f
1908
(Dr. 7.)
"^^
Rbonnenten ausgäbe
Ohtobert)eft
Abonnement auf- 9 Hummern jäbrlid) gel)efiet CO. 4.50,
t^artoniert>ro ßeft 25 pf. mel)r.
t2eligionsgejd)icl)tUd)e
' ^m Volhsbücl)er m
ezs ess ^ 109 tses l>erausgegeben von eza ez ezo csi ozi
(^ fr. (T)id)ael öd^iele» Tübingen c0j
III. Reibe 10. ßeft
Die Ausgrabungen
in paläjtina unb bas
Ite Ceftoment e^
(09 Von profeflor Cic. Dr.
ugo Grefemann-Berlin
HPa
G8525a
Roba
gen
1908
l.CB.ODobt
(paul Siebech)
\
cnit Beigabe: Ket>e und Antwort.
Iprcscntcö to
of tbc
TXlntveveitv^ ot ^Toronto
(Kk?
The Deüartment of Oriental
Larii^uages
*y.i Uüü in ITIe'
für bie Rbonnenten ber Religionsgefd)id)tl. Volhsbücber
Rebe unb Rntwort
ft^ ^»c J)crfc^?»c^cn^ctt ^cr
Stommt>otttnc 3ofc4>l^s ^att^.
I, t— 17; CmI. 3, 23—38? DieVer=
jd)iebent)eit öer Stammbäume ^efu
erklärt jid) nid)t jo, öafe man an=
nimmt, bei CuKas liegen etwa öer
Stammbaum öer (Dario, bei (T)at=
tl)äus ber bes Jofepi) vor. Denn
bie €rKlärung vergewaltigt ben hlar
vorliegenöen Bejtanb bes Textes.
Sie erklärt \\&) aber bann voll=
kommen, wenn wir vorausjetsen,
'iiQ'^ ]eju Stammbaum niemanbem,
aud^ nid)t il^m felbjt unb feinen
eitern, bekannt war, "bol^^ aber
Spätere Gemeinbebidjtung, ber es
baran lag, Jeju Davibsfot)njd)aft
urkunblid) 3U erlpärten, biefe Stamm=
bäume bid)tete unb 3war an ver=
fd)iebenem Ort unb in verfdjiebenen
f^reifen jebesmal in anberer Weife.
7ene Vorausfe^ung, 'ba'^^ Jefu fa=
milieif)ren Stammbaum nict)t kannte,
bat aber burd^aus nichts Unwahr»
fd)einlid)es. Denn wenn jid) aud)
vielleid)t nad)weifen läfet, to!^
priefterlid)e familien it)re Stamm=
bäume weit 3urüd?verfolgen konn=
ten, \o ift bamit nod) kein Beweis
gegeben, 'ba'^s eine einfädle 3immer=
mannsfamilie im Bef it3 eines Stamme
baums bis 3urüd^ 3u ben Seiten
ber Verbannung war.
ööttingen. Bouffet.
ticken 3cfus. Als ]efu (5eimats=
ort gilt in ben ältejtcn Bcrid)ten
unserer Cvangelien fd)led)tl)in na=
3aretb (COrk. 1,9; 14,67; 16,6;
Job- 1,46 f.; flpg. 10,38). €rjt bie
jüngeren öeburtsgefcbid^ten in ben
ersten (Kapiteln bes COattbäus unb
Cukas bebaupten, "ba^ Jefus in
Betlebem geboren jei. Ibre Berid)te
er[d)einen aber \&)on besbalb un=
3uverläfjig, weil fie \\&) gegenseitig
aufbeben. Denn nod) (Dattbäus
fdjeinen ]efu eitern felbftverftänb=
lid) unb von vomberein in Belle«
bem 3U wobnen. Sie flieben bann
nad) flegypten unb barauf wirb
bie Ueberfiebelung (fo) nad)
na3aretb künjtlid) motiviert. Had^
Cukas wobnen bie eitern von vorn=
berein in na3aretb, 3ieben nur
vorübergebenb ber Sd5)at3ung wegen
nad) Betlebem unb kebren nad)
ber Geburt Jefu vvieber nad) Ha«
3aretb 3urüd?. Die beiben Berid)te
jtimmen an keinem Punkte überein
unb beben \\&) gegenseitig auf. es
entjtebt baber ber Verbad)t, ha^
bie Bebauptung von ber Geburt
]efu in Betlebem erft auf Grunb
ber Bebauptung feiner Rbftammung
aus Davibs Baus unb unter bem
einflufe altteftamentlid)er Stellen
((Did)a 5, 1, vgl. (Dattb- 2, 5 f.) bie
man als Weisfagung auf ibn auf=
fafete, in ber Gemeinbe ']Q\\i er=
bid)tet würbe. (Lieber ben \)\\\0'
rifd)en Wert ober Unwert ber von
Cukas bebaupteten Sd)at3ung unter
Quirinius \. Sd)ürer, Gefd). b. jü-
bifd)en Volkes I 508-543.)
Göttingen. Bouffet.
3. Uc^ctr 5ic ^va^t, xoai &a&>
frctttct babc, äußert fidp Prof.
ßeitmüller am Sd}lujfe feines flr=
tikels ,Rben5Tnat)l im Heuen Cejta^
ment" (f5anö\vönerbud} ,Die Reli^
gion in 6eid)ict)te u. öegenwarf,
Cieferung 1) 3ujammenfaiienö in
folgenJ^er Weife:
„In ^er nad)t ta er verraten
warö', fd)uf Jefus, ^en Blick in
hül^nem Glauben unb gewiffer
Hoffnung auf öas kommende Reid)
bes Vaters geri>±)tet, eine ^eilige
unlösbare Gemeinfcnan unter öen
Seinen unö mad^te fid) 5U ih)rer
Grundlage unö il}rem CT)ittelpunkt,
inöem er fid) felbft il)nen gab, il)n
in fidp auf5uneh)inen, wie leiblid^e
naJ)rung. 3wei volle, tiefe cöne
fd)lug er mit feinem geheimnisvollen
Wort und föanöeln an und liefe er
in den f5er3en der Seinen erklingen:
Gemeinfd)aft untereinander und mit
if^ml Diefe beiden Löne find nid)t
verftummt in der älteften Ct}riften=
h)eit; fie haben das CDabl begleitet,
das in Jefu letztem COa\^[ feine
W^ur5eln h)atte. es kamen andere
cöne l)in3u, aber die Grundtöne
blieben fie. f reilidp nidpt oh)ne Ver=
önderung , fd)on in den erften
Generationen. Der erfte fängt bald
an hinter dem andern 5urüd^5u=
treten. Der 5\veite aber bekommt
früh) eine andere f^langfarbe. flls
3efus in feierlidper Stunde den
jungem feinen Ceib lund Blut) als
Grundlage il^rer Vereinigung dar=
reidjte, da meinte er fid), feine Per=
fönlid)keit, was fie an religiöfem
Gut und erleben befd)loß und ge=
\väl}rleiftete: er meinte eine rein per--
fönlidpe, geif tig=eth)if d)e Gemeinf djaft
mit if)m. In diefer Heinl^eit und
f5öl)e Y)\eh \\&) diefer con n\d)X,
vielleidjt mufe man fagen: konnte
er vorerft fid) nid)t l)alten. (Datur^
l)aftOmyftifd)e €lemente bemäd)tig=
ten fidr) diefer Gemeinfd^aft mit
3ejus, die Idee geiftleiblichjer Ver=
bin5ung mit dem erl)öl)ten drang
ein und, im 3ufammenhang damit,
aus dem Unterftrom der Volksreli=
gion der Glaube an die Vennitt=
lung geiftiger Güter durd) äuf^ere
[Handlungen und dinglidje (Dittel.
Das beilige (T)al}l wurde über=
natürlid)e Speife, Brot und f^eld)
vermittelten Leib und Blut Cl)rifti:
der Sakramentsglaube l^ielt feinen
Cinjug. Sd)on bei Paulus öeigt
fid) diefe verhängnisvolle Cntwick^
lung in ihren Anfängen, wenn aud)
bei il)m dieGemeinfd)aftmitCt)riftus
in geiftig=ett)ifd)em Sinn durdjaus
im Vordergrunde fte!)t und die
fakramentalen £lemente völlig an
der Peripherie liegen, für die
(Daffe der älteften Ct)riftengemein=
den war diefe £ntwid^lung faft un=
vermeidlid) : die bedurfte der äufeeren
fid)tbaren Gewähr und des 3aubers
des (Dvfteriums. Hur in diefer der
5eit entfpred)enden form konnte
der [^ern fid) erhalten. Wir werden
uns l)üten, den religiöfen crieb 3U
mifskennen und gering ju fd)ät3en,
der im Sakramentsglauben fid)
auswirkt, er ift heilig: die Sel)n=
fud)t nad) fid)erfter Gewifj^eit von
der Gottheit, nad) unmittelbarfter
Vereinigung mit göttlid)em Wefen
und göttlid)en f^röften; aber die
Rrt feiner Befriedigung, durd)
äußere CDittel, entfprid)t nid)t der
[ööl)e des tvangeliums. GDit der
Aufnahme diefer Würdigung des
Rbendmat)l3 wurde das cor ge=
öffnet für das €inftrömen von eie=
menten und Gräften, die niedrigeren
Religionsftufen angehören. Die
Gefd)id)te des Rbendmaf)ls ift von
nun an eine Gefd)id)te des [Kampfes
des €vangeliums mit diefen fTem=
den €lementen oder der Verfud)e
des Evangeliums, diefe demente
mit feiner l^raft durd)3udringen, 5U
läutern, 3U d)riftianifieren.
4. ^uv ^^vüQC, mcldfc ^e^ctts
tun0 flato fntr ^ic dlc^cmic 90
^aht ifabc, fdpreibt ber Wiener
Privatbojent §ran3 Strun3 am
jelben Ort (Rrtihel „Rldpemie"):
für piQton (427-347 v. Ch)r.)
Jinö Steuer, €röe, Wafjer unb Cuft
wirhUdpe (Körper unb 3vvar nimmt
er im „Ilimaeos" an, ta\s biefen
dementen vier geometrifd)e 6runb=
formen 3U Grunbe liegen: Crbe =
Würfel, feuer = Pyramibe, Waj=
fer = Oi^taeber, Cuft = Jkofaeber.
Dabei ijt aber 3U bemerh;en, lia\s
\i&) na&) piaton biefe demente
nidpt aus l^örperlidpen Atomen 3U=
fammenje^en, fonbern aus f lädpen
unb 3\var 5ulet5t wieber aus Drei=
echen. Rus red)t\vinkligen Drei=
ecken bauen \\d) bie demente 3U=
fammen unb 3vvar aus 3vvei ^yP^^ti-
einem gleidpfdjenhligen unb einem
gleid)feitigen. Grunblagen für bas
Sein unb Werben finb bemnadp
ftereometrifdpe Gefetse. S-Jädpen
finb bie let5ten €int)eiten ber €le=
mente. Rnorganifdpeunbovganifdpe
Ctpemie, ja überlpaupt audp piatons
gan3e PbvUt^ jel}en wir fomit auf
biefe Cel)re 3urüchgefüi)rt, wobei
er annatpm, ^a\s jene Meinften
Dreied^e als Urelementarflädjen bie
ungeformte Urmaterie umfd)liefeen.
für piaton ift bie Verwandlung ber
demente in= unb burdpeinanber
ftreng genommen formenwed)fel
ober mobern gefagt: Renberung in
ber [Konfiguration bes (Dolel^üls.
nämlid) bie Rörper mit größerer
Slädpen3al)l löfen fid) nad) beftimm=
ten 3al)lenvert)ältnificn in Körper
mit weniger 6runbfläd)en unb um=
gehel)rt. Was finb aber COifdpung
unb Lrennung, biefe für bie Rld)e=
miften fo widptigen Vorgänge? §ür
piaton eine nad) geometrifd) nad)»
weisbaren Haturgefetjen erfolgenbe
3ufammenfet3ung unb Ruflöfung,
ein blofees 3ufammen= unb Rus=
einanbertreten regelmäßiger f^örper.
Rlfo, alles— aud) bas empfinbungs=
vermögen unb bie Sinnesorgane —
alles berul)t auf ben ewigen 6e=
fet3en ber Rritl)metih unb Geometrie,
il)re 6efet5e bet)errfd)en alle 3u=
fammenfet3ung bes Stofflid)en unb
ber demente. Größe, geometrifdpe
Rnorbnung unb Rn3al)l biefer Ur=
flädjen (Dreied?e) bebingen bie
d)emifd)e 3ufammenfet3ung ber de=
mente. Die Geometrie ber räum=
lidpen Cagerung, wenn man fo fagen
barf, gibt uns ßefdpeib über bie
3ufammenfeßung einer Subftans.
Die hleinfte Veränberung ber Quali=
tat ift nidjts anberes als eine Ver=
änberung in ber geometrifdpen Di=
menf ion unb ber bamit verbunbenen
Renberung unb Bewegung in ber
f^onfiguration bes betreffenben
Körpers. Bewegung unb Verän=
berung finb im Wefen basfelbe.
Sie finb bebingt burd) bie mannig=
fad)en Grunbformen ber demente
unb ben „kreisförmigen Umfdiwung
bes großen Gan3en". Wenn aud)
erft Rriftoteles ben Gebanken von
ber Umwanblung ber £lemenle unb
fomit aud) (Detalle tiefgelpenb aus=
fütprt, fo l)at il)n bod) aud) piaton
ausgefprod)en, wenn er bie einbett=
lid)e Urmaterie als bas gemeinfame
Subftrat (materia primaj aller de=
mente unb il)rer3ufammenfet3ungen
annimmt. Das eine ift in bas an=
bere wanbelbar. Wenn bie Hatur
bas Golb aus anberen GDetallen
entftelpen laffen kann, fo kann bas
aud) ber fOenfd). ts gibt eine
unauf t)örlid)e gegenf eitige Umwanb=
lung ber demente. Dann berüiprt
aud) piaton bie uralte orientalifdpe
Ibee: bie ODetalle ftelpen 3U be=
ftimmten Planeten in gewiffen Be=
3iel)ungen. (Derkur ift bie Ur=
materie. Diealexanbrinifd)en Rld)e=
miften, bie Rraber unb it)re natur=
forfdpenben Hadjfolger im Rbenb=
lanb traben bann biefe Ibee von
ber Urmaterie weiter ausgebaut
unb ben bogmatifdpen nel}rfat3 ge=
prägt: alle f^örper ber Hatur leiten
y\&) von ber Unnoterle, b. i. „bem
CnerhuröerPbiloJoph)en"ab. Unter
„(Derhur" verftanö man bas Quech=
jilber, weil biefes infolge feiner
auffallenben _d)emifd)=ph)Yfil^alifd5en
Befd)affent}eit als etwos Wunber=
bares unb Ueberirbifdpes fc})on frül)=>
3eitig im (DittelpunM eines ph)anta= i
ftifd^en Intereffes ftanb, äl^nlid) wie j
einft in Flegypten bas Blei unb
feine Verbinbungen, bie man unter
bem Sammelnamen „Ojiris" 3U=
fammenfafete. f5ie3U kommen pia=
tons Ce\)ve von ber Verwanbtfd)aft
bes Rel)nlid)en unb bie vom f^reis=
laufe ber demente. Bis tief ins
(Dittelalter unb in bie Heuseit fogar,
fagt man in Rld)emiften:= unb Hatur^
forfd)erhreifen, ba^ „6leid)es bas
Gleidpe fudpt, Gleid^es bas Gleicl^e
an3iel}t". Der unenblidpe Rreislauf
unb enblofe 3ufammenl)ang ber
demente unb bas Strömen „von
unten nad) oben unb von oben
na&) unten" fanb im Symbol bes
„Reifens" ober „Ringes bes piaton"
(annulus Piatonis) unb in ber l^ette
„magnetifd)er Ringe", in ber „gol=
benen l^ette bes 3eus", in ber
„Catena aureaHomeri"', im ,Superius
et iuferius Hermetis" (= in bem l)er=
metifd)en Oben unb Unten) feinen
Rusbruch. Hod) bie Rofenkreu3er
bes 1 8. ]t)b.s unb fogar aud) 5d)iiler
unb 6oetl)e bebienen fid) biefer
Bilber, um ben allgemeinen 3ufam=
menbang unb enblofen f^reislauf
ber Hatur unb bes Weltalls aus3u=
brüd^en.
(Ditteilungen bes Verlags,
Dafe von ben „BeHgtonsgefci7id)tUd7en Volhsbüd)ern'*
feit bem 1. Januar 1908 jäl^rlid) nur nod) 9 ßefte erfd^einen , wirb
leiber immer nod) nid)t auf allen Seiten bead)tet. Rllerbings war
infofern 3u Verwed)slungen Rnlafe gegeben, als bie Be3eid)nung ber
ßefte nad) (Donaten beibel^alten würbe, obwohl in 3 (Donaten bes
7abres (Rpril, Ruguft unb September) Ueine iöefte erfd)einen. Die
Befte follen bah)er vom Beginn bes jabres 1909 an nur nod) als
1909 Hr. 1, 2 u. f. f. be3eid)net werben.
Die Humerierung nadp bem piat3, ber jebem Beft in ben „Reiben"
ber Volhsbüd)er 3ugewiefen wirb, bleibt baneben befielen. Dod)
finb (Difeverftänbniffe nid)t 3U befürd)ten, ba bie Reil)ennummer immer
aus 2 3iffern befte^en mufe, 3. B. II. 17 = 17. Beft ber II. Reibe,
III. 6 = 6. Beft ber III. Reibe u. f. w.
einbanÖÖed^en betreffenÖ. Die im vor. ]abre veranftaltete
Umfrage fanb nur eine fd)wad)e Beteiligung. Id) mufjte besbalb ba--
von Rbftanb nebmen, für 1908 einbanbbe*cn 3U 2 Balbjabresbänben
anfertigen 3U laffen. 3u ben einzelnen Reiben werben Ded^en ausge=
geben, fobalb eine Reibe abgefd)Ioffen ift.
11908 OM.j.
Die Ausgrabungen
in paläftina unb bas
Fllte Ceftament ^
cg3 c^ Von Profefjor Cic. Dr.
löugo Grefemann^Berlin
1. — 5. 'Caufenö
C0 (0) C^ C0 C^ 0Z9 SSO ^1 C0 CS9 C0 C09 C29 !S CS GZ] £S9 GZ)
|^eligion5gefd)id)tlid)e Volhs=
büd)er für bie öeutjd^e djrijtlidje
Gegenwart. III. Reil^e, 10. ßeft. szs a»
(29 ee9 Berausgegeben von D. tl^eol.
friebrid) (Didjael 6cl)iele = 'Cübingen
Tübingen 1908. Verlag von ]. C. D. (Dol^r (Paul Siebech)
(zgezseeseaezB 623 83(29 ezs^eaoziezseeseessBtssezo SB 023 ozgezs 629 029GzgG23(asezg 028(29
Published September 15, 1908.
Privilege of Copyright in the United States reserved under the Act
approved March 3, 1905 by J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen.
Rlle Redete, einfdpliefelid) bes Ueberfetsungsredpts, vorbelpalten.
Drud^ von B. Cciupp jr in Cübingen,
(Einleitung.
n)ir leben im Zeitalter öer (Entöcdiungen. Hlit öer Kraft öcr
(EIektri3ität be3U3ingen roir 5ie (Erbe unb bas ITIeer, init Ballon unb
$Iugmafd)ine erobern roir bas Reid) ber £uft, mit bem Rie)entele=
fkop 3ät)Ien roir bas f}eer ber Sterne. So entbe&en roir aud) (öe=
fd)id)te. (Banse 3al)i^^unberte, eben nocf) ins Dunkel ber üergeffen=
i)eit gel)üllt, roerben je^t com Sonnenftrat}! ertjellt unb 3nl)alt bes
Berou^tfcins. Dölker, bie im Strubel ber 3at)rtauienbe fpurlos Der=
fd)rDunben ju fein fd)ienen, taud)en roieber ans £icf)t. 3I)re J^äufer
unb Burgen, i{)re Hempel unb (öötterbilber, ii)re (Eonioaren unb
Spielseuge, ii)re Sd)muöiiad)en unb Hmulette, ii)re Sci)riften unö
(Befe^e, kurs itjre Kultur liegt, faft fo leibtjaftig roie einft, uns üor
Hugen: f^a&e unb Spaten bes (Bräbers finb ber Sauberftab getoefen,
ber fie bem Boben entlockt ):iat. Die (Bejd)id)tsu)iifenfd)aft ift barum
in einem geroaltigenUmjdjtDung begriffen. 3{)ri}ori3ont, oor fünf-
3ig 3at)ren nod) burd) bas Zanb ber E}eIIenen begrenst, tjat ftd) be=
trädjtlid) erroeitert: ber Dorbere (Orient, dou Kleinafien bis Babi)=
lonicn unb barüber l)inaus, Don Si}rien bis na6) flegi)pten unb
Sübarabien, get)ört je^t mit 3U bem (Bebiet, bas il)rer Hrbeit an=
oertraut ift, unb über bas crftc 3o^i;taufenb t)inüber rci^t I)eutc
unfere Kunbe bis ins britte unb uicrte 3urüdi.
Dier gro^c Kulturkreifc finb im oorberen ©rient an3unet)men.
Das crfte Zentrum bilbet Babi^Ionien, mit bem Hffi^rien als
bas jüngere unb Don xfyn ab!)ängige Reid) 3ufammengefa^t roerben
barf. 1842 begannen bic 5i^an3ofen bie Husgrabungen 3U Hinioe
unb bct)nten fie balb auf bie Ruinenf)ügel Sübmefopotamiens aus.
Heben it)nen roarcn bie (Englänber tätig. Später folgten bie Hme=
rikaner, unb l)eutc graben aud) toir Deutfd)en in ixin Reid)sl)aupt=
ftäbten Babr)lon unb flffur. Die Hufbe&ung ber berüt)mten pro=
3cffionsftra^e, bie Don Babt)lon nad) bem gegenüberliegcnben
Borfippa füt)rte unb mit prad)tDollen 3iegelreliefs gefdjmüdit
wax, unb bie (Erforfd)ung bes neuial)rsfeftl)aufes für b^n (Bott
flffur ijt unjer tDerfe. Saufenbe unb flbertau[enöe üon (Iou=
tafeln, bereu Sd)rift fd)on bie oorige (Beleljrtengeneration mit be=
tDunbernsroertem Sdjarffirtn enträtfelt I)at, Joba^ man Uc fjeute
lefen unb überfei^eu fiauu, ftnb 3utage geförbert unb geben uns
Huffd)Iu^ über bie poIiti)d)e unb religiöfe (Befd)id)te, über bas
öffentlid)e unb prinate £eben,übertDiiJenjd)aft unb 3urispruben3
Babr)Ioniens, flfft^riens imb ber von il)nen beeinflußten DöIFier
im Dorberen ©rient. 'Da3u gefellen fid) alle bie anberen 5ii"ö^.
bie uns Dorne!)mIid) über bie €ntrDi&Iung ber religiöfen unb
profanen Künfte bele!)ren. (Es ift I)eute, loie es fd^eint, enb^
gültig ent[d)ieben, ba^ bie Babrjlonier einen großen H^eil itjrer
Kultur unb Religion bzn Dor itjnen im Zanb^ anfäifigcn Sumerern
Derbanf?en; uon il]nen Ijaben fie cor allem aud) bie $d)rift, bie bem
£autbeitanb ber femitifd)en Spradje roenig angemeffen ift, unb Diele
£eI)nroörter übernommen. Hber mögen bie Sumerer, bie keine
Semiten toaren, immerl)in bie £ei)rmeifter ber Babi]Ionier geroejen
fein, [o I)aben roir bennod) ein Red)t, biefe Kultur babplonijd} 3U
nennen nadi bem Dolk, bas ifjr toeItgefd)id)tIid)er Präger getoor=
ben ift.
Das Zentrum bcs 3U)citen Kulturkreijes, ber ben oorbercn
®rientum)pannt, bilbet ficgi^pten. Die (Entbediung feiner flntihe
beginnt mit ber fran3Öfifd)en lllilitäreypebition Bonapartes. Heben
ben 5ran3ofen unb ^nglänbern beteiligte fid} fd)on Preußen unter
5riebrid) IDilljelm IV. erfolgreid)_an ber (Erfor[d)ung ber ägi}p=
tijd)en ITtonumente. Hus neuefter öeit finb cor allem bie beutfdien
Husgrabungen auf bem pr^ramibenfelb con flbufir am Kanb ber
Satjara 3U nennen. Die Sunbe, bie überall 3ablreid) 3utage geförbert
unb im U)üftenfanbe rounberooll konjeroiert finb, ^aben uns u)eit=
I)in Belel}rung über bie Kultur= unb Religionsgefd)id}te flegpptens
oerfdjafft. (Db bejjen Anfänge mit Babt}lonien irgenbujie 3U=
fammenl)ängcn, ift ein bis l)eute ungelöftes Problem. Bei mand|er
Hebereinftimmung im einseinen, bie auf eine ioed){elfeitige Beein=
fluffung l)inu)eift, finb bod} bie Unterfdjiebe 3rDifd)en beiben Kulturen
fo groß, ba^ man 3unäd)ft beffer tut, jebe für fid) gefonbert 3U be=
trad)ten, ftattaus beiben, ober gar aus einer, eine allgemeine „alt=
orientalifd)etDeltanfd)auung" 3U konftruieren, bie mel)r auf pl)an=
tafie als auf tlatjadjen berul}t. Xlaä] berfenigen (Il)ronologie, bie
Ijeute ben meiften flnfprud) auf SuDerläjfigkeit erljeben barf, reicf)en
bie älteften babi)lonifd)en Denkmäler bis etrca 2800 0. (Il)r. 3urü*,
toäl)renb roir über bie ägnptifdje (Befd)id)te IXadjrid^ten bis ettoa
3300 D. dljr. befil5en.
Heben bm Babr^loniern unb ben flegi)ptern fd)eint, DieUeid)t
gleid)3eitig unb felbftänbig, u)al]rfd)einlid) aber crft jpäter unb Don
iljnen abl)ängig, ein brittcr Kulturkreis ejiftiert 3U tjabcn, in bcjfen
lUittelpunfet bas Reid) öer f}etl){ter \tanb, babt]Ionifd) Chatti
genannt. Die Ausgrabungen liahm boxt eben erjt begonnen.
Bogba3 = fiöi, fünf äagereifen öftlid) Don flngora in Kleinafien,
touröe 1906 üon öem Berliner profejjor i}ugo IDindiler öurd)=
forfd)t unb lieferte in &ur3er 3eit 2500 Brud)ftücke von tEontafeln,
öic burdi eine umfangreid)e Kampagne 1907 nod) Dermel)rt finö.
Aus iljnen liaWn wie \d\on gelernt, öa§ Bogt}a3=köi einft djatti
t)iefe unö öie i^auptftaöt öer Chatti roar. Die (lontafeln jinö 3um
(teil in babi)Ioniid)er, 3umQ^eiI aber in t)ett)iti]d)er Sprad]e gejd)rie=
ben, öeren (Ent3ifferung bis I]eute nod) nid)t Doll3ogcn ift. Das üolk
öer f^etl/iter tritt 3um erften ÜTale um 1800 d. dfjr. ins £id)t öer
(5efd)id)te : if)r Hngriff roar öie Urfadje für bas (£nbt ber erften
babi)Ionifd)en Di]naitie, beren mittelfter König ber Diel genannte
öefetjgeber f}ammurabi geroefen ift. Um 1400 d. (If)r. tjaben fic
niefopotamien unb Hfft^rien inne. Hus biefer öeit ftammen bie clon^
tafeln, bie uns fluf)d)Iu^ über bie bamaligcn poIitiid]cn unb reli=
giöjen Derl]ältnifie bes oorberen (Drients oerfpredjen. Sie l\ahcn
uns 3. B., 3um erften ITTal in Keil)d)rift, brei inboperfiidje (Bötter
ITTtttjra, üaruna unb 3nbra als bie (Bottfjeiten ber (It)arri, bie man
mit bem biblifdjen VoVa ber J)oriter^) ibentifi3ieren loill, kennen ge=
Icljrt. Sie reben aud) von btn iläni cha-bi-ri, bzn „I]ebräiid)en
©Ottern", unb geben bamit bm erften urhunblid]en Beroeis, ba^
bie i}ebräer, bie Dorfab/ren ber 3sraeliten, polntl/eiften cöaren. Da
öie Ijetl)itifd)e Kultur, als bereu DorneI)mften (Beltungsbereid) man
flnatolien be3eid)ncn barf,nod) nid]t beutlid) mit t^önben 3U greifen
ift, fo mu^ fie für unfcren Srcedi au^er flnfa^ bleiben.
flu Dierter Stelle märe biejenige Kultur 3U cru)äl]nen, bie man
3uerft bei ben Ausgrabungen in üroja, lKi)l?ene, auf Kppros unö
überljaupt auf bcn3n[eln unb an beuKüftcn bes ägäijdjen llleercs
honftatiert l)at unb bie man barnad} als bie mi}keuiid)c ober
ägäifdje Kultur 3U benennen pflegt; bod) barf Ijeute Kreta mit
feinen IDunbern bie erjte Stelle beanfprudjen. Da^ biefe Kultur
irgenbiDie mit ber orientalifd}en 3ufammenl}ängt, barf ü3ot)l als ^md'
fellos gelten, bie ftrittige $rage ift nur, coo bie (Originalität unb wo
bie flbljängigkeit 3U fudjen ift. (Es fdjeint, roenn man b^n Dorläufigen
Staub ber 5orfd)unq 3ufammenfaffcn barf, als ob bie urfprünglid)
aus bem OJrient ftammenbe Kultur fd]on in uralter 3eit 3U ben
(B6ied)en gekommen ift unb bort unter günftigen Umftänbcn eine
eigenartige unb kraftüolle IDeiterentröiAIung erlebt Ijat, ba^ fie
bann aber 3um (Drient 3urüd?gekel)rt ift unb nun il)rerfeits bie
Kultur bes oorberen flfiens unb aud) Hegi]ptens beeinflußt l]at.
1) Sic tDcrben als öie Ureinroofjncr üon (Eöom erroöbtit. I. ITIofc
14, 6 ; 36, 20.
Da foId)c Spuren mi^ftenijdjcn (Einfluffes in paläjtina bist)cr fid)cr
nur in öer Keramili, auf öem (Bebietc öer Soninaren, aufgescigt
jinö, \o bürfen roirfür unfern 3rocdi aud) biefen Kulturpreis unbe=
rü(fifid)tigt laffen. "Die Srage, auf öie toir uns befdjräntien unb auf
bie roir eine flnttoort aus ben Ausgrabungen 3U getoinnen fudjen,
lautet bemnad): tDie roeit finb bie beiben großen unb
greifbaren Kulturen berBabt}Ionier unbHegppterauf
paläftinifd)em Boben nadjroeisbar?
tDie bie ilontafeln Don BogI)a3=Jiöi unb anberstoo nebenljer
$d)laglid)ter auf bie fianaanitifd)=ifraelitifd)e (Befd)id)te roerfen, fo
ift überljaupt ber für paläftina bebeutfamfte ßunb au^erl}alb bes
£anbes gemad^t roorben. 1887 fanb man in ber oberägi)pti|d)cn
Re|iben3ftabt bes monotf)eiitif d)en Königs flmenopt)is IV., beren
Srümmer man fid) in (Europa geraöt)nt t)at, Qiell Hmarna 3U
nennen, ein Staatsard)iD üon etroa 300 auf Sontafeln gefd)riebenen
Briefen. Sie finb an b^n ertDÖtjnten ptjarao ober feinen Pater
flmenopt)is III. gerid)tet, ftammen alfo aus ber Seit um 1400 d. dtjr,
flud) Sd)riftitüd?e, bie anbersroo entbedit finb, aber benfelbeu
dfjarakter tragen unb berfelben periobe angeijören, pflegt man
bistoeilen nad) cEell Hmarna 3U be3eid)nen, ebenfo roie man bas 15.
3at)rf)unbert (Eell Hmarna3eit nennt. Da als flbfenber bie Könige
ber Ejettjiter, Babtjlonier, flffprer, bie Dajallen in St|rien unb palä=
ftina, unter iljnen ber 5ürft Don3erufaIem (urusalim), erfdjcinen, fo
crfaljren röir aus biefen Briefen mand^erlei über bie poIitijd)en 3u=
ftänbe im Dorberen flfien unb ipe3iell in paläftina. Uns intereffiert
l)ier Dor allem bie eine dat)ad)e, ba^ bie of fi3iellen Sdjreiben ber Dajal=
lenfürften an i^ren ägi^ptifd)en £ei)nst)errn, toic übertjaupt allebiefe
Briefe, toeber in ber £anbesfprad)e bes Hbfenbers nod) in ber bes
(Empfängers, fonbern babi]Ionifd) abgefaßt finb. Babplonifd) roar
folglid) bamals bie Diplomatenfpradje bes oorberen (Drients, toie
Dor einem 3at)rf)unbert bas 5ran3Öfifd)e in (Europa, flud) bie I}ett)i=
tifd)en Könige bebienten fi^ bes Babr]Ioni)d}en in il)rem Derkeijr
mit bem ägt}pttfd)en „Bruber". Da bas Babi)Ionifd)e biefen (Erfolg
geröife nicijt um feiner Ieid)ten (Erlernbarkeit roillen errungen i)at,
fo muffen roir anneljmen, ba^ Babi]Ionien bamals fd)on feit längerer
Seit einen großen (Einfluß auf bas oorbere flfien ausgeübt tjatte
unb immer nod) ausübte, tro^bem bie Hegi)pter nominell nod) bie
Jjerrfd)aft befa^en.
Die tDiffenfd)aftIid)e 5orfd)ung bes fliten (leftamentes t)at fid)
feit einem 3at)r3el)nt baxan getoöt)nt, bie israelitifd)c £iteratur unb
Religion nid)t mel)r aus fid) allein l)eraus 3U üerftel)eu, fonbern fie
aus ber überlieferten 3follerung 3U befreien unb mit bm uns be=
kannten Literaturen unb Religionen bes oorberen flfiens in 3u=
fammenl)ang 3ufe^en. Da l\ahen roir immer roicber bie überrafd)enbc
Bcobad)tung madicniftönnen, tote jtarJt gcrabcBabtjIonien auf 3srael
getoirfit l}ahzn mu^. Die Hbljöngigkctt 3sraels von Babi^Ionien
i|t fo augenfdjeinlid), öafe fic fjeutc nid)t mel)r crnftlid) be3rDeifeIt
toeröen Itann. Strittig ift nur öas X\la^ öer Hbijängigheit ober öas
Xfia^ öer®riginalität, Öie3sracl tro^ allebcm 3ugcfd)rieben roeröen
mufe. Hegt}pti[d)e dinflüffc finö im HIten Uejtamente 3töar aud) Ron=
ftatiert tDoröen, aber nur in |o Der[d)rDin6enö geringem ITTa^e, ba^
|ie mit öenen Babr)Ioniens gar nid)t oerglid)en meröen können unö
faft unbead)tet geblieben finö. IDir fte^en nod) mitten in öer
Arbeit an öiefer Karöinalfrage unöbemütjen uns, öie Elemente
öer £iteratur unö Religion 3sraels auf ifjren Urfprung 3urüöi3u=
fütjren, 3U unterfudjen, ob fie eint)eimifd)er oöer frcmöer, oor allem
ob fie bubr)Ionijd)er oöer ägt}ptifd)er f)erhunft finö, übcrt)aupt öie
Perfled)tung 3sraels in öen Doröeren Ö)rient Iilar3uf teilen. Bisljer
toaren roir auf öie £iteratur öes fliten S^ejtamentes allein angc=
toiefen, öie an Quantität fet)r öürftig ift, roenn fie freilid) aud) an
(Qualität öie Huslefe öes Beften fein öürfte oon öem, roas öie
israelitifd)=iüöifd)en Sd)riftfteIIer gefdjaffen Ijaben. ITunfjaben roir
öurd) öie Husgrabungen in paläftina felbft ein neues unö reid)es
ITIaterial geroonnen, öas geraöe 3ur £öfung öes aufgeroorfenen
Problems oiel bei3utragen imftanöe ift. ®brooI)I man kaum an=
gefangen Ijat, es 3U oerarbeiten^), ift es öennod) unfere Pflid)t unö
unfer IDunfd), ein möglidjft großes Publikum für öie Huffd)Iüffc
3U intereffieren, öie mir dou öortljer bereits empfangen I)aben oöer
nod) ertoarten öürfen. Denn fie öienen nid)t allein 3ur ^teuöe öes
{)iftorikers, öem nur öaran gelegen ift, öas gefd)id)tltd)e tDeröen,
Blüljcn unö Sterben eines Dolkes miterlebenö 3U nerfteljen, fonöcrn
aud) 3ur Befrieöigung aller öerer, öie über öieHadjridjten öer Bibel
l}inaus in öie Kultur, öen (Beift unö öie Religion 3sraels tiefer unö
tiefer einöringen möd)ten, um fid) über öie 5unöamente unferes
eigenen (Beifteslebens ein öeutlid^eres Urteil 3U bilöen. lOir finö
nun einmal mit öem Dolkc öer 3uöen aufs engfte oerknüpft, unö
folange öas fllte Q^eftament üon uns gelefen roirö, roeröcn tnir
freuöig begrüben, roas 3U feiner flufl)ellung beiträgt.
I. (5efd)id)te 6er Husgrabungen.
Der paleftine (Exploration 5unö(öer cnglifd)epaläftinaDcrein)
fd}idite im 3al)re 1890 öen öurd) feine Ausgrabungen in Hegi^pten
fd)on bekannten Slinöers petrie nadi paläftina mit öem Auftrag,
1) 3u nennen ift nur Bensinger: flrdjäologic, 2. Auflage,
(Eübingen 1907. — Dinccnt: Canaan d'apres l'exploration r^cente.
Paris 1907.
öie alte in bcr 3o[uagcjdjid)tc ertDÖfjnte pfjilifterftaöt £ad)ts
toieöer aus3ugraben. Die moberneCDrtfdjaft umm läkis fcfjien beu
Hamen beroaljrt 311 !)aben, toie öie in beu IIät)c befinblid^e chirbet
'adschlän auf ÖQs antike (£gIon l)inu)ies , bas 3o}ua tuie f}ebron unb
£ad)is eroberte (3ojual0ö) ; ba aber beibeRuinenftätten nid) tsüer=
fprad)en, iüanbtefid)PetricbemDerI}eifeungsoolIerenHad)barI)ügeI
teil el-hasi 3U. IDätjrenb dschebel ber geiööf)nlid)e arabifd)e flus=
bru& für ben natürIid)enBergift,tüirb bas tDort teil aus}d)lieöltd}
auf bie künftlid)en Ruinenl)ügel befd)ränf?t, bie aud) bem Huge bes
£aien unoerkennbar finb. "Die breite ®berfläd)e, bie fd)arfkantigen
profilierten Räuber, bie terraffenförmig abfallenben t)änge, bie
bisiüeilen aus bem Sdjutt aufragenben illauerrefte , bie SiiÜQ ber
überall üerftreuten (Ionfd)erben üerraten auf bcn erftcn Blid'>, ba^
I)ier eine Stobt begraben ift, bie ber fiuferfteljung I)arrt. IDer
einen Qlell gefeljen l}at, kennt fie alle. Petrie täufdjte fid) nid)t. (Er
konnte in teil el-hasi adcjt übereinanbcr lagernbe Sdjidjten feftftellcn,
bie minbeftens ebenfo oielen, roenn nid)t nod) mcbr Stäbten ent=
fprad)en. Sein Had)f olger S^-'^i^erid? 3ones Blifj riollenbete 1892
bie bortigen Husgrabungen, freilid) oljnc mel)r als ein Drittel bes
niells 3U burd)for|d)en unb oljne beffen 3bentität mit £ad)i3 fid)cr
3U bemeifen. 3iTnnerI)in ift fie iDat)rfd)einIid) , ba ein I)ier gefun=
bener Brief sroeimal einen geroiffen 3imriba crraäl^nt , oon bem
roir aus ben Q!eII=Hmarnabriefen tuifjen , ba^ er ©ouDcrneur üon
£ad)is toar.
Der nad)benklid)c £efer loirb fragen, luie es möglid) fei, ad)t
üerfd}iebeue Sd}id)ten 3U erkennen, fjötte er (Belegenljeit ein
flusgrabungsfelb 3U befudjen, fo roürbe er bicfe S^(^Q^ i^od) uiel
bringlid)er töieberljolen, ba er eine Sd)id)tung im allgemeinen nidjt
röal)r3unel]men oermag , fonbern nur eine ein3ige unterfdjiebslofe
Htaffe Don Steinen, Sd)utt, Htauerreften , cEonfdjerben unb (Erb=
I)auf en , bie fdjcinbar roirr unb regellos burdjeinanbcr unb über=
einanber lagern. 3»^ biefen IDirru)arr kann )uir ber aufgrabenbc
5orfd)erfelbft0rbnung bringen, berfcineDiagnofe auf (Brunb ber
5unbe in bm üerfdjiebenen Sd)td)ten mit unffenfd)aftlid}er (Benauig=
keit gemad)t Ijat. f^ier I]at er 3. B. nur 5euerfteinn)erk3euge unb
Bron3egeräte konftatiert, aber keine Spur uon difen. Dort l}at er
nur bemalte Q!onfd)erben, aber keine eingeritten Dekorationen cnt=
bedxt IDieber anbersroo U3ed)felt plöl^lid] bie Baukunft: bie Steine
finb in bm tiefer IicgenbenSd)id)ten anbers beljauen als in bcn obc»
ren ober bie Siegel lucrbenbcffcr gebrannt. 3nbcm er nun bieüer=
fd)iebenen Beobaditungen uerknüpft, treten für fein flugc balb bie
d)arakteriftifd)cn llTerkmale t}erüor, bie etroas als 3U einer be=
fttmmtcn ,,S(^id)t" geljörig becoeifen. 3ft bas gcfd)cl)cn, bann
kommt bie fd)U)ierigere Aufgabe , nömlid) bie fo geiuonnenen
$(f)id)ten 3U öatieren. Hm einfadjften iftöie Datierung, toenn matt
eine 3nid)rift finöet, öie felbft öatiert ift. Damit ift öie Seit öer
betreffenben $d)id)t genau, öie öer oor!)ergel)enöen unb nad)foI=
genöen unge[äl]r bejtimmt. Da bei 6en Husgrabungen in Paläftina
bisl)er roenig 3nfd)iiftlid)es 3U Hage geförbert ift, fo Ijatman fid)
nad) einem anberen Hilfsmittel umgejetjen unb in ber (Beid)id)te
ber Honmaren einen Sd)IüffeI für bie (It)ronoIogie ber Sd)id)ten
konftruiert. ttXit {}ilfe ber Kcramih außerhalb paläftinas, in bem
benad)barten flegi]pten unb Dorberen flfien , unb ber für fie feft=
fteljenöen dtjronologie ift es gelungen , aud) bie in paläftina ge=
funbenen SontDaren ungefätjr 3U batieren. jebe neue Husgrabung
I)at bie 3unäd)ft nur l)i]potbetifd) uermuteten Hnfä.^e teils beftötigt
teils reoibiert, foba^ immerl)in ein geraiffer (bxab von Sid)er!)eit
erreidjt ift.
(EbenfaUs in ber pljiliftäifdjen Septjela, bcn niebrigen Dor=^
bergen bes juböifdjen E)od]Ianbes 3ur Küftenebene I)in , liegen bie
oier J)ügeP) — fiur3U3eg, UDcnn aud) ungenau, als bie oier
Sept)ela!)ügel sufammengefa^t — bie gemeinfam üon 13Ii^
unb ITlacalifter 1898-1900, toieberum im Huftrage bes paleftine
(Erploration 5unb, ausgegraben finb. Don ben oier Ruincnftätten
iff nur eine, ber teil sandahanne, ber feinen Hamen nad) einer je'^t
3erftörten Kird)e non St. Hnna füt)rt , a)abrfd)einlid) mit einem
biblifd)en ®rt 3U ibentifi3ierGn : mit bem öfter eru}äi)nten, aber
unbebcutenben üTarefa. Kurs nad)bem bie (Englänber it)re Hus=
grabungen beenbet l)atten, f anöen nämlid) bie eingeborenen Hraber,
bie leiber nid)t nur (]ier, fonbern überall im £anbe, uon ber Sammel=
u)uteuropäifd)ertIouriften unb amerikanifdierllabobs angeftad)elt
unö burd) bie eigene F)abgier nerlo&t, nad) oerborgenen Sd)äf3en
fud)en unb bie ^rbc burct)röüt)Ien, gegenüber bem genannten Q^ell
r!erfd)iebene roegen ber gut ert)altenen lUalereien l)od)intercffante
(Bröber. Hus bereu 3nfd)riften gel)t t)erüor, bafj fie 3U ber Staöt
lllarefa gel)örten.
?)kx t)at öerd)riftlid)c Ha mc sandahanne benaltcinl)eimifd)en
TTTarefa oerbrängt , U3äf)renb coir bei bcn brci übrigen (Teils Der=
gebens nad) einer (Srldörung für bie IPat)! bes I)eutigcn Hamens
fud)cn unb einer 3bentifif?ation mit pl)ili|täifd)en ®rten ratlos
gegenüberftel]en. (BIüd?Iid)ercDeife finb toir in Paläftina nid)t
immer fo übel baran, ba bie Hamen 3cit)rtauienbe I)inburd) bis=
tDeilenfaft unoeränbert betoaI)rt finb, tüie enlia(3erid)o),b»'t lahm
(Betlet)em), razze {(ba^a). Huf biefer (Iatfad)e bcrut)t es, ba^ nod)
alliät)rlid), befonbers in entlegenen (Begenöen, bisl)er unbekannte
1) Sie l,>i9cn: teil cs-safi, teil zakarije, teil ed-dschudeidc, teil
sandahanne.
</
Hamen entbeut toeröcn, btc über eine antiFie (Drtslage ungealjntcs
£id)t Derbreiten. Hm gefät)rlid)ften finö öiejenigen moöernen
Hamen, öie, roie es fdjeint, an eine Staöt öes HItertums anMingen,
tDötjrenö öie £age ober öie 311 iijnen gel^örenöen Ruinen i^rer
gan3en Befd)affen^eit nad) nid)t öaju pajfen. So i|t es mit bem
bereits erroätjnten ummläkis, öas ot)ne ^roeifel an £ad)is erinnert,
beffen Hefte jebod) na6) bm Hnterfud)ungen Petries nid)t über bie
römifcfje Seit I)inausreid)en. 3n |oId)en 5äUen müfjen toir an=
netjmen, bofe man nad) einer 3er|törung ober Deportation bie
Stabt an einem anbern etroas entfernteren (Drte roieber aufgebaut,
aber ben alten Hamen beibel)altenl)at, roie esim(Drientnad)rDeis=
lid) mit Kairo, bei uns mit £übe& gejd)el)en ift.
Xla&i einer paufe begann ber paleftine (Ej:pIoration Sunb
von neuem feine Husgrabungen in ber Sepljela. ITTacalifter trug
einen Seil bes teil dschezer, ungefäi)r Ijalbroegs 3rDif(^en 3affa
unb 3erufalem, ab unb DoUenbete 1902—05 prooiforifd) feine flr=
beit. Seit (Dftern 1907 ift er 3um 3UDeiten Hlale tätig, um b^n
J)ügel grünblid) 3U burd}forfd)en. Die 3bentipation mit bem
biblifdjen (Befer, jener Stabt, toeldje bie ägi)ptifd)e Königstod)ter
bem Salomo alsTTiitgift brad)te, ift 3tDeifeIlos nidjtnur toegen bes
Hamens, ben ber (Teil beroaljrt tjat, fonbern aud) rcegen eines bort
gefunbenen (5ren3fteines, ber ben Hamen ber Stabt entl)ält.
So finb burd) bie eifrigen Bemüt)ungen ber (Englänber, bei
b^nm es Hnftanbspflid)t ift, bie Ausgrabungen im „tjeiligen" Zanbe
pekuniär 3U unterftü^en, eine Reitje pl)iliftäifd)er (Drtfdjaften blofe^
gelegt roorben. tDenn man DieIIeid)t geljofft Ijatte , bies unbe=
kannte Dolk genauer fiennen 3U lernen, fo finb biefe f}offnungen
bisljer nid)t erfüllt roorben. Hlan I)at ?ieine ein3ige 3nfd)rift ge=
funben, bie uns Huffd)Iufe über bie Sprad)e ber pijilifter geben
könnte, aud) keine Hn3eid)en origineller Kultur, bie biefe Ration
Don ben 3sraeliten unterfdjiebe. Had) bem jeljigen Staube ber
Dinge mufe man Dielmet)r bie Uebereinftimmung betonen, bie in
jeberf}infid)t 3rDifd)en b^n Husgrabungsrefultaten ber Septjela unb
Horbpalöftinas l)crrfd)t.
(Eine 3ronie ber IDeItgefd)id)te I)at es gefügt, ba^ bas £anb
ber 3sraeliten feinen I)eute üblid)en Hamen ben (Erbfeinben, ben
P!)iliftern, oerbankt ; benn „Paläftina" ift nid)ts anberes als
bas gried)ifd) geformte „pi)iliftäa". Die pi^ilifter, bie als p-r(l)-s-t
(pulasti) 3uerft auf ägi]ptifd)en Denkmälern eru)äl)nt toerbcn,
toaren 5i^e>nblinge, bie unter Ramfes KI. (um 1200 o. dfjr.) aus
bem roeftIid)en Kleinafien unb aus Kapt)tor (üermutlid}= Kreta)
in Kanaan einbradjen unb fid) trotj einiger Kämpfe mit bem ba^
mals ol)nmäd)tigenpi)araonenreid)in ber Sepl)cla unb berKüften=
ebene nieberliefeen. flis bie 3sraeliten fid) feftfe^ten, t)atten fie
10
|id) lange gegen bic pi)tlifter 3U tt)e!)rcn unb toären tljnen faft
unterlegen, Ijätte ntd)t Saul als Retter bas israelitt[d)e Königtum
als ein feftes BoIIroerli gefd)affen. töir toiffen nid)t, 3U toeldjer
Roffe öie„Unbefd)nittenen"(öas iftöer Sdjimpfnamc öer pi)ilijter)
gcfjörten. Da fie aus öen £änöern 5er mi^^enifdjen Kultur ftammen,
|o Ijat man oerfudjt, öie ungefätjr gleid)3eitig mit il)rem (Einörin=
gen in paläjtina na^roeisbaren mt)?ieni[(i)en (Einflüjfe auf il)r Konto
ju fe^en, u)at)rfd]einlid) mit Unred)t ; öenn öie Spuren mij^enifdjer
Kultur finb bei öen Husgrabungen im £anöe öer pi}ilifter nid)t
3al)Ireid)er 3u (läge geföröert als im nörölidjen 3srael.
Das leljrt einüergleidjmitöen^unben, roeldje öie 3röeimalige
(Ejpeöition öer ©efterreidjer 3U teil ta'annak inöerlTtegiööoebene
gemaci)t l^at, wo öer IDienerprofejfor öer n;t)eoIogie Sellin 1902 unö
1903 tätig roar, pekuniär Don öer flfiaöemie unö Priuatleuten,
fac^Iid) unö ted)nifd) dou öem in paläftina anfä^igen Baurat Dr.
$d)umad|er unterftü^t. Die Staöt (II) a an ad), öeren Hamen öie
arabifd)e Ueberlieferung \o treu becoat)rt t)at, begegnet uns jd)on
im fliten Hieftament als Sejtung unb Refiben3 eines ^anaanitifd)en
Duobc3fürften (3ofual2 2]); bort rourbe nad) bem Deboraliebe
ber (£nt[d)eibungskampf ber3sraeliten mit benKanaanitern unter
5ül)rung Siferas ausgefod)ten (Rid)ter 5 19). Diefe llreinrDo!)ner
öes £anbes, aud) flmoriter genannt, ge!)örten ebenfo roie bie 3s=
raeliten 3ur femitijd)en Raffe. Sie röurben oon biefen ^wav unter=
toorfen ober r)ernid)tet, Ijaben aber bod) ben Siegern it)re Kultur
aufge3töungen. Denn fo roenig bie pt)ilifter eine felbftänbige Kultur
auf3urDeifen l)aben, fo toenig ift bas bei b^n 3sraeliten ber $a\i.
Hus ben 5unben ergibt fid) Dielmel)r bas Refultat, ba^ überall,
im Horben roie im Silben, in berHIegibboebene roie inberSepl)eIa,
bei ben J)ebräern roie bei ben pt)ilijtern ein unb biejelbe kana=
aniti|d)e Kultur gel)errfd)t t)at. Wenn mir nid)t aus ben Iiterari=
fd)en nad)rid)ten roü^ten , ba^ biefe beiben Dölher in Paläjtina
eingetoanbert finb , toürben mir es aus bm Husgrabungen nid)t
erf(^Iie^en können : fo fpurlos finb biefe (Eroberungen an ber ein=
l)eimifd)en Kultur oorübergegangen. Die 3sraeliten unb biepi)i=
lifter l)aben, oI)ne (Eigenes l)in3U3utun, fid) einfad) in bas toarme
Heft gefegt, bas bie Kanaaniter fid) erbaut l)atten.
Ülan I)at Derfud)t, auf (Brunb anatomifd)er HTeffung an bm
gefunbenen Sd)äbeln eine nod) ältere nid)t=femitifd)e Beüölherungs=
fd)id)t im £anbe feft3uftellen. Allein biefe t)i)pott)efe berut)t auf
fo_unfid)eren (Iatfad)en unb einem fo geringfügigen Rlaterial, ba^
toir fie bei Seite laffen können. IDas uns roirklid) Dorliegt, ift bie
ka naanitifd)e Kultur, bie mit ber israelitifd)en iDcfensgleid)
ijt unö fid) Don il)r in mand)er I}infid)t rool)l graöuell, aber nie»
mals prin3ipiell unterfd)eiöet. 3mmerl)in ift es toid)tig, öie Unter»
11
fcf)iebc 311 bcad)ten, mögen fie and] nod) fo ftlein fein, unö fic ftets
im 3u)ammen!)ang mit öer £iteratnr 3sraels 3U beljanbcln. Denn
es ift Mar, 6a^ Dinge, öiefid) äu^erlid) DÖUig gleid)en, 5od} in öer
Huffaffung imö Bebeutung, öie iljnen beigelegt lüirö, coeit üon
einanöer aba)eid]en können. Die[e oerfd^ieöenartige löertung, öie
iDir oft öurd) öen blo^icn Hugenfd)cin nid)t erkennen, erfaljren
u)ir bisroeileji allein aus öer £iteratur. Da Palästina ein Durd|=
gangslanö ift stuifdien öen beiöen großen tDeItmäd)ten , Babi)=
lonien auf öer einen unö flegt]pten auf öer anöern Seite , fo tDer=
öen töir non üorneljerein nermuten, öa^ öie l5anaanitifd)e Kultur
aus ägr)ptifd)en unö babnIontfd)en Beftanöteilen gemi)d)t ift.
löie tDid)tig Paläftina als 3tDifd)enftation 3rDifd]en flegi)ptcn
unö Babi)Ionieu roar, öas leljren öie großen f}eeres=unö^anöels=
ftra^en , öie Don einem tOeltreid) 3um onöeren öurd) öiefes £anö
i)inöurd)füt)rtcn. (Sine Don itjnen, öie_pon Hegt)pten I)er 3unäd)ft
an öer Küfte entlajig bann am Berge (iabor oorbei nad} Damas=
kus imb 3um dupl/rat lief, berüljrte IlTegiööo, einft eine kana=
anitifdje Königsftaöt, fpäter Si^ einer römifd)en £egion, öaljer
£egeon geI)ei^Gn unb I]eute nod) chän el-leildschün genannt. Hn
feinem Quellbad) tränken aud) je^t öie arabtfdjen Homaöen ifjrc
Kamelf]eröen, vj^nn fie uon Hlefopotamicn I)er 3um ägi)ptifd)en
IDeltmarkt 3ie{)en. Dort grub Baurat Dr. Sd]umad)er 1903-05
auf Koften öesDeutfd]enpaIäftina=üercins, öerDeutfd)en ®rient=
gefellfd)aft unö öes Deutfdien Kaifers öen teil cl-mutesellim aus,
öer öicJ^äufer, PalöfteunöSeftungsrocrke ITIegiööos birgt. Diefcr
^ügcl get)ört ebenfo inie öas üon profcfjor Sellin ausgegrabene
iifjaanad) 3U öem nörölid)cn Dorgebirge öes famaritanifd)en
f)od]Ianöes, 3U öer baumlofcn, aber frud)tbaren röba, uieldje öie
füölid)e (Dren3e öer (Ebene non IlTegiööo bilöet. Dicfe öel)nt fid)
roeitljin mitiljreneriragreiifjen, üppig luogenöenKornfelöern ; öod)
ift es roegen öer üielenBödje unö Sümpfe gefät)rlid),fie3upaffieren
unö gefunöt}eitsfd)äölid), fie 3U beroofjnen. Darum krönen öie Dörfer
nod) gegenroärtig öie l^öl)er gelegenen Künöcr, öie öas öreied?ige
$lad)Ianö umfäumen. 3" ^tn* allen 3eit luar es nid)t anöers, wie
öie IangeReif)e öcrRuincn!)ügeI bis 3umKarmeI bctüeifen, lauter
Refiöen3en öer Kanaaniter ; öenn fo uiel Stäöte fo uiel Könige
gab es öamals im £an.öe.
flbgefel)cn Don öen allcrncuefteu Ausgrabungen, öie Sellin
bei'rn es-sultän.öcm alten3erid)o, unö öie Amerikaner inscbdstic,
öem alten Samariejt, begonnen Ijaben, finö nod} öie 5unöe 3U er»
tDÖljnen, öie man teils auf teils in öer (Eröe über gan3 paläftina
3erftreut gemad)t l]at unb öie — röie3.B. öie präl)iftorifd)en(Drab=
ftätten öer Dolmen — unfere Kenntniffe nid}t unbeträd)tlid] bc=
rcid)ert Ijaben. I^icrljer geljört uor allem Petra, eine ujertöolle
12
Sdjapammer oon Kultustjeiligtümern. Da öie ®rt|d)aft rings
von i)o{}en, faft iin3ugänglid)en Bergen eingeid)toffen ift, ]o ift es
begreiflid), baß fie 3af)rt}unöerte Ijiiiöurd) oöllig DerjdjoUen roar.
nad)5em 3uerft englifdie unö fransöfifdje 5or{cf)er bie Hufmerk=
jomkeit auf öie bortigen HItäre gelenM !)atten, ift biefeStabt doU
märd)en^after $d)önf)eit bann öfter aufgefudjt unb neuerbings
aud) ausfüc)rlid)er befqrieben röorben. (Benauere Kunbe von ben
5elst)eiligtümern aber oerbanFien roir erft bm glän3enben (tnU
be&ungen bes profeffors Dalman^), ber je^tbas Deutidje eDange=
Iifd)e 3nftitut für flltertumsroiffenfdjaft bes beiligen £anbes in
jerufalem leitet. Die Stabt, beren Harne im Altertum Rekem ge=
toefcn ift, liegt etroa tjalbiöegs 3rDiid)en Rotem unb (lotem ITieer
an ber (5ren3e berjenigen £anb)d]aft , bie im fliten aeftamente
dbom, in ber arabifdjen Sprad)e esch-scherä t)eiBt. Hid^t meit
entfernt ift ber nebi härün, ber Berg, auf bem flaron geftorben
unb begraben fein foll. tDäI)renb biefe (Begenb U30l)l einft von btn
Rlibianitern bel)errfd)t tüorb unb I)eute DonbenHrabernberDoI)nt
roirb, ftammen t)ingegen bie uns aufbetoaljrten Denkmäler von
bem arabifdjen, aber aramöifd) rebenben üolk ber Habatäer,
bas fid) etroa feit 300 d. dljr. bort anfiebelte. Unter römifdjer
(DberI)oI)eit , befonöers unter (Trafan, ber 105 n. (I{]r. felbft nad)
Petra kam, erfreute fid) bie Stabt ber t)errlid)ften Blüte.
IDunberbare (Brabfaffaben unb 3atilreid)e J^eiligtümer, fämt=
lid) aus bem lebenbigen Reifen get)auen unb 3um (Teil in iljrer ur=
fprünglidjen prad)t erl^alten, legen ein berebtes Seugnis Don ber
lHad)t unb bem Reid}tum bes Dolkes ab. ®btDoI)I oielfad) römi-
fd)C (Einiüirkungen 3U konftatieren finb , kann bod) kein 3röeifel
fein, ba\i toir uns t)ter im allgemeinen auf rein femitifd)em Boben
belegen. (Dbrool)! ferner bie i^eiUgtümer meift bem J^auptgott
Dufares,bem„fierrn ber £anbfd)afte5ch-schera", ober einer anberen
nabatäifd)en (5ottt)eit gerDeil]t finb, Ijaben roir bennod) ein Red^t,
fie 3ur 3Uuftration ber Don3sraeI feinem (Botte 3abDe errid)teten
Jjeiltgtümer l)eran3U3iel)en. IDir bürfen bas um fo unbebenklid)er
tun, roenn mW bead)ten, ba^ nad) bem fliten Qleftamente 3srael
Dor feiner (tinroauberung in paläftina mit ben ÜTibianitern eng
oerbrübert roar; benn ber Sd)iDiegcrDater bes IKofe roar ein
Priefter ber ItTibianiter. Bei bem 3äl)en, konferoatiDen (If)arakter,
ber jeber Religion, oor allem im (Drient, anl)aftet, bürften bie
f)eiligtümer ber IKibianiter unb Habatäer cinanber äl)nlid} ge=
roefen fein unb fid) aud) Don beneu ber 3sraeliten nid)t feljr unter»
fd)icbcn l)aben. Denn bie Dolksreligion ber t)eibnifd)en Semiten
get|t, roie jeöe Untcrfud)ung immer aufs neue bcftätigt, überall
1) Dalman, pclra unb feine 5«lsf)ctligtümer. £cip3tg 1908.
13
auf biefelben primitiDcnBräudje, Riten unb (BlaubensDorftellungen
3urüd?, tDas Don öen ITtibianitern, Habatäern, döomitern, Hm=
monitern, pi)ili)tern, flramäern, Hrabern gilt , öas trifft öarum
in grofeemUmfange aud} auf öie fianaanitifd) beeinflußte Religion
3sraels Dor öer Seit öer propl^eten 3U.
II. Die Iiterarl)i[torijd)en J^nbe.
tDas öen meiften Husgrabungen im üoröeren ©rient eine t)er-
Dorragenöe Bebeutung oerliefjen tjat, öas Jinö öie reidjen Iitera=
rifdjen 5unöe, öeren IDert nid)t Ieid)t überid)äfeit roeröen
kann. Dennöiefe gecoäljren uns nid)t nurHuffcf)Iuß über öie Sprad)e
unö ii)rc (Entroidilung, fie ermöglidjen nid)t nur eine genaue Da»
tierung öer betreffenöen Sd)id}t unö ein mef)r oöer minöer doII=
ftänöigesSt}itemöer(If)ronoIogie, öie öas (Berippeieöer(5ef(ä)icE)ts=
jd)reibung bilöet, fonöern fie laffen uns aud) einen tiefen Blidi in
öie Derfcl)ieöenen (Bebiete menfd)Iid)en (Beifteslebens, in öie gejamte
Kultur unö Religion eines Dolkes tun. tDas uns öurd) öie f(f)rift=
Iici)e Ueberlieferung natje gerüdit roirö, ift überöies meift oiel
Maxex unö einöeutiger, fobalö man öie Sprad)e DÖIIig bel)crr)^t,
als öie oft fetjr 3tt)eiöeutigen oöer gar unDerftänöIid}en 5unöe a\u
öerer Art, öie aus einer uns unbekannten Stufe öer Sioilifation
ftammen unö öeren urfprünglid)er SroeA oft nur öurd) Hnalogien
oermutet oöer Don ferne geatjnt roeröen kann.
Die Husgrabungen in Paläftina nun finö arm an Iiterarijd)er
Ausbeute getoefen. Stellt man oon einigen roenigen 3nfd]riften ab,
öie auf Siegeln unö Siegelabörü&en 3U Sage geföröert finö, fo ift
öas Rejultat analtf)ebräijd)en 3nfd)riften gleid) Üull.
Die bereits 1880 am Ausgang eines S^Ifenkanals in 3ßi'iiialem
entöe&te Si[oa!)infd)rift, öie tDat)rjd)einlid) aus öer Seit öes Königs
I}iskia um 700 d. (Ll)x. t)errüf)rt, ift immer nod^ öie ein3ige, öie auf
bem Boöen paläftinas gefunöen ift. Dies (Ergebnis, öeffen ncga=
tioe Seite keinestoegs überrafd)t, ift immert)in fel)r letjrreid) für
öiejenigen, öie neueröings öem alten 3srael eine I)öl)ere 3iDiIifa=
tion 3utrauen möd)ten, als es geroöljnlid) ge}d)iel)t. tDenn es im
Allgemeinen un3toeifeI{)aft ijt, öaß mit fteigenöer Kultur aud) ötc
Sd)reibfeligkeit n)äd)ft, fo ift it)r 5ßt)Ien für ein 3eid)en geringer
Kultur 3U galten. Das ftimmt öurd)aus 3U öem, roas roir fonft aus
öen Ausgrabungen in Paläftina lernen ; man roirö öaf)er nid)t be«
I)aupten öürfen, öaß I)lcr öer 3ufall fein Spiel treibe unö öa^ roir
uns in öiefer Besieljung auf gro^e Ueberra|d)ungen gefaßt mad)en
müßten, um fo roeniger, als es an literarifd)en ^unöen nid)t gans
mangelt.
14
Sic finb allcröings nidjt in f)ebräiid)er, fonbcrn fämtlid) in
babt}Ioni}d)cr Sci)rift unb babi}Ionifd)er Sprad)e Qbge=
fa^t; als lltaterid rouröen bemgemä^ (lontafeln benu^t, dou
öenert man eine in £ad)is, fieben (nebjtfünf Fragmenten) in (I!)aa=
nadi unb stoei in (Bejer ausgrub. Die sioei dontafeln aus (Befer,
bie bem 7. Dorci)ri|tIid)en 3ß^r^unbert angeijören unb iurtittid)e
"Ocrträge entt)alten, laffen roir Ijier bei Seite. Die anberen Urkun=
bzn ftammen rDat)rfd)einIid), roenn aud) nid)t fid)er, aus ber (IeII=
Hmarnaseit um 1400 d. (If)r., jebenfalls aus ber Periobe, bie Dor
ber (Erfinbung ber pl)öniki)d) = f)ebräifd)en HIpl)abetbud)ftaben
liegt. IDufeten roir fd)on aus bem Hmarna=Briefroed)feI, ba^ bas
Babt}Ionifd)C bamals bie DipIomaten= unb Derkel)rsfprad)e bes
Dorberen ©rients toar, fo bürfen roir nun auf (Brunb ber in palä=
ftina 3u Hage geförbertcn Briefe, bie teiliDeife oon einem Stabt=
I)aupt an bas anbere geri(i)tet finb, bie babi]Ioni)d)e Sd)rift für
bie allein bort ejiftierenbe erklären. Daburd) liabzn roir einen un=
gefäljren oberen (Termin geroonnen, nad) bem bie fpäter übli(i)en
Hlpl)abetbud)ftaben erjt erbaci)t fein können. IDären fie bereits
um 1400 D. (Et)r. naiij paläjtina gekommen, jo Ijätten fid] bie
Sd)rciber iljrer geroife bebient ; benn es kann keinem Stoeifel unter=
liegen, ba^ fie birekt erfunben finb, um bie fdjroierigen unb um=
ftänblid)en babr)Ioniid)en Sd)rift3eid)en 3U Derbrängen unb 3U er=
je^en, gan3 3U fd)toeigen banon, ba^ man bie babi)Ionifd)e Spradje
in Kanaan nur ftümpert)aft bel)errfd)te.
fjxex tritt uns 3um erften ITTale beutlid) ber (i in f I u § B a =
bt)Ioniens im Dorberen Orient, fpe3iell in paläftina, cor
flugen. IDas roir bist)er aus ber £iteratur bes Riten (Eeftamentes
nur erfd)Iie§en konnten, bas toirb t)ier fo greifbar, ba^ es aud)
bem Blinben nid)t oerborgen bleiben kann. flTan kann bie $prad)e
nid)t loslöfen oon ber Kultur, als beren d)arakteriftifd}es lllerk=
mal fie erfd)eint. U)ie geroaltig unb tiefgeljenb mu§ Babtjlonicn
I)ier geroirkt I)aben, roenn bie ^üi^ften paläftinas, trot^bem fie
unter ägi}ptifd)er ®berl)ot)eit ftanben, bie babi}lonifd)e Sd}rift ber
ägpptifdjen Dor3ogen ! (Betoi^ finb burd) münblid)en Derkeljr fln=
fdjauungen ber Babi]lonier über Si^rien unb Paläftina nad) Hegi}p=
Un gecoanbert, baneben aber barf man je^t mit aller Sid)erl)eit
bel)aupten, ba^ iljre 3been aud) fd)riftlid) oerbreitet courben, i^at
man bod) in (rell=flmarna mt)tl)ologifd)e (lejte iDieber entbe&t, an
benen bie ägi)ptifd)en Sd)reiber bie babi^lonifd)e Sprad)e gelernt
l)aben, roic bie Spuren roter Strid)e beutlid) oerraten ! Die Be»
kanntfd)aft ber I)ebräer mit bobi^lonifd)en IHpthen, fpe3iell über
Sd)öpfung unb Sintflut, bie man früt)er erft in ber Königs3eit für
möglid) Ijielt, barf je^t fd)on im 15. 3al)rl)unbert Dorausgefe^t
iDcrbcn. So toirb uns aud) bie nid)t blof? entfernte Hel)nlid)kcit,
15
fonbern fajt tDÖrtIid]e Ucbereinjtimmung öer israelittjdjcn Sint=
flutfage mit öer babrjIoni)(^en red)t begreiflid).
Die (lontafeln iDurben, fotoeit fie toertrtolle UrJmnben reprä=
fentierten, im Staaisavd]iD aufbeioaljrt, öas fid) roof)! mcift in
einer Sempelfiammer, bisroeilen abev and} in ber königlid^en Burg
befanb. Sie roaren in grofje aonkiften gelegt, toie fie met)rfad)
ausgegraben jinb, unb rool)! burd) ein Siegel gegen Diebftal)! ge=
fidjert. Da^ aud} l)öl3erne Kiften, bie im £aufe ber Seit uermobert
finb, als flrdjiofdjränhe benu^t jinb, letjrt uns bas Beifpiel ber
£abe 3aI]Des, bie, urfprünglid) als Qiljron ber (Botttjeit gebad)t,
fpäter als ber Bcljälter für fteinerne ©eje^estafeln gebeutet ujarb.
Heuerbings jinb in Hegi]pten aud) Papt)ri gefunben roorben, bie
inOiöpfen geborgen roaren, eine Sitte, biefd)on bei 3eremia bescugt
ift, als er bemBorud) befal)!, einen offenen unb einen oerfiegelten
Kaufbrief in ein aongefö^ 3U tun, bamit fie lange 3eit ert)alten
blieben (IJerem. 32 u)- Diefen Kaufbrief, beffen flbfd)rift bequem
3ugänglid) roar unb jeben Hugenblidi eingefet)en toerben honnte,
roätjrenb bas ©riginal burd) bas Siegel üer|d)loffen unb gefdjü^t
roar, bürfen mir uns äljnlid) benken, toenn aud) tDol)l nid)t mel)r
auf eine Ilontafei, fonbern auf papi)rusge|d)rieben, ben era3äl)nten
„Kontrakttafeln" non (Befer : ein fold]er Dertrag umfaßt bie
Hamen berer, bie bas (Brunbftüdi oerkaufen unb kaufen, bie (Bren=
3en bes ©ebietes, bie Kauffumme, bie Bebingungen, unter bmzn
ber Kauf gültig ober ungültig fein foU, bas Datum, bie Hamen
ber 3eugen unb bie Siegel, bie als Beglaubigung bleuen.
IDertüoller als biefe Kontrakttafeln, bereu Sd)ema überall
basfelbe ift unb bereu Hamen für ims meift allein dou 3ntereffc
finb, ift ber in £ad)is gefunbene Brief, ber in ber mir freunb=
lid)ft 3ur üerfügung geftellten Ueberfe^ung bes Berliner flffi)ro=
logen Hngnab lautet :
3u bem (Brojjen jpvid) : fllfo fagt päbi : üor Div bin id) nie5ev=
gefallen! Du mögcft tciffen, 6a^ Sd)iptt=Ba'aI unö oimriöa honjpi=
rieren, iinbgcfprodjen f)nt Sd)tpti=Baal 3u3imri6a: „üerStabtälteftc
ber Stabt 3araini I)at nn mid) gcfdjricbcn: ,©ib mir bod) bvct Bogen,
bcct DoId)c :mb brci Sdjtocrter ! IDenn id) aus3iel)e gegen bas
£anb bes Königs unb Du auf meine Seite trittjt, bann u)evbc id)
es geroiö untertoerfcn.' Der, vüeld)ei* bin pian in bie Cänge 3iel)t,
ift päbu. Senbe if)n uor mid) !" Ilun fcnbe id) Div Rapi=el. (tr
bringt bin Brief über bicjc Sad)c.
$ür uns ift biefem roie allen Briefen cigentümlid), ba^ fie
nid)t an ben (Empfänger birekt, fonbern an beffen S d) r e i b e r
geriditet finb. Der (Empfänger ift „ber (Brofee", ber Q:itel eines
ägi)pti)d)cn Beamten, angerebet aber w'xxb ber Sd)reiber, ber 3U
bem „(Broten" fprcdjen foU : „Hlfo fagt Pabi", ber Hbfenber.
16
Daraus get)t öic gro^e Rolle Ijeroor, öie öer Sdjreibcr im antiken
Doröerafieu gefpielt ijat. Die flb)en5er bemüi)en fid) um [eine
(Bunft un6 id)euen fid} bisateileu nid)t, in ber (Einleitung ober am
Sd)lu^ bes Briefes it)m iljre befonbere t}cd)ad)tung ans3uörüd^en
unö ergebenen (Bru^ 3U fenben. IHandjmal bitten fie il)n, er möge
öen Brief red)t beutlid) Dorlefen unb aud) ja nid)t5 unterfdjlagen !
Kürslid) ift bas ausroärtige Amt in flegppten cor unfern Rügen
toiebcr lebenbig geioorben, roie es unter bem König ITIerenptal)
beftanb: Das eigentlid)e Bureau ift in brei Sd)iffe geteilt. 3n btn
Seitenfd)iffen fi^en bid^tgebrängt ßeljn Sekretäre, bm einen 5'iÖ
auf bm Sd)emel gefegt, auf bm Knien grofee papnrusblätter.
Das geräuriüge Tnittel)d)iff ijt für ben Ijoljien (Il)ef rejeroiert, bem
ein Diener bie fliegen abtoebelt. Rn ber aür fteljen sroei Portiers,
Don bemn ber eine bem anberen befiel)lt: „Sprenge IDaffer unb
mad) bas Büro kül)l! Der dl^ef fi'gt unb fd)reibt." Die l}ol)e Stel=
lung eines fold}en königlid)en Sd)reibers ift begreiflid} 3U einer
Seit, roo nur roenige bie Kunft bes Sdjreibens ocrfteljen, nun gar
in einer fremben Spradje, unb roo am (Enbe ber König felbft 3U
btn flnalpl)abeten gel)ört. IDer toill il)n kontrollieren, loenn er
übtl gefinnt ift unb ben 3nl)alt bes Briefes fälfdit? So ift aud)
am I^ofe Daüibs „ber Sd)reiber" ein l)ol)er unb gefürd)teter Be=
amter, loie etma in preu^en ber (Il)ef bes Siüilkabinetts.
Ü)äl)renb ber flbfenber päbi uns l)ier 3um erften lllale be=
gegnet, finb uns Sd)ipii=Baal unb3imriba bereits aus ben ilell=
flmarnabriefen bekannt, unb ^max 3imriba als 5ürft oon £ad)is.
Die beiben Surften, bie in il)ren Briefen an ben pi^arao oon (Er=
gebenl)eit überfliegen, roerben l)ier oon päbi ber üerid)U)örung
befd)ulbigt, roie es in jener 3eit nid)t ungeu)öl)nlid) ift. Der Stabt=
ältefte Don 3arami I)at fid) il)nen angefd)loiien. IDenn fie il)m nur
brei Bogen, Dold)c unb Sd)tDerter fd)idien unb il)n unterftül^en
rooUten, bann toürben fie getoi^ „bas£anb.bes Königs" untere
toerfen ! IKan fiel)t l)ier an einem d)arakleriftifd)en Beifpiel, roie
ärmlid) unb kleinlid) bie üerl)ältniffe in palöftina bamals roaren.
Das gan3e £anb 3erfiel in lauter einselne Stabtkönigtümer, bie fid)
unter einanber aufs l)eftigfte befel)beten, auf räuberijd)en Ra33ien
einanber fd)äbigtcn unb fid) gegenfeitig }o uiel roie möglid) ärger=
ten. So ift es begreiflich, ba^ ber pijarao röenigftens nominell
feine f)errfd)aft aufred)t erl)iclt, inbem er einen Surften gegen bm
anbern ausfpielte ; fo ift es aud) begreiflid), ba'Q bie in bm ilell=
flmarnabriefen genannten (Il)abiri ober J}ebräer fid) in bem £anbc
feftfetjen konnten. Dieselben 3uftänbe finb nod) im Rid)tcrbud) er=
kennbar, too flbimeled) als Stabtkönig üon Sid)em (Rid)ter 9)
nad) Art unferes 3imriba Dorsuftellen ift.
Don b^n in ill)aanad) gefunbenen Br ief cn finb 3U)ei bebcu=
II 17
tungsDoU, leiber aber ni(^t 90113 üerftänölic^. Der erfte lautet in
öer Ueberje^ung Ungnabs :
3u flicf]irat=iajdiur fprtd]: flijo jagt (bulURbbu: Ccbc iDoI)Ibc=
Ijalten ! Die (Bötter mögen jid) Summern um Dein tDoI)I, öas lbo!)l
Deines ^aujes unb Deiner Kinber ! Du fd^riebft an mid) roegen
Deines (Belöes, jo roill id\ bznn geben 50 Sehel ©elö .... 5ßrncr-
tDcstDcgen jd^i&jt Du mir nid)t Deinen (Brufe f)tcrl]er? 3ebe fln=
gclegenljeit, 5ie Du F)örft, jd)reibc üon bort, bamit id) Bejd)eib
toei^. ferner, flud) roenn ber 5i",9er ber fljdiirat ijt, fo Jollen
jie . . . . unb follen .... unb bas 3eid)cn imb bm Bejd)eib beridjtet
mir ! 5«ner. IDas bie Binti=Kanibu betrifft, roeldje in ber Stabt
Rubute ijt, fo ijt fie gut aufgetjoben. Unb roenn fie IjeranrDädjjt,
magft Du fie bem . . , geben, bamit fie einem Ejerrn (= lUanne)
angcfjöre.
Der 3nt)alt, fotoeit man \\)n oerftetjt, ift folgenber: Huf öie
Hnrebe an öenSd)retber, öen Brief öem (Empfänger fl)d)irat=iafd)ur
Dorjulefen, unb ben Hamen bes Hbfenbers (5uli=flbbu folgt I)ier
nid)t u)ie in bem 3uoor mitgeteilten Briefe bie unterwürfige 5IoskeI
bes Dafallen an feinen J)errn : „Dor Dir bin id) niebergefallen",
fonbern ein freunblicfjer (Brufe, mie iijn (5leid)ftet)enbe.aus3utauf(^en
pflegen. tDennman in flfd)irat=iafd)ur ben „König" DonSt)aana(^
fel)en barf, fo ift (BuIi=Hbbu ber 5üi^ft einer benad)barten Stabt,
ettoa üon ITTegibbo ober oon 3ibleam. (Buli=flbbu Ijat oier t)er=
fd)iebene Dinge auf bem f}er3en, bie er in lofer Briefform, nur
burd) ein „ferner" getrennt, an einanber gereiljt I^at. 3unäd)ft
als bas IDii^tigfte bamals roie Ijeute roerben bie (5elbgefd)äfte er=
erlebigt. Dann roirb bem Hfd)irat=iafd)ur ein fanfter 2abel ausge-
fprodjen, ba^^ er es an b^n nötigen 3nformationen fetjlen laffe
unb feinen Kollegen nidjt genügenb auf bem £aufenben erl)alte.
Hn britter Stelle fd)eint es fid) um ein (Dmen 3U Ijanbeln, bas oon
ber (Böttin flfd}irat gegeben töirb, an oierter Stelle um eine nod)
nid)t cru)ad)fene, an frcmbem I)of ersogene Königstochter, bie bei
3eiten mit einem beftimmten IHannc oerlobt toirb , eine ebenfo
u)id)tige Hngelegent)eit roie bas (5elbgefd}äft ! Dabei erfd)eint
fd)on i)ier toie im Hlten Seftamente ber (Jtjemann als ber „f)err"
ober Befi^er feiner 5rau, bie it)m als fein (Eigentum getjört.
Hm intereffanteften ift ber Hame ber (Böttin Hfd)irat,
nad] bem aud} ber $ürft Don Htjaanad) feinen Hamen fütjrt. 3I)r
Hame begegnet uns im HIten (leftamente roieber, aber meift nx6)t
als Be3eid)nung einer (Böttin, fonbern eines ftultifdjen Pfal)Ies,
ber ein3eln ober paartöeife nehen bem HItar ober bem t)eiligen
Steine aufgepflan3t loirb. ITTan t)atbarumfrüt)er u)oI)Ibe3roeifeIt,
ba\^ eine (Böttin biefes Hamens iibertjaupt eyiftiert \:}ah^, unb t}at
an eine t)erir)ed)slung mit ber faft gleidjiautenben Hftarte gebadet.
Ilunmetjr finb toir gc3tx)ungcn, Hfdjirat unb Hftarte für sroei nalje
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oertoanöte, rDcfcnsgIeid)C (Bottljeitcn 311 f)oItcn, 3U öenen fid) als
britte bie babi}Ionifd)e 3fd)tar gefeilt. flUe örei oerkörpern öas
rDeibIid)e Prin3ip unb ftellen bie £iebe bar, na6) ber et)elid)en unb
aufeerel)elid]en Seite, als TRutter unb als Dirne ; sugleid] [i^mbo=
Itjieren fie bas oegetatioe £iebesleben unb gelten barum als
Baumgottf)eiten. So roirb es begreiflid), ba^ Hfd)irat, bie (Böttin
bes Ijeiligen Baumes, int HIten Seftamente 3ur Hjd)era, 3um hulti=
fd)en Pfat)I, geroorben ift, raenn baneben aud] nod) an ein3elnen
Stellen bie (Erinnerung an bie alte (Botttjeit beroof^rt ift. Sie mu^
einjt, roie toir nod) fetjen toerben, eine gro^e Rolle gefpieltljaben;
aber fo ftark finb bie Sdjriften bes fliten Seftamentes in israeliti=
fdjem ITlonottjeisntus überarbeitet, ba^ eine Iiritifd)e Ridjtung
lange 3eit an ber (Ei*iften3 biefer (Böttin, obrool)! fie ein paar
Utal be3eugt roirb, smeifeln konnte !
Der 3rüeite Brief aus ^i^aanad] ift berül)mt geroorben bmd)
bie Ueberfe^ung, bie i{)m burd) btn f^erausgeber ^ro3nt} 3U teil
tourbe, Darnad) lautet er :
fln 3fd)taviuafd)ur : Ad^i^jatüi. Der Fjerr öev (Bötter möge Dein
Ceben bef)ütcn, öenn ein Bruber bift Du unb bie Ciebe ift am (Drt
Deiner €ingeu3etbc imb in Deinem t^crsen. flis id) in (Surra im
Ejintcrfjalte lag, ba I)at mir ein IDerhmeijter 3rüei lltefjer, eine
Canse unb 3Vüei Keulen umfonft gegeben. Unb tuenn fcf)abf)aft ge=
tDOrben ift bie Can3e, fo rüirb er fie ausbcffein unb burd) Büritpi
fd)t(ften. 5erner. (Bibt e> nod^ tDeineu für Deine Stäbte ober t)aft
Du Did) tttieber in b^n Beft^ berfelben gefegt ? lieber meinem
f)aupte ift jemanb, ber ba ift über bie Stäbte. 3el5t fiel)e bod),
ob er Dir (Butes ertüeifen will ! S^tner. tDenn er bas fliigefid)t
3eigt, fo lüerben fie (b. i, bie 5ßinbe) 3U fd)anbeu lüerben unb ber
Sieg roirb gciüoltig fein, ferner. (Es möge I)inein(ieT)eu 3Iuvabi
in Rad)ab unb enlroebcr meinen Dogt 3U Dir fd)id?en' ober if)n be=
jd)ü^cn. Durd)Iaö, Durd)Ia^ (nämltd) für bcn IBoten).
(Dbroot)! bie Ueberfetjung burd) bm l^erausgeber an einigen
Stellen als fraglid) gchenn3eid)net ift, t)at bod) ber Brief gerabe
in biefer 5orm eine grofee Rolle bei b^n Derl)anblungen über btn
]ftanaanitifd)=israelitifd)en lTtonotf)eismus gefpielt. ITTan \\at
befonbers auf bie get)eimnisDoII feierlid)e töeifc aufmerhfam ge=
ntad)t, in ber I)ier üon beut I)öd)ften (Bott gerebet loerbe unb bie
erkennen laffe, ba^ biefem IKanne eine Hl)nung uon beni einen,
allmäd)tigcn (Bott aufgegangen fei, oor bem bie (Ein3elgötter 3U=
rüditreten unb i)i il)reni (BIan3e uerblaffen mußten. Diefe flnfd)au=
ung, bie auf Jiro3ni}'s kül)ner Ueberfetjung berul^t, lä^t fid)
nidjt in allen Punkten aufred)t erl)alten auf (Brunb ber erneuten
Dorfid)tigeren IDiebergabe, bie mir Ungnab 3ur Verfügung geftcllt
l)at unb bie fid} in roiffenfd)aftIid]er (Braufamhcit auf bas einiger»
ma^en Sid}ere befd]ränkt. Auf eine foldje fd)mer3lid)e dnttäufdjung
II* 19
muö man in 6er U)ifjenfcf)aft [tets gefaxt fein. Danad) lautet
öer Sejt :
3ufl{d)irat=ia|d)ur jprtd): flljo jagt fld)iiamt: Dei-t}err ber (Böttcr
möge Dein Ztbtn bejcf)ü^en. ITtein Bruber bift Du, iinb mir
lieben .... unb in Deinem £}er3en ijt es, ba^ id) in ... . So gib
mir jofort sroei . . . 17013er unb . . . fjol3 unb 3iDei .... IDenn
bas . . . J}ol3 fertig ift, jo 3iel)e I)tnüber unb fenbe es burd) pür=
ibbi. Seltner- ®i& Auftrag an Deine (Ditfdjaften, ba% jie ifjr
IDerJt tun. fluf meinem I}aupte ijt jeber, ber ben Stäbten ....
tlun jielj bod), bafe id) ©utes an Dir getan l^abe! 5erner. IDenn
.... Dorf)anben ijt, jo . . . . 5crner. (Es möge (EUrapi nad] ber
Stabt Radjabi getjen unb entroeber meinen Blonn uor Did) Jenben
ober jie Jollen .... mad)en.
Dev 3 n t) a 1 1 ijt öarnad) 3iemlic^ öuuftel, um nid)t 3U jagen oöUtg
unüerjtänblid). Klar ijt nur 6ie (Einleitung: Der Hbfenber Hd)iiami,
irgenb ein tianaanitijdjer Duobesfürjt, entbietet 6cm (Empfänger
flfd)iratiajd]ur, feinem Iiöniglid)en „Bruber" oon (Eljaanad}, 6en
(bxü'g im Hamen 6es „r}errn 6er (Bötter". Diejer Sitel begegnet
aud) [onft in babi)Ionijd)en t)i}mnen, too er einem bejtimmten (Botte,
3. B. iTi:ar6uh, Dcrliel)en roirö, um ii)u 3U eljren unö über 6as ganse
pantljeon t)inaus3ut)eben. (Ein 6erartigermonotI)etjtijd)erflnMang
ijt in allen poIi)tF)ei}tijd)en Religionen nad)meisbar, jobalb fid) ber
Beter anbäd)tig in bie eine ©otttjeit oerjenht unb im lieber jd)ruang
bes £obes alle anberen 3U ignorieren jdjeint. Aber bieje (Erklärung
ijt l)ier nid)t jtattl/aft. Denn auffällig ijt, ba^ berHusbrudi „^err
ber (Bötter" t]ier md)t in geI)obener Stimmung gebraud)t roirb,
fonbern in ber projaijd)en Spradje eines gerDÖl)nlid)en Briefes üor=
ikommt, unb ebenjo merftraürbig, ba^ ber (Eigenname eines (Bottes
fel)lt, bem jener (Etjrentitel beigelegt luirb. Die jo angciüanbte
(Bottesbe3eid]nung ijt in Babi}lonien bisl)er o!)ne parallele, üon
rtTonotl)eismus liann logijdjer IDcije Reine Rebe Jein, ujeil bas prä=
bikat „t^err ber (Bötter" ein pantl)eon 3ur notroenbigen Doraus=
fe^ung l)at, immerljin aber ijt bamit eine monardjijdje ^ufpi^ung
gegeben, bie monotljeiftijd) umgebeutet roerben kann. 3n 3srael
ijt bas roirklid) gefd)el)en, roie mir aus bem Alten (lejtament 3cigen
können. Der in ber (Benejis (I llTojc 14 m) genannte v\ Vljön, „ber
l)öd)jte (Bott", ijt, obu)ol)l er logijd) nur in einer poli}tl)eijtijd)en
Religion Sinn Ijat, bennodjmonotljeijtijd] uom ein3igen(Bott3al)De
üerftanben toorben. 3^ biejcm Briefe aber lä^t ni(^ts auf mono--
tljeismus jdjliefjen.
Das Rcjultat ber literarijd)en $imbz ijt burd)Ous nid|t fo
gering, roie es auf btn erjtcn Blid^ jd)einen möd)tc. litag aud} bie
3al)l ber ausgegrabenen Sontafeln klein nnb iljr 3nl)alt bürftig
fein, jo jinb fic bcnnod) üon Ijotjer prin3ipiellcr Bebeutung. (Es ijt
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crjt Der!)äItnisTnäfetg ftursc Seit t)er, ba^ man öen erftcn üerfud)
gcmad)! l)at, in öer £iteratur öes Riten cEeitamentes Spuren hahr}^
Ioniid)er ITXntljen nad)3utDei)en, Dabei mu^te man jic^, öa äußere
Hmftänöe fetjiten, auf innere 3nöi3ienbe)cf)rünfien; überöies konnte
man fid) babi^Ionijctje «linflüfl'e erft in öer Königs3eit tDirhfam
öenken, in öer, toie man öamals meinte, öie flift]rer 3um erjtcn
mal mit öen 3sraeliten in Berüt)rung kamen. Seit öen (Ieil=Hmarna=
briefen toiffen roir, öa^ fd)on in öer Dorisraelitiid)en Seit öie kana«
anitifd)en Könige paläitinas mit öempt)arao babt^Ionifd) korrefpon=
öierten. Die roenigen Sunöc im £anöe )elb)t Ijaben unfere Kenntniffe
nod) ertoeitert unö uns geletjrt, öa^ aud) öie kanaanitiidjen Sütjten
unter einanöer id)riftlid) nur inbabr]Ionifd)erSprad)e nerketjrten,
ba^ öie babi]Ioniid)e Sd)rift überl]aupt öie ein3ige roar, öie Dor
öer (Eintoanöerung öer 3sraeliten in Paläftina unö Dielleid|t nod)
einige 3at)rt)unöerte fpöter ejiftierte !
Daöurd) i)t öie altteitamentlid)e 5oi^i'i)^iTig uor gan3 neue
Probleme ge|tellt. ITTan I]at jeitöem nid)t nur ein Red}t, [onöern
fogar öie Pflid)t, nad) babi)Ioni)d)en (Einfluten auf öie israelitifdie
Oteratur 3U jud)en. Denn nad} öen uns ie^tDorIiegenöen<Iatjad)en
öürfen foId)e (Einflüfje, öie früfjer erjt müljfam beroiefen roeröen
mußten, als felbitDeritönöIid) gelten. (Es kann |id) für öie Iiterar=
gef(^id)tlid)e 5oi1d)ung nid)t meljr um ein3elne aus Babi]Ionien
entlet]nte irii]tl]en unö mi}tf]ifd)e Stoffe I^anöeln, fonöern öie Kern=
frage muß je^t lauten: 3lt nid)t öie ganse israeliti)d)c £iteratur
Don öer babi}Ioniid]en abl]ängig ? <£ine jtarke flbl)ängigkeit ijt uon
Dornijerein u)at)r|d)einlid), ba öas £anö im sroeiten Dord)rijtIid)en
3al]rtau|enö mit babi}Icniid]er £iteratur fo3ufagen öurdjtränkt
gctoefcn ift. IPie roeit öiefe flbf)ängigkeit im ein3clnen rcid)t, mu^
fpäteren llnter)ud)ungen oorbetjalten bleiben, öie }id) Dornel^mlid)
auf öie gIeid)errDeife in Babi)Ionien roie in 3srael nad)töeisbaren
Gattungen unö i^ven Stil crftred?en muffen. Dafe 3srael ein felb=
ftänöiges (Beiftesleben gefül]rt l]at, roirö niemanö bc3U)eifeln. Hber
beroeifen läfet es fid) er[t öann, roenn öer Sufammenl^ang mit öer
£iteratur öes noröeren (Drients genauer erforfd)t \\t.
Hber nod) in einer anöerent7in)id)t finö öiebe)prod)cnen5imöe
trot^ iljrer Dürftigkeit Don Beöeutung. Sie l}ah<in uns ge3eigt, ba^
öer Boöen paläftinas cbenfo roie öer Babi]loniens unö Hegi^ptcns
rool)_l geeignet ift, neben anöeren Dingen aud] tlontaf ein gut 3U kon=
feröiercn, unö ijaben fo öicBefi'ird)tungen öer Skeptiker 3U fd}anöen
gemad)t. Die Hoffnung auf größere unö umfangreidjerc litera=
rifd)e Su'i^^r toomöglid) auf eine gan3e Bibliotl^ek oöcr ein könig«
Iid}cs flrdjio, ift öemnad) öurdjaus gered)tfertigt. Die flusftd)t
öarauf ift nod) oerftärkt looröen öurd) öie 3al)Ircid)en d)arakteri=
ftifd)en ^Eontafeln, öie öen Sd)ürfungen Sellins in jeridjo bereits
21
be|(i)crt jinb. (Ein mi^günjtiges (5efd)t(Ji l)at es leiber gefügt, bafe
fie 3iDar 3um (Bebraud) fertig gcftellt, jebod) nid)t befd)rieben finb.
Hber imfere tDünjdje auf befferen (irfolg begleiten bie flusgra=
bungenberer,biegerabeinbie|er{)offnungbieI)Qrteunbentfagungs=
DolIe Hrbeit auf bem Boben palöftinas fortfe^en.
III. Die reIigionsI)i[tori[d)en 5iii^^^-
Hus bem fliten (Teftament lernen toir bie Religion ber (Ebel)ten
unb Beften bes israelitifdjen Dolftes kennen, bie für bie (Befdjidjte
ber IlTenfd)t)eit bleibenbe Bebeutung geroonnen traben. Don ber
Religion bes Dolkes bingegen erfal)ren roir roenig ober nid)ts;
aus gelegentlid)en Strafroorten ber propt)eten unb ^ingetoorfenen
Hoti3en ber ge|d)id)tlid)en Büdjer nermögen roir t)in unb roiebcr
einiges 3U |d)Iiefeen, aber ein lebenbiges unb anfdjoulidjes Bilb
roirb uns nirgenbtoo geboten. T>a burften roir Ijoffen, ba'Q bie flus=
grabungen in paläftina ergönsenb eintreten unb bie £üdie ausfüllen
tDÜrben, bie in unferen bisfjerigen Kenntniffen Mafft. Denn es liegt
in ber Hatur ber Sadje, ba^ bie materiellen ^unbgegenjtänbe, bie
3utage geförbert merben, 3unäd)ft bieDoIksreligion illuftrieren,
ba% bagegen bie I)öt)ere geiftige Huffaffung, bie fid) über bie DoIks=
religion ertjebt, fie oertieft unb oerebelt, befjer in ber £iteratur als
an bm 5unben ftubiert roerben kann. Die eigentlidjen Husgra=
bungen t)aben uns ^wax aud) in biefer I)infid)t enttäu|d)t, ba nur
iDenige $nnbz mit Sid]er!)cit als I^eiligtümer 3U betrad)ten finb,
tDot)I aber roerben roir bafür reid)Iid) entfdjäbigt burd) bie genaue
(Erforfd)ung Petras. IDir roiffen je^t fo r»iel, ba^ roir es roagen
können, nid)t nur ein Bilb, fonbern aud) eine (5efd)id)te ber israe=
Iitifd)en J}öl)ent)eiligtümer 3U entroerfen.
Xia&i ber biblifd)=kird)lid)en Srabition t)at es in3srael aU3eit
nur ein einsiges red)tmäf5iges f^eiligtum gegeben ; bas roäre bis
auf bie 3eit Salomos bas Stifts3elt mit ber Zab^, fpäter ber ieru=
falemijd)ellempel getoejen. XDennnun er3ät)It roirb, ba^bie3srae=
liten aud) anbersuDo (Bottesbienft getrieben l)aben, fo gilt bas als
beraubter Abfall oon ber rDal)ren 3al)Dereligion. Diefe Huffaffung
teilen fd)on bie Büd)er ber (Il)ronik unb ber pricfterbober, bie
jüngfte Quellenid)rift^) bes pentateud)s (5. unb 4. 3al)rl)unbert
D. ^l)r.). Die Befd)ränkung bes Kultes auf eine einsige Stätte
l)at man aber erjt burd)3ufül)ren Dermod)t burd) bas unter 3ofia
Deröffentlid)te-) Deuteronomium (621 d. (Il)r.). Bis bal)in opferten
bie Könige, priefter, propl)eten unb bas ganse Dolk nid)t nur in
1) ügl.mer j, mojesunb3ojua (Ret. üolhsbüdicrll, 3. S. 115 ff.).
2) Ugl, ebb. S. 44 ff.
22
3crufalcm unö nid)! nur bei öer $tiftst)ütte, Jonbern überall im
£anöc auf iebem Berge ober, roie man es mit einem ted]niicf)en
Husbru* 3U nennen pflegt, auf jeber „I}öbe". IDir bürfen bat)er
fagen, ba^ ber gan3e alttsraelitifdje (Bottesbienft ^öl[enfiultus
geroeien ijt unb bemnad) burd)aus nid)t als oerbotener (Dö^enbienft
gegolten l]at. Da^ii ijt er oielmetjr erft fpäter geftempelt toorben.
tDenn man bie Hnbetung ber (Botti^eit unb bie Darbringung
ber ®pfer mit befonberer Dorliebe auf ben E^öljen Doll3og, fo hatte
bas ol)ne 3ioeif el feinen (Brunb in bem (Blauben an bie f^ e i I i g k e i t
ber Berge. Um bieje für uns rätielf)afte Hnfd)auung 3UDeriteI]en,
muffen roir uns in bas Seelenleben bes primitiuen lTtenfd]en Der=
fenken. Denn bie IDur3eIn jenes (Blaubens reicf]en bis roeit in bie
Dorgefd)id)tIid)e 3eit Ijinein. 3n einem (Bebirgslanbe, roo ber ?jOx[-
3ont rings Don Bergen umraljmt ift, meint bie hinblid)e pi]antafie,
auf ben Bergen 3um I^immel emporfteigen 3U können, lllan fiet)t
es ja, roie bort oben in ber 5erne f}immel unb (Erbe fid) berüt)ren
unb unmittelbar ineinanber gelten. „Auf bm f}'ö\}en ber (£rbe
roanbeln", roie es ben (Böttern sugefdirieben roirb, ift für bas naiüe
Denken basfelbe roie „im J^immel roanbeln". Hm begreiflidjften
ift uns biefe Dorfteilung bei fetjr l)of)en Bergen, beren gel]eimnis=
DoUe (Bipfei nie eines iflenfdjen $u^ betreten tjat: bort ift gut fein,
bort ift bas parabies, roo bie (Bötter il]re 3elte unb, bei fortge=
fd)rittener Kultur, il]re Käufer gebaut I]aben. riid)t fo einfad) unb
naljeliegenb erfd)eint uns biefe 3bee bei niebrigen f)öt)en, bie jeber»
mann kennt unb bie nid)ts ©el}eimnisDolIes I^aben, loeil man fie
jeben flugenblid? befudjen kann. Aber ber antike ITienfd) empfinbet
anbcrs als roir. Sein 3ntereffe tjaftet DÖIIig am (Einselüorgang,
ben er ifoliert, ot)ne il)n mit anberen in Be3iel)ung 3U fetten.
lOenn er beobad)tet, roie bie Sonne brüben in ben Bergen üon
Betel Derfd)tDinbet, bann fud)t er eine Hnttöort auf bie S^'Qge,
toarum bas gefd)iet)t, unb finbet fie in ber kinblid)en flnnal]me,
ba\i bort bie tDoI)nung bes Sonnengottes fei. Damit ift fein
IDiffensburft befriebigt. (Ex kümmert fid) nid)t roeiter barum, ba^
bie Sonne im näd)ften Tflonat an einer anberen Stelle untergel)t
unb am näd)ften ITIorgen anbersroo aufgellt; benn bas finb neue
Probleme, bie il)n Diellcid)t ein anberes lllal beunrul)igen. So
mad)t er fid) auf 3U jener fd)aurigen Stätte, too er ben Sonnengott
3iDifd)en bie Berge l)inabtaud)en fal) : bort crrid)tet er il)m einen
l)ciligen Stein als flltar, benn bort ift „ber göttlid)e palaft", bas
^aus bes Sonnengottes, bort ift „bie Pforte bes f}immels", bie
£eiter, auf ber bie (Engel auf= unb nieberfteigen ; roer bort fd)Iäft
toie 3akob, fd)aut fie im (Befid)te ber nad)t (I ITlofe 28 17). Der
kinblid)en pt)antafie bes primitiuen lTIenfd)en ift es uöUig gleid)»
gültig, ob ber ®rt fonft irgenb etroas aus3eid)nenbes l\at ober
23
ntd)t ; er ift für tf)n tjeilig unb gecoeitjt öurci) btn bcobad|tcten
(Ein3elDorgang öer Haturer|d)etnung.
So finb für öas mi}tl)i|d)e Denfien, bos überall gleid) frag=
mentarifd) ift, bie Berge Ijeilig als IDo^nungen bes Sonncn= unb
t^immelsgottes. XKan I)at frütjer rool]! geleugnet, ba^ bie DorftcI=
hing von bem I}immeIsgotte alt fei, unb Ijat fogar oerfudjt, fic in
3srael bis auf bie 3eit bes propfjeten (Esedjiel (6. 3af)rt). n. (It)r.)
t)erab3ubrüöien. Diefe an fid) roenig roaf)rfd)einIid)e ?EI)efe ift
fd)led)terbings unt)altbar getöorben, feitbem toir einen „J)errn bes
J)immels" nid)t nur aus einer üiontafel in pi)önilnen, fonbern
neuerbings aud) aus einer altaramäifc^en 3nfd)rift fd)on für oicl
frütjere 3at)rt)unberte kennen gelernt l)aben. i)asfelbe leljren oiele
Stellen bes HIten üieftaments, roenn man fie ridjtig oerftetjt, bas=
felbe beftätigen aud) bie 3aI]Ireid)en 5unbe in paläftina. Hn erfter
Stelle finb I]ier bie H a p f I ö d) e r 3U nennen. Der flusbrucfe
„napflöd)er" ober „Sd)aIenDertiefungen" ift ein Hierminus ted)ni=
cus, um geroiffe Mnftlidje £öd)er ber prä{)iftorifd]en Seit 3U be=
3eid)ncn, bie einen fd)rüer Derftänblid)en, jebenfalls aber kultifdjen
Sinn liahtn unb rooljl 3U unterfd)eiben finb oon getoöljnlidjen
£öd)ern, bie beutlid) mannigfad)en profanen SroeAen gebient
Ijaben. 3ene begegnen in paläftina ebenfo l)äufig toie in tPeft=
europa, üorberinbien, Horbamerika unb anbersroo. Sie finb kon=
ftatiert auf bm Dorgefd)id)tIid)en (5räbern ber Steinftuben unb in
t}öl)len, auf 3boIen unb Dor allem auf bem na&ten $eIsboben,
mag er 3U Q^age liegeiT ober ausgegraben fein, alfo fteis in bzn
älteften Sd)id)ten. Sie kommen auf I)ori3ontaIen unb oertikalen
5Iäd)en Dor, bisroeilen ein3etn unb gro^, bisroeilen 3at)Ireid) unb
tr)in3ig, meift ungeorbnet, mandjmal jebod) in Reit) unb (Blieb,
aud) burd) (Bruben, 5urd)en, Rinnen roie 3U einem KanaIifations=
ft)ftem oerbunben.
(Ebenfo un3äl)Iig toie bie Hapflöd)er finb bie (Erklärungen,
unter benen fid) 3ir)ei bie meifte Hnerkennung errungen I)aben.
(Ett)noIogifd)e parallelen beroeifen, ba^ bie napflöd]er oft als
Darftellung bes roeiblidjen (Bliebes aufgefaßt finb. allein biefe
Hnfd)auung pa^t roeber 3U b^n (ratfad)en nod) 3U ben nad)rid)ten,
bie uns in paläftina unb auf femitifd)em Boben überl)aupt ent=
gegentreten. Ueberbies loäre ber r)oraus3ufei3enbe 5rud)tbarkeits=
ritus fd)U)erlid) je nergeffen raorben, er ujürbe aud) nid)t ftimmen
3U bem markanteften 5unbort ber napflöd)er, bem eroig unfrud)t=
baren, fteinid)ten $els ber Berge. Sie gelten bal)er mit größerem
Red)t als bie älteften präl)iftorifd)en Kultftätten: Der (Bottl)eit,
bie im Berge u)ol)nte ober auf ber ?)ö\)^ gegentoärtig loar, fül)rte
man bie (Dpfergaben 3U, inbem man einfad) einCod) in ben Boben
I)öt)lte unb es bisroeilen mit (Bruben, Rillen, 5"i^<^ßf^ Der3icrtc.
24
Hod) I]eute traben öic Samaritaner dou näblus {= Heapolis»
Sid)em) auf öem Berge (5ari35im eine Kultjtätte für il^r pasd)a=
opfer, öie an bie uralten Hapflöd^er erinnert. (Es finb örei [uin}t=
lofe, mit Steinen ausgelegte (Bruben: in ber erjteu roeröen bie
£ämmer gejd)Iac{)tet, in ber stöeiten bie S^He gebritfjt, in ber
brüten wirb bas $Ieifd) geröftet. Die kultijdje Bebeutung ber
Hapflöctjer crtjellt 3U)eifeIIos aus il)rer in Petra nadjtoeisbarcn
Perbinbung mit t)eiligen Steinen unb Altären. IDenn fie biscöeilen
äu^erjt 3aI)Ireid} unb roinsig er|d)einen ober loenn jie auf oertihalen
5Iä(f)cn angebrad)t jinb - biefelbe Beobadjtung ^ann man in
Petra an Ijeiligen Steinen unb HItären madjen - fo erklärt |id)
bas baraus, ba'^ fie nid)t toirMid) Kultsojed^engebienttjaben, |on=
bern einem (Belübbe iljr Dafein oerbanken. i^atte femanb in Seiten
ber Hot feinem (Bott lDeit)gefd)enke irgenb U3eld]er Hrt — Hapf^
lödjer ober HItäre ober 3boIe - für benSaH gnäbiger (Errettung
gelobt, bannfud)te er I)interl)er fo billig roie möglid} bar)on3ukom=
men, inbem er bie (Begenftönbe nid)t in il)rer roirklidjen (Brö^e,
fonbern in oerkleinertem ITtafeftabe tjerftellen lie^. So beging er
Sroar einen kleinen Betrug, aber einen erlaubten ; er erfüllte fein
Derfpredjen unb glaubte nod) eines £oI)nes für feine fromme tEat
fid)er 3u fein, ba es allgemeine llcber3eugung rüo.r, bafj bie (5ott=
i)eit „bie nad)gcbilbeten Dinge an Stelle ber tDirkIid)cn annetjme" ').
{)atten in ber älteften 3eit bie napflöd)er genügt, um eine
(Dpfergelegent)eit an ber l)eiligen Stätte 3U fd)affen, fo eriüad)te
allmäl}lid) ber H^rieb nad) konkreter Spe3ialifierung. Das primi=
tiüe Bebürfnis bes IKenfd^en nad) flnfd)aulid)keit, bas bis bat)in
gefd)Iummert tjatte, rourbe rege unb oerlangte, ba^ man befonbere
Stellen auf bem Berge als Sitj ber ©ottl^eit markierte : So ent=
ftanben bie I]eiligen Steine ober ITIaffeb en, toie man fie nad)
bem f)ebräifd)en 3U nennen pflegt, bie überall auf bem l)eiligen
Berge 3erftreut fein konnten. Sie banbcn bie (Dottl)eit keinesroegs
fctifd)artig an einen beftimmten Punkt ; fie bebeuten keinen Rüd{=
fd)ritt, fonbern einen 5ortfd)ritt gegenüber ber frül)ercn Stufe, in=
bem fie bie neu geroedite pi)antafietätigkeit befriebigten, bie ein
fid)tbares Si)mbol bes unfii^tbarcn (Bottes forberte. 3uerft be=
fd)ränktc man fid) auf natürlid)e Steine, bie fid) etu)a burd) it)rc
(Brö^e ober burd) auffällige 5oi^ii^ aus3eid)neten : fie rourben 3ur
(Dpferftätte getoäl3t, neben bem Hapflod) aufgeftellt unb bientcn
fortan in befonberem Sinne als bas „t)aus (Bottes", als b-trl,
roie ber t)ebräer, als baitylion, toie ber (Bried)e fagt ; babei bad)tQ
man fpe3iell an bzn Sonnengott, raie ber pl)önikifd)e flusbrudi
1) So überliefert uns Seruius um 400 tt. (Et)r. Dasfelbe Prin3tp
läßt fid) ober frf)on im alten Scftamcnt nad]U)eifen. III ÜTofe 5, 4.
25
hammäiiTm „Sonnenfäulcu" beröeijt un5 tüie öie £agc auf öen
Bergen beseugt. 3n Petra Ijat man mit üorliebe natürlid)e Vox'
jprünge öer f}'ö\jm als XDotjnftätten öcs Sonnengottes Dufdjara
betrachtet iinö bismeilen öurd) f?ünjtlid)e Bearbeitung öie d)arak=
tettftifd)e $orm nocf) öeutlidjer Ijerausgemei^elt. Hud) bie frei
aufgeftellten Iltaffeben rouröen balö iljrer natürlid)en (Beftalt be=
raubt unb \o bet)auen, öa^ jie enttoeber jpi^=??egelförmig ober
abgeplattet=prismenförmig ober and) ompljalosartig erjd)einen ;
offenbar roollte man itjnen bk (5e[talt eines Berges oerleitjen^).
nian rebcte bisröeilen non einem „Bilbe" ber (Dotttjeit, aber et)r=
fürd)tige Sc^eu Dor bem I)immlifd)en (Betjeimnis Ijinberte nod) bm
TITenfd^en, bie (i)ottt)eit nad) feinem Bilbe unb (iJIeid)ms 3U benften
unb barßuftellen. Die naioe ^i'ömmigfieit mag man(^mal b^n
Stein mit ber (Bottljeit ibentifi3iert Ijaben, im großen unb gan3en
jebod) I)at man beibe oon einanber unterfd)ieben : ber f)immel ift
bas metapt)i}fifd)e ^aus ber (5ottt)eit, ber I)eilige Berg unb jpesiell
ber il}m nadjgebilbete Ijeilige Stein finb nur it)r irbifdjes {}aus, in
bem fie t)orüberge!)enb if)re IDoIjnung tjat, um bie (Baben unb
Befudje itjrer Deretjrer in (Empfang 3U nct)men. Hnfänglid) röor
ber Stein nod) mit bem Hapflod) uerbunben, tuie es in Petra oft
ber $aU ift. 3nbem fid) aber bie Hufmerlifamlieit ber (Dpfernben
auf ben Stein als bas flllerl)eiligfte hon3entrierte, inbem ber Stein
3um St]mboI ber (Bottl^eit unb 3um inerh3eid)en ber Ijeiligen Stätte
roarb, ujurben bie Hapflödjer überflüffig unb Derfd]rDanben all=
mätjlid). 5ortan ujurbe bas Blut über ben Stein gegoffen, er tourbc
mit (Del gefalbt, cor il)m rourben bie 5leifd)ftü&e niebergelegt,
rtor it)m Derträge gefd)Ioffen unb befd)U)oren, als roäre er bie
(Bottl^eit felbft. ^r oerkörpert in ber ^at il)re (Begenmart, er ift
ber lDäd)ter bes Heiligtums, ber f)üter bes Bunbes. (Ex kann aud)
Dom Berge losgclöft unb in ber (Ebene aufgeridjtet toeröen, überall
100 man bie (Botti^eit anroefenb benkt, roo man ctroas unter il)ren
Sd)ul3 bringen roill : bei b^n Qlempeln, auf ben Hediern, cor b^iw
(Eoren ber Stabt, am (Eingang ber (Brabftätten unb auf ben
Sd)lad)tfelbern. Daraus erklären fid) bie oerfdjiebenen Bebeutun=
gen bes I}eiligen Steines, bie fid) allerbiugs fämtlid) auf einen
hultifd)en Hrfprung 3urüÄfüt)ren laffen, bie aber in ber £iteratur
bes fliten Seftamentes mannigfad) nariiert erfd)einen.
3u ben üielen Ijeiligen Steinen, bie uns aus Petra bekannt
finb unb bort cor allem ftubiert roerben muffen, gefeilt fid) auf
paläftinifd)em Boben nur ein ein3iges fid)eres Beifpiel : ber lTIaf =
febenfunb ITTacalifters in (Befer. Dort ftel}cn auf einem pia^
1) Die Sovm bes piiallus, bes männildjcn (Bliebcs, ift auf fcmi=
tifcfjcm Boben bisljer nidjt na(f)gcu)iefen.
26
von ettoa 30 m £änge nod} Ijeute adjt lTTonoIitf)C aufrcd)t, au^cr=
öcm [inb 3rDei So&el unö eine kleinere umgejtürste Säule Dort)an=
bcn, fobaß im gansen elf ITlajfeben angenommen toeröen müjfen.
Sie finb jum ileil geiDoItig I)od) (über 5 m) 3um (Teil nieöriger.
3l)re 5o^"i^^ i|t fel]r unregelmäßig unö gleid)t balö mel)r einem
Prisma balö mei]r einem Kegel. Rings Ijerum läuft eine tierroffe
Don kleinen Steinen unö I)ilft ifjnen aufred]t ftet)en, Da fie an
einer Stelle unterbrod)en ift, mu^ eine geroaltfame 3erftörung
öiefes planes oermutet roeröen, öie glüAIidierrDeife nici)t all3u
grünölid) geroefen ift. Sämtlidje Steine liegen in einer graöen
£inie, öie faft genau Don Horö nad} Süö orientiert ift. tÖeftlid)
Don it)nen, 3röiid)en öem fünften unö fed)ften Stein, befinöet fid}
ein gut ausgel)öl]lter Steintrog. Da er jür einen Blutbetjälter
oöer für ein IDafferbe&en oiel 3U maifio ift, fo roirö man i{]n am
rDaI)rfd)einIid)ften als llnteriat3 für öie 3ioöIfte lllaffebe öeuten
öürfen, öie als öer ^auptgegenftanö öer Deret)rung 3U gelten l)at.
Diefe allert)eiligfte iflaffebe, für öie DieIIeid)t öie übrigen, non öer
fi^mbolifdjen 3rDÖlf3at)I abge)ef)en, nur als Sd)mu& unö 5oIiß 9^=
öient I)aben, ift bei öer 3erftörung öes planes geraubt rooröen.
IDie öie genaue geologifdie Unterfud]ung gelet)rt l]at, I)aben öie
(Brünöer öer Kultjtätte einen öer t]eiligen Steine aus öer Um=
gegenö oon 3erufalem geftotjlen imö t)erbeigefd)Ieppt ; es ift iljnen
alfo öasfelbe loiöerfaljren, loas fie anöeren 3ugefügt I^aben. Die
piünöerung öer H)eiligtümer fdjeint übert)aupt nid)ts Seltenes ge=
tocfcn 3U {ein. (Dgl. Rid)ter 17. 18.)
IDas roir t)ier nur oermutet fjaben, öa^ öer Steintrog ein
Unterfa^ für öie ITTaffebe geroefen fei, öas ift uns in Petra unö
anöerstoo fid)er be3eugt, roo öfter öie Ijeiligen Steine auf einer
Bafis oöer einem altaräl)nlid)en pojtament er)d)einen. IDir bli&en
l)ier in öie <Intftet]ungsgefd)id)te öes H 1 1 a r s l]inein. Uriprüng=
lid) konnte er gän3li^ fet)Ien, öa 3unäd)ft öie ITapflödjer, fpäter
öie ITIaffeben felbit als „HItäre" benu^t finö. Dod) oermeiöet
man für fie beffer öen mi^uerftänölidien flusörudi unö gebraud)t
il)n erft öa, roo ein befonöerer Kultgegenftanö neben it)nen Dor=
Ijanöen ift. (Es kann nun kein 3roeifcl fein, öa^ fid) öer flitar all=
mät)Iid) aus öem Unterfa^ oöer öem Dorfalj für öie ITIaffeben ent=
toidielt Ijat. Vmn öa, roo HItar unö ITTaffebe als 3U)ei Dinge fid)
3U fd)eiöen beginnen, bleiben fie öod) räumlid) aufs engfte mit
einanöer oerbunöen, inöem öie ITIaffeben enttoeöer auf öen flitar
oöer f)inter öen flitar geftellt roeröen. Sid)ere Beifptele für öiefen
5aII bietet Petra, für jenen ein tlürfturs über öem l^auptportal
eines I)eiönifd)en dempels im oftioröanifd)en Dulkangebiet öes
I^aurän : 3cDifd)en fünf Bogen finö flltäre abgebilöet, oon bemn
öer mittlere örei ITIaffeben auf feiner (Dberflä(^e trägt. Die inaf=
27
\zhe ift öie f}auptjad)e, fo3ufagen bas I}eiligfte ; ber Hltar als 6as
f)eiltgc bicut nur 1)0311, fie nod) met)r I)erDor3uI)cben, 3U ifolieren
iinö Dor (Entcoeif^iuig 3U |d}ü^en, 3ugleid) um einen Ijeiligen (Eifd)
für öie ber (Bottl^eit bargebrad)ten (babtn 3U Ijaben. Da nun im
Hlten Qleftamente bie „t^örner" gerabe3u als bie ^auptjad)e am
Hltar erjdjeinen, ba an fie bas Blut geftridjen wirb, ba man an
iljnen bie $üt]ne DoIl3iet)t, ba il^re X)ernid)tung einer Serftörung
bes gan3cn Altars gleid)honimt (II IHofe 30 lo, III ITIofe 4 7,
Hmos 0 li), |o coirb ber Kieler profeffor flibert (Jid)I)orn^) Red)t
tjaben, roenn er bie „fjöxmx" als bie 3um Ornament l)erabge[un=
henen, urfprünglid) auf ben flitar gejtellten TItajfeben betrad)tet.
Da3u pafet es, ba^ bie bis!)er gefunbenen HItäre keine roirMidjen
„l^örner", fonbern Huffä^e an bm üier d&en aufroeifen, bie oon
bzn I)ebräern ebenfo gut roie bie Berge als „t^örner" be3eid)net
lüerben konnten. Die lUaffeben oerfd^roanben allmät)lid), tocil fie
einer fortgefd)rittenen Religion als (13otti)eitsjr)mboI nid)t meljr
genügten ; an it)re Stelle traten bie HItäre, bie nunmeljr 3um Si^
unb €l)ron ber (Botttjeit töurben unb bercn „t}örner" nod) eine
Seit lang an bie ältere 5orm ber I^eiligen Steine erinnerten,
lOir können je^t oerfudjen, bas ©efamtbilb einer altisraeli=
tifd)en „f}öt)e" (tjebr. bämä) 3U entrüerfen, roie u)ir {ie uns nad^
ben tüoI)IerI)aItenen 5^1sl)eiligtümern Petras 3U benken Ijabcn.
ITtan mu^ fid) 3unäd]ft oon ber Hnfd)auung frei madjen, als ob
jid) auf ben Ijeiligen Bergen (Tempel befunben tjätten. Das trifft
für bie gro^e Htaffe fidjer nid)t 3U. (Es bürfte neben bem (nuabcr=
bau Salomos nur roenig Hempelgebäube im £anbe gegeben l)aben,
roie benn aud) bei ben Husgrabungen in paläftina bisljer kein
ein3iger 3U Sage geförbert ijt, ber in bie israelitijdje Seit 3urüdi=
reidjte. Hod) loeniger barf man I)öl3erne Italien oorausfe^en, ba
bas J}ol3 bamals roie I)eute feiten roar. löenn Salomo für feine
Bauten 3ebernl)ol3 com Obanon üerroenbete, fo ift biejes koftbarc
ITIaterial ein 3eid]en für ben befonberen Cujus bes königlid)en
fjofes 3U feiner Seit. HIs dinfriebigungen, bie notroenbig roaren,
um bm Ijeiligen pia^ 3U markieren unb oor profanation 3U
fd)üt3en, l]at man oielmeljr primitioe Steinmauern an3utiel)men,
falls nid)t bie Stätte als foldje irgenbtoie kenntlid) u^ar. XDtx fid)
il)r näl}erte, pflegte allerlei t)orfid)tsmaf5regcln 3U üben, raic fie
im Derkeljr mit ber (Bottljeit gebräud}li(^ finb. (Er entlebigte |id|
Dor allem ber Sanbalen, um b^n Ijeiligen Boben nidjt burd)
körperlidje llnreinljeit unb burd) Sd)mu^ 3U entcDeil)en. Baffins,
Sifternen ober Bedien maren überall oorljanben, bamit Priefter
unb £aien oor bem Betreten bes Kultortes unb üor bem (Debet,
1) Itad) münblidjcr ITIittcilung.
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®pfer oöer (Bclüböe öie rituellen IDQfd)ungcn öes gansen Körpers
oöer einselner aeilc, befonbers öer Bänöe unö $ü^e, DoU3te{}eu
konnten. Dabei ließ man öas lüalfer, roie es noct} i]eute im ©rient
ge|cf)iel)t, über öie (Bliebma^en laufen oöer gießen, taud)te fie aber
nid)! t)inein, roie toir es 3U tun pflegen. Sobalö man öie (Brense
öes t)eiligen Be3ir?te5 überid)ritten Tratte, {tarn man 3U öen 3abl=
reid)en f)ciligtümern, öie öurdiaus nid]t nur auf öem (Bipfei öes
Berges lagen, aud) nidjt immer an einer ein3igen Stelle oercinigt
roaren, fonöern |id) bistoeilen \n roedifelnöer l7Öi)e über öen gan3en
Berg oerftreuten. Vznn öie (J3ottl}eit, öie öort gegentöärtig ge=
glaubt toirö, iDoI)nt nid}t an einen beftimmten pialj gebunöen,
fonöern offenbart )id) übcraU, unö öarum gibt es anf jeöem. Rügel
Diele Heiligtümer. Der tDe;entlid)fte Kultgegenftauö ift nid)t me{)r
öas präl)iftoiiid)e ITapflod], obiDoI}! es t)in imö ruieöer nod) be-
gegnet, fonöern |d)on öie lÜaffebe, öer Ijeilige Stein, öer öen Sil^
Her (Botttjeit in befonöerem Sinne markiert unö gecDifjerma^en als
fid)tbare5 Si)mboI öes unfiditbaren (Boltes öient. IKan öarf nid)t
an ail3U piimitiüe lllufter öenken ; neben öen unbel]auenen Steinen
iiei)t man befjauene, öie im allgemeinen unter freiem F)immel er=
rid)tet unö oom oollen (blan^ öer Sonne beftral^It rüaren. äcil^
tDeife jeöod) mod)ten )ie, ätjnltd) roie 3U Petra, in hünftleriid) au5=
gefüt)rten ni)d)en geborgen unö oor öen Unbilöen öer IDitterung
gefd)ü^t fein. Sd]on öie propl]eten (J)o)ea 10 1) hiagten über öen
£ujus, öer bei öer Hnfertigung öer BTaffeben üblid) wax unö öer
fid) DieIIeid)t nid)t auf öie Steine allein beid]ränl'.te. Tllit il]nen Der=
bunöen eridjeint oft, an il)rer Seite oöer an beiöen Seiten aufgc=
pflan3t, öie Hfdjera, öer l)öl3erne Pfal)l, eine nad)bilöung öes
ijeiligen Baumes unö St^mbcl urfprünglidi öeru)eiblid}en (Bottbeit,
an öer Spit3e mandjmal dou einem {}albniönöd)en gekrönt unö mit
Bönöern gefd)müd?t. Die Israeliten be3ogen aud) fie auf il^ren Dolks=
gott Jal^oe, öer allein auf öen I}öl)en uereljrt luuröe. XDo öer
ijeilige Stein nid]t ielbft als ö)pferftätte benut5t toirö, tritt 3U öie=
fem Sioedi öer flUar l)in3u, inöem eine oöer meljrere lllaffeben
auf il)n oöer lyaiter il}n geftellt raeröen. (Es können audi mel)rerc
Altäre Dorl)anöen fein, öie in il)ren formen mannigfad) tDed)feln,
balö als einfadje tEifdipIatte mit I)örnerartigen fluffät^cn geftaltet
(Dotiüaltar), balö aus unbel)auenen oöer bet)auenen Steinen auf=
gebaut, in flbfö^en fid) nad) oben oerjüngenö unö mit Stufen oöer
einer kleinen (Ircppe Dcrfeljen (Sd]lad)taitar), balö einem 3i}linöer=
förmigen SteinbloA öljnlid), öer auf öer (Dberfläd)e 3U einer
Sd)ale oerticft ift (Räudjcraltar). Befonöere Altäre für Spenöc=
unö Branöopfer fc^einen in öer älteren 3eit meift gefel)lt 3u Ijaben
unö erft jüngeren Datums 3U fein. Da3u kommen nod) befonöcrs
l)crgerid)tete Speifeplä^c, meift oor öem Hltar oöer oor öer lTlüf=
29
jebe unter freiem {}immel gelegen, bamit bie (Bemeinöc oor
3a!)De fröfjlid) fein, üor if)m unö mit il)m ejfen imb trinhen konnte.
(I tlTofe 31 44). (Enölid) finö $d)Iaf)tätten erforöerlid) 3um Ueber=
nact)ten am tjeiligen (Drt, um (Iräume, (DraRel ober Difionen üon
ber (Bottijeit 3U empfangen (I IKofe 28 n, 31 54, I Sam. 3 3 ff., I
Kön. 3 5). tDo man nid)t einfad) im 5teien a^ ober fdjlief, bientcn
f)öl)len ober (lempelkammern als Speije= unb Sd]Iaf3immer.
ihan mu^ |id) jebenfalls ftets gegenwärtig f)alten, ba^ bie Hus=
jtattung einer „f)öt)e" bei aller ti}pifd}en Uebereinftimmung im
großen bod) im einßelneii fetjr üerfd)ieben fein honnte.
Den ITIaffeben ber 3sraeliten entfpred)enbe Steinfäulen t)at
man bisljer nid)t in Babt}lonien, fonbern nur in Hegt}pten ausge=
graben, roenn man Don bm Ijleineren £änbern Dorberafiens ab'
fiel)t. Huf einen 3ufamment)ang mit flegi^pten — nid)t auf eine
bireMe t^erkunft aus flegppten - toeift fpejiell bie bisroeilen, ob--
tDol)l nid)t burd)gängig, oorljanbene Q) r i e n t i e r u n g , bie roir
uns an einigen Beifpielen klar mad)en muffen. Bei ber ertrtäljnten
Kultftätte in (Befer liegt ber Steintrog, bzn roir als bzn Unterfa^
für bie J^auptmaffebe betrad)ten, löeftUd) üon ben anbern l^eiligen
Steinen. Bei bem I)auptaltar auf bem Berge zibb 'atüfbei Petra,
auf beffen ®berfläd)e ebenfalls ITIaffeben als Snmbole ber (5ott=
l)eit ooraussufet^en finb, befinben fid) bie Stufen für bm amtieren^
ben Priefter im (Dften, foba^ ber Ijcilige Stein ban rDeftlid)en
Ranb bes Kultplat^es hrönt. Der Sempel Salomos ift fo gebaut,
ba^ bas flllerl)ctligfte mit ber Zabe als bem (Il^ron 3at)ües ben
IDeften einnimmt, unb aud) bei bem üon €3ed)iel lionftruierten
flUar füljren bie Stufen oon ®ften l^er l}inauf, fo ba^ ber Priefter
bie (Bott^eit im IDeften fd)aut, ba er il)r natürlid) entgegcngeljt.
Damit ftimmt auffällig überein bas in Abusir bei IKemptjis aus=
gegrabene r^eiligtum bes ägr}ptifd)en Sonnengottes Re, bas Dermut=
lid) bem berüljmten, für uns oerlorenen Sonnentempel oon t}elio=
polis nad)gebilbet ift nnb ber fünften Di)naftie, um 2500 d. (El)r.
angel)ört. Auf einem niebrigen, liünftlid}en J)ügel ift ein offener
{)of, rings uon bebediten Räumen umgeben, Ijergeftellt. fluf feiner
rDeftlid)en f}älfte erljebt fid) über einem geböfd)ten So*el ein
mäd)tiger ©belisli, cor beffen ©ftfeite fid) ein gewaltiger fllaba=
fteraltar befinbet. Der ©belisli, ber als ber Sit^ unb bas Si^mbol
bes Sonnengottes Re galt, lag ot)ne 3u3eifel best)alb im IDeften,
bamit bie im (Dften aufgcl)enbe Sonne il)n bes Illorgcns beftral)le.
Daf5 roir auf ber rid)tigen 5äl)rte finb, toenn wir bie femitifd)en
ITIaffeben ober „Sonncnfäulen" mit biefen ägi)ptif d}cn (Dbelishen
kombinieren, wirb burd) eine anbere Bcobad)tung beftätigt. 5üi-*
bas Hllerl)eiligfte bes falomonifd)en lEempels ift bie DÖllige Dunkel
f)eit d)arakteriftifd), bie barin l)errfd)t. Dicfe Q:atfad)e ift um fo
30
auffälliger, als bei* (IempeItoeif)jprud) 3at)De=BaaI ausbrü&Iid)
als öen Sonnengott bcseidjnet, ber bie Sonne an ben t}immel ge=
ftellt l\ahe, um b^n llXenii^en 3U leudjten; er jelb[t aber, fo Ijeißt
es irteiter, fjabe fid) oorbeljalten, im Dunhel ju cooljnen. (I Kön.
8 ]2, nad\ ber griec^ijd^en Ueberfe^ung ber LXX.) Hud) fonft roeift
bie ganse flusftattung bes Stempels auf benSonnen= ober l)immels=
gott : er ttjront auf ber I)immliid)en 5efte (ipr Hadjbilb ift bie
Bunbeslabe im HUcrl) eilig jten), iijm finb bie Planeten Untertan
(bal)er bie 2x5 £eud}ter im ^eiligften), il]m gef)ord)en bie (Iier=
^reisroefen (batjer bie 12 Stiere, bie bas eiserne ITIeer bes^immels
tragen, im DorI)of), er fät)rt auf bem mit Roffen befpanntcn
Sonneniöagen 3um ^immel I^inauf unb l)erab (bat)er biefe St]mboIe
im Sempel; ogl. II Kön. 23 n), [einen Hus3ug I)ält er burd) bie
beiben Berge im ®ften (bat)er bie beiben et)ernen Sonnenfäulen
Jakin unb Ba'aP) Dor bem Portal). Darnad) kann kein Sioeifel
fein, ba^ bas Dunkel bes HUerljeiligften bie finftere Bergt)öI)Ie
nad)al)men foU, in ber ber Sonnengott bes Hbenbs 3ur Rul]e gel)t.
(Es ift getDi(3 kein 3ufaII, roenn in b^n äfjnlid) gebauten ägt}ptifd)en
üempeln bie Ijintere com (Bott beu)ot)nte (Telia ebenfalls bunkel
lüar. 3n röeld)es l)ol)e Alter bie (Drientation l]ineinreid)t, erkennt
man am beften aus btn bereits ber präI]iftorijd)en periobe ange=
Ijörigen Steinftuben ober Dolmen : biefe (Bräber finb, ruenn aud}
nid)t überall, fo bod) in mand]en (Begenben oon (Dft nad) IDeft
orientiert. "Der Kopf bes Hioten liegt im löeften, fobafe er bem
Aufgang ber Sonne entgegenfdjaut.
3ft in bem eben befprod)enen Soll ber ägi]ptifd)e (Einflufj nid)t
gan3 offenfid)tIid), fonbern erft burd] Dergleid)enbe Beobad]tungen
3U erfd)Iie^en, fo ift er hingegen bei ben ^ötterbilbern mit ben
f)änben greifbor. Bei ben Ausgrabungen ift bas gan3e ägijptifdje
Pantf)conDertreten, roäI)renb bas affi]rifd)=babr;Ionifd)c uöllig fet)lt,
ujenn roir oon b^n üDeibIid)en Statuetten, bie eine (Bruppe für fid)
bilben, 3unäd)ft abfeljen. Diefe Q!atfad)C ift äu^crft überrafd^enb
für alle biejenigen, bie einfeitig naä) Babi)Ionien bli(feen unb feine
(Einwirkung auf 3srael betonen. J^ier mad)t fid) 3um erften IHalc
mit allem Hadjbrudi bas Hegpptifdje als ber 3a3eite 5a^tor geltenb,
beffenBerüdifid)tigungbeiberflnalr)feberkanaaniti)d)=israeIitifd]en
Kultur nid)t oernad^Iäffigt roerben barf. (Es roirb nun barauf an=
kommen, bie beiben (Einflüffe gegen einanber ab3ua)ägen unb iljre
Spl)ären genauer ab3ugrcn3en. Himmt man aus bemgro{3enReid)
ber Kultur 3unäd)ft bie Religion als ein befonberes (Bebiet Iieraus
unb bringt fpc3iell an fie bie $rage nad) bem 3ufammenl}ang mit
flcgt}pten unb Babi^lonien l)eran, fo barf man barauf nad) bem
1) So ift 3U lefen. Der {Ecmpcl ift alfo öem Baal 3al)uc gciueil)t.
31
je^igert Stanbc unjerer Kenntniffe bie oorläufigc flnttöort geben,
ba'Q öer babi)Ionijd)e dinflu^ fid) cor allem auf öie niijtljen unb
bie I)öl)ere offißielle Religion erftredkt I)at, röieunsbie£iteratur bes
fliten (Teftamentes Iel)rt, ba^ I)ingegen ber ägi}pti|cl)e €influö ]i6]
oorneljmlid) in ber nieberenöolksreligton bemevfibar gemadjtfjat,
u)ie uns bie $iinb^ be3eugen.
$ivc ben ßioeiten (leil biefer S^tjefe, ber uns I)ier allein intcr»
efjiert, fprid)t einmal bie (latfadje, ba^ 3U ollen Seiten unb an allen
(Drten ber Bes bie populärfte ägt)ptijd)e (5ottl)eit in Paläftina
geu)e[en ijt. Die bort gefunbene 3al){ berBesgö^en ift bei roeitem
größer als bie anberen Figuren, roie bes ptat), 0tiris, flnubis
u. [. u). Bes gei)ört nid)t 3U ber Sd^ar ber l)o!)en (Sötter, fonbern
3U ben niederen Dämonen, bie burd)il)re groteske (Beftalt, Ijalb (Tier
^alb lTIen[d), an bie Sati^rn ber ©riedjen erinnern. Sie muffen burd)
(Ean3, ITtufili unb anbere Dergnügungcn bie (Bötter unb (5ötter=
föl)ne erfreuen, DieHegt}pter bestleuenReid^estjaben benhrumm^
beinigen Bes mit Porliebe als I^eiligenbilb in iljre t^äufer geftellt,
il)re Kinber nad) iljm genannt imb fie feinem Sd)ut^e empfol}len,
Xpie ein Beifpicl in £ad)is lel/rt, loaren bie Bilber bisroeilen mit
einem Ring üerfel)en unb Sonnten um bm V}als getragen u)erben.
Die llad)f rage nad) iljnen roar fo ftark, baß fie nid)t nur aus Hegt}p=
ten importiert, fonbern aud) in paläftina felbft fabri3iert tourben;
in ©efer l)at man nodi bie (Eonform gefunben, bie 3um finfertigen
bes (Bottesbilbes biente.
lüie ber Bes, fo bürften alle in paläftina ausgegrabenen
(Bottesbilbcr als I^ausgö^eu') ober Amulette 3U erl^lären fein.
Hls (Begenftänbe für bm öffentlid)en Kultus hönnen fie jcbenfalls
md)t in Betrad)t hommen, ba fie l)öd}ftcns Ijanbgrofj finb. llcber=
öies finb fie aud) nid)t in tEempeln, fonbern in priDatl)äufern ober
in (Bräbcrn gefunben. lOir bürfenfiebal)er amct)eftenbenBilbern
ber Sd)ut3l)eiligen Derglcid)cn , bie in katl)olifd)en £änbern bie
I}äufer fd)müd{en. (Eigenllid)eDerel)rungu)erben fie kaum genoffen
l)aben, l)öd)ftens ba^ man il)nen£ampenan3ÜnbeteunblDeil)raud)
opferte. 3m allgemeinen aber gcl)örcn fie in b^n grof3en Bereid)
ber Hmulette, bie £ebenben roie iToten nüt^lid) finb. Amulette finb
(5egcnftänbc oberoeid)en, bie mit abergläubifd)em ITimbus um=
geben als fd)ül5enbe flbtDel)rmittel gegen fd)äblid)e Dinge ober
lOefen, roie gegen böfen Blid?, Saubcrei, Dämonen, Unglüdisfälle,
gebraud)t werben, im Dolhe fel)r beliebt, üon ber offi3iellen Reli=
gion aber oeriDorfen unb oerboten. Sie flammen mcift aus einer
frül)eren, jetjt übcrtöunbencn Stufe ber Religion ober aus ber
1) Der flusbnidt „(lerapfjim" ift 311 ucrmciben, ba er tüal)rfd)ein=
lid) Iieine f)ausgöt}en , fonbern gottes6icnftIid]e ITIashcu bc3eid}net.
32
5rcmöc. Denn alles 5remöc gilt, roeil es rät[clf)aft, unocrftänölic^,
unljeimlid) ijt, als befonbcrs sauberkräftig unö 3auberl)emmen5.
(DbtDoI)! kein Stoeifel baran fein kann, ba^ öie (Bottesbilöer in
Dielen fallen öen nad) Palästina gesogenen Hegi]ptern susufdjreiben
finb, öürfen roir fie öennod) grabe um if)res amulettartigen (It)a=
rakters toillen aud) in ben ^änben unb £}äuiern ber palä|tinen[er
DorausiVgen, bie fid) bamals nod)nid)tt)ermetiid)Donben5remben
abjd)loffen unb bie fid) grabe auf bieiem (Bebictc frembe Bröudje
Ieid)t oneignen mod)ten.
neben benBesgö^en jinb als sroeite nod) 3al)Ireid)ere(5ruppe
öie rociblidjen Statuetten 3U erujätjnen, bie man als H ft a r t e b i I b e r
3U be3eid)nen pflegt, flud] fie l}aben iljre Rolle , cd eil fie )o klein
finb, nidit im öffentUd)en, fonbern im prioaten Kultus gefpielt.
®btt)ol}l bie ^iQuren im einseinen mannigfad) Don einanber ab-
tDeid)en, ift bod) ber ^itjpus ber (Böttin im großen unb gansen ftets
berfelbe : fie i)t nadit, trögt eine Krone auf bem E}aupte , Ringe um
bzn f}als unb bie 5ü^e unb einen (Bürtel um bie E)üften; bieHrme
finb über ber Brujt gekreust; I}üften unb Brüfte treten ftark t)cr=
Dor, roiees bas Sd-jönljeitsibeal ber Semiten oerlangt. Daneben be=
gegnen als fpesielle Unterarten Srauengeftalten, bie )d)rDanger finb
ober ein Kinb auf bem Hrm Ijaben; jold)e, bie sroei j)örner an ber
Stirn seigen, toie es bei bm altägi]ptiid)en (Bottljeitenüblid) ift (ein
Bilb ber „3rDeiget)örntenfl|tarte", bie uns aus bem. biblifdien ®rts=
namen flftarot karnajim bekannt ift); foldje, bie einen grotesken
Dogelkopf mit geroaltigen®l}rringen anbeuten, unb anbere mel)r,
Als bas urfprünglid)e ^eimatlanb biefer Statuetten, bie aud) auf
Ki}pros unb anberstoo gefunben finb unb bie über bas ganse Dor=
bere flfien toeit oerbreitet roaren, galt früher pi)önikien, basljeute
f)öd)ftens nod) als Durd)gangslanb in Betrad)t kommen kann.
ll)äl)rcnb mand)e (Ii:)pen nad} Babi:)lonien roeifen , ift bei anbern
ber ägt)ptifd)e (Einfluß oiel bemerkbarer, fofern fie burd) bie f^aar«
trad)t unb burd) bie totusblumen, bie fie in ben J)änben l)alten,
an bie ägi)ptifd)e (Böttin I)atl)or erinnern. Die 3sraeliten, aus
beren 3eit mand)e ber ausgegrabenen (Eremplare ftammen, l)aben
jebenfalls alle öiefe Bilber auf bie flfd)era, flftarte ober i)immels=
königin besogen, beren Dienft bis in fet)r fpäte Seit gebauert t)at.
3übifd)e IDeiber roaren es, bie nod) bem greifen 3eremia
Dorcoarfen, ba% bie t)ernad)läffigung ber f)immelskönigin
alles Unglüdi 3sraels Derfd)ulbet t)abe : f 0 fpenbeten fie il)r iErank=
opfer unbIDeil)raud)unb bukenit)r3u(£l)renKud)en (3erem.44i7ff.).
tDie bei biefen 5tauen , fo mag in Dielen IDinkelkulten trol3 ber
propl)etifd)en Polemik ber (Blaube an bie kanaanitifd)e t^immels^
königin, bie (Bemal)lin bes l)immlifd)en Baals, bie (Böttin ber
menfd)lid)en unb oegetatiDen 5rud)tbarkeit, fortgelebt l)aben. IDir
(S r e § ni ii n n , Ausgrabungen.
III 33
I)aben gefeljen, ba^ öic offisielle 3al)DcreI{gion nur öcn Ijeüigcn
Baum unb [ein nad)bilö, ben kultifd)cn Pfat)I, übernommen unb
bie flfdjera als ein Si)mboI 3aI)Des aufgefaßt Ijat ; bie (Böttin
fl|d)era I)atte inbem monott)eiftifd)en (Blauben 3sraels feeinen pia^.
IDie roir je^t aus bm Husgrabungen lernen, I)at fie fid) bennod)
inoffi3iclI in bem Zthen bes Dolfees 3U beljaupten gemußt, genau
jo roie nod) Ijeute ber von ber Kird)e befeämpfte Aberglaube in
btn nieberen £aienfereifen unausrottbar ift. Befonbers bürften fid)
bamals roie l)eute bie 5i^auen l)erDorgetan Ijaben, als bereu Sd)u^=
Ijeilige bie {}immelsfeönigin 3U betradjten ift : fie benu^ten iljre
Bilber bei ben oerfdjiebenen Hfeten bes cöeiblidjen (5efd)Ied)tSä
lebensals fdjü^enbe Hbroetjrmittel. Die gro^e 5üUe ber Statuetten
erlaubt aber aud) einen Sd)luö auf roeite Verbreitung ber im Dicnft
biefer (Bottt)eit geübten Ijeiligenproftitution, bie oon iljr gef orbcrt,
Don ber 3aI)Dereligion Ijingegen oerboten roar ^).
fluf ben öffentlid)enf)öt)en, ben3aI)De geroibmeten Kultftätten
I)aben toir uns feeine Bilber 3U benfeen. Die 3at)DereIigion letjntc
fie als l)eibmfd) ah, fie roar unb blieb alle3eit bilblos, in ber
älteren 3eit naio, fpäter becou^t. flis bie 3sraeliten nad) paläftina
feamen unb bort eine im Dertjältnis 3U itjrem bisl)erigen TIomaben=
leben I)öl)er entroi&elte Kultur Dorfanben, ba Ijabenfie alles über=
nommen, roas fid) übernel)men lie^. Hur an einigen punfeten
regte fid) , toenigftens in mand)en Kreifen , ein energifdier tDiber=
fprud) gegen bas Heue unb füt)rtc 3ubebeutfamenReafetionen. lOie
man fid) auf fo3iaIem (Bebiet gegen bas 3insroefcn ber Babplonier
unb Hfft)rer töel)rteunb es ber bebuinifd)en Sitte unb bem gefd)Ied)ter=
red)tlid)en Derbanb gemä^ als n)ud)er ücrurteilte, fo oerroarf
man aud) bie Darftellung ber (BottI)eit im menfd)Iid)en Bilbe als
einen mit bem religiöjen (Empfinben unoereinbaren t)eibnifd)en
(Breuel. Das Iel)rt nid)t nur bie Ueberlieferung bes fliten ü^efta»
mentes, bie eine feritifd)e Sd)ule ber mobernen 3eit mit Unred)t
angefod)ten I)at, fonbern bas bürfen roir aud) aus ben Husgra»
bungen fdjlie^en. IDir feönnten bas 3tDar nid)t fo fid)er bel)aupten,
töenn roir nur auf bas negatioe Refultat angeroiefen roären, ba^
bis!)er feein Kultbilb unb nid)t einmal bie Statuette eines 13aals
gefunben ift; bcnn jeber (lag feönnte uns eine Ueberrafd)ung
bringen unb unfere IIt)efe über bin t}aufen fto^en. Hber eine an'
•öere 2atfad)e ift bod) fei)r bead)tenstDert.
ITIan I)at je^t, nid)t birefet bei bzn Ausgrabungen, root)! aber
,fonft in paläftina mel)rere Stier bilber gefunben, bie an bas
1) tDenn bei mandjen Bilöern bie ®öttiti mit bin ^änbcn if)rc
Brüjtc fencift, fo ift bas nod) I)cutc ein im ©rient bekannter unmi&=
»crftänblidjer ©ejtus.
34
golöenc „Kalb" erinnern, bas 3crobeam im 3al)t)e&ultus 3U Betel
unb Dan aufrid)ten liefe. Sd)on früljer oermutete man, öafe ber
Stier urfprünglid) bas ^eilige Hiier bes aramäifd)en (Bottes Ram=
man geroeien [ei. Das ift um fo tDat)rfd)einIid)er , als bas Dorf
er-rummän im ©Itjorbanlanb, in bem eines ber Bilber auf einem
in bie IDanb gemauerten Steine entbeut toarb, nod) ben Hamen
ber ©ottf)eit beioatirt l)at. Der Kult biefes (Bottes, ber fci)on frül)
na^ Babi)Ionien gebrungen roar, erfreute jid) großer Beliebttjeit,
röie fein roeiter Derbreitungskreis beroeift. 3m fliten üeftamente
roirb er gerööt)nlid) nur „ber Baal" b.I). ber J)err genannt, bod)be=
gegnet er uns einmal unter feinem Doppelnamen J)abab=Rimmon
(Sadjarja 12 n). Dabei erfal)ren roir, ba^ man QiotenMage um
il)n l)ielt. (Er roar alfo eine Hbonis^ ober Q;amu3ge}talt , für bie
Sterben unb fluferfteljen d)arafiteriftifd) ift. Sein Stjmbol ift bas
Bli^bünbel unb beseidjnet if)n als Degetationsgott ; benn ber (Be=
roitterregen beförbert bie 5i^ud)tbarkeit bes Bobens. Dasu pafet
ber junge Stier als bie Derhörperung ber f^austiere, bie ebenfo
toie bie Pflansen feinem Sd)u^e empfot)Ien Jinb. Ramman i)t bem=
nad) ber (Bott ber Bauern, ber fd)on Don btn kanaanitifdjen £anb=
leuten oerefjrt mürbe, als bie Israeliten nad) Paläftina kamen.
3al)De, ber (Bott berHomaben, t)atte mit biefem Baal 3at)rt)unbertc
l)inburd) 3U kämpfen, elje er als enbgültiger Sieger gekröntrourbe.
Bistoeilen fd)ien fid) bie tDagfd)aIe 3U gunften feines (Begners 3U
neigen, am ftärkften bamals, als 3erobeam na&i ber Reid)sfpal=
tung ben $orberungen bes norbisraelitifdjen Dolkes nad)gab unb
bie (Einfüt)rung bes Stierbilbes in btn offisiellen 3ai)DekuIt an^
orbnete. Dennod) ift ein großer Unteridjieb 3rDifd)en b^n Darftel=
lungen Rammans auf paläftinifd)em Boben unb bzn anberroörts
gefunbenen nadjroeisbar ; bznn bort fet)It bie l)ier burd)gängig
Dorljanbene menfd)Iid)e (Beftalt bes (Bottes. Die 3sraeliten , unb
DieIIeid)t fd)on bie Kanaaniter, übernat)men alfo nur bas St}mboI
bes (Bottes, b^n Stier, leljnten Ijingegen bas eigentlid)e Bilb als
I^eibnifd) ah. So 3eigt fid) grabe in bem Stierbienft bie Kraft ber
israelitifd)en Religion, bie fid) bei aller Aneignung bes 5remben
bennod) in it)rer jelbftänbigen (Eigenart 3U bel)aupten unb burd)=
3ufe^en toeife. IDas fid) I)ier beutlid) oerfolgen läfet, ift aud) in
anberen Sollen rDa!)rfd)einIid). So fel)r 3srael aud) in bie Kultur
bes Dorberen (Orients DerfIod)ten roar, t)at es tro^bem niemals ben
(Beift feiner Religion gan3 oerleugnet, obtoot)! ber (BIan3 il)res
Spiegels getrübt fein mod)te. Huf ber $ernt)altung alles lTTenfd)=
Iid)en oon ber (Bottl)eit berut)t bie Sd)roäd)e unb bie Stärke ber
tsraelitifd)en Religion: il)re Sd)ir)äd)e, roeil il)r bie Sd)öpfungen
eines p^ibias ober tnid)eIangeIo oerfagt bleiben mußten, il)re
Stärke, roeil burd) bicfc el)rfürd)tige S^eu bie 3nnerlid)keit Der=
III* 35
tieft unb 6ie rDeItl)ijton|d)c propl)etie erft ermöglid)t rouröe.
fluf öie Kultljanblungeu i[t aus bzn Husgrabungen naturgc»
maß roenig 3U fd)Iic^en. Sro^öem liahm fie uns eine Ueberra«
fd)ung bc|d)eert, bie Dort)er niemanb erroartet Ijatte, be3üglicij bcr
ITtenfd)enopfer. Das flite Sejtament bietet uns barüber einige
nad)rid)ten , bie 3ur Deutung ber $unbe l)erange3ogen roerben
muffen. Die Sage von ber Opferung 3faahs (I ITlofe 22) red)nct
3rDar, |o töie fie ^cute lautet, mit ber möglid)?ieit, ba^ 3aI)De ein
Kinberopfer oerlangen könne, fie roei^ aber, ba'^ er es in tDirJt=
Iid)keit nid)t tut. llTit Red)t l)at man öiefe (ir3äl)lung für eine
Kultfage erklärt, bie ben IDedjfel bes gottesbienftIid)en Ritus er»
kennen läfet, ber an bem betreffenben Kultorte geübt rourbe : llr=
fprünglid} rourbe bort ein Kinberopfer bargebrad)t, jpäter jebo^
begnügte jid) bie (Bottfjeit mit einem IDibberopfer. (Ein anbcres
lUal roirb uns er3ät)It, roie ber (Bileabiter 3epl}ta feine ein3ige
Sodjter bem 3al)De opfert, nad)bem er fie gelobt Ijatte, um ben
Sieg über bie Hmmoniter 3U erringen (Rid)ter 11). l}ier roirb ber
öoIl3ug bes lTtenfd)enopfers tatfäd)lid) berid)tet, aber es erfd)eint
nid)t als eine regelmäßige , fonbern als eine außergeroö^nIid)e
fjanblung, um bie (Bottijeit in einem gan3beftimmten5aUegnäbig
3U ftimmen. Daß tro^bem t)inter biefcr (5efd)id)te eine ftänbige
rituelle (Bepflogentjeit geftanben l)at, bürfen roir aus bem 3ufa^
fd)Iießen : „Darum roarb es 3ur Sitte in 3srael : fllljäi)rlid) 3iet|en
bie 3ungfrauen 3sraels aus, bie Sodjter bes (Bileabiters 3cp^ta
3U befingen, jebes 3ai}X oier Qlage lang." Der l)ier befdjriebene
Q^rauerritus Ijat bemnad) einen älteren Braud) , ben Braud) bes
lTIenfd)enopfers, abgelöft. (Ein brittes lUal Ijören roir oon einem
Bauopfer (I Könige 16 34). „3u fll)abs Seiten baute f)iel öon
Betel bie Stabt 3ei^i'^o coieber auf. Ueber feinem (Erftgebornen
Hbiram legteer ben(Brunb unb über feinem 3üngftgebornenSegub
fe^te er bie Sore ein, nad) bem IDorte 3al}Des, toeldjes er bur^
3ofua hin Xlnn gerebet Ijatte." flud) Ijier roirb bas ©pfer als
außerorbentlid) Ijingeftellt unb mit bem 5Iud)emotiDiert, ber einft
über 3erid)0 ergangen ift (3of. 6 26). 3mnicrl)in finb (Dpfer unb
5lud) nur bann oerftänblid), roenn fie an eine ältere ober irgenb=
roie bekannte Sitte anknüpfen. (Es gilt l}ier roie überall bas allge=
meine (Befe^, ba'Q bas, roas fid) im Kultus gegenroärtig unb regel»
mäßig roieberl)olt, im Kultmt}t^us 3U einer einmaligen, in ber Der»
gangenl^eit fpielenben llatfadje roirb. Run ift uns einmal nod)
eine alte üorfd)rift erl)alten, roonad) 3at)De bie menfd)lid)e (Erftge»
burt forbert: „Das Befte beines fldiers unb beiner Kelter follft bu
nid)t 3urü&l)alten. Den (Erftgebornen beiner Sötjne follft bu mir
geben. (Ebenfo follft bu es tun bei beinemRinb unb beinemKlein»
Diel)" (2. ITTofc 22 28 ff.). ITtitten l)ineingefd)oben 3toifd)en bie
36
(Erftlinge öes 5^1025 unb öer tliere erjd)einen Ijiet 6ie (Ir)tltngc
öer Tnenid)en, öie öer(Bottt)eitget)ören unö{l)röargebrad)trDeröeii
[ollen. Dies (Bebot reid)t in }et)r alte Seiten jurüdi, 6a )päter
ftets Dorgefd)rieben i|t, öie menid)Iid|e (Jrftgeburt öurd) (Dpfer
aus3ulöfen. Öbroo!)! bie flusfüf}rung öiefes ©ebotes niemals er=
3äl)It toirö, ^ann man öennod) feine (Bültigkeit , roenigftens für
eine ferne üergangenljeit, nidjt be3rDeifeIn. Die (5eid)id)te Dom
Hus3ug aus Hegipten ijt in öiefer E^infidjt fetjr letjrreid). Xlaö^
öem gan3en 3ufammenl}ang foll öie Rötung 6er (Erftgeburt öurd)
3al)De eine piage fein, öie über öen p{)arao unö öie Hegi^pter
Derl)ängt rcirö, um )ie 3um Hadigeben für öie ^oi^öerungen 3s=
raels 3U Deranlaffen (nnTofe 11 4 ff.). 3m IDiöerfprud) öamit ftebt
öie IIatfad)e, öa^ 3at)De aud) öie €rftgeburt öer 3sraeliten Der=
langt unö fie mit öem Hoöe beöroi)t, falls nid)t öas Blut öer
Pasd)alämmer an ©berfdjtDelle unö (lürpfoften geftrid)en ift.
jjier ipiegelt fid) roieöerum in öer (Er3äI)Iung öer tDed)feInöe
feultifd)e Ritus loieöer: Urfprünglid) bradjte man 3at)De öie
menfd)Iid)e (Erftgeburt öar, fpäter opferte man pasdjalämmer als
(Erfa^. 3m allgemeinen roarö fo öer fd)aurige Braud) gemilöert,
roenn er aud) in mani}en (Begenöen fid) erf)alten mod)te; nur am
Husgang öer Königs3eit, als 3srael unter ÜTanaffe fid) einem
tüilöen Si)nkretismus ergab, lebte er unter fremöem (Einfluß nod)
einmal in roeiterem Umfange roieöer auf ; öamals oerbrannten
üicle 3sraeliten it)rc Söl)ne unö (Iöd)ter 3U (EI)ren öes Blelek
(ITIoIod)), obroot)! öie propf)eten öagegen eiferten (3erem. 7 31).
nel)men roir nod) t)in3u, öa^ roir aud) bei öen anöeren femitifd)en
Dölkern oft oon menfd)enopfern erfal)ren, öann toeröen toir mit
öer nötigen literarifc^en flusrüftung an öie Husgrabungen
I)crantreten.
Bei öer fd)on met)rfad) genannten I)eiltgen Stätte Don (Bcfer
entöedite ITTacalifter einen K i n ö e r k i r d) t) 0 f . HIs Särge toaren
grofee, öiAroanbige, ornamentlofe, meift 3iDeif)enhIige Krüge
benu^t, öie auf öer öie IHaffeben umgcbenöen Plattform lagen.
Der Körper öes Kinöes mar gerDÖt)nIid) mit öem Kopf Doran in
öas (Bcfä^ geftedit; au^eröem füllten 3tt)ei oöer örei kleinere
Krüge, eine Sd)üijel unö eine (laffe, alles in feine (Eröe oöer Sanb
gel)üHt, öen Öiopf. Die Kinöer roaren fämtlid) neugeboren,
tieines, roie oon einem Anatomen Derfid)crt roirö, älter als eine
n)od)e. nis ein3ige flusnal)me finö 3roei Kinöer Donungefäl)r fed)s
3al)ren 3U b^txadittn, öeren Skelette, obü3oI)l fie )ld) in feljr
fd)led)tem 3uftanöe bcfanöen, öeutlid)e Spuren oon 5euer trugen,
fln öen anöeren £eid)en I)ingegen roar keinerlei Hrt oon Derftüm^
melung erkennbar. Der 3nt)alt öer (Befäße ift leid)t 3U beuten :
öie kleinen Krüge, Sd)üffeln unö iEaiJcn foUtcn 6cm Kinöe als
37
i^ausrat bhntn für bas Zeben nad) 6cm tEoöc ; üiellcid)! toaren
fie mit IDaffer unö Brot gefüllt, DieIIeid)t aber genügte - nad)
ägt)ptifd)em (Blauben - öer Sanö als Sd)cinmeI)I, toar öer Sotc
öod) felbft nur ein Sd)cintDefcn, ein Sd)atten. Kleine Kinöer in
Krügen beisufe^en, ijt eine im prät)iftorifd)en (5ried)enlanö üblid]c
Sitte; öagegcn ift fie im (alten?) Hegi}pten erjt neueröings öurd)
5Iinöers Petrie in öem für (Bojen ausgegebenen saft el-henne nad)»
geroiejen, fonft aber nur aus bem Hegt)pten ber fpäten, I)eIIenifti=
fdjen 3eit begannt. Hn eine einfad)e Beerbigungsftätte in (Befer
3u benfeen, oerbietet erftens bie 2atfad)e, ba^ toir uns bort an
einem nadiroeisbar Ijeiligen (Drte befinben, unb sroeitcns, ba'Q
lauter tleugeborne begegnen. (Es Ijanbclt fid) Dielmet)r aller
n)at)rjd)einlid)keit nad) um (Erftgeburtsopfer, bie bem (Bottc bar=
gebrad)t unb rool)! lebenbig erftidit roaren. Die flufbetDaf)rung
ber £eid)en in Krügen, bie oon ber Beftattung ber (Ertöad)fenen
auffällig abftid)t, gejd|at) oermutlid) besl)alb, toeil bie Söpfe am
beften fionferoieren ; barum t)ob man ja aud) bie papi)rusurkun=
bm in irbenen (Befä^en auf. Jjunbelt es fid) einfad) um eine Be»
ftattung, bann müfetc man aud) b^n Unter(d)ieb erMären, ber 5tDi=
|d)en bm Kinbern unb bm (Ertoad)fenen gemad)t tourbe. Het)n=
Iid)e Krüge, mit Kinberlcid)en gefüllt, l)at man aud) bei btn Hus=
grabungen in lUegibbo unb IIl)aanad) 3u ilage gcförbert. 31)r
3nl)alt roar im allgemeinen bcrfelbe, bod) tnaren bzn Kleinen bis»
rocilen nod) Spinbein, Kiefelfteine, Perlen unb tTTufd)eln als
Spicl3eug unb Hmulette beigegeben. Das Alter toar nid)t genau
erkennbar. Dod) bel)auptet Sellin, ba^ von 16-20 £eid)en, bie
er an einer Stelle entbed?te, bie fjälfte thzn geboren, ber Reft t)in»
gegen ettoas älter voax, keines inbeffen met)r als 3rDci 3al)re
3äi)lte. Als 5unbort kommt I)ier kein l)eiliger pia^ in Bctrad)t,
fonbern meift ber Boben eines J}aufes, getDÖl)nlid) in ber näl)e
einer (Edie. Um 3U beojeifen, ba^ aud) l)ier nid)t an ®pfer, Jon»
bern an cinfad)e Beftattungsriten 3U Senken fei, l)at man baxan
erinnert, ba% bie flegt)pter nod) I)eutc totgeborene Kinber im
I^aufe 3U Derfd)arren pflegen. Aber biefe Sitte bebarf felbft erft
ber (Erklärung, ba ber 5ufeboben bes Jjaufes in ber alten 3eit
kcinestöegs ber naturgemäße ®rt für bie Beerbigung ift, fonbern
bie 5clsl)öl)lc ober bie Steinftube.
IDir muffen Dielmet)r nod) eine anbcre Reil)C oon Satfad)en
!)in3unel)men, bie toir aus ben 5unben gelernt I)aben. 3n HIegib=
bo ebenfo roie in (Befer finb eine große 3at)l oon (Ertoad)fenen unb
Kinbern, IHännern unb 5i^auen, birckt ober in Krüge gelegt, bis»
toeilen mit einem £et)meftrid) übcr3ogen ober oon Steinen einge»
faßt, unter THauern unb unter üioren, unter bem $ußboben in ber
(EÄe ober in ber ITtitte bes 3immers entbe&t roorben. So lag, um
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nur ein Bcifpiel 3U nennen, unter öer IKauer eines t^aufes ein
großer Krug, 6er öic Ueberrefte von stoei kleinen Kinöern ent=
fjielt. Seine ©effnung war 3erbrod)en, um öie £eiber l)inein3U=
3rDängen. Darüber befanöen fid) sroei Sdjüffeln, Don öenen öic
eine 3tDei anöere kleinere Sd)üffeln in fid) barg, öatjinter ftanöen
3rDei Krüge aufred)t unö roaren 3tDei £ampen in einanöer gebettet,
Dicfe tt)pifd)cn Beigaben, öic öem Quoten 3um (Effen, ^Trinken unö
£cud)ten im 3enfeits öienen joUten, begegnen nun bistoeilen ot)ne
£cid)e an öenfelben Orten, too [onjt öie £eid)en oorkommen. XDir
öürfen öaraus öen Sd)Iu^ 3iet)en, öa^ öie St)mboIc fpäter öas
men}d)Iid)C IDejen oerörängt I)aben : IDo man urfprünglid) inen=
fd)cn einmauerte mitfamt öen Beigaben, begnügte man fid) fpäter
mit öen Beigaben allein. Das Ijat nur bann einen Sinn, roenn es
fid) nid)t um einen (Brabritus, fonöcrn um einen Kultritus I)anöeltc.
Die ^auptfad)e roar alfo ni&jt, einen ITtenfd)en 3U beeröigen, fon=
öem öen betreffcnöen (Drt, öie IHauer, öie (Torflügel, öie 3immer»
cdic, öas i}aus öurd) einen I)eiligen flfit 3U roeiI)en. Darum opferte
man öort einen tTTenfd)en oöer brad)te roenigftens öie Spmbole
eines HTenfd)enopfers öar in öer f)offnung, öa§ öic ®ottI)eit „öas
nad)gcal)mtc an Stelle öes n)irklid)en annet)me". Aus öen (Brün=
öungsfagen öürfen toir oermuten, öa^ öic S^nöamcntopfer
Icbenöig eingemauert rouröen. Diefer fd)aurige Braud) t)atte ur=
fprünglid) öen Sroedi, öic (Bottt)eit oöer öen Dämon mit öem Bau
öes I^aufes oöer öer Staöt oöer öer ITtauer aus3uföt)nen. 3ugleid)
touröc öer Sote öer Sd)u^genius, öer gute (Betft öes I^aufes, öer
alles Böfe fernerl)in abtDel)rt. (Er toot)nt unter öer Sd)toeIIe, über
öie man öarum in öer alten 3eit !)inrDegt)üpfen mufe, oöer gleidj
einem t)öt)eren IDcfcn in öen (lürpfoften, öie als ÜTaffeben cigcnt=
lid) Repräfentanten öer (Bottl)eit finö. Der Braud) touröc, obrool)!
er 3U (Bcfer nod) im ad)ten 3at)rt)unöert r)orl)anöen roar, fd)on
früi) gemilöcrt ; öcnn öie flblöfung öes Hlenfdjenopfers öurd)
feine St)mboIe ift bereits im fünf3el)ntcn 3at)rl)unöert nad)U3eisbar.
(Ein anöcrer (Erfa^ ift öas fd)on beim Hus3ug aus flcgt)ptcn be=
rid)tete unö nod) I)cutc in Paläftina üblid)e Strcid)cn Don tEier=
blut an n;ürftur3 unö Sürpfoften, ein, roie aus mand)en (£in3el=
I)eiten I)erDorgc^t, öeutlid)er Ueberreft öes uralten Bauopfers,
HIs ein anöeres Ueberlebfel mufe aud) öas Dcrfd)arren öer totge=
borenen Kinöcr unter öem 3immerboöen in flegr)pten gelten.
Das Bauopfer ift ot)ne 3iDeifeI uralt, öa es über einen
großen {Teil öer tDcIt oerbreitet ift. U)ir begegnen i{)m in palä=
ftina toie in Htejiko, in Rom roie in Siam, in Sd)Iescöig=f)oIftein
toic in Horöamerika : überall roiffen öie (Brünöungsjagen oon
5unöamentopfcrn 3U er3äl)Ien. ITIan I)at öesl)alb keine Urfad)C,
öie israelitif(i)e Religion, öie überöies aud) I)ier oon öer kanaani»
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ti[d)en beeinflußt |ein bürfte, als eine befonbers graufame unb
tief)tel)enbe 3U beseiAnen, ßumal bie IKüberung [d)on frülj doII=
3ogen ift. Die £iteratur bcs Riten tleftamentes Iel)rt uns, roie ge=
roiffe Kreifc bas ITTenf djenopfer als eine von 3aI)De nid)t geforbertc
Sitte betrad)teten, rote bann nameiitlid) bie prop!)eten es birekt
als roibergöttlid) uerroarfen. Iltag aud) burd) biefe überrafd)enben
5unbe bie Religion b e s t) 0 1 k e s auf ein tieferes Hioeau
l)erabgebrü(J?t roerben, als es bistjer ben Hnfdjein I)atte, unb mag
man bebauern, ba^ bie Kritik, bie bas TtIenjd)enopfcr in fo roeitem
Umfange leugnete, nid)t oöUig Red)t bctjicit gegenüber ber (Ira=
bition, jo roirb tro^bem unb gerabe baburd) bie f)öl)e ber prop!)e=
tifdjen Religion geI)oben unb ber Hbftanb, ber fie Don ber DoIks=
religion trennte, 3U einer ftaunensroerten Kluft. Denn bas mufe
man fid) ftets öor flugen tjalten, ba^ bie 5unbe bie Dolksrcligion
erläutern.
3I)r R c f u 1 1 a t ift, xoenn man Petras (Jrforfd)ung mit ba3u
red)nen barf, üon nid)t 3U unterjd)ä^enber Bebeutung für bie is=
raelitifd)e ReIigionsgeJd)id)te. Denn je mel)r roir bie Religion ber
breiten RTaffe kennen lernen, befto erl^abener roirb bie E)öt)e, 3U
ber fid) bie großen perfönlid)keiten ber propljeten emporge}d)roun=
gen l)abQn. ITTand)e 2t)efe moberner Ejiftoriher ift umgeftoßen, bie
Ueberlieferung aber als 3UDerIäffig erroiefen roorben: bas gilt
por allem oon ben (Bötterbilbern, bie angeblid) im offi3i=
eilen 3at)DekuIt eyijtiert Ijabcn follen (eine tll^efe, bie bis tjeutc
burd) kein Beifpiel erl)ärtet roerben kann) unb oon ben ITT en =
fd)enopfern, beren (Ejiften3 oon Einigen geleugnet rourbe, bie
aber je^t burd) eine 5üIIe oon (Eatfad)en fid)er geftellt finb. tDir
bürfen 3UDerfid)tIid) l)offen, baß aud) bie roeiteren Husgrabungen
3ur Hufklärung gerabe biefer beiben Kapitel beitragen roerben.
Ueberbies bürfen roir $unbe oon HItären, I)eiligen Steinen unb
göttlid)en Si)mboIen erroavten, burd) roeld)e bie kanaanitijd)e unb
israelitifdie öolksreligion nod) konkreter unb anfd)aulid)er roieber
erftel)en bürften, als es I)eute fd)on ber ßaU ift. Befonbere Bead)=
tung oerbient babei ber Ümftanb, ba^ roir auf biefem (Bebiet ftarke
(Einflüffe ber ägi]ptifd)en Religion konftatieren konnten, roät)renb
bie flbl^nngigkeit oon Babr)lonien |et)r 3urüd?tritt.
S(i)lug.
(Eine eigene Darftellung, bie über ben Ral)men biefes Sd)rift=
d)ens roeit l)inausgel)en roürbe, oerbienten bie kulturI)ifto =
ri[d)en 5unbe. f)ier muß ein kurser t}inroeis barauf ge»
nügen. Sie finb an ?al)l unb Umfang bei roeitem bie bebeutenb^
ften unb für ben 5or|d)er oon größtem 3ntcreffe, roeil roir bisl)er
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über öic materielle Kultur öes alten Paläftina fo gut roie nici)ts
roufeten. 3e^t aber l^ah^n fie uns reid)e Bele!)rung ferfd)aftt über
Stabtanlagen unö {)äuferbau, über^i^klopenmauern unb (BerDÖIbe=
konftruKtionen, über f)öt)Ien, Sijternen unb Prefjen, über t)äus=
Iid)e unb IanbtDirtfd)aftIid)e (Berate aus ^euerftein, Kupfer, (£tfen,
(Eon unb Knod)en, über Sd)mu(fegegenjtänbe unb Siegel, über bie
t)crfrf)iebenen Hrten ber Steingräber unb ^elsgräber, über bie
Sotenbeigaben unb mand)es anbere. Alle biefe Dinge mu^ man
fid) root)! cor flugen I)alten, roenn man fid) ein Urteil barüber
bilben roill, roas burdj bie Ausgrabungen in paläftina fd)on er=
reid)t toorben ift. DTan mufe freilid) 3ugejtel)en, ba^ kein glän=
3enber, alles überragenber, blenbcnber S^^b, kein fogenannter
dlou, ujie etroa ber „Sdjmudi ber J}elena", b^n Sd)liemann in
(Eroja ausgrub, ober roie ber „Kobej I^ammurabi" , gemad)t toorben
ift, aber man barf anbererfeits nid)t oergeffen, ba% bie 3al)lreid)en
Kleinfunbe, in l)arter, entfagungsooller Hrbeit sufammengefa^t,
einselne flusfd)nitte aus bem altisraelitiid)en Ztbtn anfcijaulid) 3U
geftaltcn geeignet finb unb ba'^ fie mand)es £id)t toerfen auf (5e=
biete, bie frül)cr gönslid) in Dunkel get}üUt toaren. fjier follen
aus ber 5ülle bes iflaterials nur ^roei (Iin3ell)eiten fjerausgegriffen
toerben, bie aud) für bie israelitifrf)e Religionsgefd)id)te non Be=
beutung finb unb bas im oorigen Kapitel entroorfene Bilb ergän=
3en unb Deroollftänbigen.
Da ift 3unäd)ft bas K ol)l en be & en aus n;i)aanad) 3U
nennen, gerDÖl]nlid}, aber mit Unred)t, als „Räud)eraltar" oerftan-
ben. Das (Berät aus bidkroanbigem (Eon gleid)t einem leid)t 3U
transportierenben ®fen, ber im XDinter bie Simmer ertoärmen
follte. (Es ift ettoa 90 cm l)od), l)ol)l, in Soy:m einer quabratifd)en
nadf oben fid) oerjüngenben Pt)ramibe, unb auf allen oier Seiten
mit Brennlöd)ern oerfeljen. Als Koblenbedien bient bie oben an-
gebrad)te flad)e Sd)ale, in berett Ranb Kreisornamente eingepreßt
unb 3rDei fpiralförmig eingerollte E^anbgriffe eingelaffen finb. üor
einem fold)en Kol)lenbedien faß einft König 3oialiim oon 3uba in
feinem IDintcrpalaft, als man iljm bie ll)eisfagungen 3eremias
Dorlas : jebesmal, roenn ber Dorlefer brei ober oier Spalten Der=
lefen f)atte, 3erfd)nitt ber König bas Blatt mit bem $ebermeffer
unb roarf bie 5e^en in bas cor iljm ftel)enbe Kol)lenbedien (3ere=
mia 36 22 ff.), flud) bas in (Iljaanad) gefunbene (Berät muß einem
reid)en HTanne geljört baben, roie bie 3at)lreid)en Der3ierungen
beroeifen. Auf b^n 5lanken bes Stänbers finb je fünf (Beftalten
übereinanber geftellt, brei baoon finb rRifd)ir»efen mit tierifd)em
£eib, fteifen SlÜQßln unb bartlofem, menfd)lid)em Kopf ; 3tt)ifd)en
il)nen liegen 3tr)ei £öu)en, bie il)re Dorbertatjen auf bzn Kopf bes
lTlifd)CDefens gelegt l)aben unb öic 3ät)nc grimmig fletfdjen. Um
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öie öoröerfctte aus3ufüllen, \inb au^eröem 3tr)ei Bödic angebradjt,
bie I)od) aufgerid)tet mit umgeöretjten Köpfen einanber gegen»
überftejen, 3rDiid)en itjnen ein Baum mit fpiralförmig getoun»
öenen öroeigen. (Enölid) ift auf 6er linken Seite 3tDi}d)en öie Kör=
per ein kleines Relief gefdjoben, bas einen Knaben öar|tellt, öer
eine ebenfo gro^e Sdjiange am £)alfe roürgt. Hlle öiefe ITTotiDC
finb im ooröeren (Drient toeit oerbreitet geroefen unb t)ängen mit
lTtt)tI)en 3ufammen, öie mir roenigjtcns brudjftü&tDeife befi^en.
Ijier fei nur tjingeröiefen auf öie mi[d)geftaltigen IDefen, öie uns
eine eigenartige $orm öer aud) im fliten (lejtamente era3äl)nten
dfjerubim^) kennen Ie!)ren; gan3 fonöerbar ift t)ier öie Kopfbe»
öe&ung: eine flad) aufliegenöe Htü^e mit3rDei auf öer linken Seite
I)eruntert)ängenöen tiroööeln. (Es roäre roidjtig 3U roiffen, roeldjes
Dolk eine foldje Kopfbeöe&ung getragen Ijat, öamit roir bie
!)erkunft öiefer $iqux feftftellen könnten. (Ein 3CDeiter (It)erub mit
I)ol)er !)etl)itifd)er ITIüt^e, öer jid) je^t im £ouDre 3U Paris be=
finöet, tDurbe in bzn Steinbrüd)en öer fogenannten „BaumtooII=
grotte" 3erufalems entöed?t.
(Eine (Bruppe Don kuIturbiftorifd)en Kleinfunöen, öie aud} für
öie ReIigionsgefd)id)te roid^tig finö , bilöen öie Siegel. Das
Siegel fpielte im Altertum, roo nid)t jeöermann fd)reibcn konnte,
eine große Rolle, öa es öie Stelle öer Unterfdjrift oertrat. lieber»
öies toaren SiegelabbrüAe bas, roas für uns tjeute Riegel unb
Sd)Iöffer finb : man oerfiegelte Suren, Urutjen, Krüge, um fie
gegen Sklaoen unb Diebe 3U fd)ü^en. So t)atte jeöermann fein
eigenes Siegel, unb bie königlid)en Beamten füt)rten neben bem
perfönlidjen nod) offisielle Regierungsfiegel. 3nfolgebeffen Ijat
man bei ben Husgrabungen Siegel 3U ifli^riaben gefunben, in
flegt)pten, auf ben gried)ifd)en 3nfeln, in Dorberafien bis 3um
(Eupt)rat I)in. Unter ben Siegeln paläftinas ift befonbers bas in
rtlegibbo 3U (Tage geförberte Regierungsfiegel bes Sd)ema3U nennen,
eines königlid)en Beamten unter 3erobeam II.
Bei ben flgt}ptern I)at bas Siegel bie d)arakterifti|d|e $0^^
bes Skarabäus, b. I). bes ITIiftkäfers lateuchus sacer), ber aus
einem nid)t fid)er 3U erkcnnenben (Brunbe feit uralten Seiten als
f)eilig galt. (Er tourbe aus (Ebelftein, (Elfenbein, ^013, feltener aus
THetall ober (Blas nad)gebilöet, roarö emailliert, glafiert oöer koIo=
riert unö bistoeilen aud) in ber So'cnx etwas oerönbert. Rlan pflegt
in biefem $alle non Skarabäoiben 3U reben. Auf ber unteren 5läd)e
finb Derfd)iebene Dinge eingegraben: enttoeber I)ierogIi]pl)ifd)C
3eid)en, bie ben Hamen bes (Trägers, ben Hamen oon Königen ober
(Botttjeiten, gute IDünfdje ober magifd)e Formeln entljalten, ober
1) Dgl. befonbers (E3ed)icl 1.
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5iguren toic Sonnenbarhe unö Sonncnfd)cibe, t)ögel, Sd)Iangen,
£otusbIumen, 3agöf3enen, ober geometrif^e TTluitcr tote Cinicn,
Spiralen, Kreifc.
Bei öen Babt)Ioniern l)ingegen t)at öas Siegel öie d)arakte=
rijtifdje 50''-*^ ö^s Splinbers. (Es gleid)t einer Meinen tDal3e
mit eingeritten Sd)rift3eid)en unb Btibern, toirb über b^n nodj
feu(f)ten(Ion gerollt unb bringt fo einen erl)abenen flbbru* tjeroor.
(Es bejtetjt aus porpt)i)r, Bafalt, £apisla3uli, ITTagneteijen[tein,
3afpis ober Zon, i\t meift ber £änge nad) burd)bot)rt unb auf einen
lTletalIbraI)t ge3ogen, um bas gleid)mä|ige Rollen über bie tDeid)e
ITtaffe 3U erlei(^tern. Siegel otjne 5iguren finb äufeerft feiten.
TITcift begegnen neben ben Sd)rif t3eid)en eingraoiertc Darfteilungen,
beren 3nl)alt nad) ber ITIobe ber Seiten rDed))eIt : ba erfd)einen ge=
tDÖtjnlid) S3enen aus bem Kultus, roie bie Dereljrung bes Ijeiligen
Baumes burd) göttlid)e (Benien unb äl)nlid)es. Der Siegel3i]linber
ift rool)! urfprünglid) in Babi^lonien l)eimifd) getoefen, obrooI)l er
aud) in flgr)pten fd)on 3U präl]iftorifd)er 3eit gefunben ijt. IDäl)=
renb er in Babi}lonien unb fpäter im a[ft)ri}d)en unb neubabt}lo=
nifdien Reid) fid| ftets gel)alten unb nur geringe IDanblungen
burd)gemad)t I)at, ift er tjingegen in flgt}pten nur bis in bie ad)t=
3cf)nte Dt}naftie gebraud)t, bann aber burd) bzn Skarabäus faft
DÖUig Derbrängt roorben.
Bli&en mir nun auf bie Ausgrabungen in paläitina, fo 3eigt
fid), ba'^ bort beibe formen bes Siegels, ber ägt]ptifd)e Skara*
bäus toie ber babt)lonifd)e Si^linber begegnen. ®btDot)l ber Skara»
bäus, fotoeit fid) bie bisl)erigen Refultate über)el)en laffen, bei
toeitem überroiegt, barf man bod) bas eigentümlid) palä[tinifd)e
barin erkennen, ba% fid) t)ier beibe 5ormen Iireu3en unb miteinan=
ber mifd)en. So I)at 3. B. bas bereits errDäl)nte Siegel bes könig-
Iid)en Regicrungsbeamten Sd)ema in PTegibbo bie ägt)ptifd)e 5orm
bes Skarabäoibs; bie (Braoüre I)ingegen jtellt einen Cöroen bar,
ber in biefer d)arakteriftifd)en tDcije mit bem aufgefperrtenRad)en,
bem gekrümmten Sd)tDan3, ber inäl)ne unb ben (La^zn für bie
babr)loniid)en Künftler koncentionell getoefen ift. Als nod) be3eid)s
ncnber unb gerabe3U als tT)pifd) für bie paläitinifd)e Kultur über»
l)aupt barf gelten ein in tEt)aanad) gefunbener Siegel3t)linber, ber
neben babi}lonifd)en Keilfd)rift3eid)en unb (Beftalten ägi)ptifd)c
l7ierogli)pl)en unb Amulette entljält. Diefes Siegel, bas nad) ber
beigefügten £egenbe bem „fltanal)ili, Sol)n bes ^abfi, Diener bes
Hergal" gel)örte, ftammt aus ber Seit t}ammurabis, bes großen
(Befe^gcbers, roie aus bm (Eigennamen mit Sid)erl)eit gej(^loffen
tocrben kann. (Es ift in Palästina gefertigt unb lel)rt uns, ba^
boxt fd)on um 2000 d. (It)r. eine Dermijd)ung babi)lonifd)er unb
ägi:}ptifd)er Kultur angenommen roerben mu^.
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Die patäftinifdje Kultur ift bemnad) eine inifd)=
kultur, öercn Bejtanbteile gleidjermeife hahvjloni-
fd)en roie ägt}ptifd)cnUrfprungs finö. Huf öie babt)Io=
ni|d)en (Elemente im alten 3srael t)at öie 5orfd)ung öes legten
3at)r3ei)nts ii}i befonberes Hugenmerk geridjtet. Die (Erkenntniffc,
öie man t)ier geroonnen iiax, finö in öem Kampfe um Babel unö
Bibel aud) weiteren Kreifen 3ugänglid) gerooröen. Darüber aber
Ijat man öen (Einfluß Ägiiptens ungebüljrlid) Deriiad)Iäffigt; gibt
es öod) $orfd)er, öie im Übcrfd)rDang öer 5i^euöe öie bisl)erigen
Resultate fo roeit übertreiben, öa^ fie nunmei^r alles aus Babt)Ionicn
I)erleitenmöd)tenunö als „panbabi]Ioniften" uöllig blinö finö gegen
öie ägt}ptifd)en (Elemente im ooröeren Hfien. IKan braudjt öas
(Eine nid)t 3U leugnen unö kann öod) aud) öas Hnbere anerkennen:
ein tDirkIid)es Derjtänönis öer paläitini)d)en Kultur roirö nur bann
erfd)loffen, roenn man ibre Hb!)ängigkeit Don Babr)Ionien unö von
ägt)pten in gleid)em ITtaRe betont.
DieBe3ieI)ungen flgi]ptens 3upalä)tina finö, roie man
immer öeutlid)er erkennen kann, fd)on in öer älteften Seit fel)r Ieb=
I)aft geroefen. Unter Snefru (um 2900 d. (It)r.) bringen Dier3ig
Sd)iffe 3eöerni)ol3 aus öem £ibanon, roie öie(II)ronik öes Palermo*
fteines berid)tet. Hud) öie neueften Ausgrabungen öer Deut|d)en
(DrientgejeUfd)af t l)aben in öem ägi}pti[d)en (lotentempel öes Sabure,
eines Königs aus öer fünften Di)naftte (um 2500 d. (I{)r.), Dcr=
fd)ieöene Reliefs 3utage geföröert, öie einen öamaligen Dcrkebr
ägi}ptens mit p!)ömkien un3rDeiöeutig becoeifen. Da ift 3. B. öie
ägi}ptif d)e 5Iotte öargeftellt, öieoon einer (Ejpeöition aus öem£iba=
nongebiet t)eimgekci)rt ijt. Das Sd)iff i;at am Ufer angelegt, unö
öie iTIannjd)aften begrüben öen König: „ßeil Dir, Sai)ure, (Bott öer
£ebenöigen, öie Deine Sd)önt)eit |et)en". iX^bm öen Ägyptern [et)en
roir afiatijd)e (Befangene, Semiten, öieoon öen flgt^ptern gesroungen
toeröen, ebenfalls öem Könige 3U bulöigen. 3u öiefen Reliefs unö
3u öem oben errDäI)nten Siegel3i)Iinöer aus irt)aanad) mit öen I)ie=
rogIt}pI)en3eid)engejeIItfid) als weiteres BeroeisftüA öas „£cben öes
Sinui)e", öie SeIbftbiograpf)ie eines ägi)pters am J)ofe Ufertefens I
(um 2000 D. (It)r.). Der Derfaffer, öer um eines Staatsget)eim=
niffes roillen flief)en mu^, fd)ilöert, wie er auf öer Sln^t gan3
Paläftina oon Süöen nad) Horöen öurd)3og unö aud) nad) Br)bIos
gelangte, einer pi)önikifd}en Staöt. (Er war öort nid}t öer einsige
ägi)pter , jonöern traf öort £anösleute, öie öem einl)eimijd)en $ür|ten
bereits oon feiner perfon er3ät)lt t)atten. Bt)blos war feit uralten
Seiten aud) oon öer Religion flegi)ptens abijängig. (Ein (Beneral,
öer unter Sefoftris III. (um 1850 0. (It)r.) öiente, er3äl)It, wie er
einen Diftrikt in paläftina (Sid)em?) eroberte. Befonöers rege
war öer öerkel)r unter Sutmofis III. (um 1475 0. (Et)r.), öer Pa=
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läjtina unb Spricn in einer großen Reif)e von 5eIÖ3Ügen ft)ftema=
tifd) unterroorfen, öer überall (öarniionen eingerid)tet unö $tatt=
Ijalter eingefe^t Ijatte. tlad) öer (IelI=Hmarna3eit, in öer Hegi}p=
tens (Einfluß ge)d)tr)äd)t roar, treffen mir eine 3nfd)rift DonSettjos I.
(um 1300 D. (Ef)r.) unö eine 3n)eite 3nid)rift von Rainjes II. (um
1250 D. dtjr.) mit fcmitiid)em (Bottesnamen, öen fcgenannten f)iob=
ftein, roeit öftlid) Dom See von üüberias im I}aur;in, öie 3eugnis
ablegen von bem Sieges3uge öer pf)araonen nadi Damas??us.
ds roirö nun öarauf anfiommen, öie in paläftina jid) fireu3en=
öen $äöen öer Babt}Ionier unö öer ägtipter 3U enttoirren unö
beiöen ÜÖlkern gerecf)t öas 3l^re 3U3uertiennen, ol^ne getoaltfam
übertreibenö alles von einem Ijerleiten 3U roollen. Huf öen örei
großen (Bebieten men)d)lid)en £ebens, in öer (5eid)id)te öer £ite=
ratur, öer Religion unö öer Kultur 3sraels muffen toir öie Spuren
auf)ud)en, öie von beiöen Ijinterlaffen finö. Diefe Hrbeit, öie erft
Dor ?iur3em unö erft 3um Qleil begonnen I]at, roirö öie je^ige (Bene=
ration oollauf befdjäftigen unö nod) öer künftigen genug 3U tun
geben. 3t)re Refultate laffen fid) I)eute nur üorausabnen unö können
nur in groben Ümriffen angeöeutet roeröen: es fdjeint, als ob öie
£iteratur 3sraels in öen f}t)mnen unö Klagelieöern, riTt]tI)en unö
Sagen, im Kansleiftil unö i^offtil ftarke 3mpulie aus Babi]Ionien,
öagegen in öen lKärd)en unö HoDellen, in öer ]DeisI)eit unö öen
©rakeln mand)erlei (Jinflüffe aus flgt}pten empfangen I)at. Die
öffentlidje Religion 3sraels fdjeint auf einen engen 3ujamment)ang
mit babt]Ioni|d)en Hn|d)auungen unö Riten l)in3urDeifen, rDät}renö
öie prioate Religion öesüolkes, roie fiefid) inöenlDinkelkuIten, im
Saubertoefen unö in abergläubifd)er Praktik äu^ßert, mel)r Don öer
ägt)ptifd)en Religion abt)ängig ift. Hud) öie materielle Kultur ift
gefpalten: öieBa&fteinbauten unöffietoölbekonftruktionen finö ba=
bt)Ionifd)en Urjprungs, ägpptifdjer E^erkunft Ijingegen öie meiften
(Berate roie Backöfen unö Salbflaf d)en, 5cuerfteinfid)eln unö Krumm»
fäbel, ferner öie ölteften (Brabformen unö Q[otenbeigaben, öie Q)r=
namente unö Sd)mu&fad)en, öie Siegel unö Amulette. ITIan l)at
öurd)aus öen (Einörudt, öa^ in öer materiellen Kultur öer ägt)p=
tifd)e (Einfluß überroiegt, toöljrenö er in öer Religion unb £iteratur
l)inter öem babt]lonif(^en 3urüditritt.
(Er)t roenn öieje Aufgabe, öie l)ier nur flüd)tig fki33iert tocrben
follte, 3U (Enöe gefüljrt ift, roirö man klar erkennen können, roorin
öie Kanaaniter oöer öie 3sraeliten original gerDefen finö. ITTu^
man ibrc Kultur aud) im grof3en unö gan3en als eine iniid)kultur
betrad)ten, öeren cigentümlid)es dt^arakteriftikum eben öie Der=
mi)d)ung Don 3ir)ei fremöen Kulturen ift, fo gecoinnt man öod) bei
genauerem Stuöium unö tieferem (Einbringen bisroeilen fluljalts»
punkte, bie auf eine felbftönbige Derarbeitung unb eine geiftige
45
Durd)6ringung 6es aus öer ^i^ßi^öß übernommenen Stoffes I)in=
beuten.
(Eine äl)nlid)e (Erid)einung, rote mir fie bereits bei öen (böU
terbilöern feonjtatiert Ijaben, läßt fid) 3. B. aud) bei öen Siegeln
beobad)ten. n)ät)renö öie babt]Ioni|d)en Siegel neben öem Hamen
öesBefi^ers burdjroeg bilölid)el)ar)tellungen entljalten, öie fe!)r oft
öem Kultus entlel)nt finö — roeil öie um öen J)als oöer am Ringer
getragenen Siegel 3ugleid) als Sdjmud? unö Hmulett öienten, roic
roir aud) Don öen ägi)ptifd)en Skarabäen roifien — finö öagegen
auf paläitiniidjem Boöen eine Dert)ältnismä^ig gro^e 3aI)I üon
Siegeln gefunöen, öie nur öen Hamen, aber kein Bilö aufroeifen.
Durd) öen Hamen roeröen öieje Siegel ausörüdilid) als israelitifdjen
Urfprungs beseugt, rDäf)renö man fonft nie fidier entfd)eiöen kann,
ob fie einem 3sraeliten oöer einem 5i^emöen gel)ört traben. 3ft
öas Selihn öes Bilöes ein 3ufaU oöer beruljt es auf religiöfen fln=
fd)auungen öer 3sraeliten ?
ds gibt aud) israelitifd)e Siegel mit Bilö. fluf öem bereits
met)rfad) genannten Siegel öes Iiöniglid)en Beamten üon ITte=
giööo i|t neben öem babi:)lonifd)en £öroen ein ägi)pti)d)cs
£ebens3eid)en mit blafjer 5a^I'e aufgetragen, öas Don einem
Siegelited)er nad)trägl{d) ausgefüt)rt roeröen foUte. IDir lernen
öaraus, öa^ öie (Braoierung öem Befi^er nid)t gleid)gültig roar,
öa^ er fie nid)t nur für einen nebenfäc^Iid)en Sd)muÄ !)ielt, fon=
öern öa^ eu fid) etroas öabei öad)te: er oermi^te öas £ebens3eid)en,
öas als Hmulett unö 3auberkräftiges Hbroet)rmittel mit öen ägi)p=
tern über gan3 Doröerafien oerbreitet unö aud) öen 3sraelitcn
fet)r geläufig roar. IDeiter läfet fid) 3eigen, öa^ fajt jämtlid)e Siegel»
figuren aud) im Riten dejtamente als Si)mboIe 3al)oes unö feiner
göttlid)en inad)t erroät)nt finö. (Dbrool)! öas £öroenemblem auf
öem Hlegiööofiegel aus Babi)Ionien ftammt unö urfprünglid) öas
Attribut öes (Bottes Hergal geroefen ift, öürfte es öennod^ feinem
tsraelitifd)en Befi^er nid)t anftößig geroefen fein, roeil öer £öroe
3um Sier 3at)Des gerooröen ift, öas öen göttlid)en (If)ron trägt
((E3ed)iel 1 10). Das Stuöium öiefer Siegelgraouren unö 13ilöer, öie
ausörüAlid) öurd) öen Hamen öesBefit3crs als israelitifd)e erroiefen
roeröen, ift für uns non befonöerem 3ntereffe, öa roir l)ier lernen,
roie roeit fremöe (Bottesbilöer unö (5ottesfi)mboIe oon öen 3srae=
liten angeeignet roeröen konnten, (ts ift begreiflid), öafe auf öie=
fem (Bebiete,roeld)es öer öffentlid)en Religion ent3ogenroar, allerlei
I)eiönifd)e Bilöer eingefd)muggelt rouröen, öie um it)rer menfd)=
Iid)en (Beftalt roillen öas feinere religiöfe (Empfinöen mand)er Der=
letzen mußten. So ift, um ein eklatantes Beifpiel 3U bringen,
auf öem Siegel, öas „öem (EIifd)ama, öem Sot)ne (Beöalial)us" ge=
l)örte, eine auf öem (ri)rone fi^enöe (BottI)eit öargeftellt; Dor it)r
46
unb tjinter i{)r jte{)en stoei Palmen mit jtcbcn IDebeln, öies alles
auf einem Sdjiffc, öeffen (Enöen in Iangt)alfigc Dogelfiöpfe aus=
laufen. Der Befi^er fal) öarin gemi^ ein Bilö feines ©ottes „3aI)De,
öer über öen Ijimmlif d)en tDaffern tI)ront".
Hber obroo!)! uns eine foId)eReöeroen6ung aud) im HIten tTejta^
ment begegnet (Pfalm 29 lo), toürbe öennod) öer fcinfüt)Iige
3sraelit ein menfd)I{d)es Bilö 6er (5ottI)eit als Ijeiönifd) Derabfd)eut
^aben. Unb öiefe Sijefe, öie roir auf (Brunb öer alttejtamentlidjen
Überlieferung beljaupten, („öu follft öir keinBilönis nod) (BIeid)nis
mad)en" !) toirb — tro^ ber eh^n angefüljrten Beispiele — grabe
burd) öie Siegel beftätigt. Denn, roie roir gleid) 3U Hnfang Ijtxvox-
I)oben: eine oerljältnismä^ig grofee 3aI)I oon itjnen Ijat im (Begen=
ja^e 3u öem Siegel Sdjemas, (EIifd)amas unö flnöerer 3toar öen
Hamen öes Befi^ers, aber kein Bilö, Die bilölofen Siegel finö für
öie Kenntnis öes fpe3ififd) israeliti|d)en tDejens jetjr toid)tig; öenn
für öie HbrDeid)ung oon öer allgemeinen, aud) in 3srael bekannten
Sitte gibt es keine anöere (Erklärung als öie : Die Befi^er bilö=
lofer Siegel ro ollten keine Bilöer, unö fie rooUten fie nid)t, roeil
itjre Religion fie itjnen oerbot. J}ier 3eigt fid) roieöerum öie
Kraft öer israelitifdjen Religion, öie fid) u)oI)I öurd) öas 5i*eiTiöe
ftark beeinfluffen lä^t, öennod) aber allmät)lid) alles öas ab3U=
[to^enroeife, mas il)r ni(^t kongenial ift, oöer, toennfie es aufnimmt,
in i!)rem ©eifte umgeftaltet. Diefe innerlid)e Umgeftaltungskraft
ift eine d)arakteriftifd)e (Eigenfd)aft öer 3sraeliten, öie roir je länger
je mel)r graöe auf ©runö öer Ausgrabungen fdjä^en unö betoun*
öern lernen ^).
1) flusbrüdiltci) betonen möd|tc id|, ba^ idj auf bem (Bebiet bcr
Citeratur unb Religion — tro^ aller burd) bie Sad)c gebotenen Kür3e —
eine oollftän bige lleberfid)t über bie Junbc angeftrebt l)abe. IDas
fef)It, t)abc id) mit Betoufetfein abgcIeF)nt. So l\ahi id), um nur ein
Beifpiel 3U nennen, bie Ausgrabungen petrie's auf bcr Sinaif)alb=
tnfel abfid)tlid) ausgefd)Ioffcn, roeil ber oon if)m bel)auptetc femitifd)c
(Etjarahter ber 5unbe nid)t beroiejen ift. Diele anbcrc Dinge, bie man
fäijd)Iid) für J7eiligtiimer ausgegeben l\at, toirb man ocrgcbens in ber
obigen Darftellung fud)en.
47
Die rDid)tigjte £iteratur:
Ucbcr bie Ausgrabungen
a) in £a(i)is :
51 pctric, Teil el Hesy. £onöon 1891.
5r. 3. BItfe, A mound of many cities. 2. flufl. £onöon 1898.
b) in ben üier $epl)clal|üg ein:
Bli^ and macalijter, Excavations in Palestine during the
years 189S — 1900. £onöon 1902.
c) in © c j c r :
St. ITTa c ali jt er , Stretflidjtcr 3ur biblijdjen (Bcj(f|i(i)tc aus
bcr altpalöjtinenfifdjcn Staöt ®efer. tOismar 1907.
d) in tEf)aanad):
(E.S ellin, Teil Ta'annek. Denftjd)ritten b. hai\. flftab. b.
tDilJ. tDien. pi)il.=!}ijt. KI. Bb. 50. IDien 1904. — (Eine naci)Ieje
cbenb. Bb. 52. tDien 1905.
e) in ITt e g i b b 0 :
Teil el-mutesellim. tEeil 1. Sunbberid)! oon (5. Sdjumadjcr.
£cip3ig 1908.
5erner oergl. 3U ben nopflödjcrn S. 24 fl. Di et er id), ITTuttcr
(Erbe. £eip3ig 1905 - 3U ben Dolmen S. 31 Sopljus ITTüIIcr,
norbi}ci)c flItcrtumsFtunbe. Stra^urg 1897,98 — 3U b^n paläjtini=
fd)en Siegeln S. 46 D a I m a n , €in ncugefunbenes 3af)DebiIb im
paläitina=3al|rbud) II S. 44 ff. Berlin 1906.
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^erittnnn <ßnn(et unb <!!)tt^ Säfcct
l)erausgcgcbcn üon
^v'u^vlOf midfttcl Stiele.
lüeil bie Heligion ticute tvicbcr eine gctsaltig fjiürbaif VHadit iwirb, bebüifen in erflcr Cinle unb
bringenb eines nactjfdjingerocrfes über bic HcU^ion bev <S«0«nti>avt biejenigen menfe^cn, treidle
bie jängPeriDcidjte Kraft ber Hcligion am lebt^aftcflen fpürcn.
Das finb aber alle geiftigen illbrcr be» moberneii Cebens überbanvt unb il)re (Sennnnngsgenoffeh
im t>oIfe: bie aea6«m{ecv aller ;5nrnltätcn, bie mobcrnen 4>«tiH(cv im rueitcflen Sinne, bie
§farv«r aller Kirdien, bie Ctbt^v aller Srf^ulrn , bie gcbitbetcn unb bübenben ^r<iu«n ,' bie
tamitn, bie ^OMt-naUfUn unb 5<^riftfiea«r 5 unb auger biefen, bic an ber pbvung bes uolfes
teil l)aben, finb es alle bic uiclen, wckljc ohne 5cruf ober Ztctgung 3ur .fütjrerfdiafi bocf) ein felfr»
ft&nbi^t» 3nt«r«ff« on ft«r ««Hgi«;«» ^«loe^itnd 6«r <9«9«n«>art ncljmcn.
i&t fie alle mangelt es on einem €egitott, tweictjcs
i. über bie £age ber Kirdje unb bes Cbriftentums in ö?r ©cgcnaiart orienticit,
2. ber (Erweiterung ber tl^eologifdien Jlrbeit burij bie m[cfl)obcn ber mobcrnen Kcligions'
»iffcnfdjaft, ßiitorif unb pi]iIologie nadj allen feiten l)in Hcd;nung trägt,
3. filr aO« («»«« 8«nii^et^ verftänMi^, ^anMid^ uttb «rfc^toinQUc^ i^.
Bie t«<Jbntfc^« Bnlagt bes i>inbir>ürterbud)s : „0ie Kcti^ion In <&«((^i^te nn6 ^i^tn»
matt" ijl übtt^ittjtUO:). Pas anirbc insbefonbere ba^ln•.■^^ erreid)t, bog größere ^auftovtiftl föi
bds betr. £tid}n)ort alles tt^iffensiucrte unb alles rtotiuenbicc nmfaffcn, 'roälivcnb ficincre tUfrcn«
artif»! bie T^aufitiutifel von fold;en Stoffen cntlailen, we\d}C eine cinbeitlidje, flraffc Darflettung
unterbredfen tourbcn. galjlrcidjc Ocrtoeifunasfti^tvövtev bienen als IDegweifer.
ITad) Bcbarf u'erbcn at>(>i[6utt$«n im Ceyt ober auf Cafein unb harten beigegeben.
Bie typo^vaififlfdf« attsftattund ift forgfdltigft cttKogen unb bei aüer «infa^tjeit unb aulje
Im tYV'ogravllifrf?en Silbe fp^r ipirfungsuoll.
J>cr Umfattd *«* Werfe» ifl auf H—5 Säni<e von je rmtb ^000 Seiten Ceyifon (Dtiav beretfc«
net. Bie 21usgabe erfolgt in CUferunsen,
«In« «infac^« Cicferun^ von 3 90$«» 5U je 16 snjeifyaltigen Seiten foflet in ber Subfhiytlon
gjne Viluvt.
lln biefen Preis hält f|d) bic üerlagsbudiljanblung nur bcn Subffribenten qegcnaber für gebunben
3«*«n tnonat crfdieint minbcflens eine einfadje Cicferung. jär fpäter ift bic Jlnsi, ibc oon
Boppelliefcrungen in ebenfalls ntonatlidjen llbflänben als Hegel uorgefdien, fobaf ber ab(c^(i«^ bes
IPerfes fd)on für X9H in Zlusfidjt genommen werben fann.
Cafein unb bie euentuell beijugebcnben Karten rocrbcn für f^dj bcredjnet unb jwar btrart, i>ai
3 einfeitig ober 2 boppeifcttig bebrud'te (Eafcin für einen Ccjtbogen gercdmct aicrben, »ät)renb bie
Scrcdinung ber Karten fidj nid)t im Doraus fcilpcUcn lägt ; iodj wirb es fldj im ir>efentlid?en nur
um eine Karte aller tänber bes alten <2)rients f)anbcln.
<(in)«ln( CUfevun^en tperbcn nid^t abgegeben.
. 3ei»eils nadj ilbfdjlug eines Sanbes toirb eine
foHft» Cin6on66«<C«
JH einem möglidifl billigen preifc {^ergcjlcllt.
5ür ,3nt«r«((«nt«n jlelien pto^fttu unb pvo(>«tUf«run$en Mn6cve(^n«t jur Verfügung.
Die Probelieferung
is< rclcbbaltlg mit Jlrtlkdn aus den verschiedensten öeMeten aus-
gestattet, sodass sie eine bessere Kenntnis von der JInlage des
flanxen lUerhes vermittelt als die erste Cieferung, die nur das bie-
ten kann, was in der Jolge des JTlpbabcts innerhalb dreier Bogen
Platz findet.
^tv\U C{«f«v«n9 gelaijgt am ](S. StpUmhet ]|908 jur 2lusgabc.
■« Druck von 11. L a u p p jr in Tübingen.