegensatz zum Ammoniak eine gewisse Giftwirkmig, die mit der Anzahl
der Methylgruppen zunimmt. Dagegen sind die quartären weniger giftig,
beeinflussen aber das Aussehen der Pflanzen außerordentlich charak-
teristisch und vertiefen die Farbe der Blätter. Theobromin wu-kt weniger
') G. Vogel, Pflügers Aich. 61, 141. ^) O. Soh miodeberg, AePP. SO, 201.
') Dubois' Arch. f. Phys. 1886, 72.
*) Bull. gen. de thörap". 1886, 241. — Ann. di chim. e di farmac. 4. Ser. 5, 261.
'•>) Ann. di ehini. <■ .U fariuaeol. 181T. •) HS. 8, 237 (1884).
Bedeutung der Alkylgruppen. 63
giftig als Coffein; Methylham.säuie wirkt im Gegensatz zu Harnsäure etwas
giftig. Ebenso erwiesen sich verscliiedeue Alkylderivate des Piperidins
giftiger als Piperidiu selbst. Codein ist giftiger als Morphin, Chinin giftiger
als Cinehonin. Cocain giftiger als Atropin. Der Einfluß der Methyl-
gruppen auf die Oiftwirkixng wurde auch in einigen aromatischen Verbin-
dmigen bestätigt gefunden i).
OPTT
Die Wirkung des Dimethylsulfates ^O. Cq^j^^ jj;^ sowohl lokal als auch
allgemein, lokal wirkt es heftig ätzend; die Allgemeinerscheinmigen beziehen
OP H
sich auf allgemeine Krämpfe, Koma und Lähmimg. Diäthylsulfat S02<Qp,2g^
ätzt nicht, macht aber Konvulsionen luid Lähmungen wie Dimethylsulfat.
Von allen anderen Äthern und Estern der Fettreihe unterscheidet sich der
Dimethylester dadurch, daß er außer Koma und Lähmung heftige Konvul-
sionen hervorruft-).
Der Eintritt von Alkj-lgruppen in bestimmte Säm-en bedingt oft nur, dal.*>
die dm'ch die Carboxylgruppe larvierte Eigenschaft dieser Köi-per weder zu-
tage tritt (Cocaüi, iVrecolin, TjTosmäthyläther).
Wemi eine wirksame Säure verestert wird, insbesondere mit Alkoholen
der fetten Reihe, so wrd ihre Wh'kung ungemein gesteigert resp. ungemein
stark zur Geltung gebracht, weil der eintretende Alkylrest für ihre Selektion
in einem bestimmten Gewebe orientierend wirkt luid der saure Charakter
verdeckt erscheint. W. Pauli^) hat gezeigt, daß die Giftigkeit des Rhodan-
\\asserstoffes weitaus kleiner ist als die des Esters. Salpetrige Säure in
ihren Salzen wirkt weit schwächer gefäßerweiternd als Äthylnitrat, Amyl-
nitrit usw.
Es mag dies auch der Gnnid sein, weshalb eine an sich wirksame Grund-
substanz in der Wirkung noch verstärkt wird resp. stärker zur Wirkung ge-
langt, wemi eine COO • CgHj-Gruppe (Carboxäthyl) eintritt.
In der Gruppe der SuÜonale wirken die Methylverbindiingen nicht hy-
pnotisch. Die Wirkung steigt mit der Anzahl der Äthylgmppen. fällt in ge-
mischten, Äth3d- und Methylgruppen enthaltenden Verbindungen mit der
Anzahl der Methylgruppen*).
Methylhanistoff ist nicht giftiger als Harnstoff selbst ä).
Bei den Ketonen haben die Methylgruppen keinen, die Äthylgruppen
einen günstigen Einfluß auf die hypnotische Wirkung der Verbindung [Alba-
nese und Barabini®)].
Werden in aromatischen Verbmdimgen Keruwasserstoffe diu'ch Alkyl-
gruppen ersetzt, so ändert sich die Wirkimg des ursprünglichen Köi-pers be-
deutend. Beim Benzol z. B. tritt eine sedative Wirkung auf das Nervensystem
ein, wie sie der Alkoholgruppe eigen ist. Die Benzolverbindungen, welche
Kemwasserstoffe durch Alkylgruppen substituiert haben, machen weniger
Tremor, weniger Hyperästhesie und mehr Lethargie als die Halogen Verbin-
dungen. Sie haben eine geringere Wirkung auf Muskehi und Xerven, aber sie
wrken kräftiger auf die Muskeln als auf die Xerven. Ihre Wirkvmg ist flüchtiger
als die der Halogenverbindungen. Die Zirkulation wird weniger affiziert.
') G. Ciamician und C. Raveniia. Gazz. chim. ital. 49, II, 83 (1919).
=) S. Weber, AePP. 4T, U3 (1901).
') Sitznn^shor. d. 1c. Akad. d. Wiss. Wien 1904.
') E. Baumann und Ktist, HS, 14, .32 (1S90).
■•) Lu.<!iiii und ralilebc, Annali di Farmacotor. 1S91.
') Ann. di chim. et farm. 1.% (1892) und Siciliii .Mfd. fa.sc. J. 1. und II.
(•)4 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen fiir die Wii'kung.
Nach den Untersuchungien v'on Lander Brunton') ist Trimethvlbeiizol
(Mesitylen) __. L_. in l)ezug anf die Erzeugung der Mnskelstarrc das
schwächste, Dimethyllienzol das nächst stärkere luid Methylbenzol das am stärk-
sten wirkende. Äthylbenzol hat fast dieselbe Stärke viie Methylbenzol und wirkt
kräftiger als Dimethyl- und Trimethylbenzol. Die Wirsamkeit der homologen
Benzole bei der Erzeugung der Muskelstarre nimmt progressiv ab vom Benzol
zum Toluol, zu den Xylolen un.d zum Mesitylen, d. h. die Wirkung wird um so
schwächer, je mehr Methylgruppen an Stelle des Wasserstoffes in den Bcnzolkern
treten. Aber l)eim Anilin wird die krampferregende ^Mrkung verstärkt, wenn
ein Wasserstoff des Kernes durch ein Alkylradikal ersetzt ist. Auch bei den homo-
logen Thiophenen sehen wir euie Zunahme dei' Wirksamkeit beim Eintritt von
Methyl in den Kern. Tliiotolen (Metliylthio23hen) ist giftiger als Thiophen").
Toluol und Äthylbenzol sind giftiger als Benzol. On)uol weniger giftig.
Die zwei- imd dreimalige Substitution setzt die Giftigkeit des Benzols herab.
Von den Isomeren kommt den o-Veibindungen die geringste Giftigkeit zu, die
m- Verbindungen sind wirksamer, am stärksten wirksam die p-Verbindungen^).
P. Ehrlich hat gezeigt, daß durch Einfühi'ung der Methylgruppe in
den Bcnzolkern aromatischer Substanzen ihr therapeutischer AVert im allge-
meinen herabgesetzt A\ird. Die Methylgruppen haben einen dystherapeutischen
Effekt. So wrkt Fuchsin gegenüber Trj'panosomen weniger gut als Para-
fuchsin; der Heileffekt von Trypaflavin = 3.6-Diamino-lO-raethyl-acridinium-
chlorid ist dreimal so hoch als der des Acridiniumgelb, 3.6-Diamino-2.7-di-
methyl-10-methyl-acridiniumchlorid, welches zwei Methylgruppen mehr ent-
hält. Der therajieutische AVert der Kosanilinfarbstoffe z. B. nimmt mit ab-
nehmender Zahl der Methylgruppen zu, so daß z. B. Krystallviolett als schlecht,
liosanUin als gut, Pararosaniliii als besser zu werten ist. Die homologen Arsauil-
säuren sind schlechter als Arsanilsämre, so daß im allgemeinen die Methyl-
gruppe dystherapentisch M'irkt. Die Einführung der Methoxylgiiippe in das
Arsanilsäuremolekül verschlechtert den Heileffekt. Sowohl o-Anisidinarsin-
ASO3H2 ASO3H2
l Joch «'^ •'^"cho-Acetanisidinarsinaänre | L^tt wirken schleclitei'
NH, NH ■ CO • CH3
als Arsanilsäure"').
Ferner .sind nach Benda imd Hahn die homologen Atoxyle (Arsauil-
säure) schlechter als das Atoxyl seilest und die von Bertheim dargestellten
methylicrten Dioxydiaminoarsenobenzole weniger gut als das methylfreie
Dioxydiaminoarsctiobenzol (Salvarsan).
Die Methylgruppe wirkt aucli in rein chemischer Hinsicht antiieaktiv.
So z. B. übt eine Methylgruppe in o-Stellung zu einem Ajuiuostickstoff eine
deuthch sterische Hinderung. Die antireaktive Wirkung der Methylgruppe
zu primären, sekundären und tertiären Aminstiekstoffen tritt in der Ortho-
stellimg am stärksten hervor, ist in der Parasiilhnig noch (k'utlich zu kon-
statieren, in Metastelluiig ist sie gleich Xull'').
1) Lauder Brunton, Handbuch d. Phaimakologio.
2) Arthur Hefftor, Pflügers Arch. 39, 420.
') Chassovant und Oarnior, C. r. s. b. 55, IS.'i.^.
*) h. Bondii, BB. 41, !t9ö (1014). — P. Clii-licli und Bonda (!'. Ehrlich, Fest
Schrift zum (iO. Geburtstac. Gust. Fischer, .Jena 1914).
^) E. Bamberger, BB. 39, 1285 (lOOfi).
saure
Bedeutxxng der Alkyleruppen. 65
Die Diphenylmethaubasen
H„C(^ und H2C<^ CH3
\<(3>r(CH3)3 \<(^N(CH,),
CH3
verhalten sich Jodmethyl gegenüber ganz verschieden. Während die Verbüiduiig
I .Todmethyl glatt addiert, erfolgt bei II keine oder nur sehr träge Addition.
Die salzsaiiren Salze von Krystallviolett^)
stellen typische Vertreter der beiden ähnlich konstituierten Farbstoffgruppen ,
nämlich der Pararosaniline nnd RosanUine dar. Sie zeigen an und für sich
Ijei Bakterienfärbungen keine besonderen Unterschiede, aber bei Hinzugäbe
von Lngolscher Jodlösung iind nachheriger Entfärbung mit Accton-Alkohol
lassen sich Krj-stallviolett imd Xeufuchsin leicht unterscheiden. Bei der Fär-
bung eines Lepraschnittes nach Gram sieht man die Körner des Lutz - Unua-
schen Coccothrix wie eine Perlenschnur deutlich hervortreten, ■während das
Xeufuchsin imter meist gleichen Verhältnissen eine einfache Bacillenfärbung
ergibt. Im Krystallviolett kann .sich Jod an die tertiären Stickstoffatome
leicht addieren, während im Xeufuchsin die Kem-Methylgruppen sterisch
hindernd einer vollen Addition gegenüberstehen.
Vergleichende therapeutische Unters\ichungei\ zwischen Chrysarobin
H H H H H H
000 000
l J [ Ich """^^ Cignohn f J f J haben ergeben, daß Cignohn gegen Psori-
asi.s bedeutend kräftiger wirkt als seine entsprechende Methj'lverbindimg. Aus
den Unnaschen Versuchen ergibt sich, daß das ungesättigte Sanerstoffatom
der — C= 0-Gruppe in Chrysarobin
H H
o/\/\o
! o
I II
i c
'CH,
H H
durch die paraständige Methylginippe antireaktiv beeinflußt wird.
Durch Einfühnmg von Methylgruppen in die Aminogruppe der p-Amino-
benzoesäiu'e nimmt die Giftigkeit erhebhch zu. Ebenso bei den Toluidinen,
da Dimethyl-p-toluidin noch differenter ist als p-Toluidin selbst 2).
^) P. Unna, Dermatol. Wochenschr. 64, 409 (1917).
-) H. Hildebrandt, HB. 7, 437 (1906).
Franke 1, Arzneimittel-Syntheäe. 3. Aufl. 5
66 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Wenn man die Wassei-stoffe des krampfeiTegenden Ammoniaks durch
Methylgruppen substituiert, so nimmt die krampferregende Wirkung ab, und
der sehließUch resultierende Körper Trimethylamin (CH3)3N ist wirkungslos.
Ebenso wird Ammoniak dm-ch Substitution mit Äthylgruppen imgiftig. Di-
und Triäthylaminchlorhydrat sind wirkungslos. Mit Zunahme der MethyUe-
rung nimmt die initiale Drucksteigerung (durch Gefäßkontraktion bedmgt)
zu. Die Ammonsalze zeigen diese nicht. Mit Zunahme der Methyhemng ist
die herzschädigende Wirkung schwächer. Die zentrale Erregung des Herzvagus
wird mit Zunahme der Methyherung geringer^). Pi-imäre und sekundäre Amine
verändern sich in ihrer physiologischen AVirkung beim Ersätze ihrer freien
Ammoniakwas.serstoffe durch Alkyle nicht. Die tertiären Amine Averden
durch Anlagerung von Methylhalogen in die entsprechenden Ammonium-
verbindungen umgewandelt (siehe Kapitel Alkaloide) und erhalten C\u-are-
wirkimg.
Trimethylamin ist ohne Wirkmig auf den Blutcb-uck, Monomethylamun
und Dimethylamin verursachen Blutdrucksenkung. Monomethylarmn ver-
ändert die Atmung nicht, Dimethylamin nur .schwach und vorübergehend,
während Trimethylamin eine starke ;md anhaltende Steigerung der Atem-
tätigkeit hervoiTuft, so daß eine Methjigruppe mehr oder weniger genügt,
um verschiedene Wirkungen zu erhalten-).
Mit der Anfügung von Methylgruppen an die Stickstoffatome dos Xantliin-
moleküles wird nach Filehne die muskeler.stairende und rückenmarkläh-
mende Wirkung des Xanthins mehr und mehr abgeschwächt. Hingegen nimmt
die tonisierende AVirkung der Xantlünderivate mit der Anzahl der Methyl-
gi'uppen zu^). Die Ersetzung der Imidwassei-stoffe diu'ch Alkylradikale min-
dert die Reizwirkung herab [Filehne*)].
Xanthin selbst hat keine kontrahierende Wirkimg auf das Herz, im Ge-
genteil, es jiroduziert einen atonischen Zustand desselben. Theobromin ver-
ursacht einen leichten Anstieg im Herztonus. Coffein erzeugt prononeierte
idiomuskuläre Kontraktionen des embryonalen Herzens. Es bev.irken also
in der Xanthingruppe Xanthin (ohne Methylgruppe im Molekül) einen atoni-
schen Zustand, mit zwei Methylgruppen im Molekül eine leichte Besserung der
Sj^stole, aber keinen jJrononcierten Toinis. mit drei Methylgi-uppen im Molekül
prononeierte tonische Kontraktionen.
Wird bei den Anilinen ein Wasserstoff der Aminogrupjje durch ein Alkyl-
radikal der Fettreihe ersetzt, so hört die krampfeiTegende Wirkung auf, wie
beim Ammoniak, jedoch die betäubende Wirkung des Anilins bleibt erhalten.
Zwischen Methylanilin inid Äthylaniliti bestehen keine Wirkungsdifferenzen'').
Methyl-, Äthyl- mul Amylanilin bedingen einen Verlust der Motilität und
Stupor, später Stillstand der Kespirationsbewegungen und der Reflesaktion
bei Abschwächung der Irritabihtät der Nerven und der Haltimg der Muskel-
erregbarkeit inid der Herzaktion*). Verstärkt aber werden che KouAiilsionen.
wenn, wie im Toluidin, Alkylgruppen an Stelle eines H-Atoms im Benzolrüig
substituiert werden"). Hingegen verhält sich die Einführung von Äthyl- oder
Methylgriippen an Stelle eines oder zweier AVasser.stoffatome der Ammo-
gmppe bei aromatischen Säureamiden durchaus verschieden. Die narkotische
') Forraanek, Ai'ch. intern, de pharmacodjTi. T, 335.
-) I. E. Abelous imd Bardier, C. r. s. b. 66. 460.
■') Piekering, Journ. of phvsiol. U, 395. •■) Dubois" Arch. 1. Pliv.s. 1886, 72.
") Jolyet imd Cahours, c' r. 66, 1131. «) C. r. 66, 1131.
') Gibbs und Hare, Dubois' Arch. f. Phys. Suppl. IS90, i'l.
Bedeutung des Eintrittes von Halogen in dio organischen Verbindungen. (j7
Wirkung des Benzainids oder Salicylamids tritt infolge solcher Substitutionen
mehr und mehr zurück, während sich bei genügend großen Gaben ein der
Wirkung des Ammoniaks und Strychnins vergleichbarer Sjanptomenkomplex
einstellen kami^).
Im allgemeinen gilt die Regel, daß die antiseptische Wirkung aller Ver-
bindungen mit einem Benzolkeni (z. B. der Phenole) durch Ersatz von Kem-
wasserstoff durch beliebige Radikale (wenn nur die Substanz dadurch nicht
den Charakter einer Säure erhält) ohne Unterschied verstärkt wird, ebenso
bei Eintritt von Halogen (z. B. Chlor-, Brom-, oder Jodphenol) wie bei Kre-
solen durch Eintritt von Alkylgruppen als auch durch den Eintritt von Nitro-
gruppen. Es steigt auch die reizende und herzlähmende Wirkung dieser Ver-
bindungen.
Eine bedeutende Abschwächmig der Gift Wirkung findet bei der Ein-
führung einer zweiten Methylgruppe in das Arsenmolekül statt (A. v. Baeyer).
-VslCHjjCU As(CH3)2Cl
. " ^ , ■ . (Ai-sendimethylchlorid). Bei Zinksalzen wird da-
stark gutig sehwach giftig
gegen nach der Verbindung von Äthyl mit dem Metall eüie Steigerung der
Giftwirkung beobachtet (Bodländer), ebenso bei Bleisalzen.
Die Methylgruppe kami auch einen an und für sich unwirksamen Körper
zu einem wirkenden gestalten, indem anscheinend durch ihren Eintritt eui neuer
Angriffspunkt für den Organismus gesetzt wird. So wird Phenylmethylpyra-
zolon erst durch Eintritt der Methylgruppe am Stickstoff zum Phenyldimethyl-
P3Tazolon (AntipjTin), welches wirksam ist, aber das nicht methylierte Phenyl-
methylpyrazolon zeigt keine antipyretische Eigenschaft (s. bei Antipyrin).
Interessant ist auch folgender Unterschied zwischen einer Methyl- und
Äthylgi-uppe : p-Phenetolcarbaraid (Dnlcin genannt) HoN • CO • NH • CgH^ • O
• C2H5 ist stark süß.
Wird die Äthylgruppe üi diesem Körper diu-ch die Methylgruppe substi-
tuiert, so verschwindet der süße Geschmack vollkommen-).
Die Methylierung am Stickstoff entgiftet giftige Substanzen
resp. schwächt ihre Wirkung ab. Wird Tetrahydrochinolin am Stickstoff
methyliert, so sinkt die antiseptische Wirkung^).
Am Stickstoff methyhertes Phenylurethan (N-Methylphenylurethan) ist
weniger schädlich als die nicht methylierte Verbindung, das Euphorin
^^<-OCoHs '•
4. Bedeutung des Eintrittes von Halogen in die organischen Verbindungen.
Der Eintritt von Chlor in ahphatische organische Verbindungen bedingt
vor aUera, daß der depressive Effekt auf Herz und Gefäße erhöht wird. Viel
wichtiger ist aber die Eigenschaft, daß die Einfühiiuig von Chlor in die Körper
der Fettreihe im allgemeinen die narkotische Wirkung der Verbmdungen
steigert. Die toxische Wirkung der gechlorten Verbindungen steht im direk-
ten Verhältnisse zur narkotischen Wirkung. Je mehr Chlor substituiert ist,
desto höher ist die Giftigkeit, wenn die Verbindung nicht wesentlich in bezug
auf Stabihtät und physikahsche Verhältnisse verändert worden ist. So ist
Methylenbichlorid (Dichlormethan) CH2CI2 weniger giftig als Chloroform CHCI3,
erregt weniger Erbrechen und ist auch ein leichteres Inhalations-Anaestheticum.
*) Eberhard Nebelthau, AePP. 36, 451.
-) Ther. Mon. 1893, 27. — Zentralbl. f. mn. Med. 1894, 353.
') O. Loew, Pflügers Arch. 40. ') Giacosa, Ann. di chim. 1891.
68 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Tetrachlormethan CCl^ hingegen ist weitaus gefähi'Ucher als Chlorofomi.
Nach den Untersuchungen von Frese^) nimmt bei den chlorsubstituierten
Fettsäuren, insbesondere bei den Essigsäuren, die Wirkimg mit steigendem
Halogengehalte ab, so daß die Trichloressigsäure fast ungiftig, dagegen die
Monochloressigsäure stark giftig ist. Die Qualität dagegen ist ziemlich dieselbe,
Schlafsucht \uid Dj'spnöe, endhch tiefe Narkose und Tod unter Krämpfen.
Auch Trichlorbuttersäure wü'kt schlafmachend und ist niir quantitativ
von der Trichloressigsäiure verschieden. Die narkotische Wirkung der Natrium-
salze der Essig-, Proj)ion-, Butter- und Valeriansäure nimmt mit steigendem
Kohlenstoffgehalt zu, während die Wirkung der gechlorten Fettsäuren mit
steigendem Kolilenstoffgehalt abnimmt. Bei den gechlorten Säuren zeigt sich
zuerst die motorische Lähmung stark ausgebildet, die sensorielle folgt später:
bei den nicht gechlorten ist der Erfolg zeitlich umgekehrt imd die motorische'
Lähmung niu' schwach entwickelt.
Daß die Einführung von Qilor die Giftigkeit der Verbindimgen bedingt,
zeigt die Untersuchmig von Vict. Meyer") am Thioglykol. Thiodiglykol-
chlorid S (CHg • CHjCl)» ist nach an Kaninchen angestellten Versuchen spezi-
fisch giftig und ruft auch beim Menschen Hautausschläge hervor. Diäthyl-
P TT
Sulfid q"jj^>^ hingegen ist indifferent. Kaninchen sterben jedoch nach 2 g
pro die häufig^). Einfach gechlortes Diäthylsulfid ist weniger giftig als das
zweifach gechlorte Schwefeläthyl. Die physiologische Wirkung dieser beiden
gechlorten Verbindungen hängt demnach direkt und allein vom Chlorgehalt
ab. Dichloräthj'lsulfid besitzt außer den lokalen toxischen Wirkungen auch
aUgemeine toxische Eigenschaften. Es macht GHedersteife und Betäubung,
in größeren Mengen epileptiforme kämpfe. Es ist ein Lymphagogum*). Di-
ehlordimethj^läther macht bei Hunden Lungenödem, Gleichge'nichtsstörung
und Nystagmus verticalis. Katzen und Kaninchen zeigen nur Lungenödem^).
Auch bei Diraethylarsin zeigt sich die Abhängigkeit der giftigen Wirkmig von
der iVnzahl der Chloratome bei den gechlorten Produkten. Monochlordimethyl-
arsin ist ein schwaches Gift, wälirend Diclilormethylarsin ein starkes Gift ist
(s. S. 67).
Es ist emc allgemeine Eigenschaft der Chlorderivate, den Blutch'uck zu
erniedrigen. Auch Trichloraminobuttersäuro zeigt diese Eigenschaft.
Tetrachloräthan ist sehr giftig^). Die Chlorderivate des Methaus und Äthans
wirken hämolytisch. Die hämolytische Wirksamkeit der Verbindungen innerhalb
der betreffenden homologen Reihe ist proportional dem steigenden Molekidar-
gewicht bzw. dem Eintritt von Chloratomen ins Molekül. Im Dm'chschnitt
berechnet sich die hämolytische Wirksamkeit der Verbindungen wie folgt'):
CHjCla 0.42, CHCI3 1, CCI4 10.5, CHoCl • CHjCl 0.52, CH3 ■ CHClj 0.95, C2HJCI4 6.
Methylen-acetochlorhydrm CH2CI(OC2H30) macht Atemnot und raschen Tod ^).
0. Liebreich'') stellte die Behauptung auf, daß eine große Reihe von Kör-
pern existieren müsse, welche die Gruppe-CCls, die Chloroformkomponente,
1) Diss. Rostock (1889). -) BB. 20, 1275 (1887).
^) Privatmitteilung von C. Neuberg.
■') A. Mayer, H. Magne und L. Plantefol, C. r. 150, 1625 (1920).
'^) Andrö Mayer, L. Plantefol und A. Tournay, C. r. Ill, 60 (1920).
") V. Grimm, A. Heff ter undG. Joachimoglu, Vierteljalu-sschr. f. gerichtl. Med. 48,
2. Suppl., 161, (1914). ') W. Plötz, BZ. 103, 243 (1920).
*) Attilio Busacca, Ann. di farmacol. sperim e scienze äff. 18, 106 (1920).
') Berliner klin. Wochensehr. 1869, 325. Derselbe; ChloraJhydrat, ein neues Hypno-
ticiun und Anaestheticum. Berlin.
Bedeutung des Eintrittes von Halogen in die organischen Verbindungen. (]()
enthalten und im Organismus Chloroform abspalten. Nur wenn die Kohlen-
stoffatome im Moleküle so lose zusammengefügt gehalten werden, daß eine
Existenz der Verbindung in alkalischer Flüssigkeit unmöglich ist, dann werden
solche die CClj-Gruppe enthaltenden Körper eine der Chloralwirkung ähn-
liche Wirkung haben. Tatsächlich viiid aber aus Chloral CCI3 • CHO, welches
eminent hypnotische Wirkung zeigt, aber keineswegs im Organismus in Chloro-
form übergeht, durch Reduktion Trichloräthylalkohol CCI3 • CH, • OH . Diese
Liebreichsche Theorie stimmt auch für andere Körper nicht. Methylchloro-
form CH3 • CCI3 spaltet in alkalischer Lösung kein Chloroform ab und die
Spaltungsprodukte haben auch keine anästhesierende Wii-kung, aber dieser
Köi-per wirkt eminent anästhesierend. Auch das Verhalten des Monochlor-
äthylenchlorid CH2CI • CHCI2 spricht gegen die Liebreichsche Theorie.
Diese Verbindung wirkt wahi-scheinhch durch das aus ihm abgespaltene Di-
chloräthylen. Methylchloroform kommt also als solches zur Wirkung und
nicht etwa das daraus abgespaltene Chloroform, da sich ja aus demselben kein
Chloroform abspalten läßt, während Monochloräthylenchlorid gerade durch
sein Spaltungsprodukt, das Dichloräthylen, wirkt.
Monochloracetiminoäthyläther bewirkt heftige Entzündung der Schleim-
häute i).
Brommethylamin und Chloräthylamin wirken giftig wie Vinylamin (s. d.),
sie erzeugen Krampferscheinungen imd Nierenläsionen^).
Daß die hyjjnotische Wirkung sowie die Giftigkeit aliphatischer Ver-
bindmigen nur vom Chlorgehalte abhängt, haben insbesondere evident Mar-
shall und Heath^) erwiesen, indem sie die drei Chlorhydrine untersuchten.
Glycerin selbst ist keineswegs als giftiger Körper zu bezeichnen, aber wenn
man die Hydroxyle der Glycerins durch Acetylgruppen verschließt, so
bekommt man eine toxische Substanz, das Triacetin (s. S. 61). Noch viel
giftigere Substanzen erhält man, wema man die Hydroxyle durch Chlor
ersetzt. Diese Substanzen zeigen narkotische Wirkungen, lähmende, sowie
die den Chlorverbindimgen der ahphatischen Reihe eigene Einwirkung auf
die Gefäße, nämlich eine starke Dilatation derselben. Bei den Chlor-
hydrinen erweist sich Monochlorhydrin CHoCOH) • CH(OH) • CHoCl als am
schwächsten wirkend, Dichlorhydrin CHoCl • CH(OH) • CHjCl als stärker
und Trichlorhydi'iu CHjCl • CHCl • CH^Cl als am stärksten wirksam mid am
giftigsten.
Von großem, theoretischem Interesse ist die Untersuchung von Verbindmi-
gen, welche an sich herzstimuUerend sind, aber durch Einfülinmg von Chlor
eine depressive Einwirkimg auf die Herzaktion aufweisen sollten. Coffeia \\irkt
auf den Herzmuskel imd i'egt denselben zu tonischen Kontraktionen an. Chlor-
coffein produziert aber weit weniger tonische Kontraktionen des Herzens
als Coffein selbst. Hier besteht also ein physiologischer Antagonismus. Der
eine Teil des Moleküls, die Methylgruppen, löst tonische Kontraktionen aus,
während der andere Teil, das Chloratom, eine depressive Herzwirkimg entfaltet.
Es handelt sich aber keineswegs um etwa fici werdendes Chlor, dema eine Lö-
sung von Coffein in Chlorwasser wirkt ganz anders, da freies Chlor auf das Herz
selu' giftige Wirkmigen äußert. Die physiologischen Effekte des Coffeins, die
stimulierende Aktion auf das Gehirn und die Steigerung der Diurese werden
durch die Einführung von Chlor nicht tangiert*).
1) Journ. f. prakt. Chem. (2) 16, 93.
-) Riccardo Luzzatto, Arch. di farmacol. speiim. IT, 455 — 480 (1914).
^) Journ. of physiol. 33, 38. *) Pickering, Journ. of physiol. IT, 395 (1895).
70 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen füi' die Wirkung.
Die Einführung von Halogen in den Benzolkern modifiziert die Wirkung
lies Benzols nur zum Teil (s. auch S. 52). Monochlorbenzol affiziert das Rücken-
mark melu" als Benzol, indem es Krämpfe und rapide Herabsetzvmg der Re-
flexe erzeugt, es schwächt auch die Zirkulation, scheint aber die motorischen
Nerven und Muskeln nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Die hypnotische
Wirkung fehlt anscheinend allen aromatischen Chlorverbindungen. Selbst
Trichlorbenzol ist ohne hj^Dnotische und anästhesierende Wirkung. Hingegen
nimmt die antiseptische Kraft der Benzolderivate diu'ch EiBfühi'ung von
OH
Halogen in den Benzolkern meist zu. So ist p-Chlorphenol [ j ein weit
intensiveres Antisepticum als Phenol. Cl
Die Halogenderivate des Phenols sind weniger toxisch als dieses, die
Chlorderivate unter ihnen am wenigsten wirksam. Chlor- und Bromphenol
rufen noch starkes Zittern hervor, beim Jodphenol ist dasselbe am wenigsten
ausgesprochen (Paul Binet).
Bei den aromatischen Bromverbindungen sehen wir ebenfalls analoge
Verhältnisse wie bei den Chlorverbindungen, doch hat Brombenzol eine ki'äftigere
paralysierende Wirkung auf das Gehirn als Chlorbenzol. Auffallend groß ist
CH3
die Giftigkeit des p-Bromtoluols f J.
Br
Daß die aromatischen Chlor- und Bromderivate keine hypnotische Wir-
kung zeigen, mag wohl auch damit zusammenhärgen, daß nach Eingabe der-
selben im Harn kein Brom an Alkah gebunden auftritt, während bei den halogen-
substituierten Fettsäui-en im Organismus Halogen abgespalten wird, so daß im
Hai-ne BromalkaU erscheint, z. B. nach Verfütterung von mono-, di- und tri-
bi-omessigsaurem Salz, dagegen nicht bei Monobrombenzol und Monobrom-
benzoesäure.
Der Eintritt von Brom in Verbindungen der aliphatischen Reihe bewirkt
wie der des Chlors das Auftreten der hypnotischen Wirkung. Es bestehen
zwischen der Wirkung der gebromten ahphatischen Verbindungen und der
gechlorten sehr weitgehende Analogien. Einzelne bilden Ausnahmen, so z. B.
ist Bibrompropionsäuremethj'läther sehr giftig und macht heftige Entzündungen
inid Nekrosen 1).
Jodmethjd CHjJ und Äthylendibromid CoH^Bra sind für Kaninchen
intern sehr giftig").
Die organischen Jodverbindungen unterscheiden sich von den übrigen
Halogenverbindungen insbesondere durch die erhöhte antiseptische Kraft
sowie dm'ch die verringerten anästhesierenden Finiktionen. Die Giftigkeit
der Jodverbindungen übersteigt die der analogen Chlor- und Bromverbindungen
wesentlich. Freies Jod ist durch Zerstörung roter Blutkörperchen giftig, be-
wirkt Anurie, Reizungs- und dann Lähmungserscheinungen. — Die vorzügUchen
Wii'kungen der organischen wie der anoi-ganischen Jodverbindungen als
Alterantien, resorptionsbcfördernde Mittel, sowie als Antiseptica haben sie
zu den gebrauchtesten und wohl am meisten variierten Mitteln gemacht (s. Kap.
Jodverbindungen im speziellen Teil).
Die aromatischen Jodverbindungen sind giftiger als die analogen nicht
jodierten. Insbesondere nimmt die antiseptische Kraft der jodierten aroma-
1) Ber. d. Morph. Phys. Ges. München 1890, 109.
-) E. Hailer und W. Rimpau, Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt 36, 409.
Bedeutung der basischen stickstoffhaltigen Reste. 7 \
tischen Verbindungen durch tlen Eintritt des Jods beträchtlich zu. Es besteht
aljcr ein Unterscliied, ol) Jod im Kern oder in der Seitenkette substituiert ist.
Im allgemeinen machen die Substitutionen in der Seitenkette die Substanzen
wirksamer und giftiger, während Substitutionen im Kern sich im Organismus
so verhalten, daß aus denselben JodalkaUen im Organismus nur schwer gebildet
werden können. Sie haben also nur Eigen Wirkungen, zeigen aber nicht die
Wirkungen des Jodions.
Über die physiologischen Wü'kuugcn der Jodoniumverbindungen liegt nur
eine Mitteihmg von R. Gottlieb^) vor, daß sie curareartige Wirkungen zeigen.
Über Jodo- und Jodoso Verbindungen siehe Kapitel: Jod Verbindungen im
speziellen Teil.
ö. Bedeutung- der basischen stickstoffhaltigen Reste.
Der Eintritt von stickstoffhaltigen Resten in aliphatische oder aromatische
Verbindungen sowie die Anwesenheit von Stickstoff in ringförmig gebundenen
Basen kann von sehr verschiedener pharmakologischer Bedeutung sein. Die
pharmakologische W^irkung hängt zum großen Teil von dem stiekstoffreien
Reste des Moleküls, von der Art der Bindung, der Wertigkeit des Stickstoffes
sowie von der Reaktionsfähigkeit des stickstoffhaltigen Restes ab. Ammoniak,
die eüifachste stickstoffhaltige Base, wirkt lu-ampferregend . Wird aber eüi
Wasserstoff des Ammoniaks dm'ch ein Alkykadikal ersetzt, so hört die Krampf-
wirkung auf, man bekommt eine sehr schwach wirkende Substanz und auch
der Eintritt voii weiteren Alkylradikalen ändert an der Wirkungslosigkeit nichts.
Beispiele: Monomethylarain NHo-CHg, Dimethylamin NH(CH3)2, Trimethyl-
amin N{CH3)3 . — Methylamin, Trimethj'lamin, Äthylamin CgHj • NH», Amyl-
amin CjHjj • NH, reizen die Schleimhäute wie Ammoniak, besitzen aber sonst
keine giftigen Eigenschaften (s. S. 66 ff.).
Isoamylamm, welches man in faulen Fleisch findet, vielleicht auch im
Ergotin, ist sehr wahrscheinlich identisch mit dem Urohj'pertensin von Abe-
lous imd Bardier-). Die Substanz ist schwach wirksam, sie wirkt aber im
Sinne der sympthomimetischen Gruppe. So nennen Barger und Dale tue adre-
nalinähnHchen Wirkimgen, welche sich auf das sympathische System beziehen.
Die einfachsten primären Alkylamine, welche niedriger sind als Isoamjdamm.
zeigen nur eine sehr geringe Wirkung und Isobutylamin zeigt erst in größeren
Dosen diese W'irkmig. Die Isoverbindungen sind relativ schwächer wirksam
als die normalen Basen, wie man es bei den Amylaminen und Butylaminen
sehen kann. Die Amine mit längerer Kette als Amylamin zeigten folgendes
Verhalten: Normales Hexylamiu ist das am stärksten wirkende der normalen
Serie, normales Heptylamin ist eüi wenig, aber bemerkbar weniger wrksam.
Die höheren Glieder dieser Serie werdeir immer giftiger imd der Effekt auf das
sympathische System läuft parallel mit einer dejiressiven Wirkimg auf das
Herz und mit der Produktion von Krämpfen spinalen Ursprungs. Die direkte
depressive Wh-kung auf den Herzmuskel ist schon bei Isoamylamin bemerk-
bar (Dale imd Dixon). Octylamin ist weniger auf das s_ympathische System
wirksam als Heptylamin. Die Wirkung auf den Blutdruck ist noch beim Tri-
dekylamin gut bemerkbar und Pentadekylamin konnte wegen der Unlöshch-
keit des Hj'drochloiids im Wasser nicht mehr geprüft werden.
Cyclohexylamin (Hexahj'droanilin) hat eine Wirkung auf den Blutdruck,
die quantitativ sehr ähnhch ist der des normalen Hexylamins, obgleich sie
') BB. ST, 1592 (1894). -) Journal de Physiologie 1909, 34.
72 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
viel langsamer eintritt und stärker prolongiert ist. Es ist aber möglich, daß diese
Base nicht nach dem Ty^jus der sympathomi metischen Gruppe wirkt.
Diäthylamin ist imvrirksam, Methyhsoamylamin •nii-kt aber viel schwächer
als Isoamylamin. Die Wirksamkeit ist ungefähr auf die Hälfte herabgesetzt.
Düsoamylamiu (C5Hjj)2 • NH wirld; äußerst schwach.
Trimethylamiu, von dem Abelous und Bardier^) behaupten, daß es auf
den Blutdruck wirke, ist nach den Untersuchungen von Barger und Dale
ohne Wirkung auf den Blutdi-uck. Tetraäthylammoniumjodid ^virkt ebenfalls
nicht auf den Blutdruck. Von aromatischen Aminbasen ohne Phenolhydroxyl
Avm'den luitersucht: Phenylamin, Phenylmethylamin (Benzylamui), a-Phenyl-
äthylamin, /i-Phenyläthj'lamin, Methyl -/?-phenyläthylamin, Phenyläthanol-
amm, Methjdphenyläthanolamin, Phenjdpropylamin, /i'-Tetrahydi-onaphtyl-
amm. Die Wirkung des /)'-Phenyläthylamins ist viel stärker als die des stärksten
ahphatischen Amins, des Hexj'lamins, es erhöht den Blutdruck, macht die
charakteristische Erweiterung der Pupille usw. Die Wirkungsstärke steht
zwischen den fetten Aminen und dem i3-HydroxyphcnyläthyIamin. Die Ver-
längerung der Kohlenstoffseitenkette erweist sich bei den reinen ahphatischen
Aminen bis zu einem bestimmten Punkt parallel laufend mit einer Erhöhung der
Wirksamkeit. Bei fettaromatischen Basen gibt aber die Scitenkctte jnit zwei
Kohlenstoffen schon das Optimum der Aktivität.
Nach Louise''^) zeigt ein mit Oxjqjropylendüsoamylamiu vei'gifteter
Hund große Beschleunigung des Herzschlages, Erhöhung des Blutdrucks, Ver-
langsamung imd Vertiefung der Atmung mid epileptische Krampfanfälle, wäh-
rend welcher das Herz tetanisch stillsteht. Alle diese Sjonptome werden durch
die Lähmiing des Herzvagus erklärt. Vinylamin I pNH hat nach Paul
Ehrlich^) beim W^armblüter stark toxische Eigenschaften, was mit der außer-
oi-denthchen Spannung des Dreirings zusammenhängen soll (v. Baeyers
Sljannungstheorie).
Die ahphatischen sekundären Amine Avirken bei Kaltblütern und Warm-
blütern verschieden. Sie lähmen Kaltblüter, wähi'end sie auf Warmblüter
sehr wenig wirken. Je größer der aUphatische Säm-erest im Molekül, um so ge-
ringer die Wirkung*).
Die aliphatischen Diamine Tetramethylendiamiu NHj • {CH,)^ • NH» und
Pentamethylendiamin NH^ • (CHj)^ • NH, sind ganz ungiftig. Aber das Form-
aldehydderivat des Cadaverüis CgHjjN» ist giftig, und zwar wirkt es lähmend
auf das Zentralnervensystem und HeiT;. Das heftig giftige Sepsin C5Hi4N20.>
ist nach E. S. Faust*) als Derivat des Pentamethylendiamins oder Tetra-
methylendiamuis aufzufassen.
Diaminoäthyläther ist für den Frosch giftig; Kaninchen hingegen ver-
tragen relativ hohe Dosen. Diammodiäthylsulfid verhält sich vollkommen
analog dem Diaminoäthyläther^).
Wird für einen Wasserstoff des Ammoniaks ein Säurerest emgefühi't, so
bekommt man ebenfalls ganz wkkungslose oder wejiig wirksame Körper.
Acetamid CH3 • CO • NH» z. B., die einfachste Verbindung dieser Ai-t, wird im
Organismus überhaupt nicht augegriffen imd passiert unverändert in den
1) C. r. s. b. 66, 347 (1Ü09). -) €. r. s. b. 40, 155, 265, 385.
^) Festsclir. f. v. Leyden. Bd. I. Internat. Beiträge ziu' klin. Med. Siehe auch
Levaditi, Arch. international de pharmacodjn. 8 (1901).
«) H. Hildebrandt, AePP. 54, 134 (1906). ^) AePP. 51, 262 (1904).
*) Bicoardo Luzzatto, Arch. di farmacol. sperim. IT, 456 — 480 (1914).
Bedeutung der basischen stickstoffhaltigen Beste. 73
Harn, macht daher auch keine ijhysiologischen Wirkungen'). Wird im Ammo-
niak ein Wasserstoff iu der ^Vrt durch eine aliphatische Säure ersetzt, daß man
zu einer Aminofettsäiu-e gelangt, so bekommt man ebenfalls j)harmakologisch
gänzlich unwirksame Körper, die im Organismus zu Harnstoff umgesetzt werden.
So gehen GlykokoU NH, • CH» • COOH, Alanin CH3 • CH(NH,) • COOH, Leucin
^>CH • CHj • CH(NH2) • COOH, wie alle a;-Aminosäm-en, welche köi-per-
eigentümhche EiweißspaltUnge sind, glatt in Harnstoff über, ohne irgendwelche
pharmakologische Wirkung auszuüben. Sie gehören vielmehr zu einer Reihe
von Verbindungen, die als Nährstoffe verbraimt werden. Amiaokohleusäure
(Carbaminsäure) CO<Qg-- ist giftig'-), wohl wegen ihres sehr labilen Charakters.
Sie erzeugt Krämpfe usw. ähnhch, aber anders wie Ammoniak. Verestert man
die Carjjoxylgi-uppe mid macht die Verbindung auf diese Weise resistenter,
so erhält man eine hjr^juotisch wirksame Verbmdung, das Urethan (NHo • COO
• CjHj), das wenig giftig imd dessen Giftigkeit und Wirkung wesentlich von der
Alkylkomponente abhängt.
Aminomalonsäm'e ist eine für das Atem- und Gefäßzentrum tonische
und mcht leicht verbreimbare Substanz 3). Der sehi' reaktionsfähige Amino-
acetaldehyd NH, • CHj • CHO geht im Tierkörper zum Teil in Pyi-aziu über*),
OP TT
Aminoacetal NH„ • CHo • CH <„p,=g" hingegen geht nur zum Teil unverändert
in den Harn. Die primäre Wirkmig ist Lähmmig der Atmung, wie beim Am-
moniak, und eine curareähnUche, so daß bei Verabreichiuig von Aminoacetal bei
Warmblütern, bei denen ja die Hautatmmig keine Rolle spielt, der Tod ver-
ursacht wird ; 0.5 g des Chlorhydrates sind intravenös füi' Kanmchen letal. Kalt-
blüter leben weiter, bis Hei'zlähmung eintritt^). Das nicht aminierte Acetal
CH3 • CH(OC2H5)2 ^vi^kt in erster linie auf das Großhirn imd ist als Schlaf-
mittel empfohlen worden, weil Stöi-ungen der Atmung mid der Herztätigkeit
bei ihm erst lange nach Eintritt der Narkose bemerkt werden^).
PH
Das Chlorhydrat des Trimethyleninun CH2<pg->NH macht in Dosen
von 0.45 g pro Kilogramm Tier keine toxische Wirkimg. Erst 2.21 g pro Kilo-
gramm machen nervöse Symptome, Atemstörungen, aber keine Nieren Ver-
änderung, jjg
Weit giftiger als Ammoniak ist Diamid, , " . Dieser nach Curtius')
so außerordenthch reaktionsfähige Körper legt selbst in stärkst saurer Lösimg
jede Aldehydgruppe fest, während Ketone nm- auf die freie Base reagieren.
Das schwefelsaure Salz des Diamids ist nach Untersuchungen von Borissow^)
für Hunde äußerst giftig. Wasserfi-eies Hydi'azüi macht Benommenheit imd
SchwindelanfäUe, wenn man seine Dämpfe einatmet. Dibenzoyldiamid C^Hg
• CO • NH . NH • CO • C5H5 wü-kt schwächer als Diamid 9).
Hydioxylamin NHo • OH ist nach Raimundi und Bertoni^") ein sehr hef-
tiges Gift, welches zuerst Erregung, hierauf Kollaps mit Erstickungssymptomen
^) Schultzen mid M. Nencki, Zeitschr. f. Biologie 8, 124.
'■') M. Hahn, Massen, M. Nencki und Pawlow, Areh. des scienc. biol. de St.
Pötersbourg I. -) G. Haas, B. Z. T6, 76 (1916).
*) C. Neuberg und T. Kikkoji, BZ. 30, 463 (1909).
^) Malldvre, Pflügers Arch. 49, 484.
') Die Wirkung ist höchst unsicher (Herznebenwirkungen, ätzt die Schleimhäute),
siehe Langgard, Therap. Mon. 1888, 24. — Mering, Berliner klin. Wochenschr. 1882,
Nr. 43. ') O. Loew, Giftwirkungen, S. 39. «) HS. 19, 499 (1894).
») F. Raschig, BB. 44, 1927 (1910). '") Gaz. Chim. ItaL 1», 199.
74 Bedeutung der einzelnen Atoui-Gruppen fiü' die Wirkung.
bewirkt; auch die roten Blutköi-percheii werden angegriffen, aber nach ßinz^)
beruht die Wü'kung des Hydroxylai}iins zum kleinen Teil auf der Bildung
von Nitriten aus demselben. 0. Loew-) nimmt auch für das Hydroxylamhi
an, daß es wegen seineer großen Reaktionsfähigkeit mit »Udehydgruppeu als
sogenanntes substitutierendes Gift wirkt.
Verschluß des Aniino- oder Iminowasserstoffes selbst durch Nitrosogruppen
schwächt die Giftwrkung ab. Nitrosophenylhydroxylamin ist viel weniger
giftig als Phenylhydroxylamin und als Hydroxylamin selbst^).
Semicarbazid NHo • CO • NH • NH,, Aminoguanidin HX : C<jjjj'' jjg
und Brenzcatechinmonokohlensäm-ehydrazid sind für niedere Tiere imd füi'
Pflanzen giftig. Die beiden ersteren wirken schwächer, Brenzcatechinmono-
kohlensäurehydrazid ungefähr ebenso stark als das freie Hydrazin. Das fi'eie
Semicarbazid ist em intensiveres Gift als das salpetersaure Aminoguanidin*).
N
HX^^- Diazomethan''), ist .sehr giftig, macht Atenmot, Brustschmerzen und
Abgeschlagenheit.
Die Stickstoffwasserstoffsäiu'e (Azoimid) N3H ist fiü- Pflanzen giftig, wenn
auch weniger als Hj^droxylamin und Diamid. Bakterien gegenüber wirkt
diese Säure stark antisef)tiscli ; bei Säugetieren macht sie blitzartig auftretende
Krämpfe und sofortigen Tod. Das Blut wird sehr dunkel. Das Einatmen
von Natriumazoimidlö.sung*) macht Schwindel und Kopfschmerz. O. Loew
erklärt die Wirkung diu'ch den plötzlichen explosiven Zerfall der Verbindung,
welcher eine Umlagerung des aktiven Protoplasmas herbeiführt. Phenylazoimid
und Naphthylazoimiil sind schwache Gifte, letzteres das schwächere (O. Loew).
Die Oximidoverbindungen werden im Organismus entweder in die ent-
sprechenden Aldehyde und Hydroxylamine zerlegt oder gleich oxydiert, so
daß statt der letztere Nitrite erscheinen (Bonfred). Die pharmakologische
Wirkung ist aus der des Aldehyds imd der der Nitrite zusammengesetzt. Die
O
!l
üximidogruppe = N — H scheint wie Nitrit zu wirken.
Den Acetoximen') geht die W^irkung des Hydroxylamins vollkommen ab.
da letzteres schon in sehr kleinen Dosen das Auftreten von Methämoglobin
bewirkt. Die Aeetoxime schließen sich in ihrer Wu'kung im allgemeüien der
Gruppe des Alkohols an, indem Narkose, hier vuid da auch Rausch und Herab-
setzung des Blutdruckes auftreten; es wird anseheinend Aceton aus Acetoxim
regeneriert*). Der Eintritt der Oxiinidogruppe in ein Keton hat keinen nemiens-
werten Einfluß auf die Wirkmig. Niu' beim Campher tritt eine Änderung inso-
fern auf, als beim Frosche imd beim Meerschweinchen die erregende Wirkung
die lähmende übertrifft. Beim Hunde bleibt Camj)heroxim, wie so häufig
auch Campher, wenig.stens bei subcutaner Äjiplikation, ohne Wirkung . Da
man Acetoxim auch als Isonitrosopropan auffassen kann, so untersuchten
Paschkis und Obermayer auch Isonitrosoaeeton CH3 • CO • CH :N'OH,
welches sich als weit giftiger erwies als Acetoxim
^^^>C = N OH
') AePP. 36, 403. — Vü-chows Aich. 1888 luid 1889.
-) Natüiliches System der Gif twirUungen . Münehen 1893.
3) E. Sieburg, HS. 92, 331 (1914). ') O. Loew, Chem.-Ztg. 22, 349.
t*) H. V. Pech manu, BB. 31, 1S88 (1894). «) BB. 34, 2953 (1891).
') H. Paschkis imd F. Obermayor, M. f. C. IS, 451 (1892).
«) Leo Schwarz, AePP. 40, 184.
Bedeutung der basischen stickstoffhaltigen Reste. ^g
OH
Während Salicylaldehyd 1 i bei Fröschen und Hunden hauptsäch-
hch Paralyse hervoiTuft, macht dessen Oxim Erregungserscheinungen und erst
zuletzt bei starken Vergiftungen Paralyse. Diese Beobachtung von Modica
steht im Einklang mit der Beobachtung von Curci über die physiologische
Wirkung der OximgTuppe. Acetoxim wirkt anders, was aber auf die Wirkung
des abgespaltenen Acetons ziu'ückzufülaren sein dürfte, da schon Modica
nach Acetoximeingabe Aceton im Harn beobachtete.
Äthj'laldoxim bräunt Blut, macht Dyspnoe und starke Temperatursen-
kung, ähnhch wirkt Benzaldoxim^).
Guanidin HX : C <y2" ist wegen seiner Iminogruppe ein stark wu-kendes
Gift. Nm- ein kleiner Teil des Guanidins verläßt den Organismus vm-
verändert. Durch Guanidinhydrochlorid und Guanidincarbonat läßt sich bei
Katzen und Kanmchen das vollständige Bild der nach Parathyi'eoidektomie
auftretenden Tetanie hervorrufen, ebenso durch Methylguanidinnitrat bei
Ratten-).
Dicyandiamidüi KH : C(XH2) • KH • CO • NHa (Guanylhamstoff ) ist nicht
xmgiftig'). Methylguanidin CH3 • X : C<:;^^- tötet nach Hoffa*) Kaninchen
in kurzer Zeit unter den Symptomen der Dj'spnöe und Konvulsionen. Amino-
guanidin^) NHä-X:C<:^„- macht bei Fröschen fibrüläre Zuckrmgen, bei
Warmblütern klonische Ki'ämpfe und allgemeine Lähmungen (s. auch S. 74).
Durch Addition von Benzaldehyd und Aminoguanidin entstehendes Benzal-
aminoguanidin macht bei Warmblütern epileptische Ki-ämpfe, bei Fröschen
nur Lähmung ohne fibrüläre Zuckung.
Cyanamid CX • XH^ macht ähnliche Vergiftiuigserscheinimgen wie Guani-
din und Methylguanidin, geht aber nicht unverändert in den Ham über [Be-
obachtung von Gergens luid Bau mann*)]. Cyanamid ruft eine Lähmung
der Atmungsorgane hervor. Die letale Dosis beträgt 0.4 g f)ro Kilogramm
Kaninchen. Dicyandiamid ist sehr giftig'). Hingegen behaupteten A. Stutzer
und J. Soll, daß es für Hunde nicht giftig sei. Bei Meerschweinchen war es
giftig*). Nach O. Loew ist es für Wirbeltiere kein Gift, auch gegen niedere
Organismen ist es sehr indifferent.
Methylc3-anamid be^^irkt in kleinen Dosen GJefäß Verengung, in gi-ößeren
Paralyse und Krämpfe, in noch größeren Tod^).
Cyanamid und Guanidin erwiesen sich als giftig für das Wachstum der
Pflanzen, während Harnstoff eine außerordentUch kräftige Entmcklung der
Pflanzen bewirkt. Kahumcyanid und Kahumcyanat zeigen Giftwirkung. Der
Einfluß der giftigen Substanzen zeigt sich sowohl in der Bildung als auch in
der Hydrolyse der Stärke i").
') Scheide mann, Diss. Königsberg 1892. — Leech, Brit. med. Jouni. 1893.
June, July und Lancet 1893, I, 1499; H, 70.
-) D. Xoel-Paton, Leonard Findlav und David Burns, Journ. of physiol.
49, Proceed. IT (1915). ^) O. Loew, Chem.-Ztg. 33, 676.
*) Berliner klin. Wochensclu-. 1889, 533. *) Jordan, Diss. Dorpat (1892).
«) Pflügers Arch. 13, 213. — Xach Falck (Coester, Diss. Kiel [1896]) wirkt es rein
lälunend, ungleich schwächer als Blausäure.
') Kionka, Frühlings landw. Zeitung 38, 397 (1909).
*) BZ. 85, 215 (1910).
") W. F. Koch, Journ. Lab. and clin. Med. 1, Xr. 5.
"•) G. Ciamician und C. Ravenna. Gazz. chim. ital. 49, II, 83 (1919).
76 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Pommeringi) imtersuchte Benzauiidin C^Hs • C^^^^ luid Acetamidin
CH3 • C^jTH ■ ^'° waren im Gegensatz zum Guanidin physiologisch indifferent
und verUeßen den Organismus unverändert.
Von Interesse ist noch das Eintreten des Ammoniaks in Platiiisalze. Die
Salze der Platinammoniumbasen wirken wie alle Anmioniumbasen cm'areartig. Mit
Vermehrung der Ammoniakgruppen wh-d die curareartige Wirkung gesteigert^).
Aldehydammoniak CH3 • CH(0H)(NH2) hat die Wirkimg der Ammonium-
salze3).
Diacetonmethylamiu (CH„)2C<^g= ^^g- ^ hat mentholartigen Geruch
und erzeugt bei starkem Einatmen Schwindel und Kopfschmerzen*).
Von großem pharmakologischem Interesse sind die Beobachtungen und
Uutersuchimgen über den Eintritt von Aminogruppen in den Benzolkem,
weU sie grundlegend sind für die Synthese emer großen GrujDpe imserer künst-
Uchen Antipyretica. Man kami Aminobenzol C^Hj • NHg (Anilin) als ein Benzol
ansehen, in welches eine AmiuogrujJioe eingetreten ist, oder als ein Ammoniak,
in welches ein Benzohing eingetreten ist. Konform mit dieser Konstitution
differieren die bewirkten Symi^tomo von den Wirkungen des Benzols und
erinnern eigentlich mehr an Ammoniak, da heftige Krämpfe auftreten sowie
eine starke Paralyse der Muskeln und Nerven. Die Symptome differieren aber
von denen mit Ammoniak hervorgerufenen, da die Krämpfe nie zu emem
wahren Tetanus ausarten. Mit Ausnahme der Hydroxylverbinduug bewirkt
Anihn das rascheste Auftreten der motorischen Phänomene, starkes Zittern,
aber nie tonische Ki'ämpfe. Wird aber im Anilin ein Wasserstoff der Amino-
gnippe dm'ch ein aliphatisches Alkylradikal ersetzt, so hört die Krampf^\irkung
auf imd es kaim zu einer lähmenden Wirkung kommen. Wird beim Anilin em
Wasserstoff des Kerns substitutiert, so bleibt die Krampfwirkmig erhalten,
wenn der substituierende Köi^per ein einfaches Element ist, z. B. Brom. Sie
wird verstärkt, wenn er ein Alkyh-adikal ist und aufgehoben, wenn eine zusammen-
gesetzte Gruppe, insbesondere eme sam'e Gruppe eintritt: so ist z. B. Amino-
benzolßulfosäme (Sulfanilsäure) gänzheh wirkungslos. Aber der Eintritt der
Aminogruppe bewü'kt außerdem, daß diese Substanzen heftige Blutgifte
werden, welche Methämoglobm bilden. Wertheimer imd Meyer beobachteten
nach Verfütterung von Anihn oder Toluidin an Hunde regelmäßig GaUenfarb-
stoff im Ham und Hämoglobm in der Galle. Bei stärkeren Dosen wü'd der
Harn hämoglobinhaltig und enthält schließlich auch sogar fuchsinähuhche
Farbstoffe 6).
p-Aminodiphenyl C5H4<p, ^ )J ist ein starkes Gift vmd tötet Hunde
nach km'zer Zeit*).
Dianisidm NHg • (CH30)C6H3 • CgH3{OCH3) • XH, erzeugt kiampfhaftes
Niesen. Größere Gaben whken auf Hunde tödlich.
p-Aminodiphenylamin macht bei einzelnen Individuen eine mäßige Der-
matitis, ebenso p-Aminophenyltolylamin, auch 1 .2-Naphthylendiamin wirken
in gleicher Weise. Alle drei Basen erzeugen diese Hautreizimgen erst nach
etwa 8 — 10 Tagen. Auch p-Aminophenol mid p-Phenj'lendiamin erzeugen
Dermatitis. Dm-ch Sulfurienmg werden diese Eigenschaften aufgehoben').
1) HB. I, 561 (1902). -) F. Hofmeister, AePP. 16, 393.
=*) Gibbs und Reichert, Dubois' Ai'ch. f. Physiol. 1893, 201. *) DRP. 287 802.
5) C. r. s. b. 40, 843. ') Klingenberg, Diss. Rostock (1891).
') E. To raaszczewsky imd E. Erdmann, Münchener med. Wochensclir. 1906,
Nr. 8, S. 359.
Bedeutung der basischen stlckatoffhaltigen Reste. 77
Benzidin 4 • NH, • CgH4 • C8H4 • NHj • 4, eraeugt Glykosiiric und nervöse
Symptome, es ist ein Blutgift.
Während die aliphatischen Diamine phj-siologisch gänzlich ■wirkungslos
sind, gehören die aromatischen Diamine zu unseren heftigsten Giften, insbe-
sondere durch ihre Fähigkeit auf den Blutfarbstoff indirekt schädigend cha-
zuTOrken. Die Unter.suchungen von Dubois und Vignon*) haben gezeigt,
daß m-Phenylendiamin f j,^ Brechen, Husten, Koma und Tod l)cwirkt.
NHs
p-Phenylendiamin f J wirkt noch stärker und macht Störungen der Motihtät.
Auffallend groß ist die Giftigkeit des o-Phenylendiammchlorhydrates
07CTT . TTPl
- " . p-Phenylendiamin^) bewirkt beim Menschen Asthma, Ekzeme,
Magenaffektionen und Aiigenentzündungen^). Es macht keine Zersetzung des
Hämoglobins, hingegen heftige Schleimhautentzimdungen sowie Krampf-
anfälle. Die Wirkung beniht aivt dem ersten Oxydationsprodukt, dem Chinon-
dümin HN : CfsH^ : NH .
Toluylendiamin CH3 • CgHj • (NHj), erzeugt nach Stadelmanu sogar
Ikterus*). Der Ikterus wird nicht, ebenso wie die Cytolyse, durch Toluylen-
chanün bewirkt, denn in vitro greift diese Substanz die Erythrocyten nicht
an, sondern in der Leber werden Stoffe erzeugt, die hämolytisch wirken^).
o- und m-Phenylendiamin werden vom Frosch im Gegensatz zur p-Ver-
bmdimg in großen Mengen ohne besondere Wirkung gut vertragen, o-Phenylen-
diamin außerdem ohne jede Beeinflussimg auch vom Kaninchen. Katzen be-
kommen nach o-Phenylendiamin die für die p-Verbmdung typischen Ödeme
an Hals und Kopf.
Nach m-Phenylendiamin trat bei Katzen starke Salivation und heftiges
Niesen auf; Ödeme bleiben aus. Kaninchen zeigen nach der m-Verbindung
ebenfalls keine Ödeme, dagegen regelmäßig Ascites.
Die methyherten Derivate (Di- und Tetra-) bewü'ken zerebrale Eischei-
nungen und Exitus schon nach sehr kleineu Dosen, Ödeme bilden sich nicht
am Kopf und Hals. Die übrigen Schwellungen an Kopf und Hals treten nach
dem Diäthyl- und Monoacetylderivat auf.
Das unlösliche Diacetyl- und Äthoxy-p-phenylendiamin gehen reaktions-
los diu-ch den Tierkörper.
Triaminobenzol, Triaminotoluol und Triaminophenol machen keine
Ödeme, rufen aber bei Katzen Methämoglobiubildung hervor").
Wir haben früher bemerkt, daß Ammoniak ein weit schwächeres Gift ist
als Diamid. Die entsprechenden aromatischen Verbindungen Anihn CgH^ • NHj
imd Phenylhydrazin CgHj • NH • NHj zeigen das gleiche Verhältnis. Phenyl-
hydrazin, welches chemisch auch weit reaktionsfähiger ist als Anilin, ist nach
den Untersuchungen von M. v. Nencki, Rosen thal und G. Hoppe - Seyier')
') C. r. 101, 533. -) E. Erd mann und E. Vahlen, AePP. 53, 402 (1905).
^) B. Dubois und L. Vignon, C. r. lOT, 533 (188S). — Arch. de physiol. 4. Ser.
255 (1888). — Kobert, Lehrb. d. Intoxikationen 1893, 444.
■•) AePP. N, 231; 16, 118; 23, 427.
') E. P. Pick vmd G. Joanovics, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. T, 185 (1910).
") R. Meisner, BZ. 93, 149 (1019). ~) HS. 9, 39 (1885).
78 Bedeutimg der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
ein außerordentlich heftig \Firkendes Gift. Während die aromatischen Sub-
.stitutionsproduktc mit Ammoniak oder Hydrazin alle intensiv Temi^eratur
herabsetzende Eigen.schaften zeigen, bewirkt Tetrahydro-/)i-naphthylamini)
eine starke Steigerung der Eigenwärme und eine beträchthche Steigeriuig des
Eiweißumsatzes. q jj qjj . j^jj
C3H3N2(C4H30)3 Furfurin wirkt wie ° " I >CH • C^Hj Amarui.
CßHg • C — N^
aller 15 mal schwächer giftig. Es wird im Organismus völlig zersetzt.
Furfm-amid {C4H3O • 011)3X2 ist unwrksam, es verhält sich chemisch und
P TT • PTT =^ T^
pharmakologisch •wie Hydrobenzamid j^.^jj^ ' ^^jj ~ jf>^H • C„H. zu Amarin.
Die Giftigkeit fies Furfurin ist auf die beiden Iminogruppen zu beziehen.
Die größere Giftigkeit des Aniarin beruht auf der schwierigeren Zerstörbarkeit
im Organismus'-). Das Amarm ist ein phenylsubstituiertes Imidazolderivat.
AzobenzoF) CgH, • N = N • CgH^ und Azo"oxybenzol*) CcH., • N = N • CßH^
• OH sind beide schwer giftig. Azobenzol macht Hämoglobinmie ; im Blute
treten Methämoglobinstreifen auf. Naphthylazoessigsäure ist nach Oddo'')
N
ungiftig. Triazobenzol (Phenylazoimid) C^Hj • N<^- ist für Kaninchen ein
schwaches, flu' Hunde ein starkes Gift. Diazoverbindungen smd wegen der
Leichtigkeit der Abspaltung gasförmigen Stickstoffs giftig*). Phenylhydroxyl-
amin wirkt nach C. Binz') direkt auf die Nervenzentren lähmend, ohne daß
die Lähmung durch die Veränderung des Blutes bedingt ist. Es verursacht
Methämoglobinbildung. Im tierischen Stoffwechsel wird es, wie L. Lewin
glaubt, teilweise in Azooxybenzol umgewandelt^).
Die aUphatischen Säureamide entbehi-en zumeist einer physiologischen
Wirkung ; die aromatischen hingegen machen Schlaf, aber die den aromatischen
Säureamiden zukommende narkotische Wirkung ist vom Charakter der aro-
matischen Säure abhängig. Die entsprechenden aromatischen Harnstoffe
sind wirkungslos. Wird an Stelle eines oder beider H-Atome der Amidgruppe
eines aromatischen Säm-eamides eine Methyl- oder Äthylgruppe eingeführt,
so tritt die narkotische Wirkung immer mehr und mehr zurück, während sich
bei genügend großen Gaben ein der Wirkung des Ammoniaks und des Strych-
nins vergleichbarer Symptomenkomplex einstellen kaim*).
Camiiher wirkt erregend auf das Herz und steigert den Blutdruck. Bomyl-
*"!•" H„C CH CH,
CHNH,
wirkt curareartig, ebenso Aminocampher, aber weit schwächer. Auf das Hera
Avirkt Bomylamin verlangsamend'"), Aminocampher ebenso, aber erst in
größerer Dosis. Bei Warmblütern macht Bomylamin Rollkrämpfe. Der Blut-
druck bleibt bei Anwendung von Aminocampher unverändert, während Bomyl-
M Stern, BB. 32, 777 (1889). — Virchows Arch. 115 und IIT.
'-) Modica. Annali di chüu. 1896, 240.
') E. Bau mann und Horter, HS. 1, 2ü7 (1877—1878). — Zentralbl. f. med. Wissen-
schaft 1881, 705. <•) AePP. 35, 413.
^) Gazz. chim. 21, II, 237. ") Jaffe, AePP. 2, 1.
') Vircliows Arch. 113. ^) AePP. 35, 401.
9) Eberhard Nebelthau, AePP. 36, 451. i") L. Lewin, AePP. 21, 235.
Bedeutung der basischen stickstoffhaltigen Reste. 79
aniiii denselben bedeutend erhöht. Auch die Atemfreqnenz wird durch Boniyl-
auün bedeutend gesteigert. ij^ cHg
!l II
Die Anlagerung von Aminogruppen an den Pyi-imidinkem 2HC CHs
3N = CH4
macht aus indifferenten Körpern giftige Substanzen. 2.4-Dianiino-6-oxj'pj'Ti-
luidin und 2.4.5-Trianiino-6-oxj^yrimidin sind giftig, was auch die Giftigkeit
des Adeniii (6 • Aminopurin) erklärt').
Die Diazinverbinchmg: Diäthylniethylpyrimidin
C^H, • C • X • CH • CXCHj) • C • (C,Hä) • X
wirkt ähnlich vne Coniiii^).
P_\i'idin ist fast uugiftig, Aminopyridine wirken stark giftig; cheuiisch
nähern sich die Aminopyi'idine der Fettreilie. Vielleicht i.st dies der Grund
ihrer Wirkung, ähnlich wie beim Piperidin (s. d.).
Ä-Aminopyiidin f J.^^ macht En'egung und Paralj'se bei Fröschen und
N
ist auch tödüch wirkend. Acetyl-a-aminopyridui wirkt ganz gleich. Bei Kaniu-
elieu und Hmiden macht die Base konvidsive ununterbrochene Zuckungen,
welche bald letal auskliugen. Das Acetylderivat wirkt erst in der fünffachen
Dosis. Es wirkt anästhesierend auf die Hornhaut^).
Körper, welche tertiär gebundenen Stickstoff haben, sind wohl infolge
der geringen Reaktionsfähigkeit sehr wenig giftig, oft ganz %virkimgslos. So
sind Pyridin [ j und Collidin C5H2{CH3)3N sekr wenig giftige Körper. Wird
N -
aber durch Reduktion Wasserstoff in der Weise zugeführt, daß Stickstoff in die
Imidogruppe HX verwandelt wird, so erhalten wir sehr stark wirkende Köi-per.
Die verschiedenartigen Wirkungen dieser Köii^er werden bei Überführimg in
Ammoniumbaseu alle in der Weise verändert, daß die resultiei-enden Körper
mehr oder weniger cm-areartige Wirkung haben. S. Kapitel: Alkaloide: Am-
moniumbasen. H
N NNH2
Guanazol gjj.^l j^ , Ammoguanazol ^^^.^1 ^^^ , Phenyl-
N • CcHj N • NH2
, HN/>C:XH 1 t^- u 1 ■ I CfHs • N/^C : N • CgH,
guanazol xi>T.f.l ^H "" Diphenylammoguanazol jilr.f,^ ^^
wirken alle ähidich. Sie machen Krämpfe, Respirationsstörungeu, diastolischen
Herzstillstand. Die Toxizität ist wenig verschieden, beim Guanazol am gering-
sten, beim Diphenylaminoguanazol am höchsten*). Die Toxizität nimmt von
Guanazol bis zum Diphenylaminoguanazol zu, nur Aminoguanazol und Phenyl-
guanazol sind schwach bactericid, was beim Phenylguanazol wahrscheinlich
auf dem Phenj-lrest beruht.
ludol macht zu 1 g keine Intoxikation (Xencki), 2 g machen Dian-höe und
Hämatmie. Herter^) sah Herz- und Atmimgsschwäche, klonische Krämpfe. Bei
Menschen erzeugte es starke Müdigkeit, Unfähigkeit zu geistiger Arbeit, bei größe-
ren Dosen Schlaflosigkeit, Symptome der Neurasthenie. /S-Skatol ist fast ungiftig.
') H. Steudel, HS. 33, 287 (1910). ') Kraft, Organische Chemie S. 691.
') A. Pitini, Ann. cliim. analvt. appl. ä, 213 (19U).
*) G. B. Zanda. Ann. farmacöl. 18, 108 (1914). ') X. Y. Med. Jonrn. 1898.
80 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
A. Bi'issemoret und A. Joaiiin^) glauben die physiologische Wiikung
einer organischen Base als die resultierende der Wirkung des Kohlenwasserstoffs
einerseits und des Stickstoffs andererseits auffassen zu können. So kann man
im Conicm die narkotisierende Wirkung des Octanrestes ebenso nachweisen,
wie durch normales Octan selbst.
6. Bedeutung der Niti'o- und Nitrososruppe.
Der Eintritt einer Nitro- (NOg-) oder Nitrosogruiipe (N0-) bewirkt im
allgemeinen, daß die Verbindimgen sehr giftige Eigenschaften annehmen,
unabhängig davon, ob die Nitro- oder Nitrosogruppe an Kohlenstoff oder
Sauerstoff gebunden i.st. Aber in der Qualität der Wirkung besteht zwischen
der Kohlenstoff- mid Sauerstoffbindung ein sehr großer Unterschied.
Nitro- oder Nitro.sogruppen an Sauerstoff gebunden.
Die AJkylester der salpetrigen Säure wirken nicht auf das Zentrahierven-
systeni, sondern direkt auf die Gefäße, welche sich stark erweitem. Der Reihe
nach fällt die Stärke der Gefäßalteration vom a-Amyl-, /?-Amyl-, Isobutyl-,
sekundärem Butyl-, primärem Butyl-, sekundärem Propyl-, primärem Propyl-,
Äthyl-, zum Methylnitrit, welches das schwächste ist. Aüe Nitrite bewirken
eine Blutdrucksenkimg und Pulsbeschlcunigung durch ])eripherc Gefäßerwei-
tenmg-). Die physiologische Wirkung der Salpetersäure- oder Salpetrigsäure-
ester der fetten Reihe ist jedoch nicht allein abhängig inid in einzelnen Fällen
nicht einmal hauptsächlich von der Menge der Nitrogruppe NOo-, welche sie
enthalten. Die sekundären und tertiären Nitrite sind kräftiger als die korre-
spondierenden primären. Dies muß man haiiptsächlich nicht etwa der direk-
ten Wirkung der sekundären oder tertiären Gruppen, sondern der Leichtigkeit,
mit welcher diese Verbindungen sich in Alkohol und Nitrit zerlegen, zusclireiben.
Nach Haidane, Mackgill luid Mavrogordato •Kirken Nitrite nur durch
die Einwirkung auf das Blut, nicht aber durch direkte giftige Wirkimg auf
das Gewebe^).
In bezug auf die Stärke der Acceleration des PuLses wächst die Stärke
der Nitrite direkt mit ihi'cm Molekulargewicht und i.st nmgekelirt der Quan-
tität von NO2-, welche sie enthalten, ])roportioniert. Dieses scheint nicht so
sehr das Resultat des physiologischen Einflusses der substituierten Methyl -
gmppen zu sein, als vielmehr von der erhöhten chemischen Zer.setzUchkeit.
welche die höheren GHeder dieser Reihe haben, abzuhängen.
Die flüchtigeren Nitrite mit niederem Molekulai-gewicht, welche relativ
mehr Nitroxyl enthalten, smd in bezug auf die Dauer des subnormalen Blut-
drucks sowie auf die SchneUigkeit der Muskelkontraktionen aktiver.
Es ist wahrscheinlich, daß sich die einf neben Nitrite rascher mit dem
Blute \md den Muskeln verbindcTi und rascher wirken als die höheren Ver-
bindungen und durch ihre große Beständigkeit länger wirken als die höheren
und leichter zersetzlichen Körper. Die Nitrite verwandehi Hämoglobin nicht
einfach in Methämoglobin, sondern in eine Mischung von Methämoglobin
imd Stickosydhämoglobin. Die Wirkung der Nitrite bezieht sich aber niu
zum TeU auf ilu-e chemische zerstörende Einwirkimg auf den Blutfarbstoff
imd den daraus folgenden Sauerstoffmangel, sondern sie sind auch direkte
Gewebegifte.
1) C. r. 151, 1151 (1910).
-) Cash und Dunstan, Philos. Transact. of Roy. Soc. 94, 505 (1893).
") Joum. of physiol. 31. 100.
Bedeutung der Nitro- und Nitrosogruppe. 81
Die Wü'kiiugsweise der Salpetersäureester wird von einzelnen Forschern
in der Weise erklärt, daß vorerst anorganische Nitrite durch Aufspaltung
der Ester und Reduktion der Salpetersäure zu salpetriger Säure gebildet werden,
die dann zur Wirkung gelangen^). Nach O. Loew würde das Nitrit direkt
in eine Aminogruppe eingreifen, und so eine wichtige chemische Veränderung
des Protoplasmas setzen. Andere Forscher, insbesondere Marshall-) \vad Hai-
dane, sprechen sich gegen diese Anschauimg aus und glauben, daß die Sal-
petersäureester direkt auf die Gewebe wirken. A. Fröhlich und O. Loewi^)
fanden, daß ins Blut injizierte Nitrite ohne jeglichen Einfluß auf den Erfolg
der Reizung sympathischer sowie aller fördernder autonomer Nervenfasern sind.
Dagegen wird der Erfolg der Reizung der autonom hemmenden Fasern vor-
übergehend (Penisgefäße, Kardia) oder dauernd (Zungengefäße, Speicheldrüsen -
gefäße, Retractor, Erektionsmechanismus, Nickhaut, Blasensphinct«r) aufge-
hoben. Die Nitrite sind also ein Mittel zur selektiven Unterbrechung autonomer
hemmender Nervenimpulse. Die Eigenschaft der Salpetersäiireester, die Ge-
fäße zu erweitern, läßt dieselben geeignet erscheinen, therapeutisch verwertet
zu werden, was auch vielfach geschieht.
Bradbury*) hat für fliese Zwecke Methylnitrat CH3-0'N02,
CHo
CH» • O . NO,
Glykol(äthylen)dinitrat I ' , Nitroglycerin CH • O • NO,
•^ ^ * CH, ■ O • NO, I
CHj • O • NO,
CH, O • NO, CH2 • O ■ NO„
1 " " I "
Erythroltetranitrat (CH • O ■ XOj), , Mannithexanitrat (CH . O . NOä)^ sowie
CH, • O NO, CH, ■ O • NO,
die Salpetersäiireester der Dextrose, Lävulose und Saccharose untersucht
imd empfahl besonders Erythroltetranitrat wegen der lange anhaltenden Wir-
kung.
Marshall inid Wigner^) fanden Mamiitpentanitrat weniger wirksam als
Erythroltetranitrat, aber stärker wirksam als Mannithexanitrat.
Dinitrosrlvcerin wirkt auf die Kopf nerven wie Trinitroglycerin*).
Nitrodimethyhn (CH3 • O) • CH2 • CH(0 • NO2) • CHj • (OCHs) hat eine
dem Nitroglycerin analoge Wirkimg. Es wirkt aber nicht konvulsiv wie Nitro-
glycerin, sondern bloß paralysierend").
Nitro- und Nitrosognippen am KohlensfofL
Steht aber die Nitrogruppe am Kohlenstoff der aHphatischeu Körper,
wie z. B. im Nitropentan (0113)2 • CH • CHj • CHg • NOj, so ist ein großer Un-
terschied in der physiologischen Wirkung zwischen einer solchen Verbindimg
und etwa Amylnitrit, wo Sauerstoffbindung vorliegt. Dem Nitropentan kom-
men wohl giftige Effekte zu, aber keine gefäßerweiternde Wirkung*). Daher
haben wir auch gar keine theraj)eiitische Indikation für die Verwendmig solcher
Körper. Eljenso sind Nitromethan CH3 • NO2, Nitroäthan CoHj • NOj und
») Brit. med. Joum. 1893, I, 1305; n, 4, 56, 108, 169. — Marshall, Contribution
of the pharmacoloETical action of the organic nitrates. Diss. Manchester (1899).
-) Joum. of physiol. %Z, 2. ') ÄePP. 59, 34 (1908).
«) Brit. med. Journ. 1895, 1820. '^) Brit. med. Jouru. 1903, 18. Okt.
«) W. Will, BB. 41, Uli (1908).
') Giovanni Piantoni, Arch. d. Farmacol. sperim. 9, 495.
*) Gottfried Schadow, AePP. 6, 194. — Wilhelm Filehne, Zentralbl. f. med.
Wissenschaft 18:6, 867.
F r S n t: e 1 , Ärzneimittel-Syntbee«. 5. Anfl. 6
82 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die WirUang.
Nitrosoäthylen CHg : CH • NO giftig, indem sie iii relativ geringen Dosen tlie
Tiere diu'ch Atmungslähmung töten.
Nitroätliylen CHj : CH • NOj macht unerträgliche Reizwirkimg auf die
Schleimhäute der Augen und der Atmungsorganc , es wLiirt nach dieser
Kichtung hin stärker als Bromaceton oder Benzyljodid. Wenn man an die große
physiologische und auch chemische Ähnlichkeit denkt, die die Nitroverbin-
dungen mit den Aldehyden und Ketonen l)esitzcn — Nitrobenzol — Bcnzal-
dehyd, Bromnitromethan — Bromaceton, Nitromethan — Aceton (liin-
siehtüch der Kondensationsfähigkeit) — wird man zur Gegenüberstellung
des Nitroäthj'lens mit dem Acrolein und dantit zum Verständnis jener Reiz-
wirkimg geführt').
Nitrosomethylmethan^) macht auf der Haut rote juckende Stellen und
Blasen, bei Einatmung hartnäckigen Bronchialkatarrh, schmerzhafte Ent-
zündmigen und iVlikommodationsstörungen der Augen. Die Vergiftung ist
der Diazomethanvergiftung ähnlich, so daß sie vielleicht auf einer Verwandlung
des Nitrosomethylmethans in Diazomethan im Oi-ganismus beruht.
Die Substitution einer Nitrogruppe für Kemwasserstoff erhöht die
Giftigkeit des aromatischen Körpers. So bewirkt Nitrobenzol NO2 • CrH-,
Lethargie mit steigendem Bewegxmgszittern imd zeitigem Aufhören der
Reflexe. Nitrothiophen NOg • C4H3S zeigt nach Marme genau dieselben
Eigenschaften wie Nitrobenzol, indem schon kleine Mengen tödhche Wir-
kung hervornifen und die so charakteristische schokoladebraunc Färbimg
des Blutes erzeugen. Durch die Nitrogruppe %vird die Giftigkeit in o-Stelhmg
vermindert, in p-Steliung vermehrt, in m-Stellung ist sie ohne Einfluß.
Die Nitroverbmdungen haben keine exzitierenden Eigenschaften, dagegen
wirken sie auf das Blut. Chlorbenzol imcl Nitrobenzol sind toxischer als
Benzol selbst. Nitrobenzol ist, wie die Hydroxylamine , vorwiegend ein
Nervengift. Die Blutwirkung steht in zweiter Linie. Dmitrobenzol hin-
gegen ist ein aasgesprochenes Blutgift. Es hat sich selbst in germgen
Mengen als sehr giftig für empfindliche Personen erwiesen*). Sehr remes
Trinitrophenylmethylnitramin und Pikrmsäiu'e Avaren nicht giftig, ebensosehr
reines Trinitrotoluol, wohl aber das technische Produkt und noch mehr ein
unreineres Fabrikat.
Bei nicht zu niedriger Konzentration wandelt Dinitrobenzol Oxyhämo-
globin sowohl innerhalb des Kreislaufs als auch im Glase bei Berührung mit
Bhitlösungen in Methämoglobin um*).
Dinitrophenol verläßt den Organismus fast unverändert, größere Mengen
wirken tödlich-'').
Trmitroxylol ist vöUig unschädlich. Trhiitrophenol eraeugt beim Tier
in Dosen, die beim Trinitroxylol, den Nitrotoluolen und Nitrouaphthalinen
völlig unschädlich sind, akute und chronische Vergiftungserscheinungen.
Beim Menschen ist die Toleranz gegenüber Pikrinsäure verhältnismäßig hoch;
schwerere Gesundheitsschädigungen wurden nicht beobachtet. Trüütro-
anisol ist für den Mensehen weniger harmlos als Pikrinsäure. Es bewirkt
zwar gleichfalls keine Allgemein Vergiftungen, doch verursacht es bei empfind-
lichen Personen starke Hautreizungen*).
1) Heinrich WielandundEuklidSakellarios, BB. 53, 899 (1919).
-) Klobhie, siehe Pech mann, BB. 28, S56 (1895).
») C. F. van Duin, Chem. Weekblad 1«, 202 (1919).
*) F. Rabe, AePP. 85, 93 (1919).
■") L. Lutz und G. Baume, Bull. d. Sciences pliarm.niol. »4, 129 (1917).
«) Hermann Ilzhöfer, Arch. f. Hyg. 87, 213 (1918).
Bedeutung der Nitro- und Jfitrosogruppe. 83
Auch Dinitronaphthol (Martiusgelb)
OH
\/
NOj
wirkt schon in klemen Mengen vom Magen aus, oder bei subcutaner Injektion
giftig, ebenso wie die Xitroderivate Aurancia inid Safranin giftig sind^). Pikrin-
säure (1.3.5.6-Trinitrophenol) verlangsamt die Herzaktion und macht Reizung
inid Lähmung des Respirationszentrums. Pikraminsäure (1.3-Dinitro-5-amino-
fi-phenol) ist zweimal so giftig als Pikrinsäure. o-Nitrophenol ist wenig giftig.
1 .2.4-Dinitrophenol ist giftiger als Pikrinsäure.
P. Ehrlich^) hat Kaninchen subcutan Nitrophenylpropiolsäm'e beigebraclit
und danach Hämoglobinmie sowie Veränderungen der Blutscheiben imd
eigentümhche Infarkte im Herzen beobachtet, was aber auf die Wirkung der
ungesättigten Säure zu beziehen ist.
Nach Trinitrotoluolfütterung haben Moore mid seine Mitarbeiter aus
dem Ham verschiedener Tiere und Menschen mit Ausnahme der Katze
2.6-Dinitroazooxj'toluol gewonnen und glauben, daß dieses aus 2.6-Dinitro-
4-hydroxylaminotoluylenglykuronsäure entstanden ist^).
Die Giftwirkung des Nitrophenylhydroxylamin besteht in einer starken
Veränderung des Blutes sowohl was den Farbstoff betrifft als auch das morpho-
logische Bild. Die Folge davon ist eine Dyspnoe des Tieres. Im Ham tritt
Nitranilin auf.
Hydroxylamine übertreffen ilie Nitroverbindungen an Giftigkeit in ihi-er
Wirkung auf Bac. Proteus vulgaris und Froschspermatozoen. Die Giftwirkung
geht dem Auftreten der Xitrophenylhydioxylaminreaktion parallel, wie ver-
gleichende Untersuchungen mit m-XitroiDhenylhydroxylamin imd m-Dinitro-
benzol, sowie /J-PhenyLhydroxylamin und Nitrobenzol zeigen*).
Die lebenden Zellen entziehen den Nitroverbindungen Sauerstoff und
verwandeln sie in Hydrox;ylaminverbindungen, die schwerste Blutgifte sind,
so z. B. kann m-Dinitrobenzol diu-ch Muskulatur zur m-Nitrophenylhydroxyl-
amui reduziert werden. Hingegen T\'urde Aniün durch Froschmuskeln, Frosch-
und Kaninchenleber oxydativ nicht verändert, ebenso verhefen Versuche
Nitrobenzol, Trinitrotoluol imd m-Nitranihn durch Fi-osehmuskulatur zu redu-
zieren, negativ. o-Dinitrobenzol läßt sich wie die p-Verbindung in gleich
charakteristischer Weise reduzieren^).
Aber nicht alle Nitroverbindimgen sind giftig. So ist p-Nitrotoluol bei
nnerer Darreichung fast \ingiftig.
NOj
Daß p - Nitrotoluol [ J ungiftig ist, beruht auf der Oxydation der
CH3
CHj-Gruppe zur COOH-Gruppe im Organismus; die gebildete p-Nitrobenzoe-
XO,
säure paart sich zu p-Nitrohipi)iu"säure f J *)■
CO NH • CHa ■ COOH
M Th. Weyl, Teerfarbstoffe. Berlin 1889.
^) P. Ehrlich, Zentralbl. f. med. Wissenschaft 1881, Nr. 42.
^) Med. Research Committee 1917, Special report series Nr. 11.
*) Günther Hertwig und Werner Lipschitz, Pflügers Arch. 183, 275 (1920).
'^) W. Lipschitz, HS. 109. 189 (1920).
«) Max Jeff 6, BB. 1, 1673 (1874). Siehe auch HS. 3. 47 (1878).
Ü*
84 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Die Einführung einer negativen Gruppe hebt also die giftige Wirkung der
Nitrogruppe auf oder schwächt sie. Aus demselben Grunde wirken die nitrierten
aromatischen Aldehyde ungiftig, weil sie im Organismus zu den entsprechenden
Säuren oxydiert werden.
Nitrosalicylsäure, Nitrobenzoesäure, Nitrobenzaldehyd und Nitrourethan
machen keine Vergiftung^).
* *
*
Die Eigenschaften der Salpetrigsäure- und Salpetersäurecster, Gefäße zu
erweitern, ist so charakteristisch, daß man bei der physiologischen Prüfimg
von Substanzen entscheiden kann, wie eine Nitrogruppe daselbst gebunden ist.
Hierfür diene folgendes Beispiel:
Methylnitramin CH4N2O2 kami eine verschiedenartige Konstitution haben.
Nach Franchimont hat es zwar einen sauren Charakter, demselben fehlt
aber euie OH-Gruppe, das an N gebundene H-Atom wird durch zeitwei.se
Näherung an den O des NO2
O
(entweder n/ oder N^
D
mitunter molekular verändert^). A. Hantzsch^) hingegen glaubt, daß die
^"^PP^ N-N-OH
O
in den Nitraminen vorhanden ist; dieselben seien eher Hydroxyldiazoxy-
verbindungen. Die physiologische Wirkung des Methylnitramins konnte aber
fliese Frage zur Entscheidung bringen, da es sieh zeigen mußte, inwiefern die
Wirkung dieses Körpers mit derjenigen echter Nitrokörper übereinstimmte,
oder mit derjenigen der Nitrite, welche die Gruppe 0 = N — 0 — H enthalten.
Das neutralisierte Methylnitramin hatte keine Methämoglobinbildung zur
Folge, im Gegensatz zu Natriumnitrit und Nitromethan. Die Substanz machte,
wie Natriumnitrit, eine Herabsetzung der Atemfrequenz, aber ohne letale
Wirkung (im Gegensatz zu Nitrit) und erst in der fünfmal so starken Dosis.
Natriumnitrit setzt die Hubhöhe des Blutes durch die Herzkontraktion herab,
da es die Herzarbeit vermindert. Natriummethyhiitramin ist ohne jedwede
Einwirkimg. Ferner setzt Natriumnitrit den Blutdruck herab, Natriummethyl-
nitramin steigert ihn. Wie Nitropentan erscheint Methylnitramin als ein ziem-
hch indifferenter Körper, mit Ausnahme der epileptiformen Ki-ämpfe, welche
übrigens auch beim Nitropentan beobachtet werden, aber nicht mit der Nitro-
gruppe im Zusammenhange zu stehen scheinen. Die physiologische Unter-
suchung spricht also mehr für die Franchimont sehe Formel als für die
Hantzschsche*).
7. Die Cyaiigrnppe.
Die Blausäure (Cyanwasserstoff CNH) wirkt bekanntlich als ungemein
heftiges Gift, indem sie das Atmungszentrum in der Medulla oblongata lähmt.
Die große chemische Reaktionsfähigkeit sowie die Giftigkeit dieser Substanz
dürften in engen Beziehungen zu dem zweiwertigen Kohlenstoff stehen, da ja
ungesättigte Verbindungen, Mae Kohlenoxyd z. B. infolge dieser Eigenschaft
1) Karl Walko, AePP. 46, 181 (1901).
^) Franchimont, Reo. des trav. chim. des Pays-Bas 7, 354.
3) BB. 33, 3072 (1899).
') Stockvie und Spruyt, Arch. intern, de Pharmacodyn. 6, 279.
Die Cyangruppe. y5
besonders giftig sind*). Cyan CN — CN wirkt nach Benevenuto Bunge*)
fünfmal schwächer als Cyanwasserstoff. Cyan uiid Cyanwasserstoff haben
das Wesen der Wirkung gemein, doch ist Cyan weniger stürmisch und auf einen
längeren Zeitraum ausgedehnt.
Im allgemeinen bewirken die Isocyanide (Isonitrüe, Carbylamine R • N C
oder R • N : C) Lähmung des Respirationszeutrums, während die echten Ni-
tiile oder Cyanide R • CN Koma bewirken.
Schinkhoff^) zeigte, daß die Salze der KnaUsäiu-e >C:N-OH, die
nach Nef*) mit Carbyloxim identisch sind und als solche zu den Derivaten
der Blausäure in Beziehung stehen, eine Wirkung wie Cyansalze haben.
Äthylcarbylamin, Cyanäthyl (Äthj'lisocyanid) CH3 • CHj • N = C ist acht-
mal weniger giftig als Blausäiu'e und wirkt erst bei 5 cg pro Kilogramm Tier
letal. Der Tod erfolgt erst nach einigen Stunden^), daher haben mehi-ere For-
scher [(Maximowitsch*)] die toxische Wirkung des Cyanäthyls geleugnet.
Das Nitril der Propiolsäui'e (Cyanacetylen HC \ C • CX sowie das Kohlen-
stoffsubnitrid (Dicyanacetylen), NC • C i C • CN machen Paralj'se und Atem-
lähmung. Sie sind weniger giftig als Blausäure. Die Einschiebung der
Acetylengruppe zwischen H und CN der Blausäure oder zwischen die zwei
CN des Dicyans verringert also die Giftigkeit beträchtlich, inid zwar im
gleichen Verhältnis bei jedem der Nitrile, da Kohlenstoffsubnitrid ungefähr
viermal weniger giftig als Cj'anacetylen. Gfegenüber anderen Xitrüen z. B.
Acetonitril ist die Giftigkeit noch erhöht. Natriumthiosulfat ist gegenüber
dem Kohlenstoffsubnitrid eine schützende Substanz, nicht aber gegenüber
dem Cyanacetylen').
Chlorcj^an CNCl ist sehr stark giftig, Bromcj-an^) und Jodcyan sind schwächer
giftig als Blausäm'e').
Alle drei reizen die Schleimhäute sehr intensiv mid stehen nach dieser
Richtung dem p-Bromxylol, dem Perchlorameisensäureester, dem Chloi-pikrin,
dem Bromaceton nicht nach. Trichlorcyan ist ebenfalls giftig, wenn auch weniger
als Chlore yan, und riecht nach Mäuseharn.
Tetrachlordinitroäthan wirkt auf Mäuse sechsmal giftiger als Chlorpikrin
ein. Seine tränenerregende Wirkung auf Menschen ist achtmal größer als die
des Chlorpikrins*").
Eine Reihe von Körpern, darunter Arsentrichlorid, ßronitrifluorid, Chlor-
isonitrosoaceton, Dinitrochlorbenzol, Äthyldichlorarsin, Dichloräthylsulfid,
Jodtrifluorid, Methyldichlorarsin, Methyldibromarsin, Phenyldichlorarsin, orga-
nische Selenbromverbindungen haben die Eigenschaft, schwere Veränderungen
der Haut hervorzurufen: Hyperämie, SchweOung und Ödem, Geschwüre,
Nekrosen und Blasenbildung. Folgende Körper sind weniger wirksam, sie
rufen nur Hyperämie, leichte Schwellung, leichtes Ödem und Zucken hervor,
und zwar Butyldichlorarsin, o-Chlorchloracetanilid, Chloracetophenon, Chlor-
äthylmethylsulfid, Dimethylarsincyanid, Diphenylchlorai'sin, Diphenjdcyan-
arsin, Dichlordimethyldithioloxalat, Jodacetophenon, Isothiocyanmethylester,
Isothiocj'audimethylester, Monochloräthylacetat, Monobromäthylacetat, ver-
schiedene organische Selenverbindungen usw. Lokal reizende Eigenschaften
1) Liebigs Arm. 270, 267. ^) AePP. 13, 41. '>) Diss. Kiel bei Falck.
*) Liebigs Ann. 280, 303. ^) Ed mund Fiquet: Bull. Soc. chim. Paris[3] 35, 591.
^) Peteisbmger med. Wochenschr. 1877, Nr. 38.
') C. A. Desgrez, C. r. 153, 1707 (1911). «) Meyer, Diss. Kiel (1896).
») Wedekind, Diss. Kiel (1896).
'") W. L. Argo, E. M. James und J. L. Dounelly, Jouru. Physical. Chem. 33. 578
(1919).
86 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
auf der menschlichen Haut oder auf der Haut des Hundes fehlen bei: Brom-
acetamid, BenzylsuLfocyanat, Fluorsulfosäureäthylester, Senfgasquecksilber-
chlorid, luglon, Tetramethylblei, Dimethylquecksilber, p-Bromchloraceto-
phenon, Tetrachlordinitroäthan, Trichloräthylenquecksilber. Im aUgemeinen
sind Arsenverbindungen stärker 'wirksam als Dichloräthylsultid. Die Gie-
schwüre, die sie hervorrufen, sind schmerzhafter, scharf begrenzt, trocken und
ihi'e Basis ist gerötet. Die Heilung erfolgt schnell. Die Unterschiede zwischen
verschiedenen Arsenverbindungen sind nur quantitativer Art. Dichloräthyl-
sulfid wirkt langsamer als die Arsenverbindungen. Die akuten Symptome
sind weniger ausgesprochen, die G!eschwüre haben unregelmäß'gen Rand, sind
nm-ein und eitern. Im allgemeinen sind sie schmerzhaft und sekundäre Infektion
ist häufig.
Die Eigenschaft, Eiweiß zu fällen, geht bei Arsenverbindungen der haut-
reizenden Eigenschaft parallel, während Dichloräthylsulfid, das in bezug auf
die hautreizende Eigenschaft als das wirksamste anzusprechen ist, Eiweiß
kaum fällt, was auf eine Verschiedenheit im Mechanismus der Wirkung des
Dichloräthylsulfids einerseits und den Ai-sen Verbindungen andererseits hinweist.
In bezug auf die Hautpigmentierung, die nach der Heilurg zu beobachten ist,
sind Verschiedenheiten der Färbung festgestellt woi'den. Dichlordinitrosoaceton
ruft keine Pigmentierung hervor. Beim Dichloräthylsulfid ist ein bräunhches
Pigment, bei den Arsenverbindungen ein tiefbraunes Pigment, bei den orga-
nischen Selenverbindungen ein metallischgraues Pigment zu beobachten^).
Cyanessigsäure CN • CHg • COOH ist unwirksam. Erst in gi'ößerer Dosis
macht sie lang dauernde Narkose.
Auch die Carbonsäuren der Carbylamine z. B. die Isocvanessigsäure C : N
• CHa . COOH wirken so.
Die Nitrile verlieren bei der Substitution mit Kohlenwasserstoffen der
Fettreihe die Intensität und den ursprünglichen Charakter ihrer Wirkung.
Nur wenn Blausäure sich im Organismus wieder bilden kann, tritt die ent-
sprechende Wirkung em. In der Gruppe der Phenolnitrile^) z. B. m-Oxj^cyan-
zimtsäm'enitril, p-Oxycyanzimtsäurenitril, sieht man, wie die Phenolgruppe,
welche die Giftigkeit der Stammsubstanz in den meisten Verbindungen erhöht,
die Giftigkeit des Nitrils durch ihren Eintritt herabsetzt.
Acetonitril CH3 • CO • CN ist schwach wirksam. Die höheren Homologen
Propio-, ButjTo-, Capronitril sind aber heftige Gifte^). Acetonitril hebt die
Reflexerregbarkeit auf, die Einatmung der Dämpfe wirkt anästhesierend auf
Ratten, Aveniger auf Kaninchen, nicht auf Hunde. Tiere der beiden letzt-
genannten Arten werden durch Einatmung von Acetonitril und besonders von
Propionitril leicht getötet. Die toxikologische Wirkung der Nitrile ist, wie er-
wähnt, von derjenigen der Cyanwasserstoffsäure wesenthch verschieden, wohl
aus dem Grunde, weil die Blausäure ein Isocyanid ist. Nach Calmels ist Me-
thylisocyanid'') (Methylcarbylamm) CH3 • N = C beim Einatmen noch giftiger
als wasserfreie Blausäure. Armand Gautier und Etard sehen das Kröten-
gift^) als Methvlcarbylamin an, es bildet sich aus der Isocyanessigsäure Cl^N
• CHj • COOH . Diese Angabe ist mu'ichtig, denn das Ki-ötengift (Bufotahn)
ist nach Wieland wahrscheinhch ein gesättigtes Dioxy-Lacton und der Cholal-
säm'e verwandt").
') Paul Hanzlik und Jesse Tarr, Journ. Pharm, and Exp. Therap. 14, 221 (1919).
-) Goldfarb, Diss. Dorpat (1891). ^) AePP. 34, 247. *) C. r. 98, 536.
') Gautier und Etard, C. r. 98, 131.
«) Heinrich AVieland und Friedrieh Jos. Weil, BB. 46, 3315 (1913).
Die Cyangruppe. 87
Die Giftigkeit der Monouitrile der fetten und aromatischen Reihe [Ver-
brugge^)] für Kaninchen ist pro Kilogramm in Grammen:
Acetonitril 0.13
Propionitril 0.065
Butyroiiitril O.Ol
IsobutjTonitril 0.009
Isovaleroiütril 0.045
Isocaproiiitril 0.09
Lactonitril 0.005
Cyanessigaäiu'enitril 2.0
Cyanessigsäure-äthyliiitril 1.5
Benzonitril 0.2
Benzylcyaiiid 0.05
Tolimitril o- 0.6
Amygdaloiiitril 0.006
Naphthonitril 1.0
Die Xaclibarschaft eines Hydroxyls zur Cj-angruppe oruiedi'igt die Giftig-
keit der letzteren, in der Cyancssigsäure ist die Giftigkeit der Cyangruppe
ganz verschwmiden. Milchsäurenitril zersetzt sich in Wasser und wh-kt ganz
Mic Blausäm-e. a-Cj'an-rv-milchsäure wirkt hingegen nicht wie Blausäm-e
kramj)f erregend, sondern rein jDaralysierend-). Formaldehydcyaiihydrin ist
viel giftiger als Acetoniti'il. was Reid Hunt^) durch raschere Oxydierbarkeit
wegen der Anwesenheit eines Hydroxyls erklärt.
Die Dinitrilc zeigen ein Verhalten. \^elches sich niclit in ein bestimmtes
Gesetz kleiden läßt.
Heymanns und Masoiu*) untersuchten die Giftigkeit des Oxalsäure-.
Malousäure-, Bemsteinsäure- und Brenzweinsäm'edinitrils. Die Giftigkeit
steht in keinem Verhältnisse zum Molekulai-gewichte. Bei verschiedcueu
Tierspezies erweisen sich die Gifte als verschieden giftig. Die Verschiedenheit
und Regellosigkeit dürfte mit der verschieden leichten Aljspaltbarkeit der
CN-Gruppe, welche eigentlich giftig ist, zusammenhängen.
Hingegen komite Barthe und Ferre^) Beziehungen zwischen Kon.stitution
und WLrJamg in dieser Gruppe finden und feststellen. Sie untersuchten Methyl-
cyanotricarballylat, Methylcyanosuccinat und Methylcyanoacetat. Das Mole-
kularge'svicht nimmt vom ersten zum letzten Körper zu ab. Der letzte Körper
CN
hat zwei substituierbare Wasserstoffe in der Methangruppe 'B.fi<QQQ p.jj ,
der zweite einen substituierbaren Wasserstoff HC<„qq ,,jj , der erste ist
CH, ■ COO • CHj
aber gesättigt und hat keinen substituierbaren AVassei-stoff mehr:
CH, • COO CH.,
V^-COOCH,
CHo ■ COO ■ CH3
Dieser chemischen Reihenfolge entspricht nun auch eine Skala der physio-
logischen Wirkung, derai't, daß liie Verbindung mit dem geringsten Molekiüar-
gewicht und den zwei noch substituierbaren Wasserstoffen des Methanrestes
am energischesten, der reinen Blausäure am ähnlich.sten ■\\irkt, der einen sub-
stituierbaren Wasserstoff enthaltende Körper steht üi der Mitte und der ge-
sättigte (Methylcyanotricarballylat) zeigte gar keine toxische Wirkung. Die
') Arch. international d. Pharmacodjm. 5, 161. -) Kastein, Diss. Kiel (1896).
") iVrch. de pharmacodyn. lä, 447. *) Ai-ch. de phaiinacodyn. 3, 77.
^) Arch. de physiol. [5] 4, 488.
88 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Giftwiikuiig besteht üi Betäubung, zunehmender Resph-ationsfrequenz und
steigender Diurese. — Es sind also die CN-Substitutionsprodukte um so aktiver,
je mehi- substituierbare Wasserstoffatome sie besitzen und je weniger hoch das
Molekulargewicht ist.
Die aromatischen echten Nitrile"^) verhalten sich folgendermaßen: Beuzo-
nitril CrjHg • CN wirkt selbst in großen Dosen unsicher. Die Giftigkeit des Benzo-
nitrils beruht nicht auf Abspaltung von Blausäure'^). Phenylacetonitril (Benzyl-
cyanid) C^Hg • CHj • CN bewirkt ähnlich dem Benzonitril vollständige Paralyse,
es fehlen hier jedoch die bei jenem auftretenden Ki-ämpfe cerebralen Ursprunges.
Es ist 5 — 6 mal so giftig als Benzonitril. Benzylcyaiüd scheint im Organismus
Blausäure abzuspalten, zum Teil erscheint es als Pheuylacetylaminoessigsäure
CgHs • CHg . CO • NH • CHa • COOK im Harn. Mandelsämenitril CgH, • CH(OH) • CN
ist giftiger als Benzylcyanid. Piperidoessigsävu-enitril CgH^N • CH, • CN scheint
leicht Blausäm-e abzuspalten. Nitrile, die ein Aminostickstoffatom in Verbin-
/CN
düng mit Äthylgruppen (Diäthvlaminoacetonitrü CH« , Diäthylamino-
/CN ' ^NtCjHs)..
inilchsäurenitril CH3CH enthalten, geben — möglicherweise durch
\N(C2HJ2
üxydationsprozesse — Blausäure ab, während Nitrile, die das N-Atom in Ver-
/CN
bindmig mit einer Phenylgruppe enthalten (Phenylammoacetonitril CHo ,
o- und m-Tolylaminoacetonitril CHg • C6H4 • NH • CH, • CN Blausäm-e im Orga-
nismus nicht absjjalten. Tolylaminoacetonitril ist wegen des Eüitrittes der
Methylgruppe in den Kern dem Phenylaminoacetonitril gegenüber an Giftig-
keit nachstehend. Die Addition von Jodmethyl zu Diäthylaminoacetonitril
and Diäthylamüiouiilchsäureiiitril vermindert deren Giftigkeit.
Chloralcyanhydriii ist 30 mal so giftig als Blausäure, was Reid Hunt
dm-ch das erleichterte Eindi-ingen des Chloralcyanhydrins in Organe, die sehr
leicht durch Blausäure geschädigt werden, erklärt.
;•' I- Äthylchloralcyanhydrin wirkt wesentlich durch die Blausäure^).
■ Die Isomerie in der Struktur der Cyanderivate ändert die Natur der physio-
logischen Wii-kuug nicht ab, sofern man nicht einen Übergang der Isocyan-
verbindiuigen in Cyanverbindungen innerhalb des Organismus amümmt, wozu
aber kein Grund vorhanden. Da ferner Äthylcarbimid -wirksamer ist als Iso-
thiocyansäiu-eäthyläther, trotz der Gleichheit des Alkohohadikals, so muß
gefolgert werden, daß die Sauerstoff enthaltenden Cyanderivate giftiger sind
als diejenigen mit Schwefel.
Isocyansäureäthylester (Äthylcarbimid) OC : N • CJIg und der Isocyanm--
säureäthylester (Triäthylcarbimid) (OC : N • C2H5)3 wirken im wesenthchen
auf die Atmung, und zwar erregen sie zuerst die Zentren, um sie später zu
lähmen*). Bei Vergleichung von Äthylcarbimid und Triäthylcarbimid zeigen
sich die bei Aldehyd und Paraldehyd gefundenen Verhältnisse. Der erste Körper
wirkt heftiger als der zweite. Abgesehen von der Giftigkeit ist die Wirkung
l>eider Köi-per doch der der Blausäure so weit ähiiüch, um sie mit cUeser in eine
Gruppe vereinigen können. Nähere Beziehungen rücksichthch des physio-
logischen Verhaltens zeigen die beiden Äther mit dem Dithiocyansäureäther
und dem Isothiocyanm-säm-eäther und dem Isocyanursäureallyläther.
1) P. Giaoosa, HS. 8, 95 (1883—1884). «) Reid Hunt 1. c.
3) Landgraff. Diss. Kiel (1896).
*) Baldi, Lo öperimentale I88T. Sett. 302. Ann. di chiiii. o di lannac. i, 205 (1888).
— F. Coppola, Rendiconti delle acad. dei Liucei. 5, I, 378,
Wirkungen der Puringrnppe. gg
Beim Frosch ist Sulfocyanwasserstoff (Rhodanwasserstoff) CX • SH viel
giftiger als das giftigste Mittel. Sonst ist Rhodanwasserstoff wenig giftig. Es
macht Krämpfe tonischer und klonischer Natur und vermehrt die Peristaltik *).
Die Cj-anursäure
H II
N C
N C
H II
O
imd das Cyanmehd (COXH)^ sind fast unschädliche Verbindungen, was um
so wichtiger ist, als gleiche Verhältnisse bei den schwefelhaltigen normalen
Cyanverbindungen obwalten. So ist z. B. Dithiocyansäureäthyläther ein
ziemlich starkes Gift, während dithiocyansaures Kalium mischädhch ist
oder höchstens durch seinen Kahgehalt schädigt 3). Auch thiocj-ansaures
KaUum ist bei Warmblütern nur ein schwaches Gift, im GJegensatze zum
Cyankahum^).
Im Ferrocyamiatrium hat weder die Cyangruppe, noch das Eisen eine
phj-siologische oder pharmakologische Wirkuiig. Auch Platincyannatrium ist
ebenfalls als MetaUgift und Cyanderivat wirkimgslos und migiftig, während
Platinsalze sonst sehr giftig sind, da dem komplexen Ion die Wirkungen des
Platin- und Blausäureion fehlen.
Xach L.Hermanu^) tötet XitropiTissidnatrium Fe(CN)3(XaCX).,X0 - 2 RjO
Warmblüter imter den Erscheinimgen der Blausäurevergiftung. In den Körjier-
höhlen der vergifteten Tiere kann man BlausäTiregeinich wahrnehmen.
Bei Einfühnmg von Cyan in das Coffein überbietet das CX-Radikal die
physiologische Wirkung der drei ilethj'lgruppen und das Cj-ancoffein wirkt
giftiger als Coffein^). Cj'anacetylguanidin ist giftig.
S. auch S. 75 Cyanamid.
8. Wiikungen der Puringruppe.
Imidazül Pyi-imidin Purin Xanthin (2.6-Dioxypiirin)
1 N=CH 6 1 N=CH 6 1 HN — CO 6
II II II
CH— ^\ 2 HC CH 5 2 HC bC — N^ 8 a OC SC • N^ 8
II >CH II II II II 7>CH I 11 7)CH
CH — XH 3 X — CH 4 3 X— C — XH 3 HX— C— X
4 9 4 9
CH = X
Imidazol ist sehr wenig giftig, während Pyrazol I >XH in seinen
CH = CH
Derivaten recht giftig ist, so z. B. Phenyldimethylpyrazol. Imidazol bringt
periphere Gefäße zur Kontraktion und wirkt auch auf andere glatte Muskeln
erregend [Uterus]^).
') H. Pasehkis, Wiener med. Jahrbücher 1885.
-) Gibbs und Reichert, Dubois' Arch. 1893. Suppl. 201. Ebenso ist die Oxamin-
säure XH, • CO • COOH ungiftig.
^) Coppola, Rendiconti della acad. dei Lincei 5, 1, 378.
*) Pflügers Archiv 39, 149, siehe auch Cromme, Diss. Kiel (1891).
') Pickeriug, Jouru. o£ physiol. 17, 395.
') Hellmut Auvermann,"AePP..84, 155 (1918).
90 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Lusi n ii) hat verschiedene Harnsäurederivate, Alloxan (Mesoxalylharnstoff)
HN<^g-,^>CO
Alloxantin CO • NH • 00 • NH • CO • C{OH) • C(OH) • CO • NH • CO ■ NH • CO
PO ■ N^TT
Parabansäure (Oxalylharnstoff) HN\ auf Giftwirkung untersucht
■MTJ
und gefunden, daß ihre Wirksamkeit \oti der Ureidgruppe t'0<j^jj und nicht
von der Imidgruppe HN<^q lierriihrt. da die Wirkung des Succinimids
I
CO • CH, • CH„ • CO • NH luid Chloralinüds (CCJs • GH : NH)3 wesentlich von
der der genannten Körper abweicht.
Alloxan ist am stärksten, Parabansäm'c am schwächsten giftig. Sie machen
aUe diastolischen Herzstillstand. Im Organismus werden aUe drei zerstört. Nach
Verfütterung von Alloxan finden sieh nur äußerst geringe Mengen Alloxantin
und Parabansäure im Harne; nacli AUoxantinfütterung schwache Spuren von
Alloxantin, außerdem geringe Mengen Dialursäurc, Parabansäure und Mm-exid;
nach Parabansäure niu- sein- geringe Spuren der eingeführten Substanz. Alloxan
und Alloxantin machen in 8 g-Dosen bei Hunden leichte DiaiThöe ohne andere
Symptome-), während Lusini^) fand, daß die Haut angegriffen wird und
Reflexübererregbarkeit und später Reflexuntererregbarkeit eintritt. Alloxan
macht beim Frosch Mydriasis.
Analog dem Alloxantin, aber schwächer, wirken die Salze der Purpiu-
säm'e (Murexid); bei Warmblütern ist Murexid inaktiv\ Bei direkter Herz-
wii'kung tritt diastolischer Stillstand auf. Murexid wird unzersetzt eliminiert
(Lusini).
Die Pyrimidinderivate Thymm, Cytosm und Uracil werden in beträcht-
lichen Mengen im Harn ■«ieder ausgeschieden; sie wirken weder auf den Eiweiß-
stoffwechsel, noch diuretisch und keinesw^egs toxisch*).
Imidazol ist jjhysiologisch ziemHch indifferent. Sowohl dem Imidazol
als auch dem PjTimidin kommt noch keine besondere Wirkung zu, erst der
Kombination beider Ringsysteme zum Purin. Em Ähnliches sehen vm bei
der Betrachtung des Benzols und Pyridins sowie des aus beiden kombinierten
Chinolimingsystems.
Methylimidazol erzeugt bei Hunden Erbrechen, starke Atemnot mid darauf-
folgende Lähmung des Atemzentnims^).
Benzimidazol | JZ-vrpr/^^ macht leichte Narkose, lähmt die glatte
Muskulatur des Darms und Uterus.
Methylbenzimidazol [ jZtittt/^ • ^^n wirkt etwas stärker auf das Herz
als Benzimidazol, sonst wie Benzimidazol.
Phenylbenzimidazol f J~.^jtx/'^ • '^o^s wirkt nicht giftig.
Diaminoaceton wirkt weder auf die Zirkulation, noch auf den Kanmchen-
darni.
1) Ann. di chim. e fanii. äl, 241; 'i'i, 3S.'"j.
") Koehne, liiaug.-Diss. Rostock (1894).
=") Ann. di chim. e di farmacol. 31, 145, 241 (1895); 38, 341, 385 (1895).
■*) Lafayette B. Mendel luid Viktor C Myers, Americ. .Toiu'n. Phy.'iiol. 36, 77.
S) K. Kowalevsky, BZ. 33, 4 (1910).
Wirkungen der Poringruppe. 91
Im menschlichen Organismus wird ein relativ erheblicher Teil des Imidazols
unverändert ausgeschieden. Benziraidazol und Methylbenzimidazol lassen
sich jedoch nach Eingabe im Harne nicht nachweisen.
Purin macht nach den Untersuchmigen von O. Schmiedebergi) eine
Steigerung der Gehirnerregbarkeit, we die Amiuoniumsalze, mit Neigung zu
konvulsivischen Krämpfen, ohne daß diese indes zum Ausbrucli kommen,
außerdem erhöhte tetanische Refleserregbarkeit und Lähmung. Die muskel-
erstaiTende Wirkung des Coffeins besitzt auch das Purin, doch tritt sie erst bei
.Vnwendung konzentrierter Purinlösung und viel langsamer als nach Coffein ein.
Die für Theobromin und Coffein charakteristische Kombination der Muskel -
wrkung mit dem Tetanus hängt von dem Purinkern selbst ab.
7-Methylpurüi steht dem Coffein viel näher als Purin. Auf Muskeln wh'kt
es stärker als Purin. Die Wirksamkeit dagegen ist eine verhältnismäßig geringe,
1 g ist bei Kaninchen bei subcutaner Injektion ohne merkliche Wirkung.
6-Oxj'purin (Hj'poxanthin, Sarkin) macht Tetanus, aber keine Muskel-
.staiTe. Die Arbeitsleistung der Muskeln wird durch Hv-poxanthin nicht beehi-
flußt^). Im Organismus des Hiindes wird es fast voUständig in Allantoin um-
gewandelt, beim Menschen größtenteils zu Harnsäure oxydiert ^j. Es bewirkt
erst nach 6 Stunden Reflex-Emi^findlichkeit und Reflex-Irradiation, spontane
Krampfanfälle: allgemeiner Starrkrampf wie beim Coffeintetanus steht sich
ein. 50 — 100 mg wirken letal, die Totenstarre tritt sehr bald inid in sehr aus-
gesprochenem Maße auf.
I.T-Dimethv'lhypoxanthin wirkt vorwiegend tetanisierend. Bei Fröschen
zeigt sich auch che MuskehWrkung, aber schwächer als bei Coffem.
8-Oxypurin zeigt im Gegensatz zum Hypoxanthin keinen Tetanus, sondern
nur Muskelstarre. Die Substanz wirkt sehr schwach.
7.9-Dimethyl-8-oxypmin macht im Gegensatze zu seiner nicht alkyherten
Muttersubstanz MuskeLstarre und Tetanus. In bezug auf die Stärke der Wirkung
ist die Substanz etwa dem Theobromin analog.
Während che Dimethylderivate beider Oxj'purine gleichartig wirken, zeigen
die Oxv'jJimne selbst Differenzen in der Wirkung, welche sich vielleicht durch
die Verschiedenheit ihrer Resorbiei'barkeit erklären lassen.
Xanthin (2.6-Dioxypm'in) hat eine eigentümhche, Muskel erstarrende*)
imd Rückenmark lähmende Wirkung. Xanthin stimmt in seinen Wirkungen
völlig mit dem S-Oxv-purin überein.
6.8-Dioxj'pmin ist so schwer löshch, daß man über seine Wirkimgen nicht
ins klare kommen kann. Anscheinend wirkt es auf das Nervensystem.
Die monalkyherten Xanthine wirken ohne Ausnahme ähnlich wie Coffein.
imd Theobromin sowohl auf Muskehi als auch auf das Nervensystem, jedoeii
mit dem Unterschiede, daß sie im Verhältnis zu der erregbarkeitssteigernden,
insbesondere der tetanisierenden Wirkung die Muskeln stärker stan- machen
als Coffein und selbst Theobromin.
7-Methylxanthin (Heteroxanthin) vnrkt v\-eniger erregbarkeitssteigenid
und mehr lähmend auf das Zentralnervensystem als 3-Methylsanthin. Auch
ist es vvirksamer als jenes. Beide machen Muskelstarre °). Während O.Ol g des
7-Methylxanthin bereits füi- Frösche letal sind, bevvirkt dieselbe Dosis des
3-Methj'Lsanthins niu- eine leichte und vorübei-gehende Muskelsteifigkeit. Wäh-
rend Theobromin und Coffein einen ausgesprochenen Tetanus hervorrufen, tritt
1) BB. 34, 2550 (1901). -) AePP. 1.5, 62. =) AePP. 41, 103.
*) Wilhelm Filehne, Dubois' Arch. f. Physiol. 1886, 72.
5) Manfredi Albanese, AePP. 43, 305.
92 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
dieser nach Injektion der beiden Monomethylxanthine gar nicht oder nur
einmal auf. Die letale Dosis des 3-Meth3-Lsauthins für Hunde ist 0.3 — 0.4 g
pro Kilogramm. Es macht keine Krämpfe, sondern nur Lähmungserseheinungen.
Die Monomethylxanthine (Albanese) stehen der Wirkung nach zwischen Xan-
thin und den höher methyUerteu Derivaten. Bei Kaninchen erregen sie starke
Diurese^) (namentlich 3-Methylxanthin). Die beiden Monomethylxanthine
machen beim Hunde keine Diurese. Nur 10% der injizierten Menge er-
scheinen unverändert im Harne wieder.
Die drei bekannten Dimethylsanthine verhalten sich folgendermaßen:
3.7-Dimethylxanthin (Theobromin) wird in bezug auf die Muskelwirkung ein
wenig von dem Theophyllin (1 .3-Dimethylxanthin) übertroffen und dieses "nieder-
um von Paraxanthin (1 .7-Dimethj'lxanthin), welches nur Muskelstarre hervorruft.
Ein unbedingter ParaUehsmus zwischen Nerv-MuskelwLrkung und Diurese
besteht in der Piu'ingruppe nicht 2).
Theobromin hat ebenfalls noch die Muskel erstarrende Einwirkung (Eigen-
schaft des Xanthins), die dadm'ch hervorgerufen wird, daß sowohl dem Xanthin
als auch dem Theobromin eine direkte Gerinnung veranlassende Wirkung auf
die Muskelflüssigkeit zukommt. Nun bestehen aber zwischen dem Muskel-
protoplasma und der Ganghensubstanz derselben Tierart bestimmte Beziehungen,
imd je empfindlicher das Protoplasma, desto empfindhcher ist die Ganghen-
substanz gegen die Wirkung des betreffenden Körpers. Coffein mit drei Methyl-
gruppen zeichnet sich durch Hervorrufung von Reflexübererregbarkeit nnd
prompt eintretender TotenstaiTe der Muskeln bei Fröschen aus. Die methy-
Uerteu Xanthine, Coffehi und Theobromin lassen das Herz intakt. Xanthin
erzeugt aber Zeichen von stellenweise auftretender Totenstarre des Heraens.
Durch die Einführung von Methylgrui^peu an die Stickstoffatome des Xanthin-
moleküls wird die Muskel erstarrende und Rückenmark lähmende Wü'kung
des Xanthins mehr und mehr abgeschwächt ^j. Theobromin und Coffein steigern
die Erregbarkeit des Zentralnervensystems. Auf die quergestreifte Muskulatur
wirken beide in der Weise, daß sich die Muskehi leichter und ergiebiger kon-
trahieren als vorher und größere Gaben Starre erzeugen.
Theobromin wirkt stärker auf die Muskeln als Coffein, im Vergleich zu der
Steigerung der Erregbarkeit des Zentralnervensystems.
Das Gehirn beherbergt bei Vergiftungen große Mengen Coffein*).
J. W. Golowinski fand beim Studium der Einwirkung von Purinderivaten
auf den Muskel, daß ein Ersatz des Methyls am X diu-ch Äthyl die Wirksamkeit
des Xanthinkems gar nicht oder doch höchstens in ganz geringem Grade ändert,
so z. B. bei Methyltheobromin imd Äthyltheobromin oder Methoxy- und Äthoxy-
coffein.
Eine gewsse Abstufung des Wirkungsgrades ist zu bemerken bei Lagever-
änderung der Methyl- und Äthylgruppen in den isomeren Verbindmigen : Äthyl-
theophyllin, Äthji theobromin, ÄthyliJaraxanthin, Theophyllin, Theobromin,
Paraxanthin, indem die Wirkung von TheophyUin zum Paraxanthin zunimmt,
wogegen die Wirkmig des Coffeins infolge Anlagenmg der Methoxy- und Äthoxy-
gruppe an den Kohlenstoff abnimmt. Die Unterschiede sind aber nicht sehr groß.
Alle alkylierten Xanthine wirken erregend auf den Skelettmuskel und diese
Vermehnuig der Erregbarkeit steht in direkt proportionalem Verhältnis zm"
Alkyherung des Xanthinkems. Paraxanthin hat von den Dimethylxantbiuen
1) Aroh. ital. de Biol. 38, fac. 3. ^) Starkenstein, .A.ePP. 5T, 27 (1907).
3J W. Filehne, Dubois" Arch. f. Physiol. 1886.
••) D. Gourewitsch, AePP. 3T, 214 (1907).
Wirkungen der Pviringruppe. 93
nach dieser Richtung hin clie stärkste, TheophyUin die schwächste Wirkung,
Theobromin nimmt zwischen beiden mittlere Stellung ein.
Die paralysierende Wirkung der Äthoxygruppe übertrifft die der Methoxy-
gnippe im substituierten Coffein^).
Führt man nun in das Coffein eine Hydroxylgruppe ein, so macht selbst
das Fünffache von der Coffeindosis, als Hj'droxycoffein verabreicht, keine augen-
fäUigen Erscheinungen; es ist die dem Coffein eigentümhche Einmrkung durch
die Einführung der Hydroxylgruppe anscheinend verlorengegangen. Durch
die Einführung der Hydrox^^Igruppe ist nämlich das Coffein molekül, welches
sich dem Organismus gegenüber recht resistent verhält, im Organismus zer-
setzlicher geworden, kann also leichter gespalten und oxydiert werden. Ander-
seits kann auch der Angriffspunkt durch die Einführmig der Hydroxylgruppe
verschoben sein. Diäthoxyhydroxycoffem ist bei Fröschen völlig unwirksam,
was ebenfalls auf die Gegenwart der Hydroxylgruppe in dem Körper zu be-
ziehen ist. Wenn man nun die Hydroxylgruppe im Hydroxycoffein veräthert, so
macht man durch den Verschluß der Hydroxylgruppe den Körper anscheinend
den Organismus resistenter. Sowohl 8 - Äthoxycoffem als auch Methoxycoffein
bewirken zunächst gar keine Symptome, sondern eine Betäubung des Zentral-
nervensystems, an die sich erst später eine der Coffeinstarre analoge Muskel-
erstarrung anschließt. Das Herz bleibt das ultimum moriens. Durch die Ein-
führung der Äthoxygruppe ist die Verwandtschaft der Substanz zum Zentral-
nervensystem wesentlich größer, zur Muskelsubstanz aber geringer geworden'').
Auch beim Säugetier zeigt sich die gleiche narkotische Wirkung. Blutdruck-
versuche mit Äthoxy-, Methoxy- und Coffein selbst zeigen, daß die Wirkung
der beiden erstgenannten auf Blutdruck und Herzschlag quaUtativ der des
Coffeins diu-chaus gleich ist. Beim Menschen erregen die Alkyloxycoffeine in
V2 g-Dose Zunahme der arteriellen Spannung, subjektives Behaglichkeitsgefühl,
große Neigung zum Nichtstun und zur Ruhe, oft sehr lange und sehr aus-
gesprochen subjektiv wahrnehmbare, verstärkte Herzarbeit, am nächsten Tage
Wohlbefinden; größere Dosen machen Schwindel und heftigen Kopfschmerz,
am nächsten Tage Abgeschlagenheit. Bei mittleren Dosen tritt in der Nacht
festerer Schlaf, nach größeren unruhiger ein.
Auch die diviretische Wirkung geht nach den Untersuchungen von W. von
Schroeder^) den Xanthinderivaten verloren, wenn eine Hydroxylgruppe ein-
geführt wird, selbst wenn man diese dann noch veräthert. Äthoxycoffein zeigt
erst diuretische Wirkung, führt aber auch in denselben Gaben Tod durch zentrale
Lähmung herbei. Auch das fast ungiftige CoffeinmethyUiydroxyd (Methyl imd
Hydroxyl am N) hat keine diuretische Wirkung mehr, ebenso fehlt sie dem
Coffeidin, welches unter Wasseraufnahme und Kohlensäureabspaltnng aus dem
Coffein entsteht.
Der Eintritt von Chlor verringert die Coffemwirkung, welche sich auf die
tonischen Kontraktionen des Herzens erstreckt. Die Einfügung des Cyans in
das Coffeinmolekül überbietet die physiologische Wirkung der drei Methyl-
gruppen und Cyancoffein wirkt giftiger als Coffein selbst, während Chlorcoffein
weniger giftig wirkt-
Noch stärker narkotisch als 8-Äthoxycoffein ist bei Fröschen 7.9-Dimethyl-
2.6-diäthoxy-8-oxypurin. Bei höheren Tieren ist es wenig wirksam. 7.9-Di-
methyl-2.6-dimethoxy-8-oxypurin macht keine hypnotischen Erscheinungen,
hingegen wie Coffein starke Muskelstarre und Tetanus.
1) Pflügers Arch. 160, 205, 207, 283 (1915). ^) AePP, 34, 85.
94 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Desoxycoffein (1.3.7-Trimethyl-6-dihydro-2-oxypurm) ist reduziertes
Coffein und bewirkt Tetanus und Muskelstarre amiähemd wie dieses, nur
treten die Wirkungen wegen der leichten Löslichkeit der Substanz sehr rasch
ein^).
1.3.9-Triinethylxanthin, welches vom Coffein nur durch die Stellung
der einen Methylgruppe verschieden ist, weicht in seinen Wirkungen ganz
erheblich vom Coffein ab. Es wirkt viel schwächer, die Muskelstarre bleibt
aus und die tetanischen Erscheinungen treten gegenüber der Lähmung in den
Hintei-gnmd.
8-Methylcoffein (1.3.7.S-Tetrameth}'lsanthin) weicht nur wenig in der
Wirkung vom Coffein ab. Annähernd gleich ist auch 3-Methyl-1.7-diäthyl-
xanthin. Isocoffein (L7.9-Ti-imethyl-6.8-dioxypurin) wirkt wie Coffein, nur
schwächer. 7.9-Dimethyl-ü.8-dioxypurin ist schwach wirksam, ähnhch im
Charakter wie die DimethyLxanthine, am ehesten wie TheophyUin.
\'on den Spaltungsprodukten des Coffeins ist folgendes bekannt :
Beim Coffeidin
>co
N
ist pharmakologisch eine schwere Schwächung der physiologischen Wirksamkeit
gegenüber dem Coffein zu erkennen, obschon die pharmakologische Zusammen-
gehörigkeit der beiden Substanzen sich nicht verleugnet, erst größere Gaben
machen Muskelerstarrung und später zentrale Paralyse, wie Coffein.
Coffursäure COOH
CO
I
macht keine Störung, in größeren Dosen eine vorübergehende und mäßige
Steigerung der Reflexerregbarkeit und eine gewisse Ungeschicklichkeit der
Muskelaktion.
Hypocoffein CO ■ O- CH— N- CH3
•^ \ I >CO
CHj-N— C=^N
ist wirkungslos, in größeren Gaben tritt (in? geringe Betäubung em; jedenfalls
ist Hypocoffein em sehr wenig wirksamer Körper und in Gaben, welche beim
Coffein enorm giftig sind, nur ganz indifferent.
Coffohn erscheint gänzhch wirkimgslos.
CH.-NHC:N-
HO • CH • N(CH3)'^
So nimmt also die Wirkung der Substanzen mit dem Abbau des Coffeinmoleküls
überall ab, trotz des Bestehenbleibens jenes charakteristLschen Restes:
=C— NCHj
I >C0
=N— C=N
Guanin (2-Amino-6-ox.>-purin) ist inuerhch gegeben völlig imwirksam. Es
macht bei intravenöser Injektion eine deutUche Senkmig des arteriellen Blut-
') BB. 34, 2556 (1901).
WiikunRen der Purinprrupp«'. 95
cliuckes*). Guanin wirkt also intravenös gegeben hy]30tensiv, während die
anderen Körper der Purinreihe hj'pertensiv wrken, eine Wirkung, welche mit
dem Oxydationsgrad und dem sauren Charakter des Moleküls ansteigt. Die
Guanin\virkung hängt mit der Aminogrui^po zusammen. Denn Monomethyl-
amin, Äthylendiamin, Hydrazin Tvirken ebenso depressorisch-). ö-Amino-
malonylguanidin ist subcuitan giftig und wirkt auf das Epithel der Tubuli
contorti, per os ist es harmlos.
Barbitursäure und Malouylguanitlin wirken iiiolit hypnotisch. Barbitur-
siiure und Alloxan wirken abführend.
Steudels Anga'ie, daß 2.4-Diamino-()-oxypyrimidin und 2.4.5-Triamino-
(i-üxypyrimidm giftig sind, i.st miriehtig.
Den methyliertcn Xanthindeiivaten kommt eine therapeutisch sehr stark
verwendete .Eigenschaft zu, nämhch die, vorzügUch diuretisch zu wirken. Die
tliuretische Wirkung der Purinderivate geht Hand in Hand mit der Muskel -
^virkimg und steht im Gegensatz zu der Erregbarkeitssteigerung des Nerven-
systems. Je stärker ein Purinderivat im Verhältnis zu der Erregbarkeitssteige-
rung des Nervensystems auf die Muskeln \\irkt, um so leichter iiift es auch
eine verstärkte Hamabsonderung hervor. Daher \vii'ken hervorragend in
diesem Sinne 3- und 7-Methylxanthin imd die drei Diraethylxanthine.
Theophylhn wirkt stärker diuretisch als Theobromin, am stärksten
Paraxanthin^).
Durch den Eintritt von Sauerstoff und von AJkylgruppen in den Purinkern
wird nur die Wirksamkeit im allgemeinen und das gegenseitige Stärke Verhältnis
der verschiedenen Wirlomgen verändert. Eine Gesetzmäßigkeit in der Beein-
flussung dieser Verhältnisse durch die Anzahl imd die Stellung der Sauer-
stoff atome und der Alkylgruppen im Molekül läßt sich aber nicht erkennen.
(O. Schmiedeberg.)
Heteroxanthiu (7-Methylxanthin) imd Paraxauthin (1.7-Dimethylxanthüi)
zeigen in ihrer physiologischen Wirkimg fast übereinstimmende Resultate,
indem sie die Respiration lähmen, die Skelettmuskulatur träge und unbehilflich
machen bei Absinken der Reflexe. Doch ist Paraxanthin bei Fröschen 2 — 3 mal
so wirksam als Heteroxanthin. Es steigt also hier die Wirksamkeit mit der
Anzahl der Methylgruppen [M. Krüger imd G. Salomon*)].
2.6.8-Trioxypurin (Hanisäure) ist unwirksam. Sie mrkt bei Kaninchen
leicht diureti.seh.
3- und 7-Monomethylharusäm'e sind Erregmigsgifte für das Zentralnei-ven-
system und haben vorübergehende Auurie, später Polyurie und Tod zur Folge.
1.3-Dimethylhamsäure wirkt leicht diuretisch ohne Schädigung des
Organismus.
Hydroxycoffein (1 .3.7-Trimethylliarnsäure)
CH3N— CO CH3
1 I •
CO C— N
I I >co
CHjN— 0 — N
H
wirkt stark dim'etisch, zeigt aber keine Wirkimg auf Muskeln und Nerven. Es
hat keine schädhchen Nebenwirkungen und wird unverändert ausgeschieden.
') Desgrez und Dorleans, Cr. 134, 1109.
-) Desgrez imd Dorleans, Cr. 156, 823.
^) Manfred; .Libanese mid Xarciss Ach. AePP. 44, 319 (1900).
') HS. 31, lf.9 (1895—1896).
96 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
1.3.7.9-Tetramethj'lharnsäure ist wirksam, macht Muskelstarre, Lähmivng
und dann Tetanus.
Erst die Bildmig des Imidazolringes bei der Entstehung der Purinderivate,
nicht aber die Pyrimidingruppe, gibt den Verbmdungen der Purinreihe die
Wirkung auf quergestreifte Muskehi (Vernichtung der Querstreifung), auf Herz
und Zentrahiervens_ystem, ferner die diuretische Wirkung. Monoformyl-l .3-di-
methyl-4.5-diamino-2.6-dioxypyi"imidin wirkt nicht, das durch Schließung des
Imidazolringes entstehende 1.3-Dimethylxanthin (Theophylhn) ist stark wirk-
sam'). Doch hat die Trimethylverbindung diese Eigenschaft im geringeren
Grade als die Dimethylverbindung, das Theobromin.
AzinjDurine nemien F. Sachs imd G. Meyerheim-) Substanzen, die sich
von den Purinen dadurch xmterscheiden, daß nicht wie bei ihnen ein Imidazol-
ring mit dem Pyrimidin, also ein 5- und ein 6-Ring verbunden ist, sondern ein
Pyrazinring, also zwei Sechsringe miteinander vereinigt sind. Die Grundsubstanz
ist also >^_(^]:£
I I
CH C — N = CH
II II I
N— C— N=CH
Die physiologischen Wirkungen sind denen der entsprechenden Purin-
verbindungen ähnhch, die harntreibende ist zwar noch vorhanden, aber nicht
verstärkt, die krampferregende dagegen erhöht.
9. Wirkung der Carbonylgruppe.
A. Aldehydgrnppe.
Die Wirkimg der Aldehydgruppe scheint mit der chemischen Reaktions-
fähigkeit derselben in engen Beziehimgen zu stehen.
Formaldehyd H • CHO zeigt imgemein reizende Eigenschaften auf alle
Schleimhäute, stark härtende Eigenschaften für Gewebe sowie intensive anti-
septische Fähigkeiten, welche diese Substanz in den Vordergrund des Interesses
gebracht haben. Acetaldehyd CHg • CHO läßt die Wirkung der Aldehydgruppe
sowie der Alkylgruppe hervortreten. Dieser Körper macht Anästhesie, Schlaf
imd vorher ruft er einen Erregungszustand hervor. In viel stärkerer Weise
und viel nachhaltender macht diese Erscheinungen der polymere Paraldehyd
(CHa-CHOg. Giftiger wirkt aber Metaldehyd (CHg- CHO)x.
Die relativen Giftigkeiten der Aldehyde für das Schildkrötenherz sind:
Propylaldehyd 1.0, Acetaldehyd 1.2, Isobutyraldehyd 1.8, Formaldehyd 40^).
Auch im Chloral CClg • CHO scheint die Aldehydgruppe an der schlafmachenden
\md vorher erregenden Wirkung beteiligt zu sein.
Mit dem Eintritt von Hydroxylgruppen in die Aldehyde bzw.
mit der Kondensation zu Aldolen sinkt die Wirksamkeit dieser
Körper bedeutend herab. Die Zucker (Aldosen) haben wohl infolge der
abschwächenden Wirkung der vielen Hydroxylgruppen gar keine schlaf-
machende Wirkung mehr. Es scheint durch den Eintritt von Hydroxylgruppen
in Aldehyd der Angriffspunkt im Organismus verändert zu sein.
CH, • OH
Glykolaldehyd • der einfachste Zucker, tötet m Dosen von 10 g
Kaninchen«). ^^"
1) H. Dreser, Pflügers Arch. 102, 1. ^) BB. 41, 2957 (1908).
') H. M. Vernon, Joxirn. of physiol. «, 325 (1911).
*) P. Mayer, HS. 38, 154 (1903).
Wirkting der Carbonylgruppe, oy
Glyoxal • ist sehr giftig; 0.2 g töten eLaen 7 kg schweren Hund*).
Aliphatische Aldehyde be-wirken bei Kaninchen (nicht aber bei anderen
Tieren) Arterienverändenuigen, Furfurol, aromatische Aldehyde, Ketone und
Natriumaceton vermögen aber keine typische Arterionekrose zu erzeugen^).
Aldehydammoniak CH3 • CH (OH) NHj macht Reizsymptome und Tod
durch AtmungsstUlstand. Die Herzaktion wird schwer ergriffen. Letale Dosis
ist 0.15 — 0.2 g bei subcutaner Applikation an Säugetiere^).
Die aromatischen Aldehyde sind von geringer Giftigkeit. Bei der großen
Resistenz des Kernes, wird in erster Linie die Aldehydgruppe im Organismus
zur Carboxylgruppe oxydiert, es verliert daher die Verbindung rasch ihre
ursprünghche Wirkung und wir haben es dann mit der Wirkung einer Carbon-
säure zu tun, welche ja meist gering ist, und nur in relativ großen Dosen und
nur in bestimmten SteUimgen eme giftige oder pharmakodynamisch verwert-
bare Wirkung zeigt. Es tritt nur bei stark reizenden Körpern eine giftige Wir-
kung durch Verändenmgen auf den Schleimhäuten auf. Die einfachste Form
eines aromatischen Aldehyds, der Benzaldehyd C^Tl- • CHO, wird zu Benzoe-
säure CgHj • C'OOH oxydiert und ist von geringer Giftigkeit. 1 g Benzaldehyd
tötet eine Katze von 1800 g, wirkt auf das Zentralnervensystem iind erregt
tonische Zuckungen*). Ä-Furfurol C4H3O • CHO (Aldehyd der Brenzschleim-
säure) wird im Organismus zu dieser oxydiert. Bei subcutaner Verabreichimg
wirkt es durch motorische Lähmimg sehr giftig 5), indem es neben Xarkose
starke lokale Reizung verursacht, während es vom Magen namenthch in Ver-
bindung mit Aikahen gegeben, gar keine Vergiftungssymptome hervorruft.
Na«h Lepine^) erzeugen Injektionen von Furfurol sofort Beschleunigung des
Herzschlages, Blutdruckeniiedriguug, Beschlemiigung, später Verflachung der
Atmung, leichte Krämpfe, Diarrhöe, Schläfrigkeit, Speichelfluß und schheßhch
Tod. Lokal bewirkt Furfurol totale Anästhesie der Cornea und Conjunctiva
und Verengerung der Pupülen. Für den Menschen wären etwa 10 g Furfurol
bei direkter Einführung in die Blutbahn die tödhche Dosis. Furfurin CaHgNg
(C4H30)3, Derivat des Glyoxalins, wirkt ähnhch wie Furfurol. Furfuralkohol
C4H3O • CH, • OH wirkt toxisch, macht Respirationslähmung, zunächst aber
eine Zunahme der Atemfrequenz').
OH OCH3
Protocatechualdehyd f J und Methylvanillin [ J ' haben bei sub-
CHO CHO
cutaner Einführung vorübergehende Störungen in Form von motorischer Reiz-
barkeit und Paralysen zur Folge. Methylvanillin hat auch eine gewisse hypno-
tische Wirkung, Vanillin und IsovaniUin (p - Methylprotocatechualdehyd),
werden dagegen auch bei intravenöser Einführung gut vertragen*). Piperonal
(HeUotropin) f J geht im Organismus in Piperonylsäure [ 1
CHO COOH
über und ist bei Warmblütern physiologisch unwirksam^). Bei Fröschen lähmt
1) J. Pohl, AePP. Sr, 415. 2) O. Loeb, AePP. 69, 114 (1912).
') Giacosa, Archiv per le sc. med. Vol. X. Kr. 14, S. 293 (1886).
') Jordan, Dorpater Arbeiten XI. XII, S. 293.
') Chem.-Ztg. 1903, 73. ^) C. r. s. b. 1887, 437.
') E. Erdmann, AePP. 48, 233 (1902). «) Annali di chim. 1896, 481.
») A. Heffter, AePP. 35, 342.
F r & n k e 1 , Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 7
98 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
es äußerst schnell das Zentralnervensystem. Die Wirkung wird durch Strychnin
aufgehoben 1).
B. Ketone.
Den Ketonen kommen im allgemeinen jene Wirkungen zu, welche für die
Gruppe der Alkohole eigentümhch sind, u. z. Narkose imd Herabsetzung des
Blutdruckes. Die Wirkung der einzelnen Glieder der Ketonreihe ist nicht gleich
und es scheint, als wenn die Stärke der Wirkmig zunächst mit der Zunahme des
Molekulargewichtes wachsen würde. Aber dieses ist nicht ausschließlich maß-
gebend, da beim Methylnonylketon CHg • CO • (CH2)8 • CHg nur eine gewisse
Trägheit und geringere Reaktion gegen Reize eintreten, so daß die Differenz
in der Wirkung verschiedener Ketone wohl hauptsächlich auf die Anwesenheit
der verschiedenen Alkylgruppen im Molekül zu beziehen ist. Nach Pietro
Albertoni und Bisenti^) haben Aceton CHj-CO-CHg und Acetessigsäure
CHg • CO • CHg • COOH die unangenehmen Nebenwirkungen, daß sie das Nieren-
epithel schädigen und dadurch Albuminurie hervorrufen. Aceton wird nach
Alberto ni*) im Organismus sonst gut vertragen und ist weniger giftig als
Äthylalkohol.
Aceton wirkt in großen Dosen betäubend und lähmend*). Hund und
Kaninchen scheiden es zu 77% wieder aus. Die Kondensationsprodukte des
Acetons verhalten sich folgendermaßen : Mesityloxyd qjj^> C = CH • CO • CH,
OH OTT
macht Narkose, Phoron „jj'>C=CH — CO — CH=C<„-g' macht Darmreizung
und Narkose. Beide Substanzen verwandeln sich im Organismus in ge-
schwefelte Ketone^).
Isopropylalkohol CHj • CH{OH) • CHg verwandelt sich im Organismus zum
Teil durch Oxydation in Aceton, zum Teil ^vird er unverändert ausgeschieden.
/?-AcetylpropionsäuTe (Lävulinsäure) CHg • CO • CHg • CHg • COOH ist beim
Menschen giftig®), die leicht in Aceton und Kohlensäure zerfallende Acet-
essigsäure ist relativ wenig giftig, nur schädigt sie, wie erwähnt, das Nieren-
epithel und in größeren Dosen ruft sie diabetisches Koma hervor.
Nach Albanese und Parabini') haben alle der Ketongruppe angehörigen
Körper eine ähnliche Wirkung. Die ahphatischen Ketone haben infolge der
Alkylgruppen schlafmachende Wirkung, ebenso die gemischten. Aceton (Di-
methylketon), CHg • CO • CHg erzeugt einen Zustand von Trunkenheit und
Erregung der Herztätigkeit, späterhin Lähmung des Zentralnervensystems.
Diäthylketon CgHg • CO • CgHg zeigt sich deutlich als Schlafmittel, welches die
Herztätigkeit nicht beeinflußt. Dipropylketon CgH, • CO • CgH, ist ein leichtes
Schlafmittel. Die CHg-Gruppe bei den ahphatischen Ketonen scheint keinen,
die CgHs-Gruppe einen günstigen Einfluß auf die hj^notische Wirkung zu haben.
Benzophenon CgHg • CO • CgHg wirkt h3rpnotisch, wenn auch schwächer als
die aliphatischen Ketone. Die gemischten Ketone zeigen Wirkmigen, welche
sowohl der Ketoi gruppe als auch den ahphatischen Alkylen entsprechen,
während die aromatische Gruppe an der Wirkung nicht mitbeteiligt ist. Methyl-
phenylketon (Acetophenon) CgHg • CO • CHg ruft Lähmungserscheinungen her-
^) H. Kleist, Bericht v. Schimmel & Co., in Miltitz bei Leipzig.
-) AePP. 33, 393 (1887). ') AePP. 18, 218.
*) Goß mann, Münohener med. Wochenschr. 1903, 1556. — Albertoni und Bi-
senti, AePP. 33, 393 (1887). — L. Schwarz, AePP. 40, 175.
6) L. Lewin, AePP. 56, 346 (1907). ") W. Weintraud, AePP. 34, 367.
') Ann. di Chim. e Farm. 1893, 124 und 125.
Bedeutung des Eintrittes von Säuregruppen. 99
vor. Äthylphenylketon CgHg • CO • CjHj und Propylphenylketon CgHj • CO
• C3H7 rufen Schlaf hervor. Äthylphenylketon ist der wirksamere Körper. Die
Stärke der Wirkung scheint mit der Zunahme der Molekulargewichte zu
wachsen 1).
Ninhydrin (Triketohydrindenhydrat) ist ein allgemeines Gift für ver-
schiedene niedere und höhere Lebewesen, was mit seiner Ketonnatur zusammen-
hängt 2).
Cicutoxin CjgHjgOa ist nach Ansicht von C.A.Jacobson ein komplexes
PjTonderivat, es macht Krämpfe und greift das Nervenzentrum im Calamus
scriptorius an ; 5 cg pro Kilogramm per os töten Katzen ^) .
m-Dimethylchiuol O
H0/^CH3
ist für Kaninchen ziemlich giftig, es verursacht cerebrale Erregungszustände
und allgemeine Krämpfe. Bei Hunden macht es keine Vergiftungserscheinungen.
Im Harn ist weder Chinol noch Hj-drochinon nachweisbar.
Toluchinol q
ist sehr giftig, die Wirkungsart ist gleich der des Dimethylchinol. Es macht
bei Hunden Erbrechen und Durchfall, heftige Krämpfe und dann Lähmungen.
Im Harne ist weder Chinol noch Hydrochinon nachweisbar.
10. Bedeutung des Eintrittes von Säuregruppen.
Die Giftigkeit der Säuren ist diu-chaus nicht immer Funktion ihrer Disso-
ziation. Die Stärke der Salpetersäure ist fast so groß wie die der Salzsäure, und
doch ist dieselbe bedeutend weniger giftig. Die Schwefelsäure ist fast niu- halb
so stark wie die Salpetersäiu-e, und doch töten beide Säuren in gleicher Zeit.
Daher ist die physiologische Wirkung einer Säure nicht allein von ihrem Disso-
ziationsgrad abhängig, Nitrate und Sulfate sind bedeutend giftiger als Chloride.
Bei den organischen Säiu-en sieht man keine gesetzmäßigen Beziehungen
oder einen Parallelismus zwischen physiologischer Wirkung und Dissoziations-
größe. Bei den organischen Säuren ist die Dissoziationskonstante kein Maß ihrer
Gift Wirkung*).
In Vioo'ii "Lösung steigert Natriumeitrat die Stärke der rhythmischen
Kontraktionen am Kaninchendüimdarm unter Herabsetzung ihrer Geschwin-
digkeit. Dieses beruht wahrscheinlich auf Erregung sympathischer Nerven-
gebilde ^).
Starke und mittlere Konzentrationen von Natriumsuccinat wirken all-
gemein anregend auf den Darm, am deutUchsten auf den Dünndarm. Malat
wirkt in starker Konzentration herabsetzend, in schwächeren Lösungen auf
den Dickdarm ebenso auf den Dünndarm aber erregend. I-Tartrat regt in Kon-
zentrationen von Y25 — ^/fQo-'0--^s\uigei\ den Dünndarm an, setzt aber die Tätig-
1) L. Lewin, Toxikologie, S. 192. -) Oskar Low, B. Z. 69, 111 (1915).
') Joum. american ehem. Society 3T, 916 (1915).
*) Alexander Szili, Pflügers Arch. 130, 134 (1909).
') W. Salant und E. W. Schwartze, Journ. Pharm, and exp. Therap. 9, 497 (1917).
100 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
keit des Dickdarms herab ; d l-Tartrat und Mesotartrat können in Yioo'n'I^^ungen
den Dünndarm mäßig anregen. Es Trird aber durch alle Oxyderivate der Bem-
steinsäure die Tätigkeit des Dickdarms herabgesetzt und diese Wirkung nimmt
mit der Zahl der Hydroxylgruppe zu^).
Bei der künstlichen Parthenogenese erweist sich für die Membranbildung
am Echinodermenei die chemische Konstitution der Säuren für deren Wirkung
von großer Bedeutung. Kohlensäure und Fettsäuren sind selir wirksam, starke
Mineralsäiu-en sowie zwei- und dreibasische organische Säuren unwirksam. Die
OxysäTiren sind weniger ■worksam als die entsprechenden einbasischen Fettsäuren.
Mit der Zunahme der Kohlenstoffatome nimmt die Wirksamkeit der Fettsäuren
zu, der Eintritt einer Hydroxylgruppe hat die entgegengesetzte Wirkung, die
gerade Kette der Kohlenstoffatome ist wirksamer als die verzweigte. Die Dif-
ferenz der Wirkung beruht auf den Beziehungen zwischen Konstitution und
Geschwindigkeit der Absorption der Säuren durch das Ei^).
Für die physiologische Wirksamkeit der Säuren ist also nicht lediglich ihr
Dissoziationsgrad maßgebend; so hat es sich in der Untersuchung von Jacques
Lob gezeigt, daß es sich für die Hervorruf ung der Membranbildung nur um die
in das Ei eingedrungene Säuremenge handelt und die Wirksamkeit daher ab-
hängig ist von dem Verteilungskoeffizienten der Säure. Hierbei. ist die Zeit,
welche erforderlich ist, einen bestimmten Prozentsatz der Eier zm- Membran-
bildung zu veranlassen, um so kürzer, je größer die Zahl der Kohlenstoffatome
der Säiu-e ist, analog dem Verhalten der Alkohole, deren narkotische und hämo-
lytische Wirksamkeit ebenfalls für die Glieder derselben Reihe bei Zunahme
der Zahl der Kohlenstoffatome wächst.
Die Wirksamkeit der Alkohole nun läuft parallel ihren Teilungskoeffizienten
zwischen Lipoid und Wasser und die relative physiologische Wirksamkeit der
Alkohole muß dann in erster Linie durch die relative Geschwindigkeit der Ab-
sorption derselben durch die Zelle bedingt sein^).
Diejenigen Stoffe, welche im Organismus Paarungen eingehen, sind stets
giftig, und es ist eine Hauptaufgabe des Organismus, solche Stoffe in die ganz
oder wenigstens verhältnismäßig indifferenten gepaarten Verbindungen mit
Glykokoll, Schwefelsäure oder Glykuronsäure überzuführen, also in eine Säure
zu verwandeln. Der Ersatz von Wasserstoff der Hydroxylgruppen durch Säure-
gruppen bewrkt, obwohl das Molekül eigenthch chemisch nicht tangiert wird,
eine starke Veränderung in bezug auf die physiologische Wirkung. Der Eintritt
von sauren Gruppen schwächt die phj^siologische Wirkung bedeutend oder hebt
sie ganz auf. Die Untersuchiuigen von P. Ehrlich haben gezeigt, daß basische
Farbstoffe das Grehimgrau färben, überhaupt färben sie Nervensubstanzen sehr
gut, sie sind daher als Neiu'otrope zu betrachten. Die Farbsäuren hingegen fär-
ben Nervensubstanz nicht, und insbesondere die substituierten Sulfosäuren
färben die Gewebe keineswegs. Wir sehen vor allem bei den Phenolen, welche
ja relativ starke Gifte sind, daß man beim Ersatz der Hydroxj'lgruppen durch
Schwefelsäure zu ungiftigen Körpern gelangt. Während Phenol CgHs • OH
giftig ist, ist die Phenolätherschwefelsäure C^Hj • 0 • SO3H ganz ungiftig. Das-
selbe ist auch für eine Reihe anderer Verbindungen bekannt. So ist Phenyl-
dimethylpyi-azol*) giftig, während Phenyldimethylp3Tazolsulfosäure bei Ka-
ninchen, selbst bei intravenösen Injektionen von 5 — 6 g keine merkbare Wirkung
zeigt. Es wird liier durch den Eintritt der Schwefelsäuregruppe die Giftigkeit
^) W. Salant, C. W. Mitchell und E. W. Schwartze, Joura. Pharm, and exp.
Therap. 9, 511 (1917). -) Jacques Lob, Künstliche Parthenogenese, Berlin 1909.
3) BZ. 15, 258 (1909). *} H. Tappeiner, AePP. 37, 325.
Bedeutung des Eintrittes von Säuregruppen. JQX
der Substanz wesentlich herabgesetzt. Dieselben Erscheinungen sind auch für
Morphin bekannt. Während Morphin eine eminente hypnotische Wirkung hat,
und diese hj^inotische Wirkung schon in ganz kleinen Dosen ausübt, geht der
Morphinäthersehwefelsäure diese Wirkung gänzhch ab. Sie zeigt nur in erheb-
lich großen Dosen bei einer äußerst geringen Giftigkeit physiologische Effekte,
welche an die Wirkungen der Codeingruppe erinnern i). Ebenso ist Chininäther-
schwefelsäure vöUig miwirksam. Andererseits wirken Farbstoffe wie Trypanrot
und Trypanblau trotz der Gegenwart mehrerer Sulfognippen stärker trypa-
nocid. Bei Morphin und Chinin wird aber dm-ch den Eintritt der Sulfo-
säure diejenige Gruppe, das Hydroxyl, welche den Gesamtkörper zur Wirkung
gelangen läßt, verschlossen. Aber dieselbe Wirkmig hat das Eintreten der
Sulfosäuregruppe auch bei solchen Körpern, deren wirksame Gruppe dm'ch
das Eintreten der Schwefelsäure nicht tangiert wird. Die Nitroderivate haben
bekanntlich eine starke Giftwirkung, und zwar bedingt durch die Nitrogruppe.
Tritt aber an eine aromatische Nitroverbindung eme Carboxyl- oder eine
Sulfosäiu'egruppe, oder köimen beim Passieren durch den Organismus oxydativ
Carboxylgruppen entstehen, so kommt der Giftcharakter der Nitrogruppe
wenig oder gar nicht zum Vorschein. Das schon in kleinen Mengen giftige
Martiusgelb (Dinitronaphthol) wird dxu'ch die Überführung in die Sulfosäure
(Naphtholgelb S) durchaus unschädlich-), ein Beweis, daß die Entgiftung
durch die Sulfosäure die Nitro Wirkung vollständig aufheben kann. Auch andere
Farbstoffe, bei denen SuLfosäuren im Molekül vorhanden, sind absolut unschädUch,
auch bei Emgaben sehr großer Dosen . A r 1 o i n g und Cazeneuve^) untersuchten
EocceUinrot mid Roccellin B, die Nitroderivate der RocceUinsulfosäiure und der
a-Naphthylaminazo-/)'-naphtholdisulfosäure und fanden sie absolut unschädlich.
Es ist für den physiologischen Effekt gleichgültig, ob die eintretende SO3H-
Gruppe am Sauerstoff oder am Kohlenstoff gebimden ist, ob es sich um eine
Ätherschwefelsäure oder eine aromatische Sidfosäure handelt. Sowohl die
Phenolätherschwefelsäure CgHj • 0 • SO3H als auch die Phenolsulfosäure
OTT
CeH4<gQ jj sind ganz ungiftig. Nur die Eigenschaft der neuen Substanz als
Säure zu fungieren, bedingt deren Ungiftigkeit.
Ätherschwefelsäiure C2H5 • 0 • SOsHist ungiftig und verläßt den Organismus
unverändert, Äthylsulfosäure ist ebenfalls ungiftig mid wird im Organismus
nicht verändert. Das Natriumsalz der Äthylschwefelsäure zeigt keinerlei Wir-
CHj • OH
kling, die Säure selbst hat reine Säiurewirkung*). Isoäthionsäure • „rMT
wird zum Teil oxydiert, ist aber würkimgslos. Taurin (Aminoäthylsulfosäure)
CH, • NH, , , , , ^ , CH2 • NH • CO • NH,
• " „ " bildet beim Kaninchen keine Taurocarbaminsäure '„ „^ „
CHj SO3H CH2 • SO3H
An Kaninehen verfütterte Taurocarbaminsäxire wird unverändert ausgeschieden.
CH, • SO3H
Disulfätholsäure ■ " wird unverändert ausgeschieden^).
CHj • SO3H
Der Einfluß der Gegenwart einer Carboxylgruppe zeigt sich deutheh auch beim
Vergleiche von Chohn und Betain, welche sich wie Alkohol zur Säure verhalten
Cholin (CH3)3EEN<^^2-CH2-OH_ ^^^^.^ ^^^^^^ ^ ^ ^CB, ■ COOK
Cholin, der Alkohol, ist schwach wirksam, Betain, die Säure, ganz unwirksam.
1) Stolnikow, HS. 8, 235 (1883—1884). =) Th. Weyl, BB. 21, 512 (1888).
ä) Arch. de physiol. [3] 9, 356. *) Keiji Uyada, Ther. Mon. 1910, Jan.
=) E. Salkowski, Virchows Arch. 60, 315.
102 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Betainchlorid ruft in größeren Dosen bei kleineren Tieren Durchfall, Er-
brechen und starke Speichelsekretion hervor und scheint auch das Herz anzu-
greifen. Bei subcutaner Injektion größerer Dosen treten Nekrosen auf. Bei
Kaninchen und Katzen erscheint verfüttertes Betain zum Teil als solches im
Harn, daneben tritt auch vieUeioht Trimethylamin aiif^).
Über den Einfluß des Carboxyls auf die Fettreihe hat Fodera^) Unter-
suchvuigen angestellt, bei welchen er an Fröschen und Säugetieren mit Essig-
säure, Propionsäure, Buttersäiure, Valeriansäure, Adipiusäiu-e, Malonsäure,
Bernsteinsäure xmd Brenztraubensäure experimentierte und zu folgenden Er-
gebnissen kam. Der Eintritt des Carboxyls in die Moleküle der Fettreihe
erhöht deren Toxizität. Indem aber die Verbindungen durch das An-
wachsen der Carboxyle im Moleküle immer weniger leicht oxydierbar
werden, so werden für die Säugetiere Substanzen, welche zwei Carboxyle
enthalten, weniger aktiv, als die mit nur einem (die Oxalsäure würde hier
eine Ausnahme bilden). Das Carboxyl an und für sich hat cerebral
lähmende Wirkimg. Die größere Giftigkeit der Malonsäure bei intravenösen
Injektionen bei Säugetieren im Vergleich zu Essigsäure ist auf die besondere
chemische Konstitution der Malonsäure und ihre geringe Stabilität zurück-
zuführen, diu'ch die es wahrscheinlich im Organismus zur Bildung von Kohlen-
säure kommt.
Von großem therapeutischen Interesse sowie von großem Interesse für
die Synthese von Arzneimitteln ist der Eintritt von Carboxylgi-uppen in aro-
matische Verbindungen^). Eine Anzahl aromatischer Verbindungen werden
relativ ungiftig, wenn in ihre Moleküle die mit Sauerstoff gesättigte und im
Organismus nicht weiter oxydierbare Carboxylgruppe eingeführt wird. Benzol
wird intern in Dosen von 2 — 8 g pro die vertragen. Die entsprechende Carbon-
säure, Benzoesäure, ist viel weniger giftig. 12 — 16 g pro die werden ganz gut
vertragen und vom Menschen als Hippursäure ausgeschieden. Ein Plus an ein-
geführter Benzoesämre wird als solche ausgeschieden. Naphthalin !
ist in größeren Dosen giftig. Naphthalincarbonsäiire C^Hv • COOH macht keine
physiologischen Wirkungen oder Störungen und passiert den Organismus unver-
ändert. Phenol kann man in Dosen von 1 — 2 g geben, bei welchen es aber schon
giftig zu wirken anfängt. Wir kennen nun drei dem Phenol entsprechende Car-
bonsäitten. m- iind p-Oxybenzoesäure sind selbst in großen Dosen unschädlich
und therapeutisch unwirksam, hingegen wird Salicylsäure (die o- Verbindung),
welche die einzig wirksame ist imd stark antiseptisch und antifebril \virkt, in
Dosen von 4 — 6 g j)ro die noch sehr gut vertragen. Es wird also Phenol durch
Eintritt von Carboxyl in zwei Stellungen gänzhch unwirksam gemacht, in einer,
(der o-SteUung), in emen wirksamen, aber weit weniger giftigen Körper verwan-
delt. Dabei ist zu bemerken, daß die elektrische Leitfähigkeit der Salicylsäure
weitaus höher ist als die der beiden isomeren Verbindungen. Brenzcatechin
OH
ist das giftigste der drei Dioxybenzole ; in Dosen von 2 — 3 g pro die
kann man es als ein Antipyreticum von rauschartig vorübergehender Wirkung
OH
benützen. Die entsprechende Carbonsäure (Protocatechusäiu-e) f J hat
COOH
1) Amt Kohlrauseh, Zentralbl. f. Physiol. 33, 143.
2) Ai-ch. di Farmacol. 1894, 417. ') M. v. Nencki, AePP. 30, 300.
Bedeutung des Eintrittes von Säuregruppen. 103
in Dosen von 4 g keine toxische oder therapeutische Wirkung. Die Dioxy-
benzoesäuren und die ihnen entsprechenden Aldehyde sind für den mensch-
lichen Organismus fast indifferent, sie wirken nicht antiseptisch und fast gar
OH
nicht antipyretisch 1). Pyrogallol f J__ wirkt bekannthch stark giftig,
hauptsächlich wegen seiner reduzierenden Eigenschaften. Die entsprechende
Carbonsäure, Gallussäure, ist nicht giftig und hat weder antipyretische, noch
antiseptische Eigenschaften. Menschen vertragen 4 — 6 g Gallussäure pro die gut.
/5-Naphthol wirkt bei Hunden in Dosen von 1 — IV2 g tödhch. Die /Ö-Naph-
thoesäure wirkt erst bei Hunden in Dosen von 4 g giftig, doch erholen sich
die Tiere sehr bald vollständig. Auch o-OxychinoUncarbonsäure ist selbst in
größeren Dosen nicht giftig und wird unverändert im Hame ausgeschieden.
Im allgemeinen sind die aromatischen Kohlenwasserstoffe und
Phenole für den Tierkörper viel giftiger als die zugehörigen Car-
bonsäuren, d. h. durch den Eintritt der Carboxylgruppe in die aro-
matischen Verbindungen wird ebenso wie durch den Eintritt einer
Sulfogruppe die Giftigkeit herabgesetzt oder ganz vernichtet.
Während Benzol, Naphthalin, Phenol, Naphthol in den Geweben zum Teil
hydroxyliert werden, Benzol zu Phenol, Naphthalin zu Naphthol, Phenol zu
Brenzcatechin und Hydrochinon, Naphthol zu Dioxynaphtholen, also die schon
einfach hydroxyherten Körper zu zweifach hydroxylierten und sich dann erst
diese Substanzen mit Schwefelsäure oder Glykuronsäure im Organismus paaren,
imterhegen die aromatischen Carbonsäuren in den Geweben weit weniger der
Oxydation imd werden zum Teil ganz unverändert ausgeschieden oder sie
paaren sich mit Aminoessigsäiire.
Auch die Aminoverbindungen verlieren durch die Einführung des Carboxyls
einen großen Teil ihrer toxischen Wirkung^). Das so heftig giftige Anilin wird
dm-ch Eintritt einer Carboxylgruppe fast ganz entgiftet. Die m-Aminobenzoe-
NH2
säure f Jpr>p,TT wird nach den Untersuchungen von E. Salkowski selbst
in Dosen von 5 g des Natriumsalzes gut vertragen und macht nur wenig Übel-
keit. Schon das Eintreten von Hj^droxylen in das Anilin vermag letzteres
weniger giftig zu machen, so sind p-Aminophenol und o-Aminophenol weniger
giftig als Ajiilin. Ganz ungiftig sind die entsprechenden Sahcylsäuren :
COOH (1) COOH (1)
o-AminosaUcylsäure CeHo^OH (2) und p - Aminosalicylsäure CjHj^OH (2)
^NHj (3) NHj (5)
sind selbst in Dosen von 10 g pro die für Menschen ganz unschädhch. Diese
Regel, daß der Eintritt der Carboxylgruppe entgiftend wirkt, gilt auch für die
zusammengesetzten aromatischen Verbindungen. o-OxycarbanU (Carbonyl-
aminophenol) CO : N • CgH^ • OH wird in Dosen von 2 — 3 g gat vertragen und
erzeugt bei Fieber prompten Temperatiurabfaü. Die Verbindmig selbst wird im
Organismus weiter oxydiert und paart sich dann mit Schwefelsäure. Die ent-
sprechende Carbonsäure OC : N • CeH3<^QQg aber ist selbst in Dosen von 5 g
ungiftig und passiert den Organismus unverändert. AcetaniUd (Antifebrin)
CH3 . CO • NH . CgHs ist weit weniger giftig als Anilin NH2 • CgHs selbst. Es
erzeugt in Dosen von V4 — 1 g prompten Temperaturabfall und ist ein sehr
^) Pio Marfori, Ann. d. chimic. e farmac. 1896, Nov.
^) M. V. Nencki imd Boutmy, Archiv des sciences biolog. St. Pötersbourg 1, 62.
104 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
kräftiges Antipyreticum. Malanilsäiire C^Hj • NH • CO • CHg • COOH kann man
als ein Acetanilid auffassen, in welchem ein Wasserstoff des Methyls durch eine
Carboxylgruppe ersetzt ist. Malanilsäure, welche sich also vom Acetanilid nur
durch die Gegenwart einer Carboxylgruppe vmterscheidet, hat selbst m Dosen
von 6 g beim Fiebernden gar keinen Effekt und wird unverändert ausgeschieden.
Phenacetiii (Acetyl-p-aminophenoläthyläther) ist eines unserer bekanntesten
antipyretischen Mittel und wirkt in Dosen von V2 — 1 g prompt bei Fieber.
O • P TT ( \\
p-Phenacetincarbonsäure hingegen C5H4<jjjj. -^^ ^^^ .coOH (4) '** selbst in
größeren Dosen indifferent. Der Ersatz eines Wasserstoffes also in der Seiten-
kette durch eine Carboxylgruppe hebt die toxische und therapeutische Wir-
kung des Phenacetins vollkommen auf. Dies ist um so interessanter, da man
durch Ersatz des gleichen Wasserstoffes durch eine Aminogruppe einen aus-
gesprochen wirksamen Körper bekommt, das PhenokoU
P TT _^OCnHg
« *^NH • CO • CH, ■ NHj
Lazzaro^) hat nun für diese Erscheinungen folgende Regel aufgestellt.
Wenn im Anilin ein W^asserstoff im Benzolkem durch eme zusammengesetzte
Gruppe, z. B. den Sulfosäurerest ersetzt wird (Sulfanilsäure), so geht die krampf-
erregende Wirkung verloren, bleibt aber erhalten, wenn, wie im Bromanilin, n\ir
ein einzelnes Element für den W^asserstoff euitritt. Diese Regel von Lazzaro
ist in dieser Form unrichtig. Die Wirkmig des Anilins oder analoger Körper
geht verloren, weil durch den Eintritt der Sulfosäuregruppe der basische wirk-
same Körper in einen sauren, daher miwirksamen verwandelt wird. Beim
Bromanihn geschieht diese Umwandlimg nicht, daher geht der ursprüngHohe
Charakter nicht verloren.
Das Jod- oder Chlormethylat des Phenyldimethylpyrazols^)
CeHs
CH3.A<§f3
II II ^'
H • C— C • CH3
ruft starke Krämpfe, Lähmungserscheiumigen imd Tod durch AtemstUl-
stand hervor. Phenyldimethylpyrazolcarbonsä\u:e hat qualitativ die gleiche,
aber quantitativ etwas schwächere Wirkung.
PhenyldimethylpjTazolcarbonsäure
N
/\
CH3 ■ C N . CH3
II II
H - C— C • COOH
Noch viel geringere zentrale Wirkutng besitzt die Phenylmethylpyrazolcarbon-
säure; sie ist erhebhch weniger giftig als das ihr chemisch nahestehende
Phenyldimethyli^jTazolon. Wenn man auch das letzte Methj'l durch eine
Carboxylgruppe ersetzt, so bekommt man die Phenylpyrazoldicarbonsäure,
welche weniger giftig als die PhenyldimethylpjTazolcarbonsäure ist; es ändert
sich aber auch der Wirkungscharakter, indem neben der Respirationslähmung
1) Arch. per le scienze med. 15, 16. -) H. Tappeiner, AePP. 28, 295.
Bedeutung des Eintrittes von Säuregruppen. 105
auch die Herzlähmung in den Vordergrund tritt. Obgleich die Phenylmethyl-
pyrazolcarbonsäure eine ähnliche Konstitution besitzt wie Antipyrin, so hat
sie wegen der Anwesenheit der Carboxylgruppe keine temperaturherabsetzende
Wirkung.
PyiTol „J| lu„ , welches nach Ginzbergi) schwer lähmend und stark
JiCx /Cxi
N
H
fäulniswidrig wirkt, wird durch Eintritt einer Carboxylgruppe unwirksam, denn
die a-Carbopyrrolsäure COOH • C4H3 • NH macht keine Vergiftung und wird
als solche ausgeschieden.
Pil^eridinsäure macht beim Frosch Steigerimg der Reflexerregbarkeit,
Lähmmig des Zentralnervensystems, Herzstillstand in der Diastole^).
Auch bei ahphatischen Nitrilen kommt es zu einer wesentUchen Entgiftung
durch den Eintritt der Carboxylgruppe. Beim Vergleiche der Giftigkeit von
Acetonitril dem cyanessigsauren Natrium gegenüber erweist sich ersteres als
doppelt so giftig. Zimtsäurenitril ist dop^Delt so giftig als cyanzimtsaures Na-
trium^). Die Gruppe SO3H scheint sich analog zu verhalten, so daß Fiquet
annimmt, daß man aus der Gruppe der Nitrile auf diese Weise dem Organismus
zuträghche Arzneimittel wird darstellen können (s. S. 84ff.).
Der durch Einführung von Säuregruppen verlorengegangene physiolo-
gische Grundcharakter eines Körpers kami wieder auftreten, weim man die
Säuregruppe, welche die Reaktion mit dem Organismus verbindert oder die
Verteilung ändert, dadurch unwirksam macht, daß man sie verestert. (Beispiele :
Cocain, Arecaidin.) So ist auch Tyrosin (p-OxjqDhenyl (X-aminopropionsäure) kein
Gift, während der salzsaure Äthylester des Tyrosins für Kaninchen stark giftig ist ^ ) .
Lactone habe eine Santoninwirkung, d. h. die Wurmmuskulatur erregende
Wirkmig. Santonin und seine Lactongruppen enthaltende Derivate besitzen
eine solche Wirkmig, ebenso Pilocarpin, während pilocarpinsaiu-es Natrium
nicht wirkt. Ebenso Cumarin, während o-Cumarsaures Natrium nicht wirkt^).
Torsten Thunberg^) untersuchte die Beeinflussung des Gasaustausches
der überlebenden Froschmuskulatur dm-ch verschiedene Stoffe. Die einbasischen
aromatischen Säiuren, Benzoesäure, m- xmd p-Toluylsäure, Hippursäure haben
eine kräftig deletäre Wirkung auf den Gasaustausch. Die Hippursäure ist etwas
weniger schädlich. Die Eiuführimg einer zweiten Carboxylgruppe (die drei
Phthalsäuren) wirkt im Sinne einer Entgiftung. Diese Entgiftung ist bei den
verschiedenen stellungsisomeren Säuren sehr verschieden ausgeprägt. Die
o-Phthalsäure ist sehr wenig schädhch, während die Isophthalsäm-e und die
Terephthalsäure einen nicht unbedeutenden Wirkungsgrad behalten. Die MeUit-
säure ist weniger giftig als die Iso- und Terephthalsäure.
Die Di- und Polycarbonsäuren der fetten Reihe zeigen eine große Neigung,
unter der Emwirkung der überlebenden Muskulatur Kohlensäure abzuspalten.
Die gleiche Wirkung zeigt die o-Phthalsäure. Phenylessigsäure ist etwas wemger
giftig als Hydrozimtsäure. Bei Untersuchung von Zimtsäure, Allozimtsäure,
Benzylidenpropionsäure, Phenylpropiolsäure und Benzalmaionsäure sieht man,
daß die Säuren mit ungesättigten Seitenketten die giftigeren sind. Nur die
Benzalmalonsäure ist ziemlich ungiftig, was für die entgiftende Bedeutung der
zweiten Carboxylgruppe spricht.
1) Diss. Königsberg (1890). ^) Goldschmitt, Diss. Würzburg (1884).
') Fiquet, C. r. 130, 942. ') R. Cohn, HS. 14, 189 (1890).
5) Paul Trendelenburg, .\ePP. T9, 190 (1915).
«) Torsten Thunberg, Skandin. Arch. f. Physiol. 29, 1 (1913).
106 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Die Salicyl Säuregruppe ist giftiger als die Benzoesäure. p-Oxybenzoesäure
ist sehr wenig giftig. Auch die Anissäure ist weniger giftig. Acetylsalicylsäure
und Salicylsäure sind ungefähr gleich giftig. Bei Untersuchung der Proto-
catechusäure, yS-Resorcylsäure und Piperonyl säure sieht man, daß das Eintreten
•der zweiten Hydroxylgruppe die Wirkung kaum verändert.
Methylcumarsäure CH3O • C6H4 • CH : CH • COOH und Methylcumarin-
säure CH3O • C6H4 • CH : CH • COOH zeigen dieselbe Wirkung.
Mandelsäure und Phenylparaconsäure sind relativ ungiftig. Opiansäure ist
auch nicht giftig.
Der Giftigkeitsgrad des Phenols ist etwas größer als derjenige der Benzoe-
säure.
Die Einführung der Nitrogruppe in die Benzoesäure ist keine Entgiftung.
o-Nitrobenzoesäure ist etwas weniger giftig als die Benzoesäure, aber das gilt
nicht für die beiden anderen Nitrosäuren. Bei den beiden Di-Nitrobenzoesäuren
tritt die Giftwirkung bei der Form 1:3:5 sehr kräftig hervor. Pikrinsäure ist
sehr giftig. Anilin ist weniger giftig.
Die Sulfurierung bedeutet eine Entgiftung : das sieht man bei Untersuchung
der Benzolsulfosäure, der m-Benzoldisulfosäure, der p-Phenolsulfosäure, der
Sulfosalicylsäure und der Sulfanilsäure.
Die Fähigkeit des Benzolringes, den Gasaustausch der überlebenden Mus-
kulatur kräftig zu erniedrigen, sieht man noch besser, wenn man hydroaroma-
tische Verbindungen damit vergleicht. Diese verhalten sich wie Derivate der
Fettreihe. Untersucht wurden Inosit, Chinasäure und von den polycyclischen
Terpenkörpern die Camphersäiu-e.
Picolinsäure und Nicotinsäure sind ein wenig giftig, erstere giftiger als
letztere. Chinolinsäure mit zwei Carboxylgruppen ist kaum giftig. Piperidin-
chlorhydrat ist ungiftig. Chinolinchlorhydrat ist sehr giftig.
Fiu-furalkohol und Brenzschleimsäure sind ein wenig giftig. Furfurol
(Aldehyd) ist sehr giftig. Piperazin ist unwirksam.
Von besonderer Bedeutung für die Synthese der Arzneimittel ist die An-
lagerung saurer Reste an wirksame, vorzüglich basische Körper (Acylierung).
Die beliebteste und verbreiteste Art ist die Acetylierung der Hydroxyl- oder
Aminogruppe. Durch diese Anlagerung der sauren Reste wird der basische
Charakter der Substanz nicht aufgehoben, ebensowenig ihre Wirkung. Es wird
aber die Basizität oder der saure Charakter abgeschwächt und die Wirkimg
verlangsamt, denn solche Körper treten zum Teil in der Weise im Organismus
in Wirkung, daß der saure Rest sich langsam abspaltet und dann die Base oder
Säure zur Wirkung gelangt. Kami der in Aminogruppen substituierte saure
Rest im Organismus nicht abgespalten oder aboxydiert werden, so kami dann
auch die Base meist nicht ihren physiologischen Effekt auslösen. Die Art der
eingeführten Gruppe (Acetyl-, Lactyl-, Salicyl- usw. Reste) hängt von dem
Wunsche des Synthetikers ab, einen mehr oder minder leicht löslichen und
resistenten Körper zu erhalten. Die Lactylderivate gehören bei den meisten
Basen zu den löslichsten, schwerer löslich sind die Acetylderivate, dann folgen
die Benzoyl- und schließlich die Salicylderivate, die letzteren sind häufig so
schwer löslich und insbesondere so schwer im Organismus in die Komponenten
spaltbar, daß die mit Salicylsäureresten oder anderen aromatischen Acylgnippen
substituierte Base überhaupt nicht mehr zur Wirkung gelangt, z. B. Salicyl-
phenetidid.
Von eigentümlicher Bedeutung ist die Gegenwart von Säureradikalen,
welche einen Hydroxylwasserstoff in basischen Körpern ersetzen, insbesondere
Bedeutung des Eintrittes von nicht oxydiertem Schwefel. IQ7
in Alkaloiden. Ekgoninmethylester wirkt gar nicht anästhesierend. Benzoylek-
goninmethylester (Cocain) hingegen verdankt seine energische anästhesierende
Wirkung dem Eintreten des Benzoyh-estes. Tropin, sowie eine Reihe anderer
Alkaloide erweisen sich^) als cocainartig wirkend, wenn man den Benzoyhest
anlagert. Ebenso konnten Cash und Dunstan^) zeigen, daß die große Giftig-
keit des Aconitins mit der Gregenwart von Acetyl- und Benzoylgruppen im Mole-
kül im imiigsten Zusammenhange steht. Spaltet man diese ab, so erhält man
einen wirkmigslosen Körper. Schon die bloße Abspaltung des Acetylrestes im
Aconitin macht eine auffäUige Abnahme der Giftigkeit und vernichtet völlig die
stimulierende Wirkung des Aconitins auf das Respirationszentrum und den
Lungenvagus. Eine ähnhche, wenn auch viel schwächere Wirkimg in dieser
Richtung zeigen die Reste der Tropasäure und der Mandelsäure. Es besteht
eine steigende Reihe in der Wirksamkeit von der Tropasäure durch die Mandel-
säure zur Benzoesäure.
Die Bedeutung der Säm-egruppen in Estern von hydroxyherten Basen, wie
Tropin, Ekgonin, Morphin usw. wird ausführhch im Kapitel Alkaloide besprochen.
11. Bedeutung des Eintrittes von nicht oxydiertem Schwefel.
Wenn man gleichzeitig mit Cj'aniden imterschwefhgsaures Natron einem
Tier einjiziert, so tritt eine Entgiftung der an und für sich giftigen Cyanide eia^).
Dieselbe entgiftende Rolle kann der bleischwärzende Schwefel des nativen
Eiweißes spielen, und zwar die Sulfhydrylgruppe des Cystins. Die entstehenden
Rhodanverbindungen R • CXSH sind, wemi auch pharmakologisch nicht mi wirk-
sam, so doch im Vergleich zu der Giftigkeit der Cyanide als ungiftig zu be-
zeichnen (s. S. 89).
Die einfachste organische Schwefelverbindimg, Schwefelkohlenstoff CSj,
ist ein heftiges Gift. Kohlenoxysulfid COS verursacht schon in kleinen Mengen
Erstickungstod. Xach den Untersuchungen von L. Lewin*) wird Xantho-
gensäure gerade auf in Schwefelkohlenstoff und Alkohol gespalten. Es tritt nach
00 TT
Einführung von Xanthogensäure SC<gjg2 5 jjj geeigneter Dosis eine vollständige
Anästhesie des ganzen Körpers ein, wie sie bereits früher bei Vergiftungen mit
Schwefelkohlenstoff beim Menschen beobachtet wurde. Die santhogensauren
Alkahen sind vorzüghche Konservierungs- und Desinfektionsmittel. Sie können
in jeder Beziehung eme medikamentöse Verwendung des dazu gänzUch ungeeig-
neten Schwefelkohlenstoffs ersetzen.
Nach den Untersuchungen von Bruylants wird Schwefelkohlenstoff im
tierischen Organismus zur Bildung von Sulfocyansäure verwendet.
Nach Eingabe von Thioharnstoff findet man beim Kaninchen keine Ver-
mehrung der Sulfocyansäure im Ham^).
Die Mercaptane CnHon + i-SH zeichnen sich bekanntlich durch einen
äußerst intensiven Geruch aus, der mit der Zunahme des Molekulargewichtes
ansteigt. Die in der Stinkdrüse von Skunks (Mephithis mephitica) vorkommen-
den Mercaptane Butylmercaptan C4H9 • SH und Amylmercaptan CgHu • SH
gehören zu den mtensivst riechenden Substanzen, die wir kennen®). Schwefel-
C TT
äthyl p2„5->s hingegen ist physiologisch ein ganz indifferenter Körper von
1) Filehne, Berliner klin. Wochenschr. 1887, 107.
2) Proc. Roy. Soc. London 68, 378 (1901).
3) S. Lang, AePP. 36, 75. *) Virchows .\rch. 78 (1879).
*) Serafino Dezani, Arch. farmacol. specim. 36, 115 (1918).
*) -Aldrich, American Joum. of experim. med. 1, 323.
J^08 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
schwachem Geruch. Nach Curci^) wirkt Methylsxilfid CH3 • S • CHj zentral
lähmend. Aber die Giftigkeit der Mercaptane ist geringer als die des
Schwefelwasserstoffes. Es scheinen Alkylgruppen auf Schwefelwasserstoff ent-
giftend zu wirken-). Methylmercaptan CH3 • SH wirkt ähiüich wie Schwefel-
wasserstoff, vor allem auf das Respirationszentrum. Die Tiere werden bald nach
dem Einatmen unruhig mid zeigen eine stark beschleunigte Respiration, hierauf
Lähmung der Extremitäten und Krämpfe, schließHch tritt der Tod durch
Atmungslähmung ein. Bei Injektion der Kalkverbindung des Methylmercaptans
zeigen sich ebenfalls Vergiftungserscheüiungenä). Trimethylsulfiuium Jodid
(CH3)3SJ hat die Curarewirkung der Ammoniumbasen. Trimethylsulfinium-
oxydhydrat (CH3)3S(OH) wirkt noch stärker curareartig, aber es erzeugt auch
eüi Exzitationsphänomen (Curci, A. J. Kunkel).
Pharmakologische Untersuchiingen über Thioverbindungen sind nicht sehr
zahheich. ^^„
Thiohamstoff SC<j^g^ macht lang gesteigerte Puls- und Atemfrequenz*).
Ertötet nach Binet bei subcutaner Injektion Frösche zu 10 g, Meerschwein-
chen zu 4 g pro kg Tier^). Er hebt zunächst zentral die willlvüi'hchen Bewegmigen,
dann die Reflexe auf, ohne Störungen der SensibiUtät zu verursachen ; das Herz
wird aUmähüch gelähmt, bei Warmblütern erfolgt der Tod ohne Konvulsionen,
bei Fröschen kann die Wirkung mit tetanischen Erscheinungen beginnen. Das
Blut zeigt spektroskopisch keine Veränderungen^). Nach Lusini und
Calilebe ist Thiohamstoff nicht giftiger als gewöhnlicher Harnstoff. Thio-
hamstoff kommt nach französischen Autoren m kleineren Mengen im nor-
malen Harn vor.
Nach den Untersuchungen von A. Döllken macht Thiosinamin (Allylthio-
hamstoff) NHj • CS • NH (CH2 : CH • CH2) Narkose, Tod durch Lungenödem
und Hydiothorax'). Allylthiohamstoff ist wegen der Seitenkette mit doppelter
Bindung höchst giftig. Die zweifach substitmerten Derivate sind wieder un-
schädlich, wemi die Alkj'le gleich sind und giftig, sobald zwei verschiedene
Alkyle vorhanden sind.
Propylenpseudothiohamstoff NH : C(SC3Hg)NH.2 macht starke Reflex-
steigerung, Tetanus und Krämpfe. Bei inner Hcher Verabreichiuig werden die
Tiere apathisch und deren Reflexe herabgesetzt. Propj^lenhamstoff C3H5 • NH
• CO • NH2 hingegen verursacht eine bedeutende Steigerung der Reflexe. Alle
drei Substanzen haben emen Einfluß auf die Respiration. Sie erregen zuerst
das Zentrahiervensystem, um es dann zu lähmen. Aber nur bei langsamer
Resorption zeigt sich die erregende Wirkung des Thiosinamins*).
Bei Untersuchung von Phenylthioharnstoff C^U^ • NH • CS ■ NT!,, Äthyl-
thioharnstoff C^Hg • NH • CS • NH, und Acetylthiohamstoff CH3 ■ CO • NH • CS
• NH, finden sich folgende Verhältnisse : Äthylthioharnstoff ist nahezu ganz un-
wirksam, die beiden anderen wirken wie Thiosinamin, Phenylthioharnstoff indes
anscheinend stärker. Diphenylthiohamstoff ist ebenso wie alle anderen Diphe-
nylverbindmigen unwirksam. Dimethylthiohamstoff CH3 • NH • CS • NH • CH3
macht intravenös injiziert eine kurz dauernde leichte Narkose. Methyläthyl-
thioharnstoff bewirkt gesteigerte Atemfrequenz, Schwäche und Schlafsucht, in
den nächsten Tagen Reflexsteigerung und Tetanus, Tod. Äthylenthioharnstoff
1) Arch. di farmacol. 4, 2, 80 (1896).
-) Rekowski, Arch. des Sc. biol. St. P^tersbourg 2, 205 (1893).
3) M. f. C. 10, 862 (1889) und AePP. 28, 206. *) Lange, Diss. Rostock (1894).
5) Rev. med. d. 1. Suisse Rom. 1893, 540, 628. *) Annali di Farmacoterap. 189T.
') AePP. 38, 321 (1897). *) Deutsche med. Wochensclu-. 1901, Xr. 35, S. 591.
Bedeutung des Eintrittes von nicht oxydiertem Schwefel. 109
wirkt schwach narkotisch. Allylphenylthioharnstoff macht intravenös injiziert
krampfähnliche Bewegungen, Speichebi, Zittern, Flankenatmen des Versuchs-
tieres.
Verbindungen dieser Reihe mit symmetrischer Anordnung, wie Harnstoff,
sind sehr schwach wirksam oder unwirksam. — Die übrigen, bei denen nur eine
NHj-GrupjJC mit einem Radikal verbvinden ist und die, welche doppelt alkyliert
sind, aber mit ungleichen Radikalen, sind sehr energisch wirksam. Gleiche
Wirkungen haben sie keineswegs. Die mit der Pseudoformel HN : C(SH)(NH2)
entfernen sich in ihrer Wirkung am meisten vom Harnstoff und Thiohamstoff
HjN • CS • NHo. Näher den letzteren stehen die monalkylierten Verbindungen,
während die dialkylierten mit verschiedenen Radikalen die Mitte zwischen beiden
einnehmen.
Nicht eine bestimmte Gruppe, sondern die Art der Verknüpfung ist hier
für die Wirkung maßgebend. -^^ ~„
Während Hydantoin (Glykolylharnstoff) C0\ I ungiftig ist, ist
2-Thiohydantoin für Kaninchen giftig. Die Substitution einer Alkylgruppe
in die Stellung 4 vermindert die Toxizität. 2-Thio-4-methylhydantoin ist
wem'ger giftig als 2-Thiohydantoin, während 2-Thiohydantoin-4-essigsäure
in 2 g-Dosen ungiftig ist. 2-Thio-4-methylhydantoin macht in letalen Dosen
eine Albuminurie bei Kaninchen. Der Schwefel des 2-Thiohydantoins wird
nicht oxydiert^).
Smith^) untersuchte Carbaminthiosäureäthylester (Thiurethan) NHj • CO
• S • CjHg und Thiocarbaminsäureäthylester (Xanthogenamid) SC<q ,qtt- Der
letztere ist viel giftiger, der erstere macht nur eine kleine Appetitstörung. In
diesen Kohlensäurederivaten bildet die Substitution von Schwefel für Sauer-
stoff eine Verbindung, welche viel giftiger ist, wenn der Schwefel die CS • OH-
Stelle einnimmt, als wemi er den Sauerstoff in der Hydroxylgruppe CO • SH
ersetzt.
Schwefelhaltige Säuren der Fettreihe, in denen der Schwefel mit ein oder
zwei Sauerstoffatomen zusammenhängt, wirken nicht giftig.
Der cyclisch gebundene Schwefel, wie beim Thiophen, im Ichthyol usf.
bewirkt neben seinen antiseptischen und antiparasitären Eigenschaften eine
wesentliche Vermehrung der Resorption, eine Wirkung, welche an die Jod-
wirkung erinnert, pharmakologisch aber mit ihr keineswegs identisch ist. Die
cyclischen Verbindungen mit substituiertem Schwefel zeigen überdies auffällige
schmerzstillende Eigenschaften, welche nur dem Eintritte von Schwefel in diese
Gruppen zuzuschreiben ist.
Eine ähnliche entgiftende Wirkung wie sie Schwefel auf Cyan ausübt, indem
er noch aktives, aber weitaus weniger giftiges Rhodan erzeugt, übt Schwefel
nach den Untersuchungen von Edinger und Treupel^) auf ChinoUn aus.
Chinolin ( ] | ist ein starkes Protoplasmagift. Erhitzt man Chinolin mit
N
Schwefel, so erhält man Thiochinanthren NC9H5<g>H5C8N . Dieses Thiochüian-
thren ist ungiftig und überhaupt wirkungslos. Hingegen soUen alle Chinobn-
rhodanate stark antiseptisch wirken^).
1) Howard B. Lewis, Joum. of biol. chemistry 13, 347 (1912).
^) Pflügers Arch. 53, 481. ^) Tlier. Mon. 1898, 422.
') Joum. f. prakt. Ch. [2] 54, 340; [2] 66, 209. — HB. 30, 2418 (1897).
wo Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen auf die Wirkung.
Die Thioaldehyde CH2(0H)(SH) wirken energischer als die Aldehyde und
CHj • CH ■ S
insbesondere Trithioaldehyd S< >CHCH3 wirkt stärker und nach-
CH3 • CH • S
haltender als Paraldehyd {CH3 • CH0)3. Paraldehyd wirkt nicht auf das Herz,
aber hypnotisch. Thioaldehyd wirkt hyionotisch und auf das Herz stark giftig^).
12. Bedeutung der doppelten und dreifachen Bindung.
Es läßt sich der Satz aufstellen: Körper mit doppelter Bindung sind
giftiger als die entsprechenden gesättigten Substanzen (0. Loew).
Während die Alkohole im aUgemeinen ke'ne besondere Giftigkeit zeigen,
konnte Mießner^) bei Arbeitern, die AUylalkohol aus Glycerin und Oxalsäure
darstellten, sehr schwere Vergiftungserscheinungen beobachten. Er fand starke
Sekretion aus den Augen und Nase, Druckschmerz des Kopfes und der Augen,
tagelang anhaltende Weitsichtigkeit. Während Propylalkohol CH3 • CH, • CHj
• OH ungiftig ist und nur einen Rauschzustand macht, erzeugt der ungesättigte
Allylalkohol CHj : CH • CH2 • OH Beschleunigung der Atmung, Lähmungen
und Tod durch Respirationsstillstand. Er erzeugt keinen Rausch, sondern wirkt
nur depressiv. Dem Allylalkohol geht die für alle Alkohole der gesättigten Reihe
typische narkotische Wirkung ab. Die eigentümhche stark giftige Wirkung des
Allylalkohols ist seinem Charakter als ungesättigte Verbindung, seiner doppelten
Bindung der Kohlenstoff atome zuzuschreiben.
Charakteristisch für die Wirkung des Allylalkohols ist die heftige Schleim-
hautreizung, die starke Gefäßerweiterung und die dadurch verursachte starke
Blutdrucksenkung. Damit ist auch ein beträchtlicher Eiweißverlust verbunden.
Allylalkohol ist fünfzigmal so g'ftig als Propylalkohol. Daß die hohe Giftigkeit
dieser Verbindung tatsächlich mit der doppelten Bindung zusammenhängt,
zeigt eine Reihe von analogen Verhältnissen bei anderen Körpern mit doppelter
Bindung der Kohlenstoffatome.
So ist Dijodacetyhden JC ; CJ äußerst energisch giftig, und zwar so giftig,
daß che Wirkung die der meisten Gifte übertrifft^). Es hemmt in stärkster Ver-
dünnung che Entwicklung von Älikroorganismen. Per os gegeben ist es wegen
seiner Schwerlöshchkeit ein weit schwächeres Gift, während die Dämpfe, von
Säugetieren eingeatmet, diese töten. Der ungesättigte Charakter der Verbindung
und die dreifache Bindung bedingt die Giftigkeit des Dijodacetj'lidens. Aber
auch Acetylendijodid JHC : CHJ ist giftig, viel giftiger als Jodoform CHJ3
und die Giftwirkung beruht nicht auf dem Jodgehalte allein.
Vom Vinylaminchlorhydrat CH^ : CH • NH2 • HCl wirken 0.025—0.03 g
pro kg beim Kaninchen in 4 — 6 Stunden letal (s. auch S. 72).
Merkwürdigerweise soll Allylamin CHj : CH • CHg • NHj dm-chaus ohne
Wirkung sein*). Aber diese Angabe ist nach Piazza unrichtig. Allylamin wirkt
im Gegensatz zu Levaditis Angaben auf das Herz, indem es diastolischen
Stillstand macht. Auf die glatte Muskulatur wirkt es, wenn auch schwach,
ein. Es verengt das Gefäßsystem und erweitert die Pupille am isolierten
Froschauge. Bei Säugetieren macht es sehr starke akute Vergiftungssymptome,
einen Temperaturabfall, schwere Darmreizungen.
Isoallylamin CH3 • CH : CH • NH^ hat die Gruppe — C : CH • NHj, welche
dem Allylamin fehlt. Es ist sehr stark giftig. NachS.GabrielundC. v.Hirsch^)
^) Lusini, Ann. di ehim. e di farmacol. 15, 14.
=) Berliner klin. Wochensclir. 1891, 819. =) O. Loew, Zeitschr. f. Bio]. ST, 222.
*) Levaditi, Arch. intern, de pharmacod. 8, 1, 48. ^) BB. 89, 2747 (1896).
Bedeutung der doppelten und dreifachen Bindung. ^J^J
ist die toxische Dosis pro Kilogramm Körpergewicht bei Ziegen O.Ol g. Die
Wirkung des Giftes erstreckt sich eigentümlicherweise auf eine ganz bestimmte
Stelle, nämlich auf den sogenannten Papillaranteil der Niere.
Anethol (Allylphenolmethyläther) kann grammweise an Kaninchen ohne
Schaden verabreicht werden ; es wirkt nicht schädlich, sondern ausgezeichnet
entzündungshemmend .
Allylformiat ist stark wirksam, aber in ganz anderer Richtung als Allylamin.
Es reizt die Nieren und erzeugt eine akute parenchjnnatöse Degeneration der
Nieren und teilweise Verkalkung, es macht Ikterus. Im Gegensatze zu Tall-
qvist und E. St. Faust gibt I. Georg Piazza an, daß acrylsaures Natrium
nicht hämolysieren könne, auch Allylformiat kann nicht hämolysieren. Während
also Vinylamin vorwiegend auf die Nierenpapille wirkt, schädigt das homologe
Allylamin die Organe nicht wesentlich, das Allylformiat schädigt vorwiegend
die Leber. Allylsenföl wiederum bedingt in toxischen Dosen nach Paul Mayer
Erbrechen, Gastroenteritis, Nephritis, während eine Entzündung oder Nekrose
von Leberzellen nicht beobachtet wurde. Allylalkohol macht ebenfalls einen
deutlichen Temperaturabfall. Allylanilin macht nur die typischen Anihn-
erscheinungen, Methämoglobinurie. Allylacetat macht bei höherer Dosierung
deutlichen Temperatursturz. Diallylessigsäure ist unwirksam. Allylsulfid ist
migiftig. Allyljodid wirkt lokal sehr stark reizend. Allylhamstoff ist voll-
ständig wirkungslos. Diallylthioharnstoff und Dithiosinamin erzeugen keine
Wirkungen. Dimethylallylamin ist wirkungslos. Diallylbarbitursäm-e erzeugt
einzehie Symptome wie Allylamin ; insbesondere bei der Atmung imd in bezug
auf die Körpertemperatur i) (s. bei Dial).
Das äußerst giftige ungesättigte Crotonöl verhert diurch Reduktion mit
Wasserstoff seine Reizwirkung auf das Auge und führt, bei Kaninchen luid Hun-
den in großen Dosen innerlich gegeben, weder Durchfall noch Entzündung herbei ^).
Ölsäure wirkt hämolysiernd und wirkt bei Kaninchen so, daß die Erytliro-
cyten und das Hämoglobin sowohl bei Verfütterung als auch bei subcutaner
Einverleibung des Natriumsalzes zurückgehen 3). Die Natronsalze der niederen
Glieder der gesättigten Fettsäurereihe bis zur Capronsäure sind vollständig
unwirksam, dagegen die höheren von der Caprinsäure aufwärts sehr stark, nicht
schwächer als Ölsäure hämolytisch wirksam. Die Nonylsäure bildet etwa ein
Zwischenghed, üidem sie schwach hämolytisch wirkt*).
C— NHj
Von Camphylamin C8Hj4/|i wirken 0.45 g pro kg Tier rapid toxisch.
CH
Es macht Erreginig, Lähmung, intermittierende Krämpfe, aber keine Verände-
rung in den Organen. Kleinere Dosen erzeugen schwere nervöse Erscheinungen.
Die Gruppe — C : CH • NHj ist vorhanden, aber eng an einen aromatischen Kom-
plex gebunden. Auch bei den Untersuchungen von Heymans zeigte es sich,
daß die Wirkungen der aromatischen CN-Verbindungen ganz anders sind als
die der aOphatischen (s. S. 87, 88).
Schön läßt sich che giftige Wirkung der doppelten Bindung an den Körpern
der Safrolgruppe^) erweisen.
Die Körper der Safrolgruppe haben aüe eine Seitenkette mit doppelter
Bindung.
^) I. Georg Piazza, Zeitschr. f. exper. Pathologie u. Therapie 17, 1 (1915).
2) C. Paal, Karl Roth und Heintz, BB. 43, 1546 (1909).
') E. S. Faust, AePP. 1908, Suppl. Schmiedeberg-Festschrift 171.
*) J. Shimazono, AePP. 65, 361 (1911).
5) Arthur Heffter, AePP. 35, 342.
112 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Safrol selbst f J_ ist Allylbrenzcatechinmethylenäther.
Es ist bei ■weitem giftiger als alle bis nun untersuchten ätherischen Öle,
es bewirkt eine Herabsetzung des Blutdruckes durch Lähmung der vasomoto-
rischen Zentren. Safrol bewirkt geradeso wde der gelbe Phosphor in einer Reihe
von Organen hochgradigste fettige Entartung, vorwiegend in der Leber und den
Nieren, es entsteht ein ausgesprochener Ikterus. Daher ist Safrol eine für
Menschen stark giftige Substanz.
Isosafrol ist der Methylenäther des Propenylbrenzcatechins. Statt der
Allylgruppe steht die isomere Propenylgruppe.
CH : CH • CH3
Isosafrol ist in gleicher Dosis weniger giftig. Bei der Safrolvergiftung fehlen
alle Erscheinungen von selten des Zentralnervensystems vollkommen. Eine sehr
bald auftretende und rasch zunehmende Schwäche und HinfäUigkeit sind das
einzige Symptom. Diese fehlt fast ganz bei der Isosafrol wirkmig ; vielmehr
treten hier deutlich nervöse Erscheinungen auf, sogar Krämpfe, Taumeln.
Pathologische Befunde geben uns eine deutliche Aufklärung über diesen Unter-
schied der Vergiftungsbilder an Versuchstieren : Beim Safrol eine starke deletäre
Einwirkung auf den Stoffwechsel, die sich durch hochgradige Verfettung, wie
bei der Phosphorvergiftung, charakterisiert; beim Isosafrol das völlige Fehlen
jeder Degeneration imd nur die Veränderungen, die durch längeren Nahrungs-
mangel hervorgerufen wurden. Da die Allylverbindungen einen höheren Wärme-
wert besitzen als die Propenylverbindungen, so sind sie auch die labileren und
gehen mit dem Protoplasma heftigere Reaktionen ein, während das stabilere
Propenylderivat es unbeeinflußt läßt.
Auch Anethol CHg • 0 • C^K^ • CH : CH • CHg bringt Wegen seiner doppelten
Bindung in Dosen von 2 g beim Menschen Kopfschmerzen und leichten Rausch
hervor. Pulegon aus Poley- Öl CH3 • CH<^g2 • CO ^^^ . ^^^P^^j^ macht fettige
Degeneration der Organe und Phosphorismus (Steigen der N-Ausscheidung).
Durch Wasserstoff anJagerung entsteht Menthol, welches von viel geringerer
Giftigkeit ist. Menthon g g
H3C c CO
(Ketohexahydro-p-cymol) ist weit weniger giftig als Carvon
HaC^H
^sC! HjC CO
(Ketodihydro-p-cymol). An Stelle der zwei doppelten Bindungen des Carvons
ist Anlagerung von zwei Wasserstoffen getreten^).
Von den Verbindungen Menthan, Menthen, Terpinen und Cymol wirkt
nur das Menthen, welches eine Doppelbildung hat, hämolytisch, während das
1) H. Hildebrandt, HS. 36, 453 (1902).
Bedeutung der doppelten und dreifachen Bindung. Jjg
Terpinen mit zwei ungesättigten Gruppen nicht wirksam ist. Es läßt sich dies
vieUeicht dadurch erklären, daß sich bei sogenannten konjugierten Doppel-
bindungen die Valenzen gegenseitig absättigen i).
Piperinsäure, welche der Protocatechusäure analog gebaut ist, besitzt eine
Seitenkette mit doppelter Bindung 1.2.4r-CeH3(0 • CHg • 0) • CH : CH • CH : CH
• CO OH sie lähmt bei Fröschen das Zentralnervensystem und stellt das Herz
in der Diastole still. Hingegen ist die analoge Piperonylsäure 1.2.4-CßH3
• (O • CH2 • 0) • COOH , welcher die Seitenkette mit doppelter Bindung fehlt,
zu 5 g beim Menschen ganz indifferent, ebenso Piperonal CgHg (0 • CHj • 0)
• CHO.
Denselben Einfluß der doppelten Bindung sehen wir bei Vergleichung des
schwach giftigen Chohns mit dem stark giftigen Neurin.
ChoUn (Trimethyläthylammoniumhydroxyd)
Neurin (Trimethylvinylammoniumhydroxyd)
Wird dem Neurin noch Wasserstoff entzogen, so erhält man Acetenyl-
trimethylammoniumhydroxyd ^)
welches noch viel giftiger ist als Neurin. Intravenös injiziert bewirkt es bei
Warmblütern StUlstand der Herztätigkeit und Respiration, wie Schmidt
gezeigt hat.
Eine Ausnahme macht nur das von Hans H. Meyer untersuchte AUyl-
trimethylammoniumhydrosyd (CH3)3N ■ CH^ ■ CH : CH, ^ das Homologe des
OH
Neurins, welches aber nur schwach giftig ist.
Tritt das Allylradikal an Stelle von einem Methyl in den ChoHnkom-
plex ein, so schlägt dessen muscarinähnliche Wirkung in das Gegenteil um,
soweit es sich wenigstens um das Kaltblüterherz handelt^). Die AUylgruppe
erzeugt, wemi sie an Stelle des Methyls am Stickstoff in das Codeinmolekül
eingeführt wird, aus dem Codein einen Antagonisten des Morphins, was weder
der Äthyl- und der Propylrest, noch die höheren Homologen tun*).
Es entsteht die Frage, ob es die lockere Bindung des AUyls an Elemente
wie Stickstoff, Halogen usw. ist, die das singulare physiologische Verhalten
einiger (nicht aller) aUylhaltiger Verbindungen bedingt, und weiter die Frage,
ob für beide Klassen von Erscheinungen die Anwesenheit der doppelten Bindung
überhaupt oder ihr Auftreten in einer bestimmten Entfemxmg vom Ende des
Moleküls oder ihre Vergesellschaftung mit einem Kohlenwasserstoffrest von
bestimmter Größe maßgebend sei.
Das chemische Verhalten der Reste: 1. Cimiamyl (/-Phenyl-allyl)
0 : HCH
CgHs . CH : CH • CH,, 2. Furomethyl | >0 und 3. d, e-Pentenyl,
CH : C • CH3
CHj : CH(CH2)3 zeigen, daß es die /? : 7-Stellung der Kohlenstoff -Kohlenstoff-
^) W. Heubner, 28. Kongreß für innere Medizin, Wiesbaden 1911, S. 559.
2) Liebigs Ann. 26T, 249. ^) J. v. Braun und E. Müller, BB. 50, 290 (1917).
*) J. V. Braun, BB. 49, 977 (1916). — J. Pohl, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther.
17, Heft 3 (1915).
r r ä n k e 1 , Arzneimittel-Synthese. 5. Auil. 8
114 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Doppelbindung ist, welche — ohne Rücksicht auf die absolute Größe und den
mehr oder weniger komplizierten Bau des ungesättigten Alkylrestes — seine
lockere Bindmig an Stickstoff, Brom usw. bedingt; denn die Reste 1. und 2.
schließen sich recht genau dem Allyl, der Rest 3. hingegen schließt sich den
gesättigten Kohlenwasserstoffresten an^).
Interessant ist auch, daß die ungesättigte Aconitsäure CH • (COOH)
: C(COOH) • CH2(C00H) unwirksam ist. 2 g einem Kaninchen subcutan injiziert,
erzeugten nur diirch kurze Zeit Unruhe.
Allylsenföl CHj : CH • CH2 • NCS ist nach Mitscherlich giftig, da 4.0 g
Kaninchen in 2 Stunden, 15.0 g in V4 Stunde töten. Acrolein CHj : CH • CHOj
Crotonaldehyd CH3 • CH : CH • CHO ^) sind aber giftiger als die entsprechenden
gesättigten Verbindungen. Acrolein wirkt sogar auf kleine Tiere narkotisch.
Crotonaldehyd macht Dyspnoe, allgemeine Lähmung, lokale Ätzm;g.
13. Unterschiede in der Wirkung bedingt durch Stellungsisomerien.
Nach den Untersuchimgen von Bokorny^) an Pflanzen und niederen
Tieren bestehen Unterschiede in der Giftigkeit zwischen o- und p-Verbindurgen,
und zwar in dem Sinne, daß die p-Verbindungen meist che giftigeren sind.
Doch ist diese Regel keineswegs von allgemeiner Gültigkeit. p-Nitrophenol f J
OH
NO2 NOj
ist stärker giftig als m-Nitrophenol [ L-rr> cheses als o-NitrophenoI*) f J
NOj \/"^ NO2 V
p-Nitrotoluol f J ist giftiger als o-Nitrotoluol [ ] ' . Dasselbe Verhältnis
CH3
zeigt sich bei den Toluidinen.
Die ausgedehnten Untersuchungen von Gibbs und Hare über die Wirkung
isomerer Verbindimgen auf den tierischen Organismus zeigten, daß die Nitro-
phenole der Giftigkeit nach in folgender Ordnung stehen: die p-Verbindung
ist die giftigste, dann folgt die m-Verbindung und die o-Verbindurg ist die am
wenigsten giftige. Sie töten alle durch Herzlähmiu g und haben keinen Einfluß
auf die Körperwärme. Die Angriffspunkte und die Wirkungsweise sind also
gleich, trotz der Verschiedenheiten in der Stellung der Gruppen. Nur eine
Differenz besteht: die o-und m-Verbindung reizen den Vagus, während die
p-Verbindung seine Tätigkeit schwächt.
Doch ist nur die Wirkungsdifferenz allgemeine Regel, keineswegs aber das
Überwiegen des toxischen Effektes der p-Verbindungen über die o-Reilie; denn
viele Verbindungen zeigen ein gegenteiliges Verhalten, die o-Verbindungen sind
NOj
OCHO
ist giftiger als die p-Verbindung
. Beim Anisidin CH3 • 0 • CgH^ • NHg scheint die p-Verbindung weniger
CHO
1) J. V. Braun und Z. Kohler, BB. 5J, 79 (1918). =) AePP. 18, 239.
3) Joum. f. prakt. Ch. 36, 272. *) Dubois' Arch. 1889, Suppl. Bd. 272.
Unterschiede in der Wirkung bedingt durch Stelliingsisomerien. 115
schädlich zu wirken als die o-Verbindung. Auch beim Oxybenzaldehyd ist die
CHO CHO
o-Verbinduiig [ J schädlicher als die p-Verbindung f J . Sehr hervor-
OH
stechend ist der Unterschied bei den sehr giftigen Phenylendiaminchlorhydraten,
NH2
wo die o-Verbindung [ J ^ erheblich wirksamer ist als die p-, diese als die
m-Verbindung^). ^^
Ebenso zeigen die Nitraniline eine Abnahme der Giftigkeit von der p- über
die m- zur o-Verbindung. Sie zeigen Symptome der Anilinvergiftung über-
haupt, nämlich Methämoglobinbildung und bei großen Dosen starke Herzläh-
mung, femer zeigen sio aUe reizende Wirkung auf die peripheren Ausbreitungen
des Vagus. Bemerkenswert ist, daß die p-Verbindmig 10 mal so giftig ist als
die O-Verbindung.
Nitrobenzoesäuren aller Stellungen sind gänzlich imschädlich und imwirk-
sam für den tierischen Organismus.
p- imd m-Oxybenzoesäuren sind beide unwirksam 2), während die o-Verbin-
OH
dmig (Sahcylsäure) f J die bekannten energischen Wirkungen ausübt.
Die drei isomeren Aminobenzoesäuren zeigen ein ähnhches Verhalten.
Die o-Verbindung ist die giftigste^).
Die drei isomeren Aminooxybeuzoesäuren sind alle wenig giftig.
NH2
In ihren antiseptischen Fälligkeiten ist die o-Verbüidimg f Jqqqh ^^^
beiden anderen überlegen. ^^
Brenzcatechin Resorcin Hydrochinon
OH OH OH
^OH
^OH
OH
Unter den Dioxybenzolen ist die o-Verbindung, Brenzcatechin, die giftigste.
Ihm steht die p- Verbindung, Hydrochinon, in bezug auf die Giftigkeit am
nächsten, während Resorcin, die m-Verbindung, sich als am wenigsten giftig
erwies. Ebenso verhält es sich mit der antifermentativen Wirkung dieser Körper
sowie mit der antipyretischen, doch ist die Anwendung des Brenzcatechins als
Antipyreticum streng zu vermeiden. Gibbs imd Hare*) fanden als tödliche
Dosis des Brenzcatechin 0.06 g pro kg, Hyckochinon 0.1g pro kg, während
Resorcin erst tödlich wirkte, wenn 1 g pro kg angewendet wurde.
Wie die Dioxybenzole, so zeigen auch die Trioxybenzole große Verschieden-
nOTT
__ ist bei weitem
OH
OH
O]
OH
giftiger als Phloroglucin f J . Während 0.05 g PyrogaUol pro kg schon
schwere Erscheinungen machen, 0.1 g den Tod bewirken, bedarf es der 20fachen
Menge Phloroglucin pro kg, um letale Wirkungen auszuüben. Sowohl Phloro-
1) Dubois und Vignon, C. r. lOT. =) HS. 1, 259 (1S78).
3) H. Hildebrandt, HB. 3, 369 (1903).
*) Dubois' Arch. f. Physio!. 1889, Suppl.-Bd. 272.
116 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
glucin als Pjrrogallol hemmen den Puls, reizen den Vagus, verändern das Aus-
sehen des Blutes. Beide töten durch direkte oder indirekte Aufhebung der
Atmung. ^ , „ „
o-Kresol m-Kresol p-Kresol
CHj CH3 CHs
OH
Beim Kaninchen*) ist m-Kresol etwas -weniger giftig als Phenol, Phenol
weniger giftig als o- und p-Kresol. o-Kresol ist giftiger als m-Kresol. p-Kresol
ist das giftigste.
Für die Maus ist p-Kresol doppelt so giftig als Phenol, o-Kresol ebenso
giftig, m-Kresol weniger giftig als Phenol. Dasselbe gilt von den Natriumsalzen.
Die drei isomeren Kresole haben untereinander eine verschiedene Giftigkeit.
[Nur für den Frosch sind die Kresole weniger giftig als Phenol^).]
Die drei Kresole zeigen erhebliche Unterschiede in bezug auf die Wirkung
inid die Giftigkeit. o-Kresol wirkt auf das Herz in kleinen Gaben lähmend ein.
Schon in kleinen Gaben ist es ein Reizmittel für die Nervensubstanz des Hem-
mungsapparates, in größeren ein kräftig wirkendes Gift für alle Gewebe. Auch
p-Kresol wirkt als Herzgift und in zweiter Linie auf die Nerven. Hingegen ist
m-Kresol kein so starkes Herzgift und beeinflußt auch nicht den Hemmungs-
apparat, sondern wirkt mehr auf das vasomotorische System. Alle drei Kresole
wirken lähmend auf das sensible und motorische System. Während die o- und
p- Verbindung die Hemmungsvorgänge, wie erwähnt, anregen, hat die m-Ver-
bindung keine solche Wirkung. o-Kresol scheint von beiden das stärkere Reiz-
mittel für die Hemmung zu sein und ist das stärkste Herzmittel der Gruppe.
Ihm zunächst steht in dieser Hinsicht p-Kresol, während m-Kresol auf das Herz
verhältnismäßig schwach wirkt. Hingegen scheint m-Kresol die vasomotori-
schen Nerven stärker anzugreifen als p-Kresol, wahi'scheinhch aber nicht stärker
als o-Kresol. Als Reizmittel für die Hemmungsnerven mid Herzgifte bilden
o- und p-Kresol eine Gruppe. Als Gifte für die vasomotorischen Nerven bilden
o- und m-Kresol eine Gruppe. Gl Br
Beim Kaninchen erweisen sich p-Chlor- und p-Brom-Toluol [ J> f J als
CH3 CH3
die giftigsten, am wenigsten giftig sind die o-Verbindungen. In der Mitte steht
a Br
m-Chlortoluol*)r J„„ . Auch ist p-Bromtoluol f J durch große Giftigkeit aus-
gezeichnet. ^/ ' Br 02
p-Brombenzoesäure [ ] erwies sich bei Anwendung molekularer Mengen
\/ Cl
COOH ^COOH
als erheblich giftiger als o-Chlorbenzoesäure *) .In der Mitte steht
m-Chlorbenzoesäure. Aber auch die o-Verbindung ist noch giftiger als Benzoe-
säure selbst.
Die drei isomeren Toluidine^) CH3 • C6H4 • NHg zeigen in ihrer physio-
logischen Wirkung sehr große Ähnlichkeiten. Alle wirken wie Anihn CgHg • NHg
zerstörend auf den roten Blutfarbstoff und bilden Methämoglobin. Sie lähmen
1) Meili, Diss. Bern (1891). =) Karl ToUens, AePP. 52, 220 (1904).
') H. Hildebrandt, HB. 3, 369 (1903). «) Ebenda S. 370.
') Jaf f e und Hubert, HS. 13, 295 (1888). — H. Hildebrandt, HB. 3, 372 (1903).
Unterschiede in der Wirkung bedingt durch Stellungsisomerien. 117
das Rückenmark und wirken durch die Aufhebung der Atmung tödlich. Bei
der Einspritzung in die Jugularis beträgt die letale Dosis des o-Toluidin 0.208 g
pro kg beim Hunde, des m-Toluidin 0.125 g und 0.1 g die des p-Toluidin. Es
steigt also die Giftigkeit vom o-Toluidin über m-Toluidin zum p-Toküdin. Bei
der Acetyüerung hingegen verhalten sich die drei Tohiidine verschieden. Hier
ist die p-Verbindung merkwürdigerweise unwirksam, und wie es scheint, auch
die m-Verbindung. Beide sind völlig ungiftig, und giftige Eigenschaften kommen
nur dem o-Acettoluid zu. Eine Temperatur herabsetzende Wirkung kommt nur
dem m-Acettoluid zu, die p- mid o-Verbindungen sind ohne bemerkenswerten
Einfluß auf die Körperwärme. Ein mimittelbarer Zusammenhang zwischen
der Temperatur vermindernden Wirkung und der Art der chemischen Um-
setzung läßt sich nicht nachweisen. Denn existierte ein solcher, so müßte das
o-Acettoluid, dessen chemisches Verhalten im Tierkörper dem des Antifebrins
vollkommen analog ist, dem letzteren auch in bezug auf den antipyretischen
Effekt am nächsten stehen. Bei einer Reihe von Verbindungen konnte kein
Unterschied wahrgenommen werden, so bei den Dimethyltoluidinen.
Erwähnenswert ist noch der frappante Unterschied in der Geschmacks-
wirkimg zwischen o- und p-Benzoesäuresulfinid.
o-Benzoesäuresulfinid p-Benzoesäuresulfinid
' ' ' ' _>NH
u
CO
/
Ersterer Körper, Saccharin, ist 500 mal so süß als Zucker, während die ent-
sprechende p-Verbindmig geschmacklos ist.
a-Naphthylamin [ J J ist giftiger als /Ö-Naphthylamin ^) f J | ,
I (X-Naphthol ist giftiger als /9-Naphthol I 1 Iqct • Nach Maimo-
OH
witsch^) soll a-Naphthol dreimal weniger toxisch sein und dreimal stärkere
antiseptische Eigenschaften als /3-Naphthol besitzen.
a- und j'-Aminobuttersäure sind m bezug auf Narkose unwirksam; die
jß-Aminobuttersäure hat neben einer stark narkotischen Wirkung eine exzitie-
rende auf das Atmmigszentrum aufzuweisen^).
«-Cocain H^ H H^
Q _ri Q
H^ H Hj
unterscheidet sich nur diu-ch die Stellung der Carboxylgruppe im Ekgomnkeni
von Cocain H H H
C^ — C C • COO • CHs
I /N • CHs)CH ■ O ■ CO • CjHj
c — c — c
H^ H H2
ruft aber keine Anästhesie hervor*).
') Petrini, Arch. di Farmacol. 5, 574 (1897). — Presse m^dicale 1894, 13, I.
') Deutsches Arch. f. kUn. Med. 1894. =) W. Sternberg, Z. f. kl. Med. 38, 65.
*) R. Willstätter, HB. 39, 1575, 2216 (1896).
118
Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
In der Reihe der Purinbasen finden wir ebenfalls ein ganz charakteristisches
Beispiel dafür. Die drei stellungsisomeren Dimethylxanthine Theobromin,
Theophyllin, Paraxanthin, haben eine identische diuretisehe Wirkung, doch
wirkt Theophyllin weitaus kräftiger als Theobromin. Paraxanthin übertrifft
an Wirkungsstärke Theophyllin bedeutend i).
Theobromin (3.7-Dimethylsanthin)
NH — CO
CH,
I
CO
I
■N-
C-
II
-c-
-N/
CH,
M^
;,CH
Tlieophyllin (1.3-Dunethylxanthin)
CHs-N — CO
CO C — N'^
CH, -N— C — N
>CH
Paraxanthin (1.7-Dimethylsanthin)
CH,
N — CO
CO C-N(^^'
I II >CH
HN — C — N
Bei Cis-Transisomeren liegen folgende Beobachtimgen vor:
Von den Hexahydrobenzylamincai'bonsäuren sind die Cisverbindungen
farblose, betäubend riechende Öle, die Transverbindungen fest und geruchlos.
Die beiden N-Methylvinyldiacetonalkamine (stabil und labil) verhalten sich in
Form ihrer Mandelsäureester physiologisch verschieden. Die stabile Verbin-
dung ist unwirksam, die labile erzeugt Mydriasis.
Die Cisstellung der Hydroxylgruppe zu zwei Alkyl-, resp. zwei Alkylen-
resten ist hier, wie bei allen verwandten Verbindungen (s. bei Cocain) die physio-
logisch-aktive Raumgruppierung.
Die mydriatisch wirkenden Isomeren haben folgende Raumformeln:
N-Methylvinj'ldiacetonalkamin physiol. -aktiv
CH,
?<
OH
CH,
H
C
— "-X
CH,
ch]
1/
Tropin physiol. -aktiv
H
CH,
;/
CH,
OH^-
CH„
CH,
CHj
H
. I
CH-
N • CH,
d-Ekgonin (physiologisch-aktiv)
Pseudekgonin (physiol.-inakt.)
OH
l\
H
H
C
1/
N • CH,
H COOH
\_
C
/\ CH,
H COOH
I
14. Stereochemisch bedingte Wirkungsdifferenzen.
Wir haben in vorhergehendem gesehen, wie Stellungsisomerien ein durchaus
verschiedenes physiologisches Verhalten verursachen. Ebenso bedingen Stereo-
isomerien verschiedenes physiologisches Verhalten.
Die sehr auffallende Tatsache, daß zwei Substanzen, welche völlig gleiche
Gruppierungen enthalten und nur durch eine differente Anordnung im Räume
1) O. Schmiedeberg, BB. 34, 2550 (1901).
Stereochemisch bedingte Wirkungsdifferenzen. 119
sich unterscheiden, in ihrem physiologischen Verhalten wesentHch voneinander
abweichen, hat zuerst Louis Pasteur beobachtet, der sofort auch den einzig
richtigen Schluß zog, daß die physiologische Wirkung von der Lagerung der
Atome im Räume abhängig ist.
L. Pasteur^) beobachtete, daß Penicillium glaucum und andere Pilze auf
einer optisch inaktiven Weinsäurelösung gezüchtet, die Lösung optisch aktiv
machten, so daß eine hnksdrehende Lösung resultierte. Die Mikroorganismen
hatten also aus der racemischen Weinsäure (Traubensäure), die wir uns aus
gleichen Teilen rechts- und hnksaktiver Weinsäure zusammengesetzt vorstellen,
H OH
die rechtsdrehende (d- Weinsäure) COOH C — C ■ COOH als Xahrmigsmittel
OH H
verbraucht, die hnksdrehende fast unberührt gelassen. Diese Pilze verwerten
also die rechtsdrehende Weinsäure als Nahrungsmittel, während vorerst die
linksdrehende, trotz des sonst gleichen Baues, nicht a\isgenützt wird. Erst
sobald die d-Weinsäure verbraucht ist, wird später auch die l-Weinsäure an-
gegriffen 2). Ahnlich different verhalten sich die Weinsäuren in ihrer Giftigkeit
für höhere Organismen bei intraperitonealer Injektion. Die 1-Weinsäure ist die
giftigste, die d-Weiosäure nur halb so giftig, die Traubensäure nur ein Viertel
so giftig. Sehr wenig giftig, wenigstens weniger giftig als Traubensäure ist Meso-
weinsäure, welche ein optisch 1-aktives und ein optisch d-aktives C-Atom enthält
und daher selbst optisch inaktiv ist. Das Verhältnis der Giftigkeit war nach
den Untersuchungen von Chabrie^) 1- Weinsäure: d- Weinsäure: Traubensäure:
Mesoweinsäure = 31 : 14 : 8 : 6 . Bei Verfütterung aa Tiere wird die 1- und
Mesoweinsäure am stärksten, viel weniger die d-Wehisäure, am wenigsten die
Traubensäure oxydiert*). Äliiilich diffsreat verhalten sich die drei Mannosen^)
und Arabinoseh*) im Organismus.
Die Weinsäuren haben verschiedene und verschieden starke Wirkungen auf
das Herzhemmungszentrum und auf die vasomotorischen Zentren. Die d-Wein-
säure ist physiologisch die inaktivste, sie hat auf das Hemmungszentrum eine
schwache, kurzdauernde Wirkmig und beeinflußt die Vasomotorenzentren nur
ganz unbedeutend ; die l-Weinsäure erweist sich am aktivsten, sie wirkt auf beide
Zentren stark; die Traubensäure imd die Mesoweinsäure wirken stärker als die
d-Weinsäure, aber schwächer wie die l-Weinsäure").
H H OH
l-Arabinose OH ■ CH, • C — C — C • CHO wird am besten ausgenützt,
OH OH H
H H OH
d-Arabinose OH • CHj ■ C — C — C . cHO am schlechtesten, i-Arabinose steht in
OH OH H
der Mitte zwischen beiden. Ähnliche L'nterschiede zeigen sich im Verhalten
der drei Arabonsäuren OH • C'H2(CH • 0H)3 • COOH im Organismus.
Hefe vergärt d-Glucose, d-Mannose, d-Galaktose und d-Fructose, greift
aber die Antipoden nicht an, aber man kann durch allmählichen Zusatz
des anfangs nicht vergärbaren Zuckers die Hefe an die Vergärung des
1) C. r. 33, 110; 36, 26; 3T, 110, 162.
-) Duclaus, Traite de Microbiologie I, 220. Paris 1898.
3) C. r. 116, lUO. 1) A. Brion, HS. 35, 283 (1898).
5) C. Neuberg und Paul Maver, HS. 3T, 530 (1903).
6) C. Neuberg und Wohlgemuth, BB. 34, 1745 (1901).
') L. Karezag, Z. f. BioL 53, 218 (1910).
120 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
anfangs nicht gärbaren Zuckers gewöhnen. Das gleiche gelingt bei Bak-
terien ^).
J. Wohlgemuth beobachtete bei Verfütterung inaktiver Aminosäuren
aus Eiweiß, dl-Tyrosin, dl-Leucin, dl-Asparaginsäure und dl-Glutaminsäure
an Kaninchen, daß diese im tierischen Organismus zeriegt werden, und zwar
so, daß die im Organismus selbst vorkommende aktive Modifikation verbrannt
wird, während die andere Komponente zum Teil im Harn miverändert aus-
geschieden wird^). Nach Verfütterung racemischer Aminosäuren gelangt also
sehr oft die im Körpereiweiß nicht vorkommende optisch-aktive Komponente
zur Ausscheidung, während die im Körpereiweiß vorkommende verbrannt wird.
Racemisches Vahn wird durch Fäuhiiserreger asymmetrisch unter Bil-
dung von 1-Valin zerlegt^); der Angriff von racemischer Asparagüisäiu'e*) und
Glutaminsäure^) erfolgt dagegen symmetrisch.
1-Dioxyphenylalanin ist wie alle Aminosäuren pharmakologisch ziemlich
indifferent. r-3.4-Dioxyphenylalanin macht bei Hunden heftigen Brechreiz
imd eine Erregung der Haarmuskehi, bei Kaninchen einen Erregmigszustand*).
Stereoisomerie durch doppelte Bindung verursacht.
Das einfachste Beispiel dieser Art ist das besondere chemische wie phy-
siologische Verhalten der Fumarsäure und Maleinsäure.
Maleinsäure Fumarsäure
H • C • COOH HOOC • C • H
II II
H • C • COOH H • C • COOH
Die labile Maleinsäure läßt sich durch bloßes Kochen mit Wasser in die
stabile Fumarsäure umlagern. Durch die doppelte Bindung der beiden Kohlen-
stoffe ist eine sterische Isomerie bedingt. Die Maleinsäure ist für höhere Tiere
giftig, die Fumarsäure iuigiftig[Fodera, Ishizuka')]. In Lösungen von Malein-
säure entwickelt sich PeniciUium glaucum schlecht oder gar nicht, wächst aber
sehr gut in Fumarsäurelösmigen. Auch sonst ist es häufig, daß die labile, um-
lagerbare Form einer Verbindung viel wirksamer ist als die stabile, umgelagerte
Form (s. S. 118, 122, 124).
/S-Cholestanol hebt die hämolytische Wirkung gewisser Blutgifte, z. B.
der Saponine (Digitonin) auf, vmd zwar annähernd wie Cholesterin. e-Chole-
stanol steht dagegen an Wirksamkeit weit hinter dem /^-Cholestanol zurück
und besitzt die antihämoljrtische Fähigkeit gegenüber Saponinen nur in ge-
rmgem Grade. Die entgiftende Wirkung beruht auf einer Verbindimg beider
Substanzen. /S-Cholestanol gibt eine Verbindung mit Digitonin, während
f-Cholestanol sich mit Digitonin nicht verbindet. Das verschiedene physio-
logische Verhalten der stereoisomeren Cholesterinalkohole ist hiernach auf die
Fähigkeit bzw. Unfähigkeit zur Bildmig inaktiver komplexer Verbüidmigen
zurückzuführen *) .
Stereoisomerie durch asymmetrischen Kohlenstoff verursacht,
eis- und Transformen. Labile und stabile Verbindungen.
Die Beispiele des verschiedenen Verhaltens der Weinsäure dem Organis-
mus gegenüber sowie der Mannose und Arabinose und der Arabinsäure wurden
1) Frankland, M. Gregor und J. R. Apple yard, J. Chem. Soc. 63, 1012 (1893).
^) BB. 38, 2064 (1905). ^) C. Neuberg und Karezag, BZ. 18, 434 (1909).
*) C. Neuberg, BZ. 18,431 (1909). ^jc.Neuberg, Archi\no di fisiologiaT, 87 (1909).
«) M.Guggenheim, HS. 88,284(1913). ') Malys Jahresber. f. Tierchemie 26, 97.
») A. Windaus, Nachr. K. G«s. Wiss. Göttingen 1916, 301.
Stereochemisch bedingte Wirkungsdifferenzen. 121
oben erwähnt. Viel deutlicher wird die Verschiedenheit bei optischer Stereo-
isomerie bei den Alkaloiden.
1-Cocain g^C — CH CH ■ COO • CH3
j N • CH3 CH • O ■ CO • CgHj
HjC — CH CHj
ist ein linksdrehender Körper, durch Erhitzen mit Alkalien gehen das im Cocain
enthaltene l-Ekgonin und seine Derivate in d-Ekgonin über, von welchem
d-Ekgonin aus man zu einem d-Cocain gelangen kann. Diese optische Inversion
ist nicht ohne Einfluß auf die physiologische Wirkung, da die Abstumpfung
der Sensibüität beim d-Cocain regelmäßig schneller eintritt und intensiver ist
als beim 1-Cocaiu, aber auch in kürzerer Zeit wieder verschwindet [P. Ehr-
lich, E. Poulssoni)].
Ein ähnhcher Unterschied ist zwischen Cinchonin CjgHjaNjO und dem
optisch isomeren linksdrehenden Cinchonidin nachweisbar. Letzteres wirkt
viel langsamer, auch nur in etwas größeren Gaben, macht aber viel häufiger
als Cinchonin Erbrechen, seine krampferregende Wirkung bei Tieren ist sehr
ausgesprochen ^).
Auch bei dem wichtigsten Chinarindeualkaloid, dem hnksaktiven Chinin
Cj9H2jN2(OH)(OCll3) selbst konnte man eine Differenz seinem optischen Iso-
meren, dem Chinidin (Conchinin) (Paste ur), gegenüber beobachten. Conchinin
wirkt febrifug wie Chinin, ohne gleichzeitig narkotische Wirkung hervorzurufen,
wie es Chinin macht [Macchiavelli^)].
Zwischen der physiologischen Wirkmig der optischen Antipode mid der
Oberflächenspannung besteht in einzelnen Pällen ein Parallelismus*).
Atroph! H Hg CHj-OH
H2C — C — Cv
/ ^\
N • CH3 >CH • O • CO ■ CH
H,C — C — C/ I
H Hj CjHj
ist der Ester der Tropasäure («-Phenyl-/3-oxypropionsäure)
\
COOH
imd der Tropm benannten Base. Diese Base läßt sich leicht in ihr geometrisch
isomeres, das )/'-Tropin,
Tropin und y-Tropin
H Hg
H2C — c — c«.
NCHs ')CHOH
^ V
HjC — C — C^
H Hg
umlagern. Während nun Atropin (Tropasäuretropein) und Homatropin
CgHj^N • 0 • CO • CH(OH) • CgHj (Mandelsäuretropein) mydriatisch wirken,
kann diese tj'pische Wirkung durch Tropasäure-)/'-tropein imd Mandelsäure-
y-tropein nicht hervorgerufen werden. Ganz analog verhalten sich die syn-
1) AePP. 2T, 307. ^j pjetro Albertoni, AePP. 15, 272.
') Jahresber. über die Fortschritte der Chemie 1875, 772.
*) L. Berczeller, BZ. 83, 1 (1917).
122 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
thetischen iiiedrigerea Homologen dieser Basen, die N-Methylvinyldiaceton-
alkamine ^^ ^^
H2C/\CH3
HsC\J L/CH3
CH3
und zwar die a- und die /?-VerbLndungi). Die Entstehung der beiden a- und
/5-N-Methylvinyldiacetonalkamine beruht auf dem Vorhandensein zweier asym-
metrischer Kohlenstoffatome im Ring. Die /S- Verbindung ist labil und läßt sich
in die stabile «-Verbindung umlagern. Nur die Ester der /)'-Reihe, die den Ver-
bindungen des Tropins gleichen, sind wirksam. Das Mandelsäurederivat der
^-Base, welches labil ist, gleicht dem Homatropin, das der a -Verbindimg,
welche stabil ist, dem Mandelsäure-i/'-Tropein, letzteres ruft daher auch keine
mydriatischs Wirkung hervor [C. Harries-)] (s. S. 121).
In der mydriatischen Wirkung von d-, 1- und rac. Homatropin ist nur eine
geringe Differenz. Die 1- Verbindung wirkt am stärksten^).
Ebenso ist es bekannt, daß Hyoscyamin und Atropin in ihrer Wirkung
differieren. Hyoscyamin ist die linksdrehende, Atropin die racemische Ver-
bindung. Von Gadamer wurde auch d-Hyoscyamiu dargesteOt. Arthur
R. Cushny*) hat die pharmakologischen Wirkungen dieser drei Stereoisomeren
geprüft und sie in bezug auf die Nervenendigungen im Froschmuskel und
am Froschherzmuskel gleich gefunden. Auf das Proschrückenmark wirkt
Atropin viel stärker erregend als I-Hyoscyamin, und d-Hyoscyamin noch
stärker als Atropin. Auf die Nervenenden in den Drüsen, im Herzen und der
Iris wirken diese drei Verbindungen aber ganz anders different. Hier wirkt
1-Hyoscyamiii zweimal so stark als Atropm mid etwa 12 — 18 mal so stark als
d-Hyoscyamin.
Cushny erklärt diese Wirkungsdifferenzen und ihre quantitativen Unter-
schiede in der Weise, daß Atropin in der Lösmig in seine beiden aktiven
Komponenten zerfällt und daß es fast nur durch seinen Gehalt an 1-Hyoscyamin
auf die Drüsen, Herzhemmungsaerven und Iris wirkt, während seine reflex-
erregende Wirkung am Frosche hauptsächlich auf den Gehalt an d-Hyoscyamin
zurückzuführen ist.
Das Hnksdrehende Hyoscin wirkt zweimal stärker als das racemische auf
die Endigungen der sekretorischen Nervenfasern der Speicheldrüsen und die
hemmenden Herznerven. Hingegen ■nirken beide Basen auf das Zentral-
nervensystem der Säugetiere gleich, ebenso auf die motorischen Nerven des
Frosches^). _ ,
' Scopolamm
H,
c"
I C?3|
HC-N-C
I q/I CH2 • OH
T1C<^ — CH • O • CO • CH ■ C.Hc
1) Harries, BB. 39, 2730 (1896). 2) Liebigs Ann. 269, 328; 394, 336.
^) H. A. D. Jowett und F. L. Pyman, Proceed. of the VII te Internat. Congr. of
Applied Chemistry 1909, London. *) Journ. of physiol. 1903.
') A. R. Cushny und Peebles, Journ. of physiol. 33, 501.
Stereochemisch bedingte Wirkungsdifferenzsn. 123
1-Scopolamin wirkt doppelt so stark lähmend auf die sekretorischen
Nerven der Speicheldrüse vrie die racemische Base. Auf das Zentralnerven-
system haben beide den gleichen Wirkimgswert^). 1-Scopolamin ■wirkt auf
den Vagus 3 — 4 mal, auf den Oculomotorius fast zweimal so stark wie i-Scopol-
amiB-).
d- und 1-Xicotin sind nach den Untersuchungen von A. Mayor^) in ihrer
Wirkung ganz verschieden. 1-Xicotiu ist zweimal so giftig als d-Xicotin. 1-Xi-
cotin macht Erregimg und Schmerzen bei der Injektion. d-Xicotininjektionen
hingegen scheinen schmerzlos zu sein. 1-Xicotin erzeugt Lähmungserschei-
nungen, Krämpfe, Verlangsamung des Herzschlages, Tod durch Atmimgs-
stillstand. d-Xicotin macht nur starkes Zittern, welches aber bald verschwindet.
Nicotin
CH2 * CH2
- CH CHj
\/
H ^' ■ CH3
Hingegen konnte bei den drei optisch verschiedenen Conünen keine Wir-
kungsdifferenz konstatiert werden^).
Dorothy Dale und G. R. Mainz untersuchten salzsaures und brom-
camphersuKosaures d- und 1-Tetrahydrochinaldin (Tetrahydro-2-methylchinoUn).
Sie reduzieren die Systole und führen zu diastolischem Herzstillstand. Die 1-Ver-
bindung 'vvirkt auf den Skelettmuskel viel stärker kontrahierend als die d-Ver-
bindung, die Wirkmig der Racemform Hegt zwischen beiden. Die l-Verbindmig
ist ungefähr li^mal so stark in bezug auf das Verursachen einer Kontraktion
eines Skelettmuskels als die d-Verbindung^).
Von großem physiologischen Interesse ist das verschiedene Verhalten der
drei Adrenaline. 1-Adrenalin ist das natürliche, in der Nebenniere vorkom-
mende. Durch Einspritzung von d-Adrenalin kann man Mäuse an große
Mengen l-Adrenalin gewöhnen^). d-Adrenalin macht bei gleicher Dosis wie
1-Adrenahu im Gegensatz zu diesem am Froschauge keine Pupillenerweiterung
und beim Säugetier keine Zuckerausscheidung '). 1-Adrenalin wirkt auf den
Blutdruck doppelt so stark als dl-Adrenalin, so daß wahrscheinhch d-Adrenahn
gar nicht wirkt*).
Erhitzt man Methylmorphimethin
CH CH
HC,^\e^^^\cH
2 H\9 ic^^*^^^ ■ ^^^ ■ ^'('^^3)2
OH/ \^
C
OH
mit Essigsäureanhydrid, so entsteht Morphenol, imd daneben geht die Hälfte
des angewendeten Methylmorphimethins nicht in die Reaktion ein, sondern
M A. R. Cushnv, Joum. of phvsiol. 3S, 501 (1905).
= ) E. Hug, AePP. 69, 45 (1912).
=) Siehe bei Arne Pictet mid Rotschy, BB. 37, 1225 (1904).
*) Ladenburg und Falck, Liebigs Ann. 24T, 83.
5) Joum. of phvsiol. 42, XXXI (1911).
«) HS. 49, 129 (1906); 61, 119 (1909); 62, 404 (1909). ') HS. 59, 22 (1909).
*) A. R. Cushnj-, Joum. of phvsiol. 37, 130.
124 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
erfährt nur eine Umlageruiig in eine stereoisomere Verbindung, das rechts-
drehende ^-Methylmorphimethin, welches schwächer als das a-Methylmorphi-
methin wirkt. (Ebenfalls Übergang von der labilen zur stabilen Form.)
Die beiden aktiven Formen des von Pope imd Read^) dargestellten
Hvdrooxyhydrindamins .p-o- —
üben keine spezifische physiologische Wirkung aus, sondern sind nur milde
allgemeine Protoplasmagifte. Der Wirkungsunterschied zwischen ihnen ist
nur gering und im Gegensatze zu den bisher bei den optisch aktiven Formen
spezifisch wirksamer Stoffe gemachten Erfahrungen zugunsten der d-Form^).
OH
Bebeerin CuHiiO^OCHa aus Parevia brava verhert durch Überfüh-
N • CH3
rung in die quatemäre Base ceine Herzwirkimg. Die rechtsdrehende Modifika-
tion des Bebeerin wirkt intensiver als die Unksdrehende^). Die amorphen Modi-
fikationen wirken stärker als die krystallisierende. Die rechtsdrehende amorphe
wirkt viel stärker als die krystallisierende rechtsdrehende. Die linksdrehende
amorphe ist weniger wirksam, aber stärker als das wenig wirksame krystalli-
sierende. Iimerhch ist rechtsdrehendes amorphes Bebeerm unwirksam*).
Auf sterische Differenzen dürfte auch das toxikologisch so verschiedene
Verhalten der Muscarine zurückzuführen sein. Das natürliche FliegenpUz-
muscarin erregt bekannthch alle peripheren Nervenendigungen, welche Atropin
lähmt.
Verschieden von ihm verhält sich das aus Chohn durch Einwirkimg von
Salpetersäure gewomiene Muscarm (Cholin-Muscarin). Es ist nach neueren
Untersuchungen kein Oxydationsprodukt, sondern der Salpetrigsäureester des
Cholins; es wirkt curareähnMch und macht keine Myose (Ewins). Noch
mehr Verschiedenheit zeigt das synthetische Muscarin von E. Fischer und
Berlinerblau^) cH, • CHCOH),
i'-'JisUJ-^ OH
Cholinmuscarin (Cholinsalpetrigsäureester) ruft maximale Myose hervor,
während das natürliche ohne Einfluß auf die Pupille ist; ferner lähmt es
schon in außerordenthch geringer Menge die intramuskulären Nervenendi-
gungen, was natürliches Fliegenpilzmuscarin nicht vermag [R. Böhm*)].
Anhydromuscarin (Berlinerblaus Base) hat gar keinen Einfluß auf das
Froschherz, ist ohne W'irkung auf die Pupille, ohne Wirkung auf die herz-
hemmenden Vagusapparate des Säugetierherzens. Hingegen macht es wie
alle Ammoniumbasen starke Speichel- und Schweißabsonderung. Der Tod
erfolgt durch Lähmung der Respiration (Berlinerblau).
M. Scholtz') fand, daß durch Addition von Halogenalkylen an ein am N
alkyhertes Coniin immer dann zwei isomere Verbindungen entstehen, wemi
die fünf an N gebundenen Radikale verschieden sind. Die a-Verbindung läßt
sich durch Schmelzen in die /J- Verbindung überführen. H. Hildebrandt*)
prüfte die Äthyl-benzyl-, Propyl-benzyl-, Butyl-benzyl- und Isoamyl-benzyl-
Coniniumjodide sowie die Äthyi-aüyl-coniniumjodide und fand, daß clie niedrig
1) Joum. Chemie. Soc. London 101, 758 (1912).
2) Yasuo Ikeda, Journ. pharm. Therap. Ut, 121 (1915).
3) H. Hildebrandt, AePP. 5T, 279 (1907).
") H. Hildebrandt, AePP. ST, 284 (1907). ^) BB. IT, 1139 (1884).
«) AePP. 19, 87. ') BB. 3T, 3627 (1904). — BB. 38, 595 (1905).
*) BB. 38, 597 (1905).
Stereochemisch bedingte Wirkungsdifferenzen. 125
schmelzenden «-Verbindungen (Isomeren) eine geringere Giftwirkung besitzen,
als die höher schmelzenden /?- Verbindungen. Bei den Äthyl-, Propyl- imd Bu-
tylverbindungen ergab sich mit steigendem Molekulargewicht eine Vermmde-
rung der Giftwirkung. Nur die Isoamylderivate sind in ihrer Wirkmigsstärke
mit den Äthyl verbindimgen identisch. Die Körper zeigen eine erheblich größere
Giftigkeit als Coniin und N-Äthylconiin.
Emetin und Isoemetin sind stereoisomer, letzteres ist weniger als halb so
giftig als ersteres (H. H. Dale).
G. A. Pari zeigte, daß l-CamjDher für Kaninchen und Hündinnen 13 mal
giftiger ist als d-Campher. Bruni weist auch daraufhin, daß l-Campher fast
geschmacklos und wemg prickelnd ist, im Giegensatze zu dem frischen, pikan-
ten Geschmack des gewöhnUchen Camphers *).
Der Geruch der Meihylester der aktiven Transhexahydrophthalsäuren
scheint verschieden zu sein -). Inaktive Terpene riechen oft schwächer als aktive
(Tiemann und Schmidt).
Schließlich sind noch einige Beispiele einer Differenz im Geschmacke
zwischen zwei optisch Isomeren zu erwähnen.
1-Isoleucin schmeckt im Gregensatze zum bitteren d-Isoleucin süß^).
Piutti*) beobachtete, daß d-Asparagin
C]
I
C]
süß schmeckt, I-Asparagin geschmacklos (fad) ist.
Menozzi und Appiani^) fanden Geschmacksdifferenzen zwischen d- und
I-Glutaminsäure COOK • CH(NH2) • CH^ • COOK.
Die Glucose schmeckt .süß, die Mannose soll bitter schmecken^), was aber
von C. Neuberg und P. Mayer bestritten wird').
Bei Phenylalanin schmeckt die d-Form ausgesprochen süß, die 1-Form
leicht bitter, bei Valin d: ganz schwach süJ3 und gleichzeitig etwas bitter,
1: ziemlich stark süß, dl: schwach süß, wohl infolge des Geschmacks der l-Ver-
bindung.
Leucin d: ausgesprochen süß, 1: fade und ganz schwach bitter, dl:
schwachsüß.
Histidin d: süß, 1: bitter bis fade, dl: schwach süß.
Tryptophan d: fast geschmacklos, 1: leicht bitter, dl: süß.
Serin d: ausgesprochen süß, 1: schwach süß mit fadem Beigeschmack,
dl: süß.
7-Oxyprolin a: stark süß, b: fade, N-Methyl-^-osyproUn a: stark süß,
b: süßlich -fad. 2-Amino-d-glykoheptonsäure cc: deutlich süß mit fadem Nach-
geschmack, ß: süß, erheblich schwächer als die a- Verbindung.
Glutaminsäure d: eigentümlich, schwach sauer, hinterher fade, 1: ge-
schmacklos.
Asparagin, Aminobemsteinsäuremonamid d: intensiv süß, 1: geschmacklos.
l-Prolyl-phenylalanin d: bitter, 1: geschmacklos.
DiacetylmesoweinsäurenitrU schwach süß, Diacetyltraubensäurenitril, vöUig
geschmacklos.
1) Gaz. chim. ital. 38, U, 1. ') Werner und Conrad, BB. 33, 3052 (1900).
ä) F. Ehrlich, BZ. 63, 379 (1914).
*) C. r. 103, 305. — Gaz. chim. ital. IT, 126, 182. =) Acc. d. Lincei 1893 [2], 421.
«) Alberda van Ekenstein, Kec. Pays-Bas 15, 122 (1896).
') C. Neuberg und P. Mayer, HS. 37, 545 (1903).
]26 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Rhodeohexonsäurelacton (X: angenehm süß, ß\ süßlich.
Glykosepentaacetat a: sehr bitter, ß: schwach bitter.
Chloralose ä: geschmacklos, ß: bitter.
Arabinosetetraacetat : bitter; Xylosetetraacetat : sehr bitter.
Arabinaniin: ätzend, schwach süß, Xylamin: ätzend und süß.
Fumarsäure: rein sauer, Maleinsäure: kratzend sauer, ekelerregend.
Mesaconsäure : herb-sauer, Citraconsäure : sauer und bitterlich.
Angelikaäthylester: süßlich, Tiglinsäureäthylester : brennend.
p-Nitrobenzaldoxim (X anti: schwach süß, ß-sja: geschmacklos.
Anisaldoxim a-anti: intensiv süß, ß-sjn: geschmacklos.
s-Menthol: eis: stechend kühl, trans: bitter kühlend.
a- und /?-Benzyl-/5-aminocrotonsäureester unterscheiden sich durch den
Geschmack. Die a-Verbindung schmeckt gar nicht, die /«-Verbindung intensiv
süß und pfefferartig. Chinontetrahydiür wirkt kühlend, während Isochinon-
tetrahydür schwach süß schmeckt^).
Die Wirkung ist geknüpft an bestimmte sterische Lagerung.
Die angeführten Beispiele zeigen, daß sich für alle Isomeriefälle, Stellungs-
isomerie, Strukturisomerie durch doppelte Bindung, Strukturisomerie durch
asymmetrischen Kohlenstoff, labile imd stabile Formen, Differenzen in der
physiologischen Wirkung nachweisen lassen, so daß es wahrscheinlich wird, daß
die Wirkungen der Substanzen nicht so sehr allein von der Art der Gruppie-
rungen im Molekül als von ihrer Lagerung im Räume abhängig sind. Scheinbar
läßt sich für Substanzen, die keine Isomeren haben, die Abhängigkeit der Wir-
kung von der geometrischen Lagerung im Räume nicht nachweisen, so daß die
Differenz in der Wirkung Isomerer nur die Bedeutung eines Kuriosums hätte.
In Wirklichkeit aber läßt sich die gewoimene EiTahrung weiter ausbauen und
auch für andere Substanzen die Bedeutung der geometrischen Konfiguration
für die Art und Weise der Wirkung zeigen, so daß man zur Anschauung gelangen
muß, daß für das Zustandekommen der Wirkungen eben diese sterische An-
ordnung mehr maßgebend ist als die Radikale und die denselben zugrunde
liegenden Elemente.
* *
*
Durch die klassischen Untersuchimgen von Cr um Brown imd Fräser^)
wurde der Nachweis geführt, daß durch die Einwirkung (Addition) von Methyl-
jodid die Alkaloide ohne Unterschied ihres ursprünglichen Wirkungscharak-
ters einen neuen Wirkungscharakter annehmen; alle diese Methyljodid-
additionsprodukte der Alkaloide erhalten physiologisch den Wirkungscharakter
des Curare, d. h. sie lähmen die Endplatten der motorischen Nerven
in den Muskeln. Der chemische Vorgang ist hierbei ein Übergang des drei-
wertigen Stickstoffs in füiifwertigen, eine Verwandlung dieser Alkaloide in
quaternäre Ammoniumbasen
R\ R\ /CH3
R-^N -I- CH3J = R^N<;
r/ b/ V
Nun kommt allen Ammoniumbasen ohne Rücksicht auf den übrigen Bau des
Moleküls (welcher nur die Wirkungsstärke sowie nebenher laufende Wir-
•) G. Cohn, Geschmack und Konstitution bei organischen Verbindungen. 1915,
Stuttgart, bei Ferdinand Enke.
2) Transact. Roy. Soc. Edinbourgh 35, 707 (1868). — Proc. Roy. Soc. Edinbourgh
1869, 560.
Stereoohemisoh bedingte Wirkungsdifferenzen.
127
kungeii, nicht aber den Wirkungscharakter in bezug auf die motorischen Nerven-
endplatten beeinflußt) Curare-nirkung zu. Ja, Curarin selbst ist eine Ammonium-
base. R. Böhmi) ist es gelungen, aus der im Curare vorkommenden tertiären
Base Curin CjgHjgXOg durch Addition von Methyljodid Curarin C19H23XO4,
welches 226 mal so giftig ist als die Muttersiibstanz, darzustellen, und diesem
Curarin kommt in exquisiter Weise der lähmende Charakter des Curare zu.
van't Hoff 2) verdanken wir die Vorstellung, daß man den fünfwertigen
Stickstoff im Zentrum eines Würfels sich denken kann, die fünf gebundenen
Gruppen befinden sich dann in fünf Eckpunkten.
Fig. 1.
y\ s^
>^
vanf Hofs Sf/c/rsfofmode//
Fro/eAtiof} yoo F/ff. /
Drei Ecken bleiben frei, während die Valenzen nach den übrigen fünf
Ecken ausstrahlen. Die Valenzen des dreiwertigen Stickstoffs liegen hier-
bei nicht in einer Ebene; die supplementären Valenzen 4 und 5 erscheinen hier
gleichwertig, insbesondere wenn man das aus dem Würfel resultierende Mo-
dell für sieh betrachtet (Fig. 1 und la). Die supplementären Valenzen haben
eine von den drei übrigen verschiedene räumhche Anordnmig.
Fig. 2 a. Fig. 2 b. Fig. 3.
•S^/c/rs/qf/7?oafe//
-J Pro/e/rfyb/r
Bi.sc/?oßs ■Sficksfqf/node//
C. Willgerodt^) sucht die verschiedenen Stickstoffverbindungen mit
der Annahme der Lagenmg des Stickstoffatoms inmitten eines Tetraeders
zu erklären, so daß die in den Verbindungen stets zur Geltung kommenden
drei Hauptaffinitäten nach den Ecken des gleichseitigen Dreiecks gerichtet
sind, in dem die beiden Tetraeder zusammenstoßen, während die beiden Neben-
valenzen nach den Spitzen der Tetraeder hin gerichtet sind. Die drei Haupt-
valenzen liegen also in einer Ebene (1, 2, 3). (Fig. 2a und 2b.)
Zu einer anderen Hypothese gelangte C. A. Bischoff*). Er nimmt den
pentavalenten Stickstoff in der Mtte einer vierseitigen PjTamide an, bei
welcher Anschauung eine Valenz eine besondere Richtung annimmt (Fig. 3).
>) AePP. 6, 101. — Arch. d. Pharmazie 235 ^60
^) Ansichten über organische Chemie 1881.
3) Joum. f. prakt. Chemie 37, 450; 41, 291. *) BB. 23, 1972 (1890).
128 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Beim Übergang des fünfwertigen Stickstoffs in die dreiwertige Form
müßte eine Ebene zwischen 4, 5, 2 oder 1, 5, 3 gelegt werden. Dieses ist nur
durch Platzwechsel zwischen dem in Valenz 5 gebundenen Halogen und einem
der vier Radikale möglich, wie es sich auch Wedekind^) vorstellt, welcher
für die labilen fünfwertigen Verbindungen das Willgerodtsche Doppel-
tetraeder, für die stabilen aber das Bischoffsche PjrramidenmodeU amiimmt.
Beim Aufbau einer fünfwertigen Verbindung aus einer dreiwertigen nehmen die
beiden disponiblen Valenzen Halogen und Alkyl auf, worauf daim das Halogen
mit dem auf der Pyramidenspitze befindlichen Radikal den Platz tauscht.
Für uns ist es nur von Wichtigkeit, zu sehen, daß bei dem Ül^ergange
von der Trivalenz zur Pentavalenz die beiden manifest werdenden Valenzen
entweder nach dem van't Hoffscheu oder Willgerodtschen Modell eine be-
sondere, mit den drei übrigen Valenzen nicht identische räumliche Anord-
nung haben, untereinander aber übereinstimmen, oder nach Bischoff und
Wedekind beim Manifestwerden der beiden potentiellen Valenzen eine
Valenz eine durchaus verschiedene Richtung amiimmt, während die vier
übrigen identisch orientiert sind.
Wir haben durch die Resultate der Untersuchungen von Brown und
Fräser sowie der an diese Arbeiten sich anschheßenden Prüfungen ver-
schiedener quaternärer N-Verbindungen gelernt, daß durch die veränderte
räumliche Anordnung beim Übergange des Stickstoffs von der Trivalenz zur
Pentavalenz die curareartige Wirkung zustande kommt. Hängt nun diese von
dem fünfwertigen Stickstoff ab ? Nein ; sie hängt vielmehr nur ab von der räum-
lichen Anordnung der Radikale um den fünfwertigen Stickstoff, ist in ihrer
Qualität wenig abhängig von der Natur der Radikale selbst, sie ist aber sonst
unabhängig von dem Elemente: Stickstoff.
Denn wenn wir in solchen Verbindungen ein anderes fünfwertiges Ele-
ment an Stelle des Stickstoffs setzen, so haben die entstehenden Verbindungen,
wie sie chemisch den Charakter der Ammoniumbasen tragen, so auch physio-
logisch die den Ammoniumbasen eigentümliche curareartige Wirkung.
Durch die Untersuchungen von Vulpian^) ist es nämlich bekannt, daß
Basen, welche an Stelle von Stickstoff entweder Arsen, Antimon oder Phos-
phor enthalten, keineswegs die dem Arsen, Antimon oder Phosphor eigen-
tümlichen Wirkungen zeigen; vielmehr zeigen Arsonium-, Stibonium-, Phos-
phoniumbasen physiologisch Ciu-arewirkung. Vulpian prüfte Tetraäthyl-
arsoniumcadmiumjodid r< g r; jj
J ■ CdJ,
Tetramethylarsoniu mzink j odid , Methyltriäthylstiboniumhydrat , Tetraäthyl -
phosphoniumjodid.
Tetramethylarsoniumjodid hat nach den Untersuchungen von Bürgi
zentral lähmende und curareartige Eigenschaften, wirkt aber nicht auf das
Herz. Es wird im Organismus nur zum Teil zerlegt, der größere Teil unver-
ändert im Harn ausgeschieden. Es hat keine Arsenwirkung 3).
Es läßt sich aber dann weiter zeigen, daß die Curarewirkung keineswegs
von allen um ein fünfwertiges Element angeordneten Radikalen abhängt,
sondern vielmehr nur von den zwei Gruppierungen an den manifest
gewordenen potentiellen Valenzen, welche sterisch eine durchaus
1) Stereochemie des fünfwertigen Stickstoffs, Leipzig (1899).
2) Arch. de phys. norm, et pathol. 1, 472.
3) Emil Bürgi, AePP. 56, 101 (1907).
stereochemisch bedingte Wirkvmgsdifferenzen. 129
verschiedeue Anordnung haben, von den drei übrigen (man erinnere
sich an die Vorstellungen von van't Hoff und Willgerodt darüber), oder
von denen eine eine ganz besondere Stellung imie hat, die andere den SteUungs-
charakter der drei Hauptvalenzen verändert (Modell Bischoff -Wedekind).
Durch die Untersuchungen vonKunkeP) sowie Cur ci-) nämlich ist es sicher-
gestellt, daß die Siüfmbasen, z.B. Trimethylsulfinhydrür (CH3)3-S-OH,
curareartig wirken. Bei der Bildung dieser Base ist der zweiwertige Schwefel
in den vierwertigen übergegangen.
Aber auch für den Übergang eines einwertigen Elements in ein dreiwertiges
läßt sich dasselbe nachweisen. Viktor Meyer^) verdanken \vdr die Kemit-
nis, daß Jod unter Umständen Verbindungen stark basischen Charakter ver-
leihen kami. So sind die Jodoniumverbindungen als Substanzen anzusehen,
in welchen Jod als dreiwertiges Element fungiert, und tatsäehhch hat die
von R. Gottlieb^) durchgeführte jDhysiologische Prüfmig des salzsauren
Jodoniums {C^ll^)^J • Cl dessen curareartige Wirkung ergeben.
Wir ersehen aus den vorgebrachten Tatsachen, daß die lähmende Wii'lcung
auf die Endplatteu der motorischen Nerven verursacht wird nicht etwa dirrch
eine bestimmte elementare Zusammensetzung oder durch die Gegenwart be-
stimmter Radikale oder durch bestimmte als Zentrum für eine räumüche
Anordnung dienende Elemente, sondern sie ist lediglich abhängig von dem
Manifestwerden zweier jiotentieller Valenzen, die den an ihnen ge-
liundenen Radikalen eine ganz bestimmte differente Orientienmg im Räume
geben, unabhängig von der Anzahl sonst vorhandener Hauptvalenzen und
uiiabhängig von deren räumlichen Orientierimg.
Für die Kobalt-. Rhodium- und Chromammoniakverbindungen zeigte
J. Bock*), daß sie nur dmx-h ihre chemische Konfiguration %\irken, während
das in die Verbindung eintretende Metall der Wirkung dieser Stoffe kein cha-
rakteristisches Gepräge verleiht, sondern in dieser Beziehung von ganz unter-
geordneter Bedeutung zu sein schemt.
Die Hexamminkobaltsalze mit dem dreiwertigen komplexen Kation
Co(XH3)g sind starke curareartige Gifte, die später Muskelzuckimgen unfl
Krämpfe erzeugen. Aquopentamminkobaltsalze mit dem Kation (H20)Co(XH3)5
sind viel weniger giftig. Die Diaquotetra mmin Verbindungen sind selvr schwache
Gifte, die weder Curarewirkmig noch Tetanus erzeugen. Die Chloropent-
amminverbindimgen mit dem zweiwertigen Radikal Cl • CofNH3)5 haben die
Toxizität der Aquopentamminverbindungen. Die Chloroaquotetrammüi-
verbindungen Cl • HjO • Co(XH3)^ smd fünfmal geringer toxisch wirksam und
haben weder narkotische noch Curare wirkimg.
Die gleichen Verhältnisse zeigten sich bei den analogen Rhodium- und
Chromverbindmigen .
Wir glauben diu"ch diese Darlegiuig gezeigt zu haben, daß es sich auch
außerhalb der Wirkungsverschiedenheiten durch Isomerien, insbesondere
sterische Isomerien, erweisen läßt, wie das Zustandekommen phy.siologischer
Wirkungen ganz wesentUch abhängig ist von der Orientierung der Atome
oder Radikale im Räume imd erst in zweiter Linie von der Natur der Atome
oder Radikale bedingt wird. Es wird nun klar, daß eine einseitige Auffasstmg
der Beziehungen zwischen chemischem Aufbau und physiologischer Wir-
kung, welche sich nur auf die Xatur der Atome luid Radikale beschränkt,
keineswegs zur Aufklärung dieser Beziehungen ausreichen kann, wir vielmehr
') Lehrb. d. Toxikologie, Jena 1901. -) Arch. de Pharm, et de Th6rap. 4, 1896.
=") BB. 81, 1592 (1894). *) AePP. 53, 1 (1905).
F r ft D k e 1 , Arzueüuitte|.Sjiitbese. s. Auü. 9
130 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen füi- die Wii-kung.
dahin geführt werden, den Wirkungscharakter inid das Zustandekommen
der Wirkungen aus der räumlichen Lagerimg der ^räkenden Substanz im
Zusammenhalt mit deren chemischem Aufbau zu erklären. Die zuerst von
Schmiedeberg geäußerte Anschauung über das stereoehemischc Bedingtsein
der jiharmakologischen 'Wirkungen erhält durch das Ausgeführte jene Aus-
legung, welche sie nicht in Gegensatz zu den Anschaiunigen über che Abhängig-
keit der Wirkung von der Konstitution bringen kann, sondern sie vielmehr
als Erweiterung und weitergehende Erklärung erscheinen läßt. Wir gewimien
auch dadurch Einblick in die ebenfalls stereochemisch bedingte Wirkimgs-
niöghchkeit der Enziane, deren Erkenntnis wir L. Pasteur und E. Fischer
verdanken.
H. H. Mej-eri) erklärt die Curarewirkung der Annnoniumbasen durch
den Umstand, daß sie sich durch ilu-e selbst Kali und Natroii übertreffende
basische Stärke (Avidität) auszeichnen. Zu ähnlichen Vorstellungen gelangt
H. Fühner=).
15. Bezieliuiigen zwischen Wiikimg und 3Iolekiilarsi'öße.
Wii'knngen homologer Reihen.
Die Beziehungen zwischen Wirkung und Molekulargröße der Substanzen
sind noch recht spärhch bearbeitet. Am klarsten treten sie wolil bei den ehi-
fachcn und jsolymeren Zuständen desselben Körpers auf. Acetaldehyd CHg
• CHO ruft nach den Untersuchungen von Coppola') bei Fröschen zu O.Ol g,
nach einem StacUum der Aufi'egung eine vollstänchge Anästhesie hervor,
welche schnell vorübei'geht, da der niedrig siedende Körper rasch durch die
Lungen ausgeschieden wird. Paraldeh^^d (CH3 • CH0)3 ist weniger ^virksam,
0.03 verursachen eine leichte Xarkose. auf die dreifache Dosis folgt eine lang
andauernde Anästhesie. — Der in Wasser molösliche Äletaldehyd (C'Hg • CHO)x
wird langsam resorbiert, er wirkt nicht lähmend, sondern erhöht die Reflcs-
erregbarkeit in der Weise, daß er als eine wahrhaft tetanisierende Substanz
anzusehen ist. Er ist aber giftiger. Auf die Herztätigkeit wirken alle drei
Körper wenig, am deuthchsten noch Acetaldehyd.
Bei Vei-gleichung von Äthylcarbonimid CjHj • X : CO inid Triäthjdcarb-
imid 03X303(02115)3 zeigen sich die für- Aldchj'd und Paraldehyd gefundenen
Verhältnisse. Es scheinen hier die Verschiedenheiten in der physiologischen
Wirkung nicht so sehr mit der Molekulargröße als mit den durch die Molekular-
größe bedingten Verschiedenheiten, wie dem veränderten Siedepunkte, der
verschiedenen Löshchkeit sowie der Resorptionsfähigkeit zusammenzuhängen.
Die homologe Reihe der gesättigten Kolilenwasserstoffe oder Paraffine
besteht aus Gliedern von der aUgemeinen Formel CnH2n+2 • Werden die
niederen Kohlenwasserstoffe dieser Reihe eingeatmet, so erzeugen sie An-
ästhesie und Schlaf, in großen Dosen Tod durch Asphyxie. Die Dauer des
auf diese Weise hervorgebrachten Sclüafes wächst mit der Zunahme an Kohlen-
stoff, also mit dem Aufsteigen in der Reihe, mit der Molekulai'größe (Richard -
sonsches Gesetz).
Die einwertigen Alkohole, welche sich von diesen Kohlenwasserstoffen ab-
leiten, wirken alle in gleicher W>ise auf das Zentralnervensystem, insbesondere
auf das Gichini ; die Intensität der Wirkung hängt von der Anzahl der Kohlen-
') Ergebnisse der Physiologie von Ashor- Spiro I. Jg., II. Abt., 199.
-) H. Ftihner, AePP. 58, 1 (1907). ■') Ann. di chim. o di ffirm. [4] 5, 140.
Beziehungen zwischen Wirkmifr und .Molekiilargröße. Wirkungen homologer Reihen. 131
Stoffatome ab, sie wird um so größer, je weiter man iii der homologen Reihe
aufsteigt^), nixr der Methylalkohol macht zum Teil eine Ausnahme.
Als Picaud die Giftigkeit der verschiedenen Alkohole für Fische imter-
suchte, fand er, daß, wemi man die toxische resp. letale Gabe des Äthylalkohols
= 1 setzt, die des Methylalkohols zwei Drittel, des Propylalkohols 2, des
Butylalkohols 3 und des Amylalkohols 10 ist.
Hemmerters Versuche am isolierten Säugetierherzen zeigten, daß die
meßbare Pumpleistung im Mittel beim Methylalkohol um 19, Äthylalkohol 17,
Prop3'lalkohol 79, Butj'lalkohol 161. Amylalkohol 323 cm in 30 Sekunden
herabgesetzt wird. Auffallend ist die rasch ansteigende Wirkung, welche
für den Propylalkohol 4 mal so hoch ist als für den Methylalkohol, dami beim
Butylalkohol um etwas mehr als das Doppelte steigt, und für den Amylalkohol
neuerdings doppelt so stark -n-ird, was wohl mit dem höheren Molekulargewicht
zusammenhängt .
Die Verzweigung der Kette bedingt bei den Alkoholen Unterschiede.
Isopropylalkohol ist giftiger als der normale Propylalkohol, der normale
Butylalkohol CH3 • CH2 • CH, • CHg ■ OH aber ist giftiger als Isobutyl-
OTT
aLkohol (^tj^>CHCH2 OH^). Die Alkohole mit verzweigten Ketten sind bei
gleicher Kohlenstoff atomzahl weniger giftig als die mit un verzweigten Ketten.
Auch in bezug auf ihre Desmfektionsleistungen reihen sich die Alkohole
nach ihrem Molekulargewicht an. Älethylalkohol ist der schwächste, Ani}-!-
alkohol der stärkste. Ausnahmen machen die tertiären Alkohole, tertiärer
Butylalkohol wirkt nicht so kräftig als die Propylalkohole, tertiärer Amyl-
alkohol schwächer als die Butylalkohole*).
Die Giftigkeit der normalen aliphatischen Alkohole von Methj-l- bis Amyl-
alkohol nimmt sowohl bezügUch der tödlichen Gabe für Katzen als auch bezüglich
der Wirkung auf das isolierte Frosehherz und MuskelpräiJarate entsprechend dem
steigenden Molekulargewichte zu. Die sekundären Propyl-, Butyl- imd Amyl-
alkohole sind weniger giftig als die entsprechenden primären. Diese Feststel-
lungen beziehen sich nur a\if die akute Vergiftung, wähi'end die Erfahrungen
mit Methylalkohol auf den großen Unterschied zwschen unmittelbarer und
mittelbarer Wirkung hinweisen. Ein solcher Unterschied besteht im um-
gekehi'ten Simie beim Benzylalkohol*).
Nach Schapirov wirken jirimäre Alkohole verschieden von den tertiären.
Die primären wirken reizend, die tertiären lähmend auf das Gehirn. Die pri-
mären Alkohole wirken nach den Untersuchungen von J. v. Mering weniger
narkotisch als die sekundären und diese -wieder weniger als die tertiären. Mit
der Zahl der Kohlenstoffatome in der vei-zweigten Kette nimmt die narkotische
Wirkung zu. H. Fühner fand diese Gesetzmäßigkeit Mieder bei seinen
Untersuchungen über die Giftigkeit der Alkohole auf Seeigeleier^). In der
homologen Reihe der einwertigen gesättigten Alkohole nimmt die Wirksamkeit
für die normalen Glieder (mit unverzweigter Kette) um ein konstantes zu.
Man kami diese Beobachtungen in der Weise formulieren (Traubesches
Gesetz), daß mit Ausnahme des Amylalkohols jeder folgende Alkohol etwa
dreimal so wirksam ist als der vorau.sgehende.
^) Arch. f. Anat. u. Physiol. 1893, 201, Suppl., Richardson: Med. -Times and Oazette
3. TDö (1869).
^) Siehe auch Gibbs und Reichert, Amerie. Chemist. 13, 361.
') Germund Wirgin, Z. f. Hyg. 46, 149.
*) David J. Macht, Journ. Pharm and. exp. Therapentics 16, 1 {1»20).
°) AePP. 5ä, 71 (1905).
132 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Die Glieder mit verzweigter Kette und die sekundären Alkohole sind
weniger •wirksam als die erstgenannten. Dasselbe sieht man bei den alkyherten
Harnstoff derivaten. Die Harnstoff den vate mit primären Alkylen wirken
nicht narkotisch, wohl aber solche mit tertiären. Die Wirkung steigt auch hier
mit der Zahl der Kohlenstoffatome.
Bei den Pinakoneu ^'>C • (OH) • (OH) • C<^3, welche ebenfalls narko-
tische Wirkung haben, steigt mit der Zahl der Kohlenstoffatome im Molekül
nach den Untersuchungen von Schneegans und Mering^) die narkotische
Wirkung. Bei den mehrwertigen Alkoholen lummt der Giftcharakter ab. So
ist Propylalkohol noch eia starkes Gift, während Glycerin nur mehr eine
geringe Giftigkeit hat. Solche Unterschiede wie zwischen Isopropylalkohol
CH3 • CH(OH. CH3 und Propylalkohol CH3 • CH^ • CHa • OH in bezug auf die
Verschiedenheit der Wirkimg zweier isomerer Körper lassen sich nicht überall
verfolgen.
Bei den homologen Fettsäuren findet man in einzelnen Fällen eine zwar
nachweisbare, aber relativ unbedeutende Zunahme der Wirksamkeit mit der
Zunahme der Kohlenstoffatome. Jacques Lob zeigte dieses durch die
Einwirkimg auf den positiven HeUotropismus, durch das Sich -zur- Lichtquelle-
Wenden von Süßwassercrustaceen, welche von Haus aus negativ heUotropisch
.sind 2).
Während aliphatische Säuren mit einer Carboxylgruppe nur .selten Ver-
giftungserscheinungen hervorzurufen in der Lage sind*), ist es sehr auffäUig,
COOH ^ -
daß sowohl Oxalsäure • „ als auch ihre neutralen Salze intensive Gift-
COOH
■\virkungen an Pflanzen und Tieren hervorrufen. Oscar Loew*) erklärt die
Giftwirkung der Oxalate nach seinen Beobachtungen am Zellkem, welche
zeigen, daß an der Organisation des Zellkernes der Pflanzen, mit Ausnahme
der niederen Pilze, Calciumverbindungen beteiligt sind. Durch das Eintreten
der Oxalsäure in den Zellkern wird unlöshcher oxalsaurer Kalk gebildet, und
so eine große Schädigung des ZeUkems hervoi^erufen. Hingegen hat
nach Rob. Koch^) die Oxalsäure eine giftige Elementai-wirkmig auf Muskel
imd Nerven und wirkt auf das Zentralnervensystems primär lähmend.
Wie die Kalisalze, so ist auch Oxalsäure ein entschiedenes Herzgift. Kröhl
will die Wirkung der Oxalsäure bei Tieren anders erklären. Er zog in den
Bereich seiner Untersuchungen die Natriumsalze der Oxalsäure und Malon-
säure, das Ammoniumoxalat und Oxamid. Alle diese Substanzen verur-
sachten Glykosurie, welche er durch die Herabsetzung der Blutalkalescenz
erklärt. Die Herabsetzung der Blutalkalescenz beruht in der Hemmung der
normalen Oxydationsvorgänge, für welche er die Gruppe — CO — CO — ver-
antwortUch macht. Da Kohlenoxyd echte Glykosurie hervomift, so Avürde hier
eine Analogie vorliegen. Die CO-Gruppe oder zwei CO-Gruppen, die aneinander
geheftet sind, könnten wie die CN-Gnippe eine Hemmimg der normalen Oxyda-
tionsvorgänge und dadurch schwere Vergiftung hervorrufen.
1) Ther. Mon. 1891, 332. -) Jacques Lob, BZ. 23, 93 (1910).
*) Die Ameisensäure H • COOH macht eine Ausnahme. Ebenso wirkt die Butter-
säure CH3 • CHj • CHj • COOH toxisch, macht Schlaf, selbst Tod. Die inaktive ^-Oxy-
buttersäure CHj • CH(OH) • CHj • COOH wird, ohne irgendwelche Erscheinungen zu
machen, verbrannt (?); die aktive /?-Oxybuttersäure hingegen macht die SjTnptome der
öäureintoxikation, und das Natronsalz rxvft einen dem diabetischen Koma vergleichbaren
Zustand hervor. Sternberg, Virchows Arch. 1899.
♦) NatürL System d. Giftwirkungen 119. ') AePP. 14, 153.
Beziehungen zwischen Wirkung und Moleknlai-größc. Wirkungen homologer Reüien. j 33
Die Giftigkeit der Säiu'cn uiit zwei Carboxylgruppen nimmt aber rasch alj,
wenn zwischen die beiden Carboxyle Methylengruppen eingeschaltet werden.
Heyraanns^) untersuchte die relative Giftigkeit der
Oxalsäure
COOH
I
COOH
Malonsäure
COOH
i
CHj
I
COOH
Bomsteinsäure und Brenzweinsäure
COOH CH,
CHj
I
CHj
I
COOH
CH ■ COOH
I
CHj
I
COOH
Diuch die Einschaltung der Methylengruppen nimmt die Acidität von der Oxal-
säure gegen die Brenzweinsäm'e zu ab. Die Giftigkeit ist nach Heymann.s
nicht umgekehrt jiroportional dem Molekulargewicht, sondern nimmt viel
schneller ab, und zwar in seinem Verhältnis zu dem Abstieg der Acidität
dieser homologen Säuren. Während oxalsaures Natrium giftig ist, nimmt die
Giftigkeit der zwei homologen Säuren sehr stark ab, so daß diesen Substanzen
kaum mehr der Namen von Giften zukommt.
In dieser Reihe bestehen weitaus ersichtlichere Beziehungen zwischen der
Größe des Molekulargewichtes als bei den Aldehyden. Ähnliche Verhältnisse
lassen sich bei den aliphatischen und gemischten Ketonen beobachten, wie im
Kapitel Ketone (s. S. 98) näher nachzulesen ist.
Die alkyherten Pyiidinbasen zeigen ebenfalls beim Aufsteigen in der Reihe
Steigei-ung der Intensität der Wirkung. PjTidin C5H5N wirkt am schwächsten,
die Picoline CgH,N stärker, die Lutidine C7H9N übertreffen sie an Wirksamkeit,
während die KollicUne CgHiiN etwa sechsmal, Parvolin CgHjgN achtmal so stark
als Pyridin wirken. Sie machen alle einen rauschähnlichen Zustand mit Atem-
und Pulsbeschleuniguug, dann Sopor, Herabsetzung des Herzschlages und
der Atmung^).
Die Kondensation rmgförmig gebmidener Körper hat verschiedene Effekte.
So ist Diphenyl HjCg • CgHg in dem zwei Beuzolkerne direkt verbimden sind,
weniger giftig als Benzol, ebenso verhalten sich die Derivate dieser beiden
Grundsubstanzen. Naphthalin, welches aus zwei Benzolkemen besteht, die
ist weniger giftig
zwei benachbarte Kohlenstoffatome gemeinsam haben
als Benzol, ebenso ist Naphthol weniger giftig als Phenol.
/\
\/
Chinolin
/\
t
\/
N
besteht aus einem Benzolkeni mid einem Pyridinkem
und ist nach Analogie des Naphthahn gebaut. Diese Verbindung ist nun aber
weit giftiger als die an und für sich weniger wirksamen Komponenten Benzol
mid Pyridin. Auch die durch Verdoppelung gebildeten Basen Dipyridin, Para-
picolin (CaH7N)2 usw. sind, wie Kendrick imd Dewar^) gezeigt haben, gif-
tiger als die entsprechenden einfachen cyclischen Basen imd von ganz diffe-
renter Wirkung. Es waltet also ein Unterschied zwischen dem Verhältnis
der Benzolderivate mit direkt verbundenen oder kondensieiien Benzolkemen
zum Benzol emerseits, und den heterocyclischen Verbmdungen imd ihren
Komponenten andererseits ob.
1') Dubois' Arch. 1889, 168. ") Dubois' Arch. 1890, 401.
') Royal Soo. Proceed. London S2, 432.
134 Bedeutung der einzelnen Atoui- Gruppen für die Wiikung.
16. Beziehungen zwischen Geschmack und Konstitution.
Im allgemeiiien scheint der Geschmack von Säuren, Basen luicl Salzen nur
durch die Ionen bedingt zu sein imd Richards zeigte, daß der saure Geschmack
der Wasserstoffionenkonzentratiou proportional ist. Kahlenberg^) be-
hauptet, daß man H-Ionen noch in Vsoo'N-Lösungen durch den Geschmack
nachweisen kann. Unterhalb Yaoo'-'^ormaütät verursachen H-Ionen nur einen
adstringiercnden Geschmack. Essigsäiu-e schmeckt stärker saurer als ihrer
lonenkonzentration entspricht. Der alkalische Geschmack der Hydroxyl-
ionen wrd noch in Lösungen von V400 Formalität wahrgenommen. Chlor-
ionen haben einen salzigen Geschmack iind werden noch in Yso'^'Lösungen
empfunden. Ähnüch, aber nicht identisch ist der Geschmack der Bromionen;
die Konzentration, bei der sie noch wakfgenommen werden, ist etwas höher
als der Grenzwert der Chlorionen. Ähnlich, aber wenig scharf ist der Geschmack
von CIO3- und BrOj-Ionen. Jodionen schmecken salzig, aber schwächer als
Brom- luid Chlorionen ; die geringste Konzentration, bei der sie erkannt werden,
ist Yg N. NOj-Ionen haben einen sehr schwachen, SO4- und Acetationen
einen noch weit schwächeren GJeschmack. Sehr schwach und eigentümlich ist
der Geschmack der Natriumionen ; deutlicher, und zwar bitter der der KaHum-
ionen. Ebenfalls sehr schwach ist der Geschmack der Lithiumionen. Magnesium-
ionen haben einen bitteren Geschmack, der noch in Yg-N-Lösung zu erkennen
ist. Gleichfalls bitter, aber von dem der Magnesiuniionen verschieden ist
der Geschmack der Calciumionen. Ammoniumionen schmecken auch bitter.
Der metaUische Geschmack der Silberionen ist noch in Y5ooo"-^"Löä""S> ^^^
der Quecksilberionen in Y2ooo'F"-'-'ösung zu erkennen. Je größer die Beweg-
lichkeit der Ionen, d. h. ihre WanderungsgcschMÖndigkeit ist, um so leichter
werden sie im allgemeinen durch den Geschmack erkannt (Kahle nberg).
Doch gilt diese Regel nicht ausnahmslos.
Die Intensität des Geschmackes von organischen Verbindmigen, welche
die Aminosäm-e-. Säureamid-, alkoholische Hydroxyl- mid die Aldehydgruppe
enthalten, i.st im allgemeinen um so größer, je leichter sie das Protoplasma
dm'chdringen. Auch der sehr intensive Geschmack der Alkaloide läßt sich durch
deren große Fähigkeit in Protoplasma einzudringen erklären. Kolloidale
Lösungen sind geschmacklos.
Von den anorganischen Verbindmigen ist zu bemerken, daß fast ausnahms-
los nur Salze einen süßen Geschmack zeigen, in erster Linie die Salze des Be-
lyUium und des Bleies. Die übrigen Elemente der zweiten Gruppe haben als
Salze einen bitteren Geschmack, allen voran die Jlagnesiumsalze.
Die Salze der dreiwertigen Borsäure schmecken süß. Aluminiumsalze
schmecken ebenfalls süß, ebenso die Salze des Scandium, des Yttrium, Lanthan,
Ytterbium, Cer und Blei. Auch Didym, Erbiumoxydsalze und Terbiumerde-
salze schmecken süß. Die Salze des Fluors, Jod und Brom schmecken leicht
bitterlieh.
Schwefel wird häufig in bitter schmeckenden, Chlor in süß schmeckenden
Substanzen gefunden.
Die dulcigenen Elemente zeigen einen doppelten Charakter, indem sie sich
mit Säuren als Basen und mit Basen als Säuren zu Salzen verbinden. Die
amaragenen Elemente haben einen deutlich au.sgeprägten positiven oder
negativen Charakter. Das Vermögen, einen Geschmackseindruck zu erwecken,
ist wie der Geruch eine Eigenschaft einiger ganz bestimmter Elemente, und
^) Bull, of the Univ. Wisconsin.
Beziehungen zwischen Gescliiiiack und Kon-stitution. 3:35
9
zwar solcher, welche im periodischen Sj'stem auf regelmäßigen Entfeniuugea
sich befinden. Die Periodizität, der wir hier beim Geschmacksshm begegnen,
dürfte nach der Ansicht Sternbergs auf ein mit dem Wachsen der Atom-
gewichte zusammenhängendes Wachsen der Wellenlänge von Sch^viugungen
hinweisen. Der Geschmack wäre also, wie fast alle physikalischen Eigenschaf teti,
eine periodische Funktion der Atomgewichte.
Haycraft^) war wohl der erste Forscher, welcher überhaupt über die
Natur der Moleküle, die auf die Geschmacksnerven wirken, For.schungen an-
stellte. Xaeh ihm werden ähnliche Geschmacksempfindungen durch chemische
Verbindmigen erzeugt, welche Elemente, wie Li, K, Na, mit i^eriodischer Wieder-
kehr gewöhnlicher phj-sikalischer Eigenschaften enthalten. Die Kohlenstoff-
verbindungen, welche übercinstinnnende Geschmacksempfindungen her\-orriif en ,
müssen einer Gruppierung der Elemente angehören. X'uter den organischen
Säm'en stoßen wir- auf die Gruppe CO • OH : bei den süiischmeckeuden Sub-
stanzen auf die Gruppe CHj • OH . Z^vischen der Qualität der Geschmacks-
empfindimgen inid hohem Molekulargewicht besteht keüi Zusammenhang,
ausgenommen, daß Substanzen mit sehr hohem und sehr kleinem Molekular-
gewicht überhaupt keinen Geschmack haben.
Die Empfindungen von süß und bitter spielen insbesondere bei Ai'znei-
mitteln eine sehr- große Rolle, da ja der Geschmack derselben von großem Ein-
fluß darauf ist, ob die Ai7;neimittel gerne genonnnen werden oder nicht. Die
Jahrhundertelang übliche Methode war, den Geschmack der Arzneimittel durch
Korrigentien zu decken. Doch hat die moderne s^^lthetische Chemie auch auf
diesem Gebiete wenigstens zum TeU AVandel geschaffen und die miangenehmeu
Eigenschaften einzelner Körper in bezug auf den Geschmack dm-ch Anlagerung
bestimmter Grujipen, ohne daß der therapeutische Effekt der Gi-undsubi5tauz
geschmälert worden wäre, zu unterdrücken versucht. Allgemeingültige Regeln
über die Beziehungen zwischen der Konstitution und dem Geschmack lassen
sich nur wemge ableiten. Wir ■wissen aber, daß bei den alii^hatischen Alkoholen
mit der Zunahme der Hydi'oxylgruppen der süße Geschmack an.steigt. So ist
Glyceriu, mit drei' Hydroxylgruppen, schon ein recht süßer KörjJer. Doch ver-
schwindet der süße Geschmack vöUig, wemi man die drei Hydroxyle durch
AcyHerung verschheßt (Nitroglycerin, Triacetin). Die Zucker sind alle mehr
oder weniger süß. Doch sind die ihnen entsj)rechenden Alkohole, z. B. Mannit,
weniger süß wie etwa der Traubenzucker, so daß auch die Aldehydgruppe an
dem süßen Geschmack beteihgt zu sein scheint. Anderseits ist die Biose Rohr-
zucker intensiv süßer als Dextrose bzw. Lävulose, ohne daß eine freie Aldehyd-
gruppe vorhanden wäre. Hingegen sind die reduzierenden Biosen, Maltose und
iVIilchzucker weniger siLß als der Rokrzucker. Für die Beteiligung der Aldehyd-
gruppe an dem süßen C4eschmacke der Zucker sjjricht insbesondere der intensiv
bittere Geschmack der Glykoside. Geht der Aldehyd eine Reaktion mit einem
ahphatischen oder aromatischen Alkohol ein, ohne daß die Hydroxylgruppen
an dieser Reaktion beteiligi wären, und kommt es zm- Bildmig eines Glykosids,
so geht der süße Geschmack des Zuckers, ebenso wie der mehr- oder minder
neutrale Geschmack des betreffenden Alkohols verloren, und wh- erhalten sehr
intensiv bitter schmeckende Körper. Wemi wir in einem Zucker die Hydi'oxyl-
gi-uppeu durch Acetyl- oder Benzoylgruppen verschließen, so erhalten wir neu-
trale oder bitter schmeckende Verbindungen. Es mag sein, daß daran auch der
Umstand mit schuld ist, daß die Aldehydgruppe bei den Acetyl- und Benzoyl-
zuckem keineswegs mehr- reaktionsfähig ist und keinen Aldehydcharakter mehr
1) Haycraft, Nature 1888, 187 und 1883, 562.
136 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
zeigt, da sich der Zucker in die ;'-Lactonform umlagert. Das von E. Fischer
dargestellte Glueoseaceton schmeckt ebenfalls bitter. Anderseits schmeckt
Mannit süß, ohne eine Aldehyd- oder Ketongruppe zu besitzen.
Für die intensiv süßen Eigenschaften des Saccharins
CeH4<^Q>NH
und Dulcins versucht W. Sternberg Erklänmgen. Jedenfalls ist es von
Interesse, beim Saccharin zu sehen, daß nur die o-Verbindiuig süß ist, die
p-Verbiudung keinen süßen Greschmack zeigt. Selensacharin, ein Saccharin in
dem statt Schwefel Selen steht, hat gar keinen süßen Geschmack*). Dulcin
O • C.H5
NO • CO NH»
p TT <--^ • ^ä'-'ä
(p-Phenetolcarbamid) istmtensiv süß; der süße Geschmack ist an das Vorhanden-
sein der Äthylgruppe gebunden. Wird die Äthylgruppe in diesem Körper durch
die Methylgruppe substituiert, so wird der süße Geschmack abgeschwächt*).
Der Ersatz durch höhere Alkylgrappen beduigt ebenfalls Verlust des süßen
Geschmackes. Er verschwindet auch durch Einftthiiuig der Sulfogruppe.
Das sucrolsulfosaure Natron
schmeckt nicht melu' süß.
Bei einzehien Alkaloiden, che sich durch ihren intensiv bitteren Geschmack
auBzeichuen, kami man seltsame Analogien zwischen ihi-cm Geschmack und
ihrer Konstitution und Wirkung sehen. Cinclionin ist nm- wenig bitter, aber
auch wenig M-irksam. Durch Einfügung der Methoxylgruppe entsteht das sehr
bittere, aber auch sehr- wirksame Qiinin. Ersetzt man nun in der Methoxyl-
gruppe die Alkylgruppe dm-ch andere Alkylreste, so erhält man noch immer sehr
bittere und sehr wirksame Substanzen. Auch der Ersatz der Hydroxylgruppe
des Chinins durch saure Reste bewirkt nicht immer Abschwächung des bitteren
Geschmackes. Während wir durch den Eintritt der Metlioxylgi-uppe beim
Chinin den bitteren Geschmack erst entstehen sehen, wird der weit intensiver
bittere Geschmack des Strychnins durch das Eintreten von zwei Methoxyl-
gruppen (im Brucin) stark herabgesetzt, ebenso aber auch die Wirksamkeit.
Die Bemühungen, den Geschmack der Substanzen zu kon-igieren, werden
meist in der Weise ausgeführt, daß man die reaktionsfähigen Gruppen diu-ch
Anlagerung von Resten versclüießt. Wir haben aber schon bei einigen Körpern
gesehen, daß dieses Verschließen der reaktionsfähigen Gruppen auch den gegen-
teihgen Erfolg haben kami, daß man eine süße Substanz in eine bittere ver-
wandelt, z. B. bei Glykosidbildungen. Eine andere Ai-t der Geschmackskorrek-
tur, welche auch vielfach darauf gerichtet ist, ätzende Nebenwirkungen der
Substanzen zu beseitigen, ist das UnlösUchmachen der Substanzen, welche dann
erst meist im Darmkanal aufgespalten werden und dort zm- Wirkung gelangen.
So wird Chinin in das unlösliche Chinintannat übei-gefühi't und dieses überdies
noch im Wasser zusammengeschmolzen und auf diese Weise entbittert. Hierbei
ist zu bemerken, daß eine Reihe von sogenaimten süßen Chininpräparaten, die
der amerikanische Markt liefert, keineswegs Cliinm, sondern Cinchonin enthält,
welches ja an und füi- sich den intensiv bitteren Geschmack nicht besitzt, dem
aber die Wirksamkeit des Chinins mangelt. Den unangenehmen herben
1) R. Lesser und R. Weiß, BB. 45, 1835 (1912).
-) Tlierap. Monatsliefte 1893, 27. — Spiegel, BB. 34, 1936 (1901).
Beziehungen z^viachen Geschmack und Konstitution. lr?7
Geschmack des bei Dannkatarrh so gut wirkenden Tamiins sowie den ebenso
unangenehmen Geschmack des Ichthyols kaim man unterdrücken, wenn man
Tannin oder Ichthyol in eine unlösliche Verbindung mit irgendeinem Eiweiß-
körper, wie Hühnereiweiß, Casein oder Leim überführt und diese statt der
ursprünglichen Substanz verwendet. Diese geschmacklosen mid unlöslichen
Eiweißverbindimgen werden im Darmkanal aufgespalten imd dort die wirksamen
Komponenten entwickelt. In diese Kategorie gehört auch das von M. v. Ne nc ki
in die Arzneimittelsynthese eingeführte Salolprinzip. Es werden hierbei
wirksame aromatische Säm-en mit wirksamen AJkoholen oder Phenolen ester-
artig gebunden, und diese vmlöslichen Verbindungen werden im Darme zum Teil
durch das verseifende Enzym der Bauchspeicheldrüse, zum Teil durch die
Bakterienwirkung in ihre wirksamen Komponenten gespalten. Bei dieser Art
von Synthese spielt nicht nur der Geschmack, sondern auch hauptsächlich die
ätzende Wirkmig und die Giftigkeit der betreffenden Arzneimittel eine große
RoUe. Die Kemitnis, diese schädliche Nebenwirkungen und den schlechten
Greschmack durch Verestening zu unterdrücken, verdanken wir M. v. Nencki.
Insbesondere Synthesen mit Phosgengas und ÄthyUcohlensäiu'echlorid haben
für diese Körperklasse (besonders Phenole) große Bedeutung erlangt. Es
gelingt auf diese Weise, die ätzende Wirkvmg des Kreosots und des Guaja-
cols zu unterdrücken, es gelingt, den bitteren Geschmack des Cliinins zu
mäßigen sowie den scharfen Geschmack mancher Substanzen wie Menthol
zu coupiercn.
Wilhelm Sternberg 1) hat sich mit der Frage nach dem Zixsammenhange
zwischen dem chemischen Baue und Geschmacke der süß und bitter schmecken-
den Substanzen beschäftigt und behauptet, daß den Elementen als solchen gar
kein Geschmack zukommt. Die Kohlenwasserstoffe, gleichgültig, ob mit offener
oder geschlossener Kette, entbehren ebenfalls des Geschmackes. Hingegen
werden sie schmeckend, wenn in dem Molekül Sauerstoff oder Stickstoff oder
auch beide eintreten. Ja eine Sauerstoffstickstoffverbindnng für sich, das
Lustgas NoO schmeckt süß.
Die Gruppen -OH und -NH, sind die einzigen geschmackerzeugenden oder
■wie sie Sternberg nennt sapiphoren.
Diese beiden Gruppen müssen nun mit den entgegengesetzten kombiniert
sein, die negative GH-Grujjpc mit der positiven Alkylgrupj)e, die positive NHg-
Gruppe mit der negativen Carboxylgruppe. Dieses ist die gnindsätzUche Ver-
schiedenheit zwischen dem Verhalten der schmeckenden und färbenden Ver-
bindungen. Die färbenden Körper verheren sofort ihre färbenden Eigenschaften,
wenn man der Aminogrupj)e ihre Basizität, dem Hydro xyl seine sauren Eigen-
schaften nimmt, worauf ja 0. Witt hingewiesen.
Der einmalige Eintritt der GH-Gruppe bringt den Köi-pern Geruch, der
zweimahge Greschmack, imd zwar süßen, wenn die übrigen Alkyle der
primären Alkohole oder der Aldehyde oder Ketone Sauerstoff aufnehmen.
Aber die Gegenwart eines Carboxyls macht unter allen Umständen sam'en
Geschmack, wenn auch in der restlichen Kette noch so viele OH-Gruppen
vorhanden sind.
Mit der Länge der hydroxylhaltigen Kette steigt der süße Geschmack,
welcher seineu Höhepunkt in den Aldoseu und Ketosen findet. Aber diese
Steigening ist nicht ganz regelmäßig. Octite, Nonite, Gluconose und Mamio-
nose schmecken nicht mehr so süß.
1) Dubois' Arch. f. Physiol. 1898, 451; ebenda 1899, 367. — Zeitschr. d. Vereins f.
Rübenzuckerindustrie 1899, 376. — Ber. d. Deutschen Pharmazeut. Ges. 15, Heft 2 (I90Ö).
138 Bedeutung der einzelnen Atom-Griipixii für die Wirkung.
Die stereogeometrische Konfiguration des Zuckers ändert an dem Ge-
schmacke nichts*).
Bei den Amiiiosämen finden wr den Geschmack von der stereoehciiüseiuMi
Konfiguration abhängig. Das rechtsdi'ehende Asparagin schmeckt süß, während
das liiiksdrehcnde geschmacklos isf^). 1-Isoleucin schmeckt im Glegensatz zum
bitteren d-Isoleuciii siÜ3*).
Sternberg meint, daß zum Zustandekommen des süßen angenehmen
Geschmackes em gewisses harmonisches Verhältnis der negativen Hydro.x\l-
imd der positiven Alkylgrujipen notwendig ist. Jeder Alkylgrii]5pe muß eine
Hydroxylgruppe gegenüberstehen; daher schmecken
OH
CH„ OH H
Glycerin t'H OH und Inosit
CH,.OH HOHVH.OH
OH
Ein einziges Mal kann die Alkylgruppe der Hydroxylgrujipe gegenüber ver-
mehrt sein, so daß das Molekül ein Sauerstoffatom weniger als Kohlenstoff -
atome enthält, ohne daß der süße Geschmack verschwindet. Daher schmecken
die Disaccharide süß, aber alle Tri- und alle anderen Polysaccharide sind ge-
schmacklos.
Dies ist auch der Grund, warum Methj'jglykoside, Glykolglykosid luid
Methylinosit süß schmecken.
Die Harmonie des Aufbaues erträgt wohl leichte Erschütterungen, meint
Sternberg, aber stärkere Erschütterungen bringen den Verlust des süßen
Geschmackes mit sich. Äthylglj'kosc schmeckt daher schon sehwach süß,
Methylrhanmose aber schon ))itter. Äthj'lrhaimiosid schon stark inid anhaltend
Ijitter.
Bei den Bitterstoffen fällt es auf, daß sie sehr wenig Sauerstoff im Molekül
haben.
Wenn man in den Zuckern das positive Alk^lradikal bei der Gl3'kosid-
bildimg durch den negativen Phenoh-est ersetzt, so erhält man intensiv bitter
schmeckende Köqjer. Daher ist Methylglykosid süß, Phenylglykosid bitter.
CHj • CH(OH) • CH„(OH) 1.2-DUiydi-ooxypropan süß 1
C^Hj • CH(OH) • CH2(0H) Phenyläthylenglykol bitter j
CH3 • CH(OH) • CH(OH) • CH„(OH) Butenylglycerin süß 1
C^Hj ■ CH(OH) • CH(OH) • t'Ho(OH) Phenylglycerin bitter (
Die natüi'lichen Glykoside sind aus dem Grunde bitter, weil sie zumeist Phenol-
derivate sind.
Es ergibt sich aus diesen Ausfühi-ungen, daß die Substitution eines Wasser-
stoffes in dem süß schmeckenden Methylglykosid durch eine CgHg-Gruijpe eben-
falls bitteren Greschmack zur Folge hat. Die Benzylglykose CgHs • CH2 • CgHjiOß
schmeckt intensiv bitter und beißend.
( Der bittere Geschmack verschwindet nicht, weim man in das Benzykadikal
auch ein Hydroxyl einführt, denn das Glykosid Sahein CgH^ • CHjCOH) • CgHjj^Og
schmeckt ebenfaUs intensiv bitter und selbst die Einführung weiterer negativer
Gruppen bestimmt noch lücht den bitteren Geschmack, denn Monochlorsalicüi
1) P. Mayer xmd C. Neuberg, HS. 3T, 547 (1903).
2) Piutti, Cr. 103, 305. — Gaz. t-him. ital. 17, 12G, 182.
") F. Ehrlich, BZ. 63, 370.
Beziehungen zwischen Geschmack »ind Konstitution. 139
und Monobronisaliciu schmecken noch bitter; führt man aber noch mehi' negative
Gruppen eiii, so erhält man das geschmacklose TetraacetylehlorsalicLu. Auch
durch das Abstumpfen des sauren Hydroxyls im SaHcin erhält mau einen ge-
schmacklosen Körper. Daher ist Salicinnatrium CjgHjjO, • Na geschmacklos.
AVeitere Hydroxyliening des Salicins zum Helicin CgHuO.- • 0 • G^H^ • CHO
(.\ldehydbildung) macht einen geschmacklosen Körper. Führt man in das
Hydi-oxyl des Salicins eine Benzoylgrujjpe ein. so erhält man Populüi CigHi,
(CgHs • C0)07 , einen süßlich schmeckenden Körper. Die zweimalige Einführung
des Benzoylrestes in das Sahein macht eine geschmacklose Substanz.
Hmgegen T^ird der süße Geschmack der Aminoessigsäure (GlykokoU) NH,
• CH2 • COOH durch Einführung einer Benzoylgrujopc (Hippursäurebildung
CgHg • CO • NH • CH2 • COOH) in einen sauren verwandelt, während die bitter
schmeckende Cholalsäm'e C24H4(,05 diu'ch iliren Euitritt in die Aminoessigsäure
dieselbe in die sehr bitter schmeckende Glykocholsäurc 0.14113904 • NH • CHj
• COOH verwandelt.
Nach Sternberg hängt der süße und bittere Geschmack der Verbindungen
von dem Verhältnis und Mißverhältnis der iiositiven zu den negativen Gruppen
ab. Eine kleine Änderung kaim daher schon den süßen Geschmack in einen
bitteren verwandehi. Die Verbindung der Zucker mit Ketonen macht daher
die entstehenden Körper alle bitter.
Die Einfülu'ung von sauren Resten in die Zucker macht die Substanz bitter
oder sauer inid schheßUch verschwindet der Geschmack ganz.
Ebenso verwandelt sich der Geschmack in einen liitteren, wenn man in
ein Hydroxjd eine Base einführt. Daher ist reiner Zuckerkalk bitter.
Die Symmetrie der hydroxyherten Verbindungen ist als HauptqueUe des
süßen Geschmackes anzusehen. Daher schmeckt das syaumetrische Trioxy-
hexamcthylen (Pholoroglucit) süß.
Bei den zwei- und dreiwertigen Phenolen sind es die OH-Gruppen in der
symmetrischen m-Stellung, die süßen Geschmack hervorrufen.
^H meta x\ para OH ortho
Resorcin I I Hydroehinon / NOH Brenzcatechin
OH süß \y schwach süß l J bitter.
OH V^
OH
HOAOH ^^^ "?^*^ |/\0H t"''' ""if ,°
Phlorogluciri L.„ P-vTogallol
\y süß V^^ 'bitter.
OH
PjTogallol schmeckt nach Emil Fischer süß, nach W. Sternberg deut-
lich bitter.
Von den Dioxjiioluolen ist das ehizig süß schmeckende das symmetrische
Orcin „„ zx ^„
HOi-^^OH
CH3
CHj
/)'-Orcin I J ist schon wieder geschmacklos.
Beim Benzolring müssen also ebenfalls zwei saui-e Gruppen zum Zu.stande-
kommen des süßen Geschmackes vorhanden sem. Aber eine von diesen kaim auch
eine Carboxylgruppe sein, nur muß die symmetrische Metastellung gewahrt werden.
] 40 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen füi- die Wirkung.
Stumpft man aber die saiu'e Gnippe durch Amidbildung ab, so geht der
süße Geschmack in den bitteren über, wie bei m-Oxybenzoesäure-amid.
OH OH
• m-Oxybeuzonitril r^ schmeckt wieder intensiv süß
JCO ■ NHj l^C=N
und zugleich beißend.
m-Oxybenzoesäure schmeckt süß, ebenso m-Aminobenzonitril, welches ein
süß schmeckender Farbstoff ist.
Wenn man aber den sam'en Charakter durch Einführung einer Nitrogruppe
steigert, so entsteht ebenfalls, aber mir bei einer Stellvmg süßer Geschmack,
OH
nämlich bei der 2 - Xitro - m - oxybenzoesäure, f Jpf^Axr . alle anderen Nitro-m-
oxybenzoesäm-en sind geschmacklos. Mehr negative Gruppen fühi'en zm" Ge-
schmacklosigkeit, welche bei weiterer Steigerung der Anzahl der negativen
Gruppen zum bitteren GJeschmack führt. Dinitro-m-oxybenzoesäure ist ge-
schmacklos, Trinitro-m-oxybenzoesäm'e schmeckt intensiv bitter.
Die o-Stellung kann ebenfalls zu einem süßlichen Geschmacke führen. So
ist SaUcylsäm'e sauer und süßhch, salicylsaures Natron ist noch süßer (wider-
Uch süß). Der süßliche Geschmack bleibt noch im Sahpyrin (salicylsaures
Antipyriu) erhalten, wähi-end AntipjTin allein leicht bitter schmeckt, er bleibt
auch in SaUthymol (Sahcylsäurethymolester), in Salokoll (Phenokollsalicylat)
und in Dijodsalicylsäm'e.
Während aber in-Oxybenzoesäureaniid, wie erwähnt, bitter schmeckt,
ist SaUcylsäiu-eamid geschmacklos.
Alle sechs Dioxybenzoesäureu sind geschmacklos.
Bei den aromatischen Ketonen süid die ungesättigten Kondensations-
produkte dmch einen schärferen Geschmack ausgezeichnet als die entsprechen-
den gesättigten Verbindmigen. Die Einführung von Brom, einer Methoxy-
und Methylgruppe an Stelle des m-Wasserstoffes des Beuzolkernes, sowie eine
Verlängerung der Seitenkette erzeugen eine deutUche Steigerung der geschmack-
lichen Wirkung^).
Die XHj-Gruppe gibt den Kohlenwasserstoffen ebenfalls den süßen Ge-
schmack, und zwar dami, wenn eine negative COOH-Gruijpe vorhanden ist,
so zwar, daß die entgegengesetzten Gruppen möglichst ümig verknüpft sind.
«-Aminosäuren schmecken süß 2). E. Fischer zeigte dieses ebenfalls für die
a-Aminocarbonsäiu'en der aliphatischen Reihe; bei den /j'-Aminocarbonsäuren
tritt dieser süße Geschmack zurück; /?-Aminoisovaleriansäure schmeckt sehr
schwach süß und hinterher schwach bitter. /-Aminobuttersäme ist gai' nicht
mehr' süß, sondern schmeckt etwas fade. Leucin schmeckt deutlich süß, ebenso
(X-Amino-n-caprousäm-e, während d-Isoleucin bitter schmeckt. Auch bei den
Oxyaminosäureu hegen die Verhältnisse ähnlich; Serin ((X-Amino-/J-oxypro-
pionsäiu'e) und a-Amino-j'-oxyvaleriansäure schmecken stark süß, Iso-
seriu (jÖ-Animo-cc-oxj'propionsäure) dagegen nicht. rv-PjTrolidiucarbonsäure
i |^„^„ ist ebenfalls süß. Anders verhalten sich die aromatischen Amino-
\ /COÜH
NH
säuren: Pheuylaiiünoessigsäme CgHg • CHCNHä) • GOCH und Tyrosin sind nahe-
zu geschmacklos, bzw. schmecken schwach fade (kreideartig), während Phenyl-
alanin CfiHs • CHa • CH(XH2) • COOH süß ist. dl-Tryptophan schmeckt süß,
') Leonore Kietz Pearson, Pharmaceut. Journal [4] 49, 78 (1919).
2) E. Fischer, BB. 35, 2660 (1902).
Beziehungen zwischen Geschmack und Konstitution. 141
aktives ist fast geschmacklos, dasselbe gilt für Leucin. Von den zweibasischen
Aminosäuren schmeckt Glutaminsäure
COOK
CH • NHa
COOK
schwach sauer und hinterher fade. Asparaginsäure
COOH
CH • NH,
COOH
stark sauer, etwa wie Weinsäure.
Analog den Aminosäuren (wegen der benachbarten Stellung), verhalten sich
in der aromatischen Reihe die o-Verbmdungen. Dieses ist nach Sternberg
aixch der Grund, warum nur die o-Verbindung des Benzoesäuresulfinids süß
schmeckt, während die p-Verbindiuig geschmacklos ist.
Die Dicarbonsäuren dieser Gnappen, z. B. Asparaginsäure schmecken nicht
mehr süß, sondern sauer, ebenso wie bei der Umwandlung des Traubenzuckers
in Glykuronsäiu-e COOH • (CH • 0H)4 • CHO der süße Geschmack in den sauren
übergeht .
Stumpft man aber eine Carboxylgruppe der Asparaginsäure durch über-
führxmg in Amid ab, so erhält man das süß schmeckende Asparagm. Diamino-
bemsteinsäure ist geschmacklos, auch wenn man beiden Carboxylen durch
Amidiening oder Esterifizierung den saui-en Charakter nimmt. Hingegen
schmeckt Iminobemsteinsäureester bitter. Will man diesen bitteren Geschmack
in einen süßen verwandeln, so braucht man nur die Carboxylgruppe in Amid
überzuführen. Iminosuccinaminsäureäthylester schmeckt süß.
COOH CO ■ NH,
CHy bitterer CH. süßer
I /NH Iminobemstein- | /NH Iminosuccinamin-
CH säureest«r CH säureäthyle.ster.
COOH • CoHj COO • CjHj
Die einmalige Methylieiung ändert an dem süßen Geschmack dieser Grui^pe
nichts, hingegen die Dimethyherung und die Äthylierung, welche zur Geschmack-
losigkeit führt. Sarkosin (ungiftig) CHj— C(CH3)H ist daher süß. Durch Aus-
COOH
tritt von einem Molekül Wasser geht es aber in das bitter schmeckende Sar-
kosinanhydrid über. Auch die geschmacklose Trimethylaminobuttersäure wird
auf diese Weise bitter.
Die Nähe des Carboxyls und der NHj-Gruppe ist nicht nur bei den alipha-
tischen, sondern auch bei den aromatischen Körpern zum Zxistandekommen des
süßen Geschmackes notwendig.
süß. Während p-Aminobenzoesäiire
0
geschmacklos ist.
COOH
142 Bedeutung der einzelnen Atom-Gruppen für die Wirkung.
Deshalb schmeckt o-AminosaUcylsäiuT noch schwach süßlich,
pH
COOH
NH2
während p- und m-Amiuosalicylsäiu'e beide geschmacklos sind.
Benzy]-/j-animocrotonsäureester (F. 79 — 80°) ist voUkorameu geschmack-
los, die Modifikation (F. 210°) hat einen intensiv süßen, gleichzeitig pfeffer-
artigen Geschmack.
Synanisaldoxim istgesehmacklos, gewöhnliches Aiiisaldoxim schmeckt süß.
o-Aminobenzoesäm-e verhert nach dem Ausgeführten dm-ch Eintritt einer
zweiten sauren Gruppe ihre Süßigkeit. Daher schmeckt o-Sulfamidbenzoesäure
SO2 • NH2
gar nicht und erst durch Anhj'di'idbildung kommt jener intensiv
süße Geschmack des Saccharins zustande.
Das Saccharinmolekül bleibt sehr süß, wenn mau in der p-Stelluug eiue
positive NHj-Gruppe einfügt, wenn man aber an dieselbe Stehe eine Nitrogruppe
bringt, so erhält man das sehr bitter schmeckende p-Nitro-benzoesäuresulfinid.
Das Lacton der Saccharinsäure hat einen bitteren Geschmack: während
Saccharin süß schmeckt, ist Benzolsulfonbenzamid geschmacklos.
Alle Salze des Saccharins schmecken süß, auch die Alkylammoniakderivate
des Saccharuis schmecken süß. Man erhält sie durch Einwrkimg von Saccharin
auf die Amintaasen^).
Sucramin ist das Aumioniumsalz des Saccharins. Die alkoholische Lösung
von Sulfaminbenzoesäuresulfinid schmeckt intensiv süß.
Methylsacchariu ist sehr süß, wenn auch nur halb so süß wie Saccharm.
Der Äthylester des Saccharins und die Verbindung von Formaldehyd mit
Saccharin schmecken beide süß. p-Bromsaccharin schmeckt stark süß imd
äußerst bitter, p-Fluorsaccharin schmeckt stark süß mid schwach bitter.
p-Chlorsaccharin schmeclct süßbitter. p-Jodsaccharin schmeckt bitter. p-Amino-
saccharin schmeckt süß. p-Aminobenzoylsulfinid ist sehr intensiv süß, hüi-
gegen schmeckt p-Xitrosaccharin bitter. Die im Benzolkern substituierten
Derivate des Saccharins schmecken fast ausnahmslos entweder süß oder bitter.
Ist die Imidgruppe durch andere Radikale substituiert, so sind diese Derivate
geschmacklos, wie z. B. Methyl-, Äthyl-, Phenyl-. Tolylsaccharine.
CO
p-Brombeuzoylsulfinid C5H3Br<gQ >XH schmeckt vorn an der Zunge süß,
hinten bitter und anfangs sehr süß, dann sehi' bitter. Hingegen verUert Saccharin
seinen süßen Geschmack völlig, wenn man den Imid Wasserstoff äthyUert. Aber
der Ersatz desselben Imidwasserstoffes durch Natrium ändert am Geschmack
gar nichts.
p-Phenetholcarbamid CjHg • 0 • CgH^ ■ XH - CO • NH, und p-Anisol-carb-
amid CH3 • 0 • CgH4 • NH • CO - XH, sind beide süß, die Phenetholverbindmig
ist die süßere. Sogar die Verbindung CH3 • CgH4 • XH • CO • NH2 schmeckt
süß. Süß schmeckt auch der imsymmetrische (V-a.'-Dimethylharustoff
OC<jjg' ^'-, während der symmetrische A-/:^-Dimethylharnstoff CO<j^jj P^^
geschmacklos ist. Ebenso ist auch der sjTumetrische Di-p-phenetholharnstoff
geschmacklos. jj^ • CgH, O • C,H,
1) Franzö.sisches Pat.-nt 322 096.
Beziehungen zwischnn Geschmack und Konstitution. 143
Die meisten Substitutionen heben den süßen Geschmack des Dulcins auf *).
Dies gilt für Nitro-, Amino-, Sulfo- und Halogeuderivate, die aus den entsprechend
substituierten Phenetidinen hergestellt werden').
Die Einführung von OH in die Alkvlgruppe der Ox%'phenvlharnstoffäther
bewirkt keine höhere Süßki'aft. Oxydulchi CH2(0H)" • CSj ■ 0 • CgH^ • NH
• CO • NHj schmeckt zwar im ersten Augenblick deutlich süß, aber schwächer
als Dulcin. inid nach einigem Verweilen auf der Zunge, in wässeriger Lösung,
sofort markant bitter, und dem Diox^-propylderivat fehlt süßer Geschmack
voUkonmien. Im Gegensatz zu den Süßstoffen p-Phenethol-carbamid und
p-Anisol-carbamid ist p-Phenoxylessigsäure-carbamid XHj • CO • NH • CgH4
• 0 • CHo • COOH nicht mehi- süß. Auch die Umwandlung des p-Phenoxyessig-
säurecarbamids in das zugehörige Amid fühlt zu einer geschmacklosen
Verbindung 3). CH3
Das Ammoniumsalz der Toluylendioxamsäure I J COOH f^ci^u^ed^t
intensiv Büß. NH- CO- COOH
Ein intensiver Süßstoff ist ferner das Salz der Aminotriazinsulfosäure
Aminotiiazin ^ * I
HN
NH,
Das Glucin ist das Natriumsalz mehrerer Sulfosäuren, und zwar der Bi-
und Tri sulfosäuren der Base. Die Base selbst schmeckt noch nicht süß, auch
nicht ihr Chlorhydrat.
Schon die Anwesenheit einer einzelnen Sulfogruppe bringt den süßen Ge-
schmack zm- Entwicklung. Die Natriumsalze der drei isomeren Triazine, die
man aus o-, m- und p-Sulfochry.soidin erhält, sind süß. Der süße Gieschmack
beruht nicht auf der Anwesenheit der Aminogruppen, ersetzt man diese durch
Jod, so bleibt der Geschmack.
Glycyrrhizin ist das Ammoniumsalz einer Säure, schmeckt süß, während
die freie Säure nicht süß schmeckt. Das Kaliumsalz schmeckt süß*).
Das tertiäre Isobutylglykol-/i-hydroxylamin schmeckt süß, ebenso das
tertiäre Isobutylglyceryl-^-hydroxylarain. Dioxyaceton schmeckt süß und sein
Oxim süßlich.
Methylguanidinessigsäure schmeckt bitter, p-Methylj)henylguanidiniiitrat
schmeckt sehi' bitter. Theobromüi schmeckt bitter, ebenso seine Salze, ebenso
Theophyllui und seine Verbindimgeu. Coffein ist nur schwach bitter. Die Salze
aller Ammoniumbasen haben schon in kleinen Mengen einen außerordentlich
bitteren Gschmack.
Piperazui schmeckt bitter, Hexamethylentetramin hat einen ausgesproche-
nen süßen, nachher etwas bitteren Geschmack.
Glucosephenylhydrazon schmeckt bitter, sehr bitter schmeckt Anhydrogly-
koso-o-diaminobenzol, ebenso Glykoso-m- und Glykoso-p-diaminotoluol und
Biglykoso-o-diamino-benzol und Glykosidoguajacol. Glykosotoluid schmeckt
bitter.
•) Thoms, Ber. Dtscli. Pharm. Ges. 3, 133. — Spiegel und Sabbath, BB. 34, 1935.
-) H. Thoms und K. Nettesheim. Ber. Dtsch. Pharm. Ges. 30, 227 (1920).
'■') F. Boedecker und R. Rosenbusch, Ber. Dtsch. Pharm. Ges. 30, 251 (1920).
') Wilhelm Sternberg, Archiv für Anatomie und Phvsiologie, Phvsiologisehe Ab-
teilung, 1905, 201.
144 Bedeutung der einzelnpn Atom-Gruppen füi' die Wirkung.
Hydrobeiizamid schmeckt schwach süß, das isomere Amariu sehr bitter,
Trinitroamarin ist stark bitter. ChinoUngelb schmeckt süß. Äthylphosphiii
schmeckt sehi- bitter, Tetraäthylphosphouiumhydroxyd schmeckt bitter, Tetra-
methylstiboniumjodid schmeckt ebenfalls bitter. Japancampher hat einen bren-
nend bitteren Geschmack. Aminocamj)her i) hat süßen Geschmack. Von einem
o-Aminocampher berichtet P. Cazeueuve-), der sehr leicht bitter schmeckt.
Dihydrobenzaldoxim schmeckt unangenehm süß. Hydi-astinin schmeckt
sehr bitter.
Die Amine sind vorherrschend bittere Substanzen, insbesondere die Alka-
loide, während die Säuren nm- in wenigen Fällen bitter schmecken, wie
Cetrarsäure, Colombosäure, Lupuhnsäure, Gymnemasäure und Chrysophan-
säure.
Zum Unterschiede von den niederen Fettsäuren schmecken die Oxyfett-
säureu angenehm sauer.
Betain schmeckt süßlich. Ivreatin .schmeckt bitter. Taxuiu ist geschmack-
los. Glykocholsäure schmeckt bittersüß, Hyoglykoeholsäure schmeckt bitter.
Methylaminopropionsäure und Methylaminobuttersäure schmecken süß.
Trimethylaminobuttersäure ist geschmacklos, ihr Anhydrid schmeckt bitter.
Aminoosybuttersäure schmeckt süß^).
Aminooxyisobuttersäure hat keinen süßen G«schmack. Die isovalerian-
sauren Verbindungen haben einen süßen Beigeschmack.
Die Derivate des Piperidins sind alle sehr bitter. /3-Oxy-a -piperidon schmeckt
süßlich.
Ammotridekanäthylester schmeckt intensiv bitter. Oxalsäureäthylestcr
schmeckt bitter. Fumarsäure schmeckt rein sauer, Maleinsäure liratzend sauer.
I-Glucosaminsäure schmeckt süß. Sulfosahcylsäure schmeckt süßlich.
m-Oxybenzoesäure schmeckt süß, während die p-Säure geschmacklos ist. An-
thranilsäure, die o-Verbindmig, ist geschmacklos. m-Aminobenzoesäure soll
süß schmecken und p-Aminobenzoesäure ist geschmacldos. Die drei isomeren
Sulfaminobenzocsäuren schmecken sauer, das Anhydrid der o-Säure ist das
Saccharin. Benzbetahi schmeckt bitter, Äthyl-m-ammobenzoesäm-e ist fast
geschmacklos. o-Aminosalicylsäure schmeckt schwach süß, die p- und m-
Verbindimgen smd geschmacklos. Orthoform schmeckt schwach bitter, SaU-
cylsäuremethylester ist schwach süßlich. m-Oxybenzoesäureamid schmeckt
bitter, o-Oxybenzoesäm'eamid ist geschmacklos. p-Aminophenylalanin schmeckt
süß. Die Salze der Toluylendiaminoxamsäure sind sehr süß. Formamid
schmeckt bitter, Chloroform schmeckt süß, Chloralhydrat schmeckt bitter.
Chloralformamid schmeckt bitter, Acetamid sehr bitter, ebenso Diacetamid
und Propionamid, während Butyramid von süßem, hinterher bitterem Gre-
schmack sein soll.
Antifebrin in alkoholischer Lösung schmeckt bitter, ebenso Phenacetin.
Methacetin schmeckt salzig bitter, Acet-p-anisidin ist schwach bitter. Lacto-
phenin scharf bitter, Phenosal sauer und bitter. Harnstoff bitter.
Die Nitroparaffine sind nicht süß, hingegen die Nitroverbindimgen der
aromatischen Kohlenwasserstoffe.
Die Halogenderivate der Paraffine schmecken süß, während die cyclischen
Derivate nicht schmecken. Dinitroäther soll aber süßen Greschmack haben.
2-Nitroäthanol hat einen stechenden Geschmack, 3-Jodpropanül hat einen
1) F. Tiemann und Schmidt, BB. 89, 903 (1896).
2) BuU. de la Soc. Chimique de Paris, T. II (3), 715 (1889).
=) P. Melikoff, Liebigs Annalen S34, 208 (1880).
Beziehungen zwischen Geschmack und Konstitution. I45
scharfen Geschmack, 3-NitropropaiioI eiaeu schwach stechenden Geschmack.
Bromnitropropanol hat einen scharfen Geschmack. Tertiäres Nitrobutan hat
eüicn scharf ätzenden Geschmack. 2-Nitropentanol ist bitter, ebenso Nitroiso-
pentanol nnd Nitroform. Die Ester der Salpetersäure schmecken süß. liaben
aber einen bitteren Xachgeschniack.
Die NOg-Grnppe findet sich in süJjen luid bittereu Verbindunge/i.
Äthyhiitrit und Nitroglycerin schmecken schwach süß. Nitrobenzol und
o-Nitrophenol schmecken ebenfalls süß.
a-Monochlorhydrin ist süß, eben.so die /?- Verbindungen. Glycerinniononitrat
schmeckt scharf aromatisch. Epichlorhydrin riecht süß wie Chloroform, Hal-
lersche Säure schmeckt süß. Die Salpetersäureestcr schmeckeji süß, die Nitro-
paraffine nicht, werden aber letztere durch salpetrige Säure in Nitrolsäuren
verwandelt, so erlangen auch sie den süßen Geschmack.
Äthyhiitrolsäure schmeckt intensiv süß, während die Propylnitrolsäure
süß, aber beißend schmeckt. Nitrobenzol schmeckt süß, hmgegen nicht Oilor-
benzol. o-Nitrophenol schmeckt süß, Dmitrobenzol bitter, ebenso Trinitrobenzol,
Pikrinsäure (Trinitrophenol) sehr bitter.
Mouochlordinitrophenole schmecken sehr bitter, wälirend Dichlomitro-
phenole nicht mehr schmecken.
6-Cailor-2.4-dinitrophenol schmeckt sehr bitter, 4-Chlor-2.6-dinitrophenol
bitter. o-Nitrobenzoesäiu-e schmeckt intensiv süß, Dinitrobenzoesäure imd
Trinitrobenzoesäure sehr bitter, m-Nitrobeuzoylaminsäure stark bitter,
2-Nitro-m-oxybenzoesäiu-e intensiv süß, alle anderen Nitro-m-oxybenzoe.säuren
schmecken süß, während die Trhütro-m-oxj'benzoesäure intensiv bittver
schmeckt.
p-Nitropheuyl-a-amiuopropionsäure schmeckt bittersüß, wähi-end die ent-
sprechende Amiuoverbindung süß schmeckt. 4-Nitro-2-sulfamidbenzoesäure
ist geschmacklos, während das Anhydrid, p-Nitrobenzocsulfinid, sehr bitter
schmeckt. m-Nitroaniün schmeckt intensiv süß, o-Nitroanilm schmeckt nicht
süß und p-Nitroanilha ist fast geschmacklos.
Nitro-m-toluidin schmeckt stark süß. Toluylendiamüi wiito .stark hänio-
lysicrend. 4.4'-Dinitro-2.2'-diaminodiphenylhexan imd 4.4'-2.2'-Tctraaumio-
diphcnylhexan, welche als Derivate von Nitro-m-toluidin bzw. Toluylendiarain
aufgefaßt werden können, zeigen beide Eigenschaften nicht. Die Verdoppelung
des substituierten Benzolkemes im Molekül hemmt die Entfaltung der phy.^ic)^
logischen Eigenschaften. Denn die Verbindungen
NO, • <3 • CH„ . CHj . <^ . No^ und NH„ ■ (f^ ■ CH, ■ CH^ ■ <3> ' ^H,
NH, XH, NH„ Nil,
sind so indifferent wie
^0,_ ■ <(3 ■ (CHj), . <3 . NO, nnd NH., • <(3 • (CH,)^ ■ <0 ' ^H^ ,
NHa NH NH, NHa
wä,hrend NO, ■ <3 . CH^ • CH, ■ CH, i.nd NH, ■ O . CH,- CH, ■ CH,,
^2 NH,
sowie Nitro-m-toluidin
^Oi-(Zy-^'^i ""'^ NH2<^CHj,
NH, NHj
wenn auch schwächer wirken.
^' r M n k c- 1 , Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl.
10
146 Bedeutung der einzelnen Atom- Gruppen für die Wirkung.
Die VerhiiKlung ^q_ . ^ . ch, . CH, • CH, • COOK
ist gcäiizlic'h gesc'hmacldos, was sehr bemerke<is\vc;rt , wt-nu man sieh den
süßen (Jtsehinack von ^,- / — s „ ^^
NO2 • <^ y ■ C3H,
auf der einen und \oii ^,-, - ,,,,-,,,
NH,
auf der anderen Seite vergegenwärtigt.
Die Verhindnng ..^^ ^ ^^^ ^,^^ ^,^^ ^.^^,,^^1^
ist selir liitler. was bemerkenswert, da
NO2 ■ <^^ • C3H, Sil ß und NO, ■ <^. . N(CH3),
NHo NH,
völlig gesehniaeklos ist.
N0„ (^ ■ CH. CH„ CH ■ Cl zeigt süßen ( 1( selimaek wie ^O., (T^;. ■ CH^ ■ CH, CH3 .
NH„ NH,
NOj ■ <^~^^ . CH, . CfTCI C'Ha ist sehr süß ').
NH,
Phthalimid hat keinen süßen Cleschmack.
3)ie drei isomeren Suit'aminijenzoesäuren schmecken schwach säucrüch.
lind zwar je nach ihrer Wasserlöshchkeit mehr oder minder sauer. Das Ammo-
niumsalz der o-Säm'e ist gcschmackkis. Nm- die o-Verbindnng kann ein Anhydrid
geben.
Unsyjumetrisches o-Snlfobcnzimid sclnneckt lüclit süß. Urethan schmeckt
sehr bitter. Phenylnrethan lutter. Ox^Tihenylacetylnrethan bitter, ebenso
Thermodin und HedonaL Maretin ist geschmacldos. Dimethylharnstoff
schmeckt bitter, liingegen schmeckt der unsymmetrische Dimethylharnstoff süß.
Plien.ylharnstoff ist bitter.
Sucrolsulfosaures Natrium soll niclit mclu- süß schmecken. Phenaeetin
schmeckt bitter, p-Tolyharnstoff süß. Toluylendiaminoxamsäure bildet süß-
schmeckende Salze. Veronal schmeckt bitter. Nitropyruvinureid schmeckt
süß.
DitolylsuJfoharnstoff schmeckt auffaüend bitter. Thiosinamin liitter. Thio-
biuret sehr bitter.
Die Safranine schmecken wie die übrigen Ammoniumbasen bitter.
Die Pflanzenalkaloide smd durchweg bitter, obenan Strychnin luid Chinin.
Dieses Verhalten versucht Sternberg durch ihre cychsche Natur zu erklären.
So entsteht aus der geschmacldosen ungiftigen j'-Aminobuttersiiure durch Ring-
schluß das bittere, giftige PpToliclon mid aus j'-Aminovaleriansäurc das eben-
falls bittere und giftige Ox^^iiperidon .
•) J. V. Braun und Margarete Kawiez, BB. 49, 79i) (19Ui).
Bezieliungon zwischen Geschmack und Konstitution. 147
Systematische Untersuchiingeu über Geschmack in verschiedenen chemi-
schen Gruppen verdanken wir G. Cohn^). der eine Reihe von Regehi ab-
geleitet.
Alle Derivate des m-Nitranilins schmecken süß, z. B. m-Nitrauilin, 4-Nitro-
2-toluidin, 4:-Nitro-2-amiuophenol, 5-Nitro-2-chloranilin, 5-Nitro-2-broinanilin,
6-Nitro-2-aminobenzoesäure , 4-Nitro-2-aminobenzoesäure , 6-Chlor-4-nitro-2-
aminophenol. Letztere Verbindimg hat daneben einen bitteren Geschmack.
Die Derivate des süßschmeckenden o-Nitrophenols wie 3-Nitro-4-kresol,
2-Nitroresorcin, Nitrohydrochinon, 4.6-Dibrom-2-nitrophenol, 2-Nitro-3-oxy-
benzoesäure, 2-Nitro-3-cumarsäure, Xitro-m-oxybenzonitril sind sehr verschie-
den in der Intensität des Geschmackes, qualitativ aber alle süß.
Die Derivate des Resorcins: Grein, /Msoorcin, /J-Orcin. PUoroghicin,
Phloroglucinmethyläther, resorcylsanres Natrium schmecken süß wie Resorcin
selbst.
Häufig sind die Halogene die Ursache des süßen Geschmackes.
Diphensävu'e und ihre Derivate schmecken bitter.
Homologe Verbindungen haben häufig ähnlichen Geschmack. Die Isomerie
beeinflußt auch den Geschmack, aber der Einfluß ist regellos. Alkylierung
einer AmiJiogruppe erzeugt häufig Süßgesehmack. AlkyUerung emer sauren
Imidgruppe vernichtet den SiLßgeschmack, ebenso AlkyUenmg einer Hydroxyl-
gruppe. Der Eintritt eüier Phenylgruppe in das Molekül eines Süßstoffes
oder der Ersatz emes Alkyls durch Phenyl schäcbgt den Geschmack. Es tritt
Umschlag nach bitter oder Geschmacklosigkeit ein. Die Nitrogruppe schädigt
den Süßgeschmack. Sie schwächt ihn ab, vernichtet ihn, gibt ihm einen bitteren
Beigeschmack oder ersetzt ihn vollständig durch bitteren Geschmack. Bei
Eintritt einer Aminogruppe in das Molekül eines Süßstoffs bleibt der Geschmack
erhalten. Öfters verleiht die Aminogruppe einem geschmacklosen oder bitteren
Körper süßen Beigeschmack. Ein Süßstoff wird durch Sulfm-ierung geschädigt.
Es tritt Vernichtung des Geschmackes oder Umschlag nach bitter ein. In den
einfach zusammengesetzten ahphatischen Halogenkohlenwasserstoffen ist das
Halogen die Ursache des Geschmackes, und zwar des Süßgeschmackes. Die Art
des Halogens ist von imtcrgeordneter Bedeutung. Daher findet man in der
Fettreihe so viele Süßstoffe mit hohem Clilorgehalt. Chloralverbindungcn
schmecken, wenn überhaupt, meist bitter. In aromatischen Verbindimgen ist
das Halogen keine Wesensgrundlage des Geschmackes. Der Süßgeschmack
aromatischer Verbindungen wird vielleicht durch Halogene im allgemeinen
l^eeinträchtigt, geschwächt oder vernichtet, ganz oder teilweise in bitter um-
gewandelt. Die Methoxylgruppe beeinträchtigt den süßen Geschmack aro-
matischer Verbindungen nicht, sondern hat im Gegenteil die Tendenz, ge-
schmacklose Sub.stanzen in süße zu verwandeln und eine bittere Geschmacks-
komponente diu-ch eüie süße zu ersetzen.
Wenn Schwefel in mercaptanartiger oder sulfidischer Form vorhegt,
entstehen Bitterstoffe : Mercaptane, ThioiAenole, Mercaptale, Sulfide, Disulfide.
Verbindmigen mit vierwertigem Schwefel, Sulfiniumbasen, Thioniumchiuone
imd Thetine schmecken bitter. Wemi Schwefel in Thiocarbonylform
— CS — vorUegt, so entstehen bitter schmeckende Substanzen: Thioamide,
Thioharnstoffe, Thiobiurete und Dithiobiurete. Durch Süßgeschmack zeichnen
sich Xanthogensäureester aus. Sulfinsäureester wie Sulfonal usf. sind aus-
^) G. C'ohn, Die organischen Geschmacksstoffe. Berlin 1914, bei Franz Siemenroth.
— Derselbe: Geschmack und Konstitution bei organischen Verbindungen. Stuttgart 1915,
bei F. Enke.
10»
] 48 Bedeutung der einzelnen Atom-Giuppen für die Wirkung.
nahmslos bitter. Sulfainide sind bitter, Sulfimide schmecken süß. In Süß-
stoffen, welche Hydroxyle oder saure Imidstoffe enthalten, wird dui'ch Alky-
liernng der Geschmack geschwächt, vernichtet oder noch häufiger in bitter
umgewandelt. Sowohl die Äther- als auch die Ester- und Amidbilduug hat
den Verlust des süßen Geschmackes zur Folge. Die Angehörigen einer Reihe
ändern mit steigendem Molelralargewicht ihren Geschmack von süß nach
bitter hin.
Polyhj'droxylverbüidxuigen schmecken süß, d-Aminosäiu-en süß,o-Benzoyl-
bcnzoesävu'en süß-bitter, hochnitrierte Körper, nitrierte Nitramine, Nitrobenzol-
(naphthaLin)sulfosäuren bitter.
G. Cohn hält den Gesch)nack durch folgende Gruppenbündel im Molekül
bedingt:
(OH)x SÜß, C<t;i;2 giiß o- süß-bitter, (N0„)^ bitter,
^COOH COOK , V .'X
(NOjlx • NH — NO2 bitter, g^ '^ bitter.
Ferner schmecken viele Repräsentanten der Oximacetsäure, A2dmido-
verbindungen, Oxime und Nitrile süß. Ihr Geschmack ist von den Gruppen :
^\
= N — O — CH, — COOH, II >N—, =N — OH und — CN
W
abhängig. Tertiäre Amine, Ammoniumbasen und Betaine, Sulfhydrate, Sulfide,
Disiilfide, Thioamide mid Thioharnstoffe schmecken bitter.
G. Cohn fülurt ihren Geschmack auf die Atome, bzw. Atomkomplexe:
N=: =N=, CHj<c5>0, — SH, — S — , — S — S— und =CS
zurück.
Die einzehien Gnippen NO2 — oder OH sind nicht die Träger eines be-
stimmten Geschmackes, sondern überhaupt nur geschmackverleihend (sapo-
phor). Erst durch ihre Vereinigung mit anderen gleich- oder luigleichartigen
Gruppen sind sie befähigt, einen spezifischen Geschmack hervorzurufen. Da-
gegen ist die Gruppe (^<^qq^ stets der Träger süßen Geschmackes (dul-
cigen). Die Gruppen bzw. Atome — SH, — S — , — S — S — haben stets Bitterkeit
im Gefolge (amarogen), die Gruppen — COOH und — SO3H erzeugen stets sauren
Geschmack (acidogen).
Vielfach können Halogene einander vertreten, ohne eme Geschmacks-
änderung hervorzubringen. Bei den niederen Halogenverbindungen herrscht
der süße Geschmack fast ausnahmslos vor. Kohlenwasserstoffe, welche mehrere
verschiedenartige Halogenatome enthalten, schmecken ausnahmslos süß.
Halogenisierte Ester der Salpetersäui'e schmecken, v,ne Salpetersäureester
allgemein, fast ausnahmslos süß.
Verbindungen, welche drei oder mehi' Nitrogruppen enthalten, schmecken
bitter. Auch bei Anwesenheit von zwei NOo-Gruppen entstehen weit über-
wiegend Bitterstoffe.
Gesättigte Mono- imd Dinitrokohlenwasserstoffe der Fettreihe schmecken
süß, während nitrierte Alkohole und Äther bitter schmecken. Nitrolsäuren
schmecken süß.
Bei aromatischen o-Nitroverbindungen beobachtet man auffallend oft
süßen Geschmack. Mono-Nitrokohlen Wasserstoffe schmecken süß. Von Nitro-
aminoverbindimgen können nur Abkömmlinge des m-Nitranilins süß schmecken.
Nitroehinoline schmecken wie Chinolinderivate überhaupt bitter. Nitrophenol-
Beziehungen zwischen Geschmack und Konstitution. 149
äther schmeckeu süß. Derivate der in-Nitrobenzoesaure und alle Nitrouaph-
thaüncarbonsäuren schmecken bitter. Nitrosulfonsäuren schmecken ausnahms-
los bitter. Dinitroverbindungen schmecken bitter.
Bei den Alkoholen ist der Geschmack eine Fmiktion der Zahl der Hydroxj-1-
gruppen. Glykole mid Glycerine shid ausgesprochen und m den niederen
Gliedern rehi süß. Mit vier imd mehr- Hydroxylen tritt der Süßstofftyp so offen-
sichtlich zutage, daß ein Einfluß anderer Atomkomplexe auf die Qualität des
Geschmacks fast vöUig verschwindet. Die Ringform ist ohne Einfluß auf den
Geschmack der Alkohole.
.Die ahcyclischen Alkohole schmecken bitter.
Die einfachen Glykole schmecken süß. Je größer das Molekül und je
komplizierter die Struktur wird, um so schwächer wird der Geschmack, bis er
schließlich einem bitteren Platz macht.
In den Glyceringruppen herrscht der Süßgeschmack dm'chaus vor. Alkohole
mit vier Hydroxylen schmecken süß. Die Verbindimgen mit fünf Hj-droxylen
schmecken süß, die Alkohole mit sechs, sieben und acht Hydroxylen schmecken
zwar süß, doch hat unverkennbar eine Abschwächung der Geschmacksstärke
stattgefimden.
Der Geschmack der Polyoxycarbonsäm'eanhydride ist im allgemeinen,
weil durch die Hydroxylgnippe bedingt, süß. Nur in vereinzelten Fällen ver-
lu-sacht die -\nhydridbildung eiaen bitteren Geschmack oder Beigeschmack.
Die freien Säuren schmecken sauer.
Die Aminoderivate der Zuckerarten bewahren den süßen Geschmack der
letzteren. Die natürhch vorkommenden Glykoside sind von bitterem Geschmack.
Die Glykoside des Methyl- imd Äthylalkohols schmecken mit wenig Ausnahmen
süß. Glykoside höherer Alkohole, besonders der Tei-penreihe oder solcher
aromatischer Natur, schmecken bitter, desgleichen Glykoside, die sich von
Aldehyden (z. B. Chloral) und Ketonen, von Mercaptanen und Thiophenolen
ableiten und zum allergrößten Teil auch Glykoside von Phenolen.
Der Geschmack der Phenole hängt ia erster Linie von der Zahl der Hydi'oxj'l-
gruppen ab. Bei reinen Monophenolen ist Süßgeschmack selten. Unter den
Phenolen mit zwei, drei und mehr Hydroxylgruppen ist der Süßgeschmack bei
den m -Verbindungen in charakteristischer Weise ausgeprägt. Die Phenole der
p-Reihe schmecken gleichfalls süß. In der o-Reihe schmecken die einfachst
zusammengesetzten Verbindmigen (Brenzcatechiu, PyrogaUol) bitter. Die
Aldehydgnippe ist dem Süßgeschmack der Phenole nicht zuträglich, ebenso
schädigen ihn die Halogene. P3nrogallolcarbonat HO CjH3<q>C0, ein
Derivat des bitteren Pyrogallols, schmeckt süß.
Bei aromatischen Oximen ist Süßgeschmack durchaus vorherrschend.
Der Einfluß der Isomerie ist beträchthch : o- und p-Xitrobenzaldoxime schmecken
süß, die m- Verbindung nicht; o-Anisaldoxim : nicht süß, p-Anisaldoxim: süß.
Sehr wesentliche Bedeutung hat die stereochemische Anordnung der Atom-
gruppen. Im Gegensatz zu den süß schmeckenden Antiverbindungen scheinen
die Synverbindungen geschmacklos zu sein.
Xitrolsäuren (Äthyl- mid Propyhiitrolsämen) schmeckeu süßlich.
Die Carbonsäuren schmecken sauer, um so saurer, je kleiner ihr Molekül.
Meist ist es notwendig und zweckmäßig, den Einfluß der Carboxylgruppe auf
den Geschmack durch Neutralisation mit Soda ausziischalten.
Aluminium-, Beryll-, Blei-, Cadmium- und Eisensalze schmecken häufig
süß, Magnesiumsalze stets bitter.
Die Anhydridbildung ist von einschneidender Bedeutung für den Ge-
150 Bedeutung der einreinen Aloni-Gi'uppen für die Wirkung.
schmack. Viele haben einen intensiv süßen GJeschmack. Pol3-ox3-carbonsäuroii
schmecken süß, ebenso Oximacetsätu-en und (V-Aminosäureu. aromatische
o-üxycarbonsänren schmecken häufig süß, Derivate der m-Nitrobenzoesäure
schmecken bitter, ebenso Nitronaphthalincarbonsäm-en, aromatische o-Keto-
carbonsäuren zeigen alle Nuancen von bitter zu süß und umgekehrt, meist beide
Geschmacksqualitäten gleichzeitig.
Die Oxacetsäuren schmecken salzig-bitter.
Oximacetsäiu-en schmecken in Form ihrer XatrJuuisalze intensiv süß.
Alle o-Benzoylbenzoesäuren sind Geschmacksstoffe. Aber nur die wenigsten
schmecken rem süß oder rein bitter, die meisten zeigen, und das ist für die ganze
Gruppe charakteristisch, beide GeschmacksquaUtäten. und zwar in allen Schat-
tierungen, gleichzeitig oder hintereinander, erst bitter, dann süß oder auch
umgekehrt.
Osysäuren sind ausgesprochene Geschmacksstoffe. o-Oxysäureu neigen
zu süßem Geschmack. Polyhydroxyherte Estersäuren pflegen adstringierend
zu schmecken.
Freie Phenol-(Naphthol-)sulfosäuren schmecken meist herb, adstringierend,
ihre Salze bitter, manchmal mit süßem Beigeschmack, alle Nitrosulfosäuren
sowie Sulfosäuren von Azo- und Azimidoverbindungen schmecken bitter.
Die Ätherbüdmig beeinträchtigt im aügemeinen den Süßgeschmack,
weil sie seine Träger, die Hydroxylgruppen, beseitigt. Manche Äther schmecken
süß, wie Diäthyldioxyaceton, Hexindioxyd, Dibeuzylmethylal. Wenn der Süß-
geschmack nicht atif der Anwesenheit von Hydroxylgnippen, sondern von
anderen Komplexen, wie — NOa oder = X — OH beruht, so wird er durch die
Ätherifizienuig nicht beeinflußt.
Halogenierte Äther und Oxyde der Fettreihe schmecken süß.
Die Verbindimgen der mehrwertigen Alkohole (Zuckerarten) mit Aceton
und Chloral schmecken ausnahmslos bitter.
Ausschlaggebend für den Geschmack des Esters ist im allgememen die
Säure. Ester haben die Tendenz bitteren Geschmack anzunehmen. Es smd
nur drei rein schmeckende Ester bekannt, die aus bitter schmeckenden Alko-
holen entstehen: 2-Bromäthylacetat, PjTogallolcarbonat und Populin. Der
Süßgeschmack des ersteren ist durch Halogen bedingt.
Ester der Salpetersäiu'e schmecken süß. Sulfinsäureester schmecken aus-
nahmslos bitter. Die sauren Ester der Schwefelsäure neigen zu bitterem Ge-
schmack.
Ester ahphatischer Fettsäuren verhalten sich sehr verschieden, doch
herrscht Bitterkeit vor. Die Ester des Resorcins imd Orcins sind süß, wählend
die süßesten Zuckerarten durch Einführmig mehrerer Säureester bitteren
Geschmack erhalten. Eine Reihe von Estern ahphatischer Säiu-en verdankt
Halogenen ihren Süßgeschmack. Cyclische Ketocarbonsäureester schmecken
ausnahmslos bitter.
Kohlensäureester von Phenolderivaten sind mit alleiniger Ausnahme von
Pyrogallolcarbonat geschmacklos. Dagegen zeichnen sich die Ester der Xantho-
gensäure durch starken Süßgeschmack aus. Die sonstigen Ester zwei- und mehr-
basischer Säuren, insbesonders die Derivate des Malonesters schmecken intensiv
bitter. Ester aromatischer Säuren sind zum großen Teil, weil unlösHch, ge-
schmacklos, sonst bitter. Alkaminester, wie Stovaiu, Alypin, Cocain sind bitter.
Diu-ch Süßgeschmack ist die Thiazolgnippe charakterisiert: 4-Methylthiazol-5-
carbousäureäthylester und 2-Chlor-4-methylthiazol-5-carbonsäureäthj-lester.
Lactone von Polyoxycarbonsäuren schmecken süß, die übrigen Lactone
Beziehungen zwisclien Geschmack und Konstitution. X51
mit Aubiiahnie von Ä-Oxy-u-buttersäureauhydrid vmd Chiiiid bitter, z. E.
IX- und /9-Angelikalacton, Cumarin, Brenzcatechinacetsäurelacton.
Soweit esterifizierte Oxysäuren eiuen Eigengeschraack haben, ist er bitter,
z. B. Milchsäureanhydi'id, Salicylosalicylsäure. Eine Ausnahme ist Weinsäuro-
tnonoäthylester, welcher süß schmeckt.
Basen schmecken gewöluilich bitter. Insbesondere zeichnen sich Schif fschc
Basen durch intensiven Bittergeschmack aus, ferner Guanidine, Thiazolc,
Glyoxahne, Benzimidazole, Xanthine, PjTidine, Chinoline, Pyrazole.
Stißgeschmaclt findet sich niu-, weim bestimmte Atomkomplexe im Molekül
enthalten sind, die für sich ilirem Träger diesen Geschmack verleihen oder die
mit einer anderen Arainogruppe zusammen jSüßgeschmaclisträger sind. Der Süß-
geschmack der Zuckerarten wird vermittelt, wenn man sie mit einem aro-
matischen Amin in Verbindung bringt.
Ammoniumbasen sind durch bittereu, sehr intensiven Geschmack aus-
gezeicluiet. Nur bei wenigen, Atropinmethylbromid und die Salze des Äthoxyl-
strychnins ist der bittere Geschmack von süßem begleitet.
Betaine schmecken bitter, doch smd auch viele süße bekaimt, z. B. Betain,
A.-Homobetaüi, Stachhydrm, Turizin und BetonizLn, Nipecotinsävu^edimethyl-
lietain, Picolinsäureäthylbetain und Taui'obetain. Salzig schmeckt Trigonellin.
Phosphoniinnbasen mid ilire Salze schmecken ausnahmslos bitter. Dasselbe gilt
von Arsonium- und Stiboniumbasen. Oxoniumverbindimgen schmecken bitter.
Substanzen mit vierwertig gebundenem Schwefel (Sulfiniumbasen, Thionium-
chinone, Thetüie) schmecken bitter oder auch salzig.
«-Aminosäuren schmecken süß. Der Geschmack bleibt der gleiche, wenn
die Amino- luid Carboxylgruppe einem Ring angehören. Der Süßstoffcharakter
ist sehr stark ausgeprägt, denn selbst aromatische Reste, auch wenn sie Halogei\c
enthalten oder basischer Natm' sind, vermögen ihn nicht zu verwischen. Ein-
tretende Hydroxylgruppen sind ohne Einfluß auf die Greschmacksqualität, d. h.
(X-Aminooxysäuren schmecken gleichfalls süß.
Bei den /)(-Aminosäiu'en ist der Süßgesehmack, wemi noch vorhanden,
stark abgeschwächt, oder er hat einem indifferenten oder bitteren Platz
gemacht.
Diaminosäuren der Fettreihe schmecken nicht mehr süß, selbst weim sie
beide NHj-Gruppen m a -Stellung enthalten.
Die Alkylieruug aliphatischer Aminosäuren fühi't nm* ganz ausnahms-
weise einen Umsclilag von süß nach bitter herbei (a-Methylamino-n-capron-
säure schmeckt bitter). In der Regel bleibt der Süßgeschmack unverändert,
oder die Alkyherung erweckt sogar Süßgesehmack bei geschmacklosen Amino-
säuren, z. B. /-Ammobuttersäure ist nicht süß, j' -Methylamine buttersäure süß.
Beim Übergang von Aminosäuren in Guanidosäui-en findet eine Ab-
schwächmig des Süßgeschmackes statt. Er ei-hält meist emen Beischlag von
bitter oder erfährt eüien Umschlag nach bitter.
o- und m-Aminobenzoesäm'en schmecken im Gegensatz zur p-Amüio-
benzoesäure süß. Säiu-en der stickstoffhaltigen Ringsysteme des Pyridins und
Chinolins schmecken bitter.
Im Gegensatz zu den Amhiosäureii schmecken Peptide nicht süß, sondern
mehr oder weniger bitter.
Süßstoffe sind: naphthionsaures Natrium, j^-äthoxyphenylaminsulfo-
sam-es Natrium, Benzidinsulfonsulfosäure (anfangs bitter) und 4-Aminoazobenzol-
4'-sulfosäure (erst geschmacklos, dann schwach bitter). Tyrosinsulfosaures
Barium schmeckt süß.
152
Bedeutung der einzebieii Atom-Gruppen für die Wirkung.
Der zuerst dargestellte Süßstoff der Pheiiti'iaziureihe ist az-p-SuIfo-
phenyl-ald-phenyl-dJhydro-/?-naphthotriazin
N
HSO,-<^3-N/i\/
C9H5 ■ HCy;
DieSulfosäureii, die sich von az-Plienyl-ald-phenyl-dihydroamiuophentriazin
ableiten, sind als Natriumsalze unter dem Xaineu Glucin eine Zeitlang im
Handel gewesen. Die Base selbst und ihr Chlorhydrat sind geschmacklos.
N
(az) CgHä . N/|
(ald) CgHj . CH'\|/
N
-NH,
Die Aminogruppe des Süßstoffes kann ohne Schädigung des Geschmackes
entfernt werden. Dagegen spielt die Stellung der Sulfogruppen eme wichtige
Rolle. Unter den Monosiilfosäuren sind nui- diejenigen fähig, der Base Süßstoff-
charakter zu verleihen, welche im ar-Phenyl haften, während ein Bitterstoff
entsteht, wemi eine Sulfogruppe in die m-Stellung des ald-Phenyls getreten ist .
Von Di- und Trisulfosäuren sind nur zwei, beide süß schmeckend, bekannt
N
N
HSü,
-w
^/NSOoH
und
HS03-<^ _>-
-N(
CgHg • HC\ /\/NH2
Y^. ■ SO,H
N
I N
SO.H
I I
NH,
Führt man Hydi'oxylgruppen in das Phentriazin ein, so ist auch deren
Stellung von Einfluß auf den Geschmack. Die Base
OH-<^ )^Ni
N
N
NH,
gibt bei der Sulfonierung keinen Süßstoff, wohl aber die isomere Base
HO
N
HC^
c^Hs-n/v
Es schmeckt süß die Verbindung
N
C,H, HC^i/'
NH,
NaSOg ■ <^ ^-N^' "-/N-OH
J-NHo
N
Chrysoidiu, welches aus tetrazotiertem m-Phenylendiamin und 2 Mol. derselben
Base entsteht, gibt mit Benzaldehyd ein Triazin, dessen Sulfosäure ein stark
süß schmeckendes Natriumsalz Uefert.
> • CoHs
/CH • CßHj
Beziehungen zwischen Geschmack mid Konstitut iun. | 53
Durch Kondeiibation des Farbstoffes ^'''^^"S|^lazo>'"-phenylen-
diamin mit Beiizaldehyd entsteht die süß schmeckende Verbindiing
N N
CjH- • CH\|/'^^\
N N
Im allgemeiueii schmecken Amide, zumal die der aromatischen Reihe,
bitter. Diketopiperazinc, das sind ringförmig geschlossene a-Aminosäure-
anhydi'ide, schmecken ausnahmslos bitter.
Süß schmecken einige aromatische Bromsäuren.
Reine Urethaue schmecken bitter. Unter den Harnstoffen .sind mehrere
wichtige Süßstoffe, Abkömmhnge des p-Äthoxyi^henylhamstoffes. Bei weitem
die meisten ahphatischen Harnstoffe sind ohne charakteristischen Geschmack.
Von dialkyherteii Harnstoffen scheinen nur die asymmetrischen Verbindmigen
süß zu schmecken. as-Dimethyl- und Diäthylhamstoff, s-Dimethylhanistoff
schmeckt bitter.
Es schmecken stark süß p-Anisol- und p-Phenetolcarbamid, sowie deren
Aminoderivate, femer schwach süß p-Methyl-o-phenetylharnstoff und m-Oxy-
phenyl-p-pheuetylharnstoff. Kemhoraologe des Dulcius schmecken nicht süß.
yemicarbazide haben bitteren Geschmack, so o-Tolylstiiiicarbazid.
p-Dimethyl-aminobenzalsemicarbazid schmeckt salzig.
iUlophansäm-eäther sind geschmacldos.
Sulfamide schmecken mit Ausnahme des s-Dimethylsulfamids CH3 -NH
• SO» • NH . CH3 , das süß ist, bitter.
Unter den aliphatischen Nitrilen überwiegt der bittere Geschmack. Unter
den aromatischen Nitrilen überwiegt durchaus der Sttßgeschmack.
Aromatische Azoverbindungen schmecken bitter, p-Aminoazobcnzol-
sulfosäure und 4-Nitro-2-diazophenol gleichzeitig süß. Rein süß schmeckt
das KaHumsalz der Benzenyldioxytetrazotsäure, ferner Diazoaminomethaii
CH3.N=N— NH.CH3.
Oxy- und Aminoazimidoverbindungen schmecken süß. Carbon- und Sulfo-
säuren von Azimiden sind bitter.
Von den Kohlenwasserstoffen schmecken Propylen, Isoamylen, n-Octyl-
benzol und Di-2-p-tolylbiitcn süßlich. Unter den Aldehyden zeichnen sich
önanthol, Isobutyiformaldehyd ^^^>CK ■ CO • CHO und Zimtaldehyd dmx-h
Süßgeschmack aus. Unter Ketonen mit offener Kette findet sich nur Hexa-
chloraceton CClg • CO • CCI3 als Süßstoff, während alle anderen bitter schmecken
oder nur bremien. Von Ketonen, deren Carbonylgruppe in einem Ring enthalten
ist, schmecken zwei süß: Isochinontetrahydrür mul Leukonsäure
CO— CO
CO/ I
^CO — CO
Hydroaromatische Ketoue rufen oft eine kühlende Empfindung hervor.
Carbylamine schmecken unerträglich bitter.
Viertes Kapitel.
Veränderungen der organischen Subslunzen im Organismus.
Zum Verständnis der physiologischen Wirkung der organischen Substanzen
sind die Kenntnisse der physiologisch-chemischen Vorgänge dm'chaus notwendig.
Sic belehren uns nicht nur über die Veränderung, welche die wirksamen Sub-
stanzen im Oi-ganismus erleiden, sondern sie geben uns vielfach wertvolle An-
haltspunkte für die Dnrstellung von weniger giftigen Substanzen. Die dem Orga-
nismus zugefülirten Arzneimittel (Gifte) werden vorerst in dem Sinne verwandelt,
daß sie der Organismus durch verschiedenartige chemische Prozesse unschädlich
zu machen sucht. Die chemischen Vorgänge innerhalb des Organismus beruhen
liauptsächlich auf Prozessen oxydativer Natur mid auf Pveduktionsvorgängen
einerseits, andererseits auf Kondensationen und Spaltungen unter Abspaltung,
beziehungsweise Aufnahme von Wasser. Dazu gesellen sich insbesondere im
Magendarmkanal hydrolytische Spaltungen.
Wollen wir vorerst die Vorgänge im Verdaiuuigstrakt betrachten. Speichel
hat auf die wenigsten Arzneimittel wegen der Kürze der Einwirkung imd weil
er nur ein einziges und zwar diastatisches Enzym enthält, einen modifizierenden
Einfluß. Anders verliält es sich mit dem Magen. Vom Magen aus können eure
Reihe von wirksamen Körpern zur Resorption gelangen. Viele können aber
schon im Magen ihre nachteiligen Nebenwirkungen ausüben und daher richtet
sich ein großer Teil^der Bestrebung der modernen Araneimlttelsynthese darauf,
bekannte wirksame Substanzen in der Weise zu modifizieren, daß sie im Magen
gar keine Wirkung auszuüben vermögen imd von da aus auch nicht zur Resorp-
tion gelangen. Der Magensaft, welcher der Hauptsache nach aiis sehr verdünnter
(0,1 — 0,5%) Salz.säiu'e und Pepsin besteht, wirkt insbesondere auf Arzneimittel
durch die Salzsäure. Dieser kommt außer Ihrer lösenden Wirkung, insbesondere
auf Basen, noch eine spaltende Wii'kimg für Acykeste zu, welche Wasserstoff
in Amlnogruppen substituieren. Eine solche Wirkung kaim z. B. der Magensaft
beim Lactophenin ausüben, wähi'end sich che Acetylgruppe Im Phenacetm in
dieser Beziehung weitaus resistenter verhält. Pepsin selbst übt auf die gebräuch-
lichen Arzneimittel so gut wie gar keine V\''irkung aus, kann aber selbst von
einer Reihe dieser geschädigt werden. Eine Ester verseifende Ki'aft kommt dem
Magensaft nur m geringem Maße zu. Er kann z. B. emulgiertes Fett spalten.
Im Darm unteiiiegen eine große Anzahl von Arzneimitteln wichtigen Verände-
rungen. Der gemischte Verdaiumgssaft im Darme (Darmdrüsensaft, Galle inid
Pankreassekret) entspricht einer 0,2 — 0,5%lgen Lösung von kohlensaurem
Natron, welcher Infolge der darm gelösten Enzyme Ester leicht verseifen kann.
Es ist daher klar, daß der Darmsaft unlösUche Säuren als Salze in Lösung zu
bringen vermag, er verseift wirksame Substanzen, die Ester sind, und läßt so
die Komponenten resorptionsfähig und wirksam werden. Der gemischte Darm-
saft hat auch infolge seiner alkalischeu Reaktion die Fähigkeit, in Lösung be-
findliche Substanzen auszufällen und so der Resorption zu entziehen (z. B.
Oxydationen. I55
Metallsalze, Baseu), wogegen sie im Darm selbst ihxen therapeutischen Effekt
ausüben kömien. Auch unlösliche Verbindungen (z. B. Wismutsalze, Tarmiu-
verbindmigen) ■werden hier in einer Weise verändert, daß die eine Komponente
gelöst zur Wirkmig gelangt, wähi'end die andere m unlöshchem Zustande ihre
Wirkungen entfaltet. Als Beispiel führen vni Tamialbiu (Eiweiß-Taiuünver-
bindimg) au, aus dem vom Darmsaft die Gerbsäure losgelöst wird imd zur Wir-
kung gelangt. Ein anderes Beispiel sind die Wismut Verbindungen, etwa saUcyl-
saures Wismut. Dieses wird üi salicylsaures Natron und kohlensaures Wismut
zerlegt. Das erstere ist leicht löslich, das letztere milöslich. Sahcylsaures
Natron (bzw. Salicylsäiu'e) übt hier seme antiseptische Wirkimg aus, während
das unlöshche Wismut teils die Wimden der katan-halischen Darmflächen
schützt, teils den reizenden Schwefelwasserstoff usw. bindet mid un'nirksam
macht, schüeßlich noch adstringiereud wirkt. Neben den enzymatischen
Wirkungen des Darmsaftes kommt es im Darm aber zu einer Reihe von che-
mischen Pi'ozessen, welche durch Mikroorganismen, insbesondere handelt es
sich um Spalt- und Si^roßpilze. hervorgerufen werden. Dieser normalerweise
vor sich gehende Prozeß kami diu'ch eine bloße Steigerung schon krankhafte
Ei-scheinimgen herron'ufen und ein großer TeU unserer Arzneimittelwirkiuigen
richtete sich eine Zeitlang dahin, die Darmgärung zu unterdrücken.
Oxydatioueu.
Im Köi^jer selbst können die organischen Ai'zueimittel. we viele unwh'k-
same organische Substanzen, entweder völlig oxydiert und zu Kohleusäm-c und
Wasser bzw. Harnstoff verbrannt werden, oder sie miterHegen einer geringen
chemischen Umwandlung im Molekül, wobei insbesondere die ringförmig ge-
))undenen Kerne erhalten bleiben. Außerdem hat der Organismus die Fähigkeit
mit einer Reihe von Substanzen Sjmthesen durchziifühi'en luid sie auf diese
Weise zum Teil au ihrer Wirkiuig zu verhindern oder sie ganz unwirksam zu
machen. Die Kenntnisse dieser Vorgänge haben schon manche wertvolle Be-
reicherung unseres Ai-zneischatzes mit sich gebracht. Körper, wie sie die drei
großen Gnippen unserer Nahnmgsmittel, Eiweiß, Fett imd Kohlenhydrate um-
fassen, werden fast vollständig im Organismus bis zu den niedi'igsten Stoff -
Wechselprodukten, Kohlensäure, Wasser, Harnstoff zerlegt. Im allgemeinen
sind die aUphatischen Verbiudimgen der Oxydation leicht zugänglich. Resisten-
ter verhalten sich hauptsächhch jene Körper, welche einen ringförmig gebundenen
Kern besitzen, in diesen werden nur die fetten Seitenketten oxydiert, doch kann
imter Umständen auch der Benzolkem im Organismus verbrannt werden.
Die höheren Fettsäuren und Oxyfett säuren, bis auf die ganz niedrigen:
Ameisensäure, Essigsätrre, Milchsäure werden vöUig oxydiert, und zwar in der
Weise, daß die Fettsäuren in /^-Stellung zur Carboxylgruppe angegriffen werden
und in /5-Ketosäure tibergehen. Auf diese Weise erleiden sie einen paarigen
Abbau, indem eine um zwei Kohlenstoffatome ärmere Carbonsäm-e sich bildet.
Alle Fettsäm-en werden (Knoop, Da kin) in der Weise oxydiert, daß die Wasser-
stoffatome am /:J-Kohlenstoff zuerst oxydiert werden, ebenso wie bei der Oxy-
dation in vitro. Injiziert man die Natriimisalze von Fettsäuren, wie Essigsäiure,
Propionsäure, Buttersäure, Capronsäure. so findet man im Harn 10 — 30 mal
soviel Ameisensäure als in der Norm^). Im allgemeinen werden die flüchtigen
kohlenstoffärmeren Säuren schwerer als die kohlenstoffreicheren verbrannt,
und sie gehen deshalb auch in großen Mengen unverändert in den Harn ülser.
1) H. D. Dakin und A. J. Wake mann, Journal of biol. Chemi.?tr\- 9, 329 (1911).
I 56 Veränderungen der organisclien Substanzen im Organismus.
Beim Abbau der gesättigten Fettsäuren scheint vorerst eine Verwandlung dieser
in ungesättigte, anscheinend dui'ch Oxydation, vorauszugehen, ebenso eine
Verschiebung der doppelten Bindung^). Bei Verfütterung von phenj-lsub-
stituierten gesättigten Fettsäuren entstehen (X-/)'-iuigesättigte Derivate z. B. aus
Phenylpropionsäure und Phenylvaleriansäure, Zimtsäure-), aus Furfurproiiion-
«iure entsteht Furfuracrylsäm'e*).
F. Knoop nimmt eine weitgehende Gültigkeit des Oxydationsprinzips
nach der Richtung hin an, daß der Organismus vorzüglich in der /) -Stellung oxj--
dieit , \\ährend em Angriff auf das ;'-KoliIenstoff atom unmöglich zu sein scheint *).
Der Abbau der Fettsäuren im Organismus erfolgt durch /^-Oxydation,
R • CHa • CH, • CH3 . COOH -* R • CH, • COOH, wobei als iutermediäie Pro-
dukte |ö-Ketonsäuren auftreten, die vielleicht /?-Oxysäuren als Vorstufe haben.
Der Oi^anismus kann diese diu'ch Keton- oder durch Säurespaltung ab-
bauen, j R . CO • CH, • COOH -> R • CO • CH3 + CO3 ,
11. R • CO • CH, • COOH -► R • COOH + CH, • COOH .
Die aromatischen Fettsäuren mit paariger Kohlenstoffseitenkette werden
zu Phenylessigsäure und die mit unpaariger zur Benzoesäure oxydiert. Es
\vird also bei diesen zuerst der Kohlenstoff angegriffen, welcher zur Carboxyl-
gruppe in /J-Stellmig steht. Bei der Verfüttenmg von Phenylpropionsäure
wird im Organismus Phenylzimtsäure gebildet, was Dakin durch die inter-
mediäre Bildimg von Phenyl-p'-oxypropionsäm-e erklärt. Sein- merkwürdig ist
aber, daß Phenyl-/ii-ox_ypropionsäure viel schwerer als Phenylpropionsäure
oxydiert wird: wahi-scheinhch ist die vorhergehende Bildung einer Ketosäure.
Zimtsäure verwandelt sich im Organismus in Acetophenon, Phenyl-/S-oxy-
propionsäurc und Hippm'säure. Die migesättigte Säure wird in die korrespon-
dierende /5-Oxj-säiu'e übergeführt. Die Phenylvaleriansäure wird wahrscheinHch
vorerst zu Phenylpropionsäure oxydiert. Wie schon erwähnt, ist die Glegen-
wart einer dreikohlenstoffigen tv -substituierten Seitenkette die notwendige Be-
dingung für völlige Oxydation des Benzolringes oder anderer RLngsysteme im
Organismus, aber dieser Aufbau hat nicht immer den Effekt der Ringzerstömng,
wie man aus dem Verhalten des Phenylserins und der beiden isomeren Phenyl-
glycerinsäm'en ersehen kann. Denn PhenylserLn wird bei Katzen in /?-Stel-
Imig oxydiert und die gebildete Benzoesäure als Hippursäure ausgeschieden.
Die beiden Phenylglycerinsäuren sind schwer angreifbar, aber beide werden
durch /J-Oxydation in Benzoesäiu-e verwandelt^).
Xach Verabreichimg von Phenylpropionsäure tritt Acetophenon beim
Hunde auf^).
Bei der subcutanen Injektion von Diäthj'lessigsäiu-e fanden Blum und
Koppel') im Harne des Hundes Methylpropylketon. Die Oxydation ist selbst
bei Gegenwart eines tertiären Kohlenstoffatoms am /J-Kohlenstoffatom erfolgt.
Der paarige Abbau der normalen gesättigten Fettsäuren verläuft nicht
unter Essigsäm'eabspaltung. Es ist daher auch kein Grund zur Annahme, daß
die normalen gesättigten Fettsäuren über die />'-Ketonsäuren dm-ch Säurespaltung
zu den um zwei Kohlenstoff atome ärmeren Fettsäuren abgebaut werden*).
') J. B. Leathes mid L. Meyer - Wedell, Journ. of phy.siol. 38. — G. loannovics
und E. P. Pick, Wiener klin. WocUenschr. 1910, 573.
-) H. D. Dakin, Journ. of biol. chemistry 4, 419 (1907); 6, 221 (1909).
^) T. Sasaki, BZ. 35, 272 (1910). ■>) F. Knoop, HB. 6. 150 (1906).
^) O. Neubauer und Falta, HS.'-t«, 81 (1904).
") H. Dakin. Oxidations and reductions in the aniraal body. London (1913).
') HB. 44, 3576 (1911). ») B. Fried mann, BZ. 55, 442 (1913).
Oxydationen. ]57
Aminofettsäm-en, und zwar a-AminosäureLi, gehen unter oxydativer Des-
aminierung am a -Kohlenstoff in «-Ketocarbonsäuren über, die eventuell in
•x-Oxysäuren unter Reduktion übergehen. Bei der Oxydation der Ketocarbon-
säuren wird Kohlensäure abgespalten und das Carbonyl zum Carboxyl oxydiert.
Die restliche fette Kette wird nun wie eine gewöhnliche Fettsäure paarig ab-
gebaut.
Embden nimmt an, daß der Abbau der aUphatisehen Monaminomonocar-
bonsäuren in der Art geschieht, daß sie unter Kohlensäureabspaltung und Des-
aminierung wahrscheinlich in die entsprechenden Fettsäuren, die um em C
ilrmer sind, übergehen. Nach Umwandlung in Fettsäuren werden sie unter
Oxydation am /J-Kohlenstoff abgebaut. Dieses gilt für Fettsäuren mit gerader
und verzweigter Kette.
Das Schicksal der AmLnoessigsäure im intermediären Stoffwechsel ist
nicht klargestellt, bei ihrer Oxydation scheint sie nicht den Weg über die Oxal-
säure zu gehen.
Die Aminofettsäm-en verhalten sich wie folgt: Amiuoessigsäiu-e (Glykokoll)
NHj • CHj • COOH wird, wemi sie nicht zur Paarung benützt wird, glatt in
Harnstoff verwandelt. Ebenso verhält sich Alanin (a-Aminopropionsäure)
(.'Hg • CH(NH2) • COOH . Leuein wird vollständig verbrannt. Asparaginsäure i)
und Asparagin^) COOH • C2H3(NH2) • CO • NHj gehen im Organismus in
Harnstoff über. Asparagm ist ohne besondere physiologische WLrkmig. 38 g
konnten in eineinhalb Tagen ohne jede Störung genommen werden^).
Als Regel kann gelten, daß alle Aminosäuren in der Weise oxydiert werden,
daß zuerst eine Desaminierung unter Bildung einer Ketosäure entsteht; unter
Abspaltung der Carboxylgruppe geht die Ketosäure über Aldehyd in die um
einen Kohlenstoff ärmere Säure über. Daneben kann aber aus der Ketosäure
wieder synthetisch eine Aminosäm'e entstehen und ebenso aus der Ketosäure
durch Reduktion eine a-Oxysäure: Übergang von Carbonyl in sekundären
Alkohol. Die racemischen Verbindungen /\lanLn, Aminobuttersäm'e und Amino-
valeriansäure werden völhg verbramit, während bei gleicher Dosis von der
racemischen Aminocapronsäure 13V2% in^ Harn ausgeschieden werden*).
Bei den Aminosäuren muß man eine oxydative und eine reduktive Des-
aminierung unterscheiden. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich zuerst Keton-
säuren bilden, welche dann zum Teil durch Reduktion in die entsprechenden
Oxysäuren verwandelt werden. Bei der Hefe geht diese Umwandlung der Amino-
säuren hauptsächlich den Weg, daß die um einen Kohlenstoff ärmeren Alkohole
neben kleinen Mengen von Aldehyd und Säure entstehen, während bei den Tieren
Ketonsäuren entstehen, die dann weiter oxydativ abgebaut oder zu Oxysäuren
reduziert werden. Daneben wiu-de noch der Vorgang beobachtet, daß die Keton-
säiuren einen Aminierungsprozeß eingehen und sich wieder in Aminosäuren rüek-
verwandeln, welche evtl. noch acetyUert^ werden.
Die a- und /5-substituierten Säuren werden in /J-SteUmig oxydiert. Bei
den /3}'-substituierten kami der y-Kohlenstoff der Angi'iffspunkt der Oxydation
sein. Die ungesättigten Säuren werden wie che gesättigten abgebaut. Sie können
entweder vorerst in Ketosäuren übergehen oder vielleicht dann einer Reduktion
unterÜegen und zum Teil in Oxysäuren übergehen. Die gesättigten Säiu-en mit
verzweigter Kette scheinen sich in ihrem oxydativen Mechanismus zu unter-
scheiden. Die in der a-Stellung substituierten scheinen vielfach so angegriffen
zu werden, daß die substituierte Gruppe an der Hauptkette oxydiert wird, dann
M HS. 43, 207 (1904). -) HS. 1, 213 (1878).
'■>) Weiske, Zeitsolir. f. Binl. 15. 2fil. ■■) E. Fried mann , HB. II, ir>] (1908).
158 Voränderungen der organisclien Substanzen im Organismus.
nnter Verlust von Kohlensäure in die (inverzweigte gerade Kette übergeht. Aber
diese Regeln seheinen nicht allgemeine Gültigkeit zu haben. Vielleicht wird
an der Stelle der Verzweigung fiu' die gerade Seitenkette \Vasserstoff oder Hydro-
xyl emgeführt. Bei vielen verzweigten Fettsäuren findet anscheinend eine Oxy-
dation luiter intermediärer Bildung von Acetessigsäiu'e statt.
Die Ameisensäure wird, als Salz verabreicht, mir ziu- Hälfte bis zu zwei
Drittel im Organismus bis zur Kohlensäure oxydiert. Die Säuron der Äthanreihe
.sind ebenfalls resistent, die GljJ^oxylsäurc geht in Oxalsäure über. Die Oxalsäure
ist sehr resistent, und die Essigsäure wird zum Ideinsten Teile, vielleicht zur
oder über die Oxalsäiu'e verbrannt. Die Essigsäure wird vielleicht zum klein-
,sten Teil verbrannt und Otto Porges^) vermutet, daß .sie hauptsächhch zu
Synthesen, wie Acetylicrungen, Kohlenliydratsynthesen verwendet wird. Die
erstere Fiuiktion beansprucht •\\ohl nur minimale Mengen von Essigsäure,
während die Kohlenhydratsynthese, wie man sich vorstellen könnte, vielleicht so
allläuft, daß die Essigsäure sich unter Atomverschiebung in Glykolaldehyd um-
wandelt, dessen Kondensation zu Zucker sich wohl leicht vollzieht. In der
Propanreihe werden die Säuren vöUig oxydiert-), und zwar ist dieses bekannt
für die Propionsäure, Milchsäiu'e, Glycerinsäure, Brenztraubensäure, Malon-
säiire [Malonsäure wird schon bei mäßigen Gaben von Kaninchen und Katzen
unvollkommen zerstört')], Tartronsäure, Me.?oxalsäiire, /x- und /^-Alanm, Di-
aminopropionsäiu'e, Hj'dracrylsäure, /i-Jodpropionsäure und Acrylsäure. Je
flüchtiger die Säuren sind und je kohlenstoffärmer, desto leichter entgehen sie
der Oxydation und erscheinen im Harn. Wemi man aber in Fettsäuren Wasser-
stoffatome durch Halogen ersetzt, so entgehen sie entweder völlig der Oxydation
oder sind schwieriger oxydierbar. Trichloressigsäure und Triclilorbuttersäurc
z. B. werden zum Teil unter Abspaltung von Salzsäiu'e oxydiert.
Die Alkohole der Fettreihe werden zu Säuren oxydiert, so Methj'lalkohol
CH3 • OH zu Ameisensäure H • COOH*). Wie Methylalkohol, so gehen auch die
Ester desselben, ferner die Methylamine, Oxymethansulfosäure, Formaldehyd
im Köqjer zum Teil in Ameisensäure über. Die Methylgruppe aliphatischer
Substanzen ist meist schwer angreifliar.
Der Organismus verbrennt den Methylalkohol nur schwer und unvoll-
ständig, bedeutend schwerer als den Äthylalkohol. Werden beide Alkohole
gleichzeitig verabreicht, so werden größere Mengen des Methylalkohols im
Harne ausgesclüedeu^).
CH, • OH CH., • OH
Glykol ■_ " wird im Organismus zum Teil zu Glykolsäure
CHo • OH COOH
verbrannt, weiterhüi zu Oxalsäure. Glykol, welches als Glycerinersatz emp-
fohlen wurde, wirkt wie Glycerin hemmend auf die Tätigkeit der Fermente
ein, besitzt auch antiseptische Kraft"). (Tegoglykol ist Äthylenglykol). Es ist
ungiftig.
Nach Glycerinfütteruug sieht man beim Hunde eine unzweifeUiafto Steige-
rung der Ameisensäureausscheidung im Harn, die sich jedoch in bescheidenen
Grenzen hält. Die Ameisensäiu'ebildung aus Glycerin erfolgt höchstM'alii-schein-
lich über den Formaldehyd').
Aceton wird schwer angegriffen ; während Diäthylketon C2H5 • CO • C2H5 zu
Ü0% oxydiert wird, werden von Methyläthylketou CHg • CO • CgHj und Methylpro-
1) Asher - Spiro, Ergebnisse der Physiologie 10. ") K. Luzatto, HB. T, 456 (190(i).
=) L. E. Wiso, Jonrn. of biol. ehem. 28, 18.5 (191G). «) AePP. 31. 281.
») Th. Fellonberg. B. Z. 85, 45 (1918). ») C. Bache ni. Med. Klinik- ISU. Xi, I.
') E. Salkowski, HS. 104. IGl (1919).
Oxydationen. 159
liylketon CH, • CO • C,H, 32% bzw. 25% ausgeschieden i). Äthylalkohol und Aceton
CH, ■ COOH
geben keine Ameisensäure. Acetondicarbonsäure CO wirkt nur in großen
CH„ COOH
Dosen letal durch Lähmimg. Sie wird schon im Magen unter CO2- Abspaltung zum
Teil zerlegt. Die Tiere eshalieren Aceton. Nur ein kleiner Teil geht unverändert
in den Harn über. Bis jetzt konnte man aber im tierischen Organismus die Ent-
stehimg von Aldehyden durch Oxydation aus Alkoholen nur in kleinsten Mengen
beobachten. Hingegen könuen Aldehvde zu Alkoholen reduziert werden, z. B.
Chloral CClg-C'HO zu Trichloräthylalkohol CClg-CH.,. OH. Butylchloral zu Tri-
chlorbutylalkohol. Die höheren Alkohole der Fettreihe werden aber nicht immer
glatt verbramit. Isopropylalkohol ^^2>CH OH^) z. B. verwandelt sich zum
Teil in Aceton und wird zum Teil unverändert ausgeschieden. Die primären und
sekundären Alkohole werden im Organismus leicht oxydiert, schM-ieriger der
sechswertige Alkohol Mannit, welcher fast ganz unverändert bei Himden im
Harn auftritt*), bei Kaninchen zum Teil unverändert. Die tertiären und alle
halogensubstituierten Alkohole sind hingegen sehr schwer oxydierbar. So er-
scheinen tertiärer Amylalkohol ^^3>C(0H) CHoCHj, tertiärer Butylalkohol
CH3 '
CHj^C • OH . ebenso wie Trichloräthvlalkohol CCI3 • CH • OH und Trichlorlmt>l-
CHj''
alkohol CH3 • CHCl • CCI2 • CH3 • OH zum großen Teil an Glykuronsäure gebunden
im Harn*). d-Gluconsäiu?e. welche bei der Ox.ydation mit Eisensalzen und
Wasserstoffsuperoxyd d-Arabinose liefert, wird im Organismus ganz anders
oxydiert., 7 g verbremit ein Kaninchen völlig. Wird mehr gefüttert, so findet
man d-Zuckersäure. Zum Teil wird die Gluconsäiire unverändert ausgeschieden ^).
Die Oxydation der Monoearbonsäure der Aldohexosen geht aber nicht an dem
der Carboxylgruppe benachbarten C-Atom vor sich, so daß Pentosen entstehen,
sondern es wird vielmehr- die primäre Alkoholgruppe angegriffen, wie der Über-
gang von OH • H • OH OH ^,„ ^^
d-Gluconsäure COOH • hTq^. ]^.-^- CH, OH
OTT TT OTT OTT
in d-Zuckersäure COOH • -^ ^ gg . g " h ' ^'°°^ ^^'S*-
Dimethylengluconsäure und Mouomethylenzuckersäure gehen beim Kanin-
chen unverändert in den Harn über. Formaldehyd wird nicht abgespalten im
Gegensatz zur Auhydromethylencitronensäure. Die Ursache dafür dürfte sein,
daß bei dem Gitronensäurederivat auch eine Carboxj'lsäure mit dem Methylen
in Verbindung steht ^).
Paul Mayer') zeigte, daß Oxalsäure dm-ch unvollkommene Oxj'dation
aus der Glykuronsäure und aus Traubenzucker entstehen kann, daß Zucker-
säure über Oxalsämre verbrannt wird und daß die Oxydation der Gluconsäure
ihren Weg über die Zuckersäure nimmt.
Hingegen wird Glykuronsäure nicht zu Zuckersäiu-e oxydiert »). Glykuron-
säure vermehrt die Oxalsäure im Hani. aber weder Aceton noch Ameisen-
1) Leo Schwarz, AePP. 40. 17S. =) P. Albertoni, AePP. 18, 21S.
3) M. Jaff 6. HS. 7, 297 (1883).
*) HS. 6, 440 (1882). — BB. 15, 1019 (1882). — Pflügers Arch. f. Phys. 28, SOG und
33, 221. 5) BZ. G5, 479. (1914).
') Cesare Paderi. Arch. di Farmacol. sperim. 23, 3.53 (1917).
') Zeitschr. f. Win. Med. 47. Heft 1—2.
*) Zeitschr. f. klin. Med. 47, «8.
16(1 Verändeningen der organischen Substanzen im Organismus.
säure. Wakrscheiiüich ■wird auch Zucker.säure gebildet, vielleicht auch Gulose.
Die in den Organismus eingeführte Glykurousäure wird nicht zur Paarung ver-
wendet und die gepaarten Glykuronsäuren bilden sich auch normalerweise
nicht diu'ch, direkte Vereinigung der Komponenten^). Entgegen diesen Unter-
suchungen von P. Mayer hat E. Schott") gefunden, daß sowohl beim Kanin-
chen als auch beim Hmid Glykiu-ousäure als solche, aber nie Zuckersäm'e aus-
geschieden wird. Bei Injektion von Zuckersäure wird ein Teil im Harne aus-
geschieden. Subcutan luid intravenös eingeführte Glykuronsäure wird quan-
titativ wieder ausgeschieden, selbst kleine parenteral beigebrachte Mengen von
Glykuronsäure und Zuckersäure erscheinen im Harn wieder^).
• d-^-Gh.coheptonsäure ojjOHH OH OH
COOK — C -C — C — C — C— CH„ OH
H H OH H H
ihr süß schmeckendes Anhydrid, ist unschädlich inid wird teilweise im Organismus
zerstört*). Sie wirkt zuckerherabsetzend beim Diabetiker^). COOH
Die zweibasischen Säuren verhalten sich wie folgt: Oxalsäm'e • wird
" COOH
zum Teil im Harne ausgeschieden ") ; sie zeigt eine gewisse Resistenz gegen Oxy-
dation. Einige Autoren behaui^ten, daß sie überhaupt im Organismus keiner
Oxydation unterUegt. P. Marf ori') untersuchte die Frage, ob die Säuren der
Oxalsäurereihe im Organismus vollständig zu Kohlensäure verbramit oder nur
teilweise zu flüchtigen Fettsäm'en verwandelt werden. Er fand, daß Oxalsäure
im Organismus zum größten Teil oxydiert wird. Oxalsaurcs Natron wird in
größerer Menge oxydiert, als die freie Säure. Es erscheinen nur 30% der Säm-e
wieder im Harn, während der Rest trotz der gegenteiligen Angaben J. Pohls
im Organismus oxydiert wird. Bei den Vögeln wird Oxalsäure nicht oxydiert,
sondern unverändert durch den Harn ausgeschieden. Er konnte aber eme Ver-
mehi'ung der flüchtigen Säiu'en nach Darreichung der zweiliasischen Säuren
nicht beobachten. Hingegen konnte E. S. Faust^) die ganze Hunden injizierte
Menge Oxalsäure im Harne wiederfinden. W. Autenrieth und Hans Barth
fanden aber-beim Kaninchen, daß Oxalsäure fast vollständig oxydiert wird*).
Chelidonsäure COlCHj • CO • COOH), die beim Kochen mit KalkmUch
quantitativ in 1 Mol. Aceton und 2 Mol. Oxalsäine zerfällt, wird nach subcu-
tanen Injektion vom Kaninchen innerhalb 24 Stunden imverändert. und
quantitativ ausgeschieden. Nach Darreichung per os werden innerhalb des
ersten Tages nur 5^/2% der verfütterten Chelidonsäure imverändert ausge-
schieden, dami erscheinen nur noch Spuren. Der Rest wird wahrscheinheh
im Darm durch Bakterien zerstört i").
Glyoxylsäm-e TOrkt ähnUch wie Oxalsäure ; das Herz wird direkt geschädigt
und später gelähmt. Glykolsäure CHjlOH) • COOH wird vom Organismus, ohne
Oxalsäure zu bilden, oxydiert, ebenso Glyoxylsäure CHO • COOH ^^), während
nach den neueren Angaben von Dakin bei der Verfütterung von Glykolsäure
imd Glyoxylsäure Oxalsäm'e in erhebhcher Menge ausgeschieden wird ^).
') Cesare Paderi, Aich. d. Farmacol. sperim. II, 29 (911).
=) AePP. 65, 35 (1911). =) Johannes Biberfeld, BZ. 65, 479 (1914).
*) G. Rosenfeld, Berliner klin. Wochenschr. Nr. 2fl (1911). — Kohshi Ohta.
BZ. 38, 421 (1912).
') J. Pringsheim, Ther. Mon. 1911, 657. — Fr. Rosenfeld, Deutsche med.
Wochenschr. 1911, Nr. 47. «) Pio Marfori, Aimali di Chim. I89r, Mai, S. 202.
') Annali di Chim. 1896, 183. «) AePP. 44, 217 (1901).
'■') HS. 3ä, .327 (1902). ") E m il S t ransky , .\ich. d. Pharm. 258, 56 (1920).
") J. Pohl, AePP. 3J, 413.
'-) Dakin, Joxirn. of biolog. chemietry. 3, 03 (1906).
Oxydationen. 161
Malonsäure COOH • CHj • COOH wird nur in verschwindend kleiner Menge
in Oxalsäure verwandelt, ein kleiner Teil geht unverändert in den Ham über.
Tartronsäure OH • CH(C00H)2, Brenztrau bensäure CH3 • CO • COOH erweisen
sich selbst grammweise als verbrennbar.
Brenztraubensäure macht subcutan bei Kaninchen in Dosen bis 7 g keine
Erscheinungen und wird verbraimt. Der Harn enthält Traubenzucker und
etwas unverändertes brenztraubensaures Salz, ferner racemische Milch-
säure 1).
Beaehtenswerterweise werden Brenztraubensäure, ferner Oxalessigsäure
COOH . CO • CH2 • COOH, Glycerinsäure CH2OH • CHOH • COOH, Weinsäure,
sowie eine Reihe anderer einfacher aliphatischer Verbindungen, durch Hefe sehr
lebhaft unter COa-Entwicklung zerlegt 2). Der Vorgang ist, wie bei der Ver-
gärung der eigenthchen Zuckerarten, von der lebenden Hefe trennbar^). Das
Ferment, welches diese Reaktion durchführt, wird Carboxylase genannt.
Trimethyläthylen und Octylen werden im Organismus des Kaninchens
so verändert, daß sie unter Lösung der doppelten Büidiuig und Aufnahme von
Wasser in die entsprechenden Alkohole übergehen, die im Harn als gepaarte
Glykuronsäuren auftreten'*).
Weinsäure geht teilweise unverändert durch den Organismus. Sie ist für
den tierischen Körper nur in beschränktem Umfange angreifbar^). Doch haben
die Untersuchungen sehr differente Resultate ergeben.
Die stereoisomeren Weinsäuren verhalten sich im Organismus folgender-
maßen :
Von d- Weinsäure erscheinen im Harne 25.6 — 29.3*'/(,
„ I-Weinsäure „ „ „ 6.4— 2.7 »/o
„ Traubensäure „ „ „ 24.7 — 4:1.9°/o
„ Mesoweinsäure ,, ,, „ 6.2— 2.7 "/^
1-Weinsäure und Mesoweinsäure werden am vollständigsten und anscheinend
im gleichen Maße oxydiert, viel weniger d-Weinsäure, am wenigsten Trauben-
säure. Letztere erleidet im Körper keine Zerlegung in ihre Komponenten,
da die ausgeschiedene Säure optisch inaktiv ist*). Nach den Untersuchungen
von Carl Neuberg und Sumio Saneyoshi') besteht hinsichthch der Ver-
brennbarkeit von d- und 1- Weinsäure kein Unterschied. Bei der Traubensäure-
verfütterung wird nur optisch inaktive Weinsäure ausgeschieden, was nur bei
absolut gleicher Verbrennlichkeit beider Komponenten mögUch ist. Die Trauben-
säure wird also nicht asymmetrisch angegriffen.
Bemsteinsäure COOH • CHj • CHj • COOH und Äpfelsäure COOH • CH2
• CH(OH) • COOH lassen, selbst in großen Dosen gereicht, keine Weinsäure
oder ein anderweitiges Zwischenprodukt m den Harn übertreten. Ebenso die
Zuckersäure C4H4(OH)4(COOH)2 . Glutarsäure COOH • CH2 • CH2 • CHg • COOH
als solche oder als Natronsalze eingegeben, geht nur in sehr geringer Menge in
den Ham über, der größte Teil wird oxydiert.
Cesare Paderi^) fand, daß das Natriumsalz der Zuckersäure, innerhch
gegeben, starke Reizwirkungen macht. Im Hanie tritt Oxalsäure auf, aber auch
unveränderte Zuckersäure.
1) P. Mayer, BZ. 40, 441 (1912).
^) C. Neuberg und Hildesheimer, BZ. 31, 170 (1910).
ä) C. Neuberg und Tir, BZ. 38, 323 (1910).
*) O. Neubauer, AePP. 46, 133. ^) H. Eppinger, HB. 6, 492 (1905).
") A. Brion, Diss. Straßburg i. Eis. (1898). ') BZ. 36, 32 (1911).
') Arch. d. Farmacol. sperim. 33, 96 (1906).
F r ä n k e 1 , Arzneimittel-Synthese. 5. Auf 1. 11
162 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Aus Bemstemsäure entsteht durch tierische Gewebe Fumarsäure (Battelli
und Stern, Einbeck).
Apfelsäure wird von Kaninchen und Katzen unvollständig verbrannt. Sie
ist ungiftigi).
Kaninchen oxydieren Gtronensäure stärker als Katzen. Innerlich sind erst
sehr große Dosen giftig 2).
Der einfachste Zucker Glykolaldehyd gibt bei der Verbrennung im Organis-
mus keine Zwischenprodukte.
Von den stereoisomeren Aldohexosen wird die Dextrose von Gesunden
glatt verbrannt, ebenso der der Dextrose entsprechende Alkohol, der Sorbit,
während die anderen Zucker und die von ihnen derivierenden Alkohole sich
resistent verhalten, wenn die Leber sie nicht in Dextrose bzw. Glykogen
umzulagern oder iimzuwandehi vermag. Auch die Lävulose wird glatt,
manchmal sogar leichter verbrannt als die Dextrose. Beim Diabetes kann
der Organismus unter Umständen den Zucker nicht mehr angreifen, hin-
gegen gelingt es ihm leicht, die ersten Oxydationsprodukte künstUcher Art
wie die Gluconsäure, Glykurousäure, Zuckersäure, Schleimsäure usw. zu ver-
brennen^).
Der sechswertige Alkohol Mannit erscheint bei Hunden fast unverändert
im Harn, da er ein Derivat der wegen ihrer sterischen Konfiguration sehr resi-
stenten Mamiose ist, während der vom Traubenzucker sich ableitende sechs-
wertige Alkohol Sorbit oxydiert wird.
Glucal ist nicht giftig, in größeren Dosen wird es nicht verbrannt, sondern
erscheint zum Teil im Ham. Es wird durch Hefe und Bakterien nicht zerlegt*).
H H H H H
HC— C — C— C— C = CH
OH OH OH ^O'^
Während Glykosamin im Organismus nicht zur Glykogenbildvuig verwendet
und nur äußerst schwer verbrannt wird, wird der Glykosaminkohlensäure-
äthylester vom Organismus verbrannt und auch vom pankreas-diabetischen
Hunde nicht zur Zuckerbildung verwertet 5).
Inosit verläßt bei intravenöser Injektion den Organismus zum Teil unzer-
setzt*). Inosit wird beim Menschen zu etwa 90% im Harn ausgeschieden. In den
Faeces wird nichts gefunden'). Beim Hund hingegen fand Anderson^) in den
Faeces 77%, im Harne nur sehr kleine Mengen.
Erythrit und Quercit werden vom Organismus nicht angegriffen.
Die Amide der Fettreihe verwandeln sich zugleich mit der Oxydation
leicht in Harnstoff, die niedrigen sind aber resistenter gegen die Oxydation
und laufen meist unverändert durch. So Acetamid CHj • CO • NHg nach
CO ■ NH
M. V. Nencki^), Oxamid • ^ nach Ebstein und Nicola yer^").
CO ■ NH2
1) Louis Eisberg Wise, Joum. of biol. ehem. 28, 185 (1917).
^) Will. Salent und Louis E. Wise, Journ. of biol. ehem. 28, 25 (1917).
^) O. Baumgarten, Zeitschr. f. experim. Pathologie u. Therapie 2, 53.
*) O. Balcar, Journ. of biol. ehem. 26, 163 (1917).
5) Forschbach, HB. 8, 313 (1906).
«) Giacosa, Giornale della R. Acad. di Torino 68, 375.
') R. J. Anderson und A. W. Bosworth, Journ. of biol. ehem. 25, 399 (1916).
8) Ebenda 25, 391 (1916). ») Virchows Arch. 148, 366.
1») Zeitschr. f. Biol. 8, 124.
Oxydationen. 163
Oxaminsäure XHg • CO • COOH wird als solche ausgeschieden vtnd macht keine
Veränderungen in den Nieren, wohl aber Oxamäthan (Oxaminsäureäthylester)
NHj • CO • COO • CgHs, welches für einzelne Tiere ein starkes Gift ist.
Wenn in der Aminoessigsäure ein Wasserstoffatom, der AminogruiDpe durch
CH3 ersetzt wird (Sarkosin) (CH3)XH • CHg • COOH, so bleibt dieser Körper im
Organismus unverändert. Sarkosin wird vom Menschen und Hunde zum größten
TeU unverändert ausgeschieden^).
Toluolsulfosarkosin durchläuft zum größten Teil unverändert den Organis-
mus, ein kleiner Teil erleidet die Oxydation der Methylgruppe zur Carboxyl-
gruppe, trotzdem schon eine Carboxylgruppe im Molekül ist. CH3 • CgH4
• SO, • N(CH3)CH2 • COOH -> HOOC • C^H^ • SO2 • N {CH3)CH2 • COOH • Benzol-
sulfosarkosin geht unverändert in den Harn über-).
Nach Verfütterung von GlykokoU, dl- Alanin, dl-Amino-n -buttersäure,
dl-Amino-n-valeriansäure werden diese völlig beim Hunde ausgenützt, während
der Kohlenstoff der dl-Amino-n-capronsäure zu 13,5% im Harn ausgeschieden
wird^). Sarkosin, dl-a-Methylalanin und dl-a-Methylaminobuttersäure werden
zu ein Drittel imverändert ausgeschieden, während die höheren Glieder, die
dl-Ä-Methylaminovaleriansäure und die dl-a-Methylaminocapronsäure zum
größten Teil unverändert den Organismus verlassen.
Sind aber die Ketten verzweigt, so werden sie vom Organismus anders an-
gegriffen als die geraden Ketten. n-Valeriansäure geht beim Diabetiker nicht
in /?-Oxybuttersäure über, hingegen d-Isovaleriansäure. Leucin gibt bei der
Leberdurchblutung Acetessigsäure, normales Leucin mit lui verzweigter Kette
bildet jedoch diese Säure nicht (Embden). Die substituierten Aminosäuren
weichen in ihrem Verhalten im Organismus von den Aminosäuren ab. Durch
den Ersatz des «-ständigen tertiären W^asserstoffs durch den Methylrest geht
die Angreifbarkeit für den Organismus annähernd verloren. Die Anwesenheit
eines zweiten tertiären Wasserstoff atoms in den monomethylierten Ä -Amino-
säuren erhöht ihre Angreifbarkeit für den Organismus. Die Anwesenheit eines
tertiären Wasserstoffatoms in /S-Stellung zur Carboxylgruppe bildet für die
monomethyUerten Ä-Aminosäuren die größte Möglichkeit der Angreifbarkeit
im Organismus. Die Benzoylderivate der Aminosäuren mit normalen Ketten
verlassen den Organismus unzersetzt, z. B. Benzoylalanin, Benzoylamino-
buttersäure, Benzoylasparaginsäure imd Benzoylglutaminsäure'*). Ahnlich
verhalten sich auch die ungesättigten benzoyberten Aminosäuren. Benzoyl-Ä-
aminozimtsäiu-e wird immer quantitativ im Ham wiedergefunden. p-Oxy-
benzoyl-&-aminozimtsäure wird nur nach subcutaner Eingabe im Harne ge-
funden imd in variierender und verringerter Menge. Bei oraler Verabreichimg
findet man sie selten und nur in sehr geringer Menge im Ham. Benzoyl-o-
aminozimtsäure wird fast quantitativ wieder ausgeschieden. Himde oxydieren
Cimiamyltyrosin fast vollständig. Bei Kaninchen findet man nach subcutaner
Darreichimg minimale Mengen im Harne, bei oraler Verabreichung findet
man nur Hippursäure. Im Gegensatz zum Benzoyltyrosin wird Cinnamyl-
tyrosin zersetzt^). Da nun Sarkosin und die benzoyherten Amonisäuren nicht
oxydiert werden, so hat es den Ansehein, als ob die Abbaufähigkeit der
Aminosäuren durch Substitution eines Wasserstoffatoms der Aminogruppe durch
') A. Magnus - Levy, Münehener med. Wochenschr. 1907, 2168.
*) Karl Thomas und Herbert Schotte, HS. 104, 141 (1919).
=) E. Friedmann, HB 11, 152, 162 (190S).
') A. Magnus -Levy, Münchener med. Wochenschr. 1905, Nr. 45 und BZ. 6, 541
(1907). 5) Hidezo Ando, Joum. of biolog. chemistry 38, 7 (1919).
11*
164
Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
fette Reste sowohl als auch durch aromatische vermindert oder verhindert
wird und E. Friedmann fand, daß bei den am Stickstoff methyherten Deri-
vaten der Aminosäuren die niederen Gheder zu vmgefähr ein Drittel unverändert
wieder ausgeschieden werden, während die höheren Gheder zum größten Teil
unangegriffen den Organismus verlassen.
Der Ersatz des ä -ständigen tertiären Wasserstoffes durch den Methylrest
Inder Gruppe RCH<^„Q-g- ' hebt die Angreifbarkeit für den Organismus
auf. Wenn beide Wasserst off atome der NH2- Gruppe durch Methylreste
substituiert sind, wird der Abbau der Aminosäure nicht weiter erschwert. Die
untersuchten dimethyherten Aminosäuren wurden zu durchschnittlich 50%
wieder ausgeschieden.
Der Ersatz eines H-Atoms der NHä-Gruppe durch die Methylgruppe für
die Glieder Cj , C3 , C4 bedeutet eine erhebUche Erschwerung und für die Glieder
C5 und Cg nahezu eine Aufhebung des Abbaues.
Durch gärende Hefe wird jede Amüiosäure in den Alkohol mit der nächst
niederen Zahl von Kohlenstoffatomen übergeführt, während im Organismus der
Säugetiere die Aminosäuren über die um ein Kohlenstoffatom niederen Fett-
säuren abgebaut werden. Aber bei der Gärung wird Phenylaminoessigsäure
in Benzylalkohol, Pheuylglyoxylsäure, 1-Mandelsäure und 1-Acetylphenylamino-
essigsäure übergeführt.
Beim Abbau der Aminosäuren durch gärende Hefe geht wahrscheinlich
folgender Vorgang vor sich.
R
H + 0
/
C
\
Oxydation
COOH
Amino-
säure
R
OH— NHj
-* c > c = co
NH2
Desaminierung
COOH COOH
Hydrat der Keton-
Iminosäure säure
Kohlen-
säure-
abspaltung
Beduktion
Aldehyd
OH
Alkohol
Dieser Abbau ist eine abwechselnde Oxydation und Reduktion. Beim
höheren Tier ist ein ganz analoger Vorgang, es bildet sich in beiden Fällen die
Ketonsäure imd anscheinend auch der Aldehyd. Die Hefe reduziert aber den
Aldehyd zum Alkohol, während die höheren Tiere ihn zur Fettsäure oxydieren i).
Die intermediäre Bildung des Aldehyds ist aber bis jetzt experimentell nicht
erwiesen, sondern nur theoretisch supponiert.
Die dem Alanin entsprechende Ketosäure, Brenztraubensäure und die der
Asparaginsäure entsprechende Oxalessigsäure ist nach C. Neuberg tatsächlich
durch Hefe vergärbar (s. S. 161).
Von Succinimid C2Hj<„q>NH passiert nach Verfütterung an Hunde ein
kleiner Teil den Organismus unverändert, während weitaus der größte Teil zer-
setzt wird 2). Allophansäureäthylester NH2 • CO • NH • COO • C2H5 wird voll-
M O. Neubauer und K. Frommherz, HS. 10, 326 (1911).
-) Koehne, Diss. Rostock (1894).
Oxydationen. 165
kommen zerstört, während Biuret (AUophansäureamid) *^*-' <nh^. CO • NH
quantitativ in den Harn übergeht. Cyanursäure
HOC = N— C— OH
I II
N = C — N
I
OH
geht, wie Coppola zeigte, fast unverändert in den Harn über, ebenso Paraban-
„„ .NH • CO-^
saure C0<-^^ . CO'^ "
Die Angaben über das Schicksal der Parabansäure im Organismus sind sehr
widersprechend .
Subcutan Himden injizierte Oxalursäure, Parabansäxire mid Alloxan werden
vöUig oxydiert^). Hingegen fand Julius Pohl"), daß Parabansäure zum Teil
imverändert in den Harn übergeht, zum Teil als Oxalsäure ausgeschieden wird.
Über das Verhalten der ungesättigten Säiu-en ist folgendes bekannt:
Die ungesättigte Acrylsäure wird im Organismus zerstört ^), ebenso wird die
Zimtsäure in Form von Hippursäure ausgeschieden, was beweist, daß sie vorerst
zur Benzoesäure abgebaut wurde. Phenylisocrotonsäure CgHs • CH : CH • CHj
• COOH geht in Phenacetursäure C5H5 • CHj • CO • NH • CH2 • COOH über, so
daß sie vorerst zur Phenylessigsäure CgHj • CHj • COOH oxydiert wird*). Die
überlebende Hundeleber kann Dimethylacrylsäure in Acetessigsäure verwandeln,
während Cltraconsäure und Mesaconsäure nicht umgewandelt werden. Aus
Crotonsäure aber entsteht Acetessigsäiure. Dimethylacrylsäure geht durch
Wasseranlagerung in /S-Oxyisovaleriansäure über, welche zur Acetessigsäure
abgebaut werden kann. Crotonsäure wird wahrscheinlich zuerst in /S-Oxy-
buttersäiu-o und dann erst in Acetessigsäure übergeführt^). E. Friedmann
nimmt an, daß Ä-/5-imgesättigte Säuren in der Weise intermediär in Acet-
essigsäure übergehen, daß diese Säuren unter Wasseranlagenmg in die ent-
sprechenden gesättigten /3-Oxysäuren übergehen imd als solche abgebaut werden.
Die a-/3-ungesättigten Säuren können zu den um zwei Kohlenstoffatome ärmeren
Säiuren abgebaut werden, ohne die Zwischenstufe der /?-KetonsäuTen zu durch-
laufen, denn der Abbau der Furanpropionsäure und der Furfuracrylsäure zur
Brenzschleimsäure verläuft nicht über die Zwischenstufe der /?-Ketonsäure,
der Furoylessigsäure^).
Die y-substituierten Fettsäuren werden entweder als Lacton, meist aber
unverändert ausgeschieden. Der Hund scheidet Phenylbuttersäxu-e als Lacton
aus. Phenyl-/i-j'-dioxybuttersäure wird zum Teil als Phenyl-/3-oxybutyrolacton
ausgeschieden, ein TeU aber wird abgebaut und bis zur Benzoesäure oxydiert.
Ist jedoch bloß die y-Stellvmg substituiert, so tritt ein anderer Vorgang auf.
Benzoylpropionsäure C^Hg • CO • CHg • CHg • COOH wird zu Phenylessigsäure
CgHg • CH2 • COOH abgebaut, wobei natürlich vorerst eine Reduktion der Car-
bonylgruppe zur Methylengruppe stattfinden muß.
Nach Verfütterung von 15 g Benzoylpropionsävu-e an Menschen erhält man
im Harn Phenj'lacetylglutamin und seine Hamstoffverbindungen, etwas Hippur-
säure und Phenolbutyrolacton und aus diesem phenyl-y-oxybuttersaures
Natrium in seiner linksdrehenden Form. Die eingefiihrte Ketosäure wird zur
M Luzzatto, HS. 37, 225 (1903). — Koehne, Diss. Rostock (1894).
') Julius Pohl, Zeitschr. f. esperim. Pathologie u. Therapie 8, 308 (1910).
') Luzzatto, HB. T, 456 (1906). <) Knoop, HB. 6, 150 (1905).
') E. Friedmann, HB. 11, 365, 371 (1908).
•) E. Friedmann, BZ. 35, 40 (1911).
166 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Oxysäure reduziert und von dieser die 1-Form zum größten Teile ausgeschieden,
und zwar zu 81%. Die d-Form ist zur Phenylbuttersäure reduziert und diese
wenigstens teilweise auf dem Wege der ^-Oxydation in die Phenylessigsäure
umgewandelt, welche sich mit Glutamin verbunden hat. Die beim Menschen
beobachtete Widerstandsfähigkeit der 1-Modifikation zeigt sich beim Hunde nicht.
Doch verhalten sich die Hunde in dieser Beziehung nicht gleich, nachdem in
einem neuen Versuche am Hunde diese Säure gefunden werden konnte.
Phenyläthylalkohol wird beim Menschen zu Phenylessigsäure oxydiert, die in
Phenylacetylglutamin übergeht. Nach größeren Gaben von Phenylessigsäure zei-
gen sich deutliche Giftwirkungen, inbesonders Schädigungen der Niere^). Phenoxy-
essigsäure scheint sich nicht mit einem Stoffwechselprodukt des Organismus zu ver-
einigen. Dagegen erscheint die im veränderte Säure in reicMicher Menge im Harn 2).
Man beobachtet selten, daß durch Oxydation von primären Alkoholen
im Organismus Aldehyde entstehen, während aus sekundär alkoholischen Grup-
pen sich sehr häufig Ketone bilden, ebenso wie aus Keton durch Reduktion sekun-
däre Alkoholgruppen entstehen können.
Die primären Monaminbasen der Fettreihe werden, wenn auch schwierig,
so doch zum Teil zersetzt, die aromatischen noch schwieriger. Wenn aber in
einer primären fetten Monaminbase ein Wasserstoff des Alkylradikals durch
einen aromatischen Kohlenwasserstoff ersetzt ist, so verhält sich der fette Rest
wie die ursprüngUche Verbindung. Daher gehen Amine der ahphatischen Reihe
wie Trimethylamin, Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin, Chohn, zum
großen Teil miverändert durch den Organismus, manche völlig miverändert.
Der Abbau des ChoUns geschieht im Organismus imter intermediärer Bildxmg
von Ameisensäure^). ^„
Guanidin HN ■ C<jjg'' wird in kleinsten Dosen vom Kaninchen vollständig,
in kleinen Dosen fast vollständig, in toxischen Dosen nur zum aUerkleinsteu
Teil ausgeschieden. Guanidin scheint dem Organismus gegenüber sonst unan-
greifbar zu sein.
Carbonyldihamstoff NHj • CO • NH • CO • NH • CO - NH2 wird im Organis-
mus verbrannt *) . ^^
NH • CO
Alloxan CO<j^-g. (~,q>CO wird größtenteils zerstört und nur zum Teil
als Parabansäiu-e ausgeschieden^). 0,5 g Alloxan töten ein Kaninchen.
Xanthin wird im menschlichen Organismus in Harnsäure verwandelt, ein
Teil unverändert ausgeschieden *) .
Thymin HN— CH
I II
OC C • CH3
I I '
HN— CO
wird im Organismus gespalten, Uracil
NH— CO
I I
CO CH
I I
NH— CH
passiert den Organismus des Hundes').
') Carl P. Slierwin und Seilers Kennard, Journ. of biol. ehem. 40, 259 (1919).
2) H. Thierfelder und Erich Schempp, Pflügers Arch. 167, 280 (1917).
') Hößlin, HB. 8, 27 (1906).
•) Kurt Henius, Zeitschr. f. experim. Pathologie u. Therapie 10, 293 (1912).
6) Hugo Wiener, AePP. 43, 35. «) W. Levinthal, HS. T7, 274 (1912).
') Steudel, Sitzungsber. d. G. z. Bef. d. g. N. Marburg 1901, Jan.
Oxydationen. 167
Methyluracil NH — C • CHj
I II
CO CH
I I
NH— CO
passiert den Organismus unverändert.
Nitrouracilcarbonsäure ^^ COOH
I II
CO C ■ NOj
I I
NH — CO
erfährt im Organismus eine vollkommene Spaltung.
NitrouracU NH-CH
I II
CO C • NOj
I I
NH — CO
tritt unverändert in den Harn.
Nach Verfütterung von Isobarbitursäure und Isodialursäure tritt weder
Isobarbitursäure Isodialursäure
NH— CH NH — CO
I II II
CO COH CO COH
II I II
NH — CO NH — COH
ein schwer lösliches Oxydationsprodukt, noch die ursprüngliche Substanz
im Harne auf. Ebenso bei Verfüttenuig von Thyniin und 2.6-Dioxypyrimidin.
Auffallend ist, daß im Gegensatz zu Thymin (5-Methyl-2.6-diosypyrimidin)
das nur in der SteUimg der Methylgruppe von ihm verschiedene Methyliuracil
(4-Methyl-2.6-dioxypyriniidin) keiner Spaltung unterhegt. Ebenso wird Xitro-
irracil (5-Nitro-2.6-dioxypyrimidin) nicht angegriffen, so daß also die Nitro-
gruppe in derselben Stellung wie die Methylgruppe den Pyrimidinring vor einer
Spaltung mit Erfolg zu schützen vermag.
Vom Sulfat des Vom Sulfat des
2.4-Diamino-6-oxypyriniidin 2.4.5-Trianiino- 6-oxypyrimidin
N = COH N = CO
II II
NHjC CH NHjC CNHj
II II II II
N — C • NHj N — C ■ NHj
wirken bei Ratten 0,2 g letal. wirken bei Ratten 0,1 g letal.
Beide erwiesen sich als Sulfat bei Hunden zu 1 g verabreicht als toxisch, während
alle anderen Körper dieser Reihe keine Störungen hervorriefen.
In den Hamkanälchen und im Harne ist Triaminooxypyrimidin unver-
ändert enthalten.
Nach Untersuchungen von Lafayette Mendel und Meyers werden
Thymin, Cytosin und Uracil beim Verfüttern an Kaninchen und Himde in
beträchtlichen Mengen unverändert im Harn wieder ausgeschieden i).
Die Purinderivate verhalten sich im Organismus*) folgendermaßen: Adenin
(6-Aminopurin) verläßt den Organismus größtenteils unzersetzt. Adenin geht
^) Lafayette B. Mendel und Viktor Meyers, American Joum. Physiol. %t, 77.
') H. Steudel, HS. 38, 284 (1901).
\QQ Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
bei der Ratte durch Oxydation in 6-AmLno-2.8-dioxypuTin über^). Ebenso
beim Hunde ^).
Glykolylhamstoff jjh^ CHj ■ NH ■ CO • NHj
CO I
NHjCO
geht durch Oxydation beim Himde in Allantoin
NH — CH ■ NH • CO ■ NHj
I I
CO
I I
NH— CO
über^). Hydantoin (Glykolylhamstoff) ist imgiftig und wird nach einer
anderen Angabe imverändert im Harn ausgeschieden.
IminoaÜantoin erzeugt in Grammdosen keine Giftwirkuiig und wird im
Organismus nicht zersetzt. Uroxansäure erzeugt ebenfalls keinen Effekt*).
Hydantoinsäure wird, als Ester verabreicht, ebenfalls nicht vom Organis-
mus angegriffen. Der Hydantoinring wird von Katze, Kaninchen mid Himd
nicht zerstört^).
Nach Theobromin- und Coffeinverfüttervmg tritt nach Abspaltmig einer
oder zweier Methylgruppen durch Oxydation Monomethylxanthin mit ver-
schiedener Stellung des Methyls oder auch bei Kaninchen Xanthin im Harne
auf«).
Coffein \vird leicht von Tieren zersetzt").
2.8-Dioxypurin wird, beim Kaninchen subcutan injiziert, nicht in Allantoin
umgewandelt, sondern fast quantitativ unverändert im Harn ausgeschieden.
Bei gleicher AppUkation wird Harnsäure fast zur Hälfte als Allantoin und zu
12% unverändert ausgeschieden.
Xanthin wird teils als Allantoin, teils als Harnsäure, teils unverändert
ausgeschieden. 2.8-Dioxy-6-methylpurin, 2.8-Dioxy-9-methj-lpurin mid 2.8-
Dioxy-6.Ö-dimethylpurin führen nicht zur Steigerung der Allantoinausschei-
dung. Letztere Verbindung schädigt die Niere. 2.8-Dioxy-6-methylpuriu wird
zum Teil unverändert ausgeschieden. Keine von diesen Verbindimgen macht
beim Kaninchen Diurese*).
Die Säiu-eamide scheinen im Körper nicht umgesetzt zu werden, wie das
Beispiel des obenerwähnten Biuret zeigt.
Viel interessanter sind die Verhältnisse der aromatischen Verbindiuigen
im tierischen Körper.
Im allgemeinen verhält sich der Benzolkem im Organismus sehr resistent,
doch kennen wir eine Reihe von Beispielen, welche uns zeigen, daß der Organis-
mus imstande ist, den Benzolring vollständig zu Kohlensäure iind Wasser zu
verbrennen, und unsere Kenntnisse dieser Umwandlung sind von der Art, daß
wir angeben können, unter welchen Bedingungen der Benzolring im Organismus
erhalten bleibt imd imter welchen Bedingungen er zerstört wird. Nur diejenigen
>) Nioolaier, Zeitschr. f. klin. Med. 45, 359.
3) O. Minkowski, Deutsche med. Wochenschr. 1903, Nr. 28, 499.
») H. Eppinger, HB. S, 287 (1905).
*) Tadasu Saiki, Journ. of biol. ehem. 7, 263 (1909).
5) Howard B. Lewis, Journ. of biol. ehem. 13, 347 (1912).
«) Manfredi Albanese, AePP. 34, 449. — St. Bondzvnski und R. Gottlieb,
AePP. 36, 45; 37, 385. — M. Krüger und P. Schmidt, BB. 33, 2677, 2818, 3336 (1899)
und HS. 36, 1 (1902). ') AePP. 81, 15 (1917).
') Samuel Goldsehmidt, Journ. of biol. ehem. 19, 83 (1914).
Oxydationen. 169
Aminosäuren der aromatischen Reihe, welche eine Seitenkette von drei Kohlen-
stoffatomen enthalten, von denen das mittlere die Gruppe NHj trägt, werden
im Organismus völlig zerstört. Daher machen Phenyl-«-aminopropionsäure
C9H5.CHj-CH(NH2)-COOH, Ä-Aminozimtsäure CeH5-CH:CH(NH2).CO0H,
Tyrosm (p-Oxyphenyl-«-aminopropionsäure) CgH4(0H) • CHg ■ CH(NH2) • COOH
keine Vermehl'ung der aromatischen Substanzen im Harnet). Schon die in
o-Stellung oder m-Stellmig befindliche Hydroxylgruppe des o- oder m-Tyrosin
v^erhindert im Gegensatz zum p-Tyrosin die vollständige Verbreimung. Halogen-
substitution im Benzolkem führt ebenfalls zu schwer verbremibaren Stoffen.
m-Chlorphenylalanin und p-Chlorphenylalanin werden schwer angegriffen.
p-Methyl- und p-Methoxyphenylalanin werden verbramit.
Nach subcutaner Einführung von p-Methoxjrphenylpropionsäure wird im
Hani von Kaninchen keine ungesättigte Säure gefunden, ledighch Anissäure und
AnisylglykokolP) .
Nach Verfütterung von Tyrosin, wie bei akuter gelber Leberatrophie und
Phosphorvergiftung, tritt (nicht Oxymandelsäure), sondern 1-Oxyphenylmilch-
säure auf. Sie entsteht auch in kleiner Menge bei Verfütterung von Oxyphenyl-
brenztraubensäure, die als Zwischenprodukt bei der Umwandlung des Tyrosins
in jene zu betrachten ist. Wird dl-Oxyphenylmilchsäiu-e gegeben, so erleidet sie
teilweise asymmetrische Zersetzung, indem die d-Säure unangegriffen bleibt.
Bei der Bildung von 1-Oxyphenylmilchsäure aus Oxyphenylbrenztraubensäure
muß diese daher asymmetrische Reduktion erfahren^).
m-Tolylalanin wird im Organismus noch vollständiger verbrannt als
p-Tolylalaniu*). Es scheint also die Methylgruppe im Kern den Abbau des
Benzolkenis nicht zu stören. Rund -/s der verfütterten Menge werden verbraimt.
Ein Teil verläßt den Organismus als m-Tolylacetursäure^).
COOH
nPOOTT
und Phthal-
CO--,NH
imid f J im Organismus zerstört. Hingegen wird vom Kaninchen-
organismus o-Phthalsäure unangegriffen quantitativ ausgeschieden'). Ent-
gegen den Angaben von M. C. Porcher^), welcher behauptet, daß m- und
p-Phthalsäure beim Hunde zu 75% im Harne wieder erscheinen, o-Phthalsäure
hingegen fast vollständig im Organismus verbrannt wird, koimte Julius Pohl
in Wiederholung der Versuche von E. Pribram^) zeigen, daß der Hundeorga-
nismus o-Phthalsäm-e quantitativ unangegriffen ausscheidet^"). Alle drei Phthal-
säuren paaren sich nicht mit GlykokoU i^). Die übrigen aromatischen Sub-
stanzen verhalten sich aber im Organismus sehr resistent ; es können wohl Ver-
änderungen in der Seitenkette emtreten, nie aber eine völlige Spaltung des Ben-
zolringes vorkommen. Die aromatische Gruppe schützt sogar ahphatische
Reste vor der Oxydation, wie wir bei den aromatischen Monaminbasen be-
obachten können.
M HS. », 23 (1882); 8, 63 (1884); 8, 65 (1884); 10, 130 (1886); II, 485 (1887); 14, 189
(1890).
*) Iwao Matsuo, Journ. of biol. ehem. 35, 291 (1918).
^) Yashiro Kotake xind Zenji Matsuoka, Journ. of biol. ehem. 35, 319 (1918).
*) L. Böhm, HS. 89, 112. ^) K. Frommherz und L. Hermanns, HS. 89, 120.
«) HS. 13, 26 (1889). — Mosso, AePP. 26, 267.
') E. Pribram, AePP. 51, 379 (1904). ») BZ. 14, 351 (1908).
') AePP. 51, 378 (1904). i") BZ. 16, 68 (1909).
") H. Hildebrandt, HB. 3, 372 (1903).
170 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Die Oxydationen können den Benzolring selbst betreffen oder in einer
Seitenkette verlaufen. So wird nach Verfütterung von Benzol im Organis-
mus Phenol gebildet und dieses dann zum Teil weiter zu Dioxybenzolen oxy-
diert i).
C(OH) : C • COOH
Meconsäure C0< >0 (Oxj'pjTondicarbonsäure) wird im Orga-
C-== C • COOH
nismus völlig zerstört (bis auf Spuren). Meconsäure ist noch in größeren Dosen
physiologisch unwirksam. Warmblüter oxydieren sie scheinbar sehr rasch und
leicht. Auch der Frosch verträgt sie gut-). Die gleiche Wirkung zeigt die Säure,
wemi man die Hydroxylgruppe acyliert oder alkyliert, wie die Acetyl- und
Benzoylmeconsäure und der Äthyl- und Propyläther. Eine stärkere Lähmung
läßt sich beim Frosch erreichen, wenn man die eine oder beide Carboxylgruppen
der Meconsäure verwertet. Hier zeigen die Äthyl- und Propylderivate stärkere
narkotische Wirkung, während die höheren aliphatischen und aromatischen
Ester schwächer wirken. Die Ätherverbindungen dieser Ester wirken nicht
stärker als die Ester. Die Diazofarbstoffe der Ester wirken wie die Ester
selbst. Kondensiert man die Carboxylgruppe der freien Meconsäure oder
deren Ester mit Hydrazmderivaten, so erhält man stark giftige Substanzen,
die in sehr geringen Mengen tödlich wirken. Das Urethanderivat ist wenig
wirksam. Das Harnstoffderivat macht beim FVosch Krämpfe, dann Lähmung.
Äthyl- luid Propylmeconylharnstoff sind den entsprechenden Meconsäure-
estem in der Wirkung ähnlich. Meconylthioharnstoff steht dem Ham-
stoffderivat in seiner Wirkung um das Dreifache nach. Das Propylderivat
des Meconylthiohamstoffs macht beim Frosch Lähmung und Betäubung.
Beim Kaninchen ist es unwirksam. Komensäiure (Oxypyronmonocarbon-
säure) verhält sich analog wie Meconsäiire, ebenso die Bromkomensäure. Der
Pyronkem ist also der Oxydation im Organismus gegenüber wenig widerstands-
fähig.
Komenaminsäiu-e (DioxypicoUnsäure) ist wirkungslos, wird teils oxydiert,
teils unverändert im Harne ausgeschieden.
Chitose, der E. Fischer und Andreae^) die Konstitution eines Hydro-
furanderivates
HOHC-CHOH
I I
: <
\/
o
zuschreiben, verwandelt sich im Organismus in
HC— CH
II II
HO • H.C ■ C C ■ COOH
\y
o
Hydroxymethylbrenzschleimsäure.
Es entsteht also aus dem Hydrofuranderivat ein Furanderivat mit Doppel-
bindungen in der «-/S-Stellung*).
Aber der Benzolkern ist durchaus nicht so unaufspaltbar, wie man an-
fänglich geglaubt hat. Max Jaffe wies nach, daß Benzol selbst*) zum
') Dubois' Arch. I86T, 340. — Pflügers Arch. 18, 148.
2) R. Lautenschläger, BZ. 96, 73 (1919). ") BB. 36, 2589 (1903).
') N. Suzuki, Joum. of biol. ehem. 38, 1 (1919). ^) HS. 63, 58 (1909).
Oxydationen. 171
Teil zur Muconsäure oxydiert wird, wobei eine Ringsprengung des Benzols
eintritt.
Benzol Muconsäure
CH CH
/\ /\
CH CH COOH CH
II I >- I
CH CH COOH CH
\/ \/
CH CH
Die überlebende Leber vermag Muconsäure in Aceton zu verwandeln^). Bei
der Verfütterung von Benzol fand Max Jaffe im Maximum zu 0.3% das
Auftreten von Muconsäure, es ist aber sehr wahrscheinlich, daß diese sehr leicht
oxydable Säure sehr schnell weiter verändert wird, daß aber 25 — 30% des
resorbierten Benzols in Muconsäure verwandelt werden. Der Organismus
scheint sich an die Aufsprengung des Benzolkernes zu gewöhnen und bei Ver-
fütterung von Benzol steigende Mengen davon zu oxydieren^). Hingegen fand
Yoshitane Mori^) im Gegensatz zu Jaffe, daß Muconsäure, Kaninchen
innerUch verabreicht, zum größten Teile unverändert im Harne ausgeschieden
wird, ganz ähnhch wie Adipinsäure. Während nach dieser stets Vermehrung
der Oxalsäure im Harn festgestellt wurde, war dies nach Muconsäure nicht
der Fall. Die Ansicht von Jaffe, daß Benzol zu einem erheblichen Teile über
Muconsäure abgebaut wird, dürfte nicht oder nur sehr eingeschränkt zutreffen.
Auch diejenigen aromatischen Verbindungen, welche entweder scheinbar un-
verändert oder nur in der Seitenkette abgebaut oder in gepaarter Verbmdung
zur Ausscheidung gelangen, kann man nur zum großen Teil, aber nie quanti-
tativ im Harn wiederfinden, während Benzol verbindimgen, die eine dreigUedrige
Seitenkette tragen, restlos verbramit werden. Der Angriff des oxydierenden
Sauerstoffs trifft entweder den Benzolkem oder das dem Benzolring nächst
verbundene Kohlenstoffatom. Aber nicht einmal beim Phenol ist der Benzolrmg
ganz unangreifbar und ein Teil kommt immer zur Verbrennung.
Aber noch andere Rmgzerstörungen sind uns bekamit. Methylchinoline
werden vielfach vöUig oxydiert, auch o-Nitrobenzaldehyd.
Sehr resistent verhält sich die Carboxylgruppe im aromatischen Kern, so
■wird Benzoesäure CgHj • COOH m Organismus nicht verändert, ebensowenig
wird Phenylessigsäure CgHj • CH^ • COOH oxydiert, in welcher ein Kohlenstoff-
atom zwischen Benzolkern und Carboxyl eingeschaltet ist. Phenylpropionsäure
C5H5 • CH2 • CH2 • COOH aber, mit zwei Kohlenstoffatomen zwischen Benzol-
kem und Carboxyl, wird zu Benzoesäure oxydiert*). Phenylglykolsäure CgHg
• CH(OH) • COOH wird im Organismus gar nicht angegriffen, sondern quantitativ
im Harn ausgeschieden, es entsteht aus ihr nicht Phenol und Glykolsäure, wie
man vermuten könnte. Phenylaminoessigsäure CgHg • CHCNHj) • COOH, welche
ja nur zwei Kohlenstoffatome in der Seitenkette hat, geht zum Teil in Phenyl-
glykolsäure über. (Siehe Kapitel: Desaminierung.)
Die aromatischen Carbonsäuren gehen zum größten Teil miverändert durch
den Organismus durch, so z. B. Phenylglj'cin-o-carbonsäure, Nitrophenyl-
propiolsäure hingegen tut es nicht. Auch o-Oxychinohncarbonsäure er-
scheint unverändert im Hundeharne wieder. Von der Methyltrihydroosy-o-
1) Marie Hensel und Otto Rieser, HS. 88, 38 (1913). «) HS. 62, 58 (1909).
') Yoshitane Mori, Journ. of biol. ehem. 35, 341 (1918).
*) E. Salkowski, HS. 1, 168 (1882).
172 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
chinolincarbonsäure geht der größte Teil unverändert in den Harn über, aber
ein kleiner Rest erscheint als Methyldioxychinolincarbonsäure im Harn, so daß
beim Durchgang der Hydrosäure durch den Organismus von den drei Wasser-
stoffatomen zwei als Wasser abgespalten und das dritte zum Hydroxyl oxydiert
worden ist.
Nach der Verabreichung von p-Oxybenzoesäure treten beim Himde 32%
derselben als Phenol und p-Kresol auf^).
Beim Hunde gibt Phenylproprionsäure Hippursäure und keine Phenacetur-
säure. Phenylpropionsäure wird anscheinend in der Weise im Organismus um-
gesetzt, daß einerseits 1-Phenyl-^-oxypropionsäure und aus dieser Phenylzimt-
säure entsteht, welch letztere reversibel wieder sich in Phenyl-/S-oxypropionsäure
umsetzen kann. Anderseits entsteht Benzoj"lessigsäure und Acetophenon und
aus beiden sowie aus der Phenylzimtsäure Benzoesäure-). Inaktive Mandelsäure
geht unverändert durch, Phenylessigsäure gibt Phenacetursäure, aber keine
Hippursäurevermehrung. Äthylbenzol wird ia Hippursäure, nicht aber in Phen-
acetursäure verwandelt.
Über die Oxydation aliphatischer Ketten, welcher beiderseits durch aro-
matische Reste verschlossen sind, haben Ernst Liebing und Erich Harloff ^)
am Dibenzyl, Desoxybenzoin, Hydrobenzoin, Benzoin, Benzil und BenzUsäure
Versuche gemacht.
Mit Ausnahme der Benzilsäure sind alle diese Verbindungen fettlöshch,
in Wasser aber wenig löslich. An Froschlarven sind narkotisch am stärksten
wirksam Dibenzyl, schwächer Benzoin, Desoxybenzoin und Benzil, am schwäch-
sten Hydrobenzoin. Am stärksten wirkt aber der Kohlenwasserstoff, dann
folgen die drei Ketoverbindungeu in ungefähr der gleichen Stärke, wobei
die gleichzeitige Gegenwart einer Alkoholgruppe nichts ausmacht, während
die Anwesenheit von zwei Hydroxylen im Hydrobenzoin einen deutUch
abschwächenden Effekt auslöst. Für die ganze Körperklasse ergibt sich ein
recht hoher, ja noch ein höherer narkotischer Effekt als bei den bekannten
Methanderivaten .
Benzilsäure zeigt nur Säurewirkm:g. Sie verläßt den Kaninchenorganis-
mus unverändert.
Bei Fröschen sind diese Verbindungen ohne Wirkung. Desoxybenzoin aber
macht ohne ein ausgeprägt narkotisches Stadium, Atemstillstand und Kreis-
laufstillstand. Beim Kaninchen wirken sie gar nicht.
Dibenzyl geht beim Kaninchen in eine gej)aarte Glykuronsäure über, welche
beim Kochen mit Säure Stilben CgH^— CH = CH— C^Hj abspaltet. Wahr-
scheinlich entsteht Stilben aus dem eigentlichen Paarling Diphenyläthanol (Stil-
benhydrat) CgHj — CH2 — CH(OH) — CgHg. Hydrobenzoin, Desoxybenzoin,
Benzoin und Benzil paaren sich mit Glykuronsäure, aus der Glykuron Verbindung
läßt sich o-Benzylbenzoesäure abspalten CgHj • CHj • CgH^ • COOH . Diese
ist giftiger als ihi-e Muttersubstanzen.
Phenylbuttersäiu'e verwandelt sich im Hundeorganismus in Phenacetur-
säure, nicht aber in Hippursäure. Phenylvaleriansäure geht in Hippursäure
über. Phenyl-/S-milchsäure hefert Hippursäure, aber keine Mandelsäure.
COOH
Phenylparaconsäure, eine Lactonsäure CeHj • CH— CH— CH2— CO geht un-
verändert durch den Organismus durch. ^ q
1) M. Siegfried und R. Zimmermann, BZ. 46, 210 (1912).
») H. L. Dakin, Journ. of biol. ehem. 9, 123 (1911). ') HS. 108, 195 (1920).
Oxydationen. 1 7 3
Phenyl-Ä-milclisäure wird im Organismus zerstört, ebenso wird Phenyl-a-
ketopropionsäure zerstört. Es wird also die (X-Ketonsäure, die Ä-Oxy- und
die Ä- Aminosäure ganz im Organismus umgesetzt. Andere Ketonsäuren
zeigen aber kein identisches Resultat, denn Benzoylessigsäure gibt Hippur-
säure ; Benzoylpropionsäure CgHj • CO • CHj • CHg • COOH geht Ln Phenacetiu--
säure über.
Nach Injektion von Benzoylessigsäure CgHj • CO • CHg • COOH an Katzen
findet man im Harn unveränderte Benzoylessigsäure in ziemhchen Mengen und
Acetophenon, daneben aber viel l-Phenyl-/?-osypropionsäure und wenig Zimt-
säureglykokoll. Es handelt sich also hier um eine asymmetrische Reduk-
tion.
Phenylisocrotonsäure CgHj • CH : CH • CHj • COOH geht ebenfalls in
Phenacetvirsäure über.
Die vom Organismus durch Oxydation erzeugte Carbon ylgruppe steht in
^-Stellung zu dem ursprünghchen Carboxyl. Während bei der ungesättigten
Säure eine Hydriermig derart angenommen werden könnte, daß die /i-Oxysäure
intermediär entsteht, muß die Ketonsäure eine Reduktion an dem kem-
benachbarten C-Atom von — CO — zu — CHj — erleiden.
Im Organismus des Kaninchens wird m-Xylol zu m-Toluylcarbonsäiire
oxydiert, die Bildung eines Xylenols ist zweifelhaft. o-Xylol wird als o-ToIuyl-
carbonsäure ausgeschieden. Mesitylen (I.3.5-Trimethylbenzol) oxydiert sich zu
Mesitylensäure {I.3-Dimethylbenzoesäure • 5) und wird größtenteils als Mesi-
tylensäure eliminiert, Uvitmsäure und Trimesinsäure werden nicht gebildet.
/-ITT pTT
Cyclohexan CH2<0jj''_q2^>CH2 wird hauptsächlich zu Cyclohexanon oxy-
diert, ein geringer Teil vielleicht auch zu Adipinsäure. Cyclohexanon
CHj<^^2~^^2>co jedoch wird bis zu Adipmsäure COOH • (CHa)^ • COOH
abgebaut. Die beobachteten biologischen Oxydationen sind ährüich wie die
von Ciamician und Silber an denselben Substanzen studierten photo-
chemischen Autoxydationen 1).
Phenethoi C2H5 • O • CgHs wird zu Oxyphenethol C2H5O • CgH^ • OH oxy-
diert und dann mit Schwefelsäure gepaart 2).
Terpentinöl CigHig gibt Terpinol CjqHjs • OH .
Der Naphthalin kern kami im Organismus gesprengt werden, denn bei Ver-
fütterung von ^Ö-Naphthalanin
NH2
und /?-Naphthylbrenztraubensäure erhält man Benzoesäure, bzw. Hippursäxire
f,Y„).0H..CO^COOH __ ,-_^^^
Es wird der Kern II und nicht der Kern I aufgespalten, da man sonst Phenace-
tursäure erhalten würde 3).
Chinolin f J J wird vielleicht zu Pyridincar bonsäuren oxydiert^).
N
') Eduardo Filippi, Arch. d. farmacol. sperim. 18, 178.
ä) Kühling, Diss. Berlin (1887). ') T. Kikkoji, BZ. 35, 57 (1911)
») J. Donath, BB. 14, 1769 (1880).
174 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Acridin [ J T J 'wird in5-Keto-3-oxy-5.10-dihydroacridin f J 1 ,^„
verwandelt^). N
Dimethyltoluidin wird zu Dimethylaminobcnzoesäure oxydiert, die zum
größten Teil als Glykuronsäure im Harne auftritt. Dimethyltoluidin ist in Dosen
von 1 g pro die giftig, es erzeugt Blutungen im Magendarmkanal 2).
Beim Hunde wird p-Oxyphenyläthylamin zu 25% zu p-Oxyphenylessig-
säure oxydiert. Die Leber sowie die glatte Uterusmuskulatiir können diesen
Effekt ebenfalls durchfüliren, während die glatte Muskulatur der Lungengefäße
dies nicht imstande ist^). Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Rest durch vöUige
Aufspaltung des BenzoLringes verschwindet. p-Oxyphenj^läthylmethylamiii
wird weniger rasch und Hordenin (p-Oxyphenyläthyldimethylamin) noch lang-
samer in p-Oxyphenylessigsäure umgewandelt als das primäre Amin. Der Be-
trag der nicht nachweisbaren Basen wird vom primären zum tertiären Amin
progressiv größer, so daß die völlige Zerstörung der Substanz im Organismus
durch Einführung von Methylgruppen erleichtert zu werden seheint.
Der nicht hydroxyherte Benzolring des Eiweißes (Phenylalanin) wird vom
Fleischfresser größtenteils zerstört, aber nicht vom Pflanzenfresser, und kommt
im Ham zu etwa -/g als Hippursäure, zu % als Phenacetursäure zum Vor-
schein*).
Die Oxydation des Benzolkemes greift insbesondere die Kemwasserstoffe
an, welche hydroxyliert werden. Ist eine fette Seitenkette vorhanden, so wird
diese bis zum Carboxyl oder einer Essigsäure je nach dem Baue der Seitenkette
oxydiert. Manchmal geht vorzügUch bei der Oxydation der Methylgruppen
die Oxydation nur bis zur Bildung von Carbinol. R • CH3 -> R • CHg • OH .
Sind mehrere fette Ketten vorhanden, so wird nur eme zur Carboxylgruppe
aboxydiert und dann ist der Organismus fähig, Substanzen dieser Art durch
Synthesen den weiteren Eingriffen der oxydativen Funktionen der Zellen zu
entziehen.
Benzolsiüfomethylamiaocapronsäure folgt auch dem Gesetze der /?-Oxy-
dation, aber sie wird nur bis zur Buttersäure abgebaut und kaim zu 44% als
solche aus dem Harn der Kaninchen dargestellt werden. /-Benzolsulfomethyl-
aminobuttersäure verläßt quantitativ unverändert den Organismus^).
Phenylacetessigester wird zu Benzylmethylketon und Hippursäure abgebaut.
;
CH3 • CO ■ CHCCjHj) • COO ■ C2H5 -> CjHj ■ CHj CO • CH3 -^ CjH, • COOH .
Benzylacetessigester hefert wenig Phenyläthylmethylketon imd Hippur-
säure. Phenyläthylmethylketon liefert ausschließlich Phenacetursäiu'e. Phenyl-
propylacetessigester liefert Hippursäiure und wenig Phenylbutylketon. Phenyl-
butylketon hefert Phenacetursäure. Daraus schheßt Leo Hermanns, daß der
Abbau der Fettsäuren im intermediären Stoffwechsel nicht über die Ketone
führt, sondern daß eine paarige Absprengung von Kohlenstoffatomen statt-
findet «).
Phenylglykokoll geht in Mandelsäure über, wobei zuerst Phenylglyoxyl-
säure entsteht, die zu Mandelsäure reduziert wird. Verfüttert man racemische
1) H. Fühner, AePP. 51, 391 (1904). ") H. Hildebrandt, HB. T, 433 (1906).
') Ewins and Laidlaw, Journ. of physiology 41, 78 (1910).
*) Haralamb Vasiliu, Mitteilungen des Landwirtschaftlichen Instituts. Breslau
1909, 703. S) Karl Thomas xvad Herbert Schotte, HS. 104, 141 (1919).
«) HS. 85, 233 (1913).
Oxydationen . ]^ 7 5
Pheuyiaminoessigsäure, so findet man hauptsächlich im Harn l-Phenylamino-
essigsäure oder statt ihrer i-Uramüiophenylessigsäure, 1-Mandelsäure und
Phenylglyoxylsäure. Die letztere Substanz ist das Abbauprodukt der ver-
schwundenen rechtsdrehenden Aminosäuren. Es geht also die Aminosäure in
eine Ketosäure über. Die racemische Verbindmig spaltet sieh im Hundeorganis-
mus in ihre beiden optisch aktiven Komponenten. Der 1-Anteil wird iinverändert
ausgeschieden, der d-Anteil geht durch Desaminierung in Phenylglyoxylsäure
über, die durch optisch aktive Reduktion sich in l-Mandelsäure verwandelt.
Ein kleiner Teil der beiden Modifikationen verwandelt sich in Benzoesäure.
Ahnlich wie beim Hund verhält sich die Substanz beim Kaninchen. Dieses
scheidet den 1-Anteil des Phenylglykokolls unverändert aus, verwandelt den
d-Anteil aber in Phenylglyoxylsä\ire. Aber die sekundäre Reduktion der ge-
bildeten Ketosäure zur 1-Mandelsävire tritt nicht ein. Beim Menschen verhält
sich die Substanz wie beim Hund. Die Bildung von Ketosäuren aus den Amino-
säuren geht also imter Ammoniakabspaltung und Oxydation vor sich.
Bei Verfütterung von Oxyphenj'lbrenztraubensäure an Menschen geht ein
Teil durch optisch-aktive Reduktion in d-p-Oxyphenylmilchsäure über, ebenso
wie Phenylglyoxylsäure vom Menschen mid Hund zvir aktiven 1-Mandelsäure
reduziert wird. Bei Verfüttenmg von d-p-Oxyphenylmilchsäure wird die Hälfte
bis ^/4 beim Menschen im Harn wieder ausgeschieden, und zwar großenteils
als d-p-Oxyphenylmilchsäure. Die dem Tyrosin entsprechende Ketonsäure
wird vom gesunden Menschen viel besser verbraimt als die Oxysäure. Phe-
nylbrenztraubensäure wird zu 1/3 bis Vs i^^ Ham wiedergefunden. Ein Teil
scheint in 1-Phenylmilchsäure überzugehen. Phenyl-Ä-milchsäure ist ziem-
hch gut verbrennhch, nur die Hälfte wird ausgeschieden, und zwar als
Linksform 1).
Nach Verfütterung von racemischer /5-Oxybuttersäure erhält man im Ham
Acetessigsäure imd Aceton, ein kleiner Teil der Säure bleibt aber unangegriffen,
vmd dieser erwies sich als Unksdrehend. Es wird daher die d-Säure im Körper
leichter zersetzt, als die 1-Säure-).
Nach Verfüttenmg von dl- Alanin wird 1- Alanin ausgeschieden^).
Oxyphenylglyoxylsäure wird beim Hund nicht in die optisch aktiven
Komponenten umgewandelt, sondern unverändert ausgeschieden. Die Fähig-
keit des Tierkörpers Racemverbindmigen derart zu spalten, daß ein optischer
Antipode verbrannt wird imd der andere wenigstens zum TeU imverändert
im Ham ausgeschieden, ist aber nicht für alle Körper anzunehmen. Die r-Oxy-
mandelsäure wird vom Kaninchen nicht zerlegt*).
/?-Menthollactosid wird unverändert ausgeschieden^). Unser Organismus
vermag /S-Glykoside überhaupt nicht aufzuspalten.
Der Abbau eines methylierten Phenylalanins erfolgt in gleicher Weise,
ob die Methylgruppe in p- oder in m-SteUumg zur Seitenkette steht, ob die Hydro-
xyherung in p-Stellung möglich ist oder nicht.
Der Abbau ist also sowohl durch primäre p-Oxydation als auch durch
primäre Oxydation an anderer Stelle möglich.
Phenylglycin-o-carbonsäure geht beim Kaninchen in Indican über, wenn
man sie verfüttert, doch ist die Ausbeute geringer als bei o-Nitrophenylpropiol-
1) Akikazu Suwa, HS. tZ, 113 (1911).
') Alex. MacKenzie, Journ. Chem. Soc. London 81 (1902).
') Schittenhelm und Katzenstein, Zeitschr. f. experim. Path. u. Ther. 8, 560.
*) Alexander EUinger und Jaschyro Kottake, HS. 65, 413 (1910).
=) Hans Fischer, HS. TO, 256 (1911).
176 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
säure. Aus parenteral zugeführter Phenylglycin-o-carboiisäure entsteht kein
Indican im Gtegensatze zu o-Nitrophenylpropiolsäure.
Aus Phenylglykokoll hingegen, welches beim Kaninchen toxisch ■wirkt,
entsteht kein Indican^).
Nach subcutaner Einspritzung des Natriumsalzes der Indolbrenztrauben-
säure wird im Harn von Kaninchen Kynurensäure gefunden. Nach A. Ellinger
und L. Matsuoka geht die Umwandlung von Tryptophan in Kynurensäure
am ehesten nach folgendem Schema vor sich.
— liCCHj— CHNH2— COOH _ 2. /\ — .C-CHj— CO— COOH
Jen -* U\/CH
NH NH
CO
CO ■ CHj • CO ■ COOH *• /\/\,CHj
\ " \J^ 'COCOOH
NH • COOH NHj
CO C • OH
5- A^^CH, . 6- A^Y^
y^'C • COOH \y\_J'^ ■ COOH
N N
;6-Chinolincarbonsäure wird aus dem Organismus unverändert ausgeschieden.
a-Chinolüicarbonsäure wird zum größten Teil mit GlykokoU gepaart, zum
kleLaen Teil unverändert ausgeschieden.
Beim Alkaptonuriker werden Tolylalanine ohne Bildung eines Hydro-
chinonderivates verbrannt.
p-Oxy-m-methylphenylalanin wird vom normalen Menschen, wie vom Alkap-
tonuriker zum größten TeU zerstört, ohne daß beim Alkaptonuriker ein Hydro-
chinonderivat entsteht. Es ist also nach eingetretener p-Oxydation immer noch
neben dem Weg über das Hydrochinonderivat ein anderer Abbauweg selbst
für den Alkaptonuriker möghch^).
Beim Kaninchen konnte man nach subcutaner Einverleibung von Ä-Methyl-
tryptophan keine Kynurensäure nachweisen 3).
Anilin geht in p-Ammophenol über*). Naphthalin^) wird in Naphthol
und zum Teil in Dioxynaphthahn *) übergeführt. A-Monochlor und «-Mono-
brormiaphthahn passieren größtenteils imoxydiert bei Kaninchen in den
Harn'), nur ein kleiner Teil wird zu Halogennaphthol oxydiert, welches mit
Schwefelsäure gepaart im Harn auftritt. Die Bromv^erbindung ist toxischer
als die Chlorverbmdung, von der 5 g täghch vertragen werden. Doch muß be-
merkt werden, daß selbst beim Phenol der Benzohing nicht ganz unangreifbar
ist imd zum Teil vollkommen zur Verbrennung gelangt. Nach Nencki und
Giacosa^) trifft der Angriff des oxydierenden Sauerstoffes stets entweder den
Benzolkern oder das mit dem Benzol verbundene Kohlenstoff atom. Es wird
daher Äthylbenzol CgHj • CgHj wahrscheinUch zuerst in Acetophenon CHj • CO
• CgHg und sodann imter Oxydation der Methylgruppe in Benzoesäure und
Kohlensäure umgewandelt*). Toluol CH3 • CgHg wird zu Benzoesäure, Xylol
') ChüaiAsayama, Acta Scholae medicinalis univeritatis in Kioto, vol. I. No. 1,
p. 123 (1916).
*) Konrad Fromherz und Leo Hermanns, HS. 89, 101, 113 (1914); 91,
194 (1914). 3) A. Ellinger und Z. Matsuoka, HS. 91, 45 (1914).
*) O. Schmiedeberg, AePP. 8, 1. ') BB. 19, 1534 (1886).
') Lesnik, AePP. 84, 164. ') Kuckein, Diss. Königsberg (1898).
«) HS. 4, 325 (1880). ») HS. 4, 327 (1880).
Oxydationen. 177
CH3 • C6H4 • CH3 ZU Toluylsäure CH3 • C6H4 • COOH oxydiert i). Ebenso vnid
normales Propylbenzol C3H7 • CgHj zu Benzoesäure oxydiert. Hingegen ent-
steht aus Isopropylbenzol ^2^>CHC5H5 (Cumol) im Organismus Phenol,
wie aus Benzol. Aus keinem der drei isomeren Butylbenzole entsteht aber
Benzoesäure. Die beiden Isobutylbenzole werden zu Oxybutylbenzolen oxy-
diert, ebenso normales Butylbenzol.
Sahgenin (Oxybenzylalkohol) C6H4(OH) • CH2 • OH geht nach Nencki^)
in Salicylsäure über, Benzylalkohol C5H5 • CHj • OH kann zu Benzoesäure
oxydiert werden, aber nur dann, wenn die Einwirkung nicht zu kurz dauert,
OH OH
Salicylaldehyd f j wird zu SaUcylsäure [ j oxydiert.
Anderseits werden Wasserstoffatome der Ringsysteme oxydiert, so daß
Wasserstoff durch Hydroxylgruppen ersetzt wird und die entsprechenden
Phenole entstehen.
Indol CeH/^^)cH wird zu Indoxyl CsH«<*^^'/CH .
/?-Naphthylamin paart sich mit Schwefelsäure und Glykuronsäure. Es wird
im Organismus zu Aminonaphthol und Dioxyaminonaphthalin oxydiert, und
zwar quantitativ^).
Das fast ungiftige /9-Skatol*)
C6H4<^^^»^>CH zu /S-Skatoxyl C^H^/Sf^^^^^^^CH 5)
NO2 NOj
o-Nitrotoluol fj*^^ä zu o-Nitrobenzylalkohol A*^^'' ' °^ ''' und hierauf ent-
steht durch Paarung Uronitrotoluylsäure.
Diphenylmethan C5H5 • CHg • CgHc, wird zu Oxydiphenylmethan CjHj
.CHj ^CH • OH
• CH(OH) • CgHg') , Campher C8Hi4<^ | zu Campherol CgHij^ 1 oxydiert 8).
Die substituierten Säureamide verhalten sich folgendermaßen : Dibenzamid
NH • (CO • CgH5)2 wird zu Benzoesäure oxydiert, hingegen wird Phthalimid
bis auf Spuren völlig zerstört»). Benzoylhamstoff CgHg • CO • XH • CO • NHj
wird in Benzoesäure umgewandelt. Während Biuret im Organismus nicht
angegriffen wird, kann Diphenylbiuret NH(CO • NH • CgHsJj nur in kleinen
Mengen im Harn wieder gefunden werden. Ebenso p-Oxydiphenylbiuret
NH{CO • NH • CeHi • OHjj .
Ebenso verhält sich Carboxylliamstoff NH2 • CO • XH • CO • KE • CO • NHg;
Benzylidenbiuret NH(CO • NH)2 • CH • CgHg hingegen ergab beim Durch-
gange durch den Organismus Benzoesäure. Zimtsäure C^Hg • CH : CH • COOH
mit ungesättigter Seitenkette wird ebenfalls zu Benzoesäure oxydiert.
1) Dubois' Arch. f. Physiol. 1876, 353. =) Dubois' Arch. f. Physiol. 1870, 406.
5) Engel, Zentralbl. f. Gewerbehyg. u. UnfaUverh. 8, 81 (1920).
«) HS. 4, 416 (1880).
*) E. Baumann und Brieger, HS. 3, 254 (1879). «) HS. 2, 47 (1878).
') Klingenberg, Diss. Rostock (1891).
^) HS. 3, 422 (1879), s. auch Juvalta, HS. 13, 26 (1889).
') Köhne, Diss. Bostock (1894). 2 g Phthalimid machen bei Hunden keine
Störung. 4 g nach Stunden Erbrechen, Zittern.
Franke I, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 12
178 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
OH (1)
Gentisinsäurei) CjHj^OH (4) wird teilweise und Homogentisinsäure
COOK (5)
,OH (1)
CjHj^OH (4) ganz unverändert ausgeschieden.
CHjCOOH (5)
Blum erhielt nach Thymolfütterung im Harne Thymo-hydrochinon und
ein Chromogen^).
K. Klingenberg 3) hat das Verhalten einiger aromatischer Körper,
welche mehr als einen Benzolkem enthalten, im Organismus untersucht.
Biphenyl CgHg • CgHs wird von Hunden sehr gut vertragen. Es wird zu
p-Oxydiphenyl C5H4<„ „ |,' oxydiert und als Ätherschwefelsäure ausge-
schieden. ^ * CeHi— NHj (1)
Bei Versuchen mit Benzidin I Heß sich eine Vermehnmg
C,Hj— NH2 (4)
der Ätherschwefelsäuren nicht nachweisen, es besteht demnach kerne Analogie
niit dem AniUn, welches bekanntlich im Tierkörper oxydiert wird. Entgegen
den Angaben von Klingenberg fand 0. Adler*), daß Benzidin nicht imver-
ändert in den Harn übergeht, sondern es entsteht 4.4-Diaminodioxydiphenj-l.
CjHj— Br
p-Dibromdiphenyl I wurde nicht oxydiert.
C5H4 — Br
Diphenylhamstoff wird fast gar nicht resorbiert (Salaskin und Kowa-
levsky^), Phenylhamstoff wird in Anilin, Ammoniak und Kohlensäure zerlegt
und ersteres zu p-Aminophenol oxydiert, welches in Form von Ätherschwefel-
säure ausgeschieden wird.
Oxanilsäure [ J verläßt den Organismus unangegriffen.
NH • CO ■ COOH
Carbazol 1 ^NH wird im Tierkörper zu Oxycarbazol I ^{OH)NH
C5H4 C5H4
umgewandelt und in Form der Ätherschwefelsäureverbindmig ausgeschieden.
Phenylglucosazon ist für den Organismus indifferent und wird nicht ge-
spalten*).
Bei Verfütterung von Fluoren
C5H. CsH^— CH
i ^CH,, Phenanthren | 11
C5H4 C5H4 — CH
CsHj— CO
und Phenanthrenchinon 1 1 Heß sich keine Oxydation nachweisen.
CeHj — CO
Hingegen beobachteten Bergeil und Pschorr') nach Verfütterung von
Phenanthren an Kaninchen das Auftreten einer Phenanthrolglykuronsäure,
was eine Oxydation des Phenanthrens zu Phenanthrol beweist.
Bei Diphenylamin I ^NH ergab sich eine bedeutende Vermehrung der
^^^ OH (1)
Ätherschwefelsäure und aus dem Harne komite p-Oxydiphenyl C6H4<|^ ^ ^ '
dargestellt werden, so daß die Iminogruppe abgespalten wird.
Die Picsiiltate der Klingenberg sehen Untersuchung ergaben eine Be-
stätigung resp. Erweiterung der Nöltingschen Regel, nach welcher
1) HS. 81, 422 (1895/96). -) Deutsche med. Wochenschr. I89I, 186.
3) Diss. Rostock (1891). «) AePP. 58, 167 (1907). ^) BZ. 4, 210 (1907).
•) Pigorini, Atti B. Accad. dei Lincei Roma [5] 17, II, 132.
') HS. 38, 16 (1903).
Oxydationen. 179
bei der Hydroxylierung aromatischer Körper im Organismus,
wie in vitro, die Hydroxylgruppe zu einer schon besetzten Stelle
in ParaStellung tritt; ist aber die Parastellung schon besetzt, so
erfolgt die Hydroxylierung im Tierkörper nicht.
Auch beim Phenylurethan C^Hj • NH • COO • C2H5 tritt eine Hydroxy-
lierung in der Parastellung im Organismus ein, und wir erhalten im Harne
p-Oxyphenylurethan OH • CgH^ • NH • COO • C2H5 .
Nach Lawrow wird Antipyrm in Form einer gepaarten Glykuronsäure
ausgeschieden. Es bildet sich vorerst ein Oxyantipyrin vielleicht folgender
CO — CH
Konstitution C.Hs-N; \ , welches sich dann paart i).
^NtCHj) • C ■ CHa ■ OH
Der Benzolkem wird nach Ziegler^) überhaupt nicht angegriffen, wenn ein
oder mehrere Wasserstoffe desselben diu'ch kohlenstoffhaltige Seitenketten vertre-
ten sind. Aus Camphercjrmol C^^i^{C\Tl■,) (CH3) entsteht Cuminsäure C|5H4(C3H7)
(C00H)3), während bei der Oxydation in vitro Toluylsäuxe CH3 • CgH^ • COOK
und Terephthalsäure C6H4<(-,QQ-g- \'. entsteht. Die Cuminsäure ist die der
Terephthalsäure entsprechende Iso-Propylbenzoesäure. Santonin*) wird^ im
Organismus in Oxysantonine verwandelt. Es werden Mono- und Dioxysantonine
ausgeschieden 5). Benzylamiu wird zu Benzoesäure oxychert*). Ebenso Hydro-
benzamid, Phenj^lpropionsäure, Zimtsäiu-e'). Die aromatischen Aldehyde und
Ketone werden zu den entsprechenden Carbonsäuren oxydiert. p-Dimethyl-
ammobenzaldehyd wird in p-Methylaminobenzoesäure CH3 • NH • CgH^ • COOH
verwandelt (Entmethylierung [s. später Kapitel Entmethyherung] und Oxy-
dation). Benzaldehyd C5H5 • CHO wird zu Benzoesäure CgHj • COOH oxydiert,
ebenso Acetophenon CgHj • CO • CH3ä). Aus Nitrobenzaldehyd bildet sich Nitro-
benzoesäure. Vanillin') mit mehreren Seitenketten
CHO COOH
Joch '*™^'i ^u Vanillinsäure ( Iqqct oxydiert.
OH OH
Sind mehrere Seitenketten vorhanden, so wird nur eine davon oxydiert,
die übrigen bleiben unverändert. Es wirdz. B. aus Xylol Toluylsäure, aus Cymol
Cuminsäure.
Oxyanthrachinone werden beim Passieren des Organismus oxydiert.
Chrysarobin z. B. geht unter Sauerstoffaufnahme in Chrysophansäure über
C30H06O7 -f 2 O2 = 2 (CisHioOJ + 3 H2O . Phenylhydroxylamin CgHg • NH • OH
geht im Organismus in Azooxybenzol C,JI^ • N(OH) • N • C^Hj überi").
PjTidin wird anscheinend im Organismus nicht oxydiert, sondern geht
Sj-nthesen ein oder wird als solches ausgeschieden. Picolin (a-Methylpyridin),
welches in der dem Stickstoff benachbarten Stelliuig ein Methyl trägt, wird
zur Pyridincarbonsäure oxydiert^^). Piperidin geht wegen seiner raschen Oxy-
dierbarkeit keine Methjdierungs-SjTithese wie Pj-ridin ein. Chinolin wird in
der /-Stelliuig zum N oxydiert 1-). Nach R. Cohn wird der Chinoünkern im
1) BB. 33, 2344 (1900). -) AePP. 1, 65.
') BB. 5, 749 (1872); 12, 1512 (1879). *) M. Jaffe, HS. 33, 538 (1896—97).
5) Wedekind, Pharm. Ztg. 1901, 598—600.
«) Bülow, Pflügers Arch. 5T, 93. — R. Cohn, HS. IT, 279 (1893).
') O. Schmiedeberg, AePP. 8, 1.
*) M. Nencki, Joum. f. prakt. Chemie 18, 288 (1878).
") HS. 4, 213 (1887). 1°) L. Lewin, AePP. 35, 400.
") R. Cohn, HS. 18, 123 (1894). 1=) H. Fühner, AePP. 55, 27 (1906).
12*
180 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Oi-gauismus besonders leicht zerstört, da die drei isomeren Methylchinoline
(Chinaldin, o- und p-Methylchinolin) keine Synthesen im Organismus ein-
gingen. Methylchinoline werden im Organismus meist vollständig oxydiert*).
Atophan geht im Organismus in 8-Oxy-2-phenyIchinolin-4-carbonsäure
COOH
I Q jj über. Ferner findet man Oxypyridinursäure
MO N CO.NHCH^-COOH^).
OH
' w
Chinasäure wird bei Zufuhr- per os beim Menschen zu Ya unzersetzt aus-
geschieden^). Ein Teil geht in Benzoesäure über*).
Die hydroaromatischen Säuren Hexahydrobenzoesäure und Hexahydro-
anthranüsäure gehen zum Teil in Hipj)ursäure über, hingegen geben Cyclohexan-
essigsäure und Cyclohexanolessigsäure weder Hippursäure noch Phenacetursäure,
was eine Oxydation durch Dehydrierung des hydrierten Benzolkernes erweist*).
Limonen (Orthoklasse der Terpene) wird hydroxyhert und die CHg-Gruppe
zu COOH oxydiert. CarbonyUialtige Camf)herarten mit nur einfacher Bildung
im Kern zeigen zum Teil auch dieses Verhalten. Diejenigen Terpene, welche
eine doppelte Bindung vom Kern aus nach der Methylengruppe hin in der
Seitenkette enthalten (Pseudoklasse der Terpene: Sabinen, Camphen) erfahren
ledighch eine Hydroxyherung. m-Methyhsopropylbenzol geht abweichend vom
p-CjTnol im Organismus eine Glykuronsäurepaarung ein unter gleichzeitiger
Oxydation der CHg-Gruppe *).
Terpenolunterphosphorige Säure besitzt keine Phosphorwirkmig, ist vöUig
inigiftig. Im Organismus wird sie höchstwahrscheirdich als Terpenolphosphor-
säure P(OH)20CjoHi70 ausgeschieden').
In bezug auf die Stellung unterscheiden sich die verschiedenen Substanzen
in ihrem physiologisch-chemischen Verhalten im Organismus; so werden viele
o-Verbindungen im Organismus leicht oxydiert, während die m- und p-Reihen
sich viel resistenter verhalten.
So ist von den isomeren Dioxybenzolen die o-Verbindung Brenzcatechin
in Analogie mit dem Verhalten außerhalb des Organismus, im Tierkörper
leichter zerstörbar als die m- und p-Verbindung [Hydrochinon, Resorcin^)].
Desaminierung und Aminierung.
In vielen Fällen vermag der Organismus N-haltige Substanzen zu des-
aminieren, ein Vorgang, welcher zuerst von S. Fränkel') für die Bildung
von Kohlenhydraten aus Eiweißspaltungsprodukten (Aminosäuren) behauptet
wurde. Für solche Desaminierungen sind zahlreiche Beispiele bekannt (siehe
Kapitel Oxydationen).
Aus Diphenylamin p'„5>NH wird im Organismus p-Oxydiphenyl
'-»^'^CeHs (4) >■
1) R. Cohn, HS. 30, 215 (1895). =) Max Dohrn, BZ. 43, 240 (1912).
ä) J. Schmid, Zentralbl. f. inn. Med. 1905, Nr. 3.
«) Liebigs Annalen d. Chemie 135, 9. ^) E. Friedmann, BZ. 35, 49 (19U).
«) HS. 36, 453 (1902). ') Ernst Sieburg, BZ. 43, 280 (1912).
8) B. Cohn, HS. IT, 295 (1893). ») M. f. C. 19, 747 (1898).
") Klingenberg, Diss. Rostock (1891).
Reduktionen. 1 g 1
Aus Tyxosin ^) und Phenylalanin ^) entsteht beim Alkaptonuriker Homo-
gentisinsäure. Aus Serin («-Aminomilchsäure) entsteht Milchsäure 3). Aus
Phenylaminoessigsäuxe entsteht im Organismus Phenylessigsäure*) und Phenyl-
glykolsäure. «-/S-Diaminoproi3ionsäure ■wird im Organismus zu Glycerinsäure :
CHjCNHa) — CH.(NH2) — COOH zu CH2(0H) — CH(OH)— COOHS). Über-
haupt geht die Oxydation der Aminosäuren unter Desaminienmg vor sich.
Der Prozeß ist zum Teil reversibel, denn es können auch Aminierungen im
Organismus zustande kommen, wie sie F. Knoop und Kerteß bei Keto-
säuren beobachtet haben, dann Embden und Schmitz*) bei Durchblutimg
von Leber mit den Ketosäuren, welche dem Phenjdalanin, Tyrosin und Alariin
entsprechen. Aus den Ammonsalzen dieser Ketosäuren bildet die Leber die
entsprechenden Aminosäuren .
/)-Indol-pr-3-äthylamin geht beim Durchblutungsversuch in ^-Indol-pr-3-
essigsäure, beim Füttern in Indolacetursäure über. Kynurensäure bildet sich
nicht ').
Nach den Angaben von M. Guggenheim und W. Löffler werden Iso-
amylamin, Phenyläthylamin, p-Oxyphenyläthylamin, Indolyläthylamüi imd
/)-Imidazolyläthylamin im Organismus durch Desamidierung und Oxydation ent-
giftet ; als Endprodukte dieser Vorgänge resultieren Carbonsäuren der gleichen
Kohlenstoffzahl wie die der entgifteten Amine. Aus Isoamylamin entsteht Iso-
valeriansäure, aus Phenyläthylamin Phenylessigsäure, aus p-Oxyphenyläthyl-
amin p-Oxyphenylessigsäure, aus Indolyläthylamin Indolylessigsäxire ; der Nach-
weis der /)-Imidazolylessigsäure aus /)'-Imidazolyläthylamin ist bis jetzt nicht
gelungen. Die Zwischenprodukte bei der Oxydation der Amine zu den Carbon-
säuren sind die entsprechenden Alkohole wie Isoamylalkohol, Phenyläthylalkohol,
p-Oxyphenyläthylalkohol ^).
Reduktionen.
Reduzierende Wirkungen übt der Organismus in manchen Fällen aus.
So wird Chloral CCI3 • CHO zu Trichloräthylalkohol CCI3 • CH2 • OH reduziert"),
eine schwierige Reduktion, welche man künstlich nur mittels Zinkäthyl nach-
machen kann. Ebenso wird Butylchloral zu Trichlorbutylalkohol.
Chinon OC<Q-g- ^ gQ>CO wird im Organismus vorerst zu Hydrochinon
reduziert i"). Hierbei tritt aber als physiologische Wirkung ein rasches Auf-
hören der Lebensfunktionen, sowie rasche Braunfärbung der Gtewebe ein. Es
zeigt sich eine starke Reizung der Nerven, welche sich in Schmerzäußerungen
erkennen läßt. Im Harn der vergifteten Tiere, welche auch eine schwere Schädi-
gung des Intestinaltraktes zeigen, findet sich Hydrochinonglykirronsäure.
Ahnhch verhält sich Toluchinon C6H3(CH3)02 . Trichlorchinon und Tetrachlor-
chinon (Chloranil C5CI4O2) gleichen sich in ihren zerstörenden Wirkmigen auf
das Blut. Größere Dosen Chloranil erzeugen Durchfall. Im Harne findet sich
Tetrachlorhydrochinonglykuronsäure und die Ätherschwefelsäure des Tetra-
») Wolkow und Baumann, HS. 15, 228 (1891).
2) Falta und L. Langstein, HS. 37, 513 (1903).
') L. Langstein und C. Neuberg, Engelmanns Arch. 1903. Suppl. 514. S. femer
S. Lang, HB. 5, 321 (1904) und Rachel Hirsch, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. I.
*) Nencki, 1. c. ^) HS. 43, 59 (1904). «) BZ. 39, 423 (1910).
') A. J. Ewins und P. P. Laidlaw, Biochemical Jo\irn. 7, 18.
«) BZ. 73, 325 (1916).
ä) HS. 6, 440 (1882). — BB. 15, 1019 (1882). — Pflügers Arch. 38, 506 und 33, 221.
") Otto Schulz, Diss. Rostock (1892).
182 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
chlorhj'drochinons. Chlorauilsäure oder Dichlordiosychinon CgQ2(OH)2 + 3 HoO
wirkt nicht schädlich. Im Harne findet sich Hydrochloranilsäure mit Glykuron-
säure gepaart. Chloranilaminsäure CgClo02(NH2) • OH -)- 3 HoO scheint im
Tierkörper vorerst in Chloranilsäure verwandelt zu werden, welche dann weiter
zu Hj'drochlora nilsäure reduziert wird.
Chinasäure CgH, • C00H(H0)4 geht im Organismus in Benzoesäure
über, was nur durch Reduktion möghch ist ^). Benzaldehyd wird nach Ver-
fütterung bei Hunden zum Teil als Benzylglykuronsäure ausgeschieden, die
sich in Benzylalkohol CgHg • CHj • OH und Glykuronsäure spalten läßt. Auch
Benzoesäure liefert höchst wahrscheinlich Benzj'lglj'kuronsäure ^).
Ungesättigte Säuren können im Tierkörper in gesättigte übergeführt
werden. — CO- und — CHOH-Gruppen können zu Methylengruppen reduziert
werden. Die Gesetzmäßigkeiten über den Abbau von Säuren werden durch
die Anwesenheit von Carbonylgruppen oder Doppelbindungen in dem vom
Carboxyl entfernten TeU eines Säuremoleküls nicht beeinträchtigt ; dort scheinen
vielmehr reduktive Prozesse leichter einzusetzen als in der Xachbarschaft der
Carboxylgruppe .
Ferner wird in einigen seltenen Fällen die Xitrogruppe zu einer Amino-
gruppe reduziert. Beim m- und p-Xitrobenzaldehyd wird die Aldehydgruppe
zur Carboxylgruppe oxydiert, die Nitrogruppe zur Aminogruppe reduziert,
es tritt noch eine Acetyüerung am Aminorest ein, so daß das Resultat dieser
differenten Verwandlungen Acetylaminobenzoesäure CHg • CO • NH • C^H^ • COOH
ist. Also drei differente Prozesse an einem eingeführten Körper^).
Die Fälle der Reduktion einer Nitrogruppe zu einer Aminogruppe können
diu-chaus nicht generaüsiert werden, häufig wird die Xitrogruppe nicht zu
einer Aminogruppe reduziert, z. B. nicht bei der m-Xitrobenzoesäure.
N. Sieber und Smirnow*) fanden beim Hunde, daß alle drei Xitro-
benzaldehyde im Organismus zu den entsprechenden Xitrobenzoesäuren oxydiert
werden. Ausgeschieden wird p-Xitrobenzoesäure als p-nitrohippursaurer Harn-
stoff, m-Xitrobenzoesäure als m-Xitrohippursäure imd o-Xitrobenzoesäure ohne
jede Paarung.
Es scheinen also bei derselben Substanz zwei differente Verwandlungen
nebeneinander zu laufen.
E.Meyer*) fand, daß Xitrobenzol in p-Xitrophenol und dann in p-Amino-
NO, NO, NH,
phenol übergeht, ll~*[l~*IJ> welches sich mit Glykuronsäure psiart.
OH OH
Auch m-Nitrophenol wird im Organismus des Kaninchens zum TeU zu m-Amino-
NOj NHj
phenol reduziert, f J__ ->■ f Jj-,tt- o-Xitrophenol wird unverändert aus-
geschieden*). Beim Kaninchen wird aus m-Xitrobenzaldehyd m-Acetyl-
aminobenzoesäiire '^«Hi^coOH ' 31 ' *-^^^ Hund dagegen bildet aus dem
gleichen Aldehyd m-Nitrohippursäure').
1) Chem. Ztg. Rep. 1902/220.
^) Inaug.-Diss. v. Konrad Liebert (Jaff6), Königsberg (1901).
ä) R. Cohn, HS. 17, 285 (1893). *) M. f. Ch. 8, 88 (1887).
=) E. Meyer, HS. 46, 502 (1905).
«) E. Bau mann und Herter, HS. 1, 252 (1877).
') R. Cohn, HS. n, 285 (1893).
Synthesen im Organismus. 183
o-NitrophenylpropioIsäure C8Hj<jj^ " Jg' wird im Organismus zu
ludoxylschwefelsäure verwandelt *), was wohl in der Weise gedeutet werden
kann, daß o-Nitrophenylpropiolsäure erst zu Indoxylsäure
C(OH)
CgHj/'^C ■ COOH
NH
reduziert wird, welche sodann CO» abspaltet und in Indoxyl
/C(OH)^
^«"«x NH /^^
übergeht, das sich dann mit Schwefelsäure paart.
Ein weiterer Fall von Reduktion der Nitrogruppe ist die partielle Reduktion
der Pikrinsäure (Trinitrophenol) CgH2(N02)3 • OH zu Pikraminsäure (Dinitro-
aminophenol) CgH2(N02)2 • (NHj) • OH^) im Organismus.
Weiter kennen wir eine Reihe von Reduktionen von Farbstoffen zu ihren
Leukoverbindungen durch die Untersuchungen von P. Ehrlich, H. Dreser
und F. Röhmann.
Die Organe enthalten ein Nitrate reduzierendes Ferment, Chlorate werden
nicht reduziert, Bromate wenig, Jodate aber reichlich. Jodoanisol wird zu
Jodanisol, lösliches Berlinerblau wird zu DikaUumferroferrocyanid reduziert*).
Synthesen im Organismus.
Paarmig im Organismus. (Entgiftung durch Paarung.)
Außer diesen meist oxydativen und Reduktionsvorgängen kommt es
im Organismus zu einer Reihe von Synthesen, welche hauptsächlich giftige
Substanzen entgiften, eine Funktion, welche der Organismus schon bei den
Oxydationen, die wir soeben besprochen haben, durchführt. Diese Syn-
thesen schaffen haujitsächlich durch Anlagerung saurer Reste aus Alko-
holen und Phenolen gepaarte saiu-e Verbindimgen, die physiologisch wenig
wirksam oder unwirksam smd und in diesem leicht lösHchen Zustande als
Salze durch den Harn leicht eliminiert werden können. Zu dieser Paarung
wird vor allem die aus dem Eiweiß durch Oxydation des Schwefels ent-
stehende Schwefelsäure verwendet, welche aus noch so giftigen Verbindungen
die im Organismus indifferenten Ätherschwefelsäuren bildet*). Neben dieser
die Hauptrolle spielenden Paarung tritt bei einer Reihe von später zu besprechen-
den Substanzen die Paarung mit Glykiu-onsäure auf. Die Glykuronsäure ist
das erste Oxydationsprodukt des Traubenzuckers, aber anscheinend nur dann,
wenn der Zucker zuvor eine glykosidartige Verbindmig eingegangen, bei welcher
die Aldehydgruppe des Zuckers, welche mit einem Phenolhydroxyl reagiert
hat, verdeckt wird. Gewisse Substanzen paaren sich nur mit ihr; bei anderen
tritt sowohl eine Paarung mit Schwefelsäure, als auch mit Glykuronsäure ein;
bei letzterer meist erst daiui, wemi die zur Paarmig disponible Schwefelsäure
verbraucht ist. Vielfach gehen die Substanzen gleichzeitig die Paarung mit
Schwefelsäure und Glykuronsäure ein.
») G. Hoppe-Seyler, HS. T, 178 (1882).
') Rymsza, Diss. Dorpat (1889). — Walko, AePP. 46, 181 (1901).
') D. F. Harris und W. Moodi, Journ. of physiol. 34, 32. — Biochemical Journ. 1,
365 (1906).
*) Zuerst wurde diese Paarung beim Phenol von Bau mann und Herter, HS. 1,
247 (1877) und BB. 9, 1389 (1876) beobachtet, welche zeigten, daß dieses als phenoläther-
schwefelsaures Kali CjHj • O • SOj • OK den Organismus verläßt.
1Q4: Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Die Bildung von Glykosiden bei der Paanuig im Organismus macht den
Paarling schwer diosmierbar, da das Glykosid nur sehr schwer in Zellen ein-
treten kann. Es bildet sich ein im Oi-ganismus durch die in ihm enthaltenen
Fermente nicht spaltbares /^-Glykosid.
Durch die Paarmig wird der Paarung so verändert, daß das Paarungs-
produkt die Oberflächenspannung des Wassers nicht mehr beeinflußt, der Paar-
ling somit seine Oberflächenaktivität verliert.
Benzoesäure erniedrigt die Oberflächenspannxmg des Wassers sehr wesent-
lich, während Hippursäure sie nicht beeinflußt. GlykokoU beeinflußt sie kaum.
Menthol setzt die Oberflächenspannmig des Wassers sehr stark herab, Menthol-
glykuronsäure viel schwächer, noch geringer ist die Wirkung der Salze der
Mentholglykuronsäure.
Phenolsulfosäure erniedrigt viel weniger die Oberflächenspannung des
Wassers als Phenol.
Auch durch Oxydation des Phenols wird ein Reaktionsprodukt geschaffen,
welches die Oberflächenspaimung des Wassers wenig verändert. Breuzcatechin
imd Hydrochinon vermindern die Oberflächenspamimig des Wassers viel weni-
ger als Phenol ^).
Nicht alle Glykuronsäureverbindungen sind aber nach dem gewöhnhchen
Typus des /^-Glykosids gebaut. p-Dimethylaminobenzaldehyd wird z. B. vom
Kaninchen zu p-Dimethylaminobenzoesäure oxydiert und mit Glykiuronsäure
verbimden ausgeschieden. Diese Glykuronsäure reduziert im Gegensatze zu
den sonstigen gepaarten Glykuronsänren Fehlingsche Lösung. Sie ist wahr-
scheirdich nach folgendem esterartigen Typus gebaut:
OH ' °
J^^3> jj . C5H4 • CO • CH . CH(OH) • CH(OH) ■ CH • CH(OH) • COOH .
Primäre und sekundäre Alkohole werden, wemi sie nicht der Oxydation
anheimfallen, partiell mit Glykuronsäure gepaart, aber diese Synthese geht
beim Hunde viel schwächer vor sich als beim Kaninchen.
Man unterscheidet zwei Klassen von Glykuronsäureverbindungen : Die gluco-
sidischen und die Esterglucuronsäuren. Ersterer kommt höchstwahrscheinlich
die Konstitution cg . qr
HCOH
i
HOCH
HC
I
HCOH
I
COOH
der Esterklasse vielleicht z. B. der Benzoeglucuronsäure die Konstitution
CH
COOH
») L. Berczeller, BZ. 84, 75 (1917).
Synthesen im Organismus. Jg5
ZU. Zu letzterer Klasse gehört Dimethylaminobenzoeglucuronsäure, vielleicht
auch Salicylglykuronsäure, vielleicht auch die Mercaptursäureglykuronsäure.
Sie reduzieren Fehlingsche Lösung ohne Säurespaltung.
Trimethyläthylen (Pental) und Octylen (Caprilen) werden im Organismiis
so verändert, daß sie unter Lösung der doppelten Bindung, also Reduktion
und Aufnahme von Wasser, in die entsprechenden Alkohole, also zugleich
Oxydation übergehen imd sich dami paaren i). Alle tertiären Alkohole paaren
sich mit Glykuron säuren, während verschiedene primäre und sekimdäre, ein-
und zweiwertige Alkohole nicht imstande sind, die Glykuronsäurepaarung ein-
zugehen. Tertiäre Alkohole werden aber nur von Kaninchen, nicht aber vom
Himd oder Menschen gepaart. Tiere, welche die tertiären Alkohole nicht an
Glykuronsäiure bmden, scheiden diese vollständig durch die Atmung aus^).
Die Chloralose wird durch den Hund im Harn teils als solche, teils in
der Form einer neuen Glykuronsäureverbindmig, der nicht krystallisierbaren
Chloraloseglykuronsäure, ausgeschieden. Die Bildung dieser Säure spricht
nicht zugunsten der Hypothese von Sundwik und Emil Fischer über den
Mechanismus der Ghiciuronsäurepaarung. Die Chloralose spaltet sich im
Organismus nicht in Chloral und Glucose, die phj^siologische Wirkung des
Körpers kommt daher ihm selbst zu ; sie ist nicht dem in seinem Molekül ent-
haltenen Chloral zuzuschreiben, eine Folgerung, welche sich bereits aus der
physiologischen Untersuchung der Chloralose ergibt^).
Aber nur ein Teil der verfütterten paarungsfähigen Substanzen paart sich
wirklich mit Schwefelsäure und Glykuronsäure. Je giftiger die Substanz ist, desto
mehr wird durch Paarung entgiftet und aus dem Organismus weggeschafft. So
beobachtete G. A. Pari bei Verfüttenmg der isomeren Campher, daß der
1-Campher, welcher unter den drei Isomeren der giftigste ist, mehr als die
beiden anderen sich mit Glykuronsäure paart und in dieser migiftigen Verbindung
weggeschafft wird.
Die o-Verbindungen verhalten sich den sjmthetischen Prozessen im Orga-
nismus gegenüber bemerkenswert verschieden.
Bei Verfütterung von Racemkörpern werden diese vor der Paarung mit
Glykuronsäiu-e in ihre optisch-aktiven Komponenten gespalten. Nur Methyl-
äthylpropylcarbinol paart sich, ohne gespalten zu werden*).
Es kami auch der Fall eintreten, daß eine Gruppe im Organismus zu
Carboxyl oxydiert wird mid doch die gebildete Carbonsäure, wemi ein freies
Hydroxyl vorhanden, die Schwefelsäurepaarung emgeht.
OTT •■
VaniUin z. B. H3C ■ O ■ C5H3<j-,jj„ erscheint im Harn zum Teil als Äther-
TTOOP
schwefelsäiu-e der Vanillinsäure g- (^Q>CjH3 • O • SO3H 5). Es wird nämlich
im Organismus VaniUin zur Vanillinsäure oxydiert und die letztere zum Teil mit
Schwefelsäure, zum Teil mit Glykuronsäure gepaart, \and zwar als Glykuro-
vaniUinsäure
COOH
O
ausgeschieden *) .
OH
0-CH — C — c— C— C — COOH
H ÖhH H
•) Otto Neubauer, AePP. 46, 149 (1901).
^) J.Pohl, AePP. Supplement 1908, Sclimiedeberg-Festsclirift 427.
') Tiffeneau, C. r. 160, 38 (1915). *) A. Magnus - Le vy, BZ. 3, 319 (1907).
*) Preuße, HS. 4, 209 (1880). «) Y. Kotake, HS. 45, 320 (1905).
] 86 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Alle Substanzen, -welche im Organismus zu Benzoesäure oxydiert
werden, paaren sich mit Aminoessigsäure, dem Glykokoll, zu Hippursäure
CjHg • CO • NH • CH2 • COOH . Diese Paanmg ist zugleich eine Entgiftung. So
Cl
ist z. B. p-Chlorhippursäure [ ] irm ein \delfaches weniger giftig
CI v
CO • NH • CH, ■ COOH
als p-Chlorbenzoesäure I I '■).
COOH
Phenylessigsäure paart sich beim Menschen zu Phenj'lacetylglutamin und
Phenj'lacetylglutaminharnstoff^). Die Darmfäulnis vnid durch Einnahme von
Phenylessigsäure stark herabgesetzt. Unabhängig von der Höhe der Dosis wird
aUemal etwa 50% der Säure durch Verbindung mit Glutamin entgiftet^).
Phenylessigsäure wird beim Affen ebenso wie bei den niederen Tieren in
Verbindmig mit GlykokoU ausgeschieden (Phenacetursäure), während sie beim
Menschen an Glutaminsäure gebunden im Harn erscheint. p-Oxybenzoesävire
wird beim Affen zu 50 — 60% als freie Säure im Harn gefunden, bei niederen
Tieren ist es nach älteren Versuchen ebenso, während beim Menschen ein Teil au
GlykokoU gebmiden wird. Einen analogen Unterschied zeigt das Verhalten der
p-Oxyphenylessigsäure. Sie paart sich zum Teil bei Tieren, während beim Men-
schen p-Oxyphenylessigsäure im Harn ausschheßlieh als freie Säure erscheint*).
Neben diesen drei Paarungen mit Säuren (Schwefelsäure, Glj'kuronsäure,
Aminoessigsäure) soll auch noch eine Paarung mit Phosphorsäure auf-
treten, die jedoch nicht sicher festgestellt ist.
Eine weitere Synthese ist die Anlagerung einer Sulfhydrj-lgruppe zur Ent-
giftxmg bei den Cyanderivaten. Es werden sowohl die Blausäure selbst, als
auch die Nitrile in Rhodanderivate übergeführt^). Der Organismus bedient
sich hierzu der im Eiweiß (Cj-stingruppe) vorhandenen SuLfhydrylgruppe.
Acetylierungen, Methylierungen.
Im Organismus verlaufen noch andere Sjaithesen. So tritt in mehreren
Fällen eine AcetyUerung auf: wenn man Halogenbenzol, z. B. Brombenzol
Br • CgHg an Hunde verfüttert, so findet man im Harn eine mit Halogenphenyl-
mercaptursäure gepaarte Glykuronsäure, z. B. Bromphenylmercaptursäure, d. i.
Bromphenylacetylcystein ^).
CHj • S • CqH^ ■ B4
H • C ■ NH ■ CO ■ CH3
COOH
Ein zweiter Fall ist das Auftreten der m-Acetylaminobenzoesäure, die
nach Verfüttenmg von m-Nitrobenzaldehyd nach der Untersuchung von
R. Cohn') entsteht.
Aus m-Nitrobenzaldehyd, p-Nitrobenzaldehyd, p-Aminobenzaldehyd und
p-Aminobenzoesäure erhält man beim Kaninchen m-Acetylaminobenzoesäure,
1) H. Hildebrandt, HB. 3, 370 (1903).
») H. Thierfelder und C. P. Sherwin, HB. 41, 2630 (1914).
') Carl P. Sherwin, Max Wolf imd William Wolf, Joum. of biol. ehem. 37, 113
(1918). *) Carl P. Sherwin, Joum. of biol. ehem. 36, 309 (1918).
S) AePP. 34, 247, 280.
«) E. Baumann und Preuße, HS. 5, 309 (1881). — BB. 12, 806 (1879).
') HS. n, 285 (1893) und 18, 132 (1894).
Synthesen im Organismus, 187
bzw. aus den drei letzteren p-Acetylaminobenzoesäure. Sehr erheblich war die
Ausbeute bei dem Versuche mit p-Aminobenzaldehyd und p-Aminobenzoesäure*)
Die Acetylienmg im Organismus sprechen F. Knoop und E. Kerteß^)
für einen Prozeß an, bei dem Brenztraubensäure beteihgt ist.
F. Knoop und E. Kerteß haben eine Aminierung und zugleich Acety-
lierung bei Verfütterung von j'-Phenyl-a-aminobuttersäure beobachtet. Es
wurden von der Säure 56% nicht wiedergefunden, 20% wurden acetyliert, 11%
unverändert ausgeschieden, 12% zur a-Ketosäure oxydiert, von denen 6,5% zur
Oxysäure reduziert, 5.5% weiter zu Benzoesäure abgebaut waren. Verfüttert man
die Ketosäure, so erhält man sowohl die d-Oxysäure als auch die Acetylamino-
sävire. Die Acetylierung wird im Organismus durch Verabreichung essigsaurer
Salze erhöht. Acetessigsäure und Brenztraubensäure steigern die Acetylierungs-
vorgänge; es erschemt deshalb wahrscheinlich, daß tatsächlich Brenztrauben-
säure und Acetessigsäure im Organismus über Essigsäure abgebaut werden^).
Eine Acetylierung einer optisch-aktiven Komponente beobachtete H. D.
Da ki n. Nach der Verabfolgung großer Mengen inaktiven p-Methylphenylalanins
ließ sich aus dem Hani eines Alkaptonurikers in geringer Menge d-Acetyl-p-me-
thylphenylalanin isolieren, während normale Individuen es völlig verbrennen^).
Wir kennen auch mehrere Fälle der Anlagerung der Methylgruppe im
Organismus. Der eine ist das von F. Hofmeister beobachtete Auftreten von
Tellurmethyl nach Verfütterung von telluriger Säiu-e^). eine Beobachtung,
die aber nur durch den Geruch, nicht aber durch die Analyse gemacht wurde.
Namentlich die drüsigen Organe, insbesondere die Hoden, vermögen viel
Tellurmethyl zu bilden. Seleiu'ge Säure gibt in gleicher Weise Selenmethyl.
Der zweite Fall ist das Auftreten von Methylpyridylammoniumhydroxyd
OH • CHj • NC5H5 nach Verfüttern von Pyridin an Hunde*). Pyridin wird vom
Hunde methyhert, nicht aber vom Kaninchen'), hingegen aber vom Huhne ^).
Nicotiasäure geht beim Hund durch Methyherung und Betainbildung in
Trigonellin über. Trigonellin wird von Kaninchen und von Katzen unverändert
im Harn ausgeschieden.
H. Hilde brandt') beobachtete eine weitere Methylierung im Tierkörper.
Kondensationsprodukte von Piperidin mit Phenolen und Formaldehyd sind
neue Basen, die dadiu-ch charakterisiert sind, daß das Phenolhydroxyl nicht
in die Reaktion eintritt. Im Organismus des Kaninchens gehen diese Verbin-
dmigen Paarungen mit Glykuronsäure ein, bei gleichzeitiger Methylierung am
N des Piperidinringes. Die nach Einführung des Kondensationsproduktes aus
Piperidin, Thymol luid Formaldehyd im Organismus erzeugte Verbiiidimg fällt
aus dem Harne krystallinisch aus.
C O/H
HC^^C • C,H,
i(oh)
c
CH
[CH • OH]i
CO
(ho)?
I CH2 CH2
CH,
») A. EUinger und M. Hensel, HS. 91, 21 (1914). ^) HS. II, 252 (1911).
^) Marie Hensel, HS. 93, 401 (1915). ■*) Journ. of biol. ehem. 9, 151 (1911).
^) AePP. 33, 198(1894). «) W. His, AePP. 33, 253 und R. Cohn, HS. 18. 116 (1894).
') HS. 59, 32 (1909). ^) HS. 63, 118 (1909). ») AePP. 44, 278 (1900).
188
Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Die Aldehydgrnppe der Glykuronsäure paart sich mit dem in p-Stellung
befindlichen Phenolhydi'oxyl, ferner addiert sich Methylalkohol an den tertiären
Stickstoff, und die dabei entstehende quaternäre Ammoniumhydroxydbase
spaltet mit der Carbosylgruppe der Glykuronsäiire Wasser ab.
Bei der Spaltung mit Mineralsäure bildet sich das Ammoniumhydroxydsalz
der Säure, z. B. Salzsäure, in welchem beim Behandeln mit Alkahen unter Ab-
spaltung von Säure eine chinonartige Bindung zwischen dem tertiären Stickstoff
und dem Phenolsauerstoff stattfindet.
HcAc • C3H,
H3C • Cl^CH
C
O H
Cl
CHo CHo
CH,
Glykocyamin (Guanidinessigsäure) geht im Kaninchenorganismus durch
Methyherung in Kreatin über^). Im Organismus des Himdes tritt diese Synthese
nicht ein.
Zu erwähnen ist noch die (wahrscheinliche) Methyherung des Qiinins nach
seiner Oxydatiol^ im Organismus ^).
J. Pohl beobachtete Methylierung oder Athylierung nach Aufnahme von
Thiohariistoffs) SC<^2 ^g ^j-^ j^ ^[^j. Expirationsluft Methyl- oder Äthyl-
sulfid ^gä>s^
P TT
p,-jj°>S auf (wahrscheinlich letzteres).
Dimethylthiohamstoff und Thiosinamin erzeugen die gleiche Erscheimmg,
hingegen nicht Thiocarbazid.
Im Hundeharn fanden C. Neuberg und Großer*) Diäthylmethylsul-
finiumhydroxyd (02115)28(0113) • OH, deren Entstehung in der Weise erklärt
wird, daß das bei der Cystinfäulnis entstehende Äthylsulfid durch Methylierung
entgiftet wird, wobei es in die Schwefelbase übergeht.
Entmethylierungen werden häufig im Organismus beobachtet. So
entstehen aus Trimethylxanthin entmethylierte Xanthiiie, aber diese Ent-
methylierung hat ihre Grenzen, denn bei Verfüttcrung von mehr zu entmethy-
lierender Substanz wird ein Teil luiverändert im Harn gefunden. Methylierte
Purinbasen werden anscheinend nicht weiter als bis zu den Monomethylderivaten
abgebaut, da nach Trimethylxanthinfütterung keiner der Beobachter im Harne
Xanthin finden konnte. 1.7-Dimethylamino-8-aminoxanthin spaltet eine Me-
thylgruppe in der Stellung 1 beim Passieren des menschlichen Organismus ab,
so daß 7-Methylamino-8-aminoxanthin resultiert^). Der Ort der Entmethy-
1) M. Jaffö, HS. 48, 430 (1903). ^j Adolf Merkel, AePP. 4T, 165 (1902).
3) AePP. 51, 341 (1904). *) Zentralbl. f. Physiol. 19, 316.
5) Forsohbach und S. Weber, AePP. 56, 186 (1907).
Synthesen im Organismus. 189
lierung ist beim Hund und beim Kaninchen verschieden, beim Kaninchen
findet man nach Coffeingaben im Harne 1.7-Dimethyl-2.6-dioxypurin und
1 Methyl- sowie 7-Methyl-2.6-dioxypiirin, beim Hund ist es umgekehrt. Es
entsteht Theophyllin 1.3-i)imethyl-2.6-dioxypurin und 3-Methyl-2.6-dioxypurin,
so daß die 7-Methylgruppe am meisten angreifbar ist. Entmethylienmgen be-
obachtete man beim Dimethylaminotoluidin und Benzbetain, sowie Dimethyl-
amiuobenzaldehyd, welches in Monomethylaminobenzoesäiure übergehen kann.
Pyramidon wird ebenfalls im Organismus entmethyliert, und zwar derart, daß
ihm die drei an den beiden N-Atomen befindlichen Methylgruppen entzogen
werden, während die mit Kohlenstoff verbundene intakt bleibt. Toluol geht
m Benzoesäure über.
Nach Darreichung von Mono- oder Dimethyldibrom-o-toluidin an Kanin-
chen erfolgt eine vollständige Entmethyherimg an der Aminogruppe^).
Wir müssen verschiedene Arten der EntmethyHerung unterscheiden. Am
besten studiert ist die EntmethyHerung von Methyl am Stickstoff. Eine weitere
Entmethyhermig wird beobachtet, wenn die Methylgruppe direkt am Kohlen-
stoff befestigt ist. Bei aromatischen Substanzen wird sie hierbei zur Carboxyl-
gruppe oxydiert und eventuell diese abgespalten. Ferner kennen wir eine
Entmethyliermig von der Sauerstoffbindmig, wo Methylgruppen abgespalten
werden wie bei der EntmethyHerung von Guajacol zu Brenzcatechin.
Der Organismus wandelt durch diese verschiedenartigen Synthesen, durch
Oxydationen mid Reduktionen in erster Lhüe, giftige Substanzen in weniger
giftige bzw. in leichter ausscheidbare (mehr harufähige), doch verhalten sich
die verschiedenen Gruppen von Körpern in bezug auf die Paarvmg und Oxyda-
tion, wie wir schon teilweise gesehen haben, verschieden. Die Phenole, die dem
Organismus zugeführt werden, oder im Organismus entstanden sind, paaren
sich in erster Linie mit Schwefelsäure mid erst in zweiter Linie mit Glykuron-
säure, wie überhaupt die Paarungen mit Schwefelsäure die häufigeren und
wichtigeren sind-). Stoffe, welche Paarungen emgehen, sind stets giftig und
es ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben des tierischen Organismus, diese
Stoffe möghchst rasch in die ganz oder wenigstens verhältnismäßig indifferen-
ten Paarungen mit GlykokoU, Schwefelwasserstoff, Schwefelsäure und Gly-
kuronsäure zu überführen. Nichtgiftige Stoffe paaren sich fast gar nicht.
So konnte Likhatscheff zeigen, daß die fast luigiftige Homogentisinsäxire
OH (1)
CeHj^OH (4)
CHj-COOH (5)
als solche im Harne erscheint und sich im Organismus nicht mit Schwefel-
säure verbindet. Hingegen verbindet sich die giftige Gentisinsäure ^)
OH (1)
CgHj^OH (4)
COOH (5)
zum Teil mit Schwefelsäure, ein anderer Teil wird unverändert ausgeschieden.
Das stark giftige Hydrochinon wird bei kleineren Mengen nicht als solches
ausgeschieden, sondern nur in Form von Ätherschwefelsäuren. Giepaarte
1) H. Hildebrandt, AePP. 65, 80 (1911).
2) S. auch O.Neubauer, AePP. 46, 133 (1901); HS. 33, 579 (1901).
=) HS. 31, 422 (189&— 1896).
190 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Verbindungen mit Glykuronsäure liefern Aldehyde, Alkohole, Ketone, fette
und aromatische Kohlenwasserstoffe und Phenole. Aldehyde und Ketone
werden zuerst reduziert bzw. oxydiert, Kohlenwasserstoffe zu Alkoholeu
oxydiert, und die gebildeten Alkohole gehen mit Zucker glykosidartige Ver-
bindungen ein, welche dann weiter zu gepaarter Glykuronsäure oxydiert werden
und so zur Ausscheidung gelangen. Von den aliphatischen Alkoholen gehen
weder Methyl- noch Äthylalkohol solche Verbindungen ein, auch Aceton nicht,
denn sie sind so flüchtig und so leicht oxydabel, daß sie sich diesen Umsetzungen
entziehen kömien^).
Dichloraceton geht in Dichlorisopropylalkohol über imd paart sich zu
Dichlorisopropylglykuronsäui'e^). Acetessigäther CHg • CO • CH^ • COO • CgHj,
welcher sich in Aceton, Alkohol und Kohlensäure zerlegt, gibt kleine Mengen
von Isopropylglykiu-onsäure, Acetophenon CH3 • CO • CgHj , welches nach
M. Nencki der Hauptmenge nach in Benzoesäiu-e übergeht, gibt bei Ver-
fütterung im Harn eine kleine Menge einer Glykuronsäureverbmdung. Es
paaren sich überhaupt mit Glykiu-onsäure folgende Substanzen: Chloral, Tri-
chloräthylalkohol, Butylchloral, Chloroform. (Nach der Chlorofornmarkose
tritt im Ham eine reduzierende, nicht flüchtige, chlorhaltige Säure auf, mög-
licherweise eine Glykuronsäure Verbindung des Trichlormethylalkohols.) Euxan-
thon^), Benzol, Nitrobenzol, Phenol, Resorcin, Hydrochinon, Brombenzol,
Campher«), o-Nitrotoluol»), Phenethol«) C^Hs • 0 • C2H5, Anisol CgHs • 0 • CH3,
Oxychinolin'), Carbost3rtil, Dichlorbenzol, Xylol, Cumol, Terpentinöl, o-Nitro-
propiolsävne, Thymol*). (Letzteres nur beim Menschen, beim Hmide nicht.)
Clilorphenol, o-Nitrophenol, p-Nitrophenol, Kresol, Azobenzol, Hydrazo-
benzol, Anilin, Indol, Indoxyl, Skatoxyl'), Kairin, Menthol^"), Bomeol"")
p - Oxyphenethol C^Hj ■ qj^^ = * ' gibt Chinaethonsäurei^). C'jHi<p ^ ^ ()
NaphthoP^), Naphthahn^^), femer tertiäre Alkohole^«), tertiärer Butylalkohol
und tertiärer Amylalkohol, Pinakon (teriäres Hexylenglykol). Nach Paul
Mayer^^) paart sich Morjihin mit Glykuronsäure. Ebenso wird Fenchon^'),
Carvon^'), Pinen, Phellandren, Sabinen^^) gepaart.
Carvon mit doppelter Bindung im Kern erfährt im Organismus ebenso
wie die carbonylhaltigen Campherarten eine Oxydation zum Zweck der Paarimg
mit Glykuronsäure. Außerdem wird ein Methyl zu Carboxyl oxydiert.
Thujon unterliegt einer Hydratation und teilweisen Oxydation eines
Methyls^^) zu Carboxyl und dann erfolgt Paariuig mit Glykuronsäure. Thujon
wird nicht, wie Hildebrand angab, zu Oxythujon oxydiert, sondern es
') Ausfülirliehes über die gepaarten Glykuronsäuren siehe bei C. Ne uberg: Der Harn,
Bd. I, 437—460. Berlin 1911 bei J. Springer.
=) Sundvvik, Akademisk afhandling Helsingfors 1886. 3) BB. 19, 2918 (1886).
«) Wird vorerst zu Camphenol oxydiert, HS. 3, 422 (1879).
^) Dieses geht in o-Nitrobenzylalkohol vorerst über, HS. 3, 47 (1878).
') HS. 4, 296 (1880); 13, 181 (1889).
') HS. 38, 439 (1899). '') HS. 16, 514 (1892).
») AePP. 14, 288, 379. —HS. 7, 403 (1882); 8, 79 (1883—1884); 13, 130 (1888).
1«) AePP. IT, 369. — HB. 1, 304 (1902). — HS. 34, 1 (1901—1902).
") V. Lehmann, HS. 13, 181 (1889).
") M. V. Nencki und M. Lesnik, BB. 19, 1.534 (1886).
") M. Lesnik, AePP. 34, 167. — Edlefsen, Zeitschr. f. klin. Med. 1888, Beüage S. 90.
") Thierfelder und Mering, HS. 9, 511 (1885).
15) Berliner klm. Wochonschr. 1899, Nr. 27.
'*) Wird vorerst zu Oxyfenchon C]„HjgOj oxydiert. Kend. dell' Aocad. Lincei. [5j,
10, I, S. 244. 1') Wird vorerst zu Oxycarvon oxydiert, HS. 30, 441 (1900).
18) HS. 33, 579 (1901). ") HS. 33, 579 (1901); 36, 453 (1902).
Synthesen im Organismus. 191
entsteht Cymol. Camphen CioHjg geht iu Camphenglykol HO • C^gH^^ ■ OH
über, das sich dann paart ^). Santalol paart sich mit Glykuionsänre, aber erst
nach erheblicher VerUeinerung des Moleküls^).
Die hydroaromatischen Kohlenwasserstoffe werden durch einfache Oxyda-
tion hydroxyhert.
Bei den ungesättigten Menthen, Sabinen, Pinen und Nopinen wird die
Doppelbindvmg nicht angegriffen, die entsprechenden gepaarten Säuren sind
noch ungesättigt. Menthen wird entweder in Menthenol-2 oder 6, Sabinen in
Sabinenol-3 oder 5, Pinen vielleicht in Pinenol-3 und Nopinen etwa in Xopinenol-2
oder 3 verwandelt. Das gesättigte Camphan wird zu Bomeol \md nicht zu
/S-Bomeol oxydiert. Alkohole dieser Reihe gehen die Paarung primär mi ver-
ändert ein. Die sekundären Alkohole Dihj'drocarveol, Thujylalkohol, Sabinol,
a-Santenol, Fenchyl- bzw. Isofenchylalkohol und Camphenilol, die tertiären
/?-Santenol imd Camphenhydrat imd das zweiwertige Terpin hefem entsprechende
Glykuronsäuren. Durch sekundäre Prozesse können aber andere gepaarte
Glykuronsäuren entstehen. So beim Thujylalkohol, welcher diu-ch Hydratation
in p-Menthandiol-2.4 verwandelt wird. Das Keton Camphenilon wird durch
Reduktion hydroxyliert.
Im Gegensatz zu Campher und Bomeol, wird bei Camphenilon, Camphenilol
und Santenon die d-Komponente des Paarlings in größerem Umfange an Glykuron-
säure gepaart, als die entsprechende optische Antipode^).
Die Fähigkeit im Organismus sich mit Glykuronsäure zu paaren, ist allen
tertiären Alkoholen gemeinsam. Verschiedene primäre und sekimdäre, ein-
imd zweiwertige Alkohole sind nicht imstande, die Paarung mit Glykuronsäure
einzugehen. Xach den Untersuchungen von M. Xencki*) werden die aro-
matischen Oxyketone, wie: Gallacetophenon, Resacetophenon und p-Oxj--
propiophenon, nicht wie Acetophenon zur Carbonsäure oxydiert, sondern sie
paaren sich mit Schwefelsäure oder Glykuronsäure. Sobald ein aromatisches
Keton freies Hydroxyl enthält, wodurch die MögUchkeit einer Paarmig mit
Schwefelsäure oder Glykuronsäure gegeben ist, findet eine Oxydation der
in ihm enthaltenen Seitenketteu im tierischen Körper nicht statt. Diese Oxy-
dation ist die Entgiftung durch Bildung saurer Gruppen in der Substanz selbst,
welche häufig unterbleibt, sobald eine Möglichkeit der Paarung vorhanden
ist. Gleichwie Oxyketone werden voraussichtlich auch ihre Ester vom Tier-
körper ausgeschieden.
Ist noch ein Hydroxyl frei, wie z. B. im Paeonol CH3 • CO • CeHsCOH) • OCH3
(Methylresacetophenon), dann findet nur einfache Paanmg mit Schwefelsäure
imd Glykuronsäure statt.
Sind aber alle Hydroxylwasserstoffe durch Alkyle ersetzt, so dürfte nach
M. Nencki eine Hydroxyhenmg im Benzolkem der Paanmg mit Schwefel-
säure resp. mit Glykuronsäure vorausgehen, denn die Oxydation der Ather-
alkyle ist im Organismus äußerst schvrierig. So ^ird nach A. Kossel^) Phene-
thol C2H5 • O • CßHj zu p-OxjT)henethol, dem Äthyläther des Hydrochinons,
oxydiert und liefert dann durch Paarung mit Glykuronsäure die Chinäthon-
säure Ci4Hj809 .
Die Anwesenheit freier Hydroxyle disponiert zur Paarung ungemein, so
paaren sich Protocatechu-, Vanillin- und Isovanillinsäure, die freie Hydroxyle
haben und gehen als Äthersäuren in den Harn über, und nur zum kleinsten
>) HS. 31, 189 (1902). 2) H. Hildebrandt, HS. 36, 453 (1902).
ä) Juho Hämäläinen, Skand. Arch. f. Phvsiol. 2T, 141 (1912).
*) BB. n, 2737 (1894). ») HS. 4, 296 (1880); 13, 181 (1889).
192 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Teil in unveränderter Form. Veratrinsäure CgH3(0CH3)2 • COOH dagegen
geht als solche in den Harn über, da ihre Hydroxyle veräthert sind. Auch
Methylsahcylsäure und Anissäure paaren sich aus gleichem Grunde nicht. Die
Aldehyde: Protocatechualdehyd, Vanillin und Isovanülin werden vollkommen
ziu- Carbonsäure oxydiert, Methylvanillin nur zum Teil und findet sich als
solches in kleinen Mengen im Harn wieder.
Salicylsäure paart sich zum Teil mit GlykokoU, während p-Oxybenzoesäure
sich mit Glykuronsäure paart^). Die SaUcylsäure wird größtenteils unverändert
ausgeschieden, ein TeU als Ätherschwefelsäure, als Salicylursäure und als Sahcyl-
glykuronsäure, schließlich auch als Oxj'salicylsäure, und zwar wahrscheüüich
als 1.2.5-Dioxj'benzoesäure-).
Nach Sack wird die Anüidmethylsahcylsäure in tägUcher Dosis von 5 bis
10 g von einem Hmide sehr gut vertragen, und verläßt zum Teile als gepaarte
Schwefelsäiure den Organismus. a-Oxyuvitinsäure wird aus dem Organismus
unverändert ausgeschieden. In Tagesdosen von 4 g wird sie auch vom Hunde
gut vertragen und zeigt vorzügliche diuretische Eigenschaften. Der Äthyläther
wird aus dem Organismus als A-Oxyuvitinsäm-e ausgeschieden.
Während alle Phenole und Dioxybenzole sowie die Homologen im Organis-
mus sich ähnlich wie Phenol selbst verhalten, indem sie gepaarte Verbmdungen
eingehen, verlieren sie diesen Charakter, wenn Wasserstoffatome des Benzol-
kerns durch Atomgruppen ersetzt werden, die die Verbindung in eine Säure
verwandeln. Keine der aromatischen Oxysäuren, die auf diese Weise entstehen,
gibt eine wesentliche Vermehrung der gepaarten Schwefelsäure im Harn. Weder
Salicylsäure noch Tamiin oder Gallussäure geben eine wesentliche Vermehrung
der gepaarten Sulfate. Wenn man den sauren Rest in einen Äther oder in ein
Amid verwandelt, so haben sie wieder die Fähigkeit, im Tierkörper in Äther-
schwefelsäuren überzugehen. Die von E. Bau mann und Herter ausgeführten
Fütterungsversuche mit Salicylamid CgH4<p„ .^^^1 ' ' und SaUcylsäure-
OH {\\ ' 2 \^)
methylester CjH4<^qq ^^ J.-,; (Gaultheriaöl) gaben dieser Theorie ent-
sprechende Resultate^). Die Überführmig von Substanzen in ätherartige Ver-
bindungen mit Säuren schützt die Körper vor der Oxydation und auch den
Organismus vor der Emwirkung. Man sieht dies gut an dem Beispiel der Äther-
schwefelsäure ^OC2H5
Diese geht beim Hund unverändert in den Harn über und macht hier keine
Vermehrung der nichtgepaarten Schwefelsäure, woraus zu erschHeßen ist, daß
die Alkylgnippe diu-ch den Schwefelsäurerest völlig vor Oxydation geschützt ist.
Schwefelhaltige Säiuren der fetten Reihe, in denen der Schwefel mit einem
oder zwei Sauerstoffatomen zusammenhängt, werden im Organismus nicht
verändert; hängt der Schwefel mit beiden Affinitäten am Sauerstoff, wie bei
den eigentlichen Äthersäuren, so verändert sich die Substanz beim Dm'chgang
durch den Organismus nicht. Hängt der Schwefel aber mit einer Valenz am
Kohlenstoff, so ist für das Verhalten von Einfluß, ob der Kohlenstoffkem eine
Hydroxylgruppe enthält oder nicht. Im ersteren Falle wird die Verbindimg leicht
oxydiert, im letzteren nicht oder nur spurenweise. Ersetzt man eine Hydroxyl-
gruppe durch eine Ammogruppe oder durch die Gruppe NHj'CO'NHg, so
wird die Substanz wieder resistent und passiert den Organismus unverändert*).
») H. Hildebrandt, HS. 43, 249 (1904—1905).
2) C. Neuberg, Berliner klin. Wochenschr. 1911, Nr. 18. =) HS. 1, 255 (1877).
*) E. Salkowski, Virchows Arch. 66, 315.
Synthesen im Organismus. J93
SO OTT
Sulfoessigsäure CH2<j^q^jj wird im Organismus nicht gespalten^), was
zeigt, daß auch die Säuren durch Einführung von Schwefelsäure vor Oxydation
geschützt werden.
o-Oxychinolin paart sich nach E. Rost mit Schwefelsäure, nach Brahm
auch mit Glykuronsäure. Carbostyril (a-OxychinoIin), welches in größeren
Dosen curareähulich wirkt, paart sich mit Schwefelsäure und Glykuronsäure.
Kynurin ()'-Oxychinohn) geht aber in eine komplizierte schwefelhaltige Ver-
bindung über, welche nach Kochen mit Säure reduziert-).
Benzoesäure paart sich mit Glykokoll zu Hippursäure^).
GlykokoU Benzoesäure Hippursäure Wasser
CHj ■ NHHHO| • CO • C.Hs CHa • NH • CO • CgHs
I '"^F = I +H2O
COOH COOH
Ebenso verhalten sich Salicylsäure*), p-Oxj'benzoesäure^), Toluylsäure
CH3 • CgH4 • COOH , Nitrobenzoesäure^), Chlorbenzoesäure, Anissäure
CHjO-CgH^-COOH, Mesitylensäure (CHa)^ • CrHs • COOH«). Die so ge-
bildeten Produkte werden z. B. Salicylursäm-e, p-Oxybenzursäure, Tolursäure
usw. benannt. Die zweifach und dreifach substituierten Benzolabkömmlinge
haben ein solches Verhalten wie die einfach substituierten. Es wird nur der
eine Rest zur Carboxylgruppe oxydiert, während die anderen Reste der Oxy-
dation völlig entgehen. Wie erwähnt, entsteht aus Toluol im Organismus
Benzoesäure, die mit Glykokoll gepaart als Hippm-säure den Organismus ver-
läßt. XyloF) wird zu Toluylsäure CH3 • CgH^ • COOH, Mesitylen CgHa • {CH3)3
wird zu Mesitj'lensäure C5H3(CH3)2 • COOH oxydiert^). Die Toluylsäuren
gehen in die der Hippursäure entsprechenden Glykokollverbindungen, die
Tolursäuren (CH3 • C5H4 • CO • NH • CHj • COOH) über«). Cuminsäure wird zu
Cuminursäure CaH« • CgH^ • CO • NH • CHg • COOHi"), Phenylessigsäure zu Phen-
acetursäure CgHj • CH, • CO • NH • CHj • COOH"). Doch geht immer nur
ein Teil dieser Säuren die Paarung em, während ein Teil den Organismus un-
verändert verläßt.
Beim Hunde wird Nicotinsäure zum Teil an Glykokoll gebunden, also
Übergang zur Nicotinursäure, ein anderer Teil geht durch MethyHerung und
Betainbildung in TrigoneUiu über
■ CO /NCOOH
N— O N N
I
CH3
Nach Eingabe von Phenylessigsäure erscheint bei Hunden und Kaninchen
PhenacetursäureimHarni^). Hühner scheiden Phenylessigsäure als Phenacetomi-
thursäure aus^*). Beim Menschen tritt nach Eingabe von Phenylessigsäure
Phenylacetylglutamin auf. Daneben tritt Phenylacetylglutaminharnstoff auf**).
1) HS. IT, 5 (1893). 2) HS. 30, 552 (1900).
^) Borcis, Ure Berzelius Jaliresber. 83, 567.
*) Bertagnini, Liebigs Aim. 9T, 248. — E. Bau mann und Herter, HS. I, 253
(1877). 6) BB y_ 1673 (I874). 6) AePP. I, 420. ') Dubois' Arch. 1867, 349.
«) AePP. 1, 423. ä) Dubois' Arch. 186T, 352. ">) BB. 5, 749 (1872).
") HS. r, 162 (1882); 9, 229 (1885). — BB. 13, 1512 (1879).
") D. Ackermann, Zeitschr. f. Biol. 59, 17 (1912).
") E. und H. Salkowski, BB. 13, 653 (1879). — HS. 7, 161 (1882/83).
») Totani, HS. 68, 75 (1910).
") H. Thierfelder und C. P. Sherwin, BB. 4T, 2630 (1914)]
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 13
194 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
p-Nitrophenylessigsäure verläßt den Hani des Menschen zu 68% in freiem
Zustand und gibt keinerlei Verbindung, während beim Hund der größte Teil
frei, ein kleinerer Teil mit Glykokoll verbunden als p-Nitrophenacetm-säure er-
scheint. Beim Huhn findet man einen kleinen Teil unverbmiden, den größten
Teil als p-Nitrophenacetornithursäure^).
p-Bromtoluol und o-Bromtoluol geben Brombenzoesäure resp. Brom-
hippursäure^). p-Chlortoluol hefert beim Verfüttern an Hunde p-Chlorhippur-
säure, ebenso gehen m- und o-Chlortoluol in die entsprechenden Hippursäuren
über (Oxydation der Methyl- zur Carboxylgruppe und Paarung mit Glykokoll),
das gleiche gilt für bromsubstituierte Toluole. Beim Kaninchen entstehen aus
chlorsubstituierten Toluolen lediglich die entsprechenden Benzoesäuren, von
den bromsubstituierten erhält man aus o-Bromtoluol vollständig o-Bromhippur-
säure, während m- und p-Bromtoluole nach Ox3'dation zu den entsprechenden
Benzoesäuren nur teilweise die Paarung eingehen^).
Außer der Benzoesäure und ihren Derivaten paaren sich noch andere
TTP OTT
Verbindungen mit Glykokoll, so wird Furfurol -gn" ''c CHO ' '^^l'^lißs große
O
Analogie mit dem Benzaldehyd hat, im Organismus zu Brenzschleimsäure
TTP^ OTT
Hc'' ''c-COOH oxydiert^). Diese paart sich zum größten Teil mit Glykokoll
O
analog der Hippursäure und nur ein kleiner Teil geht als Brenzschleimsäure
in den Harn über.
Die Kuppelung mit Glykokoll gehen fast nur Kerncarbonsäuren ein, außer
ihnen allein die Phenylessigsäure und die Phenyl- und Furoylacrylsäure.
Pyromycursäure (Brenzschleimsäureglykokoll)
HCl— iCH
HC\/C • CO ■ NH ■ CH2 ■ COOH
O
geht bei Hunden noch eine Verbindung mit Harnstoff ein^). Es entsteht also
aus Furfurol pyromycursaurer Harnstoff. Ähnlich verhält sich nach M. Jaff e
das fast ungiftige p-Nitrotoluol. Im Harne läßt sich p-Nitrobenzoesäure und
außerdem p-nitrohippursaurer Harnstoff nachweisen*). Bei Vögehi zeigt sich
ebenfalls ein ähnliches Verhalten, wie bei der Benzoesäure, indem Brenz-
schleimsäure mit Ornithin gepaart als Furfurornithursäure den Tierkörper
verläßt'). Auch Thiophenderivate zeigen ein gleiches Verhalten, das Schicksal
des Thiophens selbst im Organismus ist unentschieden^); a-Thiophensäure
C4H3S • COOH paart sich mit Glykokoll zu a-Thiophenursäure^). Thiophen-
aldehyd gibt Thiophenursäure C4H3S • CO • NH • CH2 • COOHi»). Pyrrol und
seine Derivate scheinen aber viel leichter einer Zerstörung im Organismus
anheimzufallen. Furfurol geht aber noch eine eigentümhche Synthese mit
Essigsäure em, die analog ist der Perkinschen Synthese der Zimtsäure aus
Benzaldehyd ; es bildet sich nämlich aus Furfurol und Essigsäure unter Wasser-
austritt Furfuracrylsäure C4H3O • CH : CH • COOH , die sich mit Glykokoll
paaren kami zur Furf uracrylursäure C4H3O • CH : CH • CO • HN • CHj • COOH ,
während die Zimtsäure selbst im Organismus zu Benzoesäure oxydiert wird.
1) Carl P. Sherwin und Max Helfand, Joum. of biol. ehem. 40, 17 (1919).
2) Preuße, HS. 5, 57 (1881). ') H. Hildebrandt, HB. 3, 365 (1903).
^) BB. 20, 2311 (1887). ') M. Jaffe und R. Cohn, BB. äO, 2311 (1887).
*) BB. T, 1673 (1874). ') BB. 21, 3461 (1888).
*) Arthur Heffter, Pflügers Areh. 39, 420.
') BB. 20, 2315 (1887); 21, 3458 (1888). 1°) R. Cohn, HS. IT, 281 (1893).
Uraminosäurensynthese. 195'
Die Zimtsäuresynthese im Organismus geht wie in vitro anscheinend in
zwei Stadien vor sich. Zuerst reagiert der Aldehyd mit der Essigsäure unter
Aldolkondensation und Bildmig von Phenylmilchsäure, welcher unter Ab-
spaltung von einem Jlolekül Wasser in Zimtsäure übergeht.
Benzaldehyd gibt beim Verfüttern im Gegensatz zum Furfurol sicher keine
Zimtsäure^).
Verfüttert man Furfurpropionsäure an Tiere, so erhält man als Haupt-
produkt des Abbaues ebenfalls Furfuracrylsäure, ein Teil wird als Pyromj'cm--
säure ausgeschieden^). Aber nach den Untersuchungen von Jaff e und R. Cohn
entsteht die Furfuracrylursäure im Maximum zu 1% des verfütterten Fur-
furols^). Die Furfurproi^ionsäure liefert hingegen 211/2% Furfuracrylursäure.
Das Furanrüigsystem ist im Organismus weit weniger beständig als das Benzol-
ringsystem.
Analog wie der Organismus nach Jaffes Entdeckung die ungesättigte
Furfuracrylsäure bildet, kann er auch, wie Tappeiner*) gezeigt, eine zweite
ungesättigte Verbindung bilden. Bei der Verfütterung von Chloralacetophenon
CCI3 • CH(OH) • CHj • CO • CgHg erhält man im Harne Trichloräthylidenaceto-
phenon CCI3 • CH : CH • CO • CgHs .
Das schwach giftige a-Picolin wird zu a-Pyridinursäm'e, d. h. zm- GlykokoU-
verbindung der a-Pyridincarbonsäure beim Kaninchen ^), beim Hunde aber
nicht. Hier ist kein bestimmtes Umwandlungsprodukt zu fassen. «-Picohn
macht bei Kaninchen langsam Nephritis und später Krämpfe, Hunde erbrechen
allmählich (auf 3.6 g), Frösche und Tauben werden gelähmt.
cc-Naphthoesäiu'e wird unverändert ausgeschieden. /?-Naphthoesäure geht
zum Teil beim Kaninchen unverändert durch den Organismus hindm-ch; ein
nicht unerheblicher Anteil paart sich mit Glj'kokoll und wird als /3-Naphthur-
säure ausgeschieden. Beim Hund ist es umgekehrt, die (Jt-Sämre geht die
Glykokollsynthese ein, die /?-Säure verläßt den Organismus unverändert*).
Uraminosäurensynthese.
m-Aminobenzoesäure liefert nach E. Salkowski im Organismus Ur-
aminobenzoesäiu-e^), aber in relativ germgen Mengen. Sarkosin'), Taurin imd
Aminobenzoesäure gehen teils als Uraminosäuren, teUs als Anhydride in den
Ham über^). Die o- und p-Aminosalicylsäm-en *) werden zum größten Teil
als Uraminosäuren ausgeschieden, also ähnlich wie nach Salkowski die
m-Aminobenzoesäure. Auch die Sulfanilsäiu-e geht diese Synthese ein und
verläßt als SuLfanilcarbaminsäure den Organismus i"). Auch Phenylalanin geht
zum Teil in eine Uraminosäure über^i).
Diese Uraminosäiu'en entstehen durch Anlagerung der Gruppe CO = NH
(Cyansäure [cyansaure Salze wirken gar nicht oder nur äußerst wenig giftig]
resp. Rest der Carbaminsäiu'e) an gewisse N-haltige Substanzen. So geht nach
CH, NH,
älteren Angaben Tauria (Aminoäthylsulfosäure -^ ' in Taurocarb-
CHo • SO • OH
1) E. Friedmann und W. Türk, BZ. 55, 424 (1913).
2) T. Sasaki, BZ. 35, 272 (1910). =) BB. 30, 2311 (1887).
*) AePP. 33, 364. ^) R. Cohn, HS. 18, 119 (1894).
») HS. r, 93 (1882). — R. Cohn, ebenda U, 292 (1893).
') Größtenteils geht Sarkosin aber xmverändert durch. BB. 8, 584 (1875).
*) Virchows Arch. 58, 461. — BB. 6, 749 (1873).
^) Gazeta lekarska 1889, 972 und 992. W) Ville, C. r. s. b. 144, 228 (1892),
1') Journ. of biol. ehem. 6, 235 (1909).
13*
196 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
CHj NH • CO • NH2
aininsäure I über. Es reagiert wahrscheinlich hierbei die
CHj • SO2 ■ OH
Carbaminsäure mit Taiirm unter Austritt von Wasser
CH2NH1H
, • NH ■ CO NH,
OH CHj • SO2 OH
In Wirklichkeit geht es unverändert über, und die Taurocarbaminsäure ist
nur ein Kunstprodukt i).
*
Daß in seltenen Fällen eine Carboxylgruppe im Organismus abgespalten
"werden kann, mag vielleicht die Angabe Preußes beweisen, welcher nach
Eingabe von Protocatechusäure auch eine Ätherschwefelsäure des Brenz-
«atechins im Harne fand. Aber es ist sehr wahrscheinlich, daß der tierische
Organismus, ebenso wie die Fäulnisbakterien, aus Aminosäiu'en die entsprechen-
den Amine durch Abspaltung von Carboxyl bilden kaim, wofür ja u. a. die
Bildung von Adrenalin aus Tyrosin spricht.
Eine Carboxylienmg im Organismus beschreibt Hans Fischer^) beim Über-
gang des Kotporphyrins in das Harnporphyrin. Harnporph3Tin -wird dadurch ent-
giftet, nach der Analogie von PjTrol und P\Trol-fli-carbonsäure, welch ersteres
nach Ginsberg giftig, letztere fast ungiftig ist. KotporphjTin ist zweimal so
giftig wie Urinporphyrin, aber weniger giftig als HämatoporphjTin, aber niu* im
Dunkeln ; bei der Belichtung stellt sich das Gegenteil heraus. Urinporphjrrin ist
für weiße Mäuse viel giftiger als Kotporph^-rin im Licht und scheint als Sensi-
bihsator für die weiße Maus nicht viel hinter Hämatoporphyrin zurückzustehen.
Mesopoi-phyrin ist viel uiigiftiger als Hämatoporphyrin; es erscheint im
Harn und Kot höchstens in Spuren bei Dosen, bei denen Hämatoporphyrin
jedesmal ausgeschieden wird.
Verhalten verschiedener Aminderivate.
Eigentümlich ist das Verhalten der Amidgruppen. Während Amide der
ahphatischen Säuren zum Teil den Organismus unverändert passieren, werden
aromatische Säureamide vorerst in Säure und Ammoniak zerlegt. Hierauf
paart sich erst die Säure. Bülow versuchte dem Organismus größere Mengen
von Benzaldehyd in Form leicht spaltbarer Derivate einzuverleiben. Hydro-
benzamid^) (CgH5CH3N)2 wurde von Hunden und Kaninchen gut vertragen;
bei größeren Dosen, 8 g pro die, starben die Tiere, der Harn enthielt Hippur-
säure, später Benzoesäure. Benzylidendiacetamid ^) CgHj • CH(NH • CO • CgH5)2
passiert bei Hunden den Körper größtenteils unzersetzt. Dasselbe scheint für
Benzyhdendiformamid C5H5 • CH(XHC'H0)2 zu gelten, ein Teil aber wird im
Körper in Hippm-säure verwandelt*). Benzylidendiureid CgH5CH(XHCONH2)2
zeigte in Mengen von 3 g keine Wirkung auf den Organismus, der Harn enthielt
reichlich Hippursäure, entsprechend der leichten Zerlegbarkeit der Verbindxmg
in Harnstoff und Benzaldehyd. Weiter wurden Körper untersucht, aus denen
Benzaldehyd nicht wieder abgespalten werden kann. Amarin
2. 4. 5. Triphenylglyoxalin-dihydrid (4. 5)
CgH, ■ CH • NH^
C • C,Hj
ifCarl L. A. Schmidt und E. G. Allen, Joum.of biol. ehem. 42, 55 (1920).
-) HS. 79, 109 (1912). =) AePP. 8, 166 und Friedländer, Diss. Berlin (1880).
*} Pflügers Arch. 5J, 93 und Modica, Ann. di chim. e farm. 1894, 257.
Verhalten verschiedener Aminderivate. 197
ruft bei Hunden schon in Dosen von 0.2 g Vergiftungserscheinungen hervor,
schwächer giftig wirkt es auf Kaninchen. Dasselbe Vergiftungsbild gibt Methyl-
amarin C2iHi7(CH3)N2 . Lophin ist
2.4.5. -Triphenylglyoxalin
CnH. • CH • NH.
ohne Wirkung, wahrscheinlich wegen seiner geringen LösHchkeit^). Diäthyl-
lophinhydrojodid C2xHig(C2H5)2N2 • JH erzeugte innerlich bei Hunden Er-
brechen, subcutan war es wirkungslos.
Aus Benzaldehyd, welcher im Organismus zu Benzoesäure oxydiert wird,
kann Benzamid entstehen, nur bei Kaninchen kommt es nicht zu dieser Synthese.
Benzamid selbst geht in Hippursäure über 2).
Formanilid gibt bei Fütterung an Hunde dieselbe Substanz wie Acetanilid,
nämhch o-Carbanil CjH^^q /C(OH) durch Oxydation und nachherigen Wasser-
austritt ^).
Die drei isomeren Toluidinderivate, als Acetylderivate verfüttert, werden
in folgender Weise im Organismus umgewandelt*). p-Acettoluid wird bei der
Oxydation, welche ausschließlich an der CHj-Gruppe stattfindet, vollständig
in p-Acetylaminobenzoesäure umgewandelt. Ganz anders verhält sich o-Acet-
toluid; dieses erfährt bei Hunden eine Umsetzimg, welche der des Acetanilids
vollkommen analog ist: während die Methylgruppe intakt bleibt, wird durch
Eintritt von Hydroxyl ein Phenol gebildet, welches mit dem Oxydationsrest
der Acetylgruppe im Zusammenhang bleibt; es entsteht als Endprodukt eine
Verbindung von der Zusammensetzung
CHj • CjH3\Q/C • OH
(Methyloxycarbanil oder Oxycarbaminokresol), welches als das Anhydrid
CHj
einer Säure C^Hj • NH ■ COOH (Oxykresylcarbaminsäure) aufgefaßt werden muß.
OH
m-Acettoluid wird bei Hunden und Kaninchen einerseits zu m-Aeetylamino-
benzoesäure oxydiert, andererseits in nicht näher erforschte linksdrehende
gepaarte Verbindungen verwandelt.
Für das Verhalten der Diazoverbindimgen im Stoffwechsel möge die ein-
fachste, Diazobenzol CgHj • N : N • OH, als Beispiel dienen. In das Blut ein-
geführt, spaltet Diazobenzol gasförmigen Stickstoff daselbst ab. Die übrigen
Produkte waren nicht zu fassen. Per os eingeführt entsteht Phenol, welches
wohl schon zum Teil im Magen gebildet wird.
(Das im faulen Käse gefundene ,,Tyrotoxikon" wurde als Diazobenzol-
butyrat [?] aufgefaßt. Es macht Erbrechen, beschleunigten Puls, große Pro-
stration und Stupor.)
-L ' PTT OTT
Piperazin (Diäthylendiamin) HN<„g2 2>NH passiert den Organis-
mus unverändert, die Hauptmenge wird sehr rasch durch den Harn aus-
geschieden, der Rest aber langsam. Bei einmaliger Gabe von 3 g beim Menschen
konnte man noch nach sechs Tagen Piperazin im Harne nachweisen. Viele
') Pflügers Arch. 57, 93 und Modica, Ann. di chim. e farm. 1894, 257.
") M. Nencki, AePP. I, 420. — E. Salkowski, BB. 8, 117 (1884) und HS. 1, 42
(1877). 3) Kleine, Diss. Berlin (1887). *) HS. 12, 295 (1888).
198 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Amine der aliphatischen Reihe, wie Trimethylamin, Tetramethylendiamin,
Pentamethylendiamiii, Cholin n. a. gehen ganz oder zum Teil unv^erändert
in den Harn über.
Verhalten einiger hydroaromatischer Substanzen.
Santonin CijHogOg ist das Lacton der Santoninsäure und gehört zu den
Derivaten des Hexahydronaphthalins. Im Harne tritt Santogenin CgoHajOg
auf. Durch Behandlung mit Laugen geht Santogenin unter Wasseraufnahme
in die zweibasische Santogeninsäure über, als deren Anhydrid es erscheint.
Santogenin scheint das Trioxyderivat eines poljTiieren Santonins zu sein.
Auch die Camphersäuren gehen zum Teil unverändert in den Harn durch
(s. auch S. 180).
Halogen- und schwefelhaltige Verbindungen.
Von größerem pharmakologischem Interesse ist das Verhalten der Halogen-
additions- und Substitutionsprodukte. Die Halogenderivate der aliphatischen
Reihe zerfallen zumeist im Organismus unter Abgabe von Halogen an Alkalien,
wenigstens zum Teil, in der aromatischen Reihe verhält sich hingegen kern-
substitiüertes Halogen ungemein resistent, und trotz vielfacher Verändermigen
an dem eingeführten Körper bleibt das kernsubstituierte Halogen unverändert.
Während also in der aliphatischen Reihe die Halogensubstitutionsprodukte in
der Weise gespalten werden, daß wir die entsprechenden Halogenalkalien im
Harn fassen können, sind wir nicht in der Lage, das in aromatischen Ver-
bindungen substituierte Halogen nach Verfütterung letzterer an Alkalien ge-
bunden im Harne wieder aufzufinden. Wenn wir Monobromessigsäure, Dibrom-
essigsäure und Tribromessigsäure verfüttern, so können wir jeweilig Brom-
alkali im Harn finden. Bei Verfütterung von Monobrombenzoesäure imd Mono-
brombenzol können wir dies nicht. Nach Verfüttern von Jodeigon (Jodalbu-
min) tritt im Harn o-Jodhippursäure auf^).
Von größerem Interesse ist noch das chemische Verhalten der geschwefelten
Verbindungen im Organismus.
Der Organismus kann schweflige und selenige Säure zu Schwefelsäure oxy-
dieren und zu Selensäure 2). Der Schwefel der Sulfhydrylgruppe im Cystin wird zu
Schwefelsäure oxydiert 3). Ebenso wird Taurinschwefel vom Kaninchen zu Schwe-
felsäure oxydiert, teilweise tritt aber der Schwefel in Form von unterschwefhger
Säure bei Kaninchen und Vögeln auf, nicht aber bei Menschen und Hunden.
Wir haben gesehen, daß der Organismus zweierlei Synthesen mit ge-
schwefelten Säuren vornimmt. Einerseits verestert er die toxisch wirkenden
Phenole und verwandte Verbindungen mit Schwefelsäure und bildet Ather-
schwefelsäuren. Anderseits kann er aus den giftigen Nitrilen im Organis-
mus Rhodanverbindungen erzeugen, welche weitaus weniger giftig sind.
Der Organismus kann aus Acetonitril, Propio-, Butyro-, Capronitril, welche
alle heftige Gifte sind, weniger giftige Rhodanverbindungen erzeugen, und
zwar durch Paarung mit der Sulfhydrylgruppe^). Die Rhodanide werden im
Organismus teilweise zersetzt, niu- Yb — Vio wird im Harn wieder ausgeschieden.
Nach L. Pollak^) werden sie quantitativ ausgeschieden. Während die
durch Oxydation des Eiweißschwefels entstehende Schwefelsäure zu der ersteren
Art von Synthesen verwendet wird, wird bei der entgiftenden Synthese mit
1) Messe und C. Neuberg, HS. 3T, 427 (1903).
^) AePP. 3T, 261. — C. r. 110, 151. ^) Journ. of phvsiol. 33, 175.
*) AePP. 34, 247 und 34, 281. ^) HB. 3, 430 (1902).
Halogen- und schwefelhaltige Verbindungen. 199
der Sulfhydrylgruppe direkt diejenige Eiweißgruppe in Anspruch genommen,
welche den bleischwärzenden Schwefel führt (Cystingruppe). Hingegen werden
die carboxylierten Xitrile, die entsprechenden Amide und die Xitrile der Benzol-
reihe nicht in Rhodanide übergeführt ^). Für das Verhalten der geschwefelten Ver-
bindungen mögen folgende Beispiele ein Bild geben. Sulfoessigsäure wird im Orga-
nismus gar nicht angegriffen. Der Organismus des Kaninchens kann Taurin vöUig
zur Verbrennung bringen. Sulf anilsäure geht zum TeU in Sulf anücarbaminsäure ^)
Sulfanilsäure Sulfanilcarbaminsäure
über, zum Teil geht sie unverändert in den Harn durch (s. S. 195). Xanthogen-
säure CS(SH)(0 • C2H5) wird nach L. Lewin gerade auf in Schwefelkohlenstoff
und Alkohol gespalten. Athylmercaptol und Thiophen werden nicht zu Schwefel-
säure oxydiert. Diese Verbindung enthält aber zweiwertigen Schwefel, wovon
jede Affinität durch Kohlenstoff gesättigt ist. Ähnlich verhält sich Äthylsulfid
P TT
„2 5>S, doch schützt diese Konstitution nicht alle Körper vor der Oxj^dation
zu Schwefelsäure. So bewirkt Carbaminthiosäoireäthylester XHo • CS • OCgHg
und Carbaminthiogl}-kolsäure XHg • CO • SCH, • COOH eine Vermehnuig der
Schwefelsäure im Harne. Carbaminthioglykolsäure spaltet sich wahrschein-
lich im Magen zu Thioglykolsäure SH • CHg • COOH , welche zu Schwefelsäure
oxydiert wird, auch bei subcutaner Einverleibung des Kalisalzes erscheint der
größte Teil des Schwefels dieser Substanz in Form von Schwefelsäure im Harn.
Wahrscheinlich ist die Ursache, daß dieser Körper im Organismus oxydiert
wird, darin zu suchen, daß der Schwefel desselben in der SH-Form enthalten
ist; auch im Eiweiß wird vor allem die Sulfhydrylgruppe zu Schwefelsäure
oxydiert. Von folgenden untersuchten Schwefel Verbindungen, Sulfid, Sulfon,
Mercaptal, TMoaldehyd, wird nur bei den Thiosäuren nach Smith beim Durch-
gange durch den Organismus der Schwefel vornehmlich zu Schwefelsäure
oxydiert. Nach Lusini wird Sulfaldehyd, Thialdin (Thialdin CgHjgNSg macht
bei Fröschen zentrale Lähmung, bei Kaninchen Schlafsucht, Verlangsamimg
des Herzschlages und Herzstillstand in der Diastole) und Carbothialdin (wirkt
tetarisierend und macht Herzstillstand in der Diastole) durch die Xieren in
Form präformierter imd Ätherschwefe' säure ausgeschieden. Auch die Sulfon-
säure ergab nach Untersuchungen E. Salkowskis keine Vermehrung der
Schwefelsäure mit Ausrahme der Isäthionsäure (OxyäthylsuKonsäiu'e), welche
allerdings eine Ausnahmestellung einnimmt; für die Mercaptane wird es wahr-
scheinlich, daß sie nicht so leicht zu Schwefelsäure oxj'diert werden, da sie
zmiächst in die sehr beständigen Svdfonsäuren übergehen können. E. Sal-
kowski^) konnte die Regel aufstellen, daß Ätherschwefelsäuren ahphatischer
Natur unverändert den Organismus durchlaufen, die Sidfonsäuren aber nur
dann, wenn sie keine Hydroxylgruppen am Kohlenstoffkeni haben. Sulfonal
wird wahrscheirdich zu Äthyl sulf osäure oxydiert*). Doch bestätigen die Ver-
suche von Smith diese Voraussetzung nicht, da nach Einführimg von Methyl-
mercaptan und Äthylmercaptan der größte Teil des Schwefels m Form von
Schwefelsäure im Harn auftritt. Methylthiophen (Thiotolen C4H3S • CH3) geht
nur in minimalen Mengen in Thiophensäure C4H3S • COOH über und aus
dem größten Teil entstehen unbekannte und nicht faßbare Verbmdungen.
Kaninchen gehen nach subcutaner Einspritzung von 1 g Thiotolen zugrunde.
1) Heymanns, Joum. of physiol. 23, Suppl. 23. ^) C. r. 114, 228.
') Virchows Arch. 66, 315. «) W. J. Smith, HS. IT, 7 (1893).
200 Veränderungen der organischen Substanzen im Organismus.
Verhalten der Phthaleine, Tannine, Harze und Glykoside.
Phthaleine, ■wie Phenolphthalein, Fluorescein, o-Kresolsulfophthalein, Sulfo-
fluorescein werden nach Injektion im Harn als komplexe Verbindungen aus-
geschieden, die sich mit Alkali nicht färben und als Zersetzungsprodukt Phtha-
lein geben. Vom o-Kresolsulfof)hthalein werden größere Mengen, von Phenol-
phthalein nur Spuren unverändert im Harn ausgeschieden. Fluorescein ist
giftig, Phenolphthalein kaum giftig^).
Über das Verhalten des Tannms im Organismus gehen die Ansichten noch
sehr auseinander. E. Harnack fand, daß der größte Teil der Gallussäure
nach arzneihchen Gaben von Tannin mit den Fäkalien ausgeschieden wird
ujid daß im Harn nur wenig Gallussäure ist 2). Bei Fütterung größerer Menge
Tannin geht ein Teil in den Harn über, in nicht sicher nachweisbarer Menge
hingegen nach Einführung von Alkahtannatlösung. Xach Mörner^) wird die
Gallussäure zum größten Teil im Organismus oxydiert, ein Teil tritt als un-
veränderte Gallussäure im Harne auf. Er findet stets relativ und absolut mehr
Gallussäure bei Gallussäurefütterung als bei Gerbsäurefütterung, da die Gallus-
säure keine unlöslichen Verbindungen mit Eiweiß usw. eingeht und so rasch
und ungehindert resorbiert werden kann. E. Rost leugnet das Auftreten
von Gerbsäure im Harne nach ihrer Verfütterung *), während L. Lewin")
und R. Stockmann«) es behaupten, was E. Harnack') durch individueüe
Verschiedenheiten zu erklären versucht. Nach W. Straub*) kann man auch
nach Verfüttening von Hamamehtannin im Harne nur Gallussäure nachweisen,
unverändertes Tannin nur dann, wenn man es intravenös injiziert. Die Ather-
schwefelsäuren sind nach Eingabe von Tannin stets vermehrt.
Harzbestandteile können mehr oder minder unverändert in den Harn über-
gehen: so fand R. Stockmann^) nach Verabreichung großer Mengen von
Periibalsam, Storax, Benzoe und Tolubalsam reichlich Harzbestandteile im
Harne, welche durch Säurezusatz ausfallen. Gambogiasäure wird im Organismus
verbrannt. Abietinsäure geht in den Harn über.
Nach Grissoni") verhalten sich die Glykoside im Tierkörper folgender-
maßen: Amygdahn wird weder durch Verdauungsenzyme, noch Organe zer-
legt. Hefe und Livertin spalten es nicht, wohl aber Fäulnis. Amygdalin wirkt
nur dadurch giftig, daß es durch die Fäidnisprozesse im Dünndarm gespalten
wird. SaUcin mid Helicin verhalten sich wie Amygdahn, Leber und Niere kön-
nen sie nicht spalten. Arbutin verhält sich ebenso, Leber und Niere spalten es
nicht, aber Muskehi und Blut zeigten eine spaltende Wirkung, die, wie es
scheint, nur an die lebende ZeUe gebunden ist. Arbutin erhält man sjTithetisch
aus Hydrochinon und Acetobromhydrose. Es wirkt gut bei Blasenkatarrh und
Nierenleiden. Der Organismus scheidet es zum Teil unzersetzt aus. Es gibt
wie viele Phenole mit Hexamethylentetramin eine additive Verbindung^ ^), die
bei Cystitis angewendet werden soll.
Globularin CuHaoOg üefert bei der Hydrolyse Zucker und Globularetin
CgHgO, welches beim Kochen mit Kahlauge in Zimtsäure übergeht. Es wirkt
ähnlich wie Coffein. Coriamyrtin ist ein Krampfgift wie Pikrotoxin.
Rhamnoside oder Rhamnoseäther zerfallen bei der Hydrolyse in Rhamnose
1) Kastle, Bulletin of the U. S. Hvgienic Labor. Washington 23, I (1906).
2) Schorn, Diss. HaUe (1897). =) HS. 15, 225 (1892). *) AePP. 38, 346.
5) Virchows Arch. 81 (1880). «) AePP. 40, 147. ') HS. 34, 115 (1898).
«) AePP. 42, 1. ') Zentralbl. f. med. Wissensch. 1891, 352.
1") Grisson, Diss. Rostock (1887). ") C. Mannich, DRP. 250 884.
Verhalten der Phthaleine, Tannine, Harze und Glykoside. 201
und kohlenstoffärmere Verbindungen. Einzelne liefern nur Rhamnose, andere
Rhamnose luid Glykose. Sie lassen sich als Flavonderivate ansprechen:
CeHi-OC-CeHj
" CO • CH
Quercitrin, Rutin, Hesperidin und Hesperetin passieren nach intravenöser
sowie nach stomachaler Darreichung zum größten Teile unverändert den
Organismus, da die Hydrolyse dieser Rhamnoside nicht oder nur spurenweise
im Tierkörper eintritt. Sie sind alle nur wenig giftig. Am meisten giftig ist Rutin
und Quercitrin, viel weniger Hesperidin und Naringin. Während Hesperidin
nicht giftig ist, ist dies bei dem aus ihm entstehenden Hesperetin der FaU').
Die Ester verhalten sich so im Organismus, daß sie meist im Darmkanale
durch das verseifende Enzym des Pankreas sowie durch die Bakterientätigkeit
in ihre Komponenten gespalten werden. Wegen ihrer schweren Löslichkeit
werden sie vielfach nicht als solche resorbiert. Nach Einnahme von Salol
zum Beispiel findet die Ausscheidung von Salicylsäure im Harne langsamer
statt als nach Einnahme von Salicylsäure selbst. Distearylsalicylglycerid
(C^gHgoO,), durch Erhitzen von Salicylsäuredichlorhydrinester mit Stearin-
saurem Silber dargestellt, wird im Organismus im Gegensatze zum Trisalicyl-
glycerid fast voUständig resorbiert. Salicylsäure wird nach Aufnahme dieser
Verbindung viel langsamer ausgeschieden als nach Einverleibung von Natrium,
salicylat.
Man kann daher die \virksamen Säuren und Alkohole (Phenole) in Form
von Estern geben (am besten, wenn diese unlöshch), um die Einwirkung zu
protrahieren, da ja der Ester sich erst langsam in seine Komponenten im
Darme zerlegt und diese dann erst sukzessive resorbiert werden.
Das Verhalten der Phosphorsäurephenylester im Organismus zeigt, daß
bei diesen nur eine Phenolgruppe abgespalten wird; der Grund hegt wohl
darin, daß das primäre Spaltungsprodukt, die Diphenylphosphorsäure, als ge-
paarte Säure keiner weiteren Veränderung im Organismus mehr vmterliegt.
Es wird nämlich das von W. Autenrieth dargestellte Triphenylphosphat
PO(OC5Hg)3 in Phenol und Diphenylphosphorsäure PO(OC5H5)2 • OH gespalten.
Bei größeren Dosen bleibt aber eine erhebliche Menge der Triverbindung un-
resorbiert. Analog mit dem Triphenylphos]Dhat verhält sich Tri-p-chlorphenyl-
phosphat PO(OCßH4Cl)3, im Harne tritt Di-p-chlorphenylphosphorsäure auf 2).
Wir sehen bei den verschiedenen Veränderungen, welche die chemischen
Substanzen im Organismus erleiden, daß es sich in erster Linie darum handelt,
eine Reihe von diesen durch verschiedenartige Prozesse in imwirksame und
unschädliche Körper zu verwandeln. Insbesondere ein Vorgang verdient für
den Pharmakologen ein großes Interesse: Das Bestreben des Organismus, eine
wirksame Substanz in eine Säure zu verwandeln. Die so durch Paarung oder
Oxydation entstandene Säm'e verhält sich nun den Einflüssen des Organismus
gegenüber ungemein resistent, und diese Resistenz bewirkt auch, daß das Stoff-
wechselprodukt der wirksamen Substanz, die gebildete Säure, ein ganz un-
wirksamer Körper ist. Dieses Verleihen saurer Eigenschaften seitens des Orga-
nismus an giftige Körper ist von fmidamentaler Bedeutmig für die Arznei-
mittelsynthese.
1) Mario Garino, HS. 88, 1 (1913).
^) W. Autenrieth und Z. Vamössy, HS. 25, 440 (1898).
Spezieller Teil.
Erstes Kapitel.
Allgemeine Methoden, um aus bekannten wirksamen Verbin-
dungen Verbindungen mit gleicher physiologischer Wirkung auf-
zubauen, denen aber bestimmte Nebenwirkungen fehlen.
I. Das Salol-Prinzip. M. v. Nencki war der erste, welcher darauf hin-
gewiesen, daß es gelingt, die ätzenden Nebenwirkungen der Phenole sowie
der aromatischen Säuren auf die Weise aufzuheben, daß man statt des Phenols
oder statt der Säuren einen neutralen Ester in den Organismus einführt, der
unverändert den Magen passiert und durch das Ester verseifende Enzym im
Darme zerlegt wird und so langsam und fortlaufend die in kleinen Mengen ab-
gespaltei^en wirksamen Komponenten zur Wirkung gelangen läßt. Es werden
entweder aromatische Säuren und Phenole unter Anwendung von Phosphor-
oxychlorid, Phosphorpentachlorid, Phosgen oder ähnlich wirkenden Konden-
sationsmitteln in Ester verwandelt, wobei dann beide Komponenten als wirk-
sam anzusehen sind ; oder es werden solche unlösliche, geschmacklose und nicht
ätzende Verbindungen dargestellt, indem die ganz ungiftige imd an inid für
sich wenig wirksame Benzoesäure mit dem Phenol einen neutralen Ester bildet.
Die Darstellung dieser Benzoylverbindung, welche relativ wenig in der Therapie
Eingang gefunden hat, geschieht entweder durch Einwirkung von Benzoyl-
chlorid auf das Alkaüsalz des betreffenden Phenols oder nach der Schotten-
Bauniann-Methode durch Behandlung der alkalischen Phenollösinig mit Benzoyl-
chlorid in der Kälte. Handelt es sich nur darum, aus einem Phenol nach dem
Saloli^rinzii^ einen nicht ätzenden, geschmacklosen Körper zu erhalten, so ist
es nicht notwendig, eine wu-ksame Säure in die Verbindung einzuführen, son-
dern mit viel größerem Vorteil bedient man sich zu diesem Zwecke der Ein-
führung von fetten Säm'eradikalen, insbesondere aber der Veresterung des
Hydroxyls mit Kohlensäure oder Carbaminsäiu-e. Das Verestern mit Kohlen-
säure geschieht in der Weise, daß man auf das Phenol oder auf dessen Salz
Phosgengas oder eine Lösung desselben einwirken läßt. Die Darstellung des
Carbaminsäureesters kann man auf zweierlei Weise bewerkstelügen. Entweder
läßt man Chlorkohlensäureamid mit dem Phenol reagieren, oder man läßt
vorerst ein Molekül Phosgen auf ein Molekül der hydroxylhaltigen Substanz
einwirken und hierauf behandelt man das entstandene Produkt mit Ammoniak.
Die so erhaltenen Produkte sind meist feste, wasserlösliche Substanzen. WiU
man zu flüssigen gelangen, so eignet sich dazu die Behandlung der Phenole
mit Chlorameisensäureester oder analogen Verbindungen, wodann man die
meist flüssigen Alkylkohlensäureester erhält. Die gleichen Reaktionen, wie
sie hier besprochen wurden, lassen sich auch dazu verwenden, um löshche,
geschmacklose Verbindungen der bitter oder schlecht schmeckenden Alkaloide,
Allgemeine Methoden, vim aus bekannten wirksamen Verbindungen usw. 203
wie etwa des Chinins, zu erhalten, aber in diesem Falle sind die Alkylkohlen-
säiireverbindungen ebenfalls feste Körper.
IL Um die Ätzwirkimg sowie den schlechten Gteschmack einer Reihe von
Verbindungen zu coupieren, wendet man sehr häufig, insbesondere für Metalle,
die Bindung an Eiweißkörper oder deren Derivate, an Leim, Kohlenhydrate,
insbesonders Polysaccharide oder ähnliche Substanzen an. Auf diese Weise
gelangt man zu wasserunlöslichen Verbindungen der Gerbsäure, aus denen die
Gierbsäure erst im Darmkanal als gerbsaiu-es AlkaU abgespalten wird. Man
gelangt zu geschmacklosen, weil unlöslichen, Verbindungen der Alkaloide.
Ferner gelingt es, die Ätz Wirkung der Metalle in der Weise auszuschließen,
daß man die Metalle den Eiweißkörpem substituiert, so zwar, daß die Metalle
durch die gewöhnUchen Reagenzien nicht mehr nachgewiesen werden können,
da diese komplexen Verbindimgen kein Metallion an die Lösungen abgeben.
Es gelingt auf diese Weise, die Wirkung der Metalle, wie des Silbers, des Queck-
silbers, des Eisens frei von der ihnen zukommenden Ätzwirkung zur Geltung
zu bringen. Wenn man freilich wie bei den Silberpräparaten auch die Ätz-
wirkung als therapeutisches Agens benötigt, welche lediglich lonenwirkung
ist, so muß man wiederum anorganische Metallverbindungen benutzen oder
leicht dissoziierende, salzartige organische. Ist das Metall oder Metalloid z. B.
Arsen, so substituiert, daß das Metallion nicht dissoziabel, so kann die Ver-
bindung auch ganz unwirksam oder weniger wirksam werden oder auch ihre
Wirkungsqualität sehr ändern.
in. Reaktionen mit Formaldehyd. Zwei Umstände haben die ungemein
große Anzahl von Formaldehydverbindungen, welche gegenwärtig therapeu-
tisch angewendet werden, begünstigt. Die Erkenntnis der migemein großen
Reaktionsfähigkeit dieses einfachsten und billigsten Aldehyds hat eine große
Anzahl von Versuchen gezeitigt, Methylen- statt Alkyl- oder Acylgruppen in
ersetzbare Wasserstoffe einzuführen, anderseits hat die große antiseptische
Wirkimg des Formaldehyds und die steigende Verwendung derselben zu Ver-
suchen ermuntert, Präparate darzustellen, aus denen sich langsam unter ver-
schiedenerlei Einwirkungen in kleinen Mengen der wirksame Formaldehyd
entbindet. Durch die Wechselwirkung von Formaldehyd imd hydroxylhaltigen
Körpern bei Gegenwart von starker Salzsäure kann man ebenso zu geschmack-
losen Derivaren, oft auch zu unlöslichen gelangen, wie nach den oben be-
sprochenen Methoden. Diese Verdeckung der Hydroxyle geschieht hier durch
Bildung von Methylenderivaten der wirksamen Körper. Manchmal, wie beim
Morphin, gelangt man aber zu unwirksamen Substanzen. Ebenso gelingt es
durch Einwirkung von Formaldehyd basische Reste festzulegen, doch stehen
die so erhaltenen Derivate weit hinter den durch Einführung von Säureradikalen
in die Wasserstoffe der basischen Reste erhaltenen zurück, wenn man diese
Reaktion vom Standpunkte der Entgiftung der zugrunde liegenden Base
betrachtet. Der therapeutische Haupterfolg lag in der Einführung des Hexa-
methylentetra mins.
IV. Eintührimg von Säiireradikalen für Wasserstoftatome des basischen
Restes. Zur Einführung gelangen fette oder aromatische Säureradikale. Beide
verringern die Giftigkeit, indem sie eine höhere chemische Stabihtät schaffen,
so daß die wirksame Base vom Organismus erst langsam aus dieser säureamid-
artigen Verbindung herausgespalten werden muß. Handelt es sicTi um Amino-
gruppen in zwei ersetzbaren Wasserstoffen, so ist es Regel, daß schon der
Ersatz von einem Wasserstoff durch ein fettes Säureradikal eine wesentliche
Entgiftung hervorruft. Die Einführung eines zweiten Radikals zum Ersatz
204 AUgemeine Methoden, um aus bekannten wirksamen Verbindungen Verbindungen mit
des zweiten Wasserstoffes ist deshalb schwierig, weil das zweite fette Säure-
radikal im allgemeinen schon durch Wasser abgespalten wird und man so
wieder zu einer Monoacylverbindung gelangt. Anderseits ist die Einführiuig
eines zweiten Säureradikals auch überflüssig, weil die unwesentlich eintretende
Entgiftung durch die überaus leichte Verseifung der zweiten Säuregruppe illu-
sorisch gemacht wird. Zur Einführung fetter Säureradikale in die ersetzbaren
Wasserstoffe der Aminoreste eignet sich in erster Linie die Essigsäure, die
anderen Glieder der Fettsäurereihe haben durchaus vor der Essigsäure keine
Vorzüge. Statt der Essigsäure bedient man sich noch in einzelnen Fällen mit
Vorteil der Gärungsmilchsäure, weil die resultierende Verbindung leichter in
Wasser löslich, doch haben die so erhaltenen Derivate vor den Acetylderivaten
den Nachteil, schon durch die bloße Einwirkung der Salzsäm-e des Magensaftes
aufgespalten zu werden.
Die Methodik der Einführung der Säureradikale ist mannigfaltig. Ent-
weder schüttelt man die wässerigen oder alkoholischen Lösungen der Base
mit Essigsäureanhydrid oder man acetyliert durch Kochen mit Essigsäure
und essigsaurem Natron, mit Essigsäureanhydrid oder auch mit Acetylchlorid.
Die schwere Löslichkeit dieser Derivate in Wasser ermöglicht ihre leichte
Isolieiiing und Reinigung.
Der Ersatz der Wasserstoffe im basischen Reste durch Radikale von
aromatischen Säuren, von denen in erster Linie Benzoesäure und Sahcylsäure
mit Vorliebe gewählt werden, hat gegenüber der Einführung von fetten Radi-
kalen den Nachteil, daß die so dargestellten Verbindungen eine ungemein
große Resistenz dem Organismus gegenüber zeigen, meist ganz vmlöshch sind,
so daß sie in \äelen Fällen wegen ihrer schweren Spaltbarkeit ganz unwirksam
oder wenig wirksam sich erweisen.
V. Einführung von Aldehydresten. In gleicher Weise kann der Ersatz
von Wasserstoffen in basischen Resten in der Weise vorgenommen werden,
daß man einen fetten oder aromatischen Aldehyd mit der Aminogruppe bei
Gegenwart eines Kondensationsmittels in Wechselwirkung treten läßt. Auch
hier hat der Eintritt eines aromatischen Radikals eine solche Stabihtät der
entstandenen Verbindung zur Folge, daß man zu physiologisch unwirksamen
oder wenig wirksamen Substanzen gelangt. Die eintretenden fetten Säure-
radikale sind an und für sich un'wirksam, wälirend die eintretenden aroma-
tischen, insbesondere die Salicylsäure, bei antipyretischen Mitteln sich an der
Wirkung stark beteiligen können. Das Salicylsäureradikal wird wegen seiner
spezifischen Wirkinig bei Rheumatismus und wegen seiner antifebrilen Wirkung
eingeführt.
VI. Einführung von Alkylresten in die Wasserstoffatonie der Amino-
gruppe. Während der Eintritt von Säureradikalen in die Aminogruppe nur
eine Verlangsamung der Wirkinig der Basen verursacht und auf diese Weise
eine Entgiftung zuwege gebracht wird, ohne daß au dem physiologischen Grund-
charakter etwas sich geändert hätte, macht der Ersatz von Wasserstoffen des
Aminorestes durch Alkylradikale öfters eine völlige Änderung der Wirkung,
indem nicht mehr die physiologische Wirkung der Base allein zur Geltung kommt,
sondern auch die Alkylgruppen als das Wirksame zu betrachten sind. Hierbei
kann die Giftigkeit der Substanz auch ansteigen und eine Verschiebung der
Wirkungsart 'eintreten.
Die Alkylgruppen entfalten nach dem ihnen eigenen Grundcharakter wesent-
lich narkotische Effekte, doch kaim ihre Einführung in die Aminogruppe auch
der neuen Substanz krampferregende Wirkungen verleihen.
gleicher physiolog. Wirkung aufzubauen, denen aber bestimmte Nebenwirkungen fehlen. 205
yn. Einführung von Säureradikalen in die Hydroxyle von Basen.
Während der Ersatz von Aminowasserstoffeii durch saure Reste eine Ent-
giftung der zugrunde liegenden Verbindungen zur Folge hat, erhält man ganz
anders wirkende Verbindungen, wenn man den Wasserstoff eines Hydroxyls
in einer Base durch Säureradikale ersetzt. Hierdurch wird oft die Giftigkeit
erheblich erhöht. Der physiologische Grundcharakter der Base kann hierbei
die eingreifendsten Veränderungen erleiden. Diese Veränderungen hängen mit
der Konstitution des eintretenden Radikals wesentlich zusammen. Physio-
logisch verhalten sich die entstehenden Derivate sehr verschieden, je nachdem,
ob der eintretende Säurerest ein fetter oder ein aromatischer ist. Es kann femer
auch der Bau und insbesondere die Anwesenheit einer Hydroxylgruppe im aro-
matischen Säurerest von entscheidender Bedeutung für die Wirkung der neu
entstehenden Verbindung sein. Es muß daher vor einem planlosen Einführen
von Säureradikalen in die Hydroxylgruppen von Basen auf das entschiedenste
gewarnt werden. Man kann auf diese Weise, von der falschen Voraussetzung
ausgehend, daß man zu einer weniger giftigen Substanz, wie beim Ersatz von
Wasserstoff in Amiuogruppen der Basen, gelangen wird, zu höchst giftigen Ver-
bindungen kommen, wofür Beispiele im Kapitel Alkaloide nachzulesen sind.
VIII. Einführung von Alkylresten in die Wasserstoffe der Hydroxyl-
gruppen. Der Eintritt von Alkylresten erzeugt in ersster Linie unabhängig
von der spezifischen Wirkung des eintretenden Alkylrestes eine erhöhte Stabi-
htät der Substanz, da die Alkyloxygnippen viel schvrieriger den Einflüssen
des Organismus unterliegen als die Hydroxylgruppen in einer analogen Ver-
bindung. Es entfaltet aber die eintretende Alkylgruppe, insbesondere aber die
Äthylgruppe, eine meist narkotische Wirkung. Diese narkotische Wirkung ist
unabhängig von dem übrigen Bau der Substanzen. Sie ist die spezifische Wir-
kung der Äthjdgnippe selbst. In geringerem Maße als die Äthj'lgruppe äußert
die Methylgruppe narkotische Wirkung, und man ■wird immer vorziehen, wenn
man Alkylgruppen in Hj^droxj^le einführt, um neue wirksame Substanzen zu
erhalten, Äthj'lgruppen einzuflihren, weil gerade diese die so oft erwünschte
analgetische und narkotische Wirkung durch ihren Eintritt in die Verbindung
derselben verleihen. Die höheren aliphatischen Alkylreste werden nur selten
verwendet, da ihr Eintritt gegenüber dem Eintritte der Äthyl- oder Methyl-
gruppe keine Vorteile bringt. Von aromatischen Alkoholen hat man insbesondere
die Einführung des Restes des Benzylalkoholes in den Hydroxjdwasserstoff des
öfteren versucht, ohne auf diese Weise den aliphatischen Verbindmigen gegen-
über wirksamere oder aus anderen Gründen wertvollere Substanzen zu erzielen.
IX. Wasserlöslichmachen von Arzneimitteln. Eine sehr beliebte und mit
sehr geringem Verständnis der pharmakodynamischen Wirkung ausgeführte
Art, an und für sich in Wasser unlösliche Körper wasserlöshch zu machen und
so deren Gebrauch oder deren Resorption zu erleichtern, ist die Methode,
Körper dieser Art in Säuren umzuwandeln, die entweder als solche oder als
entsprechende Alkalisalze wasserlöshch sind. Man vergaß nur immer hierbei,
daß die Verwandlung einer Substanz in eine Säure entweder eine vöUige Ver-
nichtung der pharmakologischen Eigenschaften bewirkt oder eine ganz wesent-
Hche Abschwächung derselben zur Folge hat. Man vei^aß, daß man der meist
umiötigen Wasserlöshchkeit zuhebe die physiologische W^irkimg, auf die es doch
in erster Linie ankommen muß, zum Opfer brachte.
Die verbreitetste, weil technisch billigste Art, ist, aus den wirksamen Sub-
stanzen die entsprechenden Sulfosäuren darzustellen. Man erhält auf diese Weise
meist sehr leicht, entweder schon durch bloße Eiuwirkmig von konzentrierter
206 Allgemeine Methoden, um aus bekannten wirksamen Verbindungen Verbindungen mit
Schwefelsäure bei niedrigen Temperaturen oder von anhydridhaltiger Schwefel-
säure Sulfosäuren, die entweder selbst oder deren Alkalisalze löslich sind. Eine
weitere Art ist die Darstellung von Carbonsäuren, deren Salze wasserlöslich sind.
Die letztere Methode wird hauptsächlich in der Phenolgruppe angewendet, wo
man entweder unwirksame Substanzen oder weniger giftige erhält. Wenn die
Substanzen wirksam bleiben, so kömien sie in ihrer Wirkung von der Mutter-
substanz beträchtlich differieren. (Beispiel: Phenol und Salicylsäure.)
Eine Methode, wasserlösliche Substanzen zu erhalten, ohne die Wirkung
wesentlich zu beeinträchtigen, ist die Einführung einer Aminogruppe oder einer
GlykokoUgruppe in die fette Seitenkette einer Verbindung; man kann daim
lösliche Chlorhydrate dieser Derivate erhalten. Die physiologische Wirkung
der zugrunde liegenden Verbindungen wird hierbei manchmal gar nicht oder
nur unwesentlich verändert.
X. Einführung von Halogen oder Schwefel. Eine ungemein verbreitete
Art, neue Heilmittel darzustellen, ist, in schon bekannte Körper von verschie-
densten physiologischen Wirkimgen Halogen, insbesondere aber Brom und Jod,
einzuführen. Man erhält im allgemeinen bei Einführung von Chlor in alipha-
tische Verbindungen mehr oder minder stark narkotisch wirkende Körper,
häufig aber starke Herzgifte, bei Einführung von Chlor in aromatische, stärker
antiseptisch wirkende Verbindungen als die Muttersubstanz. Man muß bei
dem Endprodukte besonders auf die eventuellen Ätzwirkungen achten. Die
Einführung von Brom in ahphatische Substanzen bringt meist ähnliche Effekte
wie Chlor zuwege, anderseits nähern sich die antiseptischen Wirkmigen dieser
Substanzen schon den Jodderivaten. Die Einführung von Brom in aromatische
Substanzen erhöht deren antiseptische Effekte, besitzt aber keine Vorteile vor
den Jodpräparaten, es sei denn, daß sich die Bromderivate technisch bilhger
darstellen lassen. Die Einführung von Jod in aliphatische und aromatische Ver-
bindungen verleiht denselben wesentlich antiseptische, resorptionsbefördemde
imd granulationsanregende Wirkung. Es ist hierbei keineswegs von Vorteil,
wenn die neue Verbindung Jod sehr rasch abspaltet, anderseits ist es aber zweck-
los, Jod in Verbindmigen einzuführen, aus denen es der Organismus unter
keinerlei Umständen wieder frei machen und ziu- Wirkmig bringen kann.
Die Einführung von Schwefel geschieht mit Vorhebe, um antiseptisch
wirkende oder resorptionsbefördemde Eigenschaften den neu entstehenden
Verbindungen zu verleihen. Doch stehen in bezug auf die antiseptische Wir-
kung die Schwefelverbindungen den analog gebauten Jodverbindungen wesent-
hch nach. Eine Reihe von schwefelhaltigen Verbindungen, die diurch Schmelzen
mit Schwefel oder durch Schwefeln mittels eines Überträgers dargestellt sind,
wurden in der Absicht, dem Ichthyol analog wirkende Substanzen künstlich
zu gewinnen, hergestellt. Hierbei werden Kohlenwasserstoffe verschiedenster
Provenienz, insbesondere ungesättigte, mit Schwefel behandelt. Anderseits ge-
hngt es leicht, Schwefel diirch Verschmelzen mit Substanzen, die eine doppelte
Bildung enthalten, in diese einzuverleiben. Doch zeigen Körper der letzteren
Art keine dem Ichthj'ol analogen physiologischen Eigenschaften.
XL Darstellungen von verschiedenen Salzen wirksamer Säuren oder wirk-
samer Basen, insbesondere von Metallen. Hier wächst die Variationsmöghch-
keit tatsächlich fast ins Unendliche, und wer die Verbindmigen verschieden-
ster Art, die so dargestellt win^den, für neue Arzneimittel ansieht, hat vollauf
Gelegenheit, sich über die Hochflut neuer Mittel zu beklagen. Wer aber ein-
sieht, daß hier nicht die wirksame Substanz, sondern der meist imwirksame
Anteil der Verbindung in verschiedenster, sehr häufig auch zweckloser Weise
gleicher physiolog. Wirkung aufzubauen, denen aber bestimmte Nebenwirkungen fehlen. 207
variiert •wird, wird Verbindungen dieser Art keineswegs als etwas Neues an-
zusehen in der Lage sein.
XII. Kombination zweier wirksamer Substanzen. Bei dieser Art, neue
KöqDer darzustellen, werden zwei meist ganz ähnlich wirkende Körper, etwa
zwei antipjTetische Mittel, wie Salicylsäure oder Antipjrrin, oder zwei Schlaf-
mittel, wie Amylenhydrat und Chloralhydrat in chemische Wechselwirkung ge-
bracht, ohne daß die entstehenden Verbindungen andere physiologische Eigen-
schaften hätten, als etwa ein Gemenge der beiden Substanzen. Anderseits
wurde versucht, zwei verschiedenartig wirkende Körper zu kombinieren, eine
Variationsmöghchkeit, die natürUch sehr groß, ohne aber bislang therapeutisch
etwas Neues geliefert zu haben.
Wenn man die angeführten VariationsmögUchkeiten sich vor Augen hält
und weiter berücksichtigt, daß man in den meisten Substanzen eine für die
Grundwirkung unwesentliche Gruppe chemisch unzähJigemal variieren kami,
so wird es klar, wie eine Hochflut von sogenamiten neuen Arzneimittehi möghch
ist, ohne daß neue Körper mit neiien Wirkungen geschaffen werden. Jeder
neue Körper schafft wieder eine Reihe von Variationen, aber im Konkurrenz-
kämpfe siegt doch nur das geeignetste imd technisch billigste Präparat.
Zweites Kapitel.
Antipyietica.
Chinin und Chinolinderivate.
Die synthetische Arzneimittelchemie hat aiif dem Gtebiete der antipyre-
tischen Mittel sowie der Schlafmittel ihi-e größten Triumphe gefeiert. Eine
große Reihe neuer Verbindungen wurde geschaffen, von denen einige in den
dauernden Besitzstand der Heilkunde übergegangen sind. Aber die große Ver-
breitung verdanken die modernen Antipyretica nicht so sehr ilirer Temperatur
herabsetzenden Wirkung, als vielmehr ihren vortrefflichen Nebenwirkungen
auf das Nervensystem, vor allem der besonderen schmerzstillenden Funktion.
Diese Substanzen wirken einerseits als Wärmezentrumnarkotica, andererseits
als leichte Narkotica überhaujDt.
Die ursprünglich treibende Idee der Synthetiker war, die Resultate der
Erforschung der Konstitution des Chinins in der Weise zu verwerten, daß man
neue, dem Chinin, wie damals seine Konstitution aufgefaßt wurde, analoge
Körper aufbaue. Die Anschauungen über den Bau des Chinins waren zu jener
Zeit unrichtig, mid auf Grund dieser unrichtigen Anschauungen über den Auf-
bau des Chinins gelangte man zu synthetischen Verbindungen, welche vom
Chinin in ihrer Wirkung sich wesentlich unterschieden, die wohl Antipyretica
waren, aber aus Gründen, die außerhalb der Analogie mit dem Chinin hegen.
Der großen Reihe künstlicher Fiebermittel, welche alle das Chinm ersetzen
sollten, mangelt eine, und zwar die wichtigste therapeutische Funktion des
Chinins, nämlich die spezifische Wirkung bei der Malaria.
Cliinin unterscheidet sich von dem ihm nahe venvandten Chinaalkaloide
Cinchonin durch das Vorhandensein einer Methoxygruppe in der p-Stellung
im Chinolinringsystem, aber Cinchonin ist ein weit weniger wirksamer Köi-per,
so daß die Anwesenheit der p-Methoxygruppe jene intensive Wirkung des
Chinins auf das Fieber und seine spezifische Wirkung bei der Malaria bedingt.
Schmilzt man Cinchonin und Chinin mit Kali, so erhält man im ersteren Falle
Chinohn, im letzteren Falle p-Methoxychinolin.
0/\ CH o/N^^
I p-Methoxychinolia * I I I
N N
Chinolin geht nicht als solches in den Harn über, sondern es tritt im Harn
eine durch Brom fällbare, noch unbekannte Substanz in reicher Menge auf. Nach
Donath ist der im Harn auftretende Körper PjTidincarbonsäure, was aber an-
scheinend nicht richtig. Chinolin wird sehr wahrscheinlich als 5.6-Dioxychinolin
mit Schwefelsäure oder Glykuronsäure gepaart durch die Niere ausgeschieden^).
Chinolin selbst hat nach den Untersuchungen von Julius Donath^) anti-
septische, antizymotische und antipyretische Eigenschaften, aber es erregt sehr
1) H. Fühner, AePP. 55, 27 (1906).
2) BB. U, 178, 1769 (1881). — Kendrick und Dewar, BB. T, 1458 )1874).
Chinin und Chinolinderivate. 209
bald schon in relativ kleinen Dosen Kollaps und seine hochgradige Giftigkeit
verhindert die therapeutische Anwendung, auch wenn man statt des salzsauren
Chinolins, welches stark hygroskopisch ist, brennend schmeckt und durchdrin-
gend riecht, weinsaures Chinolin benützt. Donath verwendete bei seinen Ver-
suchen Chinolin aus Steinkohlenteer, welches nicht rem war. Wenn man aber
auch, wie es Biach und Loimann') getan haben, synthetisches Chinoün be-
nützt, so kommt man zu den gleichen Resultaten. Chinolin erniedrigt wohl
die Temperatur, und die Temperaturerniedrigung ist proportional der verab-
reichten Dosis, aber die Atembewegungen werden verringert und unregel-
mäßig, es treten Kollapserscheinungen auf, die Versuchstiere gehen unter
Erscheinungen des Lungenödems zugrunde. Eine Zeitlang wurde Chinoün
als Ersatzmittel des Chinins bei Keuchhusten in kleinen Dosen empfohlen.
Doch haben die lästigen Nebenwirkungen sehr bald von einer weiteren An-
wendung abgeschreckt^).
Die antiseptische Eigenschaft des Chinolins geht nach den Untersuchungen
von RosenthaP) so weit, daß mit Chinolin vergiftete Tiere nicht faulen. Die
chemische Tätigkeit des Protoplasmas der lebenden Zellen erleidet durch Chinolin
eine wesentliche Änderung. Es wird die Aufnahme von Sauerstoff und die
Erzeugung von Energie vermindert, daher smkt auch die Wärmeproduktion.
Wenn mau am Krankenbett die Chinolinwirkung mit der Chininwirkung ver-
gleicht, was ja im Tierversuch nicht so gut geht, so kommt man mit R. Jaksch*)
zu dem Resultate, daß Chinolin in bezug auf seine febrifuge Wirkung schwächer
und unzuverlässiger wirkt als Chinin. Auf den Krankheitsverlauf hat es gar
keinen günstigen Einfluß, bei der Malaria wirkt es überhaupt nicht und die
meisten Patienten erbrechen das Mittel. Das Fieber bei Pneumonie win^de
vom ChinoHn nicht beeinflußt. Chinolin und Acridin machen Retinitis^).
Da eine Reihe von Alkaloiden zum Teil Chinolin f i | zum Teil Iso-
chinolin I J j als Kern besitzen, so muß man die Frage aufwerfen, ob
es einen Unterschied macht, ob sich diese Körper vom Chinolin oder vom Iso-
chinolin ableiten. Die Untersuchungen von Ralph Stockmann*) haben ge-
zeigt, daß Chinolin und Isochinolin beide gleich stark antisepti.sch, antipyretisch
und auf das Zentralnervensystem deprassorisch wirken. Auch die Methyl-
jodidderivate beider Körper haben dieselbe Wirkung, nämlich eine paralysierende
Wirkung auf die motorischen Nervenendplatten. Chinaldin (a-Methylchinolin)
Chinaldin Lepidin a-j'-Dimethyl- o-Tuluchinolin p-Toluchinolin
^ chinolin '^
OoH. 00" o5h. 00 ™'Oo
N N N HjC N N
Lepidin (/-Methylchinohn), dann «-/S-DimethylchinoHn, o-Toluchinolin, p-Tolu-
chinolin zeigen eine ähnliche Wirkung wie Chinolin oder Isochinolin, aber sie
sind weniger wirksam. Dimethylchinob'n ist noch weniger wirksam als Chinal-
din. Es läßt sich daher die Regel aufstellen: Die Substitution von Methyl-
radikalen für Wasserstoffatome in Chinolin wirkt schwächend auf
^) Virchows Arch. 86, 456. ^) Brieger, Zeitschr. f. klin. Med. 4, 296.
ä) Festschrift f. Zenker 1891, 206. *) Prager med. Wochenschr. 1881, Nr. 28.
^) A. Jess, Akten f. d. internat. ophthahnol. Kongreß Petersburg 1914, 101.
') Journ. of physiol. 15, 245.
Frank el, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 14
210 Antipyretica.
die depressorische Wirkung auf das Nervensystem, d. h., je mehr
Wasserstoffatome durch Methylgruppen im Chinolin ersetzt wer-
den, desto schwächer wirkt der substituierte Körper auf das
Nervensystem. Es folgt ferner aus den Stockmannschen Untersuchungen,
daß es für die physiologische Wirk\ing eines Chinolins gleichgültig ist, wo der
Stickstoff steht, oder wo die Methylradikale sitzen, daß ferner die Substitution
von Methylradikalen für Wasserstoff die Wirkung nur in bezug auf den Grad
ändert, aber nicht in bezug auf die Art und Weise. Es ist daher nicht vm-
wahrscheinlich, daß es für die physiologische Wirkung der komplexeren Alka-
loide gleichgültig ist, ob das Alkaloid vom ChinoUn oder IsocbinoUn deriviert.
Dieses ist für Synthesen von größter Wichtigkeit, da man unter sonst gleichen
Umständen von dem büh'gen ChinoUn ausgehen könnte.
a-OxychiuoUn (Carbostyril) ist wenig oder gar nicht giftig^). j'-Oxychinohn
(Kyinu-in) ist ebenfalls ungiftig. p-Oxychinohn macht bei Kaninchen geringe
Temperaturerniedrigung-).
Py-Tetrabydro-p-oxychinoUn q-^
NH
ist ein starkes Gift, es macht klonische Krämpfe 2).
p-Methoxychinolin (p-Chinanisol) ist vmgiftig, p-Methoxy-tetrahydrochinoUn
(Thallin) wirkt stark antipyretisch, macht Cyanose und Methämoglobinbildimg ^).
Tetrahydrochinolin q-^
N
H
verhält sich physiologisch zu Chinolin wie Piperidin zu Pyridin*).
Ä-Propyltetrahydrochinolin ist weit giftiger und physiologisch unähnlich
dem Coniin^).
Py-Tetrahydro-}'-phenylchinolin
\/
/>,
N
H
ist für Paramäcien so giftig wie Chinin^).
Der Reichtum des Chinins an Wasserstoffatomen führte zu der Vermutung,
daß in demselben Chinolin als Tetrahydrochinolin enthalten sei, eine Ver-
mutung, die sich als irrtümlich erwies, aber zu den ersten Versuchen führte,
synthetische, vom Chinolin sich ableitende AntipjTetica darzustellen. Es war
aber dazu notwendig, vorerst reines Chinolin in der Hand zu haben. Die
Reindarstellung des im Steinkohlenteer vorkommenden Chinolins begegnet
großen Schwierigkeiten ; namenthch die Treimmig von den Homologen läßt sich
1) A. Schmidt, Diss. Königsberg (1884). — B. Fenyvessy, HS. 30, 552 (1900). —
F. Rosenhain, Diss. Königsberg (1886).
2) R. Jaksch, Zeitschr. f. klin. Med. 8, 442 (1884).
^) F. Rosenhain, Diss. Königsberg 1886.
*) P. C. Plugge, Arch. intern, de Pharm, et de Th6r. 3, 173 (1897).
') Grethe, Deutsches Arch. f. klin. Med. 56, 189 (1896).
Chinin und Chinolinderivate. 211
sehr schwer bewerkstelligen. Diesem Ubelstand wurde durch die synthetische
Darstellung des Chinolins abgeholfen.
Zur Gewinnung von chemisch reinem Chinolin erhitzt man nach Zdenko Skraup')
Glycerin, konzentrierte Schwefelsäure, Nitrobenzol und Anilin, wobei anscheinend Anilin
mit dem aus dem Glycerin gebildeten Oxyaldehyd reagiert. Diese Skraupsche Synthese
des Chinolins läßt sich auch übertragen auf die Darstellung von Oxychinolin sowie von
Alkyloxychinolin. Es ist nur notwendig, statt des Nitrobenzols bzw. Aminobenzols, Nitro-
phenol bzw. Aminophenol zu nehmen^). Bei der Synthese des Methyläthers des p-Oxy-
chinolins z. B. verwendet man p-Aminoanisol, p-Nitroanisol, Glycerin und Schwefelsäure').
Die Reaktion ist dieselbe wie bei der Synthese des Chinolins. Aber man bekommt, da man
von p-substituierten Körpern ausgegangen ist, p-substituierte Oxychinoline. Später hat
KnueppeH) die Skraupsche Chinolinsynthese dahin modifiziert, daß er Arsensäure,
Glycerin und konzentrierte Schwefelsäure auf Anilin oder dessen Derivate einwirken ließ;
diese Modifikation soll eine bessere Ausbeute bewirken, da die Harzbildung vermieden,
femer die Verarbeitung großer Substanzmengen auf einmal ermöglicht wird.
Das so dargestellte p-Chinanisol (p-Methoxychinohn) zeigte nach den Unter-
suchungen von R. V. Jaksch schwach antipyretische Eigenschaften. Es war
jedenfaUs durch den Eintritt der p-Methoxygruppe die antipyretische Wirkiuig
des Chinolins abgeschwächt worden, eine Erscheinung, der wir später bei der
Besprechung des Anilins und des Phenetidins wieder begegnen werden. Es
besteht also ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Verhältnisse der
Wirkungen von Chinin zu Cinchonin und Methoxychinolin zu Chinolin. Beim
Chinin verstärkt die Methoxygruppe die Wirkung gegenüber dem Cinchonin,
beim Methoxychinohn wird sie dem Chinolin gegenüber abgeschwächt. Der
Grund, daß man immer bei Synthesen in der Chinolinxeihe vom Methoxy-
chinoUn ausgegangen, ist wohl in der Beobachtung vom Butlerow zu suchen,
welcher ja beim Schmelzen des sehr stark wirkenden Chinins mit Kali Meth-
oxychinohn erhalten, während bei demselben Prozesse das weniger wirksame
Cinchonin Chinolin gab.
Wie erwähnt, faßte früher Z. Skraup und mit ihm andere Beobachter
das Chinin als ein tetrahydriertes Chinolinderivat auf. Da p-Methoxychinolin
nur schwach antipyretische Eigenschaften zeigt, so war es wahrscheinlich, daß
ein hydriertes p-Methoxychinolin starke Wirkungen hervorrufen wird. Es gilt
nämlich der Lehrsatz, über den das Nähere im Kapitel über Alkaloide nach-
zulesen ist, daß hj'drierte Basen viel energischere Wirkungen als die nieht-
hydrierten haben. Die Hydrierung inid die dadurch bedingte Lösung der doj)-
pelten Bindung macht den Körper für den Organismus wirkmigsfähiger, wie
einige Beispiele beweisen sollen. So ist Pyridin fast gar nicht wirksam, Piperi-
din hingegen, das Reduktionsprodukt des PjTidins, ist eine stark wirkende
Base. Auch beim Chinohn konnten E. Bamberger und Längfeld^) dieselbe
Beobachtung machen. Die hydrierten Chinoline wirken im Gegensatz zum
Chinolin dem Piperidin ähnlich. Dekahydi-ochinohn z. B. erweist sich schon
in kleineren Dosen als Blutgift, wie es überhaupt als sekundäres Amin die für
solche charakteristischen physiologischen Eigenschaften besitzt. Nach den
Untersuchungen von Heintz^) steht Dekahydrochinohn in bezug auf physio-
logische Wirkung in denselben Beziehungen zum Chinolin wie Piperidin zum
Pyridin. Diese vier Verbindiuigen haben alle gleichartige, wenn auch graduell
verschiedene Wirkung. Die nichthydrierten Basen Pyridin und Chinolin sind
in bezug auf aUgemeine Nervenwirkung stärker wirksam als die hydrierten.
Femer machen die nichthydrierten frühzeitige Herzlähmung, während die
hydrierten Körper das Herz lange intakt lassen. Alle vier Verbindungen zer-
1) Amerik. P. 241 738. ^) DRP. U 976. ^) DRP. 28 324.
*) DRP. 87 334. — BB. 29, 703 (1896). ^) BB. 33, 1138 (1890).
14*
212 Antipyretica.
stören die roten Blutkörperchen, aber die hydrierten weit rascher land inten-
siver als die nichthydrierten. Das schwächer hydrierte Hexahydrochinolin
nähert sich in seiner Wirkiuig mehr dem Chinolin als dem Dekahydrochinolin.
Nerven- wie Herzwirkungen sind intensiv, die blutschädigende Wirkung ist
schwächer als bei den letzteren, mehr den Wirkungen des Chinolins sich
nähernd.
Wenn man nvin das schwach wirkende p-Cliinanisol durch Reduktion mit Zinn und
Salzsäure hydriert, wie es Skraup getan, so kommt man zu einem stärker wirkenden
Körper, dem Tetrahydrochinanisol, welches Thallin genannt wurde^).
Die Salze des Thallins sind kräftige Antipjrretica, wenn auch keine spezi-
fisch (gegen Malaria) wirkenden Mittel 2).
Thallin
H
U\>
N
H
(Das Thalhnperjodat wurde von Mortimer Granville angeblich mit
bestem Resultate bei der Krebsbehandlung verwendet^).
Außer dem Thallin wiu'den noch eine Reihe alkylierter bzw. benzoyherter
Tetrachinanisole dargestellt, welche sich aber in ihrer Wirkung nicht in der
Weise vom ThalHn unterschieden, daß sie ihnen vorzuziehen wären. Thallin
wirkt viermal so stark antipyretisch als Antipyrin. Doch ist die Wirkung nicht
andauernd. Die Apyi-exie (Entfieberung) dauert nur kurz und das Fieber setzt
dann mit Schüttelfrösten wieder ein. Es macht eine schwere Blutschädigung.
P. Ehrlich*) sah Hämoglobininfarkt der Nierenpapille.
Während Chinolin nicht auf die Niere wirkt, macht Tetrahydrochinolin
H
1 j 'tt typische Nekrose der Nierenpapillen, Thallin, o-Thalün und AnathaUin
N
H
ebenfalls, aber nicht bei allen Tieren. Ebenso wirken Thalhnharnstoff, Thallin-
thioharnstoff und Acetyl thallin. Die Wirkung des Tetrahydrochinolins wird
weder durch die Einführung eines Säureradikals, noch Alkylradikals in die
NH-Gruppe verändert.
Dihydrochinohne zeigen trotz ihrer sonstigen Giftigkeit gar keine Wirkung
auf die Niere. Weder Kairin, noch das viel giftigere Trihydroäthyl-p-oxychinolin
haben diese Eigenschaft^).
Schon früher hatte W^ Filehne eine Reihe von Chinolinderivaten unter-
sucht und gefunden, daß nur die am Stickstoff alkylierten Tetrahydrochinoline
einer weiteren Prüfung am Menschen wert wären. Enthielten diese alky-
lierten Chinoline Hydroxylgruppen, so trat ihre Wirkung rascher
ein, verschwand aber um so plötzlicher. (Eine Analogie mit der rasch
verfliegenden antipjTetischen Wirkung der hydroxylierten Benzolderivate
Phenol, Brenzcatechin usw. ist hier nicht zu verkennen.) Auf Grund dieser
Beobachtungen kam es zur Synthese des Kairolins durch W.Königs und
Hoff mann und des Kairins durch O.Fischer*). Kairolin ist Tetrahydro-
chinolin, welches entweder eine Äthyl- oder eine Methylgruppe am Stickstoff
1) DRP. 30 426 und 42 871. 2) Moniteur scient. 1881, 1230.
3) Lancet 1894, 10, III. *) Therap. Monatshefte 1887, 53.
5) Rehns, Arch. mternat. de pharmacodyn. 8, 199. «) DRP. 21 150.
Chinin und Chinolinderivate. 213
enthält, und zwar das saure schwefelsaure Salz. Das äthylierte Kairolin wird
Kairolin A, das methylierte Kairolin M genannt.
H
Ih + h^so,
N . CjjHs
Kairin unterscheidet sich vom Kairolin niir durch die Gegenwart eines
Hydroxyls, welches den Körper rascher zur Wirkung bringt. Es ist ein Tetra-
hydroäthyl- (oder Methyl)-a-oxychinolin.
HON . C2H5
Kairin wird nach O. Fischer dargestellt, indem man a-Oxychinolin, das durch
Schmelzen von a-ChinoIinsulfosäure mit Natron oder aus o-Nitrophenol nach der Skraup-
scben Synthese erhalten werden kann, reduziert und das gebildete Tetrahydrür mit Jod-
methyl auf dem Wasserbade reagieren läßt. Unter heftiger Reaktion bilden sich die jod-
wasserstoffsauren Salze der tertiären Oxyhydromethylchinoline.
Kairin zeigt dieselben unangenehmen Erscheinvmgen i) bei der Anwen-
dung am Menschen und hat so gefährliche Nebenwirkungen wie das später
von Skraup dargestellte Thallin. Alle diese Substanzen sind als die ersten
Versuche zur Synthese chininartig wirkender Substanzen zu betrachten,
die aber keineswegs die spezifische Wirkung des Chinms haben, wie die
Darsteller lu-sprünglich annahmen, sondern nur aus den Gründen febrifuge
Wirkungen zu eigen besitzen, weU ja Chinolin selbst antipjretisch wirkt und
ja alle Benzolderivate die gleiche Eigenschaft zeigen. Aber die bei Ver-
abreichung dieser Mittel am Menschen eintretenden schweren Erscheinungen
sowie die unangenehmen Neben wu'kun gen zeigten, daß der Gebrauch dieser
Körper zu verlassen sei'. An die am Stickstoff methylierten Derivate Kairolin
und Kairin sehließt sich das von Demme untersuchte methyltrihydroxy-
chinoUncarbonsaure Natron, welches schon in kleinen Gaben antiseptisch wirkt.
H
NaOOC-l^\/'H
• N • CH3
HO
Nach Verfütterung dieser Substanz tritt im Harn Dioxychinolinmethyl-
carbonsäure CH3 • NC9H5 • C00H(0H)2 auf. Es wird also beim Passieren des
Organismus eine zweite Hydroxylgruppe gebildet, ähnlich wie bei der Oxydation
des Phenols zu Brenzcatechin. Der Körper wirkt blutdrucksteigernd und puls-
verlangsamend, er erzeugt sehr leicht Kollaps^).
Wie die MethyUerung des Chinolins am Stickstoff mitunter wirken kann,
zeigen die Untersuchungen von Georg Hoppe -Seyler am sogenamiten
Chinotoxinä). Dieses ist Dichinolindimethylsulfat.
N N
/\ /\
CHs SO4H CH3 SO4H
') Berliner klin. Wochenschr. 1882, Nr. 45 und 1883, Nr. 6; 1883, Nr. 31. — Deutsches
Arch. f. klin. Med. 3-«, 106.
2) M. Nencki mid Krolikowski, M. f. C. 9, 208 (1888). ^) AePP. Z4, 241.
214 Antipyretica.
Das Methylieren von Basen am Stickstoff erzeugt, wie Brown und Fräser
gezeigt haben, meist curareartige Wirkung. Jollyet und Cahours haben
schon früher dieselbe Wirkung bei alkylierten Anihnen gefunden. Methyl-,
Äthyl- und Amylanihn^) lähmen die peripheren Endigungen der motorischen
Nerven ebenso wie die alkyherten Alkaloide. Dieses ist eine allgemeine Eigen-
schaft der quatemären Ammoniumbasen, aber die Chinolinderivate wirken nach
diesen Autoren nicht so (s. Kapitel Alkaloide: Die quaternären Ammonium-
basen). Methyl-, Äthyl- und Amylchinolm haben keine curareartige Wirkung.
Nur ein Chinolinderivat zeigte nach den Untersuchungen von ßochefon-
taine^) diese lähmende Wirkung, nämlich das Oxäthylchinoleinammonium-
chlorid. Auch Chinolin selbst zeigt keine curareartige Wirkung, sondern lähmt
das Zentrahiervensystem. Aber im Chinotoxin muß die curareähnliche Wirkung
auf die Methj^lgruppen am Stickstoff bezogen werden.
Der letzte bedeutendere Versuch von Chinolin zu einem Chinmersatz-
mittel zu gelangen, ist die DarsteUung des Analgens ^) und ihm analoger Körper.
Diese Synthese ist nach Analogie der Phenacetinidee (s. d.) ausgeführt, mit
dem hauptsächlichsten Unterschiede, daß statt des einfachen Benzolringes der
ChinoLindoppelring der Verbindung zugrunde liegt. In diesem Falle wird Chino-
Un nicht hydriert, sondern o-Oxychinolin äthyliert.
Stellt man die Nitroverbindung und durch Reduktion dieser die Aminoverbindung
dieses Äthers dar und ersetzt einen Wasserstoff der Aminogruppe durch die Benzoyl- oder
Acetylgruppe, so erhält man diesen Körper.
Das im Handel befindhche Anaigen (Benzanalgen) ist o-Äthoxyanamono-
benzoylaminochinolin. c H • CO • NH
/\
I
\/
N
o-Äthoxyanamonoacetylaminochinolin steht zum Chinohn in demselben
Verhältnis wie Phenacetin CH3 • CO • NH • CgH4 • OCjHg zum Benzol.
Anaigen wirkt antipyretisch und auch antineuralgisch, ist aber in Wasser
ganz unlöslich, spaltet hingegen seine Benzoylgruppe im Magendarmkanal ab.
Seine Unlöshchkeit führte zu vielen Älißerfolgen, und seine nicht konstante
Wirkung verhinderte, trotzdem keine vmangenehmen Nebenwirkungen bei der
Anwendung desselben zu konstatieren waren, eine Einführung in der Praxis.
Analog diesem Körper wurde p-Äthoxyacetylaminochinolin aufgebaut sowie die
entsprechende Benzoylverbindung, welche beide Substanzen antipyretische und
antineiuralgische Eigenschaften besitzen*). Im Gegensatze zu der Äthoxyver-
bindung ist angebHch5-Acetamino-8-methoxj'chinolini)hysiologisch unwirksam^).
Es wurden noch einige Versuche gemacht, denen die Idee zugrunde liegt,
Oxychinolin als Ersatzmittel des Chinins zu verwenden. Einhorn®) schlug
p-MethoxydioxydihydrochinoUn als em solches Ersatzmittel vor, welches auch
bei Malaria wirksam sein soll. Von einer Anwendung dieses Körpers am Kran-
kenbette hat man jedoch nie gehört. Dasselbe Schicksal erfuhren die zwei
isomeren Methoxyoxymethyldichinoline'), welche aus m-Aminophenyl-p-meth-
oxychinolin mit Acetessigester erhalten wurden, mit nachträglicher Über-
führung m die Tetrahydroverbindung durch Reduktion. Diese Körper besitzen
1) C. r. 66, 1131. 2) C. r. 95, 1293. Siehe auch Wurtz, C. r. 95, 263.
ä) DRP. 60 308, 65 102, 65 110, 65 111. ♦) DRP. 69 035.
') Freyss und Paira, Bull. Soc. ind. Miühouse 13, 239.
«) DRP. 55 119. — BB. 23, 1489 (1890). ') DRP. 55 009.
Chinin und Chinolinderivate. 215
den bitteren Geschmack des Chinins und sollen angebUch auch die spezifische
Wirkung desselben gegen Malaria besitzen (?), eine Angabe, die nie Bestätigung
gefunden hat.
Ahnliche Ideen, wie sie bei der DarsteUung der Antipyretica der Chinolin-
gruppe auftreten, nämhch durch Einführung einer Hydroxylgruppe in Chinolin-
verbindungen diese im Organismus rascher zur Wirkung zu bringen und hin-
wiederum die Hydroxylgruppe durch AlkyLreste zu decken, um eine Analogie
zwischen diesen Körpern imd der p-Methoxygruppe des Chinins, die zur Aus-
lösung der spezifischen Wirkung der Cinchoningruppe notwendig ist, herzu-
stellen, wurden auch, aber gänzlich ohne praktischen Erfolg, auf die verwandten
Chinaldine übertragen.
Oxyhydrochinaldin und die Methoxy- und Athoxyderivate desselben wurden dar-
gestellt, ohne je praktische Verwendung zu finden').
Es ist von vornherem klar, daß diesen Substanzen keine Vorzüge vor den
hydrierten Cliinolinen, die ja so unangenehme Erscheinungen erzeugen, zu-
kommen können.
Da das dem Chinin nahestehende Apochinin seinerzeit als Derivat des
7-Phenyl-p-oxychinolins CgHs • C9H5(0H)N aufgefaßt wurde, haben W.Königs
tmd Jaegle^) y-Phenyl-p-methoxychinaldin und König simdMeimb er g3) Deri-
vate des }'-Phenylchinaldins dargestellt. H. Tappeiner und Grethe*) unter-
suchten nun die Einwirkung dieser Substanzen auf niedere Organismen, ins-
besondere auf Paramaecium caudatum, eine leicht zu züchtende Infusorienart.
Untersucht man die Einwirkung der beiden Spaltlinge des Chininmoleküls,
p-Metboxy-^-methylchinolin und Merochinen m dieser Richtung, so sieht man,
daß Merochinen für diese Mikroorganismen unschädlich ist, während p-Methoxy-
lepidin wirksam ist, wemi a\ich bedeutend schwächer als Chinin. Auch Chinolin
ist wirksam, Lepidui (7-Methylchinolin) steht in der Mitte. So gut wie unwirksam
erwies sich Pyridin. Die Wirkung ist also an den Chinolinkern gebunden imd
wird durch die Methoxy- und Methyl-Seitenketten noch verstärkt.
y-Phenylchinolin f J | imd mehrere seiner nächsten Derivate, welche
N
man als Spaltlinge des Chininmoleküls ansehen wollte, zeigen eine sehr starke,
vielfach Chinin in seiner Wirkung übertreffende Reaktion auf kleinste Lebe-
wesen. Durch den Eintritt des Phenylradikals in das Chinolin ist also die
Wirkung auf Paramäcien erheblich gesteigert worden.
Die Wirkung geht nach Tappeiner zum Teil von der im Moleküle enthal-
tenen Chinohngruppe aus. Der an ihr in der j'-Stellung hängende Atomkomplex
vermag dieselbe unter Umständen wesentlich zu verstärken. Ganz losgelöst
xmd in ein Pyridinderivat übergeführt (als Merochinen) ist er wirkungslos, m
der Form, welche sich im Chinin befindet, verstärkt er die Wirkung erhebhch,
zur Phenylgruppe zusammengeschlossen (als /-Phenylchinohn) übertrifft er
die Wirkungen des Chinins um das Zehnfache.
Auf Protozoen wirkt am stärksten von den chininverwandten Phenyl-p-
methoxychinaldin q 2
CH,0|
N
M DBP. 24 317. *) BB. 28, 1046 (1895). ») BB. 38, 1038 (1895).
*) Deutsches Arch. f. klin. Med. 56, 189, 369.
216 Antipyretica.
Die Erfahrung, daß der Eintritt eines Benzolkems zum Pyridin dem ge-
bildeten Chinolin solche Wirkung verleiht, welche diu-ch Zutritt eines neuen
Phenylrestes noch mehr verstärkt wird, veranlaßten Tappeiner, Phosphine
genannte Farbstoffe zu untersuchen, in denen die Kondensation mit Benzol-
kemen einen noch höheren Grad erreicht hat. Es -wurden untersucht Phosphin
(die Aminoverbindung des Aminophenylacridhis)
0
N
sowie Methyl- und Dimethylphosphin.
Die Wirkung dieser Phosphine auf Paramäcien ist eine erstamüiche und
wird von keiner anderen organischen Substanz übertroffen.
/-Phenylchinaldin und die Phosphine, welche Substanzen alle antipyre-
tische Eigenschaften zeigen, aber die Atmung schädigen und in starken Dosen
Krämpfe 1) machen, sollten nun bei dieser intensiven Wirkung auf Infusorien
gegen Malaria als Spezificum wirken. Die tödliche Dosis dieser Antipyretica
ist die gleiche wie die des Antipyrins, die Phosphine zeigen einen lokal reizenden
Einfluß. Julius Mannaberg^) prüfte diese Substanzen bei Malaria, kam aber
zu dem durchaus negativen Resultate, daß auch diese Körper keine Heilmittel
gegen Malaria sind und sich mit Chinin nicht vergleichen lassen. Methylphosphin
wirkt, nach ihm, ähnhch wie Methylenblau auf Parasiten der Malaria, mdem
diese gelähmt werden, während Chininlösung sie sofort zum Platzen bringt
oder eine wirbelnde Pigmentbewegung die Degeneration erkennen läßt.
Diese Versuche zeigen wohl deutlich, daß die kondensierten Ringsysteme
allein die spezifische Wirkung des Chinins auszulösen nicht vermögen und
daß der Chinoünanteil des Chinins auch nicht der Träger der spezifischen
Wirkimg ist.
Antipyrin.
Mit der Absicht, ebenfalls zu einem chininähnlichen Körper zu gelangen,
ist L. Knorr^) zur Synthese des AntipjTins gekommen. Die Anschauimgen
der damaligen Zeit über den Aufbau des Chinins waren wohl unrichtig. Ebenso
unrichtig waren Knorrs ursprüngliche Anschauungen über den Aufbau des von
ihm erhaltenen Ai^tipyrms. Aber trotzdem ist es ihm gelungen, einen der wert-
vollsten synthetischen Körper zu finden, welcher auch den größten materiellen
Erfolg errungen. Knorr faßte ursprünglich den von ihm gefundenen Körper
als ein Dimethyloxychiniziu*) auf, in welchem zwei im PjTidinkem verkettete
Chinohnmoleküle enthalten sein sollen, wie man sie im Chinin vermutete. Der
ausgezeichnete physiologische Effekt des Antipyrins sprach jedenfalls für diese
Vermutung, daß ein chemisch analoger Körper synthetisch geschaffen wurde.
Aber Knorr selbst konnte zeigen, daß seine ursprüngliche Auffassmig der Kon-
stitution des Antipyrins eine unrichtige ist und daß man vielmehr dasselbe
auf einen neuen Ring, den Pyrazolkern, zurückführen muß.
PjTazol
NH
N/^CH
HCL- i^^CH
') Jodlbauer vind Fürbringer, Deutsches Arch. f. klin. Med. 53, 158.
2) DeutschesArch.f.klm.Med.59,185. SjLiebigsAnn.äSS, 137. «)BB. n,2037(1884).
Antipyrin. 217
Die Synthese von Knorr') geht nun dahin, daß Acetessigester mit Phenylhydrazin
erwärmt, und das erhaltene Produkt methyliert wird. Hierbei reagiert vorerst die Keto-
gruppe mit dem Hydrazinrest und es kommt zur Bildung des Pyrazolonringes. Der gebildete
Körper ist in erster Linie Phenylmethylpyrazolon. Als Nebenprodukt tritt Alkohol auf,
so daß die Reaktion in folgende Formeln gekleidet werden kann: CjHj • NH • NHj + CH3
• CO • CH, • COO • CjHs geben
C — CH3
I und 1 Molekül Wasser.
CoHsO — OC — CHj
Beim Erwärmen, aber auch beim längeren Stehen, tritt die Ringschließung ein sowie
die Abspaltung von Äthylalkohol. Die Produkte sind Phenylmethylpyrazolon
N • CeHs
n/"^,CO und C2H5 • OH
CH3 • C CHg
Man erhitzt hierbei das durch Vermischen von Acetessigester und Phenylhydrazin
im Verhältnis ihres Molekulargewichts erhaltene Kondensationsprodukt längere Zeit bis
auf 100°, bis eine Probe beim Erkalten oder Übergießen mit Äther vollständig fest wird.
Läßt man nun Methyljodid bei 100° auf diesen Körper einwirken, so erhält man das jod-
wasserstoffsaure Salz des l-Phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolon =
Antipyrin
N
CH3 • N|/"^|CO
CH3 • C=CH
Durch Zusatz von Lauge erhält man dann die freie Base, Antipyrin. Dieses Verfahren
wurde später daliin modifiziert, daß man gleich Methylphenylhydrazin auf Acetessigester
einwirken läßt und so direkt zum Antipyrin gelangt.
Ein anderes Verfateen zur Darstellung desselben Körpers haben Böhringer, Wald-
hof''), eingeschlagen: Man kondensiert /?-halogensubstituierte Fettsäuren bzw. deren Ester
mit Phenylhydrazin auf dem Dampfbade und gelangt zum Phenylpyrazon.
CsHj • N
hn/\co
H2C CH3
Durch Oxydation in Chlorofonnlösung mit trockenem Quecksüberoxyd erhält man De-
hydrophenylpyrazon
CA • N
hn/^co
HcUcH
unter Austritt zweier Wasserstoffe. Werm man diesen Körper nun mit Jodmethyl reagieren
läßt, gelangt man zum Antipyrin.
Die Höchster Farbwerke erweiterten die Möglichkeit, zu demselben Körper zu ge-
langen, durch die Beobachtung, daß an Stelle des Acetessigesters in der Knorrschen
Synthese alle ähnlich konstituierten Säureester resp. Säuren verwendet werden können,
welche als p'-Derivate der Buttersäure bzw. Crotonsäure zu betrachten sind und welche
danach imstande sind, eine Kette von drei Kohlenstoffatomen an den Stickstoff des Phenyl-
hydrazins anzulagern. So kann man z. B. die /)-halogenisierten Crotonsäuren zur Anwendung
bringen^), aber der mittels Halogencrotonsäure erhaltene Körper ist vom wahren Antipyrin
verschieden und ist giftig. Er ist ein Isopyrazolon.
Die Patentierimg wurde einem Riedeischen Verfahren, in einer einzigen Operation
dirrch Erhitzen äquivalenter Mengen von Phenylhj'drazin, Acetessigester, methylschwefel-
saurem Natrium und Jodnatrium mit Methylalkohol als Verdünnungsmittel und wenig
Jodwasserstoff im Autoklaven unter Druck AntipjTin zu gewinnen, versagt*).
Die Höchster Farbwerke schützten ferner ein Verfahren, wobei durch Einwirkung
von Chloressigäther auf Phenylhydrazin l-Phenyl-3-methylpyrazol-5-oxyessigäther ent-
steht, welcher nach Methylierung mit Alkali in Antipyrin übergeführt wird.
1) DRP. 26 429, 33 536, 40 337, 42 726. -) DRP. 53 834. ^) DRP. 64 444.
*) DRP.-Anm. Kl. 12. R. 6000 (versagt).
218 Antipyretica.
Es wurde auch ein Antipyreticum geschützt, aber nicht eingeführt, da es ja keine dem
Antipyrin überlegenen Wirkungen haben konnte, welches durch Einwirkung von Croton-
säure auf Phenylhydrazin unter Wasserabspaltung entsteht').
l-Phenyl-2-methyl-5-pyrazolon entsteht auch durch Reaktion zwischen Oxalessig-
äther und Phenylhydrazin, wobei sich Phenylpyrazoloncarbonsäureäther bildet''). Man
methyliert diesen Äther, verseift ihn und spaltet diu'ch Erhitzen Kohlensäure ab. Denselben
Körper erhält man, wenn man I-Phenyl-5-äthoxypyrazol aus Oxalessigäther luid Phenyl-
hydrazin unter nachheriger Verseifung und Abspaltung von Kohlensäure darstellt, dann mit
Jodmethyl behandelt und nachfolgend mit Alkali spaltet, oder wenn man zuerst mit Salz-
säure spaltet und dann methyliert.
Wilhelm Krauth^) hat l-Phenyl-3-methyl-5-pyrazolon durch Einwirkung der drei-
fach gebundenen Tetrolsäure (CH3 — C EZi C — COOH) auf Phenylhydrazin dargestellt.
Man gelangt so zu wahren Pyrazolonen, die antipyretisch wirken.
Aiitipyrin wirkt ausgezeichnet antipjrretisch. Die Ap5rrexie setzt ohne
KoUapserscheinuiigen ein, es treten keine Schädigungen des Bhitfarbstoffes auf
und es dauert auch die Apyrexie lange, dann setzt das Fieber ohne Schüttel-
fröste ein. Aber dem Antipjrin kommt, wie allen bis nun dargestellten Fieber-
mittehi die spezifische Wirkung des Chinins gegen die Malaria nicht zu. Hin-
gegen haben zuerst französische Beobachter [Germain See*)] auf andere Wir-
kungen des Aiitipyrins hingewiesen, in denen es Chinin, das typische Fieber-
mittel, weit übertrifft. Das sind seine großartigenW^irkungen als Antinervinum.
Antipyrin kann nicht nur lokale Anästhesie erzeugen, sondern vermag auch
neuralgische Schmerzen bei innerer Verabreichung zu coupieren. Nach Henoc-
que stehen Blutungen schneller, wenn die Wunde mit Antipyrin behandelt
wird, als bei Anwendung von Eisenchlorid oder Ergotin. Antipyrm bewirkt
nach demselben Untersucher Kontraktion der Gefäße, Retraktion der Gewebe
und Koagulation des Blutes. Gerade die vorzüglichen Nervenwirkungen haben
ihm und seinen Abkömmlingen zu dem großen Triumphzuge durch die ganze
Welt verholfen. Daß dem Antipyrin Nebenwirkungen eigen sind und daß
einzelne Individuen eine Idiosynkrasie gegen dieses Mittel besitzen, darf nicht
wundern. Im allgemeinen kann man sagen, daß die therapeutische Anwendung
desselben und die damit erzielten Erfolge die anfangs gehegten Erwartmigen
weit übertroffen haben. Wie durch Chinin und andere Antipyretica, so wird
auch unter dem Gebrauch des Antipyrins der Gresamtstickstoff des Harns
merklich vermindert, und hieraus hervorgehend der Stoffwechsel nicht bloß
der Kohlenhydrate und Fette, sondern auch der Eiweißkörper verlangsamt^).
AntipjTin^) Avird schnell resorbiert, aber langsam ausgeschieden, im Gegensatze
zu Thallm und Kairin, von denen das erstere langsam resorbiert luid langsam
ausgeschieden, das letztere schwer resorbiert, aber schnell ausgeschieden wird.
Antipyi'in paart sich beim Menschen nicht mit Glykuronsäure. Es geht
zum Teil unverändert, nach beträchthchen Dosen an Schwefelsäure gebunden,
m den Harn über').
Von großem Interesse für die Beziehungen zwischen der Konstitution und
der Wirkung beim Antipyrin ist, daß Phenyl(mono)-methylpjTazolon, das
Zwischenprodukt der Antipyridindarstellung, keine besondere entfiebernde Wir-
kung hat. Erst durch die Einführung der Methylgrui^pe am Stickstoff tritt die
dem Antipyrin eigentümhche physiologische Wirkung auf. Ebenso ist es sehr
merkwürdig, daß nur die Körper, welche sich von PjTazolon ableiten, anti-
pyretisch wirken, die Isopyrazolone aber giftig sind (s. S. 217).
Nach Th. Curtius^) wirken Pyrazolonderivate auch dann noch stark
1) DRP. 62 006. 2) DRP. 69 883. ^) DRP. 77 174. *) C. r. 104, 1085.
') AePP. 31, 161; 22, 127. «) Giaco mo Carrara, Ann. di chim. e farm. 4. Ser. 4, 81.
') Jonescu, Ber. d. deutschen pharm. Ges. 16, 133. ») BB. 26, 408 (1893).
Phenylhydrazinderivate. 219
fieberwidrig, •wenn sie keine aromatischen Substituenten enthalten, so daß
scheinbar der BenzoWng im Antipyrin ein nutzloser Ballast ist. W. Filehne
meint aber'), daß der Pyrazolonkern ohne Benzolkem nicht ausreicht, um die
spezifische Wirkung des Antipyrins vollständig zu erzeugen. Der Benzol-
kern ist daher von Bedeutung für die Wirkungsstärke. Gteht man von der
Betrachtung des Benzolkems aus, so ist die Substituierung eines Wasserstoff-
atoms durch die P3TazoIongruppe von entscheidender Bedeutmig.
Der große materielle Erfolg dieser Synthese reizte mehr als das theoretische
Interesse am Erkennen der Beziehungen zwischen den Wirkmigen der neuen
Base und ihrer Konstitution, neue Methoden zur Darstellung dieses Körpers
zu suchen, sowie eine Reihe ihm verwandter oder analoger Verbindungen zu
schaffen, um das Patent zu umgehen. Es ist hier das erste Beispiel für die-
jenige Art der Tätigkeit der s^thetisch arbeitenden Chemiker, dem wir be-
gegnen, die theoretischen Gesetzmäßigkeiten über die Beziehungen zwischen
Konstitution und Wirkung in der Weise in der Praxis zu verwerten, daß man
zu einem geschützten Körper analoge Körper aufbaut. Die Versuche in dieser
Richtmig lassen sich in mehrere Gruppen emteilen:
Phenjihydrazinderivate.
Die mißverständliche Auffassung, als ob es sich beim Antipyrin um die
Wirkung des Phenj'lhydrazins handeln würde, führte zur Darstellmig von mehr
oder minder einfach gebauten Phenylhj^drazin Verbindungen. Um so mehr
wurde man dazu verlockt, als Antipyrin um diese Zeit noch hoch im Preise war
und wenige Konkurrenzmittel auf den Markt kamen. Nun erzeugt aber Phenyl-
h3-drazin CgHä • XH • XHj nach den Untersuchmigen von Georg Hoppe-
Seyler sehr giftige Wirkungen^). Ähnlich wie Hj'clroxylamin NH2 • OH, Hy-
drazin NH2 • NHj und Anihn CgHg • XH,, zerstört es den roten Blutfarbstoff.
Hydrazine, Semicarbazide, z. B. salzsaures Semicarbazid XHj • CO • NH • NHj
• HQ bewirken Allantoinausscheidung, ebenso Aminoguanidin und Hydrosyl-
amin^). Die große Reaktionsfähigkeit des Phenylhydrazins mit aUen Aldehyden
und Ketonen sowie seine intensiv reduzierende Vvlrkung macht es ebenso zu
einem heftigen Gewebegift wie zu einem Zerstörer des Hämoglobins durch
Reduktion. Die meist erfolgreiche Art, durch Anlagermig von sauren Gruppen
die Basen zu entgiften, wurde auch zuerst hier angewendet, und es kam zur Dar-
stellung von Acetj'lphenylhydrazin, Diacetylphenylhydrazin, <x-Monobenzoyl-
phenj'lhydrazin.
Durch Anlagerung eines Acetylreistes wird wohl die ursprüngliche Wirkimg
des Phenylhydrazins etwas abgeschwächt, aber die Acetylverbindmig reduziert
Fehlingsche Lösimg noch kräftig, wemi auch schwächer als die freie Base.
Sie ist eine toxisch wirkende Substanz, welche unter dem Namen Hydracetin
CgHj • XH • XH • CO ■ CHg eine km-ze Zeit verwendet wurde. Besonders macht
sich eine mtensiv braunrote Verfärbung der inneren Organe bemerkbar, wohl
eine Folge der im Blute auftretenden vielfachen Zerfallsprodukte von Blutkör-
perchen. Die Temperatm- wird schon in kleinen Dosen bei Fieber stark herab-
gesetzt. Starke Schweißausbrüche, Sinken der Puls- und Respirationsfrequenz,
Kollaps sind zu beobachten, hierbei tritt Hämoglobinurie auf. Die Hammenge
ist bei Hunden trotz starken Durstes und vieler Flüssigkeitszufuhr sehr redu-
ziert. Diese Momente zwangen alsbald die Untersucher, die Experimente mit
1) Zeitschr. f. klin. Med. 32. ^) HS. 9, 34 (1885).
ä) Borissow, HS. 19,.499 (1894). — J. Pohl, AePP. 48, 374 (1902).
220 Antipyretica.
dieser einfachsten Phenylhydrazinverbindiing abzubrechen, obgleich die geringen
Dosen, •welche zur Entfieberung notwendig waren, das Hydracetin zu einem der
billigsten antIpjTetischen Mittel machten. Die Maximaldose betrug nämh'ch pro
dosi et die 0.2 g, während die gewöhnliche Einzelgabe des Aiitipyrins 1 g ist.
Die stark reduzierende Eigenschaft des Hydracetins veranlaßte Paul
Guttmann^), dasselbe als ein sehr gutes Mittel bei Psoriasis, bei welcher
Hautkrankheit man so intensiv reduzierende Älittel wie z. B. Pyrogallol ver-
wendet, anzuempfehlen, aber selbst da traten Intoxikationen auf-).
Die Diacetylverbindung CgHj • XH • N • (CO • 0113)2 , welche Kupferlösun-
gen weniger reduziert, ist auch weniger giftig als Monoacetylphenylhydrazin.
Hingegen zeigt sie kumulative Giftwirkung auf das Blut. Wegen ihrer Blut-
giftigkeit läßt sich auch die Diacetylverbindung trotz ihres hohen antipyre-
tischen Wertes praktisch nicht verwenden.
Monobenzoylphenylhydrazin CgHj • NH • NH • CO • C^H^, Athylenphenyl-
hvdrazin [CgHj • N(2sH2)]o • C.2H4 und Äthvlenphenylhydrazinbemstebisäure
C2H4[N(C6H5) • NH • CO • C2H4 • C00H]2 sind Blutgifte 3) schon in Dosen, die
noch keine Einwirkung auf das Zentralnervensj'stem erkennen lassen, wenn
auch in allen diesen Verbindurgen eine relative Entgiftung des Phenylhydrazins
durch Ersatz von Wasserstoffatomen der basischen Seitenkette durch Säure-
oder Alkylreste zu erkennen ist. Auch wenn PhenyUiydrazin teils durch Alkyl-,
teils durch Acylgruppen entgiftet ist, so erhält man mit diesen Substanzen nicht
das gewünschte Resultat, immer erweisen sich die erhaltenen Substanzen als
Blutgifte. Dies kann man durch die physiologische Wirkinig des Acetylmethyl-
PTT
Phenylhydrazins CjHs • NH- N<^q3 p^. und des Acetyläthj'lphenylhydrazins
C,n, ■ NH . N<^ A^^ zeigen *).
Aus der absteigenden Giftigkeit vom Phenylhydrazin über das Monoacetyl-
phen3'Uiydrazin zum Diacetylphenylhydrazin ergibt sich, daß mit dem schritt-
weisen Ersatz von H-Atomen der basischen Gruppe durch organische Radikale
die Gift Wirkung abnimmt. Heinz sprach nun die Vermutung aus, daß viel-
leicht ein Körper, in welchem das letzte H-Atom des basischen Restes des
Phenylhj'drazins durch ein fettes Radikal ersetzt wäre, ungiftig sein könnte.
Ein solcher Körper ist bis jetzt nicht dargestellt worden. Dagegen existieren
andere aus dem Phenylhydrazin gewonnene Körper, die kern freies H mehr
Acetylphenylcarbizin und Acetjiphenylthiocarbizin
N.CeH. N-QH,
0C< I SC( I
^N • CO ■ CH3 ^N . CO • CH3
Hier sind die beiden N-Atome statt mit je einem Atom H mit ein und dem-
selben C-Atom einer neu hinzutretenden CO- bzw. CS-Gruppe verbunden. Es
zeigen sich auch bei diesen Körpern wiederum die charakteristischen Blut-
wirkungen bei Dosen, bei denen eine Wirkimg auf das Zentralnervensystem
noch nicht erkennbar ist.
Die Methylderivate des Phenylhydrazins C^Hj • X.jH2(CH3)2J und (CgHj
• NHNH2)2CH3J wirken beide in kleinen Dosen erregend und lähmend, machen
bei Säugetieren Krämpfe, Kollaps und Tod. Sie sind starke Blutgifte. Die
erstgenannte Verbindung affiziert das Nervensystem weniger*).
') Berliner med. Ges. Sitztmgsber. Mai 1889.
2) Berliner klin. Wochenschr. 1889, Nr. 28.
3) Heinz, Berliner klin. Wochenschr. 1890, Nr. 3. — Virchows Arch. 123, 114.
*) DKP. 51 597. =) Joanin, Bull. gön. de thör. 1889, Aug., S. 176.
Phenylhy drazinderi vate . 221
Sämtliche einfacheren Phenylhydrazinderivate sind Wegen ihrer Blutgift-
natiir als Nervina bzw. Antipjrretica nicht zu gebrauchen. Antipjrin, obschon
zu seiner Herstellung Phenylhydrazin verwendet wird, zeigt jene Blutwirkung
nicht und ist daher weder physiologisch noch chemisch als Phenylhydrazin-
derivat zu betrachten. Offenbar hängt dies damit zusammen, daß durch den
im Antipyrin gegebenen eigenartigen Anschluß des Pyrazolonringes an den
Benzolkern die chemische Natur der beiden in die Bildung eingehenden Körper
verlorengegangen und ein chemisches Individuum neuer Art entstanden ist.
Von einfacheren Phenylhydrazinderivaten sind noch einige zu erwähnen,
welche kurze Zeit in Verwendung standen.
So wurde die von den Höchster Farbwerken^) nach einem Verfahren von
Emil Fischer dargestellte Phenylhydrazinlävulinsäure unter dem Namen
Antithermin^) empfohlen.
Die Lävulinsäure ist an und für sich schon giftig. Antithermin ist ein
starkes Antipyreticum, macht aber sehr schwere Nebenerscheinungen. Die
Idee, welche die Darstellung veranlaßte, war wohl die der Verwandlung des
Phenylhydrazins in eine Substanz, welche den Charakter einer Säure hat.
Antithermin entsteht, wenn man eine wässerige Lösung der Lävulinsäure CH3 • CO
• CHj • CH2 • COOH mit der äquivalenten Menge einer wässerigen Lösung von essigsaurem
Phenylhydrazin zusammenbringt. Momentan scheidet sich das bald erstarrende Reak-
tionsprodukt ab.
R. Kobert^) empfahl die o-Hydrazin-p-oxybenzoesäure unter dem Namen Orthin.
OH (1)
CjHj^NH • NH, (2)
COOH (4)
Die Entgiftung des Phenylhydrazins wird durch eine Hydroxyl- und eine Carboxylgruppe,
welche im Kern substituiert sind, bewirkt. Die chemisch sehr labile Verbindung erwies sich
aber in ihrer Anwendung als sehr unzweckmäßig und mit sehr unangenehmen Neben-
erscheinungen verbunden.
Die Versuche der Firma Riedel, Phenylhydrazin nach der beim Chinolin besprochenen
Methode, durch Einführung einer p-Methoxygruppe oder Äthoxygruppe in seiner Wirkung zu
ändern, wie es ja mit Erfolg beim Acetanilid gelingt, welches durch Einfülirung einer Alkyl-
oxylgruppe in d-e p-Stellimg wesentlich an Giftigkeit einbüßt, müssen als gänzlich gescheitert
hingestellt werden*). Man hat von einer praktischen Verwendung dieser Körper nie gehört.
Einen anderen Weg zur Entgiftung des Phenylhydrazins schlug
J. Roos^) ein.
Er ging vom asymmetrischen Methylpbenylhydrazin aus, welches an und für sich schon
etwas weniger giftig ist als Phenylhydrazin selbst, und kondensierte dieses mit Salicyl-
aldehyd oder mit Oxybenzalchlorid und kam so zum
CtRs • N<N = CH • CeH^ • OH
welches unter dem Namen Agathin in den Handel kam.
Hier ist die Entgiftung sowohl durch die Einführung des Methyls aus auch
des Salicylrestes durchgeführt. Die Verbindung ist in Wasser unlöslich. Erst
Dosen von 4 — 6 g haben einen antineuralgischen Erfolg, die antipyretische
Wirkung ist schwach. Es beruht dies auf einer Erscheinung, welcher wir noch
häuf'g bei den Salicylderivaten der antipyretisch wirkenden Basen begegnen
werden, daß die Verbindungen der Basen mit dem SaHcylrest oder anderen
M DRP. 37 727. 2) Nicot, Nouvelles Remedes 188T.
ä) Deutsche med. Wochenschr. 1890, Nr. 2. *) DRP. 68 719 und 70 459.
^) DRP. 68 176, 74 691 und 76 248.
222 Antipyretioa.
aromatischen Radikalen im Organismus so schwer oder gar nicht aufgespalten
werden, daß sie entweder ganz wirkungslos sind oder nur in relativ großen
Dosen eine schwach antipyretische Wirkung ausüben; da sich hierdurch die
Kosten der Behandlung erheblich steigern, sowie auch die Darstellung der
Körper gegenüber den mit den anderen Säureresten substituierten erheblich
teurer ist, so kann man es als Regel aufstellen, daß sich bei antipyreti-
schen lind antineuralgischen Mitteln die Anlagerung eines Sali-
cylrestes oder aromatischer Radikale durchaus nicht empfehlen
kann, weil dadurch ein wohl teures, aber meist ganz unwirksames
oder nur in großen Dosen wirksames Mittel sich darstellen läßt.
Die Synthesen, welche einfache Derivate des Phenylhydrazins heferten,
waren also von geringerem praktischen Erfolg gekrönt.
p-Acetylaminophenylhydrazin wurde ursprünglich dargestellt als antipyre-
tisch wirkender Körper, welcher die Wirkungen des Anilins mit denen des
Hydrazins vereinigen sollte. Jedenfalls eine mehr als sonderbare Idee bei den
bekamitUoh sehr toxischen Eigenschaften des Anihns und Phenylhydrazins.
Hierbei wiirde behufs Darstellung Acetanilid nitriert, das erhaltene p-Nitroacetanilid
zu p-Aminoacetanilid reduziert, letzteres diazotiert und mittels Zinnchlorür in salzsaurer
Lösung nach V. Me yer und Lecco*) das salzsaiu-e Acetylaminophenylhydi'azin hergestellt^).
Dieser Körper \rurde auch noch in das Salicylderivat diu-ch Kondensation mit Salicylaldehyd
in alkoholischer Lösung verwandelt'). Der erhaltene Körper ist
OH p TT
NH-N : HC-^ 6 4
Semiearbaziddcrivate .
Die aromatischen Semicarbazide R • NH • NH • CO • NHg (R bedeutet ein
einwertiges aromatisches Radikal) besitzen alle antipjrretische Eigenschaften.
Phenyl-, Bromphenyl-, Methoxyphenyl-, Äthoxyphenyl- und m-Benzamino-
semicarbazid zeigen bei ihrer physiologischen Prüfung, daß die Giftigkeit der
Hydrazine durch die Einführung der — CO • NHg-Gruppe in die entständige
Aminogruppe des Hydrazins beträchtlich verringert wird. Das wertvollste
Mittel dieser Gruppe soll KJryogenin sein [m-Benzaminosemicarbazid*)] Es
macht mäßige, langsam eintretende Temperaturherabsetzung ^).
p-Tolylsemicarbazid und Phenylsemicarbazid machen bei interner Dar-
reichung häufig Brechreiz. o-Tolylsemicarbazid ist schwach wirksam und in-
tensiv bitter. l-m-Tolyl-4-phenylsemicarbazid ist schwach wirksam und wenig
löshch. Es soll nahezu geschmacklos und kräftig antipyretisch wirksam sein.
Doch macht es schwere Blut Veränderungen^).
Diese Verbindung (Carbaminsäure-m-tolylhydrazid) wird Maretin genannt.
Barjanky') hält es für ein gutes, langsam wirkendes Antip3rreticum. Aber
es soll Schweißausbrüche hervorrufen und auch nicht sicher wirken*).
CH,
m-Tolylsemicarbazid
Es wird dargestellt') durch Einwirkimg von m-Tolylhydrazin bzw. dessen
Salzen auf Harnstoff, Urethane oder Cyansäure bzw. deren Salze.
1) BB. 16, 2976 (1883). ^) DRP. 80 843. ^) DRP. 81765.
*) Lumiere imd Chevrottier, C. r. 135, 187. ') C. r. 13.?, 1382.
«) Benfey, Med. Klin. 1, 1165 (1905) — Lit. bei W. Heubner, Therap. Monatshefte
35, Juni 1911. ') Berliner Idin. Wochonschr. 1904, 607.
*) Litten, Deutsche med. Wochenschr. 1904, 969.
9) Bayer, Elberfeld, DRP. 157 572.
Semicarbazidderivate. 223
Man gewinnt femer m-ToIylsemicarbazid, wenn man Di-m-tolykemicarb-
azid mit Ammoniak erhitzt.
m-Tolylsemicarbazidi) kann man auch darstellen, indem man das asymmetrisch©
m-Tolyl-semicarbazid durch Erhitzen auf 140° umlagert. Man gewinnt durch Einwirkung
von Benzaldehyd auf m-Tolylhydrazin in verdünnter alkoholischer Lösung das entsprechende
Hydrazon C^M- • CH : N • NH • CjHj • CH3. Durch Einwirkung von Phosgen auf dieses
Hydrazon bei Gegenwart von PjTidin entsteht das Chlorid C5H5 • CH : N • X • CjH^ • CH3,
I
COCl
welches in alkoholischer Lösung mit Ammoniak behandelt in Benzaldehyd- 2-m-tolylsemi-
carbazon übergeht. Durch Kochen der alkoholischen Lösung mit Schwefelsäure ent-
■VTq-
steht 2-m-Tolj4semicarbazid CH3 • C^H^ • N <pQ f ^-g .
m-Tolylhydrazincarbonsäurenitril CH, • CjHj • NH • NH • CN^) gibt mit %'erseLfenden
Jlitteln, z. B. Schütteln der ätherischen Lösung mit salzsäurehaltigem Wasser das m-Tolyl-
semicarbazid. Das Nitril erhält man durch Einwirkung von Bromcyan auf m-Tolylhydrazin.
Spaltet man aus den Salzen der Iminoäther der m-Tolylhydrazincarbonsäure der
allgemeinen FonneP)
CH3 • CgHi • NH • NH • C^^ • Halogen
durch Erhitzen oder durch Behandlung mit Wasser Halogenalkyl ab, so erhält man
m-Tolylsemicarbazid. Die salzsauren Iminoäther der m-Tolylhydrazincarbonsäure erhält man
z. B. durch Einleiten von Chlorwasserstoff in eine ätherische Lösung von berechneten Men-
gen eines Alkohols und des m-Tolylhydrazincarbonsäurenitrils CH, • C^üi ■ NH • XH • CN .
m-Tolylsemiearbazid*) erhält man auch, wenn man die Imidhalogenide bzw. das
Amidin der m-Tolylhydrazincarbonsäure mit Wasser bzw. mit Ammoniak abspaltenden
Mitteln behandelt. Die Halogenimide köimen durch Einwirkung von Halogenwasserstoff
auf m-Tolylhydrazincarbonsäurenitril erhalten werden. Das Amidin der m-Tolylhydr-
azoncarbonsäure wird durch Erhitzen von Cyanamid mit sal7saurem m-Tolylhydrazin in
alkoholischer Lösung gewonnen.
Jlan kann m-Tolylsemicarbazid auch erhalten aus Di-m-to)yloarbazid und Harnstoff
oder Ammoniak. . Durch Einwirkuna von m-Tolyl)iydrazin auf Diphenylcarbonat erhält
man Di-m-tolylcarbazid. Man sclimilzt diesen mit Harnstoff auf 1C0° 2 Stunden lang oder
erhitzt mit der gleichen Menge lOproz. Ammoniak 2 Stunden im Autoklaven auf 180^).
Man erhält dieselbe Substanz durch Einwirkung von Carbaminsäurechlorid auf
m-Tolylhydrazin in benzolischer Lösung^).
Man erhält die gleiche Sub.=tanz aus m-Tolylhydrnzincarbon.^äureester und Ammoniak;
durch Einwirkung von Chlorkohlensäurephenylester auf m-Tolylhydrazin erhält man
Phenylester der m-Tolylhydrazincarbonsäure. Diese werden mit 1 proz. Ammoniak eine
Zeitlang erwärmt, ebenso kann man von Clilorkohlensäuremethylester den Carbonsäure-
methylester erhalten und in gleicher Weise behandeln').
Man karm den gleichen Körper diu'ch Erhitzen aus asymmetrischem m-Tolylsemi-
carbazid umlagern ; 2-m-Semicarbazid erliält man, indem man vorerst aus Benzatdehyd und
m-Tolylhydrazin das Hydrazon darstellt, durch Einwirkung von Phosgen in Benzol und
Pyridin erhält man das" Chlorid CjHj • CH : X • CO • Cl • X • C^H^ • CH3. Durch Behand-
lung mit alkoholischem Ammoniak erhält man Benzaldehyd-2-m-tolylsemicarbazon.
Durch Kochen mit Schwefelsäure in alkoholische" Lösung erhält man 2-m-Tolylsemicarb-
azidCH3.C,H..X<^H,^^^3).
Man kann dieselbe Substanz erhalten durch Behandlung von m-Tolylhydrazin-
carbonsäurenitril CH3 ■ CjH^ • XH • XH • CN mit verseifenden Jlitteln. Das Nitril erhält
man aus Bromcyan und Tolylhydrazin in ätherischer Lösung, wobei bromwasserstoffsaures
Tolylhydrazin ausfällt, das Nitril aber in Lösung bleibt. Man schüttelt mit salzsäure-
haltigem Wasser aus und dampft auf dem Wasserbade ein^).
1) Bayer, Elberfeld, DRP. 163 035. =) Baver, Elberfeld, DBF. 163 036.
3) Bayer, Elberfeld, DRP. 163 037, Zusatz zu" DRP. 163 036.
*) Bayer, Elberfeld, DRP. 163 038, Zusatz zu DRP. 163 036.
5) DRP. 160 471, Zusatz zu DRP. 157 572.
6) DRP. 162 630, Zusatz zu DRP. 157 572.
') DRP. 162 823, Zusatz zu DRP. 157 572.
*) DRP. 163 035, Zusatz zu DRP. 157 572.
') DRP. 163 036, Zusatz zu DRP. 157 572.
224 AntipjTetioa.
Indolinone.
Indolinone haben antipyretische und antineuralgische Eigenschaften.
Man stellt sie dar aus /j-Acidyl-m-tolylhydraziden urd /?-Acidylderivaten des Phenyl-
hydrazins oder homologer Phenylhydrazine, indem man letztere mit Kalk auf über 200°
erhitzt oder die Alkalimetall Verbindungen der Ausgangsstoffe auf höhere Temperaturen
erhitzt^). Es bilden sich zwei isomere Substanzen
-^>0 und --QZ,-|>C0
Pyrazolonderivate.
Tolypyrin.
Mehr Bedeutung erlangten Verbindungen, welche mittels der Antipyrin-
synthese dargestellt wurden, aber bei denen statt des Phenylhydrazins homologe
Verbindungen verwendet wurden.
So kam es zur Sjmthese des Tolypyrins") (p-Toly!-2.3-dimethyl-5-pyrazolon),
N • CeHj • CH3
CHjN/^iCO
CH3 • C=CH
CH3
indem man p-Tolylhydrazin 1 1 und Acetessigester aufeinander einwirken ließ.
Toljrpyrin hat wie Antipyrin anästhesierende Wirkung, aber es wirkt
stärker reizend. 4 g des Tolypyrins, in dem ein Wasserstoff der Phenylgruppe
durch einen Methylrest ersetzt ist, wirken nach Guttmann ebenso stark
wie 5 — 6g Antipyrin. 0. Liebreicii^) wendete seh sofort gegen diese Art,
neue Köiper als Arzneimittel darzustellen, v.elche weder chemisch noch phar-
makologisch etwas Neues bieten und nur zwecklose Wiederholungen sind,
die höchstens dazu beitragen können, in die Antipyrintherapie Verwirrung
hineinzutragen. Die Zirkulation wird im Gegensatz zum Antipyrin durch das
im Kern substituierte TolypjTin ungünstig beeinflußt*).
Salze des Antipyrins.
Vom Antipyrin und vom Tolypyrin ausgehend wurden v^erschiedene Deri-
vate dieser Körper dargestellt.
Salipyrin ist salicylsaures Antipyrin und wird dargestellt, indem man eine
wässerige Antipyrinlösung mit einer ätherischen Salicylsäurelösung schüttelt
oder wenn man Antipyrin und Salicylsäure mit wenig Wasser auf dem Dampfbad
erhitzt. In der gleichen Weise läßt sich aus Tolypyrin salicylsaures Tolypyrin,
welches den Phantasienamen Tolysal trägt, gewinnen. Gegen die Einführung
und Verwendung dieser Körper wendete sich ebenfalls 0. Liebreich^) in einer
sehr bestimmten und klaren Weise, indem er ausführte, daß diese Körper durch-
aus keine neue Wirkung bieten können, sie können nur die Wirkungen des Anti-
pyrins und der Salicylsäure zeigen. Wo man die Wirkung des Antipyrins allein
braucht, ist die Beigabe der Salicylsäure nutzlos und sollte man die Wirkung
des Antipyrins und der Salicylsäure wünschen, so ist es viel einfacher, diese beiden
Körper für sich, ohne eine verteuernde und zwecklose chemische Kombination
1) Böhringer, Waldhof, DRP. 218 727. ^) DRP. 26 429.
3) Therap. Monatshefte 1893, 180, 186. *) Filehne, Zeitschr. f. klin. Med. 32, 570.
Pyrazolonderivate. 225
zu geben. Man muß übrigens bemerken, daß die dem Salii^yrin nachgerülimten
gimstigen Wirkungen bei Gebännutterbhitnngen nichts dieser Substanz Eigenes
sind, sondern nur von der AntipjTinkomponente ausgelöst ■werden. Antipyi-in
aüein kann dieselbe Wirkimg äußern. Zu gleichem Zwecke 'wurde auch das
salicylessigsaure Antipyrin dargestellt (PjTonal genannt), ■welches vor dem
Salipyrin den Vorzug stärkerer antipATetischer Wirkung besitzen soll. Die
Salicylessigsaure •wird durch Ein^virk^ng von monochloressigsaurem Natron
auf salicylsaures Natron ge'womien.
Acetopyrin ■wurde ein acetyliertes Salipyrin genannt, es besteht aus
Acetylsalicylsäure (s. d.) und Antipyrin, um die evtl. Nebenwirkungen der
Salicylsäure abzusch'wächen ').
Astrolin ist ein methyläthylglykolsaures Antipyrin, das sehr leicht löslich ist.
Man erhält sehr leicht lösliche Verbindungen des Antipyrins mit Dialkylglykolsänren
iiiid Monoalkylglykolsäuren von rein säuerlichem Geschmack. Dargestellt \^^^^den durch
Vereinigung oder Zusammenschmelzen von Säure und Base dimethylglykolsaures, diäthyl-
glykolsaures, methyläthylglykolsaiu'cs, methylisopropylglykolsaures und ^-oxjnsovalerian-
saures Antipyrin^).
Wir sehen, daß ■wir auf diese Weise keineswegs zu Körpern gelangen können,
die bessere oder andere Wirkung bieten ■wie die Grmidsubstanz selbst. Es ist
dies jedenfalls kein der Arzneimittelsynthese würdiger Weg. Eine ähnliche
Kombination ist das mandelsaure Antipyrin [TussoP)]. Die schwach narkotische
Wirkung der Mandelsäure C^^ ■ CH(OH) • COOH besitzt der Körper ebenso
wie die antifebrile des Antipyrms. Dieses Salz ist bitter. Man hat Tussol ins
besondere bei Keuchhusten empfohlen*).
Das gerbsaure Salz des Antipyrins 'wurde nur aus dem Grunde für den Ge-
brauch empfohlen, weil es wegen seiner Unlöslichkeit geschmacklos ist. Der
Antipyringeschmack aber an imd für sich ist em so germger, daß gerbsaures
Antipyrin in der Therapie nur ein Etntagsleben fristete. Das gleiche läßt sich
gegen die Darstellung von Antipyi'in-Saccharin einwenden.
Man erhält dieses Salz^), wenn man äquivalente Mengen Saccharin und Antipyrin
in heißem Wasser löst und zur Krystallisation bringt.
Um dem Antipyi-in außer seinen felirifugen Eigenschaften auch die Fähig-
keit zu verleihen, die starke Schweißabsondenmg der Fiebernden zu beschränken,
^vurde es mit Camphersäiu-e kombiniert, welche tatsächlich in größeren Dosen
die Schweißsekretion vermindert. Aber die Menge Camphersäure, welche mit
Antipyrin in Verbindvmg tritt, ist ziu- Auslösimg dieser Wirkung viel zu gering,
so daß diese neue Substanz für den beabsichtigten Effekt sich als zu schwach
erweisen muß.
Man erhält das neutrale camphersaure Antipyrin dvirch Mischen imd Zusammen-
schmelzen von 34.72'JÖ <^'*"' Säure mit 65.27% Antipyrin. Das leichter lösliche, saure, cam-
phersaure Antipyrin enthält 51. 45*^0 Camphersävire und 48.55% AntipjTin und wird durch
Zusammenschmelzen der beiden in diesem Verhältnisse gemLschten Substanzen erhalten.
Nach Angabe der Patentanmeldung*) soll die Verbmdung stärkere anti-
hj^lrotische Eigenschaften haben als die in ihr enthaltene Menge Camphersäure,
was um so unrichtiger, als Antipyrin selbst die Schweiß-sekretion vermehrt.
Arnold Voswinkel, Berlin, stellt salzartige Verbindungen aus Antipyrin und Tolj'-
pjTin und Toluolsulfamiden her. indem er gleiche Moleküle dieser Körper zusammen-
schmelzen oder die Komponenten aus Lösungsmitteln zusammen auskrystallisieren läßt').
^) Wiener klin. Wochenschr. 1900, 373. =) Riedel, Berlin, DRP. 218 478.
ä) DRP.-Anm. 7547 (versagt).
') Zentralbl. f. med. Wissensch. 1895, 861. — Therap. Monatshefte 1894, 574.
5) DRP. 131741. 9) DRP.-Anm. Kl. 12, p. F. 13 433; Amerik. P. 674 686, 674 687.
') DRP. 229 814.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. .\ufl. J5
226 Antipyretica.
Verschiedene Pyrazolonderivate.
Man versuchte auch, Aiitipyi-in mit anderen antipyretischen Mittebi zu ver-
binden. In diese Gruppe gehören zwei Körper, das ChinopjTin luid Anihpyrin.
C'hinopTOn wurde dargestellt, um eine leicht lösliche Chininantipyrinverbindung
zu subcutanen Injektionen bei Malaria zu haben. Zur Darstellung verwendet
man C'hininchlorhydrat. Die Injektion ist zwar schmerzlos, es hinterbleibt aber
eine Induration der Einstichstelle. Diese Doppelverbindung, per os gegeben,
ist aber nach den Angaben der Untersucher außerordentUch giftig wegen der
raschen Resorption mid Aufspaltung im Magen. Weder diese Verbindung noch
AnilipjTin haben je eine Bedeutung erlangt. In \Yasser ist Anilipj-rin leicht
löslich und wenig giftig^), ^'orteile von einer Mischimg des Antifebrins imd
Antipyrins kann eine solche Substanz nicht haben.
Anilipyrin wird diirch Zusammenschmelzen eines Äquivalentes Antifebrin (Acet-
anilid) und zwei Äquivalenten AutipjTin erhalten.
Michaelis imd Gunkel haben Aniloantip yrin oder Anilinpyrin durch zwei-
stündiges Erhitzen äquimolelralarer Mengen von Anilin und Antipyrinclilorid auf 250°
erhalten. Die Formel der Substanz leitet sich von der Betainformel des Antipyrins ab.
^' • CeKj
CH3.N<>C
N ■ '!
CH
Silberstein-) kondensierte Antipyrin mit primäi-en aromatischen Basen bei Gegen-
wart wasserentziehender Mittel, wie POCI3 oder PCI5. Anilin imd AntipjT-in imd POC'l^
auf 250° erhitzt, gaben
CH3 ■ X . X ■ (CeHj) ■ C : CX C.H^
i 1
CH, • C CH
Ebenso entsteht ein Kondensationsprodukt CjjHjgXj aus Antipyrin imd p-Toluidin.
Ein anderes AniloiJyrin erhält man diuch Eui\virkuiig von AntipjTincldorid
auf 2 Moleküle Aniliii bei 125°^). Es wirkt nach R. Kobert erhebhch giftig
mid bei Warmblütern primär lähmend auf das Zentralnervensystem. Es ist
kein Blutgift.
3-.\iitipjTin geht bei verschiedenen Tieren in den Harn über, bei Warm-
blütern findet man einen gepaarten und einen imgepaarten Anteil. Analog ver-
hält sich Isoantipyrin. 4-Am!noantip\Tin tritt im Harne als solches, teils als
Chromogen bzw. als Farbstoff auf. 3-Pyramidon (im Gegensatz zu Ja ff es Ver-
suchen mit PjTamidon) gibt keine Rubazonsäure im Harn, sondern erscheint
vermuthch imverändert im Harn. AUe drei Antipyrine, sowie Armnoantipyrin,
das gewöhnliche Pyramidon imd 3-PjTamidon werden nach subcutaner Ein-
verleibimg rasch resorbiert. Das giftig.ste ist 3-Antip^Tin, dauii folgt I.soantip\Tin
(l-Phenyl-2.5-dimethylpyrazolon)
993
^C = CH
o
X ■ CO
CH,
schließlich kommt Antip\Tin. 4-AmiiioantipjTin ist im Proschversuche viel
weniger giftig. — 3-AntipjTin ist auch bei Warmblütern giftiger als Anti-
1) Gilbert und Yvon, Presse med. 189T, Xr. 55. =) DRP. 113 384.
ä) BB. 36, 3275 (1903).
Verschiedene Pyrazolondei'ivate. 227
pyrin. Tsoantipyrin steht auch hei Warmblütern dem 3-Antipyrin nn Giftig-
keit selir nach^).
Alle drei Antipyrine, inbesonders 3-Antipyrin, wirken krampf erregend.
Die Einführung der Aminogruppe verstärkt die reizende Wirkung des Antipyrins
nicht. Aminoantipyrin ist sicher weniger giftig als Antipjriin. Pyraniidon und
3-Pyi'amidon unterscheiden sich bei Fröschen. Die unter heftigsten Krämpfen
letal wirkende Pyi'amidondose ist 20 — 30 mg. Dieselbe Dose 3-Pyramidon wirkt
nur depressiv. Auch die Jodmethylverbindung des 3-P.yramidons ist viel un-
giftiger als gewöhnliches Pyi-amidon. Pyramidon ist 6— 8 mal giftiger als ein-
faches Aminoantipyrm. Bei Warmblütern war 3-Pyramidon in Dosen noch
■\virkungslos, die beim gewöhnlichen P^-ramidon mit Sicherheit töten.
o- Aminoantipyrin, ist, wie 4-Aminoantipyi'in, viel ungiftiger als AntipjTin.
l-o-Acetylaminoantipyrin ist wenig giftig. Isopyramidon wird, wie 3-Pyramidon,
iu mehr als doppelt so großen Dosen wie gewöhnliches Pyraniidon vertragen.
4-Allylantipyrin ist eine relativ giftige Substanz. Ebenso ist Azoantipyrin sehr
giftig.
m- Aminoantipyrin ist so gut wie unwirksam und m-Acetylaminoantipyrin
wirkt imr ganz schwach. p-Dimcthylaminoantipyi"in wirkt wie Pyramidon,
doch ist .seiner Giftigkeit größer, ganz wirkungslos war das entsprechende Acetjd-
derivat.
Durch Aminieriuig am Benzolkem dem Pyramidon gleichwertige Präparate
zu erzielen ist nicht gelungen. 4-Methylantipyrin wirkt besser antipyretisch
als Antipyrin, ist aber auch giftiger. l-Phenyl-2.3-diraethyl-4-diaminomethyl-
5-pyi'azolon wirkt schwächer als Antipyrin. l-Phenyl-2.4-dimethyl-3-dimethyl-
aminomethyl-5-pyrazolon ist sehr giftig und in kleinen Dosen antipyretisch
wenig wirksam. Das hydroxylierte Methylantipyrin (l-Phenyl-2.4-dimethyl-
3-methylol-.5-pyrazolon) ist wenig wirksam, noch schwächer der zugehörige
Benzoyl- und Salicylester sowie der Äthylsalicylester. An der geringen Wirkung
dieser Ester ändert auch die Einführung einer Aminogruppe am Benzolring
nichts, wie die Untersuchung des l-Phenyl-2.4-dimethyl-3-p-aminobenzoyl-
methylol-5-pyrazolon lehrt.
l-Phenyl-2.4-dimethyl-5-pyTazolon erwies sich als in der antipjrretischen
Wirkung inkonstant. 1.2-Dimethyl-3-phenyl-5-pyi-azolon ist dem Antipjrrin
ungefähr gleichwertig. 1 -Pheuyl-2.5-dimethyl-4-dimethylamiuo-6-pyi'azolou fand
Biberfeld im Gegensatz zu R. Kobert als nicht vorteilhaft, da es zwar Weniger
giftig, aber auch weniger wirksam ist als Pyramidon.
Von den höheren Homologen des Pyramidons ist l-Phenyl-2.3-dimethyl-
4-diäthylamino-5-pyrazo]on ungefähr ebenso wirksam wie Pyramidon, 1-PhenyI-
2-äthyl-3-methyl-4-diäthylamino-.5-pyi-azolon in seiner Wirkung inkonstant und
ziemhch giftig.
Von den Derivaten des Imiiiopyrins erwies sich das salzsaure Benzoyl-
imiaopyrin (l-Phenyl-2.3-dimethyl-5-benzoliminopjT.-in), welches das Salz einer
Ammoniumbase ist, unerheblich antipyretisch wirksam, aber die Giftigkeit
war ausgesprochen. Antipyryliminopyrin ist wenig wirksam und Methylanti-
pjTyliminopyrin antipyretisch besser wirksam. Sem salzsaures Salz wirkt wie
Pyraniidon, ist aber giftiger. Antipyryliminodiäthylbarbitursäure ist anti-
pyretisch und hyjmotisch unwirksam, ebenso Bisantipyi-ylpiperazin und Thio-
bisantipyrin. 4-Piperidylantipyrin ist viel weniger antipyretisch wirksam als
Pyramidon-).
1) Kobert, Zeitschr. f. klin. Med. 68, I.
-) Joh. Biberfeld, Zeitechr. f. experim. Pathol. u. Ther. 5, 1.
15*
228 Antipyretica.
Bisantipyrylpiperazin und Aatipyrylpiperidin haben die gleiche toxische
Dosis wie Antipyrin, Antipyrylpiperidin ist in kleineren Dosen wirksamer als
AntipyrLai).
Valerylaminoantipyrin (Neopyrin) ist sehr bitter, weniger giftig als Anti-
pjTin, hohe Dosen töten imter Krämpfen. Es wirkt stark antipyretisch. Brom-
valerylaminoantipyrin ist ca. 10 mal giftiger 2).
Läßt man auf l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-amino-5-pyrazolon oder dessen Salze, sei
es in Lösung oder in Aufschwemmung in unwirksamen Lösungsmitteln, die Halogenide der
Isovaleriansäure oder der « -Bromiso valeriansäure einwirken, so entsteht 4-Isovaleryl- bzw.
4-ft-Bromisovalerj'lamiuo-l-phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolon^).
Wenn man l-Phenyl-3-methyI-4-isovalerylamino-5-pjTazolon, l-Phcnyl-3-methyl-
4-isovalerylamino-5-isovaleryloxypyrazol, l-Plienyl-3-methyl-4-isovaleryl-amino-5-äthoxy-
pyrazol imd l-Phenyl-3-meth}'l-4-isovaleryl-amino-5-chlorpjTazol oder analoge rt-Brom-
isovalerylverbindungen mit methylierenden Mitteln beliandeU, so erhält man 1-Phenyl-
2.3-dimethyl-4-isovalerylamino-5-pyrazolon vintl l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-(X-bromisovaleryl-
amino-5-pyrazolon^).
l-Phenyl-3.4.4-trimetliyl-5-pyrazolon
CH3
I
OC'^' N • CgHs
wirkt schwach antipjTctisch. Durch die Einführung der Dimethylaminogruppe in p-Stellung
des Phenylrestes erhält man das gut antipyretisch wirkende l-p-I)imethylaminophenyl-3.4.4-
trimethyl-5-pyrazolon
CH3
1^
CH3\ /,
CH.T/'-i |N
od — !N-<^^-N(CH3).,
Man erhält die Verbindung, wenn man l-p-Ajninophfnyl-3.4.4.-triinethyl-5-pyra7.olon mit
methylierenden Äütteln behandelt^).
Von Antipyrin ausgehend wurde nur ein Körper dargestellt, der mit ihm
in erfolgreiche Konkurrenz treten kann, um so mehr, als er dreimal so kräftig
wirkt als Antipyrin selbst*), überdies die Wirkungen viel allmähhcher sich ent-
wickeln und länger andauern als beim Antipyrin , es ist dies Pyramiden
[4-Dimethylaminoantipyrin ')].
N . C,H,
Pyramiden CH, • N,/^CO
CHs • cä=Jc ■ I
Im Pyi-amidon sind alle Wasserstoffe des Pyrazolom'inges substituiert.
Die im Antipyrin neusubstituiert-e Dimethylaminogruppe wurde von Pilehne
aus dem Grunde eingeführt, weil nach Knorr auch im Morphin ein methyliertes,
tertiäres Stickstoffatom anzimehmen ist. Die Substitution erfolgte aus dem
Grunde am Pyrazolon- und nicht am Benzolring, weil die höheren Homologen
des Antipyrin, wie z. B. Tolypyrin, keine Vorzüge vor dem Antipyrin besitzen,
im Gegenteil die Zirkulation imgünstig beeinflussen^).
1) Luft, BB. 38, 4044 (1905). -) C. Bachern, Therap. Monatshefte »3, 588.
3) KnoU & Co., Ludwigshafen a. Rh., DRP. 227 013.
■*) Höchst, DRP. 238 373. ^) Höchst, DRP. 248 887.
") W. Filehne, Berliner klin. Wochenschr. 1896, Nr. 48. — Zeitschr. f. klin. Med. 32,
Heft 5 u. 6. ') DRP. 90 959, 97 011. ») Filehne, Zeitsclu'. f. klin. Med. 33, 569.
Verschiedene Pyrazolonderivate. 229
Im Harne tritt nach Gebrauch von Pyramiden nach Jaffes Beobachtung ')
liubazonsäure auf:
CjHs • N • N ■ CeHs
/\ /\
N CO OC N
H3C • C — CH N = C— C ■ CH3
EigentUch ist im Hanie eine Vorstufe dieser Substanz enthalten, 'welche
durch Oxydation an der Luft in diesen Farbstoff übergeht.
Es wird also im Organismus Pyramidon, wenn auch zu einem geringen Bruch-
teil entmethyhert, und zwar derart, daß ihm die drei an den beiden N-Atomen
befindhchen Methylgruppen entzogen werden, während die mit Kohlenstoff
verbundene intakt bleibt. Bei der Verschmelzung der Pyramidonmoleküle zu
Rubazonsäure findet überdies eine Abspaltung von Ammoniak statt. 'Auch
eine gepaarte Glykuronsäure tritt im Harne auf. Femer tritt Antipyrylham-
stoff auf (Uraminoantipyrin)
CsH, ■ N
CH3 n/^co
CH3 ■ C'— ^C ■ NH ■ CO • NH,
Es muß also zuerst eine Entmethyherung vorangegangen sein, und an die
regenerierte Aminognippe lagert sich dann der Atomkomplex — CONHg^). Pyra-
midon als solches ist im Hame nicht nachweisbar.
Die von Knorr dargestellten Diäthylderivate des Amin oantipyrins und das
Monoäthylmonomethylderivat wirken analog ohne Vorzüge zu zeigen. Femer
wurden die homologen Tolylverbindmigen sowie die alkyUerten Aminoderivate
der p-Äthoxyantipyrine aus analogen Gründen hergestellt.
Pyramidon wird dargestellt, indem man zuerst Nitrit auf eine saure Lösimg des
Antipyi'in einwirken läßt und so Nitrosoantipyrin
N ■ C^H,
CH3 • n/>co
CH3 • C^C ■ NO
erhält. Reduziert man mm dieses, so gelangt man zum Aminoantipyrin^),
N • CeH5
CH3 ■ Ni^^CO
CH3 • ci='C • NH2
welches sich nur als Benzylidenverbindung in der Weise abscheiden läßt, daß man Benz-
aldehyd in Essigsäm'e löst und Alkohol zu der Lösung des Aminoantipyrins hinzufügt.
Benzylidenaminoantipyrin zerlegt man nun mit verdünnter Salzsäure, wobei sich Benz-
aldehyd abspaltet, den man dann mit Äther von der salzsauren Lösung des Aminoanti-
pyrins trennt. Außer diesem Verfahren kommt man noch auf diese Weise zum Ziele, daß
man Acetaminophenylhydrazin mit Acetessigester reagieren läßt und die Acetylgruppe
durch starke Salzsäure abspaltet und hierauf alkyUert.
Bei der Darstellung des Pyramidons werden dann die beiden Wasserstoffe des Amino-
restes im Aminoantipyrin durch llethylgruppen ersetzt, und es resultiert, wie oben er-
wähnt, Dimethylaminodimethylphenylpyrazolon = Pyramidon.
An Stelle der Alkylierungsmittel des DRP. 90 959 und 91 504 kann man eine a-Ha-
logenessigsäm'e resp. -Propionsäure anwenden und aus dem vorerst entstehenden Säure-
derivat Kohlensäure abspalten, und zwar durch Erhitzen über den Schmelzpunkt oder
Kochen mit Wasser. Dieses Verfahren gibt quantitative Ausbeute*).
Femer wurde vorgeschlagen, 4-Dunethylaminophenyldiinethylpyrazolon^) in der
Weise darzustellen, daß man die Salze des 4-Dimethylaminophenyldimethylpyrazolon-
methylhydroxyds in wässeriger oder alkoholischer Lösung erhitzt.
') BB. 34, 2739 (1901). =) Jaffö, BB. S5, 2891 (1902). ^) DRP. 97 332.
*) Höchster Farbwerke, DRP. 144 393. ') DRP. 111724.
230 Antipyretica.
Wenn man Jod- oder 4-Clilor-l-phenyl-2.3-dimetliyl-ö-pyi-azolon mit sekuudäien
.Viuinen erhitzt, so entsteht PheuyldimethylpjTazolon. Läßt man dagegen sekundäre
Amine auf das Bromderivat einwirken, so wird das Bromatom durch das basische Kadikal
ersetzt, entsprechend der Gleichung:
CiiHiiBrNjO + 2 NHBj = NHR, • HBr -f CiiHnNoOCNEj) .
Mau erhält so 4-Dimethylamino-l-phenyl-2.3-dimethyl-o-pyrazolon, -i-Piperidjl-l-phenyl-
2.3-dimethyl-5-pyrazolon, 4-Athylmethylamino-l-phenyl-2.3-dimethyl-5-pjTazolon*).
Zur Darstellung von PhenylmethylaminclilorpjTazol wird l-Phenyl-3-methyl-4-
arylazo-5-chlorpyrazol mit sauren Reduktionsmitteln behandelt. Diese Substanz kann
durch Methylieren und Alkalieinwirkung in Pyramiden übergeführt werden").
Wie vom Antipyrin, so wiu-de auch vom PjTamidon ein salicylsaures und ein campher-
sames Salz dargestellt. Ersteres erhält man durch Zusammenschmelzen der Komponenten
mit oder ohne Lösungsmittel'). Letzteres erhält man nur durch Konzentration wasser-
freier Lösungen der beiden Körper in Äther*).
Sekundäres citronensaures l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-dimethylamino-5-pyrazolon er-
hält man durch Einwirkung von 1 Mol. Citronensäure auf 2 Mol. der Base^).
Wenn man nach Knorr^) l-Phenyl-3-methylpjTazolon mit Methylenclilorliydrin
bei Gegenwart von Alkali behandelt, so erhält man zwei isomere Oxäthylderivate.
(A) -^-CeH^ (B) XC'eH,
/\
CH,(OH) • CH, X CO X-CO ■ CH, • (OH)
"II II"
CH3 C=CH CH3 ■ C=CH
Aus diesen Körpern lassen sich leicht Acetyl- oder Benzoylderivate durch Einführung
dieser Gruppen in den Hj'droxylwasserstoff darstellen.
Knorr iiiid Pschorr stellten ferner 4-Oxyantipp'in {l-Pheuyl-2.3-<.li-
methyl-4-oxy-5-pjTazolon) dar, welchem ähnliche physiologische Wirkungen
zukommen wie dem AntipjTin.
Sie reduzieren Xitro- oder IsonitrosophenylmetliylpjTazolon zur Amiuoverbindung,
führen diese durch Oxydation in ein KetopjTazolon über und verwandeln letzteres durch
Reduktion mit Natriumamalgam in saurer Lösimg in die Oxyverbindung aus welcher durch
Methylierung 4-Osyantipyrin entsteht').
Camphocarbonsäiu-eäthylester \ereinigt sich mit Phenylhydiazin imtcr Allcoholaus-
tritt zu einer Verbindung CjjHjoON, -f H3O, die zur Klasse der PjTazolone gehört und als
Camphopyrazolon zu betrachten ist. Diese Verbindung hat nie eine praktische Verwen-
dung gefunden. p^
/\
,C NH
Campho-3-pyiazolon*) ist giftig^) analog dem sogenannten IsoautipyTin
aus l-Phenyl-5-methyl-3-pjTazolon, während Campho-5-pyrazolon analog wie
AntipjTin wirkt.
Dihj'driertes AntipjTin und Derivate desselben ^vurden durch Reaktion
zwischen Crotonsäure und Phenj'Uij-drazin '") bzw. p-Phenäthylh\"drazinii)
und nachherige Methj-Uerung erhalten. Diese Verbindungen wurden nicht in
die Therapie eingeführt.
Außer dem Antipjrin und dem PjTamidon konnte keine Verbindung dieser
Reihe eine Bedeutmig gewinnen.
') Höchster Farbwerke, DRP. 145 603. =) Höchster Farbwerke, DRP. 153 861.
■') DRP.-Anm. Kl. 12p. F. 12 982: Amerik. P. 680 278; Franz. P. 301458.
*) DRP. 135 729. ^) Rudolf Otto, Frankfurt, DRP. 234 631.
'•) DRP. 74 912.
") DRP. 75 378, siehe auch DRP. 75 975 (durch Einwirkung von Alkalien auf Halogen-
antipyrm). ») DRP. 65 259.
») Brühl, BB. •>4, 3395 (1891); 36. 290 (1893). — Wahl, BB. 33, 1987 (1900).
") DRP. 66 612. 11) DRP. 68 713.
Verschiedene Pyrazolouderivato. 231
Phenyldimethylpyrazolonaminomethansulfosaurcs Natrium (Melubrin) wird
erhalten aus l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-aminopyrazolon und Formaldehydsulfit-
lösung.
Wenn man auf die (y-Methylaulfosäui-e des Salicylsäure-p-aminophenylcsters 4-Di-
methylamino-l-phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolon einwirken läßt, und zwar in Aceton er-
hitzt, so sclieidet sich die Verbindung: qjj
C
OH ■ CcHj • CO ■ O • CsHi • NH ■ CH2 OSO.H , (CH3)2N ■ Ci<^>N ■ CH3 , j,
o.cUn-cä '■
DiantipjTylharnstoff wirkt entfiebernd, macht keinen Kollaps, hat keine
zentralen Nervcnwirkungeu und auch kerne antineuralgischen zum Unter-
schiede von Antipyrin.
Diantipyrylharnstoff CO <^g ; ^^JP^^^I ^) .
Nach DRP. 243 069 werden Doppelverbindungen von Pyramiden mit Coffoui mit
Hilfe von siromatischen Säuren wie Salicylsäure, Benzoesäure, Phthalsäure, hergestellt.
Statt des Pyramiden kann man in gleicher Weise Aminoacidylphenetidine verwenden,
z. B. Aminoacet-p-phenetidid').
Scheitlin (Altstädten) stellt l-Phenyl-2 3-dimethyl-4-sulfamino-5-pyrazolon durch
Einwirkung von Natriiunbisiüfit in der Wärme auf l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-nitroso-5-
pyrazolon her. Das so erhältUche Natriunisalz zerlegt man durch Mineralsäuren*).
Scheitlin'') stellt l-Phenyl-2.3-dimothyl-4-dimethylamino-5-pyrazolon in der Weise
her. daß er das nach DRP. 193 632 (s. d.) erhältliche l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-sulfa-
inino-5-pyrazolon mit Dimethylsulfat in der Wärme behandelt.
l-Phenyl-3-methoxy-4.4-dimethyl-5-pyrazolon ist ziemlich \virksam, wäh-
rend l-Phenyl-S-oxy-S-pyrazolon, die entsprechende Aminoverbindung in Stel-
lung 4 und die 4.4-Diäthylverbindung sowie eine Reihe ähnlicher medizinisch
unbrauchbar sind*).
Durch Einwirkimg von Formaldehyd mid Blausäure auf 4-Antipyi'ylamin ei-hält mau
4- Antipyrylcyanmethylamin ; durch dessen Methylierung und nachheriges Erhitzen mit
Säuren erhält man unter Kolilensäm'eabspaltung 4-Antipyryldimethylamin').
l-Aryl-2.4-dialkyl-3-halogenmethyl-5-pyrazolone erhält man, indem man Halogene
auf l-Aryl-2.4-dialkyl-3-methyl-5-pyrazolone einwirken läßt, oder man kann die isomeren
l-Aryl-2-dialkyl-5-methyl-3-pyrazolone mit Halogenen behandeln^).
Durch Einwirkung alkylierender Mittel auf l-p-Aminophenyl-2.4-dimethyl-3-oxy-
methyl-5-pyrazolon erhält man Dialkylderivate, welche antipyretisch wirksam sind").
Nicht nur die im vorhergehenden Patent beschriebenen Pyrazolone wirken
angeblich hervorragend antipyretisch, sondern diese Eigenschaft kommt aU-
gemein den l-p-Dialkylaminophenyl-2.4-dialkyl-3-oxymethyl-5-pyi'azolonen zu.
Die Alkylgruppe in 4-Stellung ist für die antipyretische Wirkung nicht erforder-
lich, sondern kann auch durch Wasserstoff oder andere Substituenten ersetzt
werden.
Dargestellt wurden : l-p-Dimethylaminophenyl-2-methyl-3-oxyniethyl-5-pyrazolon
imd l-p-Dimethylaminophenyl-2-methyl-3-oxymethyl-4-äthyl-5-p>Tazoloni'').
In die freie Aminogruppe der entsprechenden 1-p-AminophenyIpyrazolone werden
entweder durch Behandlung mit Chloressigsäure zwei Essigsäureresto oingefülirt und durch
Erhitzen Kohlensäure abgespalten oder man führt durch Behandlung mit Formaldehyd
und Blausäure nur einen Essigsäurerest ein, behandelt das so erhaltene Cyanmethylaraino-
phenylpyrazolon mit alkylierenden Mitteln und verseift'^).
1) Abelin, Bürgi und Perelstein, DRP. 282 412.
^) Maximilian Göttler, BB. 48, 1765 (1915).
^) DRP. 244 740, Zusatz zu DRP. 243 069. *) DRP. 193 632.
*) DRP. 199 844. «) BB. 39, 2284 (1906).
") Höchster Farbwerke, DRP. 184 850. — Höchster Farbwerke, DRP. 208 593, Zu.sat/.
zu DRP. 206 637. «) DRP. 206 637. ') Höchst. DRP. 214 716.
") DRP 217 558, Zusatz zu DRP. 214 716. ") DRP. 217 557, Zusatz zu DRP. 214710.
232 Antipyretica.
l-p-Diinethylainiuopheuyl-2.3.4-trimethyl-5-pyiuzoloii erhält mau durch Behandlung
vou l-p-Ammophenyl-3.4-diuiethyl-5-pyrazolou oder l-p-Aminophenyl-S.-i-dimethyl-S-
lialogenpyrazolon oder l-p-Aminophenyl-3.4-dirQethyl-5-alk}'loxypyrazol oder 1-p-Amino-
phenyl-2.3.4-trimethyl-5-pyrazolon oder deren Alkyl- und Säurederivaten mit methylio-
renden Mitteln').
Dimethylamino-l-phenyl-2.3-diiuethyl-5-pjTazolon wird durch Erhitzen von Amino-
phenyldimethylpyrazolon mit Nitrosodimethylamin allein oder bei Gegenwart von Kupfer-
pulver gewonnen. Bei diesem Verfahren wird die Bildung von quaternären Verbindungen
vermieden. Die Reaktion verläuft nach folgender Gleichimg^):
OTT
CH3 ■ C=C • XH., CH3 ■ C=C ■ N : N ■ nC ^
I I ' CH I I CH3
CH3 • N CO + NO • N^ '^ = CH3 • N CO + H,0
N N
CsHs C,H,
CH, • C=C ■ N : N • n/ ^ CH, • C=C • NC =
I I ^CH3 I I \CH3
CH3 • C CO = CH3 ■ N CO + N„
\/ \/
N N
Durch Methylierung von Alkyl- und Säurederivaten des l-Phenyl-3-methyl-t-amino-
5-pyrazolon erhält man l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-dimethylamino-ö-pyrazolon^).
Man erhält to-methylschwefligsaure Salze aminosubstituierter Arylpyrazolone, wemi
man auf l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-amino-5-pyrazolon oder dessen im Phenylkern substi-
tuierte Derivate bzw. auf l-Aininophenyl-2.3-dimethyl-5-pyTazolon sowie dessen 4-Alkyl-
derivate Formaldehydbisulfitalkali oder -ammonium in der Wärme einwirken läßt.
Diese Verbindungen sollen schon in kleinen Dosen hohe antipyretische und anti-
neuralgische Wirkimgen haben. Die Wirkung soll eine sehr rasche und gleichmäßige sein'').
Die Reaktionsprodukte lassen sich leicht reinigen, wenn man die Lösungen in offenen,
flachen Schalen toi gewöhnlicher Temperatur sich selbst überläßt, die Krystallkuchen
in heißem Methylalkohol löst, die Lösungen filtriert, eindampft und aus Alkohol umlöst').
Statt Formaldehyd kann man Homologe desselben verwenden und von Acet- oder
Propylaldehydbisulfitalkali ausgehen *).
Statt der aminosubstituierten l-Aryl-2.3-dimethyl-5-pyrazoloue kann man auch
andere aminosubstituierte l-Aryl-2.3-dialkyl-ö-pyrazolone verwenden. Beschrieben sind:
l-p-Tolyl-2-äthyl-3-methyl-4-amino-5-pyrazolon-methylschwefligsaures Natrium; 1-p-äth-
oxyphenyl-2-äthyl-3-methyl-4-amino-5-pyrazolon-methylschwefligsain:es Natrium; 1-p-
aminophenyl-2-äthyl-3-methyl-5-pyrazolon-methylschwefligsaures Natrium').
Dxu"ch Einwirkung von tu-Methylsulfosäure des Salicylsäure-p-aminophenylenesters auf
4-Dimethylamino-l-phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolon erhält man eine neue Verbindimg,
welche zugleich antipyretisch, narkotisch und desinfizierend wirkt*).
Antipyrinomethylamin, aus Dimethylaminohydrochlorid, Formaldehyd und Anti-
pyrin, besitzt keinerlei antipyretische Wirkung imd scheint völlig unwirksam zu sein').
l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-diallylamino-5-pyrazolon erhält man aus l-Phenyl-2.3-di-me-
thyl-4-amino-5-pyrazolon mit Allylhalogeniden, zweckmäßig in Gegenwart von Lösungs- oder
Verdünnungsmitteln imd unter Zusatz von säurebindenden Mitteln, in der Wärme behandelt.
Dieses Diallylaminoantipjrrin ist nach Angabe der Patentschrift ein starkes Anti-
pyreticvun, das gegenüber dem Pyramidon eine länger anhaltende und gesteigerte anti-
pyretische Wirkung ohne gleichzeitige Steigerung der Toxizität auslöst und außerdem
eine ausgesprochene narkotische Wirkung'").
Wie wechselnd das Verhalten der Pyrazolderivate ist, beweist eine Unter-
suchung Tappeiners") über Körper, die Claisen dargestellt.
') Höchst, DRP. 238 256. l-p-Dimethylaminophenyl-3.4.4-trimethyl-5-pyi-azolon
erhält man nach Höchst, DRP. 248 887 aus l-p-Aminophenyl-3.4.4-trimethyl-5-pyTazolon
mit methylierenden Mitteln. ^) Soc. chim. in Vernier, DRP. 203 753. ^) DRP. 189 842.
*) Höchst, DRP. 254 711. ^) DRP. 259 503, Zusatz zu DRP. 254 711.
s) DRP. 259 577, Zusatz zu DRP. 254 711.
') DRP. 263 458, ■ Zusatz zu DRP. 254 711. ») DRP. 282 264.
=*) C. Mannich und B. Kather, .\rch. d. Pharmazie 3.5T, 18 (1919).
'») DRP. 304 983. ") Tappeiner und Canne, AePP. 28, 294.
Verschiedene Pyrazolondcrivate. 233
Das Jüdiiiothj'lat des Phenyldimethylpyiazols
N
OH3C n/^"3
II II -f
H ■ C— C ■ CH,
macht starke Krämpfe mid Lähmungserscheinmigeu und führt den Tod dvirch
Atemstillstand herbei. Analog wirkt das Chlormethylat, so daß die Wirkung dieser
beiden Substanzen kemeswegs dm-ch die Anwesenheit der Halogene bedingt ist.
Phenyldimethylpyi'azol q g
N
/~-.,
CH3C N
II I!
H • C— C • CH3
hat quahtativ die gleiche, aber quantitativ etwas schwächere Wirkung. Es ist
vom Antipyrin nur durch den Mangel eines Sauerstoffs verschieden. Es wii'kt
erhebhch schwächer als Antipyrin. Noch viel geringere zentrale Wirkungen
besitzt Phenylmethylpyi'azolcarbonsäure
N
/\
CH3 C N
HC— C COOH
welche erheblich weniger giftig ist als das ihi' chemisch nahestehende Antipyrin.
Man könnte versucht sein, die Ursache dieser Unterschiede in der wechselnden
Anzahl von Methylgruppen (und dem Eintritt von Carbosylgruppen), welche
diese Körper enthalten, zu suchen. Phenylpyrazoldicarbonsäure, iji der auch
das letzte Methyl diu"ch die Carboxylgruppe ersetzt ist.
N
/\
COOH.C N
II II
H • C— C COOH
ist etwas weniger giftig, als Phenylmeth3dpja'azolcarbonsäiu'e, der Wirkungs-
charakter aber hat sich geändert, indem neben der Respirationslähmung auch
Herzlähmung üi den Vordergrimd tritt.
Diphenylpyrazolcarbonsäure
N
/\
CsHs-C N
II II
HC— C COOH
welche sich von der Phenylmethylp3a'azolcarbonsäui'e durch den Ersatz von
Methyl durch Phenyl unterscheidet, ist wieder erhebhch giftiger, sowohl für
das Zentralnervensystem als besonders auch für das Herz.
Phenylmethylpyrazolcarbonsäure hat merkwürdigerweise in Dosen von
1.0 g eine stark dim-etische (Wirkung, indem sie auf den seltretorischen Apparat
der Niere selbst einen direkten erregenden Einfluß ausübt. Die Substanz hat
234 Antipyretica.
gar keine temperatiu'herabsetzende Wii'kuug, obgleich sie chic ähiihche Kon-
stitution wie Aiitipyriii hat. PhenylmethylpjTazolonsiilfosäure') ist hi jeder Be-
ziehung wirkungslos.
Chinin.
Alle bis nun unternommenen Versuche zu einem dem Chinin therapeutisch
analogen Körper auf synthetischem Wege zu gelangen bzw. dem Chinin chemisch
analoge Körper aufzubauen, denen insbesondere die spezifische Wirkung gegen
die Malaria zukommt, müssen als gescheitert betrachtet werden. Zum großen
Teile waren an dem Scheitern dieser Versuche falsche Auffassmigen über die
an der Wirkung sich beteihgenden Grujjpen des CMninmoleküls schidd, ander-
seits war es ja auch schwierig, analoge Körper aufzubauen, solange uns noch der
Aufbau des Chininmolektds so dimkel war. Doch würde eine SjTithese des Chi-
nins sicherlich technisch gegenüber dem natürlichen Chinin keine Chance haben.
Nach unserer gegenwärtigen Auffassung besteht das Chininmolekül aiis
vier Teilen : aus dem ChinoUnrest, aus der Methoxygruppe, welche zum Chinolin-
rest in p-SteUung steht, aus einem Kohlenstoffatom, welches die Chinohn-
gruppe mit dem LoiponanteU verbmdet und sekundär alkoholisch ist, und dem
Loiponanteil. Daß an dem Zustandekommen der spezifischen Wirkung
die Methoxygruppe des Chinins hervorragend beteiligt ist, beweist der Umstand,
daß Cinchonin, also Chinin ohne Methoxygruppe, viel imsicherer in der Wirkmig
ist und nur bei weit größeren Dosen die typische Chininwirkung auslöst. AUe
Versuche, Cinchonin in den Arzneischatz als Chininersatzmittel mit Erfolg
einzufülvren, sind als mißlungen zu bezeichnen. Cinchonin und C^nchoiüdin
(das linksdrehende Isomere) haben die dem Chinin in schwacher Weise zu-
kommende krampferregende Wirkung in viel ausgesprochener Weise-). Auf
das Herz wirkt Cinchonin viel schädlicher und ist gegen Fieber viel weniger
wirksam. Cinchonin ist giftiger als Cinchonidin \md als die beiden Oxycin-
chonine von Hesse und Langlois. Daß es aber nicht etwa der Methylrest ist,
^\■elchem die Auslösung des Cliinineffektes zuzuschreiben ist, sondern vielmehr
die gedeckte Hydroxylgruppe, beweist der Umstand, daß der Ersatz der
Methylgruppe durch andere Alkylgruppen die Chininwirkmig nicht etwa
abschwächt oder aufhebt, sondern wir vielmehr zu Derivaten gelangen, die
noch viel intensiver febritug und toxisch wirken als Chinin selbst. Solche
Derivate haben Grimaux und Arnaud^) dargestellt, indem sie von Cuprein
CjgHjoXoCOHJa ausgingen, welcher Körper als ein natürhch vorkommendes,
entmethyüertes Chinin aufzufassen ist. Bei der künstlichen Entmethylierung
des Chinins gelangt man nicht zum Cuprein, da sich unter dem Einflüsse der Säure
ein dem CJuprein isomerer Körper durch Umlageruug bUdet, das Apochinin. Die
beiden französischen Forscher haben folgende Körper dargestellt:
Chinäthylin C\gK.,„S., ■ OH • (OC2H5),
Chinpropylin CigHÖ'X." • OH • (OC3H;).
Chinamylin CjaHlÖNJ ■ OH • (OCjH,,) .
Hesse*) hat zuerst versucht, vom Cuprein ausgehend, zum Chinin zu ge-
langen, indem er Cuprein mit Methyljodid behandelte, aber seine Versuche miß-
langen. Er erhitzte die Natriumverbindnng des Cupreins mit Methyljodid in alko-
holischer Lösimg, goß die Flüssigkeit daim in Wasser, wobei sich ein braunes Haiy.
ausschied. Hesse übersah aber, daß sich das gebildete Chinin in Wasser gelöst
hatte. Man geht bei der Darstellung des Chinins oder seiner Homologen Äthyl-,
M Hoberg, DiRS. Erlansen (1899). ") Pietro Albertoni, AePP. 13, 272.
■') Cr. 112, 7G6, 1364; 114, 548, (572; 118, 1803. *) I.iebigs Ann. 330, 69.
Chinin. 235
Proiiyl- oder Aiiiylchinin so vor'), daß man Cuprciu nül. der ))crechncten Menge
Natrium, welches zur Bildiuig von Cupreinnatrium benötigt wird, mit Metiiyll)ro-
)iiid (bzw.Äthylbromid usw.) und der lOfachen Menge des entsprechenden Alkohols
10 Stimden lang erhitzt, den Alkohol abdestilliert und zur Trockne abdampft;
unverändertes Cuprein entfernt man mit Natronlauge und extrahiert schließlich
das gebildete Chinin (bzw. seine Homologen) aus dem Rückstande mit Äther.
Wir sehen hier, daß, wenn eine längere fette Kette als Methyl in das Cuprein
eingeführt wird, wir zu intensiver wirkenden Körpern gelangen. Die Wir-
kimgsverstärkung durch Verlängennig fetter Ketten sehen wr auch in der Reihe
der homologen Alkohole luid deren Derivate.
Hierbei ist zu bemerken, daß die alkyliertcn Cupreine, also die homologen
Chinine, weit giftiger sind als Cuprein selbst. Cuprein_ ist nur halb so giftig
wie Chinin und auch viel weniger giftiger als Cinchonin.
Daß Cinchonin überhaupt im Organismus zur Wirkmig gelangt imd nur
relativ große Dosen davon notwendig sind, um die t\rpische Wirkung zu er-
zielen, läßt sich vmgezwungeu so erklären, daß Cinchonin im Organismus zum
Teil zu Cuprein oxydiert wh'd. Dem Cuj)rein muß aber, wenn auch sein Hydroxyl
nicht durch eine Alkylgruppe geschützt ist, die typische Wirkung des Chinins
zukommen. Es wird dadurch auch erklärt, warum relativ große Dosen von
Cinchonin notwendig sind, um Chinimvirkungen zu erzielen. Wahrscheinlich
uird nur ein Teil des eingeführten Cinchonins im Organismus zu Cuprein oxy-
iliert. Die Einfülirung eines Hydroxyls in die p-SteÜung ist aber eine der ge-
wöhnlichsten Oxydationsformen des Organismus, wie wir bereits im allgemeinen
Teile auseinandergesetzt haben.
Chinidin (ConcMnin) ist reehtsdrchendes Cliinin. Es wirkt wie Chinin,
ohne gleichzeitig wie dieses narkotische Wirkungen hervorzurufen"). Chinidin
wird zu 45% iniverändert im Hanie ausgesclüeden (Byasson).
Bis mm sind die homologen Chinine von Grimaux imd Arnaud noch
nicht praktisch verwertet worden. Es ist dies wohl in erster Linie dem Umstände
zuzuschreiben, daß einerseits Cuprein in der Natur niu- in geringen Mengen vor-
kommt und daß anderseits die Darstellung von Cupreia aus Chinin bis nun
Wegen der Umlagerung in Apochinin nicht geixmgen ist. Auch der Übergang
von Cinchonüi zu Cuprein bzw. Chinm ist leider noch nicht mögUch ; jedenfalls
ist dies ein Problem, welches um so mehr zu bearbeiten wäre, als das wenig wert-
volle Cinchonin so zum Ausgangspunkt für die sehr wirksamen und wertvollen
homologen Chüoine verwendet werden könnte. Es ist klar, daß wir bei solchen
Variationen des Chininmoleküls durch Ersatz der Methylgruppe durch andere
Radikale zu nützhchen Körpern gelangen werden, wofür wir eine Analogie in
der Darstellung von Methylmorphin, Äthylmorphin und Benzylmoi'phin
und der Hydrocupreinderivate besitzen.
Wir haben bei Betrachtung der ChinoUnderivate gesehen, daß dem
p-Methoxychinolin nur sehr geringe febrifuge Eigenschaften zukommen und daß
dieses kemeswegs als ein Mittel gegen Malaria anzusehen ist. Wir sind um so
mehr zu der Anschauung berechtigt, daß an der spezifischen Cliininwirkung der
j)-Methoxychinohnanteil des Clünins nicht beteiligt ist, als alle neueren Unter-
suchungen ergaben, daß derselbe üi lücht hydrierter Form im Chinm vorhanden
ist. Auch andere Gründe, die wir bei Besprechung des Loiponanteiles ausein-
andersetzen werden, sprechen klar dafür. Nur der LoiponanteU, und zwar niu'
bestimmte Gruppen desselben bedingen die spezifische Wirkung des Chinins.
1) DRP. 64 832.
-) Macchiavelli, Jaliresber. über Jie Fortschritte der Chemie 18J5, 772.
236
AntipjTetica.
Nach Miller und ßhode^) und nach den neuereu Untersuchungen von
W. Königs^) luid Rabe und Ritter, nach denen Cinchonin als sekundärer
Alkohol aufgefaßt wird, läßt sich die Konstitution des Chinins und Cinchonins
durch folgende Formeln darstellen:
CH2— CH— CH ■ CH : CH..
I
Cinchonin
CH
CH.,
I
CHo
I
CH,
CHOH
i
\/
CH2— CH— CH • CH : CH .
I
CHj
I
CH.
CH — X-
CHOH
-GH.,
* I I 1 Chmm.
N
Weiui man Chinm oder Cinchonin mit verdünnter Essigsäure behandelt,
so verwandelt sich dieser Körjier in einen neuen, das Chinotoxin ^) bzw. Cincho-
toxin^), welches kein Hydi'oxyl mehr enthält, sondern sich als ein Keton charak-
terisieren läßt. Dabei ist die eine Stickstoff-Kohlenstoffbindung eingerissen,
im Gegensatze zum Chininon, bei w-elchem nur die sekundäre Alkoholgruppe
in die Carbonylgruppe übergegangen.
Chinotoxin
CH,0|
Cinchoninon
CHj — CH — CHCH
CH
CH, (^Ho
CO ^sl
/^l N " <
:h2
N
CH2-CH-(
mcH
CH
CHj
1
CHj
CH — N (
yüo
CO
/^
J
N
') Siehe a\ich Pictet - Wolffeustein, i*flanzena'kaloide, Berlin 1900, S. 315. —
Miller und Rohde, BB. 37, 1187. 1279 (1894); 28, 1056 (1895).— Rabe, BB. 40, 3-280,
3655(1907); 41, 62 (1908). Liebigs Ann. 3G4, 330(1909); 373, 85 (1910); 383, 365 (1911);
BB. 44, 2088 (1911).
-) W. Königs, BB. 40, 648, 2873 (1907). ') Identisch mit Pasteurs Chinicin.
■*) Identisch mit Cinchonicin (Miller nnd Rohde, BB. 33, 3214 [1900]).
Chinin. 237
aus Ciiichonin diucli ( Jhromsäureoxydation gewomien, uii'kt nach den Angaben
von Hildebrandt wie Cinchonin. Es wird zum Teile wenigstens im Organismus
zu Cinchonin rückreduziert ^). Cinchonin selbst paart sich als sekundärer Alkohol
mit Glykuronsäure.
Zu bemerken ist noch, daß die von Hildebrandt-) ausgeführten Unter-
suchungen nicht mit dem C'hinotoxin, sondern Cinchotoxin, dem analogen
Derivate des Cinchonins ausgefühit wurden^).
Wenn man nun Chinotoxin physiologisch prüft, an dem sonst gar
keine weiteren Veränderungen, als die besprochenen, chemisch vorgenommen
worden, so zeigt dieser Körper merkwürdigerweise physiologisch keinen Chinin-
charakter mehr. Er wirkt gar nicht mehr entfiebernd. Hingegen nähern
sich seine physiologischen Eigenschaften sehr dem Digitoxin. Die Giftigkeit
der Verbindimg hat dem Chinin gegenüber außerordentlich zugenommen.
Es entsteht nun die Frage, ob dieses Aufhören der antipjTetischen Eigen-
schaften des Chinins nicht etwa das Auftreten der Ketongruppe statt des
.sekimdär-alkohohschen Hydroxj^ls bewirkt hat. Miller und Rhode neigen
zur Anschauung, daß die Stickstoffkohlenstoffbindungen im Chinin geradezu
als das eigentliche charakteristische Moment der Chinaalkaloide erscheinen,
so daß die typische Wirkung derselben mit der Existenz dieser Bindung
steht und fällt.
Chüiicin (Chinotoxin), Ketoform des Cliinhis, ist weniger giftig als Cincho-
toxin, auf den Kreislauf wirkt es wie Chinin, ebenso auf die glatten Muskeln.
Es ist aber ein heftiges Gift, das bereits in relativ kleinen Dosen den Blutdruck
herabsetzt, tonisch-klonische Krämpfe, dann Atemnot, Stillstand der Atmung
und des Herzens hervorruft. Dieselben Erscheinungen macht auch die toxische
Chinindosis.
Die Ketoform des Cinchonins, das Cinchonicin, ist viel giftiger als Chinicin,
die Art seiner Wirkung ist die gleiche, wie die des Chinicms^).
Eine Seitenkette des Loiponteils ist nach den Untersuchungen von
Z. S krau 13*) ein Vinylrest — C: CHj .
Inwieweit der Vinylrest im Loiponanteil für die Wirkung des Chinüis von
Bedeutung ist, läßt sich nicht völlig entscheiden.
Reid Hnnt^) untersuchte Hydrochinin, Oxyhydrochiuin, Hydrochlor-
chüiin und fand, daß die Vinylgruppe im Chininmolekül ohne besondere Be-
deutung ist, soweit es sich um die Toxizität handelt. Die Addition von Clilor»
Wasserstoff verringert die Toxizität gegenüber Säugetieren, erhöht sie aber
gewissen Infusorien gegenüber.
Doch ist es auffällig, daß Chinin das einzige bekannte Antipyreticum ist,
welches eine Seitenkette mit doppelter Bindung enthält, und es ist auch das
einzige AntipjTcticum, welches sich durcli eine hervorragende Protoplasma-
^) H. Hildebrandt, AePr. 59, 127 (1908). -) Siehe Miller und Rohde, 1. e.
^) Nach meinen (nicht veröffentlichten) Untersuchungen wirkt Cinchotoxinchlor-
hydrat auf das bloßgelegte Froschherz in der Weise, daß zuerst sehr starke Kontrak-
tionen auftreten, dann bleibt das Herz in der Diastole stehen. Bei Injektion in den
Lymphraum verbleibt das Herz lang in der Diastole, die Systole ist dann sehr kräftig.
0.1 g töten ein Kaninchen von 3200 g in 4 Stunden. Nach Icurzer Zeit tritt schon
selir beschleunigte Respiration ein. Methylcinchotoxinchlorhydrat macht bescMeunigte
Respiration, dann leichte Krämpfe. 0.3 g machten nach 10 Minuten heftige Kaukrämpfe,
dann allgemeine klonische und tonische Krämpfe, Atemnot. Tod nach einer halben Stvinde.
Bei Injektion in eine Vene erhält man Blutdrucksenkung.
') J. Biberfeld, AePP. 79, 361 (1916).
^) Liebigs Ann. 197, 376. — BB. 28, 12 (1895). — M. f. Ch. 16, 159 (1895).
*) Arch. Internat, de pharmacodyn. 12, 497.
238 Antipyretica.
Wirkung auszeichnet^). Wie im allgemeinen Teil ausgeführt wurde, steht aber das
Vorhandensein einer doppelten Bindung in einem iimigen Zusarmnenhange mit
intensiven Wirkungen, besonders mit einer großen Reaktionsfähigkeit, mit dem
Protoplasma. Wir erinnern nur an die Vinylbase Neurin, an Isoallylamin, Acro-
Icin, Allylalkohol usw.
Oxydiert mau Chinin mit KaUumpermanganat, so erhält mau C'hiteuiii,
(-'J9H22N2O4 , welches durch Überführinig des Vinylrestes in eine C'arboxyl-
gruppe und Abspaltung von Ameisensäure entstanden, ohne daß sonst das
Chininmolekül irgendwie tangiert worden wäre-).
Diese Substanz •niu'de frülier schon von Kern er ^) erhalten luid physio-
logisch geprüft. Es zeigte sich, daß durch die Oxydation der Vinylgruppe zum
Carboxyl die physiologische Wirkmig des Cliinins völlig verloren geht. Auf
Spirillen und Paramäcien ivirkt es gar nicht ein, während eine gleich starke
( 'hininlösung alle solche Organismen sofort oder in sehr kurzer Zeit tötet. Ebenso
vollkommen indifferent erwies sich Chitenin gegen Leukocyten, gegen Pflanzcii-
zeUen sowie gegen höhere und niedere Tiere.
Es ist schwer zu entscheiden, ob Cliitenin unwirksam wegen der Gegenwart
der freien Carboxylgruppe oder wegen des Verlustes der Vinylgrupi^e, oder ol)
etwa eine Konkurrenz beider Momente hier Platz greift.
Während bei der Entmethylierung des Chinins sich das Molekül selbst
ändert, gelingt es nach Aufhebmig der Doppelbindung in der Vinylseitenkette
durch Redulcfcion, leicht das so gebildete Hydrochinin zu entmethylieren imd
das entstehende Hj'drocuprein mit verschiedenen Alkylresten zu veräthern.
J. Morgenroth mid L. Halberstädter haben gefunden*), daß bestimmte
Verändermigen der Seitenkette des Chinins, bei denen die Doppelbindung
nicht mehr besteht, den trypanociden Effekt erhöhen, ohne die Toxizität zu
vergrößern; so ist Hydrochlorisochinin dem Chinin überlegen, wird aber in
seiner trypanociden Wirkiuig vom Hydrochinin übertroffen. Chinin selbst
■wirkt auf einzelne Tr\iianosomen in großen Dosen ein.
Optochin (Äthylhj'drocuprein) tötet Pnexnnokokken noch in Konzentration
von 1: 1.5 Milhonen.
Chinin wirkt nach den Angaben von Morgenroth und Halberstädter
nicht im geruigsten bei Pneumokokkeninfektion, hingegen aber Äthylhydro-
oiprein, anscheind auch Hydrochinin').
Cliinidin, das i-echtsdxeheude Stereoisomere des Chinins, sowie Hj'^di'o-
chinin wirken viel stärker als Chinin bei Malaria, ohne organgiftiger zu sein.
Bourru und später Giemsa konnten zeigen, das Äthylcupreüi stärker
gegen Malaria wirkt als Methjdcuprein (Cliiuin). Bei Isopropylcni>reiii war
wieder ein Rückgang dieser Wirkung zu beobachten.
Die Verwandlung der Vinylgruppe in die Äthylgruppe macht beim Chinin
^) Um die Frage nach der Bedeutung des Eintrittes einer Seitenkette mit doppelter
Bindving in ein Antipyreticum zu entscheiden, habe icli (nicht veröffentlicht) die Synthe.se
des Acetylaminosafrols CH3 • CO • NH • CgHj • (O • CHj • 0)CH2 • CH : CHj durchgeführt.
Die Substanz ist gleichsam ein Phenacetin mit doppelt gebundener (AHyl-) Seitenkette.
Man nitriert zu diesem Zwecke Safrol in der Kälte in Eisessiglösung, reduziert mit Eisen-
pvüver in alkoholischer Lösung und schüttelt mit Essigsäiu'eanhydrid. Die Substanz
(F. 152°) in W. unl. große Krystalle, wirkte im Tierversuch stark temperaturherabsetzend,
bei Malaria jedoch konnte Prof. Concetti in Rom kemerlei chininähnliche Wirkung
beobachten.
-) Z. Skraup,M. f. Ch. 10, 39 (1889). — BB. Vi, 1104 (1879). —Liebigs Ann. 199,348.
■'■) Pflügers Arch. 3, 123.
■•) Sitzuugsber. der Preiiß. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1910, 732; 1911, 30.
■'■) J. Morgenroth und R. Levy, Berliner klin. Wochenschi, 1911. Xr. 34.
Chinin. 239
eine Verstärkung des Elffekts. Beim stcreoisomereii Chinidin hingegen wirkt dio
Hydrierung abschwächend^).
Die Wirksamkeit gegenüber Trj'panosomcn hängt nicht von der sekundären
alkoholischen Gruppe ab, deren Hydrochininchlorid und Äthylhydrocuprein-
chlorid, ferner Chininon, Cinchoninon und Hydrocinchoninon sind noch wirk-
sam. Die Verwandlung in Chinatoxine, Aufhebung der Kohlenstoff-StickstolT-
))iii<lung im Loiponanteil zerstört die Wirkung auf Trypanosomen nicht.
Hingegen behauptet Aufrecht-), daß salzsaures Chinin in der Pneumonie-
l)ehandlung dem Optochin überlegen ist. Chinin selbst wirkt auf die Pneumo-
kokken, viel stärker wirkt Äthylhydrocruprein. Weder das Methylhydro-
cuprein noch das Propylderivat wirken auf Pneumokokken so günstig. Aber
liei Trj'jianosomen zeigt sich diese Verschiedenheit nicht. Bei der Pneumo-
kokkeninfektion der Maus beobachtet man, daß die Tiere selu- bald arzneifest
werden ; bei Menschen hat sich das Mittel kaum besonders ))ewährt.
Es erweist sich bei der experimentellen Pneumokokkeninfektion Äthyl-
hydrocuprein dem nächst niedrigeren Homologen, dem Hydrochinin, bedeu-
tend überlegen, während dem Chinin selbst nur eine sehr geringe seltene Wirkung
von Morgenroth zugescluieben wird.
F. Booliringer, WalcUiof, hydrieren Alkaloide in wässeriger Lösung bei gewöhn-
licher Temperatur oder bis zu 60° bei gewöhnlichem oder etwas erhöhtem Druck in Gegen-
wart von Suboxyden der Nickelgruppe mit molekularem Wasserstoff. Beschrieben ist die
Darstellung von Hydrocliiiiin, Dihydromorphin, Hytlrocinnamylneocain ^).
Oj)tochin wirkt gegen Malaria wie Chinin, bietet also keine Vorteile. Es
ist giftiger als Chinin, bei experimentellem Fieber der Kaninchen ist es als
Antipyreticum weniger wirksam^).
In der homologen Reihe der Alkyläther des Hydi'ocupreins nimmt Opto-
chin (Äthoxygruppe) in bezug auf Desinfektionswirkung Pneumokokken
gegenüber die erste Stellung ein, während die Einwirkung auf Streptokokken
gering ist. Ebenso verhalten sich die Propyl- und Butyl Verbindungen. Die
höheren CJlieder der homologen Reihe zeigen im Gegensatz zu dem Verhalten
gegen Pneumokokken die Abhängigkeit des Verhaltens Streptokokken gegen-
über von dem Anwachsen des Molekulargewichtes. Die Desinfektion swirkiuig
steigt zunächst über das Optochin hinaus, gewinnt beim Isoamylhydi'ocuiirein
eine beträehtbche Höhe, bei einem Alkyl mit acht Kohlenstoffen (Octylhydro-
cuprein) ihr Maximum mid fällt dann wieder (C'k, bis C^^) ab. Ähnlich ist die
Wirkung gegenüber Meningokokken und Staphylokokken. Dio absolute Des-
infektionswirkung des Isoctylhydrocupreins ist eine sehr hohe. Staphylo-
kokken werden noch von 1 : 80 000 getötet.
Vuzin ist Isoet3'lhydrocuprein, welches als Wundantisepticum dienen soll.
Vom Vuzin findet man in den ersten 48 Stunden nach der Eingabe
liöcLstens 1.7% im Harne wieder, während bei anderen Chininderivaten
20 — 25% gefimden werden*).
Dagegen behaupten Ritz und Schlossberger^), daß es sich weder beim
Vuzhi noch Optochin oder Eucuj)in um echte auf Gasbrandbacillen spezifisch
wirkende Chemotherapeutica handelt. Sie haben nur eine sehr geringe wachs-
tumhemmende Wirkung.
Die DesinfektionsAvirkung der Chininderivate DiphtheriebaciUen gegenüber
verhält sich folgendermaßen: Die Abkömmlinge des Hyclrocupreins, dadurch
1) DRP. 306 939. -) Berliner klin. Wochenschr. 5?, 104 (1915).
■') M. J. Smith und B. Fantus. Jovirn. Pharmac. Therap. 8, 57
') Ed. Boecker, Deutsehe med. Wochenschr. 46, 1020 (1920).
-) Arbeiten aus dem Inst. f. experim. Ther. und Georg-Speyer-Haus, Heft ?, 11 (l'.)19).
240 Antipyretica.
entstanden, daß Radikale verschiedener Alkohole der aliphatischen Reihe in
das HydrocnpreLiimolekül eingeführt weiden, zeigen eine beachtenswerte wachs-
tumhemmende nnd keimtötende Wirkimg gegenüber Diphtheriebacillen. Die
antiseptische Wirkimg nimmt mit steigendem Kohlenstoffgehalt des eingeführten
Alkoholradikals, vom Methylhydrocuprein (Hydrochinin) bis znm Octylhydro-
cnprein zu, um dami "nieder abzunehmen. Die abtötende Wirkung der Hydro-
cupreinderivate nimmt bis zum Heptylhydi'ocuprein zu. Octyl- und Decyl-
hydrociiprein zeigen mindestens dieselbe Wirksamkeit ^sie die Heptyl-
verbindung. Bei den weiteren Homologen sinkt die desinfektorische Fähig-
keit wieder. Im allgemeinen geht die abtötende Wirkung der wachstum-
hemmenden parallel. Eine Ausnahme bildet die Hexylverbindvmg, welche
wachstumhemmend wirksamer ist als die Amylverbindung, aber keimtötend be-
trächtlich schwächer wirkt. Die einfachsauren Salze der Hj'drocupreinderivate
wrken bes.ser abtötend als die doppeltsauren Salze. Die wachstumhemmende
Pähigkeit beider Salzgnippen ist aber die gleiche.
Eucupin (Isoamylhydrocujjrein) hemmt nur in Verdümiungen von 1 : 50 000
bis 1 : 100 000 das Wachstum von Diphtheriebacillen.
Es soll bei Carcinom (nach Röntgenbestrahlung) sich l^ewährt haben^).
Isopropyl- und Isoamylhydrocuprein wirken 20 — 25 mal so stark anästhe-
sierend als Cocain. Isoamylhydrocuprein zeigt in seiner Wirlamg auf Protozoen
Bakterien und als Anaestheticum eine 10 — 20 mal so starke W^irkung wie Chinin ^)
Die Alkohole, welche zur Herstellung obiger Hydrocupreinderivate dienen,
zeigen, daß mit steigendem Molekulargewicht die antiseptische und desin-
fizierende Fähigkeit der Alkohole gegenüber Diphtheriebacillen in stetem
Steigen begriffen ist. Auch solche Alkohole, die in Wasser wenig löslich sind
imd mit diesem Emulsionen bilden, zeichnen sich duch gute Wirksamkeit aus.
Zwischen Konstitution und der Desinfektionskraft der Hydrocupreinderivate
besteht demnach ein gewisser Zusammenhang. Je wirksamer der Alkohol,
ein desto stärkeres Dcsinficiens entsteht durch Eintreten des Alkylradikals
in das Hydi'ocupreinmolekül. Die Ai't der Säure ist nicht von ausschlag-
gebender Bedeutung für die Wirksamkeit des Präparates').
Chinin hemmt erst in Lösungen von 1 : 625 die Entwicklung der Milz-
brandbacillen, Paratyphusbacillen wachsen noch in 1:19 000 Lösmig, Typhus-
bacillen noch in 1 : 2500. Die entwicldungshemmende Wirkung der einfach-
salzsauren Salze des Methyl-, Äthyl-, Isopropylhydrocupreins und des Cliinins
ist gleich stark. Auch das doj^peltsalzsaiu'e Hj'-di'ocuprein hemmt das Wachs-
tum der Diphtheriebacillen in der gleichen Konzentration wie die vorher an-
geführten einfachsalzsauren Präparate. Cetylhydrocuprein bleibt Ln seiner
Wirkung sogar lunter dem Chinin zurück.
Die bactericide Wirkmig der einfachsalzsauren Salze steigt vom Chinin
bis zum Isobutylhydrocuprein über Methyl-, Äthyl- und Isopropylhydrocuprein
an. Die abtötende Wirkung der dofipeltsalzsauren Hydrocupreins reicht noch
lange nicht an die des salzsauren C!hinins heran. Vom doppeltsalzsauren
Isopropylhydrocuprein ist bis zum Heptylhydjocuprem eine Wirkungssteige-
rung zu sehen, die nur von der Hexylverbindung unterbrochen wird. Die
Bactericidie der Hexjdverbindung beträgt nur den zehnten Teil der Bacteri-
cidie der Isoamylverbindung. Mit dem Heptyni3'-drocviprem erreicht die Ab-
tötimgswirkimg ihr Optimum. Die Octyl- imd Decylverbindung haben die
^) J. Morgenroth und J. Tueendreich, Berliner klin. Wochenschr. 53, 794 (1916)
-) W. E. Dixon, Brit. med. Journ. 1930, 113.
=) H. Braun und H. Sehaeffer, Berliner klin. Wochenschr 54, 88.^ (1917).
Chinin. «ii
gleiche Wirkung ^vie die Heptylverbindung. Dodeeylhydrocuprein wirkt wie
die Isoamylverbindung. Die Wirksamkeit des Cetylhydrocupreins ist noch
bedeutend gennger. Die Abtötungswerte und die Hemmungswerte der Chinin-
denvate laufen paraUel Eine Ausnahme macht Hexylhydrocuprein dadurch,
daß es trotzdem es stärkere Hemmungswirkung zeigt als sein niederes Homo-
ogon, das Isoamylhydrocuprein, in seiner Desinfektionswirkung bedeutend
unter diesem ziirückbleibt. Die Bactericidie des Isoctylhydrocupreins über-
trifft die der Hcptylverbindung nicht wesentlich, während im Hemmung.-
versiKh das Isoctylhydrocuprein sich der Hcptylverbindung überlegen zeigfi)
Ls besteht ein ausgesprochener quantitativer Unterscliicd in der anästhe-
sierenden Wirkung des Eucupins (Isoaniylhydrocupreins) und semes Stereoiso-
meren des Isoamylapohydrochinidins. Beide erscheinen als sehr starke \n-
aesthet.ca, deren Wirkmigsgrad aber verschieden ist und etwa im Verhältnis
2:1 stehen düi-fte, Wobei dem Oiininderivat die Überlegenheit gegenüber dem
Chmidinderivat zukommt. Eucupin und Eucupinotoxin haben beide ar ästhesie-
rcndeWirkiuigEucupinotoxin ist weit wirksamer als Eucupin selbst und ^-irkt
40— oOmal stärker als Cocain. Es macht Daueranästhesie wie Eucupin =)
Der anaerobe Gasbrandl^acillus wird vom Eucupin imd in noch höherem
Maße von dem Isoctylhydrocuprein (Vuzin) abgetötet. Xeben dem Gasbrand-
und DiphtheriebaciUus ^.-ird auch der Milzbrand- und der TetanusbacUlus
diu-ch sehr starke Verdünnungen der höheren Homologen der Hydrochininreihe
abgetötet, aber das Maximum der Wirkung für die verschiedenen pathogenen
Bacillen kommt nicht immer derselben Verbindung zu
Die spezifische Wirkimg der Homologen leidet durch den Übergang in die
„Joxm verbmdung teils überhaupt nicht, teils nur mäßig, wird aber niemals
so wie etwa die Pneumokokkenwirkimg des Optochins durch diese chemische
UmwancUmig vernichtet. Im Gegenteil kommt den „Toxinen" hier häufig eine
viel raschere und promptere Wirkung als den zugehörigen Hydi-ocupreinen zu3)
üptoclnn hat m vitro euie außerordentlich hohe Desinfektionswirkuncr
gegenüber dem Pneumokokkus, ebenso im Blutserum*). Beim Diphtherie"
baciUus wirken die Chinaalkaloide ebenfalls bactericid, Äthylhydrocuprein wird
XuSm ^°" Tr.'T'' ^«'''" Homologen, dem Isoamylhydrocuprein
(i-ucupin) ganz erheblich übertroffen.
Bei Staphylokokken ist Optochin nicht wirksamer als Chinin, Hydro-
Sr ''^^T^'' ^'^T'^ ^'' ?^^- I^opropylhydrocuprein wirkt etwa 2mal
blwT f' ?T°,™^ Optochin, die Isobutylverbindung des Hydrocupreins
tlTnl^^f f't'\.^/' '^"^ Isoamylverbindxmg wächst die Wirkung auf
das l()-12fache, bleibt daim etwa die gleiche bei der Hexylverbindung um
dami bei der Heptylverbindung ihr Maximum zu erreichen. Sie wirkt 40 mal
starker als Optochin imd Chinin.
Oetylhydrocuprein erweist sich als weniger wirksam, dann fmdet ein weiteres
.nt'fr- 5 i- '^^^.tJbergang ziu^ Decylverbindmig. Die Dodecylverbindung
ent.spr.cht dieser oder zeigt einen gemssen erneuten Anstieg der Wirkung M
st;n.fr ?T'*^* "nd die Wirksamkeit des d-Glyko.sids des Dihydrocupreins
stimmt mit der zugrunde liegenden Base amiähenid überein«).
M H. Schaeffer, BZ. 83, 269 (1917).
3» D ^«""pDroth, Ber. d. Deutsch. Pharm. Ges. 29, 233 (1919)
p R. Bieinig, BZ. 85, 188 (1918). ''
) A. E. Wright, Lancet 1912, 14, und 21. Dezember
J. Morgenroth und J. Tugendreich, BZ. T9, 257 (19171
«) P. Karrer, BB. 49, 1644 (1916). '*'";■
Frän k e 1, .\rzneiüiUtel-Synthe»a. 5. Auü.
lö
242 Antipyretioa.
Die Aufspaltung des Chinuclidinrestes (Bildung von Chinotoxin) ändert
die Giftwirkung Trj'panosomen gegenüber nicht. Gegen Chinin gefestigte Try-
jjanosomen waren gegen Chinotoxin nicht giftfest. Gegen Chinotoxin gefestigte
Trjrpanosomen waren gegen Chinin vollkommen giftfest. Im Gegensatze zur
Trypanosomenwirkung ist die Unverselirtheit des Chinuclidinrestes für die Pneu-
mokokkenwirkung die unbedingte Voraussetzung.
Conchinin (Chinidin) i.st rechtsdrehendes Chinin, wirkt gegen Malaria wie
Chinin^). Veley und Waller-) finden es nicht so giftig wie Chinin. Am Frosch-
herz wirkt es wie Chinin, aber weitschwächer^). Julie Cohn^) fand in bezug
auf trypanocide Wirkimg kerne wesentUchen Unterschiede gegenüber dem Chinin.
Hydrochinidin wirkt so stark antimalarisch wie Chinin*).
Chininon -(virkt*) auf Trj'panosomen ähnhch wie Chinin. Durch die Oxy-
dation der sekundären Alkoholgrupj)e zu dem entsprechenden Ketou wird die
Wirkung nicht erhöht, aber auch nicht aufgehoben. Cinchoninon wirict auf
Trypanosomen etwa wie CSnchonin. Hydrocinchoninon entspricht in seinen
trypanociden Eigenschaften dem Hydrocinchonin. Optochinoketon tötet
Pneumoniebacillen in vitro in Verdümiungen 1: 1000 ab").
Hydrochinmchlorid, liei dem das Hydroxyl durch Chlor cr.setzt ist, ist
in seiner Toxizität imd seiner Wirkung gegen Hydrochinin deutlich herabgesetzt ;
wenn auch nicht völlig aufgehoben. Ebenso ist beim Äthylhydrocupreinchlorid
die trypanocide Wirkung dem Äthylhj'drocuprein gegenüber erheblich ab-
geschwächt. Cmchonin ist fast im wirksam bei Malaria^), was Giemsa und
H. Werner -wieder bestätigen. Hydrocinchonin ist ebenfalls gegen Malaria fast
unwirksam. Das ihm isomere Cinchonamin aus der Rinde von Kemigia Pur-
dieana ist 4 bis 6 mal giftiger als Chinin^). Cuj)rein wirkt bei Malaria schwächer
als Chinin ^'*). Hydrochinotoxin ist mit Nagana infizierten Mäusen gegenüber
stärker wirksam als Hydrocliinin^^).
Die dem Eucupin und dem Vuzin entsprechenden Chinatoxine, Eucupino-
toxin und Vuzinotoxin besitzen eine nicht unerhebliche Überlegenheit gegen-
über den genannten Stamrasiibstanzen . Sie wirken absolut stärker als diese
und weisen eine weit schnellere Wirkung auf i^).
Monobromchinin , in dem in der Vinylkette ein Wasserstoff gegen Brom um-
getauscht ist und die Doppelbindung imverändert fortbesteht, und Chiiün-
dibromid, wo die Vin.ylkette in die Gruppe — CHBr — CH,Br umgebildet ist,
wirken fast doppelt so stark als Chinin gegen Infusorien und Plasmodien, Dehy-
drochinin halb so stark als Chinin. In diesem ist die Vinylkette in die Gruppe
— C=CH umgebildet. Das Alkaloid CigHjaClaNoOg, welches Christensen")
durch Behandlung von Cluninchlorhydrat mit Chlorwasser erhalten hat und in
welchem die Methylgrupi^e des Chinins abgesj)alten und unter Aufhebung der
Dopjielbindung wenigstens die Hälfte der Chlormenge in die Vinylkette einge-
gangen, ist fast unwirksam. Gegen Bakterien wirken diese Stoffe ähnlich, aber
') Giemsa und Werner, Ai-ch. f. Schiffs- u. Tropenlivg. 18. 12 (1914).
2) Joum. of physiol. 39, Proe. S. 19 (1909). ^) Santesson, AePP. 30, 412 (lS92).
') Zeitschr. f Immunitätstorsch. 18. 570 (1913).
'■) Giemsa imd Werner, Arcli. f. Schiffs- n. Tropcnhyg. 18, 570 (1913).
«) Julie Cohn, Zeitschr. f. Imraunitätsforsch. 18, 570 (1913).
') Morgenroth und Bumke, Deutsche med. Wochenschr. 19H, Nr. 11.
*) Julie Cohn, 1. c. ») Areh. f. Schiffs- u. Tropenhyg. 18, 12 (1894).
") See und Bochefontaine, Cr. 100, 366,664(1885). — Ellison, Journ. of physiol.
43, 28 (1911). ") Giemsa und Werner, 1. c.
*-) J. Morgenroth und E. Bu mke.fDeutsche med. WocViensohr. 44, 729 (1918).
") Journ. f. prakt. Chemie N. F. 63, 313 (1901) und C9, 193 (1904).
Chinin. 243
weit schwächer. Auf Fro.scheier wirken die beiden Bromverbindungen weitaus
stärker als Chinin. Die äquimolekidaren Mengen der Verbindungen einschließ-
lich Chinin haben den gleichen antipjrretischen Effekt. Dehydrochinin ist
halb so giftig wie Chinin. Die Emführung von einem oder melireren
Halogenatomen in die Vinylgruppe steigert die Toxizität des Chinins gegen
Infusorien und Bakterien beträchtlich, aber nicht gegen höhere Tiere i).
Es ist klar, daß jeder Versuch, dem Clunin analog gebaute Köi-per s^^lthe-
tisch darzustellen, sich auf unsere Erfahrungen und Kemitnisse über den
Loiponanteil stützen muß. Dieser .stärker basische Anteil des Chinins muß als
Träger der wirksamen Gruppe aufgefaßt werden, und es wird voraussichtlich
gehngen, Körper mit Chininwirkung zu schaffen, wemi man auch zu Verbin-
dungen gelangt, die kerne Chinolinreste enthalten. Eme Analogie dafür, daß
ein natürliches Alkaloid einen wirksamen Anteil und einen an der Wirkung
überhauf)t nicht beteiligten Anteil enthalten, .sehen wir beim Nicotin. Nicotin
enthält einen PjTidinring und einen am Stickstoff methylierten P%Trolidinring.
H„C — CH„
„. .. A-HC JCH,
Nicotin \/
\/ N
^ CH3
Nun zeigt Nicotin eine eminent kontrahierende Wirkung auf die Blut-
gefäße. Untersucht man P^Tidin für sieh, so sieht mau, daß demselben auch nicht
tlie Spin- einer .solchen Wirkung zukommt. Der nichthydrierte Anteil des Nico-
tinalkaloids also ist an der Wirkung des Nicotins gar nicht beteiligt. Aber sobald
man Pwidui hydriert mid zum Piperidin gelangt, so zeigt Piperidin, wemi auch
schwächere, so doch dem Nicotin analoge Wirkungen auf den Blutdruck. Ebertso
wirkt das um einen Kohlenstoff ärmere Pyrrolidin ^^,-1 ^^~ , wenn auch
HC2\/CHo
N
H
etwas schwächer. Methyl-N-pyrrolidüi ^^Q CHo yri^l^x ebenso =), und zwar
N
CH3
ganz nicotinähnlich. Wir können daher behaupten, daß nur der reduzierte An-
teil des Nicotinmoleküls, nämhch der Pyrrolidinrest, die gefäßkontrahierende
Wirkung des Nicotins bedingt. Dasselbe gilt auch fürChüiin. Nur der hydrierte
Anteil, der Loiponanteil, ist an der Wirkung beteihgt. Vom Chinohnanteil
bedarf es anscheinend nur der p-Methoxygruppe, welche aber nicht der wirksame
Anteil des Chinins ist, sondern inu- diejenige Gruppe ist, wie vnr bereits aus-
geführt haben, welche zum Zustandekommen der Wirkimg beiträgt, d. h. den
wirksamen Körper mit demjenigen Gewebe in Kontakt bringt, in welchem dann
der reduzierte Teil des Chinins zur Wirkung gelangt.
Der Loiponanteil ist gleichsam der Sprengstoff, welcher schließlich die Wir-
kung ausübt, aber zur Auslösung der Wirkrmg ist die Kapsel notwendig, als
welche die Methoxylgruppe in der p-Stellung am Chinolinrest aufzufassen ist.
Die Kapsel allem (p-Methoxychinohn) übt nur eme äußerst schwache Wükiuig
aus, aber in Verbindmig mit dem Loiponanteil kommt es zur Auslösimg der
vollen Wirkmig des letzteren. Cinchonin enthält die Kapsel noch nicht und erst
durch Oxydation zu Cuprein wird jener Angriffspunkt für die Gewebe geschaffen.
1) Knud Schroeder, AePP 72, 361 (1913).
-) Tunnicliffe und Kosenheim, Zentralbl. f. Physiol. 16, 93
16»
244 Antipyretica.
Die Giftigkeit von Chinin, Isochinin und Hydrochlorisoehinin ist nur wenig
voneinander verschieden (für Säugetiere), für Paramäcien aber ist Hydrochlor-
isoehinin und Isochinin giftiger als Chinin^).
Chinin hat die Seitenkette = CH — CH = CHj,
Isochinin =C = CH — CHg,
Hydrochlorchinin = CH — CH, = CHaCl ,
Hydrochlorisoehinin = CH — CHCl — CH3.
Die isomeren Cmchonine: Cinchonin, Cinchonibin, Cinchonicin, Cinchonidin,
Cinchonifm, Cinchonigin, Ciuchonihn, außerdem fv-0x3fcinchonin und ß-Oxy-
cinchonin, wirken in untereinander variierenden Dosen nach einer Erregung
tonisch-klonisch und klonisch^).
Der Hund scheidet einen Teil des Chmins xniverändert im Harne, einen
kleinen, wahrscheinlich luiresorbierten Teil im Kote aus^). CMnin wird im
Organismus bis auf etwa 40% zerstört, die letzteren werden in der Form aus-
geschieden, daß das Chüiinmolekül wahrscheinhch vorerst eine Alkylierung
und eme Oxydation ohne Sauerstoffeintritt durchmacht*).
Nierenstein nimmt an, daß beim Schwarzwasserfieber Hämochininsäure
auftritt, welcher die Formel qq , coOH
I
/\
, I
zukommen soll").
Von Interesse ist noch, daß, wemi man den nichthydrierten Ring des Cliinins
mit Natrium reduziert und so zvi einem Hydrochiiiin gelangt, man zu emem sehr
giftigen Körper kommt, was ja insoweit voraiiszusehen war, als alle Basen durch
Hydriermig giftiger werden. Hydrochinin von Lippmann und Fleischer*)
macht Atemstillstand und Lähmung schon in kleinen Dosen. 0.1 g subcutan
machen Krämpfe, Y2 g subcutan töten das Tier unter allgemeinen Krämpfen.
Die h3^drierten Alkaloide sind meist wirksamer als die nichthydrierten,
wenn die Hydrierung im Kern voi'genommen wird.
Reduziert man Chininchlorid CH3O • CgHgN • CioHuNCl mit Eisenfeile
und verdünnter Schwefelsäure, so erhält man Desoxychinin CH3O • C9H5N
• CjßHjgN. Dieser Base fehlt das sekundär-alkoholische Hydroxj^l. Sie gibt alle
Reaktionen des Chinins. In gleicher Weise kann man vom Cinchonin bzw. Cin-
choninchlorid zur entsprechenden Desoxybase gelangen'). Die Desoxybasen
wirken etwa 10 mal so stark giftig wie die zugehörigen Muttersubstanzen*).
Homologe der Chinalkaloide erhält man, wenn man Cliinalkaloidketone mit Hilfe von
organischen Magnesiumverbindungen in tertiäi'e Alkohole überführt. Beschrieben sind:
C-Methylcinchonin, C-Methylchinin, C-Phenyldihydrochinin').
Die Verbindung entsteht durch Umformung der Carbinolgruppe des Hydrochinins, indem
man sie zur Ketongruppe oxydiert (Dihydroohirunon) und dann mittels Phenylmagnesium-
bromid in die Gruppe C<„ „ überführt. Zur ätherischen Lösung der metallorganischen
Verbindimg (5 Mol.) tropft mar eine Lösung zu Dihydrochininon (1 Mol.) zu, darauf feuchten
Äther und zuletzt Salmiaklösung Die ätherische Lösimg wird mit Wasser versetzt und dann
mit Wasserdampf behandelt, um entstandenes Diphenyl überzutreiben. Das rückbleibende
öl nimmt man mit Äther auf und bringt es durch Zusatz von etwas Alkohol zur Krystal-
lisation. Die Verbindung sollte gegen Trypanosomenerkrankungen Verwendimg finden.
Zimmer & Co., Fraiücfurt'), hydrieren Chinaalkaloide, indem sie mit Wasserstoff
') Bachern, Tlierap. Monatsheft« 1910, Nr. 10. 2) La nglüis, Arch.de Physiol. 1893,377.
3) J. Katz, BZ. 36, 144 (1911). *) Adolf Merkel, AePP. 4T, 105 (1902).
S) Brit. med. Joiu-n. 1920, 120. «) M. f. Ch. 16, 630 (1895).
') Königs und Höppner, BB. 17, 1988 (1884): 29, 372 (189fi).
») Königs und Höppner, BB. 31, 2358 (1898). ") Zimmer, DRP. 279 012.
Chinin. 245
in Gegenwart von kolloidalen Lösungen der Metalle der Platingruppe behandeln. Chinin
wird z. B. in Giegenwart von Palladiumchlorür und arabischem Gummi hydriert.
Hydrochinin ^ ) erhält man durch Reduktion mittels Palladiummohr und Ameisensäure,
ebenso mit fein vorteiltem Platin. Hydrochinin wnrdo von Morgenroth und Halber-
städter als Heilmittel bei Trj"panosoraencrkrankungen empfohlen. Die Reduktion erfolgt
in der Vinylseitenkette.
Statt wie in DRP. 234 137 vorzugehen, kann man hydrierte Chinaalkaloide dadurch
gewinnen, daß man sie mit Wasserstoff in Gegenwart von fein verteilten Metallen der
Platingruppe behandelt').
Nitrile stelH man aus Chinatoxinen in der Weise her, daß man deren Isonitrosoacidyl-
derivate in Gegenwart von Alkali mit acidylierenden Mitteln behandelt.
Die Reaktion verläuft nach dem Schema:
R • CpH^ • N • CO ■ C • CH„ • CH<^;^2j^ ^^^> N ■ Acyl
NOH
> R • C,,Hj . N • COOH + CN • CH^ • CH<:^^^^^^^, Ch'>^ ' ^"y^-
(R = H oder OCH3) ; (Ri = CjH- oder CH3) .
Aus Cinchotintoxin gewinnt man durch Einwirkvmg von Benzoylchlorid in Gegenwart
von Natronlauge ein Benzoylderivat. Bei der Behandlung des Produktes mit Amylnitrit
in Gegenwart von Natriumalkoholat entsteht das Isonitrosoderi%'at. Acetylchinotoxin aus
Chinicin und Acetylchlorid gibt mit Amylnitrit imd Natriumalkoholat laonitrosoacetyl-
chinotoxin. Beschrieben sind femer Benzoylcincholoiponnitril aus Isonitrosobenzoylcincho-
tintoxin und Aoetylmerochinennitril^).
Die Anlagerung von Wasserstoff an Alkaloide oder deren Salze bei Gegenwart kleiner
Mengen von fein verteilten Suboxyden der Nickelgruppe und bei Temperaturen bis zu 60°
erfolgt auch, wenn man die zu hydrierenden Körper statt in Wasser oder wässeriger Flüssig-
keit in Alkohol löst oder suspendiert. Beschrieben ist die Darstellung von Dihydrochinin
aus Chininmonochlorhydrat und die Hydrierung von Cinnamylcocain ^).
Äthylhydrocuprein und die höheren Homologen des Hydrochinins erhält man aus
Hydrocuprein mit alkylierenden Mitteln*).
Oxyhydrocliinin, über dessen Wirkungen nichts bekannt ist, entsteht bei der Ein-
wirkung von konz. Schwefelsäure auf Chinin') in der Kälte (Isoclüninsulfosäure) und nach-
trägliches längeres Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure.
Man erhält die Amine der Chinaalkaloide und ilirer Derivate durch Reduktion der
entsprechenden Xitroprodukte.
Aus Dinitrochinin erhält man mit Zinnchlorür und Salzsäure Aminochinin. Bei der
Reduktion wii-d die im Chinolinkern enthaltene Nitrogruppe zur Aminogruppe reduziert,
der in der Seitenkette in Form des Salpetersäureesters vorhandene Stickstoff wird als Hydr-
oxj'lamin abgespalten, wobei die ungesättigte Vinylgruppe in die Oxäthylgruppe übergeht.
Ferner sind besclirieben Aminohydrochinin und Aminochinidin^).
Climolyl-4-ketone, welche chemisch den Chinatoxinen ja sehr nahekommen ,
stimmen physiologisch mit ihnen nicht überein.
Merochinenäthylester cH • CH, ■ COO • C,H,
HaC^Y^ ■ CH : CH..
HjCLJcH,
N
H
ist ein starkes Krampf gif t. Unter Reduktion geht er leicht in Cincholoipon-
ester über ^^^ ^^^ ^qq ^^-^^
HjjC/NcH • CHj ■ CH3
H„C>\/ICH,
N
H
der geradezu strychninartig wirken soll.
M DRP. 234 137. ') DRP. 267 306. ^) DRP. 252 136. *) Höchst DBP. 313 321.
■') DRP. 307 894, Zusatz zu DRP. 306 939. «) DRP. 254 712.
'•) Zimmer, Frankfurt, DRP. 151 174. *) Zimmer, DRP. 283 537.
246
Antipyretica.
A. Kaufmann hält die Wirkung des Chinins bedingt durch die besondere
Art eines 4-(a-Oxy-/)-dialkylamino-alkyl)-6-methoxyehinolin, das dem Adrenalin
nahesteht.
Chinin Adrenalin
CH(OH) ■ CHR • n(^^
/\
\/
N
CH(OH) CH, ■ NH • CH3
OH
OH
Die Ursache der Vei-giftungserscheinuugen der isomeren Alkaloide sieht
er in der Bildung des endständigen Piperidinrestes in der Seitenkette.
Chinin Chinicin
CH„:CHCH — CH — CH, CH„ : CH ■ CH — GH— CH2
CHj
CH2
CH,— N-
CH„0
C
I
CH OH
I
/\
i
\/
N
CH
CH2
CH.
NH CHj
CO
CHjO^/^
N
Chinin hat ja gefäßkontrahierende Eigenschaften.
/J-Auiino-Ä-oxy-(chinolyl-4)-äthan wirkt auf den Blutdruck wieHomorenon.
/i-Amino-a-oxy-(cliinolyl-4)-äthan Homorenon
CH(OH) CHjNHj CH(OH)CH2-NHCH3
/\
I
\/
N OH
Durch den Eintritt der Ammogruppe m die /3-Stellung der Seitenkette
ändern sich demnach die pharmakodj'namischen Eigenschaften vollständig.
Die Körper steigern nunmehr- den Blutdruck durch Gefäßkontraktion. Die
Giftigkeit wird nicht wesenthch vergrößert.
Die Verbindung CHj
CH»I^^2
C.H3 . O.
CO . H.C^
I
N
ist chemisch das Analogen des Chininons
CH
CH,
N
CH.,
CTT.O
HoC/
CO ■ HCx
I
\/
N
pxx^|CH ■ CH : CH2
CH,
vi/
N
CHo
Chinin. 247
Es wirkt in geringen Dosen gefäßkoiitraliieiend und hervorragend anästhe-
sierend.
Durch Reduktion dieser Ketone zu Carbinoleii kommt man zu chiuinähu-
lichen Basen mid diese Aminoalkohole sind ki'äftige Fiebermittel, wenig giftig
für Menschen und Tiere, aber stark gegen Infusorien und Paramäcieu^).
Während im Chinin das die sekundäre AJkoholgruppe tragende C-Atom
auf beiden Seiten mit C-Atomen verknüpft ist, die Ringen angehören (Chinolin-
und Piperidin- resp. Chinuclidin-Ring) trägt das gleiche C-Atom in den Chino-
lylaminoäthauolen von Kaufmann und Rabe auf der einen Seite eine offene
fette Kette imd keinen basischen Ring.
P. Karr er gewinnt durch Einwirkung von Pvrrylmagnesiumhaloiden auf
Chinolui-4-carbonsäurechlorid oder dessen Substitutionsprodukte 4-Chinoh'l-
2-pyrrylketonc, die sich leicht zu den ents^prechenden Carbinoleu reduzieren
lassen : CH— CH
COCl CO ■ C CH
CH— CH • N /
, XAIg-C CH = I I 1 NH Reduktion
V ■ \/ ^^^
N NH
CH— CH
CH(OH) ■ C CH
NH
N
4-(p-Methoxyohinolyl)-2-pyiTyl-carbinol
CH— CH
CH(OH) — C CH ■
CH.O-QQ Y
N
wirkt auf Paramäcien vne Chinin. Die antipyretische Wirkung scheint nicht
sehr groß zu sein-).
2-Cyanchinolin und l-Cyanisochinolin erhält man, wenn man l-Benzoyl-2-cyan-1.2-
diliydrochinolin bzw. 2-Benzoyl-l-cyan-1.2-dihydroisoeliinolin mit Phosphorpentaclüorid,
Sulfm'ylchlorid oder Tlxionylchlorid in Gegenwart wasserfreier indifferenter Verdünnimgs-
mittcl behandelt').
Wenn man Cyanchinoline mit Grignardscher Lösung behandelt, so erhält man
4-Kotone des Chinolins, z. B. 4-Methylchinolylketon, 4-Pheny)clünolj'lketon \isw.^).
Zwecks Darstellung von 2-Ketonen des Chinolins bzw. I-Ketonen des Isochinolins
läßt man auf Chinolin-2-carbonsäurenitril bzw. auf Isocliinolin-l-carbonsäurenitril
Magnesiumalkylhalogenide einwirken und zerlegt die entstandenen Additionsprodukte.
Beschrieben sind 2 -Methylchinolylketon , 2 -Athylchinolylketon, 1 -Isochinolylmethyl-
keton^).
Chinolylketone erhält man, wenn man Chinolincarbonsäureester und Ester der all-
gemeinen Formel Ri • CH2 • COO • Ru , wobei Ri Wasserstoff oder ein beliebiges Alkyl,
Rn ein beliebiges Alkyl, mit alkoholischen Kondensationsmitteln, wie Natriumäthylat
behandelt und die so gebildeten /)'-Ketonsäureester in Chinolylketone durch Ketonspaltung
überführt.
Aus Chinolin-i-carbonsäureäthylester, Essigsäiu'eäthylester , Natrimnäthylat und
Benzol erhält man beim Erlützen auf dem Wasserbade eine Reaktionsmasse. 5Ian setzt
1) BB. 46, 1823 (1913). -) P. Karrer, BB. 56. 1499 (1917).
^) Givaudan und A. Kaufmann, DKP. 280 973.
') A. Kaufmann, DRP. 276 656. ^) DRP. 282 457, Zusatz zu DRP. 276 656.
248 Antipyretica.
Lauge und Wasser und Äther unter Kühlung zu, trennt ab und säuert mit Schwefelsäure
an und äthert aus. Im Ätherrückstand findet man 4-Chinolylessigsäureäthylester
i
N
Erhitzt mun den Ester mit verdüimter Schwefelsäure, so orliält man 4-Clanolylmcthylketoii.
CO CH3
I
/\
N
Beschrieben sind ferner 6-Methoxychinolyl-4-äthylketon, 6-Methoxychinolyl-4-melhyl-
keton').
Die höheren Alkylhomologen der Chinolylmethylketone und ihrer Kernsubstitutions-
produkte kann man erhalten, wenn Chinoloylessigester oder deren Kernsubatitutions-
produkte in der Seitenkette alkyliert und die so gebildeten homologen Ester der Keton-
spaltung unterwirft.
So erhält man 4-Chinolyläthylketon aus 4-Chinoloylessigsäureäthylester in Alkohol,
Natriumäthylat und Jodäthyl und Spalten des entstandenen A-4-Chinoloylpropionsäure-
äthylesters durch Kochen mit 25proz. Schwefelsäure. Ferner ist beschrieben 6-Methoxy-
4-chinolyläthylketon - ) .
A. Kaufmann besclireibt Aminoketone der Chinolinroihe der allgemeinen Formel:
Chinolyl CO • CH(R) • NRjRu, wobei R und Ri Wasserstoff oder Alkyl, Rn Alkyl bedeutet,
die man erhält, wenn man diejenigen Chinolin-4-ketone, welche der Carbonylgruppe benach-
bart, eine Methyl- oder Methylengruppe enthalten, nacheinander mit Halogen oder halogen-
entwickelnden Mitteln imd mit primären oder sekundären aliphatischen Aminen behandelt.
Diese Aminoketone sollen neben hervorragenden antipyretischen Eigenschaften teilweise
gefäßkontrahierende und blutdrucksteigemde und anästhesierende Wirkung zeigen. Bei
der .Reduktion gehen sie in ebenfalls physiologisch wirksame Alkoholbasen über. Diese
Verbindungen sollen nach den Angaben von A.Kaufmann den Chinaalkaloiden nahe-
stehen. Besclirieben sind: 6-Athoxychinolyl-4-piperidylmethylketon, 6-Athoxychinolyl-
4-diäthylaminomethylketon, 6- Äthoxychinolyl-4-monomethylaminomethylketon, 6-Äthoxy-
chinolyl-4-piperidyläthylketon').
(o-Aminomethylchinolin erhält man durch Reduktion der Nitrile der Chinolinreihe
nach den üblichen Methoden*).
(ü-Aminoalkylchinoline erhält mau aus Dioximen von Cliinolylalkylketonen oder deren
Kemsubstitutionsprodukten, wenn man diese nach den übliclien Methoden reduziert.
Besclirieben ist die Darstellung des 4-a-Aminoäthyl-6-methoxychinolins luid des 2-<x-Amino-
äthylclünolins^).
Durch Umsetzung derjenigen Halog6nclunolyl-4-alkylketone, welche man beim Be-
handeln von solchen Chinolyl-4-ketonen mit Halogen oder halogenentwickelnden Mitteln
erhält, die der Carbonylgruppe benachbart eine Methyl- oder Methylengruppe enthalten,
mit primären oder sekundären ahphatischen Aminen, entstehen nach DRP. 268 931 Amino-
derivate von Chinolyl-4-alkylketonen. Durch Einwirkimg von Reduktionsmitteln auf diese
Alkylaminoketone erhält man die entsprechenden Aminoalkohole, welche antipjTetisch
und analgetisch, aber auch gegen Malaria spezifisch ( ?) wirken sollen.
Beschrieben sind : Piperidin-methyl-6-äthoxychinolyl-4-carbinol, Diäthylamtno-methyl-
6-äthyloxychinolyl-4-propanon, /J-Athylamino-6-äthoxychinolyl-4-propanol^).
Cheirolin CgHjgNsOjS, hat ehininähnliche antipyretische Wirkungen
(Schmiedeberg). Nach den Untersuchungen von Schneider ist es
CgHjOoNS,'). Die Konstitution i.st wahi-scheinlich CH3 • SO2 • CH^ • CH^
. CH2 • N : C : S.
1) Zimmer, DRP. 268 830. -) DRP. 280 970, Zusatz zti DRP. 268 830.
3) DRP. 268 931. *) Zimmer, DRP. 279 193.
'■) Zimmer, DRP. 28.5 637, Zusatz zu DRP. 279 193.
") Kaufmann, DRP. 283 512. ') Liebiga Ann. 315, 207 (1910).
Chinin und seine Derivate. 249
Chinin und seine Derivate.
Währeucl man sich miunterbrochen bemühte, immer neue Körper und
Variationen darzustellen, welche Chinin in seineu Wirkungen ersetzen imd diesen
Körper mit seinen oft unangenehmen Nebenwirkmigen verdrängen sollten, was
aber bis nun nicht gelungen, war man nach der anderen Seite hin auch bemüht,
die dem Chinin anhaftenden vmangenehmen Eigenschaften, wie insbesondere
seinen bitteren Geschmack zu coupieren, anderseits Chininverbindimgen dar-
zustellen, welche leicht löslich sind mid so es ermöghchen, Chinin zu Injek-
tionen zu verwenden. Unter den in jeder Pharmakopoe aufgenommenen
Salzen erfreut sich bekaimtlich in der Anwendung das schwefelsaure Chinin der
größten Beliebtheit. An Stelle dieses wurde vorgeschlagen, Chin iuchlorhydro-
sulfat zu verwenden, welches in Wasser sehr leicht löslich und daher zu Injek-
tionen geeignet ist^).
J. B. F. Rigaud verfährt folgendermaßen-), um dieses leicht lösliche Doppelsalz zu
erhalten. Man mischt 30 kg basisch schwefelsaures Chinin mit 24.9 1 Salzsäure von 1.05
spez. Gew., wobei sofort Lösung des basischen Salzes erfolgt. Diese Lösung wird nun im
Vakuum eingeengt und das Salz krystallisiert hernach, oder man läßt einen Strom von Salz-
säuregas über getrocknetes schwefelsaures Chinin streichen, wobei sich die Vereinigung
unter Wärmeentwicklung vollzieht.
In gleicher Absicht hat Kreide mann ein leicht lösliches Coffein-Chininpräparat^)
dargestellt, indem er 2 Teile salzsaures Chinin und 1 Teil Coffein in AVasser löst und der
Kjystallisation überläßt: nach mehrmaligem UmkrystaUisieren erhält man eine Verbin-
dung, welche 30% Coffein, 56% Chinin und 6.59% Salzsäure enthält. Das Produkt löst
sich in der Hälfte seines Gewichtes Wasser. Das Präparat ist als solches daher zu subcutanen
Injektionen verwendbar und überdies als Vehikel für andere stark wirkende Alkaloide.
Höhere Temperaturen sowie Säure- oder Alkalizusatz sind bei der Darstellung zu ver-
meiden.
Nach einer weiteren Mitteilung*) erhält man es ohne Lösungsmittel durch bloßes
vorsichtiges Zusammenschmelzen von Coffem vmd Chininchlorhydrat.
Andere Absichten verfolgte man mit der Darstellung des Ölsäuren Chinins. Dieses
in Alkohol klar lösUche Salz soll sich besonders zu Einreibungen bei Hautleiden eignen,
da es, wie alle Ölsäuren Salze, von der Haut leicht resorbierbar ist.
Von praktisch viel größerer Wichtigkeit sind die Versuche, Chininpräparate
darzustellen, denen der bittere Geschmack des Chinins fehlt. Versuche in dieser
Richtung sind zuerst in der Weise gemacht worden, daß man Chinin durch
das weniger bittere Cinchonin ersetzte. Doch da Cinchonin in seinen Wirkungen
weniger zuverlässig ist, ist man, außer bei Verfälschungen, von dieser Art der
Verwendung abgekommen. Hingegen wvu'de eme andere Art mehi' favorisiert,
näiuHch Chinin in Form unlöslicher Verbmdungen zu verabreichen. Das be-
liebteste Präparat in dieser Richtung ist das gerbsam-e Chinin der Pharmakopoe,
insbesondere aber jenes gerbsaure Chinin, welches durch Fällung eines Chinin-
salzes mit Gersbäm-e entsteht imd bei dessen DarsteUung der entstandene
Niederschlag von gerbsaurem Chinin mit Wasser bis zum Schmelzen erhitzt
wkd, wobei er zusammenbäckt und ein fast geschmackloses Pidver Uefert, das
in Wasser vmlöshch ist (Pharmacop. Himgar.). Aber das gerbsaiu:e Chinin
leidet wieder an dem Übelstande, daß es nur laugsam und erst im Darme in
seine Komponenten gesj)alten wird, daher die nötige Promptheit und Sicher-
heit bei semer Anwendung fehlt.
Chiiiaphthol , welches Riegler in die Therapie eingeführt hat, ist
p'-naphthol-/)'-monosultosaiu-es Chinin S). Es ist die Verbindung eines Anti-
pyreticum, des Chinins, mit einem Antisepticum, der /?-Naphtholsulfosäure.
1) Grimaux undLaborde, Sem. med. 1893, 71. -) DRP. 74821. 3) DRP. 106496.
*) DRP. 120 925. Siehe Huch Deutsche med. Wouhenschr. «900. 12 und .\llg. med.
Zeutralztg. 1900, Nr. 17. ^) Wiener med. Blätter I89.>, Nr. 47.
250 Antipyretica.
Dieser Körper schmeckt bitter, ist in kaltem Wasser xinlöslicli und wird im
Magensaft nicht zerlegt, erst im Darm. Seine Wirkimgen sollen besonders bei
septischen Darmprozessen ausgezeichnete sein und Riegler empfahl das
Präparat gegen Tj-phus.
August Röttinger, Wien^), stellt eine Doppelveibmdung aus Chinin her, indem
er Chinin, Weinsäure und Hexymethylentetramin in äquimolekularen Mengen und aufein-
ander in Lösvmg einwirken läßt. Die Doppelverbindung schmeckt säuerlich bitter.
Pyrochinin ist ein Chinin-Pyramidon-Doppelsalz der Camphersäure.
Andere Doppelsalze sind Chinin Harnstoff-Chlorhydrat und Chiniii-Harnstoff-Brom-
liydrat sowie Chinin-Urethan^).
Verbindungen aus Chinin und Dialkylbarbitursäuren erhält man, wenn man entweder
äquimolekulare Mengen kurze Zeit zusammenschmilzt und dann das erhaltene Reaktions-
produkt mit geeigneten Lösungsmitteln (Alkohol, Äther, Aceton) anreibt oder die Kom-
ponenten als solche oder in Form ihrer Salze ebenfalls in molekularem Verhältnis bei Gegen-
wart geeigneter Lösungsmittel längere Zeit in der Kälte oder bei erhöhter Temperatur
avtfeinander einwirken läßt'*).
Die sclilaf erzeugende Wirkung des Veronals erhält durch das Chinin eine erhebliche
Verstärkung. Diese Chinin-Diäthylbarbitursäure wird Chinin- Veronal oder Chineonal ge-
nannt.
Analog wurde Chinin-Dipropylbarbitusäure (Chinin-Proponal) und nach DRP. 247 188
(Bayer) Chinin-Phenyläthylbarbitiu'säiire dargestellt (Chinin-Luminal).
Xach DRP. 247 188 (B a yer) erhält man die additive Verbindung Hydrochinin-Phenyl-
äthylbarbitui'säure durch Einengen der alkoholischen Lösmigen beider Komponenten.
Stellt man solche Verbindimgen aus Chininderivaten, wie Hydrochinin, Athylhydro-
cuprein, Propylhydrocuprein imd Dialkylbarbitursäure her, so sieht man, daß die Toxizität
etwas größer ist ; die Einführung des höheren Radikals Propyl an Stelle des Äthyls nur
in einer der beiden Komponenten bewii-kt aber bereits eine bedeutende Verminderung
der Toxizität, die der der Chinin-Dialkylbarbitursäuren fast gleich kommt, schon die
Propylliydrocuprein-Dipropylbarbitursäure ist vollständig unschädlich. Die narkotische
Kraft ist gegenüber den Chiuinverbindmigeu gleicher Art sehr erhöht. Man erhält sie
durch Aufeinanderwirkung molekularer Mengen der Komponenten oder ihrer Salze*),
zweckmäßig in Giegenwart geeigneter Lösungsmittel^).
Andere Versuche, durch Verestermig der Hydroxylgruppe des Chinins zu
geschmacklosen Körpern zu gelangen, haben Präparate gezeitigt, von denen
nur wenige eme praktische Verwertiuig gefunden haben, wie z. B. Chiiünkohlen-
säureäthylester (Euchinin) C2H5 • 0 • CO • 0 • C20H23N2O .
Zuerst wurde durch Einwirkung von Phosgengas (COCU) auf Chinin') resp. Cincho-
nidin') der Clilorkolilensäureäther der beiden Basen dargestellt. Jlan kann die Clüorkohlen-
säureester des Chüiins und Cinchonidins leicht erhalten, wenn mau Phosgengas mit oder
ohne Lösungsmittel auf die Salze dieser Cliinaalkaloide einwirken läßt'). Hierauf kam es,
da diese Verbindungen nicht vöUig die gewünschten Eigenschaften zeigen, zur Synthese
des Euchinin. Es wiu'de ferner Dichininkohlensävu-eester dargestellt, was leicht gelingt,
wenn man statt in Benzol, in Pyridin oder Clüoroformlösung, Phosgengas auf Chininbase
einwirken läßt^).
Symmetrische Dichinaalkaloidkohlensäureester erhält man, wenn man auf 2 Mol.
Alkaloid niu- 1 Mol. Phenolcarbonat einwirken läßt und auf 170 — 180° oder 120—130°
erhitzt*"). Man erhält dann
COCI2 -f 4C„„Hj,N20., = CO<J^2»^23N,0« ^ 2 (CsjoH^^NjO, • HCl)
Aristochiiün ist der Dichininkohlensäureester C20H23N2O ■ O • CO • O
•C20H23N2O, sehr- wenig lösUch und ziemlich geschmacklos, weniger bitter
schmeckend als andere Präparate (Dreser).
1) DRP. 325 156.
-) G. Gaglio. Arch. di farraacol. sperim. 13, 273 (1912) und P. Marfori, ebenda
13, 479 (1912). ■^) Morck, DRP. 249 908. ') DRP. 247 188.
^) Merck, DRP. 291421. ") DRP. 911848. ■) DRP. 93 1)98.
») DRP. 118 122. ») DRP. 105 666. W) DRP. 134 307, 134 308.
Chinin und seine Derivate. 251
Zimmer, Frankfurt'), wenden die Grignardsche Reaktion auf Chinin an und die
Chininoxymagnesiumlialoide werden zum Aufbau von hydroxylsubstituierten Chininen
verwendet. Man erhält so mit Acetylchlorid Acetylchinin, mit Chlorameisensäureester
Chininäthylcarbonat, mit Benzoylchlorid Benzoylchinin, mit Essigsäureanhydrid Acetyl-
chinin.
Denselben Zweck, entbittertes Chinin zu erzeugen imd hierbei noch eine zweite wirk-
same Komponente in die Verbindung einzuführen, verfolgt die Firma Zimmer & Co.,
indem sie Chinin auf substituierte Isocyanate oder auf substituierte Carbaminsäurechloride
O ' C H. N" O
einwirken läßt. Man kann auf diese Weise z. B. in Chinincarbonsäureanilid CO ^x-m ^r^ ^ '
JNM ■ LgH^
(Phenylcarbaminsäurechiiünäther) erhalten, wenn man Chinin mit Phenylisocyanat auf
190° erwärmt und die Schmelze mit verdünnter Sämre extrahiert. Chininkohlensäure-
phenetidid CO-j^t^j-jJ" n\i^ np w (P-Äthoxyphenylcarbaminsäurechininäther) wird dar-
gestellt, indem man zuerst, um eine Benzollösimg des p-Athoxyphenylcarbaminsäure-
chlorid zu erhalten, 2 Mol. Phenetidin in Benzol löst und 1 Mol. in Benzol gelöstes Phosgen
xmter guter Kühlung damit reagieren läßt. Nach der Gleichmig 2 C6H4(OC»H5)NH, -f- COClj
= CeH4(OC2H5)NH • COCl -|- C,H4(OC2H5)NH2 • HCl bildet sich das Chlorid und salz-
saures Phenetidin scheidet sich ab. Dem FiUrate setzt man 2 Mol. Chinin zu, welches sich
löst, und es entsteht^)
CeHj(0C2Hj)NH • COCl + 2 CjoH^ÄO, = CO <nh° CjH '^OCH- + ^^aoHaiNaO^ • HCl
Das unlösliche Präparat ist fa.st geschmacklos und soll den Wirkungen des
Chinins die Phenetidin Wirkung beigesellen. Diese Art, zwei ähnlich wirksame
Komponenten in eine chemische Verbindmig zu bringen,'' bietet therapeutisch
keinen Vorteil vor einer Mischung der beiden Körper.
Chininkohlensäuro-Phenoläthor resp. Cinchonidinkohlensäure-Phenoläther erhält man
dm'ch Einwirkung von Phenolcarbonaten auf die Chinaalkaloide^).
Die Reaktion verläuft nach dem Schema:
C2„H,N20.2 + CO <0 • CeH3 _ CO<^J.f^^^ + C,JJ, OH
So wurden Chininkolilensäurephenoläther, Cliininkolüensäure-p-nitropheuoläthor
PQ^OCjH.NOo
Chininkohlensäure-p-acetylaminophenoläther Chuiinkolüensäuretliymoläthor
O • CeH, • NH ■ CO ■ CH, CO^^ ' ^^Ha ■ (CH^) C3H,
^^<C2„H23N20, '^C„»H„3N„02
OCeH.OH ro<'0'^Ä
Chininkohlensäurebrenzcatochinäther Cinchonidinkohlensäurephenolätlier
dargestellt.
O ■ O H
Euchinin hat die Formel C0<«,, tr \~ ^ und wird dargestellt durch Einwirkung
VJC20XI23 2^
von chlorameisensaurem Äthyl Cl • COO ■ C2H5 auf Chinin^). Es wird Chinin in Weingeist
gelöst und bei Gegenwart der berechneten Menge Ätznatron unter Kühlung und Schütteln
Chlorameisenäthylester zugesetzt, die alkoholische Lösung wird mit Wasser gefällt.
Ebenso kann man statt der freien Chininbase die wasserfreien Salze des Chinins ver-
wenden, indem mau die Chlorkohlensäureester dii'ekt oder in einem passenden Lösungs-
mittel gelöst auf die wasserfreien Salze einwirken läßt. So wurden Chininkohlensäureäthyl-
ester, Chininkohlensäurebenzylester und Cinchonidinkolilensäureäthylest-er gewonnen'').
Es ist auch möglich, die wasserhaltigen Chininsalze zu dieser Synthese zu verwenden,
wenn man den Chlorameisensäureester in Gegenwart von Pyridin auf diese Salze einwirken
läßt«).
1) DRP. 178 172, 178 173. -) DRP. 101) 2r)!).
•') DRP. 117 095. Siehe aucli DRP. 12Sllfi, 129 452, 1:51 7 2;{.
*) DRP. 91370. ^) DRP. 118 352. «) DRP. 123 748.
252 Antipyretica.
Eucliiiiin(Äthylkohlensäurecliiiiiiiester) ist zunächst gänzlich geschmacklos.
Bei längerem Verweilen auf der Zunge macht sich eine ganz leicht bittere Ge-
schmacksempfindung geltend. Es erzeugt kein bitteres Aufstoßen oder bittere Gte-
schmacksparästhesien wie das bittere Chinm'). Das salzsaure Salz des Euchmin
hat im Gegensatz zu der Base selbst gegenüber dem Chinin in bezug auf den Ge-
schmack keine Vorzüge. Das gerbsaxire Salz dagegen ist ganz geschmacklos.
Dieses Präj)arat leistet also nicht mehr als Chmin, da man ja auch vom Chinin
zu einem geschmacklosen, gerbsauren Präparat gelangen kann. Das Verdecken
der Hydroxylgruppe bewirkt keineswegs ein Aufhören des bitteren Geschmackes,
auch Acetylchinin ist ja bitter.
Acetylchinin schmeckt nur bitter, weil es bei der Reinigung teilweise verseift wird.
Reines Acetylchinin erhält man dmch Umkrystallisieren aus ganz wasserfreien Lösungs-
mitteln. Die Substanz ist geschmacklos, erst nach einigen Minuten, infolge minimaler
Spaltung, schwach bitter 2).
Salochinin ist der geschmacklose Salicylsäureester des Chinins, welcher
CgH^ • OH
I
COO • C20H23N2O
die Wirkungen beider Komponenten vereinigen soll, jedoch muß die Tages-
dosis doppelt hoch gegriffen werden.
Man erhält die Salicylsäureester der Cliinarindenalkaloide^) durch Einwirkung der
Alkaloide auf Salicylid oder die Polysalicylide resp. deren Chloroformadditionsprodukte
oder auf Salicylsäureclilorid. Die Ester schmecken nicht bitter.
Diese Verbindungen smd niu: geschmacklos, insofern sie unlöslich sind;
ihre löslichen Salze smd auch alle bitter.
Auf ähnlichen Ideen beruht die Darstellung des salicylsauren Isovaleryl-
chinins.
Zuerst wii'd dvircli Einwirkung von Isovalerylchlorid auf Chinin Isovalerylchinin
gewonnen, welches in ätherischer Lösimg mit Salicylsäure ein , Additionsprodukt liefert,
das in Wasser schwer löslich und gesclimacklos ist*).
Dieser Körper wurde aber nicht in die Therapie eüigeführt.
Zimmer - Frankfurt^) stellen Säureester der Halogenwasserstoffadditionsprodukte
des Chinins her, indem sie Hydrochlor-, Hydrobrom- oder Hydroj od -Chinin in üblicher
Weise in Säureester überfüliren oder indem sie an die Säureester des Chinins Halogen-
wasserstoff anlagern. Diese Substanzen enthalten Halogenwasserstoff in intramoleku-
larer Bindung und sind geschmackfrei. Dargestellt wurden Hydrochlorchininäthylcarbonat
aus Hydroclilorchinin mid Athylameisensäureester, Hydrochlorisochininäthylcarbonat,
Hydrobromchininäthylcarbonat, Hydrobromchininsalicylat und Hydrobromchininbenzoat
sowie Hydrojodchininäthylcarbonat.
a-Bromisovalerylchinin erhält man durch Einwirkung des Chlorids oder Bromids
der Säure auf Chinin oder Chininsalze. Die Substanz soll als Keuchhustenmittel Verwen-
dung finden*).
Chininester aromatischer Aminosäiuren erhält man, wenn man Nitrobenzoylchloride
auf Chinin einwirken läßt und dann die Nitrogruppe reduziert; besclirieben ist die Her-
stellung von p-Aminobeuzoylchinin und o-Aniinobenzoylchinin.
p-Aminobcnzoylchininester kommt miter der Bezeichnung Am-ochin in
den Handel; er ist fast geschmacklos. Die o-Verbindimg ist fast geschmacklos
mid wirkt anästhesierend').
Ebenso wurden auch Ester des Hydi'ochiiüns dargestellt, und zwar Äthylkohlensäure-
hydrochininester, Benzoylliydrochinin, Salicylhydrochinin, Hydrochinincarbonat und
p-Aminobenzoylhydrochinin, welche dem Hydrochinin gegenüber, das wie Chinin bitter
schmeckt, den Vorzug der Geschmacklosigkeit haben*).
1) v. Noorden, Zontralbl. f. inn. Med. 189«, Nr. 48. -) DRP. 134 370.
3) Bayer, Elberteld. DRP. 137 207. ^) DRP. 83 530. '') DRP. 231 901.
«) Knoll, Ludwigsliafon, DRP. 200 0Ü3. ') DRP. 244 741. «) DRP. 250 379.
I
Anilinderivate. 253
Chininester kann man durch Hydrierung rait Wasserstoff bei Gegenwart von Platin
oder Palladium zu den im DRP. 250 379 beschriebenen Verbindungen reduzieren'). In
gleicher Weise kann man aus den Nebenalkaloiden der Chinarinde hydrierte Ester erzeugen,
so z. B. Hydrocinchoninäthylcarbonat, Benzoylhydrocuprein, Dibenzoylhydrocuprein und
Athylhydrocupreinäthylcarbonat^).
Man kann aus Chinin eine geschwefelte Verbindung erhalten, wenn man die freie Baso
bei Temperaturen imterhalb ihres Schmelzpunktes mit Schwefel zusammenschmilzt. Man
erhält die Verbindung CjoHoiN^OS').
Dieselbe Absicht leitete die Darstellimg von Phosphorylchinin (tertiärer Cliinin-
phosphorsäureester). Man erhält es durch Einwirkiuig von Phosphoroxychlorid auf Clünin*) :
C C^oHjiN,02 + POCI3 = (CjoHjjNjO,)^ • PO + 3 C^oHjiN.O.^ • HCl
Böhringer- Waldhof verestern Chinin mit DiglykoLsäure und erhalten einen völlig
geschmacklosen Est^r^). ^^ ^ C,„H,3N,0
"^CHj • CO O • CjoHoaN^O
Insipin ist CliinindiglykolsäureestersuJfat CoHajOgN, • CO • CH, • 0 • CHg
• CO • C20H23ON2 • H2SO4 • 3 H2O .
Fahlberg und List^) decken den Geschmack der Alkaloido mit Saccharin. Es
werden die Saccharinsalze der Alkaloide dargestellt, indem man eine wässerige oder alko-
holische Lösung von Saccharin mit dem betreffenden Alkaloid, z. B. Chinin, Cinchonin,
Strychnin, Morphin usw. neutralisiert. Letztere bilden hierbei mit Saccharin neutrale
Salze, welche aus der Lösung in amorpher oder krystallinischer Gestalt erhalten werden
können und welche sich dadurch auszeichnen, daß sie den eigentümlichen Geschmack
der Alkaloide bedeutend weniger hervortreten lassen als deren Sulfate und Chlorhydrate.
Wird zur Lösung der wie oben gebildeten neutralen Salze noch Saccharin im Über-
schuß gegeben, so bilden sich „saure" Salze, welche ebenfalls leicht krystallinisch zu er-
halten sind und den Geschmack der Alkaloide in noch geringerem Maße aufweisen als die
neutralen Salze.
Mischt man eine lauwarme Lösimg von 2 Mol. Xatrimnsaccharinat in verd. Alkohol
mit 1 Mol. bas. Chininsulfat in 95proz. Alkohol und verdimstet das Filtrat vom Glaubersalz
und krystaUisiert den Rückstand aus Methylalkohol um, so erhält man basisches Chinin-
saccharinat „«
CeHi < so > ^'H ■ C„„H.y OoN, -h H.O
welches anfangs süß, später bitter schmeckt').
Die Darstellung eines geschmacklosen, aber löslichen C'hininpräparates
steht noch immer aus, wäre aber als großer Erfolg zu bezeichnen. Eines der ein-
fachsten geschmacklosen Chininpräparate ist das Chininum albuminatum, eine
Rlischung von Cliinin und Eiweiß, welches in Wasser unlöslich ist, weil das
Eiweiß geronnen. Löslich ist es aber in salzsaurem Wasser.
Anilinderivate.
Während die bis nini betrachteten AntipjTetica auf der Grundidee basiert
waren, daß man zu chininähnhchen Körpern auf Grund von Spekulationen
über die Konstitution dieser Base auf synthetischem Wege gelangen könne,
kommen wir nxui zu einer Gruppe von antipyretischen Mittehi, welche alle ihre
Entstehung der fundamentalen Beobachtung von Josef Cahn imd Paul
Hepp8) verdanken, daß Anilin CgHs • NH, bzw. Acetanihd (Antifebrin) C^Hg
• XH • CO • CH3 ein starkes Entfieberungsmittel ist, welchem auch vorzüghche
antineuralgische Effekte zukommen. Die imgemeine Billigkeit des Anilins als
Ausgangsmaterial forderte geradezu heraus, Anihn, welchem so vorzügliche
Wirkungen zukommen, ziu: Synthese neuer Arzneimittel zu verwenden, die
') DRP. 251 933. ^) DRP. 253 357.
3) Valentiner & Schwarz, Leipzig, DRP. 214 559. *) DRP. 115 920.
^) DRP. 237 450. «) DRP. 3ö 933. ■) Bull, de la soc. chim. Paris [3] 35,' 60fi.
") Zeitschr. f. klin. Med. 1886, Nr. 33. — Berliner klin. Wochenschr. 1887, Nr. l'u. 2.
254 Antipyretica.
dem teuren Chinin und dem damals ebenfalls noch teui'en Antipyrin Konkurrenz
machen könnten.
Anilin selbst mid seine Salze zeigen starke antipjTetische Eigenschaften,
doch stößt die Verwendung dieser Base auf große Hindernisse, da sie ungemein
leicht resorbiert wird, ebenso vde ihre Salze, und einen deletären Effekt auf die
roten Blutkörperchen ausübt, indem diese zu Zerfall gehen. Alsbald stellt
sich auch Cyanose ein.
Schwefelsaures Anüin wirkt nachFay^) analgetisch imd desodorisierend,
aber es ist große Vorsicht bei der Dosierung geboten, da nach zwei Stunden
sich nach höheren Gaben Lippen und Nägel blau färben, Atemnot und Schwindel
auftreten.
Da nun Basen, wie wir im allgemeinen Teile ausgeführt haben, durch Ein-
führung von sauren Resten an Stelle der Wasserstoffe im Ammorest partiell
entgiftet werden, und zwar aus dem Grunde, weil hierdurch die Base
dem Organismus gegenüber resistenter wird, so ist es klar, daß man
durch Einführung einer Acetylgrui^pe m das Anilin zu einem weit weniger
giftigen Körper gelangen muß, als es die freie Base oder ihr Salz ist. Wemi man
Eisessig auf Anilin einwirken läßt, so gelangt man zum AcetanUid, welches sich
tlurch seine intensiv antipyretischen Eigenschaften schon in kleinen Dosen aus-
zeiclmet. Auch antineuralgische Effekte, wie sie insbesondere dem Antipyrin
eigentümlich sind, kann man mit dem AcetanUid, welches ja auch als das
billigste Antipyreticum angesehen werden muß, bewirken. AcetanUid wirkt im
Organismus in der Weise, daß langsam durch die oxydativen Einflüsse der
Gewebe Anilin regeneriert -wird. Man kann daher die Acetanilidwirkung
als eine protrahierte Anilinwirkung ansehen. Und tatsächlich stimmen
die Erscheinungen bei der Anihnvergiftung mit den Erscheinungen bei der
AcetanUidvergiftung vollkommen überein. Nur ist der Effekt beim Acetanihd
kein so prompter vne bei der Base selbst. Auch hier kommt es zu einem ZerfaU
der roten Blutkörperchen. Im Organismus wird vorerst die Acetylgruppe oxy-
diert oder abgespalten und hierauf der Benzolring in der p-Stellung zum Amino-
rest oxydiert, so daß p-Aminophenol
NH,
OH
entsteht-). Diese Oxydation ist als eine Entgiftung im Organismus anzusehen,
welch letztere in der Folge noch weiter durchgeführt wird, da sich das gebUdete
p-Amüiophenol mit Schwefelsäure bzw. Glykuronsäure paart, und so im Harn
zur Ausscheidung gelangt. Antifebrm passiert den Körper überhaupt nicht
unzersetzt. Der Harn gibt beim Destillieren mit Lauge kein Anilin ab, dagegen
wird reichlich Phenol (etwa 5^l2^/o des eingeführten Antifebrhis) aus dem
Harn erhalten. Antifebrin geht, namentlich beim Himde, zum TeU in
o-Oxycarbanü QHj\q/C ■ OH über, welchem noch starke toxische Eigen-
schaiten innewohnen*). o-OxycarbanU entsteht aus Phenolcarbaminsäure
NTT OOOH -m-
f6H4<oH durch Wasseraustritt. Es wirkt antipyretisch, wie Anti-
febrin, jedoch erst in doppelt so großer Dose. Es tritt nicht miverändert im
Harne auf*). AcetEiniUd erschemt im Harn als p-Aminophenol, p-Acetyl-
1) Deutsche Med. Ztg. 1894, 744. ^] O. Schmiedeberg, AePP. 8, 1.
') M. Jaff6 und, Hubert. HS. 12, 295 (1888). — K. A. H. Mörner, HS. 13, 12
(1889). ^) Demmes klin. Jlitt. Bern 3T, 56.
Anilinderivate. 255
aminophenol und als o-Oxycarbanil. Nach Kleine verhält sich Formanilid
im Organismus analog^). Die Beobachtung dieser entgiftenden Funktionen des
Organismus bei Anilin hat zur Darstellung der wertvollsten Abkömmlinge
des Anilins, der Phenetidinderivate (siehe diese) geführt.
Im Blute mit Acetanilid vergifteter Tiere findet man Acetylphenylhydroxyl-
amin, welches in kleinster Menge ein unmittelbarer Methämoglobinbildner ist-).
Es war gewiß eine mißverständliche Auffassung der in vielen Fällen nach-
teiligen Antifebrinwirkung, wenn man als Ersatzmittel des Anilins, Toluidin
CHg • C5H5 • NH, bzw. dessen Derivate verwendete, denn die drei isomeren
Toluidine zerstören die roten Blutkörperchen, bilden hierbei Methämoglobin,
setzen hauptsächlich dadurch die respiratorische Kapazität herab und bewirken
Ikterus und Hämoglobinurie.
Von Interesse ist hier nur, daß Anilin luid m-Toluidin die respiratorische
Kapazität stärker herabsetzen als o- iind p-Toluidin. Auch die Temperatur
wird durch die beiden ersteren Körper herabgesetzt, während o- luid p-Toluidin
nur wenig antipyretisch wirken. Antipjnetisch wirkt von den substituierten
Toluidinen nur die m-Verbindung. Nach Bar):)arini ist sie weniger giftig,
aber stärker antipyretisch als Antifebrin.
Statt des Acetykestes, als entgiftende Gruppe, kann man selbstverständ-
lich auch andere Säureradikale einführen.
AcetessigsäureanUid wirkt beträchtlich weniger antipyretisch als Acet-
anilid 3).
Aber es besteht in bezug auf die Spaltbarkeit solcher Verbindinigen ein
Unterscliied zwischen solchen, die mit fetten und mit aromatischen Radikalen
verbunden sind. Beim Anilin hat man es mit aromatischen Resten versucht,
und vor allem das Benzanilid dargestellt C^Hj • NH • CO • CgHj. Diese Verbin-
dung ist im Organismus schon schwer spaltbar, und mau brauchte erheblich
größere Dosen als vom Acetanilid, ohne besondere Vorteile zu erzielen*). Salicyl-
anihd CgHs • NH • CO • C6H4 • OH und Anisanihd CgHs • NH • CO • CgH^ • OCH3
spalten sich, wie überhaupt die Substitutionsprodukte der Antipyretica mit
aromatischen Säureradikalen, so schwer im Organismus auf, daß sie aus dem
Grunde nicht zur Wirkung gelangen können. Man sieht hier deutlich, daß eben
nur die Abspaltung der Base aus ihrer durch Säureradikale entgifteten Verbin-
dung für die antifebrile Wirkung notwendig ist. Kann die Base aus der Verbin-
dung nicht herausgespalten werden, so kann auch die Substanz nicht zur Wirkung
gelangen.
Daß es nicht der basische Rest, die NHg-Gruppe ist, welchem Anilin seine
intensive antipyretische Wirkung verdankt, beweisen melurere Umstände. Wenn
man in den Benzolring statt der Aminogruppe ein Hydroxyl einführt, so gelangt
man zum Phenol, welches ebenfalls entfiebernd wirkt, doch ist die Wirkung
schwächer, die notwendige Dosis eine größere und die Entfiebermig rasch vor-
übergehend; fülirt man zwei Hydroxyle ein, so gelangt man zu Verbindungen
welche eme entschiedene Antipyrese machen, deren Wirkmig aber rauschartig
verfliegt. Wird statt des zweiten Hydroxyls eme Carboxylgruppe in die o-Stel-
lung eingeführt, so gelangt man zu einem weniger giftigen, aber entschieden stark
antipyretisch wirkenden Körper, der Salicylsäure f J^_ . Auch die Einführung
COOH
anderer basischer Reste als der Aminogruppe in den Benzolring bewirkt, daß
1) HS. 38, 325 (1896—1897). -) Ph. Ellinger, HS. III, 121 (1920).
= ) Eckhardt, Inaug.-Diss. Halle (1903). «) Therap. Monatshefte 1893, 577.
256 AntipjTetica.
die gebildete Substanz ein Antipyreticum wird. Wenn man statt der Amino-
grappe den Hydrazinrest in den Benzolring einführt, so kommt man zum
Phenylhydrazin CgH, • NH • NH,, welchem noch weit intensivere antipyretische
Fähigkeiten eigen sind als dem Anilin. Wir glauben daher behaupten zu können,
daß es nicht der basische Rest ist, welchem das AniHn seine antipyretische
Wirkung verdankt, sondern daß dies eine Eigenschaft des Benzolringes wie
auch anderer cj'clischer Systeme, z. B. des Chinolins ist, welche aber durch
Einführung von leicht reaktionsfähigen Seitengruppen zur stärkeren Geltung
gebracht wird. Die aromatischen Semicarbazide R • NH • NH • CO • NH.2 be-
sitzen ebenfalls antipyretische Eigenschaften.
Die Hydroxyle lassen diese Wirkung schwächer, die basischen Reste stärker
hervortreten, und zwar um so stärker, je reaktionsfähiger sie sind. Daher wirkt
Anilin stärker als Phenol, aber schwächer als Phenylhydrazin. Die reagierende
Gruppe bringt das Ringsystem nur zur Wirkung, ist aber nicht selbst (in bezug
auf die Antipyrese) das Wirksame.
Über die Wirkung des Eintrittes von zwei oder drei Aminogruppcn in
den Benzolkern orientieren die folgenden Versuche.
j)-Phenylendiamin macht bei Fröschen eine narkoseähnliche Lähmimg,
darm fibrilläres Muskelzucken, wie bei Phenolvergiftung, schließlich Muskel-
starre. Es scheint sich intermediär Chinondümin zu bilden. Beim Kaninchen
wird der Blutdruck nicht beeinflußt, die Atmung beschleunigt und Ödem
erzeugt^).
m-Pheiiylendiamin ist nach Dubois und Vignon beim Hunde fast ebenso
giftig wie p-Phcnylendiamin. Örtlich appliziert macht es starken Schnupfen,
Niesen und Husten. Matsuraoto sah Dyspnoe, aber weder Lähmungen noch
I^ämpfe.
Boye empfahl es unter dem Namen Lentin gegen Durchfälle.
o-PhenylendiamLn wirkt sehr schwach (Matsumoto), es macht Atem-
beschleunigung. Die typischen- Kopf- und Halsödeme sieht man nur bei Katzen,
aber nicht nach m-, sondern nur nach p- und o-Phenylendiamin. Bei m-Phenylen-
diamin wird die Gewebsflüssigkeit in anderer Form, nämlich als Ascites ab-
gesondert.
Von Dimethyl-p-phenylendiamin und Tetramethyl-p-phenylendiamin töten
schon sehr kleine Dosen unter cerebraler Erscheinung, und die Ödeme blei-
ben aus. Diäthyl-p-phenylendiamin macht in doppelter Dose die gleichen Er-
scheinungen wie reines p-Phenylendiamin. Ein ähnliches Resultat gibt Mo-
nacetyl-p-phenylendiamin. Die Versuche mit dem unlöslichen Diacetyl-p-
phenylendiamin und dem schwer löslichen Äthoxy- p - phenylendiamin ver-
laufen negativ.
4-Amino-2'-4'-diaminodiphenylenaminsiilfo.säure geht wirkungslos durch
den Körper. 4-Amino-2'-4'-diaminodiphenylenamin ist ein Nieren- und Rrampf-
gift.
Triaminobenzol und Triaminotoluol machen bei Fröschen allgemeine
Lähmungen, Verfärbung der Leber und Herzstillstand in der Systole. Nach
Triaminophenol tritt Herzstillstand in der Diastole ein. Bei Kaninchen zeigten
sich selbst nach größeren Dosen keine besonderen Erscheinungen. Bei der Katze
wirkt Triaminobenzol unter Methämoglobinbildung tödlich, Triaminotoluol
macht schwere Lähmimgserscheinungen und schwere Methämoglobinver-
giftung^).
1) Richard Meissner, AePP. 84, 181 (1018).
') R. Meissner, BZ. 9S, 149 (1919).
Anilinderivate.
257
Daß das Wesentliche der Benzulkeni uud iu(;lit die eintreteude basische
Gnippe ist, zeigen auch interessante vergleichende Versuche mit verschiedenen
aromatischen Aminen, welche Babel unternommen*). Die Amine wurden in
wässeriger Lösung Meerschweinchen subcutan eingespritzt. Die Giftwirkung
Angewendete Substanz
Anilin
Schwefelsaures .\nilin
o-Toluidin |
m-Toluidin [■
p-Toluidin J
Methylanilin
Benzvlamin
o-Phenylendiamin j
m-Phenylendiamin V
p-Phenylendiamin |
Phenylhydrazin
Natriumsalz der Ben-
zolsulf osäure
Natriumsalz der ]
o-Aminobenzoesäuro I
m- Aminobenzoesäure [
p-Aminobenzoesäure J
Natriumsalz der
o-Aminobenzolsulfo-
säiu-e
m-Aminobenzolsulfo-
säure
p-Aminobenzolsulfo-
säure
Cosaprin
o-Aminophenol |
m-Aminophenol [■
p-Aminophenol J
Phenylhj'droxylamin
Diaminopheiiol
Formel
CjHs • NHa
(CjHs • NHi,)2H2SO,
„ ,NH.
C,Hj • NH • NHj
W«4<.cOONa
^•"•<S0, • O • Na
p„ .NH-C0-CH3(1)\
^eil4<so2 . O . Na (4)J
Wirk-
same
Dosen
I.O
1.1
1.8
1.2
1.1
0.7
0.5
0.2
0.9
0.4
0.1
11
C6H,<.
OH
NH,
,NH,(1)
C^aHa^NHa (2)
OH (4)
Physiologiäclie Wirkungen
Erregimg, Zuckungen.
Erregimg, Zuckungen.
I Es tritt kein merklicher ünter-
' schied zwischen dem Anilin
j und den drei Isomeren hervor.
Geringe Verzögerung des Ein-
trittes der Zuckungen.
Die charakteristische Giftwir-
kung des Anilins tritt in den
Hintergrund; es treten vor-
wiegend Schwindelerscheinun-
gen auf.
Keine Zuckimgen.
Die Zuckungen sind weniger her-
vortretend.
Erregung und geringe Zuckun-
gen.
12 }! K
11 )i
Keine Zuckungen.
M
12 I
13 ji
Weniger Erregung.
Keine Zuckungen.
14
}l Weniger Erregung.
! Keine Zuckungen.
Keine Zuckungen.
0.1 Keine Zuckungen.
(1. 1 ' Keine Zuckungen.
des Anilins äußert sich bei Tieren in einer lebhaften, aber vorübergehenden Er-
regimg; an ihre Stelle tritt bald eine Art Schauer, der sich über den ganzen
Körper verbreitet und bis zum Tode des Tieres andauert. Die Körpertemperatur
erleidet eine Emiedrigimg um mehrere Grade. Es folgen dann heftige Zuckim-
gen, welche mit einer Lähmung endigen, und die Tiere sterben schließlich in
einem Zustand von Schlafsucht einige Stunden nach erfolgter Injektion. Die
lebhafte Wirkung auf die Organe äußert sich in einem intensiven imd allgemeinen
Blutandrang in den Geweben. Die Giftwirkung des Anilins ist ziemlich scharf
hervortretend; es genügt im Durchschnitt 0.05 g für ein Gewicht von 100 g,
') Rev. med. Suisse Romande 1890, 329, 389.
F r ä n k c I . Arzneimittel-Synthese. 5. .\ull. 1 7
258
Antipyretica.
um bei einejn Meeischweinchen den Tod herbeizuführen. Die energische Wir-
kung der Aminogruppe erfährt dadurch eine Bestätigxing. Es gibt indessen
keinen wesentlichen Unterschied zwischen der Giftwirkung des Benzols und
der des AnilintJ. Durch Einführung der Aminogruppe in den BenzoLkern
werden nur die dem Benzol eigentümlichen physiologischen Eigenschaften ver-
stärkt. 8ie sind sozusagen in latentem Zustande vorhanden und verraten
ihre Anwesenheit nur in viel gerüigerem Maße. Die Erscheinungen, welche
bei der Anwendung von Anilin auftreten, wiederholen sich im allgemeinen
bei der ganzen Reüie der imtersuchten Körper und sind nur )nehr oder
weniger hervortretend durch jeweiligen Eintritt einer neuen Gruppe. Die
folgende Übersicht gibt eine Zusammenstellung der hauptsächlichsten Eigen-
schaften dieser Körper. Die inittlei-en kleinsten Dosen sind auf die des
Anilins als Einheit bezogen.
Phenolreih
e
Anilinreih
Körper
Mittlere
Physiologische
Körper
Mittlere
Physiologische
Giltwirknng
Wirkung
Giftwirkung
Wirkung
Phenol
0.045—0.055
Erregung und
Zuekimgen.
Anilin
0.051—0.0.52
Erregung und
Zueicungen.
Kiesdl
0.020—0.035
Erregung und
Toluidin
0.052—0.098
Erregung und
p > o > m
Zuckungen.
p > m > 0
Zuckungen.
Anisol
0.35—0.40
Wenig Erregimg,
Methyl-
0.037—0.040
Wenig Erregung,
keine Zuckun-
anilin
keine Zuckun-
gen.
gen.
Benzyl-
0.17
Keine Erregung,
Benzyl-
0.025—0,050
Die Zuckungen
alkohol
Iceine Zuckmi-
gen.
amm
treten in einer
besonderen
Form auf.
Ox\7)henol
0.20—0.05
Erregung \ind
Phenylen-
0.015—0.050
Keine Erregung,
o > p > m
Zuckungen.
(lianiin
o > p > m
keine Zuckun-
gen.
Oxybenzop-
0.09—0.10
Erregiuig.
Aminoben-
0.20— O.fiO
Keine Erregung.
siuire
zoesaure
o > m > p
Vergleicht man auf der einen Seite die o-, m- und p-Derivate und auf der
anderen Seite die Isomeren, welche in der Seitenkette einfach substituiert sind,
so kommt man zu dem Schlüsse, daß immer die letzteren cme giftige Wirkung
ausüben. Es scheint, daß die Länge der Seitenkette durch ihr Gewicht einen
gewissen Einfluß auf die Giftigkeit ausübt. Vergleicht man dagegen die Iso-
meren in o-, ra- und p-Stellimg allein, so bemerkt man, daß es in der Tat nicht
möglich scheint, sie nach dem Maße ihrer Giftigkeit systematisch zu ordnen.
Anilin und Phenol äußern die gleiche Giftwirkung. Stellt mr, ; die in den beiden
Reilien in der gleichen Art gewomienen Derivate emander gegenüber, so bemerkt
man, daß in keinem der einzelnen Fälle eine vollständige Übereinstimmung zu
erreichen ist.
Die Abweichmigcn in den beiden Reihen scheijien hauptsächlich ihren
Grimd in dem verschiedenen Verlauf der Vergiftung zu haben. Die Ver-
schiedenheit wird bedingt: 1. durch die Tatsache, daß bei den Aminen im
allgemeinen ein mehr oder weniger hervortretender basischer Charakter des
Moleküls vorhanden ist, während die Phenole wie eine schwache Säure Avirken,
und 2. durch den Unterschied der chemischen Funktionen, welche mehr oder
weniger tätig sind: so iist z.B. die Funktion des Alkohols viel weniger giftig
als die der primären Amine.
Bedeutung des Ringsyatems für die Antipyretica. 259
Eineu weiteren Beweis dafür, daß es der aromatische Kern ist, welcher
die antipyretische Wirkung macht, hat Oddo') erbracht, als er Triazobenzol
untersuchte. C^Hj ■ N\ ii .
N
Auf Säugetiere -svirkt es energisch antipyretisch imd antalgisch. Beide
Wirkungen entwickebi sich erst nach längerer oder weniger langer Zeit nach
der Eingabe in den Magen. Es hängt dies außer mit der Unlöslichkeit der Sub-
stanz mit der Umwandlung zusammen, die sie wahrscheinlich in dem Ver-
dauungskanal erfährt. Als Stütze der Annahme kann mau die Unterschiede
in der wirksamen Dosis annehmen. Bei Himden bewirken Dosen von 0.17 bis
0.33 g pro kg schon beträchtliche Temperaturemiedrigung, Erscheinungen all-
gemeiner Lähmung und manchmal den Tocl. Bei Kaninchen dagegen, bei denen
bekannthch die Menge der Salzsäure im Magensafte viel kleiner ist, bewirken
Dosen von 0.5 g pro kg Tier keine wahrnehmbaren Erscheinimgen, und erst
bei 1 g pro kg zeigen sich schwere Sj^mptome. Bei Fröschen beobachtet man
nach Einführung von Triazobenzol konvulsivische Bewegungen, welche bei
Säugetieren fehlen und außerdem Verminderung der Frequenz des Herz-
schlages, die bei Säugetieren beträchtlich vermehrt ist.
Benzamid CgHs • CO • NH2 verhält sich bei Säugetieren als schwaches An-
tipyreticum, seine Wirkung zeigt sich schnell und verschwindet wieder schnell.
Bedeutung des Ringsystems für die Antipyretica.
Nicht allen ringförmig gebundenen Körpern kommen antipyretische
Eigenschaften zu. So wirken NaphthaUnderivate gar nicht antipyretisch und
sind auch sonst physiologisch gänzlich unwirksam. In dieser Richtung unter-
suchte Oddo den Äthylester der a-Naphthylazoacetessigsäure
Derselbe wurde bereitet durch Ein%Tirkuug von 1 ilo!. \-Diazonaphthalinehlorid auf
1 Mol. der Kaliiunverbindung des Acetessigesters.
Femer ist auch a-Acetonaphthalid (aus a-Xaphthj'lanün und Eisessig
dargestellt) physiologisch ganz im wirksam. Da beide Verbindungen unwirk-
sam sind, so muß die Inaktivität auf der Anwesenheit des Xaphthaünkemes
beruhen. Auch Phenanthren
CH CH
Hc/^/NcH
\yov\cH
CH a f ^
HC\yCH
CH
ist ohne jede antipyretische Wirkung-). Bei Kaninchen ist es überhaupt ohne
jede Wirkung.
Während also die Benzolderivate, soweit untersucht, antipyretisch wirken,
fehlt diese Wirkimg bei den Naphthalin- mid Phenauthrenderivaten vollständig.
Diesen Unterschied erklärt Oddo durch die verschiedene Natur der Kerne,
welche den Verbindungen zugrunde hegen, nach den Ideen von E. Bamberger
und A. V. Baeyer. Obgleich die Naphthahnderivate im allgemeinen chemisch
den Charakter der Benzolderivate besitzen, zeigen sie doch verschiedene Ab-
') Gaz. Chim. Ital. 9, 129. -) HS. 38, 16 (1903).
17*
260 Antipyxetica.
Weichlingen. Bamberger nimmt an, daß die BeuzolrLnge im Naphthalin
anders konstituiert sind als im eigentlichen Benzol und stellt für dasselbe
eine der zentrischen Benzolformel von Baeyer ähnliche Formel auf, mit
potentiellen oder zentrischen Bindungen der vierten C-Valenzen. Nach dieser
Formel sind im Naphthalin die beiden mittleren C-Atome nicht direkt mitein-
ander verbunden, sondern äußern je zwei potentielle oder zentrische Valenzen.
Da sich Phenanthren vom Naphthaün oder vom Diphenyl ableiten läßt, so gilt
dieses auch für diese Substanz. Es ist tatsächlich von größtem Interesse, wie
sich der chemische Unterschied in den Bindungen zwischen Benzol und Naph-
thahn bzw. Phenanthren in der physiologischen Wirkung äußert; wir erinnern
bei dieser Gelegenheit daran, daß Diphenyl CgHj • CeHj selbst vöUig wirkungslos
ist, wohl aus denselben chemischen Gründen. Acet-p-aminodiphenyl CHj • CO
• NH • C8H4 • Cg H5 ist ebenfalls unwirksam^).
Die antipyretische Wirkmig der Benzolderivate ist also vom BenzoLkem
abhängig, ihre blutzersetzende ist aber ganz unabhängig vom Benzolkem, sie
ist ledighch die Funktion der basischen Gruppe; je stärkere basische Effekte
eine solche Substanz auszulösen in der Lage ist, desto intensiver erfolgt die
Zersetzung des Blutfarbstoffes. Daher wirkt Phenylhydrazin stärker blut-
schädigend als Anihn. Diese blutzersetzende Wirkung ist schon eine Eigen-
schaft der anorganischen Base (z. B. Ammoniak, Diamid, Hydroxylamin) ; sie
wird durch den Eintritt eines aromatischen Restes iu die Base nicht tangiert,
daher behält z. B. Anilin diese Grundwirkimg des Ammoniaks, Phenylhydrazin
die des Diamids, Phenylhydroxylamin die des Hydroxylamins. Es besteht aber
gar kein Zusammenhang zwischen der antipyretischen und der blutzersetzenden
Eigenschaft der AnUinderivate ; Beweis hierfür ist, daß die ledighch hydroxyUer-
ten Benzolderivate entfiebem, aber den Blutfarbstoff nicht zerstören. Es ist
also die blutzersetzende Eigenschaft der AnUinantipyretica lediglich Funktion
des basischen Restes. CH3
o-o-Dimethylphenacetin CH3 • CO ■ HN<^^ • OC„H; bildet kein Met-
hämoglobin. CH3
Diejenigen mehrwertigen Phenole, die in Chinone übergehen können, er-
zeugen Methämoglobin, die anderen nicht. Die mehrwertigen Phenole werden
erst zu den Chinonen oxydiert und diese verwandeln das Hämoglobin in Met-
hämoglobin. Bei den stickstoffhaltigen Benzolderivaten existieren zwei Möglich-
keiten, wie sie methämoglobinbüdend werden können: erstens durch Oxyda-
tion zum Chinon, zweitens durch Oxydation zum Hydroxylamin.
Cl
Tri chlor anilin f j macht Methämoglobinbildung, doch erholen sich die
Tiere von der Vergiftung, während Dichloranilin [ J^ in geringerer Dosis
schon nach kurzer Zeit letal wirkt. S
CH3 ^^
m-XyUdinf J erzeugt in vitro Methämoglobin, aber im Hundeorganismus
N
nicht, und verhält sich nach dieser Richtung hin ganz anders als Dichloranilin 2).
') H. Hildebrandt, Neuere Arzneimittel, S. 24.
^) W. Heubner, Naturforscherversammlung 1910, II, 2. Hälfte, S. 466.
Bedeutung des Ringsystems für die Antipyretica. 261
Substituiert man die Aminogruppe statt mit Acylresten mit Alkyl- oder
Arylresten, so erhält man einen ganz abweichenden Wirkungscharakter.
Dimethylanilin wirkt curareartig, Monoäthylanüin wirkt etwas intensiver
als Dimethylanilin. BenzylaniUn wirkt nicht entfiebemd, ebensowenig wie
Diphenylamin, beide erzeugen keine Krämpfe*).
Die Toluidine sind heftige Methämoglobinbildner, ebenso die durch Ein-
führung von Methylradikalen in die Aminogruppe des Toluidins entstehenden
Derivate, Dimethyl-o-toluidin führt zur Ausscheidung von Oxyhämoglobin
neben Methämoglobinbildung. Diese Wirkimg ist durch die o-Stellung der
Methyl- zur Aminogruppe bedingt. Weder Dimethyl-p-toluidin, noch Dimethyl-
anilin zeigen diese Wirkung^).
Acetyl-p-aminophenylpiperidin CH3 • CO • NH • C6H4 • NCglljo setzt die
Temperatur nicht herab, eher macht es eine Steigerung. 0.3 g erzeugen starke
klonische Krämpfe und letalen Ausgang beim Kaninchen. Die Substanz macht
Lähmungserscheinungen am Herzen^).
* *
Es erübrigt noch die Besprechung einiger Derivate des Anilins, welchen
ein mehr theoretisches Interesse zukommt, da sich an ihnen einige Regeln leicht
demonstrieren lassen. FormanUid CgHj • NH • CHO, welches man beim raschen
Destillieren des Anilins mit Oxalsäure erhält, oder beim Behandeln von Anilin
mit Ameisensäureester, wirkt sehr kräftig antipyretisch, analgetisch und lokal-
anästhesierend *), ist aber giftiger als Acetaniüd, weü es sich schon durch ver-
dünnte Säuren in seine Komponenten zerlegen läßt.
Ersetzt man im Anilin den einen Wasserstoff der Aminogruppe durch eine
Acetylgruppe, den zweiten durch eine Methylgruppe, so erhält man nach
A. W. Hoff mann Exalgin Cjj
C5H5 N<pQ3p^^
eine Verbindung, welche vor dem Acetaniüd keine wesentlichen Vorzüge zeigt
und sich auch in der Therapie nicht behaupten konnte, da sie äußerst giftige
Nebenwirkungen verursacht^). Eine ähnliche Erfahnmg hat man ja auch beim
Phenylhydrazin gemacht, wo der Ersatz der beiden reaktionsfähigen Wasser-
stoffe des basischen Restes durch fette Reste die unangenehmen Nebenwirkungen
der Grundsubstanz, insbesondere die zerstörende Wirkung aui den roten Blut-
farbstoff aufzuheben keineswegs in der Lage war.
Ganz anders hingegen ändert der Eintritt eines Alkarylradikals die Wirkung
des Anilins. BenzylaniUn CgHg • NH • CHo • CgHg ist bei Säugetieren fast
wirkungslos, wie alle anderen aromatischen Derivate des Anilins und Amino-
phenols, weil die wirksame Substanz, das Anilin, im Organismus nicht frei
gemacht werden kann.
Weim man aus dem Acetanilid und aus dem Formanilid dtirch Reaktion
mit CJhloressigsäure die Acetamlidoessigsäure
p „ Tvr/CH, ■ COOH
und die Formanilidoessigsäure
PH TVT^CH, ■ COOH
^8^5 • ^ ^cHO
M Vittinghuf, Diss. Marburg (1895).
') H. Hildebrandt, Münchener med. Wochenschr. 1906, 1327.
=) BB. 21, 2286 (1888). *) Therap. Monatshefte 1894, 284.
^) Dujardin- Beaumetz und Bariet, C. r. 1889, 18, III. — BuU. gen. de ther.
1889, 58, 346. — Schädliche Nebenwirkungen wurden von Hepp, Nouveaux remedes 1889,
562 konstatiert. — Tierversuche: Einet, Plev. m6d. Suisse Bomande 1899, Nr. 4, 187.
262 Antipyretica.
erhält, so bekommt mau wegen der Gegenwart der Säure bzw. weil man die
Base eigentlich nur in eine Säure vei-wandelt hat, tlierapeutisch unwirksame
Verbindungen. Acetanilidoessigsäure venirsacht in Dosen von 4 g beim Men-
schen keine Störungen. Ebenso unwii'ksam ist Acetanilidosalicylsäurei). Form-
anUidoessigsäure bleibt aber wegen der leichten Abspaltbarkeit des Ameisen-
säurerestes etwa so giftig wie Formanilid, ist aber therapeutisch in bezug auf
Antipyrese unwirksam. Die Ursache der therapeutischen Unwirksamkeit der
beiden substituierten Essigsäuren liegt in der großen Beständigkeit der beiden
Substanzen, welche durch die Verwandlung in saure Körper bedingt ist. Im
Harn kann man keine p-Aminophenolreaktion nach Darreichung der Acetani-
lidoessigsäure beobachten, ein, wie ■wir später sehen werden, sicherer Beweis
für den Umstand, daß diese Substanz im Oi'ganismus keine Veränderimgen er-
leidet imd ihn daher auch, ohne gewirkt zu haben, passiert.
Aus demselben Grunde muß die Sulf o verbind img des Acetauiüds lui-
wirksam sein.
Diese Verbindimg C5H.,<^„„ .vr ^lA Cosaprin-) genamit, wird dargestellt
durch Erhitzen von p-sulfanilsaurem Natrium mit Eisessig. Zu dem gleichen Körper kann
man gelangen, wemi man Kernhalogensubstitutionsprodukte des Acetanilids, seiner Homo-
logen und Substitutionsprodukte m einem geeigneten Verdünnungsmittel im Autoklaven
bei 1 50 — 200 " mit saurem oder neutralem schwef Ugsauren Natron behandelt. Die Reaktion
verläuft nach der Gleichimg
NH • CO . CH.
BrNa-|-['
Br + NaSOsNa S OjNa
Ebenso kann man die freie Acetanilidsulfosäme imd deren Homologen darstellen und
abscheiden, wenn man Acetanüid, Acet-p-sylid mit rauchender Schwefelsäure behandelt,
auf 30 — 40° erwäiTnt, bis eine Probe in Alkali klar löslich ist. Beim Eingießen in wenig
Eiswasser fallen die Ki'ystalle des Sulfoproduktes aus, die man nun in wenig wajmem Weisser
löst und durch Eintragen von raucliender Schwefelsäiu'e und Abkühlen zur Ivrystallisation
Ijringt. Dieser Körper ist hygroskopisch imd in Wasser leicht löslich.
Cosaprin ist vollkommen unschädlich, mid nach den vorliegenden Angaben
ist höchstens die kurze Dauer der Wirkungen unvorteilhaft^). Aus den ange-
führten Gründen halten wir diesen Körper sowie die entsprechende Phenacetin-
verbindimg für ganz unwirksam; wenn man Wirkungen überhaupt erzielt, so
kann es sich nur um Beimengmigen eines anderen, aber wirksamen Körpers
handeln. Die Wirkung einer solchen A'erbindung stünde ohne jede Analogie
da. Von einer Abspaltung des wirksamen Anilins aus dieser Substanz innerhalb
des Organismus kann ja keine Rede sein. (Nach kurzer Zeit ist diese Substanz
auch tatsächlich vom Ärzneimittehnarkte verschwimden.)
Durch Einführung der SuLtogrui^pe in die co-Stelhuig des Acetanüids und
dessen Substitutionsprodukte gelangt man zu leicht löshchen Derivaten, die
gute antipyretische Wirkungen angeblich haben sollen, die aber nie verwendet
wurden!
Um diese Körper zu gewinnen, erhitzt man molekulare Mengen von M-CWoracet-
iinilid mit Natrimnsulfit in wässeriger Lösung zum Kochen, aus dem Filtrat krystallisiert
teim Erkalten das Natrimnsalz der co-Acetanilidsulfosäure CjHj • NH • CO • CHj • SOjNa.
Das notwendige co-Halogenacetanilid erhält man durch Behandeln des monochloressig-
sauren Anilins mit Phosphorsäureanliydrid*).
') Deutsche med. Wochenschr. 1891, Nr. 47. — AePP. 2«, 310.
-) Hoffraann-La Roche, Basel, DRP. 92 796.
,1 Therap. Monatsheft« 1897. 428. ") Bayer, Elberfeld, DRP. 79 714, 84 654.
Bedeutimg des Ringsystems für die Aiitipyi-etica. 263
Wenn man auf Aminoerotonsäureanilid Essigsäureanliydrid einwirken läßt^), eihült
man einen sehr beständigen, stark basischen Körper, welcher aber nicht das erwartete
Aoetylaminocrotonsäureanilid ist. Der Körper wirkt antipyretisch. Nähere iVngaben liegen
nicht voi'.
Läßt man Chlorameisensäureester auf Aniliii einwirken, so erhält mau
nach der Gleichung CeHs • NH. + CICO • O • CHs = C^Hs • NH • CO • O • C^Hs
+ HCl Phenylurethan, welches den Phantasienameu Euphorin erliielt.
In seiner antipyretischen Wirkung sehr schwankend, macht Euphorin keine
Methämoglobinbildung, hat aber erhebliche antiseptische Wirkungen. Es hat
einen angenehmen zarten aromatischen Geruch. Es besitzt keine Vorzüge vor
den antipyretischen Standardjjräparaten luid konnte sich neben ihnen nicht
behaupten. Während der Apyrexie soll, anscheinend durch den Äthylrest,
Euphorie auftreten.
Phenylurethan, 1874 von Weddige dargestellt, wurde von Giacosa-) aus
dem Grunde ph.ysiologisch untersucht, weil er eine Beeinflussmig der Phenyl-
gruppe durch die Äthylgruppe zu erzielen hoffte, ähnlich wie im Urethan
der Einfluß der Äthylgruppe auf die NH^-Gruppc sich kundtut. Urethan
(Carbaminsäureäthylester NH, • CO • C2H5) wurde von 0. Schmiedeberg
als Schlafmittel empfohlen. Als Urethanabkömmling wirkt Euphorin (Phenyl-
urethan) in großen Dosen lähmend auf das Nervensystem, in mittleren hemmt
es die Stoffwechselvorgänge. Das Herz wird nicht in schädlicher Weise be-
einflußt. Die Lähmungserscheiiiungen, welche sich bei Fröschen nach In-
jektion kleiner Dosen zeigen, sind zentralen Ursprungs, analog denjenigen bei
akutem Alkoholismus. Die antipyretische Wirkung beim Menschen hängt von
der Erweiterung der peripheren Gefäße ab.
Phenylurethan erhöht beim Gebrauch die gejiaarten Sulfate im Harn mid
wird zum kleinen Teil als p-Oxyphenylurethan ausgeschieden, welch letzteres
weniger giftig ist als die eingeführte Muttersubstanz. Es erfolgt hier also
ein ganz analoger Entgiftungsprozeß, wie wir ihn beim Anilin kennengelernt
haben, welches nach Schmiedeberg zit p-Aminophenol im Organismus oxy-
diert wird und hierbei an Giftigkeit einbüßt.
Während das Methylsubstitutionsprodukt des Acetanilids (Exalgin) ein
heftiges Gift darstellt, das epileptische Konvulsionen, maniakalische Anfälle,
Zittern der Glieder, Cyanose und Kollaps hervorruft, ist das Methylsubstitutions-
produkt des Phenylurethaus , Methyleuphorin CgHs • NCH3 • CO • O • CoHj , ein
fast indifferenter Körper. Nach Einnahme dieser Substanz gibt der Harn
nach Kochen mit Schwefelsäure direkt die Indophenolreaktion.
Durch Einführung der Carboxylgruppe wird die Anilinwirkung vernichtet :
0 PO OTT
lähmt bei Fröschen
das Zeutrabiervensystem^). Bei Warmblütern ist sie unschädlich oder ohne
sichtbare Wirkung, tritt im Harn unverändert auf, verursacht aber bei Men-
schen und Hunden Glykosurie, nicht aber beim Kaninchen. Durch Einführung
der Carboxylgruppe wird die AniUii Wirkung vernichtet.
Acetylanthranilsäuremethylester '^6H(i<poo . CH ^ (2) wirkt wie Anthra-
nilsäure und wird im Organismus in Anthranilsäuremethylester verwandelt.
Methylanthranilsäuremethylester C,H,<^^q .^^«J^j ^^""kt ebenfalls so,
wird aber im Organismus nicht zerlegt.
1) DRP. 73 155. -) Ann. di chim. e farin. 1891, Febr. 74.
') H. Kloist, Bericht von Schimmel & Co., Miltitz bei Leipzig, 1903.
264 Antipyretica.
Acet.ylmethylanthranilsäuremethylester
„„/NCOCHj (1)
^« ^^COO CHj (2)
wirkt wie Methylauthranilsäuremethylester, aber rascher, verursacht bei
Hunden keine Glykosurie imd ist wirkungslos, bei Kaninchen aber erzeugt tr
Glykosurie, leichte Nekrose, Lähmung des Zentrahiervensystems bei größeren
Dosen. Im Organismus wird die Acetylgruppe abgespalten.
p-Aminopheuolderivate.
Der nächste große Fortschritt auf dem Gebiete der synthetischen Anti-
pyretica wurde dxu-ch das Studium der Stoffwechselprodukte des AcetanUids
hervorgerufen (s. S. 254). Während die Entdeckung der antipyretischen und
antineuralgischen Wirkung des AcetanUids eine mehr zufäUige war, war das
Studium der verschiedenartigen Derivate des Acetanilids etwas Bewußtes und
Beabsichtigtes. Die synthetische Chemie suchte nach anderwärts erprobten
Analogien oder nach neuen Gesichtspxmkten, die sich aus physiologisch-che-
mischen Kenntnissen ergaben, aus dem als Ausgangssubstanz so bUUgen Anilin
neue Körper zu schaffen, denen wohl die antipyretischen und antineuralgischen
Eigenschaften des Acetanilids eigen, die aber frei wären von jener verderblichen
Wirkung des Acetanilids auf die roten Blutkörperchen.
Nun war aus den Untersuchungen von 0. Schmiedeberg^) bekannt,
daß der Organismus Anilin in der Weise verändert und entgiftet, daß er es in
der p-Stellung oxydiert; aus dem Anilin entsteht
Anilin p-Aminophenol
OH
p-Aminophenol. Auf dieser Gnmdbeobachtung beruht die Synthese verschie-
denartiger p-Aminophenolderivate , in welcher Gruppe wohl Phenacetin^)
die größte Bedeutung erlangt hat. p-Aminophenol erweist sich schon als weit
ungiftiger als Anilin, aber auch dem p-Aminophenol kommt noch eine, wenn
auch weit weniger intensive Einwirkung auf die roten Blutkörperchen zu ; auch
die Verfütterung von p-Aminophenol führt zu Methämoglobinbildung. Die Ab-
schwächung des p-Aminophenols durch Einführung einer Acetylgruppe in den
basischen Rest nach Analogie des AcetanUids hatte noch immer nicht die ge-
wünschte Wirkung ä). Das frei werdende p-Aminophenol war auch in der Lage,
schädliche Wirkungen auszuüben. Man sah sich daher genötigt, auch das freie
Hydroxyl des p-Aminophenols durch Acyl- oder Alkylreste zu schließen. So
wiu'de Diacetyl-p-aminophenol CH3 • CO • NH • C6H4 • 0 • CO • CH3 dargestellt,
welches schon viel weniger unangenehme Nebenwirkungen zeigt als p-Amino-
phenol. Aber einige seiner Nebenwirkungen lassen es in seinen therapeutischen
Effekten hinter dem Phenacetin rangieren. Es ist nun, nach dem im aUgemeinen
TeU Ausgeführten, von vornherein klar, tlaß die Variationsmöglichkeiten beim
p-Aminophenol um so mehr anwachsen, als man einerseits die Aminowasser-
stoffe durch verschiedene Acyl- imd Alkylreste, anderseits den Hydroxylwasser-
stoff sowohl durch Acylreste als auch durch Alkj'lreste ersetzen kann. Es
1) AePP. 8, 1. -) Hinsberg und Käst, Zentralbl. f. med. Wissensch. 1887, 145.
") Therap. Monatshefte 1893, 577.
p-Aininophenoldorivate. 265
hat wahrlich an den verschiedensten Versuchen dieser Ai't nicht gefehlt. Da
der Hauptsache nach nur das im Organismus sich abspaltende p-A nii no phe nol
das Wirksame in allen diesen Präparaten ist, so haben, mutatis mutandis, alle
sieh vom p-Aminophenol ableitenden Verbindungen, welche nach dem eben aus-
geführten Schema aufgebaut sind, nach Maßgabe des sich abspaltenden p-Amino-
phenols identische Wirkungen. Ersetzt man nun, wie es Mering getan, im
p-Aminophenol oder im Acetylaminophenol die substituierbaren Wasserstoffe
durch Propionyl- oder Butyrylreste, so erhält man gleichartig wirkende Sub-
stanzen, welche jedoch wegen ihrer ungemein schweren Löslichkeit niu: sehr
langsam zur Wirkung gelangen und daher vor dem Standardpräparat dieser
Reihe, dem Phenacetin, keine Vorzüge besitzen. Wird im Acetyl-p-amino-
phenol der Hydroxylwasserstoff durch eine Methylgruppe ersetzt, so gelangt
man zum Methacetin^), wird der Hydroxylwasserstoff durch eine Äthylgruppe
ersetzt, so erhält man Phenacetin.
Pheneticün ist p-Aminoäthoxyphenol , es ist die Ausgangssubstanz für
Synthesen einer Reihe von antipyretischen Mitteln, von denen sich einige das
Bürgerrecht in der Pharmakotherapie erworben haben.
Inisidin
Phenetidin
Metbacetin
Phenacetin
OCH3
0-
0 • C2H,
0 •
OCH3
0
0 • CHs
0
NH..
NH,
NH CO CH,
NH ■ CO CH.
Für diese Phenetidinverbinduugen sowie für alle Derivate des Anilins
stimmt die Harnacksche Theorie, daß, je stärker eine Verbindung dieser
Reihe substituiert, d. h. mit je mehr oder mit je längeren Seitenketten, desto
weniger giftig ist sie, während die einfacheren Verbindungen viel zu heftig
und viel zu rapid wirken, um gefahrlos als Antipyretica dienen zu köimen.
Aber die Seitenketten müssen gewisse Eigenschaften haben. Sie müssen im
Körper angreifbar sein, damit die Verbindung keinen zu starren Charakter ge-
winne und allmählich die einfachere aus der komplizierteren im Organismus her-
vorgehe. Es wurde von einer Seite zwar behauptet, daß es nicht p-Amino-
pheuol sei bzw. Anilin, welches die antipyretische Wirkimg des Antifebrin
und Phenacetin bedinge, sondern daß es die Gruppe NH • CO • CH3 sei, auf
welche es bei der Antipyrese ankomme. Aber 0. Liebreich zeigte schon 1888,
daß diese Aimahme ganz unrichtig ist. So enthält /J-Acetylaminosalicylsäure
OH • C6H3(NH • CO • CH3) • COOH diese Gruppe und außerdem noch Salicyl-
säure, welche ja an und für sich schon antipyretisch wirkt. Trotzdem hat
dieser Körper eine kaum merkliche Einwirkung auf die Temperaturerniedrigung.
Freies Phenetidin ist naturgemäß viel giftiger als acetyHertes (Braatz
und Henck). Es eignet sich auch weder frei noch als Salz in der Therapie und
kann mit dem Phenacetin durchaus nicht konkurrieren. In kleinen Mengen
erzeugt es Nephritis^).
Phenacetin, der wichtigste Repräsentant dieser Gruppe und der erste
Körper, der aus dieser Gruppe in die Therapie eingeführt wurde, wird nach
folgenden Methoden dargestellt:
Man Ring ursprünglich vom p-Nitrophenol aiis, welches man mittels Halogenäthyl
in den p-Nitrophenoläthyläther verwandelte. Durch Reduktion dieses Äthers gel^ingt man
^) Empfohlen von Mahnert, Wiener klin. Wochenschr. 1889, Nr. 13, und Wiener
med. Blätter 188», Nr. 28 und 29. ^) Therap. Monatshefte 1888, 358; 1893, 580.
266 Antipyretica.
zum Phpnetidin, rl. i. p-Aminopheiiolnthyläther. Diircli Koc)ion mit Eisessig orliält man
das Acetylderivat : Pheuacetiii.
Technisch wurde vielfacli folgendes Verfaliren angewandt. p-Nitrophenol läßt sich
nicht in guter Ausbeute erhalten und schwer rein darstellen. Man diazotiert p-Amino-
phenetol OCH
NH,
behandelt das Diazoderivat mit Phenol und Soda, wobei sich Athyldioxyazobenzol
O CsHj OH
I
N N
quantitativ abscheidet. Dieses führt man nun durch Äthylieren in das symmetrische
Diäthyldioxyazobenzol
über. Wenn man nvm diesen Körper mit Zinn und Salzsäm'e reduziert, so erhält man 2 Mol-
Phenetidin, von denen das eine acetyliert wird imd Phenacetin liefert, während das andere
wieder zur Darstellung einer neuen Menge Phenetidin dient.
Täuber empfahl eine Methode, bei welcher zuerst Acet-p-aminophenol dargestellt
wird, welches dann mit äthylschwefelsaurem Kali erhitzt, direkt Phenacetin gibt ^). Selbst-
redend kann man nach den gleichen Methoden zum Methacetin gelangen; es \viiA bei
denselben Prozessen nur methoxyliert statt äthoxyliert.
Acetaminophenolallyläther wurde von Fr. Uhlmann als Hypnoticum
empfohlen. Es ist in bezug auf Antipyrese dem Phenacetin überlegen, doch
wird nur ein Viertel der Phenacetindose toleriert. Im Harne wird p-Amino-
phenol ausgeschieden. In \atro macht es Hämolyse und MethämoglobinbUdvmg.
Mit Dial kombiniert, zeigt es eine Potenzierung der Wirkung. Ein Gemisch
beider wird Dialacetin genannt 2).
Acvlderivate des p-Aminophenylallyläthers erhält man durch Einwirkimg aliphatischer
Säuren, von Säureanliydriden oder Säurehalogeniden gegebenenfalls in Gegenwart geeig-
neter Verdünnungs- oder Kondensationsmitt«l auf p-Amiuophenylallyläther.
Beschrieben sind: p-Acetaminophenolallyläther, Lactylaminophenolallyläther, Iso-
valeryl-p-aminophenolallyläther, a-Bromisovaleryl-p-aminophenolallyläther. Die Verbin-
dimgen sind angeblich kräftige Schlafmittel, die mit der schlafmachenden sedative und anti-
neuralgische Eigenschaften vereinigen^).
Es ist ein charakteristisches Zeichen für die ganze Gruppe der sich vom
Anilin oder p-Aminophenol ableitenden Körper, daß, wenn sie in den Organis-
mus gelangen und wirksam sind, der Harn die Indophenolreaktion gibt. Diese
wird in der Weise ausgeführt, daß man zum Harn 2 Tropfen Salzsäure und
2 Tropfen von einer Iproz. Natriuranitritlösung zusetzt, wodurch Phenetidin
diazotiert wird. Setzt man nun eine alkalisclic a-Naphthollösung zu, so kuppelt
sich die Diazoverbindimg mit a-Napthol und es entsteht eine Rotfärbmig, die
beim Ansäuern mit Salzsäure einer Violcttfärbung Platz macht. Wenn Anilin-
und Phenetidindcrivate im Tierversuch beim Verfüttern keine Antipyrese er-
zeugen, so läßt sich auch immer zeigen; daß der Harn keine Indophenolreaktion
gibt. Bei starker Antipyrese bekommt man starke Indophenolreaktion, bei
1) DRP. 85 988. 2) Schweiz, med. Wochenschr. 50, 171 (1920).
') Ciba, DBP. 310 967.
p-Aminophenolderivate. 267
schwacher AntipjTese eine geringe Indophenolreaktion. G. Treupel inid
0. Hinsbergi) formulierten daraus das Gesetz: die antipyretische Wirkung der
Anilin- luad p-Aininophenoldcrivate ist, soweit es sich übersehen läßt, innerhalb
gewisser Grenzen, der Menge des im Organismus abgespaltenen p-Aminophenol
oder p-Acetylaminophenol proportional oder annähernd proportional. K. A. H.
Mörner^) hat gefunden, daß ein kleiner TeU des eingeführten Phenacetins als
Acetyl-p-aminophenolätherschwefelsäure ausgeschieden wird, ein Teil wahr-
scheinlich als Phenacetin und ein TeU in einer linksdrehenden Verbindung,
wahrscheinlich als gepaarte Glykuronsäure.
l Der Satz, daß bei den Verbindungen der Anüin- und p-AmiuoiihenoIgrujJpe
(AnUinderivate imd p-Aminophenolderivate, die im Benzolkem nicht weiter
substituiert sind), das Zustandekommen der antipyi-etischen Wirkung mit dem
Auftreten von p-Aminophenol oder einem N-Acyl-p-aminophenol im Organismiis
verknüpft ist, hat sich weiterhin bestätigt, als Treupel und Hinsberg ihre
Untersuchungen auf andere Verbindungen derselben Gruppe ausdehnten. Alle
echten Äntipyretica und Antalgica diese Reihe spalten im Organismus p-Amino-
phenol oder Acylaminophenol ab. Dagegen zeigt der Harn nach Eingabe
antipyretisch imwirksamer Präparate dieser Gruppe niemals eine Indophenol-
reaktion. Die Wirkimgen eines Präparates variieren hinsichtlich der Intensität
bei verschiedenen Individuen stark. Treupel und Hinsberg untersuchten
folgende Verbindimgen :
O . C* TT
Dulcin C5H4<jj^ 2 5 ^_^^ jg^ 200 mal süßer als Rohrzucker, wirkt
antipyretisch, ohne Nebenwirkimgeu.
Lactylaminophenoläthylcarbonat wirkt antipyretisch und erzeugt die
„ „ /^O ■ CO • O CjH;
^«"'^NHCOCHCH.
\
OH
nämlichen toxischen Erscheinungen wie Phenacetin und Methacetin, in gleichen
Dosen verabreicht. Die narkotischen Wirkungen aber sind geringer. Die Zer-
legung im Organismus erfolgt langsamer.
Acetaminophenolbenzoat wirkt schwächer als Phenacetin, die Zerlegung
„ „ ^O CO CjHs
, , ^ , ^«"«^OH ■ CO CH,
erfolgt langsamer.
Acetäthylaminophenolacetat erzeugt Rauschzustand mit Taumehi, ähnlich
p „ ^O ■ CO CHs
^«Ö4^N ■ CO CH3
I
C0H5
wie Äthylphenacetin, nur verläuft der Rauschzustand viel rascher als bei jener
Verbindung und die narkotische Wirkmig tritt mehr ziunick. Beim Menschen
ist es nur schwach antipyretisch wirksam. Dagegen sind antineuralgische und
wahrscheinlich auch narkotische Eigenschaften vorhanden.
Oxyphenacetinsalicylat
p „ ^O CM, O ■ CO CgH, OH
^6^«^NH 'CO CH3
wird im Organismus in Saücylsäure und wahrscheinlich Oxyphenacetin ge-
spalten, welches dann ähnlich dem Phenacetin in Acetamüiophenol übergeht.
Der Harn gibt Indophenol- und Saücylsäurereaktion. Mit den supponierten
1) AePP. 33, 216. -) HS. 13, 12 (1889).
268 Antip3Tetioa.
Spaltungsprodukten stimmen auch die sonstigen physiologischen Eigenschaften,
namentlich die schwach narkotische Wirkung, zusammen. Beim Menschen ist
es nur unbedeutend antipyretisch wirksam, weil es relativ langsam zerlegt
und die Anhäufung der Spaltungsprodukte verhindert wird. Dagegen besitzt
es antineuralgische und antirheumatische Eigenschaften^).
Es wird durch Erliitzen von Chlor- oder Bromphenacetin mit Natriumsalicylat
gewonnen^).
Eine Regelmäßigkeit ergibt sich bei den in der Hydroxylgruppe acylierten
Aminophenolen :
^NH • CO • CH ■ CH3
Diese Verbmdungen scheinen sich im tierischen Organismus etwas lang-
samer zu spalten als die Alkyläther der N-Acylaminophenole (Phenacetin, Lac-
tophenin). Femer ist der physiologische Koeffizient der in die Hydroxylgruppe
eintretenden Acylgruppen anscheinend weit kleiner als derjenige, der an gleicher
Stelle eintretenden Alkylgruppen.
Die chemisch recht weit auseinanderliegenden Verbindungen
(^g^OCOOCÄ ^OCO-OC^Hj
^e^^^NHCOCHj '^'^''"- « '^NH • CO • CH CH3
A n xr ^O CO • CoHs OH
und C6H4<NH.C0.CH3
stehen einander physiologisch noch recht nahe, namentlich in bezug auf anti-
pyretische und antineuralgische Eigenschaften, während die chemisch nur durch
eine CHj-Gruppe unterschiedenen Verbindungen
^6^4'^NH • CO ■ CH, """ ^«***^NHC0CH3
schon^ beträchtliche physiologische Differenzen aufweisen.
Die Wirkung der Substitution von Hydroxyl- und Amiuowasserstoff im
p-Aminophenol ist die folgende : Acetammophenol hat kräftige antipyretische,
antineinralgische und wahrscheinlich schwach narkotische Eigenschaften. Sub-
stitution des Wasserstoffes der Hydroxylgruppe: 1. Durch Methyl-: Die anti-
pyretische und antineuralgische Wirkung wird etwas verstärkt. Geringere
Methämoglobinbildung im Blut. 2. Durch Äthyl-: Die antipyretische Wirkung
bleibt erhalten. Die narkotische Wirkung wird verstärkt. Viel geringere
Methämoglobinbildung im Blut. 3. Durch Propyl- : Die antipyretische Wirkung
bleibt erhalten, eher etwas schwächer. Methämoglobinbildung im Blut ist ver-
ringert, aber stärker als bei Methyl- und Äthyl-. 4. Durch Amyl-: Die anti-
pyretische Wirkung wird verringert.
Das Maximum der antipyretischen und antineuralgischen Wirksamkeit
liegt bei der Methylgruppe, die geringste Giftigkeit bedingt die Äthylgruppe.
Die antipyretischen Eigenschaften nehmen mit steigender Größe der substi-
tuierten Alkylgruppen ab.
Bei der Substitution des Wasserstoffs der Imidgruppe: 1. durch Äthyl-:
sind die antipyretischen und narkotischen Eigenschaften nahezu gleich Null.
MethämoglobinbUdung ist im Blut nicht nachweisbar.
Bei der Substitution des Wasserstoffs der OH-Gruppe bei gleichzeitiger
Besetzung des Wasserstoffs der OH-Gruppe (durch Äthyl):
1) Zentralbl. f. inn. Med. 1897, Nr. U. '') DBF. 88 950.
p-Aminophenolderivate. 269
1. Durch CH3 . Beim Hunde: Die narkotische Wirkung wird sehr verstärkt,
die Methämoglobinbildung im Bhit vermindert.
Beim Mensehen: Die narkotische Wirkung wird verstärkt, die antineural-
gische Wirkung ebenfalls verstärkt, die antipyretische Wirkung bleibt erhalten.
Es tritt Eeizwirkung auf Magen und Nieren ein.
2. Durch C2H5 . Beim Hunde : Die narkotische Wirkung wird sehr verstärkt,
die Methämoglobinbildimg im Blut vermindert.
Beim Menschen: Antipyretische und antineuralgische Wirkungen bleiben
erhalten.
3. Durch C3H- . Beim Hunde : Die narkotische Wirkimg ist im ganzen
geringer als bei Äthyl und Methyl, dabei ist der Ablauf rascher, beim Menschen
im ganzen geringer.
4. Durch C5H11 . Die narkotische Wirkmig ist sehr gering.
Das Maximum der narkotischen umd antineuralgischen Wirkung liegt bei
Methyl- (beim Hunde ist die Äthylgruppe ebenso wirksam). Das Maximum
der antipyretischen Wirkung liegt bei Methyl- imd Äthyl-. Die geringste Giftig-
keit besitzt Äthyl.
Die narkotischen und wahrscheinlich auch die antineuralgischen Eigen-
schaften nehmen vom Äthyl- an mit steigender Größe der Alkylgruppe an
Stärke ab^).
Der Komplex der physiologischen Wirkung selbst besteht aus der Wirkung
der eingegebenen Substanz selbst, plus der Wirkung ihrer Zersetzungsprodukte
im Organismus. Phenacetin ist wenig giftig, weil es sich langsam in Acetamino-
pheuol und Äthylalkohol spaltet.
Acetyl-o-phenetidid q . q-q
/N>fH • CO CH3
wirkt in mittleren Dosen antipyretisch, wie die entsprechende p-Vertindung ;
es ist aber bedeutend giftiger als Phenacetin.
Die vom Anilin abstammenden Antipyretica gehen denmach im Organismus
in solche Derivate des p-Aminophenols über, welche beim Kochen mit Säuren
leicht freies Aminophenol abspalten. Exalgin und Pyrodin tun es auch. — Das
Zustandekommen der antipyretischen Wirkimg bei diesen Körpern ist mit der
Büdimg von p- Aminophenol oder Acetaminophenol im Organismus verknüpft^).
Es wurde festgestellt, daß p-Aminophenol (in Form eines organischen Salzes
versucht) und Acetaminophenol beträchtliche antipyretische und auch antal-
gische Wirkungen besitzen. Wurden die beiden Wasserstoffatome der Gruppen
NH imd OH im Acetaminophenol teilweise oder ganz durch Alkylgruppen er-
setzt, so sah man, daß alle diejenigen Alkylderivate, die antipyretisch, antal-
gisch, narkotisch wirken, im Organismus p-Aminophenol bzw. leicht spaltbare
Derivate desselben liefern. (Nachweis durch die Indophenolreaktion.) Ein
Alkylderivat hingegen, das im tierischen Organismus kein p-Aminophenol ab-
spaltet, zeigt auch keine ausgesprochenen antipyretischen und antalgischen
Wirkungen. Es wurden untersucht:
Methacetin CeH,<^C^äQ ^^^
Phenacetin C,^,<^^.'^i, . cn,
o • n TT
Aeetaminophenolpropyläther CgH4<|j-iT ^pA
liefern p-Aminophenol
■ leicht abspaltbar; wirken
antipyretisch, antalgisch.
1) AePP. 33, 216. -) Zentralbl. f. inn. Med. 1897, Nr. 11.
270 Antipyretica.
Ebenso liefern im Organismus p-Aminophenol luid wirken:
Methvlphenacetin Propylphenacetin
'O ■ C2H5 O ■ CjHs
C»H,/ .CH3 CeH4< /C3H,
Äthylphenacetiil Jsupropylphenacetiu
,0 ■ C2H5 /O ■ C2H5
^ CO • CH3 \CO ■ CH3
/OH
Hingegen liefert Athylacetaniinophenol CsHj/ /CH^ keüi Amino-
^^\cb • CH3
phenol, wirkt nicht antipyretisch und läuft unzersetzt durch den Organismus^).
Diese letztere Angabe Treupels ist nicht erklärlich.
Die Homologen des Phenetidins mit verscliiedenen Alkylradikalen erwiesen
sich sämtlich als stark giftig mid die Hamstoffderivate zeigten durchgehend
nicht den süßen Geschmack, der p-Phenetol- und der p-Anisol-Hamstoff aus-
zeichnet. L. Spiegel und S. Sabbath'-) untersuchten Derivate mit gesättigten
primären, sekundären und tertiären aliphatischen, sowie gemischten Radikalen.
Die vorzügliche Wirkung des Phenacetins, welches billig, dabei sicher und
prompt entfiebernd wirkt und äußerst geringe giftige Nebenwirkungen zeigt,
dabei sich als ein mit dem Antifebriu gut konkurrierendes Antineuralgicum
erweist, hat dem Phenacetiu zu einer überraschend großen Verbreitung ver-
helfen.
Phenacetin bewirkt, wie Acetanilid, eine Verminderung der Kohlensäure-
ausscheidung, desgleichen sinkt die Harnmenge bis 600 ccm, während die Harn-
stoffausscheidung nicht gleich beeinflußt wird. Es ist vielleicht das unschätl-
lichste aller Fiebermittel. Man war um so mehr bedacht, analog gebaute und
daher analog wirkeiule Körper darzustellen, da der p-Aminophenolkern, welcher
das eigentlich Wirksame darstellt, nach mehreren Richtungen hin zahlreiche
Variationen zuließ. Die Variationen waren vorzüglich nach drei Seiten hin mög-
lich. 1. Es komite statt des Amiuophenols, statt des Kernes, ein homologer
Körper eingeführt werden; 2. koimte das saure Radikal in der Aminogruppe;
3. das Alkyl, welches den Hydroxylwasserstoff ersetzt, variiert werden. Für
solche Verbindungen bestand nur nach einer Richtmig hin ein Bedürfnis. Phen-
acetiu ist nämlich im Wasser sehr schwer löslich rmd wird daher langsam resor-
biert. Es konnte also nur ein solcher Körper dem Phenacetin gegenüber auf-
kommen, welcher in Wasser leichter löslich und rascher zur Resorption und Wir-
kung gelangt. Bei diesen DarstcUmigen muß man vor allem in Betracht ziehen,
daß der saure Rest, welcher Aminowasserstoff ersetzt, keineswegs so labil be-
schaffen sein darf, daß er schon von der Magensalzsäure abgespalten wird. In
diesem Falle würde man nämlich salzsaures Phenetidiu erhalten, welches wie
alle Phenetidinsalze weit giftiger wirkt als das acetylierte Derivat. Die acy-
lierten Phenetidine (diese Fordenuig muß man an alle eingeführten stellen),
dürfen von 2proz. Salzsäure bei Körpertemperatur nicht zerlegt werden.
Von den Variationen des Acetylrestes sind noch einige erwähnenswert.
Wenn man p-Aminophenoläther mit ameisensaurem Natron und etwas
freier Ameisensäure erhitzt, so erhält man die Formylverbindung dieses Äthers
HCO • NH • CoH^ • OCaHgä), welche sich merkwürdigerweise wesentlich vom
1) Treupel, Devitsehe med. Wochenschi-. 1895, 224. — DRP. 79 09«.
■-) BB. 34, 1936 (1901). ») DRP. 49 07.5.
p-Aminophenolderivate. 27 1
Phenacetin unterscheidet, dadurch, daß ihi- antipyretische Eigenschaften so
<;ut vfie gar nicht zukommen; dagegen zeigt sie eine außerordentlich große Ein-
wirkung auf das Rückenmark, hebt die Wirkung des Strychnins auf und ist
somit ein vorzügliches Gegengift gegen dasselbe. Die lu sprüngliche Vermutung,
daß dieser Körper bei krampfhaften Zuständen von Wichtigkeit sein werde,
hat sich anscheinend nicht bestätigt. Die depressive Wirkung auf das Rücken-
mark dürfte aber die Anwendung dieses Derivates für jeden anderen Zweck
völlig ausschließen.
Ersetzt man den Acetylrest im Phenacetin durch den Propionylrest, so
gelangt man zu einem Antipyreticum inid Antinenralgicum, welches Mering
Triphenin p w /O " ^A
<-«ii4<>jH . CO ■ CHj ■ CHj
genannt hat. Es zeigt eine geringe Löslichkeit imd langsame Resorption "^j
und darum eine milde Wirkung. Durch Substitution eines Wasserstoffes im
basischen Rest des Phenetidins durch Valeriansäure erhielt mau Valerydni
C6H4(üC2H5)XH • CO • CjHc, . Wird statt der Propionsäure Milcli&äure einge-
führt, so wirkt das enstehende Lactophenin weniger energisch eutfiebenid.
wird statt der Oxypropiousäure Dioxj'propionsäure (Glyceriusäure) eingeführt,
so entsteht eine ganz unwirksame Substanz-), so daß die Anreicherung des Fett-
säureradikals an OH-Gr\ippen dieses unangreifbar macht und die Wirkung
des p-Aminophenois nicht ausgelöst werden kann.
Ersetzt man den Acetylrest diurch eme Lactylgruppe, so gelangt mau zum
Lactophenin^) OCH
^6^«<NH -^CO • CH(OH) • CHj
Die Lactylderivate des p-Phenetidins^), wie des p-Anisidins, des Methylanilins und
.\thyl»nilins werden gewonnen durch Erhitzen der milchsauren Salze dieser Basen auf
130^180° oder durcli Erhitzen der Basen mit Jlüclisäureanhydrid oder ililehsäureesterii
auf die gleiche Temperatur. Ebenso kann man sie erhalten durch Erhitzen der Basen mit
Laetamid^). Eine einfache Modifikation scheint folgendes Verfahren zn bieten. Die Basen
werden mit dem Clilorid oder Bromid einer ^-K-Halogenpropionsäure hehandelt mid die
gebildeten ^-Halogenpropionylbasen in alkoholischer Lösung mit Natriumacetat gekoclit,
wobei unter Austritt von Halogen sich das Lactylderivat bildet, welches nach .\bdeätil-
lieren des .-Ukohols mit Wasser gefällt wird*).
Die Realrtion gescliieht nach folgender Gleichung:
O • C H
C6H4<;jjjj .-Q(5 . pjjßj. . (.jj^ _|_ c„H30,Na + H,0
-CH<r°'^Ä
— ^6^4'^XH ■ CO ■ CH ■ (OH) • CHj + XaBr -f C.H^O,
Lactophenin ist leichter löslich als Phenacetin. Die Lactylgruppe bewirkt,
daß es stärker benihigend und nach einigen Beobachtern deutUch hypnoti.sch
wirkt. Lactophenin hat eine, wenn auch nicht so große Verbreitung wie das
Phenacetin, so doch eine sehr beträchtliche erlangt, wohl hauptsächlich infolge
seiner vorzüglichen antineiu-algischen Eigenschaften. Doch muß bemerkt
werden, daß der LactyLrest im Lactophenm nicht so fest sitzt wie der Acetyl-
rest im Phenacetin und durch Salzsäure leichter abgespalten werden kann.
Lactophenin wurde besonders von Jaksch") bei Typhus empfohlen.
Dipropylacet-p-phenetidid«) ^äS:'>CH • CO • NH • CjHi • OCjHä erhält man durch
Erhitzen von Dipropylessigsäure mit p-Phenetidin. Das Produkt soll bei akutem und chro-
') G. Gaude, Diss. Halle (1898). -) Deutsch, Diss. HaUe (1898).
^) O. Schmiedeberg, Therap. Monatshefte. 1894, 442. *) DRP. 70 250, 90 595.
°) DRP. 81 539. ') DRP. 85 212. ") Prager med. Wochenschr. ISM.
8) Akt.-Ge?. f. Anilinfabr., Berlin, DRP. 163 034.
272 Antipyretioa.
nisohem Rheumatismus verweadet werden, da es hypnotische imd schmerzlindernde Wir-
kung besitzt.
Durch Einwirkung von Dialkylmalonylehlorid auf Phenetidin erhält man dialkylierte
Malonylphenetidide, welche auch eine sclilafmachonde Wirkung haben. Dargestellt wurden
Diäthyhnalonylphenetidid und Dipropylmalonyl-p-phenetidid').
Glykolyl-p-aminophenoläther erhält man durch Erhitzen der p-Aminophenoläther
mit den Anhydriden der Glykolsäiu-e (Glykolid oder Polyglykolid). Beschrieben sind
Glykolyl-p-phenetidid und Glykolyl-p-anisidid-).
Der Ersatz eines Aminowasserstoffes durch Methylglykolsäure CH3 • O
• CH, • COOH im Phenetidin bietet gar keine Vorteile. Der Körper ist an-
geblich geruch- und geschmacldos. Die Lösungen schmecken bitter und beißen
im Munde. Aber es ist durchaus nicht einzusehen, welcher theoretische Grund
vorhanden sein könnte, statt der Acetylgruppe einen Methylglykolsäurerest
einzuführen. Der einzige Gnmd mag auch hier gewesen sein, daß man ein
neues patentrechtlich geschütztes Phenetidinderivat mit gleicher Wirkung er-
halten wollte. Dieses Präparat hat auch kerne praktische Bedeutung erlangt.
Es wurde Kryofin genannt.
*-Bromisovaleryl-p-phenetidid ist Phenoval.
Eine Variation des Acetylrestes, welche sich aber in der Praxis nicht zu
halten vermochte, stellt Amygdophenin dar^).
O CH
Amygdophenin CeH,<j^ ^^^ CB(OU) ■ C,U,
Dier Körper wird dargestellt durch Erhitzen von Maiidelsöiu'e mit p-Phenetidin
auf 130— 170° C.
Im Phenetidni wh'd ein Wasserstoff der Aminogruppe durch den Mandel-
säurerest ersetzt. Die Mandelsäure soll hier wohl eine ähnliche Funktion aus-
üben wie etwa im Tussol (mandelsaures Antipyrin) (s. S. 225), zugleich aber
entgiftend wirken. Es wirkt schwächer antipyretisch als Phenacetin, hat aber
stärkere antiseptische Eigenschaften, auf die es wohl nicht ankommt * ) . Die Verbin-
dung ist es ein schwer lösliches, voluminöses Pulver. Es läßt sich experimentell
nachweisen, daß die mangelhafte Wirkung dieses Phenetidinderivates mit aroma-
tischem Säureradikal darauf zurückzuführen ist, daß es wegen seiner schweren
Löslichkeit vom Mageudarmkanal schlecht resorbiert wird und überdies noch
wegen der schweren Abspaltbarkeit des entgiftenden Säureradikales nur wenig
p-Aminophenol m physiologische Reaktion treten kann, ein Verhalten, dem wir
bei allen Substitutionsprodukten des Phenetidins mit aromatischen Radikalen
begegnen werden^). Auch die Hydroxylgruppe im aromatischen Säurerest trägt
zur Schwächung der Gesamtwirkung bei.
In dieselbe Gruppe gehört auch Pyrantin [Piutti^)]. Die einzige Begrün-
dung für die Darstellung dieses Körpers mag wohl die sein, daß hier beide
Wasserstoffe der Aminogruppe im Phenetidin durch Säureradikale ersetzt sind.
Man läßt Berusteinsäureanliydrid auf Phenetidin einwirken und gelangt so zum
p- .Athoxyphenylsuccinimid '),
O C^H,
p-Äthoxyphenylsuccinimid C8H4<( „„ p„
^N< ■ I =
CO • CH,
Das Natronsalz ist wasserlöslich. Es ist ein Antipyreticum von nicht
sicherer Wirkung. Dieser Körper hat gar keine schädlichen Nebenwirkimgen
») DRP. 165 311. 2) Höchst, DRP. 306 938.
3) Versagte DRP.-Anm. v. 19. XI. 1894, Nr. 9138.
*) Zentralbl. f. inn. Med. 189.5, Nr. 46. ^) Treupel und Hinsberg, AePP. 33, 2I(i.
') Chem. Ztg. 1896, Nr. Ü4. ') DRP. 73 804, siehe auch DRP. 88 919.
p-Aminophenolderivat«. 273
auf den Blutfarbstoff^). Aber schon Phenacetin zeichnet sich durch den Mangel
dieser schädUchen Nebenwirkungen aus, obgleich ein ersetzbarer Wasserstoff
in der Aioinogruppe vorhanden ist, und aus dem früher Erwähnten wissen
wir, daß auch das Ersetzen des zweiten Wasserstoffes in der Aminogruppe des
Phenacetins durch eine Acetylgruppe dem so gebildeten Körper keine Vorzüge
vor dem einfach acetylierten verleiht.
Übrigens ist Diacet-p-phenetidid
O • CH.
V,/CO CH3
"^\C0 CH3
in welchem beide Wasserstoffatome durch Acetylradikale ersetzt sind, ein recht
unbeständiger Körper. Eine Acetylgruppe wird schon durch Luftfeuchtigkeit
allmählich abgespalten. A. Bistrzycki luid F. Ulf fers-) behaupteten, daß
Diacet-p-phenetidid gegenüber dem Phenacetin eine wesentliche Steigerung der
antipyretischen Wirkung aufweist ; es genügen zur Hervorbringung der gleichen
Wirkimg um ein Viertel geringere Dosen als von Monoacet-p-phenetidid (Phen-
acetin). Dieses ist aus theoretischen Gründen, insbesondere wenn man die Re-
sultate der Untersuchungen von Treupel und Hinsberg berücksichtigt,
einfach unmöglich.
Diacet-p-phenetidid wird durch Erhitzen von Phenacetin mit 4 Mol. Essigsäure-
.anhydrid durch 8 — 10 Stunden in geschlossenem Gefäß auf 200° erhalten').
Man hat versucht auch, Citronensämrederlvate des Phenetidins als Ersatz-
mittel des Phenacetins zu konstruieren und auf den Markt zu bringen.
31. T. Xencki hat gezeigt, daß die toxischen Eigenschaften einer aromatischen
Verbindmig durch Einführung einer Carboxylgruppe schwächer werden oder
sogar gänzlich schwinden können; wenn man nun in der Citronensäure, welche
ja dreibasisch ist, in einem Carbosyl ein Phenetidin substituiert, so erhält man
einen Körper, welcher noch zwei freie Carboxylgruppen enthält.
CH, ■ COOH
1
C(OH) • COOH
1
CH., ■ CO • XH • C,.H^ ■ O ■ C2H5
Dieser Körper wird dargestellt ebenso wie die Diphenetidincitronensänre
CHj • CO • XH • C5H1 • O • C JI5
I
C(OH) • COOH
CHa • CO • NH • C^H^ • O • CM-
durch Erhitzen von Phenetidin mit Citronensäure bzw. Citronensäurechlorid oder -ester,
evtl, unter Zusatz wasserentziehender Mittel auf 100 — 200°*).
Nach dem gleichen Verfahren kann man auch vom p-Anisidin statt Phenetidin aus-
gehend zur p-Anisidincitronensävu'e gelangen.
Diese Monophenetidincitrbnensäure wurde Apolysin genannt. Anfangs
von M. V. Ne uc ki und Jawors ki*) als Phenacetinersatzmittel warm empfohlen,
welches selbst in großen Dosen gegeben werden konnte, erwies es sich aber dem
Phenacetin gegenüber als durchaus nicht überlegen. So zeigten die Unter-
suchungen von Jez^), daß es durchaus unschädlich, da selbst 8 g täglich keine
1) Deutsches f. Arch. kUn. Med, 64, 559. -) BB. 31, 2788 (1899).
^) DRP. 75 611. *) DRP. 87 428, 88 548.
') Deutsche med. Wochenschr. 1895, 523. — Allg. med. Zentralztg. 1895, Nr. 60
und 62. — ZentralbL f. klin. Med. 1895, Nr. 45. ") Wiener klin. Wochensclir. 1896, Nr. 2.
Fräakel, ArzQtüiuiltel-Syuiuet^. ö. Auil. lg
274 Antipyretica.
unangenehmen Nebenwirkungen machten. Es wirkt auf Fieber nur wenig und
entbehrt völlig die schmerzstillenden Eigenschaften des Phenacetins. Man sieht
diu'chaus klar, wie die Anwesenheit der beiden freien Carboxylgruppen im
Citronensäui-erest des Apolysius das Eintreten der eigentümlichen Phenetidin-
wirkung zu verhindern vermögen.
Das primäre C'itrat des p-Phenetidin-s und des p-Anisidins wird dargestellt durch
einfaches Zusammenbringen von je 1 Mol. Citronensäure luid p-Plienetidin in alkoholischer
Lösung. Die Lösung wird der Krystallisation überlassen').
Gleichzeitig mit dem Apolysin kam ein anderes Citronensäurederivat des
Phenetidins auf den Markt. Die Citronensäurederivate sollen nach der Anschau-
ung der Darsteller nicht nur die Phenetidinwirkung, sondern auch die Citronen-
säurewirkimg hervorbringen. Citronensäure hat eine ..belebende und an-
regende" Wirkung auf das Herz, und da nun Phenetidin in größeren Dosen
herzschwächende Wirkungen hat, so wirkt hier die Citroneusäiu'e angeblich
antagonistisch. Benario, welcher dieses von J. Roos dargestellte Derivat
einführen wollte, behauptete, daß es das Triphenetidid der Citronensäure sei,
d. h., daß in der Citronensäure jede Carboxylgruppe mit einem Phenetidin
reagiert habe. Als Formel win-dc angegeben:
OH ■ C • CO ^(NH ■ fjHi O CHjj
CH, CO-^
Die Untersuchungen von H. Hildebrandt-) zeigten aber, daß dieses an-
gebliche Citronensäurepheuetidid nichts anderes sei als das citronensäure Salz
des Phenetidins.
Citrophen gibt nämlich mit Eisenchlorid direkt Rotfärbimg, d. h. die Phene-
tidinreaktion, Apolysin, welches unter Wasseraustritt gebildet wurde, gibt diese
Eisenreaktion direkt nicht, sondern erst nach Kochen mit Säure. Die physio-
logische Wirkung des Citrof)hens kann sich daher von der eines anderen Pheneti-
dinsalzes nicht unterscheiden. Es ist ja hier im Phenetidin nicht etwa ein Wasser-
stoff durch ein Säureradikal ersetzt, sondern es ist einfach ein Salz des Phene-
tidins vorhanden. Nun sind aber die Salze des Phenetidins als Blutgifte bekannt,
wie wir früher ausgeführt haben. Dem Citrophen muß daher die giftige Wirkung
des durch Säureradikale nicht entgifteten Phenetidins zukommen. In der Praxis
hat sich weder Apolysin noch Citrophen bewährt. Apolysin zeigte vorerst die
Eigentümlichkeit, daß es sich durch Säure im Magen leicht in Citronensäm-e mad
Phenetidin zerlegt, eine imangenehme Nebenwirkung, wie sie auch manchmal
schon bei Lactophenin bemerkt wird. Man beobachtet dann die Wirkung de.s
salzsauren Phenetidins, welche sich zum Teil auch schon im Magen durch im-
angenehme Neben\virkimg äußert, zum Teil innerhalb des Kreislaufes die
giftigen Erscheinungen des Phenetidins bewirkt. Aber innerhalb des Kreislaufes
ist Apolysin nur äußerst schwer spaltbar imd daher die negativen Resultate
von Jez. Wenn man einem Tiere subcutan Apolysin injiziert, so kami man im
Harn weder Phenetidin, noch Aminophenol nachweisen. Es gelingt dies erst
nach anhaltendem Kochen mit Säuren, was darauf hindeutet, daß Apolysin
unverändert in den Harn übergeht, weil der Säurecharakter dieser Substanz
sie vor der Wechselwirkimg mit dem Organismus bewahrt.
Äthylsulfon-p-phenetidid, dargestellt durch Einwiikung von Äthylsulfo-
1) CRP. 101 Üöl. -) Zentralbl. t. inn. Med. 16, 108».
p-Aminophenolderivate. 275
Chlorid auf p-Phenetidin, wirkt schwach antipyretisch und schwächer an-
ästhesierend als Phenacetin. Es wirkt nach E. Roos hypnotisch^).
Das Salicylderivat des Phenetidins, welches sowohl schwer resorbierbar
als auch im Organismus schwer spaltbar ist, verhält sich nach dieser Richtung
hin ähnlich, wie wir es bei den SaUcylderivaten der anderen antipyretisch wir-
kenden Basen zu bemerken Gelegenheit hatten. Salicylphenetidid OH • C4H4
• CO • NH • C6H4 • 0 • C2Hg wirkt nicht oder nur sehr wenig.
Schubenko-), der diesen Körper zuerst untersuchte, glaubte erwarten
zu können, daß infolge Verkettung des Phenetidins und der SaHcylsäure eine
weit größere antifebrile und antirheumatische Wirkung entfaltet werden würde,
als wie sie die SaHcylsäure allein auszuüben vermag. Die weiteren Untersuchuji-
gen zeigten aber, daß der Körper gar nicht im Organismus zerlegt wird. Das
Verhältnis zwischen präformierter vmd gepaarter Schwefelsäure im Harn änderte
sich nach Einnahme dieser Substanz nicht, anderseits kann man im Menschen-
ham die Substanz als solche unzerlegt nachweisen. Salicylphenetidid ist also
ein indifferenter, weil im Organismus nicht angreifbarer Körper. Dasselbe kami
man auch bei Verwendung des Benzoylphenetidids mid AnisylpheneticUds beob-
achten, die aus gleichem Grimde wenig oder gar nicht wirksam sind. Ins-
besondere die Hydroxylgruppen im Säurerest schwächen augenscheinlich die
Wirkungen der Gesamtsubstanz. So liefert die hydroxylreiche Chinasäure ein
ganz unwirksames Phenetidinderivat*). Auch Amygdophenin ist wenig wirksam
(s. S. 272).
Zu den Kombinationen von zwei wirksamen Körpern, bei welchen auch die
entgiftexide Säuregruppe nach der Abspaltung im Organismus für sich thera-
peutische Wirkmigen ausübt, gehören die Phenoxacet-p-aminophenolderivate.
Phenoxaeetsäure wird diu'ch Einwirken von Chloressigsänre auf Phenol erhalten^),
diese Säure wird in molekularen Mengen mit p-Phenetidiii resp anderen Basen auf 120
bis 140° erhitzt, bis keine Wasserabspaltung mehr stattfindet.
Nach diesem Verfahren lassen sich darstellen: Phenoxacet-p-aminophenol, Phenoxacet-
p-anisidid, Pheuoxacet-p-phenetidid, o-Kresooxacet-p-phenetidid sowie die entsprechende
m- und p- Verbindung und Guajacosacet-p-phenetidid^).
Phenoxyessigsäure komite für sich trotz üirer antiseptischen Eigenschaften
keine Verwendung finden, da sie bitter und zugleich sauer schmeckt und einen
eigentümlichen Geruch besitzt. Hüigegen ist Phenoxyessigsäureanhydrid
CgHs • 0 • CH. ■ CO • 0 • CO • CH, ■ O ■ C^ü- ungiftig, geschmack- und ge-
ruchlos.
Das Anhydrid entsteht bei Behandlung der phenoxyessigsavu?en Salze mit Phosphor-
oxychlorid in Toluol*).
Wenn man Salicylessigsäure mit Phenetidin auf 120° crliitzt, so entsteht Snlicyl-
essigsäurephenetidid
P „ .COOH
6 J^ O ■ CH, ■ CO ■ XH ■ C5H4 • O • C.H;;
so daß nur die Essigsäuregruppe reagiert, bei stärkerem Erhitzen reagieren beide Carboxyl-
gruppen, und man erhält Salicylessigsäurediphenetidid').
Der erstgenannte Körper soll bei Ischias gute Wirkungen haben. Er
wird Phenosal genannt. Diese beiden Körper haben sich als sehr wenig wirk-
sam gezeigt, was aus den angeführten theoretischen Gründen ja leicht er-
klärlich ist.
') W. AuthenriethundR. Bernheim, Arch. d. Pharm, ä«, 579 (1904). — A. Jodl-
bauer, Arch. intemat. de pharmacydan. et de th^rapie 83, 3 (1913).
-) Diss. St. Petersburg (1892). ') Therap. Monatshefte 1893, 5S2.
') DRP. 108 241. ■■) DRP. 82 103, 83 538. «) DRP. 120 722. •) DRP. 98 707.
18*
276 Antipyretic».
Um die schweißtreibende Wirkung den Phenetidinderivaten zu verleihen,
wurde Phenetidin mit Camphersäure kombiniert, indem Camphersäure mit
Phenetidin bei 230° erhitzt wurde.
C8Hu<co>N-C'Ä oaH,
Camphersäurephenetidid soll zugleich antipyretisch und antihydrotisch wirken ').
Koehler-) hat auf Veranlassung von MeringPhosphorsäuretriphenetidid,
Acetylaminophenolbenzyläther und p-Tohiolsulfonsäure-p-phenetidid auf ihre
antithermische und antalgische Wirkung mit negativem Erfolg untersucht.
Sie sind alle unschädlich und wirkungslos, weU der Organismus aus ümen kein
p-Aminophenol abspalten kann. Es verhalten sich also anorganische Säure-
radikale und Sulfosäuren wie aromatische Acyle, also gegenüber der Abspal-
tung im Organismus resistent, ebenso Aryle bei der Einführung in das Phenol-
hydroxyl.
Agaricinsäure-di-p-phenetidid C32H4JN2O5 soll die schweißtreibende Wir-
kung der Agaricinsäure mit der antipyretischen des Phenetidins verbinden.
Es entsteht beim Erhitzen von 2 — 2^/^ Mol.-Gew.-Teilen p-Phenetidin mit 1 Mol.
Agaricinsäure offen oder unter Druck bei 140—160°^). Agaricinsäure-mono-p-phenetidid
CjjHggNOj entsteht bei der Reaktion zwischen je 1 Mol. der beiden Komponenten oder
nls Nebenprodukt bei dem Verfahren nach DRP. 130 073*).
Weitere Derivate des p-Aminophenols hat noch Mering beschrieben^).
Wenn man Chlorameisenäthylester auf p-Aminophenol einwirken läßt, so ge-
langt man zum p-Oxyphenylurethan.
PH ^^^
'-6^4<-NH CO O CjHs
Der Körper hat starke Wirkung mit Frosterscheinimgen, ist aber dabei
ungiftig.
p-Oxyphenylbenzylurethan wirkt erheblich schwächer als p-Oxyphenyl-
urethan.
Das in kaltem Wasser sehr schwer lösliche Acetyl-p-oxyphenylurethan
wird Neurodin genannt. Es ist ein Antineuralgicum, dem nebenbei prompte
zuweilen aber etwas schroffe antipyretische Wirkungen zukommen.
Ersetzt man im p-Oxyphenylurethan einen Hydroxylwasserstoff durch
Äthyl, so bekommt man p-Äthoxyphenylurethan von sicherer temperatur-
emiedrigender Wirkung, aber nicht frei von Nebenwirkungen. Das Acetyl-
produkt dieser Substanz ist Thermodin ^)
/O ■ CoHj
CeH,/ /CÖO . C3H,
\COCH3
ein gutes Antithermicum, äußerst schwer löslich in Wasser, nach Mering das
beste Antithermicum der Aminophenoheihe, auch antineuralgisch wirkend.
p-Aminophenol ist eine leicht veränderliche, stark reduzierend wirkende
Substanz, welche das Blut durch Auflösen der Körperchen und Bildung von
Methämoglobin zersetzt. p-Aminophenol wirkt jedoch weniger toxisch als
Anilin und ist ein energisches, aber nicht ungiftiges Antipyreticum.
Durch Eintritt eines Säureradikales (Acetyl-, Propionyl- oder höherer
Homologen) in die Aminogruppe, mehr noch durch gleichzeitigen Eintritt eines
') C. Goldschmidt, Öiem.-Ztg. 1901, 445. *) Dias. Halle (1899).
=>) DRP. 130 073. *) DRP. 134 981.
^) Tlierap. Monatshefte 189.1, 584. — DRP. 69 328, 73 285.
") Therap. Monateheft« 1893, 582.
p-Aniiiiophenolderivate. 277
Säureradikales in die Amino- oder Hydroxylgruppe wird die Giftigkeit des
p-Aminophenols verringert. — Durch Eintritt eines Alkyls, z. B. Äthj'l-, in die
Hydroxylgruppe und eines Säureradikals, z. B. Acetyl-, in die Aminogruppe
(= Phenacetüi) wird die toxische Wirkung des p-Aminophenols mehr herab-
gesetzt als durch gleichzeitige Einführung eines Säurerestes in die Hydroxyl-
imd Aminogruppe.
Phenylurethan, ein Anilinderivat, ist giftiger als p-Oxyphenylxu-ethan,
welches das entsprechende Derivat des p-Aminophenols darstellt. Die an sich
schon geringe Giftigkeit des p-Oxyphenylurethans wird durch Eintritt eines
Säureradikales, wie dies die Versuche mit Neurodin gezeigt haben, weiter abge-
schwächt. Am imschädlichsten von den Körpern der Oxyphenylurethanreihe
wirkt Thermodin.
Die durch Eintritt von Säureradikalen in Aminophenol erhaltenen Ver-
bindungen wirken energischer als die alkylierten Aminophenolderivate, weU
die Säuregruppe, z. B. Acetyl-, im Organismus analogerweise wie durch Kochen
mit Alkalien oder Säuren leichter als die Alkylgruppen, z. B. Äthyl-, abge-
spalten wird.
Je weniger veränderlich die Derivate des an und für sich höchst unbestän-
digen p-Aminophenols sind, um so weniger toxisch wirken sie. p-Oxyphenyl-
urethan ist im Vergleich zu Phenetidin oder Acetylaminophenol ungiftig, weU
die letzteren Substanzen weniger beständig und leichter zersetzHch sind.
Die intensive Wirkung des p-Aminophenols erklärt sich durch die gleich-
zeitige Anwesenheit der Hydrosyl- und Aminogruppe. Durch Einführung von
Säureresten, mehr aber noch durch Eintritt von Alkyl- oder Kohlensäureester
(Urethan), wird die Reaktionsfähigkeit des p-Aminophenols gemindert und seine
Wirkimg gemildert (Mering),
Körper der Oxyphenylurethanreihe werden nach einem von E Merck - Darmstadt
geschützten Verfahren') zur Darstellung von Kohlensäure- und Alkylkohlensäureäthem
von p-Osyphenylurethanen bzw. von aeylierten p-Aminophenolen gewonnen'). Läßt man
auf die Lösung eines p-Oxyphenylurethans oder eines p-Aeylaminophenols bei Gegenwart
von Alkali Phosgeneas einwirken, so scheidet sich der Kohlensäureäther der angewendeten
Verbindung ab, z. B. Carbonat des p-Oxyphenyläthylurethans.
^„ ,0 • CjH, • NH • CO • O • C3H,
"^■^O • CjHj • XH • CO • O • CjH,
Verwendet man statt Wasser Alkohol und statt Alkali Alkoholat, so erhält man
gemischte Kohlensäureäther, z. B.
rtn^^ ' C2H5
^^O • CbH^ • NH • CO • O • C^H;,
Man kann auf diese Weise darstellen
p-Acetanilidcarbonat
"^<0-CeH,
p-Propionanilidoarbonat
"^<0-CeH,
p-Benzoylanilidcarbonat
"^<0-C,H,
p-Phenylurethancarbonat
OP^O ■ C6H4
p-Phenylpropylurethancarbonat
NH • CO • CH^
NH • CO • CH.,
NH • CO • C„H.
NH • CO • CjH^
NH • CO • CgH^
NH • CO • O • CjHs
NH • CO • O ■ C3H,
NH • CO • O ■ C3H,
') DRP. 69 328. ^) DRP. 85 803.
278 Antipyretica.
p-Kolilensaiireacetanilidäthylester
^" ^O • CjHj • NH • CO • CHg
p-Kohlensäureacetanilidpropylester
„„^O • C,H-
^O ■ C5H4 • NH • CO • CH3
p-Kohlensäi\reacetanilidbutyle8ter
QQ^O • C4H9
"^ -O • CjH« • NH • CO • CH3
p-Kohlensäurepropionanilidäthylester
/->/-. ^O • CjHj
*-""^0 • CjH4 • NH • CO • CHj CH3
p-Kohlensäurebenzanilidäthylester
„„ .0 ■ C2H5
"^^O • CeH^ • NH • CO • C^Hj
p-Koliloiisiiurophenyläthylui'ethanäthylester
^^^O • CjH^ • NH •
p-Kohleiisäarephenylpropylurethanäthylester
"^^O • CeH, ■ NH • COO • C3H,
p-Kolilensäiiiephinyläthylurethaiipropylester
"^^O • CßH, • NH • COO • C„Hi
Alle diese Verbindungen sind Antipyretica und ausgesprochene Anti-
ueuralgica.
Die Farbwerke Höchst stellten p-Acetyläthylaminophenyliithylcarbonat') dar, ein
Amiiiophenol, welches in der Aininogruppe acetyliert und alkyliert, iin Hydroxyl durch einen
Kohlensäureäther ersetzt ist. Hierbei wird p-Aminophenol mit Alkylbromid in alkyliertes
Aminophenol übergeführt und mit Essigsäureanhydrid das letzte Ammoniakwasserstoff-
atom durch die Acetylgruppe ersetzt, während die Hydroxylgruppe offen bleibt. Durch
Einwirkung von Chlorkohlensäureäther auf die Salzo dieses substituierten p-Aminophenols
werden Kohlensäureäther von der allgemeinen Konstitution
u ^6'*4 ^^<Acyl
gebildet^).
Es wiu-den auch Versuche gemacht, die Aminogruppe des Pheuetidins mit
aromatischen Aldehyderr oder Ketouen reagieren zu lassen. Von diesen Ver-
suchen sind, da sie ja nach demselben Schema gehen, nur wenige erwähnenswert.
Wenn man Salicylaldehyd auf Phenetidin einwirken läßt, so gelangt man ohne äußere
Wärmezufuhr direkt oder in alkoholischer Lösung unter stärkerer Wärmeentwicklung und
Abspaltung von 1 Mol. Wasser zum Malakin^)
Malakin ^\^,<^:^'^. c.ü,. OH
ist unlöslich in Wasser, imd man konnte schon voraussetzen, daß es, wie die
übrigen Salicylderivate, sichden .spaltenden Eingriffen des Organismusgegenüber
äußerst resistent verhalten werde.
Im Magen wird wohl durch die Salzsäure etwas Phenetidin abgespalten.
Der Organismus selbst spaltet nur schwierig aus dieser Verbindung p-Amino-
1) DBF. 79 0118. -) DRP, 89 595. =>) DRP. 79 8U, 79 857.
p-Aminophenolderivate. 279
pheuol ab, daher sind sehr große Dosen notwendig. Man erzielt eine sehr lang-
same Wirkung und nur ein allmähliches Absinken der Temperatur. Da dieses
Präparat teuer, die Dosen 8 mal so hoch genommen werden müssen, da nur
ein Teil der Substanz überhaupt zur Wirkung gelangt, so konnte es sich in der
Praxis nicht halten, um so mehr, als es ja gar keine Vorzüge vor dem billigen
Acetylderivat des Phenetidins aufweisen konnte.
Wenn man Phenetidin mit Acetuphonon allein odor mit wa.sserentziehenden Mitt<"lii
erhitzt ■), so erhält man den Körper
CeH^ _I /CH3
Die Darstellung des Acetophenonphenetidids-) geschieht am besten durch Zusammen-
liringen von Acetophenon und Phenetidin in einem evakuierten Kolben und Erliitzen bis
7.U starker Wasserausscheidung; hierauf wird der ganze Kolbeninhalt fraktioniert destilliert.
Das citronensaure Salz des Acetophenonphenetidids kommt als Malarin in den Handel.
Malarin ist ein starkes Antipyreticum und Antineuralgicum. Hingegen
ist die hypnotische und sedative Wirkung dieses Mittels wenig ausgeprägt^).
Vor der Anwendung wird wegen seiner sehroffen Wirkung und giftigen Neben-
wixkimgen gewarnt*).
p-Acetylaminooxyäthoxybenzol mit dem Phantasienamen Pertonal Lst so-
wohl in seiner Giftigkeit als in seiner antipyretischen Wirksamkeit nui- halb so
stark, wie Phenacetin in bezug auf Narkose ist es nur ^/jj so stark als Phenacetin,
auf das Herz wirkt es anregend, im Harn erscheint p-Aminophenol und Phene-
tidin^). dabei scheint Pertonal mehr Phenetidin und entsprechend weniger
Aminophenol zu liefern als Phenacetin. Es ist ein co-Oxy -phenacetin.
Pertonal
NH • CO ■ CH,
Wenn man Zimtaldehyd auf Phenetidin einwirken läßt, so gelangt man zum Cin-
nam ylphenetidid
N
, /'CgH4 ■ O • C2H5
^CH CH = CH • c^n.
Dieses ist nicht indifferent, .sondern es spaltet sich im Organismus in Zimt-
aldehyd bzw. Zimtsäure und p-Aminophenol. Über den therapeutischen Wert
dieser von Schubenko dargestellten Substanz gilt das über die Aldehyd-
derivate des Phenetidins Gesagte.
Es wurden nach dem analogen phannakologisehen und chemischen Prinzip
eine Reihe von Substanzen dargestellt, aber praktisch nie verwendet, da diese
Verbindungen keine neuen Eigenschaften bieten konnten :
Von Karl Goldseh niidt') eine Base aus p-Phenetidin mid Formaklehyd, indem in
stark saurer Lösung Phenetidin mit überschüssigem Foi-maldehyd bei Zimmertemperatur
reagierte. Aus dem Reaktionsprodukt wurde die neue Base mit Natronlauge ausgefällt.
Von der Chininfabrik Zimmer & Co. in Frankfvirt') Vanillin-p-penetidid durch
Erllitzen von Vanillin mit Phenetidin.
Dieser Körper soll außer seiner antipyretischen auch desinfizierende und
styptische Wirkung haben. Schon wegen des teuren Ausgaugsmateriales
(Vanillin) ist die neue Verbindung als Phenacetinersatzmittel durchaus ungeeignet.
») DRP. 98 840. •-) DRP. 87 897.
'■'■) Münchener med. A' ^jheuschi-. 1898, 1174. *) Pharmaz. Ztg. 1898, 115, 228.
•') Douglas Cow, Journ. Pharm, and Exp. T -.rapeutics IS, 343 (1Q18).
'■) DRP.-Anm. 10 P32. ') DRP. 96 342.
280 Antip3Tetic8.
Vanillin-p-aminophenolderivate kann mau ferner erhalten '), wenn man statt des
Vanillins Vanillinäthylcarbonat verwendet. Letzteres stellt man dar durch Einwirkung
von Chlorameisensäureäther auf eine alkoholische Vanillinlösimg bei Gegenwart von Atz-
kalj. Vanillinäthylcarbonat ist
^CHO
^O • COO CoHs
Ferner kann man Vanillin durch Phenacylvanillin
.CHO
OeHj^OCH,
^O CH, ■ CO CgHs
und Phenetidin durch Acetophenon-p-aminopheuoläther ersetzen.
Auf diese Weise werden dargestellt:
Vanillinäthylcarbonat-p-phenetidid
CH : X • CeHj ■ O • C.Hj
CsHsxOCHj
O ■ COO ■ CjHj
Phenacylvauillin-p-phenetidid
^CH : N ■ CjH, ■ O • CiH,
^O • CH. ■
Vanillin-phenacyl-p-aminophenol
CH : N • C^Hi • O • CHj • CO • CsH,,
CoHj^OCHj
^OH
Vanillinäthylcarbonat-phenacyl-p-aminophenol
CH : N • CjHj • O • CHj • CO ■ C^H
CjHj^OCH,
^O • COO • C2H5
PhenacylvaniUiu-phenacyl-p-aminophenol
CH : N • CeH^ • O • CK, • CO • CjH-
O ■ CH, • CO • C„H,
Vanillinäthylcarbonat-p-phenetidid, Eupyrin genannt, ist in Dosen von
15 g bei Hunden noch nicht toxisch^). Es wirkt sehr sanft, wie nach dem Vor-
liergesagten zn erwarten war.
Anscheinend einen von dem Zim morschen Vanillin-p-phenetidid differenten Körper
erhielt Karl Goldschmidt^) früher durch Erhitzen von Vanillin und Phenetidin aiif
140° und Eingießen des Reaktionsproduktes in verdünnte Salzsäure.
Dieser Körper ist, im Gegensatz zum Zimmerschen, in Wasser leicht lös-
lich und in Äther unlöslich. Er soll wenig giftig, stark antineuralgisch sowie
schlafmachend wirken. Ähnlich läßt sich Protocatechualdehyd mit Phenetidin
kondensieren und liefert ein therapeutisch gleichwertiges Produkt*). Noch
intensivere hypnotische Eigenschaften zeigen angeblich die folgenden Konden-
sationsprodukte :
Protocatechualdehyddimethyläther-p-phenetidid und Opiansäurephen-
etidid«) OCjj
CeHjC^OCH« C,H,<<(pC^"
CH : N . CeH, O C,H, X^OO^ ^^^^ ^ ^^^^
1) DBP. 101 684. =) Overlach. Zentralbl. f. iuu. Med. 1900, Nr. 4.5.
=•) DRP. Sil 171. *) DRP. 92 756. ^) DRP. 92 757.
p-Aminophenolderivafce. 281
Dieselbe Reaktion einer Aldehydgruppe mit der p-Phenetidinbase liegt der Darstellung
eines Kondensationsproduktes von p-Phenetidin mit Furfurol zugrunde^). Beim Erhitzen
molekularer Mengen der beiden Substanzen bis 110° entsteht diese Verbindung.
Nach Angabe der Erfinder wird durch die Säurewirkung im Magen langsam
p-Furfurolphenetidid in das Chlorhydrat desp-Phenetidins und Furfurol gespalten.
Dieses muß aber als nach zwei Richtungen hin schädlich erscheinen, weil inner-
halb des Organismus eben nicht entgiftetes Phenetidinsalz zur Wirkung gelangt,
anderseits die Abspaltung von Furfurol auf einer Schleimhaut zu heftigen Ent-
zündimgen der letzteren führen kann. (Siehe Allgemeiner Teil.)
Analog ist auch der Gedanke, Glucose und Galaktose mit p-Phenetidin zu konden-
sieren, was leicht gelingt, wenn man beide Teile in alkoholischer Lösung aufeinander wirken
läßt^).
Glucosephenetidid ist vollkommen ungiftig, wird unverändert im Harn
ausgeschieden und kaum gespalten. Tetraacetylglucosephenetidid wird zu
^/j nicht resorbiert. Der Rest wird aber im Darm gespalten, keine der beiden
Verbindungen geht in eine gepaarte Glyku ronsäure über.
Zwecklos muß es erscheinen, den zweiten Wasserstoff der Aminogruppe
des Phenacetins durch Acetophenon zu ersetzen, indem man Bromacetophenon
mit Phenacetin reagieren läßt.
C6H4<g:^|^' + C.H,, CO CH,Bv = BrNa + C,H,<^ ; ^gs ^^ ^^^^
1 I
CH3 CO CHj ■ CO
Stadel erhielt aus Bromacetophenon und Phenetidin
PhenacyUdin CeH^ <^^ "^Jj^ ^q p^jj_
Dieses erzeugt fast gar keine Temperaturabnahme, dagegen starke Diarrhöen
imd Blasenkatarrh.
Da das Acetylderivat des Phenetidins, die klassische Substanz dieser Gruppe,
das wir unter dem Namen Phenacetin kennen, nur den einen Übelstand aufweist,
daß es schwer löslich ist, hat man sich immer bemüht, durch Einführung von
Gruppen diesen Körper in einen leicht löslichen zu verwandeln. Die gewöhn-
lichste Methode, solche leicht löslichen Derivate darzustellen, ist, wie wir im
vorhergehenden schon ausgeführt, die, daß man sie in Sulfosäviren oder durch
Einführung von Carboxylgruppen in Säuren verwandelt. Aber die Ein-
führung dieser sauren Gruppen hebt, \vie im allgemeinen Teile auseinander-
gesetzt wurde, die Wirkimg des Grundkörpers ganz oder größtenteils auf. Die
Antipyretica verdanken ja zum großen Teil ihre fieberherabsetzeude Wirkimg
einer Beeinflussung der nervösen Zentren, und Paul Ehrlich hat in schöner
Weise gezeigt, wie die Verwandtschaft gewisser Stoffe zum Zentralnervensystem
verschwindet, sobald die Verbindung m eine Sulfosäure übergeht. Daher sind
die von der Scheringschen Fabrik eüigeführten Präparate: Phenacetinsulfo-
säure und Phenacetincarbonsäure, welche beide leicht löslich sind, unwirksam.
Phenacetinsulfosäure Phenacetincarbonsäure
SO3H COOH
^NH CO CH, ^NH CO ■ CH3
1) DRP. 96 658. -) DBP. 97 73H.
282 Antipyretica.
Schmidt 1) versuchte durch Einschieben einer Säuregruppe in den Acetyl-
rest die Löslichkeit zu bewirken. Er machte
Äthoxysuccinanilsäure C,H4<j^g -^^ ^^^ ^^^ ^qq^
O • P TT
Äthoxytartranilsäm-e C5H,<j^jj '-^^ CH(OH) CH(OH) • COOH
Diesen Substanzen kommen aber infolge Einführimg der Säuregruppen anti-
febrile Eigenschaften nicht zu.
Das Natriumsalz der p-Äthoxytartranilsäure, welche durch Einwirkung
von Weinsäure auf x^-Phenetidin entsteht, zeigte sich bei den Versuchen von
Hans Aronsohu bei Mäusen weniger giftig als Phenacetin. Es konnte sogar
durch lang andauernde Verfütterung eine Art Immunität gegen die Verbindung
erzielt werden. Phthisiker, welche ein Gramm erhielten, zeigten keine Tempera-
turherabsetzung. Dieselben negativen Resultate zeigte die Succinanilsäurc
CßHj • NH • CO • C2H4 • COOH. Daraus geht hervor, daß, wo und auf welche
Weise man auch immer die saure Gruppe in das Molekül des Antifebrins und
Phenacetins einführen mag, die Wirkung des Fiebermittels aufhört.
Auch die Verbindung o • O H
Äthüxypheuylglycin, aus p-Phenetidin und Chloressigsäure dargestellt, erwies
sich aus gleichen Ursachen als unwirksam.
Der Eintritt anderer sauerstoffhaltiger Gruppen, wenn sie auch keine sauren
Eigenschaften haben, kann die antithermische Aktivität aufheben, z. B. wirkt
Acetyl-p-aminoacetophenon . qq . ch.
NH • CO CH,
d.h. Antifebrin, in welches in p-Stellung die Giuppe CO • CHj eingetreten, nicht
mehr fieberwidrig, obwohl seine tödliche Dosis derjenigen des Phenacetins
gleichkommt, denn es kann sich aus dem Acetyl-p-aminoacetophenon kein
p-Aminophenol im Organismus bilden.
Eine ganze Reihe ähnlich in bezug auf Antipyi'ese wirkungsloser Körper %vuide dar-
gestellt durch Einwirkmig von Chloressigsäui'e auf Breuzcatechin oder Pyrogallol bei
Gegenwart von Phosphoroxychlorid. Die gebildeten Chloracetophenone läßt man mit den
entsprechenden Basen reagieren [Nencki^)].
Nach diesen Mißerfolgen versuchte W. Majert') die Löslichkeit des Phen-
acetins durch Einführung einer salzbildenden Aminogruppe in den Acetylrest
zu bewirken und erhielt Phenokoll (Aminophenacetin), d. i. GlykokoU-p-
phenetidid r. n tt
^6"i<xH CO ■ CH, NH,
Dieses erhält man, wie alle GlykokoUderivate der acetylierten, antipyretisch wirkenden
Basen, wenn man auf die Monobromderivate (in diesem Falle auf Bromacet-p-phenetidid)
alkoholisches Ammoniak 12 — 24 Stunden bei 50 — 60° einwirken läßt, oder man läßt salz-
sauren GlykokoUmethyl- oder -äthylester oder Glykokollamid auf p-Phenetidin 5 — 6 Stun-
den lang bei 130 — 150° einwirken.
Phenokoll besitzt noch antipyretische und antineuralgische Eigenschaften.
Die Wirksamkeit des Phenacetins geht somit durch Einführung basischer
Gruppen nicht verloren.
1) Siehe auch Bunzel, Fiebermittel, Stuttgart 1898.
') Journ. f. prakt. Chemie «J, 147, 538. — DRP. 71 312. •') DBP. 59 121. 59 874.
p-Aininophenolderivate. 283
NachUgolino Mosso^) ist PhenokoU nur bei solchen Fiebern antipyretisch
wirksam, welche durch septische Infektionen bedingt sind. Es setzt die Tempera-
tiu" nur vorübergehend herunter, da es sehr schnell durch die Nieren ausge-
schieden \vird, und hat eine antiseptische und antifermentative Wirkimg, wemi
auch keine so bedeutende wie Chinin. Auf niedere Organismen, insbesondere auf
Plasmodien, wirkt es nicht wie Chinin.
Salicylsaiu-es PhenokoU (SalokoU genannt) ist in Wasser schwer löslich,
während die anderen Phenokolisalze leicht löslich sind. Es wirkt wie PhenokoU.
Aspirophen ist acetylsalicylsaures Aminophenaeetin (PhenokoU).
i.uun 1^6^14 <NH CO CHa NH.,
CitrokoU ist neutrales citronensaures Aminophenaeetin.
Dr. Heinrich Byk^) erzeugt BromfettsäureverbiBdungen des Aminoacet-p-phene-
tidids, welche sedative und hypnotische Eigenschaften haben, durch Acylieruug mit Brom-
(ettsäureu, z. B. i-\-Bromisovalerylamiiioacet-p-phenetidid (CH3)„ ■ CH • CHBr • CO • NH
. CHj ■ CO • NH • CgH^ ■ OC2H5 (siehe Bromverbindungen).
Die Möglichkeit, zu leicht löslichen Derivaten des Pheiiacetins zu gelangen,
indem man eine zweite Aminogruppe in den Kern einfuhrt, muß von vornherein
von der Hand gewiesen werden, da durch den Eintritt einer zweiten Amino-
gruppe die Giftigkeit erheblich gesteigert wird.
Trotz aller Erfahrungen und Erwägungen über die Umwandlung von wirk-
samen Körpern in Substanzen mit Säurecharakter wurde Phesin, ein Sulfoderivat
des Phenacetins, empfohlen. Nach den vorliegenden Angaben ist Phesin kein
Blutgift^) (auch Phenacetin ist ja keines). Die toxische Natur ist durch die
Sulfurierung sehr geschwächt. Bei einem Kaninchenversuch wnrde mittels
Phenacetin ein Tier in Y4 Stunden durch ein Gramm getötet, während die dop-
pelte Dosis Phesin ein gleiches Kaninchen ohne jedwede Symptome beließ.
Nach einer Dosis von 4 g konnte man geringe, der PhenacetLnvergiftung ähnliche
Erscheinungen bemerken, nach welchen jedoch Heilung auftrat. Nach subcu-
taner und intravenöser Verabreichiuig von 2—3 g Phesin komite keine Ver-
änderung der Atemkiirve wahrgenommen werden. Der Blutdruck versuch fiel
negativ aus. Bei täglicher Dosis von 2 — 3 g Phesin, die freUich für Kaninchen
enorme Dosen sind, werden die Tiere chronisch vergiftet, sie sind appetitlos,
sterben am Erstickungstod infolge Lähmung der Atemmuskulatiu". Die Lähmung
ist curareartig, der Tod erfolgt in 5 — 6 Tagen. Phesin soll eine antipjTetische
Wirkung haben, welche ihr Maximum viel rascher als bei Phenacetin erreicht, aber
die Wirkung soll von viel kürzerer Dauer sein*). Da aus dem Phesin im Orga-
nismus sich kein p-Aminophenol zu bUden vermag, muß auch nach der Regel
von Treupel und Hinsberg diese Substanz als unwirksam angesehen werden.
Die praktisch wertlosen Metlioden der Sulfurierung des Phenacetins, welche ja analog
sind denen des Acetanilids, sind oben schon angeführt. Man kann analog vorgehen, indem
man Phenetidin mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt imd dann die gebildete Sulfo-
säure acetyliert^), oder, wie Georg Cohn vorgesclüagen, indem mau Phenacetin mit der
dreifachen Menge konzentrierter Schwefelsäure so lange auf dem Wasserbade erhitzt, bis sich
eine Probe im Wasser klar löst. Die Sulfosäure wird dann auf dem üblichen Wege isoliert').
Neuraltein ist p-äthoxyphenylaminomethansulfosaures Natrium, es steigert
beim Menschen den Blutdruck vind wirkt als Antipyreticum').
1) AePP. 38, 402. =) DRP. 228 835.
'■''> Z. Vamossy und B. Fenwessy, Therap. Monatshefte I89T, 428.
/ Ebenda. «) DRP. 98 839. «) Liebigs Ann. 309, 233.
•) Joseph Astolfoni, Wiener klin. Wochenschr. 'X%, WS.
284 Antipyretica.
Die von Lepetit^) aiis Neuraltein gewonnene Verbindung, das Chlor-
hydrat der Base CigHjoOjNg und dasjenige ihres Methylderivats, denen wahr-
scheinlich die Formeln I und 11 zuzuschreiben sind:
I. II.
O ■ CYl^^ Q ■ °^»^»+ 2 HCl CA • O . Q jCH»^ Q ■ OCA.^Hci
N N
H
CH,
teilen die örtlichen und AUgemeinwirkungen der gebräuchlichen Lokalanaesthe-
tica, sind auch bei subcutaner Anwendung sehr wenig giftig und haben wenig
Reizwirkung, sind steriüsierbar^).
p-Äthoxyphenylaminomethylschwefligsaure Salze erhält man, wenn man p-Phene-
tidin, Formaldehyd und Alkali- oder Ammoniimibisulfite unter Verwendung von möglichst
wenig Wasser in Gegenwart von Alkohol erhitzt. Diese Sub-stanzen sind wenig giftig und
therapeutisch wirksam').
Anders scheinen sich nach den Angaben von G. Fuchs Ester eines solchen
Säurederivates zu verhalten. p-Acetaminophenoxylessigsäureester soU stark
antipyretische Eigenschaften haben, aber in der Medizin nicht anwendbar sein,
weil die gewöhnlichen Gaben Übelkeit und Erbrechen bewirken. Dabei führte
der Erfinder den Ester in das Amid über, welches prompt antipyretisch wirken
soll. Das Präparat wurde nicht eingeführt, was wohl ebenfalls an den mangel-
haften Wirkungen liegen wird, so daß auch in diesem Falle die Theorie recht
behält.
Zur Darstellung des Amids ging man entweder von p-Nitrophenoxylessigsäui'e aus,
veresterte vind reduzierte dann den Ester, acetylierte das entstandene Aininoprodukt und
führte durch konzentriertes Ammoniak den Ester in das Amid über*).
p-Acetaminophenoxylacetamid
Einfacher ist es, Acet-p-aminophenol mit Monochloracetamid ClCHj • CO • NHj bei
Gegenwart der berechneten Älenge alkoholischen Kalis bei Siedehitze reagieren zu lassen,
um zu diesem Körper zu gelangen^). Das identische Lactylderivat erhält man, wenn man
vom Lactyl-p-aminophenol ausgeht').
Schon früher haben wir jene Variationen des Phenacetins kurz gestreift, bei
welcher der Imid Wasserstoff durch Alkybradikale (Methyl-, Äthyl-) ersetzt wird').
Diese Körper, Methylphenacetin und Äthylphenacetin sind ungiftig, haben
eine vom PhenacetLn differierende Wirkung, da sie nicht oder niir sehr wenig
antipyretisch wirken, hingegen aber schwach hypnotische Eigenschaften zeigen.
Man stellt sie dar^) durch Behandlung von Phenacetinnatrium mit Alkyl-
jodiden oder dm-ch Behandeln von p-AIkylphenetidin mit Essigsäureanhydrid
oder schließlich, indem man zuerst p-Acetylaminophenol in seine Dinatrium-
verbindung verwandelt und mit Alkylhaloiden in Umsetzung bringt.
Es ist bemerkenswert, daß die narkotische Wirkung des Phenacetins durch
den Eintritt des Methyls oder Äthyls in den Ammoniakrest bedeutend erhöht
1) Atti della R. Accad. dei Lincei Roma [5] 26, I, 172 (1917).
^) Adriauo Valenti, Arch. di Farmacologia sperim. 26, 3 (1918).
=>) Roberto Lepetit. DRP. 209 695. *) DRP. 96 492.
') DRP. 102 315. — Münohener med. Wochenschr. 1898, 1173. «) DBF. 102892.
') DRP. 57 337, 57 338. ») DRP. 53 753, 54 990.
p-Arainophenoldorivate. 285
■wird. 0.45 g pro Tier erzeugen eine viele Stunden andauernde tiefe Narkose
ohne Nebenerscheinungen. Beim Menschen wirken 1—2 g noch nicht nachteilig.
.O • CoHs
N-Isopropylphenacetin C,H4/ ^CH, hat erheblich schwächere nar-
■■N< ^CH,
^CO • CHj
kotische Eigenschaften als die beiden niedrigener Homologen. Auch N-Pro-
pylpheuacetin, N-Butylphenacetin und N-Amylphenacetin zeigen gegenüber
den beiden ersten GÜedem der Reihe eine bedeutend abgeschwächte nar-
kotische Wirkmig. Das Maximum derselben wird demnach für die homologen
N-Alkylphenacetine bei der durch Äthyl- substituierten Verbindung erreicht,
hingegen liegt das Maximum der Antipyrese bei den im Hydroxyl substituierten
Acetaminopheuolen beim Methyl-, und wird bei den homologen immer schwächer.
Die Äthyl Verbindung (Phenacetin) wirkt nur am stärksten narkotisch.
Ebenfalls ein Derivat, bei welchem ein Alkylrest in die basische Gruppe ein-
geführt wurde, ist Benzylphenetidid
^6Ji4<NH • CHj • C5H5
Dieses entsteht durch Einwirkung von Beuzylchlorid auf p-Phenetidin*).
Es soll ungiftig, antipyretisch usw. wirken, wurde aber praktisch nicht
verwendet.
Durch Reduktion von p-Nitrothiophenolmethyläther erhält man p-Aminothiophenol-
methyläther und aus diesem durch Aeetylierung Acet-p-aminothiophenoUnethyläther,
welcher eine ähnliche Wirkung haben soll wie Phenacetin, bei gleicher Ungiftigkeit-).
Im Gegensatz zu den physiologisch meistens unwirksamen Sidfoverbin-
dungen behalten die co-Sulfosäiuren des p-Aminosalols imd ihre Derivate die
dem Gesamtmblekül zukommenden pharmakologischen Eigenschaften^).
Durch Einführung von einer oder mehreren Oxygruppen in das O-Alkylradikal der
p-Acylaminophenole der Formel: ■^''^>^r • CjH, • ORj (R = H, Alkj^l, Acyl, Aryl und
Aralkyl; Rj = Oxalkyl) entstehen Körper mit vollständig anderer Wirkung. Die anti-
pyretische Wirkung tritt gegenüber der analgetischen zurück; außerdem wirken die neuen
Derivate des p-Aminophenols weniger hämoglobinbildend als Phenacetin. Sie werden
gewonnen durch Verätherimg der p-Acylaminophenole mit mehrwertigen Alkoholen oder
deren Anhydriden oder diu-ch Umsetzung der p-Acylaminophenole mit den entsprechenden
halogensubstituierten Alkoholen, wie Glykolchlorhydrin, Monochlorhydrin usw. oder durch
Acylierung von den entsprechenden Oxyderivaten der O-alkylierten p-Aminophenole in
der Aminogruppe. Dargestellt wurden : Aeetyl-p-aminophenolglycerinäther, Acetyl-p-amino-
phenolglykoläther, 2.4-Dinitrophenyl-p-aminophenolglykoläther*).
Man erhält antipyretisch und narkotisch wirkende Verbindungen, wenn man auf
p-Alkyloxyaminobenzol Acetaldehyd oder dessen höhere Homologen und Alkali- oder Am-
moniumbisulfit in konzentrierter wässeriger Lösvmg, bei oder ohne Gegenwart von Alkohol
einwirken läßt. Diese Verbindungen sind p-alkyloxyphenylaminoalkylschwefelsaure Salze,
z. B. p-äthoxyphenylaminomethylschwefligsaiu'es Natrium^).
Abelin, Buergi und Perelstein in Bern stellen schwefelhaltige Derivate des
p-Aminophenylesters der Salicylsäure her, indem sie Salicylsäure-p-aminophenylester mit
Salzen der co Methylsulfosäure zur Umsetzung bringen').
Auf den p-Aminophenylester der Salicylsäure läßt man die Alkali- oder Ammonium-
salze der co-Methyl- bzw. der Äthyl- oder Propylsulfosäure bei Gegenwart von Methyl-
oder Äthylalkohol, gegebenenfalls unter Zusatz eines Kondensationsmittels wie Natrium-
acetat, einwirken. Beschrieben sind das Natriumsalz der o)-Methylsulfosäure des Salicyl-
säure-p-aminophenylesters, der cu-Äthylsulfosäure xmd der w-Piopylsulfosäure').
1) DRP. 81 743. 2) J5RP 239 310.
') J. Abelin und M. Perelstein, Liebigs Ann. 411, 21C (1916).
*) Bayer, DRP. 280 255. ^) Höchst, DRP. 255 305. «) DRP. 268 174.
') DRP. 273 221, Zusatz zu DRP. 268 174.
286 Antipyretica.
Von größerem Interesse wären Köi-per gewesen, bei welchen eine zweite
durch Alkyl gedeckte Hydroxylgruppe vorhanden wäre, sie wären ohne Zweifel
in der antalgischen usw. Wirkung dem Phenacetin überlegen, wenn auch in der
Darstellung teurer.
Es Hegt nur ein solcher Versuch vor.
Brenzcatechindiätliyläther wurde nitriert, reduziert und du3 entstandene Monamino-
derivat aeetyliert. Man erhält nmi Acetylaminodiätlivlbreiizcaleehin, wobei die beiden
Athoxygrupi)en in der o-Stellung zueinander stehen').
O CjHs
NH CO CH,
Tlierapeutische oder physiologische Versuche mit dieser Substanz liegen
nicht vor.
3.5-Dimethoxyacetophenetidid wirkt ausgesprochen antipjTetisch-).
Versuche, andere Aminoderivate als die der p-Stellung in die Therapie ein-
zuführen, scheitern an der höheren Giftigkeit des o- und m-Aminophenols gegen-
über dem p-Amiuophenol, während die antipjTetische Wirkung nicht erhöht ist.
Ganz verunglückt erscheinen aber die Versuche, durch Einführung eines
zweiten basischen Restes, einen dem Phenacetin überlegenen Körper aufzubauen,
sind aber von hohem theoretischem Interesse, da ein zweiter basischer Angritfs-
pimkt für den Benzolring dadurch gegeben ist, und tatsächlich zeichnet sich der
Körper durch stärkere antipyretische Eigenschaften vor dem Phenacetin aus,
welche aber in der Praxis gar nicht erwünscht erscheinen, dabei nimmt die
Giftigkeit des Körpers entschieden gegenüber dem Phenacetin zu.
Zur Darstelliuig des Diacetylderivates des o-p-Diaminophenetols wird a-Dinitro-
phenetol reduziert und hierauf nach den üblichen Methoden aeetyliert^).
Bayer, Leverkusen, geben an, daß solche Dianiinophenole und deren Derivat«, deren
Aminogruppen diu'ch luigleiche Acylreste besetzt sind, fieberwidrige Eigenschaften besitzen,
während die Cyanose, die bei der Darreichung von Monoaminophenolderivaten, z. B. von
Phenacetin, als eine sehr unangenehme Nebenwirkung auftritt, hier nicht zu beobachten
ist. Man stellt sie dar, indem man in N monoacylierte Diaminophenole oder deren
Derivate, in die zweite Aminogruppe einen vom ersten verschiedenen Acylrest einführt.
Beschrieben sind 3-Acetylaniino-4-carboxyäthylaminophenol, 4-Acetylamino-3-carV)-
oxyäthylaminophenetol, 3-Acetylamino-4-lactylaminophenetol, 3-Carboxyäthylamino-4-
lactylaminophenetol, 3-Acetylamino-4-carboxyäthylamuiophenetol*).
Eine weitere Variation war, daß man pAminophenol in der Aminogruppe
monalkylierte und hierauf in beiden Seitenketten acetjdierte. Diese Körper
sollen hervorragend antalgisch imd namentlich narkotisch wirken und darin
dem Phenacetin überlegen sein, wurden aber in die Praxis nicht eingeführt.
Sie unterscheiden sich von den oben besprochenen Methyl- oder Athylphen-
acentin dadurch, daß die Hydroxylgruppe, statt diurch einen alkoholischen,
durch einen sauren Rest gedeckt ist.
Ein äußerst merkwürdiges Verhalten zeigen die Carbamide des p-Pheneti-
dins und des p-Anisidins. Diese Körper wirken antipyretisch, schmecken dabei
aber auffällig süß, letzterer schwächer als er.sterer.
Man stellt p-Phenetolcarbamid*)
•"\C0 ■ NH,
') DRP.-Anm. 13 209.
2) M. T. Bogert und J. Ehrlich, Journ. Americ. Chem. Soc. 41, 798 (1919).
•') nur. 77 272. ') Dl>A\ 286 460. ^) DRP. 63 485.
p-Aniinophenolderivate. 287
dar durch Einleiten von Phosgengas in die Benzollösung des Phenetidins, es fällt ilie
Hälfte als salzsaures Phenetidin heraus, während die andere Hälft« sich in
/O ■ C2H5
CO Cl
umwandelt, diuch Einleiten von Ainmoniakgas erhält man Phenetolcarbaniid.
Denselben Körper kann man einfacher erhalten'), wenn man äquimolekulare Mengen
von symmetrischem Di-p-phenetolharnstoff und gewöhnlichem Harnstoff oder carbamin-
sam-em Ammonium oder käuflichem Ammoniumcarbonat im Autoklaven auf 150 — 160"
erhitzt.
p-Phenetolcarbamid, Dulcin genamit, vnid gegenwärtig weder als Süßstoff
noch ak Antipyreticum benützt, es ist 250 mal süßer als Zucker^).
Versetzt man wässerige Lösungen von Alkalicyaniden nach Zusatz von alkalischen
Oxydationsmitteln nut salzsaurem Phenetidin, so scheidet sich augenblicklich p-Phenetol-
carbamid aus. Als Oxydationsmittel sind Natriumhypochlorit und Natriiuusuperoxyd ')
angegeben.
Erwähnen wollen wir noch das Derivat, welches man bei der Kondensation
der Oxalsäure mit Phenetiditi PTithält, das Di-p-phenetidyloxamid
CO • XH • CgH^ • O • CjHj
Es sollte zur Darstellung anderer Phenetidinderivate dienen, das Patent^)
wurde aber alsbald fallen gelassen.
Aber die Variationen des p-Aminopheuols gingen noch weiter, es wurde
noch eine neue Seitenkette eingeführt. Dieser Körper war das Thymacetiii
CsH2-CH3(l)-0-C2H5{3)-C3H, (4) -NH-CO-CHaCß) und erwies sich als
ein gutes Antineuralgicum"); es geriet wohl infolge seines wegen der teuren
Ausgangssubstanz hohen Preises bald in Vergessenheit.
Man kann Thymaoetin darstellen aus den Salzen des p-Mononitrothymols mit Hilfe
der Halogenverbindmigen des Äthyls oder mit äthylschwefelsaurem Kalk oder durch Ni-
trieren des Thymäthyläthers. Hierauf wird die Nitroverbindimg reduziert imd acetyliert^).
Zu diesem Körper wurde von anderer Seite noch das entsprechende Gly-
kollderivat dargestellt, um zu leicht löslichen Derivaten dieser Substanz zu
gelangen.
Man verfährt wie bei der Darstellimg des Thymacetins, aber statt zu acetylieren,
behandelt man die Aminobase mit Chloracetylchlorid und führt die Aminogruppe für das
Halogen ein und erhält ÄthoxyaminoacetylthjTnidin resp. dessen leicht lösliche Salze")
.CH, • 1
( G^/wCjH, • 4
\NH ■ CO ■ CH„ NM., e
Die Variationen des Acetyl-p-aminophenols, bei welchen das Hj^di-oxyl
durch verschiedene Alkylgruppeu ersetzt ist, sind eigentlich an Zahl bescheiden.
Wir erwähnten Methacetin (Acetylaminophenolmethyläther), Phenacetin, die
Äthoxy verbind mig .
Bei Einwirkung von Glycerin-a-monochlorhydrin auf Acetyl-p-aminophenol in
alkoholischem Kali bei 110° erhält man den Glycerinäther, welcher wohl nur Nachteile,
aber keine Vorteile vor dein Phenacetin haben kami.
') DRP. 73 083. -) Ber. d. Deutsch. Pharm. Ges. 15, Heft 2 (1905).
3) J. D. Riedel, DEP. 313 96,5. *) DRP. 79 099.
=) Therap. Monatshefte 1898. 138. «) DRP. 67 568. ') DRP. 71 1Ö9.
288 AntipjTetica.
Aminoalkohole, wie Diphenoxypropauolamin (CaHg • 0 • CHg ■ CHOH
•CH2)2NH, Phenoxydimethylaminopropanol CgHs • 0 • CH2 • CHOH • CH2N
(CHgJa usw. haben stark ausgeprägte antipyretische und analgetische Eigen-
schaften, aber sie wirken auf das Herz ungünstig i).
Allgemeine Betrachtangen über die Antipyretica.
Wir haben gesehen, wie eine Reihe von Bestrebungen zur Darstellung
synthetischer Antipyretica davon ausging, einen dem Chinin, dem souveränen
und gegen Malaria spezifischen Antipyreticum, analogen Körper aufzubauen,
eine Absicht, welche bis nun als mißlungen zu betrachten ist. Eine andere Reihe
von Körpern mit antipyretischen Wirkungen beriiht auf der Grundbeobachtung,
daß die Einführung eines basischen Restes in den BenzolrLng dem letzteren anti-
Iiyretische Wirkungen verleiht (Anilin, Phenylhydrazin). Die Pyrazolonreihe
verdankt ihre Entstehung einer mißverständlichen Auffassung der zugnmde
liegenden Reaktion, welche eigentlich zur Darstellung eines chininähnlichen
Körpers führen sollte.
Die Wirkung der Fiebermittel, welche durchweg schwache Narkotica sind,
beruht entweder auf Narkose des Wärmezentrums und dadurch vom Gehirn
aus veranlaßter Vermehrmig der Wärmeabgabe ohne entsprechende Ver-
raehrmig der WärmebUdung, wie Antipyrin, Antifebrin, Salicylsäureverbin-
dungen oder auf Hemmung der Wärmebildung, z. B. Chinin. Wahrscheinlich
gibt es noch eine dritte Art der Entfieberung diurch anfängliche Erregung des
Kühlzentrums, so wirken Veratrin u. a.^).
Wir haben auseinandergesetzt, wie zahlreich die möghchen Variationen
der wenigen Ideen in allen Fällen sind und wie nicht etwa der wirksame Anteil,
sondern meist eine der entgiftenden Gruppen varüert wird. Da die Variations-
möglichkeit, insbesondere beim p-Aminophenol, eine sehr große ist, darf es nicht
•\vundern, wenn so viele Körper dieser Reihe dargestellt wurden. Da aber keiner
einfacher imd billiger als das Standardpräparat dieser Gruppe ist, so konnte
auch keiner bei sonst gleichen Eigenschaften diesen Körper verdrängen. Doch
waren viele Derivate dieser Reihe in ihren Eigenschaften hinter dem Phenacetin
zurückgeblieben. Man muß sagen, daß die Darstellung von Derivaten der Anti-
pyrin-, Phenylhydrazin- und Phenacetingruppe gegenwärtig wohl aussichtslos ist,
wenn man hofft, auf diese Weise zu einer Verbindung mit neuen Wirkungen zu
gelangen. Gerade diese lumützen Variationen, welche sich in den Wirkungen
höchstens darin vom Phenacetin oder Antipyrin bzw. Pyramidon unterscheiden,
daß man schlechter wirkende oder giftigere Köi-per erhielt, unter Umständen
auch wirkungslose, haben das Vertrauen vieler Ärzte zu den neuen synthe-
tischen Mitteln bedenklich erschüttert. Der praktische Arzt sieht sich schließ-
lich betrogen, wenn man ihm unter den verschiedensten Namen pharma-
kologisch und chemisch wenig differierende Körper anbietet, denen auf dem
Wege der Reklame neue Eigenschaften angedichtet werden. Daher auch der
völlige Mißerfolg der später kommenden Varianten gegenüber dem meist großen
Erfolg des erst eingeführten Präparates.
Von einem Antipyreticum, welches überhaupt des Versuches wert ist, kann
man fordern, daß die Entfieberung nicht zu rasch eintrete, lange andauere,
und daß beim Aussetzen des Mittels der Fieberanstieg ein nur langsam einsetzen-
der sei.
') Em. Fourneau, Billon und Launoy, Journ. Pharm, et Chim. [7] I, 5;">.
*) H. H. Meyer, ^Naturwissenschaften 8, 751 (1920).
Allgemeine Betrachtungen über die Antipyretica. 289
Das Mittel darf keine Kollapserscheinungen, keine profuse Schweißsekre-
tion hervorrufen. Der Magen darf nicht belästigt werden und es darf auch keine
zerstörende Wirkung auf die Gewebe und die roten Blutkörperchen ausüben.
Im allgemeinen also keine schädlichen Nebenwirkungen, hingegen eine schmerz-
stillende Nebenwirkung auf das Nervensystem, denn der Haupt verbrauch der
Antipyretica ist der als Antinervina. Mittel, welche diesen Anforderungen nicht
entsprechen, sind von vornherein zu ausgedehnteren Versuchen ungeeignet und
haben auch gar keine Aussicht auf Erfolg, da die gebräuchUchen Antipyretica
Chinin, Antipyrin, Pyramiden, Phenacetin diesen Anforderungen entsprechen.
Ein Bedürfnis besteht sicherlich nach einem AntipjTeticum, welches spezifische
Wirkung beim Sumpffieber hat und so mit dem Chinin konkmrieren könnte.
Wenn man bedenkt, wie groß der Chininkonsum ist, so erscheint die Darstellung
einer rivalisierenden Verbindung, welcher einige unangenehme Eigenschaften
des Chinins, der bittere Geschmack, die Geschmacksparästhesien fehlen und
welche im Preise biUiger ist, als ein höchst wünschenswertes Ziel der Bestre-
bungen der Synthetiker. Bis nun steht Chinin noch immer ohne Analogie da.
Die Erreichung dieses Zieles wäre auch viel ehrenvoller als die nutzlose
ewige Variation von zwei Grundideen, die nun zum Tode abgehetzt sind.
Es ist noch zu bemerken, daß es wünschenswert wäre, ein geschmackloses
lösliches Derivat des Chinins zu haben, da die bisherigen Bestrebmigen in dieser
Richtung keineswegs als endgültiger Abschluß dieses Problems zu betrachten
sind. Wir verfügen wohl über geschmacklose Derivate, aber die Ausbeuten bei
den Verfahren sind viel zu gering, so daß diese Substanzen noch luiverhältnis-
mäßig hohe Preise haben.
Die Zwecklosigkeit der Bestrebungen, in der AnilinreUie zu leicht wasserlös-
lichen Derivaten zu gelangen, wobei aber der Grundkörper ganz oder teilweise
.seine therapeutische Wirkung verUert, haben wir oben ausgeführt. Die schwere
Löslichkeit des Phenacetins beemträchtigt dessen Wirkung durchaus nicht.
Es fällt bei allen natürlichen und künstlichen antipyretisch wirkenden
Mitteln auf, daß sie auf ringförmig geschlossene Körper basiert sind, imd zwar
ohne Ausnahme. Die sicher wirkenden Antipyretica der besprochenen Reihen
enthalten überdies alle Stickstoff, entweder in der Form, daß der Stickstoff
an der Ringbildung beteUigt, oder daß er in einer basischen Seitenkette enthalten
ist. Daß es nicht die N-haltige Seitenkette ist, welcher die betreffenden Körper
ihre entfiebemde Wirkung verdanken, sondern es sich vielmehr um eine Eigen-
schaft des ringförmigen Kernes handelt, beweist insbesondere der Umstand,
daß nicht nur der basische Rest, sondern auch Hydroxyle (Phenol, Brenzcate-
chin) beziehmigsweise eine hydroxylierte Carbonsäure (Sahcylsäure) dieselbe
entfiebemde Wirkung, wenn auch nicht in der gleichen Intensität und Dauer,
zu entwickeln in der Lage sind. Es ist aber auch gleichgültig, was für basischer
Rest eintritt; sowohl die Aminogruppe als auch der Hydrazüirest lösen diese
Wirkung des Kernes aus, die chemisch leichter reagierende Hydrazingruppe
intensiver als die Aminogruppe. Anderseits kann durch Ersatz von Wasserstoff
im basischen Rest, indem der Körper durch Einführung von Acyl- oder Alkyl-
gruppen für Wasserstoff den Eingriffen des Organismus gegenüber resistenter
gemacht wird, eine Entgiftung bewirkt werden. Die antineuralgische und leicht
hypnotische Wirkung des Acetanilids, Phenacetins und analog gebauter Körper
läßt sich vieUeicht zum Teil auf folgende Weise erklären. Die Säureamide haben,
wie im allgemeinen Teile ausgeführt wurde, leicht hypnotische Eigenschaften,
anscheinend wegen ihres Carbonylcharakters. Die Carbonylgruppe hat in den
meisten Substanzen ja solche mehr oder minder stark ausgeprägte hypno-
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 19
290 Antipyretica.
tische Eigenschaften. Daher wird man die antineuralgische Wirkung des Acet-
anilids wohl zum Teil auf die Gruppierung CHg • CO • NH • R beziehen. Jeden-
falls ist diese Erklärung auf aUe Derivate des Anilins ausdehnbar, während eine
zweite Erklärung, die sich beim Phenacetin geradezu aufdrängt, daß die Äthoxy-
gruppe den hypnotischen und antineuralgischen Effekt bedüigt, nur für einen
Teil der p-Aminophenolderivate Geltmig hätte, aber man muß wohl annehmen,
daß es sich beim Phenacetin, Lactophenm und ähnhch gebauten Körpern im
Gegensatz zu den Aniünderivaten im engeren Sinne um eine Konkurrenz zweier
Faktoren, welche in ähnlicher Richtimg wirken, handelt: der Äthoxygnippe
und der Acylaminogruppe.
Beim Chinin steht die antineuralgische Wirkung im Zusammenhange mit
den narkotischen Effekten dieser Base. Gerade diese Nebenwirkung auf das
Nervensystem ist es ja, welche den modernen Antipyreticis ermöglicht, sich
neben Chinin einen hervorragenden Platz in der Therapie zu verschaffen und
ihn zu behaupten, obgleich dem Chinin exquisit narkotische Wirkungen zu-
kommen. Wir gehen wohl auch nicht fehl, wenn wir als Erklärung für die
antineuralgische Wirkung des Antipyrins die CO-Gruppe im Pyrazolonring heran-
ziehen. Dieser Sauerstoff der CO-Gruppe hat vielleicht die gleichen chemischen
Eigenschaften wie der Brückensauerstoff im Morphin, und es ergäbe sich da viel-
leicht eine chemische Analogie zwischen beiden Substanzen. Für die antineiu-al-
gischen Effekte des Chinnis eine chemische Erklärung abzugeben, ist noch nicht
möglich. Doch wollen wir auf das Vorhandensein eines freien Hydroxyls an dem
den Chinohnring mit dem Loiponteil verbindenden Kohlenstoff hinweisen, wel-
ches, wie auch bei allen anderen narkotisch wirkenden Alkaloiden, Bezie-
hungen zwischen dem Gehirn und dem Chininmolekül herstellen kann.
Im allgemeinen und in erster Linie scheinen die antineuralgischen Wirkun-
gen der Antipyretica mit ihrem stark basischen Charakter in Zusammenhang
zu stehen. Werden die Basen kondensiert, so erhält man sogar lokalanästhe-
sierend wirkende Mittel.
Wenn wir die zahlreichen Körper überbUcken, welche in der Absicht, neue
Antipyretica zu schaffen, dargestellt wurden, so müssen wir doch zugestehen,
daß deren Darstellung für den Pharmakologen und für den Syiithetiker durchaus
nicht zwecklos war, ja daß das negative Ergebnis in mancher Richtung sehr
belehrend ist.
Das Scheitern aller Chinolinderivate in der Therapie zeigt uns, wie wenig
Erfolg ein weiterer Versuch mit hydrierten Derivaten dieser Reihe haben dürfte,
wenn wir nicht neue Methoden zur Entgiftung ersimien, wie auch solche Körper
insolange überflüssig sind, als wir nicht durch Studium des Chmins den wahren
Grund für seine spezifische Wirkung erkannt und dann vielleicht wieder auf
Chinolinderivate zurückkommen. Vorläufig kann kein Derivat mit den üblichen
antipyretischen Mitteln in bezug auf Wirkung, Ungiftigkeit und Preis konkur-
rieren. Die nicht hydrierten Derivate des Chinolins sind entweder zu schwach
in der Wirkung oder, wie die Aminoderivate, ohne jedweden Vorteil vor den
Aminophenolderivaten .
Bei der Antipyringruppe ist es von Interesse, daß Antipyrin erst durch
Einführung der Methylgruppe stark wirksam wird. Es ist weiter interessant,
daß die Derivate des Isopyrazolons im Gegensatze zu denen des Pyrazolons
keine antipyretische, hingegen aber eine giftige Wirkung zeigen. Die Derivate
des Pyrazols wirken ebenfalls nicht antipyretisch^). Die Einführung eines
1) AePP. 88, 294.
Allgemeine Betrachtungen über die Antipyretica. 291
basischen (entgifteten) Restes (NHj-Gruppe) in das Antipyrin, und zwar in den
Pyrazolonring, erhöht die Wirkung des letzteren bedeutend.
Die einfachen Derivate des Phenylhydrazins, sie mögen wie immer entgiftet
sein, eignen sich zur Anwendung in der praktischen Medizin nicht, da sie durch-
wegs Blutgifte sind.
Ebenso sollten die einfachen Anilinderivate aus dem gleichen Grunde ver-
lassen werden. Nur der äußerst billige Preis des Acetanilids verlockt noch Ärzte,
sich dieses jVIittels zu bedienen. Der Hauptkonsum scheint aber darin seine
Ursache zu haben, daß man andere teurere Antipyretica, insbesondere Phen-
acetin, damit verfälscht.
Die Derivate des p-Aminophenols mit den zahlreichen möglichen und auch
zum Teil ausgeführten Variationen sind jedenfalls sehr lehrreich.
Schon der Eintritt eines Hydroxyls in das Anilin macht letzteres weniger
giftig. Man kann nun entweder diesen labilen Körper, das p-Aminophenol,
durch Säureradikale oder durch Alkylradikale oder durch Reaktion mit Alde-
hyden stabiler machen. Im vornherein ist zu bemerken, daß man aus dem
Grunde immer bei diesen Synthesen von einem Aminophenol der p-Stellimg
ausgeht, weil die o- und m-Derivate weit giftiger sind, ohne sonst irgend-
einen Vorteil zu bieten. Wenn man das Hydroxyl alkyliert, so kommt man
zu Körpern, von denen sich insbesondere die Athylverbindung, das Phene-
tidin, als therapeutisch sehr vorteilhaft erwies. Phenetidin als solches ist
aber noch giftig. Daher sind alle Derivate desselben für die Praxis zu ver-
werfen, welche entweder bloße Salze des Phenetidins sind oder die durch
Einwirkung der Salzsäure im Magensafte in die Komponenten zerfallen und
so zur Bildung von Phenetidinsalzen im Magen führen. Sie sind natürlich
alle als Antipyretica wirksam und nur aus dem Grunde zu verwerfen, weil
sie schon im Magen das noch giftige Phenetidin abspalten. Dahin gehören
alle Salze, wie Citrophen usw., alle Produkte der Reaktion eines Aldehyds
oder Ketons mit der Aminogruppe. Hierbei ist zu bemerken, daß einzelne,
z. B. das Reaktionsprodukt des Salicylaldehyds mit Phenetidin, insbesondere
die mit aromatischen Radikalen entgifteten, den Eingriffen des Organismus
gegenüber zu resistent sind, um überhaupt zur Wirkung zu gelangen, und
die geringe Wirkung, welche diese Körper zeigen, auf den angeführten Um-
stand zurückzuführen ist, daß die Salzsäure des Magensaftes aus ihnen Phene-
tidin abspaltet.
Überhaupt erscheint die Einführung aromatischer Radikale zur Entgiftung
des basischen Restes als durchaus imgeeignet, da dermaßen stabile Derivate
entstehen, daß der Organismus dieselben nicht aufspalten, d. h. das wirkende
p-Aminophenol daraus nicht entwickeln kann. Es ist dies geradezu ein Beweis
für den Zusammenhang zwischen chemischer Veränderung und physiologischer
Wirkung. Körper, welche im Organismus nicht verändert werden, gelangen
auch nicht zur Wirkung. Daher ist der positive Ausfall der Indopheninreaktion
im Harne bei Verfüttenmg von Derivaten der Anilingruppe ein sicherer Beweis,
daß sie wirksam waren, weil sie abgebaut wurden. Ein negativer Ausfall zeigt
auch, daß der verfütterte Körper unwirksam war.
Zur Entgiftung des basischen Restes eignen sich vorzüglich die Radikale
der Fettsäm-en, insbesondere der Essigsäure; kein anderes Radikal zeichnet
sich vor der Essigsäure aus, es ist auch keines bei der technischen Herstellung
billiger. Anders verhält es sich bei der Deckung des Hydroxyls durch Fettsäure-
radikale, z. B. der Essigsäure. Die Verseifung dieses Esters geht so glatt vor
sich und weitaus rascher als der Abbau einer Alkylgruppe, so daß sehr rasch
19*
292 Anfcipyretica.
sich das giftige p-Aminoplienol bildet. Deshalb sind solche Derivate, in welchen
der Phenolhydroxylwasserstoff durch Säiireradikale ersetzt ist, immer giftiger
als die alkylsubstituierten und stehen üinen daher an Güte bei weitem nach.
Der Säurerest an der basischen Gruppe verhält sich chemisch und physiologisch
viel resistenter.
Das Ersetzen des zweiten Wasserstoffes in der basischen Gruppe durch
ein Säureradikal bietet schon aus dem Grunde keinen Vorteil, weil die zweite
Säuregruppe schon durch bloßes Wasser leicht abgespalten wird.
Der Ersatz des zweiten Wasserstoffes durch eine Alkylgruppe bewirkt eine
rauschartige Narkose. Die Körper dieser Reihe haben keine praktische Ver-
wendung gefunden.
Auch die Entgiftung durch Überführung des Phenetidins in ein Urethan
zeigt gar keine der einfachen Acetylierung überlegene Wirkung.
Hingegen müssen alle Versuche der Entgiftung durch Uberführmig der
basischen Verbindung in eine Säure, also die Darstellung von Carbonsäuren,
Sulfosäuren usw. des Phenetidins als gänzlich gegen die pharmakologischen
Grundgesetze verstoßend angesehen werden. Die entsprechenden Körper haben
sich auch ohne Ausnahme als wirkungslos erwiesen, um so mehr, als der Organis-
mus aus ihnen kein p-Aminophenol regenerieren kami.
Die Einfülirung einer zweiten Aminogrujjpe hat naturgemäß die Giftigkeit
des Phenacetüis erhöht. Der Versuch, ein zweites gedecktes Hydroxyl^) ein-
zuführen, ist nicht weiter verfolgt worden.
Wir haben ferner gesehen, daß sich nur vom Benzol oder ChinoUn Anti-
P3rretica ableiten lassen. Vom Pyridin kann man zu keinem gelangen, ebenso-
wenig kaiui man von anderen Rüigsystemen : Diphenyl, Naphthalin und
Phenanthren, zu antipyretischen Körpern gelangen. Die Funktion des Benzol-
kems und des Benzols in der ChinolLnbüidung hängt von ganz bestimmten
chemischen Bindungen ab, welche PyricUn, Naphthalin und Phenanthren ent-
behren.
So sehen wir, daß der praktische Erfolg der so zahlreichen Versuche, die
erst dargestellten Körper, Antipyrin (PjTamidon) und Phenacetin, zu verbessern,
nur sehr spärlich ist, schon aus dem Grunde, weil man nicht zu billigeren Kör-
pern gelangen konnte, diese beiden Standardpräparate selbst sehr rigorosen
Anforderungen an ein Antipyreticum entsprechen und nach keiner Richtung
von den zahlreichen Varianten irgendwie erheblich übertroffen wurden.
Das Ideal, ein spezifisches Fiebermittel mit starken antineuralgischen Effek-
ten, Wirkung auf Sumpffieber und ohne schädigende Nebenwirkung, ist noch
zu erreichen, aber um diesen Erfolg zu erringen, müssen neue Ideen und neue
Studien über Chinin kommen oder der Zufall, welcher ja eine so große RoUe
bei den Entdeckungen und Erfindungen spielt, helfend eingreifen. Die bis nun
vorgebrachten Ideen erscheinen in allen Variationen erschöpft und müssen neuen
Platz machen.
') DRP.-Anin. 13 209. Darstellung von Acetylaminodiäthylbrenzcatechin.
Drittes Kapitel.
Alkaloide.
Zum Schönsten und Interessantesten in der Pharmakologie gehört wohl das
planmäßige Studium der natürlichen Alkaloide, ihrer Synthesen, die Kenntnis
der wirksamen Gruppen und der künstliche Ersatz der Alkaloide. Gerade die
kleinen Mengen, in denen ein Alkaloid seine Wirksamkeit schon zeigt, sowie die
Raschheit der Wirkung der Alkaloide haben von jeher diese Verbindungen
zu den LiebUngsmitteln derjenigen Ärzte erhoben, welche sie zu benützen ver-
stehen. Hierbei gestatten die maimigfaltigen Wirkungen, welche die Alkaloide
haben, eine ungemein ausgebreitete Anwendung auf allen Gebieten der prak-
tischen Medizin. Ja, in der Hand des Geübten und des Kundigen können
die versclüedensten Effekte und oft entgegengesetzte Erscheinungen durch
eine verschiedene Dosierung desselben Mittels erzielt werden.
Die Chemie hat mehrere Ziele beim Studium der Alkaloide imd ilires Auf-
baues von jeher verfolgt. Das erste Bestreben, die ReindarsteUung der wirk-
samen Substanzen, war stets von einem anderen begleitet, nämlich eine Ver-
biUigung des betreffenden Alkaloids dadurch zu erzielen, daß man möghchst
die konstitutionell verwandten Nebenalkaloide in das wertvolle Hauptalkaloid
verwandle oder daß man die Nebenalkaloide der verschiedenen Drogen ebenfalls
in der Medizin zur Verwertung bringe, anderseits war es ein so beachtenswertes
Ziel, die Alkaloide entweder sjiithetisch darzustellen, oder, wenn dieses nicht
gelang, durch das Studium der wirksamen Gruppen dahin zu kommen, den
Alkaloiden an Wirkungen analoge Körper aufzubauen. Neben diesen Bestre-
bungen machten sich insbesondere in der letzten Zeit zwei Richtungen bemerkbar,
welche mit mehr oder minder großem Erfolg folgendes anstrebten. Die eine
Richtung suchte bestimmte schädliche oder unangenehme Eigenschaften ge-
wisser Alkaloide, wie etwa den bitteren Geschmack des Chinins, die leichte Zer-
setzüchkeit des Cocains, durch verschiedene Veränderungen zu coupieren, ohne
daß die Grund Wirkung des Körpers in irgendeiner Weise verändert würde. Eine
andere Richtimg, und diese ist die weit erfolgreichere, strebte an, an dem Mole-
kül der bekaimten Alkaloide durch Sperren oder Öffnen bestimmter Seitenketten,
sowie durch bestimmte Veränderungen an den Seitenketten solche Veränderungen
in der physiologischen Wirkung hervorzurufen, daß gleichsam eine im Alkaloid
schlummernde Eigenschaft zum Leben erweckt werde, während die typischen
Eigenschaften des Alkaloids gleichsam in einen Schlummerzustand versinken.
Als Beispiel wollen wir nur anführen das Versperren des einen oder beider
Morphinhydroxyle durch Acyl- oder Alkylgruppen, wobei die schlafmachende
Eigenschaft fast ganz verschwindet, während eine eigentümliche Wirkung auf
die Respiration, w^elche wohl schon dem Morphin, wenn auch nicht in dem Grade
zukommt, als charakteristisches Zeichen der neuen Körper bei der therapeu-
tischen Anwendung auftritt.
Es wurden auch Versuche gemacht, eine sogenannte Veredelung der
Alkaloide in der Weise durchzuführen, daß man durch chemische Änderung
294 Alkaloide.
am Moleküle der natürlich vorkommenden Alkaloide eine Verbesserung oder
Verstärkung der Wirkung erzielen wollte. In den meisten Fällen hat es sich
herausgestellt, daß die natürlich vorkommenden Verbindungen (AdrenaUn,
Chinin, Morphin) die besten Vertreter dieser Reihen sind.
*
Die große Reihe der natürhch vorkommenden Alkaloide lä.ßt sich bekannt-
lich nach Königs auf das Pyridin
H
C
^\
HC CH
I II
HC CH
\/
N
zurückführen. Diese Base ist für sich fast ungittig zu nemien. Pyridininhala-
tionen bewirken zunächst respiratorische Dyspnoe durch Reizung des Trige-
minus, dann Verlangsamung und Verflachung der Atmung, welche periodischen
Wechsel zeigt und schließhch Schlaf. Interne Verabreichung des Pyridins macht
keine Erscheinungen toxischer Natur. Die Hauptwirkung besteht nach L. B r u n-
ton und Tunnicliffe^) in Lähmung der sensorischen Apparate, totaler An-
ästhesie und Aufhebung der Reflexe, ferner hemmen relativ geringe Dosen die
Atmung; zentrale Vagusreizung bei mit Pyridin vergifteten Kaninchen ergab
besonders häufig exspiratorischen Stillstand. Die Herzaktion wird durch kleine
Dosen verlangsamt und verstärkt, durch größere zum Stillstand gebracht.
Pyridin ist im Vergleich zu seinen Derivaten kein aktives Glied. Es macht Blut-
drucksenkung durch Paralyse des Herzmsukels.
E. Harnack und H. H. Meyer, W. His, R. Cohn konnten bei Dosen
von ca. 1 g pro die keinerlei toxische Wirkung sehen^).
Die Pyridinderivate wirken ähnlich Avie Pyridin, sie sind um so giftiger, je
höher der Siedepunkt').
[Tlüotetrapyridüi und Isopyridin wirken auf Hmide und Katzen nicht
giftig; ersteres verursacht bei Fröschen als Hydrochlorat zu 13 mg erst in
IV2 Stunden eine geringe Paralyse, ohne die Respiration aufzuheben und Nico-
tinlcrämpfe zu bewirken*)].
Auf Bohnenpflanzen wirkt Methylamin giftig, seine Giftigkeit steigt mit
der Anzahl der Älethylgruppen. Methylamin ist nach dieser Richtung hin weniger
giftig als Äthylamin, während die Giftigkeit der höheren Amine mit zunehmender
Länge der Kohlenstoffkette abnimmt, nur Isoamylamin ist wesentlich giftiger
als n-Amylamin. Auch das Kaliumsalz der Isobuttersäure zeigt giftige Eigen-
schaften, während die Salze der normalen Buttersäure ziemlich ungiftig sind.
Formamid ist giftig, Acetamid ungiftig. Oxalsäure ist giftiger als Bernstein-
säure. Methyl- und Äthylester der Weinsäure sind giftiger als Aveinsaiu'e Salze.
Pyridin ist ungiftig, Methj'lpyridin schwach giftig, Piperidin wenig giftig,
n-Methj'lpiperidin, Coniin, ChinoUn und Isochinolin sind viel giftiger, am gif-
tigsten Methylchinolin. Cocain ist sehr giftig, Norekgoninmethyläther viel
weniger giftig, Norekgonin ganz ungiftig ^). Betain ist weniger giftig als
Tetramethylammoniumhydroxyd.
') Journ. of phvsiol. IT, 292. Siehe auch Heinz, Virchows Arch. 182, IIG.
-) AePP. 13, 394; 33, 254. — HS. 18, 116 (1894).
=) Kendrick und Dewar, BB. T, 1458 (1874). *) Vulpian, Cr. 93, 165.
') G. Ciamician und C. Ravonna, Atti della R. Accad. dei Lincei Roma 39, H. 5,
Nr. 1, S. 7 (1920).
Einfluß der Hydrierung der Basen. 295
Einlluß der Hydrierung der Basen.
Aber die Wirkung ändert sich und wird verstärkt, wenn diese Base, das
Pyridin, hydriert wird, d. h. wenn durch den Eintritt von Wasserstoffatomen
in das Pyridinmolekül die doppelten Bindiuigen gelöst luid die Stickstoff-
bindung in eine Imidgruppe übergeht. Dann wirkt die neue Base und sie
wirkt in dem Sinne, daß sie den Blutdruck steigert, daß sie die Gefäße stark
kontrahiert imd bestimmte Ähnlichkeiten in ihrer physiologischen Wirkung mit
dem Nicotin unverkennbar süid. Das durch Hydrierung des Pyridins ent-
stehende Piperidin wirkt zentral und auch peripher lähmend i). Wenn man
die Erfahrung vom Verhältnis zwischen Pyridin und Piperidin, der einfachen
imd der hydrierten Base weiter verfolgt und eine Reihe anderer Basen auf
dieses Verhalten hin untersucht, so kami man zu einer Regel gelangen, die
zuerst von Kendrick imd De war, später in Deutschland von Königs in
Worte gekleidet wurde : Hydrierte Basen wirken physiologisch immer
stärker als die ihnen entsprechenden nicht hydrierten Basen.
Kendrick imd Dewar-) wiesen zuerst darauf hin, daß bei Vergleich der
Wirkungen
von Chinolin C^HjN mit Parvolin C^HjsN
von CoUidin CgHjjN mit Coiiiin CgHjjN
von Dipyridin CijHiqNo mit Nicotin CjoHi^Xj
zu beobachten ist, daß die physiologische Wirksamkeit dieser Substanzen, ab-
gesehen von der chemischen Struktur, in denjenigen Substanzen am größten ist,
welche die größte Menge Wasserstoff enthalten.
Die Hydrierimg einer Base kann nicht nur eine erhöhte Giftigkeit imd Wirk-
samkeit verursachen, sondern es kommt dabei in vielen Fällen zu einer völligen
Umkehruug der physiologischen Wirkimg der Grundsubstanz. So wirkt
Pyridin blutdruckerniedrigend, Piperidin blutdrucksteigernd.
Berberin blutdruckerniedrigend, Tetrahydroberberin blutdrueksteigemd,
(V -Naphthylamüi wirkt giftig durch zentrale /J-Tetrahydronaphthylamin pupillenerwei-
Lähmung^), ternd.
^-Naphthylamin pupillenverengernd.
Eine Reihe von Beispielen bestätigt die Richtigkeit dieser Regel. Es wäre
aber falsch, anzunehmen, daß man jede Base durch Hydrierung in eine stärker
wirksame verwandeln kann. Es kann nämlich beim Prozeß der Hydrierung auch
eine Sprengung des Kernes vor sich gehen, und dann bekommt man keinen
wirksamen, vielmehr oft einen wenig oder ganz unwirksamen Körper. Ander-
seits kann durch die Hydrierung auch eine Sprengung zwischen der Verbindung
zweier Kerne emtreten:
Hierfür dienen folgende Beispiele:
Pyridin ist von äußerst germger Wirkung''), das hydrierte Pyridin (Piperidin)
Pyridin
wirkt aber kräftig blutdrueksteigemd.
') Siehe auch Thiele mann, Diss. Marburg (1896).
-) BB. T, 1458 (1874); 16, 739 (1883).
^) Pitini und Blanda, Arch. di farmacol. 1898, 431.
*) Siehe dagegen Lublinski, Deutsche med. Wochenschr. 1885, 985.
H
H,
h()^
Piperidin H^Q^,
N
N
H
296 Alkaloide.
Die Giftigkeit des Chinolins steigt bedeutend, wenn man es in Tetrahydro-
chinolin verwandelt.
P3Tidin und Chinolin sind die einfachsten Vertreter der Alkaloidgruppe.
Ihre vollständigen Hydride sind Piperidin und Dekahydrochinoliu. Alle vier
lähmen die Zentren imd setzen die Leistungsfähigkeit der motorischen Nerven
erheblich herab, lassen aber die sensiblen Nervenendigungen ganz, die Muskel-
substanz fast mtakt. Außerdem bringen sie Veränderungen der roten Blut-
körperchen, wie Ammoniak, hervor. Die hydrierten Verbindungen wirken
hierbei kräftiger und stärker^).
/)'-Naphthylamin zeigt in Dosen v^on 1 g schwache Wirkimgen, während
/S-Tetrahydronaphthylamin in Dosen von 1 g bei Kaninchen letal wirkt*).
CH,
/)-Collidin /\ . f.„H, '®* relativ wenig giftig, während Hexahydro-p-
N
colhdin oder Isocicutin eine zentrale und periphere Giftigkeit entfaltet. Es ist
weit giftiger als CiU'are und wirkt wie Conim (Ä-Propylpiperidin).
Die Ursache, weshalb die hydrierten Basen an Stärke der Wirkung die
entsprechenden nicht hydrierten übertreffen und in vielen Fällen sogar gerade
entgegengesetzte Wirkungen haben (z. B. Pyridin und Piperidin) ist wohl die,
daß die Basen einerseits durch Hydrierung einen fetten Charakter erhalten,
öidem die doppelten Bindmagen der Ringe verlorengehen, anderseits geht
häufig eine tertiäre Base in eine sekinidäre über, welche letztere infolge Vor-
handenseins einer Imidgruppe physiologisch luigemein reaktionsfähig ist,
während tertiär gebundener Stickstoff im Organismus sowie außerhalb sehr
träge reagiert. Die Zunahme der Verbindimg an Wasserstoffatomen erleichtert
den oxydativen Eingriff des Organismus, sowie auch der fette Charakter em
Einreißen des Ringes erleichtert.
Hydriert man jedoch Papaverin zum Tetrahydropapaverin, so erhält man
eine Abschwächung der Giftigkeit.
Ricinin tötet in Dosen von 1.5 mg subcutan eme 15 g schwere Maus in
15 Minuten. Tetrahydroricinin ist weniger giftig als Ricinin. Ricinin ist der
Methylester der Ricininsäure').
Durch Hydriermig von Strychnin und Thebain gehen die krampferregenden
Eigenschaften dieser Alkaloide seilest bei Verwendung der 3 — Stach größeren
Dose verloren (0. Loeb und L. Oldenberg).
Physiologische Bedeutung der Umwandlung der ternären Alkaloide in
quaternäre Ammoniumbasen.
Zu dieser allgemeinen Regel über die Wirkung der Basen im Zusammen-
hang mit ihrem chemischen Aufbau tritt eine zweite hinzu, die wir Cr um
Brown und Fräser^) verdanken; diese beiden schottischen Forscher unter-
suchten, um die Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und physiolo-
gischer Wirkung zu finden, die physiologische Wirkung der Substanzen, nämlich
der Alkaloide, nach einer ganz bestimmten chemischen Operation, welche
gleichmäßig an allen Alkaloiden vorgenommen wurde. Wenn die chemische
Konstitution C ist, die physiologische Wirkung P, so ist die unbekannte Funktion
1) Heinz.VirchowsArch. 123, 116. =) BB. 33, 777 (1889). — Virchows Arch. 115,117.
^) E. Winterstein, J. Keller und A. B. Weinhagen, Arch. d. Pharmaz. 355,
513 (1918).
*) Transact. Roy. Soc. Edinburgh 35, 707 (1868) undProc. Boy . Soc. Edinburgh 1869, 560.
Physiologische Bedeutung der Umwandlung der temären Alkaloide. 297
von C fC . Um nun f zu finden, verändert man C so, daß es C + JC ■wird, und
untersucht die korrespondierende Verändenmg der physiologischen Wirkung
von fC zu fC + MC . Wir kennen zJC, fC und JfC und wenn wir deren Ver-
hältnisse für eine große Anzahl von C-Werten keimen und indem man zJC
variiert, so kann man die Funktion f bestimmen. Die Veränderung der Kon-
stitution, die von JC repräsentiert wird, muß eine einfache vmd klare sein.
Es sind zwei Arten, zwischen denen man wählen kann: Replacement und
Addition.
Das Replacement macht keine so große Änderung der physiologischen
Wirkmig wie die Addition ; wemi man die Wirkimg von Kohlenoxyd und Kohlen-
säure, Blausävu-e mid Methylamin, arsenige Säure und Kakodylsäure, Strychnin
und BnicLn und die Salze der Ammoniumbasen, die von ihnen abstammen, ver-
gleicht, so kann man sehen, daß die Addition wenigstens in den meisten Fällen
die physiologische Aktivität verringert oder vernichtet. Dieser Vergleich führt
zu dem Verdachte, daß die physiologische Aktivität mit der chemischen Kon-
densation zusammenhängt, mit welchem Ausdrucke Brown und Fräser die
Fähigkeit, Additionen einzugehen, bezeichnen, wobei die Addition nun durch
Anwachsen der Wertigkeit eines Atoms oder einer Gruppe von Atomen Platz
greift. Dieser Verdacht erhält eine gewisse Bestätigung durch die Tatsache, daß
stabile Verbindungen des fünfwertigen Arsens und Antimons bei der physio-
logischen Prüfimg in bezug auf spezifische Arsen- und Antimonwirkung unwirk-
sam waren, während alle löslichen Verbindungen des dreiwertigen Arsens und
Antimons sich wirksam erwiesen. Ähnlich sind die aromatischen Körper in der
Regel aktiver als die korrespondierenden fetten Körper; das Vorkommen von
solchen Giften, wie Alkohol, Oxalsäure mid Subhmat, unter den gesättigten
Substanzen und von verhältnismäßig unwirksamen imgesättigten Verbindungen,
wie Benzoesäiure und SaUcin, zeigt, daß die Kondensation nicht der einzige
Zustand der phj'siologischen Aktivität ist. Es -niirden nun die Methylderivate
des Strychnin, Brucin, Thebain, Kodein, Morphin und Nicotin untersucht. Das
Jodid und Sulfat des Methylstrjxhnin ist weit weniger giftig als Strychnin selbst,
es erzeugt keine Krämpfe, sondern Paralyse und hat Curare Wirkung. Äthjd-
strychnin wirkt ebenso i).
J. Tillie-) behauptet, daß die Addition von Methyl zu Strychnin nicht,
wie bisher angenommen wurde, eine völlige Umwandlung des Wirkungs-
charakters, sondern lediglich eine Modifikation der Aufeinanderfolge imd der
Intensität der Grundwirkimgen des Stryclmins bedingt.
Brucin und Thebain wirken wie Strj^chnin, und ebenso verhalten sich
ihre Methylderivate zum Methylstrychnin ; beim Kodein haben die Salze der
Methylverbindimg nicht die krampferregende Wirkimg des Kodeins. Da
dieses Alkaloid nur eine schwache Schlaf Wirkung hat, so war es schwer zu
erkennen, wie weit diese Wirkung in der Methylverbindimg verändert war.
Die letztere lähmt die motorischen Xervenendorgane, was Kodein nicht vermag.
Morphinmethyljodid, welches fast unlöslich ist, hat gar keine schlafmachende
Wirkung. Hingegen wirkt Morphinmethylsulfat narkotisch, macht aber keine
Krämpfe, sondern Paralyse. Methylnicotin^) ist wenig giftig, macht keine
1) Schroff, Wochenbl. d. Zeits. d. Ges. d. Ärzte, Wien 6, 157 (1866). — Buch-
heim imd Loos, Eckhards Beiträge 5, 205. -) AePP. 27, 1.
') Xach Crum Brown und Fräser ist Methylnicotin für Kaninchen nicht giftig.
Es bedingt zu 0.6 und 1.0 g schwache Beeinträchtigungen der Motilität, ohne Kon vulsionen
und ohne Lähmung der peripheren Nervenendigungen zu bewirken und tötet als Jodid,
sowie auch als Sulfat Kaninchen zu 1.2 g.
298 Alkaloide.
Krämpfe, aber auch keine lähmende Wirkung auf die motorischen Nervenend-
organe. Crum Brown und Fräser untersuchten auch die Wirkung des Jod-
methyls selbst, welches aber keine solchen Wirkungen zeigte.
Atropin hat eine etwas komplizierte physiologische Wirkung, da es Funk-
tionen des Zentral- und sympathischen (autonomen) Nervensystems beeinflußt.
Die Wirkungen der Methyl- und Äthylderivate differieren in bezug auf das
Zentrahiervensystem vom Atropin, während die Wirkung auf das sympathische
Nervensystem wesentlich dieselbe ist. Die das Rückenmark reizende Wirkung
des Strychnin, Brucin, Thebain, Codein und Morphin kommt den Salzen der
Ammoiiiumbasen, welche von diesen Alkaloiden abstammen, nicht zu, aber
diese Derivate besitzen dafür eine paralysierende Wirkung auf die motorischen
Nervenendigungen. Eine ähnliche Veränderung ist bei den Alkylderivaten des
Atropins zu sehen. Diese Derivate sind kräftiger lähmende Körper als Atropin
selbst. Die Salze der Atropinmethylhydroxyds und Atropinäthylhydroxyds
sind für niedere Tiere in viel kleinerer Dosis letal wirkend als die Salze des
Atropins selbst. Paralyse des Vagus und Pupillen erweiterung werden auch von
den Derivaten des Atropins verursacht.
Conüu^) ist eine Imidbase, Methylconün eine Nitrilbase. Die Salze von
Conün und Methylconün sind emander in Wirkung und Giftigkeit sehr ähnlich.
Sie verursachen fortschreitende Lähmung und Tod durch Asphyxie. Conün-
äthylhydroxyd macht ebenfalls periphere Lähmung der Nervenendapparate^).
Dimethylconün ist viel weniger giftig und erzeugt vor der Lähmung keine
Heizung.
Die Überführung des N-Äthylconiins in die quatemäre Ammoniumbase
steigert die Giftigkeit um das 7- bzw. 12 fache.
In homologen Reihen von Coniniumbasen geht mit steigendem Atomgewicht
eine Veränderung der Giftwirkung einher. Die Intensität der Wirkung hängt
von dem Bau und der räumlichen Gruppierung der an den tertiären Stickstoff
angelagerten Radikale ab. Sie ist nicht nur von der Konstitution des zugrunde
liegenden AJkaloids, sondern auch von der Konstitution der an den tertiären
Stickstoff herantretenden Atomkomplexe abhängig^).
N-Äthylpiperidin zeigt dem Coniin ähnliche Wirkimgen.
Nach den Untersuchungen von Ihmsen übt die vom Methyläthylconiin
derivierende Ammoniumhydroxydbase CgHj8(C2H5)(CH3)N • OH selbst zu 30 g
keine Wirkung aus, die Jodverbindung blieb zu 2 — 6 g wirkungslos, tötete aber
zu 10 g ein Kaninchen in vier Minuten. Es hat also als Ammoniumhydroxyd -
base erheblich an Giftigkeit eingebüßt.
Cocain verliert durch Methj'lierimg vöUig seine exzitierende, sowie seine
anästhesierende physiologische Wirkung. Die Ammoniumbase hat nur die
physiologischen Eigenschaften des Curare, also Lähmung der motorischen
Nervenendplatten (Paul Ehrlich).
Im Pfeilgitt Curare fand R. Böhm zwei Basen, eine tertiäre Base Curin
und eine Ammoniumbase Ciwarin. Curin läßt sich durch Methyherung in
Curarin verwandeln, welches 226 mal so giftig ist als die Muttersubstanz*).
Auch Pyridin selbst schließt sich von dieser allgemeinen Regel nicht aus,
mid die entsprechende Ammoniumbase hat die physiologische Funktion der
quaternären Basen überhaupt, nämlich Lähmimg der motorischen Nervenend-
^) Crum Brown und Fräser, Transact. Roy. Soc. Edinburgh 35, 719.
-) Tirvakian, Thöse Paris, 1878.
3) H. Hildebrandt, AePP. 63, 76 (1910).
*j Arch. d. Pharmazie 235, 660. — Beitr. z. Physiol., Leipzig 1886, 173; 35, 20.
Physiologische Bedeutung der Umwandlung der temären Alkaloide. 299
platten. Es ist aber sehr wenig giftig, ähnlich wirkt die Methylverbindung des
Chinolins und des Isochinolins. Wenig giftig ist Dimethylthallinchlorid').
Methj'lpyridylammoniumhydroxyd tötet Katzen und Kaninchen in Dosen
von 1 — 1.5 g durch Atemlähmung. Nach Dosen von 0.5 g erscheint es unver-
ändert im Harn'). Methylpyi'idiniumchlorid wirkt curareartig lähmend. In Er-
müdungsversuchen am Froschgastrocnen ius hat es Santesson-) mit den
entsprechenden Methylderivaten des Chüiolins, Isochinolins und Thallins
verglichen.
MethylpjTidinchlorid Intensitätswert : 1
Methylchinolinchlorid .. 2.5
Methylisochinolinchlorid ,, 3.75
Dimethylthallinchlorid „ 25.
Nicht alle quaternären Basen wirken curareartig. Die quaternären Papa-
verinderivate und ebenso das Nicotinmethylat wirken nicht auf die motorischen
Nervenendplatten. Die Papaverinderivate verlieren durch Umwandlung in
quatemäre Basen ihre allgemeine zentrale Nervenwirkmig, aber sie erhalten
eine Nierenwirkung, welche durch Hydriermig des Moleküls geschwächt wird,
während sonst die Hydrierung giftigkeitsteigemd ist (Papaverin: Tetrahj'dro-
papaveriu). Viele quatemäre Basen sind zentralangreifende Respirations-
gifte^).
Es besteht also eme erhebliche Differenz zwischen der Wirkung von Basen,
die dreiwertigen Stickstoff, und solchen, die fünf wertigen Stickstoff ent-
halten. Die Salze des Ammoniaks, Trimethylamins imd Tetramethylammo-
niums wurden von Rabuteau untersucht, um auch die Verhältnisse bei ein-
fachen Basen zu studieren. Trimethylaniin steht in derselben Beziehmig zum
Tetramethylammonium, wie Strychnin zu Methylstrychnin. Alle diese Sub-
stanzen machen Paralyse und leichte Muskelkrämpfe durch eine direkte Wir-
kung auf das Zentralnervensj'stem und auf die quergestreifte Muskulatur. Die
physiologischen Wirkungen des Chlorammons und salzsauren Trimethylamins
sind sehr ähnlich, differieren aber vom Jodid des Tetramethjdammoniums'*).
Die beiden ersteren sind schwach in ihrer Wirkimg, während das letztere ein
verhältnismäßig kräftiges Gift ist und sehr rasch lähmend wirkt. Die Paralyse
der peripheren Nervenendigungen der motorischen Nerven ist die
charakteristische Wirkung der Salze der Ammoniumbasen.
Rosenstein^) warf die Frage auf: Bewirkt allein die Bindung einer oder
mehrerer Alkylgruppen an den Kernstickstoffatomen der Alkaloide der Pyridin-
gruppe, daß das Alkaloid lähmende Eigenschaften erhält, oder muß hierzu das
Alkaloid in eine quatemäre Base übergehen ? Es ergab sich, daß Cinchonin
weder durch Einführung einer noch von zwei Methylgruppen zu dem N des
zweiten Kernes seine physiologische Wirkung verändert, während es durch
Überführung in eine quatemäre Base lähmende Eigenschaften erhält. Ebenso
verhält sich Chinin. Die Alkaloide erhalten also nicht durch Bmdimg von einer
oder mehreren Alkylgruppen an den Kernstickstoff lähmende Wirkungen,
sondern nur durch die Überführimg in quatemäre Basen diu-ch AlkyUerung.
Die ursprüngliche Absicht von Crum Brown und Fräser, die Wirkung
der Alkaloide nach der Addition von Jodmethyl zu studieren, hat also ein ganz
anderes Resultat gezeitigt, als beabsichtigt war. Nicht die Addition von Jod-
>) C. G. Santesson, AePP. 35, 23 (1895).
-) Amt Kohlrausch, Zentralbl. f. Physiol. 23, 143.
^) Julius Pohl, Arch. Internat, de Pharmacodynamie 13, 479 (1904).
*) C. r. T6, 887. ^) C. r. 130.
300 Alkaloide.
methj'l und deren Wirkung wurde hier studiert, sondern der Übergang in quater-
näre Basen durch die Einwirkung von Jodmethyl. Wo Jodmethyl diesen Über-
gang nicht zu bewerkstelligen vermag, kommt es auch nicht zur Bildung von
curareartig wirkenden Körpern.
Bei folgenden Substanzen wurde gefunden, daß sie die motorischen Nerven-
endplatten lähmen:
Anorganische : Jodammonium,
Aliphatische : Cyanammonium, Äthylammoniumchlorid,
Amylammoniumchlorid , Amylammonium j odid ,
Amylammoniumsulfat, Dimethylammonium-
chlorid, Dimethylammoniumjodid, Diäthyl-
ammoniumchlorid, Diäthylammoniumjodid.
Diäthylammoniumsulfat, Trimethylammonium-
jodid, Triäthylammoniumchlorid, Triäthyl-
ammonium Jodid, Triäthylammoniumsulfat,
Tetramethylammonium Jodid ^), Tetraäthylam-
moniumj odid ^ ) , Tetraamylammoniumj odid ^) .
Arsonium-, Stibonium-
und
Phosphoniumbasen
Tetraäthyl-arsonium-cadmiumjodid
Methyl-triäthylstiboniumjodid
Methyl-triäthylstiboniunihydrat
Tetr aät hy 1- phosphoni um j odid ^ )
Tetraäthyl-arsonium-zink j odid .
Tetramethylammoniumformiat (Forgenin genannt) zeigt eine digitalisartige
Wirkung, ohne es ersetzen zu können*). Es zeigt keine curareartige Wirkung.
1 cg wirkt giftig und manchmal letal, kleinere Dosen steigern den Appetit und
das Wohlbefinden.
Tetraäthylarsoniumjodid hat zentrallähmende, aber keine ausgesprochen
curareartige Wirkung. Es wirkt rascher und 4 mal so stark wie die entsprechende
Methyl Verbindung zentrallähmend. Es spaltet beim Kaninchen kein
Arsen ab^).
Auch die Sulfinbasen wirken curareartig, erwiesen ist es für Trimethyl-
sulfinhydrür [Kunkel*)], [Curci")].
Aromatische Basen : Phenyl-dimethyl-äthyl-ammoniumjodid
Phenyl-dimethyl-amyl-ammoniumjodid
Phenyl-dimcthyl-aniyl-ammoniumhydrat
Phenyltriäthylammouiumjodid 1)
Toluyltriäthylammoniumjodid
Ditoluyldiäthylammoniumjodid 1)
Toluyldiäthylamj-lammoniumjodidi)
Toluyltriäthylammoniumhydrat 1)
Trimethyhnenthylammoniuin.
^) Kabuteau, Traite de Th6rapeutique und Mömoires de la Soci6t6 de Biol. 1884, 29.
2) Seth N. Jordan, AePP. 8, 15.
^) Vulpian, Arch. d. phys. norm, et pathol. I, 472. Tetraäthyl-phosphoniumjodid
wirkt bei Fröschen curareartig, bei Säugetieren macht es namentlich zentrale Wirkung
sowie Herzwirkung außer der curareartigen. Es wirkt durchaus verschieden von Phosphor.
— W. Linde mann, AePP. 41, 191. *) BoU. chim. farm. 45, 945.
^) Sossja Gornaja, AePP. 61, 76 (1909).
") Kunkel, Toxikologie, Jena 1901, 601. ') Arch. d. Pharm, et th^rap. 4 (1896).
Physiologische Bedeutung der Umwandlung der ternären Alkaloide. 301
Phenyläthylpyrazolammonium^) wirkt curareartig, zuerst nur peripher,
dann aucii zentral lähmend.
Die Indoliumbase Pr-ln-Methyl-3.3-dimethylindoliumoxydhydrat-) macht
motorische Parese, Respirationsstillstand, pikrotoxinartige Krämpfe, später
cerebrale Lähmung. Bei Kaninchen wirkt es als Himkrampfgift.
Methyüerte Alkaloide: Methjdpiperidin, Methylatropin, Methylstrychnin^),
Äthylstrychnin, Methylbrucin, Äthylbrucin, Methylcinchonin, Amylcinchonm,
Methylchinin, Methylchinidüi, Methylcocain (Paul Ehrlich), Methylcodein,
Methylmorphin, Dimethylconiin, Methyldelphinin, Curarin, Ciu'are, Äthyl-
nicotin, Methylthebain, Methylveratrin, Amylveratrin.
Cinchonin-jodessigsäuremethylester CuHjjNaO • JCH, • CO • CH3 macht in
3-mg-Dosen bei Fröschen völlige Lähmung.
Fernerlmidobasen: Methylanilin*), Äthylanilin*), Amylanilin,CoUidin,Coniin.
Methyl-, Äthyl- und Amylanilin wirken curareartig, aber die Chinolin-
derivate, wie Methyl-, Äthyl- und Amylchinolin wirken nicht curareartig, nur
Oxäthylchinoleinammoniumchlorid. Chinolin zeigt kerne Curarewirkung, hin-
gegen aber Chinotoxin.
Dann die Ammoniumhydratbase Echitamin (Ditain)^) C22H2SN2O4 + 4 HjO .
Methylgrün besitzt typische Curarewirkung und macht beim Warmblüter
Blutdrucksenkung. Methylviolett selbst, durch dessen Methylierung man zum
Methylgrün gelangt, zeigt keine Curarewirkung, aber ausgesprochene Digitalis-
Herzwirkung*).
Femer Spartein. Spartein Cj5H26N2 ist mit dem Lupinidin identisch. Es
wirkt curareartig. Durch periphere Lähmimg des Nervus phrenicus tritt Auf-
hören der Atmung auf. Ferner zeigt es lähmende Wirkung auf die herzhemmen-
den Vagusfasern, so daß deren Reizung ohne Erfolg ist und der Muscarinstill-
stand durch nachträgliche Darreichung von Spartein aufgehoben wird. Spartein
zeigt aber eine schädigende Wirkimg auf den Herzmuskel, indem die Diastole
auffallend verlängert wird. Methyljodid- bzw. Benzylbromid -spartein wirken
wie Spartein, doch fehlt ihnen die schädigende Wirkung auf das Froschherz.
Am Warmblüter tritt ein mit der Sparteinwirkung völlig übereinstimmendes
VergittungsbUd auf').
Man sieht daraus, daß v^orzüglich den quatemären Basen die Eigenschaft
zukommt, auf die motorischen Nervenendigungen lähmend zu mrken, daß aber
diese Eigenschaft unabhängig ist vom Baue des übrigen Moleküls der Substanz,
und daß auch andere quaternäre Basen, in denen statt Stickstoff Arsen, Anti-
mon oder Phosphor enthalten ist, also Arsonium-, Stibonium- oder Phospho-
niumbasen dieselben Eigenschaften besitzen. Es kommt also der Hauptsache
nach für das Zustandekommen der Nervenendwirkung auf die bestimmte stereo-
chemische Konfiguration der Verbindung an^).
Walther Straub nimmt an, daß bei und zur Wirkung die Alkaloide durch
einen reversiblen chemischen Vorgang im Organ der Spezifität angehäuft werden,
die Alkaloidwirkung schließlich eine Art Narkose ist.
') Curci, Atti deir Acad. di Catania 10 (1897). ^) Brunner, M. f. Ch. 17, 219 (1896).
3) Schroff, Wochenbl. d. Ges. d. Arzte, Wien 1866, Nr. 17.
*) Jolyet und Cahours, C. r. 66, 1181.
^) E. Harnack, AePP. T, 126. Es ist ein Glucoalkaloid, das bei der Spaltung Zucker
und Dimethylanilin (?) gibt. «) H. Fühner, AePP. 59. 161 (1908).
') H. Hildebrandt, Münchener med. Woclienschr. 1906, 1327.
*) Siehe Kapitel: Stereochemisch bedingte Wirkimgsdifferenzen, femer Sigmund
Fränkel, Stereochemische Konfigmation und physiologische Wirkung. Ergebnisse der
Physiologie (Asher - Spiro) III, Biochemie, S. 290.
302 Alkaloido.
Die Curarewirkung der Basen erklärt H. H.Meyer^) durch die zunehmende
Basizität der Ausgangssubstanz. Da Methylamin stärker basisch ist als Tri-
methylamin, wirkt es auch stärker curareartig. Am stärksten basisch ist Tetra-
methylammoniumhydroxyd und am stärksten wirksam, während Cholin eine
schwache Base und nur schwach wirksam ist-). Von den Platinammoniakver-
bindungen zeigen typische Curarewirkung nur die mit sechs Ammoniakresten.
In schwächerer Weise zeigen ähnliche Nervenendwirkimgen, wemi auch nicht
so typisch, die Basen, welche eine Imidogruppe enthalten (Piperidin, Coniin,
Methylanilin), so daß auch dieser Konfiguration eine solche lähmende Eigen-
schaft zukommt. Auch die Lupetidine mit der NH-Gruppe zeigen eine ähnliche
Wirkung.
Zum Zustandekommen der Nervenendwirkung ist also nur das Vorhanden-
sein fünfwertigen Stickstoffes notwendig. Denn es ist gleichgültig, ob die
Ammoniumbase der Fettreihe oder der aromatischen Reihe angehört. Aber es
wäre falsch, anzunehmen, daß die Nervenendwirkung nur den quatemären
Basen zukommt. Auch Stickstoff freie Körper, wie Campher, Andromedotoxin, ge-
hören zu den Nervenendgiften ; es ist also nicht unwahrscheinlich, daß die Nerven-
endwirkung unter dem Einflüsse verschiedener Atomgruppierungen entsteht,
unter denen die quaternäre Bindung des Stickstoffs die am besten gekannte ist.
Bedeutung der cyclischcn Struktur der Alkaloide.
Bedeutung der Stellungen der Seitenketten.
Von großer Wichtigkeit für die physiologische Wirkung der Alkaloide ist
ihre cyclische Struktur, wie folgendes Beispiel es klar veranschaulicht:
<5-Amiuovaleriansäure und ;'-Aminobuttersäure, welche leicht durch
Anhydridbildmig und Ringschließung in Piperidon bzw. Pyrrolidon übergehen
können,
ö-Aminova!eriansäure Piperidon
H, Hj
C" C
H,cl^ lcOOH = H,cycO +^='^ ""'^
NH2 N
H
/-Aminobuttersäure A-PjTrolidon^)
-jCHo H2^j j^-'^2
HjC'^ 'C00H~H2C'\/C0
NHj N
H
sind ohne eine besondere physiologische Wirkung, während die erwähnten
Basen, ihre Anhydride, schon in schwachen Dosen auffallende toxische Effekte
hervorrufen. Diese Tatsache zeigt die Beziehungen, welche zwischen der cycli-
schen Struktur, welche fast allen Alkaloiden zukommt, und ihrer Wirksamkeit
im Tierkörper bestehen.
Pyrrolidon wirkt wie Strychnin''), Piperidon wirkt nach Schotten ebenfalls
strychninähnUch^). Nach Carl jacob j ®) aber wirken beide Substanzen pikro-
toxinähnlich. Piperidon und Pyrrolidon enthalten wie Strychnin die = N— CO-
1) Ergebn. d. Phvsiol. 1, 11, 200 (1902). ») H. Fühner, AePP. 58, 45 (1907).
3) S. Gabriel, BB. 83, 3335 (1889); 23, 1772 (1890). !
«) S. Gabriel, BB. 83, 1773 (1890). ^) BB. 81, 2243 (1888). «) AePP. 50, 199 (1903).
Bedeutung der cyclischen Struktur der Alkaloide. 303
Gruppe und haben, wie dieses, krampferregeiide Wirkung. Pyridon und Pyr-
azolon haben die gleiche Gruppe, aber keine krampferregende Wirkung. Dem
Strychnol fehlt dieser Komplex, es zeigt aber Strychninwirkung^).
&'-Dimethyl-/5'-isopropyliden-^-pyrrolidon gehört wie Piperidon selbst zu
den MeduUarkrampfgiften. O.Ol g tötet eine Maus unter heftigen Konvulsionen
sehr rasch-).
Daß die Ringschließung bei Alkaloiden mit der physiologischen Wirkung
in Beziehung steht bzw. die Giftigkeit derselben bedingt, beweisen auch die
Beziehungen zwischen Pentamethylendiamin und Piperidin. Ersteres ist un-
gLftig wegen der offenen Kette, während Piperidin giftig und wirksam ist. Beim
raschen Erhitzen des Cadaverin-(Pentamethylendiamin)-chlorhydrates tritt
Ringschluß ein, es bildet sich Piperidinchlorhydrat und Salmiak
Cadaverin Piperidin
CH.<CgZcH! = S • Hcl = CH.<Ch:ZCh:>^ • HCl + NH.Cl .
TT p PH H C CH
Pyrrolidm g^^. 1^;^'' ist giftig, Diathylamin ^^^ if,^^^ ist in Dosen von
N " N '
H H
4 g ohne akute Wirkung. Es ist also weniger die Imidogruppe, als die ring-
förmige Struktur, welche die Giftwirkung der ringförmigen Basen bedingt, im
Vergleiche zu den kettenförmigen.
Die physiologische Wirksamkeit der Alkaloide ist zwar in den meisten Fällen
an das Vorhandensein eines ringförmigen, heterocyclischen Kernes, nicht aber
an die Zahl der Ringglieder gebunden. Ä-Piperidon imd Ä-PjTrolidon zeigen
eine durchaus ähnliche Wirkung auf den Organismus^). Doch steht die Zahl
der Ringglieder in Beziehung zur Wirkungsstärke, Piperidin vmd Pyrrohdin
wirken quäl titativ gleich, Piperidin aber stärker giftig*).
Es ist für die physiologische Wirkung der Alkaloide gleichgültig, ob sie
sich vom Chinolin oder IsochinoUn ableiten lassen. Die Stellung des N im Chino-
linmolekül ist also ohne Relevanz für die physiologische Wirkung^).
Kendrick und Dewar*) haben gezeigt, daß, wenn man die Basen der
Pyridinreihe durch Kondensation verdoppelt und so Dipyridin, ParapicoUn usw.
erhält, die Basen nicht nur stärker phj'siologisch wirksam werden, sondern die
Wirkung in ihrer Art von der einfachen Base differiert und an die Wirkung der
natürlichen Alkaloide, die eine ähnliche Konstitution haben, erinnert.
Pyrrol ^c' 'cH ^^* ®"^ schwer lähmendes Gift. Die Lähmvmg ist
N
H
TT p CH
zentraler Natur'). Pyxrolinchlorhydrat ^^^l ^g'' macht bei Fröchen all-
N
HHCl
gemeine Lähmimg. 0.33 g pro kg ist die letale Dosis. Es macht starke Blut-
') Ce.'sare Paderi, Arch. d. Farmacol. sperim. 18, 66 (1914).
2) Paiily und Hültensch midt, BB. 36, 3351 (1903), von H. Hildebrandt unter-
sucht. 3) Schotten und Gabriel, BB. 21, 2241 (1888).
*) H. Hildebrandt (Pauly), Liebigs Ann. 328, 128.
') Ralph Stock mann, Journ. of physiol. 15, 245.
«) Royal Society Proceed. London 22, 432.
') Ginzberg, Diss. Königsberg bei Jaff e (1890).
304 Alkaloide.
TT p PTT
drucksteigerung. Pyrrolidin ^^^ l^^^'^ erzeugt bei Fröschen Nicotinstellung.
N
H
TT /-i OTT
H*c' 'oh" ^-Methylpyrrolidin macht Nicotinstellung und hierauf vollständige
N
CH3
Lähmung. 0.05 g pro kg sind die letale Dosis. Es macht Blutdrucksteigerung.
Die Pyrrolderivate Schemen besonders durch die lähmende Wirkung auf den
peripheren, herzhemmenden Mechanismus charakterisiert zu sein*).
Pyrrolidin selbst steht in seiner Toxizität dem Piperidin nicht nach. Qua-
litativ kommen bei Kaninchen durch PjTrolidin nicht Krämpfe zustande, die
ja für Piperidin charakteristisch sind. Bei Kaltblütern macht Pyrrolidin, wie
Piperidin, zentrale Lähmung bei kräftig schlagendem Herzen und periphere
curareartige Wirkung.
Hj H2
Pyrrolidin, Piperidin und CyclohexamethylenimLn HjCL JNH wirken
H,
sehr ähnlich. Die periphere Wirkung ist beim Hexamethylenimin am stärk-
sten ausgebildet, also ein Verhalten, me wir es bei den ßingketonen sehen.
Die cyclischen Imine sind im allgemeinen giftiger als die entsprechenden Ring-
ketone mit gleich großem Ring. Bei den Ringketonen überwiegt die zentral-
lähmende Wirkung, bei den cyclischen Iminen die periphere Lähmung.
H2C — CH,
Cyclische Isoxdme verhalten sich folgendermaßen: Pyrrolidon j >NH
H2C — CO
wirkt nicht, wie C. Schotten'-) angibt, strychninartig, sondern nach Jacobj
Ha
C
TT Pf'^^OO
pikrotoxinartig. Dem Piperidon - ! J^^ imd dem wahrscheinlich damit
C
H-
identischen Pentanonisoxim kommt eine typische Krampfwirkung zu, aber
nicht die Steigerung der Reflexerregbarkeit wie beim Strychnin, es treten nur
B[rämpfe auf, welche auf direkter Erregung des Medullarkrampfzentrums
beruhen. H,
c"
Hexanonisoxim ^ \ I macht klonische, später tonische Kjämpfe
H,C NH
'I I
^^C CI12
und wirkt etwas narkotisch.
CH, CHo CH„ OH
Anunohexylalkohol I " " " durch Ringsprengung und Wasser-
CH2 • CH2 • CH2 • NHo
eintritt aus dem Cyclohexanonisoxim dargestellt, ist bedeutend weniger giftig
als das cyclische Hexanonisoxim imd wirkt nach Neutrahsation nur im Sinne
eines Alkohols lähmend.
M Tunnicliffe und Rosenheim, Zentralbl. f. Physiol. 16, 93.
-) BB. 21, 2243 (1888).
Bedeutung der eyolisclien Struktur der Alkaloide. 305
Suberonisoxim macht klonische und tonische Krämpfe, die Krämpfe sind
meist partieü beschränkt. Auch bei den cyclischen Isosimen steigt die Giftigkeit
mit der Größe des Ringes. Ebenso sind die peripheren Wirkimgen bei den Ver-
bindungen mit größerem Ring ausgesprochener ausgebildet. Die curareartige
Wirkung ist bei den niederen Gliedern dieser Reihe kaum angedeutet, beim
Suberonisoxim aber schon sehr deutUch hervortretend.
H H
H2C C C • CHg
Fenchonisoxim H.C • C • CH3 ^-CO macht klonische und tonische
I /
C NH
H
Krämpfe, Blutdrucksteigerung und nachfolgende Lähmung des Gefäßnerven-
zentrums.
Die pikrotoxinartige Krampfwirkung, welche den Isoximen zukommt,
fehlt sowohl bei den Cycloketonen als auch bei den Cycloiminen. Die eigen-
tümlichen Funktionsveränderungen der Skelettmuskulatur sind ebenfalls
nur bei den Isoximen zu konstatieren. Es erscheinen also auch diese beiden
Wirkungen charakteristisch für Cycloisoxime, welche je eine CO- und NH-
Gruppe nebeneinander im Ring enthaltende hydroaromatische Verbindung sind.
Die aUgemeine zentrale Lähmung, die Hauptwirkung der Ketone, tritt bei
den Isoximen zurück. Die Steigerung der Erschöpfbarkeit der motorischen
Endapparate haben alle drei Gruppen, die Cycloketone, Cycloisoxime und
Cycloimine, gemeinschaftHch, aber diese ist am stärksten bei den Iminen imd
am schwächsten bei den Isoximen ausgebildet. Die Imine sind im allgemeinen
die giftigsten, die Ketone weniger, die Isoxime am wenigsten giftig, wenn man
Verbindungen mit gleicher Ghederanzahl miteinander vergleicht.
Die Alkylsubstitutionsprodukte der einfachen cycUschen Isoxime zeigen
folgendes Verhalten: CH3
CHj
Methylpentanonisoxim H.<^NH .^^ ^.j^ksamer als Piperidon, quahtativ
aber wirkt es gleichartig. Von a- und /j-Methylhexanonisoxim ist die /5-Base
an der Maus fünfmal so giftig als die a-Base; auch die Wirksamkeit auf die
Skelettmuskulatur ist bedeutend stärker. Dieselbe Gruppe kann also die Wir-
kimgen der Gesamt Verbindungen je nach der Stellung ihrer Anlagerung mehr
oder weniger erhebUch steigern. 2 H
(CH3)2 = C — C— C^
Trimethylhexanonisoxim j H ^co ist bedeutend giftiger als
HjC— C — N
CH3H
Hexanonisoxim. Die Nervenendwirkimg tritt viel stärker hervor.
Methyüsopropylhexanonisoxim, und zwar 1-Menthonisoxim
H
H CH3 H3C— C — CH3
\/ I
HjC — C — CHj HjC— C — CH2
H /CO und Tetrahydrocarvonisoxim | H ~)C0
HjC — C — NH HjC — C — NH
H3C — C — CHj CHj
H
r r ä n k e 1 , Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 20
306 Alkaloide.
Diese beiden isomeren Verbindungen wirken qualitativ und quantitativ sehr
ähnlich. Die Lähmung tritt stärker hervor, die Krampfwirkung des Hexanon-
isoximkernes ist entschieden zurückgedrängt, die narkotische Wirkung hat man
wohl auf die Alkylseitenketten, namentlich die Isopropylkette zurückzuführen.
Auch die Curare Wirkung ist viel stärker als beim Hexanonisoxim.
Thujamenthonisoxim ist Dimethylisopropylpiperidon.
H CHs
H CH
\/
\/
C
C
oder
'^A>")o
C3H/«^/C«
''^H>(j^
C
C
H,
H„
Es ist zehnmal so giftig als Piperidon. Die krampf erregende AVirkung
des Piperidonkernes ist größtenteils infolge der Wirkung der Alkylseitenketten,
wahrscheinlich infolge der Wirkung der Isopropylgruppe, verdeckt ; die Nerven-
endwirkung, welche bei Piperidon sogar bei tödlichen Gaben nicht nachweisbar
ist, kommt dagegen bei Thujamenthonisoxim sehr deutUch zum Vorschein.
Anderseits läßt sich zeigen, daß die Aufsprengung eines Ringes in Alka-
loiden die Wirkung vernichtet oder abschwächt. So ist das dem Nicotin isomere
Metanicotin ein methyUertes Pyridyl-butylenamin, in dem nach Pinners
Auffas.sung der Pyrrolidinring aufgespalten ist^). Nach Ringhardtz^) hat
Metanicotin qualitativ die Nicotinwirkung, aber man benötigt zur Vergiftung
die zehnfache Dosis.
Nur wenige giftige natürUche Basen, der Cholingruppe angehörig, entbehren
der cyclischen Struktur. Die meisten künstlichen imd natürlichen Basen, welche
physiologische Effekte auslösen, lassen sich vom Benzol oder Pyridin ableiten.
Die reinen Benzolabkömmlinge, welche durch Einführung einer oder mehrerer
Amino- oder Hydrazingruppen basische Eigenschaften bekommen, zeichnen
sich durch ihre temperaturherabsetzenden Wirkungen aus, ebenso durch ihre
Fälligkeit, rote Blutkörperchen zu zerstören und Oxyhämoglobin in Methämo-
globin überzuführen.
Die Wirkung der Kondensation (Verdoppelung der Ringsysteme) zeigt sich
nicht nur bei den aromatischen Basen. So erlangt Pyridin bzw. Benzol durch
die BUdung von Chinolin stark giftige und antiseptische Eigenschaften. Es ist
zu vermuten, daß der Pyridinring, ähnUeh wie ein Hydroxyl, aber in kräftigerer
Weise, die im Benzol immanenten antiseptischen Eigenschaften zur Auslösung
bringt. Dem Pyridin kommen weder antiseptische noch antithermische noch
giftige Eigenschaften zu.
So ist es auch möglich, daß durch die Gegenwart von Pyridin im Nicotin
bzw. Chinolin die Grund Wirkung des hydrierten Anteils gesteigert wird.
Vom Diphenyl, Phenanthren und Naphthalin ausgehend, lassen sich keine
antipyretisch wirkenden Basen darstellen. Hingegen kommen einzelnen Basen
dieser Art Wirkungen zu, für welche wir die vom Naphthylamin abgeleiteten,
von E. Bamberger*) dargestellten und von W. Filehne und Stern*) experi-
1) BB. a?, 1056, 2862 (1894). *) Diss. Kiel (1895) bei Falck.
3) BB. aa, 777 (1889). ') Virchows Arch. 115 und IIT, 418.
Bedeutung der cycUsohen Struktur der Alkaloide. 307
mentell geprüften, als sehr lehrreiches Beispiel anführen, welches den Einfluß
der Stellung, den Einfluß der Hydrierung usw. in klassischer Weise zeigt, ein
Beispiel, welches in hervorragender Weise auch lehrt, wie man diu-ch Studium
der physiologischen Eigenschaften einen Analogieschluß aixf die Konstitution
einer zweiten Substanz zu machen berechtigt ist.
/?-Naphthylamin hat keine von den Wirkungen des /?-Tetrahydronaphthyl-
amins'). Dosen von 0.1 g, die für Kaninchen von dem letzteren Körper bereits
letal smd, zeigen bei den ersteren gar keine Wirkung. 1.0 g /j-Xaphthylamin
auf einmal einem Kaninchen injiziert, erzeugt Schwäche und Betäubvmg; die
Pupillen werden etwas enger — im Gegensatze zu der starken Pupillenerweite-
rung durch die hydrierte Base. Das Tier erholt sich auch nach dieser Dosis
wieder vollständig.
/^-Tetrahydronaphthylamin macht hingegen nach subcutaner Injektion
von Dosen von 0.075 g bei Kaninchen deutliche Puiiillenerweitenmg ; die Ohr-
gefäße kontrahieren sich, die Temperatur steigt lun 3 bis 47«°. also stärker als
bei Nicotin und Coffein, welche nur um 1 bis 1.5° die Temperatur erhöhen^).
Bei Hunden genügen etwas kleinere Dosen. Die Erhöhung der Eigenwärme ist
bedingt durch verminderte Wärmeabgabe bei gleichzeitig gesteigerter Wärme-
produktion.
/(-Tetrahydronaphthylamin erregt das Vaguszentrum und wirkt zentral
imd peripher auf sympathisch innervierte glatte Muskelfasern erregend. Die
zentrale Wirkung ist wie die des Wärmestiches. Es wird das Wärmeregulations-
zentrum erregt ^j.
Fügt man eine Äthylgruppe in diese Substanz ein, so erhält man Mono-
äthyl-/ji-naphthylaminhydrür ß ■ CjoHjj • NH(C2H5). Dieser Körper hat qua-
litativ dieselben Wirkungen wie /y-Tetrahydronaphthjdamin selbst, wirkt aber
bedeutend intensiver. Die Dosen, welche von beiden Körpern nötig sind, um
den gleichen Effekt zu erzielen, verhalten sich etwa wie 2 : 3.
Dihydrodimethyl-/j-naphthylamin /;-CioHgN(CH3)2 ist wirkungslos.
Im a-Tetrahydronaphthylamin, bei welchem die \'ierH-Atome in den stick-
stofffreien Benzolring des a-Naphthylamins eintreten, ist hierdurch der che-
mische Charakter der Base wenig oder gar nicht geändert. In Übereinstimmung
damit zeigt dieser Körper auch toxikologisch keine der merkwürdigen Eigen-
schaften des /?-Tetrahydronaphthylamin. 0.5 g machen keine Erscheinungen;
1 g verursacht beim Kaninchen, ohne weitere Erscheinung, Tod.
Beim A-Tetrah3'dronaphthylendiamin ist in jedem der beiden Benzolringe
des Naphthalins eine Aminogruppe, und zwar beide Male in «-Stellung, die vier
Wasserstoffatome sind wiederum sämtlich an ein und denselben Benzoiring
angefügt. ^ NH,
C CH
HC C CH^
I II I '
HC C CH
C c
') a-Xaphthylamin wirkt giftiger als jS-Naphthylamin. Petini, Areh. di farmacol.
5, 574 (1897).
') Im allgemeinen erniedrigen die Temperatiir: Cliloroform, 5Iorphin, Chinin, Aeoni-
tin u. a. Es steigern die Temperatur: Strychnin, Nicotin, Pikrotoxin, Coffein, Cocain, alle
Krampfgifte (Harnack). ^) D. Jonescu, AePP. 60. 345 (1909).
20*
308 Alkaloide.
Diese Substanz zeigt keine von den Wirkungen des /')'-Tetrahydronaphthylamin,
macht auch keine Beeinflussung des Allgemeinbefindens.
Diejenigen p'-Derivate, welche an dem N-fiihrenden Ringe hydriert sind,
zeigen mehr oder minder ausgeprägt jene Wirkungen. A-Derivate zeigen sie
nicht. Zum Zustandekommen der physiologischen Wirkung sind /5-SteUung der
Aminogruppe und Hj'drierung an dem N-führenden Ringe notwendig. Die-
jenigen p^-Derivate, welche nur an dem stickstoffreien Ringe hydriert sind, wie
auch sämtliche «-Derivate (gleichviel, an welchem Ringe sie hydriert sind),
.zeigten jene Wirkungen nicht.
Hierfür folgende Beweise:
a-Hydronaphthylami:ie.
An den N-führenden Ringen hydrierte Verbindungen wie Isotetrahydro-
A-naphthylamtn und a-Aminotetrahydro-a-naphthol
H, OH
\>
sind unwirksam. ^^^
Das am N-freien Ringe hydrierte p-Tetrahydronaphthylendiamin macht
\>
^=NH„
keine Erweiterung der Pupille, ist aber sehr giftig. 0.08 g töten ein kleines
Kaninchen.
/j-Hydronaphthylamine.
Das an dem N-führenden Ringe hydrierte /^-Tetrahydrodimethylnaphthyl-
amin H H,
H^/\H.
h!^\/'h . NlCHj),
H Hj
wirkt nach dieser Angabc aualog wie /?-Tetrahydronaphthylamin.
Es ist 1) nur sehr wenig giftig, es beeinflußt die Temperatur gar nicht und
ruft beim Hunde intravenös injiziert statt Blutdrucksteigerimg eine deutUche
Blutdrucksenkung hervor.
Das an dem N-freien Ringe hydrierte Mouoäthyl-/V-naphthylaminhydrür
nXJ^; ■ NH(C,H,)
Hj H
erwies sich wirkungslos, während der isomere Körper, welcher an dem
N-führenden Ringe hydriert ist, sehr energisch wirkt.
o-Tetrahydronaphthj'lenamiu
/^l ■ NH.
ist wirkungslos.
1) Mitteilung von Ernst Waser.
H, H
Bedeutung der eyclischen Struktur der Alkaloide. 309
Bei Untersuchung von hydrierten Naphthochinolinen zeigten sich analoge
Verhältnisse.
Ä-Octohydronaphthochinolin ist unwirksam; von zwei isomeren /i-Octo-
hydronaphthochinolinen zeigte sich nur dasjenige im obigen Sinne wirksam,
bei welchem die Hydrierung des Naphthalins an dem N-führenden Ringe (d. h.
in diesem Falle an demjenigen, welcher dem Chinolinkern gehört) erfolgt war,
während der isomere Körper, welcher an dem N-freien Ringe hydriert war,
keine spezifischen Wirkungen zeigte.
Wirksames
Unwirksames
Ac-ZJ-OctohydronaphthochiiioIin
Ar-/(-Octohydronaphthochinolin
H H„
H^H
H H r^
H,/Y>
H^k/H^
HJ\/H2
H„
H,
Das Vergiftungsbild, welches gewisse Hydronaphthylamine zeigen, kommt
nicht ausschließlich dieser Gruppe zu. Das Amidin des Phenacetins zeigt ana-
loge, wenngleich schwächere Wirkung.
Aus diesen Untersuchungen ergeben sich Schlußfolgerungen, welche sogar
zur Aufklärung der Konstitution analog wirkender Substanzen führen können.
Ephedrin und Pseudoephedriii sind stereoisomer und können ineinander
verwandelt werden
CgHs • CH(OH) • CH • CH3
I
NH • CH3
Sie wirken pupiUenerweiternd.
Pseudoephedrin macht Mydriasis dvuch Erregimg des Sympathicus ^) wie
/J-Tetrahydronaphthylamin, aber nur geringe Temperatursteigerung. Bei letz-
terem nun ist die Trägerin der eigentümlichen physiologischen Wirkung die in
TT
/J-Stellung befindliche Atomgruppe C<j^jj . Es lag nun nahe, daraus Schlüsse
auf die Konstitution des Pseudoephedrins zu ziehen. Nach Eugen Bamberger
ist die Wirkung der stets nur auf einer Seite erfolgenden Hydrierung in der
Naphthalingruppe darin zu suchen, daß das Reaktionsprodukt sich wie ein
Benzolderivat mit offenen aliphatischen Seitenketten verhält. /S-Tetrahydro-
naphthylamin gibt keine Naphthalinreaktion mehr, sondern verhält sich wie
ein Benzolderivat.
Aus /i-Naphthylamin 2 jj
C C
HCf^'^Nc ■ NH,
HCs^x/'CH
c c
H H
entsteht durch Addition von vier Wasserstoffen p'-Tetrahydronaphthylamin,
ein BenzoLkörper 2 g
Ccc'
') Günzburg, Virchows Aroh. 134, 75. — W. Filehno, ebenda 93.
310 Alkaloide.
mit gleichsam zwei offenen Seitenketten, was Eugen Bamberger durch Auf-
stellung einer neuen Konstitutionsformel für Naphthalin erklärte, die als Über-
tragung der A. v. Baeyerschen zentrischen Benzolformel auf das Naphthalin
erscheint.
A. V. Baeyers Benzolformel E. Bambergers Naphthalinformel
H H H
C C c C
Hc/'\CH Hc/'\<^''^CH
C C *" c
H H H
In diesem zentrischen Systeme befinden sich die freien Valenzen in einem
eigentümhchen Zustande ,, potentieller" Bildung. Addieren sich nun im Naph-
thalin auf der einen vSeite (z. B. der rechten) 4 H-Atome, so werden die freien
Valenzen 3, 4, 5 und 6 von den H-Atomen in Anspruch genommen, die freien
Valenzen 1 und 2 sättigen sich gegenseitig und es resultiert
C C
H„H,
tcH,
nö/,y t,
H Hj
also ein Benzolkörper mit aliphatischen Seitenketten.
Bamberger konnte zeigen, daß /^-Tetrahydronaphthylamin die voll-
ständigste chemische Übereinstimmung mit einem wahren Benzolabkömmling,
der ebenfalls die NHj-Gruppe gleichsam in /:/-Stellung trägt, dem Phenyläthyl-
amin : CgH, • CHo • CHo ■ NH, , einem Körper, der in der Tat eine offene Seiten-
kette führt, aufweist. Aber diese vollständige chemische Übereinstimmung des
/i-Tetrahydronaphthylamins mit dem Phenyläthylamin macht auch daß, wie
Filehne gezeigt hat, beide Körper in ihren physiologischen Eigenschaften
völlig übereinstimmen, weshalb dieser Forscher folgenden Satz aufstellte;
,, Trägerin der eigentümlichen pupiOenerweiternden Wirkung ist die in /J-Stellung
TT
zu einem monozentrischen System befindliche Gruppe C<j^jj , gleichgültig,
ob dieselbe einem geschlossenen Ringsystem oder einer offenen Seitenkette
angehört."
Für das Pseudoephedrin hat A. Ladenburg drei mögliche Konstitutions-
formeln aufgestellt:
CH,
NH
II III
CH(OH, . C,H, HN<CH3 ^^^ ^^^^^^ ^^^^ «^<pZ? H
CH„ \
CoH^
Die Formel I hielt A. Ladenburg für die wahrscheinlichere, bei welcher
die Aminogruppe in /^-Stellung steht. Bei II steht sie in j'-Stellung, bei III in
A -Stellung zum Benzolring. Nur die I. Formel ist dem /^-Tetrahydronaphthyl-
Bedeutung der Seitenketten. 311
amin und Phenyläthylamin analog konstituiert und Filehne*) schließt dem-
nach, daß sie als die richtige zu bezeichnen ist.
Auf eine Differenz der Wirkung, die zum Teil auf einer Stellimgsver-
schiedenheit beruhen soU, verweisen Falc k und Plenk^). ArecoHn, Pilocarpin,
Metanicotin gehören alle drei der /)!-Reihe an. Sie erzeugen Vermehrung der
Speichelsekretion, Atmungsbeschleunigung, Gleichgewichtsstörung und in
größeren Dosen Kramp ferscheinungen. Die A-Reihe (Conim, Stilbazohn)
erzeugt keine Krämpfe. Arecohn macht kein Erbrechen, Nicotin und Meta-
nicotin konstant, bei Pilocarpin tritt Erbrechen erst einige Stunden nach der
Vergiftung auf.
Bedeutung der Seitenketten.
Die meisten künstlichen und natürlichen Alkaloide lassen sich vom Pyridin
ableiten, beziehungsweise vom ChinoUn oder Isochinolin, welche beide sich ja
auch auf Pyridin zurückführen lassen, nur einige wenige vom Imidazol. Pyridin
selbst hat nur eine sehr schwache physiologische Wirkung, wie bereits mehrfach
erwähnt wurde (s. S. 294). Es wird aber in ungemein ■wirksame Körper ver-
wandelt, einerseits durch Eintritt von W^asserstoff (s. S. 295), anderseits durch
Eintritt von aliphatischen Seitenketten.
Treten an das Pyridin ahphatische Seitenketten, insbesondere Alkylreste
heran, so steigt damit die Wirksamkeit der Verbindung. Doch tritt der Charak-
ter der PjTidinwirkung mit dem Ansteigen der Länge und der Anzahl der Alkyl-
seitenketten in den Hintergrund und die rauscherzeugende Wirkung der Alkyl-
komponente kommt immer mehr zur Geltung 3).
Die am Kohlenstoff v,ie am Stickstoff alkjdierten Piperidinderivate ver-
halten sich qualitativ ganz gleich, nur in quantitativer Hinsicht zeigen sich
Wirkungsunterschiede. Sie erzeugen zentrale Lähmung, später Lähmung der
motorischen Xervenendigungen. Die Acylderivate machen Krämpfe, die sich
z. B. beim Formylderivate bis zum vollständigen Tetanus steigern*).
Die rauschartige Wirkung auf das Gehirn und die beschlemiigende Wirkung
auf den Atem und den Puls wächst bei den Pyridinbasen mit dem Anwachsen
des Moleküls mit der Alkylkomponente.
Die Wirkung ist am schwächsten beim PjTidin C5H5X selbst, schon stärker
beim Methvlp^Tidin C5H4N • CH3 mid noch stärker beim Lutidin (Äthvlp\Tidin)
CjH^X-CaHs,' CoUidin (Propylpyridüi) CgH^N • C3H7 und Parvolin (2.3.4.5-
Tetramethvlpjridin ) .
H,
C'
TT p/\pTT
Piperidin -z\ I ^ , das hydrierte Pyridin, hat nur schwache giftige
N
H
Eigenschaften, zeichnet sich aber besonders durch die intensive Blutdruck-
steigerung nach Injektion von kleinereu Mengen dieser Base in die Blutbahn aus,
eine Blutdrucksteigerung, welche in mancherlei Hinsicht an die Wirkvmg des
Adrenalins imd auch des Nicotins erinnert. Es macht die motorischen Endplatten
der Nerven im Muskel der Ermüdung leichter zugänglich, eine Wirkung, wie
man sie durch eine Curaredosis erhalten kann, welche zu klein ist, eine komplette
1) Virchows Arch. 124, 193.
-) Disa. Kiel (1895).
'1 Kendriek und Dewar, London Roy. Soc. Proc. SS, 432.
*) R. und E. Wolffenstein, BB. 34, 2408 (1901).
312 Alkaloide.
Paralyse zu bewirken. Auf das Zentralnervensystem übt Piperidin keine Wir-
kung aus, hingegen auf das Herz, auf welches große Dosen eines schwächenden
Einfluß haben. Die tyjiische Curarewirkung bleibt aus dem Grunde aus, weil
bei Anwendung großer Dosen zuerst das Herz stillstehen bleibt.
Treten aber in das Piperidin aliphatische Seitenketten, insbesondere Alkyl-
reste ein, so wird die physiologische Wirkung gesteigert.
Pipecolin Ä-Äthylpiperidin Coniin (a-Propylpiperidin)
Hj Hj Hj
C C C
/\ /\ /\
II II II
\/ \/ \/
N N N
H H H
Pipecohn (a-Methylpiperidin) macht komplette Curarewirkung ohne
Herzstillstand. Dieselben Symptome erzeugt Äthylpiperidin in viel kleinerer
Dosis und Coniin in noch kleinerer Dosis. Coniin differiert vom Piperidin nin:
in der sehr' kräftigen Wirkung auf die motorischen Nervenendplatten und hat
keine zentrale Wirkung i). Die Giftigkeit dieser Substanzen verhält sich folgen-
dermaßen :
Piperidin : Pipecolin : Äthylpiperidin : Coniin ^)
1:2:4 : 8
Während also die Methylgruppen in arithmetischer Progression ansteigen,
steigt die Giftigkeit in geometrischer. Wie wir gleich sehen werden, komite
Gürber zeigen, daß dieses Gesetz für die Lupetidinreihe, welche ebenfalls vom
Pipieridin deriviert, nur für die niederen Gheder gilt, während die höheren Aus-
nahmen bilden, da sie eine sekundäre Wirkung auf das Zentralnervensystem
haben. Die Ursache dieser Unregelmäßigkeit kami aber nach Arthur R. Cush-
nys Erklänuig darin Hegen, daß während bei den niederen Ghedem der Serie
die Wirkung des Piperidinradikals der bestimmende Faktor der Giftigkeit ist,
die Zahl der Methylgruppen, wenn sie größer wird, ebenfalls einen Ausschlag
gibt, da diese als aliphatische Narkotica wirken.
Dimethylconylammoniumchlorid ist nicht ganz ohne krampferregende
Wirkung. Homoconiin (durch Reduktion von Ä-Isobutylpyridin mit Natrium
erhalten) wirkt stärker lähmend und weniger krampf erregend als Coniin. Die
letale Dosis beträgt nur neun Zehntel der des Coniins.
Isopropylpipieridin wirkt qualitativ wie das isomere Coniin, aber die
Wirkmig ist dreimal geringer.
Letale Dosen
pro kg Kaninchen
ci a'-Dimethyl-Piperidin 0.4
N-Methyl- „ 0.4
N-Äthyl- ., 0.1
N-Propyl- ., O.Ol
N-Amyl- „ 0.04
N-Formyl- „ 0.3
N-Acetyl- „ 0.3
N-Propionyl- ,, 0.4
N-Benzoyl- „ 0.57
N-Valeryl (ohne Wirkung, da es mangelhaft resorbiert wird).
1) Bestritten von H. Hayashi und K. Muto, AePP. 48, 356 (1902).
-) Paul Ehrlich, BB. 31, 214 (1898).
Bedeutung der Seitenketten. 313
Stilbazolin „^ \„^ _,„ ^_. ^ „ zeigt die lähmende Wirkung des Coniins
N
H
in erheblicher Weise verstärkt, die krampferregende bis auf ein Minimum
herabsetzt. Die letale Dosis ist um ein Drittel höher als beim Coniin. Fur-
furäthanpiperidin, in welchem em Wasserstoff der Seitenkette durch den sauer-
stoffhaltigen Furankem ersetzt ist, ist dreimal so giftig als Coniin und be-
schleunigt die Atmung^).
Die Bedeutung des Euitrittes von Methylgruppen in Alkaloide läßt sich
auch gut an den von Guareschi synthetisch dargestellten Cyanoxypyridin-
derivaten beobachten. A. Deriu^) untersuchte diese und fand:
jÖ-Cyan-«'-;''-dimethyl-a-oxypyridin ist wirkungslos bei Hunden und
Kaninchen, bei Katzen intravenös gegeben tritt Myosis, Reflexsteigerung
und konvulsivisches Zucken auf.
/S-Cyan-<x'-/>"-/-trimethyl-a-oxypyridin ist viel aktiver, ruft epileptische
Konvulsionen bei Katzen hervor. Bei Kaninchen ist es imwirksam.
N-Methyl-/5-cyan-öt'-/-dimethyl-Ä-os\'pyridin ist ein starkes Myoticum
und Purgans, wirkt stark nervenerregend. Es ist das am stärksten wirksame in
dieser Gruppe.
N-Äthyl-/?-cyan-«'-;'-dimethyl-«-oxypyridin hat die gleiche physiologische
Wirkmig.
Je größer das Molekulargewicht, desto wirksamer ist die Verbindimg, die
Wirkungsstärke hängt von der Zahl und Natur der anhaftenden Radikale ab
und wächst mit deren Anzahl, ist femer abhängig von der Art der Anreihung der
Methylradikale an den N des Kern.
Zuerst zeigten Kendrick und Dewar^), daß in der Pyridinreihe ein
beträchtlicher Unterschied in der Stärke der Wirkungen der einzelnen
Gheder vorhanden ist, aber die Art und Weise der Wirkung ist immer die
gleiche. Die letale Dosis wird kleiner, je höher das homologe Pyridin in der
Reihe steht.
Die höheren Glieder der Pyridinreihe erinnern in ihrer physiologi-
schen Wirkung an die niederen Glieder der Chinolinreihe, ausgenommen,
daß die Pyridine mehr befähigt sind, Tod diu-ch Asphyxie hervorzu-
rufen und daß die letale Dosis der Pyridine weniger als die Hälfte vor der
der Chinoline ist.
Wenn man von den niederen zu den höheren Ghedem der Chinolinreihe
ansteigt, so findet man, daß die physiologische Wirkung ihren Charakter ändert,
insofern als die niederen Glieder hauptsächlich auf die sensorischen Zentren
des Gehirns zu wirken scheinen und auf die Reflexzentren der Corda, indem sie
die Fähigkeit zu willkürlicher oder Reflexbewegung zerstören; die höheren
Gheder wirken weniger auf diese Zentren und hauptsächlich auf die motorischen
zuerst als Irritantien, indem sie heftige Krämpfe verursachen, späterhin eine
komplette Paralyse hervorrufen. Während die Reflexerregbarkeit der Zentren
im Rückenmark verschwunden zu sein scheint, können diese Zentren leicht durch
Strychnin zur Tätigkeit gebracht werden.
Gürber mid Justus Gaule*) untersuchten die Serie der Lupetidine.
Lupetidine sind Homologe des Dimethylpipieridins. Wird im Lupetidin
1) Falck, Diss. Kiel (1893). ^) Giorn. della R. Aead. med. di Torino 53, 839.
3) Roy. Society Proceedings London 23, 242. *) Duboia' Arch. 1890, 401.
314 Alkaloide.
ein Wasserstoffatom, und zwar das dem Stickstoff gegenüberstehende durch
Radikale ersetzt, so bilden sich die weiteren GUeder der Reihe.
R
H
C
HjCr^CHj
CHj • HCk^CH • CHj
N
H
Es ist bekamit, daß die Alkylradikale und auch andere Radikale ihre eigene
chemische Natur, selbst in höchst komplizierte Verbindungen substitutiert, teil-
weise bewahren können. Diese spiegelt sich dann auch öfters in der physio-
logischen Wirkungsweise solcher substituierter Verbindmigen wieder, ja selbst
der ganze Charakter der physiologischen Wirkungsweise derselben kann durch
die substituierenden Radikale bedingt sein.
Bei den Lupetidinen zeigt es sich, daß im allgemeinen die Größe der wirk-
samen Dosis abnimmt, wem die Größe des substituierten Alkylradikales zu-
nimmt. Es zeigt sich, daß die Wirkungsintensität gleichsam in geometrischer
Progression zunimmt, wemi das Molekulargewicht in arithmetischer Progression
steigt; dieses Gesetz gilt jedoch in dieser Reihe nur bis zum IsobutyUupetidin,
demi dieses und noch mehr das Hexj'llupetidin weichen erheblich dav^on ab. Die
auffallende Tatsache, daß ein Butyl- und ein Hexylradikal so ganz anders wir-
ken sollen als ein Methyl-, Äthyl- oder gar Propyl-Radikal, wird durch einige
chemische Analogien bestätigt.
Pijjeridin mid Propylpiperidin (Coniin) unterscheiden sich ähnlich wie die
entsprechenden Lupetidine.
Das allen Lupetidinen gemeinsame Hauptvergiftimgssymptom ist die
Lähmung der willkürlichen Bewegungen.
Von besonderem Interesse ist nun die Regelmäßigkeit, nach welcher die
Zunahme oder Abnahme der Größe der Dosis in der Lupetidinreihe erfolgt,
zuerst eine sukzessive Abnahme bis zu einem Minimum beim Propyllupetidin
und dann für Isobutyl- und Hexyllupetidin wieder eine ebensolche Zunahme,
ein Verhältnis, das eine ganz spezielle Bedeutung gewimit. Es verhalten sich
demnach die Litensitäten wie 1:2:4:8, d. h. sie steigen in geometrischer
Progression, jedoch niu- für die vier ersten Glieder der Reihe, während sie für die
beiden letzten Güeder im Verhältnis von 5 : 4 wieder abfallen.
Lupetidin [a-a'-Dimethylpiperidin ^)]
Ha
C
CHj • HcL^Ch" CH3
N
H
wirkt analog dem Curare, erzeugt Lähmiing ohne besondere Wirkung auf das
Herz. Es sistiert die Atmung beim Maximiun der Lähmung. Von allen Lupeti-
dinen am stärksten erzeugt Lupetidin selbst Vakuolen in den Blutkörperchen
inid verändert den Kern nach Form und Größe, das Zentralnervensystem wird
schwach affiziert und die Haut lokal anästhesiert.
/9-Lupetidin = /S-Äthylpiperidin 2) wirkt sehr spät, macht tetanische Muskel-
krämpfe und Speichelfluß, wirkt identisch wie /S-Propylpiperidin, doch ist
1) Die letale Dosis pro kg Kaninchen ist 0.4 g. ^j p^ul Ehrlieh, BB. 31, 2141 (1898).
Bedeutung der Seitenketten. 315
die Giftigkeit auf mehr als die Hälfte reduziert. Es scheint aber, daß die Propyl-
gruppe sowohl in a-, als auch in /S-Stellung eine größere Giftigkeit bedingt, als
die Äthylgruppe.
;S-Propylpiperidin ist nicht so toxisch, wie Conün. Die letale Dosis pro kg
Kaninchen " beträgt nach P. Ehrlich 0.15 g, während vom a-Propy!piperidin
die letale Dosis pro kg Kaninchen 0.09 g beträgt.
Copellidm ^^^l. rf Jrw' rw ■ ^^ssen letale Dosis pro kg Kaninchen 0.1 g
;CH-
N
H
beträgt, ist ein Gift, welches hauptsächlich die intramuskulären Nervenendi-
gungen lähmt. Es wirkt doppelt so intensiv wie Lupetidin.
Parpevohn ist ebenfalls ein Gift von gemischtem Charakter mit einer den
Gesamtwirkungseffekt hauptsächlich bestimmenden, peripher motorischen,
einer weniger deutlichen peripher sensiblen und einer noch stärker als beim
Copellidin integrierenden zentralen Komponente. In bezug auf die Lähmung
wirkt Parpevolin doppelt so intensiv wie Copellidin.
PropyUupetidin ist ein Gift, welches vorwiegend die intramuskulären Ner-
venendigungen lähmt, die Zentralorgane des Nervensystems stark mitaff iziert ;
durch direkte Lähmung der Atmungsmuskulatur hebt es, wie die anderen
Lupetidine, die Atmung auf. Propj'Uupetidin wirkt am intensivsten von allen
Lupetidinen, achtfach so intensiv als Lupetidin ; in seiner Fähigkeit Vakuolen zu
erzeugen, tritt es gegenüber den bis jetzt besprochenen Gliedern der Reihe
bedeutend zurück.
Isobutyl'upetidin ist ein Gift, welches vorzugsweise ährdich den echten
Narkoticis das Zentralnervensystem und das Herz lähmt, daiui aber auch wie die
vorhergehenden Glieder der Reihe die intramuskulären Nervenendigungen in
Mitleidenschaft zieht.
Hesyllupetidin ist ein nach Art der echten Narkotica auf die Zentral-
organe und direkt auf das Herz wirkendes sehr energisches Gift. Nebenbei lähmt
es schwach die intramuskulären Nervenendigungen.
Conün ist nach Ladenburg (X-Propylpiperidin und steht am nächsten
dem PropyUupetidin. Verschiedene Autoren schreiben ihnen versclüedene
Wirkungen zu, was wohl auf verschiedener Stellung der Propylgruppe beruhen
kann; zweifellos veremigt Conün, wie die Lupetidine, periphere und zentrale
Wirkung in sich. Die physiologische Wirkung ist beim Conün 7 — 8 mal größer
als beim Piperidin.
H OH
\/
Conhvdrin ^"1 |^" ^tt r,^ ^tt '«'irkt wie Conün, aber schwächer,
H
N
Paraconiin wie Conün i).
Vor allen Dingen sieht man sofort aus dem Vergleich der beiden Reihen,
daß es einen Unterschied macht, ob die CHj-Gruppen sjTnmetrisch an verschie-
dene Kohlenstoffatome herangetreten sind oder asymmetrisch an emes allein.
Es ist also auch die Stellung der Seitenkette, welche in Betracht kommt, von
Einfluß auf die Wirkung dieser beiden Gifte. Von diesem Gesichtspunkt aus
1) Wertheim und Schloßberger, Liebigs Ann. 100, 239. — Schiff, Liebigs Ann.
IST, 166.
316 Alkaloide.
wird man auch einen Unterschied zwischen der Wirkungsweise des Coniins,
bei dem das Propylradikal m Ä-Stellung sich befinden soll, und derjenigen des
Propyllupetidins, bei dem das Radikal in y-Stellung geht, machen müssen.
Doch tritt dieser Unterschied nicht mehr deutlich hervor, vielleicht ist auch die
Ä-Stellung für das von Gürber verwendete Präparat nicht so sicher. Bei den
Lupetidinen handelt es sich um Produkte der Wirkung, welche den Kern und
die Seitenketten bei verschiedener Zahl und verschiedener SteUiuig produzieren,
nicht einfach um die Größe des Gesamtmoleküls. Der Piperidinkem bedingt die
Veränderungen (Vakuolenbildung) der roten Blutkörperchen, die Seitenketten
schwächen diese Wirkung eher ab, dagegen hängt die Wirkung auf das Nerven-
system ganz wesenthch von diesen Seitenketten ab. Auch hier zeigt sich wieder
eine Differenz zwischen ein- bis dreighedrigen imd vier- und mehrghedrigeu
Seitenketten, die ersteren bewirken eine periphere, die letzteren eine zentrale
Lähmung. Außer den Lupetidinen ist noch kein Körper bekannt, welcher
ähnliche helle Stellen in den roten Blutkörperchen des Frosches hervorzu-
bringen vermag.
Sämtliche Verbindungen der Lupetidinreihe sind giftig und alle verursachen
den Tod unter Herzlähmungserscheinungen. Es ist aber nicht dasselbe Gift,
welches am raschesten Lähmungen herbeiführt und dessen kleinste Dosis den
Tod bringt. Dieses deiitet auf verschiedene Angriffspunkte der verschiedenen
Verbindungen. Die direkte Erregbarkeit des Muskels bleibt bei allen erhalten,
die indirekte Erregbarkeit des Muskels vom Nerven aus schwindet zuerst bei
dem Lupetidin, bei dem Copellidin teilweise, bei den höheren Ghedem der
Reihe ist sie noch ganz erhalten, während schon eine vollständige Lähmung aller
wiUkürhchen Bewegungen eintritt. Bei den höheren Gliedern ist also die Läh-
mung eine zentrale imd sie wird erst bei längerer Dauer imd steigender Dosis
eine periphere, bei den niederen Gliedern ist sie zuerst eine periphere und wird
später eine zentrale. Lupetidin gleicht also in seinem Ajigriffspunkte dem Curare,
Hexyllupetidui den Narkoticis, indem es die Zentralorgane lähmt: es erstreckt
auch, wie diese, seine Wirksamkeit auf das Herz, das es rasch in Mitleidenschaft
zieht.
In den roten Blutkörperchen treten runde helle Stellen auf, an welchen der
Blutfarbstoff verschwunden ist; in den ersten Stadien der Vergiftimg treten
aus den Blutkörperchen stark hchtbrechende Körnchen heraus.
Man kann konstatieren, daß die Zalil und Größe der Stellen bei Lupetidin-
vergiftmig am größten und mit wachsendem Alkylradikal abnimmt, so daß
Hexyllupetidin nur noch ganz kleine und schwer zu entdeckende Stellen her-
vorbringt.
Daß die gemeinsame Ursache dieser Veränderungen in dem allen diesen
Giften gemeinsamen Piperidinkem zu suchen sei, schien wahrscheinlich. Gürber
hat auch in der Tat gefunden, daß zwei Körper, welche denselben Kern enthalten,
nämhch Piperidin selbst und Coniin, dieselben Wirkungen auf die Blutkörper-
chen wie die Lupetidine haben. Die farblosen Stellen in den Erythrocyten sind
also eine Wirkung des Piperidinkernes, sie können in ihrer Größe, Zahl und
Gruppierung durch die Alkylradikale modifiziert werden, die in diesen Kern
eintreten, und zwar in der Art, daß sie bei dem höchsten Radikal, dem Hexyl,
fast verschwinden. Diese Wirkung ist aber wahrscheinlich keine direkte.
Paderii) untersuchte Ladenburgs Piperylalkin ^aO^'
1) Liebigs Ann. 395, 370; 301, 117.
Bedeutung der Seitenketten. 317
Ha
und Pipscolylalkin ^ \ ' . Sie wirken auf das Zentral-
N
H
nervensystem paralysierend wie Piperidin. Dagegen übt Methylpipecolyl-
H^
alkin =1 J^ eine „heilkräftige" Wirkung aus. Die Ein-
N
CH3
führung von Glykol in Piperidin ist ohne Einfluß, gleichgültig ob Imid Wasser-
stoff oder Kern Wasserstoff des Piperidins durch Glykol substituiert wird. Wenn
aber gleichzeitig Kernwasserstoff durch Gh^kol und Imidwasserstoff durch
Methyl ersetzt wird, so entsteht eine ,, heilkräftige" Wirkung (es wird nicht
angegeben, was für eine).
Wir haben durch die Untersuchungen von Gürber, J. Gaule und Cushny
an relativ einfachen Beispielen die Bedeutung der aOphatischen Alkylseitenketten
kennengelernt, welche nicht am Stickstoff sitzen. Wir haben die Verstärkung,
unter Umständen die Veränderung der Wirkung des Kernes studieren können
und komiten den Einfluß sehen, welchen längere oder zahlreichere Seitenketten
ausüben, so daß ihre Gegenwart in der Verbindung oft der letzteren die Wir-
kungen der ahphatischen Reste, und zwar narkotische Effekte auf das Zentral-
nervensystem verleiht.
Sehr interessant ist es, daß man vom PjTidin zu viel giftigeren Substanzen
gelangt als vom ChinoUn, so daß die Gegenwart des Benzolkernes in der Ver-
bindung abschwächend wirkt. Denn das dem Coniin homologe a-Tetrahydro-
propylchinohn ist für niedere Tiere sehr stark, für Säugetiere aber viel weniger
giftig als Coniin 1).
Die Kondensationsprodukte von Piperidin, Formaldehyd und einem Phenol,
z. B. Thymotin-, Carvacryl-, p-Kresyi-piperidid wirken im großen und ganzen
wie Piperidin*).
Monobromthymotinpiperidid und Dibromkresylpiperidid zeigen nicht die
krampferregende Wirkung des Piperidins. Die Kondensationsprodukte aus
Piperidin und Phenolen mittels Formaldehyd (bzw. aus Oxyalkoholen) zeigen
nur dami Piperidinwirkung, wenn die p-SteUung oder eine der beiden o-SteUun-
gen zum Hydroxyl im Benzolkern frei ist. Die m-Stellung zum Hydroxyl hat
nur dami Einfluß auf die physiologische Wirkung, wemi beide m-Stellungen
unbesetzt mid dem Methylpiperidinreste benachbart siud^).
Kondensationsprodukte aus Piperidin und Phenolen mittels Formaldehyd,
welche zwei reaktionsfähige Stellen am Benzolringe enthalten, erfahren eine
Verstärkung der Wirkung, weim man die eine von beiden dm-ch Brom oder
ein Radikal ersetzt.
W. Hildebrandt*) untersuchte ferner die vier folgenden Basen:
I CHjNCsHio II CH2NC5H10 III CHjNCsHio IV CH3
CS/\ CH,/\CH3 r\ /NCH3
OH OH OH OH
Die Base I zeigt in Dosen von 0.005 g akute Piperidhiwirkung. Erheblich
schwächer wirkt die Base III, bei der nach Injektion von O.Ol g nur vorüber-
>) Tonella, Arch. Internat. Pharmacodyn. 3, 324. ^) AePP. 44, 278 (1900).
ä) H. Hildebrandt, HS. 43, 248 (1904—1905). *) Liebigs Ann. 344, 298.
31 8 Alkaloide.
gehende Krämjjfe auftraten, noch schwächer -Rirkte Base II, bei der O.Ol g ohne
jede Wirkiuig, 0.02 g nnter heftigen Krämpfen Tod erzeugt. Die Base IV ist
unwirksam. Die Basen I und II unterscheiden sich lediglich durch die Stellung
der Methylgruppeii am BenzoLring. Diu-ch das Freibleiben beider o-Stellungen
zum Hydroxyl erfährt die physiologische Wirkung eine erhebliche Abnahme.
Hildebranclt deutet diese Erscheinung so, daß die eine freie o-Stellung die
andere in physiologischer Beziehung beeinträchtigt. In ganz analoger Weise
beeinträchtigen sich, wie aus dem Verhalten der Base III erhellt, die eine
freie o-Stellmig einerseits und die beiden dem Methj'lenpiperidinderivate
benachbarten freien m-Stellungen anderseits. Letztere haben den gleichen
Einfluß -wie eine freie o-Stellung, wenn sie dem Methylenpiperidinrest benach-
bart sind.
Iso-a-a'-diphenylpiperidid wirkt nicht giftig, Thymotin-a-methylpiperidid
ist viel weniger giftig als Thymotinpiperidid. Erst in Dosen von 1.5 g erzeugt
es bei einem Kaninchen von 2 kg Krämpfe und Tod. Carvacryl-Ä-methylpiperidid
macht schon zu 0.4 g pro kg Krämpfe und Tod. ThjTnotincopeUidid ist noch
weniger giftig als die entsprechende Pipecolinverbindung.
Das Thymolderivat des Piperidins {Hildebrandt) ist giftiger als Piperidin
selbst.
* *
*
Von großer Bedeutung ist die Gegenwart von Alkylresten am Stickstoff.
Im allgemeinen läßt sich die Regel aufstellen, daß die Ersetzung des Imidwasser-
stoffes durch AlkA'lradikale die Reizwirkung herabmindert (Filehne).
Methylconiin (am X niethyliert) wirkt krampf erregend und lähmend, die
letale Dosis ist um ein Drittel geringer als die des Coniins.
Bei der Untersuchung von Norhyoscyamin und Xoratropin zeigte es sich,
daß die Xorverbindungen nur ein Achtel so -wirksam sind wie ihre Methyl-
derivate ^).
Xur das Xorcocain wirkt nach E. Poulsson-) in unverändertem oder sogar
verstärktem Maße lokal anästhesierend.
Bedeutung der Hydroxyle.
Die Gegenwart von Hydroxylen steht anscheinend in enger Beziehimg zu
der Gehirn Wirkung. Es ist auffällig, daß gerade nur diejenigen natürhchen
Alkaloide, welche Hydroxylgruppen enthalten, Gehimwirkungen auslösen,
während meist der Verschluß derselben durch Säure- oder Alkylrachkale die
Gehimwirkung erschwert oder ganz aufhebt.
Als Beispiele dienen:
Morphin wirkt schlafmachend, eine Eigenschaft, welche durch Verdecken
des Hydroxyls diurch Aryl- oder Acylgnippen größtenteils imterdrückt wird.
Das Verdecken des Hydroxyle bedingt aus Gründen, die im allgemeinen
Teile ausgeführt wurden, ein Auftreten von strj'chninartigen Eigenschaften.
Beispiele: Morphin, Kodein (Methylmorphin).
Thebain ist ein heftig tetanisch wirkendes Gift (strychninartige Wirkung).
Seine Konstitution zeigt, daß in diesem Körper zwei Methoxygruppen vor-
handen sind und die nahe Verwandtschaft zum Morphin, mit dem es wegen
Verdecktseins der Hydroxyle nur die krampferregende, aber nicht die narkotische
Wirkung gemein hat.
J) P. P. Laidlaw bei Francis H. Carr und W. C. Kej'nolds, Journ. Chem. Soc.
London 101, 946 (1912). ^) AePP. 2?, 301.
Bedeutung der Carboxalkylgruppe. 319
Chinin enthält ein Hydroxyl am verbindenden Kohlenstoff (s. S. 236), es
zeigt Eigenschaften, Welche an eine schwache Morphinwirkung erinnern. An
Fröschen ruft Chinin eine ähnhche Narkose hervor, wie Morphin '). Auch bei
höheren Tieren wrd die SensibiUtät merklich herabgesetzt.
Pellotin CijHjgNOj mit einem Hydroxyl hat stark ausgeprägte narkotische
Eigenschaften-).
Eserin (Phj'sostigmin) CijHoiXjOa besitzt ein Hydroxyl, ist ungemein giftig
und macht allgemeine Lähmung des Zentralnervensystems.
Zu der Reihe von A. Ladenburgs Alkaminen gehört eine Base, welche
synthetisch durch Einwirkung von Proi^ylenchlorhydrin auf Diisoamylamin
dargestellt wurde, das Oxypropylendiisoamylamin. Diese Base ist hydroxyl-
haltig, wirkt stark toxisch (0.2 g pro kg wirken in einer Stunde tödhch). Sie
verursacht heftige psychische Erreginig, weitendes Herumlaufen und Bellen
der Hunde, keuchende Atmung und ejDileptiforme Konvulsionen, überhaupt
Symptome der menschlichen Epilepise. Hier scheint also die Hj-droxylgruppe
die Substanz in intime Beziehungen zur Gehirnrinde zu bringen. Ebenso erzeugt
das hydroxylhaltige Atropin jene eigentümlichen Exaltationszustände der Psyche.
Harmin und Harmalin, von denen das erste eine einsäurige sekundäre Base
und das zweite ein Dihydroharmin ist, wirken beide deuthch psychisch, was
vielleicht mit ihrer Spaltung zu phenolartigeu Derivaten im Organismus zu-
sammenhängt^).
Bedeutung der Carboxalkylgruppe.
Eigentümlich ist auch die Verstärkung der Wirkung, bezw. das Auftreten
der Wirkung durch Esterbildung bei Alkaloiden, welche freie Carboxylgruppen
tragen, also gleichsam auch Säuren sind.
Benzoylekgonia 2
H,C C C • COOH
H,C C-
H
wird erst durch Veresterung wirksam ; wenn man für den Wasserstoff der Carb-
oxylgruppe ein beliebiges ahphatisches Alkylradikal substituiert, so entstehen
die wirksamen Cocaine, wobei es für die Wirkung ziemlich gleichgültig ist,
welche Alkylreste eintreten.
Die Wirkungsstärke der Alkaloide wird bedeutend gesteigert, wenn ein
Wasserstoff durch eine Carboxylalkylgruppe ersetzt wird.
Cocain ist wrksamer als Tropacocain, dem die Carboxymethylgruppe fehlt.
In der Eucaingruppe ist die Verestenmg der Carboxylgruppe von großer Be-
deutung für die Giftigkeit, aber nicht für die Anästhesie. Die Ester der Alka-
mincarbonsäuren sind 2 — 3 mal so giftig als die entsprechenden Alkamine.
(Siehe im speaellen Teil bei Cocainersatzmitteln.)
Das unwirksame Arecaidin
H
C
TT fil
N-CH,
C ■ COOH
') O. Schmiedeberg, Pharmakolofrie, 5. Aufl., S. 218.
2) A. Heffter, AePP. 34, 65 und 374; 40, 385. — Therap. Monatshefte 1896, 328.
=) Ferdinand Flury, AePP. 64, 105 (1910).
320 Alkaloide.
wird zum physiologisch wirksamen Arecolin, wemi man die Carboxylgruppe
verestert, hierbei ist es ebenfalls gleichgültig, was für ein ahphatischer Alkylrest
eintritt.
Cesol ist das Chlormethylat des Nicotijisäuremethylesters. Es soll als
Ersatz des Arecoüns dienen. Neucesol ist voll hydriertes Cesol, es zeigt die
Eigenschaften des Cesols schon in kleineren Dosen. Die schweißtreibende und
myotische Wirkung des Arecoüns tritt im Cesol zurück, ausgesprochen ist die
speicheltreibende Wirkung und der drastische Einfluß auf die glatte Dann-
muskulatur. Die Giftwirkimg ist stark herabgesetzt^).
Das unwirksame Colchicem wird durch Verätherung der Enolgruppe zum
giftigen Colchicin. Die Gründe hierfür haben wir im allgemeinen Teile ausein-
andergesetzt (s. S. 105).
A. Windaus^) faßt Colchicin als Enol auf, und Colchicein als den ent-
sprechenden Enolmethyläther. Colchicin läßt sich auffassen als (CH30)3 • CgH
: (CioHgO) < (OCH3) (NHCOCH3), Colchicem (CH30)3 • C^H: (CioHgO) < (COH)
(NHCOCH3) .
Colchicin mid alle Colchicinderivate sind CapiUargifte. Möglicherweise
sind die therapeutischen Wirkungen durch Lähmung und Stase im Capillar-
bereich zu erklären*).
* *
*
Interessant ist der Einfluß der doppelten Bindung (s. allg. Teil, S. 110 ff.)
auf die Giftigkeit der Alkaloide. So ist nach R. Wolffenstein^) 7-Conicein
ein sehr heftiges Gift, und zwar 17.5 mal so giftig als das an und für sich schon
sehr giftige Coniin. y-Conicein hat eme doppelte Bindung.
Hü Hj
Coniin ^^ n" y-Conicein ■^^'l P
n\J-B. ■ CH, ■ CHj . CHj '^ Hj'\/H ■ CH., ■ CH^ CH3
N N
H H
Ebenso wirkt Nicotein
CH=CH CHj— CHj
• CH CHj , . „. .. A-CH CH
\/ analog wie Nicotm I J \/
■NT ^^ N
N . N .
CH3 CH,
aber seine toxische Kraft ist anscheinend wegen der doppelten Bindung eine
größere^).
oc-Conicem (Konstitution nicht genau bekaimt) ist giftiger als Coniin.
Hingegen ist /?-Conicein
H
CH C
HC^'^CHj ^^^gj, HjC^Vh
H2C\ / ■ CH ■ CqHj H.2C\ /Cxi • C3Ü7
N N
H H
weniger giftig als Coniin.
') A. Loewy und R. Wolffenstein, Therap. d. Gegenwart 61, 287 (1920).
^) Sitzungsber. der Heidelberger Akad. d. Wiss. 1911, 1.
=) S. Loewe, Hierap. Halbmonatshefte 34, 5 (1920).
*) BB. »T, 1778 (1894); 28, 302 (1895). «) BB. 25, 1901 (1892).
Bedeutung der Substitution von Säureradikalen für Hydroxylwasserstoff. 321
a-Conicein ist vielleicht ein stereoisomeres der d- und e-Coniceine, was die
(5-Coniccin
H
C
H,C,/>CH,
HjC^
/CH ■ CjHj
N
geringere Giftigkeit durch den tertiären N-Charakter erklären würde.
Conhydrin H OH
\/
C
Ii2C'\ /'CH ■ CH2 ■ CH.7 ■ CH-j
N
H
ist sehr giftig, doch nicht so stark wie Coniin.
Bedeutung der Substitution von Säureradikalen für Hydroxylwasserstoff.
Von eigentümlicher Bedeutung für die Wirkung der Alkaloide, insbesondere
für die der natürlichen, ist die Gregenwart von Säureestern, welche Hydroxyl-
wasserstoff substituieren. Die Benzoylgruppe im Cocain ist ausschlaggebend
für die anästhesierende Wirkung. Ekgoninmethylester hat diese Wirkung
nicht.
Die Tropine gehen erst durch Eintritt von aromatischen Säiu-eesteni in die
intensiv giftigen Solanaceenalkaloide über, während die aliphatischen Säurereste
nur wenig wirksame Verbindungen schaffen.
Auch bei Eintritt eines aromatischen Radikales zeigt sich manchmal ein
höchst merkwürdiges Verhalten, wie folgendes Beispiel erweist.
Atropamin, welches in der Belladonnawurzel vorkommt, ist im Gegensatz
zum Atropin unwirksam, indem es keine Mydriasis (Pupillenerweiterung) er-
zeugt. Bei der Spaltung des Atropamins erhält man Tropin und Atropasäure,
bei der Spaltiuig des Atropins Tropin und Tropasäure.
Atropasäure (a-Phenylacrylsäure) ist CeB./('^Q-.„
Tropasäure ist C^U^ ■ CB.<i^^^^
Also trotz der nahen Verwandtschaft dieser beiden Tropeine ist das physio-
logische Verhalten gänzlich verändert. Die Ursache wird später erklärt werden
{s. Atropin).
Solanin wird im Magendarmkanal hydrolytisch gespalten. Daher sind die
einzehien Tierarten gegen die Giftwirkung des Solanins verschieden emp-
findlich 1).
Aus dem Morphin entsteht durch Einführung von zwei Acetylgruppen
Diacetylmorphin (Heroin), welches in mancher Beziehung dem Kodein analoge
W^irkungen hat, aber auch Nebenwirkungen, die es selbst in kleinen Dosen nicht
imbedenklich machen.
Die Einführung von zwei neuen Acetylgruppen in das Aconitinmolekül
macht nach Cash und D uns tan keine Veränderung der pharmakologischen
Wirkung, sondern hat nur eine allgemeine Abschwächung der charakteristischen
Wirkung des Stammalkaloides zur Folge.
1) Johann Hansen, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 30, 385 (1919).
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 21
322 Alkaloide.
Alle Aconitinalkaloide sind Ester, die sich durch AlkaU oder Säure in eine
hydrosylhaltige Base und in eine oder mehrere Säuren verseifen lassen.
Das noch dem Aconitin an Giftigkeit überlegene Pseudoaconitin CjjH^jNOij
ist Acetylveratrylpseudoaconin
CH3OA . CO ■ O ■ C2iH23N(OH)2(OCH3)4 • (O • CO • CH3)
CH3OIJ
(Pseudaconin scheint das Anhydrid des Aconin zu sein.)
Pyraconitin und Methylbenzaconin besitzen nicht mehr die charakteri-
stischen toxischen Eigenschaften des Aconitüis, immerhin -wirkt aber Methj'l-
benzaconin stärker als Benzaconia, was der Anwesenheit der Methylgruppe zu-
zuschreiben ist ^).
Wird aber aus Aconitin
C„H„(OCH3),X05-<^^ ; '^^^^)
die in diesem enthaltene Acetylgruppe abgespalten imd entsteht so Benzaconin
= Pikroaconitm^), C2iH2,(OCH3)4(OH)N04-CO-C6H5, so smd die Haupt-
charakteristica der Aconitinwirkimg fast ganz verschwunden. Die große Giftig-
keit des Aconitins hört auf, die letale Dosis des Benzaconins ist so beträchthch,
daß man es nicht mehr zu den Giften zählen kann.
Auf das Herz wirkt Benzaconin als Antagonist des Aconitins, indem es den
Herzschlag verlangsamt im Giegensatze zum Aconitm, welches eine große Be-
schleunigung hervorruft. Benzaconin ist aber in gewissem Grade ein Antidot
bei Aconitinvergiftung. wenn auch kein so wirkungsvolles, wie Atropin. Die
Entfernung der Acetylgnippe vernichtet auch die stimulierende Wirkimg des
Aconitins auf die Respirationszentren und den Lungenvagus.
Wird aus dem Benzaconin die Benzoylgnippe abgespalten, so verschwindet
jede giftige Wirkung auf das Herz, da das so entstandene Aconin C2iH2-(OCH3)4
(0H),N03 als Kardiotonicum anzusehen ist. Aconin ist also ein Antagonist
des Aconitins. Dem Aconin kommt eine curareähnliche Wirkung zu, welche
das Stammalkaloid, Aconitin, nicht hat. Aconin ist ebenfalls kein Gift
mehr.
Die große Giftigkeit des Aconitins hängt ab von dem Vorhandensein des
Acetylradikals, während die Wirkung des Benzaconins in geringerem Grade von
der Existenz des Benzoylradikals abhängt. Merkwürdig ist die Wirkungslosig-
keit des Aconins.
Pikrotoxin ist ein zentral wirkendes Gift. Das nicht alkaloidische Gift
Pikrotoxin zeigt einige Eigentümlichkeiten in seinen Derivaten, wie wir sie
bei den Alkaloiden antreffen. Nach neueren Untersuchungen besteht Pikro-
toxin aus einer Mischung von Pikrotoxinin CigHijOg imd Pikrotin CJ5HJ9O7,
außerdem aus AnamjTtin. Pikrotoxinin wirkt qualitativ wie Pikrotoxin des
Handels. Bei weiterer Behandlung geben Pikrotoxinin und Pikrotin die Säure
CijHigO^, welche unwirksam.
Acetylpikrotoxinin wirkt wie Pikrotoxinin, aber es ist giftiger (Verhältnis
292:376).
Die Wirkung des Pikrotoxinin hängt anscheinend von der Brücke ab. An-
') Cash und Dunstan, Proc. roy. soc. London 68, 378, 384.
2) BB. 2T, 433, 720 (1894).
^) Pikroaconitin ist das natürliche, im blauen Eisenbart vorkommende Alkaloid.
Bedeutung der Substitution von Säureradikalen für Hydroxylwasserstoff. 325
gel US faßt es als ein Derivat des Hydronaphthalins mit einer Brücke in denr
hydroaromatischen Kern auf | | CH,j . Wird die Brücke durch Einwirkung,
von Sodalösung zerstört, so hört die Wirkung auf i).
Veratrin (Cevadin) macht starkes Erbrechen, und in stärkeren Dosen ist
es eines der stärksten Starrkrampfgifte und zugleich paralysierend wirkend. Es
wirkt auch lokal reizend. Beim Behandebi mit Atzkali erhält man daraus die
Base Cevin und Tiglinsäure, d. i. Methylcrotonsäure^).
Veratrin Tiglinsäure Cevin
C32H4,NO„ + H2O = CsHgOj + C2-H,3N08
Cevin erzeugt dieselben Vergiftungssymptome, doch ist die toxische Dosis 5 mal
so groß^). Es bewirkt schwache lokale Anästhesie. Die letale Dosis pro kg
Kaninchen beträgt 0.1 g. Also auch hier eine intensive Verstärkung der Wirkung
durch Veresterung einer hydroxylhaltigen Base mit einer Säure.
Die Veratrumalkaloide mit C32 sind bedeutend giftiger als die mit Cog, z. B.
Rubijervin C26H43NO2 ist ungiftig, ebenso Pseudojervin C29H43NO, und wird
von alkoholischem Kali nicht zerlegt, ebenso ist Protoveratridin C26H45NO8
nicht giftig. Hingegen ist Protoveratrin C32H45NOg sehr giftig. Anscheinend
sind diese Alkaloide mit niedrigerem C-G!ehalt Spaltbasen der höheren, welche
Ester sind.
Veratrin wirkt ^), ohne zu ätzen, auf das Auge sensibel reizend und nachher
luiter deutlicher Myose langanhaltend anästhesierend. Hingegen wirkt Acetyl-
cevadinchlorhydrat weniger sensibel reizend, erzeugt keine Myose, ätzt in Sub-
stanz angewendet die Cornea und macht komplette Anästhesie. Ähnhch ver-
hält sich Benzoylcevadinchlorhydrat, während Dibenzoylcevinacetat stark
entzündlich reizend und anästhesierend wirkt, ohne die Pupille zu verengern.
Die Muskelwirkimg des Veratrins (rasche und kräftige Verkürzung, länger an-
dauernde Kontraktion und ganz allmähliche Erschlaffung) erzeugen ähnlich
Acetyl- und Benzoylcevadin, nicht aber Dibenzoylcevin. Cevadin und dessen
Acylderivate, nicht aber Dibenzoylcevin machen curareartige Lähmungen. Die
letale Dosis für den Frosch ist für Cevadin Vao ''^S^ Acetylcevadin 1 mg, Benzoyl-
cevadin mehr als 10 mg, Dibenzoylcevin 20 mg. Dasselbe Verhalten in der Gif-
tigkeit zeigen die Verbindungen Säugetieren gegenüber. Dibenzoylcevinacetat
macht keine derartigen Wirkungen, nur geUnde Betäubung und wirkt sonst nicht
toxisch. Cevadin Cevin
C TT ■fJO .<< ■ *-^5"70 >, p TT -pjn ^OH
"^27^41^^ "6 *^Q JJ ' '^27"41^^ "-"e^ O J£
Acylcevadin | Diacylcevin |
C H NO <'° C5H,0 „ „ NO <^'^ " ^"y^
^2'""^ "« <0 • Acyl ^270^41^^ ^6 *-0 • Acyl
BenzoyUupinin CjqHjjN • O • CO • CgHg ist weit giftiger als Lupinin
CioH„ONS).
Die eintretenden Säureradikale sind nicht als solche wirksam, nicht sie
machen die eigentümliche neue Wirkung der Verbindung, aber ihre Funktion
besteht darin, daß sie bestimmte in der Base vorhandene Angriffs- und Ver-
1) C. Cervello, AePP. 64, 403 (1911).
2) Wright und Luff, Journ. Chem. Soc. London, 3», 338. — BB. II, 1267 (1878).
3) Siehe auch M. Freund und Schwarz, BB. 32, 800 (1899).
«) Heintz bei M. Freund, BB. 3T, 1946 (1904).
^) A. V. Baeyer, siehe R. Willstätter luid Fourneau, Arch. d. Pharmazie 340, 335.
21*
324 Alkaloide.
ankeningspunkte verdecken, so die Substanz gegen bestimmte Einflüsse resi-
stenter machen und zu einer spezifischen Wirkung befähigen ; anderseits kann
in dem eintretenden Säureradikal erst die verankernde Gruppe für eine spezi-
fische Funktion der ganzen Verbindung vorhanden sein. Zu bemerken ist, daß
bei allen Alkaloiden das die Wirkung verstärkende Säureradikal Hydroxyl-
wasserstoff ersetzt.
So -wirkt Tropin fast gar nicht, der Eintritt von aliphatischen Säureradikalen
erhöht die Wirkung, ohne sie spezifisch zu machen, der Eintritt von resistenten
aromatischen löst die giftige Wirkung der Base aus imd erst das Vorhandensein
eines alkoholischen Hydroxj'ls im aromatischen Säiureradikal löst die mydria-
tische Eigenschaft der Verbindung aus. In diesem Falle genügt nicht das Vor-
handensein eines Hydroxyls in der Verbindung und auch nicht das Vorhanden-
sein des Hj-droxyls in einem aromatischen Säureradikal, sondern es muß ein
alkoholisches Hydroxyl in einem aromatischen Säureradikal, -welches in die
Tropeinbildung eingegangen ist, vorhanden sein. Die Gegenwart eines Phenol-
hydjoxyls vermag diese Eigenschaft nicht zur Auslösung zu bringen.
Wird aber Imidwasserstoff durch ein Säureradikal ersetzt, so
tritt eine absch-wächende Wirkung ein.
So ist Piperin viel sch-wächer -wirksam als Piperidin. Piperin ist aber ein
im Imid-wasserstoff durch ein Piperinsäureradikal substituiertes Piperidin.
Piperinsäure
•^Haxol JcH : CH • CH : CH COOH
Piperin "R^s^H^
^^2\ol^JCH : CH • CH : CH ■ CO
Piperin ist physiologisch kaum -wirksam imd kann in Mengen von einigen
Grammen eingenommen -werden, ohne Vergiftmigssjonptome hervorzurufen.
Piperinsäiure lähmt beim Frosch das zentrale Nervensystem und das Herz,
■während Piperonal imd Piperonylsäure als gesättigte Verbindungen beim
Menschen indifferent sind.
Colchicin
CHj
CHsO^ Y>jC • NH • CO • CH3
, CH3O/C ^ "
/ I
1 HC
CH
CH2 CHs
Cblchicin enthält einen teil-weise reduzierten Naphthahnring mit einer
acetylierten primären Aminogruppe und drei einander benachbarten Methoxyl-
gruppen. Außerdem ist eine zweite leicht verseif bare Enolmethoxylgruppe vor-
handen, -welche bei Verseifung Methylalkohol abspaltet. Es entsteht Colchicein,
-welches durch die freie Hydroxylgruppe saure Eigenschaften besitzt. Dieses
zerfällt bei weiterem Erhitzen mit Säuren in Essigsäure und Trimethylcolchicin-
säure. Durch Methylierung kann aus dieser Säure ein dem Colchicin -wieder
näherstehender Methyläther gewonnen werden. Durch Beirzoylierung kann ein
Bedeutung der Substitution von Säureradikalen für Hydroxylwasserstoff. 325
Körper erhalten werden, welcher sich nur durch den Benzoykest an Stelle des
Acetylrestes vom Colchicin unterscheidet.
Colchicein ist ungiftig. Trimethylcolchicinsäure ist viel giftiger als C'ol-
chicein.
Die Giftigkeit des Trimethylcolchicinsäuremethyläthers ist fünfmal geringer
als die des Colchicins, trotzdem er eine freie Aminogruppe ttatt einer acetylierten
Gruppe besitzt. Durch die Benzoylierung des vorhergehenden Produktes zum
N-Benzoyltrimethylcolchictnsäuremethyläther ist die Giftigkeit, wie sonst zu
beobachten, wieder verringert worden. Das Benzoylprodukt ist etwa zehnmal
weniger giftig als das Acetylprodukt, das Colchicin.
N-Benzoylcolchicinsäureanhydrid ist ein inneres Anhydrid zwischen einer
Carboxyl- und einer Phenolhydroxylgruppe und enthält noch den teilweise
reduzierten Naphthalinring mit drei Methoxylgruppen. Es besitzt die Magen-
Darmwirkung des Colchicins, aber es ist weitaus weniger giftig.
So wie Colchicin wirken auch Colchiceinamid und N-Acetj'lcolchinol-
methyläther und N-Acetyl-colchinol. Während die dem Colchicin noch sehr
nahestehenden Derivate Colchicein, Trimethylcolchicinsäure und deren Methyl-
äther mindestens 5 — 10 mal so schwach als dieses, zum Teil noch außerordentlich
viel schwächer wirken, ebenso Colchiceinamid etwa 10 — 20 mal schwächer,
ist die Wirkung des Methyläthers nicht wesentlich geringer als die etwa de§
Colchiceinamids, also bedeutend stärker als die anderen dem Colchicin sehr viel
näher stehenden Derivate. Das gleiche gilt für N-Acetyl-colchinol, das genau so
wirkt wie Colchiceinamid. N-Acetyl-colchinol ist bereits ein recht einfaches
Methoxyijhenanthrenderivat. Die colchicinartige Wirksamkeit geht erst ver-
loren, wenn seine aromatische Aminogruppe entacetyliert wird. Es bewirken
unbedeutende, nur die Seitenketten betreffenden Veränderungen eine sehr weit-
gehende Abschwächung der Wirkung, während umgekehrt die einschneidende
Umwandlung des dritten Phenanthrenringes selbst die Colchicinwirkung nicht
weiter verringert i).
Oxycolchicin entsteht aus Colchicin durch Oxydation, wobei in einer
CHj-Gruppe des sauerstoffhaltigen Rmges der Wasserstoff durch Sauerstoff
ersetzt ist. Es ist das ungiftigste unter den Colchicinderivaten.
Oxycolchicin ist beim Frosche wirksamer als Oxydicolchicin, während am
Säugetier nur die niedere Oxydationsstufe nennenswert giftig, die höhere in
großen Dosen ungiftig ist^).
Tetrahydrocolchicin erhält man durch Einwirkung von Wasserstoff in Gegenwart
von Palladium in kolloidaler Lösung oder fein verteilter Form als Katalysator').
Die optischen Eigenschaften der Alkaloide scheinen eine gewisse Bedeutung
für die Wirkung zu besitzen (s. allg. Teil S. 121 ff.), z. B. Hyoscyamin ist links-
drehend, das isomere Atropin racemisch, aber ihre physiologische Wirkvuig ist
nicht gleich. Cushny^) hat d- und 1-Hyoscyamin, sowie das racemische Atropüi
untersucht und gefunden, daß sich diese Stereoisonieren in bezug auf die Nerven-
endigungen im Froschmuskel gleich verhalten. Aber auf das Froschrücken-
mark wirkt Atropin viel stärker erregend als 1-Hyoscyamin und d-Hyoscyaniin
1) Hans Lipps, AePP. 85, 235 (1920).
-) Hermann Fühner, AePP. 72, 229 (1913).
=) Hoff mann-La Roche, DRP. 279999.
*) Journ. of physiol. 1905, Oktoberheft.
326 Alkaloide.
noch stärker als Atropin. Auf die Nervenenden in den Drüsen, im Herzen und
in der Iris wrkten diese drei Verbindungen aber ganz anders different Hier
•wirkte 1-Hyoscyamin zweimal so stark wie Atropin und etwa 12 — 18 mal so
stark wie d-Hyoscyamin. Cushny erklärt diese Wirkungsdifferenzen luid ihre
quantitativen Unterschiede in der Weise, daß Atropin in der Lösimg in seine
beiden aktiven Komponenten zerfällt und daß es fast nur durch seinen Gehalt
an 1-Hyoscyamin auf Drüsen, Herzhemmungsnerven und Iris wirkt, während
seine reflexerregende Wirkung am Frosche hauptsächlich auf den Gehalt an
d-Hyoscyamin zurückzuführen ist.
Ebenso wirkt 1- imd d-Adrenahn verschieden, 1- und d-Cocain usw.
Bei gewissen Antipoden karm nicht nur die physiologische Wirkimg, son-
dern auch die Oberflächenspannung ihrer wässerigen Lösmigen verschieden
sein. Zwschen beiden Erscheinungen besteht ein Parallelismus i), z. B. bei
Cocain.
Auf S. 49 haben wir ausgeführt, daß z^^ischen den giftigen imd ungiftigen
Gliedern der Alkaloidreihe auch phj-sikalische Unterschiede bestehen, welche
sich in ihren Wirkungen auf rote Blutkörperchen und Kolloide, sowe in ihren
Capillaritätsverhältnissen äußern. Diese Unterschiede beziehen sich aber auch
auf die Erniedrigung der Oberflächenspannung.
Cocain ist giftiger als Tropacocain. In verdümiten Lösungen sieht man
bei Cocain eine stärkere Erniedrigung der Oberflächenspannung auf Zusatz von
Lauge als bei Tropacocain. Möglicherweise steht die größere lokalanästhe-
tische Wirkung des Tropacocains damit im Zusammenhange, daß in konzen-
trierteren Alkaloidsalzlösungen eben umgekehrt bei Tropacocain eine stärkere
Oberflächenf5pannungsemiedrigung durch Lauge hervorgerufen wird.
Holocain verursacht eine größere Oberflächenspannungserniedrigung als
Cocain und Tropacocain, dem entspricht auch eine größere Giftigkeit.
/i-Eucain ist eine Ausnahme von cheser Regel, denn es ist weniger giftig
als Cocain, aber die Oberflächenspannungserniedrigung der Lösung ist be-
deutend größer als bei Cocain und Tropacocain. /J-Eucain Lst weniger giftig
als Holocain, und in verdünnten Alkaloidsalzlösungen in alkahscher Lösung
erniedrigt Holocain viel mehr die Oberflächenspannung des Wassers als
/i-Eucain.
Cinchonin und Cinchonidm sind weniger wirksam als Chinin, und in alka-
lischer Lösung erniedrigen sie die Oberflächenspannimg des Wassers weniger
als Chinin.
Cinchonin ist physiologisch ■wirksamer als Cinchonidin, aber es erniedrigt
die Oberflächenspamiung des Wassers bedeutend weniger als Cinchonidin.
Hydrochinin erniedrigt in alkalischer Lösung viel mehr die Oberflächen-
spannung des Wassers als Chinin, und es ist auch giftiger.
In der Morphingruppe ist Peronin am giftigsten, das in alkalischer Lösung
auch am meisten die Oberflächenspannung erniedrigt, dann kommt das weniger
giftige und auch eine höhere Oberflächenspannung besitzende Heroin. Diese
beiden sind viel giftiger als Dionin und Kodein, welche auch eine viel höhere
Oberflächenspannung haben. Zwischen diesen beiden ist das wirksamere Dionin,
das dementsprechend in alkalischer Lösung die Oberflächenspannung auch
stärker erniedrigt^).
») L. Berczeller, BZ. 83, 1 (1917). ") L. Berczeller, BZ. 84, 80 (1917).
Cholin-Muscaringruppe. 327
Cholin-Muscaringruppe.
Die aliphatischen Basen wurden schon mehrfach erwähnt. Das krampf-
erzeugende Ammoniak wird in miwirksame Basen durch Ersatz der Wasser-
stoffe durch Alkylradikale verwandelt. Die aliphatischen Ammoniumbasen
hingegen haben ebenso eine curareartige Wirkung wie die aus den natürhchen
cycUschen Alkaloiden durch Addition von Jodmethj-1 entstehenden.
ChoUn, Trimethyläthylammoniumhydroxj^d, ist nicht ganz ungiftig, man
braucht nur relativ große Dosen, um die giftigen Wirkungen zu erzielen^). Es
erzeugt intravenös Blutdiucksenkmig. Nach anderen Beobachtern macht
reines Cholin Blutdi ucksteigerung. Die dem Cholin entstammende Vinylbase
Xeurin ist zwanzigmal so giftig als Cholin-),
Cholin (CH,)3=N<^^='^^2-°^ Neurin (CH3)3=N<^=^^''
was auf die doppelte Bindung in der Vinylgruppe zurückzuführen ist.
Delezenne und Ledebt untersuchten die von E. Fourneau und Ha-
rold J. Page dargestellten Cholinester^). Die hämolytischen Eigenschaften des
Palmityl- und Stearylcholins sind kaum geringer als diejenigen des Lysocythins.
Die Cholinester der Säuren unter Cj2 zeigen keine hämoh'tischen Eigenschaften
mehr.
Acetylcholin ist sehr giftig und hat eine depressorische Muscarinwirkung.
Es macht beim Frosch eine mächtige Kontraktion des Splanchnicusgefäßbezirkes
und der Extremitätengefäße*).
Außer einigen Zuckern wirken nur essigsaures Natron und brenztrauben-
saures Natron in kleinen Dosen auf den Darm erregend, während z. B. bern-
steinsaures Natron nicht erregt. Cholinessigsäureester und Cholinbrenztrauben-
säureester haben eine sehr viel stärkere darmerregende Wirkung als Cholin
selbst, während Chohnbernsteinsäureester nicht stärker als Cholin wirkt ^).
Die Acetenylgi uppe — C = CH in Verbindung mit Trimethylamin übt eine
noch stärkere Giftwirkung aus, als dies bei Gegenwart der Vinylgruppe — CH
= CHg unter den gleichen Bedingungen der Faü ist. Das Homologe des Neurius,
AUyltrimethylammoniumhydroxyd
(CH3)3NCH2CH:CHo
OH
ist ein relativ ungiftiger Körper*). Die Wirkungen des Dimethyhieurins (Iso-
crotyltrimethylammoniumhydroxyd )
(CH3)3N.CH = C<^'^^
OH
als auch die des Trimethylneurins (Valeryltrimethylammoniumhydroxyd)
(CH3)3N.C(CH3)=C<^^^
OH
sind denen des AUyltrimethylammoniumhydroxyds gleichartig. Alle drei Ver-
bindungen verursachen eine starke Erregung der Drüsensekretion und gleich-
') Swale Vincent, Halliburton, Joum. of physiol. 26.
-) O. Loew, Natürl. System der Giftwirkungen.
3) Bull. Soc. Chim. de France [i] 15, 544 (1914).
*) C. Amsler und E. P. Pick, AePP. 85, 77 (1919).
5) J. W. Le Heux, Ber. über die ges. Physiol. 3, 163 (1920).
») Liebigs Ann. 268, 150.
328 Alkaloide.
zeitig eine mehr oder minder starke Lähmung der Nervenverbindungen in den
quergestreiften Muskehi. Am heftigsten wirkt die Valerylbase. Nicht viel
schwächer wirkt die AUylbase, während die Isocrotylbase auffallenderweise
erheblich mildere Wirkung zeigt.
Durch den Eintritt von Methylgruppen in die Seitenkette des Neurins hat
eine Abschwächung mid zugleich eine Verschiebung der Giftwirkung desselben
stattgefunden. Auffallend ist es jedoch, daß das dreifach methylierte Neurin
heftiger wirkt als die zweifach methylierte Base. Für die Abschwächung der
Giftwirkung kommt nicht allein die Länge der Seitenkette in Betracht i).
Der Äthyläther des Cholins OH • NlCHaJg • CHj • CH^ • O • C2H5 ist der
Wirkung des natürlichen Mu.scarins am ähnlichsten. Ebenso wirken C'holin-
salpetrigsäureester und Trimethyl-/J-aminoäthylammoniumhydroxyd sehr ähn-
lich. Überall ist die Curarewirkung ausgesprochener als beim natürlichen
Produkt. Die Derivate des Formocholins wirken schwächer, der mit dem Cholin-
äthylester isomere Formocholinpropylester ist der wirksamste der Reihe ^).
y-Homochohn OH • (CH2)3N(CH3)3(OH) wirkt physiologisch stärker als
Chohn, eine weitere Verlängerung der hydroxylhaltigen Kohlenwasserstoffkette
steigert nicht allzusehr mehr die Wirksamkeit, demi Oxyamyltrimethylammo-
niumchlorid (Pentahomocholinchlorid) Cl • N(CH3)3 • (CH2)5 • OH zeigt daher
eine viel geringere Zunahme in seiner blutdrucksenkenden Wirkung gegenüber
dem Trihomocholinchlorid als dieses letztere dem Gholinchlorid gegenüber^).
Bemerkenswert ist der geringe Einfluß, den das Hineinflechten eines Benzol-
kerns in die Mitte des Moleküls ausübt, das Cholin OH • CHg • Cßii^ • CHg
. (N(CH3)3 • Cl ist dem gewöhnlichen Chohn OH • CHa • CH^ • N(CH3)3 • Cl
physiologisch gleichwertig und geht wie dieses in einen Körper von antagoni-
stischer Wirkung über, wenn man eine N-Methylgruppe durch eine N-Allyl-
gruppe ersetzt*).
Beim N-Allylnorkodein schlägt die etwas abgeschwächte Morphin-
wirkung des Kodeins in das Gegenteil um. Das gleiche Verhalten sieht
man bei Allylhomochohn C3H5 • N(C1)(CH3)2 • [CH^Jj • OH und Allylbetain
(CH3)jN(C3H5).CH2.CO-0.
Allylhomochohn wirkt auf das Kaltblüterherz im Gegensatz zu dem
muscarinähnlich wirkenden y-Homocholin nicht frequenzmindernd, vielmehr
scheint die Energie der Systolen etwas zuzunehmen. Einem so scheinbar nicht
merkUch getroffenen Herz gegenüber ist Muscarin in einer Dosis, die sonst dia-
stolischen Herzstillstand hervorruft, unwirksam und umgekehrt: bei einem
mit Muscarin bis zum vollständigen diastolischen Stillstand behandelten Herz
ruft Allylhomochohn kräftige Systolen hervor. Es scheint, daß es an dieselben
Elemente wie Muscarin, nämhch die Vagusendigungen, gefesselt wird. Beim
Warmblüterherz sieht man diese Erscheinungen nicht. Allylbetain wirkt quali-
tativ gleich, quantitativ schwächer^).
Bei einer Reihe anderer Substanzen mit an Stickstoff gebundenem AUyl
konnte eine den entsprechenden N-Methylderivaten antagonistische Wirkung
nicht wahrgenommen werden, wie z. B. bei N-Allyl-pyrrohdin, N-Allyl-thaUin,
1-Allyltheo bromin, Allyl-strychnin, Diallylsulfat. Letzteres ist eine die Atmungs-
organe stark angreifende Flüssigkeit.
1) Liebigs Ann. 33T, 37.
') A. J. Ewins und H. H. Dale, Biochem. Joum. 8, 366 (1914).
3) J. V. Braun, BB. 49, 968 (1916).
*) J. V. Braun und Z. Köhler, BB. 51, 100 (1918).
') J. Pohl und J. V. Braun und E. Müller, BB. 50, 290 (1917).
Cholin-Muscaringruppe. 329
Reid Hunt und R. de M. Taveaii^) haben gefunden, daß cholinähnliche
Substanzen, welche statt der Trimethylgrupije eine Triäthyl-, Tripropyl- oder
Triamylgruppe enthalten, dadurch giftiger werden. Verbindungen, welche eine
Oxyäthylgruppe enthalten, waren weniger giftig als solche, welche eine kürzere
oder längere Seitenkette mit einer Hj^droxylgruppe tragen. In allen Fällen sind
Verbindungen, welche zwei Hydroxylgruppen in der Seitenkette enthalten,
weniger giftig als solche mit einer Hydroxylgruppe. Diese Regel bewährt sich
auch bei mit zwei Acetylgruppen substituierten Verbindungen, nicht aber bei
solchen mit zwei Benzoylgruiipen. Die Acetylgruppe erhöhte die Giftigkeit
aller Verbindungen, welche Trimethyl- und Triäthylgruppen enthalten. Bei
den tripropyl- und triamylsubstituierten Sub.stanzen variiert der Effekt.
Die Benzoylgruppe erhöht die Giftigkeit der Verbindungen, welche drei
Propyl- und drei Amylgruppen enthalten. Der Effekt variiert bei den Trimethyl-
und Triäthylverbindungen.
Ein Chloratom in der Seitenkette verringert die Giftigkeit der Acetylderi-
vate der Trimethyl- und Triäthylverbindungen, aber es erhöht die Giftigkeit
der entsprechenden Benzoylderivate. Die normale Oxj'propj'lverbindung und
ihre Derivate sind viel giftiger als die Oxjnsoverbindungen.
Trimethylbrommethylammoniumbromid ■wirkt wie Cholin, Formocholin-
chlorid (Oxymethyltrimethylammouiumchlorid) ist stärker wirksam als Cholin
und für Mäuse neunmal so giftig. Der Methyläther des Formochohns ist nvir die
Hälfte so wirksam als FormochoHn und zweimal so giftig als dieses. Betain-
chlorid ist unwirksam. Acetylcholinchlorid ist sehr wirksam und dreimal so
giftig als Cholin. Acetylcholin wirkt herzlähmend und erregend auf die Darm-
muskulatur ^). Propionylchohnchlorid ist vielleicht 100 mal so wirksam als
Chohn in bezug auf die Blutdruckemiedrigung. Normales Butyrylchoünchlorid
ist wirksamer als Cholin. IsobutjTj-lcholin wirkt ähnlich wie normales Iso-
valerylcholin, verlangsamt den Herzschlag und steigert manchmal den Blut-
druck. Den höchsten Effekt auf den Blutdruck machen solche ChoUnderivate,
welche sich am wenigsten vom Cholintypus entfernen. Alle Veränderungen
der Methylradikale oder der Seitenkette mit Ausnahme der Substitution des
Hydroxylwasserstoffes verringern die Wirkung auf den Blutdruck, aber er-
höhen in der Regel die Giftigkeit. Wenn diese Konfiguration erhalten bleibt,
kann man die Intensität und den Charakter der Wirkmig auf den Kreislauf
innerhalb weiter Grenzen variieren durch Substitution von Gruppen für Wasser-
stoffatome^).
Das neutrale glycerin-phosphorsaure Cholin bewirkt an Himden imd Kanin-
chen Brachj'kardie mit beträchtlicher, bisw'eilen sehr großer Verstärkung des
Pulses, meistens erhöht sich auch der arterielle Blutdruck. Die Blutdruck-
senkung durch ChoUn ist nur leicht und flüchtig, während die Steigerung
minutenlang anhalten kann. Bei Menschen mit arteriellem Überdruck scheint
die hypotensive Wirkung des Cholins vorherrschend*).
R. Krimberg hält ObHtin für den Diäthylester des Dicamitins ^) ; aus
Rindermuskeln dargestellt, wirkt es auf die Speichelsekretion, Darmperistaltik,
den Blutdruck und die Pupillenreaktion; bei Kaninchen iind Meerschweinchen
') Joum. of Pharmacol. and esperimental Therapeutics Vol. I, Nr. 3, Okt. (1909).
2) Arthur J. Ewins, Biochem. Joum. 8, 44 (1914).
^) Reid Hunt und R. de M. Taveau, Bulletin, Hygienic Laboratory of Treasury
Departement Nr. 73, März (1911).
') Aldo Patta und Azzo Varisco, Areh. di Famiacol. sperim. 19, 109 (1914).
5) R. Engeland, HS. 56, 417 (1908). — R. Krimberg, BB. 4%, 2457 (1909); 48,
3878 (1909).
330 Alkaloide.
erzeugt es Nekrosen. Im Katzenkörper wird es rasch in Novain umgewandelt.
Novain, identisch mit Carnitin
CH3 CHj ■ CHj • CHOH • CO
CH3)n< I
ch/ o !
wirkt ähnlich wie ObUtin. Neosin erniedrigt den Blutdruck sehr stark und
erzeugt starke Speichelsekretioneni).
Dem Cholin steht das sehr heftige Gift Muscarin^) sehr nahe. Dieses ver-
ursacht an denselben peripheren Organteilen, welche Atropin lähmt, eine
hochgradige, von keiner Lähmung unterbrochene Erregung. Es entsteht daher
HerzstiUstaud in der Diastole durch Reizung des Nervus vagus.
Muscarin (CH3)3N<^^2 ' CH(0H)2
Die Isoamyltrimethylbase (Amylarin) (CH.^)3N<^q-^ ' ^' '^ 3)2 m^^j
O, TT
die Valeryltrimethylbase (Valearin) (CH3)3-N<Q^-g-' wirken wie Muscarin auf
das Herz, aber nicht auf die Pupille. Die Trimethylhexyl- und die Tetra-
äthylbase geben keine Muscarinwirkung, nur allgemeine Lähmung ä).
Doch scheint die enorme Giftigkeit des natürlichen Muscarins ihre Ursachen
in bestimmten stereochemischen Beziehungen zu haben. Oxydiert man nämlich
ChoUn mit starker Salpetersäure, so erhält man das sog. Cholin-Muscarin*).
Dieses ist aber vom Fliegenpilzmuscarin physiologisch different*). Das Cholin-
Muscarin von Harnack ist der SaliDetrigsäureester des Cholins, es wirkt auf
Frösche curareähnlich, aber es kontrahiert nicht die SäugetierpupiUe*). Che-
misch dem Muscarin ähnliche Körper haben Berlinerblau und Emil Fischer
dargestellt, welche sich aber physiologisch vom Muscarin ebenfalls unterscheiden.
Josef Berlinerblau') stellte aus Monochloracetal \md Trimethj'lamin
den neutralen Äthyläther des Muscarins^) dar. Nach dem Verseifen erhielt man
die freie Base (von Schmidt Pseudomuscarin benannt). Nach B. Luchsinger
ist die Wirkung des Äthers sowie der Aldehydbase fast voüständig mit der Wir-
kung des natürlichen Muscarins übereinstimmend, nur wirkt der Äther bedeutend
schwächer.
Emil Fischer 8) hat durch Methyherung des Acetalamins, Acetaltrimethyl-
ammoniumchlorid und ein Spaltungsprodukt desselben
(CH3)3NC1 • CH2 • CHO
erhalten, welches mit Berlinerblaus Base identisch ist.
R. Böhm^") hat gefunden, daß sjTithetisches Muscarin schon in außerordent-
lich geringen Mengen beim Frosch die intramuskulären Nervenendigungen lähmt,
was natürliches nicht macht. Synthetisches Muscarin bewirkt maximale Myose,
natürhches ist ohne Einfluß auf die Pupille.
Anhj'dromuscarin, Berlinerblaus Base, hat keinen Einfluß auf das
Froschherz, ist ohne Wirkung auf die Pupille, ohne Wirkung auf die herzhem-
menden Vagusapparate des Säugetierherzens. Wie alle Ammoniumbasen macht
1) F. R. Kutscher und A. Loh mann, Pflügers Arch. 114, 553 (1906).
2) O. Schmiedeberg und Koppe, Muscarin. Leipzig 1869.
3) O. Schmiedeberg, E. Harnack, Jordan, AePP. 6, HO; 8, 15.
*) AePP. 6, 107. ^) AePP. 19, 87. «) A. J. Ewins, Biochem. Journ. 8, 209.
') BB. n, 1139 (1884). 8) Siehe bei R. Robert, AePP. 20, 92.
«) BB. 36, 464, 470 (1893). 1°) AePP. 19, 76.
Cholin-Muscaringruppe. 331
es starke Speichel- und Sehweißabsonderung. Der Tod der Säugetiere erfolgt
durch Lähmung der Respiration i).
Isorauscarinchlorid (CHjjjX • CH(OH) • CH^COH)
Cl
Homoisomuscarinchlorid (CHjjj • N • CH^ ■ CH(OH) • CHj • OH .
Cl
Beim Vergleiche der Wirkungen des Isomuscarins und des Homoisomus-
carins hat sich die wederholt beobachtete G«setzmäßigkeit feststellen lassen,
daß mit der Länge der Seitenkette die Giftigkeit abnimmt; während Isomus-
carin eine mäßig starke, dem Choli'i-Muscarin ähnliche Wirkung besitzt, kann
Homoisomuscarin geradezu als ungiftig bezeichnet werden-).
Der Einfluß der Verkürzung der Seitenkette wurde am Formocholin
(CHaJaN ■ CHj OH
• u. z. am Athyläther geprüft ; hierbei zeigte es sich, daß durch
OH
den Eintritt der Äthylgruppe in das Cholinmolekül sich die toxische Wirkung
desselben in einer ganz bedeutenden Weise gesteigert hat. Die indirekte Ver-
längerung der Seitenkette durch die Bildung einer Äthoxylgruppe hat das
Gegenteil von dem bewirkt, was bei direkter unmittelbar am Kohlenstoffkem
erfolgter Veränderung wiederholt beobachtet wurde.
Die Wirkungen des Cholinäthers gleichen ganz denen des künstlichen Mus-
carins (Oxycholins) mit Ausnahme der Wirkung auf die Vogeliris. Das Formo-
chohnäthersalz zeigt nun im allgemeinen den gleichen Wirkungstypus ; die Wir-
kmig scheint ein wenig zwar, aber jedenfalls nicht sehr merklich stärker zu sein,
als die des Choünäthers (s. S. 328).
In diese Gruppe von Körpern gehören auch die von Niemilowicz^) dar-
gestellten synthetischen Ptomaine. Sie entbehren aber der Hj'droxylgruppe. Die
meisten Leichenalkaloide sind Trimethylammoniumderivate, da sie sich vom
ChoUn ableiten und wohl auch aus diesem entstehen. Durch Einwirkung von
Trimethylamin auf Monochloraceton erhält man Coprinchlorid.
CH3 ■ CO • CHj • N(CH3)3
I
Cl
Nach S. Exner*) wirkt dieses curareähnlich, differiert aber von Curare,
da die Erregbarkeit der Muskelsubstanz, weim auch wenig, herabgesetzt ist und
die vergifteten Tiere in ihren Muskeln einen gewissen Tonus bewahren.
Durch Einwirkung von Trimethylamin auf Dichlorhydrin entstehen Sepin-
chlorid und Aposepinchlorid, welche bei weitem weniger wirksam sind als
Coprinchlorid.
Sepinchlorid (CHj • Cl — CH • OH — CH^a) + NtCHjjj
= CH,C1 — CHOH — CH„— X T — CH,
::Ne
CH3
Cl— 1 N— CH2
Aposepinchlorid CH2CI — CH ■ OH — CH^Cl + 2 [NfCHj)]
= Cl ■ X(CH3)3
CHj
I
CHOH
CH2-C1K(CH3)3
1) G. Nothnagel, BB. 36, 801 (1893). — Arch. d. Pharmaz. 1894, 261. — Hans
H. Meyer, Liebigs Ann. 267, 252 über Isomuscarin.
2) Hans H. Meyer bei Schmidt, Liebigs Ann. 337, 48.
ä) M. f. Ch. 7, 241, (1886). *) Ebenda.
332 Alkaloide.
Coppola^) stellte sich die Aufgabe, zu untersuchen, ob die physiologische
Wirkung des Cholins, Neurins und Muscarins an die Gegenwart der drei be-
sonderen Alkylradikale gebunden sei oder ob sie vielmehr von der allen gemein-
samen Trimethylgruppe abhänge. Um dies zu miterscheiden, stellt er drei neue
Ammoniunibasen dar, welche an Stelle der drei Methylgruppen Pjrridin enthalten,
OTT OTT
nämlich Pyridincholin C5H5N<^jj ^^ . qh ' Pj^dinnexrrin C5HsN<p2.cH
und Pyridinmuscarin C5H5N(OH) • CH(OH) • CHg • OH. Ihrem physiologischen
Charakter nach gehören die Basen zu denjenigen Alkaloiden, welche die typische
Wirkung des Curare besitzen. Was ihi'e Giftigkeit anbelangt, so nimmt die-
selbe vom Oxäthylen- zu dem Vinyl- und von diesem zum Dioxyäthylenderivat
merklich zu. Wenngleich man die Giftigkeit des Pyridins nicht direkt mit der
des Pyridincholins vergleichen kann, da ihre Wirkungen verschiedener Natur
sind, so kann man doch die Giftigkeit des letzteren als ungefähr viermal so stark
amiehmen als die des Pyridins. Während PjTidin auf die cerebrospinalen
Zentren wirkt, wirken seine Derivate auf die Endigungen der motorischen
Nerven. Die curareartige Wirkung ist nicht an die Gegenwart der Methyl-
gruppe oder irgendeines anderen Radikals gebunden, sondern sie ist eine Funk-
tion der quaternären Basen überhaupt. Auch Pyridin schließt sich diesem all-
gemeinen Gesetze an; in eine Ammoniumbase verwandelt, zeigt es deuthch
die Wirkung des Curare. Die Energie der Wirkung dieser drei Basen ist voll-
kommen analog der der entsprechenden Trimethylaminbasen und wie Pjrridin
wirksamer ist als Trimethylamin, so sind auch die Pyridinderivate giftiger
als die entsprechenden Trimethylverbindungen. Endlich muß man der Hj'dr-
oxylgruppe, wie es auch bei den Phenolen der Fall ist, die Fähigkeit zuerteilen,
die Giftigkeit dieser Verbindungen zu erhöhen. Der Umstand, daß das Vinyl-
radikal eine stärkere Wirkung auf den tierischen Organismus zeigt, hängt
mit der doppelten Bindung zusammen. Was endlich den Umstand anbelangt,
daß Cholin, Neurüi und Muscarin sich in ihrem j)hysiologischen Verhalten von
den anderen quaternären Basen entfernen, so hängt dies nach Coppola von
sekundären Eigenschaften ab, welche der Curarewirkung entgegengesetzt sind
imd so dieselbe verdecken.
Die auffällige Differenz in den Wirkungen der reinen Ammoniumbasen
und den Körpern der Cholin-Muscaringruppe wird man wohl am besten auf das
Eintreten des Hydroxyls oder der Hydroxyle in die Ammoniumbasen beziehen,
welche es zuwege bringen, daß keine reine Nervenendwirkung mehr auftritt,
sondern Reizung der peripheren Enden der Nerven in den Sekretionsorganen
und unwllkürlichen Muskeln; daß aber ihre giftige Wirkung nicht auf der
Hydroxylgruppe beruht, wird durch die Beobachtung erwiesen, daß Isoamyl-
trimethylammoniumchlorid und Valeryltrimethylammoniumchlorid, welche
ähnlich in der Konstitution sind, aber kein Hydroxj'l besitzen, physiologisch
sehr ähnhche Effekte auslösen-). Diese beiden töten miter Erscheinimgen der
Muscarinwirkung in minimalen Dosen. Doch fehlt die Pupillenverengerung und
läßt sich auch nicht durch Einträufeln in das Auge erzielen.
Die Synthesen in der Alkaloidreihe sind wohl noch spärlich zu nennen,
um so mehr, als es eigentlich wenige Alkaloide von den zahlreichen natürhch
vorkommenden sind, welche eine therapeutische Bedeutung haben und gerade
diese wurden bis nun auf künstlichem Wege nicht dargestellt.
1) Gaz. Chim. 15, 330. ^) O. Schmiedeberg und E. Harnack, Ae.PP. 6, 101.
Cocain und die Lokalanaesthetica. 333
Wir wollen im folgenden einerseits die Synthesen der Alkaloide, welche
sich an das Studium ihrer Konstitutionen schließen, andererseits die syntheti-
schen Versuche, Ersatzmittel dieser Alkaloide darzustellen, einer Betrachtung
unterziehen.
Cocain und die Lokalanaesthetica.
Dieses wertvolle und in der Medizin viel angewendete Alkaloid war zuerst
nur als mächtiges Excitans bekannt. Man wußte, daß die Indianer beim Lasten-
tragen in den Bergen Südamerikas fortwährend Cocablätter kauten, um so die
größten Strapazen und Arbeitsleistungen zu bewältigen, ohne ein Ermüdungs-
gefühl zu empfinden. Aber erst durch die bahnbrechende Entdeckung Kollers^)
vrurde das eigenthche Gebiet für die große Anwendung des Cocains in der
Medizin eröffnet, die Lokalanästhesie. Cocain bringt in kürzester Zeit mit wenig
Nebenerscheinungen und ohne auf Schleimhäuten Brennen zu erzeugen, eine
völlige und anhaltende lokale Anästhesie hervor.
Die Chemie des Cocains ward alsbald von vielen Seiten zum Gegen-
stande eifrigen Studiums gemacht , aber erst in jüngster Zeit ist es ge-
lungen, die Konstitution des Alkaloidanteils des Cocains, des Ekgonin, auf-
zuklären.
Wenn man Cocain mit Alkalien verseift, so erhält man als Spaltungsprodukte
Ekgonin, Methylalkohol und Benzoesäure. Die Chemie des Ekgonins hat die
nahen Beziehungen dieses Körpers zum Tropin, dem Spaltungsprodukte der
Tropaalkaloide, welche sowohl in physiologischer als auch in chemischer Rich-
tung bestehen, aufgeklärt.
Xach den Untersuchungen R. Willstätters erweist sich Tropin als ein
Körper, welcher einen Methyl-X-pjTrolidinkern kombiniert mit einem Methyl-
N-piperidinkem enthält, die äußere Peripherie dieses Körpers besteht aus einem
Ring von sieben Kohlenstoffatomen.
Der letztere Nachweis wurde durch die Überführung des Tropins und des
H2 -Hi, I12
c— c— c
Ekgonins in das Suberon I /CO, einen stickstofffreien Siebenerring
erbracht'-). h"~h~h
"2 ±l2 Jij
Es kommt nach den Untersuchmigen R. Willstätters dem Tropin folgende
Konfiguration zu : 2
II2C C CH2
1 I
N ■ CH3 CH • OH
I I
H2C C CM2
H
Für das Ekgonin wurde von R. Willstätter die folgende Konfiguration
festgestellt, aus der sich alle chemischen Beziehungen mid Eigenschaften dieses
Körpers leicht erklären lassen:
-CH-COOH
N . CH3 CH • OH
-CH,
1) Moröno y Matz, Paris These 1868, gebührt das Verdienst, zuerst Cocain als
Lokalanaestheticiun auf Grund seiner Tier\-ersuche empfohlen zu haben.
2) BB. 31, 1534, 2498, 2655 (1899); 3S, 1635 (1900).
334 Alkaloide.
Tritt nun in das Ekgonin ein Benzoylrest in die Hydroxylgruppe ein und
wird die Carboxylgruppe mit Methylalkohol verestert, so resultiert Cocain.
HjC — CH CH ■ COO • CH3
N • CH3 CH • 0 ■ CO • C^Hj
H2^ — CH CHo
Zahlreiche experimentelle Studien über Cocain und seme Spaltimgs-
produkte haben uns wertvolle Kenntnisse dieser interessanten Substanz ge-
bracht imd die Möglichkeit geschaffen, auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse
neue Verbindungen mit Wirkungen, die dem Cocain analog sind, synthetisch
darzustellen.
Von größtem Interesse ist es jedenfalls imd in erster Linie, welche RoUe bei
der physiologischen Wirkung den einzelnen Gruppen, dem Ekgonin, dem Ben-
zoylrest und der Methylgruppe in der Esterbindung zukommen. Diese Frage
ist aber nicht so einfach, weil sich die Wirkungen des Cocains auf mehrere an-
scheinend differente Gebiete erstrecken. Die therapeutisch wichtigste Eigen-
schaft des Cocains ist wohl das Hervorrufen einer lokalen Anästhesie, die durch
eine eigenartige lähmende Wirkung auf die Endigungen der sensiblen Nerven
bedingt ist. Außerdem kommt dem Cocain nach seiner Resorption eine Wirkung
auf das Zentralnervensysten zu, welche in Erregungszuständen und Lähmungs-
zuständen der verschiedenen Funktionsgebiete des Mittelhirns und der Medulla
oblongata besteht. Eine Abstumpfung der Empfindlichkeit der peripheren
Nerven läßt sich bei innerer Applikationsweise nicht nachweisen. Der Tod bei
Cocain Vergiftung erfolgt durch Kollaps und durch direkte Respirationslähmung.
Außer dem schon erwähnten /?-Tetrahydronaphthylamin ist Cocain unter
allen jetzt bekannten Körpern derjenige, welcher am raschesten und in größtem
Maße die Körpertemperatiu- erhöht^). Es ist zugleich das stärkste Excitans,
wirkt vermehrend auf die Arbeitsleistung des Muskels und steht in vollem Ant-
agonismus zum Chloral, wie U. Mosso gezeigt hat-).
Auf Schleimhäuten erzeugt Cocain, außer völliger Anästhesie, Blutleere
und Blässe, zugleich nimmt die Sekretion ab, was man alles durch die eintretende
Gefäßkontraktion erklärt.
Bei Einträufelung von Cocain in das Auge tritt ganz konstant eine PupiUen-
erweiterung (Mydriasis) ein, die lange andauert, aber nicht so stark ist wie nach
Atropineinträufelung. Bei Kaninchen macht Cocain vakuoläre Leberdegene-
rationen [P. Ehrlich^)].
Diese physiologischen Eigenschaften ändern sich sehr erhebUch, wenn
das Cocainmolekül chemisch verändert wird.
Wird aus dem Cocain entweder die Benzoylgnippe oder die Methylgruppe,
welche in Esterverbindung vorhanden ist, abgespalten, so resultieren Benzoylek-
gonin bzw. Ekgoninmethylester. Diese beiden Körper sind um das Zwanzig-
fache weniger toxisch und erst in unvergleichlich größerer Dosis letal wirkend*).
Die Unwirksamkeit des Benzoylekgonins haben wir an einer früheren Stelle
mit dem Vorhandensein einer freien Carboxylgrui^pe erklärt, wofür wir ein wert-
volles Analogen im Verhalten der Arecaalkaloide haben.
Daß die Abspaltung von alipathischen oder aromatischen Säureradikalen
die Wirkung bedeutend abschwächt, wenn diese Säureradikale Hydroxylwasser-
1) AePP. 37, 397 und 40, 151. — Reichert, Zentralbl. f. med. Wissensch. 1889, 444.
2) AePP. 83, 153. — Pflügers Arch. «, 553.
3) Dtsch. med. Wochenschr. 1891, Nr. 32, 717.
*) Ralph Stock mann, Pharmac. Journ. and Transact. 16, 897.
Ckjcain und die Lokalanaesthetica. 335
Stoff in Basen ersetzen, sehen wir bei Aconitin, bei den Tropaalkaloiden und auch
beim Cocain ; das Freiwerden der veresterten Hydroxylgruppe bedingt hier das
Aufhören der Wirksamkeit und zeigt deutlich die Bedeutung des eintretenden
Säureradikals, da verschiedene Säureradikale bei ihrem Eintritt in die Hydroxyl-
gruppen der Alkaloide Körper mit verschieden starken und physiologisch diffe-
renten Wirkungen bilden.
Werden aus dem Cocain diese beiden Seitengruppen abgespalten und resul-
tiert so Ekgonin, so verschwinden die meisten Wirkungen des Cocains, nur
die vakuoläre Leberdegeneration und die atrophischen Zustände dieses Organs
werden durch Ekgonin, wie durch Cocain selbst hervorgebracht.
Ekgonin hat keine anästhesierende Wirkung. Erst in Dosen von 1.25 g tötet
es Kaninchen. Es macht MuskeUähmung ^).
Es ist gleichgültig, welches Alkylradikal in die Carboxylgruppe eintritt;
ist sie verestert, so hat das homologe Cocain die typischen Eigenschaften des
natürlichen, des Benzoylekgoninmethylesters. Es wurden Cocäthylin^), Coca-
propylin, Cocaisopropylin, Cocaisobutylin dargestellt^); alle diese Körper haben
die typische anästhesierende Wirkung des Cocains, ohne aber vor demselben
Vorzüge zu bieten, weshalb sie keine praktische Anwendung finden. Zu be-
merken ist, daß die Variationenen des Cocains dieser Art sich bis nun nur auf
die aliphatischen Alkohole beziehen, aromatische Verbindungen wurden noch
nicht dargestellt.
Von weitaus größerer Bedeutung für die Wirkung ist der Ersatz der Benzoyl-
gruppe im Cocain durch andere Säureradikale.
Ersetzt man die Benzoylgruppe durch verschiedene andere aromatische
Säureradikale oder durch aliphatische, so findet man die sehr merkwürdige
Tatsache, daß die anästhesierende Eigenschaft des Cocains ganz verschwindet
oder wenigstens stark leidet.
0. Liebreich*) fand, daß Isatropylcocain, TruxiUin, gar nicht anästhe-
sierend wirkt, hingegen ein starkes Herzgift ist. Es reizt, später lähmt es die
Acceleratoren und macht allgemeine Lähmung mit Konvulsionen. (Die Isa-
tropasäure ist eine polymere Zimtsäure (C9H802)2)-
P. Ehrlich^) untersuchte Isatropylcocain, Phenylacetylekgoninjodhydrat,
Valerylcocainjodhj'drat, Phthalyldiekgoninbromhydrat. Der erste Körper wirkt
am stärksten, der letzte am schwächsten giftig. Nur das Phenj^lessigsäurederivat
wirkt anästhesierend, aber auch diese Wirkung ist eine erhebUch geringere als
beim Cocain. Alle diese Körper machen aber die charakteristischen Leberver-
änderungen.
Durch Oxydation des Ekgonins mit KaUumpermanganat erhielt A. Ein-
horn Homekgonin'), welches eine Methj-lgruppe weniger enthält als die Aus-
gangssubstanz; es ist dies Xor-l-ekgonüi (Cocayloxyessigsäure).
Ekgonin Nor-1-ekgonin
C,Hio(OH) (COOH) : N • CH3 C,Hio(OH) (COOH)NH
Im Cocain ist ein Methyl an das N-Atom gebunden. Durch Entfernung
der Alkylgruppe aus dem Cocain, dem CocaäthyUn und Cocapropyün entstehen
die entalkylierten Cocaine oder Xorcocaine, die in unverändertem oder sogar
verstärktem Maße lokalanästhesierend wirken.
1) Pharmazeut. Jahresber. 1890, 671.
2) E. Merck, BB. 18, 2954 (1885): 21, 48 (1888).
') Novy, Americ. Chem. Joum. 10, 147.
*) BB. Sl, 1888 (1888). Siehe auch Falkson, Diss. Berlin (1889).
=) Dtsch. med. Wochenschr. 1891, Nr. 32, 717. «) BB. 21, 3029, 3411 (1888).
336 Alkaloide.
Die von Poulsson untersuchten Norcoeaine, welche statt der NCHg-
Gruppe eme Iminogruppe enthalten, untersuchte auch Ehrlich und fand, daß
sie viel stärker anästhesierend wirken als die gewöhnlichen, aber in bezug auf
die Toxizität alle anderen Glieder der Cocainreihe übertreffen, was auf dem
Vorhandensein einer freien Iminogruppe beruht.
Wird nun in Nor-1-ekgonin die Hydroxylgruppe durch ein Benzoylradikal,
die Carboxylgruppe durch Methyl-, Äthyl- vnid Propylradikale verestert, so
entsteht eine Reihe von Homologen des Nor-1-Cocains, von denen der mit dem
Cocain metamere Äthylester von Einhorn Isococain genannt wurde *). Diese
Verbindung erwies sich in bezug auf Anästhesie höchst wirksam, stärker als
Cocain selbst, aber weitaus giftiger^).
E. Poulsson hat den Methylester dieser Verbindung (Homomethincocain),
den Äthylester (Homoäthincocain) und den Propylester (Homopropincocain)
physiologisch geprüft^). Die lokale Anästhesie und die allgemeinen Wirkungen,
die dem Cocain zukommen, bleiben im wesentlichen unverändert, wenn auch im
Ekgoninmolekül eine solche Veränderung durch Oxydation vorgenommen wird.
Von praktischer Bedeutung sind aber diese Körper nicht, weil sie viel stärker
als Cocain bei ihrer Verwendung für die lokale Anästhesie die Apphkationsstelle
reizen.
Benzoylhomekgonin
H H
HgC C C COOH
I I
NH CH • O ■ CO ■ CgHs
I 1
Mt»C — C CH2
H
macht wie Benzoylekgonin selbst keine dem Cocain analogen physiologischen
Effekte.
Die Ester des Ekgoninmethylesters mit Bemsteinsäure, Phenylessigsäure,
Zimtsäure wirken nicht anästhesierend.
Nach Fi lehne i.st die Veresterung des Ekgoninmethylesters mit Benzoe-
säure beim Cocain das Wesentliche und Wirksame für die anästhesierende
Wirkung, da weder Ekgonin noch Ekgonmmethylester anästhesierend wirken.
Nach A. Einhorn und Klein*) zeigt der o-Phthalyldiekgonin-dimethyl-
ester ähnliche Wirkung wie Cocain.
Nach den Untersuchungen von Ralph Stockmann^) hat aber Benzoyl-
ekgonin auch keine anästhesierende Wirkung und diese fehlt auch, wie E. Po uls-
son gezeigt hat, dem Benzoylhomekgonin, so daß nach E. Poulsson der Ver-
esterung der Carboxylgruppe des Ekgonins eine große Rolle bei dem Zustande-
kommen der lokalanästhesierenden Wirkung zukommt. Beim Entfernen des
ätherifizierenden Alkylradikals aus dem Cocain- oder Homococainmolekül ver-
schwand auch die lokalanästhesierende Wirkung, die allgemeinen Vergiftungs-
erscheinungen änderten sich und die Giftigkeit, besonders bei Säugetieren, wurde
bedeutend abgeschwächt.
Aber wir werden sehen, daß die anästhesierende Funktion keineswegs allein
auf diesen beiden Gruppen oder einer von ihnen beruht, sondern als Wirkung
des Gesamt moleküls aufzufassen ist. Der Benzoylgrvippe kommt anscheinend
die Funktion einer verankernden Gruppe zu.
1) DRP. 55 338. — BB. 23, 468, 979 (1890).
2) Haas, Süddeutsche Apoth.-Ztg. 1890, 202. ^) AePP. 27, 301.
*) BB. 31, 3366 (1888). ^) Pharmac. Joiirn. and Transact. 16, 897.
Cocain und die Lokalanaesthetica. 337
Von großem Interesse ist das Verhalten der beiden optischen Isomeren des
Cocains. Das gewöhnliche Cocain ist huksdrehend. Durch Erhitzen mit Alkahen
gehen Ekgonin und seine Derivate in ein d-Ekgonin über^), von welchem aus
man zu d-Cocain kommen kann. Diese optische Inversion ist nicht ohne Ein-
fluß auf die physiologische Wirkung.
Die Abstumpfung der Sensibilität tritt beim d-Cocain regelmäßig schneller
ein und ist intensiver als beim Cocain, verschwindet aber wieder in kürzerer
Zeit2) (s. S. 121 ff. Allg. Teil und S. 326 AJlg. Teil der Alkaloide).
Außer den schon erwähnten Spaltungsprodukten des Cocains^) können
auch Anhydroekgoninester und Anhydroekgonin
H, H
H
C — C-
C ■ COOH
1
1
C — C-
CH3 \cH
//
C
Hj H
H
die aus Ekgonin durch Abspaltung von einem Molekül Wasser resultieren (hier-
bei geht die Kette — CHj — CHOH — in CH = CH über), nicht Anästhesie er-
zeugen. Hingegen erzeugt 1-Benzoylekgoninnitril Anästhesie mit Mydriasis,
ganz ähnlich wie Cocam, jedoch weit schwächer. Es entspricht also das Nitril
dem Cocaintypus in semer Wirkung vollständig, wenn es auch an und für sich
viel schwächer wirkt.
I-Ekgoninamid H2C — CH CH ■ CO ■ NH^
I N ■ CH3 CH • OH
H2C — CH CHg
ist ziemhch indifferent. Injektionen und Fütterungen werden von Säugetieren
anstandslos vertragen. Anästhesierende Wirkungen fehlen vollständig.
Die am N des Piperidinkerns beim Cocain haftende Methylgruppe verleiht
dem Cocain die Eigenschaften einer tertiären Base. Cocain kann an dieser Stelle
Jodmethyl addieren und in die entsprechende Ammoniumverbindung übergehen.
Cocainjodmethylat ist ausgesprochen bitter und ohne anästhesierende Wirkung ;
seine Giftigkeit ist bedeutend herabgesetzt und sogar die Leberwirkmig, welche
für die verschiedensten Ekgoninderivate charakteristisch, ist verlorengegangen
(P. Ehrlich).
Es ist wichtig, daß der Eintritt des Jodmethyls die Eigenschaften und Wir-
kungen des Cocains völlig vernichtet. Besonders beachtenswert ist, daß die so
gebildete Ammoniumbase weit weniger toxisch wirkt als die zugrunde liegende
tertiäre Base. Ein derartiges Verhalten differiert wesentlich von dem Verhalten
einzelner Alkaloide, da man unter solchen Verhältnissen in manchen Fällen eine
Erhöhung der Toxizität sieht. P. Ehrlich nimmt nun an, daß auch die tertiäre
Bindungsart des Stickstoffs im Cocain für die Wirkungsweise dieses Alkaloids
von ausschlaggebender Bedeutung ist und daß somit die Einflüsse, welche diese
Bindung modifizieren, zugleich eine Vernichtung der spezifischen Cocainwirkmig
nach sich ziehen. So erklärt sich am ungezwungensten, daß die Bildung der
Ammoniumgruppe nicht zu einer Erhöhung, sondern zu einer Vermindermig der
Toxizität Anlaß gibt.
1) A. Einhorn und Marquardt, BB. 23, 468 (1890).
2) E. Poulsson, AePP. äT, 309.
3) BB. 30, 1221 (1887); 21, 47, 3029 (1888); 23, 399 (1889); 23, 1338, 2870 (1890);
23, 1394 (1892); 26, 324, 451, 2009 (1893); 2T, 2439, 2893 (1899). — Liebigs Ann. 280, 96.
Franke!, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 22
338 Alkaloide.
Wie man sieht, verliert Cocain seine Wirksamkeit sowohl durch den Verlust
der Methylgruppe im Carboxymethyl, als auch durch den Eintritt der zweiten
Methylgruppe am N. Der Verlust der Methj'lgruppe am N macht jedoch keine
qualitative, bloß eine quantitative Veränderung der Wirkung. Es spricht dies
nach P. Ehrlich gegen die Anschauung von Filehne, nach der die Anwesen-
heit eines Benzoylrestes an und für sich ausreiche, um anästhesierende Wir-
kimgen hervorzurufen.
Man muß nach dem Angeführten als wesenthch für das Zustandekommen
der Cocain Wirkung ansehen: 1. Das Ekgoninmolekül oder einen ihm chemisch
sehr nahestehenden Körper, 2. den Eintritt eines aromatischen Restes, besonders
der Benzoylgruppe, in das Hydroxyl und 3. die Veresterung einer etwa vorhan-
denen Carboxylgruppe.
Aus dem Umstände, daß alle Ekgoninderivate die eigentümliche Leber-
veränderung, die durch eine außerordentliche Volumzunahme derselben charak-
terisiert und durch eine spezifische Leberdegeneration bedingt ist, hervorrufen,
aber nur einige anästhesierend wirken, und zwar nur diejenigen, welche in den
Ekgoninäther bestimmte Säureradikale aufnehmen, schheßt Paul Ehrlich,
daß diese eintretende Säuregruppe die anästhesierende sei.
o-Chlor- und m-Nitro-l- und d-cocain zeigen nur geringe anästhesierende
Wirkung, sie erzeugen aber typische Leberveränderungen. Die m-Amino-1-
imd d-cocaine stellen in physiologischer Beziehung überhaupt keine Cocaine
mehr dar, da sie sowohl der anästhesierenden Wirkung als des typischen Ein-
flusses auf die Leber ermangeln [Paul Ehrlich mid Alfred Einhorn^)].
Die m-Oxy-1- und d-cocaine stehen in ihrer Wirkung zwischen den Nitro-
und Aminococainen, sie wirken nämlich kaum noch anästhesierend, ihre toxi-
schen Wirkungen sind sehr schwach, und sie vermögen erst in großen Gaben die
charakteristische Leberveränderung hervorzubringen. Interessant ist, daß durch
die Einführung der Acetyl- oder Benzoylgruppe in das d-m-Aminococain Alka-
loide entstehen, die zwar nicht anästhesierend wirken, in welchen aber die
Wirkungsfähigkeit auf die Leber restituiert ■wird.
Die Einwirkungsprodukte von Chlorkohlensäureester auf das d- und 1-
Aminococain, die d- inid l-Cocainui-ethane, wirken auffallenderweise viel stärker
anästhesierend als die Cocaine, sie erzeugen wieder die charakteristische Leber-
veränderung und sind auch stark giftig. Die naheliegende Vermutung, daß die
unwirksamen Aminococaine gewissermaßen durch Xeutralisierung oder Fest-
legmig der basischen Aminogrupj)e wieder zu einem %virksamen Alkaloid werden,
ist deshalb nicht zutreffend, weil m-Benzolsulfamino-d-cocain ebensowenig
wie d-Cocain-harnstoff eine Spur von anästhesierender Wirkung erzeugen.
Gewisse basische Farbstoffe, wie Methylenblau (P. Ehrlich), vermögen
die Nervensubstanz im lebenden Zustande zu färben^). Der Versuch, aus dem
Cocain basische Farbstoffe zu gewinnen, welche in einer und derselben Substanz
die Eigenschaften eines Farbstoffes mit denen eines Anaestheticums vereinigen,
scheiterte. Von solchen Verbindungen durfte man erwarten, daß sie dazu dienen
könnten, die anästhesierende Wirkung genauer zu verfolgen und zu lokalisieren.
Oxazin- und Thiazinfarbstoffe darzustellen mißlang. Es wurden die Chlor-
hydrate des d-Cocaindiazodimethylanilins mid d-Cocainazo-a-naphthylamins
untersucht, von welchen der erstere KöiiDer höchstens eine Andeutung des
charakteristischen Betäubungsgefühls hervorbringt, während der andere eine
zwar deutliche, nicht allzu starke Anästhesie erzeugt, aber keine Leberverände-
rung verursacht.
1) BB. Sr, 1870 (1894). =) Dtsch. med. Wochenschr. 1886, Nr. 4.
Cocain imd die Lokalana^sthetica. 339
Das Optimum der physiologischen Wirksamkeit liegt in der Reihe der
gesättigten und ungesättigten Tropan- und Ekgoninderivate meist da, wo der
Stickstoff und der mit einem Säurerest verbiuidene Sauerstoff diu'ch drei Kohlen-
stoffatome voneinander getrennt wird, seltener wo sich zwei Kohlenstoffatome
dazwischenschieben^).
Die Darstellung des Cocains geschieht aus den Cocablättem. Bei dem ver-
hältnismäßig hohen Preise dieses Alkaloids wurde nach Methoden gesucht, die
Ausbeute an dieser Substanz zu verbessern. Im Cocablatte finden sich nun
neben dem Cocain mehrere andere AJkaloide, welche die Techniker als ,,Neben-
alkaloide" bezeichnen. Von den Cocaalkaloiden hat nur das einzige krystallisierte,
das Cocain, eine physiologische Wirkung. Die amorphen Nebenalkaloide ent-
behren ihrer oder sind Herzgifte. Da es sich erwies, daß man durch Spaltung
dieser Nebenalkaloide zum Ekgonin gelangen kann, so war ein Weg gegeben,
aus Ekgonin durch Synthese wieder zu Cocain zu kommen.
Nach Carl Lieber mann und Fritz Giesel-) geht man folgendermaßen vor: Die
Cocablätter werden mit Sodalösung durchfeuchtet und mit Äther die Basen aufgenommen,
dem Äther wieder durch verdünnte Salzsäiu-e entzogen, das gewonnene Produkt ist Roh-
cocain. Löst man dieses in Alkohol, so krystallisiert salzsaures Cocain heraxis, während die
amorphen Basen in Lösung bleiben. Der Rückstand der alkoholischen Jlutterlauge wird
mit Salzsäure zerkocht, wobei sich die Nebenalkaloide in ihre Komponenten spalten. Man
filtriert von den ausgeschiedenen organischen Säuren ab und erhält durch Abdampfen der
Lösimg fast reines salzsaures Ekgonin. Dieses kann nun durch Benzoesäureanhydrid oder
durch Benzoylchlorid in Benzoylekgonin übergeführt werden.
Die Uberfülirung des Benzoylekgonins in Cocain kann man nach bekaimten Methoden
durch Verestern der Carboxylgruppe mit Methylalkohol durchführen und so auf syntheti-
schem Wege vom Ekgonin zum Cocain gelangen.
Das umgekehrte Verfahren, welches aber nicht die gleichen befriedigenden Re-
sultate lieferte, haben Einhorn und Klein^) vorgeschlagen. Salzsaures Ekgonin wurde
mit Methylalkohol und Salzsäure erhitzt, wobei sich Ekgoninniethylester bildet. Dieser
Methylester wird nun diu'ch Behandeln mit Benzoylchlorid in Cocain übergefülirt. In
gleicher Weise lassen sich auch andere Säureradikale in den Ekgonimuethylester einführen.
Die Farbwerke Höchst ließen sich folgendes Verfahren schützen, welches ebenfalls
die Darstellung von Cocain aus den Nebenalkaloiden in der Weise durchführt, daß man zu-
erst den Ekgoninmethyläther macht und diesen dann benzoyliert''). Hierbei werden die
harzigen Nebenalkaloide in alkoholischer Lösung am Rücliflußkühler einmal mit Säuren
gekocht. Es entsteht dabei unter Abscheidung von Benzoesäure und anderen Säuren
resp. deren Estern der Ekgoninester, der durch Behandlung mit Benzoylchlorid oder
Benzoesäureanhydrid in Cocain oder Cocäthylin leicht überfülvrbar ist.
Eichengrün schlug zur Darstelhmg von Ekgonin aus den Nebenalkaloiden vor,
die Lösung der Doppelsalze mit schweren Metallen zu erhitzen. Das Verfalu-en basiert auf
der Beobachtung, daß sich die leicht lösliehen Kupfer- und Eisenchloriddoppelsalze der
Nebenalkaloide bei melirstündigem Kochen in Säureester und reines Ekgonin spalten.
Zu einer Zeit, als noch die Herstellung des Rohcocains vorzugsweise in Europa be-
trieben wiu-de, war es von Interesse, eine Methode ausfindig zu machen, am Produktions-
orte der Cocablätter direkt ohne Extraktionsapparate Rohcocain darzustellen. Hierfür
empfahl Henriquez^) Auszüge der Cocablätter mit Zinkvitriol mid Rhodankalimn zu
fällen, wobei ein voluminöses weißes Salz fällt, welches eine Rhodanzinkdoppelverbindung
des Cocains und seiner Nebenalkaloide vorstellt. Dieses Gemenge behandelt man nun mit
Natriumcarbonat in der Kälte und erhält em festes Gemisch der Alkaloide vmd Züik-
carbonat, aus welchem mit einem Lösungsmittel die Alkaloide extrahiert werden.
Die Darstellung der nicht benützten Derivate des Cocains, Isococains usw. wurde
bereits oben besprochen.
Dihydroanhydroekgonin, von dem Willstätter wohl wegen des Eintrittes von neuen
Wasserstoffatomen verstärkte physiologische Effekte erwartete, wird dargestellt, indem
man Anhydroekgonin in amylalkoholischer Lösung mit Natriummetall reduziert, wodann
man zu dem Dihydroanhydroekgorun gelangt. Die Derivate dieser Substanz haben keine
praktische Bedeutung erlangt").
1) J. V. Braun, Ber. d. Dtsch. pharm. Ges. 30, 295 (1920). ^) DRP. 47 602.
ä) BB. 31, 3335 (1888). -- DRP. 47 713. *) DRP. 76 433. ') DRP. 77 437.
«) DRP. 94 175. — BB. 20, 702 (1887).
22
340
Alkaloide.
Es wurden Versuche gemacht, die Salze des Cocains und der Isovaleriansäure dar-
zustellen. Dieses ist naturgemäß zwecklos, da die Menge der Isovaleriansäure im Salze
äußerst gering ist neben dem stark wirksamen Alkaloid, so daß in der therapeutischen
Dosis die Wirkung der Isovaleriansäure gleich Null sein muß^).
Die Alkaloide der Cocain- und Atropingruppe lassen sich bei der Einwirkung von
Chlor- oder Bromcyan in am Stickstoff entmethylierte Derivate überführen. Cocain
liefert beim Erhitzen mit Bromcyan und Chloroform am Rückflußkühler Cyannorcocain
CH,
N{CN)
I
■CH
CHCOOCH3
I
CH • O ■ CO ■ C5H5
I
-CH,
±2 ' v^Xi V/JJ.2
Bei der Verseifung mit konzentrierter Salzsäure entsteht Anliydroekgonin (Tropen-
CH CH COOH
2-carbonsäure)
I
ISTH
I
• CH-
CH
II
CH
CHa
Anhydroekgoninäthylester gibt beim Stehen mit Bromcyan und Äther den Cyannor
hydroekgoninester, welcher beim Erhitzen mit konzentrierter Salzsäm-e unter Druck
auf 120° das Chlorhydrat von Anhydronorekgonin liefert. — Beim Erwärmen von Acetyl-
tropein (aus Tropin durch Kochen mit Essigsäureanhydrid) mit Chloroform und Brom-
cyan wird Acetylcyannortropein erhalten. Beim Übergießen mit konzentrierter Salzsäure
erfolgt xmter Erwärmung Lösung. Zur Gewinnung von Nortropin wird die Lösimg in kon-
zentrierter Salzsäure mit Wasser verdünnt und am Rückflußküliler erhitzt^).
Von der Citronensäure kami man zum Cocain und Atropin gelangen.
Aus Acetondicarbonsäureester entsteht elektrosynthetisch Succinyldiessigester, ein
7-Diketon, dessen Ammoniakderivat zum Pyrrolidin hydriert wird. Diu-ch innere Acet-
essigesterkondensation liefert der N-MethylpyrroUdindiessigester den Tropinoncarbon-
säureester, der leicht in r-Cocain und in Atropin umgewandelt wird:
CH, — CO — CH, — COO — C„H
2^=16
CH,
-CH — CHj-
>N ■ CH,
CH = C — CHa— COO ■ CjHj
I >N ■ CH3
CH = C — CHj — COO • CaHj
CH2 — CH CH — COO ■ C2H5
I I
N • CH, C = O
CHj— CH — CH2 — COO • C2H5
CH, — CH-
CH,
Kach Robinson wird die Synthese des Tropinons in der Weise durchgeführt, daß Succin-
aldehyd mit Acetondicarbonsäureester und Methylamin zum Tropinondicarbonsäureester
vereinigt wird, der unter Kohlensäureverlust in Tropinon übergeht.
R. Willstätter^) stellt aus N-Methylpyrrolidindiessigester mit Alkalimetall oder
anderen Kondensationsmitteln Tropinoncarbonsäureester her. Der Ausgangspunkt der
Synthese sind die Succinyldiessigester. Diese werden mittels Methylamins, z. B. in essig-
saurer Lösung, in die entsprechenden N-Methylpyrroldiessigester übergeführt, letztere
werden in essigsaurer Lösung mittels Platin und Wasserstoff in N-Methylpyrrolidindiessig-
ester verwandelt. Die N-Methylpyrrolidindiessigester geben bei der Einwirkung von
Natrium, Natriumalkoholaten oder Natrimnamid unter Abspaltung von Alkohol Tropinon-
carbonsäureester :
CHjCH
I \'
-CH,COO-
-CHCOOCaHs
N ■ CH,
CH,CH-
-CH, ■ COO •
CH,
>N,
•CH-
CH,
-CH, CO
12 • '-'Ji v^ü2
Tropinoncarbonsäureäthylester liefert beim Erwärmen mit verdünnten Säuren Tropinon,
das als solches, als Pikrat und als Dibenzalderivat abgeschieden werden kann. Bei den
elektrolytischen Reduktion und mit Natriumamalgam entsteht r-Ergoninester.
1) DRP.-Anm. T. 17 226, Kl. 12, p. und T. 18 008, Kl. 12, p.
2) Grenzach, DRP. 301 870, Zusatz zu DRP. 286 743 und 289 273.
3) DRP. 302 401.
Die Tropinverbindungen. 341
Die als Ausgangsmaterialien zur synthetischen Gewinnung von Tropinderivaten not-
wendigen Succinyldiessigester erhält man, wenn man Aeetondicarbonestersäuren in neu-
traler oder schwach saurer Lösung der Elektrolyse unterwirft. Die sekundären Kalium-
salze der Aeetondicarbonestersäuren entstehen bei der Einwirkung von konzentrierter
wässeriger oder von alkoholischer Kalilauge auf Acetondicarbonsäureester. Das Dikalium-
salz der Acetondicarbonäthylestersäure liefert bei der Elektrolyse den Succinyldiessig-
säurediäthylester. Dieser gibt mit Ammoniak oder Aminen Pyrrolderivate, z. B. n-Methyl-
pyrroldiessigester. Aus dem Monomethylester der Acetondicarbonsäure entsteht weniger
glatt das entsprechende Methylderivat der Succinyldiessigsäure, das den N-MethylpjTrol-
diessigsäuredimethylester liefert ').
* *
Der genau ersichtliche und genau studierte Zusammenhang z\vischen der
Konstitution und der Wirkung des Cocains forderte geradezu auf, analog wir-
kende Körper auf Grund der gewonnenen Resultate darzustellen. In erster
Linie war es die nahe Verwandtschaft zwischen dem Ekgonin und dem Tropin,
die zu Versuchen Veranlassimg gab, vom Tropm ausgehend zu cocaiuähnlichen
Körpern zu gelangen. Mehrere Umstände mußten zu solchen Versuchen er-
muntern: der manchmal sehr hohe Preis des Cocains, eine bestimmte Giftigkeit
desselben und die rauschartigen Wirkungen, die sich oft an den Gebrauch des-
selben schlössen, schließUch ein Umstand, welcher für seine Anwendung bei
Injektionen luid bei Installationen oft hinderhch war: Cocainlösungen leiden
nämhch beim Sterilisieren sehr, da sie sich beim Kochen zum Teil zersetzen,
andererseits sind sie aber schlecht haltbar, da sie leicht schimmeln.
Ein Versuch, derart ein Cocain zu erhalten, welches man nicht zu steri-
hsieren braucht und dessen Lösungen doch steril bleiben, wurde durch Darstel-
Ixmg des Cocainum phenoUcum, emes Gemenges von Phenol und Cocain gemacht.
Dieser Körper hat jedoch keine große Verbreitung gewonnen-).
Auch die Anwendung eines adstringierenden Doppelsalzes des Cocains mit Aluminium-
nitrat hat gar keine Verbreitung gefunden^).
Die Tropinverbindungen.
W. Filehne^) hat auf die schwach lokalanästhesierende Wirkving des
Atropins hingewiesen, welches als Ester derTropasäure mit Tropin aufzufassen ist
CH2 CH CH2
I
■CH,
I
-CH CH CH„ • OH
Während Homatropin, welches die in der Älitte zwischen Tropasäure
CjHj • CH<^,Q^g. und Benzoesäure stehende Mandelsäure C5H5 • CH<pQQg
enthält, schon eine stärkere Wirkung besitzt, zeigt nach Filehne Benzoyl-
tropein eine exquisit lokalanästhes'erende Wirkung. Li weiteun Versuchen
mit Benzoylderivaten anderer Alkaloide, und zwar des Morphins, Hydro-
kotamins, Chinins, Cinchonins usw. zeigte es sich, daß fast alle diese Derivate
mehr oder weniger starke lokalanästhesierende Wirkung haben. Dieses war
der Grund für die nicht ohne weiteres richtige Filehnesche Annahme, daß
die Verestenmg mit Benzoesäure beim Cocain das WesentUche xmd Wirk-
1) Richard Willstätter.DRP. 300672. — B. Willstätter und Adolf Pfannen-
stiel, Liebigs Ann. -123, 1 (1921). — R. Willstätter und Max Bommer, ebenda 488,
15 (1921). 2) Viau, Nouveaux remedes I88T, 192.
ä) DRP. 88 436. ■") Berl. klin. Wochenschr. 1887, 107.
342 Alkaloide.
same für die anästhesierende Wirkung sei, um so mehr als Ekgonin nicht an-
ästhesierend wirkt.
Die Idee vom naheverwandten Tropin, statt vom Ekgonin aus, zu cocaia-
ähnlichen Körpern zu gelangen, hat vielfache Versuche gezeitigt. Wie er-
wähnt, kommen dem Atropin, dem Ester der Tropasäure und des Tropins
schwach anästhesierende Eigenschaften zu.
Tropin selbst wirkt bei Katzen in Dosen von 0.8 g intern noch nicht. Lokal
appliziert erzeugt es keine Mydriasis, während bei AUgemeinvergLftung starke
Pupillenerrweiterung und Aufhebung der Lichtempfindlichkeit sich einstellt.
Der durch Muscarin verursachte Herzstillstand \vird erst durch hohe Gaben
Tropin beseitigt. Tropin wirkt auf das Muscarinherz ähnlich wie Campher,
nicht aber wie Atropin.
Von dem per os eingeführten Atropin (und Hyoscyamin) ■wird ein Teil un-
verändert ausgeschieden. Im Harne findet man Tropin. Das Kaninchen vermag
Tropin zu verbremien, ebenso zum Teil die Tropasäure. Wahrscheinhch wird
Atropin zmiächst verseift und die Komi^onenten oxydiert i).
Ersetzt man den Hydroxylwasserstoff des Tropins durch Radikale alipha-
tischer Säuren, so erhält man TroiDciue, welche nach den Untersuchungen von
R. Gottlieb^) nicht bloß quantitativ vom Atropin verschieden -wirken, sondern
dessen periphere Wirkungen gänzlich vermissen lassen. Dieses ist der Fall bei
Acetyltropein und Succinyltropein. Bei einzelnen Estern, z. B. beim Lactyl-
tropein (C8H14N) • O • CO • CH(OH) • CH3 sowie auch bei aromatischen Estern
können Pupillen- und Herz Wirkungen fehlen. Tropin selbst und die wenig
giftigen Tropeine sind Reizmittel für das Herz, während eine solche Wirkung
sich bekanntlich beim Atropin nicht nachweisen läßt.
Lactyltropein, weldies als Herzmittel hätte in Anwendung gebracht werden sollen,
wurde durch Kondensation von Milchsäure mit Tropin bei Gegenwart von Salzsäure als
Kondensationsmittel dargestellt. Es entsteht auch durch Einwirkung von Slilchsäure-
anJiydrid oder Milchsäureester auf Tropin'').
Es ist merkwürdig, daß erst diu"ch den Eintritt einer aromatischen Säure-
gruppe die Tropeine jene Eigenschaften erhalten, periphere Wirkmigen (Dila-
tation der Pupille, Anästhesie usw.) auszulösen.
Das erste, künstUch dargestellte aromatische Derivat des Tropins war
Benzoyltropein. Buchheim*) koimte den Satz, daß er.st der Eintritt von
aromatischen Säureradikalen die Tropeine wrksam macht, durch die Darstellung
luid Prüfung dieser Verbindmig erweisen.
Die pupillenerweiternde Wirkung, welche dem Atropin und dem Cocain
eigen ist, kommt auch einem häufig verwendeten künstlichen Tropeine zu, dem
Mandelsäuretropein (C8H14N) • 0 • CO • CH(OH) • CgHj , welches unter dem
Namen Homatropin, neben dem Atropin selbst, eine gewisse Anwendung m der
Augenheilkunde gefunden hat^).
Atropamin H
C cH,
/ \ II
J„",CH • O • CO • C
C„H,
I
CH,
CH3N!, , a'CHj
C
H
1) A. Heffter, BZ. 40, 47 (1912).
-) AePP. 3T, 128. Siehe auch Mercks Ber. f. 1889, 7 und 15.
=) DRP. 79 870. *) AePP. 5, 463. ^) DRP. 95 853.
Die Tropinverbindungen. 343
PPT
das Tropein des Tropins mit der Atropasäure, C5H5 • C^pfN^xr («-Phenylacryl-
säure) zeigt aber keine mydriatische Wirkung trotz der nahen Verwandtschaft
dieser Säure mit der Tropasäure aus dem Atropin^).
Es ist daraus ersichtlich, daß es nicht genügt, wenn eine aromatische Säure
in das Hydroxyl des Tropins eintritt, sondern es müssen dieser Säure noch andere
Eigenschaften zukommen. Betrachtet man nun einige Derivate des Tropins mit
aromatischen Säureradikalen, so wird die Ursache der mydriatischen Wirkung klar.
Der Benzoylester des Tropins (CgHuN) • O • CO • C^ü^ ist zwar giftig, wirkt
aber, wie früher behauptet wurde, nicht mydriatisch, erzeugt jedoch deuthch
Anästhesie.
Die entsprechende Salicylverbindung : Sahcyltropein (C8Hj4N) • 0 • CO
• CgH^ • OH ist ohne mydriatische Wirkung.
Die Phenylglykolsäure- (Mandelsäure- ) Verbindung
(CgHi^N) • O ■ CO • CH(OH) • C^K^
ist weniger giftig als Atropin, hat aber die gleiche mydriatische Wirkung.
Die Zimtsäureverbindung (CgHi^N) • O • CO • CH : CH • C\B.^ ist sehr giftig,
aber ohne mydriatische Wirkung.
Während Atropamin (C8H14N) • 0 • CO • C(C|.H5) : CH, ohne mydriatische
Wirkung ist, wirkt Pseudoatropin (CgHi^N) • 0 • CO • C(OH)(C6H5)(CH3) (Atro-
lactyltropein) mydriatisch.
Milchsäuretropein (CgHi^N) • O • CO • CH(OH) • CH3 erregt, wie vorher
erwähnt wurde, die Herzbewegungen luid die Respiration.
Es existieren also verschiedene Bedingungen, einerseits für das Giftigwerden
des Tropins und andererseits für seine Eigenschaft, Mydriasis hervorzurufen.
Die Giftigkeit und die mydriatische Eigenschaft beruhen nicht auf derselben
Atomgruppierung, es muß zu einem giftigen Tropein noch eine Gruj)pe treten,
um ihm die mydriatische Eigenschaft zu verleihen.
Die Tropeine, welche mydriatische Eigenschaften zeigen, haben alle, außer
dem aromatischen Säureradikal, welches die Giftigkeit der Tropeine bedingt,
ein alkoholisches Hydroxyl in dem aromatischen Säureradikal, diejenigen, welche
nur ein Phenolhydroxyl haben, sind ohne Einwirkung auf die Pupille.
Die Tropasäure kann auch aus anderen Basen vermöge ihres alkohohschen
Hydroxyls mydriatische Effekte auslösen.
So ist Pseudohyoscyamin (Norhyoscyamin) wenig giftig, wirkt aber my-
driatisch. Bei der alkalischen Sj^altung zerfällt es in Tropasäure und die Base
CgHjgNO (Ladenburgs Pseudotropm), die mit Tropin nicht identisch ist.
Doch muß das alkohoUsche Hydroxyl nicht frei sein, auch die Acylderivate
solcher Verbindungen wirken mydriatisch-).
Es wurde von den älteren Forschern stets angegeben, daß die ahpha-
tischen Tropeine sowie die aromatischen, welche kein alkoholisches Hydroxyl
in der Seitenkette haben, keine Wirkung auf die Pupille haben.
Neuere umfassende Untersuchungen von Jowett und Pyman haben
jedoch wesentlich andere Ergebnisse gezeitigt.
Tropin, welches keine Lokalwirkung auf das Auge hat, macht bei der Katze
mtern in großen Dosen eine starke Mydriasis, und ähnhches machen Tropeine,
welche kerne Lokalwirkung haben. So macht z. B. das Lacton des o-Carboxy-
phenylglyceryltropeins ^ ) nach Injektion Mydriasis.
>) Marcacci und Albertoni, Giorn. della Accad. di Medie. di Torino 1884.
-) DRP. 151 189.
=) Jowett und Pyman, Journ. Chem. Soc. Transact., London 91, 92 (1907).
344 Alkaloide.
Bei der Untersuchung der Tropeine mit aliphatischen Säuren zeigten
Acetyl-, Succinyl- und Lactyltropeine die oben beschriebenen Wirkungen
(s. R. Gottlieb).
Glykolyl- und Methylparaconyltropeine^) CH2(0H) • COOT und
CH3 • CH CH • CO • OT
I \
O — CO — CHj
sind unwirksam, aber Terebyltropein
CHj
I
CH3 ■ C CH ■ COOT
1 \
O . CO ■ CHj
hat nur eine sehr schwache mydriatische Wirkung. Unter gleichen Bedingungen
geprüft wie die anderen ist es unwirksam, ebenso Tartryltropein
CH (OH) • COOT CH • COOT
I und Fumaroyltropein II
CH (OH) ■ COOT -^ CH • COOT
so daß kein aliphatisches Tropein, welches bis jetzt bei der Katze geprüft
wurde, mydriatisch wirkt.
Terebyltropein C(CH3)2— CH • CO-CgHuON und Phthalidcarboxyltropein
I I
O — CO — CH,
00
^O wirken atropinartig auf das Herz.
CO
Sie enthalten beide Lactongruppen. Sie verlieren diese Wirkimg, wenn
man die molekulare Menge Alkali zur Lösung zusetzt. Terebyltropein wirkt
deutlich mydriatisch, ohne ein alkoholisches Hydroxyl zu besitzen, aber bei
allen Verbindungen zeigt es sich, daß das alkoholische Hydroxyl für das Zu-
standekommen der mydriatischen Wirkimg besonders günstig zu sein scheint').
Diese Lactone verlieren ihre physiologische Wirksamkeit beim Übergang in die
entsprechenden Oxysäuren.
Tropeine mit substituierten Benzoesäuren verhalten sich fo'gendermaßen:
Benzoyltropein ist mydriatisch so stark wirksam wie Homatropin (Jowett
und Pyman).
Nach Lade nb urg ist o-Hydroxybenzoyltropein (Salicyltropein) unwirksam,
aber m-Hydroxybenzoyltropein wirkt mydriatisch^). Hingegen zeigen Jowett
und Pyman, daß beide bei innerer Applikation aktiv sind.
Phthaloyltropein ist unwirksam. p-Hydroxybenzoyltropein ist unwirksam.
Protocatechyltropein (0H)2 • CgHj • COOT ist unwirksam.
Tropeine substituierter Hydratropasäuren verhalten sich folgendermaßen:
r-Tropyltropein (Atropin) ist wirksam, ebenso Acetyltropyltropein.
Atroglyceryltropein cH, • OH
OH
steht in seiner Wirksamkeit zwischen Atropin und Homatropin.
1) Jowett und Hahn, Journ. Chera. Soc. Transact., London 89, 357 (1906).
^) Jowett und Hahn, Proceed. Chem. Soc. London 22, 61. — Journ. Chera. Soc.
Transact., London 89, 357 (1906). ») Ladenburg, Liebigs Ann. 2IT, 82 (1883).
Die Tropinverbindungen. 345
AEe Tropeine substituierter Phenylessigsäuren haben mydriatische Eigen-
schaften in mehr oder weniger starkem Grade. Phthahdcarboxyltropein, in
welchem die Hydroxylgruppe zur Lactongruppe kombiniert ist, ist ein mäßiges
Mydriaticum, und so wirkt auch Phenylacetyltropein, welches keine Hydroxyl-
gruppe enthält. Der Ersatz der Hydroxylgruppe durch Chlor oder die Amino-
gruppe (Phenylchloracetyl- und Phenylaminoacetyltropeine) macht die Sub-
stanzen noch wirksam, aber viel weniger als Homatropin.
Bei den drei isomeren Methylamygdalyltropeinen sieht man folgendes
Verhalten: die o- und m- sind einander gleich und stärker mydriatisch wirk-
sam als Homatropin; die p-Verbindung ist ein wenig geringer wirksam.
Tropeine substituierter Phenylpropionsäuren :
Zimtsäuretropein , das Lacton des o-Carboxjrphenylglyceryltropeins und
Isocumarincarboxyltropein sind unwirksam.
/i-Phenyl-«-hydroxypropionyltropein CgHg • CHa • CH(OH) • COOT ist iso-
mer mit Atropin und stark mydriatisch wirksam.
/J-2-Pyridyl-Ä-hydroxypropionyltropein (Ersatz des Benzolrings durch
Pyridin) schwächt die Wirkung stark ab.
Tropeine, in deren Säureradikal die Phenyl- und Carboxylgruppe durch
eine Iminogruppe getrennt sind:
Hippuryltropein ist dem Lactyltropein ähnhch und fast inaktiv, ebenso
Phenylcarbamotropein .
Die Ansicht, daß zum Zustandekommen der Wirkung die Säure einen Ben-
zolkem und eine alkoholische Hydroxylgruppe in der Seitenkette, welche die
Carboxylgruppe trägt, haben muß, ist nicht ganz haltbar. Auch das Pyridyl-
derivat wirkt mydriatisch. Ferner bleibt die mydriatische Wirkung des AtropLns
erhalten, weiui die Hydroxylgruppe gegen Acetoxyl, Chlor oder Brom ausge-
tauscht wird. Die Hydroxylgruppe des Homatropins kann gegen Wasserstoff,
Chlor oder eine Aminogruppe ausgetauscht werden oder in Lactonform ge-
schlossen sein. Femer sind o- imd m-Hydroxybenzoyl- und Benzoyltropeine
mydriatisch wirksam.
Die Tropeine substituierter Hydratropa-, Phenylessigsäure- und Phenyl-
propionsäuren sind alle wirksam mit Ausnahme der Lactone der o-Carboxy-
phenylglyceryltropeine imd solchen, welche eine ungesättigte Bindung in der
Seitenkette, die die Carboxylgruppe enthält, tragen.
Trotzdem die Ansicht, daß zum Zustandekommen der Wirkmig die alko-
hohsche Hydroxylgruppe gehört, unrichtig ist, sieht man doch, daß solche
Tropeine, welche stärker oder gleich wirksam sind wie Homatropin, eine alko-
holische Hydroxylgruppe enthalten.
Die stärkst wirksamen Tropeine sind einander isomer:
Atropin Atrolactyltropein /J-Phenyl-(5(-hydroxj'propionyl-
CHj ■ OH CH3 tropein
CgHj — CH COOT CsHj — C — COOT CjHj • CH, ■ CH(OH) ■ COOT»)
OH
Das Lacton des o-Carboxyphenylglyceryltropeins, welches ein Lacton ist
und zugleich ein alkohob'sches Hydroxyl hat,
,C0 O
CeH/ I
^CH{OH) • CH • CO • CgHiiON
») Jowettund Pyman, Proceed. of the VTIth intern. Congress of Applied Chemistry,
London 1909.
346 Alkaloide.
ferner Isocumarincarboxyltropein
^CO — O
CH =
sowie die Alkylbromide der Tropeine und des Homatropins sind nur schwach
mydriatisch und verlieren ihre physiologische Wirksamkeit, wenn man sie in
die entsprechenden Osysäuren überführt ^).
Chlor- und Bromhydratropyltropeine stehen qualitativ dem Atropin sehr
nahe ; sie rufen gleich dem Atropin Erweiterung der PupiUe hervor. Hinsichthch
der Stärke und Dauer dieser Wirkung aber bestehen deutliche Unterschiede.
Für Meerschweinchen ist die allgemeine Giftigkeit des Chlorhydratropyl-
tropeins beträchtlich geringer als die des Atropins, die Reizwirkung auf die
Augenbindehäute größer. Es erzeugt eine ausreichende Mydriasis. Die Wirkung
des Bromhydratropyltropeins entwickelt sich viel langsamer und ist weniger
intensiv als bei der gleichen Dosis der Chlorverbindung trotz gleicher Reiz-
erscheinungen 2).
Zum Zustandekommen der mydriatischen Wirkung eines Tropeins ist nach
obigen Untersuchungen qualitativ dem alkohoHschen Hydroxyl ein Halogenatom
gleich').
... -^T j • • CHoOH
Atropin Mydriasin ,
CH, — CH CH, CHo-OH CH, — CH CHOOC — CH
i I /
N • CHj CH • OOC ■ CH
\
I i \
N • CH3 CH, C.He
I
CHa — CH CH, CgHs CHj — CH CHj
Durch die Verschiebung des Tropasäurerestes im Atropinmolekül ist aus
dem Troi^asäm-eester des Tropins, dem Atroi^in, der Tropasäureester des
Homotropins (Mydriasin) geworden. Auf Pupille und Vagus wirkt der Körper
quahtativ wie Atropin, die mydriatische Wirkung ist beim Menschen aber
auch quantitativ gleich der des Atropins. Als Vorzug vor dem Atropin ergab
sich aber, daß Mydriasin die unangenehmen Nebenwirkungen auf die Akkom-
modation nicht zeigte vne das Atropin. Die gleichen Vorzüge zeigen aber
auch Mydrin und Euphthalmin.
Man läßt auf Alkamine die Haloide von Oxycarbonsänren einwirken, bei denen ent-
weder der Wasserstoff der Hydroxylgruppe durch ein organisches Radikal oder die ganze
Hydroxylgruppe durch Halogen ersetzt ist. Die so erhaltenen Alkaminester stehen den
niehtsubstituierten Alkaminestern physiologisch sehr nahe, so z. B. zeigen Acetyltropein,
Acetyltropyllupinein, Clüorhydraatropyltropein mydriatische Wirkungen. Acetyltropyl-
tropein, aus Acetyltropasäiu'echlorid imd salzsaurem Tropin, geht durch Abspaltung der
Acylgruppe glatt in Atropin über'').
Besonders leicht geht die Abspaltung der Acylgruppe bei den Fettacidylgruppen,
und zwar durch Behandlung der Acidylderivate mit Säuren oder ähnlich wirkenden Agen-
tien. Man kann so fast quantitativ Atropin aus Acetyltropyltropein mittels konzentrierter
Salzsäure erhalten, ebenso Tropyllupinein aus Acetyltropyllupinein, Salicyltropein aus
Acetylsalicyltropein^).
Oxymethylenphenylessigester wird mit Reduktionsmitteln behandelt vmd der ent-
stehende Tropasäureester verseift. Die so entstellende Tropaaäure ist identisch mit der
aus Atropin entstehenden. Die Patentschrift enthält Beispiele für die Anwendung von
aktiviertem Aluminium und von Wasserstoff in Gegenwart von Palladiumchlorür als
Reduktionsmittel ').
') Siehe auch C. R. Marshall, AePP. Schmiedeberg-Festschrift 1908, Suppl. 389.
- ) L. L e w i n vmd G u i 1 1 e r y , Wirkungen von Arzneimitteln auf das Auge. Berlin 1905.
3) R. Wolffenstein, BB. 41, 732 (1908).
*) Braunschweiger Chminfabrik, DRP. 151 189.
5) Braunschweiger Chminfabrik, DRP. 157 693. «) Grenzach, DRP. 302 737.
Die Tropinverbindungen. 347
Die mydriatische Wirkung des Atropins hängt nicht allein von dem Tropa-
säureanteil des Atropins ab. Verestert man die Tropasäiire mit einem nicht
cyclischen Aminoalkohol, z. B. Dimethylaminopropanol zum Dimethylamino-
propanoltropasäureester
(CH3)„N(CH2)3 • O ■ CO ■ ch/'^^^OH
---CHoOH
so sieht man trotz des Fehlens des Ringsystems deutlich eine vaguslähmende
Wirkung. Größere Dosen lähmen den Darm. Es wird nur eine geringe Mydriasis
hervorgerufen 1) .
Atropinmethylnitrat und Atropinäthylnitrat üben keine Wirkiuig auf die
Großhirnrinde, hingegen ist die Pupillen Wirkung erhalten.
Man erhält sie durch Umsetzung der Atropinalkylhaloide mit Nitraten der Schwer-
inetalle oder durch Behandlung der freien Atropinalkylhydroxylbasen mit Salpeter-
saure
Man erhält diese Verbindungen ferner durch Einwirkung von Alkylnitraten auf Atro-
pin oder durch Umsetzung des Atropinniethj'lsulfats mit Nitraten des Bariums oder
Bleies').
Durch Einwirkung von Alkylbromid auf Atropin, Hyoscyamin, Homatropin, Scopol-
amin erhält man die entsprechenden bromwasserstoffsauren Salze der quaternären Basen,
denen die Gellimwirkungen fehlen').
Nach Vaubel^) und Darier^) ist Atropinmethylbromid weniger giftig
als Atropin. Es soU als Atropinersatzmittel dienen').
Eine 0.5%ige Lösung von Homatropinmethylbromid erweitert die Katzen-
j)upille stärker und rascher als Homatropinbromid gleicher Konzentration, aber
Homatropinäthjdbromid macht nur leichte Mydriasis.
Atropinbrombenzylat Cj^HjgXOa ■ C^Hj • CHoBr hat deuthch mydria-
tische Wirkung. 0.3 g subcutan einem Hunde einverleibt macheu unsicheren
Gang, depressives Stadium und nach 3 Stunden Erholmig.
Tropinjodbenzylat und Tropinjodessigsäuremethylester erzeugen völlige
Lähmung, von der letzteren Substanz benötigt man doppelt soviel. Von den
Tropinammoniumbasen sind verhältnismäßig hohe Dosen erforderhch, um vöUige
Lähmmig hervorzurufen.
Novatropin ist Homatropinmethylnitrat.
Die Basen der Tropein- imd Scopoleinreihe lassen sich unter geeigneten Bedingungen
mit den Scliwefligsäuredialkylestem zu Anlagerungsprodukten vereinigen'). Es entstehen
auf diese Weise Alkylammoniumalkylatsulfite. Durch Vereinigung von Atropin mit
Dimethylsulfit erhält man beispielsweise Methylatropiniummethylatsulfit nach der
Gleichung :
OCH3 ri TT /-. X- ^CH,
3
SO<^^^3 = c,,Hj30„N<
Die so erhaltenen quaternären Alkylammoniumsulfitalkylate lassen sich mit Metall-
halogeniden und mit MetaUnitraten umsetzen. Methylatropiniimaäthylsulfit bildet eine
äußerst hygroskopische Masse, welche aus absolut alkoholischen Lösungen mit trockenem
Äther krystaUinisch gefällt werden kann. Beschrieben ist die Darstellung von Atropinbrom-
methylat, F. 220° (aus Methylatropiniummethylatsulfit und BromkaUvmi), sowie von
Atropinmethylnitrat.
1) Wilhelm Wichura, Zeitsclir. f. exper. Pathol. u. Ther. 30, I (1919).
2) Bayer-Elberfeld, DRP. 137 622. ') Bayer-Elberfeld, DRP. 138 443.
*) Mei-ck- Darmstadt, DRP. 145 996.
') Wochenschr. f. Therap. imd Hyg. des Auges 6, Nr. 2.
«) ainique Ophthahnologique Ami. 190ä, 318.
') Aronheim, Berliner klin. Wochensclu". 1904, 756.
8) A. Gerber, Bonn a. Rhein, DRP. 228 204.
348 Alkaloide.
Die quatemären Ammoniumbasen der Tropeine lähmen die motorischen
Nervenendigungen iingefäkr 8 — lOfach stärker als die Stammverbindungen,
hingegen ist ihre reizende Wirkung auf das Zentralnervensystem beim Frosch
imgefähr 30 — 50 mal geringer. Das N-Methylieren steigert die den Herzvagus
lähmende Wirkmig der Tropeine beim Frosch ungefähr Sfach. Bei den Darm-
bewegmigen vermindert sich die Wirkung der Tropeine durch das N-Methy-
heren auf den Auerbachschen Plexus, hingegen wird ihre lähmende Wirkung
auf die Vagusendigungen verstärkt. Die mydriatische Wirkung des Hom-
atropinmethylnitrats ist stärker als die des Homatropins. Z^^ischen Atropin
imd seinen quatemären Ammoniumbasen hingegen ist kein Unterschied in
dieser Hinsicht zu finden*).
Atropin ist in seiner Wirkimg auf die Speicheldrüse 20 mal stärker als
d-Hyoscyamin, 1-Hyoscyamin 40 mal so stark als die rechtsdrehende Ver-
bindung. Von den beiden optisch isomeren Homatropinen erwies sich die
Hnksdrehende Form nur als doppelt so wirksam wie die rechtsdrehende: Das
racemische Homatropin ist ungefähr 30 mal schwächer als Atropin. Vergleicht
man die doppelte Wirksamkeit der linksdrehenden Modifikation des Homa-
atropins gegenüber der rechtsdrehenden mit der 40 mal stärkeren Wirkvmg des
1-Hyoscyamin gegenüber seinen Isomeren, so ergibt sich, daß der Einfluß der
Drehmigsrichtung in dieser Gruppe einander nahestehender Gifte, denen wir
zweifellos die gleichen Angriffspunkte zuschreiben müssen, sich im gleichen
Sinne geltend macht, aber in beiden Fällen sehr ungleich stark. Cushny^)
schließt daraus, daß die Wirkung der verschiedenen Tropeine auf einer gleich-
artigen chemischen Reaktion mit den Angriffspunkten beruht, daß die physika-
lischen Eigenschaften der entstehenden Reaktionsprodukte, ihre LösHchkeit usw.
aber je nach der Drehungsrichtung wesenthch differieren. Durch diese Ver-
schiedenheiten wird die verschiedene Wirkungsstärke auch bei Annahme gleich-
artiger Reaktion erklärt. Gestützt wird diese Erklänmg durch die von Cushny
gefimdene Analogie bei der Reaktion der optisch-isomeren Tropeine mit den
optisch-aktiven Camphosulf onsäuren. Diese Verbindungen zeigen je nach der
Drehungsrichtimg des Hyoscyamins und Homatropins verschiedene relative
Löslichkeit, imd die Differenz zwischen den Löshchkeiten der entstehenden Ver-
bindungen erweist sich den beiden optisch isomeren Paaren gleichfalls als ver-
schieden groß.
Für die Wirkung ist die Gegenwart eines asjnnmetrischen Kohlenstoff-
atoms in dem mit Tropin veresterten Säureradikale von großer Wichtigkeit.
Auch die Tropeine mit aliphatischen Säureradikalen zeigen, sofern die letz-
teren einen asymmetrischen Kohlenstoff enthalten, eine — wemi auch nur im-
gemein geringe — Atropinwirkimg. Die Tropeine mit aromatischen Säure-
radikalen zeigen eine große Steigerung der charakteristischen Tropeineigen-
schaften, die dem Tropin selbst fehlen, durch die Gegenwart einer Hydroxyl-
gruppe und eines asymmetrischen Kohlenstoffes in der Seitenkette. Der höchste
Wirkungsgrad -wird erreicht, wenn das ganze Molekül linksdrehend ist. Aber
auch die rechtsdrehenden Isomeren sind viel stärker wirksam als die nächst-
stehenden Homologen, welche keinen asymmetrischen Kohlenstoff besitzen.
Die tabellarische Aufstellung zeigt, wie dementsprechend ein Sprung in der
Wirksamkeit von den Tropeinen mit einfacheren aromatischen Säuren zum
Homatropin stattfindet, obgleich sich Phenacetyltropein vom Homatropin nur
dadurch unterscheidet, daß das letztere eine Hydroxylgruppe in der Seiten-
») B. Issekutz, Zeitsehr. f. exper. Pathol. u. Tlier. 19, 99 (1917).
-) A. K. Cushny, Joum. of pharmacol. and exp. therap. 15, 105 (1920).
Die Tropinverbindungen.
349
kette enthält. Die Wirksamkeit des Atropins zu 300 angenommen, ergibt sich
für die Wirksamkeit der wichtigeren Tropeine die folgende Tabelle:
1-Hyoscyamin 600
Methylatropin 450
Atropin 300
d-Hyoscyamin 15
1-flomatropin 14
d 1-Homatropin 10
d-Homatropin . .
Phenylacetyltropein
Benzoyltropein . .
o-Oxybenzoyltropein
m-Oxy benzoyltropein
p-Oxybenzoyltropein
d-Tartryltropein . .
v«
Atropin vmd Benzoyltropein wirken in bezug auf Anästhesie gleich stark.
Wird im Tropan*)
düo — CH — CHo
NCH. >CH»
das Hydroxyl aus der Tropinstellung
CHo — Oxx dl2
I \
NCH. )CH OH
an eine andere Stelle gebracht, z. B. im Homotropin
CH,— CH— CH • CH, • OH
so verhalten sich seine Acylderivate ganz analog den Tropeinen: Benzoyl-
homotropin ist dem Tropacocain, Tropylhomotropein (Mydriasin) dem Atropin
gleichwertig. Wenn man das Hydroxyl des Tropins entfernt und in einem am
Stickstoff befindlichen Propylrest in /-Stellung zum Stickstoff verankert, so
ist das entsprechende Tropein
CHa— CH CH • COO ■ CjHb
I \
N(CHj)3 ■ O • CO ■ CeHj ^CHj
CH2 — CH CHg
dem Cocain eng verwandt.
Die Verbindungen j'-Oxjrpropyl-nortropan,
CH2 — CH CH2
NCCHJs-OH )CHj
I /
CHg — CH CH2
1) J. V. Braun und Kurt Räth, BB. 53, 601 (1920).
350
Die Tropinverbindungen.
/S-Oxyäthyl-nortropan
und £-Oxyamylnortropan
-CHo
NECHjJä-OH >CH2
I /
CH,
CHj— CH-
I
CH,
NCCHjls ■ OH ^;CH2
CH,— CH-
-CH,
und zwar deren Benzoyl- und Tropylderivate ergeben eine Analogie mit den
gewöhnlichen Tropeinen. In der Stärke der Wirkung treten bedeutende Unter-
schiede zwischen den einzehien Gliedern zutage: bei den Benzoylverbindungen
stellt sich heraus, daß das Benzoylderivat der j'-Reihe und auch das dem
Benzoylderivat fast ganz äquivalente p-Amino-benzoylderivat die maximale
anästhetische Wirkung zeigen, daß diese stark abnimmt, wenn man unter Ver-
kürzimg der Kette zum Oxyäthyl- oder unter Verlängerung zum £-Oxyamylnor-
tropanderivat übergeht. Ähnliches beobachtet man bei dem Cocainanalogon
CH2— CH CH • COO ■ C2H5
CHa
2, 3 und 5.
N • [CHJx • O • CO • CgH; CH,
I
-CH-
-CH,
mit X
Etwas anders hegen die Verhältnisse bei den Tropylverbindungen : bei
einer dem natürlichen Ati-opin ungefähr gleichen allgemeinen Toxizität aller
drei Gheder zeigt das Tropasäurederivat der Oxyäthylverbindung die stärkste
mydriatische Wirkung, beim Übergang zum Oxjrpropyl und Oxyamylderivat
sinkt diese plötzhch fast auf Null.
Das Tropylderivat von /5-Oxyäthyl-nortropidin
CH,— CH CH,
CH,
N-[CH2J,.0H )
I " /
-CH CH
CH
welches eine doppelte Bindung hat, zeigt keine Zunahme der mydriatischen
Wirkung gegenüber dem Trojjasäureester von /j-Oxyäthyl-nortropan, eher eine
Abschwächung, die Verstärkung tritt in Erscheinung in der benzoyherten
Reihe, nur daß sich der oi^timale Punkt von Amin
CH,— CH-
-CH.,
N • [CHälj • OH \CH
ZU Amin
CHj
CH2
CH,
-CH-
-CH
-CH
CH,
N • [CH„], • OH >CH
i "■ /
-CH CH
verschiebt.
(Dagegen liegt in der ungesättigten Cocainreihe das Of)timum genau so wie
in der gesättigten Reihe beim Ekkain mit j'-ständigem benzoyliertem Hydroxyl.)
Tropacocain. 351
Die Benzoylverbinduiig des letzteren Amins ist ein stark wirksames ungiftiges
Anästheticum, das dem Ekkain in der Wirkung gleicht.
Ganz unabhängig von der speziellen Art der Verankerung des Hydroxj'ls
in Molekül ist deren y-Stellung zum Stickstoff in den meisten Fällen die opti-
male. Die Dehydrierung des Kohlenstoff -Siebenringes steigert den Grad der
Wirkung.
Tropacocain.
Die Hoffnung, von dem dem Ekgonin nahe verwandten Tropin
H H2
H2C C C
I I I
NCH3CHOH
I I
H,C C CH2
H
zu einem cocainartigen Körper zu gelangen, ^\'urde nicht auf dem Wege der
Spekulation erfüllt, sondern durch die Entdeckung des Tropacocain, eines
Alkaloides der javanischen Cocablätter, welches stärker anästhesierend wirkt
und weniger giftig ist als Cocain^). Dabei hat dieses Mittel eine große Be-
ständigkeit der Einwirkung von Mikroorganismen gegenüber, so daß sich
Lösungen monatelang halten können, während Cocainlösungen sich rasch
zersetzen. Im Gregensatze zum Cocain inid Atropin erzeugt Tropacocain keine
Mydriasis.
Dieser Umstand ist um so merkwürdiger, wenn man die Konstitution dieses
Körpers in Betracht zieht.
Tropacocain H H2
H,C C C
"1 I I
NCH3 CHO-COCjHj
I 1 I
HjC C C
H H2
ist der Benzoylester des Pseudotropins. Pseudotropin ist eme dem Tropin
isomere Base, für welche R. Willstätter eine geometrische Isomerie an-
nimmt.
Die Umlagerung von Tropin in Pseudotropin gelingt durch Erhitzen von Tropin
mit Natriumamylat-). Durch Benzoylieren des so gewonnenen Pseudotropins gelangt man
auf synthetischem Wege zum Tropacocain.
Vom Tropinon kann man durch Reduktion mit Natriumamalgam, Aluminiumamal-
gam oder metallischem Natrium zum 1/ '-Tropin gelangen. Am vorteilhaftesten bedient
man sich der elektrolytischen Reduktion in saurer Lösung und Ausäthern aus der alkalisch
gemachten Lösung. Das schwerer lösüche i^'-Tropin krystallisiert aus dem eingeengten
ätherischen Extrakte heraus, während Tropiu in Äther gelöst bleibt. (In saurer Lösung
elektrolysiert entsteht mehr i/'-Tropin^).]
Pseudotropin erhält man, indem man 1-Ekgonin mit einer alkoholischen Lösung von
mindestens 3 Mol. eines Alkahalkoholat«s bzw. IV2 Mol. eines Erdalkalialkoholates unter
Druck auf höhere Temperaturen erhitzt^).
Auf diese Weise bedingt hier die geometrische Isomerie zweier Basen, des
Tropins und des Pseudotropins, eine vöUige Verschiedenheit der physiologischen
Wirkung ihrer Benzoyl Verbindungen.
Benzoyltropein bewirkt PupiUenerweitermig und nuj- schwache Anästhesie,
während Benzoylpseudotropein (Tropacocain) intensivere Anästhesie als Cocain
macht, hingegen ist es ohne Einwirkung auf die PupUle, welche Einwirkmig ja
1) Chadbourne, Brit. med. Journ. 1892, 402. ^j x)KP. 88 270.
ä) E. Merck, DRP. 115 517. *) Majert, DRP.-Anm. N. 29 772 (zurückgezogen).
352 Alkaloide.
typisch für die aromatischen Tropeine mit alkohoUschem Hydroxyl im aro-
matischen Säiu-eradikal ist.
Nach P. Morgenroth wirkt Benzoyltropein und Benzoyl-iiy-tropeiii gleich-
stark anästhetisch, beiden fehlt die Daueranästhesie-').
Die Pseudotropeine der Mandelsäure C^H^ • CH(OH) • COOH und Tropa-
pTir OTT
säure CeH5CH<pQ^g (Ester mit Pseudotropin) haben im Gegensatze zu
den entsprechenden Tropeinen ebenfalls keine mydriatischen Eigenschaften.
Ebenso zeigen die vom Vinyldiacetonalkamin als Base sich ableitenden künst-
lichen Atropaalkaloide auch nur in der einen stereoisomeren Form physio-
logische Wirksamkeit 2).
Der Umstand, daß Hyoscin niu: atropinartig, aber nicht anästhesierend
wirkt, läßt sich daraus erklären, daß das durch Spaltung von Hyoscin erhaltene
sogenannte Pseudotropin ganz verschieden ist von dem soeben besprochenen.
Dieses wird nun Oscin genannt.
Ein dem Cocain isomerer Körper wird nach R. Willstätter^) auf fol-
gende Weise aus dem Tropin erhalten.
Bei gemäßigter Oxydation von Tropin mit Chromsäure in Eisessiglösung
entsteht ein Keton*), Tropinon genamit.
Tropinon
H
/N
HaC I CO
I CH, I
H
Diese Oxydation zvim Tropinon aus Tropin oder Pseudotropin kann auch durch
Kaliumpermanganat in stark saurer Lösung bei nicht mehr als 10° C ausgeführt werden^).
Auch mit Bleisuperoxyd in saurer Lösung bei 60 — 70° C kann man zur gleichen Substanz
gelangen'). Auch mit alkalischer Ferricyankaliumlösung bei mäßiger Wärme'). Auch
durch anodische Oxydation unter Anwendung von Bleielektroden*).
Wie Tropinon
CHo — CH CHn
/ I
O = C( N ■ CH.
\ I
CH„— CH CH,
läßt sich auch das kernhomologe PseudopeUetierin
O = CC N ■ CH, >CH,
\ \ /
CH2 — CH — CH2
durch die physiologische Wirkung seiner Ester mit Tropasäure und Mandel-
säure unterscheiden. Methylgranatolin bildet Ester von stark mydriatischer
Wirkung, während Isomethylgranatohn Ester ohne solche Wirktmg hefert^).
>) Berichte der dtsch. pharmaz. Ges. 39, 233 (1919). ^) BB. 29, 2730 (1896).
S) BB. 39, 396 (1896). ") DRP. 89 597. ^) DRP. 117 628.
«) DRP. 117 629. ') DRP. 117 630. «) DRP. 118 607.
«) Louis F. Werner, Journ. Americ. Chem. Soc. 40, 669 (1918).
Tropacocain. 353
Aus dem Tropinon läßt sich auf dem Wege der Blausäureanlagerung und
Verseifung des Tropinoncyanhydrins
H
HjC
CHJ~^CH
CHj • N CHjCHj
H
eine Substanz gewinnen, welche die Zusammensetzung des Ekgonins besitzt,
aber, im Gegensatz zu diesem, Carboxyl und Hydroxyl an das nämliche Kohlen-
stoffatom gebunden enthält. Dieses Ekgonin wird nach Willstätter als
Ä-Ekgonin
H
h/ >3/C00H
I I I
CH3 N CHaCHj
H
bezeichnet. Wird aus diesem nach bekannten Methoden ein Ä-Cocain aufgebaut,
so erhält man einen Körper, welcher bei ausgezeichneter KrystaUisierfähigkeit
in vieler Hinsicht mit dem Cocain Ähnlichkeit hat. Die anästhesierende Wirkung
fehlt aber diesem Cocain.
Es ist daher für das Zustandekommen der Wirkung des Co-
cains auch die Stellung und Bindung der Hydroxyl- und Carb-
oxylgruppe von entscheidender Bedeutung. Die Anwesenheit
der Benzoylgruppe für sich ist nicht das Moment, welchem die
anästhesierende Funktion zukommt.
Die Wirksamkeit des Cocains hängt ab von dem Vorhandensem aller drei
Komponenten, des Ekgonins, der Benzoylgruppe, welche den Hydroxyl-
wasserstoff des Ekgonins ersetzt, und des Methylrestes, welcher den Carboxyl-
wasserstoff des Ekgonins substituiert. Die Wirksamkeit beruht auf dem eigen-
tümhchen Aufbaue, sowie der stereochemischen Konfigvuration des Ekgonin-
kernes, ist aber unabhängig von dessen optischem Verhalten. Die Benzoyl-
gruppe löst die Wirkung des Ekgoninmethylesters aus, sie ist die eigentliche
verankernde Gruppe für das Ekgoninmolekül ; die Methylgruppe im Ekgonin-
methylester verdeckt nur die sauren Eigenschaften des Ekgoiün, welche für
die Wirksamkeit überhaupt hinderlich sind. Beweis hierfür ist auch, daß die
Derivate des Tropins und Pseudotropins, welche kein Carboxyl enthalten, des
Eintretens von Methyl für die Wirksamkeit nicht bedürfen. Hingegen hat die
Anwesenheit des veresterten Carboxyls im Molekül eine Verstärkung der Wirkung
zur Folge. Wie es sich beim Vergleich der Wirkungsintensität der Alkamine
und Alkamincarbonsäureester einerseits, des Cocains und Tropacocains anderer-
seits ergibt, steigt die Intensität der Wirkung und die Giftigkeit mit dem Ein-
tritt der veresterten Carboxylgruppe. Die Methylgruppe am Stickstoff steht
aber in keiner Beziehung zur anästhesierenden Wirkung. Der tertiäre Charakter
der Base steht in Beziehung zu ihrer physiologischen Aktivität in bezug auf
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 23
354
Alkaloide.
Anästhesie, da der Übergang in eine quatemäre Base diesem Alkaloid jede
Wirkung, die es früher hatte, trotz des Vorhandenseins von Benzoyl- und
Methylradikalen nimmt und es in einen curareartig wirkenden Körper ver-
wandelt. Die Auslösung mydriatischer Effekte steht ebenfalls im Zusammen-
hang mit dem Aufbaue der dem Alkaloide zugrunde hegenden Base, aber die
Verankerung mit dem Gewebe geschieht nur durch aromatische Säureradikale,
beim Tropin vorzüghch durch solche, welche ein alkoholisches Hydroxyl ent-
halten. Die eintretenden Säureradikale sind nicht der wirksame Anteil, son-
dern lösen die Wirkung aus, indem sie die chemischen Beziehungen zwischen
Substanz und Gewebe herstellen, so daß die wirkende Base nach ihrer Ver-
ankerung im Gewebe zur Reaktion gelangen kann.
Die Homotropeine, die Acidylderivate des Homotropins
H
C
H,cr
HjC
\
NCH.
•CH • CH, • OH
CH,
;CH,
CH
wirken den Tropeinen ganz analog. Insbesondere die Verbindung mit Tropa-
säure (Tropasäurehomotropein) ist ein Mydriaticum von der Stärke des Atro-
pins. Sie wird Mydriasin genannt.
Mydriasin, d. i. Tropasäureester des Homotropins
H
C
/\
jCHsj
JCH,
I
CH.OH
C
H
besitzt quaUtativ die gleiche Wirkung auf Pupille imd Vagus wie Atropin.
Beim Menschen wirkt es mydriatisch wie Atropin, und zwar gleich stark,
lähmt aber im Gegensatz zu Atropin die Akkommodation nicht. Im Gegensatze
zu Atropin macht es beim Kaninchendarm eine starke Erregmig, die sich durch
Atropin antagonistisch beseitigen läßt.
Benzoylhomotropein
H
C
HäC cH,N . |CH . CHj O ■ CO C.Hs
HjC^
ICHj
JCH,
C
H
Tropacocain.
355
zeigt keine Vaguswirkung, wirkt mydriatisch, aber nicht maximal, wirkt aber
nicht lokalanästhesierend, im Gegensatz zu Benzoyltropein und Tropacocain.
Amygdalylhomotropein
H
C
/^-
HjC^ T^(3^CH0 CO CH(OH)C,Hs
I " ' r^
c
H
hat eine nur schwache atropinähnliche Wirkung auf den Vagus, wirkt auf das
Auge gar nicht, während das entsprechende Tropinderivat, Homatropin, in
dieser Richtung sehr stark wirksam ist.
Benzoyl-oxypropyl-norhydroekgonidinäthylester wirkt anästhesierend wie
Cocain.
H
C
\,
CHCOO
N-
-CH, CH» • CH, O CO ■ CgHs
HjC
CHj
CHj
C
H
Es kommt auf die Stellung des acidylierten Hydroxyls im Tropanring
nicht an, es kann auch ebensogut auch außerhalb untergebracht sein.
X-Benzoyl-oxypropyl-nor-ekgonidinäthylester, Ekkain genannt, ist an-
ästhetisch stärker wirksam als Cocain, gut sterilisierbar*), sehr wenig giftig,
5 mal weniger als Cocain. Cocain ist ein energisches Erregungsmittel für das
Atmungszentrum, ebenso Ekkain, wemi auch schwächer. Ekkain wirkt rascher
leitungsunterbrechend als Cocain und Novocain.
Ekkain zeigt nicht die von Paul Ehrlich bei Cocain beobachtete vakuoläre
Leberdegeneration.
Parenteral beigebracht wird es fast vollständig verbrannt.
H
C
H,C
H,
N-
CH ■ COO ■ C2H5
CHj - CHj ■ CHj • O CO CgHj
\
CH
;'cH
C
H
N-Benzoyloxypropyl-nor-ekgonidinester unterscheidet sich vom Cocain da-
durch, daß im Kohlenstoffring eine doppelte Bindung auftritt und die Benzoyl-
gruppe, die im Cocain /-ständig an ein Kohlenstoffatom des Ringes geknüpft
ist, auch wieder in /-Stellung vorhanden, aber direkt am Stickstoff hängt.
1) J. V. Braun und C. Müller, BB. 51, 235 (1918).
23*
356
Alkaloide.
Hydroekkain (ohne die doppelte Bindung) wirkt gut anästhesierend, aber
schwächer als Ekkain.
/(-Hydroekkain
H
C
H»C
N-
-CH„ • CH„ • O CO ■ C„H.
\
CH,
JcH,
C
H
jS-Hydroekkain, bei dem die Benzoylgruppe in ;S-Stellung am Stickstoff
steht, von dem sie also nur durch 2 CHj-Gruppen statt durch 3 getremit ist,
hat eine geringe anästhesierende Wirkung. Die Verkürzung, ebenso die Ver-
längermig durch Einführung von 5 CH2-Gruppen führt zur Abschwächimg, wie
das Verhalten des Pentamethylenderivates des Hydroekkains beweist.
H
C
HoCi
H,C'n
N-
|CH • COO • C,H5
CH
(CHj)^ ■ O . CO . CeHj
;'CH
c
H
Die Verkürzung oder Verlängermig der Seitenkette kami auch in anderen
Fällen die Wirksamkeit ändern, so erlöschen die anästhesierenden Eigenschaften
des Novocains imd seine Analoga durchaus nicht, weim die zwischen dem
esterartigen und dem basischen Teil des Moleküls befindliche zweighedrige
Kohlenstoffkette verlängert wird; durch eine solche Verlängerung wird sowohl
die anästhesierende Kraft als die Reizwirkung größer.
Bei Verlängerung der aliphatischen Kohlenstoffkette wird die blutdruck-
steigemde Wirkung des Hordenins etwas abgeschwächt. Isococain, der Äthyl-
ester des Norcocains, wirkt stärker anästhesierend und ist auch viel giftiger als
Cocain. Pentamethylendimorphin ist stärker giftig als Morphin. Nach Binet
ist in der Urethanreihe eine Substanz um so wirksamer, je höher das Mole-
kulargewicht des Alkoholradikals ist. Ähnhches sieht man in der Hydro-
cupreinreihe.
Die toxische Wirkung des Ekkains auf Blutdruck mid Atmung ist relativ
germg. Auffallend stärker ausgesprochen ist sie bei Aminoekkain
H„C/
H,C
H
0
N-
,CH • COO ■ C2H5
(CHjlgOCOCjH^NHa
CH
Ich
c
H
Tropacocain. 357
Propanolbenzoyldimethylamin
^3>N(CH2)30 • CO ■ c,n,
wirkt viel schwächer als Ekkain.
Dipropanolbenzoylmethylamin
fPTT \K^''^^^'^^ • O • CO • CjHs
^^"^3'^^(CH2)3 ■ O • CO • C^Hj
ist in bezug auf Lokalanästhesie unwirksam, hat aber auch, wie Ekkain,
eine lähmende Wirkung auf die Darmmuskulatur.
Wenn man Anhydroekgoninalkylester (Tropon-2-carbonsäurealkylester)
CH2 ■ GH • N(CH3) CH • COO Alkyl
I I I
CHo CH ■ CHo • Ciig
in alkoholischer Lösung mit metallischem Natrium reduziert, so erhält man einen Tropon-
alkohol, u. z. Homotropin (2-Oxymethyltropon)
CH2 ■ CH • ^(CHj) CH ■ CH, ■ (OH)')
I 1
CHg" " CH ■ CH2 ■ CHi>
Homotropin ist physiologisch unwirksam. Man erhält wirksame Verbindungen,
wenn man Homotropin mit organischen Säuren, z. B. Benzoesäure, Tropasäure oder
Mandelsäiire verestert. Die so gewonnenen Ester verhalten sich im tierischen Organis-
mus ähnlich wie Atropin. Sie besitzen namentlich dessen eigentümliche Wirkung auf
das autonome Nervensystem. Homotropintropasäureester wirkt auf das Muscarinherz
wie Atropin und macht Mydriasis. Das Verfahren gestattet, au.i dem wertlosen Anhydro-
ekgonin über Homotropin zu wirksamen Alkaloiden zu gelangen. Beschrieben smd der
Tropasäureester des Homotropins, der Benzoesäureester und der Mandelsäureester^).
Es werden Alkaloide der Cocain- oder Atropingruppe bzw. deren Salze oder Deri-
vate mit Halogencyan in die entsprechenden Norcyanverbindungen übergeführt und diese
verseift^).
Die am Stickstoff entmethylierten Derivate von Alkaloiden der Cocainreihe, wie
Anhydronorekgonin (Tropen- 2-carbonsäure)
CH, • CH . CH • COOH
; ■ 1 !
NH CH
I I II
CHj-CH • CH
und Anhydrodihydronorekgonin (Tropan-2-carbonsävire)
■ CH ■ CH • I
NH CHj
I I
CHjCH-CH,
oder die Alkylester dieser Carbonsäivren liefern durch N-Alkylierung mit Benzoesäure-
halogenalkylester oder deren Kemsubstitutionsprodukten pharmakologisch wirksame Ver-
bindungen.
Die Kondensationsprodukte aus Anhydronorekgonin oder Anhydrodihydronorekgonin
mit Benzoesäurehalogenalkylestem zeigen dem Cocain sehr äßnliche Eigenschaften. Sie
besitzen großes lokales Anästhesier\ingsvermögen und weisen gegenüber dem Cocain den
Vorzug auf, daß sie sterilisierbar und sehr viel weniger giftig sind.
Der aus Anhydroekgoninäthylester mit Bromcyan, Verseifung der entstandenen
Norverbindung, Esterifizierung des Anhj'dronorekgonins in Äthylalkohol imt«r Einwirkung
von trockener Salzsäure und Abscheidung des Esters mit KaUumcarbonat aus der wässe-
>) Grenzach, DRP. 296 742. =) Grenzach, DRP. 299 806.
3) Grenzach, DRP. 301870, Zusatz zu DRP. 286 743 und 289 279.
358 Alkaloide.
rigen Lösung dargestellte Anhydronorekgoninäthylester gibt mit Benzoesäure-j-brom-
propylester Br • CHj • CH^ ■ CHj ■ O • CO ■ C5H5 beim Erhitzen der Benzollösung das An-
hydroekgoninäthylesternorpropanolbenzoat ( Ol).
Der aus Natrium-p-nitrobenzoat imd Trimethylbromid dargestellte p-Nitrobenzoe-
säure-;-brompropylester liefert mit Anhydroekgoninäthylester das Anhydroekgoninäthyl-
esternorpropanol-p-aminobenzoat. Femer sind beschrieben: Anhydroekgoninäthylester-
norpentanolbenzoat imd Anhydrodihydroekgoninäthylestemorpropanolbenzoat').
Cocainersatzmittel.
Da man Cocain als den Carbonsäureester eines bicyclischen gesättigten
ALkamins, und zwar eines Oxypiperidinderivates auffaßt, so hat man auf Grund
dieser Konstitutionsermittelung versucht, einfachere Oxypiperidine, und zwar
die Triacetonaminbasen, als Ersatzmittel zu verwerten {Gruppe des Eucains).
Dann wurde ermittelt, daß auch nichtcyclische Alkamine anästhesierend wirken,
wenn sie mit Benzoesäure verestert werden (Stovain, Novocain, Alypin). Diese
sehr wichtige Erkenntnis hat zu großen Variationen in dieser Reihe und zu
großen Vereinfachimgen im Aufbaue der verwendeten Substanzen geführt.
Cyclische Alkamine.
Eine Reihe cocainartig wirkender Körper wurde völlig synthetisch auf
Grund von Überlegungen über die Konstitution des Ekgonins aufgebaut.
Aus dem Methylderivat des Triacetonalkamins
OH H
\/
C
H„C/NCH2
CH3/'V\CH
CH3
entsteht, wie Emil Fischer zeigte, durch Austausch des Hydroxylwasserstoffes
gegen das Radikal der Mandelsäure ein Körper,
CsHs CH(OH) ■ CO • O • CH
HaCrACHa
ch:>v<ch:
der wie Atropin und Homatropm ausgesprochene Mj'driasis erzeugt. Diese
Beobachtung gewann erheblich an Interesse, nachdem erkannt war, daß wie
im Triacetonalkamin so auch im Tropin ein in p-Stellung zum Stickstoff hydroxy-
liertes Derivat des Piperidins vorliegt. Die große Ähnlichkeit im Aufbaue
zwischen Tropin und N-Methyltriacetonalkamin läßt sich beim Vergleiche ihrer
Struktiu-formeln leicht erkemien.
Tropin
H Ho
C C
H»C
<N-CH3)CH OH
C 0
H H,
M Grenzach, DRP. 301 139.
Triacetonmethj'lalkamin
Cocainersatzmittel. 359
CH,
<1sr • CHs );CH ■ OH
"ä^ C CH2
CH3
Angesichts dieser Verhältnisse lag es nahe, synthetisch darzustellende 7-Oxy-
piperidincarbonsäuren zu verestern und zu benzoylieren, denn es ließ sich so
erwarten, daß Verbindungen entstehen, die dem Cocain physiologisch ähnlich
sind. Diese Piperidincarbonsäuren haben alle mit dem Ekgonin die y-Stellung
des Hydroxyls zum N und das Carboxyl gemein, aber unterscheiden sich da-
durch, daß die Brücke — CHj — CHj — fehlt und die Stellung des Stickstoffes
zum Carboxyl eine andere ist.
Durch Einwirkung von 1 Mol. Ammoniak auf 3 Mol. Aceton bildet sich Triaceton-
amin, welches durch Blausäure in Triacetonamincyanhydrin übergeführt wird. Beim Ver-
seifen bildet sich Triaeetonalkamincarbonsäure, welche durch Benzoyheren und Methylieren
in N-Methylbenzoyltetramethyl-;'-oxjrpiperidincarbonsäuremethylester übergeführt wird.
Dieser Körper
CHj C
CsHj • CO ■ 0\ / ^
CH, ■ O • 0C/^\ /^ " ^^
Eucain genannt, ist ein billiges Ersatzmittel des Cocains. Doch sind erhebliche
Unterschiede in der physiologischen Wirkmig beider Substanzen zu verzeichnen.
Eucain steht in seinen Wirkungen dem Tropacocain näher als dem Cocain. Die
Anästhesie tritt etwas langsamer ein als beim Cocain. Eucain beeinflußt die
Pupille nicht und macht auch keine Ischämie, ferner hat es den Vorzug, weniger
giftig zu sein. Seine Lösungen lassen sich ohne Zersetzung in der Hitze sterili-
sieren.
Nachteile des Eucains gegenüber dem Cocain sind, daß es bei der Applika-
tion auf Schleimhäute ein nicht unbeträchtliches Brennen macht. Auch eine
destruierende Wirkung auf die Epithelien der Hornhaut und Bindehaut ist
nicht zu verkeimen. Von Nachteil ist auch die Nachblutung bei den Opera-
tionen, während Cocain im Gegensatze hierzu sogar ischämisierende Eigen-
schaften zeigt.
Aus diesem Grunde wurde für die Zwecke der Augenheilkunde das soge-
nannte Eucain B eingeführt, welches dieselben lokal-anästhesierenden Eigen-
schaften, aber ohne irgendwelche Nebenwirkungen zeigte. Es ist auch viel
weniger giftig als Eucain.
Merling und A. Schmidt haben zuerst die anästhesierende Wirkimg
des Benzoylvinyldiacetonalkamins beobachtet. Sie hatten aber zu ihren
Versuchen noch das Gemisch der Alkamine vom Schmelzpunkt 121° be-
nutzt. Erst nach der Entdeckung, daß dasselbe in zwei cistransisomere
Formen getrennt werden konnte, heß sich ein gut wirkendes einheitliches
Präparat gewinnen. Benzoyltransvinyldiacetonalkamin kam dami unter dem
Namen Eucain B in Form des Chlorhydrates als Anästheticum in den
Handel.
360 Alkaloide.
Eucain B^) ist das salzsaure Salz des Benzoyl-vinyl-diacetonalkamins
CH3H
\/
H/^\
CH,
Trotz mancher Vorzüge hat man auch gegen dieses Eucain B den Vorwurf er-
hoben, daß es bei seiner geringen Giftigkeit doch den Nachteil zeige, bei seiner
Anwendung in der Augenheilkunde infolge seiner gefäßerweiternden Eigen
schatten bei den Operationen Nachblutmigen sowie eine gewisse Schmerzhaftig-
keit bei Injektionen zu erzeugen.
Das niedere Homologe des Triacetonamins, Vinyldiacetonamin, wurde also
ebenfalls zu künsthchen Tropeinen aufgebaut:
HO H
\/
C
HjC/NCH,
H3C/V \CH3
CH3
Das entstandene N-Methylvinyldiacetonalkamin wurde in die Amygdalyl-
verbindiing übergefühi't, analog dem Amygdalyl - triacetonmethylalkamin,
welches dem Homatropin analog wirkt. Bei der Darstellung des N-Methyl-
vinyldiacetonalkamins bilden sich zwei stereoisomere Alkamine, und zwar Ä und
ß. Deren Entstehung beruht auf dem Vorhandensein zweier asymmetrischer
C-Atome im Ring. Bei Überftüirung dieser stereoisomeren Alkamine in die
Amygdalylderivate gab nur das eine, und zwar das /?-Alkamin, eine mydriatisch
wirksame Verbindung, während das aus Ä-Alkamin gewonnene un'wirksam war.
(Beweis für die verschiedene Wirksamkeit stereoisomerer Substanzen [siehe
S. 120ff.].)
Ebenso ist das Amygdalylderivat des Tropins, das Homatropin, ein starkes
Mydriaticum, während das stereoisomere Amygdalyl-i/'-tropin unwirksam ist
(s. S. 121).
Vinyldiacetonamin (I)*) gibt, je nachdem man es mit Zinkstaub und alko-
holischer Salzsäure oder mit Natrium und Amylalkohol reduziert, zwei ver-
schiedene p-Aminomethylpiperidine (II), aus denen mittels salpetriger Säure
zwei isomere Alkamine (III) entstehen.
(I) C:NOH (11) CHNH, (III) CH • OH
HoCr'NCHj HaC/'NcHs HjCf^CHj
CH3 ■ HC^C ■ (CH3), H3C • HC<\/lc • (CHa)^ CH3 ■ HCI^C ■ (CHjjj
N N N
H H H
Durch Natriumamylat läßt sich das höher schmelzende, sowie das Gemenge,
welches E. Fischer in der Hand gehabt, in das niedriger schmelzende um-
lagern. Es scheint sich, nach Harries, um raumisomere Verbindungen zu
handehi; die Vinyldiacetonalkamine sind als niedere Homologe des Tropins
und ?^-Tropins aiifzufassen. Das methylierte Mandelsäurealkaloid gleicht der
1) DRP. 90069. 2) C. Harries, BB. 29, 2730 (1896).
Cocainersatzmittel. 361
labilen Base, dem Homatropin, dasjenige der stabilen (niedriger schmelzende)
in der physiologischen Wirkung den ^-Tropeinen.
Gaetano Vinci*) hat die Fragen, welche sich an den Zusammenhang
zwischen Konstitution und Wirkung in der Eucahireihe knüpfen, imtersucht.
Es haben sich hierbei zahlreiche interessante Beziehmigen ergeben. Die für die
ganze Gruppe der cocainartig wirkenden Körper grundlegende Frage nach der
RoUe des Benzoylradikals erfährt hier eine Beleuchtimg, die sehr für die An-
sicht von W. Filehne und P. Ehrlich spricht.
Wie Cocain, so verhert auch Eucain seine lokalanästhesierende Wirkung,
wenn die Benzoyl- durch eme Acetylgruppe ersetzt wird. Ersetzt man im
Eucain die Benzoylgruppe durch aromatische Radikale, wie Phenylacetyl-,
Phenylirrethan-, Cinnamyl-, Amygdalyl-, so zeigen die erhaltenen Verbindungen
mit Ausnahme des Amygdalylderivates ausgesprochen lokalanästhesierende
Wirkung. Ebenso wie die Triacetonalkamincarbonsäurederivate verhalten sich
die Derivate des Triacetonalkamins und der unsymmetrischen Homologen des-
selben. Sowohl Triacetonalkamin, als auch Vinyldiacetonalkamin sind lokal
ganz wirkungslos. Ersetzt man aber das W^asserstoffatom des Hydroxyls durch
den Rest einer aromatischen Säure, so bekommt man eine ausgesprochen
lokalanästhesierende Wirkung .
Nur die Mandelsäure macht eine Ausnahme. Euphthalmin, das salzsaure
Salz des Mandelsäureesters des labilen N-Methyl-vinyl-diacetonalkamins, unter-
scheidet sich vom Eucain B dadurch, daß der Wasserstoff der Aminogruppe
durch Methyl ersetzt und an Stelle der Benzoylgruppe der Mandelsäurerest
CgHj • CH(OH) • CO — getreten ist. Dieser leicht wasserlösliche Körper macht
Pupillenerweiterung, aber keine Anästhesie. Er ist ohne miangenehme
Nebenwirkmigen und wurde aus diesem Grunde als Ersatzmittel des Atropins
empfohlen ^),
Es verliert auch das von W. Filehne imtersuchte Benzoyl-N-methyl-
triacetonalkamin seine lokalanästhesierenden Eigenschaften, wenn die Benzoyl-
gruppe durch die Methylgruppe ersetzt wird.
Die Veresterung der Carboxylgruppe, welche in der Cocaingruppe eine so
große Rolle bei dem Zustandekon. men der lokal-anästhesierenden Eigenschaften
spielt, scheint nach Vinci in dem Eucammolekül ohne Bedeutung zu sein.
So wirkt Benzoyltriacetonalkamincarbonsäure exquisit lokal-anästhesierend,
obwohl die Carboxylgruppe nicht verestert ist, während anderseits die
Äthyl- mid Methyltriacetonalkamincarbonsäuremethylester keine lokal-an-
ästhesierenden Eigenschaften besitzen, obwohl das ätherifizierende Alkyl-
radikal nicht fehlt.
Es war ferner von Interesse bei diesen Verbindungen zu suchen, auf
welcher Gruppe im Molekül die Reizerscheinung beruht. Es zeigte sich da,
daß Triacetonamin und Triacetonalkamin lokal nur eine leichte Hyperämie
hervorrufen, Triacetonalkamincarbonsäure aber als solche stark lokalreizend
wirkt. Aidererseits reizen alle Alkaminderivate viel weniger als die entsprechen-
den Alkamincarbonsäurederivate. Es scheint deswegen, daß das Auftreten der
Carboxylgruppe eine große Rolle bei dem Auftreten der Reizerscheinungen
spielt.
Die Ätherifizierung vermindert etwas das Auftreten der lokalen Reiz-
erscheinungen.
1) Virchows Arch. 145, 78; 1-19, 217; 154, 549.
') Treuther, Klin. Monatshefte f. Augenheük. I89J, Sept. — Vossius, Deutsche
med. Wochenschr. 1897, Nr. 38.
362 Alkaloide.
Auch der Benzoylrest löst neben der anästhesierenden Wirkung lokale
Reizerscheinungen aus. Benzoyltriacetonalkamin ruft im Gegensatze zum
Triacetonalkamin lokale Reizung hervor.
Die Körper der Eucaingruppe wirken alle anfangs auf das Nervensystem
mehr oder weniger erregend, später lähmend. Diejenigen, welche die Carboxyl-
gruppe verestert oder nicht verestert enthalten, d. h. die Alkamincarbonsäure-
derivate, rufen starke Erhöhung der Reflexe, Erregung, allgemeine tonische und
klonische Krämpfe hervor, die sich nach kurzer Zeit wiederholen, bis schließlich
das Lähmungsstadium auftritt. Das periphere Nervensystem wird jedoch von
diesen Körpern nicht affiziert. Im allgemeinen ist das Intoxikationsbild mit
Varianten das des Eucains. Bei den Alkaminderivaten dagegen, welchen die
Carboxylgruppe fehlt, ist die reizende Wirkung nur von kurzer Dauer, die all-
gemeinen Lähmungserscheinungen treten früh ein und beherrschen das Ver-
giftungsbild. Die motorischen peripheren Nervenendigungen werden wie durch
Curare affiziert und auch der Vagus wird diu-ch große Dosen gelähmt. Das
Intoxikationsbild entspricht bei allen Körpera dem Typus des Eucains B.
Triacetonamincyanhydrin (Zwischenprodukt bei der Darstellung des
Eucains) wirkt bei Tieren stärker brechenerregend als Cyankalium, dagegen
schwächer krampf erregend. Die Cyangruppe ist schwer abspaltbar^).
Triacetonamin
O
c
CH3\
CHj/
^^^CH3
H
besitzt die stärkste
Triacetonalkamin
Curarewirkung, diese Wirkung
HO • C • H
bleibt auch noch bei dem
HjC
-^CH,
C/CH3
H
und dessen Derivaten erhalten ; während die Triacetonalkamincarbonsäure imd
die von derselben sich
OH • C • COOH
p'^!>cUc
Irj/CHj
CH,/^Y XCHj
ableitenden Körper eine solche Wirkung nicht zeigen. So scheint das Auftreten
der COOH-Gruppe die charakteristische Curarewirkung des Triacetonamins
aufzuheben.
Triacetonalkamincarbonsäure ist aber giftiger als Triacetonamin iind
Triacetonalkamin.
Li der Eucaingruppe ist die Veresterung der Carboxylgruppe von großer
Bedeutung für die Giftigkeit, wenn auch nicht für die Anästhesie. So sind die
1) Sievers, Diss. Kiel (1897).
Cocainersatzmittel. 363
Alkamincarbonsäurederivate, welche verestert sind, doppelt und auch dreifach
toxischer als die entsprechenden Alkaminderivate, bei welchen die veresterte
Carboxylgruppe fehlt.
Ersetzt mau im Eucain die Benzoylgruppe durch die Cinnamylgruppe,
so erhält man Cinnamyl-N-methyltriacetonalkamincarbonsäuremethylester.
Dieser ist di-eimal so giftig als Cinnamyl-N-methyltriacetonalkamin. Beim
Eintreten des ätherifizierenden Alkylradikals in das Molekül des Eucains und
diesem nahestehender Körper ändern sich also die allgemeinen Vergiftungs-
erscheinungen, und die Giftigkeit wird in besonderem Maße vermehrt.
Der Eintritt von aromatischen Radikalen für den Wasserstoff der Hydroxyl-
gruppe dieser Verbindungen erhöht die Giftigkeit dieser Körper ungemein.
Am schwächsten toxisch wirken noch das Phenj'lurethan- und das Cinnamyl-
derivat, am stärksten toxisch das Phenylacetyl- und das Amygdalylderivat.
Viel weniger toxisch, aber immer noch giftiger als die Grundsubstanzen sind
die Methyl- und Äthylderivate.
Auch das niedere Homologe des Benzoyltriacetonamin, Benzoyl-/S-hy-
droxytetramethylpyrro lidin, das sich vom fünfgliedrigen Pyrrohdin ableitet,
während das erstere vom sechsgliedrigen Piperidin
H
CHj— C— O OCC.Hs
I \
(CH3)j : C— NH— C : (CU^)^
wirkt, wie H. Hildebrandt gezeigt hat, kräftig anästhesierend^), wie das
Eucain B.
Die dem Euphthalmin eigene mydriatische Wirkung kommt dem ent-
sprechenden Mandelsäureester des Pyrrohdinderivates nur insofern zu, als die
Erregbarkeit des Sphincter iridis durch Lichtreiz herabgesetzt ist. Die all-
gemeine Giftwirkmig des Benzoylderivates ist kräftig, aber viel geringer als die
des Eucain B.
Das Lactat des o-Benzoyltriacetonalkamins ist weniger giftig als Cocain.
In großen Dosen wirkt es aber sehr schädigend auf das Herz-).
Der Mandelsäureester des /?-Hydroxytetramethylpyrrolidins zeigte eine
erheblich geringere Giftwirkung und entspricht darin dem Euphthalmin.
Vom Tetramethylpyrrolidincarbonamid, welches leichte Curarewirkung
hat^), gelangt man über /S-Ketotetramethylpjrrrohdin zum /?-Oxytetramethyl-
pvrrolidin.
HgC CH ■ OH
CHsxJ L/CH3
H
Die Benzoyl- und Mandelsäureester dieser Base stehen chemisch in naher
Beziehung zu Eucain B und Euphthalmin. Der Benzoylester wirkt stark lokal
anästhesierend, steht aber hinter dem Eucain B zurück. Eucain B ist giftiger
als das entsprechende PyrroUdinderivat. Der Mandelsäureester wirkt wie
Euphthalmin auf die Iris, aber erheblich schwächer.
') Liebigs Ann. 323, 92.
2) C. H. Clarke und Francis Francis, BB. 45, 2060 (1912).
3) AePP. 40, 315.
364 Alkaloide.
Für die physiologische Wirkung wenigstens in qualitativer Hinsicht macht
es keinen wesentlichen Unterschied, ob im Falle der Anaesthetica der Benzoyl-
ester und im Falle der Mydriatica der Mandelsäureester von Alkoholen der
Piperidin- oder der Pyrrolidinreihe vorliegen. Ferner kann die dem Piperidin
nahekommende Allgemeinwirkmig des Pyrrolidin durch Einführmig entsprechen-
der Atomkomplexe, d. h. ätherifizierender Alkylradikale in analoger Weise
modifiziert werden, und somit steht Pyrrolidin in seinen Derivaten dem Pipe-
ridin außerordentUch nahe^).
Die Darstellung der Eucaine und analog gebauter Körper geschieht nach
folgenden Verfahren.
Durch Einwirkung von Benzojichlorid auf Triacetonalkamin und Benzaldiaceton-
alkamin wird das Hydroxylwasserstoffatom durch die Benzoylgruppe ersetzt. Auf diese
Weise gelangt man zu dem oben besprochenen Eucain B-).
Um zu den Carbonsäuren der Triacetonaminverbindungen zu gelangen, wurde
die Darstellung der Cyanhydrine von ; -Piperidonen und X - Alkyl-;-Piperidonen
geschützt'). Diese Körper gehen durch Blausäureanlagerung in die entsprechenden
Cyanhydrine über. Man versetzt die konz. kalte wässerige Lösung des Triacetonamins
mit roher Salzsäure und fügt eine konz. CyankaUumlösung hinzu, es fällt dann das
Cyanhydrin aus.
Triacetonamincyanhydrin
HO ■ C • CN
H„C/\CH,
+ HCN = CH3V J I..CH3
Diese Cyanhydrine lassen sich auch in die entsprechenden Iminoäther verwandeln.
Zu diesem Zwecke wird das Cyanhydrin in absolutem Alkohol fein suspendiert und unter
guter Kühlung Salzsäuregas durchgeleitet, worauf der salzsaiure Iminoäther auskrystalli-
siert*).
Die ;-Ox3^iperidincarbonsäuren, welche man zur Darstellung des Eueains benötigt,
stellt man dar durch Kochen der Cyanhydrine mit konz. Salzsäure^).
Man gelangt zur Tetramethyl-; -oxypiperidincarbonsäure aus dem Triacetonamin-
cyanhydrin, ziu' N-Methyltetraraethyl-;'-oxypiperidincarbonsäure aus dem N-alkylierten
Triacetonamincyanhydrin, ziu- Dimethylphenyl-;-oxypiperidincarbonsäure aus Benzaldiace-
tonamincyanhydrin. Aus Vinyldiacetonamincyanhydrin erhält man Trimethyl-;-oxy-
piperidincarbonsäure. Auf die gleiche Weise gelangt man auch zu den N-alkyUerten
Derivaten dieser Verbindung.
Von diesen Säuren aus gelangt man nun leicht zum Eucain, wenn man den Carboxyl-
wasserstoff und den Imidwasserstoff durch Alkylradikale, den Hydroxylwasserstoff durch
Säureradikale ersetzt.
Man kommt so zu alkaloidartigen Körpern von der allgemeinen Konstitution
Triacetonamin
CO
H,C|
^CH,
CH3\
V Jc/<^^^
CH,/*^
¥^CH=
H
Acyl • O ■ C ■ COO ■ Alkyl
HjC/NcHj
Die Säuren werden zu diesem Zwecke in Methylalkohol gelöst, in die siedende Lösung
trockenes Chlorwasserstoffgas eingeleitet. Der gebildete Methylester wird nun mit Benzoyl-
chlorid erhitzt*).
^) H. Hildebrandt, Arch. intern, de Pharmacodynam. 8. 499.
-) DRP. 90 069, 95 620, 97 009, 97 672, 101 332, 102 235.
") DRP. 91 122. ■•) DRP. 91 081. ^) DRP. 91 121.
«) DRP. 90 245.
Cocainersatzmittel. 365
Folgende Verbindungen wurden nach diesem Verfahren aus dieser Gruppe dargesteUt :
HjC. CHj N-Methyl-benzoyl-tetramethyl-j-oxypiperidincarbon-
CHjX I /CHj säuremethylester.
CH,/^\/^\CH3
NCH,
■2 X-Äthyl-benzoyltetramethyl-y-oxjrpiperidincarbon-
CH3 säuremethylester.
CH,/^/-\CH,
^2^ [CH, X-Methyl-benzoyltetramethyl-j'-oxypiperidincarbon-
CH3\^J i^CHj Säureäthylester.
I3
CH,/^/^\cH,
N ■ CH,
HjC, iCHj N-Äthyl-benzoyltetramethyl-v-oxypiperidincarbon-
CH3\ I I /CH3 säureäthvlester.
Ferner X-Propyl-benzoylt«tramethyl-j'-ox5^iperidincarbonsäuremethylester,
N-Allyl-benzoyltetramethyl-y-oxypiperidincarbonsäuremethylester, dann
N-Methyl-benzoyldimethylphenyl-j'-oxypiperidin-
carbonsäuremethylester.
CgHs
CO • 0 C ■ COO ■ CH,
H,c/\CH2
N
CH3
CeH,
CO • 0 • C • COO CH;
h,c/\dh2
N
N-Methyl-benzoyltrimethyl-y-oxypiperidincarbon-
säuremethylester.
CH,
Statt der Benzoylgruppe kann man andere aromatische und aliphatische Säuren
eintreten lassen. Femer wurden in dieser Gruppe, ohne praktische Verwendung gefunden
zu haben, dargestellt:
o-, m-, p-Toluyltetramethyl-;-oxypiperidincarbonsä\ireester
o-, m-, p-Toluyl-N-alkj'ltetramethyl-;-ox\'piperidincarbonsäureester
Toluyl-N-alkyltrimethyl-;-oxypiperidincarbonsäureester
Phenylacet-X-alkyltetramethyl-;-oxypiperidincarbonsäureester
Phenylacet-N-alkyltrimethyl- ■-oxypiperidincarbonsäureester
Phenylchloracet-N-alkyltetramethyl-;-oxypiperidincarbonsäureester
Phenylbromacet-N-alkyltetramethyl-;-oxypiperidincarbonsäureester
Cinnamyl-N-alkyltetramethyl-}-oxjrpiperidincarbonsäureester
Phenylglykolyl-N-alkyltetramethyl-v-oxjrpiperidincarbonsäureester
Phenylglykolyl-N-alkyltrimethyl-v-oxypiperidincarbonsäureester
Propyl-N-alkyltetramethyl-v-oxypiperidincarbonsäureester
Acetyl-Jf-alkyltetramethyl-j-oxypiperidincarbonsäureester.
366 Alkaloide.
Für die Darstellung der Körper der Eucainreihe sind noch folgende Verfahren von
Wichtigkeit. Die unsymmetrischen eyclischen Basen der Acetonalkaminreihe'), wie z. B.
Vinyldiacetonalkamin, existieren in zwei isomeren Formen, ähnlich wie Tropin und Pseudo-
tropin. Man stellt sie dar durch Reduktion von Vinyldiacetonamin mit Natrium oder
Aluminiumaraalgam^). Diese Reduktion kann auch statt mit Natriumamalgam auch mit
elektrolytischem Wasserstoff vorgenommen werden').
Die labilen Modifikationen lassen sich in die stabilen nach dem von R. Willatätter
bei der Umlagerung des Tropins in Pseudotropin angewandten Verfahren umlagern. Hier-
bei wird mit Natriiunamylat gekocht. Aus den labilen Formen der Alkamine kann man zu
wertvollen alkaloidartigen Körpern durch Acylierung gelangen.
Wenn man Natrium auf die freien Basen dieser Reihe und Tropin einwirken läßt,
und zwar in einem indifferenten Lösungsmittel, so erhält man Natriumalkaminate. Diese
sind außerordentlich reaktionsfähig und man kann durch Einwirkung von Halogenalkylen
oder Säurechloriden, Halogenfettsäureestern, Hamstoffchloriden usw. die entsprechenden
Hydroxylwasserstoffsubstitutionsprodukte der Alkamine bzw. Alkamincarbonsäureester
erhalten'').
Die Benzoesäureester der beiden Trimethyldiäthyloxypiperidine, welche
man durch Eeduktion des iX-aj^-^-Trimethyl-Ä-aj-diäthyl-j'-ketopiperidin
O
c
CHjX-
/\
V
H
CH ■ CH;
C/CH, '
erhält, wirken örtlich anästhesierend^).
Das Chlorhydrat des Benzoesäureesters des Dimethylaniinomethyl-(2)-
cyclohexanol (1) ist ein sehr kräftiges, aber ziemlich giftiges Lokalanaesthe-
ticum*).
W. Traube (Berlin) stellt Basen aus Methyläthylketon her, indem er die durch Ein-
wirkung von Ammoniak auf Methyläthylketon erhältlichen Basen mit Säuren in Gegen-
wart von Ammoniak behandelt. Man erhält so ein sauerstoffhaltiges Produkt, welches
durch Hydrolyse aus den zunächst entstehenden sauerstoffreien entsteht. Die Konstitution
ist wahrscheinlich die der obigen Formel. Durch Einwirkung reduzierender Mittel werden
dieser Verbindungen in Alkamine übergeführt und diese sodann entweder unmittelbar
oder nach vorheriger Überführung in ihre N-Alkylderivate mit Säurechloriden oder Säure-
anhydriden behandelt'). Man erhält so die Säureester der Alkamine.
Fette Alkamine.
Die nun zu beschreibende Reihe anästhesierender Mittel leitet sich von
fetten Alkaminen ab, von der Idee ausgehend, daß nicht nur die Alkamine mit
doppeltem und einfachem Ringsystem, sondern auch die fetten Alkamine Deri-
vate geben, welche lokalanästhesierend wirken; da nun auch die Ester der
Aminobenzoesäure wie der meisten aromatischen Säuren anästhesierend wirken,
werden statt der Ester der Benzoesäure mit fetten Alkaminen Ester der Amino-
benzoesäure dargestellt. Auf diesen Ideen beruhen folgende Versuche, welche
sich zum Teil auch in der Praxis bewährt haben.
Fourneau nimmt an, daß die lokalanästhesierende Wirkung des Cocain
nicht von der Carboxymethylgruppe abhängt, da Tropacocain und /S-Eucain
diese nicht besitzen, aber sie sei abhängig von einer sekundären oder tertiären
Aminogruppe und einer tertiären Alkoholgruppe, die durch eine beliebige aro-
matische Säure verestert wird. Aminoalkohole, die vom Piperidin sich ableiten,
') DRP. 95 622, 96 539. =) DRP. 95 261. =) RDP. 95 623, 96 352.
*) DRP. 106 492, 108 223. ^) W.Traube, BB. 41, 777 (1908).
«) C. Mannich und R. Braun, BB. 53, 1874 (1920). ') DRP.-Anm. T. II 277.
CocainersatzmitteL 367
sind aber giftiger (Eucain und Tropacocain). Fourneau hat nun gefunden,
daß die acidylierten Derivate der meisten Amiiioalkohole lokalanästhesierend
wirken, der Piperidinkem dazu nicht erforderlich ist und diese Eigenschaft am
stärksten ist, wemi die Alkoholgriippe eine tertiäre und die Äminogruppe sich
in der Xähe der Alkoholgruppe befindet.
Fourneau^) hat Aminoalkohole durch Erhitzen der Chlorhydrine mit
zwei Molekülen eines tertiären oder sekundären Amins in Alkohol dargestellt.
Durch Benzoylierung erhält man krystallisierbare Substanzen, diese Substanzen
haben lokalanästhesierende Funktionen.
Die Aminoalkohole (Alkamine) und ihre Ester besitzen starke und an-
dauernde lokalanästhesierende Eigenschaften und sind sehr wenig giftig. Die
Salze sind leicht lösUch, erregen keine schmerzhafte Anästhesie und sind koch-
beständig.
Stovain, von Fourneau durch Einwirkung von Äthylmagnesiumbromid
auf Dimethylaminoaceton und Benzoylierung des Reaktionsproduktes darge-
stellt, ist das Chlorhj'drat des Benzoyläthyldimethylaminopropanols (Chlor-
hydrat des Ä-Dimethylamino-/?-benzoyIpentanols)
N(CH3)2 • HCl
I
CHa
I
CA— C— OCOCeHj
I
CH3
Es ist ebenfalls ein Cocainersatzmittel^).
L. Launoy und Y. Fujimori untersuchten die benzoyherten Derivate
einer Anzahl von Aminoalkoholen der Formel
a) (CH3)2N • CHj • C^OH und b) (CHjjjN • CHj • CH2 • CHOH • R ,
in denen R ein Radikal der Fettreihe oder der aromatischen war. Die beiden
Gruppen unterscheiden sich insofern, als a) tertiäre, b) sekundäre Alkohole
darstellt, erstere Gruppe eine verzweigte, letztere eine normale Kette von
C-Atomen führt, und endlich die Stellung der OH- und der NHj-Gruppe zu-
einander in beiden Fällen verschieden ist.
Aus der ersten Reihe, zu der das Stovain gehört, wurden die Derivate
des 2-Methyl-, 2-Äthyl-, 2-Amyl-, 2-Phenyl- und 2-Benzylpropanols unter-
sucht; aus der zweiten Reihe, zu der das Tropacocain zählt, Derivate des
3-Athyl- und 3-Amylpropanols. Die b-Reihe ist merklich weniger toxisch als
die erste. Weiterhin sind die Cs-Derivate der Fettreihe die giftigsten. Endlich
sind die Benzylderivate den Pheny'derivaten an Giftigkeit überlegen. Die
hämolytische Wirkung auf rote Blutköi^perchen steigt mit dem Molekular-
gewicht, auch scheint sie mit zunehmendem gegenseitigen Abstand der OH-
und NHj-Gruppe zu wachsen. Die anästhesierende Wirkung der Derivate der
tertiären Alkohole ist denen der sekundären überlegen. In der ersten Gruppe
ist wiederum das Max mum bei dem Cj- Alkohol erreicht 3).
Apothe-sin ist salzsaures Cinnamyldiäthylaminopropinol, es dient als An-
aestheticum.
Aus /J-Chlorpropionaldehyd und Phenylmagnesiumbromid entsteht Phenyl-
chloräthylcarbiuol CgHg • CHOH • CHj • CHjCl , das mit Aminen die entsprechen-
1) C. r. 138, I, 766 (1904). — Journ. Pharm. Chim. 20, 481.
') Apoth.-Ztg. 20, 174. 3) c. r. s. b. 82, 732 (1919).
368 Alkaloide.
den 1, 3-Aininoalkohole liefert. Die anästhetische Wirkung der Benzoesäure-
ester der 1, 3-AminoaLkohole scheint der Wirkung der Stovaingruppe zu gleichen,
aber nicht so lange anzuhalten '^).
Ephedrin CjHs • CH(OH) ■ CHCCHj) • NH ■ CHg.
Mydriatin C^U^ ■ CH(OH) • CHiCHg) ■ NHj.
Allocain S. CjHs • CH(0 • CO • C^H^) ■ CHICHg) • NH • CM^.
Allocain A. C^B.^ ■ CH(0 ■ CO • C^U^) ■ CHCCHj) • NCCjHs)^.
Nagai*) hat eine dem Alkaloid Ephedrin nahe verwandte Verbindung
Mydriatin hergestellt und aus dieser durch ÄthyUeren und BenzoyUeren das
löshche Allocain S und das unlösliche Allocain A gewonnen. Die S -Verbindung
wirkt örtUch lähmend auf sensorische Nervenendigung und Nervenfasern, stärker
als Novocain imd schwächer als Cocain. In größerer Menge lähmt es das Herz,
es wirkt stärker antiseptisch als Novocain oder Cocain.
Riedel') stellen Aminoalkohole dar, durch Einwirkung primärer oder sekundärer
aliphatischer Amine auf Halogenhydrine der Struktur
CHjCUJ, Br) CHa-N
/R«
I - I - ^R3
R, — C — OH und erhalten Aminoalkohole R, — C — OH
I I
R., R,
Riedel [Berlin^)] lassen magnesiumorganische Verbindungen auf Aminoacetone oder
auf die Ester einer Aminosäure mit tertiärer Aminogruppe zur Einwirkung gelangen. Man
kann auf diese Weise die Darstellvmg der Halogenhydrine umgehen und viel bequemer
arbeiten. Ihre benzoylierten Derivate sind wenig giftige anästhesierende Substanzen,
ihre Lösung sterilisierbar. Beschrieben sind Dimethylaminodimethyläthylcarbinol, Di-
methylaminomethyldiäthylcarbinol, Dimethylaminodimethylphenylcarbinol, Dimethyl-
aminotrimethylcarbinol, Dimethylaminodimethylphenylcarbinol, Dimethylaminodimethyl-
benzylcarbinol, Dimethylaminodunethylpropylcarbinol, Dimethylaminodimethylisobutyl-
carbinol, Dimethylaminodimethylisoamylcarbinol.
Aminoalkylester der allgemeinen Formel^)
CH,.N<^ä
I 4 R = Acidyl, Rj = Alkyl oder Aryl oder Aralkyl,
Ri— C — OH R^ ^ desgl., R3 imd R4 = Alkyl
erhält man, indem man Aminoalkohole mit tertiärer Aminogruppe aoidyUert.
Die Lösungen dieser Substanzen sind kochbeständig. Man erhält diese acidylierten
Derivate durch Behandlung der Aminoalkohole mit einem Säurechlorid entweder in Gegen-
wart von Pyridin oder durch Vermischen des Säurechlorids in ätherischer oder benzolischer
Lösung mit den Aminoalkoholen oder durch Behandlung der Base in benzolischer Lösung
mit Benzoesäureanhydrid. Dargestellt wurden:
Dimethylaminotrimethylbenzoylcarbinol, Dimethylaminodimethylphenylbenzoylcar-
binol, Dimethylaminodimethyläthylbenzoylcarbinol. (Das salzsaure Salz dieses Pentanols
ist das Stovain.) Femer Dimethylaminodimethylpropylbenzoylcarbinol, Dimethylamino-
dimethylisoamylbenzoylcarbinol, Dünethylaminomethyldiäthylbenzoylcarbinol, Dimethyl-
aminodimethylbenzylbenzoylcarbinol, Dimethylaminotrimethylcinnamylcarbinol, Dünethyl-
aminotrimethyliso valerylcarbinol , Dimethylaminodimethyläthylisovalerylcarbinol , Di-
methylaminodimethyläthylcinnamylcarbinol, Dimethylaminodimethylisobutylcinnamyl-
carbinol, Dimethylaminodimethylisoamylcinnamylcarbinol, Dimethylaminodimethylben-
zylcinnamylcarbinol, Dimethylaminodimethylphenylisovalerylcarbinol, Diäthylcarbamin-
säureester des Dimethylaminodimethyläthylcarbinols, Dimethylaminodimethyläthylacetyl-
carbinol, Dimethylaminodimethyläthylisovalerylcarbinol.
1) Ernest Fourneau und Pauline Ramart - Lucas, Bull, de la Soc. Chim. de
France [4] 25, 364 (1919).
^) Seiko Kubota, Journ. Pharm, and exper. Therap. 13, 361 (1919).
") Riedel (Berlin), DRP. 169 819. ■") Riedel (Berlin), DRP. 169 819.
«) Riedel (Berlin), DRP. 169 787.
Cocainereatzmittel, 369
Man erhält die gleichen Verbindungen, und zwar die diacidylierten Verbindungen,
wenn man anstatt der zu verwendenden Aminoalkohole mit tertiärer Aminognippe nunmehr
die entsprechenden Aminoalkohole mit sekundärer Aminogruppe mit acidyherenden Mitteln
behandelt. Diese Substanzen wirken antipyretisch und hypnotisch. Dargestellt wurden
Divalerylmethylaminodimethyläthylcarbinol und Dibenzoylmethylaminodimethylphenyl-
carbinol').
Statt der zu verwendenden Aminoalkohole mit tertiärer Aminogruppe kann man
die entsprechenden Aminoalkohole mit primärer Aminogruppe mit acidylierenden Mitteln
behandeln. Dargestellt wurden: Divalerylaminodimethyläthylcarbinol, Dibromvaleryl-
aminodimethyläthylcarbinol und Dibenzoylaminodimethylphenylcarbinol^).
Diese Substanzen, welche sowohl Ester als auch Säureamid sind, sollen
weniger giftig sein als die reinen Ester, ferner sollen Amide allgemein weniger
giftig sein als die Amine, von denen sie sich ableiten. Diese Substanzen sollen
stark sedativ wirken, während die analgesierenden Eigenschaften in den Hin-
tergrund treten. Außerdem soUen sie hypnotische Eigenschaften haben. Diese
Stoffe sind wasserunlöslich.
Man verwendet an Stelle der primären oder sekundären aliphatischen Amine Am-
moniak, welches auf die Halogenhydrine einwirkt, so daß man zu den AminoaUjoholen
der Formel gelangt^).
CH2
K, — C —
;NH2
OH
und
HN((
/CHj ■ C^OH
«2
Aminoalkohole
1
der allgemeinen Formel^)
\:Hs,c
R2OHR1
CHj-
<S^
Rj — C — OH
I
(R = Alkyl oder Aryl oder Aralkyl; Rj desgl. R3 = Alkyl; R, = Alkyl oder Wasserstoff)
stellt man dar, indem man primäre oder sekundäre aliphatische Amine auf Athylenoxyde
der Struktur
A
Ri-C-O
I
einwirken läßt. -
Diese Athylenoxyde erhält man, indem man die entsprechenden Halogenhydrine
mit Ätzkali in konz. Lösung behandelt. Die erhaltenen Aminoalkohole sind identisch mit
denen von DRP. 169 746. Dargestf-llt wurden Dimethylaminodimethyläthylcarbinol, Di-
methylaminotrimethylcarbinol, Dimethj'laminodimethylisoamylcarbinol usw.
Zwecks Darstellvmg von Aminoalkoholen der Zusammensetzung^)
/Ri
CHa • ^^ ,CH= Cf OH
I / ^R
Ri — C — OH und HN\ "^
1 \. /-Th
R, CH^C^^OH
Rj
(Rj = Alkyl oder Aryl oder Arakyl; Rj desgl.) läßt man an Stelle der primären oder sekun-
dären aliphatischen Amine Ammoniak auf Athylenoxyde der Struktur
C
/\
Ri C — O
I
einwirken. R2
M DRP. 181 175, Zusatz zu DRP. 169 787. ■) DRP. 194 051, Zusatz zu DRP. 169787.
ä) DRP. 189 481, Zusatz zu DRP. 169 746. ^) Riedel (Berlin), DRP. 199 148.
') Poulenc Freres. Paris, DRP. 203 082, Zusatz zu DRP. 199 148.
r r ä n k e I , Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 24
370 Alkaloide.
Dieses Verfahi-en liefert die gleichen Endprodukte wie DRP. 189 481. Ammoniak
wirkt auf die Athylenoxyde wie die aliphatischen Amine in DRP. 199 148. Es bilden sich
aber zwei Basen, indem Ammoniak einmal auf 1 Mol. Athylenoxyd einwirkt und das andere
Mal auf 2 Mol. Man erhält aber der Hauptsache nach mir die sekundäre Base imd nur sehr
wenig primäre.
Oxyaminosäureester der Zusammensetzung')
CHj • N(^
1 ' ^Ri
CHj — C — OH (R = Wasserstoff oder Alkyl, Rj desgl., R, = Alkyl)
COO • R,
erhält man, wenn man Amino-tx-oxyisobuttersäure und deren N-Mono- mid Dialkylderivate
mit aliphatischen Alkoholen in Gegenwart von Mineralsäuren verestert. Dargestellt wiirden
Amino-oxyisobuttersäureäthylester. Zur Darstellung nimmt man als Ausgangsmaterial
Monochlor-a-oxyisobuttersäure. Diese wird erhalten durch Kondensation von Blausäure
mit Monochloraceton und Verseifimg des Nitrils. Die gechlorte Säure Uefert beim Erhitzen
imter Druck mit Ammoniak oder Aminen die entsprechende Aminosäure, die man dann
verestert. Durch Einwirkung von Chlorameisensäureester erhält man das entsprechende
Urethan. Femer wiu'den dargestellt: Dimethylaminooxyisobuttersäuremethylester und
Athylester und Isoamylester, Methylaminooxyisobuttersäureäthyloster, Diäthylaminooxy
isobuttersäureäthylester, Dimethylaminooxyisobuttersäurepropylester und das Isovaleryl-
derivat.
Acetylderivate der Oxyaminsäureester des vorstehenden Patentes 198 306^) zeigen
dieselben physiologischen Eigenschaften wie die Aminoalkoholester von DRP. 169 787,
181 175 und 194 051. Der Benzoesäureester z. B. zeigt bei geringer Toxizität stark an-
ästhesierende Eigenschaften. Man erhält diese Verbindurg durch Reaktion von Säure-
chlorid und Base und es fällt in benzolischer Lösung das Chlorhydrat der Verbindung
heraus. Man kann aber auch den Aminosäureester mit Sävu-eanhydrid kochen oder mit
Säurechlorid und Soda und Pyridin schütteln. Dargestellt wurden Dimethylaminobenzoyloxy-
isobuttersäuremethyl- und Athylester und Amylester, Dimethylaminoisovaleryloxyisobutter-
säm-eäthylester, Dimethylamino-/j-broniisovaleryloxyisobuttersäureäthylester, Dimethyl-
amino-a-brom-n-caproyloxyisobuttersäureäthylester, Dimethylamino-p-nitrobenzoyloxy-
isobuttersäureäthylesterchlorhydrat, Dimethylamino-a-bromisovaleryloxyisobuttersäure-
äthylesterchlorhydrat, Dimethylaminoisovaleryloxyisobuttersäurepropylester.
Riedel') stellt Choline, die sich von tertiären Alkoholen ableiten, sowie deren
Benzoylverbindungen her, sie besitzen eine wesentlich geringere Giftigkeit als die Salze des
gewölmHchen Cholins und sind frei von der Curarewirkung des letzteren. Das sich vom
Dimothyläthylcarbinol ableitende Cholin macht in der zehnfachen letalen Cholindosis
höchstens eine gewisse Parese. E. Schmidt') hat bei den Homologen des Neurins, welche
bei Verlängerung der Seitenkette entstehen, ebenfalls eine beträchtliche Abschwächung
der Giftwirkung beobachtet. Geschützt ist das Verfahren zur Darstellung der Dialkylamino-
dimethyläthylcarbinolhalogenalkylate und ihrer Benzoylverbindungen, darin bestehend,
daß man auf Dialkylaminodimethyläthylcarbinol und seine Benzoylverbindung Halogen-
alkyle einwirken läßt. Dargestellt wurden Trimethyltertiärpentanolammoniumbromid
und dessen Benzoylverbindung, das Stovainbrommethylat, Trimethyltertiärpentanol-
anamonium Jodid und dessen Benzoylverbindung, das Stovainjodmethylat, datm: Äthyl-
dimethyltertiärpentanolammoniumbromid und dessen Benzoylverbindung, das Stovain-
bromäthylat, ebenso das Stovainjodäthylat.
Sekundäre Aminoalkohole der allgemeinen Formel^)
^^-<r:
H— C — OH
1
CHa ■ O • R
erhält man, wenn man primäre oder sekundäre aliphatische oder aromatische Amine oder
Aminophenole auf die Kondensationsprodukte aus Phenolen oder Naphtholen oder deren
Substitutionsprodukten und Epiclüorhydrin oder Dichlorhydrin einwirken läßt. Beschrieben
') Poulenc Freres, Paris, und Ernest Fourneau, DRP. 198 306.
2) Poulenc Freres und Fourneau, DRP. 202 167. =) DRP. 195 813.
*) Arch. d. Pharm 343, 706 (1904).
'') Poulenc Freres imd Ernest Fourneau in Paris, DRP. 228 205.
Coc«nersatzmittel. 371
ist die Darstellung von p-JIethylphenoxydimethylaminopropanol, femer von l-Methyl-4-
propyl-3-phenoxydiniethylaminopropanol vind l-Methoxj'-2-phenoxydimethylaminopro-
panol, femer /?-Naphthoxydimethylaminopropanol, p-Nitrophenoxydimethylaminopropanol,
Phenoxy-l-dimethylaniiiio-3-propanol, 2-Phenosypropanolanilin, Phenoxypropanol-p-phe-
netidin.
Benzoylalkylaminoäthanole erhält man durch BenzoyUeren der Alkylaminoäthanole.
Dargestellt wiirden: Benzoyldiäthylaminoäthanol, Benzoyldimethylaminoäthanol, Benzoyl-
monomethylaminoäthanol, Benzoyldiisoamylaminoäthanol ^).
In gleicher Weise kann man zu den Benzoylalkylaminomethylpentanolen kommen,
welche anästhesierend wirken. Man erhält so Benzoylmethylaminomethylpentanol, Benzoyl-
äthylaminoniethylpentanol, Benzoyldimethylaminomethylpentanol, Benzoyldiäthylamino-
methylpentanol -).
Der Benzoylester des Dimethylaminoisopropylalkohols ist wenig toxisch, ein wenig
mehr als die Benzoylalkylaminoäthanole. 5Ian erhält diesen Ester auf die verschiedenen
bekannten Weisen der Benzoylierung^).
Benzoylalkylamiuoalkohole werden durch Erhitzen von Benzoesäureestem mit Alk-
aminen hergestellt, z. B. Benzoyldiäthylaminoäthanol, Benzoyldimethylaminoäthanol,
Benzoyldiamylaminoäthanol und Benzoyldiäthylaminopropanol.
Solche Benzoyh-erbindungen werden auch durch Einwirkung von Benzoesäureestem
und halogensubstituierten Alkoholen auf sekvmdäre aUphatisehe Amine dargestellt*).
Benzoesäurepiperidinäthylester C^H^ ■ CO - O • CHo • CH, • NCäHjo macht nur eine kurz
andauernde Anästhesie und sehr starke Keizwirkimg. Hingegen erhält man durch
Reduktion der p-Nitrobenzoesäurealkaminester p-Aminoester, die sehr gut wirken. Die
Nitroester erhält man durch Einwirkung von p-Xitrobenzoylchlorid auf Alkamine
oder diu-ch Umsetzung der p-Nitrobenzoesäureester von Chlorhydrinen, Diäthj-lenchlor-
hydrin mit Basen, wie z. B. Piperidin und Diäthylamin. Dargestellt wurden p-Amino-
benzoylpiperidoäthanol, p-Aminobenzoyldiäthylaminoäthanol, p-Aminobenzoyldimethyl-
aminoäthanol, p-Aminobenzojidüsopropylaminoäthanol, p-Aminobenzoyldüsobutylamino-
äthanol, p-Aminobenzoyldiisoamylaminoäthanol, p-Aminobenzoyldiäthylaminobutanol und
das entsprechende Propanol, ferner das entsprechende Pentanol, dann p-Aminobenzoyl-
piperidopropanol imd Pentanol, p-AminobenzoyldiäthylaminohexanoI, p-Aminobenzoyl-
piperidopropandiol, Bis-p-aminobenzoylpiperidopropandiol, p-Aminobenzoyldiäthylamino-
propandiol,Bis-p-aniiuobenzoyldiäthylaminopropandiol,p-Arainobenzoyltetraäthyldiamino-
propanol, p-Aminobenzoyltetramethyldiaminopropanol. Diese Substanzen sind Analoga
des Anästhesins und des Stovains und sind eine Kombination der beiden wirksamen Kompo-
nenten der Aminobenzoesäureester und der Benzoylalkamine.
Diaminoalkylester der Formel^)
CH, • Xi
R ■ C — O ■ Y
worin R ■ Alkyl oder Ai-yl, Xj und Xg einen beliebigen Aminrest und Y einen Säurerest
bedeutet, werden diu-ch Behandlung der nach DRP. 173 610 erhältlichen Aminoalkohole
mit acidylierenden Mittel gewonnen. Diese Verbindungen sind z. B. das Hydrochlorid
und Nitrat von p'-Äthyltetramethyldiaminobenzoylglycerin, welches A 1 y p i u genannt wird.
Dargestellt wnrden außer dieser Verbindung noch: /)'-Phenyltetramethyldiaminoglycerin-
benzoat, ferner /)'-Ath}'ldiaminoglycerinisovalerianat, ferner /)-Athyltetramethyldiamino-
glycerinäthj'lcarbonat sowie /^-Äthyltetramethyldiaminoglycerinzimtsäm-eester. Das salz-
saure Salz des Zimtsäureesters soll zweimal so stark anästhesierend wirken als Cocain. Die
notwendigen Aminoalkohole werden nach DRP. 173 610 imd nach DRP. 168 941 dargestellt.
Man erhält symmetrische Dihalogenderivate tertiärer Alkohole von der allgemeinen Formel
R ■ C(OH) • (CHj • Halogenjj, indem man die durch Einwirkung von symmetrischen Di-
halogenacetonen auf Magnesiimihalogenradikaldoppelverbindungen erhältlichen Produkte
mit Wasser und Säure zersetzt. Bromäthylmagnesium wird mit Diehloraceton behandelt
und man erhält p'-Athyldichlorhydrin. Ebenso kann man das Jodhydrin und das Phenyl-
chlorhydrin darstellen. Unter der Einwirloing von Ammoniak oder von organischen Basen
gehen diese Chlorhydrine in neue Alkoholbasen über, welche angeblich Harnsäure leicht
lösen. Aus diesen Basen wird dann durch Benzoylierung Alypin dargestellt^).
1) Schering, Berlin, DRP. 175080. =) DRP. 181287, Zusatz zu DRP. 175080.
ä) DRP. 189 482, Zu.satz zu DRP. 175 080. ') Höchst, DRP. 187 209.
') Höclist, DRP. 190 688. ") Bayer (Elberfeld), DRP. 173 631.
24*
372 Alkaloide,
Alypin ist das Monochlorhydrat des Benzoyl-1.3-tetramethyldiamino-
2-äthylisopropylalkohols
PH -K^^^s
I 2 -^ <cHs
C2H5 — COCOC5H5
CHj-N<^|3 . HCl
Alypin macht manchmal ausgesprochene Reizwirkung und Gewebsschädi-
gimg am Applikationsort*).
Es ist ein Ersatzmittel des Cocains, welches keine Mydriasis macht und nur
halb so giftig ist wie Cocain, es macht auch keine Ischämie*).
Procain
NH,
CO • O ■ CHj • CHj . N<(p^^
Die ihm nahe Verbindung, die um einen Kohlenstoff reicher ist,
NH,
H
./CM
/*^2il5
COOCCH„.X<„„
CH3
ist im DRP. 179 627 ohne Angabe ihrer physiologischen Wirkung beschrieben.
Die Substanz
NH,
CA
o
CH, CO- CH„ • CH„ ■ X(
wirkt nach Pyman nicht anästhesierend. Sie ist ein Aminoalkoholester der
p-Aminophenylessigsäure.
Die Verbindungen
O
HjN<^2> •CH = CH — C — O — CHj — CH, — ^'C^^g^
und O
<^^C = C— C — O — CHj — CH2— CH, — N<p^''
haben anästhesierende Eigenschaften. In ihnen sitzt die Carboxylgruppe des
Esters an einem ungesättigten C-Atom.
Ein Homologes des Procains
CHj CH3 O
CH3 ■ CHj— N HC— O — C— <^ /NHj
H — C— CH,
I
H
^) H. Braun, Dtsch. med. Wochensclir. 1905, 1669.
2) I mpens, Dtsch. med. Wochensclir. 1905, 29. — Seif er, Dtsch. med. Wochenschrift
1905, 34. — I mpens und Hoff mann. Pflügers Arch. 100, 29.
Cocainersatzmittel. 373
Es besteht eine Kette von 3 C-Atomen sowie der 0- und N- Atomen, ähnlich
wie Cocain.
Die physiologische Wirkung des p-Aniinobenzoesäureesters des /-Diäthyl-
propylalkohols erklärt sich aus seiner nahen Verwandtschaft zum Cocain. Diese
Substanz ist toxischer als Procain, aber für Oberflächenanästhesie stärker als
Procain, seine Wirksamkeit größer als die der niederen Homologen^).
Novocain ist das Chlorhydxat des p-Aminobenzoyldiäthylaminoäthanol^).
NHa
C
HCi^CH
Hci^CH
C
COO C2H4 • NlCjHs), • HCl
Die Carbonylgruppe muß aber nicht direkt am BenzoUiam hängen, um
anästhetisch zu wirken. Auch bei NH, • CgHi • CH = CH • COOR sieht man
Lokalanästhesie.
p-Aminobenzoesäure-;'-diaethyIaminopropylaIkoholester NHj • CgH^ • COO
• (CH2)3 • N(C2H5)2 hat chemisch große Ähnlichkeit mit Cocain, ist giftiger als
Novocain, aber auch stärker lokalanästhesierend^).
Am einfachsten stellt man Novocain durch Einwirkung von p-Nitrobenzoylchlorid oder
-anhydrid auf die Alkamine die Ester dar und reduziert diese ''^.
p-Aminobenzoesäiu'ealkaminester^) kann man auch herstellen, indem man p-Amino-
benzoesäui'e oder deren N-Alkylderivate bei Gegenwart von Mineralsäure bzw. die Anhydride
oder Säurechloride dieser Körper ohne Anwendung von Kondensationsmitteln auf Alkamine
einwirken läßt. Man erhält z. B. aus Oxäthylpiperidin und p-Aminobenzoesäure und kon-
zentrierter Schwefelsäure den Ester oder aus p-Dimethylaminobenzoylchlorid und Oxäthyl-
piperidin oder aus denselben Substanzen mit konzentrierter Salzsäure.
Aus Diäthylaminobenzoesäure, Oxäthyldiäthylamin und konzentrierter Schwefel-
säure erhält man p-Diäthylaminobenzoesäurediäthylaminoäthylester. Femer wurden dar-
gestellt : p-Dimethylaminobenzoyloxäthylpiperidin, p-Aminobenzoesäurediäthylaminoäthyl-
ester, p-Monomethylaminobenzoesäurediäthylaminoäthylester, p-Monomethylaminobenzoe-
säurepiperidoäthylester, p-Monoäthylaminobenzoesäurediäthylaminoäthylester.
Statt von den p-Nitrobenzoesäurealkaminestem') auszugehen, kann man auch die
p-Azobenzoesäurealkaminester reduzieren. Man gewinnt diese Azoester aus der Azobenzoe-
säure oder dem p-Azobenzoesäurechlorid.
Man kann diese Alkaminester darstellen') durch Umsetzung der p-Aminobenzoesäure-
halogenalkylester mit sekundären Basen. Die Halogenalkylester erhält man durch Ver-
esterung der p-Aminobenzoesäure mit den Halogenhydrinen, mit Blineralsäm'en (ins-
besondere kommt Schwefelsäure in Betracht) oder durch Reduktion der p-Nitrobenzoe •
säurehalogenalkylester.
Die Alkaminester der p-Aminobenzoesäure erhält man auch, indem man p-Amino-
benzoesäurealkylester mit einem Alkamin einige Zeit bis zum Siedepimkte des Alkamins
erhitzt').
o- und m-Aminobenzoesäurealkaminester, welche ebenfalls anästhesierend wirken,
besitzen die Eigenschaft, mit Säiiren neutral lösliche Salze zu geben. Man erhält sie durch
Reduktion der betreffenden Nitroverbindungen oder durch Erhitzen der Aminosäureester
mit Alkaminen oder durch Veresterung der betreffenden Aminobenzoesäure mit Alkaminen
oder durch Umsetzung der Ester von halogensubstituierten Alkoholen mit primären und
sekundären Aminen").
•) Oliver Kamm, Journ. of the Americ. ehem. soc. 43, 1030 (1920).
2) Liebigs Ann. 371, 125 (1910).
') Oliver Kamm, Journ. Americ. Chem. Soc. 48, 1030 (1920).
«) Höchst, DRP. 179 627. '^) DRP. 180 291, Zusatz zu DRP. 179 627.
«) DRP. 180 292, Zusatz zu DRP. 179 627.
') DRP. 194 748, Zusatz zu DRP. 179 627. *) Höchst, DRP. 172 568.
") Höchst, DRP. 170 587.
374 Alkaloide.
Man kann dieselben Verbindungen durcli Reduktion von o- und m-Azobenzoesäure-
alkaminestern erhalten').
Statt der o- und m-Aminobenzoesäure kann man auch ilire N-Alkylderivate her-
stellen, welche anästhesierend wirken^).
Man erhält Alkaminester der Salicylsäure durch Verestermig der Salicylsäure mit
Alkaminen, durch Einwjrkmig von Alkj'laminen auf die Salicylsäureester der Chlorliydrine
oder diu'ch Einwirkung von Alkaminen auf Salicylide ^).
Aniinozimtsäurealkaminester erhält man durch Reduktion von Nitrozimtsäureestern
der Alkamine, durch Veresterung von Aminozimtsäiu-e mit Alkaminen, durch Erhitzen von
Aminozimtsäureestern mit Alkaminen luid durcli Behandlung von Aminozimtsäureestern
der halogensubstituierten Alkohole mit sekundären Aminen. Diese Verbindimgen sollen
weitaus kräftiger anästhesierend wirken, als die Derivate der Aminobenzoesäure'').
E. Merck stellt p-Aminobenzoesäurealkaminester dar durch Wechselwirkung von
p-Aminobenzoesäm:esalzen mit Chlorderivaten von dialkylierten Aminoäthanen. So erhält
man aus Chloräthyldiäthylamin und p-aminobenzoesaurem Natrium durch Erhitzen auf
120 — 130° Arainobenzoesäurediäthylaminoäthanolester^).
Beim Erhitzen des Benzoylurethans oder seiner Derivate oder anderer Acidylderivate
des Urethans mit Alkaminen wird die Bindung zwischen Kohlenstoff und Stickstoff ge-
löst und man erhält in guter Ausbeute die Alkaminester der Benzoesäure usf.
Aus Benzoyhu-ethan und Dimethylaminoäthanol erhält man durch Erhitzen auf 150°
Benzoesäiu'edimethylaminoäthylester.
Beschrieben sind ferner p-Aminobenzoesäurediäthylaminoäthylester, Essigsäuredi-
äthylaminoäthylester " ).
Die kernamidierte Phenylkohlensäurealkarainester sind Anaesthetica. Man erhält sie
durch Reduktion der Nitrophenylkohlensäiu'ealkylaminester, die ihrerseits aus den Nitro-
phenolen durch Überführen in ihre Kohlensäurechloride und Kondensation dieser mit
basischen Alkoholen, wie Diäthylaminoäthanol, gewonnen werden').
Arylcarbaminsäureester der Alkamine haben stark anästhesierende Eigenschaften.
Man kann Alkamine mit Derivaten der Arylcarbaminsäure umsetzen oder aliphatische
Amine mit Halogenalkylestern der Arylcarbaminsäuren umsetzen.
Dargestellt ^^iirden: Diäthylaminoäthanolphenylcarbaminsäiu'eester, Diäthylamino-
äthanol-p-äthosyphenylcarbaminsäureester, Diäthylaminoäthanolphenylmethylcarbamin-
säureester , Diäthylaminoäthanoldiphenylcarbaminsäureester , Piperidoäthanolphenylcarb-
aminsäureester , Piperidoisopropanolphenylcarbaminsäureester , Diäthylaminoisopropanol-
phenylcarbaminsäureester , Phenylcarbaminsäurediäthylaminotrimethylcarbinolester , Te-
tramethyldiaminopropanolphenylearbaminsäureester, Diäthylaminodioxypropanphenyl-
carbaminsäureester ' ).
Alfred Einhorn stellte Verbindungen von Diamino- und alkylierten Di-
aminobenzoylalkaminen her, welche lokalanästhesierend wirken und sich durch
geringe Giftigkeit den anderen Mitteln dieser Reihen gegenüber auszeichnen
sollen. Die Monochlorhydrate wirken eben.so reizlos wie Novocain, aber besser
anästhesierend und die Wirkung ist länger anhaltend. Die Giftigkeit ist er-
hebhch geringer^).
Die Alkaminester der m-p-Diaminobenzoesäure und der alkylierten ni-p-Diamino-
benzoesäuren kann man herstellen durch Veresterung der m-p-Diamino- oder der alky-
lierten Diaminobenzoesäuren mit Alkaminen oder durch Reduktion der m-p-Dinitro-,
Aminonitro- bzw. Alkylaniinonitrobenzoesäurealkaminester oder diu'ch Umsetzung der
Halogenalkylester mit sekundären Aminen oder durch Erhitzen der Ester mit Alkaminen^").
Wenn man Kitrophenole mit Phosgen in ihre Kohlensäurechloride umwandelt, diese
mit basischen Alkoholen kondensiert und in den so erhaltenen Kondensationsprodukten
(üe Nitrogruppen reduziert, so erhält man kernamidierte Phenylkohlensäurealkaminester.
So erhält man aus p-Nitrophenolnatrium imd Phosgen in Benzol p-Nitrophenyl-
kohlensäurechlorid, dieses gibt mit Diäthylaminoäthanol in Benzol p-Nitrophenylkohlen-
sävu-ediäthylaminoäthylester imd dieses bei Reduktion mit Zinnchlorür und Salzsäure den
1) Höchst, DRP. 172 301, Zusatz zu DRP. 170 587.
2) Höchst, DRP. 172 447, Zusatz zu DRP. 170 587. ') Höchst, DRP. 188 571.
^) Höchst, DRP. 187 593. ^) E. Merck, DRP. 189 335.
«) Bayer, DRP. 290 522. ') DRP. 287 805. "j Höchst, DRP. 272 529.
') Einhorn, eingeführt von Braun, Dtsch. med. Wochenschr. 1905, Nr. 42,
S. 1669. — J. Bieberfeld, Med. Klinik 1905, 1218. ") DRP. 194 365.
Cooainersatzmittel. 375
p-Aminophenylkohlensäiirediäthylaminoäthylester. Ferner ist der m-Aminophenylkohlen-
säurediät hylaminoäthylester beschrieben ' ).
Während o-Phthalyl-bis-methylekgonin ähnlich wie Cocain wirkt, und
Diäthylaminoäthylbenzoat (DRP. 175 080) (C2H5)2N • CHj • CHg • OOC • CgHj
lokalanästhesierend wirkt, hat Diäthylaminoäthylphthalat
(C;H3)„N ■ CH, • CHj ■ OOC «^
keine anästhesierenden Eigenschaften 2).
Während bei den Cocamen die Einführimg einer o-Chlorbenzoylgruppe
gegenüber der Benzoylgruppe die Wirkung erhebüch abschwächt oder die Ein-
führung einer m-Aminobenzoylgruppe die Wirkung völlig vernichtet, macht
beim Novocain die p-Aminobenzoylgruppe die starke anästhesierende Eigen-
schaft und nach Einhorn 3) haben Dialkylaminoalkyl-3.4-diaminobenzoate
auch beträchthche anästhesierende Eigenschaften.
Auch die Carboxylgruppe muß nicht direkt am Kern hängen, denn die
Phenylessigsäiu-e und Zimtsäure machen die gleichen anästhesierenden Effekte
in der Eucaingruppe, während nach Poulsson^) in der Cocaingruppe Sub-
stanzen ohne diese Eigenschaften entstehen.
Diäthylaminoäthyl-p-aminophenylacetat wirkt nicht lokalanästhesierend.
Äthyl-p-aminophenylacetat C2H5 • OOC • CH2 • CgH^ • NHj wirkt ebenfalls nicht.
Die meisten Anaesthetica haben eine tertiäre Aminogruppe, /?-Eucain hat
eine sekimdäre Aminogruppe. Hingegen ist /?-Aminoäthyl-p-aminobenzoat
NH2 • CH2 • CH2 • OOC • CgH4 • NH2^) ohne anästhesierende Eigenschaften.
Die Alkylgruppen, welche die Wasserstoffe der Aminogruppe ersetzen, ver-
ändern einigermaßen die lokalanästhesierenden Eigenschaften.
Piperidjdäthylbenzoat C5H10N • CHg • CHg • OOC • CgHj ist nur schwach
wirksam, s-di-/S-Benzoyloxy-l .4-diäthyIpiperazin
CgHs • CO • O ■ CHj ■ CH, • N<^^2 \ CH^-^^ ' ^^2 ' CHj • O ■ CO ■ C^Hs
und ;ö-/S-Dibenzoyloxytriäthylamin
CeHj • CO • O -CH, ■ CH^ • NCCjH^) • CH, • CHj • O • CO • CjH^
sind ebenfalls schwach wirksam, während /?-/5-Dibenzoyloxymethyldiäthylamiii
CjHs • CO • O • CH, • CH2 • N(CH3) • CHj • CHj • O • CO • CgHj
(Pyman) unwirksam ist.
Bei den Alkaminestem, welche wirksam sind, kann die Acylgruppe Ben-
zoyl- oder ein substituierter aromatischer Säurerest sein. Die Aminogruppe
kaim sekmidär oder tertiär sein und Alkylgruppen enthalten oder mit einem
einfachen oder mit Brücke versehenen Ringsystem verbunden sein.
Ersetzt man im Cocain die Benzoylgrvippe durch die Phenacetylgruppe,
so erhält man Phenacetylekgoninmethylester, welcher nicht mehr anästhe-
sierend wirkt, während beim Ä-Eucain man beim gleichen Vorgang zu einem
Körper mit lokalanästhesierenden Eigenschaften kommt. Athyl-p-amino-
phenylacetat und /$-Diäthylaminoäthyl-p-aminophenylacetat wirken im
Gegensatze zu den analogen Benzoylverbindungen, dem Anästhesin und
Novocain, nicht anästhesierend. jS-Diäthylamino-/J'-phenoxyisopropylalkohol
ist schwach lokalanästhesierend, p-Aminobenzoyl-p-phenetidid erzeugt keine
Lokalanästhesie®).
1) Höchst, DRP. 287 805. 2) Pyman, J. C. S. Trans. 93, 1793 (1908).
ä) DRP. 194 365. *) AePP. 2T, 301. ^) Forster, J. C. S. Trans. 93, 1865 (1908).
«) Fr. L. Pyman, Journ. Chem. Soc. 111, 167 (1917).
376 Alkaloide.
Wird in die Äthylgruppe des hypnotisch wirkenden Phenyhirethans eine
Dimethylaminogruppe eingeführt, so entsteht der Dimethylaminoäthanolester
der Phenylcarbaminsäure
CjH. • NH • COO • C„H.N <S*S»
ein Lokalanaestheticum, während die hypnotischen Eigenschaften des Urethans
verschwunden sind^).
Methyl-phenylcarbaminsäure-diäthylaminoäthanolesterchlorhydrat
^Ch'>^ • COO CJHjN(CjHs)j • HCT
ist weniger giftig.
Ätbyl-phenylcarbaminsäure-diäthylaniinoäthanolesterehlorhydrat
^*55>N ■ COO ■ C,HiN(C,H5)j • HCT
ist giftiger als die Propj-lverbindung.
c!h!>^' ■ "^^^ ■ CÄ^(C A)2 • HCl
Phenyl - phenylcarbaminsäure - diäthylaminoäthanolesterchlorhydrat ist viel
giftiger, so giftig wie Phenyl-caibaminsäure-diäthylaminoäthanolester.
Tetrahydrochinolin-N-carbonsäure-diäthylaminoäthanolesterchlorhydrat
\ /
Hj<^^N • COO ■ CjH^XlCjHs), • HCl
wirkt wie die Propylverbindung.
Diphenyl-carbaminsäure-diäthylaminoäthanolesterchlorhydrat
^6|f>N COO ■ CjHiN(CÄ)2* HCT
wirkt wie das Phenylmethanderivat.
Ekgoninmethylester -phenyl uretha neb lorhydrat
H
— C CH,
H„C CH CHj
wirkt wie das Phenylmethanderivat — aber es ist etwas weniger giftig. Es
unterscheidet sich von Cocain durch Ersatz der Benzoylgruppe durch die
Phenylcarbaminsäure. Es wirkt wie Cocain, ist aber weniger giftig.
Methoxyphenylcarbaminsäure-diäthylamiiioäthanolesterchlorhydrat.
P-CH3O • CgH, • NH • COO • CjH4N(CjH5)2HCl
ist so giftig wie das Phenylurethanderivat, aber die lokalanästhesierenden
Eigenschaften sind geringer.
p-Carboxäthyl-phenylcarbaminsäure-diäthylaniinoäthanolesterchlorhydrat.
CsHjOCO • CjH^NH • COOCjH^NlCjHjjjHCl
Die Giftigkeit ist geringer.
1) K. Fromherz, AePP. T«, 257 (1914).
Cocainersatzmittel. 877
p-Aminophenyl-carbaminsäure-diäthylairunoäthanolesterchlorhydrat.
HjN . CsHi . NH • COO ■ C2H4N(C2H5)2HC1
Es ist weniger giftig als Novocain, die anästhesierende Wirkung auf den
Nervenstamm ist aufgehoben. Sonst wirkt es wie unverändertes Novocain.
Urethano-Novocain-chlorhydrat.
CjHs • OOC ■ NH • C5H4 • COO • CsHiXlCÄJjHCl
wirkt gut auf den Nervenstamm und bewirkt auch eine intensive Anästhesierung
der Nervenendapparate, ätzt aber das Comeaepithel und ist giftiger als
Novocain.
Carboxäthyl-p-aminophenylcarbaminsäure-diäthylaminoäthanolesterchlor-
hydrat.
•' C2H5 • OOC • NH ■ CeH^NH • COO CoHiNIC^HsJaHCl
ist weniger giftig.
Phenylcarbaminsäure-diäthylaminoäthanolesterchlorhydrat wirkt wie
Novocain, steht aber diesem nach.
Beim Homobenzylcarban insäure-diäthylaminoäthanolester-chlorhydrat ist
die Heftigkeit den niederen Homologen gegenüber auf das doppelte erhöht.
PhenylL'lycin-diäthylaminoäthanolesterchlorhydrat ist giftiger und schwä-
cher anäBthesierend als das Methylphenylderivat.
Anaesthetica aus verschiedenen ehemischen Gruppen.
Die Eigenschaft, Anästhesie zu erzeugen, kommt keineswegs allein den
Alkaloiden der Cocainreihe zu, auch andere Köqoer vermögen Ähnliches zu
leisten, so Äthoxj^coffein, Eugenolacetamid, o-Nitrophenylacetyl-/S-oxypropion-
säureester, Benzoylchinolyl-/?-niilchsäureester.
Bei der praktischen Verwendung der Anihnantipyretica wurde eine schwache
lokalanästhesierende Wirkung derselben bemerkt. Stärker tritt sie bei Ver-
wendung von Formanihd hervor. Die an und für sich geringe lokalanästhesie-
rende Wirkung der Phenetidinderivate erfährt durch die Verbindung mit einer
zweiten Base eine intensive Verstärkung.
Wir verdanken diesem Umstände zwei neue, lokalanästhesierend wirkende
Mittel, welche aber trotz mancher Vorzüge dem Cocain gegenüber nicht durch-
schlagen konnten.
Das salzsaure Holocain ist p-Diäthoxyäthenyldiphenylaminhydrochlorat.
CH .c^NCeH4.0.CÄ
^"3 "^XNH ■ CeHj ■ O ■ C2H5 • HCl
Es ist schwer löslich, was seine Anwendung sehr erschwert. Die wässerige
Lösung ist aber gut haltbar und macht eine rasch anästhesierende Wirkung^).
Es ist giftiger als Cocain, daher läßt es sich nur in der Augenheilkunde verwenden.
Auf den Gresamtorganismus wirkt es krampferregend.
Holocain entsteht, wenn p-Phenetidin mit Phenacetin unter Wasseraustritt reagiert.
Man läßt auf ein Gemense dieser beiden Substanzen eine Phosphorhalogenverbindung
einwirken, oder erhitzt Phenacetin mit salzsaurem Phenetidin. Man kann auch Phenacetin
allein mit Salzsäuregas erhitzen, femer entsteht es durch Einwirkung von Acetonitrü auf
die Salze des p-Phenetidins bei höheren Temperaturen. Auch Phenacetin mit Phosphor-
pentasulfid erhitzt oder Thiophenacetin für sich erhitzt oder p-Phenetolglycin-p-phenetidid
in Phosgengas erhitzt, liefert diesen Körper*).
Holocainsulfosäure wirkt gut anästhesierend, muß aber mit freiem ALkaJi
in Lösung gehalten werden.
1) Zentralbl. f. prakt. Augenheük. I89T, 30. "j drp 79 ggg, 80 568.
378 Alkaloide.
Ähnliche Amidine mit ähnlichen physiologischen Eigenschaften wurden
von Täuber noch dargestellt, indem man analog gebaute Basen zweckmäßig
kondensierte :
Athenyl-p-methoxydiphenylaniidin
Äthenyl-p-äthoxydiphenylamidin
Äthenyl-p-äthoxy-p-osydiphenylamidin
Athenyl-o-methoxy-o-methoJvydiphenylatmidin
Äthenyl-o-methoxy-p-methoxydiphenylamidin
Athenyl-p-methoxy-p-methoxydiphenylainidiu
Äthenyl-o-äthoxy-p-methoxydiphenylamidin
Athenyl-o-methoxy-p-äthoxydiphenylamidin
Äthenyl-o-äthoxy-o-athoxydiphenylamidin
Athenyl-o-methoxy-p-ätlioxydiphenylamidin
Äthenyl-p-methoxy-p-äthoxydiphenylamidin
Athenyl-o-äthoxy-p-äthoxydiphenylamidin.
Äthenylamin und Benzamidin wirken nicht anästhesierend, sondern wie
Guaiiidin, während Holocain anästhesierend wirkt i).
Salzsaures Benzamidin (CcHs • C^j^jj JHCl ist sehr giftig, aber in bezug
auf Anästhesie schwach wirksam. ti
Salzsaures Amidin C^Hs -N : C<„>C N • CgH^ aus DiäthylglykokoU-m-
amino-zimtsäuremethylester H2
((CTf \'K.rTf .p^N CeH, — CH = CH — COO • CH3 \„p,
^^(l.2U5)2JN UM2 l-\NH . C„Hi — CH=CH^-COO ■ CHsl"*"'
wirkt gut anästhesierend, ist aber stark giftig. Es macht Krämpfe, erweitert
die Pupillen, wirkt anästhesierend, ätzt und reizt die Cornea.
Carl Goldschmidt erhitzt p-Phenetidin in alkoholischer Lösung mit o-Ameiseu-
säureester >md scheidet mit veidünnter Lauge ein alsbald erstarrendes öl ab. Die Reaktion
verläuft nach folgender Gleichung:
2 CÄ<^4h3+ ^^<iS = ^«^^<Ni^=H + 3 (C..H, . NH)
CoHäO • CeHj ■ NH
Eine ähnliche Verbindung aus o-Ameisonsäureester und p-Aminophenolchlorhydrat
zu erhalten gelang merkwüi-digerweise nicht. Die analoge Verbindung erhält man aus
p-Anisidin und o-Anieisensäureester^). Beide Substanzen, Methenyl-di-p-phenetidin^) und
Methenyl-di-p-anisidin machen Lokalanästhesie. '
Läßt man p-Formylphenetidin in Forinaldehyd in ganz wenig verdünnter Salzsäure
in der Kälte stehen, so erhält man") Anhydro-p-oxyäthylaminohenzylalkohol. Valerylanilid
und Valeryl-p-phenetidid liefern p-Anhydrovalerylaminobenzylalkohol resp. Anhydro-
valeryloxyäthylaminobenzylalkohol in analoger Weise.
Die Substanzen haben sowohl antiseptische als auch anästhesierende Eigen-
schaften.
An die Stelle der p- Verbindungen können auch die o -Verbindungen treten, nur muß
man bei der Darstellung etwas länger erhitzen. Die physiologische Wirkung der Lokal-
anästhesie kommt auch den o-Vorbinduiigen wie den p-Verbindungen zu.
In gleicher Weise erhält C. Goldschmidt ^) aus p-Aminobenzoesäure durch
Kochen mit o-Ameisensäiu-eester eine analoge Verbindung COOH • CgH^ • NH
• CH : N • CgH^ • COOH . Diese Verbindung wrkt noch anästhesierend imd
antiseptisch.
^) BB. 40, 4173 (1908). ") DRP. 103 982. =) DBF. 97 103.
■) C. Goldschmidt, Chem.-Ztg. 25, 178. ^) Chem.-Ztg. 36, 743.
4
Cocainersatzmittel. 379
p-Aminobenzoesäuremethylester gibt in alkoholischer Lösung mit o-
Ameisensäureester zwei Substanzen der wahrscheinlichen Konstitution
CH3 • CO ■ O • CeHi • N : CH ■ NH • C^Ut ■ COO • CH,
CH3 • CO ■ O • C5H4 • NH • CHO • CjHs.
Beide wirken nicht mehr schmerzstillend als Anästhesin (p-Aminobenzoesäure-
äthylester) fiir sich.
Nie zur Anwendung gekommen sind Di-p-phenetylguanidin und sein Ben-
zoylderivat und weiters Di-p-anisylgiianidin und sein Benzoylderivat, welche
der Firma Riedel (Berlin) anscheinend als Ersatzmittel des Cocains patentiert
wurden (über physiologische Versuche mit diesen Körpern ist nichts veröffent-
Ucht worden).
Die Darstellung dieser Körper geschielit durch Einwirkung von Bleihydroxyd oder
Quecksilberoxyd auf eine alkoholische Lösung molekularer Mengen Di-p-phenetyltliioham-
stoff und Ammoniak^).
Hesse und Trolldiener-) haben eine Reihe von Alkyloxj-phenylguani-
dinen physiologisch geprüft. Diese Körper sind weit weniger giftig als Cocain,
sie wirken länger und schneller als Cocain, waren in der Lösung haltbarer, ätzten
aber Der wichtigste Körper dieser Gruppe, welcher in die Praxis eingeführt
wurde, ist Di-p-anisylmonophenetjrlguanidinchlorhj^drat unter dem Namen
Acoin. Acoin hat den Nachteil, in stärkerer Konzentration zu ätzen und daß
seine Lösung sich im Lichte zersetzt. Die Anwendung der Verbindungen
dieser Gruppen dürfte an der schweren Löslichkeit scheitern.
Die Darstellmig der Acoine (Oxj^henylguanidine) geschieht in folgender
Weise ^) :
Die thiocarbaminsauren Salze oder Thioharnstoffe aromatischer Basen werden bei
Gegenwart derselben oder einer andei-en Base entsehwefelt, wobei mindestens eine der
Basen ein Aminophenolkörper sein muß, oder man gibt ein Carbodiimid zu einem Amino-
phenol, oder man läßt das Carbodiimid aus dem entsprechenden Harnstoff entstehen und
auf ein Aminophenol einwirken.
Nach diesem Verfahren wurden folgende anästhesierend wirkende Oxyphenylguanidine
dargestellt:
Trianisylguanidin
CHj • O • CeH^ ■ X : C(NH • C^H^ • O • CH3)2,
Triphenetylguanidin
C2H5 • O ■ CA • N : C{NH • CeH, ■ O C^n,)„,
Trihomophenetylguanidin
CoHs • O • CjHj • N : C(NH ■ C,Hj • O • C^B.^)^,
die Guanidine der Tripropyl-, Amyl- und Äthylenaminophenyläther
E • O • CgH, • N : C(NH ■ CjHj • O • 'R)^,
worin R = propyl-, butyl-, äthylen-, isopropyl-, isobutyl-, isoamyl-,
Triphenolguanidin
HO • C^H^ • N : C(NH • CeH^ ■ OH),,
Diphenetylmonophenolguanidiu
HO • C^H^ • N : C(NH • CjH^ • O • C^U,)^,
Diphenetyhnonoanisylguanidin
CH, • O • C5H4N : C(NH • CeHj • O ■ C.Hs),.
Dianisyhnonophenylguanidin
HO • CßH^ • N : C(NH • CßHi • O • CHs)^,
1) DRP. 66 550, 68 706. -) Therap. Monatshefte 1899, 36. ^) DRP. 104 361.
380 Alkaloide.
Dianisyl- (resp. phenetyl-) monophenyl- (resp, tolyl-, xylyl)-guanidin
(CH3 • O • CoHj • ISfHjjC : N • C^B.^,
worin CHj — durch CjHj — , CjH4 — durch C7H, — und C^H, — ersetzt sein kann.
Dianisylmonophenetylguanidin
CaHj • O • CjHjN : C(NH • C0H4 ■ O CH,)^,
Diphenyhnonoanisyl- und -phenetylguanidin
R • O • CgHi • N : C(NH • C,Hj)2,
worin R = CHj und C2H5,
und die Homologen Ditolyl- und Dixylylmonoanieyl- und -phenetylguanidin
R • O • CeH, • N : C(NH • C,H,)2,
worin C,H, durch CgHg, R durch CHg und C2H5 ersetzt sein kann.
Der einzige Repräsentant der chlorhaltigen Körper, welche als Schlafmittel
und Inhalationsanaesthetica ja eine große Verwendung finden, ist unter den
Lokalanästhesie bewirkenden Körpern Aneson, Trichlorpseudobutylalkohol
CCI3 • CHj • CO • CH3 oder Acetonchloroformi).
Acetonchloroform (tertiärer Trichlorbutylalkohol)
OH
CHj-C-CHj + i'sHjO
I
Es ist auch ein wirksames Desinficiens, in Amerika Chloreton genannt
und innerlich als Hypnoticum empfohlen 2). Der Körper wirkt, wie alle analog
gebauten, schlaf machend. Z. v. Vamossy^) ist es gelungen, diese Substanz
wasserlöslich zu machen, wodurch die Verwendung als Anaestheticum ermög-
hcht wird. Der Körper macht Analgesie und ist ungiftig, hat aber in seiner
Anwendung keine Vorteile vor den anderen Körpern. Wir erimiem an dieser
Stelle daran, daß die Gjmäkologen schon lange Chloralhydrat gegen lokale
Schmerzen anwenden.
Trichlortertiärbutylalkoholbenzoesäureester (Chloretonbenzoesäureester)
wirkt weniger hj'pnotisch und anästhesierend und ist weniger giftig als die
bisher untersuchten Ester*).
Die Gruppe der Lokalanaesthetica umfaßt noch eine Reihe anderer Sub-
stanzen, welche wohl ihrer Wirkung nach dem Hauptrepräsentanten dieser
Gruppe, welche auch als Maßstab für die synthetischen Ersatzmittel gilt, nach-
stehen.
Formanilid sowie die dem Phenacetin sehr nahestehende Gruppe des Holo-
cains, Antipyrin, sie alle besitzen mehr oder minder brauchbare lokalanästhe-
sierende Eigenschaften.
Während Phenyläthylalkohol und Phenylglykol an anästhetischer Wirkung
dem Phenylalkohol deutlich unterlegen sind, so daß sich mit ihnen an Menschen
die Schmerzempfindung nicht aufheben läßt, hat die Gegenwart eine Phenol-
gruppe im Saligenin und Homosaligenin (1:2:4) einen deuthch verstärkenden
Einfluß. Ersatz des Phenolwasserstoffes durch Methyl, Äthyl oder Methylen
(Methylsaligenin (1:2), Äthylsaligenin (1:2), Piperonyläthylalkohol (1:2:4)
schwächt die anästhetische Wirkung ab, ohne sie ganz aufzuheben. Sahgenin
ist auch ein Schleimhautanaestheticum^).
') Willgerodt, BB. 14, 24.55 (1881). — Joum. f. prakt. Ch. [2] 37. 362.
2) Journ. of Americ. Med. Ass. 1899, 77. ^) Dtsch. med. Wochenschr. I89T, Nr. 36.
*) T. B. Aldrich, Journ. Americ. Chem. Soc. 42, 1502 (1920).
') A. D. Hirschfelder, A. Lundholm und H. Norrgard, Journ. of pharmacol.
and exp. therapeut. 15, 261 (1920).
Cocainersatzmittel. 381
Man setzt l-Arjl-S-pyrazalon-S-carbonsäureester zweckmäßig in Form ihrer Alkali-
salze, mit Halogenäthj'ldiäthylamin um. Man erhält aus l-Phenyl-S-pyrazolon-S-carbon-
säureäthylester durch Auflösen in Xatriumäthylatlösung und Fällen mit Äther eine Natrium-
verbindung, die mit Chloräthyldiäthj^lamin die Base
CgHj • N • N : C ■ COO • C.Hj
CO CH • CHj • CHj • N(CjH5)j
gibt. Aus l-m-Tolyl-5-pyrazolon-3-earbonsäureäthylester mit Chloräthyldiäthylamin erhält
man ebenfalls eine Base, welche wie die erst« anästhesierende Wirkungen zeigt').
Merck, Damstadt, hat als Anaesthetica Aminoäther primärer Alkohole dargestellt,
welche nicht in Verkehr gekommen sind-). Sie entsprechen der allgemeinen Formel Y : N
— (CH,)x — O • R. Y ist ein zweiwertiges oder zwei einwertige Radikale. R-Aryl oder
substituiertes Aryl • x eine beliebige Zahl. Man erhält sie durch Wechselwirkung von
Halogenkohlenwassorstoffalkyläthem der allgemeinen Formel Halogen — (CHg)^ — O • R
mit sekundären Aminen. Dargestellt wurden Dimethylamino-f-guajacylamyläther, Piperido-
;-phenylpropyläther, Piperido-f-phenylamyläther, Piperido-;-guajacylpropyläther, Pipe-
rido-f -guaj acj-lamyläther, Piperido-; -menthylarayläther, Piperido-y-thymylpropyläther,
Piperido-f-thymylamyläther, Camphidino-f-thymylamyläther.
Auch den Phenolen kommt diese Fähigkeit in hohem Maße zu, aber nur
in konzentriertem Zustande.
Man denke an den momentan schmerzstillenden Effekt der konzentrierten
Carbolsäure, des Krecsots und des Guajaeols CgH3<„g ' bei Zahnschmerzen.
Auch dem als Volksmittel sehr behebten Nelkenöl imd seinem wirksamen Prin-
zip, dem Eugenol ^g q> CjHs • CHj ■ CH : CHj sowie dem Menthol (CHjjj • CH
OTT ^ OTT \ . PTT ^
^^^CH • CH ^,-^C!H • CHj kommen solche Eigenschaften in beschränk-
tem Maße zu. Die Anwendung ist aber nur auf einzelne Gebiete mid Fäüe
beschränkt. Da die starke Ätzwirkung dieser Substanzen ihren Gebrauch ver-
hindert, so ist auch die subcutane Anwendmig dieser Substanzen nicht mög-
lich. Es zeigt sich aber, daß den meisten Phenolen mit wenigstens einem freien
Hydrosj-1 diese Eigenschaft, Anästhesie zu erzeugen, zukommt.
Benzylcarbinol macht, bei Mäusen injiziert, Narkose und Koma. Bei
Hunden wirkt es intravenös nicht letal. Es macht Anästhesie wie Benzyl-
alkohol^).
Benzylalkohol soll nach David J. Macht ein lokales Anaestheticum sein,
das 40 mal weniger giftig ist als Cocain*).
Benzylalkohol wirkt auf die Zunge wie Cocain, dabei ist es von geringer
Giftwirkung — die tödhche Älinimalgabe beträgt für verschiedene Tiere bei
subcutaner Anordmuig nicht unter 1 ccm pro kg Körpergewicht. Aus dem
Organismus wird er größtenteils als Hippursäure ausgeschieden. Die Lösungen
sind ohne Zersetzung sterihsierbar^).
Rac. Phenylmethylcarbinol CgHg • CH(OH) • CH3 vrirkt sowohl am Kanin-
chenauge als an der menschlichen Haut stärker anästhesierend als der isomere
Phenyläthylalkohol (Rosenöl) oder Benzylalkohol, aber nicht im Verhältnis zu
seiner größeren Giftigkeit. Auch seine verhältnismäßig geringe Beständigkeit
spricht gegen die praktische Verwendung^).
1) Höchst, DRP. 293 287. ^) DRP. 184 868.
') Axel M. Hjort und Joseph T. Eagan, Joum. Pharm, and exp. Therap. 14,
211 (1919).
*) New York Commercial 18, H (1919).
5) David J. Macht, Joum. Pharm, and exp. Therap. 11, 263 (1918).
') Axel M. Hjort und Charles B. Kaufmann, Joum. Pharm, and exp. Therap.
15, 129 (1920).
382 Alkaloide.
Von den lokalanästhesierenden Phenylcarbinolen : Benzylalkohol, Phenyl-
äthylalkohol, Phenylglykol, Zimtalkohol, Saligenin, Methylsahgenin, Äthyl-
sahgenin, Homosaligenin und Piperonylalkohol ist Sahgenin die geeignetste
Substanz 1).
Auch die Derivate des Eugenols, von denen man Eugenolacetamid und
Eugenolcarbinol einzuführen suchte, haben die gleichen Eigenschaften der
Muttersubstanz, bieten aber keine Vorteile gegenüber den Standardpräparaten
dieser Reihe. AJstj'pische Lokalanaesthetica lassen sie sich nicht gut verwenden,
und als schmerzstillende Mittel bieten sie vor den entsprechenden ätzenden
Phenolen keinen Vorteil.
Wemi man aus Eugenolnatrium und Jlonochloressigsäure Eugenolessigsäure darstellt,
diese in den Athylester überfülirt und letztere in alkoholisc}ier Lösung mit alkoholischem
Ammoniak in das Amid überführt-), so erhält man eine anästhesierend und antiseptisch
wirkende Substanz, das Eugenolacetamid.
Die durch Substitution in der CHj • CHj-Gruppe durch Alkyl erhältlichen Homologen
des Athylenglykoliuonophenyläthers zeichnen sich durch eine den Athylenglykolamyl-
äthem gegenüber wesentlich gesteigerte analgetische Wirkung aus Man erhält diese Pro-
dukte, wenn man die Homologen des Athylenglykols oder ihrer Derivate nach den üblichen
Methoden halbseitig mit Phenolen, deren Homologen vmd Substitutionsprodukten ver-
äthert. Besclu-ieben ist Propylenglykol-(l)-phenyläther (2) ■ OH ■ CH, • CHCCHj) • O • QH^,
Propylenglykol-p-chlorphenyläther Cl • C^U^ • O • CH • CHj • OH usf.^).
CH3
Methylphenylcarbinol
-CH — CH3
1
OH
macht allgemeine Anästhesie, ist ein atmungslähmendes Gift. Die Giftigkeit
ist doppelt so groß als die des Benzylalkohols und des /?-Phenethylols
CHj . CHj . OH
Als Lokalanaestheticum ist Phenylmethylcarbinol stärker wirksam als die beiden
genannten. Wegen seiner großen Giftigkeit mid seiner Unbeständigkeit aber
kommt es als Lokalanaestheticum nicht in Betracht^).
Die Glycerinäther des Phenols besitzen analgetische Wirkimgen. Die
Urethane dieser Körper zeichnen sich neben ihrer analgetischen Wirkung be-
sonders durch antipyretische Eigenschaften aus.
Man stellt sie dar, indem man die Glycerinäther der Phenole in die entsprechenden
Urethane nach der üblichen Methode überführt. Sowohl die Phenylgruppe als auch die
Aminogruppe läßt sich durch Homologe und Substitutionsprodukte ersetzen.
Versetzt man das Carbonat des Phenylglycerinäthers
-CH„CH-CHo
' I
O O
\/
CO
mit Ammoniak, so entsteht das Urethan. Ebenso werden die Homologen gewonnen').
Auch dem Sapoain*) kommen lokalanästhesierende Eigenschaften zu.
^) A. D. Hirschfelder, A. Lundholm und H. Norrgard, Journ. Pharm, and
exp. Therap. 15, 261 (1920). ■) DRP 65 393. ^) Bayer, DRP. 282 991.
*) Axel M. Hjort imd Charles E. Kaufmann, Journ. of pharmacol. and exp.
therapeut. 15, 129 (1920). =) Bayer, DRP. 284 975.
«) Pharm. Zentralbl. 1902, 54. — Chem.-Ztg. 1902, 790.
Cocainersatzmittel. 383
Vanillin CH3O • C6H3(OH) • CHO wirkt lokalanästbesierend, auch Vanillin-
natrium und Heliotropin (Piperonal) CßH3(0 • CH2 • 0) • CHO, diese beiden
aber schwächer ').
NHa
0-Phenylbenzylamin CgH, <^^ ' ^6^5
wirkt anästhesierend. Es schmeckt sehr bitter. (Die Substanz ist sehr giftig,
0.2 g erzeugen bei Kaninchen heftige Krämpfe^).
Trimethyläthylen C<^-g2 ist ein starkes Anaestheticum^).
11 H
C<CH3
a-Aminopyridin wirkt cocainähnlich*), schmeckt schwach bitter imd
hinterläßt auf der Zunge lang dauernde Anästhesie.
Von Morphinderivaten zeigt Benzylmorphin (Peronin) lokalanästhesierende
Eigenschaften.
Die Verbindimg [/J-(m,m'-Diamino-benzoyloxy)-äthyl]-methyl-anilin
CH3 NH,
<^^ ■ N . CH2 ■ CH2 • O • CO . <(^
steht nach Untersuchungen von J. v. Braun und J. Morgenroth^) in ihrer
anästhetischen Wirkimg nicht hinter dem Novocain zurück und ist wahrschein-
hch etwas stärker.
Die aromatische Substitution am Stickstoff des Novocains ist ohne Ein-
fluß auf die anästhesierenden Eigenschaften, wenn gleichzeitig in passender
Weise eine genügende Erhöhung der Basizität des Moleküls bewirkt wird.
Die Orthof ormgruppe: Ester aromatischer Säuren.
Eine weitere Gruppe von lokalanästhesierenden Mitteln, welche zugleich
kräftige Antiseptica sind, verdanken wir den Untersuchungen von A. Einhorn
und Heinz^).
Diese Forscher fanden, daß benzoylierte Oxyaminobenzoesäureester die
Empfindlichkeit deutlich herabsetzen. Es war nahehegend, zu vermuten, daß
ebenso wie Cocain auch diese Köqjer nach Abspaltung der Benzoylgruppe eine
unwirksame Substanz liefern würden. Diese Vermutung hat sich aber nicht
bewahrheitet, denn die aromatischen Aminooxybenzoesäureester zeigen alle
anästhesierende Wirkungen, und zwar stärkere als die entsprechenden Benzoyl-
derivate.
Die Wirkungen einer Reihe von Körpern dieser Gruppe bestätigten die
Gültigkeit dieses Satzes.
Sehr viele Ester der aromatischen Säuren, auch solche der zugehörigen un-
gesättigten und Alkoholsäuren und deren Substitutionsprodukte, femer die
Ester der Chinolincarbonsäuren usw., aber nicht die ahphatischen Ester, be-
sitzen die Fähigkeit, schmerzstillend zu wirken. Doch ist der Grad der hervor-
gerufenen Anästhesie sehr verschieden, bei manchen kaum bemerkbar, und
1) Privatmittlg. Welmans. =) P. Colin, M. f. Ch. 16, 267 (1896).
=*) Therap. Monatshefte 1891. *) Arch. d. Pharmaz. 1903, 240.
5) BB. 52, 2011 (1919). «) Mimch. med. Wochensclir. 189T, Nr. 34, S. 931.
384 Alkaloide.
viele haben die Eigenschaften, dolores zu anästhesieren, zu reizen oder zu ätzen,
manche, wie die aromatischen Aminoester, ■wirken als starke Blutgifte. o-Amino-
m-oxybenzoesäuremethylester z. B. setzt die Empfindlichkeit nur eben wahr-
nehmbar herab.
Es wurden folgende Substanzen von diesen Forschem zu diesem Zwecke
dargestellt*):
p-Ammosalicylsäuremethylester , p-AminosaUcylsäureäthylester , . p-Aminobenzoyl-
salicylsäuremethylester , o- Aminosalicylsäuremethylester , o-Aminosalicylsäureäthylpster,
p-Amino-m-oxj'benzoesäuremethylester, p-Amino-m-oxybenzoesäureäthylester, o-Amino-
m-oxybenzoesäuremethylester, m-Amino-p-oxj'benzoesäuremethylester, m-Amino-p-oxy-
benzoesäureäthylester, m-Benzoylarnino-p-oxybenzoosäuremethylester, m-Amino-p-ben-
zoyloxybenzoesäuremethylester , m- Aminoanissäiiremethylester , Amino-o-kresotinsäure-
methylester, Amino-o-kresotinsäureäthylester, Amino-p-kresotinsäuremethylester, Amino-
p -kresotinsäureäthy lester, Amino-m-kresot insäuremethylester, Amino-m-osy-p -toluylsäure-
methylester-chlorhydrat, Amino-m-oxy-o-toluylsäuremethylester-chlorhydrat I, Amino-m-
oxy-o-toluylsäureäthylester I, Amino-m-oxy-o-toluylsäureäthylester II, AnÜBO-proto-
catechusäureäthylesterchlorhydrat, Amino-guajacolcarbonsäuremethylester, Aminovanillin-
Bäuremethylester I, AmmovaniUinsäuremethylester II, Ammo-m-dioxybenzoesäuremethyl-
eeter, Amino-m-dioxybenzoesäureäthylester, Amino-monomethyl-m-dioxybenzoesäureme-
thylester, Aminodimethyl-in-dioxybenzoesäuremethylesterchlorhydrat, Aminonaphtholcar-
bonsäuremethylester , o-Oxychinolincarbonsäureäthylester , p-Benzoyloxy-m-nitrobenzoe-
Bäuremethylester, Phenylaminoessigsäuremethylester, p-Chlnolincarbonsäureäthylester.
Aminooxybenzoesäureester kann man-), und zwar o-Amino-p-oxybenzoesäureester
(NHj • OH ■ COOH = 1.2.5) und o-Amino-m-oxybenzoesäureester (NHj • OH • COOH
= 1.2.4) darstellen, indem man die Hamstoffderivate der betreffenden Anunooxybenzoe-
säure in alkoholischer Suspension mit konz. Schwefelsäure im Wasserbade erhitzt. Die
Hamstoffderivate erhält man durch Umsetzen der Säuresalze mit cyansauren Salzen.
Die o-üramino-p-oxybenzoesäure NHj • CO • NH : OH : COOH 1.2.5 z. B. erhält
man durch Einwirkuns von cvansauren Salzen auf Säuresalze der Amino-p-oxybenzoe-
Bäure (KHj ■ OH • COOH = 1.2.5)3).
Aminobenzoesäureester erhält man*) durch Reduktion von Mononitrobenzoesäure in
alkoholischer Lösung mit Zinn und Salzsäure in der Wärme oder Zink oder Eisen und Salz-
säure in der Wärme ^).
Femer schützten die Höchster Farbwerke die Darstellung der Ester der m-Amino-
zimtsäure, welche die therapeutischen Eigenschaften der Zuntsäurederivate mit anästhe-
sierenden Wirkungen verbanden. Dargestellt wurde m-Aminozimtsäureäthylester und
-methylester entweder durch Verestem der m-Aminozimtsäure durch Salzsäure und Alkohol
oder durch Reduktion der m-Nitrozimtsäureester mit Zinn und Salzsäure*).
p-Aminobenzoesäurealkaminester der allgemeinen Formel NHj • C^Hj • C00{CH2)j
• N : R , worin R entweder zwei einwertige Radikale oder ein einwertiges Radikal und
Wasserstoff resp. ein zweiwertiges Radikal bedeutet, werden dargestellt durch Reduktion
von p-Nitrobenzoesäurehalogenamylester der Formel XOj • C^Hj • COO ■ (CHj)^ • Halogen
unter Umsetzung nait primären oder sekundären Aminen").
Aus dieser Gruppe wurde für die Praxis der p-Amiuo-m-oxybenzoesäure-
methylester
HO.
COO . CH3
ausgewählt und unter dem Namen Orthoform eingeführt. Es ist ein voluminöses,
in Wasser sehr wenig löshches, ungiftiges Lokalanästheticum, aber im Gegen-
satze zu allen bis nun besprochenen lokalanästhesierend wirkenden Mitteln
1) DRP. 97 334, 97 335. «) DRP.-Amn. K. 19 197 (versagt).
") DRP.-Anm. K. 18 945 (zurückgezogen). *) DRP.-Amn. K. 19 416 (zurückgezogen).
5) DRP.-Anm. K. 19 495 (zurückgezogen). «) DRP. 101 685.
') E. Merck (Darmstadt), DRP.-Anm. M. 30 816.
Cocainersatzmittel. 385
entfaltet es seine Wirkung nur dann, wenn bloßliegende Nervenendigungen da-
von direkt beeinflußt werden können, also nur auf Substanzverluste schmerz-
stillend wirkend. Bei intakter Schleimhaut oder Haut hingegen ist es wirkungs-
los. Das leicht lösliche Chlorhydrat des Orthof orms ist aber trotz ähnlicher
Wirkungen für Injektionen nicht verwendbar, da die Injektion für kurze Zeit
ein starkes Schmerzgefühl verursacht.
Dem Orthoform sagen aber einzelne Autoren als schädUche Nebenwirkung
bei Verwendung auf offenen Wunden nach, daß es eine quellende Wirkung auf
Gewebe ausübt und nicht imbeträchthche Vergiftungserscheinungen hervor-
ruft!).
Lactyl-p-aminobenzoesäureäthylester wirkt nicht mehr anästhesierend^).
Der hohe Preis des Orthoforms veranlaßte die Erfinder, einen zweiten
Körper dieser Gruppe, welcher bei gleicher Wirkung weit billiger ist, imter dem
Namen ,, Orthoform neu" in die Praxis einzuführen. Es ist dies m-Amino-p-
oxybenzoesäuremethylester .
Die Darstellung der beiden wichtigsten Substanzen der Orthoformgruppe, des Ortho-
form und Orthoform neu, geschieht durch Verestem des Sulfates und der freien Säure mit
Salzsäure in alkoholischer Lösung^) oder es vpird der betreffende Nitrooxybenzoesäureester
mit Zinn und Salzsäure reduziert*) und das auskrystallisierende Chlorhydrat der Amino-
verbindung mit Soda zerlegt^).
Man stellt m-Amino-p-oxybenzoesäureester in der Weise dar, daß man die Alkylester
der p-Oxybenzoesäure mit Diazoverbindungen kuppelt und die so erhältlichen Azofarbstoffe
durch Einwirkung von Reduktionsmitteln spaltet.
Man erhält Salze aus Naphtholmonosulfosäure*) und p-Aminobenzoesäureäthylester
durch Umsetzung von Salzen beider oder Einwirkung der freien Säure auf den Ester').
jDas Urethan der m-Amino-p-äthoxybenzoesäure erhält man durch Einwirkung von
Chlorkohlensäureäthylester auf m-Amino-p-äthoxybenzoesäure. Das Produkt soll die
Temperatur herabsetzen und antineuralgisch wirken. Es ist leicht löslich. Die Aminosäure
erhält man durch Oxydation des Acetylamino-p-kresoläthers und Abspaltung der Acetyl-
gruppe.
Von Ritsert wurde der p-Aminobenzoesäureäthylester unter dem Namen
Anästhesm als lokales Anästheticum empfohlen.
Anästhesin .,^
NH,
COO . C2H5
wurde von Binz und Kobert^) untersucht. Es wirkt lokal wie Orthoform,
hat keine Tiefenwirkung und ist gut anästhesierend wirksam und reizlos.
Ritsert') empfiehlt die aromatischen Aminocarbonsäureester unter Anwendung von
Phenolsulf osäuren in Lösung zu bringen; diese Salze wirken reizlos.
In gleicher Weise kann man auch die Sulfosäuren der Phenoläther zur Darstellung
wasserlöslicher Verbindungen aromatischer p- Aminocarbonsäureester verwenden, z. B.
Anisolsulfosäure oder GuajacolsulfosäureW).
>) R«p. de Pharm. 1898, 420. — Liebigs Ann. 311, 33.
2) E. Salkowski, BB. 50, 637 (1917). ^) DRP. 97 333. *) DRP. 97 334.
5) DRP. 111932. «) Agfa, Berlin, DRP. 181324. ') Agfa, DRP. 189 838.
') Berliner klin. Wochensehr. 1898, Nr. 17. — v. Noorden, ebenda.
9) DRP. 147 790. 1°) DRP. 149 345.
Franke 1. Arzneimittel-Synthese. 6. Aufl. 25
386 Alkaloide.
In gleicher Weise kann man auch die Benzolsulfosäuren benützen, die charakteri-
stische Salze liefern, z. B. p-toluolsulfosaurer p-Aminobenzoeaäureäthylester, m-benzol-
disulfosaurer p-Aminobenzoesäureäthylester, m-benzoldisulfosaurer m-Amino-p-oxybenzoe-
säureraethylester ').
Man verwendet für konstante sterilisierbare Verbindungen am besten Benzylsiüfo-
säure, die mit den freien Aminobenzoesäureestem zvisammengebracht wird, oder man
bringt die Chlorhydrate der Aminobenzoesäureester mit den Salzen der Benzylsulfosäure
zusammen 2).
p-Aminobenzoesäurepropylester ist ein Anaestheticum, Propäsin genannt.
Dipropäsin CO [NH • CgH^ • (COO • C3H,)]2 ist ein Hamstoffderivat, das zwei
Moleküle Propäsin enthält.
Cycloform, p-Aminobenzoesäure-isobutylester ist sehr schwer löslich und
soU sehr stark anästhesierend und dabei reizlos sein.
p-Aminobenzoesäiire-n-propylester erhält man durch Veresterung von Säure und
Alkohol oder durch Reduktion von p-Nitrobenzoesäure-n-propylester^).
Acetyl-p-aminobenzoesäurepropylester und homologe Alkylester erhält man durch
Zusammenbringen von Essigsäureanhydrid mit p-Aminobenzoesäurealkylester^).
p-Aminobenzoesäureisopropylester erhält man durch Veresterung der p-Aminobenzoe-
säure mit Isopropylalkohol oder dessen Halogeniden oder durch Reduktion des p-Nitro-
benzoesäureisopropylesters resp. der entsprechenden Azoverbindungen, z. B. von Benzoe-
eäureazo-yS-naphthol. Der Isopropylester soll die Frequenz des Herzschlages ohne Schwä-
chung seiner Kraft verlangsamen*).
Die gesättigten Lösungen der drei Ester: Äthyl, Isopropyl und Isobutyl haben das
gleiche Anästhesierungsvermögen. Der p-Aminobenzoesäure-isobutylester an sich ist
doppelt so stark wirksam als der Isopropylester und etwa viermal so wirksam als der
Äthylester. Man stellt ihn dar durch Veresterung der p-Aminobenzoesäure mit Isobutyl-
alkohol in bekannter Weise oder durch Reduktion des p-Nitrobenzoesäureisobutylestera
oder der entsprechenden Azoverbindungen').
p-Amiiiobenzoyleugenolester (Plecavol)
NHj • CjHi • COO • CeHj • CjH,
I
CH3O
wirkt antiseptisch und anästhesierend.
p-Aminobenzoyleugenol') wirkt antiseptisch und lokal anästhesierend, ebenso wirken
die Eugenolester der o- und m-Aminobenzoesäuren. Man erhält diese durch Reduktion der
Eugenolester von o- und m-Nitrobenzoesäiu'e*).
Die unangenehmen Nebenwirkiuigen der anästhesierend wirkenden Eugenolderivate
sucht Einhorn^) durch Überführung des Eugenolacetamids durch Einwirkimg von Form-
aldehyd und sekundären Basen in neue Produkte zu beseitigen. Dargestellt wurden
Eugenolacetpiperidylmethylamid, ferner Isoeugenolacetdiäthylaminomethylamid und Iso-
eugenolacetpiperidylmethylaraid (siehe auch S. 382).
Erwin Erhardt hat vorgeschlagen'"), Salze der anästhesierenden Basen mit reiner
Arabinsäure herzustellen, welche angeblich keine Nebenwirkungen haben und insbesondere
für Lumbalanästhesie von Wert sein sollen.
Die Versuche von Einhorn zu hexahydrierten Aminooxybenzoesäureestern durch
Reduktion mit Natrium und Amylalkohol zu gelangen, führten nicht zu dem gewünschten
Resultate, sondern es entstanden bei diesem Prozesse aus den beiden Orthoformen die am
Stickstoff substituierten N-Amylaminooxybenzoesäuren, z. B. p-N-Amylamino-m-oxyben-
zoesäureäthylester ^„ p „
HO
COO-
>) DRP. 150 070. 2) Höchster Farbwerke, DRP. 147 580.
ä) Franz Fritzsche & Co., Hamburg, DRP. 213 459.
*) Fritzsche,Hamburg, DRP.-Anm. F. 25588. ä^) Bayer, Elberfeld, DRP. 211801.
») Bayer, Elberfeld, DRP. 218 389. ') Riedel, Berlin, DRP. 189 333.
«) Höchst, DRP. 179 627. ') DRP. 208 255. »») DRP. 211800.
CocainersatzmitteL 387
und m-N-Amylamino-p-oxybenzoesäureäthylester
OH
COO • CjHj
deren Anästhesiemngsvermögen aber nur gering ist.
m-Oxyphenylharnstoff-p-carbonsäuremethylester
NH • OC • NH,
CjHs^OH
COO • CHj
hat geringe oder gar keine anästhesierende Wirkung.
o-Oxyphenylhamstoff-m-carbonsäuremethylester
OH
CjHs^NH • CO • NHg
COO • CH3
ist fast unwirksam [Carl Pototzky]^).
Die alkylierten Orthoformpräparate haben starke Reiz Wirkungen, so ist
p-Oxy-m-methylamino-benzoesäuremethylester
COO • CH3
CgHj-NH • CH3
"^OH
mäßig anästhesierend wirksam,
p-Oxy-m-dimethylaminobenzoesäuremethylester
COO • CH3
C,Hs^N(CH3)2
OTT
gut wirksam,
p-Oxy-m-diäthylaminobenzoesäuremethylester
COO • CH
CeH3(N(C2H5)2
OH
3
gut wirksam, verfärbt aber die Muskulatur,
Methenyl-p-oxy-m-aminobenzoesäuremethylester
COO • CHj
C«H3(N%<.g
ist mäßig wirksam.
o-o-Dioxymethenyldiphenylamino-m-m-dicarbonsäuremethylester
COO . CH3
^^3 • COO^(.^2^ • NH • CH • N • C5H3
ist völlig unwirksam. OH
Salzsaurer o-o-Dioxymethenyldiphenylamino-m-m-dicarbonsäuremethyl-
ester ist wirksam, jedoch stark ätzend.
Die folgenden zwei Substanzen sind Orthoform neu mit Formyl- bzw.
Acetylresten in der Aminogruppe substituiert. Sie sind unwirksam.
p-Oxy-formyl-m-aminobenzoesäuremethylester
COO • CH3
CgHs^NH • CO • H
OH
') Ärch. de pharmacodyn. 13, 132 (1904).
25*
388 Alkaloide.
und p-Oxy-m-acetylaminobenzoesäuremethylester
COO • CHj
c,H3f ^^H • CO • CHj
OH
Carbonyl-p-oxy-m-methylaminobenzoesäiiremethylester
COO • CH,
CeH3^N(^^^
* '\o^c=o
wirkt nur wenig anästhesierend.
p-Oxy-m-benzolsulfaminobenzoesäuremethylester
COO ■ CH3
CgHa^^NH • SO2 • C.Hj
ist unwirksam. "
o-Amino-phenoxylessigsäureamid-p-carbonsäuremethylester
O • CHj • CO • NHj
CeHj^NHj
ist ebenfalls unwirksam. ^^^ ' ^^s
o-Oxy-p-carbonsäuremethylesteranilido-essigsäuieanilid-o-oxy-m-carbon-
säuremethylester
CH3 • COO-^^«^!" • NH • CH2 • CO • HN . CeH3<pQQ ^^^
ist unwirksam.
Folgende Derivate der Amino-o-oxybenzoesäure sind unwirksam:
N-Benzoyl-p-aminosalicylsäuremethylester
OH
CjHaf COO • CH3
NH • CO • CjHj
Dibenzoj-l-p-aminosalic3'lsäuremethylester, Diacetyl-p-aminosalicylsäure-
methylester, Äthylendisalicylsäuremethylester.
Acetylsalicylsäuremethylester macht Anästhesie, aber auch Comeatrübung
und Conjunctivitis. Acetyl-p-oxybenzoesäureäthylester macht inkonstante
anä.sthesierende Wirkung und Reizung. Benzoylp oxybenzoesäureäthylester
ist unwirksam, aber reizend. Acetyldijodsahcylsäureäthylester ist völlig un-
wirksam, ätzt die Muskulatur und färbt sie schwarz. Dijodsahcylsäuremethyl-
esterjodid ist vöUig unwirksam.
p-Toluolsulfurylgaultcrialöl
1 • CH3 • C5H4 • S02(4) • 0(l)CjH4(2)COO • CH3
ist völlig unwirksam.
Dimethylaminoanissäuremethylester ist gut wirksam, aber stark reizend.
Trimethylaminoanissäurebetain C3H4<q„^ ''^ ist imwirksam.
Acetyl-m-oxybenzoesäiu'eäthylester ist wirksam, ätzt aber die Muskulatur.
Ester hydroaromatischer Aminocarbonsäirren haben ebenfalls lokalan-
ästhesierende Eigenschaften ^) .
Die anästhesierende Wirkung aromatischer Est^r wird geradeso wie die physiologische
Wirkung anderer Substanzen durch den Eintritt von Carboxyl oder den Übergang in eine
Sulfosäure vernichtet. Die hydroaromatischen Aminoester, wie Di- und Trimethyl-p-
aminohexahydrobenzoesäureester und der 1.4.4-Methylcyclohexaminocarbonsäureäthyl-
ester vermögen zu anästhesieren.
1) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. I8W, Apr., 114.
Cocainersatzniittel. 389
Die Derivate der Gallussäure sind in bezug auf Anästhesie unwirksam,
und zwar Trikohlensäureäthylester-gallussäuremethylester, Triacetylgallussäure-
methylester, Gallamid.
Aminophthalsäurediäthylester ist stark reizend und gut wirksam.
Die Zinitsäurederivate: m-Aminozimtsäuremethylester, Cinnamylacryl-
säuremethylester CgHj • CH : CH • CH : CH • COO • CH3, wirken anästhesie-
rend, aber recht langsam.
Unwirksam sind: Benzoylmenthol, Dibenzoylweinsäureanhydrid, Benzoyl-
hamstof f , Benzoyl-p -toluolsulf amid, Di äthylgly kokoll -p-toluolsulf amid .
AUe Körper, die reizend wirken, haben eine Hydroxylgruppe am Benzol-
kem frei oder substituiert. Die nicht reizenden haben sie nicht. Die Gewebs-
veränderung sieht wie durch Säureeinwirkiuig verursacht aus.
Die anästhesierenden Eigenschaften der Orthoforme Heßen es wünschens-
wert erscheinen, diese schwer lösUchen oder in ihren Chlorhydraten stark
sauren Körper in eine leicht lösliche und reizlose Form überzuführen, welche
eine sucutaiie Anwendung gestattet, die bei den Orthoformen au.sgeschlossen ist.
In dieser Absicht wurde eine Reihe von GlykokoUderivaten der aroma-
tischen Amino- und Aminooxycarbonsäuren von A. Einhorn dargestellt. Diese
Darstellung der Glykokollderivate erinnert in ihrem Zwecke, zu löshchen Deri-
vaten zu gelangen, lebhaft an analoge Bemühungen in der Phenetidinreihe, und
zwar an die PhenokoUsynthese (s. S. 282).
Läßt man auf Amino- oder Aminooxycarbonsäureester nacheinander Chloracetyl-
chlorid und dann Amine einwirken, so erhält man neue Verbindungen, denen die all-
gemeine Formel , -p ^., n /NH • CO • CH, • NX.
(aromat. Radikal) • <^QQ . ^^^
zukommt '■). ■^
Diese neuen Verbindungen sind GlykokoUaminocarbonsäureester, die An-
ästhesie erzeugen. Sie initerscheiden sich aber von den Aminocarbonsäure-
estem, deren Derivate sie sind, durch ilire stark basische Natur, welche sie
befähigt, in Wasser mit neutraler Reaktion lösliche Salze zu bilden.
Bemerkenswert ist, daß der Grad des Anästhesierungsvermögens der
Glykokollderivate der Aminocarbonsäureester keineswegs dem ihrer Mutter-
substanzen entspricht, so z. B. anästhesiert das salzsaure Salz des Diäthyl-
glykokoll-p-amino-m-oxybenzoesäuremethylesters weit schwächer als der ihr
zugrunde liegende Aminooxyester.
Man läßt bei der Darstellung dieser Körper'^) vorerst Chloracetylchlorid auf den Ester
der Aminosäure in einem indifferenten Lösungsmittel, etwa Benzol, einwirken, destilliert
das Lösungsmittel ab, worauf sich der Chloracetylaminoester abscheidet. Dieser wird in
Alkohol gelöst und mit einer Lösung der Alkylaminbase unter Druck erhitzt oder man
erhitzt aromatische Aminocarbonsäureester mit Glykokollester oder Amiden. Man kann
auch die Prozesse in umgekelirter Reihenfolge durchführen, indem man die Aminocarbon-
säuren mit Halogenacylchloriden umsetzt, in den erhaltenen Aminoderivaten sodann das
Halogen durch Einwirkung von Aminen gegen basische Beste austauscht und schließlich
esterifiziert').
Läßt man Salicylaldehyd und Vanillin auf die Ester aromatischer Aminosäuren ein-
wirken, so erhält man gefärbte Verbindungen, welche anästhesierend und desinfizierend
wirken * ).
Durch Einführung einer zweiten Aminogruppe in die Ester der Aminobenzoesäure
wird nach Ritsert sowohl die Löslichkeit der Ester als auch ihre Basizität gesteigert,
während die anästhesierende Wirkung erhalten bleibt. Man erhält die 3.4-Diaininobenzoe-
säureester duich Nitrierung und Reduktion der p-Aminobenzoesäureester oder durch
Esterifikation und Reduktion der 3-Nitro-4-aminobenzoesäure.
Einhorn stellte folgende Körper dieser Gruppe dar:
1) DRP. 106 502. -) DRP. 108 027, 108 871.
3) Ritsert und Epstein, DRP. 151 725. *) Runge, DRP. 228 666.
390 Alkaloide.
MethylglykokoUanthrarulsäuremethylester, Athylglykokoll-p-aminobenzoesäureme-
thylester , DiäthylglykokoU-m-amino-p-oxybenzoesäuremethylester , Diäthylglykokoll-
p-aminosalicylsäuremethylester, Glykokoll-p-aminobenzoesäuremethylester, ÄthylglykokoU-
anthranilsäuremethylester, DilnethylglykokoUanthranüsäuremethylester, Diäthylglykokoll-
anthranilsäuremethylester, AthylglykokoU-m-amiBobenzoesäuremethylester, Diäthylglyko-
koU-m-aminobenzoesäuremethylester, DimethylglykokoU-p-aminobenzoesäureäthylester,
Diäthylglykokoll-o-aminosalicylsäuremethylester, AthylglykokoU-p-aminosalicylsäureme-
thj-lester, DimethylglykokoU-p-aminosalicylsäuremethylester, Diäthylglykokoll-p-amino-
salicylsäureäthylester , DiäthylglykokoU-p-araino-m-oxybenzoesäviremethylester, Diäthyl-
glykokoU-p-aminozimtsäuremethylester, DiäthylglykokoU-m-aminozimtsäuremethylester.
Aus dieser Gruppe wurde der salzsaure DiäthylglykokoU-m-amino-o-oxy-
benzoesäuremethylester /N . NH • CO • CHj ■ N(C2Hs)2
HO.IJ
COO • CHj
für die praktische Verwendung ausgewählt [Nirvanin ^)]. Er ist leicht löshch,
wirkt anästhesierend, ist weniger giftig als Orthoform und wirkt auch antisep-
tisch. Eine tiefgehende Anästhesie der Schleimhäute erzeugt dieser Körper nicht.
In der Augenheilkunde ist er nicht verwendbar, da das Auge zu stark gereizt
wird. Er wirkt weit schwächer als Cocain, die Injektionen machen Schmerzen
und ödematöse Schwellimgen, welche oft lange anhalten. Durch intakte Schleim-
häute vermag Nirvanin im Gegensatze zu Cocain nicht zu wirken. Das Präparat,
auf welches anfangs große Hoffnungen gesetzt wurden, ist alsbald aus der
Therapie verschwomden.
Um die Giftigkeit der Orthoforme zu vermindern, wurde auch bei diesen
der vergebhche Versuch gemacht, noch wirksame Derivate durch Sulfurieren
darzusteüen. Orthoform wurde in rauchender Schwefelsäure gelöst und das
lösüche Bariumsalz der Sulfosäure dargestellt.
Die freie Sulfosäure ist ,C00 • CH3
/ /OH
^SOjH
Das Xatriumsalz ist leicht löshch, sehr beständig imd imgiftig. Von einer
Anwendung wird nichts berichtet.
p-Aminophenylessigsäureäthj4ester xmd p-Aminophenylessigsäure-j5-di-
äthylaminoäthylester, die sich vom Anästhesin und Xovocain durch den Ersatz
des Benzoyls durch Phenacetyl unterscheiden, haben nach den Versuchen von
H. H. Dale und C. T. Symons keine lokalanästhetische Wirkung. Das Hj'-dro-
chlorid des /J-Diäthyl-amino-/S'-phenoxyisopropylalkohols wdrkt deutlich lokal-
anästhetisch, die Salze seines Benzoylderivates komiten aber wegen ihrer stark
sauren Reaktion nicht untersucht werden^).
Die Glykoside, besonders die der Digitahsreihe und Verwandte wirken
lokalanästhesierend. (S. Kapitel Glykoside.)
Wir sehen also, daß die Eigenschaft, die Giewebe gegen Schmerzen un-
empfüidüch zu machen, in verschiedenen Klassen von Körpern sehr verbreitet
ist, daß sie aber in allen Fällen mit der Konstitution in innigem, iu den aller-
meisten Fällen klar faßlichem Zusammenhange, steht.
Körper mit ährdichem chemischen Bau haben auch in diesem Falle ähnhche
physiologische Wirkung und es Ueßen sich auch auf Grund dieser Voraussetzungen
eine Reihe wirksamer Körper schaffen, von denen einige auch in der Praxis
erfolgreich eingedrungen sind und neben dem Cocain eine große Rolle spielen.
1) Miinch. med. Wochenschr. 1898, Nr. 49.
2) Frank Lee Pyman, Joum. Chem. Soc. London III, 167 (1917).
Mydriatica und Myotica. 391
Die Lokalanaesthetica haben vielfach die gleichen Wirkungen und Eigen-
schaften wie die Narkotica, aber das zentrale Nervensystem ist diesen Mitteln
gegenüber bedeutend empfindlicher als das periphere sensible, und die sensiblen
Nervenendigungen sind gegen die Lokalanaesthetica viel empfindlicher als der
motorische Nerv.
In Form ihrer Bicarbonate wirken sie viel stärker, mid zwar um das
2 — 5 fache als in Form ihrer Chloride, so daß man stärker anästhesierende
Lösungen erhält, wenn man statt der Chloride die Bicarbonate der Anaesthetica
verwendet, insbesondere gilt das für das Novocain^).
Die Lokalanaesthetica haben zugleich narkotische Wirkimg, sie haben beide
■die typische Protoplasmawirkung, die elektive Wirkung auf das Nervensystem,
besonders das zentrale und die Reversibilität der Reaktion gemein, aber die
Lokalanaesthetica haben beim Warmblüter außer der narkotischen noch andere
zentrale Wirkungen, welche deren Verwendung als Narkotica ausschließen.
Die Konzentration, in welcher viele Narkotica die Reizbarkeit der moto-
rischen Nerven gerade aufheben, ist sechsmal größer als die Konzentration,
welche Narkose herbeiführt. Das zentrale Nervensystem ist gegen diese Nar-
kotica sechsmal empfindlicher als der motorische periphere Nerv.
Narkotica, welche keien intensive Schädigung des Nerven bewirken, rufen
in der gleichen Konzentration Anästhesie hervor, in welcher sie die Reizbarkeit
des motorischen Nerven aufheben. Das sensible Nervengewebe ist gegen
derartige Narkotica ebenso empfindlich wie das motorische*).
Mydriatica und Myotica.
Wir haben gesehen, daß dem Cocain und dem Atropin die analoge physiolo-
gische Eigenschaft zukommt, die Pupille zu erweitem, also mydriatisch zu wirken.
Daß diese Eigenschaft bei beiden Substanzen mit dem Vorhandensein der
aromatischen Gruppe in esterförmiger Bindmig im Zusammenhange steht,
wurde schon mehrfach erwähnt.
Das alkoholische Hydroxyl im aromatischen Säureradikal kann auch bei
Verbindung mit anderen Basen als Tropin mydriatische Effekte hervorbringen,
so als N-Methyl-vinyl-diacetonalkammmandelsäureester und als N-Methyl-
triacetonalkaminmandelsäureester.
Daß die Erzeugung der Mydriasis mit einer bestimmten Konfiguration
der wirkenden Substanz im Zusammenhange steht, wurde schon früher an dem
Beispiele des /S-Tetrahydronaphthylamins erörtert. Doch scheinen mehrere
ganz bestimmte Konfigurationen die gleichen physiologischen Effekte auslösen
zu kömien, wie man am Cocain, Atropin und Pseudoephedrin sieht.
Statt des Atropins wurde auch das Methylatropinium (die Ammoniumbase)
empfohlen. Die Atropinwirkung ist abgeschwächt und abgekürzt*) (s. S. 347).
Auch dem Phenylpyrazoljodmethylat, welches curareartige Wirkung hat,
kommt bei Tieren mit runder Pupille eine intensive mydriatische Wirkimg zu,
welche aber bei Tieren mit oblonger Pupille fehlt. Es wirkt auch schmerzstillend,
doch ist der Eintritt der mydriatischen und anästhesierenden Wirkimg ein
ungemein langsamer, was die Verwendmig dieser Substanz ausschUeßt.
Die Myotica, zu welcher Gruppe das Physostigmin (Eserin) als das sou-
veräne Mittel, Morphium, Thebain und Muscarin gehören, um nur die zu er-
wähnen, deren Bau ganz oder teilweise bekannt, lassen nicht erkennen, auf
welche Gruppierimg diese physiologische Wirkung zurückzuführen ist.
i) Oskar Groß, AePP. 63, 80 (1910). ^) Oskar Groß, AePP. 62, 380 (1910).
3) Vaubel, Wochenschr. f. Therap. u. Hyg. des Auges, J. 6, Nr. 2 (1902).
392
Alkaloide.
Um die Unannehmlichkeiten zu vermeiden, daß sich fast alle Eserinsalzlösungen rot
färben, wmrde das schwefligsaure Salz dargestellt durch Zusammenbringen von schwefliger
Säure und Eserin').
Phenomydrol ist Äminoacetophenon, das als Mydriaticum benützt wird;
wahrscheinlich handelt es sich um die Para-Verbindung. Die Giftigkeit ist
gering 2).
Morphin.
Die Konstitution des Morphins und die Versuche zu seiner Synthese be-
schäftigen gegenwärtig mehr als je eine Reihe von Chemikern. Die Arbeiten
der letzten Jahre haben es sehr wahrscheinlich gemacht, daß Morphin imd
Thebain, die beiden stärkst wirksamen Alkaloide des Opiums, sowie die übrigen
Nebenalkaloide sehr nahe verwandt sind.
Die Knorrschen xmd Pschorrschen MoqDhinformeln beruhen auf den
grundlegenden Beobachtungen von Vongerichten und Schrötter^), welche
bei der Destillation von Morphin mit Zinkstaub Pheuanthren erhielten.
Morphin enthält zwei Hydroxyle, ein alkoholisches und ein Phenylhydroxyl.
Der Ersatz des Phenolhydroxylwasserstoffs durch eine Alkylgruppe führt von
der Morphinreihe zu der Kodeinreihe hinüber und ist mit einer sehr bedeutenden
qualitativen Wirkungsänderung verbunden.
Morphin wird jetzt als ein Phenanthi-enabkömmling aufgefaßt, in dem
der eine Sauerstoff brückenartig zwei Ringsysteme des Phenanthrens verbindet,
ein Sauerstoff in Form eines Phenolhydroxyls und der di'itte Sauerstoff in Form
eines alkoholischen Hydroxyls enthalten ist. Der Stickstoff ist in einem besonderen
hydrierten Ring enthalten, der dem Phenanthrensystem angeschlossen ist.
In den Anschauungen über die Konstitution des Morphins bestehen noch
einige Differenzen. Knorr faßt gegenwärtig Morphin, Kodein, Thebain nach
folgenden Formelbildern auf.
Morphin Kodein
HO-
y\/\
^CH,
/\/\,
CHjj
CH ICH
,/^x/^
CHJ
W ■ CH3
-Ich,
HO/*^
CH,
CH
H0/''\/
CH,
Thebain
CH
1) Merck, DRP. 166 310.
^) A. Pitini und M. Paternö, Arch. di Farmacol. sperim. SO, 540.
ä) Liebigs Ann. 310, 396.
Morphin.
393
Da aber M. Freund bei der Untersuchung des Phenyldihydrothebaiiis,
welches seiner Entstehungsweise nach dem Thebain ganz ähnlich konstituiert
sein muß, die beiden aliphatischen Doppelbindungen, welche nach der
Knorrschen Formel im ThebaLn enthalten sein sollen, durch Reduktion
nicht nachweisen koimte, so gelangt er zu dem Schluß, daß auch im Thebain
sich keine Kohlenstoffdoppelbindung findet. Diese Tatsache berücksichtigen
die Freundschen Formeln:
Morpliin ')
Hoy\
/>/\cH.
Kodein
/V\,CH,
CH Ich
H?>^
ca Uw
CH,
Thebain
./\
/\y\
o<:
CH,
CH CH
/)/\n • CH.
CH j '
1/ \iF=^^^»
1>
CHgO ■ o{ ycB.
CHj
WoUen wir vorerst die Bedeutung der einzehien Gruppen besprechen.
Morphin wrd, falls es zur Wirkimg gelangt, im Gehirn imd Rückenmark
zerstört^). Der Abbau ist oxydativer Art.
Die Opiumalkaloide der Morphingruppe wirken narkotisch, die der Kodein-
gruppe mit geschlossenem Pheuolhydroxyl wirken schwächer narkotisch und
stärker tetanisch^). Durch den Ersatz des PhenoLhydroxylwasserstoffes des
Morphins durch ein Alkyl- oder Acylradikal entstehen die Kodeine, bei welchen
die narkotische Wirkung des Morphins abnimmt, während die krampferregende
zunimmt.
Mit der Phenolhydroxylgruppe*) im Morphin ist jene wesentliche Eigen-
schaft desselben verknüpft, welche es von allen anderen Alkaloiden der Opium-
gruppe xmterscheidet, nämlich seine narkotisierende Fähigkeit, seine Fähigkeit
vorzüglich und hauptsächlich auf Nervenzentren des Gehirns zu reagieren. Mit
ihr ist die Giftigkeit des Morphins verbunden, demi die Morphinschwefelsäure
verhält sich gar nicht narkotisch, ist sehr wenig giftig, wirkt aber tetanisch wie
ein Körper der Kodeingruppe.
In der Morphinschwefelsäure ist das Pheuolhydroxyl durch die indifferente
Schwefelsäure ersetzt, daher ist diese Verbindimg viel weniger giftig als Kodein.
1) M. Freund und Speyer, BB. 49, 1292 (1916).
2) Marquis und Cloetta, Bronislaw Frenkel, AePP. 63, 331 (1910).
3) V. Schröder, AePP. IT, 96. *) Stolnikow, HS. 8, 235 (1884).
394 Alkaloide.
Sie wirkt auf Katzen qualitativ wie Morphin, quantitativ aber schwächer^),
bei Hunden zeigt sie sehr schwache Kodeinwirkung*).
Die Morphinäther Kodein, Kodäthj'Jin und das verwandte Thebain charak-
terisieren sich dadurch, daß sie alle das Rückenmark beeinflussen und krampf-
erregende Wirkungen haben, bei unbedeutender Narkose oder selbst bei voll-
ständigem Fehlen einer solchen. Hierbei wächst die Fähigkeit, Krämpfe zu
erregen, mit der Anzahl der eintretenden Alkylgruppen an, ferner wächst sie
mit der Größe des eintretenden Alkylradikals. Daher wirkt KodäthyUn stärker
als Kodein. Die Alkylradikale, welche in die Kodeine eintreten, bedingen eine
größere oder kleinere Gift'gkeit desselben, welche mit der Anzahl der C-Atome
des eintretenden Alkylradikals zusammenhängt.
Phenanthren 6 5 4 3
8 \_/ 1
9 10
ist bei Kaninchen ohne Wirkung, macht aber bei Kaulquappen Narkose (0 ver-
ton). 2-Phenanthrol, 3-Phenanthrol, 9-Phenanthrol machen beim Warmblüter
schwere tetanische Anfälle. Ähnlich wirkt die Phenanthrencarbonsäure, und
auch die Sulfosäure erzeugt noch Krämpfe. 4-Methoxyphenanthren-9-carbon-
säure wirkt wie Phenanthrencarbonsäure, während eine weitergehende An-
häufung alkylierter und acylierter Hydroxyle (3-Acetoxy-4.8-dimethoxy-
phenanthren-9-carbonsäure) die Ki'ampf- und Giftwirkung wesentlich herab-
setzt. Kein Derivat zeigt narkotische Wirkimg ^).
Mit der Hydrierung nimmt die Intensität der Wirkung beim Phenanthren
ab. Dodekahydrophenanthren wird im Organismus oxydiert und paart sich
mit Glykuronsäure*).
Q-AmLnophenanthren ist unwirksam. 3-Aminophenanthren hat ebenfalls
keine Morphin Wirkung. Die in Wasser leicht löslichen Chlorhydrate des 2.7-
und 4.5-DianiinohydrophenanthrenchLnon zeigten keine morphinähnliche
Wirkung^).
Phenanthrenchinon-3-sulfosäure ist ein MethämoglobinbUdner, macht
jedoch kein tetanisches Stadium.
2-Bromphenanthrenchinon-monosulfosäure zeigt morphinähnliche Wir-
kungen*), woraus J. Schmidt den Schluß zieht, daß für die Morphinwirkung
nicht nur die N-haltige Komponente, sondern auch der Phenanthrenrest maß-
gebend ist'). Sie besitzt aber gar keine narkotische Wirkung, macht jedoch
schwere Organdegenerationen. Die morphinähnliche Wirkung beruht auf einer
Verlangsamung und Verminderung der Atmungstätigkeit*).
3-Phenanthrolcarbonsäure (2-Oxyphenanthren-3-carbonsäure) wirkt anti-
septisch. 0.1 g töten Mäuse in einer Stunde. Die Tiere werden ruhig und
bewegungslos. Der Tod erfolgt ohne Krämpfe*).
2-Oxyphenanthren-9-carbonsäure zeigt keine Verschiedenheit, sondern nur
eine etwas gesteigerte Wirkungsweise gegenüber den Oxyphenanthrenen, sowie
der Phenanthren-9-carbonsäure. Diese Produkte rufen beim Frosch eine ver-
minderte Herztätigkeit und systoUschen Herzstillstand hervor^").
') Becker, Arch. intern, de pharmacodyn. 12, 68.
2) Ralph Stockmann undDott, Brit. med. Joum. 1890,11, 189 und 1891, 24. Jan.
— Proc. R. Soc. Edinbom'gh 11, 321 (1890). =) Bergell mid Pschorr, HS. 38, 17 (1903).
^) H. Hildebrandt, AePP. 59, 140 (1908). ^) Jul. Schmidt, BB. 36, 3726 (1903).
«) Untersucht in den Höchster Farbwerken. ') BB. 37, 3555 (1904).
«) BB. 3r, 3565 (1904). ') Werner, BB. 35, 4427 (1902).
") Bergell bei Pschorr, BB. 39, 3122 (1906).
Morphin. 395
Aminoxyphenanthren ') erhält man durch Reduktion von Phenanthrenmonoxim,
welches bei der Reaktion von Phenanthrenchinon mit Hydroxylamin entsteht. Man
reduziert mit einem Überschüsse von Zinnchlorür und krystallisiert aus rauchender Salz-
säure um.
H
HO N CO ■ CHg
9-Acetainino-lO-oxyphenanthreii [ J f J zeigt nur Acetanüid-
wirkungen. \/ ^^
Morphin läßt sich mit Palladium und Wasserstoff hydrieren. Die narko-
tische Wirkung des Morphins wird durch die Reduktion nicht aufgehoben^).
Durch Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf die Alkaloide der Mor-
phingruppe erhält man Aminoxyde, und zwar durch Anlagern von Sauerstoff
an den Stickstoff der Alkaloidkomplexe. Diese Veränderung genügt, um die
Wirksamkeit der Substanzen zu verhindern, der Organismus vermag auch nicht
das sonst so leicht zu entfernende Sauerstoffatom zu reduzieren, da ja sonst die
charakteristische Alkaloidwirkung, weiui auch verzögert, eintreten müßte. Die
physiologische Wirkung von Methylpiperidin, Brucin und Strychnin wird eben-
falls beim Übergang in die entsiirechenden Aminoxyde auffälhg verändert').
Martin Freund*) stellt Oxydationsprodukte der Morphingruppe durch Behandlung
von Morphin, der Kolilenreihe oder Thebain mit Wasserstoffsuperoxyd her.
Riedel^) stellt durch Einwirkung von Ozon auf Thebainsalze eine um zwei Sauer-
stoffe reichere Verbindung her.
Das salzsaure Salz soll ähnlich wie Morphin und Kodein wirken und in
der Stärke der Wirkung dem Morphin entsprechen, was sicher unrichtig ist.
Morphin hat eine besondere spezifische und selektive Wirkung auf das
Nervensystem. Kodein hat zwar eine ähnliche, jedoch erheblich schwächere
Wirkimg. Wie Morphin macht es einen narkotischen Zustand, nach welchem
eine erhöhte Reflexerregbarkeit einsetzt, welche sich, wenn die Dosis groß
genug ist, bis zum Tetanus steigert. Der narkotische Zustand ist viel kürzer
und viel weniger tief als beim Morphin, und wenn große Dosen gegeben werden,
so ist der narkotische Effekt sehr schwach, ja kaum wahrzunehmen oder fehlt
ganz. Beim Menschen ist der narkotische Effekt sehr schwach. Es tritt keine
sehr bemerkenswerte Analgesie auf und eine Erhöhung der Dosis macht die
Analgesie nicht tiefer, sondern erhöht die Reflexerregbarkeit. Die letale Dosis
ist 0.1 g, also ungefähr ein Drittel von der letalen Dose des Morphins beim
Kaninchen. Wie wir sehen werden, steigt durch Verschluß des Phenolhydrosyls
oder der beiden Hydroxyle die Giftigkeit des Morphins bei einzelnen Tieren
bei allen Derivaten mit Ausnahme der Morphinschwefelsäure, welche aus den
im allgemeinen Teil angeführten Gründen unwirksam sein muß.
Ersetzt man im Morphin Phenolhydroxylwasserstoff durch die Äthyl-
gruppe oder vertauscht man im Kodein den Methylrest durch einen Äthyl-
rest, so gelangt man zum Äthylmorphin, einem schon von Bochefontaine*),
später von Stockmann und Dott studierten Körper.
Bochefontaine bezeichnete die Wirkmig dieser Substanz als strychnin-
ähnlich, aber er gebrauchte so große Dosen, daß er den vorhergehenden nar-
kotischen Effekt nicht erzielte. Äthylmorphin hat nach Stockmann und
Dott eine ganz ähnliche Wirkung wie Kodein und auch dieselbe letale Dosis.
1) Schmidt-Stuttgart, DRP. 141422. ") L. Oldenberg, BB. 44, 1829 (1911).
ä) Martin Freund und Edmund Speyer (Heinz-Erlangen), BB. 43, 331 (1910).
«) DRP.-Anm. F. 21 847 (zurückgezogen). ^) DRP. 201 324.
*) Joum. Anat. et Physiol. 5, 239, zuerst dargestellt von Grimaux, C. r. 93, 1140
und 1228 und 93, 67, 217, 591.
396 Alkaloide.
Amylmorphin erzeugt dieselbe physiologische Wirkung.
Dieser Gruppe reiht sich seiner Konstitution und seinen Wirkungen nach
Benzylmorphin an, in welchem das eine Hydroxyl durch die Benzylgruppe
geschlossen ist, also ein aralkyHertes Morphin, welches sich in seinen später
zu besprechenden Eigenschaften an die Kodeingruppe völHg anreiht.
In allen diesen Verbindiuigen ist der Wasserstoff im PhenoUiydroxyl des
Morphins durch eine Alkyl- oder Aralkylgruppe ersetzt. Diese Substitution
erzielt eine ganz ähnhche Wirkung, und es macht im großen und ganzen keine
Differenz, welche Radikale eingeführt werden, solange sie dasselbe Wasser-
stoffatom ersetzen; die Differenz, die man in den Wirkungen sieht, ist mehr
quantitativ als quahtativ. Bei allen ist die narkotische Wirkung des Morphins
sehr verringert. Die tetanische Wirkung und die Wirkmig auf die motorischen
Nerven ist erhöht, ferner ist die Giftigkeit erheblich dem Morphin gegenüber
angestiegen.
Die Einwirkung auf das Gehirn (Narkose) fehlt diesen Körpern nicht
vollständig, sondern ist nur wesentlich materdrückt und kommt den anderen
Wirkungen gegenüber nicht recht zur Geltiuig. Hingegen tritt die Narkose
des Atmimgszentrums in den Vordergrund. Es bedingt also nicht der Eintritt
einer neuen wirksamen Gruppe die veränderte Wirkung, sondern vielmehr
wird durch Verdecken des Verankerungspunktes für das Gehirn eine andere,
dem Morphin eigentümUche, aber wegen der G^hirnwirkung nicht oder wenig
zur Geltung kommende Wirkung entwickelt. Ein Beweis hierfür ist, daß es
ziemlich gleichgültig ist, welcher Alkylrest eintritt, femer daß auch Morphin-
derivate, in denen der Hydroxylwasserstoff durch Säureradikale ersetzt ist,
Wirkungen zeigen, welche sich denen der Kodeingruppe sehr nähern.
Stockmann inid Dott^) haben folgende Köiper dieser Gruppe miter-
sucht imd dargestellt:
Monoacetylmorphin zeigt beim Frosch ähnhche Wirkungen wie Kodein.
Beim Kaninchen machen sehr kleine Dosen schon Narkose, größere Dosen
Tetanus (Wirkung der Kodeingruppe).
Diacetylmorphin, in welchem beide Hydroxyle durch Acetylgruppen
geschlossen sind, zeigt eine ganz ähnhche Wirkung wie Monoacetylmorphin.
Benzoylmorphin wirkt ganz identisch wie Monoacetylmorphin. Dibenzoyl-
morphin ist eine sehr unbestänchge Substanz, welche aber in ihrer Wirkung vom
Monobenzoylmorphin nicht zu differieren scheint.
Diese vier durch Eintritt von aliphatischen oder aromatischen Säure-
radikalen veränderten Moiphine haben, ähnlich wie die eigenthchen Kodeine
(Morphine mit Alkylgruppen im Hydroxyl substituiert), eii.e bedeutende
tetanisierende Wirkung, während ihre narkotischen Eigenschaften, obgleich
nach kleinen Dosen bemerkbar, niemals so tiefe Wirkungen ausüben wie beim.
Morphin. Eine Erhöhung der Dosis führt, anstatt die Narkose zu vertiefen, zu
tetanischen Symptomen. Die deprimierende Wirkung der kleinen Dosen auf
das Rückenmark und besonders auf das Respirationszentrum ist viel größer
als die des Morphins. Mit dem Kodein verghchen, bringen sie einen gleichen
narkotischen Effekt mit einem Zehntel der Dosis zusammen, während eine
dreimal so große Dosis notwendig ist, um Tetanus hervorzurufen. Ihre de-
23rimierende Wirkung auf die motorischen Nerven ist ungefähi- die gleiche.
Diese S\ib.stitutionsprodukte mit sauren Radikalen gehören sicher ihrer
Wirkung nach zur Kodeingnippe. Es scheint im wesentlichen ganz indifferent
1) Brit. med. Journal 1890, II, 189 und 1891, 24. Jan. — Proc. R. Soc. Edinbourgh
IT, 321 (1890). '
Morphin. 397
ZU sein, was in die Hydroxyle eingeführt wurde, ob saure oder alkoholische,
aliphatische oder aromatische Reste (Acyl-, Alkyl- oder Arylgruppen) und ob
einer oder beide Hydroxylwasserstoffe ersetzt werden. Das Wesentliche der
Änderung ist eben nur die Verdeckung eines Verankerungspunktes für ein
bestimmtes Organ, da ja am Morphinmolekül selbst gar nichts geändert wurde
und gleichsam eine außen liegende Gruppe verdeckt wird. Hierbei muß aber
in Betracht gezogen werden, daß der Organismus leichter saure Reste als
Alkylgruppen aus der Sauerstoffbindung abzusprengen vermag, so daß es bei
den Säureestem leichter zur Restitution der Wirkung des Grundalkaloids
kommen kann als bei den Alkyläthern.
Auch J. V. Meringi) luitersuchte die von Stockmann und Dott zuerst
geprüfte Morphingruppe, bei welcher beide Hydroxylgruppen durch Säure-
radikale verdeckt sind. Dargestellt wurden: Diacetylmorphin, Dipropionyl-
morphin, Diisobutyrylmorphin, Divalerylmorphin.
Die narkotische Wirkung dieser Verbindungen ist bei Hunden stärker
ausgeprägt als die des Kodeins, die tetanische stärker als die des Morphins, was
mit den Resultaten von Stockmann und Dott übereinstimmt.
Bei klinischen Versuchen zeigte es sich, daß diese Körper eine dem Morphin
ähnliche, aber schwächere Wirkung zeigen; sie setzen die Reflexerregbarkeit
herab und beseitigen Hustenreiz, gegen Schmerzen sind sie aber weit weniger
wirksam als Morphin.
Diejenigen Morphinderivate, in denen nur der Wasserstoff des Phenolhydr-
oxyls durch Säure ersetzt ist, wie Monoacetylmorphin, Monopropionylmorphin
und Monobenzoylmorphin, nähern sich nach Mering bei Säugetieren in ihrer
Wirkung sehr dem Morphin. Die tetanische Wirkung ist geringer als bei den
diacyherten Derivaten, hingegen ist die hypnotische und schmerzstillende
Wirkung entschieden mehr entwickelt. Die diacyherten Derivate sind femer
viel giftiger als die monoacyherten.
Nach den Meringschen Versuchen verdienen von allen Morphinderivaten,
die er geprüft hat, die größte Bedeutung die Körper der eigenthchen Kodein-
gruppe, die Morphinäther, in denen der Wasserstoff des Phenolhydroxyls durch
em Alkylradikal ersetzt ist. Er untersuchte die höheren Homologen des
Kodeins, und zwar: Äthylmorphin, Propyl morphin, Isobutylmorphin und
Amylmorphin.
Auch wenn man in das eine Morphinhydroxyl anorganische Säurereste ein-
führt, erhält man Substanzen, welche im Sinne der Kodeingruppe wirken.
Morphinätherschwefelsäure und Nitrosomorphin zeigen ebenfalls, wenn
auch erst in großen Dosen, Kodeinwirkung, so daß auch die Einführung der
Radikale NO — und — HSO3 die Wirkung des Morphins in derselben Weise ändert
wie die EinJührung eines organischen Säiure- oder Alkylradikals.
Sulfoxymorphin ist bei Fröschen und Kaninchen unwirksam, Sulfo morphin
wirkt bei Fröschen in 0.1 g tödlich imter vorausgehender starker Steigerung der
Atmungsfrequenz. Das Sulfoxykodein ist analog dem Sulfoxymorphin bei
Fröschen und Hunden inaktiv, während Sulfokodein entgegen frühereu Angaben
schon in Dosen von 0.05 g unter starrkrampfähnhchen Zuckungen tödlich wirkt.
Die Sulfooxyderivate des Morphins und Kodeins sind unwirksam, die Sulfo-
derivate schwächer wirksam als die Ausgangsalkaloide^).
Diese seit längerer Zeit bekamiten Substanzen haben mit Ausnahme des
Kodeins keine besondere Beachtung gefunden, in letzter Zeit wurden sie gleich-
1) E. Mercks Jahresber. 1898, 5.
^) A. Pitini, Ann. Cliim. analyt. appl. 3, 208 (1914).
398 Alkaloide.
sam nea entdeckt und einige von ihnen mit relativ großem Erfolge in den
Arzneiachatz eingeführt. Die physiologische Wirkung, welcher sie diesen
Erfolg dem Morphin gegenüber verdanken, ist die sedative Wirkung, die Herab-
setzung der Reizbarkeit der Luftwege und ihr günstiger Einfluß auf die
Respiration, indem sie diese vertiefen.
Morphin setzt die Erregbarkeit des Atmiingszentrums herab, verlangsamt
die Atmmig und vermindert die Atemgröße, d. i. die in der Zeiteinheit aus-
geatmete Luftmenge.
Dem in früherer Zeit souveränen Hustenmittel Morphin tieten nun eine
Reihe von Derivaten desselben als Konkurrenten gegenüber, denen die stark
narkotischen Eigenschaften der Muttersubstanz fehlen, welche keine Euphorie
hervorrufen und daher keine Angewöhnung an das Mittel im Gefolge haben.
Die Vermeidung von einigen nachteiligen Wirkungen des Morphins bei An-
wendung in der Therapie der Respirationsorgane wird sich aus dem Folgenden
ergeben.
Die Wirkungen der einzelnen Morphinderivate werden wir im folgenden
besprechen.
Kodein, der Methyläther des Morphins, kommt in kleinen Mengen im
Opium vor, wird aber der Hauptmenge nach synthetisch aus Morphin darge-
stellt i), ebenso wie die anderen Alkyläther des Morphins. Mit dem steigenden
Bedürfnisse nach diesen Morphinäthern hat sich das Literesse der Synthetiker
den Darstellungen dieser Körper zugewendet \md uns mit einer Reihe von
Methoden und neuen Derivaten bereichert.
Das Bestreben, neue Methoden zur Darstellmig der Alkyläther des Morphins
zu finden, war um so größer, als Kodein aus dem Opium keineswegs den Bedarf
deckte mid anderseits die üblichen Alkylierungsmethoden eine schlechte Aus-
beute gaben und so das Kodein verteuerten.
KnolP) stellte im großen Kodein vind Äthylmorphin (KodäthyUn) durch Kochen
von Morphin bzw. Morphinalkali mit methyl- oder äthylschwefelsaurem Salz in alkohoU-
scher Lösung dar.
Weiter wurde Kodein dargestellt durch Einwirkung von Jodmethyl und Natrium-
alkoholat auf Morphin.
Mering wurde in Amerika ein Verfahren zur Darstellung von Athylmorphin durch
Einwirkvmg von Äthylbromid auf eine alkahsche Jlorphinlösung geschützt.
Es wurden auch Versuche gemacht, da3 Pechmannsche MethyUerungsverfahren')
für die Gewinnung des Kodeins zu verwerten*).
Man läßt zu diesem Zwecke zu einer kalt gehaltenen ätherischen Diazomethanlösung
eine alkoholische Morphinlösung zufließen. Man kann auch in der Weise vorgehen, daß
man Diazomethan in statu nascendi auf Morphin einwirken läßt, indem man z. B. alkoho-
lisches Kali zu einem Gemisch von Morphin und Nitrosomethylurethan zu'jibt^). Mit grö-
ßerem Vorteil arbeitet man in wässeriger Lösung und mit Morphinkaü, welches ja wasser-
löslich ist*). Man setzt zu einer Morphinlösung in Lauge in kleinen Portionen eine ä herische
Diazomethanlösung unter fortwährendem Schütteln. Das Reaktionsprodukt wird mit
Benzol extrahiert, in welches Kodein überseht. Auch bei dieser Modifikation kann man
statt Diazomethan Nitrosomethylurethan verwenden. Diese Verfahren scheinen aber in
der Praxis nicht angewendet zu werden, insbesondere die auf dem Pech mannschen
Methylierungsverfahren beruhenden. Alle angeführten Verfahren haben die Schattenseite
der schlechten Ausbeute.
Mering hat Peronin (salzsaurer Benzyläther des Morphins) Ci,Hjj(C5Hj • CHj)NO,
• HCl -{- HjO durch Einwirkung von Natriumäthylat und Benzylchlorid in alkoholischer
') Es wurde zuerst von Grimaux synthetisch dargestellt, ebenso Kodäthylin C. r.
93, 1140, 1228; 93, 67, 217, 591. — Bochefontaine, Journ. of anat. and physiol. 5, 329,
untersuchte beide Substanzen zuerst und erkannte sie als Krampfgifte.
2) DRP. 39 887. =) BB. 37, 1888 (1894) und 28, 855, 1624 (1895).
*) DRP. 92 789 ^) DRP. 95 644. «) DRP. 96 145.
Morphin. 399
Lösung auf Morphin erhalten'). E. Merck (Darmstadt) schützte Vorfahren, welche die
Darstellung der Alkyläther des Morphins mit guten Ausbeuten gestatten. Diese Ver-
fahren beruhen darauf, daß die neutralen Alkyläther der anorganischen Säuren leicht
eine Alkylgruppe abgeben. Es wird Morphin in alkoholischer Lösimg mit Natrium und
OCH
Dimethylsulfat S02<^p-rT' (resp. Diäthylsulfat) versetzt und geschüttelt 2). Man kann
außer den neutralen Schwefelsäureestern auch die neutralen Phosphorsäureester') ver-
wenden, ebenso die Ester der Salpetersäure, und zwar Methyl- und Äthylnitrat'). Hin-
gegen gelangt man bei Anwendung der saureu Ester der Schwefel- und Phosphorsäure
nicht zum Ziele.
Alkyläther der aromatischen Reihe erhält man ganz allgemein, wenn man Nitroso-
verbindungen von Säureamiden, welche die Gruppe NRNO enthält, verwendet^). Man
läßt auf den zu alkylierenden Körper diese Nitrosoverbindungen in Gegenwart von Basen
einwirken. Man erhält diese Nitrosoverbindungen durch Behandlung der Suspensionen
des betreffenden Alkylamids in verdünnter Säure mit Nitritlösung. Man erhält so aus
Morphin und p-Toluolsulfonitrofomethylamid Kodein.
A. Gerber, Bonn'), erzeugt Alkyläther der aromatischen Reihe, indem er auf die
Alkali- oder Erdalkalisalze von Phenolliydroxylgruppen enthaltenden Körpern neutrale
Alkylester der schwefligen Säure in Gegenwart aliphatischer Alkohole einwirken läßt. Man
kann auf diese Weise Phenol, o-Kresol, Morphin usw. am Sauerstoff alkyUeren.
Man kann Morphin in Kodein und seine Homologen verwandeln, wenn man es mit
quaternären Ammoniumbasen behandelt, z. B. mit Phenyltrimethylammoniumchlorid').
Alkoxymethyläther des Morphins erhält man, wenn man Alkaliverbindungen des
Morphins mit Halogenmethylalkyläthern umsetzt. Den Methoxymethyläther des Mor-
phins erhält man aus Morphinnatrium in trockenem Chloroform suspendiert >md Chlor-
methyläther in Chloroform unter Kühlung").
Knorr, Jena'), stellt ätherartige, in der Alkoholhydroxylgruppe durch Alkyl oder
Aryl substituierte Abkömmlinge der Kodeine her, indem er unter völligem Ausschluß von
Wasser Halogenkodide mit AJkalialkoholaten oder Alkaliphenolaten in Gegenwart von
absoluten Alkoholen eventuell unter Druck erhitzt. So erhält man den Methyläther des
Kodeins durch Erhitzen von a-Chlorkodid mit Natrium und Methylalkohol im Autoklaven
bei 110° durch 2 Tage. Rascher bildet sich der Phenyläther des Kodeins, aus a-Chlor-
kodid und Natriumphenolat mit absolutem Alkohol 1 Stunde lang. Der Guajacoläther des
Kodeins sowie die beiden Kresyläther des Kodeins, und zwar o- und p- wurden ebenfalls
dargestellt.
Die Darstellung von Formylverbindungen der Morphimnalkaloide ist dadurch ge-
kennzeichnet, daß man die Basen oder ihre Salze mit Ameisensäure oder die Halogen-
verbindungen der Morphiumalkaloide mit ameisensauren Salzen behandelt. Die so ge-
wonnenen Formylderivate haben angeblich vor den bekannten Acylderivaten der Morphin-
reUie den Vorzug geringerer Giftigkeit und zeigen bei geringerer hypnotischer Wirkimg
dieselbe schmerzstillende Wirkungi").
Die gleichen Formylderivate kann man auch durch Behandeln der Alkaloide mit
Estern der Ameisensäure gewinnen, z. B. aus Kodein mit Ameisensäureäthylester durch
Erhitzen auf 150° erhält man Formylkodein^').
Man kann auch die Alkoholbasen mit den gemischten Anliydriden aus Ameisensäure
und anderen aliphatischen Säuren behandeln'^).
Zwei nie in Gebrauch gekommene Derivate des Morphins bzw. des Kodeins
wurden für die Höchster Farbwerke geschützt. Diese Substanzen dürften nach
der Analogie mit dem Äthylendimorphin wirkungslos sein.
Wenn man auf Kodein in salzsaurer Lösung Formaldehyd in der Wärme einwirken
läßt, so erhält man ein neues Produkt, welches durch Vereinigung zweier Moleküle Kodein
mit einem Molekül Formaldehyd unter Wasseraustritt hervorgeht. Der entstehende Körper
ist als Dikodeylmethan anzusehen''). Im gleichen Sinne reagiert Morphin mit Formal-
dehyd ").
1) DRP. 91 813. 2) DRp 102 634. ') DRP. 107 225. *) DRP. 108 075.
5) DRP. 189 843. Bayer, DRP. 224 388, Zusatz zu DRP. 189 843.
«) DRP. 214 783. ') DRP. 247 180. «) Mannich, DRP. 280 972.
») DRP. 224 347. ">) Bayer, Elberfeld, DRP. 222 920.
") Bayer, DRP. 229 246, Zusatz zu DRP. 222 920. '■^} Bayer, DRP. 233 325.
") DRP. 89 963. ") DRP. 90 207.
400 Alkaloide.
Die Carbonsäureester des Morphins sind sehr schlecht haltbar. Hingegen
sind ihre Acylverbindungen sehr stabil.
Man stellt die letzteren durch Einwirkung von Chlorkohlensäureester und Alkali
auf die Acylverbindungen des Morphins (Acetyl- oder Propionyhnorphin ) dar. Man sus-
pendiert hierbei Acylmorphin in Benzol und schüttelt in kleinen Portionen Alkali zu-
setzend mit Chlorkohlensäureäther 1).
Die sehr labilen Morphincarbonsäureäther werden durch Einwirkung von Chlor-
kohlensäureinethylester auf eine absolut alkoholische Morphinlösung bei Gegenwart von
Alkali erhalten; man neutralisiert mit Schwefelsäure, befreit vom Alkohol, löst in Wasser,
übersättigt mit Alkali und schüttelt mit Benzol aus 2).
AcetyUerte Morphine') erhält man aus Morphin oder seinen Athem und Estern durch
Behandlung mit Sulfoessigsäure oder einem Gemisch von Schwefelsäure und Essigsäure-
anhydrid. Man erhält so Triacetylmorpliin aus Morphinanhydrid und Schwefelsäure, vmter
gleichen Bedingungen erhält man aus Kodein Diacetylkodein, aus Dibenzoylmorphin erhält
man Dibenzoylacetylmorphin. Man kann diese Reaktion bei so niedrigen Temperaturen
durchführen, daß sich noch keine Sulfoessigsäure bildet*).
Riedel, Berlin*), steht Morphinester acidylierter aromatischer Oxycarbonsäuren
her, indem er auf Morphin in üblicher Weise die Halogeiüde dieser Säuren einwirken läßt.
Bei diesen Präparaten soll eine wesentliche Erhöhung der narkotischen Wirkung zu be-
obachten sein. Dargestellt wurden p-Acetosy-benzoylmorphin, ferner p-Carbomethoxy-
benzoylmorphin.
Eine Verbindung von Kodein mit Diäthylbarbitursäure erhält man dvu-ch Aufeinander-
wirken molekularer Mengen beider Bestandteüe oder deren Salzen, gegebenenfalls in Gegen-
wart von passenden Mengen geeigneter Lösungsmittel").
Über die verschiedenen Acyl- und Alkylderivate des Morphins, welche
theoretisch alle auf demselben Grundprinzipe (Ersatz der Hydroxylwasserstoffe
durch Acyl- oder Alkyreste) beruhen, hegt nunmehr eine Reihe experimenteller
Arbeiten sowie therapeutischer Versuche vor, welche zeigen,- daß hier trotz
der großen Verwandtschaft in den Wirkungen doch gewisse, wemi auch nicht
grundlegende Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Gliedern bestehen.
Die Resultate dieser Versuche belehren auch, wie die Ergebnisse der ex-
perimentellen Prüfung am Tiere nicht direkt auf den Menschen übertragbar
sind. Während Kodein für Kaninchen viel giftiger ist als Morphin, kann
der Mensch eine zehn- bis zwanzigfach so große Dosis Kodein wie Morphin
vertragen.
J. V. Mering') hat eine große Reihe von Morphinderivaten auf ihre phy-
siologische Wirkung geprüft.
Kohlensäuremorphinester, dargestellt durch Einwirkung von Phosgengas
auf Morphin, unterscheidet sich in seinen Wirkungen am Menschen vom
Morphin nicht.
Die Morphinkohlensäurealkylester haben im frischen Zustande geprüft,
stärkere narkotische Effekte als Morphin. Aber sie zeigen sonst keine Vorzüge.
Es wurden untersucht : Morphinkohlensäuremethylester, Morphinkohlensäure-
äthylester, Morphinkohlensäurepropylester, Morpliinkohlensäureamylester.
Doch ist der Unterschied in der Wirkung nicht so erheblich, daß einer
dieser Körper, insbesondere die Äthylverbindung von praktischer Bedeutung
wäre. Hingegen sind diese Verbindungen ausnahmslos sehr labil, so daß sie
schon beim bloßen Stehen sich in Morphin, Kohlensäure und Alkohol zer-
legen, daher ist ihre Wirkung doch eigentlich als reine Morphinwirkung mit
sehr geringer konkurrierender Wirkung des Alkohols anzusehen. Die Be-
ziehungen zur Kodeingruppe dürften wohl äußerst locker sein. Der stabilere
1) Merck, Darmstadt, DRP. 106 718. ^) DRP. 38 729.
ä) KnoU, DRP. 175 068. «) DRP. 185 601, Zusatz zu DRP. 175 068.
') Riedel, BerUn, DRP. 224 197. ') Knoll, DRP. 239 313.
') E. Mercks Jahresber. 1898, 5.
Morphin. 401
Acetylmorphinkohlensäureäthylester scheint weniger Nebenwirkungen zu
zeigen als Morphin.
Anilidokohlensäuremorphinester (dargestellt durch Einwirkung von Carb-
anil [PhenyUsocyanat] auf Morphin) ist stark narkotisch, aber für die Therapie
nicht besonders geeignet.
Äthylmorphinchlorhydrat allein bietet eine geringe Abweichung von den
übrigen Äthern des Morphins, welche sich vom Kodein in ihrer Wirkung nicht
unterscheiden. Seine Wirkung ist etwas länger und etwas stärker als die des
Kodein. Es ist nach Mering ein vortreffliches Mittel zur Bekämpfung des
Hustenreizes. Erfahrvmgsgemäß wirken Substanzen, in denen Äthylgruppen
statt der Methylgruppen eingeführt sind, in mancher Richtung besser und
stärker als die Methylderivate.
Diese Dionin genannte Substanz wirkt sofort anregend auf die Magen-
saftbildung, während Morphin in den ersten Stunden keine Steigerung, später
aber eine protrahierte Sekretionssteigerung veranlaßt i).
Die höheren Homologen des Kodeins (mit Ausnahme der Äthylverbindung)
wirken nennenswert schwächer, wenn auch physiologisch in ganz gleicher
Weise, als Kodein. „
V O TT T^O
Äthylendimorphin c"h"no''^^2H4 , durch Einwirkung von Äthylen-
bromid auf Morphinnatrium gewonnen, ist für Frösche ungemein giftig, für
Säugetiere von sehr geringer Wirkung, das Allgemeinbefinden ändert sich selbst
bei großen Dosen nicht. Es macht weder eine narkotische Wirkung, noch
steigert es die Reflexerregbarkeit. Auf den Hustenreiz wirkt es gar nicht ein.
Die Wirkungslosigkeit des Äthylendimorphins hat eine Analogie und findet
ihre Erklärung in der Existenz des Pseudomorphins. Dieses entsteht durch
schwache Oxydation von Morphin nach der Gleichung : 2 C17H19NO3 + 0 =
(Ci7Hj8N03)2 + H2O. Pseudomorphin ist ungiftig und unwirksam.
Hier ist nach der Annahme von Polstorff^) die Bildung des Pseudo-
morphins durch das freie Phenolhydroxyl bedingt, so daß Pseudomorphin als
der Morphinäther des Morphins aufzufassen wäre. Dafür spricht auch der
Umstand, daß man vom Kodein durch schwache Oxydation keine dem Pseudo-
morphin analoge Verbindung erhält, weil im Kodein das Phenolhydroxyl
alkyliert ist. Im Äthylendimorphin ist zwischen beide Morphinmoleküle noch
die Äthylengruppe eingeschaltet unter Verschluß beider Phenolhydroxyle.
So werden beide Morphinmoleküle (in beiden Beispielen: Pseudomorphin und
Äthylendimorphin) unangreifbar für den Organismus vmd daher unwirksam.
Eine andere Erklärung glauben wir nicht mit dem vorliegenden Tatsachen-
material in Übereinstimmung bringen zu kömien.
Hingegen ist das dem Morphin nahe verwandte Thebain, welches nur
Methoxylgruppen trägt und keine freien Hydroxyle besitzt, von starker tetani-
sierender Giftwirkung und nähert sich in seinen Wirkungen durchaus dem
Strychnin.
Das AraLkylmorphin Benzylmorphin CgHj • CHg • 0 • Cj^H^gNOa und das
Arylmorphin Tolylmorphin wirken ganz ähnlich wie Kodein, sind aber wegen
ihrer schweren Löshchkeit und des brennenden Geschmackes nicht gut zu
verwenden.
Aus der ganzen untersuchten Gruppe empfahl Mering besonders Dionin,
das chlorwasserstoffsaure Äthylmorphin, vor allem als Hustenmittel und Ersatz
des Kodeins. Dionin hat den Vorzug, daß es außer dem phosphorsavu-en Kodein,
1) Pewsner, B. Z. %, 339 (1907). ^) BB. 13, 86 (1880); 19, 1760 (1886).
r r ä n k e I , Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 26
402 Alkaloide.
das löslichste iinter allen Morphinderivaten und auch weit löshcher als irgend-
ein Morphinsalz ist, so daß es sich aus diesem Grunde für Injektionen besonders
eignet.
Während nun Mering nur in der eigentlichen Kodeingruppe (in den
Alkyläthem des Morphins) Morphinersatzmittel von großem therapeutischen
Werte finden konnte, kam ziemlich gleichzeitig von anderer Seite [H. Dreser*)]
die Empfehlung des Diacetylmorphins, welches ja ebenfalls den Chemikern xmd
Pharmakologen längst bekannt war, als Hustenmittel. Über den Wert dieses
Körpers hat sich, wenngleich sowohl Diacetylmorphin (Heroin) als auch Dionin
eine Zeit lang von den Praktikern warm empfohlen wurden, unter den Phar-
makologen eine heftige Fehde entspomien.
Nach H. Dreser hat der Diessigsäureester des Morphins eme sedierende
Wirkung auf die Atmung, welche intensiver ist als die des Morphins selbst.
Heroin wirkt nach ihm auch stärker als Kodein. Es übt eine deutlich nach-
weisbare beruhigende Wirkung auf die Atmung aus, die Atemfrequenz wird
gemindert, der Hustenreiz beseitigt, zugleich macht sich eine aUgemeiu nar-
kotische Wirkung geltend. Eien erhebhch schmerzlindernde Wirkung kommt
cUesem Mittel nicht zu.
E. Harnack^) warf jedoch gegen die Anwendung dieser Verbindung in
der Therapie ein, daß sie stark giftig sei, die Atmung in hohem und bedenk-
hchem Grade schwäche und auch beim Menschen ungleich giftiger imd ge-
fährb'cher wirke als Morphin.
Von prinzipieller Bedeutung ist der Vorwurf, den Harnack gegen Dreser
richtet, daß letzterer bei Empfehlung dieses Körpers die fundamentale Tat-
sache zu wenig beachtet habe, daß gewisse Körper (organische Basen) durch
Substituierung mit Säureresten, speziell auch durch Acetylierung, zu viel gif-
tigeren Produkten werden können, als es die ursprüngbchen Basen selbst sind.
Es sei jetzt in der chemischen Technik eine gewisse Neigung, aUes zu acetyheren.
Beim Anihn und Aminophenol gelangt man wohl durch Acetylierung zu weniger
giftigen Produkten. Nach E. Harnack scheint cheses für die Basen aus isocy-
chschen Verbindungen im allgemeinen zu gelten, aber die Basen, denen hetero-
cychsche Verbindungen zugrundeliegen und deren Derivate einen großen Teil
der natürlichen Alkaloide ausmachen, verhalten sich anders. Sind doch viele
Alkaloide selbst Säuresubstitutionsprodukte einfacherer Basen, welche letzteren
an Giftigkeit hinter jenen weit zurückstehen. Atropin, Scopolamin und Homatro-
pin sind ungleich giftiger als Tropin, Cocain giftiger als Ekgonin xmd bei der
künstlichen Substituierung der einfacheren Basen mit Säiu-eresten scheint ge-
rade die Acetyherung besonders stark wirksame Produkte zu geben: so über-
trifft nach R. Gottlieb Acetyltropein verschiedene andere homologe Tropin-
derivate an Giftigkeit erheblich (s. S. 342).
Wenn wir auch in dem speziellen Falle die Anschauungen E. Harnacks
völlig teilen, glauben wir nicht, daß es für den Acetj'lierungseffekt von Relevanz
sei, ob die Base isocyclischer oder heterocychscher Natur ist, sondern vielmehr :
die Acetylierung ist nur dann eine Entgiftung, wenn sie Wasser-
stoffe einer Aminogruppe ersetzt, wenn die Acetylgruppen aber
Hydroxylwasserstoffe von Basen ersetzen, so entstehen weit gif-
tigere Verbindungen (s. S. 205, 321 ff.). Wenn man auch alle angeführten
Beispiele betrachtet, so wird man sehen, wie diese Anschauung mit den vor-
üegenden Tatsachen übereinstimmt. Besonders klar wird die migeheure Zu-
») Therap. Monatshefte 1897, 509; 1899, 409.
*) Mönch, med. Wochenschr. 1899, Nr. 27 und 31.
Morphin. 403
nähme der Giftigkeit durch EinführuBg eines Acetylrestes in ein Hydroxyl einer
Base beim Aconitin. Hier verwandelt sich ein fast ganz ungiftiger Körper durch
Ersatz eines Hydroxylwasserstoffes durch den Essigsäurerest in ein äußerst
heftiges Gift, während die weitere Acetylierung der Hydroxyle höchstens den
Effekt hat, die Monoacetylverbindung in ihrer Wirkung abzuschwächen.
Nach vergleichenden Versuchen am Menschen kann man den Unterschied
zwischen der eigentlichen Kodeinreihe (Morphinäther) und den aeetylierten
Morphinderivaten darin finden, daß Kodein und Dionin die Atmung des Men-
schen so gut wie unbeeinflußt lassen, Heroin (Diacetylmorphin) und Mono-
acetylmorphin eine erhebliche Beschränkung der Atmung und der Erregbarkeit
des Atemzentrums herbeiführen [Winternitz^)]. Die Einführvmg von Alkyl-
gruppen schwächt also die physiologische Wirkung des Morphins auch in bezug
auf die Atmung ab, während die Substituierung mit Säureresten eine wesent-
hche Verstärkung der Atemwirkung des Morphins zur Folge hat.
Acetylkodein ist nach Dresers Angabe'^) nicht brauchbar, da es die
Atmung nicht affiziert, dagegen die Reflexerregbarkeit noch in höherem Maße
als Ködern steigert.
Morphoxylessigsäure ■'') durch Einwirkung von chloreesigsauren Alkalien
auf Morphinalkali in alkoholischer Lösung in der Siedehitze dargestellt, ist in
Wasser leicht löshch und reagiert neutral. Sie soll ähnlich narkotisch wirken wie
Morphin, ist aber etwa um das Fünfzigfache weniger giftig. Der Methyl- und
Äthylester dieser Säure sind heftige Krampfgifte, welche pikrotoxinähnhche
Konvulsionen machen^). Die Ester sind weitaus giftiger als das Natriumsalz.
Von anderen Morphinderivaten, welche wohl nicht von praktischem In-
teresse sind, aber doch einiges Licht auf den Zusammenhang zwischen Kon-
stitution und Wirkung bei diesem praktisch wichtigen, ja in seinen Wirkmigen
wohl einzig dastehenden Mittel wirft, wollen wir noch folgende erwähnen.
MorphinchinoLinäther^), CgHgN • Cj^HjgOsN , wirkt krampferregend, ins-
besonders auf die Respirationsmuskulatur. Der Angriffspunkt des Giftes ist
wahrscheinlich das verlängerte Mark. Es setzt den Blutdruck herab. Wir sehen
also auch hier das Bild der Wirkungen aller Morphinäther (Kodeingruppe).
Daß durch Verschluß der Hydroxylgruppe im Morphin die narkotische
Wirkung dieser Substanz unmöglich gemacht wird, läßt sich auch aus den Be-
obachtungen von Schry ver und Lees^) deduzieren. Die alkoholische Hydroxyl-
gruppe im Morphin ist leicht substituierbar, so daß diese Forscher Derivate des
Morphins durch Einwirkung von Phosphortrichlorid usw. erhalten haben. So
wurden gewonnen Chloromorphid C17HJ8O2NCI , Bromomorphid Ci,Hjg02NBr .
Aus Chloromorphid entsteht mittels Zinn mid Salzsäure Desoxymorphinhydro-
chlorid Cj,Hj902NCl. Durch Erhitzen des Bromomorphids mit Wasser erhält
man das bromwasserstoffsaure Salz einer dem Morphin isomeren Base, Isomor-
phin benamit. Chloromorphid, Bromomorphid, DesoxjTnorphin und Isomorphin
sind sämtlich frei von narkotischer Wirkung.
Es wurden noch zwei andere Chloromorphide beschrieben'). Man erhält
sie durch Behandeln von Morphin mit Salzsäure in geschlossenem Rohr bei
etwa 65°. Sie sind physikalisch isomer, beide sind optisch aktiv, die Ä-Base
dreht stärker Links als die /?-Base. In bezug auf die Wlrkiuig unterscheiden
1) Therap. Monatshefte 1899, Sept. ^) Therap. Monatshefte 1898, 509.
3) Chem.-Ztg. 1900, 1141. — DRP. 116 800.
*) A. C. Barnes, AePP. 46, 68 (1901). — Becker, Arch. de pharmacodyn. 12, 73.
^) M. f. Ch. 19, 112 (1898).
') Schryver und Lees, Proc. Chem. Soc. London 17, 54 — 56.
') E. Harnack und H. Hildebrandt, AePP. 65, 38 (1911).
26*
404 Alkaloide.
sie sich nur quantitativ und auch dieses in nicht besonders hohem Grade,
aber das stärker liiiksdrehende Ä-ist auch das stärker wirksame. Es handelt
sich im allgemeinen um eine wesentlich verstärkte Morphin Wirkung. Die mit
Chlor substituierten Morphine verhalten sich wie die acetylierten, z. B. Heroin,
und sind sjaezifische Narkotica für die Atmung, während die allgemein narko-
tische Wirkung mehr zurücktritt. Chloromorphid kann die emetische Wirkung
des Apomorphins abschwächen.
Im Trichloromorphid Cj^HjgCljNO sind beide Hydroxyle und noch ein
Wasserstoff durch drei Chloratome ersetzt. Dieses Alkaloid wirkt auf das Zen-
tralnervensystem in erster Linie und verursacht Depression, auf welche Tetanus
folgt. In kleinen Dosen hat es eine paralysierende Wirkung auf die motorischen
Nerven, welche den Tetanus verschleiert, es hat auch eine leichte Muskelgift-
wirkung. Auch andere von R. Stockmann und Dott untersuchte Chlor-
derivate zeigten alle die charakteristische Morphinwirkung.
Im Chlorokodid CjgHjgClNOa ist die alkoholische Hydroxylgruppe des
Kodein durch Chlor ersetzt. Es hat Kodeinwirkung, wirkt aber stärker auf die
motorischen Nerven und ist überdies ein Muskelgift, che Muskelschwäche ist
bemerkenswert imd die Narkose fast Null. Diese CTilorderivate behalten die
charakteristischen Wirkimgen der Morphingruppen auf das Zentralnerven-
system, sie wirken mehr oder weniger energisch als Muskelgifte, indem sie bald
die kontraktive Kraft der willkürlichen Muskel zerstören. Chlor ist, wie be-
kannt, ein starkes Muskelgift und seine Einführung in andere Gruppen, z. B. in
Chloroform, macht diese Körper zu Lähmuugsmitteln für Muskelgewebe. Viel-
leicht geschieht dasselbe im Morphinmolekül.
Brommorphin wird durch Wasser nach der Gleichung zersetzt:
CijHjgOjNBr -I- H2O = CjjHiaOjN • HBr .
Es entsteht eine neue, dem Morphin isomere Base, das Isomorphin, außer-
dem eine neue Base in kleinen Mengen, das /J-Isomorphin. Chlormorphin hefert
mit Wasser ebenfalls /J-Isomor}3hin. Isomorphiu wirkt nicht betäubend.
Im Methokodein (OHjCCHgO) • C^HigO = N • CH3 sind zwei Methylgruppen,
eine ersetzt Hydroxylwasserstoff, während eine an den N tritt. Es ent-
steht eine offene N-haltige Seitenkette statt des früheren Ringschlusses. Diese
chemische Veränderung verändert die Wirkmig völlig, so daß man gar keine
Ähnhchkeit finden kann, weder Narkose noch Tetanus, die Symptome resul-
tieren von der Vergiftung der wdllkürhchen Muskeln mid in geringerer Aus-
dehnung von einer Rückenmarksdepression. Der Harn ist immer tiefgrün, da
die Substanz im Blute eine Veränderung erleidet. Apomoiphin verwandelt sich
ja auch in eine grüne Substanz und ist auch ein Muskelgift, aber Metho-
kodein hat keine Brechwdrkung. Nach E. Harnack ist Apomorphin wesentlich
ein Muskelgift und das Erbrechen akzidentell. R. Stockmann und Dott ver-
muten, daß beide Körper eine ähnliche Konstitution haben.
Man sieht, daß die Resultate der älteren Untersuchungen von Stockmann
imd Dott^) mit den neueren von Schryver und Lees nicht übereinstimmen.
Wahrscheinlich wurde mit chemisch verschiedenen Substanzen gearbeitet.
Bei DesoxjTnorphin C^H^gNOa, Desoxykodein CjgHjiNOa, Bromotetra-
raorphin Cg5H,5BrN40i2 , Bromotetrakodein und Chlorotetrakodein fand
Förster, daß sie dieselbe Wirkung haben wie Morphin und Kodein. Stocker
fand dasselbe für Di-, Tri- und Tetrakodein. Es scheint nach Stoc k ma n n und
1) Proceed. R. Soc. Edinbourgh 17 (1890). — Brit. med. Joum. 1890, II, 189; 1891,
24. Jan.
Morphin. 405
Dott sicher zu sein, daß, solange die chemischen Veränderungen auf das, was
man die außen liegenden Gruppen des Moleküls nennen kann, restringiert sind,
nur sehr geringe Veränderungen in der physiologischen Wirkung auftreten. Die
Veränderung, welche Platz greift, hängt nicht so sehr von der Natur des sub-
stituierten Radikals ab, als von dem Teile des Moleküls, welches substituiert
ist. Werni aber im Kern des Moleküls eine Verändenmg gesetzt wird, dann ist
die Wirkung stark verändert.
Methylmorphiniumchlorid (die Ammoniumbase) wird durch Anlagerung
von Methylchlorid dargestellt. Cr u m Brown und Fräser behaupten, daß diese
Substanz keine krampferregenden Wirkungen habe , aber hypnotische ; sie
glauben, daß die wichtigste Wirkung dieses Körpers in der Paralyse der moto-
rischen Nervenendigungen besteht und daß dies die Ursache der allgemeinen
Paralyse ist. R. Stockmann und Dott stimmen mit ihnen darin überein,
daß die Morphiumammoniumbase die narkotische Wirkung des Morphins hat,
aber sie finden auch, daß ihr die tetani gierende Eigenschaft in sehr bemerkens-
wertem Grade zukommt. Crum Brown und Fräser führten aus, daß die Wir-
kung auf die motorischen Nerven eine stark lähmende ist, aber R. Stockmann
und Dott zeigten, daß die Paralyse der motorischen Nerven den Tetanus ver-
schleiert. Die letale Dosis für Kaninchen ist ungefähr dieselbe wie für Morphin,
aber der Tod ist durch Asphyxie infolge von Paralyse der motorischen Nerven-
endigungen und nicht des respiratorischen Zentrums, wie beim Morphin, ver-
ursacht.
Bei Versuchen mit Methylkodeinsulfat (Ammoniumbase des Kodeins)
komiten C. Brown und Fräser keinen hypnotischen Effekt sehen und statt
Krämpfen erhielten sie Paralyse, aber ihre Dosiermig war eine zu hohe. Kodein
wirkt auf Gehirn und Rückenmark mid äußert eine deprimierende Wirkung
auf die motorischen Nerven. Beim Methylkodein Jodid ist die letztere Wlrkmig
sehr erhöht, während die Wirkung auf das Rückenmark ebenfalls erhöht ist,
auf das Gehirn aber stark herabgemindert. Reflexsteigerung kommt bei kleinen
Dosen auch vor. Man kann im Experimente Tetanus erzeugen, Narkose kann
man mit großen Dosen zuwege bringen.
Bei diesen beiden Additionsprodukten sind durch die chemische Ver-
änderung die Wirkungen des Morphins oder Kodeins nicht tief alteriert. Die
paralysierende Wirkimg auf die motorischen Nerven ist beträchtlich erhöht
und die narkotische Wirkung gemindert, aber quaUtativ bleiben die Effekte
auf den tierischen Organismus ähnlich denen des Morphins und Kodeins ; auch
hier ist nur ein Radikal addiert, und obgleich die Addition die quantitative Wir-
kung auf die verschiedenen Teile des Nervensystems geändert hat, so bleibt
die quahtative Wirkung unberührt.
Die quatemären Salze des Morphins, wie das Morphinbrommethylat, sind
nahezu ungiftig und ihre spezielle Morphinwirkung ist erheblich vermindert.
Es wiu-de die Ansicht ausgesprochen, daß im Organismus Betainbildung ein-
tritt, die das zur Verankerung erforderliche Phenolhydroxyl festlegt. Das Mor-
phinjodmethylat gibt infolge Betainbildung nicht die Hoff mannsche Spaltung
mit Alkahen. Bei den quatemären Salzen dieser neuen Morphinderivate läßt
sich diese Betainbildung vermeiden, oder, wenn sie eintritt, dinch Einführung
mehrerer Phenolhydroxylgruppen im Substituenten das für die Verankerung
notwendige Phenolhydroxyl erzielen.
Die Bromalkylate des Morphins sollen narkotische Wirkung haben, wenn
auch schwächer als Morphin wirken, aber sie sind erhebhch weniger giftig als
Morphin; bei Katzen ist die letale Dosis mehr als zehnmal geringer.
406 Alkaloide.
Man erhält Morphinbrommethylat und -äthylat durch Behandlung von Morphin
mit Alkylbromiden oder Dialkylsulfaten und Überführung der Additionsprodukte der
letzteren in Bromide oder durch Umsetzung von Morphinjodalkylat mit den Bromiden
solcher Metalle, die schwer lösliche oder unlösliche Jodide bzw. Sulfate bilden, oder durch
Behandlung von Alkylmorphiniumbasen mit Bromwasserstoffsäurei).
Die Bromalkylate^) des Morphins erhält man auch durch Behandlung der Morphin-
chloralkylate mit löslichen Bromsalzen oder mit Bromwasserstoffsäure.
Bromalkylate der Morphinalkyläther^) erhält man durch Überführung der Morphin-
alkyläther nach bekannten Methoden in die quaternären Bromalkylate oder durch tTber-
fühnmg der quaternären Morphinbromalkylate in die Alkyläther oder durch Überführung
von Morphin unter Anwendung von zwei Molekülen Bromalkyl und einem Molekül AlkaU
in die Bromalkylate der Bromalkyläther (R. Pschorr).
Die wässerige Lösung der Dialkylsulfatadditionsprodukte*) der Morphinalkyläther
konzentriert man nach Zusatz von Metallbromiden und extrahiert alsdann mit Alkohol
oder Aceton, oder man setzt die Dialkylsulfatadditionsprodukte mit Metallbromiden in
Alkohol oder Aceton eventuell unter Druck und Hitze um.
Gerber, Bonn^), stellt Halogenalkylate der Alkaloide der Morphiureihe durch Ein-
wirkung von Schwefligsäuredialkylester auf Morphiumalkaloide her und behandelt die
so erhaltenen quaternären Alkylsulfitalkylate mit anorganischen Halogenverbindungen,
wie Metallhalogeniden oder Halogenwasserstoffsäuren. Beschrieben sind die Darstellungen
von Methylmorphiniummethylatsulf it, Methylnarkotiniummethylatsulf it, Methylkodeinium-
methylatsulfit, Methylapomorphiniummethylatsulfit, Methyhhebajummethylatsulfit, Mor-
phinbrommethylat, Kodeinbrommethylat, sowie die Brommethylate des Apomorphins und
Thebains.
DRP. 261 588 beschreibt die Darstellung von Methyläthern von Alkoholen, welche
bei Gegenwart wässeriger Alkalien dargestellt werden. Von Interesse ist die Darstellung
von Methylkodeinjodmethylat.
DRP. 256 156 beschreibt die Verestenmg des Morphins mit halogensubstituierten
Fettsäuren, deren Halogeniden oder Anhydriden im Anschlüsse an das DRP. 254 094,
welches die Darstellung von Morphinestern von Alkyl- und Aryloxyfettsäuren beschreibt.
Dargestellt wurden: Diäthoxyacetylmorphin , Monäthoxyacetylmorphin, Dichloracetyl-
morphiu, Monochloracetj'lmorphin durch unmittelbare Veresterung von Morphin, Di-a-
bromisovalerianylmorphin.
Die bekannte Tatsache, daß Opium anders wirkt als Morphium, läßt
sich dadm-ch erklären, daß an der Wirkung des Morjihiums im Opium auch
die Nebenalkaloide beteihgt smd. Sie modifizieren die Wirkung des Mor-
phiums sowohl quahtativ als auch quantitativ; insbesondere Papaverin und
Narkotin haben ausgesprochene Darmwirkungen, außerdem verstärken die
Nebenalkaloide die Wirkung des Moi-phiums; diese Beobachtungen führten
zur Darstellung von Doppelsalzen aus Morphin und Narkotin , und zwar
wiu-den dargestellt : mekonsaures Morphin - Narkotin , Morphin - Dinarkotin-
Benzoltrisulfonat, phenoldisulfosaures Morphin-Narkotin, Morphin-Dinarkotin-
Salicylodisulfonat, Dimorpliin-Narkotin-Salicyldisulfonat, schwefelsaures Mor-
pliin-Narkotin.
Ebenso wurden die salzsauren Salze von Morphin und Narkotin zu einem Doppelsalz
vereinigt. Ferner Kodein und Narkotin-Chlorhydrate und die Bromliydrate von Morphin
und Narkotin*).
Am besten führte sich das Pantopou ein, welches eine wässerige Lösimg
der salzsauren Salze sämtlicher Opiumalkaloide ist und diese Alkaloide in dem
gleichen gegenseitigen Verhältnis wie das Opium enthält, aber in fünffacher
Konzentration. Pantopon wurde von Sahli besonders empfohlen. Von Faust
wurde das Laudanon empfohlen, welches die Mehrzahl der Nebenalkaloide
in künstlichen, von der Muttersubstanz etwas abweichenden Mischungsver-
haltnissen enthält. Die Straubsche Beobachtung, daß schon einzelne der
1) Riedel, DRP. 165 898. =) DRP. 191088, Zusatz zu DRP. 165 898.
3) Riedel, DRP. 166 362. *) DRP. 175 796, Zusatz zu DRP. 166 362.
^) Gerber, Bonn, DRP. 228 247. ") DRP. 254 502.
Morphin, 407
Nebenalkaloide, wie z. B. das Narkotin, eine Steigerung der Wirksamkeit des
Morphins bewirkt, so daß die Großhirnnarkose verstärkt, die Wirkung auf
das Atemzentrum aber gemildert wird, hat zur Darstellung des Narkophin
geführt, welches zu einem Drittel aus Morphin besteht und das mekonsaure
Morphin-Xarkotin ist^).
Durch Einwirkung von Wasserstoff bei Gegenwart von koUoidalem Palladium kann
man Hydromorphin, Hydrokodein, Tetrahydrothebain erhalten. Hydromorphin soll wie
Morphin wirken und eine längere, wenn auch etwas später eintretende Wirkung zeigen.
Die Gewöhnung soll viel schwerer sein. Bei der Katze soll Hydrokodein weniger erregend
wirken, bei gleicher narkotischer Wirkung wie Kodein. Tetrahydrothebain macht im
Gegensatz zum Thebain keinen Starrkrampf. Diacetylhydromorphin zeigt eine bedeutend
abgeschwächte, krarapferzeugende Wirkung-).
Dihydromorphin erhält man durch Einwirkung von Wasserstoff auf saure, neutrale,
wässerige oder wässerig-alkoholische Opiumauszüge in Gegenwart eines Katalysators,
wenn man die gegebenenfalls mit einer Säure versetzte eingedampfte Lösung mit ab-
solutem Alkohol behandelt, wobei das entsprechende Dihydromorphinsalz ungelöst
zurückbleibt^).
Alkyläther und Acidylderivate des Dihydromorphins erhält man, wenn man vom Di-
hydromorphin ausgeht und dieses d\irch alkyüerende oder acidyUerende Mittel in die ent-
sprechenden Alkyl- bzw. Acidylabkömmlinge überführt. Aus dem Dihydromorphin kann
man durch Methylierung Düiydrokodein, durch Acetylierung Diacetyldihydromorphin
darstellen*).
Paralaudin ist Diacetyldihydromorphin, es wirkt schwächer als Morphin
und Dihydromorphin, welches Paramorphan benaimt ist. Dihydromorphin
hat statt der Doppelbindung eine einfache Bindung, da es zwei Wasserstoffe
aufgenommen. Es wirkt schwächer als Morphin imd erzeugt leichter Erbrechen.
Das Diacetylderivat, Paralaudin, ist in bezug auf Narkose weniger zuverlässig.
Die Dosis ist größer als die des Heroins.
Eukodal ist Dihydrooxykodeinonchlorhydrat[M. Fr e u nd und E. S pe yer*)].
Thebain wird mit Wasserstoffsuperoxyd oxydiert, wobei es unter Abspaltung
von Methylalkohol in eine tertiäre Base von der Formel Ci8Hi9N04 über-
geht, welche nur eine Methoxylgruppe enthält und Ketoncharakter besitzt.
Ein Wasserstoffatom des Thebains ist durch eine Hydroxylgruppe substituiert.
Die Verbindung steht in Beziehung zu dem aus Kodein durch Oxydation
entstehenden Kodeinon und wurde, da sie ein Sauerstoff mehr enthält als
dieses, Oxykodeinon genaimt. Durch Addition von zwei Wasserstoffatomen
läßt sich die im Oxykodeinon vorhandene aliphatische Doppelbindvmg in eine
einfache Bindung überfiihren, wobei Dihydrooxykodeinon entsteht*):
CH CH
O
O
\ Ich CH
ci-
CH CH,
1
OH
/gXN-CH,
1) DRP. 270 575. 2) DRP. 260 233.
3) Hoffmann- La Roche, DRP. 278 107. *) KnoU, DRP. 278 111.
=) DRP. 296 196. «) Münch. med. Wochenschr, 64, 380 (1917).
408
Alkaloide,
Je nach der Art der Reduktion entstehen drei isomere Dihydroxykodeinone.
o<
H
C
^\
CH
I II
c c
/\y\
■" C CHj Thebain
I I
V CH CH
0. C N CH,
I
H
0
^\
C CH
0(
CHgO — C CH CHj
C CHj
H,
Dihydroxykodeinon
CH
^\
CH3O — C CH
I II
C c
/\/\
/ C CH,
o< 1 I
\ CH CH
C CHj Oxykodeinon
I 1
\ CH CH
\/\,/\
C, C NCH,
1 ■■.. II I
O : C CH CHj
C CHj
I
OH
C. CH N.CH,
0:C
I
CH CH,
I
OH
C,
H. I ■■■, II I
>C CH CH,
H0/\/-..,/ •
N.CH,
Eukodal besitzt an Stelle des Phenolhydroxyls im Moi^phinmolekül eine
Methoxylgruppe, an Stelle der sekundären Alkoholgruppe eine Ketongruppe,
femer ein Hydroxyl, das im Morphin fehlt und an der x bezeichneten Stelle
eine einfache Bindung an Stelle der Doppelbindung im Morphinmolekül. Es
wirkt im Sinne der Morj^hingruppe als Narkoticum. Es ist ein Narkoticum
wie Kodein und Morphin, wirkt aber nicht imr viel schneller als Kodein, sondern
übertrifft sogar Morphin und hat keine schädliche Wirkung auf das Herz.
Eukodal hat angebhch stärkere narkotische Wirkimg als Morphin.
Beim Studium von Normorphinderivaten fand Hertha Heimanni),
daß durch die Entmethylierung die Giftigkeit in fast allen Fällen vermindert
wird, aber in ungefähr gleichem Maße auch die Wirksamkeit. Besonders geht
die tjrpische Beeinflussung der Respiration durch Morphui verloren. Penta-
methylendinormorphin und Dihydronorkodein zeigen eine ausgesprochene
lähmende Wirkung auf den isoherten Darm, in gleicher Richtung wirkt Benzyl-
kodein. Auf Katzen hatten die mitersuchten Substanzen mit Ausnahme des
Normorphins eine sehr sedative Wirkmig. Untersucht wurden : Normorphin,
Normorphincyanid , Aminocyannormorphin , Dihydronormorphin , Pentame-
thylendimorphin , Pentamethylendinormorphin , Norkodein, Isodionin, Oxy-
äthylnorkodein, Norkodeinessigester, Propylnorkodein, Benzylkodein, Benzyl-
1) Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 17, 1 (1915).
Morphin. 409
norkodein, Acetophenonkodein, Dihydronorkodem, Aminonorkodein, Hydra-
zin-norkodein, Nordionin, Norapomorphin, Xoramylmorphin, Dimethylamino-
kodein und Diäthylaminokodein.
Während bei den Cocainderivaten die Entmethyliermig wirksamere Sub-
stanzen erzeugt und die Giftigkeit erhöht, ist bei den Morphinderivaten ganz
ähnlich vne in der Antipyringruppe eine herabgesetzte Wirkung der entmethy-
lierten Verbindungen zu sehen.
W^ährend Äthylendimorphin unwirksam ist, zeigt Pentamethylendi mor-
phin und das entsprechende Xoralkaloid eine recht starke Wirkvmg.
O-AUyhiormorphin macht keine wesenthchen Erschemungen, während
N-Allyhiorkodein eigenartig wirkt. Es ist ein sicherer Antagonist des Morphins.
Es wirkt auf Katzen nicht erregend und bei anderen Tieren nur sehr schwach
narkotisch.
Allyldihydronorkodein wirkt im Prinzip gleich wie der nicht hydrierte
Körper, anfangs vielleicht etwas stärker.
Während Methylmorphimethin an Kaninchen, intravenös gegeben, Druck-
senkung und schwere Respirationsstörung auslöst, ist Allylmorphimethin wenig
wirksam.
Dialljdmorphimethin hat ebenfalls keine die Respiration erregende Wirkung.
Eine dem N-Allyhiorkodein quahtativ homologe, quantitativ aber weit
zurückstehende Kraft in bezug auf den Antagonismus zum Morphin haben
Allylthiohamstoff, Allylamid, AHylformiat, Pentamethj-lenallyldimethylamin
und AUylglykosidi).
Diaminophenylnorkodein ist physiologisch indifferent.
N-Methyl-8-oxymethyl-thallin bewirkt im Gegensatz zu Methylthallin
Blutdrucksenkung und Zunahme des Respirationsvolums, zeigt aber mit dem
Kodein gar keine Verwandtschaft. J. v. Braun schließt daraus, daß die
Gregenwart des reduzierten Benzolringes ödes des überbrückten Hexamethjden-
ringes im Kodein und im Morphin und die Stellung des Stickstoffs diesem
Ring gegenüber von ausschlaggebender Bedeutung für das Zustandekommen
der physiologischen Wirkungen der beiden Alkaloide ist, imd daß eine etwas
weniger wichtige RoUe die Stellung des alkoholischen Hydroxyls spielt.
Das Oxäthvlderivat
^ • CHj . CHj • OH
CisHijO^O • CH3
NlCHj)^
welches nicht mehr das alkoholische Hydroxj-l des Kodeins, wohl aber ein neues
Hydroxyl an einer ganz anderen Stelle des Moleküls besitzt, erweist sich zwar
nicht als unwirksam, aber doch als wesentlich schwächer wirksam im Ver-
gleich zum Kodein.
Während die zum Stickstoff /-ständige benzoylierte Hydroxylgruppe im.
Cocain, Tropacocaia, Eucain und in vielen ganz einfachen Fällen Anästhesie
bedingt, erwies sich Benzoyloxy-propylnorkodein als ganz frei von solchen
Eigenschaften.
Js [CH„]3 ■ O ■ COCeHs
C,eH„OfOCH3 -).
OH
Thebtün geht, wenn man es in saurer Lösung mit Wasserstoffsuperoxyd oder mit
Kaliumbichromatlöstmg oxydiert, in eine Base CigHjgNO, über^).
') Julius Pohl, Zeitschr. f. exper. Pathol. u. Thor. 17, Heft 3 (1915).
2) J. V. Braun und K. Kindler, BB. 49, 2655 (1916).
') M. Freund und E. Speyer, DRP. 2S6 431.
410 Alkaloide.
Am Stickstoff entmethylierte Derivate von Alkaloiden der Morphinreihe erhält man,
wenn man die Alkaloide der Morphinreihe in Form ilirer durch AcidyUerung der freien
Hydroxylgruppen erhältlichen Derivate mit Bromcyan in die entsprechenden Norcyan-
verbindungen überführt und diese verseift.
Diacetylcyannormorphin gibt beim Erwärmen mit Kalilauge Cyannormorphin, dieses
beim Erwärmen mit Salzsäure Normorphin. Beschrieben sind ferner: Norkodein, Dihydro-
normorphin, Dihydronorkodein, welches man auch durch Hydrieren von Norkodein erhält ').
Statt Bromcyan kann man Chlorcyan verwenden-). N-AUylnorkcdein und N-Allyldihydro-
norkodein erhält man, wenn man Norkodein bzw. Dihydronorkodein mit allylierenden
Mitteln behandelt. N-Allyldihydronorkodein entspricht in seinen Eigenschaften dem
N-Allylnorkodein. Die Verbindungen erweisen sich als energische Antagonisten des
Morphins, welche die bis jetzt für diesen Zweck empfohlenen Mittel, z. B. das Atropin,
bei weitem in bezug auf ihre Wirkung überragen^).
Oxykodeinon aus Thebain liefert je nach der Wahl des Reduktionsmittels drei
verschiedene Dihydroderivate von der Formel CigHjjNOj. Das erste erhält man durch
Reduktion mit Wasserstoff und Metallen der Platingruppe. Es bildet sich auch beim
Kochen von Oxykodeinon mit Natriumhydrosulfitlösung. Das zweite bei Behandlung der
Base mit Zinkstaub und Eisessig. Das dritte beim Erhitzen mit Stannochlorid und Salz-
säure^).
Zu erwähnen ist noch das physiologische Verhalten des Methokodeins
oder Methylmorphimethins.
Dieses entsteht beim Kochen von Kodeinmethyljodid mit Alkalien^).
Es wird anscheinend die cyclische Stickstoffverkettung des Kodeins auf-
gespalten^).
a-Methylmorphimethin besitzt lokal germge Reizwirkungen, resorbiert
führt es zu Krämpfen, Herzverlaiigsamung, später Herzschwäche, Atemstill-
stand und Tod. Es besitzt weder die schmerzstillende und schlafmachende,
noch die pupillenverengernde Wirkung des Morphins bzw. Kodeins, dagegen
lähmt es, wie Morphin, das Atemzentrum. Während aber Morphin Blutdruck
und Herztätigkeit nicht herabsetzt, tut dies a-Methylmorphimethin. yS-Methyl-
morphimethin wirkt ähnlich, nur schwächer als die Ä-Base').
Dott und Stockmanns Methokodein ist vielleicht a - Methylmorphi-
methin.
/?-Methylmorphimethin entsteht beim Erhitzen von a -Methyl morphimethin
mit Essigsäureanhydrid. Es bildet sich aus der Hälfte der Substanz Morphenol
OHOH
CuHgOj = <^ y — <^ y , welches um zwei Wasserstoffe ärmer ist als Morphol,
\ /
die andere Hälfte erfährt eine Umlagerung in eine stereoisomere Verbindung,
das ^-Methylmorphimethin.
Stärke und Art der Wirkung sind bei den fünf Methylmorphimethinen un-
abhängig von der Isomerie. Beim Warmblüter haben sie eine Wirkung auf
Atmung und Herztätigkeit ohne narkotische oder zentrale Wirkung. Beim
Frosche machen sie Narkose, einige Reflexübererregbarkeit, manche sogar
Krämpfe. Die Atmung %vird zuerst angegriffen, die Herztätigkeit erst später.
Sie machen eine Zunahme der Atemgröße, beeinflussen aber die Frequenz der
Atmung nicht.
Die Methyl morphimethine wirken beim Frosche narkotisierend und das
Atemzentrum hemmend , sekundär tritt eine Schwächung des Herzens ein,
außerdem erzeugen sie eine Ubererregbarkeit. Beim Kaninchen beeinflussen
1) Hoff mann- La Roche, DRP. 286 743.
-) DRP. 289 273, Zusatz zu DRP. 286 743.
3) Hoffmann-La Roche, DRP. 289274. <) Freund und Speyer, DRP. 296 916.
5) Hesse, BB. 14, 2693 (1881). — Grimaux, C. r. 93, 591.
«) BB. 3ä, 1118 (1889). ') Knorr (Heinz), BB. 81, 1144 (1894).
Morphin. 411
sie die Atmung, welche sich vertieft, ohne daß die Frequenz zunimmt. Nach
ß- und }'-Methylmorphimethin tritt manchmal eine Verflachung der Atmung
ein , während die anderen , am stärksten die a-Verbindxmg , eine Vertiefung
hervorrufen ^).
3-Methoxy-4-dimethylaminoäthoxy-phenanthren (Methylmorpholäther des
Äthanol-dimethylamin) wurde ph3'siologisch mit a-Methylmorphimethin ver-
glichen-). Beide Körper wirken nicht auf die Psyche. Die erstere Substanz ruft
lokale Eutzünduugerscheinungen hervor, denn sie besitzt, ähnlich dem Ko-
deinon, eine lymphagoge Wirkmig. Salzsaures Morphimethin ist reizlos. Beide
Substanzen sind Atemgifte, sie lähmen die Atmung, während die anderen
Körperfunktionen noch erhalten bleiben. Methylmorphimethin macht aber die
einzelnen Atemzüge tiefer. Methylmorphol-dimethylaminäther zeigt diese
Wirkung nicht.
Die Verbindungen:
Methylmorphimethylpiperidin
OCH3
Methylmorphimethyl-dihydroisoindol
OCH,
C„H„OfOH /CHa-
^CH,
Cxij-
haben überhaupt keine,
Methylmorphimethylmorpholm
,OCH,
CiAO^H /CH,.CH,x
^CH,-CH,.N<„„ '>0
'■■^\CH,.CH/"
nur eine ganz schwache, an das Kodein erinnernde Wirkung, alle drei ge-
hören dem Typus der Morphimethine
OCH3
CnH80<^OH
CHo • CH„ • N • (CH3)2
an während alle N-Homologen des Kodeins unverkennbar dem Kodeintjrpus
entsprechen.
Der Verbindung Methylmorphimethyl-dihydroisoindol kommen anästhe-
tische Wirkungen zu, was vielleicht mit der Gegenwart des pharmakologisch
kaum bis jetzt erforschten Dihydro-isoindol-Komplexes zusammenhängt^).
Von besonderem Interesse erscheinen für die Frage, die wir besprechen,
die Untersuchungen über die Konstitution des Thebains.
Von allen Opiumalkaloiden ist Thebain, wie schon Claude Bernard ge-
zeigt hat, das am stärksten krampferregende, dagegen steigert Thebain nicht
die Empfindlichkeit in gleichem Maße, wie Morphin und Kodein, weshalb auch
die Erschöpfung nicht so rasch eintritt imd die Vergiftung mit Thebain lang-
samer verläuft. Nach R. Stockmann und Dott macht Thebain in kleinen
Dosen narkotische Wirkung , sonst ist es mit dem Strychnin fast ganz identisch.
Es ist nach Claude Bernard als das giftigste Opiumalkaloid anzusehen.
Thebain ist vielleicht 20 mal so giftig als Morphin. Thebain wirkt anders auf
Menschen als auf Tiere. Ebenso ist Kodein für Tiere giftiger als für Menschen.
1) H. Kögel, Arch. intern, de Pharm. 19, 5 (1909).
2} Kionka bei Knorr, BB. 38, 3153 (1905). ^) J. v. Braun, BB. 53, 1999 (1919).
412 Alkaloide.
Morphin, Kodein und Thebain sind alle drei Phenanthrenderivate. Thebaiii
ist von einem dihydrierten, die beiden andern Alkaloide von einem tetra-
hydrierten Kohlenwasserstoff abzuleiten. Beim Erwärmen von Thebain mit
CH O
wässeriger Salzsäiu-e erhält man Thebenin 'q>Ci,Hi50N', welches allgemeine
Lähmung macht ^).
Thebain zerfällt nach Martin Freund^) beim Erhitzen mit Essigsäure-
anhydrid in Äthanoldimethylamin HO • CH, • CHg • N(CH3)2 und das N-freie
Thebaol, welches 3.6-Methoxy-4-oxyphenanthren ist.
Wenn man Thebain mit starker Salzsäure behandelt, so erhält man einen
Körper, welcher nach Ansicht von Howard ä) und Roser als Morphothebain
aufzufassen ist, d. h. es verhält sich zum Thebain wie zu seinem Dimethyläther.
Dieses Morphothebain ist nicht giftig, eine Lösung in Mengen von 0.2 g einem
Meerschweinchen injiziert blieb ganz ohne Wirkung.
Thebain Morphothebain
Aber diese Auffassung des Moi-phothebains erwies sich durch die Unter-
suchungen von M. Freund^) als unrichtig; bei der Behandlung mit starker
Salzsäure wird nur eine Methoxj'lgruppe abgespalten, andererseits erleidet
tatsächUch der stickstoffhaltige Ring des Thebains eine Umwandlung,
welche nun die völlige Wirkungslosigkeit des Morphothebains zu bedingen
scheint, von dem wir ja beim Festhalten an der Roser - Howardschen
Auffassimg morphinähnliche Effekte erwartet hätten. Ferner hätte Morpho-
thebain, wenn nur eine Methoxylgruppe abgespalten wird, wie M. Freund
gezeigt, und nicht zugleich eine Umwandlung des Morpholinringes vor sich ge-
gangen wäre, physiologische Eigenschaften, ähnlich wie Kodein, zeigen müssen.
Met-Thebenin wirkt wie Thebeuin, aber stärker, während das ringförmige
Thebenol ganz unwirksam ist. Durch die Ring.sprengung geht die eigenartige
Wirkung des Thebenins nach allen Richtungen verloren.
Es läßt sich also aus der vergleichenden Betrachtung dieser Substanzen
sagen, daß die typische Wirkung des Morphins mit dem Vorhandensein der
beiden freien Hydroxyle in benachbarter Stellung an einem Benzoh-ing sowie
mit dem Intaktsein des stickstoffhaltigen Ringes in innigem Zusammenhange
steht. Ähnlich konstruierte Körper können die krampferregende Wirkung be-
sitzen, wie es nach den Erfahrungen mit Laudanosin und Papaverin sicher an-
zunehmen ist. Hingegen geht sie bei Veränderung des N-haltigen Ringes in
dem Falle des Morphothebains verloren.
Man erhält Thebainderivate^) durch Grignardsche Synthese und Zersetzung mit
Wasser aus Brombenzol und Thebain, Magnesium und Äther oder aus Thebain, Benzyl-
chlorid. Magnesium und Äther.
Thebainmethyljodid (diu-ch Addition von Methyljodid dargestellt) besitzt
nach C. Brown imd Fräser lähmende Wirkung auf motorische Nerven, und
seine letale Wirkung ist dem Thebain gegenüber sehr verringert. Aber auch die
krampferregende Wirkung des Thebains ist in der Thebainammoniumbase er-
halten, wenn auch die prädominierende lähmende Wirkiuig sie verdeckt. Die
Methylthebainbase soll man nach Stockmann und Dott ziu' Morphingruppe
rechnen, da sie ein narkotisches uind tetanisches Stadium erzeugt, wenn auch
ersteres sehr schlecht entwickelt.
1) Eckhardt, Beitr. zur Anat. u. Physiol. 8. -) BB. 30, 1357 (1897).
3) BB. U, 527 (1884) und 19, 1596 (1886). *) BB. 32, 168 (1899).
') Martin Freund, DRP. 181510.
Apomorphin. 413
Apoinorphin.
Die Abspaltung von Wasser aus dem Morphin oder Kodein durch Salzsäure
oder Chlorzink in der Siedehitze führt zu Verbindungen, welche insofern von
den Muttersubstanzen differieren, als ihnen die brechetierregende Wirkung des
Morphins in erheblich erhöhter Weise zukommt. Es sind dies Apomorphin und
Apokodein.
Pschorr^) faßt das Apomorphin gegenwärtig auf als
2HC N-CH,
|h|
HO-i
HO
Y
Es enthält zwei Phenolhydroxyle , im Gegensatze zum Morphin mit einem
Phenolhydroxyl. Der indifferente Sauerstoff und zwei Wasserstoffe sind ab-
gespalten. Der Stickstoff ist tertiär vmd ringförmig gebunden wie im Morphin.
Bei der Apomorphinbildung aus Morphin findet außer der Abspaltung eines
Moleküls Wasser noch die Aufrichtung des indifferenten Sauerstoffs an einem
Phenolhydroxyl und der durch beide Vorgänge bedingte Übergang des hexa-
hydrierten Systems in ein dihydriertes statt. Außerdem ist eine Wanderung
der Kohlenstoffseitenkette anzunehmen.
Apomorpliin hat eine geringe narkotische Wirkung, verursacht aber eine
hochgradige Erregung, hierauf Lähmung des Gehirns und der MeduJla oblon-
gata^). Apomorphin ist ein energisches Expectorans und ein Emeticum.
Diacetylapomorphin wirkt, auf den verschiedenen Wegen beigebracht,
doppelt so stark emetisch wie Apomorphin. Die Jodmethylate beider Basen
sind etwa 20 mal weniger aktiv als diese ^).
Dibenzoylapomorphin erzeugt kein Erbrechen*). Es scheint überhaupt
weniger wirksam zu sein.
Ähnlich wie Apomorphin verhält sich Apokodein Cj^HjgNOj • CH3 . Nach
Murell ist es ein Expectorans und Emeticum, wie das ihm nahestehende Apo-
morphin. Nach Guinard ist es für Hunde ein ausgezeichnetes Schlafmittel,
wie Kodein. Bei größerer Dosis bekommt das Tier nach dem Einschlafen Zuk-
kungen und Ki-ämpfe, durch welche der Schlaf alsbald verschwindet. Apoko-
dein*) ist kein Brechmittel, sondern erzeugt nur übermäßige Speichelsekretion
imd beschleunigt die Darmperistaltik, wirkt als Sedativum, das, ohne vorher-
gehendes Exzitationsstadium und ohne Übelkeit und Erbrechen hervorzurufen,
leichten vorübergehenden Schlaf erzeugt. Toy und Combemale*) wiesen
darauf hin, daß Apokodeinchlorhydrat ein subcutan applizierbares, sicher
wirkendes Abführmittel ist. Es erniedrigt den Blutdruck und wirkt gefäß-
erweiternd [Dixon')]. Die laxierende Wirkung ist durch Peristaltiksteigerung,
dm-ch den sedativen Einfluß auf die Hemmungsganglien des Sympathicus zu
erklären. In richtiger Dosis subcutan verabreicht erzeugt es keine Neben wir-
1) Pschorr, BB. 39, 3125 (1906); 40, 1984, 3344 (1907).
") Hypnotische Wirkung des Apomorphin. Mercks Ber. 1900, 69. — Rabow in
V. Leyden-Festschrift Bd. 3, 79 (1902). ^) Marc Tiffeneau, C. r. s. b. 88, 1193 (1919).
*) Bergeil und Pschorr, Therap. d. Gegenw. 1904, Mai.
^) L. Guinard, Contributions & l'^tude physiologique de l'apocod^ine. Lyon 1893
und Lyon mödical. 1891, Nr. 21 und 23. *) Mercks Ber. 1900, 62.
') Brit. med. Joum. 1903, 1297, 2181.
414 Alkaloide.
kungen, kein Erbrechen. Die Wirkungen des Apokodeins und des Kodeins
weisen gewisse Analogien auf, doch wirkt letzteres in stärkerem Maße hyper-
sekretorisch und weniger beruhigend, ist ferner stärker krampferregend und im
allgemeinen gefahrbringender.
Alkylapomorphiniumsalze erhält man in leicht löslicher Form durch Umsetzen der
Apomorphinjodalkylate mit Schwermetallsalzen der betreffenden Säuren oder durch Um-
setzen der freien quatemären Base mit Säuren oder durch Einwirkung von Alkyläthern
der Sauerstoffsäuren oder Alkylhalogenen auf Apomorphin selbst ^). Diese Alkylapomor-
phiniumsalze sind leichter löslich und nicht so leicht veränderlich wie Apomorphinchlor-
hydrat.
Man erhält Alkylapomorphiniumsalze, indem man die alkylschwefelsaiu-en Salze der
Alkylapomorphiniumbasen in konzentrierter wässeriger Lösung mit Metallsalzen umsetzt,
deren basischer Bestandteil ein leicht lösliches Salz der Alkylschwefelsäure bildet; so
erhält man Apomorphinbrommethylat durch Versetzen der ätherischen Lösung von Apo-
morphin mit Dimethylsulfat. Der abgeschiedene Sirup wird mit Bromkalium umgesetzt,
es scheidet sich das Brommethylat ab, das man aus der methylalkohoUschen Lösung mit
Aceton fällen kann^).
Apomorphinmethylbromid (Euporphin) besitzt Curarewirkung, wirkt aber
nicht emetisch, auch nicht zentralerregend*); es soll weniger Brechreiz erzeugen
als Apomorphin imd nicht so stark auf das Herz wirken*).
Yersuche zur Morphinsynthese.
Die Versuche ztir Synthese des Morphins lassen sich in zwei Gruppen teilen :
In Versuche, welche dem Morphin analog wirkende Körper erzielen wollten,
und Versuche zur Synthese des Alkaloids selbst.
Als der roheste Versuch muß jedenfalls die Sjmthese des Piperidinbrenz-
catechin angesehen werden, welche Sokolowski und Szmurlo ausgeführt
haben, um ein Alkaloid der Morphiumgruppe zu erhalten. Die Überlegung,
welche dieser Synthese zugrunde zu hegen schemt, ist, weiui überhaupt eine
vorhanden war, die, daß die benachbarte Stellung der Hydroxyle im Morphin
nachzuahmen sei. Dann liegt aber eine grobe Verwechslung zwischen der ver-
ankernden und der wirklich wirkenden Gruppe vor.
Die Konstitution ist angebhch
,OH H C C
CjHi^CO— CH2 • n/ NcHa
OH Cl^HTCHa
Die toxische Gabe dieser Substanz beträgt 1 g. In mittleren Gaben ein-
verleibt, hat die Verbindung keinen Einfluß auf den Zirkulationsapparat und
zeigte gar keinen narkotischen Effekt.
Versuche zur Synthese morphinähnlicher Körper hegen von L. Knorr vor,
welche sich auf seine Untersuchungen über die Konstitution des Morphins
stützen. Leider ist das experimentelle Material über die Wirkung dieser Sub-
stanzen nicht veröffenthcht. Sie sind nie in die Therapie gedrungen, so daß
es sich anscheinend um wirkiingslose Substanzen handelt.
Von den synthetischen Morphohnen stehen die Naphthalanmorpholine
ihrer Konstitution zufolge, nach der Ansicht von Knorr, dem Morphin am
nächsten. Nach der Knorrschen Angabe sollen die physiologisch sehr wirk-
1) Pschorr, Berlin, DRP. 158 620.
') Riedel, DRP. 107 879, Zusatz zu DRP. 158 620.
3) E. Harnack und H. Hildebrandt, AePP. 61, 343 (1909).
*) M. Michaelis, Klin. therap. Wochenschr. 1904, Nr. 24, 660.
Versuche zur Morphinsynthese. 41 &
Samen N-Alkylderivate des Naphthalanmorpholins in der Wirkung auf den
menschlichen Organismus dem Morphin schon sehr ähnlich sein, was aber an-
scheinend ganz unrichtig ist.
Direkt werden die Morpholine aus Dioxäthylaminen dargestellt^). Sie entstehen
durch direkte Wasserentziehung aus denselben, indem sich ihre Anhydride, die Morpholine,
bilden. Als Kondensationsmittel werden Phosphorsäure, Essigsäureanhydrid, am besten
aber VOproz. Schwefelsäure bei 100 — 200° angewendet. Auch die Stammsubstanz der
Morpholine, das Morpholin (p-Oxazin) selbst,
O
HjCACHa
N
H
kann nach dieser Methode aus Dioxäthylamin erhalten werden.
Nach Marckwald und Chain^) gelangt man auf folgende Weise zum Morpholin:
Durch die Einwirkung von Äthylenbromid auf Natriumphenolate erhält man Bromäthyl-
alphyläther, aus welchen durch Ammoniak oder primäre Amine Basen der allgemeiuea
Form
„„ CHj • CH, • O • Alphyl
^^^-CHj ■ CHj ■ O ■ Alphyl
entstehen. Wenn man Sulfamide bei Gegenwart von Alkali mit Bromäthylalphyläther
reagieren läßt, so entstehen substitvuerte Sulfamide
p „„ „CHa . CHa . O . Alphyl
rv . &U2 JM -^cHa • CHj • O • Alphyl
Femer lassen sich Monoalphyläther des Diäthanolamins und seiner Derivate von der
Form
„ „XHa-CHj-O- Alphyl
■ "^CHa • CHa . OH
durch Einwirlomg von Äthylenchlorhydrin auf die entsprechenden Derivate der Amino-
äthylalphyläther erhalten.
Alle diese Verbindungen liefern beim Erhitzen mit verdünnter Mineralsäure, unter
Abspaltung der Phenole, Derivate des Morpholins oder dieses selbst. Wenn man Imino-
äthylphenyläther NH • (CHj • CHj • O • CjHjJa mit Salzsäure auf 160° erhitzt, so erhält
man fast reines Morpholinchlorhydrat.
Besser ist es, von einem Sulfamid, z. B. p-Toluolsulfamid, auszugehen und es mit
Bromäthyl-p'-naphthyläther und Alkali zur Reaktion zu bringen.
C,H, • SOj • NHj + 2 CHjBr • CH^ • O
C,H, . SOa • N<CH. ; CH^ • O • C.g, ^ ^ NaBr
Es entsteht glatt der Dinaphthyläther des p-Toluolsulfodiäthanolamids, welcher sich
bei 170° mit 25proz. Salzsäure spalten läßt.
C.H, • SOaN : (CHj • CHj • O • Ci„H,)2 + 3 H2O
= C,H8 + H2SO, + 2 CioHgO + HN<^^2 ; ch'>0 = Morpholin.
Ferner kann man Aminoäthylenphenyläther mit p-ToIuolsulfochlorid bei Gegenwart
von Alkali in Wechselwirkung bringen und erhält p-Toluolsulfoaminoäthylphenyläther
C,H, • SO2 ■ NH • CH2 • CHj • CHj • O • C^U^. Mit Kali und Äthylenchlorhydrin in alko-
holischer Lösung erhält man daraus den Monophenyläther des p-Toluolsulfodiäthanol-
amids
r TT . «n . ■NT^^^a ■ '-'■^2 ■ OH
l.,±l, &U2 ^ <CH2 • CHj • O • CjHj
welch letzterer mit Salzsäure wie der Dinaphthyläther reagiert.
Zur Darstellung des Methylmorpholins kann man vom MethyUminoäthylphenyl-
äther CH3 • N(CH2- CH • O ■ CjHjjj ausgehen, welcher durch Einwirkung von Bromäthyl-
1) DRP. 95 854. =) DRP. 120 047.
416 Alkaloide.
phenyläther auf eine verdünnte alkoholische Methylaminlösung bei 100° entsteht. Ea
bilden sich Methylaminoäthylphenyläther und Methyliminoäthylphenyläther. Man stellt
die Nitrosoverbindung der sekundären Base dar und scheidet die tertiäre Base mit Lauge
ab. Letztere wird mit Salzsäure erhitzt und zerfällt in Phenol und Methyhnorpholin.
Morpholin läßt sich femer leicht aus Nitroso- und Nitroderivaten des Phenylmorpho-
lins darstellen durch Spaltung mit Alkalien, während Phenylmorpholin selbst sehr re-
sistent ist '). ^
TT pX^pTT
Vorher hat Knorr^) Morpholin ^"A Joh" ^^® '■^®™ Dioxyäthylamin
N
•CT
PH . OH . OH
NH<~2* ' „^ ' Qg von Würtz, dessen inneres Anhydrid es ist, durch Er-
hitzen mit Salzsäure auf 160° erhalten. „ /\„„
Dieses Morpholin verhält sich zum einfachen Oxazin -^J Jp-g; ''^^
Piperidin zu Pyridin. N
Methylphemnorpholin^) erhält man auf folgende Weise: Wenn man o-Xitrophenol-
salze mit Monohalogenketon umsetzt, erhält man o-Xitrophinolacetol; durch Reduktion
dieser Verbindung kann man MethylphenmorphoUn herstellen, eine Verbindung, die, wie
Knorr angibt, wegen ihrer narkotischen Wirkimg wertvoll ist, und der nach ihrer Ent-
stehung die nachstehende Konstitutionsformel zuzuschreiben ist:
Nitrophenacetol MethylphenmorphoUn
/O • CHo • CO • CH3 /\/0 ^Hj
^NOj ^/^NH— CH • CHg
MethylphenmorphoUn bildet Methämoglobin, löst rote Blutkörperchen;
es besitzt keine narkotische Wirkung mid wirkt auf Katzen nicht wie Morphin
exzitierend*).
Naphthalanmorpholin, also der Körper, welcher nach Knorr von den synthetisch
dargestellten Morpholinbasen dem Morphin chemisch und physiologisch am nächsten ist*),
konnte er aus dem von E. Bamberger und Lodter beschriebenen Tetrahydronaphthylen-
osyd durch Anlagerung von Aminoalkohol und Behandlung des resultierenden Oxäthyl-
aminotetrahydro-p'-naphthols mit kondensierenden Mitteln darstellen*).
Tetrahydronaplithylenoxyd Oxyäthylaminotetrahydro-/?-naphthol
CHj CHj OH
'^ ^ ^^^ r T CH CH, • OH
CH CH
I
CHoNH
Zur Darstellung der NaphthalanmorphoUne kann man nach Knorr') auch folgenden
Weg einschlagen:
>) DRP. 119 785. =) BB. 23, 2081 (1889). ^) DRP. 97 242.
*) Becher, Arch. de pharmacodyn. 23, 91.
5) Liebigs Ann. 301, 1; SOT, 171, 187. — BB. 32, 732 u. ff. (1889).
') Knorr gibt an, „daß ein von Leubuscher geprüftes Naphthalanmorpholin
(welches, wird nicht mitgeteilt) bei Menschen subcutan angewendet, hypnotisch wirkt".
Diese Angabe aber scheint vmricbtig zu sein. ') DRP. 105 498.
Versuche zur Morphinsynthese.
417
Hydramine der Naphthalinreihe gehen unter dem Einflüsse von verdünnter Schwefel-
säure bei Temperaturen von 100 — 200° glatt unter Wasserverlust in die inneren Äther
(Morpholine) über:
O
\XJn ■ CHj . CHj . OH "
Jene Hydramine der Naphthalinreihe werden leicht durch Einwirkimg von Äthanol-
aminbasen
CH„ • CHa ■ OH
^H
auf Dihydronaphthalinchlorhydrin
CHa
/\/\hoh
/CjH, ■ OH
+ HNC' *
^\/\ /
\y\/
HCl
^R
CH
I
+ HCl
CH,
CHj N
R
oder durch Addition von Athanolaminbasen an Dihydronaphthalinoxyd
CHj CHj OH
f Y^^^^o + hn/^»h« • OS - f Y^^s^
CH,
CHj N • CjHj • OH
R
gewonnen.
Zur Darstellung der Camphenmorpholine, die sich vom Campher ableiten, dienen
die Hydramine der Campherreüie von der Formel
CH,
/
H,C
oder die tautomere Nebenform
<
CH.
CH,
CO
;cH . N<
/CHj.CHj-OH
^R
C
H
CHj
C
C^€H3
CH,
\C ■ OH
C-N<^.
CHj • CHj . OH
R
0
H
F r ä n k e 1 , Arzneimittel-Synthese. 6. Aufl.
27
418
Alkaloide.
Diese Hydramine des Camphers werden leicht durch Einführung der Äthanolgruppe
in Aminocampher gewonnen, z. B.
CH.,
M3H,
CO
X
+ ClCHj . CH2 ■ OH =
CHNH
R
CH
CH,
HaC
HjC
^CH,
CO
CH ■ N • CjH, • OH + HCl
R
C
H
Die Hydramine des Camphers gehen außerordentlich leicht vmter dem Einfluß kon-
densierender Mittel in die CamphermorphoUne über:
CH3
C
CH,
OH
H,C
^CH,
OH
I
CHj
I
CHj
HjC
H,C
i^CHj:
CH,
CH,
/
H
N
R
C
H
N
R
E. Vahlen^) ging von der Vermutung aus, daß, im Gegensatze zur Knorr-
schen Ansicht nicht der Morphohnkomplex, sondern der Phenanthrenkem der
Wirkungsträger sei^). Er stellte das Chlorhj'drat des 9-Amino-lO-oxyphen-
anthren dar, Morphigenin genamit.
NCOH
)c ■ NHj ■ HCl
») AePP. 4T, 368 (1902).
*) S. Overton, Narkose. Overton zeigte, daß Phenanthren bei Kaulquappen
hypnotisch wirkt.
Versuche zur Morphinsynthese. 419
und davon ausgehend das Epiosin
Je— N^^"
Er hält die Gruppe
für den Träger der Wirkung, wohl im Gegensatze zu den meisten Morphin-
forschem, aber in Übereinstimmung mit der älteren Knorrschen Formel
Morphigeninchlorid wird folgendermaßen dargestellt: Phenanthrenchinon und salz-
saures Phenylhydrazin geben Phenanthrenchinonphenylhydrazon '). Dieses wird mit
Zinnchlorür in Eisessig reduziert.
Verschiedene Derivate des Morphigenins, welche aber chemisch rein nicht
faßbar waren, gaben angebUch morphinähnliche Wirkxmgen. Obenerwähntes
Epiosin wird durch Erhitzen von Morphigeninchlorid mit Natriumacetat, Alkohol
imd Methylamin unter Druck erhalten. Es ist identisch mit dem Methyldiphe-
nylenimidazol^). Epiosin ist nach Pschorr kein Derivat des Aminophenanthrols
(Morphigenin) , sondern des Phenanthrenchinons resp. Phenanthrenhydro-
chinons. Es erzeugt angeblich Abstumpfung der Schmerzempfindlichkeit,
geringe schlafmachende Wirkung imd rasches Eintreten von Krämpfen (Ko-
deincharakter). Es erhöht im Gegensatze zu Morphin den Blutdruck. Mor-
phin verlangsamt die Pulsfrequenz, Epiosin nicht. SchJießhch ist in quanti-
tativer Hinsicht eine sehr große Differenz. 0.12 g Epiosin entsprechen
etwa 0.03 g Dionin. Es schmeckt sehr kratzend.
Vahlen hatte kein Morphigenin, sondern ein N-freies Umwandlungs-
produkt in der Hand, mit dem er seine Versuche anstellte. Phenanthren-
chinon gab nach dem Behandeln mit Schwefelsäure ein Präparat ähnheher
physiologischer Wirkung. Es bildet sich bei Behandlung von Morphigenin-
chlorid mit Schwefelsäure unter N- Abspaltung intermediär Phenanthren-
chinon. Auch andere N-freie Derivate des Phenanthrens (Carbonsäuren und
Phenanthrole) zeigen starke physiologische Wirkung^).
In der Morphingruppe wären noch folgende Versuche, zu neuen Ver-
bindungen zu gelangen, erwähnenswert, wenngleich sie keine praktische Be-
deutung erlangt haben.
>) Zineke, BB. 12, 1641 (1879).
-) Japp und Davidson, Journ. ehem. See. 1895, 1. — Zineke und Hof, BB. 13,
1644 (1879). 3) gjgjjg Kritik dieser Versuche: Pschorr, BB. 35, 2729 (1902).
420 Alkaloide.
Morphinglykosid 1) (sehr leicht zersetzlieh) wirkt sehr stark tetanisch,
macht bei Katzen aber keine Gehinireizung wie Morphin.
Die Verfahren, um den Geschmack der Alkaloide bei ihrer üitemen Ver-
wendung zu verbessern, haben wir schon zum Teil beim Qiinin kennengelernt.
Es bleiben noch folgende zu erwähnen:
Rhenania (Aachen) stellt wasserlösliche Verbindimgen des Caseins mit Alkaloiden
in der Weise her, daß sie die alkoholische oder andere Lösung der Alkaloide auf Casein zur
Einwirkung bringt, evtl. unter Zusatz von Alkali oder Alkalisalzen-).
Als Beispiele dienen: 100 Teile Casein werden mit 24 Teilen Morphin in warmem
Alkohol gelöst, gut verrieben und im Vakuum zur Trockne gebracht, die Verbindung ist
in warmem Wasser vollständig löslich.
100 Teile Casein werden in frisch abgepreßtem Zustande mit 30 Teilen Chininhydrat
in alkoholischer Lösung erwärmt, die fast klare Lösimg gibt nach dem Trocknen eine
durchsichtige glasartige Masse, welche durch Zusatz von Alkali bzw. von Alkalisalzen
löshch gemacht wird.
Zur Darstellung von Narcein aus Handelsnarcein gehen Martin Freund und
Frankfurter^) so vor, daß sie Handelsnarcein in Lauge lösen und gelinde erwärmen, es
erstarrt dann die Masse krystallinisch. Diese krystallinische Masse besteht aus Aponarcein-
natrium, welches man umkrystallisieren kann. Löst man die gereinigten Salze in Wasser
und leitet Kohlensäure ein, so fällt chemisch reines Narcein heraus.
Der Prozeß läßt sich durch folgende Gleichungen verständlich machen:
Entwässerter Narcein
CsjHjbNO, + NaOH = CjsHjjNOjNa + 2 HjO
Aponarceinnatrium.
Aponarceinnatrium
CjjHjjNOgNa + Ha + HjO = ClNa + CjsHjjNOj
Narcein.
Narcein ist nach Versuchen von Mohr (Privatm.) in Gaben von 1 g und
mehr noch ganz unwirksam (per os). Narcein ist wasserunlöslich, seine Salze
äußerst schwer löslich. Aponarcein ist gleichfalls unwirksam.
Hingegen war kurze Zeit imter dem Namen Antispasmin eine Doppel-
verbindung des Narcems, das Narceiiuiatrium-Natriumsalicylat in Verwen-
dung. Es hat eine morphinähnliche Wirkung, ist jedoch 40 — 50 mal schwächer
als Morphin. Die ungemein schwache Wirkimg des Narceius selbst schließt
es aus, daß man von diesem Körper aus zu neuen wertvollen Körpern gelangen
kann.
Ester des Narceins kann mau nach Martin Freund darstellen*), da in demselben
eine Carboxylgruppe vorhanden ist, durch Behandeln mit Alkohol und Salzsäure.
Die so dargestellten salzsauren Methyl- und Äthylester des Narceins haben
keine praktische Verwendung gefunden.
Narceinäthylesterchlorhydrat (Narcyl) soll nach Schröder ein gutes Mittel
gegen Reizhusten sein. Narcyl wirkt wie Morphinäther^). Es hat die gleichen
Wirkungen wie Narcein*).
Narcein') oder Homonarcein wird bei Gegenwart von Alkalien mit Dialkylsulfaten
behandelt und die erhaltenen Beaktionsprodukte in Salze oder Ester oder die Salze dieser
Ester übergeführt.
») Becker, Arch. intern, de pharmacodyn. 13, 96 (1903). ^) DRP. 119 060.
3) DRP. 68 419. — Liebigs Ann. SIT, 20. *) DRP. 71 797.
") Z. f. Tuberk. 1904, 451.
«) Pouchet imd Chevallier, Bull. gön. de ther. 1904, 779. — Noguega, Gaceta
Mödica Catalana 1906, 25. ') Knoll, DRP. 174 380.
Hydrastis. 421
Man kann die gleichen Alkylderivate auch erhalten durch neutrale Alkylierungs-
mittel, wie Methylnitrat, Jodalkyl, Trimethylphosphat i).
Zwecks Darstellung von Alkylnarcein-) oder Homonarceinadditionsprodukten und
deren Alkylestern werden entweder Alkylnarceine resp. Alkylhomonarceine oder Narcein-
alkalien für sich oder in alkoholischer Lösung mit Alkylierungsmitteln behandelt und die
erhaltenen quaternären Verbindungen esterifiziert oder die Narceine esterifiziert und dann
in die quaternären Verbindungen verwandelt.
Narceinphenylhydrazon CaaHgjNjOg, von M. Freund dargestellt, wirkt
in Dosen von 0.1 g per kg letal durch Atmiuigslähmung. Vorher treten Kon-
vulsionen auf).
Aponarcein*) erhält man aus Narcein mit wasserentziehenden Mitteln, wie Mineral-
säuren, Säurechloriden oder Anhydriden, z. B. aus Narcein und Phosphoroxychlorid.
Hydrastis.
Das Studium der Opiumalkaloide führt uns zu einer Gruppe von Körpern,
welche chemisch und physiologisch bestimmte Beziehungen zu einzehien
Opiumalkaloiden besitzen.
Während lange Zeit die Mutterkompräparate die Alleinherrschaft bei
Behandlungen von Gebärmutterleiden und insbesondere von Blutmigen aus
diesem Organe behaupteten, trotzdem diesen Präparaten wegen ihrer sehr
verschiedenen Wirkung, ihren unangenehmen Nebenwirkungen imd dem
leichten Verderben große Nachteile innewohnten, brachte die Einführung
der Droge Hydrastis canadensis einen Konkurrenten, welcher sich einen
großen Teil des therapeutischen Gebietes, auf welchem die Ergotinextrakte
(Seeale cornutum) dominierten, eroberte, obgleich keineswegs zu verkennen
ist, daß zwischen der Wirkung beider Substanzen ganz wesentliche Unter-
schiede bestehen.
Der Fluidextrakt der Hydrastis canadensis hat einen dem rein dargestellte
wirksamen Priuzipe nicht zukommenden widerlichen Geschmack, an welchem
die Verwendung dieses Mittels oft gescheitert ist (er wird auch als Expektorans
benützt).
Bei der Untersuchung dieser Droge wurde als wirksamer Bestandteil das
Alkaloid Hydrastin isoHert, neben dem schon früher bekannten Alkaloide
Berberin.
Hydrastin läßt sich in Opiansäure und in Hydrastinin spalten^).
Hydrastin Opiansäiu'e Hydrastinin
CjiHaiNOe + H^O = CioHio06'+ CnHisNOj.
Hydrastinin wird aus Hydrastin durch Einwirkung von verdümiter Sal-
petersäure gewonnen.
Dem Hydrastinin kommt folgende Strukturformel zu:
CH,,
rtr / 1 II \ -
^^0-\y\ 'NH — CH3
CHO
1) DRP. 183 589, Zusatz zu DRP. 174 380.
2) Knoll, DRP. 186 884, Zusatz zu DRP. 174 380.
3) Wendel, Diss. Berlin (1894). *) Knoll, DRP. 187 138.
S) Martin Freund und W. Will, BB. 19, 2800 (1886); 30, 89, 2400 (1887).
422 Alkaloide.
Die Konstitution des Hydrastins läßt sich folgendermaßen darstellen:
/0-i^\AcH,
C^2\0-
\
CH
■\/\/N-
k
CH— O
I
CO
OCH3
Es fällt gleich eine bestimmte Verwandtschaft dieses Alkaloids mit dem
Opiumalkaloid Narkotin auf, wenn man sich der Betrachtung der Konstitution
des letzteren zuwendet.
Narkotin läßt sich durch Oxydation und Wasseraufnahme in Opiansäure
und Kotamin spalten.
Narkotin Opiansäure Kotamin
CsaHajNO, + HjO + O = C,aH,„0, + C,jH„NO,.
Gnoscopin ist racemisches Narkotin i).
Dem Kotarnin kommt nun, durch Synthese von Arthur Henry Salway
endgültig erwiesen, folgende Konstitution zu^):
CHa
/0-p
1 CHO
(Die meisten Gefäßmittel aus der Alkaloidreihe besitzen Aldehydcharakters
auch das Yohimbin.)
Narkotin läßt sich daher durch folgende Formel darstellen:
CH.CQ(
CHj
N . CHg
CH
CH — O
l^^OCH,
OCH3
Narkotin und Hydrastin rufen beide ein tetanisches Stadium hervor, das
bei Kaltblütern in eine vollständige zentrale Lähmung übergeht, beide ver-
langsamen die Schlagfolge des Herzens, beide lähmen die Herzganglien. Beide
regen die Peristaltik an^).
Hydrastin macht bei Katzen Somnolenz, ebenso Hydroberberin.
Die Oxydationsprodukte, die nach Abspaltung der indifferenten Opian-
säure entstehen, Kotarnin und Hydrastinin, zeigen beide keine krampf-
erregenden Eigenschaften, sie erzeugen bei Warm- imd Kaltblütern eine
rein zentrale Lähmung (durch Einwirkung auf die motorische Sphäre des
Rückenmarkes). Sie sind keine Herzgifte; der Exitus letalis erfolgt bei ihnen
durch Lähmung des Atmungszentrums und ist durch künstliche Respiration
aufzuhalten.
1) BB. 43, 800 (1910). "j journ. Chem. Soc. London 91, 1208 (1910).
') Ronße, Arch. intern, de Pharmacodyn. 4, 207; 5, 21.
Hydrastis.
423
Betrachtet man nun die Formeln der Alkaloide: Hydrastin, Papaverin
und Narkotin imd auch die des Berberins nebeneinander, so läßt sich die große
Analogie in der Konstruktion nicht verkennen.
Narkotin
-0
>-0
HC " I II
I II o I I
nI Jch,
>CHj
I
oc
CH,
CH,
Papaverin
-OCH,
I
CHj
f \pOCH,
sX
Hydrastin
/v>
H,
Berberinal
HC
r
CHjO
HN
CH,
I
CHO CHj
Während nach Gadamer die freie Base des Berberins als Aldehyd (Ber-
berinal) anzusehen ist, sind die Berberinsalze (I)
Berberinchlorhydrat
(I)
CH,0
r
Hydrastininchlorhydrat
Kotarninchlorhydrat
(H)
HC;
2
(m)
'CHj
HC,
n'
/v
CH,
CH3 Cl CHj
als IsochinoUnammoniumverbindungen aufzufassen. Unter Austritt eines Mole-
küls Wasser aus dem Aldehyd (Berberinal) und Mineralsäure vollzieht sich
die Salzbildung unter Ringschluß. Auch die Spaltstücke des Hydrastins und
Narkotins, des Hydrastinins und Kotarnins, haben, wie früher gezeigt, den
Charakter aromatischer Aldehyde. Auch bei diesen Substanzen tritt die Salz-
bildung unter Wasserabspaltung und Ringschluß ein (II und III).
424 Alkaloide.
Die Stellung der beiden Methoxj-lgruppen im Berberinmolekül ist von
Franz Faltis bewiesen worden. Eine vollständige Bestätigung hat die Ber-
berinformel durch die Synthese von Pictet und Garns erfahren.
Narkotin erweist sich als ein Methosyhydrastin.
Ein noch klareres Bild über die Beziehungen zwischen Konstitution und
Wirkung erhalten wir, wenn wir die anderen im Opium enthaltenen Alkaloide,
soweit deren Konstitution und deren physiologische Wii'kung bekannt ist, be-
sprechen.
Papaverin ist nur noch schwach narkotisch wirkend und steht in der Mitte
zwischen Morphin luid Kodein i). Nach Leubuscher-) hat es in kleinen
Dosen eine beruhigende Wirkung auf die Darmbewegmigen. Es beeinflußt alle
glattmuskeUgen Organe erschlaffend (J. Pal).
David J. Macht bezieht die hemmende Wirkimg der Papaveringruppe
auf ihi'e Benzylgruppe, die erregende der Morphingruppe auf den PiperidinteiP).
Nach subcutaner Darreichung von Papaverin kann man dieses weder in
Organteilen noch in den Ausscheidungsprodukten finden, auch kein Umwand-
hmgsprodukt davon. Nach oraler Darreichmig kaim man eine Teil aus dem
Magen xmd Darm isoheren. Papaverinsulfosäure ist physiologisch indifferent
und kann nach subcutaner Darreichung zu etwa 35% aus den Ausscheidvmgs-
produkten wieder isohert werden^).
Die Konstitution des Papaverins hat Guido Goldschmiedt^) völlig
aufgeklärt, und sie läßt sich in folgender Formel darstellen:
CH
CHäOY^I^VH
c
I
CH,
I '
/•\
yLoCH,
I
OCH3
Hochmolekulare Derivate des Papaverins sind von M. Freund und
K. Fleischer ^) durch Kondensation von Papaverin, einerseits mit Formaldehyd,
andererseits mit Opiansäure, bei Gegenwart starker Schwefelsäure erhalten worden.
Verwandelt man Papaverin in das entsprechende Chlormethylat imd
reduziert dieses mittels Zinn und Salzsäure, so erhält man N-Methyltetra-
hydropapaverm
CH3OYYYH2
CHsO-^/il^^N-CHj
CH
I
CH,
■ 1
OCH,
OCH,
») Schröder, AePP. IT, 96. =) Dtsch. med. Wochenschr. I89S, 179.
ä) Journ. Pharm, and exper. Therap. 9, 287(1917). «) Kurt Zahn, BZ. 68, 444 (1915).
') M. f. Ch. 4, 704 (1883); 6, 372, 667, 954 (1885); 7, 485 (1886); 8, 510 (1887); 9, 42,
327, 349, 762, 778 (1888); 10, 156, 673, 692 (1889); 13, 697 (1892); IT, 491 (1886).
«) BB. 48, 406 (1915).
Hydrastis. 425
welches racemisch ist und sich durch Chinasäure in zwei aktive Komponenten
zerlegen läßt. Die rechtsdrehende ist mit dem Laudanosin aus dem Opium
identisch 1).
Die Base ist also am Stickstoff methyliert und hydriert. Dadurch ist sie
außerordentlich giftig geworden und nähert sich durch ihre konvidsivische
Wirkung dem Thebain und Strychnin; sie besitzt keine wahrnehmbare nar-
kotische Wirkung. Nach Babel kann sie in bezug auf Giftigkeit nur dem
Thebain an die Seite gestellt werden. Die Verstärkung der Toxizität ist auf
die Wasserstoffzunahme, die stärkere Krampfwirkung auf die Methylgruppe
zurückzuführen .
Dagegen sind die narkotischen Eigenschaften, welche Papaverin, wenn-
gleich in wenig hohem Grade, besitzt, beim Laudanosin völlig verschwiui-
den. Die anderen Erscheinimgen der physiologischen Wirkung sind bei den
beiden Alkaloiden sehr ähnlich^).
Nach den Untersuchungen von Claude Bernard^) rangieren die Opium-
basen in folgender Weise in bezug auf ihre krampferregende Wirkung. 1. The-
bain. 2. Papaverin. 3. Narkotin. 4. Kodein. 5. Morphin. Laudanosin steht
also in dieser Hinsicht zwischen Thebain und Papaverin. Es ist also durch die
Hydrierimg und die Methylierung am Stickstoff die Wirkungsweise nicht ver-
ändert, sondern nur erheblich verstärkt, daher erscheint die schwach nar-
kotische Wirkung des Papaverins in dieser als krampferregendes Mittel stärker
wirkenden Verbindung nunmehr völlig verdeckt. Man ersieht beim Papaverin
und beim Laudanosin leicht aus der Formel, daß alle Hydroxyle durch AJkyl-
gnippen geschlossen erscheinen, so daß der krampferregende Komplex, dessen
angreifende Gruppe für das Rückenmark uns leider xmbekannt, zur vollen
Geltung kommen kann, da kein freies Hydroxyl in dieser Substanz vorhanden,
welches chemische Beziehungen zum Giehirn hersteUen würde.
Durch Oxydation von Papaverin mit Permanganat erhielt Guido
C6H3{OCH3)2
Goldschmiedt ein Keton, das Papaveraldin CO
CsH^NiOCH,)^
Durch Reduktion mit Essigsäure mid Zink kami man aus diesem einen
sekundären Alkohol (Papaverinol) erhalten*).
CH
c
I
H-C-OH
I
yi-ocH,
OCH3
Die Wirkung des Papaverinols ähnelt in aüen Hauptsymptomen der Papaverin-
wirkung, niu- sind die Krämpfe kräftiger mid andauernder.
Tetrahydropapaverolinhydrochlorid CigHi,04N • HCl , von Frank Lee
Pyman^) dargestellt, also der entmethylierte und reduzierte Körper, wirkt
physiologisch nur wenig. An isolierten Organen aber sieht man eine Blut-
1) Am6 Pictet und Athanasescu, BB. 33, 2346 (1900).
2) Babel, Rev. mM. de la Suisse Rom. 1899, Nr. 11, S. 657. ^) C. r. 59.
«) Stuchlik, M. f. Ch. 21, 813 (1900). ^) Journ. Chem. Soc. London 95, 1610.
426 Alkaloide.
drucksenkung , bedingt durch eine EntspaiiBung der glatten Muskulatur.
Ebenso wirkt die Substanz auf den Uterus^).
Papaverin Tetrahydropapaverolin
CH CHj
ch^o-^JMn no\XMB.
C CH
I 1
CHo CH.2
I I
1 r^^^ i l_0H
OCH3 OH
Die hydrierte Base wird im Organismus anscheinend durch Oxydation zer-
stört, auf die Skelettmuskulatur wirkt sie nicht, sie ist wenig giftig, der Blut-
druck sinkt rapid ab infolge einer Erweiterung der glatten Muskulatur der
Arterien. Die Substanz wirkt hauptsächhch auf die glatte Muskulatur über-
haupt mid nicht auf das Nervensystem, nur der Blasenmuskel widersteht der
Wirkung'').
Mittels Grignardscher Synthese werden aus Berberinsalzen Benzyldihydroberberin,
Phenyldihydroberberin , Methyldihydroberberin , Äthyldihydroberberin , Propyldihydro-
berberin dargestellt').
a-Alkyl-tetrahydroberberine erhält man durch Reduktion von a -aliylsubstituierten
Derivaten*).
Dicentrin ist ein dem Papaverin, Hydroberberia und Canadin isomeres
Alkaloid C2oH2jN04 . Es erzeugt leichte Narkose an Fröschen und Krämpfe
sowie eine Schwächung der Reaktionsfähigkeit des Froschherzens. In großen
Dosen wirkt es auf das Respirationszentrum lähmend. Bei Warmblütern geht
der Lähmung eine vorübergehende Erregung des Zentrums voraus^).
Betrachtet man nun die physiologische Wirksamkeit dieser Substanzen
und ihrer Spaltungsprodukte, so ergeben sich interessante Beziehimgen zwischen
diesen Verbindungen und man sieht leicht den Gedankengang, welcher dazu
geführt hat, auf rein chemischen Beobachtungen über die konstitutionelle Ver-
wandtschaft dieser Körper äußerst wirksame Ersatzmittel der natürlichen Hydra-
stis-Droge und ihres wirksamen, rein dargestellten Prinzipes zu basieren.
Das zweite Alkaloid der Hydrastis, Berberin, wirkt hauptsächhch auf das
Zentralnervensystem. Kleine Dosen wirken auf den Blutdruck und die Gefäße
gar nicht. Große Dosen erniedrigen den Blutdruck merklich (Pio Marfori).
Schon kleine Berberindosen verursachen mächtige Uteruskontraktionen und
dieselben Blutdruckänderungen wie Extractum Hydrast. fluid.*). Berberin
kontrahiert die Milz, macht Uteruskontraktionen und wird auch als Stomachi-
kum und Tonikum benutzt. Es setzt die Körpertemperatur herab, vermehrt
die Peristaltik und tötet schließlich durch zentrale Lähmung'). Nach Berg
wird es im Organismus verbramit. Im Harn läßt es sich gar nicht, in den
Exkrementen nur in Spuren nachweisen.
Hydroberberin, welches Hlasiwetz und Gilm*) und Schmidt dar-
gestellt, unterscheidet sich vom Berberin dadurch, daß es um vier Atome
1) P. P. Laidlaw, Journ. of physiol. 40, 480 (1910).
») P. P. Laidlaw, Journ. of physiol. 40, 481 (1910).
3) M. Freund und E. Merck, DRP. 179 212.
*) Martin Freund, DRP.-Anm. F. 20 430 (zurückgezogen).
') K. Iwakawa, AePP. 64, 369 (1911). «) Osterr. med. Jahrb. 1885, 349.
') Curci, BB. 25, R. 290 (1892). ») Liebigs Ann. Suppl. 3, 191 (1862).
Hydrastis. 427
Wasserstoff mehr enthält. Es erhöht den Blutdruck durch Giefäßverengerung,
die abhängt von der Erregung der vasomotorischen Zentren der Medulla ob-
longata. Die physiologische Wirkung des Hydro berberins ist ganz verschieden
von der des Berberins. Ersteres macht zuerst eine Erregung des Rückenmarkes
und dann allgemeine Lähmung, letzteres sofort Lähmxmg. Hydroberberin
macht Blutdrucksteigenmg, Berberin eine starke Druckemiedrigung. Die
Hydrierung macht also hier eine völlige Ändenmg der physiologischen Wirkung ^).
Canadin (aus der Wurzel von Hydrastis canadensis) ist optisch aktives,
und zwar l-Tetrahydroberberin. Man kann racemisches Canadin aus Berberin
diu'ch Reduktion künsthch darstellen mid durch Oxydation wieder in Berberin
verwandeln. (Die Trennung des Racemkörpers haben Vosz imd Gadamer
durchgeführt^).
Canadin wirkt aber nicht ^) blutdrucksteigemd. Bei Säugetieren macht
Canadin in mittleren Gaben schwere Somnolenz, große Gaben erzeugen tonisch-
klonische Krämpfe mit nachfolgender schwerer Lähmung. Auf den Uterus
und das Gefäßsystem ist es ohne Einflviß*).
«-Methyltetrahydroberberinhydrochlorid ist fast wirkungslos, das ent-
sprechende Salz des Ä-Äthyldihydro berberins zeigt ausgeprägte lokal schä-
digende Eigenschaften; es ätzt die Cornea, tötet einzellige Lebewesen, bringt
Muskel zum Erstarren, lähmt Leukocyten. In das Gefäßsystem injiziert,
veranlaßt es Puls- und Atembeschleunigung, verursacht aber im Gfegensatz
zu Hydrastinin mid Kotarnin keine Blutdrucksteigerung durch Gefäßver-
engerung ^).
Die Hydrastininsäxrre
und Berilsäure
r-n /Ofl ■ CO • XH ■ CI
^^2<ol J-COCOOH
CH30>*^«^'i<C0>^ CH : CH • C5Hj<°>CH2
COOH
sind Oxydationsprodukte des Hydrastins und Berberins. Sie sind gänzlich
unwirksam^).
Amenyl ist das Chlorhydrat des Methylhydrastimids ; man erhält es aus
dem Jodmethylate des Hydrastins durch Ammoniak, wobei unter Abspaltung
von Jodwasserstoff eine Öffnung des X-haltigen Ringes eintritt. Das so ent-
standene Methylhydrastin nimmt bei der Behandlung mit Ammoniak ein Mole-
kül desselben auf, wobei die Lactonbüdung gesprengt wird. Das dabei ent-
stehende Methyüiydrastamid spaltet beim Erwärmen mit Salzsäiu:e sehr leicht
ein Molekül Wasser ab und geht dabei in das Chlorhydrat des Methylhydrast-
imids über. Dieses setzt den Blutdruck infolge Gefäßerschlaffung herab').
Die Alkylhydrastine und die analogen Jsarkotinverbindungen geben, mit Ammoniak
behandelt, analoge Körper. Es gehen die Alkylhydrastinalkoholate in die Alkylhydrast-
amide über, wenn sie mit Ammoniak längere Zeit digeriert werden. Dieselben spalten
beim Erhitzen mit starker Lauge oder unter dem Einflüsse von Säuren leicht Wasser ab
und gehen in Alkylhydrastimide resp. Alkylnarkotimide über.
Die so dargestellten Verbindungen haben keine praktische Bedeutimg
erlangt.
1) Siehe Allgemeines über Alkaloide, S. 301 ff. ■) Arch. d. Pharm. 248, 43 (1910).
=) Mohr, Privatmitteilung. ') BB. 40, 2604 (1907).
^) Frank Lee Pyman, Journ. ehem. Soc. London 97, 1814 (1910).
«) Pio Marfori, AePP. 27, 161. •) Therap. Monatshefte 23, 581.
428 Alkaloide.
Die Droge Hydrastis canadensis -svirkt in erster Linie auf das Glefäßsystem,
und zwar vom Zentrum aus imd be-wirkt Gefäßverengerung bzw. in großen
Gaben Erweiterung (Fellner).
Hydrastin macht keine lokale Anästhesie, hingegen aber eine Steigerung
des Blutdruckes. Bei Warmblütern macht Hydrastin Tetanus und dann Läh-
mmig. Diu-ch Reizung der Medulla oblongata kommt es zu einer Gefäßkontrak-
tion und Blutdrucksteigerung, dieselbe ist aber nach Palk^) gering und be-
sonders während der tetanischen Anfälle tritt tiefes Sinken des Blutdruckes
und Gefäßerschlaffung ein. Die Blutdiucksteigerung ist nicht andauernd. Der
Tod tritt bei der Hydrastinvergiftung durch Herzlähmung ein-). Eine direkte
Wirkung auf den Uterus ist nicht zu konstatieren.
Hydrastinin, das Spaltungsprodukt des Hj-drastins, -«-irkt ebenfalls nicht
lokal anästhesierend, ist aber kein Herzgift, wie seine Muttersubstanz, mid er-
zeugt eine Zimahme der Gefäßkontraktion. Die Gefäßkontraktion wird zum
Teil dm'ch Erregung des vasomotorischen Zentrums bewrkt, vor allem aber
durch Einwirkung auf die Gefäße selbst, infolgedessen tritt dann Blutdruck-
steigerung ein. Die Blutdrucksteigerung ist anfangs periodisch, lang andauernd
und durch keine Erschlaffungszustände imterbrochen. Der Tod erfolgt durch
Lähminig des Respirationszentrums. An der isolierten Gebärmutter sieht man,
daß Hydrastinin auf die Gefäße cUi-ekt nicht wrkt, daß die Gefäßwirkung eine
zentrale ist. Die Uteruskontraktionen hängen nicht mit einer Verengerung der
Gefäße zusammen. Auf den Nervenmuskelapparat wirkt es so, daß die Zu-
sammenziehmigen einen tetanischen Charakter annehmen^).
Der Unterschied zwischen der Muttersubstanz und dem Spaltungsprodukte
läßt sich daher folgendermaßen feststellen.
Beim Hydrastin ist die Wirkung auf den Blutdruck als Teilerscheinung
der strychninartigen Wirkung auf das Zentrahiervensystem anzusehen. Die
Gefäßspannung ist eine Teilerscheinung des tetanischen Stadiums.
Hydrastinin hingegen macht kein tetanisches Stadium, es steigert die Con-
tractihtät des Herzmuskels, ist kein Herzgifti, hat keine lokale Einwirkung auf
die Muskulatur und bewirkt Gefäßkontraktion durch Einwirkung auf die Ge-
fäße selbst und dadurch Blutdrucksteigerung und Pulsverlangsamung. Der
Tod erfolgt durch Lähmung des Atemzentrums. Hydrastinin wirkt also in
ganz anderer Weise, wenn auch mit demselben physiologischen End-
effekte und viel intensiver und andauernder als die Muttersubstanz Hydrastin.
Nach den Diu-chströmungsversuchen von Pellaconi, Marfori iisw. besitzt
Hydrastin , ebenso wie Hydrastinin , auch eine lokale Wirkung auf die peri-
pheren Gefäße. Hydrastinin wirkt nur im Sinne eines abgeschwächten Hy-
drastins.
Wemi man Hydrastinin als Aldehyd auffaßt, so erscheint es zugleich als
ein sekundäres Amin und es vermag so zwei Methylgruppen aufzunehmen. Es
entsteht auf diese Weise Hydrastininmethylmethinchlorid. Dieses macht fast
vollständige Lähmimg, anfangs eine Blutdrucksteigerung, dann Senkung. Vor
allem unterscheidet sich die Wirkimg dieses Körpers von der des Hydrastinins
dadurch, daß es periphere Lähmung der Atemmuskulatur erzeugt und so curare-
artig den Tod herbeiführt. Hierbei büßt es die gefäßkontrahierenden Eigen-
schaften des Hydrastinins zum größten Teile ein.
1) Therap. Monatshefte 1890, 3 1 9. — Vircho ws Arch. 190, 399. — .\reh. f. Gynäkol. 36,
Heft 7.
2) Marfori, AePP. 27, 166. — Philipps und Pembrey, Journ. of physiol. Prep,
physiol. Soc. 1897, 16. Jan. ') Kurdinowski, Engehnanns Arch. 1904, Suppl. II, 323.
Hydrastis. 429
Das zweite Spaltungsprodukt des Hydrastins, die Opiansäure, macht bei
Kaltblütern Narkose, und zwar zentrale Lähmung, dann sehr germge Krämpfe
(Pio Marfori), bei Warmblütern ist Opiansäure wirkungslos, es kommen ihr
höchstens antiseptische Eigenschaften zu.
Durch den Einti-itt der Opiansäure in die Verbindung ist also eme
Abschwächung und Veränderung der Wirkung erfolgt, anderseits tritt eine
tetauische Wirkung hinzu, die dem Hydrastinin fehlt. Daher ist Hydra-
stinin für die Therapie wertvoller, wegen der Stärke seiner gefäßkontra-
hierenden Wirkungen, anderseits wegen des Fehlens von Reizerscheinungen
von Seiten des Rückenmarkes und wegen der günstigen Beeinflussung der
Herzaktion.
Narkotin ist in seinen Wirkungen dem Morphin sehr ähnlich, aber erheblich
schwächer. Es steht gewissermaßen ein umgekehrtes Thebain vor. Sehr rasch
erfolgt eine nur kurze Zeit währende geringe Erhöhung der Sensibihtät und
einiges Zucken, dami Empfindungslosigkeit, Betäubung und Lähmung. Die
Empfindlichkeit des Auges scheint vermindert, ebenso die Empfänghchkeit
des Auges und der Nerven für den elektrischen Reiz. Ein schlaf süchtiger
Zustand herrscht vor.
Bei Katzen macht Narkotin, intern zu 1 g gegeben, fürchterhche tetanische
Krämpfe und danach Somnolenz und Lähmung. Bei Menschen wirkt es in
therapeutischen Dosen nur als Antipyreticum (z. B. bei Malaria). Als Neben-
wirkung kleiner Gaben sieht man Steigerung des Sexualtriebes.
Durch Einwirkung von Formaldehyd auf Narkotin unter Zusatz von Mineralsäuren
erhält man Methylendiuarkotin, welches sich bei der Oxydation mit Salpetersäure in
Methylendikotarnin umwandelt^).
Methylen-di-kotarnLn-bromhydrat besitzt keinerlei lokale Wirkungen,
lähmt aber zentral und peripher beim Frosch, beim Kaninchen nicht peripher,
sondern es treten Krämpfe, Kollaps und Tod bei 0.05 g subcutan ein. Es macht
Blutdrucksteigerung, dami Abfallen des Blutdruckes unter hochgradiger Puls-
verlangsamung, schheßhch Herzlähmung 2).
Das Spaltungsprodukt des Narkotins: Kotarnin hat nach Buchheim
und Loos eine schwache Curare Wirkung. Stockmann und Dott^) fanden,
daß es in gewissem Grade paralysierend auf motorische Nerven wirkt,
nicht mehr als andere Gheder der Morphingruppe. Es erümert in seiner
Wirkung sehr an Hydrokotarnin , von dem es nur um zwei Wasserstoffe
differiert.
Hydrokotarnin macht tetanische und narkotische Symptome, ähnlich wie
Kodein, es ist aber weniger giftig als Thebain und Kodein, aber giftiger als
Morphin, es hat die typische Wirkmig der Morphingruppe.
Äthylhydrokotarninchlorhydrat wirkt am Auge anästhesierend. 0.002 g
sind für Frösche letal. Es macht Klrämpfe und zentrale sowie periphere Läh-
mung. Bei Warmblütern ist es ein heftiges Krampfgift. Propylhydrokotarnin-
chlorhydrat wirkt wie das Äthylderivat bei sonst gleichen Dosen.
Phenylhydi'okotarnin und Benzylhydrokotarnin sind als Chlorhydrate
auffallend schwächer wirksam als die Äthyl- und Propylderivate.
Dihydrokotaminchlorhydrat ist stark giftig, es verursacht Kjämpfe mid
Tod«).
1) Martin Freund und Karl Fleischer, BB. 45, 1171 (1912); DKP. 245 622.
2) M. Freund und K. Fleischer (Heinz-Erlangen), BB. 45, 1182 (1912).
=) Brit. med. Jovu-n. 1891, 24. Jan.
*) Martin Freund und Heinz, BB. 39, 2219 (1906).
430 Alkaloide.
Kotamin unterscheidet sich vom Hydrastinin nur dadurch, daß es an
Stelle eines Wasserstoffatoms die Gruppe — OCH3 enthält. Es wirkt blut-
stillend und kommt unter dem Namen Stypticin in den Handel. Stypticin^)
macht bei Tieren zuerst eine Erregung des Zentralnervensystems und dann
eine allgemeine Paralyse. Der Tod erfolgt durch Atmungslähmung. Es zeigt
also Kotamin im allgemeinen dieselbe Wirkung wie seine Muttersubstanz
Narkotin, auch schwache hypnotische Eigenschaften kommen beiden zu.
Pio Marfori^) zeigte, daß dem Kotamin keine gefäßverengemden Eigen-
schaften zukommen wie dem Hydrastinin, welche seine blutstillenden Eigen-
schaften erklären würden. Aiich die Gterinnung des Blutes wird durch dieses
Mittel nicht begünstigt.
Als die wahrscheinhchste Ursache dieser blutstillenden Wirkung des
Stypticins kann angenommen werden, daß ihm die Fähigkeit eigen ist,
die Atmung zu verlangsamen, den arteriellen Blutdruck zu verringern und
hierdurch eine Verlangsamung des gesamten Blutstromes hervorzurufen,
wodurch die Thrombenbildung begünstigt und dem Blutaustritt ein Ziel ge-
setzt wird.
Das Eintreten der einen Methoxylgruppe macht also eine so große
Differenz in der Wirkungsart beider Substanzen, des Hydrastinins und des
Stypticins; obgleich der blutstillende Effekt derselbe, so ist die Ursache
der blutstillenden Eigenschaft in physiologischer Beziehung eine durchaus
verschiedene.
Kotamin wirkt schwächer als das nahe verwandte Hydrastinin in bezug
auf die Blutstillung, es löst aber Wehentätigkeit aus, was Hydrastinin nicht
tut und wirkt auch nicht narkotisch^), besitzt aber nach Mohr (Privatmit-
teilung) sedative Wirkung.
Die große Billigkeit des Kotarnins sichert ihm neben dem tevu'eren Hydra-
stinin einen Platz in der Therapie.
St3rptol ist phthalsaures Kotamin. Phthalsäure soll nämhch ebenfalls blut-
stillend wirken^).
Martin Freund') verbindet Kotarninsuperoxyd mit Phthalsäure und Cholsäiire
und erhält glatt die reinen Salze des Kotarnins.
Man stellt Phthalsäure Salze') des Kotarnins her, entweder durch direkte Vereinigung
von Säure und Base oder durch Umsetzung der Salze beider. Die Phthalsäure soll für
sich schon entzündungswidrig und blutstillend wirken.
Man erhält diese Salze auch durch Zusammenbringen von Phthalsäureanhydrid und
Kotarnin'), ebenso kann man das saure Phthalat darstellen.
Nach den Untersuchungen von Kehrer^) wirkt Cholsäure auf den Uterus stark kon-
trahierend, weshalb ein Salz von Cholsäure und Kotarnin diu-ch Auflösen molekularer
Mengen hergestellt wird'). Man erhält dasselbe Salz, wenn man Cholsäure und Kotamin
in Form ihrer Salze aufeinander einwirken läßt'").
Ein Doppelsalz aus einem Molekül Eisenchlorid und zwei Molekülen salzsaiirem
Kotarnin^i) kann man bei gewöhnlicher Temperatur in Gegenwart eines Lösungsmittels
erhalten.
Acetylnarkotin^'') soll weniger giftig sein als Narkotin selbst. Man erhält es aus Nar-
kotin mit Essigsäureanhydrid bei Gegenwart von Schwefelsäure in der Wärme.
Narkotinsulfosäure'^) erhält man aus Narkotin, Essigsäureanhydrid xmd Schwefel-
säure bei Temperaturen, welche nicht höher sind als 30°.
1) Therap. Monatshefte 1895, 646; 1896, 28. ^) Arch. ital. de Bio.. 1897, fasc. 2.
3) Virchows Arch. 142, 360. *) Katz, Therap. Monatshefte 1903. Juni.
"*) DRP. 232 003. «) DRP. 175 079. ') DRP. 180 395, Zusatz zu DBF. 175 079.
«) Arch. f. Gynäkol. 84, Heft 3. ") Hoff mann - La Roche, DRP. 206 696.
1») DRP. 208 923, Zusatz zu DRP. 206 696. n) Voswinkel, DRP. 161400.
»2) KnoU, DRP. 188 055. ") KnoU, DRP. 188 054.
Hydrastis. 431
Tetrahydronarkotinchlorhydrat besitzt geringe Reizwirkimg, deutliche
lokalanästhesierende Wirkung, ist wenig giftig und erzeugt ausgesprochene
Blutdrucksenkung infolge Gefäßerweiterung i).
Wolffenstein vind Bandow empfehlen zur Darstellung des Hydrokotamins,
welches bis jetzt ohne praktische Verwendung ist, statt Kotamin mit Zinn imd Salzsäure
zu reduzieren, die elektrolytische Reduktion 2).
MethylendihydrokotaniinchJorhydrat ist sehr wenig giftig. Intravenös
injiziert macht es promptes Absinken des Blutdruckes mit starker Pulsverlang-
samung, dann Wiederansteigen bis zur Norm, aber keine Blutdrucksteigerung.
Auf die glatte Muskiilatur des Uterus wirkt es nicht kontrahierend*).
Für die praktische Verwendung ist Hydrastin wenig geeignet seiner läh-
menden luid strychninartig tetanisierenden Eigenschaften wegen. Dagegen
ist Hydrastinin ein geschätztes Präparat, da es nicht Tetanus erzeugt, auch
kein Herzgift ist, dabei aber gefäßverengemd und dadurch blutstillend wirkt,
weshalb es besonders bei Uterusblutungen Anwendung findet*). Werden die
Alkyladditionsprodukte des Hydrastins und Narkotins durch Ammoniak zer-
setzt, so entstehen Derivate mit zwei Stickstoffatomen. So entstehen Alkyl-
hydrastamide und Alkylnarkotamide.
Die so aus Xarkotin und Hydrastin entstehenden Verbindimgen (Methyl-
aminoverbindungen) erzeugen bei Warm- und Kaltblütern Lähmungen rein
peripherer Xatur. Sie sind in kleinen Dosen ohne jede Einwirkung auf das
Herz und wirken erst in größeren Dosen und nach längerer Zeit lähmend ein.
Beide bewirken — die Hydrastinverbindimg jedoch ein wesentUch stärkeres —
Sinken des Blutdruckes; der Tod erfolgt durch Atmungsstillstand.
Die aus diesen Verbindungen endlich durch Einwirkimg von Säuren
imter Abspaltung eines Moleküls Wasser entstehenden Imidverbindungen er-
zeugen bei Warm- und Kaltblütern zuerst ein Stadium einer unvollkommenen
Lähmimg, auf das alsdann ein mit der Steigerung der Reflexe beginnendes
Krampfstadium folgt. Beide üben einen lähmenden Einfluß auf das Herz
aus, sie bewirken Blutdrucksenkmig , die Hydrastinverbindimg jedoch eine
wesentUch stärkere infolge starker Gefäßerschlaffung. Der Tod erfolgt durch
AtmungsstUIstand .
Die von Falck ausgeführten Untersuchungen haben gezeigt, daß die
gleich konstituierten Derivate des Xarkotin und Hydrastin eine nahe phar-
makologische Verwandtschaft besitzen, anderseits finden sich aber auch Ver-
schiedenheiten in ihren Wirkungen. Wenn wir von unwesentUchen Wirkungen
absehen, z. B. daß Methylnarkotimid lokal anästhesierend wirkt, so fäUt vor
allem der wesentliche Unterschied auf, daß alle Xarkotinderivate, wenn auch
eine verschieden starke Einwirkung auf das Großhirn zeigen; sie erzeugen ein
narkotisches Stadium, während die aus der Hydrastis canadensis stammenden
Hydrastinderivate alle eine Einwirkung auf das Gefäßsystem und den Blut-
druck ausüben. Während wir aber bei Hydrastin eiae durch tiefes Sinken des
Blutdruckes unterbrochene Steigerung des Druckes finden, besitzen die
Additionsprodukte des Hydrastins, z. B. Hydrastinmethylamid nur gefäß-
erschlaffende Eigenschaften, sie erzeugen Blutdrucksenkung, hingegen ruft
das durch Oxydation entstehende Spaltungsprodukt, Hydrastinin, anhaltende
1) M. Freund, BB. 45, 2322 (1912). -) DRP. 94 949.
') M. Freund und A. Daube (Heinz-Erlangen), BB. 45, 1186 (1912).
*) Decker, Kropp, Hoyer imd Becker, Liebigs Ann. 395, 299, 321, 328, 342
(1913).
432 Alkaloide.
Gtefäßkontraktion und Blutdrucksteigerung hervor. Mohr^) konnte dies nicht
beobachten.
Beim Menschen übt Methylnarkotamid keine sichere und gleichmäßige
Wirkung aus, es besitzt weder vor Morphin, noch vor Kodein Vorzüge. Methyl-
hydrastamid ist weniger toxisch als das Imid und wiu-de wegen seiner gefäß-
erschlaffenden Wirkung als Emmenagogum mit größtem Mißerfolg versucht,
auch Kotarnin steht weit hinter Hydrastinin ziu-ück.
Die oben besprochenen, von Falck physiologisch geprüften Derivate des Hydrastins
und Narkotins werden nach M. Freund und Heim^) in der Weise erhalten, daß die
Alkylhalogenadditionsprodukte des Hydrastins und Narkotins durch Ammoniak in eigen-
tümlicher Weise zersetzt werden, wobei Derivat« mit zwei Stickstoffatomen entstehen.
Dieselben Verbindungen entstehen auch durch Einwirkung von Ammoniak auf Methyl-
hydrastin und Methylnarkotin.
Beim Kochen mit Kalilauge verwandelt sich Hydrastinm in Hydrohydrasti-
nin und Oxyhydrastinin.
Hydrastinin
CHj
. ^^0-fYy^.
CHO
Hydrohydrastinin
CH2
H C/O-^A^^^
^^o-UUn-ch
CH2
Oxyhydrastinin
CHjj
CO
Durch Reduktion von Kotarnin mit Natriumamalgam und verdünnter
Salzsäure erhält man Hydrokotamin
CH3O CH,
CH,
Dieses hefert bei der Reduktion mit Natrium mid siedendem Amylalkohol
unter Verlust des Alkoxyls Hydrohydrastinin
CHj
/Of^ Y^N • CH3
CHj
womit ein einfacher Weg vom Narkotin zum Hydrastin bzw. von Kotarnin
zum Hydrastinin erschlossen erschemt^).
Hydrohydrastinin hat eine krampferregende Wirkiuig. Warmblüter sterben
auf der Höhe eines KrampfanfaUes oder nach diesem an Atmungslähmimg*).
Die Synthese des Hydrohydrastinins läßt sich nach Fritsch in folgender
Weise bewerkstelligen.
Man kann Alkyloxybenzylidenaminoacetal^) (aus Aminoacetal imd Alkyloxybenz-
aldehyd) mit konz. Schwefelsäure kondensieren, welche Kondensation schon beim bloßen
') Mohr, Privatmitteilung. ^) DRP. 58 394. — Liebigs Ann. 2TI, 314.
ä) F. L. Pyman und F. G. C. Remfrv, Jovu-n. Soc. Chem. London 101, 1595 (1912).
*) Kramm, Diss. Berlin (1893). ^ Fritsch, DRP. 85 566.
Hydrastis. 433
Stehenlassen eintritt, und erhält so Methylen-2.3-diox3äsochinolin, welches in nahen Be-
ziehungen zum Hydrastinin steht und in dieses übergeführt werden kann^).
Piperonalacetalamin Methylendioxyisochinolin
/O • { ^,CH : N • CHj • CHCOCjHjjj /O • ,/ \-CB. = N
CH/ » CH,
\o • 1^ ^ " \0 • !^ J-CH = CH
Das Jodmethylat der letztgenannten Verbindung liefert bei der Reduktion
mit Natrium und Alkohol Hydrohydrastinin*).
Die Berberinsynthese ^) verläuft folgendermaßen:
Homopiperonylamin CH2O2 : CgHg • CHj • CHg • NHj wird mit Homo-
veratrumsäurechlorid (0130)2 • CgHg • CHj • COCl zu Homoveratroylhomo-
piperonylamin (I) kondensiert. Dieses wird in kochender XyloUösung mit
Phosphorpentoxyd erhitzt, wobei miter Austritt eines Moleküls Wassers die
dihydrierte Isochinohnbase (11) entsteht, welche durch Reduktion mittels
Zinn mid Salzsäure sich in Veratryl- norhydrastinin (III) verwandelt.
(I) CH2 (H) CHj (ni) CHjj
CH/On^>3 —- CH/2n''^£°^ -^ CH/OH^Yh,
CO C CH
CHg CH2 CH2
OCHj
ÖCH3 ÖCH2
Läßt man auf die warme salzsaure Lösimg Methylal einwirken, so erhält
man Tetrahydroberberin
CH,
HC \,CH,
^K)\,
OCH,
^/OCHj
Tetrahydroberberin läßt sich nim durch Oxydation in Berberin verwandeln.
Aus Homopiperonylamin und Phenylessigsäure entsteht Phenylacetylhomopiperonyl-
O, : CjHj • CH.J • CHj • NH • CO • CHj • CjHj. Dieses läßt sich zu einer Ring-
base kondensieren: zu l-Benzyl-norhydrastinin.
Formylhomopiperonylamin geht in Norhydrastinin über. Dieses geht durch Addition
von Jodmethyl in das quatemäre Salz des Hydrastinins über*).
Norhydrastinin Hydrastininjodid
H H 3 /\
OHH
1) Bayer, Elberfeld, DRP. 235 358. "j Liebigs Ann. 284, 18.
') Am6 Pictet und Alfons Gams, BB. 44, 2480 (1911).
«) DRP. 235 538.
Fiänkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aull. 28
434
Alkaloide.
Neuerdings ist Hydrastinin von Martin Freund und Karl Fleischer*
durch Abbau des Berberinmoleküls erhalten worden.
(I) |/'\_o)^^
CH
'cH,
N
I CH CH.
CH3O I
C.Hj.CHj
(H)
CH,0
0\r
/X-PCH,
CH CH,
CH3O I
(UI)
CH,0-'
0\r
/\-o>^^
I CO I CH,
CH3O CH,
(VI) ^
0\
.0'
CH,
Benzyldihydroberberin (I), aus Berberinsalzen mit Benzylmagnesium-
chlorid erhältlich^), gibt bei der Reduktion mit Zinn und Salzsäure
Benzyltetrahydroberberin (II), welches nach der Jodmethylienmg , Ent-
joden mit Silberoxyd, Aufspaltung mit Alkali in die Desbase (III)
übergeht. Die Ähnlichkeit der Konstitution dieser Verbindung mit Hydra-
stin (IV) erhellt aus der Gegenüberstellung der beiden Formeln. Tat-
sächlich zerfällt auch diese Base bei der Oxydation in essigsaiu'er Lösung
mit Natriumbichromat in Hydrastinin (VI) imd einen stickstoffreien
Aldehyd (V)^).
Von M. Fre u nd und K. Fleischer*) ist festgestellt worden , daß die AJkyl-
dihydroberberLne (z. B. 1 -Benzyldihydroberberin I) in Stellung 4 ein so reak-
tionsfähiges Wasserstoffatom besitzen, so daß bei der Digestion dieser Basen
1) Liebigs Ann. 397, 4, 36 (1913). =) DRP. 179 212.
3) DRP. 241 136 und DRP. 242 217.
») Liebigs Ann. 409, 190 (1915); vgl. DRP. 242 573.
Hydrastis. 435
mit Jodmethyl, nicht wie zu erwarten, ein Jodmethylat entsteht, sondern
lediglich die Substitution des H-Atom durch Methyl erfolgt (VII).
0\^xx nrr ^\~0\
,_0>CH» (vm) CH3 /\
CH.
^^2
Hydrastinin
Auch diese Basen lassen sich reduzieren (VIII). Die aus der reduzierten
Verbindung dvirch Jodmethylierung und Aufspaltung entstehende Desbase (IX),
eine homologe Verbindung der obenerwähnten (III), liefert bei der Oxydation
ebenfalls Hydrastinin (X).
Es ist bemerkenswert, daß bei Ersatz der Benzylgruppe in Stellung 1
durch ein anderes Radikal bei der Aufspaltmig Desbasen von anderem Formel-
typus erhalten werden, die bei der Oxydation kein Hydrastinin hefem^).
Dagegen konnte Hydrastinin von M. Freund und E. Zorn^) in der Weise
gewomien werden , daß die durch Behandlmig des Methylhydroxyds des 1-Phe-
nyltetrahj'droberberins (XI) mit Natriumamalgam entstehende reduzierte
Desbase (XII) oxydiert wurde.
CH,0
/\-o>^^"
OCH I
i CH,
CH,
1) Liebigs Ann. 397, 9 (1913). 2) Liebigs Ann. 39T, 29, 113 (1913).
28*
436 Alkaloide.
Die ausgeprägte Reaktionsfähigkeit des H- Atoms in Stellung 4 der l-R-
dihydroberberine ist von M. Freund und K. Fleischer^) benutzt worden,
um diese BerberinabkömmLinge mit Diazoniumlösungen zur Reaktion zu
bringen. Auf diese Weise ist eine Kuppelung eines Berberinabkömmlings mit
Arsanilsäure gelungen.
(siehe Kapitel Arsen).
Die Patente DRP. 249 723, 257 138, 267 699, 267 700, 270 859 behandeln Dar-
stellungen von Hydrastinin aus Homopiperonylamin.
Hydrastimn wird nach einer Variante des DRP. 241 136 nach DRP. 259 873 aus
Berberin dargestellt, indem man die Aryltetrahydroberberine mit reduzierenden Mitteln
behandelt und die Basen dann oxydiert.
DRP. 267 272 behandelt die Oxydation von Dihydrohydrastinin zu Hydrastinin mit
Jod in organischen Lösungsmitteln.
Hydrohydrastinin und dessen Homologe erhält man, wenn man N-Methoxymethyl-
homopiperonylamin oder dessen in der Stellung 2 oder 3 alkylierte Derivate der allgemeinen
Formel CH2<02>CeH3 • C^Ha • C^HfR^) • NafRiJCHj • OCH3 (R, und Rj = Wasserstoff
oder Alkyl) der Einwirkung kondensierender Mittel unterwirft. Hydrohydrastinin er-
hält man aus N-Methylmethoxymethylhomopiperonylamin CH2<02>C5H3 • CHj • CH2
- NICHgjCHj • OCH3 in Toluol bei Erhitzen mit Phosphorpentoxyd. N-Äthylnorhydro-
hydrastinin aus N-Äthylmethoxymethylhomopiperonylamin CH2<02>C5H3 • CHj • CHj
• N(C2H5)CH2 • OCH3 und der berechneten Menge Salzsäure. 3-Methylnorhydrohydrastin-
chlorhydrat erhält man aus N-Methoxymethyl-3-methylhomopiperonylamin CH2<02>CjH3
• CH, • CH(CH3) • NHCH2 • OCH3 beim Einstampfen mit der berechneten Menge Salz-
säure^).
Hydrastininderivate erhält man durch Behandlung von Homopiperonylaminderivaten
der allgemeinen Formel CHjx" I 1 ^ > - ' . N\ -^.-tt , wobei R Wasserstoff,
Alkyl oder Aralkyl ist, mit sauren Kondensationsmitteln, wie Phosphorpentoxyd, Phos-
phorpentachlorid, Aluminiumchlorid oder Chlorzink, und gegebenenfalls Alkylierung oder
Aralkylierung der aus den Formylderivaten der primären Basen entstandenen 6. 7-Methylen-
dioxy-3.4-dihydro-3-alkylisochinoline am Stickstoffatom. Aus 3.4-MethylendioxyphenyI-
N-methylformylisopropylamin erhält man beim Erhitzen mit Phosphorpentoxyd in Xylol,
Lösen der abgeschiedenen Metaphosphate in Benzol und Fällen mit Alkali die Isochinolin-
base
CH OH
Aus 3.4-Methylendioxyphenyl-N-formylisopropylamin erhält man die Isochinolinbase
CH2
^O,/ V^,CH • CH3ä)
CHj^
oU\Jn
CH
Die Formylverbindung des Homopiperonylamins erwärmt mau mit Phosphorpent-
oxyd und erhält 6.7-Methylendioxy-3.4-dihydroisochinolin, welches durch methylierende
Mittel in Hydrast ininsalze übergeführt wird*).
1) Liebigs Ann. 411, 1, 5, 12 (1915). ^j Merck, DRP. 280 502.
') Merck, DRP. 279 194. *) Decker, DRP. 234 850.
Hydrastis. 437
Statt Phosphorpentoxyd kann man auch andere saure Kondensationsmittel, wie z. B.
Phosphorpentachlorid, Phosphoroxychlorid, Eisenchlorid, Zinkchlorid oder Aluminium-
chlorid verwenden. Die gleiche Reaktion geben ganz allgemein die Formyl- und Oxalyl-
verbindungea von oj-Phenyläthylaminen. Die so erhaltenen Dihydroisoehinolinderivate
werden gegebenenfalls methyliert. Diese Verbindungen sind von den im DRP. 235 358
beschriebenen Methj'lendihydroisoclünolinderivaten dadurch unterschieden, da(3 zum Teil
am Kohlenstoff in 1 -Stellung nicht alkylierte Dihydroisochinolinbasen entstehen, zum
Teil Derivate, die sich von einer 3.4-Dihydroisochinolin-l-carbonsäure ableiten^).
Man erhält ein Tetrahydroisochinolinderivat, wenn man die nach DRP. 257 138
durch Kondensation von Homopiperonylamin mit Formaldehyd und nachfolgende Um-
lagerung mit sauren Mitteln erhältliche Base CiqHuNOj mit methylierenden Mitteln be-
handelt 2).
Tetrahydroisochinolinderivate erhält man, wenn man zwecks Darstellung von N-Alkyl-
homologen des Hydrohydrastinins bzw. von in 1-Stellxmg durch Alkyl oder Aryl sub-
stituiert« Derivate des Hydrohydrastinins und anderer N-Alkylderivate des Norhydro-
hydrastinins das 6.7-Methylendioxy-1.2.3.4-tetrahydroisochinolin (Norhydrastinin) mit
alkylierenden Mitteln (außer methylierenden) behandelt bzw. die in 1-SteUung durch
Alkyl oder Aryl substituierten Derivate dieser Base alkyliert. Dargestellt wurden: 1-Phenyl-
hydrohydrastinin aus l-Phenylhydronorhydrastuiin beim Erhitzen mit Formaldehyd auf
130°. X-Äthylhydronorhydrastinin aus Hydronorhydrastinin und Jodäthyl, femer N-Ben-
zylhydronorhydrastinin ').
Homopiperonalamin erhält man durch Reduktion des Homopiperonaloxims
bzw. des Methylendioxy-(.j nitrostyrols mit reduzierenden Mitteln, und zwar bei Reduktion
des Homopiperonaloxims mit Natriumamalgam unter Verwendung einer größeren Menge
Eisessig, als zur Neutralisation des bei dieser Reduktionsmethode entstehenden Natrium-
hydroxyds erforderlich^).
Das Oxim kann auch in alkoholischer Lösung mit Hilfe von metallischem Natrium
oder Calcium reduziert werden^).
Die Reduktion des Homopiperonaloxims läßt sich auch in saurer Lösung oder Suspen-
sion mit Hilfe des elektrischen Stromes vornehmen^).
Methylendioxy-fo-nitrostyrol läßt sich ebenfalls mit Hilfe des elektrischen Stromes
in saurem Medium zum Homopiperonalamin reduzieren').
Kondensationsprodukte aus Tetrahydropapaverin und dessen Derivaten erhält man,
wenn man auf Tetrahydropapaverin oder dessen Kemsubstitutionsprodukte aliphatische
oder aromatische Aldehyde, zweckmäßig in Form der entsprechenden Acetate, in Gegen-
wart einer Mineralsäure einwirken läßt.
Beschrieben sind Methylent«trahydropapaverin aus Tetrahydropapaverin beim Er-
wärmen mit Methylal und verdünnter Salzsäure, Athylidentetrahydropapaverin, Amino-
äthyliden tetrahydropapaverin, BenzyHdente trahydropapaverin ^ ).
N-Alkylhomologe des Norhydrohydrastinins und deren in 1-Stellung substituierten
Derivate erhält man, wenn man auf N-Monoalkylderivate des Homopiperonylamins alipha-
tische oder aromatische Aldehyde in äquimolekularer Menge einwirken läßt und die so
erhaltenen Kondensationsprodukte mit katalytisch wirkenden Stoffen, wie Mineralsäuren
oder Phosphoroxychlorid, in der Wärme behandelt. Bei der HersteUimg des N-Methyl-
norhydrohydrastinins (Hydrohydrastinin) kann Methylierung und Kondensation in einem
Arbeitsgang erfolgen, wenn man Homopiperonylamin in Gegenwart von Säuren mit einem
Überschuß von Formaldehyd unter Druck erhitzt. HydrohydrastinincMorhydrat erhält
man aus N-Monomethylhomopiperonylaminchlorhydrat. N-Äthylnorhj'drohydrastinin ent-
steht beim Erhitzen von salzsaurem N-Monoäthj-lhomopiperonylamin mit 40prozentigem
Formaldehyd unter Druck auf 130°.
1-Phenyl-N-äthylnorhydrohydrastinin erhält man aus N-Monoäthylhomopiperonyl-
amin, Benzaldehyd und Phosphoroxychlorid').
Zur Darstellung des Hydrohydrastinins aus N-Methylhomopiperonylamin oder Mono-
piperonylamin kann man an Stelle des Formaldehyds zweckmäßig polymeren Formaldehyd
1) Decker, DRP. 245 095, Zusatz zu DRP. 234 850.
2) Decker, DRP. 281 213, Zusatz zu DRP. 270 859.
') Decker, DRP. 270 859. *) Bayer, DRP. 245 523.
5) DRP. 257 138, DRP. 248 046, Zusatz zu DRP. 245 523.
«) DRP. 254 860, Zusatz zu DRP. 245 523. ') DRP. 254 861, Zusatz zu DRP. 245 523.
«) Arne Pictet, DRP. 281 047. =>) DRP. 281 546, Zusatz zu DRP. 257 138.
438 Älkaloide.
gegebenenfalls in Gegenwart eines geeigneten Lösungs- oder Verdünnungsmittels ver-
wenden 1).
In 1-SteUung alkyUerte, aralkyUerte oder arylierte Hydrastinine erhält man, indem
man auf die Acidylderivate des Homopiperonylamins mit Ausnahme des Formylderivates
Kondensationsmittel einwirken läßt \md die so erhaltenen DihydroiBochinolinbasen in ihre
Halogenalkylate oder -arylalkylate überführt.
Acetylhomopiperonylamin CHj/ H j ^ -^ 3 gj^j^ beim Er-
hitzen mit Toluol und Phosphorpentoxyd 6.7-Methylendioxy-l-methyl-3.4-dihydroiso-
chinolin; aus dem Jodmethylat erhält man mit Chlorsilber das Chlormethylat (salzsaures
^^/CHj • CHj
1-Methylhydrastinin) CHo^ „ ~„ t mit Benzylchlorid erhält man das
CH3 C'
Chlorbenzylat. Aus Homopiperonylamin und Phenacetylchlorid entsteht Phenacetyl-
homopiperonylamin
CH/*^~A-^2 ■ CHj • XH • CO • CHj • CsHj
Dieses liefert mit Phosphorpentoxyd beim Erhitzen mit Toluol 6.7-Methylendioxy-l-
benzyl-3.4-dihydroisochinolin, dessen Chlormethylat (salzsaures 1-Benzylhydrastinin). Das
/^/CHj ■ CHj
Jodäthylat CH,(("n 1 ist krystallisiert.
"^^ \/\C— N-C2H5
I ^J
CHo ' *-^6 s
Benzoylhomopiperouylamin hefert beim Erllitzen mit Toluol und Phosphoroxychlorid
6.7-Methylendioxy-l-phenyl-3.4-dihydroisochinolin^).
Diese Substanzen zeigen die gefäßkontrahierenden Eigenschaften des
Hydrastinins.
Wenn man Formylhomopiperonylamin mit Phosphorpentoxyd mit oder ohne Zusatz
von indifferenten Lösungsmitteln erwärmt und das so erhaltene 6.7-lIethylendioxy-3.4-
dihydroisochinolin mit methylierenden Mitteln behandelt, so erhält man Hydrastininsalze').
Hydrastinin und analoge Basen erhält man aus Berberin, wenn man Basen, welche
aus den quaternären Verbindungen der Ä-Alkyl-, a -Alkaryl- oder -v-Aryltetrahydroberberine
durch Einwirkung von AlkaUen in der Wärme erhalten werden, der Oxydation unterwirft*).
Das Zusatzpatent hierzu zeigt •*) nun, daß in der a-Arylreihe die Aufspaltung nicht in
derselben Weise sich vollziehen kann, weil das zu dieser Aufspaltung erforderliche Wasser-
stoff atom fehlt. Man kann aber quatemäre Ammonium Verbindungen des a-Phenyltetra-
hydroberberins und analoger Basen im Kern II aufspalten, wenn man sie mit reduzierenden
Mitteln, z. B. Natriumamalgam, behandelt. Man erhält dann Basen, welche bei der Oxy-
dation Hydrastinin Uefern.
Derivate des Hydrastinins erhält man, wenn man Methylendioxyphenyüsopropylamin
mit Formaldehyd oder Formaldehyd abspaltenden Stoffen und katalytisch wirkenden
Mitteln behandelt und das entstehende Kondensationsprodukt oxydiert oder das ent-
standene Alkylidenamin mit Hilfe von katalytisch wirkenden Mitteln umlagert, alkyUert
und die so entstandenen Körper oxj'diert, e%-tl. mit Jod.
Dargestellt wurde 3-Methyldihydrohydrastinin und S-Methyl-N-äthylnorhydrastinin,
welche weniger giftig sind als Hydrastinin °).
Die Synthese des Hydrastinins luid Kotamins von H. Decker läuft
folgendermaßen: Aus dem Kondensationsprodukte von Piperonal mit Hip-
pursäure läßt sich die Piperonylbrenztraubensäure darstellen, welche durch
Einwirkung von Ammoniak in ein Homopiperonylpiperonylalanin
nTi /Of^ • CH, • CH(COOH) ■ NH • CO • CH, ■ i^0\„„
^^^\ol J l Jo/^"^
1) DRP. 281 547, Zusatz zu DRP. 257 138. ^) DRP. 235 358.
=) H. Decker, Hannover, DRP. 234 850. *) M. Freund, DBP. 241 136.
5) DBP. 259 873, Zusatz zu DRP. 241 136.
«) Karl W. Rosenmund, Charlottenburg, DRP. 320 480.
Hydrastis. 439
übergeht. Das um ein Kohlensäuremolekül ärmere Homopiperonylhomo-
piperonylamin geht in ein substitutiertes DihydroisochinoUnderivat über.
CH,<0Q ■ CH^ • ^H. • NH . CO . CH, . QO^CH, '
CHj • CH2
NH • CO
■™-c
<^<X
'^^
CH^Y
)s>^
Durch Methylierung am Stickstoff gelangt man zu einem Tetrahydroisochino-
ünderivat, welches unter Abspaltung von Piperonal Hydrastinin liefert. Das
Piperonal kann wiederum für die Darstellung einer neuen Menge Hydrastinin
benützt werden. Hydrastinin Piperonal
Ha H^
'^0lJ\ Jn . CH3 ^ '\0^\ Jn . (CH3)C1 + ^"2\olJ
\H
HjCAox,
Homopiperonoylhomopiperonylamin läßt sich auch durch Kondensation
von Homopiperonylamin mit Homopiperonoylsäure gewinnen.
CH,<oQ-CH^-COOH + CH,<g|
— > CH,<0QCH2C0.NH.CH,.CH,Q0\CH,
Ebenso ist das Benzoylderivat, das Phenacetylderivat, das Acetyl-, das Formyl-
und das Oxalylderivat dargestellt worden, die ebenfalls für die Synthese Ver-
wendung finden können. Homopiperonylamin wird entweder aus Piperonal,
das man aus Safrol nach Tiemann darstellt oder aus Safrol selbst gewonnen.
Vom Safrol kann man zum Hydrastinin gelangen, während man von Myristicin
aus zum Kotamin gelangt, wobei als Zwischenprodukt Formylmyristicylamin
gewomien wird.
Homopiperonylamin bzw. seine Homologen werden mit Chlormethylalkohol
zu einem Aminomethanol kondensiert und dieses durch Wasserabspaltung in ein
Dihydroisochinohnderivat übergeführt. Die so erhaltenen Verbindungen geben
dann durch Alkylierung und darauffolgende Oxydation das gewünschte Alkaloid.
Methylendioxyphenyhsopropylaminomethanol entsteht aus 2 Mol. Methylen -
dioxyphenyUsopropylamin und 1 Mol. Chlormethylalkohol. Durch Erhitzen
der salzsauren Lösung entsteht
3 -Methyldihydronor hydrastinin
CHj
/O/ Y^CH ■ CHg
CHj
\0'\A/'NH
CHj
3 -Methyldihydrohydr astinin
CHj
/0/\/ Vh • CH,
CHj
\0\/'\/N • CH3
CH,
440 Alkaloide.
erhält man durch Ersatz des Methyleiidioxypheiiylisopropylamin in der obigen
Reaktion durch die am N methylierte Base oder durch MethyUenmg der Xor-
base mit Formaldehyd bei 13°.
3-Methylhydrastinin CH^
/-O/ Y\CH • CH,
CH J
CHOH
erhält man durch Oxydation der vorstehenden Dihydrobase mittels KaHum-
bichromat und Schwefelsäure oder mittels Jod.
Homopiperonylaminomethanol geht durch Erhitzen mit verdümiter Salz-
säure in Düiydronorhydrastinin über, welch letztere durch Methyherung und
darauffolgende Oxydation in Hydrastinin sich überführen läßt*).
Chinin besitzt wie Hydrastin blutstillende Wirkung.
Zu erwähnen ist noch Yohimbin, welches als Aphrodisiacum empfohlen
wird. Es wirkt gefäßerweiternd. Wie die Gefäßmittel dieser Reihe besitzt es
Aldehydcharakter.
Menolysin ist Yohimbinhydrochlorid , welches auch als Mittel gegen
Amenorrhoe angewandt wird.
Leicht und klar löshche Yohimbinverbindungen snid die Xucleinsäurever-
bindungen dieser Base, die man durch Zusammenbringen von Nucleinsäure
mit Yohimbebasen unter Zusatz von Ammoniak oder durch Umsetzen von
nucleinsaurem Ammoniak mit Salzen des Yohimbins oder mit Salzen der Ge-
samtbase aus der Yohimberinde erhält-).
Valimbin ist baldriansaures Yohimbin.
Meso-yohimbin, welches um einen Kohlenstoff und zwei Wasserstoffe
ärmer ist als Yohimbin, ■n-irkt in gleicher Richtmig aber schwächer als
letzteres*).
Vasotonin, welches den Bluttlruck herabsetzend und gefäßerweiternd wirkt,
ist eine Yohimbinurethanverbindung.
Hydriertes Colchicin erhält man durch Behandlung von Colchicin mit Wasserstoff
in Gegenwart von fein verteilten oder kolloidalen Metallen der Platingruppe, insbesondere
Palladium. Es soll viel weniger giftig sein als Colchicin selbst*).
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß.
In der Nebenniere, und zwar in der Marksubstanz derselben, wird eine
Substanz gebildet, welcher im hohen Maße die Fähigkeit zukommt, den Blut-
druck bei intravenöser Injektion zu steigern, welche Blutdrucksteigerung in
erster Linie auf Grefäßverengenuig zurückzuführen ist.
Über die Xatur dieser Substanz (Adrenalin, Suprarenin), welche zwei
benachbarte Hydroxyle an einem Benzohing trägt xmd stickstoffhaltig ist
[S. FränkeP)], Hegen zahlreiche Arbeiten vor, welche die Konstitution völlig
aufgeklärt haben.
John Abel, Aldrich*), Takamine, 0. v. Fürth, Jowett und H. Pauly
und schließlich E. Friedmann haben gezeigt, daß dem Adrenahn folgende
Formel zukommt ^^^^ ^^^^^^ . CH, • NH ■ CH3
>) Karl W. Kosenmund, Berichte der Dtsch. pharmaz. Gesellschaft 39, 200 (1919).
2) Ernst Weinert, Neukölln, DRP. 322 996.
3) L. Spiegel und A. Loewy, HB. 48, 2077 (1915). ■•) Grenzach, DRP. 279 999.
^) Wiener klin. Wochenschr. 1895. (Unter dem Namen Sphygmogenin beschrieben.)
«) T. B. Aldrich, Journ. Americ. Chem. Soc. 27, 1074.
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 441
(Brenzcatechinäthanolmethylamiii), und zwar ist das natürlich vorkommende
das 1-Adrenalin. Dieses leitet sich, wie S. Fränkel und Walther L. Halle
gezeigt , im Organismus vom 1 - Tyrosin ab , aus dem es durch Carboxyl-
abspaltung, Methylierung und Oxydation entsteht.
Es war nun die Frage von größtem Interesse, welchen Gruppierungen das
Adrenalin seine eminente Wirkung verdankt, und ob es nicht möglich sei, ein-
fachere und einfacher darzustellende, vieUeicht noch wirksamere Verbindungen
synthetisch aufzubauen. Die Untersuchung der einzelnen Gruppiermigen des
Adrenalins zeigte nun folgendes:
Seit der Erkeimtnis der Konstitution und der Abstammung des Adrenalins
sind eine große Reihe von Untersuchungen gemacht worden, welche die Be-
ziehungen der einzelnen Gruppen des Adrenalins zu seiner blutdrucksteigernden
Wirkung klarlegen. Von großem physiologischen und synthetischen Interesse
sind weiter die Studien über Ergotin, welche gezeigt haben, daß allen aroma-
tischen Aminbasen, welche sich von den im Eiweiß vorkommenden Aminosäuren
ableiten, sehr starke Wirkungen auf den Blutdruck und auf die Uteruskontrak-
tionen zukommen. Aus jeder Ä-Aminosäure kann durch Abspaltung von
Kohlensäure die entsprechende, um einen Kohlenstoff ärmere Aminbase nach
dem Schema : ^<r;OOH ~ ^^ ' ^^'^^ "*" ^^^ entstehen.
Die vier bekannten aromatischen Eiweißspaltlinge : Phenylalanin, Tyrosin
(p-Oxyphenylalanin), Tryptophan (^-Indolylalanin), Histidin (/5-Imidazolyl-
alanin) sind diu-chwegs Alaninderivate, welche in /^-Stellung das betreffende
Ringsystem substituiert haben. Durch Abspaltung der Carboxylgruppe gelangt
man aus ihnen zu /^-substituierten Äthylaminbasen.
Phenylalanin Phenyläthylamin
CH2 . CH • NH, CH3 • CHj • NHj
COOH
Tyrosin p-Oxjrphenyläthylamin Adrenalin
OH OH OH
OH
0
CH(OH) • CHj ■ NH ■ CH3
COOH
Histidin /S-Imidazolylätliylamin
HC— NH HC— NH
II >H — > II >CH
C— N C— N
CHj • CH • NHj CH, • CHj ■ NH^
COOH
Tryptophan /?-Indolyläthylamin
NH2
-jiC • CHj • CH • COOH /\ — sC • CHj ■ CH, ■ NH2
N N
H H
442 Alkaloide.
Diese Basen wurden nun von Barg er und Dale alle, ebenso wie fette
Basen, welche Derivate der aliphatischen Aminosäuren sind, im Ergotin ge-
funden, und man konnte zeigen, daß sie gleichartig wirken wie das Ergotoxin,
der wirksame Bestandteil des Seeale cornutiim.
Die Amine der fetten Reihe sind sehr wenig wirksame Substanzen, wäh-
rend die Amine, welche aus Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan und Histidin
entstehen, sehr stark wirksame Substanzen sind, welche auf die glatte Mus-
kulatur, insbesondere der Glebärmutter, kontrahierend wirken. Am stärksten
wirkt /?-Imidazolyläthylamin aus Histidin. Da Histidin in großen Quanten
leicht aus Hämoglobin gewonnen werden kann (S. Fränkel), und man durch
Fäidiiis relativ leicht die Carboxylgruppe desselben abzuspalten vermag, wurden
mehrere Verfahren für diesen Zweck ausgearbeitet.
Zwischen dem Adrenalin und dem p-Oxyphenyläthylamin bestehen nun
nahe physiologische und chemische Beziehungen, da ersteres aus dem letzteren
durch Oxydation im Kern imd in der Seitenkette mid durch Methylierung
im Organismus entsteht und beide im gleichen Sinne wirken.
Adrenalin hat eine ziemliche Verwendung in der HeUkimde als gefäß-
kontrahierendes, ischämisierendes Mittel gefunden.
WoUen wir nun die einzelnen, dem Adrenalin nahestehenden synthetischen
Verbindungen betrachten.
OH
Brenzcatechin f ) erhöht den Blutdruck stark (S. Fränkel).
Brenzcatechin ist nach den Untersuchungen von Barger imd Dale ein
aUgemeines, aber nicht kräftiges stimulierendes Mittel für die glatte Muskulatur,
und seine Wirkung ist nicht so spezifisch wie die der adrenalinähnlichen Körper.
Es hat keine wirkhche sjTnpathoniimetische Wirkung, aber alle Basen, welche
den Brenzcatechinkern enthalten, haben eine viel stärkere Wirkung als die
sonstigen, ihnen analog gebauten Amine.
Auch andere Körper, die den Brenzcatechinkern enthalten, zeigen die
OH
gleichen Eigenschaften. So z. B. Chloracetobrenzcatechin f j undMethyl-
CO • CHj • Cl
OH OH
aminoacetobrenzcatechin(Adrenalon)f J . AuchAcetobrenzcatechinf J
CO ■ CHj NH CHj CO ■ CH,
ist noch wirksam. Wenn aber das Wasserstoffatom der Hydroxylgruppe durch
den Acetylrest z. B. ersetzt wird, verschwindet die Wirksamkeit. Auch die
Verbindung CH3 • CO • 0 • C5H4 • OH ist wenig wirksam. Es scheint, daß zwei
freie Hydroxylgruppen im Kern von ausschlaggebender Bedeutmig sind. Da
von den drei isomeren Dioxybenzolen nur Brenzcatechin aktiv ist, scheint die
Wirksamkeit von der o-Stellung der Hydroxyle abhängig zu sein. Amino-
acetobrenzcatechin imd die Alkylaniinobrenzcatechine, z. B. die Äthyl- und
Dimethylderivate, gleichen dem Methylaminoacetobrenzcatechin, und ihre
Reduktionsprodukte sind sehr aktiv. Aminoacetobrenzcatechin, Methyl- und
Äthylaminoacetobrenzcatechin'^) zeigen untereinander keine wesentlichen
Unterschiede, sie wirken blutdrucksteigernd, jedoch schwächer als die ent-
sprechenden Alkoholbasen.
1) O. Loewi und H. H. Meyer, AePP. 53, 213 (1905).
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 443
(W-Aniinoacetophenon CgHg • CO • CHg • NHj (erhalten durch Reduktion
des <w-Nitroacetophenons) macht bei Fröschen ein Aufhören der willkürlichen
Bewegung, die Atmung wird verlangsamt und hört dann auf, nur das Herz
schlägt weiter, wenn auch mit geringerer Frequenz. Bei nicht letalen Dosen
treten zuerst die Respirationsbewegungen und dann die willkürlichen Bewe-
gungen zurück. Auch bei den Säugetieren wirkt diese Substanz paralysierend
nach vorhergehender Exzitation. Die Blutgefäße werden nicht kontrahiert,
mittlere Gaben erzeugen eine kleine Steigerung des Blutdrucks, die Substanz
erzeugt Pupillenerweiterungi).
Bei höheren Ghedern dieser Reihe, z. B. dem Heptylaminoacetobrenz-
catechin ist der Unterschied zwischen diesen und den Reduktionsprodukten in
bezug auf Wirkung gering. Substitution am Stickstoff mit aromatischen Gruppen
läßt die blutdrucksteigernde Wirkung erlöschen. Brenzcatechinphenylamino-
keton (0H)2 • C^Hg • CO • CHj • NH • CgHg sowie Brenzcatechinbenzylamino-
keton, erhalten durch Einwirkmag von Beiizylamin auf Chloracetobrenzcatechin,
sind ohne Wirkung auf Blutdruck, Pids und Atmung 2). Methylaminoaceto-
brenzcatechin wirkt qualitativ wie Adrenahn, doch erhebhch schwächer. Die
homologen Verbindungen Äthylaminoacetobrenzcatechin und Aminoaceto-
brenzcatechin wirken ebenso, doch die alkylfreie Base stärker als die alky-
lierten Basen. Die Äthylbase wirkt stärker als die Methylbase. Hingegen sind
aber auffaüenderweise die im Ammoniakrest zweifach alkylierten Verbindungen
Dimethylaminoacetobrenzcatechin und Diäthylaminoacetobrenzcatechin un-
wirksam, ebenso auch Monoäthanolaminoketon^). Untersucht wurden Anilido-
acetobrenzcatechin , o-Toluidinoacetobrenzcatechin und «-Methylaminoaceto-
brenzcatechin. Durch Erwärmen von Trimethylamin mit Chloracetobrenz-
catechin erhält man CgH3(OH)2 • CO • CH2N(CH3)3C1. Es ist aktiver als das
entsprechende Monomethylaminderivat, aus dem die adrenaünährüichen Sub-
stanzen gewomien werden. Die Reduktion dieses Präparates erhöhte dessen
Wirksamkeit nicht. Die Base aus Dimethylamin und Chloracetobrenzcatechin,
Dimethylaminoacetobrenzcatechin, zeigt keine deutliche Blutdrucksteigermig.
Durch Oxydation des Adrenalins erhält man einen Ketonkörper, das
Adrenalon*)
OH/N • CO • CHj • NHlCHj)
Das dem Adrenahn entsprechende Keton, Adrenalon, wirkt dem Adrenalin
ähnlich, aber schwächer. Werden in der Aminogruppe zwei Wasserstoffatome
statt eines durch Methylgruppen ersetzt, so nimmt das Adrenalin nicht wesent-
hch an Wirkung ab, aber das Keton wird dadurch unwirksam, ein Beweis,
daß nicht nur den Aminowasserstoffen, sondern auch den beiden Wasserstoff-
atomen der Oxymethylengruppe (CH • OH) eine physiologische Bedeutung zu-
kommt. Wird in das Keton statt der Methylgruppe eine Phenylgruppe ein-
geführt, so ist das Produkt ohne Wirkung auf Blutdruck, Puls und Atmimg.
Somit schwächt der negative Charakter der Phenylgruppe die Energie des gan-
zen Ketonkomplexes ab. Werden die zwei Hydroxylgruppen der Brenzcatechin-
gruppe alkyÜert, so verliert das Adrenalin seine Wirkung, ein Beweis, daß auch
die . Wasserstoff atome der Phenolhydroxyle sich an der Wirkung beteihgen.
•) Andrea Pitini, Arch. intern, de pharmacodyn. 14, 75 (1905).
2) G. Schubenko, Diss. Petersburg (1893).
») O. Loewi und H. H. Meyer, AePP. 5S, 213 (1905).
*) E. Friedmann, HB. 6, 92 (1905) .
444 Alkaloide.
OH
Durch Reduktion von Ketonbasen vom Typus H0<^ ^C — CHjR zu
O
sekundären Alkoholen erhält man sehr wirksame Präparate '), aber bei vielen
Ketonen, bei denen die Aminogruppe durch kompliziertere Radikale sub-
stituiert ist, kann man keine solche Erhöhung der Wirkung nach der Reduk-
tion bemerken.
Oxyäthylamin, sowie Oxyäthylmethylamin CHj • (OH) • CHj • NH • CHj,
also die Seitenkette des Adrenalins allein, macht nur eine geringe Blutdruck-
steigerung. Der Brenzcatechinkem ist daher wesentlich für die Hervorrufimg
der Blutdrucksteigerung. Die Adrenalin'nnrkung steht sicherhch mit dem Ben-
zolkem in Beziehung, denn Methylaminäthanol, also die Seitenkette für sich,
wirkt nicht in gleicher Weise, hingegen ■nirken eine Reihe von aromatischen
Äthylaminen adrenalinähnlieh. Die beiden Wasserstoffatome der beiden Hydr-
oxylgruppen dürfen nicht besetzt sein. Die Substitution am N durch Gruppen
wie Methyl und Acetyl erzeugt eine wirksamere Substanz, als wenn aromatische
Gruppen eintreten. Derivate von Kperidin, Heptylamin und Benzylamin
nehmen eine Zwischenstellung ein.
(0H)2 • CgHj • CO • CHj • NCjHjQ Piperidoacetobrenzcatechin ist nach
0. Loewi und H. H. Meyer von äußerst schwacher Wirkung. Während
Piperidin den Blutdruck steigert, ist Piperidoacetobrenzcatechin weniger aktiv
als das entsprechende Methylaminoderivat.
DioxA-phenyläthanolamin ist in seiner Allgemeinwirkung am Kaninchen
dem Thebenin ähnlich.
Die Verbindungen C6H3(OH)2CH(NH2)CH3 und CgH3(OH)2[CH(NHCH3)
• CH3] wirken intravenös injiziert ■wie Adrenahn.
/)'-Methvlisoadrenahn steigert den Blutdruck nicht [Robert^)] (OH)2C6H3
• CH(NHCH3) • CH(OH) • CH3 .
Die Wirksamkeit des Adrenalins ist hauirtsächlich bedingt durch die Gegen-
wart einer Aminogruppe, welche vom Benzolkem durch eine andere Gruppe
getrennt ist. Zwei Hydroxyle in o-Stellung vergrößern die Wirksamkeit, und
wemi diese vorhanden sind, tritt eine weitere Erhöhung des Effektes ein, wenn
eine sekundäre AJkoholgruppe zwischen dem Benzolring und der Aminogruppe
eingeschaltet wird. Ist dies der Fall, so ist die linksdrehende Modifikation am
wirksamsten^).
Natürliches l-Adrenalin wirkt zweimal so stark auf den Blutdruck wie
racemisches*).
Injiziert man Tieren d-Adrenalin, so wird der Blutdruck durch nachfolgende
Injektionen von l-Adrenalin nicht mehr verändert.
l-Adrenalin wirkt auf Tumorgewebe nekrotisierend. In der Stärke ab-
nehmend wirken ebenso Dioxj'phenylaminoketon, dl-Adrenalin, d-Adrenalin,
Dioxyphenyläthylaminoketon, Hordenin, Phenyläthylamin, Methylaminketon.
Ganz unwirksam waren Oxyphenyläthylamin, Dioxyphenyläthylamin, Amyl-
amin, Isoamylamin^).
Nach O. Loew ist Adrenahn in Form eines Salzes für das neutrale
Protoplasma niederer pflanzlicher und tierischer Organismen nur ein sehr
') Dakin, Proc. roy. soc. London 76, 498.
-) C. Mannich, Apoth.-Ztg. 24, 60. — Arch. d. Pharm. 248, 154 (1911).
^) C. H. H. Harold, M. Nierenstein und H. E. Roaf, Journ. of physiology 43,
308 (1910). *) Arthur R. Cushny, Journ. of physiol. 37, 130 (1908).
*) Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. II, 9 (1912).
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 445
schwaches Gift. Dagegen sind das freie Adrenalin und das erste rote Oxydations-
produkt derselben starke Gifte. Gegenwart von Alkali steigert diese Gift-
wirkung. Mit der fortschreitenden Sauerstoffaufnahme der alkalischen
Adrenalinlösung verschwindet die Giftnatur wieder ').
Adrenalin bringt sowohl den graviden wie nichtgraviden Mäuseuterus ziu-
Erschlaffung. Phenyläthylamin erregt in geringen Konzentrationen den Uterus,
in höheren wirkt es hemmend. /?-Imidazoläthylamin ei'regt selbst in großen
Verdünnungen den Mäuseuterus'-).
Ähnliche Wirkungen wie Adrenalin, insbesondere die Wirkungen auf den
Blutdruck und auf die Uteruskontraktionen, verursachen auch andere Amine.
So wirken die aliphatischen Amine, und zwar die primären, sekundären, ter-
tiären Amine mid auch die quaternären Verbindungen, wie z. B. Tetraäthyl-
ammoniumjodid. Pentamethylendiamin wirkt ebenso, auch die aromatischen
Amine ohne Phenolhydroxyl mid mit einem oder zwei Phenolhydrosylen,
wirken in gleicher Weise. Aus der letzteren Reihe wurden geprüft die Ketone,
welche Derivate des Acetobrenzcatechins sind, ferner Derivate des Äthylbrenz-
catechins, dann Derivate des Äthanolbrenzcatechins, schUeßlich Amine mit
drei Phenolhydrosylen^). Barger und Dale nennen solche Wirkungen sympa-
thomimetisch. Alle Substanzen, die solche Wirkungen besitzen, sind Basen;
namentlich bei primären und sekundären Aminen zeigen sich diese Wirkungen
in charakteristischer Weise, während die quaternären Basen, welche den sympa-
thomimetischen Aminen der Phenol- und Brenzcatechinreihe entsprechen, eine
deuthche Wirkung von völhg verschiedenem Typus, der sich sehr der Nicotin-
mrkung nähert, besitzen. Die Annäherung an die Adrenalinstruktiu- ist von
einer Steigerung der sympathomimetischen Wirksamkeit begleitet. Für die
Ijri mären imd sekundären Amine erweist sich als günstigstes Kohlenstoff -
skelett der Benzolring mit einer Seitenkette von zwei Kohlenstoffatomen,
wobei die Aminogruppe mad der Benzolring an je einem verschiedenen Kohlen-
stoffatom dieser Seitenkette befestigt sind. Die Wirksamkeit wird gesteigert
durch Phenolhydroxyle in der Stellung 3, 4 zur Seitenkette. Sind diese beiden
Hydroxyle vorhanden, aber nur dann, so wird die Wirksamkeit weiterhin dvirch
ein Alkoholhydroxyl an einem Kohlenstoffatom der Seitenkette gesteigert. Die
hemmenden und fördernden Wirkungen dieser Substanzen werden in ver-
schiedener Weise beeinflußt, wenn ein Wasserstoffatom der Aminogruppe durch
verschiedene Alkylradikale substituiert wird. Hingegen ist der Brenzcatechin-
kern kein wesentlicher Bestandteil des Moleküls sympathomimetischer Sub-
stanzen. Man sieht auch keinen Parallelismus zwischen der vermehrten Oxy-
dationsfähigkeit imd der vermehrten Akti\'ität. Weder dem Tyi-osinäthylester,
noch den Acetylderivaten des p-Oxyphenyläthjrlamins kommen Wirkimgen
dieser Gruppe zu.
Die Aktivität aller Basen dieser Reihe variiert mit der Länge der Seiten-
kette. In der fetten Reihe ist Hexylamin am wirksamsten, während von den
Phenylalkylaminen Phenyläthylamin mit einer zweikohlenstoffigen Seitenkette
am wirksamsten ist.
Anilin ohne kohlenstoffhaltige Seitenkette, das eine reine aromatische Base
ist, hat keine von den spezifischen Wirkungen. Benzylamin hat bloß eme Spur
der Wirkung und «-Phenyläthylamin CgHj • CH(NH2) • CH3, in welchem nur
ein Kohlenstoffatom zwischen die Aminogruppe und das Ringsystem geschaltet
ist, erweist sich auch nvu" als sehr schwach wirksam. Verlängert man die Seiten-
1) BZ. 85, 295 (1918). 2) Leo Adler, AePP. 83, 248 (1918).
') G. Barger und H. H. Dale, Journ. of physiol. 41, 19 (1910).
446 Alkaloide.
kette um mehr als zwei Kohlenstoffe, so geht die Aktivität zurück, demi Phenyl-
propylamin ist um vieles weniger wirksam als Phenyläthylamin. Der beste
Aufbau eines fettaromatischen Amins für die sympathomimetische Wirkung
ist Adrenalin selbst, d. h. ein BenzoLring mit einer Seitenkette von zwei Kohlen-
stoffen, von denen der zweite eine Aminogruppe trcägt. Wenn keine Hydroxyle
am Benzolring sind, ist die Einfühnmg eines sekimdär-alkohoHschen Hydroxyls
am ersten Kohlenstoff der Seitenkette sowie die Methylierung der Aminogruppe
ohne jeden Effekt, während bei Gegenwart von Phenolhydroxylen sehr wichtige
Veränderungen vor sich gehen.
/?-Tetrahydronaphthylamin , welches als ein Cyclohexylamin kondensiert
mit einem Benzolkem aufzufassen ist, ist nach der Untersuchimg von Jo nesc u^)
nach vielen Richtungen hin ein sympathomimetisches Mittel. In bezug auf
den Blutdruck wirkt es viel stärker als /J-Phenyläthylamin. Nach anderen
Richtungen hin wirkt es jedoch schwächer.
Die beiden optischen Antipoden des /i-Tetrahydronaphthylamins vmd die
racemische Verbindung lassen keinen Unterschied in der physiologischen Wirk-
samkeit erkennen. Durch Anlagenmg von Acylgruppen erhält man eine direkte
Umkehning der Wirksamkeit. Während beim Frosch das Acetylderivat weit
giftiger wirkt, ist beim Kaninchen das Umgekehrte der Fall. Beim Kaninchen
ruft /J-Tetrahydjonaphthylamin PupiUenerweiterung und Steigerung der Tem-
peratur und des Blutdruckes hervor, das Acetylderivat dagegen PupiUen-
verengenmg, geringen Abfall der Temperatur imd des Blutdruckes. Die allge-
meine Giftwirkung für den W^armblüter ist herabgesetzt^). Ein ähnhches
Verhalten zeigen auch die Formyl- und die Benzoj'lverbindungen , sowie
diu-ch Anlagern negativer Gruppen, wie — COO • C2H5 , — CO • NH • CgHg ,
— CS • NH • CßHä, — CS • NH . C2H5 entstehende Verbindungen. Die Mono-
methylverbindmig macht bei geringen Dosen in kürzester Zeit ein relativ
hohes Fieber. In gleichem Simie wie /5-Tetrahydronaphthylamin wirkt die
Äthylverbindung. /3-Tetrahydronaphthylamin macht eine völlige Immunität
gegenüber jeder weiteren Injektion, sowohl von der Verbindung selbst, als
auch der Monomethyl- und der Monoäthylverbindung. Die Monomethylver-
bindung immunisiert dagegen nur für sich selbst und für die Monoäthylver-
bindung und diese nur für sich selbst.
Das Monomethj^lderivat ist qualitativ völlig identisch in der Wirkung mit
der ursprüngHchen Base selbst, quantitativ übertrifft es die Wirkungen der
Ausgangsbase. Das Monoäthylderivat ist wesenthch toxischer, namentlich in
bezug auf das Atmmigszentrum, die spezifischen Wirkungen (Pupille, Fieber,
Blutdruck) sind qualitativ die nämlichen, quantitativ aber zurückstehend.
Bei am N alkyhert-acyherten Verbindungen macht sich eine Kombination
der Grmidwirkungen der beiden reinen Monosubstitutionsprodukte geltend.
So erzeugt Injektion von Methylacetyl- und Methylformyl-, sowie Äthylacetyl-
yS-tetrahydronaphthylamin beim Kaninchen einesteils Pupillenerweitenmg (Wir-
kung der Monomethylverbindimg) anderenteils Senkung der Temperatur (Wir-
kxmg der Monoacet3'lverbindung). Ein Teil der Substanz wird nämlich im
Organismus des Warmblüters verseift; es entsteht dabei eine gewisse Menge
des Monomethylderivats oder selbst der Grundverbindung, die nicht nur
genügt, die myotische Wirkung der Acetyl- oder der Formylgruppe aufzu-
heben, sie wird sogar ins Gegenteil verwandelt, die aber nicht genügt, um
auch auf die Temperatur einzuwirken^).
1) AePP. 60, 346 (1909). -) M. Cloetta und E. Waser, AePP. 73, 398 (1913).
3) Ernst Waser und M. Cloetta, Schweizer Chem.-Ztg. I, 12 (1917).
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 447
OH
yS-p-Hydroxyphenyläthylamin [ J ist etwa 3 — 5 mal so stark wirksam
CHj • CHj ■ NHa
als Phenyläthylamin. Die Einfülirmig eines Phenolhydroxyls in der m-Stellung
OTT
(m-Hydroxyphenyläthylamin) hat ebenfalls eine Steigerung der
Wirkung zur Folge , mid zwar in gleicher Weise , während die Einführung des
Hydroxyls in die o-Stellung nicht diesen Effekt zeitigt, da es nicht wirksamer
ist als Phenyläthylamin. Im Adrenalin haben auch die beiden PhenoLhydroxyle
p- und m-Stellung zur Seitenkette.
Bei schilddrüsenlosen Hunden bewirken Phenyläthylamin inid p-Oxy-
phenyläthylamin eine hohe Steigenuig des Stickstoffwechsels. Sie erhöhen den
Sauerstoffverbrauch ixnd die Kohlensäureausscheidiuig. Die Diurese steigt und
von der Lunge wird mehr Wasser abgegeben. Zugleich wird auch die Diurese
beträchthch vermehrt ; zugleich nimmt das Körpergewicht ab. Alle typischen
Wirkungen der Schilddrüsenzufuhr besitzen diese Basen i). Sie erhöhen auch
den Gtesamtumsatz des Organismus und verursachen ein vollständiges Ver-
schwinden des Leberglykogens^).
Isoamylamin hingegen wirkt subcutan injiziert auf den Gaswechsel nicht ein^).
Rac. Phenylmonomethylaminopropanol CeHg- CH(OH) • CH(NH • CH3) • CH3
ist ein Mydriaticum*).
Surinamin (N-Methyltyrosin) ist unwirksam. p-Oxyphenyläthylmethyl-
amin ist physiologisch weniger wirksam als p-Oxyphenyläthylamin^).
Durch Einführung der p-ständigen Hydroxylgruppe in /J-Phenyläthylamin
CgHj • CH, • CHj • NHg (Übergang zum p-/?-Hydroxyphenyläthylamin), Di-
methylphenyläthylamin CgHj • CHj • CHj • N(CH3)2 (Übergang zum p-Hydroxy-
dimethylphenyläthylamin) und deren Homologe wird die physiologische Wirk-
samkeit dieser Basen gesteigert.
Eine solche Steigerimg der Wirksamkeit sieht man aber beim Übergang
von /?-/?i-AminomethyUiydrinden in das p-Oxyderivat nicht.
CH2 ^^ CHj
|8-Amino-yß-methylhydrinden bewirkt eine Blutdrucksteigerung, die größer
als die des /S-Phenyläthylamins und des Tyramins (p - Hydroxyphenyläthyl-
amins) ist. Es ist ein imgemem kräftiges, zentral angreifendes Erregungsmittel
für Atmung und Motilität ') imd hat wie Tyamin unangenehme Nebenwirkungen.
Phenyläthylamin hat eine stark erregende Wirkung auf das Atemzentrum ').
Hydro xyhydrindamin CjHi^^g-^ og^CH -NHj setzt den Tonus der
glatten und quergestreiften Muskehi herab und erweitert die Blutgefäße. Es
wirkt schwach antiseptisch und ist unschädlich. Die beiden Isomeren unter-
1) J. Abelin, BZ. 93, 128 (1919). ■) J. Abelin und J. Jaff e, BZ. 58, 39 (1920).
3) J. Abelin, BZ. 101, 237 (1920). *} W. N. Nagai, Amerik. P. 1356 877.
S) E. Winterstein, HS. 105, 20 (1919).
«) J. V. Braun und E. Danziger (J. Pohl), BB. 50, 286 (1917).
') Gertrud Bry, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 16, 186 (1914).
448 Alkaloide.
scheiden sich nicht besonders in ihrer Wirkung. Die rechtsdrehende ist etwas
giftiger, während sonst stets die ünksdrehende Isomere die ausgesprochenere
Wirkung besitzt^).
NHa
Iso-p-hydroxyphenyläthylamin HO • <( y ■ CH • CH3 ist wenig wirksam, es
ist hier das gleiche Verhältnis obwaltend wie zwischen «- und /?-Phenyl-
äthylamin.
Während die Methylierung des Ringsystems bei den Phenolen die antisep-
tische Kraft steigert, wird diu-ch die Methylierung des Kerns die sympathomi-
metische Wirkung der aromatischen Amine keineswegs verstärkt, denn o-Kresyl-
OH
äthylamin (m-Methyl-p-hydroxyphenyläthylamin) f J * ist nur halb
so wirksam wie p-Hydroxj^henyläthylamin. \^
OH CHj • CHa • NHj
p-Hydroxy-co-aminoacetophenon wirkt schwach, etwa ein Zehntel
CO • CHj • NH,
so stark wie Tyramin (p-Hydrooxyphenyläthylamin).
OH
p-Hydroxyphenyläthanolamin I 1 ist ebenfalls weniger wirksam als
CH(OH) ■ CHj • NHj
Tyramin, obgleich wirksamer als das Acetophenonderivat. Die MethyUerung
oder Äthylierimg des Tyramin hat keine Erhöhung, eher eine Abschwächung
der Wirkung zur Folge.
Camus^) fand, daß Hordenin (p-Hydroxyphenyläthyldimethylamin)
OH
den Blutdruck erhöht, in kleinen Dosen findet man aber nur eine geringe
CH2 ■ CH„ ■ N(CH3)2
Wirkung, welche hüiter der Wirkung des Tyramins rangiert. Die Dimethy-
lierimg hat also eine abschwächende Wirkung zur Folge.
Hordenin wird als Herztonicum empfohlen, ebenso als Darmtonicum. Das
schwefelsaure Salz dieser Base hat Martinet bei Diarrhöe und Enteritis emp-
fohlen, es soll weniger giftig sein als Morphin 3).
Anhalin und Hordenin sind identisch. Hordenin*) wird syiithetisch fol-
gendermaßen dargestellt: aus Anisaldehyd und alkoholischem Ätzkah erhält
man Anisylalkohol und führt ihn durch Bromwasserstoff in Anisylbromid über
luid hierauf wird es mit dem leicht erhälthchen Brommethyläther mid Natrium
in absolut ätherischer Lösung zur Reaktion gebracht.
CeH,<g^|f; + CH,<^^^^ + Na,= 2BrNa + C,H,<gH.CH,.O.CH3
Die Umsetzung ergibt in guter Ausbeute Ä[p-Methoxyphenyl]/J-methoxymethan,
aus dem durch Erwärmen mit bei 0° gesättigter Bromwasserstoff säure unter
i)YasuoIkada, Journ. of Pharmac. T, 121 (1915).
2) Arch. intern, de Pharm, et de Th6r. 16, 43 (1906).
=) La Presse mödicale 1910, Nr. 73.
«) E. Späth und Ph. Sobel, M. f. Ch. 41, 77 (1920).
Ergotin, Adrenalin iind die aromatischen Basen aus Eiweiß. 4^9
Verseifen der beiden Methoxylgruppen und Ersatz des alkoholischen Hydroxyl-
restes gegen Brom das a[p-Oxj'phenyl]-/?-bromäthan entstand, welches mit
wasserfreiem Dimethylamiii glatt Hordenin liefert.
Die Darstellung des A-p-Oxyphenj-l-/j-methoxyäthans geht auch in folgen-
der T^'eise: Man stellt aus Anisaldehyd nach der PerkinsjTithese p-SIethoxy-
zimtsäure dar, lagert an diese Brom an und zersetzt diese Verbindung durch
Kochen mit Sodalösung, wobei unter Bromwasserstoff- und Kohlendioxydabspal-
tuug A-p-Methoxyphenyl-/>-bromäthylen entsteht, welcher Körper beim Erhitzen
mit Xatriummethylat ein leicht tremibares Gemenge von a-p-Methoxyphenyl-
/3-methoxyäthylen und p-Methoxj-pheuylacetylen Uefert, von denen die erstere
Verbindung durch katal^-tische Reduktion mit Palladium-Bariumsulfat in das
vorher erhaltene A-p-Methox_vphenyl-/J-methoxyäthan übergeht. Das als Neben-
produkt gewonnene p-Methoxyacetylen wird beim Erhitzen mit methylalkoholi-
schem Ätzkali unter Addition von ^lethylalkohol in weitere Mengen a-p-
Methoxyphenyl-/i-methoxyäthylen übergeführt. Das so erhaltene «-p-Methoxy-
phenyl-/?-methoxyäthan gibt, wie vorhin erwähnt, durch aufeinanderfolgende
Einwirkung von Bromwasserstoffsäure und Dimethylamin in guter Ausbeute
Hordenin.
Hordeninmethyljodid, die quatemäre Ammoniumbase, wirkt merk-
würdigerweise fast nach jeder Richtung hin wie Nicotüi. Bekamitlich hat
J. N. Langleyi) gefunden, daß Nicotin und Curare physiologische An-
tagonisten sind.
Jede Änderung des basischen Charakters aller dieser Amine vernichtet die
physiologische Wirkung. Acetyl-p-oxj-phenyläthylacetylamin ist wirkungslos,
ebenso der TjTosinäthylester trotz seiner basischen Eigenschaften.
Die methoxyherten Basen (Veratrolderivate) dieser Reihe sind ganz un-
wirksam, so daß die Hvdroxylgruppe frei sein muß. 2.4-Dihvdroxv-c/j-amino-
OH '
acetophenon f L_ , also das Resorcinderivat, ist nicht wirksamer als
CO • CH, ■ XH,
TjTamin, während die Einführung eines Hydro xyls in die Stellung 3 die Wirk-
samkeit ungeheuer steigert.
Aminoacetoresorcin wirkt so gut wie gar nicht, Aminoäthanolresorcin selbst
in hohen Dosen wirkt nur eben merklieh auf den Blutdruck, Hydrochinon-
äthanolamin ist bedeutend schwächer wirksam als TjTamin und p-Oxyphenyl-
äthanolamin. p-Oxvphenylacetylamin ist unwirksam, p-Oxyphenyläthanoi-
amin ziemlich wirksam, aber äußerst zersetzlich^).
Nach den Untersuchmigen von 0. Löwi und H. H. Meyer ist Amino-
acetocatechol stärker wirksam als das Methylamino- und Äthylaminoderivat.
Die Wirkung des Dimethylaminoacetocatechols ist relativ sehr gering. Tri-
methj-laminoäthj-lcatechol hat eine typische Nicotinwirkung, viel kräftiger als
Hordeninmethyljodid, fast wie Nicotin selbst. Die Einführung einer zweiten
Hydroxylgruppe in die SteUimg 3 zur Seitenkette verstärkt nicht nur die
sympathomimetische Wirkung der primären und sekmidären Amine, sondern
auch die ganz verschiedene, nicotmähnliche Wirkung der quatemären Ammo-
mumbasen.
Beim Vergleich der Wirkimgen der Chlorhydrate des 1.2.3- und 1.3.4-Dioxj'-
benzjlamins, um die Bedeutmig der o.4-Stellung im AdrenaHn zu erkennen,
>) Proc. Roy. Soc. T3, 170 (1906).
-) H. Boruttau, Naturforäeher%-ersainmlung Münster (1912).
Ftänkel, Arzneimittel-Ssmthese. 5. Aufl. 29
450 Alkaloide.
■wurde die Giftigkeit beider Verbindungen gleich gefunden. Auf das Herz wirkt
die 1.2.3-Verbindung kräftiger beschleunigend und herzschlagverstärkend, aber
auch toxischer. Die 1.3. 4- Verbindung ruft eine stärkere Gefäßkontraktion und
Blutdrucksteigerung hervor, als die 1.2. 3- Verbindung. Die 3.4-Stellung der
OH-Gruppen begünstigt demnach die gefäßzusanimenziehenden und lilntdruck-
steigernden Eigenschaften der Adrenalinderivate ^).
Der Ersatz von Brenzcatechin durch Pyrogallol im Adrenalin bedingt
keine Erhöhung der Wirkung.
Aminoacetopyrogallol mit drei Hydroxylen und Aminoäthylpyrogaliol
zeigen beide sjanpathomimetische Wirkung, aber ilire Wirkung auf den Blut-
druck ist schwächer als die der korre.sjiondierenden Brenzcatechinbase. Die Ein-
führung einer dritten Hydroxylgruppe in die Stellung 1 zur Seitenkette steigert
also die Wirkinig nicht, da anscheinend die Resistenz der Oxydation gegenüber
verringert wird^).
«-p-Oxy-m-methoxyphenyläthj-lamin*) ist physiologisch etwas schwächer
wirksam als die methylfreie Substanz.
Nach Versuchen von H. H. Dale zeigen p, p-Dioxy- und besonders m, m-,
p, p-Tetraoxydijihenylacylamine blutdrucksteigernde Wirkung, dagegen ist
m-Amino-o-acetophenon inaktiv, die o, p-Dioxybase nicht stärker aktiv als
die p-Oxyverbindung*).
Epinin ist 3.4-Dihydrox\'phenyläthylmethylamin.
Beide optische Antipoden des a-p-Oxj^phenyläthylamin haben gleiche
Wirkung.
Ergotoxin CgjH^^OßNj ist das charakteristische Gift des Mutterkorns
(Barger und Carr, Kraft), Ergotinin (Tanret) C35H39O5N5 ist imwirksam,
läßt sich aber in Ergotoxin überführen. Ergotoxin ist vom Magendarnikanal
aus nicht resorbierbar. Aus dem Ergotoxin kann man ein Sublimat gewinnen,
welches anscheinend Isobut^iylformamid ist^). Daneben kommt im Jlutter-
kom Isoaniylamin und p-Oxj'j^henyläthylamin vor, letzteres wirkt schwächer,
aber ähnlich, jedoch weniger flüchtig wie Adrenalin*), ferner Imidazoljdäthyl-
amin ruid Indolyläthylamin.
Der Träger der von M. Kehrer') beschriebenen Wirkung auf den Uterus
wiu-de als Imidazolyläthylamin von George Barger und H. H. Dale erkamit*).
/J-Imidazolyläthylaminclilorid macht bei Kaninchen kräftige Blutdruck-
steigerung, welche alsbald zur Norm zurückgeht, auch die Atnnnig wird beein-
flußt. Es tritt alsbald Gewöhnung ein. Kaninchen vertragen Dosen von 0.2 g.
Auf Katzen wirkt es nachhaltiger. Es macht Absinken des Blutdrucks.
Pulsverlangsamung, vorübergehenden Atemstillstand und starke Uiu'cgelmäßig-
keit der Atmimg'').
/i-Imidazoläthylamin wirkt stimulierend auf den glatten Muskel, an
welchem es Steigerung des Rhj^hmus mit verstärktem Tonus oder ständigem
Tonus ohne Rhythmus hervorruft; am empfindlicLsten ist der glatte Uterus-
muskel und die Muskelwände der Bronchiolen. Die glatte Muskulatur der Ein-
') M. Tiefenau, Ch. Richet-Festschrift, Paris I9I2. S. 399.
2) G. Barger und H. Dale, Joiirn. of physiol. 41, 19 (1910).
^) H. H. Dale, C. W. Moore, Joiirn. Chem. Soc. London 99, 410 (1911).
*) Frank Tutin, Journ. Chem. Soc. London 91, 2495.
'} George Barger und A. J. Ewins, Transactious of the Chemical Society 97, 284
(1910). «) Barger und Dale, AePP. 61, 113 (1909).
') AePP. 58, 3(iG (1907). *) Journ. Chem. Soc. London 97, 2592 (1910).
») D. Ackermann und Fr. Kutscher, Z. f. Biol. 54, 287 (1910). — Darstellung
siehe Ackermann, HS. 65, 504 (1910).
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 451
geweide iiiul der I\Iilz nimmt eine mittlere Stellung ein, während Herz- und
Skelettmuskulatiir, Blasen- und Irismuskel nicht affiziert werden^).
/?-Imidazolyläthylaniin senkt intravenös injiziert den Blutdruck sehr rasch
und stark, so daß sich Aufregungszust.ände einstellen, die später in Depi'ession
übergehen. Gleichzeitig tritt eine Steigerimg der Speichel-, Tränen- und Pan-
kreaeabsonderung ein, vor allem aber eine sehr erhebüche Steigeriuig der
Magensaftabsonderung. Subcutan gegeben bleiben alle genannten Erscheinun-
gen aus, bis auf die Einwirkung auf den Magensaft, welche das ganze Bild be-
herrscht. Die Einwirkung geschieht auf die Magendrüsen selbst. Per os zu-
geführt hat es keinerlei \Mrkung. Beim Menschen machen 0,4 mg bereits
intravenös eingeführt Kojif schwinde!, Apathie, was diu-ch Austrocknen der
Nervenzellen infolge der strtrken Magensaftabsonderung und Herabsetzung des
Blutdrucks erklärt ^ird^). Weder dieses noch Adrenalin wrken auf die Ham-
absonderung.
Während die anderen Amine auf eine Abteilung des autonomen Systems
einwirken, zeigt /J-Imidazolyläthj'lamin kompliziertere Wirkungen. Es übt
direkt reizende Wirkungen auf die glatte Muskulatur, welche es stark tonisiert
luid deren Rhythmus es erhöht. Am stärksten wirkt es auf die Uterusmuskula-
tur. Aiich die Bronchialmuskulatur der Rodentien unterliegt stark diesem
Einfluß. Sehr verschieden stark wrd die übrige glatte Muskulatur affiziert,
auch auf den Herzmuskel wirkt das Mittel, aber anscheinend nicht auf die
Skelettmuskulatur. Bei den Rodentieii ist auch eine narkotische Wirkung zu
bemerken, ebenso bei den C'aniivoren. Es erinnert ungemein in seinen Wir-
kungen anPopielskis Vasodilatin. Die Sj'mptome des anaphylaktischen Shoks
nach Injektion von Pepton sind sehr identisch mit denen nach intravenöser
Injektion dieser Base^).
Eso-Ezo-Dibenzoylhistamin ist von geringerer physiologischer Wirkung*).
Durch Kondensation von p-lmidazolyläthylamin mit Methylal haben
S. Fränkel mid Karoline Zeimer^) Imidazolisopiperidin
I I >CH
HjC\/CH— N
CH,
dargestellt imd es viel stärker wirksam als das Imidazoläthylamin gefunden
Bei Vergleich von 4 (5)-/3-Aminoäthylglyoxalin, 4 (ö ) - A m inomethylgly-
oxalin und 4 (5)-7-Aminobutylglyoxalin sind dem Imidazolyläthylamin gegen-
über die beiden letzteren Verbindungen uuAvirksam zu neimen.
Ebenso wie beim Adrenalin ist auch bei den Imidazolderivaten die zwei-
kohlenstoffige Seitenkette, an der an einem Kohlenstoff das Ringsystem am
anderen die Aminogruppe steht, die beste Gruppiennig für die Whkimg.
Imidazolylmethylamin ist 100-, wenn nicht 1000 mal weniger wirksam als
Histamin^).
N-Acidylderivate der Imidazolreihe erhält man durch Eimvirkimg der Halogenide
organischer Säuren in der Weise, daß die bei der Reaktion entstehende Halogenwasserstof f-
säui« durch einen Überschuß des betreffenden Imidazols selbst oder einer anderen Base
gebunden wird.
>) H. H. Dale und P. P. Laidlaw, Journ. of physiol. 41, 310 (1910).
2) L. Popielski, Pflügers Arch. 1J8, 214, 237 (1920).
^) H. H. Dale und P. P. Laidlaw, Journ. of physiol. 41, 318 (1910).
*) O. Gerngroß, H. S. 108, 53 (1919). ^) BZ. 110, 234 (1920).
•) Windaus bei W. Heubner, BZ. 101, 00 (1920).
29*
452 Alkaloide.
Beschrieben sind Acetylbenzimidazol und 4 (5)-Benzoyl-/)'-aminoäthyliinidazol. Die
Acidylderivate sind weniger giftig als die freien Basen ^).
Histidin läßt sich durcii Fäulnis in Imidazolyläthylamin überführen und aus dem
Fäulnisgemenge mit einer Säure oder mit einem Alkaloidreagens niederschlagen 2).
DRP. 252 872 beschreibt ein Verfaliren, in welchem die Carboxylgruppe aus Histidin
durch spezifische, auf gefaulter ThjTnussubstanz lebende Fäulniserreger in kurzer Zeit
abgespalten wird; statt reines Histidin zu verwenden, empfiehlt DRP. 252 873 das Hy-
drolysat von Eiweiß durch Krystallisation von Leucin, Tyrosin, Phenylalanin und Glutamin-
säure zu befreien, den restierenden Sirup von Ammoniak zu reinigen imd der Fäulnis
nach dem vorhergehenden Patente zu überlassen. Die Darstellung des Imidazolyläthj'l-
amin aus dem Fäulnisgemieche geschieht am besten nach DRP. 252 874 durch Extraktion
der alkahschen Lösung mit Chloroform und Entziehen der Base aus den Chloroform-
lösungen mit verdünnter Säure.
DRP. 256 116 emptielilt, die Fäulnis des Histidins mit Reinkulturen von kohlensäure-
abspaltenden Bakterien durchzuführen.
Die DRP. 248 885 und 258 296 beschreiben Derivate des Methylimidazols, welche
angeblich auf den Blutdruck wirken soUen, über die aber keine experimentellen Berichte
vorliegen.
4 (5)-/>-Amiiioäthj'lglyoxaiiu(p'-Imidazolylätliylamiii) hat Frank Lee Py-
man^) dargestellt, indem er aus Diaminoaceton und KaUumrhodanid 2-Thiol-4
(5)-aminomethylglyoxalin (I) erhält, dieses durch verdünnte Salpetersäiu'e ent-
schwefelt, wobei gleichzeitig durch die entstehende salpetrige Säure die Amino-
gruppe in eine Hydroxylgruppe verwandelt wird. In dem so erhaltenen 4 (5)-0xy-
methylglyoxalin (11) kann man das Hydroxyl durch die Cyangruppe ersetzen,
wenn man vorerst mit Phosphorjjentachlorid ChlormethylglyoxaUn darstellt und
dieses mit Cyankalium umsetzt (III). Reduziert man die Cj-anverbindung mit
Natrium imd Alkohol, so erhält man Imidazolyläthylamin (IV).
(I) CH • NH , (II) CH • NH, (IH) CH • NH, (IV) CH • NH,
II >C.SH II >CH II >CH I, >CH
C JT C W C N^ C — NH^
I I ! '
CH^-NHa CHa-OH CH^ ■ CN CH^ • CHj • NH,
Beim Erhitzen von 5 (4)-Methylimidazolyl-4 (5)-glyoxylsäure mit AniMn wü'd unter
Kohlensäureentwieklungeine Schiff sehe Base, das Anildes5(4)-Methylimidazolyl-4(5)-alde-
hyd gebildet. Dm'eh Reduktion mit alkalischen Reduktionsmitteln kann man zu den
entsprechenden Aminen gelangen.
CH3 ■ C — NH CH3 • C — NH
II )CH +U^= II >CH *)
C— N C — N
CH : N • Aryl CHj ■ NH • Aryl
Man läßt auf 5 (4)-Methyl-4(5)-chlormethylinüdazolchlorhydrat primäre Amine der
aromatischen Reihe einwirken. Hierlx'i findet eine Kondensation nach der Gleichung statt:
CH3C — jSTH CH3C— NH
II ^CH, HCl -t- NHo • Aryl = || ^CH, 2 HCl
ClCHj • C— N C— N
I
CHj ■ NH • Aryl
Diese Imidazolderivate besitzen eine viel geringere Giftigkeit als /^-Imidazolyläthylamin,
andererseits wirken sie stark antiseptisch').
Jodierte Imidazole verhalten sieh im Tierkörper anders als Imidazol, welch
letzteres ziemlich indifferent ist. Trijodimidazol wirkt in schon kleinen Dosen
stark Atmung imd Puls steigernd, ohne daß diese Wirkung auf Jodabspaltung
zurückzuführen ist.
1) O. Gerngroß, DRP. 282 491. ^) DRP. 250 110.
3) Journ. Chem. Soc. London 99, 668 (1911). «) O. Gerngroß, DRP. 276 541.
6) DRP. 278 884, Zusatz zu DRP. 276 541.
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 453
Die jodierten Imidazole und auch Tribromimidazol rufen im Gegensatz
zu den halogenfreien Basen, die noch in relativ großen Dosen gut vertragen
werden, schon in kleinen Dosen sowohl nach intravenöser als auch nach sub-
cutaner Injektion und per os starke Steigeriuig der Puls- und Atemfrequenz
hervor. Diese Wirkung dauert nach mäßigen Dosen mehrere Stimden, während
höhere Dosen rasch zum Tode fühi'en, wahrscheinlich durch Lähmung des Re-
spirationszentrums. Nur das N-a-/9-/i-Tetrajodimidazol macht eine Ausnahme,
weil es sehr schwer lösUch und wahrscheinlich nur sehr langsam resorbiert wird.
Beim Tetrajodhistidinanhydrid winden keine Wirkungen beobachtet, es ist
anscheinend sehr schwer resorbierbar^). Untersucht wm-den /J-Monojod-Ä-
methyhmidazol , «-/J-Dijod-M-methylimidazol sowie die zwei erwähnten Jod-
derivate. N-a,-/^-/(-Tetrajodimidazol wirkt antiseptisch wie Tetrajodpyrrol.
Die bromsubstituierten Imidazole scheinen giftiger zu sein als die jodsubsti-
tuierten. Von den jodsubstituierten wirkt am giftigsten /5-Monojod-3C-methj'l-
imidazol, dann folgt (X-/)-Dijod-/t-inethyhmidazol, während am relativ un-
giftigsten (X-/J-/t-Trijodimidazol ist^).
Dijodtyramüi wirkt viel stärker auf die Metamorphose der Kaulquappen
als das jodfreie TjTamin^).
Indolyläthylamin (3-/5-Anünoäthylindol) Q~1Ich*^^' ' ^^' ' ^^' erhöht
N
H
sehr- rasch den Blutdruck*). Sjiithetisch wird es aus /-Aminobutyiylacetal
und Phenylhydrazin erhalten.
Indolyläthylamin hat eine vorübergehende erregende Wirkung auf das
Zentrahiervensystem, verursacht klonische und tonische Ki'ämi^fe, Glieder-
zittern und Vasokonstriktion, es stimuliert glatte Muskulatur, hauptsächlich
in den Arteriolen, der Iris und dem Uterus^).
Phenyläthylamin erhält man am leichtesten cUnch Reduktion von Benzyl-
cyanid mit 53% Ausbeute^). Man erhält es auch aus Phenylessigsäure über
das Amid nach der Hofmannschen Reaktion mid über das Hydrazid und
Urethan nach der Methode von Curtino. Ebenso erhält man es bei der
trockenen Destillation von Phenylalanin.
p-Hj^drox}'iihenyläthylamin (Tj^ramin) kami man in kleinen Mengen aus
Tyrosin darstellen, wenn man dieses im Vacuum auf 260^270° im Metallbade
erhitzt. Die Base subUmiert. Die Ausbeute beträgt 50%. Synthetisch stellt
man es aus p-Oxybenzylacetonitril durch Reduktion mit Natrium und Alkohol
her ' ) . B a r g e r und W a 1 p o 1 e *) nitrieren Benzoylphen5'läthylamin und reduzieren
das erhaltene p-Nitroderivat, diazotieren und hydrolysieren. Andere Synthesen
gehen vom Anisaldehyd aus, welcher zuerst in p-Methoxyphenylacrylsäm-e,
dann in p-Methoxyphenylpropionsäivre, dami in das Amid, weiter in p-Me-
thoxyphenyläthylamin und schHeßlich in p-Hydroxyphenyläthj'lamin ver-
wandelt wird. Die Ausbeute bei dieser Sjaithese ist gering. p-Metbox^^phenvl-
äthylamin erhält man besser nach Rosemunds*) Verfahren, bei welchem das
Kondensationsprodukt von Anisaldehyd mit Nitromethan reduziert mrd. Das
M BB. 43, 2249 (1910). ') K.Gundermann, AePP. 63, 259 (1911).
3) Yasuo Ikeda, Journ. of Pharmac. 7, 121 (1915).
') P. P. Laidlaw bei A. J. Ewins, Transactions of the Chemical Soc. London 99,
271 (1911). ^) P. P. Laidlaw, Biochemical Journal 6, Xr. 1 (1911).
«) Wohl und Berthold, BB. 43, 2175 (1910).
')■ Barger, Journ. Chem. Soc. London 95, 1123.
*) Journ. Chem. Soc. London 93, 1720. ») BB. 42, 4778 (1909).
434 Alkaloide.
Eeduktionsprodukt wird mit farbloser Jodwasserstoffsäure erhitzt und gibt
p-Hydrox\'phenyläthj'lamin.
Barger und Dale haben io-0x\7)henyläthyhimin synthetisch durch Re-
duktion von Oxybeiizylcyanid erhalten.
Oxyphenylätliylauiine und deren Derivate') erhält man durcli Reduktion der durch
Einwirkiuig von Ammoniak, Aminen oder Hydroxj'lamin und Hydrazinen auf Oxyphenyl-
aminaldeliyde eihältliclien Stickstoffverbindimgen oder der Kondensationsprodukte von
Oxybenzaldeliyden mit Nitromethan. Die Alkylüther der genannten Oxyverbindungen
und die Alkoxyplienyläthylamine \-erseift man. Diu-ch Reduktion von p-5Iethoxyphenyl-
acetaldoxim mit Natriumamalgain in essigsam-er Lösung gewinnt man p-Methoxypheuyl-
äthylaniin. Jlit konzentrierter Jlineralsäure erliiilt man p-Oxyplienyläthylaniin oder man
reduziert p-MethoxjTiitrostjTol mit Zink und Eisessig, hierauf mit Natriiunamalgam, oder
man geht vom p-Oxyphenylacetaldehyd-p-nitroplienylhydi-azon aus tmd reduziert mit
Natriumamalgam luid Eisessig oder man erliitzt p-Methoxyphenyläthylamin mit konzen-
trierter Brom Wasserstoff säure auf 150°.
Bayer-Elberfeld'-) stellen Oxj'phenyläthylamine mid deren Alkylätlier in der Weise
her, daß sie in Oxj'phenylpropionsäureii oder in ihren Alkyläthern die Carboxjlgruppe
nach der Hof mannsclien Methode diuch die Aminognippe ersetzen \ind gegebenen-
falls die Alkyläther der Oxyphenyläthylamine mit konz. Halogenwasserstoffsäure ver-
seifen. So liefert p-JIethoxj^henylpropiousäureamid (aus Methyldihydro-p-cumarsäure)
mit Natriumhypochlorit p-Methoxj-phenyläthylamin \isf.
oj-p-Alkyloxyphenyläthylamine') imd deren N-alkylierte Derivate erhält man diirch
Cberfühnmg primärer p-Alkyloxyphenyläthylalkohole durch Einwirkmig von Phosphor-
pentahologeniden in die entsprechenden oi-p-Alkyloxj'phenyläthylhaloide »uid Behandlung
dieser mit Ammoniak oder Alkylaminen. Beschrieben ist die Darstellimg von w-p-Meth-
oxyphenyläth.>lamin luid von c^-Metlioxi.'phenyläthyldimethylainin aus dem primären
p-Metlioxyphenyläthylalkohol, tlen man aus p-Anisylbrommagnesium und Äthylenchlor-
hydrin gewinnen kann. Die Produkte dienen zur Darstellung der cj-p-Oxyphenyläthyl-
aminbasen.
Oxj'phenyläthyldialkylamine^) erhält man, wenn man die durch Einwirkung von
Alkyllialogeniden auf Oxyphenjläthylamine oder deren Sauerstoffäther erhältUehen qua-
ternären Ammonimnsalze der Destillation im Vakumn unterwirft mid dann gegebenen-
falls die Äther diuch Kochen mit Mineralsäure zu den entsprechenden freien Phenolen ver-
seift. So erhält man Hordenin diu-ch Destillation des Hordeninjodmethylates, welches
man aus p-Oxyphenyläthylaminjodmethyl und Natriummethylat erhält. Ebenso ist die
Darstellimg von m-Öxyphenyläthyldimethylaniin beschrieben.
p-Oxj'phenylisopropylamin erhält man nach DRP. 243 546 durch Reduktion des
Oxinis des p-Methox_\'benzylmethylketons luid Verseifung der entstandenen Base mit
Mineralsäuren, \'ürzugsweise Jodwasser.stoffsäure. Die Reduktion wird beispielsweise in
Eisessiglösung mit Natrimnamalgam durchgeführt. Diese Verbindimg soll in iliren Wir-
kimgen dem p-Oxj'phenyläthylamin an Stärke gleichkommen, sie dagegen an Dauer der
Wirkung übertreffen.
Nach DRP. 244 321 erhält man Äthanolaminbasen und deren Aikj'läther durch
Kondensation \on Benzaldehyd oder dessen Alkoxy- und Dialkoxy-substitutionsprodukten
mit Nitromethan bei Gegenwart von Alkali. Die so entstehenden Salze der Nitroäthanole
bzw. die durch Anlagerung von Wasser bzw. Alkoholen an Nitrostyrole unter Alkalizusatz
erhaltenen Salze der Nitroäthanole bzw. deren Alkyläther werden mit schwachen Säuren
zerlegt und die so entstandenen Nitroalkohole bzw. deren Alkyläther reduziert. Besclirieben
ist die Darstellung von Phenyläthanolamin, a-Methoxy-phenyläthanolamin-a-methyläther,
p-Methoxyphenyläthanolamin und der Trunethyläther des 3.4-Dioxyphenyläthanolamin.
Hordenin kann man synthetisch durcli Methylierung von p-MethoxyiAenyl-
äthylamin erhalten^). Zum großen Teil entstehen die quatemären Basen sowie
die primäre, sekundäre und tertiäre, welch letztere der Methyläther des Hordenin
ist. Acetyliert man das Gemenge, so bleibt der Methyläther unverändert und
durch Entmethyherung mit Jodwasserstoff erhält man Hordenin.
Die erste Synthese von Hordenin führte Barger*) aus Phenvläthvlalkohol
aus : CßHa • ChJ • CHo • OH -* CgHj • Cü^ ■ CHa • Cl * C^H^ ■ CW^ ■ C'H, • N(CH3)j
1) Bayer, Elberfeld, DRP. 230 043. -) DRP. 233 551.
=) Bayer, DRP. 234 795. *) Bayer, DRP. 233 069.
'') Rosemund, BB. 43, 306 (1910). «) Journ. Chem. Soc. London 95, 2193.
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 455
- > XO.. • CgH^ • CHj • CH., • X(CH3)., -> NH, • QH^ • CH2 • CH., • N(CH,)., - HO •
CgH^ . CHg . GH., • X(CH3)„ . F. Ehrlich geht von Tvrosol aus: HO • CgH^
• CH. . CH2 -OH -> HO • CgHj • CH, • CHj • Cl -* HO • C^H^ • CH, • CH, ■ XlCHg), .
Die glattere Syuthese des Hordenins verläuft folgendermaßen:
Chlormethylanisylketon CHj • 0 • C^Hj • CO • CH, • Cl wird mit Dimethjd-
amin in das Aniinoketon CHj • 0 • CgHj • CO • CH, • X(CH3), übergeführt und
nach Absjjaltung der Methj'lgriipjje mit Jod Wasserstoff säure von 1.7 sp. G.
OH • CgH4 ■ CO ■ CH, • X(CH3)2 , durch Erhitzen mit Jodwasserstoffsäirre vom
sp. C4. 1.96 und Phosphor unter Druck zu Hordeniu reduziert: OH • CgH^
CH, • CH, . X(CH3)2i). S. auch S. 448, 449.
Die blutdrucksteigernde Wirkung derPhenylaminba.sen, wieTjTamin, Hor-
denin usw., ist im Gegensatze zu jener des Adrenalins und der Ketonbasen eine
zentrale, vorwiegend an dem nicot iiiempf indlichen Ganglien apparat angreifende*) .
4-0xy-l-(/?-amino-äthyl)-naplithalin
CH, • CH, ■ XH.,
'0 '
OH
hat nur geringe phvsiologische Wirkung^).
HC— CH
Furäthylamin i; i' wird dargestellt aus der Furpropion-
HC CCH,CHoNH,
\''
O
säure über Ester, Hydrazid und Azid, Verwandlung dieses in das Urethan
und Destillation des Urethans über Kalk, \\arkt auf den Blutdruck herabsetzend
ein, wenn es in die Vene eingespritzt wird, eine Do.^is von 0.0025 g bei der
Katze in die lugularvene injiciert ruft eine sofortige, bald vorübergehende
Senkung des Blutdrucks hervor ohne deutliche Beeinflussung des Pulses und
der Atnmng. Es kontralüert die glatte Muskulatur, macht am Meerschwein-
chenuterus eine starke Erhöhung des Tonus mid wirkt dabei etwa ^/^ so stark
^^ie Hydra stinin.
Furmethylamin C4H30-CH,-XH2 ist schwächer wirlisani als Furäthyl-
amin.
Tetrahydro-furäthylamin kann direkt durch katalji;ische Hydrierung des
Furäthylamins erhalten A\erden, doch ist es vorteilhafter, von der durch Hy-
driening leicht zugänghchen Tetraliydro-furpropionsäure auszugehen und diese
durch den Curtiusschen Abbau in Tetrahycliofuräthylamin zu verwandehi.
Dieses hat im Ciegensatz zu dem hydrierten Produkt keinerlei Wirkung auf
den Blutdruck. Am isoherten Uterus bewirkt es eine deutliche Kontraktion,
es ist etwa halb so wirksam wie Hj-drastinin*).
Die AdrenalinsTOthesen laufen folgendermaßen:
Brenzcatecliin wird mit Phosphoroxychlorid mid Monochloressigsäure zu
Chloracetobrenzcatechin kondensiert und dieser zuerst von Dzierzgowski
dargestellte Köqjer mit Methj'lamin behandelt. Man erhält Jlethylamino-
acetobrenzcateclün, welches mit Aluminiumamalgam oder elektrolytisch zum
racemischen Adrenalin reduziert wird. Dieses Verfahren scheint das einzige
1) H. Voswinkel. BB. 45, 1004 (1912).
-) G. Baehr und E. P. Pick, AePP. 80, 101 (1917).
') A. Windaus und D. Bernthsen - Buchner, BB. 50, 1120 (1917)
») .\. Windaus und O. Dalmer (Impens) BB. 53. 267 (1920).
456 Alkaloide.
praktisch verwendete zu sein. ^Mittels Weinsäui-e gelingt clie Spaltung in die
optisch aktiven Komponenten. Durch Reduktion von Aminacetobrenzcatechin*)
oder dem C'yanhydrin von Protocatechualdehyd mit Xatriiimamalgam^) erhält
man 3.4-Dihydroxyphenyläthanolamin, ■welches ungefähr so wirksam wie
Adrenalin und Arterenol benannt ist. Durch Methyherung kann man es in
Adrenalin verwandeln.
Aminoacetobrenzcateehin kann man durch Umsetzung von Chloraceto-
brenzcatechin mit Ammoniak oder dm-ch Reduktion von w-Nitroacetobrenz-
catechin erhalten. co-Xitroacetobrenzcatechin erhält man bei der Hydrolj^se
des entsprechenden Methj'len- oder Dimethyläthers mit Alumiumehlorid in
benzohscher Lösung. Diese Äther erhält man aus Piperonal oder Methyl-
vanillüi beim Behandeln mit Xitromethan, Brom imd methylalkoholischer
Kalilauge und Säure nach DRP. 195 814.
Femer erhält man Aminoacetobrenzcateehin bei der Hj'drolyse des Kon-
densationsproduktes aus Veratrol und Hippm'säiu'echlorid mittels Aluminium-
chlorid^). Eine bessere Ausbeute erhält man bei der Hydrolyse des ähnhch
gebauten PhthaUmidoacetoveratrols *).
Homorenon wird (0-Äthylamino-3.4-dih3'droxj-acetophenon genannt.
3.4-Dihydroxyphenyläthylmethylamin ist^Epinin benannt.
Adrenalon erhielt E. Fried mann synthetisch durch Ein^Tirkung von Methylamin
auf Chloracetylbrenzcatechin. Zu derselben Substanz gelangten schon früher auf gleichem
Wege die Höchster Farbwerke^) durch Einwirkung von aUphatischen, primären Alkyl-
aminen, z. B. Methylamin auf Chloracetobrenzcatechin, durch Stehenlassen mit einem
Überschüsse der Base oder durch gelindes Erwärmen und Ausfällen der Base mit Ammoniak.
In analoger Weise erhält man .\thylaminoacetobrenzcatechin und aus Äthanolamin Athanol-
araino-o-dioxyacetophenon. Diese Verbindungen gehen durch Reduktion in Alkoholbasen
über und wirken aUe blutdrucksteigernd.
Statt der primären aliphatischen Amine kann man auch Ammoniak benutzen und
gelangt so zum Aminoacetobrenzcateehin^).
Aus diesen Aminoketonen erhält man diu'ch Reduktionsmittel Methylaminoalkohole.
[Die Reduktion wird durchgeführt mittels Aluminium und Mercurisulfat oder Elektro-
lyse in schwefelsaurer Lösung")].
DRP. 254 438 beschreibt ein Verfaliren zur Darstellung aromatischer Aminoalkohole
durch Reduktion aromatischer Aminoketone, bewirkt durch Wasserstoff bei Gegenwtirt
kolloidaler Metalle der Platingruppe. So erhält man aus Aminopropionylveratrol Di-
methoxyphenyl-a-propanolamln; aus Aminopropionylbrenzcatechin erhält man Dioxy-
phenyl-a-propanolamin.
Nach dem Zusatzpatent zu diesem DRP. 256 750 kaim man die Platiiunetalle statt
in kolloidaler in fein verteilter Fonnjbenutzen.
Aus dem synthetischen racemischen AdrenaLiu erhält man 1-Adrenalin,
indem man es in alkoholischer Lösung in das saure (d-wemsam-e) Salz ver-
wandelt, zum Sirup einengt und mit einem Krystall d-weinsaurem 1-Adrenalin
imjjft*).
Durch die Weinsäuren Salze kann man racemisches Adrenalin spalten, indem man
die Base mit Alkohol verrülirt und Weinsäure zusetzt. Hierauf bringt man im Vakuum
zur Trockne. Das d-weinsaure 1-Adrenalin ist in Methylalkohol unlöslich, es wird mit
diesem ausgeholt und der Rückstand aus Äthylalkohol umkrystallisiert').
Optisch aktives Adrenalin kann man durch Stehen mit Mineralsäuren oder durch
Erwärmen mit diesen racemisieren und das Racemprodukt in seine Komponenten zer-
legen, so daß man schließlich nach Wiederholung des Verfahrens nur die eine eben ge-
wünschte optische Isomerie erhält^").
') DRP. 155 632. ^) DRP. 193 034. ^) DRP. 185 598 und 189 483.
*) DRP. 209 962 mid 216 640. ^) Höchst, DRP. 152 814.
«) Höchst, DRP. 155 632, Zusatz zu DRP. 152 814. ') Höchst, DRP. 157 300
*) Franz Flächer, HS. 38, 189 (1909). ') Höchst, DRP. 222 451.
'") DRP. 220 3.55.
Ergotin, Adrenalin und die aromatischen Basen aus Eiweiß. 457
Bei diesem Verfahren werden die optisch aktiven o-Dioxyphenylalkamine durch
EiTvärmen mit organischen Säuren racemisiert, z. B. mit Oxalsäure, mit Weinsäure und
p-Toluolsulfosäure durch mehrere Stunden auf 80 — 90° erwärmt^).
Borsaures Adrenalin wird dargestellt, indem man die Lösung zult Trockne eindampft
mid mit Alkohol fällt 2).
Adrenalin wird in Gegenwart von Schwefelsäure mit Aluminiumsulfat gemischt
imd die Doppelverbindung mit Alkohol gefällt oder diu-ch Eindampfen im Vakuum
gewonnen'*).
Die Höchster Farbwerke stellen das salzsaure Adrenalin in krystallisierter Form Iier,
indem sie die synthetische Base mit der berechneten Menge alkoholischer Salzsäure zu-
sammenbringen mid auskrystallisieren lassen*).
Die Höchster Farbwerke gewinnen aromatische Athanolamine (Adrenalingruppe)
durch Reduktion der Cyanhydrine aromatischer Aldehyde und Ketone unter sorgfältiger
Kühlimg, sowie unter Vermeidung größerer Mengen freier Säure mit Natriumamalgam in
verdiüinten Säuren. Man kann z. B. von Protocatechualdehydcyanhydrin das entspre-
chende o-Dioxyphenyläthanolamin gewiimen, welches durch Methylierung in das Dioxy-
phenyläthanolmethylamin (dl-Adrenalin) übergeht*).
Beuzoylaminoacetobrenzcatechinäther erhält man diu'ch Einwirkung von Hippur-
säurechlorid auf die Brenzcatechinäther in Gegenwart von Aluminiumchlorid*).
Aminoacetobrenzcatechin erhält man durch Erhitzen der nach DRP. 185 598 er-
haltenen N-Benzoylaminoacetobrenzcatechindialkyläther (A'eratrolderivate) mit wässerigen
Mineralsäuren').
In besserer Ausbeute als mit Hippursäurechlorid nach DRP. 185 598 erhält man aus
Phthalylglycylchlorid und Brenzcatechinäthern die Phthalimidoacetobrenzcatechinäther
als Zwischenprodukte der Adrenalindarstellung*).
Diese Substanzen werden beim Behandeln mit Säuren in guter Ausbeute in Phthal-
säure und Aminoacidylbrenzcatechine gespalten. Man kann so vom Phthalimidoaceto-
veratrol mit Salzsäure in Eisessiglösung zum Aminoacetobrenzcatechin gelangen').
Für Adrenalinderivate haben die Höclister Farbwerke vorgeschlagen, von den Me-
thylendioxyphenyläthylenlialogenhydrinen auszugehen, diese mit Pentachlorphosphor und
dann mit Wasser zu behandeln und die so entstehenden o-Diosyphenyläthylenhalogen-
hydrine mit Ammoniak oder primären Aminen imizusetzen W).
Dasselbe Verfahren, wie im vorigen Patente, wird mit der Modifikation gebraucht,
daß die Einwirkung von Pliosphorpentachlorid imd Wasser naclieinander auf 3.4-Methylen-
dioxyphenyläthylendichlorid erfolgt'^).
Es wird 3.4-Methylendioxyphenyläthylendibromid mit mehr als zwei Molekülen
Pliosphorpentachlorid längere Zeit behandelt, dann mit Wasser digeriert und das so er-
haltene o-Dioxyphenyläthylenbromhydrin mit primäi'en aliphatischen Aminen um-
gesetzt^'^).
Nach DRP. 287 802 werden N-Methylderivate organischer Basen derart dargestellt,
daß man primäre und sekundäre Amine mindestens 1 Mol. Formaldehyd für jede ein-
zuführende Methylgruppe und, soweit die betreffenden Amine nicht gleichzeitig einen
leicht oxydierbaren Substituenten, wie die Alkoholgruppe, im Molekül enthalten, in Gegen-
wart oxydierbarer organischer Verbindungen auf höhere Temperatiu- erhitzt, wobei unter
gleichzeitiger Methylierung der primären oder sekundären Aminogruppe die oxydable
Gruppe oxydiert wird.
Diese Reaktion ist nicht nur im Falle der Methylienmg mit Formaldehyd zu er-
i-eichen, sondern man kann jeden beliebigen Alkyl-, Aralkyl- oder Arylrest in die Amino-
gruppe einführen, wenn man statt Formaldehyd die entsprechenden anderen Aldehyde
verwendet. Es können so z. B. Acetaldehyd, Propionaldehyd, Benzaldehyd, Phenylacet-
aldehyd zur Anwendung gelangen. Ebenso wie die intramolekulate Oxydation kann die
Reaktion auch bei Anwendvmg höher homologer Aldehyde für intramolekulare Reaktionen
verwii'khcht werden. So gelingt es, z. B. durch Einwirkung von Phenylacetaldehyd auf
Dimethylamin bei Gegenwart von Isopropylalkohol, in quantitativer Ausbeute Dimethyl-
phenyläthylamin zu erhalteu^^).
Boettcher versuchte statt der Reduktion von Aminoacetobrenzcatechin durch
Behandeln von Dioxyphenylchlorhydrin mit Aminobasen^*) zum Adrenalin zn gelangen,
1) Höchst, DRP. 223 839, Zusatz zu DRP. 220 355. ") Höchst, DRP. 167 317.
") Byk, Berlin, DRP.-Anm. C. 12 991. *) DRP. 202 169. ') DRP. 193.634.
«) Bayer, DRP. 185598. ") Bayer, DRP. 1894S3. *) Bayer, DRP. 209962.
») Bayer, DRP. 216 640. i" DRP. 209 609. ") Höchst, DRP. 209 610.
^') Höchst, DRP. 212 206. ") DRP. 291 222. Zusatz zu DRP. 287 802.
") BB. 42, 259 (1909).
458 Alkaloide.
doch zeigte Mannich'), daß bei dieser Reaktion zwei isomere Basen entstehen, die nur
schwer voneinander zu trennen sind.
Mit einer Ausbeute von 5% des angewandten Aklehyds erhielt in unreinem Zustande
Karl VV. Rosemvmd-) ansclieinend Adrenalin durch Kondensation von Dicarboxyäthyl-
protocatecliuaklehyd mit Nitromethan imd Natrium. Das gebildet« Dioxyphenyl-nitro-
äthanol reduziert man mit Natriumamalgam luid Essigsäure.
Eine Reihe von Patenten verfolgen die Absieht, die Adrenalinsynthese zu verbilligen
oder dem Adrenalin nahe verwandte Substanzen zu erzeugen^).
Das dem Adi-enalin nahe stehende Oxyphenyläthylamin wird in seiner Wirkmig durch
Jodieren gesteigert. Die Jodierung wud durch Jod in alkalischer Lösung ausgeführt*).
Dmch Kondensation des Oxj-phenyläthylamins mit Benzaldehyd, Salicylaldehyd,
Veratriunaldehyd und Piperonal imd Reduktion erhäU niiin sekimdäre Amine, welche
zum Unterschiede von der Wirkung des Ausgangskörpers statt einer Tonushebimg eine
Tonussenkung am Uterus herx-orrufen^).
Die Patente DRP. 258 473, 255 300, 247906, 248 385 bewegen sich in dergleichen Reihe.
Über die Wirkung der in den Patenten DRP. 247 455, 247 450, 247 457 beschriebenen
Verbinchuigen ist nichts bekannt worden.
Alkylaniinacidylbrenzcatechine erhält mau, wenn man Ai'ylsulfosäurechloride auf
Salze der Aminoacidylbrenzcatechinäther und Alkalicarbonate in Gegenwart von in-
differenten Lösungsmitteln, wie Aceton, bei Wasserbadtemperatur unter vorsichtigem
Zusatz von Wasser einwirken läßt, die gebildeten Arylsulfoderivate alkyliert imd die so
erhaltenen Arylsulfoalkylaminoacidylbrenzcatechinäther mit verseifenden Mitteln be-
handelt").
Jlerck schützt ein Verfahren ziu" Darstellimg von Alkyloxyaryl-, Dialkyloxj'aryl-
luid Alkylendioxyarylaminopropanen bzw. deren am N monoalkylierten Derivaten, darin
bestehend, daß man die entsprechenden ungesättigten Propylenverbindungen der all-
gemeinen Formeln R • CH, • CH : CHj vmd R • CH : CH • CH3 (R = Alkoxyaryl, Di-
alkoxyaryl oder Alkylendioxjaryl) mit Halogenwasserstoffsäiu'en behandelt und die so
entstandenen halogenhaltigen Reaktionsprodukte mit Ammoniak oder primären aliphati-
schen Aminen umsetzt. Beschrieben sind rt-p-Methoxj'plienyl-m-propylamin, /y-3.4-Di-
methoxyphenylisopropj'lamin, die Verbindung
O-CH.,
I I
-0
I
CH, ■ CHINHo) ■ t'Ha
aus Safrol und die sekundäre Base aus Safrol CH, ■ 0„ : C'^Hj • CHo • CH(CH3) • NH • CH3.
ferner a-3.4-Hethylendioxyphenyl-n-propylamin').
Alkyl- und Aralkylaminomethylalkyläther der allgemeinen Formel Alkyl • O • CH»
• N ■ R^R, (Rj = Alkyl oder Aralkyl, R, = Wasserstoff oder Alkyl) erhält man, wenn man
I Hol. eines Halogenmethylalkyläthers (Halogen • CH., • O ■ Alkyl) auf 2 Mol. eines pri-
mären oder sekundären Amins der aliphatisclien oder fettaromatischen Reilie einwirken
läßt. Beschrieben sind N-Methoxymethylallylamin, N-Methoxymethyldiäthylamin, N-Meth-
oxjinethylhomopiperonylamin, N-.\thoxymethylliomopiperonylainin, N-Methylmethoxy-
methylhomopiperonylamin, N-Methoxymethyläthylhomopiperonylaniiu, N-Methoxymethyl-
a-mcthyl!ioniopiperonylamin*).
Zu Adienaliiikörpern suchten Schering - Berlin in der Weise zu gelangen, daß sie
3.4-Dioxyphenylhalogenalkylketone mit Hydroxylamin behandelten. 5Ian erhält so
3.4-DioxyphenyIglyoxini oder 3.4-Dioxyphenylalkylglyoxim'').
Man erhält die gleiche Verbindung, wenn man Amino- oder Monoalkylaminoaceto-
brenzcatechine in derselben Weise mit Hydroxylamin oder dessen Salzen behandelt. Es
wird sowohl der Ketonsauerstoff. als auch die Amin- oder Monoalkylamingruppe diu'ch
den Hydroxylaminrest ersetzt. Die Reaktion verläuft am liesten bei Gegenwart von
Essigsäure^").
Man gelangt zu dem gleichen Produkte, «enn man Hj'droxylamin auf Dialkylamino-
acetobrenzcatechine einwirken läßt'^).
1) Arch. d. Pharm. 2-18. 127 (1910). -) BB. 46, 1034 (1913).
3) DRP. 247 817, 204 438, 256 750. *) DRP. 259 193. ^) DRP. 259 874.
6) Bayer, DRP. 277 540. ') DRP. 274 350. «) Merck. DRP. 272 323.
') DRP. 195 655. i") DRP. 195 650, Zusatz zu DRP. 195 655.
") DRP. 195 057, Zusatz zu DRP. 195 055.
Nicotin. 459
Reduziert man 3. l-Diojcj-phen ylglyoxim und 3.4-Dioxyphenylalkylglyoxime der all-
gemeinen Formel „
I /
C — C:XOH
II
NOH
die man z. B. nach DRP. 195 (55ö erhalten kann, durch geeignete Amalgame bei Gegen-
wart von Säuren, so erhält man Verbindungen, welche dem Adrenalin nahekommende
starke, blutdrucksteigemde Eigenschaften haben und weniger giftig sind als Adrenalin').
Kj-Xitroacetobrenzcatecliin erhält man durch Einwirkimg von Aliuniniumclilorid auf
Alkyl- oder Alkjlenäther des Nitroacetobrenzcatechins^).
In der Adrenalim-eüie wurde der Versuch gemacht, optisch aktive o-Dioxyphenyl-a-
propanolamine darzustellen. Letztere unterscheiden sicli vom Ephedrin und Pseudoephedrin
nur diu'ch den Eintritt zweier orthoständiger Hydrosyle in den Benzolring, vom Adrenalin
aber durch die veränderte Struktiu- der Seitenkette. Die Spaltung geht mit Rechts-Wein-
säure sehr gxit, die 1-Modifikation zeichnet sich durch eine stärkere blutdrucksteigemde Wir-
kung aus mid übertrifft den Racemkörper in der Wirkmig mn das Zwei- bis Dreifache^).
Bei der Reduktion der Xitrophenyläthylacidylamine entstehen die freien Amino-
phenyläthylaminbasen. Acidyliert man daim die Aminogruppen und nitriert die acidylier-
ten Produkte, so erhält man Nitroverbindungen, deren Nitrogruppe in o-Stellimg zur
aromatisch gebundenen Acidylaminogruppe steht, mid die mimittelbar oder nach vor-
heriger Reduktion nacli den übliclien Jlethoden in die Benzimidazole übergeführt werden
köimen. Diese Substanzen besitzen blutdrucksteigernde Wirkimgen. Aus p-Nitrophen-
äthylacetylamin erhält man durch Reduktion mit Eisen und Essigsäure p-Aininophen-
äthvlacetvlamin XH„ • CgH^ ■ CH, • CH, ■ XH • CO • CH3. Die Acetylverbmdmig geht mit
Sal^terschwefelsäure die Xitroverbindimg C'eHjCCHj • CH„ ■ XH • CO • CH3)»(X02)'(XTI
• CO ■ CH3)* ein. Durcli Reduktion mit Eisen imd Essigsäure erhält man das entsprechende
Amin, aus dem mit Eisessig und konz. Salzsäure das Chlorhydrat des 5-Athylamino-
2-methylbenzünidazols XH^ ■ CH, • CH, • CeHj/^^^C ■ CH3 entsteht. In analoger Weise
erhält man aus 4-Formylamino-3-nitrophenylacetylamin das 5-.\minoäthyU:>enzimidazol.
Ferner ist besehrieben 2.4'-Aminophenyl-5-äthylaminobenzimidazol
XH, • CH., • CH, • CeHj/^T^)« • CjH^ • XH., *).
Glycyl-p-ox_\-plicnyläthylamin, d-l-Alanyl-p-ox>-plienyläthylamiii, Glycj'l-
/)'-imidazolyläthylamin zeigen alle eine geringere Toxizität als die zugrunde
liegenden Basen, so daß die Kuppehnig der Amine mit einem Aminoacyli'est
eine Entgiftung bedeutet*).
Glycylverbindvmgen aus p-Oxyphenyläthylamin imd /i-Imidazolyläthylamin erhält
man, wenn man diese Amine mit Halogenacylchloriden kuppelt und die erhaltenen Halogen-
acylamine mit Ammoniak behandelt. Dargestellt wujde Glycyl-p-oxyphenyläthylamin,
Glycyl-/i-imidazolyläthylamin imd Alanyl-p-oxjphenyläthylamin. Die Gh-cinderivate sind
viel weniger giftig als die ihnen zugnmde liegenden Basen*).
Nicotin.
Moore und
Row^)
untersuchten vergleichend
die
drei Alkaloide
Piperidin
H,
C
Coniin
H,
c'
und
Xicotin
HjC — CH,
1
H.C'^CH..
H.,d^;CH,
X
HjC/NcH,
Hjd^CH ■ CjHj
X
X >^
CHj
H
H
CH
3
1) Schering, DRP. 201 345.
') Höchst, DRP. 195 814. — DRP.-Amn. C 14 690, Kl. 12q. ^) DRP. 209 32-;
*) Maron, DRP. 294 085. '') M.Guggenheim. BZ. 31, 369 (1913).
«) Hoffmann- La Roche, DRP. 2S1 912. ') Jonrn. of physiol. •»». 273.
460 Alkalojde.
und fanden, daß sie in ihier physiologischen \V'irkung sehr ähnlich sind, ob-
gleich die Intensität derselben variiert. Die Ähnlichkeit ist nach Ansicht dieser
Forscher durch die Gegenwart eines reduzierten N-haltigen Ringes in jedem
Molekül bedingt und die Verstärkung der Wirkung wird durch die Einführung
eines organischen Radikales als Seitenkette in den Ring verursacht.
Neben anderen, hier nicht in Betracht kommenden ähnlichen physiologischen
Wirkmigen ist der arterielle Blutdruck enorm erhöht und die Erhöhung ist
bedingt durch die Verengerung der kleinsten Arterien und nicht durch eine
erhöhte Herzaktion. Die Konstriktion der kleinsten Arterien verläuft unab-
hängig vom Zentralnervensystem.
Nicotin macht die stärkste Wirkung, welche auf den Methylpyrroliclinring
zurückzufühi-en ist. Pinners Metanicotin, welches keinen P3rrrolidinring ent-
hält, erzeugt 1) Vergiftungssymptome wie Nicotin, ist aber erst in imgefähr
neunfacher Dosis und erst nach doppelt so langer Zeit letal ivirksam. Coniin
■wirkt stärker als Piperidin, was durch die Gegenwart der Propylseitenkette
verursacht wird.
Piperidin luid seine Derivate wirken ebenfalls blutdrucksteigernd, aber in
dieser Reihe am schwächsten.
So wirkt z. B. Piperin, das Alkaloid des Pfeffers, welches ein Piperidin
ist, in dem ein Wasserstoff durch die Piperinsäure CHjOa = CgHg — CH =
CH — CH = CH — COOH ersetzt ist, schwächer als Piperidin. Es scheint
also, daß nur der Eintritt von Alkyhesten an Kohlenstoff die blutdruck-
steigemde Wirkimg des Piperidins erhöht, wälirend der Eintritt von Säure-
radikalen in den Imidwasserstoff die blutdrucksteigemde Wirkung des Pipe-
ridins abschwächt.
Fiü- die Darstellung von Piperidin und Dihydrocliinolin schlägt F. Ahrens^) die
elektrolytische Reduktion des Pyridins mid Chinolins vor. Die Basen werden in verdünnter
Schwefelsäure gelöst luid elektrolysiert. Aus den resultierenden schwefelsaiu'en Lösungen
der hydrierten Basen werden diese durch Alkalien abgeschieden und dann gereinigt^).
Diese elektrolytische Reduktion hängt aber von der Menge der Säure, den Elektroden
imd der Reinlieit der Materialien ungemein ab*). Man muß zirka die vierfache Menge
Säure nehmen, welche dem Pyridin entspricht, als Elektrode Blei oder Kolale, und eine
\on Metallsalzen freie Säm'e und nietallfreie Diaphragmen, Jlan erhält so Piperidin vmd
Dihydrochinolin Ijesser mid billiger als mittels Reduktion mit Natrium in alkoholischer
Lösung.
Pyridin wirkt im Gegensatze zu seinem hydrierten Derivat, dem Piperidin,
den Blutdruck herabsetzend. Es ist also hier dm'ch Hydrierung eine ungemeine
Verstärkung, aber auch eine völlige Umkehrung der physiologischen Wirksam-
keit eingetreten.
Ein ganz analoges Verhalten, Umkehrung der physiologischen Wirkung
durch Hydrierung, zeigt die Betrachtung der Wirkungen von Berberin und
Hydroberberin. Berberin wirkt in größeren Dosen den Blutdruck herab-
setzend, Hydroberberin schon in kleinen Dosen blutdrucksteigenid und gefäß-
verengernd.
Die blutdrucksteigernde Wirkung des Nicotins unterscheidet sich jedoch
dadurch von der Wirkung des Adrenalins, daß die Wirkung nicht so lange an-
hält und ferner bei Verwendvuig von Nicotin nach der eingetretenen maximalen
Steigerung ein Absinken des Druckes unter die Norm erfolgt.
Die Behandlung des Nicotins mit Wasserstoffsuperoxyd^) führt zum Oxy-
nieotin CjqHj^NjO, welches ähnlich, aber viel schwächer wirkt als Nicotin
1) Falck und Ringhardtz, Diss. Kiel (1895). =) z f Elektrochemie 2, 577.
3) DRP. 90 308. «) DRP. 104 664.
*) V. Bunge, Arb. d. pharmakol. Inst. Dorpat (Kobert) XI— XII, S. 131 und 206.
Pilocarpin. 461
selbst. Pinner faßt Oxynicotin als einen AJdeh3'd auf, der durch Aufspaltung
des PjTTolidinringes entstanden ist, ähnlich vrie aus Piperidin durch Wasser-
stoffsuperoxyd (5- Aminovaleraldehyd entsteht.
In «-Stellung alkylierte Derivate des Pyrrols erhält man, wenn man nach den für die
Einführung von einwertigen Alkoholradikalen üblichen Methoden die Radikale mehr-
wertiger Alkohole, ihrer Derivate oder Äquivalente in die «-Stellungen des Pyrrols ein-
führt M-
Alkohole der Pj-rrolidinreihe erhält mau, wenn man Pjrrole mit Alkoholgruppen
in einer Seitenkette in saurer Lösung mit Wasserstoff in Gegenwart eines katalj-tiseh
wirkenden Metalles der Platingruppe, gegebenenfalls unter Druck, behandelt. Beschrieben
sind l-PyrrolidyUsopropylalkohol und X-Propandiolpyrrolidin-).
Alkohole der Pyrrolidinreihe erhält man, wenn man^die acidylierten Pyrrole der
allgemeinen Formel ^-.tt qtj
II r
CH C CO ■ R
\/
N
H
(R = Alkyl) in alkoholischer Lösung mit alkalischen Reduktionsmitteln behandelt. Be-
schrieben ist die Darstellung von PjTTolidinalkohol aus 2-AcetylpyTrol xisf.').
4-Oxypiperidin CH(OH)
HjC/NcH,
HjCi^CHa
N
H
erhält man aus Oxj^jyridin bei Behandlung mit Alkalimetallen~und Alkoholen oder mit
gasförmigem Wasserstoff bei Gegenwart von Katalysatoren der Platingruppe*).
Die Körper dieser Reihe, Nicotin, Pyrrolidin, MethylpjTrolidin, Piperidin
usw., werden wohl bei eingehendem Studium ihrer Derivate und Abschwächung
ihrer Giftigkeit wertvolle Arzneinittel im Sinne blutdrucksteigender, also
tonisierender Substanzen einerseits, anderseits gefäßkontrahierender, also blut-
stillender Substanzen, im Simie der Hydrastis und des Mutterkorns ergeben.
Nicotin hat, eine so große Bedeutung es auch als Genußmittel besitzt,
in der neueren Medizin nur eine selir beschränkte Anwendung, und zwar aus-
schließlich als äußerlich angewendetes Mittel erlangt. Das salicj-lsaure Salz des
Nicotins wird imter dem Namen Eudermol als Scabiesmittel empfohlen.
Pilocarpin.
Dieses Alkaloid ist in seinen Wirkungen dem Nicotin sehr verwandt.
Außerdem kommen ihm ungemein sekretionsbefördenide Eigenschaften zu
und seine therapeutische Bedeutung hegt darin, es einerseits als schweiß- und
überhaupt sekretionsbef orderndes Mittel zu verwenden, anderseits aber in den
Folgen dieser sekretionsbefördemden Wirkung, nämhch der erhöhten Auf-
nahme von Flüssigkeiten, namentlich aus Exsudaten, so daß es als Resorbens
von Bedeutung ist. Femer bewirkt Pilocarpin starke Myosis.
Pilocarpin ist nach den Untersuchungen von Pinner und Schwarz^) ein
GlyoxaUnderivat : c^^_ . CH • CH • CH^
CO CHj C— N(CH3),
O HC N
») Baver, DRP. 279 197. -) Baver, DRP. 2S3 333.
') Bayer, DRP. 282 456. «) Emmert, DRP. 292 456.
5) Piiiner und Kohlhammer, BB. 33, 2357 (1900). — Pinner und Schwarz,
BB. 35. 192, 2441 (1902). — Jowett, Proc. Chem. Soc. 19. 54.
462 Alkaloide.
Isopilocarpin und das ihm stereoisomere Pilocarpin sind 1.5-substituierte
Glyoxaline.
Jowett läßt die Frage offen, ob die Pinner. sehe Formel oder die Formel
CjHj • CH — CH • CH; • C N.
I I II >CH die richtige ist.
CO CHa CHN(CH3r
O
Pilocarpin \virkt auf das Herz wie die elektrische Vagusreizung. Isopilo-
cai-pin, welches dem Pilocarpin isomer, wrkt wie Pilocarpin, aber schwächer,
noch weniger wirksam, aber qualitativ gleichartig -nirksam ist Pilocarpidin*).
Jaborin besitzt für Herz, Iris usw. mehr eine j^aralysiercnde als eine er-
regende Wirkung, wodurch letztere Substanz sieh mehr dem Atropin nähert,
während in Beziehung auf andere Organe die Wirkung zwar schwächer ist,
aber ihre Natur nicht verändert. Es ist beinahe ein Gegengift des Pilocarpins
zu nennen.
Curci fand, daß der größte Teil des Pilocarpins in einer Verbindung durch
den Urin ausgeschieden wird, aus dem es dargestellt werden kann durch Be-
handlung mit Säure und Neutralisation mit Ammoniak. Es würde demnach
als Pilocarpinat ausgeschieden. Curci hat eine krystallinische Substanz aus
dem Harn dargestellt, die außer der Pilocai'pinreaktion besondere charakte-
ristische Phenolreaktionen zeigt.
Alle älteren physiologischen Untersuchungen über die Abbauprodukte
des Pilocarpins, sowie die daran geknüpften Spekulationen haben den Boden
verloren, seitdem durch die Untersuchungen von Jowett, Pinner xnid Kohl-
hammer, sowie Pinner und Schwarz die bisherige Auffassung der Kon-
stitution des Pilocarpins zu Fall gebracht wurde. Die Oxydation des Pilo-
carpins liefert eine N-freie Säure, aber keine Nicotinsäure, .so daß die Annahme,
Pilocari^in sei ein Pyridinderivat, nicht mehr zutreffend ist. Ferner wurde die
Existenz einer NH- und einer NCHj-Gruppe nachgewiesen und eine N-freie
Lactonsäure r<u .
^;„3 )CH ■ CH ■ COOK
O CO
aus dem Pilocarpin dargestellt.
Jowett^) fand, daß Isopilocarpin sich mit alkoholischem Kali in Pilo-
carpin umwandeln läßt, weshalb beiden Alkaloiden folgende Formeln zu-
kommen : + ^
CjHs ■ CH ■ CH • CHj • C • NCCHj)^
Pilocarpin | | || "^CH
CO CHo CH N^
\/
O
C^Hs ■ CH • CH ■ CH, C ■ NlCHj)
Isopilocarpin ' | | " II ^CH
CO CHj C S^
O
Oxaläthylin = 1 • Äthyl-2-methyl-imidazol ^)
CH • N(C~H,),
. 1 . . .. . CH N===^ ^
Wirkt wie Atropin.
') Marshall, Journ. o£ physiol. 31, 120. ^} Arch. de pharmacodyii. I4, 75 (1905).
3). W. Schulz, AePP. 13, 304; 16, 256.
Stryclinin. 4(JH
Chloroxaläthylin ist l-Äthj^l-2-niethyl-4- oder-5-chlorimidazol
HC-N(C2H5). , Cl • C • N(C,H3)^
' JJ!^CCH3 oder •• JJlic ■ CH,
Die beiden von Wallach dargestellten Basen, die chlorhaltige und chlor-
freie, schließen sich in bezug auf die Wirkung auf den kardialen Hemmungs-
apparat der Atropingruppe an. Oxaläthylin virkt auf das Gehirn wie Atropin,
Chloroxaläthylin ähnlich ■nie Chloralh}-drat und Morphin. Oxaläthj-lin erweitert
die Pupille, die gechlorte Verbindung aber nicht. Die Anwesenheit des Chlors
in dieser organischen Verbindung nimmt ilu-, dem Gehini gegenüber, den
Charakter der erregenden Wirkung und gibt ihi- den der narkotisierenden.
Beide Basen rufen nach Injektion wohl erhöhte Reflexerregbarkeit hervor, aber
die clilorhaltige wirkt dann stark narkotisch, so daß das Chlor von Bedeutung
ist für das NichtZustandekommen der Erregungszustände.
Stryeliniu.
W. H. Perkin jun. und Robert Robinson fassen das Strychnin in der
Weise auf, daß sie als Kern einen Chinolin- und einen Carbozolkomplex an-
nehmen. Diese beiden Komiilexe sind so verbunden, daß der Stickstoff der
Cliinolingruppe säureamidartig gebunden erscheint inid der Stickstoff des Car-
bazols tertiär ist^).
Über die Beziehungen zwischen Aufbau und Wirkung beim Strychnin ver-
danken TxiT den Untersuchungen von TafeP) einige sehr wertvolle Aufschlüsse.
Bei der Einwirkung von Jodwasserstoff und Phosphor auf Strychnin ent-
steht unter Eliminierung des einen der beiden Saiierstoffatome iind Addition
von vier Wasserstoffatomen Desoxystrj'chnin.
Strychnin Desoxystrychnin
CoiHj^NjOj -f- 6 H = CjiH^jXjO + H,0
Letzteres ist in seinen Giftwirkungen qualitativ dem Strychnin ähnlich, aber
quantitativ bedeutend abgeschwächt. Es ist bitterer als Strychnin. Das ausge-
tretene Sauerstoffatom muß aus der Grup^ie XCjoHoaO stammen. Die Strychnin-
,CO
formel ist vorläufig nämhch in N=C2i,H220^| aufzulösen. Sicherlich stammt
der Sauerstoff nicht aus dem Carbonyl, deim Desoxystrychnin geht beim Er-
hitzen mit Natriumalkoholat in die Desoxystrychninsäure über.
Desoxystrychnin Desoxystrychninsäure
,CO noOH
N^zCjoH /| +H„0 = N = C2„H /
Aus dem Desoxystrj-chnin läßt sich auch das zweite Sauerstoffatom durch
weitere Reduktion entfernen, und zwar entsteht durch elektrolj-tische Reduktion
in schwefelsaurer Lösung Dihydrostrychnolin CjiHogNg .
Desoxystrychnin Dihydrostrycluiolin
.CO ,CH,
J^=CjoH /| =N = C2„X„5(| -+H,0
N \N
Dieses Dihj-drostrychnohn ist aber kein Krampfgift mehr. Dieses zweite Sauer-
stoffatom scheint also für die Wirkung des Strj-chnins notwendig zu sein, demi
1) Joum. Chem. Soc. London 97, 305 (1910).
2) Liebigs Ann. 264, 44; 368, 229; 301, 289.
464 Alkaloide.
wenn man ytrychnin mit Jodwasserstoff und Phosphor und später mit Natrium
mid Amylalkohol liehandelt, so entsteht Strychnolin CaiHagN» ■
Sfcrychnin Strychnolin
nheC2„h„o/i +6H = n=Cj„h„ /| ■+2H2O
Dieses StrychnoUn ist ebenfalls kein Krampfgift mehr.
Es geht also mit dem Übergang der Atomgruppierung
I I
CO CHj
I I
N I N
J/\ \/\/\
in
\
I I
die spezifische krampferregende Strychninwirkmig verloren.
Hingegen hat Stryehnidin CjiHjjISoO, durch elektrolytische Reduktion
von Strychnin gewonnen, Strj-chninwirkuiig. Es steht in der Wirkung zwischen
Desoxystrychnin und Strychnin und ist wie Strychnin bitter. Chemisch, aber
nicht physiologisch hat es eine große Ähnlichkeit mit Dihydrostrychnolin, daher
CHj
ist vielleicht die Formel N—CjoHjäO^^ | anzunehmen.
Das zweite Sauerstoffatom im Strychnin scheint ätherartig gebunden zu
sein
Sowohl dem Strychnolin als auch dem Dihydrostrychnolin fehlt jede krampf-
erregende Wirkung.
Tafel vmtersuchte, ob nicht, wie beim Piperidon, so auch im Strychnin,
eine piperidonartige Atomgruppierung die Rückenmarkwirkimg verursacht. Zur
Entscheidung dieser Frage eignet sich am besten die elektrolytische Reduktion
des Strychnins, dieselbe führt zu zwei Basen, dem Tetrahydrostrychnin und
dem Strj'chnidin.
Tetrahydrostryclinin Stryehnidin
CjiHjeNjOo = {C20H22O)— CH2 • OH {Cä„H220)^CHj
NH ^1
N
Piperidoii und Pyrrolidon, welche die = X — CO-Gruppe enthalten, wirken
krampferregend, während PjTidon und PjTazolon, welche die gleiche Gruppe
enthalten, nicht krampferregend wirken. Strychnol, welches dem Strychnin
gegenüber diese Gruppe verloren, wirkt krampferregend ^).
Aus dem Vergleiche der physiologischen Wirkungen des Tetrahydro-
strychnins imd Strychmdins folgert Tafel, daß die eminente Wirkung des
Strychnins als Rückenmarks- und Krampfgift gerade dem Zusammentreffen
zweier in demselben Sinne wirksamer sauerstoffhaltiger Gruppen in seinem
Moleküle zuzuschreiben ist. Wird eine Gruppe durch Reduktion verändert, so
tritt nur eine Schwächung der Krampfwirkung ein, erst weiui beide reduziert
sind, hört die Rrampfwirkung überhaupt auf. Dihydrostrychnolin macht in
2-mg-Dosen keine andere Erscheinung als Gelbfärbimg der Frösche. 5 — 10 mg
machen starke Lähmimgserscheiniingen, aber keine Krämpfe. Im Strj^chnin
') Julius Tafel, Liebigs Ann. 301, 285—348.
») C. Paderi. Arch. Farmacol. 18, 66 (1914).
Strychnin. 4(J5
sind jedenfalls eine große Zahl ringförmiger, zum größten Teile hydi-ierter
Gruppen aneinandergegliedert. Strychnidin erzeugt in 2-mg-Dosen typische
Stryolminkrämpfe .
Methylstrychnin, aus Methylstrychninium erhalten, ist nicht bitter und
wirkt nach Dietrich Gerhardt wie Strychnin, es ist eine sekxmdäre Base').
CH,
Methylstrychnin (CoH^oOj^CO • O
Äthylstrvchninsulfat wirkt schwächer als die Metlndverbindinig'-).
0.0006 g'Strychninbrombenzylat ('2jH„,N.,02 • ^-'e^j -CHa- Br bewirken bei
Fröschen anhaltende völlige Lähmung. Wenn Erholung eintritt, so folgt ein
Stadium der Übererregbarkeit, häufig in der Art fler Strychnin Wirkung. Nicht
zur f^ähmung führende Dosen haben ausschließlich diese Wirkung. Die Inten-
sität der Wirkung ist stärker als die des Strychnins.
üxäthylstrychnin führt nach Vaillant und Vierordt zu 4 — 5 mg bei
Fiöschen und zu 25 mg bei Kaninchen den Tod herbei. Die Vergiftungserschei-
iiungeu halten die Mitte zwischen Strychnin und Curare.
Strychninjodessigsäuremethyle.ster C21H22N2O2 • JCHg • COO • CH^ imd
Brucinbrorabenzylat C23H2gN204 • CgHj • C'HjBr erzeugen in Dosen von 1.5 mg
völlige Lähmung. 0.1 g des Strychninjodessigsäuremethylesters wirken intern
auf Kaninchen gar nicht*). ,- N
Isostrychninsäure {C2oH,20);s-COOH besitzt noch vollkommen die giftigen
Eigenschaften des Strychnins. 0.0005 g töten Frösche.
Trägt man Natrium in eine siedende alkoholische Lösung von Strychnin,
so entsteht eine kleine Menge eines neuen Alkaloids, des Stryclminhydrürs,
welches ausgesprochen lähmend wirkt und durch AtmungsstiUstand bakl zum
Tode führt*).
Wenn man Strychnin auf 140° oder Strychnol auf 200° mit Wasser er-
wärmt, so erhält man euie Base von der Formel C21H22N2O2, welche Ame Pictet
und Bacovescu^) Isostrychnin nennen. Es macht Kr-ampferscheinungen und
Tod durch Atmungslähmimg. Der RespirationsstiUstand ist durch die curare-
artige Wirkimg bedingt. Vorher macht Isostrychnin Steigerung der Reflex-
erregbarkeit, unter Umständen Tetanus. Das Gift -wird anscheinend im Orga-
nismus schnell zerstört oder ausgeschieden*). Dies ist optisch inaktiv und nach
LTntersuchungen von Wiky imgefähr 30 mal weniger giftig als Strychnin, die
physiologische Wirkung ähnelt dem Curare.
CO
Isostrychnin ist (C2„H22NO)^- + SHjO (Trihydrostrychnin?).
Tetrahydrostrychnin C21H26N2O2 macht in 0.5-mg-Doseu Krami^ferschei-
nungen.
Tetrachlorstrychnüi imd Hexachlorbrucin sind ungiftige und für Hunde
ganz unschädliche Substanzen').
Strychninoxj'd • ^(CjqHj^O) : N : O macht ähnliche Erscheinungen wie
Strychnin, es ist chemisch ein Aminoxyd; die ki'ampfeiTegeude Wirkimg ist
1) Julius Tafel, Liebigs Ann. 364, 33. -) ¥1: Luus, DLss. Gießen (1870).
^) H. Hildebrandt, AePP. 53, 7ü (1905).
■■) H. Dreser, Tageblatt der Braunschweiger Naturforscher-Versamjulimg (1897).
^) Soc. de Chim. de Geneve 13, IV (1905).
. «) Bacovesou und Pictet, BB. 38, 2792 (1905).
') Coronedi bei Minunpi und Cuisa, Gaz. Chiiu. itul. 3-1, II, 3(51.
F r & u k e 1 , ArzQeimittel-äyntheae. 3. Aufl. 30
466 Alkaloide.
ziemlich abgeschwächt, während die paralysierende Wirkung intensiver hervor-
tritt. Die Giftigkeit ist erhebheh kleiner als die des Strychnins. Beim Frosch
wirken aiif 100 g O.OIG — 0.02 g, beim Meerschweinchen auf 100 g Körj)erge«icht
0.006 bis 0.0072 g letal i).
Strychninbetain ist viel weniger giftig als Strj^chnin, 1.5 mg gegen 0.02 mg
wirken letal-).
Emetm.
Emetin ist der Monomethj^läther von Cephaelin. Bei der Oxydation gibt
es 6.7-Dimethoxyisochinolin-l-carbonsäiire.
In der Ipecacuanha kommt neben Emetin noch Cephaelin mid Psychrotiu
vor. Emetin ist von Cephaelin nm- dnrch das Plus einer Methylgruppe ver-
scliieden. Man kami diu-ch Methyherung des Cej)haehns zum Emetin gelangen,
welche sich nun zueinander verhalten wie Cuprein zu Chinin, resp. Morjohin
zu Codein.
Während bei den Chininhomologen mit der Größe des Alkylmoleküls auch
die Toxizität wächst, so ist es bei Emetin anders. Emetin ist das giftigste,
Emetäthj'lin schwächer wirksam, Emetpropylin nm- ein Drittel wrksam.
Auch die Brechwirkung des Emetins wrd bei den Homologen innner ge-
ringer, wie A. Ellinger gezeigt hat.
Die Ausscheidung des Emetins nach intravenösen und subcutanen Lijek-
tionen ist sehr miregelmäßig und dauert sehr lange. Es findet eine Anhäufung
von Emetin im Körper statt, die die kunuilative Wirkung bei der therapeutischen
Anweiidiuig des Emetins erklärt^).
Emetin enthält wie Papaverin einen DimethoxychinoUnring, es lähmt die
glatte Muskulatur der Organe, kleine Dosen erregen die Peristaltik. Die
Wirkung ist eine direkte. Ebenso wirken Papaverin, Narkotin, Chehdonin*).
Die Hauptwirkiuig des Emetins besteht in einer Lähmung der gesamten
glatten Körpermuskulatur und gleicht in dieser Hinsicht dem Paj^averin.
Emetin ist ähnlich wie Papaverin sehr walirscheinlich ein Isochinohntlerivat.
Emetin und Papaverin zeigen eine intensive Giftwirkung auf Protozoen.
Emetin kommt in seiner Wirkungsstäi'ke auf Paramaecium caudatum dem
Chinin nahezu gleich und übertrifft die Papaverinwirkung, während in allen
anderen Fällen Papaverin bei Anwendung der stärkeren Konzentrationen
intensiver wirkt luid insbesondere auf Tr\'})anosomen eine bei weitem stärkere
Wirkung entfaltet als Emetin; dm-chaus analog dem Papaverin verhält sich
das ihm in seiner chemischen Konstitution mid Wirkung auf die Darm-
muskulatur verwandte Narkotin. Morphin steht im Gegensatz zu diesen drei
Isochinolinderivaten ^).
Die Morphingruppe wirkt auf Paramaecieu nicht oder nur wenig giftig,
die Papaveringruppe ist stark wirksam. Die Wirkung des Papaverhis wird der
Beuzylgruppe zugeschrieben*).
Die homologen Emetine zeigen die typischen Emetinwirkungen meist in
abgeschwächtem Grade. So wirkt Emetäthylin gegenüber dem Emetin beim
Hunde bedeutend weniger brechenerregend, beim Emetpropjlin ist die Brech-
') Untersuchungen von Babel, Arne Pictet und Mattisson, BB. 38, 2786 (1905).
-) G. Frerichs, Z. f. ang. Chemie 1914, Nr. 47, S. 352.
ä) Charles Mattai, C. r. s. b. 83, 225 {1920).
*) E. P. Pick und R. Wasickv, AePP. 80, 147 (1917).
^) E. P. Pick und R. Wasicky, Wiener klin. Wochenschr. 38, 590 (1915).
•) David J. Maclit und Homer G. Fislier, Jonrn. Pliariu. and exp. Therap.
10, 95 (1917).
Emetin. 4 67
Wirkung in den höchsten Dosen überhaupt nur noch andeutungsweise vor-
handen, ebenso die anderen physiologischen Wirkungen i).
Psychrotin, Cephaehn und Emetin (Methyläther des Cephaelins). Die
beiden letzteren zeigen eine sehr ähnliche pharmakologische Wirkung, doch
ist Emetin stärker in der Wirkung auf Amöben und Protozoen, schwächer als
Reizmittel, Emeticum und in der Giftwirkimg. Die höheren Äther des Cephae-
lins, Homologe des Emetins, zeigen eine abfallende Giftwirkung bei den Äthern
der höheren Alkohole. Untersucht wurden : Cephaelinätliyläther, sowie Projiyl-,
Isopropyl, n-Butyl,- Isobutyl-, Tertiärbutyl-, Lsoamyl- und Allyläther^).
Die emetische Wirkung ist dof)pelt so groß beim Emetin wie beim Ce-
phaelin, während sie bei den höheren Homologen ziemlich im gleichen Ver-
hältnis wie die Giftwirkung abnimmt. Die Reizwirkung auf die Conjunctiva
ist am stärksten bei Emetin luid C'ephaelin, am geringsten bei Cei^haeliniso-
amj-läther. Bei intramuskulärer Injektion wirkt der Isoamyläther am stärksten,
und die übrigen, schwächer wirksamen zeigen keine deutlichen Unterschiede*).
Die Propyl- und Isoamyläther des Cephaelins wirken auf Amöben stärker
als Emetin. Beide, wie auch der Butj^läther, sind auch weit stärker wirksam
gegen Paramaecien, am stärksten der Isoamyläther (etwa 15 — 20 mal so stark
wie Emetin). Auch gegenüber Bakterien wirken die höheren Homologen weit
stärker als Emetin. Staphylococcus aureus wird durch den Propyläther in
Lösung 1 : 222, durch den Isoamyläther sogar in Lösung 1 : 4120 abgetötet*).
Emetinhydrochlorid besitzt gewisse bactericide Eigenschaften, besonders
bei längerer Einwirkmig, doch sind diese verhältnismäßig schwach. Auch
trypanocide Wirkungen in vitro besitzt dieses Alkaloid, welche aber mit der
Wirkung auf Amöben nicht zu vergleichen ist^).
Emetin Wismut Jodid wird statt des Chlorhj^drates gegen Amöbendysen-
terie empfohlen; es ist in verdünnten Säiu-en nicht löslich, lö.st sich aber in
Alkalien^.
Emetin erhält man aus Cephaelin dm-ch Methyliorung mit Diazomethan').
Cephaehnhydrochlorid ist ein gutes Emeticum, wie Emetin.
Isoemetin ist das Reduktionsprodukt des Dehydroemetins, welches die-
selbe Bruttoformel wie Emetin hat.
Emetin und Isoemetin sind stereoisomer. Letzteres ist weniger als halb
so giftig wie das erstere (H. H. Dale). G. C. Low fand, daß bei Amöben-
dysenterie Emetin Erbrechen hervorruft, aber auch die Amöbe zum Ver-
schwinden bringt, während Isoemetin verhältnismäßig gut vertragen wird und
keine Wirkung auf die Amöbe hat*).
Emetin und Isoemetin sind bei Mäusen intravenös annähernd gleich giftig,
während bei subcutaner Injektion die erträglichen Dosen recht weit aus-
einanderliegen, indem von dem Isoemetin ungefähr das Vierfache der Emetin-
dosis von Mäusen ertragen wird').
1) A. EUinger bei P. Karrer, BB. 49, 2057 (191C.).
^) A. L. Walters und E. W. Koch, Jomn. Pharm, and exp, Therap. 10, 73 (l'J17).
^) A. L. Walters, C. R. Eckler und E. W. Koch. Journ. Pharm, aiiu exp. Therap.
10, 185 (1917).
*) A. L. Walters, W. F. Baker und E. W. Koch, Journ. Pharm, and exp. Therap.
10, 341 (1917).
^) John A. Kolmer vmd Alban J. Smith, Journ. of infect. disca.«. 18, 247, 66.
«) Lancet 191, 183, 311 (1916). ') DRP. 298678.
8) Frank Lee Pyman, Journ. Chem. Soc. London 113, 222 (1918).
ä) P. Karrer, BB. 50, 528 (1917).
30*
Viertes Kapitel.
Schlafmittel und Inlialationsaiiaestlietiea.
Allgemeines.
Über die chemischen Ursachen des natürlichen Schlafes existiert keine
Theorie, welche halbwegs auf Tatsachen basiert wäre.
Daß bestimmte Produkte des Stoffwechsels sich während des wachen Zu-
standes anhänfen und diese dann Schlaf verursachen, ist vielleicht zu konze-
dieren, es wird auf diese Weise erklärlicher, warum man nach körperlichem
Strapazen rascher und in einen tieferen Schlaf verfällt. Von größtem Interesse
für die Pharmakologie wäre ge\viß die chemische Erkenntnis dieser Ermüdungs-
stoffe, welche den Schlaf normalerweise erzeugen, da ihre Darstellung und
Verwendung sicherlich die unschädlichsten Schlafmittel bieten würde.
Unser nervöses Zeitalter, dem kaum die große Menge synthetischer Anti-
nervina genügt, hat atich unter der Schlaflosigkeit so zu leiden, daß es für den
Arzt ein Bedürfnis ist, eine ei'hebliche i\nzahl von Schlafmitteln zu besitzen,
um abwechseln zu können und um die Angewöhnmig an eine bestimmte Sub-
stanz zu vermeiden, um so mehr als einzelne bei der Angewöhnung in ihrer
Wirkung versagen. Während früher nur Opium mid Alkohol als Schlafmittel
bekannt waren, verfügen wir nun dank der Erweiterung unserer Kenntnisse
über eine sehr stattliche Reihe.
Diese große Reihe läßt sich aber auf einige chemische Grundprinzipe redu-
zieren. Naturgemäß treten die verschiedensten Varianten als neue Arznei-
mittel sauf.
Wir wissen, daß die Kohlenwasserstoffe der ahphatischen Reihe narkotische
Eigenschaften zeigen, die durch Eintritt einer Hydroxylgruppe, die Bildung
von Alkoholen, noch deutlicher zur Erscheinvmg kommen.
Die Hydroxylgruppe ist also nicht das Wirksame für die Hypnose, sondern
der Alkylrest. Die Hydroxylgrupf)e stellt nur den Verankerungspunkt vor.
Diese narkotische Eigenschaft der Kohlenwasserstoffe ist also die Grund-
ursache der narkotischen Effekte der Alkohole einerseits, anderseits aller Ver-
bindungen, deren schlafmachende Wirkm:g auf der Gegenwart von Alkyl-
gruppen beruht. Dabei ist zu bemerken, daß die hj'pnotischen Effekte be-
sonders der Äthylgrujipe imd ihren nächst höheren Homologen zukommen.
Die Anzahl der in den Kohlenwasserstoff eintretenden Hydroxylgruppen
ist für die hypnotische Wirkvmg entscheidend, je mehr Hydroxyle, desto geringer
die h}rpnotischen Effekte, daher entbelirt Glycerin mit drei Hydroxylen der
hypnotischen Wirkung. Werden aber diese durch Verätherung oder Veresterung
verdeckt, so wirkt die entstehende Glycerinverbindung wieder narkotisch.
Die Gegenwart einer Aldehj'd- oder Ketongruppe befähigt ahphatische
Verbindungen ungemein, hypnotische Effekte auszulösen; diese Eigenschaft
wird einerseits durch den Eintritt von Hydroxylen geschwächt oder gänzhch
Allgfincines. 46!)
aufgehoben, anderseits dureh die Gegenwart von Alkylresten, insbe.sondcrs von
Äthylgruppeii in der Verbindimg gesteigert.
Neben diesen hj-jmotischen Jütteln spielen eine sehr große Rolle Sub-
stanzen, welche aliphatische Verbindungen darstellen, in denen Wasserstoffe
durch Halogen ersetzt sind. Den aromatischen Halogensubstitutionsprodukten
geht die Eigenschaft, schlafmachend zu wirken, ab.
Die hypnotischen Effekte des Morphins, des souveränen Schlafmittels,
hängen mit dem Erhaltensein der beiden Hydroxyle zusammen.
Wir sehen, daß nur einigen Gruppen die Fähigkeit, h\-pnotische Effekte
auszulösen, eigen ist. Den Alkylresten, insbesonders der Äthylgruppe und
ihren höheren Homologen, der Carbonylgruppe in Form von Aldehyd, Keton,
Säureamid und Säureaiüiydrid sowie aliphatischen Halogensubstitutionspro-
dukten, insbesonders denen des Chlors, endlich der eigentümlichen Konfigu-
ration des Morphins.
Von größtem theoretischen Interesse, welchem wohl noch praktische Kon-
sequenzen folgen werden, ist die Eigentümlichkeit, daß die exzitierenden Mittel
alle den Blutdruck steigern, die schlafmachenden den Blutdruck herabsetzen.
So steigert Cocain, Nicotin den Blutdruck, Stoffe, die wir benützen, um
die Ermüdungsgefühle zu bannen. Morphin, Sulfonal, Trional, PentaF) usw.
erniedrigen den Blutdruck. Beim normalen Schlaf sinkt ebenfalls der Blut-
druck. Die meisten dieser blutdruckerniedrigenden Mittel erweitem die Gefäße.
Alle Narkotica der Fettreihe wirken hämolytisch (L. Herrmann).
Während beim Schlaf eme Erweiterung der Gefäße in den meisten Organen
eintritt, sind die Gehirngefäße im Gegensatze hierzu kontrahiert, das Gehirn
\\ird anämisch. Nach Lauder Brunton^) sind demnach zwei Dinge not-
wendig, damit Schlaf eintrete: 1. daß der Blutzufluß zum Gehirn soviel als
möglich verhindert werde, indem man ihn ableitet oder die Herztätigkeit be-
ruhigt; 2. daß man die funktionelle Tätigkeit des Gehirns selber herabsetzt.
Nun kami man das Blut vom Gehirne ableiten, wenn man an einer anderen
Körperstelle Gefäßerweitermig hervorruft.
Die schlafmachenden Substanzen, welche wir zum internen Gebrauch an-
wenden wollen, müssen den Einflüssen des Organismus gegenüber eine gewisse
Resistenz zeigen, um die spezifische Wirkmig auf die Großhirnrinde ausüben zu
können, bevor sie noch den oxydativen Einwirkungen der Gewebe unterUegen.
Wir werden sehen, wie wir Schlafmittel, insbesondere diejenigen, deren Wirkung
auf dem Vorhandensein von Äthylradikalen beruht, so resistent machen, daß
.sie eine anhaltende Wirkung haben.
Hypnotische Mittel werden in der Medizin in zweierlei Absicht verwendet,
entweder um nur Schlaf zu erzeugen bzw. einzuleiten, oder um Schlaf und
Schmerzlosigkeit durch eine nicht allzu lange Zeit zu bewirken. Im ersteren
Falle bedient man sich der Schlafmittel y.ai' lioyjjv, welche intern oder sub-
cutan verabreicht werden, und von denen einige Forscher behaupten, daß sie
mu: Einschläfenmgsmittel sind, im letzteren Falle der sogenamiten Inhalations-
anästhetica, mittels welcher Schlaf und Unempfindlichkeit durch eine beliebige,
genau regulierbare Zeit hervorgerufen wird. Die Substanzen der letzteren
Gruppe werden ausschließlich durch Inhalation beigebracht.
Die eigentlichen Schlafmittel sind meist in Wasser schlecht lösUche, in
Ölen gut lösliche Substanzen, oder es haben die wässerigen Lösungen Eigen-
schaften, die der subcutanen Injektion im Wege stehen, wie z. B. Chloralhydrat.
Nur das einzige Morphin ist ein subcutan injizierbares Hypnoticum. Man be-
1) Therap. Monatshefte 1893, 42. ^) Pharmakologie (Deutsche Ausgabe), S. 219.
470 Schlafmittel und Inlialationsanaesthetica.
müht sich daher, Mittel synthetisch darzustellen, welche neben starker hyp-
iiotischer Wirkung wasserlöslich und ohne lokale Nebenerscheinungen subcutan
injizierbar sind.
Die Inhalationsanaesthetica entstammen zwei Gruppen, die eine basiert
ihre Wirkvnigen auf dem Gehalte an Halogen in einer aliphatischen Substanz,
die andere auf der Gegenwart von Äthylresten.
Die Schlafmittel lassen sich in drei chemische Gruppen scheiden:
1. Substanzen, deren Wirkung auf dem Gehalt an Halogen beruht,
2. Substanzen, deren Wirkung auf dem Gohalt an Alkylradikalen beruht,
3. Sulistanzen. deren Wirkung auf der Gegenwart einer Carbonyl-
(= C = 0) Gruppe beruht.
Erste Gruppe.
Halogenhaltige Schlaf luittol.
Chlorverbindungen.
Das wichtigste Inhalationsanaestheticum C'hloroform hat neben dem Äther
unbestritten die größte Verbreitung auf dem Gebiete der Narkose. Die Nach-
teile, die ihm zukommen, können meist durch die ungemein ausgebildete Technik
der Narkose paralysiert werden.
Die vielfachen Todesfälle während der C'hloroformnarkose, für die eine
anatomische Begründung fehlte, wurden teilweise durch die leichte Zcrsctzlich-
keit des Chloroforms und Bildung von toxischen Substanzen, wie Phosgen C'OClj
usw. erklärt, von denen man vermutete, daß sie infolge der Darstellung im
Chloroform enthalten, diesem toxische Eigenschaften verleihen, eine Annahme,
die nicht ganz zutrifft, da auch bei Narkose mit allerreinstem Cliloroform
Todesfälle beobachtet wurden. Die Darstellung des Chloroforms aus Chloral
hat auch keinen Wandel geschaffen, denn auch das chemisch reinst dargestellte
Chloroform verändert sich durch Üxytlation mit Luft alsbald. Als bestes Schutz-
mittel gegen die Oxj'dation des Chloroforms durch den Sauerstoff der Luft
erwies sich noch der von englischen Fabrikanten von jeher angewendete Zusatz
von 2% absolutem Alkohol. Die Fianzosen empfehlen zur Haltbarmachung
einen Zusatz von Schwefel.
Von der iinrielitigeii Annahme, daß die ReindarsteUung des Clüoroforms genüge, um
dieses ungefährlicher und lialtbarer zu maclien, gingen die Verfahren von R. Pictet und
Anschütz aus. Pictet reinigt Cliloroform, indem er es durch Kälte fest macht und den
flüssigen Anteil durch Zentrifugicren entfernt. Anschütz') benützt die an luid für sieh
interessante Tatsache, daß Salicylid mit Chloroform eine krystallisierende Doppel Verbindung
|4 +
i^^i^y
Diese Verbindung, welche auch bei gewöhnlicher Temperatur unter Abgabe
von Chloroform vermttert. sollte auch als solche therapeutische Anwendung
finden, konnte sich aber nicht behaupten.
Salicylid^) erhält man durch Behandeln von Salicylsäure mit Phosphoroxychlorid
in einem indifferenten Lösungsmittel. Man trennt von dem Vjei der gleichen Reaktion ge-
bildeten Polysalicylid jCjHj'p, )x durch Auflösen des Salicylids in heißem Chloroform').
Ferner erhält man es durch Erhitzen von Acetylsalicylsäure 5 — 6 Stunden lang auf 200
bis 210° C, Auskochen des Reaktionsproduktes mit Wasser, Lösen des Rückstandes in
Aceton und Fällen mit Wasser').
1) BB. %:,, 3512 (1892). — Liehigs Ann. 373, 97. — DRP. 09 708, 70 158, 70 614.
2) DRP. G8 900. ") DRP. 134 234.
Halogenhaltige SclJafmittel. 471
Oskar Liebreich') stellt trockene Präparate für Chloroformerzeugung her, indem
er Chloralhydrat mit wasserfreien kohlensauren Alkalien oder mit alkalischen Erden zu-
sammenbringt.
Festes Cliloroform gewinnt man^). indem man Pepton (100 g) mit 11,0 (90 g) zu
einer zähen Paste verrührt und mit 100 g Cliloroform innig vermengt. Nicht absorbiertes
Chloroform wird abdestilliert und wieder verwendet. Das so erhaltene feste Chloroform
besitzt angeblich alle Eigenschaften des flüssigen, braucht nicht vor Licht geschützt
aufbewahrt zu werden und gibt das Chloroform durch Behandlung mit Säuren oder
Alkalien ab, wodiu'ch seine innerliche Wirkvmg zustande kommt.
Daß die hypnotische Wirkung des Chloroforms in innigem Zusammenhange
mit dem Chlorgehalte steht, geht aus der Tatsache hervor, daß bei einer großen
Reihe aliphatischer Verbindungen der Eintritt von Chlor den neu entstandenen
Substanzen h3'pnotische Eigenschaften verleiht.
Die rasch vorbeigehende Wirkung dieses Inhalationsanaestheticums verhin-
dert jedoch, es als Hvpnoticum. welches stundenlang wirken soll, zu benützen.
Die narkotische Wirkung des Chloroforms ist chemisch lediglich auf den
Chlorgehalt zu beziehen, auch eine vergleichende Betrachtung der folgenden
Reihe beweist dies:
Methan CH4 ist wirkungslos,
Methylchlorid CH3CI schwach narkotisch,
Methylenbichlorid CHjCU stärker narkotisch,
Chloroform CHC!,., narkotisch,
Tetrachlorkohlenstoff CCI4 narkotisch.
In dieser Reihe steigt die Intensität der narkotischen Wirkungen mid ebenso
die Xachhaltigkeit derselben mit der Zunahme der Cliloratome.
Ferner wirkt Acetaldehyd CHg ■ CHO leicht narkotisch. Trichloraldehyd
(Chloral) ('Clj • CHO sehr- "stark narkotisch. Äthylen CH, : CH2 ist fast
mrkimgslos. Chloräthylen CHjCl ■ C'HjCl macht Xarkose, aber auch Kloj)fen
der Carotiden und Wärmegefühl über den ganzen Körper. Ein Narkoticum
mit größerem Q-Gehalt bewirkt bei gleicher Xarkosestärke ein beträchtlicheres
Sinken des Blutdruckes, als ein Xarkoticum derselben Gruppe mit geringerem
Chlorgehalt. C'hloräthyliden wirkt stärker narkotisch als Chloräthylen ^).
Tetrachloräthan übt eine etwa doppelt so starke narkotische Wirkung
aus wie Trichloräthj'len imd wirkt also stärker betäubend als Tetrachlor-
kohlenstoff*). Es steht in seiner physiologischen Wirkung dem Chloroform
nahe, übertrifft dies an Giftigkeit aber um das Vierfache^). Es macht schwere
Schädigungen des Stoffwechsels und wirkt 7 mal stärkei' hämolysierend als
Chloroform^).
Daß Chloroform dem Tetrachlorkohlenstoff für die Narkose vorgezogen
wird, macht der Umstand, daß Tetrachlorkohlenstoff ähnhche Konvulsionen
zur Folge hat wie Methylenchlorid, und deshalb ein gefährliches Gift ist, welches
schleunigen Tod dm'ch Herzstillstand hervorruft").
Dioform ist Acetylendichlorid (sj'mmctrisches 1.2-Dichloräthylen) CHCl.
CHCl
Villi nger^) empfiehlt es statt Chloroform für Narkose. Es ist am Menschen
noch nicht genügend geprüft.
») DRP. 176 063. 2) Amerik. Pat. 925 658 und DRP. 220 326.
=*) S. Oat, Inaug.-Diss. Petersburg (1903). *) Chem.-Ztg. 38, 256.
^) Veley, Proc. of Royal Soc. 1910, Jan.
^) V. Gri mm, A. Heff ter und S. Joachimoglu, Vierteljahrsschrift f. gerichtl. Med.
u. öffentl. Sanitätswesen 48, 2 SuppI, (1916).
') Smith, Lancet 1861, 792. — Sausom und Nunnely, Brit. med. Journ. 186T.
ä) Arch. f. klin. Cliir. 1907, Nr. 3.
472 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Dichloräthylen erzeugt tiefe Narkose, macht im Gegensatz zu Chloroform
am Herzen, an den Gefäßen und in den parenchymatösen Organen keinerlei
nachweisbare Veränderungen. Der Blutdruck bleibt intakt. Dichlorä.thylen
wird ähnlich vne Chloroform im Organismus teilweise zersetzt i).
Die chlorhaltigen Derivate des Äthylens, Äthylenchlorid, C2H4CI2, z. B.
\\irkcn nach einzelnen Beobachtern ebenso krampferregend wie Methylcu-
chlorid, haben aber eine eigentümliche Nebenwirkung auf die Cornea, welche
getrübt wird^).
Äthylidenchlorid CH3 • CHCIj macht eine langsam eintretende und schnell
vorübergehende Wirkung 3). Perchloräthan ('oCl,; (Hexachlorkohlenstoff) wirkt
narkotisch wie Chloralhydrat, in kleinen Mengen exzitierend.
Als Chloroformersatzmittel wurden von den Halogensubstitutionsproduk-
fen wohl mehrere empfohlen, ohne daß sie je mit dem Chloroform in eine ern.stcrc
Konkurrenz treten konnten. Methylenbichlorid CHjClg wurde von England
aus warm empfohlen, weil es kein Erbrechen verursacht.
Von Frankreich kam die Empfehlung des Methylchloroforms CH3 • CCI3
wegen seines höheren Siedepunktes und der gefahrlosen Narkose. Dieses Mittel
setzt die Temperatur um 3 — 4° herab.
Trichloräthylen CHCl : CCI2 wird als Entlausungsmittel empfohlen.
Die lokale Anästhesie, welche durch Chlormethyl CH3CI und ähnJitihc
Halogensubstitutionsprodukte eintritt, steht in keiner Beziehung zum Chlor-
gehalte, sie ist lediglich bedingt durch den sehr niedrigen Siedepunkt der an-
gewendeten Substanzen, welche beim Bespritzen der zu anästhesierenden Partie
derselben rasch und viel Wärme entziehen imd durch die Kälte Wirkung anästhe-
sieren. Wie das gegenwärtig sehr viel angewendete Chlormethyl [Kelene ge-
nannt] wird mit etwas geringerem Erfolg auch Äthyläther imd Methyläthyl-
äther ch-^*"*' ^^^ manchen angewendet. Auch niedrig siedende Petroleum-
äther Aiiirden für lokale Anästhesie durch Kälte in Anwendung gezogen. Es
ist, wie wir wiedcz'holen, für diese Wirkung nicht die Konstitution, sondern
der Siedepunkt und die Flüchtigkeit der angewendeten Substanz allein von
Bedeutung.
Auch die Bromsubstitutionsprodukte der niederen Kohlenwasserstoffe
haben narkotische Wirkungen vnid lassen sich als Inhalationsanaesthetica für
kurze, leichte Narkosen mit Vorteil benützen. So Bromäthyl CoHgBr, welches
wenig giftig ist, während Äthylenbromid C2H4Br2 schon starke Giftwirkungen
zeigt..
Auch Bromoform CHBrg wirkt anästhesierend^) und wird viel zuni
Coupieren von Keuchhustenanfällen benützt*).
O. Liebreich*) hat angenommen, daß Chloralhydrat CCI3 • CH(üH)2,
welches sich unter der Einwirkung von Alkalien in Cliloroform und Ameisen-
säure spaltet, im Organismus eine ähnliche Zersetzung erfährt, mid daß dann
das gebildete Chloroform die hypnotische Wirkung auslöst, und hat auf Grund
dieser Annahme Chloralhydrat als Hypnoticum empfohlen. Wenngleich diese
Theorie der Wirkung des Chloralhydrat als unrichtig zu bezeichnen ist, da
es eine Um.setzung zu Chloroform nicht erfährt, so gebührt O. Liebreich das
') H. Wittgenstein, AePP. 83, 235 (1918).
*) Pannas und Dubois, Semaine mM. 1888 und 188».
=>) O. Liebreich, Berl. klin. Wochenschr. 1860, Nr. 31.
*) V. Horroch, österr. med. Jahrb. 1883, 497.
= );Stepp, Dtsch. med. Wochenschr. '"1889, Nr. 31.
') Berl. klin. Wochenschr. 1869, 325 und Monographie: Chloralhydrat, Beiliii (1KI)9).
Halogenhaltige Schlafmittel. 473
große Verdienst, neben dem Morphin ein sicheres Hypnoticum in die Therapie
eingeführt zu haben.
Chloralhydrat geht im Organismus durch Reduktion in Trichloräthyl-
alkohol CCI3 • CH2 • OH über und nicht in Cliloroform ^). Dieser TrichJoräthyl-
alkohol paart sich im Organismus mit Glykuronsäurc zur Urochloralsäure.
Mering zeigte ferner, daß die Liebreichsche Vorstelhmg^), daß aus Chloral-
hydrat im Blute Chloroform, aus Crotonchloralhydrat CCI3 • CH : CH • CHO
-|- HgO im Blute Dichlorallylen, Salzsäure und Ameisensäure wird, und daß
DichloraUylen das wirksame, unrichtig sei. Trichlorcrotonsaures Natrium
CCI3 • CH : CH • COONa, welches schon in verdünnter alkalischer Lösung in
der Kälte in Dichlorallylen CHCL • CH : CH, übergeht, wirkt gar nicht schlaf-
machend, ebensowenig die Trichloressigsäure CClg-COOH^).
Binz*) hat die Schlaferzeuguug insbesondere für die halogeiihaltigen Sub-
stanzen in der Weise erklärt, daß sich freies Halogen abspaltet, welches auf das
Protoplasma lähmend einwirkt. Jede arbeitende Zelle, welche wir unter den
Einfluß von Chlor-, Brom- oder Joddämpfen setzen oder auf die wir aktiven
Sauerstoff einwirken lassen, vermindert nach Binz ihre Arbeit oder stellt sie
ganz ein. Je nach der Menge und Dauer dieses Einflusses nimmt sie dieselbe
entweder wieder auf oder sie hat sie für immer eingestellt, d. h. entweder schläft
die Zelle unter der lähmenden Last der fremden Gase, ihr innerer Aufbau bleibt
ungestört, oder sie ist tot, ihr innerer Aufbau war imd bleibt zerrüttet.
Gegen diese Theorie des Schlaferzeugens lassen sich zahlreiche Einwen-
dimgen erheben. Man muß bedenken, daß so aktive Körper, wie freies Chlor
oder Brom, doch in erster Linie substituierend einwirken und .stabilere Ver-
bindungen entstehen würden.
Anderseits spalten nicht alle chlorhaltigen Schlafmittel Halogen ab oder
besser ausgedrückt, nach dem Eiimehmen einiger halogenhaltiger Schlafmittel
ist der Gehalt an anorganischen Chloriden im Harne nicht erhöht. So ist wohl
nach Einatmung von CTiloroform der Grchalt des Harnes an Chloriden erhöht,
nicht aber nach Einnahme von Chloralhydrat.
Ferner kann man gegen diese Theorie einwenden, daß Tomascewicz
keine narkotischen Effekte mit Trichloressigsäure, welche ja dem CJhloral sehi'
nahesteht, erzielen konnte^), obgleich die Trichloressigsäure sich deutlich ■«ie
Chloral verhält, d. h. sehr leicht Chloroform abspaltet. Wohl hat dagegen Bod-
länder bei Wiederholung dieser Versuche an Hunden imd Katzen, statt an
Kaninchen, deuthche hypnotische Effekte erzielt, welche mit gleichen Dosen
von Natriumacetat nicht hervorzubringen waren. Hexachloräthan CjCl^ macht
bei interner Verabreichung Schlaf und aktiven Sauerstoff abspaltende Körper,
wie jodsaTires Natron, salpetrigsaures Natron und Ozon, haben wie Binz schon
gezeigt, und auch Wasserstoffsuperoxyd, wie Bodländer nachwies, narko-
tische Wirkungen. L. Hermann aber fand entgegen den Angaben Bod-
länders, daß die Trichloressigsäiu-e keine Spur einer .schlafmachenden Wir-
kung habe, sondern die Wirkung besteht in einer Lähmung. Bei weniger emp-
findlichen Tieren bringen mäßige Dosen deuthche Reizerschemungen hervor,
die Großhimfunktionen werden durch das Gift gar nicht oder erst unmittelbar
vor dem Tode affiziert, von Schlaf, Hypnose oder dergleichen konnte L. Herr-
mann absolut nichts konstatieren. Auch sterben die Tiere, wemi sie lähmende
Dosen erhalten haben, fast regelmäßig, was auch gegen eine hypnotische Wir-
1) J. V. Mering, HS. 6, 480 (1881).
2) O. Liebreich, Brit. med. Jouni. 1873. 20. ') .T. v. Mering, AePP. :{, 1.S5.
■') AePP. 6, 310. =) Siehe bei J. v. Mering, AePP. 3, 185.
474 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica .
kung spricht. Auch Mering behauptet, mit trichlorcrotonsaurem Xatriuiii
Iceine hj^Dnotischen Effekte erzielt zu haben.
Kast^) zeigte, daß die Theorie von Binz, nach welcher bei den gechlorten
Sclilaf mittein eine .starke Chlorabspaltung auftritt, nicht nur für Chloralhydrat,
sondern auch für Tetrachlorkohlenstoff CC'lj und Dichloressigsäureäthylester
OCUH • COO ■ C'oHj unrichtig ist, da diese Körper beim Einführen in den Orga-
nismus kein Chlor abspalten, aber hypnotisch wirken. Hingegen spaltet aber
Trichloressigsäure im Organismus Chlor ab, ohne Schlaf zu machen.
Wie die Wirkung des Chloralhydrates im Organismus chemisch zustande
kommt, wissen ^v^r Wohl nicht, wir können sie aber sicher als Kombination
der Wirkung des Chlorgehaltes mit einer konkurrierenden Wirkung der Aldehj'd-
gnippe auffassen. Füi- letzteren Umstand spricht das Verschwinden der schlaf-
machenden Eigenschaften mit der Oxydation der Aldehydgruppe zur Carboxjd-
gruppe, deren Existenz den hypnotischen Effekt vernichtet, während der
Übergang der Aldehydgruppe in eine alkoholische durch Reduktion zum
Trichloräthylalkohol CCI3 • CHj • OH eine solche Vernichtung der h\-pnotischen
Wirkung nicht mit sich bringt, da dem Trichloräthylalkohol, ebenso wie dem
Chloral, die Eigenschaft zukommt. Schlaf zu erzeugen.
Bei der Anwendung des Chloralhydrates stellen sich aber gewisse Übel-
stände ein. Vor allem hat Chloralhydrat den Nachteil, daß es sich nicht wie
Morphin sul^cutan injizieren läßt. Ferner hat es, wie alle chlorhaltigen Schlaf-
mittel, schädliche Nebenwirkungen auf das Herz, die den Schlafmitteln, deren
Wirkung auf Äthylgruppen beruht, nicht zukommen. Diese Eigenschaften des
Chlorals lassen sich wohl nicht vermeiden. Aber es sind Versuche zahlreicher
Art gemacht worden, um das unangenehme Brennen im Magen nach Einnahme
von Chloralhydrat zu beseitigen, ebenso wie den keineswegs angenehmen Ge-
schmack dieses Mittels.
Festes poljTiieres Chloral^), geschmatklos iiiid stark narkoti'^ch, erliält man lUircli
Kintragen von wasserfreiem Aluminiumclilorid in der Kalte in Chloral luid Auswaschen
des Reaktionsproduktes mit Wasser, oder man verwendet als Ausgangsmaterial das durch
Eintragen von wasserfreiem Eisenchlorid in Chloral entstehende Produkt.
Ein festes Chloral stellte Simon Gärtner [Halle^)] dar aus Chloralhydrat oder
Chloralalkoholat durch Einwirkvmg konzentrierter Schwefelsäure, indem er die Einwirkimg
unterbricht, sobald das in Wasser unlösliclie feste Chloral entstanden ist und durch
Auswaschen mit verdümiter Säiu'c imd Wasser reinigt.
Ein in Wasser lösliches Polychloral^), Viferral genannt, verwandelt sich langsam in
Wasser in Chloralhydrat.
Gärtner^) stellt dieses her, indem er Cliloral mit Aminen behandelt und nacliher
mit verdünnten Säuren die Amine aviswäscht, insbesondere Trimethylamin wirkt ungemein
polymerisierend. Gärtner benützt Pyridin.
Combes*) erhielt ein Polychloral durch Erliitzen von Chloral mit Alu-
miniumchlorid auf 60 oder 70°; die erhaltene Flüssigkeit siedet bei 240°. Beim
Sieden von Chloral mit konzentrierter Schwefelsäure bildet sich em festes Meta-
chloral. Setzt man zu Chloral wasserfreies Trimethylamin, so erhält man unter
starker Erhitzung mehrere feste Polyclilorale, die mit Alkohol gewöhnliches
Chloralalkoholat geben").
Für Sj-nthesen von Chloralderivaten bot die sehr reaktionsfähige Aldehyd-
gruppe einen willkommenen Anhalt spinikt.
Die Aldehydgruppe des Chlorals ruft anscheinend den Erregungszustand,
Avelcher sich vor dem Eintritte des h\^)notischen Effektes zeigt, hervor. Die
M HS. II, 280 (1887). =) Erdmann, Halle, DRP. 139392. ^) DRP. 170534.
*) Witthomer und Gärtner, Therap. Monatshefte 19, H. 3. =) DRP. 165984.
«) Ann. de chim. et de phys. [G] 13, 267. ') Meyer und Delk, Liebigs Ann. 171, 76.
Halogenlialtige Schlafmittel. 475
Festlegung der Aldehydgruppe würde daher anscheinend diese erregende Wir-
kung vermeiden lassen ; aber dieses ist keineswegs der Fall, weil alle diese Ver-
bindungen mit festgelegter Aldehydgruppe in der Weise zur Wirkung gelangen,
daß die Aldehydgruppe regeneriert wird, d. h. daß Chloral aus der Verbindung
wieder frei wird.
Es zeigte sich nämlich die sehr merkwürdige Erscheinung, daß nur jene
Verbindungen, aus denen sich leicht Chloral regeneriert, den gewünschten hyp-
notischen Effekt noch hervorrufen, wahrend stabilere Verbindungen oft starke
toxische Effekte, insbesondere auf das Herz, äußern ohne hypnotische Eigen-
schaften in gleichem Maße wie Chloral zu besitzen.
OTT
Chloralalkoholat CGI, • CH<q ^ ^ drang in die Therapie nicht ein.
Von allen diesen Derivaten des Chlorals, welches ja nur wegen seiner großen
Billigkeit und weil es als erstes künstliches Hypnoticum in Verwendung kam,
noch benützt wird, ohne vor den Schlafmitteln der anderen Gruppen besondere
Vorteile zu besitzen, komite keines recht zur GJeltung kommen, da ihnen allen
mehr oder weniger, wenn sie schon h'V'jDnotisch wirken, die Nachteile der Grund-
verbindung, insbesondere die schädliche Einwirkung auf Herz und Respiration
zukommt.
Eine Gruppe dieser Körper besteht aus Verbindungen, in denen versucht
wurde, die Aldehydgrupjie durch einen basischen Rest festziüegen.
Nesbitt^) verwendete zu diesem Zwecke Chloralammonium, d. i. Trichlor-
aminoäthylalkohol CCI3 • CH(NH2) • OH dar, in der Absicht, die Wirkung des
Chlorals auf Respiration und Herz aufzuheben. Man stellt es dar durch Auf-
lösen von Chloral in trockenem Chloroform und Einleiten von Ammoniakgas
unter Kühlung, bis eine feste weiße Masse ausfällt-).
Ferner wurde dargestellt Chloralimid, welches sehr beständig ist und den
Vorteil' der Wasserunlöslichkeit hat. Man erhitzt Chloralhydrat mit Ammon-
acetat zum Kochen und fällt daim mit Wasser. Es entsteht die Cis- und die
Transform. Erstere wird als Schlafmittel verwendet 3).
NH — CH— NH
I
CCI3
Mering«) stellte Chloralamid CCI3 • CH(OH) • NH • CHO (Name für
Chloralformamid) dar, durch Kondensation von Chloral und Formamid, welches
schwach bitter ist und hj'pnotisch wirkt. Es wird langsam daraus im Organis-
mus Chloral abgespalten. Unangenehme Nebenerscheinungen, wie rausch-
ähnliche Zustände und Temperaturherabsetzung zeigen sich als Nachteile bei
Verwendung dieses Körpers, der auch schwächer als Chloralhydrat wirkt.
Chloralcyanhydrat CCI3 • CH(OH) • CN hat reine Blausäurewirkung, gegen
die der hypnotische Effekt völlig zurücktritt. Die Substanz ist schwer zer-
setzlich^).
Chlorosoxim ist Chloralhydroxylamin CClj- CH(OH) -NHOH, das bei Zu-
sammenreiben von molekularen Mengen Chloralhydrat, Hydroxylaminchlor-
1) Therapeutic Gazette 1888, 88.
2) Städeler, Liebigs Ann. 106. 253. — Robert Schiff, BB. 10, 167 (1877).
3) A. Pinner und Fr. Fuchs, BB. 10, lOGS (1877). B^hal und Choay, Ann. de
chim. et de phys. [6] S6, 7.
*) Therap. Monatshefte 1889, 565. — Schering, Berlin, DRP. 50 586.
^) BB. 5, 151 (1872); Liebigs Ann. 179, 77.
476 Schlafmittel imd Inhalationsanaesthetica.
hydrat und Soda entsteht. Beim Stehen an der Luft bildet sich Trichloraldoxim.
Chlorosoxim wurde als Schlafmittel empfohlen i).
Die Kondensationsprodukte von Chloral mit Aldoximen, Ketoximen und
Chinonoximen ^) haben keine Verwendung gefunden. Sie sind alle in Wasser
schwer löslich. Ihre Bildung geschieht nach der allgemeinen Gleichung:
O • N X
X = NOH + CCI5 • COH = CCIj^OH
H
Man läßt iii Petroläther gelöstes Acetoxim mit Chloral reagieren mid erhält Chloral-
acetoxim (CHjjoC =N • O • C^OH . Analog erhält man Chloralcampheroxim CnjHj.
H ■ CCI3 H
= N-0-c(OH, ferner Chlorahiitroso-/?-naphthol Ci„Hg — N • O • C^CH , Chloral-
CCI3 \/ CCI3
H O H
acetaldoxim CH, • CH = N • O • C^OH , Chloralbenzaldoxim CjHä • CH = N • O • C^OH .
CCI3 CCI3
Es \vurden zweierlei Verbindungen von Chloral mit Hexamethylentetramin
(CH2)gN4 dargestellt.
'l) Monochloral-Hexamethylentetramin CgHijNj • CCI3 • CHO + 2 HgO.
Es wird gewonnen durch Vermischen konzentrierter Lösungen beider Substanzen,
wobei die neue Substanz aaslcrystallisiert').
2) Ferner Hexamethylentetramintrichloral C1.H12X4 • 3 CCI3 • CHO . Die
Substanz ist geschmacklos.
Man stellt sie dar durch Mischen von 7 Teilen der in Chloroform gelösten Base mit
25 Teilen einer chloroformigen Chloralliydratlösmig'').
Es wxu'de weiterhin die Festlegung der Aldehydgruppe durch verschiedene
Kondensationen mit Zucker versucht.
Henriot und C. Richet^) suchten Verbindungen in die Therapie einzu-
führen, welche erst durch eine Spaltung im Organismus die ■«•irksame Kompo-
nente, das Chloral, zu bilden vermögen. Sie experimentierten zuerst mit Clüora-
liden, besonders mit dem Milchsäurechlorahd. Letzteres besitzt aber keine
hypnotische Wirkimg, ruft hingegen schwere Störungen, epileptiforme Anfälle
mit intensiver Bronchialsekretion und Asphyxie hervor.
A. Heffter^) kondensierte Glucose mit wasserfreiem Chloral und erhielt
so imter AVasserabspaltung Chloralose, d. i. Anhydroglykochloral CgHjjCljOg,
welche tiefen Schlaf erzeugen konnte.
Viele französische und itahenische Autoren berichteten aber über vorüber-
gehende Vergiftungserscheinungen, motorische Störungen sowie Störungen der
Psyche und Respiration') und starke Schweißausbrüche bei Anwendung der
Chloralose, während andere Autoreii sie sehr rühmten.
Die Ursache dieser differenten Anschauungen liegt darin, daß bei der
Reaktion zwischen dem wasserfreien Chloral und dem Traubenzucker sich neben
der Chloralose eine zweite Substanz, die Parachloralose ^) bildet, welche ini-
löslich ist und der keine hypnotischen Effekte zukommen. Sie entsteht nur zu
M Hantzsch, BB. 25, 702 (1872). Bischoff, BB. 7, 031 (1874). Otto Diols
und Carl Selb, BB. 42, 4065 (1909). ^) DRP. 66 877. ^) DRP. 87 933.
*) DBP.'Anm. L. 10 631 (zm-ückgezogen). ^) C. r. 116, 63.
«) BB. 22, 1050 (1889). — Berl. klin. Wochensclir. 1893, Nr. 20, S. 175.
') Hedon und Flig, C. r. s. b. 55, 41; 9.1. 1903.
*) C. r. 1893, 4, I. — Mosso, Acad. med. di Genova, 20. III. 1893. und Mosso,
Cloralosio e Paracloralosio, Genova 1894.
Halogenhaltige Schlafmittel. 477
3% Ausbeute bei der Reaktion. Hingegen wirkt diese Substanz nach Mosso
toxisch, indem sie Erbrechen, Temperaturerhöhung, welche von Temperatur-
abfall gefolgt ist, verursacht. Denn nur diejenigen Chloralverbindungcn
wirken hjrpnotisch, aus denen der Organismus das wirksame Chloral abzu-
spalten vermag, die anderen wirken infolge des Chlorgehaltes giftig, aber
nicht lh_vpnotiscli.
Chloralose wirkt narkotisch. Der sogenannten Parachloralose fehlt diese
Wirkung vollständig ; Chloralose erniedrigt die Oberflächenspannung des Wassers
ziemlich stark, Parachloralose nicht. Auch hier besteht ein Zusammenhang
zwischen physiologischer Wirksamkeit und oberflächenspannungsemiedrigender
Wirkung der Substanzen. Phenanthren wirlct narkotisch, Anthracen nicht.
Die gesättigte wässerige Lösung des Phenanthrens verursacht eine Oberflächen-
spanuungscrniedrigung des Wassers, Anthracen nicht ^). Die Narkotica erhöhen
die Oberflächenspannung von Lecithin lösungen.
Es wurden noch dargestellt: Laevulochloral, Galaktochloral.
Statt des Traubenzuckers verwendeten Henriot und Riebet^) Pen-
tosen. Arabinose geht, wie der Traubenzucker zwei Verbindungen mit dem
Chloral ein, eine leicht lösUche, Arabinochloralose, und eine schwer lösliche
Pararabinochloralose. Die Wirkimg der Arabinochloralose ist schwächer als
die der Glykochloralose. Bei der Arabinochloralose tritt nicht wie bei der
(Jlykochloralose ein Stadium gesteigerter Erregbarkeit auf, welches dagegen
die Xyloseverbindung hervorzurufen scheint.
Die letale Dosis der Arabinochloralose ist doppelt so groß wie die der GI3'-
kochloralose, aber auch die hypnotische Dosis ist viel höher. Arabinochloralose
soll Schlaf ohne Reizungsperiode machen.
Der Unterschied in der Wirkung zwischen der Pentose- imd Hexose-
chloralose ^\•ir(l sich ebenfalls am einfachsten durch die größere oder ge-
ringere Stabilität und Spaltbarkeit der Verbindungen im Organismus er-
klären lassen.
Eine weitere Gruppe von Schlafmitteln, die Chloralderivate sind, wmxle
durch Kombination des Chlorals mit hypnotisch oder analgetisch wirkenden
Körpern geschaffen. Auch aus dieser Gruppe konnte kein Körper mit wert-
vollen neuen Eigenschaften oder Effekten gefunden werden. Alle fühi'ten
nur ein ephemeres Dasein. Die Betrachtung der Verbindungen dieser Gruppe
zeigt nur wiederholt, wie aussichtslos es ist, durch Kombination von zwei
Körpern ähnhcher Wirkung wesentlich bessere Effekte zu erzielen. Gewöhn-
lich leisten solche Substanzen kaum mehr als eine Mischung der beiden Aus-
gangsprodukte.
Königs^) kondensierte Chloral mit dem ebenfalls hypnotisch wirkenden
^Vceton zu Chloralaceton CCI3 • CH(OH) ■ CHj • CO • CH3 . Diese Substanz
wirkt nur schwach narkotisch und geht im Organismus in TrichloräthyUden-
aceton CCI3 ■ CH : CH • CO • CH3 über«).
Ein Kondensationsprodukt des Chlorals mit dem an und für sich schon
hypnotisch wirkenden Amylenhydrat ist das Dimethyläthylcarbinolchloral
(Dormiol). Es ist flüssig und von brennendem Geschmack, in Wasser löshch.
Es ist weniger giftig als Chlor alhydrat, und zwar vertragen die Versuchstiere
um 24% Chloral mehr in dieser Form. Es steht dem Chloral in der Art und
Weise der Wirkung sehr nahe^).
1) L. Berezeller, BZ. 66, 206 (1914). =) Sem. med. 1894, Nr. 70.
ä) BB. 25. 794 (1892). *) AePP. 33, 370.
') Fuchs und Koch, Müneh. med. Wochenschr. 1898,'^Nr. 37.
478 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Die Darstellung erfolgt durch Versetzen von Amylenhydrat mit etwas mehr als der
berechneten Menge Chloral. Die Temperatur soll 70° nicht übersteigen. Das Produkt
wird mit Wasser gewaschen luid getrocknet.
CCI3 CjHj CCI3
I H I l/H C,H5
C< + C-OH = C^OH I
^O /\ ^O— C ')
CH3 CH3 /\
CXI3 CI13
Man kann auch zu diesem Zwecke Amylen und Chloral mit Chlor- oder Bromwasser-
stoff kondensieren^).
Voswinkel, Berlin^), stellt eine Verbindung aus DimethyläthykarbinoUiydrat
luid Chloralhydrat im Wasser her durch Mischung äquimolekvüarer Mengen. Derselbe^)
vermischt Amylenhydrat mit 2 Mol. Chloral und will auf diese Weise Trimethyläthylen-
chloral erhalten.
PCI
Choralacetonchloroform (CH3)2C<q . ä^^.Qjj, ^^^1 erhält man durch Er-
wärmen von Chloral oder Chloralhydrat mit Acetonchloroform in molekularen
Mengen. Es wirkt hyjjnotisch inid lokalanästhe-sierend^).
Monochloralharnstoff und Dicliloralharnstoff*) sind keine Schlafmittel.
Chloralbromalharnstoff) erhält man diu-ch Zusammenreiben der drei Be-
standteile, evtl. unter Zusatz von konzentrierter Salzsäure oder Schwefelsäure.
Wenn man Chloral CCI3 ■ CHO und Urethan NH„ • COO • CjHj kondensiert, kann
man zu zwei verschiedenen Verbindungen gelangen, je nachdem, ob man Alkohol mit-
reagieren läßt oder nicht. Das sogenannte Chloraliu'etlian entsteht bei der Einwirkung
von starker Salzsäure auf Chloral und Urethan bei gewöhnlicher Temperatiu-.
Chloralurethan sollte die hypnotischen Effekte des Äthylurethans mit
denen des Chlorals verbinden.
OH
CCI3 ■ C^H
^NH ■ COO • C2H5
Es\ besitzt dem Äthylurethan ähnliche, wenn auch weniger verläßliche
h_\imotische Wirkungen*). In Tierversuchen konnten Mairet und Com be-
male zeigen, daß bei Verwendung von Chloralurethan der hypnotische Effekt
vor dem toxischen zurücktritt, auch ist der durch das Präparat hervorgerufene
Sclilaf konstant mit einer Lähmung des Hinterteiles verbunden. Größere Dosen
erzeugen statt des Schlafes Respirationsstörung, Diarrhöe, reichliche Diurese,
Salivation und Hautjucken. Die Substanz scheint mit dem Schlafmittel Uralium
von Popi^) identisch zu sein.
Anhydrochloralurethan CCI3 • CH : N • COO • C2H5 ist völlig wirkungslos
und verläßt den Organismus größtenteils unverändert.
Unter dem Namen Somnal wurde ein äthyliertes Chloralxu-ethan empfohlen,
welches entsteht, wemi man gleiche Teile Urethan, Cliloralhydrat und Alkohol
bei 100° im Vakuum aufeinander einwirken läßt. Die empirische Formel
C7HJ2CI3O3 dieser Substanz miterscheidet sich daher von Chloralurethan durch
OP TT
den Mehrgehalt von C^H^. Ihre Formel zu CCI3 • (^^<^.qoo . c H • ^^^ ^^°'
dukt ist wasserlöshch^").
M Rhenania, Aachen, DRP. 99 469.
=) Kalle, Biebrich, DRP. 115 251, 115 252, Zusätze zu DRP. 99 469.
3) Kalle, Biebrich, DRP.-Anm. V. 6090 (ziu-ückgezogen). ') DRP.-Anm. V. 6187.
^) Hoffmann-LaRoche, Basel, DRP. 151188. Dtsch. med. Wochenschr. I8n, 36.
«) O. Jacobsen, Liebigs Aim. 157, 246. ') Kalle, Biebrich, DRP. 128462.
») Dtsch. med. Wochenschr. 1886, 236 und Montpellier mM. 1886, 149.
'•*) Riforma medica 1888, Nr. 81. — Ann. di chim. e farm. 1889, Sett. 145.
1") S. Radlauer, versagte DRP.-Anm. R. 5303, Kl. 12, 17. IV. 1888.
Halogenhaltige Schlafmittel. 479
Trichlorpseudobutylalkoholcarbaminsäureester macht sehr rasch Schlaf und
Analgesie, wirkt aber selu' schlecht auf den Atemniechanismus. Von bromierten
Alkoholen abgeleitete Derivate wirken sogar ki-ampf erregend.
(X-Ä-Dichlorisopropvlalkoholcarbaminsäureester (Ester des zweifach ge-
CHJ • Cl
chlorten Glycerins) CH • O • CO ■ NH., soll selrr gut wirken. Dieser Körper wird
Aleudrin genannt. CH„ • Cl
Im Harne treten nach seiner Aufnahme gepaarte Glykuronsäuren auf^).
Man erhält den Carbaminsäureester des cv-Dichloihydrins, wenn man a-Dichlor-
hydrm unter Kühlung mit Carbaminsäurechlorid behandelt. Das Produkt ist dreimal
so stark narkotisch wirksam wie der Dichlorisopropylcarbaminsäureester von Otto-).
Carbaminsäureester von Korpern, die sich von Trithloräthylalkohol durch Ersatz
eines am C-Atom befindlichen Wasserstoffatoms diu-ch Halogene oder Alkyle ableiten,
werden dargestellt durch Überfülirung der betreffenden substituierten Trichloräthyl-
alkohole nach den üblichen Methoden in ihre substituierten Carbaminsäureester oder durch
Behandlung von Chloral mit Carbaminsäurechlorid^).
Die erhaltenen Körper sind im Gegensatz zu den flüchtigen, stark riechenden und
.schmeckenden Ausgangsmateriahen fast geschmacklos und nicht flüchtig. Sie zersetzen
sich erst im Organismus imd bringen dabei ihre hypnotische Wirkmig hervor. Man
erhält beispielsweise aus Triclilorisopropylalkohol mit Carbaminsäurechlorid den Alio-
phansäureester des «-Methyl-p'-trichloräthylalkohols, aus Chloral mit Carbaminsäure-
chlorid den AUophansäureester des Tetrachloräthylalkohols, aus Trichlorispropylalkohol
mit p-.4thoxyphenylisocyanat den p-Athoxyphenylcarbaminsäureester des Trichloriso-
propylalkohols.
Literessant sind die Tappeinerschen*) Untersuchungen über die
Kondensationen des Chlorais mit Schlafmitteln der aromatischen Reihe.
So hat Chloralacetophenon , eine Kombination des Chlorals mit Acetophenon
(Hypnon) CQj • CH(OH) • CH, • CO • CgHä nicht die geringste narkotische
Wirkung. Es entsteht daraus im Organismus Trichloräthyhden-acetophenon
CCI3 • CH : CH • CO • CgHg unter Wasseraustritt. Einen solchen Vorgang hat
nur noch Jaff e beobachtet, welcher nach Verfütterung von Furfurol Furfur-
akrylsäure C4H3O • CH : CH • COOH im Harne auftreten sah. Furfurol tritt
hierbei mit Essigsäure miter Bildung einer ungesättigten Bindung zusam-
men (s. S. 194).
Trichloräthylidenacetophenon, sowie seine Muttersubstanz, das Chloral-
acetophenon, machen heftige Entzündungen mid starke Blutungen. Hingegen
ist bei Hmiden die Schlaf^virkmig des Kondensationsproduktes im Vergleiche
zum Chloral äußerst schwach.
Im Gegensatze hierzu wirkt nach der Angabe von Jensen^) ein Chloral-
acetophenonoxim der folgenden Konstitution
i
C = NO ■ CH ■ (0H)CCl3
I
CH3
als Sclilafmittcl schon in kleineren Dosen als Cliloral, zugleich hat es noch eine
curareähnhche Einwirkung auf die motorischen Nervenendigmigen.
Die Darstellung dieser Substanz geschieht auf die Weise, daß man wasserfreies
Cliloral und Acetophenonoxim in molekularen Mengen in Benzol oder Petroläther zu-
sammenbringt, es krystallisiert dann bei gewöhnlicher Temperatur der gewünschte Körper.
1) Tli. A. Maaß, BZ. 43, C5 (1912).
-) Beckmann, DRP. 271 737. — Journ. f. prakt. Chemie [2] 44, 20 (1891).
^) Ver. Chininfabriken Zimmer & Co., Frankfurt a. M., DRP. 225 712.
*) .AePP. 33, 364. '■) DRP. 87 932.
480 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Hingegen scheint Chloralacetophenonoxim der Konstitution
I
C = NOH
I
CHj CH(OH) ■ CCI3
sich ähnlich wie Chloralacetophenon selbst zu verhalten, uämUch giftig, aber
nicht h3rpnotisch zu wirken.
Es lassen sich folgende allgemeine Regeln für die Kondensationsprodukte
des Chlorals aufstellen.
Die Kondensationsprodukte der aromatischen Reihe haben keine oder niu-
sehr schwache hypnotische Wirkungen. Die Koudensationsprodukte der ali-
phatischen Reihe haben erheblich stärkere Wirkimgen, welche sich aber
sofort über das ganze Zentralnervensystem ausbreiten und schon bei imvoU-
.ständiger Lähnumg des Großhirns das Atmungs- und Gefäßzentrum stark
beeinflussen.
Kondensiert man Chloral mit Antipyrin, so entstehen verschiedene Körper.
Dehydromonochloralantipvrin ist ganz imwirksam. Hingegen ist Monochloral-
antipyrini) wirksam und der Schlaf, den dieser Körper erzeugt, hängt nicht
allein von dem Chloralgehalt ab, da gleiche Dosen von Hjrpnal^), wie diese
Substanz benannt wird, und Chloralhydrat fast gleich starke hypnotische Wir-
kimgen /eigen 3). Der Körper entsteht durch Mischen starker Lösungen von
Antipyrin und Chloral. Er ist geruchlos, nicht reizend mid geschmacklos, in
kleinen Dosen analgetisch wirkend*). Gley komite zeigen, daß Mono- und
Bichloralantipyrin genau dieselbe physiologische und toxische Wirkung zeigen
wie Chloral, und doch steht die toxische Dosis dieser beiden Substanzen
nicht im Verhältnis zu der Menge Chloral, die sie enthalten. Die tödliche
Dosis für beide beträgt ungefähr 1 g pro kg Tier, was für ersteres 0.47 g
Luid für letzteres 0.66 g Chloral entspricht. Die toxische Dosis des C'lilorals
an sieh muß mindestens zu 0.70 — 0.75g pro kg geschätzt werden. Die Giftig-
keit des Chlorals wird also durch die Grcgenwart \'on Antipyrin bedeutend
erhöht ^).
Die wässerige Lösung ist vollständig in die beiden Bestandteile gespalten.
Durch Zusammenreiben von 2 Mol. Chloralhydrat und 1 Mol. Antipyrin erhält
jnan Bichloralantipyrin CnHi^NaO • 2 CCI3 • CH(OH)./).
Tolylhjpnal erhält man in gleicher Weise aus Tolypyrüi und Cliloral.
Chinoral wurde eüi öhges Additionsprodukt von Chinin und Cliloral
genannt. Es schmeckt bitter und soll hohe antiseptische Eigenschaft
liaben').
Es Avurde auch eine feste Verbindung von Chloral mit Chinin beschrieben,
ilie amorph ist luid schon durch verdünnte Säuren zerlegt wird*).
In iilmlicher Absicht, die unangenehmen Nebenwirkimgen des Chloral-
hydi'ats auf das Nervensystem durch Einführung einer das Nervensystem be-
ruhigenden und antipyretischen Substanz in die Verbindung zu paralysieren,
^v^rde p - Acetammophenoxyacetamidchloral dargestellt, und zwar durch
1) Herz, Diss. Berlin (1893). -) Therap. Monatshefte 1890, 243, 296; ISO.?, 131.
ä) Baiclet, Nouv. remed. 1890, 135. *) Berl. klin. Wochenschi-. 1893, 104.
*) Belial und Choay, Ann. de chim. et de phys. [6] äT, 330; Joiirn. de pharm, ot
de chim. [.'S] 31, 539 (1890). — Walther Krey. Diss. Jena 1892. S. 33.
•) Belial und Choay, Ann. de chim. et de phys. f6], »T, 337.
') Phiiim. Contralhalle 38, 801 (1897). ') Mazzaia, Gaz. chim. ital. 13, 270.
Halogenhaltige Sclilafinittol. 481
Mischen von p-Acetamiriophenoxylacetamid mit Chloral i). Die Substanz wirkt
iiichl nennenswert cntfiebernd.
p-Acotaminophonoxyacetaniidcliloral
p-Aee(amino- CCI,
phenoxylacetamid „/OH
CH„ • CO ■ NH., CH, • L'Ü • N<' '\ll
O O
^H
0
+ CC1, = Q
{■HO
HN : CO
1IN:{'0
CH,
CH
Im Coffeiiichloral, einem Additionsprodukte des Chlorais und Coffeins,
tritt die Coffeiuwirkung anscheinend ganz zurück gegenüber der des Chlorais,
wie überhaupt mit Ausnahme der Blausäiireverbindung bei allen ähnlich zu-
sammengesetzten Chloralverbindungen fast ausschbeßlich die Chloralwirkung
zur Geltung gelangt.
Man erhält Coffein-Chloral, welches leicht in Wasser löslich ist, wenn man in eine
«arme Lösung von 300 Teilen Cliloralhydrat in 300 Teilen Wasser 380 Teile Coffein ein-
trägt. Ks krystallisiert beim Erkalten die Verbindung CsHjjNiOj + Bfi + CCI3 • CH(OH)o
ans-).
Die Absicht, welche den Darsteller geleitet hat, mag gewesen sein, durch
Einführung des Herztonicums Coffein in das Chloral die heizschwächende Wir-
kung des letzteren zu unterdrücken oder Coffein in eine leicht losliche Ver-
l)indung zu verwanileln.
p - Aniino- m-oxybenzoesä>ireester mid m-Amino-p-oxybenzoesäureester,
welche, wie erwähnt, unter dem Namen ,,Orthoform" und .,Orthoform neu"
als lokal-anästhesierend wirkende Antiseptica empfohlen werden, gehen mit
Chloral Verbindungen erhöhter hjijnotischcr \A'irkung ein, die den Vorzug haben,
geschmacklos zu sein.
C'hlornl-Orthoform und Cliloral-Orthoform neu^) haben hypnotische Eigenschaften
und sind geschmacklos. Man erhält sie durch bloßes Zusammenschmelzen der Komponenten
oder durch Zu.sammenreiben molekidarer Mengen Ester mit Chloral. Hierliiei werden 1
bzw. 2 Mol. Wasser abgespalten.
Beide Verbindungen sind in Wasser sehr schwer löslich luul lassen sich aus
Lösungsmitteln nicht umki'ystallisieren. Beim Erwärmen mit verdünnten
Mineralsäiu-en entwickelt sich Chloral.
Cliloral inid Butylchloral vereinigen sich mit Isovaleramid zu Verbindungen, die,
ohne üble Neben« irkimgen zu zeigen, bemerkenswerte sedative Wirkiuig haben. Man
erwärmt die beiden Komponenten und erhält Chloralisovaleramid und ßutylchloriso-
valeramid*).
Acetonchloroformacetylsalicylsäiu'eester erhält man durch Emwiikung des ent-
sprechenden Säurcclüorids auf Acetonchloroform in Oegenwart tertiärer Basen, z. B.
Chinolin-').
Die Verbindung .soll antirhenmati.sch und schmerzstillend wirken.
Man kann statt der tertiären Basen andere salzsäui-ebindende Mittel, wie z. B. Calcium-
carbonat, verwenden").
>) DRP. 96 493. — Münch. med. Wochenschr. 180K. 1173.
-) Schering, Berlüi, DRP. 75847. ^) KaUe & Co., Biebrich DRP. 11221(1.
») Liebrecht, DRP. 282 267. ^) Wolf fenstein, DRP. 245 533.
«) DRP. 240 383, Zusatz zu DRP. 245 533.
FräriliL'l, Arznoinüttel-Syntliesc. 5. .\ufl. 31
482 Sclilafmittel imd Inlialationsauaesthetica.
Durch Behandlung von Salicylsäurepolyhalogenalkylestern mit acetyherenden Mittehi
erhält man Halogenalkylester der Acetylsalicylsäure, z. B. Acotylsalicylsäuretrichlortertiär-
butylester, Acetylsalicylsäuretrichlorisopropylester , Acetylsalicylsäure tribromtertiärbutyl-
ester').
Es werden die Salicylsäurehalogenalkylester anstatt mit Essigsäui'e mit anderen
aliphatischen oder aromatischen Carbonsäuren verestert, z. B. Propionylsalicylsäureaceton-
chlorof ormester, Valery Isalicylsäureacetonehloroformester ^).
Man kann an Stelle des Acetonchloroforms andere halogensubstituierte Alkohole auf
Acetylsalicylsäurechlorid in Gegenwart von tertiären Basen oder anderen salzsäurebindendeii
Mitteln einwirken lassen, z. B. Trichlorisopropylalkohol. Weiter sind beschrieben Acetyl-
salicylsäureacetonbromoformester, Acetylsalicylsäuredichlorisobutyloster^).
Wolffenstein*) läßt Salicylsäure nach den üblichen Methoden mit polyhalogen-
lialtigen Alkoholen verestern. Dargestellt wurden Salicylsäureacetoncldoroformester ans
Salieylsäurechlorid und Acetonehloroform, Trichlorisopropylsalicylsäiu-eester aus Salicyl-
säiu-e, Trichlorisopropylalkohol und Zinkchlorid, Salicylsäureacetonbroraoformester aus
Acetonbromoform, Salicylsäure und Zinkchlorid. Die Verbindungen wirken lokal an-
ästhesierend vmd haben eine allgemein analgesierende Wirkvmg.
An Stelle der Salicylsäure kann man auch andere Phenolcarbonsäuren mit den poly-
halogenhaltigen Alkoholen verestern. Beschrieben sind: p-KresotinsäureacetoncMorof orm-
ester, Vanillinsäureacetonchloroformester vmd ü-Oxynaphthoe.säuietrichlortertiär-butyl-
ester*).
Perrheiimal ist Salicylsäure- oder Acetylsalicylsäiireester des tertiären Tri-
ehlorbutylalkohol.s.
Die Ester des Trichlorbutylalkohols werden im Organismus im allgemeinen
nicht gespalten, sondern haben eine besondere und zum Teile von der der Kom-
ponenten gänzlich abweichende und imerwartete Wirkung, bald unverhält-
nismäßig abgeschwächt, bald in ganz anderer Richtung, z. B. krampfauslösend
wirkend. Die Giftigkeit steigt bei Verwendung aufsteigender homologer Säuren ;
so erhöht sich die Giftigkeit vom Essigester des Trichlorbutylalkohols zum
Propionsäiu-eester und erreicht ihren Höhepunkt beim Isovaleriansäureester.
Der Essigsäm-eester ist giftiger als der zugrimde hegende Alkohol, hat aber eine
geringere narkotische Wirkung; noch deutlicher sieht man dieses Zurücktreten
der narkotischen Wirkung und gleichzeitiges Ansteigen der Giftigkeit beim Pro-
pionsäureester luid weiterhin beim Isovaleriansäm'eester, welcher nicht raehi'
narkotisch wirkt, sondern ein KramjDfgift ist. Ebenso verhalten sich substi-
tuierte Isovaleriansäureester, wie Bromisovaleriansäureester und Diäthylami-
noisovaleriansämeester. Die halogensubstituierten Essigsäureester, wie der
Monochlor- und Trichloressigsäureester erweisen sich im Verhältnisse zum
Essigsäui'eester als weniger wirksam, sowohl was die narkotische Wirkiuig als
auch die Giftigkeit betrifft. Der Brenztraubensäureester des Trichlorbutyl-
alkohols ist ein starkes Gift ohne Schlaf ^\'irkung. Der Allophanester wirkt gar
nicht hypnotisch, sondern hat eine Krampfgiftwirkung, während im allgemeiner,
die AOophanester anderer, weniger stark schlafmachender Alkohole als jihar-
makologische Basis eine stärkere schlafmachende Wirkung haben.
Dimethylaminoessigsäure- luid Diäthylaminoessigsäureester des TricUor-
l)utylalkohols sind beide schlafmachend, der Dimethylaminoessigsäureester
etwas schwächer. Diäthylamino-isovaleriansäure-trichloibutylester ist hin-
wiederum ein Ki-ampfgift.
Piperidylessigsäui'e-trichlorbutylester wirkt krampfartig, ohne narkotisch
zu wirken. Die Ester der Malonsäure mid der substituierten Malonsäureii
wh'kea gar nicht giftig und auch nicht narkotisch. Hingegen machen sie eine
Herabsetzung der sensiblen Erregbarkeit.
») DRP. 276 809, Zusatz zu DRP. 245 533. ^) DRP. 276 810, Zusatz zu DRP. 245 533.
") Wolffenstein, DRP. 258 888, Zusatz zu DRP. 245 533. *) DRP. 267 381.
'-) DRP. 267 980, Zusatz zu DRP. 267 381.
Halogenhaltige Schlafmittel. 483
Zimtsäure- uiid Dibromzimtsäuretrichlorbutylester zeigen keine narko-
tischen Eigenschaften und auch sonst nichts Bemerkenswertes. Die von
R. Wolffenstein, A. Loewy und M. Bachstez studierten Ester dieser
Reihe zeichnen sich durch Unverseifbarkeit im Organismus aus, womit die
neuen Eigenwirkuiigen der einzelneu Ester chemisch erklärt werden i).
Nach Wolffenstein^) verestert man Trichlorbutylalkohol mit Malonsäuren nach
den für die EsterdarsteUung üblichen Methoden. Beschrieben sind der saure Malonsäure-
trichlorbutj'lester und der saiu^ Diäthj'lmalonsäuretrichlorbutjiester.
Jlan kondensiert Monohalogenessigsä^u'etrichlortertiärbutylester mit sekundären
aliphatischen Aminen. Beschrieben sind Diäthylaminoessigsäuretrichlorbutylester und
Dimethylglj'cintertiärtrichlorbutylester').
Toramin ist das Ammonsalz des Malonsäuretrichlorbutylesters XH4 • CO.,
• CH, • C02(CH„)3 • CCI3, es wiu-de gegen Hustenreiz empfohlen*).
Diese Verbindung wird nach R. Wolffenstein*) vde oben beschrieben
dargestellt.
Poulenc und Ernest Fouineau^) stellen Chloraldialkylaminooxyisobuttersäure-
alkylester der Formel R = Alkyl
1 ^
CH3 — C — O • CH(OH) • CCI3
CO2 ■ R
her, indem sie Dialkylaminooxyisobuttersäurealkylester mit Cliloral behandeln. Dar-
gestellt wurden Chloraldimethylaminooxyisobuttersäureäthylester und -propylester. Die
Substanzen sind Hypnotica von geringer Giftigkeit.
Sulzberger, New York^) verbindet Chloral mit Säureamiden, indem er die Amide
oder einfach alkyUerte oder arylierte Amide von Fettsäuren mit mehr als 12 Kohlenstoffen
auf Chloral ein\virken läßt, z. B. Chloral auf Palmitinsäureamid. Es wurde auch Chloral-
a-brompalmitinsäureanilid dargestellt.
Wenig verwendet -ivurde statt des Chloralhydrats Butylchloral CCI3 • CHj
• CH2 -CHO . Es übt eine starke, aber vorübergehende hypnotische Wirkung
aus und hat dem Chloralhydrat gegenüber den Nachteil, daß es stärker als jenes
den Magen reizt. Als Sedativum wurde es von 0. Liebreich') empfohlen.
Es wird durch Chlorieren von Paraldehyd hergestellt, hat einen süßUchen
Geruch und einen brennend bitteren Geschmack. Es ■wirkt anästhesierend, ist
aber in bezug auf schlafmachende Wirkung nicht so sicher wie Chloral.
ButylchloralantipjTin C'uH^NoO • C4H5CI3O -f HoO, Butylhypnolgenaimt,
wird wie Hypnal verwendet ä).
Trigemin wird ein Antineuralgicum genamit, das diurch Einwirkung von
Butylchloralhydrat auf Pyramidon entsteht. Butylchloralhydratpyramidon
soll vorzüglich schmerzstillende, weniger hypnotische Eigenschaften zeigen.
5Ian erhält es durch Addition beider Grundsubstanzen. Während Chloralhydrat mit
4-Dimethylanuno-l-phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolon keine ki ystaUisierende Verbindung
gibt, vereinigt sich Butylchloralhydrat damit zu einer krj-stallisierenden Verbindung
^itHsjNjOjCIj entweder beim Zusammenschmelzen oder beim Zusammenbringen in Lösungs-
mitteln, wie z. B. Wasser, Benzol unter Erwärmen^).
Isopralio) ist Trichlorisopropylalkohol CCI3 • CH(CH3) -OH, der als Hyp-
noticum zweimal so stark wirksam sein soll wie Chloralh5'drat. Isopral er-
scheint als Trichlorisopropylglykuronsäure im Harne.
1) R. Wolffenstein, A. Loewy und M. Bachstez, BB. -18, 2035 (1915).
=) DRP. 289 001. 3) Wolffenstein, DRP. 289 426.
*) Ernst Meyer, BerL klin. Wochenschr. 52, 873 (1915). ^) DRP. 203 643.
«) DRP. 198 715. ') Therap. Monatshefte 1888, 528.
*) Calderato, Chem. Centralblatt 1902, II, 1387.
^) Höchster Farbwerke, DRP. 150 799.
1°) Impens, Therap. Monatshefte 17, 469 (1^03).
31*
484 Rt-lilariiiitlrl iinil luluclationsaniipstlioticn.
Man erhalt Isopral durch Einwirkuns; von Cliloral auf die Halogenniethylmagne-
siiundoppelverbindungen, man zerlegt diese ^) mit Wasser und Salzsäure, nimmt mit
Äther auf und destilliert nach dem Abdestillieren des Äthers das rückbleibende 01
im Vacuum. Man erhält Krystalle vom Schmelzpunkt 49 •2°. Die Darstellung des
Trichlorisopropylalkohols ist melirfach beschrieben, so aus Zinkmetliyl imd Chloral-),
ferner von L. Henryk) und in den amerikanischen Patenten Nr. 742 340 und 701 189
(Aldrich).
Monoacetyltrichlortertiärbutylalkohol (Acet ylchloreton ) wirkt aiiästho-
sirrrnd 'nie Chloreton nncl Bronieton. doch in geringerem Maße als diese'').
BromveibiiidiiiigTu.
Wie den gechlorten, so kommt auch den gebromten aliphatischen Verbin-
dungen und auch den jodierten, wenn auch in viel schwächerem Grade, eine
hypnotische Wirkung zu.
In dieser Gruppe hat sich die erfinderische Tätigkeit hauptsächlich darauf
bezogen, analoge Verbindiuigen wie in der Gruppe der Clilordcrivate darzu-
stellen, ferner Amide von gebromten Fettsäiu'en, unter denen die dialkylierten
Säuren eine besondere Wirksamkeit entfalten, ferner Hamsloffe solcher Säuren
imd schließlich Ester gebromter Säuren.
Von theoretischem Interesse ist folgendes über die Bedeutung des ein-
geführten Halogens. Wie A. v. d. Eekhout^) gefunden, wirkt beim Kalt-
blüter Isovalerianylharnstoff am schwächsten. Stärker wirken die halogen-
snbstit uierten Isovaleriau-^lharnstoffe. Nur der gechlorte und der gebromte
Körper enthalten aber das Halogen in genügend fester Bindung. Das Jod-
produkt zersetzt sich bei der Temperatur des Warmblüters und spaltet rasch
Jod ab. Daher verhält sieh Jodiso valerianylharnstoff beim A\'armblüter ver-
schieden von Chlorisovalerianylharnstoff mid Brimisovalerianylharnstoff. Die
Jodverbindung wirkt bei höherer Körpertemjieratur nicht stärker als die
halogenfreie iMuttersubstanz.
Nach Steinalter erzeugt das dem C'hloralhydrat entsprechende Bromal-
hydrat CBt^ - CHO + HoO zuerst Aufregung, dann tritt ein hypnotischer Zu-
stand ein, dem schließlich ein allmähliches Erlöschen der Respirations- und
Herztätigkeit folgt. Doch bietet Bromalhydrat dem Chloralhyclrat gegenüber
in der tlierapeutischen Anwendung niu' Nachteile. Bromalhydrat übt von allen
analogen Verbintlungen die stärkste Lokalwirkung aus, an der Applikations-
steUe werden die Muskeln in kürzester Zeit totenstarr.
Monobromtrimethylcarltinol äußert keine h\']motisehen Wirkungen, wohl
aber eine vollständige, kaum zwei Stunden dauernde Lähnuuig der Hinter-
läufe.
Bromaiiijlonhydrat (Broiuhydiin des Trimethyläthylenglykols) wiu'de l)i.s jetzt
<lurcli Einwirkung von unterbromiger Siiuro auf 'lYimethyläthylen gewonnen. Die unter-
bromige Säure winde durch Einwii'kiuig von Brom auf Quecksilberoxytl in Gegenwart
von Wasser dargestellt. Da die lurterbroinige Säure mu' in Ciegenwart \ on viel Wasser
bL'ständig ist, brauchte man sehr große Flüssigkeitsmengen. Nach dem neuen Ver-
fahren bringt man die unterbromige Säure im Entstehungszustaud dadm'ch zur
Keaktion, daß man bei — 5° auf ein Gremiseh von Eis, Trimethyläthylen und der
lierechneten Menge Borsäure miter starkem Rühren luid Schütteln die bereclinele
Menge von unterbromigsaurem Natrium einwii'ken läßt. Die durcli Borsäure in Freiheit
gesetzte unterbromige Säure addiert sich sofort an ilas Trimetliyläthylen laid es ent-
st«ht Bromamylenliydrat*).
1) Bayer, Elberfeld, DRP. 151545. -) Liebiga Ami. Älfl. 77. ^) C r. 138. 205.
■■) T. B. Aldrich. .lourn. Chem. Soc. ST, 2720 (1915).
'•) AePP. r,7, -.ia- (1907). «) Ratb, DRP. 301 905.
Halogenlialtigo Schlafmittel. 485
Dipropylacetbromamid (Substitution eines Amid Wasserstoffs durch Brom)
ist wirlamgslos. Bromdiäthylacetamid, Broiuäthj^lpropylacetamid und Brom-
ilipropylacetamid sind viel stärkere Schlafmittel als die gcbräuchhchcu mit
Ausnahme des Verona Is.
Bromdialkylatelamide^) der Formel
^Br.CO.NH, resp. 5;>C ■ Br • C<22
erhält man iliiitli Überführung der entsprechenden Dialkylessigsäm-en durch Eüiwü'kung
von Pliosphorhalogen in die Alkylsäurehalogeuide, Siibstitiitioru des Wasserstoffes durch
Brom mid Austauschen des Halogens im Säiu^rest durch Ammoniak gegen Amid. Die Ver-
bindungen sind in Wasser schwer löslich.
Zur Darstelhmg von Brommethylpropylacetamid wird als Ausgangsmaterial Methyl-
propylessigsäure verwendet-).
Die aus den entsprechenden, nicht bromierten Dialkylessigsäuren erhältlichen Di-
.alkylessigsäureamide werden mit Brom behandelt').
Die entsprecliendeu Dialkylessigsäuren werden statt über die Halogenide hier über
<lie Ester oder Ammoniumsalze der Bromdialkylessigsäiu"en hinweg nach den für die Dar-
stellung von Säureamiden üblichen Methoden in die entsprechenden Amide übergeführt*).
Man kami auch die entsprechenden Dialkylmalonsäm-en mit Brom behandeln vmd die
entstehenden Dialkylbromessigsäuren in ihre Amide überfüliren^).
Dialkjlbromacetamide worden aiLS Dialkylcyanessigsäureu hergestellt, indem man
durch Erlützen die Dialkvlcyancssigsäuren in die entsprecliendeu Dialkylacetonitrüe über-
führt, diese mit Brom behandelt und die gewonnenen Dialkylbromacetonitrile mit konz.
Schwefelsäure zu den Dialkylbromacetamiden verseift').
Bromdimethylessigsäureamid besitzt keinerlei hypnotische Wirkung.
Xcuronal ist Bromdiäthylacetamid"). Es wurde als Hypnoticum emj)-
fohlen. (Siehe 11. Gruppe.)
Es schmeckt bitter, etwas kühlend und an Menthol erinnernd. Li der
Wirkung steht es zwischen Trional und Veronal. Es besitzt keine kumulativen
Wirkimgen*).
AdaUn ist Bromdiäthylacetylhamstoff (CoHj), • C(Br) • CO • XH • CO • XHj.
Es übt keine Herz^^irkung aus, ■wird erst im alkahschen Darmsaft gelöst
vmd im Harn zum Teil unverändert ausgeschieden. Der größte Teil fmdet sich
als eine in Äther lösUche bromhaltige Same, wahrscheinhch (CgHg), ■ CBr • COOH.
Nur nach Verabreichung toxischer Dosen wird anorganisches Brom abgespalten^).
Hingegen konnte Impens anorganisches Brom im Harne nachweisen^"). Adahn
muß in höheren Dosen gegeben werden, als ursprünghch angegeben \vurde.
Meist werden 1- — 2 g verabreicht. Es hat vor den anderen die großen Vorzüge,
daß keine Gewöhnung an das Mittel eintritt, imd daß es frei von unangenehmen
Nebenwirkimgen ist. Die Wirkmig des Mittels bei interner Emgabe tritt relativ
spät ein (etwa zwei Stunden nach der Eingabe). Xach GJudden und Haake
soll es sich bei Bronchialasthma sehr licwähi't haben. Es Ijeruhigt die Atmxmg
»nid mildert den Hustenreiz. Es ist ein mildes Hypnoticum, daher versagt es
bei schweren Erregungszuständen selbst bei Anwendung hoher Dosen. Es ist
fast geruchlos imd nm- wenig bitter.
') Kalle, Biebrich. DKP. 158 220. -) DRP. I6Ö 2S1, Zusatz zu DKP. 158 220.
3) DRP. 166 359, Zusatz zu DKP. 158 220.
«) DRP. 170 629, Zusatz zu DRP. 158 220. '^) Kalle, Biebrich, DRP. 175 585.
«) Paul Hoering und Fritz Baum, DKP. 168 739.
')j,Schultze >md Fuchs, Münch med. Wochenschr. 1903.
'jjE. Schultze, Münch. med. Wochenschr. 1904, Nr. 25; siehe auch Siebert,
Psych. Nemol. Wochenschr. 190-1, Nr. 10; Becker, ebenda, 1904, Nr. 18; Stroux,
Dtsch. med. Wochenschr. 1904, Nr. 41, und Rixen, Münch. med. Wochenschr. 1904, Nr. 48.
^) Eduardü Filippi, Arcli. di Farmacol. sperim. lÄ, 233 (1911).
1») Tlicrap. d. Gegenw. 1913, Nr. i, S. 158.
486 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
■ "j'iBi'oiui.liäthylacetyDiarnstoff orhält man, wenn man entweder Bromdiäthylacetyl-
haloide auf Harnstoff einwirken läßt oder an Bromdiäthylacetylcyanamid (gewonnen aus
dem Chlorid und Cyanamid), durch Vermischen mit sehr starker Schwefelsäure und Ein-
gießen in Wasser, Wasser anlagert oder durch Behandlung von Bromdiäthylacetylurethan
mit Ammoniak den gewünschten Körper gewinnt. Man gelangt zu diesem auch durch
Entschwefelung von Bromdiäthylacetylthioharnstoff oder durch Einwirkung von Brom
auf Diäthylacetylharnstoff^).
Der so erhaltene Bromdiäthylacetylharnstoff
n''5^>CBr • CO ■ NH • CO NH„
ist ein krystuUinischer, geruch- und gesclimackloser Körper, der vom Magen gut ver-
tragen wird, den Appetit nicht beeinflußt und ein wertvolles Sedativum darstellt. Er
übertrifft die Produkte nach DRP. 158 220 und 185 962.
Bromdiäthylacetylharnstoff kann man auch erhalten durch Eüiwü-kimg von Cyan-
säure auf «-Bromdiäthylacetamid oder durch Einwirkung von Ammoniak auf a-Brom-
diäthylacetylcarbaminsäurechlorid^).
Man erhält bessere Ausbeuten, wenn man auf a-Bi'omdiäthylacetylcarbaminsäure-
bromid, welches man aus Bromdiäthylacetylurethan darstellen kann, Ammoniak einwirken
läßt').
Man erhält Diäthylbromacetylharnstoff durch Einwirkung von Diäthylbromacetyl-
bromid in Gegenwart von Benzin auf Quecksilbercyanat. Das gebildete Diäthylbromacetyl-
cyanat behandelt man mit Ammoniak, wobei sich Diäthylbromacetylharnstoff abscheidet*).
Bromdiäthylacetylharnstoff erhält man aus Carbaminsäurechlorid und Brom-
diäthylacetamid, evtl. in Gegenwart von Pyridin^).
Man läßt Bromdiäthylacetylhaloide oder ihre Salze in Gegenwart von Alkalien auf
Isoharnstoffäther einwirken. Ee werden z. B. Isoharnstoffmethylätherchlorhydrat in
wässeriger Lösmig mit Bromdiäthylacetylbromid vermischt und unter Kühlung mit
Xormalnatronlauge behandelt. Es scheidet sich dann Bromdiäthylacetylisoharnstoff-
methyläther ab^).
Bromdiäthylacetylharnstoff erhält man, indem man die Salze der nach DRP. 240 353
dargestellten Bromdiäthylacetylisoharnstoffäther für sich oder mit Säuren erhitzt; man
erhält dann die im DRP. 225 710 beschriebenen Harnstoff derivate ' ).
Bromdiäthylacetylharnstoff erhält man durch Einwirkmig von Brom auf Diäthyl-
acetylisocyanat, wobei die Reaktion durch Zusatz von verseifenden Mitteln, wie Wasser,
wässerigem Ammoniak oder dgl. beschleunigt wird^).
Zu Acidylderivaten des Bromdiäthylacetylharnstoffs gelangt man, wenn man auf
Diäthylbromacetylisocyanat oder Bromdiäthylacetylcarbamidsävirehalogenid Säureamide
oder auf Bromdiäthylacetamid Säureisocyanate oder Acidylcarbamidsäurehalogenide ein-
wirken läßt. Die Verbindungen besitzen die Zusammensetzimg
NH • CO • Cf-Br
C = 0 ^ '
1
NUR
(R = Acyl). Sie wirken sedati\- imd hypnotisch. Beschrieben sind: BrQmdiäthylacetyl-
harnstoff, Bromdiäthylacetylcarboxyäthylharnstoff, Dibromdiäthylacetylharnstoff).
Bromdiäthylacetamid geht bei der Einwirkung von Oxalylchlorid in Bis-bromdiäthyl-
acetylharnstof f über ^^ ). R . CO NH
Die symmetrischen diaoylierten Harnstoffe der Formel ^CO, worin R*CO
R-CO— NH
einen bromlialtigeu Fettsäurerest bedeutet, gehen durch Einwirkung gelinde wirkender
verseifender Mittel in die monoacylierten Harnstoffe der Formel R • CO — NH — CO • NHj
über. So erhält man aus Bis-bromdiäthylacetylharnstoff imd Ammoniak Bromdiäthyl-
acetylharnstoff. Bisbromdiäthylacetylharnstoff erhält man aus Bromdiäthylacetamid und
Oxalylchlorid").
1) Bayer, DRP. 225 710. -) DRP. 249 906, Zusatz zu DRP. 225 710.
'') DRP. 253 159, Zusatz zu DRP. 225 710. «) DRP. 271 682.
5) Beckmann, DRP. 262 048. «) DRP. 240 353. ') DRP. 243 233.
*) Bayer, DRP. 282 097. ") Bayer, DRP. 286 760.
1") Bayer, DRP. 287 001. ") Bayer und Knoll, DRP. 283 105.
Halogenhaltige Schlafmittel. 487
Die Bromsubstitutionsprodukto der Alkyl- bzw. Arylessigsäuren der allgemeinen
Zusammensetzung „ ^C-Br-COOH, worin R und R, einen Alkyl- oder Arylrest be-
«j
deuten, werden mit Alkoholen der Terpenreihe kondensiert. Die Produkt« sind Sedativa
und Hypnotica, und zwar Bromdiäthylacetylbornylester, Bromdiäthylacotylmenthylester,
Diäthylacetylmenthylester, Bromdipropylacetylmenthylester, Bromdiäthyleucalyptol-
ester ^).
a-Bromisovalerianylhamstoff erhält man durch Einwirkung von a -Bromiso valerianyl-
bromid oder -chlorid auf Harnstoff. Die Verbindung heißt Bromural ^).
Man läßt Harnstoff mit a -Ohlorisovalerianylbrnniid oder -chlorid reagieren') und er-
hält ,\ -Chloriso valerianylharnstof f.
Durch Einwirkung von Formaldehyd auf Bromdialkylacetamide gelangt man zu
Verbindungen der Formel
R^C • CO • NH • CH, OH
Ri
wobei R und Rj Alkylradikale sind.^
Die Verbindungen schmecken weniger intensiv als "die Bromdialkylacetamide und
wirken hj'pnotisch und sedativ. Man erhält sie, indem man in wässeriger Lösung Form-
aldehyd auf Bromdialkylacetamide in Gegenwart geringer Mengen eines Kondensations-
inittels, wie Barythydrat, Kaliumcarbonat, Cyankalivun schwach erwärmt imd dann die
Lösung mit Wasser fällt').
Derivate des Glykolsäureureids erhält man, wenn man Bromacetylharnstoff und das
Salz einer organischen Säure aufeinander einwirken läßt^). G!eht man bei diesen Körpern
von Salzen chlor- oder bromsubstituierter aliphatischer Säuren aus, so gelangt man zu
halogenhaltigen Kondensationsprodukten.
Die Reaktion zwischen Bromacetylliarnstoff imd essigsaurem Natrium verläuft
nach folgender Gleichung:
NHj • CO • NHCO • CHjBr + Na • OOC • CH3 = NH2 • CO • NHCO • CHj • 000 • CH3 -|- NaBr .
Man kann auch Brom- oder Chloracetylurethane in gleicher Weise in Reaktion bringen.
Beschrieben sind Acetylglykolylurethan, Bromisovalerylglykolylurethan, Salicylsäure-
glykolylurethan, Bromisovalerylglykolylcarbaminsäuremethylester*).
Acylderivate aromatischer Säureamide erhält man, wenn man Amide aromatischer
Säuren mit Isovalerianylhalogeniden, insbesondere a-Bromisovalerianylhalogeniden direkt
oder in trockenen organischen Lösungsmitteln bei Gegenwart von organischen oder an-
organischen säurebindenden Mitteln zur Reaktion bringt und die entstandenen Konden-
sationsprodukte erforderUchenfalls noch mit Brom bzw. bromabgebenden Substanzen
behandelt.
Diese Substanzen behalten die schlafmachende Wirkung der Säureamide vollständig,
besitzen aber im Vergleich mit den Säureamiden selbst eine auffallend geringe Giftigkeit,
während die bisher bekannt gewordenen Acylderivate aromatischer Säi.u'eamide stark
giftig sind und keine hypnotische imd narkotische Wirkung besitzen').
Die Propionsäure- und Buttersäureester des Brometons (Tribromtertiär-
butylalkohol) besitzen keine anästhetischen Eigenschaften*).
Bromural ist a-Monobromisovalerianylhamstoff (CHg)» • CH • CHBr • CO
• NH • CO • NH2 . Es entsteht bei der Kondensation von Harnstoff mit Brom-
iso valerianylbromid mid wirkt nur bei leichter nervöser Schlaf behiuderung^)
als ein prompt wirkendes Narkoticumi"). Es setzt auch die Schweißsekretion
herab").
BroraLsovaleriausäureester von Borneol imd Isoborneol kami man aus den Halogeuiden
oder Anliydriden der Säure oder aus der Säure mit einer Mineralsäure als Kondensations-
mittel erhalten. Man kann die Säure auf Camphen bei Gegenwart geeigneter Kondensations-
1) Kalle, DRP. 273 850. =) KnoU, DRP. 185 962.
=) DRP. 191386, Zusatz zu DRP. 185 961 *) Höchst, DRP. 273 320.
») Voswinkel, DRP. 247 270. «) DRP. 266 121, Zusatz zu DRP. 247 270.
') Perelstein und Bürgi, DRP. 297 875.
«) T. B. Aldrich, Journ. Chem. Soc. 40, 1948 (1918).
■■') Pharmaz. Centralhalle 48, 143. i") A. v. d. Eekhout, AePP. .51, 337 (1907).
'M Runck, Münch. med. Wochenschr. 190T, Nr. 15.
488 Sflilafiuittel und Iiihaluliüiisaiiaosthetica.
luitt«?], wie ChlorzüiU oder MineralsHiiren, einwirken lassen. Die Ijromiertcn Ester sind von
sehr mildem Geschmack und schwach riechend^).
Man kann auch in der Weise zu den Verbinduniien gelangen, daß man den Borneol-
lesp. den Isoborneolestcr der Isovaleriansäure bromiert, unil zwar mit und ohne Zusatz
von ]3romüberträgern, z. B. durch direkt«s Bromieren mit Brom-).
Quietol, der Isovaleriansäureester des Dimethylamiiiooxyisobuttersäure-
])ri)])ylestorbiomhydrats, wirkt analgetisch und hypnotisch. Bei direkter Appli-
kation auf Nerven wird die elektrische Reizbarkeit zuerst vermindert und dann
zerstört^).
Beim Zusammenschmelzen äquimolekularer Mengen von Bromisovalerylainiil uml
Cliloral entsteht rein additiv Bromi.sovalerylamidchloral'').
Man läßt auf Salicylsaure-p-aminophcn.>-lcster A-Bromisovalerylhaloide otler aul
Isovalerylsalicylsäure-p-aminophenylester Brom einwirken. Es entsteht a-Broraisovaleryl-
,. ,.. . . , , Aco.o.<^.<^ ™3 ,, ,
saheyl.saurc-p-anunophenolester I I ^- — ' ^COCHBrCH > weklicr .>eaa-
tiv und schlafmachend wükt^). \^ ' '^C'H
Statt wie im DRP. 291 878 a-Bromisovalerylhaloide auf den Salieylsäure-i>-anuno-
phenylester einwirken zu lassen, verwendet man ä-Broimliäthylacetyllialoide. Di(> re-
sultierende Verbindung ist ge.«ichraacklos und stärker schlafniaehend wirksam*).
C-C-Dialkylbarbitursäuren gehen beim Erhitzen mit Halogenen unter Druck, ge-
gegebenenfalls unter Zusatz indifferenter Lösungsmittel, in halogenierte Dialkylbarliitur-
säuren über, welche das Halogen in den Alkyh'esten enthalten. Sie sollen als Ausgaiigs-
sloffe für Schlafmittel dienen. Besclirieben sind Monobromdiäthylbarbitursäure, Dibroni-
dipropylbarbitursäure, Monochlordiäthylbarbitursäure ' ).
Bromamylenhydratbromisovaleriansäureester erliält man durch Erhitzen äquimole-
kularer Mengen Bromamylenhydrat und Bromisovalerylbromid in Gegenwart eines in-
differenten Lösungsmittels bis zum Aufliören der Bromwasserstoffentwieklung, Ixu Wasser-
badtemperatur erhitzt. Bromisovalerylbromid kann durch Broniisovalerylehlorid ersetzt
werden^).
Wenn man N-Aoylderivate der p-Aminophenole mit Bronidiäthylacetylisocyanat be-
handelt, so erhält man antipyretische und hypnotische Stoffe. Aus p-Aeetylamiiiophenol
luid Bromdiäthylacetylisocyanat erhält man Bromdiätlivlacetylurcthan des p-Acctyl-
aminophenols
n-?'>CBr • CO • NH • CO • O • C„H4 ■ XH ■ CO ■ CH. .
Beschrieben ist auch die Dar.stellung des Bromdiäthylacctylearbnijiinsiiuieesters
des p-OxyphenvlhariLstoff.
Durch Behandlung von N-Acylderivaten der Urethano der p-Anüiiophcnole mit
A-Bromdiäthylessigsäurehalogonidon erhält man z. B. Bromdiäthylacetylurethan des
p-Aeetylaniinophenols aus p-Acetylaminophenolurethan ").
Dieses wird aus Guajacoliirethan und p-Acetylan\inopheiiol bei 150° ohne Abdestil-
lieren des Guajacols gewonnen. Oder man reduziert p-Nitrophenolmethan in G<^ge^wart
von kolloidalem Palladium mit Wasserstoff").
Broniverbinduiigen üben eine stärkere narkotische Wirkiuig auf den Orga-
nismus nnd eine stärkere lähmende Wirkung auf den Kreislauf als die Chlor-
verbindungen.
Während die aromatischen Halogciisubstitutionsprodukte im allgemeinen
keine hypnotische Wirkmig zeigen, wird merkwürdigerweise vom Tribromsalol
(Cordol) von Rosenberg und Dassonville behauptet, daß es neben seiner
hämostatischen Wirkung auch ein gutes Hyjmoticum sei. Diese Angabe ist
sicherlich falsch.
M Sühering, DRP. 205 2(i3. -) DRP. 205 204, Zusatz zu DRP. 205 2(>3.
'■') Giuseppe Astolfini, Arch. di Farraacol. sperim. I9II.
') Pvichter, Budapest, DRP. 234 741. ^) Abelin und Lichtenstein, DRP. 2ül 878.
'■) DRP. 297 243. ') Einhorn, DRP. 272 (ilL
") Emil Rath, Frankfurt. DRP. 309 455. ") Bayer. DRP. 31(;902.
'") Bayer, Leverkusen, DRP. 3bS 803, Zu.satz zu DRP. 316 902.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 489
Jodverbiiidiingeii.
Vom Jodoform CH.J3 behauptet Binz'), daß es intern verabreicht nar-
kotisch und hypnotisch wirkt. Bei einzelnen Patienten erzeugt es bekainit-
lieh .starke Aufregungszustände.
Jodal. den Monojodaldehyd CH,.! • CHO haben E. Harnack und Wit-
k(iwski-) untersucht und gefunden, daß es in .seiner schlafmachendcii Wirkung
dem ChJoralhydrat in keiner ^\'eisc gleicht, vielmehr werden die höheren psy-
elüschen Zentren durch Jodal nur wenig mid spät affiziert. Auch ist die Gefahr
der Herzlähmung größer als beim Chloralhydrat.
Es wrken in einer von Eeckhout untersuchten Serie narkotisch: Broni-
i.sovalerianylharnstoff, Chloriso valerianylharnstof f , Jlcthylätlivlbromacetyl-
liarnstoff. Xarkotisch und giftig i.st Bromisovaleriansäiu'eamid. Giftig: Jodiso-
valerianylham.stoff, Brombutyrj-lhanistoff , Brombuttersäureamid. Schwach
\\irksani oder unwirksam: Bromvalerianylharnstoff , Isovaierianylharnstoff ,
\'alerianylharnstoff, BromisobutjTylharnstoff. Bromi.sobuttersäm-eamid.
Monojodisovalerianylharnstoff (Jodival) wrkt nicht narkotisch, sein Tei-
lungskoeffizieiit ist 1.05, wähi-end Bronuu'al (Monobromisovalerianylharnstoff)
narkotisch wü'kt, Teiluug.skoeffizient 1.33.
Zweite Gruppe.
Sehlafiuitt«!, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht.
Im allgemeinen Teile wurde schon auseinandergesetzt, wie die AJkylrestc
und die Alkohole, den Eigenschaften der fetten Kohlenwasserstoffe entsprechend,
starke- schlaf machende Eigenschaften besitzen. Vorzüglich kommt diese nar-
kotische Wirkung dem Äthylreste in emer großen Reihe von Verbindimgen zu.
einem Reste, der leicht innige Beziehungen der eingeführten Substanz zum
Zentralnervensystem herstellen kann.
Während aber vom Äthj^lalkohol selbst erhebliche Dosen verbraucht wer-
tlen, um Schlaf hervorzurufen, werden wir eine Reihe von Verbindimgen kennen-
lernen, von denen schon relativ kleine Do.sen Schlaf erzeugen, obgleich auch
l)ei diesen Körpern die physiologische AVirkung sich nm- auf den Äthylrest
bezichen läßt.
Dieser große Unterschied in der Dosierung mid der U'irkung läßt sich
keineswegs diu-ch die Angewöhnung aller Individuen an den Äthylalkohol er-
klären, vielmehr müssen wir annehmen, daß tleshalb so große Dosen von Alkohol
lienötigt Averden, weil der Alkohol allenthalben in den Geweben des Organismus
der Oxydation anheimfällt und zum Zustandekommen des Schlafes eine spezi-
fische Einwrkung auf das Großhirn notwendig ist ; die anderen zu erwähnenden
Substanzen hingegen zeichnen sich durch einen mehr oder weniger resistenten
chemischen Aufbau aus, so daß es durch diese Resistenz ermöglicht wird, daß
die ganze Dosis in dem zur Selektion am meisten disponierten Organ zur Geltmig
imd Wirkimg kommt.
Für die Narkose nahmen E. Baumanu und Käst in der Sulfom-cihe die
.^hspaltung von Äthylgrupi^eu als das Wesentliche an.
Von den fetten Kohlenwasserstoffen, deren Wirkmig schon mehi-fa;Ch be-
sprochen wmde, wirkt Methan CH^ als leichtes Hypnoticum. In höheren Kon-
') Berl. klin. Wochenschr. 1885, Nr. 7. =) AePP. II, I.
490 Sclüaf mittel und InhalationSEUiaesthetica.
zentrationen ruft es ausgesprochenen, aber flüchtigen Schlaf hervor i). Äthylen
C2H4 hingegen wirkt stärker betäubend, 70—80 Vol.-% zu 20% Sauerstoff
erzeugen einen sehr anästhetischen Schlaf. Keiner von diesen Kohlenwasser-
stoffen eignet sich jedoch als Inhalationsanaestheticum für die Zwecke der
Narkose. «}.i^
Für die Wirkungsweise der Alkohole sind verschiedene Umstände ent-
scheidend. Vor allem die Wertigkeit. Xin- die einwertigen Alkohole sind stark
hypnotisch wirkend. Je mehr der Reichtum an Sauerstoff anwächst (durch
Eintritt von Hydroxylen). desto geringer ist der hypnotische Effekt. Dem
Glycerin kommen überhaupt keine hypnotischen Eigenschaften mehr zu.
Die Verbindungen mit einem tertiären C-Atom sind stärker wirksam als
solche mit sekundärem, imd diese stärker wirksam als die mit primärem Kohlen-
stoff.
Bei der Untersuchung der primären, sekundären imd tertiären Alkohole
koiniten Schneegans und Mering^) folgende Verhältnisse feststellen:
Primäre Alkohole.
Methylalkohol (acetonfrei) 6 — 12 g beim Kaninchen wirkungslos.
Äthylalkohol 7 g Tnmkenheit, 12 g Schlaf.
Propylalkohol CH3 • CH„ • CH„ • OH Schlaf, 12 g Tod nach 5 Stunden,
Schlaf nach 5 Minuten.
Normaler Butj^lalkohol CH3 • CHj • CH, • CHg • OH 3 g Trunkenheit, 7 g
Schlaf und Tod.
Isoamylalkohol ^g3> CH • CH^ ■ CHj • OH 2 g Halbschlaf.
Sekundäre Alkohole.
^2'>CH0H Dimethylcarbinol (sek. Propylalkohol) 2 g Halbschlaf.
^^:>CH.OH Äthylmethylcarbinol (sek. Butylalkohol) 4 g Halbschlaf.
^2^5>CH • OH Diäthylcarbinol (sek. Amylalkohol) 2 g Sclilaf.
Tertiäre Alkohole.
CHj^C • OH Trimethylcarbiiiol (tert. Butylalkohol) 4 g Schlaf.
CH,
CH3,
CH3 ;c • OH Dimethyläthylcarbinol (tert. Amylalkohol [Amylenhydrat]) *) 2 g
CaHj Schlaf von 8—10 Stunden.
C H
c'h^-^C ■ OH Triäthylcarbinol (tert. Heptylalkohol) 1 g 10—12 Stunden Schlaf,
*^2-^5 Atmung mühsam, kleinere Dosen wirken stark erregend.
Die primären Alkohole wirken weniger narkotisch als cUe sekimdärcn, che
sekundären Alkohole weniger als che tertiären. Doch ist diese Regel von Mering
nicht allgemein gültig. Tertiärer Amylalkohol ist viel unschädhcher als primärer
Isoamylalkohol. — Die Alkohole wirken im allgemeinen um so stärker, je länger
die unverzweigte Kette von Kohlenstoffatomen ist, die sie enthalten.
1) Lüssera, Diss. Bonn (1885). -) Therap. Monatshefte 1892, 331.
Schlafmittel, deren '.Virkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 49t
!•? Bei den tertiären Alkoholen ist die Wirkung abhängig von der Art der
Alkylradikale, welche mit dem tertiären Kohlenstoffatom verbunden sind. Ist
niu' das Methylradikal vertreten wie beim Trimethylcarbinol, so ist die Wirkung
eine relativ schwache, größer ist sie, wenn ein Äthyl eintritt, und nimmt zu mit
der Anzahl der mit dem tertiären Kohlenstoff atom verbundenen Äthylgruppen.
Die mit Äthylradikalen substituierten Harnstoffe zeigen folgende Ver-
hältnisse :
Substituierte Harnstoffe.
a) Derivate mit primären Alkyleu.
Äthylharnstoff OC<^ ' ^^2^5 3_4 g sind ohne jede Wirkung.
■J^TT , r* TT
Triäthylhamstoff OC<jj,„jj= ^. 3 g machen Ermattung, aber keinen
Schlaf. Der Tod erfolgt unter Krämjjfen. Die Substanz wird anscheinend im
Organismus in unwirksame Äthylaminbasen zersetzt.
b) Derivate mit tertiären Alkylen.
Aniylharnstoff mit tertiärem Amyl
nn ,^NH — Cc CH^
ist ein recht wirksames Hypnoticum, wirkt stärker als Amylenhydrat und ist
angenehmer zu nehmen; er wird im Organismus fast vollständig verbrannt.
Der Schlaf tritt später ein als bei Amylenhydrat, da der Harnstoff wegen seiner
schweren Löslichkeit im Organismus nur langsam zersetzt wird.
Diamylharnstoff qjj
.NH— C^CHs
OCC ^Ä
ist ohne jegliche Wirkung. Die Verbindung ist sehr- beständig xmd gelangt
unzersetzt in den Harn.
Butylharnstoff mit tertiärem Butyl
/CH3
macht in 4-g-Dosen Schlaf. " ^
Heptylharnstoff mit tertiärem Hejityl
i.st sehr schwer löshch. 1 g macht nach 2 Stunden Schlaf und vorher Trunken-
heit.
Die durch primäre Alkyle einfach und mehrfach substituierten Harnstoffe
wirken nicht narkotisch, wohl aber die mit tertiären Alkylen substituierten Harn-
stoffe ; hier gilt wiederum das Gesetz, daß ein mit dem tertiären Kohlenstoffatom
verbmidenes Äthylradikal stärker wirkt als ein Methylradikal. Daher besitzen
1) Amylenhydrat hat nach H. Brackmann, Therap. Monatshefte 1896 und 1900,
423, 641, außer der hypnotischen eine eigentümlich durstlöschende und harnsekretions-
vermindemde Wirkung.
4.92 iSuliliifiiiittcl und 1 iili^ilaliciiisauiiüsUieticii.
clic mit tertiiireni But \1 — C^^^CHj versehenen Harnstoffe eine geringere hy]i-
notische Wirkung als diejenigen, welche tci'tiärcs Anivl — C CH^ oder gar
tertiäres Heptyl — C^CoHs enthalten.
Pi nii ko iie.
Methylpinakon
^;^3>e'(ÜH)-C(OH)<™»
10 g Pinakun machen Schlaf.
2 g Meth yläthylpinakon
^Vh-'>C(011) -C(OH)<J^!^j;|
machen >Schlaf mid erregen leichte Krämpfe.
Projoiopinakon (Diäthylpinakon)
^;ä c(on)-c(OH)<;^A
ist fast milöshch. 1.5 g machen starken, sehr lang andauernden Schlaf.
Die Pinakone wirken narkotisch, Methylpinakon in geringerem Grade, nicht
mehr als Äthylalkohol, Methyläthylpinakon stärker und Diäthylpinakon (Pro-
piopinakon) am stärksten.
Dimethyläthylessigsäure
C2H5
ist wirkungslos.
Diäthylessigsäure p=jj*>CH • COOH , Diäthylnialonsämc (j"h'>^<^coOH
Diäthvloxalsänrc C^r^-i' C'OOH , Dimethyläthylessigsäure CHs^C ■ COOH
HO ■ ■ C.H/
sind selbst in Dosen von 5 g hei Hunden wlrkmigslos.
Ebenso TOrkimgslos sind die folgenden Amide:
Diäthylacetamid e!H'>^^ ' '■'^ ' ^^2 . Diäthylmalonamid p'h'>C<co [ ^Sü
DijH-opylmalonamid q^^'>^'< ^q • NH' ' Trimethylacctaniid i'Hj-C • CO • Mllj
CH3
Die Harnstoffdei'ivate verhalten sich folgendermaßen:
Diäthylacctylharnstoff |^|-^'>(^'H ■ CO ■ NH • CO NH, wirkt hypnotisch, aber ini-
sicher. Dipropylacetylharnstoff ^»g'>CH • CO NH ■ CO ■ NH, macht Schläfrig-
V H
keit. Diäthylhydantoüi cV>*^*' " ^^ ' ^^ i'^^t ^inc sehr geringe Wirkung aus.
NH CO
Die folgenden Hubstanzen sind Pyrimidinderivatc: \A'cder Monoäthyl-
malonylharnstoff C..H.^^ XO-NH^„„
-^>C<pQ_j^jj>CO
noch Münoiiropylmalonylliarnstoff zeigen eine besondere Wirkung.
Schlnfmittcl. (loivn Wiikiinj; auf di-r Oegenwart von Alkyl bf>nilit. 493
CH. CO — XH
T)i^ll■tlu•lmal(ln\■IIlaI•n^^tl)ff /C>\ >C0 ist wirkungslos.
CH,, rO— NH
Melhylathylinaloiiylhanistoff c%h'>^<CO-NH>^° ^'''"'^^ hj^pnotisch,
atiiT erst in größeren Dosen.
Methylpropylmaloiij'lharnstoff
CH3 CO — NH
>c< >co
CjH, CO — XH
macht mir Ciaugnnsieherheit.
C.Hj CO — NH
DiJithylnialonylhanistoff " }C'(' >CO -wirkt stark hypnotisch
(Veronal). ' ^-^^ ^CO-NH
(1 TT rT) NTTT
Athyliuoiiylnialonylhariistoff f • h!> ^' ^CO — NH> '^^ ^''"'^^ ohenfalls stark
hypnotisch.
Dipropyhnalonylhurnstoff c^h'^^^'^CO — NH-^*^^ «irkt .sehr intensiv hyp-
notisch (Proponal).
C,H„ CO-NH
Diisobutvlmalonvlharnstoff /C^ >CO erzeugt .schwere Trunken-
heit und Schlaf. ' •^'4^9 CO-CN
p TT pQ V^TT
Diisoamyhiialonylliarnstoff [•^h"'^^'"^CO \H-^^*^ macht Gangmisichtr-
heit, aber keinen Schlaf.
Dibenzj-Jmalonylhai'nstoff (-"h^ CH^'^'^^CO • 'VH'^*'^ ''*' wirkungslos.
C\U. CO— XCH3
C-C'-Diäthvl-X-methvimal(.nvllianis(ul'f ^C<' >CO macht
CjH/ ^CO NH
schwere Trunkenheit und sehr langen Schlaf mit letalem Ausgang.
P XX POOT-f
Diäthylmaloiisiuireurcid p"h^>'^'<co.\H. CONH ''^^ unwiiksani.
C3H, CO • NH
Bipropylmalonylguanidin ^C-/ > c = NH ist wirkungslos.
C3H/ CO • NH
Diäthylmalonj'lthioharnstoff eV-^^ "^CO— NH-^*"^ erregt tiefen Schlaf
mit letalem Au.sgang.
N-Methyl-C'-C-Diäthylbarbitiu'säurc ist wesentlich giftiger als Veronal.
Säuren und Amide erweisen sich in diesen Fällen als wirkungslos. Zur
Sclüaferzeugung ist die Harnst off gimppe erforderlich, die aber allein nicht
wirksam ist, sondern erst in Kombination mit einem Reste, der mehrere kohlen-
stoffreiche Alkyle enthält. Der einfachste Fall sind die Harnstoffderivate der
Üiäthyl- und Dipropylessigsäure. Mel kräftiger ist die \A'irkung bei der cy-
shschen Anordnung der Hamstoffgruppc in den Derivaten der Dialkjimalon-
cäure. Die Xatur des Alkylradikals ist von wesentlicher Bedeutimg. Bei der
Verbindung mit zwei Methylradikalen am C fehlt die Wirkung gäuzhch, sie
ist gering bei der Methyläthyherbindung, steigt bei der Methylpropylver-
bindung, wird recht stark lieim Diäthylderivat und erreicht ihren Höhepunkt
beim Dipropyklerivat. Beim Diisobutj-lderivat steht sie ungefähr auf gleicher
Stufe wie beim Diäthylderivat und beim Diisoamylderivat ist sie wieder sehr
schwach. Das Dibcnzylderivat scheint ganz inaktiv zu sein (anscheinend auch
durch die Schwcrliir-Iichkeit bcdingl).
494 Schlafmittel und Inhalationsanaestlietica.
Auffallend ist die Giftigkeit von C - C - Diäthyl - N - methylnialonylharn-
stoff, welche nur durch die Methylienuig am N zu erklären ist. Analog ist die
Giftigkeitssteigerung von Acetanihd zum Exalgin und vom Phenacetin zum
Methylphenacetin.
Die ringförmige Anordnimg der Harustoffgruppe im Diäthylhydantoin
ruft dem Diäthylacetylharnstoff gegenüber keine Verstärkung, sondern eine
Abschwächung der Wirkung hervor.
Beim Diäthylmalonsäm-eureid ist der N-haltige Ring des Diäthylmalonyl-
harnstoffes durch eme einfache Wasseranlagerung aufgespalten, dadm-ch wird
diese Substanz wirkungslos. Das gleiche gilt für Dipropylmalonylguanidin, wo
der Sauerstoff des Harnstoffrestes durch die NH-Gruppe ersetzt ist.
Dem Diäthylmalonylthiohanistoff gibt die Anwesenheit des Schwefels
einen ausgesprochen giftigen Charakter.
Diäthylmalonylharnstoff wurde aus dieser Gruppe als intensiv wirkend
und zugleich unschädlich unter dem Namen Veronal in che Theraiiie ein-
geführt i). Veronal wird bei interner Einführung zu 62% unverändert, bei
subcutaner Injektion in kleinen Gaben zu 90% im Harn ausgeschieden. Bei
großen Dosen sinkt die Ausscheidimg auf die Hälfte. Im Kot sind nur Spuren
zu fmden. Eine Konzentration von 0.016% Veronal im '. Jehim genügt, um
Schlaf herbeizuführen.
Veronalnatrium (Medinal) ist leichter löshch, hat aber einen schlechteren
Greschmack als Veronal.
Dipropylmalonylharustoff
C3H CO-NH
wiu'de als Proponal in die Therapie eingeführt^); es wirkt weit stärker als
VeronaF).
Luminal ist Phenyläthylbarbitursäiu-e.
P TT
Äthylphenylhydantoin c°h^>C CO wirkt hypnotisch.
NH ■ CO • NH
Diese Zusammenstellung weist schon den hypnotischen Charakter der
Alkylgruppen, insbesondere der Äthylgnipi^e, deutlich nach. Als luhalations-
anaesthetica lassen sich jedoch die Alkohole selbst lücht benützen, da ihi' Siede-
punkt zu hoch und ihre Flüchtigkeit zu gering ist.
Hingegen hat der Äthyläther
mit seiner festen Bindung zweier Äthjdgruppen durch Sauerstoff eine intensive
narkotische Wirkimg.
Sehr wrksam anästhesierend erwies sich Proj^yläthyläther
CH3 • CHo ■ CHj • O • C2H5 .
Daß die Äthylgruppe eme große Rolle bei der narkotischen Wirkung der
Körper der Fettreihe spielt, zeigt*) die Überlegenheit des Trioxj-äthylmethans
CH(OC2H5)3 über das Bioxymethylmethan CHaCOCHg), . Die letztere Ver-
bindung ist nur halb so giftig wie die erstere.
•) E. Fischer und Mering, Therap. d. Gegenw. 1903, Märzheft, 97.
°) E. Fischer und Mering, Med. Klinik 1905, 1327.
'■') E. Fischer und Mering, Therap. d. Gegenw. 45, April (1904). — Molle und
Kleist, Arch. d. Pharmaz. 34ä, 401.
*) M. Albanese, Arch. di chim. e farm. 5, 9, 417.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl berulit. 495
Orthoameisensäureäthylester (Methenj'ltriäthyläther)
OC^H,
CH^OC^Hs
OC2H5
wird von Chevalier i) als Aiitispasmodicum, sowie gegen Husten empfohlen.
Die Äther der zweiwertigen Alkohole scheinen im allgemeinen weniger zu
anästhesieren imd gefährlicher zu sein als die der einwertigen.
Eine feste Bindung der Äthylgruppc als Äthoxygruppe verleiht einer
großen Menge von Substanzen narkotische Wirkungen, wr wollen hier nur an
die narkotische Wirkung des Äthoxycoffeins und an die analgetische Wirkung
des Phenacetins erinnern.
Weim man den Äthylgruppen eine gewisse Resistenz gegen die oxydativen
Einflüsse des Organismus in der W^eise verleiht, daß man sie in nicht leicht
abzusprengende Verbindmigeii bringt, so erhält man meist schon in kleinen
Dosen wirksame Sclilaf mittel, deren Wirkung nur auf den darin enthaltenen
Äthylrest sich beziehen läßt.
G. Fuchs und Ernst Schnitze^) finden, daß Dimethyiketon, Methyl-
äthylketon, Methylpropylketon , Diäthylketon, ÄthyljDropylketon luid Dijiro-
pylketon in 2-g-Dosen bei Hunden unwirksam sind.
Dimethyiketoxim hat eine geringe sedative Wirkung, Mtthyläthylketoxim
macht in 20 Minuten einen zweistündigen iSclilaf, Methj'Ipropylkctoxim in
der gleichen Zeit einen 3 — 4stündigen Schlaf und Äthylpropylketoxim einen
5 — ßstündigen Schlaf. Äthylpropylketoxim macht in einigen Minuten einen
äußerst tiefen Schlaf und nach 2 Stunden Krämpfe. Nach 17 Stunden war das
Tier noch sehr benommen. Dipropylketoxim macht einen 7 Stunden währenden
Schlaf. Die beiden letzteren Verbindmigen wirken stark ätzend und darm-
reizend. Beim Menschen macht Methyläthylketoxim Magendarmkrämpfe mid
Durchfall.
Dipropylacetaniid macht im Gegensatz zum Diäthylacetamid schon in
kleineren Dosen Schlaf, aber auch Diäthylacetamid macht eine leichte hyp-
notische Wirkung. In seiner Wirkung auf Hunde wird Diproj)ylacetamid nur
von Veronal übertroffen.
Dipropylacetäthylamid macht Idonische und tonische Krämpfe. Dipro-
pylacetdiäthylamid hingegen zeigt gar keine Wirkung.
Orthoketoiiilthyläther („ij • ('(OCoHjlo uii-kcii weder hypnoti.sc-ii , noch sonst pliy-
.siologiscli^). "■'^2/2 ' "
" ' R OR
Orthoketonätlier*) der allgemeiueii Formel C orhält man, wemi man die .salz-
/\
Rj OR
saiiiuu Aminoester der von Ameisensäure verschiedenen aliphatischen oder der alipliatiscli-
aromatisehen Säuren auf Ketone in Gegenwart von Alkoholen einwirken läßt. Man erhäh
so Acetale aus Methyläthylketon und den hiimologen Ketonen.
Die hypnotischen Eigenschaften des Dimethyläthylcarbinols suchte Karl
Goldschmidt mit denen der schwach schlafmachend wirkenden Opiansäure^)
durch Synthese des Esters zu verbinden. Es geUngt, Opiansäureester der ter-
tiären Alkohole darzustellen, und zwar solche der j'-Oxylaktonformel durch
1) Repert. de pharmacie 1907, Nr. 0,' 271.
'-) Münch. med. Wochenschr. 190-1, 1102, Nr. 25. ') BB. 40. .3024 (1907).
^) Edgar Heß, KöUi, DRP. 197 804. ^) AePP. r», 190.
496 Sililiifmittol \mf1 Tnhalationsanaesthetica.
Kochen der Säure mit Alkohol und Eingießen der Flüssigkeit in verdünnte
Sodalösung^). Die Reaktion verläuft nach folgender Gleichung:
AOCHj CH3 /,0CH3
CjHj^COOH + CH3-)C • OH = H,0 + CV.H:f CO^O
^CHO C„Hj ' " ~ CH— O ■ C^CHa
.CH,
OH
Isovaleramid j-ijj'>CH • CHj ■ CO ■ NHj macht in 1-g-Dosen einen hj'p-
noseähnlichen Zustand bei Kaninchen mid Katzen, ohne richtigen Schlaf zu
erzeugen.
Das höhere homologe /^-Diäthylpropionsäiireamid
n^S'>CH CH, • CO • NH,
macht in Dosen von 0.2 — 0..5 g pro kg bei Hunden und Katzen Schlaf.
/i-Methylpropionsäureamid und Di-n-iirojjj'lpropionsäurcamid machen
ebenfalls Hypnose. Ersteres wirkt schwächer, letzteres stärker als /5-Diäthyl-
propionsäu ream id .
Diäthylacctannd und Dipropylacetaniid wirken schwach hypnotisch. Viel
C2H5
intensiver wirkt Triäthylacetamid CjjHj^C ■ CO • NHj . Die Einführung von
C2H5
zwei Amyl- oder Benzylgi'uppen in das Acetamidmolekül begünstigt nicht die
schlafniachende Wirkinig. Der Phenylrcst hingegen verleiht, wenn er neben
einem oder zwei Alkylradikalen an einem Kohlenstoff steht, dem Aniidkomplex
stark hjTOTotische Eigenschaften. In dieser Kombination erweist sich wieder
die Methylgruppe weniger wirksam als die Äthylgruppe. Das Propylradikal
verstärkt die Wirkung noch etwas, beeinflußt aber den Effekt inigünstig, weil
die (riftigkeit sowie die Länge des Exzitations.stadiums ansteigt.
Die Verdoppelung des Phcnylrcstes z. B. im Diphenylacetamid erhöht die
Wirksamkeit nicht. Diäthylphenylacetamid ist sehr sicher wirksam. Beim
Menschen werden a))cr alle tliese substituierten Säiu-eamide im Stoffwechsel
sehr rasch abgebaut, rascher als bei den Versuchstieren.
Ähnlich wird Zimtamid bei Hunden und Kaninchen verschieden rasch
abgebaut^).
Diäthylacctyldiäthjdamid übt auf Tiere eine erregende und temperatur-
erhöhende Wirkung aus.
Man erhält es clui'ch Einwü-kung von Diätliylacetylchlorid auf Diätliylamin als
eine ölige, mentholartig riechende und sehmeokende Flüssigkeit'^).
Die /)'-/)'-dialkylieiten Propionsilmeu, ihre Ester, Aiuide luid Ureide sollen geschmack-
lose, gilt wirkende Sedati\a sein, xvelcho die Eigenschafton der Isovaleriansäurederivate
im erhöhten Maße zeigen. Diese Säuren werden in üblicher Wei.se in die Ester, Amide
oder l^reidi^ übergefülut. Heschrieben ist Diätliylpropionsänreamid aus dem Chlorid und
Ammoniak dargestellt, ferner Diäthylpropionylharnstoff aus Harnstoff und dem Chlorid
und Diäthylpropionsäurementholester'').
Die Halogenide der entsprechenden Dialkylcarbinole kondensiert man mit Alkali-
cyanessigestorn, und die so erhältlichen Produkte werden in beliebiger Reihenfolge ver-
seift, in das Amid übergeführt tind aus ihnen Kohlensäure abgespalten*).
Die Säuren der Fettieihe besitzen wahrscheinlich infolge des Vorhanden-
seins der Carboxylgruppe keine narkotische I^ffekten.
Hingegen macht die Alkylgruppe in Esterbindung Schlaf. Urethan ist
>) DRP. 97 .WO. =) Impens, Dtsch. med. Wocliensehr. l»ia, Nr. 20.
^) Kalle, Biebrich, DRP. IfiS 4.'>1. ■•) Baver, DRP. 222 80».
'•) DRP. 22S(1(>7, Zusatz zu DRP. 222 809.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl berulit. 497
■Carbaminsäureäthylester NHj • COO • C2H5 . Es wirkt stark narkotisch, ohne
auf den Blutdruck einen im Vergleich zu Chloralhydrat nennenswerten Ein-
fluß auszuüben. Während Chloralhydrat die Ursprünge der Grefäßnerven sehr
energisch lähmt, affiziert Urethan*) sie nicht in demselben Sinne. Urethan,
dessen Wirkung nur auf dem Vorhandensein der einen Äthylgruppe in Ester-
bindung beruht, gehört zu den schwächeren Schlafmitteln. Binet^) hat ver-
gleichende Untersuchungen über verschiedene Glieder der Urethanreihe ange-
stellt und gefunden, daß die ersten GUeder der Urethanreihe, Methylurethan
OC<Q„X und Äthylurethan OC<q„^ , Urethan schlechtweg genannt,
um so wirksamer sind, je höher das Molekulargewicht ihres Alkylradikals ist.
Führt man in die NHj-Gruppe der Urethane eine Acetylgruppe ein, so wird die
physiologische Eigenschaft nicht modifiziert, aber die Giftigkeit wird um das
betreffende Substanzgewicht herabgesetzt.
Bei Warmblütern sind die relativen Giftigkeiten: Acetylmethylurethan 1,
Acetyläthylurethan l^/j, Methylurethan 2, Äthylurethan 4. Die molekulare
Giftigkeit (als solche bezeichnet Binet die toxische Dosis dividiert durch das
Molekulargewicht) sinkt in gleicher Weise diu-ch Einführung des Essigsäure-
radikals in die Amidgruppe der Urethane.
Methylpropylcarbinol urethan, Hedonal genannt, soU doppelt so stark
wirken wie Urethan 3). Die Dosis ist doppelt so groß wie die des Chlorals. Es
tritt, wie bei allen Urethanen, rasch Angewöhnung ein. Überdies wirkt es stark
diuretisch, wie alle Urethane.
Die hypnotische Wirkmig gewisser Urethane sekundärer Alkohole soll
wesentlich intensiver sein.
Solche Urethane') des Methyläthylcarbinol, Äthylpropylcarbinol, Athylisopropyl-
carbinol, Methylbutylcarbinol und Dipropylcarbinol werden dargestellt, indem man Harn-
stoff oder besser dessen Salze in der Wärme auf die genannten Alkohole einwirken läßt,
wobei gemäß der Gleichung:
0C<^:.NH03+ ^«•^<=0C<r6H<^ -|-NH,N03
die UrethanbUdung stattfindet.
Diese Urethane erhält man auch durch Behandlung der Chlorkohlensäureester der
betreffenden sekundären Alkohole mit Ammoniak oder indem man Harnstoffchlorid auf
die betreffenden Alkohole einwirken läßt^).
Ferner kann man sie erhalten durch Einwirkung von Chlorcyan oder Cyansäure
auf diese Alkohole oder durch Behandlung der neutralen Kohlensäureester der Alkohole
mit Ammoniak. So erhält man Methylpropylcarbinolurethan, Methyläthylearbinol-
urethan^).
Nach den oben beschriebenen Verfahren lassen sich auch Methyl-a-methylpropyl-
carbinolurethan und Methyl-a-äthylpropylcarbinolurethan und Athylisobutylcarbinol-
urethan darstellen').
Das DarsteUungsverfahren wurde auch dahin abgeändert, daß man statt auf die ein-
fachen Kohlensäureester der betreffenden sekundären Alkohole auf die gemischten Ester
OR
der allgemeinen Formel OC<p,T> (worin R Radikal eines sekundären Alkohols, Rj ein be-
liebiges Alkylradikal von geringerem Molekulargewicht als R bedeutet) Ammoniak einwir-
ken läßt«).
Die hypnotische Wirkung des Piperonalbisurethans ist auf das Vorhanden-
sein von zwei Äthylgruppen und von zwei Carbonylgruppen zurückzuführen,
gleichzeitig ist es wahrscheinhch, daß der saure Magensaft die Substanz in
1) O. Schmiedeberg, AePP. 30, 20G. =) Rev. med. Suisse Romand. 1893, 540, 628.
ä) H. Dreser, Wien. klin. Wochensclir. 1899, 1007. •") DRP. 114 396.
5) DRP. 120 863. «) DRP. 120 864. ') DRP. 120 865. ') DRP. 122 096.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 32
498 Schlafmittel und Inhalationsanaosthetica.
Piperonal und Urethan spaltet. Man findet im Harn Urethan, Piperonal und
Piperonylsäure^). CH3
Amylencarbamat NHj • CO ■ O . O^CHg dm'ch Einwirkung von Harn-
C2H5
stoffchlorid auf Amylenhydrat erhalten, Aponal benannt, ist hypnotisch wirk-
sam. Es ist ein mildes Schlafmittel.
Man erhält Carbaminsäureester tertiärer Alkohole durch Einwirkung von Harnstoff-
chlorid auf Metallverbindungen tertiärer Alkohole. So erhält man Amylenhydraturethan
[Aponal^)].
Man kann diese Ester auch gewinnen, wenn man Harnstoffchlorid statt auf die
Metallverbindung tertiärer Alkohole auf diese selbst, in Gegenwart von salzsäurebindenden
Mitteln, wie Dimethjianilin oder Soda, einwirken läßt^).
Halogenameisensäureester hydroxylierter Verbindungen erhält man, wenn man auf die
nicht wässerigen Lösungen dieser Verbindungen Phosgen einwirken läßt und die entstehende
Salzsäure fortwährend neutralisiert wird oder durch Zusatz von tertiären Basen abstumpft*).
Bei der Darstellung von Derivaten tertiärer Alkohole hält man Temperaturen unter 0°
ein und vermeidet bei der Aufarbeitung Wasser oder andere Halogenwasserstoff ent-
ziehende Agenzien^).
Man kann diese Halogenverbindungen mit Ammoniak und Aminen glatt zur Reak-
tion bringen und gelangt zu XJrethanen tertiärer Alkohole, welche Schlafmittel sind^).
Beschrieben ist die Darstellung des Dimethylacetylcarbinolurethans, des Dimethyl-
acetylcarbinoläthylurethans, des Methyldiäthylcarbinolurethans, des Dimethyläthylcar-
binolphenylurethans, des Dimethyläthylcarbinohnethylphenylurethans und des Dimethyl-
äthylcarbinol-p-äthoxyphenylurethans.
Carbaminsäureester erhält man, wenn man Glykoläther der Formel OH • CHj - CHj
• OR , worin R einfache oder substituierte Arylradikale bezeichnet, nach den hierfür üb-
lichen Methoden in die entsprechenden Urethane überführt. So dargestellte Verbindungen
sollen ganz hervorragende antipjTetische und analgetische Wirkungen besitzen').
Man läßt auf diese Glykoläther entweder Phosgen imd Anmioniak bzw. ein einfaches
oder substituiertes Amin einwirken, oder setzt sie mit Harnstoffhaloiden lun, oder man läßt
Harnstoff oder dessen Salze oder Cyanhaloid auf die Glykoläther emwirken. Oder man
bringt die Ameisensäureester oder Cyankohlensäureester der Glykoläther oder deren Car-
bonate zur Reaktion mit Ammoniak oder primären luid sekimdären Aminen. So wvirden
dargestellt Phenoxyäthylurethan und ihm homologe Verbindungen.
Man erhält Schlafmittel, indem man Glycerintrialkyläther, deren Alkylgruppen sämt-
lich oder zum Teil voneinander verschieden sind, durch Einführung der entsprechenden
Alkylgruppen in Glycerinmonoalkyläther oder Glycerindialkyläther erzeugt. Glycerintri-
äthyläther wirkt auf den Organismus nicht schlafmachend, angeblich aber die 'olgenden
Substanzen : Glycerin-a-a-dimethyl-/i-äthyläther , Glycerin-a-a-dimethyl-/?-propyläther,
Glycerin-a-a-diäthyl-p'-methyläther, Glycerin-a-äthyl-a-/!)-dimethyläther, Glycerin-Oi-«-di-
äthyl-/^-propyläther, Glycerin-a-propyl-a-/y-dimethyläther, Glycerin-a- methyl-a-/)'-diäthyl-
äther, Glycerin-a-a-dimethyl-/J-benzyläther, Glycerin-a-äthyl-a-propyl-/S-methyläther^).
Die Ureide der Dialkylessigsäure^), wie Diäthylacetylhamstoff, Dipropylacetylharn-
stoff, Methyläthylacetylharnstoff erhält man, wenn man ein Glemenge von Dialkyhnalon-
säure (mit Ausnahme der Dirne thy Imalonsäure ) und Harnstoff mit Phosphoroxychlorid oder
ähnlieh wirkenden Säurechloriden behandelt oder ein Gemisch von Dialkylmalonsäure
(mit Ausnahme der Dimethylmalonsäure und Harnstoff dvu-ch Behandlung mit rauchender
Schwefelsäure zu Ureidodialkylmalonsäure kondensiert und diese dann durch Erhitzen
in Kohlensäure und Dialkylacetylharnstoff spaltet.
Amide und Ureide der Arylalkoxyessigsäuren haben bei geringer Giftigkeit wertvolle
hypnotische und sedative Eigenschaften. Diese Eigenschaften sind den entsprechenden
Mandelsäurederivaten gegenüber erheblich verstärkt, so daß der Athergruppe ein wesent-
licher Einfluß zukommt. Aus Phenyläthoxyessigsäureäthylester wird beim Schütteln mit
Ammoniak Phenyläthoxyacetamid gebildet. Analog erhält man Phenylmethoxyacetamid,
p-Tolyloxyäthylacetamid, o-Chlorphenyloxalylacetamid, Phenyloxalylacetamid. Aus Phe-
nyloxyphenylessigsäurechlorid und Ammoniak erhält man Phenyloxyphenylacetamid, aus
Phenyloxyphenylessigsäurechlorid und Harnstoff erhält man Phenyloxyphenylacetureid*").
1) G. Bianchi, BoU. Chira. Farm. S,"?, 324 (1914). ^) DRP. 245 491.
S) DRP. 246 298. *) DRP. 251 805. ^) DRP. 254 471, Zusatz zu DRP. 251 805.
') DRP. 254 472. ') DRP. 269 938. «) Böhringer, Waldhof, DRP. 226 454.
«) DRP. 144 431. 1») DRP. 256 756.
Schlafmittel, deren Wirkung atif der Gegenwart von Alkyl beruht. 499
Acyliert« Harnstoffe gehen beim Erwärmen mit Formaldehyd und sekundären Basen
in basische acylierte Hamstoffderivate gemäß der Gleichung:
R • CO • NH • CO • NHj + CHjO + NHRiR^ = H^O + R • CO ■ NH • CO -NH • CHj • NRjRj
über.
Die basischen acylierten Harnstoffderivate entstehen auch, wenn man die Reaktions-
produkt« von Formaldehyd und sekundären Basen, die Dialkylaminomethylalkohole,
RRj • N • CH^ • OH oder die Tetraalkyldiaminomethane CH2(NRRj)2 auf die acylierten
Harnstoffe einwirken läßt. Man erhält aus Isovalerylhamstoff durch Einwirkung von
Piperidin und Formaldehyd oder von Methylenbispiperidin den Isovalerylpiperidylmethyl-
hamstoff C^Ha • CO • NH • CO • NH • CH^ • NCjHjo; femer ist beschrieben Isovaleryl-
diäthylaminomethylharnstoff, Diäthylacetylpiperidylmethylhamstoff und Camphersäure-
dipiperidylmethyldiureid ^).
Urethane der Phenolglycerinäther erhält man, wenn man die Glycerinäther der Phe-
nole in üblicher Weise in entsprechende Urethane überführt. Sowohl die Phenolgruppe
als auch die Aminogruppe der Urethane läßt sich durch homologe imd Substitutionspro-
dukte ersetzen. Aus dem Carbonat des Phenolglycerinesters erhält man mit wässerigem
Ammoniak das entsprechende Urethan. Ebenso sind beschrieben das Urethan aus dem
Carbonat des 2-Chlor-4-kresolglycerinäthers, femer ein Urethan, das man mit Äthanolainin
aus dem Chlorkohlensäureester des a-a-Diphenylglycermäthers erhält 2).
Verbindungen von Urethanen und Diurethanen mit Calcium- oder Strontiumbromid
erhält man, wenn man Urethane mit diesen Bromiden in einem geeigneten Lösungsmittel
im molekularen Verhältnis 1 : 4 mehrere Stunden lang erhitzt. Beschrieben sind die
Doppelverbindungen von Athylurethan mit Bromcalcium, Athylurethan mit Strontium-
bromid, Methylendiurethan mit Bromcalcium. Diese Stoffe soUen als Schlafmittel Ver-
wendung finden^).
Calmonalist Bromcalciumurethan (CaBrj • 4 [NH2 • CO • 0 • C2H5] + HjO).
Es wird als Sedativum empfohlen.
Alle Körper der Urethanreihe wirken durch Narkotisierung des Zentral-
nervensystems mit Erhaltung aller lebenswichtigen Funktionen. Bei toxischen
Dosen erhegen die Tiere im Kollaps unter Abkühlung und Herzschwäche.
Cyanursäure ist im Organismus nicht wirksam und wandelt sich wahrscheinlich
in Harnstoff um, indem sie sich entweder mit 3 Molekülen Ammoniak verbindet
oder indem eine Hydratation stattfindet. Von den beiden Äthyläthem der ge-
namiten Säure besitzt nur der normale (CN)3(OC2H5)3 narkotische Eigenschaften.
Urethan geht auch in großen Dosen verabreicht nicht in den Harn über,
sondern wandelt sich wahrscheinlich in derselben Weise wie Cyanursäure in
Harnstoff um.
Diurethan NH(COO • CjHjjj ist weit stärker narkotisch als Urethan.
Zur Darstellung von Allophansäureestem*) werden tertiäre Alkohole in der üblichen
Weise in Allophansäureester übergeführt. Diese Ester besitzen vor ihren Alkoholen wert^
volle Eigenschaften. Die Nachteile (flüssige Konsistenz vmd unangenehmer Geschmack)
des Amylenhydrats werden z. B. durch die Überführung in den Allophansäureester völlig
getilgt. Allophansäureamylenhydratester C^HjC(CH3)2 • O • CO • NH • CO • NHj ist fest
und ganz geschmacklos und soll wie Amylenhydrat als Hypnoticum dienen.
Alles weist darauf hin, daß die Schlafmittel, welche den Äthylrest in einer
festen Bindung enthalten, Hypnotica von sicherer Wirkung sind, Hypnotica,
welche durch den Mangel schädlicher Nebenwirkungen auf das Herz und die
Respiration dem Chloralhydrat und seinen Derivaten vorzuziehen sind.
In der als Mittel gegen Frauenleiden viel gebrauchten Rutacee, Fagara
xanthoxyloides Lam, fanden H. Thoms und F. Thümen^) Fagaramid =
Piperonylacrylsäureeisobutylamid
^QCH,0H.CO.N<H^_.^^,CH.
CH I O
1) Einhorn, DRP. 284440. ") Bayer, DRP. 284975. ^) Gehe, DRP. 284734.
*) Chem. Werke Dr. H. Byk, Charlottenburg, DRP. 226 228.
5) BB. 44, 3717 (1911). — BZ. 38, 492 (1912).
32*
500 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Nach den Untersuchungen von R. Kobert und E. Rost ■wirkt dieses auf
Kaltblüter narkotisch, auf Säugetiere gar nicht. Vielleicht kommt ihm auch
Krampf Wirkung zu.
Trotzdem war die Auffindung einer durch lange Zeit sehr wichtigen Gruppe
der hypnotischen llittel, deren Wirkung auf Aikyhesten beruht, nicht etwa
Sache der Überlegung, sondern vielmehr einem Zufalle i) zu verdanken, und die
Theorie war hier die Tochter und nicht die Mutter der Erfindung.
Bei Verfütterung von Sulfonal an Tiere machten E. Bau mann und Käst
die grundlegende Beobachtung, daß dieser Substanz hjrpnotische Eigenschaften
zukommen.
Hierauf untersuchten E. Baumann und Käst 2) eine große Reihe von
Sulfonen, von denen Sulfonal und Trional lange Zeit in der Therapie eine
große RoUe spielten.
Es zeigten sich hierbei folgende interessante Umstände:
Disulfone, in welchen die Sulfongruppen an verschiedenen Kohlenstoff-
atomen gebunden sind, sind unwirksam:
1. Diäthylsulfon (C2H5)2S02 ist unwirksam und wird größtenteils un-
verändert ausgeschieden. Qg_^ . go . c H
2. Äthylendiäthylsulfon I ' ist wirkimgslos und wird un-
CM2 ■ SO2 • C'gHj
verändert im Harn ausgeschieden.
3. Methylendimethylsulfon CH2<gQ2 ' ^^3 jg^ unwirksam, tritt imver-
ändert im Harn auf.
4. Methylendiäthylsulfon CHj<|52-C2H5 g^enso.
so PTT
5. Athylidendimethylsulfon CH3 ■CH<gQ2 '^^3 ebenso.
6. Äthylidendiäthylsulfon CH3 • CHCSO, • C2H5)2 zeigt ähnliche Wirkung
wie Sulfonal, manchmal Zirkulationsstöriuigen.
7. Propylidendimethylsulfon '^''^>C<so^ ; q^^ hat geringe Wirkung, es
wird zum Teil ausgeschieden.
8. PropyUdendiäthylsulfon ^^> C <so'' ! c^h^ macht Schlaf, hat toxische
Wirkung, es bewirkt regelmäßige Atmimg.
OTT SO OTT
9. DimethylsuHondimethylmethan pgä>C<gQ2' ^~,-g' ist ohne jede Wirkung,
im Harne tritt aber kein unverändertes Disidfon auf.
P TT SO PTT
10. DimethylsuHonäthylmethyknethan ch^>*-'"^SO^ ■ Ch' macht wenig
Schlaf, geringe Spuren unveränderten Disidfons erscheinen im Harne.
P TT SO PTT
11. Dimethylsulfondiäthylmethan cS^-^ ^ *^SO^ ■ CH^ '^* ^^^ ^^°^ ^^°"
meren Sulfonal nur dadurch verschieden, daß die Äthyl- vmd Methylgruppen
in dem letzteren ihre SteUmig gewechselt haben; das umgekehrte Sulfonal hat
die gleichen Wirkungen wie das wirkhche. Im Harne kann man nur Spuren
imveränderter Substanz nachweisen.
12. Sulfonal (DiäthylsulfoncUmethylmethan) cH>'^<So!"cH erzeugt
Schlaf nach größeren Dosen, stärkere Bewegmigsstönmgen und Rauschzustand
nach größeren Dosen, geringe Mengen treten unverändert im Harn auf.
13. Trional (Diäthylsulfonmethyläthylmethan) ^(^'> C <so; ". c'h' ■ ^^®
Wirkung ist stärker als bei Sulfonal und länger andauernd. In Substanz ge-
») Berl. klin. Wochenschr. 1888, Nr. 10. «) HS. 14, 52189) 0).
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 501
geben ist die Wirkung schwächer, dafür tritt ein langandauemder Rausch-
zustand ein. ^ ^ SO ■ C H
14. Tetronal (Diäthylsulfondiäthj^Imethan) (-;^H^>f'<SO^ . cV ''^^ schwer
lösUch; es hat die stärkste h3rpnotische Wirkung unter allen Disulfonen.
Methylen- und Äthylendiäthylsulfone passieren den Organismus unzer-
setzt und sind daher unwirksam. Methylensulfone werden zersetzt, Keton-
disulfone werden am vollständigsten umgewandelt.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem Verhalten dieser Verbindungen
gegen chemische Agenzien und im Organismus: die chemisch labilsten Sulfone
sind im Organismus unzersetzbar, während die chemisch resistentesten (z. B.
Sulfonal) im Organismus oxydiert werden. Es besteht hier eine Analogie mit
der Bernsteinsäure, welche der Einwirkung warmer konzentrierter Salpeter-
säure widersteht, aber im Organismus verbramit wird ; anderseits werden leicht
oxydable Substanzen, wie Kreatinin, Harnsäure, Kohlenhydrate u. a., der
Oxydationswirkung im Organismus entzogen. Unter den Disulfonen, welche
durch den Stoffwechsel zerlegt werden, smd nur diejenigen wirksam, welche
Äthylgruppen enthalten.
Die Intensität der Wirkmig der einzelnen Disulfone ist durch die Zahl der
in ihnen enthaltenen Äthylgruppen bedingt.
Bei der Wirkvmg ist die Gruppe SOg als solche miwesentUch, ferner sind die
tertiär oder quaternär an Kohlenstoff gebundenen Äthylsulfongruppen (SOg
• C2H5) je einer in gleicher Kohleustoffbindmig befindlichen Äthylgruppe
äquivalent ; in einer gewissen Bindung besitzt die Äthylgruppe eine bestimmte
pharmakologische Bedeutung, welche unter gleichen Bedingungen die Methyl-
gruppe nicht zeigt.
Nicht immer zeigen Methyl- und Äthylgruppen solche Differenzen, Methyl-
und ÄthylanUin und Methyl- luid Äthylstrychnin zeigen gar keine Differenz
in der Wirkung, aber hier sind die Alkylreste an Stickstoff gebunden.
Die wirksamen Körper dürfen zum Zustandekommen der hypnotischen
Wirkmig nicht zu leicht zerfallen, sonst sind solche Körper trotz der Äthyl-
gruppe und der Zersetzung wieder unwirksam, z. B. Diäthylsulfonacetessigester
OH
(CoHj- S02)2C<p-gä^QQ^ jj macht gar keine hypnotischen Erschemungen.
Im Harne ist keine Spur der Substanz zu finden.
Diäthylsulfonäthylacetessigester (C2H5 • 802)20 <™'C2H5 ist trotz
POO • P TT
des Gehaltes von vier Äthylgruppen unwirksam i). ^ '
Die Sulfonbindimg ist indirekt an der Wirkung des Sulfonals beteiligt, da
eine sehr feste Bindung der zwei Äthylreste zustande kommt.
Acetophenondisulfon 2) (Phenylmethyldiäthylsulfonmethan) CH3 • CiSO^
■ CjHjjg • CgHj hat keine narkotischen Eigenschaften. Es miterscheidet sich
vom Sulfonal dm'ch Ersatz einer Methylgruppe durch CgHg . Werden beide
Methylgruppen im Sulfonal durch Phenylradikale ersetzt, so entsteht Benzo-
phenondisulfon (Diphenyl-diäthylsulfomethan) Cfi^ • €(80^ ■ (-'^11^)2 • CgHs. 0.5 g
töten em Kaninchen in 24 Stimden.
Das Disulfon aus Methyl-n-butylketon
SO, . C2H,
CH3 ■ CHo • CH, • CH2 ■ C^CHj
SO2 • C2H5
erzeugt zu 0.5g bei Kaninchen einen deuthehen Betäubungszustand, zu lg eine
anhaltende tiefe Betäubung. Auch beim Hunde macht es hypnotische Wirkung.
1) AePP. 53, 90 (1905). =) Th. Posner, BB. 33, 3169 (1900).
502 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Das isomere Isopropylderivat
CHj^ ^SOj • C2H5
CH3— C — C— CH3
CH3 SO2 • C2H5
wirkt schwächer.
Ein Pulegonderivat und ein Menthonderivat der Sulfonreihe zeigen keine
narkotische Wirkung.
OH ^H3.C<^J
H,cAc.SO,.C2H3 H^cAc/^^^ ■ [:' J'
L/SO2CÄ I JcH = ' '
CH^^°='-^'-^= CH
CH3 CH3
Äthylidenacetontrisulfon
CH3 • CH CHij
I
SOj • CjHs SO2 • C2H5 SO2 • C2H5
ist weder besonders giftig, noch zeigt es irgendwelche hypnotische Eigenschaft.
Triäthylsulfon-1.3-diphenylbutau
^CH!>^CH2C.CeH3
ist aber giftig.
Ein einzehier Phenylrest wie im 2.2.3-Triäthylsulfori-4-phenylbutan
CeH,-CH-
•CH2
— c-
CH3
SO2 • C2H5
söT
•C2H5
"sOj-
C2H,
oder
im
Allylacetophenonsulfon
SOj • C2H5 SO2 • C2H5
~CH'
1
SO2
■CH3
•C3H,
ist ohne hypnotische und ohne toxische Wirkung.
Der Eintritt einer weiteren Sulfongruppe, an ein anderes C-Atom gebunden,
beeinträchtigt die Wirkung.
Ohne jeden Einfluß in toxischer Hinsicht ist die Phenylgruppe bei einer
Reihe von Sulfonen, die nur ein Alkylsulfon an einem C-Atome tragen, sich aber
außerdem von den zuletzt besi^rochenen Körpern unterscheiden, daß eine CO-
Gruppe im Molekül enthalten ist, so z. B. Benzalpropiophenon
CH3
CjHj • CH : CH • CO • CeHj,
SO2 • CoHj
ferner 2-Äthylsulfon-l .3-diphenylpropan
CjHs • CH • CHj • CO • CjHj
SOj • C2H5
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 503
vind 3-Diäthylsulfon-1.5-diphenylpental-4-dieni)
C5H5 • CH • CHj • CO • CHj • CH • CjHj
SO2 • C^H. SO2 • C2H5
endlich Benzaldesoxybenzoin
CjHj • CH • CH • CO • CjHj .
Chlorsulfor.al
und Äthylsulfonsulfonal
CjHj • SOj^p^CH^Cl
CjHj-SOj^^^CHj
C,H5 • SO2 ■ CHj „ SO, • C2H3
CH,^'^'=^SO,-CA
sind als Hypnotica unwirksam; sie sind wenig lipoidlösUch.
Ohne hj'pnotische, aber auch ohne toxische Wirkung sind solche keton-
haltige Sulfone, in denen am selben C- Atome zwei Äthylgruppen stehen^), z. B.:
2.2-Diäthj-lsulfonpentan-3-on
CH3 - C • CO ■ CHj • CH3
SOa ■ CjHä SO. • CjHs
1 -Pheny!-3-diäthylsulf onbutan
CHj— C — CHj • CO • CjHj
SO2 • CjHs SOj • CjHj
2-I>iäthylsulfon-3-methylpentan-4-on
CH3
CH, • C • CH • CO • CH,
Die zwischengelagerte CO-Gruppe hebt demnach nicht bloß die hypnotische,
sondern auch die toxische Wirkung der Substanzen auf. Einige dieser Ketone
sind in Öl löslich, ohne eine hj-pnotische Wirkung zu äußern.
Ein Körper, den man sich diu-ch Zusammentreten zweier Moleküle Sulfonai
entstanden denken kaiui, ist ohne Wirkung. Es ist dies 2.2.5.5-Tetraäthylsul-
fonhexan
CHo * C * CH« " CHn • C * CH,
SO2 • CjHj SOj ■ CjHj SO2 • C2H5 SO, • CsHä
Ebenfalls ohne merkliche Wirkung sind:
Äthylisonitrosoacetontrisulfon
CH3 • C ■ CH ■ NHO • CjHs
SOj • CjHj SOj • CjHj SOj • CjHs
Phthaliminoacetondiamyl-(resp. diphenyl-)sulfon
PO
CH3 • C • CH, • N<^>CeHj
SO^-C^Hii SOj-C^Hi,
>) BB. 34, 1401 (1901). 2) BB. 33, 2988 (1900).
504 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Di-/S-diamylsulfonpropylthJohanistoff
(CHj • C • CHjj • NH)j • CSi)
SOj • CjHj SOj • CjHs
Trotz des Nachweises, daß es sich bei der Wirkung des Sulfonals und des
Trionals um Wirkungen der Äthylgruppe handelt, wiu-de das Zustandekommen
dieser Wirkungen von V anderlinden mid Bück auf die Alkaleszenzver-
mindenmg des Blutes bezogen ; den experimentellen Nachweis der Unrichtigkeit
dieser Behauptimgen hat Mayser erbracht.
Schulz woUte hinwiederum die Wirkmig der Disiilfone auf die ein-
schläfernde Wirkung des Schwefelwasserstoffes beziehen. Leberprotoplasma
kann angebhch mit Schwefel in Berührmig gebracht Schwefelwasserstoff er-
zeugen. Goldmann zeigte jedoch, daß diese Angabe von Schulz unrichtig,
Leberbrei kann weder aus Schwefel noch aus Sulfonen Schwefelwasserstoff
erzeugen. Schwefelwasserstoff tritt erst beim Begimie der Fäulnis der Leber-
substanz auf, imd dessen Menge wird durch die Gegenwart von Sulfonen nicht
vermehrt.
Von der E. Baumannschen Regel schien nur das Dimethylsulfondime-
thylmethan eine Ausnahme zu machen, von der Regel nämhch, daß nur die-
jenigen Sulfone im Organismus zur hj'pnotischen Wirkung gelangen, welche
eine Zersetzung in demselben erleiden. Moro zeigte aber, daß auch diese Sub-
stanz mit Hilfe feinerer Methoden unzersetzt aus dem Harne wiedergewonnen
werden kami.
Daß es bei der Wirkung der Disulfone weseuthch auf ihre Resistenz im
Organismus ankommt, erweisen folgende Beobachtmigen.
Aus dem Äthylmercaptol des Acetons
CI13 S • C2H5
wird durch Oxydation Sulfonal dargestellt. Wird erstere Substanz verfüttert,
so oxydiert der Organismus nur einen sehr geringen Teil derselben zu Sulfonal.
Dagegen ist die Wirkimg des Mercaptols von der des Sulfonals gänzlich ver-
schieden. Mercaptol ist selbst in der mehr als doppelten Dosis des Sulfonals
unwirksam. Sicher wirkt es nicht schlafmachend und auch der rauschartige
Zustand fehlt.
Daß es keineswegs eine Eigenschaft der Sulfone überhaupt ist, Schlaf zu
erzeugen, beweist der schon erwähnte Umstand, daß eine große Reihe dieser
Verbindimgen unwirksam ist.
Die Krügerschen Substanzen
CjHj - CH(S02 • CjHj), und (CH3)2 = C = (SOj • CH3),
sind wertlos.
Der Schwefelgehalt steht in keiner Beziehmig zu der Wirkung dieser Ver-
bindungen. Dem oxydierten Schwefel kommen keinerlei narkotische Eigen-
schaften zu.
Sulfonal wird technisch durch Kondensation von Athyhnercaptan und Aceton mit
Chlorzink unter Wasserkühlung und Oxydation des Mercaptols mit überschüssigem KaUum-
permanganat gewonnen. Es entsteht auch durch Methylieren von Diäthylsulfomethan.
TrionaF) kann man nach drei Methoden erhalten.
Man kondensiert entweder Methyläthylketon mit Athylsulfhydrat und oxydiert das
neue Mercaptol zu dem neuen Sulfon oder stellt zunächst Diäthylsulfonmethylmethan resp.
1) H. Hildebrandt, AePP. 53, 90 (1905). •) DRP. 49 073, 49 366.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 505
DiäthylauUonäthylmethan durch Kondensation von Athylsulfhydrat mit Propionaldehyd
oder Athylsulfhydrat mit Acetaldehyd und Oxydation der so erhaltenen Mercaptole dar.
Durch AthyUerung oder Methylierung dieser Sulfone gelangt man schließlich zum Diäthyl-
sulfonmethyläthylmethan, dem Trional. Die Kondensation wird bei diesen Verfahren
durch trockenes Salzsäuregas, die Oxydation mit Permanganat vorgenonamen.
Tetronal') gewinnt man durch Kondensation von Athylsulfhydrat und Diäthylketon
in der Kälte mit Salzsäuregas, das so hergestellte Mercaptol wird mit Permanganat zum
Sulfon oxydiert. So erhält man Diäthylsulfodiäthylmethan.
Riedel^) hat vorgeschlagen, zu den Kondensationen von Aceton und Athylmercaptan
statt der von Bau mann angewendeten Salzsäure konzentrierte Schwefelsäure zu ver-
wenden, welche auch weiter zur Oxydation dienen kann, doch ist diese Methode technisch
aus dem Grunde nicht ausführbar, da konzentrierte Schwefelsäure auf Mercaptane zer-
setzend einwirkt und Aceton kondensiert.
Folgendes Verfahren sollte bezwecken, den mit der Darstellung von Mercaptanen
verbundenen unangenehmen Geruch zu vermeiden, welcher Zweck aber nicht erreicht
wurde. Man wollte Methyl- und Äthylmercaptol des Acetons durch Einwirkung von Salz-
säure auf methyl- und äthylunterschwefligsavu-es Salz und Aceton darstellen-).
Die Darstellung von alkylsulfonsauren Salzen, welche ebenfalls als Schlafmittel Ver-
wendung hätten finden sollen, gelingt, wenn man die alkylschwefelsauren Salze auf die
Sulfite der Alkalien und Erdalkahen oder SchwermetaUe einwirken läßt^).
^Ä>sO, -i- Na.SO, = *^=^^>S03 + Na,SO,
Daß diese Verbindmig physiologisch wirksam sein soll, während es ja
bekannt ist, daß die Äthylschwefelsäure unwirksam ist, ist einfach nicht ein-
zusehen imd sicher unrichtig.
Die schwierige LösUchkeit des Sulfonals usw. in Wasser hat einen Versuch
veranlaßt, durch Einführung einer Aminogruppe in die Verbindung diese löslich
NH • PH
ZU machen. Da Aminosulfonal ^ • ^^2>C_ (SO^- CjH^), nicht in Ver-
wendung kam und die Patentanmeldung zurückgezogen wurde, scheint es sich
um eine unwirksame Substanz zu handeln*).
Das Verfahren beruht daraui, daß man Phthaliminoacetoäthylmercaptol oxydiert
und das so erhaltene Phthaliminosulfonal durch Säuren in Phthalsäure und Aminosulfonal
spaltet, oder daß man auf Phthaliminosulfonal zunächst Alkalien einwirken läßt und das
hierdurch erhaltene Alkalisalz der Sulfonalphthaliminosäure in Phthalsäure und Amino-
sulfonal spaltet.
Die von E. Fischer und Mering eingeführten Dialkylbarbitursäuren
(Veronal) (s. S. 493, 494) werden nach folgenden Verfahren dargestellt.
Im allgemeinen laufen alle Veronalpatente darauf hinaus, daß man von
Haus aus diäthylierte Malonsävure benützt und nicht umgekehrt die Barbitur-
säure alkyUert. Eine große Reihe von Patenten läuft darauf hinaus, Diäthyl-
barbitursäure durch Kondensation von Derivaten der Dialkylmalonsäure mit
Harnstoff oder dessen Derivaten mit oder ohne Anwendung eines Konden-
sationsmittels in Reaktion zu bringen.
Als solche Derivate der Diäthylmalonsäure wurden benützt der Ester,
das Chlorid, das Esterchlorid und das Nitril sowie das Amid, ferner Diäthyl-
cyanessigester, Diäthylcyanessigsäureamid, Diäthylmalonaminsäureester, welch
letzterer durch AlkyÜeren von Malonaminsäureester sowie durch Einwirkung
von Schwefelsäure auf Diäthylcyanessigester erhalten wird. Malonamid er-
hält man aus Diäthylcyanacetamid, aber auch aus Diäthylmalonylchlorid mit
wässerigem Ammoniak.
Statt Harnstoff wurden Acetyüiamstoff, Phenylguanidin, Dicyandiamid,
Dicyandiamidin, Biuret, AUophansäureester und Thiohamstoff verwendet.
M DRP.-Anm. 5086. 2) DRP. 46 333. ^) DRP. 55 007.
*) BB. 33, 1239, 2749 (1899). — DRP.-Anm. 7937, 9668 (zurückgezogen).
506 Schlafmittel und Inhalationsana«sthetica.
Als Kondensatioiismitfcel wirken Alkalien, AlkaUalkoholat, Natriumamid,
Calciumcarbid, Xatriumcyanamid.
Als Kondensationsmittel bei der Darstellung von Pyrimidinderivaten kann man
Calciumcarbid ^) verwenden.
Eine zweite Art der Darstellung ist die, daß man vorerst Diäthybnalon-
amide vei-wendet und diese mit Phosgen reagieren läßt, um den Ringschluß
zu erzielen. Statt Phosgeia kann man verschiedene Kohlensäureester verwenden.
Der Ringschluß kommt auch zustande bei der Darstellung der Diurethane aus
Diäthylmalonylchlorid und Urethan und Erhitzen dieser auf höhere Tempera-
turen oder Behandlmig mit Methylalkoholat.
Malonal ist Diäthylmalonylharustoff, identisch mit Veronal.
Proponal ist Dipropylbarbitursäure, welche noch stärker als Veronal wirkt.
Man erhält C-C-Dialkylbarbitursäuren^) durch Einwirkiuig von Dialkj-hnalonsäure-
ester auf Harnstoff oder Alkylharnstoffe bei Gegenwart von Metallalkoholaten :
(Alkj'l), • C<^g : °^g» + ^^CO = (Alkyl), • C<^g : ^^>CO + 2 aH, • OH
So erhält man Diäthylbarbitursäure aus Diäthylmalonsäureäthylester und Harnstoff in
Gegenwart von Xatriiunäthylat, Dipropylbarbitursäure aus Dipropylmalonester, Harnstoff
und Natriumäthylat. Ebenso kann man zu Methyläthylbarbitursäure, Methylpropylbar-
bitiu-säure, Äthylpropylbarbitursäure, Diisobutylbarbitursäure, Düsoamylbarbitursäure,
Dibenzylbarbitursäure, C-C-Diäthyl-N-methylbarbitursäure, C-C-Diäthyl-N-phenylbarbitur-
säure gelangen.
Statt des Harnstoffes können bei diesen SjTithesen dessen Acylderivate verwendet
werden, denn sie verbinden sieh bei Gegenwart von Metallalkoholaten mit den Dialkyl-
malonestern vmter gleichzeitiger Abspaltung der Acylgruppe und geben die gleichen Di-
alkylbarbitursäuren wie Harnstoff^). Statt der Metallalkoholate kann man zur Konden-
sation der Dialkylbarbitursäuren auch die Alkalimetalle selbst und femer die Amide der
Alkalimetalle benutzen^). Statt der alkoholischen Lösung des MetaUalkoholats kann man
dieses gepulvert als Kondensationsmittel benutzen^).
Zur Darstellung von Dialkylthio- und Iminobarbitursäure*) wird an Stelle von Harn-
stoff Thioharnstoff resp. Guanidin auf Dialkylmalonsäureester in Gegenwart von Metall-
alkoholaten einwirken gelassen. Beschrieben sind Diäthylthiobarbitursäure und Dipro-
pylthiobarbitursäure. In weiterer Ausbildung dieses Verfahrens') werden bei der Kon-
densation von Dialkylmalonsäureestern mit Guanidin und Thioharnstoff an Stelle der
Metallalkoholate die freien Alkalimetalle oder deren Amide verwendet und kann man
Guanidin ohne Zusatz eines Kondensationsraittels mit Dialkylmalonsäureestern erhitzen').
So z. B. kann man C-C-Diäthylthiobarbitursäure aus Diäthylmalonsäirreestern und Thio-
harnstoff mit Hilfe von Natriumamid und von Natrium erhalten.
Durch Kochen mit Mineralsäure erhält man dann Veronal.
2-AlkyliminopjTimidine werden dargestellt aus Guanidinderivaten, bei denen eine
Alkylgruppe im Imidwasserstoff steht, wobei mit oder ohne Zusatz von Kondensations-
mitteln mit Malonsäureabkömmlingen kondensiert wird').
Dialkylbarbitursäuren'") entstehen, werm man Dialkylmalonamide auf neutrale
Kohlensäureester in Gegenwart von Alkalialkoholaten einwirken läßt. Dabei findet fol-
gende Reaktion statt.
R>C<cC : S + c:h:o>CO = 2 CA . OH + g>C<^0 ; ^>CO
Bei der Darstellung aas Dialkylmalondiamiden und neutralen Kohlensäureestern
werden die Alkalialkoholate durch die Alkalimetalle oder deren Amide ersetzt'^).
M DRP. 185 963.
-) Merck, Darmstadt, DRP. 146 496. — E. Fischer, Liebigs Aim. 335, 334.
3) DRP. 147 278. ^) DRP. 147 279. ^) DRP. 147 280.
«) Merck, DRP. 234 012, Zusatz zu DRP. 146496.
') DRP. 235 801, Zusatz zu DRP. 146 496. «) DRP. 235 802.
8) E. Merck. DRP. 186 456.
^O) Baver. Elberfeld, DRP. 163 136. Analog sind DRP. 168 553 und 167 332.
") DRP. 168 406, Zusatz zu DRP. 163 136.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 507
An Stelle der neutralen Kohlensäureeater läßt man die halbseitig verestertern, durch
die Einwirkung von Alkalialkoholaten auf Schwefelkohlenstoff oder Kohlenstoffoxysulfid
entstehenden Derivate der Thiokohlensäure resp. Kohlensäure oder Schwefelkohlenstoff
resp. Kohlenstoffoxysulfid in Gegenwart von Alkalialkoholaten auf Dialkylmalondiamide
einwirken').
Durch Behandlung von Dialkylcyanessigester mit konz. Schwefelsäure erhält man
unter Wasseraufnahme Dialkylmalonaminsäureester^)
(CjHj)aC<(,QQ . p^g^ + HjO = (C2H5)jC<^Q . ^^ =
Diese Ester lassen sieh durch alkalische Kondensationsmittel mit Harnstoff usw. in
Dialkylbarbitursäuren resp. deren Derivate überführen. Die Kondensationsprodukte mit
Thioharnstoff oder Guanidin lassen sich in die Dialkylbarbitursäuren überführen.
Die Darstellung der Monoalkylbarbitursäuren^) geschieht durch Kondensation der
Monoalkylmalonsäureester mit Harnstoff durch Metallalkoholate.
Die Synthese der Dialkylbarbitursäuren^) gelingt leicht, wenn man erst die Dialkyl-
malonsäuren mit Chlorphosphor in die Chloride verwandelt und diese dann mit Harnstoff
erhitzt.
(Alk.)3 • C<^°^} + s'^>CO = (Alk.),C<^^ ; NH>CO + 2 HCl
Während nach dem Hauptpatent Veronale aus den Chloriden und Harnstoff erzeugt
werden, kann man Dialkylmalonylchlorid mit Thioharnstoff in Reaktion bringen; die
resultierenden Thiobarbitursäuren können durch Mineralsäuren leicht entschwefelt werden^).
Ätherartige Derivate der Barbitursäure erhält man, wenn man Alkyl- oder Aralkyl-
Ai'yloxyalkylmalonsäuren oder Diaryloxalkylmalonsäuren oder ihre Derivate, wie z. B.
die entspreclienden Ester, Säurechloride, Cyanessigester, Amidosäureester, Nitrile usw.,
nach den üblichen Methoden in Barbitursäuren überführt. Man kann auch in der Weise
verfahren, daß man zimächst die durch einen der oben genannten Substituenten mono-
substituierten Malonsäuren oder ihre Derivate in Barbitiu-säuren oder in ziu- Herstellung
von Barbitursäuren geeignete Zwischenprodukte umwandelt und den zweiten Substituenten
durch nachträgliche Alkylienmg einführt. Wenn man von Derivaten ausgeht, bei deren
Verwendung man nicht unmittelbar zur Barbitursäure gelangt, so ist es natürlich nötig,
die entsprechenden Derivate weiter zu behandeln, indem man z. B. aus den Iminobarbitur-
säuren, wie man sie bei der Kondensation mit Guanidin erhält, die Iminogruppe durch
Hydrolyse abspaltet. Der aus Phenoäthylmalonester und Halogenäthyl dargestellte Athyl-
phenoxäthylmalonsäurediäthylester liefert mit Natriumalkoholat und Guanidinnitrat eine
2-Iminobarbitm'säure, aus der durch Erhitzen mit 40proz. Schwefelsäure C-C-Athylphen-
oxäthylbarbitursäure
NH • CO • CCCHJ • CH, • CHj • O • Cf^K.
II II "
CO • NH • CO
erhalten wird.
Aus Diphenoxäthylmalonsäurediäthylester erhält man in gleicher Weise Diphenox-
äthylbarbitiu'säure. C-C-Propyl-p-kresoxäthylmalonsäurediäthylester gibt C-C-Propyl-
p-kresoxäthylbarbitursäure, C-C-Benzylphenoxäthylmalonsäurediäthylester liefert C-C-
Benzylphenoxäthylbarbitursäure ^ ).
Es werden unsynunetrisch substituierte Malonsäuren der allgemeinen Formel
(Rj)(R2)C(COOH)2 (worin Rj einen Alkyl- oder Aralkylrest, R, ein alicyclisches Radikal
oder eine sekundäre Alkylgruppe vom Typus des Isopropyls bedeutet) oder ihre Derivate
nach den üblichen Methoden in Barbitursäuren übergeführt. Eine Abänderimg des Ver-
fahrens besteht darin, daß man durch Alkyl- oder Aralkylreste bzw. durch ein alicyclisches
Radikal oder eine sekundäre Alkylgruppe vom Typus des Isopropyls monosubstituierte
Malonsäuren deren Derivate nach den üblichen Metlioden in Barbitursäuren überführt
imd in die auf diese Weise oder durch Monoalkylierimg der Barbitursäure gewonnenen
monosubstituierten Barbitursäuren oder in zur Herstellung dieser Säuren geeignete Zwi-
schenprodukte durch weitere Alkylienmg das zweite Radikal einführt und gegebenen-
falls die Zwischenprodukte in die Barbitursäuren überführt. Den Produkten kommt bei
geringer Giftigkeit große hypnotische Wirksamkeit zu.
1) DRP. 168 407, Zusatz zu DRP. 1G3 136.
2) E. Merck, Darmstadt, DRP. 163 200. ^) DRP. 146 948.
^) DRP. 146 949. 5) ßRp ig2 764, Zusatz zu DRP. 146 949.
«) Bayer, DRP. 295 492.
508 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Aus Cyclohexylcyanessigester stellt man Cyclohexyläthylcyanessigester her, der mit
Natriiunäthylat und Guanidinnitrat 5-Cyclohexyläthyl-2, 4-düminobarbitursäure liefert.
Durch Kochen mit 40proz. Schwefelsäure wird 5-Cyclohexyläthylbarbitursäure gewonnen.
Aus Isopropyläthylcyanessigsäureäthylester erhält man Isopropyläthylbarbitursäure.
Beschrieben sind femer C-C-Cyclohexylbenzylbarbitm-säure, C-C-Isopropylbenzylbarbitur-
säure und C-C-Äthylmethylpropylcarbinbarbitursäure
NH-CO-C(CA)-CH<^^ »)
CO-NH-CO X-N — CO
I I Alkvl
N-Halogenalkyl-C-C-dialkylbarbitursäuren der allgemeinen Formel CO C<^i5yi
Y-N— CO
wobei X = Halogenalkyl, Y = Wasserstoff oder Halogenalkyl, erhält man, wenn man ent-
weder N-Alkylen • C-C-dialkylbarbitursävire mit Halogen oder Halogenwasserstoff oder
Halogenalkylhamstoffe mit Dialkylmalonylhalogeniden behandelt. Diese Verbindmigen
sollen narkotische und sedative Eigenschaften zugleich haben.
Beschrieben sind : N • Monodibrompropyl-C-C-diäthylbarbitursäure
Br • CHj • CH(Br) • CH, • N— CO
I I P TT
OC C<^!'^s
HN— Cj
femer C-C-Dibenzyl-N-monodipropylbarbitursäure, C-C-Diäthyl-N-dichlorpropylbarbitur-
säure, C-C-Diäthyl-N-monobrompropylbarbitursäure, C-Phenyl-C-äthyl-N-monodibrom-
propylbarbitursäure, N-N-Tetrabromdipropyl-C-C-diäthylbarbitursäure^).
Atherartige Derivate der Barbitursäure erhält man, wenn man Alkylalkoxyalkyl-
oder Dialkoxyalkyhnalonsäuren oder deren Derivate nach den für die Darstellung von
Barbitursäure oder deren C-Mono- und Dialkylsubstitutionsprodukte bekannten Me-
thoden in die entsprechenden C-C-Alkylalkoxyalkyl- bzw. Dialkoxyalkylbarbitursäuren
überführt. So erhält man aus Malonsäureätliylester, Natriumalkoholat und Jodäthyläther
J • CH, • CHj ■ O • C0H5 Diäthoxyäthylmalonsäiu'eäthylester, welcher mit JCatriimiäthylat
und Harnstoff bei 100° die C-C-Diäthoxyäthylbarbitursäiu'e
NH • CO • C <p|j^5. cjj^ . o . c__H5 gibt.
CO • NH • CO
Ferner ist die C-C-Athyläthoxyäthylbarbitua'säure
NH • ro • n^^^" ■ *-'^2 ■ o • C2H5
I I '-'Ü2 (^tl^ 'J "^zJ^ä
CO • NH • CO
beschrieben^).
/y-Dialkylhydantoine (2.4-Diketo-5.5-dialkyltetrahydroimidazol), wie Diäthyl-
hydantoin und Dipropylhydantoin lassen sich durch Alkylierung in Trialkylhydantoine
(2.4-Diketo-5.5.3-trialkyltetrahydroimidazole) überführen, welche hypnotische Wirkungen
haben. Triäthylhydantoin ^ 2 5^2 ^ ^ ^CO entsteht aus Diäthylhydantoin, Atzkali
CO ■ NC2H5
imd Bromäthyl. Beschrieben sind ferner j';-Methyläthyl-£-äthylhydantoin und rve-Tri-
propyUiydantoin *).
DRP. 247 952 beschreibt Alkylarylbarbitursäuren und Arylbarbitursäuren. Be-
schrieben werden Phenyläthylbarbitursäiu'e, Phenylmethylbarbitursäure, Phenylpropyl-
barbitursäure, Phenylbenzylbarbitursäure und p-Methoxyphenyläthylbarbitursäure. Man
erhält sie aus den substituierten Malonsäiu^n, nach dem für die Veronalsynthese passen-
den Verfahren.
Man erhält Derivate der Barbitursäure durch Einwirkung von Malonylhalogeniden,
die einen Phenylrest enthalten auf Isoharnstoffalkyläther ; die so erhaltenen Produkt©
behandelt man mit Säuren. So erhält man 2-Methoxy-5-phenyläthylbarbitiu'säure aus
Phenyläthylmalonylchlorid, Isoharnstoffmethylätherchlorhydrat imd Lauge. 2-Athoxy-
1) Bayer, DRP. 293 163. -) Merck, DRP. 265 726.
3) Byk, DRP. 285 636. *) Einhorn, DRP. 289 248.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 509
5-benzylbarbitursäure erhält man aus Benzylmalonchlorid und Isohamstoffäthyläther-
chlorhydrat und Lauge. Nach der Kondensation wird mit Essigsäure abgeschieden. Zu
der gleichen Substanz gelangt man aus Phenylmalonylchlorid. Durch Hydrolyse von
2-Methoxy-5.5-phenyläthylbarbitursäure mit Salzsäure erhält man Phenyläthylbarbitur-
säure. Durch Hydrolyse von 2-Äthoxy-5-benzylbarbitursäiu'e mit Bromwasserstoffsäure
erhält man 5-Benzylbarbitursäure, ebenso durch Hydrolyse mit starker Schwefelsäure').
Mono- oder dialkylierte Malonylhalogenide läßt man auf Isoharnstoffalkyläther ein-
wirken und erhält 2-Alkyloxy-, 5-Mono- imd Dialkylbarbitursäuren. Aus Diäthylmalonyl-
chlorid und Isohamstoffmethylätherchlorhydrat und Lauge erhält man 2-Methoxy-5-di-
äthylbarbitursäure. Aus Athylraalonylchlorid und Isohamstoffmethylätherchlorhydrat
erhält man 2-Atlioxy-5-äthylbarbitursäure. Aus 2-Methoxy-5-diäthylbarbitur8äure kann
man durch Hydrolyse mit starken Halogenwasserstoffsäuren Diäthylbarbitursäure er-
halten^).
DRP. 258 058 beschreibt ein Verfahren zur Darstellung von C-C-Dialkylbarbitur-
säuren, welche am Stickstoff ungesättigte Kohlenwassorstoffreste enthalten. Man erhält
sie durch Erhitzen der Halogenide der Dialkylmalonsäuren mit Alkylenharnstoffen. Aus
MonoalkyDiarnstoff und Diäthylmalonylchlorid erhält man durch Erhitzen auf 100 — 120°
C-C-Diäthyl-N-monoalkylbarbitiu^äure. Erhitzt man diese mit Lauge und säuert dann
an, so scheidet sich C-C-Diäthyl-N-monoalkylbarbitursäure aus. Aus Dialkylharnstoff
und Diäthylmalonylchlorid gelangt man in beschriebener Weise zur C-C-Diäthyl-N-N-di-
alkylbarbitursävu-e.
DRP. 265 726 beschreibt ein Verfahren zur Darstellung von N-Halogenalkyl-C-C-di-
alkylbarbitursäuren, darin bestehend, daß man entweder N-Alkylen-C-C-dialkylbarbitur-
säuren mit Halogen oder Halogenwasserstoff oder Halogenalkylhamstoffe mit Dialkyl-
malonylhalogeniden behandelt.
Beschrieben werden die Darstellungen von N-Monodibrompropyl-C-C-diäthylbar-
bitursäure, C-C-Dibenzyl-N-monodibrompropylbarbitursäure, C-C-Diäthyl-N-dichlorpropyl-
barbitursäure, C-C-Diäthyl-N-monobrompropylbarbitursäure, C-Phenyl-C-äthyl-N-mono-
dibrompropylbarbitursäure, N-N-Tetrabromdipropyl-C-C-diäthylbarbitursäure.
DRP. 268 158 beschreibt ein Verfahren zur Darstellung von C-C-Mono- und Dialkyl-
barbitursäure, darin bestehend, daß man Barbitxirsäure oder deren Salze mit Alkylhalogem-
den behandelt und gegebenenfalls die Monoalkylbarbitursäure durch weitere Einwirkung
von Alkylhalogenid in das Dialkylderivat überführt.
Sedative Mittel, wie Phenyldipropylacetamid, Phenyldiäthylacetylharnstoff usw.
kann man erhalten, indem man Phenyldipropylacetonitril mit Alkali im Autoklaven er-
hitzt. Aus Phenyldiäthylacetonitril erhält man Phenyldiäthylacetamid ^).
DRP. 249 241 beschreibt ebenfaUs Sedativa, wie a-Phenyl-n-valeriansäureamid und
Phenyläthylacetylharnstoff.
Das Chlorhydrat von
CO— N
CH I II
CO — NH
besitzt allgememe sedative Wirkungen nur in sehr geringem Grade, ins-
besondere keine betäubende bzw. schlaferregende bzw. schmerzstillende
Wirkung*).
C-C-Diallcylbarbitursäuren') erhält man durch Alkylierung vox C-Monoalkylbar-
bitursäuren (aus Monoäthylmalonester imd Harnstoff mit Natriumäthylat) mit Jodäthyl
und Lauge in geschlossenen Gefäßen.
C-C-Dialkyliminobarbitursäuren*) erhält man aus Dialkylcyanessigester und Harn-
stoff durch Einwirkung von Metallalkoholaten.
CN fH
^>C-COOR -f ^^>C0 = ^C<^-NH>*^^ + ^A • OH
Diese Verbindungen lassen sich leicht durch Ammoniak abspaltende Mittel in entsprechende
Barbitursäuren verwandeln.
1) DRP. 249 722. 2) DRP. 249 907. =) DRP. 248 777.
■•) M. Freund und K. Fleischer, Ami. 379, 28 (1910). ^) DRP. 144 432.
«) DRP. 156 384.
510 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Die Kondensation von Dialkylcyanessigester und Harnstoff oder dessen Derivaten
wird statt durch Metallalkoholat durch freie Alkalimetalle oder deren Amide bewirkt^).
Arbeitet man nicht nach DRP. 156 384 mittels Erwärmen, sondern bei gewöhnlicher
Temperatur, so entstehen Cyandialkylacetylhamstof fe der Formel ~> C ■ CN
CO ■ NH • CO • NHR
Diese CyandialkjiacetyUiamstoffe soUen dxirch Kondensation in Iminodialkylbarbitur-
säuren übergeführt werden, aus denen durch Ammoniak abspaltende Mittel leicht die
Dialkylbarbitursäuren erhältlich sind 2).
An Stelle des Harnstoffes werden Acylharnstoffe mit Dialkylcyanessigestem in Gegen-
wart von Metallalkoholaten kondensiert, eventuell bei Gegenwart von Metallen oder deren
Amiden^).
Man erhält Barbitursäure*) und ihre Homologen durch Einwirkung von wässerigen
Säuren auf Iminobarbitursäure (2.6-Dioxy-4-aminopyridin) oder deren Derivate.
An Stelle von 2.6-Dioxy-4-aminopyrimidin wird hier 5-Mono- und 5-Dialkyl-4.6-di-
amino, 2-Oxy- resp. 4.6.2-Triaminopyrimidin zwecks Überführung in die entsprechenden
Alkylbarbitursäuren mit wässerigen Säuren erhitzt^).
F. G. P. Re mf r y*) hat Malonester mit Malonamiden kondensiert und dabei gefunden,
daß der achtgliedrige Ring des Malonylmalonamids nur entsteht, wenn Malonamid mit
Estern der Malonsäure, Monoalkylmalonsäuren oder der Dimethylmalonsäiu'e kondensiert
wird. Monoalkylierte Malonamide kondensieren .sich mit Malonester oder Monoalkyl-
malonestem zu Diketotetrahydropyrimidinen. Mit Malonylchloriden erhält man ähnliche
Resultate wie mit den entsprechenden Estern. Nach den Versuchen von H. H. Dale sind
sie aber in bezug auf Hypnose unwirksam.
Man erhält C-C-Dialkylbarbitursäuren') aus den entsprechenden Dialkylmalonyl-
guanidinen (Dialkyl-2-imino-4.6-dioxypyrimidinen) durch Abspaltung der Iminogruppe mit
Oxydationsmitteln in saurer Lösung, z. B. Natriumnitrit, Chromsäure. Die Darstellung
der C-C-Dialkyliminobarbitursäuren*) gelingt auch durch Behandlung von Guanidin mit
C-C-Dialkyhnalonylchloriden.
[Dialkylierte Diiminooxypyrimidine')
NH CO • CRj
I \
C(:NH)-NH-C : NH
erhält man durch Einwirkung von dialkyUerten Cyanessigestem auf Guanidin in Gegenwart
von Alkalialkoholaten. Beim Behandeln mit verseifenden Mitteln tauschen sie glatt beide
Iminogruppen gegen Sauerstoff aus, wobei die dialkylierten Barbitursäuren entstehen,
Cyanderivate des Pyridins erhält man, wenn man Dicyandiamid mit Acetessig-
ester, Malonsäureester, Cyanessigsäureester oder den Substitutionsprodukten dieser Ester
mit Hilfe von alkalischen Mitteln kondensiert'").
An Stelle von Dicyandiamid kann man Guanylharnstoff mit Malonsäurederivaten oder
den Monoalkylderivaten bei Gegenwart alkalischer Mittel kondensieren. Die entstehenden
Kondensationsprodukte gehen durch verseifende Mittel leicht in Barbitursäuren über").
An Stelle von Dicyandiamid wird hier Guanylharnstoff mit Malonsäm'ederivaten
kondensiert '^).
Verbindungen der Morphiumalkaloide mit Barbitursäurederivaten erhält man, indem
man die Morphiumalkaloide oder deren Derivate auf Dialkylbarbitursäure entweder in Form
der freien Verbindungen oder in Form üirer Salze in molekularen Mengen, gegebenenfalls
in Gegenwart geeigneter Lösungs- oder Verdünnungsmittel einwirken läßt. Beschrieben
sind: Morphindialkylbarbitursäure, Dimethylmorphin-Dialkylbarbitvu-säure, Athylmorphin-
Dialkylbarbitursätu-e, Alkyhnorphinsulfat, Alkylmorphin-Dialkylbarbitursäure, Äthylmor-
phin-Dialkylbarbitursäure , Kodein-Dialkylbarbitursäure, Dihydromorphin-Dialkylbarbi-
tvu'säure, Dihydrokodein-Dialkylbarbitursäure '').
Die Kondensation von Dicyandiamid mit Dialkyknalonest-em in Gegenwart alkalischer
Kondensationsmittel wird bei 120° 8 Stunden lang im Autoklaven durchgeführt'*).
1) DRP. 165 222, Zusatz zu DRP. 156 384. — M. Conrad, Liebigs Ann. 340, 310.
=) DRP. 156 383. ") DRP. 172 980, Zusatz zu DRP. 156 384.
*) DRP. 156 385. ^) DRP. 165 693, Zusatz zu DRP. 156 385.
6) Joum. Chem. Soc. London 99, 610 (1911). ') Schering, Berlin, DRP. 189076.
«) Merck, Darmstadt, DRP. 158 890. °) Bayer, Elberfeld, DRP. 158 592.
1») DRP. 158 591. ") E. Merck, DRP. 170 586, Zusatz zu DRP. 158 591.
»2) DRP. 180 119, Zusatz zu DRP. 158 591.
13) Ges. f. chem. Ind. Berlin. DRP. 322 335.
") DRP. 175 795, Zusatz zu DRP. 158 591.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 511
Veronal entsteht beim Erwärmen von Biuret mit Diäthylmalonylchlorid, wobei im
Verlaufe der Keaktion der Rest CONH2 abgespalten wird*).
Ebenso kann man aus AUophansäiu-eester und Diäthylmalonsäureester sowie aus
Biuret und DialkyUnalonester Veronal erhalten oder allgemein aus Hamstoffderivaten
der allgemeinen Formel NHj — CO — NH — CO — X, worin X NH, oder O • Alkyl
bedeutet, die man mit Dialkylderivaten der Malonester kondensiert-).
Dialkylmalonylhaloide werden mit Allophansäureestern erhitzt und geben Dialkyl-
barbitursäuren ^).
Dialkylierte Malonylamide und Malonaminsäureester, sowie die Ammoniumsalze
lassen sich nicht praktisch in Amide verwandeln, sondern nur Säurechloride, wie Emil
Fischer und Dilthey gefunden haben^). Man kann aber zu den Dialkylmalonaminsäure-
derivaten gelangen, wenn man die entsprechenden Cyandialkylacetverbindvmgen mit kon-
zentrierten anorganischen Sauerstoffsäuren behandelt. So erhält man z. B. aus Cyandiäthyl-
acetamid mit konzentrierter Schwefelsäure Diäthylmalonamid.
Die Cyandialkylacetylhamstoffe werden mit konzentrierten anorganischen Säuren
erhitzt, wobei sich nach DRP. 162 280 Diäthylmalonursäureamid bildet. Beim längeren
Erhitzen entsteht aber Veronal. Man karm auch Salzsäure benutzen^).
Zur Veronalsynthese werden Dialkylmalonursäureamide mit konzentrierten Säuren
erhitzt [Schwefelsäure oder Salzsäure*)].
Triiminobarbitursävu'en erhält man durch Kondensation von alkylierten Malonitril-
derivaten mit Guanidin mit und ohne Kondensationsmitteln sowie von Guanidin-
derivaten ' ).
Düminobarbitursäuren erhält man durch Kondensation von Malonitril oder seinen
alkylierten Derivaten mit Harnstoff und seinen Derivaten mit Kondensationsmitteln
alkalischer Art*).
Am Kohlenstoff dialkylierte 2.4-Diimino-6-oxypyrimidine erhält man aus dialkylier-
ten Cyanessigestem und Guanidin durch Verwendung von AlkaUamid oder freiem Alkali-
metail als Kondensationsmittel ').
Man kann die beiden Komponenten auch ohne Zusatz eines Kondensationsmittels
aufeinander einwirken lassen'").
C-C-Dialkylbarbitursäuren'^) karui man auch durch Oxydation von 2-Thio-4.6-dioxy-
dialkylpyrimidinen erhalten. Die Ausgangsmaterialien erhält man durch Kondensation
von dialkylierten Cyanessigestem mit Thiohamstoff, wobei alkyhert« Iminothiooxypyri-
midine der Formel:
NH • CO • CRj
I I
CS • NH • C : NH
entstehen, die man verseift. Man erhält so 2-Thio-4.6-dioxypyrimidinderivate und behan-
delt diese mit Oxydationsmitteln.
Schering, Berlin, stellen Dialkylbarbitursäuren durch Behandlujig von Dialkyl-
malonylguanidinen mit Säuren ohne Anwendung von Nitriten dar'^). Dialkylmalonyl-
guanidine werden mit Nitriten bei Gegenwart von wasserfreier Säure behandelt'^). Dialkyl-
malonylguanidine werden als mineralsaure Salze mit Wasser zweckmäßig unter Druck
erhitzt ").
Dialkylmalonylguanidine stellt man her durch Behandlung von Dialkylmalonsäviren
und einem Guanidinsalz mit konzentrierter Schwefelsäure'^).
N-Mono- und Dioxyalkyl-C-C-dialkylbarbitursäuren werden dargestellt, indem
man entweder auf Dialkylbarbitursäuren Halogenhydrine oder Alkylenoxyde ein-
wirken läßt oder die dioxalkylierten Produkte nach den für die Darstellung von
Barbitursäuren bekaimten Methoden aus oxalkylierten Harnstoffen xmd Malonsäure-
derivaten aufbaut'*).
Halogensubstituierte Iminodialkylpyrimidine werden dargestellt durch Behandlung
der Basen mit Halogenen bzw. halogenabspaltenden Mitteln. Sie nehmen zwei Halogen-
') Merck, DRP. 162 220. ') Merck, DRP. 183 857. ^) DRP. 177 694.
*) Merck, DRP. 162 280. — BB. 35, 844 (1902).
^) DRP. 165 225, Zusatz zu DRP. 162 280. «) DRP. 174 178.
') Merck, DRP. 165 692. sj Merck, DRP. 166 468.
S) Merck, DRP. 162 657. ") DRP. 169 405, Zusatz zu DRP. 162 657.
") Bayer, Elberfeld, DRP. 162 219. '^j drp 201244.
") Schering, DRP.-Anm. 130 377 (versagt).
") DRP.-Anm. C. 15 767 (zurückgezogen). '^j Ciba, DRP. 204 795.
") Heinrich Byk, DRP.-Anm. C. 16 136 (zurückgezogen).
512 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
atome am Stickstoff der Iminogruppe auf. Das Chlorderivat wird durch längeres Kochen
mit Wasser in Diäthylbarbitursäure verwandelt i).
Veronal wird dargestellt, indem man Dialkylmalonyldiurethane für sich oder unter
Zusatz von Kohlensäurederivaten, wie Diphenylcarbonat und Harnstoff auf höhere Tem
peraturen erhitzt^).
Man erhält Veronal, indem man Dialkylmalonyldiurethane mit Metallalkoholaten
in (Jegenwart oder bei Abwesenheit von Alkohol erhitzt^). Man erhält aus den Urethanen
die Barbitursäm-en mit alkoholischen oder wässerigen Alkalien oder mit konzentrierter
oder rauchender Schwefelsäure^). Statt mit Metallalkoholaten kann man auch mit Am-
moniak oder mit organischen Basen in der Wärme arbeiten^).
Dialkylbarbitursäuren erhält man durch Kondensation von Dialkylmalonaminsäure-
ester mit Harnstoff bzw. Thioharnstoff oder Guanidin in Gegenwart von alkalischen Kon-
densationsmitteln ').
Barbitursäuren können auch durch Behandlung der Iminobarbitursäuren oder deren
in der 2. Iminogruppe durch Cyan bzw. Alkyl substituierten Derivate mit Alkylnitriten
dargestellt werden').
5-Dialkyl-2-cyanimino-4.6-diiminopyrimidine erhält man durch Einwirkung di-
alkylierter Malonitrile in Gegenwart von alkalischen Kondensationsmitteln auf Dicyan-
diamid. Dieselbe Reaktion kann man unter Druck und bei höherer Temperatur vornehmen').
Die durch alkalische Kondensation von dialkylierten Cyanessigestem oder Malon-
estem bzw. Malonitrilen mit Dicyandiamid erhältlichen Pyrimidinderivate werden mit
Säuren behandelt'). Es werden statt der Kondensationsprodukte aus Dicyandiamid die
entsprechenden Kondensationsprodukte aus Guanylharnstoff mit Dialkylderivaten des
Malonesters, der Malonylhaloide usw. mit Säuren behandelt'").
Sehr älinlich ist folgendes Verfahren"). Es wird Guanyldiäthylbarbitursäure dar-
gestellt, indem man Dicyandiamidin (Guanylharnstoff) und Diäthylmalonsäureester in
Gegenwart alkaUscher Kondensationsmittel erhitzt. Beim Erhitzen mit Schwefelsäure
erhält man leicht Veronal.
2-Thio-4.6-dioxypyrimidin und dessen C-alkylierte Derivat« erhält man durch Ver-
seifung von 2-Thio-4.6-düminopyrimidin oder dessen Derivaten'^).
Diurethanderivate dialkylierter Malonsäuren erhält man durch Erhitzen von Dialkyl-
malonsäurechloriden mit einem TJrethan auf 100°'^). Beim Erhitzen von Dialkylmalonyl-
chloriden mit Urethanen entsteht ein flüssiges Reaktionsgemisch, welches im Vakuum
fraktioniert destilliert wird''').
Man kann auch Dialkyl-2-aryliminonarbitursäuren durch Kondensation von Dialkyl-
malonsäureester mit Arylguanidinen darstellen '^).
Dialkylthiobarbitursäuren gehen beim Erhitzen mit Lösmigen von Schwermetall-
salzen in Dialkylbarbitursäuren über'*).
Aus Dialkylmalonsäureestern und Harnstoff erhält man mit Dinatriumcyanamid als
Kondensationsmittel bei 105 — 110° Veronale").
Durch Erhitzen von Dialkylthiobarbitursäuren mit nicht oxydierend wirkenden
Mineralsäuren erhält man Veronale "). Man kann auch organische Säuren, wie Essigsäure,
Oxalsäure, Toluolsulfosäure verwenden, auch saure Salze, wie Natrivunbisulfit ").
Dialkylthiobarbitursäuren tauschen beim Erhitzen mit aromatischen Aminen Schwefel
gegen den Aminrest aus und so entstehen Dialkylaryliminobarbitursäuren, welche beim
Erhitzen mit Säiu-en unter Abspaltung der entsprechenden aromatischen Amine in Dialkyl-
malonylharnstoffe übergehen ^'').
Arylcarbonate setzen sich mit Alkylmalonamiden zu Barbitursäurederivaten um.
Man kann Dialkylbarbitursäuren durch Kondensation von Dialkylmalonamiden mit Kohlen-
säurediarylestern oder Alkylkohlensäurearylestern durch Erhitzen ohne Kondensations-
mittel erhalten^').
') Bayer, DRP. 217 946. ~) Bayer, DRP. 183 628.
ä) Wilhelm Traube, DRP. 171 992.
«) DRP. 172 885, Zusatz zu DRP. 171992. ^) DRP. 172886, Zusatz zu DRP. 171992.
«) DRP. 163 200. — M. Conrad und A. Zart, Liebigs Ann. 340, 335.
') Otto Wolfes, Darmstadt, DRP. 175 592. «) Bayer, DRP. 175 588.
") DRP. 175 589, Zusatz zu DRP. 175 588.
">) Bayer, DRP. 165 223, Zusatz zu diesem Patent DRP. 187 990.
") Heyden, Radeboul, DRP. 171 147. '2) Bayer, DRP. 171 292.
13) Traube, DRP. 179 946. '^) DRP. 180 424, Zusatz zu DRP. 179 946.
'5) Höchst, DRP. 172 979. '«) DRP. 170 907. ") Höchst, DRP. 178 935.
'S) Einhorn, DRP. 165 649. ") DRP. 172 404, Zusatz zu DRP. 165 649.
») DRP. 166 266. 21) Einhorn, DRP. 168 553.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 513
Durch Erhitzen von Dialkylmalonsäurediarylestem mit Guanidin oder Guanidin-
salzen erhält man aus Diäthylmalonsäurediphenylester und Guanidincarbonat bei 160°
Phenol und Diäthyl-2-iminobarbitursäure, die man in Veronal überführen kann').
Tetrasubstituierte Diureide der Dialkylraalonsäuren gehen durch saure Konden-
sationsmittel in Dialkylbarbitursäuren über. Man erhält diese Diureide durch Einwirkung
von Dialkylmalonylchloriden auf a.syrametrische diäubstituierte Harnstoffe*).
Mono- und Dialkylmalonylguanidine erhält man aus Mono- bzw. Dialkylmalonsäure-
«stem mit Guanidin bei Gegenwart von Alkalialkoholat^).
Man erhält Veronale durch Behandlung der entsprechenden Dialkylmalonylguanidine
mit Säuren*).
Veronale werden durch Behandlung der entsprechenden Guanidinderivate in saurer
Jjösung mit Xitrit hergestellt. Die Ausbeute soU 90 — 100% betragen^).
Die direkte Alkylierung der Barbitursäure gibt sehr schlechte Ausbeute, hingegen
kann man Malonylguanidin sehr gut alkylieren, wobei die Iminogruppe nicht gut alkyliert
wird').
Durch Kondensation von Urethanen mit Malonaminsäureestern bzw. deren Alkyl-
derivaten mit alkalischen Kondensationsmitteln erhält man Barbitursäuren und deren
Alkylderivate ').
Dialkylmalonaminsäureester erhält man durch Alkylierung der Malonaminsäure-
ester, wobei man die beiden Alkylgruppen nacheinander einfülu^n kann*).
Dialkyliminobarbitursäuren werden durch Erhitzen von Dialkylmalonsäurediaryl-
estem mit Guanidin oder Guanidinsalzen erhalten').
Man ersetzt die Iminogruppe in den Iminobarbitursäuren durch Sauerstoff durch
Erwärmen mit mineralsavu'en Metallsalzen, in denen das Metall als Sesquioxyd enthal-
ten ist").
Die am Kohlenstoff alkylierten Dialkyl-2.4-diimLno-6-oxypyrimidine werden mit
wässerigen Säuren behandelt '').
Diäthyknalonylcarbonyldihamstoff wird durch Erhitzen von Diäthylmalonsäure-
estem mit Carbonyldiharnstoff und Xatriumalkoholat oder analogen Kondensationsmitteln
hergesteUt ^).
Veronal stellt man her durch Einwirkumg von Phosgen auf Diäthylmalonamid bei
einer über 100° liegenden Temperatiir").
Dialkylmalonamide erhält man aus Dialkylmalonylclilorideu, indem man Ammoniak
in wässeriger Lösving in fünffacher Menge benützt und das Chlorid unter Rühren unter-
halb 25° einfließen läßt").
Veronal wird aus den Estersäure-Ureiden
NH — CO
' C TT
CO c<^22!
NHj COO.CjHs
der substituierten Malonsäuren mit alkalischen Reagention dargestellt '').
Man erhält Veronale durch Erwärmen %'on Dialkylmalonamid mit Oxalylchlorid.
Diese Reaktion vollzieht sich unter Abspaltung von Salzsäure und Kohlenosyd'*).
Bei der Umsetzung von Oxalylchlorid mit Dialkylmalonamiden entstehen auch
dann C-C-Dialkylbarbitursäuren, wenn man jene Verbindungen in einem gegen Oxalyl-
chlorid indifferenten Verdünnungsmittel, ohne zu erwärmen, z. B. in Gegenwart bzw. in
Lösung von Essigsäureanhydrid, längere Zeit aufeinander einwirken läßt. Die Patent-
schrift enthält ein Beispiel für die Darstellung von Diäthylbarbitursäure").
Dialkyläthylenbarbitursäuren werden dai^estellt, indem man Dialkylbutantetra-
carbonsäureester der Formel
CH2 • C(R)(COO • CJHj).,
CHj • C(R)(COO • CjHi)«
M Merck, DRP. 231887. =) Einhorn, DRP. 193 446.
3) Sehering, DRP.-Anm. 0 14 459. •) Schering, DRP. 201244.
ä) Schering, DRP. 189 076. ») Schering, DRP. 174 940.
') DRP. 171294. S) DRP. 182 045. ') Hevden, DRP. 231887
W) DRP.-Anm. C 14 713. ") Bayer. DRP. 180669.
12) Heyden, DRP. 165 224. "j ^gfa, DRP. 167 332.
W) Agfa, DRP.-Anm. A. 11462. ^^) Böhringer, Waldhof, DRP. 193 447.
1«) Alfred Einhorn, München, DRP. 225 457.
1') Alfred Einhorn, München, DRP -227 321, Zusatz zu DRP. 225 457.
Fränkel. Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 33
514 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
mit Harnstoff in Gegenwart von Alkoholaten unter Druck erhitzt. Die Ausgangsmaterialien
werden aus rohem, im Vakuum von Maloneäureester und Trimethylenbicarbonsäureester
befreitem Butantetracarbonsäiu-eeeter mit Natriumäthylat und Alkylhalogenid dargestellt.
Beschrieben sind Dipropylbutantetracarbonsäureester, Dibenzylbutantetracarbonsäure-
ester, Diäthyläthylendibarbitursäure, Dipropylenäthylendibarbitursäure ^).
Merck, Darmstadt^) stellen C-C-Dialkyliminobarbitursäuren durch Erhitzen von
C-C-Dialkylmalonsäurediarylestern mit Guanidin oder Guanidinsalzen her. Zwar reagieren
auch die Dialkylester der Dialkylmalonsäure mit Guanidin unter Bildung von C-C-Dialkyl-
iminobarbitursäuren. Die beiden Reaktionen sind aber verschieden, da die Dialkylester
nicht wie die Diarylester auch beim trockenen Destillieren, sondern nur beim längeren Er-
wärmen in alkoholischer Lösung mit Guanidin reagieren, und zweitens dadurch, daß die
Diarylester sowohl in Gegenwart als auch in Abwesenheit von Alkohol stets nahezu glatt
reagieren, während die Dialkylester beim Erwärmen in alkoholischer Lösimg nur zu 55
bis 60% Ausbeute führen.
Dial ist ein Verona!, in dem die beiden Äthylgruppen durch Allylgruppen
ersetzt sind. Es soll schon in Dosen von 0.15 einen Vstündigen Schlaf erzeugen.
Didial ist eine Verbindung von Diallylbarbitursäure mit Äthylmorphin.
Dialacetin ist eine Kombination von Diallylbarbitursäure mit p-Acetamino-
phenylallyläther.
Ciba beschreibt die Darstellung von Chinindiallylbarbitursäure, Hydrochinin-
diallylbarbitursäure, EuchLnindiallylbarbitur.säure, Cinchonindiallylbarbitursäure, Athyl-
hydrocupreindiaüylbarbituTsäure. Die Substanzen sollen als Wehenmittel Verwendung
finden'). jj O
N — C
Diogenal ist Dibrompropylveronal O = C\ ^(CjHsJj .
CjHjBrjN CO
Es soll nur den vierten Teil der Giftigkeit des Veronals haben.
CO— NH
C H I I
Luminal (Phenyläthylbarbitursäure) ist „°„^>C CO , verwandelt sich
^2^b I 1
CO — NH
in Lösungen seiner Salze leicht imter Kohlensäureabspaltmig in Phenyläthyl-
acetylharnstoff*). Es wirkt stärker hypnotisch als Veronal.
Nirvanol ist j'-;'-Phenyläthylhydantoin, ein geschmackloses Benihigimgs-
und Schlafmittel.
Die Natriumverbindung von Phenylcyanacetaraid gibt mit Jodäthyl Phenyläthyl-
cyanacetamid. Es löst sich beim Eintragen in Natriumhypobromitlösung und gibt nach
kurzem Erwärmen Phenyläthylhydantoin. In analoger Weise erhält man Phenylallyl-
hydantoin^).
Diäthylmalonamid gibt mit Kaliumhypobromit Diäthylhydantoin. Das aus Phenyl-
äthylcyanacetamid und konz. Schwefelsäure bei 125° dargestellte Phenyläthylmalonamid
gibt mit Natriumhypobromit nach mehrstündigem Stehen Phenyläthylhydantoin. Läßt
man, nachdem das Amid in Lösung gegangen, nicht mehrere Stunden stehen, sondern säuert
diese Lösung sofort an, so erhält man bei Verwendung von Hypochlorit ein chloriertes Amid
(CjHslj • C(CO • NHa) • CO • NHCl. Diallvlmalonamid liefert mit Natriumhypochlorit
.CO • NH
C-C-Diallylhydantoin (CaHg), • C< | ").
^NH • CO
Urethan NHg • COO • C2H5 wirkt hypnotisch, GlykokoUäthylester NHj • CHj
• COO • CjHg nicht (S. Frän kel). Es hängt mit der Art und Weise der Bindung
zusammen, ob eine Äthylgruppe Schlaf macht oder nicht.
Die Äthylgruppen in den meisten Schlafmitteln sind bigeminiert. Aber
die bigeminierte Äthylgruppe hat durchaus nicht in allen Ringbindmigen hyp-
1) Albert Wolff , Köln, DRP. 233 968.
«) E. Merck, Darmstadt. DRP. 231 887. =) DRP. 329 772.
') Impens, Deutsche med. Wochenschr. 1913, Nr. 20.
') Heyden, Radebeul, DRP. 309508. ») DRP. 310426, Zusatz zu DRP. 309508.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Alkyl beruht. 515
notische Effekte, sie schafft aber jedenfaüs wirksame Substanzen, während die
einfache Äthylsubstitution dies nicht vermag, ebensowenig wie die bigeminierte
Methylgruppe.
Phloroglucin ist unü^irksam, Monomethylphloroglucin für Frösche giftig,
Dimethylphloroglucin macht in relativ großen Dosen die Initialerscheinungen
der Monomethylphloroglucinvergiftung ^). Wenn bigeminierte Äthylgruppen
für die Kern Wasserstoffe emtreten, erhält man Substanzen, welche durchaus
strychninartig wirken. Die methylierten Derivate zeigen zum Unterschiede
von den äthylierten keine Wirkung. Die Phloroglucinderivate mit bigeminierten
Äthylgruppen verhalten sich beim Säugetier und beim Kaltblüter verschieden.
Beim Säugetier reagieren die reinen Ketoderivate nicht, sondern es ist zum
Zustandekommen der Wirkimg noch die Gegenwart einer Hydroxylgruppe not-
wendig. Beim Frosche hingegen wirken die Ketoderivate auch bei Abwesenheit
von Hydroxyl sehr gut strychninartig. Untersucht wurden Diäthylphloroglucin,
Tetraäthylphloroglucin, Pentaäthj'lphloroglucin, Hexamethyiphloroglucin,
HexaäthylphJorogluein. Die Substanzen zeigen keine narkotischen Effekte.
Die bigeminierten Äthylgruppen können in bestimmten Ringbindungen strych-
ninartige Krämpfe verursachen^).
Baldi komite narkotische Effekte durch Einführung von fetten Kohlen-
wasserstoffresten in unwirksame aromatische Verbindungen erhalten. Hierbei
zeigten sich interessante Verhältnisse, welche die Abhängigkeit der hypnotischen
Wirkung nicht nur von dem Vorhandensein, sondern auch von der Stellung und
Bindungsweise der Alkylgruppe beweisen.
o-Aminophenol ist zum Unterschiede von den Phenolen und dem Anilin
im Organismus nicht wirksam. Es wird aber wirksam, wenn man für den Amino-
wasserstoff und den Hydroxylwasserstoft die Alkoholradikale der Fettreihe
substituiert. Dasselbe erhält narkotische Eigenschaften, wenn der Hydroxyl-
wasserstoff durch ein Alkoholxadikal der Fettreihe substitiüert wird und die
Aminogruppe intakt bleibt, oder wenn man den Wasserstoff der Aminogruppe
derart substituiert, daß das Alkoholradikal der Fettreihe nicht direkt mit
dem X, wohl aber durch Vermitthn;g anderer Atomgruppen verbunden ist ; das
Molekül des o-Aminophenols spaltet sich im Organismus nicht, es verbindet
sich aber mit Schwefelsäure, wie dieses auch mit demAnüiu geschieht, und geht
in dieser Verbindung in den Harn über, welcher eine rotbraune Farbe zeigt.
Körper vom Typus HjC CHj
n
/\ CO ^\/\ CO l 1 J
^/Yq^\ca ^/\^co^~^c,h, cJJco
CgHg CjHj
wurden physiologisch imtersucht, keiner derselben besitzt narkotische Wir-
kimgen. lOproz. Lösungen zeigen keinerlei Wirkung auf das Nervensystem,
dabei ist 1 g subcutan für ein Kaninchen bereits die tödliche Dosis. In den
Magen gebracht bewirkt die unveränderte, nicht neutralisierte Substanz durch
ihre Säurenatur lokale Entzündung bzw. Ätzung*).
») W. Straub, AePP. 48, 19 (1902).
*) S. Fränkel, AePP. 1908, Suppl. Schmiedeberg-Festschrift 181.
') M. Freund und K. Fleischer, Liebigs Annalen 373, S. 291 (1910), siehe S. 293,
Fußnote.
33*
516 Schlafmittel iind Inhalationsanaesthetica.
CO — NH
Diäthyldiketopiperazin
ist völlig unwirksam 1).
r TT I I
NH-CO
Dritte Gruppe.
Schlafmittel, deren Wirkung; auf der Gegenwart von Carbonyl
(Aldehyd oder Keton) beruht.
Schon der gewöhnliche Acetaldehyd CHj • CHO hat hj^pnotischc \Mrkung.
Es kommen ihm aber nach Albertoni und Lussana-) drei Stadien der Wir-
kung zu. 1. Stadium der Aufregung. 2. Stadium des Rausches. 3. Stadium der
Asphyxie.
Die polymere Form, der Paraldehyd (C2H40)3, ist aber ein stärkeres Hyp-
noticum, welchem auch die aufregenden Wirkungen des Acetaldehyds in viel
geringerem Maße zukommen.
Dem Chloral gegenüber, welches als Standardpräparat für die Schlafmittel
angesehen wird, hat Paraldehyd den Vorzug, daß die Frequenz der Atemzüge
viel weniger absinkt und auch die Frequenz der Herzschläge selbst bei sehr
großen Dosen nicht merklich abnimmt. Es hat keine schädHche Wirkung
auf die Tätigkeit des Herzens.
Die Nachteile dieses Schlafmittels liegen in der Unannehmlichkeit bei der
Einnahme dieser nicht angenehm schmeckenden, flüssigen mid flüchtigen Sub-
stanz, ferner darin, daß man Paraldehyd durch die Lungen zum Teil exhahert,
wodurch die Luft des Schlafraumes mit Paraldehyd geschwängert wird.
Es gehört aus diesen Gründen und wegen der relativ hohen Dosierung zu
den seltener angewendeten Schlafmitteln.
Tritt Schwefel in den Aldehyd ein, so bekommt man nach Lusini^) in dem
.so entstehenden Thioaldehyd ein flüssiges, lähmendes Mittel, das in Dosen von
1.5 — 2.0 g pro kg Schlaf hervorruft, wobei es Atmung und Herz ungünstig be-
einflußt. Trithioaldehyd
CHj-CH— S
S V yCH ■ CHg
CHs-CH— S
die poljTiiere Form, wirkt dagegen schlaferregend, ohne schädlichen Einfluß
auf Herz und Atmung. Jedoch hat auch diese Verbindung keinerlei Voraüge
vor den Mitteln, die auf Alkylwirkung beruhen.
Mering*) hat auf die schlaf machenden Effekte der Acetale hingewiesen,
die durch Verbindung von einem Aldehyd mit zwei Molekülen Alkohol entstehen.
In relativ großen Dosen (5 — 10 g) innerhch ist Acetal CH3 ■ CH<q ' ^2^* ,
welches sich im Vorlauf der Spiritusdestillation vorfindet, sowie bei der Aldehyd-
darstellung entsteht, ein unsicheres Narkoticum mit unangenehmen Reiz-
erscheinungen und Herzwirkungen. Die schlafmachende Wirkung beruht wohl
zum größten Teil auf den Alkylkomponenten.
I) C. Mannich und Karl W. Rosenmund, Tlier. Mon. 23, 658 (1909).
') SuU' alcool, sull' aldeide, Padua 1875.
3) Ann. di chim. e farm. 1891, Jul., S 35, Okt., S. 189.
*) Berliner klin. Wochensclir. 1883, 43.
Schlafmittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Carbonyl beruht. 517
OPTT
Personali empfahl Methylal B.2C<q^^^ als Schlafmittel. Dieses Mittel
ist nur ein schwaches Hypnoticuni, unsicher in der Wirl:ung. Als lokales
Anaestheticum ist es aus dem Grunde nicht brauchbar, weil es bei subcutaner
Injektion Sehmerzen macht und Eiterungen verursacht.
Dimethylacetal, Äthyhdendimethyläther CH3 • CH(OCH3)2, läßt sich mit
CTiloroform gemengt als schwaches Inhalationsanaestheticum verwenden.
;'-Acetylarainovaleraldehyd \virkt subcutan gegeben hypnotisch bei Fröschen
und Kaninchen und verflacht die Atmung. Bei Hunden konnte bei oraler Gabe
eine narkotische Wirkung nicht beobachtet werden. Interessant ist die Wirkung
auf die Atmung, die man bei Schlafmitteln der Hamstoffreihe nicht sieht.
7-Oxyvaleraldehyd ruft in den gleichen Dosen wie Acetylaminovaleraldehyd
bei Fröschen Narkose hervor i).
Die schlafmachende Wirkung der Ketone wurde im allgemeinen Teil schon
auseinandergesetzt.
Aus dieser Gruppe wurde Diäthylketon (Propion) C'jHs • CO • CjHj , eine
wasserlösHche Substanz, von Albanese und Parabini als Hypnoticum und
als Inhalationsanaestheticum empfohlen. Die schwere Löshchkeit in Wasser
und der Geschmack machen das Einnehmen dieser fast ausschUeßüch in ItaUeri
angewendeten Verbindung unbequem^).
V\
Pentanon I >cO macht Schlaf, beginnend mit einer Parese
der hinteren Extremitäten, die allmählich aufsteigt. Bei letaler Dose geht
der Schlaf in Koma über, aber die Reflexbewegungen bleiben immer erhalten.
/^\
H C CO
Hexanon ^\ 1 erzeugt ebenso Schlaf imd sonst genau dieselben
H2
Erscheinungen, ist zweimal so giftig als Pentanon.
HaC — C — C"
Suberon (Cycloheptanon) "l ^CO ist giftiger als Hexanon, macht
I12C — c — c
aber sonst genau dieselben Erscheinungen. Es nimmt also mit der
Größe des Ringes die Wii'kung zu, aber es ist auch gleichzeitig eine quahtative
Veränderung der Wirkung nachzuweisen, denn im Verhältnis zu der zentralen
lähmenden ist die erschöpfende Wirkung auf die motorischen Nervenendigungen
bei Suberon am stärksten und bei Pentanon am schwächsten ausgebildet*).
Auf der Gegenwart der Carbonylgmppe beruht die hypnotische Wirkung
des Acetophenons (Hypnon) CH3 • CO • CsHs und seiner Derivate, ferner die
von Nebelthau entdeckte hypnotische Wirkung der aromatischen Säureamide.
Doch sind die Körper dieser Gruppe nie zu einer therapeutischen Bedeutung
gekommen.
') Burckhardt Helferich und Walter Dom mer (untersucht von Joachimoglu),
BB. 53, 2007 (1920).
=) Ann. di chini. e farm. 1893, 124 und 225. — Arch. di farm. 1896, IV, 529.
=) C. Jakobj, Hayashi, Szubinski, AePP. 50, 199 (1903).
518 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetioa.
Es warken hypnotisch Acetophenon und Phenylmethylaceton.
Ein Kondensationsprodukt von Zimtaldehyd und Acetophenon *) wirkt
nicht hypnotisch.
Acetophenonammoniak (CHg • C • C8H5)3N2 ist kein Hypnoticum. Es
hat auch keinen Ketoncharakter niehr^).
Ferner wurden von Claisen eine Reihe von /J-Ketoke tonen und /S-Keton-
carbonsäuren dargestellt, die sämtlich hypnotisch wirken^).
Ditrch Einwirkung eines Säureesters auf einen anderen, der an dem der Carboxäthyl-
gruppe benachbarten Kohlenstoffatom noch vertretbaren Wasserstoff hat, entstehen bei
Gegenwart von Natriomäthylat Ketonsäureester. Ferner entstehen durch die Einwirkung
von Säureestern auf Ketone unter gleichen Bedingungen Ketoketone oder durch Eiuwirkimg
von Kohlensäureestem Ketonsäureester.
Von speziellem Interesse ist es, daß nach dieser Reaktion aus Oxaläther
und Acetophenon bei Glegenwart von Natriumäthylat der Acetophenonosal-
äther (Benzoylbrenztraubensäureäther) CgHj • CO • CHg • CO • COO • C2H5 er-
halten werden kann. Aus Aceton und Oxaläther erhält man Acetylbrenztrauben-
säureäthyläther CH3 • CO • CHg • CO • COO • CoHg . Aus Ameiseuäther und
Acetophenon erhält man Eormylacetophenon (Benzoyladehyd) CgHg • CO
• CHg • CHO . Läßt man Oxaläther mit Essigäther unter denselben Umständen
reagieren, so erhält man Oxalessigäther
CO ■ CHj • COO • C2H5
COO ■ CjHj
In gleicher Weise erhält man noch Acetylacetophenon und Propionylaceto-
phenon. Die hypnotische Wirkung dürfte der des Acetophenon kaum beträcht-
hch überlegen sein. Versuche über den hypnotischen Effekt dieser Verbindungen
sind nicht veröffenthcht worden.
p-Aminoacetophenon macht in größeren Dosen unvollständige Betäubung,
heftiges Muskelzucken, diffuse Blutungen und Reizerscheinungen im Dünn-
darm*).
Kondensationsprodukte aus einem Molekül Aminoacetophenon und zwei
Molekülen Aldehyd sind wirksam und werden anscheinend im Organismus nicht
angegriffen.
Nur das Kondensationsprodukt aus zwei Molekülen Piperonal und einem
Molekül Aminoacetophenon
CHj<^>CeH3 ■ CH : N • CeH» • CO ■ CH : CH • CeH3<°>CHj
erzeugt einen Lähmungszustand der hinteren Extremitäten. Eine ähnliche
Wirkung zeigt das aus nur einem Molekül Piperonal und p-Aminoacetophenon
entstehende Kondensationsprodukt
CH2<°>CeH3 • CH : N • CeH, • CO • CH3 ,
"Während bei dem Isomeren
HjN • CjH^ • CO • CH : CH • CeH3<Q>CH2
wiederum die hypnotische Wirkung des Aminoacetophenon zum Ausdruck
kommt.
Die Kondensationsprodukte aus je einem Molekül Aminoacetophenon und
Aldehyd zeigen eine dem p-Aminoacetophenon analoge Wirkung, die Wirkung
ist jedoch weitaus schwächer als die des p-Aminoacetophenons, sie wird aber
1) BB. 28, 1730 (1895). -) Geppert bei Thomae, Arch. d. Pharm. 244, 643.
3) BB. 20, 2078 (1887). — DRP. 40 747, 43 847, 49 542. «) DRP. 189 939.
Schlaf mittel, deren Wirkung auf der Gegenwart von Carbonyl beruht. 519
stärker, wenn die zur Reaktion kommenden Aldehyde ein freies Hydroxyl ent-
halten i).
Paterno hat durch Einwirkung des Lichtes auf eine ammoniakalisch-
alkohoUsche Lösung von Acetophenon, Acetophenin CigHijNj erhalten (Pho-
thoacetophenin genannt). Bei subcutaner Injektion ist es stark giftig, es
schmeckt äußerst bitter, als Schlafmittel hat es durch seine WasserlösUchkeit
dem Acetophenon gegenüber große Vorteile^).
Um wasserlösliche Produkte des Acetophenons zu erhalten, stellte Vos-
winkel Glykokoüderivate der Aminoacetophenons dar. Von diesen soU sich
das salzsaure Salz des GlykokoU-p-aminoacetophenons besonders als Hypno-
ticum eignen.
Zur Gewinnung der drei stellungsisomeren Glykokollaminoacetophenone wird Chlor-
oder Bromacetaminoacetophenon mit alkoholischem Ammoniak behandelt, zur GSewinnung
der DimethylglykokoUderivate behandelt man die erwähnten Halogensubstitutionsprodukte
mit Dimethylaminlösung^).
Eine praktische Anwendung haben diese Körper nicht gefunden.
Vom Acetophenon-oxychinohn wurde behauptet, daß es als wasserunlös-
licher, geschmackloser Körper Vorzüge vor dem Acetophenon besitze. Es ist
aber kaum anzunehmen, daß Derivate eines so schwachen und imzuverlässigen
Hypnoticums je praktischen Wert erlangen werden.
Man erhält die o-Verbindung dieser Substanz durch Einwirkung von Bromaeetophenon
auf o-Oxychinolin nach der Gleichung:
C<,H,NONa + CHjBr • CO • CjHs = CsHjNG • CHj • CO • CjHj + BrNa .
Cianci schreibt dem Cumarin campherährdiche Wirkung zu. Es wirkt
reizend, dann lähmend auf das Grehim, daim auf das Rückenmark*). Cumarin
,0 CO
CeH4< I
CH = CH
ist ein Narkoticum, aber kein Herzgift, erst bei großen Dosen macht es Herz-
stillstand und bei tödlichen Dosen wird im Harn Zucker gefunden*).
Die hypnotische Wirkung beruht chemisch auf der Carbonylgruppe, welche
dieses Lacton enthält, physikalisch auf der überaus großen LipoidlösUchkeit.
Eine Reihe von Fischgiften, welche Betäubungsmittel sind, sind Lactone,
z. B. Xanthotoxin^), ebenso die aus der Meisterwurz isoUerten Substanzen
Oxypeucedanin, Osthol und Ostinthin'), ferner Cumarin, Oxycumarin, sowie
Tephrosin [aus den Blättern von Tephrosia Vogelii*)].
Q 2 - wirkt nicht narkotisch, 0.1 g ver-
ursachen beim Frosch unter fortschreitender Lähmung den Tod.
0, ppp . PTT • PO
^-. ^ ' i , das Lacton der Hydrocumarsäure, besitzt nar-
kotische Wirkung beim Frosch, die, entsprechend der leichten Aufspaltbarkeit
dieses Lactonrings, viel flüchtiger ist ak die des stabileren Cumarins; auch
sind wesentUch höhere Dosen bei Melüotol erforderlich.
1) H. Hildebrandt, AePP. 53, 87 (1905).
2) D. Lo Monaco, AnnaU chim. anal. appl. 1, 189 (1914). ') DRP, 75 915.
*) Giomale Internationale de la Scienza Medica 1908, Nov.
5) A. Ellinger, AePP., Suppl. 1908, Schmiedeberg-Festschrift 150.
«) Hans Priesz, Ber. d. Deutsch. Pharmazeut. Ges. 31, 227 (19U).
') J. Herzog, Areh. d. Pharmaz. 24T, 563.
*) Hans Priesz, Ber. d. Deutsch. Pharmazeut. Ges. SI, 267.
520 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
0« T'H • PTT • PTT • OTT
■ - 2 besitzt ebenfalls nar-
Chroman [ j^ ^ ' : ^, das Anhydrid des o-Osvphenylpropylalko-
hols, wirkt etwa in denselben Dosen narkotisch wie Cumarin und Phenj-1-
alkohol.
Die Reduktionsprodukte des Cumarins mit Ausnahme der Hydrocumar-
säure besitzen noch die narkotischen Eigenschaften des Cumarins mit geringen
Unterschieden. Trotz Reduktion des C = 0 zu CH, im Cumarin sind noch
narkotische Wirkungen zu sehen. Daher meint Fromherz, daß die Wirkung
nicht auf der CO-Gruppe beruhe^).
Die interessanten Versuche von E. Xebelthau-) haben zm- Entdeckung
der hypnotischen Wirkimg der aromatischen Säureamide geführt.
So macht schon Benzamid CgHj-CO-XHg, wemi auch erst in relativ
großen Dosen, Schlaf. Ähnlich wirksam erweisen sich Salicylamid OH • CgH^
• CO • NHj , femer der Acetyläther des Sahcylamids CHg • CO • 0 • CgH^ • CO
•NHo, Dibenzamid (CgHj • C0)<>NH und Chlorbenzamid. Auch Hippur.?äure-
amid'CjHä • CO • XH • CHj • CO"- NH, ist wirksam.
Hingegen lassen
Phenylhamstoff OC<^^g ' ^'«^', Benzoylharnstoff OC<^'^, ^° ' ^'^'
und Acetylharnstoff C>C<j^ ' "
keine besondere Wirkung erkennen.
Alle folgenden Verbindungen zeigen narkotische Effekte:
p-Toluylsäureamid CH3 • CjH^ • CO • NHj, Tetramethylbenzoesäureamid CgH(CH3)4 ■ CO
• NHs.Anissäureamid CH3 ■ O • CgH^ • CO • NH^, Salieylmethyläthersäureamid CH3O ■ C^H^
■ CO • XH,, Salicyläthvläthersäureamid CHj • O ■ CgH^ ■ CO • XH„ Jlethoxvnaphthoesäure-
amid CH3 Ö • CiÄCO • XHj.
Phenj'lessigsäm-eamid C^^ ■ CH, • CO • NHj wirkt langsam und schwächer
hj^notisch als Benzamid.
Zimtsäureamid CgHj • CH = CH • CO • XH, ist aber ein sehr wii'ksames
Hypnoticum.
Es kommt also den aromatischen Säureamiden eine alkoholartige narko-
tische Wirkung allgemein zu, welche auf die CO-Gruppe zu beziehen ist.
Wemi man aber an Stelle eines oder beider H-Atome der Aminogruppe
Methyl- oder Äthylgruppen einführt, so tritt die narkotische Wirkimg des Benz-
amid mid Salicylamid mehr und mehr zurück, während sich bei genügend
großen Gaben eine der Wirkung des Ammoniaks und des Strj-chnin vergleich-
bare Symptomengruppe einstellen kanji, wie sich aus der experimentellen Unter-
suchung des Methylbenzamid C^Hj • CO • XH • CH3 , Äthvlbenzamid C5H5 • CO
• X^ • CoHj , Dimethvlbenzamid C^Hä • CO • X(CH3)2 , ' Dimethj-lsaücylamid
CgH^ • (ÖH) . CO • X(CH3)2 ergibt.
Die aliphatischen und aromatischen Säureamide machen Narkose. Außer-
dem erregen sie Krampf- und Aufregungszustände, die am stärksten aus-
gesprochen sind bei den im Amidrest zweifach äthyherten Verbindungen. Xach
Harraß sind diese Krämpfe nicht als Ammoniakwirkung anzusehen^).
») K. Fromherz, BZ. 105, 141 (1920).
2) AePP. 36, 451, siehe auch M. v. Xencki, AePP. 1, 420.
') Arch. intern, de Phancacodyn. II, 431.
Theorie der Narkose. 521
Nach Hans H. Meyeri) ist über die Wirkung der aliphatischen Amide zu
bemerken : Formamid H • CO • NH2 ist in Äther und Fett u nlöslich. Acetamid
CHj-CO-NHa, Propionamid CH3 • CH, • CO • NH,, ButjTamid CH3 • CH2
• CH2 • CO • NH2 sind in Äther und Fett löslich. Formamid und Acetamid
machen pikrotoxinartige Krampf erscheinungen, Propionamid wenig, Butyramid
ganz wenig, vind zwar werden diese Krämi^fe durch Verseifung der Verbindung
und Abspaltung von Ammoniak, welches ja krampferregend wirkt, ausgelöst.
Umgekehrt zeigten Butyramid, Propionamid, Acetamid in absteigender
Stärke, Formamid dagegen gar keine narkotische Wirkimg. Ebenso wie Pro-
pionamid wirken auch Milchsäureamid CH3 • CH(OH) • CO • NHj und jff-Oxy-
buttersäureamid CH3 • CH • (OH) • CH^ • CO • NH , .
H. H. Meyer meint, da weder bei den Acetinen und den Glycerinäthern
noch bei den Säureamiden, ihren Spaltungs- und Verseifungsprodukten die
beobachtete narkotische Wirkung zugeschrieben werden kann, mit der Spaltung
vielmehr die Narkose verschwindet, so müssen diese indifferenten und intakten
Stoffe selbst als die Träger der narkotischen Wirkung angesehen werden, und
mithin ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß alle für Fett löshchen Stoffe
auf lebendes Protoplasma narkotisch wirken. Die Wirkungsstärke der alipha-
tischen Narkotica wäre demnach eine Funktion des Teilungskoeffizienten, nach
dem sich die wirkenden Substanzen im ganzen Organismus zwischen wässeriger
Lösung und fettartigen Stoffen physikalisch verteilen.
Die folgende Tabelle zeigt imter S die Schwellenwerte (die jeweilig geringste
molekulare Konzenti'ation der einzehien Narkotica, die eben noch imstande ist,
die zu beobachtende Narkosen Wirkung herbeizuführen). Die Schwellenwerte
sind ausgedrückt in Bruchteilen der Normallösung (1 Grammolekül auf 1 Liter).
g
g''H'>C<|Q2;^A Tetronal 0.0013
^Ch'>^<So' c'h' Trional 0.0018
CCI3 • CHj • CH2 • CHO -I- HjO Butylchloralhydrat 0.002
CBr, ■ CHO + H2O Bromalhydrat 0.002
CHjCl • CH(OH) • CHjCl Dichlorhydrm 0.002
CgHiiClaOo CWoralose 0.004
Ch'>C<so';c'h' Sulfonal 0.006
C3H5(C2H302)"3 Triacetin O.Ol
y'OTT
•^3^5^,^ jj Q , Diacetin 0.015
CCla-CHO-l-'HaO Chloralhydi-at 0.02
CCls.CH<^^ Chloralamid 0.04
■fJTT
OC<n n TT Athyliirethan 0.04
CH2 • CH . CH2
Ö Ö Ö Glycerinäther 0.04
CHj ■ CH . CHj
CH2CI . CH(OH) • CH2(0H) Monochlorhydrin 0.04
C3H5<J?^'2 . Monacetin 0.05
OH
C3H,<Qjj. Propylenglykol 0.2
0C<:^^2,g. Methylurethan 0.4
1) AePP. 42, 109; 46, 338 (1901); 47, 431 (1902).
522 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Cf
Vergleicht man mit diesem S den Teilungskoeffizienten -— , welcher die Ver-
teilung derselben Substanzen in Fett (f) imd Wasser (w) angibt, so sieht man,
Cf
Cw
Trional 4.46
Tetronal 4.04
Butylchloralhvdrat 1.59
Sulfonal . ." 1.11
Bromalhydrat 0.66
Triacetin 0.30
Diacetin 0.23
Chloralhydrat 0.22
Athylurethan 0.14
Monacetin 0.06
Methylurethan 0.04
•daß Substanzen mit niedrigstem Schwellenwert die größten Teüimgskoeffi-
zienten haben, oder mit anderen Worten, daß die am stärksten hypnotisch wir-
kenden Verbindungen sich viel stärker in Öl als in Wasser lösen.
Diese Regel bestätigt sich nach H.H. Meyer auch bei den Substanzen,
welche E. Bau mann und Käst untersucht und deren Wirkung oder Nicht-
wirkung sie mit der An- oder Abwesenheit von Äthylgruppen oder mit dem
unveränderten Passieren durch den Organismus erklärt haben.
Wirkung Teiliingskoefflztent
Diäthylsulfomethan CH„(SOj • C„H5)2 schwach 0.1514
Dimethylsulfomethan (CHjjj • C "• (SOj • CHj);, sehr schwach 0.106
SuHonal stark 1.116
Trional stärker 4.458
Tetronal stärker 4.039
Tertiärer Butylalkohol CHa^tOH) schwach 0.176
CB./
Tertiärer Amylalkohol (CHsJj = C(OH) • CHj • CH3 stark 1.000
H. H. Meyer und Baum schließen daraus, daß nicht die Äthylgruppen
die spezifischen Träger der narkotischen Wirkung sind, sondern daß ledighch
die geänderten physikalischen Verhältnisse die Stärke derselben beeinflussen.
Wie wir im allgemeinen Teile schon ausgeführt haben, können die inter-
essanten Untersuchungen von H. H. Meyer und Baum sehr wohl die experi-
mentelle Grundlage für eine Selektionstheorie der hypnotisch wirkenden Sub-
stanzen abgeben, ohne aber die Wirkungen der Substanzen selbst aus ihrer
bloßen Verteilung zu erklären.
Kiu-t H. Meyer und Hans Gottlieb-Brillrothi) fanden, daß chemisch
indifferente Inhalationsanästhetika auf Mäuse dann narkotisch wirken, wenn
sie in solchen Konzentrationen eingeatmet werden, daß sich in den fettähn-
Uchen Himlipoiden ein Gehalt von 0.06 Molen pro Liter emstellt. Sie nehmen
an, daß Narkose dann eintritt, wenn ein beliebiger, chemisch indifferenter Stoff
in einer bestimmten molaren Konzentratron in die Zell-Lipoide eingedrungen ist.
Overtons") Versuche an Kaulquappen über die narkotische Wirkung
von Substanzen zeigten, daß in den verschiedenen homologen Reihen die Ver-
bindungen im allgemeinen um so stärkere Narkotica sind, je länger ihre Kohlen-
stoffkette ist, daß aber dies nur bis zu Ketten von einer gewissen Länge zutrifft,
während darüber hinaus die narkotischen Eigenschaften wieder verschwinden
>) HS. 112, 55 (1921). 2) Overton, Studien über die Narkose, Jena 1901.
Theorie der Narkose. 523
(resp. nicht zum Vorschein kommen können), daß ferner unter den verschiedenen
Isomeren, z. B. eines Alkohols, derjenige das stärkste Narkoticum ist, dessen
Kohlenstoffkette am wenigsten verzweigt ist (oder anders gesagt, dessen Mole-
kül sich am meisten von der Kugelgestalt entfernt). Weiterliin ergab sich bei
dem Vergleiche der narkotischen Kraft von Benzol, NaphthaUn und Phenanthren,
daß Phenanthren viel stärker narkotisch wirkt als NaphthaUn und letzteres
wieder viel stärker als Benzol. Das mit dem Phenanthren isomere Anthracen
wirkt dagegen nicht merklich narkotisch. Wenn ferner in einer beUebigen
organischen Verbindung ein Wasserstoff- oder ein Halogenatom durch eine
Hydroxylgruppe ersetzt wird, so hat die dadurch entstehende Verbindung
eine viel geringere narkotische Kraft als die Ausgangssubstanz, was beim Ein-
treten von zwei oder mehr Hydroxylgruppen in das Molekül sich in noch viel
höherem Grade bemerkbar macht. Dagegen hat die Substitution des Wasser-
stoffatoms einer Hydroxylgruppe durch eine Methyl- resp. eine Alkylgruppe
stets die Wirkung, die narkotische Kraft stark zu vergrößern, resp. erst rein
hervortreten zu lassen, eine Erscheinung, die sowohl bei einem alkohohschen
als auch bei einem Phenolhydroxyl zu beobachten ist. Der Ersatz eines Chlor-
atoms durch ein Bromatom imd eines Bromatoms durch ein Jodatom verursacht
im allgemeinen eine Abnahme der narkotischen Kraft der Verbindung.
Die stärksten Narkotica sind, nach Overton, Verbindungen, die gleich-
zeitig eine sehr geringe Löslichkeit in Wasser mit einer sehr hohen Löslichkeit
in Äther oder Olivenöl kombinieren.
Overton hat die Verhältnisse am Muskel ganz besonders eingehend unter-
sucht und aus einem sehr reichen Material auch wichtige Schlußfolgerungen
gezogen. Er koimte nämlich feststellen, daß die Löshchkeit von chemischen
Verbindungen für die hier in Betracht kommenden Lösungsmittel bis zu einem
gewissen Grade eine additive Eigenschaft ist und hat direkt einen Zusammen-
hang zwischen chemischer Konstitution und Löslichkeit bis zu einem
bestimmten Grade, d. h. für spezielle Atomgruppen, feststellen können. Er fand
folgendes :
1. Die Teilung aller organischen Verbindungen, die nm- aus Kohlenstoff
und Wasserstoff bestehen, zwischen den Lösungsmitteln Wasser und Äther (oder
Wasser mid fast einem beliebigen flüssigen organischen Lösungsmittel) geht
stets zugmisten des Äthers (resp. des organischen Lösungsmittels) im allgemeinen.
Das gleiche gilt für die Halogen- und Nitroderivate der Kohlenwasserstoffe und
für die Nitrile (nur Acetonitril dürfte sich etwas zugmisten des Wassers teilen).
Beispiele: Methan, Peutan, Amylen, Acetylen, Benzol, Xylol, Naphthalin,
Phenanthren, Äthylchlorid, Methyljodid, Chloroform, Nitroäthan, Propionitril.
2. Je größer die Anhäufung von Hydroxylen in einem Molekül, um so
stärker fällt die Teilung der Verbindungen zugunsten des Wassers aus: einen
entgegengesetzten, aber schwächeren Einfluß übt die Vermehrung der Kohlen-
stoffatome im Molekül. Auch die Art der Verkettung der Kohlenstoffatome
spielt eine gewisse RoUe, indem sie sonst bei gleicher Zusammensetzung des
Moleküls die Verbindung mit stärker verzweigter Kohlenstoffkette eine größere
Neigung, in das Wasser überzutreten, verrät als das Isomere mit un verzweigter
oder wenig verzweigter Kohlenstoff kette.
Beispiele: Die Teilung von Methylalkohol, Äthylalkohol, Propylalkohol
usw. zwischen Wasser und Äther geht weniger zugmisten des Wassers als die
Teilung von Äthylenglykol, Butylenglykol : die Teilung von Propylenglykol,
Butylenglykol, wieder weniger zugunsten des Wassers als die Teilung von
Glycerin, und die Teilung letzterer Verbiiidimg wiederum weniger als die
524 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Teilung von Erythrit usw. Die Butylalkohole, Amylalkohole usw. gehen zu viel
größerem Teil in Äther über als Methyl- und Äthylalkohol ; tertiärer Butylalkohol
und Amylalkohol zu geringerem Teile in Äther als die normalen oder Isoalkohole.
Pinakon teilt sich weniger zugunsten des Was.sers als Äthylenglykol usw.
3. Der Eintritt der Aldehydgruppe oder einer Ketongruppe in ein Molekül
hat qualitativ denselben Einfluß wie der Eintritt einer Hydroxylgruppe.
4. Ähnlich wie die Anhäufung von Hydroxylgruppen, und zwar in noch
höherem Grade, hat die Anhäufung von Aminogruppen die Tendenz, die Lös-
lichkeit der betreffenden Verbindung in Wasser zu erhöhen, ihre Löslichkeit
in Äther dagegen herabzusetzen oder wenigstens den Teilungskoeffizienten zu-
gunsten des Was.sers zu verschieben. Auch bei diesen Verbindungen hat eine
Zunahme der Kohlenstoffatome wie überall die entgegengesetzte Wirkung.
Beide Einflüsse lassen sich z. B. bei den Säureamiden gut wahrnehmen; so sind
schon die Amide der einwertigen Säuren in den niedrigen Gliedern der Reihe
viel leichter löslich in Wasser als in Äther, während bei den höheren Gliedern
sich die Teilung allmählich mehr zugunsten des Äthers vollzieht. Die Ver-
bindungen mit zwei Aminogruppen mid einer nur geringen Anzahl von Kohlen-
stoffatomen, wie z. B. Harnstoff oder Thioharnstoff, sind schon äußerst wenig
löslich in Äther, aber sehr leicht löslich in Wasser. Auch die aliphatischen
Diamine, z. B. Äthylendiamin, Tetramethylendiamin (Putrescin), Penta-
methylendiamin (Cadaverin) sind in Wasser sehr viel leichter löslich als in Äther
(diese letzteren Verbindungen dringen auch im Gegensatze zu den Alkaloiden
sehr langsam in die Zeüe ein), wie bei gerbstoffhaltigen Pflanzenzellen leicht
nachgewiesen werden kann.
CO . OTT
.5. Verbindungen, welche die Atomkombination <xh (Aminosäiu-en)
SO . OH ^^-'^2
oder die Atomkombination <jjg (z- B. Taurin) enthalten, sind in Äther
fast gänzlich löslich; in Wasser (wenigstens die Verbindinigen von gerüigerem
Molekulargewicht) leicht bis ziemlich leicht löshch. Beispiele: Glykokoll,
Alanin, Leucin, Asparagin, Glutamin usw.
6. Der Ersatz der Wasserstoffatome der Hydroxyle durch Methyle resp.
Alkyle und ebenso durch Säureradikale (z. B. Acetyle) verschiebt die Teilungs-
verhältnisse wieder stark zugunsten des Äthers, und zwar um so stärker, je
länger die Kohlenstoffkette des Alkyls oder des Säureradikals ist. Dieses gilt
in ganz gleicher Weise, ob es sich um ein einfaches alkoholisches Hydroxyl, um
ein Phenolhydroxyl oder sogar um ein Carboxyl (CO • OH) handelt, selbst wemi
das letzte in Kombination mit einer Aminogruppe (Aminosäuren) vorkommt.
Genau denselben Einfluß auf die Löslichkeitsverhältnisse wie bei den Hydr-
oxylgruppen übt der Ersatz der Wasserstoffatome der Aminogruppen durch
Alkyle oder Säureradikale (z. B. bei den Derivaten des Harnstoffs und Thio-
harnstoffs) d. h. der Teilungskoeffizient der resultierenden Verbindungen wird
zugunsten des Äthers verschoben.
Beispiele: Acetal, Di- und Triäthj'lin des Glycerins, die neutralen Ester
der ein- bis dreibasischen Säuren, die Ester der Aminosäuren, die Ester der
Di- und Trioxybenzole usw. sind alle in Äther sehr leicht löslich, in Wasser zum
Teil schwer löslich. Methylharnstoff und Phenylharnstoff sind leichter löslich
in Äther, schwerer löslich in Wasser als der Harnstoff selbst. Diäth3-lhamstoff
ist leichter löslich in Äther als Monoäthylharnstoff, Triäthylhanistoff leichter
als Diäthylhamstoff usf.
7. Die Stammsubstanzen der heterocyclischen Verbindungen und die ent-
sprechenden hydrierten Verbindungen sind meist leichter löslich in Äther als
Tlieorie der Narkose. 525
in Wasser (Pyridin und Piperidin, die übrigens auch mit Äther mischbar sind,
bilden Ausnahmen). Piperazin ist, ähnhch wie die aliphatischen Diamine, viel
leichter in Wasser löslich als in Äther und Olivenöl. Diese Verbindung dringt
auch ganz wie die Diamine sehr langsam in die lebenden Zellen ein. In den
Derivaten dieser Substanzen wird durch die besondere Konstitution der Seiten-
kette eine ganz ähnliche Verschiebung des Teilungskoeffizienten der Verbindung
z\vischen Wasser und Äther hervorgebracht wie in den Methanderivaten.
8. Die Alkali- und Erdalkalisalze der organischen Säuren und die meisten
Salze der organischen Basen sind zum weitaus größeren Teile in Äther praktisch
unlöslich oder sehr wenig löslich, in Wasser sind besonders die Alkalisalze der
organischen Säuren mehr oder weniger leicht löslich. Speziell die Salze der
basischen Farbstoffe sind zwar in Äther, wohl aber in höheren einwertigen
Alkoholen wie Cetylalkohol (Äthal) und Cholesterin und ebenso in Lecithin
sehr leicht löslich. Die Mehrzahl der einwertigen organischen Säuren ist in Äther
leichter löslich als in Wasser; die zweiwertigen, aber einbasischen und ebenso'
die zweibasischen organischen Säuren sind in Äther meist ziemlich leicht löslich
(Oxalsäure bildet eine Ausnahme). Bei Salzen, Säuren und Basen ist der
Teilungskoeffizient zwischen Wasser und einem organischen Lösungsmittel
in hohem Grade beeinflußt durch den Grad der elektrolji;ischen Dissoziation
in der wässerigen Lösung, denn die Ionen sind durchweg viel leichter löslich
in Wasser als in dem organischen Lösungsmittel, so daß die Teilung sich fast
ausschließlich auf die nichtionisierten Molekeln beschränkt, während die Ionen
sich fast allein in der wässerigen Lösung befinden.
Gegen die Annahme von Overton und H. H. Meyer, daß die guten Nar-
kotica, Anaesthetica und Antipyretica sämtlich zu den gut diosmierenden Sub-
stanzen gehören und daher die Wirksamkeit eines guten Narkoticums in erster
Linie von seiner Lipoidlöslichkeit abhängig ist, wendet sieh J. Traube^). Er
verweist u. a. auch darauf, daß Pyridin, Nicotin, Antipyiin die Membranen
schnell durchdringen, obwohl hier der Teilungskoeffizient Fett : Wasser kleiner
ist als der Wert von Wasser : Fett.
Die treibende Kraft bei der Osmose ist nach Traube nicht der osmotische
Druck, sondern der Oberflächendruck. Je größer die Geschwindigkeit der
Osmose eines wasserlöshchen Stoffes, um so mehr erniedrigt er die CapiUari-
tätskonstaute des Wassers. Stoffe, welche die Steighöhe des Wassers selbst in
konzentrierten Lösungen nur in geringem Maße erniedrigen, werden capil-
larinaktiv genannt. CapiUaraktiv werden solche Stoffe benannt, welche die
Steighöhe des Wassers in hohem Maße beeinflussen. Gleiche Äquivalente
capiUaraktiver Stoffe homologer Reihen erniedrigen die Steighöhe des Wassers
im Verhältnis 1 : 3 : 3^ ; 3^ . Teilungskoeffizient und Lösungstension und damit
auch Oberflächenspannung und osmotische Geschwindigkeit sind daher pro-
portionale Größen, was die Beobachtung Overtons, daß die osmotische Ge-
schwindigkeit und Fettlöshchkeit paraUel gehen, erklärt. Die narkotische Wir-
kung homologer Stoffe nimmt mit wachsendem Molekulargewicht im Ver-
hältnis 1 : 3 : 32 zu.
Bei den indifferenten Substanzen aus der Gruppe der Narkotica, den Alko-
holen, Urethanen und Estern beobachtet man, wenn man die Anfangsglieder
der Reihe nicht in Betracht zieht, eine Zunahme der Wirkungsintensität im
Verhältnis 1:3:3^. In gleicher Weise beeinflussen diese Substanzen die Ober-
flächenspaiuiung des Wassers: Von ihrer schnelleren oder geringeren Resorp-
tionsfähigkeit seitens der Zellen scheint also ihre Wirksamkeit abzuhängen.
M Pflügers Arch. 105, 559.
526 Schlafmittel und Inhalationsanaesthetica.
Die Säureamide aber zeigen nach den Untersuchungen von H. Fühner und
E. Neubauer*) nicht mehr diese regelmäßige Zunahme des Wirkungsgrades
und dissoziable Basen und Säuren weichen ganz ab. In ihrem hämolytischen
Verhalten zeigen sie kein Ansteigen, sondern Abnehmen mit steigendem Mole-
kulargewicht.
Das Gehirn besitzt von allen Körpergeweben die relativ größte Adsorptions-
fähigkeit für die Hypnotica der Fettreihe; dagegen sind die absoluten Mengen
welche vom Glehim aufgenommen werden und welche die Narkose bedingen,
sehr gering. Sie betragen im Mittel nur 1.4% der resorbierten Menge des be-
treffenden Schlafmittels. Bei der Einwirkung auf das Gehirn findet keine Zer-
störung der Substanzen statt. Die Menge der in verschiedenen Gehirnen ge-
fundenen Hypnotica geht parallel dem Hirngewicht ; auf 100 g Hirn berechnet
sind die Zahlen ziemhch konstant.
Von dem schwächer wirkenden Hypnoticum, das in größerer Menge gegeben
werden muß, um die gleiche Schlaftiefe zu erreichen, findet sich ein entsprechend
größerer Anteil im Gehirn 2).
*
Bei der Sjmthese von neuen Schlafmitteln muß man sich folgendes vor
Augen halten. Leicht flüchtige Körper sind wegen der rasch vorübergehenden
Wirkung als eigenthche Schlafmittel nicht brauchbar, köimen aber imter Um-
ständen als Inhalationsanaesthetica dienen.
Halogensubstituierte Schlafmittel lassen sich nur in der aliphatischen Reihe
darsteUen. Von den Halogenen ist insbesondere Chlor geeignet, während die
Derivate der anderen Halogene unsicher wirkende Körper sind und üble Nach-
wirkungen verursachen. Allen schlaf machenden Halogen Verbindungen haftet
die schlechte Nebenwirkung auf Herz inid Respiration an, weshalb imter sonst
gleichen Umständen ein halogenfieier Körjier als Hypnoticum vorzuziehen ist.
Die auf Aldehyd- oder Ketougruppen basierten Schlafmittel stehen in jeder
Hinsicht den auf Äthylgruppen basierten nach. Insbesondere die der hypno-
tischen Wirkung vorausgehende erregende, welche eben durch die Aldehyd-
gruppe hervorgerufen wird, ist bei dieser Gruppe von Nachteil. Bei den Sub-
stanzen, deren hypnotischer Effekt auf Äthylgruppen beruht, bemerken wir
den resistenten Bau gegenüber den Eingriffen des Organismus. Bei der Gruppe
der Disulfone, welche gegenwärtig in der Therapie neben dem Veronal vor-
herrscht, bemerken wir den Nachteil der Wasserunlöshchkeit, welcher jedoch
nur für den subcutanen Gebrauch, insbesondere bei der Behandlung von Psy-
chosen, in Betracht kommt, während die Wasserunlöslichkeit für- die sonstige
Anwendung ganz gleichgültig ist. Viel schwerer wiegend sind bestimmte nach-
teihge Folgen, welche sich bei längerem Gebrauch von Substanzen dieser Gruppe,
insbesondere von Sidfonal einstellen 3), die sich durch Bildung von Hämatopor-
phyrin manifestieren. Ob diese schädliche Nebenwirkung auf den Sulfonanteü
zu beziehen ist, ist fraglich, aber doch sehr wahrscheinlich.
Ein Desiderium dieser Gruppe wären wasserlösliche Substanzen, deren
Wirkung auf festgebundenen Äthylresten beruht, aber die Bindung müßte an
einem dem Organismus gegenüber physiologisch ganz indifferenten Kern vor-
genommen sein.
1) AePP. 56, 333 (1907).
2) P. Gensler, AePP. 79, 42 (1916).
ä) Breslauer, Wiener med. Blätter 1891, 3, 19.
Fünftes Kapitel.
Antiseptica und Adstringentia.
Seitdem eine Reihe von Mikroorganismen als Krankheitserreger bekannt
wurden, hat es nicht an Versuchen gefehlt, diese sowohl in ihren Kulturen als
auch im Organismus selbst durch chemische Verbindungen abzutöten oder in
ihrer Entwicklung zu hemmen. Man war bei einigen Infektionskrankheiten
schon früher in der Lage, festzustellen, bevor man noch die Erreger selbst
kannte, daß sie heilbar sind bei Anwendung bestimmter, meist spezifisch wir-
kender Substanzen. Man erinnere sich hierbei an die Wirksamkeit des Cliinins
bei der Malaria, der Sahcylsäure bei akutem Gelenkrheumatismus, des Queck-
silbers, des Jods und des Salvarsans bei der Syphilis. Emetin wirkt spezifisch
gegen die Dysenterieamöben. Doch waren diese sogenannten Specifica durchaus
nicht Substanzen, welche nur den bestimmten Krankheitserreger schädigten
oder abtöteten, sondern auch andere Krankheitserreger wurden von ihnen
im Reagensglase, seltener in nicht toxischen Dosen auch im Organismus ge-
schädigt oder getötet. Nach der Einführung der Antisepsis in die Chirurgie
war man bemüht, eine große Reihe von Verbindungen daraufhin zu prüfen,
ob sie und in welchen Konzentrationen Bakterien und deren Sporen abtöten
oder in der Entwicklung hemmen. Es komite sich aber hierbei bei Anwendung
dieser Versuche in der Therapie niur darum handeln, auf den Oberflächen von
Wimden, von erkrankten Schleimhäuten usw. Wirkungen zu erzielen, evtl. eine
relative Desinfektion des Darminhaltes durchzuführen. Aber selbst relativ
ungiftige Substanzen konnten nicht in der Menge angewendet werden, um
imierhalb der Gewebe kreisend eine Abtötung der Parasiten zu bewirken. Wir
müssen dreierlei antiseptische Mittel unterscheiden: solche, welche ohne Be-
rücksichtigung ihrer giftigen Wirkungen Mikroorganismen und deren Dauer-
formen abtöten und für allgemeine Desinfektionen von Wert sind, solche,
welche, auf Oberflächen (Wunden, Haut, Magen-Darmkanal, Bindehäute)
gebracht, Mikroorganismen vernichten, ohne bei der Resorption schwer zu
schädigen, und schließlich solche, welche, dem Organismus einverleibt, ganz,
bestimmte Parasiten töten, ohne den Organismus zu vernichten. Es mußten
daher neue Wege gesucht werden, um nicht allgemein antiseptische Mittel
zu finden, sondern solche Verbindmigen synthetisch aufzubauen, die nicht
gegen alle Mikroorganismen wirken, sondern nur gegen besondere, wie etwa
Chinin gegen Malaria. Diese Verbindungen müssen sich nicht nur im Reagens-
glase als wirksam erweisen, sondern vielmehr im Organismus so wirken und
sich so verteilen, daß sie von den Zellen des erkrankten Organismus entweder
wenig aufgenommen werden oder diese Zellen nur wenig angreifen, während
sie von Parasiten stark aufgenommen werden mid diese möghchst schädigen.
Mit anderen Worten, die zu konstituierende chemische Substanz muß physi-
kahsch sich so verhalten, daß die Verteilung zwischen dem erkrankten Organis-
mus einerseits und dem Krankheitserreger sich in der Weise abspielt, daß die
chemische Verbindung sich der Hauptsache nach dem Parasiten zuwendet und
528 Antiseptica und Adstringentia.
weniger der Zelle des Wirtstieres. Es muß sich nicht immer nm ein Eindringen
der chemischen Verbindung in den Parasiten handeln, sondern es genügt wohl,
wie bei einzelnen Bakterienprodukten und Substanzen, die als Gegenwirkung
von Bakteriengift auf den Organismus entstehen, daß die chemischen Ver-
bindungen nur auf die Membran wirken und diese so verändern, daß sich ein Zu-
sammenkleJjen oder ein Ausfällen der Mikroorganismen ergibt.
Allgemeine Zellgifte sind auch allgemeine Antiseptica, insbesondere solche,
welche auf Eiweißkörper fällend oder lösend wirken, ebenso wie auf die sehr
wichtigen Bestandteile der Zellmembranen und des Zelünhaltes, die Lipoide,
daher sind Schwermetalle in ihren Salzen, ebenso die Mineralsäuren und Laugen
und auch die organischen Solvenzien wie Äther. Alkohol. Toluol. Cliloroform
allgemeine ZeUgifte und Antiseptica. Die Membranen zahlreicher Bakterien
und anderer Älikroorganismen bestehen aber zum Unterschiede von den Mem-
branen tierischer Zellen, welche aus Eiweißkörpern und Lipoiden aufgebaut
sind, zum Teil aus Cellulose, zum Teil aus chitinähnlichen Verbindungen, welche
häufig einen schwer permeablen wachsähnlichen Überzug haben. Insbesondere
die Sporen mancher Bakterien sind so von ihren Membranen umschlossen,
daß sie selbst sehr starken antiseptischen Mitteln gegenüber widerstandsfähig
smd, weil die Sporenmembran undurchlässig ist für die ■wirksamen chemischen
Verbindungen.
Bei den Schwermetallsalzen hängt die Giftigkeit der Lösung von der Dis-
soziationsgröße ab, aber auch von der Lipoidlöslichkeit. Daher ist Quecksilber-
chlorid, welches lipoidlösUch ist, viel wirksamer als die andern stärker disso-
ziierten Quecksilbersalze. Die Quecksilberionen wirken unter den Schwer-
metaUen am stärksten, ihnen kommen Silber, Zink und Kupfer nahe. Bei den
Säuren hängt die Desinfektionskraft ebenfalls von der Konzentration der
Wasserstoffionen ab, aber auch von der Natur der nicht dissoziierten Moleküle
und hier von der Lipoidlöslichkeit derselben. Dasselbe gilt von den Alkalien.
Viele Antiseptica sind Oxj^dationsmittel, wie z. B. Wasserstoffsuperoxyd,
Chlor und unterchlorigsaures Natrium, Kaliumpermanganat und chlorsaures
Kalium.
Die Beobachtung, daß in der Nähe von reinen Metallen Mikroorganismen
geschädigt werden oder absterben, wurde kritisch bearbeitet. Es handelt sich
höchstwahrscheinhch um ^rinzige Mengen von gelösten Metallen. Silber, Queck-
silber imd Kupfer üben eine deutUche Wirkung aus, während Magnesium,
Aluminium, Eisen, Zink, Blei, Zinn, Palladium und Gold im kompakten Zustande
wirkungslos sind. Die bactericide Wirkung der Radiumemanation bezieht sich
vorzüglich auf die Ein'W'irkung der «-Strahlen. Sie ist übrigens keineswegs
groß. Man nimmt heute an, daß die desinfizierende Kraft von Metallösungen
nicht allein von dem Gehalte der Lösung an Metall abhängt, sondern komphzier-
teren Gesetzen folgt. Die Wirkung ist abhängig imd summiert sich aus der
Wirkung des Anions und Kations. Sie ist aber auch abhängig von der Menge
der in Lösung dissoziierten Moleküle, wobei zu bemerken ist, daß praktisch
in dünnen Lösungen bei stark wirksamen Metallen das ganze gelöste Salz als
dissoziiert anzusehen ist. Durch die Verdünnung steigt natürUch die Dissoziation
der Moleküle in der Lösung.
Bei den Desinfektionsmitteln hängt, die Wirkung, insofern es sich um Salze
handelt, von den Ionen ab, und Lösungen von Metallsalzen, in denen das Metall
Bestandteil eines komplexen lones ist, wirken außerordentlich wenig keim-
tötend. So haben Scheurlen und K. Spiro gezeigt, daß Subhmat dem Queck-
silberkaliumhyposulfit in der Desinfektionskraft bedeutend überlegen ist.
Antiseptica und Adstringentia. 529
Es haben dann Schrauth und Schöllei-i) komplexe Quecksilberverbind luigen
dargestellt, die so wirksam sind wie Sublimat, so daß man annehmen muß,
(laß das komplexe quecksilberenthaltende Ion selbst stark bactericid wirkt.
Durch die elektrolj'tisehc Dissoziationstheorie können wir iins auch erklären,
warum sonst wirksame Salze auf Bakterien nur wenig wirken, wenn sie in Alkohol,
Äther und ähnlichen Lösungsmitteln gelöst sind, denn in diesen ist die Disso-
ziation der Salze äußerst gering. Nun ■nird die Dissoziation der Salze durch den
Zusatz von Neutralsalzen beträchtlich herabgesetzt, da die Neutralsalze der
Dissoziation entgegenAvirken. Das ist auch der Grund, warum die Desinfektions-
wirkung der Salze durch den Zusatz von Neutralsalzen beträchtlich herabgesetzt
wird. Wie schon ausgeführt, hängt die Desinfektionswirkung der Salze von
Anion und Kation ab und ist gleich der Summe der beiden Wirkungen plus
der Wirkung der nicht dissoziierten Moleküle. Deshalb sind auch die Chloride
stärkere Desinfektionsmittel als die Sulfate.
+
Es genügt 1 g H-Ion, um 30 Millionen Liter besten Nährboden dauernd
steril zu halten, bei Abwesenheit von OH-Ionen liefernden Verbindungen, denn
+ +
eine Reaktionsverschiebmig von 0.8.10" ^g H auf 2.10-'g H verhindert in den
Versuchen jedes Bakterienwachstum.
Da das Wasserstoffion das stärkste Desinficiens ist, spielt der negative Be-
standteil bei starken Samen nur insofern eine Rolle, als die absolute Desinfek-
tionskraft um so geringer sein wird, je höher das Molekulargewicht der Säxu-e
ist, ganz miabhängig von einer evtl. vorhandenen Desinfektionskraft des Amins,
+
das dem überstark wirksamen H-Ion gegenüber nicht zur Wirkung kommt.
Je schwächer die Säm-e, desto mehr- kommt der desinfektorische Effekt des
Anions zur Geltung. Die Desinfektionski'aft einer dissoziierenden Verbindung
ist das Ergebnis der Desinfektionski-aft der Ionen, und jedes Ion ist als ein selb-
ständiges Desinficiens zu betrachten.
Die Chloride der Leichtmetalle sind schwache Desinficientien, die Elemente
mit kleinem Atomvolunicn (Schwermetalle) des ersten Straliles im periodischen
System sehr starke.
Kolloidales Silber (Fulmargin) übertrifft alle bisher geprüften Silberver-
bindungen bei weitem an absoluter Desinfektionski-aft.
Im zweiten Strahl des periodischen Systems sind die LeichtmetaDe schwache,
die Schwermetalle starke Desinficienten, kolloidales Quecksilber verhält sich
in der Desinfektionskraft zu kolloidalem Silber wie 80 : 31, also fast dreimal
so stark. Keine Quecksilberverbindung ist wirksamer als kolloidales Quecksilber.
+
Im ersten Strahl ist das H-Ion als erstes Element der Reihe, im zweiten
Strahl das Radiumion als letztes Element der Reihe das bei weitem wirksamste
(ilied.
Cadmium kommt dem Silber an absoluter Desinfektionskraft beinahe gleich.
Die absolute Desinfektionskraft aller Verbindiuigen bleibt hinter der des wirk-
samsten Elementes in elementarer Form.
Im dritten Strahl des periodischen Systems wirken Bor und Aluminium
relativ seh wach desinfizierend.
Sihkate, Zinn- mid Bleisalze wirken schwach, steigend von SiUcium zum
Blei, Bleisalze so stark wie Aluminiumsulfat.
Im vierten Strahl des periodischen Systems der Elemente nimmt die absoluta
desinfektorische Wirksamkeit mit steigendem Atomgewichte zu.
1) Sclirauth und Schöller, Z. f. Hyg. 66 (1910).
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 6. Aufl. 34
Ö30 Antisoptica mid Adstringentia.
Im fünften Strahl des perioclisclien Systems der Elemente besitzt
Stickstoff in elementarer Form keine desinfektorische Kraft, Stiekstoff-
ionen sind iiicht l)ekannt, Ammoniak Avirkt durch seinen Gehalt an Hydroxyl-
ionen.
Im fünften Strahl nimmt che desinfektorischc Wirksamkeit mit steigenden!
Atomgewicht ab. Die höchsten Oxydationsstufen der Elemente des fünften
Strahles erweisen sich als weit weniger wirksam als die positiv geladenen
Atomgrupi^en dieser Elemente. Salvarsan hemmt weniger als arsenige
Säure.
Der sechste Strahl des periodischen Systems enthalt Sauerstoff, Schwefel,
Clirom, Scandium, Molybdän, Telku-, Wolfram, Uran.
Elementarer Sauerstoff i.st in molekularer Form (O2) nur gegen die anaero-
hiontisch lebenden Mikroorganismen wirksam. Ionisiert bildet er in wässeriger
Lösung Hydroxylionen, denen eine starke desinfizierende W^irkung zukommt,
namentlich dem Wasserstoffsuperoxyd.
Formaldehydsulf oxylsam'es Natrium wirkt sehr wenig, schweflige Säure
20 mal so stark, Urannitrat 30 mal so stark wie Goldchlorid.
Im sechsten Strahl des periodischen Systems kommt den Sauerstoffionen
der höchste Grad von desinfektorischei' Wirksamkeit zu. Die Wirkung des
Ozons beruht sehr wahrscheinlich auf der Bildung von OH-Ionen in wässeriger
Lösung. Die desinfektorische Wirkmig der Persalze ist weit geringer als die
des Wasserstoffsuperoxyds .
Der siebente Stralü des periodischen Systems der chemischen Elemente
enthält neben den vier Halogenen : Fluor, Chlor, Brom und Jod von Elementen
mit kleinem Atomvolumen nur das Mangan. Elementares Fluor ist so reaktions-
fähig, daß eine Piüfung der Desinfektionskraft auf große Schwierigkeiten stößt.
Bei Chlor, Brom imd Jod steigt in elementarer Form wie auch in den geprüften
Verbindungen die Desinfektionskraft mit steigendem Atomgewicht. Im ionisier-
ten Zustand ist das Fluorion am stärksten desinfektorisch wirksam, dann steigt
flie Wirksamkeit vom Chlorion bis zum Jodion.
(Siloroform, Bromoform und Jodoform verhalten sich in bezug auf Stärke
der Wirkung wie 1 : 2 : 30 . Natriumchlorat und Natrium Perchlorat wirken
sehr schwach, sie sind ohne nennenswerte desinfektorische Kraft.
Jodtr i chlor id, Jodtribromid xmd Natrium sozojodolicum. Ersteres wirkt
so staik wie Fluorwasserstoff, das zweite wie Bromoform, letzteres sehr schwach.
Mauganchlorid und Natriumpermanganat wirken schwach 1 : 300 bzw.
1 : 200.
Im achten Strahl finden sich neben den Edelgasen Neon, Argon, Krypton
und Xenon, die keine chemische Verbindimg mit anderen Elementen eingehen
und fiaher auch keine desinfektorische Iviaft haben, drei Reihen von je drei
z\i.sammengehörigen Elementen: Eisen, Kobalt, Nickel, ferner Palladium, llho-
dinm, Ruthenium und Osmium, Iridium mid Platin.
In kolloidaler wässeriger Lösung zeigt keines der geprüften Elemente
irgendwelche desinfektorische Kraft, dagegen ist che lonenwirkimg bei Eisen
und Osmium nicht unbeträchtlich.
Eisenchlorid 1 : 1600, Osmiumsäure 1 : 1500, Ferrokakodylat FeCgHigAsgO«
1 : noo.
Die Platinionen wiiken in gleicher Stärke desinfektorisch.
Keine organische Verbindung wirkt stärker als Formaldehyd oder Was.scr-
stoffsnperoxyd, ganz zu schweigen von Quecksilber- und Silberverbindungen
oder Lösungen.
Antiseptica und Adstringentia. 531
Es liemmt
Formalin 1 : 20 000
Xaphtbol 1 : 5000
Lj'soform 1 : 4200
Grotan 1 : 1000
Kreolin 1 : 1000
Seifenspiritus 1 : 800
Tribromnaphtliol 1 : 700
Guajakol 1 : 500
Sagrotan 1 : 300
Lysol 1 : 300
Phenol 1 : 100
Die Abkömmlinge der Phenolreihe zeigen sämtUeh eine hemerkenswert
geringe Desinfektionskraft; Xaphthol ist nach Formalin die kräftigst wirkende
der geprüften organischen Verbindungen.
Von organischen Säuren hemmt
Ameisensäiire 1 : 1500
Essigsäure 1 : 1000
Salieylsäure 1 : 500
Sulfosalicylsäure 1 : 500
Pikrinsäure 1 : 500
Thymol, Menthol, Campher; letzteres ist das mrksamste.
Thymol 1 : 500
Menthol 1 : 550
Campher 1 : 1050
PjTamidon 1 : 750
Aspirin 1 : 700
Von Chhiinderivaten ist Eucupin am wirksamsten.
Es hemmt
Chinin 1 : 330
Optochin 1 : 330
Eucupin 1 : 1000
Es hemmen
Resorcin 1 : 40
Brenzkatechin I : 1300
Hydroehinon 1 : 1340
Pyrogallol 1 : CöO
Durch Einführung von Schwermetaliioiieii in organische Verbindungen liißt
sich zwar die desinfektorische Ka-aft .selu- erhcl)lich (bis auf das Zwanzigfache
und mehr/ steigern, aber doch nicht über das Maß der einfachen organischen
Substanzen hinaus, deren Wirksamkeit nicht einmal erreicht wird.
liei Untersuchungen fler relativen Giftigkeit mid Desinfektionskraft sieht
man, daß zu den relativ giftigsten Desinfektionsmitteln Xatriumsalicj'lat und
Phenol gehören, zu den ungiftigeren Essigsäure, Jod imd Aluminiumsiüfat,
zu den relativ ungiftigsten SuliUmat, weit vor allen aber Wa.sserstoffsuperoxyd.
Alle Mittel, welche einen Phenol- oder Chinim-est enthalten, erweisen sich als
relativ sehr giftig. i).
Die Untersuchungen von Krönig luid Paul zeigten, daß im allgemeinen
che Säuren im Verhältnis zu ihrer Dissoziationskraft desinfizierend wirken,
d. h. die Stärke der Wirkung steigt mit der Menge der in der Lösung befind-
lichen Wasserstoffionen, aber außerdem kommt auch den nicht dissoziierten
Molekülen manchmal eine spezifische Giftwirkung für die Bakterien zu, wie
z. B. der Flußsävu-e, der Salpetersäiu"e mid der Trichloressigsäure. Diese
spezifische Wirkung tritt aber, wenn die Verdünnimg ansteigt, gegenüber
') H. Friedenthal, BZ. 94, 47 (1919).
34*
532 Antiseptica und Adstringentia.
den Wasserstoffionen zurück. Ebenso hängti die desinfizierende Wirkung der
Alkalihydroxyde und des Ammoniaks ab von der Menge der Hydroxylionen
in der Lösung, d. h. von der Größe der Dissoziation dieser Basen. Die Wasser-
stoffionen sind aber als Bakteriengifte viel wirksamer als Hydroxylionen.
Die keimtötende Wirkung der Alkohole steigt vom Methylalkohol zum
Äthyl-, Propyl- xmd Amylalkohol. Die ahphatischen Alkohole zeigen eine
Steigerung der Bactericidie mit der Steigerung des Kohlenstoffgehaltes der
Alkohole*). Noch viel wirksamer ist der Allylalkoliol vermöge seiner Unge-
sattigtheit. Die antiseptischen Wirkungendes Allylalkohols sind nach E. Sal-
kowskis Angabe aber mäßig-). Die tertiären Alkohole sind weniger wirksam
als ihre isomeren Normal- und Isoalkohole.
Es ist interessant, daß der absolute Alkohol keine desinfizierenden Eigen-
schaften hat, hingegen aber seine wässerige Lösung. Am kräftigsten soll ein
etwa 55proz. Äthylalkohol wirken. Man erklärt das Versagen der Wirkung des
absoluten Alkohols auf das trockene Material in der Weise, daß sich die Bak-
terienmembran miter der Einwirkung des Alkohols kontrahiert und das,ZeU-
protoplasma der Mikroorganismen von der kontrahierten Membran vor der Ein-
wirkung des Alkohols geschützt wird. Es ist aber sehr fraglich, ob diese Er-
klärung richtig ist. Die Untersuchmigen von Wirgin zeigten, daß die keim-
tötenden Wirkungen der Alkohole sich nach dem Molekulargewichte anordnen.
Das gilt aber nur füi' die primären Alkohole bis zum Amylalkohol, die tertiären
machen eine Ausnahme, denn der tertiäre Butylalkohol wirkt schwächer als
die Propylalkohole und der tertiäre Amylalkohol schwächer als der normale
Butylalkohol. Am stärksten keimtötend wirken die starken Mineralsäiu-en,
die starken Oxydationsmittel, die Salze des Silbers und des Quecksilbers,
schwächer wirken von den organischen Substanzen die Phenole und Alkohole,
während der sehr chemisch aktive Formaldehyd eine Mittelstellung einnimmt.
Die desinfizierende Wirkung der Säuren hängt von ihrer elektrolytischen
Dissoziation ab, d. h. von der Konzentration der Wasserstoffionen in der Lösung.
Chloroform besitzt als solches keine tötende Wirkung, sondern nur seine wäs-
serige Lösung. Auch Jodoform hat keine desinfizierende Wirkung, sondern wahr-
scheinlich ein wasserlöshches Derivat desselben.
Sehr viele giftige Substanzen entfalten erst in einer bestimmten Konzen-
tration eine besondere Wirkung. Milzbraudbacillen werden von einer 3.5proz.
Lösung von Kupferchlorid früher getötet als von einer 4 mal so starken. Manch-
mal verwandelt der Organismus er.st eine Substanz in eine stark wirksame,
entweder durch Oxydation oder durch Paarung, welch letztere zumeist ent-
giftet.
So ist Colchicin bei Fröschen fast ohne Wirkung, während der zwan-
zigste Teil der Dose an Oxydicolchicin wirksam ist. Die Unwirksamkeit an
Fröschen und die Wirksamkeit an Warmblütern, welche voUständig mit der
des Oxydicolchicin übereinstimmt, zeigt, daß sehi' wahrscheinhch das an sich
ungiftige Colchicin im Organismus der Warmblüter, nicht aber in dem der
Frösche, in das giftige Oxydicolchicm umgewandelt wird.
Die desinfizierenden Mittel äußern schon in vitro, noch viel mehr aber im
Organismus ihre Wirkmigen auf die Mikroorganismen sehr verschiedenartig
und sind meist spezifisch, so z. B. Chinin gegen Malaria, die Salicylsäure gegen
akuten Rheumatismus, das Quecksilber gegen Sj'philis, das Arsen gegen Try-
') Saul.Arch. f. kün. Chir. 56, 686. —H. Buchner, F. Fuchs und L. Megele, Arch.
f. Hyg. -40, 357 (1901). — Wirgi n, Z. f. Hyg. 46, 149 (1904).
2) E. Salkowski, BZ. 108, 244 (1920).
Antiseptica und Adstringentia. 533
panosomeu. Diese Gifte nun, welche Mikroorganismen verscbdedener Art töten,
sollen nmi in ihrer Giftigkeit den Mikroorganismen und dem tierischen Organis-
mus gegenüber sehr differieren, da ja sonst der Infektionsträger eher zugrunde
geht als der Infektionserreger. Dabei ist zu beachten, daß eine Reihe von Sub-
stanzen, welche auf Mikroorganismen einwirken, im tierischen Organismus
gewisse Veränderungen osydativer und reduktiver Art erleiden.
Methylchlorid wirkt antiseptisch, wie Chloroform, ebenso Methylenclilorid
CHgClj . Acet3denchlorid, Dichloräthylen CHgCl • CHgCl wirkt viel schwächer
antiseptisch als Chloroform. Trichloräthylen ist m Wasser sehr schwer löslich
und wirkt sehr gut antiseptisch. Äthylchlorid wirkt viel schwächer antiseptisch ^).
Äther wirkt stark fäulnishemmend.
Brombenzol verwandelt sich im Organismus des Hundes in Bromphenyl-
mercaptursäure, welche nach T. Saxl viel stärker desinfizierend wirken soll als
Brombenzol. Aber diese desinfizierende Wirkung übt sie nm- im Harn, nicht
aber im Blut aus.
Die Phenole sind schwache Antiseptica; die Kresole wirken stärker als
Phenol, die meisten Untersucher behaupten, daß m-Kresol stärker wirksam
als p-Kresol und dieses stärker als o-Kresol sei. Nur wenige behaupten von
reinem o-Kresol, daß es den beiden anderen in der Wirkung nicht nachstehe.
Es ist von theoretischem Interesse, daß die drei Kresole zusammen einander in
der Wirkung unterstützen und stärker wirken als die gleiche Menge m-Kresol
allein. Zusatz von Säm-en und Salzen verstärkt die Wirkung der Phenole. Koch-
salz erhöht ganz bedeutend die desinfizierende Wirkung, imd zwar viel stärker
als Chlorkalium, dieses stärker als BromkaUum, dieses stärker als Chlorammon,
dieses stärker als Jodkahum, dieses stärker als Salpeter, dieses stärker als
Natriumacetat. Hingegen wird die Desinfektionskraft der Carbolsäure durch
Zusatz von Alkohol verringert und die Lösung im absoluten Alkohol ist in ihrer
Wirksamkeit gleich Null. Auch einige Salze, z. B. benzoesaures Natrium, ver-
ringern die Wirksamkeit. Alkalien heben die Phenolwirkung fast ganz auf,
während KresoLkahumverbindungen nicht schwächer wirken als die Kresole
allein.
Bei Kombination verschiedenartiger Substanzen, z. B. Phenol und Salz-
säure, Alkohol und Kalilauge, \vird eine Verstärkung hervorgerufen.
Wir unterscheiden nun Antiseptica, deren Wirkung auf Ionen beruhen,
und die Desinfektionsmittel erster Ordniuig genaimt werden, und solche, welche
als Moleküle wirken, vnid die man als Desinfektionsmittel zweiter Ordnung
bezeichnet. Phenol z. B. ist ein solches Desinfektionsmittel zweiter Orchiung.
Phenohiatrium ist in der Lösung stärker ionisiert als Phenol, wirkt aber
schwächer. Die Eigenschaft, daß der Zusatz von Alkohol die Desinfektionskraft
des Phenols abschwächt, wäre so zu erklären, daß Phenol aus wässeriger
Lösung von Bakterien besser absorbiert wird, während Alkohol oder Öl
bessere Lösungsmittel für Phenol sind als der Bakterienleib. Da nun die Ver-
tcilmig zwischen dem Bakterienleib und dem Lösungsmittel sich so verhält
wie ZTOschen zwei Lösungsmittehi, so muß der Verteilimgssatz von Berthelot-
Jungfleisch darauf angewendet werden, imd wir werden als die stärksten
Antiseptica solche bezeichnen müssen, deren Verteilungskoeffizient sehr stark
zugunsten des Bakterienleibes sich himieigt. Aus dieser theoretischen Erwägung
wird es auch klar, warum die verschiedenen Mikroorganismen, welche ja ver-
schieden chemisch zusammengesetzt sind und daher verschiedenartig lösend
wirken, sich gegenüber den Einwirkungen der desinfizierenden Büttel verschieden
*) E. Salkowski, lOT, 191 (1920).
534 Antiseptica imd Adstringentia.
\'C'rhalten. Es wird aber auch klar, warum eine wässerige Lösung von Phenol
oder Kresol stärker wirkt als eine solche in Öl oder Alkohol, da ja die beiden
letzteren Lösungsmittel viel besser Plienol lösen als das Wasser. Setzt man
daher zu einer PlienoUösung Neutralsalze, welche die Lösliöhkeit des Phenols
inr Wasser herabsetzen, so verschiebt sich jedenfalls der Verteilungskoeffizient
zugunsten der Mikroorganismen, und die Desinfektions Wirkung des Phenols
steigt an. Brenzcateehin wirkt wenig bactericid, es wird auch aus seinen
Lösungen diu-ch Kochsalz im Gegensatze zum Phenol nicht ausgesalzen. Diu-ch
den Zusatz von Kochsalz wird aber auch die Einwirkung auf Bakterien nicht
gesteigert 1). Die bactericide Wirkung steigt aber sofort an, wenn man zu der
wässerigen Brenzcatechinlösung eine 40proz. Animoniunisulfatlösung zusetzt,
welche das Brenzcetachin aussalzt. Aus demselben Grunde übt der Zusatz
von Harnstoff oder Glycerin keine Veränderung auf die Wirkung der Phenol-
lösung aus.
Die desinfektorische Wirkung der Phenole wird diu'ch Salze gesteigert,
aber nur dann, weini die Salze das Verteiluugsgleichgewicht beeinflussen.
Die antiseptische Wirkung der Phenole wird durch Neutralsalze erhöht,
ebenso eine hämolytische Wirkung vieler Substanzen.
Die bactericide Kraft und die Erniedrigung der Oberflächenspannung gehen
l)arallel.
In Gegenwart von Serum haben Phenol und seine Derivate keine oder
eine viel geringere bactericide Wirkung als in reinen wässerigen Lösmigcn.
Diaminoacridin ist in Serum stärker bactericid als im gewöhnlichen Pepton-
wasser-Agar-Nährboden. Eine Anzahl seiner Derivate mit substituierenden
Methylgruppen in den Aminogruppen oder an den Benzolkernen oder auch
gleichzeitig an beiden (Acridingelb) wie auch bei Bendas 3.6-Diamino-lO-niethyl-
acridiniumcliJorid sind für Säugetiere v^erhältnismäßig ungiftig. Diaminoacridin-
sulfat wirkt auf Erythrocyten weniger als das Bendasche Salz bei der direkten
Einfülirung in den Kreislauf. Es macht das Blut diu'ch mehrere Stunden anti-
septisch. Ein Drittel ^vird beim Menschen innerhalb zweier Tage im Harn
ausgeschieden. Ein Teil geht in die Galle über-). Phenol wirkt stärker anti-
septisch als Resorcin, Brenzcateehin und Hydroolünon. Es erniedi'igt auch
die Oberflächenspamiung des Wassers in gleichkonzentrierten Lösungen viel
stärker. Diese wirken stärker als Phloroglucin, Vanillin, Pyi'ogallol, dement-
sprechend ist auch die Oberflächenspannungserniedrigende Wirkung bei diesen
letzteren Substanzen noch geringer.
Vergleicht man die Wirksamkeit der Dihydroxybenzole initei'cinandcr, so
findet man, daß das am meisten wirksame Brenzcateehin auch am stärksten
die Oberflächenspannung des Wassers erniediigt. Dasselbe gilt unter den
Trihydroxybenzolen vom P3Togallol, nur sind da die Differenzen in den Ober-
flächeuspannimgen etwas kleiner.
Die geringe bactericide Wirksamkeit der entsprechenden aromatischen
Kohlenwasserstoffe kann ebenfalls damit in Zusannuenhang gebrijicht werden.
Benzol wirkt \iel schwächer bactericid als Phenol, Toluol schwächer als die
Kresole, Naphthahn schwächer als die Naphtholc. Diese Substanzen lösen sich
allerdings nur ganz minimal im Wasser, aber die konzentrierten Lösungen er-
niedrigen auch nur ganz minimal die Oberflächenspaniumg des Wassers, während
die Phenole das in hohem Maße tun.
') Spiro und Brunz, AePP. 41, 355 (1899).
") C. H. Browning imd R. Gulbranson, Proc. Roy. Soc. London Serie B
13ü (1918).
Autiseptica und Adstringentia. 535
a-Naphthol, welches viel stärker beim Menschen wirkt als /5-Naphthol,
setzt auch (lie Oberflächenspannung stärker herab. Thjnnol übt ti-otz seiner
minimalen Löslichkeit che stärkste Wirkung aus, und diese minimalen Spuren
wirken stärker antiseptisch als Phenol oder Kresole. Dementsprechend er-
niedrigt es auch die Oberflächenspamiung des Wassers in viel stärkerem Grade ;
ebenso sind auch Campher und Menthol sehr stark wirksam, sie erniedrigen
ebenfalls sehr stark die Oberflächens])annimg des Wassers.
p-Kresol wirkt stärker als o- und m-KresoI, es setzt auch die Oberflächen-
spamimig stärker herab, aber o-Kresol wrkt wieder stärker antiseptisch als
die m- Verbindung, obwohl sie die Oberflächenspannung des Wassers weniger
herabsetzt. Die Kresole erniedrigen die Oberflächenspannung des Wassers
stärker als Phenol. Sie wirken auch stärker desüifizierend.
p-Xitrophenol wirkt stärker im Organismus als o-Xitrophenol. Die ober-
flächcnspannmigserniedrigende Wirkung entsjiricht dem vollkommen. Ebenso
ist p-Xitrotoluol giftiger als die m-Verbindung, und die o-Verbiudung ist noch
weniger giftig. p-Xitrotoluol erniedrigt die Oberflächenspamiung am meisten
und o-Xitrotoluol am wenigsten. Dasselbe Verhalten zeigen die Toluidine.
o-XitrobenzaldehA'd ist giftiger als die p-Verbindung, es setzt auch die
OI)crflächenspannung stärker herab i).
Pa ul. Birstein undReuß schlagen vor, die Erscheinmig der sogenarmten
Neutralsalzwirkmig in drei Gruppen einzuteilen:
1. Beim Zusatz von Xeutralsalzen zu einem schwachen Elektrolyten mit
gemeinschaftlichem Ion wird infolge der Zurückdrängung der Dissoziation eine
Erniedrigung der Desinfektionsgeschwandigkeitskonstanten hervorgerufen, falls
das andere Ion des schwachen Elektrolyten im wesenthchen der Träger der Des-
iiifektionswirkimg ist. Hierzu gehören auch diejenigen Fälle, bei denen diu-ch
Zusatz von Xeutralsalzen das wirksame Ion in ein komplexes übergeführt wnrd.
2. Zm' zweiten Gruppe gehören diejenigen Desmfektionsmittel, che mit
Hilfe einer Verteilung zwischen Bakterieninhalt und dem Lösmigsmittel wir-
ken. Dieser Fall scheint bei der GiftMirkung des Phenols einzutreten, die durch
Zusatz von Kochsalz eine starke Erhöhung erfährt.
3. Bei der dritten Gruppe von Xeutralsalz wrkungen , wo die Desinfektions-
wirkmig starker Elektrohi^en iji Betracht kommt, scheint die Desinfektions-
gcschwhidigkeit in einer ge\vissen Abhängigkeit von der lonenkonzeutratioii
zu stehen.
Seife wirkt auf die Bakterien so ein, daß die anderen Substanzen eine mten-
sivere Wirkung entfalten können. Die Verstärkungswirkung der Seifen auf Auti-
septica beruht nicht auf eüier gegenseitigen Beeinflussung der Substanzen in
der Lösimg, sondern sie kommt erst an der Bakterienzelle zum Vorschem^).
Von den Phenolsulfosäuren -wirkt die o-Verbindung am stärksten keim-
tötend. An zweiter Stelle steht die m-Verbmdung, an dritter che p-Verbüidung.
Wird aber eine zweite Sulfogruppe in die Phenol-o-sulfosäiu-e eingeführt,
so geht die desuifizierende Kraft so Weit zurück, daß die Lösung weniger wirkt
als eine entsprechende Phenollösimg. Der Eintritt einer Methylgruppe in den
Kern wü-kt bei den Sulfosäuren genau so wie bei den entsprechenden Phenolen.
Phenol geht in das stärker wirkende Kresol über, und ii-Kresol-o-suKosäure
wirkt stärker als Phenol-o-sulfosäiire. Kresolschwefelsäureester sind den Sulfo-
säuren an Desmfektionskraft überlegen^). 1.4-Propylphenol wirkt stärker
1) L. Berczeller, BZ. 66, 191, 202 (1914).
•-) Wilhelm Frei, Z. f. Hva. u. Intektionskiankh. 7.5, 431 (1913).
^) Schneider, Z. f. Hyg. 33, 110.
536 Antiseptica und Adstringentia.
als Isopropylpheuol, dieses stärker als Isobutylpheuol-1.4 und dieses noch
stärker als Amylphenol-1.4. o-Xylenol wirkt stärker als m-Xylenol, aber beide
wirken nicht stark auf Milzbrandsporen. 1.2.4-o-PropylkresoI wirkt auf Staphy-
lokokken schwächer als die entsprechende m- und p-Verbindimg. Isopropyl-
o-kresol-1.2.4 wirkt am schwächsten, die m-Verbindung stärker, die p-Ver-
bindiuig am stärksten, Isopropyl-o-kresol luid Propyl-o-kresol wirken aber
schwächer als jedes einzelne reine Kresol. Isobutyl-o-kresol-1.2.4 wirkt
stärker als die m-Verbindung, ungleich stärker wirkt aber ilie p-Verbin-
dung. Amyl-o-kresol wirkt schwächer als die gleichwirkenden m- und p-Ver-
bindimgen. Von allen höheren Homologen des Phenols wirkt ra-Xylenol am
besten.
Chlor-o-kresol wirkt sehr kräftig, die m-Verbindung aber viel stärker. Die
p-Verbindung steht in ihrer Wirkung zwischen den o- und m- Verbindungen.
Diese Untersuchungen beziehen sich auf Stai^hylokokken. Brom-p-kresol
wirkt etwas schwächer als die entsprechende Chlorverbindmig. Bcchhold mid
Ehrlich^) haben bei Untersuchung der Einwirkung auf Diphtheriebacillen
gefunden, daß die Einführung von Chlor oder Brom in Phenol die Desinfektions-
kraft entsprechend der Zahl der Halogenatome steigert. Die Einführung von
Alkylgruppen in Halogenphenole steigert die DesLnfektionswirkung. Die Ver-
bindvmg zweier Halogenphenole direkt (Diphenole) durch Vermittlmig einer
CHj-, CHOH-, CHOCH3- oder CH-OCoHs-Gruppe steigert die Desinfektions-
kraft. Die Verbindmig zweier Phenolgruppen diu-ch CO oder SO» vermindert
die Desinfektiouskraft. Die Einführung einer Carboxylgruppe in den Kern
vermindert die Desinfektionskraft.
Durch den Eintritt der Carboxylgruppe in das Phenol in der o-Stellung
^^■ird die desinfizierende Kraft dem Phenol gegenüber auf das Dopi^elte gehoben,
•während die Giftigkeit absinkt. SaHcylsäiu-e ist ein schlecht bakterientötendes
Mittel, hingegen hemmt sie ausgezeichnet die Entwicklung der Bakterien.
(X- und /5-Naphthol wirken keimtötend, doch ist ihre Löslichkeit äußerst gering.
Die Desinfektionswirkmig der Naphtholalkalisalze ist eine höhere als die der
Pheuolalkalisalze. Mischt man /)-Naphthol mit Soda, so sinkt mit wachsendem
Sodazusatz, obgleich tlie LösUchkeit des/)-Naphthols zmiimmt, die Desinfektions-
wirkung. Nach den Untersuchungen von Bechhold erweisen sich Chlor- und
Brom-/^-naphthol weit stärker desinfizierend als alle übrigen Mittel, mit Aus-
nahme der Quecksilbersalze, dabei ist ihre Giftigkeit äußerst gering. Sie ver-
halten sich aber verschiedenen Älikroorganismen gegenüber sehr- verschieden.
Tribromnaphthol wirkt am stärksten gegen Staphylokokken, Streptokokken imd
Diphtheriebacillen, während Dibrom-/)'-naphthol gegen Bacterium coli am
stärksten ist. Gegen Paratyphus B, wahrscheinlich auch gegen Typhus bleibt
die Wirkung mit Einführung von Halogen in Naphthol bis zum Dibrom- und
Dichlornaphthol die gleiche und sinkt mit dem Eintritt weiterer Chlor- imd
Bromatome in das Naphtholmolekül.
Tetrabrom-p-diphenol und Tribrombikresol erweisen sich .stark wirksam
gegen Staphylokokken, aber sie stehen trotzdem hinter Lysol (einer Auflösimg
von Kresolen in Seife) zurück.
Tetrabrom-p-diphenol ist weiter schwächer wrksam als Tetrachlor-o-
diphenol. Tribromnaphthol, Tetrabroumaphthol und Tetrachlor-o-biphenol
wirken sehr- stark auf Milzbrand. Die verschiedenen Naiohtholsulfosäiu-en und
deren Bromderivate sind unwirksam gegenüber Staphylokokken. Dem Naphthol
kommt in der desinfizierenden Wirkung bei geringer Giftigkeit gleich das Epi-
1) H. Bechhold und P. Ehrlich, HS. 46, 173 (1906).
Antiseptica und Adstringentia. 537
cariii (^-Oxynaphthol-o-oxy-m-toluylsäure). Das Sulfat des Oxychinoliii wirkt
stärker als Lysol.
H. Bechhold nemit halbspezifische Desinfizienzien solche Substanzen,
deren Desinfektionskraft gegen verschiedene Bakteriengruppen außerordent-
lich verschieden sind; besonders die Ciilor- und Bromderivate des /)-Naph-
thols gehören zu dieser Gruppe; am auffallendsten tritt die Halbspezifität bei
Tri- und Tetra-Bromnaphthol zutage. Diphtheriebacillen werden durch den
250 ten Teil der Substanzmenge geschädigt, die für Parat j'j^hus B erforderhch
ist ; außer gegen Diphtheriebacillen äußert sich die Halbspezifität dieser Stoffe
noch gegen Staphylokokken mid Streptokokken. Dibrom-/J-naphthol besitzt
eine solche gegen Bacterium coli. Eine vollkommen gleichmäßige Wirkung
gegen alle Bakterien besitzt nach Bechhold kein chemisches Desinfektions-
mittel, so daß bei allen von einer zehntel oder hundertstel Spezifität gesprochen
werden kann. Besonders charakteristisch ist das Verhalten von Monochlor-
naphthol und Tribrom-/)-naphthol. Ersteres wirkt auf Pyocyaneus noch
1 : 2000 verdünnt entwicklungshemmend, letzteres hat schon bei 1 : 1000 keine
Wirkung mehr. Monochlomaphtliol wirkt fast gleichmäßig auf aUe untersuchten
Organismen, Tribronmaphthol auf Tuberkelbacillen fast gar nicht, auf Staphylo-
kokken noch in einviertehniUionenf acher Verdümiung. Tribronmaphthol ist
praktisch vmgiftig und wirkt im Gegensatz zu Mono- inid Dibromnaphthol
nicht hämolj'tisch, so daß dvu-ch die hämolytische Methode noch 0.5% Dibrom-
naphthol nachgewiesen werden kann. Da Tribronmaphthol Leukocji;en nicht
verändert und die Phagocytose nicht beeinträchtigt, ist es als Wundantisep-
ticum sehr geeignet ^).
Während gegen Staphylokokken, Streptokokken und Dij)htheriebacillen
Tribronmaphthol dem Monochlornaphthol desinfektorisch weit überlegen ist,
erwies es sich weniger wirksam gegen Bacillus pyocyaneus mid ganz unwirksam
gegen Tuberkelbacillen. Monochlornaphthol ist hingegen gegen Tuberkel-
bacillen ein sehr wirksames Desinficiens. H. Bechhold erklärt die Halbspezifität
bei den Halogenuaphtholen diurch die gegensätzliche Wirkung der Diffusions-
geschwiudigkeit und der Adsorbierbarkeit.
Bei der Prüfung von /S-Naphthol, sowie seiner Chlor- und Bromderivate
gegen Blut ergibt es sich, daß die Derivate um so indifferenter sind, je mehr
Chlor- bzw. Bromatome sie in dem Naphthalinmolekül enthalten. Tri- und
Tetrabromnaphthole erweisen sich gegen Blut als vollkommen indifferent. Die
übrigen sind mehr oder minder starke Haemolytica. Monochlor-, Monobrom-,
Dichlornaphthol, sowie /?-Naphthol sind ganz schwache Serumfällungsmittel.
Di-, Tri- xmd Tetrabronmaphthole verändern Leukocyten nicht imd haben
keinen Einfluß auf deren phagocytäres Vermögen. Die übrigen untersuchten
Halogennaphthole verändern Leukocyten.
Tribronmaphthol wird Providoform genannt^).
Von den Farbstoffen wirken nach den Untersuchimgen von Behring
Methylviolett und Pyoktanin schon in sehr dünnen Lösungen keimtötend.
Noch stärker wirken Dahliablavi und Cyanin, aber ihre Lösungen sind nicht
haltbar. Malachitgrün ist sehr haltbar und außerordenthch stark wirksam.
Ätherische Öle wirken stark desinfizierend, so z. B. Senföl. Am wirk-
samsten gegen Milzbrandsporen erwiesen sich Geranium de France, Geranium
d'Algerie, Origan imd Vespetro. Caldeac und Menieur imtersuchten sehr
viele solche ätherische Öle in der Weise, daß sie Typhus- imd Rotzbacillen in
1) Münch. med. Wochenschr. 61, 1929 (1914).
-) H. Bechhold, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektiouskrankli. S4, 1 (1917).
538 Antiseptica und Adstringentia.
die ätherischen Öle direkt eintrugen und beobachteten, wie lange lebensfähige
Keime noch nachzuweisen Waren. Am stärksten erwies sich Zimtöl, was
Behring bestätigte; ihm folgte Nelkenöl, Während Eugenol selbst, der
Hauptbestandteil des Nelkenöls, sich als weit weniger wirksam erwies. Dann
kamen Pomeranzenöl und Patschuli. Bei gewöhnlicher Temperatur ist Campher
ein schwach desinfizierendes Mittel, bei 45° aber ein stark desinfizierendes.
Löst man die ätherischen Öle durch Zusammenbringen mit anderen Substanzen
in Wasser auf, so sieht man, daß Allylseiiföl, Zimtöl, ebenso wie Terpentinöl
Avirksam sind, wenn mau sie z. B. in sulforicinolsaurem Kalium auflöst. AUyl-
senföl ist das wirksamste, stark wirksam, aber weniger als Allylsenföl, ist Zimtöl
luid viel weniger wirksam ist Terpentinöl. Diesem erst folgen Menthol und
Eucaljqjtol, später kommen Sandelholzöl und Campher. Die ätherischen Öle
zeigen antisejatische Wirkung, und zwar die sauerstoffhaltigen Terpenkörj)er
stärkere als die Kohlenwasserstoffe. Zwischen Alkoholen und Ketonen besteht
kein prinzipieller Unterschied im Wirkimgsgrad, ebensowenig bei Substanzen
verscliiedener Sättigung, imd zwar gilt dies sowohl für Kohlenwasserstoffe wie
fi'u' Ketone.
Auf Schimmelpilze sind Sandelholzöl und Terpentinöl ohne Wirkung.
Cajeputöl und Nelkenöl wirken antiseptisch, welche beide eine beträchtliche
Keiniverminderung nach längerer Zeit machen, aber nie vollkommene Sterili-
tät. Die ätherischen Öle scheinen vielmehr entwicklungshemmende Eigen-
schaften zu haben, so werden Staphjdokokken mit einem Mentholzusatz von
1 : 6000 am Wachstum verhindert, durch Campher aber bei einem Zusatz
1 : 600. Typhusbacillen entwickeln sich nicht mehr bei einem Mentholzusatz
von 1 : 8000 und bei einem Kupferzusatz von 1 : 700, bei Diphtheriebacillen
wirkt aber Campher fast zweimal so stark wachstuniliindernd wie Menthol, denn
es genügt ein Zusatz von Menthol 1 : 16 000 und von Campher 1 : 30 000. Auch
Terpentinöl wirkt stark entwicklungshemmend; ein Zusatz von 1 : 15 000 ver-
hindert jegliches Wachstum von Staphylokokken (Laubenheimer).
R. O. Herzog und R. BetzeP) haben die Frage der Absorption der Anti-
septica an der Hefe untersucht. Die Antiseptica, welche in sehr verdünnter
Lösung Mikroorganismen beeinträchtigen, wirken entweder, wie angenommen
wird, auf die Proteine oder sie sind lipoidlöslich. Es wiurde die Einwirkung von
Chloroform, Silbernitrat, Formaldehyd inid Phenol geprüft. Es zeigte sich,
daß Chloroform von der Hefe aufgenommen wird wie bei eiilem Adsorptions-
prozesse, aber daß der Exponent sehi- hoch ist. Silbernitrat wird ebenfaUs wie
bei einem Adsorptionsprozesse aufgenommen. Vom Formaldehyd wird stets
eine konstante Menge gebiniden, unabhängig von der Konzentration der Lösung.
Phenol wurde von der Hefe überhaupt nicht aufgenommen-). Chloroform wird
durch Hefe in der Weise adsorbiert, daß ein reversibles Gleichgewicht vor-
liegt. Das gleiche gilt fiü- Silbernitrat und für Sublimat. Entgegen ihren früheren
Angaben wird nun gezeigt, daß bei Lösmigcn, die schwächer sind als Iproz.,
die Adsorptionsformeln angewendet werden. Das Gleichgewicht zwischen
Phenol und Zelle ist völlig vergleichbar der der lebenden. Die beiden Unter-
sucher stellen sich nun vor, daß die Verteilung die Phase der Einwirkung ist,
welcher die zweite Phase, die chemische Einwirkung des Desinfelrtionsmittel
auf die Mikroorganismen folgt. In manchen Fällen verhält sich die Verteiluug
des gelösten Desinfektionsmittels zwischen Lösung und Zellen wie eine Adsorp-
tion, während sich bei anderen Desüifizieuzien wieder andere Verteilungsregeln
zeigen. Nach der Verteilung kommt dann die zweite Phase der chemischen
1) HS. 67, 309 (lyiO). -) R. O. Herzog und K. 13etzol, HS. 74, 221 (lull).
Antiseptica uiid Atlstringentia. 539
Einwirkung des Desinfektionsmittels auf die Miliroorganismcu zur Geltung^).
Das ist aber der lickanntlich strittige Punkt der Auffassung der Arzneiniiitel-
wirkung überhaupt, ob die Aufnahme in die Zellen zugleich Wirkung bedingt
odei- ob ihr eine chemische Reaktion in der aufgenommenen Substanz und
der Zelle folgt.
Man bringt auch die Wirkung mancher Desinfektionsmittel, wie die der
Narkotica, in Bezichinigen zu ihi'er Lijioidlöslichkeit und erklärt die Intensität^
ihrer Wirkungen aus dem Teilungskoeffizienten, d. i. dem Quotienten aus den
Löslichkeiten in der Lij)oid- und in der wässerigen Phase der Zelle.
Josef GössP) prüfte eine Reihe von Substanzen auf ihre Entwick-
I luigshemmung der Hefe gegenüber unter Berücksichtigung ihrer Lipoid- und
Wasserlöslichkeit. Im allgemeinen zeigte es sich, daß Substanzen, welche
lipoidunlöslich sind, keine entwicklungshemmende Wirkung besitzen, z. B.
Fluoren, Chlornitrobenzol, C'lilordinitrobenzol, Perchloräther, andererseits ge-
nügt aber auch tlie Lipoidlöslichkeit nicht zur Erzielung einer Desinfektions-
wirkung, wie dieses bei den gesättigten aliphatischen und hydroaromatischeu
im Gegensatze zu den ungesättigten und aromatischen Kohlenwasserstoffen
sich zeigt. Damit die Verbindimgen entwicklungshennnend sind, müssen sie
noch eine gewisse Reaktionsfähigkeit oder Ungesättigtheit zeigen, mit der Reak-
tionsfähigkeit nimmt der hemmende Einfluiä zu, er nimm.t ab, wenn die Moleku-
largröße steigt, z. B. bei den aromatischen Kohlenwasserstoffen vom Benzol
über das Xylol zum Cumol. So gehören zu den stärkst wirkenden Substanzen
z. B. Hexylen, Thiopheu, Allylchlorid, Monochlorbenzol, p-MonochlortoluoI,
Chlormcthyläther, Methylenbromid, Dicliloräthylen, Äthylenchlorid, Chloro-
form, Bromoform, Tetrachlormcthan, Tetracliloräthan, Benzalchlorid, n-
Amylalkohol, Hexylalkohol, Heptylalkohol, Octylalkohol, Terpentineol, Euca-
lyptol, Benzylalkohol, Phenyläthylalkohol, Phenylpropylalkohol, Eugenol,
Äthyl mercaptan, Propylmercaptan, Phenj^lmercaptan, o-Toluidin, Äthylsenföl,
diese sind sämtlich in Öl lösliche, in Wasser nicht lösliche Verbindmigen. Das
in Wasser und Öl gut lösliche Cldoral und Cliloralcyanhydrin wirken elienfalls
sehi- stark. Die folgenden Verbindungen sind in Öl gut löshch, in Wasser mehr
oder Weniger löslich imd sehr stark wirksam: n-Butylalkoliol, Isoamylalkohol,
Zimtalkohol, Aniün, Allylsenföl. Unwirksam trotz ihrer Unlösliclikeit in Wasser,
Löslichkeit in Öl sind: Hexan, Heptan, Oktan, Dekan, Clyclohexan, Methyl-
cyclohexan, Ciunol, Cjmiol, Isoamyläther, Äthylsulfid, Phenylsulfid, Nitroxylol-
1 .;5.2. Folgende Substanzen sind weder in Öl noch in ^Vasser löshch und wrken
auch nicht: Fluoren, Chlornitrobenzol, Chlordinitrobenzol, Perchloräthan,
Sulfonal (diese Angabe, daß Sulfonal unlöslich ist, stimmt nicht), Alphol,
Betol, Salol, /J-Naphtholäthyläther. Stark wirlcsam sind die noch in Öl löslichen
vnid tlie in Wasser unlöshchen öc-Amylen, /J-Isoamylen, sehr schwach wrksani
Menthen, Carven, Pinen, stark wirksam Benzol, Toluol, schwächer ^\•irksam
Xylol, sehr stark wirksam ist das in Öl und Wasser mdösliche Inden. Die in
Öl löslichen und in Wasser uidöslichen Halogenverbindimgen Äthj^liodid und
n-Butylcldorid imd IsoamylcMorid sind sehi' gut wirksam, sehr schwach abei-
n-Hexyliodid und n-Oktyliodid, stark wirksam wieder Benzylchlorid. Sehr
schwach Avirksam ist das in Wasser und in Öl lösliche Monochlorhydrin, sehr
stark wirksam das in Öl lösliche, in Wasser weniger lösliche Chloraccton und das
in Wasser unlösliche CTdoracetal. Tricliloräther, Propylenbromid sind gut wirk-
sam, ebenso Perchloräthyleu mid Trichloräthylen.
') R. O. Herzog und R. Betzel, HS. 74, 221 (1911).
-) Josef Gössl, HS. 88, 103 (1913).
540 Antiseptica und Adstringentia.
Die heiimiende Wirkung auf Bakterien nimmt bei aliphatischen Alkoholen
mit steigendem Molekulargewicht ab^). Bei aliphatischen Aldehyden tritt bei
den niederen Homologen ein rascher Abfall der Wirkimg ein. Der Ersatz von
Sauerstoff durch Schwefel in aUphatischcn Verbindungen erhöht die entwick-
lungshemmende Wirkung beträchtlich. Lösung und Dampf einer flüchtigen
organischen Verbindung mit gleichem Partialdruck des wirksamen Stoffes haben
gleiche entwickhmgshemmende Wirkungen. Die Hemmungskonzentration
des einen Zustandes läßt sich aus derjenigen des anderen bei Kenntnis gewisser
Konstanten der Verbindung auf Grund des Henryschen Verteilungsgesetzes
berechnen. Stoffe aber, die mit dem Nährboden eine chemische Reaktion ein-
gehen, bilden eine Ausnahme, demi die Dämpfe solcher Stoffe wirken stärker
entwicklungshemmend als Lösungen mit anfänglich gleichem Partialdruck^).
Schon sehr geringe Mengen arsemger Säm'e genügen nach den Unter-
suchungen von Laveran imd Mesnil, um Trypanosomen aus dem Blute der
Mäuse zum Verschwinden zu bringen, aber es treten immer wieder neue Para-
siten auf, die auf erneute Zufuhr von Arsen wieder versch\vinden.
Während arsenige Säm-e und organische Arsenderivate mit dreiwertigem
Arsen Trjrpanosomen im Reagensglase tüten, haben Arsensäurc und organische
Verbindungen mit fünfwertigem Ai-sen nicht diese Wirkung. Verbindmigen
mit di'eiwertigem Ai-sen sind füi- die höheren Tiere weit giftiger als die mit
fünfwertigem.
F. Blumenthal gebühi-t das Vertlieust, Atoxyl in die experimentelle
Therapie eingeführt zu haben, imd R.Koch hat es bei der Schlafkrankheit benützt.
Erst die Konstitutionsauf klärmig durch Paul Ehrlich und Bertheim hat
neue Wege für weitere Synthesen gewiesen.
Ehrlich acetylierte die Arsanilsäm-e vmd erhielt das Arsacetin, und durch
Einwirkimg von Halogen-Essigsäure auf Arsenoanilin das Arsenophenylglycin,
letzteres wirkt sehr stark auf Spirillen. Durch die Acetylierung wii'd die Arsanil-
säure sehi- entgiftet.
Ehrlich lehrt, daß im Protoplasma der Parasiten gewisse Gruppierungen
vorhanden sind, die imstande sind,';sich mit gewissen Gruppierungen der Arznei-
mittel zu verbinden. Diese Affinitäten nennt er Chemoceptoren. Die Parasiten
besitzen mm ganz bestimmte Angriffsstellen, die präformierten Chemoceptoren.
Man kaiui Trypanosomenstämme züchten, die gegen trypanosomenfeindliche
Medikamente fest sind und eine ausgesprochene Stabihtät dieser erworbenen
Eigenschaft zeigen. Dabei ist diese Eigenschaft streng spezifisch, da sie sich
nicht auf eine bestimmte Einzelverbindung beschränkt, sondern auf die ganze
chemische Gruppe, Welche dieser Verbindung angehört. Man kann aber auch
Stämme züchten, Welche nicht nur gegen eme Gruppe, sondern gegen drei
Gruppen von chemischen Verbindungen fest sind. Merkwürdigerweise sind
Trypanosomenstämme, welche mit orthochinoiden Farbstoffen gefestigt sind,
auch arseufest, aber sie sind nicht fest gegen parachinoide Farbstoffe, und letztere
■wirken auf arsenfeste Stämme wie auf normale. Die Farbstoffe verhalten sich
normalen und arsenfesten Trypanosomenstämmen gegenüber verschieden. Die
normalen Trypanosomen färben sich noch lebend luid sterben daini ziemlich
rasch ab. Die arsenfesten hingegen färben sich vital nicht und bleiben viel länger
am Leben.
Die Festigkeit der Parasiten gegen ChemikaUen ist aber keine allgemeine,
sondern bezieht sich nur auf die angewendete Substanz und auf die ihr ähnlich
1) Wirgin, Z. f. Hyg. u. Infektionskiankli. 40, 307 (1903); -14, 149 (1904).
') Hermann Stadler, Arch. f. Hyg. ?3, 195 (1911).
Antiseptica uiiJ Adstringentia. 541
gebauten. Ist ein Trypauasomenstamiu arsenfest, so ist er noch immer nicht
fest Farbstoffen gegenüber/' aber Ehrlich' komite auch Stämme züchten, die
gegen mehrere Arten wirkender Substanzen fest waren. So fanden P. Ehrlich
und Röhl, daß arsanilfeste Stämme ohne weitere Vorbehandlimg gegen be-
stimmte Farbstoffe der Pyroninreihe, der Oxazinreihe imd Akridinreihe fest
waren. Ebenso konnte man durch Behandlung der Stämme mit den gleichen
Farl)stoffen gegen Arsanilsäure feste Stämme züchten. Es ist zu vermuten,
daß ilie Arsanilfestigkeit eine Festigkeit gegen orthochinoide Substanzen ist,
da parachinoides Parafuchsin sich entgegengesetzt verhält. Atoxylfeste Stämme
kann man noch diurch Arsenophenylglyem beeinflussen, aber nicht um-
gekehrt; beide Stämme kann man aber dm'ch p-Aminophenylarsenoxyd be-
einflussen, was sich vielleicht durch die steigende Toxizität der Substanzen
erklären läßt.
Diese Abweichung zeigt sich aber nach Ehrlich bei allen Derivaten, die
den Essigsäurerest enthalten, woraus er schließt, daß die Parasiten noch andere
Chemoceptoren außer dem Arsenoceptor enthalten, imd zwar hier einen Acetico-
ceptor. Bei Trypanosomen wirkt Arsenophenylglycin besonders günstig, bei
Spirochäten ein jodiertes Arsenophenol.
Das Ziel der chemotherapeutischen Bestrebung muß mit Paul Ehrlich
darin gesehen werden, daß Substanzen dem Organismus einverleibt werden,
welche sich in dem infizierenden Mikroorganismus weitaus stärker anhäufen
als in dem infizierten Organismus. AviiSerdem muß die Giftigkeit für den Organis-
mus eine geringe sein im Verhältnis zu der großen Giftigkeit für den Krank-
heitserreger. Es zeigt sich aber die Tatsache, daß die Mikroorganismen, wenn
sie nicht sofort durch das einverleibte Mittel im Organismus getötet werden,
gegen das Mittel fest werden. Ein solches Festwerden beobachtete Paul Ehr-
lich bei Trj'panosomen der Arsanilsäm-e gegenüber. Es zeigt sich aber, daß
manche Trj^anosomen im Reagensglase gegen bestimmte chemische Mittel,
wie z. B. gegen Arsanilsäiu'e, sich völlig refraktär verhalten, wähi'end diese
Mittel im tierischen Organismus wirken. Aber auch das umgekehrte Verhalten
wiu-de bei Arsenderivaten beobachtet, daß sie im Reagensglase wirksam sind,
nicht aber im tierischen Organismus. Für Atoxyl, das Mononatriumsalz
der Arsanilsäiu-e, erklärte Ehrlich diese Differenz dahin, daß das Arsen im
Atoxyl fünfwertig, und daß fünfwertige Arsenverbindungen, wie es schon für
das Kakodyl bekannt war, wenig giftig sind, reduziert man aber Atoxyl
bis zum entsprechenden Arsenoxyd, so erhält man einen weitaus giftigeren
Körper als die entsprechende Arsinsäure. p-Aminophenylarsinoxyd wirkt auch
schon im Reagensglase auf Trypanosomen ein imd eine Lösung 1 : 3 000 000
schädigt Trypanosomen so stark, daß sie nicht mehr infizieren und eine Lösmig
1 : 24 000 000 wirkt noch so, daß sich die Infektion um 24 Stunden verzögert i).
Daß Atoxyl im Organismus überhaujit wirkt, erklärt Ehrlich durch Reduktion
der Arsanilsäure zum Arsinoxyd im Organismus des Tieres. Es zeigt sich nun,
daß die Arsanilsäm-e durch Reduktion zum p-Aminophenylarsinoxyd 75 mal
in ihrer Giftigkeit steigt, die vöUige Reduktion zur Arsenoverbindimg steigert
die Giftigkeit nur auf das 30 fache. p-Oxy[)henylarsinsäure ist 2^3 weniger giftig
als die Arsanilsäure. p-Oxyphenylarsenoxyd ist 173 mal so giftig. Die ent-
sprechende Arsenoverbindung 13 mal so giftig. p-Glycmophenylarsmsäure ist
nur ein zehntelmal so giftig wie die Arsanilsäure. Durch die Reduktion zum
Arsenoxyd steigt die Giftigkeit um das Fünf zigfache. Durch die Reduktion
zur Arsenoverbindung steigt die Giftigkeit aber nur um das 3V2fache. Ehrlich
1) BB. 44, 1267 (1911).
542 Antiseptica uncJ Adstringentia,
nimmt an, (Laß die Parasiten in ilu-cr Leibessubstanz Gruppierungen enthalten,
welche dreiwertiges Arsen zu fixieren vermögen, er nennt sie Arsenoceptoren.
Atoxyl wirkt schon sehi' gut bei der HühnerspiriUose. Bei Reciu-rens wirkt
Atoxyl schwach, stärker Arsacetin, weniger Arsenophenylglycin, geringe Wirk-
samkeit zeigen Arsenophenol und seine tetrachlorierten oder bromicrten Deri-
vate. Salvarsan übt aber eine deutliche Wirkung aus. Ebenso wirkt es bei
Hühnerspiri]lo.se.
Ehrlich und H a t a versuchten Salvarsan bei der Syphilis mit dem bekamiten
großen Erfolge. Salvarsan hat den großen Nachteil, daß es durch Oxydation
in das bedeutend giftigere Oxy-m-aminophenylarsenoxyd übergeht; ähnlich
verwandelt sich Aisenophenylglycir- durch Oxydation in das weit giftigere
p-Aminophenylar.senoxyd. Viel resistenter als Salvarsan ist das weniger oxy-
dable und neutrale Neosalvarsan, erhalten durch die Einwirkung von formal-
dehyd-sulfoxylsaurem Natrium auf Salvarsan. Es hat viel geringere Neben-
wirkungen als Salvarsan.
Oiemsa untersuchte Hexaaminoarsenobenzol rmd Bismethylaminotetra-
iniiioarsenobenzol. Beide Substanzen sind gegen Spirillosen wirksam.
Conradii) hat gezeigt, daß es möglich ist, durch Chloroform die Typhus-
infektion des Kaninchens zu beeinflussen, worauf E. Hailer und W. Rimpau-)
Halogenderivate, welche zugleich wasserlöshch sind inid wegen ihrer Aldehyd-
natur keimtötend, versuchten. Chloralhydrat ^arkt in vitro nur wenig abtötend
auf Typhusbacillen, stärker wirkt Bromalhydi-at, am besten Butylchloralhydrat.
Liijoidlöslichkeit, narkotische Kraft und ])actericide Wirkimg gehen parallel.
Bei stomachaler Zufuhr besitzt namentlich Butylcliloralliydrat bei intravenös
infizierten Kanüichen eine bemerkenswerte abtötende Wirkung, doch erwies
es sich bei intravenöser Zufuhr als sehr giftig. Bromalhydrat war wirkungslos,
Chloralhydrat in einzelnen Fällen wirksam.
Von vorwiegend liijoidlöshchen Mitteln wirken günstig : m-Xylenol per os
und intravenös, Tribrom-/)-naphthd[ per os, Oxychinolin per os; von den Wasser-
löshchen wirkte nur PjTogallol. Unwirksam sind Carvacrol, Phenetol und
Anethol von den UpoidlösUchen Stoffen und die drei Dioxybenzole von den
wasserlöslichen. Ein zwischen 230 und 240° sd. Phenolgemisch zeigt im Gegen-
satz zu einem zwischen 210 und 220° siedenden einen bemerkenswerten Einfluß
auf die Infektion, Urotropin ist wirkungslos. Organe typhusinfizierter Kaninchen
werden nach intravenöser Zufuhr von Natriumsalicylat frei von Ty^Dhusbacillen,
aber nicht konstant. Hingegen sind bei intravenöser Zufulir unwirksam:
]i-Oxybenzoesäure, o-Kresotinsäure, Phenoxyessigsäure, Anissäure, /i-Oxj'-
naphthoesäure imd Zimtsäiu-e. Dm-ch Acetylsalicylsäure und Benzoesäure
wurde je eins von dreien, durch />-Ox\naphthocsäin'e ein Kaninchen in den vinter-
suohteii Organen frei von Tj'jihusbacillen.
Werden Kaninchen mit Tyiihusbacillen in der W^eise infiziert, daß man
den Krankheitserreger in die Gallenblase einbringt, so erhält man ein Krank-
heitsbild, das der Dauerausscheidimg beim Menschen entspricht. Von den in
früheren Versuchen geprüften Substanzen, welche wirksam waren, hat nur das
Zimtöl in vereinzelten Fällen ein Verscln\'inden der Typhusbacillen aus dem
Kan inchenorganismus bewirkt ^) .
Robert Uhl untersuchte, welche Rollo den physikalischen Eigenschaften
bei der trypanociden Wirkung zukomme und ob nicht Metalle, welche bisher
1) Zentr. f. Bakt., I. Abt., 4T, 145.
') Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheit.samt 4J, 2!ll.
^) E. Hai 1er und G. Wolf , Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheiti3amt 48, 80 ( 1014).
Aromatische Antiseptica. 543
nicht als tiypanocid erkannt wurden, in lipoidlöslichen Vcrbiiidnngen eine try-
]ianocide Wirkung entfalten. Es wurden untersucht: Kupferschwefel pepton,
Kuijferacetessigester, komplexes Kupfersalz von o-Oxy-N-nitrosophcuylhydr-
oxylamin, Bleitriäthyl, Zinndiäthyldichlorid, zinnfsaures Xatron, wolframsaures
Natron. Keine der geprüften Verbindungen hat bei Mausen die Entwicklung
der Nagana -Trj'panosoinen zu beeinflussen vermocht *).
Ferner wurden geprüft von Alkoholen: Borneol, Terisinhydi-at, Linalool,
Terpine'ol ; von Kohlenwasserstoffen : Pinen, Carven ; von Aldehyden : C'itronellal ;
von Ketonen : Carvon : ferner Eucalyptol, Campher, Camphersäme und einige
Pflanzenöle, wie Terpentinöl, Sandelöl, Ceylonzimtöl. Waehholderöl und Pfeffer-
niinzöl. Die Alkohole Terpinhydrat und Borneol, der Aldehyd Citronellal, das
Kcton Carvon und das cyclische Oxyd Eucal_Ai5tol zeigten eine bemerkenswerte
Wirkung. Die andern Stoffe blieben im wesenthchcTi ohne Einfluß 2).
Chemotherapeutische Versuche sollten eigentlich immer am kranken Tiere
vorgenommen werden, denn die Verteilung der Substanzen im Organismus
hängt sehr davon ab, ob es sich um gesunde oder kranke Gewebe handelt. Ge-
wisse kranke Gewebe vermögen viel mehr von bestimmten chemischen Substan-
zen aufzunehmen als die normalen. Infiziert man Kaninchen mit Staphylo-
kokken, so wrd in den Gelenken mehr Salicylsäure aufgenommen als von ge-
sunden Tieren (Martin Jakoby). Das Auge gesunder Tiere nimmt nur wenig
Jod auf. hat man aber Tuberkelbacillen in das Auge eingebracht, so wird \'iel
melu" Jod aufgenommen (Loeb und Michaud). SjqDhilitisches Gewebe nimmt
mehi' Jod auf als gesmides.
Tebelon ist Ölsäureisobutylester
Cj,H33-CO • O • CHj-CH
Diese Substanz ist wachsähnlich und soll Tuberkelbacillen beeinflussen.
Aromatische Anüseptiea.
Phenole.
Die Versuche in vitro über die antiseptische Ki'aft verschiedener Mittel
sind durchaus nicht auf den Organismus übertragbar, deim die Bindung des
Dcsinfiziens diu'ch das Blutserum kann die Desinfektionswirkung im Organis-
mus völlig herabsetzen^).
Dem in Wasser unlöslichen Benzol, sowie seinen Homologen Toluol usw.,
kommen wohl wegen des Mangels an Hydroxj^lgruppen vmd auch wegen der
Unlöslichkeit dieser Kohlenwasserstoffe in Wasser geringere antiseptisehe Eigen-
schaften zu. Doch wrd vielfach Toluol als Antisepticinn in Laboratoriumsver-
stichen verwendet. Vv'ird aber im Benzol ein Wasserstoff durch eine Hydroxjd-
gruppe ersetzt, so erhält man Phenol, eine in mehi-prozcntiger Lösung stark
antiseptisch wirkende, hierbei ätzende und, intern eingenommen, schon in
Dosen von mehreren Gramm giftige Substanz. Durch den Eintritt von Hydroxyl
in die Verbindung steigt die Wirksamkeit, aber auch die Giftigkeit der aroma-
tischen Kohlenwasserstoffe. Die große Verwendung der Carbolsäure als lös-
') Robert Uhl, Arclüves Internationales de Pharmacodynainie et de Therapie,
Vol. XXIII, Fase. 1—2, S. 73 (1913).
-) Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundlieitsamt 41, 303 — 346, März 1914.
^) H. Beehhold und P. Ehrlich, HS. 4?, 173 (190(5). Siehe auch H. Beohliold,
HS. 5-J, 780 (1907).
544 Antiseptica und Adstringentia.
liches Antisepticum riihrt wohl daher, daß sie das erste fto die chirurgische
Praxis überhaupt empfohlene Antisepticum war, da ja der alte J. Listersche
Verband und die ursprüngliche Listersche Operationsmethode auf der Ver-
wendung der Carbolsäure beruhte.
Die antiseptische Kraft der Phenole nimmt zu, wenn Kernwasserstoffe
diu"ch Methylgruppen ersetzt werden. Sie nimmt ferner zu, wenn Keruwasser-
stoffe durch Halogen ersetzt werden, auch die Zunahme an Hydroxj-len erhöht
die antiseptische Kraft des Phenols. Tribrom-m-xylenol ist 20 mal so -wirksam
wie Tribromphenol, Tetrabrom-o-kresol mehr als 16 mal so wirksam wie Tetra-
chlorphcnol. Die Verbindung zweier Phenole bzw. Halogenphenole direkt
(Biphenole) oder diu-ch Vermitthmg einer CH„-, GHOH-, CHOCH3- oder CH-
Gruppe steigert die Desinfektiouskraft (s. o.). Es steigt aber mit der Zu-
nahme an Hydroxylen auch die Giftigkeit der Verbindungen ^), so daß Resorcin
giftiger ist als Phenol, während PjTogaUol giftiger ist als Resorcin.
Phenol Resorcin Pyrogallol
OH OH OH
Job. kJob.
Phenol imd seine Salze, sowie seine Homologen [«- und /J-Ki'esole i)], die
zwei- und dreiwertigen Phenole und Nai^hthole erzeugen alle klonische Zuk-
kimgen, indem die Erregbarkeit der motorischen Mechanismen des Rückenmar-
kes stark «höht ist. Mit Zunahme der Hydroxyle tritt die Wirksamkeit etwas
zurück. Nach A. Chassevant und M. Garnier scheint dieses Verhältnis
nicht so ganz regelmäßig zu sein. Die Toxizität des Phenols i.st für 1 kg
Kaninchen 0,00319, Brcnzcatechin 0.00136, Hydrochmon 0.00181, Resorcin
0.00272, aber bei PjTogallol 0.00634, Phloroglucin 0.00793, .'^o daß Phenol
dabei gerade zwischen den zweifach imd dreifach substituierten steht-).
Nach R. Gottlieb nimmt die Giftigkeit der Phenole gegen einzellige Wesen
mit der Zahl der Hydroxylgruppen nicht weiter zu ; die zweiwertigen Phenole,
Brcnzcatechin, Hydrochinon imd Resorcin, sind dabei nngiftiger als Phenol.
Bei sehr starker Dosis -n-irken alle diese Substanzen lähmend auf die moto-
rischen Nervenenden. Der Hinzutritt einer Alkylgruppe (Kresole) verhindert
nicht die klomsch erregende Wirkung, der Hinzutrittt mehrerer Alkylgruppen
oder einer längeren Seitenkette hemmt sie vollständig und es tritt nur zentrale
Lähmmig auf.
Phenetol, Guajacol und Veratrol machen fast immer vollständige und an-
haltende Lähmung. Die Lähmung nimmt mit dem Hinzutritt von mehreren
Alkylen zu.
Im Gegensatze hierzu sinkt die Giftigkeit bei den Phenolen, wenn Kern-
wasserstoffe durch Alkylradikale ersetzt werden, während ja die antiseptische
Kraft durch den gleichen chemischen Vorgang erhöht ^vi^d. Aus diesem Grunde
sind die Kresole CHj • C^H^ • OH , da ja ihre Giftigkeit eine geringere ist, dem
Phenol als Antiseptica vorzuziehen, da sie weit kräftiger antizjTuotisch wirken
und daher in verdünnterer Lösung gebraucht werden können. m-Kresol besitzt
die stärkste desinfizierende Wirkimg in 5proz. Lösung, schwächer wirkt p-Rre-
sol, am schwächsten o-KresoF). Aber der Anwendung der Kresole als Anti-
septica ist es immer hinderhch, daß sie in Wasser so schwer löslich sind, und die
1) Baglioni, Z. f. aUgem. Phys. III, 313.
2) Arch. Pharmakodyn. et Ther. 14, 93 (1905).
^) A. J. Steeuhauer, Pharniaceutiseh Weekblad 53, 080.
Aromatische Antiseptica. 545
Bemühungen der Chemiker richteten sich darauf, durch Zusatz von verschiedenen
Substanzen, sowie zum Teil durch chemische Veränderungen, die so billigen
Kxesole wasserlöslich zu machen. Das Gemenge der drei isomeren Kresole
kann durch Zusatz von Schwefelsäure, Natronlauge oder Seife wasserlöslich
gemacht werden. Ebenso löst es sich in einer Reihe von verschiedenen Natron-
salzen, insbesondere von organischen Sulfosäuren. Man kann die Kresole ferner.
Wenn auch nicht für die medizinische Praxis, so doch zu groben Desinfektionen
in der Weise nutzbar machen, daß man durch Zusatz von leichteren Kohlen-
wasserstoffen, insbesondere Steinöl zu den schweren, im Wasser untersinkenden
Kresolen das spezifische Gewicht des Gemisches derartig erniedrigt, daß die
Kresollösung auf dem Wasser schwimmt und langsam ausgelaugt wird, wobei
sie gleichzeitig eine schützende antiseptische Decke über der zu desinfizierenden
Substanz bildet. Auch durch Zusatz von Kalk kann man lösliche Verbindungen
der Kresole erhalten.
Schering, Berlin, stellen Cer-Phenolverbindungen her, indem sie Cersalze mit Pheno-
len oder deren Substitutionsprodukten in Umsetzung bringen. Die Cerphenolverbindungen
sollen eine große desinfizierende Kraft haben und weniger toxisch sein als die Plienole
selbst. Beschrieben sind Cerphenol, Cerguajacol, Cer-/9-naphthol ').
Auf der Beobachtung, daß die Kresole sich in Harzseifen lösen, oder besser
gesagt, emulgieren, beruht die Darstellung des englischen Kreohns, doch zeigt
Kreolin die nachteilige Eigenschaft, daß es durch Zusatz von Mineralsäuren,
Lauge oder Kochsalz die Emulsionsfähigkeit verliert. Auch der wechselnde
Gehalt der verschiedenen Kreoline an wirksamen Kresolen war sehr hinderlich
bei seiner Anwendung als Desinfektionsmittel in der Chirurgie.
Das TeeröF), welches seine antiseptische Kraft wohl in erster Linie seinem
Gehalte an Kresolen verdankt, wm-de späterhin vorzüglich durch Seifen-
lösungen, sei es nun Harzseifen oder Fettseifen, in Lösung gebracht.
Das mit dem Namen Lysol bezeichnete Präparat z. B. wird in der Weise dargestellt,
daß man Teeröl mit Leinöl oder einem Fett mischt und mit einer konzentrierten Kalilösimg
bei Gegenwart von Alkohol so lange zum Sieden erhitzt, bis vollständige Verseifung ein-
getreten ist mid das Endprodukt sich glatt in Wasser löst^).
Der Nachteil, den Lysollösungen besitzen, besteht hauptsächhch darin,
daß sie ungemein schlüpfrig sind und die Hände des Operateiu's sehr stark
schlüpfrig machen, Woran die alkahsche Seifenlösung die Hauptschuld trägt.
Femer muß die antiseptische Kraft des Handelsproduktes immer kontroUiert
werden, da der wechselnde Gehalt an wirksamen Kresolen sonst leicht dazu
führen könnte, daß man zu schwach desinfizierende Lösungen verwenden
würde. Von Vorteil ist bei diesen TeeröUösungen nur, daß sie sehr wenig giftig
sind, \ael weniger giftig als eine gleiche wirksame Carbolsäurelösimg und natürlich
auch viel weniger giftig als Sublimat, so daß man deren Gebrauch auch Laien-
händen anvertrauen kann, was z. B. beim Subhmat meist ausgeschlossen ist.
Es gelingt auch, wie erwähnt, Kresole in der Weise iia Lösung zu bringen,
daß man sie mit Natronsalzen von organischen Sulfosäuren versetzt. So Wurde
vorgeschlagen, die Kresole und andere an sich luilösliche Körper durch Mischen
mit wasserlöslichen, durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Harzöle, Mineral-
öle tisw. erhaltenen neutralisierten Produkten in Lösung zu brmgen. Die Be-
hauptung, daß der Gehalt an sulfidartig gebundenem Schwefel, wie etwa im
Ichthyol und Thiol, notwendig ist, damit man Kresole in solchen Substanzen
1) DRP. 214 782.
^) KnoU (Ludwigshafen) erzeugt ein farbloses Teeröl (Anthrasol). Das dermato-
therapeutisch Wirksame im Teer sind nach Sack die MethylnaphtheUine.
3) DRP. 52 129.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 6. Aufl. 35
546 Antiseptica und Adstringentia.
lösen kann, müssen wir aus dem Grunde zurückweisen, weil eine Reihe von
Siüfosänren, die außer der Sulfogruppe keinen Schwefel enthalten, in ihren
Natronsalzen die gleiche Wirkung haben und ja aucli die Natronsalze der
Kresotinsäurc
und der Salicylsäure OH • CgH4 • COOH, gleich wie die Natriumsalzo der Fett-
säiiren, Kresole in Lösung zu bringen vermögen.
Aseptol (Merck) ist eine Lösimg der p-Phenolsulfosäure und nicht der
o-PhenoLsulfosäin-ei).
Hörung und Baum stellen tertiäre aromatische Oxyalkohole her, welche im tieri-
schen Organismus angeblich in ungesättigte Verbindungen langsam verwandelt werden.
Dargestellt wurden o-Amylolphenol C5H4<OHC(OH)(C2H5),, ferner Isopropylol-m-kresol-
C6H3(OH)CH3-3-C(OH)(CH3)2-4- und m-Isoamylolkresol=).
Ferner wurde vorgeschlagen, um die Schlüpfrigkeit der Lösung vonKresolen
in alkalischen Seifen zu beseitigen, Fettsäuren in der Menge zuzusetzen, nm zu
neutralen Seifen zu gelangen. Auch das Mischdn von Äthylendiarain HoN •
C2H4 • NH, mit Kresol wurde empfohlen, um die Tiefenwirkung des Kresol-
gemenges zu steigern. Unter dem Namen Kresin kam auch eine 25proz. Lösung
von Kresolen in kresoxylessigsaurem Natron in den Handel. Über alle diese
Versuche, che Ki-esole als Antiseptica verwertbar zu machen, ist man mit einer
einzigen Ausnahme (Lösungen von ELresol in Seifen) hinweggegangen, weil die
anderen genamiten Substanzen viel zu wenig Kresole zu lösen vermögen, hierbei
wie z. B. sahcylsam-es Natron als Lösmigsmittel zu teuer sind. Für den internen
Gebrauch hat sich nur eines dieser Präparate, das Solveol, eine Lösung von
Kresolen in kresotinsaurem Natron, eine geringe Bedeutung verschaffen können,
als es als Konkurrenzpräparat zum Kreosot und Guajacol auftrat.
Albert Friedländer in Berlin gibt ein Verfahren an, aromatische Kohlenwasser-
stoffe, und zwar ihre Hydroxylderivate, welche außer einer Hydroxylgruppe noch weitere
Gruppen enthalten, in Wasser löslich zu machen, darin bestehend, daß man sie mit wasser-
löslichen aromatischen Hydroxylderivaten vermischt; so sind z. B. Kresole bei Gegenwart
der 2 — 3fachen Gewichtsmenge Resorcin wasserlöslich. Alizarin ist bei Gegenwart von
Phenol wasserlöslich, Guajacol bei Gegenwart der doppelten Menge Resorcin. Kresol wird
von der vierfachen Menge Brenzcatechin gelöst, p-Nitrophenol von der vierfachen Menge
Resorcin 3).
Über die Phenole, welche mehr als ein Hydroxyl enthalten, ist zu bemerken,
daß sie alle wie das Phenol selbst eine dem Benzolring eigentümliche antipj'-
retische Eigenschaft zeigen . Doch ist der antipjrretische Ef fekt^ dieser Substanzen
ein rauschartig vorübergehender*), so daß es ganz aussichtslos wäre, an diese
Beobachtimgen weitere Untersuchungen zu knüpfen, da diese Körper immerhin
hinter den bekannten Anilinderivaten zurückstehen werden. Dem Resorcin
kommen ätzende Wirkungen zu, welche in der Dermatologie hier imd da ver-
wendet werden, während der interne Gebrauch des Resorcins sich nicht behaupten
konnte, was wohl hauptsächlich diesen ätzenden Wirkungen dieser Substanz
zuzuschreiben ist. Der Versuch, Hydroresorcin als Antisepticum zu benützen,
erscheint wohl als völlig mißlimgen.
Zur Darstellung dieser Substanz wird in eine siedende wässerige Lösimg von Re-
sorcin, durch welche man Kohlensäure durchleitet, Natriumamalgam eingetragen und
das Reaktionsprodukt vorerst mit Äther vom unveränderten Resorcin befreit und
hierauf aus der sauren Lösung Dihydroresorcin mit Äther aufgenommen').
M Jul. Obermiller, BB. 40, 3623 (1907). =) DRP. 208962. ») DRP. 181288.
*) Brieger, Dubois' Arch. f. Physiol. 1879, Supplementbd. 61 imd Zentr. f. med.
Wissenschaften 1880, Nr. 37. *) DRP. 77 317. — Liebigs Ann. 2T8. 20.
Aromatische Antiseptica' 547
(Die Eigenschaften des Pyrogallols und seiner Derivate werden bei den
reduzierenden Hautmitteln abgehandelt.)
Von einer therapeutischen Anwendung des Phloroglucins
H
.oO^
konnte bei dem hohen Preise dieser Substanz bis nun nicht die Rede sein. Im
Gegensatze zu Resorciu hat es keine ätzenden und eiweißgerinnenden Eigen-
schaften, sondern verhindert vielmelir die Gerinnung des Blutes. Es ist auch kein
bakterientötendes Mittel, wie PjTogallol, obwohl es die Fäuhüsvorgänge ver-
langsamt. Die zersetzende Wirkung des Pyrogallols auf rote Blutkörperchen
fehlt dem Phlorogluchi.
Von den in der Natm- vorkommenden Phenolen und deren Äthem verdienen
noch eine Erwähnung die Verbindmigen der Safrolgruppe^), Substanzen, die
sich durch den Gehalt emer Seitenkette mit doppelter Bmdung von den Phenolen
und deren Äthern unterscheiden. Die Gegenwart der Seitenkette mit doppelter
Bindung verleiht diesen Substanzen giftige Eigenschaften. Betrachtet man
Anethol, Eugenol, Safrol, Isosafrol, Apiol und Cubebin,
CH = CH— CH3 (1)
Isosafrol CjHj^Ovp^ (3)
CH=CH— CHj
Anethol CjHy
CHj— CH = CH„
Eugenol CjHj^OCHa
(1)
(3)
(1)
(3)
(4)
/CHj— CH = CH,
/ /OCH,
Apiol CjH^-^OCHj
.CH,— CH=CH„
(1)
Sufrol C,H3^0\'
(3)
CH(OH)— CH=CH2
Cubebin C.H,r-0\ „„
\q/C±1„
(4)
so zeigt es sich, daß die giftigen Eigenschaften dieser Verbindungen wesentlich
von der Seitenkette abhängig sind, und daß die Giftigkeit \xi den Körpern mit
einer Allylgruj)pe die solcher Substanzen, welche eine Propenylgruppe ent-
halten, weit überwiegt. Je weiter entfernt die doppelte Bindung der Seitenkette
vom Kernkohlenstoff ist, desto giftiger ist die Verbindung. So zeigt Anethol
bei seiner Eingabe bei Menschen nur die Erscheinmig eines leichten Rausches
imd Kopfschmerzen. Eugenol, welches ein freies Hydroxyl enthält, wird in
ziemlich großen Dosen vertragen, ohne daß Vergiftungssjmiptome auftreten.
Hingegen zeigt Safrol, in welchem beide Hydroxyle durch eine Methylengruppe
verschlossen sind, äußerst giftige Eigenschaften, ja es gehört zu den giftigsten
ätherischen Ölen. Es setzt den Blutdruck herab, indem es das vasomotorische
Zentrum lähmt und insbesondere wirkt es gerade wie gelber Phosphor, indem es
eine ganz ähiihche hochgradige fettige Entartung der Organe, vorzügUch der
Leber imd der Nieren, verursacht. Hingegen zeigt Isosafrol, welches die Propenyl-
gruppe statt der Allylgruppe trägt, ein ganz anderes Verhalten, indem sich bei
einer weit geringeren Giftigkeit nervöse Erscheinungen einstellen, die bei der
Safrolvergiftung vöUig mangeln. Die Erklärung hierfür hegt darin, daß die
Allyl Verbindungen, die emen höheren Wäi-mewert besitzen, labiler sind vmd mit
dem Protoplasma heftigere Reaktionen eingehen, während das stabile Pro-
penylderivat letzteres unbeeinflußt läßt.
-j Arthur Heffter, AePP. 35, 343.
35*
548 Antiseptica und Adstringentia.
Apiol wirkt, weil es ebenfalls eine Allylseitenkette hat, wie Safrol, nur
treten hier starke lokal reizende Eigenschaften hinzu. Dem Cubebin fehlen giftige
Erscheinungen nur aus dem Grimde, weil es wegen seiner Unlöshclikeit über-
haupt nicht zur Resorption gelangt. Die eigentümliche Wirkung auf den Stoff-
wechsel, die Apiol und Safrol zeigen, kommt auch dem Thymol
/OH
C3H,
ZU. Thymol wird sowolü als Antisepticum, als auch als Antihelminthicum ver-
wendet. Thymatol ist mittels Phosgen hergestelltes Thymolcarbonat und wird
als Antihelminthicum statt Thymol empfohlen. Natürliches Thymol ist etwas
giftiger als seine beiden Isomeren, p- und m-Thymol sind Bakterien gegenüber
fast gleich wirksam, o-Thymol zweimal weniger ■wirksam. Als Antihelminthicum
ist das natürhehe Thymol den beiden Isomeren überlegen: p-Thymol wirkt
weniger rasch als m-Thymol, o-Thymol noch weit langsamer als das p-Derivat*).
Thymolisalmitat wird von A. EUinger als Darmdesinficiens empfohlen'').
L. Thimm empfiehlt es bei Ruhr.
Die Esterifizierung des Thymols schwächt seine Giftwirkung auf das bulbäre
Atemzentrum ab. Intravenös wirken Thymoläthyläther imd Thjinolmethyl-
äther viel weniger giftig als Thymol selbst 3). Beide sind noch in Dosen von
0.2 g pro kg ungiftig. Sie rufen unregelmäßige Kjämpfe der Körpermuskulatur
hervor, lassen aber das Atemzentrum unbeeinflußt, während 0.06 g Thymol pro
kg Tier sofortigen Atemstillstand und Asphyxie hervorrufen.
Wasserlösliche Derivate des Thymols erhält man, wenn man die Alkalisalze der Brom-
ameisensäure in wässeriger Lösung auf eine alkoholische ThymoUösung bei mäßig erhöhter
Temperatur einwirken läßt; beim Abkühlen der Lösung scheidet sich die neue Doppel-
verbindung krystallisiert ab^).
Chavosot ist p-Allylphenol, es wird als Antisepticum in der Zahnheükunde
verwendet.
Durch den Verschluß der Hydroxyle bei der Verätherung verUereu die
Phenole die ihnen eigentümhchen ätzenden und antiseptischen Eigenschaften
und kömien, wie z. B. Veratrol (Brenzcatechindimethyläther), schheßlich un-
wirksam werden. Daß dieses bei den Körpern der Safrolgruppe nicht der Fall
ist, verdanken diese Körper nur ihrer sehr reaktionsfähigen fetten Seitenkette
und der doppelten Bindung in derselben.
Der Versuch, vom Phenol ausgehend, wirksame Verbindungen dieser Sub-
stanz zu erhalten, hat verschiedene bedeutende Erfolge gezeitigt. Doch muß
man auch hier, trotz der großartigen Erfolge, sowohl an der Methodik, als auch
an dem Ideengange zahlreicher Erfinder strenge Kritik üben.
Kresatin, der Essigsäureester des m-Kresols, wird gegen Augenblemior-
rhöe empfohlen.
Die Rüttgerswerke und Kurt Gentsch^) stellen einen sauren m-Kresol-o-oxalsäure-
ester dar, indem sie m-Kresol und Oxalsäure gemischt in der Kälte stehen lassen, bis die
anfangs halbflüssige Masse fest geworden ist. Das Produkt hat wahrscheinlich die Zusam-
mensetzimg CHj • CgHj • O • C(0H)2 • O • CjH^ • CH3. Die Verbindung zersetzt sich bei
61° in ihre Komponenten und soll dem m-Kresol gegenüber eine gesteigerte desinfizierende
Wirkung haben. Sie heißt Kresosterü').
1) Bull, de Science Pharmacol. IT, 373 (1910).
') Deutsche med. Wochenschr. 44, 716 (1918).
3) H. Busquet und Ch. Vischniac, C. r. s. b. 83, 1149 (1920).
*) DRP. 291 935. <•) DEP. 229 143.
«) Hyg. Rundschau 20, 1042 (1910).
Aromatische Antiseptica. 549
Phenol-o-oxalsäureester wird dargestellt, indem man wasserfreie Oxalsäure mit ge-
schmolzenem Phenol im Verhältnis von 1 Mol. Oxalsäure zu 2 Mol. Phenol mischt, bis zum
Beginnen der Selbsterhitzung gut durchrührt und die Veresterung miter Einfluß dieser
Erhitzung sich vollziehen läßt').
Wie bei allen wirksamen Substanzen hat man es sogar bei dem so gut Wasser-
löslichen Phenol nicht luiterlassen können, durch Einwirkung von Schwefelsäure
ein neues Desinfektionsmittel zu gewinnen. Hierbei läßt man auf Phenol
nach der Angabe von Colin rauchende Schwefelsäiu'e bei niederer Temperatur
einwirken und setzt dem Reaktionsprodukte Alkohol zu. So gelaugt man zu
einem Gfemenge von o-phenylsulfosaurem Äthyl, o-Phenylsulfosäiu'e imd Äthyl-
schwefelsäure. Dieses Gemenge von geringer Haltbarkeit spaltet Phenol, Alko-
hol und Schwefelsäure ab und hat sich mangels jeden Vorzuges vor dem Phenol
selbst in der Praxis nicht halten können. Das Gemenge fühi-t den Namen
Aseptol.
Man erhält Komplexverbindungen aus Halogenphenolen und deren Homologen,
indem man diese mit Alkaliliydroxyden oder alkalisch reagierenden Salzen behandelt.
Diese Verbindungen zeichnen sich angeblich durch große Desinfektionskraft aus, sind wasser-
löslich und geruchlos. Sie sind auch nicht hygroskopisch und gut krystallisationsfähig^).
Es wiu-de auch der Versuch gemacht, Phenol mit Eiweiß in Reaktion zu
bringen.
Shimada') ließ auf getrocknetes Albumin eine zehnfache Gewichtsmenge Phenol
einwirken imd erwärmte, wobei das Albumin aUmählich in Lösung ging. Wenn man das
Reaktiousprodukt in Alkohol eingießt, so erhält man ein flockiges Präcipitat, dessen Ana-
lysen auf ein triphenyliertes Albumin stimmen, welches aber beim Spalten mit Salzsäure
kein Phenol abgibt und dem auch antiseptische Wirkungen völlig fehlen.
Wenn es also auch nicht gelingt, vom Phenol direkt zu solchen Eiweißver-
bindungen zu gelangen, die antiseptische Wirkungen haben, so scheint dies
gut zu gelingen, wenn man aromatische Aldehyde mit Proteinsubstanzen rea-
gieren läßt.
So kann man durch Zusammenbringen von Benzaldehyd CjHj • CHO, Salicylaldehyd
OH • CjH^ ■ CHO mit Eiweiß, Casein oder Albumosen, Aldehydproteinverbindungen dar-
stellen, in denen anscheinend die Aldehydgruppe mit den Aminogruppen des Eiweißes in
Reaktion getreten ist vmd die angeblich antiseptische Eigenschaft zeigen*).
Formaldehyd HCHO kondensiert sich mit Phenolen zu Phenolalkoholen und beim
Erhitzen mit Mineralsäuren zu hochmolekularen Produkten^). Ahnliche unlösliche Körper
entstellen bei der Einwirkung von Formaldehyd auf ein Gemenge von o- und p-Phenol-
sulfosäure beim Kochen der salzsauren Lösung dieser Säuren. Der gebildete Körper ist
sehwefelfrei, da die Sulfogruppe durch die Formaldehydgruppe verdrängt wird; es ent-
stehen hochmolekulare Oxydialkohole des Benzols bzw. deren Anhydroverbindungen, also
Anhydroxybenzyldialkohol.
SO3H OH CHj ■ OH
CeH / + 2 CH/ = H2SO4 -I- CjHj^CHj • OH + HjO
OH ^OH OH
Letzterer Körper geht dann unter Wasseraustritt in die Anhydroverbindung über.
^OH OH,
C6H35-CH2-
CH2
Aus Formaldehyd und Phenolen kann man ein Kondensationsprodukt erhalten,
wenn man schweflige Säure auf das Gemisch einwirken läßt. Dieses Produkt soU weniger
dunkel und weniger harzhaltig sein als das mit anderen Mineralsäuren dargestellte').
Praktische Verwendung haben diese in Gegenwart von Alkahen Formal-
dehyd abgebenden Körper nicht gefunden.
1) Schülke & Mayr in Hamburg, DRP. 226 23L ^) DRP. 247 410.
3) Bull. CoU. of Agriculture, Tokio, H, Nr. 7. *) DRP. 105 499.
=) L. Sarason, DRP. 101 191. «) DRP. 219 570.
550 Antiseptica und Adstringentia.
Eigentümlich ist das physiologische Verhalten der beiden Naphthole.
a-Naphthol
H
O
^'^^l und /J-Naphthol O'^Y^
''\/ \/\/
sind merkwürdigerweise verschieden giftig, und zwar a-Xaphthol stärker
giftig als /J-Naphthol. Wegen der schweren Löslichkeit wird /5-Naphthol nur
als Darraantisepticum imd in der Dermatologie angewendet. /5-Xaphthol-
natrium C'jqH, • ONa , welches in Wasser leichter lösUch ist, hat den Namen
Mikrocidin. Naphtholsulfosäure, welche in Wasser besser lösUch, hat keine
Vorzüge vor dem Xaphthol, ihre Salze sind wenig antiseptisch wirksam.
Ein Naphtholderivat für dermatologische Zwecke ist Epicarin, d. i. /?-Oxy-
naphthoyl-oxy-m-toluylsäure (COOH)(OH)C6H3 • CH2 ■ L\oHg • OH . Es besitzt
starken Säm'echarakter und bildet wasserlöshche Salze. Es ist ein starkes,
nicht reizend wrkendes Antisepticum, das bei iimerlicher Darreichimg zum
größten TeU unverändert wieder ausgeschieden •ndrd^). Es wird gegen para-
sitäre Hautki'ankheiteu, wie Scabies, Herpes tonsm'ans, Himderäude usw.
empfohlen^).
Naphthylaminsiilfosäure (Naphthionsäure) CjoHg • (NH«) • SO3H wurde aus
ganz anderen Gründen empfohlen^). Sie besitzt die Eigenschaft, sich mit
Nitrit zu der für den Organismus verhältnismäßig unschädhchen imd leicht
zersetzhchen Diazoverbindiuig umzusetzen und wurde von Riegler gegen
Nitritvergiftung, Blutvergiftung und, da die Jodausscheidung bei Jodismus
angeblich auf Gegenwart von Nitriten beruht, auch dagegen empfohlen. Zur
Verhindenmg der Harnalkaleszenz bei Blasenleiden wurde diese Säure ebenfalls
angewendet.
Unter dem Namen Tetralin*) wird ein Desinfektionsmittel angegeben, das gekenn-
zeichnet ist durch die Verwendung von ar-Tetrahydronaphtholen oder im aromatischen
Kern durch Nitrogruppen, Quecksilbersalzreste, Alkyle oder Halogene substituierte ar-
Tetrahydronaphtholen oder ihrer Salze, für sicli oder in Verbindung mit Säxiren oder
Seifen von Fettsäuren oder sulfurierten Fetten, gegebenenfalls vmter Zusatz von Formal-
dehyd. Den ar-Tetrahydronaphtholen kommt eine sehr bedeutende Desinfektionswirkung
zu, weitaus größer als den Naphtliolen selbst. Sie sind nach dieser Kichtimg liin den
Phenolen und den desinfektorisch außerordentlich wirksamen Xylenolen selu" nahestehend.
Tetrahn -^^ird hauptsächhch als Terpentinersatz in der Technik augewandt.
Tetrahn (Tetrahydronaphthalin) geht zu einem kleinen Teil im Organismus
in dl-ac-a-Tetrahydronaphthahnharnstoff über^). Es wrd vom tierischen
Organismus vorwiegend als ac-a-Tetrolylglykuronsäure, ein kleiner Teil iin-
verändert dm'ch die Atmimg ausgeschieden.
Beim Menschen entsteht ein Pigment, sodann eine durch oxydierende Agen-
tien nachweisbare Leiikoverbindung, ferner Dihydronaphthalin und Najibthahn.
Dihydronaphthalin wird ebenfalls vor-vnegcnd als gepaarte Glj'kiu'onsäure
ausgeschieden, die aufs leichteste Naphthalin abgespaltet*).
Durch Einwirkung aromatischer Nitrocarbonsäurehalogenide auf 1.8-Aminonaphthol-
sulfosäuren erhält man ia der Aminogruppe substituierte Nitroverbindungen dieser Körper,
die bei der Reduktion in die entsprechenden Aminoverbindimgen übergehen. Durch Be-
handlung mit Phosgen kann man sie in Hamstoffderivate überführen, welche auf Blutpara-
■) Eichengrün, Pharm. Zentrallialle 41, 87.
^) Kaposi, Wiener med. Wochenschr. 1900, Nr. 6.
=>) E. Riegler, Wiener med. Blätter 189T, Nr. 14. *) DRP. 302 003.
5) G. Schroeter imd K. Thomas, HS. 101, 262 (I'JIS).
«) Pohl und Rawicz, HS. 104, 95 (1919).
Aromatische Antiseptica, 551
siten tödlicli wirken. Anstatt die Aminobeuzoylverbindungen direkt mit Phosgen zu be-
handeln, kann man durch weitere Einwirkung von Nitrobenzoylhalogenen und darauf-
folgende Reduktion den Aminobenzoylrest zwei oder mehrere Male in das Molekül einführen
und dann erst die entsprechenden Harnstoffderivate darstellen. In vielen Fällen wird da-
durch noch eine stärkere Wirkung gegenüber den Blutparasiten erzielt. Dargestellt wurden
OH NH • CO-<^^-NH • CO • NH-^~^-CO ■ NH OH
SO3H SOjH
/NH-<r^-CO • NH-<^-CO • NHOH
"'"' °^^ SOjH.Ox/'sO.H
NH-<(^^-CO NH-
Dieso Verbindungen wirken auf Trypanosomen imd Spirochäten"^).
Aromatische, nicht der Naphthalinreihe angehörige aminoacidylierte Aminosävu-cn,
die den AminoacidyLrest zweimal oder meluere Male hintereinander enthalten, erhält man,
wemi man Phosgen oder Thiophosgen oder ihre Ersatzprodukte auf sie einwirken läßt.
Die Produkte sind therapeutisch ähnlich ^vil■ksam wie die des DRP. 278 122. Bescluieben
sind der Harnstoff der m-Aminobenzoylverbindung, der m-Aminobenzoylaminosulfosalicyl-
säure. Ferner sind beschrieben der Harnstoff aus m-Aminobenzoyl-m-aminobenzoylamino-
carbazoldisulfosäure mid des Thioharnstoffs aus m-Aminobenzoyl-m-aminobenzoylanilin-
2.5-disulfosäure ^).
Die gleichen therapeutischen Eigenschaften kommen auch Harnstoffen zu, die sich
in gleicher Weise von substituierten Naphthalinaminsiüfosäuren ableiten. Als besonders
wirksam erwiesen sich außer den durch Halogen substituierten Harnstoffen der genannten
Art Harnstoffe, die sich von I-Amino-8-alkoxynaphthalinsulfosäuren ableiten. Man erhält
sie, indem man die fertigen Harnstoffe nach DRP. 278 122, 284 938, 288 272 mit alky-
lierenden Mitteln behandelt oder indem man von in der Hydroxylgruppe alkylierten Amino-
naphtholsulfosäuren ausgeht und diese in die entsprechenden Harnstoffe nach den an-
geführten Patenten überführt^).
Wie die sonstigen Derivate der Naphthylaminsulfosäuren köiuien auch die im Kern
hydroxylierten Naphthylaminsulfosäm-en ganz allgemein zur Darstellung von Harnstoffen
und Thioharnstoffen verwendet werden*).
Ebenso therapeutisch wirksame Verbindungen wie nach DRP. 278 122 erhält man
lUuch ßohandlung von zwei verschiedenen, in der Aminogruppo durch jVminoacidylresto
substituierten Aminosäiu'en der aromatischen Reihe, von denen wenigstens eine der
Naphthaliiu-eihe angehört, in molekularem Verhältnis mit Phosgen oder Thiophosgen oder
dei'en Ei'satzmitteln^).
In den Harnstoffen des Hauptpatentes und seiner frülieren Zusätze kann man Di-
arainoacetylreste der Benzolreihe auch ganz oder teilweise durch Aminoacetylreste anderer
Ringsysterae, z. B. durch den Aminonaphthoylrest, ersetzen und auch an Stelle der den
Harnstoff bildenden CO-Gruppe die CS-Gruppe emfüliren, ohne daß dadurch die wert-
vollen Eigenschaften der Produkte verloren gehen.
Die Patentsclirift enthält Beispiele für die Anwendung der durch Einwirlamg von
l-Nitronaphthalin-5-sulfochlorid auf l-Naphthylamin-3.6-disulfosäure und nachfolgende
Reduktion darstellbaren Säure, sowie der durch Einwirkung von Nitroanisoylchlorid auf
1.5-Aminonaphthoyl-l-amino-8-naphthol-1.4.6-disulfosäure und darauf folgende Reduktion
erhaltenen Säure zur DarsteUimg der Harnstoffe und der durch zweimahge Einwirkung
von m-Nitrobenzoylchlorid auf 1.8-Aminonaphtliol-3.6-disulfosäure und darauffolgende Re-
duktion erhaltene Säure, der durch Einwirkimg von m-Nitrobenzolsulfoehlorid auf p-Amino-
benzoyl-l-naphthylamin-3.6-disulfosäure und folgende Reduktion dargestellte Säiu«, so-
1) Bayer, DRP. 278 122. =) Bayer, DRP. 291 351.
^) Bayer, DRP. 289 107, Zusatz zu DRP. 278 122.
») Bayer, DRP. 289 271, Zusatz zu DRP. 278 122. '•) Bayer, DRP. 289 lü3.
552 Antiseptica und Adstringentia.
wie der durch zweimalige Einwirkung von Nitroanisoylchlorid auf l.S-Aminonapbthol-
3.6-disulfosäure und folgende Reduktion erhaltenen Säure in die Thioharnstoffe').
Bei teilweisem oder vollständigem Ersatz der Aminobenzoylgruppen der amino-
benzoylierten 1.8-Aminonaphtholsulfosäuren durch Aminobenzoylsulfonylreste gelangt man
zu Harnstoffen, die wie die Produkte des Hauptpatentes eine kräftig abtötende Wirkung
auf Blutparasiten haben. Man verfährt derart, daß man die zur Darstellung der Verbin-
dungen des Hauptpatentes benutzten NitrobenzoyUialogene in beliebiger ReUienfolge ganz
oder teilweise durch Aminobenzoylhalogene, ihre Homologen oder Substitutionsprodukto
ersetzt. Besclirieben sind die Derivate der m-Aminobenzoylsulfonyl-1.8-aminonaphthol-
3. 6-disulf osäure, der Aminoanisoyl-m-aminobenzolsulf onyl- 1 . 8-aminonaphthol-3. 6-disulf o-
säure und von Aminobenzolsulfonylaminoanisoyl-1.8-aminonaphthol-3.6-disulfosäure^).
Wenn man bei der Behandlung von 1.8-Aminonaphtholsulfosäuren, die in der Amino-
gruppe ein oder mehrere Male durch Aminobenzoyheste substituiert sind, mit Phosgen
die Aminobenzoylgruppen teilweise oder vollständig durch Reste von Aminoarylfettsäuren
und Aminoarylolefincarbonsäuren, wie Aminophenylessigsäure oder Aminozimtsäure er-
setzt, gelangt man zu Harnstoffen, die ebenso wie die Produkte des Hauptpatentes eine
Icräftig abtötende Wirkung auf Blutparasiten besitzen. Ziu- Herstelliuig dieser Harnstoffe
verfälirt man derart, daß man die zur Darstellung der Verbindungen des Hauptpatentes
oder des DRP. 284 938 benutzten Nitroacidylhalogene hier in beUebiger Reihenfolge ganz
oder teilweise durch Säurehaloide ^'on Nitroarylfettsäuren oder Substitutionsproduliten
ersetzt. Die Patentschrift enthält Beispiele für die Anwendung von Derivaten der 1.8-Amino-
naphthol-4. 6-disulf osäure und der 1.8-Aininonaphthol-3.G-disulfosäure^).
Auch die entsprechenden Harnstoffderivate aus «- und /i'-Naphtliylaminsulfosäuren
haben bei relativer Unschädlichkeit dem Wirt gegenüber eine Icräftige parasitocide Wir-
kung. Beschrieben sind Aminoacylderivato von 1- und 2-Naphthylamin-3.6-disulfosäure,
l-NaphtliyIamin-4.(i.8-trisulfosäuro und von 2-Naphthylamin-5.7-disulfosäure*).
Ersetzt man im Beiizolkern einen Wasser.stoff statt dm'ch eine Hydroxyl-
gruppe durch eine Carboxylgruppc, so erhält man eine wcm'g wirksame und wenig
giftige Substanz, die Benzoesäure CgHg • COOH , von sehr geringer antiseptischer
Kraft. Das Eintreten eines Hydroxyls, namentlich in der o-Stelltmg (Bildung
von SaUcylsävire), macht sie wieder wirksamer. Auch das Eintreten einer Fett-
säure statt des Carboxyls in den Benzolkern führt zur Entstehung antiseptisch
wirkender Körper.
Von theoretischem Interesse ist ferner, zu sehen, wie sich die antiseptische
Kraft der Phenole ändert, wenn man statt des Hydroxyls Fettsäm'egruppen in
den Benzolkern einführt. Die Benzoesäure hat ja bekanntlich sehr geringe
therapeutische und antiseptische Eigenschaften. Die phenylsubstituierten Fett-
säuren wachsen in ihrer antiseptischen Wirkung mit dem Wachsen des Molekular-
gewichtes der substituierten Säure. So wirkt Phenyle.s.sigsäiu-e C^Hg- CHo-COOH
stärker als Phenol ; Phenylpropionsäiu-e CgHg • CHj • CH, • COOH stärker als
Phenylessigsäure, Phenylbuttersäure CgHj • CHo • CHo • CH„ • COOH kräftiger
als Phenylpropiousäure*). Hingegen hat Duggan*) gezeigt, daß sich die anti-
septische Wirkimg in der Fettsäurereihe umgekehrt verhält. Hier ist die Amei-
sensäme H • COOH die stärkste, hierauf folgt die Essigsäure CHg • COOH und
schheßUch die Propionsäure CH3 • CHj • COOH . Um das Wachsen des Bacillus
subtihs zu miterdrücken, benötigt man Lösimgen, die 7% Ameisensäure oder
9% Essigsäure oder 10% Projsionsäure enthalten. Diese Prozentzahlen korre-
spondieren exakt mit dem relativen Molekulargewicht und mit der relativen
Fähigkeit der Säuren, Basen zu neutralisieren. Phenylessigsäure imd Phenylpro-
1) DRP. 289 270, Zusatz zu DRP. 278 122.
2) DRP. 284 938, Zusatz zu DRP. 278 122.
3) DRP. 288 272, Zusatz zu DRP. 278 122.
*) DRP. 288 273, Zusatz zu DRP. 278 122.
») Parry Laws, Journ. of physiol. IT, 360. «) C. r. s. b. 1886, 614.
Aromatische Antiseptica. 553
pionsäure (Hydrozimtsäure) sind iingiftig und wurden wegen ihrer günstigen
Wirkung bei Tuberkulose empfohlen. Bei Typhus erniedrigt Phenylessigsäure
die Temperatur und erhöht den Bkitdruck.
Salicylsäure.
Die wichtige Entdeckung von Kolbe^), daß man vom Phenol leicht diuch
Ein^virkmag von Kohlensäure unter bestimmten Bedingungen zur Salicylsäure,
o-Oxj'benzoesäure OH
^COOH
gelangen kami und daß dieser Substanz sehr bedeutende antiseptische und gä-
rungshemmende Eigenschaften zukommen, hat in der synthetischen Chemie
geradezu Epoche gemacht. Der große Erfolg der Salicylsäure in der Medizin,
welcher durch die Beobachtung von Stricker , daß die Salicylsäure beim akuten
Gelenkrheumatismus spezifische Wirkung besitze, noch vergrößert wurde, war
auch für die Theorie der Arzneimittelwirkung von Bedeutung. Die Sahcylsäure
wirkt bei akutem Rheumatismus unzweifelhaft spezifisch, wähi-end sie bei
andern fieberhaften Erki'ankmigeu einen germgeu oder gar keinen therapeu-
tischen Wert hat; ebenso %virkt sie nicht auf den Gesimden. Literessant smd
folgende Verhältnisse : Phenol wirkt nicht bei Rheumatismus, während Benzoe-
säure eine erhebhche Wirkmig hat, wenn sie auch zurücksteht hinter der der
Salicylsäure. Die beiden isomeren m- und p-Oxybenzoesäuren wirken praktisch
gar nicht. Die Kretosinsäuren smd alle wirksam, da sie die gleiche Stellung
der Carboxylgruppe zu der Hydroxylgruppe haben wie die Sahcylsäure.
Die Rheumatiker scheiden ca. 15% weniger Sahcylsäiu'e aus als normale
Menschen, so daß eine gesteigerte Zerstörung beim fiebernden Rheumatiker
angenommen wird^).
Salicin, Saligenin, Acetylsalicylsäiu-e, SaUcylsäiu'emethylester sind wirk-
sam, weil sich aus ihnen im Körper Sahcylsäure bildet, während Populin
(BenzoylsaUcm), Methylsalicylsäure luid Dimethylsahcylsäm-e, aus denen sich
im Körper keine Sahcylsäure bildet, gegen Rheumatismus unwirksam sind.
Phthalsäure und Toluylsäure sind beide gegen Rheumatismus ganz unwirksam 3).
Benzoesäure, Sahcylsäure, Aspirin, SaUcylsäuremethylester, Phenol, Salol,
Guajacol, besonders stark Thj'mol, ferner Menthol sind gute Cholagoga, während
Thiocol (Kahum sulfoguajacoliuiu) eher die Gallenmenge verringert. Hauptsäch-
lich rufen Verbindungen der aromatischen Reihe, welche als Atherschwefelsäiu-en
ausgescliieden werden, eine deuthche Steigermig der Gallensekretion hervor*).
Während der Eintritt von Carboxylgruppen in aromatische Verbindungen,
insbesondere in Phenole, im allgemeinen die Wirkung dieser Substanzen
herabsetzt oder vöUig aufhebt, ja sogar beim Phenol selbst durch Emtritt
der Carboxylgruppe in zwei Stellungen vöUig unwirksame Substanzen ent-
OH OH
stehen, wie p-Oxybenzoesäure [ ] und m-Oxybenzoesäure f Up|/^rr
COOH
•wird wohl dm'ch den Eintritt einer Carboxj'lgruppe in der o-SteUung die Giftig-
keit des Phenols herabgesetzt, aber das neue Produkt, die Salicylsäure, erhält
») Liebigs Ann. 113, 115; 125, 201.
2) P. J. Hanzlik, R. W. Scott und T. W. Thoburn, Journ. Pharm, and Exp.
Therapeutics 9, 2-17 (1917).
') Ralph Stoekman, Proceedings of the Royal Society of Medicine, Vol. II, De-
zember 1, 1908. *) M. Petrowa, HS. 7-1, 429 (1911).
554 Antiseptica und Adstringentia.
bei geringerer absoluter Giftigkeit auch neue therapeutische Eigenschaften,
welche die der Ausgangssubstaiiz, des Phenols, weitaus übertreffen.
Die Pyiidincarbonsäuren wirken alle höchst wahrscheinlich stark autisep-
tisch. Die Uvitoninsäure (a-Picolin-j'-aj-dicarbonsäm-e)
COOH
COOH'y/'CHj
N
z. B. ist nach Böttiiiger in so hohem Maße antiseptisch wirksam, daß sie die
Salicylsäure verdrängen A\airde, wenn man sie nur billiger verschaffen könnte.
Ursprünglich hat Kolbe^) Salicylsäure synthetisch gewonnen, indem er Kohlensäure
in kochendes Phenol, dem Natrium zugesetzt war, einleitete. Wenn man Kalihydrat statt
dos Natrons verwendete, so erhielt man hauptsächlich p-Oxybenzoesäiu'e. Man gelangt
teclmisch aber besser zum Ziele, wenn man statt des Natriummetalles Atznatron anwendet
und durch Erhitzen von Phenol mit Natronhydrat trockenes Phenolnatrium darstellt und
in dieses Kohlensäure einleitet. Hierbei bildet sich aber nur aus der Hälfte des an-
gewandten Phenols Salicylsäure. Schmitt^) hat die m-sprüngliclie Kolbesche Syn-
these in der Weise vervollkommt, daß er Phenolnatriumcarbonat unter Druck auf ca. 140°
crliitzte, wobei es quantitativ in Natriumsalicylat überging. Dieses Verfalu'en läßt sich
auch in gleicher Weise füi' die Darstellung von Oxynaphthalincarbonsäure und OxychiuoUn-
carbonsäure verwerten, welche nach dem ursprünglichen Kolbeschen Verfahren zu erhalten
nicht möglich war^).
Von keiner praktischen Bedeutung sind die Versuche, vom Diphenylcarbonat aus-
gehend, durch Erhitzen dieser Substanz, eüier äqiüvalenten Menge von Natriumhydi-at
und Alkohol auf 200° Salicylsäm-e zu erhalten^). Die von Diphenyl sich ableitenden Sub-
stanzen sind stets unwirksam. Diphenylcarbonat erhält man durch Einleiten von Chlor-
kohlenoxyd in Phenolnatrium, eine Methode, die weiterhin in der Weise geändert wurde,
daß man gleiche Molekulargewichte von Diphenylcarbonat, Natronliydrat imd Phenol-
natrium zusammeugeschmolzeu hat. Derselbe Gedanke wurde dann weiter ausgebildet,
indem man den Prozeß in eins zusammenzog und auf ein trockenes Gemenge von Phenol
und Ätznatron im Verhältnisse von 3 Mol. Phenol zu 4 Mol. Ätznatron Phosgen einleitet
\md auf 200° erhitzt. Alle diese Methoden haben den Nachteil, daß im Gegensatz zur
Seil mit tschon Methode, welche eine quantitative Umwandlimg des angewendeten Phenols
in Salicylsäure ermöglicht, bei diesen Methoden der allergrößte Teil des angewendeten
Phenol unverändert bleibt und nur ein kleiner Teil in die Salicylsäiu-esynthese eingeht.
Ein neues Verfahren zur Darstelkuig der Salicylsäure schlug S. Marasse*) vor, bei
dem im Gegensatz zu den bisherigen statt Natrium Kaliiun verwendet wird. Man mischt
Phenol mit Pottasche und setzt einen Überscluiß dieses Salzes zu, um zu vermeiden, daß
boun Erwärmen die Masse teigig wiid. Bei emer Temperatur zwischen 130 und 160° leitet
man dann Kohlensäure ein, wobei rasch eine Bildimg von salicylsaurem Kali stattfindet.
Zentner imd Max Landau besclu-eiben ein Verfaliren zur Darstellung von Phenol-
carboiisäureu, bei denen man auf Phenole, deren Homologen oder Substitutionsprodukte
TetrachlorkolUenstoff imd Alkalilauge in Gegenwart von Kupfer oder Kupferverbindungen
einwirken läßt*).
Die Untersuchungen von Kolbe haben, was für die Theorie der Salicyl-
säm-ewirkung sehr wichtig ist, gezeigt, daß die Wirkung dieser Oxybenzoesäure
von der o-Stellung abhängig ist; weder die p-Oxybenzoesäure, noch die m-Oxy-
benzoesäurc besitzen antiseptische Wirkungen oder die therapeutischen' Effekte
der Salicylsäure'). Auch von den Kresotinsäuren (OH) • CH3 • CgHa • COOH ist
die der Salicylsäure homologe p-Kresotinsäurc
COOH
HoC
OH
1) DRP. 420. =) DRP. 29 939. ^) DKP. 31 240.
*) DRP. 24 1.51, 27 009, 28 985, 30 172. ^) DRP. 73 279. «) DRP. 258 887.
") Sie sind aber angeblich therapeutiscli nicht ganz unwiiksam (Privatmitt. Mohr).
Aromatische Autiseptics. 555
wirksam luid von kraftigen Effekten^). Die Kresotinsäuren luiterscheiden sich
von den Oxybenzoesäuren dadurch, daß ein Kernwasserstoff durch eine Methyl-
grupj)e ersetzt ist. Man gelangt zu ihnen von den Kresolen CH3 • C6H4 • OH
ausgehend, und sie verhalten sich zu den ICresolen chemisch wie die Sahcylsäure
zum Phenol, d. h. sie sind die Carbonsäuren der Kresole. o-Kresotinsäure ist
von allen di'eien physiologisch die wirksamste, weil auch hier die o-Stellung
ebenso wie bei der Salicylsäure die Wirksamkeit begünstigt, aber sie ist trotz
ihrer physiologischen Wirksamkeit therapeutisch nicht verwertbar, da sie nach
verhältnismäßig kleinen Gaben eine Lähmung des Herzmuskels verursacht.
p-Ivj-esotinsäure steht in bezug auf die Wirkung hinter der SaUcylsäiure zurück,
aber sie wird vom Organismus gut vortragen, während m-Kresotinsäure als ganz
unwirksam anzusehen ist. Wird in der Salicylsäure also einKernwasser-
stofftlurch eine Methylgruppe ersetzt, so steigtdieGiftigkeit dieser
Verbindung, während es beim Phenol umgekehrt ist, da die
Kresole weniger giftig sind als die Phenole.
Ersetzt man den Hydioxylwasserstoff der Salicylsäure diu'ch eine Methyl-
gruppe, so erhält man eine nm: schwach antiseptisch wirkende, bei Tieren selbst
in großen Dosen ungiftig wirkende Substanz C^6H4<pqq|£ L o-Methoxj'ben-
zoesäure. Beim Menschen hat sie nur eine schwache anthithermische Wirkung.
Ei'.setzt man in der i3-Oxybenzoesäure den Wasserstoff des Hydroxyls durch
Methyl, so bekommt man eine unwirksame und den Organismus unverändert
OPTT 11)
j)assierende Substanz, die Anissäure ^'6H4'<poOH (4) '
Der Sahcylsäure kommen als unangenehme Nebenerscheinungen vornehm-
lich der schlechte (süßliche) Geschmack, insbesondere dem Natriumsalze, zu
und ferner der Umstand, daß emzelne Individuen sowohl von der Sahcylsäure
als auch von salicylsaurem Natron in der Weise belästigt werden, daß sich Sen-
sationen vom Magen aus geltend machen, die wohl auf die Ätzwirkung der
Salicjdsäiire auf die Magenschleimhaut zurückzuführen sind. Die Versuche, die
im großen und ganzen unwesenthchen Nebenwirkungen zu umgehen, haben zu
einzehien interessanten und zu einer äußerst Trächtigen Synthese geführt.
Einzelueu Derivaten der Salicylsäure kommen Eigenschaften zu, als
leichte Nervennarkotica zu wirken wc die antipyretischen Mittel z. B. der
Acetylsahcylsäiu'c .
Man hat durch den Ver.schluß der Hydroxylgruppe durch ein Essigsäure-
radikal AcetylsaUcylsäure dargestellt,
„„ .O-OCCHj (1)
^e^i^COOH (2)
von welcher behauptet wird, daß sie der Organismus viel besser verträgt als
die Sahcylsäure selbst [Aspirin*)]. Aspirin unterscheidet sich vom Natrium-
salicylat diu'ch das Fehlen des süßlichen Gieschmackes.
Im Organismus wird durch Abspaltmig der Essigsäure die wirksame Salicyl-
säure wieder regeneriert.
Aspirin ist nach den Untersuchungen von A. Chistoni und F. Lapresa
zweimal so giftig als saUcylsairres Natron*).
Acetylsahcylsäure wirkt nach allen klinischen Erfahrungen nicht wie
Sahcylsäure, sondern hat narkotische Wirkungen. Bei Typhus hat sie anti-
1) Demme, Bericht des Kinderspitals Bern 1888, 49.
2) Pflügers Arch. f. Phys. T6, SOR.
') Aich. di Farmacol. 8, Ö3.
556 Antiseptica und Adstringentia.
pjrretische Wirkimgen, wie sie in gleicher Weise der Salicylsäure, dem Diaspirin
und Diplosal bei gleich geringer Dosis noch nicht zukommen^).
Beim Wärmestich entwickelt Acetylsahcylsävire in geringer Dosis eine stark
antipyretische Wirkung, während SaUcylsäure keine oder eine weit geringere
hat. Sie ist ein Fiebernarkoticum. Die Spaltung im Darm verläuft wahrschein-
lich sehr langsam, so daß Acetylsahcylsäure als solche resorbiert wird. Im Körper
selbst wird aber die Acetylgruppe abgespalten, da im Harn nur Sahcylsäure auf-
tritt^).
Die Darstellung und Einführung der Acetylsalicylsäure bedeutet einen
großen Fortschritt ujid Erfolg nach der Richtung hin, daß ein nicht basisches
Autipyreticum und Antinervinum neben den vielen basischen eingeführt
wurde; die geringe Giftigkeit und die sonstigen Vorzüge haben der Acetyl-
salicylsäure einen anfangs nicht geahnten Erfolg verschafft.
Man läßt behufs Darstellung dieser Substanz Salicylsäure mit der ajiderthalbf ache n
Menge Essigsäureanhydrid zwei Stunden laug auf dem Olbade reagieren, wobei Salicyl-
säure vöUig in Lösung geht und beim Erkalten Acetylsalicylsäure herauskrystallisiert oder
man erhitzt Salicylsäure und Acetylchlorid auf 80 °, wobei man dasselbe Reaktionsprodukt
erhält^). Man erhält bessere Ausbeuten von dieser Verbindung, wenn man in Gegenwart
eines Kondensierungsmittels, wie konz. Sch%vefelsäure, Ziokchlorid, Natriumacetat oder
dergleichen arbeitet. In gleicher Weise wurde durch Erhitzen der Salicylsäure oder ilu^r
Salze mit den Anhydriden oder Chloriden der Propion-, Butt«r- oder Valeriansäure oder
der höheren Fettsäuren mit oder olme Zusatz eines Kondensierungsmittels Propionyl-,
Butyryl-, Valeryl- imd höhere Acylsalicylsämen gewonnen*).
Ervasin ist Acetyl-p-kiesotinsäure, es wm-de als Ersatzmittel für Sahcyl-
säm'e empfohlen^). Die folgenden Verfahren verfolgen den Zweck, leicht lös-
liche haltbare Salze der Acetylsalicylsäure darzustellen
G. Richter, Budapest, stellt die Alkalisalze der Acetylsalicylsäure in der Weise her,
daß er Lösungen oder Suspensionen der Acetylsalicylsäure in Methylalkohol oder etwas
Wasser enthaltendem Aceton mit festen Alkalicarbonaten verrührt und die gebildeten
Alkalisalze aus der filtrierten Lösung durch Äther ausfällt. Dieses Verfalu-en dient zur
Darstellung des HydropjTins, des Lithiumsalzes der Acetylsalicylsäure und des Calcium-
salzes, des Kalmopyrins.
Diafor ist Harnstoffacetylsalicylat.
Acetylsalicylsaures Natrimn erhält man durch Einwirkung trockener fein gepulverter
Acetylsalicylsäure auf die äquivalente Menge wasserfreien Natriumcarbonates in Gegenwart
von Essigester*).
Zwecks Herstellung von acetylsalicylsaurem Natriiun sowie der Natriumsalze der
Kemhomologen der Acetylsalicylsäure läßt man auf diese Säuren in trockenem fein gepulver-
tem Zustande die äquivalente Menge wasserfreies Natriumcarbonat in Gegenwart von
Alkylestern aliphatischer Sävu-en unter Ausscliluß von Essigester bei Anwendung von
Acetylsalicylsäure einwirken').
Zwecks Darstellung von Alkalisalzen der Acetylsalicylsäure und üu-er Kernhomo-
logen werden wasserfreie Alkohole oder Ketone der aliphatischen Reihe in einer für die
Lösung der gebildeten Alkalisalze in diesen Mitteln unzureichenden Menge auf äquivalente
Mengen von Acetylsalicylsäure oder üu-er Kernliomologen und wasserfreien Alkalicarbo-
naten bei gewöhnlicher Temperatur so lange einwirken gelassen, bis eine Probe des Reak-
tionsgemisches sich in Wasser ohne Kohlensäureentwicklung vollständig auflöst. Beschrie-
ben ist die Darstellung von acetylsalicylsaurem Natrium imd Lithium sowie von acetyl-
p-kresotinsaurem KaUum').
Das Calciumsalz der Acetylsalicylsäure erhält man, wenn man unter Ausschluß von
Wasser auf die alkoholische Lösung einer Mischung von Acetylsalicylsäure und Calciura-
chlorid Ammoniak einwirken läßt').
') S. Bondi, Z. f. kl. Med. T3, Heft I und 2. =) S. Bondi und Katz, ebenda.
') DRP.-Anm. 10 563, 10 581 (beide versagt). *) Engl. P. 11596.
5) C. E. Rautenberg, Med. Klinik I9I3, Nr. 14. «1 Wülfing, DRP. 270 326.
') DRP. 276 668, Zusatz zu DRP. 270 326.
8) DRP. 286 691, Zusatz zu DRP. 270 326. ») DRP. 275 038.
O . CO ■ C,H.
Aromatische Antiseptica. 557
Das Calciumsalz der Acetylsalicylsäure erhält man, wenn man Acetylsalicylsäure
in wässeriger Suspension so lange mit Calciumcarbonat verrührt, bis keine Kohlensäure-
entwicklung mehr stattfindet und alsdann aus der filtrierten wässerigen Lösung das Cal-
ciumsalz der Acetylsalicylsäure mit Alkohol oder Methylalkohol ausfällt^).
Man läßt in alkoholischer Lösung auf Acetylsalicylsäure Calciumalkoholate oder Calcium-
salze organischer Säuren oder auf die Alkalisalze der Acetylsalicylsäure (mit Ausnahme des Li-
thiumsalzes) Calciumsalze solcher Säuren einwirken, deren Alkalisalze in Alkohol löslich sind-).
Man läßt auf in Alkohol gelöste Acetylsalicylsäure Calciumsalze in Gegenwart einer
organischen Base einwirken, z. B. Pyridin oder Anilin^).
Bei der Einwirkung von Calciumsalzen organischer Säuren auf freie Acetylsalicyl-
säure verwendet man an Stelle von Alkoholen Aceton als Lösimgsmittel*).
Salze der Acetylsalicylsäure erhält man, wenn man in eine wässerige Suspension von
Acetylsalicylsäure Oxyde, Hydroxyde oder Carbonate des Magnesiums bzw. Zinks zweckmäßig
in der berechneten Menge unter gutem Rüliren oder Schütteln des Reaktionsgemisches, ge-
gebenenfalls unter Kühlung, einträgt und die gebildeten Salze durch Einengen üirer wässerigen
Lösung im Vakuum abscheidet. Beschrieben sind das Zink- und Magnesiumsalz*).
Acetylsalicylsaurer Harnstoff wird diu-eh Vereinigung beider Komponenten in Alkohol
und Eindampfen der Lösung im Vakuum dargestellt').
Kalle, Biebrich, erzeugen Acetylsalicylamid durch Einwirkung von Essigsäure-
hydrid auf Salicylamid in Eisessiglösimg').
Benzoylsalicylsäure
-COOH
stellt man dar, indem man Dinatriumsalicylat mit Benzoylchlorid in einem indifferenten
Lösungsmittel behandelt und die freie Säure aus dem Natriuansalz mittels Essigsäure
abscheidet. Sie gibt keine Eisenchloridreaktion*).
Salicylosalicylsäure in krystallisierter Form wird hergestellt, indem man auf Salicyl-
sä>ire oder deren Salze nicht mehr als die theoretische Menge eines sauren Kondensations-
mittels, wie Phosgen, Phosphortrichlorid, Thionylchlorid so einwirken läßt, daß die Bil-
dung von Disalicylid oder höheren molekularen Anhydriden vermieden wird'). Man kann
auch die Salicylosalicylsäure gewinnen, indem man die Kondensationsprodukte von Sali-
cylsäure und sauren Kondensationsmitteln, wie Phosphortrichlorid usw. mit einer weiteren
Menge Salicylsäure behandelt^").
Man erhält die krystallisierte Salicylosalicylsäure, wenn man am Phenolhydroxyl
substituierte Salicylosalicylsäuren der partiellen Verseifung mit wässerigen Alkalien oder
Säuren unterwirft, z. B. Acetylsalicylosalicylsäure, Athylcarbonylsalicylosalicylsäure, Ben-
zoylsalicylosalicylsäure^i).
Einhorn, München^'^), stellt Anhydride acidylierter Salicylsäuren in der Weise her,
daß er die acidylierten Salicylkohlensäureäther von der allgemeinen Formel
„ „ ^O Acidyl
'"«^«'^CO • O • COO Alkyl
längere Zeit für sich erwärmt.
He y den. Radebeul '^), stellen Aryl- und Alkyloxyacidylsalicylsäuren her, indem sie
Salicylsäure oder deren Salze mit den Halogeniden oder Anhydriden von Alkyl- oder Aryl-
oxyfettsäuren mit oder ohne Kondensationsmitteln behandeln. Diese Substanzen soUen
geschmacldos sein, während die eine Komponente, z. B. die Phenoxesslgsäure, einen un-
anangenehmen Geschmack und Geruch hat. Dargestellt wurden Phenoxyacetylsalicylsäure
O • CO • CHj O • CjHj
COOH
und Athoxyacetylsalicylsäure
O CO CH,
COOH
1) Richter, Budapest, DRP. 251333. =) Bayer, DRP. 253 924.
3) DRP. 255 672, Zusatz zu DRP. 253 924.
') DRP. 255 673, Zusatz zu DRP. 253 924.
*) O. Gerngroß und Käst, DRP. 287 661. «) Schütz & Co., DRP. 274 046.
') DRP. 177 054. 8) Hoff mann, La Roche, Basel, DRP. 169 247.
«) Böhringer, Waldhof, DRP. 211 403.
W) DRP. 214 044, Zusatz zu DRP. 211403.
") Böhringer, DRP. 220 941. i^j pRp 224 844. ") DRP. 221386.
558 Antiseptica und Adstringentia.
Acidylsalicylsäuren erhält man durch Acidylierung der Phenolhydroxylgruppe der
Salicylsäure, ihrer Homologen oder Kernsubstitutionsprodukte mit solchen aliphatischen
Oxysäuren, in denen die Oxygruppe selbst wieder durch einen aliphatischen oder aroma-
tischen Säurerest verestert wird. Beschrieben sind Acetylglykolsalicylsäure
p „ .COOH
^8^4<o • CO • CHj • O • CO • CH3
Acetylglykol-m- und p-kresotinsäure, Acetylglykolchlorsalicylsäure, Acetyllactyl-p-kreso-
tinsäure, CinnamoylglykolsaUcy Isäure, Anisoylglykolsalicylsäure ^).
3-Oxybenzoyl-o-benzoesäurealkylester kann man erhalten, wenn man in den ent-
Kprecheuden Aminobenzoyl-o-benzoesävireestern die Aminogruppe in der üblichen Weise
durch die Hydroxylgruppe ersetzt, z. B. 3-Oxybenzoyl-o-benzoesäuieäthylester und 3-Oxy-
4-metliylbenzoyl-o-benzoesäureäthylester-).
Acetylsalicylsäurechlorid erhält man durch Einwirkung von Thionylchlorid in der
Wärme auf Acetylsalieylsäuie in Benzol, am besten bei Siedetemperatur des Reaktions-
gemisches bis zur Beendigimg der Entwicklung von Salzsäure und schwefliger Säure ^).
Zwecks Darstellimg von Salicylsäurechlorid wird SaUcylsäiu-e zweclanäßig in Benzol
gelöst und mit Thionylchlorid in der Wärme am besten bei der Siedetemperatur des Reak-
tionsgemisches bis zur Beendigung der Entwicklung von Salzsäure und schwefliger Säiu'o
behandelt*).
Die Chloride der Kernhomologen der Acetylsalicylsäxire und Salicylsäiu«, wie der
Acetylkiesotijisäuren bzw. ICresotinsäuren werden durch Einwirkung von Thionylchlorid
in Benzol dargestellt^).
Anhydride der Acylsalicylsäuren') werden dargestellt, indem man entweder die
Acylsalicylsäuren mit zweibasischen Säurehalogeniden in Gegenwart von tertiären Basen
oder die Halogenide der Acylsalicylsäiuen mit tertiären Basen imd Wasser behandelt oder
die Halogenide der Acylsalicylsäuren auf die Acylsalicylsäiu'en in Gegenwart von tertiären
Basen oder anderen alkalisch wirkenden Mitteln oder auf die Salze der Acylsalicylsäuren
einwirken läßt, z. B. wird Acetylsalicylsäureanhydrid durch Einwirkung von Thionylchlorid
auf Acetylsalicylsäure in benzolischer Lösung bei Gegenwart von Pyridin gewonnen oder
mit Phosgen. Man kann auch Acetylsalicylsäurechlorid auf Acetylsalicylsäure bei Gegen-
wart von Dimethylanilin einwirken lassen, oder man erhitzt Acetylsalicylsäurechlorid mit
dem Natriiunsalz der AcetylsaUcylsäure. Man kann auch Acetylsalicylsäurechlorid in ben-
zolischer Lösung mit Alkylpicolin behandeln.
Carboxäthylsalicylsäiu'e wird in benzolischer Lösung mit Sulfurylchlorid behandelt.
Man kann auch Benzoylsalicylsäure mit Phosgen und Chinolin behandeln oder Cinnamoyl-
salicylsäure mit Phosgen und Antipyrin'). Man kann als Kondensationsmittel statt der
zweibasischen Säurehalogenide andere Säurehalogenide oder SchwefeUialogenide verwenden.
Man erhält die Anliydride z. B. aus Acetylsalicylsäure, Phosphoroxychlorid, Benzol und
Pyridin. ^ _ ^^q ^ -^
Carboxyalkylsalicylosalieylsäuren, z. B. CgH^^p,« . rv . p tx .^f'OOH ^"tstfhs"» wenn
man unter Ausschluß von Pyridin und analog wirkenden tertiären Basen auf die Salze
der Salicylsäm'e, Chloralkylcarbonate entweder ohne Lösungsmittel oder in geeigneten
Lösmigsmitteln, wie Aceton, Methyläthylketon oder Wasser, aber in Abwesenlieit von
absolutem Alkohol zunächst in der Kälte zur Einwirkung bringt und alsdann das Reak-
tionsgemisch längere Zeit bei gewöhnlicher Temperatur stehenläßt*).
Succinylsalicylsäure erhält man so wie ilu'e Methylliomologen, indem man die Halo-
genide der Bernsteinsäure auf die Salicylsäure oder homologen Kresotinsäuren einwirken
läßt und halogenwasserstoffbindende Substanzen zusetzt.
Diese Succinylsalicylsäure soll leichter spaltbar und besser resorbierliar
sein als die Acetylsalicylsäure und regt die Schweißsekretion viel stärker an.
Sie ist gewissermaßen ein doppeltes Aspirin mid wurde unter dem Namen
Diaspirin in den Handel gebracht').
Isovalerylsahcylsäure erhält man aus Salicylsäure mittels Isovaleriansäureanhydrid
durch Lösen in Xylol und Erhitzen unterhalb des Siedepunktes'").
») Bayer, DRP. 283 538. -) DRP. 279 201, Zusatz zu DRP. 269 33ü.
^) Wolffenstein, DRP. 277 659. «) DRP. 284 161, Zusatz zu DRP. 277 C59.
^) DRP. 292 867, Zusatz zu DRP. 277 659. «) Bayer, Elberfeld, DRP. 201325.
■) DRP. 201 326, Zusatz zu DRP. 201 325.
") Alfred Einhorn, München, DRP. 238 105. ») DRP. 196 634.
1") Gustav Wendt, StegUtz, DRP.-Amn. W. 24 808 (versagt)).
Aromatische Antiseptica. 559
Salosalicylid (Böhringer) hat nicht die erhoffte physiologische Wirkxing^).
Acidylderivate der Salicylosalieylsäure der allgemeinen Formel Acidyl • O ■ CjH^ • CO
• O • CjH^ • COOH erhält man, wenn man entweder Salicylosalieylsäure nach einer der
Ix^kannten Methoden acidyliert oder Acidylsalicylsäuren mit Salicylsäure kondensiert, wo-
bei Essigsäureanhydrid als Kondensationsmittel ausgenommen ist oder Aeidylsalicylsäure
für sich allein oder in Gegenwart von Lösungsmitteln mit Ausnahme von Eisessig und
Essigsäureanhydrid derart kurze Zeit erhitzt, daß die Bildung von Salicylid ausgeschlossen
ist. Beschrieben sind Acetylsalieylosalicylsäure, Benzoylsalicylosalieylsäure, Athylcarbonyl-
salicylosalicylsäure, SaUcylosalicylsäurecarbonat. Von allen bisher bekannten sauren
Salicylpräparaten sollen die Acidylsalicylosalicylsäiu-en die geringste Atzwirkung auf
Schleimhäute ausüben-).
Die XTberführung der Acidj'lsalicylsäuren in Acidylsalicylosalicylsävu^n findet auch
ohne äußere Wärmezufuhr statt, wenn man die Acidylsalicylsäuren mit tertiären Basen
längere Zeit stehen läßt, ilan erhält Acetylsalieylosalicylsäure aus Acetylsalicylsäure und
PjTidin, sowie Athylcarbonylsalicylosalicj'lsäiu« aus Athylearbonylsalicylsäure und Di-
methylanilin oder Pyridin').
HethylencitrylsaUcylsäure erhält man durch Einwirkung von Methjlencitronensäure-
dihalogenid aus Methylencitronensäure und fünffach Halogenphosphor auf Salicylsäure
und deren Salze. Zweckmäßig gibt man der Reaktionsmasse eine Halogenwasserstoff
bindende Substanz, wie Chinolin, Dimethylanilin usw. hinzu. Die Substanz ist völlig
geschmacklos und reizlos. Im alkalischen Darmsaft soll auch Formaldehyd abgespalten
werden^).
Xovaspirin ist Methylencitronensäure-disalicylsäureester^).
Nach dem gleichen Verfahren kann man die Derivate der Kresotinsäuren erhalten.
Beschrieben sind Methylencitrylkresotinsäuren, Methyleneitryloxy-o-toluylsäure*).
CHj • CO ■ O CeH, COOH
I ^CO ■ 0/ ^
CHj • CO • O C5H4 ■ COOH
Man kann statt der Citronensäure auch deren Salze der Methylenierung unterwerfen.
Man methyleniert mit Methylensulfat usw. oder mit Substanzen, aus denen diese Methyle-
lüerungsmittel entstehen oder mit Triosj-methylen in Gegenwart von Säureanhydriden oder
Säurechloriden von Schwefel und Phosphor").
Dialkylester der Methylencitronensäure erhält man durch Esterifizierung in üblicher
Wei-se. Beschrieben sind Methylencitronensäurediäthylester imd Amylester*).
Die für dieses Verfahren notwendigen Methylencitronensäuredihalogenide erhält
man nur mit fünffach Halogenphosphor, nicht aber mit Phosphortrichlorid oder Phosphor-
oxychlorid').
Durch Einwirkvmg von Salicylsäurechlorid auf Anthranilsäure ujid deren Derivate
entstehen Salicylverbindungen, welche therapeutisch verwertet werden sollen. Beschrieben
sind Salicylanthranilsäure, Salicylantliranil, Salicylanthranilsäuremethylester, Salicylhomo-
anthranilsäure ^^ ) .
Derivate von C-Allyl-o-oxybenzoesäuren erhält man dvirch Behandlung dieser Reihe
mit acylierenden Mitteln vmd eventueller Überführung der entstehenden Säuren in die
Salze. Die neuen Verbindungen sollen wertvolle antipyretische, antineuralgische und anti-
rheumatische Eigenschaften besitzen imd stärker wirken als die Acylderivate der Salicyl-
säure. Beschrieben sind C-Allylacetylsalieylsäure und Allylacetyl-m-kresotinsäure").
Bei der durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Salicylsäure erhaltenen
Salicj'lschwefelsäiu'e wird durch die Einführung der Sulfosäuregruppe die
Sahcj-l-nirkung entschieden abgeschwächt, so daß sie als SaUcylsäiireersatz
durchaus unverwendbar ist. Weiter wurde versucht, neben der Carbosylgruppe
M G. Schroeter, BB. 52, 2233 (1919).
-) Böhringer, Waldhof, DRP. 236 196.
=) Böhringer, Waldhof, DRP. 237 211, Zusatz zu DRP. 236 196.
*) Bayer, Elberfeld, DRP. 185 800. ^) DRP. 185800.
«) DRP. 193 114, Zusatz zu DRP. 18.5 SOO.
') Bayer, DRP. 197 245, Zusatz zu DRP. 193 767. ^) Bayer, DRP. 212454.
") DRP. 186 659. >") Hoff mann, La Roche, DRP. 284 735.
") Bayer, DRP. 274 047.
560 Antiseptica und Adstringentia.
Ketogruppea einzuführen. So haben Bialobrzecki und M. v. Nencki
aus Acetylchlorid und Salicylsäure mit Hilfe von Eisenchlorid eine Acetosahcyl-
säure erhalten, welche die Konstitution CeH3(OH)(COCH3)(COOH) besitzt^).
Sie hat geringere antiseptische Wirkung als Sahcylsäure, da sie nicht einmal
die Hefegärung zu beeinflussen vermag. Die Säure ist ungiftig imd wird daher
auch unverändert ausgeschieden.
Der Versuch, statt der SaUcylsäui-e Salicylessigsäure einzuführen, hat nur
einen äußerst geringen Erfolg zu verzeichnen. Doch sind einige Präparate, in
denen man die Salicylsänrewirkimg als eine Komponente der Gesamtwirkimg
haben wollte, durch Einführung der Salicylessigsäure dargestellt worden.
Salicylessigsäure, in welclier der Hydroxylwasserstoff durch Essigsäure ersetzt ist,
wurde zuerst durch Oxydation der o-Aldehydoxyphenylessigsäure^) erhalten, späterhin
gelang es, sie in quantitativer Ausbeute zu gewinnen, als man das Natrinmsalz des o-Oxy-
benzamids
OH
^CO • NH,
oder dasjenige des o-Oxybenzonitrils
mit monocliloressigsauren Salzen lunsctzte und die Säiu-oainid- oder Nitrilgruppon durch
Kochen mit Natronlauge verseifte').
Die Reaktion verläuft nach folgenden Gleichungen:
1. f^eH,<g^;^^= + CH.Cl • COONa = C,-B,<'^^^^%^^^^ + OlNa
„ TT ^CO • NHj . ,y ^TT _ r" TT ,COONa , „„
i-c"4<o • CHj ■ COONa + ^''"" ~ ^«"«^OCHj ■ COONa + ^^5
"«^«^ 2. C.H,<gN^ + CH,C1 . COONa = C,H,<^1^_ . ^^^^^ + ClNa
<^«^*<OCH2 • COONa + ^^^^ + ^^^ = *^«^<<OCH„ "cOONa + ^^^
Noch einfacher und in größerer Ausbeute kann man die Salicylessigsäure erhalten,
wenn man an Stelle des Salicylamids die Anilide der Salicylsäuren mit cMoressigsauren
Salzen in Wechselwirkung bringt^). Die entstehende freie Salicylanilidacetsäure spaltet sich
bei längerem Kochen mit Alkalien glatt in Anilin und Salicylessigsäure:
<^eS4<SNa''" ■ ''°''' + ^=^1 • ^OONa = C.H, ^^nf .^cOONa + «^a
«Ä<g?HrC00f ^ + N'^OH = C.H,<gOONa^^^^^ ^ ^^^^ . ^^
Bestrebungen anderer Art gingen dahin, von anderen hydroxylhaltigeii
aromatischen Verbindungen Carbonsäuren in der Absicht darzustellen, um der
Salicylsäure aualog wirkende Substanzen zu erhalten. Doch haben diese Be-
strebungen aus dem Grunde keinen Erfolg gehabt, weil durch die Darstellung
der Carbonsäure meist wenig wirksame Substanzen oder solche, die vor der
Salicylsäure keine Vorzüge besaßen, erhalten wurden. Die Art der DarsteUmig
war naturgemäß analog der Salicylsäm'esynthese, um so mehr, als man nach dem
Verfahren von Schmitt die meisten Phenole in die entsprechenden Carbon-
säuren zu verwandeln in der Lage war.
So kann man Oxynaphthoesäuren nach Seh mitt') erhalten, wenn man auf a- und ß-
Naphthol bzw. auf deren trockene AlkaUsalze trockene Kohlensäure einwirken läßt und
dann im Autoldaven auf 120 — 140° erhitzt.
>) BB. 30, 177G (1897). ^) BB. 17, 2995 (1884). =) DRP. 93 110.
*) DRP, 110 370. ») DRP. 31 240, 38 052, 50 341.
Aromatische Antiseptica. 561
Die so dargestellten «- und /5-Naphtholcarbonsäuren enthalten nach der
Untersuchung von Ne nc ki die Carboxylgruppe in der o-Stellung zum Hydroxyl,
so daß man sie als der SaUcylsäure entsprechende Derivate des Naphthols an-
sprechen kann.
Die Darstellung kann man insofern vereinfachen, als man den in zwei Phasen ver-
laufenden Prozeß dadurch in einen zusammenlegt, daß man die Kohlensäure nicht bei
gewöhnlicher Temperatur auf die Alkalisalze des Naphthols einwirken läßt, sondern unter
Anwendung von Druck bei einer Temperatur von 120 — 145°, wobei die jedenfalls zunächst
entstehenden naphthylkohlensauren Alkalisalze sofort in die entsprechenden neutralen
oarbonaphtholsauren Salze umgewandelt werden.
/^-Naphtholcarbonsäure, die man nach dem vorstehend beschriebenen
Verfahren erhält, ist jedoch sehr unbeständig luad zerfällt leicht wieder in
Kohlensäure und /5-Naphthol.
Steigert man aber die Temperatur bei der Operation auf 200 — 250°, so entsteht eine
zweite, sehr beständige, gelb gefärbte ('/'-Naphtholcarbonsäure. Auch %'om DioxjTiaphthalin,
und zwar sowohl vom 1.8-Dioxynaph thalin und vom 2.8-Dioxj'naphthalin wurden zu glei-
chem Zwecke die Carbonsäuren ^) dargestellt, indem man die Mononatriumsalze dieser Kör-
per mit Kohlensäure unter Druck bei höheren Temperaturen erhitzte.
Die Oxynaphthoesäuren haben eine ähnUche, aber kräftigere antiseptische
Wirkung als Sahcylsäure und Phenol, aber als Sahcylsäureersatz eignen sie sich
durchaus nicht, da sie beim mternen Gebrauche örtlich stark reizend wirken
und schon in Dosen von 1 Va g für Kaninchen tödhch sind.
Man erhält durch Kondensation der Acetylsalicylsäure mit Acetaldehyd, Isovaleralde-
hyd oder Chloral ohne Zusatz von Wasser und ohne Anwendung eines Kondensationsmittels
bei 150° neue Produkte').
Auch vom Diphenyl ausgehend hat man o-Oxydiphenyl in die o-Oxydiphe-
nylcarbonsäure^) nach der Schmittschen Synthese übergeführt, welche Sub-
stanz Phenylsahcylsäm"e
OH
^COOH
genamit wurde. Sie ist ein gutes Antisepticum, hat aber der Sahcylsäiu'e gegen-
über wesentliche Nachteile, da sie noch schwerer in Wasser löshch als letztere
und auch giftig ist*).
Auch von Oxychinolinen, insbesondere vom o-Oxychinolin wurde durch Einwirkung
von Kohlensäure auf das Natriumsalz unter Druck die o-Oxychinolinoarbonsäure (Chino-
phenolcarbonsäure) dargestellt^). Von einer praktischen Anwendung dieser Substanz
hat nichts verlautet. (Siehe auch Gichtmittel, Atophangruppe. )
Die Einfühnmg einer Aminogruppe in die Sahcylsäure verändert an der
Wirkung dieser Substanz nicht viel und der günstige Erfolg und die spezifische
Wirkung bei akutem Gelenkrheumatismus bleibt, ohne daß die Einführung eine
Erhöhung der Wirksamkeit bedingen würde.
Während die bis nmi beschriebenen Wege mit Ausnahme der AcetylsaU-
cylsäure dahin gingen, statt der Sahcylsäure ähnhch konstituierte Carbonsäuren
in die Therapie aufzxmehmen, bemühte man sich anderseits in den Organismus
Verbindungen einzuführen, aus denen derselbe langsam durch Spaltimgen oder
Oxydationen Sahcylsäure bilden kann. Sahein ist das Glykosid des Sahgenins
OH • CgH4 ■ CHg • OH . Sahgenin wird nun, wenn es auch als solches schon
wirkt, im Organismus durch Oxj'dation in Sahcylsäure übergehen.
Man kann es synthetisch darstellen, indem man Formaldehyd auf Phenol ein-
wirken läßt.
M Heyden, DRP.-Anm. 10 039; Franz. P. 205 833. -) DRP.-Anm. V 3380.
ä) DRP. 61 125. ') Bock, Diss. Berlin (1892). ^) DRP. 39 662.
Fränkel, Araneimittel-Synthese. 5. AuJI. 36
562 Antiseptica und Adstringentia.
Salicin wirkt auf die Körpertemperatur ähnlich, aber schwächer als
Chinin und hemmt die Auswanderung der Leukocyten. Es geht zum Teil
unverändert in den Harn über, zum Teil wird es als Saligenin, Salicylaldehyd
und Salicylsäiu-e ausgeschieden.
Gentiopikrin CjgHaoOg wird durch Säuren in Glykose und Gentiogenin
gespalten. Gentiopikrin und das Glykosid Gentiomarin sind unschädUch und
wirken bei Malaria.
Nach einem Verfahren von Seil kann man Saligenin in der Weise mJöslich machen,
daß man es bei Gegenwart einer Mineralsäure in der Wärme mit Gerbsäure reagieren läßt').
Salze der Borameisensäure erhält man, wenn man Borsäure vuid Ameisensäure, sei es
in freiem Zustande oder in Form ihrer Alkalisalze, in Gegenwart von Alkalicarbonaten auf-
einander einwirken läßt^).
DRP. 230 725 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung des Zinksalzes der Bor-
disalicylsäure, welches darin besteht, daß man molekulare Gewichtsmengen von SaHcylsäure,
Borsäiu"e und Zinkcarbonat in heißem Wasser aufeinander einwirken läßt. Man erhält
durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in die wässerigen Lösungen derjenigen bordisalicyl-
saiiren Metallsalze, welche bei der Zersetzung mit Schwefelwasserstoff wasserunlösliche
Sulfide abscheiden, die freie Bordisalicylsäure
Sie wirkt stark bactericid und schmeckt sehr bitter^).
Salole.
Einen sehr großen Erfolg hatte seinerzeit miter allen Verfahren, Verbin-
dungen darzusteUen, denen die Nebenwirkungen der Salicylsäure fehlen, die
aber überdies noch eine zweite wrksame Komponente enthalten, welche trotz
ihrer Giftigkeit wegen ihrer langsamen Abspaltiuig der wirksamen Komponen-
ten aus der Verbindung keine Giftwirkung äußerten, die Einführung des so-
genannten Salolprinzips durch Nencki. Nencki war der erste, der den für die
Arznei mittelsynthese bahnbrechenden Weg eingeschlagen hat, wirksame Säuren
und Phenole esterförmig gebunden in den Organismus einzuführen. Durch die
Einführmig der unlöslichen Ester, welche den Magen unverändert und unver-
seift passieren, wird jede ätzende Wirkung dieser Substanzen im Magen und hier-
mit jede Belästigung der Magenschleimhaut durch die Arzneimittel vermieden.
Diese Salole werden erst im Darme langsam unter dem Einflüsse des esterver-
seifenden Enzyms, welches von der Bauchspeicheldrüse geliefert wird, bei Gregen-
wart der normalen Darmsoda in die Komponenten gespalten. Außerdem be-
teiligen sich an der Esterspaltung auch vorzüghch die Darmbakterien, ins-
besondere an der Aufspaltung der Phenolcarbonate. Die Säm-e wird diu-ch die
Alkalisalze im Darme neutralisiert, während das Phenol als solches einerseits
im Darme als Antisepticum zur Wirkung gelangen kann, anderseits nach seiner
Resorption im Organismus selbst wirkt, ohne aber Vergiftungserscheinungen
zu verursachen, da ja nur langsam kleine Mengen des Phenols aus dem Ester
abgespalten zur Resorption gelangen, so daß der Organismus unter der kon-
tiniüerlichen Emwirkmig von kleinen Mengen des Phenols steht, eine plötzhche
Überflutung desselben durch das giftige Phenol ausgeschlossen ist. Dieses Salol-
prinzip hat eine ausgebreitete Anwendung in der Arzneimittelsynthese nach
beiden Richtvmgen gefmiden, sowohl um wirksame Säuren, als auch um wirksame
Phenole in Verbindungen zu bringen, die ätzende oder giftige Wirkungen aus-
zulösen nicht in der Lage sind. Nene ki hat gefimden, daß, während die Säuren
der Fettreihe und aromatische Säuren mit Phenolen unter Anwendung von
wasserentziehenden Mittehi, wie Chlorzink, Aluminiumchlorid usw. Ketone
1) DRP. 111963. 2) Weitz, DRP. 282 819. 3) Foelsing, DRP. 288 338.
Aromatische Antiseptica. 563
bilden, im Gegensatze hierzu fette oder aromatische Säuren mit Phenolen oder
Naphtholen, bei Gegenwart von Phosphoroxychlorid als wasserentziehendem
Mittel erhitzt, nicht Ketone, sondern Säureester geben.
So erhält man beim Zusammensclimelzen von SaUcylsäure und Phenol unter Erwär-
mung der Mischung mit Phosphoroxychlorid auf 120° den Salicylsäurephenylester, das Salol
Hai. e^oii]v OH
<-6Ji4<coOCeH5
hierbei reagieren 2 Moleküle Säure, 2 Moleküle Phenol und 1 Molekül Phosphoroxychlorid^).
Unter denselben Bedingungen kann man den Salicylsäureresorcinester
„ „ ,0 • CO • CgH^ • OH
W^4<-o . CO • CgH^ • OH
sowie die Salicylsäureester des a- und /?-Naphthols, des Dioxynaphthalins usw. erhalten.
Von Vorteil ist es, dafür zu sorgen, daß die bei dem Prozesse frei werdende Metaphosphor-
säure, welche im freien Zustande leicht zur Bildung großer Mengen von Phosphorsäure-
phenylestern Veranlassung gibt, an Alkali gebunden wird. Statt des Phosphoroxychlorids
kann man axich Phosphorpentachlorid anwenden. Ferner kann man Schwefeloxychlorid
SO2CI2 oder auch saure schwefelsaure Alkalien als weisserentziehende Mittel benützen. Statt
der Salicylsäm-e kann man zu der gleichen Reaktion a-Oxynaphthoesäure, o- und p-Nitro-
salicylsäure, Resorcincarbonsäure und statt des Phenols Resorcin, Pyrogallol, Thymol,
Nitrophenol, «- und /)'-Naphthol, Gaultheriaöl (Salicylsäuremethylester) imd Salol verwenden.
Die Darstellung der Salole geschieht aber einfacher statt mit Phosphoroxychlorid
in der Weise, daß man Phenolnatrium und salicylsaures Natron in äquimolekularen Mengen
mischt und Phosgengas darauf einwirken läßt. Aus dem Reaktionsprodukt kann man den
gebildeten Äther mit Wasserdampf austreiben. Dieses Verfatoen bietet vor der Verwendung
des Phosphoroxychlorids, mit dem es ja sonst ganz identisch ist, den Vorteil der Billigkeit.
Man erhält nach der Nenckischen SjTithese eine Reihe von Körpern^), so Resorcin-
disaUeylat C5H4{COO • C^H, • OHJa, Disalol C^^<^^ ' ^«^^ ' "^^^ " ^«^^ Gaultheria-
salol C8H4<Q^' °^6^i ■ *^^^ ■ ^^3, Salol C6H4(OH) • COO ■ CjH^, a-Naphthylsalicylat
f 'jH^iOHjCO • O • CjoH-, /?-Naphthylsalicylat C6H4(OH)CO • O • Cj„H„ Resorcinmonosalicylat
CeH4(OH)CO • O • C^Hj ■ OH, PvrogaUolsalieylat CjH4(0H) • CO - O • C5H3(OH),, Phenyl-
COO "CeH, (1)
a-oxynaphthoat CioHe(OH)CO • O • CßHj , Phenyl-o-nitrosalicylat CjHj^^OH (2),
COO-C H M\ ''^2 (3)
\^Kj\j 1.5x15(1; COO-C H -XO
Phenyl-p-nitrosalicylat C5H3<-OH (2), p-NitrophenylsalicvlatCeH4<„„ 6 4 - 2
^NOa (5) " ^^
Thymolsalicylat CeH4<^° ' ° '^^lo^is^ /J-Naphthol-a-oxynaphthoat CioHe(OH)CO • O ■ CjoH,,
/ COO\
;J-Naphthohydrochinonsa!icylat (CjH^-^^-jt U'CjqHj, Phenylresorcincarbonsäureester
p „ /COO • C^H^ \ "^ I
^8"3\(0H)2
Weiterhin hat Nencki^) nach der gleichen Methode eine Reihe von ähnlichen Estern
dargestellt, und zwar: „l-. . f\ . p tj /-.tt
o-Kresol-salicylsäureester '-'6^4 "^nw * ^ '» m-Kresol-salicylsäureester,
" COO • CeHj
p-Kresol-salicylsäureester*), Phenol-o-kresotinsäureester CjHj^OH , o-Kresol-o-kre-
CO • O • C0H4 • CH. CH3
sotinsäureester CjHj^OH , m-Kresol-o-kresotinsäureester, p-Kresol-o-kre-
CH3 /COO-C^Hj
sotinsäureester, Phenol-ra-kresotinsäureester C8H3,^ OH . o-Kresol-m-kresotin-
,C0 • O • C6H4 • CH3 ~CH3
Säureester C'jHj^OH , m-Kresol-m-kresotinsäureester, p-Kresol-m-kresotin-
CH3 CO • O • C^Hä
Säureester, Phenol-p-kresotinsäureester C5H3^0H , o-Kresol-p-kresotinsäureester
^CO • O • CgH^ • CH3 ^CHj
^c^aX^H , m-Kresol-p-kresotinsäureester, p-Kresol-p-kresotinsäureester.
CH,
') DRP. 38 973, DRP.-Anm. 1622, DRP. 39 184. 43 173.
2) DRP. 43 713. 3) oRp 46 756
•■) M. v. Nencki, C. r. 1889, 254. Stärkeres Darmantiseptieum als Salol.
36*
564 Antiseptica und Adstringentia.
Bohkresol-salicylsäureester, aus Salicylsäure imd Teerkresol, ist je nach dem Siede-
punkt des angewendeten Kresols flüssig oder halbfest.
Phenol-rohkresotinsäureester aus Phenol und der Carbonsäure des oben erwähnten
Teerkresols.
Rohkresotinsäure-rohkresolester. „p. . r\ . r< -fs ncTT
Salicylsäure-methylresorcinester C5H4<p.-rT ' * ^ ' p-Oxybenzoe-
u -i ^ n TT /CO • o • CM.. . ■ ^ , , , ., XX /CO • o • an.
saure-phenolester CjHj^^tx " ' , Anissaiire-phenolester C|;H4<„„„ •■ ■" ,
CO • O ■ C H UL,±i3
p-Äthoxybenzoesäure-phenolester CgH^^^p „ ^ ' , Salicylsäure-guajacolester
^ _ .CO • O • CsHj • OCH3 „ ,. ... ,.V^2-ti5 CO • S • CeH, „
C8H4<^Ti , Salicylsaure-thiophenolester C5H4<p,„ ' , o-Kre-
"^ CO • O • CsH^ ■ OCH3 (1) ^^
sotinsäure-guajacolester C'gHj^OH (2) , o-Kresotinsäure-kresolester
CHj (3)
CO-0-C6Hi-CH3(l) CO-0-C6H4-OCH3(l)
CjHj^^OH (2)1), m-Kresotinsäure-guajacolesterCjHj^^OH (2).
CH3 (3) ^CH3 (4)
CO • O ■ CeH3 • (CH3) • OCH3 (1)
m-Kresotinsäure-kreosolester CjHj— OH (2), p-Kresotin-
''CH3 (3)
COO • C5H4 • OCH3 (1)
säure-guajacolester CjHj^OH (2) , p-Kresotinsäure-kreosolester
XH3 (5)
CO • O • C5H3 ■ (CH3) ■ OCH3 (I)
CoHjf OH (2) ,
CH3 (5)
p-Oxybenzoesäure-guajacolester CjH^^^tt * ^ ^ l^i' P-O^benzoesäure-kreo-
solester CjHj^^TT « 3 ^ 3^ ^ J,' Benzoesäure-guajacolesterCgHj-CO • O • CgH4
■ OCH3, Benzoesäure-kreosolester C5H5 • CO • O • CjHj • (CH3) • OCH3, Anissäure-guajacolester
n-a /CO-O-CaH. ■0CH3(1) .... , y . n -a /CO -O • C8H3 • (CH3) ■ OCH3 (1)
C6H4<Q(.g- ^ * 3 2)>-^"'ssaure-kreosolesterC5H4<Q|^jj 8 3 v 3' 3»
X..1, u ' ■• • 1 ^ r. TT ^CO ■ O • C.H, • OCH3 fl) ,., ,
p-Athoxybenzoesaure-guajacolester CjH4<„p „ liv Athoxybenzoesaure-
kreosolester C5H4<j..„ „ • '^ 3/ ^ i^.!' Salicylsäure-isobutylphonolester^), Sali-
cylsäure-isoamylphenolcster, Salicylsäure-benzylphenolester, SalicylsäiU'e-o-thiokresolester,
Zimtsäure-eugenolester, Salicylsäure-kreosotester, flüssig, Benzoesäure-kreosotester, flüssig,
Zimtsäure-kreosot von wechselndem Schmelzpunkt, je nach der Beschaffenheit des Kreosots.
Ferner wxirden noch Xylenolsalole durch die gleichen Kondensationsvorgänge wie
die vorherbeschriebenen Salole dargestellt, und zwar Salicylsäure-o-xylenolester
„ „ XOO ■ CeH3(CH3),
-^«"«^OH
ferner die m- und p-Verbmdung^).
Ernert hat weiterhin die interessante Beobachtung gemacht*), daß beim Erhitzen
der Salicylsäure allein auf Temperaturen von 160 — 240° sich diese unter Abspaltung von
Wasser und Kohlensäure zu Salol umsetzt, wenn während des Erhitzens das dabei ent-
stehende Wasser abdestilliert und der Zutritt der Luft verhindert wird. Auch Polysalicylid^),
welches man durch Erhitzen von gleichen Mengen von Salicylsäure und Phosphoroxychlorid
erhält und das die Zusanmiensetzung (C7H40„)x liat, kann man ohne Anwendung konden-
sierender Agenzien durch Erhitzen mit Phenol glatt in Salol überführen.
Nach dem Vorfahren von Georg Cohn') kann man höhere Salole erhalten, wenn man
das eigentliche Salol, den Salicylsäurephenylester, mit höheren Phenolen erhitzt, wobei
das niedrige Phenol aus dem Molekül verdrängt wird. Diese Methode ist besonders bei
der Darstellung von Salolen gegen Kondensationsmittel empfindlicher Phenole zu emp-
fehlen. So wurden dargestellt:
Salicyleugenolester C8H3{C3H5)(OCH3) • O • CO - CjH4(0H), Disalicylhydrochinonester
CoH4(0 • CO • CeH4 • 0H)2 , Monosalicylhydrochinonester CeH4(0H) • O • OC • CgHj • OH ,
Salicylcarvacrolester C8H3(C3H,)(CH3) • O ■ OC • C^Hj • OH, Salicylsalicylamid CjH, • (CO
')DRP. 57 941. 2)DRP. 68 111. =) DRP. 70 487. *) DRP. 62 276.
5) DRP. 73 542. ») DRP. 111656.
Aromatische Antiseptica. 565
•NHj) • O • OC • C^t ■ OH, vielleicht identisch mit Disalicylamid, Di-p-kresotinsäureresor-
cinestor CjH4[0 ■ CO • C,H3(OH)(CH3)]2, Di-p-kresotinsäurehydrochinonester C6H4[0 • CO
• CeH3(OH)(CH3)]2, p-Ivresotinsäure-/)'-naphtholester Cj„H, • O • CO • CsHsiOHJCCHj).
Die meisten Salicylsäureester sind fest. Nur Methylsalicylat ist flüssig, aber riechend.
Geruchlos und flüssig ist Salicylsäurebenzylester CjH^lOHjCO • 0 ■ CH., ■ CjH,, gewonnen
durch Einwirkung von Benzylchlorid auf salicylsaure Salze bei 130 — 140°^).
Vesipyrin ist Acetylsalol CeH4<j-,Q . q . c H ^)'
Als Antirheumaticum wurde Acetylsalicylsäure-mentholester empfohlen; man erhält
Dm durch Acetylierung von Mentholsalicylat nach einer der üblichen Weisen^).
Böhringer, Waldhof, stellen Glykolmonosalicylester dar, das Spirosal, welches
schon früher nach DRP. 164 128 und 173 776 erhalten wiirde, durch Einwirkung von Äthylen-
halogeniden auf salicylsaure Salze bei Anwesenheit von Wasser mit oder ohne Zusatz von
LÖBimgsmitteln, z. B. aus Natriumsalicylat und Athylenbromid oder aus Äthylenchlorid
und Salicylsäme *).
Böhringer, Waldhof^), stellen Glykolmonosalicylsäureester her, indem sie Salicyl-
säure-^-chloräthylester mit wässerigen Lösungen von Salzen schwacher Säuren unter
Druck erhitzen. Als verseifendes Salz wird NatriumsaUcylat, Natriumacetat oder Di-
natriumphosphat verwendet.
Salicylsäuremonoglykolester ist absolut geruchlos und soll wie der Methylester ver-
wendet werden. Er ist ein öl. Man verestert Salicylsaure mit Athylenglykol bei Gegen-
wart von Schwefelsäure in der Wärme. Nach dem Waschen wird das erhaltene Ol im
Vakuum fraktioniert. Dieselbe Substanz (OHjCjH^ • CO ■ O • CHj • CHj • OH«) entsteht
durch Emwirkung von Athylenmonochlorhydrin auf salicylsaures Natron').
Zur Herstellung von Diglykolyldisalicylsäure*) läßt man auf Salicylsaure oder salicyl-
saure Salze, zweckmäßig in Gegenwart von tertiären Basen als Kondensationsmittel, das
Anhydrid der Diglykolsäure oder Gemische, welche dieses Anhydrid liefern, einwirken.
Diglykoldisalicylsäure ist geruchlos, schmeckt mild säuerlich, hat die reine Wirkung
der Salicylsaure und wird angeblich besser vertragen als Acetylsalicylsäure.
DiglykolsaUcylsäureäther HOOC • CgH^ • 0 • OC • CH, • 0 • CHg • 0 • OC • CgH^
• COOH zerlegt sich schon bei 20 ° in destilliertem Wasser, in .schwach alkalischer
Lösxuig fast momentan. Im Harn wird Salicylsaure ausgeschieden. Er schädigt
COOH
die Nieren weniger als Aspirin. Diglykolsäure • r^nr^-a ^®* ^°^^
CHg • O ■ CH2 • COOH
geringer Giftigkeit. 2 g pro kg machen starke Nephritis^).
Wenn man die Dihalogenide der Diglykolsäiu'e auf ein Phenol bei GSegenwart von
säurebindenden Mitteln einwirken läßt, so erhält man die neutralen Ester der Diglykol-
säure. Beschrieben sind der Phenylester, Salicylester, die beiden Naphthylester, Guajacyl-
ester, die drei Kresylester, o- und p-Chlorphenylester, o- und p-Nitro phenylester^").
Die gleichen Diglykolsäureester kann man einfacher erhalten, wenn man auf die
Diglykolsäure oder deren Salze und das Phenol saure Kondensationsmittel, wie Phosphor-
oxychlorid, Phosphorpentachlorid oder Phosgen einwirken läßt. Man kann in der Kälte
und bei höherer Temperatur arbeiten ; im ersteren Falle setzt man zweckmäßig eine tertiäre
organische Base wie Dimethylanilin oder PjTidin und gegebenenfalls auch indifferente
Lösungsmittel zu. Es wurden so dargestellt Diglykolsäiu-eester von Guajacol, Phenol und
o-Kresol •').
Die durch Substitution in der CH2 ■ CHj-Gruppe durch Alkyl erhälthchen Homologen
des Athylenglykolmonophenyläthers, seiner Derivate vmd Substitutionsprodukte sollen
sich durch eine den Athylenglykolaryläthem gegenüber wesentlich gesteigerte analgetische
Wirkung auszeichnen. Man erhält sie, wenn man die Homologen des Athylenglykols nach
den üblichen Methoden halbseitig mit Phenolen usw. veräthert. Beschrieben sind Propylen-
glykol-(l)-phenyläther (2), Propylenglykol-p-clilorphenyläther, Dimethyläthylenglykol-
monophenyläther '^).
1) Agfa, Berlin, DRP. 119 463. 2) Therapie der Gegenwart 8, 92 (1906).
=>) DRP. 244 787. «) DRP. 218 466. ^) DRP. 225 984.
<^) Bayer, Elberfeld, DRP. 164 128. ') Badische Sodafabr., DRP. 173 776.
*) Heyden, Radebeul, DRP. 227 999.
'■') Arch. d. Farmacol. sperim. 9, 416 (1910).
") Böhringer, Waldliof, DRP. 223 305.
") Böhringer, Waldhof, DRP. 236 045, Zusatz zu DRP. 223 305.
1-) Bayer, DRP. 282 991.
566 Antiseptica und Adstringentia.
An Stelle von Gaultheriaöl hat die Baseler Chemische Industrie^) den Methylester
und Äthylester der Salicylglykolsäure vorgeschlagen. Man erhält diese Ester durch Er-
hitzen von Natriumsalicylat mit überschüssigem Chloressigsäuremethyl- bzw. Athylester
bei 160 — 170° und Destülation im Vakuum.
Sulzberger und Spiegel in Berlin') stellen die Haut nicht reizende Sahcylsäure-
verbindungen her, indem sie Salicylsäureester mit Fettsäuren kondensieren. So wird Oleyl-
salicylsäureäthylester dargestellt durch Mischen von Salicylsäureäthylester mit Natrium-
oleat und Phosphoroxychlorid oder mit freier Ölsäm-e. Man kann auch Salicylsäureester
und andere Fettsäuren zur Kondensation benützen.
Poulenc Freres und Ernest Fourneau in Paris^) stellen Salicylsäureester von
Dioxj'fettsäurealkylestern der allgemeinen Formel:
CHgO • CO • C5H4 • OH
I
R— C— OH
I
CO2R'
(R und R' = Alkyl),
indem sie salicylsaure Salze mit Halogenfettsäurealkylestern der Zusammensetzung:
CHj-X
I
R— C — OH
I
CO2R'
(X = Halogen, R und R' = Alkyl)
erhitzen.
Dargestellt wurden a-/i'-Dioxjäsobuttersävu'eäthylestersalicylester, ferner Salicyl-
säure-a-/)'-dioxyisobuttersäure-n-propylester.
Martin Lange und Karl Sorger in Frankfixrt^) stellen ein Kondensationsprodukt
aus Salicylsaure mid Glycerindichlorhydrinen bzw. Epichlorhydrinen her, indem sie in
Gegenwart von überschüssigem Alkali auf die zweibasischen Metallsalicylate die Chlor-
hydrine bei gewöhnlicher Temperatur einwirken lassen. Man erhält auf diese Weise eine
Substanz F. 167°, welche entweder Salicylsäureglycerid der Formel
CHj-CH-CHj • O • CgH, • COOH
O
oder Disalicylsäureglyoerinäther der Formel
CH, • O • C^H^ • COOH
I
GH -OH
I
CH2 • O • CßHj • COOH
ist. Das Produkt ist gesclunacklos und durch Säuren und Alkalien nicht verseifbar.
Karl Sorger*) erhält den Salicylsäureglycerinester durch Erhitzen von Salicylsäure-
metliylester oder Salicylsäureäthylester mit Glycerin mit oder ohne Zusatz einer geringen
Menge Atznatron oder eines Natriumsalzes auf 195 — 220°.
Während das eigentliche Salolprinzip dahin ging, eine wirksame aromatische
Säm'e mit einem wirlisamen Phenol esterförmig zu binden imd auf diese Weise
die beiden wirksamen Komponenten so zu kui^peüi, daß sie, ohne schädliche
Wirkungen auszuüben, langsam im Darme verseift und langsam resorbiert
werden, so daß also die gärungshemmende Wirkung des Phenols sich auch über
den ganzen Darm erstreckt, konnte man dieses Salolprinzip noch weiterhin nach
der Richtung ausdehnen, daß man an eine wirksame aromatische Säure eine
wenig wirksame oder ganz unwirksame hydroxylhaltige Substanz dm-ch ester-
förmige Bindungen kuppelte, oder daß man einen wirksamen, aromatischen
hydrosylhaltigen Körjier mit einer wenig oder ganz unwirksamen Säure zu
einem Ester verband. In dem ersteren Falle erhielt man Säureester, bei denen
DRP. 206 056. -) DRP. 121262. ') DRP. 184 382. ") DRP. 186 111.
Aromatische Antiseptica. 567
man mir auf die Wirkung der aromatischen Säure reflektierte und deren ätzende
Wirkungen oder sonstige Schädlichkeiten man durch Veresterung beheben wollte.
Im anderen Fähe wurden meist aliphatische Säuren, deren Natronsalze unwirk-
sam sind, ja selbst die Kohlensäure oder die an und für sich in diesen Dosen
fast unwii'ksame Benzoesäure mit der hydroxylierten aromatischen Verbindung
zu dem Zwecke gekuppelt, um die ätzenden Wirkungen des betreffenden Phenols
zu beseitigen. Während die eigen thchen Salole als Substanzen aufzufassen sind,
die aus zwei wirksamen Komponenten bestehen imd daher nach ihrer Spaltmig
und Resorption die Wirkungen beider Komponenten zur GSeltung kommen,
konnten die Salole dieser Art, wie man im weiteren Sinne che nach dem Salol-
prinzipe aufgebauten Ester nannte, nur die Wirkungen der einen Komponente
(der Säure oder des Phenols) zur Geltung bringen. Man könnte diese Substanzen
als partiell wirksame Salole im weiteren Siime bezeichnen . Aber es besteht
weiterhin die Möglichkeit, daß solche esterartig gebundene Substanzen, die z. B.
einen aliphatischen Alkohol enthalten, außer der Wirkung ihrer verseiften Be-
standteile auch eine dem Ester eigentümhehe Wirkung auslösen, wenn der Ester
als solcher zur physiologischen Wirkimg gelangt. Das Verhalten des Triacetins im
Organismus z. B. muß m jeder Beziehung bei der Darstellung solcher Substanzen
zur Vorsicht und ziu- experimentellen Prüfung eines jeden Einzelindividuums
vor der Anwendung am Krankenbette veranlassen, insbesondere wenn man
aliphatische Säuren mit einer wirksamen hydroxylhaltigen Substanz verestert.
Nach dieser Richtung hin aromatische Säuren mit an und für sich wenig
wirksamen Substanzen zu verbinden, verdienen insbesondere die Ester der
Salicylsäure mit Methyl- imd Äthylalkohol erwähnt zu werden. Sahcylsäure-
methylester, welcher synthetisch dargestellt wird, besitzt Vorzüge vor dem
natürlichen Gaultheriaöl, da diesem letzteren eine reizende Wirkimg zukommt,
die den synthetischen Präparaten fehlt. Der Methylester wird ebenso wie der
Äthylester im Darme gut zerlegt, beide Körper wirken langsamer als die
Salicylsäure. Salicylsäureäthylester hat keine antiseptischen Eigenschaften
und wirkt nicht irritierend auf Haut und Schleimhäute. Er erzeugt Temperatur-
erhöhung, Pulsverlangsamimg, später Beschleunigung i). Salicylsäureäthylester
CgH^lOH) • COO • C2H5 ist niu- halb so giftig %vie Methylsalicylat. Er wird
von der Haut nicht resorbiert. Salicylsäureamylester, erhalten durch Verestem
einer amylalkohoUschen Salicylsäurelösung diu-ch Salzsäure, soUnach Lyonnet
bei rheumatischen Affektionen dem Methylester vorzuziehen sein.
Benzosalin ist Benzoylsalicylsäuremethylester C6H4<j^q q ' ^^ ^ -).
Salicylsävire-allylester soll frei von Reizwirkungen sein; man erhält ihn nach den
üblichen Methoden durch Veresterung der Salicylsäure mit AllylalkohoP).
Freudenberg*) stellt Verbindimgen der Zuckerarten mit den Monosj"benzoesäuren
und ilu'en Carboalkyloxy-, Acetyl- und Alkylderivaten her, indem er die Clüoride von Mono-
Carboalkyloxy-, Acetyloxj-- oder Alkyloxybenzoesäuren bei Gegenwart von tertiären
Basen in indifferenten Lösvuigsmitteln, wie Chloroform, auf die Zuckerarten einwirken läßt
und gegebenenfalls die entstandenen Carboalkyloxyverbindvmgen durch nachträgliche
vorsichtige Verseifiuig in die Derivate der Oxybenzoesäiu'en selbst überführt. Beschrieben
ist die Darstellung der Pentacarbomethoxyoxybenzoylglucose, Salicyloylglucose, Acetyl-
salicyloylglucose, Anisoylglucose.
Durch Einwirlcung des aus Formaldehyd und Halogenwasserstoffsäure erhaltenen
Reaktionsproduktes, insbesondere des Chlormethylalkohols auf aromatische Oxycarbon-
säuren bei Gegenwart starker Säuren, werden halogenartige Verbindungen erhalten, welche
durch die Gruppe CH2X substituiert sind, wobei x ein Halogen bezeichnet. Dieses Halogen
') Houghton, Americ. Journ. of physiol. 13, 331 (1906).
-) Bültzingslöwen und Bergeil, Med. Ivlinik 1906, 138. — DRP. 169 246.
2) DRP. 244 208. *) DRP. 264 654.
568 Antiseptica und Adstringentia.
wird schon durch Wasser in der Kälte unter Büdung aromatischer Alkohole abgespalten.
Durch Behandlung der Halogenverbindung mit Alkoholen der Fettreihe werden die ent-
sprechenden Äther dieser aromatischen Alkohole gebildet, während durch Einwirkung
von Phenolen resp. Aminen Kondensationsprodukte erhalten werden. Durch Einwirkung
von Metallsalzen wird ein Austausch gegen den betreffenden Säurerest errielt. So erhält
man aus Salicylsäure, konz. Salzsäure und Chlormethylalkohol CjH, • COOH • OH • CHjCI
Beim Esterifizieren mit Salzsäure entsteht ein Ester von der Formel C5H3 ■ C0(0CH3) • OH
•CHjCU). Auf diese Weise erhält man die Chlormethylderivate des Gaultheriaöles, des
Salicylsäureäthylesters, des p-Oxybenzoesäuremethylesters, des m-Kresotinsäureäthyl-
esters, des /?j-/)'2-Oxynaphthoesäureäthylesters.
Das Halogenatom obengenannter Halogerunethylderivate aromatischer Oxycarbon-
säuren ist leicht mit Hydroxylgruppen reaktionsfähig, so beim Zusammenbringen mit
Wasser oder Alkohol unter Austritt von Halogenwasserstoffsäuren unter Bildung von
Oxymethylverbindungen. Aus Chlormethylsalicylsäure und siedendem Wasser erhält
man so Saligenincarbonsäure, beim Behandeln mit Methvlalkohol aber erhält man C5H3
• COOH • OH • CH2 • OCH3 (Mesotan)2).
Mesotan^) ist der Methoxymetbylester der Salicylsäure OH • CgH^ • COO
• CH2 . OCH3 .
Die Kohlensäureester der acidylierten Salicylsämen gehen beim Erwärmen in die
Anhydride der acidylierten Salicylsäuren über*).
An Stelle der acidylierten Salicylkohlensäurealkylester werden gemischte Anhydride
acidylierter Salicylsäuren und beliebiger anderer organischer Carbonsäuren der Formel
p TT ^O ■ Acidyl
^8«4<.c02 • Acidyl
verwendet. Das Gemenge der entstehenden Säureanhydride läßt sich durch Äther oder
Benzol trennen. Dargestellt wxirde aus Acetylsalicylsäurebenzoesäureanhydrid durch Er-
wärmen Acetylsalicylsäureanhydrid, Beuzoylsalicylsäureanhydrid erhält man aus Benzoyl-
salicylsäurebenzoesäiu'eanhydrid; ferner wurde noch Cinnamoylsalicylsäureanhydrid aus
Cinnamoylsalicylsäurezimtsäureanhydrid dargestellt ■ ).
Man erhält Salicylsäurealkyloxymethylester
r TT /OH
i6äi<co.o.cH.-OR
wenn man auf die salicylsäuren Salze die Halogenmethylalkyläther
X — CH2 • OR (X = Halogen, R = Alkyl)
einwirken läßt; (o-Methyloxymethylsalicylat spaltet beim Erhitzen Formaldehyd ab.
Ebenso verhält sich der Athylester^).
Zur DarstelUuig homologer Alkyloxyalkylidenester der Formel
„TT /OH
^o^i^^CO -O-CH -OR
Kl
worin R und Rj gleiche oder verschiedene Alkylreste bedeuten und die leichter spaltbar
sind als die Substanzen nach DRP. 137 585, läßt man a-Halogendialkyläther auf die Salze
der Salicylsäure einwirken. Dargestellt wurden Methoxyäthylidensalicylat
r TT /OH
<^e«4<cO-0-CH -OCHj
CH3
Äthoxyäthylidensalicylat
"-«^M-^cO • OCH • OC,H. ■)
1) Bayer, Elborfeld, DRP. 113 723. -) Bayer, Elberfeld, DRP. 113 512.
3) H. Dreser, Ther. Mon. IT, 131. *) DRP. 224 844.
5) Einhorn, DRP. 231 093, Zusatz zu DRP. 224 844.
'■) Bayer, Elberfeld, DRP. 137 585. ") DRP. 146 849.
Aromatische Antiseptica.
569
AlkyloxyalkyKdenester der Kreostinsäuren erhält man durch Einwirkung von a-Ha-
logendialkyläther auf die Salze der Kresotinsäuren. Beschrieben sind:
m-Kresotinsäuremethoxymethylester
.CH3
CcHj^OH
CO • O • CH. • O • CH„
Athoxyäthyliden-p-kresotinester
/CH3
C„H,fOH
«-cJ^isn;
Äthylensalicylat
CO • O • CH ■ O • CjH-
CH3
CH2 • O • CO • C^H^ ■ OH
CH. • O • CO • C^Hi • OH
wird nur zur Hälfte aus dem Darme aufgenommen-).
Von Interesse sind von diesem Gresichtspunkte aus auch die Salicylderi-
vate des Glycerins, sowie die aromatischen Ester des Glycerins mit Benzoe-
säure, p-Kresotinsäure und Anissäure^).
Man stellt diese dar, indem man die aromatischen Säuren mit der entsprechenden
Menge Glycerin durchtränkt und Chlorwasserstoff einleitet. Hierbei bilden sich die
Dichlorhydrine der aromatischen Säuren. Erhitzt man nun ein Molekül eines solchen
Dichlorhydrinäthers mit zwei Molekülen des Salzes einer aromatischen Säure auf 200°, so
erhält man einfache und gemischte Glyceride der aromatischen Säuren. Nach dieser
Methode wurden dargestellt:
Tribenzoin
E
I
CH • O • CO • CeHj
CHj-0-C0-C,H5
Tri-p-kresotin
CH„ ■ O • CO • CgH, • CH,(0H)
I "
CH ■ O • CO ■ CgH, ■ CH„(OH)
I
CH, • O • CO • CeH, ■ CH3(0H)
DisaMcylbenzoin
CH, • O • CO • CgHj • OH
I
CH • O • CO • CjHj
i
CH, • O • CO • CjKi • OH
Trisalicylin
CH„ • O • CO • CjHj • OH
CH • O • CO • CeH^ ■ OH
I
CH, • O • CO • CjH^ • OH
Trianisin
CHj • O ■ CO ■ CgH. ■ OCH,
I
CH • O • CO • CjHj ■ OCH,
CH2 • O • CO • CeHj • OCH,
Dibenzosalicylin
CH2 • O • CO • C5H5
I
CH • O • CO • CjHj • OH
I
CH, • O ■ CO • C^R,
Femer erhält man Salicylsäureglycerinester durch Einwirkung von Schwefelsäure
in der der SaUcylsäure höchstens äquivalenten Menge auf ein Gemisch von SaUcylsäure
und Glycerin und Ausäthem der alkalisch gemachten Lösung. Statt der Schwefelsäure
kann man nur saure Salze oder Ester von Mineralsäuren oder organische Sulfosäuren, z. B.
Phenolsulfosäure, Saücyldichlorhydrinester, Monochlorhydrin, Natrivunbisulfat, Kalium-
bisulfat, Kresolsulfosäure, Anilindisulfosäure verwenden'').
Salicylsäureglycerid oder Disalicylsäureglycerinäther, sowie Salicylsäure-
glycerinester des DRP. 184382. sowie DRP. 186111 sind S. 566 beschrieben.
1) Bayer, DRP. 269 335. ^) AePP. 38, 88.
') DRP. 58 396, 126 311, 127 139. Statt der Mineralsäuren werden die Ester dieser
Säuren oder organische Sulfosäuren verwendet.
^) DRP.-Anm. T. 6732, 7184.
570 Antiseptica und Adstringentia.
Ebenso lassen sich, wie Glycerinphenoläther, auch Glycerinäther der Ester
von aromatischen Osysäuren darstellen, so z. B. aus Gaultheriaöl Glycerin-
salicylsäuremethylester CgH^Oj • 0 • CeH4 • COO • CHj . Auch diese sind in
Wasser ein weiiig lösUch und von bitterem Geschmacke.
Protosal ist Salicylsäureglycerinformalesteri)
CH. • O • OC • CeH. • OH
I
CHo • O,
CH-0 /
Glycerinformal
CH2 • OH
CH-O .
>CH„
CH^ • 0/ -
mit Salicylsäure verestert gibt Salicylsäureglycerinformalester^), welcher ölig ist vind sich
in seine drei Komponenten spalten kami^), und der als lokales Antirheumatici.un wegen
seiner flüssigen Form geeignet ist.
Monosalicylsäureglycerinester CgH^ • (OH) • COO • €3115(011)2 wurde als
Glykosal eingeführt.
Von dem TrisaUcylsäuretriglycerid gelangen nur 9% im Organismus
zur Resorption, während der Rest im Kote au.sgeschieden wird, hierbei kommt
es zu einer leichten Desinfektion des Kotes^). Hingegen werden von dem Sali-
cylsäuredichlorhydrinester
CHX'l
CHXl
gegen 93% resorbiert. Doch haben Chlorhydi'ine neben ihren hypnotischen
Effekten eine schwer schädigende Wirkung auf die Darmschleimhaut. Sahcyl-
verbindimgen solcher Art, welche in Wasser mehr oder weniger löslich sind,
werden ziemlich vollkommen aufgenommen. Aber die äußerst schwere Resor-
bierbarkeit und Verseifung der Triglyceride der aromatischen Säure macht
die Anwendung solcher Substairzen in der Therapie ganz mimöglich.
Weiter wurde ein Versuch gemacht, einen Acetolsalicylsäureester*) für
solche Zwecke darzustellen, wo es sich nur um die Wirkung der Salicylsäure
handelt.
Durch Umsetzung zwischen Jlonohalogenderivaten des Acetons und salicylsaurem
Katron erhält man den Salicylsäureester des Acetols
CH3 • CO ■ CS^Cl + CeH,<Qg°^^ = CLNa + C^U^Kq^ ' ^^- ' ^^ ' '^^^
Diese Salacetol genannte Substanz wird tmgemein leicht verseift und kann
daher als Ersatzmittel der Salicylsäure sehr gut Verwendimg finden, ohne aber
vor dieser große Vorteile zu besitzen, imd zwar aus dem Grunde, weil diese
leichte Verseifbarkcit des Esters die Nebenwirkmig der SaHcylsäure rasch
wieder in Erscheinung treten läßt^).
Indoform ist Salicj^lsäm'emethylenacetat, dargestellt durch Einwirkung
von Formaldehyd auf Acetylsalicylsäure, säuerlich schmeckend.
Acetylsalicylsäiirekohlensäurealkylester, welche man bei der Einwirkvmg von Chlor-
kohlensäureestern auf die Lösung von Acetylsalicylsäure imd tertiären Basen in neutralen
1) Schering, Berlin, DRP. Iü3öl8.
-) Friedländer, Ther. Mon. 1905, 637. ^) AePP. 38, 88.
*) DRP. 70 054. 5) Bourget, Sem. med. 1893, 328.
Aromatische Antiseptica. 571
Lösungsmitteln in der Kälte erhält und die bei gemäßigter Einwirkung kouz. oder bei län-
gerer Einwirkung von mit Benzol oder Äther verdünntem PjTidin in Acetylsalicylsäure-
anhydrid übergehen, liefern bei längerer Einwirkimg der Basen bei gewöhnlicher Tem-
peratur Acetylsalicylosalicylsäure. Dieselbe Säure erhält man, wenn man tertiäre Basen
längere Zeit bei gewöhnlicher Temperatur auf Acetylsalicylsäureanhydrid oder auf ein
Gemenge dieses Anhydrids oder eines Acetylsalicylsäurekohlensäurealkylesters und Salioyl-
säiu-e einwirken läßt, sowie auch bei der Einwirkung von salicylsauren Salzen auf Acetyl-
salicylsäurekohlensäurealkylester'^).
Alkyläther der m-Oxyhydrozimtsäure mid deren Salze erhält man entweder durch
Behandlung der m-Oxyhydrozimtsäure mit Alkylierungsmitteln oder indem man die ent-
sprechenden Alkylderivate des m-Oxybenzaldehyds, Alkohols oder Chlorids in der zur Dar-
stellung von Hydrozimtsäure üblichen Weise in die Alkyläther der- Oxyhydrozimtsäure
überführt oder in der m-Aminohydrozimtsäure den Aminorest über die Diazogruppe hinweg
durch die Alkoxygruppe ersetzt. Man erhält so m-Athoxyhydrozimtsäure und m-Propyl-
oxyhydrozimtsäure, welche antipjTetisch und antirheumatisch wirken^).
Zur Darstellung von Phenolderivaten nach dem Salolprinzipe, welche aber
nur Phenol als -wirksame Komponente tragen, eignen sich insbesondere die Car-
bonate dieser Substanzen sowie die Ester der Fettsäuren. Die entsprechenden
Methoden zur Darstellmig dieser Derivate findet man im Kapitel Kreosot be-
handelte, da die Methoden hauptsächlich zur Gfewinnung von Guajacolderivaten
Anwendung imd Verbreitung gefunden haben.
Über die eigentlichen Salole bleibt folgendes zu erwähnen: Die aro-
matischen Salole zeigen alle die Eigenschaft, nachdem sie im Darme durch
das esterspaltende Enzym und Bakterien langsam verseift wurden, die anti-
septische Wirkung des frei werdenden Phenols äußern zu können. Ihre Wir-
kmig als Darmantiseptica ist daher einzig und allein abhängig von der anti-
septischen Kraft des in der Verbindung enthaltenen Phenols, weil die Natron-
salze der aromatischen Carbonsäuren keine antiseptische Wirkimg äußern,
eine Wirkung, die nur den freien Säuren zukommt. Ihre Giftigkeit ist ebenfalls,
da ja die aromatischen Carbonsäuren wesentÜch uugiftiger sind als die Phenole,
hauptsächlich abhängig von dem in der Verbindung enthaltenen Phenol.
Iimerhalb des Organismus äußern die Salole nach ihrer Aufspaltung nur die
Wirkungen der beiden Komponenten. Es kann aber, da man die Raschheit
der Abspaltung des wirksamen Phenols nicht in der Hand hat, gelegentHch
zu Phenolvergiftungen kommen. Man wird daher in allen Fällen, wo es sich
nur um die Wirkmig der aromatischen Säure, etwa der Sahcylsäm'e handelt,
nur die partiell wirksamen Salole zu benützen haben, und zwar diejenigen, in
welchen die Salicylsäiu-e allein als wirksame Komponente aufzufassen ist. Hin-
gegen wird man sich in den Fällen, wo es sich allein um die Darmdesinfektion
handelt, mit größereu Vorteilen der Präparate bedienen, welche die Ester einer
mi wirksamen Säure mit dem wirksamen Phenol darstellen.
Man hat auch vorgeschlagen, Salole als Wundantiseptica, mid zwar als
Streupulver zu benützen, da sie hierfür die Eigenschaft, wassermilöslich zu
sein, prädisponiert. Aber die Verwendung der Salole in diesem Smne stößt eben
auf das Hindernis, daß sie ja meist keineswegs als solche Antiseptica sind, son-
dern nur ihre Komponenten mid daß es daher vorerst zu einer Aufspaltung in
diese kommen muß, einer Aufspaltung, welche die Gewebe und die Winid-
sekrete nur schwer zu vollführen vermögen. Dieses ist der Grund, weshalb man
von der Verwendmig der Salole als antiseptische Streupulver abgekommen
und die vereinzelten Versuche der Chemiker neue Salole, für diese Zwecke aus
hilligen Substanzen dargestellt, als Wimdstreupulver einzuführen stets Schiff-
bruch leiden.
1) Alfred Einhorn, München, DRP. 234 217.
-1 Bayer, Elberfeld, DRP. 234 852.
572 Antiseptica \ind Adstringentia.
Aus der großen Reihe der eigentliclien Salole konnten nur 'wenige trotz
der vortrefflichen Idee, auf der sie basiert waren, in der Therapie zur Gteltung
kommen, während dieselbe Grundidee bei der Darstellung der Ester des Gua-
jacols z. B. in der Therapie den voUen und berechtigten Sieg errungen hat. Es
mag dies zum größten Teile darauf zu beziehen sein, daß die XebenTrirkungen
der Salicylsäure, die zu bekämpfen hier in erster Linie beabsichtigt war, meist
so unwesenthche sind, daß es kaum notwendig erscheint, ein neues teures Prä-
parat für diese einzuführen.
Das eigentMche Salol, der SaUcylsäurephenylester hat von den Substanzen
dieser Gruppen die größte Verbreitung gefunden. Neben diesem konnten nur
die ^-Naphtholderivate der Salicylsäure
Y'^iO ■ CO ■ C5H1 ■ OH
und der Benzoesäure (Benzonaphthol)
/^O • CO • C'jH-
'\/
welch letztere aber nach Sahli den Nachteil haben, daß sie im Darme nur schwer
verseift werden, zur Verwendung gelangen.
p-Acetaminobenzoesäure-/?-naphthylester CH3 • CO • NH • CgH^ • CO • 0
• C10H7 und p-Benzoylaniinobenzoesäure-/J-naphthylester C8H4 • CO • XH • CgH^
• CO • 0 • CjqH; wurden von Reverdin und Crepieux^) beschrieben und in
Höchst geprüft. Beide Substanzen sind in geringem Maße Blut- und Nierengifte.
Sie wirken nicht kräftiger als Benzonaphthol.
COO • C IT
Der Versuch, Phthalsäiu-ediphenyläther C6Hj<p„Q ' „'-^^ in die Therapie
einzuführen, den Marfori mid Giusti^) unternommen, muß ebenfalls als
gescheitert angesehen werden. Langsam spaltet sich aus dem Phthalsäure-
diphenylester Phenol im Darme ab und ein großer Teil des Esters geht unver-
ändert mit dem Kote fort. Phthalol ist ein kräftiges Darmdesinfektionsmittel,
Phthalsäure ist weniger giftig als Salicylsäure. Nach Versuchen von Mohr
(Privatmitteilung) ist Phthalsäiu'e nicht giftiger als Salicylsäure, aber Phthal-
säureanhydrid ist weit giftiger.
Von geringer praktischer Bedeutung müssen solche salolartige Körper er-
scheinen, die saure Phenolester darstellen, ebenso wie solche, die leicht in saure
Phenolester übergehen, weim auch ihr physiologisches Verhalten im Organismus
von großem theoretischen Interesse ist. Autenrieth und Vamossy^) haben,
indem sie nach der Schotten-Baumann-Methode Phenole in lOproz.
Natronlauge mit Phosphoroxychlorid schüttelten, Triphenylphosphat bekommen
PO(OCgH5)3 . Dieser Ester wird im Organismus in der Weise aufgespalten,
daß Diphenylphosphorsäure HOjPCOCgHj), und Phenol entstehen. Diphenyl-
jshosphorsäure wird aber im Organismus nicht weiter zerlegt, so daß von den
drei im Ester enthaltenen Phenolmolekülen nur eines zu physiologischen Wir-
kung gelangt. Dieser Vorgang beweist, daß solche saure Ester im Gegensatz
zu den neutralen im Organismus wegen ihrer sauren Eigenschaften keinen weite-
ren Veränderungen imterhegen imd den Organismus imverändert verlassen.
Dieses Verhalten gibt den richtigen Fingerzeig, daß sich zur Darstellmig von
wirksamen Salolen, die zui voUen Geltung kommen soUen, nur einbasische Säuren
gut eignen, da man bei den zweibasischen, insbesondere bei den anorganischen
1) BB. 33, 3417 (1902). ") Bol. d. scienze med. 189T. =) HS. 25, 440 (1898).
Aromatische Antiseptica. 573
Gefahr läuft, daß ein großer Teil der wirksamen Komponenten mit der Säure
gepaart den Organismus unverändert verläßt.
Man hat weiter den Vorschlag gemacht, basische Reste mit der Salicyl-
säure zu ähnlichen Zwecken in Verbindung zu bringen. Sahcylamid z. B.
hat den Vorteil, daß es leichter löslich als SalicyLsäure, stärker analgesierend
wirkt als diese i). Es kommen ihm (siehe S. 520) nach den Versuchen von
Nebelthau auch narkotische Wirkungen zu. Doch haben Versuche anderer
Art, insbesondere das Kuppehi der Salicylsäiu-e mit antipyretischen mid eben-
falls antirbeumatisch wirksamen Substanzen mehr Erfolg gehabt. Insbesondere
haben Acetylaminoverbindmigen der Phenole in diesem Simie Verwendung
gefunden.
Der Salophen genannte Sahcylsäureacetyl-p-aminophenoläther OH • CgH^
• CO • 0 • CgH^ • NH • CO • CH3 hat dieselben günstigen Eigenschaften wie Salol,
ist dabei geruch- und geschmacklos imd von geringerer Giftigkeit, dabei ist
aber die zweite wirksame Komponente, das Acetyl-p-aminophenol für sich zwar
keine besonders antiseptisch wirksame Substanz wie Phenol, hingegen aber ein
Antipyi'eticum im Simie der Änihnderivate. Von diesem Gesichtspunkte aus
müssen auch die Substanzen dieser Reihe betrachtet werden. Salophen hat
höchstens Salicylsäurewirkung^).
Von dieser Betrachtmig ausgehend ist auch SaUcylsäureformyl-p-amino-
phenoläther „
ein minder brauchbarer Körper, da er den Formylderivaten des Anilins eigen-
tünüiche, therapeutisch nicht verwertbare Wirkungen äußert, worüber im
Kapitel: AntipjTetica (s. S. 261) das Nähere nachzulesen ist.
Salophen')
C6H,<og " "^"•' ^"'-CO.
erhält man, wenn man den Salieylsäure-p-nitrophenylester, den man durch Einwirkung
wasserentziehender Mittel auf ein Gemisch von SaUcylsäure und p-Nitrophenol erhält, in
alkoholischer Lösung mit Zinn und Salzsäiu-e reduziert. Die so erhaltene Aminoverbindung
wird durch Behandeln mit Ess^säureanhydrid in das Acetylderivat übergeführt. Zu der-
selben Substanz kann man gelangen, wenn man Acetyl-p-aminophenol bei Gegenwart von
Kondensationsmitteln, wie Phosphorosychlorid, Phosphortriohlorid, Phosphorpentachlorid
auf SaUcylsäure einwirken läßt, am besten bei Gegenwart eines indifferenten Lösungsmittels,
wie etwa des Benzols.
An Stelle der SaUcylsäure wurde vorgeschlagen, ELresotinsäure*) zu ver-
wenden; man erhält die Kresotmsäureacetylaminophenylester nach einem der
oben beschriebenen Verfahren, ohne daß jedoch diese Substanz medizinische
Verwendmig gefunden hätten. Der Grund ist darin zu suchen, daß die Kresotin-
säure vor der SaUcylsäure in bezug auf antirheumatische Wirkung, wie schon
ausgeführt wurde, kehie Vorzüge besitzt, eher aber Nachteile, so daß weder die
Kresotinsäuren selbst noch deren Derivate als Ersatzmittel der SaUcylsäure
je werden Verwendung finden können.
In gleicher Weise wie Acetylaminophenol kann man auch Laotylamino-
phenol zur Darstellung von Salophenen verwenden.
Behufs Gewinnung erhitzt man entweder Salicylsäurephenylester mit Milchsäure-
anhydrid auf ca. 150°, oder Aminochlorsalolehlorhydrat mit Lactamid^).
') Nesbitt, Sem. mM. I89I, Nr. 54.
-) Siebel, Ther. Mon. 1898, 31, 87, 519. — P. Guttmann, Deutsche med. Wochen-
schrift 1891, 1359.
3) DRP. 62 533, 69 289. *) DRP. 70 714. ^) DRP. 82 635.
574 Antiseptica und Adstringentia.
Wie p-AminoiJhenol, so kann auch Oxyjjhenacetin zur Darstellung solcher
esterartiger Salicylsäurederivate mit einer zweiten antipyretisch wirksamen
Komj)onente verwertet werden.
Oxyphenacetylsalicylat erhält man, wenn man salicylsaures Natron mit Chlorphen-
acetin mengt mid das Gemisch auf 180° erhitzt. Die Reaktion erfolgt nach folgender
Gleichung :
NH • CO • CH3 p jj OH ^ NH • CO ■ CH, ,
^6^4 <o . CoH^Br + ^«^«^COONa ^6^4 <-o • CoHj • 000 • CeH^ • OH + ""^^^ '■
Doch hat dieses Präparat keine praktische Verwendung gefunden.
Wemi man Methyl- oder Athylsalicylsäure-) nitriert, so erhält man eine Nitroalkyl-
salicylsäure (1:2:5 = COOH : OR : NOj). Wenn man diese Substanz in üblicher Weise
reduziert, so gelangt man ziu- Aminomethyl- oder -athylsalicylsäure, welche mit Essigsäure
anliydrid behandelt, Acetylaminomethyl- oder -athylsalicylsäure liefert.
Diese Substanz führen wir als tj^iisches Beispiel an, wie kritiklos Körper
dieser Art dargestellt und in die Therapie eingeführt werden. Man kann sie ja
als die Carbonsäure einer dem Phenacetin isomeren Verbindung ansehen.
Nim ist aber die Carbonsäure des Phenacetins wegen des Vorhandenseins der
Carboxylgruppe eine unwirksame Substanz. Anderseits ist schon die Alkyl-
saUcylsäm'e wegen der Verdeckung des Hydroxyls durch die Alkylgruppen
eine nur mehr wenig wirkende Verbindung. Solche Substanzen erweisen sich
dann natürlich als wertlos.
Wie von der Salicylsäure, so wurde auch von der antiseptisch wirkenden Phenylessig-
säure CgH^ • CHj ■ COOH ein benzoyliertes Aminoderivat dargestellt, indem man die aus
Mandelsäure CgHj • CH <pn(-vTT erhältliche Aminophenylessigsäure NH2 • C8H4 • CHj • COOH
in bekamiter Weise benzoyliert'). Sie soll ein gutes Darmdesinficiens sein.
Diese Benzoylaminophenylessigsäure CgHj • CO • NH • C6H4 • CHj • COOH
läßt sich nach der Nenckischen Synthese in den Benzoylaminophenylessig-
säurephenylester C^Hs • CO • NH • C^H^ • CH, • COO • CgR^ überführen*).
Es wurde auch ein Versvich gemacht, che Acetamidverbindungen aro-
matischer Carbonsäuren darzustellen.
So hat man Phenoxylacetamid CgHj • O • CHj • CO • NHj durch Erhitzen von Phenol
mit Chloracetamid und alkoholischem Kali erhalten^). Vom Guajacol ausgehend bekommt
man in gleicher Weise Guajacosylacetamid
„ „ .OCH3 (1)
^6 «^OCHj • CO • NH2 (2)
Ferner kann man erhalten «- oder /3-Naphthoxylacetamid CiqH, • OCHj • CO • NHj.
Weiter kann man in gleicher Weise erhalten Acetamidäthersalicylamid
CO • NH^ (1)
'-8^4<-ocH2 • CO • NH2 (2)
vmd Tribromphenoxylacetamid Br3CjH2 • OCH^ • CO • NHj . In derselben Weise reagieren
auch die Salze aromatischer Carbonsäuren mit Chloracetamid und man kann vom Kalium-
salicylat ausgehend zum Salicylsäureacetamidester gelangen.
„ „ .CO • OCH2 • CO • NH^
'^6»4<OH
Ein Derivat der SaMcylsäure und des Resorcins ist das in Wasser und Säuren
unlöshche Resaldol.
Es ist dies die Diacetylverbindimg eines Reaktionsproduktes zwischen Chlormethyl-
salicylaldehyd und Resorcin, welche durch Einwirkung \'on 2 Mol. des letzteren auf 1 Mol.
des ersteren entsteht. Man erhält ein Produkt mit der empirischen Formel CjqHjjOj,
welches Diresorcylmethylensalicylaldehyd sein soll und diacetyliert dieses*).
1) Höchst, DRP. 88 950. -) DRP. 71 258. =) DRP. 55 020.
•) DRP. 55 027. ^) DRP. 108 342. «) Bayer, DRP. 117 890, 123 099.
Aromatische Antiseptica. 575
Es wird im !Darme unter Abspaltung von Acetylgruppen gelöst und wirkt
alkaUsch-antiseptisch und adstringierend.
Als wirksamer Bestandteil des Perubalsams, insbesondere gegen Scabies,
werden zwei Ester des Benzylalkohols C^Hj • CHg • OH angesehen, und zwar der
Zimtsäurebenzylester und Benzoesäurebenzj'lester. Der reine Benzoesäure-
benzylester ist im Gegensatze zum Perubalsam färb- mid geruchlos und wirkt
prompt gegen Scabies; er wird Peruscabin genannt. Seine Lösung in Ricinusöl
heißt Peruol.
Cresatin (m-Kresolessigsäureester) wird als Antiblennorhoicum empfohlen.
Kreosot und Guajacol.
Sommerbrodt gebührt das Verdienst, auf die günstigen Wirkungen des
Buchenholzteerkreosots bei der Behandlung der Lungentuberkulose hingewiesen
zu haben. Es ist hier nicht der Ort, auf die Ursache dieser Kreosotwirkungen,
welche keineswegs als spezifische anzusehen sind, einzugehen; jedenfaUs steht
es fest, daß bei Phthisikem eine subjektive und oft objektiv nachweisbare Bes-
semng des Allgemeinzustandes, Gewichtszimahme infolge von Appetitzunahme
und insbesondere ein Zurückgehen der katarrhalischen Erscheinungen zu ver-
zeichnen ist.
Als wirksamer BestandteU des Kreosots ■wurde von Sahli Guajacol, der
Brenzcatechinmonomethyläther __„
" lOH
zu einer Zeit, wo Guajacol noch nicht rein dargestellt wurde, angenommen. Von
anderen Autoren wurde als wirksamer Bestandteil neben dem Guajacol das
Kreosol, der Monomethyläther des Homobrenzcatechins OH • CgHg - (CH3) • OCH3
bezeichnet. Dieses ist nach dem im allgemeinen Teil Ausgeführten weniger
giftig und stärker antiseptisch als Guajacol, da der Ersatz von Kemwasserstoff
durch Methylgruppen die Giftigkeit aromatischer Verbindungen für den tie-
rischen Organismus herabgesetzt, während die antiseptische Kraft erhöht wird,
aber es zeigt in der Therapie dem Guajacol gegenüber keine besondere Über-
legenheit.
Die ReindarsteUung von Guajacol und Kreosol aus dem Buchenliolzteerkreosot wurde
zuerst in der Weise ausgeführt, daß man Kreosot mit heißer Atzbarytlösung mischt«'), den
Krystallbrei abpreßte, mit Salzsäiu-e zerlegte und das Gemisch von Guajacol und Kreosol
mit Wasserdampf übertrieb. Guajacol und Kreosol werden dann durch Rektifikation
getrennt. Diese Trennungsmethode gibt aber kein reines Guajacol. Die käuflichen flüssigen
Guajaeolsorten des Handels enthielten anfangs höchstens 50°o Guajacol. Später wurde die
Reindarstellimg des Guajacol durch Ausfrieren des flüssigen sogenannten „reinen Guaja-
cols" des Handels vorgeschlagen-).
Die Reindarstellung des Guajacols geschieht am vorteilhaftesten, wenn man von
Kreosot ausgeht, durch Verest«m des Kreosots, Krystallisation des Guajacolesters und
Verseifen desselben.
Auf synthetischem Wege wird Guajacol durch Methj-lierung des Brenzcatechins
gewonnen, eine Methode, welche teclvnisch wegen der Kostspieligkeit und der technischen
Mängel dieses Verfalu-ens wenig angewendet wird.
Statt mit Nitrosomethylurethan kann man mit Nitrosoalkylhamstoffen bei Gegen-
wart von Basen veräthern; so erhält man aus Morphin in methylalkoholischer natron-
alkalischer Suspension bei 0° mit Nitrosomonomethylliamstoff Kodein. Aus /?-Naphthol
mit Nitrosodiäthylhamstoff /)-Naphtholäthyläther. Aus Brenzcatechin und Nitrosomono-
methylharnstoff Guajacol ; aus Guajacol und Nitrosodimethylharnstoff Veratrol. Aus
Pyrogallol und Nitrosodiäthylliamstoff PjTogalloltriäthyläther^).
') Heyden, DRP. 53 307, 56 003. -) DRP.-Anm. H. 13 216 (versagt).
^) Bayer, DRP. 189 843.
576 Antiseptica und Adstringentia.
Behufs Darstellung von Guajacol aus Brenzcatechin werden Brenzcateclün und
Alkali- oder Erdalkalisalze der Methylschwefelsäure in Gegenwart von Veratrol als Ver-
dünnungsmittel bei 160 — 180° unter allmählicher Zugabe einer schwachen Base wie Na-
triumcarbonat oder Natriumbicarbonat erhitzt. Ausbeute 85% GuajacoP).
Weit bequemer und billiger gelangt man zum Guajacol von dem billigen Anisidin
NHj • C5H4 • OCH3 ausgehend, indem man dasselbe diazotiert iind bei Gegenwart eines
Kupfersalzes verkocht:
o-Anisidin CH3O • CjH^ • NH2 wird diazotiert und die Lösung in konz. Schwefelsäure
gegossen, die viel Natriumsulfat enthält. Man erhitzt auf 135—160° und bewirkt dadurch,
daß das Produkt der Einwirkvmg der Schwefelsäure, das Guajacol, sofort mit dem Wasser-
dampf übergeht. Dadurch wird die Bildung von Nebenprodukten sehr eingeschränkt.
Vielfach wird beim Verkochen ein Kupfersalz zugesetzt.
Guajacol hat wie Kreosot selbst bei interner Anwendung ätzende Eigen-
schaften und ist deshalb giftig. Seine desinfizierende Kraft ist größer als die
des Phenols. Die ätzende und antiseptische Wirkung dieser, ebenso wie Brenz-
catechin lind Phenol, auch antipyretisch wirkenden Substanz beruht auf der
Gtegenwart des freien Hydroxyls.
Seine allgemeinen Wirkungen bestehen in einer Erregung und Lähmung
der Nervenzentren. Die krampfartigen Erscheinungen treten bei der Vergiftung
um so weniger hervor, je höher die Tierklasse ist. Auch die Krampfwirkung
steht mit dem Vorhandensein des freien Hydroxyls in innigem Zusammenhange.
Wird nämlich auch das zweite Hydroxyl des Brenzcatechins methyliert, so
gelangt man zum Veratrol, dem Brenzcatechindimethyläther,
OCH
^OCH,
welcher dreimal weniger giftig ist als Guajacol, bei größeren Gaben nur eine
schnelle und tiefe Lähmung hervorruft, ohne vorher aber Krämpfe zu bewirken.
Dem Veratrol kommen aber, wde dem Brenzcatechin und dem Guajacol, anti-
pyretische Eigenschaften zu. Veratrol soll aber örtHch stärker ätzen. Es macht
in geringer Weise Rausch, Taumeln und Absinken der Temperatur und des Blut-
druckes^).
Guajacol hat im aUgemeinen ähnliche Wirkungen wie Phenol und Brenz-
catechin, ist aber weniger giftig, seme antipyretische Kraft ist hingegen größer.
Die Absonderung der Brouchialschleimhaut und der Nieren wdrd nach Eiimahme
von Guajacol erhöht.
Bei der Verabreichung von Guajacol werden 28% an Glykuronsäure, 22%
an Schwefelsäure gebiniden ausgeschieden, beim Carbonat 20.48% an Glykuron-
säure, 33.04% an Schwefelsäure, bei Guajacolzimtsäureester 26.28% an Gly-
kuronsäure, 44.56% an Schwefelsäure, guajacolsulfosaures KaUum wird zu
23 — 27 % an G lykuronsäure gebunden ausgeschieden . Guajacolglycerinäther wird
zu 40 — 50% an Glykuronsäure gebunden, zu 10 — 30% an Schwefelsäure gebunden
ausgeschieden. Die Glykuronsäureausscheidung nach Verabreichung von guaja-
colsulfosaurem Kalium tritt erst nach Verabreichung großer (3-g-)Dosen auf ^).
Nach Eschle*) tritt nach sehr großen Gaben von Guajacol, nicht aber
von Guajacolcarbonat, ein seiner Natur nach bisher nicht bestimmbarer or-
ganischer Körper im Harn auf, welcher durch Salzsäure in zähen, schleimigen
Flocken gefäUt wird und möghcherweise zur Verstopfung der Hamkanälchen
und Unterdrückung der Nierenfunktion, mithin zu schweren Schädigungen des
Organismus, Anlaß geben kann.
M Zollinger, Rohling, DRP. 305 281. -) Surmont, Sem. med. 1893, 38.
=>) Th. Knapp. Schweizerische Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 49, 229, 245, 257 (1911).
■») Z. f. kl. Med. 39, H. 3 und 4.
Aromatische Antiseptica. 577
Styracol (Zimtsäureguajacolester) findet man im Kot zu 86% wieder, nur
durch Fäulnis wird eüi kleiner Teil zerlegt. Monotal (Äthylglykolsäureester
des Guajacols) wird stark gespalten und das freiwerdende Guajacol gut resor-
biert. Beim Hunde werden 59% und beim Menschen 36% mit dem Harne
ausgeschieden. Auch Guajacolacetat (Eucol) wird im Darmkanal stark ge-
spalten. Beim Menschen wurden im Harn 56% nachgewiesen i).
Die günstigen Wirkvmgen des Kreosots mid Guajacols haben diesen beiden
Präparaten einen stetig steigenden Bedarf gesichert, um so mehr, als bei der
chronischen Tuberkulose die Mehrzahl der Arzte zu Klreosotpräparaten greift,
da ja zu lang andauernder medikamentöser Behandlung der Phthise diese
unter den bis nun angewendeten antiseptischen Mitteln wohl die geeignetsten
sind.
Statt des Guajacols wurde versucht, analog gebauten Körpern in die Thera-
pie Eingang zu verschaffen. Statt der Methylgruppe wurde in das Brenzcate-
chin die Äthylgruppe eingeführt. Der so dargestellte Brenzcatechinmonoäthyl-
äther,
OC2H5
Guäthol, hat naturgemäß eine identische Wirkung wie Guajacol, ohne vor
diesem wesentliche Vorzüge zu besitzen. Die analgetische Wirkimg ist nach
Bück deuthch ausgeprägt.
Solche höhere Homologe des Brenzcatechins wollte Baum nach einem zurückgezo-
genen Patente durch Erliitzen von Brenzcatechin mit Äthylalkohol, Propylalkohol, Iso-
butylalkohol oder Amylalkohol bei Gegenwart von Chlorzink auf 160 — 220° unter Druck
darstellen.
Guajacolpräparate, in denen Hydroxylwasserstoff durch eine Acylgruppe
ersetzt ist.
Von sehr großer Bedeutung bei der massenhaften Anwendung des Kreosots
und Guajacols war es, die imangenehmen Ätz- und Giftwirkungen dieser Prä-
parate zu coupieren, was sich ja leicht nach analogen Methoden in verwandten
Gruppen, insbesondere nach dem Salolprinzipe Nenckis bewerkstelligen Heß.
Es war ein bedeutender Vorteil, daß bei den ersten Präparaten dieser Art,
welche dargestellt wurden, man diese Phenole mit emem an und für sich im-
wirksamen Körper, der Kohlensäure, verbunden hat, statt der sonst angewen-
deten aromatischen Carbonsäuren, und so partiell wirksame Salole erhielt.
Späterhin wurden Kreosot und Guajacol mit einer Reihe von anorganischen
und organischen Säuren verestert. Es ist klar, daß keines dieser Präparate
vor dem anderen irgendwelche nennenswerte Vorteile bieten kann. Alle sind
sie Ester des Guajacols, die im Darme die wirksame Komponente Guajacol
abspalten und deren physiologische und therapeutische Wirkvmg nur auf dem
Guajacolgehalt beruht.
Die Darstellung^) des sogenannten Kreosotcarbonats und Guajacolcarbonats [letzteres
wird DuotaP) genannt] geschieht in der Weise, daß man autf eine alkalische GuajacoUösung
Phosgengas einwirken läßt.
Man erhält so aus Kreosot ein in Wasser unlösliches, wenig schmeckendes
Präparat, frei von Ätz- und Giftwirkungen des Kreosots. Nur der Rauch-
geschmack des Kreosots haftet diesem Ester noch an.
^) G. B. Valeri, Arch. intern, de Pharmacodyn. 19, 97.
-) DRP. 58 129. 3) Berliner klin. Wochenschr. 1891, Nr. 51.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 37
578 Antiseptica und Adstringentia.
Geschmacklose Verbindungen dieser Art kann man wie aus Kreosot und
Guajacol auch aus Menthol, den Borneolen, Carvacrol, Kreosol, Eugenol und
Gaultheriaöl (Sahcylsäuremethylester) erhalten.
Die Reaktion verläuft in der Weise, daß man ein Molekül Phosgen (gasförmig oder
gelöst) entweder auf zwei Moleküle der betreffenden hydroxylhaltigen Verbindungen bei
erhöhter Temperatur nach der Gleichung:
2 XOH H- COCl = xO>^*^ + " ^*^'
oder auf zwei Moleküle eines trockenen oder gelösten Salzes dieser Stoffe nach der Gleichung ;
2 XONa + COCU = xo> CO ^- 2 NaCl
einwirken läßt.
Statt des Phosgengases kann man Chlorkohlensäureamid nehmen, wodurch man
zu den Carbaminsäureestern der Phenole gelangt. Ein Molekül Chlorkohlensäureamid
C'ICO • NHj reagiert mit einem Molekül des betreffenden Phenols nach der Gleichung
XOH+ClCO-NH2 = (XO)CO(NH2) + HCloderXONa+ClCO-NH^ = (XO)CO(NH2) + NaCl.
SjTnmetrische neutrale Kohlensäureester erhält man, wenn man die nach DRP. 1 16 386
darstellbaren chlorhaltigen Derivate der Pyridinbasen (aus Chlorameisensäureester und
Pyridin basen) dm-ch Wasser in neutrale Kohlensäureester zersetzt:
2 [(CjHjNjOR] • C0[(C5H,N)C1] + H^O = C0(0R)2 + CO„ + 2 (C5H5N • HCl) + 2 (C^H^N).
So wurden dargestellt: Dimethylcarbonat und Diphenylcarbonat^).
Die Carbaminsämreester kann man auch erhalten durch Einwirkung von einem Molekül
des betreffenden hydroxylhaltigen Körpers oder seines Salzes auf ein Molekül Phosgen und
darauf folgende Behandlung mit Ammoniak gemäß folgenden Gleichungen:
(1) XOH + COa„ = (XO)COCl + HCl oder
XONa + COCC = (XO)COCl + NaCl.
(2) (XO)COCl + 2NH3 = (X0)C0(NH2) + HCl + NH3.
Nach diesem Verfahren wiu'den dargestellt die Kohlensäureester des
Menthol, d-Borneol, 1-BorneoI, Guajacol, Kreosol, Eugenol, Carvacrol, Gaul-
theriaöl und die Carbaminsäureester des Menthol, d-Borneol, 1-Borneol, Carva-
crol, Guajacol, Kreosol, Eugenol, Thymol, Geraniol. Ferner wiu-de auf diese
Weise Salicylsäureäthylester in das Carbamat verwandelt.
Außer diesen rein dargestellten Substanzen wurde dasselbe Veresterungs-
verfahren, wie schon erwähnt, auf das Kreosot genannte Gemenge von Phenolen
angewendet mid ein Kreosotcarbonat genarmtes Gemenge von reizlosen neu-
tralen Kohlensäm-eestem erhalten.
Statt in die Carbonate oder Carbamate können diese Phenole auch in die
Alkylcarbonate^) verwandelt werden, z. B. Eugenol in Eugenolmethylkohlen-
säuxeester. Die so erhaltenen Stoffe sind im Gegensatze zu den festen Carbo-
naten oder Carbamaten flüssig und werden aus diesem Grunde zu Injektionen
empfohlen, haben aber keinerlei praktische Bedeutung erlangt.
Von diesen Verbindvmgen wurden dargestellt EugenoUnethylkohlensäureester
OC3H5 OC,H
C8H3^0CH3 , Eugenoläthylkohlensäureester C^Hj^OCHj , Guajacolmethyl-
^OCOO-CHj Q^g ^OCOO-CjHs ^^^
kohlensäureester CjHj<„„^2. _ p„ , Guajacoläthylkohlensäureester C5H4<j-,p„?, _ „ „
Kreosolmethylkohlensäureester CH3 • CjH3<„p„j!> _ „„ Kreosoläthylkohlensäureester
CH3 • C5H3<;|-,p|-.ä. . p -nr > Kreosotäthylkohlensäureester, Kreosotmethylkohlensäureester,
Carvacrolmethylkohlensäureester CH3 • (^e^z-CrtTnci ptt • Carvacroläthylkohlensäureester
O -TT UCvJU • CXI3 COO ■ CH
CH3 ■ C6H3<j,' j.'p. _ , GaultheriaölmethylkohlensäureesterCgHj<„ r^nn . pH '^^'^'
theriaöläthylkohlensäureester C'ßH4<|-. . p^z-v .'p tt > Athylsalicylatmethylkohlensäurester
CeH4<Q QQQ. pjT . Athylsalicylatäthylkohlensäureester C5H4<„ rOO • C H '
1) Bayer, Elberfeld, DRP. 118 566. -) DRP. 60 716.
AromatUche Antiseptica. 579
Die Heretellung dieser Stoffe erfolgt durch Einwirkung von CWorameisensäureester
auf die betreffenden hydroxylhaltigen Körper oder auf deren Salze in festem oder gelöstem
Zustande.
In Verfolgung der gleichen Idee wurde in gleicher Weise auch IsoeugenoU)
in das Carbonat
C0(0C5H3<q3^ jj, in das Methylcarbonat CO<Q^3g J^z^^
und in das Athylcarbonat CO<q V. g ^(^3^$ übergeführt.
Diese Methode der Darstellung der Kohlensäureester wurde außer auf die
natürhch vorkommenden Substanzen auch auf die synthetischen Derivate des
Brenzcatechins-) angewendet, um auf diese Weise die synthetischen Ersatzmittel
des Guajacols, in denen statt der Methylgruppe höhere Alkylgruppen ein-
getreten sind, von ihren ätzenden Eigenschaften zu befreien. So wurden dar-
gestellt die Carbonate des Brenzcatechinmonoäthyläther, Brenzcatechin-
monopropyläther, Brenzcatechinmoncisopropyläther, Breuzcateehinmonobutyl-
äther, Brenzcatechinmonoisobutyläther, Brenzcatechinmonoamyläther, des
Brenzcatechins selbst und schheßhch des Homobrenzcatechinmonomethyl-
äthers.
Der so gewonnene Kohlensäiu-eäther des Brenzcatechins kann hinwiederum
als Ausgangsmaterial zur Darstellung gemischter Verbindungen, welche neben
Brenzcatechin einen zweiten ■nirksamen Körper enthalten, verwendet werden.
Wenn man Brenzcatechincarbonat C^Uf<Q:>CO mit Verbindungen, die alko-
holische Hydroxylgruppen, primäre oder sekvmdäre Aminogruppe enthalten,
in Reaktion bringt, findet eine Addition statt, ein Phenolhydroxyl des Brenz-
catechins wird regeneriert und der Rest der sich addierenden Verbindungen
wird an das Carboxyl gebunden, so daß gemischte Kohlensäureester ent-
stehen, z. B.
QH4<C>C0 -r- C^H, ■ OH = C,H,<^^'^''^ ' <^*^Ä
C6H4<^CO -f C,H, • XH„ = CVH,<^2*^'^ ' ^'^ " '^Ä
Man kann nach diesem Verfahren^) erhalten: Brenzcatechinäthylcarbonat,
Brenzcatechinamylcarbonat, Phenj'lcarbaminsäurebrenzcatechinester, Osäthyl-
phenylcarbaminsäurebrenzcatechinester, p-Phenylcarbonsäxireestercarbamin-
säurebrenzcatechinester, Phenylhydrazid der Brenzcatechinkohlensäure, Di-
äthylaminderivat der Brenzcatechinkohlensämre, Piperidid der Brenzcatechin-
kohiensäiu'e.
Läßt man auf Verbindungen, welche mehrere Aminogruppen enthalten, Brenzcate-
chincarbonat ein^virken, so gelingt es nicht nur 1 Mol. des letzteren, sondern auch mehrere
mit der Polyaminoverbindung zu kondensieren.
So kann man das Hydrazid der Brenzcatechinkohlensäure HjN • üsH • COO
• CgH^ • OH und das Bishydrazid der Brenzcatechinkohlensäure
HO ■ CgHj • O • CO • XH
HO • CjHj ■ O • CO • NH
femer das Äthylendiamhi der Brenzcatechinkohlensäure
CH„ • XH • COO • C^H, • OH
CH. ■ XH ■ COO • CgHj • OH
erhalten.
1) DRP. 61848. 2) uRp 72806. =) DRP. 92535.
580 Antiseptioa und Adstringentia.
Bei der Darstellung von Carbonaten der Phenole ergibt sich manchmal
der Ubelstand, daß Phosgen eine schädliche Einwirkmig auf leicht veränderliche
Stoffe wie Isoeugenol oder Menthol zeigt.
Man vermeidet diese Nebenwirkung des Phosgens, indem man zuerst Diäthylcarbonat
O P TT O - P TT
CO<„ „^Tj' oder noch besser Diphenyloarbonat CO<p, „^„' darstellt und erst mit
U • '-'2^5 '-' ■ ^e^5
diesem diejenigen Phenole, deren Carbonate man darzustellen wünscht, behandelt, worauf
sich das gewünschte Carbonat bildet und Äthylalkohol oder Phenol regeneriert wird^).
Der Reaktionsverlauf ist nun bei der Darstellung des Isoeugenolcarbonats
folgender :
CO<^} -;- 2 CjH- • OH T- 2 NaOH = CO<q | ^«|[5 + 2 ClNa + 2 H^O
n • r TT /^3^s /*-' ■ C6H3<p TT
CO <o . p^h' + 2 C^Hj^OCHj = C0( 'X^^' + 2 CeH^ • OH
" ^6^, xqh ^0-CeH3<^'^^
Eine weitere Modifikation bei der Darstellung der verschiedenen Phenolcarbonate
war, daß man statt der direkten Wirkung von Phosgen und Alkali auf Phenole, die durch
Einwirkimg von Phosgen, Perehlormethylformiat oder Hexachlordimethylcarbonat auf
Basen der Pyridinreihe erhältlichen Chlorcarbonyle auf Phenole einwirken läßt, wobei man
den Alkalizusatz erspart^).
Der Reaktionsverlauf ist folgender^):
Man erhält aus Kohlenoxychlorid und Pyridin das Pyridinderivat
Cl
a
/
(I) C : 0 + 2 (C5H5N) =
\
Cl
>NC5H,
= C : 0
>NC5H,
Cl
aus Perehlormethylformiat
Cl
/
(II) C:0
^ \ ,C1
0 — C^C1+4(C5H5N) =
^Cl
/Cl ^
/ >NC,H,
= 2 C:0
\ >NC,H,
\ci 1
aus Hexachlordimethylcarbonat
0— CfCl
/ ^Cl
(III) C:0 +
\ /Cl
0 — C^Cl
^01
Gl
6 (C5H5N)
>NC3H5
= 3C:0
>NC,H3
Cl
Mit Alkoholen, Phenolen und phenolartigen Körpern tritt Umsetzung nach folgendem
Schema auf:
Cl O — R
>NC5H5 HO — B /
C : O + =2 (C5H5N ■ HCl) + C : O
>NCäH5 HO-R \
Cl O — R
Statt Kohlenoxychlorid kann man zur Darstellung chlorhaltiger Derivate von Basen
derJPyridinreihe Chlorameisensäureester verwenden. Bei Verwendung von Pyridin erhält
CjH.N NC5H5
man /^\/\ • Mit Alkoholen, Phenolen usw. reagieren diese Körper nach folgen-
RO CO Cl Qj^
der Gleichung: c^h^n<C° + R • OH = C5H5N - HCl -\- C5H5N + OC<q]^
') DRP. 99 057. •) DRP.-Anm. F. 10 908. =>) DRP. 109 913, 117 346.
Aromatische Antiseptica. 581
Zur DarsteUifng der neuen Körper mischt man eine Lösung von 2 Mol. der Base mit
einer Lösung von 1 Mol. Ester^).
Ebenso kann man a-Picolin mit Chlorameisensäuremethylester und a-Lutidin mit
Chlorameisensäurephenj'lester reagieren lassen.
Kohlensäureester der Phenole werden erhalten, wenn man auf Phenole oder saure
Phenoläther, die durch Einwirkung von Phosgen, Perchlormethylformiat und Hexachlor-
dimethylcarbonat auf Basen der Pyridinreihe erhältliche Pyridinchlorcarbonyle^) einwirken
läßt. Dagegen werden bei der Einwirkung dieser Körper auf aromatische Alkohole, z. B.
Benzylalkohol und hydroxylierte Substanzen, wie Salicylsäure, keine Phenolcarbonate
erhalten, sondern im ersten Falle wird Benzylchlorid, im zweiten Falle je nach Art und Dauer
der Einwirkung Heptasalieylosalicylsäure und Tetrasalicylid und bei der Einwirkvmg auf
Salicylaldehyd wahrscheinlich die Verbindung CgH^ ■ OH • CHCl, gebildet, da aus Benz-
aldehyd unter gleichen Bedingungen Benzalchlorid entsteht.
Wie Pyridinchlorcarbonyl wirken auch die Chlorcarbonyle der Picoline, Lutidine
und andere Homologen des Pyridins auf Phenole und saure Phenoläther, wie Phenol, die
isomeren Kresole, Guajacol und Kreosot vmt«r Bildung der Phenolcarbonate ein. So
werden aus Pyridinchlorcarbonyl imd Phenol unter Anwendung geeigneter Lösimgsmittel
(Benzol, Toluol, Xsiol) vmd ebenso aus a-Lutidinelilorcarbonyl und Guajacol Guajaeol-
carbonat, aus Pyridinchlorcarbonyl imd o-Kresol weißes o-Kxesolcarbonat, aus a-Picolin-
chlorcarbonyl (aus Hexachlordimethylcarbonat und a-Picolin) und Kreosot Kreosot-
carbonat in annähernd quantitativer Ausbeute gewonnen. Ebenso reagieren Thymol,
Guäthol vmd die isomeren Kresole. Vor den früheren Verfahren^) zeichnet sich diese Me-
thode angeblich durch höhere, imd zwar quantitative Ausbeute aus.
Die im DRP. 114 025 beschriebenen Chlorcarbonylderivate der Pyrazolonreihe liefern
im Gegensatz zu den gemäß DRP. 117 346 und 117 625 benutzten Chlorearbonylderivaten
der PjTJdinreihe mit Alkoholen, Phenolen, sowie die freie Hydroxylgruppe enthaltenden
Derivate dieser Körper keine Carbonate, sondern sie setzen sieh mit den erwähnten OH-
Verbindungen zu den entsprechenden Chlorameisensäureestem um. So gibt AntipjTin-
chlorcarbonyl mit n-Propylalkohol in glatter Weise den bekannten n-Propylchlorameisen-
säureester. Aus Antipyrinchlorcarbonyl und Methyl-n-propylcarbinol erhält man den ent-
sprechenden Chlorameisensäureester der Formel CH3 • CH, • CH2(CH3) • CH • O • COCl,
ein farbloses öl von stechendem Geruch. Mit Menthol liefert Antipyrinchlorcarbonyl
Mentholchlorameisensäureester Cn^Hij • O • CO • Cl, ein farbloses, nach Menthol riechendes
Öl*). Aus Tolypyrinchlorcarbonyl und Guajacol entsteht Guajacolchlorameisensäureester.
Durch Einwirkung der in DEP. 109 933 beschriebenen Chlorcarbonylderivate der
Basen der Pyridinreihe auf aliphatische Alkohole kann man in glatter Weise die neutralen
Kohlensäureester der betreffenden Alkohole darstellen gemäß der Gleichung:
[(CsHsNjClJjCO -i- 2 CHs • OH = 2 C5H5X • HCl + CO(OCH3)2.
Dargestellt wurden auf diese Weise Dimethylcarbonat, Diäthylcarbonat und Methyl-n-pro-
pylcarbinoldicarbonat von der Formel [(CH3 • CHj • CHj) "• (CHj) • CH • OJ^CO, ein Ol
von aromatischem Geruch^).
Gemäß dem Hauptpatent läßt man die gemäß DRP. 114 025 darstellbaren Chlor-
carbonylderivate der PjT-azolonreihe auf Alkohole usw. einwirken. An Stelle der fertigen
Chlorcarbonylderivate kann man nun diese Substanzen in statu nascendi anwenden, in-
dem man Phosgen bzw. seine Polymolekularen, Perchlormethylformiat und Hexachlor-
dimethylcarbonat in Gegenwart von Antipyrin usw. auf die Alkohole und Phenole einwirken
läßt. In der Patentschrift sind Beispiele angegeben für die Darstellung von Chlorameisen-
säureäthylester, Chlorameisensäurebenzylester und Chlorameisensäurephenylester*).
Wenn man, anstatt wie in dem I. Zus.-Pat. angegeben, Phosgen und seine Polymole-
loilaren in Gegenwart von tertiären Basen vom Typus des Antipyrins auf die Alkohole und
Phenole einwirken zu lassen, die Reaktion in Gegenwart irgendwelcher anderer tertiärer
Basen, mit Ausnahme der Ba.sen der Pyridinreihe, vornimmt, gelangt man ebenfalls zu den
Chlorameisensäureestem. Bei Verwendung von Basen der Pyridinreihe entstehen bekannt-
lich neutrale Kohlensäureester. Bei den in der Patentschrift angegebenen Beispielen ist
die Verwendung von DimethylaniUn oder Chinolin vorgesehen. Es werden so dargestellt
Chlorameisensäureäthylester, Chlorameisensäurebenzylester und Chlorameisensäuresalol-
ester Cl • CO • O • CgH^ • CO • O • CgHs').
1) DRP. 116 386. 2) J3RP. 109 933. ^) DRP. 58 129.
^) Bayer, Elberfeld, DRP. 117 624. ^) Baver. Elberfeld, DRP. 117 625.
«) Bayer, Elberfeld, DRP. 118 536, Zusatz zu DRP. 117 624.
") DRP. 118 537, Zusatz zu DRP. 117 624.
582 Antiseptica und Adstringentia.
Der große Erfolg der Carbonate des Kreosots und Guajacols veranlaßte die
Darstellung einer Reihe von analogen Konkurrenzpräparaten, bei denen die
analoge Wirkung ganz selbstverständlich war und die deiuioch als „neue Arznei-
mittel" auftraten.
So wurden dargestellt Kreosot- und Guajacolpräparate, deren Hydroxyl-
gruppe durch Säureradikale verschlossen ist, wie beim Kreosot- und Guajacol-
carbonat :
Phosphatol, Kjeosotphosphit und Guajacolphosphorigsäiu"eester^).
Als Entschiddigung für die Einführung dieser analog den anderen Kreosot-
und Guajacolj)räparaten wirkenden Substanz mag dienen, daß man den phos-
phorigsauren Salzen eine günstige Beeinflussung der Tuberkulose zuschreibt.
Ferner sind die Phosphite im Gegensatze zu den Carbonaten und Phosphaten
des Guajacols in fetten Ölen löslich, was die Anwendung erleichtert. Bei Dar-
stellung des Guajacolphosphits ■svird Guajacol und die entsprechende Menge
Natron in Alkohol suspendiert und langsam ein Molekül Phosphortrichlorid unter
Kühlung zugesetzt. Hierauf wird zum Sieden erhitzt und der Alkohol ab-
O ■ CeH, • OCH3
destilliert^). Man erhält so P^O • C^H^ ■ OCH3 Guajacolphosphit, welches
^O • CjH^ ■ OCH3
sehr reich an Guajacol ist. Es ist ein krvstallinisches Pulver.
C8H4<„ '1 =P0 • Kjystallpulver*).
Ein aus 2 Mol. Guajacol und 1 Mol. Phosphoroxychlorid erhaltenes Reaktionsgemisch
wird unmittelbar mit Wasser versetzt und in der Siedehitze mit Calciumcarbonat neutrali-
siert. Man erhält [(CH3 ■ O • CeH, • OjjPO • OJjCa + i HjO«).
Gtemischte Schwefelsäureester mit je einem Alkylrest der fetten und aro-
matischen Reihe darzustellen, haben mit Rücksicht auf das Guajacol die Far-
benfabriken Elberfeld vorgeschlagen^).
Man erhält stabile Verbindungen, wenn man z. B. Äthylschwefelsäurechlorid in
eine GuajacoUösung einfließen läßt. Der so erhaltene Schwefelsäureguajacyläthylester
O • C TT
SOj^^ _ r^K^ . opTT ^^ flüssig. An Stelle des Guajacols kann man Eugenol oder Iso-
eugenol resp. andere Phenole nehmen, an Stelle des Äthylschwefelsäurechlorids Methyl-,
Butyl-, Amylschwefelsäurechlorid.
Diese Körjier haben angeblich lokalanästhesierende und sedative Wir-
kungen, wobei sie aber lokal reizen. Die Eigenschaften sollen wesenthch von
denen des Guajacols und Eugenols abweichen, was wohl nicht gut mögHch ist.
Praktische Verwendung haben sie nicht gefunden.
Weiter wurden in dieser Reihe dargestellt Schwefelsäureguajacylmethyl-
OP TT
bzw. -isobutylester, dannS02<Qp=jj5 wqch ) Äthylschwefelsäurekreosolester
und die analogen Verbindungen des Resorcinmonomethyläthers, Hydro-
chinonmonomethyläther, Acetyl-p-aminophenol, o-Nitrophenol, Sahcylamid.
Ferner wurden alle Fettsäureester des Kreosots und Guajacols dargestellt,
und zwar: die Ölsäureester des Kreosots und Guajacols, Oleokreosot*) und Oleo-
guajacol genamit.
Die Darstellung') geschieht, indem man Ölsäure und ICreosot resp. Guajacol im
Verhältnis der Molekulargewichte mit Phosphortrichlorid allmählich auf 135° erhitzt und
1) Ballard, Rep. de Pharm. 189T, 105. =) DRP. 95 578.
3) Gilbert, Sera. mi5d. 189T, 75.
*) H. Schröder, Ichendorf, DRP.-Anm. Seh. 35 776 (zurückgezogen).
=) DRP. 75 450. «) Prevost, Rev. med. Suisse Roraand. 1893, Nr. 2.
') DRP. 70 483.
Aromatische Antiseptica. 583
nach Beendigung de* Reaktion den gebildeten Äther CH3 ■ OCeH^ ■ O • CO • CH = (CHj),! • CHj
mit Wasser mid Sodalösung wäscht. Das Produkt ist flüssig und unlöslich in Wasser.
In gleicher Weise wird statt Ölsäure Palmitin- oder Stearinsäure zweckmäßig ver-
wendet'). Auch diese Produkte sind ölig.
Eucol ist Guajacolacetat.
In dieser Reihe wurden noch folgende Derivate dargestellt:
caprylsaures Guajacol, Elreosol und Kreosot
caprinsaures ,, „
laurinsaures ,, ,,
myristinsaures ,, „
palmitinsaures „ .,
aracliinsaures „ „
cerotinsaures „ ,,
ricinolsaures ,, „
leinölsaures ,, ,,
erucasaures ,. „
capronsaures ,, „
sebacinsaiu'es „ „
Kreosot- und GuajacoUsovaleriansäureester bilden ölige Flüssigkeiten.
Monotal ist Guajacoläthylglykolsäureester CgHjO • CHo • CO • 0 • CgH^
• OCH3 .
Tanosal ist der Gerbsäurekreosotester in Form einer amorphen, sehr hygro-
skopischen Substanz, die vor den bis nun angeführten Kreosotderivaten den
Vorzug hat, in Wasser löslich zu sein und eine zweite wirksame Komponente,
die Grerbsäure, abzuspalten. Die sonstigen Nachteile, insbesondere seine un-
angenehme Hygroskopizität, wiegen jedoch die angeführten Vorteile dieses
Präparates nicht auf^).
Styracol ist Zimtsäure-guajacolester CgHg • CH : CHj • CO • 0 ■ CgH4 • OCHgS)
Nach nicht publizierten Versuchen von Mering*) wirkt StjTacol als Ganzes
ungespalten antiseptisch. Hunde vertragen 8 — 10 g ohne Schaden. Es ist
wasserunlöslich .
Landerer hat die intravenöse Behandlung mit Zimtsäure bei Tuberkulose
warm empfohlen. Dieses Präparat soll nun beide wirksamen Komponenten in
esterartiger, nicht ätzender Bindung vereinigen (s. auch S. 591).
Die Darstellung geschieht durch Einwirkung von Zimtsäurechlorid auf Guajacol
oder Zimtsäureanliydrid auf Guajacol oder nach der Nenckischen Salolsynthese durch
Erhitzen der beiden Komponenten mit Phosphorpentachlorid, Phosphoroxychlorid,
Phosgengas usw.
Benzosol ist Guajacolbenzoat C^H^ • CO • 0 • CgH^ • OCHj^).
Es wird dargestellt durch Einwirkung von Benzoylchlorid auf Guajacolkalium').
■ Um die aromatischen Guajacolester leichter spaltbar zu macheu, wurde
vorgeschlagen, in den eintretenden Benzoylrest eine Aminogruppe m der
p-SteUung einzuführen und diese zu acetylieren.
Man läßt zu diesem Zwecke p-Nitrobenzoylchlorid auf Guajacol- oder EugenolkaUum
einwirken, reduziert die Verbindung und acetyliert sie mit Essigsäureanhydrid. So erhält
man p-Acetaminobenzoylguajacol CH3 • CO • NH • CjECj • CO • O • C^H^ • OCH3, resp.
p- Acetamiuobenzoyleugenol .
Statt der Benzoesäure wvu-de auch die Benzolsulfosäure CgHj • SO3H zur
Ester bildung vorgeschlagen.
Man läßt auf die Alkali- oder Erdalkalisalze des Guajacols, Eugenols oder Vanillins
Benzolsulf ochlorid einwirken. Die erhaltenen Benzolsulf oäther sind dicke öle").
') DRP. 71 446. -) Ther. Mon. 1896, 609. ^) DRP. 62 716.
*) Mohr, Privatmitteilung. ') Sahli, Korresp.-Bl. Schweiz. Arzte 1890, Nr. 16.
■*) DRP. 55 280. ') KnoU, DRP.-Anm. H. 11259 (versagt).
584 Antiseptica iind Adstringentia.
Ferner wurde GuajacolsaKcylat OH • CgH^ • CO • 0 • CgH , • OCH3 1) dar-
gestellt.
Fehrlin in Schaffhausen verbindet Guajacol oder Guäthol mit Eiweißkörpern, indem
er wässerige Lösungen koagulierbarer EiweiiSstoffe mit den Brenzcatechinäthern vermischt,
wobei die Emulsion nach kurzer Zeit erstarrt. Das Reaktionsprodukt wird abgeschleudert,
getrocknet, auf 115 — -120° erhitzt, mit indifferenten Lösungsmitteln ausgewaschen und
nochmals getrocknet. Das Guajacol kann man zu diesem Zwecke entweder in Alkohol oder
in Lauge lösen und die Eiweißstoffe nach dem Vermischen zuerst anwärmen und dann
abschleudern ").
Einhorn und Heinz^) haben unter dem Namen Gujasanol ein Guajacol-
derivat empfohlen, welches den Vorzug der Wasserlöshchkeit hat, huigegen aber
salzig und bitter schmeckt. Es ist das salzsaure Salz des Diäthylglykokoll-
guajacols
'-6"4<o . CO • CH„ • N{C„Hj)2 • HCl
Dieser Körper wird erhalten, wenn man auf die Chloracetylverbindungen der Phenole
substituierte Ammoniake einwirken läßt.
Im Darme wird Guajacol aus dieser Verbindung unter bekannten Um-
ständen regeneriert.
Ebenso kann man darstellen: Diisobutylglykokollguajacol, Diäthylgly-
kokolltrikresol, DiäthylglykokoUphenol, DiäthylglykokoU-o-kresol, Diäthylgly-
kokoll-m-kresol, DiäthylglykokoU-p-kresoH). OC^Hj
Ebenso wurden vom Guäthol (Brenzcatechinmonoäthyläther) f 1
die Ester der Phosphorsäure, Buttersäure, Isovaleriansäure, Benzoesäure und
Salicylsäure in analoger Weise und in gleicher Absicht wie beim Guajacol dar-
gestellt.
Die Monoalkyläther des Brenzcatechins wurden zu gleichem Zwecke auch
mittels Phosphoroxychlorid mit Camphersäure verestert (Guacamphol). Diese
Verbindung soll auch die antihydrotische Wirkung der Camphersäure mit der
Guajacolwirkung verbinden.
Zimmer-Frankfurt^) stellen ein Carbaminsäurederivat aus Kreosot her, indem sie
Kreosot in der zur Darstellung von AUophansäureestern aus Phenolen üblichen Weise,
z. B. Carbaminsäurechlorid, Kreosot und Chloroform, avifeinander einwirken lassen; es
entsteht ein unlösliches Pulver.
Kreosot- und Guajacolpräparate, deren Hydroxylwasserstoff durch Alkylradikale
substituiert ist.
Veratrol
ist wenig wirksam, da die Regeneration von Guajacol aus dieser Verbindung
fast unmöghch erscheint.
Dasselbe gilt von den Guajacolalkylenäthern, welche durch Einwirkung
von Halogenalkylenen auf Guajacol entstehen, wobei zwei Moleküle Guajacol
mit einem Molekül Alkylenhalogen zusammentreten*).
C6H4<o^CnHT-'o>^6H4, z- B. Guajacoläthylenäther.
1) Bovet, Korresp.-Bl. Schweiz. Ärzte 1890, 505. =) DRP. 162 656.
3) Münchener med. Wochenschr. 1900, 11. — Arch. d. Pharmaz. 240, 632 (1902).
*) DRP. 105 346. ') DRP. 224 072. «) DRP. 83 148.
Aromatische Antiseptica. 585
Diese Äther', von denen der Guajacolmethylenäther einen intensiven Va-
nillegeruch besitzt, sind wasserunlöslich. Methylenkreosot wurde Pneumin
bekannt.
Brenzkain ist der Guajacolbenzyläther
OCH3
OCH,.CeH5
Über seine praktische Verwertbarkeit liegen wenig Xaehrichten vor.
Da die Glycerinäther der Phenole, die Ende mann dargestellt, sich den
übrigen Alkyläthem gegenüber durch ihre Wasserlöslichkeit auszeichnen, wurde
auch der Glycerinäther des Guajacols '^6H4<qqjj^ ' - dargestellt, Guajamar
genannt. ^
Man erhält ihn durch Einwirkung von Monochlorhydrin auf Guajacolalkali oder durch
Behandlung von Guajacol und Glycerin mit wasserentziehenden Mitteln unter Druckt).
Guajamar ist ein wasserlösliches festes Pulver von bitterem aromatischen
Geschmack. Die Spaltung dieses Äthers scheint auf der Einwirkung von Mikro-
organismen des Darmes daselbst zu beruhen 2). Jedenfalls hat dieses wasserlös-
liche Guajacolpräparat, das Guajamar, trotz dieses seines scheinbaren Vorzuges
der Wasserlöslichkeit, anderseits den großen XachteUdes bitteren Geschmackes.
Ein wasserunlösliches Gajacolpräparat ist Cetiacol oder Pabniacol (Brenz-
catechinmethylcetyläther*).
Man trägt Guajacol in Natriumalkoholat ein, gießt bei 80° C die Mischung in Walratöl,
setzt Glycerin zu imd hebt das sich oben ansammelnde Cetylguajacol ab. Es soll den Ver-
dauungstrakt nicht reizen.
Weitere wasserlösliche Guajacolderivate.
Hingegen erhält man wasserlösliche, geschmacklose Derivate des Guaja-
cols, wie auch der anderen Phenole, weim man bei Gegenwart geeigneter Kon-
densationsmittel, wie Salzsäure, Schwefelsäure, Chlorzink usw., Alloxan auf
Phenole einwirken läßt.
Die Reaktion vollzieht sich nach folgender Gleichung:
CO — NH CO — NH
/ I .- \
CO CO + ROH = RO • C • OH CO .
\ I \ I
CO — NH CO — NH
Es wurden aus dieser Reihe dargestellt: AUoxan-phenol, Alloxan-m-kre-
osol, Alloxan-p-kreosol, AHoxan-guajacol, Alloxan-brenzcatechin, Alloxan-
resorcin, Alloxan-hydrochinon, AUoxan-pyrogaUol, Alloxan-a-naphthol*). Re-
sorcin- und PyrogalloUösmigen in heißem Wasser mit Alloxan versetzt geben
schon nach wenigen Minuten das betreffende Kondensatiousprodukt^). Die
Produkte dieser Reaktion sind aber bis mm therapeutisch nicht verwertet
worden.
Guajaperol, wie der Phantasienamen für Piperidin-guajacol (Additions-
produkt) lautet, ist CjHj^N • (0711802)2; es wurde dargestellt, um gleichzeitig
mit der Guajacolwirkung die herz- und gefäßtonisierende Wirkung des Piperidins
zu erhalten. Es ist ohne reizende Wirkung^).
1) DRP.-Anm. 5328 (zurückgezogen).
-) Buttler, New- York Med. Joiun., 23. IX. 1899.
3) Englisches Patent 16 349. *) DRP. 107 720. '"•) DRP. 113 722.
'^) Chaplin and Tunnicliffe, Brit. med. Journ. 1891, 137. — DRP. 98 465.
586 Antiseptica und Adstringentia.
Piperidiii wird zu diesem Zwecke mit Guajacol zusammengebracht und wegen der
eintretenden Reaktionswärme gekühlt; es wird dann die Reaktionsmasse fest. Piperidin
geht aber nicht mit allen Phenolen Verbindungen ein. Resorcin gibt keine Piperidinverbin-
dung, während Hydrochinon und Brenzcatechin krystallisierte Piperidinverbindvmgen
geben. Es verbindet sich mit o- und p-Nitrophenol, aber weder mit m-Nitrophenol, noch
mit a- imd //-Nitrophenol, obwohl es mit Dinitro-c\-naphthol (1:2:4) eine Verbindung
bildet. Das Entstehen der Verbindungen läßt sich nicht in eine bestimmte Regel kleiden.
So z. B. verbindet sich 1 Mol. Piperidin mit 1 Mol. Hydrochinon, 2 Mol. Brenzcatechin,
2 Mol. Guajacol, 1 Mol. o- und p-Nitrophenol, 1 Mol. Pyrogallol.
Das Kondensationsj)rodukt aus Formaldehyd mid Kreosot, Kreosoform
genaimt, ■wurde hauptsächlich als inneres Antisepticum empfohlen.
Euguform ist ein acetyliertes Kondensationsprodukt von Guajacol und
Formaldehyd.
Bei der Kondensation von Formaldehyd mit Guajacol durch Salzsäure ent-
steht nach Brissonet unter Austritt von Wasser ein Körper der Formel
O^H^^'^ä — CÜI, C5H3<Qg.
Guajaform genamit. Dieser soll nicht ätzend wirken. Entweder ist diese Angabe
oder die angegebene Formel unrichtig, da ja die Ätzwirkung des Guajacols vom
offenen Hydroxj-l abhängt.
Letzteres ist wohl der Fall, weil sich bei dieser Reaktion der Methylenäther bilden
muß. Es lassen sieh aber so gewonnene Verbindungen acetylieren, wobei man zart pulver-
förmige Substanzen bekommt^).
Unter Zuhilfenahme von Tamiin erhält man aus Kreosoform Tamiokreoso-
form, aus Guajaform Tannoguajaform, Substanzen mit drei wirksamen Kompo-
nenten.
Guajacolpräparate, aus denen Guajacol nicht regeneriert wird.
Selbstredend winde auch beim Guajacol der Versuch unternommen, diese
Substanz durch Sulfurieren wasserlöslich zu machen. Es ist überflüssig, wieder-
holt auf die Abschwächung, resj). Vernichtung der Wirkung durch Einführung
einer Säuregruppe hinzuweisen. Wirksam bleiben die Guajacolsulfosäiu-en nur
aus dem Grunde, wenn auch in wesentlich schwächerer Weise als Guajacol resp.
deren Ester, weil die HydroxylgrupjDe des Guajacols erhalten bleibt, aber man
muß weit größere Dosen verabreichen, um überhaupt eine Wirkung zu er-
zielen, Was bei unsicherer Wlrkmig die Therapie ungemein verteuert. Roß-
bach hat Tieren 30 g Guajacolstdfosäure pro die verfüttert, ohne irgendwelche
Reizerscheinungen zu sehen. Ein genügender Beweis für die Wirkungslosig-
keit, denn von welcher wirksamen Substanz können wir 30 g ohne Erscheinungen
verfüttern^)? Knapp und Suter^) zeigten, daß dem Thiocol (siehe S. 587)
jede fäubiishemmende Wirkung fehlt. Guajacol wird aus der Verbindung im
Organismus nicht abgespalten. Es passiert den Organismus unverändert.
Durch Vennischen von äquimolekularen Mengen von Guajacol vind Schwefelsäure
und Erwärmen auf 70 — 80 °C erhält man o-Guajacolsulfosäure.
OH (1) oder (1)
CÄ^OCH, (2) (2)
^SOjH (3) (6)
Sulfuriert man hingegen bei 140 — 150" C, so erhält man p-Guajacol-sulfosäure'').
OH
^OCH,
M DRP. 120 558. 2) Ther. Mon. 1899, 96. ") AePP. 50, 340 (1903).
*] DRP. 105 052.
Aromatische Antiseptica. 587
p-Guajacolsulfbsäure erhält man krystallisiert, wemi man auf p-Bromguajacol saure
oder neutrale schwefligsaure Salze in einem geeigneten Verdünnungsmittel unter Druck
einwirken läßt^).
Das Kaliumsalz der Guajacolsulfosäure des DRP. 109 789 läßt sich direkt mittels
Chlorkalium aussalzen^).
Nach den Angaben von DRP. 188 506, Heydon in Radebeul, erhält man nach
DRP. 109 789 nicht die freie Säure, sondern das Salz, ferner nicht nur die o-Säure, sondern
auch die p-Verbindung. Man erhält die Monosulfosäuren bei allen Temperaturen unter
100°. Man kann die beiden Guajacolsulfosäuren trennen, indem man sie in die basischen
Salze der Erdalkalien, Erden oder Schwermetalle überführt. o-Guajacolsulf osäure bildet leicht
lösliche, die p-Guajacolsulfosäure schwer lösliche oder unlösliche Salze. Durch Umsetzung
kann man die freien Säuren oder deren Alkalisalze erhalten. Am besten sulfuriert man
zwischen 30 — 00°, führt die Mischung in das neutrale Kalksalz über und setzt noch in Form
von Kalkmilch auf das Guajacol berechnet V2 Molekül Atzkalk zu. Dann scheidet sich
das basische Kalksalz der p-Säure ab. In der Lösung bleibt das o-Salz. Guajacolsulfo-
säure soll unangenehme Nebenwirkungen haben^).
Einhorn*) stellt die Salze der Guajacolcarbonatmono- und disulf osäure her, indem
er auf 2 Mol. eines guajacolsulfosäuren Salzes resp. auf molekulare Mengen von Guajacol
und guajacolsulfosaurem Salz Phosgen bei Gegenwart von Alkalien oder analog wirken-
den Basen einwirken läßt. Die Salze sind in Wasser leicht löslich und sollen einen besseren
Geschmack als Thiocol haben.
Hoff mann - Laroche*) stellen Guajacol-5-sulfosäure her, indem sie Acidylguaja-
cole mit oder ohne Zusatz von wasserbindenden Mitteln sulfurieren, das Produkt verseifen,
nach Entfernung der Schwefelsäure die Sulfosäure isolieren. Die in DRP. 188 506 beschrie-
bene Guajacol-o-sulfosäure ist die Guajacol-m-sulfosäure").
Guajacol-5-monosulfosäurecarbonat') erhält man aus Guajacolcarbonat ohne äußere
Wärmezuifulu: mit konz. Schwefelsäure imd scheidet die gebildete Sulfosäure als solche
oder als Salz ab.
Eine wasserlösliche Verbindung aus den Dinatriumsalzen der Guajacol-4- und S-.sulfo-
säure imd Casein erhält man, indem man die konzentrierte wässerige Lösung dieser Salze
auf Casein in wässeriger Suspension einwirken läßt und die Lösung im Vakuum ver-
dampft*).
Die Sanatogenwerke stellen wasserlösliche Eiweißpräparate aus den Dinatriumsalzen
der Guajacol-4- und 5-sulfosäure und Casein in der Weise her, daß sie die Dinatriumsalze
der bei der Sulfurierung von Guajacol unter 100° nebeneinander entstehenden Guajacol-4-
und 5-sulfosäure bzw. die konzentrierte wässerige Lösung dieser Salze entweder auf Casein
in wässeriger Suspension einwirken lassen und die erhaltene Lösung bei niederer Tem
peratur, am besten im Vakuum, zur Trockene eindampfen oder auf Casein in äther-alko-
holischer Suspension oder in Gegenwart anderer indifferenter organischer Lösungsmittel
einwirken lassen imd das Reaktionsprodukt durch Filtration und Trocknen von den orga-
nischen Lösungsmitteln befreien^). Die Lösungen der Mononatriumsalze von den bei
der Sulfurierung bei 100° nebeneinander entstehenden Guajacolsulfosäuren läßt man auf
die Natriumsalze von Casein oder Albuminat einwirken und bringt die Lösungen im Vakuum
zur Trockne oder fällt sie mit Alkoholäther ^"j.
Daß bei der Sulfurierung von Guajacol o-Sulfosäuren entstehen, ist unrichtig, ^äel-
mehr entstehen in annähernd gleicher Menge eine leicht lösliche m- und eine schwer lös-
liche p-SuKosäure. Guajacol-m-sulfosäure erhält man neben wenig Guajacol-sulfosäure,
indem man Brenzcatechin-p-suLfosäure oder deren Salze mit methyüerenden Mitteln
behandelt").
Während die Salze der leicht löslichen o-Giiajacolsulfosäure thera-
peutische Anwendimg finden, sind die Salze sowie die freie p-Guajacolsnlfo-
säure therapeutisch nicht anwendbar, da sie üble Einwirkungen auf den
Magen haben.
Das Kaliumsalz der o-Guajacolsiüfosäiire ist bittersilß, leicht löslich und
kommt unter dem Namen Thiocol in den Handel.
1) DRP. 109 789 (nichtig erklärt). ^) Hoff mann - Laroche, DRP. 232 645.
') Siehe Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis *) DRP. 203 754.
») DRP. 212 389. «) Paul, BB. 39, 2773 (1906). ') DRP. 215 050
8) Erich Bohlen, DRP.-Anm. B. 53 315.
") Bauer & Co., Sanatogenwerke, DRP. 229 183.
W) DRP. 231 589, Zusatz zu DRP. 229 183. ") DRP. 248 155.
588 Antiseptica und Adstringentia.
Guajacyl ist guajacolsiilfosaures Calcium, welches wie Guajacol wirken soll i).
Wie aus dem Guajacol selbst, so wurden auch aus aliphatischen Kreosot- und Guajacol-
estern Sulfosäuren dargestellt-), indem man diese mit etwas überschüssiger Schwefelsäure
schüttelt, ohne die Temperatiu höher als 150° steigen zu lassen.
So wurden die Sulfosäviren des Isovalerylguajacols, Isovalerylkreosot, Kreo-
sotal (Kreosotcarbonat), Acetylguajacol, Formylkreosot gewonnen.
Fahlberg, List & Co. stellen Isohomobrenzcatechin dar (1 -Methyl- 2. 3-dioxybenzol),
indem sie Salze der 3-Chlor-2-oxy-l-methylbenzol-5-sulfosäure mit Ätzalkalien verschmel-
zen und aus der erhaltenen l-Methyl-2.3-dioxybenzolsulfosäure die Sulfogruppe abspalten^).
Formylkreosot bildet sich, wenn man konz. Ameisensäure mit Kreosot in molekularer
Menge 8 Stunden am Rückflußkühler erhitzt und dann mit Lauge behandelt.
Die therapeutische Anwendung der verschiedenen Holzteere, die ja unge-
mein phenolreich sind, sich aber durch üblen Geruch und Wasserunlöslichkeit
mancherlei Anwendung entziehen, suchte die Firma Knoll ebenfalls durch
Sulfurierung zu ermöghchen.
Man läßt Holzteer und konz. Schwefelsäure zusammenfließen, erhält das Gemisch bei
100° mid trägt das Reaktionsprodukt in Wasser ein, wobei es sich pulverförmig ausscheidet.
Die so entstandenen Sulfosäuren geben wasserlösliche Salze. Der an-
haftende Geruch kann noch durch Destillation mit Wasserdampf entfernt werden.
Novocol ist monoguajacolphosphorsaures Natron. Es wird dargestellt'') durch Er-
hitzen äquünolekularer Mengen von Guajacol und Phosphoroxychlorid auf 130° durch
8 Stimden, Eintragen in die zur Verseifung des Dichlorids notwendige Menge Wasser,
Neutralisation mit Soda bis ziun Verschwinden der Kongoreaktion, wo dann das Mono-
natriumsalz der Monoguajacolphosphorsäure auskrystallisiert, da es in der gleichzeitig
gebildeten Natriumchloridlösimg nahezu unlöslich ist. Man kann es durch TJmkrystalli-
sieren aus Methylalkohol reinigen und alsdann gegebenenfalls durch Neutralisieren mit der
berechneten Menge Natriumcarbonat in das Dinatriumsalz überführen.
Ebenfalls ein Präparat, aus dem Guajacol im Organismus nicht regeneriert
wird, ist ein Brenzcatechinderivat, das brenzcatechinmonoacetsaure Xatron,
CgBf<CQ„ - ' gewonnen durch Einwirkung von Monochloressigsäure
auf Brenzcatechin bei Gegenwart von einem Alkah, Guajacetin genamit^).
Das Kalksalz dieser Säure wird Calizibram genannt. Es soll antiseptisch und
sedativ wirken.
Brenzcatechinmonoacetsaure entsteht femer*), wenn man ein Alkalisalz eines Säure-
esters des Brenzcatechins, z. B. Monobenzolsulfonbrenzcatechinnatrium mit chloressig-
saurem Natrium behandelt und dann aus dem erhaltenen Produkt die Benzolsulfosäure
durch Erllitzen mit .\lkalilösung abspaltet. Die Reaktion erfolgt folgendermaßen:
C"eH.<C ; l^^_ . c^H, + CICH, • COONa = C,H,<C '. to^-C^B^" " ^'^'-
Femer') entsteht sie durch Abspaltung einer Glykolgruppe aus der Brenzcatechin-
diacetsäure, indem man deren Natrivimsalz mit Wasser oder einem Molekül Alkali unter
Druck auf 160 — -IVO" erliitzt. Brenzcatechindiacetsäure erliält man diu-ch Einwirkung von
zwei Molekülen Chloressigsäiue auf ein Molekül Brenzcatechin.
Man erhält sie auch, indem man über Guajacoloxacetsäure Bromwasserstoffsäure
leitet oder sie mit konz. Salzsäure im geschlossenen Bohr auf 100° C erwärmt. Ebenso
kann man von der Eugenoloxacetsäiu'e ausgehend zu der Propyloxyphenoxacetsäure
gelangen.
Guajacetin ist fast geschmacklos vmd in Wasser löshch. Die unangenehmen
Nebenerscheinungen vom Magendarmkanal, sowie Kopfschmerz und Schwindel,
1) Journ. de Pharm, et Chim. 1898, I, 324. «) DRP. 94 078.
3) DRP. 256 34.5. *) G. Richter. Budapest. DRP. 237 781.
') DRP. 87 386. ») DRP. 87 668. ') DRP. 87 669.
Aromatische Antiseptica. 589
die dem Gebrauche des Guajacetins folgen, treten häufig auch bei Verwendung
des Ki'eosots und Guajacols auf^).
Naturgemäß ist Guajacetin kein Guajacol-, sondern ein Brenzcateehin-
derivat; da es analoge therapeutische Anwendung wie Kreosot und Guajacol
und mit ähnlichem Erfolg findet, so muß man annehmen, daß nicht nur Guajacol,
sondern auch Brenzcatechin als Ausgangssubstanz zur Darstellung gleichwertiger
Kreosotersatzmittel dienen kann.
In gleicher Absicht wurden von Cutolo und Auwers und Haymann die
Guajacoloxacetsäure dargestellt.
Auch von Guajacol
„„ ^OCHj (1)
'-6^4 -^oH (2)
ausgehend hat man nach der Schmitt sehen Methode die Carbonsäure dar-
gestellt, wobei man eine Substanz folgender Konstitution und Stellung erhält.
COOH (1)
CeH3<0H (2)
-OCH3 (3)
Doch hat diese Substanz keine therapeutische Anwendung gefunden, Was wohl
auf die Abschwächung der Guajacolwirkung durch den Eintritt der Carboxyl-
gruppe zurückzuführen ist.
Die schwer löshche Guajacolcarbonsäure ") wirkt antiseptisch, zeigt aber
vor dem Guajacol keine verwertbaren Vorzüge.
Man kann die entfiebenide Wirkung der Brenzcatechin-o-carbonsäure und ihrer Kern-
homologen dadurch erheblich verstärken, wenn man diese Säuren nach den übUchen Me-
thoden mit organischen Säuren verestert. Man behandelt die hydroxylierten Verbindimgen
mit Anhydriden und Säurechloriden. Beschrieben sind Diacetylbrenzcatechin-o-carbon-
säure, Dipropionylbrenzcatechin-o-carbonsäure, Diacetylglykolylbrenzcatechin-o-carbon-
säure und Diacetylhomobrenzcatechin-o-carbonsäure^).
Brenzcatechin-o-carbonsäure und ilire Kernhomologen erhält man, wenn man die
am Sauerstoff durch Alkyl oder Aralkyl substituierten Derivate dieser Säure mit verseifen-
den Mitteln, wie starken Mineralsäuren oder Aluminiumchlorid behandelt. Guajacol-
o-carbonsäiu-e liefert beim Erhitzen mit konz. Salzsäure imter Druck auf 140° in 4 Stunden
Brenzcatechin-o-carbonsäure, Homobrenzcatechin-o-carbonsäure erhält man aus Kresol-
o-carbonsäure. Monobenzylbrenzcatechin-o-carbonsäiire, aus Monobenzylbrenzcatechin-
natrium und Kohlensäure, gibt beim Erhitzen mit Bromwasserstoffsäiu'e Brenzcatechin-
o-carbonsäure * ).
Interessant ist noch folgende Kombination, welche auch keine praktische
Verwendung gefunden. Es ist dies die Darstellung von Alphoxylessigsäure-
alphylestern^) und deren Homologen. Diese Körper spalten sich angeblich
im Darme in zwei Moleküle Phenol, was wohl höchst unwahrscheinlich und
wohl auch unrichtig ist.
Man stellt sie dar durch Kondensation von Phenoxylessigsäuren mit den Phenolen
bei Gegenwart eines Kondensationsmittels. Es können als Ausgangssäuren dienen: Phen-
oxylessigsäure, Naphthoxylessigsäure usw.
Dargestellt wurden in dieser Gruppe : Phenoxylessigsäurephenylester, Phen-
oxylessigsäureguajacylester, o-Kresoxylessigsäure-o-kresylester, o-Kresoxyl-
essigsäiureguaiacylester, m-Kresoxylessigsäure-m-kresylester, m-Kresoxylessig-
säureguajacylester, p-Kxesoxylessigsäureguajacylester, /S-Naphthoxylessigsäure-
m-kresylester.
Von B a y e r - Elberfeld wurde wegen seiner Resorptionsfähigkeit und Reizlosig-
keit auf der Haut zur äußerlichen Verwendung Athylglykolylguajacol sehr empfohlen.
1) Zentr. f. inn. Med. 20. VI. 1896. -) Bayer, DRP. 287 960.
'■>) Bayer, DRP. 281 214. *) DRP. 51381. ^) DRP. 85 490.
590 Antiseptica und Adstringentia.
Zu diesem Zwecke werden Guajacol, Kreosot oder deren Derivate mit Hilfe von Alkyloxy-
essigsäure oder deren Derivate esterifiziert, z. B. Guajacol in verdünnter Lauge gelöst und
mit Athoxyessigsäurechlorid geschüttelt. Man erhält Äthylglykolylguajacol CjHj • O • CH„
• COO • C,Hj • OCH3. Die Substanz ist em 01.
Die Carbamate des 1.3-Dialkylpyrogalloläthers') sollen antituberkulöse Wirkimgen
haben, und zwar besser als die Pyrogalloläther selbst, was dadurch erklärt werden soU,
daß die Pyrogalloläther im Organismus zu rasch in Form von Coerulignon eliminiert werden,
während die Carbamate nur nach und nach Pyrogalloläther abspalten. Man stellt 1.3-Di-
methylpyrogallolcarbamat dar, indem man in die trockene ätherische Lösung des PjTO-
galloldimethyläthers unter starker Kühlung eine ätherische Lösung von Carbaminsäure-
chlorid zusetzt. Nach mehreren Stimden werden die ausgeschiedenen Krystalle abgesaugt
und aus Alkohol umkrystallisiert. Mit Alkalien ist die Verbindjing verseifbar. Den Di-
alkyläther-), der sonst nur in kleinen Mengen im Buchenholzteer vorkommt, erhält man
beim Erhitzen von Trialkylpyrogalloläthern und Trialkyläthern der Gallussäiu-e, in wäs-
seriger oder alkoholischer Lösung mit Ätzalkalien oder Erdalkalien unter Druck, und zwar
im Autoklaven bei 195—200°.
Einhorn in München^) stellt gemischte basische Carbonate der Phenole und Alkohol-
basen dui-ch Einwirkung basischer Alkohole auf die Chlorkohlensäureester der Phenole
her. Diese Verbindungen sind wasserlöslich und sollen als interne Antiseptica wertvoll
sein, da sie im Organismus Phenol abspalten. Die Chlorkohlensäureester der Phenole kann
man aus diesen durch Umsetzung mit Phosgen in BenzoUösung in Gegenwart von Chinolin
herstellen. Beschrieben sind Eugenolkohlensäurediäthylaminoäthylester, C5H3(C3H4)
(OCH3)OCOOC2H4N(C2H5)2, ferner Eugenolkohlensäurepiperidoäthylester, dann Thymol-
kohlonsäurediäthylaminoäthylester, Guajacolkohlensäurediäthylaminoäthylester, /i'-Naph-
tholkohlensäurediäthylaminoäthylester, Carbodiäthylarainoäthoxysalicylsäuremethylester
CeH4(COOCH3)0 • CÖOC2H4 • NCCäH^)., , dann Carbodiäthylaminoäthoxysalicylsäureäthyl-
ester, Carbodiäthylaminoäthoxy-p-oxybenzoesävu-emethylester.
Einhorn - München*) stellt Alkyläther und durch basische Reste im Alkylrest sub-
stituierte Alkyläther der Phenole und Derivate derselben her, indem er die Carboxylalkyl-
ester von Phenolen oder deren Substitutiousprodukte mit Ausnalime des Guajacoläthyl-
carbonates bzw. die im Alkyl durch basische Rest« substitmerten Carboxylalkylester der
Phenole, eventuell in Gegenwart eines Katalysators erhitzt, z. B. in Gegenwart von Chlor-
zink. Dabei wird Kohlensäiu-e abgespalten und es entstehen die Phenolalkyläther. Man
erhält z. B. aus /J-Naphtholkolilensäuremethyloster /?-Naphtholmethyläther, während bei
der gleichen Reaktion aus Guajacolkohlensäuremethylester Dimethylbrenzcatechin ent-
steht. Aus Resorcindikohlensäurediäthylester entsteht Resorcindiäthyläther, aus Guajacol-
kohlensäureäthylester entsteht neben Guajacolcarbonat Äthylguajacol.
Aus Resorcinmonokohlensäureäthylester erhält man Resorcinmonoäthyläther, aus
Guajacolkohlensäurediäthylaminoäthylester erhält man Diäthylaminoäthylguajacol. Aus
Carbodiäthylaminoäthoxy-p-benzoesäiu'emethylester entsteht Diäthylamino-p-oxybenzoe-
säuremethylester
p „ .0 ■ COOC2H4 . N(C2H5)2 (.r. ^O- C2H4 • N(C^-B^)^
^6J^4'^cOOCH3 ^« *^C00CH3
Aus ThjTnolkohlensäurediäthylaminoäthylester erhält man Diäthylaminoäthylthymol
^CH3
O • CHj • CH, ■ N(C2H5)2
Aus EugenoIkohlensäurediäthylaminoäthylest«r erhält man Diäthylaminoäthyleugenol
/C3H5
CgIi3C"OCH3
^O • CH2 • CH2 • N(C2H,;)2
Es muß trotz der massenhaften Anwendung der Kreosotpräparate ent-
schieden hl Abrede gestellt werden, daß noch irgendem Bedürfnis nach einem
neuen Präparat mit Kxeosotwirkung besteht.
Ais billiges Ersatzmittel des Kreosots und Guajacols wurde, ohne wesent-
lichen Eingang zu finden, Solveol empfohlen. Es ist dies ein Gemenge der in
Wasser imlöslichen isomeren Kresole in p-kresotinsaurem Natrium klar gelöst
1) Baseler Chemische Fabrik, DRP. 181 593.
-) Baseler Cliemische Fabrik, DRP. 162 658.
2) DRP. 224 108. *) DRP. 224 160.
Aromatische Antiseptioa. 591
(siehe S. 546). Von dendrei isomeren Kresotinsäuren ist nur die p-Kresotinsäure
allein, welche mit Nutzen therapeutisch zu verwenden ist. Die wasserunlösh'chen
Kresole lösen sich wie in Seifenlösmigen, ebenso in kresotinsaurem und sahcyl-
saurem Natron. Die interne Anwendung der Kresole gibt analoge Resultate
wie die Kreosotbehandlung, ohne aber Vorzüge zu besitzen.
Zimtsäare.
Landerer hat in einer Reihe von Versuchen auf die Erfolge der Zimtsäure-
behandlung bei Tuberkulose hingewiesen. Leider hat die Zimtsäure CgHj • CH :
CH-COOH, deren starke Wirkimg wohl auf die doppelte Bindimg zurück-
zuführen ist, den Nachteil, daß man sie intravenös injizieren muß. Sie macht
starke Leukocytose, indem sie positiv chemotaktisch und auch entzündungs-
erregend wirkt^).
Zimtsaures Natrium wirkt ähnlich wie phenylpropriolsaures Natrium, wahr-
scheinlich durch die ungesättigte Gruppe. Cumarinsaures Natrium CsH4(0H)
• CH : CH • COONa hat dieselbe Wirkung in ganz außerordenthch erhöhtem
Maße, die m-Verbindung stärker, die p-Verbindimg weniger stark als die o-Ver-
bindimg*).
Zimtsäureester von Oxyarylurethanen, -hamstoffen und -thiohamstoffen, welche
insbesondere bei der Tuberkulose angewendet werden sollen, erhält man, wenn man z. B.
p-Oxyphenylhamstoff in natronalkalischer Lösung mit einer ätherischen Zimtsäurechlorid-
lösung behandelt; so entsteht Cinnamoyl-p-oxj'phenylhamstoff. Durch Erhitzen mit
Zimtsäiu-echlorid erhält man aus p-Oxj-phenylurethan Cinnamoyl-p-oxyphenylurethan.
Dieselbe Substanz erhält man auch aus Zimtsäure-p-oxyphenylurethan und Phosphoroxy-
chlorid. Man kann auch Zimtsäureanhydrid verwenden und direkt zusamnaenschmelzen.
Femer ist beschrieben Cinnamoyl-p-oxy-phenylthioharnstoff^).
Ihre Verwendung als Guajacolester ■wiu'de S. 583 erwähnt. Auch in Ver-
bindung mit Kresol als Cinnamcyl-m-kresolester, Hetokresol genannt, wird sie
als in Wasser unlösUches Streupulver für abgeschabte tuberkulöse Wunden
verwendet.
Die Zimtsäureester des Phenols, p-Kxesols, o-Kresols und Guajacols
haben sich als wertlos erwesen, insbesondere für antiseptische Zwecke (Streu-
pulver), da sie starke lokale Reizungen und Entzündungen hervorrufen.
m-Kresolzimtsäureester ist hingegen imgiftig. Er wird durch Kondensation von
m-Kresol mit Zimtsäure in ToluoUösung durch Phosphoroxychlorid bei 110 bis
120° erhalten*).
Femer wurden Derivate des m-Kresols, in welchen ein Kernwasserstoff
durch Alkyl oder Oxj-alkyl ersetzt ist, mit Zimtsäure kondensiert. Diese
Ester haben eine höhere bactericide Wirkung und leiden nicht beim Sterih-
sieren. So wurden dargestellt Zimtsäure-p-methoxy-m-kresolester und Zimt-
säurethymolester ^) .
Elbon ist Cinnamoyl-p-oxyphenylhamstoff, es wurde mit wenig Erfolg bei
Tuberkulose versucht, ebenso bei Pneumonie*).
* *
*
Zwei Absichten hegen der Darstellung der zahlreichen Abkömmlinge des
Kreosots und Guajacols zugrunde. Die empirisch festgestellte günstige Beein-
flussung tuberkulöser Prozesse durch die Anwendung des Kreosots und des einen
') Landerer, Behandlung der Tuberkulose mit Zimtsäure, Leipzig 1898.
-) Gilbert Morgan, Pharmazeut. Journ. 4, 20, 816.
^) Gesellschaft für chemische Industrie in Basel, DRP. 224 107.
*) DRP. 99 567. ^) DRP. 107 230.
*) Johannessohn, Progres m^d. 1913, Nr. 45.
592 Antiseptica und Adstringentia.
■wirksamen Bestandteiles, des Guajacols, zeitigte eine ausgebreitete Anwendung
dieser Präparate, denen nur die Giftigkeit, welche zum Teile durch Ätzwirkung
bedingt war, der schlechte Gieschmack und die WasserunlösHchkeit hindernd
im Wege standen.
Die Giftigkeit und Ätzwirkung zu vermeiden, indem man zugleich ge-
schmacklose Derivate meist nach dem Salolprinzipe darstellte, war der End-
zweck der Darstellung der einen Reihe von Derivaten, denen aber der Mehr-
zahl nach der Nachteil des Kreosots und Guajacols, die WasserunlösHchkeit,
anhaftete.
Die Wasserlöslichkeit zu erzielen, war die andere Absicht, welcher aber
die Geschmackskorrektur, oft zum Opfer fiel, da die so dargestellten Substanzen
einen bitteren Geschmack zeigten und eine wesentUche Abschwächung der Wir-
kung im Falle des Sulfm-ierens unvermeidUch war.
Es gebührt daher in dieser Gruppe den dm-ch Veresterung des Hydroxyls
gewoiuienen Körpern imbestreitbar der Vorrang in der therapeutischen Anwen-
dimg.
Wir woUen noch bemerken, daß von den im Kreosot enthaltenen wirksamen
Bestandteilen nur das Guajacol in reinem Zustande Verbreitung gefunden,
während das weniger giftige Kjeosol, welches analoge Wirkung zeigt, bis nun
keine Beachtung erlangte. Es scheinen ihm trotz geringer Giftigkeit keine
wesentlichen Vorzüge gegenüber dem Guajacol zuzukommen.
Dem Guajacol kommen neben seinen antituberkulösen und anästhesierenden
auch erhebüche antiseptische Wirkungen zu, die besonders bei germger Giftig-
keit seine Verwendung als Darmantisepticum zur Herabminderung der Fäulnis-
prozesse im Darm ermöghchen. Zu gleichem Zwecke werden die analog wirken-
den Substanzen: Menthol, Eugenol, Isoeugenol, Eucalyptol empfohlen, ebenso
gegen Phthise, wie zur Darmdesinfektion. Aus diesem Grunde wurden auch
die angeführten Substanzen in geschmacklose und nicht ätzende umgewandelt,
nach Verfahren, die beim Guajacol ausführlich behandelt werden.
Eucalyptol kann man mit dC- oder /i-Naphthol verbinden, werm man äqui-
molekulare Mengen der beiden Substanzen zusanunenschmilzti).
Aus Eucalyptol und Formaldehyd wird eine Verbindung dargestellt, indem man die
beiden Substanzen unter Zusatz eines Kondensationsmittels aufeinander einwirken läßt,
so z. B. Eucalyptol mit Trioxymethylen und Lauge auf 100° erhitzt imd das Reaktions-
produkt mit Äther avisholt und mit Wasser wäscht^).
Antiseptica der Chinoliiireihe.
Nach den Untersuchungen von Donath') wirkt ChinoUn stark antisep-
tisch, ist aber gegen Hefezellen auffälligerweise ganz unwirksam. Der Eintritt
von Methylgruppen, wie von AJkylen überhaupt, in das Molekül des Chinohns
erhöht die antiseptische Kraft dieser Substanz.
Vom Chinolin beziehmigsweise vom Oxychinolin aus kann man zu einem
für äußerliche Anwendung gut verwendbaren Desinfektionsmittel, Chinosol*)
genaimt, auf folgende Weise gelangen:
Man löst o-Oxychinolin in siedendem Alkohol und trägt auf 2 Mol. der Base 1 Mol.
Kaliumpyrosulfat ein und kocht das Ganze 12 Stunden lang. Hierauf erstarrt beim Ab-
kühlen die Flüssigkeit zu einem Krystallbrei^).
') DRP. 100 551. 2) Henschke in Müncheberg, DRP. 164 884.
=>) BB. 14, 178, 1769 (1881); s. S. 175. *) DRP. 88 520.
^) Carl Brahm, HS. 38, 439 (1899).
Jodoform und seine Ersatzmittel. 593
Die Angabe, daß die Verbindung chinophenolschwefekaiires Kali ist, ist
unrichtig. Chinosol ist o-OxychinoIinsulfat.
o-Oxychinolindoppelsalze erhält man aus mehrbasischen Säuren, Alkalihydroxyd
und o-Oxychinolin. Beschrieben sind die Doppelsalze der Phosphorsäure, Weinsäure,
Citronensäure, Schwefelsäure ').
Nach Eingabe von Chinosol, von dem behauptet wurde, daß es oxy-
chinolinsulfosaures Kalium sei, fand sich im Harne der Versuchstiere o-Oxy-
chinohnglykuronsäure. Da aus ätherschwefelsauren Salzen im Organismus
aber der organische Spaltung nicht regeneriert werden kaim, untersuchte
Brahm Chinosol und fand, daß es weder eine Ätherschwefelsäure, noch eine
Sulfosäure des Chinolins ist, sondern ein Gemenge von o-Oxychinolinsulfat
mit Kaliumsulfat.
Unter dem Namen Oxychinaseptol oder Diaphterin wurde eine Substanz
in den Handel gebracht, die eine Verbindung der o -Phenolsulf osäure mit 2 Mole-
külen Oxychinolin sein soll, von denen das eine an die Hydroxylgruppe, das
andere an die SuLfogruppe der PhenolsuLfosäure gebunden ist. Es ist also oxy-
chinolin-o-phenolsulfosaiu:es Oxychinohn. Dieser Körper hat angeblich starke
antiseptische Wirkungen, ist dabei relativ ungiftig, in Wasser klar löslich, ätzt
die Wunden nicht, macht auch keine Ekzeme, ist aber zur Desinfektion von
Listrumenten nicht verwendbar, weil er dieselben schwarz färbt.
Die Darstellung geschieht in der Weise, daß man 2 Mol. o-Oxychinolin, 1 Mol. Phenol
und 1 Mol. Schwefelsäure aufeinander einwirken läßt unter Zusatz von mindestens 3 Mol.
Wasser und Erwärmen der IMischung^).
Neutrale o-Oxychinolinsalze mit mehrbasischen Säuren lassen sich aus der Lösung
darstellen, wenn man jedes Verdampfen des Lösungsmittels vermeidet und die Mengen-
verhältnisse von Base, Säure und Lösungsmittel so wählt, daß das neutrale Salz aus der
Lösung unmittelbar ausfällt^).
Man erhält o-OxychinolinsuUosäure von F. 310 — 313° (vieüeicht 8-Oxychinolin-
7-sulf osäure ), wenn man konzentrierte Schwefelsäure auf die Base bei einer wenig über deren
Schmelzpunkt liegenden Temperatur einwirken läßt^).
Jodoform und seine Ersatzmittel.
Die therapeutischen Untersuchungen von Mosetig haben gezeigt, daß
Jodoform CHJ3, auf welches schon Moleschott hingewiesen hat, in der Chirur-
gie als trockenes Antisepticum die vorzüglichsten Dienste leistet. Insbesondere
seine heilungbefördernden, granulationerregenden Wirkungen haben diesem
so ungemein kräftig antiseptisch wirkenden Stoff jene weittragende Bedeutung
für die Medizin verheben. Die Wirkungen des Jodoforms lassen sich wohl zwang-
los durch den hohen Jodgehalt dieser Verbindung erklären, aber es ist zu be-
achten, daß die antiseptische Kraft des Jodoforms nicht dieser Substanz selbst
zukommt, sondern daß sie sich erst entfaltet, wenn Jodoform mit Gteweben
oder Gfewebssäften in Berührung kommt, daß es also erst zu einer Abspaltung
von jodhaltigen Substanzen oder von freiem Jod kommen muß. Aber diesem
so vorzügUchen Mittel, welches ja das erste Trockenantisepticum war und das
erste Wundstreupulver, das wir überhaupt besessen, und dessen Bedeutung
trotz der Ersatzmittel, deren eine Legion vorhanden, nur infolge des Über-
ganges von der Antisepsis zur Asepsis zurückgegangen ist, haften eine Reihe
von Nachteilen an, die man nicht bei jeder Art der Therapie mit in den Kauf
nehmen wiU. So vor allem der eigentümhche äußerst charakteristische und die
1) Fritzsche, DRP. 283 334.
-) DRP. 73 117. — Emmerich, Münchener med. Wochensclir. 1892, Nr. 19. —
Ther. Mon. T, 26.
ä) Fritzsche, Hamburg, DKP. 187 943. *) Fritzsche, Hamburg, DRP. 187 869.
Fränkel. Arzneimittel-Synthese. 5. Äull. 3g
594 Antiseptica und Adstringentia.
Jodoformanwendung verratende Geruch, welcher bei der großen Flüchtigkeit
der Verbindung, selbst bei Anwendung kleinster Mengen, nicht zu verkennen ist.
Femer neigen eine Reihe von Individuen ungemein leicht bei Anwendung des
Jodoforms, welches man durchaus nicht zu den reizlosen Präparaten zählen
kami, zu Ekzemen, die zu den imangenehmsten Nebenerscheinungen führen
können. Ein weiterer Nachteil ist die häufig eintretende Jodoformvergiftung,
die man wohl jetzt diu'ch die Kenntnis dieser Erscheinung schon durch die Art
der Anwendung zu vermeiden gelernt hat.
Die Darstellung des Jodoforms hat im Laufe der Zeit manche Veränderung
und Verbilligung erfahren.
Bekanntlich erhält man Jodoform, wenn man Alkohol oder Aceton mit kaustischem
oder kohlensaurem Alkali erwärmt und metallisches Jod einträgt. Man kann es auch dar-
stellen, indem man Natriumhypochlorit, Aceton, Natron, Jodnatrium und Wasser reagieren
läßt. Da nach Adolf Lieben aus allen Körpern, welche die Gruppen CH3 ■ CHj • O. . .,
CHj • CH{OH) • C. . ., enthalten, Jodoform entstehen kann, kann man von verschiedenen
Substanzen zu diesem Körper gelangen. Jedocli kann in der Praxis nur die Darstellung
aus Alkohol oder Aceton eine technische Bedeutung erlangen. Die Nachteile dieser Dar-
stellvmg bestehen nur darin, daß ein Teil des Jods JodkaHiun bildet, aus dem es immer
meder regeneriert werden muß. Es wurde auch vorgeschlagen, statt nach den bekannten
üblichen Methoden vorzugehen, Jodoform sowie auch Bromoform und Chloroform auf
elektrolytischem Wege^) aus den entsprechenden Halogenverbindungen der Alkalien bei
Gegenwart von Alkohol oder einer gleichwertigen Substanz in der Wärme zu gewinnen.
Eine wässerige Lösung von Jodkalium wird mit Alkohol versetzt luid in der Wärme imter
fortwährendem Einleiten von Kohlensäure elektrolysiert, wobei sich Jodoform ab-
scheidet. Bei der Gewinnung von Bromoform und Chloroform unterbleibt das Einleiten
von Kohlensäure.
Otto hat ein Verfahren vorgeschlagen, eine Lösiuig von Jodkalium in SOproz. Alkohol
auf 50° zu erwärmen und Ozon hindurchzuleiten, wobei sich Jodoform abscheidet. Man
setzt mit Vorteil etwas Natriumcarbonat zu und leitet so lange Ozon ein, bis das ganze
Jodkalium verbraucht ist^).
Die Versuche, Jodoform geruchlos zu machen, erstreckten sich in der ersten
Zeit nur darauf, den Gieruch deckende Substanzen dem Jodoform beizugeben,
Versuche, die nicht so sehr in das Gfebiet der synthetischen Chemie, als vielmehr
in das der pharmazeutischen Zubereitung gehören. Durch Zusatz von Teer z. B.
wurde das sogenannte Jodoformium bituminatum hergestellt, in welchem der
Greruch wohl abnimmt; hingegen erhält man die reizenden Eigenschaften des
Teers als unerwünschte Beigabe zum Jodoform. Die Mehrzahl der französischen
Jodoformpräparate, welche wegen ihres schwachen Geruches sehr beliebt waren,
enthält Cumarin oder ähnhche Riechstoffe, die zur Verdeckung des Geruches
beitragen.
Auf synthetischem Wege versuchte man durch Paarimg des Jodoforms mit
einem zweiten geruchlosen Körper die Flüchtigkeit der Verbindung herab-
zusetzen und auf diese Weise zu geruchlosen Substanzen zu gelangen. Diese Ver-
suche bewegten sich in jeder Beziehung mit sehr mangelhaftem Erfolge in zwei
Richtungen, erstens in der Darstellung von Verbindmigen des Jodoforms mit
einem anderen Antisepticum luid in Verbindung des Jodoforms mit einem in-
differenten Körper, wie Eiweiß. So gelingt es, Jodoform mit dem antiseptisch
wirkenden Hexanmethylentetramin (CH2)6N4 in der Weise zu kuppeln, daß man
ein Präparat, welches 75% Jodoform enthält und keinen so hervorstechenden
Jodoformgeruch besitzt, erhält, das man Jodoformin benannt hat^).
Zu diesem Zwecke wird Hexamethylentetramin und Jodoform in Alkohol gelöst, aus
dem bei passender Konzentration Jodoformhexamethylentetramin als weiße Verbindung
herausfällt.
1) DRP. 29 771. -) DRP. 109 013. =) DRP. 87 812.
Jodoform und seine Ersatzmittel. 595
Diese Verbindung hat den Nachteil, daß sie bei bloßer Berührung mit
Wasser sich in ihre beiden Komponenten zerlegt, wobei naturgemäß der Jodo-
formgeruch wieder zum Vorschein kommt.
Ebenso wie vom Hexamethylentetramin kann man von den Halogenalkyl- und Alkyl-
derivaten des Hexamethylentetramins zu geruchlosen Jodoformverbindungen gelangen,
wenn man diese Verbindungen mit Jodoform in alkoholischer Lösung zusammenbringt,
wobei dann das Additionsprodukt herauskrystallisiert.
Eine so dargestellte Verbindung, Äthyljodidhexamethylentetraminjodo-
form CgHj2N4 • CjHjJ • CHJj wurde unter dem Namen JodoformaP) für kurze
Zeit in die Therapie eingeführt, doch konnten sich beide Präparate dieser Art,
Jodoformin und Jodoformal, aus dem Grunde im Gebrauche nicht behaupten,
weil diu-ch ihre Darstellung die Absicht, ein tatsächlich geruchloses Jodoform
zu erhalten, keineswegs erreicht war, was an der leichten Zersetzlichkeit der
Verbindung liegt. Beim Jodoformal ist auch die Äthyljodidkomponente an der
Jodwirkung beteiligt.
Ein Verfahren, welches beim Tannin mit Erfolg verwendet wurde, um ein
unlösliches Gerbsäurepräparat zu erhalten, wurde in analoger Weise auch zur
Darstellung von fast geruchlosen Verbindungen des Jodoforms mit Eiweiß-
körpern verwendet [Jodoformogen^)].
Wenn man Eiweißlösungen bei Gegenwart eines Eiweißfällungsmittels, wie Alkohol,
mit einer Jodoformlösung, etwa einer alkoholisch-ätherischen, zusammenbringt, so erhält
man einen Niederschlag, der aus Eiweiß und Jodoform besteht. Während ein solcher
Niederschlag, wenn man ihn trocknet, an Jodoformlösungsmittel das Jodoform wieder
abgibt, gelingt dies nicht mehr, wenn die so gewonnene Verbindimg bei 120° getrocknet
wird^). Statt des Eiweißes kann man Pepton, Casein usw. anwenden, es ist aber zu bemer-
ken, daß es sich hier keineswegs, wie etwa beim Tannin, um eine chemische Verbindung
zwischen dem Eiweiß und Jodoform handelt, sondern es kommt hier einfach eine Umschlie-
ßxmg des Jodoforms durch koaguliertes Eiweiß zustande.
Das Problem, geruchloses Jodoform darzustellen, welches ja an sich aus
dem Grunde nicht lösbar ist, weil der Körper als solcher imd nicht eine Ver-
unreinigung den Geruch bedingt und es sich ja nur bei den sogenannten Jodo-
formpräparaten um Verbindungen mit anderen Substanzen handeln könnte, ist
aus dem Grunde für den Chemiker von germgerem Interesse, Weil wir eine große
Reihe vortrefflicher Jodoformersatzmittel sowohl jodhaltiger als auch jodfreier
besitzen, die geruchlos sind und denen auch andere Nebenwirkungen des Jodo-
forms fehlen und wir ja nur durch ganz bestimmte Umstände in manchen Fällen
verhindert sind, das sonst so vorzügliche Jodoform in Anwendung zu ziehen,
durch Umstände, die keineswegs im Wesen des Präparates selbst liegen, sondern
vielmehr durch gesellschaftliche Rücksichten oder durch Neigung zu Jodoform-
ekzemen oder Jodoformvergiftungen bedingt sind. Ein anderer Umstand ist,
daß Jodoform als solches noch kein Antisepticum ist, ja daß man dasselbe auch
nicht sterilisieren kann, weil es sich zu leicht zersetzt und verflüchtigt. Man wollte
dieses dirrch Zusatz von einem Antisepticum zum Jodoform korrigieren und
schlug vor, Paraformaldehyd (HC0H)3 dem Jodoform beizumengen, welches
nunmehr sterile und antiseptische Jodoform imter dem Namen Ekajodoform^)
eine unwesentliche Verbreitung fand, da ja Jodoform bei Berührung mit Ge-
weben seine antiseptische Wirkung äußert und aus diesem Grunde jeder Zusatz
eines anderen Trockenantisepticums für überflüssig zu erachten ist.
Die seinerzeit weitverbreitete Anwendung des Jodoforms war ein großer
Anreiz für die Synthetiker, Präj)arate zu schaffen, die sich ebenso als Wund-
streupulver verwenden lassen, die gleichfalls die vorzüghchen granulations-
>) DRP. 89 243. ^) Pharm. Zentralbl. 1898, 189. ^) DRP. 95 580.
*) Thomalla, Ther. Mon. 1897, 381.
38*
596 Antiseptica und Adstringentia.
befördernden Wirkungen besitzen, sich aber durch eine größere Reizlosigkeit
sowie vorzüglich durch die Gieruchlosigkeit vor diesem auszeichnen sollen. Um
so mehr war ein Bedürfnis in der medizinischen Praxis nach solchen Ersatz-
mitteln vorhanden, als der hohe Preis des Jodoforms bei seiner ausgebreiteten
Anwendung jedenfalls hinderlich war und man auch bei Verwendung von
größeren Mengen dieser Substanz mit der toxischen Wirkung dieses so jod-
reichen Körioers rechnen mußte. Das Problem war daher, eine antiseptische
geruchlose, in Wasser unlösliche Substanz zu finden, die bei großer Reizlosig-
keit imd möghchst geringer Giftigkeit auf Wunden granulationserregend,
Heilung befördernd und reinigend wirkt. Diesem Problem trat man nxm auf
die mannigfaltigste W^eise näher. Es ergab sich eine so große Anzahl von Mög-
hchkeiten, nicht nur einzelne Körper, sondern ganze chemische Reihen für
solche Zwecke dienstbar zu machen, daß die praktischen Ärzte, die schließhch
die vielen Präparate anwenden sollten, gänzhch die notwendige Orientierung
unter denselben verloren und aus diesem Grunde je mehr solche Substanzen
eingeführt wurden, sich desto mehr veranlaßt sahen, auf Jodoform selbst, das
Standardpräparat dieser Reihe, zurückzugreifen.
Für die Zwecke der übersichtlichen DarsteUung teilen wir die Körper, die
hier besprochen werden sollen, in halogenhaltige Verbindungen und in Sub-
stanzen, die ihre Wirkung und ihre Eigenschaften wesentlich ihrem Gehalt an
Wismut verdanken. Diese Wismutverbindungen sind in dem betreffenden Ka-
pitel nachzulesen.
Die Einführung von Halogen, insbesondere aber von Jod in aliphatische
und aromatische Verbindungen verleiht diesen reichlich antiseptische Eigen-
schaften. Für die Zwecke, die hier ins Auge zu fassen sind, mußte in erster
Linie nach Substanzen gefahndet werden, die wasserunlöshche Verbindungen
mit Jod eingehen, aus denen der Organismus langsam Jod regenerieren kann.
Daß es für diese Zwecke nicht etwa genügt, daß die Substanzen Jod enthalten,
sieht man leicht beim Jodamylum, in dem das Jod nur mechanisch gebunden
oder in starrer Lösung ist und deshalb zu stark reizend wirkt-. Jod muß eben
in einer Form vorhanden sein, in der es chemisch gebunden, aber doch wieder
regenerierbar ist. Ist die Regeneration im Organismus nicht möglich, so sind
die Präparate dieser Art als Jodoformersatzmittel aus bloßer Rücksicht auf ihren
Jodgehalt nicht zu empfehlen, es mögen denn ihnen andere heilungsbefördernde
Eigenschaften innewohnen, die zu dem Jodgehalt in keiner Beziehung stehen.
Substanzen der aliphatischen Reihe haben wohl aus dem Grunde keine Ver-
wendung in dieser Richtung gefunden, wenn man vom Jodoform absieht, weU
sie zu leicht zersetzbar sind. Eine solche Verbindiuig wie das Di Jodoform C2J4,
welches geruchlos und unlöslich ist, konnte aus diesem Grunde kerne Verbreitung
neben dem Jodoform erlangen. Dazu kommt noch der Umstand, daß es bei
der Anwendung von Jodoformersatzmitteln sehr darauf ankommt, möghchst
voluminöse Substanzen zu haben, um im Gtebrauch der teuren Verbindimgen
sparsam sein zu können, was ebenfalls dem Djiodoform im Wege stand, welches
spezifisch sehr schwer ist^).
Über die Wirkung der Jodderivate des Acetons hegen keine Berichte vor.
Man erhält sie, wenn man Jod mit Acetondicarbonsäure bei Gegenwart einer Jod-
wasserstoff bindenden Substanz in Reaktion bringt. Es entstehen so Perjodaceton und durch
Kochen mit Wasser aus diesem unter Jodabspaltvmg Penta- und Tetrajodaceton^). In
gleicher Weise lassen sich die Bromderivate des Acetons darstellen^).
1) Macoprenne und Taine, Nouv. remed. 1893, 545.
2) DRP. 95 440. 3) j)Rp gg 009.
Jodoform und seine Ersatzmittel. 597
J. Hertkorn in Langschede^) stellt jodhaltige Produkte aus Kondensationsprodukten
von Aldehyden mit Ketonen her durch Jodierung mit Jod oder jodabgebenden Mitteln,
z. B. aus Aceton und Formaldehyd und Jod.
Durch Jodieren des Succinimids bekommt man leicht zersetzbare Derivate
dieses Halogens, welche als Jodoforniersatzmittel versucht wurden, da sie ge-
ruchlos sind.
Das Jodderivat des p-Athoxyphenylsuccinimids'')
/CH3-CO \
I )N ■ C,H, • O • CM± • J2 • KJ
\CH2 — CO /
gewinnt man durch Vermischen einer Lösung von p-Äthoxyphenylsuccinimid in Eisessig
mit einer konzentrierten wässerigen Lösung von Jod in Jodkalium. Es krystallisiert dann
der obige Körper heraus. In gleicher Weise erhält man das Jodderivat des p-Methoxyphenyl-
succinimids. Das Jodderivat des Succinimids
CH, — CO, \
I ^NH -J, -KJ
VCHj — CO' /j "
entsteht unter gleichen Bedingungen aus Succinimid.
Tetramethylammoniumtrijodid (CH3)4NJ3 hat nach Rosenbach als Jodo-
formersatzmittel günstige Wirkungen. Es wirkt nach Jacobi wie Curare und
Muscarin und ist in mäßigen Dosen schon giftig. Ähnliche Erscheinmigen
zeigt auch Tetramethylammoniumjodid, doch hat es nur schwache Muscarin-
wirkung. Ebenso das Valeryl- (Valearin) und Isoamyltrimethylammonium-
chlorid (Amylarin). Versuche mit Tetraäthylammoniumtrijodid ergaben, daß
diesem im Gegensatze zur Methylverbindung die Muscarin- und Curarewirkung
fehlt, dagegen die auf Abspaltiuig von Jod beruhende lokale Wirkung ebenso
stark wie bei der Methylverbindung vorhanden ist^).
Eine große Zahl von Versuchen ging dahin, Jodsubstitutionsprodukte von
an sich antiseptischen Stoffen, wie es die Phenole, deren Äther, deren Carbon-
säui-en und die Ester derselben sind, darzustellen. Hierbei konnte Jod entweder
im Kern substituiert werden oder in die Seitenkette treten. Doch haben die
Präparate dieser Reihe trotz der vielen an sie geknüpften Hoffnungen, keines-
wegs die Erwartung erfüllt, wenigstens nicht als Wundantiseptica, während
sie wegen ihres Jodgehaltes andere, den Jod Verbindungen überhaupt eigene
Wirkungen in guter, therapeutisch verwertbarer Weise auszulösen in der Lage
waren. So wurde die ganze Gruppe der Phenole nach einer von Messinger
und Vortmann*) angegebenen Methode in Jodverbindungen verwandelt,
von denen aber nur eines, das Thymolderivat, ein größeres Interesse gefunden
hat. Diese beiden Untersucher haben gefunden, daß man bei der Ein-nirkung
von Jod in Jodalkah gelöst auf Phenole Produkte erhält, die sowohl im Kern
Jod enthalten, als auch den Wasserstoff der Hydroxylgruppe durch Jod ersetzt
haben, daß man aber das am Sauerstoff sitzende Jodatom durch Behandlung
mit schwefligsauren Salzen oder durch kaustische Alkalien aus der Verbindung
wieder verdrängen kann.
So erhält man Monojodthj-mol z. B., indem man auf die alkalische Lösimg von Thymol
Jod in Jodkalium gelöst zufließen läßt, worauf Jodthymoljodid ausfällt, welches mit
unterschwefligsaurem Natron behandelt, das geruch- und gesclimacklose kemsubstituierte
Monojodthymol ergibt. Ebenso gelingt es bei Monojodderivaten des Thj-mols, in denen
Jod in der Sauerstoffbindung enthalten ist, Jodthymol zu erhalten, d. h. Jod in den Kern
wandern zu lassen, wenn man Thymoljodid mit kaustischen Alkalien und unterschweflig-
1) DRP. 206 330. ^) DRP. 74 017.
ä) Nachr. k. Ges. AViss. Göttingen 1902. 108. — Jacobj und Rosenbach, AePP. 48,
48 (190-2). ä) DRP. 49 739, 52 828, 52 833.
598 Antiseptica und Adstringentia.
sauren Salzen behandelt. In gleicher Weise erhält man aus /i-Naphtholjodid Jod-/J-naphthol.
Ebenso erhält man, wie aus Thymol, auch aus Phenol, Resorcin iind Salicylsäure, Dijod-
phenoljodid, Dijodresorcinmonojodid vmd Jodsalicylsäurejodid. Auch die nächst höheren
Homologen der Salicylsäure, die o-Osy-o-m- und p-toluylsäuren, lassen sich in gleicher
Weise in die entsprechenden Jod-o-oxytoluylsäiu'ejodide überführen. Auch das Isomere
des Thjinols, das Carvacrol, gibt in alkalischer Lösung mit Jod und Jodalkalien behandelt,
Carvacroljodid^) (Jodocrol). Es ist fünfmal so schwer wie Jodoform.
Ebenso wie die erwähnten Phenole vmd deren Carbonsäuren geben auch die Iso-
butyl-, Phenol- imd Kresolverbindungen solche Jodide ^j. So wird p-Isobutylphenoljodid,
femer p-Isobutyl-m-kresoljodid und p-Isobutyl-o-kresoljodid in gleicher Weise dargestellt.
Diese Methode \T\irde auch ausgedehnt auf die Darstellung der Jodide der folgenden sub-
stituierten Kresole: Methj'l-, Äthyl-, n-Propyl- und Isoamyl-o-kresol sowie n-Propyl-
und Isoamyl-m-kresol'). Die als Ausgangsmaterial notwendigen alkylsubstituierten Kre-
sole erhält man am besten durch Erhitzen von o-Kxesol mit dem betreffenden Alkohol
und Chlorzink imter Rülu-en auf 180°.
Die Jodoxylderivate der Phenole lassen sich statt in der besctoiebenen Weise durch
Behandlung der alkalischen Lösung der Phenole mit Jodjodkaliumlösung auch nach der
Methode darstellen, daß man ein Gemisch der Lösung von Phenolalkalien und JodalkaUen
der Elektrolyse unterwirft. Die jodoxylierten Verbindungen scheiden sich liierbei an der
positiven Elektrode ab*).
Verändert man die anfangs beschriebene Methode zur Darstellung der Jodverbin-
dungen von Phenolen dahin, daß man nicht mit überschüssigem Alkali, sondern mit einer
ganz genau berechneten Menge Ätzkali arbeitet, so gelangt man zu Substanzen anderer Art^).
So spalten insbesondere die Phenolcarbonsäuren Kohlensäure ab unter Bildung von Jod-
phenolen. Von Ki'eosotinsäure ausgehend kann man auf diese Weise zu Jodkresolen ge-
langen, von denen insbesondere Trijodkresol von Interesse ist. Zur Darstellung dieser
Substanz geht man von der m-Kresotinsäure (o-Oxy-p-toluylsäure) aus, die man unter
Zusatz ■s-on wenig Xatriumcarbonat in sehr viel Wasser löst. Wenn man zu dieser Lösung
Jodjodkalium zufließen läßt, so scheidet sich nach einigem Stehen Trijodkresol CjHJ3 • CHj
• (OH) ab, so daß sich also die Carboxylgruppe abgespalten hat und drei Wasserstoffatome
des Kernes durch Jod ersetzt wurden, während die Hydroxylgruppe unverändert bleibt.
Das Produkt, welches durch diese veränderte Darstellung gewonnen ist, unterscheidet
sich wesentlich in seinen chemischen Eigenschaften dadurch von den vorher besprochenen
Substanzen, daß liier Jod nur im Kerne substituiert ist und das Hydroxyl frei bleibt,
während in den Jodoxylverbindungen gerade der Wasserstoff des Hydroxyls durch Jod
vertreten ist.
Die Jodoxylverbindungen, welche Jod in der Seitenkette haben, geben
dieses auch viel leichter ab und sind dadurch befähigt, antiseptische und, •nie
wir gleich hören werden, antisj-philitische Wirkungen auszulösen, während das
jodsubstituierte Kjesol seine Wirkmig nur bei bestimmten parasitären Haut-
krankheiten äußert, wo ihm wohl die Kresolwirkung als solche zukommt, die
hier durch den Eintritt von Jod nur insofern begünstigt wird, als man eine
krystallisierte wasserunlösliche Substanz erhält.
Zur Darstellung der Jodoxylverbindungen kami man statt der Jod-Jodkaliumlösung
Chlorjod oder Chlorjodsalzsäure verwenden^).
Auch das Jodderivat des Eugenols wurde nach dem oben beschriebenen Verfahren
dargestellt").
Von Cattani (Mailand) wurde Jodokol bei beginnender Tuberkulose mid
als Expektorans bei Bronchitis empfolilen, es entsteht beim Behandeln von
Guajacol mit Jod-Jodnatrium.
p-Jodguajacol erhält man durch Jodieren von Acetylguajacol mit Jod- imd Queck-
sUberoxyd*).
Während man nach Messinger inid Vor t mann durch Einwirkung von
Jod imd Alkah auf die Kresole Jodkresoljodide erhält, die sowohl im Kern als
auch in der Hj'droxj'lgruppe substituiert sind, geUngt es, unter Veränderung der
') DRP. 53 752. =) DRP. 56 830. ^) DRP. 61 575. *) DRP. 64 405.
') DRP. 72 996. «) Franz. Patent 229 962, DRP.-Anm. 6068 (versagt).
') DRP. 70 058. 8) E. Tassilly und I. Seroide, Franz. Patent 371982.
Jodoform und seine Ersatzmittel. 599
Bedingungen vom in-Kresol zum Trijod-m-kresol zu gelangen, welches nur kem-
substituiert ist, aber in der Hydroxylgruppe unverändert bleibt *) ; es läßt hierbei
zu einer sehr verdünnten Lösung von m-Kresol in Lauge Jod-Jodkaliumlösung
zufheßen und der erhaltene Niederschlag wird aus Alkohol umkrystalhsiert.
Es besteht hier jedenfalls ein Widerspruch zu den früheren Ajigaben von Mes-
singer und Vortmann über die Bildung von Jodkresoljodiden sowie zu der
Tatsache, daß man zur ersten Darstellung des Trijod-m-kresols nicht von
m-Kresol selbst, sondern von der entsprechenden Kresotinsäure ausgegangen ist.
Dasselbe Verfahren, nämhch in stark verdünnter Lösung zu arbeiten, aber in
bestimmten Verhältnissen von Phenolen, Lauge und Jod läßt sich auch zur
Darstellung des Monojodthymols^) verwerten, wobei man in der Weise vorgeht,
daß man äquivalente Mengen von Thymol und Lauge mit zwei Äquivalenten
Jod in Reaktion treten läßt, während man zur Darstellung des Trijod-m-kresols
3 Moleküle Ätznatron, 1 Molekül Kresol mit 6 Äquivalenten Jod in Wechsel-
wirkung bringt.
Wemi man im Salol Wasserstoffatome des Phenyirestes durch Jod ersetzt,
so erhält man Jodpräparate, die eine spezifische Jodwirkung kaum mehr aus-
lösen. Dasselbe dürfte auch der Fall sein, wenn man Wasserstoffe des Kernes
im Salicylsäxu'erest des Salols durch Jod ersetzt.
Um solche Körper zu erhalten, jodiert man Salol bei Gegenwart von Quecksilberoxyd
und trennt dann durch Umkrystallisieren aus Alkohol und aus Eisessig das so dargestellte
Dijodsalol vom Jodquecksilber. In anderer Weise wie vom Salol kann man zu Dijod-
salicylsäiu'eestern, welche fette Alkylreste enthalten, gelangen, indem man Salicylsäure-
methylester z. B. in Lauge löst imd Jodjodkaliiunlösung zufließen läßt. Bei Ansäuern
dieser Lösung scheidet sich der Ester, in diesem Falle der Dijodsalicylsäuremethylester
(Sanoform), ab. Zu demselben Körper kann man gelangen, wenn man die alkalische Lösung
des Esters mit einer alkoholischen Lösung von Jod und mit Queoksilberoxyd versetzt.
Femer erhält man um, wenn man Dijodsalicylsäure in bekannter Weise verestert^).
Aus den nach diesen Methoden dargestellten zahlreichen Derivaten sind
einige wenige und diese mit geringem Erfolge als Jodoformersatzmittel zur Gel-
tung gekommen. Hingegen haben sie sich zum Teil wenigstens als vorzügliche
Mittel, und zwar als Jodüberträger bei der Behandlung von syphilitischen Pro-
zessen, insbesondere von Spätformen dieser Erkrankung Geltung verschafft,
Wirkungen, die ausschließlich auf der leichten Abspaltbarkeit der Jodkompo-
nente beruhen. Aus dem folgenden wird ersichtlich sein, daß sich der Satz auf-
stellen läßt, daß nur diejenigen Jodsubstitutionsprodukte der Phenole, der
Phenolcarbonsäuren und ihrer Ester, sowie analoger Körper eine therapeutische
Bedeutung, sei es als Jodoformersatzmittel, sei es als Antisyphilitica verdienen,
in denen Jod in der Seitenkette leicht abspaltbar enthalten ist, wie etwa in den
Jodoxylverbindungen, während die kernsubstitiuerten Jod Verbindungen trotz
ihres oft weit größeren Reichtums an Jod entweder in dieser Richtung ganz un-
wirksam sind oder hinter den Jodoxylverbindungen weit zurückbleiben und ihre
Wirksamkeit nur dadurch zu erklären ist, daß die Wirkung auf der Verbindung
selbst beziehmigsweise auf der Grundsubstanz und nicht etwa auf der Jod-
komponente und deren Abspaltbarkeit beruht. Hierbei wollen wir den Satz in
Erinnerung bringen, daß die kernsubstituierten Halogenderivate der Phenole
fast unabhängig von der Art des eintretenden Halogens durch den Eintritt des
Halogens in die Verbindung in ihrer antiseptischen Fähigkeit gesteigert werden.
Aus den Verbindungen dieser Gruppen, die zugleich die entwickelten Sätze
beweisen, mögen die folgenden Erwähnung finden:
>) DRP. 106 504. -) DRP. 107 509. ^) DRP. 94 097
600 Antiseptica und Adstringentia.
Aristol, Dithymoldijodid
CHq CHo
OJ JO-
C3H, C3H,
enthält also Jod statt des Wasserstoffes des Hydroxyls, äußert als leicht Jod
abspaltende Jodoxylverbindung sowohl als Antisepticum, Jodoformersatzmittel,
als auch als Antisyphiliticum günstige Wirkungen und seine Verwendung dürfte
wohl an der leichten Zersetzhchkeit, sowie an dem teueren Preise ein Hindernis
gefunden haben, während es sich sonst als imschädliches und ungiftiges Mittel
viele Freunde erwarb i). Daß dieses Mittel Jod abspaltet, ist ja schon aus seiner
Konstitution leicht ersichtlich.
Ebenso haben Phenoljodid und Sahcyljodid gute Resultate in der thera-
peutischen Anwendung gegeben, aber sie konnten sich in der Praxis nicht
halten, weil sie, wie Chrysarobin etwa, Haut, Wäsche und Verbandmaterial
dunkelviolett färben und aus diesem Grunde nicht gut brauchbar sind. Auch
das von Frankreich aus empfohlene Traumatol, welches man durch Jodieren
von Kresol erhält, wobei aber nur ein Wasserstoff durch Jod ersetzt wird,
hat als Jodoformersatzmittel aus dem gleichen Grunde gute Erfolge zu ver-
zeichnen, obgleich es infolge Überflusses an solchen Substanzen in Deutschland
nicht einzudringen vermochte.
Neosiode ist Jodcatechin (Ci5Hi40g • 3 H20)3J .
Jodterpüi C^gHigJ, ist eine Flüssigkeit, die man mit Kaolin mischt und
so als Streupulver verwenden kann.
Nathan Weiß und Artur Horowitz, Berlin^), kondensieren Jod, Resorcin und
Formaldehyd, indem sie Jod auf Resorcin in wässeriger Lösung bei 50 ° bis zur beständigen
gelben Färbung einwirken lassen, dann auf 70° steigern vmd Formaldehyd zusetzen.
Auch Europhen^), Isobutyl-o-kresoljodid
/CA
CbHj^CHj
OJ
C4H9
kann aus gleichen Gründen als reizloses luid geruchloses Jodoformersatzmittel
gelten*); wenn aber Kern Wasserstoffe, wie im Trijodkresol, dem sogenamiten
Losophan^) durch Jod substituiert sind, erhält man wohl antiseptische Präpa-
rate, die aber ihre antiseptischen Fälligkeiten nicht etwa wie Jodoform durch
Abspaltung von Jod auslösen und die daher auch keineswegs als Antisyphilitica
zu verwerten sind, sondern in denen nur durch den Ersatz von Kernwasserstoffen
durch Halogen die dem zugrunde hegenden Phenol eigentümhche antiseptische
Kraft gesteigert ist, die aus diesem Grunde durch den Eintritt von Halogen für
die Haut auch stark reizend werden. Man kann daher Trijodkresol nicht etwa
als Jodoformersatzmittel verwenden, sondern nur als ein Antisepticum, wie
etwa die Carbolsäure, inid zwar als ein Antimycoticum, muß aber seine Verwen-
*) Eichhoff, Monatshefte f. prakt. Dermatologie 1890, Nr. 2. — Neißer, Berliner
klin. Wochenschr. 1890, Nr. 19.
^) DRP. 209 911. ä) j)Rp 56 830.
*) Therap. Monatshafte 1891, 373, 379, 530; 1893, 53.
ä) Therap. Monatshefte 6, 544.
Jodoform und seine Ersatzmittel. 601
düngen wegen seiner stark reizenden Wirkung auf allen Anwendungsgebieten des
Jodoforms strenge vermeiden. Aus den gleichen Gründen konnten sich weder
Dijodsalicylsäure, in der beide Jodatome Kemwasserstoffe vertreten, noch Jod-
salol, in dem Wasserstoffe des Phenykestes durch Jod vertreten werden, eben-
sowenig wie Jodsalol, in dem Wasserstoffe des Kernes des SaUcylsäurerestes
durch Jod vertreten sind, noch schließlich die aliphatischen Ester der Dijod-
sahcylsäiu'e als Jodoformersatzmittel behaupten. So verschwand nach kurzer
Zeit der unter dem Namen Sanoform in die Therapie eingeführte Dijodsahcyl-
säuremethylester, welcher ein geruchloser und ungiftiger Körper ist, aber im
Organismus kein Jod abspaltet, wieder vom Schauplatze (s. S. 599).
Die Behandlung von Tuberkulose mit Zimtsäure und die Darstellung des
Zimtsäure-m-kresolesters als Wundstreupulver auf tuberkulöse Wimden ver-
anlaßte, da seine antiseptische Kraft gering ist, die Jodierung des Esters im
Zimtsäurerest (s. S. 591).
Der jodierte Zimtsäureester (dargestellt wurden p-, o-und m-Jodzimtsäure-m-kresol-
eater) wird durch Kondensation der jodierten Säiu-e und m-Kresol in benzolischer Lösung
mit Phosphoroxy Chlorid erhalten^).
Man kann auch die Jodierimg, um die antiseptische Wirkung des Esters
zu verstärken, im Kresolreste vornehmen.
Cinnamyltrijod-m-kresol und Cinnamyl-p-chlor-m-kresol wurden zu diesem Behufe
durch Kondensation von Zimtsäure mit den betreffenden halogensubstituierten Kresolen
gewonnen 2).
Ein aus Halogenphenol, Formaldehyd xmd Ammoniak erhaltenes Reaktionsprodukt
wird zur Trockene verdampft und durch Umlösen und Wiederausfällen gereinigt^). Solche
Verbindungen wiirden dargestellt aus Resorcin, Pyrogallol und /J-Naphthol in der Weise,
daß man Halogenphenole, Formaldehyd und Ammoniak ohne zu kühlen aufeinander
einwirken läßt.
Trotz der größten Anstrengungen komite aus dem gleichen Grunde wie
die vorhergehenden auch Tetrajodphenolphthalein (Nosofihen) nicht durch-
dringen, da hier Jod in Kernwasserstoffen enthalten ist. Wir wiederholen, daß
diese Substanzen trotz dieser JodsteUmig sehr gute Antiseptica sein kömien,
aber dort, wo es auf die Jodwirkung ankommt, keineswegs dieselbe zu äußern
in der Lage sind, da sie Jod in so fester Bindung enthalten, daß diu'ch die Ein-
wirkung von Gewebesäften dieses aus der Bindung nicht entwickelt werden kann.
Phenolphthalein (CgH, • OH)^- C<q63-^^°
Tetrajodphenolphthalein {C^^J^ ■ OH)^ ■ C<q«3^^°
Tetrajodphenolphthalein wird nach Classen nach mehreren Verfahren
dargestellt*).
Es entsteht, wenn man in der Kälte zu einer alkalischen Phenolphthaleinlösung
Jodjodkalivmi zufließen läßt, wobei die rote Farbe in eine tiefblaue imischlägt. Wenn
man stark gekühlte Salzsäure in die kalte Lösung einträgt, so fällt ein amorpher, gelb-
brauner Körper aus, welcher bei 100° in einen weißen übergeht, wobei 1 Mol. Wasser ab-
gespalten wird. In der Wärme erhält man Tetrajodphenolphthalein, wenn man nach dem
Jodzusatz die blaue Lösmig auf dem Wasserbade erwärmt, bis sie einen gelbbraunen Ton
erhält und nun mit Salzsäure fällt.
Auf elektroljftischera Wege gelangt man zu dieser Verbindung durch Elektrolyse
einer alkalischen Phenolphthaleinlösimg unter Zusatz der entsprechenden Menge von Jod-
kalium. Der Farbenumschlag ins Blaue zeigt das Ende des Reaktion an. Man erwärmt
nun, bis der blaue Ton einem gelbbravmen gewichen und fällt Tetrajodphenolphthalein
mit Salzsäure. Statt der Atzkalilösung kann man andere Lösungsmittel, wie Ammoniak,
1) DRP. 105 242. 2) üRp 106 506.
3) Hoffmann-La Roche, Basel, DRP. 200 064.
*) BB. 88, 1606 (1895). — DRP. 85 930, 86 069, 88 390.
602 Antiseptica und Adstringentia.
Barytwasser, Alkohol iind Äther benützen, ebenso wie man zur Entfernung der bei der
Jodierung sich entwickelnden störenden Jodwasserstoffsäure statt Kali, Ammoniak, Baryt-
hydrat oder Quecksilberoxyd verwenden kann. Bei gar keiner dieser Reaktionen bilden
sich Jodoxylverbindungen, ähnlich wie bei den Phenolen, sondern es entstehen unter allen
Umständen kernsubstituierte Jodderivate des Phenolphthaleins, in denen die Hydroxyl-
wasserstoffe luiverändert vorhanden sind.
Man kann auch im Kern jodiertes Phenolphthalein erhalten, wenn man statt der
Alkalüösungen in wässerigen Lösmigen von borsauren Salzen, Phosphaten oder Pyro-
phosphaten Jodjodkaliumlösungen auf Phenolphthalein einwirken läßt. Da solche Lö-
sungen durch die frei werdenden Säuren sauer werden, scheidet sich der Jodkörper sofort
aus der Verbindung ab.
Tetrajodphenolphthalein erzeugen Kalle, Biebrich^), indem sie auf eine wässerige
Lösung von Phenolphthaleiunatrium eine Lösung von Chlorjodsalzsäure oder CMorjod in
berechneter Menge einwirken lassen.
Auch Jodderivate des Diphenylamins, in denen ebenfalls Jod in Kernwasser-
stoffe eingetreten ist, wurden in derselben Absicht, zu Jodoformersatzmittehi
zu gelangen, hergestellt, da ihnen ebenfalls der Vorzug der Gteruchlosigkeit zu-
kommt^).
Man jodiert Diphenylamin z. B. mit Quecksilberosyd und alkoholischer Jodlösung
in der Siedehitze und fällt mit einer wässerigen Jodkaliumlösung.
Man erhält so Dijoddiphenylamin
CgH^J, j^„
C^HiJ^^^
In ähnlicher Weise kann man zum Dijodnitrosodiphenylamin
und zum Acetyldijoddiphenylamin
W>N.CO.CH,
imd zum Benzoyldijoddiphenylamin
C5H4 J^ w . no . f ' H
C(.H,J^-^ ^^ ^6^3
gelangen. Keine von diesen Substanzen hat aber eine praktische Bedeutung erlangt.
CgHgJ
Ebenso wurde Dijodcarbazol 1 ~)NH durch Einwirkung von Jod und Queck-
CßHjJ
süberoxyd in alkoholischer Lösung auf CarbazoP) erhalten, ferner wurden die Jodderivate
des Oxytriphenylmethans*) dargestellt.
B. Griese in BerUn stellt ein im Magen leicht lösliches Doppelsalz aus 7-Jod-8-oxy-
chinolin-5-sulfosäure her, indem er molekulare Mengen Ammonium Jodid und des Am-
moniumsalzes der 7-Jod-8-oxychinolin-5-sulfosäure unter Erwärmen in Wasser auflöst
und erkalten läßt.
Wir haben gesehen, daß der Eintritt von Jod in die Kemwasserstoffe des
Benzolkerns wohl die antiseptische Kraft der Verbindungen selbst steigert,
aber das gewonnene Produkt als Jod abspaltendes Älittel aus dem Grunde nicht
verwendbar ist, weil die so konstituierten Substanzen unter der Einwirkung
der Grewebe keineswegs Jod abzuspalten vermögen. Anders verhält es sich hin-
gegen beim Pyrrolring. Wenn hier die Wasserstoffe mit Ausnahme des Imid-
wasserstoffes durch Halogen ersetzt werden, so bilden sich Halogensubstitutions-
produkte, welche durchaus nicht so resistent sind wie die der Benzolderivate,
sondern unter der Einwirkung der Gewebe, wenn auch schwieriger, wie etwa
Jodoform, Jod abzuspalten in der Lage sind. Tetra jodpyrrol
JC — jCJ
JC*\/'CJ
N
H
1) DRP. 143 59G. 2) DRP. 81 928. =) DRP. 81 929. *) DRP. 85 929.
Jodoform und seine ErsatzmitteL 603
z. B. spaltet im Organismus Jod ab und seine toxische Wirkung ist eine äußerst
geringe. Nach Verfütterung von Jodol (Tetrajodpyrrol) findet man die Hälfte
des eingeführten Jods im Harne (Rösel). Aus diesem Grunde kann es auch als
Ersatzmittel des Jodkaliums benützt werden*). Wegen seiner Unlöslichkeit
und Reizlosigkeit sowie wegen seiner Geruchlosigkeit konnte es als erstes Jodo-
formersatzmittel, welches eingeführt wurde, sich viele Freunde erwerben. Die
Erklärung, daß TetrajodpjTrol im Gegensatze zu den Benzol Verbindungen, in
denen Kernwasserstoffe durch Jod ersetzt sind, Jodwirkungen zu äußern in der
Lage ist, mag darin liegen, daß hier eben alle durch Jod ersetzbaren Wasser-
stoffe auch durch Jod vertreten sind, was der Verbindung einen solchen Grad
von Labiütät gibt, daß sie leicht ein oder mehrere Jodatome unter der Einwir-
kung der Gewebe abzuspalten vermag. Die Darstellung des Tetrajodpyrrols
welches Jodol genannt wird, erfolgt nach der von Ciamician und Silber an-
gegebenen Methode^).
Pyrrol stellt man aus Knochenölen, dem Dippelschen Öle, dar und jodiert es, indem
man auf eine alkalische, wässerige Lösung des PjTrols eine Jodlösung einwirken läßt. Das
ausfallende Tetrajodpyrrol C4J4NH wird aus einer alkoholischen Lösung mit Wasser gefällt
und so gereinigt; oder man jodiert Pyrrol in alkoholischer Lösung bei Gegenwart von
Quecksilberoxyd und fällt das Reaktionsprodukt mit Wasser, oder es wird Pyrrol, jod-
saures Kali imd Jodkalium in Wasser gelöst vmd Alkohol bis zur Trübung zugesetzt. Hierauf
erfolgt die Bildung des Tetrajodpyrrols durch die Einwirkung verdünnter Schwefelsäure,
die man zusetzt, auf die Jodsalze.
Man kann auch zmn Tetrajodpyrrol vom Tetrachlorpyrrol oder Tetrabrompyrrol
gelangen. Tetrachlorpyrrol erhält man durch Behandlung von Pyrrol oder von Pyrrol-
carbonsäuren mit Chlor in alkoholischer Lösmig. Derselbe Weg führt bei Anwendung von
Brom zum Tetrabrompyrrol.
Behandelt man die Chlor-, Brom- und Jodsubstitutionsprodukte des Psrrrols mit
Halogenalkylen in alkoholischer Lösung, so gelangt man zu den alkylierten Halogen-
pyrroleu. Vom Tetrachlor- oder Tetrabrompyrrol ausgehend, erhält man Jodol, wenn
man eine alkoholische Lösung mit Jodkaliiun erhitzt. Die Reaktion erfolgt quantitativ.
Die leichte Zersetzlichkeit des Jodols, welches in seiner antiseptischen
Wirkung sowie auch in den übrigen Wirkungen dem Jodoform weit nachsteht
und deshalb, trotzdem es das erste Jodoformersatzmittel war und trotz seiner
gelben Farbe keine allgemeine Verbreitung finden konnte, hat dazu geführt,
es mit anderen Substanzen zu verbinden, Verfahren, die aber ohne jede prak-
tische Bedeutung sind. So hat man durch die Darstellung des Coffeinjodols ein
milösUches, angeblich weit beständigeres Präparat erhalten, als es Jodol ist.
Es ist kein rechter Grund einzusehen, warum gerade dazu Coffein verwendet
wurde. Ferner wurde aus Jodol und Hexamethylentetramin, wie aus Jodoform
und Hexamethylentetramin (siehe S. 594), ein molekulares Additioiisprodukt
dargestellt, welches angebhch sehr beständig ist.
Es entsteht beim Zusammenbringen einer alkoholischen JodoUösung mit einer wässe-
rigen oder alkoholischen Hexamethylentetraminlösung als silbergraue Krj'staUmasse.
Auch die Darstellung des Jodolalbumius, Jodolen genannt, ähnlich wie des
Jodoformalbumins, welche nur als Umschließung des Jodols mit geronnenem
Eiweiß anzusehen ist, erscheint uns zwecklos, da ja Jodol keine intensiv riechende
Substanz ist und schon für Jodoform der Wert der Eiweißverbindungen als sehr
zweifelhaft angesehen werden muß (s. S. 595).
Zur Darstellung der Jodoleiweißverbindung vermischt man Lösungen von Eiweiß mit
einer JodoUösung und koaguliert das Eiweiß in der Siedehitze').
•) E. Pick, Vierteljahrsschrift f. Derm. u. SyphiUs 1886, 583.
2) DRP. 35 130, 38 423. ^) DBP. 108 904.
604 Antiseptica und Adstringentia.
Pyrrolcliazoljodid wirkt lähmend auf periphere Nervenendigungen, ent-
fiebemd, antiseptisch, und zwar stärker als Chinin. Das Bromid zeigt schon in
kleinen Dosen die nämliche Wirkung i).
Kernjodierte Imidazole erhält man, wenn man Imidazole oder deren Derivate mit
kernsubstitutionsfähigen Wasserstoffatomen mit Jodlösungen behandelt, gegebenenfalls
unter Zusatz von Jodwasserstoffsäxire bindenden oder oxydierenden Mitteln. Diese Pro-
dukte sind sehr jodreich und völlig geruch- und geschmacklos 2).
Isoform nennt Liebrecht p-Jodoanisol C^K^Kjq ^ em farbloses, schwach
nach Anis riechendes, in Wasser schwer lösliches, auch bei höheren Temperaturen
nicht zersetzbares Pulver, welches als Trockenantisepticum dienen soll.
Isoform, d. i. p-Jodoanisol, hat explosive Eigenschaften und kommt daher in einer
Mischung mit gleichen Teilen Calciumphosphat oder Glycerin in den Handel. Man stellt
die Substanz so wie das analoge p-Jodophenetol dar, indem man p-Jodanisol und p-Jod-
phenetol direkt oder nach Überführung in die Chlor j od- resp. Jodoso Verbindungen mit
oxydierenden Agenzien, wie Chlor, unterchlorige Säure behandelt oder indem man die
Jodosoverbindungen mit Wasserdampf destilliert^).
Aus Holzteer und Holzteerölen wird in Gegenwart schwachbasischer Kondensations-
mittel mit einem Aldehyd, z. B. Formaldehyd, eine Kondensation durchgeführt und dann
das Kondensationsprodukt in üblicher Weise jodiert^).
o-Jodanisol macht bei Hunden in Dosen von 5 — 6 g keine toxischen Effekte,
sondern nur lokale Reizerscheinungen. 40% des Jods erscheinen im Ham, nur
sehr wenig anorganisch gebunden, das meiste wahrscheinhch als o-Jodhydro-
chinonmethyläther mit Schwefelsäure und Glykiironsäirre gepaart. Ein Teil des
Jodanisols wird unverändert in den Faeces, ohne resorbiert zu werden, aus-
geschieden^).
m-Jodanisol wird als gepaarte Schwefelsäure, aber zum Teil auch als Gly-
kuronsäure ausgeschieden*).
Wir kommen nun auf einen Körper zu sprechen, das Sozojodol'), welcher
scheinbar der ausgeführten Anschauung widersprechen würde, daß der Ersatz
von Kernwasserstoffen durch Jod im Benzolkern für die Jodwirkung der Sub-
stanz ganz belanglos ist und ferner, daß durch Sulfurierung der Substanzen ihre
Wirkung wesentlich abgeschwächt oder ganz aufgehoben wird. Mit einem Auf-
wände von großer Reklame wurde Sozojodol, die Dijod-p-phenolsulfosäure
OH • CßHjJg • SO3H und ihre Salze als Arzneimittel empfohlen. Daß die freie
Säure antiseptische Wirkuiigen äußern kami, daran ist wohl nicht zu zweifehi, da
dies ja eine allen stärkeren Säuren zukommende Eigenschaft ist. Der GSehalt an
Jod in der Verbindung ist aber für diese Eigenschaft aus dem Grunde gleichgültig,
weil die antiseptische Wirkung hier nur durch die Sulfosäuregruppe ausgelöst
wird. Daß aber die neutralen Salze der Alkalimetalle Jodoformersatzmittel sein
können, muß auf das entschiedenste in Abrede gestellt werden. Nur wenn die
Alkalisalze dissoziieren, kami es hier zu einer antiseptischen Wirkung kommen,
sonst aber nicht. Ein anderes ist es, wenn die Sozojodolsäiu-e Salze mit Queck-
silber oder Zink bildet. Diesen Verbindimgen kommt naturgemäß die dem
Metallion eigentümliche Wirkung zu und wie schon öfter erwähnt, ist es ziem-
hch gleichgültig, welche Säure in die Salzbildung eingeht. Die Wirkiuig beruht
nur auf den spezifischen Eigenschaften des salzbildenden Metalles. Dieses ist
auch der Grund, weshalb trotz der von den Fabrikanten aiifgewendeten Mühe
>) Lo Monaco und Tarulli, Bull, della Soc. Lincei 1896, XV, 26.
=) DRP. 223 303. ^) Höchster Farbwerke, DRP. 161 725.
*) J. Härtkorn, Berlin, DRP. 223 838.
5) R. Luzatto und G. Satta, Arch. d. Farmacol. sperim. 11, 393 (1911).
«) R. Luzatto und G. Satta, Arch. d. Farmacol. sperim. 16, 393 (1913).
') DRP. 45 226.
Jodoform und seine Ersatzmittel. 605
sich in der Praxis nur die Quecksilber- und Zinkverbindung zu halten vermochte,
weil die Wirkung dieser Salze eben auf der Wirkung des Quecksilbers und des
Zinks und nicht auf der Sozojodolsäure beruht. Sollte die Sozojodolsäure im
Sinne einer Jodverbindung wirksam sein, so müßte ihr eine andere Konstitution
zukommen als die ihr zugeschriebene.
Sozojodolnatrium erwies sich bei Spirochäten unter verschiedenen Jod-
präparaten als das wirksamste, wenn es präventiv und hierauf kurativ an-
gewendet wird, bloß kurativ wirkt es nicht.
Man erliält die jodierten Sulfosäuren der Phenole, wenn man p-phenolsulfosaures
Kali mit Chlorjodsalzsäure, die vor dem Jodieren mit Neutralisationsmitteln bis zum Auf-
treten von freiem Jod versetzt ist, zusammenbringt. Man erhält so das saure Kaliumsalz
einer Dijod-p-phenolsulfosäure, welches schwerer löslich, und das leichter lösliche Kalium-
salz einer Monojod-p-phenolsulfosäure. Die Entstehung dürfte nach folgender Gleichung
geschehen.
.OH J^ J
2 CjH / -I- 3 JCl = CeHj^OH + CeHj^OH + 3 HO
SOjK ^SOsK ^SOaK
Das schwer lösliche saure KaUumsalz mag vielleicht eben wegen dieser
saturen Eigenschaften antiseptische Wirkungen in geringerem Grade besitzen.
Die freie Dijod-p-phenolsulfosäure, das eigentliche Sozojodol, erhält man durch
Zersetzen des schwer löslichen Barytsalzes mit Schwefelsäure. Auf gleiche Weise erhält
man die Jodverbindungen: a-dijodphenolsulfosaures Kaliiun, /^-dijodphenolsulfosaures
Kalium, die 5Ionojod-p-kresolsulfosäure vmd deren Salze, Jod-o-kresolsulfosäure und deren
Salze, Jodthymolsulfosäure und deren Salze.
Von diesen kamen das leicht löshche Natriumsalz der Dijod-p-phenolsulfo-
säure C6H4J2(OH)S03Xa + 2 HjO und das schwer löshche Kahumsalz CgHgJa
(OHjSOjK ziu- therapeutischen Anwendung. Diese Präparate bheben ohne
wesentlichen Erfolg, während die entsprechenden Zink- und Quecksilber-
verbindmigen, wie erwähnt, eine größere Verbreitung erlangten. Im Organis-
mus wird aus diesen Präparaten kein Jod abgespalten, sie verlassen ihn ganz
unverändert.
In diese Gruppe gehört noch Pikrol, das dijodresorcinmouosulfosaure
KaU, welches farblos geruchlos und ungiftig ist und dem man naiverweise nach-
sagte, daß es so antiseptisch wirke, wie Sublimat. Man muß wohl stamien, wie
wenig Verständnis des wahren Sachverhaltes Erfinder und Fabrikanten häufig
zeigen.
Formidin ist ein Kondensationsprodukt aus Jod, Formaldehyd und Sah-
cylsäure CjjHjoOjJß (Methylendisalicylsäurejodid?).
Von Claus stammt das ebenfalls ganz vergebliche Bemühen, durch Jo-
dieren und Sulfurieren von Oxychinolin zu Jodoformersatzmittelu zu gelangen.
Claus, wie eine Reihe von Chemikern, glaubte im Gegensätze zu den tatsäch-
lichen Verhältnissen, daß es bei der Darstellung von Jodoformersatzmitteln,
welche jodhaltig sein sollten, gerade darauf ankomme, daß das Jod möglichst
fest gebunden sei. Sie übersehen auch, daß es eine Kardinalregel bei der Arznei-
mittelsynthese ist, daß die Einführung von Säuregruppen in eine Verbindung
deren Wirkung vernichtet oder wesenthch abschwächt.
m-Jod-o-oxychinoKnanasulfosäiu-e, Loretin, stellte Claus nach folgendem
Verfahren dar^):
o-Oxychinolin wird mit rauchender Schwefelsäure in der Kälte behandelt xmd man
gelangt so zur Monosulfosäure des Oxychinolins, wobei die Sulfogruppe in der Anastellung
des Chinolins steht. Läßt man nun auf das Kaliumsalz Jod einwirken, am besten, indem
M DRP. 72 942.
606 Antiseptica und Adstringentia.
man Jodkalium und Salzsäure verwendet, so tritt das Halogenatom in die m-Stellung des
Chinolinkemes
SO3H
ÖHN
Ebenso gelangt man durch Chlorieren und Bromieren zur m-Chlor- und m-Brom-o-oxy-
chinolinanasulfosäure ^).
Loretin, die freie Säure, ist ein gelbes, geruchloses iind unlösliches Pulver,
Welches nur als Sävu-e antiseptische Eigenschaften zeigt. Als Jodoformersatz-
mittel angewendet, sollen ihm keine unangenehmen Wirkinigen zukommen.
Auch das Kalium- und Natriumsalz wurde empfohlen, aber nur das Wismutsalz
hat für kurze Zeit als Jodoformersatzmittel Anwendung finden können. Vorteile
gegenüber den anderen Wismutmitteln kann diese Verbindung keineswegs
bieten. (Siehe Wismutverbindungen.)
Den gleichen Zweck verfolgte Claus mit der Darstelhmg im Benzolkern jodierter
und hydroxylierter Chinoline. Man behandelt o- oder p-Oxychinolin mit Jod in statu
nascendi und erhält so Ana-jod-p-oxychinolin^).
p-Methyl-m-jod-o-oxychinolinanasulfosäure') erhält man in gleicher Weise, wie
Loretin, durch Einwirkung von Jod auf die p-Methyl-o-oxychinolinanasulfosäure.
Die Wirkungen dieser Substanz sollen mit den Loretinwirkungen iden-
tisch sein.
Auch die dem Loretin isomere p-Jod-ana-oxychinolin-o-sulfosäure*) erhält man,
wenn man nach dem Clausschen Verfahren die Ana-oxychinolin-o-sulfosäure jodiert.
Ein ungiftiges Jodoformersatzmittel, von Tavel und Tomarkin ein-
geführt^), soll Jodchloroxychinolin (Vioform) sein, welches aus Anachlor-o-oxy-
chinolin durch Jodieren dargestellt wird, in wässeriger Lösung mit Jodjod-
kalium, resp. mit Jodkalium und Hjqoochloriten. Es ist nur spurenweise wasser-
löshch*).
Jodofan ist Monojoddioxybenzolformaldehyd CgH3(0H),J- HCOH + 2H2O.
Phenol mit Formaldehyd bei 100° und imter Druck mit Alkalien behandelt gibt
ein poljoneres Anlagerungsprodukt beider Ausgangssubstanzen, welches Formaldehyd so-
wohl in fester Bindung als auch labil enthält. Es wird daraus durch Enzyme Formaldehyd
abgespalten'). Läßt man auf die Verbindung Jod in alkalischer Lösung einwirken und fällt
dann mit Säure, so erhält man eine Jodphenolformaldehydverbindung').
Von Jodderivaten, die als Jodoformersatzmittel hätten dienen sollen, aber
in kürzester Zeit verschwanden, sind noch zu nennen: das von Frankreich her
empfohlene Antiseptol, welches Cinchoninum jodosulfuricum ist, ein in Wasser
unlösliches Salz, über das aber keine therapeutischen Erfahrungen vorliegen.
Die Wirkung dürfte sich hauptsächlich auf die bekannte Cinchoninwirkung
beziehen, ebenso wie beim Chininum lygosinatum. Dieses ist ein Desinfektions-
mittel, und zwar ein Doppelsalz von Chinin und dem Natronsalz des Di-o-cumar-
ketons. Es ist erst geschmacklos, dann bitter. Lygosin selbst ist Di-o-
cumarketon, es wirkt hindernd auf Bakterienentwicklung.
Jodverbindiingen.
Eine Reihe von Jodverbindmigen wiude zu dem Zwecke dargestellt, um
Jodoformersatzmittel zu erhalten, Ersatzmittel, welche, da es sich um Streu-
pulver handelte, denen mehr oder minder starke antiseptische und granulations-
1) DRP. 73 415. 2) DRP. 78 880. ') DRP. 84 063. *) DRP. 89 600.
5) Deutsche Zeitschrift f. Chiiurgie 1900, Heft 6. «) DRP. 117 767.
') Hernchke, Müncheberg, DRP. 1.57 553. ^) DRP. 157 554.
Jodverbindungen. 607
befördernde Eigenschaften zukommen sollten, auch aus anderen chemischen
Gruppen, ohne daß die Anwesenheit von Jod dazu unumgänglich notwendig
wäre, darstellbar waren, wir nennen hier nur die Tannin- und Wismutgruppen.
Eine Reihe von Jodverbindimgen, insbesondere für den inneren Gfebrauch,
wurde nur aus dem Grunde dargestellt, um Ersatzmittel für JodkaHum oder Jod-
natrium zu finden, denen bei interner Verabreichung die eigentliche Jodwirkung,
die insbesondere bei sj-philitischen Spätaffektionen geradezu als spezifische
zu bezeichnen ist, zukommt. Es handelt sich wohl hier vor allem um die re-
sorptionsbefördenide Wirkimg der Jodsalze. Diese einfachsten anorganischen
Verbindungen des .Jods aus der Therapie je zu verdrängen, wird wohl keinem
synthetischen Jlittel gelingen. Weshalb man überhaupt Ersatzmittel des .Jod-
kaliums suchte, ist nur erklärlich aus der Zersetzbarkeit der wässerigen Lösungen
der Jodkalisalze, aus dem schlechten Geschmacke derselben, der sich ja be-
kannthch durch pharmazeutische Verabreichungsformen sehr gut korrigieren
läßt mid endlich, was das wichtigste ist, aus dem Auftreten des Jodismus be-
nannten Symptomenkomplexes. Es handelt sich nur darum, organische Ver-
bindungen, welche Jod oder Jodwasserstoffsäure miter dem Einflüsse der Ge-
webe, wenn auch nicht so leicht wie die Jodsalze, abgeben, darzustellen. Für
diese Zwecke konnten sich ja wohl nur aliphatische Jodverbindungen eignen
oder solche aromatische, in denen Jod in Seitenketten enthalten und leicht ab-
spaltbar ist. Ob Verbindungen dieser Art Vorzüge gegenüber den Jodalkali-
salzen zukommen, wollen wir dahingestellt sein lassen, wenn es auch sehr wahr-
scheinlich ist, daß in einzelnen organischen Verbindungen das nicht ionisierte
Jod von einzelnen Geweben relativ besser aufgenommen wird. Die Erfahrung
zeigt nur, daß bei der ungeheuer großen Anwendung von Jodsalzen in der Thera-
pie der verschiedensten Erkrankungen keines der Jodpräparate, welche für die
innere Verabreichung dargestellt wurden, die anorganischen Jodsalze, welche
auch die billigsten sind, verdrängen konnte. Man hat sich bemüht, in fast aüe
intern verabreichbaren Substanzen Jod zu substitiüeren, man hat auch jod-
wasserstoffsaure Salze der verschiedensten Substanzen mit den verschiedensten
Wirkungen ganz zwecklos in dieser Absicht dargestellt. Wir wollen nur einige
dieser Substanzen erwähnen :
Wülfingi) erzeugt eine krystallisierte wasserfreie Doppelverbindung von Glucose
und Jodnatrium diu-ch Krystallisation aus SOproz. Alkohol. An Stelle des Äthylalkohols
kann man auch andere Alkohole oder Ketone verwenden, in welchen Glucose und Natrium-
jodid löslich, z. B. Methylalkohol und Aceton^).
Jodnatriumglucose erhält man, wenn man wasserfreie Glucose und wasserfreies
Jodnatrium 2 : 1 möglichst homogen mischt und die llischimg entweder zusammen-
schmilzt oder mit starkem Alkohol anfeuchtet und bei 100 — 115° trocknet. Die Ausbeute
ist quantitativ, während sie nach DRP. 196 605 erheblich geringer ist^).
Wässerige oder alkoholische Lösimgen von Jodcalcium und neutral reagierenden
Ammoniakderivaten, wie Aminosäiu-en und Harnstoff, geben beim Eindampfen krystallisierte
Verbindvmgen Beschrieben sind : GlykokoUjodcalcium, Hamstoffcalciurajodid, Glycylglycin-
jodcalcium, Alaninjodcalcium. Die Verbindungen werden durch Kohlensäure nicht zersetzt*).
Jodoform wurde auch intern gegeben, wobei es sich schon im Darmkanal
zersetzt, so daß es zur Resorption von Jodwasserstoff sauren Verbindimgen aus
dem Darme kommt. Ähnlich verhalten sich wohl zahlreiche ahphatische Körper.
Jodäthyl wtirde in Frankreich als Ersatzmittel für die ebenfalls Jodäthyl
enthaltende Jodtinktur zu Pinselungen verwendet, auch intern eingenommen
soll es gut wirken.
1) DRP. 196 605. =>) Wülfing, DRP. 204 764. Zusatz zu DRP. 196 605.
ä) Johann A. Wülfing, Berlin, DRP. 312 643.
*) Walter Spitz. Eichwalde, DRP. 318 343.
608 Antiseptioa und Adstringentia.
Mau wird begreifen, daß bei der Kostspieligkeit des Jodäthyls gegenüber
der Jodtinktur oder gegenüber dem Jodkalium jeder Arzt wohl bei den alten
Mitteln bleiben wird, wenn das Neue gar keinen nennenswerten Vorteil bietet.
Einen größeren Vorteil scheinen uns die von Winternitz*) empfohlenen
Jodfette zu bieten, die gut resorbiert langsam bei der Verbrennung im Organis-
mus Jod frei machen. Diese Jodfette (ebenso verhalten sich die Bromfette)
zersetzen sich beim Aufbewahren nicht. Sie werden dargestellt durch Behandeln
von Fetten und Ölen mit Chlorjod oder Chlorbrom, doch bleiben die Fette hierbei
zum Teile ungesättigt, weshalb sich das Halogenprodukt auch nicht zersetzt,
während die jodgesättigten Fette sehr leicht unter Jodabspaltung zersetzhch
sind*). Man erhält diese Verbindungen auch, wemi man gasförmige Jod- oder
Bromwasserstoffsäure auf Fette in unzureichender Menge einwirken läßt, und
zwar bei niederer Temperatur^). Diese Idee, ungesättigte Fette zu jodieren,
hat noch größeren Erfolg in der Form gehabt, inigesättigte Fettsäuren zu
jodieren und deren geschmacklose pulverförmigen Kalksalze zu verabreichen.
Jod- und Bromfette erzeugt Arnold Voswinkel, Berlin*), in der Weise, daß er Jod
oder Brom in Gegenwart der Sulfhydrate von chlorierten Aldehyden auf fette öle, Fette
usw. zur Einwirkung bringt. Es entsteht Halogenwasserstoff, der sich mit dem Ol ver-
bindet. Man kann z. B. Jod- und Brom-Sesamöl unter Anwendung von Chloralsulfhydrat-
oder Butylchloralsulfhydrat darstellen.
Trijodierte Derivate der Stearinsäure*) erhält man durch Einwirkung von 3 Mol.
Jodmonobromid, Jodmonochlorid oder Jodweisserstoff auf Linolensäure. An Stelle von
reiner Linolensäiu'e kann man auch das durch Verseifung von Leinöl erhältliche Giemisch
von Leinölfettsäuren verwenden. Die erhaltenen Halogenderivate der Stearinsäure sind
im Wasser unlösliche, geschmacklose Verbindungen, die sich durch Behandlung mit orga-
nischen Basen in die entsprechenden Salze überführen lassen. Die Halogenderivate können
als freie Säuren oder als Salze Verwendung finden. Beschrieben sind Trijodtribromstearin-
säure, Trijodtrichlorstearinsäure und Trijodstearinsäure.
Taririnsäuredijodid erhält man, wenn man wässerige alkalische Lösungen von Taririn-
säure mit geeigneten Mengen Jodjodkaliumlösung versetzt, das Reaktionsprodukt durch
Zusatz von Mineralsäure ausfällt und dasselbe über die Alkalisalze reinigt und wieder
fäUtS).
Monojodfettsäuren erhält man aus Ölsäure, Elaidinsäure, Erucasäure und Brassidin-
säure durch Einwirkung von Jodwasserstoff in Eisessig, bei gelinder Wärme. Den Jod-
wasserstoff erzeugt man, um um phosphorfrei zu haben, da sonst der Phosphor an der
Reaktion teilnimmt, aus Jod und Copaivaöl. Beschrieben ist die Darstellung der Mono-
jodbehensäure aus Erucasäure und der Monojodstearinsäure aus Ölsäure'). Man erhält
die Monojodbehensäure aus der Monobrombehensäure, die aus Erucasäure durch An-
lagerung von Bromwasserstoff entsteht, indem man sie auf Jodmetalle einwirken läßt*).
Die Darstellung des Calcium-, Strontium-, Magnesiumsalzes der Jodbehensäure, des Calcium-
und Strontiumsalzes der Jodstearinsäure und des Calciiunsalzes der a-Jodpalmitinsäure
gesoliieht durch Einwirkung von Jodkalium auf Brompalmitinsäure. In Form dieser
Salze sind diese Jodfettsäuren sehr gut haltbar; man erhält sie entweder in wässeriger
Lösung durch Neutralisation der Fettsäuren mit den Basen oder durch Umsetzung der
Alkalisalze mit den Erdalkalisalzen, am besten aber in organischen Lösungsmitteln, indem
man zu der freien Säure eine überschüssiges Ammoniak enthaltende Lösung des Erdalkali-
salzes hinzufügt^).
Die Darstellung von Monojodfettsäuren aus ungesättigten Säuren durch Anlagerung
von Jodwasserstoff wird durchgeführt, indem man auf ungesättigte Fettsäuren unter mög-
lichstem Ausschluß von Wasser, Jodmetalle in Gfegenwart von Säuren oder Säuregemischen
einwirken läßt, welche eine höhere Acidität haben als die Fettsäuren. Man erhält z. B. aus
Erucasäure, Jodnatrium, Eisessig, der mit Chlorwasserstoff gesättigt ist, Monojodbehen-
säure ; durch Eingießen von Wasser fällt diese Säure aus dem Reaktionsgemische heraus^").
Ricinstearolsäuredijodid erhält man aus Ricinstearolsäure und Jod, wenn man die
Jodierung in Gegenwart von wässeriger Essigsäure ausführt. Man erhält nach Entfernung
1) Deutsche med. Wochenschr. 83, 1897. ^) DRP. 96 495. ^) DRP. 135 836.
') DRP. 233 857. ') E. Erdmann, Halle a. d. S., DRP. 233 893.
8) Hoffmann- La Roche, DRP. 261211. ') DRP. 180 087.
«) DRP. 196 214. ») DRP. 180 622. »») DRP. 187 822.
Jodverbindungen. 609
von etwas überschüssigem Jod durch Krystallisation der Reaktionsmaese und Ausfällen
der Mutterlauge mit Wasser festes, nahezu farbloses Dijodid, das leicht umkrystalUsiert
werden kann^).
Die Ester der Monojodfettsäuren können zu subcutanen Einspritzungen benützt
werden. Man erhält sie durch direkte Veresterungen, z. B. den Athylester dvu'ch Äthyl-
alkohol mit konzentrierter Schwefelsäure. Beschrieben sind Jodbehensäureäthylester und
Jodstearinsäureäthylester. In der englischen Patentschrift 11 494 ex 1902 wird Jodwasser-
stoff einfach an die Ester der ungesättigten Säuren angelagert*).
Heyden, Radebeul'), jodieren Fette, welche eine mittlere Jodzahl von 45 haben,
mit chlorfreien Jodierungsmitteln in erschöpfender Weise. Elakaobutter z. B. wird mit Jod-
tinktur und Jodsäure bei 60° geschüttelt.
Heyden, Radebeul*), jodieren Fette mit chlorfreien Jodierungsmitteln und erzeugen
Bromfette und Jodfette durch Brom in Gegenwart von Bromsäure vmd Jod in Gegenwart
von Jodsäure*).
Biedel, Berlin'), stellt chlorfreie Ester und Salze hochmolekularer Jodfettsäuren in
der Weise her, daß Fette ungesättigter Säuren oder die entsprechenden Salze derselben in
Gegenwart von Jod und Wasser mit Quecksüberoxyd so behandelt werden, daß unter-
jodige Säure entsteht, welche dann jodierend einwirkt.
Die Bromverbindungen der ungesättigten Fettsäuren, <ind zwar die Erdalkaliverbin-
dvmgen, werden genau so dargestellt wie die Jodverbindungen').
Einen krystallisierten Ester des Ricinstearolsäuredijodids erhält man durch Über-
führung des Ricinstearolsätuedijodid in den Äthylester oder indem man an den Athyl-
ester der Ricinstearolsäure Jod addiert^).
Die Ester der einfachen ungesättigten Dijodfettsäuren') sollen den Monojodfettsäure-
estem des DRP. 188 834 gegenüber den Vorteil haben, daß sie bei gewöhnlichen Tempera-
turen fest bleiben und gut krystallisieren. Sie haben einen viel höheren Jodgehalt als die
Jodderivate der fetten Ole. Dargestellt wurden Dijodbrassidinsäuremethylester mit Methyl-
alkohol und Salzsäure, femer der Athylester und der Isoamylester, femer Dijodelaidin-
säuremethylester. Durch Erhitzen von Jod und Eisenpulver mit Behenolsäuremethylester
entsteht der Dijodbrassidinsäuremethylester.
Man erhält die Säurechloride der ungesättigten Dihalogenf ettsäuren ") der Formel
CnH2n — 4{Hal.)2Ö2 quantitativ durch Behandlung der Halogenfettsävu^n mit Thiouyl-
chlorid. Beschrieben werden das Chlorid von Stearolsäuredijodid, -dibromid, von Brassidin-
säuredijodid und Behenolsäuredijodid.
Phenylester jodierter Fettsäuren^) erhält man, wenn man jodierte Fettsäuren mit
Phenolen in üblicher Weise verestert oder in Phenylester von ungesättigten Fettsäuren
Jod einführt oder die Phenylester von chlor- oder bromsubstituierten Fettsäuren mit Jod-
salzen behandelt. Dargestellt wiirden : Jodessigsäurephenylester, Jodacetylthymol, a-Brom-
isovalerianylguajacolester, »-Jodisovalerianylguajacolester, «-Jodisovalerianylkreosotester,
Methylpropyljodpropionsäureguajacolester, a-Jod-n-buttersäureguajacolester und die ent-
sprechende Brom Verbindung , Jodbehensäuregua jacolester , Hydrochinondi-a-bromiso-
valeriansäureester, aus welchem man mit Jodnatrium das entsprechende Jodderivat
erhält, Jodstearinsäureguajacolester, a-Jodisobuttersäureguajacolester.
Sajodin ist das von E. Fischer und Mering dargestellte Calciumsalz der
Monojodbehensäure (C22Hj202J)2C'a , ein in Wasser unlösliches geschmack-
loses Pulver mit 26% Jod. Es wird zum kleinen Teü mit dem Kot wieder aus-
geschieden, der Hauptteü wird resorbiert, besonders im Knochenmark, im Fett
vmd in der Schilddrüse aufgespeichert und nach der Resorption von dort nach
erfolgter Spaltung im Harn als JodaLkali ausgeschieden^).
a-Jodstearinsäure und a-Jodpalmitinsäure werden von Hunden schlecht
vertragen. Bis zu 91% des Jodgehaltes derselben sind im Harn nach Ver-
fütterung dieser Säuren als anorganisches Jod nachweisbar^).
1) Riedel, DRP. 296 495. ^) DRP. 188 434. ') DRP. 199 549.
*) DRP. 199 549. ^) DRP.-Anm. C. 13 420 (zurückgezogen). •) DRP. 202 790.
') DRP. 187 449, Ztisatz zu DRP. 180 622. ») Riedel, DRP. 303 052.
•) Ciba, DRP.-Anm. G. 30 940; Franz. Patent 430 404; Engl. Patent 19 350 ex 1910.
"•) Hoff mann- La Roche, DRP. 232 459.
") Bayer, Elberfeld, DRP. 233 327.
^) E. Abderhalden, Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther. 4, 716. — Georg Basch, HS.
55, 399 (1908). ") G. Gastaldi, Arch. d. Farmacol. sperim. IS, 470 (1913).
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 39
610 Antiseptica und Adstringentia.
Die Calciumsalze der 2-Jodpalmitinsäure und der 2-Jodstearinsäure werden
gut vertragen und unter Jodabspaltung im Harn ausgeschieden, die entsprechen-
den Amide (2-Jodpalmitinamid und 2-Jodstearinamid) dagegen werden un-
zersetzt mit den Faeces entleert i).
Dijodyl ist Ricinolstearolsäurejodid.
Dijodbrassidinsäureäthylester CjgHggCJ : CJ • COO • CjHj [Lipojodin ^)] soU
in bezug auf Verträglichkeit und Lipotropie viel besser sein als Jodival, Jedi-
pin, Sajodin, während die freien Dijodfettsäuren, wie die Dijodelaidinsäure
diesen Anforderungen nicht entsprechen. Lipojodin wird langsam resorbiert,
und im Darm wird kein Jod abgespalten. Ebenso verhält sich Sajodin. Sajodin
und Jodipin werden nach Winternitz als fettsaure Alkalien resorbiert.
Jodival wird sehr rasch resorbiert und verhält sich sonst wie JodkaHum.
Die folgenden Verbindungen enthalten zwei verschiedene Halogene oder
Halogen und Schwefel:
Geschwefelte Jodfette') erhält man, wenn man auf Fette oder fette Ole in Gegenwart
von Schwefelwasserstoff Jod einwirken läßt. Nimmt man ungesättigte Fettsäuren*), so
gelangt man zu analogen Produkten, welche aber wasserlösliche Salze bilden.
Jodfettpräparate*) in fester und nahezu geschmackloser Form erhält man durch
Darstellung der Salze der Chlorjodfettsäuren.
Fette bzw. Fettsäuren und deren Ester, die Brom und Jod gleichzeitig enthalten und
haltbar sind, stellt Majert, Berlin*), dar durch Einwirkung von Brom und Jod in zur
vollständigen Halogenisierung unzureichender Menge.
E. Merck beschreibt die Darstellung von haltbaren Jod- und Bromfetten, indem
man Jod- und Bromwasserstoffsäure in wässeriger Lösung und in statu nascendi auf die
Fette einwirken läßt').
Ulzer und Batig in Wien stellen Phosphorsäureester aiis den Diglyceriden von Fett-
säuren oder Halogenfettsäuren und Phosphorpentoxyd her, indem sie die Reaktion in Ge-
genwart von Wasser durchführen. Sie vermischen 2 Mol. Diglycerid und 1 Mol. Phosphor-
pentoxyd und lassen 1 Mol. Wasser vuiter Rühren und Kühlung nach und nach zutropfen.
Beschrieben ist die Darstellung der Dijodstearylglycerinphosphorsäure.
/
O ■ CO • C,,H„J„
17"^33"
C3S5V'-' ■ '-'^ ' '^I7H33J2
OP^OH
\OH
Man erhält Quecksilberjodidjodfettverbindungen, wenn man Elajomargarinsäviro
oder verseifte Holzöle mit unterjodiger Säure in Gegenwart von Quecksüberoxyd be-
handelt«).
Riedel, Berlin, beschreibt ein Jodlecithin, dargestellt durch Einwirkung von Jod-
monochlorid oder Mischungen, welche Chlorjod abgeben. Die Verbindung enthält Jod in
den ungesättigten Fettsäureradikalen substituiert').
G. Richter, Budapest'"), jodiert Lecithin in Tetrachlorkohlenstofflösung mit gas-
förmiger Jodwasserstoffsäure und filtriert durch wasserfreies Natriumcarbonat. Jod-
lecithin enthält 32% Jod.
Jodstärke resp. im allgemeinen Halogenstärke erhält man in trockener Form durch
Versetzen eines Stärkekleisters mit Halogen und Tannin, Dekantieren, Zentrifugieren und
Trocknen des Niederschlages. Tannin tritt nur in kleinen Mengen in die Verbindung ein'').
Erst im Darm wird aus a-Jodisovalerianylhamstoff Jod abgespalten. Man erhält ihn
durch Einwirkung von Jodsalzen auf a-Brom- oder a-Chlorisovalerianylhamstoff [s. d.**)].
1) P. Ponzio, Gazz. chim. ital. 41, I, 781 (1911).
^) Oswald Loeb und Reinhard von den Velden, Therap. Monatshefte S5,
Aprü (1911).
') Bayer, Elberfeld, DRP. 132 791. *) DRP. 135 043.
5) Akt.-Ges. f. Anilin-Fabr., Berlin, DRP. 150 434. «) DRP. 139 566.
') DRP. 159 748. «) Riedel, Berlin, DRP. 215 664. ') DRP. 155 629.
1°) DRP. 223 594. ") Eichelbaum, Berlin, DRP. 142 897.
") Knoll, Ludwigshafen, DRP. 197 648.
Jodverbindungen. 611
MonojodisovalerianoglykolyLhamstoff wird Archiodin genannt.
Amide, Ureide oder Ester der in der Seitenkette jodierten Zimtsäuren erhält man durch
Verwandlung dieser jodierten Säuren in die Derivate oder durch Anlagerung von Jod oder
Jodwasserstoff an die Derivate der Phenylpropiolsäuro. Besehrieben sind Dijodzimt-
säure-amid, -ureid, -glycinester, -glykokoll,/?-Jodzimtsäureguajacylester, Monojodzimtsäure-
amid, p-Xitrodijodzimtsäureäthylester. Diese Verbindungen sind geschmacklos und sollen
Jod im Organismus rasch abspalten^).
Die Amide und Ureide der höheren brom- oder jodsubstituierten Fettsäuren sind
gut krystallisierende Verbindimgen, sie werden im Organismus gut aufgespalten und
sollen weder giftig sein, noch unangenehme Nebenwirkimgen haben. Sie sind nach den
bekannten Verfahren darstellbar. Beschrieben sind: Dijodbrassidinsäureamid , Dibrom-
behensäureureid, Jodbehensäureamid-).
a-Jodpropionylcholesterin, /»'-Jodpropionylcholesterin und Dijodelaidyl-
cholesterin werden sehr schlecht (etwa nur zu V3) resorbiert. Die Jodausschei-
dung vollzieht sich innerhalb 4 — 5 Tagen, ein erhebhcher Teil des resorbierten
Jods bleibt in dem Gewebe zurück. Subcutan eingespritzt, erfolgt die Jodaus-
scheidung allmählich^).
Alival ist Acetou-glj'cerin-(X-jodhydrin.
J • CH, • CH ■ O .
)C{CH3)2 *)
CH, • O ^
Jodthion ist Dijodhydroxyprof)an C3H5J2 • OH , es ■rnirde als Ersatzmittel
der Jodtinktur empfohlen.
Joddioxypropan erhält man durch Digerieren von a-Chlorhydrin mit Jodalkalien bei
einer 90° nicht übersteigenden Temperatur im Dunkeln^). Bei der Darstellung von Jod-
dioxypropan kann man Jodalkalien bei der Einwirkung auf a-Chlorhydrin unterhalb 90°
durch Joderdalkalien oder Jodmagnesium ersetzen °).
Dem Benzojodhydrin (C3H5)C1J(C'8H5 • CO,) , also dem Chlorjodbenzoesäure-
glycerinäther soUen bei der internen Verabreichung als Ersatzmittel der Jod-
alkahen keine unangenehmen Nebenwirkungen zukommen. Doch ist diese
Substanz eine braungelbe, fettige Masse, die man erst mit Zucker mischen
muß, um sie verabreichen zu können').
Die Substitutionsprodukte des Coffeins und Theobromins, z. B. das jod-
wasserstoffsaure Dijodcoffein, sind so labil, daß sie schon bei der Berührung
mit Wasser Jod abspalten und in halbwegs erheblichen Dosen innerlich gegeben
durch die Ehmination des Jods in den Respirationswegen krampfhaften Husten
erzeugen.
Zu den erfolglosesten Bemühungen in der Arzneimittelsynthese gehört
das bei jungen Synthetikem und bei jungen Fabrikanten so beUebte Ein-
führen von Halogenen in bekamite Arzneikörper. Um so erfolgloser muß
so ein Bemühen erscheinen, wenn zur Einführung eine Grundsubstanz ge-
wählt wird, die an und für sich sehr teuer ist. Da die mit Brom oder Jod sub-
stituierten und addierten Körper meist keine besonders hervorragenden Wir-
kungen, insbesondere keine neuen verwertbaren Eigenschaften zeigen, so fristen
sie meist nur ein Eintagsdasein. In der ThaUinperiode wurde ein Jodadditions
produkt des Thallinsulfates als Thallinperiodat eingeführt, undGrenville
behandelte damit Carcinome angeblich mit bestem Resultat. Jodopyrin ist
Jodantipyrin, in dem ein Wasserstoff der Phenylgruppe durch Jod ersetzt ist.
Der Körper wirkt wie Antipyrin imd Jod, hat aber vor einer Mischung beider
1) Bayer, DRP. 246 165. 2) Bayer, DRP. 248 993.
-) E. Abderhalden und E. Gressel, HS. 74, 472 (1911).
*) E. Fischer und Ernst Pfähler, BB. .53, 1606 (1920).
5) Lüders, DRP. 291 541. «) DRP. 291 922, Zusatz zu DRP. 291 541.
') Chenal, These de Paris (1896).
39*
612 Antiseptica und Adstringentia.
keinen Vorteil, soll aber angeblich wegen Ersatz des Wasserstoffes weniger giftig
sein als Antipjrrin'). Ebenso wurde BromopjTÜi, d. i. Monobromantipyrin, dar-
gestellt, über dessen Wirkung nichts bekannt ist.
Chlorantipyrin wvirde durch Einwirkung von Chlorkalk und Salzsäure auf Anti-
pjrrin gewonnen, fand jedoch nie eine Verwendung.
Wenn man in das Molekül des l-Phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolons gleichzeitig Brom
und Jod einführt, so erhält man l-p-Bromphenyl-2.3-dimethyl-4-jod-5-pyrazolon und
l-p-Jod-phenyl-2.3-dimethyl-4-brom-5-pyrazolon, indem man zuerst das Bromderivat dar-
stellt und jodiert oder umgekehrt verfährt^).
Ein jodhaltiges, wasserlösliches Präparat aus l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-dimethylamino-
5-pyrazolon entsteht, wenn man Jodwasserstoffsäure vom spez. Gew. 1.7 zu einer wässerigen
gesättigten Lösung der freien Base zusetzt, die Flüssigkeit zur Trockne eindampft und mit
Alkoholäther auswäscht').
Jodantifebrin scheint beide Wirkungen (Antifebrin- und Jodwirkung)
einzubüßen, da es nicht resorbiert wird, wohl wegen seiner äußerst geringen
Löslichkeit. Dem Jodophenin, dem Trijodderivat des Phenacetins, wußte man
nur nachzusagen, daß es antibakteriell wirke*). Dieses Jodsubstitutionsprodukt
hat in der medizinischen Welt ebenfalls gar keine Beachtung gefunden. Er
zersetzt sich in allen Lösungsmittehi unter Abgabe von Jod, wirkt durch Abspal-
tung von Jod antiseptisch, da aber die Jodmenge sehr groß ist, so wirkt das
neue Präparat ebenso reizend wie eine reine Jodlösiuig und besitzt demnach vor
dieser keine Vorzüge^). Ebensowenig Chinjodin, ein Jodsubstitutionsprodukt des
Chinins, welches leicht spaltbar ist und bei Gesunden und Kranken den Stick-
stoffwechsel regelmäßig steigert.
Jodchinin imd Jodcinchonin erhält man durch Behandeln dieser Basen in sehr ver-
dünnter salzsaurer Lösung mit Chlorjod in Salzsäure m molekularen Verhältnissen; macht
man alkalisch, so fällt ein rein weißer Niederschlag heraus').
Jodacetylierte Salicylsäuren werden aus jodierten fetten Säuren, und zwar aus deren
Chloriden, Bromiden oder Anliydriden luid Salicylsäure dargestellt. Beschrieben ist die
Darstellung von Jodacetylsalicylsäure').
Max Haase, Berlin, jodiert Salicylsäure, indem er Jod in alkalischer Lösung ein-
wirken läßt, und zwar eine weniger als die molekulare Menge Jod in Gegenwart von Jod-
kalium, und die jodierte Säure durch Mineralsäure ausfällt*).
Verwendet man dieses Verhalten zur Jodierung von Acetylsalicylsäure, so wird die
Acetylgruppe abgespalten. Man kann aber die jodierte Acetylsalicylsäure erhalten, wenn
man bei der Acetylierung jodierte Salicylsäure verwendet. Jodacetylsalicylsäure
C8H3J<„„j.,„ ^ ist ein geschmackloser Körper').
Max Haase, Berlin^"), stellt MonojodsaUcylsäureamid in der Weise her, daß er Salicyl-
säureamid in alkalischer Lösung mit Jod-Jodkalium behandelt, welches weniger freies
Jod enthält, als zm- Monojodierung notwendig ist.
Als Mittel gegen Urticaria werden Jodsaponine empfohlen, die völlig reizlos sein sollen.
Man erhält sie durch Erhitzen von Saponinen mit Jod bei Gegenwart von Wasser").
Es läßt sich also die Regel aufstellen, daß Substitutionen mit Brom oder
Jod bei den antipyretisch wirkenden Mitteln nie neue verwertbare Eigenschaften
des neuen Körpers zutage fördern und man höchstens zu Körpern gelangt,
welche ebenso wirken, wie die Mischung von einem Halogenalkah mit dem
reinen Antipyreticum. Es ist auch von vornherein nicht abzusehen, auf welcher
theoretischen Ül^erlegung Synthesen dieser Art beruhen sollen, und welche neue
1) Laveran imd Arnold, Revue m6d. 189T, Nr. 2. — Santesson, Deutsche med.
Wochenschr. I89T, Nr. 36. — Von Dittmar 1885 dargestellt, von E. Münzer geprüft.
2) Höchst, DRP. 254 487. ') Delli und Paolini in Rom, DRP. 180 120.
*) DRP. 58 409. 5) Siebel, Deutsche Med. Ztg. 1891, 527.
') Ostermayer, Erfurt, DRP. 126 796.
') DRP. 221 384, Zusatz zu DRP. 212 422, siehe Hauptpatent bei Chlor- und Brom-
derivate. 8) DRP. 224 536. ^) DRP. 224 537. '") DRP. 224 346.
") Sander, DRP. 275 441.
Jodverbindungen. 613
Eigenschaften der Erfinder zu erlangen gedachte. Aber wir glauben nicht irre-
zugehen, wenn wir annehmen, daß bei der großen Reihe der noch zu findenden
Körper noch immer eine große Reihe von Halogensubstitutionsprodukten,
sowie von Sulfosäuren dieser Körper zwecklos dargestellt werden wrd.
Die E. Baumannsche Entdeckung, daß in der normalen Schilddrüse der
Tiere Jod in fester organischer Bindung enthalten ist und diese Jodothyrin ge-
nannte Substanz starke stoffwechselsteigemde Wirkungen schon in sehr kleinen
Dosen auszulösen vermag, hat dazu geführt, Jod in Eiweißkörpem zu substitu-
ieren in der Hoffnung, so auf synthetischem Wege zu dem Jodothyrin analog
wirkenden Substanzen zu gelangen. Diese Hoffnung ist nicht erfüllt worden, hin-
gegen hat man Substanzen erhalten, die man ganz gut als Ersatzmittel der Jod-
alkahen benützen kann. So wurden unter den verschiedensten Namen Jod-
derivate von verschiedenen Eiweißkörpem dargestellt.
Das Jodieren von Eiweißkörpern gelingt leicht, wenn man deren wässerige Lösung
entweder mit Jodjodkaliumlösung behandelt oder in die warme wässerige Lösvmg so lange
feingepulvertes Jod einträgt, als noch eine Aufnahme von Jod erfolgt und hierauf die
Lösung mit Hilfe von Essigsäure koaguliert^).
Auch aus Peptonen und Albumosen kann man auf diese Weise leicht zu
wasserlöslichen Jodderivaten gelangen. F. B lu m stellte durch alkalische Spaltimg
von jodiertem Eiweiß ein schwefelfreies jodiertes Produkt her, welches 10% Jod
enthält, aber keineswegs in seinen therapeutischen Eigenschaften mit dem Jodo-
thyrin aus der Schilddrüse übereinstimmt, aber als Jodkaliumersatz bei der
Syphüisbehaudlimg unter dem Namen Jodalbacid^) von mancher Seite emp-
fohlen wurde.
Feste wasserlösliche Verbindungen des Caseins mit Jodwasserstoff oder Bromwasser-
■ Stoff erhält man durch Verrühren von Casein mit diesen Säuren in mittlerer Kon-
zentration oder durch Lösen in verdünnter oder konzentrierter Säure und Ausfällen der
Verbindung-*).
Wegen der starken Dissoziation solcher Verbindungen *) in wässeriger Lösung
werden wohl solche Substanzen sogar hinter JodkaUum oder Bromkalium zu-
rückstehen. Ebenso wurden Jodleimverbindungen dargestellt, welche, um sie
unlösUch und dadurch auch geschmacklos zu machen, femer um die C4erbsäure-
wirkung dem Präparate zu verleihen, mit Tamiin kombiniert wurden.
Tannin wurde mit Jodtinktur zunächst gemischt vmd dann Leimlösung zugesetzt.
Die Fällimg wird getrocknet und gepulvert. Sie enthält 22.5°ö Jod^).
Es wurden zahlreiche Versuche unternommen, aromatische Eiweißspalt-
Hnge zu jodieren, aber die dargestellten Substanzen, von Phenylalanin, Tyrosin,
Tryptophan und Histidin sich ableitend, hatten nicht die erwarteten Wir-
kungen.
Dijodtyrosin ist als Dinatriumsalz bei Kaninchen und Affen intravenös
migiftig. 2 g machen beim Menschen keinen Jodismus*). 3. 5-Dijod-l -tyrosin
gibt im Organismus 46% seines Jods aus der organischen Bindmig ab. Aus
dem S.S-Dijod-r-tjTosin wird viel weniger Jod abgespalten'). Gl\-cyl-3.5-dijod-
1-tyrosin gibt im Organismus ionisiertes Jod ab^).
Knoll, Ludü^-igshafen, stellen organische Jodverbindungen aus den Chlor- oder Brom-
verbindvmgen durch Einwirkung von Alkalijodiden her, indem sie die Reaktion in Gegen-
wart von Aceton, Methj'iäthylketon, Diäthylketon oder Acetessigester ausführen').
^) G. Hopkins und Brook, Joum. of physiol. 28, 184.
2) F. Blum, Müncheuer med. Wochenschr. 1898, 233. ^) DRP.-Anm. C. 9082.
*) Erb, Zeitschr. f. Biol. 51. — Ley, Zeitschr. f. phvsikal. Chemie 4, 319 (1889).
5) DRP.-Anm. A. 6515. «) Albert Berthelot, C. r. 152, 1323 (1911).
') Adolf Oswald, HS. 62, 399 (1909). *) J. Slawu, C. r. s. b. 76, 734.
') DRP. 230 172.
614 Antiseptica und Adstringentia.
Jodoniuin-, Jodo- und Jodosoverbindungen verhalten sich im Organismus
folgendermaßen : Jodoniumbasen wirken curareartig ^). Jodosobenzol ist relativ
giftig und wrkt als solches und nicht sein Umwandlungsprodukt, das Jod-
benzol, auf das zentrale Nervensystem. Im Organismus wird es zu Jodbenzol
reduziert. Zum Teil wird aber Jodion abgespalten^). Jodobenzol ist viel weniger
giftig als Jodosobenzol. Es wird leicht im Organismus zu Jodbenzol redu-
ziert, welches als Acetyljodphenylmercaptursäure JCgH^ • S • CHj • (NH • CO
• CH3)C00H ausgeschieden wird. Es macht bei Fröschen keine curareähn-
lichen Symptome*). Jodosobenzoat '~^ii^i<^coONa, ^^^^^ Sauerstoff für die Per-
oxydasereaktion liefern wie Wasserstoffsuperoxyd, es wirkt depressiv auf das
Respirationszentrum und macht Apnoe. Jodosobenzoesäure schmeckt wie
Wasserstoffsuperoxyd*). Von der Jodosobenzoesäure wissen wir, daß sie ört-
hch stark reizend wirkt und in Berührvmg mit im Blut kreisenden Jodalkahen
freies Jod abspaltet [Heinz^)].
Die Darstellung der Jodosobenzoesäure wird in der Weise vorgenommen, daß man
o-Jodbenzoesäure mit rauchender Salpetersäure behandelt*). Man bekommt dann die
Verbindung
J = 0
^6"^«^C0 • OH
Ferner erhält man sie, wenn man o-Jodbenzoesäure mit Permanganat in schwefelsaurer
Lösung in der Siedehitze oxydiert'). Weiter wurde gefunden, daß o-Jodbenzoesäure in
Chloroform beim Einleiten von Chlor in diese Lösung einen gelben Körper abscheidet, der
das Jodidchlorid der Jodbenzoesäure ist*). Beim Erwärmen mit Alkali und Ausfällen der
alkalischen Lösung mit Blineralsäuren erhält man ebenfalls Jodosobenzoesäure.
Jodoxybenzoesäure
° *\COOH
ist noch kräftiger in der Erzeugung von Apnoe. Jodbenzoesäure J • CgH^
• COOH ist unwirksam.
Chlor- und Bromderivate.
Die allgemeine Bedeutung des Eintrittes von Chlor und Brom in organische
Verbindmigen wurde bereits im allgemeinen Teile auseinandergesetzt. Der
Eintritt von Chlor in Substanzen der aliphatischen Reihe vermag denselben
hypnotische Eigenschaften, sowie narkotische, in starkem Maße zu verleihen,
ebenso wie diesen Derivaten herzschädigende Wirkungen zukommen. Aber
den Chlorsubstitutionsprodukten der aromatischen Reihe, in denen Chlor Kern-
wasserstoff ersetzt, kommen, im Gegensatze zu den aliphatischen gechlorten
Alkoholen, Aldehyden und Kohlenwasserstoffen, keine hypnotischen Eigen-
schaften mehr zu, aber der Eintritt von Halogen in diese Verbindungen stei-
gert die diesen eigentümliche antiseptische Kraft in erheblicher Weise. Doch
ist auch diese Fähigkeit nicht allein vom Eintritte des Chlors, sondern auch
von der Stellung desselben abhängig. So ist von den drei isomeren Mono-
') V. Meyer imd R. Gottlieb, BB. 3T, 1592 (1894).
^) R. Luzzatto und G. Satta, Arch. d. Farmacol. sperim. 8, 554.
^) R. Luzzatto und G. Satta, Arch. d. Farmacol. sperim. 9, 241 (1910).
*) A. S. Loevenhart und W. E. Grove, Jouru. of biolog. ehem. T, XVI (1909—1910).
^) Virch. Arch. 155, Heft 1.
«) DRP. 68 574. — BB. 25, 2632 (1892); 36, 1339, 1357, 1727, 1735, 2953 (1893).
') DRP. 69 384. ») DRP. 71 346.
Chlor- und Bromderivate, 615
chlorphenolen die p-Verbindung die am stärksten antiseptisch •wirkende, dann
folgt m- und schließlich o-Chlorphenol. Dasselbe Verhalten zeigen die Brom-
substitutionsprodukte, ebenso wie die Chlorsalole. Der unangenehme Geruch
des p-Chlorpheuols ist bei der Verwendung als Antisepticum sehr hinderUch.
Hingegen kommt diese Eigenschaft des üblen Gleruches dem p-Chlorsalol nicht
zu. Da p-Chlorsalol im Darme p-Chlorphenol abspaltet, welches ja ein stärkeres
Antisepticum ist als Phenol selbst, so ist p-Chlorsalol als Darmantisepticum ein
energischer desinfizierendes Mittel als Salol. Doch wird diese Substanz nicht
verwendet. o-Chlorsalol ist wegen seines Geruches als Arzneimittel für den
internen Gebrauch nicht verwendbar.
p-Dichlorbenzol wird als Antisepticum bei Hautkrankheiten empfohlen,
ebenso als Mottenpulver.
o-Chlorphenol und o-Bromphenol erhält man, wenn man auf hoch erhitztes (150 bis
180°) Phenol, Chlor oder Brom einwirken läßt.
0-Monobromphenol wurde zur Erysipelbehandlung mit gutem Erfolge
benützt.
Für die aromatischen Bromderivate gilt dasselbe wie für die Chlor- und
Jodderivate.
Die Carbonate des Chlorphenols werden in der üblichen Weise dargestellt, indem man
auf die alkalische Chlorphenollösung Phosgengas einwirken läßt oder indem man eine
benzolische Chlorphenollösung im Druckgefäße mit Phosgengas erhitzt^).
Chlor-m-kresol (Lysochlor) ist nach mehreren Berichten ein ausgezeichnetes
Mittel für Händedesinfektion, dabei relativ wenig giftig^). Parol ist p-Chlor-
m-kresol in alkalischer Lösung.
Chlor-m-kresol CH3 : OH : Cl = 1 : 3 : 6 erhält man durch Chlorierung von reinem
m-Kresol oder einem technischen Gemisch aus m- und p-Kresol, indem man das chlorierte
m-Kresol sulfuriert, dabei geht nur die p-Verbindung in die Sulfosäure über, während die
m- Verbindung unverändert bleibt und leicht abgescliieden werden kann. Diese Sulfosäure
gibt besonders schwer lösliche Salze und kann so in Form des Natriumsalzes von den
anderen getrennt werden. Die Sulfogruppe wird dann durch Erhitzen mit starken Säuren
abgesprengt^).
Flemming imd Schülke & Mayr^) erzeugen ein Desinfektionsmittel aus einem
Gemisch von chloriertem symmetrischen Xylenol mit p-Chlor-m-kresol. An Stelle von
chloriertem symmetrischen Xylenol kann man andere Xylenole, z. B. Chlorxylenol in
Mischung mit p-Chlor-m-kresol oder anderen chlorierten Kresolen verwenden^).
An Stelle der cMorierten Kresole werden komplexe AlkaUsalze halogensubstituierter
Phenole gemäß DRP. 247 410 verwendet«).
Trotz der vielen Vorteile, die die Anwendung solcher Halogenphenolderivate
bieten würde, haben sie m der Therapie keine Verbreitung gefunden, ebensowenig
vne die zahlreichen substituierten Salole, die nach der Nenckischen Synthese
dargestellt wurden'). Der Grund hegt darin, daß der Vorteil der höheren anti-
septischen Wirkmig der chlor- und bromsubstituierten Phenole den großen
Nachteil ihrer schleimhautreizenden Eigenschaften nicht aufwiegt. Von solchen
Derivaten sind bekannt: die Sahcylsäiu-eester des o-, m- und p- Chlorphenol,
des o- und p-Bromphenol, des Diclilorphenol-2.6- und 1.4-, des Dibromphenol-
1.2.6- und 1.2.4-, des Trichlorphenols-1. 2.4.6-, wobei OH 1 und des Tribrom-
phenol-1.2.4.6- des Triiodphenol-1.2.4.6-, des o- mid p-Monojodphenols und des
Dijodphenols.
M Heyden, DRP. 81 375, Zusatz zu DRP. 58 129.
^) Laubenheimer, Deutsche med. Wochenschr. 1910, Nr. 4, S. 199. — Conrad,
Arch. f. Gynäkol. 91, Nr. 2, I, Kada Diss. (1910).
ä) Liebrecht, Frankfurt, DRP. 233 118. *) DRP. 300 321.
^) DRP. 302 013, Zusatz zu DRP. 300 321.
«) DRP. 303 083, Zusatz zu DRP. 300 321. ') DRP. 70 519.
QXQ Antiseptica und Adstringentia.
2 Moleküle Pentabromphenol wirken ebenso stark entwicklungshemmend
wie 40 Moleküle Trichlorphenol oder 1000 Moleküle PhenoP).
Die Untersuchungen von Bechhold und P. Ehrlich über die Rolle der
Anhäufung von Halogen im Kern aromatischer Verbindimgen zeigten, daß, je
mehr Halogen eintritt, desto intensiver die Desmfektionswirkung ist.
In der Phenolgruppe lassen sich als allgemeine Regel aufsteUen, daß die
Einführung von Halogen in den Benzolkena von Phenolen den Desinfektions-
grad erhöht. Ebenso wirkt die Einführung von Alkylen. Dabei ist zu bemerken,
daß man häufig sieht, wie derselbe Desinfizient gegen verschiedene Bakterien
sehr verschieden stark wirkt. H. Bechhold und P. Ehrlich fanden z. B., daß
Tetrabrom-o-kresol ein ganz hervorragendes Desinfektionsmittel ist, 250 mal
so kräftig als Phenol und nur halb so giftig. Bouchard fand, daß die beiden
Naphthole stärker desinfizieren als Phenol, was durch die verstärkte Wirkung
der zwei BenzoLkeme zu erklären ist. Man erhält auch eine solche verstärkte
Wirkung, wenn man zwei Phenole zusammenschweißt entweder direkt oder
durch Vermittlung einer fetten Gruppe, z. B. Tetrachlor-o-biphenol und Tetra-
brom-o-biphenol. Hexabromdioxyphenylcarbinol ist ungiftig und hat eine sehr
hohe Desinfektionskraft. Verkuppelt man aber zwei Phenolgruppen durch
die Gruppen CO oder SOo, so sinkt die Desinfektionskraft.
H. Bechhold nemit halbspezifische Desinfizienzien solche Substanzen,
deren Desinfektionskraft gegen verschiedene Bakteriengruppen außerordent-
lich verschieden sind; besonders die Chlor- und Bromderivate des /?-Naph-
thols gehören zu dieser Gruppe; am auffallendsten tritt die Halbspezifität bei
Tri- und Tetra-brom-/?-naphthol zutage. Diphtheriebacillen werden dirrch den
250sten Teil der Substanzmenge geschädigt, die für Paratyphus B erforderlich
ist ; außer gegen Diphtheriebacillen äußert sich die Halbspezifität dieser Stoffe
noch gegen Staphylokokken und Streptokokken. Dibrom-/S-naphthol besitzt
eine solche gegen Bacterium Coli. Eine vollkommen gleichmäßige Wirkung
gegen alle Bakterien besitzt nach Bechhold kein chemisches Desinfektions-
mittel, so daß bei allen von einer zehntel oder hundertstel Spezifität gesprochen
werden kann. Besonders charakteristisch ist das Verhalten von Monochlor-
naphthol und Tribrom-^-naphthol. Ersteres wirkt auf Pyocyaneus noch
1 : 2000 verdümit entwicklungshemmend, letzteres hat schon bei 1 : 1000 keine
Wirkung mehr. Monochlomaphthol wirkt fast gleichmäßig auf alle untersuchten
Organismen, Tribromnaphthol auf TuberkelbaciUen fast gar nicht, auf Sta-
phylokokken noch in einviertelmillionenfacher Verdünnung. Tribromnaphthol
ist praktisch imgiftig imd wirkt im GJegensatz zu Mono- und Dibromnaphthol
nicht hämolytisch, so daß diu'ch die hämolytische Methode noch 0,5% Dibrom-
naphthol nachgewiesen werden kann. Da Tribromnaphthol Leukocji;en nicht
verändert und die Phagocytose nicht beeinträchtigt, ist es als Wundanti-
septicum sehr geeignet 2).
. Es steigt auch die Giftigkeit nicht an, um so mehr, als solche Substanzen
unverändert, d. h. ohne Abspaltung von Halogen, den Organismus passieren.
Tribromphenol z. B., welches das Ausgangsmaterial für eine Reihe von anti-
septischen Verbindimgen darstellt, wirkt sehr kräftig desLnfiziei'end, aber es
reizt die Schleimhäute stark, eine unangenehme Eigenschaft, die dem Tribrom-
salol schon fehlt. So vertragen Kaninchen von zwei Kilo 15 g Tribromsalol, ohne
irgendwelche Vergiftungserscheinimgen zu zeigen.
>) Bechhold und P. Ehrlich, HS. 47, 182 (1906). — Siehe auch KoUe -Wasser-
mann, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen 4, 1, 226.
-) Münchener med. Wochenschr. 61, 1929—1930 (1914).
Chlor- und Bromderivate. 617
Die Einfuhrimg von einem Bromatom in das Phenol vermindert zunächst
die Krampfwirkiuig und auch die Giftigkeit, weitere Einfuhrung von Halogen
sistiert die Krampfwirkung vollständig, aber es wird die Giftigkeit des Phenols
entsprechend der Zahl der eingeführten Halogene gesteigert. Trichlorphenol
und Tribromphenol sind wieder gerade so giftig wie Phenol, Tetrachlorphenol,
noch mehr aber Pentachlorphenol sind recht giftige Substanzen ^).
Chloramine wird ein Antisepticum^) genannt, welches p-Toluol-Natrium-
sulfochloramid ist.
TD
Alle die Chloramingruppe p^>N— Cl enthaltenden Substanzen sind stark
keimtötend. Die Gegenwart von mehr als einer Chloramingruppe verstärkt
die keimtötende Kraft der Substanzen nicht merklich. Die keimtötende Wir-
kmig mancher Chloraminkörper ist im Verhältnis zum Molekül größer als die
des Natriumhypochlorits. Substitution von Cl-, Br-, J-, CH3-, C2H5- oder NOg-
Gruppen in den Kern aromatischer Chloramine führt nicht zu einer starken Ver-
mehrung der keimtötenden Wirkving ; meistens tritt sogar eine geringe Vermin-
derung ein. Die Chloraminderivate des Naphthahns oder anderer zweikemiger
Verbindungen des Sulfochloramintypus ähneln völlig den entsprechenden ein-
facheren aromatischen Körpern in ihrer keimtötenden Eigenschaft. Die weniger
untersuchten Bromamine sind schwächer in ihrer Wirkung als die entsprechenden
Chloramine. Aber die Natriumsulfobromamine sind wirksamer als unterbromig-
saures Natron^).
Die von Dakin als Chloramine bezeichneten Chlorsulfamine, besonders die
tjrpischen Vertreter beider Klassen Chloramin T (p-Toluoldichlorsulfamid) und
Chlorazen bzw. Tochlorin (Natriumsalz des p-Toluolmonochlorsulfamids) sind ver-
möge der Abspaltung unterchloriger Säure stark bactericid , ohne auch bei stärkerer
Konzentration die hautreizenden Wirkungen der Hypochlorite zu haben*).
Chlorylsulfamide sollen als keimtötende Mittel Verwendimg fhiden^). Man
führt zu diesem Zwecke die Sulfamide aromatischer Carbonsäuren in üblicher
Weise in die entsprechenden Dichlorylverbindungen über. Die Einführung der
Carbonylgruppe in den Kern erhöht die Beständigkeit der Chlorylsulfamide.
Dichlorylsulfamidbenzoesäure erhält man aus p-Benzoesäuresulfamid und AUsah-
hypochloritlösung durch Ansäuern mit Essigsäure. Aus dem Piltrat fällt Schwefel-
säure geringe Mengen Monochlorylsulfamidbenzoesäure.
Die Substitution von Chlor oder Brom in den Kern der aromatischen Car-
bonsäuren zeigt dieselben Effekte wie beim Phenol. Ihre Darstellung kann als
vöUig zwecklos bezeichnet werden.
6-Chlor-l-methyl-3-oxybenzol-4-carbonsäure, welche antiseptisch wirkt, erhält man,
wenn man p-Chlor-m-kresolnatriimi (OH : CH3 : Cl = 3 : 1 : 6) mit Kohlendioxyd unter
Drack auf 160 — 180° erhitzt«).
Brom-p-oxybenzoesäure') erhält man, wenn man p-Oxybenzoesäure oder ihre Alkyl-
ester in Eisessig oder in Lauge gelöst mit Brom versetzt. Mono- und Dichlor-p-oxy-benzoe-
säm^ lassen sich leicht erhalten, wenn man Chlor auf eine Eisessiglösung von p-Oxybenzoe-
säure einwirken läßt*). p-Chlor-m-oxybenzoesäure erhält man, wenn man Chlor oder
besser Schwefeldichlorid SClj in einem Verdünnungsmittel auf m-Oxybenzoesäure ein-
wirken läßt'). In gleicher Weise erhält man p-Brom-m-oxybenzoesäure, wenn man auf
eine Schwefelkohlenstofflösung von m-Oxybenzoesäure bei Gegenwart von Eisenbromür
Brom einwirken läßt^").
1) HS. 47, 173 (1906). =) Brit. med. Journ. 1916, I, 87 und 335.
') H. D. Dakin, J. B. Cohen, M. Daufresne und J. Keryon, Proc. Royal Soc.
London, Serie B 89, 232 (1916).
*) J. Bougault, Journ. Pharm, et Chim. [7] 16, 274 (1918).
^) Max Claaß, München, DRP. 318899. ') Riedel, DRP. 275 093.
') Hähle, DRP. 60 637. «) Heyden, DRP. 69 116.
9) Merck, DRP. 74493. ") Merck, DRP. 71260.
Q1Q Antiseptica und Adstringentia.
Ein Bromderivat des Salols, in welchem Brom sowohl im Kerne der Sali-
cylsäure als auch im Kerne des Phenols substituiert ist, ist das von Rosenberg*)
dargestellte Tribromsalol vom Schmelzpunkte 195°. Dieses Tribromsalol
CO — o
BrljBrTj
Br
spaltet sich in Dibromsalicylsäure und p-Bromphenol, während gewöhnliches
Tribromsalol sich in die iinbeständige Tribromsalicylsäure imd Phenol ver-
seifen läßt.
Man bromiert, um die erstgenannte Verbindving zu erhalten, Salol in der Eiskälte
in der Weise, daß man Salol in die achtfache Menge Brom einträgt.
Dieses Tribromsalol soll hypnotisch und hämostatisch wirken 2). Die hyp-
notische Wirkung dieses Präparates, wie aUe Bromwirkungen desselben muß
man entschieden in Abrede stellen, ebenso wie, daß zwischen diesem Präparat
und dem gewöhnlichen Tribromsalol Unterschiede in der physiologischen Wir-
kmig bestehen. Es ist auch dieses Präparat trotz solcher Angaben nicht zu einer
praktischen Bedeutung gelangt.
p-Monobromphenylacetamid C8H4Br • CHg • CO • NH2, Antisepsin ge-
nannt, ist aus dem Grunde ein wirksamer Körper gegen geformte Fermente,
weil hier die antiseptische Kraft des Phenylacetamids durch den Eintritt von
Brom in die p-Stellung gesteigert wird. Therapeutische Erfahrungen über
diesen Körper hegen nicht vor.
Der Versuch, Dibromgallussäure, in welcher beide Bromatome Kem-
wasserstoff ersetzen, als Ersatzmittel der Bromalkahen bei Epilepsie zu ver-
wenden, muß aus dem schon öfter angeführten Grunde als gescheitert an-
gesehen werden, weil der Organismus dieser ihn unzersetzt passierenden Sub-
stanz nicht Brom zu entziehen in der Lage ist.
PjTobromon CjgHigXjOBr ist eine Bromverbinduug des Pyrazolons. Die
Ausscheidung erfolgt rasch. Dosen von über 1 g werden vom Menschen nicht
gut vertragen. Es wurde bei Epilepsie und Hysterie empfohlen^).
Niu: den ahphatischen Bromverbindungen kömien Bromeigenschaften
wie den Bromalkahen zugeschrieben werden. Versuche, solche organische Deri-
vate herzustellen, welche die beruhigenden Bromwirkungen besitzen, denen
aber die depressiven Eigenschaften der Bromalkalien fehlen, sind zahlreich
unternommen worden. Bromoform CHBrj z. B. findet nunmehr nur noch als
Keuchhustenmittel Anwendung. Die Darstellung des BromaHn genannten
Hexamethylentetraminbrommethylates (0112)6X4 • CHsBr hat den ge-nünschten
Erfolg nicht gehabt, da die sedative Wirkung wesenthch schwächer ist als bei
den Bromalkahen, doch kommt es bei Anwendung dieser Substanz angeblich
nicht zu den unangenehmen Nebenwirkungen der anorganischen Brompräpa-
rate*). Auch Tribromhydrin CjHäBrg, welches infolge seines Bromgehaltes
schmerzstillend und beruhigend ^virkt, hat keine solchen Vorzüge vor den Brom-
alkahen, daß seine Anwendung einen nemienswerten Umfang angenommen
hätte, hingegen wirkt es wie Trichlorhydrin stark reizend auf die Darmschleim-
haut .
») DRP. 94 284, 96 105.
-) Sem. m6d. I89T, Nr. 40.
=) G. Nardelli, Arch. d. Farmacol. sperim. 16, 169 (1913).
*) Bardet, Nouv. remed. 189-1, 117. — Deutsche Arzte-Ztg. 1908, 358.
Chlor- und Bromderivate. 619
Auch das sehr billige PhthalimicU
•CO
.co>^^
dient zur Darstellung von am Stickstoff substituierten Halogenverbindungen,
über deren Wirksamkeit noch nichts bekaimt ist.
So erhält man z. B. Chlorphthaliinid, wenn man auf die wässerige Lösung von Phthal-
imid in Atznatron Chlor einleitet. In ähnlicher Weise wird man wohl zum Brom- und Jod-
derivat gelangen.
Auch p-DioxyphthaUmid sollte als Antisepticum Vc Wendung finden. Durch 2 Mol.
naszierende CNH auf 2 Mol. Benzochinon wird neben Hydrochinon Dicyanhydrochinoa
gebüdet. 2 CjH.Oj + 2 HCN = C,H, • (OHjji-^CNl^^-^ + CeH,(0H)2.
Beim Erwärmen mit konz. Schwefelsäure entsteht p-Dioxyphthalimid
CeH,(OH),.^^>NH
Bromderivate des Acetons erhält man durch Einwirkung von Brom auf Aeeton-
dicarbonsäure in wässeriger Lösung, wobei eine feste Substanz, das Pentabromaceton, sich
abscheidet, die sich durch verdünnte ."Ukalien rasch unter Abscheidung von Bromoform
zerlegt. Bei Verwendung einer konzentrierten Acetondiearbonsäurelösung entsteht festes
Penta- und flüssiges Tetrabromaceton. Als Neutralisationsmittel für den bei dieser Dar-
stellung entstehenden Bromwasserstoff eignet sich Marmor am besten^).
Doppelverbindungen von Harnstoff mit Erdalkalibromiden werden in der Weise her-
gestellt, daß Harnstoff und das betreffende Bromid im molekularen Verhältnis 4 : 1 in
einem Lösungsmittel einige Stunden lang erhitzt werden^).
Nach DRP. 284 734 geben auch die Urethane mit Calciiun- und Strontiumbromid
solche Doppelverbindungen. Beschrieben sind die Doppelverbindungen von Bromcalcium
mit Athylurethan, des .Athylurethan mit Strontiumbromid, Diurethan CH2(NH • COO
■ CoHj)^ und Bromcalciima.
Die in der Norm am chlorreichsten Organe sind nach Bromsalzverabrei-
chung am bromreichsten (Nencki und Schumoff-Schimanofski, sowie
A. Ellinger und Y. Kotake).
Brom wird an das Gehirn abgegeben und dort gespeichert, aber nicht an-
gelagert, sondern das Gehirn enthält nur seinem Wasserreichtum entsprechend
Brom. Bei Bromfütterung sinkt der Chlorgehalt im Hirn und Blut*).
Zimtesterdibromid wirkt wie Bromnatrium mid die Bromverteilung in
Organen ist ganz ähiüich. Sabromin bewirkt einen weit geringeren Brom-
gehalt des Gehirns als Bromnatrium und die Bromverteilmig nach demselben
miterscheidet sich prinzipiell von der von Bromnatrium und Zimtesterdibromid,
da beim Sabromin Unterhautzellgewebe und Leber Bromdepot sind. Aus der
Lipoidlöslichkeit eines organischen Brompräparates kann man keine Schlüsse
auf die Verteilung im Organismus ziehen^).
Leicht resorbierbares bromsubstituiertes Fett, Bromipin^) geuaimt, bewährt
sich gut, es spaltet bei der Verbrennmig im Organismus Bromwasserstoff ab
und wirkt so als anorganische Bromverbindung').
Die Darstellung von Monobromtettsäuren fülirt man mit Bromsalzen, konzentrierter
Schwefelsäure und Eisessig oder Chlorwasserstoff und Eisessig durch').
Der Vorteil der Verbindmigen solcher Art beruht wohl darauf, daß der
Organismus nicht wie bei der Anwendung der Bromalkahen unter dem Ein-
1) DRP. 117 005.
2) DRP. 98 009, Zusatz zu DRP. 95 440 (siehe bei Jodverbindungen).
') Gehe & Co., DRP. 226 224.
*) H. v. Wyß, AePP. 59, 186 (1908).
5) A. Ellinger und Kotake, AePP. 65, 87 (1911).
*) Deutsche med. Wochenschr. 189T, Nr. 23.
') DRP. 96 495. ») DRP. 196 740.
620 Antiseptica und Adstringentia.
flusse der ganzen Dosis auf einmal steht, sondern hier langsam die wirkende
Substanz zur Gfeltung kommt. Ein anderer Vorteil mag in einer besseren
Selektion der bromierten Fette für das Erfolgsorgan liegen. Aber dieser Vor-
teil, der sich darin äußert, daß die Nebenwirkungen der Bromalkalien eben
durch die kleine zirkulierende Dosis vermieden werden, wägt durchaus den
Nachteil nicht auf, welcher aus folgenden Gründen die ganze Wirkung in
Frage stellt:
Wir verabreichen in der Praxis Brompräparate als Sedativa und als
Hypnotica inid greifen insbesondere bei Epilepsiebehandlung zu großen Dosen
dieser Präparate um durch eine rasche Überflutung des Organismus mit
der wirkenden Substanz den beabsichtigten Effekt, Erzeugung von Schlaf
oder Coupierimg eines epileptischen Anfalles, zu bewirken. Organische Sub-
stitutionsprodukte des Broms aber, welche nur langsam unter dem Einflüsse
der Oxydation im Organismus Brom oder Bromwasserstoff abzuspalten in der
Lage sind, vermögen in diesem Sinne nicht zu wirken, und dieses ist der Grund,
warum die zahlreich dargestellten Brompräparate der aliphatischen Reihe,
denen ja Bromwirkmigen tatsächlich zukommen, in der Therapie als Brom-
ersatzmittel wohl häufig versucht werden, aber neben den Bromalkahen nur
relativ geringere Bedeutung gewiimen können.
Sabromin ist dibrombehensaures Calcium^).
Die Darstellung geschieht analog dem Sajodin (s. d.).
Das Calciumsalz der Dibrombehensäiire wird dargestellt durch Neutralisation der
Dibrombehensäure und Umsetzung mit einem Calciumsalz-). Die Umsetzung der Dibrom-
behensäure in das Magnesiumsalz') geschieht auf analoge Weise. Ebenso die Umsetzung
in das Strontiiimsalz*).
Um Bromlecithin darzustellen'), sättigt man eine chloroformige Lösung von Lecithin
mit Brom und trocknet im Vakuum. Das Produkt enthält 30 — 50% Br. Bromlecithin
wird im Gegensatz zu Lecithin im Dünndarm nicht gespalten, es gelangt angeblich un-
gespalten zur Resorption.
Substanzen der Formel XQ^ ' CO • CK^ ■ N(Ri)(R3)(R3)X(RiR,R3 = Alkyl; X = Ha-
logen) werden durch Einwirkmig von Ammoniak auf Halogentrialkylglycinester oder
durch Einwirkung von Halogenalkyl auf Dialkylglycinamide erhalten. Aus Bromtrimethyl-
glycinmethylester erhält man Bromtrimethylglycinamid. Beschrieben sind femer Jod-
trimethylglycinamid, Bromtriäthylglycinamid, Jodtriäthylglycinamid').
Hey den, Radebeul, stellen bromaeetylierte Salicylsäuren her, indem sie Salicyl-
säure mit den Chloriden, Bromiden oder Anhydriden bromierter fetter Säuren bei Gegen-
wart eines säurebindenden Mittels behandeln. Salicylsäure wird in benzolischer Lösung
mit Dimethylanilin vmd Bromacetj-lbromid behandelt. Man erhält Bromacetylsalicylsäure.
Ferner wurden dargestellt t-BrompropionylsaUcylsäure und Tribromacetylsalicylsäure.
Letzterer Körper soll vom Magen gut vertragen werden und \-iel stärker physiologisch
wirken als Acetylsalicylsäure').
Trichloracetylsalicylsäure erhält man aus Salicylsäure und Trichloracetylhalogenid
oder Anhydrid oder durch intermediäre Bildung dieser Halogenide mit oder ohne Zusatz
von Kondensationsmitteln. Trichloracetylsalicylsäure ist geschmacklos*).
HalogenalkyloxjTnonocarbonsäuren der aromatischen Reihe erhält man aus Halogen-
alkyläthern der Kresole der allgemeinen Formel').
^6"4<oR -Halogen
wenn man sie der Einwirkung solcher Oxydationsmittel unterwirft, welche Toluol zu
Benzoesäure oxydieren. Aus p-Kresolbromäthyläther erhält man durch Permanganat Brom-
äthyl-p-oxybenzoesäure. Aus dem o-Kresolbromäthyläther erhält man Bromäthylsalicyl-
säure. Die Oxydation kann man auch mit Schwefelsäure und Braunstein din-chführen.
') DRP. 186 740, 187 449. ^) Bayer, Elberfeld, DBP. 215 007.
») DRP. 215 008. *) Emil Fischer, DRP. 215 009.
*) Agfa, Berlin, DRP. 156 110. ') Agfa, DRP. 292 545. ') DRP. 212 422.
«) Heyden, Radebeul, DRP. 213 591. «) Heyden, Radebeul, DRP. 213 593.
Chlor- und Bromderivate. 621
Ein bromhaltiges Derivat des Salicylsäure-p-aminophenylesters erhält man, wenn
man auf den Salicylsäure-p-aminophenylester a-Bromisovalerianylhaloide oder auf den
Isovalerylsalicylsäure-p-aminophenylester Brom einwirken läßt. Durch den Eintritt des
a-Bromisovaleriansäureesters wird eine weitgehende Entgiftung des p-Aminosalols
erzielt').
Man behandelt echte Nucleine mit Brom in indifferenten Lösungsmitteln und
trocknet das Reaktionsprodukt bei tiefer Temperatiu-. Man erhält Präparate mit
10—14% Brom2).
Aus dem oben angefahrten Grunde vermögen auch die halogensubstitu-
ierten Eiweißkörper sowie Bromalbumine und Brompeptone nicht zur Geltung
zu gelangen. Die DarsteUmig geschieht ähnlich wie die der Jodeiweißverbin-
dungen (siehe S. 613).
Auch Bromtanninleimverbindungen, Bromokoll genannt, wurden dar-
gestellt.
Sie werden duj'ch Fällen von Gelatinelösungen mit Bromtannin als geschmacklose,
beinahe unlösliche Pulver dargestellt'). Ferner wiirden analog BromtannineiweüB-
verbüidimgen dargestellt durch Einwirken von Brom auf alkoholische Tanninlösungen
und Fällen von Eiweißlösungen mit vorgenannter Lösung. Das Präparat enthält
18% Brom*).
Nahezu geschmacklose Bromtanninverbindungen erhält man auch, indem man
Dibromtannin mit Formaldehyd behandelt und mit Salzsäure fällt. Sie enthalten 25%
Brom.
Dieterich (Helfenberg) stellt einen bromhaltigen Eiweißkörper, Bromeigon genannt,
in der Weise dar, daß er zu einer Eiweißlösung eine durch Auflösen von Brom in verdünn-
tem Alkohol entstandene alkoholische Lösimg von Bromal und Bromäthyl zusetzt. Nach
mehreren Stunden wird die Mischung zu einer starren, farblosen Gallerte, die nun mit
Alkohol gereinigt wird. Das Einwirkungsprodukt von Chlor auf Eiweiß und das saure
Spaltungsprodukt des Chloreiweißes, Chloralbacid genannt, soll bei Magenerkrankung
gute Erfolge zeitigen^). Es seheint jetzt ganz verlassen zu sein. In ähnlicher Weise wurden
von Dieterich (Helfenberg) auch Jodeigone aus Eiweiß gewonnen.
Chlorhaltige Eiweißkörper*) werden gewonnen durch Einwirkung von Chlor auf
feuchtes oder gelöstes Eiweiß, am besten durch abwechselndes Einleiten von Chlor und
darauffolgendes Neutralisieren der entstehenden Salzsäure') oder nach einem elektro-
lytischen Verfahren, indem man eine Lösung von Eiweiß und Kochsalz einem Strome
von ca. Y2 Ampere 24 Stunden lang aussetzt. Um den chlorhaltigen Eiweißanteil vom
chlorfreien zu trennen, zerkocht man Chloreiweiß mit 5 — lOproz. Mineralsäure. Der
imgelöste Rückstand enthält das chlorhaltige Säurespaltungsprodukt des Chloreiweißes,
welches durch Lösen in Lauge und Fällen mit Säure gereinigt wird.
In gleicher Weise lassen sich auch Bromeiweiße darstellen und Bromgelatine mit
14% Brom.
DRP. 271 434 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung des sonst leicht zersetzlichen
Phenyl-a-/)-dibrompropionsäureäthylesters in haltbarer Form. Man bromiert Zimtsäure-
äthylester in Petroläther mit Brom, wobei der Dibromester herausfällt, imd behandelt ihn
dann mit heißem Wasser.
Die bromhaltigen Ester des Borneols und Isobomeols riechen stark und sind ölig.
Man kann zu krystaUisierenden, geruch- und geschmacklosen Verbindungen gelangen,
welche leicht Brom und Borneol abspalten, wenn man Bromliydro- bzw. Bromzimtsäuren
oder ihre Derivate oder Homologe mit Borneol oder Isoborneol verestert oder in die halogen-
freien Ester Brom oder Bromwasserstoff einführt, oder wenn man Bromhydro- oder Brom-
zimtsäuren auf Campher einwirken läßt.
Beschrieben sind Dibromdihydrozimtsäureborneolester, Bromzimtsäureborneolester,
Dibromdihydrozimtsäureisoborneolester, o-Chlorphenyldibrompropionsäurebomeolester,
Dibromdihydro-p-methylzimtsäureborneolester*).
Monobromisovalerianoglykolylhamstoff wird Archibromin genaimt.
1) Abelin, Liechtenstein, DRP. 291878. -) Bergeil, Berlin, DRP. 328103.
ä) DRP. 116 654. *) DRP. 120 623.
^) Münchener med. Wochenschr. 1899, I.
«) Journ. f. prakt. Chemie 56, 393; 57, 365. — Chem.-Ztg. 1899, 81.
') DRP. 118 606, 118 746. «) Bayer, DRP. 252 158.
622 Antiseptica und Adstringentia.
Schwefelverbindungen.
Die Eigenschaft des Schwefels, beim Eintritt in die Verbindungen, nament-
lich in der nicht oxydierten Form, diesen schwach antiseptische, häufig aber
granulationsbefördemde und resorptionsbeschlevuiigende Wirkungen zu ver-
leihen, hat bei der Billigkeit des Schwefels gegenüber dem Jod die Chemiker
veranlaßt. Versuche zu machen, ob nicht einerseits Schwefel für sich den Ver-
bindungen ähnliche Eigenschaften wie Jod verleiht und man zu schwefelhal-
tigen, aber jodfreien Jodoformersatzmittehi gelangen kann, anderseits ver-
suchte man Verbindungen herzustellen, welche sowohl Jod als auch Schwefel
enthielten, um auf diese Weise die wichtigen Wirkungen dieser beiden Elemente
in einem Körper zu vereinigen. So wurde Thioresorcin^), welches die Zusammen-
setzmig CgH402S2 besitzt, als Jodoformersatzmittel empfohlen, ohne daß es
als solches brauchbar wäre, da es störende Nebenerscheinungen, Lidödem und
stark juckenden Hautausschlag macht.
Es wird dargestellt, indem man eine konzentrierte Lösung von Resorcin mit Natrium-
hydroxyd versetzt und in der Wärme Scliwefel einträgt, bis sich dieser völlig löst. Wenn
man verdünnte Säure in die Reaktionsmasse bringt, so scheidet sich das gebildete Thio-
resorcin ab.
Sulfaminol, ein geschwefeltes Oxydiphenylamin, hat ebenfalls als Jodo
formersatzmittel keine Anwendung finden können^).
Man schwefelt m-Oxydiphenylamin in der Weise, daß man in die heißen Lösungen
der Alkalisalze dieser Substanz Schwefel einträgt vmd kocht oder wenn man Schwefel vor-
erst in Lauge löst und in die heiße alkalische Lösiuig Oxydiphenylamin einträgt. Durch
Zusatz von Säure scheidet sich Thiooxydiphenylamin ab, ein gelbes, geruch- und geschmack-
loses Pulver, dem die Konstitution
/S S,
^_N.
OH
zukommt.
Da die Verbindimg ein freies Hydroxyl enthält, läßt sie sich leicht acetylieren und
man erhält eine ebenfalls schwachgelb gefärbte Substanz.
Unter dem Namen Thiurete^) wurden von E. Fromm^) Sulfidverbin-
diingen basischer Natur dagestellt, die ebenso wie die bis nun erwähnten Ver-
bindungen trotz ihres Schwefelgehaltes zu keiner Geltung zu gelangen ver-
mochten.
Die Thiuretbase selbst, C8H,N3S2, erhält man, wenn man Phenyldithiuret in alkali-
scher Lösung mit Jod behandelt, wobei es zu einer Oxydation kommt und man zu dem
jodwasserstoffsauren Salz der Disxilfidbase gelangt, welcher folgende Konstitution zu-
kommt:
C,H5N = C— S
HN
I I
HN=C— S
Von dieser Base lassen sich nun verschiedene Salze mit Halogenwasser-
stoffsäuren, mit Borsäure, Salicylsäure, Kresotinsäure und Phenolsulfosäure
darstellen. Der Grund, warum Verbindungen dieser Art trotz ihres Schwefel-
gehaltes nicht zur Gteltimg kommen können, mag darin hegen, daß der Schwefel-
gehalt dem Jodgehalt, auch wenn der Schwefel leicht abspaltbar, keineswegs
M DRP. 41 514.
2) Ther. Mon. 1890, 295. — DRP. 52 827. — Wojtaszek, Przeglad lekarski 1891,
Nr. 32.
3) Blum, Deutsche med. Wochenschr. 1893, Nr. 8. *) DRP. 68 697.
Schwefelverbindungen. 623
in der physiologischen Wirkung analog ist, hingegen genügt, wenn es sich um
eine Schwefelwirkung im Sinne der Ichthyolgruppe handelt, eine so lockere
Bindung nicht, dann handelt es sich gerade in der Therapie um die Eigenschaften
von Verbindungen mit fest gebundenem Schwefel und um Verhältnisse in der
Konstitution, die wir zu übersehen noch keineswegs in der Lage sind, da keine
von den synthetisch dargestellten Substanzen bekannter Konstitution wirk-
liche Ichthyolwirkungen zeigte.
Ferri vin und Intramin sind zwei von McDonagh^) empfohlene Verbindungen.
Für das erste Stadium der Syphihs eignet sich nach ihm zunächst ein Sauerstoff-
überträger, als welcher das Ferrisalz der p-Aminobenzolsulfosäure, dasFerrivin,
in Betracht kommt. Für das zweite Stadium kommt ein reduzierendes Mittel
in Frage, d. h. ein Mittel, das wie Intramin zur Bildung einer Reduktase Ver-
anlassung gibt. Salvarsan sei hierfür nicht geeignet, da es die Bildung einer
Oxydase im Organismus verursache.
Intramin ist Diaminosulfobenzol
O'-X)-
NH,
Die Substanz ist von A. W. Hofmann und K. A. Hof mann*) darge-
stellt. Sie ist sehr wenig giftig. Man kann sogar 12 g injizieren. Beide Mittel
Ferrivin und Intramin zeigen nach der Injektion sehr imangenehme lokale
Eeizerscheinxmgen imd sind wirkimgslos.
Die Versuche, Verbindungen, die Jod und Schwefel enthalten, als Jodoform-
ersatzmittel zu verwenden, haben bislang auch keinen rechten Erfolg zeitigen
können. So hat man, vom oben beschriebenen Thioresorcin ausgehend, Dijod-
thioresorcin dargestellt, indem man auf die alkahsche Lösung des Thioresorcins
Jodjodkahum einwirken Heß *). Es tritt hierbei Jod für die Hydroxylwasserstoffe
ein und man erhält so eine gewiß wirksame Verbindung, welche wohl aus dem
Grunde nicht zur Geltung gekommen ist, weil ihr neue Wirkungen, die man durch
die schon vorhandenen Substanzen nicht erhalten könnte, trotz ihres Gehaltes
an Jod und Schwefel nicht zukommen. Die Konstitution dieser Verbindvmg ist
OJ
S
Jodoform kann mit quatemären Schwefelbasen oder deren Salzen unter
Bildung von Additionsprodukten reagieren*).
Hierbei lagert sich stets ein Molekül Jodoform an ein quatemäres Schwefelatom
an. Wenn man Triäthylsulfoniumjodid in alkoholischer Lösung mit einer Jodoformlösung
zusammenbringt, so erhält man Jodoformtriäthylsulfoniumjodid. Wenn man Triäthyl-
gulfoniumhydroxyd in alkoholischer Lösung mit Jodoform versetzt imd hierauf alkoholische
Salzsäure zufügt, so erhält man Jodoformtriäthylsulfoniumchlorid. Ebenso kann man
Jodoformtriäthylsulfoniumbromid und Jodoformtriäthylsulfoniumjodid erhalten. Wenn
man Jodoform in Methylsulfid löst und Jodäthyl zusetzt, so erhält man Jodoformdimethyl-
äthylsulfoniumjodid. Femer kann man Jodäthyläthyldisulfidjodoform
(C,H.), = S— J
I
CHJ3-(C2Hs)2 = S— J
erhalten, wenn man in alkoholischer Lösvmg Athyldisiilf id, Jodäthyl und Jodoform erhitzt.
1) Lancet 1916, I, 236, 637. — Brit. med. Joum. 19IS, I, 202.
») BB. 12, 2363 (1879). — BB. 27, 2810 (1894).
3) DRP. 58 878. *) DRP. 97 207.
g24 Antiseptica und Adstringentia.
Die Jodverbindung des Jodoformäthylsulfidmethans der Formel
«./(CaHj), • CHJ3
^'NJ
erhält man aus Jodoform und dem Einwirkungsprodukt von Jodäthyl auf das durch Kon-
densation von Mercaptan und Formaldehyd vermittelst Salzsäure erhaltene Diäthylsulfid-
methan q n ti
Man bekommt ebenfalls Jodoformadditionsprodukte aus Jodäthylallyl-
suUid, Äthylsulfodiisopropyljodid, Jodmethylmercaptol und Jodmethylper-
brommethyltrisulfid. Über die therapeutische Anwendmig dieser Verbindungen
ist nichts bekamit geworden, doch scheinen sie vor dem Jodoform selbst keine
Vorzüge besessen zu haben.
Tiodin ist ein Anlagerungsprodukt von Jodäthyl an Thiosinamin
/NH ■ C2H5
C = S
Thiophen, welches nach den Untersuchungen von A. Heff ter^) ungiftig ist
und bei Verfütterung den Eiweißzeriall vermindert, vermehrt die gepaarten
Schwefelsäuren im Harne nicht. Trotz seiner antiseptischen Eigenschaften kann
es als solches wegen seiner Flüchtigkeit nicht verwendet werden. E. Spiegier*)
empfahl Thiophendijodid als Jodoformersatzmittel, welches sich als entwick-
lungshemmend für Bakterien, desodorisierend und sekretionsbeschränkend er-
wies. Die Substanz hat einen angenehmen aromatischen Geruch. Auch hier
handelt es sich beim Ersatz von zwei Wasserstoffen durch Jod keineswegs um
Jodwirkung der Substanz, sondern die ursprünghche antiseptische Kraft des
Thiophens wird durch den Eintritt von Halogen nur- verstärkt und durch das
eintretende Jod eine feste und nicht mehr flüchtige Substanz gewonnen.
Thioantipyrin stellt Michaelis in der Weise dar, daß er Metallsulfide oder Metall-
sulfhydrate auf die Halogenmethylate des l-PhenyI-3-methyl-5-chlorpyrazol in alkoholi-
scher Lösung einwirken läßt').
Dithiosalicylsäure*) erhält man durch Erhitzen molekularer Mengen Salicylsäure
und Clilor-, Brom- oder Jodschwefel. Der Prozeß verläuft wie folgt:
2 C,H,<^^ojj + S,C1, = 2 HCl-f S-CeH3<^jQjj
I „ „ .COOH
Die beiden isomeren Dithiosalicylsäuren, welche sich bei der Reaktion bilden, lassen
sich durch Fällen der Natriumsalze mit Kochsalz oder Behandeln mit Alkohol trennen.
Dithiosalicylsaures Natron soll stärker wirken als sahcylsaiures Natron und
angeblich keine Nebenwirkungen auf die Zirkulation ausüben, kein Ohren-
sausen, keinen Kollaps und keine Magenbeschwerden verursachen.
Durch Reduktion von p-Nitrothiophenolmethyläther wird p-Aminothiophenol-
methyläther hergestellt und acetyliert. Acetaminothiophenolmethyläther ist eine feste
Substanz').
Ichthyol und ähnliche geschwefelte Verbindungen.
Aus einem in Tirol vorkommenden, dem Asphalte mancher Provenienz
sehr nahestehenden bituminösen Schiefer wird teils durch Seigern, teils durch
Schwelen und trockene Destillation ein Öl gewoimen, welches als Volksheil-
1) Pflügers Arch. 39, 420. ^) Therap. Monatshefte 1892, 67.
') DRP. 122 287. *) DRP. 46 413, 51 710. ^) Agfa, Berlin, DRP. 239 310.
Ichthyol und ähnhche geschwefelte Verbindungen. 625
mittel in Tirol lange Zeit benützt \^airde, dessen Wert als therapeutisches Agens
man dann in der \Vissenschaft erkannte und durch große Bemühungen aller Ars
in der Form eines wasserlöshchen sulfosauren Salzes in die verschiedensten
Gebiete der Therapie einführte i).
N. Zwingauer'^), Berlin, stellt schwefelhaltige Kohlenwasserstoffe aus schwefel-
haltigen Fossilien, wie Ichthyolschiefer, mittels Destillation im luftverdünnten Raum
lier, eventuell unter Einleitung von erhitztem Wasserdampf von ca. 400°.
Dieses aus bituminösem Schiefer gewonnene Öl zeichnet sich insbesondere
dadurch aus, daß es ca. 10% fest gebundenen Schwefel enthält, dem wohl die
therapeutishcen Wirkungen zuzuschreiben sind. Zum großen Teile hängen
diese letzteren aber mit dem ungesättigten Charakter der Verbindungen zu-
sammen. Dem ichthyolsulfosauren Amnion, das den Namen Ichthyol trägt,
kommen vorwiegend resorptionsbef ordernde, reduzierende und keratofilastische
Wirkungen zu, welche die große Anwendung dieser Substanz in der Therapie
der Frauenkiankheiten und Hautkrankheiten erklären.
Ichthyolsulfosäiu-e^) wird in der Weise dargestellt, daß man das durch Destillation
gewonnene Öl mit dem doppelten Quantum konzentrierter Schwefelsäure mischt, wobei
unter Entwicldung von schwefliger Säure sich die Ichthyolsulfosäure bildet, die man
durch Eingießen in Wasser abscheidet, hierauf durch Lösen in Wasser und Aussalzen mit
Kochsalz reinigt.
Es wirft sich nun die Frage auf, wieso dem ichthyolsulfosauren Ammon,
obwohl es ja durch die Einführung der negativen Schwefelsäuregrujipe an
Wirksamkeit gegenüber der wasserunlöslichen Muttersubstanz eingebüßt haben
muß, trotzdem so beträchtliche Wirkungen zukommen. Es ist wohl am nahe-
liegendsten, die therapeutischen Wirkungen des Ichthyols nur zum geringsten
Teile auf den Gehalt des Präj^arates an Sulfosäiu-en zu beziehen und die eigent-
liche Wirkung auf die Wirkung der bei der Sulfm-ierung gebildeten Sulfone zu
basieren. Es würde dann das eigentliche ichthyolsulfosäure Ammon gleichsam
nur das Lösimgsmittel für die in Wasser schwerlöslichen oder unlöshchen Sul-
fone abgeben, ähnlich wie es kresotinsaures Xatron und Seifen für Kresole sind.
Dem Ichthyol, welches eine braunschwarze, unangenehm riechende Flüs-
sigkeit darstellt, war der unangenehme Geruch und der unangenehme Geschmack
in mancherlei Anwendung sehr liinderlich. Es wiu'de daher versucht, diese Eigen-
schaften zu beseitigen, ohne den therapeutischen Effekt der Substanz zu beein-
trächtigen. Anderseits hat der große therapeutische Erfolg dieser Präparate,
den man ja unter allen Umständen auf den fest gebundenen, nicht oxydierten
Schwefel beziehen muß, Veranlassung gegeben, eine Reihe von Ersatzmitteln
und Konkurrenzpräparaten darzustellen, teils aus Substanzen, die schon von
Natur aus festgebundenen Schwefel enthielten, teils durch Schwefeln organischer
Körper.
So wurde für Ichthyol und für ihm nahestehende künstlich sulfurierte Körper vor-
geschlagen, das neutrale Salz mit Äther wiederholt zu extrahieren, in welches Lösungs-
mittel das Ichthyolsulf on, ein schwefelreicher Körper, übergeht. Dieses ist in Wasser
unlöslich, löst sich aber in Ichthyolsulfosäure imd läßt sich auch diu-ch Behandlung mit
Schwefelsäure in die Ichthyolsulfosäiu-e weiter überfüliren. Der Rückstand nach der
Extraktion mit Äther enthält das eigentliche Salz der Ichthyolsulfosäure.
Die elementare Zusammensetzung der so dargestellten Svilfone zeigt klar
ihren ungesättigten Charakter, welcher wohl auch in Beziehung zur therapeu-
tischen Wirkung steht*).
Aus dem Sulfiu'ierungsgeraisch der Einwirkung von Schwefelsäure auf Ichthyol-
öle wird mit Äther oder aromatischen Kohlenwasserstoffen die wirksame Substanz heraus-
1) E. Baumann und Käst, Unnas Monatsschr. f. Derm. 8.
2) DRP. 216 906. ') DRP. 35 216. ■•) DRP. 72 049.
Franke!. Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 40
g26 Antiseptica und Adstringentia.
geholt, die ätherische Lösiuig mit Animoniak neutralisiert und das Lösungsmittel ab-
gedampft ').
Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man die ichthyolsulfosauren Salze mit
der doppelten Gewichtsmenge Alkohol aus dem Ichthyol extrahiert, während der Rück-
stand der Alkoholextraktion eine geruchlose Masse ausmacht, die in Wasser für sich allein
nicht löslich ist, sondern erst der Gegenwart der ichthyolsulfosauren Alkalisalze bedarf,
lun in Lösung zu gehen. Diese neutralen, sulfonartigen Verbindungen sind in Chloroform,
Benzol und Äther löslich.
Aus den von luis mehrfach entwickelten theoretischen Gründen nehmen
•wir an, daß nin- der 'wasserunlösliche Sulfonanteil der wirksame ist-).
Ein fernerer Beweis dafür ist, daß wenn man bei der Sulfurierung des ur-
sprünglichen Öles eine zu hohe Temperatur entstehen läßt und so mehr Sulfo-
säure und weniger Sulfone entstehen, man zu einem weit weniger wirksamen und
auch manchmal wertlosen Präparate gelangt^).
Man bemühte sich ferner, geruch- und geschmacklose Ichthyolpräparate
darzustellen, da der eigentümlich durchdringende Geruch dieser Substanz die
Verwendbarkeit in der Praxis, insbesondere für den inneren Gebrauch, ungemein
beeinträchtigte.
Es wurde versucht, Ichthyol durch Oxydation mit Wasserstoffsuperoxyd geruch-
los zu machen*), aber Ichthyol wird durch diesen Oxydationsprozeß in einen unwirksamen
Körper verwandelt, was wohl auch für die oben angeführte Ansicht spricht. Hingegen
kann man gewöhnliches Ichthj-ol geruchlos machen, wenn man es bei vermindertem
Drucke ziun Sieden bringt und diu'ch die Lösung des Ichthyols überhitzten Dampf leitet
imd gleichzeitig über die Oberfläche der siedenden Flüssigkeit ebenfalls einen kräftigen
Strom von überhitztem Dampf streichen läßt. Ohne daß eine Zersetzung eintritt, gelingt
es bei diesem Vorgang, das riechende Ol völlig aus dem Präparate zu entfernen^).
Dieses Präparat wird Desichthol (Knoll) genamit.
Hell, Troppau, reinigen sulfurierte Schwefelverbindungen der Mineralöle nach Ent-
fernung anorganischer Salze durch Dialyse, durch Anwendung von Reduktionsmitteln,
wie Schwefelwasserstoff, Schwefelammon, Alkahsulfit oder Thiosulfat, Magnesium oder
Aluminivmipulver oder mittels elektrischen Stromes*).
Hell', Troppau'), reinigen sulfonierte Schwefelverbindimgen der Mineralöle nach
Entfernung der anorganischen Salze durch Dialyse, durch Eindampfen, Extraktion mit
Ather-Alkohol. Die äther-alkoholische Lösung wird dann wieder eingedampft.
Weiter wiirde für den innerlichen Gebrauch eine unlösliche Verbindung
des Eiweißes mit Ichthyol in der Weise dargestellt, daß man die Lösungen
beider Substanzen durch Zusatz von Säuren fällte. Das so dargestellte geruch-
und geschmacklose Ichthyoleiweißpräparat wird Ichtalbin genannt. Die an-
geblich günstigen Wirkungen der Ichthyolpräparate bei der Behandlung der
Ltmgentuberkulosen und auch bei Darmerkrankungen waren der Beweggrund,
Ichthyol mit Eiweiß zu kombinieren^).
Man unterließ auch nicht die so modern gewordenen Formaldehydreak-
tionen mit dem Ichthyol vorzunehmen. Durch Behandeln von Ichthyolsulfo-
säure mit Formaldehj-dlösung auf dem Wasserbade entsteht eine wasserunlös-
liche Masse, die getrocknet und gepulvert werden kann und dann geruch- und
geschmacklos ist^). Infolge der schweren Löslichkeit in alkalischen Flüssigkeiten
kommt dieses Ichthoform genannte Präparat bei innerlicher Darreichung nur
langsam zur AVirkung. Es ■wurde als AVundantisepticum empfohlen.
Von anderer Seite vrarde versucht, diese beiden Verfahren, Ichthyol geruch-
und geschmacklos zu machen, nämUch die Kombination mit Eiweiß und die
I) Soci^te de la Thiol^ine, DRP. 169 356. =} DRP. 76 128, 82 075.
= ) Helmers in DRP. 76 128. *) DRP. 99 765.
5) DRP.-Anm. K. 17 762. Amerik. P. 625 480. «) DRP. 141 18.5.
') DRP. 161 663. «) Sack, Deutsche med. Wochenschr. 1897, Xr. 23.
ä) DRP. 107 233.
Ichthj'ol und älinliche geschwefelte Verbindungen. 627
Reaktion mitFormaldehyd, zu vereinigen. 3Ian löst zu diesem Zwecke Eiweiß
in Wasser und trägt in diese Lösung Ichthyolsulfosäiu'e ein. Der koagulierte
Niederschlag wird nun in der Wärme mit Formaldehyd behandelt, wodurch
man zu einem in Säuren unlöslichen, durch Alkalien sich langsam aufspaltenden
Präparat gelangt i).
Weiter wurden aus dem Ichthyol durch Absättigen der freien Sulfosäure
mit wirksamen Metallen Verbindungen geschaffen, die aber wohl kaum von be-
sonderem Werte sind, so z. B. Ferrichthyol-), ein Ichthj-ol-Eisenpräparat, ferner
Ichthargan, welches 30% Silber an stark schwefelhaltige, aus der Ichthyolsul-
fosäure gewonnene Körper gebunden enthält. Ferner kann man das von den
Sulfonen befreite Ichthyol beziehungsweise den in Alkohol löshchen Anteil,
das ichthyolsulfosaiu"e Salz, zum LösUchmachen von an und für sich unlöshchen
wirksamen Substanzen benützen, worüber im Kapitel über Kresole das Nötige
nachzulesen ist (Anji;ole).
Die Ersatzmittel des Ichthyols, welche alle schwefelhaltige Substanzen
smd, lassen sich in zwei Hauptgruppen teilen: Entweder wiu-de das Haupt-
gewicht darauf gelegt, bestimmte, von Natur aus schwefelhaltige Substanzen
in wasserlöshche Sulfosä\u-en nach Analogie des bei der Ichthyoldarstellung
eingeschlagenen Verfahrens zu verwandeln, oder man legte mit viel mehr
Recht das Hauptgewicht auf den Schwefelgehalt der Verbindungen, und
zwar auf den Gehalt an nicht oxydiertem Schwefel und schwefelte so eine
Reihe von chemischen Individuen. Leider hat man bei der Darstellung dieser
Substanzen noch zu wenig Gewicht auf den ungesättigten Charakter solcher
Körper gelegt.
In die erste Giiippe gehört das künstlich geschwefelte ThioP). Die ge-
sättigten Paraffine nehmen beim Erhitzen mit Schwefel keinen Schwefel in
ihr Molekül auf, hingegen zeichnen sich die ungesättigten Kohlenwasserstoffe
oder ein Gemenge von gesättigten und imgesättigten Kohlenwasserstoffen
dadurch aus, daß sie beim Erhitzen unter Abspaltung von Schwefelwasserstoff
Schwefel gegen Wasserstoffatonie austauschen.
Jlan kann so z. B. das Braunkohlenöl (sogenanntes Gasöl des Handels) in der Weise
schwefeln, daß man bei 250° portionenweise Schwefelpnlver einträgt und das Reaktions-
produlct dvirch Alkohol von den unveränderten Paraffinen trennt. Durch Einwirkiuig
von konzentrierter Schwefelsäure oder Chlorsulfonsäure erhält man die Sulfosäure, die
in ihrem chemischen Verhalten dem Ichthyol nahesteht.
Diese Thiole lassen sich durch Dialj-se von den ihnen anhaftenden an-
organischen Salzen und anderen Körpern reinigen.
Man kann auch in der Weise vorgehen, daß man das Braunkohlenteeröl vorerst mit
Schwefelsäure sulfiu-iert, wobei die ungesättigten Verbind\mgen in Reaktion treten, die
gesättigten aber nicht, imd die so erhaltene Sulfosäiire dann durch Erhitzen mit Schwefel
auf 155° schwefelt.
Thiol konnte trotz mancher günstigen, ihm nachgerühmten Eigenschaften
nicht als erstes Konkurrenzpräparat dem Ichthyol gegenüber zur Geltung ge-
langen. Dasselbe Schicksal teilte mit ihm TumenoH).
Zur DarstelUmg dieser Substanz wurde der mehr oder weniger schwefelhaltige Rück-
stand, den man beim Reinigen der Mineralöle mit Schwefelsävu-e als sogenannten Säure-
teer erhält, benützt. Dieser Säureteer zeichnet sich durch seinen Gehalt an ungesättigten
Verbindungen vorteilhaft aus. Die Darstellung der Tumenolsulfosäure und die Abtren-
nung des Sulfons aus den Gemengen geschieht nach den beim Ichthyol angefüJirten Me-
thoden.
1) DRP.-Anm. F. 11063. ') Deutsche Ärzte-Ztg. 1902, 107.
3) DRP. 38 416, 54 501.
') DRP. 56 401. — A. Xeißer, Deutsche med. Woehenschr. 1891, 1238.
40*
ß28 Antiseptica und Adstringentia.
Bengough^) schlug vor, Säureabfallteer mit Kalk zu destillieren, und die so ge-
wonnenen ungesättigten Kohlenwasserstoffe mit Chlorschwefel zu scliwefeln, hierauf mit
Natronlauge zu kochen, um Chlor zu entfernen.
Auch die schwefelhaltigen Rückstände mancher Rohpetroleumsorten wur-
den zu dem Ichthyol analogen Sulfosäuren verarbeitet, so das Petrosulfol ge-
nannte Präparat, welches dem Ichthyol sehr ähnliche Eigenschaften zeigt.
Die Lysol genannte Auflösung von stark kresolhaltigen Teerölen wurde mit
Schwefel so lange erhitzt, bis eine tiefbraune, beinahe feste Masse resultierte,
welche Wasserlöslich war^).
Ferner wurde versucht, Tran, welcher ja reich an ungesättigten Verbin-
dungen ist, zu schwefeln und das geschwefelte Produkt in üblicher Weise wasser-
löslich zu machen*).
Zu diesem Zwecke wird Tran mit ca. 12% Schwefelblumen verrieben und auf 120°
erhitzt, wobei sich ca. 10% des Scliwefels mit dem Tran verbinden, während der Über-
schuß sich geschmolzen zu Boden senkt. Man gießt \om ungelösten Schwefel ab und er-
hitzt weiter auf 240°. Durch Verseifen mit Lauge erhält man ein wasserlösliches Produkt.
Ferner wurde Schwefellebertran nach J. W. M. Nobl durch siebenstündiges Er-
hitzen von 20 Teilen Oleum jecoris aselli mit I Teil Schwefel auf 125° C erhalten.
Paul Koch, Berlin, stellt Schwefelverbindungen, die er Thiozonide nennt, her,
indem er Schwefel auf Terpene einwirken läßt, wobei je drei Schwefelatome sich an eine
doppelte Bindung des Terpenmoleküls anlagern. Man kann dieses Erhitzen mit Schwefel
auch unter Zugabe von Weingeist durchfüliren und statt der reinen Terpenalkohole oder
deren Ester die natürlichen ätherischen öle, wie Fichtennadelöl usw., verwenden^).
Diese Verbindungen sind aber an der Luft leicht veränderlich. Ein Zusatz von Thio-
zonat, wie Natriumthiozonat, NajSj, begünstigt aber die Bildung haltbarer Thiozonide^).
Auch geschwefeltes Leinöl und Lanolin Anirden in ähnhcher Absicht,
jedoch nicht mit dem gleichen therapeutischen Erfolg dargestellt. Ebenso
wurden geschwefelte Methj'l- und Äthylester von Fettsäuren vorgeschlagen*),
dargestellt durch Einwirkung von Chlorschwefel oder von Schwefel bei höherer
Temperatur auf Methylester von ungesättigten Fettsäuren.
Die Compagnie Morana"), Zürich, stellen geschwefelte Kohlenwasserstoffe her
durch Einwirkung von Metallsulfiden, Polysulfiden oder Sulfhydraten auf Aldehj'de oder
Ketone, z. B. Acetophenon, Benzophenon, Citral.
Zum Teil war der Erfolg des schwefelhaltigen Ichthyols, zum Teil auch die
bekannte günstige Wirkung geschwefelter Substanzen bei einzelnen Hautkrank-
heiten die Veranlassung zur Darstellung einer Reihe von Substanzen, die Schwe-
fel in fester oder lockerer Bindung enthielten, um so mehr, als der Eintritt von
Schwefel in viele Verbindungen ihnen antiparasitäre Eigenschaften verleiht;
jedoch blieb die Darstellung der nun zu besprechenden Präparate, denen sicher
bestimmte Wirkungen zukommen, ohne den gewünschten Erfolg.
Ebenfalls in der Absicht, einen schwefelhaltigen Ichthyolersatz s\aithetisch
darzustellen, hat man Schwefel auf Zimtsäureester einwirken lassen^).
Wenn man Stilben (Diphenyläthylen) H5C5 • CH = CH • CjHs oder analoge Ver-
bindungen mit Schwefel erhitzt, so erhält man Thiophenderiv^ate. Analog verläuft die
Reaktion, wenn man Zimtsäure C5H5 ■ CH = CH • COOH mit Schwefel zusammenschmilzt.
Man erhält dann zwei isomere Diplicnylthiophene CjH, • (C^gH^j.^S. In anderer Weise
reagieren aber die Ester der Ziratsäure, insbesondere der Zimtsäureäthylester CjHj ■ CH
= CH • COO • C2H5. Man erhält hierbei schwefelhaltige Körper, die nicht mehr der
Thiophenreihe angehören. Wenn man vom Zimtsäiu'eäthylester ausgeht, so bekommt
•) DRP. 138 345. =) DRP.-Anm. R. 12 928. =) DRP. 56 065.
*) H. Erdmann, Liebigs Ann. 363, 133. —DRP. 214 950.
5) DRP. 219 121, Zusatz zu DRP. 214 950.
*) Majert, Berlin, DRP. 140 827. ') DRP. 102 059.
8) E. Baumann und E. Fromm, BB. 30, 111 (1907). — DRP. 87 931.
Ichthyol und ähnliche geschwefelte Verbindungen. 629
man einen Körper, der Schwefel in lockerer Bindung enthält und als Thiobenzoylthio-
essigsäuredisulfid aufzufassen ist.
C,Hj.C=CH — CO
I 1
s s
Die vom Erfinder an die Darstellung dieses Körpers geknüpften Hoff-
nungen sind wohl aus dem C4runde nicht in Erfüllung gegangen, weil es sich bei
Präparaten dieser Art, denen Ichthj-olwrkungen zukommen soUen, nicht so sehr
tim leicht abspaltbaren Schwefel handelt, auch keineswegs um Körper, die
Sulfhydrylgruppen enthalten, sondern vielmehr um Substanzen, in denen der
Schwefel in fester Bindung vorkommt. Wenn man sich dieser Auffassung über
die pharmakologische Wirkung des Ichthyols und anderer Präparate anschließt,
so wird man es sehr seltsam finden, daß bis nun niemand den einfachsten Körper
miter den cychschen Verbindungen, der Schwefel in fester Bindung enthält,
TT TT
das Thiophen -g! jj nämlich, zum Ausgangsprodukte für die Darstellung
s
solcher Präparate genommen hat. Um so mehr muß man darüber staunen, als
man dem Thiophen sehr nahe stehende Körper synthetisch recht billig erhalten
kann.
Aus khnischen Versuchen ist uns bekamit, daß einzehie Derivate des Thio-
phens, sowie bestimmte natürHche und auch künsthche geschwefelte Kohlen-
wasserstoffe in ihren Wirkungen mit dem Ichthyol völlig übereinstimmen oder
dieses sogar in bezug auf die schmerzstillende Wirkung, die ja nur auf den
Schwefelgehalt zu beziehen ist, weit übertreffen, insbesondere aber dami, wenn
man nicht den Fehler begeht, durch Einfühnuig der Sulfosäuregruppe die AVir-
kung abzuschwächen.
Man erhält Thiophenderivate, welche Desinficientien und Mittel gegen Hautkrank-
heiten sein sollen, wenn man auf Halogenacylalkylaminokrotonsäureester Alkalisulf-
dyhrate einwirken läßt, z. B. 5-Thiotolen-3-oxy-4-carbonsäiu'eäthylest€r.
CjHj-O OC C— COH
CHj • C CH •)
\/
s
Das Zustandekommen der Wirkung ist bei den Substanzen der Ichthyol-
gruppe von drei Momenten abhängig, was bei der Darstellung von künstlichen
Ersatzmitteln stets zu berücksichtigen ist: 1. Vom Schwefelgehalte der Ver-
bindung. Der Schwefel muß in nicht oxydierter Form, aber in fester Bindung
in der Substanz vorhanden sein, keineswegs aber in Form von leicht abspalt-
baren Sulfhydrylgruppen. 2. Von der ungesättigten Natur der Verbindung.
Es haben sich die künstlich geschwefelten, von Haus aus ungesättigten Ver-
bindungen in der Therapie nicht halten können und als wenig oder gar nicht
wirksam erwiesen, weil bei Behandlung mit Schwefel dieser in die doppelte Bin-
dung tritt und so der ungesättigte Charakter der Substanz aufgehoben wird.
3. Von der cychschen Xatiu- der Verbindung. Die Sulfurierimg ist eine über-
flüssige Maßnahme und bewirkt nur deshalb keine vöUige Vernichtung der
Wirkung, weil nur ein kleiner Teil der Substanzen sulfuriert wird, welcher
dann als Lösungsmittel für den nicht sulfurierten dient.
Kolloidalen Schwefel oder Selen stellt man bei Gegenwart kolloidaler Substanzen,
z. B. Albumin, Gelatine, Pepton, auf nassem Wege her. Aus der rohen Reaktionsmischung
fällt durch Ansäuern kolloidaler Schwefel oder Selen. Der filtrierte Xiederschlag wird in
Benarv, DRP. 282 914.
630 Antiseptica und Adstringentia.
Wasser unter Zusatz von sehr wenig Alkali gelöst evtl. dialysiert. Durch Eindampfen oder
dvirch Ausfällen mit Alkohol, Alkoliol-Ather oder Aceton erhält man kolloidalen Schwefel
in fester Form. Unter dem Kamen Sulfoid \viu'de ein solches Präparat in den Handel
gebracht ').
Außer auf chemischem Wege kann man auch auf physikalischem Wege kolloidalen
Schwefel machen. Auch dieses Präparat kommt mit 80°o Schwefel als Sulfoid in den Handel.
Man löst Schwefel in indifferenten Lösungsmitteln, wie Alkohol, Aceton oder in Lösungs-
mitteln, welche durch Zersetzung mit Säuren oder Wasser Schwefel liefern und bringt
dann bei Gegenwart von Eiweißkörpern oder ihren Abbauprodukton den Schwefel ziu-
Abscheidung. Man löst z. B. Scliwefel in heißem Alkohol, gibt zu der Lösung Eiweiß in
Wasser, der Schwefel ist dann kolloidal gelöst. Säuert man an, so fällt er heraus; durch
'Neutralisation der Säure geht er wieder in Lösung, und durcli Eindunsten oder Fällen
in Alkohol erhält man ihn in haltbarer, kolloidaler wasserlöslicher Form-).
O H
Allylsiilfid r;^u''>S (Kuoblauchöl) wurde mehrmals gegen Cholera emp-
fohlen^). Französische Forscher sahen bei subcutaner Injektion von Allylsulfid
in öliger Lösung bei Tuberkulösen sehr gute Erfolge*).
Dithiokohlensam-es Kalium K2COS2 zersetzt sich leicht unter Abspaltung
von Schwefelwasserstoff. Nach Unnas Ansicht sind die Schwefelpräparate
nicht an sich wirksam, sondern erst durch Freiwerden von Schwefelwasserstoff,
weshalb diese Substanz wirksam sein müßte. Doch hat dieses Präparat un-
angenehme Nebenwirkungen (Brennen, Pustelbildung).
Triphenylstibinsulfid ist sehi- leicht oxj'dabel und spaltet Schwefel ab.
Subcutan injiziert wirkt es toxisch; es soll als Schwefelmittel für Hautkrank-
heiten verwendet werden^).
Ludwig Kaufmann in Berlin') stellt Triphenylstibinsulfid, dessen Homologen
lind deren Derivate dar, indem er Scliwefelwasserstoff oder eine andere zur Umsetzung
geeignete Schwefelverbindung auf halogenierte Triphenylstibine resp. auf Triphenylstibin-
hydroxyd unter Vermeidung eines Überschusses der Schwefelverbindung einwirken läßt.
Man arbeitet in der Weise, daß man Triphenylstibinbromid mit einer kaltgesättigten alko-
holischen Ammoniaklösung behandelt und Schwefelwasserstoff einleitet, bis eine schwach
gelbe Färbung eintritt, dann krystallisiert die Substanz aus.
Thiosinamin (Allylthioharnstoff) NHg • CS • NH(C3H5) macht nach Hebra')
lokale Reaktion bei Lujjus und anderen Leiden, steigert die Diurese, be^virkt
Nachlassen der Nachtschweiße und beschleunigt die Resorjition von Exsudaten
in den Geweben.
Hinsberg stellte durch Einleiten \on schwefliger Säure in geschmolzenes o-Phenylen-
diamiu bei 140° einen schwefelhaltigen Körper dar, dem die Formel
C,n,(^ >S oder CaHi(|>S
N' K
zukommt. Verwendet man statt o-Phenylendiamin dessen homologes, das o-Toluylen-
diamin, so erhält man eine Substanz der Formel
Diese sogenannten Piazothiole smd jedoch nie zur praktischen Verwendung
gelangt 8).
1) Heyden, Radebeul, DRP. 164 664. ^) Heyden, DRP. 201 371.
') Pertik 1898, Angyan 1893 im Orvosi Hetilap, Budapest.
*) S6journet, Sem. möd. 1895, Nr. 52, S. 206.
5) Ludwig Kaufmann, BZ. 28, 67, 86 (1910). ') DRP. 223 694.
") IL intern. Dermatol. Kongreß.
«) DRP. 49 191. — BB. 33, 862, 2895 (1888); 33, 1393 (1889).
Selen- und Tellurderivate. 631
Ebenfalls als Älittel gegen Hautkrankheiten \vairde Thiodinaphthyloxyd
dargestellt.
Es wird Thio-/J-naphthol in alkoholischer Lösung durch Einwirken oxydierender
Älittel in Tliiodinaphthyloxyd übergeführt. Man oxydiert mit Ferricyankalium oder mit
Jod-Jodkaliiunlösung.
Das Produkt ist imlöslich und geruchlos, weshalb es wohl als Streupulver
hätte Verwendung finden soüen.
Zu gleichem Zwecke wiu-den von Busch Thiobiazolderivate dargestellt').
Man gewinnt diese, indem man Schwefelkohlenstoff mit Hydrazin oder primären
Hydrazinen in alkoholischer Kalilösung erhitzt. Die Reaktion erfolgt hierbei nach fol-
genden Gleichungen, wobei sich zuerst das Kaliumsalz der Phenylsulfoearbazinsäure bildet.
Dieses reagiert nun mit Schwefelkohlenstoff weiter.
CgH^ • ^^I ■ NH • CS ■ SK -f- CS, = H.,S -f C5H5 • X— X
I li
SC CSK
\/
s
Der so entstandene Körjjer ist Phenyldithiobiazolonsulfhjdrat.
Läßt man nur Hydrazin imter gleichen Umständen reagieren, so gelangt man zu
Thiobiazoldisulfhvdrat
N— X
11 II
HS • C C • SH
S
Zu den Thiobiazolinderivaten-) kann man gelangen, wenn man Aldehyde auf die
AlkaUsalze der Sulfocarbazinsäuren der allgemeinen Formel R ■ XH • XH • CS • SH ein-
wirken läßt. Man erhält stark saure Körper der allgemeinen Formel
RX — X
I
RH • C CSH
S
die mit Alkalien charakteristische, wasserlösliche Salze geben.
Nach dieser Methode wiu-den dargestellt: Phenylthiobiazoliusulfhydrat
und Diphenylthiobiazolinsulfhj'drat
C.H,.X-X CeH,.X-X
I II 11:
H,C CSH CbH, HC CSH
\/ \/
S S
Ai'vlsulfiiisäure mit Phenolen oder Phenolcarbonsäuren auf 100 — 150°C
erhitzt 'gibt Oxvdiarylsulfide»). z. B. 2 CgHä • SO,H + CgHä • OH = CgH^ • S
• CgH^ • OH + CgHä . SO3H -f H,0 .
Selen- uud Tellurderivate.
Die Beobachtungen von A. v. Wassermann*), daß selenhaltige Farbstoffe
eine Einwirkung auf Krebszellen bei Tieren zeigen, war die Veranlassung zur
Darstellung zahlreicher Selen- mid Tellurverbindiuigen, über deren Wirkung
nach der gleichen Richtung hin niu: spärliche, anscheinend nicht positive Be-
obachtungen vorhegen.
Entsprechend dem Verhalten der arsenigen Säure imd Arsensäure sind die
Ionen der tellurigen und selenigen Säure viel wirksamer als die Ionen der Tellur-
i) DRP. 81 431. — BB. 3T, 2507 (1894). •) DRP. 85 568.
=•) Höchster Farbwerke, DRP. U7 634. *) Deutsche med. Wochenschr. 1911, 2389.
g32 Antiseptica und Adstringentia.
und Selensäure. Schimmelpilze ■werden durch Telliirite und TeUm-ate kaum
in ihrem Wachstum beeinflußt, Bakterien aber sind sehr- empfindlich i).
Tellurige Säure und Tellursäure wirken schwach giftig.
Walter verwendete kolloidales Selen, welches voUständig ungiftig war,
konnte aber gar keine Erfolge sehen.
Für die Chemotherapie des Krebses benützte A. v. Wassermann ein
Eosinselen, dessen Zusammensetzung anseheinend schwankt und welches nicht
weiter beschrieben ist. Beim Aufheben verändert es sich, die Ki'ebsraäuse sind
dagegen empfindlicher als die gesunden. Eosinselen wirkt in der Weise auf
Tumoren ein, daß sich diese verflüssigen, Rezidiven können von dem Mittel
nicht beeinflußt werden.
Wassermann S'tellt einen selenlialtige« Farbstoff dar, indem er Selenwasserstoff
auf Nitrosodimetliylanüin oder dessen Reduktionsprodukte einwirken läßt und die ent-
standenen Verbindungen einer gelinden Oxydation unterwirft. Man erhält so Selenazin-
Iilau, welches chemotherapeutisch wirksam sein solP).
Wassermann stellt seien- und tellurhaltige Farbstoffe dar, indem er Farbstoffe
der Phthaleinreüie oder deren Derivate, insbesondere die halogenierten oder alkylierten
Derivate und wasserlösliclie seien- oder tellurcyanwasserstoffsaure Salze aufeinander ein-
wirken läßt; so z. B. läßt er auf Eosiimatrium Selencyankaliiun einwirken, wobei ein
dunkelroter Farbstoff sich abscheidet').
CH
0
sc
CH
3.6-Diaminothioi)yronin
und 3.6-Diaminoselenopyronin
\r
SeCl
machen bei Trj-j^janosomcnerkrankungen eine nur vorübergehende Heilung.
Die Toxizität für Mäuse ist bei Thiopji-onin V2500?' '^^' SelenopjTonin etwa
V3000 g pro 20 g Ge^vicht. Beide Farbstoffe erzeugen bei Mäusen starke Ödeme*).
Die Toxizität der Thio- und auch der Selenoisotrehalose ist .sehr gering.
Diese Doppelzucker werden im Organismus nicht angegriffen °).
Selenderivate aromatischer Verbindungen , wie beispielsweise Anilin , Acetanilid,
Phenol, Salicylsäiu'e, Xitrophenol erhält man, indem man Selen oder Selendioxyd in kon-
zentrierter Schwefelsäure auf die zu selenierenden Verbindungen bei niederer Temperatur
einwirken läßt. Beschrieben sind die Verbindungen aus Acetanihd, Anilin, Phenol, Salicjl-
säuie, o- und p-Xitrophenol; die Verbindung aus p-Acetaminophenetidin hat die Zusarmuen-
setzung [C8H3(OC2H5)(NHC2H30)]3- SeSO^H • HjO. Antipyrin gibt DiantipjTylselenid
(CijHjjNjOJjSe. Weiter ist beschrieben die Selen\erbindung aus Resorcinarsensäure und
Selen«).
Für die Behandlung von Protozoen und Bakterienerkrankungen wurden auch nach
DRP. 261 969 die Phenazselenoniumfarbstoffe aus Nitroselenazinen hergestellt. Auch Selen-
cyanverbindungen der aromatischen Reihe wm-den versucht.
Phenazselenoniumfarbstoffe erhält man diu'ch reduzierende, dann oxydierende Be-
handlung von Nitroselenazinen. Setzt man o-Nitrodiazobenzol mit Selencyankalium um,
so entsteht o-Nitrobenzolselencyanid, aus welchem durch einwirkende Alkalien o-Xitro-
selenophenol gebildet wird und durch Reduktion dieses letzteren kann man zum o-.4mino-
selenophenol gelangen. Läßt man diese Verbindung oder deren Derivate auf Di- oder
') G. Joachimoglu, BZ. 101, 300 (1920). '^) DRP. 261 793.
= ) DRP. 201 556. *) P. Ehrlich und Hugo Bauer, BB. 48, 502 (1915).
=>) Fritz Wrede, BZ. 83, 96 (1917). «) Höchst, DRP. 299 510.
Selen- iind Tellurderivate. 633
Trinitrobalogenbenzol einwiiken, zweckmäßig in Gegenwart säui'ebindender Mittel, so
entstehen Xitroderivate des Selenazins, z. B. Dinitrophenoselenazin
Diese Verbindung kann durch Reduktion und Oxydation iu einen Farbstoff übergehen,
der auf Protozoen und Bakterien einwiiken soll ').
Aus den mit Reduktionsmitteln behandelten Phthaleinen, den PhthaUnen, entstehen
bei Einwii'kung von Selenhalogeniden in Lösungsmitteln, welche das Selenhalogenid nicht
zersetzen, Farbstoffe, denen therapeutische Wirkungen zukommen. Beschrieben wird
Selenfluorescein. Durch Einfüliriuig von Brom und Jod entstehen durch weitere Sub-
stitution im Resorcinkern Selenbromfluorescein und Selenjodfluorescein. Ferner ist Selen-
phenolphthalein besclu-ieben ^).
Air Stelle der Phthaline werden deren o-Aeetylverbindungen oder die o-Acetylverbin-
dung von Phthaleinen mit Selenhalogeniden bzw. Selenoxychlorid behandelt. Beschrieben
ist die Einwirkung von Selenoxychlorid auf Fluoresceindiacetat und auf Tetrachlorfluo-
resceindia cetat ^ ).
Selenfluorescin von ziemlicher Beständigkeit, z. B. Dichlorselenfluorescein, erhält man,
wenn man Fluorescein selbst oder Halogen enthaltende Fluoresceine mit Selen behandelt*).
Braunstein versuchte am Menschen mit angeblich günstigem Erfolge
Selenmethylenblau.
P. Karrer konnte zeigen, daß die verschiedenen Angaben über die Dar-
stellung des sogenannten Selenmethylenblaus, d. h. des 3.6-Tetramethyl-
diaminoselenazins
Se-X
.alle durchweg uiu'ichtig sind, daß es nach Verfalu'en, die den alten Methylen-
blau-Synthesen entsprechend angelegt sind, niemals entsteht. Man erhält es,
wemi man Selenodiphenylamin durch Broralösung in Phenazselenium-perbro-
mid überfühi't und mit Dimethylamin behandelt. Es ist vrie Älethylenblau
ein Vitalfarbstoff. Alle biologisch untersuchten Selenazinfarbstoffe haben ge-
nau die gleiche Toxizität wie die entsprechenden Thiazinfarbstoffe, welche sich
auch chemisch gleich verhalten^).
Felix Heinemann hat alkalilösliche Derivate des Piaselenols aus seleniger Säure
und o-Phenylendiamin dargestellt. ,j^
o-Phenyleiidiamin und selenige Säm'e verbinden sich zu Piaselenol I /Se ,
das schwer löslich ist. In Alkali leicht lösliche saure Derivate der Piaselenole erhält man
duich Einwirkung von seleniger Säure auf Oxyderivate, Carboxylderivate, Sulfosäuren imd
sonstige alkalilösliche Derivate der aromatischen Diamine. Besclirieben sind p-Oxypia-
selenol, 2.3-Piaselenol-l-carbonsäiue, 3.4-Piaselenol-l-carbonsäure, 2.3-Piaselenol-4-methyl-
5-amino-l-sulfosäure, 1.2-Naphthopiaselenol-5. 7-disulfosäiu'e*).
Selencyanverbindungen der aromatischen Reihe erhält man, wenn man Diazover-
bindungen in schwach saurer Lösung mit selencyanwasserstoffsauren Salzen behandelt.
Dargestellt wurden o-Nitrobenzolselencjanid, p-Selencyanbenzolarsinsäure, p-Selencyan-
benzoesäure, p-Selencyanbenzolsulfosäure " ).
') Höchst, DRP. 261 969. =) Höchst, DRP. 290 .-)40.
3) DRP. 295 253, Zusatz zu DRP. 290 540.
«) Carl Jäger und Carl, Düsseldorf, DRP. 279 549.
') P. Karrer, BB. 49, 597 (1916). ') Heinemaun, DRP. 261 412.
') Höchst, DRP. 255 982.
(j34 Antiseptica imd Adstringentia.
Beim Erhitzen von Diazoselencyaniden der Anthrachinonreilie ohne Kontaktsub-
stanz tritt unter Abspaltung von Stickstoff die Selencyangruppe in den Kern: Cj4H,02
• N» • SeCN = 1^2 + CijHjO^ • SeCN. Die Selencyanide lassen sieh durch die für Rhodanide
bekannten Reagenzien sowie auch durch alkoholisches Kali oder Natron zu Selenophenolen
aufspalten. Beschrieben ist Selencyananthraclnnon imd l-Selencyan-5-anthrachinonsulfo-
säure ^).
Die Produkte des DRP. 256 667 kann man in Selenophenole überführen, wenn man
die Anthrachinonselencyanide durch alkalisch wirkende Mittel aufspaltet: Ci4H,02 • SeCN
+ H,0 = Ci4H,02 ■ Seil + CN • OH . Besehrieben ist Selenophenol und Anthrachinon-
l-selenophenol-5-sulfosäure-).
Isoselenazole der Anthrachinonreihe erhält man durch Behandlvmg der Anthrachinon-
selencyanide mit Ammoniak nach der Gleichung Ci4H,02SeCN -f- NHj = CjjHjONSe
+ HCN -f HjO . Diese entlialten Selen in ringförmiger Bindmig. Beschrieben sind Selen-
azol und Selenazolsulfosäure^).
Selenophenole und Diselenide der Anthrachinonreilie erhält man, wenn man negativ
substituierte Anthrachinonderivate mit Alkaliseleniden oder Polyseleniden zur Umsetzung
bringt. Beschrieben sind Selenophenol und Antlirachinon-l-diselenid. Diese Verbindungen
sind Farbstoffe*).
Schwefelhaltige Cyanhydrine von Aldehyden und Ketonen erhält man, wenn man
auf die Cyanhydrine nach erfolgter Acyliermig Schwefelwasserstoff einwirken läßt. Die
von Ketonen sich ableitenden Schwefelderivate sind Antiseptica.
So erhält man aus Methylendioxy-acetylmandelsäurenitril, Ammoniak und Schwefel-
wasserstoff das Tliioamid des acetylierten Cyanhydrins :
,0— /\— CH • O . CO . CH, .
-\r._l I CS.NH,
•öll/i
Statt Schwefelwasserstoff läßt man Selenwasserstoff einwirken. Besclu-ieben sind
das Derivat des Methylendioxyacetylmandelsäurenitrils, des o-Nitrobenzoylmandelsäure-
nitrils und das Einwirkungsprodukt des Selenwasserstofts auf das acetylierte Acetoncyan-
hydrin^).
Wenn man Halogenverbindungen des Selens auf ungesättigte Fettsäuren einwirken
läßt, so erhält man organische Selenderivate, so z. B. aus Selentetrachlorid mid Leinöl-
säure eine halogenierte Selenolleinölsäure. Analog kann man aus Ölsäure eine solche Ver-
bindimg erhalten. Arbeitet man mit Leinölsäure mid Selenoxychlorid, so ist die Reaktion
sehr heftig. Arbeitet man mit Selentetrajodid, so erhält man eine jod- und selenhaltige
Verbindung'). Die nach dem Verfahren des Hauptpatentes dargestellten Selenderivate
behandelt man mit überschüssigem Alkali. Hierbei wird wahrscheinlich das Halogen
durch H5'droxyl oder Sauerstoff ersetzt. Die wässerigen Lösmigen sijid haltbar. Be-
schrieben ist Chlorselenleinölsäure").
Durch Einwirkung von Selenwasserstoff auf ein Alphylcyanamid, wie z. B. Allyl-
cyananiid, erhält man Alphylselenharnstoffe. Im Gegensatze zum Phenylselenliarnstoff
Süllen die so erhältlichen Produkte ausgeprägte therapeutische Wirkungen besonders
gegen krebsartige Erkrankimgen besitzen. Sie sind auch Zwischenprodukte zu den
stabileren und in ähnlicher Richtung wirksamen Halogenalkyladditionsprodukten der
Alphylselenharnstoffe').
Behandelt man Alphylselenharnstoffe mit Alphylhalogeniden, so erhält man Ver-
bindungen, welchen wahrscheinlich die Formel
NH.,
C==Se
J
Alphyl
NH Alphyl
zukommt. Sie enthalten Selen fester gebunden als der entsprechende Selenharnstoff und
sind in Wasser leichter löslich^").
') Bayer, DRP. 256 667. =) Baver, DRP. 264 940.
3) Bayer, DRP. 264 139. ») Baver, DRP. 264 941. ^) DRP. 259 502.
«) DRP. 273 073, Zusatz zu DRP. 259 502. ") Riedel, DRP. 276 976.
«) DRP. 287 800, Zusatz zu DRP. 276 976.
3) DRP. 305 263, Zusatz zu DRP. 305 262. i») DRP. 305 262.
Fluorverbindungen. 635
Fluorverbindungen.
Während Chloroform, Bromoform und Jodoform in der Therapie eine große
Eolle spielen, scheiterte bis nun die Anwendung des Fluoroforms wohl haupt-
sächlich an der Schwierigkeit der Darstellung dieser Verbindung, obwohl ja
bekannthch den Fluorverbindungen starke antiseptische Eigenschaften zu-
kommen. Auch hat Fluoroform den besonderen Nachteil ein Gas zu sein.
Das alte Verfahren, Fluoroform zu gewinnen, beruhte auf der Umsetzung von Fluor-
silber und Jodoform in Gegenwart von Chloroform. Das ältere Darstellungsverfahren
für Fluoroform wiu-de dahin geändert, daß man gleiche Gewichtsmengen Jodoform und
Fluorsilber mit Sand mischt mid gelinde erwärmt^). Das sich entwickelnde Gas wird mit
Alkohol jodfrei gewaschen und hierauf mit Kupferchlorür von etwa anhaftendem Kohlen-
oxyd befreit und in einem Gasometer über Wasser aufgefangen. Um Fluoroform luftfrei
zu bekommen, wird das mit Jodoform, Fluorsilber und Sand beschickte Entwicklungs-
gefäß mit Wasser völlig gefüllt, um die Luft zu verdrängen °). Auf diese Weise gelingt es,
luftfreies, chemisch reines Fluoroform zu gewinnen.
Genügende Erfahrungen über Fluoroform') luid auch andere Fluor-
präparate in der Therapie besitzen wir bis nun nicht, und es läßt sich aus
diesem Grunde, trotz mancher theoretischer Voraussetzung, die man an diese
Halogenverbindungen knüpfen konnte, nichts Bestimmtes über dieselben
aussagen. Nach Binz soll es wie Chloroform wirken*).
Im Kern fluorierte aromatische Verbindungen erhält man, wenn man wässerige Diazo-
chloridlösung mit Flußsäure in Reaktion bringt^). Wenn man salzsaures AniUn mit sal-
petrigsaurem Xatron diazotiert und nun Flußsäui'e zu der Diazochloridlösung zufließen
läßt, so entstellt Fluorbenzol, ein wasserhelles, mit Wasserdampf destillierbares Ol. Auf
gleichem Wege gelangt man vom Toluidin resp. vom Toluoldiazochlorid zum Fluortoluol,
vom Pseudocumidin zum Fluorpseudocumol, vom Phenetidin zum Fluorphenetol, vom
/5-Naphthylamin ziuii Fluornaphthalin, vom Benzidin zum Difluordiphenyl.
Valentiner und Schwarz stellen aromatische Fluorverbindimgen aus Diazo- und
Tetraazoverbindungen durch Zersetziuig mit konz. Flußsäure her, indem sie die Zersetzung
in Gegenwart \on Eisenchlorid ausführen. Es entsteht z. B. aus Benzidin auf diese Weise
Difluordiphenyl, welches mit Fluorphenetol gemischt als Fluorrheumin in den Handel
kommt').
Von so dargestellten Verbindungen kam in erster Linie Difluordiphenyl
CgHjFl — CgHjFl in die Therapie, luid zwar als Wundheilmittel"), dem aber
keine bactericiden Eigenschaften zukommen; daran aber ist nicht der Fluor-
gehalt schuld, sondern nur der Umstand, daß hier Fluor Kernwasserstoff ei'setzt
vmd weil ja, wie öfters erwähnt, Diphenj^l ein an und für sich unwirksamer
Körper ist (s. d.). Auch bei Keuchhusten soll sich dieser Körper bewährt haben.
Unter dem Namen Fluorrheumin kommt eine Mischung von Fluorphenetol
mit Difluordiphenj-1 in den Handel, welche bei Rheumatismus empfohlen wird,
ebenso ist Epidermin nur eine Mischung von Fluorxylol und Difluordiphenyl.
Es wäre wohl viel aussichtsvoUer gewesen, Fluorverbindungen darzustellen,
in denen Fluor entweder in leicht spaltbaren aliphatischen Verbindvmgen oder
in Seitenketten von aromatischen Verl)iudungen enthalten ist.
Aryldiazoborfluorkomplexverbindungen erhält man, wenn man auf aromatische
Diazoverbindiuigen Borfluorkomplexsäuien oder deren Salze einwirken läßt. Aus Diazo-
benzol mid borfluorwasserstoffsaurem Xatrimn erhält man die Diazobenzolfluorborverbin-
dung. Besclu'ieben sind ferner die p-Nitrodiazobenzolfluorverbinduiig, p-C'hlordiazobenzol-
fluorverbindung iisf.*).
Man erhitzt Leim mit Fluorwasserstoffsäure mid fällt evtl. mit Alkohol').
1) DRP. 105 916. -) DRP. 106 513.
') Münchener med. Wochenschr. 1899, 976, 1697.
*) Verhandl. des Internat, med. Kongresses Berlin Bd. II, S. 63.
= ) DRP. 96 153. «) DRP. 186 005. ') Bart, DRP. 281 055.
«) Thimm, Dermatol. Zeitschr. 4. Heft 15. ') Weißbein, DRP. 260 757.
(536 Antiseptica und Adstringentia.
Silieiumverbiudungen.
Von der durchaus nicht sichergestellten Beobachtung ausgehend, tlaß
maligne Neoplasmen sehr arm an Kieselsäure sind, wurde der Versuch gemacht,
Siliciumprä parate in die Therapie des Krebses einzuführen. Von therapeuti-
schen Erfolgen ist nichts bekannt. Natriumsilicat Avirkt bei Arteriosklerose und
anderen Gefäßerkrankungen, sowie chi'onischem Gelenkrheumatismus, bei Tuber-
kulose ist es unwirksam 1).
Der Silicatgehalt des Organismus kann wohl durch geeignete SiOj-Zufuhr
mit dem Futter erhöht werden, aber nur ein kleiner Teil der dargebotenen
Kieselsäure wird im normalen Körper zurückbehalten. Kieselsäurehydrat
.selbst -wird nicht resorbiert-).
Organische Sihciumverbindungen hat A. Zeller gegen Carcinom versucht,
und zwar am Menschen.
Nach Koberts Ansicht findet sich die Kieselsäure sowohl im pflanzlichen
als auch im tierischen Körper in Form organischer Verbindungen vor, die aber
so labil sind, daß man sie bis jetzt nicht fassen konnte. Alle tierischen Ge-
webe, sowohl diejenigen mesodermatischen als auch die epithelialen UrsiDrungs,
enthalten ausnahmslos Kieselsäure als notwendigen Bestandteil, imd zwar
sehr wahrscheinlich in einer dem Eisen entsprechenden organischen Bindungs-
form. Nach Genuß von Natriumsilicat tritt eine Vermehrung der polynucleären
Leukocyten, also eine Verbesserung des Blutbildes auf (Zickgraf). Die Tuber-
kulose soll durch Kieselsäure günstig beeinflußt werden. Bei der Tuberkulose
ist die Fähigkeit des menschlichen Körpers, die Kieselsäure in der Lunge in
normaler Slenge aufzuspeichern, vermindert, und dadurch verliert das Lmigen-
gewebe seine Widerstandsfähigkeit gegenüber den einschmelzenden Prozessen,
die der Kavernenbildung zugrunde liegen [Kobert]^).
Durch Erllitzen der einfaclien Kieselsäureester, wie z. B. des Tetraäthylesters mit
mehrwertigen Alkoholen kann man in glatter Reaktion unt«r Alkoholabspaltmig neue
Est«r der Orthokieselsäure gewinnen, welche zur tlierapeutischen Verwendung geeignet
sind. Je nach den Mengenverhältnissen, nach denen man die mehrwertigen Alkohole
mit dem Orthokieselsäureester in Reaktion treten läßt, gelingt es, verschiedene Reaktions-
produkte zu gewinnen, in denen zwei oder mehr Alkoholhydroxyle verestert sind. Es
können z. B. aus Glykol zwei Ester, nämlich primäres Glykolorthosilicat und sekundäres
Glykolorthosilicat, aus Glycerin primäres Glycerinorthosilicat und auch sekimdäres und
tertiäres gewonnen werden. Beschrieben sind ferner Mannitorthosilicat imd Glykose-
orthosilicat*).
Man erhält eine siliciumhaltige Verbindung, wenn man Harnstoff und Siliciumtetra-
chlorid aufeinander einwirken läßt^).
Calcium.
In jüngster Zeit treten Calciumsalze, z. B. Calciumclilorid, als fernwirkende
Adstringentia auf. Injiziert man Tieren subcutan Chlorcalciumlösungen, so
treten keine oder nur sehr schwache Entzündungserscheinungen auf Reize auf.
Es ist möglich, daß der höhere Calciumgehalt che Capillaren und Lymphgefäße
für Plasma und Blutkörperchen weniger durchlässig macht. Langsamer setzt
ilie Calciumwirkung vom Darme aus ein. Bei Katarrhen sieht man in der
Regel eine wesentliche Besserung.
Statt des zerfließlichen Chlorcalciums wird milchsaures Calcimn inid die
folgenden trockenen Präparate empfohlen.
^) L. Scheffler, A. Sarthly u. P. PeUissier C. r. Hl, 416 (1920).
2) Fr. Breest, BZ. 108, 309 (1920). ^) Tuberculosis 1918, Nr. 11 und 12, 149.
') Knorr und Weyland, DRP. 285 285. ') Weyland, DRP. 272 338.
Die organisclien Farbstoffe. 637
Kalzan ist Calcium-Natriumlactat. Es soll den Vorzug besitzen, daß es
neben dem Calcium ein die Kalkretention förderndes Alkalisalz enthält.
Durch Einwirkung äquivalenter Mengen Chlorcalciumhydrat und Jlilchzucker erhält
man ein nicht zerfließliches Chlorcalciuinpräparat^).
An Stelle von Chlorcalciuni kann man mit Slilchzncker Brom- oder Jodcalcium ver-
wenden oder die C'alciumhalogenide auf Rohrzucker oder Fructose in Gegenwart von
wenig Wasser einwirken lassen. Beschrieben sind Broracalciumlactose, Chlorcaleium-
fructose, Jodcalciiunsaccharose-).
Knoll & Co.') stellen eine Verbindung von Chlorcalciuni (1 Mol.) und Harnstoff
(i Mol.) her, welelie bei Heufieber und bronchialem Asthma subcutan ohne Schmerzen
injiziert werden kann.
Afenil i.st Calciumchloridharnstoff. Es ist nicht hygroskopisch, löst sich
leicht in Wasser, schmeckt weniger .salzig und ist bei subcutaner Anwendung
reizlos.
Calciglycin ist Diglykokollchlorcalcium, es soll als Chlorcaiciumersatz
dienen*).
Calmonal ist ein Urethan-C'alciumbromid.
Dubatol ist isovalerylmandelsaures Calcium, welches bei Nervenleiden
und Schlaflosigkeit wirken soll.
Hesperonal-Calcium ist das Calciumsalz einer Saccharophosphorsäure.
Halogencalciumstärkepräparate stellt man dar, indem man annähernd gleiclie Ge-
wachtsteile Halogencalcium und Stärke bei gewöhnlicher Temperatur mit nur so viel Was.ser
zu einem Brei verrührt, daß die Reaktionsmasse ohne Wärmezufuhr erstarrt. Es gelingt
so, ohne Wärmezufuhr unmittelbar lufttrockene Produkte herzustellen. Bei einem Über-
schuß von Chlorcaleium bleiben die Produkte klebrig, und bei größerem Wasserüberschuß
bindet die Masse nicht ab. Dargestellt wxirde Chlorcalciiunstärke und Bromcalciumstärke^).
Siehe auch bei Jod- und Bromcalciumpräparate.
Die organischen Farbstoffe.
Die EigentümUchkeit zahlreicher organischer Farbstoffe, nur bestimmte
Gewebe oder nur bestimmte Teile des Gewebes anzufärben, sowie ihre Fähig-
keit, Bakterien und andere iMikroorganismen diu-ch Färbung zu differenzieren,
hat bei einzelnen Forschern den Gedanken erweckt, diese spezifische Selektion
bestimmter Gewebe und bestimmter Mikroorganismen fiir gewsse Farbstoffe
dazu zu verwenden, daß man durch Ankettung wirksamer Gruppen an solche
Farbstoffe, wenn nicht besonders wirksame Grui^pen in diesen von Haus aus
vorhanden sind, pharmakologisch wrksame Körper schafft, die durch die be-
sondere Selektion gerade in den spezifisch zu färbenden Geweben zur Ablagerung
gelangen und dann dort ihre Wirkung ausüben. Zu dem trat eine Beobachtung
von Stilling, daß die organischen Farbstoffe zum großen Teile enorme des-
infizierende Eigenschaften besitzen und als Aiitiseptica um so mehr gute Dienste
leisten müßten, weil sie infolge der Fähigkeit der Bakterien den Farbstoff aus
seiner Lösung anzuziehen vim so leichter und sicherer ihre antiseptische Wir-
kung entfalten können. Aber der anfängliche Enthusiasmus, welcher dieser
hübschen Idee entgegengebracht wurde, hat sich nunmehr stark verloren. Die
spezifische Selektion der Gewebe imd IMikroorganismen für bestimmte Farb-
stoffe ist ja nicht eine besondere Funktion der Farbstoffe: bei den Farbstoffen
kommt nur diese Selektion zur sichtbaren, leicht erkenntlichen Erscheinung,
während bei den ungefärbten Substanzen die Selektion nur durch die spezifische
Wirkung des reagiemden Gewebes erschlossen werden kamt. Es ist klar, daß
1) E. Ritzert. DRP. 288966. -) E. Ritzert, DRP. 305367, Zusatz zu 288966.
3) DRP. 306 804. *) Loewv, Therap. d. Gegenw. 1916, Nr. 3. S. 96.
5) Ritzert, Frankfurt, DRP. 308 616.
638 Antiseptica und Adstringentia.
die färbende Eigenschaft dieser chemischen Substanzen zu ihren sonstigen phy-
siologischen AVirkungen in keiner Beziehung stehen muß, vielmehr sind die
phj'siologischen Wirkungen nur abhängig von dem allgemeinen Baue dieser
Substanzen und daher auch von der Zugehörigkeit zu bestimmten chemischen
Gruppen. Daß die chemischen Gruppierungen innerhalb des Moleküls der Farb-
stoffe, welchen die Farbstoffe ihre Farbe verdanken, neue oder spezifische
Wirkungen physiologischer Art auslösen, die den nicht gefärbten Substanzen
nicht eigen sein sollten, ist ja wohl nicht anzunehmen inid tatsächlich hat die
praktische Erfahrung auch gezeigt, daß die organischen Farbstoffe keinerlei
Vorzüge vor den anderen wirksamen Substanzen nicht gefärbter Art haben.
Dabei haben ja die organischen Farbstoffe bei ihrer Zirkulation im Organismus
den Nachteil, daß sie durch die reduzierende Wirkung der Gewebe ziemlich
rasch in ihre meist ganz unwirksamen Leukoverbindungen verwandelt werden
und wir so innerhalb des Organismus unwirksame Substanzen diesem einver-
leiben. Nur der Reiz, daß man sichtbare spezifische Selektion als Resultat der
Verwendung von Farbstoffen als Antiseptica z. B. erhält, war der Hauptbeweg-
grund für die Anwendung der Farbstoffe in der Therapie. So war Th. Billroth
von der Hoffnung erfüllt, daß man einen Farbstoff finden werde, welcher die
Gewebe ungefärbt läßt, und so auf diese nicht einwirkt, aber die spezifischen
Bakterien innerhalb des Organismus färbt und gleichzeitig tötet. Daß man sich
solchen Selektionsvorstellungen hingab inid gerade die Farbstoffe als diejenigen
Körper ansah, unter denen man den chemischen Stoff finden müßte, dem eine
solche eigentümliche spezifische Selektion zukommt, i.st nxir, wie erwähnt, daraus
zu erklären, daß man bei den Farbstoffen, um es derb zu sagen, die Selektion zu
Gesicht bekommt. Daß gerade bei den Medizinern falsche Vorstellungen dieser
Art so große Verbreitung gefunden und einen so großen Enthusiasmus erweckt
haben, ist nur dem Umstände zuzuschreiben, daß die Mediziner die ihnen aus
der Histologie wohlbekamiteu Erscheinungen der Farbenselektion der Gewebe
rasch auch auf die Wirkung der Farbstoffe auf lebende Gewebe ohne längeren
Vorbedacht ausgedehnt haben.
Es muß aber bemerkt werden, daß gesundes Protoplasma z. B. von Me-
thylenblau überhaupt nicht gefärbt werden soll, wie es Michailow*) berichtet,
sondern erst absterbendes Gewebe, womit der ganzen Therapie der physio-
logische Boden entzogen werden würde.
Schon im Altertume hat man den blauen Indigo zur Heilung von Geschwü-
ren empfohlen und verwendet. Die schwach antiseptischen Wirkungen dieser
Substanz wären vielleicht wieder einmal für die Darmantiseptik zu versuchen,
da Indigo, wie Nigeler gezeigt hat, den Darm unverändert passiert und nichts
von dieser Substanz in irgendeiner Form in den Kreislauf gelangt. Doch ist
der reine Indigo nach R. Koberts Angabe in fein verteiltem Zustande eine
heftig lokal reizende Verbindung.
Wir teilen die in der Therapie versuchten Farbstoffe hier nach iliren che-
mischen Beziehungen und nicht nach ilrren therapeutischen Verwendungen ein,
weil so die Beziehungen zwischen Aufbau mid Wirkung klarer zum Ausdruck
kommen werden*).
Die gelben Nitrofarbstoffe zeigen eigentlich zweierlei Wirkung: die Wir-
kung der Nitrogruppen am aromatischen Kern und die Wirkung der zugrunde
liegenden Verbindungen, -wie z. B. des Phenols. Wie durch den Eintritt von
Halogenradikalen für Kernwasserstoffe oder von Alkylgruppen für Kern-
wasserstoffe die antiseptische Kraft des Phenols ansteigt, so geschieht es auch
1) Petersburger med. Wochenschr. 1890, 23. ') Th. Weyl, Teerfarben.
Die organischen Farbstoffe. 639
beim Eintritt von Xitrogruppen iii die Kerne. Aber im Giegensatze zum Ein-
tritt von Alkylen steigt hier die Giftigkeit der Verbindung beim Eintritt von
Xitrogruppen, und zwar ist die Giftigkeit durch die Wirkungen der Xitro-
gruppen selbst bedingt. Xitrobenzol und Dinitrobenzol sind giftig.
Trinitrophenol (Pikrinsäure)
NOji^XOj
OH
ist daher ein starkes Antisepticum und ist in verdünnten Lösmigen äußerlich
gut anwendbar. Es wird in Frankreich gegen Brandwimden viel verwendet.
Hingegen ist diese Verbiiidiuig für den iimerlichen Gebrauch wegen der Zer-
störung der roten Blutkörperchen mid ihrer energisch krampferregenden Wir-
kung sowie wegen der Störungen in der Xiere und der schheßlichen Lähmung
des Atemzentrums unverwendbar; doch ist die Pikrinsäure keineswegs zu den
heftigen Giften zu rechnen und ist ganz gut verwendbar, wo man neben der
antiseptischen Kraft dieses Mittels auch ihre schmerzstillendea Eigenschaften
zu verwerten beabsichtigt.
Pikrinsaures Ammon hat, entgegen der Angabe von Clark^), welcher es
als Chininersatzmittel empfohlen, nur eine sehr beschränkte aber doch nach-
weisbare chemotherapeutische Wirksamkeit^).
Hingegen ist Dinitrokresol
/NO,
\0H
weit intensiver giftig, was ^ielleicht durch seine leichtere Löslichkeit in Wasser
der Pikrinsäure gegenüber zu erklären ist. Daher kann dieser Farbstoff keine
medizinische Anwendung fmden.
Martiusgelb ist Dinitro-a-naphthol
OH
L/C^o*
Auch dieser Körper zeigt giftige Eigenschaften, obwohl er weniger giftig ist
als Dinitrokresol. Auch hier mag die geringere Giftigkeit mit der schweren
Löslichkeit der Substanz in innigem Zusammenhange stehen.
Die Regel, daß giftige Körper durch Überführung in Säiuren entgiftet
werden, findet auch in dieser Gruppe ihre Bestätigung, da Xaphtholgelb-S
(Dinitro-a-naphtholsulfosäure)
OH«
C,„H,AxO,),
^SOjH
also eine Sulfosäure des eben besprochenen giftigen Martiusgelb, ein ganz
ungiftiger Körper ist. Eine Analogie, daß der Eintritt einer an Kohlenstoff
haftenden Sulfogruppe eine solche entgiftende Wirkung zeitigt, findet man auch
in dem im allgemeinen Teil erwähnten Versuche von E. Salkowski, welcher
die Phenolschwefelsäure OH • CgH4 • SO3H ganz ungiftig fand^). Aus demselben
1) Lancet, March 1887.
^) F. Rosenthal und Johannes Iram, Berliner klin. Wochenschr. 51, 151 (1920).
S) Pflügers Arch. 4, 92.
640 Antiseptica und Adstringentia.
Grunde ist auch das Scholl köpf sehe Brillantgelb, welches eine dem Naphthol-
gelb-S isomere Dinitro-«-naphtholmonosulfosäure ist, unwirksam.
Der Aurantia genannte Farbstoff, welcher ein Salz des Hexanitrodiphenyl-
amins ist
seheint wegen der Nitrogruppen giftig zu sein, was wohl von einzelnen Be-
obachtern wieder geleugnet wird.
Die Azofarbstoffe, welche durch die Gruppe — X = N — charakterisiert
sind, sind durchaus uugiftige Körper. Diaminoazobenzol, dessen Chlorhydrat
C'hrj^soidin genannt wird
NH.,
CßHs — N=N-<;^^NH2 • HCl
hat die eigentümliche Fähigkeit, schon in sehr verdünnten Lösungen Cholera -
Vibrionen zu agglutinieren. Aber ebenso wie die KommabaciUen verhalten
sieh sämtliche Vibrionen diesem Farbstoff gegenüber. Chrysoidin ist als Anti-
septicinn aufzufassen, welchem aber keine spezifischen Wirkungen zukommen.
Über einige Azofarbstoffe, die Paul Ehrlich und Einhorn in Kombination
mit Cocam dargestellt haben, ist in dem Kapitel Alkaloide nachzulesen
(siehe S. 338).
Acetylverbindungen des Amijioazobenzols und seiner Derivate erhält man insbesondere
mit Essigaäureanhydrid, wenn man so lange behandelt, bis mindestens zwei Acetylgruppen
in das Molekül eingetreten sind. Die Verbindungen sollen ungiftig und reizlos sein bei
intensiver Wirkung luid großer Löslichkeit ^).
Wird diazotiertes Aminoazotoluol mit p-Aminobenzoesäurealkylestern oder p-Oxy-
benzoesäurealkylestern umgesetzt, so erhält man für Hautbeliandlung brauchbare Farb-
stoffe, welche anästhesierende imd epithelisierende Wirkungen haben.
Beschrieben sind
COO • C,H,
und
<^^]>— X = N— <^^— N = N^^ ■ OH 2)
CHj CH3
Von den Diazofarbstoffen erweisen sich alle von Weil untersuchten Kör-
per, wie Echtbraun G, Wollschwarz, Xaphtholschwarz P, Kongo-Azoblau und
Chrysamin R als unschädlich, insbesondere, wenn man sie vom Magen aus
einverleibt.
Folgende fettlösliche aber wasserimlösliche Farbstoffe: Benzolazo-/S-naph-
thylamin, Toluolazo-/?-naphthylamin, Benzolazobenzolazo-/>-naphthol (Su-
dan III), Benzolazo-/y-naphthol (Sudan I), Benzolazodimethylanilin (Buttergelb),
Benzolazophenol (Ölgelb), Aminoazobenzol (Spritgelb), Benzolazoresorcin (Su-
dan G) werden zum Teil unverändert im Harn ausgeschieden, zwei von ihnen
Benzolazophenol und Benzolazoresorcin in Form gepaarter Gh'kuronsäuren.
Eine besondere Giftwrkung macht sich selbst bei Injektion größerer Mengen
nicht geltend, obgleich die Farbstoffe im Fettgewebe, in den Nerven usw.
gespeichert werden^).
1) Kalle, DRP. 253 884. =) Zink, DRP. 262 476.
=) William Salant und Robert Bengis, Journ. of biol. ehem. %7, 403 (1917).
Die organischen Farbstoffe. 641
Aus der Reihe der Diphenyl- und Triphenylmethanfarbstoffe hat Stilling^)
mehrere Körper untersucht und als Antiseptica empfohlen. Das gelbe Pyokta-
nin ist salzsaures Auramin
(CHjjj— N— / \_C— <^ ).— N(CH3)2 ■ HCl
II
NH
das violette Pyoktanin, Methylviolett genannt, ist ein Gemenge der Chlorhydrate
von methylierten p-Rosanilinen, besonders vom Penta- und Hexamethyl-p-
rosanihn
CeH,— N(CH3)a
C^C,H4— N(CH3)2
I ^C,H4— N(CH3), ■ Cl
Methylviolett ist ein weit stärkeres Antisepticum als gelbes Pyoktanin und
ist relativ ungiftig. Reines Methylviolett (Kjystallviolett, Hexamethylpararo-
sanilinchlorhydrat) ist ein Farbstoffherzgift ^). Einzehie Autoren, insbesondere
V. Mosetig (1896), haben Beobachtungen mitgeteilt, daß die spezifisch färbende
und antiseptische Kraft des Methylvioletts sich bei der Behandlung inoperabler
mahgner Neoplasmen besonders bewähre, ja, daß sogar solche inoperable bös-
artige Giesehwülste auf die Behandlung mit Methylviolett vöUig zurückgehen
und vernarben.
Mosetig hat 1896 schon sowohl innerlich als auch äußerhch Methylen-
blau und Pyoktanin bei Sarkomen angeblich mit gutem Resultat verwendet,
ebenso hat Jacobi^) gute Resultate bei Behandlimg von 120 Fällen mit Me-
thylenblau veröffentlicht.
Grentinanaviolett und andere PararosanUine wie Parafuchsin, Dahlia, Methyl-
violett, aber auch Rosanihne üben in sehr weitgehenden Verdünnungen auf die
grampositiven Bakterien einen wachstumhemmenden Einfluß aus, während
sie die gramnegativen ganz intakt lassen*).
Die Gramfestigkeit beruht für die genannten Farbstoffe auf ihrer Perme-
abihtät für die Farbstoffe, während die gramnegativen für sie impermeabel sind.
Die Farbstoffe wirken auf die gramnegativen Bakterien nicht oder viel weniger
toxisch, weil sie in den Bakterienleib nicht eindringen kömien. Fast ausnahmslos
ist die Hemmungswirkung eine streng elektive, indem grampositive Bakterien
im allgemeinen 3 — 10 000 fach stärker beeinflußt werden wie gramnegative ^).
Penzoldt untersuchte die Anwendbarkeit von Farbstoffen als Anti-
septica und zog sie in den Bereich seiner Untersuchungen:
Malachitgrün (Tetramethyldiaminotriphenolcarbinol), Fuchsin (Triamino-
diphenyltolylcarbinol) , Trimethylrosanilin = Hof ma uns Violett, Methyl-
violett (Gremenge von Tetra-, Penta-, HexamethyhosaniUn), Phenylblau (tri-
phenylrosanihnsulfosaures Natrium), KoraUin, Eosin (Tetrabromfluorescin),
Rose Bengale (Tetrajodfluorescm), Methylorange (dimethylaminazobenzol-p-
sulfosaures Natrium), Vesuvin, Tropäolin (diphenylaminoazobeuzolsulfosaures
Kalium), Scharlachrot, Kongorot (diphenyltetraazo-ft-naphthylaminsulfosaures
Natrium), Indulin, Methylenblau. Methylviolett, Malachitgrün, Phenylblau
und Trimethylrosanihn wirken vöUig entwicklungshemmend.
1) AePP. 28, 351. — Wiener klin. Wochenschr. 1891, 201, 263. — Lancet 1891,
AprU, 272. ■) H. Fühner, AePP. 69, 43 (1912).
^) Joum. of the Araer. med. assoc. 47, Nr. 19.
*) Churchman, Joum. of experim. med. 16, IT, 18.
') Eisenberg, Centralbl. f. Bakteriologie 71 und 88.
Fränkel, Arzneimittel-SjTithese. 6. Aufl. 41
642 Antiseptica und Adstringentia.
Malachitgrün ist stark giftig und intensiv entzündungserregend. Basische
Anilinfarbstoffe machen sehr schwere Augenveränderungen, die mitunter zur
PanOphthalmie führen^).
Als Desinfektionsmittel wurden während des Krieges in England Malachit-
grün und Brillantgrün benützt. Brillantgrün soll sehr bactericid sein [1 : 5
Millionen 2)].
Brillantgrün wirkt in vitro sehr stark auf Diphtheriebacillen, die Gegen-
wart von Blut oder Serum setzt die desinfektorische Wirksamkeit herab.
Andere Bakterien werden weniger beeinflußt^).
Nach Penzoldt macht Methylviolett intern lokale Veränderungen, wäh-
rend Malachitgrün motorische Lähmungen mit zeitweisen Krampferscheinungen,
Trimethyhosanilin Muskellähmung erzeugt.
Eosin wird vom Darmkanal zum größten Teil nicht resorbiert, daher ist es
vom Magen aus nicht giftig. Sehr ähnlich verhalten sich die Muttersubstanzen
des Eosins, Fluorescein und dessen Jodsubstitutionsprodukt, Erythrosin. Fluo-
rescein wirkt noch weniger als seine Brom- und Jodderivate. Fluorescin wird
beim Hunde in Fluorescein übergeführt und im Hana ausgeschieden*).
Bei den Rosanilinen nehmen mit Einführung von Alkylen die ätzenden
Eigenschaften zu ^).
Rose Bengale, Phenylblau und Methylenblaii haben keine bemerkenswerten
Störungen zur Folge. Doch haben alle diese Farbstoffe bei der Diphtherie-
behandlung im Stich gelassen. Stilling hatte Methylviolett, insbesondere bei
Augenerkrankungen auf das Wärmste empfohlen. Sf)äter konnten Stilling
vmd Wort mann zeigen, daß die dem Pyoktanin, welches ja eine Methylver-
bindung ist, analoge Äthylverbindung bakteriologisch und therapeutisch viel
stärker wirkt. Aber schon das salzsaure p-Rosanilin, Fuchsin genannt, die nicht
alkylierte Grundsubstauz dieser Verbindmigen
C,H4 . NH,
CYC5H4NH2 -1-4 HjO
^«"3\NH,C1
ist nach Loujorrais sehr fäulniswidrig und dabei ein ganz ungiftiger Körper,
wobei naturgemäß vorausgesetzt mrd, daß die Versuche mit reinen Präparaten
gemacht sind.
Toluidinblau ist das Chlorzinkdoppelsalz des Dimethyltoluthionin ; es ist
für Mikroorganismen ein erhebliches Gift und kann wie Methylenblau in der
Augenheilkunde verwendet werden^).
Wir sehen schon bei Betrachtung dieser Gruj)pe von Körpern, daß ihnen
nicht etwa eine spiezifische Wirkmig zukommt, sondern daß sie nur vorzugsweise
in der äußeren Anwendung als antiseptische Mittel verwendbar sind, als Mittel,
die in ihrer Wirkung etwa zwischen Carbolsäure und Sublimat stehen und denen
gerade ihre färbende Kraft, derenthalben sie ja eigenthch in Verwendung
gezogen \vurden, in dieser Verwendmig sehr hinderlich ist, da die Färbung der
^) Vogt, Zeitschr. f. AugenheUk. 13 (1905); 15 (1906). — Gräflin, Zeitschr. f. Augen-
heilk. 10 (1903). — Kuwahara, Arch. f. Augerüieilk. 49 (1904).
2) Leitchs, Brit. med. Journ. 1916, I, 236.
*) J. A. Volmer, S. S. Woody und E. M. Yagle, Journ. of infections diseases
26, 179 (1920).
*) E. Rost, Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamtes 40, 171 (1912).
=•) Graehlin, Vogt, Zeitschr. f. AugenheUk. 10, 13, 15.
») Sem. möd. 1898, Nr. 45. — PhUadelphia med. Journ. 1898, 13
Die orgamBchen Farbstoffe. 643
Verbandstoffe, der Hände des Operateurs und der Haut des Patienten gewiß
nicht zu den Aimehmlichkeiten gerechnet werden kann. Daß die antiseptische
Ki-aft in Beziehung steht zu den Eigenschaften desselben Körpers als Farbstoff,
muß man entschieden in Abrede stellen. Sie ist nur abhängig von dem all-
gemeinen Aufbau der Substanz, steht aber in keiner direkten Beziehmig zu den
chromophoren imd auxochromen Gruppen der Verbindung, vielmehr zu dem
aromatischen Kern. Ja es kann sogar der Fall eintreten, daß eine auxochrome
Gruppe die Wirksamkeit einer solchen Substanz als Antisepticum herabsetzt.
Daß die von Cazeneuve mid Lepine^) imtersuchten Monoazofarbstoffe,
wie schon oben erwähnt, sämtlich ungiftig waren, läßt sich aus der Konstitution
dieser Körper leicht erklären. Diese beiden Forscher untersuchten
Rouge soluble CioH,^„^fl? „ „ aOH
Rouge pourpre CioH"_3:.'^ ,, (803X3)2
Bordeaux B C,oHe.^N = N-CioH,|^^(gjj^j^
Ponceau R C.Hal?^»)^ ^^qH
Orange I C,-B,^ _^ ^^_q^^^^^^q^
2 • CU
Jaune solide CgHjo^ .^ *
I (2)CH.,
l-N = N(,)CeH2(4)NH;
SOgNa
Diese Körper sind sämtlich Sulfosäuren, und die Sulfosäuregruppen be-
dingen hier die Entgiftung der ursprüngHchen Substanz.
Wenn aber die Azofarbstoffe keine Sulfogruppe enthalten, so sind sie giftig.
So z. B. Bismarckbraun C^jHigXg, 2 HCl. Dieses macht in kleinen Dosen keine
Erscheinungen, hingegen machen Dosen von 0.35 pro kg Tier Albuminurie und
Erbrechen.
Sudan I CigHjjNjO ist AniJinazo-jff-naphthol
N =N
Es ist nicht vöUig unschädÜch, da dieser Farbstoff^eine geringe Albuminurie
hervorzubringen scheint. m-Nitrazotin, ein von Weil dargestellter Azofarb-
stoff aus diazotiertem m-Nitranilin gepaart mit /?-Naphthol, von der Kon-
stitution
Un = n^ ho^;
ist trotz des Vorhandenseins der Nitrogruppe ein ungiftiger Körper. Ebenso
') Coloration des vins. Paris 1866.
41*
544 Antiseptica und Adstringentia.
ist p-Nitrazotin ein Azofarbstoff aus diazotiertem p-Nitranilin gepaart mit
yS-Naphtholmonosiilfosäure der Konstitution
JS03H y j°=
ein ungiftiger Körper, was um so leichter zu erklären ist, weil hier nach Ana-
logie mit dem m-Nitrazotin die Nitrogruppe keine giftige Wirkung äußert,
anderseits die Sulfosäuregruppe eine etwa vorhandene Giftigkeit vmterdrücken
würde.
Nach den Untersuchxingen von Weil ist Orange II (Mandarin) der wahr-
seheinUchen Konstitution
N N
sbjH
erhalten aus p-Diazobenzolsulfosäiu-e und /S-Naphthol vom Magen aus schon
in kleinen, für den Menschen schon in 0.2-g-Dosen giftig i). Bei Hunden erzeugen
2 g Erbrechen, Diarrhöe ; im Gegensatze hierzu ist aber nach den Unter-
suchungen von Cazeneuve und Lepine das entsprechende Ä-Naphthol-
orauge
OH
r
SO,H
welches sich also vom /J-Naphtholorange nur durch die Stellung der Hydroxyl-
gruppe unterscheidet, ungiftig.
Ebenso ist Metanilgelb = Orange MN so gut wie unschädlich.
Ponceau 4 GB CigH^iNgOiSNa , mit der wahrscheinlichen Konstitution
kann als ungiftig gelten, was wohl auch hier mit der Sulfogruppe zusammen-
hängen wird. Auch der eine Nitrogruppe enthaltende Orseilleersatz Ci6HnN4
OsSNa der Konstitution
NHj
N=N-/V
A\ \A
I 1 SOsNa
NO2
ist ungiftig.
Wie beim Naphtholgelb S ist hier die Wirkung der NOa-Gruppe durch die
gleichzeitig vorhandene HSOg-Gruppe ganz abgeschwächt.
1) Zeitschr. f. Unters, d. Nähr.- u. Gtenußm. 5, 241,
Die organischen Farbstoffe. 645
Das schon oben erwähnte Chrysoidin CjjHjjN^ • HCl ist salzsaures Diamino-
azobenzol N = N
HCl
NHj
und bewirkt eine geringe Albuminurie und verursacht eine bemerkenswerte
Abnahme des Körpergewichtes, es erzeugt Grewerbeekzeme.
Diphenylaminorange C^Hj4N2S03Na der wahrscheinhchen Konstitution
N N
0 0 0
ruft nur Albuminurie hervor. Weitere Störungen treten selbst nach mehr-
wöchigen Versuchen nicht auf.
Metanilgelb CuHi4N3S03Xa ist das Natronsalz des m-Aminobenzolmono-
sulfosäure-azodiphenylamin
N N
NH
Ein Hund von 1 1 kg wurde von 20 g dieses Farbstoffes innerhalb vier Tagen
getötet, während das isomere Diphenylaminorange ungiftig ist. Es muß wohl
erst erwogen werden, ob sich nicht die Giftigkeit dieses Körpers etwa durch
eine leichte Abspaltbarkeit von Diphenylamin erklären läßt, um so mehr, als
dieser Farbstoff schon von Haus aus stark nach Diphenylamin riecht.
Von großem Interesse unter aUen Farbstoffen ist jedoch die durch die
Paul Ehr lieh sehen Versuche Methylenblau gewesen^)
N(CH,)jCl
/
(CH3)jN .
dessen große Verwandtschaft zur lebenden Nervensubstanz Paul Ehrlich 2)
erkannte imd zugleich diese Verwandtschaft zu therapeutischen Zwecken aus-
nützen wollte. Eine in den Kreislauf injizierte Methylenblaulösung färbt die
Endigungen der zentrifugal laufenden Nerven, während die Umgebimg farblos
bleibt. Aus diesem Gnmde versuchte P. Ehrlich Methylenblau bei Neuralgien
und rheumatischen Affektionen therapeutisch zu verwerten. Die antipyretische
Wirkimg des Methylenblau ist eine geringe. Es folgen Temperaturabfälle von
einem halben Grad und eine Verminderung der Schweiße tritt ein. Wie die Acri-
dinfarbstoffe, insbesondere Phosphin, zeigt auch Methylenblau eine lähmende
Wirkung auf die Erreger der Malaria, eine Wirkung, welche die des Chinins um
das Vierfache übertrifft. Die Parasiten nehmen hierbei den Farbstoff aus der
Lösung auf. Doch kann Methylenblau trotz der anfänglichen Empfehlung durch
Gut mann und Paul Ehrlich^) keineswegs mit dem Chinin konkurrieren, wenn
auch die Wirkung des Farbstoffes im allgemeinen viel energischer sein soll
als die des Chinins. Trotz mancher Empfehlimg des Methylenblaus als Chinin-
») DRP. 38 573. =) Biol. Zentralbl. 6, 214.
') Berliner klin. Wochenschr. 1891, Nr. 39.
646 Antiseptica und Adstringentia.
ersatzmittel hat dieser Farbstoff keinen endgültigen Erfolg zu erreichen ver-
mocht. Innerhalb der Blutbahn findet aber tatsächlich keine sichthche Färbung
der Malariaparasiten statt, die Wii'kung des Methylenblaus bei Malaria hegt also
hier nicht in der Färbungsfähigkeit des Parasiten. Methylenblau als spezisches
Mittel wie Chinin anzusehen, ist trotz einzelner solcher Versuche unstatthaft.
Es kommen ihm Nebenwirkungen zu, die zum Teil auf lokaler Reizung des
Magendarmkanales, zum Teil aber auf spastischer Blasenreizung mit vermehr-
tem Harndrang beruhen. Methylenblau wird als spezifisches Heilmittel gegen
den noch unbekannten Erreger des periodischen Fiebers (wolhynisches Fieber)
empfolilen ^).
Triphenybosanilin (Anihnblau)
C.Hs • HN _p^CeH, • NH(CeH5)
CH,-^ ^«^3 Y ^C„H, • NH(C' HJ
NHCC'eHj)
ÖH
ist in etwa 5% der MalariafäUe wirksam, ohne überhaupt die Malariaparasiten
zu färben^).
Zu erwähnen ist noch Safranin, C21H22N4CI, welches keine therapeutische
Anwendung gefunden hat. Obwohl die Substanz per os wenig giftig ist, treten
doch bei subcutaner Verwendmig schwere Vergiftungserscheinmigen auf.
Der Versuch von Cazeneuve, Morphin mit Nitroisoanihn zu kondensieren
und so zum Morphinviolett C17H12NO4 = NC6H4N(CH3)2 zu gelangen, lieferte
eine amorphe, sehr bitter schmeckende, narkotische und in größeren Dosen
giftige Substanz. Die Absicht, die Cazeneuve verfolgte. Morphin durch die
Verbindung mit einem Farbstoff leichter an die Nervenelemente heranzubringen,
ist schon aus dem Grunde im vorhinein als zwecklos zu bezeichnen, weil gerade
Morphin eine spezifische Selektion für das Nervengewebe, insbesondere für die
Großhirnrinde hat. Dieser Versuch ist ferner von dem eingangs geäußerten
Standpunkte zu beurteilen, daß man auf diese Weise nur eine für das Auge
sichtbare Selektion erhalten kann, eine Selektion, die einer großen Reihe von
ungefärbten Substanzen ebenso eigen ist, trotzdem der Effekt sich nicht gerade
in Färbung äußert. Die Hoffnungen, die von mancher Seite gehegt werden,
durch Verleihen von tinktorieUen Eigenschaften an bestimmte wirksame Kör-
per, mit diesen neue Effekte zu erzielen," anderseits über die Wirkungsstätte
dieser Substanzen im Organismus für das Auge sichtbare Aufschlüsse zu er-
halten, haben sich in Wahrheit keineswegs erfüllt. So geistreich ein solcher Ver-
such auch sein mag, so müssen die bisherigen Endergebnisse sowie die voraus-
sichthchen weiteren Erfolge nach dem bis nmi Geleisteten entschieden von
einem Weiteren Einschlagen dieser Bahn, welche anscheinend zu verlockend
ist, zurückhalten.
PeUidol ist diacetyUertes Aminoazotoluol, welches stark epitheUahsierend
wirkt. Scharlachrot (Aniinoazotoluolazo-/9-naphthol) wirkt nach einigen An-
gaben von E. Ha y ward gut bei der Behandlung schwer epithehsierender Wund-
flächen, ebenso wirkt Aminoazotoluol*), indem sie die epithelisierende Kraft
der Gewebe erhöhen.
Brillantrot, Krapplack, GelbUcht, Grüner Lack zeigen ebenfalls eine starke
granulationsbefördernde und epithehsierende Wirkung*).
'■) Schneyer, Münchener med. Wochenschr. 65, 676 (1918).
^) A. Iwanoff, Deutsche med. Wochenschr., Ther. Beil. 1900, 83.
*) Münchener med. Wochenschr. 1909, Nr. 36, 1836.
*) Otto Sachs, Wiener klin. Wochenschr. 24, 1551 (1911).
Die organischen Farbstoffe. 647
Trypaflavin, Neutraltrypaflavin und Diaminoacridin zeigen deutlich
prophylaktische Wirkung, am stärksten Trypaflavin selbst i).
Trypaflavin ■wirkt in inaktiviertem Serum viel stärker als in wässeriger
Lösung. Der experimentelle Nachweis, daß Trypaflavin auch im lebenden
Körper von der Blutbahn aus zu töten vermag, steht in Übereinstimmung mit
den klinischen Erfolgen bei Influenza- imd anderen Pneumonien, Sepsis und
Koliinfektion der Harnwege. Gegen Protozoen hat sich das Trypaflavin beim
Menschen nicht bewährt^).
Trypaflavin, die 3.6-Diaminoacridinbase, 3.6-Diaminoacridinnitrat und
saures S.ß-Diaminoacridinsulfat können von der Blutbahn aiis im lebenden
Körper Bakterien töten. Am besten wirkt eine Mi.';chung von Trypaflavin mit
Optochin^).
Septacrol ist eine Doppelverbindung von Dimethyldiaminomethylacri-
diniumnitrat mit Silbemitrat.
H
CH C
^\ H /\
CHjC C — C— C CCH3
I II I II I
NHjC C— N — C CNHj — AgNOs
\/ /\ \^
C NO3 CH3 CH
H
Der zugrunde liegende Farbstoff Brillantphosphin 5 G ist mit dem Trypa-
flavin nahe verwandt.
Tryparosan wird durch Einführung von Chlor in Parafuchsin erhalten,
es wirkt stärker als Parafuchsin bei Trj'panosomeninfektion und ist ungiftig*).
Tryparosan wurde bei Tuberkulose mit anscheinendem Erfolge versucht.
Trypanrot ist ein Benzidinfarbstoff __ „
SOaNalv^s^/SOsNa NaOgSl^^/'SOjNa
welcher den Körper von Mäusen gegen Trj-pauosomen steriUsiert. Die ver-
schiedenen Derivate des Trypanrots wirken ähnlich^).
Trypanrot wirkt im Glase nicht auf Trypanosomen aber im Körper, ins-
besondere bei einer südamerikanischen Pferdekrankheit, dem Mai de caderas.
Nicolle mid Mesnil fanden Tr3'panblau sehr wirksam bei Mal de caderas
\md bei Naganaerkrankimg und der Surrah. Von anderen Farbstoffen aus
der Reihe der Rosaniline erwies sich Parafuchsin als sehr wirksam (Ehrlich).
Nicht sehr stark mrksam im Glase sind Malachitgrün und BriUantgrün, zwei
Diphenvlmethanfarbstoffe (Wendelstadt und Fellmer), aber Malachitgrün
und Brillantgrün (Tetramethyl- resp. Tetraäthyldiaminodiphenylcarbinol) sind
schon in außerordentUch geringen Dosen imstande, Trypanosomen zum Ver-
schwinden zu bringen [Wendelstadt*)].
Benzidinfarbstoffe, insbesondere das Nagarot (aus tetrazotiertem Benzidin
mit 2.3.6-Naphthylamindisulfosäure) wirken schwach, stärker wirken Oxazin-
^) M. Feiler, Zeitschr. f. Immunitätsforsch, u. experim. Therap. 30, I, 95 (1920).
-) K. Bohland, Med. Klin. 1919, Nr. 47.
ä) F. Neufeld und O. Schiemann, Deutsche med. Wochenschr. 45, 884 (1919).
*) W. Roehl, Zeitschr. f. Immunitätsforsch, u. exper. Therap. 1, 70 (1909).
5) P. Ehrlich, Berliner klin. Wochensclir. 1907, Nr. 9—12.
«) Zeitschr. f. Hyg. 52 (1906). — Deutsche med. Wochenschr. 1904, 1711.
648 Antiseptica und Adstringentia.
und Thiazinfarbstoffe, insbesondere Methylenblau, aber sie wirken nicht
heilend.
Aus der Gruppe der Acridinfarbstoffe versuchte Tappeiner Phosphin, d. i.
das Nitrat des Diaminophenylacridins
/NH,
_ O
NHa-<3-( >N.HN03
O
als Ersatzmittel des Chinins zu verwenden, um so mehr, weil Phosphin wie Chi-
nin ein starkes Protoplasmagift besonders für Protozoen ist. Ja, Phosphin über-
ragt Chinin in seiner Wirkung auf Protozoen migemein stark und trotz dieser
stärkeren Wirkung auf Protozoen entbehrt Phosphin der spezischen Wirkung
des Chinins auf Malaria, woraus zu schließen ist, daß nicht allein die Giftigkeit
einer Substanz für Protozoen für die Chininwirkiuig entscheidend ist und daß
im Aufbaue des Chinins die große Anzahl ringförmig geschlossener Gruppen die
besondere Wirkmig des Chinins bei Malaria nicht zu erklären vermag. Die
Phosphine sind lokal stark reizende und entzündungserregende Körper von
mittlerer Giftigkeit, so daß Menschen 0.4ggut vertragen können. Nach Auclert
wird die Chrysanilindinitrat genannte Substanz [Dinitrat des Diaminophenyl-
acridin (Phosphin)], von der Haut aus gar nicht resorbiert, auch vom Magen aus
wird sie nm- wenig aufgenommen. Sie konnte nur im Blutserum, sonst in keinem
Sekrete nachgewiesen werden. Der Tod erfolgt durch Respirationsstillstand.
Phosphin, das Dinitrat des Diamidophenylacridins, ist gegen Trypano-
somen schwach wirksam. Safranin und Eurodin sind gegen Trypanosomen
sehr stark wirksam. Diese Verbindungen zeichnen sich dadurch aus, daß sie
sowohl di'eiwertigen als auch fünfwertigen Stickstoff enthalten.
In aOen gegen Trypanosomen als wirkmigsfähig gefundenen Substanzen
nehmen die Schwefelsäurereste im Naphthalinkern die Position 3.6 ein, wäh-
rend die Oxy-, Amino-, Aminoxy-, Dioxy-, Diamino-Reste am besten in die
Stellung 7 des Naphthalinkerns verlegt werden.
Die trypanosomenfeindliche Wirkung des Rosanihns wird am aUerstärksten
bis zum vollkommenen Verschwinden durch Säurereste verändert, sehr erheb-
lich durch Oxygruppen, noch sehr deutlich durch Methoxygruppen. Tritolyl-
rosaniUn imd das eüifache Fuchsin sind wirksam. Ebenso Parafuchsin mid
Tryparosan. Diantipyrinrot ist unwirksam, ebenso farbige Alkaloide. Viele
Benzidin- imd Tri- und Diphenylmethanfarbstoffe erweisen sich bei der Try-
panosomenkrankheit als wirksam. Safranin- und Acridinfarbstoffe wirken bei
Trypanosomiasis. Sie schmecken unangenehm und verursachen Durchfall.
Neben dem N in der Seitenkette kommt bei den letzteren zwei Farbstoff-
reihen vielleicht auch dem Methankohlenstoff ein Anteil zu. Methyl- und andere
Gruppen in der Seitenkette des N können die Wirksamkeit vorteilhaft, aber
auch nachteilig beeinflussen. Ein trypanosomenschädigender Einfluß läßt sich
mehr oder minder vom einfachsten Triphenylmethanfarbstoff bis zu denen der
Rosanilingruppe feststellen, soweit er nicht durch andere Substituenten oder
Seitenketten zerstört wird. Die trypanosomenschädigende Wirkung ist noch
stärker, wemi auch die dritte Phenolgruppe eine Aminogruppe enthält. Am
wirksamsten zeigt sich das Chlorhycb-at des Triaminodiphenylmethan-m-tolyl-
carbinol, Fuchsin J. D. T., also Substitution einer der Phenolgruppen außer
durch eine Amino- noch durch eine Meth3'Igruppe, im Gegensatz zu Fuchsin S,
einer Sulfosäure des Fuchsins, die ganz wirkungslos ist.
Formaldehyd. 649
Die Fuchsingruppierung ist vorteilhafter, als wenn die Aminowasserstoffe
ganz oder teilweise durch Methylgruppen ersetzt sind. Doch ist auch dann noch
eine gewisse Wirkung vorhanden (Methjdviolett und KrystaUviolett), femer
auch, wenn fünf Aminowasserstoffe durch Methylgruppen und einer durch die
Phenj'lgruppe ersetzt wird und wenn an die Stelle einer Phenylgruppe eine
Naphthylgruppe getreten ist (Viktoriablau 4. R. Badisch). Sind dagegen nur
vier Wasserstoffe durch Methyl und einer durch Phenyl ersetzt, so fehlt die
Wirksamkeit {Viktoriablau B. Badisch), ebenso wenn vier Wasserstoffe durch
Äthyl und je einer durch Phenyl und Methyl ersetzt smd (Nachtblau). Im
Gegensatz dazu besteht eine schwache Wirkmig, wenn vier Wasserstoffe der
Aminogruppe durch Äthyl, ein Wasserstoff durch Methyl und das andere
durch phenolsulfosaures Natrium ersetzt sind und wenn kein Naphtholkem
im Molekül ist (Alkahviolett L. R.). Die durch Kombination von Tetramethyl-
diaminobenzophenon mit Salicylsäure oder a-Oxynaphthoesäure gewonnenen
Farbstoffe Chromviolett imd Chromblau sind wirkungslos, ebenso Azogrün
und Lichtgrün S. Badisch und Neu-Viktoriablau B.
Azarüi S ist vom Magen aus ganz mischädüch. Bei subcutanen Injektionen
kann es aber vorkommen, daß sich der Hydrazofarbstoff, welcher dem
Azarin S zugrunde liegt, abspaltet, wobei es zu einer letalen Vergiftimg des
Versuchstieres kommen kann.
K. Nicolle und F. MesniP) führten ebenfalls Versuche mit Farbstoffen
an Trypanosomen aus und fanden besonders solche mit freien Aminogruppen
wirksam. Auramin 0, ein Diphenylmethanfarbstoff, ist in geringem Grade wirk-
sam. Ringförmige oder sehr atomreiche Seitenketten schwächen anscheinend
die Wirkung des Methankohlenstoffes.
Gustave Meyer fand Curcumin S, Tartrazin, Naphtholrot S, Carmoisin B,
Naphtholgelb S, Hehanthiu, Ponceau 2 R kräftig giftig. AUe diese Farbstoffe
werden unverändert in den Faeces und zum kleinen Teil mit dem Urin aus-
geschieden^).
Almathein ist ein Kondensationsprodukt des Hämatoxylins und Formal-
dehyd CH2O2 = (Ci8Hi205)2 = CHj. Es soll die adstringierende Wirkung des
Hämatoxylins mit der antiseptischen des Formaldehyds vereinigen^).
Formaldehyd.
Die wertvollen für die Medizin wichtigen Wirkmigen des Formaldehyds
H • CHO wurden, obgleich dieser Körper schon längst bekannt ist, lange Zeit
nicht in Anwendung gebracht. Erst als es gelimgen war, starke Lösungen dieses
Gases in Wasser zu erzeugen, die sich beim Stehen nicht polymerisieren, war
die Möghchkeit gegeben, für diesen energisch wirkenden Körper eine aus-
gebreitete Anwendxmg zu suchen.
Die ungemein große Aktivität dieses einfachsten Aldehyds steht zu seinen
starken antiseptischen Wirkungen*) sowie zu seiner härtenden Eigenschaft
in naher Beziehung. Er verhindert die Fäulnis. Auf höhere Tiere wirkt er jedoch
erst nach stundenlanger Inhalation giftig, wenn man von den Reizwirkungen,
die er auf die Schleimhäute der Atmungsorgane und auf die Conjunctiva aus-
übt, absieht. Subcutan tötet Formaldehyd Meerschweinchen schnell, wenn man
0.8 g pro kg Tier anwendet. Bei intravenöser Injektion werden Hunde durch
1) Annales de l'Inst. Pasteur 20, 417 (1906).
2) Journ. Americ. Cham. Soc. 29, 892. ') Bertini, Bull. gön. de thör. 1905, 47.
•) C. r. 1892, 1, Aug. — Berliner klin. Wochenschr. 1893, Nr. 30. — O. Liebreich,
Therap. Monatshefte 1893, 183.
(550 Antiseptica und Adstringentia.
0.07 g, Kaninchen durch 0.09 g pro kg Tier getötet. Formaldehyd wird nach
Filippi und Motolese im Organismus nicht oxydiert. Vollkommen neutrales
Formaldehyd 'nird nach den Angaben von Bruni gut von Tieren vertragen,
im Gegensatz zu dem käuflichen sauren. Neutrales Formaldehyd wirkt auf
Bakterien nur schwach, saures viel stärker i).
Gibt man Formaldehyd in großer Verdünninig Kaninchen, so kann man
im Harn Formaldehj^d höchstens in Spuren nachweisen, hingegen aber Ameisen-
säure. Auch beim Hund werden nur 0.61% Formaldehyd ausgeschieden 2).
Die Darstellung des Formaldehyds geschielit in bekannter Weise, indem man fein
verteilten Methj'lakohol auf einer heißen, porösen Masse [Kupfer, Platin, Koks oder
Ziegelstücken^)] mit Lvift oxydiert.
Die Lösungen des Formaldehj-ds werden gemeinigHch durch die Gegenwart
von Kalksalzen an der Polymerisation gehindert.
Sonst jjolymerisiert sich, insbesondere beim Erwärmen Formaldehyd zu
Trioxj'methylen (H • CH0)3, aus dem man hinwiederum durch Chlorcalcium
oder durch trockenes Erhitzen Formaldehj^d regenerieren kann. Trioxymethylen
ist ein starkes Antisepticum, wie etwa /J-Naphthol. In der physiologischen Wir-
kung steht es dem Kalomel nahe. Dosen von 3 — 4 g wirken purgierend, wäh-
rend geringere Dosen Verstopfung erzeugen. Bei der Einnahme wird die Mund-
schleimhaut stark gereizt. Französische Autoren sahen bei der internen Ver-
abreichung des Trioxjonethylens sehr schlechte Wirkungen*).
Die Hauptverweudung des Formaldehyds in der Medizin ist die Benützung
desselben mit Wasserdampf für die Desinfektion von Wohnräumen. Man ver-
dampft zu diesem Zwecke die 40proz. wässerige Lösung oder verwendet das
teuere Autanverfahren.
Das Autanverfahren beruht auf einer Entpolymerisierung und Verflüch-
tigung von Paraformaldehyd zusammen mit Wasserdampf mittels Barium-
superoxyd. Man kann statt Paraformaldehyd auch wässerige Formaldehyd-
lösungen verwenden^) und diese in solchen Mengen auf alkalisch reagierende
Metallsuperoxyde oder sich von ihnen ableitende Salze von Persäuren zur Ein-
wirkung bringen, daß eine gleichzeitige Formaldehydgas- und Wasserdampf-
entwicklung stattfindet, z. B. Bariumsuperoxyd und Formaldehydlösung.
Bayer, Elberfeld') entwickeln gasförmigen Formaldehyd aus polymerisiertem,
indem sie Mischungen von Paraformaldehyd und übermangansauren Salzen mit oder ohne
Zusatz von alkalisch reagierenden Substanzen mit Wasser behandeln.
Formaldehyd zusammen mit Wasserdämpfen wird entwickelt, indem man Oxy-
dationsmittel, die mit Formaldehyd ohne äußere Wärmezufulir überhaupt nicht reagieren,
bei Gegenwart von Wasser imd Formaldehyd oder formaldehyderzeugenden Substanzen
auf leicht oxydierbare Körper, besonders fein gepulverte Metalle oder Metallgemische
einwirken läßt. Es werden z. B. Gemische von Aluminimn- und Eisenpulver mit Kalium-
persultat und Paraformaldehyd verwendet').
Die chemische Fabrik Griesheim-Elektron*) schlug zu gleichem Zwecke vor, gas-
förmigen Formaldehyd aus wässerigem Formaldehyd oder Paraformaldehyd zu erzeugen,
indem man feste unterchlorigsaure Salze, wie Handelschlorkalk oder deren Lösungen auf
Formaldehyd einwirken läßt.
Franzen empfiehlt Metallverbindungen, insbesondere die Calciiunverbindung des
Formaldehyds als Desinfektionsmittel. Diese geben an der Luft olme, jede Apparatur
Formaldehyd ab. Man erhält sie, indem man auf Oxyde oder Hydroxyde von Metallen in
der Kälte oder bei mäßiger Temperatiu- wässerige Formaldehydlösungen einwirken läßt
1) Annali de Farmacoter. 1899, T. 8, S. 325.
2) E. Salkowski, BZ. 81, 143 (1918). ^) DRP. 55 716.
*) Berlioz und Amequin, Dauphin6 med. 1893, Nov.
S) DRP. 177 053, 181509. 212 236. «) Baver. Elberfeld, DRP. 230 236.
') K. A. Lingner, Dresden, DRP. 233 651. «) DRP. 217 994.
Formaldehyd. 651
oder indem man Lösungen von Formaldehydalkalisalzen mit Lösmigen von Metallsalzen
zur doppelten Umsetzung bringt. Beschrieben iat Formaldehydblei, Formaldehydcaleium
und Formaldehydstrontium').
Um die antiseptischen Eigenschaften de.s Formaldehyds für die interne und
externe Behandlung zu verwerten, mußte man es in eine Form bringen, aus der
sich langsam Formaldehyd durch verschiedenerlei Einwirkungen regenerieren
kann. Eines der ersten Präparate dieser Art war Glutol, das man durch Ein-
wirkung von Formaldehyd auf Gelatine erhält, wobei die Gelatine wasser-
unlöslich wird und fein geraspelt als Streupulver auf Wunden gebracht, durch
die Einwirkimg der Wundsekrete und der Gewebe Formaldehyd abspaltet und
so desinfizierend wirkt^). Glutol ist sehr bald aus der Therapie verschwmiden.
In gleicher Weise kann man auch aus Casein Formaldehydcasein erhalten,
welches auf Wunden gebracht schwach antiseptisch wirkt, ähnlich wie Glutol.
Es reizt die Wunden nicht, macht einen aseptischen Schorf, während die Wir-
kung auf eiternde Wunden eine sehr beschränkte ist.
Doyen, Paris'), stellt eine Formaldehyd-Caseinverbindung dar durch Behand-
lung von pulverförmigem Casein mit Formaldehyd und darauffolgende Behandlung des
getrockneten Produktes mit verdünntem Alkali und längere Zeit währende Behandlung
mit konz. Formaldehydlösung.
Auch Nucleinsäuren und deren Abbauprodukte (z. B. Nucleothyminsäure oder
Thj-minsäure) verbinden sich direkt mit Formaldehyd und geben Verbindungen, deren
Alkalisalze wasserlöslich sind. Formaldehyd ist in ihnen nur locker gebunden*).
Die Verwendung dieser unlöslichen Präparate ist nur von dem Standpunkte
aus zu erklären, daß man ihre Wirkung für eine protektive ansieht, da ja ilire
antiseptischen Eigenschaften weit hinter denen der zahlreichen Jodoformersatz-
mittel zurückstehen. In gleicher Weise wie mit Eiweißkörpern und Leim, lassen
sich auch Formaldehydverbindungen mit zahlreichen Kohlenhydraten dar-
stellen, aus denen sich ebenfalls langsam d\irch die Gewebewirkung Formaldehyd
regeneriert.
Classen^) hat gefunden, daß Formaldehyd mit Stärke, Dextrinen und
Pflanzenschleim in der Weise reagiert, daß man wassermilösUche, geruch- und
reizlose Verbindungen erhält, die wie Glutol Formaldehyd abspalten imd ohne
giftig zu sein, antiseptisch wirken.
Die Darstellung geschieht in der Weise, daß man diese Polj'saccharide entweder
mit 40proz. Formaldehydlösimg in hermetisch geschlossenen Gefäßen erhitzt, oder daß
man statt der wässerigen Formaldehydlösmig festes Trioxymethylen zu gleichen Zwecken
benützt. Wenn man in der Temperatur auf 130 — 140° C geht und dann das Produkt bei
120 — 130° C trocknet, erhält man an Formaldehyd reichere Präparate. Statt der Kohlen-
hydrate kann man auch deren Acetyl- oder Benzoylester zur Verarbeitung in Formaldehyd-
derivate verwenden.
Diese Präparate wurden von Classen miter dem Namen Amyloform (Kon-
densationsprodukt von Stärke und Formaldehyd) und Dextroform (löshches
Kondensationsprodukt von Dextrm und Formaldehj'd) als antiseptische Streu-
pulver und als Darmantiseptica empfohlen.
Um ein lösliches Derivat zu erhalten, wurde das oben erwähnte Verfahren in der
Weise modifiziert, daß man Formaldehyd auf Kohlenhydrate bei einer Temperatur von
100 — 115° C einwirken läßt, das Reaktionsprodukt mit Alkohol reinigt und dann bei nur
50— 60°C trocknet.
Schlemmt man die besprochenen Formaldehydverbindungen mit Wasser auf, leitet
dann Wasserdampf durch und fügt eine Jod-Jodkaliiunlösung hinzu, so erhält man tief-
blaue Jodformaldehydstärke Verbindungen mit 12% Jod^).
1) DRP. 277 437. 2) Schleich, Therap. Monatshefte 1896, Nr. 1, 2 und 5.
2) Doyen, Paris, DRP. 136 565. *) DRP. 139 907.
=) DRP. 92 259, 93 111. 94 628, 99 378. «) DRP. 94 282.
652 Antiseptica und Adstringentia.
Busch, Erlangen, beschreibt eine trockene, wasserlösliche Formaldehyd-
Destrin Verbindung, die langsam in wässeriger Lösxuig den ganzen Formalde-
hyd abspaltet.
Man stellt sie dar durch Eindampfen von Dextrin mit Formaldehyd im Wasser-
bade utnd Einbringen der noch warmen, zähflüssigen Masse ins Vakuum bei Gegenwart
eines Trockenmittels ^).
Man läßt 1 Mol. Milchzucker mit 5 Mol. Formaldehyd in Gegenwart von Wasser
reagieren und verdampft die konzentrierte wässerige Lösung zwischen 60 — 70 ° im Vakuum,
und trocknet den Rückstand bei gleicher Temperatur. Die Substanz riecht nicht nach
Formaldehyd, spaltet aber diesen im Organismus reichlich ab^).
Wenn man 1 Mol. Halogenalkali mit 2 Mol. Milchzucker heiß löst und 2 Mol. Form-
aldehyd hiermit reagieren läßt und die Lösimg im Vakuum konzentriert, so erhält man eine
zähflüssige Masse, welche im warmem Zustande mit Milchzucker gemischt wird, um sie
pulverig zu erhalten^).
Man erhält Formaldehydverbindungen von Zucker, wenn man Zucker und Paraform-
aldehyd imter Druck bei Temperaturen bis 110° erhitzt. Zwecks Herstellung leichtflüssiger
Sirupe wird ein Teil des Paraformaldehyds durch konzentrierte Formaldehydlösung ersetzt.
Dem Reaktionsgemisch kann man zweckmäßig indifferente Verdünnungsmittel, wie
Talkum oder dgl. noch vor Einleitung der Reaktion beigeben*).
Man erhält Präparate aus Zuckerarten und Formaldehyd, wenn man Milchzucker
unter Zusatz von Glucose schmilzt und mit gasförmigem Formaldhyd behandelt. Werden
12% Formaldehyd einverleibt, so erhält man eine durchsichtige, glastu-tige Masse^). Die
Schmelze kann man an Stelle von gasförmigem Formaldehyd mit Formaldehyd abgebenden
Körpern behandeln').
Einhorn gewinnt') Verbindungen der Amide einbasischer Säuren mit
Formaldehyd durch Reaktion beider Substanzen bei Gegenwart alkaUscher
Kondensationsmittel. Die Verbindungen haben die allgemeine Formel R • CO
•NH'CHgOH. So wurde dargestellt n-Methylolbenzamid. Sie spalten beim
Erhitzen und durch Hydrolyse Formaldehyd ab.
Formicin (Formaldehydacetamid CHj • CO • NH • CHj • OH oder CH3 • C( : XH) • O
• CH2OH*) wird durch Einwirkung von Formaldehyd oder dessen Polymeren auf Acetamid
gewonnen. Die Verbindung ist flüssig, greift Instrumente nicht an und spaltet leicht
Formaldehyd ab').
Oxj'trimethylenglycin CH(0H)(CH2 • NH • CH, • C00H)2 erhält man, wenn man
Mischungen von GlykokoU mit wässeriger Formaldehydlösimg oder besser einem Gemenge
von wässeriger Formaldehydlösung mit Methylalkohol (z. B. technischem Formalin) an-
haltend auf eine 40° nicht wesentUch übersteigende Temperatur erwärmt imd im Vakuum
bei niederer Temperatur eindampft oder besser durch Alkohol, Aceton oder andere wasser-
lösliche organische Lösungsmittel fällt. Salze des Oxytrimethylenglycins erhält man, indem
man Jlisehungen von Metallsalzen des GlykokoUs mit wässeriger Formaldehydlösung xind
Methylakohol (technischem Formalin) enthaltend aui mäßige Temperaturen erhitzt und
im Vakuum eindampft oder besser durch wasserlösliche organische Lösungsmittel fällt '").
Oxytrimethylenglycin und seine Salze haben kräftige keimtötende Eigenschaften
und scheinen bei ungiftiger Basis für höhere Organismen ganz ungiftig zu sein.
Durch Einwirkung von Formaldehyd auf Pentamethylendiamin entsteht
eine Verbindung CJH14X2, deren Salze im Gegensatz zu den ungiftigen Kadaverin-
salzen auf das Zentralnervensj'stem und das Herz lähmend wirken i^).
Ebenso wie Formaldehyd wirkt auch Acetaldehyd CH3 • CHO und sein
Polymeres, der Paraldehyd (CH3 • CHOJs, antiseptisch. Um aber diese Wir-
kung ausnützen zu können, muß man ihn ebenfalls an eine Substanz binden,
aus der er wieder abgespalten werden kann. Classen hat solche Ver-
bindungen von Acetaldehyd und Dextrin, Paraldehyd und Dextrin, Acet-
1) DRP. 155 567. ^) Paul Rosenberg, Berlin, DRP. 189 036.
2) DRP.-Anm. U 253 (versaet). ♦) Bauer & Co., Berlin, DRP. 280 091.
5) Bauer&Co., Berlin, DRP. 289 342. •) DRP. 289 910, Zusatz zu DRP. 289 342.
') DRP. 157 355. «) Kalle & Co., Biebrich, DRP. 164 610.
') Fuchs, Pharmaz. Ztg. 1905, 803.
1") Hugo Krause, Dresden, DRP. 311 071. ^^) BB. 36, 35 (1903).
Fonnaldehyd. 653
aldehyd und Stärke, Paraldehyd und Stärke durch Erhitzen der Substanzen
unter Druck im Autoklaven erhalten. Die Anwendung dieser Verbindungen
ist vöUig verlassen 1).
Wenn man Formaldehyd in alkalischer Lösung auf Harnstoff einwirken läßt, so
erhält man einen amorphen, weißen Niederschlag, der aus einem Anlagerungsprodukte
von 2 Mol. Formaldehyd mit 1 Mol. Harnstoff besteht.
NH NH
OC<NH + 2 ^^^^ = ^^<NH
2
Diese Substanz ist ebenfalls befähigt, obwohl sie an sich geruchlos ist,
langsam Formaklehyd abzuspalten 2).
Durch Einwirkung von Formaldehyd auf Eugenol in alkalischer Lösung kann man
Eugenolcarbinolnatrium erhalten.
Dieser Eugenoform genamite Körper spaltet im Organismus leicht wieder
Formaldehyd ab*). Er ist der erste Repräsentant einer Gruppe von Substanzen,
welche aus Formaldehyd und aus einem zweiten wirksamen Körper bestehen.
Wie Eugenol kann man auch andere Phenole mit Formaldehyd verbinden, indem
man z. B. Thymol mit Formaldehydlösung behandelt und mit konz. Salzsäure fällt. Man
bekommt eine geruch- und geschmacklose Verbindung, welche im Organismus Form-
aldehyd und Thymol wieder abspaltet. Statt des Thymols kann man auch Jodthymol mit
Formaldehyd verbinden, wobei man dann die kombinierte Wirkung dreier antiseptischer
Substanzen erhält*).
Während Methylensalicylsäure im Organismus keinen Formaldehyd ab-
spaltet, sondern unverändert im Harn erscheint, spaltet Methylenoxyuvitin-
säure „„
HOOCI^COO/'
CH,
im Organismus Formaldehyd ab und erscheint als Oxyuvitinsäure im Harn.
Man erhält sie') durch Lösen von Oxyuvitinsäure in konz. Schwefelsäure und Ver-
setzen mit Trioxymethylen in der Kälte. Die Lösung wird mit Wasser gefällt.
Aus Menthol wurde eine antiseptisch wirkende Verbindung mit Formal-
dehyd dargestellt.
Man schmilzt Menthol mit Trioxymethylen oder man leitet Formaldehyd in ge-
schmolzenes Menthol; auf letztere Weise kann man Substanzen, die bis 12% Formaldehyd
enthalten, gewinnen*).
Paul Höring und Fritz Baum') stellen Alkyloxymethyläther ein- und melu--
wertiger Phenole dar, die durch allmähliche Spaltung unter gleichzeitigem Freiwerden
von Formaldehydderivaten und ihren Homologen zu Desinfektionszwecken, und zwar
innerlich geeignet sein sollen. Auf die Alkalisalze der Phenole läßt man Halogenmethyl-
alkyläther der allgemeinen Formel Halogen • CHj • O • Alkyl einwirken. Dargestellt wurden
Methoxymethyläther der Phenole und Kresole, des p-Nitrophenols, Guajacols, Eugenols,
Brenzcatechins, Hydrochinons, Protocatechualdehyds und der Salicylsäure und ihrer
Ester.
Höring und Baum') setzen aromatische Oxyaldehyde und Oxyearbonsäureester
mit Organomagnesiumverbindungen um und spalten evtl. aus den zu erhaltenden Kon-
densationsprodukten die Osyalkylätherester durch Verseifung ab. Die Verbindungen sollen
als Antiseptica benützt werden. Durch Wasserabspaltung erhält man die ungesättigten
Verbindungen.
Als Formaldehyd abspaltendes Präparat hat Martin Lange^) Methylolocarbazol
dargestellt, indem er Formaldehyd auf Carbazol bei Gegenwart von Alkali oder Alkali-
carbonaten einwirken ließ.
I) DRP. 95 518. ») DRP. 97 164.
^) G. Cohn, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 26, 381 (1897).
*) DRP. 99 610. 6) Schering, DRP. 158 716. «) DRP. 99 610.
') DRP. 209 608. ') DRP. 208 886. ») DRP. 256 757.
(354 Antiseptica und Adstringentia.
Die Bedeutung dieser Gruppe liegt vorzüglich in der starken antiseptischen
und härtenden Wirkung der Grundsubstanz, des Formaldehj^ds, selbst. Alle
Kombinationen mit demselben, welche diese antiseptische Wirkung für den
menschlichen Organismus verwertbar machen sollten, haben sich in der Praxis
aus dem Grunde nicht bewährt, weil sie in ihrer Wirkung hinter den Konkurrenz-
präparaten aus anderen Gruppen wesentlich zm-ückstehen, jedenfalls keine Vor-
züge besitzen. Neben dem Formaldehyd selbst dürfte nur Hexamethylen-
tetramin von Bedeutung für die Zukunft bleiben.
Die innere Anwendung des Formaldehyds sowie der ihn abspaltenden
Präparate wird immer an der reizenden Wirkung auf die Schleimhäute scheitern,
so daß neue Kombinationen in dieser Gruppe, außer luiter Anwendung von
Hexamethylentet ramin, als aussichtslos zu bezeichnen sind.
Hingegen gewiimt die Anwendung des Formaldehyds und des Paraform-
aldehyds zum Zwecke der Desinfektion der Wohnräume usw. immer größere
Bedeutung.
Es wurde versucht, und zwar ohne jeden Erfolg, Acrolein i) CHj : CH • CHO ,
einen wegen der doppelten Bindung sehr energisch wirkenden Aldehyd, als
Formaldehydersatz einzuführen. Nach Lewin^) ist Acrolein wenig antiseptisch,
es greift beim Menschen die Schleimhäute stark an imd schädigt die Atmimgs-
organe. Es macht geatmet oder subcutan injiziert Reizung der Luftwege,
Dyspnoe; injiziertes Acrolehi wird zum Teil durch die Liuige ausgeschieden.
Hinderhch ist der Anwendmig wolü auch der außerordentlich unangenehme
Geruch.
Es gelingt, wässerige Lösungen des Acroleins, welches ja so ungemein leicht sich
polymerisiert, an der Polymerisation zu verhindern, wenn man diesen schweflige Säure
zusetzt.
Aus Acrolein rnid schwefliger Säure durch Erhitzen im Autoklaven erhält man ein
wasserlösUches Pulver von saurer Reaktion, welches als Antisepticum Verwendung fin-
den solP).
Es wurde vorgeschlagen, Formaldehydlösungen mit Acrolein zu sättigen, so daß
man 60 — VOproz. Aldehydlösimgen erhält; durch Einleiten von schwefliger Säure werden
die Lösungen haltbar*).
Eine Reihe von Formaldehydverbindungen wirksamer Substanzen sind in
den betreffenden Spezialkapiteln nachzusehen.
Aminomethylschwefelige Säure NHj- CHj • 0 • SOaH^) wirkt in 0.25 proz.
Lösung weder desinfizierend noch konservierend. Im Harn von Kaninchen
sind kleine Mengen unzersetzter Substanz nachweisbar, Formaldehyd und
Ameisensäure waren nicht nachweisbar. Aus dem Hundeham verschwindet
das Indican^).
Hexamethylentetramm.
Durch Einwirkung von Ammoniak auf Formaldehyd erhält man Hexa-
methyleutetramin (CH2)6(NH2)4, eine Substan"2, der noch bedeutende anti-
septische Eigenschaften zukommen, welche aber bei interner Verabreichung
trotzdem ungiftig luid reizlos ist. Unter dem Namen Urotropin wurde diese
Base von Nikolaier'), insbesondere gegen Cystitis, empfohlen. Hexamethylen-
tetramin ist nun für sich wieder sehr reaktionsfähig und läßt sich mit aroma-
tischen Phenolen zu Substanzen, die tmlöslich sind und hervorragende anti-
>) Zentralbl. f. Bakteriol. 26, 560. =) AePP. 43, 351. ') DRP. 119 802.
«) Kalle, DRP. 116 974.
5) Reinking, Dehnel mid Labhardt, BB. 38, 1077 (1905).
•) E. Salkowski, BZ. 89, 178 (1918).
') Deutsche med. Wochensclir. 1895, Nr. 34.
Hexamethylentetramin. 655
septische Eigenschaften zeigen, verbinden. Urotropin wurde als Malariamittel
mehrfach empfohlen.
Die Wirkung des Hexamethylentetramins ist abhängig von der Form-
aldehydabspaltmig. Die Reaktion des Magensaftes bewirkt schon eine sehr rasche
Zerlegung des Hexamethylentetramins. Im Organismus wird es nicht zerlegt.
Die Aussichten, den Harn zu .sterilisieren, sind nur bei saurer Reaktion des
Harnes gute ^).
Das borsaure Salz des Hexamethylentetramins erhält man durch Einwirkung von
Borsäure auf diese Base, mit oder ohne Anwendung von Lösungsmitteln. Die Substanz ist
eine feste Verbindung^).
Athenstaedt und Redecker in Hämelingen erhalten aus Hexamethylentetramin,
Citronensäure und Borsäure Hexamethylentetraminborocitrate verschiedener Zusammen-
setzung^).
Sulfosalicylsaures Hexamethylentetramin wird durch Mischen von einem Gewichts-
teil Hexamethylentetramin in Wasser gelöst mid zwei Gewichtsteilen Sulfosalicylsäure
in Alkohol gelöst dargestellt*). Es wird Hexal genannt.
Sekundäres sulfosalicylsaures Hexamethylentetramin erhält man durch Einwir-
kung eines weiteren Moleküls Hexamethylentetramin auf das primäre sulfosalicylsäure
Hexamethylentetramin^). Man kann das sekundäre Salz auch unter Ausschluß von
Wasser in alkoholischer Lösung durch Zusammenbringen von 2 Mol. Hexamethylen-
tetramin und 1 Mol. Sulfosalicylsäure erhalten*).
Neohexal ist das sekundäre Salz der SulfosaHcylsäure mit Hexamethylen-
tetramin, während Hexal das primäre Salz ist.
Hexapyrin ist acetylsaUcylsaures Hexamethylentetramin.
Acetylsalicylsaures Hexamethylentetramin erhält man, wenn man festes Hexamethylen-
tetramin mit der molekularen Menge Acetylsalicylsäure in einer zur Lösimg des Hexa-
methylentetramins allein ungenügenden Menge Alkohol bis zur vollständigen Lösimg ver-
reibt und das entstehende acetylsalicylsaure Hexamethylentetramin aus der Lösung
auskrystaUisieren läßt').
Rhodan wasserstoffsaures Hexamethylentetramin*) erhält man dmch Zu-
sammenbringen von salzsaurem Hexamethylentetramin mit Rhodanalkali in
molekularen Mengen. Es ist geruchlos und nicht giftig. Schon bei 35 — 40°
wird das Salz in wässeriger Lösung langsam in Formaldehyd und Rhodan-
ammon gespalten.
Cystopurin ist ein Doppelsalz des Hexamethylentetramins mit Natrium-
acetat*). Es beeinflußt den Lymphstrom und soll als Prophylakticum gegen
Gonorrhöe Verwendung finden.
J. A. Wulf ling^°) mischt zur Herstellung dieses Doppelsalzes trocken 2 Mol. Natrium-
acetat mit 1 Mol. Hexamethylentetramin und schmilzt es bei 95 ° zusammen oder er bringt
unter Rühren in das in seinem Krystallwasser geschmolzene Natriumacetat fein gepulvertes
Hexamethylentetramin, erhitzt auf 105° und bringt durch rasches Abkühlen zur Kry-
stallisation.
Läßt man ohne zu kühlen auf mehrwertige Phenole oder Naphthol Formaldehyd
und Ammoniak einwirken ^i), so erhält man Verbindungen, die durch AlkaU- oder Säure-
einwirkung Formaldehyd abspalten.
Allotropin ist Hexamethylentetraminphosphat (CH2)6N4'504H3 mit über-
schüssigem freien Hexamethylentetramin.
') Paul Trendelenburg, Münchener med. Wochenschr. 66. 653 (1919).
2) Agfa, Berlin, DRP. 188 815. =>) DRP. 238 962. *) Biedel, DRP. 240 612.
5) DRP. 266 122, Zusatz zu DRP. 240 612.
«) DRP. 266 123, Zusatz zu DRP. 240612. ') L. Egger, Budapest, DRP. 303450.
«) Schütz und Cloedt, St. Vith, DRP.-Anm. Seh. 18 619.
') Bergell, Deutsche med. Wochenschr. 33, 55.
1°) DRP.-Anm. Kl. 12, p. W. 31 583 (versagt). ") DRP. 99 570.
^56 Antiseptica und Adstringentia.
Das Glykosid Arbutin (aus den als Harndesinficiens verwendeten Folia uvae ursi)
■wird mit Hexamethylentetramin zusammengebracht bei Gegenwart eines Lösungsmittels ').
Arbutin-Urotropin ^) ist nicht verwendet worden.
Nucleohexyl ist neutrales, nueleinsäures Hexamethylentetramin; es macht
bei der Injektion vorerst einen kleinen Anstieg um einen halben Grad in der
Temperatur, hierauf folgt ein steiler Abfall und eine 12 — ^24 Stunden anhaltende
Te mperaturemiedr igung .
A. Wassermann erhoffte von diesem Mittel namentUch bei Fleckfieber
Erfolge, indem er annahm, daß die Nucleinsäure den immunisatorischen Vor-
gang im Organismus infolge der Beziehungen der Fleckfiebererreger zu den
Leukocyten günstig beeinflusse, die Hexamethylentetraminkomponente im
Sinne der Schlittentheorie von Bedeutung sei.
Antimonylweinsaures Hexamethylentetramin (CjHjOjSbOjj • CjHjjN^ erhält man,
wenn man Metallsalze der Antimonylweinsäure mit Hexamethylentetramin in wässeriger
Lösung derart in Wechselwirkvmg bringt, daß hierbei durch doppelte Umsetzung die an-
gestrebte Verbindung in Lösung geht, während das Kation der Antimonylweinsäure mit
dem entsprechend gewählten Anion des Hexamethylentetraminsalzes in Form eines un-
löslichen Niederschlages aus der Lösung abgeschieden wird. Die Verbindung ist weniger
giftig als Brechweinstein und wirkt gegen Trypanosomen^).
Man läßt auf die a-Methylsulfosäure des Salicylsäure-p-aminophenylesters Hexa-
methylentetramin nach den üblichen Salzbildungsmethoden einwirken. Das Salz wirkt
schmerzstillend und desinfizierend*).
Ampbotropin ist neutrales camphersaures Urotropin*). Saures campher-
saures Urotropin wird nach dem gleichen Patent hergestellt.
Arsensaures Urotropin soll eine stark verminderte Giftigkeit haben.
Atophan-Urotropin *).
Glykocholsaures Hexamethylentetramin erhält man, wenn man Hexamethylentetramin
auf Glykocholsäure oder die Alkalisalze derGlykocholsäure auf Hexamethylentetraminsalze
einwirken läßt. Diese Verbindung soll von der Leber in die Gallenblase entleert und so
bei Dauerausscheidern von Typhusbacillen diese in der Gallenblase vmschädlich machen').
Chromoform ist Methylhexamethylentetramindichromat, welches für die
Behandlung von Hyperhydrosis empfohlen wird.
Antistaphin ist Methylhexamethylentetraminpentaborat, es wird als Blasen-
antisepticum empfohlen*).
Schmitz') beschreibt Hexamethylentetraminmethylrhodanid, welches man erhält,
■wenn man auf Hexamethylentetramin die Methylester organischer oder anorganischer
Säuren einwirken läßt und die so entstandenen Additionsprodukte des Hexamethylen-
tetramins mit leicht löslichen rhodanwasserstoffsauren Salzen umsetzt oder wenn man auf
Hexamylentetramin Methylrhodanid zur Ein^wirkung bringt. Diese Rhodaform genannte
Verbindung soll bei innerlicher und äußerlicher Anwendung konser^vierend auf die Zähne
wirken.
Cholalsaures Hexamethylentetraminmethyl- mid -äthylhydroxyd ■wurde
als Mittel bei Gallensteinleiden dargestellt*").
An Stelle von Hexamethylentetramin kann man ein Gemisch aus konzentrierten
Lösimgen von Ammoniak und Formaldehyd oder von Ammoniaklösungen und Poly-
merisationsprodukten des Formaldehyds verwenden '').
Man kann entweder Methylaminsalze oder Ammoniaksalze, oder anorganische oder
organische Säuren auf ein Gemisch aus Lösungen von Formaldehyd imd Ammoniak oder
auf Hexamethylentetramin, mit oder ohne Zusatz von Formaldehyd erhitzt, einwirken
M Mannich, DRP. 250 884. ^) DRP. 250 889. =) Gans, DRP. 278 886.
•) Abelin, Bürgi und Perelstein, DRP. 282 412.
*) Meister, Lucius - Höchst, DRP. 270 180.
«) G. Cohn, Pharmaz. Centralhalle 57, 725 (1916). ') Merck, DRP. 247 990.
') Max Joseph imd W. Konheim, Dermatol. Zentralbl. 30, 66 (1917).
") DRP. 266 788. ") Riedel, Berlin, DRP. 324 203.
i>) DRP. 269 746, Zusatz zu DRP. 266 788.
Hexamethylentetramin. 657
lassen. Aus den entstandenen Iteaktionsgemischen scheidet sich Hexamethylentetramin-
Methyhhodanid durch Zusatz von leicht löslichen Rhodansalzen ab, oder man behandelt
Methylaminrhodanifl oder Ammoniumrhodanid oder Rhodanwasserstoffsäure mit Lösungen
von Formaldehyd und Ammoniak oder mit Hexamethylentetramin oder erhitzt die Lösung
von Hexamethylentetramin mit oder ohne Zusatz von Formaldehyd, wobei man in allen
Fällen statt Formaldehyd dessen Polymerisationsprodukte verwenden kann').
Hexaniethylentetramiiitrimetaborat heißt Borovertin. Das Haiidelsprodukt
entspricht nicht der Formel. Es ist ein ungiftiges Blasenantisepticum.
Urotropinmethj'lhydroxyd-borat, das man durch Einwii-kung von Bor-
säuremethylester auf Hexamethylentetramin erhält 2) soll als Hamdesinficien/,
verwendet werden.
Quatemäre Salze des Hexamethylentetramins, welche durch Verbindung
dieser Base mit Benzylhalogen und dessen im Kern substituierten Derivaten
entstehen, wirken bactericid. o-Verbinduagen sind wirksamer als p- und m-
Verbindimgen. Verbindungen des Benzolkenis mit zwei Hexamethylentetramin-
gruppen zeigen besonders starke Wirksamkeit gegenüber Typhusbacillen. Auch
unter den Chloracetylderivaten ahphatischer und aromatischer Amine, Alko-
hole imd Kohlenwasserstoffe, welche an Hexamethylentetramin gekuppelt
sind, sind viele sehr wirksame Verbindungen, die zum Teil eine besondere
spezifische Wirkung auf bestimmte Bakterienarten zeigen. In eiweißhaltigen
Medien ist ihre Wiiksamkeit vielfach gar nicht oder nur unwesentlich herab-
gesetzt').
Formurol ist citi'onensaures Hexamethylentetraminnatrium C6H,0j • Na
Helmitol ist die Hexamethylentetraminverbindiing der Anhydi'omethylen-
citronensäure (s. d.), sie wird durch Einwirkung von Alkalien unter Entwickhnig
von Formaldehyd gespalten*). Methylencitronensäure wird nur zu 4.5% im
Urin als Citrat ausgeschieden. Der Rest wird wahrscheinlich im Körper zer-
stört. Formaldehyd ist im Harn weder bei saurer noch bei alkalischer Reak-
tion nachweisbar. Die Verabreichung von Anhydromethylencitronensäure ver-
leiht dem Harn keine antiseptischen Eigenschaften. Helmitol wirkt nur durch
die Hexamethylentetraminkomponente ^).
Salze des Hexamethylentetramins mit Camphersäiu'e erhält man, wenn man 2 bzw.
1 Mol. Hexamethylentetramin und 1 Mol. Camphersäure in indifferenten Lösungsmitteln
löst und auskrystallisieren läßt. Diese Salze sollen nicht die unangenehmen Nebenerschei-
nungen des reinen Hexamethylentetramins haben').
Bromalin s. bei Brompräparaten.
Chinotropin ist chinasaures Urotropin (Chinoformin).
Ferrostyptiu ist Urotropinchlorhydrat-Eisenchlorid.
Gallussaures Urotropin heißt Galloformin.
HetraUn ist Resorcin-Urotropin.
Hexamekol ist ein Additionsprodukt von Guajacol und Urotropin.
Kupferverbindungen des Hexamethylentetramins s. bei Kupfer.
Sahformin s. bei Gichtmitteln.
p-Aminosalol-a-methylsulfosaures Urotropin') wirkt .schmerzstillend und
stärker desinfizierend als die Base selbst.
>) DRP. 270 486, Zusatz zu DRP. 260 788.
2) K. H. Schmitz, DRP. 275 092, Zusatz zu DRP. 266 788.
') W. J. Jacobs, M. Heidelberger, H. Amors und C. O. Bull, Journ. of ex
porim. med. 23, 563. ") Pharmaz. Ztg. 47, 8.>6.
5) Paul J. Hanzlik, Journ. of urol. 4, 145 (1920).
«) Höchst, DRP. 270 180. ') DRP. 282 442.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese, j, Aufl. 42
658 Antiseptica und Adstringentia.
Hexamethylentetramin vereinigt sich mit Überchlorsäure zu einem in Wasser lös-
lichen luftbeständigen Salze. Diese Verbindung läßt sich mittels Brom und Jod in das
wasserunlösliche Dibrom- bzw. Dijodhexamethylentetraminperchlorat überführen. Die
Verbindungen wirken antiseptisch und sind nicht explosiv').
Hexamethylentetramintriguajacol erhält man, wenn man entweder eine konz. wässerige
Lösvmg von Hexaraethylentetramin mit Guajacol oder eine Formaldehydlösung mit einer
aramoniakalischen GuajacoUösung zusammenbringt^).
Man läßt Hexaraethylentetramin und Guajacol ohne Lösungsmittel aufeinander ein-
wirken. Man kann so Hexamethylentetramindi- imd -triguajacol erhalten^).
Feste Molekularverbindungen aus Hexaraethylentetramin und Guajacol kann man
herstellen, indem man entweder eine konz. wässerige Hexamethylentetraminlösimg mit
Guajacol oder eine Formaldehydlösung mit einer amraoniakalischen GuajacoUösung in
anderem Verhältnis zusammenbringt, als der Bildung des Hexamethylentetramintriguajacols
entspricht. Diese guajacolärmeren Produkte sollen gegenüber dem Triguajacol nicht reizend
wirken*).
Ferner wurden Verbindungen des Hexamethylentetramins in gleicher
Weise dargestellt, indem man es auf Halogenpj-rrole, z. B. Jodol oder auf
aromatische Sulfosäuren, z. B. auf Phenolmono- und polysulfosänren resp.
deren Halogenderivate ^) einwirken läßt. Über die Bedeutung dieser Substanzen
ist nichts bekannt geworden, sie dürften aber die bekannten Eigenschaften des
Hexamethylentetramins und des Jodols zeigen, ohne neue Effekte auslösen zu
können.
Hexamethylentetramintetrajodid heißt Siornin.
Novojodin ist Hexamethylentetramindijodid. Es ist ungiftig, reizlos und
geruchlos.
Hexamethylentetramindijodidstelltmandar, indem man eine wässerige Hexamethylen-
tetraminlösung auf eine Lösung von Jod in einem flüchtigen, mit Wasser nicht mischbaren
organischen Lösungsmittel einwirken läßt').
Man kann auch die berechneten Mengen der beiden Komponenten in pulverförmigem
Zustande, zweckmäßig unter Zusatz geringer Mengen eines indifferenten Lösungsmittels
aufeinander einwirken lassen').
Wird in ein aus Formaldehyd, Ammoniak und einer Säure oder einem Säureanion
oder aus Hexaraethylentetramin und einer Säure oder einem Säureanion diu-ch mehr-
stündiges Erhitzen erhaltenes Reaktionsgemisch ein lösliches Bichromat eingetragen, so
scheidet sich aus diesem sofort ein Chromat ab, aus dem man mittels Baryt die freie Base
CjHjjNi • CHj • OH abscheiden kann. Beschrieben sind das Oxalat und Sulfosalicylat
der Base').
Tannia, Gallussäure und deren Derivate.
Tamiin zeichnet sich durch seine adstringierende Wirkung, sowie durch
seine styptische, bei äußerst geringer Giftigkeit besonders aus. Diese beiden
Wirkungen scheinen im Darmkanale miteinander im Zusammenhange zu stehen,
<la die Unterdrückung der Schleimabsonderung von .seiten der Schleimhäute
wohl auf der adstringierenden Wirkimg der Gierbsäurc beruht. Ob sich durch
Verfüttern von Gerbsäure auch Wirkungen imierhalb des Organismus außerhalb
des Darmkanales, die auf Gerbsäure zu beziehen wären, auslösen lassen, darüber
läßt sich gegenwärtig noch nichts Bestimmtes aussagen, da es sehr fraglich ist,
ob überhaupt unveränderte Gerbsäure nach Verfüttern derselben, oder eines
der Gerbsäurepräparate, im Harne erscheint. E. Rost z. B. leugnet die adstrin-
gierende Fem Wirkung des Tannins und seiner Derivate völlig'). Bei ihrer Au-
M Riedel, DRP. 292 284. -) Hoffraann-La Roche, DRP. 220 267.
') DRP. 231 726, Zusatz zu DRP. 220 267.
•) DRP. 225 924, Zusatz zu DRP. 220 267.
') Weiler ter Mer, DRP. 124 231. «) Rix, DRP. 275 974.
J) DRP. 278 885, Zusatz zu DRP. 275 974. «) Schmitz, DRP. 295 736.
'■') Siehe dagegen Beckurts 1878, S. 563, auch Landois, Physiologie, nach dem es
die Vasomotoreuzentren erregt, imd zwar ohne nachträgliche Lähmung.
Tannin, Gallussäure und deren Derivate. 659
wenduiig auf Schleimhäute, insbesondere auf die des Darmkanals, erwies es
sich aber von Wichtigkeit, daß die Gerbsäure erst am Orte, wo deren Wirkung
ausgelöst werden soll, frei werde, demi die in Wasser leicht lösliche Gerb-
säure hat einen unangenehmen zusammenziehenden Geschmack und kann
auf Schleimhäuten auch Reizerscheinungen vind Ätzwirkungen hervorrufen.
Es erschien daher von Vorteil, aus Tannin Präparate herzustellen, welche
in Wasser unlöslich, erst durch langsame Zersetzung unter bestimmten Um-
ständen, hauptsächlich durch den alkalischen Darmsaft, die wirksame Kom-
ponente abspalten imd so Mund- und Magenschleimhaut unbelästigt lassen.
Die Gerbsäure entfaltet im Gegensätze zu den meisten antiseptisch wirkenden
Säuren auch als Alkalisalz ihre eigentümliche Wirkung. Bei Synthesen dieser
Art war die Möglichkeit geboten, die Gerbsäure mit anderen, ähnlich wirkenden
Stoffen in Verbindung zu bringen, insbesondere um von beiden wasserunlösUche,
als Streupulver verwendbare Produkte zu erhalten. Während es nicht angeht,
freie Gerbsäure, welche allzu stark reizend wirken würde, auf Wunden zu streuen,
eignen sich solche Produkte der Gterbsäure und der ihr nahestehenden Gallus-
säure sehr gut für diese Zwecke. Es tritt noch der Umstand hinzu, daß die An-
wendvmg des Tannins als Antihydroticum wegen seiner stark färbenden Eigen-
schaften sehr unangenehm ist, eine Eigenschaft, die den Derivaten meist nicht
mehr zukommt.
Enterosan oder Optannin ist basisches Calciumtannat.
Das Darstellungsverfahren besteht darin, daß man ohne Isolierung des löslichen
Produktes Gerbsäurelösungen mit derj für die Bildung des basischen gelbbraimen
Calciiuns erforderlichen Menge Calciumhydroxyd so lange in der Hitze behandelt, bis
die gewünschte Schwerlöslichkeit des basischen Calciumtannats in verdünnten Satiren
erreicht ist^).
Eine Verbindung von Tannin, Hexamethylentetramin und Calcium erhält man durch
Fällen konzentrierter wässeriger Lösimgen von Chlorcalcium, Hexamethylentetramin und
Tannin 2).
Tannin ist ein Glykosid, und zwar Pentadigalloylglykose C8H,Oe[CgH2
(0H)3 . CO . 0 . CeH2(OH),CO]5«).
Man behandelt acidyUerte Gerbsäuren, wie die Ac«tyltannine oder Formylacetyltannine
oder andere Gerbsäureabkömmlinge, wie Formaldehydgerbsäure, Hexamethylentetramin-
tannin oder Tanninthymolmethan mit Kalkverbindungen. Beschneiden sind die Kalk-
verbindungen aus Tanninformaldehyd und aus Diacetyltannin*).
Eines der ersten Präparate dieser Art war das Tannigen, von Hans
H. Meyer ^) dargestellt.
Es war dies die erste Verbindung mit der Absicht dargestellt, daß sie den
Magen ungelöst passiere und erst im Darme unter Rückbildung von Tannin
zersetzt werde. Dem Tannigen kann man nur nachsagen, daß es den Nachteil
hat, schon bei Körperwärme in feuchtem Zustande eine klebrige Beschaffenheit
zu haben.
Man kann vom Tannin sowie von der «- oder /^-Digallussäure zu alkalilöslichen Acetyl-
derivaten gelangen. Es wird z. B. trockenes Tannin mit der halben Gewichtsmenge Eis-
essig und der gleichen Gewichtsmenge Essigsäureanhydrid erwärmt und nach der Lösung
das Reaktionsprodukt in Wasser eingegossen, wobei man dann ein Gemenge von Mono-
acetyl- und Diacetylverbindungen bekommt. Je mehr Essigsäiu-eanhydrid zugesetzt wird,
desto reicher wird das entstehende Pulver an Acetylgruppen. Statt des Anhydrids kann
1) DRP. 307 857, Zusatz zu DRP. 306 979.
*) Röder-Raabe A. G. Wien, ö. P. 81230.
=•) E. Fischer und K. Freudenberg, BB. 45, 915, 2709 (1912).
') Knoll & Co., DRP. 308 047.
') Deutsche med. Wochenschr. 1894, Nr. 31.
42*
ß60 Antiseptioa und Adstringentia.
man Acetylchlorid oder Essigsäure unter Zusatz von Kondensationsmitteln in Anwendung
bringen. Das erhaltene Produkt ist geruch- und geschmacklos, in Wasser unlöslich, in Alkali
hingegen löslich und durch Säuren fällbar').
Würde man höhere Acetylderivate, als mit zwei Acetylgruppen, darstellen,
etwa die Pentaacetylverbindung, so würde man zu ganz nnwirksameia Körpern
gelangen, da diese Säurederivate in verdünnten Alkalien, also auch im Darm-
saft unlöslich sind und daher im Organismus nicht unter Regenerierung des
wirksamen Bestandteiles gespalten werden. Statt der Acetylgruppen kann
man auch Benzoylgruppen einführen, und man erhält angeblich noch wirksamere
Derivate^). Doch darf man nur ein bis zwei Eenzoylgrupi^en einführen, da man
sonst wie bei den Acetylderivaten zu alkahunlöslichen Produkten gelangt.
Die Farbwerke Höchst') stellen eine Tanninzimtsäureverbindung dar, die durch
Alkali spaltbar ist. Man erhält sie aus Tannin und Zimtsäiu'e in Gegenwart von Essig-
säureanhydrid mit Wasser entziehenden Mitteln, wie Phosphorpentachlorid, Phoaphor-
oxy Chlorid.
Statt der Mono- und Dibenzoylderivate des Tamiins winde auch die nach
iler Schotten-Baumann-Methode dargestellte krystaUisierte Tribenzoylgallus-
säure, welche sich ebenfalls in Alkalien löst und unter Einwirkung von Pankreas-
fermenten in die Komponenten gespalten wird, empfohlen*). Eine praktische
Verwendung hat sie jedoch nicht gefunden.
Gallussäure (3.4.5-Phentriolmethylsäure) wirkt irritierend, die antisep-
tische Wirkung ist fünfmal so groß als die der Gerbsäiu-e^).
Gallocarbonsäure (3.4.5-Phentrioldimethylsäure-1.2) wirkt adstringierend.
Das Kondensationsprodukt der Salicylsäure imd Gallussäure, welches durch Ein-
wirkung von Phosphoroxychlorid auf ein molekulares Gemenge von Salicylsäure und
Gallussäure entsteht und dem nach Döbner die folgende Strukturformel zukommen soll:
HO • CgH^ • CO ■ O ■ CO • C8H2(OH)3, hat keine praktische Verwendung gefunden. Im
Gegensatze zu den bis nun erwähnten Tanninderivaten zeigt dieses keine Löslichkeit in
kohlensauren Alkalien.
Die eigentümlich härtenden Eigenschaften des P^ormaldehyds, welcher
aber auf Schleimhäute in größeren Mengen reizend wirkt, haben Veranlassung
gegeben, Tannin mit Formaldehyd zu kondensieren. Viel mehr als diese thera-
peutische Erwägung muß der naheliegende Gedanke maßgebend gewesen sein,
daß man ja aus einer so hydroxyLreichen Verbindung, wie die Gerbsäure, durch
Einwirkung von Formaldehyd ein wasserunlösliches Methylenderivat erhalten
muß. Dieses Kondensationsprodukt von Formaldehyd und Tannin, Tannoform
genannt, ist nach Mering ein geruch- und geschmackloses, in Wasser und
sauren Flüssigkeiten unlösliches, in AlkaU löshches Pulver, welches neben den
Wirkungen des Tamiins, wenn auch im mmderen Grade die dem Formaldehyd
eigenen antiseptischen, härtenden imd trocknenden Eigenschaften entfaltet.
Behufs Darstellung*) dieser Substanz, welche als Methylenditannin aufzufassen ist,
werden Tannin und die doppelte Menge 30proz. Formaldehyd zusammengebracht und
so lange konz. Salzsäure hinzugefügt, als noch ein Niederschlag entsteht.
Statt des Tannins kann man auch andere Gerbstoffe zu gleichem Zwecke verwenden,
so die Gerbstoffe von Myrobalanen, Quebrachoholz, Ratanliia, Eichenrinde, Fiehtenrinde,
Walnuß, Catechu. Die Darstellung und das Endprodukt sind mit dem Tannoform aus
Tannin ziemlich identisch').
Statt der Kondensation mit konz. Salzsäure kann man auch zu dem gleichen Methylen-
derivat gelangen, wenn man Gerbstoffe mit Paraformaldehyd oder einer 40proz. Form-
aldehydlösung unter Druck mehrere Stunden auf 100° erhitzt*).
') DRP. 78 879. =) DRP. 92 420.
ä) DRP. 173 729. «) DRP. 93 942.
') Heinz und Liebrecht, Berliner klin. Woehenschr. 1891, 584, 744.
«) DRP. 88 082. ') DRP, 88 481. *) DRP. 93 593.
Tannin, GalluBsäuro und deren Derivate. 661
VoswinkeP) kondensiert Tannin mit Formaldehyd luid Harnstoff oder mit Form-
aldehyd und Urethan unter Zusatz von Kondensationsmitteln. Man erhält so das unlös-
liclie Methylentannincarbamid. Dieses passiert den Magen iinzersetzt und kommt erst
im alkalischen Darm zur Wirkung. Sowohl diese Substanz wie auch Methylentannin-
urethan sollen sich zur internen Anwendung eignen, da sie auf die Schleimhäute nicht
korrodierend wirken.
Man kann bei dieser Reaktion Harnstoff durch Thiohamstoff ersetzen, muß aber
mit Kondensationsmitteln arbeiten. Besclu-ieben sind MetRylentanninthiobamstoff, Me-
thylentanninthiosiueimin , Methylentanninmethylthiohamstoff , Methylentanninäthylthio-
carbamid^).
Tannin läßt sich mii aliphatischen Säureamiden \ind Formaldehyd zu Methylen-
tanninsäuieamiden kondensieren. Dargestellt wua'den Methylentanninformamid, Methylen-
tanninacetaraid, Methylentanninpropionamid').
Harnstoff tritt mit je 2 Mol. Gallussäure und Formaldehyd in Reaktion und man
erhält nach dem Verfahren des Hauptpatentes Methylenliamstoffgallussäure').
Richard Lauch und Arnold Voswinkel^) stellen in ähnlicher Weise Konden-
sationsprodukte bromiert«r Gerbstoffe mit Harnstoff imd Formaldehyd her.
Tannobromin ist Dibromtanninformaldehyd') (s.S. 621, Bromverbindungen). Brom-
otan ist Bromtamiinmethylenharnstoff.
Während die bis nun besprochenen Derivate auf der Festlegung der
Hydroxylgruppen im Tannin und in der Gallussäure beruhen, wurde bei den
minmehr zu besprechenden der Versuch gemacht, die Carboxylgruppe fest-
zulegen. Ein Präparat dieser Art ist Gallicin, der Methylester der Gallussäure
COO CH3
I ^OH
C^H^^OH
Dieser Ester wm-de eine kurze Zeit als Augenstreupulver verwendet, er ver-
ursacht aber Brennen beim Einstreuen, weshalb von einer Anwendung ab-
gesehen werden mußte.
Man erhält Triacetylgallussäurealkylester, wenn man Gallussäm:«alkylest«r mit ace-
tylierenden Mitteln behandelt oder Triacetylgallussäure in üblicher Weise in ihre Alkyl-
ester verwandelt. Die Ester besitzen im Gegensatze zum Methylester adstringierende
Eigenschaften. Beschrieben sind: TriacetylgaUussäureäthylester, Triacetylgallussäurepro-
pylester, Triacetylgallussäureacetolester').
Etelen ist der TriacetylgaUussäiireäthylester. Etelen hat sich als Darmad-
stringens bei Dysenterie bewährt*).
Den entschieden einfachsten Weg, um zu einem unlöshchen und erst im
Darm spaltbaren Taiminderiv^at zu gelangen, schlug R. Gottlieb^) ein, indem
er eine in Wasser unlösliche Eiweißverbindmig des Tannins darstellte, Tamialbin
genannt. Selbstverständlich ist das Produkt dieser Art nur für die interne
Verwendung als Darmadstringens verwertbar. Schon vor Gottlieb hatte
Lewin 1882^"^ einTanninum albuminatum dargestellt und empfohlen, welches
nach seiner Angabe besser als Tannin schmeckt imd den Magen nicht belästigt.
Wählend frisch gefällte Gerbsäure-Eiweißverbindungen vom Magensaft rasch ver-
daut werden, kann man durch 6 — lOstündiges Erhitzen auf 110° ein Tannineiweißpräparat
so verändern, daß es vom Magensafte nicht mehr angegriffen wird. Hingegen wird aus
diesem Präparat im Darme leicht Tanninalkali gebildet. Zur Darstellung'^) dieser Ver-
bindung wird Eiweiß in Wasser gelöst und mit der doppelten Gewichtsmenge Gerbsäure
gefällt. Der abgepreßte Niederschlag wird in der angegebenen Weise getrocknet. Von
1) DRP. 100 273. 2) DRP. 164 612, Zusatz zu DRP. 160 273.
P) DRP. 165 980, Zusatz zu DRP. 160 273.
'*) DRP. 171 788, Zusatz zu DRP. 160 273.
') DRP. 180 864. «) DRP. 125 305. ') Bayer, DRP. 279 958.
") F. Loewenthal, Münchener med. Wochenschr. 63, 1748 (1915). — Otto Seifort,
ebenda 6S. 1750 (1915). ») Deutsche med. Wochensclir. I89G, Nr. U, 25.
'") Allg. med. Zentralztg. 1888, Nr. U. ") DRP. 88 029.
(5 f) 2 Antiseptica und Adstringentia.
anderer Seite wiirde versucht, ganz analog wirkende Präparate darzustellen und auch mit
analogen Eigenschaften, indem statt des Eiweißes entweder Casein oder Gelatine verwendet
wurde. Das Tanninleimpräparat wurde TannokoP) genannt. Es ist klar, daß alle diese
Präparate etwas durchaus Identisches sind.
KnolP), erzeugt ein Tannineiweiß aus Blut durch Fällen des Gesamtblutes mit
Tannin und Trocknen bei 100° oder Behandlung mit Alkohol und Salzsäure, oder es
wird Schlachthausblut') verwendet, welches vor der Tanninbehandlung in bekannter
Weise entweder zum (Jerinnen gebracht oder mit Hilfe eines Bleichmittels entfärbt wurde.
Man kann den beim Gerinnen des Blutes entstehenden Eiweißniederschlag entweder ab-
filtrieren, waschen und trocknen oder immittelbar in der Fälllauge mit Tannin behandeln.
In beiden Fällen nimmt der Niederschlag beim Rühren aus der Lösung allmählich so -sael
Tannin auf, daß er den gleichen Gorbsäuregehalt aufweist wie bei unmittelbarer Aus-
fälUuig des Schlachtblutes mit Tannin.
Eine Tannineiweißverbindung aus Molkeneiweiß erhält man, wenn man dieses Eiweiß
mit oder ohne Vorbehandlung mit verdüiuiter Natronlauge mit Tanninlösung behandelt.
Die Verbindung enthält 40% Tannin*).
Von zwei Seiten wurde versucht, statt des Tannins allein, gleichzeitig Tannin und
Formaldehyd in die Verbindung zu bringen. Es wird das obenerwähnte Taimoform in
alkoholischer oder alkalischer Lösung mit Lösungen von Eiweißkörpern behandelt, mit
oder ohne Neutralisation. Das ausfallende Produkt wird, wie bei der Darstellung des
Tannalbins, getrocknet').
Von anderer Seite wurde ebenfalls ein Tanninformaldehydeiweißpräparat dargestellt,
welches wohl nicht ganz identisch mit dem eben erwähnten ist. Hierbei wird Eiweiß mit
einer Gerbsäurelösung gefällt und das Präcipitat mit Formaldehydlösung erwärmt und
das Reaktionsprodukt abfiltriert, gepreßt und getrocknet. Ferner wurde vorgeschlagen,
Tanninformaldehydeiweißverbindungen in der Weise herzustellen, daß man unlösliche
Formaldehydeiweißverbindungen mit Gerbsäure behandelt oder Eiweiß bei Gegenwart von
Formaldehyd mit Gerbsäure fällt, oder lösliches Formaldehydeiweiß mit Gerbsäure fällt').
Die Tanninverbindungen der Eiweißkörper geben mit den Erdalkalien bzw. mit
Aluminiumhydroxyd wohlcharakterisierte unlösliche Salze, die der Verdauung mit Pepsin-
salzsäure gegenüber viel widerstandsfähiger sind als die bekannten Eiweißtannate. Dagegen
lösen sich die Erdalkalisalze der Eiweißtannate in verdünnter Sodalösung leicht auf).
Bei den Koiideiisationsprodukten aus Phenolen, Formaldehyd und Tannin
haben die Phenolderivate mit einem oder mehreren verdeckten Hydroxylen
keine adstringierende, sondern eher eine reizende Wirkung auf den Darm-
kanal. Bromtannothymal ist nicht adstringierend ; das Freibleiben der o-SteUung
zum Hydroxyl ist für das Zustandekommen der adstringierenden Wirkung
unerläßlich. Die adstringierende Wirkung ist nur bei denjenigen Derivaten
erhalten, die außer der OH-Gruppe keine weiteren Grujipeii am Kerne tragen
oder aber an gewissen Stellen reine Alkylgruppen. Die Derivate von a- und
/}-Naphthol zeigen die adstringierenden Wirkungen in abgeschwächtem Maße.
Die adstringierende Wirkung wird abgeschwächt durch den Eintritt einer Car-
boxylgruppe an den Benzolkern. Verbindungen, die ein durch Säurereste ver-
estertes Hydroxyl enthalten, wae z. B. Acetj'ltannin, zeigen unveränderte
adstringierende Wirkung durch Verseif ung im Darmsaft 8).
Diese kombinierten Präparate wurden therapeutisch nicht verwendet.
Tannothymal ist ein Kondensationsprodukt von Tannin, Thymol und
Formaldehyd, und zwar Tannin-thymol-methan
OH
HOr^CaH,
H3CU
CHj • Ci4Hjo09
von Hildebrandt für innere Anwendung empfohlen').
1) Fr. P. 278 076. 2) drp 305 693. ^) DRP. 317 605, Zusatz zu DRP. 306 693.
*) KnoU & Co., DRP. 312 602. ') DRP. 104 237. «) DRP. 122 098.
') Laves, DKP. 296 917. ") H. Hildebrandt, AePP. 56, 410 (1907).
») Münchener med. Wochenschr. I»0T, Nr. 25, S. 1219.
Wismut. 663
H. Hildebrandt*) kondensiert Formaldehyd, Tannin und Phenole. Beschrieben
.sind Tanninphenolmethan, Tanninthymolmethan, Bromtauninphenolmethan, Bromtannin-
o-kresolmethan, Bromtanninthymolmethan, Bronitannin-/J-naphtholniethan. Es werden
nm- solche Monohydroxylverbindungen der Benzol- und Naphthalinreihe verwendet, welche
keine weiter durch Alkyl- oder andere Reste .substituierte Hydroxylgruppe enthalten.
Statt mit Formaldehj-d wurde Tannin auch, um zu einer geschmacklosen
und uiiJösliehen Verbindung zu gelangen, mit Hexaniethylentetramin in Ver-
bindung gebracht (Tannopin, Tannon).
Die Darstellmig geschieht in der Weise, daß man entweder ein Molekül Hexametliylwn-
tetranün^ mit drei Molekülen Gerbsäure fällt oder mit sechs Molekülen ^).
Diese Niederschläge sind noch in Wasser löslich und haben einen adstrin-
gierenden Geschmack. Erhitzt man sie jedoch mit einer Flüssigkeit oder mit
wenig Wasser auf dem Wasserbade, so verlieren sie ihren adstringierenden Ge-
schmack und werden wasseruulösUch.
Wie erwähnt, geben aromatische Aldehyde mit Proteinstoffen Konden-
sationsprodukte, denen antiseptische Eigenschaften zukommen. Man läßt
hierbei auf ein Protein, wie Eiweiß, Albuniose, Pepton u. dgl. einen aromatischen
Aldehyd, z. B. Benzaldehyd, Salicylaldehyd, Resorcylaldehj'd usf. einwirken.
Diese Produkte werden dann mit Gerbsäure behandelt, um zu Tauninaldehyd-
proteinverbindungen zu gelangen.
Es wü'd z. B. eine Lösung von Eiereiweiß mit Salicylaldehyd angerülirt, die gebildete
Paste koaguhert und das Koagulum gewaschen imd getrocknet. Diese Verbindung enthält
35 — 40% durch Verdauung abspaltbaren Aldehyd. Sie wird in Pastenform mit Tannin-
lösung angerülu't. Die resultierende Verbindung löst sich schwer in verdünnten Alkalien
imd ist als aus zwei wii'ksamen (einer adstringierenden und einer antiseptischen) Kom-
ponenten bestehend zu betrachten.
Durch Kondensation von Tamiin und Chloral erhält man eine Captol
genamite Substanz, eüi dmikelbraunes, hygroskopisches Pulver, welches in
der Dermatologie, namentlich bei Erkrankungen der behaarten Kopfhaut*),
gute Dienste leisten soll.
Zum Zwecke der Darstellung wird Tannin avis einer konzentrierten wässerigen Lösung
durch Zusatz von öOproz. Schwefelsäure gefällt. Nun setzt man */j^ des Taimingewichts
an Chloralhydi'at zu, wobei sich das gefällte Tannin beim Umrüliren wieder löst. Diese
Lösung wird melu-ere Stunden lang auf 70 — 80 ° erwärmt, wobei sich das Reaktionsprodukt
abscheidet^).
Die Ver))indmigen der Grerb- und Gallussäure mit Wismut sind luiter
Wismut nachzulesen.
Wismut.
Die Verwendung, die Wismut-Verbindungen in den letzten Jahren in so
ungeahnt großer Weise gefunden haben, verdanken sie nicht so ihren anti-
septischen Eigenschaften, als vielmehr den besonders günstigen Einwirkmigen
auf die Wundflächen selbst, die durch Wismutsalze eine charakteristische,
eigentümlich trockene Beschaffenheit annehmen, ohne hierbei, wie Stein -
feld mid H. H. Meyer^) gefunden, die Fälligkeit zum Zusammenheilen ver-
loren zu haben.
Aber noch ein zweiter Umstand hat gerade dieses Metall so vorzüglich
geeignet gemacht, Verbindungen zu liefern, die man als Darmadstringenzien
1) DRP. 188 318. 2) DRP. 95 186.
3) Eichhoff, Deutsche^lmed. Wochensdir. I(*!»r, Nr. 41. — DKP. 188 318.
*) DRP. 98 273. ') AePP. 30, 40.
(j64 Antiseptica und Adstringentia.
und als Wundstreupulver, und zwar als Jodoformersatzmittel, mit gi-oßem
Vorteile gebrauchen kann, das ist die Leichtigkeit, mit der unlösliche, basische
Salze, wie überhaupt wasserunlösHche Verbindungen dieses Metalles, erhalten
werden können. Früher wurden wesenthch anorganische Verbindungen des
Wismuts zu den gleichen Zwecken verwendet. Der CMrurg Kocher in Bern
hat zuerst auf die günstigen Wirkungen des altbekannten Magisterium Bis-
niuthi in der Wundbehandlung hingewiesen. Es ist wohl nicht anzunehmen,
daß die kleine Menge Salpetersäure, die sich aus dem basischen Wismutsalz ab-
spalten kann, diese Effekte hervorbringt. Vielmehr muß man sich der Ansicht
anschließen, daß es eben die Wismutwirkutig ist, auf die es hier ankommt, da
man mit Wismutoxyd und mit basisch-kohlensaurem Wismut dieselben Effekte
erzielen kann.
Hans H. Me yer ^) schreibt nicht dem Wismut als solchem die sog. Wismut-
wirkungen zu, wenigstens nicht für Wunden, sondern glaubt, daß die austrock-
nende Wirkung des Magisterium Bismuthi auf der phj'sikalischen Beschaffen-
heit desselben beruht. Dieses ist ja em außerordentlich feines, chemisch relativ
indifferentes imd nahezu unlösliches Pulver, das sich mit Wasser zu einer dünnen
Milch, wie auch zu einem homogenen Brei mischen läßt und nach dem Trocknen
eine zusammenhängende, dicke Kruste bildet. Bei Versuchen mit frisch ge-
fälltem Bariumsulfat und frischgeschlemmtem Kaolin zeigen die Wundflächen
ebenfalls jene durchaus eigentümliche trockene Beschaffenheit, wie nach Be-
handlung mit Magisterium Bismuthi, so daß die Vermutung eine große Wahr-
scheLnHchkeit hat, daß es sich hier um eme wesentlich mechanische Wirkung
handelt, inid zwar besteht diese in der mechanischen Verstopfung der feinsten
Blut- und Lymphgefäße durch das feine Pulver, die bei der Verwundung ge-
öffnet ^vurden und unter gewöhnlichen Verhältnissen das Wundsekret hefern.
Die Wirkung der Wismutpräparatc, insbesondere der anorganischen, wäre
also in erster Linie als eine protektive anzusehen, während die antiseptische
gegen dieselbe weit zurücktritt. Wenn man sich der Meyerschen Ansicht an-
schheßen ^vürde, so kömite man sich die heUungsbefördernde Wirkung bei
Anwendung der Wismut -Präpai-ate analog vorstellen wie die Heilung unter
dem Schorfe der älteren Qururgen. Es muß aber darauf hingewiesen werden,
daß es sich auch um eine sehr leichte Ätzwirkung dieses Schwermetalles handeln
kann .
Wie alle Schwermetalle, so zeigt auch Wismut heftige Vergiftmigserschei-
nungcn bei seiner hypodermatischen Einverleibimg. Injiziert man subcutan
neutrales Wismutnitrat, so tritt bei den Versuchstieren Stomatitis, Enteritis
und Nephritis auf. Daß die basischen Wismutverbindungen nicht giftig
Avirken, ist eben ihrer Unlöslichkeit zuzusehreiben. Löshche Doppelverbin-
dungen des Wismuts, wie etwa Wismut-Ammonium-Citrat, die kein basisches
Salz abscheiden, wirken auch innerlich genommen giftig. Aus diesem Grunde
kann auch von einer therapeutischen Anwendung des kolloidalen Wismuts
nicht gesprochen werden, da dieses als lösUches Wismut die giftigen Eigen-
schaften auslöst.
Diese interessante Substanz erliält man, wenn man Wismuttartrat, das man mit
Hilfe von Weinsäure und Kali in Lösung gebracht hat, mit Zinnchlorür und Lauge ver-
setzt ; es entsteht eine klare, braune Flüssigkeit, welche nur ganz geringe Spuren von Wis-
mut absetzt und aus der Wismut leicht ausgesalzen werden kann. Das durch Aussalzen
gewonnene Wismut löst sich nur mehr teilweise im Wasser, da es bald wieder in die
gewöhnliche Form übergeht.
») AePP. ao, 40.
Wismut. 665
Kalle, Biebrich^), stellen Wismutoxyd in kolloidaler Form enthaltende Substanzen
lier, indem sie Protalbinsäure imd Lysalbinsäure in Form ihrer Natriumsalze mit be-
stimmten Mengen löslicher Wismutsalze und mit überschüssigen Mengen kohlensaurer
oder ätzender Alkalien versetzen und die so gebildete kolloidale Lösung durch Diffusion
gegen Wasser reinigen.
Man erhält das gleiche Präparat, wenn man die in DRP. 117 269 beschriebene Bis-
mutose in der Wärme mit verdünnter Natronlauge behandelt, die filtriert« Lösung dia-
lysiert und alsdann im Vakuum zur Trockene eindampft-).
Von den anorganischen Wismutverbindungen sind nur zwei für unsere
Zwecke erwähnenswert. Das sog. lösliche phosphorsaure Wismut ist eine
Dojjpel Verbindung, welche 20% Wismutoxyd enthält und die als Darmadstrin-
gens empfohlen wird. Vor der Anwendung von löslichen Wismutverbindungen
muß entschieden wegen der Giftigkeit gewarnt werden; wir wenden ja eben
die Wismutpräparate gern an, weil sie unlöslich mid deshalb inigiftig sind. Wis-
mutoxyjodid, welches Jod- und Wismutwirkung vereinigt, wurde von Sidney
Reynolds*) bei Ulcerationen empfohlen. Wir erwähnen diese Verbindung, da
mekrere organische Wismutpräparate anf ihr basieren.
Man kann die synthetisch dargestellten Wismutpräparatc zweckmäßig
in drei Gruppen teilen:
1. Basische Wismutverbindungen mit organischen Säiu-en,
2. Verbindmigen mit aromatischen Phenolen und
3. organische Verbindmigen mit Wismutoxj'jodid.
Über die Wirkung aller dieser Präparate läßt sich folgendes aussagen:
Wismut Verbindungen, ob niui eine organische oder anorganische Kompo-
nente in diese eintritt, sind imter allen Umständen wegen ihrer großen Reiz-
losigkeit als vorzügliche Streupulver anzusehen, Wemi es sich um unlöshche
Verbindimgen handelt. Man könnte da selbstverständlich eine Unzahl von
Kombinationen mit allerlei Phenolen und Säuren schaffen, ohne daß an der
Wirkung auf die Wimden irgend etwas geändert werden möchte, denn die Ab-
spaltung der organischen Komj)onente auf Wundflächen kann ja doch 'nur
in äußerst geringem Maße erfolgen. Für diese Verbindungen ist vom Stand-
punkte eines Ersatzmittels des Jodoforms zu verlangen, daß sie voluminös
seien, iim im Gebrauche sparsam sein zu können, ferner, daß die organische
Komponente reizlos sei. Eine der wichtigsten Forderungen aber ist, daß die
so dargestellten Wismutverbindimgen, aivf deren antiseptische Kraft sich die
C'hirurgen gemeiniglich nicht verlassen, sterilisierbar sind, d. h. daß sie sich
ohne Zersetzung auf etwa 110° erhitzen lassen, da sie als unlöshche Substanzen
meist füi' sich noch keine antiseptischen Effekte auszulösen in der Lage smd.
Eme scheinbar lächerliche Empfehlung für den Clieraiker ist es, Wismutver-
bindungen für die Zwecke der Wimdbehandlungen, womögUch von gelber Farbe,
darzustellen und doch verdanken einzelne dieser Mittel nur diesem Umstände
ihre so ausgebreitete Verwendung in der medizinischen Praxis. Für das stark-
riechende, gelbe Jodoform mit seinen häufig Ekzem hervorrufenden Eigen-
schaften wurden Ersatzmittel gesucht, die man ebenfalls als Streupulver ver-
wenden koimte. Diese sollten geruchlos sein, da die Behandlung mit Jodoform
in der Privatpraxis trotz der großen Erfolge auf den größten Widerstand stieß,
weU die Patienten durch den Geruch geradezu stigmatisiert wurden. Bei der
großen Angewöhnung der Ärzte an das gelbe Jodoform ist es klar, daß sie unter
sonst gleichen Umständen einen gelben Körper, an den sie schon gewöhnt
waren, vorziehen werden. Während für die äußere Verwendung die organische
') DRP. 164 6ti3. -) DRP. 172 683, Znsatz zu DRP. 164 063.
') Amoric. Journ. of Pharm. Vol. 58, Nr. 12.
ßOg Antisepticn und Adstringentia.
Komponente fast gleichgültig ist, liegen bei internem Gebrauche die Verhält-
nisse ganz anders. Vor allem wird durch den alkalischen Darmsaft Wismut aus
der Verbindung abgespalten, anderseits zerlegt auch der, namentlich bei Darm-
katarrhen, entwickelte Schwefelwasserstoff die Wismutverbindung, so daß in
beiden Fällen die organische Komponente frei Avird und zur Wirkung gelangen
kann. Während für die''Anwendung als Streupulver die organische Komponente
nur insofern von Belang ist, als sie für die physikahsche Beschaffenheit des
^Endproduktes Bedeutung hat, muß man bei der Darstellung von Wismut-
verbindungen für den internen Gebrauch darauf achten, möglichst ungiftige
Säuren oder Phenole mit kräftigen, antiseptischen ^Eigenschaften auch in Form
ihrer Alkali Verbindungen in Verwendmig zu ziehen. Mag es für die Anwendung
auf Wundflächen von Bedeutung sein, ob ein Wasserstoff des Wismutoxyd-
hydrates durch Jod ersetzt ist, so muß man die Bedeutung dieser Jodeinführung
füi' Präparate, die für den internen Gebrauch als Darmadstringenzien bestimmt
sind, in Abrede stellen. Anderseits ist es für den internen Gebrauch ungemein
^v'iehtig, solche Wismutverbindungen zu haben, die an den sauren Magensaft
kein Wismut in Lösung abgeben.
Das erste Präparat, welches als Jodoformersatzmittel dargestellt wurde,
das basisch -gallussaure Wismut (Dermatol), hat seine ausgebreitete Anwendung
und Beliebtheit nicht etwa seinen großen Vorzügen vor allen später dargestellten
Wismutpräparaten zu verdanken, sondern vielmehr dem Umstände, daß es
schwer ist, Ärzte für eine ganz neue Anwendung eines Jahrhunderte lang be-
kannten und für andere Zwecke bewähi-ten Heilmittels zu begeistern. Es
liegt in der Natur der vSache, daß ein neues Präparat, welches von Fabrikanten
mit großer Reklame getrieben wird, auch bei ganz gleichen Eigenschaften ülier
das altbekannte Magisterium Bisnnithi obsiegen mußte, welches zu poussieren
niemand ein großes wissenschaftliches oder pekuniäres Interesse hatte, und nur
diese zwei Triebfedern kommen füi- die literarische Empfehlung der Heilmittel
in Betracht. Zudem hat DermatoU) die sehr bestechende Eigenschaft, als
geruchloses, aber gelbes Jodoform-Ersatzmittel aufzutreten.
Die Darstellung^) dieses Körpers geschieht in der Weise, daß man entweder eine
alkoholische Lösung von Gallussäure mit einer sauren Lösung von salpetersaurem Wismut
zusammenbringt und allmählich neutralisiert, oder daß man ein wasserlösliches Salz der
Gallussäure mit einer sauren Lösung von salpetersaurem Wismut mischt und hierauf
neutralisiert.
Die dem Taimin sehr nahestehende GaUussävu-e äußert im Darme ebenfalls
eine Wirkung ähnlich wie Taimin (s. d.). Dermatol ist gelb, ungiftig, reizlos,
geruchlos, beständig und sterilisierbar, kurz das Ideal eines unschädlichen
Wundstreupulvers mit mehr mechanischen als chemischen Wirkungen 3).
Als ohnmächtiger Konkurrent zu diesem trat das basisch-gallussulfosaiu:e
Wismut*) auf mit der Prätention, daß Gallussulfosäure stärker antiseptisch
wirke als Gallussäiu-e, was wohl für diese Zwecke von keiner Bedeutung ist,
da es sich hier nur um die Wirkung des gallussulfosam-en Natrons im Darme
handeln kaini, welche sicherlich hinter den Wirkungen des gallussauren Natrons
zurückstehen muß, da es ferner hier nicht so auf die antiseptische Wirkung,
als vielmehr auf die adstringierende ankommt.
Die Darstellimg dieses Präparates, welches keine praktische Anwendung gefuiiden
hat, geschieht in der Weise, daß man getrocknete Gallussäure in die fünffache Menge
rauchender Schwefelsäure mit 25% Anhydrid einrührt und die Temperatur nicht über ÖO*"
^) Heinz und Liebrecht, Berliner klin. Wochonschr. 1891, .584 und 744.
=) Versagt« DRI'.-Anm. 533,5. ") Berliner klin. Wochensclir. 1S91, Nr. 27.
*) DRP. 74 602.
Wismut. 667
steigen läßt, hierauf in Eiswasser eingießt. Durch Einwirkung der gebildeten Gallussulfo-
säure auf Wisrauthydrat erhält man ebenfalls ein unlösliches, gelbes Pulver.
Statt nun Gallussäure zu verwenden, wurde auch Methylendigallussäui'e
mit Wismut in Kombination gebracht, um so einen Körper, der die Wirkung
des Formaldehj'ds der Gallussäure mit denen der basischen Wismutsalze ver-
bindet, zu erhalten. Diese Substanz wiude unter dem Namen Bismal für den
inneren Gebrauch empfohlen.
Zur Darstellung läßt man Methylendigallussäure in Gegenwart von Wasser bei
mäßiger Temperatur auf Wismuthydroxyd einwirken^).
Das erhaltene voluminöse Pulver hat eine graublaue Farbe, was wohl die
größere Anwendung dieser Substanz geschädigt haben mag. Die Zusammen-
setzung des Bismals ergibt, daß bei dieser Reaktion vier Moleküle Säure mit
drei Molekülen Wismut in Verbindung getreten sind. Auch Mono- und Dibrom-
gallussäureverbindungen des Wismuts wiirden überflüssigerweise versucht*).
Wismuttannat, welches in seiner Zusammensetzung dem Ditannat nahekommt,
erhält man, indem man normales Wismutsalz mit Tannin und Soda umsetzt und das aus-
geschiedene Produkt mit Wasser auswäscht und bei niederer Temperatur trocknet').
Hey den, Radebeul, stellen eine Wismuttannin Verbindung, welche in ihrer Zu-
sammensetzung dem Wismutditannat nahekommt, in der Weise her, daß sie eine wässerige
Tanninlösung mit der Lösmig eines Wismutsalzes, im Verhältnis von 2 Mol. Tannin zu
1 Mol. Wismutsalz, bei gewölinlicher Temperatur behandeln^).
Zu erwähnen sind noch folgende Verbindungen, die aber nur kurze Zeit
in Verwendung standen:
Phenylschwefelsaures Wismut. Da j)henjdschwefelsaures Alkali im Darme
keine antiseptische Wirkung auslösen kann, so kann phenylschwefelsaures
Wismut keinerlei Vorzüge vor dem Magisterium besitzen.
Wismuttrisalicylat ist überhaupt nicht existenzfähig. Bei Umsetzung einzelner
Wismutsalze mit salicylsaurem Natrium erhält man nicht Tri-, sondern Wismutdisalicylat
(auf 1 Atom Wismut 2 Mol. Salicylsäure) und freie Sahcylsäure, die sich durch indifferente
Lösungsmittel in der Kälte oder durch vorsichtiges Neutralisieren weglösen läßt, beim
Auskochen hingegen erhält man Wismutmonosalicylat. Das eine Molekül Sahcylsäure ist
sehr leicht abspaltbar. Wismutdisalicylat stellt man her durch Umsetzen von normalem
Wismutsalz mit salicylsaurem Salz, und zwar durch vorsichtiges Neutralisieren oder durch
Behandlmig mit Alkoholäther. Es wird z. B. Wismutnitrat mit salicylsaurem Natron
umgesetzt, mit Ammoniak gerade neutralisiert, mit kaltem Wasser ausgewaschen und bei
gewöhnlicher Temperatur getrocknet').
Gastrosan ist Bismutum bisalicylicum. Die Hälfte der Salicylsäure spaltet
sich schon im Magen ab.
Ebenso zwecklos wie die Kombination des Wismuts mit Sahcylsäure
(saUcylsaures Wismut), da ja Sahcylsäure als Alkalisalz im Darme doch gar
keine lokale Wirkung ausüben kann, ist die Kombination des Wismuts mit
der Dithiosalicylsäm'e (Wismutdithiosalicylat) als Darmantisepticum. Als
Wundstreupulver und Jodoformersatzmittel mag es ja analoge Wirkung wie
jedes andere Wismutpräparat haben. Es ist ein graugelbes, geruch- und
geschmackloses voluminöses Pulver, Thioform genannt*).
Die Darstellimg geschieht durch Einwirkung der DithiosaUcylsäure bzw. des Gemenges
der beiden isomeren Dithiosahcylsäuren auf Wismutoxydliydrat.
Jodsahcylsaures Wismut wird Jodybin genamit').
Zu den basischen Säurewismutverbindungen gehört auch Loretinwismut
(s. Loretin).
1) DRP. 87 099. «) DRP.-Anm. F. 10 712 (zurückgezogen).
3) Heyden, Radebeul, DRP. 172 933. *) Heyden, Radebeul, DRP. 202 244.
■'■') Heyden, Radebeul, DRP. 168 408. ") Thorap. Monatshefte 8, 164.
') Eugen Israel, Mediz. Woche 190«, 13'J.
g g 8 Antisept ica und Adstringentia.
Um den Übelstand zu vermeiden, daß die als Darmantiseptica verwendeten
Wismutsalze im Magen giftiges Clilor\vismut bilden, wurde folgendes Verfahren
eingeschlagen. Die Doppelsalze des Wismuts, z.B. mit Milchsäure undTaiuiin
oder Gallussäure, erwiesen sich als erheblich widerstandsfähiger gegen ver-
dümite Säuren als die einfachen basischen Salze. Solche Verbindungen sind
z. B. die Monolactoditamiate und die Dilactomonotarmate des Wismuts, sowie
deren basische Salze.
Wismutdilactomonotannat wird Lactanin genannt.
Man erhält sie durch Fällen von trimilchsaurem Wismut mit der theoretischen Menge
Gerbsäure. Man kann entweder Wismuthydroxyd in Milchsäure zu einem Lactat auf-
lösen imd dieses mit Gerbsäure behandeln oder aber mngekehrt, z. B. basisch gerbsaures
AVismut mit Slilchsäure ').
Zu erwähnen wäre noch Hetoform (zimtsaures Wismut von der Zusammen-
setzung Bi(C9H702)3 • BioOg) , ein weißes, zimtartig riechendes Pulver, welches
durch Wechselumsetzung von AMsmutnitrat und zimtsaurem Natron gewonnen
vriid.
Eine weitere Gruppe von Wismutpräparaten, die ebenfalls als basische
Salze von organischen Säuren imd AVismut anzusehen sind, sind Körper, in
denen Jod statt eines Wasserstoffes des Metallhydroxydes enthalten ist, um
auch die Jodwirkung, welche ja beim Jodoform so vorteilhaft zur Geltung
kommt, diesen Präparaten zu verleihen. Das wichtigste Präparat und auch das
zuerst dargestellte dieser Gruppe ist das basisch gallussaure Wismutcsj^odid,
unter dem Namen Airol mit mächtiger Reklame getrieben, obwohl es nicht
besser und nicht schlechter als die anderen Wismutpräparate als Jodoform-
ersatzmittel war. Chemisch ist es als Dermatol anzusehen, in welches ein
Halogenatom, und zwar Jod, emgeti-eten ist. Es ist graugrünes, geruch- und
geschmackloses Pulver, welches den Vorzug besitzt, lichtbeständig zu sein.
Es muß als viel weniger giftig als Jodoform angesehen werden. Seine Giftigkeit
ist jedoch noch größ3r als die des Dermatols, was wohl auf die Jodwirkung
zu beziehen ist. Dasselbe Präparat wurde von anderer Seite auch imter dem
Namen Airoform eingeführt^).
Die Darstellung kann auf zweierlei Wiese erfolgen'). Man läßt verdünnte Jodwasser-
stoffsäure auf Dermatol in der Weise einwirken, bis die gelbe Farbe in eine graugrüne
übergegangen ist, hierbei tritt Jod in das Wismuthydroxj'd und nicht in den Gallussäure-
rest ein*); oder man läßt Gallussäure auf Wismutoxyjodid einwirken und erwärmt das
Ganze, bis die rote Farbe vollständig in dunkel-graugrün übergegangen ist. Man kann
auch die Eiuwirkimg der Gallussäure auf das Wismutoxyjodid in statu nascendi des letz-
teren vornehmen. Zu einer Lösung von Jodkalium und Gallussäure läßt man eine Lösung
von Wismuthydrat imd essigsaurem Natron einfließen und erwärmt, bis der entstandene
Niedei-schlag graugrün wird.
Auch \om Gallussäuremethylester ausgehend, wurde Jodgallicinwismut, welches
dem Airol gleichwertig ist. dargestellt.
Durch Behandlung von Gallocarbonsäure mit Wismutoxyjodid oder von basisch
gallocarbonsaurem Wismut mit Jodwasserstoffsäure gelangt man zu antiseptisch-adstrin-
gierenden Verbindungen.
Vom Tannin ausgehend, wurden, wie \on der Gallussäure, ebenfalls Verbindungen
mit Wismutoxyjodid erhalten^). Ihre Darstellung wurde durch den Umstand entschul-
digt, daß man bei der Herstellung von Verbandgaze, die mit Airol imprägniert werden
soll, auf große Schwierigkeiten stößt, während die Wismutoxyjodidlacke des Tannins
durch ilire physikalische Beschaffenheit sich für diesen Zweck gut eignen sollen. Doch
hat diese Modifikation bei der großen Uberfüllung des Marktes mit ähnlichen Präparaten
keinen Anklang gefunden. Bei der Ein^^'irkimg von Tannin auf Wismutoxyjodid oder bei
der Darstellung dieser Verbindung aus frisch entstehendem Wismutosj'jodid können sich
') DRP. 113 128. 2) Kori-espond(-tizbl. f. Schweiz. Arzte 1900, Nr. 1.
3) DRP. 80 399. *) HRP. 82 593. '") Bayer, DRP. 295 988.
Wismut. 669
drei Körper bilden, die einen verschiedenen Gehalt an Wismut und Jod zeigen. Die für
therapeutische Zwecke empfohlene Substanz erweist sich als ein Gemenge der drei folgen-
den Wismutoxyjodidlacke ') :
CsHo^O^^'-' C,H,-0^^'-' C.H,^0^^'''
I OH I OH I OH
CO CO CO
I 1 I
O O o
C„H,^OH C,H,(0>S"' CeH.,(0>«'"H
COOK COOK COOK
VVismutoxyjodidagaricinat-), wegen der antihydrotischen Eigenschaften der Agaricin-
säure dargestellt, entsteht durch Einwirkung von Jodwasserstoff auf einfach basisch
agarinsaures Wismut oder Wismutoxyjodid auf Agaricinsäure resp. Alkaliagaricinate.
Da Tetra jodphenolphthalein zwei freie Hydrosyle hat, so gelingt es leicht,
durch Umsetzen de.s Xatronsalzes des Tetrajodphenolphthaleins mit lösUchen
Salzen der SchwermetaUe zu den Tetrajodphenolphthalein-Metallrerbindungen
zu gelangen, in denen die Wasserstoffe der Hydroxylgruppen durch Metall
ersetzt sind^). Es wiurden von solchen Verbindungen das Zinksalz, das Eisen-
salz, das Quecksilber- und Wismutsalz dargestellt. Letzteres kann man in zwei
Modifikationen erhalten : als neutrales Wismutsalz
p/C^HjJjON
p TT / \C«HoJ<»0 I Tj;
und als basisches Salz
•-6^4X00^== O
Letzteres wurde unter dem Namen Eudoxin in die Therapie eingeführt,
konnte sich aber nicht behaupten, trotzdem ihm ja, wie allen basischen Wismut-
verbindungen, die diesen eigentümlichen therapeutischen Eigenschaften zu-
kommen müssen (s. S. 650). Der hohe Preis dieser Verbindungen dürfte neben
der Übersättigung des Marktes mit ähnlichen Präparaten der Verbreitung im
Wege gestanden sein.
Die therapeutischen Eigenschaften aller dieser Verbindmigen beruhen,
wie wir wiederholt erwähnt haben, auf der Gtegenwart von Wismut, bei den
Oxyjodidverbindimgen auch noch auf der Abspaltung der Jodkomponente.
Man erzielt aber keinen Vorteil, wenn man auch Halogen in die organischen
Säuren einführt. Ein solches Präparat wurde diu-ch Einwirkimg von Mono-
imd Dibromgallussäure auf Wismutoxyjodid in der Wärme erhalten.
Während die Einführung von organischen Säuren in die Wismutverbindmig
für deren antiseptische Wirkung, namentlich im Darme, aus dem Grunde gleich-
gültig ist, weil diese Säuren in alkahscher Lösung keineswegs gärungshemmend
wirken, erweist es sich als von Vorteil, Wismut mit Phenolen zu kombinieren,
die auch in alkalischer Lösung antizymotische Fähigkeiten besitzen.
Von Bedeutimg ist bei der Auswahl der mit dem Wismut zu kombinierenden
Phenole neben der antiseptischen Ki'aft. derselben noch die Größe ihrer Giftig-
keit. Die Wismutphenolate üben in vitro keine abtötende Wirkung auf Fäulnis-
bakterien aus, sie hemmen sie in ihrer Wirkung nur wenig. (Ahnlich verhält
sich auch Jodoform.) Durch den Magensaft bzw. durch die Salzsäure des-
selben wird nur wenig Wismut als Chlorwismut abgespalten, so daß diese Ver-
1) DRP. 101 776. 2) Riedel, BerUn, DRP. 138 713. ^) DRP. 87 785.
670 Antiseptica und Adstringentia.
biudungen nahezu unzersetzt in den Dünndarm gelangen, wo sie langsam in
ihre beiden Komponenten gespalten werden. Alle diese Verbindungen erweisen
sich als sehr wrksam bei akuten und chronischen Magen- und Darmbeschwerden.
Dargestellt wurden in dieser Reihe Phenolwismut, m-Kresolwismut und /^-Xaph-
tholwismut^). Das letztere wurde unter dem Namen Orphol eine kurze Zeit
als Antiseptieum und als Adstringens benützt. Wie alle Körper dieser Reihe
ist es geschmacklos. Auch vom PyrogaUol, welches sich durch seine stark
reduzierenden Eigenschaften, namentlich in alkalischer Lösung auszeichnet,
wurde eine nicht giftige Wi^mutverbindung dargestellt. Ebenso wurde eine
Wismutoxyjodidvcrbindung des Pyrogallols ganz analog nach dem zur Ge-
wLmiung des Airols empfohlenen Verfahren erhalten^). Auch das OxypjTogallol
genamite, aus PjrogaUol durch Einwirkung von atmosphärischer Luft und
Ammoniak erhaltene Oxydationsprodukt wurde zur Darstellung einer Wismut-
oxyjodidverbindung benützt, ohne daß diese je Verwendung gefixnden hätte.
Das Wismutsalz der Gallussulfosäure besitzt keine nennenswerten adstringierenden
Wiikungen, hingegen aber das basische Wismutsalz der Gallocarbonsäure. Man läßt
(iallocarbonsäure auf saure Lösungen von Wismutsalzen oder auf Wismuthydroxj'd ein-
wirken').
Läßt man auf Wismuthydroxyd oder basische Wismutsalze Gallocarbonsäure bei
Gegenwart von Alkali einwirken, so erhält man basisch gallooarbon.saure3 Wismut*).
Man erhält Jod und Wismut enthaltende Verbindungen der Oxychinoline xmd ihrer
Kemhomologen und Substitutionsprodukte, wenn man auf letztere Wismutoxyjodid ein-
wirken läßt. Beschrieben sind die Verbindungen %'on 8-Oxychinolin, 5-Brom-8-oxychinolin,
ö-Methyl-8-oxychinoUn, ö-Methyl-7-jod-8-oxychinolin, 6-Oxychinolin, 5-Brom-6-oxychino-
lin, 7-Oxychinolin, 5.7-Dibrom-8-oxychinolin^).
Einfacher erhält man diese Verbindungen, wenn man auf die Wismutverbindungen
der Oxychinoline Jodwasserstoff oder auf die jodwasserstoffsauren Salze der Oxychinoline
Wismutverbindungen einwirken läßt').
Die Einführung von Halogen in die organischen Säuren, die man mit
Wismut kombiniert, ist aus dem Gnmde zwecklos, weil die halogensubstitiderten
organischen Säuren in Lhreu -Alkahsalzen ebensowenig antiseptisch wirken können
als die halogenfreien Salze. Anders verhält es sich hingegen bei Verwendmig
von Phenolen; da diese auch in alkalischer Lösung ihre antiputride Wirkung
ausüben, so werden diese Verbindungen stärker wirken, wenn Halogen in die
Phenole substituiert wird, da ja die antiseptische Kraft der Phenole durch
Ersatz von Kernwasserstoffen durch Halogen erhöht wird. Aus diesem Grunde
wurde Tribromphenol CgHjBrj • OH , welches viel stärker wirkt als Phenol,
mit dem Wismut kombiniert. Tribromphenolwismut wurde zuerst nur als
Darmantisepticum verwendet. Es war ja das kurze Zeit geheimgehaltene
Mittel, welches bei der großen Hamburger Choleraepidemie versucht wurde").
Erst später wurde es unter dem Xamen Xeroform als Wundantisepticum
empfohlen. Wie Dermatol hat es den Vorzug, gelb gefärbt zu sein. Es ist
lichtbeständig, nicht giftig und reizlos.
Die Herstellung des Tibromphenolwismuts erfolgt durch Wechselwirkung von Tri-
bromphenolalkali und Wismutsalzen*).
Tribrombrenzcatechin erhält man durch Behandlung von Brenzcatechin mit Brom
im Verhältnis von 1 : 3 Mol. unter Ausschluß des Arbeitens in essigsaurer Lösung'). Die
Darstellung von Wismutsalzen des Tribrombrenzeateehins geschieht durch Umsetzung in
alkalischer Lösung^").
M Arch. biol. St. Petersbiu-g 1893, 247. ^) DRP. 94 287, 100 419.
ä) Bayer, DRP. 268 932. ••) Bayer. DRP. 276 072, Zusatz zu DRP. 268 932.
*) Bayer, DRP. 282 455. «) Bayer, DRP. 283 825, Zusatz zu DRP. 282 455.
') Hueppe, Berliner klin. Wochenschr. 1893, 162. ') DRP. 78 889.
») Heyden, DRP. 215 337. ") DEP. 207 444.
Queckailberverbindungen. 671
Zu erwähnen ist noch, daß auch vom Chinolinrhodanati), welchesEdinger')
empfohleu, eine Wismutverbiiidung, Krurin benannt, ein grobkörniges, rot-
gelbes Pulver, als Ai'zneimiltel eingeführt wurde; während die Wismutver-
bindungen sonst ganz reizlos sind, erzeugte dieses Präparat merkwürdiger-
weise nach der Apphkation Schmerzgefühl').
Für innere Anwendung wurde Wismut auch mit Eiweißkörpern kombiniert.
Von solchen Prä^^araten wm-den zwei dargestellt: Wisrautalbuminat, Bismutoso
genannt*), und Wismutpeptonat^).
Wismutalbiuninat wird durch Behandeln mit Formaldehyd in Formaldehyd-Eiweiü-
wismut verwandelt.
A. Busch, Braunschweig, stellt ein im Mageusaft schwer lösliches Jodwismut-
Eiweißpräparat her durch Fällung von Eiweißkörpern mit Kaliumwismutjodid und Er-
liitzen des Niederschlages für sich oder in Gegenwart von Toluol oder Xylol auf Tem-
peraturen von 100 — 130°^).
Das im DRP. 177 109 bescluiebeiie Präparat wird in wässeriger Suspension zur Ver-
minderung der Fällbarkeit mit Formaldehyd behandelt oder die Vorbehandlung mit
Formaldehyd an dem frisch gefällten Niederschlag vorgenommen').
Saure Metallsalze des Guajacols und dessen Homologen erhält man, wenn man die
Lösimg oder Suspension des betreffenden Phenoläthers in überschüssiger Salzsäure oder
Essigsäure mit anorganischen Metallsalzlosungen in der Wärme vermischt, alsdann die
überschüssige Säure im Vakuum abdestilhert, den uoch heißen Rückstand in Alkohol auf-
nimmt und das betreffende saure Salz gegebenen Falles nach dem Abstimipfen noch vor-
handener Säure mit Alkalien durch Zusatz von Wasser ausfällt*).
In der angegebenen Weise lassen sich fast alle basischen Metalloxyde an einen Über-
schuß von Guajacol und dessen Homologen (Kreosole, Kreosot) binden. Wegen ihrer
therapeutischen Wirkung kommen hauptsächUch das Wismutsalz (OH • C,Hj • OCH3)2
(OCH3 • C^U^ ■ 0)s Bi, das Bleisalz OH • CjH^ • OCH3(OCH3)(OCHj)(OCH3)(C,H^O)2Pb , das
Magnesiumsalz (OH • CjHj • OCH3)(OCH3 • CgH, • OjjMg, und das Calciumsalz (OH • C^U^
• OCH3)(OCH3 • CjH^ • OjjCa in Betracht.
Schering, Berlin') stellen wasserlösliche Cerprotein Verbindungen her, indem sie
»inlösliche Cerproteinverbindungen mit Albumosen behandeln. Man fällt Eiweiß mit
Cernitrat und trägt dann den Niederschlag in eine 30 proz. Albumoselösung ein und digeriert.
Quecksilberverbindungen.
Die ungemein verbreitete Anwendung der Quecksilberpräparate bei der
Behandlung der Syphilis und als Antiseptica hat die synthetische Chemie be-
sonders vor zwei Aufgaben gestellt. Einerseits handelte es sich darum, ein
Präparat zu schaffen, welches leicht löslich, subcutan oder intramuskulär sich
injizieren läßt, ohne eiweißfällend (ätzend) zu wirken (bei Injektion der meisten
Quecksilberverbindungen treten wohl durch die ätzende Wirkung der Prä-
parate manchmal starke Schmerzen auf) und welches womöglich langsamer
ausgeschieden wird als Sublimat, das den Organismus rasch verläßt und dabei
wie alle leicht ionisierbaren Quecksilberpräparate an der Austrittsstelle im
Dickdarm infolge der höheren lonenkonzentration zu schweren Geschwürs-
bildmigen Veranlassung gibt. Andererseits hat sich bei der Verwendung des
SubUmats, welches ja eines der kräftigsten antiseptischen Mittel überhaupt
ist und dabei auch als das biUigste sich erweist, in der Chirurgie der Übelstand
gezeigt, daß Sublimat ohne Kochsalz in Wasser sich nur langsam und schwer
M DRP. 80 768, 86 148, 86'251. -) Deutsche med. Wochenschr. 1895, Nr. 24.
') Therap. Monatsheft« 1898, 445. '') Presse möd. 190», 289. — DRP. 117 209.
^) Kalle, Biebrich, DRP. 150 201. «) DRP. 177 109.
') DRP. 189 478, Zusatz zu DRP. 177 109.
") Johannes Potratz, Lübbenau, DRP. 237 019. ^) DRP. 227 322.
672 Antiseptica und Adstringentia.
löst, daher man nicht rasch genug Lösungen dieser Substanz herstellen kann.
Diesen Lösungen haftet aber der Fehler an, daß man im Gegensatze zur Carbol-
säure und ähnlichen organischen Desinfektionsmittebi keine MetaUinstrumente
in ihnen sterilisieren kann, weil Sublimat sofort unter Abscheidung von me-
talUschem Quecksilber reduziert wird. Es bestand nun die Aufgabe darin, ein
Präparat zu schaffen, welches dm-ch Metalle aus seinen Lösungen nicht reduziert
werden kann und mit dieser Eigenschaft womöglich die andere verbindet, in
\Vasser prompt und leicht löslich zu sein.
Trotz der zahlreichsten Vei'suchc dieser Art kann man nicht l)ehaupten,
daß diese beiden Probleme in allgemein zufriedenstellender Weise gelöst worden
wären. Keines der vielen für diese Zwecke vorgeschlagenen Präparate konnte
trotz der größten Bemühung seitens der Darsteller eine allgemeine Anwendung
erhalten. Die meisten führten nur ein ephemeres Dasein. Alle Versuche dieser
Art hier anzuführen, ist wohl nicht die Aufgabe dieses Buches. Wir werden
uns nur bemühen, an einer Reihe von ausgewählten Beispielen die Richtung
zu zeigen, in denen die mehr oder weniger erfolglosen Versuche, dem Problem
nahezukommen, sich entwickelt haben, imi so jeden künftigen SAnithetiker
auf diesem Gebiete abzuhalten, die bereits erfolglos gewandelten Bahnen mit
gleichem Mißerfolge wiederholt zu betreten, wie es ja in Unkenntnis des wahren
Sachverhaltes auf den verschiedensten Gebieten der Arzneimittelsynthese sehr
häufig geschieht.
Anscheinend war man dem Probleme, wasserlösliche Quecksilberverbin-
dungen, die, ohne ätzend zu wirken, injizierbar sind, in dem Momente sehr
nahe getreten, als die Darstellung des kolloidalen, wasserlöslichen Quecksilbers
gelungen war^). Beruht ja doch der schmerzhafte Effekt der Injektionen von
Quecksilberpräparaten insbesondere darauf, daß die Quecksilbersalze fällende
Eigenschaften auf Eiweißkörper zeigen, und so zu entzündlichen Reizungen
an der Injektionsstelle Veranlassimg geben.
Das wasserlösliche Quecksilber, Hyrgol genannt, erhält man, wenn man Quecksilber-
salze, z. B. Quecksilberoxydulnitrat, mit salpetersaurem Zinnoxyd reduziert und die
entstandene dunkle Lösung mit einer Lösung von citronensaurem Ammoniak versetzt,
worauf das gelöste kolloidale Quecksilber als schwarze Masse ausfällt. ^
Diese Masse gibt mit Wasser eme dunkle, stark fluorescierende Lösung.
Aber die Lösungen des kolloidalen Quecksilbers haben den großen Nachteil,
daß sie Spuren von Citronensäure und von Zimi enthalten, femer setzen sie
beim Stehen fortwährend einen Sehlamm von feinst verteiltem metallischen
Quecksilber ab, so daß der Gehalt der Lösmig Schwankungen ausgesetzt ist 2).
Über den therapeutischen Wert des wasserlöslichen Quecksilbers kann man
gegenwärtig wohl noch kein abschließendes Urteil fäUen^). Man hat nach
verschiedenen Methoden kolloidales Quecksilber dargestellt, ohne daß dieses
Präparat trotz größerer Remheit sich in die Therapie gut eingeführt hätte.
Werden gewisse Kolloide, wie Gelatine, Gummi usw. in Lösungen mit Pyrogallol,
Brenzcatechin, Hydrochinon, Aminophenolen gemischt, imd gibt man dieser Mischung
Quecksilbersalze, wie Sublimat, zu, so entstehen weiße bis gelbe Niederschläge, die durch
Zusatz von Alkohol noch vermehrt werden können. Setzt man diesen Suspensionen Alkali
zu, so erfolgt momentan Reduktion mid das Quecksilber gelangt in kolloidaler Form zur
Abscheidung. Es lassen sicli so feste Hydrosole des Quecksilbers mit 80% Hg-Gehalt
erhalten. Wird kein Reduktionsmittel zugegeben, so erhält man Quecksilberoxyd als
Hydrosol*).
M Lottermoser, Journ. f. prakt. Chemie 5T, 484 (1898).
=) Höhnel, Pharmaz. Ztg. 1898, 808.
") Werler, BerUner klin. Wochenschr. 1898, 937. *) Kalle, DRP. 286 414.
Quecksilberverbindungen. (573
Lutosargin ist kolloidales Quccksilberjodid.
Die Quecksilberverbindungcii für Injektionen lassen sich in mehrere
Gruppen trennen: Verbindungen, in denen Quecksilber den Hydroxylwasscr-
stoff in Phenolen oder Kernwasserstoff ersetzt oder Wasserstoff von basischen
Resten und in Quecksilbersalze versdiiedener organischer Säuren, die als
solche keine so ätzenden Eigenschaften wie Sul^hmat besitzen sollen. An
diese Gruppe scliließt sich die Darstellung von den verschiedensten Eiweiß-
verbindungen des Quecksilbers an, von der sehr richtigen Voraussetzung aus-
gehend, daß solche Präi^arate die geringste Ätzwirkung haben müssen.
Die Verbindungen des Quecksilbers mit Phenolen erhält man, wenn man in eiro
saure Lösung von salpetersaure ni Quei ksilberoxj-cl eine alkalische Lösurg eines Phenols
einträgt. Es kiistallisiert dann eine Doppelverbindung von Phenolquecksilber mit Queck-
silbernitrat heraus. 5Ian kann aiicli das Verfahren in der Weise modifizieren, daß man die
warme, saure Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd in eine alkoholische Lösung
von Phenol gibt, wobei man dasselbe Produkt erhält ').
Nach diesem Verfahren wurden die Quecksilberverbindungen des Phenols,
Ilesorcins, Naphthols, Tribromphcnols, des Phloroglucins und des Thymols
dargestellt, die alle in Säuren, mit Ausnahme der Thyraolverbindung, leicht
löslieh sind, aber deren Salze auch alle sich leicht zersetzen^).
Die therapeutische Prüfung der Resorcin- und der Naphtholverbindungen
zeigte, daß die Einspritzung der Acetate dieser Substanzen heftige Schmerzen
verursacht.
Die drei merciirierten Kresole unterscheiden sich in der Desinfektionskraft.
Das m-Derivat wirkt am stärksten. o-Oxyquccksilberphenolnatrium ist dem
p-Oxyquecksilberphenolnatrium an Desinfektionswert nicht unerheblich über-
legen. Providol (Dioxyquecksilberphenohmtrium) zeigt, daß diu'ch den Ein-
tritt einer zweiten Ox3-quecksilbergruppe in den Benzolkeni die Desinfektions-
ki-aft nicht unerheblich gesteigert wird. Oxyquecksilber-o-chlorphenolnatriniii
(Upsalan) und Dioxyquecksilberphenolnatrium sind besonders wirksam^).
Man erhält im Kern durch Quecksilber substituierte Verbindimgen der Halogen-,
Nitro- oder Halogennitrophenole, indem man entweder die freien Phenole mit QviecksUber-
oxyd oder Quecksilbersalzen oder die salzartigen Quecksilberverbindungen der Halogen-,
Nitro- oder Halogennitrophenole mit oder ohne Zusatz von Lösnngs- oder Verdünnungs-
mitteln erhitzt. Dargestellt wurden p-Chlorphenylquecksilberoxyd, o-Nitrophenylqueck-
silberoxyd*). Man kai\n auch Phenole, die andere Substituenten im Kern haben, für dieses
Verfahren benützen, z. B. Xylenole oder deren Halogensubstitutionsprodukte, zwei- und
mehrwertige Phenole, deren Homologen imd Alkyläther. Beschrieben sind Quecksilber-
p-xylenol der Formel C5H2{CH3)2 • OH • HgO • CO ■ CH3, Quecksilber-kreosol, Quecksilber-
pyrogallol- 1.3-diäthyläther und Quecksilber-monobrom-p-xylenol'').
Thymolquecksilberacetat ist identisch mit dem Thyinoldiquecksilberacetat
von Dimroth C,H(OH)(CH3)(C3H7)(Hg • COCHa)^.
O. Liebreich ersetzte im Formamid den Amidwas.'ierstoff durch Queck-
silber und erhielt so Quecksilberformamid
HCONH „
HCONH-^ ^
Durch die alkab'sche Reaktion des Blutes soll sich angeblich metallisches
Quecksilber im Kreislauf aus der Verbindung abscheiden.
Auch Quecksilberchloridharnstoff wurde m gleicher Richtung versucht.
Diphenylquecksilber (CgH5)2Hg unterscheidet sich von den Phenolat«n
in seinen Wirkungen sehr wesentlich. Dieser Körper ist äußerst giftig und
1) DRP. 48 539. «) Therap. Monatshefte 1890, 51, 128.
') Walter Schrauth imd Walter Schöller, Zeitsehr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.
8», 279 (1916). *) Bayer, Elberfeld, DRP. 234 851.
5) DRP. 250 746, Zusatz zu DRP. 234 851.
Friiukel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 43
(374 Antiseptica und Adstringentia.
eignet aich aus diesem Grunde zu intramuskulären Injektionen nicht, da bei
seiner Anwendung, nicht wie bei den Quecksilberphenolaten, Quecksilber lang-
sam vom Organismus aufgenommen wird, indem es sich aus der Verbindung
heraiisspaltet, sondern es kommt beim Diphenylquecksilber erst nach längerer
Einverleibung durch Kumulativwirkungen zu sehr schweren Vergiftungs-
erschemungen. Bei den eigentlichen Quecksilber[>henolaten ist das Quecksilber
vermittelst Sauerstoff an die organischen Radikale gebunden, daher ist auch
ihre Halt))arkeit inid ihre Resistenz eine geringere. Diphenylquecksilber ist
aber im Organismus viel beständiger, da es nicht dissoziiert, und äußert daher
spät, aber dann um so intensiver seine giftige Wirkiuig. Dieses Verhalten
des Diphenylquecksilbers ist identisch mit dem der von Hepp imtersuchten
Verbindungen :Dimethylquecksilber(CH3)2Hg und Diäthylquecksilber{C2H5)2Hg.
Bei den Versuchen mit diesen Substanzen zeigt es sich, daß infolge der Be-
ständigkeit dieser Verbindungen dem Organismus gegenüber zuerst eine reine
Quecksilberäthylwirkung auftritt, später mischen sich die VergiftungsbUder
des Quecksilbers und des Quecksilberäthj-ls und schheßhch kommt erst die
reine Quecksilberwirkung zur Geltung. Diäthylquecksilber und Äthylqueck-
silberchlorid sowie Dimethylquecksilber machen Erscheimnigen zentraler Natur
und erst nach mehreren Tagen tritt Quecksilber im Harn auf^). Nach Hepp
bewirkt die scheinbar geringe Giftigkeit imd die außeroi'denthche Länge des
Latenzstadiums bei der Vergiftinig die grüßte Gefahr bei der therapeutischen
Anwendung dieser Substanzen. Während bei den üblichen Quecksillierbehand-
lungen das Auftreten bestimmter Symptome, so z. B. der Salivation, Stoma-
titis, Tenesmus und blutiger Stühle uns anzeigt, daß die Kur zu unterbrechen
sei, weil bereits eine Quecksilbervergiftung eintritt, haben wir bei den nicht
dissoziierenden organischen Derivaten des Quecksilbers keine Zeichen, welche
inis die nahende Gefahr verraten, da erst spät, aber dann Tim so heftiger, das
Vergiftungsbild erscheint. Von diesem Gesichtspunkte ans hält Hepp die
Anwendung von nicht dissoziablen Derivaten des Quecksilbers in der Therapie
als durchaus verwerflich.
Ai'omatische Quecksilberverbindungen kann man darstellen, weiui man aromatisclio
^Visenverbindimgen, welche dreiwertiges Arsen enthalten, mit Queeksilberoxyd oder
Queeksilbersalzen behandelt. Aus Phenylarseuoxyd, welches man in Lauge löst und in das
man Sublimat einträgt, erhält man Quecksilberdiphenyl. Aus p-Aminophenylarsonoxyd
erhält man Quecksilberanilin. Aus 3-Nitro-4-oxy-phenylarsenoxyd erhält man Queck-
silber-bLs-nitrophenol usf. -).
Bei den Derivaten des Quecksilbers, die sich als Salze von organischen
Säuren charakterisieren lassen und die wasserlöshch sind, muß man es den
verschiedentlichen Angaben der Erfinder und der Fabrikanten gegenüber
strikte betonen, daß die antiseptische Kraft, sowie die Wirkimg auf Lues nur
auf den Gehalt der Verbmdungen an Quecksilber und auf die Dissoziations-
fähigkeit zu beziehen ist. Es wiu'de Quecksilberoxycyanat empfohlen, welches
angebhch sechsmal so stärkt wirkt wie Subhmat, dabei die Gewebe weniger
reizt und die Instrumente nicht angreift. Trotz dieser Angaben hat diese Ver-
bindung in der Therapie kaum ein Eintagsdasein geführt. Viel mehr Erfolg
hat man bei der Anwendung von Salzen verschiedener Amhiosäuren gesehen.
Es wird diesen nachgesagt, daß sie gut löshch sind und reizlos wirken. J. v. Me-
ring hat Glykokollquecksilber (NHj • CHj • C00)2Hg, Vollert Succinimid-
quecksilber
C.,H,<^^>N-Hg-N <^^>C2H,
1) B. Hepp, AePP. 'J3, 91 (1887). ^) Höchst, DBP. 272 289.
Quecksilber Verbindungen. G 7 Ö
E. Ludwig Asparagiiiquccksilber [OOC • C'2H3(NH2) • CO(NH2)]2Hg nach dieser
Richtung hin empfohlen. Auch Alaninquecksilber [CHj • CH(NH2) • COOl^Hg
wurde untersucht.
Durch Erhitzen von TjTosin mit Quecksilberoxyd in ■wässeriger Löstmg erhält man
Tyrosinquecksilber, welches sich in Alkalien löst und von Schwefelwasserstoff nicht ge-
schwärzt wird. Es soll völlig reizlos sein').
Die gleiche Verbindung erhält man, wenn man Tyrosin in wässeriger Lösung mit
Mercuriacetat erhitzt ^).
Quecksilberverbindimgen des Tyrosins und seiner Derivate erhält man, wenn man Tyro-
sin oder dessen Derivate bei gewöhnlicher Temperatur in alkalischer Lösung mit Mercuriver-
ttindungen lunsetzt. Dargestellt sind die Quecksilberverbindung des p-Oxyphenyläthylamins
CgHjjONHg, QuecksilberdijodtjTosin, die Quecksilberverbindung des Tyrosinäthylesters,
die Quecksilberverbindung des TjTosins"). Tyrosinquecksilber wird Merlusan genannt.
R. Lüders, Berlin, stellt eine leicht lösliche Quecksilberverbindung durch Behand-
lung von «-Aminobuttersäiu-e mit Quecksilberoxyd her*).
Man erhält aus den unlöslichen oder wenig löslichen Verbindimgen des Cystins und
seiner Derivate mit Quecksilber, Quecksilberchlorid und Silber komplexe Salze mit ampho-
terer Reaktion, wenn man diese Verbindungen in Lösungen von Natriiunchlorid, Natrium-
bromid, Natriumrhodanat, Lithiumchlorid löst und die Lösung mit Aceton, Äthyl- oder
Methylalkohol oder Äther im Überschüsse füllt. Beschrieben sind: Cystinquecksilber-
Xatriiunclilorid, Cystinquecksilber-Natriunibromid, Cystinquecksilber-Lithiumchlorid, Cy-
stinquecksilber-Natriumrhodanat, Cystinquecksilbcrchlorid-Natriumchlorid, Cystinqueck-
silberchlorid-Natriumchlorid, Cystinquecksilberchlorid-Natriumbromid*).
Von den pheiiolessigsauren Verbindungen des Quecksilbers ist zu sagen,
daß sie meist in Wasser unlöshch und daher nur in Vehikehi injizierbar sind.
Alle unlöslichen Quecksilberverbindungen haben bei der Injektion den Nach-
teil, daß sie unter der Haut oder in einem Muskel abgelagert werden und es
von diesem Depot aus zu einer plötzlichen Quecksilberresorption und so zu
einer Quecksilber vergiftmig kommen kami. Solche Nachteile muß man den
Salzen der Benzoesäm-e, Tribromphenolessigsäure, Resorcinessigsäure usw.
nachsagen. Die alkylschwefelsamen Salze, so z. B. äthyl schwefelsaures Queck-
silber, sind sehr leicht zersetzlich, und durch Wasser wird aus ihnen unlösliches
basisches Salz abgespalten.
Cystinal ist Cystinquecksilberchlorid-Chlornatrium. Der Wert dieses Pi'ä-
parates wird angezweifelt.
Die Darstellung einer Quecksilberverbindimg der p'-Naphtholdisulfosäure_R geschieht
aus Sublimat und der Säure bei Gegenwart von Alkalicarbonat*).
Eine analoge, in Wasser lösliche Verbindung ClHg • OCj^Hj • SOjNa erhält mau aus
Schäfferseher Säiu'e resp. deren Natriumsalz (/yj/yj-naphthosulfosaurem Natrium) Sublimat
und Soda*).
Quecksilberdipropiousäm-e °) und Quecksilberdibenzoesäui'e') sind völlig
ungiftig, denn der Quecksilbergehalt der bikomplexen Säuren resp. ihrer
Alkahsalze kommt im Gegensatze zu den Quecksilberdialkylen imd -diacylen
nicht zur Entfaltmig der Giftwirkung, da die Verbindimgen schon iiuierhalb
24 Stunden mizersetzt und vollständig ausgeschieden werden. Die entsprechen-
den Alkyl- oder Acylverbindungen aber werden in Ermangelung dieser Aus-
scheidungsmögUchkeit vom Organismus zersetzt und ergeben dann die schweren
Giftwirkungen des Metalls.
1) Bayer, Budapest, DRP. 267 411.
-) DRP. 207 412, Zusatz zu DRP. 267 411.
^) Hoffmann- Laroche, DRP. 279 957. ■■) DRP. 306 198.
^) Bernhard Stuber, DRP. 307 858.
*) Akt,-G. f. Anilinfabrik., Berlin, DRP. 143 448.
) Akt.-G. f. Anüinfabrik., Berlin, DRP. 143 726.
') E. Fischer imd J. Mering, BB. 40, 380 (10O7).
') Pesci, Chem. Centralblatt 1901, II, 108.
43*
9
676 Aiitiseptica iiiiil Adstringentia.
Große Verbreitung hat die Verwendung des Quecksilbersaüeylates gefunden.
Dieser Körper enthält Quecksilber gleichsam larviert, weil es diu-ch Schwefel-
wasserstoff oder Schwefelammonium nicht gefällt wird. Quecksilber ersetzt
in der Salicylsäure sowohl den Carboxyl- als auch Kernwasserstoff. Wenn
auch das Präparat an und für sich wasserunlöslich ist, so gibt es doch mit
Chloralkahen wasserlösliche Doppelsa Ize^).
Salicylquecksilber ist ein mildes, nicht sehr stark wrkendes, unlösUches
Quecksilberpräparat.
Das Hydrargyrum salieylicum ist das in Wasser milüsliclie Anhydrid der Oxyqueck-
.tilbercarbonsäure'').
Man läßt, um zu gut krystallisierenden und leicht zu reinigenden Verbindungen zu
kommen, Quecksüberacetat nicht auf die Säuren, sondern auf die Ester aromatischer
Cai'bonsäuren einwirken und unterwirft die so erhaltenen komplexen Quecksilbercarbon-
säureester der Verseifung.
So erhält man aus Salicylsäureglykolester und Quecksüberacetat durch dreistündiges
Kochen das Acetat des queeksilbersubstituierten Esters, das man mit Lauge verseift, mit
Schwefelsäure fällt, wobei sich das Anhydrid der o-Oxyquecksilhersalicylsäuro (Hydrargy-
riun salicylicima) abscheidet. Aus Methylanthranilsauremethylester erhält man das innere
Anhydrid einer Oxyquecksilbermethylanthranilsäure. Aus p-Aminobenzoesäureisobutyl-
ester erhält man ebenfalls das entsprechende mercurierte Anhj'drid. Aus Phenylglycin-
äthylester gelangt man zum Anhydrid der Oxyquecksilberphenylaminoessigsäure^).
Alkaliphenolate des o-Oxyquecksilbersalicylsäureanhydrids und der sekundären
Alkalisalze der o-QuecksUbersalicylsäure in fester Form werden dargestellt, indem man
das Quecksilbersalicylat der Pharmakopoe in 1 resp. 2 Mol. wässerigem bzw. alkoholischem
Alkali löst und die erhaltene Lösung im Vakuum eindampft oder mit Eällungsmitteln
versetzt.
Leicht lösliche Verbindungen des salicylsaiu'en Quecksilberoxj'ds'') werden folgender-
maßen dargestellt: Es wurde gefunden, daß nicht nur die gegen Lackmus neutral reagie-
renden stickstoffhaltigen Körper, wie Säureamide, Harnstoffe, Urethane, Eiweiß usw.,
sondern auch solche Derivate, die stärker sauren Charakter zeigen, d. h. auf Lackmus mehr
oder weniger stark reagieren, befähigt sind, mit den Quecksilbersalicylnlkalisalzen beständige
Körper zu geben, die neutrale Verbindungen darstellen und beim Einleiten von Kohlen-
säure verhältnismäßig beständig sind. Hierdurch wird eine größere Haltbarkeit und auch
eine günstigere therapeutische Wirkung erzielt. Derartige Verbindungen können in ihrer
Konstitution die größte Abweichung zeigen ; nur müssen sie eine Imidgruppe neben Resten,
die eine Säurenatur bedingen, enthalten. Zu dieser Körperklasse sind Säui'eamide, Barbitur-
säuren, Parabansäure, andere Säureiu-eide imd deren Derivate zu zählen. Sie zeigen gegen
Lackmus mehr oder weniger stark saiu'e Reaktion und bilden alkalisch reagierende Salze.
Die Quecksilberverbindungen können in der Weise erhalten werden, daß man das Queck-
silbersalicylat als Alkalisalz mit den stickstoffhaltigen Derivaten zusammenbringt oder
das freie Salicylat mit den entsprechenden Alkalisalzen reagieren läßt, oder aber das
Gemisch des Hydrargyrum salieylicum und der Stickstoffverbindimgen mit Alkalien
behandelt.
Leicht lösliche Verbindimgen des salicylsauren Quecksilheroxyds mit Aminofett-
säuren und Alkali werden hergestellt, entweder durch Auflösen des Präparates in den
Alkalisalzen der Aminofettsäuren, oder zuerst in Alkalien und nachherigon Zusatz der
Aminofettsäure. Beschrieben ist die Verbindung mit Alanin, mit GlykokoU und fi-Amino-
oxybuttersäure. In gleicher Weise kann man leichtlösliche Verbindungen bekommen,
wenn man statt Aminosäuren soche stickstoffhaltige Körper verwendet, die bei neutraler
Reaktion sauren und basischen Charakter besitzen. Solche Körper sind: Dicyndiamid,
Harnstoffe und andere Säureamide, Polypeptide und Albumosen sowie Eiweißkörper,
femer Nucleinsalze und Xanthinbasen^).
In dem Verfahren des DRP. 227 391 wird salicylsaures Quecksilberoxj'd diu'ch
andere Oxyquecksilbercarbonsäuren bzw. ihre Anhydride oder Derivate ersetzt °). Von
^) Über Wirkungen vgl. Aranjo, Wiener Med. Presse 1888, 10. — Schadeck,
Monatshefte f. prakt. Dermat. 1888, Nr. 10.
-) Schöller und Schrauth, DRP.-Anm. Seh. 30 511 (versagt).
^) DRP. 248 291.
*) Bayer & Co., Elberfeld, DRP. 227 391.
') DRP. 224 435, 224 864, Zusatz zu DRP. 224 435.
«) Bayer & Co., Elberfeld, DRP. 229 674, Zusatz zu DRP. 224 435.
Quecksilberverbindungen. 677
Vertretern dieser Körperklsisse sind in der Literatur nur wenige bekaiuit, wie außer dem
stilicylsauren QuecksUberoxyd (Oxymercurisalicylsäureauhydrid) die Oxymercuribenzoe-
säui-eanhydride^). Sie werden entweder durch Erhitzen der entsprechenden Säure mit
QuecksUberoxyd in einem beliebigen Lösungsmittel oder durch Erhitzen des Quecksilber-
salzes der entsprechenden Säure auf höhere Temperatur erhalten. Diese Oxyquecksilber-
carbonsäuren zeigen alle die therapeutisch wichtige Eigenschaft, das Quecksilber im sog.
halbgebundenen Zustande zu enthalten, wodurch das Quecksilber nur langsam im Orga-
nismus zur Abscheidung gelangt und mierwünsohte Nebenwirkungen vermieden werden.
Die Doppelverbindung aus Oxymercuribenzoesäureanhydrid imd diäthylbarbitursaurem
Natrimn ist krystaUinisch, in Wasser mit neutraler Reaktion sehr leicht löslich, unlöslicli
in organischen Solventien; sie scheidet die freie Mercurisäure wieder ab.
Das in Wasser, Alkohol und Äther unlösliche Oxymercuri-o-chlorbenzoesäureanhydrid
(durch Erhitzen des o-chlorbenzoesauren Quecksilbers auf 140 — 145° erhalten) gibt mit
Glutarsäureimid eine in Wasser leicht lösliche krystaUinische Doppelverbindung.
Auch in dem Verfaliren des DRP. 224 864 ist das salicylsaure QuecksUberoxyd
diu-ch andere OxyquecksUbercarbonsäuren bzw. ihre Anhydride oder Derivate zu ersetzen.
Die Doppelverbindungen aus Quecksilber-m-oxj-benzoesäureanhydrid und Acetamid, sowie
aus Oxymercuribenzoesäureanhydrid mid Coffein sind krystaUinisch und in Wasser löslich.
Es können auch andere stickstoffhaltige Körper von gleichzeitig basischem und saurem
Charakter, wie Harnstoffe, Eiweißkörper, AlkaUsalze der Acylaminofettsäuren, wie z. B.
acetylaminoessigsaures Natrium, Benzoylalaninkalium usw. Anwendung finden').
Salicylsaures QuecksUberoxyd wird in dem Verfahren des DRP. 224 435 durch
andere OxyquecksUbercarbonsäuren bzw. ihre Anhydride oder Derivate ersetzt. Es gehen
z. B. Oxymercuri-m-oxybenzoesäm'eanhydrid (erhalten durch Kochen von QuecksUber-
oxyd und m-Oxybenzoesäure) mit Alanin und Oxymercuribenzoesäureanhydrid mit Aspa-
ragin unter Zusatz von Alkali leichtlösliche Verbindungen ein^).
.\zoderivate der QuecksUbersalicylsäure erhält man, werm man Mercurisalicylsäure
in alkalischer Lösung mit aromatischen Diazoverbiudungen bei gewöhnlicher Temperatur
kuppelt. Durch den Eintritt des Azorestes läßt sich der chemische Charakter beeinflussen,
so daß man je nach der angewendeten Azokomponente zu Verbindungen gelangt, leicht
löslich in kohlensauren Alkalien oder auch in Wasser').
Dazu kamen noch Versuche, solche mercurierte Verbindungen mit organi-
schen Arsen Verbindungen zu kombinieren.
Ein solches Präparat ist das Enesol, der saure Salicylester der Arsensäure,
in dem die drei Hydroxylgruppen durch Quecksilber ersetzt sind. Es ist
weniger giftig als SaUcylquecksilber, auch wenn man den geringeren Queck-
silbergehalt in Betracht zieht, imd wasserlöslich.
Weitere solche löslich gemachte Salicylquecksilberverbindimgen sind
Asurol*), das Doppelsalz des oxyquecksilbersalicylsauren Natriums mit amino-
oxyisobuttersatirem Natrium und Embarin, die Sulfoverbindmig der Queck-
silbersaUcylsäure, die ebenfalls leichter löslich ist als Salicylquecksilber.
SaUcylquecksilber ( j?^ — ~-q selbst ist in Diäthylendiamin (Piperazüi)
gut löslich. Hg-^^^'^
Die Giftigkeit des SalicylquecksUbers ist je nach dem Lösxmgsnoittel
different.
Asurol ist am giftigsten, dann folgt die Lösung in Piperazin, wähi-end im
Embarin und im Enesol die Giftigkeit auch im Verhältnis zum geringeren
Quecksilbergehalt erheblich verringert ist.
Reizlose, leicht lösUche Doppelverbindungen aus OxyquecksUbercarbonsäuren, ihren
Anhydriden oder Substitutionsprodukten werden dargestellt, indem die mercurierten Ver-
bindungen mit Ammoniak, Amineu und Aminofettsäuren oder ihren Salzen und ähiüichen
1) BB. 33, 2870 (1902).
-) Bayer & Co., Elberfeld, DRP. 229 575, Zusatz zu DRP. 224 435.
^) Bayer & Co.. Elberfeld, DRP. 229 781, Zusatz zu DRP. 224 435.
*) Fahlberg, List & Co., DRP. 300 561.
5) A. Neisser,Therap. Monatshefte 23. 627 (1909). — W. Schöllerund W. Schrauth,
ebenda, S. 631.
(578 Antiseptiea und Adstringentia.
Substanzen behandelt werden; so wird z. B. eine Verbindung aus Queeksilbersalioylat
mit Alanin und Athylendiamin resp. mit Piperidin und Succinimid sowie die Verbindung
aus Oxymercuri-m-oxybenzoesäureanliydrid (aus m-Oxybcuzoesäure und Quecksilboroxyd)
init Diäthylbarbitursäure und Piperidin beschrieben').
Novasurol ist eine VerbLiidnag von Asuiol (oxymercurichlorphenoxyl-
essigsaures Natrium) mit Diäthylbarbitursäure. Es soll das ungiftigste von
den löslichen Quecksilberpräparaten sein. Novasurol und in geringerem Grade
Hydi'argyrum salicylicum-Injektionen wirken stark diuretisch (auch Kalomel
ist ein Diureticum) ; andere Quecksilberinjektionen zeigen diese Wirkung nicht*).
Meracetin ist Anhydromercuribrenzcatechinmonoacetsäure.
Nitrooxj'mercuribenzoesaures Natrium
NO,
^HgOH
COONa
wird zum Teil im Organismus in die Aminoverbindung übergefühi-t.
Acetj'laminomercuribenzoesam'es Natrium (Toxyiion)
NH ■ CO • CH,
;C00 ■ Na
HgOH
Sowohl die Nitro-, als auch die Acetylamino Verbindung (Toxyuon) sind
wenig giftig.
Die Toxizität der aromatischen Quecksilberverbindungeii differiert, erheb-
lich, je nachdem das Quecksilber maskiert ist oder nicht. Die halbmaskierten
Verbindungen sind wesentlich giftiger als die ganz maskierten, aber die halb-
maskierten Verbindungen scheinen wieder wesentHch ungiftiger zu sein wie
die ionisierbaren*).
Nach den Untersuchungen von Doehring*) besitzt von den gebräuch-
lichsten unlöslichen Quecksilbersalzen Kalomel die stärkste spirillocide Wir-
kxmg; in zweiter Linie kommt Quecksilbersahcj'I, an dritter Stelle Mercinol
(Oleum cinereum).
Unter dem Namen Hydrargol wiu'de p-phenolsulfosam-es Quecksilber
C6H4 • OH • SO3 • Hg empfohlen, welchem die Eigenschaft zukommen soll,
keine EiweißfäÜung zu erzeugen und die Instrumente nicht anzugreifen, aber
dieses Salz ist leicht dm'ch Wasser zersetzbar.
Kolloidallösüche Quecksilberverbindungen der Oxybeuzolsulfocarbonsäuren und deren
Homologen erhält man durch Mercurierung dieser Sulfocarbonsäuren in saurer Lösung, oder
indem man entweder die wässerige Lösung von Oxybenzolsulfocarbousämen oder deren
Homologen mit Lösimgen von Quecksilbersalzen stehen läßt oder erwärmt oder die Sulfo-
carbonsäuren mit Wasser und einer zur Absättigung der drei sauren Gruppen dieser Säuren
unzureichenden Menge Quecksilberoxyd (d. h. weniger als l'/j Mol. auf 1 Mol. Oxybenzol-
sulfocarbonsäure) st«hen läßtodererwärmtoderdie in Wasser wenig löslichen oder unlöslichen
Quecksilberverbindungen der Oxybenzolsulfocarbonsäviren mit Säuren erwärmt oder Ver-
bindungen bzw. Gemische, die zugleich Quecksilber oder Salieylsäure oder deren Homologen
enthalten, mit konz. Schwefelsäure und anschließend mit einer verdünnten Säure stehen
läßt oder erwärmt^).
') Bayer, DRP. 231 092.
•-) Paul Saxl und Robert Heilig, Wiener klin. Wochenschr. 23, 942 (1920).
'■') F. Blumentha! und Kurt Oppenheim, B Z. 5T, 260 (1913).
*) Deutsche med. Wochenschr. 41, 74 (191.'')).
=) Fahlberg, List & Co., DRP. 321 700.
Queoksilberverbindungün. G 7 9
Zu Injektionszwecken geeignete Quecksilberlösungen erhält man unter Anwendung
von Succinimid, indem man die in Wasser schwer löslichen Quecksilberverbindungen von
Phenolsulfocarbonsäureu, Phenohnono- und Disulfosäureu oder von halogensubstituiorton
Phenolsulfosäuren in Gegenwart von Succinimid in Wasser gelöst werden. Beschrieben
ist die Mercurisulfosalicylsäure (aus 5-Sulfo-2-oxybenzol-l-carbonsäure) und Mercurisulfo-
m-kresotinsäiu'e ').
Anogon ist das Mercurosalz der Dijod-p-phenolsulfosiiure. Es ist ein Auti-
septicum und Antisj'philiticinn. Es wird auch Merjodin genannt.
Das Quecksilberoxydulsalz der Dijodphenol-p-sulfosäure
O-Hg
I I
SOjHg
erhält mau durch Umsetzen von Quecksüberoxydulsalzen mit dijodphenol-p-sulfosauren
Salzen»).
Quecksilberderivate von Phthaleineu und analogen Verbindungen, wie Succineinen
und Sacchareinen erhält man durch Kochen der neutralen Lösungen der Alkalisalze dieser
Phthaleine usw. mit einem großen Überschuß eines Mercurisalzes, insbesondere Quecksilber-
chlorid.
Dargestellt wiudo Quecksüberfluorescein, Quecksilbermethylfluorescein, Quecksilber-
dibromfluorescein, Quecksilbertetrabromfluoreseein, QuecksUbertetrajodfluorescein, Queck-
silberphenolphthaleui, QuecksUbertetrajodphenolphthalein, Quecksilberhydrochinonphtha-
lein, Quecksilberoxyhydrochinonphthalein, Quecksilberresorcinsuccinein, Quecksilber-
Icresorcinsuecinein und Quecksilberresorcinsaccliareüi').
Merciu'ochxom ist Dibromfluoresceinquecksilber.
Ferner ^vllrden von Lumiere und Chevrottier organische Quecksilber-
verbindungen diu'ch Behandkuig alkalischer Lösungen von Phenoldisulf o-
säure mit Quecksilberoxyd in äquimolekularen Mengen dargestellt, welche
leicht löslich sind, Quecksilber larviert enthalten, Eiweiß nicht fällen und die
Haut nicht ätzen*). Sie werden Hermophenyl genannt, enthalten 40% Hg
und sind in fünf Teilen Wasser löslich.
Die sog. Egole sind Quecksilberkaliumsalze der o-Niti'ophenol- res]).
Kresol- oder Thymol-p-sulfosäure (Phenegol, Kresegol, Thymegol). Angeblich
sind sie ungiftig (?!*)).
Mercurophen ist Natriumoxymercuri-o- nitrophenolat, es soll auf Staphylo-
kokkus aiureaus 50 mal stärker wirken als Sublimat.
Für desinfizierende Quecksilberseifen sind nach Walter Schrauth die
oxyquecksilbercarbonsauren Alkahsalze am wirksamsten, da hier scheinbar
die Affinität der Oxygruppe zum Quecksilber eine nur geringe ist mid infolge-
dessen die größte Affinität des quecksilberhaltigen Radikals zu den Bakterien
besteht. Für die praktische Verarbeitmig eignen sich ledigUch die ALkalisalze
der aromatischen Quecksilbercarbonsäuren, die das Metall im Benzolkern so
fest gebunden enthalten, daß auch die stärksten Quecksilberreagenzien keine
lonenreaktion ergeben. Die durch Halogen substituierten Oxyquecksilber-
benzoesäm-en übertreffen in ihi-en wirksamsten GUedern alle bisher gebräuch-
lichen Desinfektionsmittel. Hermophenyl (S03Na)2CgH.>0(Hg) besitzt trotz
40% Quecksilber infolge der Gegenwart von drei sam-en Gruppen im Benzolkern
nahezu keine Desinfektiouskraft (siehe oben), hiiagegen das Afidol, Natriumsalz
der Oxyquecksilber-o-toluylsäure*).
1) Chinoin, Pest, DRP. 310 213. ■) DBP. 245 534.
■<) Fahlberg, LiBt & Co., DRP. 308 335. *) C. r. 132, 145.
^) Gautrelet, C. r. 1899, II, 113. ') Seifensiederzeitung 3», 1276, 1323 (1910).
(jgQ Antiseptica und Adstringentia.
Die Alkalisalze von substituierten Oxyquecksilberbenzoesäuren') werden dargestellt,
indem man solche substistuierten Säuren, die keinen sauren salzbildenden Substituenten
enthalten, mit einem Äquivalent AlkaU, und zwar Oxyd, Hydroxyd oder Carbonat, in
wässerige Lösung bringt und diese Lösung im Vakuum zur Trockne dampft oder mit
organischen Lösungsmitteln abscheidet. Durch Einführung von Halogen-, Alkyl- bzw.
Arylgruppeu, sowie Oxalkyl- und Stickstoffsvibstituenten erfälirt die Desinfektionskraft
des oxyquecksUberbenzoesauren Natriums eine starke Erhöhung, dagegen wird durch die
Einführung salzbildender saurer Gruppen in den Benzolkern, wie Carboxylphenol- oder
Sulfogruppen, die Desinfektionskraft stark herabgesetzt. Es wvu'den dargestellt die Na-
triumsalze aus Oxyquecksilber-o-toluylsäureanhydrid, Oxyquecksilber-o-chlorbenzoesäure-
anhj'drid, Oxyquecksilber-acetyl-anthranilsäureanhydrid und Oxyquecksilber-p-methoxy-
benzoesäureanhydrid.
Die Salze der kemsubstituierten Quecksilberverbüidungen aus Alkyl-, Halogen- oder
Alkylhalogenbenzoesäuren zeigen eine Desinfektionswirkimg, die derjenigen von Queck-
silberverbindungen, aromatischen Carbonsäuren sowie des Sublimats überlegen ist. Man
erhält die Körper durch Umsetzung der entsprechenden Säuren mit Quecksilberoxyd oder
Quecksilbersalzen bei höhere Temperatur oder durch Erhitzen der Quecksilbersalze der
Toluylsäure oder Halogenbenzoesäure in An- oder Abwesenheit von Verschmelzungs- oder
Lösungsmitteln. Besclirieben sind Quecksilber-o-toluylsäure, Quecksilber-o-chlorbenzoe-
.säure und o-jodbenzoesaures Quecksilber^).
Man kann auch Derivate der Benzoesäure benützen, welche zwei oder mehrere Alkyl-
gruppen oder Halogenatome oder andere Substituenten im Kern enthalten. Solche Queck-
silberverbindungen haben dann höhere Desinfektionskraft als die analogen Produkte des
Hauptpateuts. Beschrieben sind Quecksilber- 1.4-dimethyl-2-benzoesäure, Quecksilber-
trimethylbenzoesäure, Quecksilberveratrumsäiuo ( QuecksUber-3.4-diraethoxybenzoesäure),
QuecksÜber-S.o-dibrombenzoesäure').
WasserlösUche AlkaUsalze von Quecksilberverbindungen der Oxybenzoesulfosäuren
und deren Homologen erhält man durch Behandlung der Quecksilberverbüidungen der
Oxybenzoesulfosäm-e mit Alkali. Beschrieben sind die Verbüidungen der Salicylsulfo-
säuie*).
Eine wesentlich größere Beständigkeit als Embarin (mercurisalicylsulfosaures Natriiun)
haben die Alkalisalze der Merciui-benzoe-mono- imd -polysuU'osäuren. Man verwendet
zur Darstellung Benzoesulfosäm-en an Stelle von Oxybenzoesulfosäiu-en, und zwar in Form
der freien Säur'e, der sauren oder neutralen Alkalisalze. Beschrieben ist merouribenzoe-
sulfosaures Dinatriumsalz').
Die AlkaUsalze der Quecksilberpheuolsulfosäuren des DRP. 132 660, ebenso die der
Quecksilberdipropionsäm-e^) enthalten das Quecksilber lar\'iert, aber sie sollen wirkungs-
los sein.
Schöller und Schrauth') stellen wasserlösliche Präparate aus den Anhydriden
der Oxyquecksilbercarbonsäuren dar, indem sie diese in Wasser in einer äquimolekularen
Menge solcher Alkalisalze lösen, die wenigstens ein Natriumatom an Schwefel gobimden
enthalten, und aus diesen Lösungen das Reaktionsprodukt zur Trockne bringen. Es wird
z. B. Oxyqiiecksilberessigsäureanhydrid in Natriumthiosulfat gelöst; man erhält die Ver-
bindung :
-S — Hg — CHjCHONb
= 0
=o
-O Na
oder man löst Oxyquecksilberbenzoesäureanhydrid in Natriumsulfid und erhält
-HgCeHjCOONa
= 0
= 0
-ONa
Eine Reihe ungesättigter Carbousäuren von dem Tj^nis ACH : CHAiCÜüH ,
in dem A und Aj an Kohlenstoff haftende Reste bedeuten, reagieren leicht mit
Mercurisalzen iu der Weise, daß Körper entstehen, welche an Kohlenstoff
komplex gebundenes Quecksilber enthalten. Leicht gelingt es, Quecksilber
1) Walter Schrauth und Walter Schöller, DRP. 234 054.
^) Bayer - Elberfeld, DRP. 234 914. "j pRp 249 332, Zusatz zu 234 014.
*) Heyden, Radebeul, DRP. 216 267. ^)IDRr. 290 210, Zusatz zu 216 267.
') BB. 40, 386 (1907). ') DRP. 221 483.
Brbenz
Quecksilberverbindungen. (JSl
in die Uoppelbindimg ungesättigter Carbonsäureu einzuführen, wem» man
nicht auf che in Wasser gelösten Säuren selbst, sondern auf die entsprechenden
Carbonsäiu-eestcr in alkohoHschen Lösungsmitteln Quecksilbersalze einwirken
läßt und die komplexen Ester verseift. Man kann auf diese Weise zu mcrcu-
rierten Fettsäui-en und zu mercuricrten Lecithinen gelangen. Aus ZimtsäiuT-
mcthylester erhält man vorerst den mercurierteu Ester C5H5 • CHOCH3 • CH
• HgO(OC)CH3 • COO • CH3 in methylalkohoUscher Lösung mit Quecksilber-
acctat. Aus dem Ester kaim man mit Zusatz von Halogensalzen die Halogen-
verbindung, und zwar das Chlorid C^U^ ■ CHOCH3 • CH • HgCI • COOCH3 und
aus dem Acetatester durch Alkah und nachheriges Ansäuern das Anhydrid
einer Oxyquecksilbercarbousäure CgHj ■ CHOCH3 • CHHgCOO erhalten. Au.s
oleinsaurem Äthyl erhält man in ähnheher Weise eine Ölsäure mit 38% Queck-
silber, ebenso aiis verschiedenen ungesättigten Ketten. Aus Lecithin erhält
man ein mercuriertes Lecithin.
Man kann leicht Quecksilber in die Doppelverbindung ungesättigter Carbonsäuren
einführen, wenn man nicht auf die in AVasser gelösten Säuren selbst, sondern auf die
entsprechenden Carbonsäureester in alkoholischen Lösungsmittehi Quecksilbersalze ein-
wirken läßt und die komplexen QuecksUbercarbonsäureester in der üblichen Weise der
Vorspifiing unterwirft. Beschrieben sind Mercurizüntsäuremethylester, Mercurioleinsäure-
äthylat, Mercuritriolein, Mercurilecithin ^).
Statt Carbonsäureester mit offener Kette kann man cyclische ungesättigte Carbon-
säuren verwenden. Solche haben an und für sich schon Wirkvmgen (wie Chaulmugraöl
gegen Lepra, Syphilis usw.), das Quecksilber läßt sich aus ihnen leichter abspalten und
sie üben eine viel intensivere Quecksilberwirkimg aus.
Man löst Quecksilberacetat in Alkohol und rülirt Chauhnugrasäureester ein. Man
filtriert nach 24 Stimden, destiUiert den Alkohol im Vakuum ab, nimmt den Rückstand in
Äther auf und mischt mit Wasser. Durch Verseifen des Esters erhält man die niercurierte
Chaulmugrasäure- ).
Aus Cyclohexencarbonsäureester und QuecksUbernitrat wird durch Schütteln der
quecksilbersubstituierte Ester erhalten. Beim Verseifen mit Lauge imd Fällen mit Säiu'e
erhält man das Anhydrid der Quecksilbercarbonsäure.
Die freien Terpenketocarbonsäuren sowie deren Ester geben mit Quecksilbersalzen
beständige Verbindungen; so erhält man die Acetatquecksübercampherearbonsäure und
die Oxyquecksilbercamphocarbonsäureester^).
Quecksübersalze reagieren auch mit Mono- und Polycarbonsäuren der Acetylenreilie
vinter Bildung komplexer Verbindungen. Das Quecksilber ist lockerer gebimden als in
den Produkten nach DRP. 228 877 und 245 571. Die Verbindungen sind von salben-
artiger Konsistenz. Dargestellt wurden Quecksilberbehenolsäureäthylester, Quecksilber-
stearolester usw. ^).
Zu quecksüberhaltigen Fettsäuren, welche Quecksilber an Kohlenstoff gebunden ent-
halten, gelangt man, wenn man auf Fettsäuren der Ölsäurereihe Mercuriacetat in alko-
holischer Lösung zur Ein\yirkiuig bringt und das Reaktionsprodukt nach Ersatz des Essig-
säureesters durch Halogen mittels HalogenalkaHs in Alkalisalze überführt. So kann man
z. B. Ölsäure in methylalkoholischer Lösung mit Mercuriacetat erwärmen und in kochsalz-
haltiges Wasser eingießen. Die abgeschiedene Quecksüberfettsäure neutralisiert man mit
Lauge. Ebenso kann man von der Erukasäure ausgehen^).
Komj)lexe Quecksilberverbindungen, welche kein ionisierbares Queck-
silber enthalten, zeigen zum Teil außerordentlich hohe mid untereinander
stark differenzierte Desinfektionswerte und manche Individuen dieser Klasse
ivirkeu stärker als die stärksten ionisierbaren Quecksilbersalze. Walter
Schrauth imd W. Schoeller*) prüften mm solche Quecksilberverbindmigen
der Benzoesäure (quecksilberbenzoesaures Natrium) und beobachteten, daß
1) DRP. 228 877. ^) DRP. 245 571.
3) Schossberger tmd Friedrich, DRP. 275 932. *) DRP. 246 207.
') Höclist, DRP. 271 820.
«) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 66, 417 (1910).
g82 Antiseptica und Adstringentia.
yich mit dem Wechsel des am Quecksilber haftenden anorganischen Radikals
eine analoge Abstufung der Desinfektionswertc ergibt v.ic in den Versuchen
von Krönig und Paul. Die Desinfektionskraft der Präisarate hängt ab von
der chemischen Verwandtschaft, mit der die einzelnen Reste an der zweiten
Valenz des Quecksilbers haften.
Sehr groß ist diese „Restaffinität" beim oxyquecksilberbenzoesauren
Natrium und wirkt durch die Substitution der Oxygruppe durch Jod, Brom,
Cyan, Schwefel. Bei dem mit beiden Valenzen am Kern gebundenen Queck-
silber schwindet die Desinfektionskraft vollständig, da die Kohlenstoffverbiii-
dung des Quecksilbers die stabilste imd keine Restaffinität mehr vorhanden.
Die chemische Nebengruppierung ist für die Desinfektionskraft organischer
komplexer Quecksilberverbindungen von entscheidendem Einfluß, voraus-
gesetzt, daß dem mit dem organischen Rest verbundenen Quecksilber ein Rest-
betrag an chemischer Energie verblieben ist^).
Die Einführung von Clilor und Jod, Methyl- \md Methoxylgruppen iu
den Benzolkern des quecksilberbenzoesauren Natriums steigert die Desinfek-
tionskraft erheblich; der Eintritt der sauren salzbildenden Phenol(OH)- imd
Sulfo(S03H)-Gruppe in den Benzolkem schwächt sie dagegen. In ähnlicher
Weise vermindert auch der Eintritt des Aminorestes in den Kern die bacte-
ricide Wirkung. Durch eine Alkylsubstitution in der Aminogruppe wird jedoch
entsprechend der Anzahl der eingefülirten AJkylgruppen die Desiufektions-
kraft wieder gesteigert. Eine saure Substitution in der Aminogruppe setzt
dagegen die Desinfektionskraft der Oxyquecksilberaminobenzoesäm-e (Anthra-
nilsäure) weiter erheblich herab. Durch EUminierung der Kerncarboxylgruppc
aus dem Molekül des oxyquecksilberplieuylglycin-o-carbonsaiu'en Natriums
erfähi-t die Desinfektionskluft der Verbindung wiederum eine Erhöhmig. Der
Eintritt einer zweiten Oxyquecksilbergruppe in den Benzolkern steigert die
Desiuf ektionskraft *) .
Die physiologisch günstigste Bindung ist nach Schrauth und Schoeller,
weini das Quecksilber in der Phenylgruppe aromatischer Substanzen ge-
bunden ist.
Man stellt die Quecksilberverbindungen der Sulfamidbenzoesäure dar, indem man
sulfamidbenzoosaure Salze auf Quecksilberoxyd oder Quecksilbercarbonat einwirken läßt'*).
Man läßt 2.4-disulfamidbenzoesaure Salze auf Quecksilberoxyd oder Quecksilber-
carbonat einwirken*).
Leicht lösliche Verbindungen des Oxymercurisalicylsäureanhydrids (salicylsaiures
Quecksilberoxyd) erhält man durch Einwirkung wässeriger Lösungen der AlkaUsalze von
Monooxyquecksilbersulfamidbenzoesäuren oder von Dioxydiquecksilberdisulfamidbenzoe-
säiuen auf die wässerigen Lösungen von Alkalisalzen der Oxjanercurisalicylsäure. Beschrie-
ben sind
■ OUU • 1 a o-oxyquocksilbersulfamidbenzoesavires Natrium.
• SOO • NH • HgOH ■' ^
COONa
o<j„ i-N ^ di().\ydiqueckäilber-2.-l-disulfaniidbcnzucsaures Natrimn*).
• SO2NH ■ HgOH
L. Lauuoy und C. Levaditi") beobachteten bei experimenteller Kanin-
chensyphiUs sehr günstige Erfolge mit Quecksilberphenylmethyldithiocarbonat.
») H. Bechhold und P. Ehrlich, HS. 47, 173 (1906).
-) W. Sclioeller und W. Schrauth, Zeitschr. f. Hys. u. lufektionskrankh. JO, 24.
=•) DRP. 242 571. ■•) DBF. 242 572, Zusatz zu DRP, 242 571.
'■) DRP. 247 625 «) C. r. 153, 1520 (1911).
Quecksilberverbindungen. 683
])eii Spirillen von Recurreusfiel:)er gegenüber ist es wrkungslos. Es ist ein
komplexes Sulfid, durch Lauge nicht fällbar.
Kernmercurierte Amioobeuzoesäui'ederivate erhält man, wenn man die Quecksilber-
salze der m-Acylaminobenzoesäuren oder die freien Säuren mit QuecksUberoxyd oder
die Salze der Säuren mit einem QuecksUbersalz erhitzt. Beschrieben ist m-Acetylamino-
mercuribenzoesäure, m-Benzoylaminomercuribenzoesäure ^).
Diaminodiphenyl mercuridi carbonsaures Natr iu m * )
NH, NH,
Hg-
COONa COONa
erhält mau (Lüdecke) durch Reduktion einer Verbindung, die beim Erhitzen
des Quecksilbersalzes der Nitrobenzoesäure auf selir hohe Temperaturen ent-
steht. Man kami mit dieser Verbiudiuig 20 mal so viel Quecksilber beim Kanin-
chen einverleiben als mit SubUmat. Auch für Ratten ist diese Verbindung
sehr imgiftig. Sie wirkt auf den Darm nicht reizend. In vitro ist diese Substanz
kein Antisepticum. Die Verbindung wirkt im Organismus ausgesprochen
spirülocid.
Diaminomercuridiphenyldicarbonsaui-es Natrium ist imgiftig, fast ebenso
imgiftig ist düaitromercuridiphenylcarbonsaures Natrium, etwas giftiger ist
dioxj'inercuridiphenyldicarbonsaures Natrium. Es variiert bei diesen drei
Präparaten die Giftigkeit trotz annähernd gleichem Quecksilbergehalt und
sonst gleicher Bindungsart des Quecksilbers.
Das Quecksilbersalz der Diaminomerciu'idiphenyldicarbonsäure ist aber
sehr giftig^).
Sie haben sowohl eine toxische als auch eine spüilocide Wirkung*). Bei
den QuecksUberverbindungen haben die Seitenketten, ähnlich wie bei den
Arsen verbind migen, eine große Bedeutung für die Wirkung. Während die
JMercuridibenzoesäure nicht wirkt, wird diese Verbindung nach Einführmig
von Nitro-, Oxy- und Anihiogruppen deutlich spirülocid. Die Oxygruppen
entgiften sehr wenig, während die Amino- und Nitrogruppen sehr stark die
Giftigkeit herabsetzen. Die Nitrogruppe ihi'erseits erhöht dann wieder be-
trächtlich die spirUlocide Wirkmig des Präparates.
Acetaniinomercuiibenzoesaures Natrium, welches das Quecksilber halb
maskiert enthält, imd paranucleinsam'es Quecksilber sind Verbindungen, mit
welchen man weit mehr Quecksilber in den Organismus briagen kann als mit
anderen maskierten luid ionisierten Quecksilberverbindimgen.
Quecksilbersalvarsan erhält man aus Neosalvarsan oder noch besser
Salvarsannatrium und SubUmatlösung. Es scheidet sich als eine an der Ober-
fläche der Lösung schwebende braungrüne Wolke aus^).
Man löst paranucleinsaiu-es Quecksilber, welches sich mit Essigsäure aus seiner Lösvmg
fällen läßt, in Alkalien und fällt die wasserlösliche Verbindimg mit Alkohol oder man
neutralisiert Parauucleinsäure mit Alkalien und behandelt mit Sublimat und Alkohol').
Die Lösungen von paranucleinsaurem Quecksilber in Alkalien geben beim Behandeln
mit Tanninlösungen Verbindungen, die durch ihre Säureunlöslichkeit zum inneren Gebrauche
bei Syphilis sich empfehlen sollen').
1) Chemische Werke, Charlottenburg, DRP. 264 388.
') F. Blumenthal, BZ. 32, 59 (1911).
3) F. Blumenthal imd K. Oppenheim, BZ. 39, 58 (1912).
*) F. Blumenthal, Zeitschr. f. Immunitätsforsch, u. cxper. Thera]). 41, 47 (litl5).
^) Camillo Zirn, Münchener' med . Wochenschr. 6T, 1017 (1920).
«) Knoll, DRP. 272 687. ') KnoU, DRP. 272 688.
684 Antiseptioa und Adstringentia.
Außerordentlich wirksam in Tierversuchen erwies sich das fast ungiftige
Dimethylphenj'lpjTazolonsulfaminoquecksilbcr. Selbst bei Kcciirrens ist es
noch brauchbar. Carbothiomethylaminophenylessigsaures Kaliumquecksilber,
bei dem beide Quecksilbervalenzen an Schwefel gebunden sind, ist bei Kanin-
chensyphilis und Hühnerspirillose wirksam.
Läßt mau Quecksilberoxyd auf l-Plienyl-2.3-dimethyl-4-sulfamino-5-pyrazolon in
der Wärme einwirken, so erhält man ein Queclvsilberderivat, welches bei sehr geringer
Giftigkeit eine ausgezeichnete spirillocide Wirkung haben soU^).
Man kann statt mit Quecksilberoxyd mit essigsaurem Quecksilberoxyd arbeiten").
Die Einwirkimg des Quecksilberoxyds auf das Pyrazolonderi\at wird in Gegenwart
von Alkalibisulfit als Reduktionsmittel vorgenommen^).
Mercuroaminoverbindungen und komplexe Salze derselben erhält man, wenn man
auf l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-sulfamino-5-pyrazolon ein oder mehrere Moleküle Mercurosalz
einwirken läßt. Dargestellt wurde Mercurophenyldimethylsulfaminopyrazolon*).
Kermnercurierte Derivate der Aminobenzoesäuren und deren Salze erhält man,
werm man die Quecksilber nur mit einer Affinität an den aromatischen Kern gebunden
enthaltenden mercurierten Nitrobenzoesäuren mit alkalischeu oder neutralen Reduktions-
mitteln behandelt. Besclirieben ist die Darstellung der p-p'-Diaminodiphenylmeroiiri-
dicarbonsäure
NHa NH2
I I
-Hg
1 I
COOH COOK
der m-m'-Diaminotliphenylmerciu'idicarbonsäure, der o-o'-Diaminodiphenylmercuridicar-
bonsäure*).
Zwecks Darstellung von Dinitrodiphenylmerciu-idicArbonsäuren kami man die durch
Erhitzen der Queclisilbersalze der Xitrobönzoesäuren auf 200° erhaltenen Quecksilber-
verbiudungen der Nitrobenzoesäuren in alkalischem oder neutralem Mittel so reduzieren,
daß nur 2 Atome Wasseretoff auf 2 Moleküle Nitroverbindung zur Einwirkung kommen.
Beschrieben ist die Darstellung der p-Dinitrodiphenylmercuridicarbonsäure
NO2 NOj
I
Hg-
T
COONa COO • Na
der m-Dinitrodiphenylmercuridicarbonsäure imd der o-Dinitrodiphonylmerciuidicarbon-
säm-e').
Leicht lösliche, im Kern mercurierte Aryloxyfettsäureverbindungeu erhält man, wenn
man entweder die Alkali- oder Ammoniumsalze der OxyquecksUberaryloxyfettsäiu'en mit
Aminosäuren bzw. solchen stickstoffhaltigen Körpern, die bei neutraler Reaktion gegen
Lackmus gleichzeitig basischen und sauren Charakter besitzen, oder mit Iminoverbindungen
von Säurecharakter oder die freien Oxyquecksilberaryloxyfettsäuren mit den Alkalisalzeii
der erwähnten stickstoffhaltigen Verbindungen mit Ammoniak, organischen Basen, Atz-
alkalien und Alkalicarbonaten behandelt. Besclirieben ist die Darstellung von oxymercuri-
phenoxyessigsaurem Natrium mit Alanin und die Verbindung von Veronalnatrium mit
Oxy-mercuri-o-chlorphenoxyessigsäure ' ).
Man erhält mercurierte Aminoverbindungen, wenn man die Alkalisalze der Amino-
methandisulfosäure bei Gegenwart von Wasser mit Quecksüberoxyd behandelt, z. B. die
Quecksilberverbindung des aminodimethylsulfonsauren Kaliums CHNOjSjHgKj, welche
sich beim Erhitzen unter Abscheidimg von Quecksilber zersetzt*).
') Givaudan und Scheidlin, DRP. 261 081.
=) DRP. 261 082, Zusatz zu 261 081.
=•) DRP. 266 578, Zusatz zu DRP. 261 081.
*) Schweizerisches Seriun-Institut, Bern, DRP. 307 893.
") Chemische Werke, Charlottenburg, DRP. 249 725.
«) DRP. 251 332, Zusatz zu DRP. 249 725. ') Bayer, DRP. 264 267.
«) Riedel, DRP. 279 199.
Quecksilberverbindungon. G85
Merciirieito Aminoarylsulfosäuren erhält man, wenn man aminoarylsulfosaures Queck-
silber oder Gemenge von Aminoarylsulfosäuren mit deren QuecksUbersalz bildenden Stoffen
so lange erwärmt, bis die entstehende Qiieeksilberverbindung alkalilöslicli geworden.
Beschrieben sind: Mercurimetanilsaures Natrium, Mercuriaminophenolsulfosaures Natriiun,
das saure Natriumsalz der Mercuri-m-aminosulfobonzoesäure. Die neuen Verbindungen
spalten Quecksilber langsam ab').
Ein Tuberkuloseheilmittel aus Cantharidin erhält man, wenn man vorerst durch
Kondensation mit Athylendiamin entgiftet imd das Produkt mit Goldsalzen behandelt-).
Es werden aucli andere Schwermetallsalze des Cantharidyläthylendiamins dargestellt,
und zwar Cantharidyläthylendiamln-quecksilbercyanid, Cantharidyläthylendiamin-silber-
cyanid, Cantharidyläthylendiamin-stannochlorid, Cantharidyläthylendiauiin-cuprocyanid-').
Diu-ch Einwirkung von Malonester oder deren Monoalkylsubstitutionsprodukten'')
in Gegenwart von Wasser auf Quecksilberoxyd in üfiui\alenten Jlengen mit Verseifung
der entstandenen Monomercmimalonester in üblicher Weise und Abspaltung von Kohlen-
säure erhält man Quecksilberfettsäviren resp. deren Salze von der Formel
„ ^CHR • COOMe
und der entsprechenden Anhydride von der Formel
j^^/CHR\p(^ (R == Wasserstoff eder Alkyl).
All Stc'lle der Malonester und ihrer Monoalkylderivate kann man die entsprechenden
Salze als Ausgangsmaterialien verwenden, indem man diese Salze unter dem Einfluß von
Alkali oder Alkalicarbonat mit Quecksilberoxyd oder Quecksilbersalzen kondensiert und
die entstehenden monomercurimalonsauren Salze durch Ansäuern der Abspaltung von
Kohlensäure unterwirft^).
Quecksilberverbindungen der Aryloxyfettsäuren, also der Reaktionsprodukte von
Phenolen, Naphtholen und iliren Derivaten mit Halogenfettsäuren, werden dargestellt,
indem man entweder die Queeksilbersalze der entsprechenden Säuren oder die Säuren
als solche mit Quecksilberoxyd oder Quecksilbersalzen erhitzt, wobei sich Anhydride
der mercurierten Säuren bilden. Die allgemeine Formel der mercurierten Säuren ist
R<Q^ _ „Q„„ , wobei R = Phenyl, Naphthyl oder ihre Derivate, Rj = Alkyle oder
substituierte Alkyle ist.
Die Alkalisalze dieser Veibüidungcn sind gut lösliche, reizlos und schmerzlos injizier-
bare Substanzen. Besclu-ieben sintl Quecksilberthymoxylessigsäureanhydrid, Queeksilber-
a-guajacolpropionsäuie *).
Man kann wasserbeständige Lösungen von Quecksilbersalzeu in Ölen, Fetten usw.
darstellen, wenn man komplexe aromatische Quecksilberverbindungen unter Vermittlung
eines organischen Lösungsmittels in Fett löst. Man kann Naphthylquecksilberaeetat, Naph-
thylquecksilberchlorid, o- und p-Oxyphenykiuecksilberchlorid, Oxyphenylendiquecksilber-
diacetat in Naphthalin, Anthracen, Anilin, Pyridin, Chinolin, Triacetin usw. lösen').
Untersucht man die von Schoeller und Schrauth dargestellten Queck-
.silberverbindungen, so sieht man, daß sie sehr verschieden wirken, je nach-
dem, ob beide Valenzen des Quecksilbers durch Kohlenstoffreste besetzt sind,
oder ob nur eine Valenz des Metalls organisch gebunden ist. Fast vollkommen
ungiftig sind z. B. Quecksilberdipropionsäure und Quecksilberdibenzoesäure
in Form ihrer Natriumsalze, während die Natrinmsalze der Oxyquecksilber-
propionsäure und der Oxy-, Cyan- inid Natriumthiosulfatquecksilberbenzoe-
säure höchst giftig sind. Bei doppelter Kohlenstoffbindung des Quecksilbers
hat das Quecksilber kerne Affinität im Organismus und ist so lange ungiftig,
solange diese Bindung nicht zerstört wird, wemi nicht die organische Kom-
ponente oder Gesamtsubstanz eine Eigenwirkung hat. Wenn aber eine Valenz
M Heyden, DRP. 281 009. ^) DRP. 269 66L
^) DRP. 272 291, Zusatz zu DRP. 269 661.
*) W. Schoeller und W. Schrauth, Charlottenburg, DRP. 208 634, siehe auch
BB. 41, 2087 (1908). S) DRP. 213 371, Zu.satz zu DRP. 208 634.
«) Bayer, DRP. 261 299. ') Avenarius und Wolff, DRP. 272 605.
686 Antiseptica und Adstringentia.
des Quecksilbers mit reaktionsfähigen Resten wie Hydroxyl, Cyan, Halogen,
Thiosulfat besetzt ist, so tritt deutliehe Giftwirkimg auf.
Das Natriumsalz der Oxyquecksilber-o-jodbenzoesäure ist viel vuigiftlger
als eines der Salze dieser Gruppe. Der Ersatz von Wasserstoffatomen des
Benzolkemes durch andere Reste übt auf die giftige Wirkimg der Verbindungen
keinen allzu großen Einfluß aus. Aber die komplexen Moleküle, welche Queck-
silber outhalten, sind viel wirksamer als die oluie Quecksilber, doch bleibt
der Tj'pus der Wirksamkeit erhalten. Die Propionsäure Verbindungen z. B.
erzeugen Narkose, die Benzoesäureverbindungen nicht.
Das Natriumsalz der Oxyquecksilberanthranilsäure macht tiefe Blutdruck-
senkung, Atemstillstand, allgemeine Erregbarkeitssteigerung und starke Reizung
des Atemzentrums, welche auf die Aminogruppe im Benzolkeni zurückzufühi'cn
ist, während die Anthranilsäure wenig giftig ist. Da die Anilin ■Wirkung dm-ch
die Carboxylgruppe behindert wrd, kommt diese Wirkung des Anilins durch
den Eindruck des Quecksilberrestes in den Benzolkern wieder zur Geltmig.
Der Tod der Tiere aber tritt durch die Quecksilberkomponente ein, da es zu
einer typischeii Gefäß- oder Herzlähmmig kommt, \vde sie allen Quecksilber-
verbindungen zukommen. Die komplexen Anionen, welche Quecksilber ent-
halten, können denselben Wirkungstyi3us besitzen wie Quecksilbersalze bei
akuter Giftwirkung. Schrauth und Schoeller sprechen die akute Giftwirkung
ionisierter Quecksilbersalze demgemäß als eine Molekularwirkrnig der im Serum
gebildeten Quecksilbereiweißverbindung an.
W. Kolle, K. Rothermundt und S. Peschie^) untersuchten eine Reihe
von Quecksilberjiräparaten vergleichend bei Hühnerspirillose. Es wirkten alle
Verbindungen, aber zwischen den löslichen und unlöslichen, zwischen den
eiweißfällenden mid den nicht eiweißfällenden Quecksilberpräparaten besteht
kein wesentlicher Unterschied. Die therapeutische Wirkung geht bei einigen
Präparaten nicht mit dem Qnecksilbergehalt im Sinne der lonisienuig parallel,
z. B. bei Hermophenyl, beim Salicylqviecksilber und beim dinitro-mercuri-
benzoesauren Natrium. Hermophenyl ist viel weniger wirksam, als seinem
Quecksilbergehalt entspricht. Die Verl)indüng ist sulfuriert. Sahcylquecksilber
enthält das Quecksilber direkt an den Benzolring gebunden. Beim dinitromer-
curidiphenylcarbonsauren Natrium ist zwar durch Einführung der Nitrogruppe
eine relativ starke Entgiftung des Präparates herbeigeführt, ohne daß seine
Organotropie herabgemindert ist, gleichzeitig ist es aber durch die feste Kup-
pelung des Quecksilbers an zwei Benzolringe therapeutisch unmrksam ge-
worden. Alle Quecksilberpräparate, bei denen sich auffäUige chemotherapeu-
tische Wirkiuigen, die nicht dem Quecksilbergehalte entsprechen, feststellen
ließen, waren organische, und zwar der aromatischen Reihe angehörige Queck-
silbervcrbindiingen. Am besten bewährte sich die Entgiftung der Verbindungen
nicht durch die Snlfogruppe, we es bei dem therapeutisch so unwirksamen
Hermophenyl geschieht, sondern durch die Sulfaminogruppe. Sulfamino-dime-
thyl-phenylpyrazolonquecksilber wirkt beim Tier stark spirillocid und ist
wenig giftig.
Bei der Zersetzung organischer Quecksilberpräparate im Organismus
geht der Abspaltung des Quecksilbers aus dem organischen Rest anscheinend
die Bildung organischer Chlorquecksilberverbindungen voraus'^).
S. Lustgarten hat ein unlösUches Quecksilberoxydulpräparat dargestellt,
gerbsaures Quecksilberoxydul, welches im Darme unter dem Einflüsse des
>) Deutsche med. Wochenschr. 38, Nr. 34, S. 1582 (1912). — J. Abelin, Deutsche
med. Wochensclir. 38, Nr. 30, S. 1822 (1912). -) B Z. 33, 381 (I9I1).
Quecksilberverbindungen. 687
im Darmsaft entlialteueii Natriumcarbonates metallisches Quecksilber iii
feinster Verteihmg entstehen läßt, und die adstringiercnde Wirkung der Gerb-
säure schützt luerixü vor den leicht auftretenden Durchfällen bei Quecksilber-
kuren. Diese therapeutische Idee kann man wohl als mterne Schinierkur be-
zeichnen, da hier metallisches Quecksilber in feinster Verteilung statt durch die
Haut von der Darmoberfläche aufgenommen wird. Aber das Präparat schehit
sich nicht bewährt zu haben, da es alsbald in der Therapie verlassen ^v^u•de.
H. Dreser^) machte den Vorschlag, quecksilberunterschwefligsaures Kali
anzuwenden, welches Lokalerscheinungen und Eiweißfällung vermeiden läßt.
Man kann auf diese Weise Quecksilber in Form einer komplexen Quecksilber-
säure in den Organismus hineinbringen, ohne lokale Reiz- oder Atzwirkungen
hervorzurufen, aber auch dieses Präparat fand keine Verbreitung.
Eine Substanz, die wahrscheinlich 2-Mercuri-4-acetanilid-azo-4-toluol
CHs<^^N = N<^^]SrH ■ CO • CHj
Hg OH
ist, wiu-de von Fahlberg, List & Co. dargestellt und von H. Hüsgen^)
imtersucht. Sie ist lipoidlösüch und nach Zuführung der Verbindung sieht
man eine beträchtlich stärkere Aufnahme von Quecksilber im Zentrahierven-
system, in der Muskulatur und anderen Organen als nach Zufuhr der gewöhn-
lichen Queeksillierpräparate.
Wasserlösliche imd alkalibeständige Quecksilberverbiudungen der Amidosulfonsäuro
erhält man, wenn man die Alkalisalze der Amidosulfonsäure in alkalischer Lösung mit
Quecksilberoxyd oder einem Quecksilbersalz behandelt^).
Bei der Einwirkung von Quecksilberacetat auf Indolderivate entstehen Verbindimgen,
aus denen sich das Quecksilber leicht wieder abspalten läßt^). Sie enthalten Queclisilber
jedenfalls an Stelle des leicht beweglichen Wasserstoffatoras in der CH-Gruppe im Indol-
kern, und zwar tritt je nach Wahl des Indolderivates entweder der einwertige Rest — Hg
• OCOCH3 oder der Rest — Hg • OH ein. Auf Zusatz von .ilkoholisehem Quecksilberacetat
zu einer heißen alkoholischen Lösimg von Phthalylmethylindol scheidet sich die Ver-
bindimg
•7,0 • Hg • O • CO ■ CH3
\/C ■ CH3
N • CO • CjH^ ■ COOH
ab, die unlnslich ist. Die Quecitsilberverbindung aus N-Methyliartol imd Quecksilberaeefnt
^— |C-HgOCO.CH3
\/CH
N ■ CH,
ist krystallisiert.
Die Verbindung
" — |,C-Hg(OH)
\ j.'c ■ COOH
N CH3
aus N-Methylindokarbonsäure ist in Alkahen löslich.
Aus Acetylanisolpheuylhydrazon und C'hlorzink dargestelltes Aiiisylindol liefert in
alkoholischer Lösung mit Quecksilberacetat die Verbindung
:C Hg OH
s^Jc ■ CeH4(OCH3)
N
H
1) AePP. 32, 456. =) BZ. 112, 1 (1020).
3) Karl Hof mann, DRP. 261 4üü. *) Boehringer, Waldhof, DRP. 236 893.
688 Antiseptica und Adstringentia.
Aus Methylketol erhält man die gelbe unlösliche Verbindung
NH ' /,
die allniiiblioh mit Schwefelwasserstoff Schwefelqiieclcsilber abscheidet.
Mercurierte Cliinolinderivat« erliält man, wenn man eine oder mehrere saure salz-
bildende Gruppen enthaltende Derivate des Chinolins in Form ilirer Quecksilbersalze oder
im Gemiscli mit Quecksilbersalz bildenden Queclisilberverbindimgen so lange erwärmt,
bis die entstandenen Chinolinquecksilberverbindungen alkalilöslich geworden sind. Die
Patentsclirift enthält Beispiele für die Anwendting von /i'-8-Oxychinolincarbonsäure, von
8-Oxychinolin-5-sulfosiuire, von 2-Phenylehinolin-4-carbonsäure, von Cliinolin-8-sulfo-
süuro und von 8-Oxyehinolin. Das Quecksilber ist verhältnismäßig fest gebunden, ohne
aber so reaktionsimfähig zu sein wie in der unwirksamen Merciiridibenzoesäure^).
Quecksilberverbindungen von alkyldithiocarbaminessissauren Alkalien der allgemeinen
Formel (MeO • CO • CHj • NR • CS • S).,Hg (R = Alkyl, Me = Alkalimetall) werden dar-
gestellt entweder durch Behandlung von Alkyklithiocarbaminessigsäureestern des Queck-
silbers mit Alkalien oder durcli Auflösen von gelbem Quecksilberoxyd in den Alkalisalzen
der Alkyldithioearbaminessigsäuren der allgemeinen Formel MeO • CO • CH, • NR • CS, • Mo
(Me = Alkalimetall) und dann versetzt man die erhaltene Lösimg mit Alkohol. Methyl-
aminoessigsäureäthylester gibt in ätherischer Lösung mit Schwefelkohlenstoff den Dithio-
carbaminessigsäureäthj'lester in Form des Methylaminoessii^rsäureäthvle.stersalzes CjH^
■ COO • CHj • N(CH3) • CS • S ■ NH2(CH3) ■ CH^ • COO • CjHj. In der wässerigen Lösung
erzeugt Quecksilberchlorid einen Niederschlag. Beim Auflösen dieses in 30proz. Natron-
lauge entsteht das QuecksUbernatriumdoppelsalz, das beim Erhitzen sieh färbt, imd mit
Alkohol wird avis der Lösung ein Pulver gefällt, das 39% Quecksilber enthält und die
Zusammensetzung NaCOO • CH^ ■ N(CH3) -"cS • S ■ Hg • S • CH„ • COONa besitzt. Durcli
längeres Erhitzen erhält man in schwarzen Blättchen Queclcsilbematriumthioglykolat").
Die Doppelverbinduiigen des Quecksilbers haben, trotzdem J. Lister,
dem wir ja die ganze Antiseptik zu verdanken liaben, tJie erste Verbindung
dieser Reihe empfohlen hat, wenig Glück in ihrer Verbreitung besessen, weil
sie trotz ihrer liedeutenden entwickhingshcmmenden beinahe keine bakterien-
tötendc Kraft besitzen sollen, wie dies für das von J. Liste renipfohlende Queck-
silberzinkcyanat nachgewiesen wurde').
Zweckmäßig scheint ein Verfahren zu sein, das in Deutschland zuerst von
Emniel eingeschlagen ^vlu■de, um aus Quecksilberverbindungen leicht auflös-
bare, aber metallische Instrumente nicht angreifende Präparate zu erhalten.
So war in England schon seit Jaliren ein Präj^arat im Handel, welches wohl
nur wegen seines hohen Preises nicht eine allgemeine Anwendung erlangte. Es
war dies das Quecksilberjodidjodkaüum mit einem Zusätze von einem kohlen-
sauren Alkah, ein sehr leicht lösliches Präparat, aus dem Metalle kein Queck-
silber zu reduzieren in der Lage waren.
In gleicher Weise mischte Emmel, um ein in Wasser leicht lösliches, Metalle nicht
angreifendes Queeksilbersalzpräparat zu erhalten, Quecksilbercyanid, Quecksilberoxy-
cyanid oder Quecksilber-p-phenolsulfonat mit einfach- oder doppeltkohlensauren Salzen*).
Während p-phenolsulfosaures Quecksilber durch Wasser leicht zersetzt
wird, fehlt diese unangenehme Eigenschaft dem Doppelsalze mit weinsaurem
Amnion, dem Asterol, dem p-phenolsulfosauren Quecksilbcr-Ammonium-
tartarat.
Man erhält dieses, indem man zu einer frisch bereiteten Lösung von p-phenolsulfo-
saurem Quecksilber die entsprechende Menge von weinsaurem Ammon zu.setzt imd die
Lösung zur Trockene eindampft.
») Heyden, DRP. 289246.
'') Pouleno Freres und Ernest Fourneau, Paris, DRP. 23.') 3,')fi.
ä) Brit. med. Journ. 1889, I02ö.
*) DRP. 104 904, 121 0.5G.
Quecksilberverbindungen. 689
Das erhaltene Produkt entspricht der Formel (CijHjgOsSoHg) • [4 €41140,
(NR,),] = 8 H^O 1).
Der Erfinder behauptete von diesem Präparat, daß es Eiweiß nicht fälle
und Metallinstrumente nicht angreife, dabei aber stärker als Sublimat wirke*),
doch kommen ihm diese nachgerühmten Eigenschaften nicht zu, da es, ent-
sprechend seinem geringeren Quecksilbergehalt, schwächer als SubUmat wirkt,
Metallinstrumente angreift und Eiweiß fällt.
Für die Zwecke der Injektion scheinen sich von allen bis nun dargestellten
Quecksilberderivaten außer dem Quecksilbersalicylat doch die Eiweißverbin-
dungen am besten zu eignen. War doch das von Bamberger zu Injektionen
zuerst empfohlene Präparat eine Peptonkalomelverbindung. C. Paal hat
dann gezeigt, daß die aus Leim durch Kochen mit Säuren erhaltenen alkohol-
lösüchen Glutinpeptonchlorhydrate Doppelverbindungen mit Quecksilber-
chlorid geben, die in Wasser in jedem Verhältnis löshch sind, durch Eiweiß
nicht gefällt Werden und aus denen auch Alkali kein Quecksilber abzuscheiden
vermag. Wie beim Eisen und beim Silber wurde auch beim Quecksilber ver-
sucht, Verbindungen desselben mit Eiweiß oder Casein darzustellen. Wenn
man ein CaseinalkaHsalz in wässeriger Lösung mit einer wässerigen Sublimat-
lösung versetzt, so erfolgt keine Fällung. Es läßt sich aber das gebildete Casein-
quecksilber durch Alkohol aus dieser Lösung abscheiden. Ein von den Höchster
Farbwerken auf diese Weise dargestelltes Präparat löst sich namentlich bei
Zusatz von einer Spur Alkah oder Ammoniak im Wasser vollständig klar und
enthält 7% Quecksilber, welches durch Schwefelwasserstoff oder Schwefel-
ammonium nicht nachgewiesen werden kann.
Schwermetallverbindungen von Eiweißstoffen erhält man, wenn man Schwermotall-
verbindungen oder kolloidale Schwermetalle auf solche Eiweißstoffe aus normalen tieri-
schen oder menschlichen Organen oder Geweben einwirken läßt, die so weit von allen
wasserlöslichen Bestandteilen befreit sind, daß sie die Ninhydrinreaktion nicht mehrgeben^).
Von anderer Seite wurde vorgesclüagen, Verbindungen des Caseins mit
Quecksilber, Silber und Eisen, die wohl zu subcutanen Injektionen ihrer Un-
lösUchkeit Wegen nicht brauchbar sind, die aber für die interne Verwendimg
von Vorteil sein können, in der Weise darzusteUen, daß man Casein in starkem
Alkohol suspendiert und mit einer konzentrierten wässerigen oder alkoholischen
Lösung eines Quecksilber-, Silber- oder Eisensalzes mehrere Stunden kocht.
Die so erhaltenen drei Präparate, von denen das Quecksilberpräparat 7%,
die Silberverbindung 15V2% (s. Silberverbindungen), die Eisenverbindung
31/2% MetaU (s. Eisenverbindungen) enthalten, sind wassermilösUch, aber
alkaülösHch und das Metall kann in ihnen weder dm:ch Schwefelwasserstoff
noch durch Schwefelammomum nachgewiesen werden. Statt des Caseins kann
man in gleicher Weise Albumine aus Blut, Eiem und Pflanzen anwenden. Man
kami auch den Alkohol durch ein anderes indifferentes Suspensionsmittel, wie z. B.
Aceton oder konzentrierte Neutralsalzlösungen (Chlornatrium, Chlormagnesium)
in diesem Darstellungsverfahren ersetzen. Alle diese Verbindungen enthalten,
wenn man von Chloriden der Metalle ausgegangen ist, Chlor, und alle haben sie
die Eigenschaft, durch Zusatz von ein wenig Alkali in Lösung gebracht zu werden.
Man erhält dvu-ch Einwirkung von wässeriger Caseinuatriumlösung auf Lösungen
von Alkaliquecksilberjodiden und Fällung mit organischen Säuren und darauf folgende
Behandlung mit Alkali kolloidale Quecksüberjodidverbindungen*).
^) Statt der einfachen oder doppeltkohlensauren Alkalien werden auch AlkaUoxyde oder
Alkalihydroxyde verwendet. DRP. 157 663. =) Berliner klin. Wochenschr. 1899, 229.
3) K. Kottmann, DRP. 300 513, DRP. 302 911, Zusatz zu DRP. 300 513.
*) Kalle, DRP. 288 965.
Franke 1, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 'i'i
690 Antiseptica und Adstringentia.
Komplexe Quecksilberverbindungen der Safraninreihe erhält man, wenn man Pheno-
safranin und seine Homologen mit Quecksilberealzen behandelt^).
Riedel, Berlin^), stellen Quecksilbersalze der Cholsäure her, indem sie cholsaure
Salze mit neutralen Lösungen organisch saurer Quecksilbersalze versetzen. Man kann
Oxyd- und Oxydulsalze herstellen. In Verbindimg mit Tanninalburainat wird dieses Prä-
parat als Mergal in den Handel gebracht und soll für interne Luesbehandlung dienen. Das
Verfahren von DRP. 171 485 wird derart benützt, daß man statt der Quecksilbersalze
organischer Säuren schwachsaure Lösungen von Quecksilberoxydnitrat verwendet^).
Eine weitere Ausbildung des Verfahrens des DRP. 171 485 besteht darin, daß man
zwecks Darstellung von cholsaurem Quecksilberoxyd die nach dem Vermischen wässeriger
Lösungen von cholsaiu-en Salzen vmd Quecksilberchlorid entstehenden milchigen Flüssig-
keiten so lange in der Wärme behandelt oder bei gewöhnlicher Temperatur stehen läßt,
bis das cholsaure QuecksUberoxyd ziu- Abscheidung gebracht ist*).
Die Nichtfällbarkeit des Quecksilberchlorids mit cholsaurem Kaliimi beruht nicht
auf der Löslichkeit des cholsauren Quecksilberoxyds in Chloralkalien, wie im Haupt-
patent angegeben, sondern in seinem kolloidalen Zustande, der folgendermaßen beseitigt
wird: Die Umsetzung von cholsauren Salzen mit Quecksilberoxydsalzen wird anstatt in
wässeriger Lösung in wässerig-alkoholischer Lösung ausgeführt. Cholsaures QuecksUber-
oxyd scheidet sich hierbei in nadelförmigen Krystallen aus, die sich leicht filtrieren lassen,
während aus der reinwässerigen Lösung ausfallendes cholsaures QuecksUberoxyd eine
sehr voluminöse, Wasser zurücklialtende amorphe Masse bUdet*).
Mergal ist eine Mischung von einem Teile cholsaurem Quecksilberoxyd
mit zwei Teilen Tannalbin.
Cholsaures Kobalt (Knoll & Co.) soU ein stark desinfizierendes, die Magen-
schleimhaut nicht störendes Mittel sein.
Desoxycholsäure wirkt auf isolierte Organe und Zellen äußerst energisch
ein, bedeutend stärker als Cholalsäure, die Desoxycholsäure ist S — 9 mal so
giftig wie Cholsaure*).
Cholsäiu-e wirkt nach Kehrer kontrahierend auf den Uterus.
Auf Cholsäure läßt man Acetylsalicylsäurechlorid in Gegenwart von halogenwasser-
stoffsäurebindenden Mitteln einwirken, z. B. Pyridin. Man erhält eine geschmacklose
Verbindung ' ).
Das Cuprisalz der Cholsäure erhält man durch Umsetzung beider Salze und Trocknen
mit Methyl- oder Athalakohol^).
Man gelangt zu einer geschmacklosen Cholsäureverbindung, wenn man die Chol-
säure mit einem gemischten Anhydrid der Essigsäure mit Ameisensäure bzw. einer Mischung
von Essigsäureanhydrid mit Ameisensäure behandelt. Das Produkt hat auch Galle des-
infizierende Eigenschaften ^ ).
Geschmacklose Cholsäureverbindimgen erhält man, wenn man hier die Cholsäure
anstatt mit Essigsäureameisensäureanhydrid mit Ameisensäure in Gfegenwart oder Ab-
wesenheit von Kondensationsmitteln behandelt. Bei dieser Reaktion treten je nach den
Versuchsbedingungen wechselnde Mengen Ameisensäiu-e in die Cholsäiu-e ein^").
Das Strontiumsalz der Cholsäure soll dem cholsamen Natrium gegenüber Vorteile
haben bei der Behandlung der Cholelithiasis. Man erhält es auf übliche Weise, insbesondere
durch Absättigung von Cholsäure mit Strontiumhydroxyd^').
Wörner stellt Wismutsalze der Cholsäiu'e dar, indem er neutrales Wismutnitrat in
basisches verwandelt und mit cholsaiu'em Natron auf dem Dampfbade digeriert. Der
Rückstand wird mit Wasser gewaschen und getrocknet ^^).
Quecksilberoxydulverbindungen basischer Purinderivate erhält man, wenn man
wässerige Quecksilberoxydulsalze auf basische Purinderivate, wie Coffein, Theobromin
oder Theophyllin, in savu'er Lösiuig einwirken läßt. Dargestellt wurden die Mercuroverbin-
dungen dieser drei Basen durch Einwirkung von Merciu'onitrat in salpetersaurer Lösung.
') Fahlberg, List, DRP. 286 097. ^) DRP. 171 485.
=) DRP. 224 980, Zusatz zu DRP. 171 485.
*) DRP. 225 711, Zusatz zu DRP. 171 485.
^) DRP. 231 396, Zusatz zu DRP. 171 485.
«) Hermann Wieland, AePP. 86. 79 (1920). ') J. D. Riedel, DRP. 313 413.
*) DRP. 273 317. »j Bayer, DRP. 285 828.
") DRP. 288 087, Zusatz zu DRP. 285 828. ") Knoll, DRP. 254 530.
^} DRP. 191 385.
Silber. 691
Das Quecksilber läßt sich direkt nachweisen. Sie sollen wenig giftig sein*).
Mercaffüi ist die Quecksilberoxydulverbindung des Coffeins, es ist mildes
Quecksilberpräparat 2).
Behandelt man Theobromin oder Theophyllin in saurer Lösung mit Mercuriacetat
oder mit Quecksilberoxyd in der Wärme, so erhält man Mercuriverbindungen, welche mit
Schwefelammon nicht reagieren').
Durch Behandlung der Alkalisalze der 2.6-Dioxy-2-iniinodihydropyrimidin-3-essig-
säure mit Quecksilberverbindungen erhält man quecksilberhaltige Pyrimidinderivate.
Die Präparate sollen vollkommen reizlos und \'iel weniger giftig als Sublimat sein. Die
freie Säure kann man erhalten durch Kondensation von Cyanessigsäure mit Hydantoin-
säureester. Der so erhaltene Cyanacetylhydantoinäthylsäureester wird in Alkalilauge ver-
seift und geht in das entsprechende AlkaHsalz der gewünschten Säure über. Das Queck-
silbersalz ist leicht löslich*).
Silber.
Das bis vor kurzem in der Medizin allein angewendete salpetersaure Silber
vereinigt mit seinen Ätzwirkiuigen starke antiseptische Eigenschaften, wie sie
ja allen Salzen der Schwermetalle eigen sind. Da nun salpetersaures Silber
Eiweißkörper fällt und ebenso von den Chloriden niedergeschlagen wird, so
konnte man seine therapeutischen Eigenschaften nur für Oberflächenwirkungen
ausnützen. Anderseits war man häufig in der Lage, auf die ätzenden Wirkungen
des salpetersauren Silbers zu verzichten, wenn man nur die antibakteriellen
des Silbers in Anwendung bringen wollte"). Die Bemühungen der Chemiker
gingen nun dahin, Silberpräparate zu schaffen, welche einerseits auf Eiweiß-
körper nicht fällend wirken, anderseits durch Chloride selbst nicht gefällt
werden. Lazzaro experimentierte mit dem Fluorsilber, welches, trotz seiner
ungemein starken antiseptischen Eigenschaften aus dem Grunde nicht ver-
wendbar ist, weil es in wässeriger Lösiuig leicht dissoziiert und hierbei Fluor-
wasserstoffsäure abspaltet.
Nach den Untersuchungen von W. Lublinski^) ist die allgemein ver-
breitete Ansicht, daß Silbemitrat, da es Eiweiß koaguUert, keine Tiefenwirkung
besitzt, nicht zutreffend. Außer der Silberkomponente spielt auch die Nitrat-
komponente physiologisch eine RoUe. Der Silber-Eiweißniederschlag ist in
Kochsalzlösung löslich; es ist auch möglich, durch Entziehung von Chlor,
eine Beeinflussung der erkrankten Schleimhaut durch Silbernitrat zu erklären;
daher sieht Lublinski die organischen Ersatzpräparate des Silbemitrats als
minderwertige Surrogate an. Zu ähnlichen Anschauungen kommt I. Schu-
macher').
Von anderer Seite winde vorgeschlagen, um Silberpräparate, die durch
Halogenalkaüen nicht gefällt werden, zu erhalten, wasserlösliche Silberhalogen-
salze darzustellen. Man erhält solche durch Einwirkung von Halogenen auf
das sog. kolloidale Silber, welches zuerst von Carey Lea dargestellt wurde.
Man versetzt die dunkle Lösimg von kolloidalem Silber so lange mit freiem
Halogen, bis Entfärbimg eintritt. Durch Zusatz von Salzlösimg, insbesondere
') Rosenthaler und Abelmann, DRP. 282 376.
2) Roth, Berliner tierärztl. Wochenschr. 1920, 5/9.
ä) Rosenthaler imd Abelmann, DRP. 282 377. *) DRP. 224 491.
*) Es wäre sicherlich von Interesse, statt der Silberosydsalze einmal Chromoxydsalze
zu versuchen. Chromoxydsalze sind nach den Untersuchungen Panders 100 mal weniger
giftig, als die Salze der Chromsäure. Während die Chromate, ähnlich wie die Quecksilber-
salze, zu den heftigsten MetaUgiften gehören, sind die Chromoxydsalze ebenso giftig wie die
Silberoxydverbindungen. So wurde früher Chromoxydhydrat statt Magisterium Bismuthi
empfohlen. «) Berliner kUn. Wochenschr. 51, 1643 (1914).
') Dermatol. Wochenschr. 60, 14 (1915).
44*
692 Antiseptica und Adstringentia.
aber durch Zusatz von Grelatine und citronensaurem Ammonium zu diesen
Lösungen gelingt es diese Silberhalogene in fester, aber noch wasserlöslicher
Form abzuscheiden. Man bekommt so eine Mischung des kolloidalen Halogen-
silbers mit Grelatine, welche in Warmem Wasser löslich ist. Die Gelatine wirkt
hierbei als SchutzkoUoid.
Das wasserlösliche, kolloidale Silber selbst, CoUargolum genannt, wurde
wegen seiner antiseptischen Eigenschaften in die Therapie eingeführt. Die
Wundermären, welche über seine angeblichen außerordentlichen Wirkungen
bei Sepsis usw. verbreitet wurden, haben keine Bestätigung gefunden.
Doch kommen der Substanz sicherlich verwendbare therapeutische Eigen-
schaften zu.
Die Silberpräparate mit geringer Teilchengröße besitzen eine stärkere
bactericide Wirkung. Durch die Silberfarbstoffverbindung vne Argochrom und
Argoflavin, werden sie übertroffen, bei denen sich vielleicht die Wirkung der
Komponenten summiert*).
Die kolloidalen Silberpräparate enthalten nach Th. Paul immer Stoffe
beigemengt, die in wässeriger Lösung Silberionen abspalten. Diese MetaUionen
sind es wahrscheirdich, welche den therapeutischen Effekt hervorrufen. Obwohl
ihre Konzentration nur gering ist, so reicht sie doch aus, um z. B. das Blut
mit der maximalen Menge von Silberionen zu sättigen, die bei Gtegenwart der
in verhältnismäßig großen Konzentrationen im Blut vorhandenen Chlorionen
möglich ist.
Die immer mehr steigende Verwendung von kolloidalen Silberlösungen bei
septischen Erkrankungen zeitigt weitere Versuche zur DarsteUung solcher
Silberlösungen. Ebenso ist eine weitere Entwicklung in bezug auf die Darstellung
von Silber-Eiweißverbindungen zu sehen, denen im Gegensatze zum salpeter-
sauren Silber Tiefen wirkimgen, aber keine Ätzwirkungen zukommen.
Von geringem Interesse ist die Einführung von phenylschwefelsaurem
Silber, welches angeblich nicht ätzt, gut löslich und beständig ist.
Die Silbersalze schwefelhaltiger Fettsäuren und ihrer Derivate vereinigen mit den
adstringierenden, resorbierenden und entzündungswidrigen Eigenschaften der schwefel-
haltigen Fettsäuren die bactericide Wirkimg des Silbers. Es gelingt haltbare, wässerige
Lösungen herzustellen, indem man zunächst die freien schwefelhaltigen Fettsäuren in
wässeriger, schwach ammoniakhaltiger Lösimg mit der entsprechenden Menge Silberoxyd
imisetzt. Statt zunächst die freien Säuren herzustellen, kann man die wasserlöslichen
Alkalisalze mit der entsprechenden Menge Sübernitrat fällen, die in Wasser unlöslichen
Silbersalze auswaschen und lüerauf in ganz verdünntem wässerigem Ammoniak auflösen^).
Ichthargan ist ichthyolsulfosaures Silber^) (siehe Ichthyol).
Unter dem Namen Argentol wurde ein im Wasser unlösliches Silberpräparat
empfohlen, welches china-a-aseptolsaures Silber ist und leicht in OxychinoUn
und metallisches Silber zerfäUt.
Die Tiefenwirkung, die man von den Silberpräparaten besonders in der
Urologie verlangt, kann man auch erhalten, wenn man Silberphosphat in einer
wässerigen Lösung von Äthylendiamin auflöst. Bei diesem Präparate ist die
Tiefenwirkung wohl größer*), aber auch die Reizerscheinungen sind stärker,
so daß sich dieses Silberpräparat von dem Moment an nicht halten konnte,
als man auf den nahehegenden Gtedanken verfiel, der bei allen Metallen schließ-
lich und endlich in Anwendung gebracht wurde, Silber, um ihm Tiefenwirkung
*) Erich Leschke und Max Berliner, Berliner klin. Wochenschr. 5T, 706 (1920).
2) Henning, DRP. 287 797.
=) Cordes, Hermani & Co., Hamburg, DRP. 114 394.
') Schaeffer, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 14. — Therap. Monatsh. 1894, 354.
Silber. 693
ZU verleihen, mit Eiweißkörpeni zu kombinieren. So wurde Argonin*) dar-
gestellt, indem man Caseiimatrium mit salpetersaurem Silber versetzte und
die Lösung mit Alkohol ausfällte. Die so erhaltene Substanz ist im kalten
Wasser schwer löshch und lichtempfindlich und enthält 4.2% Silber.
Ferner kann man Silberverbindungen, die in Wasser leicht löslich sind, auf die Weise
darstellen, daß man die unlösüchen Verbindungen des Silbers mit Proteinstoffen mit
Albumoselösung behandelt; dann gelangt man zu Substanzen, die in Wasser sehr leicht
löslich sind. Man geht zu diesem Zwecke in der Weise vor, daß man eine Peptonlösung mit
Silbernitrat fällt und den entstandenen Niederschlag mit Protalbumose digeriert und die
Lösung, die nun entsteht, im Vakuum zm- Trockene eindampft. Aus der so erhaltenen
Verbindung kann Silber durch Salzsäiu-e nicht abgespalten werden. Statt nun mit salpeter-
saurem Silber eine Peptonlösung zu fällen, kann man zu derselben Substanz gelangen,
wenn man eine Peptonlösimg mit feuchtem Silberoxyd schüttelt und die Silberpeptonver-
bindung dann mit Protalbumose digeriert.
Das so gewomiene Produkt, Protargol genamit, enthält 8.3% Silber, hat
keine Ätzwirkung, besitzt aber starke, den Silberverbindungen eigentümliche
bactericide Effekte-). Von demselben Gedanken ausgehend, zu wasserlöslichen
Protein Verbindungen des Silbers zu gelangen, hat L. Lilienfeld einen iden-
tischen Weg eingeschlagen, indem er den alkohollöslichen Anteil der Spaltungs-
produkte der Paranucleoproteide, den schon Danilewski Protalbin genannt
hat, mit Silber behandelte und so eineSilberprotalbin-Verbindvmg, das Largin'),
erhielt, welche 1L1% Silber enthielt und sich bis zu 10% im Wasser löste.
Die wässerigen Lösungen des Largins werden weder durch Chloride, noch durch
Eiweiß gefäUt.
Lösliche Eiweißverbindungen des Silbers, Eisens, Kupfers, Quecksilbers, Bleis, Zinks
xmd Wismuts erhält man weiter bei Verwendung der Pflanzenglobuline, wenn man Pflanzen-
legumin in Alkali löst und einen Überschuß von Alkali zusetzt, hierauf das betreffende
Metallsalz, z. B. Silbernitrat, in berechneter Menge eingießt. Ein etwa entstandener Nieder-
schlag verschwindet beim Erwärmen auf dem Wasserbad. Die Reaktionsflüssigkeit fällt
man mit Alkohol oder dialysiert sie und trocknet dann im Vakuum.
Man läßt auch Silbersalze oder Silberoxyd axif Methylenproteine (durch Einwirkung von
Formaldehyd auf Proteine in der Kälte erhalten) einwirken bzw. auf Methylenalbumosen*).
Bei allen diesen Silberpräparaten, welche als Silbersalze von Eiweiß-
körpeni anzusehen sind, ist zu bemerken, daß ihnen je nach ihrem Silbergehalt
und nur von diesem abhängig, bactericide Wirkungen zukommen. Es empfiehlt
sich daher, bei der Darstellung dieser Präparate darauf zu sehen, und desto
wertvoller ist auch das Endprodukt, daß die Körper möghchst reich an Silber
sind und daß sie sich in Wasser möglichst leicht lösen. Es ist nämlich ein Nach-
teil dieser Präparate, daß sie, wegen ihrer schweren Benetzbarkeit xmd auch
wegen ihrer meist sehr schweren Löslichkeit sehr schlecht wieder in Lösung
gehen. Die ätzende Wirkung des salpetersauren Silbers geht diesen Substanzen
ab. Da wir nun in der Therapie in hohem Grade auf die ätzende Wirkung des
salpetersauren Silbers angewiesen sind, wird dieses Präparat von all den be-
sprochenen nach dieser Richtung hin nicht verdiüngt werden. Hingegen sind
für Tiefenwirlauigen solche komplexe oder halbkomplexe Silbereiweißver-
bindungen zu empfehlen. Gegenwärtig kann man wohl kaum mehr von einem
Bedürfnis nach einem neuen Silberpräparat in der oben angedeuteten Richtung
gesprochen Werden. Kombinationen dieser Art mit verschiedenen Eiweiß-
derivaten, welche mehr oder weniger zweckentsprechend sein werden, sind
natürhch leicht möglich.
1) Therap. Monatshefte 1895, 307.
2) NeiBser, Dermatol. Zentralbl. 189T, Heft 1. — Barlo w. Münchener med. Wochen-
schrift 189T, Nr. 45. ') Pezzoli, Wiener klin. Wochensehr. J898, Nr. 11.
*) DRP. 118 353, 118 496.
g94 Antiseptica und Adstringentia.
Die Spaltlingsprodukte des Leims (Gielatosen) z. B. werden neutralisiert, mit Silber-
nitrat versetzt und eingedampft oder mit Alkohol oder Aceton gefällt. Die Gelatosesilber-
verbindungen enthalten ca. 20% Ag^). Statt Silbernitrat kann man organische Silber-
verbindungen oder Süberoxyd benützen 2). Die SUbergelatosen erhält man auch, wenn man
das Neutralisationsmittel für die Gelatosen erst nach dem Vermischen der Gelatoselösxmg
mit der Silberlösimg zugibt^).
Hegonon ist eine Silbemitratammomakalbumose, welche etwa 7% Silber
enthJilt, in Wasser leicht löslich ist und alkalisch reagiert.
Die nach DRP. 105 866 erhältlichen oder diesen ähnlich sich verhaltenden Silber-
verbindungen von Proteinstoffen geben mit Harnstoff, Methylharnstoff oder Dimethyl-
hamstoff haltbare, in Wasser rasch lösliche Präparate*).
Mit Hilfe von AlkalLsalzen der Harzsäuren kann man SchwermetaUpräparate erhalten,
welche auch nach dem Trocknen sich leicht kolloidal in AlkaUen lösen. Auch von Schwefel-
ammon wird das Metall nicht ausgefällt. Im Magensaft werden die Verbindungen nicht
angegriffen. Man kann z. B. aus copaivasaurem Natrium, Silbemitrat, AtzkaU und Hydr-
oxylamin ein solches Präparat erhalten. Silber kann durch andere Metalle, wie Queck-
silber, Hydroxj-lamin durch Hydrazin, Formaldehyd usw. ersetzt werden^).
Riedel stellt ein leichtlösliches Doppelsalz aus Succinimidsüber und Hexamethylen-
tetramin her durch Lösen dieser beiden Verbindungen und Einengen zur Krystallisation').
Septacrol-Ciba ist eine Silberdoppelverbindung des Dimethyldiamino-
methylacridiniumnitrat (Brillantphosphin 5 G).
SUbersalze in Wasser unlöslicher substituierter Quecksilberkohlenstoffverbindungen
mit den Alkalisalzen von stickstoffhaltigen Verbindungen mit amphoterem oder schwach
saurem Charakter bilden beständige, in Wasser leicht lösliche Additionsderivate. Mit ver-
dünnten Kochsalzlösungen geben sie keinen Niederschlag, sondern bilden kolloidales Chlor-
silber. Beschrieben ist die lösliche Verbindung von oxymercurithymolessigsaurem Silber
mit diäthylbarbitursaurem Natrium, sowie die Verbindung von oxymercuribenzoesaurem
Silber mit Succinimid').
Glykocholsaure Silber kann wegen seiner geringen Löslichkeit und leichten Zersetz-
lichkeit als solches nicht verwertet werden. Durch Behandeln mit Ammoniak erhält
man eine Ammoniaksilberglykocholatverbindung, die leicht löslich ist').
Man kann das therapeutisch wirksame SUberglykocholat auch dadurch in löslicher
Form erhalten, daß man an Stelle von Ammoniak Hexamethylentetraminlösung auf
glykocholsaures Süber einwirken läßt*).
Man erhält die gleiche Ammoniaksilberglykocholatverbindung, werm man glykochol-
saures Ammon in wässeriger oder alkoholischer Lösung mit Süberoxyd behandelt bzw. die
Glykocholsaure in wässeriger oder alkalischer Suspension bzw. Lösung der Behandlung mit
Ammoniak und Silberoxyd imterwirft, sowie wenn man ammoniakalische Silberoxydlösung
auf Glykocholsaure einwirken läßt ^"j.
Man läßt Sübersalze auf Glykocholate bei Gegenwart von Ammoniak einwirken").
Durch Einwirkung von glykocholsaurem Silber oder von Süberglykocholatverbin-
dungen auf Proteine oder deren Derivate gelangt man zu beständigen Produkten, welche
serumlöslich und Süber in maskierter Form enthalten. Sie sind stark bactericid^^).
Man gelangt zu den gleichen Produkten, wenn man die Reihenfolge des Arbeits-
ganges in der Weise abändert, daß man zuerst Süberproteine, Silbereiweißderivate bzw.
Sübereiweißabbauprodukte darstellt und diese auf Glykocholate oder Glykocholsaure ein-
wirken läßt oder daß man in Gemischen oder Verbindungen von Glykocholat oder Glyko-
cholsaure mit Prot-einen, Eiweißderivaten oder Eiweißabbauprodukten Süberoxyd oder
Silbersalze zur Umsetzung bringt. Die Patentschrift enthält Beispiele für die Anwendung
von Caseintrypsinpepton und von Caseinsüberi^ä).
Choleval ist ein kolloidales Silberpräparat mit gallensaurem Natrium als
Schutzkolloid (E. Merck).
1) Höchster Farbwerke, DRP. 141 967. ^) DRP. 146 792, Zusatz zu DRP. 141 967.
=) DRP. 146 793, Zusatz zu DRP. 141 967. •) Bayer, DRP. 322 756.
5) K. Roth, Darmstadt, DRP.-Anm. R. 30 497. «) DRP. 217 987.
') Baver, DRP. 261 875. ») Höchst, DRP. 284 998.
») DRP. 290 262, Zusatz zu DRP. 284 998.
W) DRP. 284 999, Zusatz zu DRP. 284 998.
") DRP. 289 182, Zusatz zu DRP. 284 998.
^) Höchst, DRP. 292 517. ") DRP. 301 871, Zusatz zu DRP. 292 517.
Eisen. 696
Eisen.
Eisenpräparate werden aus zwei Gründen in der Therapie benützt. Die
größte Verwendung findet Eisen in der Therapie als Heilmittel bei Chlorose
und Anämie, wo es als Material zum Aufbaue und zur Regeneration der roten
Blutkörperchen dienen soll, oder, wie andere glauben, als Reizmittel für die
Regeneration; femer werden in der Therapie die blutstillenden Eigenschaften
des Eisens, wenn auch in weit geringerem Maße, benützt. Diese letztere Eigen-
schaft, Blut zur Koagulation zu bringen, kommt aber nur der Oxydreihe der
Eisensalze zu, fehlt jedoch der Oxydulreihe vollständig.
Über den therapeutischen Wert der Eisenpräparate bei Chlorose zu sprechen
ist hier nicht am Platze. Jedenfalls stehen die Praktiker ausnahmslos auf dem
Standpimkte, daß man mit der Eisentherapie gute Erfolge zu verzeichnen
hat. Eine andere Frage ist es, ob es sich besser empfiehlt, anorganische Eisen-
präparate oder organische, insbesondere solche, in denen Eisen in einer lar-
vierten, nicht ionisierbaren Form enthalten ist, zu verwenden. Die große Er-
fahrung der Kliniker hat gezeigt, daß für die Therapie die anorganischen Salze
unter sonst gleichen Umständen mindestens dasselbe leisten wie die organischen
Präparate mit larviertem Eisen. Die Zahl der seit langer Zeit empfohlenen
Eisenverbindungen ist Legion. Diese hier eingehend zu besprechen, erscheint
überflüssig, da es sich meist um anorganische oder organische Salze des Eisens
handelt, deren Säure ohne jede Beziehung zur Wirkung ist.
Für die Verwendung bei Chlorose und Anämie eignen sich von den Salzen
die Oxydulsalze aus dem Grunde besser, weil die Oxydsalze eine ätzende Wir-
kmig haben und deshalb den Magen stärker belästigen als die Oxydulsalze.
Die ätzenden und den Magen belästigenden Wirkungen des Eisens, femer
die unangenehme Nebenwirkung auf die Zähne haben von jeher das Bestreben
gezeigt, unschädhche Präparate dieser Art zu gewimien. Zum Teil wurde dieser
Zweck durch die pharmazeutische Darreichungsform erreicht.
Eine Richtung ging dahin, Präparate darzustellen, in denen das Eisen
in einer Form gebunden ist wie im Hämoglobin selbst, daß es sich nämUch
durch Schwefelammonium nicht mehr nachweisen läßt.
Vom Hämoglobin ausgehend, hat R. Kobert durch Reduktion mittels
Zink das sog. Hämol dargestellt, welcher eisenhaltige Eiweißkörper das Eisen
noch in derselben Form gebunden enthält wie Hämoglobin, der rote Blutfarb-
stoff. Die Kliniker halten jedoch daran fest, daß die verschiedenartigen Blut-
präparate, sowie die rem dargestellten Hämoglobinpräparate bei ihrer thera-
peutischen Verwendung vor den gewöhnlichen Eisenmittehi keine Vorzüge
haben, wenn auch in den letzten Jahren die Verwendung von Blutpräparaten
in der Eisentherapie eher zugenommen hat.
R. Bunge^) hat in der Leber einen eigentümhchen eisenhaltigen Eiweiß-
körper (Hämatogen) gefunden, welcher dadurch charakterisiert ist, daß in
einer ammoniakahschen Lösung desselben Schwefelammonium unmittelbar
keinen Niederschlag erzeugt.
Einen analogen Körper wollten O. Schmiedeberg^) und Pio Marfori')
nach folgendem Verfahren darstellen.
Zuerst wird aus Eiweiß Alkalialbuminat erzeugt und das Albuminat ausgefällt.
Man löst dieses in Ammoniak wieder auf und versetzt es mit einer mit Ammoniak neutra-
lisierten Lösung von weinsaurem Eisen. Man erwärmt, filtriert die Lösung und fällt mit
») HS. 10, 453 (1886). 2) AePP. 33, 101.
3) Therap. Monatshefte 1895, Nr. 10. — AePP. 29, 212.
ggg Antiseptica und Adstringentia.
Essigsäure aus. Man bekommt immer ein Präparat von konstantem Eisengehalt. Im
Mittel erhält die Ferratin genannte Verbindung 0.702 g Fe.
Diese Verbindung ist resorbierbar, was nach Pio Marfori nur bei Prä-
paraten mit organisch gebundenem Eisen mögUch ist. Der große Enthusiasmus,
mit dem diese anscheinend große Errungenschaft begrüßt wurde, hat sich
inzwischen schon gelegt.
De Groot^) wies darauf hin, daß dieser künstliche Körper mit der Eisen-
verbindung der Leber (Bunges Hämatogen) keineswegs identisch ist, er sei
vielmehr eine schwach saure, zu den Eisenalbuminaten gehörige Verbindung
und stimmt in seinen Eigenschaften fast vollkommen mit dialysiertem Eisen-
albumiuat überein. Von Bunges Hämatogen unterscheidet es sich dadurch,
daß ihm durch salzsäurehaltigen Alkohol Eisen sofort entzogen wird. Bat-
tistini^) erhielt gleiche Resultate bei Untersuchung dieses Ferratins. Auch
in der Praxis zeigte es sich, wie zuerst an der Ziemßenschen Klinik konstatiert
wurde, daß diese Substanz keinen Vorteil vor den übrigen Eisenpräparaten
besitze.
Durch Verdauung wird Hämatogen nicht angegriffen, das Eisen des
Ferratins aber in Eisenchlorid übergeführt*).
Wenn man sich bei einem vorliegenden Eisenpräparat überzeugen will,
ob das Eisen in demselben organisch gebmiden (larviert) ist oder ob es sich
um ein organisches Eisensalz handelt, bedient man sich am besten der Probe
von Macallum*). Diese Probe beruht auf der Verfärbung von Hämatoxyün-
lösungen durch Eisensalze. Man bereitet eine frische Y2Proz. Lösimg von Häma-
toxylin in Wasser und setzt eine kleine Menge der zu prüfenden Substanz zu.
Präparate, welche ionisierbares Elsen enthalten, erzeugen eine blauschwarze
Färbung, während die Präparate mit organisch gebundenem Eisen mit dem
HämatoxyHn nicht reagieren.
Eine Prüfung mit diesem Reagens zeigt, daß das Spaltungsprodukt des
Hämoglobins, Hämatin, sowie Hämatogen, organische (larvierte) Eisenverbin-
dungen sind, hingegen ist das künsthche Ferratin eine anorganische Eisen-
verbindung, ebenso wie alle sonstigen Eisenpeptonate und Albuminate.
Warum trotzdem im künsthchen Ferratin das Eisen scheinbar larviert
erscheint, ist aber von keiner Seite genügend aufgekläi-t worden. Von Inter-
esse für dieses auffällige Verhalten des Ferratin ist, daß Cuperatin [eine dem
Ferratin nachgebildete Kupferverbindung (Kupferalbuminsäure)] auch für
den Menschen im wesenthchen unbedenklich wirkt, während stearinsaures
Kupfer sehr giftig ist^). Nach Schwarz ist diese Angabe unrichtig. Bei solchen
Kupferverbindungen ist die Wirkung sehr verlangsamt, aber sonst identisch.
Bei einer Nachuntersuchung der 0. Seh mied eher gschen Angaben
fanden Beccari und Scaffidi^) sowie E. Salkowski'), daß das natürliche
Ferratin kein Körper sui generis, keine Ferrialbuminsäure sei, sondern ein
Nucleoproteid mit schwankendem Eisengehalt und daß die künstliche Ferri-
albuminsäure mit dem natürlich vorkommenden Körper nicht identisch oder
verwandt sei.
Um die unangenehmen Nebenwirkungen der Eisenpräparate zu vermeiden,
bedient man sich mit Vorliebe der Verbindimgen des Eisens mit Eiweiß (Eisen-
1) Nederl. Tijdschr. Pharm. 1895, 161. =) Wiener med. Presse 1895, 1842.
3) R. Kobert, Deutsche med. Wochensehr. 1894, 600.
*) Journ. of physiol. 22, 92, 187. ') AePP. 35, 437.
•) Malys Jahresber. d. Tierchemie 32, 494 (1902). — HS. 54, 448 (1907/8).
') HS. 58, 282 (1908/9).
Eisen. 697
albumiuate) (hierher gehört auch das Ferratin), Pepton (Eisenpeptonate),
Albumosen (z. B. Eisensomatose), Eisensaccharate usw.
Ein Eiseneiweißpräparat, welches im Magensaft ganz unlösHch und erst
durch Einwirkung von Darmsaft Eisen abspaltet, soll die Eisenverbindung
des Naphtholgrün (Eisenverbindung des Ä-nitro-/i-naphthol-/j-sulfosauren
Xatrons) sein. Therapeutische Versuche liegen nicht vor.
Der Bedarf nach Eisenpräparaten liegt bei der großen Verwendung von
Eisen darin, daß man den Magen wenig belästigende Kombinationen sucht
und bei dem langen Gebrauche dieser Mittel gern abwechselt. Dieses ist der
Gnmd der wahren Hochflut verschiedenster Eisenpräparate, die tägUch , .er-
funden" werden.
So haben Knoll & Co.') ein P- und N-haltiges Eisenpräparat aus Caseinverdauungs-
produkten (durch Pepsinsalzsäure gewonnen) dargestellt, indem sie neutralisieren und
das Filtrat mit 5% Ferriammoniumlösung versetzen. Beim Erhitzen zum Sieden scheidet
sich das Eisensalz einer N- und P-haltigen organischen Säure ab, die in Magensaft unlös-
lich, in schwacher Soda (Darmsoda) löslich ist, Triferrin genannt.
Jodparanucleinsaures Eisen erhält man durch Behandlung bei neutraler" Reaktion
wässeriger Lösungen von Eisensalzen und Lösungen von Jod oder wässeriger Lösungen von
Jodparanucleinsäure mit Lösungen von Eisensalzen oder paranucleinsaurem Eisen mit
Jodlösungen 2).
Es wurde auch vorgeschlagen, Eisen, sowie auch Silber und QuecksUber, mit Nuclein
zu verbinden, was wohl keinen Vorteil vor anderen Säuren haben kann. Man gewinnt
das notwendige Nuclein aus Hefe, indem man diese mit Alkali extrahiert und die Eiweiß-
körper in der mit Essigsäure angesäuerten Lösimg bei 75° C koaguliert. Aus dem Filtrate
wird das Rohnuclein mit saurem Alkohol gefällt. Das Nuclein wird mit Permanganat
durch leichte Oxydation gereinigt. Die schwach alkalische Nucleinlösung versetzt man
nun mit Salzen des Silbers, Quecksilbers oder Eisens und fäUt die Lösung mit Alkohol,
dem man etwas Neutralsalz zusetzt.
Nach 0. Cohnheim^) besitzt die Phosphorsäure die Fähigkeit, ähnhch
wie Nucleinsäure, Eisen zu maskieren.
Die Darstellung der sauren Eisensalze der Phosphorweinsäure geschieht durch Um-
setzung der Alkalisalze der genannten Säure mit Eisensalzen oder Einwirkung von Wein-
säure auf die Eisenphosphate oder Fällen der Eisentartrate mit Phosphorsäure. Man kann
auch aus der durch Einwirkung von überschüssiger Weinsäure auf Eisenphosphate gewon-
nenen Lösung die komplexen Salze durch Wasser, Alkohol oder Alkali abscheiden. Dar-
gestellt wurden saures Ferro- und Ferriphosphortartrat^).
Man kann an Stelle von Weinsäure Citronensäure verwenden und so die sauren
Ferro- und Ferriphosphorcitrate erhalten^).
Das Ferrosalz der Glutaminsäure wird dargestellt, indem man Glutaminsäure mit
metallischem Eisen unter Ausschluß von Luft in der Wärme behandelt').
Auch das innere Anhydrid der Glutaminsäure, die 2-Pyrrolidon-5-carbonsäure, gibt
unter gleichen Bedingimgen ein Ferrosalz").
In gleicher Weise kann man von anderen Aminosäuren und Peptonen zu Eisenoxydul-
verbindungen gelangen*).
Eisenreiche Produkte aus höheren ungesättigten Halogenfettsäuren erhält man, wenn
man die höheren ungesättigten Halogenfettsäuren mit mehr frisch gefälltem Eisenhydroxyd
zusammenschmilzt, als zur Bildung der normalen Eisensalze dieser Säuren notwendig ist.
Beschrieben sind solche Eisenverbindungen von Taririnsäuredijodid und Stearolsäure-
dibromid'). Eisensalze der höheren ungesättigten Halogenfettsäxuren erhält man durch
Fällung der Alkalisalze dieser Säure mit einer wässerigen Lösung von Ferrosulfat. Be-
schrieben sind Eisentaririnsäuredijodid und dibromelaidinsaures Eisen'").
1) DRP. 114 273. 2) Knoll, DRP. 258 297.
3) O. Cohnheim, Chemie d. Eiweißkörper. <•) DRP. 211 529.
5) DRP. 211 530, Zusatz zu DRP. 211 529.
«) Hoffmann-La Roche, DRP. 264 390.
') DRP. 264 391, Zusatz zu DRP. 264 390.
«) DRP. 266 522, Zusatz zu DRP. 264 390.
8) Hoff mann - La Roche, DRP. 281 551.
W) Hoffmann-La Roche, DRP. 249 720.
698 Antiseptica und AdstriBgentia.
Die freien hochmolekularen Monojodfettsäuren') werden in die unlöslichen Salze
des Eisens und Mangans verwandelt. Die alkoholische Lösung der Säure wird mit Kali-
lauge neutralisiert und mit Manganchlorür versetzt. Das Eisensalz wird mit Eisenchlorür
in gleicher Weise erhalten.
tei G. Richter - Budapest'') verbindet Lecithin und dessen Halogenderivate mit Ferro-
halogeniden, indem er alkoholische Lösungen von Ferrobromid oder Ferrojodid mit alko-
holischen Lösungen von Lecithin, Bromlecithin oder Jodlecithin vermischt und die aus-
gefallenen Niederschläge, nach dem Abkühlen mit Eis, mit Alkohol auswäscht.
Lösliche Schwermetallverbindungen geschwefelter Eiweißkörper') erhält man, wenn
man die durch Einwirkung von Schwefelkohlenstoff oder Kohlenoxysulfid auf Eiweiß-
körper oder eiweißähnliche Spaltungs- und Abbauprodukte in alkalischer Lösung erhält-
lichen Produkte in rohem Zustand oder gereinigt mit Schwermetallen oder deren Ver-
bindungen mit Ausnahme von Blei oder dessen Verbindungen in alkalischer Lösung
umsetzt.
Claaß stellte Ferrooxybenzoate dar, denen starke antibakterielle Eigenschaften
zukommen sollen. Man läßt auf Alkalisalze von Oxybenzoesäuren, deren Derivate und
Kemhomologe oder Substitutionsprodukte unter gleichzeitigem Zusatz geringer Mengen
eines Reduktionsmittels, wie Natriumhydrosulfit, auf Ferrosalze in wässeriger Lösung bei
Temperaturen bis zu 100° einwirken. Beschrieben sind saures Ferro-p-oxybenzoat, saures
Ferro-o-kresotinat, saures Ferro-3-amino-2-oxy-l-benzocarbonat, saures Ferro-o-methoxy-
benzoat*).
Von sehr vorübergehendem Erfolg begleitet war die anfangs ebenfalls
mit großem Jubel erfolgte Einführung von blutstillenden Eisenverbindungen,
und zwar kam gleichzeitig dasselbe Präparat unter zwei verschiedenen Be-
zeichnungen Ferropyrin^) und Ferripyi'in*) auf den Markt. Es ist dies die
Doppelverbindung des Eisenchlorids mit dem Antipyrin, vpelches kräftig
adstringierend mid schwach anästhesierend wirkt. Aus dem gleichen Grunde
wurde Eisenchloridchinin dargestellt. Beide verbinden mit ihrer blutstillenden
Wirkung auch aUe jene schädlichen Nebenwirkungen, welche dem Eisenchlorid
eigen sind und die dessen Anwendung zur Blutstillung so außerordentUch
beschränken.
M. Claass steUte folgende Verbindungen dar: Ferrodisalicylat und das
Kaliumsalz des Ferridisalicylats, Ferriferrisalicylat, die basische Verbindung
und das Ferroferrosalicylat, entsprechend dem Ferroferrocyanid. Das von
Hager als Ferrum salicyhcum bezeichnete Fei-risalicylat gibt es nicht. Die
herstellbaren Ferrisalicylate sind unlösliche Verbindungen ohne arzneihchen
Wert. Als Ferrum salicylicum könnte nur das Ferrosalicylat bezeichnet werden,
welches ausgesprochen keimtötende und zusammenziehende Eigenschaften
besitzt. Die violette Verbindung, welche bei der Sahcylsäure-Eisenreaktion
entsteht, ist eine Ferrisahcylochlorwasserstoffsäure der Formel
in welcher das Verhältnis von Eisen : Salicylsäure : Salzsäure wie 1:1:2 ist.
Elektro ferrol ist O.Sproz. elektrisch zerstäubtes kolloidales Eisen.
Aus Liguinsäure und Eisensalzen erhält man einen unlöslichen Niederschlag,
liguinsaures Eisen').
Arsenverbindungen.
Die bekannten Wirkungen der arsenigen Säure haben melirere Versuche
gezeitigt, um Derivate der arsenigen Säure für die imiere Anwendung als Ersatz-
1) DRP. 202 353, Zusatz zu DRP. 180 622. Das Hauptpatent: DRP. 180 622 siehe
bei Jod. 2) DRP. 237 394. ^) DRP. 264 926. ") DRP. 279 865.
^) Auf Veranlassung von Cubasch [Wien. med. Presse 1895, Nr. 7) von KnoU & Co.,
Ludwigshafen, dargestellt.
°) Auf Veranlassung von Witkowski von den Farbwerken Höchst a. M. dargestellt.
') C. S. Fuchs-Heppenheim, DRP. 327 087.
Arsen Verbindungen. 699
mittel der Grundsubstanz einzuführen. Der Versuch, Dimethylarsinsäure
(CH3)2AsO • OH als Ersatzmittel des Arsens einzuführen, ist hinter den gehegten
Erwartungen zurückgeblieben. Die ersten Untersucher der Kakodylsäure
hielten sie für ungiftig, aber sie ist ebenfalls als giftig anzusehen, da sie im
tierischen Organismus später dieselben Erscheinungen erzeugt, ■wie die anorga-
nischen Arsenpräparate. Die organischen Arsenverbindungen scheinen den
Organismus z. T. zu passieren, ohne in eine der giftigen anorganischen Verbin-
dungen des Arsens überzugehen, z. T. werden sie aber in Form von arseniger
Säure und Arsensäure ausgeschieden. Die pharmakologische Wirkung der
Kakodylsäure ist daher nicht allein auf die Bildung von anorganischen Arsen-
oxyden zvunickzuführen. Der größte Teil der Kakodylsäure wird von einer
großen Zahl von Organen zu flüchtigem Kakodyloxyd reduziert, und zwar
in erster Linie vom Magen, Darm und der Leber; als solches wird sie dann
vom Organismiis ausgeschieden, zum großen Teil dvurch die Exspirationsluft
und dies besonders, wemi die Einnahme per os stattgefunden^). Von der ein-
geführten Kakodylsäure wird ein Teil im Harn unverändert ausgeschieden,
ein anderer, sehr kleiner Teil, wird im Organismus oxydiert, und dessen Arsen
erscheint in Form von arseniger Säure oder Arsensäure im Harn. Die thera-
peutischen Wirkungen der Kakodylsäure beruhen nach Heffters Ansicht auf
dem im Organismus abgespaltenen Arsen, und die Säure ist nur in dem Maße
wirksam, als sie der Oxydation anheimfällt. Die Kakodylverbindungen wirken
zunächst anders als Arsenik, aber sobald sie längere Zeit im Körper verweilen
und sich zersetzen, treten Arsensymptome auf^). Es scheint hier ein analoges
Verhalten wie beim Quecksilberdimethyl vorzuliegen. Nach Schulz ist die
Kakodylsäure bei Berücksichtigmig gleichen Arsengehaltes weniger giftig als
Arsenigsäm-eanhydrid. Es handelt sich also nur um Verlangsamung luid nicht
Verrmgerung der Wirkung durch Eintritt der organischen Radikale in die
Arsensäure. Doch zeigt die Kakodylsäure unangenehme Nebenwirkungen,
da sie dem Harne, Schweiße und der Respirationsluft der Kranken einen sehr
widerHchen Geruch verleiht.
Methylarsin CHjAsHg hat kaum basische Eigenschaften und ist
sehr giftig*). Diäthylarsin (C2H5)2AsH ist äußerst giftig. Kakodylchlorid
(CH3)2AsCl hat einen furchtbar widerlichen reizenden Geruch, ebenso Kako-
dj'lfluorid. Kakodylcyanid (CH3)2As ■ CX ist sehr giftig*). Kakodyloxyd
[(CH3)3As]20 hat einen unerträglichen, heftig reizenden und Übelkeiten
hervorrufenden Geruch. Phenylarsin CgHs • AsHj ist nach Kahn außer-
ordentlich giftig 5).
Der Dampf von Diacetylenarsentrichlorid AsClg • 2 (C2H2) wirkt auf den
Menschen zwar sehr lästig, aber nicht eigentlich giftig. Die Flüssigkeit selbst
erzeugt in konzentriertem Zustande bei empfindhchen Personen schwer heilende
Ausschläge. Es wirkt bakterientötend*).
Arrhenal ist das Dinatriumsalz der Methylarsüisäiu-e CH3As03Na2 + 6 HgO,
welches bei Haiitkrankheiten und Malaria benützt wird').
Astruc und Murco empfahlen für Tuberkulosebehandlung Guajacol-
kakodylat und Kakodylzimtsäure. Ersteres heißt Kakodyljacol As(CH3)202
• C6H4 • OCH3 und wird schon durch kaltes Wasser in beide Komponenten
1) H. Schulz, AePP. 11, 131 (1879). — A. Heffter, AePP. 46, 231 (1901).
2) Carlson, HS. 49, 432 (1906). ^) Palma und Dehn, BB. 39, 3594.
*) Robert Bunsen, Liebigs Annalen 37, 23. ^) Chem.-Ztg. 1918, 1099.
«) O. A. Dafert, M. f. C. 40, 313 (1919).
') Gautier, Presse m6d. 1902, 791 und 824.
700 Antiseptica und Adstringentia.
zerlegt. Letzteres CgHg • CH : CH • COOK • AsO(CH3)2 • OH zersetzt sich eben-
falls mit Wasser^).
Diphenylarsinsäure (C^^)^ • AsO • OH ist ein ziemlich schnell wirkendes
Gift lind läßt sich ihrer Wirkmigsweise nach, hinsichthch der analogen Kon-
stitution, der Dimethylarsinsäure an die Seite setzen. Monophenylarsinsäure
scheint im Organismus langsamer, aber sonst wie Diphenylarsinsäure zu wirken.
Phenylarsinsaures Natron"^) macht bei der Katze nervöse Erscheinungen ■nie
Atosyl. Der Ersatz von Hydroxylen durch organische Radikale in der Arsen-
säure AsO(OH)3 verzögert aber nur die Wirkung, denn das Substitutionsprodukt
wirkt quahtativ der Grundsubstanz gleich. Von diesen Derivaten hat nur die
Kakodylsämre eine beschränkte Anwendung in der Medizin gefimden.
Arsen in kolloidaler Form enthaltende Präparate erhält man durch Reduktion von
Arsenverbindungen auf nassem Wege bei alkalischer Reaktion und bei Gegenwart von
SchutzkoUoiden ^ ).
Wasserlösliches arsensaures Eisen in kolloidaler Form enthaltende Präparat© kann
man gewinnen, wenn man eine wässerige ammoniakaüsche Lösung von arsensaurem Eisen
mit einer wässerigen Lösung von Alkali- oder Ammoniumsalzen der Protalbin- und Lys-
albinsäuren oder mit einer Lösung der Alkalisalze von Albumosen versetzt, den entste-
henden Niederschlag abfütriert und das Filtrat im Vakuum zur Trockne eindampft*).
Die Verbindungen mit dreiwertigem Arsen sind stärker wirksam als die
mit fimf wertigem.
Für isoherte Organe ist arsenige Säure 300 mal giftiger als Arsensäure ä).
Trypanosomen (Nagana ferox) werden von arseniger Säure (1 : 20 000) diu'ch
Arsensäure erst (1 : 100) getötet (200fach so stark).
An Süßwasserinfusorien erweist sich eine wässerige Lösmig von Arsen-
wasserstoff als viel weniger giftig als eine Lösung der arsenigen Säure mit
demselben Arsengehalt').
Ebenso kommt dem dreiwertigen anorganischen und organischen Arsen
(Natriumarsenit, Salvarsan) eine höhere keimtötende und entTsdcklmigshem-
mende Wirkung bei Bakterien und Protozoen zu als dem fünfwertigen orga-
nischen und anorganischen Arsen (Natriumarsenat, Atoxyl, Arsacetiu). Prüft
rnan dreiwertiges Antimon (Brech Weinstein) und fünfwertiges Antimon (KaUum-
pyi-oantimoniat), so findet man in gleicher Weise dreiwertiges Antimon wirk-
samer als das fünfwertige. Auch auf die Hefegänmg wirken Arsenite viel
stärker hemmend als Arsenate').
Tetramethylarsoniumjodid wird im Organismus nur zum geringsten
Teile zerlegt, der größere Teil geht unverändert in den Harn über^).
Tetraethylarsoniumjodid wird beim Kaninchen nach subcutaner Injektion
im Harn unverändert wiedergefunden ä).
Triphenylarsinoxychloridi") geht völlig unzersetzt in den Harn über und
wird auch nicht spuren weise zu anorganischem Arsen abgebaut.
Nach Kakodylsäuredarreichung erscheint nur ein sehr kiemer Teil des
im Harn überhaupt ausgeschiedenen Arsens, nämlich nur 2.3%, als arsenige
Säure oder Arsensäure.
Arrhenal wird beim Menschen in den ersten 24 Stunden zu 60% mit
dem Harn, wie es scheint unverändert, ausgeschieden. Dami nimmt die Aus-
') Joum. de Pharm, et de Chim. 12, 553.
''i J. Igersheimer und A. Rothmann, HS. 59, 256 (1909).
ä) Heydon, DRP.-Anm. C. 15 869. ■») Kalle, DRP.-Anm. K. 23 394.
') Joachimoglu, BZ. 70, 144 (1915). «) H. Fühner, AePP. 83, 44 (1917).
') E. Friedberger und G. Joachimoglu, BZ. 79, 136 (1917).
8) E. Bürgi, AePP. 56, 101 (1907). ») S. Gornaja, AePP. 61, 76 (1909).
") R. Kobert, AePP. 44, 56 (1903).
Arsenverbindvmgen. 701
Scheidung von Tag zu Tag in progressiver Reihe ab; doch ist am 30. Tage
noch Arsen im Harn nachweisbar ^j.
Auch Carlson konnte nach Einnehmen von täglich 30 Tropfen Iproz.
Arrhenallösimg 10 Tage hindurch mittels Elektrolyse die Abspaltung ioni-
sierten Arsens im Organismus nicht nachweisen.*)
Aus 4-4'-Arsenobenzoesäure entsteht im Organismus p-Benzarsinsäure und
Hippurarsinsäure ^ ,^^^ ^
COOH COOH
1
p-Benzarsinsäure I ] »• I I Hippurarsinsäure
COOH CO • NH • CHj • COOH
3-3'-Diamiiio-4.4'-arsenobenzoesäure
As As
COOH COOH
erscheint im Harne als 3-Acetamino-p-benzarsinsäure.
AsOgHj
CjHa^NH ■ COCH3
COOH
Wird der Harn viele Tage nach der Einspritzung dialysiert, so findet man
jetzt ionisiertes drei- und fünfwertiges Arsen ^).
Karl Sorger in Frankfurt stellt Eisensalze der Arsenweinsäure und Arsencitronen-
säure her, indem er entweder die AlkaUsalze der Arsenweinsäure resp. Arsencitronensäure
mit Eisensalzen umsetzt oder die Eisentartrate bzw. Eisencitrate mit Arsensäure behandelt
oder schließlich Weinsäure resp. Citronensäure auf Eisenarseniate einwirken läßt*).
Analog der Glycerinphosphorsäure (s. d.) wiu'de auch die Glycerinarsin-
säure dargestellt sowie deren Salze.
Man kann Spateisenstein mit Glycerinarsensäurelösung erwärmen, filtrieren und
einengen^).
Wasserlösliches glycerinarsensaures Eisenoxydul wird folgendermaßen dargestellt*):
Ferroammonsulfat wird mit Alkali bei Ausschluß von Luftsauerstoff gefällt und mit luft-
freiem Wasser ausgewaschen, hierauf eine Lösung von Glycerinarsensäure (durch Er-
wärmen von Arsensäure mit Glyeerin erhalten) zugebracht und erwärmt, die Lösung
wird im Vakuum bei Gegenwart von Kohlensäure eingeengt.
Arsensäureverbindungen der höheren mehrwertigen Alkohole, welche zum Teil Arsen
in sehr fester Bindung erhalten, kann man gewinnen, wenn man höhere mehrwertige
Alkohole oder ihre Ester mit Arsensäure oder Arsensäureanhydrid im Vakuum auf höhere
Temperatur erhitzt. Beschrieben sind die Magnesiumsalze der Mannitarsensäure und
Inositarsensäure ').
Das sehr moderne Verfahren, anorganische Substanzen an Eiweißkörper
zu binden, hat auch den Versuch gezeitigt, eine Arsencaseinverbindung herzu-
stellen. Wenn man Arsenjodür, -bromür oder -chlorür in Alkohol löst und
auf pulveriges Casein einwirken läßt, so erhält man Arsencaseinate, welche
auch das verwendete Halogen enthalten. Diese Arsenverbindungen enthalten
1) A. Mouneyrat, Cr. 136, 696 (1903).
2) C. E. Carlson, HS. 49, 410 (1906). ^) E. Sieburg, HS. ST, 95 (1916).
*) DRP. 208 711. 5) Spiegel, Charlottenburg, DRP. 146 456.
«) Spiegel, Charlottenburg, DRP. 138 754.
') Hoffmann-La Roche, DRP. 279 264.
702 Antiseptica vind Adstringentia.
Arsen angeblich in der larvierten Form und sind alle wasser- und alkalilöslich.
Über die praktische Verwertbarkeit dieser Verbindungen liegen keine Urteile
vor, aber man muß bedenken, daß diese Verbindungen durch verdümite Säure
aus ihrer wässerigen Lösung fallen und daß sie daher länger sich im Magen-
darmkanal aufhalten werden als etwa arsenige Säure, die man in Form der
Fowlerschen Lösxmg den Patienten eingibt. Nun suchen wir bei der internen
Verabreichung des Arsens mögUchst rasch resorbierbare Präparate einzugeben,
damit wir nur Wirkungen innerhalb des Organismus mid nicht Wirkungen auf
die Schleimhaut des Magendarmkanales erzielen, die wir keineswegs benötigen
und die immer schädlich sind, da es unter Umständen zur Eijtstehung einer
Gastroenteritis kommen kann.
Aus diesem Grunde werden wir wohl annehmen können, daß es zweck-
mäßiger ist, die arsenige Säure in einer der bekannten pharmazeutischen Zu-
bereitungen in gelöster und leicht resorbierbarer Form zu verabreichen als in
Form von Präparaten, aus denen erst die arsenige Säure abgespalten werden
muß, und die wegen ihrer schweren Resorbierbarkeit und ihres längeren Aufent-
haltes im Magendarmkanal die so mierwünschten Nebenwirkungen gastro-
enteri tischer Natur hervorzurufen.
Arseneiweißverbindvmgen, welche noch Phosphor und Schwefelsäure enthalten, erhält
man aus Eiweißkörpern durch Einwirkung von Arsentrichlorid und Phosphorpentoxyd in
Essigsäureanhydridlösung. Die Präparate enthalten 0.6% Arsen').
Volkmar Klopfer, Dresden, stellt eine ArseneiweÜB Verbindung durch Einwirkung
von Arsentrichlorid auf Weizeneiweiß bei Gegenwart von Alkohol bei gewöhnlicher Tem-
peratur her. Das Produkt enthält 4,33% Arsen ^).
Wasserlösliche Salze der Arsensäure') mit Albumosen erhält man durch Vereinigen
der wässerigen Lösungen und Fällimg mit Alkohol. Arsensaure Salze der Gelatosen erhält
man durch Erhitzen einer Glutinlösung mit Arsensäure, wobei Peptonisation eintritt^).
Die wässerige Arsensäurelösung ^) kann auch auf die in Alkohol suspendierte Albu-
mose zur Einwirkung gebracht werden.
Es wurden mehrere Präpararate dargestellt, welche Arsen imd mit ihm
manchmal auch Chlor oder Phosphor an mehrwertige Alkohole, an Fettsäuren
oder Fette gebunden enthalten.
Elarson ist das Strontiumsalz einer Chlor und Arsen gebimden enthal-
tenden Behenolsäure, Chlorasenobehenolsäure. Es enthält 13% As und ca.
6% Cl. Elarson wird, per os gegeben, nur zum geringen Teil resorbiert. Bei
intravenöser Applikation ist Elarsonsäure erheblich giftiger als arsenige Säure.
Man kann in organische Verbindiuigen mit sauren Atomgruppen, in freien Säuren,
Säureester (Ole) Arsensäurekomplexe einführen, indem man die betreffenden Verbin-
dungen zunächst halogenisiert und dann mit arsensam'em Silber behandelt. Auf diese
Weise wurde Dibrombehensäure, Bromlecithin und Dijodphenolsulfosäure mit arsen-
saurem Silber behandelt').
Die Säuren der Acetyleiueihe verbinden sich beim Erhitzen mit den Halogenverbin-
dungen des Arsens und Phosphors. Verwendet man Stearolsäure oder Behenolsäure, so
erhält man fettähnliche Massen, welche resorbierbar sind').
Man kann zu den gleichen Verbindungen gelangen, wenn man auf eine Mischung der
Säuren der Acetylenreihe mit Arsenigsäureanhydrid Halogenwasserstoff in Gegenwart von
wasserbindenden Mitteln einwirken läßt').
Solarson ist das Mouoammoniumsalz der Heptinchlorarsinsäui-e CH3(CH2)4
• Cl— C = CH • As = OCOH),').
') J. Gnezda, DRP. 201 370. ^) DRP. 214 717.
=) Knoll, Ludwigshafen, DRP. 135 306. «) Knoll, Ludwigshafen, DRP. 135 307.
5) Knoll, Ludwigshafen, DRP. 135 308. «) R. Wolffenstein, DRP. 239 073.
') E. Fischer, Felix Heinemann, DRP. 257 641.
8) DRP. 268 829, Zusatz zu DRP. 257 641.
8} Therap. d. Gegenw. 19ie, 18, 80, 119.
Arsenverbindungen. 703
Halogenisierte Arginsäuren erhält man durch Einwirkung von Arsentrihalogen au»
den Kohlenwasserstoffen der Acetylenreihe und Oxydation des Reaktionsproduktes. Be-
schrieben sind Heptinchlorarsinsäure, Octinbromarsinsäure i).
Nach den früheren Patenten gelangt man zu amorphen Produkten. Zu schön
krystallisierenden Körpern gelangt man, wenn man Phenylpropiolsäure mit Trihalogen-
derivaten des Arsens oder mit solche liefernden bzw. wie solche reagierenden Gemischen
behandelt. Der so erhaltene arsenhaltige Abkömmling der Phenylpropiolsäure ist außer
durch seine krystallinische Beschaffenheit durch die leichte Abspaltbarkeit des Halogens
bei der Behandlung mit schwachen Alkalien charakterisiert, wobei krystallinische Salze
erhalten werden. Beschrieben sind die Säure aus Phenylpropiolsäure und Arsentrichlorid
und aus Arsentribromid 2).
Arsenophenylpropiolsaures Kalium ist ebenso giftig wie die arsenige Säure
(auf As-Gtehalt gerechnet) und erheblich weniger giftig als Elarsonsäm-e^).
Solche arsen- \md phosphorhaltige Fettsäuren kann man statt an Alkalien oder Erd-
alkalien zu binden in gleicher Weise in die Eisensalze verwandeln^).
Statt der fertigen Trihalogenderivate des Arsens und Phosphors kann man auch
solche Reagenzien verwenden, welche diese Halogenderivate ohne Abspaltung von Wasser
liefern, wie Phosphor oder Arsen und Sulfurylchlorid oder Arsenigsäureanhydrid vmd Thi-
onylchlorid, so daß man keine wasserbindenden Mittel braucht*).
Auch die Derivate dieser Verbindungen, welche lipoidlöslich sind, im Gegensatze zu
den beschriebenen Salzen, können dargestellt werden, entweder indem man von den Deri-
vaten der Säure ausgeht oder indem man die arsen- und phosphorhaltigen Säuren in ihre
Säurederivate verwandelt.
Beschrieben sind Chlorarsenobehenolsäuremethylester, Chlorarsenostearolsäureäthyl-
ester, Chlorarsenobehenolsäureanhydrid, Bromarsenobehenolsäiueanhydrid, Chlorphosphor-
behenolsäirremethylester ^ ).
Eine organische Arsensäureverbindung wird erhalten, wenn man Distearin mit Arsen-
säure in der Wärme behandelt. Sie ist fettartig und lipoidlöslich').
Arsenhaltige Verbindungen aus Phosphatiden oder phosphatidhaltigen Stoffen er-
hält man, wenn man Phosphatide usf. in organischen Lösungsmitteln mit Arsensäure in der
Wärme behandelt und die entstehenden Arsenverbindungen nach den für die Gewinnimg
von Lecithin üblichen Methoden abscheidet').
Durch Hydrolyse von Halogenmethyltrialkylarsonivunhalogeniden mit Wasser bei
höherer Temperatur kann man die dem C'holin entsprechenden Arsoniumverbindungen
gewinnen.
Trimethylarsin gibt mit Äthylenbromid bei 100 — 105° w-Bromäthyltrimethylarso-
niumbromid. Beim Erhitzen mit Wasser auf 180° entsteht oj-Oxyäthyltrimethylarsonium-
bromid.
Das aus Triäthylarsin und Äthylenbromid dargestellte Bromäthyltriäthylarsonium-
bromid liefert mit Wasser bei 180° Athanoltriäthylarsoniumbromid').
Die von A.Michaelis As • CsHj • COOH dargestellten Arsenobenzoesäuren
As • CsHj ■ COOH
wurden von Kobert pharmakologisch untersucht. Die Natriumsalze beider
Säuren sind stark giftig, die o-Verbindung noch stärker als die p-Verbindung.
Beide wirken hauptsächlich auf die Nieren, die sie analog dem Uran füi" Eiweiß
imd Zucker durchlässig machen. Ferner heben beide Säiu'en schon in kleinen
Dosen die Freßlust von Fleisch- und Pflanzenfressern auf. Die Nieren werden
schwer geschädigt, die Schleimhaut des Magens weist kleine Blutaustritte
auf, es kommt zu Leberdegeneration. Die Orthosäure bewirkt Eiweißaus-
scheidung, wenn man pro Kilogramm Kaninchen 1 mg Arsen in dieser Form
benützt i«).
Atoxyl wurde zuerst von Bechamp 1863 dargestellt und als Arsanihd
aufgefaßt, 1901 von Ferdinand Blumenthal toxikologisch untersucht,
•) Bayer, DRP 296 915. ^) DRP. 291 614, Zusatz zu 257 641.
ä) G. Joachimoglu, AePP. 78, 1 (1915). ■•) DRP. 271 158, Zusatz zu 257 641.
^) DRP. 271 159, Zusatz zu DRP. 257 641.
«) DRP. 273 219, Zusatz zu DRP. 257 641.
') Hoffmann-La Roche, DRP. 287 798. «) Grenzach, DRP. 282 611.
«) BB. 48, 870 (1915). i") Grenzach, DRP. 203 032.
704 Antiseptioa und Adstringentia.
welcher fand, daß es keine Anilinwirkung, sondern eine spezifische'' Arsenwirkung
zeigt. Schließlich wurde nach verschiedenen Untersuchungen, welche die Un-
richtigkeit der Bechampschen Formel dartaten, von P. Ehrlich und Bert-
heim die richtige Formel ermittelt.
P. Ehrlich und A. Bertheim i) zeigten, daß Atoxyl das Mononatrium-
salz der p-Aminophenylarsinsäure
NH,.<Q>.AsO<°^^ist.
Diese Konstitutionsermittlung sowie die physiologische Prüfung des
Atoxyls vmd zahlreicher Derivate desselben war von größter Tragweite für die
Synthese des Salvarsans.
Der Arsensäurerest haftet beim Atoxyl sehr fest am Benzolkem, und es zeigt
sich eine weitgehende Analogie zwischen Arsanilsäure und Sulfanilsäure. Diese
Analogie geht so weit, daß man auch die leichte Spaltbarkeit beider durch
Halogen durchführen kann. So entsteht aus Arsanilsäure mit Bromwasser fast
quantitativ Tribromanilin imd Arsensäure.
Atoxyl gibt erst bei der KaUschmelze das festgebundene Arsen ab. Man
kann in dieser Form 40 — 50 mal soviel Arsen geben als bei Verwendung von
Sol. Fowleri2).
Atoxyl wird beim Pferde^) z. T. als anorganische Arsen Verbindungen,
z. T. als p-Aminophenylarsinsäure, d. h. unverändert, wie auch als p-Oxy-
phenylarsinsäure und Oxycarbaminophenylarsin säure ausgeschieden. Beim
Menschen findet man: p-Aminophenol, wahrscheinlich o-Acetaminophenol-
schwefelsäure, Carboiayl-o-aminophenol (Oxycarbanil), Oxyaminophenylarsin-
säure, Oxyphenylarsinsäure. Zu V4 '^rd das Arsen iia ionisierter Form aus-
geschieden *).
Die Arsanüsäxire selbst erhält man durch Einwirkung von Arsensäure auf Anilin
zunächst in wässeriger Lösung und nachheriges Erhitzen unter Druck.
Die anorganischen Salze der Arsanilsäure zersetzen sich bei längerem Erhitzen;
dieses soll bei den Chinin- und Cinchoninsalzen nicht der Fall sein. Man erhält diese durch
Einwirkung der Säure auf die Base oder Umsetzung der Salze').
p-Diazophenylarsinsäure erhält man durch Einwirkung von salpetriger Säure auf
Arsanilsäure').
m- Arsanilsäure ist ebenso toxisch wie die p- Arsanilsäure. Chemisch
zeichnet sie sich durch das stärkere Haften der Arsensäure vor der Para Verbin-
dung aus.
m-Aminophenylarsanilsäure (Metarsanilsäure) erhält man, indem man die durch
Nitrierung von Phenylarsinsäure erhältliche Nitrophenylarsinsäure in alkoholischer Lösung
mit Natriumamalgam oder mit Schwefelammon und nachher mit Alkalien behandelt').
Bei der Einwirkung von Arsensäure auf o- und m-Toluidin, sowie avif p-Xylidin
wird l-Amiaobenzol-4-arsinsäutre resp. ihre Homologen gebildet, insbesondere wenn man
2 Teile Arsensäure mit 3 Teilen Amin erhitzt. Sie zeigen analoge Wirkungen wie die Arsanil-
säure. o-Tolylarsinsäure wird dargestellt aus o-Tolylarseniat durch Erhitzen auf 180°*).
Diu-ch den Eintritt der Aminogruppe in das Molekül der Phenylarsinsäure
erfolgt eine gewaltige Verschiebung der biologischen Eigenschaften: Arsanil-
säure. Die Toxizität sinkt imd der parasiticide Charakter entwickelt sich.
1) BB. 46, 3292 (1907).
2) F. Blumenthal, Med. Woche 1903, Nr. 15. — Schild, Berliner klin. Wochen-
schrift 1892, 279.
') Nierenstein, Zeitschr. f. Immunitätsforsch, u. exp. Ther. 2, 453 (1909).
«) Ernst Sieburg, HS. 97, 53 (1916).
^) Chemische Werke, Charlottenburg, DRP. 203 081.
«) Speyer-Stiftung, DBF. 205 449. ') DRP. 206 334.
*) Englisch. Patent 855 v. 14. I. 1908.
Arsen Verbindungen. 705
Tritt eine zweite Aminogruppe in die Phenylarsinsäure ein, so wird die Toxizität
noch weiter herabgesetzt. 3.4-Diaminophenyl-l-arsiusäure ist ca. 25 mal uiigif-
tiger als das Natriumsalz der Arsanilsäure. Die Diaminosäure besitzt auehHeilwert
gegenüber Trypanosomiasis, da sie aber in den wirksamen Dosen Nervenaffektio-
nen als Nebenwirkung auslöst, kann sie als Heilstoff nicht in Frage kommen *).
Wird noch eine dritte Aminogruppe in die Phenylarsinsäure eingeführt,
so entsteht Triaminophenylarsinsäure.
AbOjHj
;,nCJj
N
Sie hat bei manchen Tieren kaum überhaupt eine Giftwirkung.
AUe Halogenderivate der Arsanilsäure haben eine bedeutend stärkere
Giftigkeit als ihre Muttersubstanz.
Die Einführung von Jod und Brom erhöht die Giftigkeit des Atoxj'ls,
weil dieses sich in der Leber ablagert, während das halogenfreie es nicht tut.
p-Anunophanylarsinsäurebijodür p-Aminophenylarsinsäuretetrajodür
As As
J J JJ JJ
Das Bijodür der p-Aminophenylarsinsäure sowie das Tetrajodür sind
giftiger als Atoxyl. Die Einführung von Jod bei erhaltener Aminogruppe
steigert die Giftigkeit des Atoxyls^).
Die Einführung von Jod in das Atoxylmolekül zeitigt nur Nachteile.
p-Aminophenylarsinsäuretetrajodid, und zwar das jodwasserstoffsaure Salz
H J , NHj • CgHj • As J4 , erhält man durch Übergießen trockener p-Aminophenyl-
arsinsäure mit Jodwasserstoffsäure von 1.7 sp. G. bis zur Lösung beim Er-
wärmen. Die Substanz wirkt wie die anderen jodierten Atoxylderivate, dabei
aber stark ätzend und nekrotisierend*).
p-Aminophenylarsinsäure-tetrajodid ist giftiger als p-Aminophenylarsm-
säure*).
3.5.3'.5'-Tetrajodarsenophenol wirkt schwächer auf Trypanosomen, aber
stärker auf Spirillen als Arsenophenol.
Weniger giftig als jodierte Atoxylderivate sind Jodacidylderivate des Atoxyls, bei
denen Jod in der Seitenkette steht. Aus Jodacetylchlorid, Atoxyl und Lauge erhält man
Jodacetylaminophenylarsinsäure CHjJ • CO • NH • CgH, • AsOjH^*).
p-Jodphenylarsinsaures Natrium und Jodatoxyl
J NHj,
0
As = 0 As = 0
ONa ONa ONa ONa
1) Farbwerke Höchst, DRP. 219 210. A. Bertheim, BB. 44, 3092 (1911).
^) A. Patta und P. Caccia, Arch. di farmacol. sperim. 12, 546 (1912).
3) BoU. Soc. Med. Chir. di Pavia (1911).
*) Aldo Patta und Pierro Caccia, Arch. di Farmacol. sperim. 13, 456 (1912).
5) Schering -Berlin, DRP. 268 983.
Franke], Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 45
706 Antiseptica und Adstringentia.
Beide Präparate sind erheblicher giftig als Atoxyl.
Die Eüiführimg von Halogen in den Ring erhöht die Giftigkeit.
3.5 -Dibrom-4-aminophenylarsinsäure [ J und o-Toluidiuarsinsäure
NH2 HO As OH NHj
[Kharsin*)] f J ' und 3.5-Dijod-4-aminophenylarsinsäure f J
HO • Äs • OH HO ■ As • OH
O O
sind vielfach mehr giftig als Arsanilsäure, während die Einführung eines Acetyl-
oder GlycLnrestes die Giftigkeit stark herabsetzt.
p-Jod-, p-Jodoso- und p-Jodophenylarsinsä\iren haben für Mäuse annähernd
dieselbe Toxizität von Vaooog P^o 20 g Ge^^icht. p-Jod- und p-Jodosophenyl-
arsinsäure machen bei Mäusen Ikterus, •während p-Jodophenj-larsinsäure diese
Erscheinung nicht zeigt 2).
Dichlorphenylarsinsäure und 3.5-Dichlor-4-jodphenylarsinsäure machen
bei Mäusen sehr intensiven Ikterus, viel stärker als 4-Jodphenylarsinsäure.
Bei den Halogenphenj'larsinsäuren wächst die Fähigkeit der Ikterusbildung
mit der Anzahl der Halogenatome. Das sog. ,,Icterogen"
CH,
h,03As.O-<h;ch!
VCHiCHj
CH3
wird nach der ikteruserregenden Richtung von diesen beiden Substanzen über-
troffen.
3.5-Dichlorphenylarsinsäure ist imgiftiger als p-Jodphen34arsinsäure und
Dichlorjodphenylarsinsäure, so daß die Besetzung der p-Stellung zum Arsen-
rest jedenfalls die Gift Wirkung wesenthch beeinflußt^).
4-JodphenyIarsinsäure sowie ihre Salze wurden sehr vielfach pharma-
kologisch geprüft.
p-Jodphenylarsinsäure imd p-Jodphenylarsenigsäurejodid JCgH^AsJj sind
bedeutend toxischer als Atoxyl. Arsen wird zum Teil in anorganischer Form
ausgeschieden, Jod hingegen wird bei der Jodphenylarsinsäure nur in orga-
nischer Bindung eliminiert, beim Jodphenylarsenigsäurejodid zum Teil auch
in ionisiertem Zustande. Beim Kaninchen machen diese Verbindungen eine
Verminderung des Stickstoffunisatzes. Gegenüber dem Trypanosoma Brucei
sind beide Verbindungen unwirksam'*).
Die Halogenderivate des Atoxj'ls werden am langsamsten ausgeschieden.
Bei der Einwirkimg von Aldehyden mit und ohne Kondensationsmittel auf die
Arsanilsäuren erhält man durch Kondensation Derivate. Besclirieben sind die Einwir-
knngsprodukte von p-Osybenzaldehyd, Dimethylaminobenzaldehyd undResorcylaldehyd').
Dmch die Acetj'Uerung der Arsanilsäure erhält man eine Verbindung, die
im Heilwert nicht zurückgegangen ist, aber für- verschiedene Tierarten um
3 — 10 mal weniger giftig ist. Nur das Pferd und das Meerschweinchen bilden
1) Wellcome und Pyraan, engl. Pat. Nr 85.5 (1908); Nr. 14 937 (1908).
=) Leupold bei P. Karrer, BB. 47, 97 (1914).
3) P. Karrer, BB. 47, 1779 (1914).
*) Efisio Mameli und Aldo Pat ta, Arch. di Farmaeol. sperim. 11,475; l!t, 1 (1911).
=•) Speyer-Stiftung, DRP. 193 542.
Arsen Verbindungen. 707
eine Ausnahme, für die das Präparat gleich giftig bleibt. Arsaeetin ist Acetyl-
atoxyl, es ist ungleich ungiftiger als Atoxyl^). Die Einführung eines Acetyl-
restes setzt aber nicht bei allen Tierarten die Toxizität der Arsanilsäure
herab, weil Acetarsanilsäure bei verschiedenen Tieren mehr oder weniger voll-
ständig in die beiden Komponenten gespalten wird.
4-Acetaminoarsinsesquisulfid ist giftiger als die Acetarsanilsäure.
Phenoxylessigsäure erhöht die Toxizität, Phthalsäure mindert sie beträcht-
lich in Verbindung mit Atoxyl. Diese Verbindimgen sollen gegen Trypanosomen
heilkräftiger sein als Atoxyl^). Eine Entgiftung erhält man auch durch Ein-
wirkung von Benzolsulfochlorid auf Arsanilsäure. Hektin ist das Natriumsalz
der Benzolsulfon-p-aminophenylarsinsäiu'e^). Beim Hektin ist die Arsenaus-
scheidung am schnellsten beendigt. Das Quecksilbersalz wird Hektargyr genannt.
cü-Methylsulfonsäure der p-Aminophenylarsinsäure
OH
As^O
■ OH
0
N— H
^CH^
ist weit weniger giftig als Arsanilsäure und die therapeutische Wirksamkeit
ist bedeutend geschwächt^).
Säureabkömralinge der p-Aminophenylarsinsävire erhält man durch Acylierung von
p-Aminophenylarsinsäure. Dargestellt wurden Formylarsanilsäure, Acetylarsanilsäure,
Butyrylarsanilsäure, Chloracetylarsanilsäure, Malonylarsanilsäure, Benzoylarsanüsäure,
Phthalylarsanilsäure, ebenso ist der Harnstoff der Aminophenylarsinsäure besehrieben*).
p-Aminophenj'larsinsäure imd ilire Homologen kann man in Harnstoff- und Thio-
hamstoffabkömmlinge verwandeln durch Einwirkung von Cyansäure resp. Sulfocyansäure
oder deren Estern auf Arsanilsäure*).
Die in DRP. 191 548 beschriebenen Diarsanilhamstoffe setzen schon die Toxizität
bedeutend herab, die Giftigkeit ist wie die des Methylhamstoffes der Arsanilsäure, aber die
Heilfunktionen sind nicht gesteigert, so daß bei der praktischen Verwendung Diarsanil-
hamstoff dem unsymmetrischen Harnstoff bei weitem nachsteht. Dargestellt wiirden
Carbaminoarsanilsäure, Thiocarbaminoarsanilsäure, Methylcarbaminoarsanilsäure, Phenyl-
carbaminoarsanilsäure, Carbamino-o-methylarsanilsäm'e, Carbaminoanthranilarsinsäure.
p-Nitrosophenylarsinsäure hat nach P. Ehrlich keinen Heilwert').
p-Oxyphenylarsinsäure sowie ihr Reduktionsprodukt, p-Arsenophenol
OH • CgH^ • As = As • CgH^ • OH beeinflussen MäusespiriUen günstig.
Die substituierten Arsinsäuren stehen in bezug auf Toxizität zwischen
Arsinsäuren und Arsmoxyden; sie sind einerseits viel toxischer als die ent-
sprechenden Arsinsäuren, andererseits weniger toxisch als die Arsinoxyd-
verbindungen. Im Heil versuche haben sich die Arsinoxyde stets weniger
günstig erwiesen als die Arseno Verbindungen. Die Arsinoxyd verbindimgen
haben eine direkte imd sehr energische Wirkung auf die Protozoen. Als Heil-
mittel sind die Arseno Verbindungen den Arsinsäuren überlegen.
Die oxydationshemmende Wirkung des Arseniks steht bei Erythrocyten-
versuchen^) der der Blausäure kaum nach. Während Atoxyl und Arsenophenyl-
M Alb. Neisser, Dtsche med. Wochenschr. 34, 1500. ') DRP. 191 548.
^) Balzer vmd Mouneyrat, Progres Medical 1909, Xr. 27. — Re\'ue Internationale
de Mödecine et de Chirurgie 1909, 375. *) J. Abelin, BZ. T8, 191 (1916).
5) Speyerstiftung, DRP. 191 548.
') Farbwerke Höchst, DRP. 21.3 155, Zusatz zu DRP. 191 548.
') P. Karrer, BB. 45, 2066 (1912). «) M. Onaka, HS. 70, 433 (1910/11).
46*
708 Antiseptica und Adstringentia.
glycin in bestimmter Konzentration keinen hemmenden Einfluß auf die Atmung
der Erjrthrocyten ausüben, hemmt Aminophenolarsenoxyd in größerer Ver-
dünnung stark.
Die Chemoceptoren der Parasiten sind nur imstande, den di'eiwertigen
Arsenrest, nicht aber den fünfwertigen zu verankern, daher übt die Reduktion
eine große Verstärkung auf die Wirkmig aus. Bei Mäusen beträgt durchschnitt-
lich die ertragene Dosis Atoxyl 0.25 g, beim p-Aminophenylarsenoxyd aber
0.004 g pro kg, beim Diaminoarsenobenzol 0.0066 g pro kg. Beim Kaninchen
besteht aber ein erhebhcher Unterschied in der Toxizität der beiden Verbin-
dungen insofern, als intravenös die letale Dosis des Diamiuoarsenobenzols
O.Ol g pro kg beträgt, während sie für p-Aminophenylarsenoxyd nur 0.0012 g
beträgt. Ebenso ist die trypanocide Wirkung dieser Präparate maximal ge-
steigert.
A. S. Levaditti und v. Knaffl-Lenz stellen sich aber vor, daß das
Arsen des Atosyls sowie Brechweinstein von tierischen Eiweißkörpern fixiert
wird und in dieser Bindung eine starke tr3rpanocide Wirkung ausübt. Die
Ansenbindung an das Eiweiß ist eine feste, Antimon geht aber nur eine lockere
Bindung ein i).
Die Arsenoverbindungen sind viel toxischer als die entsprechenden Arsin-
säuren, aber weniger toxisch als die Arsinoxydverbindungen. Die Arsin-
oxyde haben sich im Heilversuche stets als weniger günstig erwiesen als die
Arsenoverbindungen. Die Arsinoxyde sind alle bedeutend giftiger als die ent-
sprechenden Arsinsäuren und auch als die Arsenoverbindungen. Während die
Arsinsäuren direkt die Parasiten nicht angreifen, sondern erst im Organismus
reduziert werden müssen, wirken die Arsenoverbindungen direkt auf die Para-
siten ein, so daß sie als Heilmittel den Arsinsäuren überlegen sind.
So konnte Paul Ehrlich z. B. sehen, daß ein gegen Acetarsanilsäure fester
Trypanosomenstamm von Arsinsäuren nicht mehr angegriffen wurde, Arseno-
verbindungen aber ihn töteten.
4-Oxyphenylarsenoxyd tötet in einer Lösinig von 1 : 10 000 000 Trypa-
nosomen in einer Stunde. — In dieser Substanz erreicht die trypanocide Wir-
kung ihren Höhepunkt.
3-Ammo-4-oxyphenylarsinoxyd ist ca. 20 mal giftiger als die entsprechende
Arsenoverbindung, das Salvarsan, aus dem sie durch Oxydation an der Luft
entsteht.
4-Arsinophenylarsinoxyd ist viel giftiger als die entsprechende Arsinsäure.
Die Arsanilsäure erfährt durch Reduktion zum Diaminoarsenobenzol eine
Steigerung der Toxizität auf das 30 — 40 fache.
Arsenophenylglycin ist sehr veränderlich und enthält nach kiu"zer Zeit
durch Oxydation das weit giftigere Phenylglycinarsenoxyd. Es ist sehr stark
wirksam und relativ wenig toxisch. Ehrlich stellt sich vor, daß diese Substanz
sowohl an der Arsengruppe als auch an der Essigsäiu'e vom Organismus fest-
gehalten wird. Arsenophenylglycin tötet im Tiere noch Trypanosomen, welche
gegen Atoxyl und Arsacetin fest sind. Beim Menschen hat sich aber diese
Substanz, welche beim Tier außerordentlich wirksam ist, nicht bewährt.
Arsenophenylglycin wirkt nach Wendelstadt gegen die Naganaerkran-
kung ganz vorzüglich. Von den drei Präparaten Arsacetin, Atoxyl imd Arseno-
phenylglycin verbleibt letzteres am längsten im Organismus, und zwar 68 Tage.
Arsacetin wird in 2 Tagen, Atoxyl in 3 Tagen ausgeschieden 2).
1) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. 2, 645. ^) Berl. klin. Wocheiischr. 1908, 2263.
Arsen Verbindungen. 709
Sowohl Atoxj'l als auch Aiseiiophenylglycm und Arsacetin führen zu
Vergiftungen, und bei der Schlafkrankheit haben sich die Hoffnungen, welche
an die Verwendung dieser Präparate geknüpft wurden, durchaus nicht ganz
erfüllt.
Arsenophenoxj^essigsäure und Arsenophenylthioglj'kolsäiure enthalten, wie
Arsenophenylglycin, eine Essigsäuregruppe und wirken der Ehrlich sehen
Theorie gemäß noch sehr stark auf Trypanosomen und vermögen noch gegen
Arsinsäuren gefestigte Stämme zu vernichten^).
Robert Reginald Baxter und Robert George Fargher haben ver-
sucht, wasserlösliche Hydrochloride herzustellen, die so viel schwächer sauer
reagieren als Salvarsan, daß sie direkt klinisch verwertbar sind. Sie haben zu
diesem Zweck die Hydrochloride der Arsenobenzole dargestellt, die sich vom
1.3-Benzodiazol (BenzoglyoxaUn) ableiten. Solche Derivate wurden durch
Einwirkung von Ameisensäure oder Essigsäure auf die bekannten 3.4-Diamirio-
phenylarsinsäuren gewonnen. Die verhältnismäßig große Beständigkeit der
3.4-Diacetylaminophenylarsinsäure deutet darauf hin, daß in Abwesenheit von
Anhydriden die Glyoxalinbildung unter intermediärer Bildung eines Monacyl-
derivates stattfindet. Die erhaltenen Arsinsäuren werden am besten mit
Natriumhj'posulfit zu Arsenobenzolen reduziert. Die Hydrochloride der letz-
teren sind in Wasser löslich und reagieren in wässeriger Lösung stark sauer
gegen Lackmus, aber neutral gegen Methylorange. Es ergab sich, daß diese
Acidität für Zwecke der intravenösen Injektion zu groß ist^).
Heterocyelische organische Arsenverbindungen erhält man, wenn man Dihalogen-
pentan oder einen ähnlichen Halogenkohlenwasserstoff mit zwei reaktionsfähigen Halogen-
atomen und ein Arsenhalogenid oder ein Organoarsenhalogenid in einem indifferenten
Lösungsmittel mittels Natrium oder Magnesium zur Reaktion bringt. Ebenso kann man
auch andere iletalUialogenide verwenden').
Aus den Magnesiumverbindungen des 1.5-Dibrompentans und Phenyldichlorarsins
erhält man Cyclopentylenphenylarsin.
Die durch Einwirkung von Allylsenföl auf Arsanilsäure, deren Homologe und Deri-
vate entstehenden Verbindungen haben angeblich eine spezifische Wirkung auf Bindegewebe
von Tumoren.. Dargestellt wurde die Thiohamstoffverbindvmg aus Allylsenföl und Methyl-
arsanilsäure *).
Der Chininester der p-Dichlorarsinobenzoesäure ist ein wirksames Gift
gegen Trypanosomen, aber auch sehr giftig für das an Trypanosomen erkrankte
Tier^). Oechsliu stellte auch Di-p-benzarsinsäure-dichininester dar, der aber
nicht weiter untersucht wurde.
Aus Arsanilsäure kann man p-Arylglycinarsinsäuren erhalten durch Umsetzung von
p-Aminoarylarsinsäiu^n mit Halogenessigsäuren oder mit Formaldehyd und Blausäure.
Diese Verbindung ist als Arsanilglycin beschrieben').
Die carboxylierten Acylaminophenyl- und Acylaminotolylarsinsäuren erhält man
durch die Oxydation der Homologen der p-Acylaminophenylarsinsäuren. Acet-o-toluidin-
arsinsäure, durch AcetyUerung der Grvmdsubstanz erhalten, geht durch Permanganat in
Acetantlu'anilarsinsäure über').
Sie haben eine herabgeminderte Toxizität, sie sind auch weniger giftig
als die Acj'lderivate, da sie im Organismus schwerer spaltbar sind. Die Methyl-
^) Zeitschr. f. angew. Chemie 23, 2.
2) Joum. Chem. Soc. London 115, 1372 (1919).
^) Giemsa, Deutsche med. Wochenschr. 45, 94 (1919).
*) Thoms, DRP. 294 632.
*) K. J. Oechslin, The Philippine Joiun. of Science, 6. Sektion, A. 23. — 24. Januar
(1911), Manila.
«) R. Kobert, Therap. d. Gegenw. 1902/3, 159. — Michaelis, Liebigs Ann. 321,
162, 165. ') Farbwerke Höchst, DRP. 203 717.
710 Antiseptioa und Adstringentia.
carbaminoarsanilsäure ist viel weniger giftig beim Kaninchen, halb so giftig
als die AcetvlarsanUsäure. Die Heilerfolge sollen auch viel bessere sein.
2-AKiinotolyl-5-arsinsäure f J * ist nicht weniger giftig als Arsanilsäure^).
HO— As— OH
O
Durch Reduktion der Phenylarsinsäure gelangt man zum primären Phenyl-
arsiu, das außerordentlich giftig ist. Seine große Giftigkeit schüeßt seine thera-
peutische Verwendung aus. Dagegen sind seine Derivate, die salzbildende Gruppen
besitzen, viel weniger giftig imd zeigen auch therapeutische Wirkungen.
Phenylglycinarsüi COOK • CHj • NH • CgH^ • AsHa und l-Oxy-2-amino-
phenyl-4-arsin OH
1NH,
Arsenophenylglycin ^^^^As^As^
COOH • CHa • NH
zeigen geringere Giftigkeit und gute therapeutische Eigenschaften^).
Dioxyarsenobenzol (Arsenopheiiol) übt als solches eine starke sj)irlllocide
Wirkung aus; eine Beobachtung Ehrlichs, welche der Ausgangspunkt für
die SjTithese des Salvarsaus war. Allerdings hat dasselbe viele Nachteile, einmal
ist es außerordentlich schwer, fast unmöglich, es in genügender Reinheit in großem
Maßstabe darzustellen. Daun ist es auch außerordentlich giftig und unterliegt
in gelöster Form leicht einer Oxj'dation. Das Produkt dieser Oxydation, Oxy-
phenylarsinoxyd besitzt eine außerordenthch entzündungserregeade Wirkung^).
Farbstoffe der Benzidin- und Triphenj'lmethanreihe sind trj^anocid, aber
entsprechende Arsenderivate haben sehr geringen Effekt.
Geprüft wm-den:
Dinatriuin-4-hydroxy- Dinatriuni-4-dimethylamino-
2'»benzolazotoluol-5^-arseniat 2'-benzolazotoluol-5^-arsemat
OH N(CH3)2
N
N
N
N
QCH3
QCH3
NaO • As ■ ONa
NaO • As • ONa
O
O
Tetranatriumphenazin-2
7-bisarseniat
,UiNa
/\XX/\As/:0
NaO^ 1
NaO
\/
ONa
1) Farbwerke Höchst, DRP. 204 664.
«) R. Kahn, Zeitschr. f. angew. Chemie 25, 1995.
') Ehrlich -Hata, Experimentelle Therapie der Spirillosen, Berlin 1910, S. 123.
Arsenverbindungen.
711
Flimmer und Thomson^) zeigten, daß p-ToluyIarsinsäure Trypanosomen
vernichtet, selbst in rezidivierenden Fällen nach Gebrauch von Arsanilsäure.
Die Verbindungen
Natriumbis-p-aminophenylarseniat
NH,
Natriumbis-p-acetaminophenylarseniat
NH • CO • CH,
0
O : As • ONa
O : As ■ ONa
NHj
Natriumbis-2-aminotolyl-5-arseniat und
NH2
ACH3
O: As. ONa
CH,
NH,
NH • CO • CH3
Natriumbis-2-acetamiiiotolyl-5-arseniat
NH • CO • CH3
Qc=.
O : As . ONa
'CH,
NH • CO • CH,
wirken nur sehr wenig, manchmal gar nicht bei Dourine.
Morgan^) stellte Dicamphorylarsinsäure her:
O
CH ■ Äs . CH
C8Hll<|
CO
l>C8H,,
CO
Sie ist giftiger als Arsanilsäure.
Durch Umsetzimg von Oxymethylencampher oder der entsprechenden
Chlormethylenverbindung mit dem Natriumsalz der p-Aminophenylarsinsäure
erhält man eine Substanz, die angeblich kräftige Wirkung auf Trypanosomen
und Spirillen zeigt*).
Dui'cli Kondensation von Mentholguätliolschwefelsäure mit Monomethyldinatrium-
arsenat erhält man o-Guätholmonomethyltrioxyarsenomenthol. Man kann auch benzol-
disulfosaures Natrium mit Natriumalkoholat behandeln, das entstandene Reaktionsprodukt
mit arsenigsaurem Natrium versetzen und das gewonnene Zwischenprodukt mit Menthol-
schwefelsäuremethyläther behandeln *).
Die Einwirkmig von Phenylisocyanat auf Arsanilsäure fülirt nach A. Mouneyrat
zu der Verbindung CjHs • NH • CO • NH • C^Hj • As • 0(OH),. Im gleichen Patent ist
die Darstellung der Sulfoarylderivate der Aminophenylarsinsäure besclmeben*).
p-Amiuophenylarsinsäure, welche Böchamp durch Einwirkung von Arsensävu-e
auf Anilin gewonnen und fälschlich als Metaarsensäureanilid bezeichnet hat, gibt bei der
Verdrängung des Arseusäurerestes durch Jod p-Jodanilin. Mit salpetriger Säure läßt sie
sich diazotieren. Aus dem Diazokörper läßt sich durch Erhitzen mit Schwefelsäure die
p-Oxyphenylarsinsäure gewinnen, dm-ch Behandlung mit Salzsäure und Kupferpulver
gelangt man zur p-Chlorphenylarsinsäure, welche man am besten als Kobaltsalz isoliert.
Der Diazokörper läßt sich leicht zu Azofarbstoffen kuppeln^).
M Proc. R. Soc. 79, 505 (1907). ^) J. C. S. Trans. 93, 2144 (1908).
=) Hans Rupe, Basel, DRP. 325 640.
*) Alfred Mauersberger, Nienburg, DRP. 320 797.
5) Franz. Patent 401 586, 30. Juli 1908. «) DRP. 243 648.
712 Antiseptica und Adstringentia.
Man erhält 1) diazotierte Derivat« aus Nitroaminoarylarsinsäure, welche die Nitro-
gruppe in o-Stellung zur Aminogruppe enthalten, indem man sie diazotiert und die so
erhaltenen Nitrodiazoarylarsinsäuren mit Mineralsäure bindenden Mitteln behandelt. Man
diazotiert z. B. Nitroaminophenylarsinsäm'o und setzt ihr Natriumacetat hinzu ; die Diazo-
verbindung kann dann weiter verarbeitet werden.
Während die in p-Stellung substituierten Derivate des Anilins im allgemeinen nicht
oder nur mit schlechter Ausbeute in Arsinsäuren übergefiUirt werden können, gibt p-Nitro-
anilin beim Erhitzen mit Arsensäure auf 210° 5-Nitro-2-aminobenzol-l-arsLnsäure^).
p-Amino-m-oxyarylarsinsäuren erhält man durch Behandlung der Azofarbstoffe,
welche sieh von den p-Diazo-m-osyarylarsinsäuren ableiten, mit Reduktionsmitteln bis
zur Entfärbung. Läßt man die Reduktionsmittel weiter einwirken, so entstehen durch
Veränderung der Arsinsäiu-egruppe andere Derivate^).
Oxyarylarsinsäuren erhält man durch Erhitzen von Phenolen mit Arsensäure. Die
Acetonlöslichkeit ermöglicht es, aus dem Reaktionsprodukte die Säure zu gewinnen. Dar-
gestellt wiu'den p-Oxyphenylarsinsäure und die ni- und o-Kresolarsinsäiu'e*).
Oxyarylarsinsäuren werden durch Zersetzung diazotiorter Aminoarylarsinsäuren in
wässeriger Lösung hergestellt. Die freie Oxyphenylarsinsäure ist aeetonlöslich^).
Arsenophenole und deren Derivate werden durch Reduktion von Oxyarylarsinsäuren
oder Arsenoxyden erhalten. Als Reduktionsmittel können Zinn und Salzsäure oder Na-
triumhydrosulfit verwendet werden, während bei Einwirkung schwächerer Reduktions-
mittel leicht Arsenoxyde entstehen, welche bei weiterer Reduktion mit Natriimiamalgara
in die Arsenophenole übergehen. Die Arsenophenole luiterscheiden sich pharmakologisch
von den Oxyarylarsinsäuren durch eine erhebliche Steigerung ihres Effektes gegenüber
Trypanosomen und Spirillen. Die Äther der Phenole, wie Arsenoanisol imd Arsenophenetol
sind indifferente, wasserunlösliche, für therapeutische Zwecke unbrauchbare Verbindungen,
während die Arsenophenole in Alkalien löslieh sind. Arsenophenolnatriiun wü'kt auf Try-
panosomen sehr giftig. Beschrieben ist die Darstellung von Arsenophenol und Arseno-o-
kresol').
Arsenoarylglykol- und Thioglykolsäuren werden dxu-ch Reduktion von Arylglykol-
resp. Arylthioglykolarsinsäuren oder der entsprechenden Arsenoxyde gewonnen. Die
Arylglykolarsinsänren imd Thioverbindungen kann man aus den Oxyarylarsinsäuren resp.
Thiophenolarsinsäuren dm'ch Umsetzung mit Chloressigsäure herstellen. Beschrieben sind
die Darstellungen von Arsenophenylglykolsäure imd Arsenophenylthioglykolsäure. Der
trypanocide Charakter dieser Verbindungen soll ungemein hoch sein').
Die Übertragung des durch das Hauptpatent geschützten Reduktionsverfahrens auf
die Halogenderivate von Oxyarylarsinsäuren führt zu den Halogenderivaten der Arseno-
phenole, welche sich den nicht halogenierten Arsenophenolen gegenüber dadurch aus-
zeichnen, daß sie neutral lösliche Alkalisalze bilden ; außerdem tritt bei diesen Verbindungen
eine bactericide Wirkimg gegenüber Spirillen melir hervor. Dargestellt wurde p-Oxydijod-
phenylarsinsäiu-e, Tetrachlor-, Tetrabrom- und Tetrajodarsenophenol*).
Ebenso kann man statt Zinnchlorür phosphorige Säure verwenden^).
Man reduziert mit imterphosphoriger Säure oder phosphoriger Säure und Jodkaliuin
bzw. Jodwasserstoffsäure, gegebenenfalls vmter Zusatz von Essigsäure^").
Bei der Darstellung von aminosubstituierten Arsenverbindungen kann man an Stelle
von 3-Nitro-4-oxybenzol-l-arsinsäure andere Nitro- oder Polynitroarylarsinsäuren oder
deren Derivate bzw. die entsprechenden Arsenoxyde oder Arsenoverbindimgen mit unter-
phosphoriger Säure und Jodkaliiun bzw. Jodwasserstoffsäure, gegebenenfalls unter Zusatz
von Essigsäure, reduzieren.
So wird z. B. 3-Nitro-4-aininobenzol-l-arsinsäure zum 3.4.3'.4'-Tetraminoarsenobenzol
reduziert. Auch Polynitroverbindungen erleiden die gleiche Reduktion ^i).
An Stelle der Arsanilsäure können die Homologen und Carbonsäuren mit Ausnahme
der m-Dialkylderivate mit Reduktionsmitteln behandelt werden •-). Dimethylamino-p-
tolylarsenoxyd und Tetramethyldiaminoarsenotoluol sind ohne jedes therapeutisches
Interesse. Dargestellt wurden AJninotolylarsenoxyd (CH3 : NH2 : AsO = 1:2:5), Acet-
1) Speyerstiftung, DRP. 205 449. =) DRP. 243 693. =) DRP. 244 166.
*) Farbwerke Höchst, DRP. 205 616.
^) Höchst, DRP. 223 796, Zusatz zu DRP. 205 616. «) DRP. 206 456.
') DRP. 216 270, Zusatz zu DRP. 206 456.
*) Höchst, DRP. 235 430, Zusatz zu DRP. 206 456.
«) DRP. 269 886, Zusatz zu DRP. 206 456.
") DRP. 269 887, Zusatz zu DRP. 206 456.
") DRP. 271 894, Zusatz zu DRP. 206 456.
^) DRP. 286 432, Zusatz zu DRP. 206 456.
Arsenverbindungen. 713
anthranilsäurearsenoxyd (Acetaminoarsenoxydbenzoesäure NH : COCH3 : AsO : COOH
= 1:4:2), Arsenoacetanthranüsäure.
Aus Oxyarylarsinsäuren kann man durch Nitrieren und Reduzieren Aminooxy-
arylarsenoverbindungen erhalten. Diese Verbindungen zeichnen sich besonders durch
ihre Wirkung auf Recurrensspirülen aus. Dargestellt wurden Aminooxyphenylarsinsäure
diu'ch Nitrierung mit Salpeterschwefelsäure und Reduktion der Nitrophenolarsinsäure
mit Natriumamalgam oder Natriumhydrosulfit. Es scheidet sich Diaminodioxyarseno-
benzol aus, welches durch Oxydation mit Wasserstoffsuperoxj^d in Aminophenolarsin-
säure übergeht. Femer wrn'den dargestellt Aminokresolarsinsäure und Diaminophenol-
arsinsäure. Bei starker Reduktion erhält man Diaminoarsenokresol resp. Tetraamino-
arsenophenol ^).
An Stelle des im DRP. 224 953 beschriebenen Verfahrens kann man an Stelle der
Nitroderivate von p-Oxyarylarsiiisäuren Azofarbstoffe, die sich von den m-Oxy-p-diazoaryl-
arsinsäuren ableiten, mit starken Reduktionsmitteln behandeln. Behandelt man nämlich
die in üblicher Weise erhältlichen Diazoverbindungen der 3-Nitro-4-aminoaryl-l-arsin-
säuren mit mineralsäurebindenden Mitteln, so entstehen durch Austausch der 3-Nitro-
gruppe gegen Hydroxyl Diazoverbindungen, die sich mit leicht reagierenden Azofarbstoff-
komponenten, wie Resorcin, Naphthol usw. zu Azofarbstoffen kombinieren lassen. Unter-
wirft man nun diese von der m-Oxyphenylarsinsäiu-e sich ableitenden Azofarbstoffe der
Einwirkung von starken Reduktionsmitteln, so erhält man Verbindungen von hoher spi-
rillocider Wirkimg, welche mit den entsprechenden Produkten des Hauptpatents stellungs-
isomer sind^).
Die nach DRP. 244 789, Zusatz zu DRP. 224 953, beschriebenen neuen Aminooxyd-
derivate des Arsenobenzols und dessen Homologen köimen auch gewonnen werden, indem
man die nach DRP. 244 166 darstellbaren p-Amino-m-oxyarylarsinsäuren mit starken
Reduktionsmitteln behandelt^).
Man erhält Derivate des Phenylarsenoxj'ds vmd Arsenobenzols durch Behandlung
von p-Aminophenylarsinsäi.u'e und deren Derivaten mit Ausnalime der Dialkylderivate
mit Reduktionsmitteln. Bei dieser Reduktion geht das fünfwertige Arsen in dreiwertiges
über. Während Atoxyl in 1 proz. Lösung im Beagensglase Trypanosomen nicht abtötet,
kann Anilinarsenoxj'd NH„ • C8H4 • AsO in der Verdünnung von 1 zu einer Million Try-
panosomen abtöten. Die besonders virulenten Trypanosomen Nagana ferox werden noch
bei einer Verdünnung von 1 : 600 von Arsenophenylglycin (COOH • CHj • NH • CgH^ • As)^
geheilt, wälu-end Atoxyl in der doppelten Konzentration niu" in 5 — 8°o der Fälle Heilung
herbeifülirt. Arsenophenylglycin kann z. B. atoxylfeste Parasiten im Orgaiüsmus abtöten.
Beschrieben sind Reduktionen mit Jodwasserstoffsäure imd schwefeliger Säure, mit Phenyl-
hydrazin, Zinnchlorür, Natriimiamalgam und die Darstelhmgen von Aminophenylarsen-
oxyd NHj • CeH^ • AsO -|- 2 H,0. Diaminoarsenobenzol XH, • CeH4As : AsCgH^ • NHj,
Dihydrooxydiaminoarsenobenzol NH2 • C^H^ • As(OH) • As(OH) • C^H^ • NHj, Arsenophe-
nylglycin, Arsenooxyaniliusäure*).
3.3'-Dinitro-4.4'-dioxyarsenobenzol erhält man durch Reduktion von 3-Nitro-4-
oxybenzol-l-arsinsäure oder des entsprechenden Arsenoxyds mit Zinnclilorür, gegebenen-
falls unter Zusatz von Jodwasserstoffsäure. Das Nitroderivat ist der Ausgangskörper für
das 3. 3'-Diamino-4. 4'-dioxyarsenobenzol ^ ).
Bei der Nitrierimg der 3-Oxalylaminobenzol-l-arsinsäure entsteht 6-Nitro-3-amino-
benzol-1-arsinsäure und wenig 2-Nitro-3-aniinobenzol-l-arsinsäure, wenn man das Nitrie-
rungsprodukt mit Salzsäure verseift*).
Aus Nitroacidylaminobenzolarsinsäure (As : NO» : NH • Acidyl = 1:2:4) erhält
man durch Erhitzen mit sauren oder alkalischen verseifenden Mitteln 2-Nitro-4-amino-
benzol-l-arsinsäiu-e. Man kann auch die Diazoverbindung des Monoacetyl-nitro-p-phenylen-
diamins in saurer Lösung mit arseniger Säure behandeln und alsdann die so erhaltene
saure Lösung der 2-Nitro-4-acetylaminbenzol-l-arsinsäure längere Zeit erhitzen').
Durch Oxydation von 4-Oxj-benzol-l-arsinsäure mit Kaliumpersulfat in wässerig-
alkalischer Lösung gelangt man zu einer Dioxybenzolarsinsäure (wahrscheinlich 3.4-
Dioxy- 1-arsinsäure ) *).
Nitrosoderivate aromatischer Arseuverbindungen erhält man durch Oxydation von
Aminoarylarsinsäuren mit Sulfomonopersäure. So erhält man aus Atoxyl die p-Nitroso-
phenylarsinsäure ').
1) DRP. 224 953. =) DRP. 244 789, Zusatz zu DRP. 224 953.
3) DRP. 244 790, Zusatz zu DRP. 224 953. *) Höchst, DRP. 206 057.
5) Höchst, DRP. 212 205, Zusatz zu DRP. 206 057. «) Höchst, DRP. 261 643.
') Höchst, DRP. 267 307. ") Höchst, DRP. 271 892.
") P. Karrer, DRP. 256 963.
714 Antiseptica und Adstringentia.
Phenylarsin ist sehr unbeständig, sehr giftig und entzündungserregend. Die weiter
gehenden Reduktionsprodukte, welche salzbildende Gruppen im Molekül haben, sind
verhältnismäßig ungiftig und beständiger. Sie wirken auch auf Trypanosomen, während
Monophenylarsin diese Wirkung nicht zeigt.
Man erhält über die Arsenostufe reduzierte Substitutionsprodukte aromatischer Arsin-
säuren durch Behandlung mit starken Reduktionsmitteln, wie Zinn, Zink, Eisen in stark
saurer Lösung, evtl. unter Erwärmung.
Aus Ox3^henylarsinsäiu'e erhält man Dioxyarsenobenzol.
Aus 4-Aminobenzol-l-arsinsäure erhält man Diaminoarsenobenzol usf.*).
Man erhält aromatische Arsenoverbindungen, wenn man solche aromatische Arsen-
oxyde oder an deren Stelle Arsenchlorüre und solche aromatische Arsine, von denen
mindestens die eine oder die andere Komponente eine salzbildende Atomgruppe, wie z. B.
die Amino-, Oxy- oder Glycingruppe enthält, aufeinander einwirken läßt.
Die Umsetzungen erfolgen nach den Gleichmigen:
Acyl • AsHj + Ar • AsO = Acyl • As : As • Ar + H„0
Acyl • AsHj + Ar • AsCla = Acyl • As : As • Ar + 2" HCl.
Beschrieben ist die Darstellung von 4. 4 '-Diaminoarsenobenzol aus 4'-Aminophenylarsin
und 4-Aminophenylarsenosyd, ferner 4.4'-Dioxy-3.3'-dianiinoarsenobenzol aus 4-Oxy-3-
aminophenylarsinsäiu'e vmd 4-Oxy-3-aminophenylarsin, weiter 4-Aminophenylarseno-4'-
oxybenzol NHj — (^ ^ — As: As — / \OH aus 4-Oxyphenylarsenoxyd und 4-Amino-
phenylarsin, weiter 4-Glycin-3'-amino-4--oxyarsenobenzol
NH • CH„ • COOH OH
"iNH,
As As
aus p-Phenylglycinarsinsäure und 4-Oxy-3-aminophenylarsin, weiter dieselbe Verbindung
aus Phenylglycinarsenchlorür und 4-Oxy-3-aminophenylarsin; schließlich 3-Amino-4-oxy-
arsenobenzol aus 3.4-Aminooxyphenylarsin luid Phenylarsenoxyd
<^^— As = As^^OHä)
NH^
Unsymmetrische aromatische Arsenverbindungen erhält man, wenn mau Gemische
von äquimolekularen Mengen von zwei verschiedenen Arsinsäuren oder zwei verschiedenen
Arsenoxyden oder einer beliebigen Arsinsäure und eines beliebigen Arsenoxyds der aro-
matischen Reilie, wobei jedoch mindestens die eine oder die andere Komponente eine salz-
bildende Gruppe enthalten muß, mit starken Reduktionsmitteln behandelt.
Beschrieben ist die Darstellung des Dichlorhydrates des 3.4'-Diamino-4-oxyarseno-
benzols, des 4-Oxy-3-amino-4'-glycinarsenobenzols, des 3. 5-Dichlor-4.4'-dioxy-3-amino-
arsenobenzol, des 4-Oxy-3-aminoarsenobenzoP).
In gleicher Weise kann man unsymmetrische Arsenverbindungen darstellen, welche
einseitig ein aliphatisches Radikal enthalten. Man reduziert ein molekulares Gemenge
einer aromatischen und einer aliphatischen Arsinsäure oder an deren Stelle die ent-
sprechenden Arsenoxyde. Beschrieben sind Methanarsenoaminophenol*).
Neutral reagierende wasserlösliche Derivate des 3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzols
erhält man, indem man auf wässerige Lösungen von Salzen des Salvarsan Formaldehyd-
sulfoxylat und Alkali oder auf die freie Base in wässeriger Suspension Formaldehydsulf-
oxylat ohne Alkalizusatz einwirken läßt^). Man arbeitet statt in Wasser in alkoholischer
Lösung^).
Man erwärmt 3-Nitro- bzw. 3-Amino-p-oxybenzol-l-arsinsäure mit der zur Reduktion
und Bildung der Sulfoxylatderivate notwendigen Menge Formaldehydsulfosylat, gegebenen-
falls unter Zusatz von Hydrosulfit, in wässeriger Lösimg').
An Stelle des 3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzols kann man das 3-Nitro- bzw.
3-Amino-4-oxybenzol-l-arsenoxyd mit der zur Reduktion und Bildung der Sulfoxylat-
derivate notwendigen Menge Formaldehydsulfoxylat behandeln ä).
») Höchst, DRP. 251 571. ^) Höchst, DRP. 254 187. ^) Höchst, DRP. 251 104.
*) Höchst, DRP. 253 226, Zusatz zu DRP. 251 104. ^) Höchst, DRP. 245 756.
«) Höchst, DRP. 260 235, Zusatz zu DRP. 245 756.
') DRP. 263 460, Zusatz zu DRP. 245 756.
8) DRP. 264 014, Zusatz zu DRP. 245 750.
Arsen Verbindungen. 715
Man kann auch vom 3.3'-Dinitro-4.4'-dioxyarsenobenzol ausgehen^).
Dioxydiaminoarsenobenzoldichlorhydrat ist Salvarsan (Ehrlich-Hata 606).
Das salzsaure 3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzol (Salvarsan) wirkt gegen
Spirillosen des Menschen (z. B. Lues), gegen Frambösie und Recurrens.
Ihren vorläufigen Kulminationspunkt hat die Arsentherapie und mit ihr
die Chemotherapie in der bahnbrechenden Synthese des Salvarsans, welches
sich als ausgezeichnetes Mittel gegen verschiedene Spirillosen und SyphUis
erwies, gefunden. Diese Ehrlichsche Großtat ist das Endghed seiner Unter-
suchungen, welche mit der Konstitutionsermittlung des Atoxyls begonnen
haben.
Die SjTithese des Salvarsans kann also etwa nach folgendem Schema vor
sich gehen. Man geht von 3-Nitro-4-oxj'phenj'l-l arsinsäure aus, die unter
der Einwirkung starker Reduktionsmittel gleichzeitig an der Nitrogruppe und
am Arsensäurerest reduziert wird und in das Salvarsan übergeht. Man kann
auch die Reduktion in mehreren getrennten Phasen durchführen^). p-Amino-
phenylarsinsäure -nird durch Einwirkung von salpetriger Säure in p-Diazo-
phenylarsinsäure übergeführt, welche durch Umkochen p-Oxj-phenylarsinsäure
liefert. Man kami aber auch diese Säure durch direkte Einfühmng von Arsen-
säure in Phenol erhalten. Nitriert man nun diese Säure, so erhält man eine
Nitrogruppe in m-Stellung zum Arsenrest und in o-SteUung zum Hydroxyl,
so daß m-Xitro-p-oxj'phenylarsinsäure resultiert. Durch vorsichtige Reduktion
erhält man p-Oxyaminophenylarsinsäure und p-Aminophenylarsenoxyd und
aus diesen dann Dioxydiaminoarsenobenzol durch weitere Reduktion. Dem
dreiwertigen Arsen schreibt P. Ehrlich eine besondere Bedeutung zu, welche
er als spirillocide Fähigkeit bezeichnet, während die in der p-Stellung befind-
liche Hydroxj'Igruppe eine Herabsetzung der Toxizität nach sich zieht. Die
o-Stellung der Aniino- oder der Hydroxylgruppe zum Arsenrest ist von Be-
deutung für die Heilwirkung, eine Erfahrung, die Ehrlich zuerst an den
ähnliche Atomgruppierungen aufweisenden Farbstoffen Trypanrot und Trypan-
blau gemacht hat.
Auf dem Wege zum Salvarsan wurde Ehrlich auch durch die Beobachtung
geleitet, daß die Einführung einer Aminogruppe in Orthostellung zur Hydroxyl-
gruppe die größte Wirksamkeit verbürgt.
Salvarsannatrium ist das Dinatriumsalz des Altsalvarsans.
Die Wirkung des Salvarsans bei der Milzbrand- und Rotlaufinfektion mid
des Äthylhydrocupreins bei Pneumokokkeninfektion ist eine direkte, die Mittel
sind parasitotrop. Die Wirkung der Präparate in vitro und in vivo geht parallel.
Urotropin macht eine imiere Desinfektion, doch findet sich hier das Desinficiens
in wir^amer Form nur im Urin, in gewissem Grade auch in der Cerebrospinal-
flüssigkeit. Salvarsan imd Äthylhydrocuprein sind in vitro sehr starke Anti-
septica (in Bouillon), ähnlich wie Sublimat. Die Abtötung verläuft aber relativ
laugsam, das ist langsamer als bei Subhmat. Die Wirkung ist äußerst elektiv.
Salvarsan wirkt nur auf Milzbrand-, Rotlauf- und Rotzbacillen in großen Ver-
dünnungen (1: 500 000 bis 1:1 000 000), Äthylhydrocuprein nur auf Pneumo-
kokken; auf andere Arten ist die Wirkung erhebhch (zuweUen 100 — 1000 mal)
schwächer und langsamer. Die elektive Wirkung auf die genannten Bakterien
ist in vitro in Serum annähernd so stark wie in Bouillon, in aktivem Serum
besser als in inaktivem, während sich bei Subhmat das umgekehrte Verhältnis
1) DRP. 271 893, Zusatz zu DRP. 245 756.
«) P. Ehrlich und A. Bertheim, BB. 45, 756 (1912).
716 Antiseptica und Adstringentia.
zeigt. In weit geringerem Grade als Sublimat wrd Phenol durch Senim ab-
geschwächt^).
Salvarsan selbst wird insbesondere gegen Syphilis und Recurrens und
Frambösie verwendet. Man hat es auch gegen Malaria tertiana versucht, bei
der Brustseuche der Pferde und bei der afrikanischen Rotzkxankheit.
Salvarsan verwandelt sich an der Luft in das weit toxischere Aminooxy-
phenylarsinoxyd. Durch stärkere Oxydation erhält man Aminooxyphenj-larsin-
säiure.
2.2'-Dioxy-4.4'-diaminoarsenobenzol ist dem Salvarsan isomer, steht aber
an therapeutischer Wirkung bedeutend hinter diesem Heilmittel zurück^).
Von den verschiedenen Derivaten des Salvarsans, welche dargestellt wurden,
um die Unhandlichkeit cUeses Präparates zu umgehen, wurde bis jetzt am besten
befunden das Neosalvarsan, welches das Natriumsalz des Einwirkungsproduktes
der Formaldehydsulfoxylsäure auf das Salvarsan ist. Es ist in Wasser ohne
weiteres löslich.
Salvarsan wirkt hämolytisch, Neosalvarsan nicht*).
3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzol wTrd durch Einwirkung von Formaldehyd und
Natriumbisulfit bei schwacher Wärme und nachfolgender Behandlung mit Salzsäure in
eine schwache Säure übergefülirt, die sicli abscheidet und in das Alkalisalz durch Neutrali-
sation übergeführt wird^).
Man gewinnt feste, haltbare Präparate von Alkalisalzen des 4.4'-Dioxy-3.3'-diamino-
arsenobenzols, indem man Lösmigen dieser Salze mit mehrwertigen Alkoholen, wie Mannit,
Dulcit, Erythrit, Arabit usw. versetzt imd sodann aus solcher Lösung diu-ch Zugabe von
indifferenten Mitteln, wie Alkohol mid Äther, die Präparate fällt und abtrennt^).
Unsymmetrische aromatische Arsenoverbindungen erhält man, wenn man zwei Arseno-
verbindungen, von denen mindestens die eine salzbildende Atomgruppe, eine wie die
Oxy-, Amine- oder Glycingruppe enthält, in Lösung zweckmäßig unter gelindem Erwärmen
zusammenbringt. Besclxrieben sind das Chlorhydrat von 3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarseno-
benzol und Hexaaminoarsenobenzol. Ebenso gewinnt man das Chlorhydrat der Verbin-
dung aus Hexaaminoarsenobenzol und NjN-Bismethylhexaaminoarsenobenzol*).
Nitro- l-aminophenj'l-4-arsinsäure erhält man, indem man Oxanil-4-arsinsäure
CgHjiNH • CO ■ COOH) • ASO3H2 nitriert und dann den Oxalsäurerest abspaltet').
An Stelle der Oxanil-4-arsinsäure werden LTrethane der l-Aminophenyl-4-arsinsäure
mit nitrierenden Mitteln behandelt und alsdann der Kohlensäui'erest abgespalten*).
Wenn man zwei verschiedene Arsinsäuren oder zwei verschiedene Ai'senoxydo oder
eine beliebige Arsinsäure und ein beliebiges Arsenoxyd der aromatischen Reihe im Ver-
hältnis gleicher Moleküle mischt und dieses Gemisch der Behandlung mit starken Reduk-
tionsmitteln imterwirft, so erhält man Arsenoverbindungen. Hierbei muß jedocli mindestens
die eine oder die andere Komponente eine salzbildende Atomgruppe, wie z. B. die Oxy-,
Amino- oder Glycingruppe, enthalten.
Beschrieben sind: 3.4'-Diamino-4-oxyarsenobenzolchlorhydrat,
/- , , ,./NH„HCl
HC1.NH,-1</ l,A^^
4-Oxy-3-amino-4'-glycinarsenobenzol, 3.3'-Dichlor-4.4'-dioxy-3-aminoarsenobenzol').
Zur Darstellung von unsymmetrischen Arsenoverbindungen kann man organische
Arsinsäuren oder Arsenoxyde im Gemenge mit anorganischen Arsenverbindungen mit
Reduktionsmitteln behandeln, z. B. Phenylarsinsäure und arsenige Säure oder p-Amino-
phenylarsinsäure, arsenige Säure und Natriumliydrosulfit oder p-Aminophenylarsenoxyd,
Arsentrichlorid imd Zinnchlorür ^"j.
1) O. Schiermann und T. Ishiwara, Zeitsclir. f. Hyg. n, 49 (1914).
2) Hugo Bauer, BB. 48, 1579 (1915).
') John A. Kolmer imd Elisabeth M. Yagle, Journ. of the Amer. med. assoc
74, 643 (1920). «) DRP. 249 726. ^) Höchst, DRP. 292 149.
«) Höchst, DRP. 293 040. ') Höchst, DRP. 231 969.
«) DRP. 232 879, Zusatz zu DRP. 231 969. s) Höchst, DRP. 251 104.
W) DRP. 270 254, Zusatz zu DRP. 251 104.
Arsen verbindungan. 717
Beim Erwärmen von Resorcin mit Arsensäure auf dem Wasserbade erhält man eine
Dioxybenzolarsinsäure, die Resorcinarsinsäure').
a-Naphtholarsinsäure erhält man, indem man die durch Verschmelzen von Sulfo-
naphthylamin mit Arsensäure erhältliche a-Naphthylaminarsinsäure diazotiert und die
Diazoverbindungen umkocht. Diese Verbindung soll gegenüber den anderen Arsenpräpa-
raten eine intensive Wirkung auf die Haut ausüben^).
Arsalyt ist Bismethylamiuotetraminoarsenobeiizol.
As As
Dieses wirkt außer auf Tr5rpanosonien auch auf Recurrensspirillen, Malaria
tertiana, Ulcus tropicum usf. Durch Einwirkung von Alkalicarbonaten läßt es
sich unter Bildung carbaminsaurer Salze in gebrauchsfertige NeutraOösungen
überführen, die unter indifferenten Gasen aufbewahrt haltbar sind. An der Luft
oxydiert es sich wie die übrigen Arsenobenzole.
Das Tetrachlorprodukt des Arsalyts zeigt dem Arsalyt gegenüber keine
Vorteile, Dichlorarsalyt zeigt beim Versuch am Syphihskaninchen den chemo-
therapeutischen Quotienten von Vao — Vzs-
As As
HjnIJnHj h^nI^JnHj
NH • CH3 NH • CHj
der den des Arsalyts wie Salvarsans ganz erheblich übertrifft und sich dem
von Kelle für Silbersalvarsan gefundenen V30 sehr nähert.
Während nach Paul Ehrlich bei den Arsenderivaten die Einführung von
Halogen im allgemeinen dystherapeutisch wirkt, sehen wir beim Arsalyt durch
Eintritt von Chlor eine eutherapeutische Wirkung.
Äthylarsalyt wirkt Spirochäten gegenüber so wie Arsalyt, ist im Mäuse-
versuch viel weniger organotroj) als dieses.
As ^ As
NH • C2H5 NH ■ C^Hj
Hexamiuoarsenobenzol wirkt spirillocid und trypanocid, neigt aber zu
Zersetzungen. Es wirkt erheblich stärker als die methylierte Verbindung, ohne
daß die Organgiftigkeit in gleichem Verhältnis zugenommen hätte ^).
As As
M Höchst, DRP. 272 690.
•) W. Adler. Karlsbad, DRP. 205 775.
^) G. Giemsa, Münch. med. Wochenschr. 1913, Nr. 20.
7X3 Antiseptica und Adstringentia.
Hexaminoarsenobenzolsulfaminsäure, deren Alkalisalze leicht mit neutraler
Reaktion in Wasser löslich, und wirkt wie Hexaaminarsenobenzol.
As^^ ^^ As
2nIJ^
NH, NH SOjOH
Bismethylaminotetraminoarsenobenzol ist wenig giftig und erwies sich als
sehr wirksam, während sonst der Eintritt von Methylresten in bezug auf die
trypanocide Wirkung dystherapeutisch \virkt, z. B. Dimethylamino-, Tetra-
methyldiamino- und ein Hexamethyldiammoniumdioxyarsenobenzol, ebenso
Karrers Tetramethyltetraminoarsenobenzol.
Die Anthrachinonarsinsäuren zeigen eine ganz auJ3erordentHch hohe Giftig-
keit, die aber darauf zurückzuführen ist, dai3 im tierischen Organismus Zer-
setzung unter Bildung von arseniger Säure auftritt. /^-Anthrachinonarsin-
säure, deren Arsinsäurerest schwerer abgespalten wird als derjenige der <x -Säure
ist auch viel weniger giftig als die a-Säure^).
Die biologische Wirkung des o-carboxyUerten Diaminodioxyarsenobenzols
ergab eine dystherapeutische Wirkung der Carboxylgruppe. Die Dosis toxica
betnig Visoog P™ 20 g Maus.
Aus Saücylarsinsäure dargestellte isomere Diaminodioxyarsenobenzol-
dicarbonsäure . .
As = As
HOOC • \J ■ NHj HjN . (^ ■ COOH
OH OH
zeigt ebenfalls den dystherapeutischen Effekt des Carboxj'ls^).
Die methyUerten, und zwar im Aminorest verschiedenartig methylierten
Di-, Tetra- und Hexamethyldiaminodioxyarsenobenzole zeigen gegenüber dem
nicht methylierten Salvarsan eine stark erhöhte Toxizität und eine außer-
ordentliche Verschlechterung der Heilwirkmig, so daß der Eintritt der Methyl-
gruppe ebenso wie es uns beim Anilin und Phenacetüi bekannt ist, die thera-
peutischen Eigenschaften wesentlich verschlechtert (dystherapeutischer Effekt).
Im 3.3'-Diamino-4.4'-dioxycUphenyIdimethyldiarsin
-. /As— As^^
Hol^ CHjCH^tJoH
N N
Hj H2
ist die Arsendoppelbindung dem Salvarsan gegenüber verschwunden, die Giftig-
keit ist erhöht, die therapeutische Wirkung herabgesetzt*).
A. Bert heim stellte*) symm. 3.3'-DimethyIdiamino-4.4'-dioxj-arsenobenzol
As As
NH ■ CH3
OH OH
symm. 3.3'-Tetramethyldiamino-4.4'-dioxyarsenobenzol und 3.3'-Hexamethyl-
') L. Benda, Journ. f. prakt. Chemie [2] 95, 74 (1917).
2) P. Karrer, BB. 48, 1060 (1915). ^) A. Bertheim, BB. 48, 350 (1915).
*) BB. 43, 2130 (1912).
Arsenverbindungen . 719
(liammoiiium-4.4'-dioxyarsenobenzol dar, welche Verbindungen von Frida
Leupold geprüft werden. Sie sind sehr wesentlich toxischer als die nicht
methylierte Verbindung, das Salvarsan. Dimethylamino- und Tetramethyl-
diaminodioxyarsenobenzol haben etwa die gleiche Toxizität. Die methy-
lierten Körper sind 10 mal so giftig als Salvarsan, während die Hexamethyl-
diammoniumverbindung 3 — 5 mal höher toxisch ist als Salvarsan. Außerdem
ist die Heilwirkung auf Trypanosomen sehr verschlechtert. Die Ammonium-
verbindung ist ganz unwirksam.
4-Dimethylamino-phenylarsinsäure und 4-Ainino-3-methylphenylarsin-
säure sind therapeutisch schlechter als p-Aminophenylarsinsävu'e.
Arsenomethylphenylglycin [As • C^H^ • N(CH3) • CHj • COOIfJa ist nach
La Vera n in Mengen von 1 mg bei Mäusen ein wirksames Mittel gegen Try-
panosomen').
Die Rosanilinfarbstoffe verhalten sich ungünstiger als die PararosaniUne
und analoge FeststeUmigen wurden in der Acridiniumreihe gemacht. Der
Eintritt der Methylgruppe wirkt dystherapeutisch (s. S. 64, 65).
Während P. Ehrlich annimmt, daß die Methylgruppe dystherapeutisch
wirkt, sieht man beim Vergleiche von Hexaaminoarsenobenzol und Bisdimethyl-
amintetraaminoarsenobenzol von Karrer
As As
H,Nk
N(CH3)2 " N(CH3)2
daß Hexaaminoarsenobenzol stark trypanocid, Arsalyt erheblich abgeschwächt,
die zweifach methyherte Verbindung die ursprüngliche Wirkung der nicht-
methylierten Grundsubstanz zeigt.
Bei Arsenverbindungen sind manchmal die Äthj'lverbindungen ungiftiger
als die Methyl Verbindungen, doch kommt auch das Umgekehrte vor.
Arsinosalicylsäure (Stellung 1.2.4) erhält man aus der Acetylarsinoanthranilsäure
durch Diazotieren und Umkochen der Diazoverbindung. Die Verbindung soll weniger
giftig sein als Atoxyl^).
Arsinsäiu'en der Indolreihe stellt man durch Einwirkung von Arsensäure auf Indole
her, zweckmäßig in konzentrierter wässeriger Lösung oder in Gegenwart eines organischen
Lösungsmittels in der Wärme. Besehrieben sind die Darstellungen von Prj-Methylindol-
arsinsäure (Methylketolarsinsäure )
"^ — r,C • As • 0(0H)2
\/C ■ CH3
N
H
ci-Naphthindolarsinsäure und B3-Chlor-Pr2-Methylindolarsinsäure').
Wenn man Diarylamine mit Halogenverbindungen des Arsens bei höherer Tempe-
ratur behandelt, so erhält man Arsenderivate. Beim Erhitzen von Diphenylamin mit
Arsentrichlorid und Eingießen in Alkohol erhält man die Verbindung
Cl
I
in der man mittels Lauge das Chloratom gegen Hydroxyl austauschen kann.
Beschrieben sind ferner die Verbindungen aus /*, /?-Dinaphthylamin, p-Ditolylamin,
a, a-Dinaphthylamin und p-Oxydiphenylamin*).
>) Karl Oechslin, Ann. chun. [9] 1, 239 (1914).
2) W. Adler - Karlsbad, DRP. 215 251. ») DRP. 240 793. ') DRP. 281 049.
720 Antiseptica und Adstringentia.
Die Derivate der Sulfophenylarsinsäure sollen nach Ehrlich ungiftiger
als Kochsalz sein. Benzarsinsäure ist nach Ernst Sieburg, wenn sie rein
ist, sehr wenig giftig, viel weniger als früher angenommen wurde. Die Toxizität
für die Maus ist in MilUmolekülen für Benzarsinsäure ^'"/loo- für Benzarsinoxyd
Vioo ^^'id für Arsenobenzoesäure ^Vioo-
Benzarsin scheint die Giftigkeit der Arsenobenzoesäure zu haben. Es
macht in vitro fast augenbhckhch Methämoglobinbildung unter langsamer
Hämolj'^se.
Benzolarsinsäure besitzt nach ihrer Reduktion sehr große Wirkung. Man
erhält vorerst Phenylarsenoxyd CgHg • AsO und dann Arsenobenzol CgHj
• As : As • CgHg . Diesen zwei Grundtypen entsprechen nmi die aminierten
Derivate, welche aber weitaus reaktionsfähiger sind als die Grundkörper.
Aminophenylarsenoxyd ist gegenüber der Arsanilsäure reaktionsfähiger, da
das Arsen in der Oxydbindung bedeutend gelockert ist und gewissermaßen
einen ungesättigten Charakter hat luid so die Tendenz hat, in Verbindmigen
mit fünf wertigem Arsen überzugehen^).
3-Aminoarsenobenzoesäure hat für die Maus die Toxizität ^''/loo' ^"f Try-
panosomen wirkt sie nur insofern, daß diese für einige Tage aus dem Blute
verschwinden, wenn man fast letale Dosen verwendet, aber trotzdem gehen die
Tiere zugrunde. Bei der 3-Amino-p-benzarsinsäm-e hegt die Giftigkeit bei der
Maus bei **/ioo Molekülen.
Aminoosyphenylarsenoxyd (,, Arsenoxyd") macht intravenös einen sehr
schnellen Fall des Blutdrucks, 12 — 20 mal stärker als Salvarsan'^).
',;*'?' [Oxyarylarsenoxyde erhält man durch Behandlung von Oxyarylarsinsäuren mit
schwachen Reduktionsmitteln. Man kann aus Urnen leicht die entsprechenden Arseno-
phenole durch weitere Reduktion erhalten. Die biologischen Wirkungen der Oxyaryl-
arsenoxyde verglichen mit denjenigen der Oxyarylarsinsäuren sind vielfach gesteigert,
was Paul Ehrlich damit erklärt, daß nm- der dreiwertige Arsenrest von den Parasiten
gebunden wird und sie beeinflußt, wälirend bei dem fünfwertigen Arsenrest eine vorüber-
gehende Reduktion die Bedingung für die biologische Wirkung ist^).
Die therapeutischen Eigenschaften dieser Oxyarylarsenoxyde lassen sich durch Ein-
führung von Aminogruppen in den Benzolkern bedeutend steigern. Zu solchen Amino-
oxyarylarsenoxyden gelangt man durch Behandlung von Aminoderivaten der Oxyaryl-
arsinsäuren mit schwachen Reduktionsmitteln. So wird Aminoxyphenylarsinsäure mit
Jodkalium, verdünnter Schwefelsäure und schwefeliger Säure zu Aminooxyphenylarsen-
oxyd reduziert*).
Organische Ai-sinsäuren entstehen durch Erhitzen der arsensauren Salze organischer
Basen mit Hilfe eines Verdünnungsmittels, dessen Siedepunkt ungefähr bei der Umlage-
rungstemperatur in die Arsinsäure liegt*).
Aus Arsentrichlorid und Dünethylaiiilin dargestelltes p-Dimethylanilinarsenoxyd
wird in Natronlauge mit Wasserstoffsuperoxyd oxydiert und mit Essigsäure ausgefällt').
Azofarbstoffe aus ArsanilsäiU'e erhält man, indem man die Diazoverbindung dieser
Säure mit Naphtholen, Naphthylaminen, Aiuinonaphtholen resp. deren Sulfosäuren ver-
einigt').
Polyazofarbstoffe kann man erhalten aus p-Diaminen imd 1.8-Aminonaplithol-
3.6-disulfosäure H, bei deren Aufbau außerdem die p-Aminophenylarsinsäure beteiligt ist.
Sie haben die Konstitution:
-p j. . H-Säiu-e-p-Aminophenylarsinsäure
^H-Saure
p ,. . H-Säure-p-Aminophenylarsinsäure
^'^''^'^''^™'"*^H-Säure-p-Aminophenylarsinsäure.
1) Paul Ehrlich und A. Bertheim, BB. 43, 917 (1910).
*) Maurice J. Smith, Journ. of pharmacol. a. exp. therapeut. 15, 279 (1920).
=) Höchst, DRP. 213 594. *) Höchst, DRP. 235 391, Zusatz zu DRP. 213 594.
5) Paul Wolff, Berlin, DRP.-Anra. W. 29 524 (versagt).
«) Michaelis, Rostock, DRP. 200 065. ') Agfa, DRP. 212 018.
Arsenverbindungen. 721
Man erhält die Farbstoffe, indem man die p-Diamine mit H-Säure in mineral-
saiirer Lösung vereinigt und auf den so erhaltenen Farbstoff in alkalischer Lösung 1 oder
2 Mol. p-Aminophenylarsinsäure einwirken läßt; man kann jedoch den Aufbau der Farb-
stoffe auch in der Weise vornehmen, daß man die p-Diamine in alkalischer Lösung mit
2 Mol. des aus diazotierter p-Aminophenylarsinsäure und H-Säure in saurer Lösung ent-
standenen Kombinationsproduktes kombiniert, oder eine der Diazogruppen der p-Diamine
in alkalischer Lösung mit diesem Monoazofarbstoff, die andere mit H-Säure kombiniert'').
Aus der Arsanilsäiu'e werden Polyazofarbstoffe dargestellt, welche eine andere doppelt-
kuppelnde Aminonaphthol- oder Dioxynaphthalinsulfosäure enthalten, während im Haupt-
patent 1.8-Aminonaphthol-3.6-disulfosäure verwendet wird^).
Es wird ein primärer Diazofarbstoff aus Arsanilsäure hergestellt, indem man 1 Mol.
der Diazoverbindung derselben in saurer Lösung auf 1 Mol. 1.8.3.6-Aminonaphtholdisulfo-
säure einwirken läßt und das so erhaltene Zwischenprodukt mit einem zweiten Mol. der
Diazoverbindung in alkalischer Lösimg kombiniert. Der neue Diazofarbstoff ist 2V2nial
weniger giftig als Atoxyl, obgleich er 78% Atoxyl enthält. In der Wirksamkeit gegen
Trsipanosomen stimmt er fast ganz genau mit dem arsenfreien Trypanrot (s. d.) zusammen,
besitzt aber eine entschieden geringere Giftigkeit als dieses').
Nitrooxyarylarsinsäuren können aus Nitroaminoarylarsinsäuren durch Einwirkung
von Ätzalkalilaugen in der Wärme hergestellt werden. Nitro- l-aminobenzol-i-arsinsävu-e
liefert mit Kalilauge Nitrophenolarsinsäure. Ebenso erhält man Nitro-o-kresolarsinsäure
aus l-Amino-2-methylbenzol-4-arsinsäure [o-Toluidinarsinsäure*)].
An Stelle der Nitroaminoarylarsinsäuren erhitzt man die entsprechenden Nitrohalogen-
arylarsinsäuren mit Kalilauge^).
Bismethylaminotetraminoarsenobenzol löst sich in wässeriger Bicarbonatlösung
walu^cheinlich unter Bildung von carbaminsauren Salzen. Man kann diese löslichen Ver-
bindungen mit einem organischen Lösungsmittel abscheiden').
In Wasser leicht mit fast neutraler Reaktion lösliche Derivate kemsubstituierter Bis-
methylaminotetraminoarsenobenzole erhält man beim Auflösen der Kemsubstitutions-
produkte des Bismethylaminotetraminoarsenobenzols in Wasser in Gegenwart von Bi-
carbonaten der Alkalien bzw. des Ammons. Sie sind gegen Luftsauerstoff sehr empfindlich,
aber unter Luftabschluß unbegrenzt haltbar').
Azofarbstoffe, welche die Arsinsäure- oder Arsenoxydgruppe enthalten, kann man
mit unterphosphoriger Säure zu den betreffenden Arsenoverbindungen reduzieren, ohne
daß die Azogruppe dabei verändert wird*).
H. Bart reduziert organische Derivate der Arsensäure oder arsenigen Säure elektrisch
bei saurer alkalischer oder neutraler Keaktion').
Die durch elektrolytische Reduktion dargestellten organischen Arsine gehen bei
Behandlung mit schwefliger Sävire in neue therapeutisch wirksame Körper über^ ).
Durch Einwirkung von Monohalogenessigsäure auf 4.4'-Dioxy-3.3'-diaminoarseno-
benzol erhält man Glycine von therapeutischem Werte. So wird Dioxyaminoarsenobenzol-
aminoessigsäure dargestellt.
As
II
As
/»NHa
OH
Ebenso kann man Dioxyaminoarsenobenzolaminopropionsäure imd Dioxyarseno-
benzoldiaminoessigsäure darstellen i'). - , , .
Man erhält Alkalisalze des 4.4'-Dioxy-3.3'-diaminoarsenobenzols m haltbarer fester
Form, wenn man alkalische Lösungen der Arsenverbindung mit Losimgen von Aldehyd-
1) Agfa, DRP. 212 304. '-) Agfa, DRP. 222 063, Zusatz zu DRP. 212 304.
') Agfai DRP. 216 223. ^) Farbwerke Höchst, DRP. 235 141.
S) DRP. 245 536, Zusatz zu DRP. 235 141.
«) Boehringer, Waldhof. DRP. 269 660.
') DRP. 291 317, Zusatz zu DRP. 269 660.
8) Höchst, DRP. 271 271. ') DRP. 270 568. ") DRP. 267 082.
") Höchst, DRP. 250 745.
Fiänkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl.
46
722 Antiseptica und Adstringentia.
oder Ketonsulfoxylaten vermischt und sodann das betreffende Dialkalisalz iin Gemenge
mit dem Sulfosylat durch organische Lösungsmittel, wie Alkohol, Ather-Alkohol oder
Aceton aus der Lösung ausfällt').
Man läßt auf Derivate des Arsenobenzols oder des Phenylarsins, welche eine Amino-
gruppe allein oder auch in Gemeinschaft mit anderen Substituenten enthalten, Aldehyd-
sulfosäuren einwirken, z. B. Benzaldehydsulfosäure auf 4.4'-Dioxy-3.3' • diaminoarseno-
benzol. Diese Derivate soUen sehr stabil sein^).
Man setzt Säuresalze des Dioxydiamiiioarsenobenzols mit Alkalisalzen der Eiweiß-
spaltungsprodukte, wie der Lysalbin- oder Protalbinsäure, der Nucleinsäure oder des
Caseins woa. Die so erhaltenen wasserlöslichen Additionsprodukte löst man in AlkalUauge
und scheidet aus der Lösung die Alkalisalze entweder durch Fällung mit Alkohol-Ather
oder durch Eindampfen im Vakuum in fester Form ab').
Durch Kondensation von Arsinen mit Arsenoxyden oder Arsendihalogeniden
kann man zu Arsenoverbindungen kommen*) :
R • AsH, + 0.\s • R' = R • As : As • R' -f H„0
R • AsH;, + CljAs • R' = R • As : As • R' + 2 HCl
Phenylarsinsäure erhält man, wenn man in wässeriger Lösung Alkaliarsenit auf
n-Alkalibenzoldiazotat in Abwesenheit von freiem Alkali einwirken läßt").
Organische Arsenverbindungen der allgemeinen Formehi
R • AsO <Q^ und ß> AsO • OK
erhält man, wenn man aromatische Diazoverbindungen mit Ausnahme des n-Benzol-
diazotats mit arseniger Säiu-e und iliren Salzen oder mit Verbindungen behandelt, die
eine Gruppe — AsIOK), resp. — AsO enthalten*).
So erhält man z. B. durch Diazotierung von p-Bromanilin und Zusatz von Natrium-
arsenit und Erhitzen der Lösung mit Alkali, durch Zusatz von Salzsäure im Fütrat p-Brom-
phenylarsinsäure.
Auch die diarylarsinigen Säuren oder die entsprechenden Oxyde reagieren mit Diazo-
lösungen, indem Triarylarsinsäuren oder ihre Anhydride entstehen. Beschrieben ist die
Darstellung von Trinitrotriphenylarsinsäure').
Wemi man die Katalysatoren wie in DRP. 254 092 in alkalischer Lösung benützt,
läuft die Reaktion wie im Hauptpatent, aber die Entwicklung von Stickstoff durch das
Kupferpulver geht schon bei niedriger Temperatur vor sich, so daß sich weniger Neben-
produkte bilden*).
Das in DRP. 250 264 beschriebene Verfahren wird diirch Katalysatoren, %Tie Kupfer,
Kupfersalze und Silber, geändert, und es entstehen Verbindungen, welche sich mit Hydro-
sulfit schon in der Kälte zu Arsenobenzolen reduzieren lassen').
Diazotiertes Dinitranilin gibt in alkalischer oder neutraler Lösung mit Arsenik
gesäuert keine Arsinsäure. Man erhält sie aber, wenn man die Diazoverbindung in Gegen-
wart eines Überschusses von Säure mit arseniger Säure behandelt'").
Bismethylhydrazinotetraminoarsenobenzol erhält man, wenn man 3.5-Dinitro-4-
methylnitraminobenzol-1-arsinsäure mit Zinnchlorür imd Salzsäure gehnde (bei 50° nicht
wesentlich übersteigenden Temperaturen) reduuiiert.
>j/CH3 vr/CHj
NH,-/N-NH„ N]
As As
Diese Base soll starke Wirkung gegen Trypanosomen haben'').
Man erhält Bismethylaminotetraminoarsenobenzol, wenn man auf p-Dimethylanilin-
1) Höchst, DRP. 264 266. ^) H. Bart, DRP. 272 035.
3) A. Döring, DRP. 261 542. *) DRP. 254 187. ^) DRP. 264 924.
«) DRP. 250 264. ') DRP. 254 375, Zusatz zu DRP. 250 264.
*) DRP. 268 172, Zusatz zu DRP. 250 264.
») DRP. 254 092, Zusatz zu DRP. 250 264.
">) Höchst, DRP. 266 944. ") Boehringer, Waldhof, DRP. 285 573.
Arsenverb indun gen. 723
arsenoxyd Nitriersäure zur Einwirkung bringt und die so erhaltene Dinitromethylnitro-
aminophenyl-p-arsinsäure mit Zinn und Salzsäure reduziert.
I I
NCH3 ■ NO, NH NH
I
N0»-/VN0, V NH,-/VNH, NHj-f'^i-NH,
I I
AsO(OH)2 As =^^=^^^^= Ab
An Stelle von p-Dimethylanilinarsenoxj'd kann man andere Arsenderivate des Di-
methylanilins, die bei der Oxydation p-Dimethylarsinsäure liefern, oder p-Dimethyl-
anilinarsinsäure selbst mit Salpetersäure behandeln und die erhaltene Dinitromethylnitr-
aminophenyl-p-arsinsäure mit Schwermetall bzw. mit SchwermetaUsalzen in saurer Lösung
reduzieren.
Beschrieben ist die Nitrierung von p-DimethylanUinarsenchlorür und von p-Dimethyl-
anüinarsinsäiu-e ^).
Bismethylaminotetraaminoarsenobenzol erhält man, wenn man an Stelle von aro-
matischen Arsenverbindungen des Dimethylanilins von solchen Arsenverbindungen des
■o
Benzols ausgeht, welche in p-Stellung zum Arsenrest die Gruppe — ^N<„„ enthalten,
worin R ein Wasserstoffatom oder einen Acidylrest bedeutet. Bei der Einwirkung der
Nitriersäure entstehen dieselben Verbindvmgen wie im Hauptpatent, die dann reduziert
werden. Beschrieben ist die Nitrierung von Methylarsanilsäure, Acetylmethylarsanilsäure^).
Bismethylaminotetrarainoarsenobenzol erhält man, wenn man die Reduktion der
Dinitromethylnitraminophenyl-p-arsinsäure anstatt mit Zinn und Salzsäure mit anderen
Schwermetallen bzw. Schwermetallsalzen diu-chführt, z. B. ZinncMorür und Salzsäure,
Zink und Salzsäure oder Essigsäure, Eisen und Salzsäure. Um zu verhüten, daß unter
der Einwirkung mancher dieser starken Reduktionsmittel die Reduktion etwa bis ziu-
Bildung des Arsins fortschreitet, darf man die Reduktionsflüssigkeit nur so lange erhitzen,
bis eine klare Lösung eingetreten ist*).
Man kann die gleiche Reaktion unter Anwendung verschiedenartiger Reduktionsmittel
in mehreren Phasen ausführen, z. B. mit Quecksilber und konzentrierter Schwefelsäure,
hierauf mit Natriumhydrosulfit ^).
2-Clilor-4-dimethylaminobenzol-l-arsinsäure erhält man, wenn man ra-Chlordimethyl-
anilin mit Arsentrichlorid behandelt und das entstandene 2-Chlor-4-dimethylaminobenzol-
1-arsenoxyd ziu- 2-Chlor-4-dimethyIaminobenzol-I-arsinsäure oxj'diert').
Zu Mononitro- und Dinitroaminobenzolarsinsäure sowie deren in der Aminogruppe
substituierten Derivaten gelangt man, wenn man die 3-Mononitro- und 3.5-Dinitro-4-chlor-
benzol-l-arsinsäure mit Ammoniak oder Ammoniakderivaten in Reaktion bringt. Unter Am-
moniakderivaten sollen nicht nm- primäre und sekundäre Amine, sondern auch Verbindungen
vom Typus der Aminoessigsäure, des Benzolsulfoamids oder des Piperidins verstanden
sein. Es gelingt auf diese Weise, an Stelle des Chloratoms in den Kern den Rest — -^^^jl'
(Rj = Wasserstoff oder Alkyl; Rj = Wasserstoff, Alkyl, — CH, • CO, • H, SO2 • Arj'l usw.)
einzufüliren. Es ergeben sieh für die Darstellung der Dinitroaminobenzolarsinsäure ver-
schiedene Wege: entweder kann man in die 4-ChIorbenzol-l-arsinsäure unmittelbar zwei
Nitrogruppen einführen, welche in Stellung 3 und 5 treten, und in der so entstandenen
R
Verbindung den Austausch des Chloratoms gegen die Gruppe — N<;t>' vornehmen oder
man kann die Mononitroehlorverbindungen weiter nitrieren (wobei ebenfalls eine 4-Chlor-
3.5-dinitrobenzol-l-arsinsäure entsteht) und dann das Chloratom wie oben austauschen,
oder man geht von der 4-Chlor-3-nitro-benzol-l-arsinsäure aus, nimmt an dieser Verbin-
dung den Austausch des Chlors vor und fülu-t in die entstandene Aminoverbindung eine
zweite Nitrogruppe ein. Die Patentsclirift enthält Beispiele für die Darstellung von
4-Amino-3-nitrobenzol-I-arsinsäure, 4-Amino-3.5-dinitrobenzol-l-arsinsäure, 4-Methyl-
') Boehringer, Waldhof, DRP. 285 572.
") DRP. 293 842, Zusatz zu DRP. 285 572.
3) DRP. 294 731, Zusatz zu DRP. 285 572.
*) DRP. 286 667, Zusatz zu DRP. 285 572.
'■) DRP. 286 668, Zusatz zu DRP. 285 572.
«) Boehringer, Waldhof, DRP. 286 546.
46*
724 Antiseptica vmd Adstringentia.
amino-3-nitrobenzol-l-ai'sinsäure, 3.5-Dinitro-4-raethylamiiio-3-nitrobenzol-l-arsinsäure, 4-
Glycin-3-nitrobenzol- I-arsinsäure, 4-Glycin-3..5-dinitrobenzol- 1-arsinsäure, 4-Benzolsiilf-
amido-3-nitrobenzol-l-arsinsäure und von 4-Benzolsulfamido-3.5-dinitrobenzol-l-arsin-
säuxe^).
Durch das Hauptpatent ist unter anderem ein Verfahren geschützt, nach welchem
3-Nitro-4-chlorbenzol-l-arsinsäure mit Aminen umgesetzt und die entstandenen Amino-
verbindungen mit Salpetersäure behandelt werden. In die intermediär gebildeten 3-Nitro-
4-alkylaminobenzol-l-arsinsäiu'en tritt bei solcher Behandlung nicht nur eine Nitrogruppe
in den Benzolkern ein, sondern auch eine zweite in die 4-Alkylaminogruppe unter Bildiuig
eines Dinitronitramins. Es wiu-de gefunden, daß man abweichend von diesem Reaktions-
verlauf 3-Nitro-4-alkylaminobenzol-l-arsinsäuren oder deren Chlorderivate in die 3.5-Di-
nitro-4-alkyIaminobenzol-l-arsinsäuren bzw. in die 3.5-Dinitro-4-alkylamino-2-chlorbenzol-
arsinsäuren überführen kann, indem man die Nitrierung jener Verbindungen in Gegen-
wart von konz. Schwefelsäiu-e mit der einem Molekül entsprechenden Menge Salpetersäure
vornimmt. Beschrieben sind 3.5-Dmitro-4-methylaminobenzol-l-arsinsäure aus 3-Nitro-
4-methylaminobenzol- 1-arsinsäure, 3.5-Dinitro-2-chlor-4-methylaniinobenzol- 1-arsinsäure^).
Dichlor- imd Dibrombismethylaminotetraminoarsenobenzol erhält man, wenn man
auf 2-Chlor- bzw. 2-Brom-4-methylaminobenzol-l-arsenoxyd, bzw. auf die entsprechende
Arsinsäure oder auf Derivate dieser Verbindungen, welche am N noch eine zweite Methyl-
gruppe oder einen Säurerest enthalten, Nitriersäure zur Einwirkung bringt und die so
erlialtene 2-Chlor- bzw. 2-Brom-4-methylnitramino-3.5-dinitrobenzol-l-arsinsäm'e mit
Schwermetallen bzw. Schwermetallsalzen in saurer Lösiuig reduziert.
Aus 2-Chlor-4-dimethylaminobenzol-l-arsenoxyd und Nitriersäure erhält man 2-Chlor-
4-methylnitramino-3.5-dinitrobenzol-l-arsinsäure. Durch Reduktion mit Zinn oder Zink
und Salzsäure erhält man Dichlorbismethylaminotetraminoarsenobenzol
NH ■ CH3 NH • CH3
I
NH, -r^ V NH2 NHj -f ^- NHj
'-C1 U-ci
As =^ As
in gleicher Weise erhält man Dibrombismethylaminotetraminoarsenobenzol').
Man erhält Tetraalkylhexaminoarsenobenzole von erhöhter therapeutischer Wirkimg,
ndem man 3.5-Dinitro-4-dialkylaminobenzol-l-arsinsäuren, zu denen auch die entspre-
chenden Cyclaminoderivate, z. B. mit der Piperidogruppe, zählen, mit den gebräuchlichen
Reduktionsmitteln behandelt.
Beschrieben sind Tetrametliylhexaminoarsenobenzol (CH3)2N • C5H2(NH2)2 • As : As
• CjH2(NH2)2 • N(CH3)2 aus 3.5-Dinitro-4-dimethylaminobenzol-l-arsinsäure und Reduktion
mit Zinnchlorür und Salzsätu-e, ferner Tetraäthylhexaminoarsenobenzol und Dipiperido-
tetraminoarsenobenzol *).
Aminosubstituierte Arylarsinsäuren erhält man, wenn man Nitroarylarsinsäuren in
Lösung oder Suspension in Gegenwart von katalytisch wirkenden Metallen oder Metall-
verbindungen der Einwirkung von molekularem Wasserstoff, gegebenenfalls unter An-
wendung von Druck, aussetzt. Beschrieben sind m- mid p-Aminophenylarsinsäure aus
m- bzw. p-Nitrophenylarsinsäure, von 2-Chlor-5-aminobenzol- 1-arsinsäure aus 2-Chlor-
5-nitrobenzol-l-arsinsäure und von 3.4-Diaminobenzol- 1-arsinsäure aus 3-Nitro-4-amino-
benzol- 1-arsinsäure^).
Man behandelt 3- Amino-4-oxybenzolarsin mit Formalclehydsulfoxylaten. Die neuen Ver-
bindungen sind in Wasser mit neutraler Reaktion leiclit löslicli mid gegen Luft beständig*).
Erhitzt man p-Nitranilin mit Arsensäure auf 210°, so erhält man 5-Nitro-2-amino-
benzol- 1-arsinsäure. Diese läßt sich bei Abwesenheit von freier Mineralsäiue, z. B. mit
Lauge und Eisenoxydul, so reduzieren, daß man 2.5-Diaminobenzol-l-arsinsäiu'e erhält').
Man erhält 2-Nitro-3-aminobenzol- 1-arsinsäure, wenn man ein aus der Metarsanilsäure
mit Hilfe von Chlorkohlensäureester erhältliches tJrethan nitriert und dann verseift*).
Durch stufenweise Reduktion von 4-ArQino-3.5-dinitrobenzol-l-arsinsäure gelingt es
3.4.5.3'.4'.5'-Hexaminoarsenobenzol darzustellen, welches bei geringer Toxizität eine
sehr kräftige spirillocide Wirkung hat. Man reduziert Dinitroarsanilsäure mit der berech-
neten Menge Natriumliydrosulfit zu der 3.4.5-Triaminobenzol-l-arsinsäure und die.se dann
^) Boehringer, Waldhof, DRP. 285 604.
2) Boehringer, Waldhof, DRP. 292 546. ^j Boehringer, DRP. 286 669.
*) Höchst, DRP. 294 276. ^) Böhringer, Waldhof, DRP. 286 547.
8) Höchst, DRP. 278 648. ') Höchst, DRP. 248 047. ») Höchst, DRP. 256 343.
Arsenverbindungen. 725
mit iinterphosphoriger Säure zvim Hexaminoarsenobenzol. Triaminobenzolarsinsäure
zeichnet sich überrasclienderweise durch große Ungiftigkeit aus. Man kann auch Dinitro-
arsanilsäure durch Behandeln mit phosphoriger Säure oder unterphosphoriger Säure in
die entsprechende nitrierte Arsenoverbindung überführen, welche ihrerseits leicht zum
3.4.5.3'.4'.5'-Hexaminoarsenobenzol zu reduzieren ist^).
4-Amino-3.ö-dinitrobenzol-l-arsinsäure wird mit einer zur Reduktion der Nitro-
gruppe und des Arsinsäurerestes ausreichenden Menge Xatriumhydrosulfit reduziert und
die so erhaltene schwefelhaltige Verbindung mit Säuren zerlegt 2).
Man erhält Substanzen, welche sich von 3.5-Diaminoarylarsinsäuren und deren
Reduktionsprodukten, die außerdem noch in 4-Stellung substituiert sind, ableiten und
Farbstoffe sind, welche durch Kupplung mit Diazoverbindungen entstehen. Sie gehören
wahrscheinlich zur Klasse der Azofarbstoffe. So werden 3.4.ö-Triaminobenzolarsinsäure,
3.4.5.3'.4'..5'-Hexaminoarsenobenzol und 3.5.3'.D'-Tetramino-4.4'-dioxj'arsenobenzol, welche
Derivate des o-Phenylendiamins bzw. o-Aminophenole sind, gekuppelt. Diese Farbstoffe
soUen sich vor anderen Arsenverbindungen bei großem Heilwert gegenüber Infektions-
Ivrankheiten zum Teil durch geringe Toxizität vorteilhaft auszeichnen.
Auch können auf diesem Wege alkaliunlösliche Arsenverbindungen (z. B. Hex-
aminoarsenobenzol) durch Einführung von Diazokörpem mit Säureresten (Diazosulfanil-
säure usw.) alkalilöslich gemacht werden').
Die großen Erfolge des Salvarsans und Xeosalvarsans in der Therapie
haben einen weiteren Ausbau der Arsenverbindungen gezeitigt. Dieser Ausbau
giüg dahin, besser lösliche und stabilere Präparate von womögUch größerer
Haltbarkeit zu erzielen, andererseits wurde versucht, eine weitere wirksame
Komponente in die Verbindung einzuführen, so Gold, Platin, Quecksilber,
Silber mid Kupfer. U h 1 e n h u t und M u 1 z e r haben besonders auf die Wirkungen
des atosA-lsaiu-en Quecksilbers bei Lues hingewiesen*). Paul Ehrlich lenkt«
besonders die Aufmerksamkeit auf die Kupferverbindungen dieser Reihe.
Ebenso wurde versucht, neben dem Arsen in die Verbindung Phosphor oder
Antimon einzuführen. Bis nun ist keine von diesen Verbindungen in den
Arzneischatz eingedrungen. Dasselbe gilt von den übrigen Arsenverbindxmgen,
welche der Arsanilsäure verwandt sind, und ebenso von den Verbindungen,
welche aus Farbstoffen mit Arsenogruppen bestehen.
Arsen-Schwefelverbindungen.
Behandelt man Xitrooxyarylarsinsäuren oder Aminooxyarylarsinsäuren mit Schwefel-
alkalien oder Schwefelwasserstoff, so erhält man schwefelhaltige Verbindungen von be-
deutend gesteigerter parasiticider Wirkung, welche durch den Eintritt von Schwefel
bedingt erscheint. Beschrieben ist die Darstellung von Nitrooxj-phenylarsensesquisulfid
und das wahrscheinlich analoge Aminoprodukt mit sehr labilen Eigenschaften^).
Am Arsen geschwefelte Derivate der p-Aminophenylarsinsäure, sowie deren Derivaten
erhält man bei Behandlung ihrer Lösung mit Schwefelwasserstoff. Aus den Arsinsäuren
und Arsenoxyden erhält man
Arsendisulfide Arsensesquisulfide imd Arsensulf üre *)
V. V. ni.
I
NRR,
As
I
AsS
I
NRRi
XRR^
Den entsprechenden Sauerstoffverbindungen gegenüber zeigen sie eine erhöhte Toxizi-
tät, aber auch eine entsprechend stärkere trypanocide Wirkung. Diese Schwefelverbin-
dungen sind in Schwefelalkalien und kaustischen Alkalien leicht löslich und können aus der
alkalischen Lösung durch Säiu"en gefällt werden, während sie in Soda schwer löslich sind.
M Böhringer, Waldhof, DRP. 286 854.
2) DRP. 286 855, Zusatz zu DRP. 286 854.
=) Höchst, DRP. 278 421. «) Deutsche med. Wochenschr. 1910, Xr. 27, S. 1262.
*) Höchst, DRP. 253 757. «) Farbwerke Höchst, DRP. 205 617.
726 Antiseptica und Adstringentia.
m-Amiiiophenylarsensulfid besitzt selbst in großen Dosen gar keine Heil-
wirkung gegenüber Trypanosomen. Die von der p-Aminophenylarsinsäure sich
ableitenden Sulfide zeigen eine schwache Heilwirkung nur in Dosen, welche
der tödlichen Dosis naheliegen.
Hingegen zeigen die aus 3-Nitro- und 3-Ainino-4-oxybenzol-l-arsinsäure
entstehenden Schwefelverbindungen parasiticide Wirkungen und Heilungen
mit ein Drittel der letalen Dose.
Arsen-Schwermetallverbindungen.
p-aminophenylarsinsauies Quecksilber*) wirkt bei experimenteler Syphilis
sehr gut. Die Jodverbindungen wie p-jodphenylarsinsaures Natrium, Queck-
silber und Silber, sowie p-aminojodphenylarsinsaures Natrium, Quecksilber
und Silber scheinen vielleicht auf maligne menschliche Tumoren von zer-
störendem Einfluß zu sein. F. Blumenthal untersuchte auch p-aminodibrom-
phenylarsinsaures Natrium sowie atoxylsaiu-es Quecksilber imd Silber. Atoxyl-
saures Quecksilber wird Atyi'osyl und Asiphyl genannt. Saures atoxylsaures
Quecksilber ist giftiger als Atoxyl. Acetylatoxylsaures Quecksilber ist nicht
wesentlich luigiftiger als atoxylsaures Quecksilber. Jodatoxylquecksilber ist
weniger giftig als das Natriumsalz*). Nach Versuchen von I. Danysz^) erhöht
ein Zusatz von Silbersalzen zu Salvarsan besonders in Form von Bromsilber
und Jodsilber die antiseptischen mid heilenden Effekte beider Komponenten
bedeutend. Bei Septicämie wirken nach seiner Ansicht die chemischen Heil»
mittel nicht ausschheßlich als Antiseptica im infizierten Organismus, sondern
auch ähnlich den antimikrobischen Seren durch Intervention des Organismus,
besonders der Phagocyten.
Das neutrale Quecksilbersalz der p-Aminophenylarsinsäure') erhält man, wenn man
2 Mol. p-Aminophenylarsinsäure auf 1 Mol. Quecksilberoxyd einwirken läßt. Das basische
Quecksilbersalz entsteht bei der Einwirkung von 1 Mol. Quecksilberoxydsalz auf 1 Mol.
p-Aminophenylarsinsäure in Gegenwart von 2 Mol. Alkali.
Das Quecksilbersalz der p-Aminophenylarsinsäure wird durch doppelte Umsetzimg
dargestellt. Gleiche Versuche wurden von verschiedenen Seiten in verschiedenen Staaten
zum Patent angemeldet^).
Wasserlösliche Quecksilberarsenpräparate erhält man, wenn man Gemische von
Kochsalz und Quecksilbersalzen der p-Aminophenylarsinsäure in Wasser oder Quecksilber-
salze der p-Aminophenylarsinsäure in Kochsalzlösmig auflöst. Es genügt etwa die gleiche
Menge Kochsalz den Salzen beizufügen, um Mischungen zu erzeugen, die konzentrierte
wässerige Lösungen liefern und sich daher zu Injektionen eignen^).
Dm-ch Einwirkung von wässerigen Lösungen von Alkalisalzen der Monomethylarsin-
sävire auf SuccinimidquecksUber in molekularer Menge erhält man leicht lösliche Doppelsalze ').
Enesol besteht aus äquimolekularen Mengen von Methylarsinsäure und
Quecksilbersahcylat und ist in Wasser leicht löslich (siehe auch bei Quecksilber).
Kernmercurierte Derivate aromatischer Oxysäuren werden dargestellt, indem man
aromatische Oxycarbon-, Oxysulfo- oder Oxyarsinsäuren, welche Quecksilber nur mit
einer Affinität an den aromatischen Kern gebunden enthalten, mit alkalischen oder neu-
tralen Reduktionsmitteln behandelt. So erhält man aus Oxymercurisalicylsäureanhydrid
Quecksilberdisalicylsäure. Aus Mercurisalieylsulfosävire, Mercuri-bis-salicylsulfosäure,
aus Arsinosalieylsäure Mercuri- bis -arsinosalicylsäure. Ferner ist beschrieben Mercuri- bis
2-oxynaphthalin-3.6-disulfosäure und Merciuri- bis -3-methyl-4-oxybenzol-l-£irsinsäure').
') Uhlenhuth und Manteufel, Zeitschr. f. Immunitätsforsch, u. exp. Therap. I,
108 (1909). — Münch. med. Wochenscli. 62, U7.
-) B Z. 38, 91 (1910).
ä) Ann. de l'Inst. Pa.'?teur 38238 (1914). «) Agfa, Berlin, DRP. 237 787.
S) Bayer -Elberfeld, DRP.-Anm. F. 24 523 (zurückgezogen).
») Agfa, DRP. 239 557. «) Einhornapotheke, DRP. 302 156.
') Heyden, DRP. 255 030.
Arsenschwermetallverbindungen. 727
Wässerige Lösungen von Salvarsansalzen bringt man mit Salzen von Gold oder
Metallen der Platingruppe zusammen und scheidet die Additionsverbindungen durch
Eindampfen oder Zusatz von organischen Lösungsmitteln in fester Form ab*).
Schwermetalladditionsverbindvmgen aromatischer Arsenverbindimgen erhält man,
wenn man hier andere aromatische Verbindungen, die dreiwertiges Arsen enthalten, mit
Metallsalzen behandelt.
3-Amino-4-oxybenzol-l-arsensulfid liefert in Methylalkohol mit Palladiumchlorür
eine Palladiumverbindung.
3-Amino-4-oxybenzol-l-arsendichloridchlorhydrat gibt mit Kupferchlorid eine Kupfer-
verbindung.
4-Amino-3-carboxybenzol-I-arsenoxyd liefert mit Goldchloridlösung eine Goldver-
bindung ^).
An Stelle des Salvarsans kann man die Formaldehydsulfoxylatverbindung in gleicher
Weise mit Schwermetallen verbinden [Kupfer, Silber, Gold, Platin^)]
Man kann in gleicher Weise die Verbindungen von SalvEirsan mit Quecksilber, Silber,
Kupfer erhalten').
An Stelle von Salvarsan kann man durch Reduktion des Gemisches aus einer Arsin-
säure und einer anorganischen Arsenverbindiing erhältliche, zwei oder mehrere Arsenatome
enthaltenden Polyarsenoverbindimgen in Lösimg mit Metallsalzen zusammenbringen^).
Auch Arsenophenylglycin, 4.4'-Dioxyarsenobenzol, Arsenobenzol, 3.4.3'.4'-Tetramino-
arsenobenzolformaldehydsulfoxynatrium geben solche SchwermetaUverbindungen')
Anstatt fertige Arsenverbindungen zu verwenden, läßt man diese in Gegenwart von
Metallsalzen aus den entsprechenden Arsinsäuren oder Arsenoxyden durch Reduktion ent-
stehen').
An Stelle von Arsenoverbindimgen kann man die analogen gemischten Arsen-, Phos-
phor- und Arsen-Antimonverbindungen mit MetaUsalzen vereinigen*).
An Stelle der aromatischen Arsenverbindungen verwendet man die über die Arseno-
stufe hinaus reduzierten Reduktionsprodukte von durch salzbildende Atomgruppen sub-
stituierten aromatischen Arsinsäuren').
Prüft man die Wirkung des Silbers in anorganischen, organischen imd
komplexen Verbindungen (Silbemitrat, Silbercitrat, Argentamin, Albargin,
Protargol, Axgonin, Choleval, Kollargol) so geht mit Ausnahme der beiden
letzteren Präparate die toxische Dose mit dem Silbergehalt parallel. Die Giftig-
keit des Cholevals ist erhebhch größer, diejenige des Kollargols geringer als sie
dem Silbergehalt der übrigen Verbindungen entspricht. Kollargol tötet Spi-
rochäten beim Lueskaiünchen ab. Silber ist ein zur inneren Desinfektion ge-
eignetes Gift für die SyphiUsspirochäte. Eine antisyphiHtische Wirkimg wird
bei den meisten Silberverbindungen festgestellt, bei allen tritt die Wirkiuig
auf die Spirochäten und die Heilung der Syphilome langsamer ein als bei
den Arsenobenzolen, aber allen Verbindungen gemeinsam ist die Beein-
flussung der Spirochäte und die Heilwirkung in einer Dosis, die von der töd-
hchen mehr oder weniger entfernt ist. Beim kolloidalen Silber erfolgt das Ver-
schwinden der Spirochäten langsamer als bei den verschiedenen geprüften nicht
kolloidalen Verbindungen. Der Hauptunterschied liegt in der Wirkung des
Silbers und des Quecksilbers bei der Kaninchensyphilis, in der Art der Beein-
flussung der Spirochäten und in der Dosis, mit der sich eine Wirkung auf die
syphihtischen Produkte der Spirochäten erzielen läßt. Bei Quecksilberverbin-
dungen wirken fast niu- Dosen, die ganz in der Nähe der tödlichen liegen oder
die mit der tödlichen zusammenfallen. Bei der Prüfung von kolloidalem Gold,
1) Höchst, DRP. 268 220. •) DRP. 281 101, Zusatz zu DRP. 268 220.
3) DRP. 268 221, Zusatz zu DRP. 268 220.
*) DRP. 270 253, Zusatz zu DRP. 268 220.
5) DRP. 270 256, Zusatz zu DRP. 268 220.
«) DRP. 270 257, Zusatz zu DRP. 268 220.
') DRP. 270 258, Zusatz zu DRP. 268 220.
«) DRP. 270 259, Zusatz zu DRP. 268 220.
») DRP. 275 216, Zusatz zu DRP. 268 220.
728 Antiseptica und Adstringentia.
Silber, Palladium, Wismutoxyd, Kobalt und Eisen, sowie von verschiedenen
Metallsalzen zeigt es sich, daß außer dem Golde keines der untersuchten Metalle
oder Metallsalze überhaupt Wirkung auf die Spirochäten oder auf die manifeste
Erscheinung der Kaninchenschanker hatte, so daß Kolle die Wirkung des
Silbers auf Kaninchens^'philome auch als spezifisch ansieht i). Hingegen finden
andere Untersucher, daß eine so auffallende Üljerlegenheit des Silbersalvarsanüber
Natriumsalvarsan wie man sie im Tierversuche festgestellt hat, beim Menschen
nicht gefunden werden konnte, aber Silbersalvarsan macht weniger Schädigungen
als alle bisher erprobten Präparate ^).
Silbersalvarsan weist einen wesentlich besseren chemotherapeutischen
Quotienten auf als Salvarsan (Verhältnis zwischen der therapeutischen und
letalen Dosis), und zwar ^/^g gegen Yjq. Aber Silber in kolloidaler Form tötet
Spirochäten im Tierversuch ab, wemi auch langsamer als Silbersalvarsan^)
Die malariciden Eigenschaften des Salvarsans gehen diu'ch Eintritt des Metalls
in sein Molekül fast ganz verloren*).
Silbersalvarsan mit einem Arsengehalt von 22,4%, der weit hinter dem des
Altsalvarsans zurückbleibt, hat eine gesteigerte Wirkung auf die Spirochäten,
die mit einem stark erhöhten chemotherapeutischen Index einhergeht. Das
Silber verleiht dem Salvarsan keine erhöhte Giftigkeit, wohl aber eine verstärkte
Wirksamkeit, die auf der spezifischen gegenüber Spirochäten entwicklungs-
hemmenden Silberwirkung beruht.
Doch berichtet G. L. Dreyf us^), daß Silbersalvarsan nicht so einfach und
glatt zu handhaben ist, wie Neosalvarsan und Salvarsannatrium. Neben-
wirkungen sind einstweilen noch wesentüch häufiger.
P. Karrer faßte das Silbersalvarsan als ein Metallkomplexsalz mit Arsen-
nebenvalenzen auf : ^„ . . _ „
OHAg AgOH
As As
OH OH
A. Binz, H. Bauer und A. Hallstein meinen, daß das Silber an den
Aminostickstoff des Arsenobenzols komplex gebunden sei:
As— As
: ONa NaO :
Ag O Ag
Silbersalvarsan ist nach ihnen 3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzoldi-
natrium-monosilberoxyd, bzw. Bis-[diammodioxyarsenobenzoldinatrium]-mono-
silberoxyd.
Antimonverbindungen.
Einigermaßen ähnhch, wenn auch viel schwächer als die Arsenderivate,
wirken nach der gleichen Richtung auf Trypanosomen Antimonderivate,
ebenso Wismutverbindungen.
1) W. Kolle und H. Ritz, Deutsche med. Wochensehr. 45, 481 (1919).
^) Walter Knopf und Otto Sinn, Deutsche med. Wochensehr. 45, 517 (1919).
') Kolle, Deutsche med. Wochensehr. 1918, Nr. 43 und 44.
*) Kalberloh und Schloßberger, Deutsche med. Wochensehr. 1918, S. 1100.
=) Deutsche med. Wochensehr. 1919, Nr. 47 imd 48.
•) W. Kolle, med. Wochensehr. 46, 33 (1920). ') BB. 53, 416 (1920).
Antimonverbindungen. 729
Ist ein Stamm arsenfest, so ist er auch antimonfest.
Die Antimonverbindungen verhalten sich nicht analog den Arsenverbin-
dungen. Veränderungen des Moleküls, die beim Arsen zu einer wesentüchen
Entgiftung oder zu einer verstärkten Heilwirkung führen, haben diese Wirkung
bei den entsprechenden Antimonpräparaten nicht.
Die verschiedenen Trjqjanosomenstämme sind in ihrem Verhalten gegen
Arsen- und Antimonpräparate äußerst verschieden. Einzelne Stämme sind gegen
Arsen fast unempfindlich. Die Virulenz steht in keiner Beziehung zu ihrer
Empfindlichkeit ^).
p-aminophenylstibinsaures Xatrium, welches dem Atoxyl entspricht, ist
recht giftig und bei Hühnerspirillose sehr wenig ■«irksam. Überraschend ist
auch die völhge Unwirksamkeit des Dioxydiaminostibiobenzols. Es ist bei
Hühnerspirillose ganz unwirksam, während andere Autimonpräparate spiriUocide
Eigenschaften haben.
Die Entgiftung des Antimons in den organischen Antimonpräparaten ist
keine so weitgehende wie beim Arsen.
P. Uhlenhut und G. HügeP) fanden m-amino-p-urethanophenylstibLn-
saures Natrium, mj-mi-Diamino-p-oxy-arseno-pi-.stibiobenzol, mj-m^-Diamino-
p-oxy-pj-chlorarsenostibiobenzoldichlorhydrat wirksam.
Antimonylpyrogallol und Triaminotriphenylstibintetrachlorhydrat waren
unwirksam, ebenso unwirksam bei Hühnerspirillose waren : Benzolsiüfonamino-
stibiobenzol, Dioxydiaminostibiobenzol, Antimonylbrenzcatechiu, methylharn-
stoffphenyLstibinsaures Natrium, urethanophenylstibinsaures Quecksilber, ji-
aminophenylstibinsaures Qucksilber, o-amino-p-arsinphenylstibinsaures Na-
trium, p-aminophenylstibinmethansulfonsaures Natrium, Benzolsulfon-p-amino-
mercmiphenylstibinsäure, phenylglycinester-p-stibinsaures Natrium, antimonyl-
protocatechusames Natrium, gallussam-es Antimon, äthylstibinsaures Natrium.
Schwach ^vi^ksam waren : diurethanophenylstibinsaures Natrium, p-anisylstibin-
saures Natrium, benzolsulfon-p-aminophenylstibinsaiu-es Quecksilber, p-oxy-
phenylstibinsaures Natrium. Bei Mäusedourine waren sie wirkungslos.
Bei Hühnerspirillose sind Stibium arsenicosum, Sb(0H)3 und kolloidales
Antimon wirkungslos, während dieselben Präparate, namentlich die zwei letz-
teren, bei Diu-ine wirksam waren (Flimmer, Fryand Ranken, Batemaiin,
KoUe).
Das bei Hühnerspirillose wirksame m-amino-p-m-ethanophenylstibinsamre
Natrium bleibt bei experimenteller Mäusedourine vollständig wirkungslos.
Wirksam bei Hühnerspirillose sind ferner: acetyl -p-aminophenylstibin-
saures Natrium, benzolsulfon-p-amino-phenylstibinsaures Natrium, p-urethan-
o-phenylstibinsaures Natrium, uij-mi-Diamino-p-oxy-arsenostibiobenzol und
mj mi-Diamino-p-oxy-pj-chlorarsenostibiobenzoldichlorhj-drat. Die drei ersten
Präparate waren bei Kaninchens^-phihs wirksam. Das erste und dritte Präparat
waren bei menschhcher Syphilis wirksam, abei standen den gewöhnhchen
Quecksilberpräparaten nach.
Gegen Trj-iJanosomeninfektionen hat Uhlenhut eine SOproz. Emulsion
von Antimontrioxyd unter dem Namen Trixidin empfohlen. Ein anderes Anti-
monpräparat empfiehlt Tsuzuki als Mittel gegen Syphilis unter dem Namen
Antüuetin. Es ist das Bitartratokaliumammoniumantimonoxyd.
Stibacetin, welches die dem Arsacetin analoge Verbindimg ist, wirkt bei
1) E. Teiehmann, BZ. 81, 284 (1917).
-) Deutsche med. Wochenschr. 1913, 2455.
730 Antiseptioa und Adstringentia.
Dourine und Nagana. Das Benzolsulf on- und das Urethanderivat des p-amino-
phenylstibinsauren Natriums erwiesen sich als besonders vrirksam bei Try-
panosomen und Spirochäten (Uhlenhut, Mulzer und Hügel). Aber schon
Antimontrioxyd in Emulsion macht bei Nagana, Dourine und Schlafkrankheit
der Mäuse in 100% der Fälle die Dauersterihsation. MetalHsches Antimon
und seine unlösKchen Verbindungen machen in 60% Fällen Heilung i).
Man setzt aromatische Amine in Form ihrer Diazoverbindungen mit Salzen der anti-
monigen Säure um und spaltet aus den entstehenden Diazoantimoniten die Diazogruppe ab.
Besehrieben sind Phenylstibinsäure, p-Oxyphenylstibinsäure, Athyl-p-aminophenylstibin-
säure und p-Aminophenylstibinsäiu'e-).
Man kann ein aromatisches Amin bei Gegenwart von Säuresalzen des Antimons diazo-
tieren und das Reaktionsprodukt mit Alkalien umsetzen oder Doppelverbindungen aus
Antimonhalogeniden und Diazoverbindungen aromatischer Amine in isoliertem Zustande
oder bei Gegenwart ihrer Mutterlauge mit Alkalien zerlegen').
In gleicher Weise kann man sekundäre und tertiäre aromatische Stibinsäuren her-
stellen, wenn man aromatische Diazoverbindungen statt mit antimoniger Säure mit aro-
matisch substituierten Antimonoxyden umsetzt. Unter Anwendung von einfach aromatisch
substituierten Antimonoxyden erhält man Diarylstibinsäuren :
X • N : N • OH + Y • Sb • O = Y>SbO • OH + Nj
Unter Anwendung zweifach substituierter aromatischer Antimonoxyde erhält man Triaryl-
stibinsäuren : „
2 X ■ N : N ■ OH + [ y^> Sb ] jO = 2 Y^SbO + 2 Nj + 2 H2O
[^ J z
Dabei bedeuten X, Y, Z gleiche oder verschiedene Reste von substitviierten oder nicht-
substituierten aromatischen Kohlenwasserstoffen.
Beschrieben ist die Darstellung von Mono-m-aminodiphenylstibinsäure aus Benzol-
diazoniumchlorid xmd m-Aminophenylstibinoxyd, von Chlor-m-phenylenstibinsäure und
Phenyl-m-phenylenstibinsäure
Zwecks Herstellung nitrosubstituierter aromatischer Stibinsäuren aus den Diazo-
verbindungen nitrosubstituierter aromatischer Amine bei Gegenwart von antimoniger
Säure spaltet man die Diazogruppe in saurer oder neutraler Lösung unt«r Vermeidung
hoher Temperaturen ab und scheidet die Stibinsäure ab. Beschrieben sind o-Nitro-
phenylstibinsäure, 2.4-Dinitrophenylstibinsäure und o-Nitrophenylarsinstibinsäure
AsOjH,
I
NO,
Neutral reagierende lösliche Alkalisalze der aromatischen Stibinsäuren werden dar-
gestellt dm-ch Neutralisieren von 1 Mol. Stibinsäure mit weniger als 1 Mol. Alkali. Die
Lösungen dampft man zur Trockene ab oder fäUt sie mit Koclisalz oder mit Alkohol, oder
fällt sie mit Lauge oder alkalischen Salzen und wäscht sie aus bis sie neutral sind. Man
reinigt sie am besten mit Methylalkohol').
Nitroverbindungen von aromatischen Oxystibinsäuren erhält man, indem man in
den Nitroverbindungen der entsprechenden aromatischen Aminostibinsäuren die Amino-
•) Kelle, W. Hartoch, O. Rothermundt, H. und W. Schumann, Deutsche
med. VVochensclir. 40 (1913). ^) Heyden, DRP. 254 421.
3) DRP. 261 825, Zusatz zu DRP. 254 421.
*) DRP. 269 205, Zusatz zu DRP. 254 421.
') DRP. 296 940, Zusatz zu DRP. 254 421. <=) Heyden, DRP. 267 083.
Antimonverbindungen. 731
gruppe durch Behandeln mit Alkalien abspaltet und durch die Hydroxylgruppe ersetzt.
Man kann sowohl von den Nitroaminophenylstibinsäuren selbst, als auch von deren N-
Acidylderivaten ausgehen. Will man diese in die entsprechenden Nitrooxyphenylstibin-
sävu'en überfüliren, so hat man nicht nötig, die Acidylverbindungen vorher zu verseifen,
sondern kann Verseifung und Ersatz der Amino- durch die Hydroxylgruppe in einem
Arbeitsgang ausführen.
Beschrieben ist die Darstellung von S-Nitro-i-oxy-benzol-l-stibinsäure
SbO(OH)2
n ^)
I
OH
In gleicher Weise kann man auch Nitrohalogenstibinsäuren in die entsprechenden
Nitrooxystibinsäuren überfüliren. 3-Nitro-4-oxybenzol-l-stibinsäure erhält man z. B.,
indem man aus diazotiertem p-Chloranilin und Antimonoxyd p-Chlorphenylstibinsäure
darstellt und durch Nitrierung 4-Chlor-3-nitro-benzol-l-stibinsäure gewinnt. Diese erwärmt
man mit Kalilauge imd erhält das Oxyderivat ^).
Aminoderivate primärer aromatischer Antimonverbindungen stellt man sowohl durch
Reduktion der entsprechenden Nitroverbindungen als auch dxu'ch Verseifen acidyUerter
Aminoderivate her. Die Antimonderivate spalten viel leichter Antimon ab als die ent-
sprechenden Arsenderivate, daher ist die Darstellung schwieriger. Besclirieben ist die
Darstellung der 4-Aminobenzol-l-stibinsäure, 3-Amino-4-oxyb€nzol-l-stibinsäure^).
Heyden^) beschreibt die Darstellung von aromatischen Stibinoverbindungen, aro-
matischen Stibinoxyden usf., z. B. Stibinobenzol / \— Sb^Sb — (^ y , m-Amino-
H2 Hj
N N NH2
phenylstibinoxyd <^ \SbO , Di-m-aminostibinobenzol <^ ^>— Sb=Sb — <^ y , p-p'-
H2 Hj
N N
Dioxy-m-m'-diaminostibinobenzol H0<^^ ^) — Sb^Sb^^ ^OH. Man behandelt Mono-
arylstibinsäuren und deren Derivate mit Reduktionsmitteln.
An Stelle von primären aromatischen Stibinsäuren kann man auch sekundäre aro-
matische Stibinsäuren reduzieren oder deren Derivate.
Beschrieben ist die Darstellung von m-Aminodiphenylstibinoxyd
NH2CeH>^'' " ''^<CeH4-NH2
')
Nitroprodukte der Phenylstibinsäure und ihrer Derivate erhält man durch Behand-
lung dieser Säure mit Salpetersäure. Beschrieben sind m-Nitrophenylstibinsäure und
m-Nitroacet-p-aminophenylstibinsäure').
Beim Einleiten von Schwefelwasserstoff in die alkohoUsch-ammoniakalische Lösung
der Triphenylstibinhaloide entsteht Triphenylstibinsulfid. Es soll therapeutische Effekte
bei Ekzemen, Seborrhöe und anderen Bluterkrankungen haben').
Man erhält dann aromatische Stibine, indem man die Schwefelverbindimgen der
Arylstibine mit Metallen in Reaktion bringt. Man erhält Triphenylstibin beim Behandeln
von Triphenylstibinsulfid mit Kupfer oder Eisen ^).
Die primären und sekundären Aniinophenylstibinsäuren und deren Derivate, die an
sich keine oder höchstens eine geringe Heilwirkung gegenüber Trypanosomen und Spiro-
chätenkrankheiten zeigen, werden durch Substitution der in Aminogruppe zu wertvollen
Heilmitteln. So z. B. wirkt p-Aminophenylstibinsäure nicht, aber die entsprechende
Benzolsulfoverbindung.
Stickstoffsubstitutionsprodukte der Aminoderivate primärer und sekundärer aro-
matischer Stibinsäuren und ihrer Derivate erhält man, wenn man in die Aminogruppe
Acyl-, Alkyl-, Aryl- oder Aldehydrest« einführt. Beschrieben sind Benzols uLfo-p-amino-
1) Heyden, DRP. 259 875. ■) DRP. 262 236, Zusatz zu DRP. 259 875.
3) Hevden, DRP. 270 488. ") DRP. 268 451.
S) DRP. 269 206, Zusatz zu DRP. 268 451. «) Heyden, DRP. 287 709.
') DRP. 223 694. ») DRP. 240 316.
732 Antiseptica und Adstringentia.
phenylstibinsäure, Acetyl-m-aminoplienylstibinsäure, m-m'-Diacetylaminostibinobenzol und
o-Oxybenzyüden-p-aminophenylstibinsäiu'e ').
Bei Tierversuchen versagte z. B. p-Aminophenylstibinsäiu-e sowohl im Schutz- wie
im Heilversueh, %¥ährend die entsprechende Benzolsulfoverbindung eine ganz ausgezeichnete
Wirkung zeigte. Einen älinUch günstigen Einfluß bewirkte die Einführung anderer Radi-
kale und Gruppen in die Aminogruppe der p-Aniinophenylstibmsäure.
Stibenyl (Natriumacetyl-p-aminophenylstibiat) wirkt gut bei Trypano-
soma gambiense und Kala-Azar^).
A. Laveran hat gegen Trypanosomen Brechweinstein verwendet und dann
statt dessen Antimonylanilizitartrat.
Der von Yvon dargestellte Arsen- Anilin -Brech Weinstein ist gegen Try-
panosomen sehr wii-ksam imd die Injektioiien scheinen weniger schmerzhaft
zu sein als die mit Natrium-, Kahum- oder Anilinbrechweinstein^).
Auf trypanosomenerkrankte Ratten wirken Tetraäthylstibonium Jodid und
Diphenylstibinchlorid nicht, ebensowenig Kahummetaantimoniat KSbOj und
kolloidales SboOj . Natriumsidf antimoniat Na3SbS4 zerstören zwar Trj'pano-
somen, machen aber lokale Erscheinungen.
Die Antimonsalze von Oxyfettsäuren sind am wirksamsten, Äthylanti-
montartrat ist außerordentlich brauchbar*).
Vanadium.
Von der Idee ausgehend, daß Vanadium im periodischen System neben dem
Arsen hegt imd daher ähnliche physiologische Wirkungen haben wird, hat man
anorganische Verbindungen des Vanadiums geprüft. Ludwig Heß hat
auch Orthovanadinsäxureester dargestellt vmd untersucht.
Kocht man Vanadinpentoxyd mit Alkoholen, so erhält man Ester, z. B. Vanadin-
säuretriäthylester (C2H5)3V04 , Vanadinsäiu-epropylester (CjHnJgVOj , Amylenhydratvana-
dinsäureester, schließlich die V^anadinsäureester des Glycerins, Glykols, Benzylalkohols^).
Arsen-Antimon- und Arsen-Wismutverbindungen.
Stibinoxyde, Stibindichloride oder auch anorganische Antimonsalze des
dreiwertigen Metalls setzen sich äußerst leicht mit den Arsinen nach folgenden
Gleichungen um, z. B. :
HO -^^ • AsHj -f CljSb ■ CeH3 = H0 • <(^ • As : Sb • C^U^ + 2 HCl
NH2 • HCl NH2 • HCl
HO • <^3 • AsH„ + ClaSbCl = HO • <^^ ■ As ; SbCl -|- 2 HCl
NH2 • HCl NHj • HCl
Ebenso kaiui man Wismuttrichlorid usw. mit Arsinen zu Arseno-bis-
muto-Verbindmigen umsetzen :
Aryl ■ AsHa + Cl„Bi • Cl = Aiyl • As : Bi ■ Cl -f 2 HCl
Diese Kondensationen gehen schon bei gewöhnlichen Temperaturen in
alkohoUscher Lösung vor sich. Es können auch dabei Polyarsenostibino-Ver-
binduugen auftreten.
P. Ehrlich*) und P. Karrer haben kombinierte Arseno-stibino- und
•) Heyden, DRP. 284 231.
ä) Philip Manson-Bahr, Brit. med. journ. 1920, II, 235.
ä) A. Laveran, C. r. 151, 580.
*) J.D.Thomson und A r t li u r R. C u s li n y , Proc. E. Soc. , London , Serie B. 88, 249.
^) DRP. 273 220. «) BB. 46, 3564 (1913).
Arsen- Antimon- und Arsen- Wismutverbindungen. 733
Areno-bismutoverbindungen dargestellt. Erstere haben Heilwirkungen auf
mit Trypanosomen infizierte Tiere. Den günstigsten Effekt hat 3-Amino-4-
oxy-arseno-4'-acetamino-stibinobenzol-clilorhydrat. Die Arsenostibinoverbln-
dungen sind recht stabile Substanzen. Die Arenobismutoverbindimgen sind
schon recht instabil.
So wirksam wie kolloidales Antimon sind bei Hühnerspirillose m^-m^-Di-
amino-p-oxyarsenostibiobenzol und m*-mj-Diamino-p-oxy-pi-chlorarsenostibio-
be nzoldichlorhydrat .
Margol ist Antimonylsilberbromidarsenobenzol, es soll nach Danysz
und Raspaili) wie Salvarsan wirken.
Man gelangt zu gemischten Arsenostibinoverbindungen der Formel X' • As = Sb • X° ,
wenn man aromatische Arsine mit Antimonverbindungen der allgemeinen Formel: (Halo-
gen)jSbX (wobei X = anorganischer oder organischer Kest) umsetzt.
Beschrieben ist z. B. das Kondensationsprodukt aus 3-Amino-4-oxyphenylarsin imd
Antimontrichlorid, ferner avis 3-Amino-4-oxyphenylarsin imd Phenylstibindichlorid
I
NHj • HCl
lerner aus p-Acetaminophenylarsin und Antimontribromid
CH3 ■ CO • NH-m(^]]>-As = SbBr =)
An Stelle von Halogenantimonverbindungen kann man Antimonsauerstoffverbin-
dungen verwenden, wie Brechweinstein, Antimonylchlorid, Phenylstibinoxyd^).
In gleicher Weise kann man Arsen-Wismutverbindungen herstellen, wenn man statt
Antimontrichlorid, Wismuttrichlorid, Wismuttribromid, Wismuttrijodid usw. verwendet*).
Zur Darstellung asymmetrischer Arsenoverbindungen kann man, wenn man zu Arsen-
Antimonverbindungen gelangen will, an Stelle einer Arsinsäure oder eines Arsenoxyds eine
Antimonverbindimg im Gemenge mit einer organischen Arsinsäure oder einem Arsenoxyd
mit Reduktionsmitteln behandeln^).
Durch Einwirkung von Phosphor-, Arsen-, Antimon-, Selen-, Tellurwasserstoff auf
aromatische Arsendichloride kann man zu Verbindungen gelangen, welche neben Arsen
noch das der betreffenden Wasserstoffverbindung zugrunde liegende Element enthalten
und die als gemischte Arsen-Phosphor-, Arsen-Arsen-, Arsen-Antimonverbindmigen usw.
zu betrachten sind. Als Arsendieliloride können z. B. Phenylarsendichlorid C5H5 • AsClj
sowie alle seine Derivate, wie Amino-, Oxy-, Nitrosubstitutionsprodukte usw. verwendet
werden. Besclmeben sind Verbindungen, welche Arsen-Phosphor, Arsen-Arsen, Arsen-
Antimon, Arsen-Selen, Arsen-Tellur enthalten*).
Statt auf die Arsendichloride kann man auf Arsenoxyde die Wasserstoffverbindungen
einwirken lassen').
In Verbindungen mit dreiwertigen Arsen läßt sich Quecksilber mittels
Quecksilberacetat nicht einführen. Es tritt alsbald Osj'dation unter Abschei-
dung von metalhschem Quecksilber ein. Hingegen kann man Quecksilber leicht
in Verbindungen mit fünf wertigen Arsen einführen. Diese Verbindungen sind
in alkahscher Lösimg verhältnismcäßig beständig, nur bei Vorhandensein von
Aminogruppen wird metallisches Quecksilber abgespalten. Die Einführung des
Arsens scheint ohne Einfluß auf die Giftwirkimg zu sein, die wesentUch auf
dem Quecksilbergehalt beruht. Auch die Heilwirkung bei experimentellen Try-
panosomeninfektionen und die keimtötende Wirkung in vitro ist nicht größer
als bei den arsenfreien Verbindungen. Nach dieser Richtung wurden 3-Xitro-
arsanilsäurequecksilberacetat, 3.5-Dinitro-4-oxyphenylarsinsäurequecksilber-
1) Münchener med. Wochenschr. 62, 132,863 (1916). 2) Höchst, DRP. 269 743.
ä) DRP. 269 744, Zusatz zu DRP. 269 743.
») DRP. 269 745, Zusatz zu DRP. 269 743.
5) DRP. 270 255, Zusatz zu DRP. 251 104.
«) Höchst, DRP. 269 699. ') DRP. 269 700, Zusatz zu DRP. 269 699.
734 Antiseptica und Adstringentia.
acetat, 3-Amino-4-oxyphenylarsinsäurequecksilberacetat, 3.5-Diammo-4-oxy-
phenylarsiiisäurequecksilberacetat, 4-Carboxyphenylarsinsäure-(p-Benzarsin-
sävire-) quecksilberacetat, Diacetyl-3.5-diamino-4-oxyphenylarsinsäurequeck-
silberacetat, 3-Bromarsanilsäurequecksilberacetat, 3-Bromoxalylarsanilsäure-
quecksilberacetat i) .
Gold, Titan, Kupfer.
Robert Koch hat auf die selir starke Wirkung der Goldcyanverbindungen
auf Tuberkelbacillen hingewiesen, welche noch in einer Verdünnung von
1 : 2 000 000 entwicklungshemmend wirken. — Aber im Tierversuch haben
sich diese Verbindungen nicht bewährt, ebensowenig wie das von Behring
untersuchte Kahumgoldcyanid, das in einer Verdünnung von 1 : 1 000 000 Milz-
brandbaciUen tötet. Bei Anwesenheit von Bhitserum aber wird durch Globuline
desselben die Desinfektionskraft stark gehemmt.
Brück und Glück haben diese Gold Verbindung bei Tuberkulose am
Menschen versucht mid konnten den Krankheitsj)rozeß beeinflussen.
Von Karl H. Schmitz wurden gegen Infektionskrankheiten, besonders Tuberkulose,
Hexaraethvlentetramingoldeyanhalogene empfohlen, z. B. CgHjjN^CHj • Au(CN)2Cl2 und
CeHjjN.CH, • Au{CN)2Br2 .
Ebenso empfahl er Cu- und Hg- Verbindungen des Typus CuBjX^ , CujBX, , HgBajX^ ,
AuBXj , AuBXj , worin X einen einwertigen Säurerest (Cl , Br , J , CN , CNS) und B den
einwertigen N-Alkylhexamethylentetraminrest bedeutet. Die Queeksilbersalze sollen als
Antiluetica Verwendung finden, die Gold- und Kupfersalze gegen Tuberkulose^).
Außerdem wurden noch für den gleichen Zweck Goldsalze der Typen, z. B. C8HJ2N4
• C^Hj • AUCI4 , CeHijN^CHjAuBr^ , CeHijNjCHsJ ■ 2 J2 • CeHijN^CHaAuJj , CeHioNjCHj
• Aujj empfolilen^).
C. Lewin verwendete kolloidales Gold und Goldsalze und sah bei Mäuse-
carcinom Heilwirkimg.
Es handelt sich bei der Goldwirkung um eine Giftwirkung auf die Capillaren.
Nach I. Schuhmacherist die bei Verwendung von Goldcyan beobachtete*)
therapeutische Wirkung nicht dem Goldcyan als solchem, sondern wahrschein-
lich dem kolloidalen Golde zuzuschreiben, das im Körper durch Zersetzung des
Goldcyans entsteht. Für diese Annahme spricht, daß Goldcyan überhaupt
keine desinfizierenden Eigenschaften besitzt iind daß es im Körper sehr rasch
zu Gold-Eiweißverbindungen aufgespalten wird, die ihrerseits spontan kolloi-
dales Gold abspalten®).
Aurocantan i.st ein Cantharidin, das durch Verkettung mit Äthylen-
diamin 600 mal entgiftet ist, in Verbindung mit Auricyanid. Es ist Mono-
cantharidyläthylendiaminaurocyanid. Bei Tuberkulose wirkt es nicht. Es ist
nur ein Capillargift^).
Goldcyanverbindungen sind angeblich starke Antiseptica. Man kann ihre Wirkung
steigern, wenn die labilen Goldcyanverbindungen vor der sofortigen Reduktion diu-ch
Bildung von salzartigen Doppelverbindungen mit organischen Basen geschützt werden.
Solche Doppelverbindungen von Goldcyanid mit Cantharidäthylendiamin erhält
man durch Einwirkung von Goldsalzen, wie Goldchlorid, Goldcyanid, Goldrhodanid auf
das Kondensationsprodukt aus Cantharidin und Athylendiamin. Empfohlen wird die
Verwendung von l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-amino-5-pyrazolon und dessen 4-N-Alkylderi-
vaten. Zur Darstellung setzt man die betreffenden Basen oder deren Salze mit Gold-
cyanwasserstoffsäure um. Außer dieser Verbindung ist noch das Piperazinaurocyanid
') G. W. Kaiziss, J. A. Kolmer, J. L. Gavron, Joum. of Biolog. Qiem. 40, 533.
») DRP. 284 234. 3) DRP. 284 260.
*) Höchst, DRP. 269 661. ^) Dermatol. Zeitschr. 22, 10 (1915).
•) R. Geinitz und H. TJnger-Laissle, Deutsche med. Wochenschr. 43, 526 (1917).
Gold, Titan, Kupfer. 735
CjHjoNj • 2 HCN • AuCN und Cholinaurocyanid beschrieben. Statt Goldcyanwasserstoff-
säure kann man Goldalkalithiosulfat für diese Doppelverbindungen verwenden*).
Doppelverbindungen aus den Salzen der Hexamethylentetraminalkylhj'droxyde und
Salzen von Schwermetallen erhält man, wenn man halogen-, rhodan- oder cyanwasserstoff-
saure Salze von Kupfer, Quecksilber und Gold oder die Alkalidoppelverbindungen dieser
Metalle mit den genannten Säuren auf Salze der Hexamethylentetraminalkylhydroxyde
einwirken läßt. Beschrieben sind Cu(CNS), • 2 CeHijN, ■ CH3CNS; CusQ, • CjEuN^ • CH3CI
• H.,0; Cu.Brj • CeHi^N^CHsBr • H^O; CuClj • 2 CeHijNjCHjCl ; Hg(CNS")2 • 2 CaHi^NjCHj-
CNS; Hgjj • 2 CeHiaNjCHjJ; AuCNS • CeHjjN^ • CH3CNS usf. Die Quecksilberdoppelsalze
der Hexamethylentetraminalkyllij'droxyde sollen als Antiluetica Verwendung finden,
während die komplexen Gold- und Kupferverbindungen für die Bekämpfung der Tuber-
kulose geeignet erscheinen 2).
Auf die wässerigen Lösvmgen von Hexamethylentetraminalkylhalogeniden läßt man
Goldcldoridlösungen oder auf die wässerige Lösung von Alkalisalzen der Goldhalogen-
wasserstoffsäuren Hexamethylentetraminalkylhalogenide einwirken. Zwecks Darstellung
von Goldjodürdoppelverbindungen der Hexamethylentetraminalkyljodide der allgemeinen
Formel CgHj,N4 • Alkyl • AuJ^ werden die durch Einwirkvmg von Goldchloridlösung oder
von Alkalisalzen der Goldjodwasserstoffsäure auf Hexamethylentetraminalkyljodide in
wässeriger Lösung erhaltenen PerJodide mit wässerigen Lösungen von Jodsalzen erwärmt').
Krysolgan ist das Natriumsalz einer komplexen 4-Amino-2-aurophenol-
1 -carbonsäure, welche 50% Gold enthält. Es hemmt iii einer Verdünnung
von 1 : 1 Million im Kulturversuch komplett die Entwicklung des Tuberkel-
baciUus.
Salvarsankupfer ist eine komplexe MetaUverbindimg, an der das Kupfer
der Arsengruppe angelagert ist. — Das Präparat soll bei Frambösie, Malaria,
Amöbendysenterie mid Lepra Verwendung finden.
Kupfersalvarsan hat sich nach den Angaben von Johann Fabry und
Johanna Selig*) bei allen Stadien der Syphihs gut bewährt.
3.3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzol gibt mit Metallsalzen komplexe Ver-
bindungen, deren therapeutische Wirkung dem Salvarsan gegenüber in manchen
Fällen verstärkt ist. Besonders das Kupfersalz mit einem Mol. Kupferchlorid
hat sich als sehr stark bactericid und trypanocid erwiesen.
Pick versucht Titan bei Tuberkulose.
Neuberg, Kaspari und Lohe versuchten die Autolyse der Krebszellen
durch Metalle anzuregen und verwendeten kolloidale imd komplexe organische
MetaUverbindungen. Diese erzeugen eine komplette Autolyse, die kleinste
Dosis Metall ist notwendig, wenn man Platin, Palladium oder Rhodium ver-
wendet. Werner versuchte Chohn selbst sowie seine Salze. — Werner
nimmt an, daß die kolloidalen Metalle spezifisch wirken, daß sie aber die
Aktivität des Cholins, wenn man beide zusammen verwendet, erhöhen.
Die Elberfelder Farbwerke bringen eine Verbindung von Lecithin und
Kupferchlorid in den Handel, welche bei Hautkrebsen angewendet werden
soll. — Ebenso wird eine Verbindung von zinnsaurem Kupfer mit Lecithin
unter dem Namen Lecutyl für äußere und innere Anwendung hergestellt,
und zwar für Tuberkulose- und Carcinombehandlung.
Fette komplexe Kupferverbindungen des Lecithins und anderer Aminophosphatide,
wie Jecorin, Cuorin, Kephalin, erhält man, wenn man die Kupfersalze unmittelbar auf
verdünntes Lecithin usw. oder konzentrierte Lösungen der beiden Komponenten auf-
einander einwirken läßt, bis die angewendeten Kupferverbindungen verschwunden sind^).
Für Carcinombehandlung wurde auch kolloidales Kupferoxydhydrat
(Cuprase) empfohlen.
1) Höchst, DBP. 276 134. ^) DRP. 276 135, Zusatz zu DRP. 276 314.
3) Schmitz, DRP. 284 259. ■■) Heyden, DRP. 255 030.
S) Linden -Meissen- Strauß, DRP. 287 305.
736 Antiseptica und Adstringentia.
Viele Forscher untersuchten die Wirkung des kolloidalen Kupfers femer
des kolloidalen Bleioxydhydrates, iind Izar verwendete kolloidalen Schwefel
luid sah eine starke Einwirkung auf Rattensarkome. — Auch das Adrenalin
wurde verwendet und nekrotisierte ebenso wie seine Isomeren maligne Ge-
schwülste.
Sykow und Nenjukow haben oxydierende Stoffe, imd zwar Kupfer-
sulfat und arsenigsaures Kali lokal bei Hautcarcinomen verwendet ^).
Kaspari hat auf Grund der Tierexperimente mit Carl Neuberg und
Lohe aus den geprüften Substanzen die folgenden drei für die Behandlung des
Menschen herausgegriffen : d-Alaninsilber, d-Alaninkujofer, Chloropentamin-
kobaltichlorid (CO(NH3)5Cl)Cl2 . Sie fanden bei Menschen eine Einwirkung
auf Tumoren, aber alsbald werden die Tumoren gegen das Metall fest, aber
ein zweites und drittes Metall wirkt auf den Tumor noch eine Zeitlang ein,
bis der Tumor auch für dieses Metall fest wird. Zu ähnlichem Ergebnis ist
Leo Lob gekommen, welcher kolloidales Kvipfer verwendet hat. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß Radium, Röntgenstrahlen und die kolloidalen Metalle
das Gemeinsame bei der Kjebsbehandlimg haben, daß die autolj'tischen Fer-
mente in ihrer Wirksamkeit gesteigert werden und es ist nach der Untersuchung
verschiedener Forscher, wir nennen C. Neuberg und F. Blumenthal, als er-
wiesen anzusehen, daß der Reichtum an autolytischen Fermenten ein wesent-
hches Merkmal der Tumoren ist^).
A. Koger^) hat bei Tuberkulose Kupfer-Kahumcyanid, Cyanocuprol
genamit, angewendet. A. Ch. Hollande und J. Gate*) haben bei Meerschwein-
chen keinen Einfluß auf den Ablauf der Erkrankung gesehen, höchstens eine
Neigung ziu- bindegewebigen Abkapselung. Cuprocyan ist ein leichtlösUehes
Kaliumcuprocyanid, welches bei Tuberkulosebehandlung empfohlen wurde®).
Entgegen den Angaben von v o n L i n d e n über die spezifische Beeinflussung
der Tuberkelbacillen diu'ch Kupfersalze, welche entwicklungshemmend auf
das Wachstum des Tuberkelbacillus wirken sollen, gibt Adolf Feldt an,
daß das einfache Kupferkation auf den Tuberkelbacillus nur in eiweißfreien
Nährböden wirkt. Kupfer ist für das Tier giftiger als für den Tuberkelbaciüus
und zwar 50 mal so giftig. Intensiver als durch Kupfer wird er durch arsenige
Säure, Salvarsan, Thjnnol, Pyrogallol, Platin, Silber, Quecksilbersalze und
besonders durch das einwertige Goldcyan geschädigt^).
Robert Uhl untersuchte, welche Rolle den physikalischen Eigenschaften
bei der trypanociden Wirkung zukommen und ob nicht Metalle, welche bi.sher
nicht als trypanocid erkannt wurden in lipoidlöslichen Verbindungen eine
trypanocide Wirkung entfalten. Es ^v^u■den untersucht Kupferschwefelpepton,
Kupferacetessigester, komplexes Kupfersalz von o-Oxy-N-nitrosophenyl-
hydroxylamin, Bleitriäthyl, Zinndiäthyldichlorid, zinnsaures Natron, wolfram-
saures Natron. Keine der geprüften Verbindungen hat bei Mäusen die Ent-
wicklung der Nagana-Trj'panosomen zu beeinflussen vermocht').
Polymethylenbisiminosäuren kann man erhalten, wenn man PoljTnetliylendiamine
oder ihre Homologen auf Cyanide und Aldehyde bzw. Ketone einwirken läßt. Es bilden
sich dabei die Dinitrile der betreffenden Säuren, aus denen die letzteren durch Verseifen
^) Arbeiten aus dem Morosowschen Institut für ICrebsforsehimg in Moskau.
") B. Kaspari, Zeitschrift fiir Krebsforschung 14, 236 (1914).
3) Journ. of experim. med. 1916, August. *) C. r. b. 83, 178 (1720).
^) Cesare Serono, Rassegna Clin. Terap. e Scienze äff. 19, 120 (1920).
•) Münchener med. Wochenschr. 61, 1455—1436, 30. VI. 1914.
') Archives Internationales de Pharmacodynamie et de Therapie Vol. XXIII, Fase.
1—2, S. 73 (1913).
Aluminium. 737
in üblicher Weise gewonnen werden. Diese neuen Säuren geben Salze, z. B. das Kupfer-
salz, welche bei Infektionslu-ankheiten, insbesondere bei Tuberkulose, verwendet werden
sollen. So erhält man aus Tetramethylendiamin, Cyankaliiun und Formaldehyd das Nitril
der Tetramethylenbisiminosäure. Verseift man es mit Barythydrat, so erhält man Tetra-
methylenbisiminoessigsäure. Analog stellt man /i-Methyltetramethylenbisiminoessigsäiu:e
sowie das Kupfer- und Zinksalz her. Ferner Tetramethj'lenbis-a-iminoisobuttersäure ^).
Neutrales Kupfersaccharat erhält man, wenn man Kupferhydroxyd in alkalischen
Lösungen von Biosen auflöst, die Lösung mit einer organischen Säure neutralisiert, zur
Trockne verdampft und das Kupferoxydsaceharat mit einem organischen Solvens von den
beigemischten organischen Alkalisalzen trennt. Es lassen sich nur Biosen verwenden^).
Aluminium.
Die lange bekannten adstringierenden Eigenschaften der Aluminiumsalze
haben, trotzdem keine nachteiUgen Folgen und auch keine Unzukömmlichkeiten
bei Verwendung der üblichen Salze zu bemerken waren, doch Veranlassung
zur Darstell mig neuer adstrmgierender Aluminiumsalze gegeben. Von allen
diesen Verbindungen kann man folgendes aussagen: Ein therapeutisches Be-
dürfnis nach deren Darstellung bestand und besteht nicht. Neue Eigenschaften
besitzen sie nicht, da in allen Salzen Aluminium gleichmäßig als Base auftritt
und die verschiedenen Säiu-en an der Grund Wirkung nichts ändern. Das ge-
wöhnhch in der Praxis ^verwendete Aluminiumacetat reicht für die gewöhn-
Hchen Zwecke völlig aus.
Alformin ist eine IGproz. Lösung von ameisensaurem Aluminium
Al2(OH)2(HCOO)4 . Der Versuch Martensons als Konkxurenten Aluminium
boroforraicicum einzuführen, welches durch Auflösen von Tonerdehydrat in
Borsäure und Ameisensäure entsteht, ist gescheitert. Auch die Versuche,
geruchlose Doppelverbmdungen des Aluminiums in die Praxis einzuführen
(essigsaures Aluminium riecht schwach nach Essigsäure), sind fehlgeschlagen,
da gar kein Bedüi'fnis nach solchen Präparaten vorhanden und sie nichts Neues
leisten. So wurde Boral, eine Doppelverbindung von Aluminium mit Borsäure
und Weinsäure dargestellt, die leicht löslich und von leicht säuerhchem Gte-
schmack ist. Unter dem Namen Cutol war kurze Zeit eine Doppel Verbindung
des Aluminiums mit Borsäiu-e und Gerbsäure üi die Therapie eüigeführt. Sie
War unlöslich, von adstringierendem Geschmack und sollte die schwach anti-
septischen Wirkungen der Borsäure mit den adstringierenden der Gerbsäure
und der Tonerde vereinigen. Cutol geht mit Weinsäure eine wasserlöshche
Verbindung ein (Cutolum solubile). Tamial heißt ein wasserlösliches Doppelsalz
von Aluminium, Gerbsäure und Weinsäure. Allen diesen Präparaten kommt
naturgemäß keine bakterientötende, aber die allen Aluminiumsalzen eigen-
tümliche adstringierende Wirkmig zu^).
Multardn ist basisch gerbsaures Aluminium.
Basisch gerbsaures Aluminium erhält man, wenn man eine Ätzalkaütannatlösung mit
einem Aluminiumsalz versetzt und Ätzalkali in solchen JSIengen zufügt, daß keine Neu-
tralisation eintritt. Die Verbindimg ist ein graues geruch- vmd geschmackloses Pulver*).
Auch aromatische Säiu-en wurden zweckloserweise mit Aluminium kom-
biniert. So smd die Salumme lösHche und unlösliche Verbindmigen der Sahcyl-
säure mit Tonerde^). Sozal wiu-de p-phenolsulfosaures Aluminium benannt.
Es sollte antiseptische Wirkungen auslösen und vor der essigsa\u:en Tonerde
den Vorzug der Unzersetzlichkeit besitzen^). Ähuhch sollte AlumnoF), naph-
1) Bayer, DRP. 272 290. ") Landau mid östreicher, DRP. 283 414.
3) Koppel, Ther. Mon. 1895, 614. *) Schering, Berlin DRP 328341.
*) DRP. 78 903, 81 819. — Heymann, Berliner laryngol. Ges., Sitzung 9. VI. 1893.
«) Lüscher, Diss. Bern (1892).
') DRP. 74 209. — Berliner klüi. Wochenschr. 1893, Nr. 46.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 47
738 Antiseptica und Adstringentia.
tholsulfosaiires Aluminium, wirken, aber keines dieser Präparate konnte neben
der essigsauren Tonerde irgendeine, wenn auch nur temporäre Bedeutung er-
langen.
Alutan ist kolloidales Aluminiumhydrox3'd (Cloetta).
Ormizet ist eine Mischung von Aluminiumfonniat mit Alkalisultat, da das
Formiat für sich nicht haltbar ist i).
Moronal ist basisch formaldehydschwefligsames Aluminium^). Es ist
steriHsierbar und haltbar vmd soU die Haut nicht macerieren, es ist in fester
Ersatz für essigsaure Tonerde.
Glykolsaures Aluminium erhält man durch Einwirkung von 1 Mol. AJiuniniiun-
hydroxyd auf 2 Mol. Glykolsäure als einen krystallinischen, nicht zerfließlichen, wasser-
löslichen Körper').
Kalle^) besclireibt ein Verfahren zur Darstellung fester Aluminiumacetatverbindungen,
die in Wasser löslich sind. Man läßt auf Aluminiumacetatlösung Hesamethylentetramin
mit oder ohne Zusatz von die Lösliohkeit des Aluminiumacetats in Wasser erhöhenden
Verbindungen, wie Glycerin, Mannit, Citronensäure, Milchsäure oder Weinsäure ohne
besondere Wärmezufuhr einwirken luid dampft zur Trockne ein.
Acetoform ist essigcitronensaures Aluminiunihexamethylentetramin.
Mouneyron und Guje^) mischen eine Aluminiumsulfatlösung mit Gelatine und
neutralisieren, hierauf wird Gerbsäure zugesetzt und die Fällung soll als Mittel gegen
Diu-clifall Verwendung finden.
Mallebrein ist chlorsaures Aluminium.
Neotannyl ist Aluminiumacetotannat, auch Altannol genannt.
Noventerol ist eine Aluminiumtannineiweißverbindnng mit 50% Gerbsäure
und 40% Tonerde.
') A. Loewy, Deutsche mea. VVoehenschr. 43, 1512 (1916).
2) O. Harzbecker, Allg. med. Zentralztg. 83, 197 (1916).
3) DRP. 245 490.
*) DRP. 272 516.
') Engl. Fat. 104 609.
Sechstes Kapitel.
Abführmittel.
Die Untersuchungen von Tschirch^) haben erwiesen, daß in den Abführ-
mitteln im engeren Sinne, in Frangula, Rheum, Senna und Aloe Derivate der
Oxymethylanthrachinone Antlirachinon
HÖH
HÖH
vorkommen, welche, •wie auch die Oxymethylanthracliinone selbst, abführende
Wirkungen in eigenartiger Weise auslösen, indem sie die Peristaltik erregen oder
erhöhen. In Rheum, Senna und Frangula kommen auch Glykoside vor, die erst
bei der Hj-drolyse Oxj^methylanthracliinone abspalten; so ist Chrysophan (aus
Rhabarber) ein glykosidisches Oxymethylantliraehinon. Im Rhabarber ent-
hält die Fraktion, welche die Hauptwirkung entfaltet, nach der alkahschen
Hydroh^se Zimtsäure, GaUussäiu-e, Emodin imd Aloeemodin, die m der Droge
als Ester vorzuhegen scheinen^). Sowohl die reinen Oxymethylanthrachinone
als auch deren Glykoside (Anthraglykoside) bedingen die abführende Wirkiuig
dieser Drogen. Barbaloin C2oHjg09 ist^) ein Glykosid, das aus Aloeemodin
CjjHjqOj und d-Arabinose besteht. Aus Aloin entsteht Aloeemodin und ein
Zucker*). Isobarbaloin ist ein Kuppelungsprodukt emer Aldopentose mit
Methyhsooxychrysazin.
Auch das Colocjaithüi (CitriUin, der Bitterstoff der Koloquinthe) ist ein
drastisch wirkendes Abführmittel, das bei der Hydrolyse in GljJ^kose, Colo-
cjTithein, Essigsäure und andere flüchtige Körper zerfällt. Bei der Betrachtung
des Barbaloins im Vergleiche mit seinen Spaltungsprodukten Emodin und dem
Oxydationsprodukte Alochrysin sieht man Differenzen in der Beeinflussung
der Darmperistaltik. Am energischsten wirkt Emodin, dann folgt das Oxy-
dationsprodukt Alochrysin und in letzterer Linie steht die Chrysophansäiu-e
(Alethvldioxyanthracliinon)
C„H3(CH3)(OH),0, .
Dem Aloeemodin liegt /J-Methylanthracen zugrunde. Xach den Unter-
suchungen von 0. A. Oesterle^)®) kommen dem Aloeemodüi (I), der Chry-
sophansäure (II), dem Rheüi (III) folgende Formeln zu :
(I) OHCOOH (II) HO CO OH (IH) OHCOOH
33QCH..OH Q3^H. (yjyOOU
CO CO CO
1) Schweizer Wochensehr. f. Chemie u. Pharmazie 1898, Nr. 23. — Ber. d. Deutschen
pharm. Ges. 1898, 174.
2) Frank Tutin imd H. W. B. Clever, Journ. aiem. Soc. London 99, 967 (1911).
= ) E. L6ger, C. r. 1910, 150.
*) Oesterle mid Triat, Schweizer Wochensehr. f. Chem. u. Pharmazie 47, 717 (1910).
=) Arch. d. Pharm. 249, 445 (1911). «) Hesse, Liebigs Ann. 309, 32.
47*
740 Abführmittel.
Der Methylanthrachinoakern ist Bedingung für das Zustandekommen der
ekkoprotischen Wirkung; die Wirkung auf den Darm wird von der Anzahl
der Hydroxyle in der Weise beeinflußt, daß mit Zunahme dieser Gruppen
die Wirkung sieh verstärkt. Nach Tschirchs AngPvben ist es auch wahr-
scheinlich, daß die Stellung der Hydroxyle am Kern von Einfluß auf die
Wirkung ist. Diese komplizierten Substanzen, welche nach Tschirch Träger
der ekkoprotikophoren Gruppen sind, eröffnen neue Ausblicke auf synthetisch
zu gewinnende Abführmittel, die frei von den unangenehmen Nebenwirkungen
der Mutterdrogen, welche Antlirachinonderivate enthalten, sein sollen^).
Alle den Anthracenkern enthaltenden Stoffe: Barbaloin, Aloeemodin,
Aloechrysin, Aloenigrin und Chrysophansäure wirken deutlich purgierend, Wo-
gegen das den Anthracenkern nicht enthaltende Nataloin keine purgierenden
Effekte zeigt. Aloeemodin imd Aloechrysin wirken am stärksten, Aloenigrin
schwächer, Barbaloin in doppelt so großer Dosis als Aloeemodin, wahrschem-
lich erst nach BUdung von Aloeemodin^).
Emodin wirkt sicher abführend. Oxyemodin wirkt in etwas höherer Dosis
wie Emodin*).
Weim man 3 — 5 Teile Persulfat auf 1 Teil Aloin einwirken läßt, so gelangt
man anscheinend zu einem hydrierten Methyltrioxyanthrachinonoxyd, welches
schwächer abfülireud wirkt als Aloin, aber keine schäcUichen Nebenwirkungen
haben soll.
Man erhält so Puraloin I CijHioOg und außerdem das hiervon durch die
LösUchkeit in Alkohol unterschiedene Puraloin II C^glljaOe. Sie haben beide
eine geUnde, aber unzuverlässige Abführwirkung*).
Jedenfalls hat die Methylgruppe keine große Bedeutimg, da sowohl die
methylierten, als auch die nichtmethyherten Anthrachinonderivate abführend
wirken^).
Brissemoret, welcher Resorufin, Indophenol, Oxydiphenoxazon, Aurin,
Rosolsäm'e untersuchte, sowie Embehasäure, behauptet, daß jede Keton-
chinonverbindung, stamme sie nun von einer Benzol-, Naphthahn- oder An-
thracenkern, abfühi-end wirke. Eine Gesetzmäßigkeit läßt sich aber noch nicht
ableiten. Es scheint die Chinongruppe bei gleichzeitiger Anwesenheit von
Hydroxyl und fetten Seitenketten in Betracht zu kommen^).
Brissemoret') meint, daß die abführende Wirkung der vegetabihschen
Abführmittel durch den Diketoncharakter der betreffenden Chinonkörper be-
dingt ist. Aus Versuchen mit Resorufin, einem Cliinonoxazin, schließt er, daß
auch die Monoketone abführend wirken.
Nach Mohr 8) ist das Wirksame in den OxjTnethylanthrachinonen der
Sauerstoff m Chinonbindung ; es wirkt auch das einfache Chinon, aber auch
Resorufin O = CsHj/^vCaHj -OH»).
Vieth mitersuchte synthetische Oxyanthrachinone und fand die Wirk-
samkeit am stärksten beim Anthrapurpurin (1.2.7-Trioxyanthrachinon). Fla-
I) Tschirch luid Heuberger, Arch. d. Pharmaz. 290, 630 (1902). — Siehe auch
AePP. 43, 275 (1899). ^) John E. Eßlemont, AePP. 43, 274 (1899).
3) Eugen Seel, Arch. d. Pharm. %51, 229 (1920).
^) Eugen Seel, Arch. d. Pharm. 257, 212 (1920).
^) Vieth, Münchener med. Wochensehr. 1901, Nr. 35.
') Brissemoret, Contribut. ä l'ötude des purgatifs organiques. Paris, Joamin & Co.,
1903. — Bull. sc. pharmacol. 1903, 17.
') C. r. s. b. 55, 48. ») Arch. d. Pharm. 1900, 15.
') Pharm. Journ. 1887, 601 und 1888, 305. — Siehe auch Conradi, Ann. di ehim.
e farm. 1894, C.
Abführmitte 1 . 741
vopurpiirin (1.2.6-Trioxyanthrachinon) ist nur halb so wirksam, Aiithragallol
(1.2.3-Dioxyanthrachinon) ist nur Y3 so ■wirksam. Purpuroxanthin (1.3-Dioxy-
anthrachinon) ist sechsmal schwächer wirksam. Purpurin (1.2.4-Trioxyan-
thrachinon) hat nur ein Zwanzigstel der Wirksamkeit und Alizarinbordeaux
(1.2.3.4-Tetraoxyantlirachinon) hat nur ein Zehntel der Wirksamkeit des Anthra-
pm-purins. Die Wirkung scheint also sehr mit der Stellung des Sauerstoffes zu
schwanken, doch hängt sie ebenfalls von dem langen Aufenthalte dieser Sub-
stanzen im Darme ab. Denn die Acetylverbindungen und die Glykoside, welche
nur langsam Osymethylanthrachinon abspalten, wirken intensiver als die zu-
grunde liegende Substanz.
Während Rufigallussäure (Hexaoxyanthrachinon), Acetylrufigallussäure-
tetramethyläther nach Epstein sich als unwirksam er-wiesen, konnte Vieth
zeigen, daß auch Alizarin, Alizarinblau, Chinizarin und Methylchinizarin, Nitro-
purpiu-in und Cyanin unwirksam sind, hingegen ist Diaeetylrufigallussäure-
tetramethyläther wirksam.
Istizin •nird durch Verschmelzen von 1.8-Anthrachinondisulfonsäure mit
Kalk dargestellt. Istizin ist 1.8-Dioxyanthrachinon, es \\irkt als Abführmittel.
Embehasäure ist nach Heffter und Feuerstein^)
CO
HO • C^C ■ C,iH23
CH3 • dsjc ■ OH
CO
ein Dioxychinon. Das Ammonsalz ist geschmacklos m:d nach Warden*) ein
Bandwurmmittel. Es wirkt stark antiseptisch.
Die Harzsäuren erzeugen in größeren Dosen Durchfall [Vieth^)].
Purgatin ist Anthrapurijurindiacetat, ein mildes Laxans, welches aber die
Xieren reizt*).
Als Abführmittel wurden femer empfohlen die Acidylderivate der Rufi-
gallussäurealkj'läther^), so Diacetylrufigallussäuretetramethyläther, Diacet3'l-
rufigallussäuretetraäthyläther, Monobenzoylrufigallussäuretetramethyläther, er-
halten durch Acylierung von Rufigallussäurealkj-läther. Das so dargestellte
Exodin, angebhch Diacetykufigallussäuretetramethyläther ist nach Zernik*)
ein Gemenge verschiedener Äther, von denen RufigaUussäurehexamethyläther
ekkoprotisch wirkt, nicht aber Acetj-lrufigallussäurepentamethyläther und
DiacetylrufigaUussäm'etetramethyläther. Exodin') wirkt mild abführend.
Von synthetischen Triosyanthrachinoneu wurde Aiithrapurpurin (1.2.7-
Trioxyanthrachinon) als Abführmittel versucht, imd zwar in Form des Diace-
tates, welches durch gelindes Acetyheren entsteht. Im Magensaft unlösHch,
wird es vom Darmsaft allmählich unter Spaltung aufgenommen*). Es wurde
Purgatol genamit. Die synthetischen Di- und Trioxyanthrachinone erzeugen
als solche heftige Kohken.
Entgegen den Auschaumigen Tschirchs findet Pio Marfori in den
verschiedenen Drogen verschiedene Isomere des Dioxymethylanthrachinon
(Chrysophansäure). Die aiis Chrysarobin dargestellte Chrysophansäure ist
eine ganz unschädliche Substanz, sie zeigt nach Marfori gar keine iDurgative
1) Vgl. Brissemoret, C. r. s. b. 55, 49 (9. I. 1903). *) Privatmitteilung.
^) Verhandl. d. Deutschen Xaturforscherv. 1905.
^) C. R. Marshall, Scot. Med. and Sure. Journ. 1903.
=) Akt. -Ges. Schering, Berlin, DBF. 151 724. «) Apoth. Ztg. 19, 59S.
') Ebstein, Deutsche med. Wochenschr. 1904, 12. — Stauder, Tlierapie der
Gegenwart, Juni 1904. *) DRP. 117 730.
742 Abführmittel.
Wirkung und ist in dieser Beziehung ihre Gtegenwart in den Drogen ohne
jede Bedeutung. Ein Oxydationsiirodukt aus Chi-ysarobin hingegen, welches
ein Glemenge verschiedener Isomeren zu sem scheint, zeigte eine energisch
pui-gative Wirkung, während eine solche dem Chrysarobin CjgHagOj selbst
völlig abgeht.
Paderi^) erklärt die Wirkung der Chrj'sophansäure durch Tonisierung
der glatten Muskelfasern, da sie wie Strychnin, aber schwächer -ndrkt; der
Effekt beruht auf der Gegenwart der Anthracengruppe, nicht aber auf Methj-1
oder Sauerstoff, da er auch dem Anthracen, Anthrachinon und Aüzarin zu-
kommt.
Der Gehalt des Aloins an Hj^droxylen befähigt diese abführende Substanz
ziu: Bildung von Verbindungen, die geschmacklos und nicht so leicht (wegen
seiner Hydroxylgruppen) zersetzlich sind wie Aloin selbst. Wenn man Form-
aldehyd mit einem Molekül Aloin reagieren läßt, so tritt eine Methylengruppe
in zwei Hydroxyle ein, und man erhält ein Methylenderivat des Aloins, welches
die gleiche Wirkung wie die Muttersubstanz zeigt.
Versetzt man eine Lösung von Aloin in Wasser mit der entsprechenden Menge 40 proz.
Fonnaldehyds, so daß 10 kg Aloin in 20 kg Wasser mit 10 kg 40 proz. Formaldehyd zu-
sammengebracht werden bei Gegenwart von 10 kg konzentrierter Schwefelsäure, so scheidet
sich das Kondensationsprodukt als flockiger und harziger Niederschlag aus, der nach
dem Auswaschen der Schwefelsäure pulverförmig wird").
Hans H. Meyer stellte Tribromaloin CjgHjgBrgO, dar, welches \'iel
schwächer abführend wirkt als Aloin und femer Triacetylaloin CigHi3(C2H30)3
Ö7 + V2H2O welches ebenso stark ekkoprotisch wirkt, wie reines Aloin und dabei
ganz geschmacklos ist und gute Haltbarkeit zeigt.
Diu-ch Einwirkung eines Gemisches von Essigsäureanhydrid und Ameisensäure auf
Aloin erhält man einen gemischten Essigsäureameisensäureester des Aloins, Diform}"l-
triacetylaloin der dieselbe abführende Wirkung wie Aloin selbst besitzt, vor diesem aber
den Vorzug hat, daß es den schlechten Geschmack nicht mehr zeigt ^).
Statt der Ameisensäure oder deren Estern kann man gemischte Säurenanhydride
aus Ameisensäure und anderen aliphatischen Säuren verwenden oder durch Gemische
aus wasserfreier Ameisensäiu'e und aliphatischen Säureanhydriden ersetzen*).
Zimmer & Co.^) führen Aloin in Kohlensäureester oder in substituierte Kohlen-
säure über, üidem sie Phosgen oder Chlorameisensäureester auf die Lösung von Aloin
in Pyridin einwirken lassen. Man bekommt so geschmacklo.se Pulver von Aloinkolilen-
säureester resp. Aloinäthylcarbonat. Aus Aloin und Harnstoffchlorid erhält man Aloin-
allophanat').
Diefenbach und Robert Meyer in Bensheim stellen eine alkalilösliche Verbin-
dung aus Aloin und Ferriverbindimgen her, indem sie Aloin bei Gegenwart von wässeriger
Ammoniak- oder Atzkalilösung mit Ferriverbindungen behandeln und die so erhaltene
Lösung im Vakuimi eindampfen').
Resaldol (Resorcinbenzoylcarbonsäureäthylester) wirkt auf den Dünn-
darm. Es entsteht eine starke Erschlaffung des Normaltonus 8).
Der wirksame Bestandteil des eingetrockneten Saftes der Früchte von
Echbalium elaterium ist a-Elaterin. Wenn man die Elaterinsäm'e oxydiert,
erhält man ein Diketon C24H3PO5 und bei der Zinkstaubdestillation 1.4-Dime-
thylnaphthahn^).
Ricinolsäure wirkt wie Ricinusöl abführend. Die dm'ch Säuren aus ihr
entstehende Pseudoricinolsäure ist unwrksam, ebenso ihr Ester, während die
M Arch. d. Farmacol. 1896, I, 35. ^) E. Merck, DRP. S6 449.
=) Bayer, Elberfeld, DRP. 233 326.
*) Bayer, Elberfeld, DRP. 233 323, Zusatz zu DRP. 222 920.
^) DRP. 229 191. 6) DRP 134 937 7) p^p 2O8 961.
*) Richard Henrichs, Pflügers Arch. 164, 303 (1916).
ä) Ch. W. Moore, Journ. Chem. Soc. London 91, 1797 (1910).
Abführmittel. 743
ohne Säure dargestellten Ricinolsäureester wirksam sind. Ricinolamid ist un-
wirksam, während die aus ihm dargestellte Ricinolsäure wirksam ist. Die ab-
führende Wirkung des Ricinusölcs kommt der Ricinolsäure bzw. solchen Ver-
bindungen derselben zu, welche im Darme miter Bildung von Ricinolsäure zer-
setzt werden. So ist auch ricinolsäure Magnesia, welche den Darm unverändert
durchwandert, unwirksam.
Die stark abführende Wirkung des Crotonöles hängt mit dem migesättigten
Charakter dieser Verbindung zusammen, denn nach der Reduktion ziu- gesättig-
ten Verbindung entbehrt sie jedweder Wirkung (s. S. 111).
Der Allophansäureester des Ricinusöls ist ein geschmack- und geruchloses Pulver;
man stellt ihn dar nach den übUchen Methoden, Alkohole in die Allophansäureester über-
zuführen^).
Dieses Verfahren wird in der Weise abgeändert, daß man zwecks Herstellung von
Acidylderivaten des Ricinusöls die Hj'droxylgruppen des Ricinusöls durch Einwirkung
von zur Esterifizierung geeigneten Derivaten der aromatischen einbasischen Säuren, z. B.
deren Chloriden oder Phenoläthern, verestert, statt das Ol durch Einwirkung von Ham-
stoffchlorid oder auf andere Weise in den Allophansäureester zu überfüliren. — Alle diese
Acidylderivate des Ricinusöls haben die Eigenschaft, frei von dem unangenehmen Ge-
schmack und Geruch dieses 01s zu sein und dessen häufig Ekel und Brechen erregende
Wirkung nicht zu besitzen.
Es werden die Säureester einbasischer aromatischen Säuren von Ricinusöl dargestellt,
z. B. Benzoylricinusöl, Anisylrictnusöl vmd Ricinusölsalicylat. Letzteres wird durch Er-
hitzen von Ricinusöl mit Salol, die beiden ersteren Verbindungen mittels Säure-
chloriden dargestellt^).
Unter dem Xamen Purgen (Laxin) wrirde Phenolphthalein als Abführmittel
mit großem Erfolg in die Therapie eingeführt.
Phenolphthalein ist ein physiologisch recht indifferenter Körper. Selbst
Dosen von 5 g machen bei interner Verabreichung bei Tieren keine Symptome.
Bei Menschen wirkt 1.5 g abführend, aber ohne Kolik. Es tritt starke Trans-
sudation auf und reichliche wässerige Entleerungen folgen. Schon Dosen von
0.15 bis 0.20 g Phenolphthalein bewirken Abführen. Sonst sind kerne Sjin-
ptome zu beobachten [Vamossy^)].
Phenolphthalein geht zu 85% in den Kot über, nur bei großen Dosen findet
man es im Harn. Verfüttert man Phenolphthaleindiisodichinon, so erscheint
nur selten Phthalein im Harn. Beim Hunde wird ein germger Teil als gepaarte
Glykuronsäure augeschieden*).
Schwachgefärbte Alkalisalze des Phenolphthaleins werden hergestellt, indem man
Phenolphthalein mit AJkalialkoholaten oder alkoholischen Laugen bei Gegenwart von
Alkohol oder Benzol verbindet, die Verbindung auskrystallisieren läßt oder mit Äther fällt^).
Das Calciumsalz des Plienolphthaleins wird durch Behandlung von Phenolphthalein
mit Calciumalkoholat gewonnen^).
Das Ausbleichen alkalischer Phenolphthaleinlösimgen beruht außer auf
Hydrolyse des zweibasischen Phenolphthaleinsalzes auf einer Hydratation miter
Bildmig von Alkahphenolphthalaten. Das rote Salz ist das zweibasiche, das
farblose ist das Trikahumsalz der dreibasischen Phenolphthalsäure. Trikalium-
phenolphthalat OH
>OK
COOK —
wirkt subcutan bei Hmiden abführend.
») Zimmer, DRP. 211 197. ') DRP. 226 UI, Zusatz zu DRP. 211 197.
^) Münchener med. Wochenschr. 1903, Nr. 26.
*) C. Fleig, Journ. pharm, chim. [6], 29, 55.
5) Bayer, Elberfeld, DRP. 223 968. «) DRP. 223 969, Zusatz zu DRP. 223 968.
744 Abführmittel.
Die schwachgefärbten Alkalisalze des Phenolphthaleins sind nach ihrer
Darstellung aus Alkoholaten und da sie beim Erhitzen Alkohol verHeren,
kaum als einfache Salze, sondern als Äthylderivate der Formel
OCjHs
COOK ^-^
anzusehen ^).
Abel und Rowntree^) haben gezeigt, daß die Einführung von vier C'hlor-
atomen in das Phenolphthaleinmolekül die Absorption, Exkretion mid lasative
Wirkung des Phthaleins alteriert und eine milde anhaltende Wirkxmg erfolgt,
wenn man es hypodermatisch gibt.
Phenolphthaleinosim
P TT p ^C^K, ■ OH
V * i^CßH, OH
HON = C O
hydrolysiert im Organismus in p-AmLuophenol luid p-Oxy-o-benzoylbenzoe-
säure, zeigt weder reizende noch laxative Wirkung, was durch den Mangel an
chinoider Struktur zu erklären ist^).
Knoll & Co.*) stellen aus Phenolphthalein mildwirkende Abführmittel her, indem
sie dieses nach bekannten Methoden mit verscliiedenartigen Säm-en in die Diester über-
führen. Dargestellt wxu-den: Phenolphthaleindiisovalerianat, -dibutyrat, -disalicylat und
-carbonat. Im Handel ist dieses Präparat unter dem Namen Aperitol und besteht aus
einer Mischung gleicher Teile von Isovaleryl- und Acetylphenolphthalein ^).
Statt der Halogenide oder Ester der Fettsäuren kann man auch die freien Säuren
in Gegenwart eines Kondensationsmittels auf Phenolphthalein einwirken lassen. Be-
schrieben ist die Darstellung des Plienolphthaleindizimtsäureesters').
Kurt Ehrlich') in Berlm steht Carvacrolphthalein m der Weise her, daß er Phthal-
säureanhydrid mit Carvacrol für sich oder unter Zusatz von Kondensationsmitteln auf
120° erhitzt. Dieses soU dem Phenolphthalein und dem Thymolphthaleiu gegenüber sich
durch Reizlosigkeit auszeichnen.
Jalapin ist nach J. Samelson ein Anhj'drid der zweibasi.schen Jalapin-
säure C^jüggOg . Es zerfällt beim Erwärmen mit verdümiten Säuren in Jala-
pinol mid Zucker. Jalapinol ist ein Aldehyd, wahrscheinhch ein Tetrabutyr-
aldehyd.
In der Jalapin-Elateringruppe sind die freien Säuren und deren Salze vm-
wirksam, ihre Anhydride dagegen wirksam.
Convolvidin und Jalapin wirken hämolytisch wie Saponine und Agaricin.
Subcutan imd mtravenös gegeben wirken sie nicht abführend und nicht hämo-
lysierend. Die Abführwirkung fehlt, da sie den direkten Kontakt der Saponine
mit der Darmschleimhaut erfordert*).
Das Saponin Movrin gibt bei der Hydrolyse ein Sapogenin Movrasäure,
welches sich in krystalUsierbare Movragensäure und amorphe Movragenin-
säure zerlegen läßt. Movragensäure vmd rohe Movrasäure wirken hämolytisch
gleich stark^).
') Joiu-n. Amer. Chem. Soc. 33. 59 (1911).
2) Journ. Pharm, and exper. Ther. I, 231 (1909).
^) M. Dresbach, Journ. of pharraacol. and exper. Ther. 3, 161 (1912).
») DRP. 212 892. «j pharm. Ztg. 53, 582.
«) DRP. 216 799, Zusatz zu DRP. 212 892. ') DRP. 225 893.
') G.Heinrich, BZ. 88, 13 (1918.)
') L.Spiegel xmd Arthur Meyer (Kobert), Ber. d. Deutsch. Pharm. Ges. 28,
100 (1918).
Abführmittel. 745
J. W. Le Hou X hat bewiesen, daß das Cholin das Hormon für die normale
Darmbewegung ist^).
PodophyUotoxin C'jsHj^Oß ist der identische wirksame Bestandteil von
Podophyllum emod. imd Podophyllum pelt. Es ist eine neutrale, stark ab-
fülircnde, darmreizeiide Substanz. Beim Erhitzen mit Alkali geht es in Podo-
2)hylLinsäure Cj5Hig07 über. Die Säure verliert leicht Wasser und gibt Pikro-
podophyUin, welches mit PodophyUotoxin isomer ist. Beim Schmelzen mit
Alkalien entsteht Orcin und Essigsäure. Die Säure imd PikropodophyUin
enthalten zwei Methoxylgruppen und kein Hydro xyl. Wahrscheinlich ist
Pikropodophylhn das Lacton der PodophyUsäure, welche die Oxyearbonsäure
der DimethoxymethylphenyUiydro-^'-pyronsäurc ist .
Podophyllsäure PikropodophyUin
OH COOH O CO
II II
CH — CH CH — CH
CO/ )o CO/ )0 2)
CSg — CH OHg — CH
I
>OCH,
CH3 CH3
Das aus dem wirksamen PodophyUotoxin bei Behandlung mit Alkalien
entstehende isomere PikropodophyUin wirkt wohl subcutan injiziert irritierend,
ist aber als Purgans ganz unsicher. Podophj'Uinsäure wirkt als Natriumsalz
nicht purgierend^).
Die abführende Wirkung des Schwefels ist wahrscheinUch in der Weise
zu erklären, daß in der Darmschleimhaut Schwefel teilweise zu schwefeliger
Säure oxydiert wird, die in diesen Mengen reizend auf die Darmschleimhaut
einzuwirken imstande ist, indem sie Hyperämie sowie erhöhte Peristaltik her-
vorruft. Eine Umwandhmg des Schwefels in Schwefelwasserstoff findet nicht
statt*).
Cotoin, der wirksame Bestandteil der Cotorinde ist der Monomethyläther
OH
des 2.4.6-Triox3-benzophenons, CH3O ■ <;^ y ■ CO • <(^ y , ein Derivat des Phloro-
OH
glucins. Cotoin wirkt in der Weise gegen Diarrhöen, daß es eine eigentüm-
liche Wirkung auf die Darmgefäße äußert. Diese werden erweitert und zur
Resorption angeregt^). Doch kommen dem Cotoin keinerlei adstringierende
und keine besonderen autiseptischen Wirkungen zu. Subcutan wirkt selbst
1 g bei Kaninchen nicht toxisch. Es wirkt im Darme antifermentativ und
geht in den Harn, nicht aber in die Milch über. Cotoin wird zur Hälfte an
Schwefelsäure, zur Hälfte an Glykuronsäure gebunden im Harn ausgeschieden.
Vom Cotoin ausgehend, welches einen scharfen Geschmack hat, wird, um
diesen dem Präparate zu benehmen, ein Fortoin genanntes, Cotoinderivat
durch Einwirkung von Formaldehj-d auf Cotoin dargestellt*). Der Köi-per ist
als Methylendicotoin CH2(Ci4Hij04)2 anzusehen. Es fehlt ihm der scharfe
1) Pflügers Arch. US, 8 (1918).
-) Dunstan und Henry, Proc. Chem. Soc. I89J/I898. Nr. 189.
^) Makenzie und Dixon, Edinb. med. Journ. 1898, Nov., S. 134.
*) Theodor Frankl, AePP. 65, 303 (1911).
^) Diese Beobachtung Albertonis bestreitet Mohr (Privatmitteilung).
«) DRP. 104 362.
746 Abführmittel.
Geschmack der Muttersubstanz und er soll auch angebhch eine kräftigere
Wirkiuig besitzen, besonders soll die bactericide Kraft eine erhöhte sein*),
durch die Kuppelung kommt es zu einer weiteren Wirkungssteigerung.
Man kann behufs Herstellung geschmackloser Cotoinderivate auch so verfahren,
daß man in Methylendicotoin einen Cotoinrest durch den Rest eines ein- oder mehr-
wertigen Phenols ersetzt, wodurch zusammengesetzte Körper erhalten werden, welche
als Methylencotoinphenole bezeiclmet werden können.
Von solchen Derivaten des Cotoins wairden beispielsweise dargestellt:
Methylencotoinresorcin, Methylencotoinhydrochinon, Methylencotoinguajacol,
Methylencotointannin, Methylencotoin-/^-naphthol.
Die DarstelUmg gescliieht durch Lösen von Cotoin und Phenol in Eisessig, Zusatz
von Formaldehydlösung imd eines Gemisches von konz. Schwefelsäure und Eisessig. Man
kühlt während der Reaktion und filtriert den Niederschlag ab. Die gebildeten Körper sind
in Wasser unlöslich, in Alkalien löslich.
Der Zusammensetzimg nach müssen diese Körper die antiseptischen Wir-
kungen der Phenole mit den darmtonisierenden des Cotoins vereinigen 2).
Alizaringelb A ist Trioxybenzophenon mid miterscheidet sich vom Cotoin
durch das Fehlen der Methylgruppe. Alizaringelb wird wie Cotoin vollständig
resorbiert mid teils an Schwefelsäure, teils an Glykuronsäure gebunden im
Harne ausgeschieden.
Paracotoin wird an Schwefelsäure und Glykuronsäure gebunden im Harne
ausgeschieden ^) .
Paracotoin ist wahrscheinlich ein Phloroglucinderivat, das mit dem Phenyl-
cumalin der echten Cotorinde verwandt ist.
Wahrscheinlich C'^ — ^^
CHj^ O p ^Q
Die Methj'lierung macht eine Abschwächung der Wirksamkeit gegenüber
Diarrhöe. Die Verbindimg, welche die Ketogruppe zwischen den beiden freien
Hydroxylen in Orthostellung hat, hat die stärkste Wirkung, es ist Cotoin.
Hydrocotoin ist 2.4-Dimethyltrioxj'benzophenon
OH
CH30.Q.C0.<3
OCH3
Methylhydrocotoin ist 2.4.6-Trimethyltrioxybenzophenon.
Protocotoin ist ein Hydrocotoin, das an Stelle der Benzoylgruppe eme
OH
Piperonylgruppe besitzt : CH3 ■ O • <^^ ■ CO • «(^^x
OCH, O — CH,
OCH3
Methylprotocotoin CH, ■ 0<_;> • CO
OCH3
Nach Impens ist die von Alberto ni beschriebene aktive Erweiterung der
Darmgefäße nicht der tatsächliche Mechanismus der antidiarrhoischen Wirkung
des Cotoins. Die spezifische Wirksamkeit dieses Körpers liegt vielmehr in der
Herabsetzung des Tonus und der Verminderung der Pendelbewegungen der
Darmrauskulatur, die er verursacht.
1) Overlach, Zentralbl. f. inn. Med. 1900; Nr. 10. — Neter, Deutsche med.
Wochenschrift 1900. Nr. 48.
2) DRP. 104 903.
3) A. Jodibauer und S. Kurz, BZ. 74, 340 (1916).
Abführmittel. 747
P. Karreri) versuchte durch Umsatz von Phloroglucinmethyläther mit
Benzonitril und Salzsäure Cotoin zu erhalten. Er erhielt jedoch das isomere
Isocotoin _,„
O
HO<3-C0^3
I
OH
Resoldol _„
OH
CO
Resorcinbenzoylcarbonsäureäthylester, welches ähnlich wie Cotoin gebaut ist,
hat eine dem Cotoin analoge Wirkung. Es ist geschmacklos und reizlos-).
Durch Veresterung der o-Oxybenzoylbenzoesäuie, wie der o-2.4-Dioxybenzoylbenzoe-
säure erhält man stopfende Verbindungen.
Beselu'ieben sind: 2.4-Dioxybenzoyl-o-benzoesäureäthylester, 3.5-Dibrom-2.4-dioxy-
benzoyl-o-benzoesäureäthylester, 2-Oxybenzoyl-o-benzoesäureäthylester, 2-Oxy-5-methyl-
benzoyl-o-benzoesävu'eäthylester, 3-Oxy-4-niethylbenzoyl-o-benzoesäureäthylester, 2.4.6-
Trioxybenzoyl-o-benzoesäureäthylester, 2.4-Dioxybenzoyl-o-benzoesäurepropylester^).
Man kann zu den gleichen Verbindungen konunen, wenn man in den entsprechenden
Aminobenzojl-o-benzoesäureestern die Aminogruppe durch die Hydroxylgruppe ersetzt*).
m-Phenylendiamin ist eiia Antidiarrhoicum^). Das Chlorhydrat desselben
■RTirde Lentin benannt.
Gewöhnlich werden in der Therapie als Appetit erregende Mittel insbe-
sonders die Bitterstoffe verwendet, sowohl die bitteren Alkaloide, wie Chinin
und Strychnin, als auch die verschiedenartigen bitteren Glykoside aus Pflanzen.
Die intensiven Riechstoffe der Früchte und Gewürze (zumeist Ester und
Terpene), sowie die Bitterstoffe und ge-nisse Alkaloide bewirken nach J. Pohl
oft in kurzer Zeit ein deutliches Ansteigen der Zahl weißer Blutkörperchen im
zirkulierenden Blut. Die Alkohole, AlkaUsalze sind in dieser Richtung gar
nicht, von den MetallverbLndmigen salpetersaures Wismut und Eisenoxj^d nicht
regelmäßig ^^'irksam. Sie wirken verdauungsbefördemd und appetitmachend,
sie sind imstande, disponibles Nährmaterial aus den Reservestoffbehältern in
den Kreislauf zu bringen und in dieser Fördermig des cellulären Xährstofftrans-
ports darf wohl nach Pohls Ansicht die so lange gesuchte Ursache der allent-
halben geübten diätetischen und therapeutischen Verwendung dieser Stoffe ge-
sucht werden^).
Durch Zufall ist man auf sjoithetischem Wege zu einem Appetit reizenden
Mittel gelangt.
C. Paal stellte PhenyldihydrochinazoUn dar,
CH,
») Helv. cliim. Arch. 3, 786 (1919).
') Impens, Deutsche med. Wochenschr. 39, Nr. 38, S. 1829 (1913).
*) Bayer, DRP. 269 336. *) DRP. 279 201, Zusatz zu DRP. 269 336.
°) Unverricht, Münchener med. Wochenschr. 1904, 1225. ') AePP. 35, 51.
748 Abführmittel.
in der Hoffnung, einen stark antimykotischen Körper zu erhalten. Aber bei
den Tierversuchen und bei Versuchen an Menschen zeigte die Substanz nur
äußerst geringe Giftigkeit und bei innerer Einnahme bitteren Geschmack xmd
ein auffallend frühzeitiges Hungergefühl. Es ist von Interesse, daß anders von
Penzoldt 1) nach dieser Richtung liiu untersuchte, dem Phenylhydrochüaazolin,
Orexin genamiten, nahe verwandte Körper keine solchen appetiterregenden
Eigenschaften auszulösen in der Lage sind. Nach dieser Rieht mig wurden unter-
sucht :
Diphenyldihydrochinazolin ist ohne jede Wirkung.
N-HCl
/\^fi ■ CßHc
C.H. I ^ ^
\/\y^ ■ CeHs
Methylphenyldihydrochinazolin ist sehr giftig. Am Menschen wurden
wegen der hohen Giftigkeit keine Versuche gemacht.
N-HCl
/\'^\c ■ CH,
|C.H.| I ^
CH,
Anisyldihydrochinazolin ist erhebhch giftiger als Orexin, macht aber keinen
Appetit. „
l^l\^^N . C,U, . O • CH3
CHj
Weniger giftiger als dieses, aber giftiger als Orexin, ist Phenäthyldihydro-
chiQazohn. Es zeigt sich eine Andeutung von Appetitvermehrung.
N
C,H. t
Is^'s^yN • C6H4 • O • CA
CH,
Salzsaures TolyldihydrochinazoUn ist ebenso giftig wie Orexin, aber ohne
Appetitwirkung .
Bei der Einwirkung von Benzoylchlorid auf Phenyldihydrochinazolin (Orexin) in
Gegenwart von Pyridin entsteht das Dibenzoylderivat des PhenyltetrahydrochinazoUns,
welches beim Verseifen mit Säure wieder Phenyldiliydrochinazolin gibt^).
Weddige bezeichnet als Chinazolin einen Körper von der Formel
N = CH
ChinazoUnderivate, welche sieh von einem Dihydrochinazolin ableiten
N= CH
CeHix \
^CHj— NH
entstehen durch Reduktion des o-Nitrobenzylformanilids, o-Nitrobenzylfor-
motoluids usw. Es bildet sich intermediär die Aminoverbindung, die unter
1) Therap. Monatshefte.. 1890, 59 und 374.
2) Kalle & Co., Biebrich, DRP. 164 426.
Abführmittel. 749
spontaner Wasserabspaltung das entsprechende Chinazolinderivat nach folgen-
der Gleichung liefert:
Vom Phenyldihydrochinazolin ist bekannt, daß es ein Stomachicum ist. Die folgen-
den Derivate setzen den Blutdruck stark herab vmd veranlassen eine Erweiterung der
Blutgefäße. Man stellt sie dar duirch Addition von Alkj'lverbindungen an Chinazolin,
z. B. Jodäthyl oder Jodmethyl, aus denen man dann mit starker Kalilauge die freie Oxy-
base gewinnen kann ').
Bei der Darstellung des PhenyldihydroehinazoUns^) verfährt man in der Weise, daß
man o-Xitrobenzjlchlorid behufs Gewinnung des o-Nitrobenzylanilins mit Anilin eine
Stunde lang auf 100° erhitzt. Mit verdünnter Essigsäure entfernt man das salzsaure
Anilin imd das überschüssige Anilin und erhitzt den Rückstand mit Ameisensäure, es
bUdet sich o-Xitrobenzylformanilid und nun reduziert man in übUcher Weise die Nitro-
gruppe zur Ammogruppe. Beim Eindampfen der wässerigen Lösung der salzsauren Base
krystallisiert dann unter Wasserabspaltung salzsaiires Phenyldihydrocliinazolin heraus.
Ebenso verfälu-t man bei der Darstellung der entsprechenden p-Tolyl-, p-Anisyl- und
p-Phenetylderivate. Man kann auch zu denselben Körpern gelangen, wenn man die durch
Reduktion von o-Xitrobenzylanilin usw. erhaltenen Aminoderivate mit Ameisensäure
erhitzt.
Die Darstellung des Orexins gelingt auch vom o-Aminobenzylalkohol ausgehend,
wenn man auf denselben Formanilid einwii-ken läßt:
C6H4<ch;. oh + ^ ■ *^H>^' • ^^^-' = C6H4<c4^3>C • CA
Es ist nicht notwendig, fertiges Formanilid zu verwenden, es genügt vielmehr, o-Amino-
benzylalkohol mit Ameisensäure und Anilin oder mit ameisensaiiren Salzen und salz-
sa<irem Anilin imter geeigneten Bedingungen zu kondensieren. Die Reaktion wird bei
100 — 130° unter Verwendung von Kaliumbisulfat, Balzsaurem Anilin usw. als wasser-
entziehenden Mitteln ausgeführte)^).
Wie salzsaures Orexin hat sich auch die freie Base, das Phenyldihydro-
chinazoHn, als echtes Stomachicum in der Praxis gut bewährt, doch haftet dieser
Substanz der Xachteil an, daß sie einen schlechten Geschmack besitzt. Gerb-
saures Orexin hingegen ist ein in Wasser unlösHches Pulver, dem aus diesem
Grunde, ähnhch wie dem gerbsaiu-en Chinin der Nachteü der Muttersubstanz
nicht mehr anhaftet ä).
Die Darstellung des gerbsauren Orexins gesclaieht in der Weise, daß man eine wässerige
Lösung von salzsaurem Orexin bei 40 — 50° mit einer wässerigen Gerbsäurelösung mischt
und durch Zusatz von essigsaurem Natron in wässeriger Lösung das gerbsaure Orexin
aus der Lösung fällt*).
Das so erhaltene gerbsaure Orexin ist in verdüiuiter Salzsäure leicht lös-
hch, was die Wirkung dieses Präparates im Magen erklärt.
1) S. Gabriel und James Colman, BerUn, DRP. 161 401.
=) DRP. 57 712.
3) DRP. 113 163.
*) Penzoldt, Therap. Monatshefte 1893, 204.
*) F. Steiner, Wiener med. Blätter 1S97, Xr. 47, S. 768.
*) Amerik. Pat. 615 307.
Siebentes Kapitel.
Antihelminthica.
Phloroglucin und seine Derivate sind für den Syiithetiker aus dem Grunde
interessant, weil es R. Böhm gelungen ist, den XachTCeis zu führen, daß Filix-
säure, einer der wirksamen Bestandteile des verbreitetsten Band\vurmmittels,
des Extractum fihcis maris, ein Phloroglucinderivat ist, da sieh bei den Spal-
timgen der FiUxsäure Phloroglucin, sowie homologe Phloroglucine neben Iso-
buttersäure
^Sä>CHCOOH
LJI3
nachweisen ließen. Insbesondere gelang es Böhm, durch Behandeln der
Fihxsäure mit Zinkstaub imd Natronlauge die FiUcuisäure CgHjgOj zu er-
halten, welche sich als im Kern alkyliertes bisekundäres Phloroglucinderivat
erwies. Bei der durch die H. Weideische Synthese verbilligten Art der Phloro-
glucindarstellung aus symmetrischem Trinitrobenzol kami diese Substanz
vielleicht als Ausgangsmaterial ziu- Darstellung eines der Filixsäure analog
wirkenden Körpers benützt werden.
Interessant ist noch, daß die Filixsäure selbst wirksam ist, während ihr
Anhydrid sich als unwirksam erweist.
Monomethj'lphloroglucin ist toxisch, 6 mg töten Frösche. Dimethyl-
phloroglucin ist viel schwächer ■wirksam, Trimethylphloroglucin ganz un-
wirksam.
Die Wirkung steht also im Zusammenhang mit dem Eintritte einer Methyl-
gruppe in das Phloroglucin, jedoch mit der Besonderheit, daß sie mit dem Ein-
tritt mehrerer Methylgruppen wieder vernichtet wird.
FiUcuisäure ist wirkungslos. Filixsäure tötet Frösche zu 2 mg, Aspidin
in Dosen von 1 mg, Albaspidin kommt dem Aspidin sehr nahe.
Filicinsäurebutanon ist etwa fünfmal schwächer wirksam als Fihxsäure.
Die Wirksamkeit der Phloroglucinderivate beginnt erst mit dem Ein-
tritte des Buttersäurerestes in das Fihcinsäuremolekül, wodxirch FiMcinsäure-
butanon
CH3 CH,
\/
c
HO ■ C^^C • OH
Hcl^^C ■ CO • C3H,
C
O
entsteht.
Der Eintritt von 1 oder 2 Molekülen Phloroglucin verstärkt die Wirkung
der Verbindung, denn Albaspidin ist wirksamer als FiUcinsäure, während Fihx-
säure als Kondensationsprodukt von drei methyherten Phloroglucinen noch
wirksamer ist als Albaspidin.
Antihelminthica.
751
Albaspidin
CHq Cxlo
c
/\
HO • C CO ■ H HO
II II
C3H, • oc • c c
c
O H,
CHj CHj
\y
c
/\
• C C ■ OH
II II
C C • CO • C3H7
\/
0
o
Filixsäure
CHo CH.
HOC
C3H, ■ OC • C
C /C • CO ■ C3H,
CHsl
CjHj ■ CO • C C • CHj
Flavaspidsäure
C
OH
CH
CH,
C3H, ■ CO • C/ C
OH
enthält die Filicinsäurebutanongruppe in der durch das Brückenmethylen modi-
fizierten Form bloß einmal, womit vielleicht, nach Walther Straub, ihre
schwächere Wirkung dem Albaspidin gegenüber in Zusammenhang zu
bringen ist.
Aspidinol CH,
C
/\
HO • C CO ■ CH3
1 II
HC C ■ CO C3H,
\y
c
CH3
unterscheidet sich von Filicinsäurebutanon bloß dadurch, daß die zwei Methyl-
gruppen an getrennten C-Atomen — das eine als Methoxyl — stehen, dabei
überragt es an Wirksamkeit Fiücinsäurebutanon beträchtUch.
752 Antihelrainthica.
Die Filixsäure dürfte durch Muskellähmuiig auf Bandwürmer wirken. Die
reine Filixsäure ist ein höchst unsicheres Band Wurmmittel. Im Organismus
entsteht aus ihi' TrimethylphJoroglucin i).
Rotlerin aus der Kamala ist ebenfalls ein der Filixsäure verwandter Körper,
welcher Trimethylphloroglucin abspaltet und ketonartig gebundene Butter-
säurereste enthält (R. Böhm). Rotlerin gibt bei der Spaltung mit Natron-
lauge und Zinkstaub Trimethylpholoroglucin und ferner Buttersäure. Es
schließt sich chemisch eng an die Körper der Fihxi-eihe an^).
Ascaridol aus dem amerikanischen Wurmsamen (Chenopodium ambro-
sioides L. var. antihelminthicum) gibt bei der Oxydation mit Permanganat
Isobuttersäure ^).
Die zur Fihxsäure gehörigen Stoffe sind im wesentlichen nach dem Typus
des Diphenyl- und Triphenylmethan konstituierte Derivate des Pliloroglucins
und seiner Homologen und zeichnen sich außerdem durch ketonartige ge-
bundene Buttersäurereste aus.
Das im Tanacetum vulgare enthaltene Tanacetin ist ebenfalls ein wurm-
treibendes Mittel. Beim Schmelzen mit Ätzkali erhält man aus diesem Brenz-
catechin imd Buttersäure. Tanacetin ist amorph, mit dem Charakter einer Säure.
In den phj'siologischen Eigenschaften besteht Übereinstimmurig zwischen der
FiUxsäiu'e und dem Tanacetin. Filixsäure und Tanacetin sind beide Phenol-
derivate, die erstere von Phloroglucin, das letztere von Brenzcatechin sich ab-
leitend. Als weiteres SpaltungsiDrodukt erhält man aus dem Fihcin Isobutter-
säure, aus dem Tanacetin Buttersäure.
Es ist eigenttimUch, daß die meisten Bandwiu'mmittel Isobuttersäure oder
Buttersäure abspalten, denn Kosotoxin C25H33O2 wird durch Ätzbaryt in kry-
stallinisches Kosin, Acrolein und Isobuttersäure zerlegt.
Polystichin aus Polystichum spinulosum gibt nach Analogie mit Fihcin Poly-
stichinsäure und Polystichinol C21H30O9, ein Phenol imd normale Buttersäure*).
Cineol (Eucalj^Dtol) wurde als Antiascaridiacum versucht. Es wirkt auf
Kaltlüter bei Injektion lähmend. Es tötet aber die Parasiten nicht. Für Warm-
blüter ist es wenig giftig^).
P. Karrer^) versuchte synthetische Verbindungen herzustellen von ähn-
licher Konstitution und ähnhcher pharmakologischer Wirkung wie die Fihx-
präparate. Nach der Ketonsynthese von Hoesch werden durch Einwirkung
von Nitrilen auf Phenol bei Gegenwart von Salzsäuregas und Verkochen der
Chlorhydrate der Ketimide mit Wasser die Ketone erhalten.
Dmch Einwirkung von Buttersäure- und Isobuttersäurenitril auf Phloro-
glucin, Methylphloroglucin und Dimethylphloroglucin wurde PMorbutyro-
phenon, Methylphlorbutyrophenon, 1.3-Dimethyliohlorbutyrophenon, Phlor-
isobutjrrophenon, Phlorbutyrophenonmethyläther, Isoaspidinol hergestellt. Be-
handelt man Phlorbutjrrophenon, Methylphlorbutyrophenon und Phloriso-
but3rrophenon in alkalischer Lösung mit Formaldehyd, so findet Kondensation
zu Diphenylmethan- und Triphenylmethanderivaten statt. Aus Methylphlor-
butyrophenon entsteht Methylendi[methj'lphlorbutyrophenon], das ganz analog
aufgebaut ist wie Albaspidin und Flavaspidinsäure.
Während die Wirksamkeit der Filixkörper auf Würmer mit verstärkter
Kondensation zunimmt, verhalten sich die synthetischen Plilorbutyrophene
') WTStraub, AePP. 48, 1 (1002). — S. d. Chemie dieser Verbindungen R. Böhm,
Liebigs Ann. 301, 17/1; 30T, 249, 318, 230. =) H. Teile, Arch. d. Pharm. 244, 441.
=*) Schimmel & Co., Geschäftsber. April 1908. ^) E. Poulsson, AePP. 41, 24
'') H. Brüning, Zeitschr. f. oxper. Path. u. Ther. 3, 564.
«) P. Karrer, Helv. chmi. Acta 2, 406 (1919).
Antihelminthica.
753
umgekehrt. Die einfachen PhlorbutjTophenone und PhlorisobutjTophenone
■ivirken stärker als die Methylencliphlorbutyrophenone. Die Isobuttersäure-
derivate wirken stärker als die Buttersäurederivate ^).
Die Antihelminthica, die beim Menschen sehr wirksam sind, wirken auf
die Darmparasiten des Hundes nicht. p-Dichlorbenzol ist für Regen\\'ürmer sehi-
giftig, ebenso wirksam ist p-Dibrombenzol. Sie werden sehr schlecht resorbiert^).
Carvacrol wirkt gegen Ascariden^).
Benzylalkohol tötet bei einer Konzentration von 0.5% Regenwürmer sehr-
schnell ab. Benzaldehyd ist weniger wirksam und noch weniger Benzj'lacetat.
Widerstandsfähiger als Regenwürmer sind die Ascariden von Schweinen. Bei
Band^\'ürmem bei Mensehen zeigte die Substanz eine schwache Wirkung*).
Wurmabtreibende ilittel erhält man durch Darstellung von Carbaminsäureestem,
deren am Stickstoff alkylierteu Derivaten und von Kohlensäureestem, wenn man kem-
monoalkyUerte Phenole, mit Ausnahme der Kresole, oder ihre Derivate in üblicher Weise
in die Carbonate oder Carbamate üterführt.
Beschrieben sind: Di-p-butylphenylcarbamat, p-Isoamylphenylcarbamat, p-Benzyl-
phenylcarbamat, p-Isopropylphenylcarbamat, p-Butyl-phenyl-X-dimethyl-a-carbamat,
o-AUylphenylcarbamat^).
Butolan ist p-Benzylphenylcarbaminsäureester. Es ist ein sicher mid
unschädhch wirkendes Mittel gegen Oxjimasis, bildet ein Pulver^).
Santonin CjäH^gOg ist ein Bitterstoff und ein Mittel gegen Spulwürmer.
Xach Verfütterung an Hunde tritt im Harn a-Oxysantonin CjjH^gOj auf, das
durch Kochen mit Barji: in die einbasische Säure C15H20O5 umgewandelt wird.
Xach Verfütterung an Kaninchen tritt /i-Oxysantonin C^^H^gO^) im Hame auf.
Es ist für Menschen ziemlich giftig. Es macht Xanthopsie, Halluzinationen,
zentral verursachte Krämpfe*).
Die Konstitution des Santonin ist Desmotroposantonin
CH, „ CH,
CH,
\y\y
CH,
OH
SantonsärUre
CH,
HO
HOOC • CH • C
CH,
1) P. Karrer, Helv. chim. Acta 2, 466 (1919).
*) Torald Sollmann, Joum. of pharmacol. a. exp. therapeut. 14, 243 (1919).
") Torald Sollmann, Journ. of pharmacol. a. exp. therapeut. 14, 251 (1919).
') David J. Macht, Journ. of pharmacol. a. exp. therapeut. !4. 323 (1919).
5) Bayer, DRP. 296 889.
«) S. Koslowskv, Deutsche med. Wochenschr. 46, 401 (1920).
') M Jaffe, HS." 23, 538 (1896/97).
') S. auch Lo Monaco, Atti d. R. Acad. dei Line. Rendic. [5] 5, I, 366, 410.
F ranke I, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 48
754
Antihelminthica.
Die santonige Säure ^) ist ein ziemlich starkes, vorwiegend narkotisches Gift.
Durch vorsichtige Reduktion des Santoninoxim entsteht Santoninamin.
O
CH3
CHjC
HC ■ C CH,
O-
CH,
-HC C CH,
CH
\
CH-HC
CH,
C = NOH
CO
\
CH-HC C CH • NH,
c c
H,
CH,
CH..
CH„C
CH3
Santoninamin ist sehr stark toxisch.
Das Chlorhydrat der d-aminodesmotroposantonigen Säure ^)
HOOCCH-
CH,
NH,
-CH C C-OH
C C
^2 CH,
ist bei Fröschen und Säugetieren vollkommen ungiftig und wirkt auf das Blut
methämoglobinbildend ein.
W. Straub^) prüfte Santonin, Desmotroposantonin, Santonsäure und
salzsaure d-aminodesmotroposantonige Säure. Alle %ier Substanzen waren ohne
irgendeine Wirkung auf marine Wüimer. Kaninchen vertragen 0.2 g ohne
irgendwelche Erscheinung. Ascariden wurden nur von Santonin, aber von
keinem seiner Derivate getötet. Die gerüigste Änderung am Moleküle des San-
tonin vernichtet seine Wirkung.
Photosantonsäure C15H22O5 wirkt hjrpnotisch, doch tritt Stillstand der
Respiration ein, bevor die Reflexerregbarkeit aufgehoben wrd. Photosantonin
Cj^7H2404, der Äthyläther des Photosantonsäureanhydrids wirkt ähnUch, wegen
der Schwerlöslichkeit aber erst in größeren Dosen. Santonsäure C15H20O4
wirkt nachh Coppola^) auf Säugetiere in der Weise, daß vor dem konvulsivi-
schen ein narkotisches Stadium bemerkbar ist. Isophotosantonm besitzt niu' die
krampferregende Wirkung, ebenso wie Isophotosantonsäure.
Santonin enthält als Kern p-Dimethjinaphthalin. Der die beiden Methyle
in p-Stellung enthaltende Beuzolkern des Naphthahns besitzt eine Carbonyl-
gruppe. Der nicht methyherte Benzolkern enthält einen Lactonring. Santonin
ist das Lacton einer instabilen Oxysäure C15H20O4 .
Die Sprengung des Lactonringes, Übergang in santoninsaures Natrium hat
auf die zentral-nervöse Wirkung des Sautonins keinen Einfluß. Hingegen geht
die wurmmuskelerregende Wirkung verloren. Auch die Herzwirkung ist vom
Vorhandensein der Lactongruppe abhängig.
Auch alle Santoninderivatc, soweit sie keine Sprengung des Lactonringes
1) Lo sperimentale 1887, Nr. 35 und Arch. per le sc. med. II, 255 (1887).
^) Wedekind, HS. 43, 240 (1904/05), untersucht von R. Kobert.
') S. bei Wedekind, HS. 43, 245 (1904/05).
*) Ann. di chim. e farm. 4 Ser. 6, 330. — Die Konstitution dieser Santoninderivate
behandeln Cannizzaro und Fabris, BB. 19, 2260 (1886).
Antihelminthica. 755
durchgemacht haben, wie Chromosantoniii, Desmotroposantonin, Tetrahyclro-
santonin äußei'n eine kräftige Wurmmuskelwirkimg. Chromosantonin wirkt
wie Santonin.
Desmotroposantonin ist die Enolform des Santonins (Ketoform). Es wird
durch die Überführung der Ketongruppe in die Enolform die erregende Wirkung
auf das Zentrahiervensystem der Vertebraten stark abgeschwächt.
Santoninoxim wirkt wurmerregend wie Santonin. Aber auf die Erregung
folgt eine reversible Lähmung, welche vermutlich eine Nebenwirkung der Oxim-
gruppe ist.
<x-Santonan ist vöUig hydriertes Santonin, nur die Äthylenbindung ist ge-
sprengt, der Lacton- und Ketoncharakter ist erhalten.
Die Lösung der Doppelbindungen des Santonins schwächt die Wurm-
wirkung nicht ab. Die Giftwirkung auf das Zentralnervensystem der Wirbeltiere
wird dagegen, wie in vielen analogen Fällen, auch bei der Sprengung der
Santonindoppelbindungen stark vermindert ')■').
Durch Chlorieren des Santonins wird nur die Krampfwirkung, nicht da-
gegen die Wm-m Wirkung abgeschwächt").
(X-Tetrahydrosantonilid von Wedekind') dargestellt, ist ein Produkt in
dem der ketonhaltige Benzoking des Naphthalinkernes durch Einfügen eines
Sauerstoffatoms gesprengt wurde, so daß dieser Ring zu einer Lactongruppe
wird. Die Verbindung erhält zwei Lactongruppen.
CH3
I H,
Die Lactone ohne Naphthalin kern haben eine typische, weixn auch ab-
geschwächte Santonin Wirkung * ) .
(X- und ebenso /S-santonansam-es Natrium^) zeigen weder ICrampf- noch
wurmwidrige Wirkungen. Nur Santonin wirkt in diesem Sinne, jede Änderung
im Bau des Moleküls hebt die Wirkung auf i).
1) E. Sieburg, Chem. Ztg. 3T, 945 (1913).
-) S. CanizzaroimdG.Carnelutti.Gaz. chim. 13, 393 (1882).— BB. 18,2746(1885).
— O.Hesse, BB. 6, 1280 (1873).
=) BB. 47, 2483 (1914).
«) Paul Trendelenburg, AePP. T9, 190 (1915).
5) Liebigs Ann. 39T, 219.
48*
Achtes Kapitel.
Campher und Terpene.
Carvon erweist sich im Tierversuche als nicht sehr aktiv, es zeigt haupt-
sächlich i^aralysierende Wirkungen im Gegensatze zu seinen Isomeren: zum
Campher und Fenchon. Von diesen unterscheidet sich Carvon auch chemisch:
so erleidet es bekanntlich leicht eine Hydrolyse unter Bildung von Osytetra-
hydrocarvon und es ist leicht anzunehmen, daß Carvon eine ähnhche Umwand-
lung auch im Organismus erfährt').
Vom Carvon „„ „„
^3^ CH2 CO
(Ketodihydro-p-cymol) wirken 0.5 g pro kg Kaninchen tödlich. Es macht vm-
unterbrochene Krämpfe und Betäubungszustand^).
Menthon (Ketohexahydro-p-cymol) ist weit weniger giftig als Carvon. An
Stelle der doppelten Bindungen ist eine Anlagerung von zwei Wasserstoffen
getreten^).
Linalool
^5'>C : CH • CH, ■ CH, ■ CH(OH) • CH : CH,
CH3
paart sich im Organismus mit Glykuronsäure.
Rhodinol, Coriandol, Nerolol, die dem Geraniol isomeren optisch aktiven
Alkohole haben in Dosen von 3 — 5 ccm keine akuten Wirkungen, wohl aber
verursachen sie bei fortgesetzter Darreichung schwere Störungen des Allgemein-
befindens, Magenblutungen und Abmagerung.
Die ahphatischen Kohlenwasserstoffe der ätherischen öle sind indifferent,
die aromatischen nicht indifferent, aber nur wenig giftig.
Die aromatischen Aldehyde sind schwach oder gar nicht giftig. Ver-
schiedene ätherische Öle machen gleichzeitig Vermehrung der weißen Blut-
körperchen. Nur das Pfefferminzöl macht eine sehr bemerkenswerte Aus-
nahme.
Pulegon') macht zentrale Paralyse, bei Fröschen erzeugt es wie Campher
Curarewirkung, starke Verlangsamung der Herzaktion durch zentrale Vagus-
reizung, Atmungsstörungen und Fettdegeneration der Gewebe. Pulegon enthält
statt der Gruppe CH • OH des Menthols eine doppelte Bindung und eine CO-
Gruppe. Der entsprechende Alkohol Pulegol und Pulegolamin sind nicht wirk-
samer als Pulegon selbst.
Sabinol CioHjg • OH macht in 5 ccm Dosen Betäubungszustände, Gefäß-
blutungen, Stauungsniere, wirkt aber nicht abortiv*). Es erscheint als ge-
1) Enrico Rimini, Atti R. Accad. dei Lincei Roma. [5] 10, I, 435.
2) H. Hildebrandt, HS. 36, 441 (1902).
') AePP. 4ä, 356. «) E. Fromm, BB. 31, 2035 (1888); 33, 1191 (1899).
Campher und Terpene. 757
paarte Glykuronsäure im Hani, außerdem entsteht Cuminsäure. <x-Tanace-
togendicarbonsäure ist wenig different imd passiert den Organismus unver-
ändert.
Thujon (Tanaceton) ist dem Sabinol isomer, zeigt aber Ketonstniktur,
macht heftige Krämpfe, frequente Atmung, Herzlähmimg. Das Spaltungs-
produkt der im Harne auftretenden Glykuronsäureverbindung geht von neuem
Paarung im Organismus ein, zeigt aber nicht mehr die toxische Wirkung des
ursprünglichen Thujons. Thujonoxydglykuronsäure tritt im Hanie auf. Es
erfolgt also eine Hydroxylierung des Thujonmoleküls, wie sie in gleicher Weise
bei Campher und Terpenen zu beobachten ist. Am Frosche ruft die gepaarte
Verbindung in gleicher Weise, wie Thujon selbst, zentrale Lähmung hervor,
neben gleichzeitiger Schädigung der peripheren Nerven *). Jonon C13H20O ist
ungiftig2).
zlj-Menthenon-3 ■nirkt weit stärker antiseptisch als amerikanisches Pfeffer-
minzöl und ist für Amphibien ein Inhalationsanasteheticum.
atral
^5>C : CH • CH, • CHj ■ C : CH • CHO
CH3
gibt beim Passieren des Organismus eine Säure CJ0H14O4 vielleicht
^2^>C : CH CH3 . CH, ■ C : CH • COOH
COOH
durch Oxydation der Aldehydgruppe und einer Methylgruppe zu Carboxj'l-
gruppen.
Citral ist ein Gemisch zweier Stereoisomerer, von denen eines nur die Gly-
kiu'onsäureverbindung, das andere nur die zweibasische Säure liefert. Die zwei-
basische Säure ist physiologisch indifferent. Die Glykuronsäiu^everbindmig wirkt
bei Kaltblütern fast wie Citral selbst i).
Die Wirkung des d-Camphens auf Herz und Atmmig des Frosches gleicht
nahezu derjenigen des d-Pinens, während diejenige des d-Pinenchlorhydrates
große Ähnlichkeit mit der Wirkung des d-Camphers zeigt. Der einzige Unter-
schied in der physiologischen Wirkung der beiden letzteren Verbindungen be-
steht darin, daß d-Pinenchlorhydrat ein intensiveres Herzklopfen erzeugt als
d-Campher, daß aber diese Wirkung beim ersteren von kürzerer Dauer ist.
Ferner ist die Wirkung des d-Pinenchlorhj'^drates auf die Atmmig nahezu
gleich Null, während d-Campher eine ausgesprochene Wirkung auf die Atmung
äußert^).
Geraniol
p^3>c : CH • CHj • CH, ■ C : CH ■ CH, • OH
CH3
ist der .Alkohol des Geranials (Citrals), es gibt beim Passieren des Organismus
dasselbe Produkt wie Citral. Die Oxydation des Geraniols im Tierkörper dürfte
in gleicher Weise vor sich gehen, wie die der Alkohole. Zuerst wird die
— CHj • OH-Gruppe zu Aldehyd, dieser schließlich zur Carboxylgruppe
oxvdiert.
») H. Hildebrandt, AePP. 45, 110 (1901).
=) J. V. Mering bei F. Tiemann, BB. 26, 2708 (1893).
') S. Dontas und D. E. Tsakalotos, Journ. Pharm, et Cliim. [7], 15, 19—24 (1917).
758
Campher und Terpene.
Den Verbindungen der Camphergruppe kommen trotz ihrer verschiedenen
chemischen Zusammensetzungen in physiologischer Hinsicht ganz ähnliche
Wirkmigen zu.
Laureolcampher
CH,
C
ch,-c-chJ
\ /
\l/
CH
und
H,Cf
Borneol
CH3
C
^CH ■ OH
CH,-C-CH,
;cH„
CH
Menthol
CH3
CH
iCH,
'ch' oh
CH
wirken alle drei stark eszitierend und antiseptisch. In der ersten Hälfte des
vorigen Jahi'hunderts war Campher in der Medizin geradezu als Allheilmittel
angesehen, während die Bedeutung dieses Körpers gegenwärtig, trotz mancher
vorzügUcher Eigenschaften sehr zurückgegangen ist. Alle drei Körper stehen
in ihrer Wirkung den Verbindungen der Alkoholgruppe sehr nahe. Am nächsten
steht ihnen Menthol, aber mit der Verringerung der Zahl der Wasserstoffatome
erhält man eine erhöhte Tendenz zur Produktion von Krämpfen cerebraler
Natur. Borneol wirkt lokal weniger reizend als Campher und wird auch in
größeren Dosen vertragen. Japancampher ist als Keton aufzufassen, Borneol
und Menthol haben je ein alkoholisches Hydroxyl.
1-Epicampher (l-/?-Campher) wirkt viel schwächer imd weniger andauernd
als Campher^), aber es zeigt eine richtige Campherwirkmig.
Bei intraperitonealer Injektion von Lösungen der drei Campherisomeren
an Katzen komite G. Joachimoglu einen wesentlichen Unterschied in ihrer
Giftigkeit nicht feststellen^). Synthetischer Campher vtdrkt natürlicher.
Auch P. Leyeen und R. van den Velden konnten am Froschherzen Ver-
schiedenheiten in der Wirkungsstärke zwischen d- und l-Camjjher nicht finden.
Mit wirklich optisch-inaktivem Campher konnte eine Froschherzwirkung nicht
erzielt werden.
Aus Borneol oder Isobomeol erhält man glatt Campher, wenn man die Lösung von Ibo-
borneol in Petroläther mit Wasser versetzt und bei gewöhnlicher Temperatur Ozon einleitet').
Der Eintritt einer Aminogruppe in den Campher bewirkt keine Änderung
in der Qualität der Campherwirkung, hingegen ist die Wirkung des Aminocam-
phers wesenthch schwächer als die des Camphers selbst. Beim Bornylamm aber
CH,
CH • NH,
CH,
') Julius Bredt und W. H. Perkin juii., Joiu-n. Chem. See., London, 103, 2182
(1913). 2) AePP. 80, 1(1916). 3) Akt.-Ges., vorm. Schering, Berlin, DRP. 161 306.
Campher vind Terpene. 759
in dem der Sauerstoff des Borneols ausgetreten, finden wir eine wesentlich
stärkere Wirkung als beim Campher, und die herzlähmenden Wirkungen
dieser Substanz treten verhältnismäßig früh in den Vordergrund^). Läßt man
Campher mit Hydroxj^lamin reagieren, so gelangt man zum Campheroxim
CijHjg : N • OH , welches auf das Herz lähmend 'wirkt, aber auch in eigen-
artiger Weise auf die Skelettmuskehi, indem es Muskelstarre macht 2), während
beim Frosch die motorischen Nervenendigungen intakt bleiben. Acetojthenon-
oxim und Önantholoxim wirken im gleichen Sinne [Fry^)].
Camphenamin
dargestellt durch Wasserabspaltung aus Aminoborneol*), besitzt ähnliche, aber
schwächere toxische Eigenschaften als Vinylamin. Papillarnekrose in der Niere
konnte nicht nachge'ndesen werden. Es steht dem Vinylamin näher, als das fast
vollkommen ungiftige Trimethylenimhi. Camphenamüi ist ungesättigt wegen
seiner doppelten Bindung.
Dicamphanazin macht bei Fröschen Paralyse, Verluste der Reflexe und
Atemstillstand, bei Meerschweinchen Schlafanfälle, später konvulsivische
Zuckungen, encUich Tod, bei Hunden starken Speichelfluß und epileptische An-
fälle. Dicamphenhexanazin ^rirkt wie Dicamiahanazin, nur müssen doi^pelte
Dosen verwendet werden. Camphenamin vnrkt weniger lähmend als die vor-
erwähnten beiden Verbindungen (Lo Monaco und Oddo).
Die große Verbreitung, welche die Körper der Camphergruppe früher und
noch jetzt finden, hat ziu- Darstellung zahlreicher Derivate in dieser Gruppe
geführt. Über die Kohlensäurederivate des Menthols findet man das Nähere
im Kapitel Guajacol. Vom Bomeol oder Menthol ausgehend, erhält man durch
Behandlung mit Formaldehyd und Schwefelsäure farblose feste Körjier, Dibor-
neolformal und Dimentholformal, welche beide nach der Formel CH2(OR)2
zusammengesetzt sind. Die Absicht, welche Verley dazu geführt hat, diese
Präparate darzustellen, war wohl, Derivate zu erhalten, denen die lokal irri-
tierenden Wirkungen beider Körper, insbesondere für den internen Gebrauch
fehlen.
Thujon, Monobromcampher, Campher, Campherol (Menthol), Bornylamin,
Amüiocampher erregen direkt den Herzmuskel, während Oxycampher, Bomeol
bei MuscariustiUstand des Herzens iniwirksam sind.
Menthj'lamin erzeugt Erregungs- und Krampfzustände.
Bornylendiamin^) (Camphandiamin) wird erhalten diu-ch Reduktion des
Oxims des Amino-, Isonitroso- oder Isoiütrocamphers mit Natriumalkoholat
oder Elektrolyse. Bomylendiamin soU vöUig ungiftig imd stark antipyretisch
wirksam sein.
DiäthylglykokoUmenthylester CjgHg^OaN ist ein Nierengift, Camphoryl-
glykokollmenthylesterchlorhydrat C22H37O3N • HCl ein starkes Blutgift, Diäthyl-
gljkokoUbomylester C18H29O2N imgiftig. Diese Substanzen verlangsamen
Atmung mid Herzschlag imd steigern den Blutdruck nur schwach und vorüber-
gehend.
") L. Lewin, AePP. 3i, 235. ^) Zehner, Diss. Marburg (1892).
ä) Fry, Brit. med. journ. 189T, 1713. *) Liebigs Ann. 313, 72.
*) Duden, Jena (Höchst), DRP. 161 306.
760 Campher und Terpene.
Camphorylglykokollbomylesterchlorhj'drat C20H35O3N • HCl ist un'vrirk-
sam ^).
Cadechol ist eine Verbindung des Camphers mit Desoxycholsäure, die sich
bei Insuffizienzerscheinungen des Herzens und der peripheren Gefäße gut be-
währt. Es soll als Campherersatz Anwendung finden^).
Sehr zahlreich sind die Versuche, aus dem sehr beliebten Menthol wirk-
same Derivate für äußere und innere Anwendung zu gewinnen. Der Haupt-
sache nach handelt es sich um die Darstellung von Estern und Äthem des
Menthols.
Formaldehyd und Menthol geben mit Salzsäure Chlormethylmenthyläther^)
CH
CH
HjC/^ • CH • O ■ CH2CI
HjCl^CHj
CH
Außerdem bildet sich Dimenthylmethylal CjoHjg • 0 • CHj • 0 • CjqHjj ,
welches den Organismus anscheinend unverändert passiert (R. Kobert).
Coryfin ist der Äthylglykolsäureester des Menthols CjgHjgO • CO • CHg
• 0-C2H5, es soll ein gutes Schnupfen mittel sein. Der Geschmack ist nicht
angenehm.
Alkylmilchsäureester, insbesondere Menthylester, entstehen wenn man dem Reak-
tionsgemisch aus Milchsäureester, Alkylhaloid und SUberosyd wasserbindende Mittel
zusetzt^).
Glykokollmenthylester soll ein Anaestheticura sein und viel weniger giftig als
Diäthylaminoessigsäurementhylester wirken. Die Darstellung geschieht, indem man Gly-
kokoU oder dessen Derivate mit Menthol verestert oder indem man Ammoniak auf
Halogenessigsäurementhylester einwirken läßt').
Die Darstellung der Alkyloxyacetylverbindimgen des Menthols geschieht durch
Einwirkung der Mentholkohlensäurehalogenide auf die Alkyloxyessigsäure oder deren
Salze. Die Reaktion liefert namentlich in Gegenwart tertiärer Basen unter Entwicklung
von Kohlensäure die als Arzneimittel bekannten Alkyloxyacetylverbindungen des Men-
thols«).
Man kann aus Santalol'), Menthol und Bömeol Alkyloxyacetylverbindungen dar-
stellen, die geruch- und geschmacklos sind und leicht spaltbar und auch äußerlich verwendet
werden können, während die in DRP. 85 490 bescliriebenen festen Alkyloxyacetylverbin-
dungen sich viel schwerer, bei äußerlicher Verwendimg überhaupt nicht spalten. Die hydro-
aromatischen Alkohole werden in Benzol-PjTidin gelöst luid mit Athoxyessigsäurechlorid
geschüttelt, dann schüttelt man die Benzollösung mit verdünnter Salzsäure, mn das PjTi-
din zu entfernen. Beschrieben sind die Darstellungen von Athylglykolylborneol, Methoxy-
äthylmenthol.
Sahmenthol ist der Sahcylsäureester des Menthols.
Salicylsäurementhylester erhält man, wenn man ein Gemisch von Menthol mit Salicyl-
säure unter Hindurchleiten eines Gasstromes (Kohlensäure, Wasserstoff) auf eine dem
Schmelzpunkt des Gemisches übersteigende, jedoch unter 220° liegende Temperatur er-
hitzt') (siehe auch Acetylsalicylsäurementhylester bei Acetylsalicylsäure.)
') Einhorn und Zahn, Arch. d. Pharmaz. 240, 644.
^) G. Boehm, Münchener med. Wochenschr. 67, 833 (1920). — Nonnenbruch,
Münchener med. Wochenschr. 61, 833 (1920).
3) Wedekind, BB. 34. 813 (1901). — DRP. 119 008.
*) Neuburger, DRP. 266 120. ') R. Meyer, DRP. 261 288.
•) AI. Einhorn, München, DRP. 225 821. ') DRP. 191 547.
') Bibus & Scheuble in Wien, DRP. 171453.
Campher und Terpene. 761
Während Mentholsalicylat und Bomeolsalicylat flüssig sind, ist der Salicylsäureester
des Fenchylalkohols ein fester Körper; man erhält ihn durch Einwirkung von Salicylsäur©
oder Salicylsäureestern auf Fenchylalkohol').
Ester des Bomeols und Isoborneols mit Bromhydro- resp. Bromzimtsäuren stellt
man in üblicher Weise dar oder diirch Einführung von Halogen in die halogenfreien Ester
oder durch Einwirkung von Camphen auf Bromhydro- oder Bromzinitsäure^).
Beschrieben wird die Darstellung von Dibromdihydrozimtsäurebomeolester, von
Bromzimtsäureisoborneolester, Bromzimtsäureborneolester, von Dibromdihydrozimtsäure-
isoborneolester, von o-Chlorphenyldibrompropionsäurebomeolester, m-Methoxydibromdi-
hydrozimtsäureborneolester, von Dibromzimtsäureborneolester und Dibromdihydro-p-
methylzimtsäiireborneolester.
An Stelle von Borneol wird Fenchylalkohol verwendet; das neue Produkt Dibrom-
dihydrozimtsäiu'efenchylester spaltet leicht Brom und Fenchylalkohol ab').
Borsäurebomeolester ist im trockenen Zustand sehr beständig, verseift sich leicht
mit Flüssigkeiten. Man erhält ihn durch Erhitzen von Borneol mit Borsäure, Borsäure-
anhydrid oder einem gemischten Anhydrid von Borsäure und einer organischen Säure.
Man erhitzt z. B. Borsäure, Borneol und Xylol, bis kein Wasser mehr entweicht, dann
destilliert man das Xylol ab und kocht mit SIethylalkohol aus, in dem der Ester milöslich
ist. Er hat die Zusammensetzung Bo{CjqHj,)3 . Alkohole zersetzen den Ester*).
Estoral ist der Mentholester der Borsäure.
Wenn man Brom enthaltende Dialkyl- oder Alkylarylessigsäuren der Formel
T?>CCOOH
Br
auf Terpenalkohole einwirken läßt, so erhält man sclilafmachende Verbindungen. So
kann man Bornyl-, Isobomyl-, Fenchyl- und Menthylester erhalten.
Besclirieben sind Bromdiäthylacetylbomylester, Bromdiäthylacetylmenthylester,
Bromdipropylacetylmenthylester, Bromdiäthylacetyleucalyptolester').
Der Ester des Menthols mit Isovaleriaiisäure wurde Vahdol genannt. Er
ist von ganz schwach bitterem Geschmack, und die stimulierende Kraft des
Menthols soll in dieser Esterbindung gesteigert sein. Der Körper riecht sehr
schwach. Es ist ziemlich gleichgültig, welche Säure überhaupt zur Veresterung
des Menthols, um seinen scharfen Geschmack zu verdecken, verwendet wird.
Gynoval ist der Isovaleriansäureester des Isoborneols.
Den Mentholester der a-Bromisovaleriansäiu'e erhält man durch Einwirkimg von
a-Monobromisovaleriansäurechlorid auf Menthol. Die Esterbindung erfolgt schon in der
Kälte«).
Geruchlose oder wenig riechende Ester der Baldriansäure und des Menthols, Bomeols
oder Isoborneols erhält man durch Vereinigung dieser Körper zu Isovalerylglykolsäure-
estem. Man erhitzt z. B. Chloressigsäurebornylester und baldriansaures Natrium').
Eubornyl ist der Bromiso valeriansäureester des Borneols.
Bayer, Elberfeld^), stellen gemischte Carbonate von Alkoholen der hydroaromati-
schen Reihe her, die geruch- und geschmacklos sind. Man läßt die Chlorcarbonate der
Alkohole der hydroaromatischen Reihe bzw. des Thjmiols auf Salicylsäureester oder die
Chlorcarbonate von Salicylsäureestern auf die Alkohole der hydroaromatischen Reihe
einwirken. Man kann auch auf die einfachen Carbonate Alkohole der hydroaromatischen
Reihe resp. Salicylsäiu-eester einwirken lassen oder man behandelt ein Gemisch beider mit
Phosgen. So werden dargestellt: Mentholsalolcarbonat, Mentholsalicylsäureaeetolester-
carbonat, Mentholsalicylsäiu-emethylestercarbonat, Mentholsalicylsäuremethoxymethyl-
estercarbonat, Thymolsalolcarbonat, Santalolacetolcarbonat, Borneolsalicylsäureguajacol-
estercarbonat.
') Kereszty, Wolf, Budapest. DRP. 253 756. =) DRP. 252 158.
') DRP. 254 666, Zusatz zu DRP. 252 158.
'] Zimmer & Co., Frankfurt, DRP. 188 703.
5) Kalle, DRP. 273 850.
«) Lüdy & Co. in Burgdorf, DRP. 208 789.
") Riedel, DRP. 252 157.
") DRP. 206 055.
702 Campher und Terpene.
Schering, Berlin'), stellen Mentholester der Salicylglykolsäure und deren Acidyl-
derivat« dar, indem sie auf Salze der Salieylsäure oder deren Acidylderivate Halogenessig-
säurementholester einwirken lassen oder durch Acidylierung von Salicylglykolsäureestern.
Fenchon Campher
H H
0 0
/\ /\
^ V-CHj HjC/ ^
HjC. ,CO HjCv yCO
\/ \/
C 0
^ CH3
Fenclioii wirkt •wie Campher, die gegenteiligen Angaben von H. Hilde-
brandt") sind unrichtig. Die kramiiferregende Wirkung des Fenehons ist
bedeutend schwächer als die des Camphers, mehr von der Xarkose verdeckt.
Nach Jakobj ist das Auftreten der eigenartigen Krampfwirkung bei Säuge-
tieren bei Fenchon und Campher nur auf die eigentümhche molekulare Kon-
figiu'ation beider Substanzen, d. h. auf die in den Ring eingefügte PropyUden-
gruppe, welche zur Bildung eines Doppelringes führt, zu beziehen^).
Wenn man im Campher ein Wasserstoffatom durch Brom ersetzt, so
gelangt man zum Monobromcampher CjoH^jOBr, welches Derivat in seiner
Wirkung im allgemeinen mit der des nichtsubstituierten Camphers identisch
ist, aber doch mehr an Borneol, als an Campher oder Menthol erinnert. Die
beiden isomeren Monochlorcampher wirken ebenso vne Monobromcampher
und wie Campher selbst. Alle erregen sie das Gehirn, rufen Konvulsionen hervor
und steigern die Körpertemperatur imbhängig von den Konvulsionen. Man
sieht, daß in dieser Gruppe, ebenso wie bei den Benzolderivaten, Halogen-
substitutionsprodukte, in welchen Halogen Kernwasserstoff ersetzt, keines-
wegs von der Wirkung der Grundsubstanz quahtativ differieren, da die dem
Halogen eigentümliche Wirkung aus dem Grunde nicht in Erscheinung tritt,
weil die Bindung des Halogens eine zu feste ist und es zur Abspaltung von Halo-
gen oder Ha logen wasserst off im Organismus nicht kommt.
Äthylcampher zeigte keine Wirkung. Thujon ebenfalls nicht.
Camphenilon zeigt keinen Einfluß auf Ehjrthmus und Frequei;iz des ver-
gifteten Froschherzens*).
Im Campher läßt sich ein Wasserstoff der Seitenkette CHj durch eine
Aldehydgruppe ersetzen, wemi man zu einer Lösung von Campher in Toluol
metalhsches Natrium m äquivalenter Menge zusetzt und unter KüUung Ameisen-
äther einwirken läßt. Der so entstandene Campheraldehj'd
/CH— CHO
C,H,,\^^
hat als solcher keine Verwendung gefunden, soll aber zui- Darstellung von
Campherderivaten dienen. Auch die Camphercarbonsäiu'e^) hat keine medi-
züiische Anwendung gefunden, da sie keine pharmakologische Wirkung besitzt.
/CH . COOH
^ I
^CO
Camphercarbonsäure CgHi4<^ |
1) DRP.-Anm. C. 17 121 (zurückgezogen). ") AePP. 48, 449 (1902).
') C. Jakobj, Havashi, Szubinski, AePP. 50, 199 (1903).
*) AePP. 80, 49 (1910). ^) Lapin, Diss. Dorpat (1894).
Campher und Terpene. 703
verläßt den Organismus unverändert. Die Ester sind nicht ganz ungiftig,
doch tritt die Campher%nrkung sehr verspätet ein ^).
Hingegen kann man vom Campher durch Oxydation mit Salpetersäure
die Camphersäure „
" "^ ^<COOH
CH3^ I,
CH, I
HjC C<C00H
erhalten, welche dieselben antiseptischen Wirkungen wie Campher äußert,
aber weit weniger exzitierend wirkt, da die exzitierende Wirkung des Camphers
wohl auf der Methylketongruppe dieser Substanz beruht, beziehungsweise
durch diese ausgelöst wird, die hier durch Oxydation verändert worden ist.
Der Camphersäure kommen ausgezeichnete antihydrotische Eigenschaften zu,
weshalb sie sehr häufig zu Synthesen mit den verscliiedensten Arzneimitteln
anderer Art, insbesondere mit antipyretischen, benützt wird.
Saure Phenolester zweibasischer Säiu-en erhält man, imd zwar die Natriumverbin-
dungen saiu'er Alkylester der Phenole, wenn man auf das in Xylol gelöste Phenolnatrium
das Anliydrid einer zweibasischen Carbonsäure einwirken läßt 2).
^<CO>0 + ^ONa = R<COO^^
Durch Ansäuern fällt der freie Ester heraus. So wiirden dargestellt: Phenolcampher-
säure, Thjntnolbernsteinsäiu-e, ThjTnolphthalsäure, Thymolcamphersäi.u'e, Guajacol-
camphersäure, Guajacolbernsteinsäure, Carvacrolcamphersäure, /?-Naphtholcamphersäure.
Die Unlöshchkeit des Camphers hat den Versuch gezeitigt, ein lösliches
Derivat in der Weise zu erhalten, daß eine Hydroxylgrujjpe in das Campher-
/CO
molekül eingefügt wairde^). Wenn man Campherchinoa C3H14 i in saurer,
neutraler oder alkaKscher Lösung reduziert, entsteht ein Oxycampher
/ CH ■ OH
welcher bis zu 2% in Wasser löshch ist, aber merkwüi-digerweise ist dieser
Oxycampher in der Wirkvmg dem Campher fast entgegengesetzt. Während
Campher ein Erregungsmittel des Zentralnervensystems ist, setzt Oxjxampher
die Erregbarkeit des Atemzentrums herab und ist auf diese Weise ein schnell-
wirkendes Mittel gegen Dyspnoe.
Auch Sulfosäuren des Camphers wurden dargestellt, um Campher wasser-
lösUch zu machen.
Zu diesem Zwecke wird 1 Mol. Campher in 2 Mol. Essigsäureanhydrid gelöst und
unter starker Kühhmg 1 Mol. 66° Schwefelsäure hinzugefügt.
Es ist anzunehmen, daß dieses Präparat ohne Wirkung oder jedenfalls nur
schwach wirksam sein wird.
In der Camphergruppe hat bis nun keines der dargestellten Derivate den
Campher selbst in seinen Wirkmigen übertroffen und keines von den Derivaten
hat die Anforderung, die man in der Praxis an ein Campherderivat stellen würde,
daß es wasserlöslich sei, erfüllt. Während Oxycampher, welcher wasserlösUch
ist, statt erregend zu wirken, die Tätigkeit des Respirationszentrums herab-
setzt, zeigen die Aminoderivate sowohl des Camphers als auch des Bomeols
1) J. W. Brühl, BB. 35, 3510 (1902). =) DRP. 111 297.
') Heinz und Manasse, Deutsche med. Wochenschr. 189T, Nr. 27.
764 Campher und Terpene.
für die Therapie unverwertbare Wirkungen, denn Campher macht eine nicht
unbedeutende Erhöhung des Bhitdruckes, indem er direkt auf den Herzmuskel
einwirkt und so eine gewsse Analogie mit der Digitalis zeigt. Außerdem akze-
leriert er die Atembewegung. Hingegen wirken sowohl Bornj'lamin als auch
Aminocampher curareartig und auf das Herz verlangsamend. Aminocampher
läßt den Blutdruck unverändert, während Bomylamin denselben bedeutend
erhöht, auch die Atemfrequenz wird durch Bomylamin bedeutend gesteigert.
Es wäre von Wert, ein Campherderivat, welches wasserlöslich ist, darzustellen,
das sowohl für Injektionen Verwertung finden könnte, als auch wegen der
Analogie mit der Digitaliswirkung für den internen Gebrauch geeignet als
Herzstimulans zu versuchen wäre.
Doch haben alle Derivate des Camphers und des Terpentins im Gegensatze
zu ihren Muttersubstanzen nur sehr geringe Verbreitung in der Medizin gefunden,
in der Terpentingruppe wohl aus dem Grunde, weil ■wir dort. Wo es iins auf die
balsamischen Wirkimgen des Terpentins auf die Schleimhäute, insbesondere
auf die der Respirations- und Harnwege ankommt, eine große Auswahl von
Harzen und balsamischen Mitteln haben, welche die unangenehmen Neben-
wirkungen des Terpentmöls meist nicht besitzen.
Derivate des Terpentinöles darzustellen, ist wohl ein müßiges Bemühen.
Hingegen wäre es angezeigt, die wirksamen Substanzen der anderen balsamischen
Mittel rein darzustellen, wie es bei Santalöl geschehen, und nach den bekannten
Methoden die Reizwirkungen der rein dargestellten, wirksamen Prinzipien zu
coupieren, wozu Synthesen nach dem Salolprinzip sowie mit Formaldehj'd und
die Darstellung künstlicher Glykoside zu empfehlen wären.
Vom Terpentinöl ausgehend, welches ein Gemenge verschiedener Terpene
CioHjs.z. B. Pinen c-CH,
HC
CH,/C
CH
:CH
CH,
ist und als Antisepticum und Sauerstoffüberträger eine beschränkte Ver-
wendung in der Medizin findet, hat man mehrere Derivate dargestellt in
der Absicht, die reizenden Wirkimgen des Terpentinöls durch Polymerisation
oder Oxydation zu beseitigen und auf diese Weise Substanzen zu erhalten,
welche die günstigen Eigenschaften des Terpentinöls als Desodorans und
Antisepticum besitzen, denen aber die reizenden Wirkungen der Grundsubstanz
fehlen und die sich so zur internen Anwendung, insbesondere als sekretions-
befördemde Mittel bei Bronchitis eignen. Pinen selbst macht Schlafsucht
und in größeren Dosen Darmreizung. Wenn man Terpentinöl mit konzentrierter
Schwefelsäure behandelt, so erhält man ein Tereben genannte Flüssigkeit,
die aber nichts anderes ist, als ein Gemenge von polymeren Terpenen. In seinen
Wirkungen unterscheidet sich Tereben vom Terpentinöl nicht. Wenn man
Terpentinöl mit Alkohol und Salpetersäure mischt, so erhält man Krystalle
der Zusammensetzung Cj^Hjg • 3 H^O , welche dieselben Wirkungen wie Terpen-
tinöl besitzen, aber wenig reizend wirken. Diese Substanz wurde Terpinhydrat
genannt 1). Durch Wasserentziehung (Kochen mit verdünnter JMineralsäure)
') Bernhard Fischer, Neuere Arzneimittel, Berlin.
Santal, Copaiva und Perubalsam.
765
gelangt man vom Terpinhydrat zum Terpinol, welchem ebenfalls nur Terpentin-
öhvirkungen zukommen, das aber weniger reizend wirkt als Terpentinöl selbst.
Es soll bei tuberkulöser Hämoptoe nach Janowski eine bedeutende blut-
stillende Wirkung haben.
Diu-ch einfache Hydratation geht Pinen in Terpiueol über.
Terpineol Terpiiüiydrat
C ■ CH3 HO • C ■ CH3
HC
H,C\
CH3
I
iH.-C-C-OH
CH,
CH,
H.,C
CHj
DaC-C-OH
CH
\CH,
,'CH.,
CH
Terpineol, ein tertiärer Alkohol, wirkt wie Terpentinöl, und zwar bei Warm-
blütern vom Magen aus allgemein lähmend.
Santal, Copaiva und Perubalsam.
Zahlreiche Präparate verdanken ihre Entstehmig den unangenehmen Eigen-
schaften des sehr viel verwendeten Gonorrhöemittels Santal (Sandelholzöl).
Dieses verlegt bei vielen Personen alsbald den Appetit und zeigt einen sehr un-
angenehmen Geschmack. Santalol ist der wirksame Anteil des Santalöles. Zahl-
reiche Ester desselben wurden dargestellt.
Santalolfornialdehyd wird aus Santalol und Formaldehyd durch wässerige Mineral-
säure bei ca. 100° kondensiert. Es spaltet schon mit warmem Wasser Santalol und Form-
aldehyd ab ').
Santyl ist der Sahcylester des Santalols, Blenal der Kohlensäureester des
Santalols, beide sind ölig; Camphoral ist der Camphersäureester des Santalols^).
Thyi-esol (Santalylmethyläther) spaltet kein Santalol im Organismus ab
und erschemt als gepaarte Glykuronsäureverbindung im Harn*).
Sowohl Santalol als auch sein Acetylderivat und der saure Phthalsäureester^) haben
einen unangenehmen Geschmack und reizen den Jlagen. Die Ester der Benzoesäure,
Salicylsäure, Zimtsäure imd Kohlensäure haben einen schwach öligen, nicht kratzenden
Gesclunack. Zur Darstellung dieser Ester wird Sandelöl mit Kohlensäureestem, Phosgen
oder Anhj'driden, Chloriden oder Estern der einbasischen aromatischen Säuren umgesetzt.
Den Benzoesäureester erhält man dm-ch Erhitzen mit der gleichen Menge Beiizoesäure-
anliydrid auf 110°, Ausschütteln der übrigen Benzoesäure mit Natronlauge und Reini-
gung des Präparates durch Destillation im Vakuum oder Abtreiben der nicht benzoylierten
Bestandteile mit Wasserdampf. Ein anderes Verfahren ist das Sandelöl in Chloroform und
PjTidin mit Benzoylclilorid zu behandeln. Den Salicylsäureester erhält man aus gleichen
Gewichtsmenge u Santal und Salol unter Zugabe von wenig Atznatron und Erhitzen auf
100 — 100° unter vermindertem Druck, bis die Abspaltung des Phenols beendigt ist. Das
Äthylcarbonat erhält man durch Behandlung von Santal, Pyridin und Chloroform bei 15°
mit Chlorkohlensäureestern. Das gewaschene Präparat wird im Vakuum destilliert. Bei
der Emwirkung von Phosgen luiter gleichen Bedingungen erhält man den neutralen Kohlen-
säureester. Auch aus Zimtsäurechlörid imd Santal kann man unter gleichen Bedingungen
den Ester erhalten.
Man kaiui die Reaktionen bei niedriger Temperatur durchführen, wenn man einen
Katalysator zusetzt; solche Katalysatoren sind alle esterspaltende Mittel, wie Alkali- und
Erdalkalimetalle, Hydroxylverbindimgen, Alkoholate, Phenolate usw. Z. B. Santal wird
M KnoU, Ludwigshafen, DRP. 173 240.
2) DRP. 187 254, Zusatz zu DRP. 173 240.
3) DRP. 201 369, Zusatz zu DRP. 173 240.
*) He yden. Radebeul, DRP. 182 627.
7 (56 Campher vind Terpene.
mit Phenolcarbonat und 2% des letzteren an Ätznatron oder Atzkalk unter vermindert
Druck auf 140° erhitzt. Es beginnt das Phenol überzudestillieren vmd die Austreibung ist
bei 175° beendigt, der Rückstand besteht nach Entfernung der geringen Menge des ge-
bildeten Natron- oder Kalksalzes aus fast reinem Santalolcarbonat , das eventuell durch
Destillation mit Wasserdampf noch weiter gereinigt werden kaiui i).
Es können auch alle Ester einbasischer aromatischer Säuren verwendet werden,
wenn man geringe Mengen eines esterspaltenden Mittels zusetzt.
Neutrale Säureester aus Santelöl erhält man durch Behandhuig desselben mit den
Chloriden oder Estern der mehrbasischen anorganischen oder organischen Säuren mit
Ausnahme der Kohlensäiue und der Camphersäure. Dargestellt wurden neutraler Santalol-
bemsteinsäureester mit Hilfe von Bernsteinsäurechlorid und Bernsteinsäurephenylester,
der Santalolphosphorsäureester mit Hilfe von Triphenylphosphat^).
Nur die Santalolester der niederen Fettsäiu-en besitzen noch den unangenelm:ien
Geschmack und die Reizwirkung des Sandelholzöles. Durch fberführung des Santalols
in die Ester der höheren Fettsäiu-en von Valeriansäiu-e aufwärts, kaiui man es von diesen
unangenehmen Nebenwirkungen befreien. Beschrieben sind die Darstellung von Santalol-
stearinat durch Erhitzen von Santalol mit Stearinsäure und Umlösen aus 85proz. Alkohol,
Santalolisovalerianat aus Isovaleriansäiu-echlorid und Santalol, das Oleat aus Olsäurechlorid
und Santalol. Man kann diese Ester auch mittels Säureanhydriden oder durch Umsetzen
mit Sävireestern anderer Hydroxylprodukte, die durch Santalol verdrängt werden, erhalten').
Stearosaii ist Santalylstearat.
Ein geschmackloses Santalpräparat wird durch Behandlung von Santal mit konzen-
trierter oder schwach rauchender Schwefelsäure erhalten, wobei man zu einem festen,
gesclunaeklosen, schwach aromatisch riechenden Produkt gelangt. Man löst Sandelöl
unter Kühlen in konzentrierter Schwefelsäiu-e und gießt die tiefrote Lösung auf Eis, nimmt
die Masse mit einem Lösungsmittel auf und trocknet im Vakuvun*).
SantalyUialogenide erhält man durch Behandlung von Santalol mit Phosgen, Phos-
phorpentachlorid oder Thionylchlorid^).
Santaloläther erhält man durch Behandlung der SantalyUialogenide mit Metall-
alkoholaten oder alkoholischen Laugen oder Santalol mit alkyUerenden Mitteln. Besclirieben
ist Santalylmethyläther, Santalyhnentholäther und analoge Äther*).
Läßt man Chlormethyläther auf Santalol oder Menthol oder auf die Alkalisalze dieser
Alkohole einwirken (im ersteren Falle ist die Gegenwart von Kondensationsmitteln er-
forderlich), so gelangt man zu Methoxymethylsantalol und zu Methoxymethylmenthol').
Die meisten Santalolester sind flüssige Substanzen, der AUophansäureester ist fest;
er ist geruch- und geschmacklos. Man erhält ihn durch Einleiten von Cyansäure in eine
Benzinlösimg von Santalol oder aus Harnstoffchlorid und Santalol. Man kann auch zuerst
das Santalolcarbonat darstellen und aus diesem dm'ch Einwirkung von Harnstoffchlorid
Santalolallophanat erhalten*).
Die gleiche Reaktion kann man auch bei Gegenwart von Dimethylanilin oder Pyridin
ausführen. Man kann auch Santalol mit 2 Mol. Phenolcarbamat imd einer kleinen Menge
Atzkali im Vakuima auf 140° erhitzen. Ferner kann man Santalol in gleicher Weise mit
AUophansäurephenolester in molekularer Mischung behandeln.
Allosan ist Allophansäuresantalolester.
Die sauren Monosantalolester zweibasischer Säuren sind therapeutisch nicht ver-
wendbar, wenn man sie aber in alkalischer Lösung mit Dialkylsulfaten oder Sulfosäure-
estem behandelt, so erhält man neutrale gemischte Ester, welche neben dem Santalolrest
eine Alkylgruppe enthalten. Dargestellt wurden Santalylbemsteinsäuremethylester, San-
talylphthalsäiu-emethylester, Santalylcamphersäuremethylester^).
Alkylaminoessigsäuresantalolester erhält man durch Behandlung der Halogenacetyl-
verbindimgen des Santalols mit sekundären Aminen. Diese Ester besitzen die Wirkungen
des Santalols ohne dessen unangenehme Nebenwirkungen und ihre Salze stellen feste
Santalolpräparate dar, die leicht resorbiert werden und geruchlos sind. Dimethylamino-
acetylsantalol z. B. hat den F. 154° i").
Gallussäuresantalolester wird aus Gallussäuremethylester und Santalol, Tribenzoyl-
gallussäuresantalolester aus Tribenzoylgallussäurechlorid und Santalol dargestellt; ebenso
1) Arch. f. Pharmaz. 238, 356. ^) Bayer, Elberfeld, DRP. 203 849.
») DRP. 202 352. ■>) Stephan, Berlin, DRP. 148 944. ^) DRP. 182 627.
") Ed. Baumer, Med. Klin. 5, 780. ') DRP. 241 421.
*) Zimmer, Frankfurt, DRP. 204 922. ") Riedel, Berlin, DRP. 208 637.
1») Bayer, Elberfeld, DRP. 226 229.
Santal, Copaiva und Perubalsam. 767
entsteht Triacetylgallussäuresantalolester. Die Gallussäure, welche resorbierbar ist und
durch die Nieren ausgeschieden wird, soll neben der balsamischen Wirkung des Santalols
adstringierend wirken ^).
Sedativ wirkende Santalolpräparate erhält man, wenn man Santalol in Ester a-bro-
mierter Fettsäuren überführt, z. B. Bromisovalerylsantalol-).
Lingner in Dresden') erzeugt feste Kondensationsprodukte aus Copaivabalsam
durch Einwirkung von Formaldehyd bei Gegenwart von Kondensationsmitteln.
KnoU & Co., Ludwigshafen^), machen neutrale Präparate aus Copaivabalsam oder
den daraus isolierten, verseifbaren Harzbestandteilen, mit Acylierungs- oder Alkylienmgs-
mitteln. Man erwärmt z. B. Copaivabalsam mit Essigsäureanhydrid oder in ätherisch-
pyridinischer Lösung mit Chlorkohlensäm'eester oder mit Benzoesäureanhydrid oder man
verseift mit Natronlauge und alkyUert mit Dimethylsulfat.
Durch Verestern von Zimtsäure nach bekannten Methoden erhält man Zimtsäure-
glykolester, Glycerinmonozimtsäureester, welche als geruch- imd reizlose Ersatzmittel des
Perubalsams dienen sollen. Die Ester besitzen dem im Perubalsam enthaltenen Zimt-
säurebenzylester gegenüber den Vorteil der größeren Lösüchkeit, wodurch sie leichter von
der Haut aufgenommen werden und besser wirken^).
Aus Perubalsam und Formaldehyd, durch Sättigung einer alkalisch - alkoholischen
Lösung des Perubalsams mit gasförmigem Formaldehyd, stellt Börner in Friedenau')
ein wasserlösliches Präparat her. Er verwendet zur Herstellung dauernd haltbarer Lö-
simgen statt eines Teiles des Alkohols Glycerin').
Als Ersatzstoffe für Perubalsam, welche geruch- \md reizlos sein sollen, %vurden Ester
des Glykols dargestellt, imd zwar Benzoesäureglykolester, o-Chlorbenzoesäureglykolester
und p-Nitrobenzoesäureglykolester. Die Veresterung der Säuren mit dem Glykol kann
dü-ekt geschehen, oder man erhitzt die Salze dieser Säuren mit Glykoldilialogeniden oder
man verwendet die Ester dieser Säuren aus halogensubstituierten Glykolen und erhitzt
diese mit wässerigen Lösungen von Salzen schwacher Säiuren*).
Ristin ist der Monobenzoesäiireester des Äthylenglykols. Es ist ein farb-
und geruchloses Antiscabiosum.
Perubalsamersatzprodidite sollen diu-ch Verestervmg von Phenylessigsäure , Hydr-
atropasäure , Phenyläthylessigsäiu'e , Phenyldiäthylessigsäure , Hydrozimtsäure , Phenyl-
diäthylcarbinessigsäure mit Glykol dargestellt werden"). Phenyldiäthylcarbinessigsäure
CjHs . CH • COOH
CH • (CjH^),
wird durch Kondensation von Natriumbenzylcyanid mit Diäthjlcarbinolbromid luid \er-
seifune erhalten.
Lösungen von Estern des Glykols erhält man, wenn man Monobenzoylglykol tmd
seine im Benzoylrest substituierten Derivate in Alkalisalzlösungen der Benzoesäure oder
substituierter Benzoesäuren auflöst. Sie soUen geringere Koizwirkungen haben'").
Zimtsäureallylester CgHs • CH: CH • COO • CHa-CH: CHa polymerisiert sich
beim Erwärmen zu einem Harz, welches mit dem Perubalsam identisch sein soll.
/ 10"^13
Arhoin C,H3^C00 ■ CjHj ist eine als Antigonorrhoicum empfohlene Ver-
bindung des Diphenylamins mit Thymylbenzoesäureäthylester, von bremien-
dem Geschmacke^i).
Isovaleriansäurepräparate.
Die käufliche Isovaleriansäure, welche durch Oxydation von Gärungsamyl-
CH
alkohol entsteht, besteht aus der inaktiven Isovaleriansäure (^-gä>CH CHj ■ COOH
C TT
und der aktiven Isovaleriansäure ^^jj^^cH ■ COOH .
1) Riedel, DRP. 275 794.
-) Verein. Chem. Werke-Charlottenburg, DRP.-Anm. V. 9503 (zurückgezogen).
3) DRP. 183 185. ^) DRP. 167 170. ') Bayer, Elberfeld, DRP. 235 357.
«) DRP. 208 833. ') DRP. 217 189, Zusatz zu DRP. 208 833. ^) DRP. 245 532.
9) Baver, DRP. 248 255 (Patent erloschen). i") Bayer, DRP. 298 185.
") Medizin. Woche 1903, 48. — Therap. Monatshefte 1904, Nr. 7.
768 Campher und Terpene.
Weder Isovaleriansäure (und ebensowenig Baldrianöl) besitzen die typische
Heilwirkung der Valerianatinktur.
B y k , Berlin '), stellt den a-Bromisovaleriansäurecster des Cholesterins durch Ver-
esterung der beiden Komponenten her, mid zwar durch Einwirkimg des Säinechlorids aui
entwässertos Cholesterin bei Gegenwart von Diäthylanilin in benzolischer Lösung.
Isovaleriansäurebenzylester erhält man durch Behandlung von Benzylalkoliol oder
dessen Derivaten mit Isovalerian=;äure und deren Derivaten, z. B. Benzylchlorid und iso-
valeriansaures Natron oder Benzylalkoliol, Pyridin und Isovalerylchlorid, oder Isovalerian-
säure, Benzylalkohol und konz. Schwefelsäure-).
Unter dem Namen Valyl haben Kio n ka und Liebreeht^) Isovaleriansäure
diäthylamid empfohlen als Valerianpräparat von angebhch konstanter Wirkung
bei Hysterie usw.
Dialkylierte Amide'') der Isovaleriansäure und der a-Bromisovaleriansäure werden
dargestellt, indem man offizineile Baldriansäiu'e oder deren Derivate oder a-Bromisovaleryl-
bromid mit sekundären aliphatischen Aminen behandelt. Im Gegensatze zu dem wenig
wirkenden Valeramid und Isovaleramid sollen die dialkylierton Derivate eine starke phar-
makologische Wirkung zeigen.
Ersatz des Imidwasserstoffes des Diäthylamin durch das Thymylmethylen-
radikal führt zu einer stärker wirkenden Base, die wie Sahcyldiäthylamid
wirkt. Bei Einführimg der Homologen der Fettsäurereihe — Essigsäure,
Propionsäure, Buttersäure, Isovaleriansäure — ergibt es sich, daß die Intensität
der Wirkung mit dem Molekül wächst. Auch in der Reihe der Dialkylamine
selbst — Diäthyl-, Dipropyl-, Dibutyl-, Diamylamin — ergibt sich eine Steige-
rung der Wirkung mit der Zunahme der Größe des Moleküls. Am stärksten
wirkt Diamylamin, ohne daß ein Unterschied gegenüber dem Isovaleriansäure-
diäthylamid (Valyl) in qualitativer Hinsicht vorhanden war. Bei der Wirkung
des Valyls handelt es sich anscheinend nicht um Valeriansäurewirkung, sondern
um Amidwirkung.
ErnestFourneauä) empfiehlt das Bromhydrat des Isovaleriansäureesters
des Dimethylaminooxyisobuttersäurepropylesters (CH3)2N • C(CH3)(COOC6Hg)
• 0 • CO • CHj • CH(CH3)2 als Mittel gegen Schlaflosigkeit und andere Störungen
des Nervensystems. Es schmeckt bitter und unangenehm.
Adamon ist Dibromdihydrozimtsäureborneolester C^H^ • CHBr • CHBr
• COO • CjgHj, , erhalten durch Bromieren des Zimtsäureborneolesters, es soll
die Baldrianpräparate ersetzen*).
Die Isovalerylverbindung des 4-Methylamino-l-phenyl-2.3diinethyl-5-pyrazolon er-
hält man, indem man Isovaleriansäure, deren Anhydrid oder Chlorid auf die Base einwirken
läßt, oder indem man 4-Isovalerylaraino, l-phenyl-2.3-dimethyl-5-pyrazolon methyliert').
Der methylierte Körper wirkt stärker narkotisch als der niehtmethylierte.
Ein geruchlos lösliches Isovaleriansäurepräparat ist nach H. Voswinkel') das Cal-
ciumsalz der Isovalerylmandelsäure.
Dubatol ist isovalerylmandelsaures Calcium, rein bitter schmeckend, es
soll ein Einschläfenmgsmittel sein.
Ein festes wasserlösliches Isovaleriansäurepräparat erhält man, wenn man Iso-
valeriansäure in Isovalerylchlorid überführt, dieses in Benzol auf Mandelsäure einwirken
läßt und das Calciumsalz der Isovalerylmandelsäure darstellt').
Valamin ist der Isovalerylester des Amylenhydrats ; es soll in der Herz-
therapie günstige Wirkimgen haben.
>) DRP. 2U 157. ») Bayer, Eilberfeld, DRP. 165 897.
ä) Deutsche med. Wochenschr. 1901, Nr. 49. ') DRP. 129 967.
^) Journ. de Pharm, et de Chim. [6] ST, 513. «) DRP. 275 200.
') Höchster Farbwerke, DRP. 243 197. *) Apoth.-Ztg. 36, 1057 (1911).
9) Kruft, DRP. 292 961.
Isovaleriansäurepräparate. 769
Geruchlose oder wenig riechende Ester aus Isovaleriansäure und therapeutisch wirk-
samen Alkoholen, wie Menthol, Bomeol und Isobomeol, erhält man, wenn man die Bal-
driansäure mit Chloressigestem der genannten Alkohole zu Isovalerylglykolsäureestem
vereinigt. Durch Einwirkung von Chloressigsäiu-ebomylester und isovaleriansaurem
Natrium, z. B. erhält man den Isovalerylglykolsäurebornylester^).
Man kann auch ähnliche Verbindungen, welche schwach oder gar nicht riechen, aus
Phenolen herstellen, z. B. den Isovalerylglykolsäurethymolester").
Krystallisierte, geruch- imd geschmacklose Verbindungen aus Isovaleriansäure oder
Bromisovaleriansäure und Menthol, Bomeol, Isobomeol und Thymol erhält man, indem
man Isovaleriansäure oder ihr Bromderivat mit ihnen zu acetyUerten Carbaminestem
vereinigt. Die entstehenden Verbindungen zerfallen im Organismus in die wirksamen
Komponenten, Bromvalerylisobomylurethan erhält man aus Carbaminsäurebomylester,
Bromiso valerj-lbromid und Dimethylanilin beim Erhitzen auf 70—80°. In gleicher Weise
erhält man analoge Verbindungen^).
a-BromisovaleryUiamstoff erhält man durch Einwirkimg von «-Bromisovaleryl-
halogenid auf Mercurocyanat und Behandlung des gebildeten a-Bromisovalerylcyanats mit
Ammoniak, wobei sich «-BromisovaleryUiamstoff ausscheidet*).
Baldrianol ist Isovalerylcarbamid.
Durch Einwirkung von Acetylsalicylsäure auf a-Bromisovalerylhamstoff in mole-
kularen Mengen erhält man eine Verbindung der beiden Komponenten^).
a-Bromisovaleriansäurederivate aliphatischer primärer Amine, welche sedativ wir-
ken, erhält man aus a -Bromiso valerylbromid und Methylamin, und zwar a-Bromiso-
valerylmethylamid. Mit Athylamin erhält man das Äthylamid*).
a-Bromisovaleryl-p-phenetidid erhält man aus dem Halogenderivate der a-Brom-
isovaleriansäm-e und aus Phenetidin. Der Körper hat antineuralgische, aber keine anti-
pyretischen Wirkungen [P. Bergeil)'].
Phenoval ist a-Bromisovaleryl-p-phenetidid (CH3)2 • CH • CHBr • CO • NH
• CgH4 • OC2H5) . Es wird als Sedativum und Hypnoticum empfohlen.
Brophenin ist Bromisovalerylaminoacetyl-p-phenetidid.
Derivate des Glykolsäureureids erhält man durch Einwirkung von Bromacetylham-
stoff auf Salze einer organischen Säure*).
Gleiche Verbindungen erhält man bei Anwendung \on Brom- und Chloracetyl-
urethanen. Beschrieben wird die Darstellung von Acetylglykolurethan , Bromisovaleryl-
glykolurethan , Salicylsäureglykolylurethan , Bromisovalerylglykolylearbaminsäuremethyl-
ester vmd SaUcylsäureglykolylcarbaminsäuremethylester' ).
AcyUerte Harnstoffe gehen beim Erwärmen mit Formaldehyd imd sekundären Basen
in basische acyUerte Hamstoffderivate über; sie entstehen auch, weim man die Reaktions-
produkte von Formaldehyd und sekundären Basen, die Dialkylaminomethj'lalkohole oder
die Tetraalkyldiaminomethane auf die acylierten Harnstoffe einwirken läßt. Das Ver-
fahren liefert basische wasserlösliche Acylhamstoffderivate, welchen die physiologische
Wirksamkeit der Acylhamstoffe noch zukommt; so besitzt z. B. Diäthylacetylpiperidyl-
methj-lhamstoff hjfpnotische, der Isovaleryldiäthylaminomethylhamstoff, Isovalerian- imd
das Camphersäuredipiperidyldimethyldiureid Campherwirkung.
Durch Einfülirung des Isovalerylrestes in die Aminogruppe von aromatischen Säure-
amiden gelangt man zu Verbindungen, die die schlafmachende Kraft der Säureamide voll-
ständig behalten, aber im Vergleich mit den Säureamiden selbst geringe Giftigkeit besitzen.
Man stellt sie dar, indem man die aromatischen Säureamide mit Isovalerylhalogeniden
bzw. deren Derivaten entweder direkt, z. B. durch Zusammenschmelzen, oder aber in
trockenen, organischen Lösimgsmitteln bei Gegenwart von organischen oder anorganischen
säurebindenden Mitteln, z. B. durch Kochen, in Reaktion bringt. Bei dieser Arbeitsweise
kommt man insbesondere mit a-Bromisovalerylhalogeniden zu therapeutisch wirksamen
Stoffen. Man kann die bromhaltigen Derivate auch erhalten, indem man auf die aroma-
tischen Säureamide Isovalerylchlorid einwirken läßt und die erhaltenen Produkte in der
Seitenkette bromiert. Dargestellt wurden !\-Bromisovalerylzimtsäureamid , a-Dibrom-
hydrozimtsäureamid - a - bromisovalerianat , a - Bromisovalerylbenzamid , Bis - a - bromiso-
valerylsalicylamid , Benzamidisovalarianat , Zimtsäureamidisovalerianat und Dibrom-
hydrozimtsäureamidisovalerianat ^°).
1) DRP. 294 877. ^) DRP. 252 157. ^) DRP. 260471, Zusatz zu DRP. 252 157.
*) DRP. 263 018. 5) DRP. 274 349. «) DRP. 261 877. ') DRP. 277 022.
8) DRP. 247 270. ^) DRP. 266 121, Zusatz zu DRP. 247 270.
1») Einhorn, DRP. 284 440.
Fränkel, Armeimittel-Synthese. 5. Aufl, 49
770 Campher und Terpene.
Durch Einwirkung von a-Bromisovalerylhaloiden auf Isoharnstoffäther der allge-
meinen Formel NHj — ^^„tt (R = Alkyl oder Aralkyl) gelangt man zu den a-Bromiso-
valorianylliamstoffäthern, welche Sedativa sind. Beschrieben sind a-Bromisovalerylham-
stoffmethyläther und Bromisovalerylisohamstoffäthyläther i).
Wenn man auf Salicylsäiu-e-p-aminophenylester a-Bromisovalerylhaloide oder auf
Isovalerylsalicylsäure-p-aminophenylester Brom einwirken läßt, erhält man «-Bromiso-
valeryl-salicylsäure-p-aminophenylester. Die Verbindung wirkt hypnotisch^).
a-Bromisovalerylamid geht bei der Einwirkvmg von Oxalylchlorid in Bis-a-bromiso-
valerylharnstoff über: 2 {CS^)^ = CH • CHBr — CO — NHj + CJd„C\^ =
(CHäJj = CH — CHBr — CO — NH>^^p„ , „ „„, , „„
(CHs)^ = CH — CHBr — CO — NH>^" + ^ HU + CO
Die Verbindung soll sedativ imd hypnotisch wirken^).
1) Perelstein und Bürgi, DRP. 297 875.
") Bayer, DRP. 277 466.
3) Abelin - Lichtenstein - Rosenblatt, DRP. 291 878.
Neuntes Kapitel.
Glykoside.
Im allgemeinen kann man als Regel ansehen, daß die Glykoside intensiver
■wirken als der wirksame Spaltung derselben, das entsprechende Phenol oder
der Alkohol. Waren aber der wirksame Spaltung eine Base oder ein Alkaloid,
so ist das Gh'kosid entweder gleich wirksam oder schwächer wirksam.
Consohdin, ein Glykosid aus Boragineen (Cynoglossum off., Anchusa off.,
Echium vulgare) wirkt lähmend auf das Zentralnervensystem. Beim Kochen
mit Säure zerfällt es in Gh'kose und ConsolicLn. Letzteres mrkt daim dreimal
so stark wie Consilidin^).
Consoücin lädiert z. B. das Zentralnervensystem dreimal stärker als das
zugehörige Glykosid, das Consohdin. (Im Gegensatze zu den N-freien Glyko-
siden).
Durch die Glykosidbüdung entsteht häufig eine Substanz, deren Wirkung
von der des Paarlings wesentlich verschieden ist; so ist z. B. DigitaUn ein Herz-
gift, das daraus abgespaltene DigitaUresin ein Krampfgift.
Globularin verringert die Hammenge, während Globularetin starke Diurese
erzeugt.
Adonidin aus Adonis vemahs besteht aus zwei Glykosiden, der Adonidin-
säure und dem neutralen Adonidin, deren Wirksamkeit auf das Her^ ähnlich ist ^)
Die Säure wirkt überdies hämolytisch. Adonidin wirkt, wenn auch schwächer
als Cocain, lokalanästhesierend^). Ebenso wirkt Helleborein lokalanästhe-
sierend, ebenso Rosaginüi^).
Auch p-Strophanthin wirkt lokalanästhesierend, macht aber gleichzeitig
Entzündungserscheinungen .
Eine Reihe von Glykosiden der Oxymethylanthrachinone wirkt abführend
(s. d.).
Helleborein CjgH^^Ojj wird durch Säure in Zucker imd Helleboretin ge-
spalten. Helleborein ist ein intensives Herzgift, 3 cg töten ein Kaninchen in
V4 Stunde. 1 — 2 g Helleboretin sind bei Hunden ohne jede Wirkimg.
Antiarin*) spaltet bei der sauren Hydrolyse Antiarigenin ab, welches wohl
die für die DigitaHsgruppe charakteristische Wirkung auf das Proschherz zeigt,
aber in weit geringerem Maße als Antiarin.
Barbaloin wirkt zweimal schwächer abfülirend als Aloeemodin.
Die Verbindungen der auf das Herz wirkenden DigitaHsgruppe scheinen
aUe das Gemeinsame zu haben, daß sie Glykoside von cholesterinähnlichen Ver-
bindungen sind. Leider ist die Chemie dieser Verbindungen trotz zahlreicher
Arbeiten (0. Schmiedeberg, Kiliani usw.) noch dunkel.
1) Arch. d. Pharm. 838, 505. — Karl Greiner, AePP. 40, 287.
2) J. M. Fuchelmann, Diss. Kostock (1911).
3) A. Schildlowski, Diss. Petersburg (1907).
«) Pierzcyek, Arch. d. Pharm. 1890, 352. — Ehrenthal, Arch. d. Pharm. 1890,357.
5) Kiliani, Arch. d. Pharm. 34, 438. — Karl Hedbom, AePP. 45, 342 (1901).
49*
772 Glykoside.
Das Krötengift Bufotalin sowie das nordamerikanische Klapperschlangen-
gift Ci'otalotoxin und das Ophiotoxin stammen wahrscheinlich von Cholesterin
resp. von der Cholalsäure ab. Diese Giftwirkungen sind ähnlich den Sapotoxi-
nen und einzehie von Windaus dargestellte Oxydationsprodukte des Chole-
sterins zeigen ähnliche Wirkungen i), wie Gallensäure imd Saponine. Sie sind
schwer resorbierbar, machen Nekrose, Pulsverlangsamung und Hämolyse. Diese
sauren Oxydationsprodukte erinnern in ihrer lokalen Wirkimg an das Vipern-
gift2).
Bufotalin CjßHggOg hat zwei Doppelbindungen und besitzt vier Ring-
systeme wie die Gallcnsäuren und die dem Lacton Bufotalan entsprechende
Oxysäure C^^H^fß^ ist isomer mit der Desoxycholsäure. Wahrscheinlich findet
sich im Bufotalin dieselbe carboxylführcnde Seitenkette wie in den Gallen-
säuren. Das Carboxyl bildet jedoch mit einem in der j'-Stellung eingetretenen
Hvdroxyl ein Lacton ^---^ _^— -\ . Die Giftwirkung des Buiotalms ist
an die Lactongruppe gebunden und bei der Bufotalsäure nicht mehr vor-
handen').
Cholesterin wrkt auf das Froschherz beträchtUch stimulierend, und zwar
auf die systohsch Eenergie, während es die Häufigkeit der Herzschläge nicht
beeinflußt. Es wirkt direkt als Stimulans auf die Muskelsubstanz*).
Glykoside werden von Hefezellen und vom Herzen nicht aufgenommen^).
Es scheint als ob die Glykoside, da sie von den Zellen zu schwer oder gar
nicht resorbiert werden, ledighch Membrangifte, beziehungsweise die Membran
reizende Gifte sind. Es mag damit auch zusammenhängen, daß die Darmschleim-
haut die glykosidisch gebauten Biosen, Rohrzucker und Milchzucker nur sehr
schwer oder gar nicht resorbiert, während die Monosen glatt a\ifgenommen
werden. Die abführende Wirkung des Milchzuckers hängt vielleicht mit der
Membranreizung seitens dieses Glykosids zusammen.
BeiderStrophanthinwirkungkonnteW. Straub einen nachweisbaren Gift-
verbrauch nicht konstatieren, so daß keine Speicherung stattfindet. Die phy-
siologische Intensität der StroiDhanthin-n-irkimg ist von der Konzentration des
Glykosids in der den Ventrikel umspülenden Flüssigkeit abhängig. Straub
nimmt nur an der Grenzschicht eine fast irreversible Reaktion an, ohne daß das
Glykosid in die Zellen eindringt. Er sucht die Spezifität der Digitaliswirkung
nur darin, daß nur die Oberfläche der Herzmuskelzellen, nicht aber im gleichen
Maße auch andere Ovganismuszellen mit dem Digitaliskörper reagieren*).
Strophanthin, nach Fraser-Feist avis dem Kombesamen hat die empirische
Formel CioHggOjg . Das Arnaudsche Glykosid, Pseudostrophanthin genannt,
unterscheidet sich durch einen Mindergehalt von drei MolekiÜen Wasser. Beide
Verbindungen enthalten eine Methoxylgruppe, doch findet sich diese nach
der Hydrolyse beim Strophanthin im Kohlenhydratspaltling, während sie beim
Pseudostrophanthin im Pseudostrophanthidiii bleibt. Pseudostrophanthin ist
viel schwerer spaltbar. Es wirkt subcutan injiziert fast doppelt so stark als
Strophanthin. Pseudosti-ophanthin ist mit Strophanthin -Merck identisch. Bei
der Hydrolyse zerfällt Strophanthin in Strophanthidin und ein Kohlcnhydrat :
CioHeeOxa = (C^H^gH, + 2 H^O) -1- C^HsiOio
1) E. S. Faust, AePP. 64, 244 (1911). ^) F. Flury, AePP. 66, 221 (1911).
=) H. Wieland, Sitzungsb. der Ba>T. Akad. d. Wiss., 1930. 329.
*) B. Danilewskv, Pflügers Archiv 130, 181.
') Bokornv, Chem. Ztg. 34, 1. — W. Straub, BZ. 38, 392 (1910).
«) W. Straub, BZ. 28, 392 (1910).
Glykoside. 773
Die Strophaiithidinformcl läßt sich auflösen in
0H(C„H3,0,)Ä0
Die beiden Sauerstoffe des Kernes gehören höchstwahrscheinlich auch
HydroxylgrupjDen an, außerdem ist mindestens ein Benzolkern und die Gruppe
CH: CH enthalten. Der Spaltzucker ist Strophanthibiosemethyläther').
Nach den Angaben von D. H. Brauns und 0. E. Glos so u^) ist das krystal-
linische Kombestrophanthin von Arnaud mit dem ihrigen identisch, das Ar-
naudsche Strophanthinhydrat dürfte amorphes saures Strophanthin gewesen
sein, beide geben bei der Spaltung dasselbe Strophanthidin, welches mit dem
Feistschen identisch ist. Sowohl das krystallinische als auch das saure amorphe
Kombestrophanthin zeigen die typische Wirkung eines Herztonicums, jedoch
ist das amorphe saure nur Ys so wirksam als das krystallinische.
Trimethylostrophantin -wirkt qualitativ imd quantitativ sehr ähnlich -wie
Strophanthin selbst. Es teilt mit dem Strophanthin den raschen Eintritt der
Digitaliswirkung, wirkt eher nachhaltiger, zeigt aber auch stärkere kumulative
Eigenschaften als die Muttersubstanz. Besondere Vorteile vor dem Strophan-
thin scheinen dem Methylstrophanthin somit nicht zuzukommen^).
Fast alle Saponinsubstauzen haben eine Wirkinig auf das isolierte Kalt-
blüterherz mit Ausnahme von Eupatorin und dem neutralen Sapogenin des
Spinatsamens. Zum Teil wirken sie giftig noch bei sehr hoher Verdünnung;
fast immer tritt bei noch stärkerer Verdünnung eine Steigerung der Herz-
tätigkeit ein, die bei weiterem Zufügen der Substanz nachläßt und schwächend
auf das Herz wirkt. Die Sapogenine zeigen fast immer eine sehr viel geringere
Wirkung. Nur beim neutralen Saponin der Polygala amara und seinem Sapogenin
ist ein Unterschied in der Wirkung kaum zu erkennen. Das Rebaudinsapogenin
und das Sapogenin des neutralen Senegasaponins wirken stärker als ihre Mutter-
substanz*).
Das giftige Glucosid Atractylin CjQHjjKjSoOjg gibt ganz ungiftige Spalt-
produkte, und zwar Schwefelsäure, Valeriansäure und eine unbekannte Sub-
stanz. Der Organismus spaltet es in gleicher Weise wie Kahlauge^).
Der Spalthng aus Digitoxigenin wirkt subcutan noch in 20 fach größerer
Menge (als Digitoxigenin) gar nicht und am ausgeschnittenen Herzen in zehn-
facher Konzentration viel schwächer als Digitoxigenin [Straub)*].
Unzersetzte Digitahsglykoside werden nur m geringer Menge ausgeschieden.
Der größte Teil der Glykoside wird im Körper gespalten und läßt die Genine
in den Harn übertreten; nur etwa 1% oder weniger der eingespritzten Substanz-
mengen läßt sich in physiologisch wirksamer Form nachweisen').
Digitoxin läßt sich durch Erwärmen mit Natronlauge in Digitoxüisäure
verwandeln. Die Salze dieser Säure sind physiologisch unwirksam (Kiliani).
Das reine Digitoxin C44H-QO14 spaltet im Hochvakuum eine pharmakologisch
indifferente Substanz CgHjjO^ ab, die sublimiert. Der verbleibende Rest, Digitan
genannt, C3ßH5gOjg verhält sich pharmakologisch wie Digitoxin. Durch Säuren
1) Feist, BB. 33, 2063, 2069 (1900). — Fräser, Strophanthiis, Edinbourgh 1887. —
Arnaud, Cr. 101, 181, 1162. ^) Asch. d. Pharm. 2.53, 294.
=>) J. Her zig und R. Schönbach, M. f. C. 33, 673 (1912) (untersucht von Schapkaiz).
*) Fritz Weinberg, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 20, 153 (1919).
*) A. Pitini, Arch. Farmacol. sperim. 29, 88 (1920).
«) H. Kiliani, BB.. 53, 246 (1920).
') C. G. Santesson, Deutsche Physiolog. Gesells. 26. bis 28. Mai 1920: Berichte
über die ges. Physiol. 2, 188 (1920).
774 Glykoside.
läßt sich das Digitan in 1 Mol. Digitoxigenin und 2 Mol. Digitoxose quantitativ
spalten. Bei der Säurespaltung des Digitoxins entstehen quantitativ 1 Mol.
Digitoxigenin, 2 Mol. Digitoxose und 1 Mol. einer öligen Substanz. Die
sublimierbare Substanz gibt bei einer Säurebehandlung eine mit der öligen
Substanz identische Substanz. Das Öl gibt stark die Digitoxosereaktion, ist
kein Zucker und pharmakologisch indifferent. Das Digitoxigenin C24H38O4
besitzt noch eine deutliche Herzwirkung, die aber qualitativ und quantitativ
etwas verschieden ist von der des Digitoxins, daneben ist sie aber ein starkes
zentrales Krampfgift. Aus dem Digitoxigenin erhält man durch Säurebehand-
lung in der Wärme Anhydrodigitoxigenin C24H34O3 . Das gleiche Produkt er-
hält man aus dem Digitoxin bei intensiverer Säurespaltung. Es besitzt keine
Herzwirkung mehr, wohl aber die Krampfwirkimg. Aus dem Digitoxigenin
erhält man die DigitoxigeninsäureC24H3805, die keine pharmakologische Wirkung
mehr zeigt. Die Herzwirkung des Digitoxins ist bedingt durch die Anwesenheit
mehrerer Hydroxyle^).
Durch Behandeln mit Benzoylchlorid und Stearinsäurechlorid erhält man
krystallisierte Substitutionsprodukte des Digitoxins, wobei immer fünf Säm'e-
reste eintreten. Die erhaltenen Produkte besitzen keine pharmakologische
Wirkung mehr. Werden nur zwei Hydroxyle verschlossen, so ist die Herz-
wirkung eme abgeschwächte. Die Benzoyherung des Digitans vernichtet ebenfalls
dessen Wirkung auf das Herz.
AcetyUert man Digitoxigenin, so tritt nur ein Acetylrest ein. Das erhaltene
Produkt zeigt keine Herzwirkimg mehr, wohl aber die Krampfwirkimg. Es
verhält sich somit ähnlich wie Anhydrodigitoxigenin. Die für die Herzwirkung
maßgebende Hydroxylgruppe des Digitoxigenins ist somit in beiden Produkten
unbrauchbar geworden, während für die Krampfwirkung offenbar eine andere
Grujjpe in Betracht kommt.
Sowohl Antiaringenin (der zuckerfreie Spaltung von Antiarin) als auch
Strophanthingenin (Strophanthidin) (der zuckerfreie Spaltung von Strophanthin)
sind wirksam^).
Straub faßt bei den Digitalisglykosiden die Beziehung zwischen Wirkung
und Bau dahin auf, daß die prinzipielle Herzwirksamkeit des ganzen Mole-
küls im Genin liegt, daß aber die Herzspezifität erst durch den Eintritt des
Zuckermoleküls entsteht.
Herzstillstand, der als Folge calciumfreier Speisung des Herzens auftritt,
wird durch Strophanthin behoben. Die MögUchkeit dieser Wiederbelebung ist
an die Gegenwart von Calcium im Herzen geknüpft. Es erscheint sehr wahr-
scheinUch, daß das Wesen der wichtigsten Strophanthinwirkung in Sensibih-
sierung des Herzens für Calcium besteht. Nur Schädigungen der Herztätigkeit
infolge Calciummangel werden durch Strophanthin behoben. GitaUn wirkt
ebenso wie Strophanthin (0. Loewi).
O • C,H„05
/OH
Fraxin C.Hr O • CH3 hat eine geringe physiologische Wirkung. Beim
\CH = CH-CO
O 1
Hunde übt es in Dosen von 2 g pro kg auf Blutdruck und Temperatur keinen
Einfluß aus und erzeugt keine Vergiftungserscheinungen. Die Hauptmenge
wird innerhalb 24 Stunden im Harne miverändert ausgeschieden. Auch bei
>) M. Cloetta, AePP. 88, 113 (1920).
2) AePP. 45, 242 (1901); W, 395 (1913).
Glykoside. 775
Mäusen ist es relativ ungiftig; beim Frosche zeigt es eine leichte Beeinflussung
der Herztätigkeit').
Die Additionsverbindung von Glucose und Resorciii ist ungiftig, während
Resorcin und ein Gemenge von Resorciii und Glucose beim Frosch giftig wirken.
Die Verbindung wird unverändert ausgeschieden^).
Cymarin gehört in die Gruppe der Digitalisstoffe und wirkt stärker als
Apocynamarin, welches in der Wirkung mit dem Cynotoxin vollkommen über-
einstimmt. Cymarin läßt sich in Cymarigenin und einen Zucker spalten; dieser
Zucker, die CjTnarose, ist der Methyläther eines Zuckers CgHjjO^ , welcher wahr-
scheinlich Digitoxose ist. CjTuarigenin ist mit dem Strophanthidin identisch.
Tatsächlich ist auch Cymarin dem Strophanthin pharmakologisch sehr nahe-
stehend*).
Die noch glykosidreiche Cymarinsäure ist 500 mal weniger wirksam als ihr
Lacton, das Cymarin. Noch einschneidender ist die Verwandlung des Cjinari-
genins in das Isocymarigenin mit einer fast totalen Wirksamkeitsaufhebung.
Die Veresterung des Cymarigenins bzw. Strophanthidins mit Benzoesäure
macht eine Substanz, die dem zugehörigen glykosidischen Äther SOfach nach-
steht, dem Grenin dreifach.
Die Lactongruppe ist von wesentlicher Bedeutung für die Wirksamkeit
des Cymarins, obwohl keines der anderen Produkte ganz unwirksam ist*).
1) G. B. Zanda, Arch. d. Farmacol. sperim. 15, 117 (1913).
*) L. Pigorini, Arch. d. Farmacol. sperim. 14, 353 (1912).
') A. Windaus imd L. Hermanns, BB. 48, 979 (1915). — Impens, Pflügers
Archiv 153, 239 (1913). — M. Kuroda, Zeitschr. f. d. gas. exp. Med. 4, 55 (1914).
*) W. Straub, BZ. 'J5, 132 (1916).
Zehntes Kapitel.
Reduzierende Hautmittel.
In der Dermatologie stellt sich insbesondere bei der Behandlung der Psori-
asis das Bedürfnis ein, Verbindungen auf die Haut zu bringen, welche reduzie
rend wirken.
Die alte Erfahrung, daß das Ararobapulver günstige Erfolge bei der Be-
handlung der Psoriasis zeitigt, hat Veranlassung gegeben, sich mit den che-
mischen Vorgängen bei Anwendimg dieses Präparates zu beschäftigen. Das
Ararobapulver besteht zum größten Teile aus emer Chiysarobin genannten
Substanz, welche bei Gegenwart von Alkalien, aber auch ohne diese, aus der
Luft Sauerstoff aufnimmt und sich hierbei in Chrysophan verwandelt.
Chrysarobin ^) OH
CH, C OH
\A/\/
Chrysophansäure
CH OH
CO OH
Chrysophan ist als ein Dioxymethylanthrachinon anzusehen. Chrysarobin
ruft an allen tierischen Geweben heftige Reizzustände hervor.
Chrysophanhydroanthron Cj5Hj203, mit dem Chrysarobin isomer, macht
am Auge heftige entzündliche Erscheinung, auf der Haut Reizwirkungen und
eine charakteristische rotbraune Pigmenticrung. Innerhch wirkt es reizend
auf den Verdauungstrakt und die Niere, zum Teil wenigstens wird es als Chry-
sophansäure ausgeschieden^).
Die Erkenntnis, daß beim Chrysarobin wesentlich die Sauerstoffgierigkeit
der Substanz die eigentümliche therapeutische Wirkung ausübt, hat natürlich
die Möghchkeit geboten, eine Reihe anderer Substanzen, welche sich ebenfalls
sehr gierig mit Sauerstoff verbinden, zu dem gleichen Zwecke zu verwenden.
So hat insbesondere Pyrogallol q^
^0H
JoH
aus dem gleichen Grunde eine ausgebreitete Verwendung gefunden. Nun
kommen aber sowohl dem Chrysarobin, als auch dem Pyrogallol auch haut-
reizende Wirkungen zu. Es haben sich naturgemäß nun zweierlei Bestre-
bungen geltend gemacht. Die eine Richtung war bestrebt, die schädhchen
') Hesse, Liebigs Ann. 309, 73.
2) K. Iwakawa, AePP. 65, 315 (1911).
Reduzierende Hautmittel. 777
Nebenwirkungen des Ckrysarobiiis und des Pyrogallols durch chemische Ver-
änderungen dieser Substanzen zu beseitigen, während die andere es sich zur
Aufgabe machte, unter der großen Reihe von reduzierend wirkenden Sub-
stanzen aus den verschiedensten chemischen Gruppen solche auszusuchen,
welche reduzierende Wirkungen mit möglichster Reizlosigkeit vereinigen.
Unna') schlug vor, statt des Pjrrogallols das oxydierte Parapyrogallol,
welches man durch Einwirkung von atmosphärischer Luft imd Ammoniak auf
Pyrogallol erhält, bei der Psoriasis zu benützen, indem er annahm, daß Pyro-
gallol nicht a's solches wirke und seine therapeutischen Effekte nicht so sehr
die Folge eines Reduktionsprozesses der Hautelemente seien, als vielmehr im
wesentlichen auf der Wirkung des Oxydationsproduktes selbst beruhen; dem
oxj'dierten Pjrrogallol gehen aber die reizenden Wirkungen des Pyrogallols ab.
Anders verhält es sich aber beim Chrysarobin. Das Oxydationsprodukt des
Chrysarobins, Chrysophan, wirkt nicht so wie Chrysarobin und nicht wie
oxydiertes Pyrogallol. Hier scheint also ein grundsätzlicher Gegensatz zu be-
stehen, wenn sich die Angaben von Unna als richtig erweisen^).
Ein anderer WVg war gegeben durch den gewöhnlichen Vorgang, einige
von den reaktionsfähigen Hydroxylgruppen des Chrysarobins, des Pyrogallols
und äknücher Körper zu verschließen. So wurde vorgeschlagen, aus dem Chry-
sarobin das Di- und Tetraacetat darzustellen.
Da bei der Acetylierung des Clirysarobins nach C. Liebermann sich ein Hexa-
acetylprodukt, das vmlösüch ist, bildet, bedient man sicli mit Vorteil, ivm lediglich niedere
Acetylprodiikte zu erhalten, eines Verdünmmgsmittels. Man kann mit Acetylchlorid oder
Essigsävireanliydrid oder mit Essigsäureanhydrid und Natriumacetat in Xylol oder Eis-
essiglösung kochen').
Das Tetraacetat des Chrysarobins, Lenirobin genannt, reizt die Haut viel
weniger als Chrysarobin und hat den Vorteil, die Wäsche nicht so zu beschmutzen
Das Triacetat, Eurobin genannt, unterscheidet sich hingegen in seinen thera-
peutischen Effekten nicht wesentlich von der Grundsubstanz selbst*).
Ebenso winden aus Pyrogallol und dem ihm nahestehenden Resorcin
OH
OH
Acetylderivate in gleicher Absicht dargestellt.
Die Darstellung des Triacetylpyrogallols^) geschieht am besten durch Erhitzen von
Pyrogallol mit Essigsäureanhydrid und Natriumacetat. Bei der Einwirkung von Acetyl-
chlorid auf Pyrogallol entsteht nämlich neben den Acetaten des Pyrogallols Gallacetophenon
C5H2(CH3 • CO){OH)3 und seine Derivate. Glatt erhält man Pyrogalloltriacetat durch
Acetyheren von Pyrogallol mit Essigsäureanhydrid bei Gegenwart einer Mineralsäm-e*).
Pyrogallolmonoacetat') erhält man durch Erwärmen von Pyrogallol in Eisessig mit
der entsprechenden Menge Essigsäureanhydrid. Nach Abdestillieren der Essigsäure hinter-
bleibt das gewünschte Produkt. Ebenso erhält man den Körper durch Einwirkung von
Acetylclilorid auf eine Eisessiglösung von Pyrogallol. Schließlich kann man ilm am ein-
fachsten durch Zusanunenbringen von Pyrogallol mit dem doppelten Gewichte Essigsäure-
anhydrid und Erwärmen erhalten. Durch Wasser wird Pyrogalloltriacetat gefällt. Durch
Zusatz einer löproz. Kochsalzlösung krystallisiert aus der Mutterlauge das Diacetat heraus.
Durch Äther läßt sich dann aus der Mutterlauge das 3Ionoacetat ausschüttehi.
Monoacetylresorcin erhält man durch Acetylieren von Resorcin in Eisessig mittels
der berechneten Menge Essigsäureanhydi-id oder Acetylchlorid. Nach Abdestillieren der
Essigsäure hinterbleibt das gewünschte Reaktionsprodukt*).
1) Dtsch. med. Ztg. 1896, Nr. 84. ^) Therap. Wochenschr. 1897, 1043.
3) DRP. 105 871.
103 857.
3) DRP. 105 871.
*) Krohmayer und Vieth, Monatshefte f. prakt. Dermatol. 87, I (1898).
5) DRP. 105 240. «) DRP. 124 408. ') DRP. 104 663. ») DRP. 10
77S Reduzierende Hautmittel.
Reines, fast geruchloses Resorcinmonoacetat erhält man, wenn man das durch Acety-
lierung des Resorcins erhältliche Rohprodukt einer Behandlung mit schwach überhitztem
Wasserdampf im Vakuum unterwirft. Hierdurch wird der unangenehme Geruch beseitigt').
Unvollständig acetylierte Polyhydroxylverbindungen erhält man durch Erhitzen von
hoch acetylierten Verbindungen mit den mi veränderten Ausgangskörpern, wobei sich die
Acetylgruppen gleichmäßig über die Gesamtmenge der vorhandenen acetylierbaren Hydr-
oxyle verteilen^).
Das Triacetat des Pyrogallols, Leiugallol genannt, ist ungiftig, unlöslich
und zersetzt sich erst langsam auf der erkrankten Hautfläche. Das Eugallol
genamite Monoacetat ist flüssig vmd wasserlöslich und steht in seiner Wirkung
dem PjTogallol sehr nahe. Statt der Acetylgruppe kami man auch Salicyl-
gruppen in die Hydroxyle einführen und man erhält so ein Disalicylat, SaÜgal-
lol genannt, welches harzig ist und angeblich eine äußerst milde Wirkung
äußert. (Es hat sich nicht bewährt [Mohr].) Es ist sehr fraglich, ob das Eurisol
genannte Monoacetat des Resorcins, welches öhg ist, günstige Wirkungen äußert,
um so mehr, als es nicht ganz sicher ist, ob dem Resorcin selbst bei den erwähnten
Hautkrankheiten solche Wirkmigen zukommen. Resorcin zeigt vielmehr schwach
ätzende Eigenschaften.
Carbaminsäureester der PyrogaUol-1.3-dialkyläther katm man herstellen, indem man
auf die Salze der Alkyläther Phosgen einwirken läßt und die entstehenden Zwischenprodukte
mit Ammoniak behandelt').
Man erhält geschmacklose, in Wasser und Säure unlösliche Derivate') des Diresorcyl-
methylensalicylaldehyds'), wemi man letzteren mit acidyUerenden Agenzien behandelt.
Die nicht acetylierte Grundverbindung schmeckt schlecht. Man bekommt sowohl die
Diacetyl- als auch die Monoacetylverbindung, die beide erst im Darm gespalten werden.
Ferner wurde versucht, noch andere Verbindungen des Pyrogallols, denen
die reizende Wirkung der Grundsubstanz abgeht, darzusteUen. So wurde Gal-
lanol, Gallussäureanilid CßHa • (0H)3 • CO • NH • O^R^ + 2 H2O empfohlen. Diese
Substanz wirkt reduzierend, macht keine Flecken, ist farblos und hat neben
der reduzierenden noch eine antifermentative Wirkung*). Auch Gallacetophe-
non CH3 • CO • C8H2(OH)3 , welches aber weniger gut als Pyrogallol wirkt,
wiu-de bei Psoriasis empfolüen. Es hat vor dem Pyrogallol den Vorzug, daß
es die Wäsche nicht beschmutzt'). Da es sich beim Chrysarobm und Pyrogallol
wesentlich um die Sauerstoffgierigkeit bei ihrer therapeutischen Anwendung
handelt, so konnte natürlich eine Reihe anderer Substanzen hier zur An-
wendung gelangen. So schlug C. Liebermann vor, aus verschiedeneu Farb-
stoffen ähnlich sauerstoffgierige Körper zu machen, indem er durch Reduktion
Leukoverbindungen herstellte. So ein Körper war das kurze Zeit in Gebrauch
stehende Anthrarobin C(OH)
C.H.<^|j>CgH2(OH)2
C
H
welches durch Reduktion von AJizarin
C,H4<^°>CeH2(OH)3
entsteht, eine ungiftige Substanz, die meist unverändert, zum Teil wieder zum
Alizarin oxydiert, den Organismus verläßt. Auch das salzsaure Hydroxylamin
NH2(0H) • HCl, welches ja für den internen Gebrauch viel zu giftig, wurde von
1) Knoll, DRP. 281 099. ") DRP. 122 145.
ä) Baseler Chemische Fabrik, DRP. 194 034, Zusatz zu DRP. 181593. (Dieses
Hauptpatent siehe Kapitel Kreosot.) ■•) Bayer, Elberfeld, DRP. 123 099.
5) DRP. 117 980. «) Therap. Monatshefte 1891, 487.
') Cazeneuve und Rollet, Lyon m6d. 1893, 507.
Reduzierende Hautmittel. 779
Binz als Ersatzmittel des Chrysarobins um so mehr empfohlen, als es keine
färbenden Eigenschaften besitzt, was ja in der denuatologischen Praxis von nicht
zu unterschätzendem Wert ist. Wie Hydroxylamin wurde auch Acetylphenyl-
hydrazin CgHs • NH • XH • CO • CHg , welches ja ebenfalls stark reduzierend
wirkt, für diese Behandlung kurze Zeit verwertet. Aber es ist kaum anzu-
nehmen, daß durch die Einführung einer Acetylgruppe Phenylhydrazin seine
ekzemerregenden vmd sonst schädlichen Eigenschaften für die Haut verloren
haben soU.
Durch Reduktion von 1.8-Dioxyanthrachinon mit Zink in saurer Lösung gelangt man
glatt zum 1.8-DioxyanthranoU). An Stelle des 1.8-Dioxyanthrachinons kann man
1-Oxyanthrachinon verwenden. 1-Oxyanthranol kommt als Heilmittel gegen Psoriasis
dem I.8-Dioxj'anthranol an Wirksamkeit mindestens gleich, während z. B. das isomere
2-Oxyanthranol fast vöUig wirkungslos ist^).
Cignolin ist 1 .8-Diosyanthranol. Es wurde als Chrysarobinersatz empfohlen^).
Die Bedeutung der 1- und S-HydroxylsteUung zeigt der Vergleich zwischen
der Wirkling von Anthranol, (2)-0xyanthranol, Chrysarobin und Cignolin. Die
beiden letzteren mit der 1.8-SteUung sind den beiden ersteren in der Wirkung
auf Psoriasis überlegen, ebenso weiter das Cignolin dem Chrysarobin gegenüber.
Die stärkere Reduktion der Anthranole bewirkt eine Abschwächung und
nicht etwa Verstärkung der Wirkung.
Dihydroanthracen Dihydroanthranol Oxanthron
H, HÖH HÖH
OCO OCO O^X)
Hj Hj O
Dihydroanthranol und Oxanthron haben eine dem Anthranol nahekom-
mende Wirkung, während Dihj'droanthracen noch dahinter zurückbleibt.
Methylanthrauol wirkt noch schwächer als Anthranol.
OH
lJ\J(3)CHi
Alle stark wirksamen Mittel haben einen Faktor gemeinschaftlich, die
Oxydation an der Brücke OH
0K>
H
und die innere Bindung derselben.
Dieser Faktor an vmd für sich bedingt aber nur eine sehr schwache Wirkung,
die ungemein verstärkt wird durch bestimmte Oxydationen an den Benzol-
ringen. Oxydation in Stellung 2 bringt keine solche Verstärkung hervor, während
die Wirkungen ungemein stark sind bei gleichzeitiger Oxydation in Stellung
1 und 8.
Die Anheftung einer Methylgruppe in Stellung 3 ruft eine merkliche Ab-
schwächung hervor.
I-Oxyanthranol OH OH
o:do
H
1) Bayer, DRP. 296 091. -) DRP. 301 452, Zusatz zu DRP. 296 091.
') Unna und Galewsky, Dermatol. Wochenschr. 1916, Nr. 6 — 8.
780
Reduzierende Hautmittel.
ist genau so stark wirksam wie 1.8-Dioxyanthranol, 1.5-Dioxyanthi-anol
OHOH (1)
/
(8) HO OHOH (1)
(5) HO H
lind l.S.S-Trioxyanthranol
(5) HO H
Die Einführung von Sauerstoff in die Stellung 5 übt einen stark abschwächen-
den Einfluß auf die Verbindung aus^).
Chrysarobin ist das Anthranol der Chrysophansäure, welches ein 1.8-Dioxy-
methylanthrachinon ist.
OH OH OH
C C C
HC^^C/
|l
HC!
\C/*^CH
I
C • CH,
C
H
Cianolin
C
H
O
OH • C,H,
c
H
C„H, ■ OH
H
ist um eine Methylgruppe ärmer {1.8-Dioxyanthrancl).
Es wirkt viel rascher und energischer als Chrysarobin, so daß der Fortfall
der Methylgruppe eine Wirkungssteigerung zur Folge hat.
Istizin unterscheidet sich von der Chrysophansäure ebenfalls durch den
Mangel einer {3)-Methylgruppe.
Chrysophansäure
O
HO H,C„
96^2 <CH,
o
Istizin
O
/°\
HO • CeHg C
\c/
O
OH
Auch Istizin zeigt das analoge Verhalten, indem es rascher und stärker bei
Ekzemen wirkt als Chrysophansäure.
Das gleiche Verhalten zeigen Methylanthranol und Anthranol.
Methylanthranol
OH
Anthranol
OH
^^A
CbH,
CbH,
-0/
H
Das methylfreie Anthranol wirkt stärker als das methyherte.
M Unna, Dermatol. Wochenschr. 63, 110 (1916).
Elftes Kapitel.
Glycerophosphate.
Lecithin, welches im Eidotter vorkommt und sehr ähnlich gebaut ist wie
die ungesättigten Phosphatide, die in einer Reihe von Organen, insbesondere
aber in den Gteweben des Nervensj^stems vorhanden sind und anscheinend
physiologisch eine große RoUe bei der Tätigkeit dieser Organe spielen, ist als
ein Ester des ChoUns, also des Osyäthyltrimethylammoniumhydroxyds mit der
Stearylolevlglycerinphosphorsäure, beziehungsweise einer mit Palmitin- oder
Oleinsäure substituierten Glycerinphosphorsäure aufzufassen
CH2-0-Ci8H3,0
CH -O— C18H33O
CH, ■ O — PO — O • C0H4.
1 (CH3)3iN.
OH HO^
Lecithin spaltet Glycerinphosphorsäure,
CHj • OH
CH • OH
CHj • O • PO<Qg
auf welche wir zu sprechen kommen, bei Behandlung mit Samen oder Basen ab.
Nach den Untersuchungen von Danilewski^) erzeugt Lecithin bei der
Verfütterung eine starke Vermehrung der roten Blutkörperchen und ebenso
wird das Wach.stum von Warmblütern dm-ch Lecitliin befördert. Wemi mau
Tiere aus demselben Wurf gleichmäßig nährt und einem Teile der Versuchstiere
Lecithin zur Xahrung zusetzt, so überholen sämtliche Lecithintiere in wenigen
Monaten ihie Altersgenossen an Körperge^richt und sind dabei auch kräftiger
gebaut. Auffällig ist bei solchen Lecithinhunden die Munterkeit und früh-
zeitige j)sychische Entwicklung der Versuchstiere. Nach Danilewski übt
Lecithin einen stimulierenden Einfluß auf bioplastische Vorgänge aus, womit
die Vermehrung der Erythrocyten und des Hämoglobins zusammenhängt,
ebenso ■wie die direkte Wirkung auf das sich entwickelnde Gehirn.
Die große therapeutische Verwendung des Lecithins, wie die Gruppe der
ungesättigten Phosphatide aus dem Eidotter genamit wird, bei Erkrankmigen
des Nervensystems und zur Beförderung des Wachstums, hat einige Versuche
gezeitigt, die Darstellungsverfahren zu verbessern und Derivate darzustellen.
Empfolüen wird die kalte Extraktion des Lecithins mittels Methylalkohol statt mit
Äthylalkohol, wie es üblich war, da Methylalkohol Lecithin sehr gut, Fette aber schlecht
löst"-).
Man extrahiert mit kaltem Äthylalkohol imd fällt Lecithin mit verdünnter Koch-
salzlösung^).
1) C. r. 1895, 30. XII. und 1896, 20. ^^I. =) DRP. 260 886. ^) DRP 261 212.
782 Glycerophosphate.
Um da3 rasch an der Luft dunkelnde Lecithin haltbarer zu machen, wird die Behand-
lung des Lecithins mit Wasserstoffsuperoxj-d empfohlen ').
Femer wird die Herstellung von Salzen des Lecithins mit Citronensäure und Glycerin-
phosphorsäure beschrieben ^).
Die Darstellung von Hydrolecithin geschieht durch Reduktion des Leci-
thins mit Platin und Wasserstoff. Dieses Hydrolecithin ist ein krystallinischer
Körper. Es ist sehr fraglich, ob Lecithin nach der Hydrierung noch seine
therapeutischen Eigenschaften behält. Versuche darüber liegen nicht vor').
Komplexe Schwermetallsalzverbindungen des oben erwälinten Hydrolecithins ent-
stehen bei Behandlung desselben mit Eisenjodür, mit Kupferacetat, mit Quecksilber-
chlorid*).
Jodeisenlecithin erhält man, wenn man gesättigte alkoholische Lösungen von Lecithin
mit alkoholischen Lösungen berechneter Mengen von Eisenchlorid und Jod in der Wärme
(bei 60°) behandelt*).
Kupferlecithin siehe bei Kupf erver bindimgen.
Diese eigentümliche Wirkung des Lecithins hat nun Veranlassung gegeben,
Glycerinphosphorsäure, welche ein Spaltungsprodukt des Lecithins darstellt
und vom Organismus zum Aufbaue des Lecithins Tpieder verwendet werden
kann, in der Therapie zu verwerten. Lecithin wird bei der Verdauung zum Teil
unter Abspaltimg von Glycerinphosphorsäure zerlegt, daher wäre die MögUch-
keit gegeben, statt des teuren imd leicht verderbenden Lecithins die leicht zu
gewinnende Glycerinphosphorsäure im gleichen Sinne zu verwenden^). Nach
Bunge') wird Lecithin vollständig xmd im versehrt resorbiert, was aber von
mehreren Forschem geleugnet wird.
Doch behaupten einzehie Autoren, daß Glycerinphosphorsäure keineswegs
im Organismus dazu verwertet wird, Lecithin aufzubauen, weil sie nahezu voll-
ständig in die beiden Komponenten Glycerin und Phosphorsäure bei ihrem
labilen Charakter wieder zerfällt, während andere Forscher behaupten, daß ein
Teil der eingegebenen Glycerinphosphorsäure im Organismus zurückgehalten
wird und zur Bildung von Lecithinen und Nucleinen in den Geweben Verwen-
dung findet. Die Glycerophosphate sollen den Stoffwechsel heben imd die
Assimilation fördern. Er erscheint dies nun nicht klar, ob die Glycerophosphate
als solche die dem Lecithin eigentümlichen Wirkungen auslösen oder ob sie
zerfallen und die anorganische Phosphorsäure von den Geweben zm- Bildung
von Lecithin verwertet wird. In letzterem Falle würde die therapeutische An-
wendimg der Glycerinphosphorsäure und die Darstellung der verschiedenen
Verbindungen (Kalksalze, Casein und Eiweißderivate) keinen Vorteil vor der
Anwendmig der anorganischen Phosphate besitzen.
Die im Lecithin enthaltene Glycerophosphorsäure ist übrigens mit der
synthetischen der Stellung nach nicht identisch (R. Willstätter).
J. A. Wülfing stellt glycerinphosphorsaures Natron in der Weise her, daß er meta-
phosphorsaures Natron mit einem Überschuß von Glycerin durch Erhitzen auf 120 — 210°
verestert. Das gebildete Mononatriumglycerophosphat wird in Dinatriumglycerophosphat
übergefülirt und abgeschieden. Statt des metaphosphorsaiu-en Natriums kann man Meta-
phosphorsäure und Dinatriumphospliat verwenden*).
Bei dieser Reaktion bildet sich Pyroester. Jlan kann dies umgehen, indem man statt
des unlöslichen ein lösliches, im Zustand feiner Verteilung befindliches Natriummetaphos-
phat, wie es durch Abdampfen konzentrierter, mit Glycerin versetzter wässeriger Lösungen,
des glasigen Natriummetaphosphats oder der mit der zur Bildung von Natriummetaphos-
phat nötigen Menge Alkali versetzten glasigen technischen Metaphosphorsäure erhalten
1) DRP.-Anm. Klasse 12q, D. 26 130 (versagt). =) DRP. 268 103.
ä) DRP. 256 998. *) Riedel, DRP.-Anm. Klasse 12q, R. 37 901.
') KnoU, DRP. 287 017. «) Pasqualis, Ann. di chim. e farm. 1893, 137.
') Lehrb. d. Physiol., 5. Aufl., II, 80ff. *) DRP. 205 579.
Glyceropho8phate. 783
wird, mit einem Überschuß von Glycerin im Vakuum durch Erhitzen nicht über 145°
verestert').
Po ule nc - Paris stellen Glycerinphosphate in der Weise her, daß sie einbasische
Phosphate bei höherer Temperatur im Vakuum auf Glycerin einwirken lassen, das Pro-
dukt mit Wasser behandeln und neutralisieren, wobei eine Verseifung der Diesterverbin-
dung erfolgt. Man verwendet zur Reaktion POjNaHj oder das saure Monoammonium-
phosphat. Man nimmt 1 Mol. Phosphat, 2 Mol. Glycerin; setzt man dann AVasser vmd
Atznatron hinzu, so erhält man krystallisiertes Dinatriumglycerinphosphat*).
Glycerinphosphorsäure kann man in der Weise darstellen, daß man Glycerin mit
Calciumphosphat und konz. Schwefelsäure anreibt und unter Umrühren bei schwachem
Druck anwärmt. Aus der Gipsmasse löst man mit Wasser die Glycerinphosphorsäure
heraus').
Sanatogen ist angeblich glycerinphosphorsaures Casein.
Gegen Tetanus wird statt Magnesiumsulfat Magnesiumglycerophosphat
empfohlen*).
Man erhält organische Phosphorsäureverbindungen, wenn man Metaphosphorsäure-
ester mit alkoholische Hydroxylgruppen enthaltenden Körpern oder mit organischen Deri-
vaten des Ammoniaks erhitzt.
Aus Metaphosphorsäureäthylester, gewonnen durch Kochen von Diäthyläther mit
Phosphorpentoxyd und abs. Alkohol erhält man Triäthylphosphorsäureester und Diäthj'l-
phosphorsäureester. Aus Zucker und Metaphosphorsäureäthylester den Glucosephosphor-
säureester. Aus Metaphosphorsäureäthylester und Harnstoff Hamstoffphosphorsäureester-
^. PO(OH) ■ (OC2H5)
amid. Ebenso sind die Derivate des Leucins ^^'-^cH • CH» ■ CH< POCOHXOCjH^)
O-CÄ ^^^3 ^COOH
und des Benzylalkohols O = P^OH beschrieben^).
^O • CHj • CeHs
Man erhält phosphinige Sävu'en der Oxyfettsäiu'en, indem man Ketofettsäuren und
ihre Derivate, z. B. Diketosäuren, Oxyketosäuren, ihre Ester imd Amide mit unterphos-
phoriger Säure oder Salzen in Reaktion bringt. Beschrieben sind oxystearinphosphorige
Säure aus Ketostearinsäure und unterphosphoriger Säm-e, von monoketooxystearinphos-
phoriger Säiu'e aus Stearoxylsäure (Diketostearinsäure aus Stearolsäure) und unterphos-
phoriger Säure, von oxybehenphosphoriger Säure aus Ketobehensäiure und oxystearinäthyl-
esterphosphiniger Säure aus Stearoketosävu-eäthylester*).
Lipoide phosphorhaltige Verbindungen aus höher molekularen Fettsäurederivaten
erhält man, wenn man auf höher molekulare Ketofettsäuren und üire Derivate phosphorige
Säure bei höherer Temperatur für sich oder in Lösung zur Einwirkung bringt oder die
nach DRP. 280 411 erhaltenen oxyphosphorigen Säuren oder deren Derivate mit geUnden
Oxj-dationsmitteln behandelt und gegebenenfalls die freien Säuren in Salze überführt.
Von diesen Oxyphosphinsäuren ist die Oxystearophosphinsäure aus l-O-Ketonstearinsäure
und phosphoriger Säure beschrieben').
Das in der Natur vorkommende Ph^i:in ist eine Inosithexaphosphorsäure,
die bei der Hydroh^se 1 Mol. Inosit und 6 Mol. Phosphorsäure gibt^).
SjTithetisch erhielt sie Posternak'), indem er Inosit mit wasserfreier
Phosphorsäure erwärmt und Phosphorpentoxyd in kleinen Mengen einträgt,
wobei die Temperatur auf 130° ansteigt. Nach dem Eintragen des Reaktions-
gemisches in Natronlauge und Eindampfen der Lösung krystaUisieren meist
die Natriumsalze der Ortho- und Pj-rophosphorsäure aus. Die sirupartige Mutter-
lauge enthält ein Gemisch von pol\-phosphorsaurem Liositestem ; aus ihrer
essigsauren Lösung scheiden sich nach Zusatz von Calciumacetat Kalksalze der
Inosithexaphosphorsäureester ab, aus welchen man das charakteristische Cal-
cium-Natriumsalz der Inosithexaphosphorsäure (Ph}^;in) abtremit.
Eiweißhaltige, leicht resorbierbare Eisensalze der Inositphosphorsäure stellt man dar,
>) DRP. 217 553, Zusatz zu DRP. 205 579. ') DRP. 208 700. ^) DRP. 242 422.
') Zuelzer, Berl. khn. Wochenschr. 53, 689 (1915).
5) Langheld, DRP. 248 956. «) Hoffmann-La Roche, DRP. 280411.
') Hoff mann - La Boche, DRP. 281 801.
«) S. Posternak, C. r. Wi, 439 (1903); 16T, 37 (1919). ") Cr. 169, 79 (1919).
784 Glj'cerophosphate.
indem man auf diese oder üire Alkali- oder Erdalkalisalze in Gegenwart von Eiweißstoffen
Eisensalze derart einwirken läßt, daß gleichzeitig das Eiweiß mitgefällt wird').
Die hochmolekularen vmgesättigten Oxyfettsäuren geben bei Behandlung mit Phos-
phortrilialogeniden oder Phosphoroxyhalogeniden bereits in der Kälte halogenfreie phos-
phorhaltige Beaktionsprodukte. Die Reaktion verläuft so, daß Säurehalogenide gebildet
werden, die Oxygruppe aber intakt bleibt. Bei der Verseifung der entstandenen Säure-
halogenide mit Wasser entstehen phosphorhaltige Verbindungen der betreffenden Oxjiiett-
säure in guter Ausbeute, die sich nach der bekannten Methode in ihre Erdalkalisalze über-
führen lassen; beschrieben ist die Phosphorverbindung der Ricinolsäure^).
Durch Einwirkung von Phosphortrichlorid auf höher molekulare Ketofettsäuren er-
hält man in kurzer Zeit imd bei Wasserbadtemperatur Verbindungen, die schon beim
Behandeln mit Wasser in die Oxyphosphinsäuren übergehen^).
Aus Ketostearinsäure und Phosphortrichlorid erhält man Oxj'stearinphosphorsäure ;
aus Ketostearinsäureguajacolester entsteht der Guajacolester der Oxystearinphosphinsäure.
Die Estersäuren des DKP. 281 801 lassen sich auch nach den gewöhnlichen Esterifi-
zierungsmethoden aus den freien Oxyphosplünsäuren darstellen*).
Beschrieben ist die Darstellung des Oxj'stearophosphinsäureäthylesters.
Diese Estersäuren, deren Salzen die wertvolle Eigenschaft der Lipoidlöslichkeit in
bisher nicht bekanntem Maße zukommt, lassen sich auch nach den gewöhnlichen Esterifi-
zierungsmethoden aiis den freien oxj'phosphinigen Säuren darstellen.
Beschrieben ist die Überführung der oxystearinphosphinigen Säure in die sirupöse
Methylestersäure ^).
A. Harden und W. J. Young haben beobachtet, daß durch Zusatz von
Phosphaten zu einer gärenden Alischung von Glucose und Hefei^reßsaft eine
Beschleunigung der Gärung \ind eine gesteigerte Gresamtgärung erzielt wird.
Es bildet sich intermediär ein Hexosei^hosphat, welches immer wieder durch
ein Ferment gespalten wird*). Young stellte aus der Lösung das Salz einer
Säure C6Hio04(P04H2), dar.
Kohlenhydratphosphorsäiu-eester aus gärungsfähigem Zucker und anorganischen
Phosphaten erhält man, wenn man lebende Hefe in ihrer Gärwirkvmg schwächt und auf
gärvingsfähigen Zucker in Gegenwart anorganischer Phosphate zur Einwirkung bringt.
Man verwendet Hefe \md z. B. Toluol. Dann setzt man nach Verschwinden der Phos-
phorsäiu'e ein Calciumsalz dem Filtrate zu vmd fällt mit Alkohol').
Mineralsäureester der Kohlenhydrate, der entsprechenden Oxysäuren und der mehr-
wertigen Alkohole erhält man, wenn man diese Verbindungen mit den Halogeniden der
Phosphorsäure oder Schwefelsäiu-e in Gegenwart von säurebindenden Substanzen behan-
delt. Bei der Darstellung von Schwefelsäureestern der Kohlenhydrate und der entsprechen-
den Oxj'säuren kann man an Stelle von Halogeniden der Schwefelsäure Pyrosulfate ver-
wenden. Beschrieben sind Saccharosephosphorsäure, Erythritsehwef elsäure , Glucose-
phosphorsäure *).
Man erhält Kohlenhydratphosphorsäureester aus gärungsfähigem Material und
anorganischen Phosphaten unter dem Einflüsse der Hefefermente. Nach vollendeter
Phosphatbindung unterbricht man die Fermentfähigkeit durch Zusatz von Gerbsäure.
Es wird hierdurch das Esterphosphorsäuren spaltende Ferment unschädhch gemacht.
Beschrieben ist die Darstellung von esterphosphorsaurem Salz aus Rohrzucker und
Dinatriunaphosphat. Die erhaltene Lösung liefert mit Chlorcalciumlösung und Alkohol
das entsprechende Calciumsalz^).
Nach vollendeter Phosphatbindung wird die Fermenttätigkeit statt durch Gerbsäure
hier durch andere der üblichen chemischen Eiweißfällungsmittel, vorzugsweise durch
Mineralsäuren, imterbrochen '").
Ein Salz der Fructosediphosphorsäure erhält man, wenn man die Säiu'e in der für
die Darstellimg von Salzen üblichen Weise in ihr neutrales Calciumsalz überführt. Das
Salz ist in Wasser schwer löslich, aber gut resorbierbar'').
') Ciba, DRP. 254 489. =) Riedel, DRP. 299 992.
') DRP. 284 736, Zusatz zu DRP. 281 801.
*) DRP. 286 515, Zusatz zu DRP. 281 801.
5) Proc. Roy. Soc. London Serie B. '57. 405; 80. 299; 81, 1910; 83, 310.
") DRP. 285 991, Zusatz zu DRP. 280 411. ") Carlson, DRP. 293 864.
*) DRP. 247 809. ») Bayer, DRP. 292 817.
") DRP. 301 590, Zusatz zu" DRP. 292 817. ") Baver, DRP. 302 094.
Glycerophosphate. 785
Caudiolin ist das Calciumsalz eines Kohlenhydratphosphorsäureesters^).
Glucophor ist Calciumglucosephosphat.
Hesperonal werden Verbindungen der Saccharosephosphorsäure genannt.
Man behandelt Stärkearten mit einer konzentrierten Lösung von Glycerinphosphor-
säure. Das Produkt ist haltbar und wasserlöslich^).
Maltose mit Glycerinphosphorsäure kondensiert gibt eine leicht lösliche krystallinische
Verbindung. Die Kondensation erfolgt bei 110" unter heftiger Reaktion').
Derivate von Monoarylphosphorsäuren erhält man, wenn man die Einwirkungspro-
dukte von Phosphorhalogeniden auf m- und p-Oxybenzoesäure oder deren Derivate mit
hydroxylhaltigen organischen Verbindungen verestert, z. B. p-Guajacylcarbonylphenyl-
phosphorsäure aus Guajacol und p-Chlorcarbonylphenylpho.sphorsäiU'e, p-Cholesterylcarbo-
nylphenylphosphorsäure aus Cholesterin und p-Chlorearbonylphenylphosphorsäurechlorid.
Isokresol(-methylguajacol)ester der p-Chlor-m-carbonylphenylphosphorsäure und die ana-
logen Santalolester , p-Nitrophenyl-m-carbonylphenylphosphorsäure, p-Methylcarbonyl-
phenylphosphorsäure , Salicylsäuremethylesterverbindung der p-Carbonylphenylphosphor-
säure*).
Die Säuren der Acetylenreihe und ihre Derivate gehen durch Einwirkung von phos-
phoriger Säure in phosphorhaltige Verbindungen über. Bei Verwendung von Stearolsäure,
Behenolsäure und analogen hochmolekularen Säuren und ihren Derivaten erhält man fett-
ähnUche Produkte, die lipoidlöslich sind. Mit Alkalien bilden sie wasserlösliche Salze*).
Ungesättigte Substanzen gehen bei der gleichzeitigen Einwirkung von Phosphor und
Sauerstoff Verbindungen mit den Phosphoroxyden ein, indem an die doppelte Bindung
bei Anwendung ungenügender Sauerstoff mengen P3O3, bei Anwendung überschüssigen
Sauerstoffs P2O4 addiert wird. Dabei entstehen phosphorreiche Oxyde, welche den Nitro-
siten und Nitrosaten analog zusammengesetzt sind und die daher Phosphorite und Phos-
phorate genannt werden. Man erhält diese Verbindungen, wenn man diese ungesättigten
Verbindungen in Solvenzien bei Gegenwart von Phosphor mit Luft oder mit reinem Sauer-
stoff behandelt. Die Phosphorite und Phosphorate entstehen aus Athylenderivaten der
verschiedenen Reihen, nämlich aus Homologen des Äthylens (z. B. Amylen), aus un-
gesättigten aliphatischen Alkoholen und Aldehyden (z. B. AUylalkohol, Geraniol, Citral),
ungesättigten Säuren und ihren Abkömmlingen (z. B. Olsäiu-e, Olivenöl), aus Vertretern
der Arylolefine (z. B. Zimtsäure, Zimtsäureester) imd aus Cycloolefinen (z. B. Tetrahydro-
benzol, Pinen usw.). In fast allen Fällen reagiert eine Doppelbindung zunächst mit
2 Atomen Phosphor und 3 Atomen Sauerstoff, und langsam tritt additiv eine viertes Sauer-
stoffatom ein. Bei mehrfach ungesättigten Glyceriden nimmt jede einzelne Doppelbindung
schließlich P2O4 auf«).
1) Impens, Deutsche med. Wochenschr. 42, 697 (1916).
2) Reese, DRP. 251 803. ') E. Jacoby, DRP. 266 576.
*) Bayer, DRP. 280 000. ^) Bayer, DRP. 290 760.
«) Willstätter imd Sonnenfeld, DRP. 288 393.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. .\ufl. 50
Zwölftes Kapitel.
Diuretica.
Die Körper der verschiedensten Gruppen, welche diuretische Wirkungen
auslösen, haben sich bis nun nicht so gruppieren lassen, daß man durch die
Erkenntnis ihrer Konstitution zu neuen wirksamen Verbindungen gelangen
könnte.
Wenn man bedenkt, daß Äthylalkohol, Harnstoff, Theobromin, Coffein,
die meisten der sogenannten Gichtmittel, sowie alle Kardiotonica diuretisch
wirken, so wird man einsehen, daß hier nur dann möglich ist, auf synthetischem
Wege neue Substanzen zu schaffen, wenn man eine bestimmte chemische Gruppe
dieser Substanzen herausgreift.
Ameisensäureäthylester H • COO • C2H5 ist ein unschädliches Diureticum^),
ebenso ameisensaure Salze^).
Kreatinin hat auf Menschen und Hunde eine ziemhch starke diuretische
Wirkung, ebenso Kreatin').
Dem Kreatinin werden diuretische Wirkungen zugeschrieben. Ein Verfahren zur Dar-
BtelluDg ist in DRP. 251 937 enthalten.
Durch Erhitzen von Methylguanidoessigsäure mit organischen Säuren, wie Essigsäure
erhält man in glatter Weise Methylglykocyamidin [Kreatinin*)].
Alle Urethane wirken diuretisch.
Phenosypropandiol ») (Phenylglycerinäther) CgHsO • CHj • CHOH • CHj • OH ,
Antodin genannt, ist kein Protoplasmagift, es wirkt nicht lokal anästhesierend
und auch nicht auf Erythrocyten. Größere Gaben wirken erst vasokonstrin-
gierend. Bei fiebernden Tieren sinkt die Temperatur deutlich für kurze Zeit
ab. Die toxische Wirkung hat nicht den Charakter einer Phenolvergiftung,
sondern man beobachtet Wirkungen auf das Zentralnervensystem. Es macht
vorübergehende Diurese, ohne die Hamphenole zu vermehren. Man erhält
Phenoxypropandiol durch Behandlung von Phenoxypropanoxyd mit Wasser
unter Druck. Es soll als Analgeticum und Sedativum, welches die Temperatur
nicht herabsetzt, und Diureticum benutzt werden.
Phenylglycerinäther macht eine starke anästhesierende Wirkung imter
Aufhebung der Pupillenreflexe. Die Chlorverbindungen sind fast geruch- und
geschmacklos, sie setzen die Temperatur erst nach längerer Zeit herab, aber
ihre Wirkung ist andauernder als die der chlorfreien.
Einzelne Saponine werden nach innerhcher Verabreichung aUerdings bei
weitem nicht quantitativ, aber doch in merkbarer Menge, vom Hund unver-
ändert resorbiert und als solche im Ham ausgeschieden. Einzelne Saponine
wirken zeitweise diuretisch').
') Amblard, Journ. des praticiens 1906, Kr. 34. — Huchard, Annal. de pharmacio
1906, Nr. 9, 402. 2) Pila und Battisti, Marseille MMical 1905, 15. XI.
') Aldis, HS. 50, 13 (1907). *) Bayer, DRP. 281 051.
^) A. Gilbert und P. Descomps, C. r. s. b. 1910, 145. — E. Filippi und L. Ro-
dolico, Arch. d. Farmacol. sperim. 11, 1. ') J. Fieger, BZ. 86, 243 (1918).
Diuretica. 787
Bromsaponin wirkt nicht mehr hämolytisch und verhindert oder verzögert
die Hämolyse durch andere Saponine^).
Harnstoff und Glykokoll wirken ebenfalls diuretisch.
Die Untersuchungen von W. v. Schroeder haben gezeigt, daß dem
Coffein zweierlei Wirkungen zukommen: eine das Zentralnervensystem er-
regende, dem Strychnin vergleichbare, welche die Harnsekretion beeinträchtigt,
und eine direkte, die Nieren treffende, welche durch den Eintritt einer mächtigen
Harnflut charakterisiert ist^). Die zentralerregende kann die auf die Niere
ausgeübte in verschiedenem Grade, ja selbst völlig kompensieren.
1.7-9-Trimethyl-2.8-dioxypurin ist weit weniger wirksam, als Coffein. Die
Giftigkeit verhält sich wie 1 : 10. Die diuretische Wirkung ist beim Kaninchen
zuweilen in mäßigem Grade vorhanden').
Die zentralerregende Wirkung des Coffeins auszuschalten, war nun für
die Darstellung eines sehr wirksamen Diureticums aus dem Coffein von größter
Wichtigkeit. Da zeigte es sich, daß auch das um eine Methylgruppe ärmere
Xanthinderivat, das Theobromin
(i)HN (6) CO
I I
(2) CO (5)C— (7)N(CH3)
I I ^(8)CH
(3) N(CH3) — C ^f
(i) (9)
diuretische Wirkungen ebenso wie Coffein
(i)(CH3)N— (6)CH
I I
(2) CO (5)C— (7)N(CH3)
I II )^'®' ^^
(3) (CH3)N C N
(4) (9)
besitzt. Doch war der Anwendung des Theobromins, welches ja weit schwächere
Wirkungen auf das Zentralnervensystem ausübt, wie Coffein, seine schwere
Resorbierbarkeit und seine Schwerlöslichkeit, in bezug auf Coffein, welche es
übertrifft, hinderlich.
Diese Schwierigkeit wurde bei beiden Basen durch die Darstellung leicht
löslicher Doppelsalze behoben. Besonders eignen sich zu diesem Zwecke Doppel-
salze mit Natriumsalicylat, aber es soll zur Darstellung auch die Alkaliverbindung
der Xanthinbase und nicht diese selbst verwendet werden. So wurde das Diiu-etin-
Knoll dargestellt, ein leicht lösliches Doppelsalz des Theobrominnatrium und
Natriumsalicylat mit einem Gehalte von 50% Theobromin. Es ist ausdrückhch
zu bemerken, daß das Natriumsalicylat in keiner Beziehung zur Wirkung steht,
sondern hier nur zur Darstellung emes leicht löslichen Doppelsalzes Verwendung
findet^).
Wie mit dem Natriumsalicylat kann man auch Doppelsalze des Theo-
bromins und Coffeins mit Natriumbenzoat darstellen.
Anisotheobromin ist Diuretin, in welchem statt NatriumsaUcylat, anis-
saures Natrium verwendet wird.
1) E. Winterstein und M. Maxim, Helv. chim. Acta 2, 195 (1919).
^) AePP. 2ä, 39; 24, 85.
') William Salant vmd Helene Connet, Journ. of pharmacol. a. exp. therapeut.
II, 81 (1918).
*) Ch. Gram, Therap. Monatshefte 1890, 10. Dargestellt wurde diese Verbindung
auf Veranlassung von Riegel (Gießen).
50*
788 Dhvretica.
Bergell, Berlin'), stellt ein Doppelsalz aus Coffein und Lithiumbenzoat durch Auf-
lösen im Verhältnis von 1 — 2 Mol. in Wasser bei 50° und Eindampfen der Lösung ira
Vakuiun her. Dieses Salz soll stärker diuretisch wirken als Coffein.
Theosaliii ist Theobrominnatrium-Natriumsulfo.salicj'lat.
Ebenso wurde als Ersatz des Diuretins Natriumacetat - Theobromin-
natrium unter dem Namen Agurin eingeführt.
Statt des alkalischen Diuretins wurde auch versucht, salicylsaures Theo-
hromin, welches sauer reagiert, zu gleichem Zwecke zu verwenden.
Thcolactin ist ein Doppelsalz von Theobrominnatrium und milchsaurem
Natron-).
Barutin ist Theobrominbarium-NatriumsaUcylat; es ist neunmal weniger
giftig als Chlorbarium*).
Das wenig lösliche Theobrominbarium geht bei Behandlung mit 2 Mol. Natriumsali-
eylat auf 1 Mol. Theobromin in ein leicht lösliches Doppclsalz über. Man versetzt eine
Lösung von Theobrominnatrium mit 2 Mol. Natriumsalicylat und setzt die berechnete
Menge Chlorbarium zu und dampft im Vakuum ein oder man löst Theobrominbarium in
Natriumsalicylat. Das Präparat besitzt die diuretische Wirkung des Theobromins und
gleichzeitig die blutdruckerhöhende des Chlorbariums*). Zur Herstellung leicht löslicher
Doppelsalze aus 1.3-Dimethylxanthin resp. 1.3.7-Trimethylxanthin und Bariumsalicylat
läßt man 2 Mol. Base auf 1 Mol. Bariumsalicylat einwirken^). Man erhält dasselbe Salz,
wenn man 2 Mol. Theobrominnatriimi mit 1 Mol. Bariumsalicylat in Gegenwart von 2 Mol.
Natriumsalicylat umsetzt*).
2.8-Dioxy-1.9-dimethylpurin macht bei Kaninchen keine bemerkenswerte
Diurese').
Man kann Salze von Xanthinbasen und Phenylchinolincarbonsäure darstellen, welche
leicht löslich sind, und neutral oder schwach sauer reagieren dabei weniger bitter sind
als die Xanthinkörper selbst*).
Durch Einwirkung von Formaldehyd auf Xanthine erhält man Derivate, welche
Formaldehyd leicht abspalten, und dabei kommt die Wirkung der abgespaltenen Purin-
base ziu- Geltung').
Von den Acidylsalicoylderivaten des Theobromins soll sich Acetylsalicoyl-
theobromin (Theacylon) am besten bewährt haben *"). Theacylon hat keinen
unangenehmen Geschmack und erzeugt auch keine Atzwirkung; es ist un-
löslich und wird erst im Darme gespalten.
Urogenin ist ein Doppelsalz aus Theobromin und dem Lithiumsalz der
Hippursäure ^^).
Ein Ersatzmittel des Diuretins ist Uropherin (TheobrominUthium-Lithium-
salicylat). Die Einführung des Lithiums steht zur diuretischen Wirkung in
keiner Beziehung; vielleicht wird durch die Gegenwart des Lithiums die Re-
sorptionsschnelligkeit erhöht, sonst wäre der Ersatz des Natrium durch Lithium
nicht zu entschuldigen, da Lithium ja schädliche Nebenwirkungen auf das
Nervensystem zeigt.
Da die ameisensauren Salze Diuretica sind , wurde Theobrominnatrium - Natrium-
formiat CjHjNjOjNa • HCOONa • HjO aus molekularen Mengen Theobrominnatrium imd
wasserfreiem Natrimnformiat dargestellt, Theophorin genannt '^).
Zi mmer, Frankfurt *') stellen ein Doppelsalz aus Theobrominnatrium und Alkali-
halogeniden in molekularen Mengen her.
1) DRP. 199 108.
2) Forsehbach und S. Weber, AePP. 56. 186 (1907).
3) H. Brat, Berliner klin. Wochonschr. ■i'i, 1219. *) Agfa-Berlin, DRP. 164 424.
^) Agfa, DRP. 168 293. «) Agfa, DRP. 167 410, Zusatz zu DRP. 164 424.
') Laf. Mendel b. C. O. Johns, Journ. of biol. ehem. 14, 1 (1913).
*) DRP. 264 389. ») DRP. 254 488.
">) August Hoff mann, Münchener med. Wochenschr. 62, llOS, DRP. 252 641.
") E. A. Tubini, Arch d. Farmacol. sperim. II, 276, 283.
>2) Hoff mann - La Roche, DRP. 172 932. i») DRP. 208 188.
Diuretica. 789
Hoff mann -La Roche') stellen aus Coffein und metaphosphorsauren Alkalien
Doppelsalze her, indem sie in den AlkaUmetaphosphatlösuiigen in der Wärme Coffein auf-
lösen und die Lösung im Vakuum eindampfen.
Riedel-Berlin^) hat statt Coffein l-Äthyl-3.7-dimethylxanthin vorgeschlagen,
welches anhaltender diuretisch wirksam sein soll als Coffein. Leicht lösliche Doppelsalze
dieser Base erhält man mit den Alkalisalzen der Benzoesäure und Salicylsäm«, indem
man die wässerige Lösung molekularer Mengen durch Eindampfen zur Trockne bringt
oder die Doppelsalze durch Alkohol oder Aceton fällt.
Da es sich bei der Darstellung von Derivaten des Coffeins wesentlich auch
um leicht lösliche und leicht resorbierbare Derivate handelt, wurde fast selbst-
verständlich auch beim Coffein durch Darstellung der Sulfosäure.
CH3N CO
I I
CO C — NCH3
I I >C • SO3H
CH3N C — N
beziehentUch der Salze derselben der Versuch gemacht, zu leicht wasserlöshcheii
Derivaten zu gelangen. Freilich vergaß man, daran zu denken, wie wesentlich
abgeschwächt oder gar ganz unterdrückt') die physiologischen Wirkungen
durch die Einführung der Schwefelsäure in das Molekül werden.
Man erhält die Coffeinsulfosäure C8H9(S02 • OH)N402 und deren Salze, wenn man
eine wässerige Lösung von neutralen Sulfiten, wie Natriumsulfit mit Bromcoffein oder
Chlorcoffein unter Druck auf ca. 150° erhitzt*).
Aber wie die Nerven Wirkungen, so gehen auch die diuretischen Wirkungen
des Coffeins bei diesen Salzen verloren, sie zeigen eine höchst unsichere und
wenig anhaltende Wirkung, zudem haben sie einen bitteren Geschmack, so
daß diese Salze, Symphorole genannt, aus der Therapie wieder verschwinden
mußten. Ihre gelegentliche Wirkung verdankten sie überhaupt dem Umstände,
daß ihre Lösungen nicht beständig sind*).
Auch der Versuch, eine Verbindung von Chloral und Coffein CgHii,N402
-f CCI3 • CH(0H)2 + H2O als Diureticum einzufüliren, bei dem die zentral er-
regenden Eigenschaften des Coffeins durch die narkotischen des Chlorals para-
lysiert werden sollte, mißglückte aus dem Grunde, weil die Kombination mit
Chloral nur die Chloralwirkungen zeigt und eine differente Wirkung neben
sich nicht aufkommen läßt^).
Coffeinmethylhydroxyd und Coff eidin zeigen keine deutliche Wirkung.
Äthoxycoff ein CH3 • N CO
CO C • N • CH3
CH3N C-N
erzeugt Diurese, wirkt aber narkotisch.
Die Acylaminocoffeine sollen eine starke Diurese hervorrufen, ohne die
Nebenwirkungen des Coffeins zu zeigen.
Man erhält sie') durch Behandeln von Aminocoffein mit aliphatischen Säureanhydridea
oder Säurechloriden. Beschrieben sind Monoacetylaminocof fein , Diacetylaminocoffein,
Propionylaminocoffein, Dipropionylaminocoffein, Chloracetylaminocoffein.
Die folgende Gruppe besitzt saure und basische Eigenschaften: 8-Amino-
theophyUin ist sehr stark diuretisch wirksam.
Man erhält es*), sowie seine Alkyl- oder Arylderivate (z. B. Phenylaminotheophyllin
und Dimethylaminotheophyllin) durch Einwirkung von Ammoniak oder Aminen auf
S-Chlortheophyllin.
') DRP. 194 533. ^^ DRP. 170 302. ^) Waters, Brit. med. Journ. 1894, 1241.
') DRP. 74045. 5) E. Schmidt, Arch. d. Pharm. 231, 1. «) DRP. 75 S47.
') Höchst, DRP. 139 960. *) Böhringer, Waldhof, DRP. 156 900.
790 Diuretica.
S-Aminoparaxanthin') entsteht bei Einwirkung von Ammoniak oder Aminen auf
8-ChlorparaxantMn. So wurden dargestellt: 8-Aminoparaxanthin, Methylaminoparaxanthin
Dimethylaminoparaxanthin , Phenylaminoparaxanthin.
8-Aminotheobroniin und dessen Alkylderivate erhält man, indem man Ammoniak
oder Amine auf 8-Brom- oder 8-Chlortheobromin einwirken läßt. Beschrieben sind 8-Amino-
theobromin, 8-Dimethylaminotheobromin und S-Phenylanainotheobromin^).
Man erhitzt 8-Bromtheobromin mit alkoholischem Ammoniak durch 9 Stunden auf
180°. 8-Aminotheobromin hat dieselben therapeutischen EigerLschaften wie die anderen
Aminodimethylxanthine.
Paraxin ist eine Dimethylaminoverbindung des 1.7-Dimethylxantliin.
CH3.N CO CH,
CO C— N ^pTT
HN C — N^ ^CHj
und wirkt wie Theobrominsalze, macht aber gastrische Beschwerden. Im
menschlichen Organismus verwandelt es sich in 7-Methyl-8-dimethylamino-
2.6-dioxyp\irin, so daß die Methylgruppe in Stellung 1 verloren geht.
Coffeinäthylendiamin^), welches gut wasserlöslich, erhält man durch Einwirkung
von Chlor- oder Bromcoffein auf überschüssiges Athylendiamin in der Wärme.
Euphyllin ist Theophyllin-Äthylendiamin.
1. Methylxanthin zeigt nur eine schwache diuretische Wirkung*).
Nach den Untersuchungen von N. Ach^) wirken die Dimethylxanthine
am stärksten diuretisch, stärker als Trimethylxanthin (Coffein). Unter den
drei Dimethylxanthinen : Theobromin (3.7-Dimethyl-2.6-dioxypurin), Theo-
phyllin (1.3-Dimethyl-2.6-dioxypurin), Paraxanthm (1.7-Dimethyl-2.6-dioxy-
purin) scheint dem Theobromin die geringste diuretische Wirkung zuzukommen.
Theophyllin
CH3N CO CH3N CO
<r° f^H und Paraxanthin CO C.N.CH3
! 1 >CH 1 II >CH
CH3N C — N NHCN
wirken beträchtlich stärker.
Die Methylierung in der 1.3- und 1.7-Stellung ist demnach für die diuretische
Wirkung wichtiger als die Methyherung in 3.7-SteUung.
Die Giftwirkiing des Paraxanthins ist bis ins einzelne der des Xanthins
und Theobromins ähnlich, es versetzt die Muskulatur in einen der Totenstarre
ähnlichen Zustand und vermindert die Reflexerregbarkeit bis zum aUmähhehen
Erlöschen (Salomon).
Theophyllin macht den höchsten diuretischen Effekt, doch scheint nach
Anwendung von Paraxanthin die diuretische Wirkung nachhaltiger zu sein.
Theophyllin (1.3-Dimethylxanthin) ist unter dem Phantasienamen Theocin
in die Therapie eingeführt*). Es fehlt ihm dem Coffein gegenüber die exzitierende
Wirkung auf das Herz.
Äthyltheobromin, Äthylparaxanthin und ÄthyltheophyUin wirken diu-
retisch, und zwar ÄthyltheophyUin schwächer als Äthyltheobromin. Auch die
Doppelsalze der Äthyltheobromine, ferner Propyl-, Butyl- und Amyltheobromia
M Böhringer, Waldhof, DRP. 156 901.
=) Böhringer, Waldliof, DRP. 164 425, Zusatz zu DRP. 156 900.
=) DRP. 142 896. «) Max Engelmann, BB. 48, 177 (1909).
5) AePP. 44, 319 (1900).
") Pharmaz. Ztg. 4T, 866. S. auch O. Minkowski, Therap. d. Gegenw. 1902, Nov.
S. 490.
Diuretica. 791
wirken diuretisch. Die Intensität der diuretischen Wirkung ist bei den Mono-
äthyldimethylxanthinen von der Isomeric, bei den homologen alkylierten Theo-
brominen von der Art des Alkylrestes abhängig^).
Allyltheobromin wirkt wie Theobromin und Coffein diuretisch.
Man erhält Theophyllin^), wenn man die Formylverbindung von 1.3-Dimethyl-4.5-
diamino-2.6-dioxypyriniidin in der Wärme mit Alkalien behandelt. Es findet hier der
Kingschlaß
CH3NCO CNH-CHO CH,.NCO C-NH\
CO • N(CH3) • C ■ NHj CO • NlCHj) ■ C • N-^
bereits bei Wasserbadtemperatur statt.
Byk, Berlin^), stellt eine wasserlösliche Doppelverbindung aus molekularen Mengen
von Theophyllin vmd Piperazin her.
An Stelle der freien Komponenten kann man auch deren Salze oder diesen ent-
sprechende Gemische aufeinander einwirken lassen*).
Man kann statt Piperazin andere aliphatische primäre oder sekundäre Diamine auf
Theophyllin einwirken lassen, z. B. Äthylendiamin. Es ist zweckmäßig, das Diamin in
geringerem als molekularem Verhältnis auf das Theophyllin einwirken zu lassen^).
Auch beim Piperazin empfiehlt es sich, etwas weniger als im molekularen Verhältnis
auf dos Theophyllin einwirken zu lassen').
Byk, Berlin'), stellen halogenoxalkylsubstituierte Xanthinbasen in der Weise her,
daß sie halogensubstituierte Alkylenoxyde auf solche Xanthinbasen einmrken lassen,
welche in den Imidgruppen vertretbare Wasserstoffatome enthalten. Beschrieben ist die
Darstellung von Chloroxypropyltheophyllin aus Theophyllin und Epichlorhydrin, das man
dann in Dioxypropyltheophyllin oder in entsprechende Amine überführen kann.
Bayer, Elberfeld*), stellen oxalkylsubstituierte Derivate von Xanthinbasen her,
indem sie Halogenhj'drine auf Xanthinbasen einwirken lassen, die in den Imidgruppen
vertretbare Wasserstoffatome enthalten, so z. B. kann man aus Theophyllin und Glykol-
chlorhydrin bei Gegenwart von Atznatron 1.3-Dunothyl-7-oxyäthylxanthin erhalten.
CH3N CO
I I
CO C • N • CHj • CHj OH
CH3N C.N
Aus Theobromin und Monochlorhydrin erhält man Dioxypropyltheobromin
OH • H2C(0H)HC . CH2 • N CO
I I
CO C • N • CHj
I i >H
CH3-N C-N
Aus 3-Methylxanthin und Glykolchlorhydrin erhält man Oxyäthyltheobromin
OH-HaC-CH, .N CO
I 1
CO C • N • CH„ . CH2 • OH
I i >h'
CH3.N CN
An Stelle von Halogenhydrinen kann man Alkylenoxyde oder Glykole eventuell
unter Zusatz wasserbindender Mittel verwenden. Man kann z. B. Theophyllin mit Athylen-
oxyd, Propylenoxyd, Trimethylenoxyd, Athylenglykol, bei Gegenwart von Chlorzink oder
Salzsäure im geschlossenen Gefäß erhitzen').
4.5-Diamino-2.6-dioxypyrimidine kann man aus den entsprechenden 4-Amino-5-iso-
mtroso-2.6-dioxypyrimidinen durch Reduktion mit Metallen in saurer Lösung erhalten, z. B.
mit Schwefelsäure und Zinkstaub oder mit Schwefelsäure und Eisen'").
') Bergeil und Richter, Zeitsclu-. f. experim. Pathol. u. Ther. 1, 655.
2) DRP. 138 444. =) DRP. 214 376. «) DRP. 217 620, Zusatz zu DRP. 214 376.
') DRP. 223 695, Zusatz zu DRP. 214 376.
«) DRP. 224 981, Zusatz zu DRP. 214 376. ') DRP. 224 159. ») DRP. 191 106.
S) DRP. 193 799, Zusatz zu DRP. 191 106. '») Merck, DRP. 161 493.
792 Diuretica.
Die Reduktion kann man ebenfalls auf elektrolytischem Wege in saurer Lösung mit
einer Bleikathode durcliführen ^).
3-Methyl-und 1.3-Dimethyl-4-amino-2.6-dioxypyrimidin erhält man aus Cyanacetyl-
methylharnstoff resp. Cyanacetyldimethylharnstoff mittels alkalischer Mittel, indem man
derart schwach alkalisch reagierende Alkalisalze in Gegenwart von Wasser verwendet, daß
das sich bildende Pyrimidinderivat als solches ohne Zusatz von Säure sich abscheidet*).
Man verwendet am besten Natriumborat und Dinatrimnphosphat^). Bei der gleichen
Reaktion kann man Ammoniak oder Magnesiunioxyd resp. Magnesiumhydroxyd in wässe-
riger Lösung verwenden*).
Salzartige Doppelverbindungen der <u-Methylsulfosäure des p-Aminophenylesters der
Salicylsäure mit Purinderivaten erhält man, wenn man ein Alkalisalz der w-Verbindung
mit basischen Abkömmlingen des Purins oder die Alkaliverbindungen der basischen Purin-
abkömmlinge mit der freien «-Same in Reaktion bringt. Besehrieben sind die Doppel-
verbindungen des Coffein und Theophyllins^).
Außer den Alkali- bzw. Erdalkalisalzen der (o-Methylsulfosäure des Salicyl-p-amino-
phenylesters sind auch die Alkalisalze der ai-Methylsulfosäure vieler anderer carbo- oder
heterocyclischer Amine befähigt, mit den basischen Abkömmlingen des Purins leicht lös-
liche salzartige Doppelverbindvmgen zu bilden. Dieselben Doppelverbindungen entstehen
auch, wenn man die freien co-Methylsulfosäuren der betreffenden Amine auf die Alkaliver-
bindungen der Purinabkömmlinge einwirken läßt. Besclirieben sind: Coffein Verbindungen
des Natriumsalzes der w-Methylsulfosäuren des Anilins und p-Toluidins, ferner vom Theo-
phyllin, die Coffein- mid Theophyllinverbindungen des Natriumsalzes der <u-Methylsulfo-
säure des p-Phenetidins, des (X- und ^-Naphthylamin, des l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-amino-
pyrazolons').
Die nach dem Hauptpatent erhältlichen salzartigen Doppelverbindungen der (o-Me-
thylsulfosävu-e des p - Aminophenylesters der Salicylsäure mit Purinderivaten entstehen
auch, wenn man entweder auf die Alkali- oder Erdalkalisalze der to-Methylsulfosäure des
p-Aminophenylesters der Salicylsäure die basischen Abkömmlinge des Purins, oder auf die
Alkaliverbindungen der basischen Pvirinabköramlinge die freie cu - Methylsulfosäure des
p-Aminosalols in Gegenwart von organischen Lösungsmitteln, wie z. B. Chloroform oder
Alkohol einwirken läßt. Die Produkte sind gut wasserlöslich').
Das starke Diureticura 1.7 - Dimethylguaniii hat keine krampferregende Wirkung
und erzeugt auch keine Muskelstarre, wie das entsprechende Xanthinderivat. Man erhält
es durch Methylieren von Guanin oder I-Methylguanin*).
Acetyl- oder Benzoylthcobromin bleibt im Magen fast unzersetzt, wird im Darm
gespalten und langsam resorbiert imd übt so eine kontinuierliche Wirkung aus').
Acidylsalicylderivate des Theobromins erhält man, wenn man AcidylsaUcyloylsäure-
chloride auf Metallsalze des Theobromins unter Vermeidung einer zu hohen Reaktions-
temperatur einwirken läßt. Beschrieben sind Acetylsalicyloyltheobromin, Carbomethoxy-
salicyloyltheobromin, Benzoylsalicyloyltheobrornin'").
Die therapeutische Bedeutung, welche den Salicyloylderivaten des Theobromins zu-
kommt, ließ es wünschenswert erscheinen, auch das freie Salicyloyltheobromin darzu-
stellen, da zu erwarten war, daß diesem infolge der freien Phenolhydroxylgruppe eine
noch schnellere therapeutische Wirkung zukommt. Es gelingt, zu dem Salicyloyltheo-
bromin zu gelangen, wenn man die in dem Hauptpatent beschriebenen 0-Acidylderivate
unter sehr vorsichtigen Bedingungen verseift. Die Verseifung des Carbomethoxysalicyloyl-
theobromins geschieht mit kalter verdünnter Salzsäiu'e und des Acetylsalicyloyltheo-
bromins mit kalter Vio'N-Natro^lauge i').
Die Glucoside der Purine erhält man, wenn man Metallsalze der Purine oder ihrer
Derivate auf Acidylhalogenglucose oder entsprechende Derivate anderer Zucker, zweck-
mäßig in Gegenwart indifferenter organischer Lösimgsmittel in der Wärme einwirken läßt
und die so entstandenen Acidylpuringlucoside gegebenenfalls diu'ch nachfolgende vorsich-
tige Verseifung in die freien Glucoside überführt. Tetraacetyltheophyllinglucosid erhalt
man aus trockenem Theophyllinsilber, Acetobromglucose und trockenem Xylol beim Kochen
Aus der Ammon Verbindung erhält man Theophj'llinglucosid. Beschrieben sind ferner:
') DRP. 166 267, Zusatz zu DRP. 161 493. ^) Höring, Berlin, DRP. 182 559.
') Höring, Berlin, DRP.-Anm. H. 36 444, Zusatz zu DRP. 182 559.
*) Merck, Darmstadt, DRP. 177 768.
^) Abelin, Buergi, Perelstein, DRP. 285 579.
«) DRP. 290 600, Zusatz zu DRP. 285 579.
') DRP. 287 801, Zusatz zu DRP. 285 579. *) DRP. 262 470 und 264 011.
») DRP. 252 641. i") Merck, DRP. 290 205.
") DRP. 291 077, Zusatz zu DRP. 290 205.
Diuretica. 793
Tetraacetylchlortheophyllinglucosid , Chlortheophyllinglucosid , Tetraacetyltheobromin-
glucosid, Theobrominglucosid, Tetraacetylhydroxycoffeinglucosid, Tetraacetyltheophyllin-
galaktosid und Theophyllingalaktosid , Tetraacetyltriehlorpuringlucosid, Tetraacetyl-2.8-
dichlor-6-aininopurmglucosid und 2.S-Dichlor-6-ammopxu-inglucosid, Tetraacetyltheobro-
mingalaktosid, TriacetyltheophyUinrhamnosid, Theophyllinrhamnosid. Die Verbindungen
wirken diurotisch, sind gut wasserlöslich und wenig giftig').
Diaminopyrimidine und ihre Derivate lassen sieh glatt mit Zucker und aldehyd-
haltigen Körpern und mit Carbonsäuren aus Aldehydzuckem kondensieren. Die Reaktion
erfolgt unter Austritt von Wasser schon beim einfachen Erhitzen der Komponenten in
wässeriger Lösung. Die erhaltenen glykosidähnlichen Verbindungen sollen als Zwischen-
produkte für Arzneimittel dienen. Besehrieben sind dos Kondensationsprodukt aus
1.3-Dimethyl-2.6-dioxy-4.5-diaminopyrimidin und Schleimsäure, sowie das Kondensations-
produkt aus 2.6-Dioxy-4.5-diaminopyTimidin und Traubenzucker^).
l-Alkyl-3-methyl-4-amino-2.6-dioxypyrimidin erhält man durch Behandlung der
Alkalisalze des 3-Methyl-4-amino-2.6-dioxypyrimidins und Halogenalkylen oder Dialkyl-
sulfaten').
Acetylderivate von Cyanamid und Harnstoff erhält man, indem man Cyanamid
oder dessen Monoalkylderivate auf Cyanessigsäure oder Halogenessigsäure einwirken läßt.
So erhält man Cyanacetylcyananiid, Cyanacetylmethylhamstoff, Chloracetyläthylhamstoff.
Die Cyanacetylhamstoffe sind von großer Bedeutung für die DarsteUung der Purinbasenf
man erhält sie durch Kondensation von Cyanessigsäure mit Harnstoff oder dessen Alkyl-
und Arylderivaten mit Hilfe von Säureanhydriden, z. B. aus Hamstoffcyanessigsäure-
anhydrid erhält man Cyanacetylhamstoff, aus Monomethylhamstoff, Cyanessigsäure und
Propionsäiu'eanhydrid erhält man Cyanacetylmethylharnstoff. Aus symmetrischem Di-
methylliarnstoff erhält man mit Cyanessigsäure und Essigsäureanhydrid Cyanacetyldi-
methylhamstoff').
Pyrimidine kann man erhalten, indem man Cyanessigester mit Harnstoffen durch
Einwirkung von AlkaUamid kondensiert').
Diese Kondensation kann man durch die freien Alkalimetalle oder deren Alkoholate
bewirken*).
Man kann bei diesem Verfahren den Harnstoff oder seine Homologen durch Acyl-
harnstoffe ersetzen, wobei der Ringscbluß unter gleichzeitiger Abspaltung der Acylreste
eintritt')*).
Von den Monomethylxanthinen wirkt 3-Methylxantliin noch diuretisch,
während Heteroxanthin (7-Methylxanthin) keine oder eine unbedeutende
Steigerung der Hammenge hervorruft.
3-Methjlxanthin soll für Xager sehr giftig sein, während es bei größeren Tieren und
Menschen nicht wirkt^).
Xanthin selbst (dHN — (6)CO
I i
(2) C (5)C — (7)NH
(3) HN C • N==°°*^'^*
(4) (9)
erzeugt einen kaum nennenswerten diuretischen Effekt, hingegen kann man
das Auftreten von Hämaturie beobachten.
Isocoffein (l.V-Q-Trimethyl-e.S-dioxj-purin) -nirkt nur schwach diuretisch.
Noch mehr tritt der diuretische Eöekt bei den Monooxypurinen zurück.
Desoxycoffein (1.3-7-Trünethyl-2-ox3-1.6-dihydropimn)
CHj-N —
-CHj
CO
CH3N —
C — NCH3
-C — N
>) Bayer, DRP. 281008. ^) Thannhauser, DRP. 285 286.
ä) Bayer -Elberfeld, DRP. 167 138. *) DRP. 175 415.
') Merck, DRP. 165 561. ") DRP. 165 562, Zusatz zu DRP. 165 561.
') DRP. 170 657, Zu.satz zu DRP. 165 561.
8) DRP. 170 555, Zusatz zu DRP. 165 561. <•) Ba ver - Leverkusen, DRP. 305 926_
794 Diuretioa.
und Desoxytheobromin (3.7-Dimethyl-2-oxy-1.6-dihydropiirm)
HN CH2
I I
CO C — N ■ CHj
I II ^PTT
I II ^^^
CH3C C— N
bewirken in größeren Dosen eine Herabsetzung der Diurese. Desoxytheobromin
zeigt noch Wirkungen, während Desoxycoffein nach kleinen Dosen ganz ohne
Wirkung ist. Ähnlich verhalten sich ja auch Theobromin und Coffein zu-
einander. Desoxycoffein macht in größeren Dosen tetanische Krampfanfälle
und Tod, während dieselbe Dosis Desoxytheobromin ohne auffallende Wirkung
ist. Heteroxanthin macht neben einer starken Schädigung der Nierenfunktion
eine Steigerung der Reflexerregbarkeit.
Nach N. Ach ist die Grundbase Xanthin für die diuretische Wirkung der
Xanthinderivate von mitergeordneter Bedeutung. Erst die methylierten Deri-
vate wirken diuretisch; die Methyherung au bestimmten Stellen des Purin-
kernes steht in imiiger Beziehung zur eintretenden Diurese.
Trotzdem wurde versucht, Xanthindoppelsalze als Diuretica einzuführen.
E. Merck stellt 4-Immo-5-isonitroso-2.6-dioxypyTimidin und dessen 3-Alkylderivate
her, indem er Cyanacetylharnstoff oder dessen Alkylderivate mittels salpetriger Säure
in die Isonitrosoderivate umwandelt und diese durch Behandeln mit alkalischen Reagen-
zien in Pyrimidine umlagert*).
Acylderivate der Xanthinreihe erhält man, wenn man entweder Derivate der Chlor-
kohlensäure auf Metallsalze von Xanthinen einwirken läßt oder Xanthinchlorocarbonate
nach den üblichen Methoden mit aktiven wasserstoffenthaltenden Verbindungen, wie
Alkoholen, Phenolen, Aminen oder Xanthinbasen zur Umsetzung bringt. Beschrieben sind:
Theobrominkohlensäurechlorid, o-Carboäthoxyphenyltheobrominkohlensäureester, Thymol-
kohlensäureester des Theobromins, Bistheobrominkohlensäureoster des Piperazins, 3-Me-
thylxanthintheobromincarbonat , Kohlensäureäthylester des Theobromins und Ditheo-
bromincarbonat. Die Verbindungen sind durch Alkalien meist leicht verseifbar, gegen
Säuren jedoch genügend beständig. Sie gestatten die diuretische Wirkung der Xanthine
mit der Wirkung des harnsäurelösenden Piperazins, der antiseptischen der Phenole vmd
-der antineuralgiachen der SaUcylsäure zu verbinden^).
4-Imino-5-isonitrosopyrimidinderivate erhält man durch Einwirkung von Harnstoff
und dessen Derivaten bei Gegenwart von alkalischen Kondensationsmitteln auf Isonitroso-
cyanessigester').
l-Alkyl-2-alkyloxypjTimidinderivate erhält man durch Alkylierung von 2-Alkyloxy-
pyrimidinderivaten*).
Halogenacidylierte o-Diaminopyrimidinderivate erhält man durch Behandlung von
o-Diaminopyrimidin mit halogensubstituierten Carbonsäuren oder deren Derivaten^).
Pyrimidinderivate erhält man axis den in DRP. 206 454 beschriebenen Chlorderivaten
diu'ch Behandlung mit Ammoniak oder organischen Basen*).
Die in DRP. 209 729 beschriebenen Basen kann man durch Behandlung mit alkalischen
Kondensationsmitteln in Purinderivate verwandeln, welche leicht lösUche Basen sind und
stärker diuretisch wirken als Theophyllin. Dargestellt wurden 8-Aminomethyl-1.3-dimethyl-
xanthin, ferner 1.3-Dimethyl-8-dimethylaminomethylxanthin, ferner 1.3-Dimethyl-8-
pipsridylmethylxanthin ').
In Stellung 8 substituierte Xantliin- bzw. Guaninderivate') werden hergestellt, indem
man durch Einwirkung von substituierten Fettsäuren auf 4. ö-Diaminopyrimidinderivate
erhältliche 5-Monoacidylamino-4-aminopyrimidine entweder in Form ihrer trockenen Alkali-
salze erhitzt oder durch gelöste alkalische Kondensationsmittel den Ringschluß herbeiführt.
Dargestellt wurden Verbindungen des 3-Methyl-2.6-dioxy-4-amino-5-oxyalkylamino-
pyrimidins und der 3-Methylxanthin-8-carbon8äure, 1.3-Dimethyl-2.6-dioxy-4-amino-5-
cyanacetaminopyrimidins und Theophyllin-8-e89igsäure, 2.4-Diamino-6-oxy-5-succinamino-
■ \
M DRP. 227 390. 2) Merck, DRP. 290 910. "' =) Bayer, DRP. 206 453.
^) Bayer, DRP. 208 639. ^) Bayer, DRP. 206 454. ») Bayer, DRP. 209 729.
') Bayer. DRP. 209 728. ^) DRP. 213 711.
Diuretica. 795
pyrimidin, der Guanin-S-propionsäure und des Chlorhydrats des Guaninpropionsäureesters
und die Substanzen
NCCHj)— CO
I I
CO CNH\ .. . ^
I I JC-CH^iOK) I I ^C.CH(OH)
N(CH3) — C-N'-'
N(CH3) — CO
I I
CO CNH.
I I ^C • CHj ■ NH • CO • CH3
N(CH3)— CN'*^
Eine Reihe von Substanzen, welchen neben ihren harnsäurelösenden Eigen-
schaften in vitro diuretische Wirkungen zukommen und die wohl hauptsächüch
diesem Umstände ihre Anwendung in der Therapie verdanken, werden im
folgenden behandelt.
Dreizehntes Kapitel.
Gichtmittel.
Die Ablagerungen von Harnsäure, welche als Symptome gichtischer Er-
krankung in den Gelenken vorkommen, haben zu zwei Arten von Bestrebungen
gefühi't. Die eine Richtung suchte die Bildung von Harnsäure im Organismus
überhaupt zu unterdrücken oder herabzusetzen, während es die andere als
ihre Hauptaufgabe ansah, in den Organismus Substanzen einzuführen, welche
bei möglichster Ungiftigkeit als Lösungsmittel für die in den Geweben ab-
gelagerte Harnsäure dienen sollten. Schulzen^) hat die Behauptmig auf-
gestellt, daß, wenn man einem Hunde neben einer gewöhnlichen Nahrung
Sarkosin (IVIethylglykokoll) CH. ■ NH • CH^
I
COOH
reiche, Harnstoff imd Harnsäure völhg aus dem Harne verschwänden und sich
folgende zwei Körper bilden :
(2)NH,- SO,N<^H3^^^^
Den ersten Körper kann man als einen Harnstoff auffassen, in welchem
Methyl und Essigsäure substituiert sind oder als ein Sarkosin mit einem Carb-
aminsäurerest am Stickstoff. Die zweite Substanz ist als Sulfaminsäure aus
dem Sarkosin aufzufassen. Bei Hühnern, deren Stoffwechsel in der Weise ein-
gerichtet ist, daß als Zersetzungsprodukt stickstoffhaltiger Substanzen Harn-
säure im Harne auftritt, verschwand nach Schulzens Angabe die Harnsäure
völlig aus dem Harne. Auf diese Weise wäre man durch die Zufuhr von einem
unschädlichen Mittel in der Lage, den Stoffwechsel in der Richtung zu beein-
flussen, daß es gar nicht zur Bildung einer Substanz kommen kann, deren ver-
mehrtes Entstehen und deren Ablagerung zu so schweren Kjankheitserschei-
nungen, wie die Gicht, führt. Aber die Untersuchungen von E. Bau mann
und J. V. Mering, welche späterhin von E. Salkowski bestätigt wurden,
zeigten, daß es nach Sarkosinzufuhr gar nicht zu der von Schulzen behaupteten
Bildung von Methylhydantoinsäure komme, sondern daß vielmehr Sarkosin
den menschlichen Organismus wesenthch unverändert passiert. Weder beim
Hunde noch beim Huhne konnten diese Forscher den von Schulzen behaup-
teten Effekt erzielen.
Seit jener Zeit wurde nur eine Beobachtung nach dieser Richtimg hin
gemacht, welche vielleicht eine Möglichkeit bietet, durch Zufuhr chemischer
Substanzen die Bildung der Harnsäure herabzumindern. Weiß, Basel-), hat
gefunden, daß Chinasäure CgH,(0H)4 • COOH, welche in vielen Pflanzen, ins-
besondere in der Chinarinde und in der Kaffeebohne vorkommt und die wahr-
1) HS. I, 27 (1877). 2) Berliner klin. Wochenschr. 1899, Nr. 14.
Gichtmittel. 797
scheinlich vom Hexahydrobenzol derivicrt und als Tetraoxyliexahydrobenzol-
carbonsäure CgH(Hg)(0H)4 • COOH aufzufassen ist, bei ihrer Verfütterung
die Menge der ausgeschiedenen Harnsäure vermindert. Das Lithiumsalz der
Chinasäure wurde unter dem Namen Urosin in die Therapie eingeführt. Die
Piperazinverbindung der Chinasäure führt den Namen Sidonal. Diese beiden
Substanzen stellen Kombinationen von harnsäurelöseuden Mitteln mit einer
Substanz dar, welche angeblich die Entstehimg der Harnsäure im Organismus
hindert. Neu-Sidonal ist Chinasäureanhydrid, welches leicht in Chinasäure
übergehen kann^). Frz. Hupfer^) leugnet aber die Einwirkiuig von China-
säure auf den Organismus im Sinne einer Herabminderung der Harnsäure-
produktion.
Von anderer Seite wurde vorgeschlagen, ein Kondensationsprodukt von
Weinsäure und Phenol anzuwenden, welches angeblich beim Verfüttern an
Fleischfresser die Harnsäureproduktion herabsetzt. Es hat sich nämlich heraus-
gestellt, daß die Zufuhr organischer Säiu^en in den Organismus im allgemeinen
die Menge der gebildeten Harnsäure herabsetzt und solche Säuren um so besser
wirken, je größer ihr Kohlenstoffgehalt ist. Es mag wohl darauf vielleicht
beruhen, daß von Ärzten und Laien die sogenannte Citronenkur empfohlen
wird, bei welcher eine Anzahl von diesen Früchten, bzw. der ausgepreßte Saft
einzunehmen ist. Statt der Harnsäure erscheint bei der Verfütterung von
kohlenstoffreichen, aliphatischen Säuren im Harne Oxalsäure. Ulrich Kreis
empfahl nun, da nach Phenolverfütterung der Oxalsäuregehalt im Harn be-
deutend ansteigt, Weinsäurediphenylester zu dem Zwecke zu verfüttern, um
die Hamsäureproduktion im Organismus herabzudrücken.
Weinsäurediphenylester CO • O • C5H5
I
CH-OH
I
CH- OH
wird dargestellt durch Erhitzen von trockenem, neutralem Kaliumtartarat in molekularer
Menge mit der doppelten molekularen Menge von Phenol und '/s der molekularen Menge
Phosphoroxychlorid. Nach 20 Stunden gießt man das Reaktionsprodukt in Wasser, wobei
sich ein öl ausscheidet, welches beim Anreiben mit absolutem Alkohol krystallinisch wird.
Durch Umkrj-stallisieren aus Alkohol erhält man den Körper schön krystallisiert').
Einem ähnhchen Umstand verdankt anscheinend auch Salicylsäure ihre
Verwendung als Gichtmittel. Auch der Versuch, Saligenin für diesen Zweck
zu verwerten, wird denselben Grund haben. Es wurde besonders empfohlen,
statt Saligenin selbst, ein Kondensationsprodukt aus Saligenin und Gterbsäure
anzuwenden.
Man erhält dieses durch Einwirkung von Saligenin auf Gerbstoff in warmer salzsaurer
Lösimg oder durch langes Erwärmen von Salicin und Gerbstoff in salzsanrer Lösung, wobei
das sich bildende Saligenin die Verbindung eingeht. Als Gerbstoff sind nur diejenigen Stoffe
verwertbar, welche bei Behandeln mit Säiu-en, Gerbsäure Glykose usw. abspalten, z. B. Eichen-
gerbstoff, Chinagerbstoff, nicht aber Gerbstoffe, welche Gallu.'^säure abspalten, wie Tannin.
Das Produkt ist wahrscheinlich Gerbsäureoxybenzylestor und wurde Antiarthrin benannt*).
Ursal ist eine Verbindmig von Harnstoff mit Sahcylsäure, es wurde gegen
Gicht empfohlen.
Eine Beurteilung des Wertes dieser Substanzen wird sich aus dem Folgenden
leicht ergeben.
') Huber und Lichtenstein, Berliner klin. Wochenschr. 1903, 653.
2) HS. 31, 302 (1903). ^) DRP. 101 860.
*) Wiener med. Blätter 1899, Nr. 26, 27.
798 Gichtmittel.
Es muß hervorgehoben werden, daß nach Untersuchungen von Labraze
und Presal nach Verfütterung von Tannin die Menge der ausgeschiedenen
Xanthinkörper sinkt. Von Levisohn wurde beobachtet, daß die Harnsäure-
ausscheidung nach Tannineinnahme sich vermindert. Wemi man Thymus an
Tiere füttert, so tritt stets Vermehrung der Hamsäureausscheidung ein. Boh-
land zeigte aber, daß, wenn man gleichzeitig Tannin und Thymus füttert,
die Steigerung der Hamsäureausscheidung ausbleibt.
Benzoesäure vermag ähnlich wie Salicylsä\ire beim Menschen die Aus-
scheidung von Harnsäure im Harn zu vermehren iind im Blute zu vermindern.
Zimtsäure hatte keine oder nur geringe Wirkung. Ebensowenig Chinasäure,
Colchicin und p-Oxybenzoesäure i).
In Frankreich wurde Hippursäure CgHs • CO • NH • CHg • COOH als Gicht-
mittel schon lange benützt. q^ . qq
Methylenhippursäure CHj'C02-N<^ | wird von Nicolaier^) gegen
CH2 * O
bakterielle Erkrankungen der Harnwege empfohlen, doch scheint das Mittel
nicht mehr zu leisten als andere Harnantiseptica.
Sie wird') d\irch Einwirkung von Formaldehyd oder Paraformaldehyd auf Hippur-
säure gewonnen, ebenso Methylen-m-nitrohippusräure aus m-Nitrohippursäure'); beide
spalten leicht Formaldehyd ab.
Methylenhippursäure erhält man auch durch Einwirkung von Chlormethylalkohol
bzw. dessen höheren, aus Oxymethylenchloriden bestehenden Fraktionen auf hippursäure
Salze. Bei diesem Verfahren tritt keine Verharzung der Ausgangsprodukte auf^).
Methylenhippursäure erhält man aus Methylensulfat, Methylendiacetat, Methylen-
chloracetat oder aus Formaldehyd in Gegenwart von Anhydriden oder Chloriden des
Schwefels und Phosphors und Hippursäure').
Die zweite Richtung bei der Gichtbehandlung verdankt ihren Ursprung
einerseits der Beobachtung, daß die Lithiumsalze der Harnsäure an Löslichkeit
aUe anderen anorganischen Salze der Harnsäure übertreffen und daß die Lithium
enthaltenden Säuerlinge bei der Behandlung gichtischer Affektionen gute Resul-
tate zeitigen; andererseits verdankt sie ihre Entwicklung den Bestrebungen
auf synthetischem Wege die Sperminbase C2H5N ( ? ) darzustellen, welcher von
manchen Forschern eigentümlich erregende Wirkungen auf das Nervensystem
zugeschrieben werden. Die giftigen Nebenwirkungen der Lithiumsalze auf das
Nervensystem zeitigten Versuche, organische, ungiftige Basen, denen ham-
säurelösende Eigenschaften zukommen, zu finden, welche als Ersatzmittel der
Lithiumsalze dienen konnten.
Die therapeutischen Erfahrungen haben aber gezeigt, daß die in vitro
konstatierbare harnsäurelösende Wirkung von Substanzen innerhalb des Orga-
nismus nicht verwertet werden kann. Einige Umstände partizipieren daran,
dieses Verhalten der Harnsäure zu verursachen.
Natriumbicarbonat kann weder das Ausfallen gichtischer Konkretionen
verhindern, noch deren Lösung erleichtern, selbst wenn es gehngen würde,
das Blut damit merkUch anzureichern. Der Grund hierfür ist nach der Er-
klärung von W. His und Th. Paul') darin zu suchen, daß diu-ch Zusatz von
einer Salzlösung zu einer zweiten die Menge des nicht dissoziierten Salzes wächst
(sog. Rückdrängung der Dissoziation). Da nun dessen Menge dm-ch das LösHch-
keitsverhältnis begrenzt ist, so muß, wenn dieses überschritten ■nird, das Salz
'■) W. Denis, Journ. Pharm. Therap. Boston T, 601 (1915).
2) Therap. Monatshefte 1905, 75. ^) Schering, Berlin, DBP. 148 669.
«) DRP. 153 860. 6) Schering. Berlin, DRP. 163238.
«) Grüter, Berlin, DRP.-Anm. G. 24 619.
') HS. 31, 1 und 64 (1900).
Gichtmittel. 799»
ausfallen, d. h. auf unsem Fall angewendet, die Löslichkeit des primären harn-
sauren Natrons wird durch die Anwesenheit eines anderen Natronsalzes ver-
mindert. Aber eine solche Anreicherung des Blutes mit Natriumbicarbonat
ist überhaupt gar nicht ausführbar.
Die Darreichung von Kalium- und Lithiumsalzeu vermehrt unter keinen
Umständen die Löslichkeit des im Körper abgelagerten sauren Natronurates,
weil in einer Lösung zweier Salze zunächst diejenigen Basen- und Säure-Ionen
zusammentreten, deren Verbindung am schwersten löslich ist. In der Regel'
ist dies aber das Natronsalz. Dasselbe gilt nun von den organischen Basen
(Lysidin, Piperazin).
Das Lösungsvermögen aller dieser Substanzen für Harnsäure äußert sich
niir, wenn freie Harnsäure mit der Base zusammentrifft. Geschieht dies aber
bei Gegenwart eines Xatronsalzes, so bildet sich wieder das schwer lösliche
primäre hamsaure Natron.
Die Praxis zeigt, daß die von der Theorie gelehrte Aussichtslosigkeit, durch
Zufuhr von hamsäurelösenden Basen die Harnsäure am Ausfallen zu verhindern
oder Konkremente von Harnsäure oder hamsauren Salzen wieder in Lösung zu
bringen, tatsächlich eintrifft. Man hat sich durch objektive Erfahnmgen über-
zeugen lassen müssen, daß die hamsäurelösenden Mittel als solche wertlos und>
wenn man Wirkungen sieht, diese vielmehrdurch andere Umstände verursacht sind..
Diese Mittel besitzen meist eine diuretische Wirkung und diese, sowie
die bei dem Genüsse von lithiumhaltigen Mineralwässern eintretende Diluierung
des Harnes vermehren die Ausscheidung der Harnsäure, obgleich es sich hier
nicht etwa um eine Lösmig der Harnsäure durch die eingeführte Base, sondern
vielmehr um Verdünnung des Harnes und Vergrößerung der Hammenge handelt.
Außer den besprochenen Wegen zu hamsäurelösenden Mittel zu gelangen,
schlug W. His vor, Stoffe zu suchen, die in den Kreislauf gelangen imd mit
der Harnsäure leicht lösliche oder leicht oxydable gepaarte Verbindungen
bilden. Doch ist ein Stoff dieser Art bis nun nicht gefunden worden.
Zu den oben ent"nnckelten physikalischen Gründen der Unwirksamkeit
der basischen Mittel, welche gegen die hamsaure Diathese empfohlen wurden,
treten noch hinzu : Die äußerst geringe Konzentration ihrer Lösimgen im Orga-
nismus (1 : 54 000), ferner die rasche Ausscheidung durch die Nieren und unter
Umständen noch die Verbrennung der Mittel in den Geweben, durch welche
letzterwähnten Faktoren eine weitere Abnahme der Konzentration des Lösimgs-
mittels im Organismus erfolgt. Als ein solches harnsäurelösendes Mittel wurde
das wirkungslose Piperazin empfohlen imd Dispermin benannt.
H
N
■CHj
N
H
Piperazin wurde von A. W. H o f m a n n dvirch Einwirkung von Ammoniak auf Äthylen^
bromid') erhalten. Aus dem Basengemische wurde Piperazin durch fraktionierte Destillation
gewonnen, wobei sich nach dem Abkülilen aus der Piperazinfraktion Diäthylendiamin ab-
scheiden ließ. Bequemer läßt sich Piperazin abtrennen, wenn man das piperazinhaltig»
Gemisch mit salpetriger Säure behandelt und Piperazin
■^■^'<CH^ • CH^>^'^ "^ Dinitrosopiperazin NO • N<^^^ [ CH^-^' ' -"^^
1) HB. »3, 3297 (1890). — Proc. R. Sog. London 10, 231.
gQQ Gichtraittel.
überführt. Um aus dem Dinitrosopiperazin wieder Piperazin zu gewinnen, behandelt man
es mit konzentrierter Salzsäure, wobei salzsaures Piperazin entsteht, oder mit Reduktions-
mitteln und nacliher mit Salzsäure, wobei ebenfalls das salzsaure Salz sieh bildet').
Man gelangt zu reinem Piperazin auch, wenn man Dinitroso-, Dinitro-, Trinitro-,
Tetranitro-, Pentanitro-, Hexanitro-diphenylpiperazin mit der 2 — 4 fachen Menge Natron-
oder Kalilauge destilliert. Durch Neutralisation des Destillates, welches nur Piperazin
enthält, gelangt man zum salzsaiu-en Salze des Piperazins. Es werden also die tertiären,
nitrierten oder nitrosierten aromatischen Amine durch Einwirkung von Alkali in Nitro-
bzw. Nitrosophonole und in sekundäre Amine gespalten z. B.
1:3 4
C5H3(N02)2N(CH3)2 + R(OH) = CeH3(NOs,)20R + HN(CH3)2 >)
Wegen der schwereij Löslichkeit der Nitroprodukte ist es jedoch besser, statt dieser,
welche vom Alkali nur unvollkommen zersetzt werden, die sulfurierten Basen anzuwenden,
welche durch Alkali leicht aufspaltbar sind. Die chemischen Vorgänge bei dieser Reaktion
lassen sich in folgende Gleichungen kleiden:
1. (C8H5)jC4H8N2 + 2 SO3 = (CjH^SOsHj.C^HsNa
2. (C,H,S03H)2C,H,N, + 2 HNO3 = (C^U^ ■ SO3H • NO^JjC.HeNj + 2 H,0
3. (C5H5 • SO3H • NOjjjC^HgNj + 4 NaOH = C^HioN^ + 2 CeH30Na • NOj • SOjNa »)
Man kann auch statt der Nitro- oder Nitrosulfosäure des Piperazins auch von den
bloßen Siüfosäuren der phenylierten Sulfosäuren ausgehen und durch Spalten zu Piperazin
gelangen'). Statt der hydrolytischen Spaltung der aromatischen Piperazinderivate läßt
sich auch behufs Darstellung des reinen Piperazins die Oxydation anwenden, insbesondere
bei Piperazinderivaten vom Typus des p-Dioxy- und p-Diaminodiphenylpiperazins läßt sich
mit chromsaurem Natron diese Spaltung gut ausführen^). Es wurden die erwähnten Piper-
azinderivate in Schwefelsäure gelöst und in das kalte Gemisch Natriumdichromat ein-
getragen. Von dem gebildeten Chinon trennt man mittels Äther, neutralisiert mit Kalk und
destilliert Piperazin ab. Ist man vom Diaminodiphenylpiperazin ausgegangen, so enthält
das Destillat Ammoniak. Man dampft das zu neutralisierende Destillat zur Trockne ab
und trägt es in erwärmte VOproz. Natronlauge ein. Freies Ammoniak entweicht, während
Piperazin sich als ölige Schicht ausscheidet.
Auf anderen Wegen kann man zum Piperazin gelangen, wenn man das von A. W.
Hofmann*) dargestellte Äthylenoxamid durch Reduktionsmittel, wie Zinkstaub oder
Natronlauge oder metallisches Natriiun, in Piperazin überführt').
GH,— NH— OC CH,— NH— CH2
Äthylenoxamid | " 1 + H, = | " 1+2 HjO
CHj— NH— OC CHj— NH— CHj
Das zur Gewinnung von Piperazin verwendbare aromatische Disulfonpiperazid
RSO2 • N<^^2 ; ^^2>N • SO^R
wobei R einen Kohlenwasserstoffrest (CjHj, C5H4 • CH3 resp. Ci|,H,) bedeutet, kann man
erhalten, indem man zuerst ein aromatisches Disulfonäthylendiamin RSO2 • NH • CHj
• CHj • NH • SOjR darstellt*). Ein solches bildet sich durch Einwirkimg von 2 Molekülen
eines aromatischen Sulfochlorids auf 1 Molekül Äthylendiamin oder durch Einwirkung
von 2 Molekülen eines aromatischen Sulfoamids auf 1 Molekül Äthylenchlorid oder Athylen-
bromid. Die aromatischen Disulfonpiperazide bilden sich nun durch Einwirkung von
1 Molekül Äthylenchlorid oder Bromid auf Disulfonäthylendiamine. Naturgemäß kann
man zu den Piperazindisulfonderivaten der aromatischen Reihe auch direkt durch Re-
aktion von je 1 Molekül eines aromatischen Sulfonamids mit Äthylenchlorid gelangen').
Aus dem so gebildeten aromatischen Disulfonpiperazid erhält man Piperazin, indem
man Wasser oder eine Mineralsäure bei erhöhter Temperatur darauf einwirken läßt. Bei
der Spaltung scheidet sich der Kohlenwasserstoff ab, und aus dem eingedampften Rück-
stande wird durch Einwirkung von Lauge freies Piperazin gewonnen. So kann man aus
Dibenzoldisulfonpiperazid, Di-o-toluoldisulfonpiperazid, Di-p-toluoldisulfonpiperazid, Dixy-
1) DRP. 59 222. 2) DRP. 60 547, 83 524. ^) DRP. 63 618. ") DRP. 65 347.
5) DRP. 71 576. «) BB. 5, 247 (1872). ') DRP. 66 461. «) DRP. 70 055.
') DRP. 70 056.
Gichtmittel. 801
loldisulfonpiperazid , Di-a-naphthalindisulfonpiperazid , Di-^-naphthalindisulfonpiperazid
durch Wasser oder Mineralsäuren bei erhöhter Temperatur Piperazin abspalten. Ebenso
gelingt es durch Verschmelzen mit Natron unter Überleitung von überhitztem Wasserdampf
Piperazin frei zu machen, auch wenn man in eine siedende amylalkoholische Suspension
eines solchen Piperazids Natriummetall einträgt und die amylalkoholische Lösung mit salz-
saiu'em Wasser ausschüttelt^).
Ein weiteres Verfaliren zur Darstellung des Piperazins beruht auf der Beobachtung,
daß sich Glykolnatrium mit Säurederivaten des Äthylendiamins bei Erhitzung zu Piperazin
umsetzt"). Auf diese Weise wurde Diacetyl-, Oxalyl-, Dibenzoyläthylendiamin, Athylen-
urethan und Athylenharnstoff durch Behandlung mit Glykolnatrium in Piperazin über-
geführt. Auch auf umgekelirtem Wege dvirch Erhitzen der Natriumverbindungen der
Säm-ederivate des Äthylendiamins mit wasserfreiem Glykol auf 170 — 200° erhält man
ebenfalls Piperazin. Ersetzt man Glykol durch Athylenbromid, so vollzieht sich die Reak-
tion schon bei niederer Temperatur. Die Natriiun-Säiu'ederivat« des Äthylendiamins erhält
man, indem man Natrium entweder auf das geschmolzene Säurederivat oder auf das z. B.
in Anilin, Dimethylanilin oder einem anderen Lösungsmittel gelöste Säurederivat bei Siede-
temperatur des Lösungsmittels einwirken läßt^).
Dinitrosodiphenylpiperazin und nach folgender Formel analog gebaute Körper
NO • R • N<p^''IIcH^>^' ■ K ■ ^'^
gehen auch durch Kochen mit schwefliger Säure in Piperazin über^).
NO • CeH, • N<pg°-ZcH!>^' " ^^^^ • NO + 2 NaHSO^
NH,
= HN <J^^* [^^2> NH + 2 C^H^SOsNa
CHj— CH, ^SO^Na
Statt der Spaltmig der aromatischen Disulfonpiperazide mit Salzsäure unter Druck
ist OS von größerem Vorteüe, die genannten Piperazide mit Schwefelsäurechlorhydrin zu
erhitzen^). Die Reaktion verläuft nach folgender Gleichung:
C.Hj ■ SO, • N<^^2 ; ch'>N • SOj • CeHs + 2 SO3HCI
= S03HN<^^"- ; ^^2>NHS03 -1- 2 CeH^SC^Cl
Es wurde früher erwäluit, daß man Piperazin durch Spaltiuig von Dinitrosodiphenyl-
piperazin mit Alkalien oder Säuren erhalten kann. In gleicher Weise gelingt es, Körper
vom Typus des Diphenylpiperazins bei der hydrolytischen Spaltung in Piperazin über-
zuführen. Dibenzylpiperazin erhält man durch Einwirkung von 2 Molekülen Benzaldehyd
auf 1 Molekül Athylendiamin, wobei sich vorerst Benzylidenäthylendiamin bildet. Reduziert
man dieses mit Natriumamalgam, so erhält man Dibenzyläthylendiamin, welches mit
Athylenbromid und Natriumcarbonat erhitzt Dibenzylpiperazin nach der Gleichimg liefert:
CH2 • C5H5
I
CH, — N^ • CH, • CeHj CH, • Br CH, — N — CHj
I +1=1 +2 HBr
CHj — NH • CHj • CgHs CH^ • Br CH^ — N — CH
I
CHj • CgHj
Unterwirft man diesen Körper der hydrolytischen Spaltung, so gelangt man zum
salzsauren Piperazin').
Für die Darstellung des Piperazins ist ferner von Interesse, daß die Hydrolyse aro-
matischer Piperazinderivate um so leichter geht, je mehr negative Gruppen in das Mole-
kül eingeführt werden. Die Hydrolyse in saurer Lösimg geht besonders leicht bei Einfüli-
rung melirerer Nitrosogruppen. Diphenylpipcrazin nimnit nur zwei Nitrosogruppen auf.
1) DRP. 73 125. •-) DRP. 67 811. »j ßj^p 73 354 ij ßRp 74 628.
5) DRP. 100 232. «) DRP. 98 031.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 51
802 Gichtmittel.
Hingegen können Di-m-oxy-diphenylpiperazin und seine Homologen mit Leichtigkeit vier
Nitrosogruppen aufnehmen, und sie spalten sich in saurer Lösung in Piperazin und in
Dinitrosoiesorcin.
Lycetol ist weinsaures Dimethylpiperazin,
Piperazin Dimethylpiperazin
rj-fi^^^i ^^iä^NH NH^^^ä CH(CH3)^TTvi-
^^^CHj — CH,^^^ ^^^CHj — CH(CH3)^"^
es ist ebenso harnsäurelösend und völlig ungiftig, nicht hygroskopisch und
besitzt, wie Piperazin, einen angenehmen Geschmack.
Stöhr') hat gefunden, daß, wenn man Glycerin mit Chlorammon und Ammon-
carbonat destilliert, das Destillat ansäuert und mit Wasserdampf die nicht basischen
Substanzen abbläst, man Pyrazinbasen mittels Alkali abscheiden kann. Das Basengemisch
läßt sich durch fraktionierte DestUlation in homologe PjTazine: Dimethylpyrazin luid
DimethyläthylpjTazin trennen. Das Dimethylpyrazin hat folgende Konstitution
H
CH3
:>
CH,
H
Dieses Dimethylpyrazin läßt sich nun durch Reduktion in das Dimethylpiperazin,
die dem Lycetol entsprechende Base, überfiUiren. Mit Vorteil verwendet man bei der
Destillation des Glycorins statt des kohlensauren Ammons phosphorsaures Ammon').
Homologe des Pyrazins lassen sich auch durch Oxydation von Aminoacetoii erhalten.
Dimethylpyrazin erhält man z. B., wenn man Isonitrosoaceton mit Zinnchlorür und rau-
chender Salzsäure reduziert und alkalisch macht und Sublimat zusetzt. Durch Sublimat
erfolgt nun Oxydation und durch eingeleiteten Wasserdampf läßt sich das gebildete Di-
methylpyrazin übertreiben.
Die Darstellung geschieht durch trockene Destillation von salzsaurem Äthylendiamin
mit Natriumacetat. Das so gebildete Methylglyoxalidin läßt sich leicht von dem bei-
gemengten Äthylendiamin trennen^).
Statt des Piperazins wurde noch versucht, Dioxypiperazin in die Therapie
einzuführen. Dieses hat annähernd das gleiche Lösungs vermögen für Harnsäure
in vitro, wie Piperazin.
Man gewinnt diesen Körper aus Aminoacetal, indem man dieses in gekühlte Brom-
wasserstoffsäure einträgt und nach mehreren Stunden im Vakuum bei niedriger Temperatur
stark eindampft*). Beim Stehen erstarrt der restierende Sirup krystallinisch. Das End-
produkt ist das bromwasserstoffsaure Salz des Dioxypiperazins.
Unter dem Namen L ysidi n') wurde ein Äthylenäthenyldiamin beschrieben
welchem in vitro eine fünfmal stärkere harnsäurelösende Wirkung als dem
Piperazin zukommt. jj
CHj-N
CHj— N^
Nach Geppert ist diese Substanz ohne irgendwelche schädHche Neben-
wirkung und erhöht auch die Atemfrequenz nicht.
Zu erwähnen sind noch folgende Substanzen: Urotropin (Hexamethylen-
tetramin (CH2)8(NH2)4, wurde als harnsäurelösendes Mittel von Nicolaier
empfohlen (siehe S. 654:ff.). Ebenso Saliformin, die Salicylsäureverbindung des
Hexamethylentetramins. Ferner das chinasaure Urotropin, Chinotropin ge-
nannt, welches die harnsäurelösende Wirkung des Urotropins mit der harn-
>) DRP. 73 704. 2) DRP. 75 298. «) DRP. 78 020.
*) DRP. 77 557. — BB. 2T, 169 (1894).
') BB. 2T, ?.952 (1894). — Deutsche med. Wochenschr. 1894, Nr. 1. — BB. 28, 1173.
3068 (1895).
Gichtmittel. 803
säurevennindemden der Chinasäure verbinden soll. Helmitol ist anhydro-
methylencitronensaures Hexamethylentetramin (siehe auch bei Hexamethylen-
tetramin).
Methyleneitronensäure ') erhält man durch Erhitzen von Citronensäure mit Paraform-
aldehyd bei höheren Temperaturen, was nur eine 50 proz. Ausbeute gibt, noch besser durch
Behandeln von Citronensäure mit Chlormethylalkohol CICH2 • OH in der Wärme ^) bei
130—140° im Autoklavea
Tunnicliffe und Rosenheim behaupten, daß Piperidin die Lösungs-
fähigkeit des Blutserums für Harnsäure erhöht*). Sie empfehlen 1.2 g wein-
saures Piperidin, welches ohne Nachteil vertragen werden soU { ? ). Für alle
diese basischen Körper, wie auch die in der Folge zu besprechenden, gut das
in diepem Kapitel einleitend Bemerkte.
Eine neue Gruppe von Substanzen, welche als hamsäurelösendes Mittel
verwendet werden sollen, hat Hermann Pauly dargestellt. Aus dem gleichen
Grunde wie Piperazin müssen diese nur in vitro harnsäurelösend wirkenden
Substanzen als wertlos erscheinen.
Durch Einwirkung von Ammoniak auf Dibromtriacetonamin erhält man*)
a-Tetramethylpyrrolin-/?-carbonsäureamid
CH = CC0NH2
! I
C • (CH3)2
NH
Durch Einwirkung reduzierender Agenzien erhält man Dihydroderivate, wobei es
zur Bildung des a-Tetramethylpyrrolidin-/?-carbonsäureamid nach folgender Gleichung
kommt^): CH=CCONH, CH,- CH ■ CO ■ NH^
II " i " I
(CHäJjC C(CH3)2 -fH2=(CH3)jC CiClI^)^
NH NH
In gleicher Weise können die Alkylderivate des (\-Tetrainethylpyrrolin-/J-carbonBäur©-
amids in Pyrrolidinderivate übergeführt werden.
Durch Einwirkung von Jodalkyl auf die Base erhält man Alkylderivate derselben,
indem Alkyl an den Stickstoff im Pyrrolring tritt.
Dyrch Behandeln von Triacetonamin mit Brom in stark bromwasserstoffsaurer
Lösung erhält man das Bromhydrat eines Dibromtriacetonamins. Dieses reagiert mit
aliphatischen primären Aminen, z. B. Methylamin, indem sich alkylierte Amide einer
PyrroUncarbonsäure nach folgenden Gleichimgen bilden'):
(X-TetramethylpyrroUn-p'-carbonsäuremethylamid
CO CO
CHBr CHBr
0=^0
1 1
+ 3CH3
■NHs
!
1 1 +3CH
s-NH,
• HBr
(CHj)
,C C(CH3)2
(CHjjjC C{CH3)3
\y
\/
NHHBr
NH
CO
/\
C=C
HC=CCONH-
CH3
1 1
+ CH3-
NH2 =
1 1
(CH3),C CiCB^U
(CK^)fi C(CH3)2
\/
\/
NH
NH
1) DRP. 129 255. ^) DRP. 150 949. ») Lancet 1898, 189.
*) DRP. 109 345. — BB. 33, 200 (1899); 33, 919 (1900). ^) DRP. 109 346.
•) DRP. 109 347.
61»
gQ4 Gichtraittel.
Die N-AJkylderivate des a-Tetramethylpyrrolin-yJ-carbonsaureamids^)
CH = C- CO. NHj
I I
(CHsJjC C(CH3)„
NH
erhalt man durch Eiiiw-irkmig von Alkyljodid auf die Base und gelangt so ziuu
N-Methyl-a-tetraniethylpyrrolin-/''-carbonsäureamid
CH = C- CO NHj
(CH3)2C C(CH3)2
\/
NH
Ebenso erhält man die N-Alkylderivate der a-TetraniethylpyrroIin-/J-carbonsäure-
alkylamide z. B. N-Methyl-a-tetramethylpyrrolin-/?-carbonsäuremethylamid
CH = C-CONH CHj
(CHsJ^C C(CH3)2
Auch die PyrroUdinderivate lassen sioh in gleicher Weise am Stickstoff alkylieren
und man erhält-) z. B. N-Methyl-a-tetramethylpyrrolidin-/9-carbonsäureamid
H,C CH CO NHa
"l I
(CH3)2C C(CH3)2
Wenn man bei der Synthese der Alkylamide statt primärer aliphatischer Amine sekun-
däre Amine der Fettreihe verwendet, so erhält man analog Dialkylamide der a-Tetra-
methylpyTrolin-/i'-carbonsäiu'e ').
a-Tetramethylpyrrolin-/)'-carbonsäuredimethylamid
CO CO
CHBr CHBr „„ C=^C ,„„ x
I I +3^^3^NH= I I +3^^'>NHHBr
(CHjlaC C(CH,)3 ^^3 (CH3)jC C(CH3)2 ^^'^^ '
NH • HBr NH
.CK,
CO
C=C „„ CH = C-CO N<
CH,^^,„ T i ^CHj
(CH3)2C C(CH3). ^"^^ (CHjJaC C(CH,
\/ \/
NH NH
Die so erhaltenen Dialkylamide können durch Einwirkung von Halogenalkylen in
analoger Weise, wie die Monoalkylamide am Stickstoff des Pyrrolinringes alkyliert sowie
durch Reduktionsmittel in PyrroUdinderivate übergeführt werden.
Allen diesen Substanzen kommen in vitro harnsäiirelösende Eigenschaften
zu, doch ist zu bedenken, dalj, abgesehen von der Nutzlosigkeit basischer
Lösungsmittel für Harnsäure im Organismus, PyrroUdinderivate keineswegs
bei interner Verwendung harmlos sein dürften.
Nach H. Hildebrandt zeigen die Tetra- und Pentamethylioyrrolidin-
/?-carbonsäm-en nur geringe Giftwirkung ; erst Dosen von 0.05 g rufen bei weißen
Mäusen allmählich einen Lähmuugszustand hervor; das Pentamethylderivat
») DRP. 109 348. =) DRP. 109 349. ») DRP. 109 350.
Gichtmittel. 805
ist stärker wirksam als die N-methylfreie Säure, analog wie N-Methylpiperidin
stärker wirkt als Pipcridin.
Schering schützt ein Verfahren zur Darstellung von PjTrolidinderivaten, dadurch
gekennzeichnet, daß man acidylierte Brenztraubcnsäureester mit Benzaldehyd und o-sub-
stituierten Anilinen oder mit substituierten Anilinen oder mit Benzaldehyd und hetero-
cyclischen Verbindungen oder mit heterocyclischen Aldehyden und Aminen in nicht alkoho-
lischer Lösung kondensiert.
Beschrieben sind: l-o-Tolyl-2-phenyl-3-acetyl-4.5-diketopyrrolidin
CC-CH • COCH3
I I
oc CH ■ an,
\/
NC6H4(CH3) Ortho M
1.2'-Methoxyphenyl-2-phenyl-3-acetyl-4.5-iliketopyrrolidin
OC-CH • CO ■ CH,
I I
OC CH • CbHj
N ■ C,H,(0CH3)
l-Phenyl-2-piperonyl-3-acetyl-4.5-diketopyrrolidin
OC-CH • COCH3
I ' /0\
OC CH . CeH3<^)>CH2
N ■ CeH3
l-p-Tolyl-2-p-dimethylaminophenyl-3-acetyl-4.5-diketopyrrolidin
OC-CH • COCH,
I I
OC CH • C6H4N(CH3)2
NC5Hj(CH3) para.
1.8'-Chinolyl-2-phenyl-3-acetyl-4.5-diketopyrrolidin,
1.4'-(l'-Phenyl-2.'3'-dimethyl-5'-pjTrazolyl)-2-phenyl-3-acetyl-4.5-diketopyrrolidin,
l-Phenyl-2-fur£uryl-3-acetyi-4.5-diketopyrrolidin,
1.2'-Methoxyphenyl-2-phenyl-3-benzoyl-4.5-diketopyrrolidin2).
Reduziert man Diketopyrrolidine der allgemeinen Formel
OC-CH-R,
I I
OC CH-Ri
\y
NR
mit Zink und Essigsäure, so gelangt man zu Gichtmitteln. Es treten 2 oder 4 Wasserstoff-
atome ein^).
Unterwirft man Diketopyrrolidine der allgemeinen Formel
OC-CH-R,
I I
OC CH-R,
\/
NR
bzw. Halogenverbindungen solcher Diketopyrrolidine bei erhöhter Temperatur der Ein-
wirkung von Ammoniak, so erhält man Diketopyrrolidinderivate, welche Gichtmittel sind.
Unter Austritt von Wasser tritt eine Aminogruppe in die Pyrrolidinverbindung, wahr-
scheinlich in die 4-Stellung, ein^).
Pyrrolidin derivate erhält man, wenn man acidylierte Brenztraubensäureester, Benz-
aldehyd und m- oder p-substituierte Derivate des Anilins aufeinander einwirken läßt.
Aus m-Toluidin, Benzaldehyd und Acetylbrenztraubensäureäthylester erhält man
m-Methyldiphenylacetyldiketopyrrolidin. Beschrieben sind ferner p-Methyldiphenylacetyl-
diketopyrrolidin, p-Äthoxyldiphenylacetyldiketopyrrolidin, p-5Iethyldiphenyll)enzoyldi-
^) DRP. 287 959. -) Chemische Fabrik vorm. Schering, DRP. 280 971.
3) Schering, DRP. 289 247. ') Schering, DRP. 290 531.
806 Gichtmittel.
ketopyrrolidin. Diese Substanzen besitzen diuretische Wirkungen und führen eine
starke Harnsäurevennehrung im Harn herbei^).
Nucleiasäure und Thymiiisäure wirken in vitro harnsäurelösend^).
/NH^
1.6-Diaminohexan (CHj), wirkt in vitro harnsäurelösend wie Urotropin,
es passiert den Organismus unverändert, bei Injektion macht es lokale Ent-
zündung, bei interner Gabe von 0.5 g pro kg Tier ist es ungiftig^).
Die folgenden Verbindungen sind neuere Errungenschaften, Verbindungen,
welche nicht mehr der Idee folgen, harnsäurelösende Mittel in die Therapie
einzuführen, sondern zum Teil eine starke Ausvchwämmuag von Harnsäure
aus dem Organismus bewirken (Typus: Atophan), zum Teil einen stärkeren
Abbau der Harnsäure zum AUantoin (Typus: Oxychinolin). Ein Teil der Ver-
bindungen hat überdies starke desinfizierende Eigenschaften.
In dieser Gruppe hat vor allem Atophan sich bewährt; sein bitterer Ge-
schmack hat zu sehr zahlreichen Versuchen geführt in bekannter Weise (Bildung
von Estern, Amid, Tannat usW.) diese unangenehme Eigenschaft zu vermeiden.
Doch nur der erste Repräsentant dieser Reihe hat in der Therapie Eingang
gefunden.
Während 8-Oxychinolin auf den Purinstoffwechsal wirkungslos ist, üben der Salicyl-
säure- und Acetylsalioylsäure-S-oxychinotinester Wirkungen aus, indem die AUantoin-
ausscheidung erhöht wird. Die Ester sind 20 mal weniger giftig als freies Oxychinolin. Man
erhält sie durch Einwirkung des Chlorids der Salicylsäure resp. Aoetylsalioylsäura auf Oxy-
chinolin*).
o-Oxychinolin bewirkt beim Hunde eine Vermehrung der Allantoinaus-
scheidung bzw. eine Verminderung der Harnsäureausscheidung. Manchmal
tritt auch die entgegengesetzte Wirkung beim Hunde ein. o-Oxychinolin ist
für den Menschen zu giftig. Von Derivaten hat sich besonders o-Oxychinolin-
salicylsäureester als wirksames Gichtmittel bewährt®). Es wird Aguttan ge-
nannt. Es wird nach DRP. 281 007 dargestellt.
Kleine Dosen von Acetylsalicylsäure-8-oxychinolin haben (beim Hunde)
keinen Einfluß auf Harnsäure- und AUantoinausscheidung, mittlere vermindern
die Harnsäure etwas, vermehren die Allantoinmenge, ebenso große Dosen vou
5 g, während nach 10 g am ersten Tage ein erheblicher Rückgang des Allantoins
erfolgt. Toxische Wirkungen Wurden nicht beobachtet. 8-Oxychinolinglycerin-
äther bewirkt Vermehrung der Harnsäure und Verminderung der AUantoinaus-
scheidung. Phenylcinchoninsäureäthylester verursacht eine geringe Vermin-
derung der Harnsäure und Steigerung des Allantoins, Oxychinolin macht
Abnahme der Harnsäure und des Allantoins*).
Atophan ist 2-Pheuylchinohn-4-carbonsäure und wird gegen Gicht und
Gelenksrheumatismus empfohlen, es soll eine überraschend große Harnsäure-
ausscheidung herbeiführen. Atophan erhöht bei Verabreichung von 0.5 — 3 g
innerlich bei purinfreier Nahrung die Harnsäureausscheidung um das 3 — 4 fache
(Nicolaier und Dohrn), sie geht aber beim Aussetzen des Mittels sofort wieder
zurück. Es handelt sich, nach Weintrauds Ansicht, nicht um vermehrten
Nucleinzerfall im Körper, sondern um eine Wirkung auf die Niere, deren Funk-
tion der Harnsäureausscheidung elektiv durch das Mittel gesteigert wird.
') Chemische Fabrik vorm. Schering, DRP. 283 305.
'^) M. Goto, HS. 30, 473 (1900).
') Curtius und Clemm, Journ. f. prakt. Chem. N. F. 63.
*) R. Wolffenstein, DRP. 281 007.
^) Th. Brugsch und R. Wolffenstein, Berliner klin. Wochensolir. 52, 157 (1915).
') Felix Boenheim, Zeitsclu-. f. experim. Pathol. u. Ther. 15, 379 (1914)
Gichtmittel. 807
Atophan steigert auch beim gesunden, purinfrei ernährten Menschen die
Hamsäureausscheidung. Am Tage nach der Atophanverabreichung sinkt die
Hamsäureausscheidung unter die Norm. Wird jedoch Atophan weiter gegeben,
dann bleibt die Ausscheidung der Harnsäure durch 2 — 3 Tage gesteigert, kehrt
dann zur Norm zurück und kann trotz weiterer Verabreichung von Atophan
unter die Norm sinken.
Beim Hunde und Kaninchen bewirkt Atophan eine Herabsetzung der
Allantoinausscheidung und Einschränkung des gesamten Purinumsatzes. Die
Bildung der Purine wird durch Atophan in überlebenden Lebern gehemmt,
ganz besonders aber die Tätigkeit der Xanthinoxydass, so daß eine deutliche
Verschiebung des Verhältnisses Basen : Harnsäure zugunsten der ersteren statt-
findet. Die Urikoosydase wird durch Atophan nicht beeinflußt i).
Atophan wirkt im Gegensatze zum Warmblüter am Kaltblüter schon in
geringen Mengen deutlich toxisch. Das Zentralnervensystem und besonders
der nervöse Herzapparat werden gelähmt. Die Giftigkeit des Atophans ist
durch die Phenylgruppe bedingt, da die Cinchoninsäure nahezu völlig
migiftig ist. Der Grund der Wirksamkeit in der Atophangruppe ist ab-
hängig einerseits von der Substitution am ChinoHnkern, andererseits vom
Benzolring. So wird durch Substitution einer zweiten Phenyl-, einer Äthyl-,
Amino- oder Hydroxylgruppe (nicht Methyl!) am Chinolinkem die Atophan-
wirkung deuthch abgeschwächt, durch Substitution am Benzolring dagegen
nicht nur nicht gemindert, sondern erhöht, wie die Versuche mit 2-p-Tolyl-,
2-p-Äthylphenyl-, 2-o-Oxyphenyl-, 2-m-Oxyphenyl- und 2-p-Chlorphenyl-
chinoUn-4-carbonsäure gezeigt haben. Die Ungiftigkeit des Hexophans (Di-
natriumsalz der 2-Oxyphenylcarbonsäurechinolin-4-carbonsäure) beruht mit
Sicherheit auf der Anwesenheit der zweiten Carboxylgruppe.
Atophan wird im Organismus zur Oxyphenylchinolincarbonsäure oxydiert
und erst durch letztere kommt es sekundär zur vermehrten Hamsäureaua-
scheidvmg^).
Nach den Versuchen von R. Ciusa und R. Luzzatto beruht der Haupt-
teil der physiologischen Wirkung des Atophans auf dem in «-SteUung befind-
hchen Phenylrest; die Anwesenheit einer Methoxyl- oder Aminogruppe in
Stellung 6 wird als schädlich, in Stellimg 8 als unschädlich gefunden*).
Wenn man molekulare Mengen von Isatin und Ketonen bei Gegenwart von über-
schüssigem, wässerigem Ammoniak erhitzt, so gelangt man zu den Amiden der Chinolin-
4-carbonsäuren die sieh durch Verseifung z. B. mit konzentrierter Schwefelsäure, in
Ammoniak und die entsprechenden Chinolincarbonsäuren spalten lassen. Beschrieben
COOH
C CHj
0/\/\(-.H
N CHj
2-Phenylchinolin-4-carbonsäure, 2-p-Tolyl-3-phenylchinolin-4-carbonsäure, 2-p-Methoxy-
phenyl-3-phenylchinolin-4-car bonsäure * ).
Der Methyl-und Athylester der 2-Phenylehinolin-4-carbonsäure schmecken bitter,
während die Arylester geschmacklos sind. Man stellt sie nach den üblichen Methoden mit
Phosphoroxychlorid dar. Beschrieben sind der Phenol- und //-Naphtholester*).
Es wurde auch, um den bitteren Geschmack zu vermeiden, 2-PiperonylchinoUn-
4-oarbonsäure (Piperonylcinchoninsäure) dargestellt, die besser schmeckt und in gleicher
»T^rstarkenstein, BZ. 106, 139 (1920).
2) Luise Rotter, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 19, 176 (1917). — W. Skoro-
zewski und J. Sohn, Anzeiger Akad. d. Wiss. Krakau 1913, Reihe A, 885 (1912).
3) Atti R. Accad. dei Lincei Roma [5] 23, I, 305 (1913).
*) Bayer, DRP. 290 703. ^) DRP. 244 788.
808 Gicht mittel.
Weise verwendet weiden kann. Man erhält sie durch Kondensation von Piperonal, Anilin
und Brenztraubensäure, indem man diese mehrere Stunden in alkoholischer Lösung am
Rückflußkühler kocht. Beim Erkalten scheidet sich Piperonylcinchoninsäure
COOH
O— CHj
aus^).
Ester der in 2-StelUmg durch Alkyl oder Aryl substituierten Chinolincarbonsäuren
bzw. deren im Pyridin oder Benzclkern substituierten Derivate erhält man, wenn man
wasserlösliche Salze dieser Säuren mit Halogenalkyl bei Gegenwart von Wasser erhitzt.
Beschrieben sind: 2-Phenylchinolin-4-carbonsäiu'emethylester, 6-JIethyl-2-phonylchinolin-
4-carbonsäureäthylester, 6-Methyl-2-piperonylchinolin-4-carbonsäuremethyl- und äthyl-
ester, 2-lHethylchinolin-3.4-dicarbonsäurediäthylester2).
Atophan ist für manche Organismen ein selbst in kleinen Mengen tödliches
Gift. Schon Zentigramme schädigen das Froschherz irreparabel. Tetrahydroato-
phan zeigt diese Erscheinung nicht, erzeugt aber eine mekrere Wochen währende
DaucrvergiftungjWelcheinReflexerregbarkeitssteigerungundinTetanus besteht').
Acitrin ist der Äthylester der Phenylcinchoninsäure (Atophan).
Iriphan ist das Strontiumsalz des Atophans.
Durch Hych'ierung des Atophan moleküls schwinden seine Einwirkungen
auf das Kaltblüterherz völlig. Dafür tritt eine spinale und periphere Erregungs-
wirkung ein. Das Vergiftungsbild am Warmblüter ist durch eine spinale Reflex-
erregbarkeitssteigerung charakterisiert *) .
2-PhenylchinGlin-4-diäthyIcarbinol wirkt wie Atophan und Acitrin auf die
Hamsäureausscheidung. Ebenso Atophansalicylsäureester. Der Spirosalester
des Atophans hat keine große Wirkung auf den Hamsäiu-estoffwechsel^).
Novatophan ist Methylphenylchinolincarbonsäureäthylester
COO • C,H^
N
Novatophan K ist der Atophanmethylester (Phenylchinolincarbonsäure-
methylester), ein Ersatzmittel für Novatophan selbst, den Methylphenylchinolin-
carbonsäureäthylester.
Atochinol ist Phenylcinchoninsäureallylester. Die Verbindung ist geruchlos
und hat einen aromatischen Geschmack®).
2-Phenylchinolin-4-carbonsäureallylester wird durch Behandeln der freien Sävire, ihrer
Salze oder Halogenide mit Allylierungsmitteln nach den üblichen Methoden gewonnen.
Das Produkt ist geschmacklos und löst Harnsäure wesentlich leichter als die freie Säure').
Keine Vermehrung der Harnsäureausscheidung mfen die folgenden Ver-
bindungen hervor : a-(p)-Methoxj^henyl->'-chinolincarbonsäure, ix-(p)-Dimethyl-
aminophenyl-j'-chinohncarbonsäure luid 6-Amino-a-phenylchinolin-j'-carbon-
säure. Geringe Vermehrung (15 — 18%) bewirkt a-(o)-Oxyphenj'l-/?-naphtho-
cinchoninsäure, größere (18—27%) ergeben «-(p)-Dimethylaminophenyl-/?-
naphthocinchoninsäure , Dihydro-a-phenyl-/J-naphtliochinolincarbonsävire und
a-Phenyl-/?-naphthochinoIin selbst. Die günstigsten Resultate werden erreicht
mit a-Phenylchinolincarbonsäure (Atophan) und mit a-Phenyl-/i-naphtho-
chinoUncarbonsäure (Diapurin).
») DRP. 244 497. ^) A.-G. vorm. Schering, Berlin, DKP. 275 963.
ä) J. Pohl, Berliner klin. Wochenschr. 5-1, 129 (1917).
*) Julius Pohl, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. 19, 198 (1917).
') Th. Arndt, Diss. Breslau (1914).
«) P. Roethlisberger, Rev. M6d. de la Sui-sse romande -10, 172 (1920).
') Ciba. E. P. 150401 (1920).
Gichtmittel. 809
a-Phenyl-/?-naphthochinolin-;'-carboasäiire (Diapimn) hat wie Atophan
eine hamsäureausschwemmende Wirkung, wenn auch etwas geringer. Für
die Entfaltung der hamsäureausschwemmenden Wirkung ist es nötig, daß sich
der Phenylrest in 2-Stellung befindet. Chinolincarbonsäure ist unwirksam.
Die Gegenwart einer OCH3- oder NHg-Gruppe in 6-Stelhing neutralisiert die
Wirkung ebenfalls, hingegen i.st 6-Methyl-2-phenylchinolin-4-carbonsäure (Par-
atophan) ziemlich wirksam, ebenso 8-Methoxy-2-phenylchinolin-4-carbonsäure
(Isatophan). o-Methoxj'atophan i) moTT
,A
N
CH3O
Die Einführung von anderen Gruppen — OH, — N(CH3)2, OCH3 — in
den 2-Phenylliem verhindert oder schwächt die harnsäureausschwemmende
Wirkung. Da Atophan sich im Organismus in Oxyphenylchinolm-4-carbonsäure
umwandelt, scheint die Atophanwirkung offenbar vor dem Eintritt dieser
Oxydation zu erfolgen. Die Reduktion des Pyridinringes schwächt die Wirkung,
hebt sie jedoch nicht völlig auf^).
Paratophan ist 6-Methylatophan
COOH
\J\J ■ C^Hs
ist weniger bitter imd in der Wirkung identisch mit Atophan.
Oxyphenylchinolincarbonsäure unterscheidet sich von Atophan dadurch,
daß sie statt der Phenylgruppe Salicylsäure enthält.
Hexophan soll vollkommen ungiftig und reizlos sein_
Hexophan ist Oxj'carboxyphenylchinolinsäure; es soll die Wirkungen des Atophans
durch den diiiretischen Effekt des Salicylsäurekomponente unterstützen; man erhält es
durch Kondensation von Acetosalicylsäure mit Isatin.
Die in 2-StelIung arylierten Chinolin-4-carbonsäuren lassen sich in wasserlösliche Ver-
bindungen überführen, wenn man ihre Aminosubstitutionsprodukte, seien es solche, bei
denen die Aminogruppe im 2-Arylrest oder im Chinolinkern steht, mit Formaldehydsulfoxy-
laten in wässeriger Lösvmg behandelt^).
Man erhält jodhaltige Chinolinderivate, bei denen das Jod entweder im Cliinolinkem
oder im Phenylrest sitzt, in der Weise, daß man im ersteren Falle jodierte aromatische
Amine mit Benzaldehyd und Brenztraubensäure oder im zweiten Falle aromatische Amine
mit Jodbenzaldehyden und Brenztraubensäure kondensiert. Durch die Kombination mit
Jod soll die Wirkimg der 2-Phenyl-chinolin-4-carbonsäure sehr verstärkt werden. Be-
COOH
I
schrieben sind 6-Jod-2-phenylchinolin-4-carbonsäure I /^ tt ' 2-4'-Jodphenyl-
COOH ^Y" '^
A
chinolin-4-carbonsäure 1 / — \ ^ , 6-Methoxy-2.4'-jodphenylchinoUn-4-carbon8ävire
ch,o-AA
COOH jj
N
1) C. H. Thoms, Ber. Dtsch. Pharm. Ges. 83, 65 (1912).
*) R. Luzzatto und R. Ciusa, Arch. d. Farmacol. sperim. 16, 6.
3) Schering, DRP. 287 216.
gj^Q Giohtmittel.
Die im Phenylrest jodierten Verbindungen können auch durch Kondensation von
Isatin mit Jodacetophenonen gewonnen werden ').
Chem. Fabr. vorm. Schering^) stellen von der Haut resorbierbare Derivate der
2-Phenylchinolin-4-carbonsäure her, und zwar die Glykolsäureester, indem sie Halogen-
essigsäureester auf die Salze der 2-Phenylchinolin-4-carbonsäureester einwirken lassen.
Acetolester der 2-Phenylchinolin-4-carbonsäure, welche geschmacklos sind, erhält
man durch Behandlung der Säure resp. ihrer Salze mit Chloraceton^).
Führt man 2-Phenylchinolin-4-carbonsäure oder ihre Derivate in die entsprechenden
Isoamylester über, so erhält man Verbindungen, die sich infolge ihrer öligen Beschaffen-
heit und Resorptionsfähigkeit besonders zu Einreibungen in die Haut eignen. Die Ver-
esterung geschieht in der üblichen Weise. Beschrieben sind: 2-Phenylchinolin-4-carbon-
säuroisoamylester, 6-Methyl-2-phenylchinolin-4-carbonsäurei3oamylester, 8-Methoxy-2-phe-
nylchinolin-'l-carbonsäureisoamylester * ).
Wenn man statt Anilin Benzidin, Tolidin oder Dianisidin mit Benzaldehyd und
Brenztraubensäure kocht, so erhält man im Phenylrest substituierte Dichinolylcarbonsäuren.
Aus Benzidin erhält man 6.6'-Dichinolyl-2.2'-diphenyl-4.4'-dicarbonsäure
COOH COOH
N N
Aus Benzidin und Salicylaldehyd (statt Benzaldehyd) erhält man 6.6'-Dichinolyl-
2.2'-dioxyphenyl-4.4'-dicarbonsäure.
Aus o-Tolidin und Benzaldehyd erhält man 8.8'-Dimethyl-6.6'-dichinolyl-2.2'-di-
phenyl-4.4'-dicarbonsäure. Aus o-Dianisidin und Benzaldehyd entsteht 8.8'-Dimethoxy-
6.6'-dichinolyl-2.2'-diphenyl-4.4'-diearbonsäure^).
2-Phenylchinolin-4-carbonsäare erhält man durch Einwirkvmg von Isatin auf Aoeto-
phenon in Gegenwart von wässerigem Atzkali').
Aminoderivate der 2-Phenylchinolin-4-carbon8äure erhält man durch Kondensation
von Isatin mit Arainoacetophenonon. Als Beispiel werden angeführt die Kondensationen
von Isatin mit m-Aminoacetophenon und mit fo-Aminoacetophenon').
Man behandelt gleiche Moleküle Isatin und Acetophenon oder dessen Derivate mi*
beliebigen Mengen Ammoniak ohne äußere Wärmezufuhr.
Alan gelangt so zu wesentlich anderen Produkten, die der Chinolinreihe nicht an-
gehören, als nach dem DRP. 290 703, nach dem gleiche Mole Isatin und Ketone bei Gegen-
wart von überschüssigem wässerigen Ammoniak unter Erwärmen gegebenenfalls unter
Druck kondensiert werden').
Durch das Hauptpatent sind die Amide der 2-Phenylchinolin-4-carbonsäure geschützt,
die geschmacklos sind. Geht man von der 2-Piperonylchinolin-4-carbonsäure und ihren
Homologen aus, so kann man bei der Darstellung der Amide ebenfalls zu geschmacklosen
Substanzen gelangen. Diese Verbindungen rufen keine vermehrte Harnsäureausscheidung
herbei').
Wenn man 2-Piperonylchinolin-4-carbon3äure oder ihre Homologen in Arylide über-
führt, so erhält man z. B. 2-Piperonylchinolin-4-carbonsäureanilid aus dem mit Thionyl-
chlorid bereitetem Säurechlorid und Anilin. Beschrieben sind femer 6-Methyl-2-piperonyl-
chinolin-4-carbonsäure-p-toluidid, 2-Piperonylchinolin-4-carbonsäure-p-phenetidid, 2-Pi-
peronylchinolin-4-carboxyl-p-aminobenzoesävu-eäthylester i" ).
Durch Kondensation von Aminosubstitutionsprodukten der 2-Phenylchinolin-4-car-
bonsäure mit Formaldehyd und Bisulfit gelangt man zu amino-2-phenylchinolin-4-carbon-
Bäure-(o-methylschwefUgsauren Salzen. Diese Verbindungen sind wasserlöslich. Im Orga-
nismus sollen sie Formaldehyd abspalten können.
Beschrieben sind das Natriumsalz der w-methylschwefligen Säure aus 2-Phenyl-
6-aminochinolin - 4 - carbonsäure, 2-phenyl-7-aminochinolin-4-carboxy - o» -methylschweflig-
saures Natrium, 2.3'-aminophenylchinoUn-4-carboxy-M-methylschwefligsaiu-e3 Natrium, das
ca-methylschwefligsaure Natriumsalz der 2-Phenyl-3-aminochinolin-4-carbonsäure").
Wenn man entweder Kohlensäure auf 2-phenylchinolin-4-carbonsaure3 Natrium ein-
wirken läßt, oder 2-Phenylchinolin-4-carbonsäure mit Natriumcarbonat bzw. mit Natrium-
1) Schering, DRP. 288 303. ^) DRP. 267 208. ') Bayer, DRP. 267 209.
«) Schering, DRP. 287 959. ^) DRP. 240 078. «) Kalle, DRP. 287 304.
') DRP. 288 865, Zusatz zu DRP. 287 804. ») Schering, DRP. 301591.
«) Schering, DRP. 277 438, Zusatz zu DRP. 252 643.
W) DRP. 281097, Zusatz zu DRP. 252 643. ^M Höchst, DRP. 292 393.
Giohtmittel. 811
bicarbonat behandelt, oder Natriumbicarbonat mit phenylohinolincarbonsauren Salzen
umsetzt, so entsteht eine Verbindung CjjHjjNjOjN'a, d. i. kohlensaures 2-phenylchinolia-
4-carbonsaures Natrium, welches den Magen weniger angreift als die Säure selbst und auch
zur Reinigung der Säure dienen kann').
Homologe und Substitutionsprodukte der 2-PiperonylchinoUn-4-carbonsäur6 erhält
man, wenn man Homologe oder Substitutionsprodukte des Anilins mit Piperonal und Brenz-
traubensäure kondensiert. 6-Methyl-2-pip9ronyl-chinolin-4-carbonsäure erhält man aus
p-Toluidin, Piperonal und Branztraubensäure beim Kochen in Alkohol. 6-Oxy-2-piperonyl-
chinolin-4-carbonsäure aus p-Aminophenol, Piperonal und Brenztraubensäure. 8-Methoxy-
2-piperonylchinolin-4-oarbonsäure aus o-Anisidin, Pipsronal und Brenztraubensäure*).
Man erhält 2-Phenylchinolin-4-carbon3äuren, welche eine Aminogruppe im Benzol-
kem des Chinolins enthalten, wenn man Mouoacidylverbindungen von Phenylendiaminen
mit Benzaldehyd oder dessen Homologen und Brenztraubensäure kondea«iert und die so
erhaltenen N-Acidylverbindungen verseift. Aus p-Aminoacetanilid, Benzaldehyd und Brenz-
traubensäure erhält man 2-Phenyl-6-acetylaminochinoUn-4-carbonsäur6, aus der durch
Verseifung mit Natronlauge 2-Phenyl-6-aminochinotin-4:-carbonsäure entsteht. Ferner sind
beschrieben: 2-Ph9nyl-7-aminochinolin-4-carbonsäure, 2-p-Tolyl-6-aminochinolin-4-carbon-
säure, 2.4-M3thoxyphenyl-6-aminoohinolin-4-carbonsäure und 2-Ph6nyl-5-methoxy-6-amino-
chinolin-4-carbon3äure ^).
2-Naphthylchinolin-4-carbon3äuren werden dargestellt, wenn man entweder Isatin
oder Methylisatin mit Acetonaphthonen oder deren Kernsubstitutionsprodukte in alkali-
scher Lösung oder Anilin oder dessen Derivate mit Brenztraubensäure und Naphthaldehyden
kondensiert.
2. l'-NaphthylchinoUn-4-carbonsäure erhält man aus Isatin und st-Acetonaphthon
oder aus Anilin, «-Naphthaldehyd und Brenztraubensäure.
Ferner sind beschrieben 2.2'-Naphthylchinolin-4-carbon3äure, 6-Methyl-2.2'-naphthyl-
COOH
C
0/\CH
j
N
OH
Im Gregensatz zur 2-Ph3nylchinolin-4-carbon3äure wird angeblich bei der therapeuti-
schen Wirkung der batretfenden 2-NiphthylchinoUn 4-oarbon5äura bei stark vermehrter
Harnsäureausscheidung ein klarer Urin entleert*).
Man erhält Derivata der 2-Ph3nylchinolin-4-carbon3äure, wann man o-, m- oder
p-Oxyaoetophenon mit Isatin bzw. in- odar p-Oxybenzaldahyd mit Anilin und Brenztrauben-
säure kondansiart. So erhält man 2.4'-Oxyph3nylchinolin-4-carbonsäure, 2.3'-Oxyphenyl-
chinoUn-4-carbon3äure und 2.2'-Oxyph3nylchinolin-4-carbon3äura^).
Kalle & Co. geban in DRP. 234 233 an, daß die 2.2'-, 2.3'- und 2.4'-Oxyphenylchinolin-
carbinsäuren, insbesondere die 3'- und 4'-Oxysäurö eine ähnliche Wirksamkeit wie die
2'-PhanylohinoUn-4'-Carbon3äure entfalten.
Diese Verbindungen sind nicht nur sogenannte Gichtmittel, sondern sie haben auch
stark ausgeprägte antiseptische und entzündungswidrige Eigenschaftan, die denen der
Salicylpräparate mindestens gleiehkomman; sie zaigen beachtenswerte Wirkungen als
Plasmagitte im Sinne des Chinins und wirken z. B. bei Pertussis.
2- resp. 3-.Antipyrylchinolin-4-carbonsäuren erhält man, wenn man Isatin mit 1-Phenyl-
2.3-dimethyl-4-aceto-5-pyrazolon oder dessen Homologen in alkalischer Lösung konden-
siert').
Min kann die unangenehmen Nebenwirkungen der Phenylchinolincarbonsäuro und
ihrer Derivate, nämlich den bitteren Ges?hraack uliI dia Reizwirkung auf den Magen be-
seitigen, wenn man sie in Tanninverbindungen überführt. Die Tannate besitzen die Eigen-
schaften der Ausgangsstoffe sowohl bazüglich dar B3eintlussung der Harnsäureausscheidung
als auch dar entzüadungswidrigan, schmarzstillenden Wirkung. Die Herstellung der Tannin-
verbindungen geschieht je nachdem noch eina freie Carboxyl- oder Hydroxylgruppe vor-
handen ist oder nicht, iulem man im ersten Falle eine verdünnte Lösung des Körpers in
Alkah, im letzteren eine solche in Säuren nacheinander mit einer Lösung von Tannin und
1) Chamischa Fabrik vorm. Schering, DRP. 285 499.
') Chemische Fabrik vorm. Sehering, DRP. 281 603.
3) DRP. 294 159, Zusatz zu DRP. 287 804.
*) Chemische Fabrik vorm. Schering, DRP. 284 232.
5) Kalle, DRP. 284 233. «) Höchst, DRP. 270 487.
8J2 Gichtmittel.
verdünnter Essigsäure bzw. Lösung von essigsaiirem Natrimn vermischt. Dabei ist darauf
zu achten, daß die Tanninmenge genügend groß ist. Dargestellt werden die Tarmate von
2-Phenylchinolin-4-carbonsäure, 2-Oxyphenylchinolin-4-carbonsäure, 2-Phenylchinolin-4-
carbonsäureäthylester und 2-Phenylehinolin-4-carbonsäureamid i).
Den Aminoderivaten der 2-Phenylchinolin-4-carbonsäiire haftet der Nachteil, Harn-
säureausscheidimg zu bewirken im Gegensatze zur PhenylchinoUnearbonsäure nicht an.
Man erhält sie durch Kondensation von Nitroisatinen mit Acetophonon oder seinen
Homologen vmd Substitutionsprodukten vind Reduktion der Nitroverbindimg oder indem
man Isatine mit Acidylaminoacetophenon oder dessen Homologen und Substitutions-
prodvikten kondensiert imd die Acidylreste mit verseifenden Mitteln abspaltet.
Aus Nitroisatin und Acetophenon in Gegenwart von wässerigem Ätzkali entsteht das
Kaliumsalz der 2-Phenyl-6-nitrochinolin-4-carbonsäure, das mit Zinnchlorür imd Salzsäure
2-Phenyl-6-aminochinolin-4-carbonsäure liefert. Ferner sind beschrieben: 2-m-Acetylamino-
phenylchinolin-4-carbonsäure, 2-m-Aminophenylchinolin-4-carbonsäm-e, 2-Phenyl-3-amino-
chinolin-4-carbonsäure ^).
Durch Reduktion der 2.2'-, 2.3'- oder 2.4'-Nitrophenylchinolin-4-carbonsäure gelangt
man zu entspreclienden Aminovcrbindimgen, welche wie die 2-Phenylchinolin-4-carbon-
säure verwendet werden sollen. Sie führen eine weit geringere Harnsävireabscheidung herbei
oder lassen sie ganz unbeeinflußt. Beschrieben sind: 2.2'-Aminophenylchinolin-4-carbon-
säure, 2.3'-Aminophenylchinolin-4-carbonsäiU'e, 2.4'-Aminophenylchinolin-4-carbonsäure.
Die Aminoverbindung kann auch diu-ch Einwirkung von Brenztraubensäm-e auf die Amino-
benzaldehyde und Anilin erhalten werden^).
Chem. Fabrik vorm. Schering, Berlin, stellen die Sulfoverbindimgen der 2-Phenyl-
chinolin-4-carbonsäure her, indem sie diese Säure mit sulfurierenden Mitteln behandeln.
Beschrieben ist die Sulfo-2-phenylchinolin-4-carbonsäure, welche auf die Harnsäureaus-
scheidung nicht melir einwirkt, aber bei gichtischen Gelenkentzündungen noch wirksam
sein soll*).
Durch Veresterung arylierter Chinolincarbonsäuren mit Salicylsäure, deren Homo-
logen unJ Derivaten erhält man Verbindungen, die außer der Einwirkung auf die Harn-
säureausscheidung auch die antirhemnatischon Eigenschaften der Salicylsäure besitzen
und absolut geschmacklos sind. Beschrieben sind: der Salicylsäureester der 2-Phenyl-
chinoliii-4-carbonsäme, der o-Kresotinsäureester der 2.3-Diphenylchinolincarbonsäure, der
Salicylsäureester der 2-p-AnisylchinLlin-4-carbonsäure, der Salicylsäureglykolester der
2-Phenylchinolincarbonsäure ').
Man erhält Verbindimgen aus 2-Phenylchinolin-4-carbonsäure oder deren Homologen
mit GlykokoU, wenn man die genannten Chinolincarbonsäuren avif GlykokoUalkylester ein-
wirken läßt*).
Kondensiert man Anilin mit Brenztraubcnsäure und p-Aldehydosalicyl.säure bzw.
Isatin mit Acetosalicylsäiu^, so erhält man 2.4'-Oxyphenylchinolin-4.3-dicarbonsäure
^C(COOH) : CH
^N H-<^OH
COOH
Die Verbindung wirkt antineuralgisch und antipyretisch sowie hamsäuretreibend.
Die Lösungen der Alkalisalze schmecken süß').
Kondensiert man Aceto-o-m- oder -p-kresotinsäure mit Isatinsäure, so erhält man
Oxytolylchinolindicarbonsäuren. Die Acetokresotinsäuren kann man dm-ch Kondensation
von Acetylchlorid mit o-, m- oder p-Ki-esotinsäure mittels Aluminiumchlorid in Gegen-
wart von Schwefelkohlenstoff herstellen').
-An Stelle der Isatinsäure werden deren kernsubstituierte Derivate, wie die Methyl-,
Halogen- oder Alkyloxyderivate mit Acetosalicylsäure oder Acetokresotinsäure konden-
siert. Man erhält die entsprechenden, im Benzolkern des Chinoliiu-estes substituierten
Oxyarylchinolindicarbonsäurederivate, welche in iliren pharmakologischen Eigenschaften
den unsubstituierten Derivaten ähnlich sind ').
Oxyarylchinolindicarbonsäuren erhält man, wenn man an Stelle von Ätzalkali
Alkali carbonate oder Erdalkalien zwecks Kondensation von Isatinsäure mit Acetosalicyl-
säure, bzw. mit Acetokresotinsäuren verwendet. Dargestellt wurden: Oxj^henylchinolin-
1) Kalle, DRP. 287 993. ^) Höchst, DRP. 287 804.
=) Chemische Fabrik vorm. Schering, DRP. 279 195. *) DRP. 270 994.
5) DRP. 261028. «) A.-G. vorm. Schering, Berlin, DRP. 249 766.
') Höchst, DRP. 293 467. *) DRP. 293 905, Zusatz zu DRP. 293 467.
») DRP. 305 885, Zusatz zu DRP. 293 467.
Gichtmittel. 813
dicarbonsäure aus Isatin und p-Acetosalicylsäure, sowie von p-Oxytolylchinolindicarbon-
säure aus Isatin und Aceto-p kresotinsäiu-e *).
Ester der 2-Piperonylchinolin-4-carbonsäure erhält man, wenn man die Säure mit
Alkoholen oder Phenolen verestert. Die Ester sind geschmacklos und bewirken keine
Vermehrung der Hamsäureausscheidung. Beschrieben sind der Methyl-, Äthyl-, Phenyl-,
S-Oxychinolinester der 2-Piperonylchinolin-4-carbonsäure; der o-Oxybenzoesäureester der
2-Piperonylchinolin-2-carbonsävire, 6-Methyl-2-piperonylchinolin-4-carbonsäur9 und der
Methylester und Glycerinester dieser Säure ^).
Durch Einwirkung von Salicylsäurechlorid auf Antliranilsäure und deren Derivate
und Homologen erhält man Acylverbindungen dieser Verbindungen. Beschrieben sind
Salicylanthranilsäure, Salicylanthranil, Salicylanthranilsäureäthylester. Diese Verbin-
d\mgen verursachen eine außerordentlich gesteigerte Harnsäureausscheidung').
Max Hartmann und Ernst Wybert*) versuchten an Stelle des Phenyl-
restes den Thioj)henrest in das Molekül der Cinchoninsäure einzuführen in
der Erwartung, eine Verstärkung der antiphlogistischeu und analgetischen
Wirkung durch den Eintritt einer schwefelhaltigen Gruppe zu erzielen. Sie
stellten durch alkalische Kondensation von Acetothienon mit Isatin bzw. Isato-
säure Thienylchinolincarbonsäure
COOK
dar.
Die Substanz hat nach Untersuchungen von F. Uhlmann tatsächlich die
gewünschte Eigenschaft, aber bei Eingabe derselben werden die Versuchstiere
violettrot und der Harn permanganatfarben. Der Farbstoff hat ausgesprochen
sauren Charakter und löst sich in Alkalien mit gelber Farbe. Auch die Ester
der Säure haben die gleichen farbstoff bildenden Eigenschaften wie die Mutter-
substanz.
1) DRP. 303 681, Zusatz zu DRP. 293 467.
2) Chemische Fabrik vorm. Schering, DRP. 281 136.
ä) Grenzach, DRP. 284 735.
') Helvetica Chimica Acta, Vol. II, läse. 1, p. 60.
Vierzelintes Kapitel.
Wasserstoffsuperoxyd.
Als sauerstoffabgebende Verbindungen wurden für internen Gebrauch
Chlorate, Bromate und Jodate sowie Benzoylsuperoxyd benutzt, wegen ikrer
Blutgiftwirkung aber zumeist ver'assen.
Wassei-stoffsuperoxyd kann durch Hinzufügen von 0.2% Strontium-
hydrosyd vor Zersetzung geschützt werden*).
Ebenso kann man mit 0.2% Traubenzucker Wasserstoffsuperoxyd haltbar
machen -).
Die große Verbreitung des Wasserstoff uperoxyd für externe und Höhlen-
behandluiig hat zur Darstellung von festen Verbindungen geführt, bei denen
Wasserstoffsuperoxyd mit Hanistoff oder Hexamethylentetramin verbunden
ist, deren Stabilität durch verschiedene Zusätze erhöht wird. Diese Verbin-
dungen haben sich als Wmidantiseptica bewährt, ebenso als Slittel, rasch
Wasserstoffsuperoxydlösungen frisch zu bereiten.
Die Nerven- imd Herzwirkuiig der Bromate ist erheblich höher als die
der Chlorate. Eine direkte Blutwirkung der Bromate ist kaum zu bemerken').
Natriumpersulfat wirkt giftig und hypothermisch'').
Stearns & Co., Detroit, stellen Superosydsäuren aus Anhydriden zweibnsischer
Säuren her, indem sie die Anhydride mit wässerigen Lösungen von Wasserstoffsuperoxyd
bis zur Bildung von Niederschlägen schütteln. Besclirieben ist Peroxydphthalsäure, Bem-
steinsuperosydsäure, Glutarsuperoxydsäure").
Bis jetzt hat sich kein organisches Superoxyd in der Therapie bewährt.
Diamaltgesellschaft. München, stellt eine haltbare Verbindung von Hexamethylen-
tetramin mit Wasserstoffsuperoxyd her, indem sie Hexamethylentetraffiin unter Kühlung
in Wa.^er»toffsuperoxydlösung auflöst imd die entstandene Doppelverbindung aus der
wässerigen Lösung durch organische Lösungsmittel ausfällt').
Zur Haltbarmachung wird der Doppeherbindung eine kleine Menge eines Säure-
anhydrids oder der Acetylverbindung einer aromatischen Oxysäiu^ und einer Eiweiß-
verbindung oder eines Polysaccharids zugesetzt, z. B. Milchsäureanhydrid, Stärke und
Acetylsal'>ylsäure oder Pflanzeneiweiß und Phthalsäureanliydrid').
CHj— 0-0 — CH^
Hexamethylentriperoxyddiamin K— CH. — 0-0 — CH.^N, erhält man, wenn man
'CHÖ— -OO— CHJ
in konzentrierter Lösung Wasserstoffsuperoxyd auf Salze des Hexamethylentetramins mit
organischen oder anorganischen Säuren zusammenbringt*).
An Stelle von Hexamethylentetramin läßt man Harnstoff imd Formaldehyd auf
Wasserstoffsuperoxyd in Gegenwart einer Säure einwirken. Das Produkt hat die Formel
„„ NH • CH, • O • O • CH, • XH 0 91
M Meta Sarason, Berlin, DRP. 31S 134. =) DRP. 303 680.
') Meta Sarason, Berlin, DRP. 318 220.
*) G. Richter, Budapest, DRP. 259 S2fi.
*) DRP. 281 083, Zusatz zu DRP. 259 826.
«) DRP. 264 m. •) DRP. 267 816, Zusatz zu DRP. 264 111.
«) Girsewald, DRP. 263 459. ') DRP. 2S1 045, Zusatz zu DRP. 263 459.
Wasserstoffsuperoxyd. 815
Eine haltbare Verbindung aus Wasserstoffsuperoxyd und Carbamid erhält man, wenn
man Carbamid mit Wasserstoffsuperoxyd bei niedriger Temperatur behandelt ').
Die Eigenschaften der nach dem Hauptpatent erhältlichen Produkte aus Carbamid
und Wasserstoffsuperoxyd werden durch Zusatz geringer Mengen Stärke oder stärke-
ähnlicher Substanzen insofern günstig beeinflußt, als dadurch seine Widerstandsfähigkeit
gegenüber den Einflüssen hoher Temperaturen, wie sie etwa bei der Verwendung in den
Tropen in Frage kommen, erhöht wird^).
Eine Doppelverbindung von \^'asserstoffsuperoxyd und Harnstoff unter Benützung
geringer Mengen eines anorganischen alkalibindenden Stoffs von schwach saurem Charakter
zum Haltbarmachen erhält man, wenn der Zusatz des alkalibindenden Stoffes vor der Ab-
scheidung der Doppelverbindung aus der wässerigen Lösung ihrer Bestandteile erfolgt. Als
Zusätze sind die sauren Salze der Phosphorsäure, Mononatriumphosphat und Katriummeta-
phosphat sowie die Borsäure angefülirt^).
Haltbare Präparate aus Wasserstoffsuperoxyd und Harnstoff erhält man, wenn man
dieser Verbindung geringe Mengen organischer Säuren oder ihrer sauren Salze zusetzt; z. B.
Citronensäiu-e, Salicylsäure, Gerbsäure*).
Zu dem in fester Form isolierten Harnstoffwasserstoffsuperoxyd setzt man zwecks
Haltbarmachung geringe Mengen anorganischer Säuren oder saurer Salze dieser Säuren
hinzu; z. B. Borsäure oder Natriumbisulfat^).
E. Merck stellt haltbare Verbindungen des Wasserstoffsuperoxyds mit neutralen,
anorganischen oder organischen Stoffen her, indem er mit diesen Stoffen versetzte schwache
technische Wasserstoffsuperoxydlösungen vorsichtig eindampft. Beschrieben sind Harn-
stoff-Wasserstoffsuperoxyd').
») Bayer, DRP. 293 125. ^) DRP. 294 725, Zusatz zu DRP. 293 125.
=) Byk, DRP. 291490. *) C. G. Santesson, Arch. di Fisiolog. 7 (1910).
5) Joseph Nicolas, C. r. s. b. 33, 409. «) DRP. 170 727.
Nachtläge.
Nachtrag zu Seite 18.
Salze von Thorium, Cer, Praseodym und Lanthan agglutinieren in sehr
niedriger Konzentration, auch wenn die Salze nicht kolloid, sondern krystalloid
sind. Vierwertiges Kation (Thorium) wirkt stärker als dreiwertiges (Lanthan,
Cer, Praseodym). Alle vier sind Protoplasmagifte, Thor giftiger al.s Ceri).
Nachtrag zu Seite 61.
Benzin und seine vier rein dargestellten Bestandteile : Pentan, Hexan,
Heptan und Octan in narkotischen Konzentrationen der Einatmungsluft zu-
gesetzt machen häufig erst starke Reizerscheinungen neben frühzeitiger Be-
einträchtigung der Atmung. Noch stärker als bei den aliphatischen Kohlen-
wasserstoffen ist die erregende Wirkung beim Benzol ausgeprägt 2).
Nachtrag zu Seite 68.
DichloräthylsuKid ist ein starkes Hautreizmittel. Das Dichloräthylsulf-
oxyd (C1CH2CH„)2S0 macht selten leichtes Erji:hem, ebenso die entsprechende
Jodverbmdmig "'(JCH2-CH2)2SO. Dichloräthylsulfon (C1CH2CH2)2S02 hat
dieselbe Haut^^irkung v^ie das Sulfid, aber es steht scheinbar diesem in der
Wirksamkeit nach. Diacetyläthylsulfid (CHg ■ COO • CH2CH2)2S macht eine
leichte Hautreaktion, ist aber bedeutend weniger wirksam als Senfgas. Die
Stoffe haben weder antiseptische, noch bactericide Eigenschaften. Am giftigsten
für Tiere ist Dijodäthylsulfon, danach Dichloräthylsulfon^).
Dichloräthylsulfid ist bei jeder Art der Einverleibung giftig. Es ist kein
Blutgift, macht epileptiforme Krämpfe, in Ideinen Dosen Stupor. Der Blut-
druck smkt, ebenso die Temperatur. Es ist ein mächtiges Lymphagogum*).
Die Giftwirkung des Thiodiglykolchlorids steht im engsten Zusammen-
hang mit der Anwesenheit der Chloratome. co-Chlor-cUäthyl-äthylsulfid
C2H5 • S • CH, • CH,C1 ist sehr viel weniger giftig, und das kein Halogen enthaltende
Thiodiglykol" S(CH2 • CH2 • 0H)2 ist durchaus harmlos^).
Penta- imd Hexachloräthan imd die Chlorderivate des Äthylens zeigen
kerne hämolysierende Wirkung, was Plötz«) durch die geringe Wasserlöslich-
keit dieser Verbindungen erklärt. Die Chlorderivate des Methans, Äthans und
Äthylens machen am isoherten Froschherzen mit Ausnahme des Hexachlor-
äthans und Tetrachloräthylens Ventrikelstillstand').
1) R. Doerr, Kolloid.-Ztschr. 27, 277 (1920).
2) H. Fühner, BZ. 115, 235 (1921).
3) Oregon B. Helfrich und E. Emmer Reid, Journ. of the Americ. ehem. Soc.
42, 1208 (1920).
*) A. Maver, H. Magne imd L. Plantefol, C. r. 110, 1625 (1920).
5) W. Steinkopf, J. Herold und J. Stöhr, BB. 53, 1007 (1920).
«) BZ. 103, 243 (1920).
') Werner Kießling, BZ. 114, 292 (1921).
Nachträge. 817
Nachtrag zu Seite 69.
Chlormet hylchlorkohlensäureester sind giftiger als die Methylclilorkohlen-
säureester, letztere übertreffen aber die Kohlensäuremethylester an Giftigkeit,
so daß die Zahl der Chloratome für den Grad der Giftigkeit ausschlaggebend ist*).
Nachtrag zu Seite 85.
Der symmetrische Dichlordimethyläther besitzt außer seiner irritativ er-
stickenden eine spezifische Wirkung auf das nervöse Regulationszentrum des
Gleichge^ichtssinnes, aber nur bei Hunden. Außerdem besteht vertikaler
Nystagmus-).
a»-Bromacetophenon erzeugt schon in sehr geringen Mengen schmerzhafte
Blasen auf der Haut und greift die Augen sehr an^).
Nachtrag zu Seite 238.
Chitenin ^irkt wenig bactericid, aber auf Paramäcien tödlich; auch die
Lähmung des Zentralnervensystems und der Zirkulation ist gering. Es wirkt
aber schwer giftig auf die Xiere ur.d ■wird zum Teil unverändert ausgeschieden.
Cinchotenin, die entsprechende Carbonsäure des Cinchonins, ist fast ungiftig
und hat keine atophanähnliche Wirkung. Es wirkt auf Infusorien fünfmal
schwächer als Chitenin. Ein reduziertes Cinchotenin erweist sich beim Frosch
als Krampfgift. Cinchen wirkt stark giftig infolge Herz- und Vasomotoren-
lähmung. Es wirkt gefäßverengemd*).
Nachtrag zu Seite 248.
In Abänderung des Verfahrens des DRP. 268 830 werden an Stelle der Ester der
allgemeinen Formel Rj • CH, • COOR^ mit einem Alkyl Rj solche mit einem N-acidylierten
basischen Rest Rj verwendet. Die Patentschrift enthält ein Beispiel für die Darstellung
des Chinolylketons, ausgehend vom N-Benzoylhomocincholoiponäthylester und Chinolin-
4-carbonsäureäthylester über den /8-Ketonsäureester.
N-Benzoylhomocincholoiponäthyläther
CjHs • CO • N — CH„ — CHg — CH • (CHjjj • COOC^g
1 " I ' »■
CHg CH • CgHg
/8-Ketonsäureester
C5H5 • CO • N — CHj — CHj — CH . CHj • CH(COO • C^Hj) • CO • CjHjN
CH„ CH . CjHä
Chinolj'lketon
NH — CHj — CHj — CH(CH2)2 • CO • CjHjN
I I
CHo CH • CgHg
N-Benzoylhomoeincholoiponäthylester wird in Gegenwart von Natriumäthylat mit
Chinolin-4-earbonsäureäthylester bei etwa 80° zum ;8-Ketonsäureester kondensiert. Beim
Kochen mit Salzsäure erhält man Chinolylketon, das mit Dihydrocinchotoxin identisch^).
Alkohole und Aminoalkohole der Chinolinreihe erhält man durch Reduktion von
Chinolylketonen oder Chinolylaminoketonen mit Zink oder Aluminium in alkoholischer
Lösung bei Gegenwart von Alkalialkoholat. Dabei wird der Cliinolinkern und die un-
gesättigte Seitenkette nicht reduziert. Es gelingt auf diese Weise vom Chininon zum
1) Andre Mayer, H. Magne xmd L. Plantefol, C. r. 1T8, 136 (1921).
2) Andre Mayer, L. Plantefol und A. Tournav, C. r. 171, 60 (1920).
3) H. E. Cos, Analyst 45, 412 (1920).
*) Maria Dauber, Z. f. exp. Path. u. Ther. 31, 307 (1920).
= ) DRP. 330 945, Zus. zu DRP. 268 830.
Präakel, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl. 52
818 Nachträge.
Chinin zu gelangen. Aus Diliydroeinchoninon erhält man Dihydrocinchonin und Dihydro-
cinchonidin. Aus 6-Methoxychinolyl-4-methylketon CH3O ■ C9H5N • CO • CH3 erhält man
6-Methoxychinolyl-4-methylcarbinol. Aus 6-Methoxychlnolyl-4-piperidylmethylketon er-
hält man 6-Methoxychinolyl-4-piperidinomethylcarbinoli).
Nachtrag zu Seite 266.
Man behandelt liier die Acylderivate des p-Aminophenols mit Allyllialogenid und
Alkali. Dargestellt wiu'den p-Acetaminophenolallyläther, Lactyl-p-aminophenolallyläther,
Formyl-p-aminophenolallyläther^).
Nachtrag zu Seite 341.
Wenn man Acetessigester mit llethylarain und Succindialdehyd in gut gekühlter,
wässerig-alkalischer Lösung kondensiert, so erhält man Tropinonmonoearbonsäureester,
die in Ekgonin übergeführt werden können °).
Wenn man Succindialdehyd mit Methylamin und Acetondicarbonestersäure oder
deren Salze in eiskalter wässeriger Lösung kondensiert, so wird unter Bildimg von Tropin-
monocarbonsäureestern Kohlensäure abgespalten*).
Für die Herstellung von Tropinonmonocarbonsäureestern verwendet man Aceton-
dicarbonestersäure, die dui'ch teilweise Veresterung von roher Acetondicarbonsäure nach
Pech mann gewonnen wird^).
Nachtrag zu Seite 858.
Substituiert man im Anästhesiii (p-Aminobenzoesäureäthylester) die
Aminogruppe insbesonders mit negativen Resten, so wird die Wirksamkeit
mit Ausnahme von p-Carbäthoxyphenylhydrazin meist fast oder ganz auf-
gehoben.
N - Allyl - W- p-carbäthoxyphenylthioharnstoff C.H^ICOO • CaH,)]^!! • CS
• NH • C3H5 Tvirkt ganz schwach anästhesierend. N-Allyl-N'-p-carbäthoxy-
phenylharnstoff ebenso.
N-/?-;'-Dibrompropyl-N'-carbäthoxj'phenyltWoharnstoff ist unwii'ksam.
N-yS, }'-Dibrompropyl-N'-carbäthoxyphenylharnstoff ist unwirksam.
p-CarbäthoxyphenylhydrazLii anästhesiert auf der Zunge gut.
Acetonyl-p-carbäthoxyphenylhydrazon ist unwirksam. Benzal-p-carb-
äthoxyphenylhydrazon ist unwirksam. Zimtaldehyd-p-earbäthoxyphenyl-
hydrazon ist unwirksam.
p-Carbäthoxyphenylglucosazon ist wirkungslos, ebenso das Galaktosazon.
Acetessigester-p-carbäthoxj'phenylhydrazon ist vöUig unwirksam. p-Carb-
äthoxyiihenyhnethylpyrazolon ist vöUig unwirlvsam. p-Carbäthoxyphenyl-
urethan wirkt schwach anästhesierend. p-Benzoylaminobenzoesäureäthylester'^)
zeigt Anästhesin gegenüber eine abgeschwächte Wirkung. p-Carbäthoxyphenyl-
aminoessigsäure ist wirkungslos. p-Nitrobenzoyl-p-aminobenzoesäureäthylester
ist unwirksam'). Zu gleichen Resultaten kam J. Morgenroth*).
Nachtrag zu Seite 389.
Durch Einwirkmig von /S-Chloräthyldialkylaminen auf p-Aminobenzoesäiu-ealkylester
erhält man: Methyl-, Äthyl-, Propyl-, Butyl-, Isobutyl- imd Isoamylester der p-N-Diäthyl-
aminoäthylaminobenzoesäiu-e und das p-N-Dimethylaminoäthylaminobenzoesäurebutyl-
ester ').
J) Zimmer- Frankfurt, DRP. 330 813.
") Ciba, DRP. 332 204, Zus. zu DRP. 310 967.
') E. Merck imd O. Wolfes, Engl. P. 153 917/1920.
«) E. Merck, Engl. P. 153 919/1920.
») Engl. P. 153 918, Zus.-P. zu Engl. P. 153 919/1920.
•) Limpricht und Saar, Liebigs Ann. 303, 278 (1921).
') H. Thoms und Kurt Ritsert, Her. Deutsch. Pharm. Ges. 31, 65 (1921).
») Ber. Deutsch. Pharm. Ges. 31, 76 (1921).
*) Soc. chim. des usmes du Rhone. E. P. 153 827/1920.
Nachträge. 819
Nachtrag zu Seite 438.
Doppelsalze von Berberin, Cotamin und Hydrastinin, in welclien zwei oder drei
Basen enthalten sind, sollen anders wirken als die Einzelbasen').
Durch Einwirkung von Essigsäureanhydrid-Schwefelsäure auf Hydrocotamin erhält
man bei niedriger Temperatur Hydrocotarninsulfosävu^ (6. 7-Methylendioxy-8-methoxy-
2-methyltetrahydroisochinolin-ö-sulfosäure. Bei höherer Temperatur erhält man Aceto-
hydrocotarnin (G. 7-Methylendioxy-8-methosy-5-aceto-2-methyltetrahydroisochinolin) ^).
Nachtrag zu Seite -144.
3.4-Dioxybenzylamin ist wirksam, 2.3-Diox\-phenylamin aber nicht. Die
optisch aktiven Oxyhydrindamine von Pope imd Read*) sind unwirksam,
,CH ■ NHj
weshalb Tiffeneau ihnen die Konstitution CjH,/ >CH- OH zuschreibt. Daß
Substitution in der Seitenkette nicht nur am Stickstoff die Wirksamkeit
schwächt, wie Schultze*) durch die stärkere Wirksamkeit des Noradrenalins
C|;H3(OH2) • CH(OH) • CHj • XH, nachgewiesen hat, sondern auch am Kohlen-
stoff, beweist die Untersuchung des ^-Methylnoradrenalins C6H3(OH)2 • CH(OH)
• CHCCHg) • NHg ^), dessen l-Form nur 60 — 75% der Wirksamkeit von 1-Adre-
naün besitzt.
Nachtrag zu Seite 446.
Naphthylmethylaminomethoxyäthan CmH, • CH(0CH3) • CHj • NH • CH3
ist in bezug auf Vasokonstriktion 40 mal wirksamer als Phenylmethylaminoäthan
und Phenylmethylaminomethoxyäthan CgHj • (CH • OCH3) • CHj • NH • CHg ,
welche beide gleich aktiv sind.
l-Aminoaceto-4-oxynaphthalin ist aktiver als Naphthylmethylaroino-
methoxyäthan. Ein Vergleich des l-Aminoaceto-4-oxynaphthalins mit seinem
Methyläther zeigt deutlich den Einfluß des freien Hydroxyls^).
Nachtrag zu Seite 471.
Die narkotische Wirksamkeit der Qdorderivate des Methans und Äthans
beträgt, wenn man den Wert 1 für Chloroform zugrunde legt, für Diehlor-
äthan 0,3, Tetraclüormethan 1,5, Athylendichlorid 1, Athylidenchlorid 2,7,
Tetrachloräthan 13,1, Pentachloräthan 20, Hexachloräthan 59,1, Dichlor-
äthylen 0,37, Trichloräthjlen 13,1, Tetrachloräthylen 6,2. Der Stoffwechsel
wird durch Dichloräthylen imd Pentachloräthan stark geschädigt, nicht aber
von Trichloräthylen und Tetrachloräthylen').
Trichloräthylen (Chlorylen) wturde anscheinend mit gutem Erfolge bei
Trigeminusneuralgie verwendet *) .
Nachtrag zu Seite 478.
Chloralacetaminophenol CH3 • CO • NH • C5H4 • O • CH(OH) • CCl^ wirkt in geringeren
Dosen als Chloral schlaferregend und anders als Chloral. Man erhält es durch Zusammen-
bringen beider Bestandteile ').
1) Martin Freund, DRP. 328 101.
2) Martin Freund, DRP. 328 102.
') Joum. Chem. Soc, London 99, 2071.
') U. S. A. Dep. Hygienic. Lab. Bull. Nr. 35, Washington 1909.
^) DRP. 254 438, 269 327.
^) Antonio Madiua ve itia, BuU. Soc. Chim. de France [4], 25, 601 (1919).
') G. Joachimoglu, Berl. klin. Wochenschr. 58, 147 (1921).
*) Franz Kramer, Berl. klin. Wochenschr. 58, 149 (1921).
ä) O. Hinsberg, DRP. 332 678.
52*
g20 Nachträge.
Nachtrag zu Seite 4S6.
Durch Acylierung von bromacylierten Harnstoffen erhält man Acetyl-broradiäthyl-
acetylcarbamid, Acetyl-«-bromisovalerianylharnstoff, Propionylbromdiäthylacetylharn-
stoff, Benzoylbromdiäthylacetylhamstoff).
Nachtrag zu Seite 614.
Ciba^) besehreibt die Darstellung von Morphinphenyläthylbarbitursäure, Äthyl-
morphinphenyläthylbarbitursäure, Codeinphenyläthylbarbitursäure.
chtrag zu Seite 619.
Cumarin
4-Oxycumarin
4-Methoxycumarin
/\-CH = CH
/'\-CH = CH
/S-CH = CH
..j-O CO
Hoi^^O CO
CHjOl^-O CO
UmbeUiferon
Hemiarin
3.4-DioxycuTnarLn
4. 5- D ioxy Cumarin
4-Oxy-5-methoxy Cumarin
/\-CH = CH
HO/N-CH = CH
CH30/N-CH = CH
Hol J-O CO
Hol^-0 CO
Hol^-O CO
OH
Daplmetin
Asculetin
Chrysatropasäure
Cumarin und Methoxycumarin wirken auf Fische narkotisch, während bei
der Chrysatropasäure (Eintritt eines Phenolhydroxyls in Methoxycumarin) der
narkotische Effekt verschwüidet, es treten Gleichgewichtsstörungen, Atmungs-
beschleunigung und Tod ein. Quahtativ ähnUch wirken Monoxycumarin (Um-
beUiferon) und die Dioxycumarine Daphnetin und Asculetin. UmbeUiferon
ist wirksamer als die Dioxycumarine.
Bei Fröschen ist bei Oxycumariiien weder reine Cumarmwirkung, noch
reine Phenol Wirkung festzustellen. Sie fülu'en erst in mindestens 15 fach größerer
Dosis -wie beim Phenol durch zentrale Lähmung zum Tod.
Am Froschherzen verhalten sich die drei Oxycumarine mit freien pheno-
lischen Hydroxylen, UmbeUiferon, Daphnetin und Äsculetm prinzipiell völlig
gleich, d. h. der Systolengipfel sinkt ganz gleichmäßig bis NuU ab. Es tritt
diastolischer Herzstillstand em. Clirysatrojjasäure hingegen bringt das Herz
nicht zum StiUstand. Herniarin wirkt äluüich wie Chrysatropasäure. Auf
den Blutdruck wirken die Substanzen nicht. Die Cumarinderivate sind beim
Warmblüter nur sehr wenig pharmakodynamisch aktiv 3).
Nachtrag zu Seite 520. „
^ CH — CO
DiäthylhomophthaUmid C6H4/ " 1 , Athylpropylhomophthalimid,
Dipropylhomophthalimid, DiaUylhomophthalimid sind wenig giftig und haben
keine schädlichen Nebenwirkungen. Sie wirken aUe hypnotisch, am stärksten
die Dia thyl Verbindungen, mit zunehmender Größe der Kohlenstoff kette nimmt
die hypnotische Wirkung ab^).
Nachtrag zu Seite 634.
Selenhaltige hydrierte Chinaalkaloide erhält man durch Einwirkimg von SeOj in
Gegenwart konz. Schwefelsäure auf solche Alkaloide und Kochen des mit Wasser ver-
dünnten Reaktionsproduktes. Beschrieben sind Selenohydrochinin, Selenoäthylhydro-
cuprein, Selenohydrocuprein ^ ).
1) Bayer-Leverkusen, DRP. 327 120. 2) DRP. 330 81 1, Zus. zu DRP. 322 335.
3) Ernst Sieburg, BZ. 113, 176 (1921).
*) Auguste Lumiere und F61ix Perrin, C. r. Hl, 637 (1920).
=) Zimmer & Co. - Frankfui-t, DRP. 331 145.
Nachträge. 821
Nachtrag za Seite 640.
Öllösliche und wasserlösliche Farbstoffe werden im Harn und in der Galle
ausgeschieden. Benzolazonaphthol- und Benzolazorescorinfarbstoffe paaren sich
mit Glycuronsäure^).
Nachtrag zu Seite 647.
Trypaflavln macht stärkere Hyperämie der Wunden und Ödembildung
und dadurch eine Förderimg des Heilungsprozesses, während die antiseptische
Wirkung von untergeordneter Bedeutmig ist 2).
Nachtrag zu Seite 693.
Man erhält komplexe Silberverbindungen des Glykokolls. indem man Silbemitrat
bzw. Silbersulfat mit einem Überschuß von Glykokoll behandelt. Ersetzt man in diesen
Verfahren diese Silbersalze durch Silberacetat bzw. Hamstoffsilber, so entstehen eben-
falls komplexe Silberverhindungen des Glykokolls. Die Lösungen reagieren schwach
alkalisch und geben mit Lauge keine Fällung').
Nachtrag zu Seite 694.
Salze der Thioglykolsävure, welche als Gonorrhöemittel verwendet werden sollen,
erhält man durch Behandlimg der Thioglykolsäure mit Silbersalzen und Natronlauge.
Alkohol fällt die Verbindung AgS • CHj • COONa *).
Nachtrag zu Seite 699.
Kakodylsäure wirkt selbst in letalen Mengen nicht trj'panocid, Methyl-
und Äthylarsensäure erst in Mengen, die den letalen sich nähern.
Äthylarsenoxyd reizt in reinem Zustande die Haut stark. Es macht akutes
Lungenödem, wie Methylarsenoxyd, das aber weniger giftig -nirkt").
Nachtrag zu Seite 715.
Arsphenamin (Salvarsan, 3. 3'-Diamino-4.4'-dioxyarsenobenzoldihydro-
chlorid) läßt sich durch Oxydation und Reduktion der erhaltenen Säure in ein
Produkt von geringer Giftigkeit umwandeln'').
Nachtrag zu Seite 728.
Beim Vermischen von Lösungen des Natriumsalzes der 3. 3'-Diamino-4.4'-dioxy-
arsenobenzolformaldehydsulfoxylsäure und des Natriumsalzes der komplexen Silber-
verbindung des 3. 3'-Diamino-4.'t'-dioxyarsenobenzols erhält man eine Lösung, welche
die beiden Komponenten in chemischer Bindung enthält, denn sie gibt weder mit Kohlen-
säure noch mit Natriumchlorid einen Niederschlag').
3-NitroarsaniIsäurequecksilberacetat, 3-Nitro-4-oxjiJhenylarsinsäurequeck-
silberacetat, 3.5-Dimtro-4-oxyphenylarsinsäurequecksilberacetat, 3.5-Diamino-
4-oxyphenylarsinsäurequecksilberacetat, p-Benzarsinsäurequecksilberacetat,
Diacetyl-3.5-diamino-4-osyphenylarsinsäureq«ecksilberacetat, 3-Bromosalyl-
arsanilsäurequecksilberacetat wirken weniger antiseptisch als Sublimat. Ihre
Giftigkeit hängt von ihrem Quecksilbergehalte ab Sie haben alle trypanocide
Wirksamkeit, aber sie sind zu giftig^).
iy W. Salant und K. Bengis, Joum. of biol. cliim. 37, 403 (1916).
2) Adolf Ritter, Deutsche Zeitschr. f. Chirurg. 159, 1, 13 (1920).
3) Hoffmann-La Roche, Schweizer P. 86514, 86515, 86996, 86997.
*) Flora - Zürich, E. P. 156 103/1920.
^) Carl Voegtlin und Homer W. Smith, Joum. Pharm, and Exp. Therap. 16,
449 (1921).
ö) ReidHuntbeiWalterG. Chris tiansen,Journ.Americ.Chem.Soe. 42,2402(1920).
') Speyerhaus- Höchst, E. P. 155 577/1920.
^) G. W. Raiziss, J. A. Kolmer und L. Gavron, Joum. of biol. ehem. 40,
533 (1919).
822 Nachträge.
Nachtrag zu Seite 734.
Nach AdolfFeldtist Gold kein Capillargif t, sondern lähmt das Vasomotoren-
und Atemzentrum; es wirkt stark katalytisch und beschleunigt die Autolyse^).
Nachtrag zu Seite 756.
Butolan ist der Carbaminsäureester des p-Oxydiphenylmethans, welcher
gegen Oxyuris sehr wirksam ist^).
Nachtrag zu Seite 783.
Für Injektionstherapie soll das Calcium selir der dipropanoloiphosphorigen
Säure Ca(CßH807P)2 • 8 HgO sehr geeignet sein. Durch Einwirkung von Phos-
phortrijodid auf konz. Propanolsäure erhält man anhydropropanoloylpropanoi-
phosphorige Säure CgügO^P , die durch Wasser in die di'eibasische dij^ropanoloi-
phosphorige Säure CgHj^OjP übergeht^).
Nachtrag zu Seite 791.
Durch Behandehi von Metallsalzen des Theobromins mit Chloräthyldialkjiaminen
erhält man N-Diäthylaminoäthylderivate des Theobromins*).
1) Münch. med. Wochensclir. 6», 1500 (1920).
2) Kretschmer, Therap. Halbmonatsh. 34, 700 (1920).
3) Louis Gaucher und Georges Rollin, C. r. s. b. 84, 303 (1921).
«) Usines du Rhone, E. P. 155 748/1920.
Patentregister.
Man findet
Deutsche Reichspatent«.
Patent Nr. 426 — 42 781 inkl. in Friedländer, Fortschr. d. Teerfarbenfabrikation Bd.
„ „ 43173 — 56065 „ „ „ „ ,, „ „
„ 56830—75 378,, „
Nr. 75 847, 75 915, 75 975, 96 443, 78 889) „
„ „ 75456 — 94 628 inkl. in Friedländer, Fortschr. d. Teerfarbenfabrikation „
(Nr. 95 853, 96 342, 97 333, 97 334, 98 465) „
„ „ 94949 — 110307uikl.inFriedländer,Fortschr.d. Teerfarbenfabrikation „
„ 111297—135835,,
„ 136 565—161725,,
»» »»
162059—
195814,,
»» »»
196214—
224 844,,
224 864—
257138,,
>» »»
257641 —
282819,,
>» »»
282 914—
294731,,
Nr.
Seite
St.
426 .
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40 337
14 976 .
. . 211
40 747
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24 151 .
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24 317 .
. . 215
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26 429 .
. . 217
43 173
27 609 .
. . 554
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28 324 .
. . 211
43 847
28 985 .
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45 226
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. . 594
46 333
29 939 .
. . 554
46 413
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. . 554
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30 426 .
. . 212
47 713
31 240 .
554, 560
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33 536 .
. . 217
49 073
35 130 .
. . 603
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35 216 .
. . 625
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35 933 .
. . 253
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37 727 .
. . 221
49 542
38 052 .
. . 560
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. . 627
38 423 .
. . 603
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38 573 .
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38 729 .
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Nr.
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53 753
53 834
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55 027
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64 444
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65 HO
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65 259
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. 214
. 214
, 230
. 800
. 382
. 800
. 379
. 230
824
Patentregister.
Nr.
66 887
67 568
67 811
63 111
68 176
68 419
68 574
68 697
68 706
68 713
68 719
68 960
69 035
69 116
69 289
69 328
69 384
69 708
69 883
70 054
70 055
70 056
70 058
70 158
70 250
70 459
70 483
70 487
70 519
70 614
70 714
71 159
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71 312
71 346
71 446
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72 049
72 806
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72 996
73 083
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74 821
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830
Nr.
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296 916
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341
358
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810
Patentregister.
Nr.
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Nr.
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40, 357
306 938
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. 726
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. 340
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. 346
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. 689
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. 609
309 508
303 083 . .
. 615
303 450 . .
. 655
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. 814
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303 861 . .
. 813
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. 232
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. 634
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IJr.
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. 438
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. 694
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324 203 . .
. 656
325 156 . .
. 250
325 640 . .
. 711
327 087 . .
. 698
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. 820
328 101 . .
. 819
328 102 . .
. 819
328 103 . .
. 621
328 341 . .
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. 818
330 814 . .
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330 945 . .
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331 145 . .
. 820
332 204 . .
. 818
332 678 . .
. 819
Deutsche Reichspatent-Anmeldiuig
(zu denen Patente nicht erteilt oder noch nicht erteilt wurden).
Nr.
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1622 . . .
. 563
5086 . . .
. 505
5328 . . .
. 585
5335 . . .
. 666
0068 . . .
. 598
7547 . . .
. 225
7937 . . .
. 505
9138/1894 .
. 272
9668 . . .
. 505
10 039 . .
. 561
10 563 . .
. 556
10 581 . .
. 556
10 932 . .
. 279
11 253 . .
. 652
13 209 . .
. 292
130 377 . .
. 511
A. 6515 . .
. 613
A. 11462 .
. 513
B. 53 315 .
. 587
Nr.
C. 9082 . .
C. 12 991 .
C. 13 420 .
C. 14 459 .
14 690 Kl
14 713 .
15 767 .
15 869 .
16 136 .
17 121 .
20130 Kl.
10712 .
10 908 .
11 063 .
F. 12 892 Kl.
F. 13 433Ivl.
F. 20 430 .
F. 21 847 .
F. 24 523 .
C.
C.
C.
C.
C.
C.
D.
F.
F.
F.
Seite
. 613
. 457
. 609
. 513
12g459
. 513
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. 700
. 511
. 762
2g. 782
. 667
. 580
. 627
12p. 230
12p. 225
. . 426
. . 395
. . 726
Nr.
Seite
F. 25 588 .
. 386
G. 24 619 .
. 798
G. 30 940 .
. 609
H. 11 259 .
. 583
H. 13 216 .
. 575
H. 36 444 .
. 792
J. 11 277 .
. 366
K. 17 762 .
. 626
K. 18 945 .
. 384
K. 19 197 .
. 384
K. 19 416 .
. 384
K. 23 394 .
. 700
L. 10 631 .
. 476
M. 30 816 .
. 384
N. 29 772 .
. 351
R. 5303 Kl. 1
2 . 478
R. 6000 Kl.
12. 217
R. 37901 Kl.]
2g. 782
R. 12 928 .
. 628
Nr.
Seit«
R. 30 497 . . .
694
S. 3380 . . . .
561
Seh. 18 619 . .
655
Seh. 30 511 . .
676
Seh. 35 776 . .
582
T. 6732 . . . .
569
T. 7184 . . . .
569
T.17 226K1.12p.
340
T. 18 008 Kl. 12p.
340
V. 3380 ....
561
V. 6090 . . . .
478
V. 6187 . . . .
478
V. 9503 ....
767
W. 24 808 . . .
558
W. 29 524 .. .
720
W.31583Kl.l2p
655
Patentregister.
831
Amerikanische Patente.
Nr.
241 738 .
615 307 .
625 480 .
670 278 .
Seite
211
749
626
230
Nr.
674 686 .
674 687 .
925 658 .
1 356 887
Encilsche Patente,
Nr.
855/1908 . .
11596 . . .
14 937/1908 .
153 827/1920
16 349 . . .
19 350/1910 .
104 G09 . . .
Seite
706
556
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818
585
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738
Seite
225
225
471
447
Nr.
Seite
153 917/1920
818
153 918/1920
818
153 919/1920
818
155 577/1920
821
155 748/1920
822
156 103/1920
821
Französische Patente.
Nr.
205 833
229 962
278 076
301 458
Seite
Nr.
561
371 982
598
401 586
«62
430 404
230
Seite
598
711
609
österreichisches Patent.
Nr.
il 230
Nr.
86 514
86 515
Schweizer Patente.
Seite
821
, 821
Nr.
86 996
86 997
.Seite
659
Seite
821
821
Autorenregister.
Abderhalden, E. 609, 611.
Abel, J. 440, 744.
Abelin, J. 285, 447, 448, 686,
707.
Abelous, J. E. 66, 71, 72.
Ach Narciss 95, 790, 794.
Ackermann, D. 193, 450.
Adler, Leo 445.
— , O. 178.
Aggazzotti, A. 23.
Ahrens, F. 460.
Albanese, Manfred! 44, 63,
91, 92, 95, 98, 168, 494.
Albertoni, Pietro 98, 121, 159,
234, 343, 516, 745, 746.
Aldis 786.
Aldiich, J. B. 107, 380, 440,
484, 487.
Allen, E. G. 196.
Amblard 786.
Amequin 650.
Amors, H. 657.
Amsler, C. 327.
Anderson, R. J. 162.
Ando Hidozo 163.
Andreae 1 70.
Angelus 322, 323.
Angyan 630.
Appiani 125.
Appleyard, J. R. 120.
Aranjo 676.
Argo, VV. L. 85.
Arnaud 234, 235, 772.
Arnold 612.
Arloing 101.
Aronheim 347.
Aronsohu, H. 282.
Arrhenius, Svante 20.
Asagama Chüai 176.
Astolfüii, Joseph 283, 488.
Astruc 699.
Athanasiu 18, 425.
Auclert 648.
Aufrecht 239.
Autenrieth, W. 160, 201, 275,
572.
Auvermann, Hellmut 89.
Auwers 588.
Babel 257, 425, 466.
Bachern, C. 55, 158, 228, 244.
Bachstez, M. 483.
Bacovescu 465.
Baeyer, A. v. 67, 72, 259,
260, 310, 323.
Baglioni 544.
Bahr, G. 455.
Baker, W. F. 467.
Balcar, O. 162.
Balzer 707.
Baldi 88, 515.
BaUard 582.
Bamberger, E. 64, 211, 259,
260, 306, 309, 310, 416.
— , L. 689.
Barabini 63, 255.
Bardet 480, 619, 693.
Bardier 66, 71, 72.
Barjanky 222.
Barger 71, 72, 442, 445, 450,
453, 454, 459.
Barnes, A. C. 403.
Barth, Hans 160.
Barthe 87.
Basch, G. 609.
Batemann 729.
Battelli 161.
Battisti 786.
Battistini 696.
Baudrich 32.
Bauer, Hugo 632, 716, 728.
Baum 48.
Baumann, E. 45, 48, 63, 75,
78, 177, 181, 183, 186, 192,
193, 489, 500, 504, 522, 613,
625, 628, 796.
Bamne, G. 82.
Baumer, Ed. 766.
Baumgarten, O. 162.
Baxter, R. R. 709.
Beccari 696.
Böehamp 703, 704.
Bechhold, H. 536, 537, 543,
616, 682.
Becker 394, 403, 416, 420,
431, 485.
Beckurts 658.
B^hal 475, 480.
Beliring 537, 538, 734.
Benario 274.
Benda, L. 64, 534.
Benfey 222.
Bengis, Robert 640, 821.
Bergeil, P. 58, 178, 394, 413,
567, 655, 769, 791.
Berezeller, L. 121, 184, 326,
477, 535.
Berg 426.
Beckurts 41.
Berliner, Max 692.
Berlinerblau, J. 330.
Berlioz 650.
Bernard, Claude 411, 425.
Bernheim, R. 275.
Bernthsen-Buclmer, D. 455.
Bertaguini 193.
Bertheim, A. 64, 540, 704,
705, 715, 718, 720.
Berthelot 32, 533, 613.
Berthold 453.
Bertini 649.
Bertoni 73.
Betzel, R. 538, 539.
Biberfeld, Johannes 160, 227,
237, 374.
Bieluig, R. 241.
Billon 288.
Bülroth, Th. 638.
Binet 13. 14, 57, 108, 261,
356, 497.
Binz, A. 728.
— , C. 20, 63, 74, 78, 385, 473,
474, 489, 635, 779.
Birstein 535.
Bischoff, C. A. 127, 128, 129,
476.
Bisenti 98.
Bistrzycki, A. 273.
Blake, James 10, 11, 12, 13,
15, 18.
Blanda 295.
Blum 156, 177, 613, 622.
Blumenthal, F. 540, 678, 683,
703, 706, 726, 736.
Boch, J. 129, 561.
Autorenregister.
833
Bochefontaine 214, 242, 395,
398.
Bodländer 67, 473.
Boedecker, F. 143.
Boehm, G. 760.
Boenheim, Felix 806.
Bogert, M. T. 280.
Bohlaud, K., 647, 798.
Böhm, L. 169.
— , K. 29, 124, 127, 298, 330,
750, 752.
Böhme 51.
Bokorny 36, 114, 772.
Bommer, Mas 341.
Bondi, S. 556.
Bondzynski, St. 44, 168.
Bonfred 74.
Borcis 193.
Borissow 73, 219.
Boruttau, H. 449.
Bosworth, A. W. 162.
Botkin 15, 16.
Böttinger 554.
Bouehardat 13.
Bouchard 616.
Bougault, J. 617.
Bourget 570.
Bourin 238.
Boutmy 103.
Bovet 584.
Boye 256.
Braatz 265.
Brach 209.
Brackmann, H. 491.
Bradbury 81.
Brahm, Carl 193, 592, 593.
Braloborechi 560.
Branchi, G. 498.
Brauns, D. H. 772.
Brat, H. 788.
Braun, J. v. 113, 114, 146,
328,348,355,383,409,411,
447.
— , H. 240, 372, 374.
— , R. 366.
Braunstein 633.
Bredt, J. 758.
Breest, Fr. 636.
Breslauer 526.
Brieger 177, 209, 546.
Brion, A. 119, 161.
Brissemoret 51, 58, 80, 740,
741.
Brissonet 586.
Brook 613.
Brown, Crvun 28, 126, 128,
214, 296, 297, 298, 299, 405.
Browning, C. H. 534.
Brück 734.
Brugsch, Th. 806.
Brühl 230.
— , J. W. 763.
Brumner, O. 20, 301.
Bruni 125, 650.
Brüning, H. 752.
Brunton, L. 13, 16, 19, 52,
64, 294, 469.
Brunz 534.
Bruylants 107.
Bry, Gertrud 447.
Buchheim 297, 342, 429.
Buchner, H. 532.
Bück' 504, 577.
Bull, C. G. 657.
Bülow 179, 196.
Bültzingslöwen 567.
Bumke 242.
Bunge, Benevenuto 85.
— , G. 14, 460, 782.
— , R. 695, 696.
Bunsen, R. 699.
Bunzel 282.
Bürgi, E. 128, 700.
Burns, David 75.
Busacca, Attüio 68.
Busquet, H. 548.
Butlerow 211.
Buttler 585.
Byasson 235.
Caccia, P. 705.
Cahn, Josef 253.
Cahours 66, 214, 301.
Caldeac 537.
Calderato 483.
Calilebe 63, 108.
Caknels 86.
Camus 448.
Canne 232.
Cannizzaro 754.
Carr, Francis 318, 450.
Carlson 699, 701.
Carnelutti, G. 755.
Carrara, G. 218.
Cash 16, 52, 80, 107, 321, 322.
Cattani 598.
Cazeneuve, P. 101, 144, 643,
644, 646, 778.
CerveUo, C. 323.
Chadbovu-ne 351.
Chaplin 585.
Chassevant, A. 52, 53, 64,
544.
Chabrie 119.
Chenal 611.
Chevaher 51, 58, 420, 495.
Chevrottier 222, 679.
Chistoni, A. 555.
Choay 475, 480.
Clu-istiansen, Walter G. 821.
Christensen 242.
Churchman 641.
Ciamician, G. 63, 75, 173, 294.
Cianci 519.
aaisen 232, 518.
aark 639.
aarke, C. H. 363.
Qaass, M. 698.
Franke 1, Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl.
Classen 651, 652.
Claus 605.
Clemm 806.
Clever, H. W. B. 739.
aoetta, M. 4, 393, 446, 738,
774.
Closson, O. E. 772.
Coester 75.
Cohen, J. B. 617.
Cohn, G. 126, 147, 148, 653.
656.
— , Julie 242.
p QgO
—', R. 105, 179, 180, 186,
187, 194, 195, 294.
Cohnheim, O. 697.
Colin 549.
Combemale 413, 478.
Combes 474.
Concetti 238.
Gönnet, Helene 787.
Conrad, M. 125, 510, 512, 615.
Conradi 542.
Coronedi 465, 740.
Cooper, Stuart 13.
Coppela, F. 88, 89, 130, 165,
332, 754.
Cossmann 98.
Cow, Douglas 279.
Cox, H. E. 816, 817.
Cr^pieux 572.
Cromme 89.
Cubasch 698.
Cuisa 465.
— , R. 807, 809.
Curci 26, 27, 52, 55, 75, 108,
129, 300, 301, 426, 462.
Curtius 73, 218, 806.
Cushny, Arthur R. 122, 123,
312, 317, 326, 348, 444.
Cutolo 589.
Dafert, O. A. 699.
Dakin, H. L. 155, 156, 160,
161, 172, 187, 444.
— , H. D. 617.
Dale, Dorothly 123.
— , H. H. 71, 72, 125, 328,
390, 442, 445, 450, 451,
454, 466, 510.
Dalmer, O. 455.
Danüewski 693, 781.
— B. 772.
Danysz, J. 726, 733.
Danziger, E. 447.
Darier 347.
Dassonvüle 488.
Daube, A. 431.
Dauber, Maria 816, 817.
Daufresne, M. 617.
Davidson 419.
Decker 431.
Dehn 699.
Dehnel 654.
53
834
Autorenregister.
Delezenne 327.
Delk 474.
Demme 212, 555.
Denis, W. 798.
Derin, A. 313.
Descomps, P. 786.
Desgrez, C. A. 85, 95.
Deutseh 271.
Dewar 29, 133, 208, 294, 295,
303, 311, 313.
Dezani, Serafino 107.
Diels, Otto 476.
Dieterieh 621.
Dimroth 673.
Dittmar 612.
Dixon 71, 240, 413, 745.
Doebner 660.
Doehring 678.
Doerr, B. 816.
Dohrn, Max 180, 806.
Döllken, A. 108.
Dommer, Walter 517.
Donath, J. 173, 208, 209, 592.
Donnelly, J. L. 85.
Dontas, S. 757.
Dorlöans 15.
Dott 59, 394, 395, 396, 397,
404,405,410,411,412,429.
Dragendorff 4.
Dresbach, M. 744.
Dreser, H. 22, 96, 183, 250,
402, 403, 465, 497, 568, 687.
Dryfuss 15, 728.
Dubois, R. 77, 115, 256, 472.
Duclaux 119.
Duggan, J. R. 54, 552.
Duin, C. F. van 82.
Dujardin-Beaumetz 62, 261.
Dunstan 80, 107, 321, 322,
745.
Dzierzgowski 455.
Eagan, Joseph T. 381.
Ebstein 162, 741.
Eckhout, A. V. d. 255,
487, 489.
Eckler, C. R. 467.
Edinger 109, 671.
Edlefsen 190.
Elirenthal 771.
Ehrlich, Felix 57, 125,
— , J. 286.
— , P. 5, 30, 31, 32, 37,
49, 61, 64, 72, 83, 100,
183,212,281,298,301,
314,315,334,335,336,
338,355,361,536,540,
542,543,616,632,640,
647, 682, 704, 707, 708,
710,715,717,719,720,
732.
Eichengrün 550.
Eichhoff 600, 663.
Einbeck 161.
484,
138.
48,
121,
312,
337,
541,
645,
709,
725,
Einhorn 214, 335, 336, 337,
338, 374, 375, 383. 386, 640,
760.
Eisenberg 641.
Ekenstein, Alberda vom 125.
EUinger, Alex. 175, 176, 187,
255, 466, 467, 519, 548, 619.
Ellison 242.
Embden 157, 163, 181.
Emliernet 389.
Emmerich 593.
Engel 177.
Engeland, R. 329.
Engelen 24.
Engelmann, Max 790.
Eppinger, H. 161, 168.
Epstein 741.
Erb 613.
Erdmann, E. 76, 77, 97.
— , H. 628.
Esclile 576.
Esslemont, John E. 740.
Etard 86.
Ewins, A. J. 124, 174, 181,
328, 329, 330, 450, 453.
Fabris 754.
Fabry, Johann 735.
Falck 75, 85, 123, 306, 311,
313, 428, 431, 432, 460.
Falkson 335.
Falta 156, 181.
Faltis, Franz 424.
Fargher, R. G. 709.
Faust, E. S. 5, 72, 111, 160,
406, 722.
Fay 254.
Feiler, M. 647.
Feist 772, 773.
Feldt, AdoU 736, 822.
Fellenberg, Th. 158.
FeUner 428.
Fenyvessy, B. 210, 283.
Ferro 87.
Feuerstein 741.
Fieger, J. 786.
Füehne, W. 35, 44, 55, 59,
62, 66, 81, 91, 92, 107,
212, 219, 224, 228, 306,
309, 311, 318, 336, 338,
341, 361.
Filippi, E. 52, 173, 485, 650,
786.
Findlay, Leonard 75.
Fiquet, Edmund 85, 105.
Fischer, Bernhard 764.
— , E. 50, 124, 130, 136, 139,
140, 170, 185,221,330,358,
360, 494, 505, 506, 609, 611,
659, 675.
— , Hans 175, 196.
— , H. G. 467.
— , O. 212, 213.
Flächer, Franz 456.
Fleig, C. 743.
Fleischer, K. 244, 424, 429,
434, 436, 509, 515.
Flig 476.
Flury, Ferd. 319, 772.
Foä, G. 23.
Fodera 102, 120.
Formanek 66.
Forschbach 162, 188, 788.
Forster 375, 404.
Foumeau, E. 288, 323, 327,
366, 367, 368, 768.
Franchimont 84.
Francis, Francis 363.
Fränkel, Sigmund 28, 180,
237, 238, 301, 440, 442, 451,
514,515.
Frank], Theodor 745.
Frankland 120.
Fräser 28, 126, 214, 296, 297,
299, 405, 772.
Frei, Willielm 535.
Frenkel, Bronislaw 393.
Frerichs, G. 466.
Fresal 798.
Frese 68.
Freudenberg, K. 659.
Freund, M. 323, 393, 407, 412,
421, 424, 429, 431, 434, 435,
436, 509, 515.
Freuther 361.
Freyss 214.
Friedberger, E. 700.
Friedenthal, Hans 24, 531.
Friedländer 196, 570.
Friedmann, E. 156, 157, 164,
165, 180, 195, 440, 443, 456.
Fritsch 432.
FröWich, A. 81.
Fromm, E. 622, 628, 756.
Frommherz, K. 164, 169, 176,
376. 520.
Fry 759.
Fuchehnann, J. M. 771.
Fuchs, Fr. 475, 477, 485, 532,
652.
— , G. 284, 495.
Fülmer, H. 130, 131, 174, 179,
208, 301, 302, 325, 526, 641,
700, 816.
Fujimori, Y. 367.
Fürbringer 216.
Fürth, O. 440.
Gabriel, S. 110, 302, 303.
Gadamer 122, 423, 427.
Gaglio, S. 250.
Galewsky 779.
Gamgee 19.
Gams, Alfons 424, 433.
Garnier, M. 52, 53, 64, 544.
Garino, Mario 201.
Gärtner 474.
Gastaldi, G. 609.
Autorenregister.
835
Gat«, J. 736.
Gaucher, Louis 822.
Gaude, G. 271.
Gaule, Justus 313, 317.
Gautier, Armand 86, 699.
Gautrelet 679.
Gavron, J. L. 734, 821.
Geinitz, R. 734.
Gensler, P. 526.
Geppert 802.
Gergens 75.
Gerhardt, Dietrich 465.
Gerngross, P. 451.
Giacosa, P. 62, 67, 88, 97, 162,
176, 263.
Gibbs, Wülard 33, 61, 66, 76,
89, 114, 115, 131.
Giemsa 238, 242, 542, 709,
717.
Gilbert 226, 582, 786.
Güen 426.
Ginzberg 105, 196, 303.
Giusti 572.
Gley 480.
Glück 734.
Goldfarb 86.
Goldmann 504.
Goldschmidt, C. 276, 378.
Goldsehmiedt, G. 424, 425.
— , Karl 279, 495.
Goldschmied, R. 49.
— , Samuel 168.
Goldschmitt 105.
Golowinski, J. W. 92.
Gomaja, Sossja 300, 700.
Gössl, Josef 539.
Goto, M. 806.
Göttler, Max 231.
GottUeb, Billroth H. 522.
— , R. 24, 44, 71, 129, 168,
342, 344, 402, 544, 614, 661.
Gowrewitsch, D. 92.
Graeflin 642.
Graehlin 642.
Gram, Cli. 787.
Gran\-ille, Mortimer 212.
Greiner, Karl 771.
Gregor, M. 120.
GrenviUe 611.
Gressel, E. 611.
Grethe 210, 215.
Grimaux 234, 235, 249, 395,
398, 410.
Grimm, V. 68, 471.
Gris 21.
Grisson 200.
Groot, De 696.
Gross, O. 23, 49, 391.
Grosser 188.
Grove, W. E. 614.
Guareschi 313.
Gudden 485.
Guggenheim, M. 120, 181, 459.
Guillery 346.
Guinard, L. 413.
Gulbranson, R. 534.
Giindermann, K. 453.
Gunkel 226.
Günzburg 309.
Gürber 312, 313, 316, 317.
Guttmann, Paul 220, 224,
573, 645.
Haake 485.
Haas, G. 73, 336.
Hager 587, 698.
Hahn 64, 73, 344.
! Hailer, E. 70, 542.
I Halberstädter, L. 238, 245.
Haidane 80, 81.
HaUe, Walther 441.
Halliburton 327.
Hallstein, A. 728.
Hämäläinen, Juho 191.
Hansen, Johann 321.
Hantzsch, A. 84, 476.
Hanzlik, Paxü 86, 553, 657.
Harden, A. 784.
Hardy 22.
Hare 66, 114, 115.
Harloff, Erich 172.
Hamack, E. 19, 27, 200, 265,
294, 301, 307, 330, 332, 402,
403,404,414,489.
Harold, C. H. H. 444.
Harrass 520.
Harries, C. 122, 360.
Harris, D. F. 122, 183.
Hartmann, Max 813.
Hartoch, W. 730.
Harzbecker, P. 738.
Hata 542, 710, 715.
Hayashi, H. 312, 517, 762.
Haycraft 135.
Haymann 589.
HajTvard, E. 646.
Heäth 69.
Hebra 630.
Hedbom, Karl 771.
Hedon 476.
Heffter, A. 4, 64, 68, 97, 111,
194,319,342,471,476,547,
624, 699, 741.
Heidelberger, M. 657.
Heihg, Robert 678.
Heinrich, G. 744.
Heintz 111, 211, 323.
Heinz 220, 294, 296, 383, 395,
410, 429, 431, 614, 660, 666,
763.
Heimann, Hertha 408.
Helfand, Max 194.
Helferich, Burckhardt 517.
Helfrich, Oregon B. 816.
Helmers 626.
Henck 265.
Henius, Kurt 166.
H^nocque 218.
Henrichs, Richard 742.
Henriot 476, 477.
Henry, L. 32, 484, 540, 745.
Hensel, Marie 171, 187.
Hepp, Paul 253, 261, 674.
Hermann, L. 89, 169, 174,
176, 469, 473, 775.
Herold, J. 816.
Herter 78, 79, 183, 192, 193.
Hertwig, Günther 83.
Herz 480.
Herzig, J. 773.
Herzog, J. 519.
— , R. O. 538, 539.
Hess, Ludwig 732.
Hesse 234, 379, 410, 739, 755,
776.
Heuberger 740.
Heubner, W. 113, 222, 260,
451.
Heymanns 87, 111, 133, 199,
737.
Hildebrandt, H. 65, 72, 112,
115, 116, 124, 169, 174, 186,
187, 189, 190, 191, 192, 194,
237, 260, 261, 274, 298, 307,
317, 318, 363, 364, 394, 403,
414, 465, 504, 519, 662, 663,
756, 757, 762, 804.
Hildesheimer 161.
Hinsberg 264, 267, 272, 273,
283.
Hirsch, C. v. 110.
Hirsch, Rachel 181.
Hirschfelder, A. D. 380, 382.
His, W. 187, 294, 798, 799.
Hjert, Axel M. 381.
Hlasiwetz 426.
Hoffa 75.
Hoffmann, August 788, 799.
— , A. W. 212, 261, 372, 623.
Hofmann, K. A. 623.
Hoff, van't 127, 128, 129.
Hofmeister, F. 25, 76, 187.
Hoeppner 244.
Hoesch 752.
Hoberg 234.
Höhnel 672.
HoUande, A. Ch. 736.
Hopkins, G. 613.
Hoppe-Seyler, G. 77, 183,
213, 219.
Horroch 472.
Hösslin 166.
Houghton 567.
Hoyer 431.
Howard 412.
Huber 797.
Huchard 786.
Hügel, G. 729, 730.
Hültenschmidt 303.
Hueppe 670.
Hüsgen, H. 687.
Hug, E. 123.
53*
836
Autorenregister.
Hunt, Reid 87, 88, 237, 329.
821.
Hupfer, Frz. 797.
Igersheimer, J. 700.
Ihmsen 298.
Ikeda, Yasuo 124, 453.
Ilzhöfer, Hermann 82.
Imm, Johannes 639.
Impens 372, 455, 483, 485,
496, 514, 740, 747, 775, 785.
Ishizuka 120.
Ishiwara, T. 716.
Issekutz, B. 348.
Israel, Eugen C67.
Iwakawa, K. 426, 776.
Iwanoff, A. 646.
Izar 730.
Jacobi 597, 641.
Jacobj, Carl 42, 302, 304, 517,
597, 762.
Jacoby, Martin 38, 543.
Jacobs, W. J. 657.
Jacobsen, O. 478.
Jacobson, C. A. 99.
Jaegl6 215.
Jaffe, J. 447.
— , Max 78, 83, 116, 159, 170,
171, 179, 188, 194, 195,
226, 229, 254, 303, 479,
753.
Jahns 41.
Jaksch, R. 209, 210, 211, 271.
James, E. M. 85.
Janowski 765.
Japp 419.
Jaworski 273.
Jensen 479.
Jess, A. 209.
Jez 273, 274.
JoachimogKi, G. 68, 471, 517,
632, 700, 703, 758, 819.
Joanin, A. 80, 220.
Joannovics, G. 77, 156.
Jodlbauer 216, 275, 746.
Johannessohn 591.
Johns, C. O. 788.
Jolyet 06, 214, 301.
Jone.scu, D. 218, 307, 446.
Jordan 75, 97, 330.
— , Seth N. 300.
Joseph, Max 14, 656.
Jowett, H. A. D. 122, 343,
344, 345, 440, 441, 442.
Jungfleisch 32, 533.
Jürgensen 38.
Juvalta 169.
Kahlenborg 134.
Kahn, R. 699, 710.
Kalberloh 728.
Kamm, Oliver 373.
Kaposi 550.
Karezag, Läszlö 54, 119, 120.
Karrer, P. 32, 241, 247, 467,
633,706,707,718,719,728,
732, 747, 752, 753.
Kaspari 735, 736.
Käst 45, 48, 63, 264, 474, 489,
500, 522, 625.
Kastein 87.
Kastle 200.
Kather, B. 232.
Katz, J. 244, 430, 556.
Katzenstein 175.
Kaufmann, Charl. B. 247,
381, 382.
— , Ludwig 630.
Kehrer, M. 430, 450, 690.
Keller, J. 296.
Kendrick 29, 133, 208, 294,
295, 303, 311, 313.
Kennard, Seilers 166.
Kergon, J. 617.
Kerner 238.
Kertesz, E. 181, 187.
Eessling, W. 816.
I\jkkoji, T. 73, 173.
Iviliani, H. 771, 773.
Kindler, K. 409.
ICionka 75, 411, 768.
Kleine 197, 255, 336.
Kleist, H. 98, 263, 494.
Klingenberg 76, 177, 178, 180.
Klobbie 82.
Knapp, Th. 576, 586.
Knoop, F. 155, 156, 105, 181,
187.
Knorr, L. 216, 217, 228, 229,
230,392,393,410,411,414,
416,418.
Knueppel 211.
Kobert, R. 18, 43, 77, 221,
226, 227, 330, 385, 444, 460,
500, 636, 038, 695, 700, 703,
709, 744, 754. 760.
Koch, Robert 132, 540, 734.
— , W. 22, 75, 467, 477.
Kocher 664.
Koehler 276.
Koehne 90, 164, 165, 177.
Kögel, H. 411.
Koger, A. 736.
Köhler, Z. 114, 328.
Kohlhammer 461, 462.
Kohlrausch, Arnt 102, 299.
Kolbe 553.
KoUe, W. 686, 717, 728, 729,
730.
Koller 333.
Kolmer, J. A. 467, 716, 734,
821.
Konheim, W. 656.
Königs, W. 212, 215, 236.
Koppe 4, 330.
Koppel 156, 737.
Koslowsky, S. 753.
Kossei, A. 191.
Köster 51.
Kotake, Yashiro 169, 175,
185, 619.
Kowalevsky, K. 90, 178.
Ivnaffl-Lenz 708.
Knopf, Walter 728.
Kxaft 79, 450.
Ki'amer, Franz 819.
Kramm 432.
Kratter 45.
Kj-eis, Ulrich 797.
Kretschmer 822.
Krey, Walther 480.
Ivrimberg, R. 329.
Iviöhl 132.
Krohmayer 777.
Krolikowski 213.
Krönig 22, 29, 244, 294, 477,
682.
Kropp 431.
Krüger, M. 95, 168, 504.
Kubota, Seiko 368.
Kuckein 176.
Kühling 173.
Kunkel, A. J. 108, 129, 300.
Kurdinowski 428.
Kuroda, M. 775.
Kurz, S. 746.
Kutscher, F. R. 330, 450.
Kuwahara 642.
Labhardt 654.
Laborde 249.
Labraze 798.
Ladenburc 123, 310, 316, 316,
319, 343, 344.
Laidlaw, P. P. 426, 451, 453.
Landerer 583, 590.
Landgraff 88.
Landois 658.
Lang, S. 107, 181.
Lange 108.
Längfeld 211.
Langgard 73.
Langiey, J. N. 449.
Langlois 18, 234, 244.
Langstein 181.
Lapin 762.
Lapresa, F. 555.
Larmuth 19.
Laubenheimer 538, 615.
Laufenauer 16.
Launoy, L. 51, 288, 367, 682.
Lautenschläger, R. 170.
La voran 540, 612, 719, 732.
Lavprow 179.
Laws, Parry 54, 552.
Lazzaro 104, 691.
Lea Carey 691.
I Leathes, J. B. 156.
I Ledebt 327.
Leech 75.
I Lees 403, 404.
Autorenregister.
837
L^ger, E. 739.
Le Heux, J. W. 327, 745.
Lehmann, V. 190.
Leitchs 642.
Lenhke, Erich 692.
Lep6tit 281.
Lepine 97, 643, 644.
Lesnik 176, 190.
Lesser, K. 136.
Leubuscher 416, 424.
Leupold, Frida 706, 719.
Levaditti, A. S. 110, 682, 708.
Levinthal, W. 166.
Levisohn 798.
I^vy-Bruhl, il. 51.
Levy, R. 238.
Lewin 654, 661.
— , C. 734.
— , L. 78, 98, 99, 107, 179,
199, 200, 346, 759.
Lewis, Howard B. 109, 168.
Ley 613.
Leyeen, P. 758.
Lichtenstein 797.
Lieben, Adolf 594.
Liebermann, C. 778.
Liebing, Ernst 172.
Liebrecht 604, 660, 666, 768.
Liebreich, O. 68, 69, 224, 265,
335,472,473,483,649,673.
Lindemann, W. 300.
Limpricht 818.
LiHenfeld, L. 693.
Linden 736.
Lippmann 244.
Lipps, Hans 325.
Lipschitz, Werner 83.
Likhatscheff 189.
Lister, J. 544, 688.
Litten 222.
Lodter 416.
Loeb 543.
— , J. 20, 21, 22, 100, 132.
— , Leo 736.
— , O. 97, 296, 610.
Loe venhart, A. S. 614.
Loew, O. 19, 33, 34, 35, 36,
37, 07, 73, 74, 75, 81, 99,
HO, 132, 327, 444.
Loewe, S. 320.
Loewenthal, F. 661.
Loewi, O. 442, 443, 449, 774.
Loewy, A. 320, 440, 483, 637,
738.
Löffler, W. 181.
Lohe 735, 736.
Lohmann, A. 330.
Loimann 209.
Lo Monaco, D. 519, 604, 753,
759.
Loos 297, 429, 465.
Lottermoser 672.
Louise 72.
Loujorrais 642.
Low, G. C. 466.
Lublinski, W. 295, 691.
Luchsinger 330.
Ludwig, E. 49, 675.
Lüdecke 683.
Lüscher 737.
Lüssem 490.
Luft 228, 323.
Lumiere, Auguste 222, 679,
820.
Lundholm, A. 380, 382.
Lusini 63, 90, HO, 199, 516.
Lussana 516.
Lustgarten, S. 686.
Lutz, L. 82.
Luzzatto, Riccardo 69, 72,
158, 165, 604, 614, 807, 809.
Lyonnet 567.
Maass, Th. A. 479.
MacaUum 696.
MacchiaveUi 121, 235.
Macht, David J. 131. Z-^\,
424, 467, 753.
Macoprenne 596.
Mac Kenzie, Alex. 175.
MackgiU 80.
Madina veitia 819.
Magne, H. 68, 816, 817.
Magnus-Le\'y, A. 163, 185.
Mahnert 265.
Majert, W. 282.
Maimowitsch 117.
Mainz, G. R. 123.
Mairet 478.
Makenzie 745.
MaUe\Te 73.
Mameli, Efisio 706.
Manasse 763.
Mannaberg, Julius 216.
Mannich, C. 200, 232, iOii,
444, 458, 516.
Mantenson 737.
Mantevifel 726.
Marcacci 343.
Marfori, Pio 57, 103, 160, 250,
426, 427, 428, 429, 430, 572,
695, 696, 741.
Marme 41, 82.
Marquardt 337.
Marquis 393.
MarshaU, C. R. 69, 81, 346,
462, 741.
Martinet 448.
Masoin 87.
Massen 73.
Mathews, A. P. 22.
Matsuo, Iwao 169.
Mattai, Ch. 466.
Mattisson 466.
Matsumoto 256.
Matsuoka, Zenji 169, 176.
Matz, Moknoy 333.
Ma^Togordato 80.
Maxim, ?.I. 787.
Maximo witsch 85.
Mayer, A. 68, 816, 817.
— , P. 55, 96, 111, 119, 125,
138, 159, 160, 161, 190.
Mayor, A. 123.
Mayser 504.
Mazzara 480.
Megele, L. 532.
Meili 116.
Meimberg 215.
Meimer, R. 77, 256.
Melikoff, P. 144.
Meltzer 14.
Mendel, Lafayette B. 90, 167,
788.
Mendelejeff 16.
Menieur 537.
Menozzi 125.
Merck, E. 335.
Mering, J. 73, 131, 132, 190,
265, 271, 276, 277, 359, 397,
401, 402, 473, 474, 475, 490,
494, 505, 516, 583, 609, 660,
I 674, 675, 757, 796.
I Merkel, Adolf 188, 244.
' Mesnü 540, 647, 649.
Messinger 597, 598, 599.
Meyer 76, 85, 474.
— , Arthur 744.
— , E. 182, 483.
— , Gustave 649.
— , H. H. 24, 32, 48, 49, 113,
130, 288, 294, 302, 331, 442,
443, 449, 521, 522, 525, 659,
663, 664, 742.
— , Kurt H. 522.
— , Victor 68, 129, 167, 614.
Meyer-Wedell, L. 156.
?\reyerheim, G. 96.
Michaelis, A. 61, 703, 709.
Michaüow 638.
Michallis, M. 414.
Michaud 543.
Mießner HO.
Miller 236, 237.
Minkowski, O. 168, 790.
Minumpi 465.
MitcheU, C. W. 100.
Mitscherlich 10, 114.
Modica, O. 45, "5, 78, 197.
Moemer, K. A. H. 200, 254,
267.
Mohr 420, 427, 430, 432, 554,
572. 583, 740, 745, 778.
Moleschott 593.
MoUe 494.
Moodi, W. 183.
Moore, C. W. 83, 450, 459,
742.
Morgan, Gilbert 591, 711.
Morgenroth, J. 238, 239, 240,
241, 242, 245, 383, 818.
— , P. 352.
838
Autorenregister.
Mori, Yoshitane 171.
Moro 504.
Mosetig 593, 641.
Mosse 198.
Mosso, Ugolino 283, 334.
476, 477.
Motolese 650.
Moimeyrat, A. 701, 707, 711.
Müller, C. 355.
Müller, E. 113, 328.
— , Franz 24.
Mulzer 725, 730.
Münzer, E. 612.
Murco 699.
MiireU 413.
Muto, K. 312.
Myers, Victor C. 90.
MyUus 31.
Nagai 368.
Nägeli 23.
NardelU, G. 618.
Nebelthau, Eberhard 67, 78,
517, 520, 573.
Nef 85.
Neimann 23.
Neisser, Alb. 600, 627, 677,
693, 707.
Nencki, M. 30, 73, 77, 79, 102,
103, 137, 167, 176, 177, 179,
190, 191, 197,202,213,273,
282, 520, 560, 561, 562, 563,
577,619.
Nenjukow 736.
Nernst 33.
Nesbitt 475, 573.
Neter 746.
Nettesheim, K. 143.
Neubauer, E. 525.
— , O. 156, 161, 164, 185, 190.
Neuberg, C. 23, 68. 73, 119,
120, 125, 138, 161, 164, 181,
188, 190, 192, 198,735,736.
Neiifeld, F. 647.
Nicolaier 798.
Nicolas, Joseph 815.
Nicolayer 162, 168, 802, 806.
Nicolle 647, 649.
Nicot 221.
Niemilowicz 331.
Nierenstein, M. 244. 444, 704.
Nigeler 638.
Noel-Paton, D. 75.
Noguega 420.
Nölting 178.
Nonnenbruch 760.
Noorden v. 252, 385.
Norrgard, H. 380, 382.
Nothnagel, G. 331.
Novy 335.
Nunnely 471.
Oat, S. 471.
Obermayer 74.
Obermüler, Jul. 546.
O'Conner. J. M. 23.
Oddo 78, 259, 759.
Oechslin, K. 709, 719.
Oesterle, O. A. 739.
Ohta, Kohshi 160.
Oldenberg, L. 296, 395.
Onaka, M. 707.
Oppenheim, Kurt 678, 683.
Oswald, Adolf 613.
Overlach 280, 746.
Overton 32, 48, 49, 58, 394,
418, 522, 523, 525.
Paal, C. 111, 689, 747.
Paderi, Cesare 159, 160, 162,
303, 316, 464, 742.
Page, Harold J. 327.
Pal, J. 424.
Palma 699.
Panders 691.
Parmas 472.
Papillen 19.
Parabini 98.
Pari, G. A. 125, 185.
Paschkis, H. 74, 89.
Pasqualis 782.
Pasteur, L. 119, 121, 130.
Paternö. M. 392, 519.
Patta, Aldo 329, 705, 706.
Paul, Th. 22, 535, 682, 692,
798.
Pauli, W. 23, 25, 63.
Pauly, Hermann 803.
— , H. 303, 440.
Pavia 214.
Pawlow 73.
Pearson, Leonore Kietz 140.
Pechmann, H. v. 74, 82, 398.
Peebles 122.
Pellaconi 428.
Pellissier, P. 636.
Pembrev 428.
Penzoldt 641, 642, 748, 749.
Perelstein, M. 285.
Perkin, W. H. 194, 463, 758.
Perrin, Felix 820.
Personali 517.
Pertik 630.
PeschiÄ, S. 686.
Pesci 675.
Petrin! 117.
Petrowa, M. 553.
Pewsner 401.
Pezzoli 693.
Pfähler, Ernst 611.
Pfannenstiel, A. 342.
Pfeiffer 32.
PhiUpp 428.
Piantoni, Giovanni 81.
Piazza, J. Georg, 110, 111.
Picaud 131.
Pick, E. P. 77, 156, 327, 455,
466, 603, 735.
Pickering 66, 69, 89.
Pictet, Arne 123, 424, 425,
433, 465, 466.
Pierzcyek 771.
Pigorini, L. 178, 774.
Pila 786.
Pinner, A. 306, 460, 461, 462,
475.
Pitini, A. 79, 295, 392, 397,
443, 773.
Piutti 125, 138, 272.
Plantefol, L. 68, 816, 817.
Plenk 311.
PUmmer 711, 729.
Ploetz 68, 816.
Plotho, Olga 24.
Plugge, P. C. 210.
Pohl, J. 30, 49, 97, 113, 160,
165, 169, 185, 188,219,299,
328, 409, 447, 550, 747.
PoUak, L. 198.
Polstorff 401.
Pommering 76.
Ponzio, P." 610.
Pope 124, 819.
Popi 478.
Popielski 451.
Porcher, M. C. 169.
Porges, Otto 158.
Portig 23.
Posner, Th. 501.
Posternak, S. 783.
Pototzky, Carl 387.
Pouchet 420.
Poulsson, E. 121, 318, 336,
337, 375, 752.
Preusse 185, 186, 194, 196.
Prevost 582.
Pribram, E. 49, 169.
Priestley 19.
Priesz, Hans 519.
Pringsheim, J. 160.
Pschorr, R. 58, 178, 230, 392,
394, 413.
Pyman, F. L. 122. 343, 344,
345, 372, 375, 390, 425, 427,
432, 452, 466.
Rabe, F. 82, 236, 247.
Rabow 413.
Rabuteau 13, 14, 15, 18, 19,
299, 300.
Raimuiidi 73.
Raiziss, G. W. 734, 821.
Bamart-Lucas, Pauline 368.
Ranken, Fryand 729.
Raschig, F. 73.
Raspaii 733.
Räth, Kurt 349.
Rautenberg, C. E. 556.
Ravenna, C. 63, 75, 294.
Rawicz, Marg. 146, 550.
Read 124, 819.
Reichert 61, 76, 89, 131, 334.
Reid, E. E. 816.
Autorenregister.
839
Kekowski 108.
Remfry, F. G. C. 432, 510.
Reinking 654.
Reuss 535.
Reverdin 572.
Reynolds, Sidney 665.
— , W. C. 318.
Rhein 739.
Rhode 230, 237.
Richards 134.
Richardson 61, 130, 131.
Richet, Charles 13, 14, 15,
61, 476, 477.
Richter 791.
Riegel 787.
Riegler, E. 249, 250, 550.
Rieser, O. 171.
Rimini, Enrico 756.
Rimpau, W. 70, 542.
Ringhardtz 306, 460.
Ritsert, Kurt 385, 818.
Ritter, Adolf 236, 821.
Ritz 239, 728.
Risen 485.
Roaf, H. E. 444.
Robinson, R. 340, 463.
Rodolico, L. 786.
Roehl, W. 647.
Röhmann, F. 183.
Röhl 541.
RoUet 778.
Rollin, Georges 822.
Ronsse 422.
Roos, E. 275.
— , J. 221, 274.
Rösel 603.
Rosenbach 597.
Rosenberg 488, 618.
Rosenbusch, R. 143.
Rosenfeld, Fr. 160.
— , G. 160.
Rosenhain, F. 210, 243, 304,
803.
Rosenmund, Karl W. 440,
453, 454, 458, 516.
Rosensteiu 299.
Rosenthal 77, 209, 639.
Roser 412.
Roßbach 586.
Rost, Eugen 44, 193, 200,
500, 642, 658.
Roth, Karl 111, 691.
Rothermvmdt, K. 686.
— , O. 730.
Rothmann, A. 700.
Rotschy 123.
Rotter, Luise 807.
Row 459.
Rowntree 744.
Runck 487.
Rymsza 183.
Saar 818.
Sabbatani, L. 22.
Sabbath, S. 143, 270.
Sachs, F. 96.
— , Otto 646.
Sack 192, 545, 626.
SahH 406, 572, 575, 583
Saiki, T. 168.
SakeUarios, EuMid 82.
Salant, W. 99, 100, 640,
821.
Salaskin 178.
Salent, WiU. 162.
Salkowski, E. 101, 103,
171,192, 193, 195,197,
385, 532, 533, 639, 650,
696, 796.
— , H. 193.
Salomon, G. 95, 790.
Salway, A. H. 422.
Samelson, J. 744.
Saneyoshi, Sumio 161.
Sansom 471.
Santesson, C. G. 242,
612, 773, 815.
Sarthly, A. 636.
Sasaki, T. 156, 195.
— , Yomoshi 58.
Satta, G. 604, 614.
Saul 532.
— , Paul 678.
Saxl, T. 533.
Scaffidi 696.
Schadeck 676.
Schadow, Gottfried 81.
Schaeffer, H. 240, 241,
Schapirov 131.
Schapkaiz 773.
Scheffler, L. 636.
Scheidemann 75.
Sehempp, Erich 166.
Scheurlen 22, 528.
Schiemann, O. 647.
Schiermann, O. 716.
Schiff 315, 475.
Schild 704.
Schildlowski, A. 771.
Schinkhoff 85.
Schittenhehn 175.
Schleich 651.
Schloss, E. 21.
Schlossberger 239, 315,
Schmidt, A. 210, 359.
— , Carl L. A. 196.
— , E. 370, 789.
— , J. 113, 125, 144, 180,
330, 331, 394, 426.
— , P. 168.
Schmiedeberg, O. 12, 27
49, 62, 95, 118, 130,
179, 248, 254, 263, 264,
319, 330, 332, 497, 695,
771.
Schmitt 560.
Schmitz 181, 734.
Schneegans 132, 490.
■87,
158,
199,
654,
299,
692.
728.
282,
. 30,
176,
271,
696,
Schneger 646.
Schneider 248, 535.
SchöUer, Walter 24, 529, 673,
677, 680, 681, 685, 686.
Scholtz, M. 124.
Schönbach, R. 773.
Schom 200.
Schott, E. 160.
Schotte, Herbert 163, 174.
Schotten, C. 302, 303, 304.
Schrauth, Walter 24, 529,
673, 677, 679, 680, 681, 685,
686.
Schroeder, Knud 243.
— , W. V. 93, 393, 420, 424,
787.
Schroeter, G. 550, 559.
Schroff 297, 301.
Schrötter 392.
Schryver 403, 404.
Schubenko, G. 279, 443.
Schultze, Ernst 485, 495.
Schultze 819.
Schnitzen 73.
Schulz 504, 699.
— , Hugo 19, 20, 43.
— , Otto 181.
— , W. 462.
Schulzen 796.
Schumacher, J. 691, 734.
Schimiann, H. 730.
— , W. 730.
Schumoff-Schimanofski 619.
Schwartze, E. W. 99, 100.
Schwarz, Leo 74, 98, 159, 461,
462, 696.
Schwarz 323.
Scott, R. W. 553.
See, Germain 218, 242.
Seel, Eugen 740.
Seib, Carl 476.
Seifer 372.
Seifert, Otto 661.
S6journet 630.
SeUg, Johamia 735.
Serono, Cesare 736.
Sherwin, Carl P. 166, 186,
193.
Shimada 549.
Shimazono, J. 111.
Siebel 573, 612.
Sieber, N. 182.
Siebert 485.
Sieburg, E. 74, 180, 704, 720,
755, 820.
Siegfried, M. 172.
Sien, Otto 728.
1 Sievers 362.
[ Skorozewski, W. 807.
Skraup, Z. 211, 212, 213, 237,
238.
Slawu, J. 613.
Smimow 182.
Smith 109, 199, 471.
840
Autorenregister.
Smith, A. J. 467.
— , Homer W. 821.
— , Maurice J. 720.
Sobel, Ph. 448.
Sohn, J. 807.
Sokolowski 414.
Soll, J. 75.
Sollmann, T. 753.
Sommerbrodt 515.
Späth, E. 448.
Speyer, E. 393, 395, 407.
Spiegel 136, 143, 270, 440,
744.
Spiegier, E. 624.
Spiro, K. 22, 528, 534.
Spruyt 84.
Stadel 281.
Städeler 475.
Stadelmann 77.
Stadler, Hermann 540.
Starkenstein 92, 807.
Stauder 741.
Steenhauer, A. J. 544.
Steinauer 484.
Steiner, F. 749.
Stoinfeld 663.
Steinkopf, W. 816.
Stepp 472.
Stern 78, 161, 306.
Sternberg, W. 117, 132, 135,
136, 137, 138, 139, 141, 143,
446.
Steudel, H. 79, 95, 166, 167.
StilUng 637, 641, 642.
Stocker 404.
Stockmann, R. 59, 200, 209,
210, 303, 334, 336, 394, 395,
396, 397, 404, 405, 410, 411,
412,429,553.
Stockvis 84.
Stöhr, J. 816.
Stolnikow 36, 56, 58, 101, 393.
Stransky, Emil 160.
Straub, W. 32, 48, 200, 301,
406, 515, 751, 752, 754, 772,
773, 774, 775.
Stricker 553.
Stroux 485.
Stuchlik 425.
Stutzer, A. 75.
Sundwik 185, 190.
Surmont 576.
Suter 586.
Suwa, Akiharu 175.
Suruki, N. 170.
Sykow 736.
Symons, C. J. 390.
SzUi, Alexander 99.
Szmurlo 414.
Szubinski 517, 762.
Tafel, J. 463, 464, 465.
Taine 596.
Takamine 440.
Tallquist 111.
Tanret 450.
Tappeiner, H. 100, 104, 195,
215, 216, 232, 479, 648.
Tarr, Josse 86.
TaruUi 604.
Taveau, R. M. 329.
Tavel 606.
Teichmann, E. 729.
Teile, H. 752.
Thielemann 295.
Thierf eider, H. 166, 186, 190,
193.
Thimm, L. 548, 635.
Thoburn, T. W. 553.
Thomalla 595.
Thomas, Karl 163, 174,550.
Thoms, H. 143, 499, 809,
818.
Thomson 711.
Thümen, F. 499.
Thunberg, Thorsten 105.
Tiemann 125, 144, 757.
Tiffeneau, M. 185, 413, 450,
819.
Tülie, J. 207.
Tir 161.
Tiryakian 298.
Teilens, Karl 116.
Tomarkin 606.
I Tomascewicz 473.
Tomaszczewsky, E. 76.
ToneUa 317.
Totani 193.
Tournay, A. 68, 817.
Toy 413.
Traube, J. 49, 131, 366, 525.
Trendelenburg, Paul 105,655,
755.
Treupel 109, 267, 270, 272,
273, 283.
Triat 739.
Trolldiener 379.
Tsakalotos, D. E. 757.
Tschirch 739, 740, 741.
Tsuzuki 729.
Tubini, E. A. 788.
Tugendreich, J. 240, 241.
Tunnicliffe 243, 294, 304, 685,
803.
Türk, W. 195.
Tutin, Frank 450, 739.
übaldi, Amadeo 53.
Uhl, Robert 642, 543, 736.
Uhlenhuth 725, 726, 729,
730.
Uhlmann, Fr. 266, 813.
Ulffers, F. 273.
Unger-Laissle, H. 734.
Unna 32, 65, 630, 777, 779,
780.
Unverricht 747.
Uyada, Keyi 101.
Vahlen, E. 77, 418, 419.
Vaillant 465.
Valenti, Adriano 284.
Valeri, G. B. 677.
Vamossy, Z. 201, 283, 380,
512, 743.
Vanderlinden 504.
van t'Hoff 31, 32.
Varisco, Azzo 329.
VasUiu, Haralamb 174.
Vaubel 347, 391.
Velden, R. v. d. 610, 758.
Veley 242, 471. 759.
Verbrugge 87.
Vernon, H. M. 61, 96.
Vespetro 537.
Viau 341.
Vierordt 465.
Vieth 740, 741, 777.
Vignon, L. 77, 115, 256.
Ville 195.
Vinci, Gaetano 361.
Vincent Swale 327.
Vischniae, C'h. 548.
Vittinghof 52, 261.
Voegtlin, Carl 821.
Vogel, G. 62.
Vogt 642.
VoUert 674.
Volmer, J. A. 642.
Vongerichten 392.
Vortmann 597, 598, 699.
Vossius 361.
Voswinkel, H. 455.
Vosz 427.
Vulpian 128, 294, 300.
Wahl 230.
Wakemann, A. J. 155.
Walko, Karl 84, 183.
Wallach 463.
Waller 242.
Walpole 453.
Walter 632.
Walters, A. L. 467.
Warden 791.
Waser, Ernst 308, 446.
Wassermann, A. 631,632,656.
Wasicky, R. 466.
Waters 789.
Weber, S. 63, 188, 788.
Weddige 263, 748.
Wedekind 85, 128, 129, 179,
754, 755, 760.
Weidel, H. 750.
Weil, Friedr. Josef 86, 640,
643, 644.
Weinberg, Fritz 773.
Weüiliagen, A. B. 296.
Weintraud, W. 98, 806.
Weiske 157.
Weiss, R. 136, 796.
Wehnans 383.
Wendel 421.
Autorenregister.
841
Wendelstadt 647, 708.
Werler 672.
Werner 24, 32, 125, 342, 394,
735.
— , Louis F. 352.
Wertheimer 76, 315.
Weyl, Th. 83, 101, 638.
Whetham 22.
Wiochowski, Wilh. 46.
Wichura, Wilhelm 347.
Wieland, Heinrich 82, 86.
— , Hermann 690.
Wiener, Hugo 166.
Wigner 81.
Wiky 465.
Will, W. 81, 421.
WiUgerodt, C. 127, 128, 380.
Williams 24.
Willstätter, R. 117, 323,333,
340, 341, 351, 352, 353, 366,
782.
Windaus, A. 120, 320. 451,
455, 755.
Wintemitz 403, 608, 610.
Winterstein, E. 296, 447, 787.
Wirgin, Germund 131, 532,
540.
Wise, L. E. 158, 162.
Witkowski 489, 698.
Witt, O. 30, 31.
Wittgenstein, H. 472.
Witthomer 474.
Woehler 19.
Wohl 453.
Wohlgemuth, J. 119, 120.
Wohlwill, Friedrich 18.
Wojtaszek 622.
Wolf 15.
— , G. 542.
— , Max 186.
— , WüHam 186.
Wolffenstein, E. 311.
— , R. 311,320, 346,483, 806.
Wolkow 181.
Woody, S. S. 642.
Woroschüsky 18.
Wortmann 642.
Wrede, Fritz 632.
Wright, A. E. 241, 323.
Wybert, Ernst 813.
Wysz 619.
Yagle, E. M. 642, 716.
Yvon 226, 732.
Young, W. J. 784.
Zahn, Kurt 424, 760.
Zanda, G. B. 79, 776.
Zart, A. 512.
Zehner 759.
Zeimer, Karoline 451.
Zeller, A. 636.
Zemik 741.
Zickgraf 636.
Ziegler 179.
Ziemssen 696.
Zillner 49.
Zimmermann, R. 172.
Zincke 419.
Zim, Camillo 683.
Zorn, E. 435.
Zsigmondy 24.
Zuelzer 783.
Sachregister.
Abietinsäiire 200.
Acetäthylaminophenolacetat
267.
Acetal 73, 516, 524.
Aeetaldehyd 55, 96, 130, 471,
516, 652.
Acetaldehyddextrin 652.
Acetaldehydstärke 653.
Acetamid 29, 72, 144, 162,
294, 521.
Acetamidäthersalycilamid
574.
Acetamidin 76.
Acetaminoarsenoxydbenzol-
säure 713.
Acetaminoarsinsesquisulfid
707.
Acetaminobenzarsinsäure
701.
Acetaminobenzosäurenaph-
thylester 572.
Acetaminobenzoyleugenol
583.
Acetaminobenzoylguajacol
583.
Acet-p-aminodiphenyl 260.
Acetaminomercuribenzoe-
säure 683.
5-Acetamino-8-methoxy-
chinolin 214.
Acetaminooxyphenaiithren
395.
Acetaminophenol 268, 269.
p-Acetaniinophenol 254, 255.
Acetaminophenolallyläther
266, 818.
Acetaminophenolbenzoat267.
Acetaminophenolpropyl-
äther 269.
Acetaminophenolschwefel-
säure 704.
Acetaminophenylarsinstibm
733.
Acetaminothiophenolmethyl-
äther 624.
Acet-p-aminotliiophenol-
methyläther 285.
Acetaminophenoxyacet-
amidchloral 480, 481.
p-Acetaminophenoxyl-
acetamid 284.
p-Acetaminophenoxylessig-
säureester 284.
Acetanilid 34, 197, 270, 494.
Acetanüid s. Antifebrin.
p-Acetanilidcarbonat 277.
Acetanilidoessigsäure 261,
262.
Acetanilidsulfosäure s.
Cosapriii.
co-Acetanilidsulfosäure 262.
Acet-p-anisidin 144.
o-Acetanisidinarsinsäure 64.
Acetanthranilarsinsäure 709.
Acetarsanilsäure 708.
Acetantliranilsäureai'sen-
oxyd 713.
Acetate 11.
Acetatquecksilbercampher-
carbonsäure 681.
Acetenyltrimethylammo-
niumhydroxyd 113.
Acetessigestercarbäthoxy-
phenylhj'drazon 818.
Acetessigsäure 98, 158, 165,
175, 187, 190.
Acetessigsäureanilid 255.
Acetobrenzcatechin 442.
Aeetoform 738.
Acetohydrocotarnin 819.
Acetolsalicylsäureester 570.
Aceton 75, 82, 98, 158, 159,
175, 190, 477, 495.
Acetonäthyliuercaptol 504.
flf-Acetonaphthalid 259.
Acetonchloroform s. Aiieson.
Acetonchloroformacetyl-
salicylsäiireester 481.
Acetondicarbonsäui'e 159.
Acetonglycerinjodhydriii s.
Alival.
Acetonitril 85, 86, 87, 105,
198, 523.
Acetonylcarbäthoxyphenyl-
hydrazon 818.
Acetophenin 519.
Acetophonon 98, 156, 172,
173, 176,179, 190,191,479,
517, 518, 519.
Acetophenonainmoniak 518.
Acetophenondisulf on 501.
Acetophenonkodein 409.
Acetophenonoxaläther 518.
Acetophenonoxim 759.
Acetophenon-oxychinolm5 19.
Acetopheuonphenetidid 279.
Acetopyrin 225.
Acetosalicylsäiire 560.
m-Acettoluid 117.
o-Acettoluid 117, 197.
p-Acettoluid 117, 197.
Acetonim 74, 75.
p-Acetoxybenzoylmorphin
400.
Acetoxydimethoxj-phen-
antlirenearbonsäure 394.
Acetylacetophenon 518.
Acetyl-p-äthoxyphenyl-
methan s. Thermodin.
p-Acetyläthylaminophenyl-
äthylcarbonat 278.
Acetyläthylphenvlhydrazin
220.
Acetyläthylurethan 497.
Acetylalkyltetramethyloxy-
piperidincarbonsäureester
365.
Acetyl-p-aminoacetophenon
282.
Acetylaminoäthylsalieyl-
säure 574.
m-Acetylaminoantipyrin 227.
l-o-Acetylaminoantipyrin
227.
Acetylaminobenzoesäure 182.
m-Acetylaminobenzoesäure
186, 197.
p-Acetylaminobenzoesäure
187.
Acetyl-p-aminobenzoesäure-
propylester 386.
3-Acetylamino-4-carboxy-
ätliylaminophenol 286.
4-Acetylammo-3-carboxy-
äthylaminophenol 286.
Acetylaminococain 338.
Aoetylaminodiäthylbrenz-
atechin 286.
/f-Acetylaminoessigsäure 265.
3-Aeetylammo-4-lactylami-
nophenetol 286.
Acetylaminoraercuribenzoe-
säure s. Toxvnon.
Sachregister.
843
Acetylaminomethylsalicyl-
säure 574.
p-Acetylaminooxyäthoxyl-
benzol 279.
Acetylaminophenol 573.
Acetyl-p-aminophenol 264,
267.
Acetyl-p-aminophenoläther-
schwefelsäure 267.
Acetylaminophenolbenzyl-
äther 276.
p-Acetylaminophenolbrom-
diäthylacetylurethan 488.
Acetyl-p-aminophenolglyce-
rinäther 285.
Acetyl-p-aminophenolglykol-
äther 285.
Acetylaminophenylchinoliu-
carbonsäure 812.
p-Acetylaminophenyl-
hydrazin 222.
Acetyl-p-ammophenylpiperi-
din 261.
Acetyl-a-aminopyridin 79.
Acetylaminosafrol 238.
Acetyl - p-aminophenylpiperi-
din 261.
Acetylaminophenylstibin-
säure 729, 732.
Acetylaminovaleraldehyd
517.
Acetylanthranilsäuremethyl-
ester 263.
Acetylarsanilsäure 707.
Acetylatoxyl s. Arsacetin.
Acetylbrenztraiibensäure-
äthyläther 518.
Acetylbenzimidazol 452.
Acetylbromdiäthylacetyl-
carbamid 820.
Acetylbromisovaleryl-
harnstoff 820.
Acetylcevadin 323.
Acetylchinin 251, 252.
Acetylchloreton 484.
Acetylcholin 327, 329.
N-Acetyl-colchinol 325.
N-Acetylcolchinolmethyl-
äther 325.
Acet yldij odsalicylsäureäthyl-
ester 388.
Acetylen 523.
Acetylenchlorid 533.
Acetylendichlorid s. Dioform.
Acetylendij odid 110.
Acetyldij oddiphenylamin602.
Acetylglykolchlorsalicylsäure
558.
Acetylglykolkresotinsäure
558.
Acetylglykolsalicylsäure 558.
Acetylglykolylarethan 487,
769." "
Acetylguajacolsulfosäure 588.
Acetylharnstoff 520.
Acetyljodphenylmercaptur-
säure 614.
Acetylkodein 403.
Acetyl-p-kresotinsäure s.
Ervasin.
Acetyllactylkreostinsäure
558.
Acetylmeconsäure 170.
Acetylmerochinennitril 24.>.
Acetylmethylanthranilsäure-
methylester 264.
d-Acetyl-p-metliylphenyl-
alanin 187.
Acetylmethylphenylhydrazin
220.
Acetylmethylurethan 497.
Acetybnorphin 39.
Acetylmorphinkohlensäure-
äthylester 401.
Acetylnarkotin 430.
Acetyl-m-osybenzoesäure-
äthylester 388.
Acetyl-p-oxybenzoesäure-
äthylester 388.
Acetyloxyphenyläthylacetyl-
amin 449.
Aeetyloxj'phenyläthylamin
445.
Acetyl-p-oxyphenylurethan
s. Neurodin.
Acetyl-o-phenetidid 269.
I-Acetylphenylaminoessig-
säure 164.
Acetylplienylcarbizin 220.
Acetylphenylliydrazin s.
Hydrazetin.
sym. AcetylphenyUiydrazin
s. Pyrodin.
Acetylphenylhydroxylamin
255.
Acetylphenylthiocarbizin 220.
Acetylpikrotoxinin 322.
N-Acetylpiperidin 312.
/J-Acetylpropionsäiire s.
Lä\'ulinsäiire.
Acetylsalicoyltheobromin s.
Theacylon.
Acetylsalicylamid 520, 557.
Acetylsalicylbromisovaleryl-
hamstoff 769.
Acetylsalicylcholsäure 690.
Acetylsalicylosalicylsäure
559, 571.
Acetylsalicyloylglukose 567.
Acetylsalievlovltheobromin
792.
Acetylsalicylsäure s. Aspirin.
Acetylsalicylsäureaceton-
bromoformester 482.
Ace tylsalicylsäureanhydrid
558.
Acetylsalicylsäurebenzoe-
säiireanliydrid 568.
Acetylsalicylsäuredichloriao-
butylester 482.
Acetylsalicylsäurementhol-
ester 565.
Acetylsalicylsäuremethyl-
ester 388, 760.
Acetylsalicylsäureoxy-
chinolinester 806.
Acetylsalicylsäuretribrom-
tertiärbutylester 482.
Acetylsalicylsäuretrichlor-
butylester 482.
Acetylsalicylsäuretrichlori-
sopropylester 482.
Acetylsalol s. Vesipyrin.
Acetyltannin 659, 660, 662.
Acetyltetrahydronaphthyl-
amin 446.
Acetylthallin 212.
Acetyltheobromin 792.
Acetylthioharnstoff 108.
Acetyltrpoein 342, 344, 346,
402.
Acetyltropyllupinein 346.
Acetyltropyltropeiu 344, 346.
Acetylzucker 135.
Acetylzufigallussäuretetra-
methyläther 741.
Acitrin 808.
Acoin 379, 380.
Aconin 322.
Aconitin 107, 307, 321, 322,
335, 403.
Aconitsäure 114.
Acridin 174, 209, 648.
Acridiniiimgelb 64, 534.
Acrolein 82, 114, 238, 654.
Acrylsäure 111, 158, 165.
Adalin 485, 486.
Adamon 768.
Adenin 79, 167.
Adipinsäure 102, 171, 173.
Adonidin 771.
Adonitinsäure 771.
Adrenalin 123, 196, 246, 294,
326, 440, 441, 442, 443, 444,
445, 446, 447, 449, 450, 455,
456, 457, 458, 459. 736. 819.
Adrenalon 442, 443, 449,
456.
Afenil 637.
Afidol 679, 680.
Agaricin 744.
Agaricinsäure 276, 669.
Agaricinsäure-di-p-pheneti-
did 276.
Agaricinsäiire-mono-p-pheae-
tidid 276.
Agathin 221.
Agurin 788.
Aguttan 806.
Airoform 668.
Airol 668.
Akrolein 36.
844
Sachregister.
Alanin 73, 157, 158, 175, 181,
424.
dl-Alanin 157, 163.
Alaninjodcalium 607.
Alaninkupfer 736.
Alanyloxyphenyläthylamin
459.
Alaninquecksilber 675.
Alaninsilber 736.
Albargin 727.
Albaspidin 750, 751, 752.
Albumosen, arsensaure 702.
Aldehyd 88.
Aldehydammoniak 76, 97.
Aldehyde 97, 540.
Aldol 55.
Aldole 96.
Aldosen 96.
Alformin 737.
Aleudrin 479.
Alival 611.
Alizarin 741, 742, 778.
Alizarinblau 741.
Alizarinbordeaux 741.
Alizaringelb 746.
Alkaliviolett, L. R. 649.
Alkohol 37, 74, 107, 297, 468,
528.
Alkohole 29, 30, 61, 100, 130,
131, 190, 240, 490, 525, 540.
AUantoin 108, 800.
Allocain 368.
AUophansäureäther 153.
Allophansäureäthylester 164.
AUophansäureamid s. Biuret.
Allophansäureamylenhydrat -
ester 499.
Allotropin 655.
Alloxan 90, 95, 165, 166,
766.
Alloxanbrenzcatechin 585.
Alloxanguajacol 585.
AUoxanhydrochinon 585.
Alloxankreosol 585.
Alloxannaphthol 585.
Alloxanphenol 585.
Alloxanpyrogallol 585.
Alloxanresorcin 585.
Allozimtsäure 105.
Allylacetat 111.
Allylacetophenonsulfon 502.
Allylacetylkresotinsäure 559.
AUylacetylsalicylsäure 559.
Allylalkohol 110, 111, 238,
532.
Allylamid 409.
Allylamin 110, 111.
Allylanüin 111.
4-Allylantipyrin 227.
Allylbarbitursäure 514.
N-Allylbenzoyltetramethyl-
j-oxypiperidincarbon-
Eäuremethylester 365.
Allylbetain 328.
Allylbrenzcatechinmothyl-
äther s. Safrol.
Allylcarbäthoxj'phenyl-
harnstoff 818.
Allylcarbäthoxyphenylthio-
harnstoff 818.
Allylchlorid 539.
Allyldihydronorkodein 409.
N-Allyldiliydronorkodein
410.
Allylformiat 111, 409.
Allylglykosid 409.
AllyDiarnstoff 111.
AUylhomochoün 328.
Allyljodid 111.
Allylmorphimethin 409.
N-Allyhiorkodein 328, 409,
410.
O-Allylnormorphin 409.
p-Allylphenol s. Chavosot.
AUylphenolmethyläther s.
Anethol.
Allylphenylthioharnstoff 109.
Allylphenylcarbamat 753.
N-Allylpyrrolidin 328.
Allylsenföl 36, 111, 114, 539.
Allylsidfid 630.
Allyltheobromin 791.
Allylstrichnin 328.
Allylthioliarnstoff siehe
Kidsinamin.
Allylthioharnstoff 409.
N-AUylthallin 328.
s-Al!yltheobromin 328.
Allyltrimethylammoniiun-
hydroxyd"ll3, 327.
Almathein 649.
Alochrysin 739, 740.
Aloeemodin 739, 740, 771.
Aloenigrin 740.
Aloin 739, 742.
Aloinaethylcarbonat 742.
Aloinalophanat 742.
Aloineisen 742.
Aloinkohlcnsäureester 742.
Alphol 539.
Altannol 738.
Aluminium 15, 18, 134, 149,
529, 737 ff.
Aluminium aceticum 18.
Aluminiumacetotannat s.
Neotannyl.
Aluminium, ameisensaures,
s. Alformin.
Aluminium, basischgerb-
saures 737.
Aluminium, borgerbsaures,
s. Cutol.
Aluminium borofonnicicum
737.
Aluminium, borweinsaures
737.
Aluminiumchlorat siehe
Malle brein.
Al>iminium formaldehyd-
schwefligsaures bas. 738.
Aluminium, gerbweinsaures
737.
Aluminium, glykolsaures738.
Alumiu iumhexamethylen-
tetramin, essigcitronen-
saures 738.
Aluminiumhydroxyd 738.
Aluminium, naphtholsulfo-
saures 738.
Aluminium, phenolsulfo-
saures 737.
Aluminium, salicylsaures
737.
Aluminiumsulfat 531.
Aluminiumtannineiweiß s.
Noventerol 738.
Alumnol 737.
Alutan 738.
Alydrin 346.
Alypin 150, 358, 371, 372.
Amarin 35, 78, 144, 196.
Ameisen.?äure 132, 155, 158,
159, 166, 531, 552, 650.
Ameisensäureäthylester 786.
Amenyl 427, 432.
Amidin 378.
Aminbuttersäurequecksilber
675.
Aminoacetal 73.
Aminoacetaldehyd 73.
Aminoacetobrenzcatechin
442, 443, 449, 456, 457.
Aminoacetomethoxynaph-
thalin 819.
Aminoacetooxjmaphthalin
819.
Aminoacetophenon 392, 443,
450, 518.
AminoacetopjrrogaUol 450.
Aminoacetoresorcin 449.
Aminoacet-p-phenetidid-
coffein 231.
Aminoäthanolresorcin 449.
m-Aminoäthoxybenzoesäure -
esterurethan 385.
p-Aminoäthoxyphenol siehe
Phenetidin.
/8-Aminoäthylaminobenzoat
375.
Aminoäthylbenzimidazol 459.
2-Ä-Aminoäthylchinolin 248.
Aminoäthylidentetrahydro-
papaverin 437.
Aminoäthylindol s. Indolyl-
äthylamin 453.
4-a;-Aminoäthyl-6-methoxy-
chinolin 248.
Aminoäthylpyrogallol 450.
Aminoanissäuremethylester
384.
m-Aminoantipyrin 227, 229.
o-Aminoantipyrin 227, 229.
Sachregister.
845
4-Ammoantipyrin 226, 227,
229.
Aminoarsenobenzoesäure 720.
Aminoarsinphenylstibiu-
säure 729.
Aminoaurophenolcarbon-
säure 735.
Aminoazobenzol 640.
Aiainoazobenzol s. Anilin-
gelb.
p-Aminoazobenzolsulfosäure
153.
4-Aminoazobenzol-4'-sulfo-
säure 151.
Aminoazotoluol 646.
Aminoazotoluolazonaphthol
s. Scharlaclirot.
m-Aminobenzaldehyd 186.
p- Amine benzaldehyd 187.
Aminobenzarsinsäure 720.
m- Aminobenzoesäure 1 03, 1 1 5,
144, 151, 195, 257, 258.
o-Aniinobenzoesäure siehe
Anthranilsäure.
p- Aminobenzoesäure 115,141,
144, 157, 186, 187, 257,
258.
p-Aminobenzoesäureäthyl-
ester s. Anaesthesin.
Aminobenzoesäure diäthyl-
aminoäthanolester 374.
Aminobenzoesäurediäthyl-
aminoäthylester 373, 374.
Aminobenzoesäure diäthyl-
aminopropylalkoholester
373.
p-Aminobenzoesäureester,
naphtholmenosulfosaures
385.
p-Aminobenzoesäureisobutyl-
ester s. Cycloform.
p- Amine benzoesäuremethyl-
ester 379.
p-Aminobenzoesäurepropyl-
ester s. Propäsin.
Aminobenzol s. Anilin.
Aminobenzolarsinsäure 714.
Aminobenzolstibinsäure 731.
p-Aminobenzolsulfosäure s.
Siüfanilsäure.
m-Aminobenzolsultosäiire
257, 623.
o-Aminobenzolsulfosäure 257,
623.
Aminobenzolsulfosäiu'eazo-
diphenylamin s. Metanil-
gelb.
ni-Aminobenzonitril 140.
m-Aminobenzoyl-m-amino-
benzoylaminocarbazol-
disulfosäureharnstoff 551.
m-Aminobenzoyl-m-amino-
benzoylanilin-2.5-di3ulfo-
säureharnstoff 551.
p-Äthonyphenylsuccinimid
s. Pyrantin.
p-Äthoxyphenylurethan 276.
Äthoxytartranilsäure 282.
Äthycupreinchlorid 239.
Athylacetaminophenol 270.
m-Aminobenzoylaminosulfo-
salicylsäureharnstoff 551.
o-Aminobenzoylchinin 252.
p-Arainobenzoylchinin 252,
371.
Aminobenzoyldiäthylamino-
äthanol s. Novocain.
Aminobenzoyldiäthylamino-
hexanol 371.
Aminobenzoyldiäthylamino-
propandiol 371.
Aminobenzoyldiisoamyl-
aminoäthanol 371.
Aminobenzoyldimethyl-
aminoäthanol 371.
p-Aminobenzoyleugenolester
s. Plecavol.
p-Aminobenzoylhydrochinin
252.
Aminobenzoyloxybenzoe-
aäuremethylester 384.
Aminobenzoylphenetidid 375.
Aminobenzoylpiperido-
äthanol 371.
Aminobenzoylpiperido-
propandiol 371.
p-Aminobenzoylsalicylsäure-
methylester 384.
p-Aminobenzoyläulfinid 142.
Aminobenzoyltetraäthyl-
diaminopropanol 371.
Aminobenzoyltetramethyl-
diaminopropanol 371.
Aminoborneol 759.
a-Aminobuttersäure 117.
/S- Aminobuttersäui-e 117.
j'-Amino buttersäure 117,140,
146, 151, 302.
dl-Amino-n-buttersäure 157,
103.
Aminobutylglyoxalin 451.
Aminocampher 78, 144, 758,
759, 764.
Aminocarboxybenzolarsen-
oxydgold 727.
(X-Amino-n-capronsäure 140.
dl-Amino-n-capronsäure 157,
163.
Aminochinidin 245.
Aminochinin 245.
m-Aminococain 338.
Aminoeyannormorphin 408.
Aminodesmotroposantonige
Säiu-e 754.
4-Amino-2'4'-diaminodiphe-
nylenamin 256.
4-Amino-2'-4'-diaminodiphe-
nylenaminsulfosäure 256.
Aminodibromphenylarsin-
säure 726.
Aminodimethyldioxybenzoe-
säuremethylester 384.
Aminodioxybenzoesäure-
methylester 384.
6-Aniino-2.8-dioxypurin 168.
p-Aminodiphenyl 76.
p-Aminodiphenylamin 76.
Aminodiphenylstibinoxyd
731.
Aminoekkain 356.
Aminoessigsäure s. Glykokoll.
2- Amine- d-glykoheptonsäure
125, 165.
Aminoguajacolcarbonsäure-
methylester 384.
Aminoguanazol 79.
Aminoguanidin 74, 75, 219.
Aminohexylalkohol 304.
Aminohydrochinin 245.
^-Aminoisovaleriansäure 140.
Aminojodphenylarsinsäure
726.
Aminokohlensäure siehe
Carbaminsäure.
Aminokresolarsinsäure 713.
Aminokresotinsäuremethyl-
ester 384.
Aminomalonsäure 73.
5-Aminomalonylguanidin 95.
w-Aminomethylchinolin 248.
Aminomethyldimethylxan-
thin 794.
Aminomethylglyoxalin 451.
Amino(mono)methyldioxy-
benzoesäuremethylester
384.
Aminomethylhydrinden 447.
Aminomethylphenylarsin-
säure 719.
Aminomethylschwefelige
Säure 654.
a-Aminomilchsäure s. Serin.
Aminonaphthol 177.
Aminonorkodein 409.
Aminooxyarsenoacetamino-
stibinobenzol 733.
Aminooxyarsenobenzol 714.
m-Aminooxybenzoesäure 115.
o-Aminooxybenzoesäure 115.
p-Aminooxybenzoesäure 115.
Aniinoxybenzoesäureester
384.
m-Amino-p-oxybenzoesävire-
methyläthylenester 384.
p-Amino-m-oxybenzoesäure-
äthylester und -methylester
384.
Aminooxybenzoesäure-
methylester 384.
m-Amino-p-oxybenzoesäure-
methylester s. Orthoform
846
Sachregister.
o-Amino-m-osybenzoesäure-
methj'lester 384.
p-Amino-m-oxybenzoesäiire-
methylester s. Orthoform.
Aminoxybenzolarsendichlo-
ridkupfer 727.
Aminooxybenzolarsensulfid-
palladium 727.
Aminooxybenzolarsinform-
aldehydsulfosylat 724.
Aminooxybenzolstibmsäure
731.
Ammooxybuttersäure 144.
/S-Amino-a-osy-(chinolyl-4)-
äthan 246. "
Aminooxyisobuttersäure
144.
Aminooxyisobuttersäure-
äthylester 370.
Aminooxyphenanthren 395.
418.
Aminophenolarsenoxyd 708.
Aminooxyphenylarsenoxyd
720.
Aminooxj'phenylarsenses-
quisulfid 725.
Aminooxyphenylenarsin -
oxyd 708, 716.
Ammoosyphenylarsinphenyl-
stibin 733.
Aminooxyphenylarsinsäure
713, 716, 719.
Ammooxyphenylarsinsäure-
quecksilberacetat 734.
Aminooxyphenylarsinstibin
733.
Ä- Amino- /5-oxypropionsäure-
s. Serin.
/S-Amino-a-oxypropionsäure
s. Isoserin.
2-Ainino-6-oxypvirin siehe
Guanin.
Aminoxytoluylsäuremethyl-
ester 384.
a-Amino-j'-oxyvaleriansäure
140.
Aminoparaxanthin 790.
Aminophenacetin s. Pheno-
koll.
Aminophenanthren 394.
m-Aminophenol 257.
o-Aminophenol 103, 257,
515.
p-Aminophenol 57, 62, 76,
103, 176, 178, 182, 254,
257, 263, 264, 265, 267,
269, 276, 291, 292, 402,
744.
p-AminophenoIsulfosäure 76.
Aminophenoxylessigsäure-
amidcarbonsäureiuethyl-
ester 388.
Aminophenyläthylamino-
benzimidazol 459.
l-p-Aminophenyl-2-äthyl-
3-methyl-5-pyrazolon-
methylsehwefligeSäure 232.
p-Aminophenylalanin 144.
p-Aminophenyl - a-aminopro-
pionsäure 145.
p-Aruinophenylarsinoxyd
542, 720.
Aminophenylarsenooxy-
benzol 714.
Aminophenylarsensulfid 726.
Aininophenylarsuisäure 724.
p-Aminophenylarsinsävire s.
Arsanilsäure.
Aminophenylarsinsäurebijo-
dür 705.
Aminophenylarsinsäure-
methylsulfosäure 707.
Aminophenylarsinsäure-
tetrajodür 705.
Aminophenylcarbaminsäure-
diäthylaminoäthanolester
377.
p-Aminophenylessigsäure-
äthylester 390.
Aminophenylchinolincarbon-
säure 808, 812.
Aminophenylchinolincarbon-
säuremethylschweflige
Säure 810.
p-Aminophenylessigsäure-
diäthylaminoäthylester
390.
Aminophenylkohlensäure-
diäthylaminoäthylester
375.
m-Aminophenylkohlensäure-
diäthylaminoäthylester
375.
Aminophenylstibinmethan-
sulfosäure 729.
Aminophenylstibinoxyd 731.
Aminophenylstibinsäure 729,
730, 731, 732.
p-Aminophenyltolylamin 76.
Aminopht halsäurediäthyl-
ester 389.
Aminoprotocatechusäiire-
äthylester 384.
6-Aininopurin s. Adenin.
«-Aminopyridine 79, 383.
p-Aminosaccharin 142.
o-Aminosalicylsäure 103, 142,
144, 195, 561.
m-Aininosalicylsäure 142,
144, 561.
p-Aminosalicylsäure 103,
142, 144, i95, 561.
o-Aminosalicylsäureäthyl-
ester 384.
p-Aminosalicylsäureäthyl-
ester 384.
o-Aminosalicylsäuremethyl-
ester 384.
p-Aminosalicylsäuremethyl-
ester 384.
p-Aminosalol-co-sulfosäure
285.
Aminoselenophenol 632.
Aminosulfonal 505.
a-Aminotetrahydro-a-naph-
thol 308.
Aminotheobroniin 790.
Aminotheophyllin 789.
Aminotolylarsenoxyd 712.
Aminotolylarsinsäure 710.
Aminotriazinsulfosäure 143.
Aminotridekanäthylester 144.
Aminourethanophenylstibin-
säure 729.
Aminovaleriansäure 146, 157,
163, 302.
Aminovanillinsäureäthyl-
ester 384.
Aminozinitsäureester 169,
384.
m-Aminozimtsäuremethyl-
ester 389.
Ammoniak 10, 12, 23, 25,
29, 34, 47, 66, 67, 71, 73,
76. 77, 91, 134, 260, 299,
327, 521, 530, 532.
Ammoniaksilberglykocholat
694.
Ammnniiimbaspn 50, 143.
Ammonpikrat 639.
Amphotropin 656.
Amygdalin 200.
Amygdalonitril 87.
Amygdalylhomotropein 355.
Amygdalyl-/)'-hydroxytetra-
methylpjTrohdin 363.
Amygdalylmethylvinyl-
diacetonalkamin s. Euph-
thalmin.
Amygdalyl-/?-N-methylvinyl-
diacetonalkamin 300.
Amygdalyloxj'tetramethyl-
pjTrolidin 363.
Amygdalylpseudotropin 360.
Amygdalyltriacetonmethyl-
alkamin 360.
Amygdophenin 272, 275.
Amylacetat 62.
Amylalkohol 131, 524, 532.
u-Amylalkohol 539.
sek.-Amylalkohol 490.
tert. -Amylalkohol 131, 159,
190, 490, 522.
Amylamin 71, 444.
n-Amylamin 294.
N-Amylaminoxybenzoe-
saureäthylester 386.
Amylammoniumclilorid 300.
Amylammoniumsulfat 300.
Amylanilin 35, 66, 214, 301.
Amylarin 330, 332, 597.
Amylchinin 235.
Sachregister.
847
Amylchinolin 214, 301.
Amylcinchonin 301.
Amylen 523, 539.
Araylencarbamat siehe
Aponal.
Amylenhydrat, 207, 477, 490,
491, 495, 499.
Amylenhydratisovalerylester
768.
Amylenhydratvanadinsäure-
ester 732.
Amylenhydraturethan siehe
Aponal.
Amyloform 651.
Amylhamstoff 491.
Ainylmercaptan 107.
Aniylmorphin 396, 397.
Amylnitrit 28, 63, 80.
Amylokresol 530.
o-Amylolphenol 546.
N-Amylphenacetin 285.
Amylphenol 536.
N — Amylpiperidin 312.
Amyltheobromin 790.
Amylvalerianat 62.
Amylveratrin 301.
Anästhesin 818.
Anästhesin 371, 375, 379, 385,
390.
Analgen 214.
Anamyrtin 322.
Anathallin 212.
Andromedotoxin 302.
Anegon 679.
Aneson 380.
Anethol 111, 112, 542, 547.
Angelikaäthylester 126.
a-Angelikalacton 151.
;8-Angelikalacton 151.
Anhalin s. Hordenin.
Anhydrochloralurethan 478.
Anhydrodigitoxigenin 773,
774.
Anhydrodihydroekgonin-
äthylesternorpropanol-
benzoat 358.
Anhydrodihydronorekgonin
357.
Anhydroekgonin 337, 340.
Auhydroekgoninäthylester-
norpentanolbenzoat 358.
Anhydroekgoninäthylester-
norpropanol-p-aminoben-
zoat 358.
Anhydroekgoninäthylester-
norpropanolbenzoat 358.
Anhydroekgoninester 337.
Anhydroglykochloral siehe
Chloralose.
Anhydroglykoso-o-diamino-
benzol 143.
Anhydromercuribrenzcate-
chinmonoacetsäure siehe
Meracetin.
Anhydromethylencitronen-
säiire 159, 657.
Anhydromuscarin 124, 330.
Anliydronorekgonin 357.
Anhydroxyäthylamino-
benzylalkohol 378.
Anhydroxybenzyldialkohol
549.
Anhydro valerylaminoben zyl-
alkohol 378.
Anhydrovaleryloxyäthyl-
aminobenzylalkohol 378.
AnilidmethylsaUeylsäure 192.
Anilidoacetobrenzcatechin
443.
Anilidokohlensäiiremorphin-
ester 401.
Anilin 29, 31, 34, 36, 64, 66,
76, 77, 83 103, 104, 106,
116, 176, 190,211,219,222,
253, 254, 255, 256, 257, 258,
260, 261, 264, 288, 402, 445,
515,539,686, 704.
Anilinarsenoxyd 713.
Anilinazo-/S-naphthol siehe
Sudan I.
Anilinblau 646.
Anilingelb 30.
Anilinpyrin 226, 380.
Aniloantipyrin 226.
Anisaldoxiin 120, 142, 149.
AnisaniUd 255.
Anisidin 114, 115, 265.
o-Anisidinarsinsäure 64.
p-Anisidincitrat 274.
p-Anisidincitronensäure 273.
Anisol 57, 190, 258.
p-Anisolcarbamid 142, 143,
153.
p-AnisoUiarnstoff 270.
Aiiisoylglykolsalicylsäure558.
Anisotheobromin 787.
Anissäure 62, 105, 169, 192,
520, 542, 555.
Anissäureguajacolestar 564.
Anissäurekreosolester 564.
Anissäurephenolester 564.
Anisoylglukose 567.
Anisylchinolincarbonsäure-
salicylsäureester 812.
Anisyldihydrochinazolin 748.
AnisylglykokoU 169.
Anisylindokjuecksilberoxyd
687.
Anisjlphenetidid 275.
Anisylricinusöl 743.
Anisylstibtnsäure 729.
Anthrachinon 739, 742.
Anthrachinonarsinsäure 718.
Anthrachinondiselenid 634.
Anthrachinonselenophenol-
sulfosäure 634.
Anthracen 477, 742.
Anthragallol 741.
Aiithraglykoside 739.
Anthranilsäure 115, 141, 142,
144,151,257,258,263,686.
Anthranilsäuremethylester
263.
Anthranol 779, 780.
Anthrapurpurin 740, 741.
Anthrapurpurindiacetat s.
Purgatin.
Anthrarobin 778.
Anthrasol 545.
Antiarigenin 771, 774.
Antiarin 771, 774.
Antiarthrin 797.
Antifebrin 29, 103, 144, 253,
255, 261, 264, 288, 290, 291.
Antiluetin 729.
Antimon 10, 20, 50, 297,
728, 729, 730.
Antimon, arsenigsaures 729.
Antimon, gallussaures 729.
Antimon kolloid. 729, 733.
Antimontrioxyd 729, 730,
732.
Antimonylanilintartrat 732.
Antimonylbrenzcatechin 729.
Antimonylsilberbromidarsen-
obenzol s. Margol.
Antimonylprotocatechu-
säure 729.
Antimonylpyrogallol 729.
AntipjTin 105, 179, 207,
216ff., 219, 221, 225, 254,
288, 289, 290, 291, 292, 409,
525,011,612.
3-Antipyrm 226, 227.
Antipyrin, acetylsalicyl-
sames s. Acetopyrin.
Antipyrin, camphersaures
225.
Antipyrin, diäthylglykol-
saures 225.
AntipjTin, dimethylglykol-
saures 225.
Antipyrineisenehlorid 698.
AntipjTin, gerbsaures 225.
Antipyrin, mandelsaures s.
Tussol.
AntipjTin, methylglykol-
saures s. Astrolin.
Antipjrin, methylisopropyl-
glykolsaures 225.
Antipyrin a-oxysovalerian-
saures 225.
Antipjrinometliylamin 232.
AntipjTin-Saccharin 225.
AntipjTin, salicylessigsaures
s. Pyronal.
AntipjTin salicylsaures s.
Salipyrin.
AntipjTjichinolincarbon-
säure 811.
4-AntipyTyldimethylamin
231.
848
Sachregister.
Antipyrylhamstoff 229.
Antipyryliminodiäthylbarbi-
tursäure 227.
AntipjTyliminopyrm 227.
Antipyrylpiperidin 228.
Antisepsin 618.
Autiseptol 606.
Antispasmin 420.
Antistaphin 656.
Antithermin 221.
Antodin 382, 786.
Anytole 627.
Aperitol 744.
Apfelsäure 99, 161, 162.
Apiol 547, 548.
Apochinin 215, 234.
Apocynamarin 774.
Apokodein 413, 414.
Apolysin 273, 274.
Apomorphin 404, 413, 414.
Apomorphiübrommethylat
406.
Apomorphinjodmethylat
413.
Apomorphinmethylbromid s.
Euporphiii.
Aponal 498.
Aponarcein 420, 421.
Aposepin 331.
Apothesin 367.
Aquopentamminkobaltiake
129.
Arabinamin 126.
Arabinochloralose 477.
d-Arabinose 119.
i-Arabinose 119.
I-Arabinose 119.
Arabinosetetraacetat 126.
Arabinsäure 386.
Arabonsäiire 119.
Araroba 776.
Arbutin 200, 656.
Arbutin-Hexamethylen-
tetramin 200.
Archibromin 621.
Arecaidin 41, 105, 319.
Arecaidmäthylester 41.
Arecolin 41, 63, 311.
Argentaroin 727.
Argentol 692.
Argochrom 692.
Argoflavin 092.
Argon 530.
Argonin 693, 727.
Arhoin 767.
Aristochinin 250.
Aristol 600.
Arrhenal 699, 700, 701.
Arsacetin 540, 542, 700,
706, 707, 708, 709, 729.
Arsalyt 717, 719.
Araanilglycin 709.
ArsanUid s. Atoxyl.
Arsanilaäure s. Atoxyl.
m-Arsanilsäure s. Metarsanü-
säure.
Arsanilsäureazofarbstoffe
720.
Arsanilsäurepolyazofarbstoffe
721.
Arsen 18. 20, 43, 50, 203, 532,
698ff., 728, 729, 732.
Arsenanüinbrechweinstein
732.
Arsenantiiuonverbindungen
733.
Arsen-arsenverbindungen
733.
Arsencasein 701.
Arsendimethylchlorid 67.
Arsendisulfide 725.
Arseneiweiß 702.
Arsenfarbstoffe 725.
Arseniate 11.
Arsenige Säure 12, 15, 20, 27,
43, 530, 540, 631, 698, 699,
700, 702, 707, 736.
Arsen kolloid 700.
Arserüecitliin 703.
Arsenoacetanthranilsäure
713.
Arsenoanisol 712.
Arsenobenzoesäure 701, 703,
720.
Arsenobenzol 714, 720.
Arsenokresol 712.
Arsenomethylphenylglycin
719.
Arsenooxyanilinsäure 713.
Arsenosyd 720.
Arsenophenetol 712.
Arsenophenol 542, 705, 707,
710, 712.
Arsenophenoxyessigsäure709.
Arsenophenylglyein 540, 541,
542, 708, 709, 710, 713.
Arsenophenylglykolsäure712.
Arsenophenylpropiolsäure
705.
Arsen ophenylthioglykolsäure
709, 712.
Arsenphosphorverbindungen
733.
Arsensäure 15, 20, 43, 540,
631, 699, 700.
Arsenselenverbindungen 733.
Arsensesquisulfide 725.
Arsensulfüre 725.
Arsentellurverbindungen 733.
Arsentrichlorid 85.
Arsenwasserstoff 700.
Arsen-Wismutverbindungen
732, 733.
Arsinophenylarsinoxyd 708.
Arsinosalicylsäure 719.
Arsoniumbasen 19, 50, 128,
151, 301.
Arsphenamin s. Salvarsan.
Arterenol 456.
Ascaridol 752.
Äsculetin 820.
Aseptol 546, 549.
Asiphyl 726.
Asparagin 125, 138, 141, 157,
524.
Asparaginsäure 141, 157.
dl-Asparaginsäure 120.
Asparaginquecksilber 675.
Aspidin 750.
Aspidinol 751.
Aspirin 105, 531, 542, 553,
555, 556, 557, 558, 561,
565, 620.
Aspirophen 283.
Asterol 688.
Astrolin 225.
Asurol 677.
Athal 525.
Äthan 51.
Äthanoldimethylamin 412.
Athanoltriäthylarsonium-
bromid 703.
Äthenylamin 378.
Athenyläthoxyäthoxy-
diphenylamidin 378.
Äthenylmethoxydiphenyl-
amidin 378.
Athenylmethoxymethoxy-
diphenylamidin 378.
Äther 30, 51, 61, 470, 528,
533.
Ätherschwefelsäuren 4, 101,
192.
Ätheryläthoxydiphenyl-
amidin 378.
Ätheryläthoxyoxydiphenyl-
amidin 378.
Atherylamin 378.
ÄthoxyacetyIsalicylsäure557.
Äthoxyäthylbarbitursäure
509.
Äthoxyäthylidenkresotin-
ester 569.
Äthoxyäthj'lidensaUcylat
568.
Äthoxyaminoacetylthymidin
287.
Athoxybenzoesäureguajacol-
ester 564.
Äthoxybenzoesäurekreosol-
ester 564.
Äthoxybenzoesäurephenol-
ester 564.
Athoxybenzj'lbarbitursäure
508, 509.
Äthoxycoffein 789.
o-Athoxyanamonoacetyl-
aniinochinolin 214.
o-Äthoxyanamonobenzoyl-
aminochinolin s. Anaigen.
6-Athoxycliinolyl-4-diäthyl-
aminomethj'lester 248.
Sachregister.
849
6- Athoxychinolyl-4-mono-
methylaniiiiomethylketon
248.
6-Äthoxychinolyl-4-piperi-
dyläthylketon 248.
6-Äthoxychmolyl-4-piperi-
dylmethylketon 248.
Athoxycoffein 59, 62, 92, 93,
377, 495.
Äthoxydiphenylacetyl-
diketopyrrolidin 805.
Athoxyhydrozimtsäure 571.
Athoxylstryehnin 151.
l-p-Athoxyphenyl-2-äthyl-
3-metliyl-4-ammo-5-pjTa-
zolonmethylschweflige
Säure 232.
p- Äthoxyphenylamino-
methansulfosäure s. Neural-
tein.
p- At Iiox j-phenylamino-
methylschweflige Säure
285.
p- Athoxyphenylaminsulf o-
säure 151.
Athoxy-p-phenylendiamiii
77, 256.
Athoxyphenylglycin 282.
p- Athoxyphenylharnstof f
153.
Athoxyphenylsemicarbazid
222.
Athoxysuccinanilsäure 282.
Athoxyäthylidensalicvlat
568.
Athylacetat 62.
Athylacetyltetrahydronaph-
thylamin 446.
Athyläther 62, 472, 494.
Athyläthoxyätliylbarbitiu--
säure 508.
Athylaldoxim 75.
Äthylalkohol 61, 98, 131, 158,
159, 190, 489, 490, 523, 524,
532, 786.
Äthylallylconinumjodid 124.
Athylamin 71, 294.
Athylaminoacetobrenzcate-
clün 442, 443, 449.
)?-Atliylamino-6-äthoxy-
chinolyl-4-propanol 248.
Äthyl-m-aminobenzoesäure
144.
Athylaminodioxyaoeto-
plienon s. Homorenon.
Äthylaminoinethylbenz-
imidazol 459.
Athylaminophenylacetat 375.
Äthylaminophenylstibinsäure
730.
Athylaminoniumchlorid 300.
Athvlaniliu 35, 66, 214, 301,
501.
Athylantimontartrat 732.
Athylarsalyt 717.
Äthylarsenoxyd 821.
Äthylarsinsäure 821.
Äthylatropin 298.
Äthylbenzamid 520.
Äthylbenzol 52, 53, 172,
176.
N-Athj'lbenzoyltetramethyl-
7-oxypiperidincarbon-
säureäthylester 365.
N- Athylbenzoyltetramethyl-
y-oxypiperidincarbonsäure-
methylester 365.
Äthylbenzylconiniumjodid
124.
Äthylbrucin 301.
Äthylbutyrat 62.
Äthylcampher 762.
Äthylcarbimid 88.
Äthylcarbonimid 130.
Athylcarbonylsalicylosalicyl-
säure 559.
Ätliylcarbylaniin 85.
Äthylchinin 235.
ÄthylchmoUn 214, 301.
2-Äthylchmolylketon 247.
Äthylchloralcyanliydrin 88.
Äthylchlorid 523, 533.
N-Äthylconiin 125, 298.
N- Äthylcyandimethylox}--
pyridin 313.
Äthyldiaminoglycerinisova-
lerianat 371.
Athyldichlorarsiii 85.
Athyldihydroberberin 426,
427.
Äthyldimethyltertiärpenta-
nolammoniumbromid 370.
l-AthyIo-3-7-dimethyl-
xanthin 789.
Äthylen 471, 490.
Äthylenäthenyldiamin 802.
Äthylenbromid 472.
Äthylenchlorid 472, 539.
Äthylendiäthylsulfon 500.
-Ithylendiamin 95, 524.
Äthylendibromid 70.
Äthylendichlorid 819.
Athyleudimorphin 401.
Athylendinitrat s. Glykol-
dinitrat.
Athylendisalicylsäuremethyl-
ester 388.
Äthylenglykol s. Glykol.
Athylenglykol 523, 524.
Äthylenglykolmonobenzoe-
säureester 767.
Äthylenmorphin 409.
Äthylenphenylhydrazin 220.
AtliylenphenyUiydrazin-
bemsteinsäure 220.
Äthylensalicylat 569.
Äthylen thioharnstoff 108.
Athylformiat 62.
F r ä n k e 1 , Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl.
Athylglykokoll-m-amino-
bemsteinsäuremethylester
390.
Athylglykokoll-p-amino-
benzoesäuremethylester
390.
Äthylglykokoll-p-aminosali-
cylsäuremethylester 390.
Äthylglykokollantranilsäure-
methylester 390.
Äthylglykolylborneol 760.
Athylglvkolylguajacol 589,
590. "
Äthylglykose 138.
Athylguajacol 590.
Äthylharnstoff 49.
Athylhydrocuprein s. Opto-
chin.
Äthylhydrocupreinäthyl-
carbonat 253.
Äthylhydrocupreindiallyl-
barbitursäure 514.
Äthylhydrokotarnin 429.
ÄthyUiydronorhydi'astiniin
437.
Äthylidenacetoutrisulfon
502.
Äthylidenchlorid 472, 819.
Äthyüdendiäthylsulfon 500.
Äthylidendimethyläther s.
Dimethylacetat.
Äthylidendimethylsulfon
500.
.\thylidentetrahydropapa-
verin 437.
Athylisobutylcarbinol-
urethan 497.
Äthj'lisocyanid s. Athyl-
carbylamin.
Äthylisonitrosoaeetont ri-
sulfon 503.
Äthylisopropylcarbinol-
urethan 497.
Athyljodid 539, 595.
Äthyljodidhexamethylen-
tetraminjodoform s. Jodo-
formal.
Äthylkohlensäurehydi'o-
chininester 252.
Äthylkresol 598.
Athylkresoljodid 598.
Äthylmeconylharnstof f 170.
Äthylmercaptan 199, 539.
Äthylmereaptol 199.
Äthyhnethylcarbinol 490.
Äthyhuethylclilorimidazol s.
Chloroxaläthylin.
Athylmethylimidazol s. Oxal-
äthylin.
Äthoxymethylliomopipero-
nylamin 458.
Äthylmethylpropylcarbin-
barbitursäure 508.
Äthylmorphin s. Dionin.
54
85U
Sachregister.
Athylmorphmphenyläthyl-
barbitursäiire 820.
Äthylmorphin- Veronal 510.
Athylnicotin 301.
Athylnitrat 63.
Atliylnitrit 80, 145.
Äthylnitrolsäure 145, 149.
Athylnorhydrohydrastinin
437.
Athylparaxanthin 92, 790.
Äthylphenacetin 2G7, 270,
284.
.ithylphenoxäthylbarbitur-
säiire 507.
Athylphenylcarbaminsäure-
diäthylaininoäthanolester
376.
Äthylphenylchinolincarbon-
säure 807.
AthylphenyUiydantoin 494.
Athylphenylketon 99.
Athylphosphin 144.
a-Äthylpiperidin 312.
/S-Ätliylpiperidin s. ;S-Lupe-
tidin.
N-Äthylpiperidin 298, 312.
Athylpropionat 62.
Äthylpropylbarbitvirsäure
506.
Athylpropylcarbinolurethan
497.
Athylpropylhomophthalimid
820.
Äthylpropylketon 495.
Athylpropylketoxim 495.
ÄthylpropylmalonyUiarnstoff
493.
Athylpyridin s. Lutidin.
Athylquecksilberclilorid 674.
Äthylrhamnose 138.
Athylsaccharin 142.
Äthylsaligenm 380, 382.
Äthylsalicylatäthylkohlen-
Bäureester 578.
Athylsalicylatmethylkohlen-
säureester 578.
Athylschwefelsäure 505.
Athylschwefelsäurekreosol-
ester 582.
Äthylsenföl 539.
Athylstibinsäure 729.
Athylstrychnin 301, 465, 501.
Athylsulfid 188, 199, 539.
Athylsulfondiphenylpropan
502.
Athylsulfone 45.
Äthylsulfonsulfonal 503.
Äthylsulfosäure 101, 199.
Äthylsulfon-p-phenehidid
274.
Athyltetrahydronaphthyl-
amin 446.
Athyltetramethyldiamino-
benzoylglycerin s. Alypin.
Athyltetramethyldiamino-
glycerinäthylcarbonat 371.
Athyltetramethyldiamino-
glycerinzimtsäureester 371.
Athyltlieobromin 92, 790.
Athyltheophyllin 92, 790.
Äthyl thioharnstoff 108.
Athyltriacetonalkani incar-
bonsäuremethylester 361.
Athylurethan s. Urethan.
Athylvalerianat 62.
Atoehinol 808.
Atophan 32, 180, 806, 807,
808, 809.
Atophanäthylester s.
Acitrin.
Atophanamid 810.
Atophanmethylester 808.
Atophansalicylsäureester 808.
Atophanspirosalester 808.
Atophanstrontium s. Iri-
plian.
Atoxyl 64, 540, 541, 542, 700,
703, 704, 705, 706, 707, 708,
709,711,713, 719,720,729.
Atractylin 773.
Atroglyceryltropein 344.
Atrolactyltropein 343, 345.
Atropamin 321, 342, 343.
Atropin 4, 28, 43, 45. 46, 63,
121, 122, 124,298,325,326,
340, 341, 342, 344, 345, 346,
347,348,349,351,354,357,
358, 361, 391, 402, 410, 462,
463.
Atropiiiäthylhydroxyd 298.
Atropinäthylnitrat 347.
Atropmbrombenzylat 347.
Atropinmethvlbromid 151,
347.
Atropinmethylhydroxyd 298.
Atropinmethylnitrat 347.
Atyrosyl 726.
Auramin O. 649.
Auramin s. Pyoktanin.
Aurantia 83, 640.
Aurin 740.
Aurocantan 734.
Aurochin 252.
Autan 650.
Azarin S. 649.
Azinpurine 96.
Azoantipyrin 227.
AzobenzoL 30, 78, 190.
Azofarbstoffe 640.
Azogrün 649.
Azoiniid s. Stickstoffweisser-
stoffsäure.
Azimidoverbindungen 148.
Azooxybenzol 78, 179.
Baldrianöl 768, 769.
Barbaloin 739, 740, 771.
Barbitiirsäure 95.
Barium 10, 11, 12, 13, 14, 15,
21, 23.
Bariumchlorid 788.
Bariuinsulfat 664.
' Barutin 788.
• Bebeerin 124, 423. 426, 427,
j 433, 434, 460.
I Benzaconin 322.
I Benzaconinsäurequecksilber-
acetat 821.
Benzalaminoguanidin 75.
Benzalcarbäthoxyphenyl-
hydrazon 818.
Benzalchlorid 539.
Benzaldchyd 82, 97, 179, 182,
195, 197, 549, 753.
Benzaldeaoxybonzoin 503.
Benzaldoxim 75.
Benzahnalonsäure 105.
Benzalpropriophenon 502.
Benzamid 67, 197, 259,^520.
Benzamidin 76, 378.
' Benzamidisovalerianat 769.
m-Benzaniinosemicarbazid s.
Kryogenin.
Benzanalgen 214.
Benzanihd 255.
Benzarsin 720.
Benzarsinoxyd 720.
Benzarsinsäure 720.
Benzarsinsäurequecksilber-
acetat 734.
Benzarsinsäiu'e 701.
Benzbetain 144, 189.
Benzenylaminoxim 34.
Benzenyldioxytetrazotsäure
153.
Benzidin 77, 178.
j Benzidinsulfosäure 151.
j Benzil 172.
[ Benzilsäiu-c 172.
Benzimidazol 90, 91, 151.
Benzin 50, 816.
Benzoeglycuronsäure 184.
1 Benzoesäure 57, 58, 97, 102,
105, 106, 116, 156, 165, 171,
172,175,176,177,179, 180,
182, 184, 186, 190, 193,297,
542, 552, 553, 567, 798.
Benzoesäurebenzyle.ster 575.
Benzoesäuredimethylamino-
äthylester 374.
Benzoesäureglykolester 767.
Benzoesäureguajacolester
564.
Benzoesäurekreosolester 564.
Benzoesäurekreosotester 564.
Bonzoesäurepiperidinäthyl-
ester 371.
p-BenzoesäuresuUinid 117.
o-Benzoesäuresulfinid s.
Saccharin.
Benzoin 172.
Benzo jodhydrin 611.
Sachregister.
851
Benzol 51, 52, 63, 55, 56, 63,
70, 90, 102, 103, 133, 170,
171, 190, 200, 260, 306, 310,
523,534,539,543,816.
Benzolarsinsäure 720.
Benzolazobenzolazonaphthol
640.
Benzolazodimethylanilin s.
Buttergelb.
Benzolazonaphthol 640.
Benzolazonaphtholfarbstoffe
821.
Benzolazonaphthylamin 640.
Benzolazophenol s. ölgelb.
Benzolazoresorcin 640.
Benzolazoresorcinfarbstoffe
821.
m-Benzoldisulfosäure 106.
iii-Benzolsulfaniinococam338.
Benzolsulfarainophenylstibin-
säure 731, 732.
y-Benzolsulfometliylamino-
buttersäure 1 74.
Benzolsulfomethylamino-
capronsäure 174.
Benzolsulf onaminomercuri-
phenylstibinsäure 729.
Benzolsulfonaminophenyl-
stibinsäuro 729, 730.
Benzolsulfonaminostibio-
benzol 729.
Benzolsulfonbenzamid 142.
Benzolsulfosarkosin 1 63.
Benzolsulfosäure 106, 257.
Benzolsulfiu'ylatoxyl 707.
Benzonaphthol 572.
Benzonitril 87, 88.
Benzophenon 98.
Benzophenondisulfon 501.
Benzosalin 567.
Benzosol 583.
Benzoyläthylanainomethyl-
pentanol 371.
Benzoyläthyldimethylamino-
propanol s. Stovain.
Benzoylalanin 103.
Benzoylaldehyd 518.
Benzoylaminoäthylimidazol
451.
Benzoylaminobenzoesäure-
äthylester 818.
Benzoylarainobenzoesäure-
napbthylester 572.
Benzoylaminobuttersäure
163.
Benzoylaminocoeam 338.
Benzoylaminomercuribenzoe-
säure 683.
Benzoylaminoxybenzoesäure-
äthylest<?r 384.
Benzoylaminophenylessig-
säm-e 574.
Benzoylaminophenylessig-
säurephenylester 574.
Benzoylaminosalicylsäure-
methylester 388.
Benzoyl-a-aminozimtsäure
163.
p-Bonzoylanilidcarbonat 277.
Benzoylarsanilsäure 707.
Benzoylasparaginsäure 163.
o-Benzoylbenzoesäure 148.
Benzoylbrenztraubensäure -
äther 518.
Benzoylbromdiäthylacetyl-
harnstoff 820.
Benzoylcevadin 323.
Benzoylchinin 251, 341.
Benzoylchinolyl-yS-milch-
säureester 377.
Benzoylcincholaponitril 245.
Benzoylcinchonin 341.
N-Benzoylcolchicinsäui-e-
anhydrid 325.
Benzoyldiäthylaminoäthanol
371.
Benzoyldiäthylaminomethyl-
pentanol 371.
Benzoyldiäthylaminopropa-
nol 371.
Benzoyidiamylaminoäthanol
371.
Benzoyldiisoamylamino-
äthanol 371.
Benzoyldijoddiphenylamin
602.
Benzoyldimcthylainino-
äthanol 371.
Benzoyldimethylamino-
methylpentanol 371.
Benzoylekdonin 41, 319, 334,
336.
I-Benzoylekgoninnitril 337.
Benzoylessigsäiu-e 172, 173.
Benzoylglyoxalin 709.
Benzoylglutaminsäiu-e 163.
Benzoylharnstoff 177, 389,
520.
Benzoylhomekgonin 336.
Benzoylhomotropin 349, 354.
Benzoylliydrochinin 252.
Benzoylhydrocuprein 253.
Benzoylhydrokotarnin 341.
Benzoyl- /3-hydroxy tetra-
methylpyrrolidin 363.
Benzoyliminopyrin 227.
Benzoyllupinin 323.
Benzoylnieconsäure 1 70.
Benzoylmenthol 389.
Benzoylmethylaminomethyl-
pentanol 371.
Benzoyl-N-methyltriaceton-
alkamin 301.
Benzoylraonomethylamino-
äthanol 371.
Benzoylmorphin 341, 396.
Benzoyl-p-oxybenzoesäure-
äthylester 388.
Benzoyloxydiäthylpiperazin
375.
Benzoyloxyniitrobenzoesäure-
methylester 384.
Benzoyloxypropylnorhydro-
ekgonidinäthylester 355.
Benzoyloxytetramethylpyr-
rolidin 363.
Benzoyloxj'propylnorkodein
409.
Benzoylphenetidid 275.
N-Benzoylpiperidin 312.
Benzoylpropionsäure 165,
173.
Benzoylpseudotropein s.
Tropacocain.
Benzoylricinusöl 743.
Benzoylsalicin s. Populin.
Benzoylsalicylosalicylsäui-e
559.
Benzoylsalicyloyltheobromin
792.
Benzoylsalicylsäure 557.
Benzoylsalicylsäureanhydrid
568.
Benzoylsalicylsäuremethyl-
ester s. Benzosalin.
Benzoylsuperoxyd 814.
Benzoyltheobromin 792.
Benzoyltransvinyldiacetonal-
kamin s. Eucain B.
Benzoyltetraliydronaphthyl-
amin 446.
Benzoyltetramethyldiamino-
äthylisopropylalkohol s.
Alypin.
Benzoyl-p-toluolsulfamid
389.
Benzoyltriacetonalkamin
362.
Benzoyltriacetonalkamin-
carbonsäure 361.
o-Benzoyltriacetonalkamin-
lactat 363.
N-Benzoyltrimethylcoletri-
cinsäuremethyläther 325.
Benzoyltropein 341, 342,
343, 344, 349, 351, 352,
355.
Benzoyltropin 107.
Benzoyltyrim 163.
Benzoylvinyldiacetonalkamin
359.
Benzoylzucker 135.
Benzylacetat 753.
Benzyläthylphosphorsäure-
ester 783.
Benzylalkohol 52, 57, 131,
164, 182. 205, 258, 381, 382,
539, 753.
Benzylamin 72, 179, 257, 258
445.
Benzyl-j8-aminocrotonsäure-
ester 126, 142.
54*
852
Sachregister.
Benzylanilin 52, 261.
o-Benzylbenzoesäure 172.
Benzylbromidsparteia 301.
Benzylcarbinol 381.
Benzylchlorid 539.
Benzylcyanid 87, 88.
Benzylglykose 138.
Benzylglykuronsäure 182.
Benzyldiliydroberberin 42G.
Benzylhydrastinin 438.
Benzylhydrokotarnin 429.
Benzylhydronorhydrastinin
437.
Benzylidenbiuret 177.
Benzylidendiacetamid 196.
Benzylidondifurmaniid 196.
Benzylidendiureid 196.
Benzylidenpropionsäure 105.
Benzylidentetrahydropapa-
verin 437.
Benzyljodid 82.
Benzylkodoin 408.
Benzylmetliylketon 179.
Benzylmorphin s. Peronin.
Benzylnorkodein 408, 409,
Benzylphenetidid 285.
Benzylphenoxäthylbarbitur-
säure 507.
Benzylphenylcarbamat 753.
Benzylsulfocyanat 86.
Berberin 295, 819.
Berberinal 423.
Berberinarsanilsäure 436.
Berlinerblau 124.
Berlinerblau, lösliches 183.
Berilsäure 427.
Bernsteinsäure 99, 102, 133,
161, 294, 501.
Bernsteinsäuredinitril 87.
Bernsteinsuperoxydsäure 814.
Berylhum 15, 16, 134, 149.
Betain 101, 102, 144, 157,
294, 329.
Betol 539.
Betonirin 151.
Bibrompropionsäuremethyl-
äther 70.
Bichloralantipyrin 480.
Biglykoso-o-diaminobenzol
143.
Binitronaphtholnatrium 36.
Binitronaphtholsulfosäure 36.
Bisaininobenzoyldiäthyl-
aminopropandiol 371.
Bisaminobenzoylpiperido-
propandiol 371.
Bisantipyrylpiperazin 227,
228.
Bisbromdiäthylacetylharn-
stoff 486.
Bisbromisovalerylharnstoff
770.
Bisbromiso valerylsalicylamid
769.
Bisdiaminodioxyarsenoben-
zoldinatriunimonosilber-
oxyd s. Silbersalvarsan.
Bisdimethylamintetraamino-
arsenobenzol 719,
Bismal 667.
Bismarckbraun 643.
Bismethylaminotetramino-
arsenobenzol 542, 717, 718,
721, 722, 723.
Bismethylhydrazinotetrami-
noarsenobenzol 722.
Bismutose 665, 671.
Bisoxymethylmethan 494.
Bitartratokaliumammonium-
antimonoxyd 729.
Biuret 165, 168, 177.
Blausäure 5, 27, 35, 47, 84,
85,86,87,89, 186,297,707.
Blei 15, 19, 21, 67, 134, 149,
528, 529.
Bleiglobulin 693.
Bleioxydliydrat kolloid. 736.
Bleitriäthyl 19, 27, 543, 736.
Blenal 765.
Bor 16, 529.
Boral 737.
Borameisensäure 562.
BordisaUcylsäm-6 562.
Bordeaux "b 643.
Borneol 190, 191, 543, 758,
759, 762.
Borneolbromisovalerian-
säureester 761.
Borneolcarbaminsäureester
578.
Borneolcarbonat 578.
BorneoUsovalerylglykolsäure-
ester 761, 769.
Borneolsalicylat 761.
Borneolsalicylsäureguajacol-
estercarbonat 761.
Bornylamin 78, 79, 758, 759,
763, 764.
Bornylendiamin 759.
Borovertin 657,
Borsäure 737.
Borsäureborneolester 761.
Borsäurementholester s.
Estoral.
Brechweinstein 15, 700, 708,
732.
Brenzcatechin 56, 57, 59, 62,
102, 103, 115, 139, 149, 180,
184, 189, 196,212,289,444,
445,531,534,544,576.
Brenzcatechinäthanolmethyl-
amin s. Adrenalin.
Brenzcateohinäthylcarbonat
579.
Brenzcatechinamylcarbonat
579.
Brenzcateehinbenzylamino-
keton 443.
Brenzoatechincarbonat 579,
Brenzcatechincarbonsäure
589.
Brenzcatechindiacetsäure
588.
Brenzcatechinkohlensäure-
äthylendiamin 579.
Brenzcatechinkohlensäure-
diäthylamin 579.
Brenzcatechinkohlensäure-
hydrazid 579.
Brenzcatechinkohlensäure-
phenylhydrazid 579.
Brenzcatechinkohlensäure'
piperidid 579.
Brenzcatechinmethoxy-
methyläther 653.
Brenzcatechinmethylacotyl-
äther 585.
Brenzcatechinmonoäthyl-
äther s. Guäthol.
Brenzcatechinmonoäthyl-
äthercarbonat 579.
Brenzcatechimnonoamyl-
äthercarbonat 579.
Brenzcatechinmonobutyl-
ätliercarbonat 579.
Brenzcateclümnonoisobutyl-
äthercarbonat 579.
Brenzcatechinmonoisopropyl-
äthercarbonat 579.
Brenzcatechuunonokohlen-
säurehydrazid 74.
Brenzcatechinmonomethyl-
ätlier s. Guajacol.
Brenzcatechinmonosulfo-
säure s. Guajacetin.
Brenzcatechinphenylamino-
keton 443.
Brenzcateehinsäurelacton
151.
Brenzkain 585.
Brenzschleirasäure 97, 100,
165, 194.
BrenzschleimsäureglykokoU
s. Pyromyciu-säure.
Brenztraubensäure 102, 158,
161, 164, 187, 327.
Brenzweinsäure 133.
Brenzweinsäuredinitril 87.
Brillantgelb (Schöllkopf) 640.
Brillantgrün 042, 647.
Brillantphosphin 59, 647.
Brillantrot 646.
Brom 10, 13, 15, 25, 134, 206,
473, 530, 614, 619, 620.
Bromacetamid 86.
Bromaceton 82, 85, 596.
Bromacetophonon 817.
Bromacetylsalicylsäure 620.
Bromäthyl 472.
2-Bromäthylacetat 150.
Bromäthyl-p-oxvbenzoesäure
620.
Sachregister.
853
Bromäthylpropylacetamid
485.
Broraäthylsalicylsäure 620.
Bromalburain G21.
Bromalhydrat 484, 521, 522,
542.
Bromalin 618, 657.
Bromamine 617.
Bromamylenhj'drat 484.
Bromamylenhydratbroniiso-
valeriansäureester 488.
Bromaniliii 104.
Bromarsanilsäurequecksilber-
acetat 734.
Bromarsenobehenolsävire-
aiihydrid 703.
Bromate 183.
Bromate 814.
Bronibenzoesäure 70, 116,194.
Brombenzol 52, 70, 186, 190,
533.
p-Brombenzoylsulfiiiid 142.
Brombuttersäui'eamid 489.
Brombuttersäureguajacol-
ester 609.
Brombutyrylharnstoff 489.
Bromcalciummethylendiiire-
than 499.
Bromcalciummilchzucker637.
Bromcalciumstärke 637.
Bromcalciumuretlian 499.
Bromdiäthylacetylcarboxy-
äthylharnstoff 486.
Bromcasein 613.
p-Bromchloracetophenon 86.
Bromcyan 85.
Bromdiäthylacetamid 485.
Bromdiäthylacetylbornyl-
ester 487, 761.
Bromdiäthylacetyleucalyp-
tolester 761.
Bromdiäthylacetylharnstoff
s. Adalin.
Bromdiäthylacetylisoharn-
stoffmethylätlier 486.
Bromdiätliylaeetylmenthyl-
ester 487, 761.
Bromdiäthyleucalyptolester
487.
Bromdimethylessigsäureamid
485.
Bromdipropylacetamid 485.
Bromdipropylacetylmenthyl -
ester 487, 761.
Bromeigon 621.
Bromeiweiß 621.
Brometon 484.
Brometonbuttersävireester
487.
Brometonpropionsäureester
487.
Bromfett 609, 610.
Bromfette 608.
Bromhippiirsäure 194.
Bromhydratropyltropoin 346.
Bromipin 619.
Bromisobuttersäureamid 489.
Bromisobutyrylharnstoff 489.
Bromisovaleriansäureamid
489.
Bromiso valerianylguajacol-
ester 609.
Bromisovalerianylhamstoff
484, 489.
Bromisovaleryläthylamid
769.
Bromisovalerylamidchloral
488.
a-Bromisovalerylaminoacet-
p-plienetidid 283.
Bromiso valerylaminoacetyl-
phenetidid 769.
a-Bromisovaleryl-p-aniiiio-
phenolallyläther 266.
Bromisovalerylaminosalol-
ester 621.
Bromisovalerylbenzamid 769.
a-Bromisovalerylchinin 252.
Bromiso valerylglykolylcar-
baminsäuremethylester
487, 769.
Bromisovalerylglykolyl-
urethan 487, 769.
Bromisovalerylharnstoff 769.
Bromisovalerylharnstoff-
metliylätlier 770.
Bromisovalerylisoharnstoff-
äthyläther 770.
Bromisovalerylmethylamid
769.
Broniisovalerylphenetidid
769.
(X-Bromisovaleryl-p-pIieneti-
did s. Phenoral.
Bromisovalerylsalicylsäure-
aminophenylester 770.
a-Bromisovalerylsalieyl-
säure-p-aminophenolester
488.
Bromisovalerylzimtsäure-
amid 769.
Brom jodfette 610.
Bromkalium 613.
Bromkomensäiire 1 70.
Bromkresol 536.
Bromlecithin 620.
Bromleim 621.
Brommethylamin 69.
Brommethylpropylacetamid
485.
Brommorphin 404.
Brom-jS-naphthol 536.
Bromnatrium 619.
Bromnitroaethau 82.
Bromnitropropanol 145.
Bromnuclein 621.
Bromoform 472, 530, 539,
594, 618, 619, 635.
Bromokoll 621.
Bromomorphid 403.
Bromopyrin 612.
Bromotan 661,
Bromotetrakodein 404.
Bromotetramorphin 404.
Bromoxalylarsanilsäure-
quecksilberacetat 734, 821.
Brom-p-oxybenzoesäure 617.
p-Brom-m-oxybenzoesäure
617.
Bromoxychinolinsulfosävire
606.
Bromoxychinolinwismut-
jodid 670.
Brompepton 621.
Bromphenanthrenchinon-
monosulfosäure 394.
Bromphenol 67, 70.
m-Bromphenol 615.
o-Bromphenol 615.
p-Bromphenol 615, 618.
Bromphenolsalicylsäureester
615.
Bromplienylacetyloystein
186, 533.
Bromphenylarsinsäure 722.
Bromphenyldimethyljod-
pyrazolan 612.
Bromphenyhnercaptursäure
s. Bromphenylacetyl-
cystein.
Bromphenylsemicarbazid
222.
Bromphthahmid 619.
Brompropionylsaücylsävire
620.
Brompyrazolan 618.
p- Bromsaccharin 142.
Bromsaponin 787.
Bromsäure 134.
Bromsesamöl 608.
Bromsilber 726.
Bromstrontiumurethan 499.
Bromtannineiweiß 621.
Bromtanninkresolmethan
663.
Bromtanninleim s. Bromokol.
Bromtanninmethylenharn-
stoff s. Bromotan.
Bromtanninnaphtholmethan
663.
Bromtanninphenolmethan
663.
Bromtanninthymolmetlian
663.
BromtanninthjTnolmethan
663.
Bromtannothymal 662.
m-Bromtoluol 116, 194.
o-Bromtoluol 116, 194.
p-Bromtoluol 70, 116, 194.
Bromtriäthylglycinamid 620.
Bromtrifluorid 85.
854
Sachregister.
Bromtrimethylglycinamid
620.
Bormural 487, 489.
Bromvalerianylharnstoff 489.
Bromvalerylaminoantipvrin
228.
Bromvalerylisobornyl-
urethan 769.
p-Bromxylol 85.
Bronizimtsäureborneolester
621, 761.
Bromzimtsäureisoborneol-
ester 761.
Brophenin 769.
Brucin 28, 40, 59, 136, 297, 298.
Bruciniummethylhydroxyd
35.
Brucinoxyd 395.
Bufotalin 86, 772.
Butan 51.
Butenylglycerin 138.
Butolan 753. 822.
Buttergelb 640.
Buttersäuie 54, 68, 102, 132,
155, 294.
Butylalkohol 6 1 , 1 3 1 , 1 59, 490,
522, 524, 539.
Butylamin 71.
Butylbenzole 177.
Butvlbenzyleonininmjodid
124.
Butvlehloral 159. 181, 190,
483.
Butylchloralantipyrin 483.
Butylchloralhydrat 521, 522,
542.
Butylchloralhydratpyrami-
don 483.
n-Butyl Chlorid 539.
Butylchlorisovaleramid 481.
Butyldichlorarsin 85.
Butylenglykol 523.
Butylharnstoff 491.
Butylhypnol 483.
Butylmercaptan 107.
prim. Butylnitrit 80.
Sek. Butylnitrit 80.
Butyloxyhydrocuprein 239.
N-Butylphenaceton 285.
Butylphenyldimethylcarba-
mat 753.
Butyltheobromin 790.
ButjTamid 144, 521.
Butyronitril 86, 87, 198.
ButjTylarsanilsäure 707.
n-Butyrylcholin 320.
Butyrylsalicylsäure 556.
Bj'tylalkohol tert. 190.
Cadaverin s. Pentamethyl-
endiamiu.
Cadechol 760.
Cadmium 10, 15, 18, 21, 149,
529.
Caesium 10, 16.
Caesiumbromid 16, 18.
Cajeputöl 538.
Calciglycin 637.
Calciimi 10, 13, 14, 15, 21,
134, 636, 637, 774.
Calciiun, dipropanoloiphos-
phorigsaures 822.
Calciumchlorid 636.
Calciumglucosephosphat 785.
Calcium, isovalerylmandel-
saures 637, 768.
Calciumkohlenliydratphos-
phorsäureester 785.
Calciumlactat 636.
Calciumnatriiunlactat s.
Kalzan.
Calciumtannat s. Enterosan.
Calmonal 499, 637.
Calzibram 588.
Camphan 191.
Caraphandiamin s. Bornyleu-
diamin.
Camphen 191, 757.
Camphenamin 759, 763.
Camphenglykol 191.
Camphenhydrat 101.
Camphenilon 191, 762.
Camphenmorpholin 417, 418.
Campher 74, 78, 125, 144,
177,180, 185, 190,302,342,
531, 535, 538, 543, 756, 757,
758, 759, 762, 763, 764.
/)'-Campher 758.
Campheraldehyd 762.
Camphercarbonsäure 762.
Campherchinon 763.
Camphercymol 179.
Campherdesoxycholat 760.
Campherol s. Menthol.
Canipheroxim 74, 759.
Camphersäure 106, 198, 225,
543, 584, 763.
Camphersäuredipiperidyldi-
methyldiureid 769.
Camphersäuredipiperidyl-
methyldiureid 499.
Camphersäurephenetidid
276.
Camphersulfosäure 763.
Camphidinothymylamyl-
äther 381.
Carapho-3-pyrazolon 230.
Campho-S-pyrazolon 230.
Camphoral 765.
Camphorylglj'kokoUbornyl-
ester 760.
Camphorylglykokollmenthyl-
ester 759.
Camphylamin 111.
Canadin 426, 427.
Candiolin 785.
Cantharidyläthylendiamin-
cuprocyanid 685.
Cantharidyläthylendiamin-
quecksilbercyanid 685.
Cantharidylätliylendiamin-
sübercyanid 685.
Cantharidyläthylendiamin-
stannochlorid 685.
Cantharidyläthylendiamin-
gold 685.
Caprilen 161, 185.
Caprinsäure 111.
Capronitril 86, 198.
Capronsäure 111, 155.
Captol 663.
Carbaminoantliranilarsin-
säure 707.
Carbaminoarsanilsäure 707.
Carbaminomethylarsanil-
säure 707.
Carbaminsäure 73.
Carbamiiisäureäthylester
s. Urethan.
Carbaminsäureester 202.
Carbaminsäiu-e-m-tolylhydr-
azid s. Maretin.
Carbaminthioglykolsäure
199.
C'arbaminthiosäureäthylester
199.
Carbaminthiosäureäthylester
s. Thiurethan.
o-Carbanil 197.
Carbanilid s. Diphenylhara-
stoff.
Carbäthoxj-phenylamino-
essigsäure 818.
Carbäthoxyplienylgalak-
tosazon 818.
Carbäthoxyphenylglucosazon
818.
Carbäthoxyphenylhydrazin
818.
Carbäthoxj-phenylmethyl-
p^Tazolon 818.
Carbäthoxvphenylurethaii
818.
Carbazol 178.
Carboäthoxyphenyltheobro-
minkohlensäureester 794.
Carbodiäthylaminoäthoxy-
oxybenzoesäuremethyl-
ester 590.
Carbodiäthylaminoäthoxy-
salicylsäureäthylester 590.
Carbodiäthylaminoätlioxy-
salicylsäuremethylester
590.
Carbolsäiire s. Phenol.
p-Carbomethoxybenzoyl-
morphin 400.
Carbonyldiharnstoff 166.
Carbomethoxysalicyloyltheo-
bromin 792.
a-Carbopyrrolsäure 105.
Carbostyrü 190, 193, 210.
Sachregister.
855
Carbothialdin 199.
Carboxäthylaminophenyl-
carbaminsäurediäthyl-
aminoäthanolester 377.
Carboxäthylphenylcarbamiii-
säurediäthylaminoäthanol-
ester 376.
Carboxäthylsalicylsäure 558.
3-Carbosyäthylaniino-4-lac-
tylaminophenetol 286.
Carboxylaminophenol s.
o-Oxycarbanil.
Carboxylliarnstofi 177.
Carboxyloxymethylamiiio-
benzoesäuremethylester
388.
Carboxyphenylarsinsäurc-
queck-silberacetat 73-1.
o-Carboxyphenylglyceryl-
tropeinlacton 343, 345.
y-Carboxyphenylglyceryl-
tropeinlacton 345.
Carbylaraine s. Isocyanide.
Carbyloxim 85.
Carmoisin B. 649.
Carnitin s. Novaiu.
Carvacrol 542.
Carvacroläthylkohlensäure-
ester 578.
Carvacrolcamphersäure 763.
Carvacrolcarbaminsäureester
578.
Carvacrolcarbonat 578.
Carvacroljodid s. Jodocrol.
Carvacrolmethylkohlensäure-
ester 578.
Carvacrolphthalein 744.
Carvacrylniethylpiperidid
318.
Carvacrylpiperidid 317.
Carven 539, 543.
Carvoii 112, 190, 543, 756.
Caseineisen 689.
Caseinglycerophosphat s.
Sanatogen.
Caseinquecksilber 689.
Caseinquecksüberjodid 689.
Caseinsilber 689, 693, 694.
Caseintrypsinpepton 694.
Cephaelin 466, 467.
Cephaelinäthyläther 467.
Cephaelinallyläther 467.
Cephaelinbutyläther 467.
Cephaelinisomyläther 467.
Cephaelinisobutyläther 467.
Cephaelinisopropyläther 467.
Cephaelinpropyläther 467.
Cer 18, 816.
Cerguajacol 545.
Cemaphthol 545.
Ceroleat 18.
Ceroxalat 18.
Ceroxyd 15.
Ceroxydul 15.
Cerphenol 545.
Cerprotein 671.
Cesol 320.
Cetiacol 585.
Cetylalkohol 525.
Cotrarsäure 144.
Cetylhydrocuprein 240, 241.
Cevadin s. Veratrin.
Cevin 323.
Chaulmugraöl 681.
Chavosot 548.
Chelidonin 466.
Chelidonsäure 160.
Cheirolin 248.
Chinäthonsäui-e 190, 191.
Cliinäthyün 234.
Chinaldin 180, 209.
Chinamylin 234.
p-Chinaiüsol 210, 211. 235,
243.
Cliinaphthol 249.
Chiiiasäure 106, 180, 182, 796,
797, 798, 803.
Cliinasäureanliydrid 797.
Chinasäurephenetidid 275.
Chinazolin 748.
Chüiid 151.
Chinidin 121.
Chinin 38, 42, 43, 54, 59, 63,
121, 136, 137, 146, 188,203,
208,209,210,211,215,216,
218, 3,?4ff., 239, 254, 288,
289,290,293,294,307,314,
326, 440, 466, 527, 531, 532,
562, 645, 646, 648, 664, 747,
811,818.
Chmin, arsanilsaures 704.
Cliinin, /j-naphthol-/J-mono-
sulfosäiire s. Chinaphthol.
Chininätherschwefelsäure 101.
Cliininäthylcarbonat 251.
Chinin-Casein 420.
Chinicin 236, 246.
Chininon 817.
Chinolylketon 817.
Chinincarbonsäureanilid 251.
Chininchiorhydrosulfat 249.
Chininchlorid 244.
Chinin-Coffein 249.
Chinindiall vlbarbit iirsäure
514.
Chinindiglykolsäureester s.
Insipin.
Chinindibromid 242.
Chinidin 235, 238, 239, 242.
Chinindikohlensäurephenol-
äther 251.
Chinin-Harnstoff 250.
Chinin-Hexamethylentetr-
amin, weinsaures 250.
Chininkohlensäure-p-äthyl-
aminophenoläther 251.
Chininkolilensäureäthylester
s. Euchiain.
Chininkohlensäurebenzyl-
ester 251.
Chininkohlensäurebrenzcate-
chinäther 251.
Chininkohleusäure-p-nitro-
phenoläther 251.
Chininkohlensäurephenetidid
251.
Chininkohlensäurephenol-
äther 251.
Chininkohlensäurethymol-
äther 251.
Chinin-Luminal 250.
Chininoleat 249.
Clüninon 239, 242, 246, 260.
Chininphosphorsäiireester
253.
Chinin-Proponal 250.
Chinin-Pyramidon, carapher-
saures, s. Pyrochinin.
Chinin-Saecliarin 253.
Chininsalicylsäureester s.
Salochinin.
j Chinintannat 136, 249.
Chininnm albuminatuni 253.
Chininum lygosinatuiu 606.
Chiniu-Urethan 250.
Chinin- Veronal 514.
Chinizarin 741.
Chinjodin 612.
Chinoformin s. Chinotropin.
CliinoUn 34, 35, 90, 106, 109,
133, 151,179,208,209,210,
211,212,213,214,216,256,
290, 292, 294, 295, 296, 301,
303,306,311,313,317,592.
Chinolincarbonsäure 176,809.
Chinolincarbonsäureätliyl-
ester 384.
Chinolingelb 144.
ChinoUnmethylhydi-oxyd 299.
ChinoUnmethyljodid 209.
Chinolinquecksübersulfo-
säure 688.
Chinolinrhodanate 109, 671.
Chinolinrhodanatwismut s.
Krurin.
Chinolinsäure 106.
Chinolyl-4-ketone 245.
4-Cliin"olyhnethylketon 248.
Chinolylphenylacetyldiketo-
pyxrolidin 805.
Chinon 181, 746.
Chinondümin 77, 256.
Chinontetrahydriir 126.
Chinophenolcarbonsäure 561.
Clunophenolschwefelsäure
593.
Chinop5Tin 226.
Chinosol 592, 593.
Chinotoxin 213, 214, 236, 237,
242, 301.
Chinotropin 657, 802.
Chinpropylin 234.
856
Sachregister.
Chitenin 238, 816, 817.
Chlor 10, 13, 15, 22, 25, 67.
69, 134, 206, 473, 528. 530,
614.
Chloracetal 539-
o-Chloraoctanilid 85.
Chloracetobrenzcatechin 442.
Ohloraceton 539.
Chloracetophenon 85.
Chloracetylarsanilsäure 707.
Chloracetylaminocoffein 789.
Chloräthylamin 69.
Chloräthylen 471.
Chloräthyliden 471.
Chloräthyhnethylsulfid 85.
Chloral 27, 69, 96, 159, 181,
190, 471, 474, 475, 477, 497,
516, 539, 789.
Chloralacetaldoxim 476.
Chloralacetaminophenol 819.
Chloralaceton 477.
Chloralacetonchloroform 478.
Chloralacetophenon 195, 479,
480.
Chloralacetophenonoxim 479,
480.
Chloralacetoxim 476.
Chloralalkoholat 475.
Chloralamid 144, 475, 521.
Chloraminobenzolarsinsäure
724.
Chloralammoniiun 475.
Chloralbaeid 621.
Chloralbenzaldoxim 476.
Chlorbenzoesäiireglykolester
767.
Chloralbromalharnstoff 478.
Chloralbrompalmitinsäure-
anilid 483.
Chloralbumin 621.
Chloralcampheroxim 476.
Chloralchinin 480.
Chloralcyanhydrat 475.
Chloralcyanhydrin 88, 539.
Chloraldimethylaniinooxyiso-
buttersäureäthylester 483.
Chloraldimethylaminooxjnso-
buttersäurepropylester
483.
Chloralformamid s. Chloral-
amid.
ChloraUiydrat 207, 380, 463,
469, 472, 473, 474, 480,
483, 484, 489, 499, 521,
522, 542.
Chloralhydroxylamin s.
Chlorosoxim.
Chloralimid 90.
Chloralisovaleramid 481.
Chloralnitrosonaphthol 476.
Chloral-Orthoform 481.
Chloralose 126, 185, 476, 477,
521.
Chloraloseglykuronsäure 185.
Cliloralpalmitinsäuream id
483.
Chloralurethan 478.
Chloramine 617.
Chloranil 181.
Chloranilsäure 182.
ChlorantipjTin 612.
Cliloraquotetramminkobalt-
salze 129.
Chlorarsenobehenolsäure 702.
Clilorarsenobehenolsäure-
anhydrid 703.
Chlorarsenobehenolsäure-
methylester 703.
Chlorarsenostearolsäure-
äthj'lester 703.
Chlorato 183, 814.
CUorazen 617.
Chlorbenzamid 520.
Chlorbenzoesäure 193.
m-Chlorbenzoesäure 116.
o-Chlorbenzoesäure 116.
p-Chlorbenzoesäure 116.
Chlorbenzol 52, 82, 145.
Chlorealciumhamstoff 637.
Chlorcalciumfructose 637.
Chlorcalciummilchzucker 637.
Chlorcalciumstärke 637.
Chlorchinin 242.
o-Chlorcocain 338.
Clilorcoffein 69, 93.
Chlorcyan 85.
Chlordiäthyläthylsulf id 8 1 6.
Chlordiazobenzolfluor 635.
Chlordimethylaminobenzol-
arsinsäure 723.
Chlordinitrobenzol 539.
4-Chlor-2.6-dinitrophenol 145
6-Chlor-2.4-dinitrophenol 145
Chloreton 484.
Chloretonbenzoesäureester
380.
p-Chlorhippiu'säure 186, 194.
Chlorhydrotropyltropein 346.
Chloride 11, 14.
Chlorisonitroaceton 85.
Chlorisovalerianylharnstoff
484, 489.
a-Chlorisovalerianylharnstoff
487.
Chlorjodbenzoesäureglycerin-
äther 611.
Chlor-o-kresol 536.
Chlor-p-kresol 536.
Chlor-m-kresol s. Lysochlor.
p-Chlor-m-kresol s. Parol.
Clilormethyl 472.
Chlormetliyläther 539.
Chlormethylchlorkohlen-
ester 817.
Chlormethyloxybenzolcar-
bonsäiu-e 617.
Chlormethylindolarsinsäure
719.
Chlormethylmenthyläther
760.
2-Chlor-4-methylthiazol-
5-carbonsäureäthylester
150.
Chlor-;S-naphthol 536.
Chlornatrium 13, 14, 21.
6-Chlor-4-nitro-2-amino-
phenol 147.
Chlomitrobenzol 539.
Chloroform 27, 30, 37, 49, 67,
68, 69, 190, 307, 404, 470,
471,472,473,517,523,528,
530, 532, 533, 538, 539, 542,
594, 635, 819.
Chlorokodid 404.
Chloromorphid 403, 404.
Chloropentaminkobalti-
chlorid 736.
Chloropentaminkobaltsalze
129.
Chlorosoxim 475, 476.
Chlorotetrakodein 404.
Chloroxaläthylin 463.
p-Chlor-m-oxybenzoesäure
617.
Chloroxychinolinsulfosäure
606.
Chlorphenol 67, 70, 190, 615.
Chlorphenolcarbonat 615.
Chlorphenolsalicylsäureester
615.
m-Chlorphenylalanin 169.
p-Chlorphenylalanin 169.
Chlorphenylarsinsäure 711.
Chlorphenj'lchinolincarbon-
säure 807.
Chlorphenyldibrompropion-
säureborneolester 621, 761.
Chlorphenylenstibinsäiu'e 730.
Chlorphenylglycerinäther
786.
Clilorphenyloxalylacetamid
498.
p-ChlorphenylqueeksUber-
oxyd 673.
Chlorphosphorbehenolsäure-
methylester 703.
Chlorphthalimid 619.
Chlorpikrin 85.
p-Chlorsaccharin 142.
Chlorsalol 615.
Clilorsantonin 755.
Clilorsäure 134, 528, 530.
Chlorselenleinölsäure 634.
Chlorsulfonal 503.
Chlorvlen s. Trichloräthylen
819".
Chlortheophyllinglucosid 793.
m-Chlortoluol 116, 194.
o-Chlortoluol 116, 194.
p-Chlortoluol 116, 194.
Clilorxylenol 615.
Chlorylsulfamide 617.
Sachregister.
857
Cholalsäure 86. 199, 430, 690,
772.
/S-Cholestanol 120.
£-Cholestanol 120.
Cholesterin 772.
Cholesterinbromisovalerian-
säureester 768.
Cholesterylcarbonylphenyl-
phosphorsäure 785.
Choleval 694, 727.
Cholin 36, 101, 113, 124, 166,
173, 198, 302, 306, 327, 329,
332,370,73.5,745,781.
Cholmäther 331.
Cholinäthyläther 328.
Cholinaurocyanid 735.
Cholinbemsteinsäureester
327.
Cliolinbrenztraubensäure-
ester 327.
Choliiiglyc«rophosphat 329.
Cholinsalpet rigsäureester
124, 328, 330.
Cholsäure s. Cholalsäure.
Chitose 170.
Chrom 24, 530.
Chroman 520.
Chromammoniak 129.
Chromblau 649.
Chromoform 656.
Chromosantonin 755.
Chromoxyd 691.
Chromoxydhydrat 691.
Chromsäure 691.
Chrom^nolett 649.
Chrysamin, R. 640.
ChrysaniHn 648.
Chrysarobin 65, 179, 600, 741,
742,776,777,778,779,780.
Chrysarobindiacetat 777.
Chrysarobinliexaacetat 777.
Chrysarobin tetracetat 777.
Chrysatropasäure 820.
Chrysoidin 30, 640, 645.
Chrysophan 739, 776, 777.
Chrysophanhydroanthron
776.
Chrysophansäure 144, 177,
739, 740, 741, 742, 776, 780.
Cicutoxin 99.
Cignolin s. Diosyanthranol.
Cinchen 816, 817.
Cincholoiponester 245.
Cinchonamin 242.
Cinchonicin 244.
Cinchonidin 121, 234, 244,
326.
Cinchonidinkohlensävire-
äthylester 251.
Cinchonigin 244.
Cinchonilin 244.
Cinchonin 42, 59. 63, 121,
136,208,211,234,235,236,
237, 243, 244, 299, 326, 817.
Cinchonin, arsanilsaures 704.
Cinchonindiallylbarbitur-
säure 514.
Cinchoninjodessigsäure-
methylester 301.
Cinchoninon 236, 239, 242.
Cinchoninsäure 807.
Cinchoninum jodosulfuricum
606.
Cinchotenin 816, 817.
Cinchotoxin 236, 237.
Cineol s. Eucalj'ptol.
Cinnamoyl- s. Zimtsäure.
Cinnamoylglykolsalicylsäure
558.
Cinnamoylguajacolester 591.
Ciunamoylkresolester s.
Hetokresol.
Cinnamoyloxyphenylharn-
stoff 591.
Cinnamoyloxyphenylmethan
591.
Cinnamoyloxyphenylthio-
harnstoff 591.
Cinnamoyl phenolester 591.
CinnamoylsaUcylsäureanhy-
drid 568.
Cinnamyl- s. auch Zimtsäure.
Cinnamylacrylsäuremethyl-
ester'389.
Cinnamylalkyltetramethyl-
oxypiperidoncarbousäiu-e-
ester 365.
Cinnamylchlorkresol 601.
Cinnamylekgonimnethyl-
ester 336.
Cinnamyldiäthylamino-
propinol 367.
Cinnamyl-N-methyltriace-
tonalkamin 363.
Cinnamyl-X-methyltriace-
tonalkamincarbonsäure-
methylester 363.
Cinnamylphenetidid 279.
Cinnamyltrijodkresol COl.
Cinnamyltropein 343.
CinnamyltjTosin 163.
Cis-Chinit 58.
Citraconsäure 126, 165.
Citral 757.
Citrülin 739.
Citrokoll 283.
Citronellal 543.
Citronensäure 99, 162, 272,
797.
Citrophen 274.
CocaethvUn 335.
Cocain 31, 41, 49, 63, 105,
107,117,118, 121, 150,254,
294,298, 307,319,321,326,
333ff., 337, 351, 355, 358,
359, 361, 363, 366, 368, 371,
373,383,390,391,402,409,
469, 640.
«-Cocain 117, 353.
Cocainazo-a-naphthylamin
338.
Cocaindiazodimethylanilin
338.
Cocainharnstoff 338.
Cocain, isovaleriansaures 340.
Cocainjodmethylat 337.
Cocain phenolicum 341.
Cocainurethan 338.
Cocaisobutylin 335.
Cocaisopropylin 335.
Cocapropylin 335.
Codein 39, 59, 63, 113, 235,
297, 298, 301, 466.
Codeinphenyläthylbarbitur-
säure 82Ö.
Coerulignon 590.
Coffeidm 93, 94, 789.
Coffein 35, 44, 55, 59, 62, 63,
66, 69, 89, 91, 93, 94, 143,
168, 188, 189, 307, 786, 787,
789, 790, 791, 794.
Coffeinäthyläther s. Athoxy-
coffein.
Coffeinäthylendiamin 790.
Coffein, aminophenj-lsalicyl-
Bäureestermethylsulfo-
saures 792.
Coffein, anihnmethylsulfo-
saures Natrium 792.
Coffeinchloral 481, 789.
Coffeinjodol 603.
Coffeinlithiumbenzoat 787,
788.
Coffeinxnethylhydroxyd 93,
789.
Coffeinnatriummetaphosphat
788, 789.
Coffeinnatrium-natriumben-
zoat 787.
Coffeinsulfosäiu-e 789.
Coffein, toluidinmethylsulfo-
saiires Xatrium 792.
Coffolin 94.
Coffursäure 94,
Colchicein 4 1 , 42, 320, 324, 325.
Colchiceinaniid 325.
Colchicin 320, 324, 325, 532,
798.
CoUargol 691, 692.
Collidin 34, 79, 295, 296, 301,
311.
Colocynthein 739.
ColocjTithin s. Citrillin.
Colombosäiu-e 144.
Conchinin s. Chinidin.
Conhydrin 315, 321.
Conieein 320, 321.
Conicm 80, 210, 294, 295, 296.
Coniin 34, 79, 123, 125, 296,
298,301,302,311,312,313,
314,315,316,317,318,320,
I 321,459,460.
858
Sachregister.
Coniinäthylhydroxyd 29S.
Consolicin 771.
Consolidin 771.
ConvolvuUn 744.
Copaiva T65ff.
Copaivabalsam 767.
Copaivaformaldehyd 767.
Coppellidiii 315, 316.
Cordol 488.
Coriamyrtin 200.
Coriandol 750.
Coryfiii 760.
Cosaprin 257, 262.
Cotarmin 819.
Cotoin 745, 747.
Cresatiii 575.
Crotalotoxiii 772.
Crotonaldehyd 114.
Crotonchloralhydrat 473.
Crotonöl 111, 743.
Crotonsäiire 1 65.
Cubebin 547, 548.
Cumarin 105, 519, 520, 594,
820.
Cumarinsäure 591.
o-Cumarsäure 105.
Cuminsäure 179, 193, 757.
Cuminursäure 193.
Cumol 52, 53, 64, 177, 190,
539.
Cuperatin 696.
Cuprase 735.
Cupreiu 59, 234, 235, 242,
466.
Cuprocyan 736.
Curare 20. 126, 127, 301, 362,
449, 597.
Curarin 23, 29, 127, 151. 298,
301.
Curcumiii S 049.
Curin 29, 298.
Curvacrol 753.
Cutol 737.
Cutolum solubile 737.
Cyan 85, 109.
Cyanacetyleu s. Propiol-
säurenitril.
Cyanacetylguanidin 89.
Cyanäthyl s. Äthylcarbyl-
amin.
Cyanamid 75.
Cyananinionii.iin 300.
Cyancoffein 89, 93.
Cyandimethyloxypyridin 313.
Cyanessigsäure 80, 87, 105.
Cyauessigsäureäthylnitril 87.
Cyanessigsäurenitril 87.
Cyanide 85, 107.
Cyanin 537, 741.
Cyankaliuni 89.
Cyanraelid 89.
a-Cyan-a-milchsäure 87.
Cyanocuprol 736.
Cyanquecksilber 22.
Cyanquecksilberbenzoesäure
685.
Cyantrünethyloxypyridin
313.
Cyaniu"säure 89, 165, 499.
Cyanursäureäthyläther 499.
Cyanwasserstoff s. Blausäure.
Cyanzimtsäure 105.
Cycloform 386.
Cycloheptanon s. Suberon
517.
Cyclohexamethylenünin 304.
Cyclohexan 51, 52, 58, 173,
539.
Cyclohexanon 52, 173.
Cyclohexanessigsäure 180.
Cyclohexanol 51, 52, 58.
Cyclohexanolessigsäure 180.
Cyclohexyläthylbarbitur-
säure 508.
Cyclohexylamin 71.
Cyclohexylbenzj'lbarbitur-
säui-e 508.
Cyclopentadien 5 1 .
Cyclopentylenphenylarsin
709.
Cymarin 774, 775.
Cymarigenin 774, 775.
Cymarinsäure 775.
Cymolll2, 179, 180,191,539.
Cynotoxin 774.
Cystin 107, 198.
Cystinal 675.
Cystinquecksilberchlorid-
natriumbromid 675.
Cystinquecksilberehlorid-
natriumchlorid 675.
Cystinquecksilberlithium-
chlorid 075.
Cystinquecksübernatrium-
bromid 675.
Cystinquecksilbernatrium-
chlorid 675.
CystinquecksUbernatriuni-
rhodana^i 675.
Cystopurin 655.
Cytosin 90, 167.
Dahlia 641.
Dahliablau 537.
Daphnetin 820.
Decylliydrocupreiu 240.
Dehydromonochloralanti-
pyrin 480.
Dekahydrochinolin 211, 212,
296.
Dekan 539.
Dermatol 660, 668.
Desichthol 626.
Desmotroposantonin 753,
754, 755.
Deaoxybenzoin 172.
Deaoxychinin 244.
Desoxycholsäure 690.
Desoxycoffein 94, 793, 794.
Desoxykodein 404.
Desoxymorphin 403, 404.
Desoxytheobromin 794.
Desoxystrychnin 463.
Desoxystrychmnsäure 463.
Dextroform 051.
Dextrose 162.
Dextrosenitrat 81.
Diacetamid 144.
Diacetin 00, 521, 522.
Diacetonmethylamin 76.
Diacet-p-phenetidid 273.
Diacetylathylsulfid 810.
Diacetylaminoazobenzol 640.
Diacetylaminoazotoluol s.
Pellidol.
Diacetylaminocoffein 789.
Diacetyldiaminooxyphenyl-
arsinsäurequecksilberace-
tat 821.
Diacetyl-p-aminophenol 264.
Diacetylaminophenylarsin-
säure 709.
Diacetylaminosalicylsäure-
methylester 388.
Diacetylaminostibinubenzol
732.
Diacetylapomorphin 413.
Diacetylapomorphinjod-
methylat 413.
Diacetylbrenzcatechincar-
bonsäure 589.
Diacetyldiaminooxyplienyl-
arsinsäurequecksilberace-
tat 734.
Diacetyl-o-p-diaminophene-
tol 286.
Diaeetyldihydromorphin s.
Paralandin.
Diacetyldiveronj'lmethyleii-
salicylaldehyd 574.
Diacetylenar.sentriclilorid699.
Diacetylglj'kolylbrenzcate-
chincarbonsäure 589.
Diacetylliomobrenzcatechin-
carbonsäure 589.
Diaeetylliydromorphin 407.
Diacetylkodein 400.
Diacetylmesoweinsäurenitril
125.
Diacetylmorphin s. Heroin.
Diacetyl-p-phenylendiamin
77, 256.
Diacetylphenylhydrazin 219,
221.
Diacetylrufigallussäurotetra-
äthyläther 741.
Diacetylrufigallussäuretetra-
methyläther 741.
Diacetyltannincalcium 659.
Diacetyltraubensäurenitril
125.
Diafor 556, 557.
Sachregister.
859
Dial 111, 266, 514.
Dialacetin 266, 514.
Diallj'lbarbitursäure-Acet-
aminophenylallyläther s.
Dialacetin.
Diallylbarbitursäure-Atliyl-
morphin 514.
DiaUylessigsäure 111.
Diallylbarbitursäiire s. Dial.
Diallylaminoantipyrin 232.
DiallyUiomophthaliniid 820.
Diallylmalonamid 514.
DiaUylmorphimethin 409.
Diallylsulfat 328.
Diallylthioharnstoff 111.
Dialursäure 90.
Diamid s. Hydrazin.
Diaminoaceton 90.
Diaminoacridin 534, 647.
Diaminoäthyläther 72.
Diaminoäthylsulfid 72.
Diaminoarsenobenzoesäure
701.
Diaminoarsenobenzol 708,
713, 714.
Diaminoarsenokresol 713.
Diaminoazobenzol s.
Clvrysoidin.
m-Diaminoazobenzol s.
Chrysoidin.
Diaminobenzolarsinsäure
724.
Diaminobenzoyloxyäthyl-
methylaniliii 3S3.
3.6-Diamino-2.7-dimethjl-
10-methylacridiniumchlo-
rid s. Acridiniumgelb.
Diamiuodioxyarsenobenzol
713.
Diaminodioxyarsenobenzol-
carbonsäure 718.
Diaminodioxyarsenobenzol-
dicarbonsäuro 718.
Diaminodioxyarseuobenzol-
dinatriummonosilberoxyd
s. Silbersalvarsan.
Diaminodioxyarsenobenzol-
Hexaaminoarsenobenzol
716.
4. 4-Diaininodioxydiphenj'l
178.
Diaminodiosydiphenyldi-
methyldiarsin 718.
Diaminodiphenylmercuridi-
carbonsäure 683, 684.
Diaminodioxypyrimidin 791.
Diaminohexan 806.
Diaminohydrophenanthren-
chinon 394.
3. 6-Diamino- 1 0-methylacri-
diniumchlorid s. Trypa-
flavin.
Diaminooxj'arsenobenzol
714, 716.
Diaminooxyaraenostibio-
benzol 729, 733.
Diaminooxychlorarsenosti-
biobenzol 729, 733.
Diaminooxyphenylarsin-
säurequecksilberacetat 734.
2.4-Diamiiio-6-ox>'p}Tiinidin
79, 95, 167.
Diaminophenol 257.
Diaminophenylacridin 216,
648.
Diaminophenylarsinsäure
705, 713.
Diaminophenylnorkodein409.
Diaminopropionsäure 158.
a -/J-Diaminopropionsäure
181.
Diaminoselenopyronin 632.
Diaminostibinobenzol 731.
Diaminosulfobenzol 623.
DiaminothiopyTonin 632.
Diaminooxyphenylarsin-
säurequecksilberacetat 821.
Diamylharnstoff 491.
Diamylsulfonpropylthio-
harnstoff 504.
Dianisidin 76.
Dianisylguanidin 379.
Dianisylguanidinbenzoat 379.
Dianisylmonophenetylguaui-
din 3. Acoin.
Diantipyrinrot 648.
Diantipyrylharnstoff 231.
Diantipyrylselenid 032.
Diaphtherin 593.
Diapurin 808, 809.
Diaquotetramminkobaltsalze
129.
Diarsanilharnstoff 707.
Diaspiriu 556, 558.
Diäthoxyacetylmorphin 406.
Diäthylaminoäthylamino-
benzoesäureester 818.
Diäthylaminoathyltheo-
bromin 822.
Diäthylhomophthalimid 820.
Diäthoxyäthenyldiphenyl-
amin s. Holocaiii.
^^Rhoxyäthylbarbitursäure
508.
Diäthoxyhydroxycoffein 93.
Diäthylacetamid 492, 495,
496.
Diäthylacetvldiäthylamid
496.
Diäthylacetylharnstoff 492,
494, 498.
Diäthylacetylmenthylester
487.
Diäthylacetylpiperidyl-
methylharnstoff 499, 769.
Diäthylamin 72, 303.
Diäthylaminoacetobrenz-
catechin 443.
Diäthylaminoacetonitril 88.
Diäthylaminoacetonitril-
methyljodid 88.
Diäthylaminoäthanoläthoxy-
phenylcarbaminsäureester
374.
Diäthylaminoäthanoldiphe-
nylcarbaminsäureester 374.
Diäthylaminoäthanolphenyl-
carbaminsäiireester 374.
Diäthylaminoätlianolphenyl-
methylcarbaminsäureester
374.
Diäthylaminoäthylamiuo-
phenylacetat 375.
Diäthylaminoäthyleugenol
590.
Diäthylaminoäthylguajacol
590.
Diäthylaminoäthylthymol
590.
Diäthylaminoantipyrin 229.
Diäthylaminobenzoat 375.
Diäthylaminobenzoesäure-
diäthylaminoäthylester
373.
Diäthylaminodioxypropan-
phenvlcarbaminsäureester
374. '
Diäthylaminoessigsäure-
methylester 760.
Diäthylaminoessigsäuretri-
chlorbutylester 483.
Diäthylaminokodein 409.
Diäthylaminomethyl-6-äthyl-
oxychiiiolyl-4-propanon
248.
Diät hylaminomilchsäure -
nitril 88.
Diäthylaminoisopropanol-
carbaminsäureester 374.
Diäthylaminooxybenzoe-
säuremethylester 590.
Diäthylaminooxj-isobutter-
säureäthylester 370.
Diäthylaminophenoxyiso-
propylalkohol 375, 390.
Diäthylammoniumchlorid
300.
Diäthylammoniumjodid 300.
Diäthylammoniumsiilfat 300.
Diäthylarsin 699.
Diäthyläthylendibarbitur-
säure 514..
Diäthylbarbitursäure s.
Veronal.
Diäthylcarbaminsäuredi-
methylaminodimethyl-
äthylcarbinolester 368.
Diäthj'lcarbinol 490.
Diäthj'lcarbonat 581.
Diäthyldichlorpropylbarbi-
tursäure 508, 509.
Diäthyldiketopiperazia 516.
860
Sachregister.
Diäthyldioxyaceton 150.
Diäthylendiamin s. Piperazin.
Diäthylessigsäure 156, 492.
DiäthylglykokoU-m-amino-
benzoesäuremetlivlester
390.
DiäthylglykokoU-m-amino-
o-oxybenzoesäurementhyl-
ester s. Nirvanin.
Diäthylglykokoll-m-amino-
p-oxybenzoesäuremethyl-
ester 390.
Diäthylglykokoll-p-aniino-
m-oxybenzoesäuremetliyl-
ester 389, 390.
Diäthylglykokoll-o-amino-
salicylsäuremethylester
390.
Diäthylglykokoll-p-amino-
salicylsäuremethvlester
390.
DiäthylglykokoU-p-amino-
salicylsäiire-m-oxybenzoe-
säiiremethylester 390.
Diäthylglykokoll-m-amino-
zimtsäuremethylester 390.
DiäthylglykokoU-p-amino-
zimtsäureester 390.
Diäthylglykokollanthranil-
säuremethylester 390.
DiäthylglykokoUbornylester
759.
DiäthylglykokoUguajacol s.
Gujasanol.
DiäthylglykokoUkresol 584.
Diäthylglykokollphenol 584.
Diäthylglykokollinentliyl-
ester 759.
DiäthylglykokoUtoluolsulf-
amid'^389.
Diäthylglykokolltrikresol
584.
Diäthylharnstoff 153, 524.
Diäthylliydantoin 492, 494,
514.
Diäthylketon s. Propion.
Diäthyllophinhydro Jodid
197.
Diäthylmalonamid 492.
Diäthylmalonsäure 492.
Diäthylmalonsäuretrichlor-
butylester 483.
Diäthylmalonsäureivreid 493,
494.
Diäthylmalonylcarbonyl-
diharnstoff 513.
Diäthylmalonylharnstoff s.
Veronal.
Diäthylmalonylphenetidid
272.
Diäthylmalonylthioharnstoff
493, 494.
Diäthylmethylbarbitiirsäure
506.
Diäthylmethylmalonylharn-
stoff 493, 494.
Diäthylinethylpyrimidin 79.
Diäthylmethylsulfinium-
hydroxyd 'l88.
Diäthylmonobrompropyl-
barbitursäure 508, 509.
Diäthyloxalsäure 492.
Diäthylphenylacetamid 496.
Diäthylphenylbarbitursäure
506.
Diäthyl-p-phenylendiarain77,
256.
Diäthylphloroglucin 515.
Diäthylphosphorsäiireester
783.
Diäthylpinakon 492.
Diäthvlpropionsäureamid
49(i"
Diäthylpropionsäurementhol-
ester 496.
Diäthylpropionylharnstoff
496.
Diäthylpropylalkoholamin-
benzoesäiireester 373.
Diäthylquecksilber 674.
Diäthylsulfat 63.
Diäthylsulfid 68.
Diäthylsulfomethan 522.
Dicäthylsulfon 500.
Diätliylsulfonacetessigester
501.
Diäthylsulfondiäthylmethan
s. Tetronal.
Diäthylsulfondimethyl-
methan s. Sulfonal.
Diäthylsiilfondiphenylpental-
dien 503.
Diäthylsulfonmethyläthyl-
methan s. Trional.
Diäthylsulfonmethj'lpenta-
non 503.
Diäthylsulfonpentanon 503.
Diazoaminomethan 153.
Diazobenzol 197.
Diazobenzolfluorbor 635.
Diazomethan 74, 82.
Diazoverbindungen 78.
Dibenzamid 177, 520.
Dibenzarsinsäuredichiiiin-
ester 709.
DibenzosaUcylin 569.
Dibenzoylacetylinorphin 400.
Dibenzoylaminodimethyl-
phenylcarbinol 369.
Dibenzoylaminosalicylsäure-
methylester 388.
Dibenzoylapomorphin 413.
Dibenzoylcevin 323.
Dibenzoyldiamid 73.
Dibenzoylhydrocuprein 253.
Dibenzoylhistamin 451.
Dibenzoylmethylaminodi-
methylphenylcarbinol 369.
Dibenzoylmorphin 396.
Dibenzoyloxymethyldiäthyl-
amin 375.
Dibenzoyloxytriäthylamin
375.
Dibenzoylphenyltetrahydro-
chinazolin 748.
Dibenzoyltannin 660.
Dibenzoylweinsäureanhydrid
389.
Dibenzyl 172.
Dibenzylbarbitursäure 506.
Dibenzylbutantetracarboii-
säureester 514.
DibenzylmalonyUiarnstoff
493.
Dibenzylmethylal 1 50.
Dibenzylmonodibrompropyl-
barbitursäure 509.
Dibenzylmonodipropylbar-
bitiirsäiire 508.
Diborneolformal 759.
Dibromaminophenylarsin-
säure 706.
Dibrombehensäure 620.
Dibrombehensäureureid 611.
Dibrombenzol 753.
Dibrombismethylamiiiotetr-
aminoarsenobenzol 724.
Dibromdiätliylacetylharn-
stoff 480.
Dibromdihydrozimtsäure-
borneolester 621, 761, 768.
Dibromdihydrozimtsäure-
fenchylester 761.
Dibromdihydrozimtsäure-
isoborneolester 621, 761.
Dibromdioxybenzoylbenzoe-
säureäthylester 747.
p-Dibromdiphenyl 178.
Dibromdipropylbarbitur-
säure 488.
Dibromessigsäure 70, 198.
Dibromfluoresceiuquecksilber
s. Merciirochrom.
Dibromgallussäure 618.
Dibronihexamethylentetr-
aminperchlorat 658.
Dibromhydrozimtsäureamid-
bromisovalerianat 769.
Dibromhydrozimtsäureamid-
isovalerianat 709.
Di- a - brom iso valerianyl-
niorphin 406.
Dibromkresylpiperidid 317.
Dibrommethylentannin 621.
Dibromnaphthol 536, 537,
616.
Dibrom-^-naphthol 536, 537,
I 616.
4. 6-Dibrom-2-nitrophenol
147.
Dibromoxychinolinwismut-
oxyjodid 070.
Sachregister.
8G1
Dibroraphenolsalicylsäure-
eater 615.
Dibrompropylcarbäthoxy-
phenylharnstoff 818.
Dibrompropylcarbäthoxy-
phenylthioharnstoff 818.
Dibrompropylveronal s.
Diogenal.
Dibromsalicylsäure 618.
Dibromtanninfornialdehyd s.
Tannobroinin.
Dibromvalerylarainodi-
niethyläthylcarbinol 369.
Dibromzüntsäureborneolester
761.
Dibromzimtsävtretrichlqr-
butylester 483.
Dibutylphenylcarbainat 753.
Dicamphanazin 759.
Dicamplienhexanazin 759.
Dicamphorylarsiiisäure 711.
Dicentrin 426.
Dichinolyldioxyphenyl-
dicarbonsäure 810.
Dichinolyldiphenyldicarbon-
säure 810.
Dichloraceton 190.
Dichloracetylmorphm 406.
Dichloräthan 68, 819.
Dichloräthylen s. Dioform.
Dichloräthylsulfid 85, 86, 816.
Dichloräthylsulf Oll 816.
Dichloräthylsulfoxyd 816.
Dichlordimethyläther 817.
Dichloralharnstoff 478.
Dichlorallj'Ien 473.
Dichloranilin 260.
Diehloraminopuringlucosid
793.
Dichlorarsalyt 717.
Dichlorarsinobenzoesäure-
chininester 709.
Dichlorbenzol 190, 793.
p-Dichlorbenzol 615.
Dichlorbismethylaminotetr-
aminoarsenobenzol 724.
Dichlordiäthylensulfid 68.
Dichlordimethyläther 816.
Dichlordimethyldithioloxalat
85.
Dichlordinitrosoaceton 86.
Dichlordioxyaminoarseno-
benzol 714, 716.
Dichlordiosychinon 182.
Dichloressigsäureäthylester
474.
Dichlorhydrin 69, 521.
Dichlorisopropylalkohol 190.
Dichlorisopropylalkoholoarb-
aminsäureester 479.
Dichlorisopropylglykuron-
säui-e 190.
Dichlorj odphenylarsinsätire
706.
Dichlormethaii s. Methylen-
bichlorid 67.
Dichlornitrophenole 145.
Dichlor-p-oxybenzoesäure
617.
Dichlorphenolsalicylsäure-
ester 615.
Dichlorphenylarsinsäui'e 706.
Di-p-chlorphenylphosphor-
säure 201.
Dichlorselenfluorescein 633.
Diehlorylsulfamidbenzoe-
säure 617.
Dichininkohlensäureoster s.
Aristochinin.
Dicliinolindiniethylsulfat s.
C'hüiotoxin.
Dicumarketon s. Lysosin.
Dicyanacetylen s. Kohlen-
stoffsubnitrid.
Dicyandiamidin 75.
Didial 514.
Didym 15, 134.
Didymoxalat 18.
Didymsalicylat s. Dymol.
Difhiordiphenyl 635.
Diformyltriacetylaloin 742.
Digitalin 771.
Digitaliresin 771.
DigitaUs 771.
Digitalisglykoside 773, 774.
Digitan 773.
Digitanbenzoat 774.
Digitonin 120, 237.
Digitoxindibenzoat 774.
Digitoxigenin 773, 774.
Digitoxigeninacetat 774.
Digitoxin 773, 774.
Digitoxinpentabenzoat 774.
Digitoxinpentaskarat 774.
Digitoxinsäure 773, 774.
DiglykokoUcUorcalciiun 637.
Diglykolyldisalicj'Isäure 565.
Diglykolsalicylsäureäther
565.
Diglykolsäure 565.
Diglykolsäurechlorphenyl-
ester 565.
Diglykolsäureguajacolester
565.
Diglykolsäurekresolester 565.
Diglykolsäurenaphthylester
565.
Diglykolsäurenitrophenyl-
ester 565.
Diglykolsäurephenylester
565.
DiglykolsäuresaUcylester 565.
Dihydroanhydroekgonin 339.
Dihydroanthracen 779.
Dihydroantliranol 779.
Dihydroantipyrin 230.
Dihydrobenzaldoxiiu 144.
Dihydrocarveol 191.
Diliydrochinin 243, 245.
Dihydrochinoline 212, 460.
Dihydrocinchonidin 818.
Dihydrocinchonin 818.
Dihydrocinchotoxin 817.
Dihydrocupreinglykosid 241.
Dihydrodimethyl-j8-naph-
thylaniin 307.
Dihydrokodein 407.
Dihydrokodein-Veronal 510.
Diliydrokotamin 429.
Dihydromorphin 239, 407,
408, 410.
Dihydromorphin-Veronal
510.
Dihydronaphthalin 550.
Diliydronorkedein 408, 409,
410.
Dihydrooxydiaminoarseno-
benzol 713.
Dihydrooxykodeinon s,
Eukodal.
1.2-Dihydrooxypropan 138.
Diliydrostryclinolin 463, 464.
DiliydrophenyLnaphthioehi-
nolincarbonsäure 808.
Diisoamylainin 72.
Dii.soamylbarbitursäure 506.
Diisoamylmalonylharnstoff
493.
Diisobutylbarbitursäure 506.
Diisobutylglykokollguajacol
584.
Diisobutylmalonylharnstoff
493.
Diisobutyiylmorpliin 397.
Dijodäthyliden HO.
Dijodäthylsulfon 810.
Dijodäthylsulfoxyd 816.
Dijodanainophenylarsinsäuro
706.
Dijodbrassidinsäureäthyl-
ester s. Lipojodin.
Dijodbrassiduisäureisoamyl-
ester 609.
Dijodbrassidinsäuremethyl-
ester 609.
Dijodcarbazol 602.
Dijodcoffein 611.
Dijoddiphenylamin 602.
Dijodyl 610.
Dijodelaidinsäuremethyl-
ester 609.
Dijodelaidylcholesterin 611.
Dijodoform 596.
Dij odhe xainethylente tramin -
percMorat 658.
DijodliydroxjTpropan s.
Jodthion.
Dijodnitrosodiphenylamin
602.
Dijodphenoljodid 598.
Dijodphenolsalicylsäureester
615.
862
Sachregister.
Dijodphenolsulfosäure s.
Sozojodol.
Dijodresorcinmonojodid 598.
Dijodresorcirimonosulfosäure
ß. Pikrol.
Dijodsalicylsäure 140, 601.
Dijodsalicylsaureester GOl.
Dijodsalicyli?äuremethylester
s. Sanoforin.
Dijodsalieylsäuremethyl-
esterjodid 3S8.
Dijodsalol 599.
Dijodstearylglycerinphos-
phorsäure 610.
Dijodthioresorcin 623.
Dijodtyramin 453.
Dijodtyrosin 613.
Dijodzimtsäureamid 611.
Dijodzimtsäureglycmester
611.
DijodzimtsäureglykokoU 611.
Dijodzimtsäureureid 011.
Dikaliumferroferrocyanid
183.
Diketopiperazine 153.
Dikodein 404.
Dikodeylmethan 399.
Dikresotinsäurehydrochinon-
ester 565.
Dikresotinsäureresorcinester
565.
Dimentliolformal 759.
3.5-Dimetlioxyacetophene-
tidid' 286.
Dimetlioxydichinolyldiphe-
nyldicarbonsäure 810.
Dimethoxyphenylisopropyl-
amin 458.
Dimethoxyphenylpropanol-
amin 456.
Dimethylacetal 517.
Dimethylacetylcarbinol-
äthylurethan 498.
Dimethylacetylearbinol-
uretlian 498.
Dirne thylacrylsäxire 165.
Dimethylarainoäthylarnino-
benzoesäurebutylester 818.
^ Dimethyläthylcarbinol 495.
Dimethyläthylcarbinol s.
Amylenhydrat.
Dimethyläthylcarbinol-p-äth
oxyphenylurethan 498.
Dimethyläthylcarbinolchloral
s. Dormiol.
Dimethyläthylcarbinolme-
thylphenyliirethan 498.
Dimet hyläthylcarbinol-
phenylurethan 498.
Dimetliylätliylessigsäure 492.
Dimethyläthylenglykolmono-
phenyläther 565.
Dimethyläthylpyrazin 802.
Dimethylallylamin 111.
I Dimethj'lamin 28, 66.
Dimethylaminoacetobrenz-
catechin 443, 449.
Dimethylaminoacetylsanta-
lol 766.
Dimethylaminoäthanol-
phenylcarbaroineäureester
376.
1. 7-Dimethylamino-8-amino-
xanüiin 188.
Dimethylaminoanissäure-
metliylester 388.
p-Dimethylaminoantipyrin
227.
4-DimetliylaminoantipjTin s.
PjTamidon.
Dimethylaminoazobenzol-
suUosäiire s. Methylforanyl.
Dimethylaminobenzaldehyd
189.
p-Dimethylaminobenzal-
dehyd 179, 184.
p-Dimethylaminobenzoesäure
65, 174, 184.
Dimethylaminobenzoeglj'ku-
ronsäiire 185.
Dimethylaminobenzoylox-
äthylpiperidin 373.
Dimethylaiuinobenzoyloxy-
isobuttersäuremethylester
370.
Dimethylaminobenzoyl-
pentanol s. Stovain.
Dimethylaniinobromcaproyl-
oxj'isobuttersäureäthyl-
ester 370.
Dimethylaminobromiso-
valeryloxyisobiittersäure-
äthylester 370.
Dimethj'laminodimethyl-
äthylacetylcarbinol 368.
Dimethylaminodimetliyl-
äthylcarbinol 368, 369.
Diruethylanünodimothyl-
äthylcinnamylcarbinol 368.
Dimethylaminodimetliyl-
äthylisovalerylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyl-
benzylbenzoylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyl-
benzylbenzoylcarbinol 368.
Dimethj'laminodimet hyl-
benzylcarbinol 368.
Dimethylaininodimethyl-
benzylcinnaraylcarbinol
368.
Dimethylaminodimethyliso-
amylcarbinol 368, 369.
Dimethylaininodimethyliso-
amylciimamylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyliso-
butylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyliso-
butylcinnaniylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyl-
phenylbenzoylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyl-
phenylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyl-
phenylisovalerylearbinol
368.
Dimethylaminodimethyl-
phenylcarbinol 368.
Dimethylaminodimethyl-
propylbenzoylcarbinol 368.
Dimetliylaminodimethyl-
propylcarbinol 368.
Dimethylartiino- 1. 7-di-
methylsanthin s. Paraxin.
Dimetdiylaniinodioxyarseno-
benzol 718, 719. "
Dimethylaminodioxypyri-
midin 792.
Dimethj'laminoguajacyl-
amyläther 381.
Dimethylaminohexahydro-
beiizoesäiireester 388.
Dimethylaminoisoijropyl-
alkoholbenzoylester 371.
Dimethj'laminoisovalerj'l-
oxyisobuttersäureäthyl-
ester 370.
Dimethylaminoisovaleryl-
oxyisobuttersäurepropyl-
ester 370.
Dimethylaminokodein 409.
Dimethylaminomethylcyelo-
hexanolbenzoat 366.
Dimethylaminomethyldi-
äthylbenzoylcarbinol 368.
Dimethylaminomethyl-
diäthylcarbiiiol 368.
Dimethylamino-p-nitroben-
zoyloxyisobuttersäure-
äthylester 370.
Dimethylaminooxyjsobutter-
säuremethylester 370.
Dimethylaminooxyisobutter-
säurepropylester 370.
Dimethylaminooxyisobutter-
säurepropylesterbrom-
hydratisovaleriansäure-
ester s. Quietol.
Dimethylaminooxj'isobutter-
säiirepropylesteriso valeryl -
esterbromhydrat 768.
Dimethylaminoparaxanthin
790.
Diraethylaminophenylarsin-
säure 719.
Dimethylaminophenylchino-
lincarbonsäure 808.
Dimethylamino-1-phenyl-
2. 3-dimethyl- 5-pyrazolon
232.
1 -p-Dimethylaminophenyl-
2-methyl-3-oxymethyI-
5-pyrazolon 231.
Sachregister.
863
l-p-Dimethylaminophenyl-
2-methyl- 3-oxyinethyl-
4-äthyl-5-pyrazolon 231.
Dimethylaminophenyl-
naphthocinchoninsäure
808.
1 -p-Dimethylaminophenyl-
2.3.4-trimethyl-5-pyr-
azolon 232.
1-p-Dirnethylaminophenyl-
3.4.4-trimethyl-5-pjTazo-
lon 228, 232.
Dimethylaminopropanol-
tropasäureester 347.
Dimethylaminotheobromin
790.
Dimethylaminotheophyllin
789.
Dimethylaminotoluidin 189.
Dimethylaminotolylarsen-
oxyd 712.
Dimethylaminotrimethyl-
benzoylcarbinol 368.
Dimethylaminotrimetliyl-
carbinol 368, 369.
Dimethylaminotrimethyl-
ciimarnyicarbinol 368.
Dimethylammotrimethyl-
isovalerylcarbinol 368.
Dimethylammoniiunclilorid
300.
Dimethylammoniumjodid
300.
Dimethylanilin 261.
Dimethylanilinarsenoxyd720.
Dimethylarsin 68.
Dimethj'larsmcyanid 85.
Dimethylaräinsäure 699, 700.
Dimethj'lbenzamid 520.
1,3-Dimethylbenzoesäure s.
Mesitylensäure.
Dimethylbenzol s. Xylole.
Dimethylcarbonat 578, 581.
Dimethylcarbinol 490.
m-Dimethylchinol 99.
a-/?-Dimethylchinolm 209.
Dimethylconiin 298, 301.
Dimethylconylammonium-
chlorid 312.
Dimethylcyclohexan 52.
Dimethylcyclohexanon 52.
7.9-Dimethyl-2.6-diäthoxy-
S-oxj'purin 93.
Dimethyldiaminodioxy-
arsenobenzol 718.
Dimethyldiaminomethyl-
acridiniumsilbernitrat s.
Septacrol.
Dimethyldibrom-o-toluidin
189.
Dimethyldichinolyldiphenyl-
dicarbonsäure 810.
Dimethyldimetliylamino-
methvlxanthin 794.
7.9-Diraethyl-2. 6-dimethoxy -
I 8-oxj^urin 93.
I Dimethyldioxydiarriinopyri-
I rnidin 793.
j 7.9-Dunethyl-6.8-dioxypurin
' 94.
1.7-Diraethyl-2.6-dioxypurin
189.
Dimethylenglucoiisäure 159.
Dimethylglykokollamino-
acetophenon 519.
DimethylglykokoU-p-amino-
benzoesäureäthylester 390.
DimethylglykokoU-p-araino-
salicylsäureiiiethvlester
390.
DimethylglykokoUanthranil-
säuremesthylester 390.
Dimethylguanin 792.
1.3-Dimethylharnsäure 95.
Dimethylharnstoff 142, 146,
153.
1 . 7-DiinethyIhj'poxanthim
91.
Dimethylisopropylideii-
pjTroliden 303.
Dimethylisopropylpiperidon
306.
Dimethylketon s. Aceton.
Dimethylketoxim 495.
DimethylmalonyUiamstoff
493.
Dimethylmethylal 760.
Dimethylmorphin-Veronal
510.
Dimethylneurin 327.
Dimethyloxyäthylxanthin
791.
Dimethyloxychinizin s.
Antipyrin.
3. 7-Dmiethyl-2-oxy- 1 . 6-di-
hydropurin s. Desoxytheo-
bromin.
7.9-Dimethyl-8-oxj'purin 91.
o-o-Dimethylphenacetin 260.
Dimethylphenyläthylamin
447, 457.
Dünethylphenylendiamin 77,
256.
1.2-Dimethyl-3-phenyl-
ö-pyrazolon 227.
Dimethylphenylpyrazolon-
sulfaminoquecksilber 684.
Dimethylphloroglucin 515,
750.
Dimethylphosphin 216.
Dimethylpiperazin, wein-
saures s. Lycetol.
Dimethj'lpiperidin 312.
a-a'-Dimethylpiperidin s.
Lupetidin.
Dimethylpiperidylmethyl-
xanthitn 794.
Dimethylpyrazin 802.
Dimethylpyrogallolcarbamat
590.
Dimethylquecksilber 86, 674.
Dimethylresorcin 36, 62.
Dimethylsalicylamid 520.
Dimethylsalicylsäure 553.
o-Dimethylsulf amid 153.
Dimethylsulfat 63.
Dimethylsulfomethan 522.
Dimethylsulfonäthylmelhyl-
methan 500.
Dimethylsiüfondiäthyl-
methan 500.
Dimethylsulfondimethyl-
methan 500, 504.
Dimethylthallinchlorid 299.
Dimethylthiohanistoff 108,
188.
Dimethyltoluidin65, 117, 174,
261.
Dimethj'ltoluthionin 642.
Dimethyltrioxybenzophenon
s. Hydrocotoin.
Dinatriumdimethylamino-
benzolazotoluolarseniat
710.
Dinatriumhydroxybenzolazo-
toluolarseniat 710.
Dinitroäther 144.
Dinitroaminophenol s.
Pikraminsäure.
2.6-Duiitroazooxytoluol 83.
Dinitrobenzoesäuren 106, 145.
Dinitrobenzol 82, 145, 639.
m-Dinitrobenzol 83.
o-DinitrobenzoI 83.
p-Dinitrobenzol 83.
Dinitrochlorbenzol 85.
4-4'-Dinitro-2. 2'-diamino-
diphenyüiexan 145.
Dinitrodiphenylmercuri-
dicarbonsäure 684.
Dinitroglycerin 81.
2. 6-Dinitro-4-hydroxylamino-
toluylenglykuronsäure 83.
Dinitrokresol 639.
Dinitromercuribenzoesäure
686.
Dinitromercuridiphenyl-
carbonsäure 683.
Dinitronaphthol s. Martius-
gelb.
Dinitro-a-naphtholsulfosäure
s. Xaphtholgelb.
Dinitro-m-oxybenzoesäure
140.
Düiitrooxyphenylarsinsäure-
quecksilberacetat 733, 821.
Diiütrophenol 82, 83.
Dinitrophenoxbenazin 633.
Dinitrophenylstibinsäure 730.
Dioforra 69," 471, 472, 533,
539, 819.
Diogenal 514.
864
Sachregister.
Dionin 39, 59, 23ö, 320, 394,
395, 397, 398, 399, 401, 403,
419.
Dioxyaceton 143.
Dioxyacetonoxim 143.
Dioxyaminoacetophenon 449.
Dioxyaminoarsenobeuzol-
aminoessigsäure 721.
Dioxyaminoarsenobanzol-
aminopropionsäure 721.
Dioxyaminonaph thalin 177.
Dioxyanthrachinon 741.
Dioxyanthranol 65, 779, 780.
Dioxyarsenobenzol s. Arseno-
phenol.
Dioxyarsenobenzoldiamiiio-
essigsäure 721.
Dioxybenzoesäure 140.
Dioxybenzole 55, 258.
Dioxy benzolarsinsäure 713.
Dioxybenzylamin 449, 450,
819.
Dioxybenzoylbenzoesäure-
äthylester 747.
Dioxybenzoylbenzoesäure-
propylester 747.
/J-y-Dioxybuttersäure 54.
6.6-DioxychiiioUn 208.
Dioxyehinolinmethylcarbou-
säure 213.
Dioxycumarin 820.
Dioxydiaminoarsenobenzol
714, 721.
Dioxydiaminoarsenobenzol s.
Salvarsan.
Dioxydiaminopyrimidin 793.
Dioxydiaminostibiobenzol
729, 731.
2. 8-Dioxy- 1 . 9-dimethylpurin
788.
2. 8-r)ioxy-6. 9-dimethylpurin
168.
Dioxy diquecksilberdisulf-
amidbenzoesäure 682.
Dioxyisobuttersäureäthyl-
eatersalicylester 566.
Dioxymercuridiphenyldi-
carbonsäure 683.
Dioxymethenyldiphenyl-
aminodicarbonsäuremetliyl
ester 387.
Dioxymethylanthrachinon s.
Chrysarobin.
2.8-Dioxy-6-methylpiirin 168.
2. 8-Dioxy- 9-meth"ylpuriii 168.
DioxjTiaph thalin 176.
Dioxynaphthalincarbonsäure
561.
DioxjTiaphthol 103.
Dioxyphenylamin 819.
Dioxyphenyläthanolamin
444.
Dioxyphenyläthanolamin s.
Arterenol.
Dioxyphenyläthylamin 444.
Dioxj'phenyläthylamino-
keton 444.
Dioxyphenyläthylmethyl-
amin s. Epinin.
1-3.4-DioxyphenyIalanin 120.
Dioxyphenylaminoketon 444.
Dioxyphenylpropanola min
456.
Dioxypiperazin 802.
Dioxypropyltheobromin 791.
Dioxypropyltheophyllin 791.
Dioxyphthalimid 619.
2.6-Dioxypyrimidin 167.
Dioxypicohnsäure s. Komen-
aminsäure.
2.8-Dioxypurin 168.
6.8-Dioxypurin 91.
2. 6-Dioxj'pm-in s. Xanthiii.
Dioxyquecksilberphenol-
natrium 673.
Diphenetidincitumensäure
273.
Diphenetylguanidin 379.
Diphenetylguanidinbenzoat
379.
Diphenetylmonoanisylguani-
diii 379.
Diphenetylmonophenol-
guanidin 379.
Di-p-phonetidyloxamid 287.
Di-p-phenetolharnstoff 142.
Diphenoxäthylbarbitursäure
507.
Diphenoxypropanolamin 288.
Diphensäure 147.
Diphenyl 52, 54, 133, 178,
260, 292, 306, 635.
Diphenylacetamid 496.
Diphenylätlianol 172.
Diphenylamin 52, 178, 180,
645.
Diphenylaminoazobenzol-
sulfosäure s. Tropaeolin.
Diphonylaminoguanazol 79.
Diphenylaniinorange 645.
DiphenylaniinthjTuylbenzoe-
säiu'eäthylester s. Ai'koin.
Diphenylarsinsäure 700.
Diphenylbiuret 177.
Diphenylcarbaminsäuredi-
äthylaminoäthanolester
376.
Diphenylcarbonat 554, 578.
Diphenylcliinolincarbon-
säurekresotinsänreester
812.
Diphenylchlorarsin 85.
Diphenylcyanarsin 85.
Diphenyldiäthylsulfomethan
501.
Diphenyldihydrochinazolin
748.
Diphenylliarnstoff 53, 178.
Diphenylmethan 177.
Diphenylmonoanisylguanidin
380.
Diphenylmonophenetyl-
guanidin 380.
Diphenylphosphorsäure 201,
572.
Diphenylpyrazolcarbonsäure
233.
Diphenylquecksilber 673, 674.
Diphenylstibinchlorid 732.
Diphenyltetraazonaphthyl-
aminsulfosäure s. Kongorot
DiphenylthiobiazoUnsulf-
hydrat 631.
Diphenyl thioharnstoff 108.
Diphenylthiophen 628.
Dipiperidotetraminoarseno-
benzol 724.
Diplosal 556.
Dipropaesin 386.
Dipropanolbenzoyhuethyl-
amin 357.
Dipropionylaminocoffein 789.
Dipropionylbrenzcatechin-
carbonsäure 589.
Diproprionylmorphin 397.
Dipropylacetäthylamid 495.
Dipropylacetamid 495, 496.
Dipropylacetdiäthylamid
495.
Dipropylacetbromamid 485.
Dipropylacet-p-phenetidid
271.
Dipropylacetylharnstoff 492,
498.
Dipropylbarbitursänre s.
Proponal.
Dipropylbutantetracarbon-
säureester 514.
Dipropylcarbinolurethan 497.
Dipropylenäthylendibarbi-
tursäure 514.
DipropylhomophthaUmid
820.
Dipropylketon 98, 495.
Dipropylketoxim 495.
Dipropyhnalonamid 492.
Dipropylmalonylguanidin
493, "494.
Dipropylmalonylharnstoff s.
Proponal.
Dipropylmalonyl-p-pheneti-
did 272.
Dipropylpropionsäureamid
496.
DipjTidin 133, 295, 303.
Disaccharide 138.
Disalicylamid 565.
DisaUcylbenzoin 569.
DisalicyUiydroohinonester
564.
Disalicylsäureglycerinäther
566.
Sachregister.
865
Disalol 563.
Dispermin s. Piperazin.
Disulfätholsäure 101.
Disulfide 147.
Disterarylsalicylglycerid 201.
Ditain 301.
Ditheobromincarbonat 794.
Dithiobiurete 147.
Dithiocyansäure 89.
Dithiocyansäureäther 88.
Dithiocyansäureäthyläther
89.
Dithiokohlensäure 630.
Dithiosalicylsäure 624.
Dithiosinamin 111.
Dithymoldijodid s. Aristol.
Di-2-tolylbutan 153.
Ditolyldiäthylammonium-
jodid 300.
Ditolylmonoanixylguanidin
380.
Ditolylsulfohamstoff 146.
Diurethan 499.
Diurethancalciumbromid 619.
JDiurethanophenylstibinsäure
729.
Diuretin 787.
Divalerylaminodimethyl-
äthylcarbinol 369.
Divalerylmethylaminodi-
methyläthylcarbinol 369.
Divalerylmorphin 397.
Dodecylhydrocuprein 240,
241.
Dodekahydroplienanthren
394.
Dormiol 477, 478.
Dubatol 637. 768.
Dulcin 67, 136, 142, 143, 153,
267, 270, 286, 287.
Duotal s. Guajacolcarbonat.
Dymol 18.
Dysprosium 18.
Echitamin s. Ditain.
Echtbraun G. 640.
Egol 679.
Eisen 18, 19, 21, 149, 203,
528, 530, 695ff., 728.
Eisenalbuminat 696, 697.
Eisen, arsencitronensaures
701.
Eisen, arsensaures 700.
Eisen, arsenweinsaures 701.
Eisen, dibromelaidinsaures
697.
Eisen, glutaminsaures 697.
Eisen, glycerinarsinsaures
701.
Eisen, jodparanucleinsaures
697.
Eisen, ligninsaures 698.
Eisen, pyrroüdoncarbon-
saures 697.
Eisen, phosphorweinsaures
697.
Eisenchlorid 530, 698.
Eisenchloridchinin 698.
EisenglobuUn 693.
Eisennaphtholgrün 697.
Eisennuclein 697.
Eisenoxyd 15, 747.
Eisenoxydul 15.
Eisensomatose 697.
Eisenpeptonat 697.
Eisensaccharat 697.
Eisentaririnsäuredijodid 697.
Eisens tearolsäuredibromid
697.
Eiweil3silber 693.
Ekajodoform 595.
Ekgonin 31, 41, 107, 118, 333,
334, 335, 336, 339, 341, 342,
353, 402, 818.
1-Ekgoninamid 337.
r-Ekgoninester 340.
Ekgoninmethylester 107, 336,
340.
Ekgoninmethylesterphenyl-
urethan 376.
Ekkain 350, 355, 356, 357.
Elarson 702.
Elarsonsäure 705.
Elaterin 742, 744.
Elbon 591.
Elektrargol 24.
Elektroferrol 698.
Embarin 677, 680.
Embeliasäure 740, 741.
Emetäthylin 466, 467.
Emetin 125, 466, 527.
Emetinwismutjodid 467.
Emetpropylin 466, 467.
Emodin 739, 740.
Enesol 677, 726.
Enterosan 659.
Eosin 641, 642.
Eosinselen 632.
Eosinselencyan 632.
Ephedrin 309, 368, 459.
Epicampher s. /?-Campher.
Epicarin 537, 550.
Epichlorhydrin 145.
Epidermin 635.
j Epinin 450.
Epiosin 419.
Erbium 18, 134.
Ergotin 421, 440, 441, 442.
Ergotinin 450.
; Ergotoxin 442, 450.
Frvasin 556.
Erj'thrit 162, 524.
Erythritschwefelsäure 784.
Erythroltetranitrat 81.
Erythrosin 642.
Eserin 319, 391, 392.
Essigsäure 60, 68,102,134,155,
158, 187, 204, 327, 551, 552.
Fränkel, Arzneimittel-Synthese.
. Aufl.
Essigsäurediäthylamino-
äthylester 374.
Essigsäureester 28.
Estoral 761.
Eubomyl 761.
Eucain 49, 319, 358, 359,
361, 362, 364, 365, 366, 367,
375, 409.
Eucain B 359, 360, 363,
364.
a-Eucain 375.
/?-Eucain 326, 366, 375.
Eucalyptol 538, 539, 543, 592,
752.
Euchinin 250, 251, 252.
EuchinindiaUylbarbitursäure
514.
Eucol 577, 583.
Eucupin 239, 240, 241, 242,
531.
Eucupinotoxin 241, 242.
Eudermol 461.
Eudoxiu 669.
EugaUol s. Pyrogallolmono-
acetat.
Eugenoform 653.
Eugenol 58, 381, 382, 538,
539, 547, 582, 592.
Eugenolacetamid 377, 382.
Eugenolacetpiperidylmethyl-
amid 386.
Eugenoläthylkohlensäure-
ester 578.
Eugenolbenzolsulfosäureester
583.
E ugenolcarbaminsäureester
578.
Eugenolcarbinol 382.
Eugenolcarbinolnatrium 653.
Eugenolcarbonat 578.
Eugenolkohlensäurediäthyl-
aminoäthylester 590.
Eugenolkohlensäurepiperido-
äthylester 590.
Eugenoknethylkohlensäure-
ester 578.
Eugenolmethoxymethyl-
äther 653.
j Eukodal 407, 408.
I Eupatorin 773.
Euphorin s. Phenylurethan.
Euphthahnin 346, 361, 363.
EuphylUn 790, 791.
( Euporphin 414.
Eurisol s. Resorcinmonoaco-
I tat.
Eupyrin 280.
Eurobin 777.
Eurodin 648.
Europhen 598, 600.
Etelen 661.
Exalgin 261, 263, 269, 494.
Euxanthon 190.
Exodin 741.
55
866
Sachregister.
Fagaramid 491.
Farbsäuren 100.
Farbstoffe 100, 637ff.
Fenchon 190, 756, 762.
Fenchonisoxim 305.
Fenehylalkohol 191.
Fenehylsalicylat 761.
Ferratin 696, 697.
Ferrialbuminsäure 696.
Ferrichthyol 627.
Ferridisalicylatkalium 698.
Ferriferrisalicylat 698.
Ferriphosphorcitrat 697.
Ferriphosphortartrat 697.
Ferripyrin 698.
Ferrisalicylat 698.
Ferrisalicylochlorwasserstoff-
säiire 698.
Ferrisalze 1 2.
Ferrivin 623.
Ferroaminooxybenzocarbo-
nat 698.
Ferrocyannatrium 19, 89.
Ferrodisalieylat 698.
Ferroferrocyanid 698.
Ferroferrosalicylat 698.
Ferrokakodylat 530.
Ferrokresotinat 698.
Ferromethoxybenzoat 698.
Ferroxybenzoat 698.
Ferrophosphorcitrat 697.
Ferrophosphortartrat 697.
Ferropyrin 698.
Ferrosalze 12.
Ferrostyptin 657.
Fettsäuren 54, 100, 111, 132,
144, 155.
Filicinsäiu'e 750.
Filicinsäurebutanon 750,
751.
Filixsäure 750, 751, 752.
Füixsäureanhydrid 750.
Flavaspidsäiu-e 751.
Fiavaspidinsäure 752.
Flavopurpurin 740, 741.
Fluor 13, 134, 530, 635.
Fluorbenzol 635.
Fluoren 178, 539.
Fluoreseein 200, 642.
Fluorleim 635.
Fluomaphthalin 635.
Fluornatrium 13.
Fluoroform 635.
Fluorphenetol 635.
Fluorpseudocumol 635.
Fluorrheumin 635.
p-Fluorsaccharin 142.
Fluorsilber 691.
Fluorsulfosäureäthylester 86.
Fluortoluol 635.
Fluorxylol 635.
Fluorwasserstoff 530, 531.
Flußsäure 23.
Forgenin 300.
Formaldehyd 47, 96, 158,
203, 530, 531, 532, 538,
549, 649—655, 660, 788.
Formaldehydacetamid s.
Formicin.
Formaldehyd blei 651.
Formaldehydcalcium 651.
Formaldehydcasein 651.
Formaldehydcyanhydrin 87.
Formaldehyddextrin 651,
652.
Formaldehydeiweiß wismut
671.
Formaldehydgerbsäure 659.
Formaldehydharnstoff 653.
Formaldehydmilchzucker
652.
Formaldehydnucleinsäure
651.
Formaldehydstärke 651.
Formaldehydstrontium 651.
Formaldehydsulfoxylsäure
530.
Formalin s. Formaldehyd.
Formamid 144, 294, 521.
Formanilid 197, 255, 261, 377,
380.
FormaniHdoessigsäure 261,
262.
Formicin 652.
Formidin 605.
Formocholin 328, 329.
Formoeholinäthyläther 331.
Formocholinmethyläther 329.
Formocholinpropylester 328.
Formurol 657.
Formylacetophenon 518.
Formylacetylcholsäure 690.
Formylaminophenolallyl-
äther 818.
Formylarsanilsäure 707.
Formylacetyltannin 659.
Formylanilin 573.
Formylcadaverin 72.
Formylcholsäure 690.
Formylkodein 399.
Formylkreosotsulfosäure 588.
Formylphenetidid 279.
N-Formylpiperidin 311, 312.
Formylsaccharin 142.
Formyltetrahydronaphthyl-
amin 446.
Fortoin 745.
Fraxin 774.
d-Fruktose 119.
Fruktose diphosphorsäure
784.
Fuchsin 31, 37, 64, 641, 642,
648.
Fuchsin S. 648.
Fuchsin J. D. T. 648.
Fuchsinsulfosäure s. Fuch-
sin S.
Fulmargin 24, 529.
Fumarsäure 120, 126, 144,
161.
Fimiaroyltropein 344.
Furan 54.
Furanpropionsäiu'e 165.
Furäthylaiuin 455.
Furfuracrylsäure 156, 165,
194, 19.5.
Fiu'furakrylursäure 195.
Furfuräthanpiperidin 313.
Furfurakrylsävu'e 479.
Furfuralköhol 97, 106.
Furfuramid 78.
Furfurin 78, 97.
Furfurol 106, 194, 479.
a-Furfurol 97.
Furf urornithursäure 194.
Furfiu-phenetidid 281.
FurfiuTDropionsäure 156, 195.
Furmethylamin 455.
Furoylakrylsäure 194.
Furoylessigsäure 165.
Gadolinium 18.
Galaktochloral 477.
d-Galaktose 119.
Galaktosephenetidid 281.
Gallacetophenonl91, 777,778.
Gallamid 389.
GaUanol 778.
GaUicin 661.
Galüum 18.
Gallocarbonsäure 660.
Galloformin 657.
Gallussäure 57, 103, 192, 200,
658—663.
Gallussäureanilid s. GallanoU
Gallussäuremethylester s.
Gallicin.
GaUussulfosäure 666.
Gambogiasäure 200.
Gastrosan 667.
Gaultheriaöl 567.
Gaultheriaöläthylkohlen
Säureester 578.
Gaultheriaölchlormethylat
568.
Gaultheriaöhnethylkohlen-
säureester 578.
Gaultheriasalol 563.
Gelatosen, arsensaiu« 702.
Gelatosesilber 694.
GelbUcht 646.
Gentiana^olett 641.
Gentiogenin 562.
Gentiomarin 562.
Gentiopikriu 562.
Geutisinsäure 178, 189.
Geranial s. Citral.
Greraniol 757.
Geraniolcarbaminsäureester-
578.
G^ranium d'Alg^rie 537.
Geranium de France 537.
Sachregister.
867
Gerbsäure 583.
Gerbsäure 8. Tannin.
Gerbsäurekreosotester s.
Tanosal.
Gerbsäureoxybenzylester s.
Antiarthrin.
Gitalin 774.
Globulacotin 771.
Globularin 200, 771.
Glucal 162.
Glucin 143.
d-a-Glucoheptonsäure 160.
Gluconsäure 162.
d-Gluconßäure 159.
Gluconose 137.
Glucophor s. Calciumglucose-
phosphat.
I-Glucosaminsäure 144.
d-Glucose 119, 125.
Glucoseaceton 136.
Glucosepentaacetat 126.
Glucosephenetidid 281.
Glucosephenylliydrazon 143.
Glucosephosphorsäure 784.
Glucosephosphorsäureester
783.
Glutamin 186, 524.
Glutaminsäure 125, 141.
dl-Glutaminsäure 120.
Glutarsäure 161.
Glutarsuperoxydsäure 814.
Glutinpeptonquecksilber-
chlorid 689.
Glutol 651.
Glycerin 55, 60, 132, 135, 138,
149, 158, 468, 490, 523.
Glycerinäther 60, 521.
Glycerinäthylpropylmethyl-
äther 498.
Glycerinarsinsäure 701.
Glycerindiäthylin 524.
Glycerindiäthylmethyläther
498.
Glycerindiäthylpropyläther
498.
Glycerindimethylbenzyläther
498.
Glycerindimethyläthyläther
498.
Glycerindimethylpropyläther
498.
Glycerinformal 570.
Glycerinniononitrat 145.
Glycerinmonozimtsäureester
767.
Glycerinphenoläther 570.
Glycerinphosphorsäure 781,
782, 783, 785.
Glycerophosphate 781.
Glycerinsalicylsäuremethyl-
ester 570.
Glycerinsäure 158, 161, 181.
Glycerintriäthyläther 498,
524.
Glycerintriäthylin 488, 524.
Glycerylphenetidid 271.
Glyeinaminooxyarsenobenzol
714.
Glycinium s. Beryllium.
p-GIycinophenylarsinsäure
541.
Glycylglycinjodcalcium 607.
Glyeyldijodtyrosin 613.
Glycylimidazolyläthylamin
459.
Glycyloxyphenyläthylamin
459.
GlycjTrhizin 143.
Glykochloralose 477.
Glykocholsäure 139, 144.
Glykocyamin 188.
Glykokoll 29, 53, 73, 100, 139,
157, 163, 184, 193, 524, 787.
Glykokolläthylester 514.
GlykokoU-p-aminoaceto-
phenon 519.
GlykokoU-p-aminobenzoe-
säuremethytester 390.
Glykokolljodcalcium 607.
GlykokolLmenthylest«r 760.
Glykokoll-p-phenetidid s.
Phenokoll.
GlykokoUquecksilber 674.
GlykokoUsilber 821.
Glykol 55, 158, 523. 524.
Glykolaldehyd 96, 158, 162.
Glykole 27.
Glykoldinitrat 81.
Glykolglykosid 138.
Glykolhydratropasäureester
767.
Glyko) hydrozimtsäureester
767.
Glykolmonosalicylester s.
Spirosal.
Glykolorthosilicat 636.
Glykolphenyläthylessigsäure -
ester 767.
Glykolphenyldiäthylcarbin-
essigsäiu'eester 767.
Glykolphenyldiäthylessig-
säureester 767.
Glykolphenylessigsäureester
767.
Glykoseorthosilicat 636.
Glykolsäure 158, 160, 161.
Glykoside 771
Glykolyl-p-anisidid 272.
Glykolylhamstoff s. Hydan-
toin.
Glykolyl-p-phenetidid 272.
Glykolyltropein 344.
Glykosal 570.
Glykosamin 162.
Glykosaminkohlensäure-
äthylester 162.
Glykoside 135, 136, 149, 175,
390.
/^-Glykoside 184.
Glykosidoguajacol 143.
Glykoso-m-diaminotoluol 143.
Glykoso-p-diaminotoluol 143.
Glykosotoluid 143.
Glykuronsäiu-e 5, 100. 141,
159, 160, 162, 183, 190.
GlykurovanilUnsäure 185.
Glyoxal 97.
Glyoxaline 151.
Glyoxylsäure 158, 160, 161.
Gnoscopin 422.
Gold 15, 18, 23, 528, 725. 734.
822.
Goldchlorid 530.
Goldcyanid 734.
Gold kolloid. 727, 728, 734.
Grotan 531.
Grüner Lack 646.
Guacamphol 584.
Guäthol 56, 62, 577, 584.
Guätholbenzoat 584.
Guätholbutyrat 584.
Guätholcarbonat 581.
Guätholeiweiß 584.
Guätholisovalerianat 584.
Guätholmonomethyltrioxy- /
arsenomenthol 711.
Guätholphosphat 584.
Guätholsalicylat 584.
Guajacetin 588, 589.
Guajacol 40, 56, 57, 59, 62,
137, 189, 381, 531, 541,
544, 546, 553, 572, 575 ff.,
689, 590, 592.
Guajacolacetat s. Eucol.
Guajacoläthylenäther 584.
Guajacoläthylglykolsäure-
ester s. Monotal.
Guajacoläthylkohlensäure-
ester 578.
Guajacol, arachinsaures 583.
Guajacolbenzoat s. Benzosol.
Guajacolbenzolsulfosäure-
ester 583.
Guajacolbenzyläther 585.
Guajacolblei 671.
Guajacolcalcium 671.
Guajacolcamphersäure 763.
Guajacolcamphersäureester
s. Guacamphol.
Guajacol, caprinsavu^s 583.
Guajacol, capronsaures 583.
Guajacol, caprylsaures 583.
Guajacol, cerotinsaures 583.
Guajacol, erucasaures 583.
Guajacol, laurinsaures 583.
Guajacol, leinölsaures 583.
Guajacol, myristinsaures 583.
Guajacol, palmitinsaures 583.
Guajacol, ricinolsaures 583.
Guajacol, sebaemsaures 583.
Guajacolcarbonat 576, 577.
581, 582.
55*
868
Sachregister.
Guajacolcarbonatdisulfo-
säure 587.
Guaj acolcarbonatmonosulf o-
säure 587.
Guajacolcarbonsäure 589.
Guajacolcarbonylphenyl-
phosphorsäure 785.
Guajacolcarbaminsäureester
578.
Guajacoleiweiß 584.
Guajacolglycerinäther 576,
585.
Guajacol-Hexamethylen-
tetramin s. Hexamekol.
Guajacolisovaleriansäure-
ester 583.
Guajacolkakodylat 699.
Guajacolkohlensäurediäthyl-
aminoäthylester 590.
Guajacolmethylkohlensäure-
ester 578.
GuajacoUnagnesium 671.
Guaj acolmethoxymethyl-
äther 653.
Guajacolraethylenäther 585.
Guajacolölsäureester 582.
Guajacoloxacetsäure 589.
Guajacolphosphit 582.
Guajacolphosphorigsäure-
ester 582.
Guajacolsalicylat 584.
Guajacolstearat 583.
Guajacolsulfosäure 576, 586,
587, 588.
Guajacolsulfosäure-Casein
587.
Guajacolwismut 671.
Guajacolzirntsäureester 576.
Guajacoxacet-p-phenetidid
275.
Guajacoxylacetamid 574.
Guajacyl 588.
Guajaform 586.
Guajamar 585.
Guajaperol 585.
Guajasanol 584.
Guanazol 79.
Guanidin 36, 75, 76, 151, 166,
378.
Guanidinessigsäure s. Glyko-
cyamin.
Guauin 94, 95.
Guanylharnstoff s. Dicyan-
diamidin.
Gulose 160.
Gymnemasävire 144.
Gynoval 761.
Hämatin 696.
Hämatogen 695, 696.
Hämatoporphyrin 196, 526,
649.
Hämatoxylin 696.
Hämochininsäure 244.
Hämoglobin 695.
Hämol 695.
Hamamelitanniu 200.
Harmalin 319.
Harmin 319.
Harnporphyrin 196.
Harnsäure 47, 63, 91, 95, 166,
168,501,796, 797,798,799,
803, 806.
Harnstoff 36, 43, 47, 53, 63,
75, 108, 109, 144, 155, 524,
786, 787, 796.
Harnstoff, p-nitrohippur-
saurer 182.
Harnstoffacetylsalicylat s.
Diafor.
Harnstoffealciumbroraid 619.
Harnstoff Calciumjodid 607.
Harnstoff phosphorsäureester-
araid 783.
Harnstoffsalicylat s. Ursal.
Harnstoffsilicium 636.
Harnstoff Wasserstoffsuper-
oxyd 814.
Harzsäuren 741.
Hedonal 146, 497.
Hegonon 694.
HektargjT 707.
Hektin 707.
Heüanthin 649.
Helicin 139, 200.
Heliotropin s. Piperonal.
Helleborein 771.
Helleboretin 771.
Helmitol 657, 803.
Heptan 51, 539, 816.
Heptinchlorarsinsäure 702,
703.
Heptylalkohol 539.
tert. Heptylalkohol 490.
n-Heptylamin 71.
Heptylamiuoacetobrenz-
catechin 443.
Heptylharnstoff 491.
Heptylhydrocuprein 240.
Herraophenyl 679, 686.
Hemiarin 820.
Heroin 321, 326, 396, 397,
402, 403, 404, 407.
Hesperetin 201.
Hesperidin 201.
Hesperonal 785.
Hesperonalcalcium 637.
Heteroxanthin 91, 95, 793,
794.
Hetoform 668.
Hetokresol 591.
Hetralin 657.
Hexaätliylphloroglucin 515.
Hexaaminoarsenobenzol 542.
Hexabromdioxyphenylcar-
binol 616.
Hexachloraceton 153.
Hexachloräthan 473, 8 1 6, 8 1 9.
Hexachlorbruein 465.
Hexachlorkohlenstoff s.
Perchloräthan.
Hexaliydroanilin s. Cyclo-
hexylamin.
Hexahydroauthraoilsäure
180.
Hexahydrobenzoesäure 180.
Hexahydrobenzylamincar-
bonsäuren Cis und Trans
118.
Hexahydrochinolin 212.
Hexahydro-/)-collidin s.
Isocicutin.
Hexahydrophenanthren 54.
Hexal s. Hexamethylentetra-
minsulfosalicylat.
Hexamekol 657.
Hexamethyldiammonium-
dioxyarsenobenzol 718,719.
Hexamethylentetramin 143,
203, 542, 654—658, 715,
802, 806.
Hexaraethylentetramin-
acetylsalicylat 655.
Hexamethylentetramin-
äthylhydroxyd, cholal-
saures 656.
Hexamethylentetramin,
aminosalolmethylsulfo-
saures 657.
Hexamethylentetramin,an-
hydromethylencitronen-
saures s. Helmitol.
Hexamethj'lentetramin, anti-
monylweinsaures 656.
Hexamethylentetramin,
arsensaures 656.
Hexamethylentetramin-Ar-
butin 656.
Hexamethylentetramin- Ato-
phan 656.
Hexamethylentetraminborat
655.
Hexamethylentetraminboro-
citrat 655.
Hexamethylentetramin-
brommethylat 618.
Hexamethylentetramin,
camphersaures 657.
Hexamethylentetramin,
camphersaures s. Ampho-
tropin.
Hexamethylentetramin, chi-
nasaures s. Chinotropin.
Hexamethylentetraminchlor-
hydrat- Eisenchlorid s.
Ferrostyptin.
Hexamethylentetramindi-
guajacol 658.
Hexamethylentetramindi-
jodid 3. Novojodin.
Hexamethylentetramin, gal-
lussaures s. Galloformin.
Sachregister.
869
Hexamethylentotramin, gly-
kocholsaures 656.
Hexamethylentetramingold-
cyanchlorid 734.
Hexamethylonte tramin- Jodol
658.
Hexamethylentetraminkup-
fer 657.
Hexamethylentetraminme-
thylhydroxydborat 657.
Hexamethylentetraminme-
thylhydroxyd, cholalsau-
rea 656.
Hexamethylentetramin-
methylhydroxydgoldver-
bindungen 735.
Hexamethylentetramin-
methylhydroxydkupfer-
verbindungen 735.
Hexamethylentetramin-
methylhydroxydqyeck-
silberrhodanid.
Hexamethylentetramin-
methylrhodanid 657.
Hexamethylentetramin-
methylrhodanid s. Rhoda-
form.
Hexamethylentetramin-
natriumacetat s. Cysto-
purin.
Hexamethylentetramin-
natriumcitrat s. Formurol.
Hexamethylontetramin,
nucleinsaures 656.
Hexaraethylentetraminper-
chlorat 658.
Hexamethylentetramin,
phenolsulfosaures 058.
Hexamethylentetraminplios-
phat s. Allotropin.
Hexaraethylentetraminrho-
danat 655.
Hexamethylentetraminsali-
cylsäui-eaminophenylester-
methylsulfosäiire 656.
Hexamethylentetraminsulfo-
salicylat 655.
Hexamethylentetrainintan-
nin 663, 659.
Hexamethylentetramin telra-
jodid B. Siornin.
Hexamethylentetramintri-
chloral 476.
Hexamethylentotramin tri-
guajacol 658.
Hexamethylentetramintri-
metaborat s. Borovertin.
Hexamethylentetramin-
wasserstoffsuperoxyd 814.
Hexaraethylentriperoxyd-
diamin 814.
Hexamethylphloroglucin
615.
Hexamethylrosanilin 641.
Hexaminoarsenobenzol 32,
717, 718, 719, 724, 725.
Hexaaminoarsenobenzol-
Bismethylhexaamino-
arsenobenzol 716.
Hexaminoarsenobenzolsulf-
aminsäiire 718.
Hexan 51, 539. 816.
Hexanitrodiphenylamin s.
Aurantia.
Hexanon 517.
Hexamminkobaltiake 129.
Hexanonisoxim 304.
Hexaoxyanthrachinon 741.
Hexapyrin 655.
Hexindioxyd 150.
Hexophan 807, 809.
Hexosephosphat 784.
Hexylalkohol 55, 539.
Hexylamin 71, 445.
Hexylen 539.
Hexylhydrocuprein 241.
n-Hexyljodid 539.
Hexyllupeditin 315.
Hippurarsinsäure 701.
Hippursäuro 102, 105, 156,
165, 172, 173, 174, 180, 184,
186, 193, 197, 798.
Hippursäureamid 520.
Hippuryltropein 345.
Histamin 181, 441, 442, 445,
450, 451, 452.
Histidin 125, 441, 442, 452.
Holocain 326, 377, 378, 380.
Holocainsulfosäure 377.
Homatropin 121, 122, 341,
342, 343, 344, 348, 349, 355,
358,360,361,402.
Homatropinbromid 347.
Homatropinmethvibromid
347.
Homatropinmethylnitrat
s. Novatropin.
Homekgonin 335.
Homoäthincocain 336.
Homobenzylcarbaminsäure-
diäthylaminoäthanolester
377.
«-Homobetain 151.
Homobrenzcatechincarbon-
säure 589.
Homobrenzcatechinmono-
methyläther s. Kreoscl.
Homobrenzcatechinmono-
methylätheroarbonat 579.
}'-HomochoIin 328.
Homoconiin 312.
Homogentisinsäure 178, 181,
189.
Homoisomuscarin 331.
Homomethincocain 336.
Homonarcein 421.
Homopropincocain 336.
Homorenon 246, 456.
Homosaligenin 380, 382.
Homotropin 357.
Homotropinbenzoesäureester
357.
Homotropinmandelsäure-
ester 357.
Homotropintropasäureester
8. Mydriasin.
Hordenin 174, 356, 444, 447,
448, 449, 454, 455.
Hordeninmethyljodid 449.
Hydantoin 36, 109, 168.
Hydantoinsäure 168.
Hydracetin 219, 220, 779.
Hydracrylsäure 158.
Hydrargol 678.
Hydrargyrum salicylicum s.
Quecksilbersalicylat.
Hydrastin 421, 422, 423, 428,
429, 431, 440.
Hydrastinin 144, 421, 427,
428, 429, 430, 431, 432, 433,
434, 435, 436, 438, 439, 440,
455, 819.
Hydrastininsäure 427.
Hydrastinmethylamid 431.
Hydrastinmethylmethan-
chlorid 428.
Hydrastis 421, 428, 461.
Hydrazin 33, 34, 46, 47, 73,
74, 77, 95, 219, 260.
Hydrazinnorkodein 409.
o-Hydrazin-p-oxybenzoe-
säure s. Orthin.
Hydrazobenzol 190.
Hydrobenzamid 35, 78, 144,
"l79, 190.
i Hydrobenzoin 172.
Hydroberberin 422, 426,
I 427, 460.
Hydro bromchininäthylcar-
bonat 252.
Hydrobromchininbenzoat
252.
Hydrobromchininsalicylat
252.
Hydrochinidin 242.
Hydrochinin 237, 239, 240,
241, 242, 244, 245, 326.
Hydrochinincarbonat 252.
Hydrochininchlorid 239.
Hydrochinindiallylbarbitur-
säure 514.
Hydrochinon 56, 57, 103, 115,
139, 180, 181, 184, 189,190,
531, 534, 544.
Hydrochinonäthanolamin
449.
Hydrochinonbromisovale-
riansäureester 609.
Hydrochinonglykuronsävire
181.
Hydrochinonjodisovalerian-
säureester 609.
870
Sachregister.
Hydrochinonmethoxymethyl-
äther 653.
Hydrochinonmonomethyl-
äther 56.
Hydrochinotoxin 242.
Hyclrochloranüsäure 182.
Hydi-ochlorchinin 237, 244.
Hydrochlorchininäthylcar-
bonat 252.
Hvdrochlorisochinin 238,
"244.
Hydrochlorisochininäthyl-
carbonat 252.
Hydrocinnamylcocain 239.
Hydrocinchoninon 239, 242.
Hydrocinchoninäthylcarbo-
nat 253.
Hydrocinchotenin 817.
Hydrocolchicin 440.
Hydrocotarninsulfosäure
819.
Hydrocotoin 746.
o-Hydrocumarsäure 519, 520.
Hydrocuprein 238, 356.
Hydroekkain 356.
Hydrohydrastinin 432, 433,
437.
Hydrojodchiiünäthylcarbo-
nat 252.
Hydrokodein 407.
Hydrokotarnin 429, 432.
Hydrolecithin 782.
Hydrolecithineisen 782.
Hydrolecithinkupfer 782.
Hydrolecithinquecksilber782.
Hydromorphin 395, 407.
a-Hydronaphthylamin 308.
Hydropyrin 556.
Hydroxyaminoacetophenon
448.
Hydroxybenzoyltropein 344,
349.
Hydroxycoffein 55, 59, 93,
95.
Hydroxyhydrindamin 124,
447.
Hydroxyl 26, 27.
Hydroxylamin 33, 34, 35, 73,
74, 219, 260, 778, 779.
Hydroxylamine 82, 83.
Hydroxymethylbrenz-
schleimsäure 170.
p-Hydroxyphenyläthylamin
72.
Hydroresorcin 546.
Hydrozimtsäure 105, 552,
553.
Hyoglykocholsäiire 144.
Hyoscin 122, 352.
Hyoscyamin 122, 325, 326,
342, 348, 349.
Hyoscyaminmethylbromid
347.
Hypocoffein 94.
Hypnal 480, 483.
Hypnon s. Acetophenon.
Hypoxanthin 91.
Hyrgol 672.
Ichtalbin 626.
Ichthargan 627, 692.
Ichthyol 109, 137, 206, 545,
623, 684 ff.
lehthyoleiweiß s. Ichtalbin.
luhthyolformaldehydeiweiß
626, 627.
Ichthyolsulfon 625.
lehthyolsulfosäure 625.
Ichtoform 626.
Icterogen 706.
Imidazol 89, 90, 91, 311,
452.
Imidazolisopiperidin 451.
/?-Imidazolyläthylamin s.
Histamin.
)?-Imidazolylessigsäure 181.
Imidazolylmethyiamin 451.
Iminoallantoin 168.
Iminobernsteinsäureeater
141.
Iminosuccinaminsäureäthyl-
ester 141.
Inden 539.
Indican 175, 176.
Indigblau 30.
Indigo 638.
Indigweiß 30.
Indoform 570.
Indol 79, 177, 190.
Indolacetursäure 181.
Indolbrenztraubensäure 176.
/)-Indol-pr-3-essigsäure 181.
Indolinone 224.
Indolyläthylamin 181, 441.
450, 453.
Indolylessigsäure 181.
Indophenol 740.
Indosyl 177, 183, 190.
Indoxylsäure 183.
Indoxylschwefelsäure 182.
Indulin 641.
Inosit 51, 58, 100, 138, 162.
Inositarsensäure 701.
Inosithexapliosphorsäure s.
Phytin.
Insipin 253.
Intramin 623.
lonon 757.
Isoamylphenylcarbamat 753.
Iridium 530.
Iriphan 808.
Isatophan 808, 809.
Isatropylcocain s. Truxillin.
Isoäthionsäure 101, 199.
Isoallylamin 110, 238.
Isoamyläther 539.
Isoamylalkohol 61, 181, 490,
539.
Isoamylamin 71, 181, 294,
444, 447, 450.
Isoamylapohydrochinidin
241.
Isoamylbenzylconiniumjodid
124.
Isoamylehlorid 539.
Isoamylen 153, 539.
Isoamylhydrocuprein siehe
Eucupin.
Isoamylliydrocuprein 239,
241.
Isoamylkresol 598.
Isoamylkresoljodid 598.
m-Isoamylolkresol 546.
Isoamyltrimethylammoniun-
chlorid s. Amylarin.
IsoantipjTui 226, 227.
Isobarbaloin 739.
Isobarbitursäm'e 167.
Isobomeol 758.
Isoborneolisovaleriansäiire-
ester s. Gynoval.
Isoborneolisovalerylglykol-
säureester 761, 769.
Isobuttersäure 54, 294, 750.
Isobutylacetat 62.
Isobutylalkohol 61, 131.
Isobutylamin 71.
Isobutylbenzole 177.
Isobutylbutyrat 62.
tert. Isobutylglyceryl-;S-
hydroxylamin 143.
tert. Isobutylglykol-/)-
hydroxylamin 143.
Isobutylhydrocuprein 241.
Isobutyl-m-Kresol 536.
Isobutyl-o-Ivresol 536.
Isobutyl-p-Kresol 536.
Isobutyl-o-kresoljodid s.
Europhen.
Isobutyllupetidin 315.
Isobutyhnorphin 397.
Isobutylnitrit 80.
Isobutylphenol 536.
Isobutylphenoljodid 598.
Isobutyraldehyd 96.
IsobutjTformaldehyd 153.
Isobutyronitril 87.
Isobutyrylcholin 329.
Isobutyrylformamid 450.
Isocapronitril 87.
Isochinin 244.
Isochinolin 209, 294, 303, 311.
Isochinolinmethyljodid 209.
Isochiuoliumhydroxyd 299.
1-Isochinolylmethylketon
247.
Isochinontetrahydrür 126,
151.
Isocicutin 296.
Isococain 336, 355.
Isocoffein 94, 793.
Isocotoin 747.
Sachregister.
871
Isooctylhydrocuprein s. Vu-
cin.
Isocumarincarbonyltropein
345, 366.
Isocyanessigsäure 86.
Isocyanide 27, 85.
Isocyansäureäthylester s.
Athylcarbimid.
Isocyanursäureäthylester s.
Triäthylearbimid.
Isocyanursäureallyläther 88.
Isocymarigenin 775.
Isodialursäure 167.
Isodionin 408.
Isodiphenylpiperidid 319.
Isoemetin 125, 466, 467.
Isoeugenol 592.
Isoeugenolacetdiäthylamino-
methylamid 386.
Isoeugenoläthylcarbonat 579.
Isoeugenolcarbouat 579,
580.
IsoeugenoUnethylcarbonat
579.
Isofenchylalkohol 191.
Isoform 604.
Isohomobrenzcatochin 588.
Isohydroxyphenvläthylamin
448.
Isokresolcarbonylphenyl-
phosphorsäiireester 785.
Isoleucin 125, 138, 140.
Isomethylgranatolin 352.
Isomorphin 403, 404.
Isomuscarin 331.
Isonitrile s. Isocyanide.
Isonitrosoaceton 74.
Isonitrosoacetylchinotoxin
245.
Isonitrosopropan 74.
/J-Isoorcin 147.
Isophotosantonin 754.
Isophotosantonsäure 754.
Isophthalsäure 105.
Isopilocarpin 462.
Isopral 483. 484.
Isopropyläthylbarbitursäure
508.
Isopropylalkohol 61, 98,
131, 132, 159.
Isopropylbenzoesäure s.
Cuniinsäure.
Isopropylbenzol s. Ciimol.
Isopropylbenzylbarbitur-
säure 508.
Isopropylcuprein 238.
Isopropylglykuronsäure 190.
Isopropylhydrocuprein 240,
241.
Isopropyl-m-kresol 546.
Isopropyl-o-kresol 536.
Isopropylphenacetin 270.
N-Isopropylphenacetin 285.
Isopropylpheuol 536.
Isopropylphenylcarbamat
753.
Isopropylpiperidin 312.
Isopyramidon 227.
Isopyrazolon 217.
Isopyridin 294.
Isosäfrol 112, 547.
Isoserin 140.
Isostrychnin 465.
Isostrychninsäure 465.
Isotetrahydro-a -naphthyl-
amin 308.
Isothiocyandimethylester
85.
Isothiocyanmethylester 85.
Isothiocyansäureäthyläther
88.
Isovaleramid 496, 768.
Isovaleriansäure 144, 163,181,
767, 768.
Isovalerianylharnstoff 484,
489, 769.
Isovaleronitril 87.
Isovaleryl-p-aminophenol-
allyläther 266.
Isovalerylbenzylester 768.
Isovalerylcarbamid s. Iso-
valerianylharnstoff.
Isovalerylchinin, salicyl-
saures 252.
Isovaleryldiäthylamid 768.
Isovaleryldiäthylamino-
methylharnstoff 499, 769.
Isovaleryldiätliylaminthy-
mylmethylen 768.
Isovaleryldipiperidyldirae-
thylureid 769.
Isovalerylguajocolsulfosäure
588.
Isovalerylkresotsulfosänre
588.
Isovalerylmetliylaminophe-
nyldimethylpyrazolon 768.
Isovalerylpiperidylmethyl-
harnstoff 499.
Isovalerylsalicylsäure 558.
Isovanilliu 97, 192.
Isovanillinsäiire 191.
Istizin 741, 780.
Jaborin 462.
Jalapin 744.
Jalapinol 744.
Japancampher s. Campher.
Jaune solide 643.
Jod 10, 13, 15, 25, 31, 32, 38,
70, 109, 129, 134, 206, 473,
527, 530, 531, 543, 593, 596,
597, 606ff., 622.
Jodacetophenon 85.
Jodacetylaminophenylarsin-
säure 705.
Jodacetylsalicylsäure 612.
Jodacetylthymol 609.
Jod-p-äthoxyphenylsuccini-
mid 597.
Jodäthyl 607, 608.
Jodäthyldisulfidjodoform
623.
Jodal 489.
Jodalbacid 613.
Jodalbiimin 198.
Jodalbumose 613.
Jodamraonium 300.
Jodamylum s. Jodstärke.
Jodanisol 183, 604.
Jodantifebrin 612.
Jodantipyrin s. Jodopyrin.
Jodate 183, 814.
Jodatoxyl 705, 72^.
Jodbehensäureäthylester 609.
Jodbehensäureamid 611.
Jodbehensäureguajacolester
609.
Jodbenzoesäure 614.
Jodbenzol 52, 614.
Jodbuttersäureguajacolester
609.
Jodcacaobutter 609.
Jodcalciumsaccharose 637.
Jodcasein 613.
Jodcatechin s. Neosiode.
Jodchinin 612.
Jodchloroxychinolin siehe
Vioform.
Jodcinchonin 612.
Jodcyan 85.
Joddioxybenzolforraaldehyd
606.
Joddioxypropan 611.
Jodeigon 198, 621.
Jodeisenlecithin 782.
Jodeiweiß 613, 621.
Jodessigsäurephenylester 609.
Jodeugenol 598.
Jodfett 608, 609. 610.
Jodformaldehydstärke 651.
Jodgallicinwismut 668.
Jodguajacol s. Jodokol.
o- Jodhippursäure 198.
Jodhydrochinonmethyläther
604.
Jodimidazol 604.
Jedipin 610.
Jodisobuttersäiireguajacol-
ester 609.
Jodiso valerianylguajacol-
est«r 609.
Jodisovalerianylharnstoff
484, 489, 610.
Jodiso valerianylkreosotester
609.
Jodival 489.
JodkaUum 603, 607, 608,
613.
Jodkresol 600.
Jodlecithin 610.
Jodleim 613.
872
Sachregister.
Jod-p-methoxyphenylsuccin-
jmid 597.
Jodmethyl 70. 298.
Jodmethylimidazol 453.
Jodnatrium 13, 607.
Jodnatriumglukose 607.
Jodnaphthol 598.
Jodoanisol 183.
p-Jodoanisol s. Isoform.
Jodobenzol 614.
Jodocrol 598.
Jodofan 606.
Jodoform 110, 489, 530, 532,
593ff., 602, 603, 607, 624,
635, 669.
Jodoformäthylsulfidmethan-
jodid 624.
Jodoformäthylsulf odiiso-
propyljodid 624.
Jodoformal 595.
Jodoformalbumin 603.
Jodoformdimethyläthylsul-
foniumjodid 623.
Jodoformeiweiß s. Jodo-
formogen.
Jodoform-Hexamethylen-
t«trarüin s. Jodoformin.
Jodoformin 594, 595, 603.
Jodoformium bituminatum
594.
JodoformjodäthylaUylsulfid
624.
Jodoformjodmethylmercap-
tol 624.
Jodoformjodmethylperbrom-
methj'ltrisulfid 624.
Jodoformogen 595.
Jodoform-Paraformaldehyd
595.
Jodoformtriäthylsulfonium-
bromid 623.
Jodoformtriäthylsulfonium-
ohlorid 623.
Jodoformtriäthvlsulfonium-
jodid 623.
Jodokol 598.
Jodol 453, 602, 603, 658.
Jodolalbumin s. Jodolen.
Jodolen 603.
Jodol-Hexamethylentetra-
min 603.
Jodonium 129.
Jodonivimbasen 71, 614.
Jodophenetol 604.
Jodophenin 612.
Jodophenylarsinsäure 706.
Jodopyrin 611.
Jodosobenzoat 614.
Jodosobenzoesäure 614.
Jodosobenzol 614.
Jodosophenylarsinsäure 706.
Jodothyrin 613.
Jodoxybenzoesäure 614.
Jodoxychinolin 606.
Jodoxychinolinsulfosäure s.
Loretin.
Jodoxychinolinsulfosäure-
ammoniumjodid 602.
Jodoxylderivate 598, 599.
Jodoxj'phenyläthylamin 458.
Jodoxj-toluylsäurejodid 59S.
Jodoxytriplienylmethan 602.
Jodpaknitinamid 610.
Jodpalmitinsäure 608, 609,
610.
Jodpepton 613.
Jodphenol 87.
Jodphenolfonnaldehyd 606.
Jodphenylarsenigsäurejodid
706.
Jodphenylarsinsäure 705, 706,
726.
JodphenylchinoUncarbon-
säure 809.
Jodphenyldimethylbrom-
pyrazolon 612.
Jodphenyldimethyldimethyl-
aminop3TazoIon 612.
Jodphthaiimid 619.
3-Jodpropanol 144.
/?- Jodpropionsäure 158.
Jodpropionylcholesteriu 611.
Jodresorcinformaldehyd 600,
p-Jodsaccharin 142.
Jodsalicylsäure 612.
Jodsalicylsäurejodid 598.
Jodsalol 601.
Jodsaponin 612.
Jodsäure 473.
Jodsesamöl 608.
Jodsilber 726.
Jodstärke 31, 596, 610.
Jodstearinamid 610.
Jodstearinsäure 609, 610.
Jodstearinsäureäthylester
609.
Jodstearinsäureguajacolester
609.
Jodsuccinimid 597.
Jodtanninleim 613.
Jodterpin 600.
Jodthion 611.
Jodthymol 597.
Jodthymolsulfosäiu^ 605.
Jodtinktur 607, 608.
Jodtriäthylglycinamid 620.
Jodtribromid 530.
Jodtrichlorid 530.
Jodtrifluorid 85.
Jodtrimethylglycinamid 620.
Jodwasserstoffsäure 607.
Jodwismuteiweiß 671.
Jodybin 667.
Jodzimtsäureguajacylester
611.
Jodzimtsäurekresolester
601.
Juglon 86.
Kairin 31, 190, 212, 213.
Kairolin 212, 213.
Kakodyl 541.
Kakodylchlorid 699.
Kakodylcyanid 699.
Kakodylfluorid 699.
Kakodyljacol 699.
Kakodyloxyd 27, 699.
Kakodylsäure 699, 700, 821.
Kakodylzimtsäure 699.
Kahum 10, 12, 13, 14, 16,
20,21,23,25, 132, 134, 135,
799.
ElaUumbromid 18.
Kahumchlorid 21.
Kaliumcuprocyanid 736.
Kaliumcyanat 75.
KaUumcyanid 75.
Kaliumgoldcyanid 734.
Kaliummetaantimoniat 732.
KaUumpermanganat 528.
KaliumpjToantimoniat 700.
Kaliumquecksilberthiosulfat
22.
Kalmopyrin 556.
Kalomel 678.
Kalzan 037.
Kaolin 664.
Ketohexahydrocymol s.
Menthon.
Kelene 472.
Ketodihydroeymol s. Carvon.
Ketone 30, 63, 98ff.
Ketohexahydro-p-ej-mol s.
Menthon.
5-Keto-3-oxy-5. 10-dihydro-
I acridin 174.
Elharsin 706.
' Kieselsäure 636.
Kieselsäurehydrat 636.
Knallsäure 85.
Knoblauchöl s. Allylsulfid.
Kobalt 10, 15, 18, 24, 530,
728.
Kobalt cholsaures 690.
Kobaltammoniake 129.
Kodaethylin s. Dionin.
Kodein 297, 318, 321, 326,
392, 393, 394, 395, 396,
397, 398, 399, 400, 401, 403,
404, 405, 408, 409, 411, 412,
414, 424, 425, 429, 432, 575.
Kodeinbrommethylat 406.
Kodein-Diäthylbarbitur-
säure 400.
Kodeinguajacoläther 399.
Kodeinkresyläther 399.
Kodeinon 407.
Kodeinphenyläther 399.
Kodein-Veronal 510.
Kohlehydratphosphorsäure-
ester 784.
Kohlehydratschwefelsäure-
ester 784.
Sachregister.
873
Kohlenoxyd 46, 84, 132, 297.
Kohlenoxysulfid 107.
Kohlensäure 100, 297, 577.
p-Kohlensäiireacetanilid-
äthylester 278.
p-Kohlensäureacetanilidpro-
pylester 278.
p-KohlensäureacetaniUd-
butylester 287.
p-Kohlensäurebenzanilid-
äthylester 278.
Kohlensäuremethylester 817.
Kohlensäuremorphinester
400.
p-Kohlensäurephenyläthyl-
urethanäthylester 278.
p-Kohlensäurephenyläthyl-
urethanpropylester 278.
p-Kohlensäurephenylpropyl-
urethanäthylester 278.
p-Kohlensäurepropinanilid-
äthylester 278.
Kohlenstoff 26.
Kohlenstoffsubnitrid 85.
Kohlenwasserstoffe 27, 30,
51, 52, 52, 137, 468.
Kollargol 23, 727.
Kollidine 133.
Kombestrophanthin siehe
Strophanthin.
Komenaminsäure 170.
Komensäure 170.
Kongo-Azoblau 640.
Kongorot 641.
Korallin 641.
Kosotoxin 752.
Kotporphyrin 196.
Kotarnin 422, 427, 429, 430,
432, 438.
Kotarnin, phthalsaures s.
Stryptol.
Kotarninsuperoxyd 430.
I^applack 646.
Kreatin 36, 143, 144, 188, 786.
Kreatinin 501, 786.
Kreolin 531, 545.
Kreosoform 586.
Kreosol 575, 592.
Kreosoläthylkohlensäure-
ester 578.
Kreosol, arachinsaures 583.
Kreosolblei 671.
Kreosolcalcium 671.
Kreosol, caprinsaures 583.
Ivreosol, capronsaures 583.
Kreosol, caprylsaures 583.
Kreosolcarbaminsäureester
578.
Kreosolcarbonat 578.
Kreosol, cerotinsaures 583.
Kreosol, erucasaures' 583.
Kreosol laurinsaures 583.
Kreosol, leinölsaures 583.
Kreosolmagnesium C71.
Kreosoknethylkohlensäure-
ester 578.
Kreosol, myristinsaures 583.
Kreosol, palmitinsaures 583.
Kreosol, recinolsaures 583.
Kreosol, sebacinsaures 583.
Kreosolwismut 671.
Kreosot 137, 381, 546, 5T5ff.,
589, 590, 591, 592.
Kreosotäthylkohlensäiire-
ester 578.
Kreosotalsulfosäure 588.
Kreosot, arachinsaures 583.
ICreosotblei 671.
Kreosotcalcium 671.
Kreosot, caprinsaures 583.
Kreosot capronsaures 583.
Kreosot, caprylsaures 583.
Kreoaotcarbonat 577, 578,
581, 582, 584.
Kreosotcarbonatsulfosäure
588.
Kreosot, cerotinsaures 583.
Kreosot, erucasaures 583.
Kreosotiso valeriansäureester
583.
Ivreosot, laurinsaures 583.
Kreosot, leinölsaures 583.
Kreosotmagnesiiun 671.
Kreosotmethylkohlensäure-
ester 578.
Kreosot myristinsaures 583.
Kreosotölsäureester 582.
Kreosotpalmitat 583.
Kreosot palmitinsaures 583.
Kreosotphosphit 512.
Ivreosot ricinolsam'es 583.
Kreosot, sebacinsaures 583.
Kreosotstearat 583.
Kreosotwismut 671.
Kresatin 548.
Kresegol 679.
Kresol 190, 258, 535, 536, 546,
590,591,598,625.
ra-Kresol 116, 533, 534, 535.
o-Kresol 116, 533, 534, 535.
p-Kresol 116, 172, 533, 534,
535.
Kresolarsinsäure 712.
Kresolcarbonat 581.
Ivresole 53, 56, 57, 67, 544,
545, 555.
m-Kresole 544.
o-Kresole 544.
p-Kresole 544.
m-ICresolessigsäureester s.
Kresatin.
Kresolkalium 533.
Kresolkresotinsäureester 563.
Kresolmethoxymethyläther
653.
m-Kresol-o-oxalsäureester
548.
Kresolquecksüber 673.
Kresolsalycilsäureester 563,
564.
Kresolschwefelsäureester 535.
o-Kresolsulfophthalein 200.
p-Kresol-o-sulfosäure 535.
Kresolwismut 670.
Kresolzimtsäureest«r 591.
Kresontinsäure 554, 555.
o-Kresooxacet-p-phenetidid
275.
m-Kresooxacet-p-phenetidid
275.
p-Kresooxacet-p-phenetidid
275.
Kresosteril 548.
Kresotinsäure 546, 553, 573,
590, 591, 625.
o-Ivresotinsäure 542.
Kresotinsäureacetonchloro-
formester 482.
Kresotinsäureacetylamino-
phenylester 573.
Kresotinsäiireäthylester-
chlormethylat 568.
Kresotinsäureguajacolester
564.
Kresotinsäurekreosolester
564.
Kresotinsäuremethoxym-
ethylester 569.
Kresotinsäurenaphtholester
565.
Kreso xylessigsäuregua j a cy 1
ester 589.
Kresoxylessigsäurekresyl-
ester 589.
Ivresyläthylamin 448.
p-Kresylpiperidid 317.
Krötengift s. Bufotalin.
Krurin 671.
Kryofin 272.
Ivi-yogenin 222.
Krypton 530.
Krysolgan 735.
Krystallviolett s. Methylvio-
lett.
Kupfer 10, 15, 24, 528, 538,
725. 734, 736.
Kupferacetat 21.
Kupferacetessigester 543,
736.
Kupferalbuminsäure 696.
Kupferchlorid 532.
Kupfer, cholsaures 690.
Kupferglobulin 693.
Kupferkaüumcyanid s.
Cyanocuprol.
Kupfer, kolloid, 736.
Kupferlecithin 782.
Kupferoxydhydrat 735.
Kupferoxynitrosophenyl-
hydroxylamin 543, 736.
Kupfersaccharat 737.
Kupfersalvarsan 735.
874
Sachregister,
Kupferschwefelpepton 543,
736.
Kupfer, stearinsaures 096.
Kiipfersulfat 736.
Kupfer, tetraraethylenbisimi-
nosaures 737.
Kj-nurensäure 176, 181.
Kynurin 193, 210.
Lactanin 668.
Lactonitril 87.
Lactophenin 144, 154, 268,
271, 274.
Lactylaminobenzoesäure-
äthylester 385.
Lactylaminophenoläthyl-
carbonat 267.
Lactylaminophenolallyläther
266, 818.
Lactyltropein 342, 344, 345.
Lävulochloral 477.
Lävulose 135, 162.
LiUiilosenitrat 81.
Lävulinsäure 98.
Lanthan 15, 18. 134, 816.
Lanthanoxalat 18.
Largin 693.
Laudanon 406.
Laudanosin 412, 425.
Laureolcampher s. Canipher.
Laxin 743.
Leactyl 735.
Lecithin 781, 782.
Lecithinferrobromid 698.
Lecithinferrojodid 698.
Lecithinkupfer 735.
Lecithinkupferzinnsäure 735.
Lenigallol s. P\Togalloltriace-
tat.
Lenirobin 777.
Lentin 747.
Lentin s. m-Phenylendiamin.
Lepidin 209.
Leucin 73, 125, 140, 141, 157,
163, 524.
dl-Leucin 120.
n-Leucin 163.
Leucinphosphorsäuredi-
äthylester 783.
Leukonsäure 151.
Lichtgrün s. Badisch 649.
Limonen 180.
Linalool 543 756.
Lipojodin 609, 610, 611.
Lithium 10, 13, 14, 15, 16, 23,
25, 134, 135, 788, 798, 799.
Lithium, chinasaures siehe
Urosin.
Lophin 197.
Loretin 605, 606.
Loretinwismut 606, 667.
Losophan 598, 599, 600.
Lumiiial 494, 508, 509,
514.
/9-Lupetidin 61, 214, 301, 302,
313, 314, 316.
Lupinin 323.
Lupulinsäure 144.
Lusini 108.
Lustgas 137.
Luteokobaltchlorid 24.
Lutidine 133, 311.
Lutosargin 673.
Lycetol 802.
Lygosin 006.
Lysidin 799, 802,
Lysochlor 536, 615.
Lysocythin 327.
Lysoform 530.
Lysol 531, 536, 537, 545,
628.
Magisterium Bismuthi 662,
666, 691.
Magnesiima 10, 11. 13, 14,
15, 22, 134, 149, 528.
Magnesiumglycerophosphat
783.
Magnesium ricinolsaures 743.
Malachitgrün 537, 641, 642.
647.
Malanilsäure 104.
I Malatein 278.
Malarin 279.
j Maleinsäure 120, 126, 144.
! MaUebrein 738.
Malonal s. Veronal.
Malonsäure 102, 132, 133,
158, 161.
Malonsäuredinitril 87.
Malonsäuretrichlorbutvlester
483.
Jlalonylarsanilsäure 707.
Malonylguanidin 95.
Maltose 135.
Mandarin s. Orange II.
Mandelsäure 106, 107, 174,
225, 272.
1-Mandelsäuro 164, 175.
r-Mandelsäure 172.
Mandelsäurephenetidid s.
Amygdophenin.
Mandelsäuretropein siehe
Homatropin.
Mandelsäure-i/'-tropein 121,
352.
jNIandelsäurenitril 88.
Mangan 10, 18.
Manganchlorid 530.
Mannit 55, 135, 136, 159, 162.
Mannitarsensäure 701.
Mannithexanitrat 81.
Mannitorthosilicat 636.
Mannitpentanitrat 81.
Marmonose 137.
Mannose 125, 162.
d-Maimose 119.
Maretin 146, 222.
Margol 733.
Martiusgelb 83, 101, 639.
Meconsäure 1 70.
Meconsäureäthyläther 170.
Meconsäurepropyläther 170.
Medinal 494.
Melilotol 519.
MeUitsäure 105.
Melubrin 231.
Menolysin 440.
Menthan 112.
p-Menthandiol 191.
Menthen 191, 539.
Menthenol 191.
Menthenon 757.
Menthol 112, 126, 184, 190,
381, 531, 535, 538, 553, 592,
756, 758, 759, 760, 777.
Mentholacetylsalicylglykol-
säureester 762.
Mentholäthylglykolsäureester
760.
Mentholbromiso valerian-
säureester 761.
Mentholcarbaminsäureester
578.
Mentholcarbonat 578, 759.
Mentholformaldehyd 653.
Mentholglykuronsäure 184.
MenthoUsovalerylglykol-
säureester 701, 769.
Mentholisovaleriansäure-
ester s. Valuol.
(!f-Menthollactosid 175.
Mentholäalicylester s. Sali-
menthol.
Mentholsaücylglykolsäure-
ester 762.
Mentholsalicylsäureacetol-
estercarbonat 761.
Mentholsalicylsäuremethoxy-
methylestercarbonat 761.
MentholsaUcylsäuremethyl-
estercarbonat 761.
Mentholsalolcarbonat 761.
Menthon 112, 756.
1-Menthonisoxim 305.
Menthylamin 759.
Menthylmilchsäureester 760.
Meracetin 678.
Mercaffin 690, 691.
Mercaptale 147.
Mercaptane 107, 108, 147,
199.
Mercaptursäureglykuron-
säure 185.
Mercinol 678.
Mercuri s. Quecksilber.
Mercuriacetanilidazotoluol
687.
Mercuriaminodimethylsulfo
säure 684.
Mercuriaminophenolsulfo-
Sachregister.
875
Mercuriaminosulfobenzoe-
säure 685.
Mercuriehaulmugrasäure 681.
Mercuricyclohexencarbon-
säureanhydrid 681.
Mercuridibenzoesäure 683,
688.
Mercuribenzoesulfosäure 680.
Mercuridisulfamidbenzoe-
säure 682.
Mercurierukasäure 681.
Mercuribisareinosalicylsäure
726.
Mercuribismethyloxj'benzol-
arsinsäure 726.
Älercuribisoxynaphthalmdi-
svilfosäiire 726.
Mercurilecithin 681.
Mercurimetanilsäure 685.
Mercuriölsäure 681.
Mercurioleinsäureäthylat 681.
Mercurisalicylarsensäureester
s. Tresol.
Mereurisalicylsulfosäure 680.
Mercurisulfamidbenzoesäure
682.
Mercurisulfokresotinsäure-
suceinimid 679.
MercurisulfosaUcylsäure-
succinimid 679.
Jlercuritheobromm 691.
Mercuritheophyllin 691.
Mercuri triolein 681.
Merciirizimtsäuremethylester
681.
Mereuro s. Quecksilber.
Mercurochrom 679.
Mercurocoffein s. Mercaffin.
Mercurodij odphenolsulf o-
säure s. Anogon.
Mercurophen 679.
Mercurophenyldimethylsulf-
aminopyrazolon 684.
Mercurotheobromin 690.
Mercvirotheophyllin 690.
Mergal 690.
Merjodiu s. Anogon.
Merlusan s. Tyrosinqueck-
silber.
Merochinen 215.
Merochinenäthj'lester 245.
Jlesaconsäure 126, 165.
Mesitylen 52, 53, 64, 173, 193.
Mesitylensäure 173, 193.
Mesityloxyd 98.
MesoporphjTin 196.
Mesotan 568.
Meso Weinsäure 100, 119, 161.
Mesoxalsäure 158.
Mesoxalylharnstof f s. Alloxan.
Mesoyohimbin 440.
Metachloral 474.
Mstaldehyd 96, 130.
Metanicotin 306, 311 460.
Metanilgelb 645.
Metanilgelb s. Orange MN.
Metaphosphorsäure s. Phos-
phorsäure.
Metarsanilsäuro 704.
Meta vanadinsäure 19.
Methacetin 144, 265, 267,
269, 287.
Methan 51, 471, 489, 523.
Methanarsenoaminophenol
714.
Methanyldianisidin 378.
Methenyldiphenetidin 378.
Methenyloxyaminobenzoe-
säuremethylester 387.
Methenyltriäthyläther 495.
Methokodein 404, 410.
Methoxyäthyüdensalicylat
568.
Methoxyatophan 809.
o-ilethoxybenzoesäure 555.
p-Methoxychinolin s. Chin-
anisol.
6-Methoxychinolyl-4-äthyl-
keton 248.
6-Methoxyehiaolyl-4-methyl-
keton 248.
4(-p-Methoxychinolyl)-2-py-
rylcarbinol 247.
Methoxycoffein 62, 92, 93.
Jlethoxycumarin 820.
ilethoxydiäthylbarbitur-
säure 509.
Methoxydibromdihydrozimt-
säureborneolester 761.
Methoxydimethylamino-
äthoxyphenanthren 411.
p - Me t hoxydioxydihydrochi-
nolin 214.
Methoxyhydrastin s. Xarko-
tin.
Methoxyjodphenylchinolin-
carbonsäure 809.
p-Methoxylepidin 215.
Methoxymethyläthylhomo-
piperonylamin 458.
Methoxymethylallylamin458.
p-JIethoxy-y-methylchinolin
215.
iletho xymethyldiäthylamin
458.
llethosyosymethyldicliinolin
214.
Methoxymethylhomopiper-
onylamin 458.
Methoxymethylmenthol 760,
766.
Methoxymethylmethylhomo-
piperonylamin 45S.
Jlethoxjanethylsantalol 766.
Methoxynaphthoesäureamid
520.
Methoxyphenanthrencarbon-
säure 394.
Methoxyphenoxydimethyl
aminopropanol 371.
Methoxyphenyläthanolamin
454.
Methoxyphenyläthanolamin-
methyläther 454.
Methoxyphenyläthylbarbi-
tursäure 508.
p-Methoxyphenylalanin 169.
Methoxyphenylaminochino-
lincarbonsäure 811.
Methoxyphenylcarbamin-
säurediäthylaminoäthanol-
ester 376.
Methoxyphenylchinolincar-
bonsäure s. Isatophan.
Methoxyphenylchinolincar-
bonsäureisoamylester 810.
Methoxyphenylphenylacetyl-
diketopyrrolidin 805.
Methoxyphenylphenylben-
zoyldiketopyrroUdin 805.
Methoxyphenylphenylchino-
lincarbonsäure 807.
Methoxyphenylpropylamin
458.
p-Methoxyphenylpropion-
säure 169.
Jlethoxyphenylsemicarbazid
222.
p-Methoxytetrahydrochino-
lin s. Thallin.
Methoxypiperonylchinolin-
carbonsäure 811.
Met-Thebenin 412.
Methychinolin 214.
Methylacetyltetrahydro-
naphthylamin 446.
Methyläthylacetylhamstoff
498.
Methyläthyläther 472.
Methyläthylbarbitursäure
506.
Methyläthylbromacetylham-
stoff 489.
Methyläthylcarbinolurethan
497.
Methyläthylconiin 298.
Methyläthylketon 158, 495.
Methyläthylketoxin 495.
Methyläthylmalonylharn-
stoff 493.
Methyläthylnorhydrastinin
438.
Methyläthylpinakon 492.
I Methyläthylpropylcarbiuol
185.
Methyläthylthiohamstoff
1 108.
j Methylal 517.
dl-a-JIethylalanin 163.
i Methylalkohol 61, 131, 158,
190, 490, 523, 524, 532.
I Methylamarin 197, 294.
876
Sachregister.
Methylamin 28, 62, 66, 71,
95, 158, 294, 302.
Methylaminoacetobrenz-
catechin s. Adrenalon.
Methylaminäthanol 444.
7-Methylamino-8-amino-
xanthin 188.
p-Methylaminobenzoesäure
179.
Methylaminobuttersävire 144.
j'-Methylaminobuttersäure
151.
dl-«-Methylaminobuttersäure
163.
a-Methylamino-n-capron-
säure 151.
dl-a -Methylaminocapron-
säure 163.
Methylaminodioxypyrimidin
792.
Methylarainketon 444.
Methylaminooxyisobutter-
säureäthylester 370.
Methylaminoparaxanthin790.
Methylaminopropionsäure
144.
dl-a -Methylaminovalerian-
säure 163.
Methylamigdalyltropein
345.
Methylanilin 35, 66, 214, 257,
258, 301, 302, 501, 718.
Methylanthranilsäuremethyl-
ester 263.
Methylantipyrin 227.
4-Methylantipyrin 227.
Methylantipyrylimino-
pyrin 227.
Methylanthrachinon 740.
Methylanthranol 779, 780.
Methylapomorphiniiun-
methylatsulfit 406.
Methylarsenoxyd 821.
Methylarsensäure 821.
Methylarsin 699.
Methylarsindichlorid 67.
Methylarsinsäure 699.
Methylatropin 298, 301, 349,
391.
Methylatropiniiimmethylat-
sulfit 347.
Methylbenzamid 520.
Methylbenzol s. Toluol.
Methylbenzimidazol 90.
N-Methylbenzoyldimethyl-
phenyl-y-oxypiperidin-
cabonsäuremethylester365.
N-Methylbenzoyltetra-
methyl-y-oxypiperidincar-
bonsäureäthylester 365.
N-Methylbenzoyltetra-
methyl-)'-oxypiperidincar-
bonsäuremethylester siehe
Euoain.
N-Methylbenzoyltrimethyl-
7-oxypiperidincarbonsäure-
methylester 365.
Methylbrucin 297, 301.
Methylbutylcarbinolurethan
497.
Methylcarbaminoarsanilsäure
707, 709.
Methylcarbonylphenylphos-
phorsäure 785.
Methylcarbylamin 86.
Methylchinidin 301.
Methylchinin 301.
C-Methylchinin 244.
Methylehinizarin 741.
Methylchinolin 294, 301.
a-Methylchinolin s. Chinal-
din.
7-MethylchinoIin s. Lepidin.
o-Methylchinolin 180.
p Methylchinolin 180.
Methylchinoliiicarbonsäure
807.
Methylchinolinchlorid 299.
Methylchinolindicarbonsäuro-
diäthylester 808.
2-Methylchinolylketon 247.
Methylchlorid 471, 533.
Methylchlorkohlensäureester
817.
Methylchloroform 69, 472.
Methylcinchonin 301.
C-Methylcinchonin 244.
Methylcocain 301.
Methylcodein 301.
8-Methylcoffein 94.
Methylconim 298, 318.
Methylcumarsäure 105.
Methylcumarinsäure 105.
Methylcyanoacetat 87.
Methylcyanamid 75.
N-Methylcyandimethyloxy-
pyridin 313.
Methylcyanosuccinat 87.
Methylcyanotricarballylat 87.
Methylcyclohexaminocarbon-
säureäthylester 388.
Methylcyclohexan 52, 539.
Methylcyclohexanon 52.
Methyldelphinin 301.
Methyldiäthylbarbitursäure
493.
Methyldiäthylcarbinolure-
than 498.
Jlethyldiäthylhydantoin 508.
3-Methyl- 1. 7-diäthylxanthin
94.
Methyldibromarsin 85.
Methyldichlorarsin 85.
Methyldihydroberberin 426.
Methyldihydrohydrastinin
438, 439.
Methyldihydronorhydrasti-
nin 439.
Methyldimethylaminoxan-
thin 790.
Methyldimethylindolium-
oxydhydi'at 301.
Methyldioxybenzol s. Iso-
homobrenzcatechin.
Methyldioxyanthrachinon s.
Chrysophansäure.
Methyldioxych inolincarbon-
säure 172.
l-Methyl-2.6-dioxj'purin 189.
3-Methyl-2.6-dioxypurin 189.
7-Methyl-2.6-diox}'purin 189.
4-Methyl- 2. 6-dioxypyrimidin
s. Methyluracil.
5-Methyl-2. 6-dioxypyrimidin
s. ThjTnin.
Methyldiphenylacetyldiketo-
pjTrolidin 805.
Methyldiphenylbenzoyldi-
ketopyrolidin 805. 806.
Methyldiphenvlenimidazol
419.
Methylen-acetochlorhydrin
68.
Methylenaloin 742.
JNIethylenbichlorid 67, 68,
471, 472.
Methylenblau 338, 633, 638,
641, 642, 645, 646, 648.
Methylenbromid 539.
Methylenchlorid 472, 533.
Methylencitronensäure 657,
803.
Methylencitronensäureamyl-
ester 559.
Methylencitronensäuredi-
äthylester 559.
Methylencitronensäuredi-
salicylsäureester s. Nov-
aspirin.
Methylencitrylkresotüisäure
559.
Methylencitrylsalicylsäure
559.
Methylencitryloxytoluyl-
säure 559.
Methylencotoinguajacol 746.
Methylencotoinhydrochinon
746.
Methylencotoinnaphthol 746.
Methylencotoinphenole 746.
Methylencotoinresorcin 746.
Methylencotointannin 746.
Methylendiäthylsulfon 500.
Jlethylendicotoin s. Fortoin.
Methylendihydrokotamin
431.
Methylendikotarnin 429.
Methylendi[methylphlor-
butyrophenon] 752.
Methylendiphlorbutyro-
phenone 753.
Methj-lendimethylsulfon 500
Sachregister.
877
Methylendinarkotin 429.
Methylendioxyphenyldi-
hydroisochinolin 438.
Methylendioxyphenylpro-
pylamin 458.
Methylendisalicylsäurejodid
605.
Methylenditannin s. Tanno-
form.
Methylenharnstoffgallus-
säure 661.
Methylenhippursäure 798.
Methylenitrohippursäure 798.
Methylenkreosot 585.
Methylenoxyuvitinsäure 653.
Methylensalicylsäure 653.
Methylentanninacetamid 661.
Methylentannincarbamid
661.
Methylentanninmethylthio-
harnstoff 601.
Methylentamiinpropionamid
661.
Methylentanninurethan 661.
Methylentetrahydropapa-
verin 437.
Methyleuphorin 263.
Methylformyltetrahydro-
naphthylamin 440.
MethylglykokoU s. Sarkosin.
Methylglykokollanthranil-
säureraethylester 390.
Methylglykolylphenetidid s.
Kryofin.
Methylglykosid 138.
Methylgranatolin 352.
Methylgrün 301.
Methylguanidin 75.
Methylguauidinessigsäure s.
Kreatin.
Methylharnsäure 63.
MethyUmrnstoff 63, 524.
MethyUiarnstoffphenylstibin-
säure 729.
Methylhexamethylentetr-
amindichromat s. Chromo-
form.
Methylhexamethylentetr-
aminpentaborat s. Anti-
staphin.
Methylhexanonisoxim 305.
Methylhydantoinsäure 796.
Methylhydrastamid 432.
MethyUiydrastimid s. Arne-
nyl.
Methylhydrastin 427.
Methylhydrastinin 440.
Methylhydrocotoin 746.
Methylhydroxyphenyläthyl-
amin 448.
Methylimidazol 90.
Methylindolarsinsäure 719.
MethylindolcarboBsäure-
quecksilberoxyd 687.
Methylindolquecksilberacetat
687.
Methylinosit 138.
Methylisoadrenalin 444.
Methylisoamylamin 72.
MethyUsochinoUnchlorid 299.
Methylisocyanid s. Methyl-
carbylamin.
Methylisooxychrysasin 739.
m-Methylisopropylbenzol
180.
Methylisopropylhexanoniso-
xim 305.
Methyljodid 523.
Methyl] odidspartein 301.
Methyl] odoxychinolinsulf o-
säure 606.
MethyljodoxychinoUnwis-
mutosyjodid 670.
Methylketolarsinsäure 719.
Methylketolquecksilberace-
tat 688.
Methylkodein 297, 405.
Methylkodeiniummethylat-
sulfit 406.
Methylkodeinjodmethylat
406.
Methylkresol 598.
Methylkresoljodid 598.
Methylmercaptan 199.
Methylmethoxymethylhomo -
piperonylamin 458.
Methylmorphünethin 1 23, 1 24,
409, 410, 411.
Methylmorphimethyldi-
hydroisoindol 411.
Methylmorphimethylmor-
pholin 411.
Methybnorphimethylpiperi-
din 411.
Methylmorphin s. Codein.
Methylmorphiniumchlorid
405.
Methylmorphiniummethylat-
sulfit 406.
Methylmorpholdimethyl-
aminäther 411.
Methylnaphthalin 54.
Methylnaphthylchinolincar-
bonsäure 811.
Methylnarkotamid 432.
Methyhiarkotiniid 431.
Methylnarkotiniummethylat-
sulfit 406.
Methylnicotin 297.
Methylnitramin 84.
Methylrdtrat 81.
Methylnitrit 80.
Methylnorylkoton 98.
Methylnoradrenalin 819.
Methylolbenzamid 652.
Methylolocarbazol 653.
Methylorange 641.
Methyloxycarbanil 197.
Methyloxychinolinwismut-
jodid 670.
N-Methyl-8-oxymethyl-
thallin 409.
N-Methyl-y-oxyprolin 125.
Methylparaconyltropein 344.
Methylpentanonisoxim 305.
Methylphenacetin 270, 284,
499, 718.
p-Methyl-o-phenetylham-
stoff 153.
N-Methylphenylurethan 67.
Methy Iphenmorpholin 416.
Methylphenoxydimethyl-
aminopropanol 371.
Methylphenylätlianolamin 72.
Methyl- /O-phenyläthylamin
72.
p-Methylphenylalanin 169,
187.
Methylphenylcarbaminsäure-
diäthylaminoäthanolester-
chlorhydrat 376.
Methylphenylearbinol 382.
Methylphenylchinolincarbon-
säure s. Paratophan.
Methylphenylchinolincarbon-
säureäthylester 808.
MethylphenylchinoUncarbon-
säureäthylester s. Nova-
tophan.
Methylphonylchinolincarbon-
säureisoamylester 810.
Methylphenyldihydrocliin-
azolin 748.
p-Methylphenylguanidin-
nitrat 143.
Methylphenylketon s. Aceto-
phenon.
Methylphosphin 216.
Methylpinakon 492.
Methylpipecolylalkin 317.
Methylpiperidin 301.
a-Methylpiperidin 312.
N-Methylpiperidin 312, 805.
n-Methylpiperidii) 294.
Methylpiperidinoxyd 395.
MethylpiperonylchinoUncar-
bonsäure 811, 813.
Methylpiperonylchinolin-
carbonsäureäthylester 807.
Methylpiperonylchinolin-
carbonsäureglycerinester
813.
Methylpiperonyldimolin-
carbonsäuremethylester
808, 813.
MethylpiperonylchimoUn-
carbonsäuretoluidid 810.
Methylpropionsäureamid 496.
Methylpropylbarbitursäure
506.
Methyl-n-propylcarbinolid-
carbonat 581.
878
Sachregister.
Methylpropylcarbinol-
urethan s. Hedonal.
Methylpropyljodpropion-
säureguajacolester 609.
Methylpropylketon 156, 158,
159, 495.
Methylpropylketoxim 495.
Methylpropyhnalonylharn-
stoff 493.
Methylpropylphenoxydi-
methylaminopropanol 371.
p-Methylprotocatechua!de-
hyd s. Isovaniliin.
Methylprotocotoin 746.
7-Methylpurin 91.
Methylpyridin 294, 311.
«-MethylpjTidin s. Picolin.
Metliylpyridiniumchlorid 299.
Metliylpyridylammonium-
hydroxyd 187, 299.
Methylpyrrolidin 461.
Methyl-N-pyrrolidin 243,
304.
Methylresacetophenon s.
Päonol.
Methylrhamnose 138.
Methylsaccharin 142.
Methylsalicylat 565.
Methylsalieylsäure 62, 192.
Methylsaligenin 380, 382.
Methylstrophantin 773.
Methylstrychnin 297, 299,
301, 465, 501, 553.
Methylsulfid 108, 188.
Methylsulfone 45.
Methyltetrahydroberberin
427.
N-Methyl-tetrahydrochino-
lin 36, 67.
Methyltetrahydronaphthyl-
amin 446.
N-Methyltetrahydronico-
tinsäure s. Areeaidin.
N-Methyltetrahydronicotin-
säuremethylester siehe
Are Colin.
N-Methyltetrahydropapa-
verin 424.
Methyltetramethylenbis-
iminoessigsäure 737.
N-Methyl-a-tetramethyl-
pyrrolidin-/?-carbonsäure-
amid 408.
N-Methyl-a-tetramethyl-
pyrrolin-/?-carbonsäure-
amid 804.
Mothylthallin 409.
Methylthebain 297, 301.
Methylthebajumiuethylat-
sulfit 406.
Methyltlieobromin 92.
4-MethyIthiazol-5-carbon-
säureäthylester 150.
Metliylthiophen s. Thiotolen.
Methyltriacetonalkamincar-
bonsäuremethylester 361.
Methyltriacetonalkamin-
mandelsäureester 391.
Methyltriäthylstibonium-
hydrat 128, 300.
Methyltriäthylstiboniuin-
jodid 20, 300.
Methyltriclilorätliylalkohol-
allophansäureester 479.
Methyltrihydroxychinolin-
carbonsäiire 213.
Methyltrihydroxy-o-chinolin-
carbonsäiire 171, 172.
Methyltrioxyanthrachinon-
oxyd 740.
rt-Methyltryptophan 176.
Methyltyrosin s. Surinamin.
Methyhiracil 167.
Methylurethan 61, 497, 521,
522.
Methylvanillin 97, 192.
Methyl veratrin 301.
N-Methylvinyldiaeetonalka-
mine'l22, 360.
Methylvinyldiacetonalkamin-
mandelsäureester 391.
N-Methylvinyldiaceton-
alkamine (stabil und labil)
118.
Methylviolett 64, 65, 301, 537,
641, 642, 649.
1-Methylxanthin 168, 790.
3-Methylxanthin 44, 91, 92,
95, 793.
7-Methylxanthin s. Hetero-
xanthin.
Methylxanthintheobromin-
carbonat 794.
Mikrocidin 550.
Milchsäure 155, 158, 181,
204.
dl-Milchsäure 161.
Milchsäureamid 521.
Milehsäureanhydrid 151.
MUchsäurechloralid 476.
Milchsäurenitril s. Lacto-
nitril.
Milchsäuretropein 343.
Milchzucker 135, 772.
Molybdän 530.
Monacetyltrichlortertiär-
butylalkohol 484.
Monäthanolaminoketon 443.
Monäthoxyacetylmorphin
406.
Monoacetin 60, 521, 522.
Monoacetylaminocoffein 789.
Monoacetylmorphin 396, 397,
403.
Monoacetyl-p-phenylen-
diamin 77, 256.
Monoacetylresorcin 777,
778.
Monoäthylaminobenzoe-
säurediäthylaminoäthyl-
ester 373.
Monoäthylanilin 261.
Monoäthylharnstoff 524.
Monoäthylnialonylharnstoff
492.
Monoäthylmonomethylanti-
pj'rin 229.
Monoäthyl-/3-naphthylamin-
hydrür 307, 308.
Monoaminodiphenylstibin-
säure 730.
Monobenzoylmorphin 396,
397.
a-Monobenzoylphenylhy-
drazin 219, 220.
Monobenzoylrufigallussäure-
tetramethyläther 741.
Monobenzoyltannin 660.
Monobenzylbrenzcatechin-
carbonsäiu-e 589.
Monobromäthylacetat 85.
Monobromantipyrin s.
Bromopyrin.
Monobronibenzoesäure 198.
Monobrombenzol 198.
Mouobromchinin 242.
Monobromcampher 759, 762.
Monobromdiäthylbarbitur-
säure 488.
Monobromessigsäure 70, 198.
Monobromisovalerianogly-
kolylharnstoff s. Archibro-
min.
a-Monobromnaphthalin 176.
Monobromnaphthol 537, 616.
Monobromphenol 617.
p-Monobromphenylacetamid
618.
Monobromsalicin 138.
Monobromthymotinpiperidid
317.
Monobromtrimethylcarbinol
484.
Monocantharidyläthylen-
diaminaurocyanid 734.
Monochloracetiminoäthyl-
äther 69.
Mouochloracetylmorphin 406.
Monochloräthylacetat 85.
Monochloräthylidenchlorid
69.
Monochloralantipyrin 480.
MonoehloraUiamstoff 478.
Monochloral-hexamethylen-
tetramin 476.
Monochlorbenzol 70, 539.
Monochlorcampher 762.
Monochlordiäthylbarbitur-
säure 488.
Monochlordiäthylsulfid 68.
Monochlordimethylamin 68.
Monochiordinitrophenole 145.
Sachregister.
879
Monochloressigsäure 68.
Monochlorhydrin 69, 145, 521,
539.
a-Monochlomaphthalin 176.
MonocMomaphthol 537, 616.
Monochlor-p-oxybenzoesäure
617.
Monochlorsalicin 138.
p-Monochlortoluol 539.
Monochlorylsulfeunidbenzoe-
säure 617.
Monodibrompropyldiäthyl-
barbitursäure 508, 509.
Monof ormyl- 1 . 3-dimethyl-
4. 5-diammo- 2. 6-diosj'pyTi-
mjdin 96.
Monoguaj acolphosphorsäure
s. Novocol.
Monojodaldehyd s. Jodal.
Monojodbehensäure 608,
609.
Monojodkresolsulfosäure 605.
Monojodisovalerianoglyko-
lylharnstoff 611.
Monojodphenolsalicylsäure-
ester 615.
Mono jodsalicylsäureamid6 1 2.
Monojodstearinsäure 608.
MonojodthjTiiol 597, 599.
Monojodzimtsäureamid 611.
Monoketooxystearinphospho-
rige Säure 783.
Monomethylaminobenzoe-
säure 189.
Monomethylaminobenzoe-
säurediäthylaminoäthyl-
ester 373.
Monomethylaminobenzoe-
säurepiperidoäthylester
373.
Monomethyldibrom-o-toluo-
din 189.
Monomethylenzuckersäure
169.
3-Monomethylhamsäure 95.
7-Monomethylhamsäure 95.
Monomethj'lphloroglucin 515,
750.
S-Monomethylxanthin s.
Methylxanthin.
Monophenetidincitronensäure
s. Apolysin.
Monophenylarsinsäure 700.
Monopropionylmorphm 397.
Monopropylmalonylharn-
stoff 492.
Monosalicylhydrochinon-
ester 564.
Monosalicylsäureglycerm-
ester 570.
Monotal 577, 583.
Moronal 738.
Morphigenin 418, 419.
Morphimethin 411.
Morphin 5, 28, 29, 36, 39, 48,
58, 59, 63, 101, 107, 113,
190, 203, 228, 293. 294, 298,
307,318,319, 321, 356, 391,
393ff., 413, 419, 424, 425,
429, 432, 463, 466, 469, 473,
575, 646.
Morphinäther 420.
Morphinätherschwefelsäure
29, 36, 39, 58, 101, .397.
Morphinbromäthylat 405,
406.
Morphinbrommethylat 405,
406.
Morphincarbonsäureäther
400.
Morphin-Casein 420.
Morphinchinolinäther 403.
Morphindiäthylbarbitiu--
säure 510.
Morphinglykosid 420.
Morphiniummethylliydrosyd
35.
Morphinkohlensäureäthyl-
ester 400.
Morphinkohlensäureamj-l-
ester 400.
Morphinkohlensäuremethyl-
ester 400.
Morphinkohlensäurepropyl-
ester 400.
Morphinmethyljodid 297.
Morphinmethylsulfat 297.
MorphinmethoxjTnethyl-
äther 399.
Morplun-Xarkotin 406.
Morphinoxyd 395.
Morphinphenyläthylbarbi-
tursäure 820.
Morphin-Saccharin 253.
Morphinschwefelsäure 393,
395.
Morphinviolett 646.
Morphol 410.
Morpholin 415, 416.
Morphothebain 412.
Morphoxylessigsäure 403.
Morphoxylessigsäureäthyl-
ester 403.
Morphoxylessigsäuremethj'l-
ester 403.
Movrageninsäure 744.
Movragensäure 744.
Movrasäure 744.
Mo\Tin 744.
Muconsäure 171.
; Multanin 737.
1 Murexid 90.
Muscarin 124, 328, 330, 332,
391, 597,
Muscarinäthyläther 330.
Mydriasin 346, 349, 354, 357.
Mydriatin 368.
Myristicin 439.
Machtblau 649.
Nagarot 647.
Naphthalanmorpholin 416.
/?-Naphthalanin 173.
Naphthalin 54, 102, 103, 133,
176, 190, 260, 292, 306, 310,
523, 530, 534.
Naphthalincarbonsäure 102.
Naphthanmorpholin 414.
Naphthindolarsinsäure 719.
Naphthionsäure 151, 550.
a-Naphtoesäure 195.
/?-Naphtoesäure 103, 195.
NaphthohydrochinonsaUcylat
563.
Naphthol 133, 176, 190, 531,
536.
«-Naphthol 117, 534, 535,
536, 550, 592, 616.
/J-Naphthol 103, 117, 534,
535, 536, 537, 550, 592, 616,
650.
Naphtholäthyläther 539,
575.
Naphtholarsinsäure 717.
Naphtholcamphersäure 763.
a-Naphtholcarbonsäure 561.
/?-Naphtholcarbonsä>ire 561.
Naphthole 544.
Naphtholgelb S 101, 639, 644,
649.
Naphtholkohlensäuredi-
äthylaminoäthylester 590.
Naphthohnethyläther 590.
^-Naphtholnatrium s. Mikro-
citin.
a-Naphtholorange 644.
/J-Naphtholorange 644.
Naphtholoxynaphthoat 563.
Naphtholquecksilber 673.
Naphthokot S 649.
a-Naphtholsäure 195.
^-Napht holsäure 103, 195.
NaphtholsaUcylsäureester
572.
Naphtholschwarz P 640.
: Naphtholsulfosäure 536, 550.
I /^-Naphtholsulfosäure 249.
Xaphtholwismut 670.
Naphthonitril 87.
Naphthopiaselenoldisulfo-
I säure 633.
' Naphthoxylacetamid 574.
Naphthoxydimethylamino-
propanol 371.
Naphthoxylessigsäurekresyl-
ester 589.
I /5-Naphthursäure 195.
I Naphthylamin 306.
I a-Naphthylamiu 117, 295.
I /?-Naphthylamin 117, 177,
295, 296, 307.
«-Naphthylaminoazo-yti-na-
phtholdisulfosäure 101.
880
Sachregister.
Naphthylaminsulfosäure s.
Naphthionsäure.
a -NaphthylazDacetessigsäure-
äthylester 259.
Naphthylazoessigsäure 78.
/?-Naphthylbrenztrauben-
säure 173.
Naphthylchinolincarbon-
säure 811.
1-2-Naphthylendiamin 76.
Naphthylmethylaminometh-
oxyäthan 819.
Naphthylquecksilberacetat
685.
Naphthylquecksilberchlorid
685.
a-NaphthylsaUcylat 563.
/J-Naphthylsalicylat 563.
Narcein 420.
Narceinester 420, 421.
Narceinnatrium-Natrium-
salicylat s. Antispasmin.
Narceinphenylhydrazon 421.
Narcyl 420.
Naringin 201.
Narkophin 407.
Narkotin 407, 422, 423, 424,
425, 429, 430, 431, 466.
Narkotinsulfosäure 430.
Nataloin 740.
Natrium 10, 12, 14, 15, 16,
20, 21, 22, 23, 25, 134, 135.
Natriumbiearbonat 798.
Natrium bis-p-acetamino-
phenylarseniat 711.
Natriumbis-2-acetaraino-
tolyl-5-arseniat 711.
Natriumbis-p-aminophenyl-
arseniat 711.
Natriumbis-2-aminotolyI-5-
arseniat 711.
Natriumbromid 18, 22.
Natriumehlorid 22.
Natriumjodid 22.
Natriummethylnitramin 84.
Natriumnitrit 84.
Natriumoxymercurinitro-
phenolat s. Mercurophen.
Natriumpersulfat 814.
Natriumsulfantimoniat 732.
Natriumsulfat 22.
Natriumsulf obromamine 617.
Natriumthiosulfatqueck-
silberbenzoesäure 685.
Nelkenöl 538.
Neodymium 15, 18.
Neoerbium 18.
Neohexal s. Hexamethylen-
tetraminsulfosalicylat.
Neon 530.
Neopyrin 228.
Neosalvarsan 542, 716, 725,
728.
Neosalvarsangold 727.
Neosalvarsankupfer 727.
Neosalvarsanplatin 727.
Neosalvarsansilber 727.
Neosin 330.
Neosiode 600.
Neotannyl 738.
Nerolol 756.
Neucesol 320.
Neufuchsin 65.
Neuraltein 283, 284.
Neurin 36, 113, 238, 327, 332.
Neurodin 276, 277.
Neuronal 485.
Neu-Sidonal 797.
Neutraltrypaflavin 647.
Neu-Viktoriablau B 649.
Nickel 10, 15, 18, 530.
Nicotein 320.
Nicotin 28, 123, 243, 295, 306,
307, 319, 320, 445, 449, 459,
460,461,469,525.
Nicotiniumhydroxyd 35.
Nicotin, salicylsaures s.
Eudermol.
Nicotinsäure 106, 187, 193.
Nicotinsäuremethylester-
metliylchlorid s. Cesol.
Nicotinursäure 193.
Ninhydrin 99.
Nipecotinsäuredimethyl-
betain 151.
Nirvanin 390.
m-Nitranilin 83, 115, 145,
147.
o-Nitranilin 83, 115, 145.
p-Nitranilin 83, 115, 145.
Nitrate 11, 14.
Nitrazotin 643, 644.
Nitrile 27, 85, 148, 198.
Nitroacetaminophenylstibin-
säure 731.
Nitroäthan 81, 523.
2-Nitroäthanol 144.
4-Nitro-2-aminobenzoesäure
147.
6-Nitro-2-aminobenzoesäure
147.
Nitroaminobenzolarsinsäure
712.
4-Nitro-2-aminophenol 147.
Nitroarsanilsäurequecksilber-
acetat 733.
Nitroarsanilsäurequecksilber-
acetat 821.
Nitrobenzaldehyd 84, 179.
o-Nitrobenzaldehyd 114, 535.
m-Nitrobenzaldehyd 182, 186.
p-Nitrobenzaldehyd 114, 182,
186, 535.
o-Nitrobenzaldoxim 149.
p-Nitrobenzaldoxira 126,149.
m-Nitrobenzaldoxim 149.
Nitrobenzoesäure 83, 84, 106,
115, 145, 149, 182.
Nitrobenzoesäureglykolester
767.
Nitrobenzoesulfosätire 148.
p-Nitrobenzoesulfinid 145.
p-Nitrobenzoesäurosulfinid
142.
Nitrobenzol 82, 83, 145, 182,
190, 639.
Nitrobenzolselencyanid 633.
m-Nitrobenzoylaminsäure
145.
Nitrobenzoylaminobenzoe-
säureäthylester 818.
o-Nitrobenzylalkohol 177,
190.
5-Nitro-2-bromanilin 147.
tert. Nitrobutan 145.
Nitrochinoline 148.
5-Nitro-2-chloranilin 147.
m-Nitrococain 338.
2-Nitro-3-eumarsäure 147.
Nitrodiazobenzolfluor 635.
4-Nitro-2-diazophenol 153.
Nitrodij odziratsäureäthyl-
ester 611.
Nitrodimethylin 81.
5-Nitro-2.6-diox}'pyrimidui
s. Nitrouranil.
Nitroform 145.
Nitroglycerin 60, 81, 135, 145.
m-Nitrohippursäure 182.
p-Nitrohippursäure 83.
Nitrohydrochinon 147.
Nitroisopentanol 145.
3-Nitro-4-kresol 147.
Nitrolsäuren 145, 148.
Nitromethan 81, 82, 84.
Nitronaphthalincarbonsäiiren
149.
Nitronaphthaline 82.
Nitronaphthalinsulfosäuren
148.
2-Nitro-m-oxybenzoesäure
140, 145.
2-Nitro-3-oxybenzoesäure
147.
Nitrooxybenzolstibinsäuro
731.
Nitro-m-oxybenzonitril 147.
Nitrooxymercuribenzoesäure
678.
Nitrooxyphenylarsinsäure-
quecksilberacetat 821.
Nitroparaffine 144, 145.
Nitropentan 81, 84.
2-Nitropentanol 145.
p-Nitrophenacetoniithur-
säure 194.
p-Nitrophenacetursäure 194.
p-Nitrophenol 83, 114, 182,
190, 535.
m-Nitrophenol 114.
o-Nitrophenol 114, 145, 147,
182, 190 535.
Sachregister.
881
Nitrophenoläther 148, 149.
Nitrophenolmethoxymethyl-
äther 653.
Nitrophenoxydimethyl-
aminopropanol 371.
o-Nitrophenylacetyl-/J-oxy-
propionsäureester 377.
p-Nitrophenyl-«-aminopro-
pionsäure 145.
Nitrophenylarsinstibinsäure
730.
Nitrophenylcarbonylphenyl-
phosphorsäuree8ter 785.
p-Nitrophenylessigsäure 194.
Nitrophenylhydroxylainm83.
m-Nitrophenylhydroxyl-
amin 83.
Nitrophenylpropiolsäure 83,
171.
o-Nitrophenylpropiolsäure
175, 176, 183.
o-Nitrophenylquecksilber-
oxyd 673.
Nitrophenylsalicylat 563.
Nitrophenylstibinsäure 730,
731.
3-Nitropropanol 145.
o-Nitropropiolsäure 190.
Nitroprussidnatrium 89.
Nitropurpurin 741.
Nitropyruvinureid 146.
2-Nitroresorcin 147.
Nitroroccellinsulfosäure 101.
p-Nitrosaccharin 142.
Nitrosoäthylen 82.
Nitrosalicylsäure 84.
Nitrosomethylmethan 82.
Kitrosomorphin 397.
Nitrophenylarsinsäure 707,
713.
Nitrosophenylhydroxylamin
74.
4-Nitro-2-sulfamidbenzoe-
säure 145.
Nitrothiophen 82.
4-Nitro-2-toluidin 147.
Nitro-m-toluidin 145.
Nitrotoluol 82.
m-Nitrotoluol 535.
o-Nitrotoluol 114, 177, 190,
535.
p-Nitrotoluol 83, 114, 194,
535.
Nitrourethan 84.
Nitrouracil 167.
Nitrouracilcarbonsäure 167.
Nitroxylol 539.
Nirvanol 514.
Nonite 137.
Nonylsäure 111.
Nopinen 191.
Nopinenol 191.
JSToradrenalin 819.
Noramylmorphin 409.
Norapomorphin 409.
Noratropin 318.
Norcocaine 318, 335, 336.
Norekgonin 294, 335.
Norekgoninmethyläther 294.
Nordionin 409.
Norhyoxyamin 318.
Norhyoscyamin s. Pseudo-
hyoscyamin.
Norkodein 408, 410.
Norkodeinessigester 408.
Normorphin 408, 410.
Normorphincyanid 408.
Nosophen 601, 602.
Novain 330.
Novaspirin 559.
Novasurol 678.
Novatophan 808.
Novatophan K 808.
Novatropin 347, 348.
Noventerol 738.
Novocain 49, 358, 368, 371,
373, 374, 375, 377, 383, 390,
391.
Novocol 588.
Novojodin 658.
Nucleinsäiire 806.
Nucleohexyl s. Hexamethy-
lentetramin, nucleinsaures.
Oblitin 329.
Octan 80, 539, 816.
Octinbromarsinsäure 703.
Octite 137.
a -Octohydronaphthochino-
lin 309.
/J-Octohydronaphthoehino-
ün 309.
Ootylalkohol 539.
Octylamin 71.
n-Octylbonzol 153.
Octylen s. Caprilen.
Octylliydrocuprein 239, 240,
241.
n-Ootyljodid 539.
ölgelb 640.
Ölsäure 111.
ölsäureisobutylester s. Tebe-
lon.
Onanthäther 62.
Onanthol 153.
Onantholoxim 759.
Oleoguajacol 582.
Oleokreosot 582.
Oleylsalicylsäureäthylester
566.
Ophiotoxin 772.
Opiansäure 421, 422, 429,
495.
Opiansäurephenetidid 280.
Optannin s. Enterosan.
Optocliin 238, 239, 241, 245,
531, 647, 715.
Orange I 643.
F r ä n k e 1 . Arzneimittel-Synthese. 5. Aufl.
Orange II 644.
Orange MN 644, 645.
Orcin 36, 57, 139, 147.
/(-Orcin 139, 147.
Orexin 748, 749.
Orexin, gerbsaures 749.
Origan 537.
Ormizet 738.
Orphol 670.
Orseilleersatz 644.
Orthin 221.
Orthoaraeisensäureäthylestor
495.
Orthoform 144, 384, 481.
Orthof orm neu 385, 481.
Orthoformsulfosäure 390.
Orthoketonäthyläther 495.
Orthophosphorsäure s. Phos-
phorsäure.
Orthovandinsäure 19.
Oscin 352.
Osmium 10, 530.
Osmiumsäure 530.
Osthol 519.
Ostinthin 519.
Oxacetsäure 150.
Osäthylchinoleinammonium-
chlo'rid 214.
/)'-Oxäthyl-nortropan 350.
Oxäthylphenj'lcarbamiu-
säurebrenzcatechinester
579.
Oxaäthylstrychnin 465.
Oxaläthylen 462.
Oxalessigäther 518.
Oxalessigsäure 161, 1 64.
Oxalsäure 19, 62, 102. 132,
133, 157, 158, 159, 160, 161,
165, 171,294,297,525,797.
Oxalsäureäthylester 62, 144.
Oxalsäuredinitril 87.
Oxalursäure 165.
Oxalylharnstoff 8. Paraban-
säure.
Oxamäthan 163.
Oxamid 132, 162.
Oxaminsäure 89, 163.
Oxaminsäureäthylester s.
Oxamäthan.
Oxanilsäure 178.
Oxanthron 779.
p-Oxazin s. Morpholin.
Oximacetsäure 148, 150.
Oxime 148.
Oximidoverbindungen 74.
Oxoiiiumbasen 151.
Oxyacetylaminobenzoesäure-
methylester 388.
Oxyäthylamin 444.
Oxyäthylmethylamin 444.
Oxyäthylnorkodeiu 408.
Oxyäthylsulfosäure s. Isä-
thionsäure.
Oxyäthyltheobromin 791.
66
882
Sachregister.
Oxy äth yltrimethylarsonium-
bromid 703.
Oxyarninoäthvlnaphthalin
455.
Oxyaminomethylhydrinden
447.
Oxyaminoarsenobenzol 714.
Oxvaminoglycmarsenobenzol
7"l4, 716.
Oxy-m-aminophenylarsen-
oxyd 542.
Oxyaminophenylarsin 710.
f-Oxj'araylnortropan 350.
Oxyamyltrimethylammo-
niumchlorid 328.
Oxyanthrachinone 1 79.
Oxyanthranol 32, 779.
4-0xyantip>'Tin 230.
Oxyazobenzol 30.
Oxybehenphosphorige Säxire
783.
o-Oxybenzaldehyd 115.
p-Oxybenzaldehyd 115.
m-Oxybenzoesäure 102, 140,
144, 258, 553, 554.
o-Oxybenzoesäure siehe
Antranilsäure.
p-Oxvbenzoesäure 102, 105,
144, 172, 180, 193,258,542,
553, 554, 798.
m-Oxybenzoesäureamid 140,
144"
o-Oxybenzoesäureamid 144.
Oxybenzoesäiireguajacol-
ester 564.
Oxy benzoe säure kreosolester
5"64.
Oxybenzoesäuremethylester-
chlormethylat 568.
p-Oxybenzoesäurephenol-
ester 564.
Oxybenzolsulfaminobenzoe-
säuremethylester 388.
m-Oxybenzonitril 140.
p-Oxybenzoyl-a-aminozimt-
säure 163.
O xy benzoylbenzoesäure
744.
Oxybenzoylbenzoesäure-
äthylester 558, 747.
p-Oxybenzursäure 193.
Oxybenzylalkohol s. Saü-
genin.
OxybenzyUdenaminophenyl-
stibinsäure 732.
a-Oxybuttersäure 54.
/S-Oxybuttersäure 54, 132,
163, 175.
y-Oxybuttersäure 54.
/J-Oxybuttersäureamid 521.
a-Oxy-n-buttersäureanhy-
drid 151.
Oxycampher 759, 763.
Oxycarbaminokresol 197.
Oxycarbaminophenylarsin-
säure 704.
o-Oxycarbanil 103, 254, 255,
704.
Oxycarbazol 178.
Oxycarbonsäuremethylester-
anilidoessigsäureanilidoxy-
carbonsäureniethylester
388.
Oxycarboxyphenylchinolin-
säure s. Hexophan.
Oxycarvon 190.
Oxychina.septol s. Dia-
phtherin.
Oxychinolin 190, 214, 537,
542, 592, 806.
«-Oxychinolin s. CarbostjTÜ.
y-Oxychinolin s. Kynurin.
o-Oxychinolin 193.
p-Oxychinolin 210.
Oxychinolincarbonsäm^ 554.
o-Oxychinolincarbonsäure
103, 171.
o-Oxychinolincarbonsäure s.
Chinophenolcarbonsäure.
Oxychinolin carbonsäure-
äthylester 384.
OxychinoUnglycerinäther
806.
o-OxychinoUnglykuronsäure
593.
Oxychinolinquecksilber 688.
Oxychinolinquecksilbercar-
bonsäiire 688.
Oxychinohnquecksilber-
sulfosäure 688.
o-Oxychiiiolinsulfat s. Chi-
nosol.
o-Oxychinolinsulfosäure 593.
Oxychinolinwismutjodid 670.
a-Oxycinchonin 234, 244.
^-Oxycinchonin 234, 244.
p-Oxycinchonin s. Cuprein.
m-Oxycocain 338.
Oxycolchicin 325.
Oxycumarin 519, 820.
m-Oxycyanzimtsäurenitril
86.
p-Oxycyanzimtsäurenitrü 86.
Oxydiäthylaminobenzoe-
säuremethylester 387.
Oxydicolchicin 42, 325, 532.
Oxydihydrokodeinon 410.
Oxj'dijodphenylarsinsäure
712.
Oxydimethylaminobenzoe-
säuremethylester 387.
Oxydimethylphenyläthyl-
amin 447.
Oxydiphenoxazon 740.
p-Oxydiphenyl 178.
p-Oxydiphenylbiuret 177.
o-Oxydiphenylcarbonsäure
8. PhenylsaUeylsäure.
Oxydiphenylmethan 177.
Oxydiphenylmethancarb-
aminsäureester 822.
Oxydiphenylsulfide 631.
Oxydulcin 143.
Oxyemodin 740.
Oxyfenchon 190.
Oxyfettsäuren 144.
Oxyformylaminobenzoesäure-
methylester 387.
Oxyhydrastinin 432.
Oxyhydrindamin 819.
Oxyhydrochinaldin 215.
Oxyhydrochinin 237, 245.
a-Oxyisobuttersäiu« 54.
/?-Oxyisovaleriansäure 165.
Oxykodeinon 407, 408.
Oxymandelsäure 175.
Oxymerciu'ibenzoesäure-
anhydrid 677.
Oxymercuribenzoesäure-
anhydrid-Asparagin 677.
Oxymercuribenzoesäure-
anhydrid-Coffein 677.
Oxymercuribenzoesäure-
anhydriddiäthylbarbitur-
sures Natrium 677.
Oxymercurichlorbenzoesäure-
anhydridglutarsäureimid
677.
Oxymercurichlorphenoxy-
essigsaures Natrium-Di-
äthylbarbitursäure s.
Novasurol.
Oxymercurichlorphenoxy-
essigsäureveronalnatrium
684.
Oxymercurioxybenzoesäure-
anhydridalanin 677.
Oxymercurioxybenzoesäure-
anhydrid-diäthylbarbitur-
säure 678.
Oxymercurioxybenzoesäure-
anhydridpiperidin 678.
Oxymercuriphenoxyessig-
säxire 684.
Oxymercurisalicylsäurean-
hydrid 682.
Oxymethoxycumarin 820.
Oxymethoxyphenyläthyl-
amin 450.
Oxymethylbenzoylbenzoe-
säureäthylester 558.
Oxymethylanthrachinon 739.
OxymethylbenzoyllDenzoe-
säureäthylester 747.
p-Oxy-m-methylphenylala-
nin 176.
Oxynaphthalincarbonsäure
554.
Oxynaphthoesäure 560, 561.
/S-Oxynaphthoesäure 542.
Oxynaphthoesäureäthylester-
chlormethylat 568.
Sachregister.
883
Oxynaphthoesäuretrichlor-
butylester 482.
Oxynaphtholoxytoluylsäure
s. Epicarin.
Oxynaphthylchinolincarbon-
säure 811.
Oxynicotin 460, 461.
Oxypeucedanin 519.
t/j-Oxyphenacetin 279.
Oxyphenacetinsalicylat 267.
Oxyphenacetylsalicylat 574.
Oxj'phenanthrencarbonsäure
394.
Oxyphenanthrene 58.
p-Oxyphenethol 173, 190,
191.
Oxyphenylacetylamin 449.
Oxyphenylacetylurethan 146.
Oxyphenyläthanolamin 448,
449.
p-Oxyphenyläthylalkohol
181.
p-Oxyphenyläthylamin 174,
181, 441, 442, 444, 447.
Oxyphenyläthylaminqueck-
silber 675.
p-Oxyphenyläthyldimethyl-
amin s. Hordenin.
m-Oxyphenyläthyldimethyl-
amin 454.
Oxyphenyläthylmethylamin
447.
p-Oxyphenyläthylmethyl-
amin 174.
p-Oxyphenyläthylurethan-
carbonat 277.
p-Oxyphenylarsenoxyd 541
708, 710.
Oxyphenylarsinsäure 541,
704, 707, 711, 712, 714.
p-Oxyphenylbenzylurethan
276.
Oxyphenylbrenztrauben-
säure 169, 175.
Oxyphenylcarbonsäurechi-
nolincarbonsäure 807.
Oxyphenylchinolincarbon-
säure 807, 809, 811.
8-Oxy-2-phenylchinolm-4-
oarbonsäure 180.
Oxyphenylchinolincarbon-
säiiretannat 812.
Oxyphenyldichinolindicar-
bonsäure 812, 813.
Oxyphenylendiquecksilber-
diacetat 685.
p-Oxyphenylessigsäure 174,
181.
Oxjrphenylglyoxylsäure 175.
p-Oxyphenylharnstoff-brom-
diäthylacetylcarbamiii-
säureester 488. |
Oxyphenylharnstoffcarbon- [
Säureester 387.
dl-Oxyphenylmilchsäure 169.
d-p-Oxyphenylmilchsäure
175.
1-Oxyphenylmilchsäure 169.
Oxyphenylnaphthoein-
choninsäure 808.
m-Oxyphenyl-p-phenetyl-
harnstoff 153.
o-Oxyphenylpropylalkohol
520.
Oxyphenylquecksilberchlorid
685.
Oxyphenylstibinsäure 729,
730.
p-Oxyphenylurethan 179,
263, 276, 277.
Oxypiaselenol 633.
Oxypiperidin 461.
Oxypiperidon 146.
/?-Oxy-a-piperidon 144.
Oxypiperonylchinolincarbon -
säure 811.
j'-Oxyprolin 125.
p-Oxypropiophenon 191.
Oxypropylendüsoamylamin
72, 319.
j'-Oxypropylnortropan 349.
6-Oxypurin s. Hypoxanthin.
8-Oxypurin 91.
Oxypyridinursäure 180.
Oxypyrogallol 670.
Oxypyrogallolwismut 670.
Oxypyrondicarbonsäure s.
Meconsäure.
Oxypyronmonocarbonsäure
s. Komensäure.
Oxyquecksilberacetanthranil
säure 680.
Oxyquecksilberaminobenzoe-
säure 682.
OxyquecksUberaminobenzoe-
säureisobutylester 676.
Oxyquecksilberantliranil-
säure 686.
Oxyquecksilberbenzoesäure
679, 680, 682, 685.
Oxyqueeksilberbenzoesäure-
anhydrid-Natriuinsulfid
680.
Oxyquecksilbercamphocar-
bonsäureester 681.
Oxyquecksilberchlorbenzoe-
säure 680.
Oxyquecksilber-o-chlor-
phenolnatrium s. Upsalan.
Oxyqueclisilberessigsäure-
anh ydridnatriumthio-
sulfat 680.
Oxyquecksilberjodbenzoe-
säure 686.
Oxyquecksilbermethoxy-
benzoesäure 680.
Oxyquecksilbermethylan-
thranilsäiu-eanliydrid 676.
o-Oxyquecksilberphenol-
natrium 673.
p-Oxyquecksilberphenol-
natrium 673.
Oxyquecksilberphenylamino-
essigsäureanhydrid 676.
Oxyquecksilberphenylglj'-
cincarbonsäure 682.
Oxyquecksilberpropion-
säure 685.
OxyquecksUbersalicylsäure
s. Quecksilbersalicylat.
Oxyqueeksilbersalicylsaures
Natriumaniinobuttersau-
res Natrium s. Asurol.
i Oxyquecksilbersulfamid-
benzoesäiu-e 682.
Oxyquecksilbertoluylsäure s.
Afidol.
Oxysalicylsäure 192.
Oxysantonin 179, 753.
Oxy.stearinäthylesterphos-
phinige Säure 783.
Oxystearinphosphinigmethyl-
estersäure 784.
Oxystearinphosphorige Säure
783.
Oxystearinphosphorsäure
784.
Oxystearinphosphorsäure-
guajacolester 784.
Oxystearophosphinsäure 783.
Oxystearophosphinsäure-
äthylester 784.
Oxytetrahydrocarvon 756.
Oxytolylchinolindicarbon-
säiu-e 812, 813.
Oxytrimethylenglycüi 652.
a-Oxyuritinsäure 192.
Oxyvaleraldeliyd 517.
Ozon 473, 530.
Paeonol 191.
Palladium 10, 15, 528, 530,
728, 735.
Palmiacol 585.
Palmitylcholin 327.
Pantopon 406.
Papaveraldin 425.
Papaverin 296, 299, 412, 423,
424, 425, 426, 466, 467.
Papaverinol 425.
Papaverinsulfosäure 424.
Parabansäure 90, 165, 166.
Paracliloralose 476, 477.
Paracotoin 746.
Paraffine 130.
Paraformaldehyd s. Trioxy-
methylen.
Parafuchsin 64, 541, 641, 647,
648.
Paralaudin 407.
Paraldehyd 27, 88, 96, HO,
130, 516, 652.
56*
884
Sachregister.
Paraldehyddextrin 652.
Paraldehydstärke 653.
Paramorphan 407.
Parapicolin 133, 303.
ParapjTogallol 777.
Pararabinochloralose 477.
Pararosanilin 64, 65, 641,
719.
Paratophan 809.
Paraxanthin 44, 92, 95, 118,
790.
Paraxin 790.
Parol 615.
Parpevolin 315.
Parvoliu 133, 295, 311.
Patschiüi 538.
Pellidol 646.
Pellotin 319.
Pentaacetyltannin 660.
Pentaäthylphloroglucin 515.
Pentabromaceton 619.
Petit abromplienol 616.
Pentacarbomethoxyoxy-
benzoylglucose 567.
Pentachloräthan 816, 819.
Pentachlorphenol 617.
Pentadekylamin 71.
Pentadigalloylglykose s.
Tannin.
Pentahomocholinchlorid 328.
Pentajodaceton 596.
Pental 51, 161, 185, 383, 469.
Pentamethylenallyldimethyl-
amin 409.
Pentamethylendiamin 54, 72,
160, 303, 445, 524, 652.
Pentamethylendiraorphin
356, 408, 409.
Pentamethylendinormorphin
408, 409.
Pentamethylpyrrolidin-
yS-carbcjiisäure 804.
Peutamethylrosanilin 641.
Pentan 51, 523, 816.
Pentanon 517.
Pentanonisoxim 304.
Pepsin 154.
Peptide 151.
Peptonkalomel 689.
Perchlorameisensäureester
85.
Perchloräthan 472, 539.
Perchloräther 539.
Perchloräthylen 539.
Perchlorsäure 530.
Perjodaceton 596.
Peronin 235, 326, 341, 383,
396, 398, 401.
Peroxyuphthalsäure 814.
Perrheumal 482.
Pertonal 279.
Perubalsam 200, 575, 765 ff.
Peruol 575.
Peruseabin 575.
Petroleumäther 472.
Petrosulfol 628.
Pfefferminzöl 543, 756, 757.
Phellandren 190.
Phonacetin 31, 104, 144, 146,
154, 264, 266, 267, 208, 209,
270,271,272,273,277,281,
283, 287, 289, 291, 292, 380,
494, 495.
Phenacetincarbonsäure 104,
281, 574.
Phenacetinsulfosäure 281,
283.
Phenacetornithursäure 193.
Phenacetursäure 105, 172,
173, 186, 193.
Phenacetylekgonin 335.
Phenacetylekgoninniethyl-
ester 375.
Phenacetyltropein 348.
Phenacylidin 281.
Phenacyl vaniUin-phenacyl-
p-aminophenol 280.
Phenacylvanillin-p-pheneti-
did 2"80.
Phenäthyldihydrochinazolin
748.
Phenanthren 54, 58, 178, 259,
200, 292, 306, 394, 418, 477,
523.
Phenanthrenoarbonsäure 394.
Phenanthrenchinon 178, 419.
PhenanthrenchinonsiUfosäure
394.
Phenanthrensulfosäure 394.
Phenanthrol 178, 394, 419.
Phenanthrolcarbonsäure 394.
Phenanthrolglykuronsäure
178.
Phenazselenoniumfarbstoff
632.
Phenegol 679.
Phenetidin 29, 211, 265, 291,
377.
p-Phenetidincitrat 274.
Pheneditine 43.
Phenethol 57, 173, 190, Wl,
542, 544.
p-Phenetolcarbamid s.Dulcin.
p-Phenetolharnstoff s. Dulcin.
/3-Phenethylol 382.
PhenokoU 104, 282.
PhenokoU, acetylsalicylsaures
s. SalokoU.
PhenokoU, citronensaures
s. CitrokoU.
PhenokoUsalicylat s. Salokoll.
Phenol 29, 35, 36, 53, 55, 50,
57, 58, 67, 100, 102, 103,
106, 116, 133, 170, 171, 172,
177, 183, 184, 189, 190, 192,
197, 206, 212, 250, 258, 289,
381, 515, 531, 532, 533, 534,
535, 538, 543, 544, 549, 552,
553, 554. 555, 561, 562, 571,
573, 576, 600, 617, 646, 670,
672,716.
Phenoläthersrhwefelsäure 29,
56, 100, 101, 183.
Phenolcamphersäure 703.
Phenolcarbaminsäure 254.
Phenole 5, 29, 30, 35, 137,
149, 198, 202.
Phenoljodid 000.
Phenolkresotinsäureester 563,
564.
Phenolmethoxjrmethyläther
653.
Phenolnatrium 533.
Phenol-o-oxalsäureester 549.
Phenolphthalendüsochinon
743.
Phenolphthalein 200, 601,
743, 744.
Phenolphthaleincalcium 743.
Phenolphthaleincarbonat
744.
Phenolphthaleindibutyrat
744.
Phenolphthalein düsovaleri-
anat 744.
Phenolphthaleindisalicylat
744.
Phenolphthaleindizimtsäure-
ester 744.
Phenolphthaloinoxim 744.
Phenolphthalsäure 743.
Phenolschwefelsäure 101, 106,
184, 535, 593, 639.
Phenolwisraut 070.
Phenomydrol s. Ainino-
acetophenon.
PhenosafraninquecksUber
090.
Phenosal 144, 275.
Phenoval 272, 709.
Phenoxacet-p-aminophenol
275.
Phenoxacet-p-anisidid 275.
Phenoxacet-p-phenetidid 275.
Phenoxyacetylsalicylsäure
557.
Phenoxyäthylurethan 498.
Phenoxydimethylaminopro-
panol 288, 371.
Phenoxyessigsäure 100, 275,
542.
Phenoxyessigsäureanhydrid
275.
Phenoxacet-p-anisinid 275.
Phenoxylacetamid 574.
Phenoxylacetylatüxyl 707.
p-Phenoxylessigsäurecarb-
amid 143.
Phenoxylessigsäureguajacyl-
ester 589.
Phenoxylessigsäurephenyl-
ester 589.
Sachregister.
885
Phenoxypropandiol s. Anto-
din.
Phenoxypropanolphenetidin
371.
Phentrioldimethylsäure s.
Gallocarbonsäure.
Phentriolmethylsäure s.
Gallussävire.
Phenylacetalkyltetramethyl-
oxypiperidincarbonsäure-
ester 365.
Phenylacetamid 618.
Phenylacetessigester 174.
Phenylacetonitril s. Benzyl-
cyanid.
Phenylacetylaminoessigsäure
88.
Phenylacetylaminochinolin-
carbonsäure 811.
Phenylacetylekgoninmethyl-
ester 336.
Phenylacetylplutamin 165,
166, 186, 193.
Phenylacetylglutaminharn-
stoff 186, 193.
Phenylacetyltropein 345, 349.
Phenylacrylsäure 194.
Phenyläthanolamin 72, 454.
Phenyläthoxyacetarnid 498.
Phenyläthylacetylharnstoff
514.
Phenyläthylalkohol 166, 181,
380, 381, 382, 539.
Phenyläthylamin 72. 181,311,
441, 444, 445, 446, 447, 448,
453.
a-Phenyläthylamin 72, 445.
Phenyläthylbarbitursäure s.
Luminal.
Phenyläthylenglykol 138.
Phenyläthylhydantoin 514.
Phenylätliylmethylketon
174.
l-Phenyl-2-äthyl-3-methyl-
4-diätliylamino-5-pyrazo-
lon 227.
PhenyläthylpjTazolammoni-
um 301.
Phenyläthylmonodibrom-
propylbarbitursäure 508,
509.
Phenylalanin 125, 140, 174,
181, 195, 441, 442.
Phenylalkohol 520.
Phenylallylhydantoin 514.
Phenylarainoacotonitril 88.
Phenylaminoacetyltropein
345.
y-Phenyl-a-aminobutter-
säure 187.
Phenylaminochinolincarbon-
säure 811, 812.
Phenylaminoessigsäure 140,
164, 171, 175, 181.
Phenylaminoessigaäure-
methylester 384.
Phenylaminoparaxanthin
790.
Phenyl-a-arainopropion-
säure 1 69.
Phenylaminotheobromin 790.
Phenylaminotheophyllin 789.
Phenylarsenoxyd 720.
Phenylarsin 699, 710, 714.
Phenylarsinsäure 704, 705,
710, 722.
Phenylazoimid s. Triazoben-
zol.
Phenylbenzimidazol 90.
o-Phenylbenzylamin 383.
Phenylbenzylbarbitursäure
508.
Phenylblau 641, 642.
Phenylbuttersäure 53, 165,
166, 172, 552.
Phenylbuttersäurelacton
165.
Phenylbutylketon 174.
Phenylbrenztraubensäure
175.
Phenylbromacetalkyltetra-
methyloxypiperidincarbon-
säureester 365.
Phenylcarbaminoarsanil-
säure 707.
Phenylcarbaminsäurebrenz-
catechinester 579.
Phenylcarbaminsäurediäthyl-
aminoäthanolesterchlor-
hydrat 377.
Phenylcarbaminsäuredi-
ätliylaminoester 376.
Phenylcarbarainsäurediäthyl-
aminotrimethylcarbinol-
ester 374.
Phenylcarbamotropein 345.
Phenylcarbinol 380.
Phenylcarbonsäureester-
carbaminsäurebrenzcate-
chinester 579.
y-Phenylchinaldüi 216.
j--Phenylchinolin 215.
Phenylchinolincarbonsäure
788, 807, 810.
2-Phenylchinolin-4-carbon-
säiH'e s. Atophan.
Phenylchinolincarbonsäure-
acetolester 810.
Phenylchinolincarbonsäure-
äthylester 807.
Phenylchinolincarbonsäure-
glykolsäureester 810.
Phenylchinolincarbonsäure-
isoamylester 810.
Phenylchinolincarbonsäure-
methylester 807, 808.
Phenylchinolincarbonsäure-
naphtholester 807.
Phonylchinolincarbonsäure-
phenylester 807.
Phenylchinolincarbonsäure-
salicylester 812.
Phenylehinolincarbonsäure-
saUcylsäureglykolester 812.
Phenylchinolincarbonsäure-
tannat 812.
Phenylchinolindiäthylcar
binol 808.
PhenylchinolinquecksUber-
carbonsäure 688.
4-Phenylchinolylketon 247.
Phenylchloracetalkyltetra-
methyl-j'-oxypiperidin-
carbonsäureester 365.
Phenylchloracetyltropein345.
Phenylcinchoninsäureäthyl
ester 806.
Phenylcinchoninsäureallyl-
ester s. Atochinol.
Phenylcumalin 746.
Phenyldiäthylacetamid 509.
Phenyldiäthylacetylharnstoff
509.
Phenyldiäthylcarbinessig-
säure 767.
Plienyldiäthylsulfonbutan
503.
Phenyldibrompropionsäui'e-
äthylester 621.
Phenyldichlorarsin 85.
Phenyldihydroberberin 426.
Phenyldihydroohinazolin 747.
C-Phenyldihydrochinin 244.
Phenyldihydrothebain 393.
l-PhenyI-2.4-dimethyl-3-p-
aminobenzoylmethj'Iol-
5-pyTazolon 227.
Phenyldirnethyläthylammo-
niumjodid 300.
Phenyldimothylaminopyr-
azolongoldcyanid 734.
Phenyldimethylamylammo-
uiumhydrat 300.
Phenyldiraethylamylammo-
niumjodid 300.
l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-di-
äthylanaino-5-pyrazolou
227.
l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-di-
allylamino-5-pyrazolon232.
l-Phenyl-2.3-dimethyI-4-di-
aminoinethyl-5-pjTazolon
227.
1-Phenyl- 2. 4-dimethyl- 3-di-
methylaminomethyl-5-pyr-
azolon 227.
l-Phenyl-2. 3-dimethyl-4-di-
methylamino-5-pjTazolon
231, 232.
l-Phenyl-2.5-dimethyl-4-di-
methylamino-6-pyrazolon
227.
886
Sachregister.
l-Phenyl-2.4-diraethyl-3-
methylol-5-pyrazolon 227.
Phenyldimetliylpyrazol 89,
100, 233.
P)ienyldimethylpyrazolear-
bonsäure 104.
Phenyldimethylpyrazoljod-
methylat 104, 233.
Phenyldimethylpyrazolon
104.
l-Phenyl-2.3-dimethyl-5-pyr-
azolon s. Antipyrin.
l-Phenyl-2.4-dünethyl-5-pyr-
azolon 227.
l-Phenyl-2..5-dimethylpyr-
azolon s. Isoantipyrin.
PhenyldimethylpjTazolon-
aminomethansulfosäure s.
Melubrin.
Phenyldimethylpyrazolsulfo-
säure 100.
Phenyldimethylpyrazolyl-
phenylaeetyldiketopyrro-
lidin 805.
l-Phenyl-2.3-dimethyl-4-sulf-
amino-5-pyrazolon 231.
Phenyl-/S-j'-dioxybuttersäure
165.
Phenyldipropylacetarnid 509.
Phenyldithiobiazolonsulf-
hydrat 631.
m-Phenylendiamin 34, 77,
115, 256, 257, 258, 747.
o-Phenylendiamin 34, 77, 115,
256, 257, 258.
p-Phenylendiamin 34, 76, 77,
115, 256, 257, 258.
p-Phenylendiaminsulfosäure
76.
Phenylessigsäure 53, 105,
156, 165, 166, 171, 172, 181,
186, 193, 194, 552, 553.
Phenylessigsäureamid 520.
Phenylfurfurylacetyldiketo-
pyrrolidin 805.
Phenylglucosazon 178.
Phenylglycerin 138.
Phenylglycerinäther s. Anto-
din.
Phenylglycerinsäure 156.
Phenylglycerinurethan 382.
PhenylglyciQ s. Phenyl-
glykokoU.
Phenylglycinarsenoxyd 708.
Phenylglycinarsin 710.
Phenylglycin-o-carbonsäure
171, 175, 176.
Phenylgl ycindiäthylamino-
äthanolester 377.
Phenylglycinestorstibinaäure
729.
Phenylgl vkokoU 53, 174, 176,
380, 382.
Phenylglykolsäure 171, 181.
Phenylglykolylalkyltetra-
methyloxypiperidincar-
bonsäureester 365.
Phenylglykolylalkyltrime-
thyloxypiperidincarbon-
säureester 365.
Phenylglykosid 138.
Phenylglyoxylsäure 164, 174,
175.
Phenylguanazol 79.
Phenylharnstoff 53, 146, 178,
520, 524.
Phenylharnstoffphenylarsin-
säure 711.
Phenylhydrazin 34, 35, 36,
46, 47, 77, 219, 220, 221,
222, 256, 257, 260, 261, 288,
291,779.
PhenylhydrazinlävTolinsänre
s. Antit hermin.
Plienylhydrochinazolin s.
Orexin.
Phenylhydrohydrastinin 437.
Phenylhydrokotarnin 429.
Phenylhydroxylamin 74, 78,
83," 179, 257, 260.
j8-Phenyl-a-hydroxy-propi-
onyltropein 345.
Phenvlisocrotonsäure 165,
173.
Phenyl-a-ketopropionsäure
173.
Plienylmercaptan 539.
Phenylmethoxyacetamid 498.
Phenylmethoxyaminochino-
lincarbonsäure 811.
Phonyl-p-methoxychinaldin
215.
v-Phenyl-p-methoxychin-
aldin 215.
1 -Phenyl- 3-methoxy-4. 4-di-
niethyl-5-pyrazolon 231.
Phenylmethylaceton 518.
Phenylmethylaminoäthan
819.
Phenylmethylaminometh-
oxyäthan 819.
Phenylmethylamin s. Benzyl-
amin.
Phenylmethylbarbitursäure
508.
Phenyhnethylcarbinol 381.
Phenylmethyldiäthylsulfon-
methan 501.
Phenylraethylpyrazolcarbon-
säiire 105, 233.
Phenylmethylpyrazolonsulfo-
säure 234.
Phenylmilchsäure 195.
Phenyl-rt-milclisäure 173.
Phenyl-/J-müchsäure 172.
Phenyl-l-railchsäure 175.
Phenylmonomethylamino-
propanol 447.
Phenylmonomethylpyrazolon
218.
Phenylnaphthoclünolin 808. ,
Phenylnaphthochinolincar-
bonsäure s. Diapurin.
Phenylnitrosalicylat 563.
Phenyloxalylacetamid 498.
Phenyl-j'-oxybuttersäure 165.
Phenyl-/;-oxybutyrolacton
165.
Phenyloxynaphthoat 663.
Phenyloxyphenylacetureid
498.
Phenylpiperonylacetyldiketo-
pyrrolidin 805.
Phenylpropiolsäure 591.
Phenyl-/?-oxvpropionsäure
156.
l-Phenyl-|8-oxypropionsäure
172, 173.
1 -Phenyl- 3-oxy-5-pyrazolon
231.
Phenylparaconsäure 106, 172.
Phenylphenylenstibinsäui'e
730.
Phenylpropiolsäure 105.
Phenj'lpropionsäure 53, 155,
171, 172, 179.
Phenylpropylalkohol 539.
Phenylpropylamin 72, 446.
Phenylpropylbarbitursäure
508.
p-Phenylpropylurethancar-
bonat 277.
Phenylpyrazoldicarbonsäure
104, 233.
Phenylpyrazoljodmethylat
391.
Phenylresorcincarbonsäure-
ester 563.
Phenylsaccharin 142.
Phenylsalicylsäure 561.
Phenylselenharnstoft' 634.
Phenylsemicarbazid 222.
Phenylserin 156.
Plienylstibinsänre 730.
Phenylsulfid 539.
Phenyltetramethyldiamino-
glycerinbenzoat 371.
Plienylthiobiazolinsulfhydrat
631.
Phenylthioharnstoff 108.
Phenylt riäthylammonium-
jodid 300.
1 -Phenyl -3. 4. 4-trimet hyl-
5-pyrazolon 228.
Phenylurethan 67, 146, 179,
263, 277.
Phenylurethan s. Euphorin.
p-Phenylurethancarbonat
277.
Phenylvaleriansäure 156, 172.
Phenylzimtsäure 172.
Phesin 283.
Sachregister.
887
Phlorbutyrophene 572, 573.
Phlorisobutyrophene 753.
Phloroglucin 36, 56, 57, 115,
116, 139, 147,515,534,544,
547, 750.
Phloroglucinraethyläther 147.
Phloroglucinquecksilber 673.
Phloroglucit 58, 139.
Phoron 98.
Phosgen 470.
Phosphate 11.
Phosphatide 781.
Phosphatol 582.
Phosphiu 645, 648.
Phosphine 216.
PhosphoniumbEisen 19, 50,
128, 151, 301.
Phosphor 10, 12, 20, 43, 50,
112, 300, 547.
Phosphorate 785.
Phosphorige Säure 20, 43, 582.
Phosphorite 785.
Phosphorsäure 12, 15, 19, 20.
Phosphorsäureguajacyläther
582.
Phosphorsäuretriphenetidid
276.
Photoacetophenin 519.
Pliotosantonin 754.
Photosantonsäure 754.
Photosantonsäureanhydrid-
äthyläther 754.
Phthalein 743.
Phthaleine 200.
Phthalidcarboxyltropein 344,
345.
Phthalimid 109, 146, 177,
619.
Phthaliminoacetondiamyl-
sulfon 503.
Phthaliminoacetondiphenyl-
suUon 503.
Phthalol 572.
Phthaloyltropein 344.
Phthalsäure 105, 169, 430,553,
572.
Phthalsäureanhydrid 572.
Phthalsäurediphenyläther
572.
Phthalylarsanilsäure 707.
Phthalylatoxyl 707.
Phthalylbisekgonin 375.
Phthalyldiekgonin 335.
o-Phthalyldiekgonindime-
thylester 336.
Phthalylmethylindolqueck-
silberacetat 687.
Physostigmin s. Eseriu.
Phytiu 783.
Phytineisen 783.
Piaselenol 633.
Piaselenolcarbonsäure 633.
Piaselenoknethylaminosulfo-
säure 633.
Piazothiole 630.
Picolin 179.
a-Picolin 195.
Picoline 133.
Picolindicarbonsäure s.
Uvitoninsäure.
Picohnsäure 106.
Picolinsäureäthylbetain 151.
Pikraminsäure 83, 183.
Pikrinsäure 31, 82, 83, 106,
145, 183, 531, 639.
Pikroaconitin s. Benzaconin.
Pikrol 605.
PikropodophyUin 745.
Pikrotin 322.
Pikrotoxin 307, 322.
Pikrotoxinin 322.
Pilocarpidin 462.
PUocarpin 105, 311, 461,
462.
Pilocarpinsäure 1 05.
Pinakon 190, 524.
Pinakone 132.
Pinen 190, 191, 539, 543, 757,
764, 765.
Pinenol 191.
Pipecolin 312.
Pipecolylalkin 317.
Piperazin 106, 143, 197, 525,
794, 799, 800, 801, 802.
Piperazinbistheobromin-
kohlensäureester 794.
Piperazin, chinasaures s.
Sidonal.
Piperazinaurocyanid 734.
Piperidin 34, 35, 63, 79, 106,
144, 179,210,211,243,294,
295,302,303,304,311,312,
314, 324, 364, 416, 444, 459,
460, 464, 525, 803, 805.
Piperidinbrenzcatechin 414,
586.
Piperidinguajacol 585, 586.
PiperidinliydrochinoQ 586.
Piperidinmethyl-6-äthoxy-
chinolyl-4-carbinol 248.
Piperidinnitrophenol 586.
Piperidinpyrogallol 586.
Piperidinsäure 105.
Piperidin, weinsaures 803.
Piperidoacetobrenzcatechin
444.
Piperidoäthanolphenylcarb-
aminsäureester 374.
Piperidoessigsäurenitril 88.
Piperidoguajacylamyläther
381.
Piperidoguajacylpropyläther
381.
Piperidoisopropanolphenyl-
carbaminsäureester 374.
Piperidomenthylamyläther
381.
Piperidou 302, 303, 304, 306.
Piperidophenylamyläther38 1 .
Piperidophenylpropyläther
381.
Piperidothymylamyläther
381.
Piperidothymylpropyläther
381.
4-Piperidylantipyrin 227.
Piperidylbenzoat 375.
Piperidylessigsäuretrichlor-
butylester 482.
Piperin 324, 460.
Piperinsäure 113, 324.
Piperonal 58, 97, 1 1 3, 324, 383.
Piperonalbisurethan 497, 498.
Piperonylacrylsäureisobutyl-
amid s. Fagaramid.
Piperonyläthylalkohol 380.
Piperonylalkohol 382.
Piperonylaminoacetophenon
518.
Piperonylchinolincarbon-
säure 807.
Piperonylchinolincarbon-
säureäthylester 813.
Piperonylclünolincarbon-
säureanilid 810.
Piperonylchinolincarbon-
säureinethylest«r 813.
Piperonylchinolincarbon-
säureoxybenzoesäureester
813.
Piperonylchinolincarbon-
säureoxychinolinester 813.
PiperonylchinoUncarbon-
säurephenetidid 810.
Piperonylchinolincarbon-
säurephenylester 813.
Piperonylchinolincarboxyl-
p-aminobenzoesäureäthyl-
ester 810.
Piperonylcinchoninsäure 807,
808.
Piperonylsäure 97, 105, 113,
324.
Piperylalkin 316.
Platin 10, 15, 19, 89, 510, 72.5,
735, 736.
Platinammoniake 302.
Platinammoniumbasen
Platincyannatrium 19,
Plecavol 386.
Pneumin 585.
Podophyllinsäure 745.
Podophyllotoxin 745.
Polyclüoral 474.
Polygalasaponin 771.
Polysalicylid 564.
Polystichin 752.
Pomeranzenöl 538.
Ponoeau 4 GB 644.
Ponceau R 643.
Ponceau 2 R 649.
Populin 139, 150, 553.
76.
89.
888
Sachregister.
Polysaccharide 138.
Praseodym 15, 18, 816.
Prapandiolpyrrolidin 461.
Procain 372, 373.
Prolylphenylalanin 125.
Propaesin 386.
Propanolbenzoyldimethyl-
amin 357.
Propenylbrenzcatechin-
methylenäther s. Isosafrol.
Propiolsäurenitril 85.
Propion 98, 158, 495, 517.
Propionamid 144, 521.
p-PropionanUidcarbonat 277.
PropionitrU 86, 87, 198, 523.
Propionsäure 68, 102, 155,
158, 552.
Propionylacetophenon 518.
Propionylaminocoffein 789.
Propionylbromdiäthylacetyl-
harnstoff 820.
Propionylcholin 329.
N-Propionylpiperidin 312.
Propionylsalicylsäure 556.
Propionylsalioylsäureaceton-
chloroformester 482.
Propiopinakon 492.
Proponal 493, 494, 506.
Propyläthyläther 494.
Propylaldehyd 96.
Propylalkohol 61, 110, 131,
132, 490, 523, 532.
Sek. Propylalkohol 490.
Propylalkyltetramethylosy-
piperidincarbonsäiireester
365.
n-Propylbenzol 177.
Propylbenzylconiniumjodid
124.
N-Propylbenzoyltetramethyl-
y-oxypiperidincarbonsäiire-
methylester 365.
Propylchinin 235.
Propyldihydroberberin 426.
Propylen 153.
Propylenbromid 539.
Propylenglykol 521, 523.
Propylenglykolchlorphenyl-
äther 382, 565.
Propylenglykolphenyläther
382, 565.
Propylenhamstoff 108.
Propylenpseudothiohamstoff
108.
Propylhydrokotarnin 429.
Propylidendiäthylsulfon 500.
Propylidendimethylsulfon
500.
m-Propylkresol 536, 598.
o-Propylkresol 536, 598.
p-Propylkresol 536, 598.
Propylkresoljodid 598.
Propylkresoxäthylbarbitur-
säure 507.
Propylkresoxäthylmalon-
säurediäthylester 507.
Propyllupetidin 315.
Propylmeconylhamstoff 170.
Propylmeconylthiohamstoff
170.
Propylmercaptan 539.
Propylmorphin 397.
prim. Propylnitrit 80.
sek. Propylnitrit 80.
Propylnitrolsäure 145, 149.
Propylnorkodein 408.
Propyloxyhydrocuprein 239.
Propyloxyhydrozimtsäure
571.
Propyloxyphenonacetsäiire
588.
Propylphenacetin 270, 285.
Propylphenol 535.
Propylphenylcarbaminsäure-
diäthylaminoäthanolester
376.
Propylphenylketon 99.
a-Propylpiperidin s. Coniin.
/?-Propylpiperidin 61, 314,
315.
N-Propylpiperidin 314.
Propylpyridin s. CoUidin.
a-Propyltetrahydrochinolin
210.
Propyltheobromin 790.
Protargol 693, 727.
Protocatechualdehyd 97, 192.
Protocatechualdehyddime-
thyläther-p-phenetidid 280.
Protocatechualdehydmeth-
oxymethyläther 653.
Protocatechuphenetidid 280.
Protocatechusäure 102, 105,
113, 191, 196.
Protocotoin 746.
Protosal 570.
Protoveratridin 323.
Protoveratrin 323.
Providoform 537.
Providol 673.
Pseudaconin 322.
Pseudekgonin 118.
Pseudoaconitin 322.
Pseudoatropin 343.
Pseudocumol 53. |
Pseudoephedrin 309, 310, i
391, 459.
Pseudohyoscyamin 343.
Pseudojervin 323.
Psoudorciorphin 401.
Pseudomuscarin 330.
Pseudopelletierin 352.
Pseudoricinolsäure 742.
Pseudostrophantidin 772.
PseudoStrophantin 772.
Pseudotropin 343, 351, 353,
366.
Psychotrin 466, 467.
Pulegol 756.
Pulegolamin 756.
Pulegon 112, 756.
Puraloin 740.
Purgatin 741.
Purgen 743.
Purin 89, 90, 91.
Purpurin 74.
Purpuroxanthin 741.
Purpursäure s. Murexid.
Putrescin 524.
Pyoktanin 537, 642.
Pyoktanin, gelbes 641.
Pyoktanin, violett s. Methyl-
violett.
Pyramidon 189, 226, 227, 228,
230,289,292,531.
3-Pyrainidon 226, 227.
Pyramidon, benzoesaures 231
Pyramidon, camphersaures
230.
Pyramidon, citronensaures
230.
Pyramidon-Coffein 231.
3-Pyraraidonjodmethyl 227.
Pyramidon, phthalsaures 231.
Pyramidon, salicylsaures 230,
231.
Pyrantin 272.
Pyrazin 73.
Pyrazol 89, 290.
Pyrazole 151.
Pyrazolon 303, 464.
Pyridin 34, 35, 36, 79, 90, 133,
151, 179, 187,210,211,215,
216, 243, 292, 294, 295, 296,
298,306,311,313,317,332,
416,460,525.
Pyridincarbonsäure 173, 179,
208, 554.
Pyridincholin 332.
Pyridimiiuscarin 332.
Pyridinneurin 332.
a-Pyridinursäure 195.
Pyridon 303, 464.
Pyrimidin 89, 90, 794.
/S-2-Pyridyl-a-hydroxypro-
pionyltropein 345.
Pyrobromon 618.
Pyrochinin 250.
Pyrodin 34, 269.
PjTogallol 36, 56, 57, 102,
115, 116, 139, 149,220.531,
534, 542, 544, 547, 670, 736,
776, 777. 778.
PyrogaUoläther 590.
Pyrogallolcarbonat 149, 150.
Pyrogalloldimethyläthercarb-
aminsäureester 778.
Pyrogalloldisalicylat 778.
Pyrogallolmonoacetat 777,
778.
Pyrogallolmonoätherschwe-
felsäure 56.
Sachregister.
889
Pyrogallolsalicylat 563.
Pyrogalloltriäthyläther 575.
Pyrogalloltriacetat 777, 778.
Pyrogallolwismut 670.
Pyron 99.
Pyromycursäure 194.
Pyronal 225.
P5rrovanadinsänre 19.
Pyrrol 34, 35, 36, 54, 105, 194,
196, 303, 603.
Pyrrol-a-carbonsäviro 196.
Pyrroldiazolbromid 604.
Pyrroldiazoljodid 604.
Pyrrolidin 243, 303, 304, 364,
464, 804.
Pyrrolidinalkohol 461.
a-Pyrrolidincarbonsäure 140.
PyrroUdon 146, 302, 303, 304,
464.
Pyrrolidylisopropylalkohol
461.
Pyrrolin 303.
Quecksilber 22, 23, 24, 134,
203, 527, 528, 530, 532, 536,
604, 605, 6Jlff., 725, 727,
734, 736.
Quecksilber- s. Mercuri- oder
Mercuro-.
Quecksilber, acetylatoxyl-
saures 726.
Quecksilber.aminojodphenyl-
arsinsaures 726.
Quecksilber, äthylschwefel-
saures 675.
Quecksilberalanin 24.
Quecksilber, aminophenyl-
stibinsaures 729.
Quecksilberanilin 674.
Quecksilberasparagin 24.
Quecksilberatoxyl 725, 726.
Quecksilberatoxylsäure 726.
Quecksilberbenzolsulfon-
aminophenylstibinsäure
729.
Quecksilberbehenolsäure-
äthylester 681.
Quecksilberbenzoat 675.
Quecksilberbenzoesäure 681.
Quecksilber, benzoesaures
675.
Quecksilberbinitrophenol 674.
Quecksilberbromid 22.
Quecksüberchlorbenzoe säure
680.
Quecksilberchlorid 21, 528,
605, 642, 671, 672, 673, 674,
689,715,716.
Quecksilberchloridhamstoff
673.
Quecksilber, cholsaures 690.
Quecksilbercyanid 688.
QuecksUberdibenzoesäure
675, 685.
Quecksilberdibrombenzoe-
säure 680.
Quecksilberdibromfluoreacein
679.
Quecksilberdijodtyrosin 675.
Quecksilberdimethyl 699.
Quecksilberdimethylbenzoe-
säure 680.
Quecksilber, dioxjTininodi-
hydropyrimidinessigsaures
691.
Quecksilberdipropionsäure
675, 685.
Quecksilberdisalicylsäure 726.
Quecksilberfluorescein 679.
Quecksilberforraamid 673.
Quecksilberglobulin 693.
QuecksilberglykokoU 24.
Quecksilberguajacolpropion-
säure 685.
Quecksilberhydrochinon-
phthalein 679.
Quecksilberjodatoxylsaures
726.
Quecksilberjodbenzoesäure
680.
Quecksilberjodid 22.
Quecksilberjodidjodfett 610.
Quecksilberjodidjodkalium
688.
Quecksilber, jodphenylarsin-
saures 726.
Quecksilber, kaliumcarbo-
thiomethylaminophonyl-
essigsaures 684.
QuecksüberkaUumhyposulfit
528.
Quecksilberkaliumkresolsul-
fosäure 679.
Quecksilberkaliumnitro-
phenolsulfosäiu'e 679.
Quecksilberkaliumthiosulfat
687.
Quecksilberkaliumthymol-
sulfosäure 679.
Quecksilber, koll. 529, 672.
Quecksilberkreosol 673.
Quecksilberkresorcinsuc-
cinein 679.
Quecksilbermethylfluores-
cein 679.
Quecksilbermonobrom-
xyllenol 673.
Quecksilber, naphtholdisulfo-
saures 675.
Quecksilbematriumthio-
glykolat 688.
Quecksilbemuclein 697.
Quecksilberoxybenzoesäiu-e-
anhydridacetamid 677.
Quecksilber, oxybenzolsulfo-
carbonsaures 678.
Quecksilberoxycyanat 674.
Quecksilberoxycyanid 688.
Quecksilberoxydul, gerbsau-
res 686.
Quecksilberoxydulnatrium
weinsaures 24.
Quecksilberoxyhydrochinon-
phthalein 679.
Quecksüberoxydkolloid 672.
Quecksilber, paranuclein-
saures 683.
Quecksilberphenolat 674.
Quecksilber, phenoldisulfo-
saures s. Hermophenyl.
Quecksilber, phenolessig-
saures 675.
Quecksilbe rphenolphthalein
679.
Quecksilberphenolsulf onat
688.
Quecksilberphenolsulfosäure
680.
Quecksilber, p-phenolsulfo-
saures s. Hydrargol.
Quecksilberphenylmcthyl-
dithiocarbonat 682.
Quecksilberpyrogalloldi-
äthyläther 673.
Quecksilberresorcinsaccha-
rein 679.
Quecksilber, resorcinessig-
saures 675.
Quecksilbe rresorcinsuccinein
679.
QuecksilbersaUcylat 676, 677,
689.
QuecksUbersalicylatäthylen-
diamin 678.
Quecksilbersalicylatalanin
678.
Quecksilbersalicylat, methyl-
arsinsaures s. Enesol.
Quecksilbersahcylatpiperidin
678.
QuecksilbersaUcylatsuccin-
imid 678.
QuecksilbersaUcylsulfosäure
677.
Quecksilbersalvarsan 683.
Quecksilberstearolester 681.
Quecksilbersuccinimid 24.
Quecksilbersuccinimid-mono-
njethylarsinsaures 726.
Quecksilbertetrabrom-
fluorescein 679.
Quecksilbertetrajodfluores-
cein 679.
Quecksil bertetrajodphenol-
phthalein 679.
Quecksüberthiosulfat-
natriumchlorid 22.
Quecksilbe rthymoxylessig-
säureanhydrid 685.
Quecksilbertoluylsäure 680.
Quecksilber, tribrompheno!-
essigsaures 675.
890
Sachregister.
Quecksilbertrimethylbenzoe-
säure 680.
Quecksilber, methanophenyl-
stibinsaures 729.
QuecksilberveratruTOsäure
680.
Quecksilberxylenol 673.
Quecksilberzinkcyanat 688.
Quercit 51, 58, 162.
Quercitrin 201.
Quietol 488.
Radium 528, 529, 736.
Rebaudinsapogenin 773.
Rebaudinsaponin 773.
Resacetophenon 191.
Resaldol 574, 742.
Resoldol 747.
Resorcin 56, 115, 139, 147,
180,190,531,534,544,774,
778.
Resorcinarsinsäure 717.
Resorclnbenzoylcarbon-
säureäthylester s. Resaldol.
Resorcindiäthyläther 590.
Resorcindisalicylat 563.
Resorcinglykosid 774.
Resorcin-Hexamethylen-
tetramin s. Hetralin.
Resorcinmonoacetat 777,
778.
Resorcinmonoäthyläther 590.
Resorcinmonosalicylat 563.
Resorcinquecksilber 673.
Resorufin 740.
Resorcylsäure 105, 147.
Rhamnoside 200.
Rhamnoseäther 200.
Rhodaform 656.
Rhodan 25, 109.
Rhodanaiuinon 36.
Rhodanide 5, 107, 198.
Rhodanquecksilber 22.
Rhodanwasserstoff 63, 89.
a-Rhodeohexonsäurelacton
126.
Rhodinol 756.
Rhodium 530, 735.
Rhodiumammoniake 129.
Ricinin 296.
Ricinolamid 743.
Ricinolsäure 742, 743.
Ricinolsäureester 743.
Ricinolsäurephoaphorsäure
784.
Ricinolstearolsäurejodid s.
Dijodyl.
Riciustearolsäureäthylester-
dijodid 609.
Ricinstearolsäuredijodid 608.
Ricinusöl 742, 743.
Ricinusölallophansäureester
743.
Ristin 767.
Roccellin B 101. 1
RoccelUnrot 101.
Rohrzucker 135, 772.
Rosaginin 771.
Rosanilin 64, 65, 648.
Rosaniline 64, 641, 642, 719.
Rose Bengale 641, 642.
Rosolsäure 740.
Rotlerin 752.
Rouge pourpre 643.
Rouge soluble 643.
Rubazonsäure 226, 229.
Rubidium 10, 13, 15, 16.
Rubidiumbromid 18.
Rubijervin 323.
Rufigallussäure 741.
Rufigallussäurehexamethyl-
äther 741.
Ruthenium 530.
Rutin 201.
Sabinen 180, 190, 191, 756, 757.
Sabinenol 191.
Sabinol 191.
Sabronin 619, 620.
Saccharin 35, 117, 141, 142.
o-Saccharin 136.
p-Saccharin 136.
Saccharinäthylester 142.
Saccharinsäurelacton 142.
Sacchariosenitrat 81.
Saccharosephosphorsäure
637, 784, 785.
Safranin 83, 146, 648.
Safrol 56, 111, 112, 439, 547,
548.
Sagrotan 531.
Sajodin 609, 610, 620.
Salacetol 570.
Salicin 138, 139, 200, 297,
553, 561, 562.
Salicinnatrium 1 39.
Salicyläthyläthersäureamid
520.
Salicylaldehyd 57, 75, 549,
562.
Salicylaldoxim 75.
Salicylamid 67, 192, 520, 573.
Salicyl-p-aminophenylester-
<u-methylsulfosäure 285.
Salicylanilid 255.
Salicylanthranil 559, 813.
Salicylanthranilsäure 559,
813.
Salicylanthranilsäuremethyl-
ester 559.
Salicylarsinsäure 718.
Salicylcarvacrolester 564.
Salicyldiäthylamid 768.
Salicylessigsäure 225, 560.
Salicylessigsäurediphenetidid
275.
Salioylessigsäurephenetidid
275.
SaUcyleugenolester 564.
Salicylgallussäure 660.
Salicylglykolsäureäthylester
566.
Salicylglykolsäuremethyl-
ester 566.
Salicylglykuronsäure 185,
192.
Salicylhomoanthranilsäure
559.
Salicylhydrocliinin 252.
Salicylid 470.
Salicylid-C'hloroform 470.
Salicyljodid 600.
Salicylmethyläthersäureamid
520.
Salicylosalicylsäure 151, 557.
Salicylosalicylsäurecarbonat
559.
Salicyloylglucose 567.
Salicyloyltheobromin 792.
Saücylphenetidid 106, 275,
291.
Salicylquecksilber 686.
Salicylquecksilber s. Queck-
silbersalicylat.
Salicylricinusöl 743.
Salicylsalicylamid 564.
Salicylsäiu-e 32, 35, 38, 57, 58,
62, 102, 105, 140, 155, 177,
192, 193, 201, 204, 206, 207,
224, 255, 288, 289, 527, 531,
532, 536, 542, 543, 544, 552,
553 ff., 560, 561, 562, 571,
572,573,794,797,798,811.
Salicylsäureacetamidester
574.
Salicylsäureacetonbromo-
formester 482.
Salicylsäureacetonchloro-
formester 482.
Salicylsäureacetylaraino-
phenoläther 573.
Salicylsäureäthylester 567.
I Salicylsäureäthylestercarb-
amat 578.
Salicylsäiu-eäthylesterchlor-
methylat 568.
Salicylsäureallylester 567.
Salicylsäureamid 140.
Salicyl.säureamylester 567.
Salicylsäureanthranilsäure-
acethylester 813.
Salicylsäurebenzylester 565.
Salicylsäurebenzylphenol -
ester 564.
SalicylsäuredicMorhydrin-
ester 570.
Salicylsäuredioxyisobutter-
sävu'epropylester 566.
Salicylsäuredioxynaphthalin -
ester 563.
Salicylsäureformylamino-
phenoläther 573.
Sacliregister.
891
Salicylsäureglycerid 566.
Salicylsäureglyoerinformal-
ester 570.
Salicylsäureglykolylurethan
487.
Salicylsäureglykolylcarba-
minsäuremethylester 769.
Salicylsäureglykolj'lurethan
769.
Salicylsäureguajaeolester 564.
Salicylsäureisoamylphenol-
ester 564.
Salicylsäureisobutylphenol-
ester 564.
Salicylsäurekreosotester 564.
Salicylsäurelactylamino-
phenoläther 573.
Salicylsäurementhylester-
carbonat 578.
Salicylsäuremethoxymethyl-
äther 653.
Salicylsäuremethoxymethyl-
ester s. Mesotan.
Salicylsäuremethylenacetat
s. Indoform.
Salicylsäuremethylester s.
Salimenthol.
Salicylsäuremethylestercar-
bonylphenylphosphorsäure
785.
Salicylsätiremethylresorcin-
ester 564.
Salicylsäurenaphtholester
563.
Salicylsäureoxychinolinester
806.
Salicylsäurephenylester s.
Salol.
Salicylsäureresorcinester 563.
Salicylsäurethiokresolester
564.
Salicylsäurethiophenolester
564.
Salicylsäurethymolester s.
Salithymol.
Salieylsäurexyllenolester 564.
Salicylschwefelsäure 559.
Salicyltropein 343, 346, 349.
Salicylursäure 192, 193.
Saliformin 657, 802.
Saligallol s. Pyrogalloldisali-
cylat.
Saligenin 57, 177, 380, 382,
553, 561, 562, 797.
Saligeniiicarbonsäure 568.
Saligenintannat 562, 797.
Salimenthol 144, 192,553,567,
760, 761.
Salipepsin 140, 224, 225.
Salithymol 140.
Salochinin 252.
Salokoll 140, 283.
Salol 201, 202, 539, 553,
362ff., 563, 564, 572, 573.
Saide 567, 571, 572.
Salophen 573.
Salosalicylid 559.
Salpetersäure 23, 25, 60, 99,
134, 531.
Salpetersäureester 80, 81.
Salpetrige Säure 20, 63, 81,
473.
Salpetrigsäureester 80.
Salumin 737.
Salvarsan 32, 64, 527, 530,
542, 623, 700, 704, 708, 709,
710, 714, '»3,716,719, 720,
725,726,736,821.
Salvarsanformaldehydsulf-
oxylat 714.
Salvarsangold 727.
Salvarsankupfer 727, 735.
Salvarsannatrium 715, 728.
Salvarsanplatin 727.
Salvarsanquecksilber 727.
Salvarsansilber 727.
Salzsäure 99.
Samarium '18.
Sanatogen 783.
Sanoform 599, 601.
Santal 538, 543. 764, T65f{.
Santalol 191, 765.
Santalolacetat 765.
Santalolacetolcarbouat 761.
Santalolallophansäureester
766.
Santalolbenzoat 765.
Santalolbernsteinsäureester
766.
Santalylbemsteinsäure-
methylester 766.
Santalolbroruisovalerylester
767.
Santalolcamphersäureester
765.
Santalolcarbonat 766.
Santalolcarbonylphenyl-
phosphorsäureester 785.
Santalolzinnamylat 765.
Santalolformaldehyd 765.
Santalolgallussäureester 766.
Santalolisovalerianat 766.
Santalolkolilensäureester
765.
Santalololeat 766.
Santalolphosphorsäureester
766.
Santalolphthalat 765.
Santalolsalicylsäureester s.
Santyl.
Santalolstearinat 766.
Santaloltriacetylgallussäure-
ester 767.
Santaloltribenzoylgallus-
säureest«r 766.
Santalylcamphersäure-
methylester 766.
Saatalylmentholäther 766.
Santalylmethyläther s. Thy-
resol.
Sautalylphthalsäuremethyl-
ester 766.
Santenol 191.
Santenon 52, 191.
Santogenin 198.
Santonan 755.
Santonansäure 755.
{ Santonige Säure 754.
j Santonin 105, 179, 198, 753,
! 754, 755.
Santoninamin 754.
Santoninoxim 755.
Santonsäure 753, 754.
Santyl 765.
Sapogenin 773.
Saponin 382, 744, 772, 773,
786, 787.
Saponine 120.
Sapotonin 772.
Sarkin 8. Hypoxanthin.
Sarkosin 141, 163, 195, 796.
Sarkosinanhydrid 141.
Sauerstoff 27, 530.
Scandium 18, 134, 530.
Scharlachrot 641, 646.
Schiffsche Basen 151.
Schleimsäiu'e 162.
Schwefel 10, 13, 109, 134, 206,
504, 530, 622, 745.
Schwefeläthyl 107.
Schwefelchinin 253.
Schweflige Säure 198, 530.
Schwefeljodfette 610.
Schwefelkohlenstoff 107.
Schwefelkolloid 629, 630, 736.
Schweflige Säure 745.
Schwefellanolin 628.
Schwefellebertran 628.
Schwefelleinöl 628.
Schwefelsäure 15, 25, 99, 100,
198.
Schwefelsäureacetylamino-
phenoläther 582.
Schwefelsäureguajacyläthyl-
ester 582.
Schwefelsäureguajacyliso-
butylester 582.
Schwefelsäureguajacyl-
methylester 582.
Schwefelsäurehydroohinon-
monomethyläther 582.
Schwefelsäure nitrophenol-
äther 582.
Schwefelsäure resorcinmono-
methyläther 582.
Schwefelsäuresalicylamid-
ester 582.
Sehwefeltran 628.
Schwefelwasserstoff 108, 504,
745.
Schwefelzimtsäureester 628.
Scopolamin 122, 123, 402.
892
Saoliregister.
Scopolaminmethylbromid
347.
Sebacinsäurediäthylester 62.
Seifenspiritus 531.
Selen 10, 13, 631—634.
Selenazinblau 632.
Selenazol 634.
Selenazolsulfosäure 634.
Selenbromfluorescein 633.
Selenbromide 85.
Selencyanantrachinon 634.
Selencyananthrachinonsulfo-
säure 634.
Selencyanbenzoesäure 633.
Selencyanbenzolarsinsäure
633.
Selencyanbenzolsulfosäure
633.
Selenfluorescein 633.
Selenfluoresceindiacetat 633.
Selenige Säure 187, 198, 631.
Selenjodfluorescein 633.
Selen, kolloid. 629, 632.
Selenmethyl 187.
Selenmethylenblau 633.
Selenoäthylhydrocuprein
820.
Selenohydrochinin 820.
Selenohydrocuprein 820.
Selenoisotrehalose 632.
Selenolleinoelsäure 634.
Selenophenol 634.
Selenphenolphthalein 633.
Selenresorcinarsensäure 632.
Selensaccharin 136.
Selensäure 15, 198.
Selentetrachlorfluorescein-
diacotat 633.
Selenverbindungen 85.
Semicarbazid 74, 219.
Semicarbazide 256.
Senegasapogenin 773.
Senegasaponin 773.
Senfgasquecksilberchlorid 86.
Senföl 537.
Sepin 331.
Sepsin 72.
Septacrol 647, 694.
Serin 125, 140, 181.
Sidonal 797.
Silber 10, 15, 24, 134, 173,
203, 528, 529, 530, 532,
691, 725, 727, 736.
Silber, aminjodphenylarsin-
saures 726.
SUberatoxyl 726.
Süber-Brillantphosphin 5 G
694.
Silber, chinaaseptolsaures
692.
Silberdimethyldiaminome-
thylacridiniumnitrat 694.
Silbereiweiß 693.
Silberglykocholat 694.
Silber, jodphenylarsinsaures
726.
SUber, kolloid. 529, 691, 727,
728.
Silber, kolloid, s. Collargol.
Silbermethylenprotein 693.
Silbernitrat 538, 691, 693,
727.
Silbernitratanunoniakalbu-
mose 694.
Silbernuclein 697.
Silber, oxyraercuribenzoe-
saures 694.
Silber, oxymercurithymol-
essigsaures 694.
Silber, phenylschwefelsaures
692.
Silberphosphat- Äthylendi-
amin 692.
Silberprotalbin 693.
Silbersalvarsan 717, 728, 821.
Silberthioglj'kolsäure 821.
Silicium 636.
Silikate 529.
Siornin 658.
/)'-Skatol 79, 177.
Skatoxyl 177, 190.
Solanin 321.
Solarson 704.
Solveol 546, 590.
Somnal 478.
Sorbit 162.
Sozal 737.
Sozojodol 604, 605.
Sozojodolsäure 530.
Spartein s. Lupinidin.
Spermin 798.
Sphygmogenin s. Adrenalin
440.
Spirosal 565.
Spritgelb s. Aminoazobenzol.
Stachhydrin 151.
Stearosan 766.
Stearylcholin 327.
Stibacetin 729.
Stibenyl 732.
Stibinobenzol 731.
Stiboniumbasen 19, 50, 128,
151, 301.
Stilbazolin 311, 313.
Stilben 172.
Stilbenhydrat s. Diphenyl-
äthanol.
Stickstoff 10, 13, 20, 26, 530.
Stickstoffwasserstoffsäure 74.
Storax 200.
Stovain 150, 358, 367, 368,
371.
Stovainbromäthylat 370.
Stovainbrommethylat 370.
Stovainjodäthylat 370.
Stovainjodmethylat 370.
Strontium 10, 14, 15.
Strontium, cholsaures 690.
Strophanthidin 773, 774.
Strophanthingenin s. Stro-
phantidin.
Strophanthin 771, 772, 773,
774.
Strophantinhydrat 773.
Strychnidin 464, 565.
Strychnin 23, 28, 37, 40, 43,
45, 46. 47, 59, 67, 98, 136,
146, 271, 296, 297, 298, 299,
302, 307, 425, 463, 464, 465,
466, 742, 747.
Strycnninbetain 465.
Strychninbrombenzylat 465.
Strychninhydrür 465.
Strychniniummethyüiydr-
oxyd 35.
Strychninjodessigsäure-
methylester 465.
Strychninoxyd 395, 465.
Strychnol 303, 464, 465.
Strychnolin 464.
Stypticin s. Kotarnin.
Styptol 430.
Styracol 577, 583.
Suberon 517.
Suberonisoxim 305.
Sublimat 54, 297, 529, 531,
538, 545.
Sublimat s. Quecksilber-
chlorid.
Succinanilsäure 282.
Succinimid 90, 164.
Succinimidquecksilber 674.
Succinimidsilber-hexamethy-
lentetramin 694.
Succinylekgoninmethylester
336.
Succinylsalicylsäure 558.
Succinyltropein 342, 344.
Sucramin 142.
Sucrosulfosäure 136, 146.
Sudan I 640, 643.
Sudan III 640.
Sudan G 640.
Sulfaldehyd 199.
o-Sulfamidbenzoesäure 142.
Sulfamide 148.
Sulfaminbenzoesäuresulfinid
142.
Sulfaminobenzoesäuren 144,
146.
Sulfaminodimethylpyrazo-
lonquecksilber 686.
Sulfaminol 622.
Sulfanilsäure 76, 104, 106,
195, 199, 257, 704.
Sulfanilcarbaminsäure 195,
199.
Sulfate 11.
Sulfhydrylgruppe 5.
Sulfide 147.
Sulfimide 148.
Sulfiniumbase 147, 151.
Sachregister.
893
o-Sulfobenzimid 146.
Sulfücyansäure 107.
Sulfocyanwasserstoff s.
Rliodanwasserstoff.
Sulfoessigsäure 193, 199.
Sulfofluorescein 200.
Sulfoid 630.
Sulfokodein 397.
Sulfonal 147, 199, 469, 500,
501, 504, 505, 521, 522, 526,
539.
Sulfonale 63.
Siilfone 30.
az-p-SuIfophenyl-ald-phenyl-
dihydro-/J -uaphthotzi-
azin 152.
Sulfophenylarsinsäure 720.
Sulfophenylcliinolinoarbon-
säure 812.
SuLfosalicylsäure 106, 144,
531.
Sulfoxykodem 397.
Sulfoxymorphin 397.
Suprarenin s. Adrenalin.
Surinarain 447.
Symphorole 789.
Synanisaldoxim 142.
System, periodisches 17.
Tallium 10.
Tanacetin 752.
Tanacetogendicarbonsäure
757.
Tanaceton s. Thujon.
Tannal 737.
Tannalbin 154, 661.
Tannigen 659.
Tannin 137, 154, 192, 200,
203, 595, 607, 658—663,
687, 737, 798.
Tannin albuminatum 661.
Tanninaldehydprotein 663.
Tannin-Chloral s. Captol.
Tannineiweiß 661, 662.
Tanninformaldehydeiweiß
662.
Tanninhexamethylentetra-
mincalcium 659.
Tanninphenolmethan 663.
Tanninthymolmethan s.
Tannothymal.
Tanninzimtsäureester 660.
Tannobromin 661.
Tannoform 660, 662.
Tannoguajaform 586.
Tannokol 662.
Tannokreosoform 586.
Tannon 663.
Tannopin 663.
Tannothymal 659, 662.
Tanosal 583.
Taririnsäuredijodid 608.
Tartonsäure 158, 161
Tartraziii 649.
Tartryltropein 344, 349.
Taurin 101, 144, 195, 198,
199, 524.
Taurobetain 151.
Taurocarbamüisäure 101,
195, 196.
Tebelon 543.
Teer 594.
Teeröl 545.
Tegoglykol s. Glykol.
Tellur 10, 530, 631—634.
Tellurige Säure 187, 631, 632.
Tellurmethyl 187.
Tellursäure 631, 632.
Tephrosin 519.
Terbiiun 134.
Tereben 764.
Terebyltropein 344.
Terephthalsäure 105, 179.
Terpene 125, 180, 747, 756,
757.
Terpenolphosphorsäure 180.
Terpenolunterphosphorige
Säure 180.
Terpentinöl 173, 190, 538,
539, 543, 764, 765.
Terpin 191.
Terpinen 112.
Terpineol 765.
Terpinliydrat 543, 764, 765.
Terpinol 173, 543, 765.
Tetraacetylchlorsahcin 139.
Tetraacetylchlortheophyllin-
glucosid 793.
Tetraacetyldichloramino-
puringlueosid 793.
Tetraacetylglucosephenetidid
281.
Tetraacetylhydroxycoffein-
glucosid 793.
Tetraacetyltheobromingalak -
tosid 793.
Tetraacetyltheobromin-
glucosid 793.
TetraacetyltheophylUn-
galaktosid 793.
Tetraacetyltheophyllin-
glucosid 792.
Tetraacetyltrichlorpurin-
glucosid 793.
Tetraäthylammoniumjodid
72, 300, 445.
Tetraäthylammoniumtrijodid
597.
Tetraäthylarsoniumcad-
miumjodid 128, 300.
Tetraäthylarsoniumjodid 20,
300, 700.
Tetraäthj'larsoniumzink
Jodid 300.
Tetraäthyldiaminodiphenyl-
carbinol s. BriUantgrün.
TetraäthyLhexaminoarseno-
benzol 724.
Totraäthylphloroglucin 515.
Tetraäthylphosphouium-
hydrosyd 144.
Tetraäthylpho3phoniumjodid
20, 128, 300.
Tetraäthylstiboniumjcdid
732.
Tetraäthylsulfonhexan 503.
Tetraminoarsenobenzol 712.
Tetraminoarsenophenol 713.
4.4'.2.2'-Tetraaminodiphenyl-
hexan 145.
Tetraamylammoniumjodid
300.
Tetrabromaceton 619.
Tetrabromarsenophenol 712.
Tetrabrom-o-biphenol 616.
Tetrabrom-p-diphenol 536.
Tetrabromdipropyldiäthyl-
barbitursäure 508, 509.
Tetrabromfluorescin s. Eosin.
Tetrabrom-o-kresol 544, 616.
Tetrabromnaphthol 536, 537.
Tetrabrom-/S-naphthol 616.
Tetrabrompyrrol 603.
Tetrachloräthan 68, 471, 539.
Tetrachloräthan 819.
Tetracliloräthylalkoholallo-
phansäureester 479.
Tetrachloräthylen 816, 819.
Tetraehlorarsalyt 717.
Tetrachlorarsenophenol 712.
Tetrachlor-o-biphenol 536,
616.
Tetrachlorchinon 181.
Tetrachlordinitroäthan 85,86.
Tetrachlorkohlenstoff 68,
471, 474, 539.
Tetrachlorhj'drochinonäthor-
schwefelsäure 181, 182.
Tetrachlorhydrochinongly-
kuronsäure 181.
Tetrachlormethan 819.
Tetrachlorphenol 544, 617.
Tetrachlorphenolphthalein
744.
Tetrachlorstrychnin 465.
Tetrahydroäthyl-a-oxychino-
lin s. Kairolin.
Tetrahydroatophan 808.
Tetrahydroberberin 295, 433.
Tetrahydrocarvonisoxim 305.
Tetrahydrochinaldin 123.
Tetrahydroclünolin 34, 35,
36, 67, 210, 212, 296.
TetrahydrochinoUncarbon-
säurediäthylaminoäthanol-
ester 376.
Tetrahydrocolclücin 325.
/S-Tetrahydrodimethylnaph-
thylamin 308.
Tetrahydrofuräthylamin 455.
Tetrahydromesoacridincar-
bonsäure 807.
894
Sachregister.
Tetrahydronaphthalin s.
Tetralin.
Tetrahydronaphthalinharn-
stoff 550.
Tetrahydronaphthol 550.
«-Tetrahydronaphthylamin
307.
^-Tetrahydronaphthylamin
72, 78, 295, 296, 307. 308
309, 310, 334, 391, 440.
o-Tetrahydronaphthylen-
amin 308.
p-Tetrahydronaphthylen-
amin 308.
Tetrahydronarkotin 431. .
Py-Tetrahydro-p-oxychino-
lin 210.
Tetrahydropapaverin 296,
299.
Tetrahydropapaverolin 425,
426.
Py-Tetrahydro-j'-phenyl-
chinolin 210.
a-Tetrahydropropylchinolm
317.
Tetrahydroricinin 296.
Tetrahydrosantonilid 755.
Tetrahydrosantonin 755.
Tetrahydrostrychnin 464,
465.
Tetrahydrothebain 407.
Tetrajodaceton 596.
Tetrajodarsenophenol 705,
712.
Tetrajodfluorescein s. Rose
Bengale.
Tetrajodhistidinanhydrid453.
Tetrajodimidazol 453.
Tetrajodphenolphthalein s.
Nosophen.
Tetrajodphenolphthalein-
eisen 669.
Tetrajodphenolphthalein-
quecksilber 669.
Tetrajodpyrrol s. Jodol.
Tetrajodphenolplithalein-
wismut 669.
Tetrajodphenolphthalein-
zink 669.
Tetrakodein 404.
Tetralin 550.
Tetramethylammonium 299.
Tetramethylanimonium-
formiat s. Forgenin.
Tetramethylammonium-
hydroxyd 294, 302.
Te tramethylammonium 3 odid
597.
Tetramethylammoniumtri-
jodid 597.
Tetramethylarsoni umJodid
128, 300, 700.
Tetramethylarsoniumzink-
jodid 128.
Tetramethylbenzoesäure-
amid 520.
Tetramethylblei 86.
Tetramethyldiaminoarseno-
toluol 712.
Tetramethyldiaminodiphe-
nylcarbinol s. Malachit-
grün.
Tetramethyldiaminopropa-
nolphenylcarbaminsäure-
ester 374.
Tetramethyldiaminotriphe-
nolcarbinol s. Malachitgrün.
Tetramethylenbisiminoessig-
säure 737.
Tetramethylenbisiminoiso-
buttersäure 737.
Tetramethylendiamin 54, 72,
166, 198.
Tetramethyldiaminodioxy-
arsenobenzol 718, 719.
1.3.7. 9-Tetramethylharn-
säure 96.
Tetramethylhexaminoarseno-
• benzol 724.
Tetramethyl-p-phenylen -
diamin 77, 256.
Tetramethylpyridin s.
Parvolin.
Tetramethylpyrrolidincar-
bonamid 363.
Tetramethylp}Trolidin-/J-car-
bonsäure 804.
a-Tetramethylpyrrolin-/?-car-
bonsäureamid 803.
a-TetramethylpyTrolin-/?-car-
bonsäuredimethylamid
804.
a-Tetramethylpyrrolin-/?-car-
bonsäuremethylamid 803.
Tetramethylstiboniumjodid
144.
Tetramethyltetraminoarseno-
benzol 718.
1.3.7. 8-Tetramethylxanthin
s. 8-Methylcoffein.
Tetranatriumphenazinbis-
arseniat 710.
Tetraoxyanthrachinon 741.
Tetraoxydiphenylacylamine
450.
Tetraoxyhydrobenzolcarbon-
säure s. Chinasäiu-e.
Tetrolylglykuronsäure 550.
Tetronal 501, 505, 521, 522.
Thaliin 31, 210, 212, 213.
o-Thallin 212.
Thallinhamstoff 212.
Thallinperjodat 212, 611.
Theacylon 788.
Thebain 28, 296, 297, 298,
318, 391, 392, 393, 394, 395,
401,408,409,411,412,425,
429, 444.
Thebainbromraethylat 406.
Thebainmethyljodid 412.
Thebaol 412.
Thebenin 412.
Theobromin 35, 44, 62, 66, 91,
92, 93,95,96,118,143,168,
749, 786, 787, 790, 791,
Theobrominbarium-natrium-
salicylat s. Barutin.
Tlieobrommglucosid 793.
Theobrorainkohlensäure-
äthylester 794.
Theobrominkohlensäure-
chlorid 794.
Theobrominlithium-lithium-
hippurat s. Urogenin.
Theobrominlithium-lithium-
salicylat s. Urophenin.
Theobromiunatrium-natri-
umacetat s. Agurin.
Theobrominnatrium-natri-
vuuauisat s. Anisotheobro-
min.
Theobrominnatriuni-natri-
umbenzoat 787.
Theobrominnatrium-natri-
umchlorid 788.
Theobrominnatrium-natri-
umformiat s. Theophorin.
Theobrominnatrium-natri-
umlactat 788.
Theobrominnatrium-natri-
umsalicylat 787.
Theobrominnatrium-natri-
umsulfosalicylat s. Theo-
salin.
Theobrominsalicylat 788.
TheobrominthjTnolkohlen-
säureester 794.
Theocin s. Theophyllin.
Theolactin 788.
Theophorin 788.
Theophyllin 44, 92, 93, 94,
95, 96, 118, 143, 189, 790,
791, 792.
Theophyllinäthylendiamin s.
Euphyllin.
Theophyllinaminophenyl-
salicylsäureester, methyl-
sulfosaures 792.
Theophyllingalaktosid 793.
TheophyUinglucosid 792.
Theophyllinpiperazin 791.
Theophyllinrhamnosid 793.
Theosalin 788.
Thermodin 146, 276, 277.
Thetine 147, 151.
Thialdin 199.
Thiazole 151.
Thienylchinolincarbonsäure
813.
Thioaldehyde 110, 516.
Thioamide 147.
Thioantipyrin 624.
Sachregister.
895
Thiobenzoylthioessigsäure-
disulfid 629.
Thiobiazol 631.
ThiobisantipjTin 227.
Thiobiuret 146, 147.
Thiooarbamid 36.
Thiocarbaminoarsanilsäure
707.
Thiocarbaminsäureäthylester
8. Xanthogenaraid.
Thiocarbazid 188.
Thiochinanthren 109.
Thiocol 553, 586, 587.
Thiocyansäure 89.
Thiodiglykol 816.
Thiodiglykolchlorid 08, 816.
Thiodinaphthyloxyd 631.
Thioform 667.
Thioglykol 68.
Thioglykolsäiire 199.
Thioharnstoff 107, 108, 109,
147, 188, 524.
2-Thiohydantoin 109.
2-Thiohydantoin-4-essigsäure
109.
Thioisotrehalose 632.
Thiol 545, 627.
Thiolysol 628.
2-Thio-4-methylhydantoin
109.
Thioniumchinone 147, 151.
Thiooxydiphenylamin 622.
Thiophen 54, 64, 109, 194,
199, 539, 624, 629.
Thiophenaldehyd 194.
Thiophendijodid 624.
Thiophenole 147.
a-Thiophensäure 194, 199.
a-Thiophenursäure 194.
Tlüoresorcin 622, 623.
Thiosinamin 108, 146, 188,
630.
Thiosinaminjodäthyl 624.
Thiosulfat 107, 198.
Thiotetrapyridin 294.
Thiotolen 64, 199.
Tliiotolenosycarbonsäure-
äthylester 629.
Thiozonide 628.
Thiuret 622.
Thiurethan 109.
Thorium 10, 15, 816.
Thujon 190, 757, 759, 762.
Thujomenthonisoxim 306.
Thujonoxydglykuronsäiire
757.
Thujylalkohol 191.
ThuUum 18.
Thymacetin 287.
Thymatol 548, 581.
Thymegol 679.
Thymin 90, 166, 167.
Thyminsäure 806.
Thymohydrochinon 178.
Thymol 57, 178, 190, 531,
535, 548, 5.53, 736.
Thymoläthyläther 548.
Thymolbernsteinsäure 763.
Thymolcamphersäure 763.
Thymolcarbaminsäureester
578.
Thymolcarbonat s. Thymatol.
Thymoldiquecksüberacetat
673.
Thymolfoirmaldehyd 653.
Thymolisovalerylglykol-
säureester 769.
Thymolkohlensäurediäthyl-
aminoäthylester 590.
Thymolmethyläther 548.
Thjrmolpalmitat 548.
Th3Tuolphthalein 744.
Thymolphthalsäure 763.
Thymolquecksilber 673.
Thymolquecksilberacetat673.
TlijTiiolsalicylat 563.
Thymolsalolcarbonat 761.
ThymotincopeUidid 318.
Thjnnotinme'thylpiperidid
318.
Thymotinpiperidid 317.
Thyresol 765, 766.
Tiglinsäure 323.
TigUnsäureäthylester 126.
Tiodin 624.
Titan 734, 735.
Tochlorin 617.
Tolubalsam 200.
Toluchinol 99, 209.
Toluchinon 181.
m-Toluidin 116, 117, 255, 257,
258, 535.
o-Toluidin 116, 117, 255, 257,
258, 535, 539.
p-Toluidin 65, 116, 117, 255,
257, 258, 535.
Toluidinarsinsäure 706.
Toluidinblau 642.
Toluidine 34, 66, 76, 116, 261.
Toluidinoacetobrenzcatechin
443.
o-Tokmitril 87.
Toluol 52, 53, 64. 176, 189,
193, 528, 534, 539, 543.
Toluolazonaphthylamin 640.
Toluolmonochlorsulfamid
617.
p-Toluolnatriumsulfochlor-
amid 617.
p-ToluolsuIfonsäm'e-p-phene-
tidid 276.
p-Toluolsulfurylgavüteriaöl
388.
Toluolsulfosarkosin 163.
Tolursäure 193.
Toluylalkyltetramethyloxy-
piperidincarbonsäureester
365.
[ Toluylarsinsäure 711.
j m-Toluylcarbonsäure 173.
; o-Toluylcarbonsäure 173.
Toluyldiäthylammoniuin-
jodid 300.
I Toluylendiarain 54, 77, 145.
Toluylendiaminoxamsäure
144.
Toluylendioxamsäure 143,
146.
Tohivlsäure 53, 105, 177, 179,
193, 553.
p-Toluylsäureamid 520.
Toluyltrialthylammonium-
hydrat 300.
Toluyltriäthylammonium-
jodid 300.
Toluylal kyltrimethyloxy-
piperidincarbonsäureester
365.
Toluyltetramethyloxypiperi-
dincarbonsäureester 365.
m-ToIylacetursäure 169.
l-p-Tolyl-2-äthyl-3-methyl-
4-amino-5-pyrazolon-nie-
thylschweflige Säure 232.
Tolylalanin J69, 176.
m-Tolylaminoacetonitril 88.
p-Tolylaminoacetonitril 88.
Tolylaminochinolin carbon-
säure 811.
Tolylarsinsäure 704.
Tolylchinolincarbonsäure807.
Tolyldihydrochinazolin 748.
Tolyldimethylaminophenyl-
acetyldiketopyrrolidin 805.
p-ToIyl-2. 3-dimethyI-5-pyr-
azoHn s. Tolypyrin.
p-Tolylharnstoff 146.
Tolylhypnal 480.
Tolylmorphin 401.
Tolyloxyäthylacetamid 498.
Tolylphenylacetyldiketopyr-
rolidin 805.
Tolylphenylclunolincarbon-
eäure 807.
l-m-Tolyl-4-phenylsemi-
earbazid 222.
Tolylsaccharin 142.
m-Tolylsemicarbazid 223.
o-Tolylsemicarbazid 153, 222.
p-Tolylsemicarbazid 222.
Tolypyrin 223, 228.
Tonerde 737.
Toramin 483.
ToxjTion 678, 683.
Transhexahydrophthalsäure-
methylester 125.
Traubenzucker 55, 119, 135,
141, 159, 161, 183.
Traumatol 600.
Triacetin 60, 69, 135, 521,
522, 567.
Triacetonalkamin 361, 362.
896
Sacliregister.
Triacetonalkamincarbon-
säure 361, 362.
Triacetonamin 361, 362.
Triacetonmethylalkamin 359.
Triacetylaloin 742.
Triacetylgallussäureacetol-
ester 661.
Triacetylgallussäureäthyl-
ester 661.
Triacetylgallussäuremethyl-
ester 389.
Triacetylgallussäurepropyl-
ester 661.
Triacetylglycerin s. Triacetin.
Triacetylmorphin 400.
Triacetylpyrogallol 777.
Triacetyltheophvllinrhamno-
sid 793.
Triäthylacetamid 496.
Triäthylammoniumchlorid
300.
Triäthylaminoniumjodid 300.
Triäthylammoniumsulf at 300.
Triäthylcarbimid 88, 130.
Triäthylcarbinol 490.
Triäthylphosphorsäureester
783.
Triäthylharnstoff 491, 524.
Triäthylhydantoin 508.
Triäthylsulfondiphenylbutan
502.
Triät hylsulf onphenylbutan
502.
Triaminoazobenzol 30.
Triaminobenzol 77, 256.
Triaminobenzolarsinsäure
724, 725.
Trianiinodiphenylraethan-
tolylcarbinol 648.
Triaminodiphenyltolylcarbi-
nol s. Fuchsin.
2.4. 5-Triarnino-6-oxypyrimi-
din 79, 95, 167.
Triaminophenol 77.
Triaminophenylarsinsäure
705.
Triaminotoluol 77, 256.
Triaminotriphenylstibin 729.
Trianisin 569.
Trianisylguanidin 379.
Triazobenzol 78, 259.
Tribenzoin 569.
Tribenzoylgallussäure 660.
Tribromacetylsalicylsäure
620.
Tribromaloin 742.
Tribrombikresol 536.
Tribrombrenzcatechinwismut
670.
Tribromessigsäure 70, 198.
Tribromhydrin 618.
Tribromiinidazol 453.
Tribromuaphthol 531, 536,
537.
Tribrora-y?-naphthol 542, 016.
Tribromphenol 544, 617, 670.
Tribromphenolquecksüber
673.
TribromphenolsalicylsäuTe-
ester 615.
Tribromphenolwiämut s.
Xeroform.
Tribromphenoxylacetamid
574.
Tribromsalicylsäure 618.
Tribromsalol 488, 616.
Tribrom-m-xylenol 544.
Trichloracetylsalicylsäiire
620.
Trichloräther 539.
Trichloräthylalkohol 69, 159,
181, 190, 473, 474.
Trichloräthyleii 471, 472, 533,
539, 819.
Trichloräthylenquecksilber
86.
Trichloräthylidenaceton 477.
Trichloräthylidenaceto-
phenon 195, 479.
Triehloraldehyd s. Chloral.
Trichloraldoxim 476.
Trichloraminoäthylalkohol s.
Chloralamiuonium.
Trichloraminobuttersäure 68.
Trichloranilin 260.
Trichlorbenzol 70.
Trichlorbuttersäure 68, 158.
Trichlorbutylalkohol 159,
181.
Triclilorbutylallophansäure-
ester 482.
Trichlorbutylbrenztrauben-
säureester 482.
Triehlorbutylbromisovaleri-
ansäoreester 482.
Trichlorbutyldiäthylamino-
essigsäureester 482.
Trichlorbutyldiäthylamino-
isovaleriansäureester 482.
Trichlorbutyldimethylauiiiio-
essigester 482.
Trichlorbutylessigester 482.
Trichlorbutylisovalerian-
säureester 482.
TrichlorbutyLmalonsäureester
482.
Trichlorbutylmonoohloressig-
säureester 482.
Trichlorbutylpropionsäure-
ester 482.
Triehlorbutyltrichloressig-
säureester 482.
Trichlorbutyltrichloressig-
Trichlorchinon 181.
Trichlorcrotonsäure 473, 474.
Trichlorcyan 85.
Trioliloressigsäure 23, 68, 158,
473, 474, 531.
Triehlorhydrin 69, 618.
Triclilorisopropyläthoxyphe-
nylcarbaminsäureester 479.
Trichlorisopropylalkohol 483,
484.
Trichlorisopropylglykuron-
säure 483.
Trichlorisopropylsalicyl-
säureester 482.
Trichlormethylalkohol 190.
Trichloromorphid 404.
Trichlorphenol 616, 617.
Trichlorphenolsalicylsäure-
ester 615.
Tri-p-chlorphenylphosphat
201.
Trichlorpseudobutylalkohol
s. Aneson.
Trichlorpseudobutylalkohol-
carbaminsäureester 479.
Tridekylamia 71.
Triferrin 097.
Trigemin 483.
Trigonelün 151, 187, 193.
Trihomophenetylguanidin
379.
Trihydroäthyl-p-oxychinolm
212.
Trihydrostrychnin s. Iso-
strychnin.
Trijodimidazol 452.
Trijodkiesol s. Losophan.
Trijodphenacetin s. Jodo-
phenin.
Trijodphenolsalicylsäure-
ester 615.
Trijodstearinsäure 608.
Trij odtribromstearinsäure
608.
Trij odtriolilorstearinsäuro
608.
Triketohydrindenhydrat 99.
Trikodein 404.
Trikohlensäureäthylester-
gallussäuremethylester 389.
Trikresotin 569.
Trimethylacetamid 492.
Trimethyläthylen s. Pental.
Trimethyläthylenglykol-
bronihydrin 484.
Trimethylamin 28, 66, 71, 72,
102, 166, 198,299,302,332.
Triniethylaminoacetobrenz-
catechin 443.
Trimethyl-/?-arainoäthyl-
ammoniurahydroxyd 328.
Trimethylaminoanissäure-
betain 388.
Trimethylaminobuttersäure
141, 144.
Trimethylaniinobuttersäure-
anhydrid 144.
Trimethylaminoäthylbrenz-
catechin 449.
Sachregister.
897
Trimothylaminohexahydro-
benzoesäureester 388.
Trimethylammoniumjodid
300.
Trimethylbenzol s. Mesitylen.
1.3.5-Triraethylbenzol s.
Mesitylen.
Trimethylbroramethylam-
moniumbromid 329.
Triniethylcarbinol 490, 491.
Trimethylcolchicinsäure 324,
325.
Trimethylcolchicinsäure-
methyläther 325.
Trimethylcyclohexan 52.
Trimethylcyclohesanon 52.
Trimethyldiaethyoxypiperi-
dinbenzoat 366.
1 . 3. 7-Trimethyl-6-dihydro-
2-oxypurin s. Desoxycof-
fein.
1 . 7. 9-Trimethyl-2.8-dioxy-
purin 787.
1 . 7.9-Triinethyl-6.8-dioxy-
purin s. Isocoffein.
Trimethj'lenimin 73, 759.
1.3.7-Trimethylharnsäure s.
Hydro xycof fein.
Trimethylhexanooisoisoxim
305.
Trimet hylmenthylammoni-
um 300.
Trimetliylneurin 327.
Trimethylostrophanthin 773.
1 . 3. 7-Trimethyl- 2-oxy- 1 . 6-di -
hydropurin s. Desoxycof-
fein.
Trimethylphloroglucin 750,
752.
Trimethylrosanilin 641, 642.
Trimet hylsulfinhydrür 129,
300.
Trimethylsulfiniumjodid 108.
Trimethylsulfiniiimoxyd-
hydrat 108.
Trimethyltertiärpentanol-
ammoniumbromid 370.
Trimethyltertiärpentanol-
ammoniumjodid 370.
Trimethyltrioxybenzophenon
s. Methyliiydrocotoin.
Trimethylxanthin s. Coffein.
1.3.9-Trimethylxanthin 94.
Trimesinsäure 173.
Triuitroamarin 144.
Trinitroanisol 82.
Trinitrobenzol 145.
Trinitrobenzoesänre 145.
Trinitro-ra-oxybenzoesäura
140, 145.
1.3.5.6-Trinitrophenol s.
Pikrinsäure.
Trinitrophenylmethylnitr-
amin 82.
Trinitrotoluol 82. 83.
Trinitroxvlol 82.
Trional 469, 485, 500, 504,
521, 522.
Trioxyäthylmethan 494.
Trioxyantliracliinon 740,
741.
Trioxyanthranol 780.
Trioxybenzole 55.
Trioxybenzophenon 746.
Trioxybenzophenonmono-
msthyläther s. Cotoin.
Trioxybenzoylbenzoesäure-
äthylester 747.
sym. Trioxyhexamethylen s.
Phloroglucit.
Trioxymethylen 595, 650,
654.
Triphenetylguanidin 379.
Triphenin 271.
Triphenolguanidin 379.
Triphenylarsinoxychlorid
700.
Triphenylglyoxalin s. Lophin.
Triphenylglyoxalindihydrid
s. Amarin.
Triphenylphosphat 201, 572.
Triphenylstibin 731.
Triphenylstibinsulfid 731.
Triphenylrosanilin s. Anilin-
blau.
Triphenylrosanilinsulfosäuie
s. Phenylblau.
Triphenylstibinsulfid 630.
Tripropylhydantoin 508.
Trisaccharide 138.
Trisalicylsäuretriglycerid 201,
569, 570.
Trithioaldehyd 110, 516.
Tritolylrosanilin 648.
Trixidin 729.
Tropacocain 319, 326, 349,
351, 352, 353, 355, 366, 307,
409.
Tropaeolin 641
Tropasäure 107, 342, 343.
Tropasäure-i/'-tropein 121,
352.
Tropin 107, 118, 121, 321,
324, 333, 341, 342, 343,
348, 351, 353, 358, 366,
402.
!/>-Tropin 121.
Tropinjodbenzylat 347.
Tropinj odessigsäuremethyl-
ester 347.
Tropinon 340, 352.
Tropyloxyäthj'lnortropan
355.
Tropyloxyäthylnortropidin
350.
Truxillin 335.
Trypafla\'in 64, 534, 647,
821.
F r ä n k e 1 , Arzneimittel-Sjmthese. 5. Aiill .
Trypanblau 101, 647, 715.
Trypanrot 101, 647, 715.
721.
Tryparosan 647, 648.
Tryptophan 125, 141, 441,
442.
dl-Tr\-ptophan 140.
Tuiuenol 627.
Turizin 151.
Tussol 225, 272.
Tyramin 447, 448, 449, 450,
453, 454, 455, 458.
T>Tosin 43, 105, 140, 169, 196,
441, 442, 675.
dl-Tyrosin 120.
m-Tyrosin 169.
o-TjTosin 169.
Tyrosinäthylester 63, 105.
445. 449.
TyrosinquecksUber 675.
Tyrosin-sulfosäure 151.
Tyrosol 57.
TJ-rotoxikon 197.
tlberraangansäure 530.
Umbelliferon 820.
Unterbromige Säure 617.
Unterchlorige Säiu-e 528,
617.
Upsalan 673.
Uracil 90, 166, 167.
Uralium 478.
XJraminoantipyrin 229.
Uraminobenzoesäure 195.
o-Uramino-p-oxybenzoe-
säure 384.
i-XJraminophenylessigsäure
175.
Uran 18, 30. 703.
Urannitrat 530.
Urethan 36, 61, 73, 146, 263,
356, 376, 478, 496, 497, 499,
514,521,522,786.
Urethanoaminophenylstibin-
säure 730.
Urethancaiciumbromid 619,
637.
Urethan-Novocain 377.
ürethanphenylstibinsäure
729.
Urethanstrontiumbromid
619.
Urochloralsäure 473.
Urogenin 788.
Urohypertensin 71.
Uronitrotoluylsäure 177.
Uropherin 788.
Urosin 797.
ürotropin s. Hexamethylen-
tetramin.
Ürotropin, anhydromethylen-
citronensaures s. Helmitol.
Ürotropin, chinasaures s.
Chiuotropin.
57
898
Sachregister.
Urotropin, salicylsaures s.
Saliformin.
Uroxansäure 168.
Ursal 797.
TJritinsäure 173.
Uvitoninsäure 554.
Valamin 768.
Valearin 330, 597.
Valeramid 768.
VaJeriansäure 68, 102.
n- Valeriansäure 163.
ValerianyUiarnstoff 489.
Valerydiu 271.
Valerylaminoantipyrin s.
Neopyrin.
Valerylcoeaiii 335.
N-Valerylpiperidin 312.
Valerylsalicylsäure 556.
Valerylsalicylsäuroaceton-
chloroformester 482.
Valeryltrimethylammonium-
chlorid s. Valearin.
VaUdol 7G1.
Valimbin 440.
Valin 120, 125.
dl-Valin 120.
Valyl 768.
m- Vanadinsäure 19.
o-Vanadinsäure 1 9.
p- Vanadinsäure 1 9.
Vanadinsäure benzylester
732.
Vanadinsäureglycerinester
732.
Vanadinsäureglykolester
732.
Vanadinsäurepropylester
732.
Vanadinsäuretriäthylester
732.
Vanadium 19, 20, 732.
Vanillin 58, 97, 179, 185, 192,
383, 534.
Vanillinätiiylcarbonatphen-
acyl-p-aminophenol 280.
Vanillinäthylcarbonat-p-phe-
netidid 280.
Vanillinbenzoesulfosäureester
583.
Vanillinnatrium 383.
Vanillinphenacyl-p-amino-
phenol 280.
Vaiiillin-p-phenetidid 279.
Vanillinsäure 179, 185, 191.
Vanillinsäureacetonchloro-
formester 482.
Vasodilatin 451.
Vasotonin 440.
Veratrin 323.
Veratrinsäure 192.
Veratrol 40, 57, 62, 544, 548,
575, 576, 584, 590.
Veronal 146, 250, 485, 493,
494, 505, 500, 509, 510, 511,
512,513,514.526.
Veronalnatrium s. Medinal.
Vesipyrin 565.
Vesuvin 641.
Viferral 474.
Viktoriablau 4. R. Badisch
649.
Vinylamin 69, 72, HO, 111,
759.
Vinyldiacetonalkamin 361.
Vinyldiacetonamin 360.
Vioform 606.
Violett Hofmanns s. Tri-
motliylrosaniliii.
Vucin 239, 241, 242.
Vuzinotoxin 242.
Wachholderöl 543.
Wasserstoff 26, 27, 529.
Wasserstoffsuperoxyd 473,
528, 530, 814, 815.
dl-Weinsäure 100.
d- Weinsäure 25, 119, 141,
161.
1-Weinsäure 99, 119, 161.
Weinsäureäthylester 294.
Weinsäurediphenylester 797.
Weinsäuremethylester 294.
Weinsäuremonomethylester
151.
Wismut 20, 155, 606, 663 f.,
728.
Wismutalbmninat s. Bismu-
tose.
Wismut- Ammoniumeitrat
664.
Wismut, bas. salpetersaures
747.
Wismutchlorid 668, 669.
Wismut, cholsaures 090.
Wismut, dibromgallussaures
667, 669.
Wismutdilactomonotaiinat s.
Laetanin.
Wismutdisalicylat 667.
Wismutdithiosalicylat 667.
Wismutditannat 667.
Wismut, gallocarbonsaures
670.
Wisnuit, gallussaures bas. s.
Dermatol.
Wismut, gallussulfosaures
670.
Wismut, gallussulfosaures
bas. 666.
Wismutglobulin 693.
Wismut, kolloid. 664.
Wismut jodsalicylat s. Jody-
bin.
Wismut, methylendigallus-
saures s. Bismal.
Wismut, monobromgallus-
saures 667.
Wismutmonosalicylat 667.
Wismutnitrat, neutr. 664.
Wismutoxyjodid 665.
Wismutoxyd 728.
Wismutoxyjodidagaricinat
669.
W"ismutmonolactoditannat
668.
Wismutoxyjodid, gallocar-
bonsaures 668.
Wismutoxyjodid.gallussaures
bas. s. Airol.
Wismutoxyjodidlacke 669.
Wismutoxyjodid, monobrom-
gallussaures 669.
Wismutoxyjodidtannat
668.
Wismutoxyd, kolloid. 665.
Wismutpeptonat 671.
Wismutphenolat 669.
Wismut, phenylschwefel-
saures 667.
Wismutphosphat 665.
Wismutsalicylat 155, 667.
Wismuttannat 667.
Wismuttrisalicylat 667.
Wismut, zimtsaures s. Heto-
form.
Wolfram 18, 530.
Wolfrarasäure 543, 736.
Wollschwarz 640.
Xanthin 35, 44, 66, 89, 91,
92, 166, 168, 188, 790, 793,
794.
Xanthine 151.
Xanthogenamid 109.
Xanthogensäure 107, 199.
Xanthogensäureester 147.
Xanthotoxin 519.
Xenon 530.
Xeroform 670.
m-Xylenol 536, 542.
o-Xylenol 536.
m-Xylidin 260.
Xylol 52, 53, 64, 173, 176,
179, 190, 193, 523, 539.
Yolümbin 422, 440.
Yohimbin, baldriansaures s.
Valimbin.
Yohimbin, nucleinsaures
440.
Yohimbinurethan s. Vaso-
tonin.
Ytterbiimi 134.
Yttrium 18, 134.
Sachregister.
899
Emtaldehyd 153.
Zimtaldehydcarbüthoxy-
phenylhydrazon 818.
Zimtalkohol 382, 539.
Züntamid 496.
Zimtesterdibroinid 619.
Zimtöl 538, 542, 543.
Zimtsäure 105, 156, 165, 177,
179, 194, 542, 583, 591, 798.
Zimtsäureallylester 767.
Zimtsävirearaid 520.
Zimtsäureamidisovalerianat
769.
Zimtaäurebenzylester 575,
767.
Zimtsäure- s. Cinnamoyl-.
Zimtsäiireeugenolestor 564.
ZimtsäureglykokoU 173.
Zimtsäureglykolester 767.
Zimtsäureguajacolester s.
Styracol.
Zimtsäurekreosot 564.
Zimtsäurekreaolester 601.
Zimtsäuremethoxykrosol-
ester 591.
Zimtsäurenitril 105.
Zimtsäiirethymolester
591.
Zimtsäuretrichlorbutylester
483.
Zitntsäuretropein 345.
Zink 10, 15, 18, 21, 67, 528,
604, 605.
Zinkglobulin 693.
Zink, tetramethylenbisimiuo-
saui'es 737.
Zinn 528. 529.
Zinndiäthylchlorid 543,
736.
Zinnsäure 543, 736.
Zinntriäthyl 27.
Zucker 117, 135.
Zuckerkalk 139.
d-Zuckersäuro 159, 160, 161,
162.
57'
Veräiideruugeii der Substanzen im Organismus.
Acetamid 72, 73, 162.
Acetamidin 76.
Acetammobenzarsmsäure701.
Acetaminophenolallyläther
266.
Acetaminophenolschwefel-
säure 704.
AcetaminopropyläthtT 269.
Acetanüid 197.
Acetessigäther 190.
Acetessigsäure 158. 165, 175,
187.
Aceton 75, 98, 158, 159, 175,
190.
Acetondicarbonsäure 159.
Acetonätliylmercaptol 50i.
Acetonitril 198.
Acetophenon 156, 172, 173,
176, 179, 190, 191.
Acetoxim 75.
o-Acettoluid 197.
p-Acettoluid 197.
Acetyl-p-aminoacetopheiion
282.
Acetylaminobeiizoesäure 182,
186, 187, 197.
Acetylanthi'anilsäuremethyl-
ester 263.
Acetyljodphenylmercaptur-
säure 614.
Acetylmeconsäure 170.
Acetylmethylanthranilsäure-
methylester 264.
d-Acetyl-p-methylphenyl-
alanin 187.
Acetyl-p-aminophenoläther-
schwefelsäure 267.
1-Acetylphenylaminoessig-
eäure 164.
Acetylphenylhydroxylamin
255.
Acetylsalicylsäure s. Aspirin.
Acridin 174.
Acrylsäure 158, 165.
Abietinsäure 200.
Adalin 485.
Adenin 167.
Adipinsäure 171, 173.
Alanin 73, 157, 175, 181,
«- Alanin 158.
y?-Alaniii 158.
dl-Alanin 157, 163.
Aleudrin 479.
Alizarin 778.
Alizariiigelb A. 746.
Alkohori07.
Allantoin 91, 168.
Allophansäureamid s. Biuret.
Alloxan 90, 165, 166.
Alloxantin 90.
Ainarin 78, 196.
Ameisensäure 155, 158, 159,
166, 650.
Aminoacetal 73.
Aminoacetaldehyd 73.
4-AminoantipjTin 226.
m-Aininobenzaldehyd 186.
p-Aminobenzaldehyd 187.
m-Aminobenzoesäure 195.
p-Aminobenzoesäure 186,
187.
dl-Aminobuttersäui'e 157.
dl-Amino-n-buttersäure 163.
dl-Aminocapronsäure 157.
dl-Ainino-n-capronsäure 163.
Aminodiaininophenyleu-
aminsulfosäure 256.
6-Amino-2.8-dioxypui'in 168.
Aminomalonsäure 73.
Aminoinethylschweflige
Säure 654.
«-Aminomilchsäure s. Serin.
Aniinonaphthol 177.
1 Aminophenol 176, 744.
I o-Aminophenol 515.
• p-Aniinopheuol 178, 182, 254,
264, 265.
p- Aminopheuylarsiuoxyd54 1 .
6-Aminopuriu s. Adenin.
I Aminosalicylsäure 195.
! dl-Aniinovaleriansäure 157,
j 163.
; (X-Aminozimtsäuro 169.
j Ammoniak 47.
Amygdalin 200.
Amylalkohol 159, 190.
Amylharnstoff 491.
Anhydromethyleucitronen-
säure 159.
Anilidmethylsalicylsäure 192.
Anilin 76, 83, 176, 190, 254,
264.
Anissäure 169, 192, 193.
.A.nisol 190.
.\nisylglykokoU 169.
Anthrachinonarsinsäure 718.
Anthranilsäuremethylester
263.
Antifebrin 255.
Antipj-rin 178, 218, 226.
AntipjTylharnstoff 229.
Anthrarobin 778.
Äpfelsäure 161, 162.
Apolysin 274.
Arabonsäuren 119.
Arabinose 119.
Arbutin 200.
Arrhenal 700.
Arsacetin 707.
Arsanilsäure 541.
Arsenobenzoesäure 701.
Asparagin 157.
Asparaginsäure 120, 157.
Aspirin 553, 555.
Atherschwefelsäuren 5, 101,
192.
Äthylacetaminophenol 270.
Äthylalkohol 158, 159, 190.
Athylbenzol 172, 176.
At hylidendimethyUulf on 500.
Athylmercaptan 199.
Äthylmercaptol 199.
Athylphenacetin 270.
Athylsulfid 188, 199.
Äthylsulfone 45.
Athylsulfosäure 101, K'. i.
Atophan 180, 807.
Atoxj-1 704.
Atropin 4, 45, 48, 342.
Azobenzol 190.
Azooxj'benzol 78, 179.
Benzaldehyd 97, 179,
195, 197.
Benzamid 197.
Benzamidin 76.
Benzanilid 255.
Benzarsinsäiu-e 701.
Benzbetain 189.
Benzidin 178.
Benzil 172.
Benzilsäure 172.
Benzimidazol 91.
182,
Veränderungen der Substanzen im Organismus.
901
Beiizoo 200.
Bonzoesäuro 97, 102, 156,
165, 171, 172, 175, 17(5, 177,
179, 180, 182, 180, 190, I'J3.
Benzoeglycnronsäure 184.
Benzoin 172.
Benzol 103, 170, 171, 190.
Benzolazophenol 640.
Benzolazorosoroin 640.
v-Benzolsulfomethylaniino-
buttersäure 174.
Beiizolsulfomethylamiiio-
capronsäure 1 74.
Benzolsulfoaarkosin 1 63.
Benzoylalanin 163.
Benzoylaminobuttersäure
163.
Benzoyl-a-aminozimtsäiu'e
163.
Benzoylasparaginsäuro 163.
o-Benzylbcnzoesäure 172.
Benzoylessigsäure 172, 173.
Benzoylglutaminsäure 163.
Benzoylharnstoff 177.
Benzoylmcconsäuro 1 70.
Benzoylpropionsäuie 165,173.
Benzoyltyroin 163.
Benzylalkohol 164, 182, 381.
Beuzylamin 179.
Benzylcyanid 88.
Benzylglykuronsäure 182.
Benzylidendiacetamid 196.
Bezylidenbiuret 177.
Benzylidendiformamid 196.
Benzylidendiureid 196.
Benzylmethylketon 174.
Berberin 426.
Berlinerblau, lösliches 183.
Bernsteinsäui'e 161, 501.
Betain 102.
Blausäure 5, 88, 89, 186.
Biuret 165, 168, 177.
Borneol 190, 191.
Brenzcatechin 103, 180, 189,
196.
Brenzschleimsäure 97, 165,
194.
BrenzschleimsäureglykokoU-
B. Pyromycursäui'e.
Brenztraubensäure 158, 161,
187.
Bromate 183.
Brombenzoesäiu'e 70, 194.
Brombenzol 70, 186, 190, 533.
Bromdiäthylacetylharustoff
s. Adalin.
Bromhippursäiu'e 194.
Bromipin 619.
Bromkoraensäure 170.
Bromphenylacetylcystin 186,
533.
Bromphenylmercaptursäure
s.Bromphenylacetvlcystein.
Bromtoluol 194.
Buttersäure 155.
Bntylalkohol tcrt. 159, 190.
Butylbenzole 177.
Butylchloral 159, 181, 190.
Butyronitril 198.
Camphan 191.
Camphen 180, 191.
Camphenglykol 191.
Camphenhydrat 191.
Caraphenilol 191.
Camphenilon 191.
Campher 177, ISO, 185, 190.
Camphercymol 179.
Carapherul 177.
Camphersäuren 198.
Caprilen 185.
Capronitril 198.
Capronsäuro 155.
Carbaminthioglykolsäiu'e 199.
Carbaininthiosäureäthyl-
ester 199.
o-Carbanü 197.
Carbazol 178.
Carbonyldiharnstoff 166, 177.
Carbostyril 190, 193.
Carbothialdin 199.
Carmoisin 649.
Carvon 190, 756.
Chelidonsäure 160.
Chinät honsäure 190, 191.
Chinasäure 180, 182.
Chinaldin 180.
Cliinidin 235.
Chinin 188, 244.
Chinolin 173, 179, 208.
a-Clüuolincarbonsäure 176.
/?-Chinolincarbonsäuve 176.
Chinon 181.
Chincndünin 77, 256.
Chinosol 593.
Chitose 170.
Chloral 69, 159, 181, 190.
Chloralaceton 477.
Chloralacetophenon 195, 479.
Chloralamid 475.
Chloralhydrat 472, 473.
Chloraloise 185.
Chloraloseglykuronsäure 185.
Chloranil 181.
Chloranilsäure 182.
Chlorate 183.
Chlorbenzoesäure 186, 193.
p-Chlorhippursäm-e 186, 194.
Chloroform 190, 472, 473.
Chlorphenol 190.
m-Chlorphenylalanin 169.
p-Chlorphenylalanin 169.
p-Chlortoluol 194.
Cholin 166, 198.
Chrysarobin 179.
Chrysophauliydroanthron
776.
Chrysophansäure 179, 776.
j Cinchoninon 237.
Cinuamylphenetidid 279.
Cinnamyltyi-osin 163.
CitraconsäiU'e 165.
Citronensäure 162.
Cis-Chinit 58.
Citral 757.
Coerulignon 590.
Coffein 44, 168, 188.
Colchicin 532.
Cotoin 745.
Crotonsäure 165.
Cuminsäure 179, 193, 757.
Cuminursäure 193.
Cumol 177, 190.
Cuprein 235.
Ciircumin 649.
Cyanamid 75.
Cyanursäure 165, 499.
Cyclohexan 173.
Cyclohexanol 58.
Cyclohexanon 173.
Cyclohexanessigsäure 180.
Cyclohexanolessigsäiure 180.
Cymol 179, 180, 191.
Cystin 198.
Cytosin 90, 167.
Desoxybenzoin 172.
Dextrose 162.
Diäthylaminoacetonitril 88.
Diät hylam inomi Ichsäiu'e -
nitril 88.
Diäthylendiamin s. Piperazin.
Diäthylessigsäure 156.
Diäthylketon 158.
Diäthylmothylsulfiniima-
hydroxyd 188.
Diäthylsiüfon 500.
Diäthylsulfonacetessigester
501.
Dialursäm'e 90.
Diaminoarsenobenzoe säure
701.
Diaminoacridin 534.
DiaminodioxycUphonyl 178.
Diaminohexan 806.
Diaminopropionsäure 158.
Oi-ß- Diaminopropionsäure 181.
Diamylhai-nstoff 491.
Diazobenzol 197.
Diazomethau 82.
■Dibenzamid 177.
Dibenzyll72.
p-Dibromdiplionyl 178.
j Dibromessigsäiure 70, 198.
I Dibronigallussäure 618.
Dichloraceton 190.
Diclüoräthylen 472.
Dichlorbenzol 190.
Dichlordioxychinon 182.
Dicldorisopropylalkohol 190.
Dichlorisopropylglykviron-
säure 190.
902
Veränderungen der Substanzen im Organismus.
Di-p-chlorphenylphosphor-
säure 201.
Digitalisglykoside 773.
Diglykolsalicylsäureäther
565.
Dihydrocarveol 191.
Düiydronaphthalin 550.
Dijodtyrosin 613.
Dikaliumferroferrocyanid
183.
Dimethylacrylsäure 165.
1. 7-Dimethylamkio-8-amino-
santhin 188.
Dimethylaminobenzaldehyd
179, 184, 189.
Dimethylaminobenzoesäure
174, 184.
Dimethylarainobenzoe-
glutaminsäure 185.
Dirne thylamiiio- 1 . 7-di-
methylxanthin s. Paraxin.
Dimethylaminotoluidin 189.
1.3-Dimethylbenzoesäure s.
Mesitylensäure.
m-Dimethj'lcliinol 99.
Dimethyldibrom-o-toluidin
189.
Dimethylmethylal 760.
1 . 7-Dimethyl. 2. 6-dioxypirin
189.
Dimethylengluconsäure
159.
Dimethylsalicylsäure 553.
Dimethylsulfoäthylmethyl-
methan 500.
Dimethylsulfondiäthylme-
than 500.
Dimethj'lsulfondimethyl-
methan 500, 504.
Dirne thylthioharnst off 188.
Dimetliyltoluidin 174.
Dinitroaminophenol s.
Pikraminsäure.
2.6-Dimtroazooxytoluol 83.
m-Dinitrobenzol 83.
2.6-Dinitro-4-hydroxyl-
aminotoluylenglykuron-
säure 83.
Dioxyaminonaphthalin 177.
5.6-Dioxycliinolin 208.
Dioxychinolinmethylcarbon-
säure 213.
2. 8-Dioxy-6. 9-dimethylpurin
168.
2.8-Dioxy-9-methylpurin 168.
Dioxynaphthalin 176.
Dioxynaphthol 103.
Dioxypicolinsäure s. Komen-
aminsäure.
Dioxi^purin 168.
2. 6-Dioxj'pjTimidin 167.
Diphenyl l"78.
Diphenyläthauol 172.
Diphenylamin 178, 180.
1 Diphenylbiuret 177.
Diphenylhamstoff 178.
Diphenylmethan 177.
Diphenylphosphorsäure 201,
572.
Disulfätholsäure 101.
Distearylsalicylglycerid 201.
Dodekahydrophenanthren
394.
Ekkain 355.
Epicarin 550.
Erythrit 162.
Essigsäm-e 155, 158, 187.
Eugenoform 653.
Euphorin 263.
Euxanthan 190.
Fenehylalkohol 191.
Fenchon 190.
Fettsäuren 155.
Filixsäure 752.
Fluoren 178.
Flourescein 200, 642.
Fluorescin 642.
Formaldehyd 158, 650.
Formanüid 197, 255.
Fraxin 774.
Fumarsäure 161.
Furanpropionsäure 165.
Furoylacrylsäure 194.
Furfuracrj'lsäure 156, 165,
194, 195.
Fiu-furin 78.
Furfurol 194.
a-Furfurol
Fiu'fiu'ornithursäi.u'e 194.
Furfurpropionsäure 156,
195.
Furoylessigsäure 165.
Gallacetophenon 191.
GaUussäure 192, 200.
Gambogiasäure 200.
Gentisinsäure 178, 189.
Geraniol 757.
Glucal 162.
d-a-Glucoheptonsäure 160.
Gluconsäure 162.
d-Gluconsäure 159.
Glucosephenetidid 281.
Glutamin 186.
dl-Glutaminsäure 120.
Glutarsäure 161.
Glycerin 158.
Glycerinsäure 158, 161, 181.
GlycyldijodtjTosin 613.
Glykolaldehyd 158, 102.
Glykocyamin 188.
Glykokoll 73, 157, 163, 193.
Glykol 158.
Glykolsäure 158, 160, 161.
Glykolylharnstoff s. Hydan-
toin.
Glykosamin 162.1
Glykosaminkohlensäure-
äthylester 162.
Glykiu-onsäure 159, 160, 162,
183, 190.
Glykuronsäuren, gepaarte 5.
Glyoxj'lsäiire 158, 160, 161.
Glykurovanillinsäure 185.
Guajacol 189, 576.
Guajacolcarbonat 576.
Guajacolglycerinäther 576.
Guajacolsulfosäure 576.
Guajacolzimtsäureester 576.
Guanidin 166.
Guanidinessigsäure s. Gly-
kocyamin.
Gulose 160.
Hamamelitannin 200.
Hämatoporphyrin 196.
Hämochininsäure 244.
Harnporphyrin 196.
Harnsäure 47, 91, 166, 168,
501, 797.
Harnstoff 47, 155.
Harnstoff, p-nitrohippur-
saurer 182.
Helianthin 649.
Helicin 200.
Heliotropin s. Piperonal.
Hesperitin 201.
Hexahvdroanthranilsäure
180."
Hexahydrobenzoesäure 180.
Hexamethylentetramin 655.
Hippurarsinsäure 701.
Hippursäure 102, 156, 165,
172, 173, 174, ISO, 186,193,
197.
Homogentisinsäiu'e 178, 181,
189.
Hordenin 174.
Hydantoin 168.
Hydantoinsäure 168.
Hydroacrylsäure 158.
Hydrazobenzol 190.
Hydrobenzamid 179, 196.
Hydrobenzoin 172.
Hydrochinon 103, 180, 181,
189, 190.
Hydrocliinonglykuronsäure
181.
HydrochloranUsäure 182.
Hydroxycoffein 55, 93.
Hydroxj-toethylbrenzschleim-
säure 170.
Hyoscyamin 342.
Hypoxanthin 91.
Imidazol 91.
/j-Imidazolyläthylamin 181.
/J-Imidazolylessigsäure 181.
Iminoallantoin 168.
Indican 175, 176.
Veränderungen der Substanzen im Organismus.
903
Indol 177, 190.
Indolacetursäuro 181.
Indol-pr-3-äthylamin 181.
Indolbrenztraubonsäuro 176.
Indol-pr-S-essigsäure 181.
Indolyläthylarnin 181.
Indolylessigsäure 181.
Indoxyl 177, 183, 190.
Indoxylsäure 183.
Inosit 162.
i-Inosit 58.
lonon 757.
Isoamylalkoliol 181.
Isoäthionsäiu^ 101, 199.
Isoamylamin 181.
Isobarbit iirsäiu'e 167.
Isobutylbenzole 177.
Isootylhydrocuprein s. Vucin.
Isodialursäure 167.
Isofenchylalkohol 191.
Isopral 483.
Isopropylalkohol 98, 159.
Isopropylbenzoesäure s.
Cuminsäure.
Isopropylbenzol s. Cumol.
Isopropylglykuronsäiu-e 190.
Isopropylphenacetin 270.
Isostrychnin 465.
Isovaleriansäure 181.
d-Isovaleriausäure 163.
IsovaniUin 192.
lao vanillinsäure 191.
Jodalbimiin 198.
Jodanisol 183, 604.
Jodate 183.
Jodbenzol 614.
ü-Jodeigon 198.
Jodfett 608.
o-Jodhippiu'säure 198.
Jodhydrochinonmethyläther
604.
Jodoanisol 183.
Jodoform 607.
Jodol 602, 603.
Jodosobenzol 614.
Jodpalmitinsäure 609.
Jodphenylarsenigsäui-ejddid
706.
Jodphenylarsinsäure 706.
yS- Jodpropionsäure 158.
Jodstearinsäuro 609.
Kairin 190.
Kakodyloxyd 699.
Kakodylsäure 699, 700.
5-Keto-3-oxy-5. 10-dihydro-
acridin 174.
Kohlenoxj'd 46.
Komenaminsäui'e 170.
Komensäure 170.
Kotporphyrin 196.
Kreatin 188.
Kreatinin 501.
Kresol 172, 190.
o-Kresolsulfophthalein 200.
Kynm-ensäure 176, 181.
Kynurin 193.
Lävulose 162.
Leucin 73, 157, 163.
dl-Leucin 120.
n-Leucin 163.
Limonen 180.
Linalool 756.
!Walakin 278.
Malonsäure 158, 161.
Mannit 159, 162.
Mandelsäure 174.
I-Mandelsäure 164, 175.
r-Mandelsäure 172.
Meconsäure 170.
Meeonsäureäthyläther 170.
SIeconsäurepropyläther 170.
Mesaconsäiu'e 165.
Menthol 190.
p-Menthandiol 191.
Menthen 191.
Menthenol 191.
/J-MenthoUactosid 175.
Mercaptane 199.
Mercaptursäureglykuron-
säure 185.
Mesitylen 173, 193.
Mesitylensäure 5, 173, 193.
Mesityloxyd 98.
Mesoporphyriu 196.
Meso Weinsäure 119, 161.
Mesoxalsäure 158.
Methacetin 269.
p-Methoxyphenylpropion-
säure 169.
Methoxyphenylalanin 169.
Methyläthylketon 158.
Methyläthylpropylcarbinol
185.
Methylamin 158.
dl-(X-Methylalanin 163.
Methylalkohol 158, 190.
7-Methylamino-8-aminoxan-
thin 188.
p-Methylaminobenzoesäure
179.
dl-Ä-Methylarainobutter-
säure 163.
dl-«-MethyIaminocaprou
säure 163.
dl-a-Methylaminovalerian-
säure 163.
Methylanthranilsäuremethyl-
ester 263.
Methylbenzimidazol 91.
o-Methylchinolin 180.
p-Methylchinolin ISO.
Methyldimethylaminoxan-
thin 790.
Methyldioxyohinolin carbon-
säure 172.
l-Methyl-2.6-dioxypurin 189.
3-Methyl-2.6-doxypurin 189.
7-Methyl 2.6-dioxypiu-in 189.
4-Methyl-2. 6-dioxypyrimidin
s. Methyluracil.
5-Methyl-2. 6-dioxypyrimidin
s. Thymin.
Methylencitronensäure 657.
Methylendiäthylsulfon 500.
Methylendimethylsulfon 500.
Methylenoxyuvitinsäure 653.
Methylensaücylsäure 653.
Methylhydantoinsäure 796.
m-Methylisopropylbenzol 180.
Methylmercaptan 199.
Methyloxycarbanil 197.
Methylphenacetin 270.
p-Methylphenylalanin 169,
187.
Methylpropylketon 156, 158,
159.
a-Methylpyridin s. Picolin.
Methylpyridylammonium-
hydroxyd 187.
Methylresacetophonon s.
Päonol.
Methylsalicylsäure 192, 553.
Methylsulfid 188.
Methylsulfone 45.
Methylthiophen s. Thiotolen.
Methyltrihydroxy-o-chinoUn-
carbonsäure 171, 172.
a-Methyltryptophan 176.
Methyluracil 166.
MethylvaniUin 192.
Methylxanthin 92.
Milchsäure 155, 158, 181.
dl-Milchsäure 161.
Monjodbehensäure 609.
Monobrombenzoesäure 198.
Monobrombenzol 198.
Monobromcampher 762.
Monobromessigsätu-e 70,
198.
Monochlorcampher 762.
a-Monochlornaphthalin 176.
Monomethylaminobenzoe-
säure 189.
Monomethyldibrom-o-tolui-
din 189.
Monomethylenzuckersäure
159.
Monome thylxanthin 168.
3-Monomethylxanthin 44.
Monotal 577.
Morphin 5, 190, 393.
Muconsäure 171.
Murexid 90.
/J-Xaphthalanin 173.
Naphthalin 103, 176, 190,
550.
904
Veränderungen der Substanzen im Organismus.
Naphthaliiicaibonsäure 102.
Naphthol 176, 190.
Naplitholgelb 649.
Naphtholrot 649.
a-Naphtholsäure 195.
^-Naphtholsäiu-e 103, 195.
Naphtliursäure 1 95.
/S-Naphthylamin 177.
/?-Naphthylbrenztrauben-
säure 173.
Nicotinsäure 187, 193.
Nicotinursäure 193.
Nitraniliii 83.
Nitrile 198.
Nitrobenzaldehyd 179.
Nitrobenzaldehyd 182, 1S6.
Nitrobenzoesäure 83, 179,182,
193.
Nitrobenzol 182, 190.
o-Nitrobenzylalkohol 177,
190.
Nitrocylschwefelsäure 183.
5-Nitro-2.6-dioxypyriniidin-
s. Nitrrouracil.
lu-Nitrohippursäure 182.
p-Nitrohippursäure 83.
Nitrooxymercuribenzoesäuie
678.
p- Nit rophenacetonithursäure
194.
Nitrophenacetursäure 194.
Nitrophenol 182, 190.
p-Nitroplienylessigsäure 194.
NitrophenyUiydroxylamin
83.
m-Nitrophenylhydroxyl-
amin 83.
Nitrophenylpropiolsäure
171.
o-Nitrophenylpropiolsäure
175, 176, "l83.
o-Nitropropiolsäure 190.
Nitroprussidnatrium 89.
Kitrosomethylmethan 82.
o-Nitrotoluol 177, 190.
p-Nitrotoluol 83, 194.
Nitrouracil 167.
Nitrouracilearbonaiiure 107.
Nopinen 191.
Nopinenol 191.
Novain 330.
Oblitin 329, 330.
Octylen 161.
Octylen s. Caprilen.
Oxalsäure 157, 158, 159, 160,
161, 165, 171.
Oxalessigsäure 161.
Oxalsäure 797.
Oxalursäure 1 65.
Oxamäthan 163.
Oxamid 162.
Oxaminsäure 163.
Oxanilsäure 178.
Oxyäthylsulfonsäure s.
Isäthionsäure.
Oxvaminophenylarsinsäure
704.
Oxyantlirachinone 179.
p-Oxybenzoesäure 172, 186,
193.
p-Oxybenzoyl-a-aminozimt-
säure 163.
Oxybonzoylbenzosäure 744.
p-Oxybenzursäure 193.
Oxybenzylalkoliol 8. Sali-
genin.
/9-Oxybuttersäure 163, 175.
Oxybutylbonzol 177.
Oxycarbaminokresol 197.
Oxycarbaininophenylarsin-
säure 704.
Oxycarbanil 704.
o-Oxycarbanil 103, 254, 255.
Oxycarbazol 178.
Oxycarvon 190.
Oxychinolin 190.
L\-Oxychinolin s. CarbostjTÜ.
o-Oxychinolin 193, 593.
j-OxycliinoIin s. Kynurin.
o-Oxychinolincarbonsäure
103, 171.
o-Oxychinolinglykuronsäure
593.
Oxydicolchicin 532.
p-Oxydiphenyl 178.
p-Oxydiphenylbiuret 177.
Oxydiphenylmethan 177.
Oxyfenchon 190.
/?-Oxisovaleriansäure 165.
Oxymandelsäure 175.
Oxy-m-methylphenvlalanin
176.
Oxynaphthoyloxytoluylsäure
550.
Oxyphenacetinsalicylat 267.
Oxyphenethol 173.
p-Oxyphenethol 190, 191.
p-Gsj-pheHyläthylalkohol
181.
p-Oxyphenyläthylamin 174,
181.
p-Oxyphenyläthyldimethyl-
arain s. Hordenin.
p-Oxyphenyläthylmethyl-
arain 174.
Oxyphenylarsinsäure 704.
Oxyphenylbrenztrauben-
säiu-e 169, 175.
Oxyphenylchinolincarbon-
säure 180, 807.
Oxyphenylessigsäure 174,
181.
Oxyphenylglyoxylsäure 175.
d-p-Oxj'phenvlmilchsäure
175.
dl-Oxjrphenylmilchsäure 169.
1-Oxyphenylmilchsäure 169.
p-Oxyphenylurethan 179,
263.
p-Oxypropiophenon 191.
Oxypyrondicarbonsäure s.
Meconsäure.
Oxypyronmonocarbonsäurö
s. Komensäure.
Oxj-pyridinursäure 180.
Oxysalicylsäure 192.
Oxysantonin 753.
Oxysan tonine 179.
Oxytetrahydrocarvon 756.
a-Oxyuvitinsäure 192.
Päonol 191.
Papaverin 424.
PapaverinsuUosäure 424.
Parabansäure 90, 165, 166.
Paracotoin 746.
ParaxLn 790.
Penta! 161, 185.
Pentamethylendiamiii 166,
198.
Perulialsam 200.
Phellandren 190.
Phenacetiu 267, 269.
Phenacetornithursäure 193.
Phenacetursäure 165, 172,
173, 186, 193.
Phenanthren 178.
Phenanthrenchinon 178.
Phenantlirol 178.
Phenantlirolglykuronsäure
178.
Phenethol 173, 190, 191.
Phenol 103, 170, 171, 172,
177, 183, 189, 190, 192, 197.
Plionolätlierschwefelsäure
183.
Phenole 5, 198.
Phenolphthalein 200, 743.
Phenol phthaleindiisochinon
743.
Phenolphthaleinoxim 744.
Phenoxyessigsäure 166.
Phenylacetessigester 174.
Phenylacetylaminoessigsäure
88.
Phenvlacetylglutamin 165,
166, 180, 193.
Phenylai-etylglutaminharn-
stoff 186, 193.
Phenylacr j'lsäure 194.
Phenyläthylalkohol 166, 181.
Phenyläthylamin 181.
Phenyläthylmethylkoton 174.
Phenylalanin 174, 181, 195.
Phenylaminoacetonitrü 88.
y-Phonyl-a-aminobuttersäure
187."
Phenylaminoessigsäure 1 64,
169, 171, 175, 181.
Phenylbrenztraubensäure
175.
Veränderungen der Substanzen im Organismiui.
905
Phenylbuttersäure 165, 172.
Phenylbuttersäurelacton 165.
Phenylbutylketon 174.
Phenyl-jS-y-dioxybuttersäure
165.
m-Phenylendiamin 256.
o-Phenylendiamin 256.
p-Phenylendiamin 77, 256.
Phenvlessigsäure 156, 165,
166, 171, 172, 181, 186, 193,
194.
Phenylglucosazon 178.
Phenylglycerinsäure 156.
PhenyIglycin-o-carborisäiire
171, 175, 176.
PhenylglykokoU 174, 178.
Phenylglykolsäure 171, 181.
Phenylglyoxylsäure 164, 174,
175.
Phenylhamstoff 178.
PhenyUiydroxylamin 78, 179.
Phenylisocrotonsäure 165,
173.
Phenyl-a-ketopropionsäure
173.
Phenylmilchsäure 195.
Phenyl-a-milehsäure 173.
Phenyl-/?-milchsäure 172.
I-Phenylmilchsäure 175.
Phenyl-y-oxybuttersäure 165.
Phenyl-/?-oxypropionsäure
156.
Phenyl-/?-oxybutyrolacton
165.
Phenyl-/3-oxypropionsäiire
156, 172, 173.
Phenylparaconsäure 172.
Phenylpropionsäure 156, 171,
172, 179.
Phenylserin 156.
Phenylurethan 178.
Phenyl valeriansäure 156,
172.
Phenylzimtsäure 172.
Phloroglucit 58.
Phthalein 743.
Phthaleine 200.
Phthlimid 169, 177.
Phthalsäure 169.
Phoron 98.
Picolin 179, 195.
Pikraminsäure 183.
Pikrinsäure 183.
Pilocarpin 462.
Pinakon 190.
Pinen 190, 196.
Pinenol 191.
Piperazin 197.
Piperidin 179.
Piperonal 97.
Piperonalbisurethan 497, 498.
Piperonylääure 97.
Ponceau 649.
Populin 553.
Propionitril 198.
Propionsäure 155, 158.
n-Propylbenzol 177.
Propylidendimethylsiilfon
500.
Propylphenacetin 270.
Protocatechualdehyd 192.
Protocatechusäure 191, 196.
Pyramidon 189.
3-Pyramidon 226, 229.
Pyrazin 73.
Pyridin 179, 187.
Pyridincarbonsäuren 173,
179, 208.
a-Pyridinursäure 195.
Pyrogalloläther 590.
PjTomycursäure 194.
PyroU 194.
l(Juercit 162.
Quercitrin 201.
Queeksilberformamid 673.
Besorcinglykorid 774.
Rhamnoäeäther 200.
Rhamnoside 200.
Resacetophenou 191.
Resorcin 180, 190.
Rhodanide 5, 198.
Rubazonsäure 226, 229.
Rutin 201.
Sabinen 180, 190, 191.
Sabinenol 191.
Sabinol 191, 756, 757.
Sajodin 609.
Salicin 200, 553, 562.
Salicylaldehyd 562.
SaUcylamid 192.
Saücylglykuronsäure 185,
192.
Salicylphenetidid 275.
SaUcylsäure 177, 192, 193,
201, 553, 562.
Salicylsäuremethylester 192,
553.
SaUcykäure 192, 193.
SaUgenin 177, 553, 561, 562.
Salol 201.
Santalol 191.
Santalylmethyläther 765.
a-Santenol 191.
/?-Santenol 191.
Sant«non 191.
Santogenin 198.
Santonin 179, 198, 753.
Sarkosin 163, 195.
Schleimsäure 162.
Schweflige Säure 198.
Schwefelkohlenstoff 107.
Schwefelsäure 198.
Selenige Säure 187, 198.
Selenmethyl 187.
Selensäure 198.
j Serin 181.
/J-Skatol 177.
! Skatoxyl 177, 190.
j Sorbit 162.
Sozojodol 605.
I Stilben 172.
I Stilbenhydrat s. Diphenyl-
äthanol.
1 Storax 200.
: Stryclinin 45.
I Succinimid 164.
! Sulfaldehyd 199.
I Sulfanilcarbaminsäure 195,
I 199.
Sulfanüsäure 195, 199.
Sulfocyansäure 107.
Sulfoessigsäure 193, 199.
Sulfofluorescein 200.
SuUonal 199, 500, 501.
Tanacetogendicarbons äure
757.
Tannin 192, 200, 658.
Tartrazin 649.
Tartronsäure 158, 161.
Taurin 195, 198, 199.
Taurocarbaminsäure 101, 195,
196.
: Tellurigo Säure 187.
; TeUurmethyl 187.
i Terpen 180.
Terpenolphosphorsäure 180.
Terpenolunterphosphorige
Säure 180.
! Terpentinöl 173, 190.
■ Terpin 191.
Terpinol 173.
j Tetraacetylglucosephenetidid
I 281.
Tetraäthylarsaniumjodid
300, 700.
Tetrachlorchinon 181.
Tetraclilorhydrochinonäther-
schwefelsäure 181, 182.
Tetrachlorhydrochinongly-
i kuronsäure 181.
' Tetrahydronaphthalin 550.
! Tetrahydronaphthalinham-
stoff 550.
Tetrahydropapaverolin 426.
] Tetrajodpyrrol s. Jodol.
Tetramethylarsoniumjodid
700.
Tetralin 550.
Tetramethylendianiin 166,
198.
Tetrolylglykuronsäure 550.
Theobromin 44, 168.
Theophyllin 44, 189.
Thialdin 199.
Thiocol 586.
Thioglykolsäure 199.
Thiohamstoff 107, 188.
2-Thiohvdantoin 109.
906
Veränderungen der Substanzen im Organismus.
Thiophen 194, 199.
Thiophenaldehyd 194.
Thiophenaäure 199.
a-Thiophensäure 194.
a-Thiophenursäure 194.
Thiosinamin 188.
Thiosulfat 198.
Thiotolen 199.
Thujon 190, 757.
Thujonoxydglykuronaäure
757.
Thujylalkohol 191.
Thymin 90, 166, 167.
Thymohydrochinon 178.
Thymol 178, 190.
Tolubalsam 200.
Tbyresol 765.
Toluchinol 99, 181.
Toluidin 76.
Toluol 176, 193.
Toluolsulfosarkosin 163.
Tolursäure 193.
m-Toluylcarbonsäure 173.
o-Toluylcarbonsäure 173.
Toluylsäure 177, 179, 193.
m-Tolylacetur.säure 169.
Tolylalanine 169, 176.
m-Tolylaminoacetonitril 88.
p-Tolylaminoacetonitril 88.
Traubensäure 119, 161.
Traubenzucker 159, 183.
Triäthylharnstoff 491.
2. 4. 5-Triamino-6-ox}T)yr-
imidin 167.
Tribromessigsäure 70.
Tribromessigsäure 70, 198.
Tribromsalol 619.
Trichloräthylalkohol 69, 159,
181, 190, 473.
Trichloräthylidenaceton 477.
Trichloräthylidenaeetophe-
non 195, 479.
Trichlorbuttersäure 158.
Trichlorbutylalkohol 159, 181.
Trichlorchlnon 181.
Trichloressigsäure 158, 474.
Triehlormethylalkohol 190.
Trichlorisopropylglykuron-
säure 483.
Tri-p-chlorphenylphosphat
201.
TrigoneUin 187, 193.
Trimesinsäure 173.
Trimethyläthylen 3. Pental.
Trimethylamin 102, 166, 198.
1.3.5-Trimethylbenzol s.
Mesitylen.
Trimethylphloroglucin 752.
Trinitrotoluol 83.
Triphenylarsinoxychlorid
700.
Triphenylglyoxalindihydrid
s. Amarin.
Triphenylphosphat 201, 572.
Trisalicylglyconid 201.
Tropasäiu« 342.
Tropin 342.
Tyrosin 43, 120, 169, 181.
i-Uraminophenylessigsäure
175.
Uraminobei zoesäure 195.
Uraminoanti ^')jTin 229.
UracU 90, 166, 167.
Urethan 499.
TJrochloralsäure 473.
Uronitrotoluylsäure 177.
Uroxansäure 168.
Uvitinsäure 173.
n-Valeriansäure 163.
Vanillin 179, 185, 192.
Vanillinsäure 179, 185, 191.
Veratrinsäure 192.
Veronal 494.
Vircin 239.
Weinsäxn-e 161.
I-Weinsäure 119, 161.
d-Weinsävu'e 119, 161.
Xanthin 44, 166, 168, 188.
Xanthogensäure 107, 199.
Xylol 173, 176, 179, 190,
193.
Zimtamid 496.
Zimtsäure 156, 165, 177. 179,
194.
ZimtsäureglykokoU 173.
Zuckersäure 160, 161, 162.
(X-Zuekersäure 159.
Druckfehler-Berichtigung.
S. 366 Anm. 7) soll es statt T. heißen J.
Dmok der Spamerscben Buchämclierei in Leipzig.
Verlag von Julius Springer in Berlin W 9
Handbuch der experimentellen Pharmakologie
Unter Mitarbeit hervorragender Fachgelehrter herausgegeben von
A. Heffter
Professor der Pharmakologie an der Universität Berlin
In drei Bänden
Zuerst erschien:
Zweiter Band, 1. Hälfte
589 Seiten mit 98 Textabbildungen. 1920. Preis M. 48.—
Ans den zahlreichen Besprechungen:
Endlich wieder einmal ein Bach, von welchem man sagen kann, daß es einem wirklichen Bedürf-
nisse entspricht I Es war nach und nach unmöglich geworden, die seit 50 Jahren angesammelten um
in zahlreichen Zeitschriften zerstreuten Ergebnisse pharmakologischer Forschung zu übersehen, und
dem Forscher, der sich auf einem Gebiete orientieren wollte, fehlte bisher jede erschöpfende kritische
ZusammenstelluDg des vorhandenen Tatsachenmaterials. Das vor etwa 15 Jahren begonnene Hand
buch von Heinz ist unvollendet geblieben und war nach ganz anderen Grundsätzen aufgestellt. In
vorliegenden Handbuche werden die einzelnen Gifte und Giftgruppen nach ihrer Wirkung auf die ver-
schiedenen Organe und Organfunktionen besprochen, und die Ai^gabe wurde so verteilt, daß die Mit-
arbeiter sich meist auf den von ihnen bearbeiteten Gebieten durch Spezialforschung eine besondere
Kompetenz erworben haben . . .
Es ist nicht möglich, in einem Referat auf Einzelheiten der behandelten Materie einzugeben.
SSmtliche Kapitel sind übersichtlich und geben eine erschöpfende Darstellung unserer gegenwärtigen
Kenntnisse auf dem betreffenden Gebiete, so daß von nun an das Heffter'sche Handbuch ein unentbehr-
liches Nachschlagewerk für Pharmakologen und Kliniker sein wird. Das vollständige Werk wird drei
Bände umfassen, und es ist sehr zu hoffen, daß das Erscheinen der übrigen Teile nicht allzulange auf
sich warten lassen wird. „Schweizerische medizinische Wochenschrift" ^r. 44, 1920
Die neueren Arzneimittel und die pharmakologischen Grundlagen ihrer
Anwendung in der ärztlichen Praxis. Von Dr. A. Skutetzky, Stabsarzt
Vorstand der Abt. f. inn. Krankheiten am Garnisonspital, Privatdozent für innere
Medizin, und Dr. E. Starkenstein, Privatdozent für Pharmakologie und Pharma-
kognosie, beide an der deutschen Universität in Prag. Zweite, gänzlich umge-
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Pharmazeuten. Von Professor Dr. med. Ernst Frey, Marburg an der Lahn. Mit
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