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Full text of "Die Ausgrabungen in Palästina und das Alte Testament"

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1908 

(Dr.  7.) 


"^^ 


Rbonnenten ausgäbe 


Ohtobert)eft 


Abonnement  auf- 9  Hummern  jäbrlid)  gel)efiet  CO.  4.50, 
t^artoniert>ro  ßeft  25  pf.  mel)r. 


t2eligionsgejd)icl)tUd)e 
'  ^m   Volhsbücl)er    m 

ezs  ess  ^  109  tses     l>erausgegeben  von     eza  ez  ezo  csi  ozi 

(^    fr.  (T)id)ael  öd^iele»  Tübingen     c0j 
III.  Reibe  10.  ßeft 

Die    Ausgrabungen 

in  paläjtina  unb  bas 

Ite  Ceftoment    e^ 

(09    Von  profeflor  Cic.  Dr. 
ugo  Grefemann-Berlin 


HPa 

G8525a 

Roba 


gen 


1908 


l.CB.ODobt 

(paul  Siebech) 


\ 


cnit  Beigabe:   Ket>e  und  Antwort. 


Iprcscntcö  to 
of  tbc 

TXlntveveitv^  ot  ^Toronto 


(Kk? 


The  Deüartment  of  Oriental 
Larii^uages 
*y.i    Uüü  in   ITIe' 


für  bie  Rbonnenten  ber  Religionsgefd)id)tl.  Volhsbücber 


Rebe  unb  Rntwort 


ft^  ^»c  J)crfc^?»c^cn^ctt  ^cr 
Stommt>otttnc  3ofc4>l^s  ^att^. 
I,  t— 17;  CmI.  3,  23—38?  DieVer= 
jd)iebent)eit  öer  Stammbäume  ^efu 
erklärt  jid)  nid)t  jo,  öafe  man  an= 
nimmt,  bei  CuKas  liegen  etwa  öer 
Stammbaum  öer  (Dario,  bei  (T)at= 
tl)äus  ber  bes  Jofepi)  vor.  Denn 
bie  €rKlärung  vergewaltigt  ben  hlar 
vorliegenöen  Bejtanb  bes  Textes. 
Sie  erklärt  \\&)  aber  bann  voll= 
kommen,  wenn  wir  vorausjetsen, 
'iiQ'^  ]eju  Stammbaum  niemanbem, 
aud^  nid)t  il^m  felbjt  unb  feinen 
eitern,  bekannt  war,  "bol^^  aber 
Spätere  Gemeinbebidjtung,  ber  es 
baran  lag,  Jeju  Davibsfot)njd)aft 
urkunblid)  3U  erlpärten,  biefe  Stamm= 
bäume  bid)tete  unb  3war  an  ver= 
fd)iebenem  Ort  unb  in  verfdjiebenen 
f^reifen  jebesmal  in  anberer  Weife. 
7ene  Vorausfe^ung,  'ba'^^  Jefu  fa= 
milieif)ren  Stammbaum  nict)t  kannte, 
bat  aber  burd^aus  nichts  Unwahr» 
fd)einlid)es.  Denn  wenn  jid)  aud) 
vielleid)t  nad)weifen  läfet,  to!^ 
priefterlid)e  familien  it)re  Stamm= 
bäume  weit  3urüd?verfolgen  konn= 
ten,  \o  ift  bamit  nod)  kein  Beweis 
gegeben,  'ba'^s  eine  einfädle  3immer= 
mannsfamilie  im  Bef it3  eines  Stamme 
baums  bis  3urüd^  3u  ben  Seiten 
ber  Verbannung  war. 
ööttingen.  Bouffet. 

ticken  3cfus.  Als  ]efu  (5eimats= 
ort  gilt  in  ben  ältejtcn  Bcrid)ten 
unserer  Cvangelien   fd)led)tl)in  na= 


3aretb  (COrk.  1,9;  14,67;  16,6; 
Job-  1,46  f.;  flpg.  10,38).  €rjt  bie 
jüngeren  öeburtsgefcbid^ten  in  ben 
ersten  (Kapiteln  bes  COattbäus  unb 
Cukas  bebaupten,  "ba^  Jefus  in 
Betlebem  geboren  jei.  Ibre  Berid)te 
er[d)einen  aber  \&)on  besbalb  un= 
3uverläfjig,  weil  fie  \\&)  gegenseitig 
aufbeben.  Denn  nod)  (Dattbäus 
fdjeinen  ]efu  eitern  felbftverftänb= 
lid)  unb  von  vomberein  in  Belle« 
bem  3U  wobnen.  Sie  flieben  bann 
nad)  flegypten  unb  barauf  wirb 
bie  Ueberfiebelung  (fo)  nad) 
na3aretb  künjtlid)  motiviert.  Had^ 
Cukas  wobnen  bie  eitern  von  vorn= 
berein  in  na3aretb,  3ieben  nur 
vorübergebenb  ber  Sd5)at3ung  wegen 
nad)  Betlebem  unb  kebren  nad) 
ber  Geburt  Jefu  vvieber  nad)  Ha« 
3aretb  3urüd?.  Die  beiben  Berid)te 
jtimmen  an  keinem  Punkte  überein 
unb  beben  \\&)  gegenseitig  auf.  es 
entjtebt  baber  ber  Verbad)t,  ha^ 
bie  Bebauptung  von  ber  Geburt 
]efu  in  Betlebem  erft  auf  Grunb 
ber  Bebauptung  feiner  Rbftammung 
aus  Davibs  Baus  unb  unter  bem 
einflufe  altteftamentlid)er  Stellen 
((Did)a  5, 1,  vgl.  (Dattb-  2,  5  f.)  bie 
man  als  Weisfagung  auf  ibn  auf= 
fafete,  in  ber  Gemeinbe  ']Q\\i  er= 
bid)tet  würbe.  (Lieber  ben  \)\\\0' 
rifd)en  Wert  ober  Unwert  ber  von 
Cukas  bebaupteten  Sd)at3ung  unter 
Quirinius  \.  Sd)ürer,  Gefd).  b.  jü- 
bifd)en  Volkes  I  508-543.) 
Göttingen.  Bouffet. 

3.  Uc^ctr  5ic  ^va^t,  xoai  &a&> 


frctttct  babc,  äußert  fidp  Prof. 
ßeitmüller  am  Sd}lujfe  feines  flr= 
tikels  ,Rben5Tnat)l  im  Heuen  Cejta^ 
ment"  (f5anö\vönerbud}  ,Die  Reli^ 
gion  in  6eid)ict)te  u.  öegenwarf, 
Cieferung  1)  3ujammenfaiienö  in 
folgenJ^er  Weife: 

„In  ^er  nad)t  ta  er  verraten 
warö',  fd)uf  Jefus,  ^en  Blick  in 
hül^nem  Glauben  unb  gewiffer 
Hoffnung  auf  öas  kommende  Reid) 
bes  Vaters  geri>±)tet,  eine  ^eilige 
unlösbare  Gemeinfcnan  unter  öen 
Seinen  unö  mad^te  fid)  5U  ih)rer 
Grundlage  unö  il}rem  CT)ittelpunkt, 
inöem  er  fid)  felbft  il)nen  gab,  il)n 
in  fidp  auf5uneh)inen,  wie  leiblid^e 
naJ)rung.  3wei  volle,  tiefe  cöne 
fd)lug  er  mit  feinem  geheimnisvollen 
Wort  und  föanöeln  an  und  liefe  er 
in  den  f5er3en  der  Seinen  erklingen: 
Gemeinfd)aft  untereinander  und  mit 
if^ml  Diefe  beiden  Löne  find  nid)t 
verftummt  in  der  älteften  Ct}riften= 
h)eit;  fie  haben  das  CDabl  begleitet, 
das  in  Jefu  letztem  COa\^[  feine 
W^ur5eln  h)atte.  es  kamen  andere 
cöne  l)in3u,  aber  die  Grundtöne 
blieben  fie.  f reilidp  nidpt  oh)ne  Ver= 
önderung ,  fd)on  in  den  erften 
Generationen.  Der  erfte  fängt  bald 
an  hinter  dem  andern  5urüd^5u= 
treten.  Der  5\veite  aber  bekommt 
früh)  eine  andere  f^langfarbe.  flls 
3efus  in  feierlidper  Stunde  den 
jungem  feinen  Ceib  lund  Blut)  als 
Grundlage  il^rer  Vereinigung  dar= 
reidjte,  da  meinte  er  fid),  feine  Per= 
fönlid)keit,  was  fie  an  religiöfem 
Gut  und  erleben  befd)loß  und  ge= 
\väl}rleiftete:  er  meinte  eine  rein  per-- 
fönlidpe,  geif  tig=eth)if  d)e  Gemeinf  djaft 
mit  if)m.  In  diefer  Heinl^eit  und 
f5öl)e  Y)\eh  \\&)  diefer  con  n\d)X, 
vielleidjt  mufe  man  fagen:  konnte 
er  vorerft  fid)  nid)t  l)alten.  (Datur^ 
l)aftOmyftifd)e  €lemente  bemäd)tig= 
ten  fidr)  diefer  Gemeinfd^aft  mit 
3ejus,  die  Idee  geiftleiblichjer  Ver= 
bin5ung  mit  dem  erl)öl)ten  drang 


ein  und,  im  3ufammenhang  damit, 
aus  dem  Unterftrom  der  Volksreli= 
gion  der  Glaube  an  die  Vennitt= 
lung  geiftiger  Güter  durd)  äuf^ere 
[Handlungen  und  dinglidje  (Dittel. 
Das  beilige  (T)al}l  wurde  über= 
natürlid)e  Speife,  Brot  und  f^eld) 
vermittelten  Leib  und  Blut  Cl)rifti: 
der  Sakramentsglaube  l^ielt  feinen 
Cinjug.  Sd)on  bei  Paulus  öeigt 
fid)  diefe  verhängnisvolle  Cntwick^ 
lung  in  ihren  Anfängen,  wenn  aud) 
bei  il)m  dieGemeinfd)aftmitCt)riftus 
in  geiftig=ett)ifd)em  Sinn  durdjaus 
im  Vordergrunde  fte!)t  und  die 
fakramentalen  £lemente  völlig  an 
der  Peripherie  liegen,  für  die 
(Daffe  der  älteften  Ct)riftengemein= 
den  war  diefe  £ntwid^lung  faft  un= 
vermeidlid) :  die  bedurfte  der  äufeeren 
fid)tbaren  Gewähr  und  des  3aubers 
des  (Dvfteriums.  Hur  in  diefer  der 
5eit  entfpred)enden  form  konnte 
der  [^ern  fid)  erhalten.  Wir  werden 
uns  l)üten,  den  religiöfen  crieb  3U 
mifskennen  und  gering  ju  fd)ät3en, 
der  im  Sakramentsglauben  fid) 
auswirkt,  er  ift  heilig:  die  Sel)n= 
fud)t  nad)  fid)erfter  Gewifj^eit  von 
der  Gottheit,  nad)  unmittelbarfter 
Vereinigung  mit  göttlid)em  Wefen 
und  göttlid)en  f^röften;  aber  die 
Rrt  feiner  Befriedigung,  durd) 
äußere  CDittel,  entfprid)t  nid)t  der 
[ööl)e  des  tvangeliums.  GDit  der 
Aufnahme  diefer  Würdigung  des 
Rbendmat)l3  wurde  das  cor  ge= 
öffnet  für  das  €inftrömen  von  eie= 
menten  und  Gräften,  die  niedrigeren 
Religionsftufen  angehören.  Die 
Gefd)id)te  des  Rbendmaf)ls  ift  von 
nun  an  eine  Gefd)id)te  des  [Kampfes 
des  €vangeliums  mit  diefen  fTem= 
den  €lementen  oder  der  Verfud)e 
des  Evangeliums,  diefe  demente 
mit  feiner  l^raft  durd)3udringen,  5U 
läutern,  3U  d)riftianifieren. 

4.  ^uv  ^^vüQC,  mcldfc  ^e^ctts 
tun0  flato  fntr  ^ic  dlc^cmic  90 


^aht  ifabc,  fdpreibt  ber  Wiener 
Privatbojent  §ran3  Strun3  am 
jelben  Ort  (Rrtihel  „Rldpemie"): 

für  piQton  (427-347  v.  Ch)r.) 
Jinö  Steuer,  €röe,  Wafjer  unb  Cuft 
wirhUdpe  (Körper  unb  3vvar  nimmt 
er  im  „Ilimaeos"  an,  ta\s  biefen 
dementen  vier  geometrifd)e  6runb= 
formen  3U  Grunbe  liegen:  Crbe  = 
Würfel,  feuer  =  Pyramibe,  Waj= 
fer  =  Oi^taeber,  Cuft  =  Jkofaeber. 
Dabei  ijt  aber  3U  bemerh;en,  lia\s 
\i&)  na&)  piaton  biefe  demente 
nidpt  aus  l^örperlidpen  Atomen  3U= 
fammenje^en,  fonbern  aus  f lädpen 
unb  3\var  5ulet5t  wieber  aus  Drei= 
echen.  Rus  red)t\vinkligen  Drei= 
ecken  bauen  \\d)  bie  demente  3U= 
fammen  unb  3vvar  aus  3vvei  ^yP^^ti- 
einem  gleidpfdjenhligen  unb  einem 
gleid)feitigen.  Grunblagen  für  bas 
Sein  unb  Werben  finb  bemnadp 
ftereometrifdpe  Gefetse.  S-Jädpen 
finb  bie  let5ten  €int)eiten  ber  €le= 
mente.  Rnorganifdpeunbovganifdpe 
Ctpemie,  ja  überlpaupt  audp  piatons 
gan3e  PbvUt^  jel}en  wir  fomit  auf 
biefe  Cel)re  3urüchgefüi)rt,  wobei 
er  annatpm,  ^a\s  jene  Meinften 
Dreied^e  als  Urelementarflädjen  bie 
ungeformte  Urmaterie  umfd)liefeen. 
für  piaton  ift  bie  Verwandlung  ber 
demente  in=  unb  burdpeinanber 
ftreng  genommen  formenwed)fel 
ober  mobern  gefagt:  Renberung  in 
ber  [Konfiguration  bes  (Dolel^üls. 
nämlid)  bie  Rörper  mit  größerer 
Slädpen3al)l  löfen  fid)  nad)  beftimm= 
ten  3al)lenvert)ältnificn  in  Körper 
mit  weniger  6runbfläd)en  unb  um= 
gehel)rt.  Was  finb  aber  COifdpung 
unb  Lrennung,  biefe  für  bie  Rld)e= 
miften  fo  widptigen  Vorgänge?  §ür 
piaton  eine  nad)  geometrifd)  nad)» 
weisbaren  Haturgefetjen  erfolgenbe 
3ufammenfet3ung  unb  Ruflöfung, 
ein  blofees  3ufammen=  unb  Rus= 
einanbertreten  regelmäßiger  f^örper. 
Rlfo,  alles—  aud)  bas  empfinbungs= 
vermögen  unb  bie  Sinnesorgane  — 


alles   berul)t  auf  ben   ewigen  6e= 
fet3en  ber  Rritl)metih  unb  Geometrie, 
il)re  6efet5e   bet)errfd)en    alle   3u= 
fammenfet3ung  bes  Stofflid)en  unb 
ber  demente.    Größe,  geometrifdpe 
Rnorbnung  unb  Rn3al)l  biefer  Ur= 
flädjen    (Dreied?e)     bebingen    bie 
d)emifd)e  3ufammenfet3ung  ber  de= 
mente.     Die  Geometrie  ber  räum= 
lidpen  Cagerung,  wenn  man  fo  fagen 
barf,  gibt  uns  ßefdpeib   über  bie 
3ufammenfeßung    einer    Subftans. 
Die  hleinfte  Veränberung  ber  Quali= 
tat  ift  nidjts  anberes  als  eine  Ver= 
änberung  in  ber  geometrifdpen  Di= 
menf ion  unb  ber  bamit  verbunbenen 
Renberung  unb  Bewegung  in  ber 
f^onfiguration      bes      betreffenben 
Körpers.     Bewegung   unb   Verän= 
berung    finb    im    Wefen    basfelbe. 
Sie  finb  bebingt  burd)  bie  mannig= 
fad)en  Grunbformen  ber  demente 
unb  ben  „kreisförmigen  Umfdiwung 
bes  großen  Gan3en".    Wenn  aud) 
erft  Rriftoteles  ben  Gebanken  von 
ber  Umwanblung  ber  £lemenle  unb 
fomit  aud)  (Detalle  tiefgelpenb  aus= 
fütprt,  fo  l)at  il)n  bod)  aud)  piaton 
ausgefprod)en,  wenn  er  bie  einbett= 
lid)e  Urmaterie  als  bas  gemeinfame 
Subftrat  (materia  primaj  aller  de= 
mente  unb  il)rer3ufammenfet3ungen 
annimmt.    Das  eine  ift  in  bas  an= 
bere  wanbelbar.     Wenn  bie  Hatur 
bas   Golb   aus    anberen    GDetallen 
entftelpen  laffen  kann,  fo  kann  bas 
aud)    ber    fOenfd).     ts   gibt   eine 
unauf  t)örlid)e  gegenf  eitige  Umwanb= 
lung  ber  demente.    Dann  berüiprt 
aud)  piaton  bie  uralte  orientalifdpe 
Ibee:   bie   ODetalle    ftelpen    3U    be= 
ftimmten  Planeten  in  gewiffen  Be= 
3iel)ungen.     (Derkur    ift    bie    Ur= 
materie.  Diealexanbrinifd)en  Rld)e= 
miften,  bie  Rraber  unb  it)re  natur= 
forfdpenben  Hadjfolger  im   Rbenb= 
lanb  traben  bann    biefe    Ibee   von 
ber    Urmaterie    weiter    ausgebaut 
unb  ben  bogmatifdpen  nel}rfat3  ge= 
prägt:  alle  f^örper  ber  Hatur  leiten 


y\&)  von  ber  Unnoterle,  b.  i.  „bem 
CnerhuröerPbiloJoph)en"ab.  Unter 
„(Derhur"  verftanö  man  bas  Quech= 
jilber,  weil  biefes  infolge  feiner 
auffallenben  _d)emifd)=ph)Yfil^alifd5en 
Befd)affent}eit  als  etwos  Wunber= 
bares  unb  Ueberirbifdpes  fc})on  frül)=> 
3eitig  im  (DittelpunM  eines  ph)anta=  i 
ftifd^en  Intereffes  ftanb,  äl^nlid)  wie  j 
einft  in  Flegypten  bas  Blei  unb 
feine  Verbinbungen,  bie  man  unter 
bem  Sammelnamen  „Ojiris"  3U= 
fammenfafete.  f5ie3U  kommen  pia= 
tons  Ce\)ve  von  ber  Verwanbtfd)aft 
bes  Rel)nlid)en  unb  bie  vom  f^reis= 
laufe  ber  demente.  Bis  tief  ins 
(Dittelalter  unb  in  bie  Heuseit  fogar, 
fagt  man  in  Rld)emiften:=  unb  Hatur^ 
forfd)erhreifen,  ba^  „6leid)es  bas 
Gleidpe  fudpt,  Gleid^es  bas  Gleicl^e 


an3iel}t".  Der  unenblidpe  Rreislauf 
unb  enblofe  3ufammenl)ang  ber 
demente  unb  bas  Strömen  „von 
unten  nad)  oben  unb  von  oben 
na&)  unten"  fanb  im  Symbol  bes 
„Reifens"  ober  „Ringes  bes  piaton" 
(annulus  Piatonis)  unb  in  ber  l^ette 
„magnetifd)er  Ringe",  in  ber  „gol= 
benen  l^ette  bes  3eus",  in  ber 
„Catena  aureaHomeri"',  im  ,Superius 
et  iuferius  Hermetis"  (=  in  bem  l)er= 
metifd)en  Oben  unb  Unten)  feinen 
Rusbruch.  Hod)  bie  Rofenkreu3er 
bes  1 8.  ]t)b.s  unb  fogar  aud)  5d)iiler 
unb  6oetl)e  bebienen  fid)  biefer 
Bilber,  um  ben  allgemeinen  3ufam= 
menbang  unb  enblofen  f^reislauf 
ber  Hatur  unb  bes  Weltalls  aus3u= 
brüd^en. 


(Ditteilungen  bes  Verlags, 

Dafe  von  ben  „BeHgtonsgefci7id)tUd7en  Volhsbüd)ern'* 

feit  bem  1.  Januar  1908  jäl^rlid)  nur  nod)  9  ßefte  erfd^einen ,  wirb 
leiber  immer  nod)  nid)t  auf  allen  Seiten  bead)tet.  Rllerbings  war 
infofern  3u  Verwed)slungen  Rnlafe  gegeben,  als  bie  Be3eid)nung  ber 
ßefte  nad)  (Donaten  beibel^alten  würbe,  obwohl  in  3  (Donaten  bes 
7abres  (Rpril,  Ruguft  unb  September)  Ueine  iöefte  erfd)einen.  Die 
Befte  follen  bah)er  vom  Beginn  bes  jabres  1909  an  nur  nod)  als 
1909  Hr.  1,  2  u.  f.  f.  be3eid)net  werben. 

Die  Humerierung  nadp  bem  piat3,  ber  jebem  Beft  in  ben  „Reiben" 
ber  Volhsbüd)er  3ugewiefen  wirb,  bleibt  baneben  befielen.  Dod) 
finb  (Difeverftänbniffe  nid)t  3U  befürd)ten,  ba  bie  Reil)ennummer  immer 
aus  2  3iffern  befte^en  mufe,  3.  B.  II.  17  =  17.  Beft  ber  II.  Reibe, 
III.  6  =  6.  Beft  ber  III.  Reibe  u.  f.  w. 


einbanÖÖed^en  betreffenÖ.  Die  im  vor.  ]abre  veranftaltete 
Umfrage  fanb  nur  eine  fd)wad)e  Beteiligung.  Id)  mufjte  besbalb  ba-- 
von  Rbftanb  nebmen,  für  1908  einbanbbe*cn  3U  2  Balbjabresbänben 
anfertigen  3U  laffen.  3u  ben  einzelnen  Reiben  werben  Ded^en  ausge= 
geben,  fobalb  eine  Reibe  abgefd)Ioffen  ift. 

11908  OM.j. 


Die  Ausgrabungen 
in  paläftina  unb  bas 
Fllte  Ceftament    ^ 

cg3  c^  Von  Profefjor  Cic.  Dr. 
löugo   Grefemann^Berlin 


1. — 5.  'Caufenö 


C0  (0)  C^  C0  C^  0Z9  SSO  ^1 C0  CS9  C0  C09  C29  !S  CS  GZ]  £S9  GZ) 

|^eligion5gefd)id)tlid)e  Volhs= 
büd)er  für  bie  öeutjd^e  djrijtlidje 
Gegenwart.  III.  Reil^e,  10.  ßeft.  szs  a» 
(29  ee9  Berausgegeben  von  D.  tl^eol. 
friebrid)    (Didjael   6cl)iele  =  'Cübingen 

Tübingen  1908.       Verlag  von  ].  C.  D.  (Dol^r  (Paul  Siebech) 

(zgezseeseaezB  623  83(29  ezs^eaoziezseeseessBtssezo  SB  023  ozgezs  629  029GzgG23(asezg  028(29 


Published  September   15,   1908. 
Privilege    of    Copyright   in   the   United  States    reserved   under    the    Act 
approved  March  3,   1905    by  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  Siebeck),  Tübingen. 


Rlle  Redete,  einfdpliefelid)  bes  Ueberfetsungsredpts,  vorbelpalten. 


Drud^  von  B.  Cciupp  jr  in  Cübingen, 


(Einleitung. 

n)ir  leben  im  Zeitalter  öer  (Entöcdiungen.  Hlit  öer  Kraft  öcr 
(EIektri3ität  be3U3ingen  roir  5ie  (Erbe  unb  bas  ITIeer,  init  Ballon  unb 
$Iugmafd)ine  erobern  roir  bas  Reid)  ber  £uft,  mit  bem  Rie)entele= 
fkop  3ät)Ien  roir  bas  f}eer  ber  Sterne.  So  entbe&en  roir  aud)  (öe= 
fd)id)te.  (Banse  3al)i^^unberte,  eben  nocf)  ins  Dunkel  ber  üergeffen= 
i)eit  gel)üllt,  roerben  je^t  com  Sonnenftrat}!  ertjellt  unb  3nl)alt  bes 
Berou^tfcins.  Dölker,  bie  im  Strubel  ber  3at)rtauienbe  fpurlos  Der= 
fd)rDunben  ju  fein  fd)ienen,  taud)en  roieber  ans  £icf)t.  3I)re  J^äufer 
unb  Burgen,  i{)re  Hempel  unb  (öötterbilber,  ii)re  (Eonioaren  unb 
Spielseuge,  ii)re  Sd)muöiiad)en  unb  Hmulette,  ii)re  Sci)riften  unö 
(Befe^e,  kurs  itjre  Kultur  liegt,  faft  fo  leibtjaftig  roie  einft,  uns  üor 
Hugen:  f^a&e  unb  Spaten  bes  (Bräbers  finb  ber  Sauberftab  getoefen, 
ber  fie  bem  Boben  entlockt  ):iat.  Die  (Bejd)id)tsu)iifenfd)aft  ift  barum 
in  einem  geroaltigenUmjdjtDung  begriffen.  3{)ri}ori3ont,  oor  fünf- 
3ig  3at)ren  nod)  burd)  bas  Zanb  ber  E}eIIenen  begrenst,  tjat  ftd)  be= 
trädjtlid)  erroeitert:  ber  Dorbere  (Orient,  dou  Kleinafien  bis  Babi)= 
lonicn  unb  barüber  l)inaus,  Don  Si}rien  bis  na6)  flegi)pten  unb 
Sübarabien,  get)ört  je^t  mit  3U  bem  (Bebiet,  bas  il)rer  Hrbeit  an= 
oertraut  ift,  unb  über  bas  crftc  3o^i;taufenb  t)inüber  rci^t  I)eutc 
unfere  Kunbe  bis  ins  britte  unb  uicrte  3urüdi. 

Dier  gro^c  Kulturkreifc  finb  im  oorberen  ©rient  an3unet)men. 
Das  crfte  Zentrum  bilbet  Babi^Ionien,  mit  bem  Hffi^rien  als 
bas  jüngere  unb  Don  xfyn  ab!)ängige  Reid)  3ufammengefa^t  roerben 
barf.  1842  begannen  bic  5i^an3ofen  bie  Husgrabungen  3U  Hinioe 
unb  bct)nten  fie  balb  auf  bie  Ruinenf)ügel  Sübmefopotamiens  aus. 
Heben  it)nen  roarcn  bie  (Englänber  tätig.  Später  folgten  bie  Hme= 
rikaner,  unb  l)eutc  graben  aud)  toir  Deutfd)en  in  ixin  Reid)sl)aupt= 
ftäbten  Babr)lon  unb  flffur.  Die  Hufbe&ung  ber  berüt)mten  pro= 
3cffionsftra^e,  bie  Don  Babt)lon  nad)  bem  gegenüberliegcnben 
Borfippa  füt)rte  unb  mit  prad)tDollen  3iegelreliefs  gefdjmüdit 
wax,   unb  bie  (Erforfd)ung  bes  neuial)rsfeftl)aufes  für  b^n  (Bott 


flffur  ijt  unjer  tDerfe.  Saufenbe  unb  flbertau[enöe  üon  (Iou= 
tafeln,  bereu  Sd)rift  fd)on  bie  oorige  (Beleljrtengeneration  mit  be= 
tDunbernsroertem  Sdjarffirtn  enträtfelt  I)at,  Joba^  man  Uc  fjeute 
lefen  unb  überfei^eu  fiauu,  ftnb  3utage  geförbert  unb  geben  uns 
Huffd)Iu^  über  bie  poIiti)d)e  unb  religiöfe  (Befd)id)te,  über  bas 
öffentlid)e  unb  prinate  £eben,übertDiiJenjd)aft  unb  3urispruben3 
Babr)Ioniens,  flfft^riens  imb  ber  von  il)nen  beeinflußten  DöIFier 
im  Dorberen  ©rient.  'Da3u  gefellen  fid)  alle  bie  anberen  5ii"ö^. 
bie  uns  Dorne!)mIid)  über  bie  €ntrDi&Iung  ber  religiöfen  unb 
profanen  Künfte  bele!)ren.  (Es  ift  I)eute,  loie  es  fd^eint,  enb^ 
gültig  ent[d)ieben,  ba^  bie  Babrjlonier  einen  großen  H^eil  itjrer 
Kultur  unb  Religion  bzn  Dor  itjnen  im  Zanb^  anfäifigcn  Sumerern 
Derbanf?en;  uon  il]nen  Ijaben  fie  cor  allem  aud)  bie  $d)rift,  bie  bem 
£autbeitanb  ber  femitifd)en  Spradje  roenig  angemeffen  ift,  unb  Diele 
£eI)nroörter  übernommen.  Hber  mögen  bie  Sumerer,  bie  keine 
Semiten  toaren,  immerl)in  bie  £ei)rmeifter  ber  Babi]Ionier  geroejen 
fein,  [o  I)aben  roir  bennod)  ein  Red)t,  biefe  Kultur  babplonijd}  3U 
nennen  nadi  bem  Dolk,  bas  ifjr  toeItgefd)id)tIid)er  Präger  getoor= 
ben  ift. 

Das  Zentrum  bcs  3U)citen  Kulturkreijes,  ber  ben  oorbercn 
®rientum)pannt,  bilbet  ficgi^pten.  Die  (Entbediung  feiner  flntihe 
beginnt  mit  ber  fran3Öfifd)en  lllilitäreypebition  Bonapartes.  Heben 
ben  5ran3ofen  unb  ^nglänbern  beteiligte  fid}  fd)on  Preußen  unter 
5riebrid)  IDilljelm  IV.  erfolgreid)_an  ber  (Erfor[d)ung  ber  ägi}p= 
tijd)en  ITtonumente.  Hus  neuefter  öeit  finb  cor  allem  bie  beutfdien 
Husgrabungen  auf  bem  pr^ramibenfelb  con  flbufir  am  Kanb  ber 
Satjara  3U  nennen.  Die  Sunbe,  bie  überall  3ablreid)  3utage  geförbert 
unb  im  U)üftenfanbe  rounberooll  konjeroiert  finb,  ^aben  uns  u)eit= 
I)in  Belel}rung  über  bie  Kultur=  unb  Religionsgefd)id}te  flegpptens 
oerfdjafft.  (Db  bejjen  Anfänge  mit  Babt}lonien  irgenbujie  3U= 
fammenl)ängcn,  ift  ein  bis  l)eute  ungelöftes  Problem.  Bei  mand|er 
Hebereinftimmung  im  einseinen,  bie  auf  eine  ioed){elfeitige  Beein= 
fluffung  l)inu)eift,  finb  bod}  bie  Unterfdjiebe  3rDifd)en  beiben  Kulturen 
fo  groß,  ba^  man  3unäd)ft  beffer  tut,  jebe  für  fid)  gefonbert  3U  be= 
trad)ten,  ftattaus  beiben,  ober  gar  aus  einer,  eine  allgemeine  „alt= 
orientalifd)etDeltanfd)auung"  3U  konftruieren,  bie  mel)r  auf  pl)an= 
tafie  als  auf  tlatjadjen  berul}t.  Xlaä]  berfenigen  (Il)ronologie,  bie 
Ijeute  ben  meiften  flnfprud)  auf  SuDerläjfigkeit  erljeben  barf,  reicf)en 
bie  älteften  babi)lonifd)en  Denkmäler  bis  etrca  2800  0.  (Il)r.  3urü*, 
toäl)renb  roir  über  bie  ägnptifdje  (Befd)id)te  IXadjrid^ten  bis  ettoa 
3300  D.  dljr.  befil5en. 

Heben  bm  Babr^loniern  unb  ben  flegi)ptern  fd)eint,  DieUeid)t 
gleid)3eitig  unb  felbftänbig,  u)al]rfd)einlid)  aber  crft  jpäter  unb  Don 
iljnen  abl)ängig,  ein  brittcr  Kulturkreis  ejiftiert  3U  tjabcn,  in  bcjfen 


lUittelpunfet  bas  Reid)  öer  f}etl){ter  \tanb,  babt]Ionifd)  Chatti 
genannt.  Die  Ausgrabungen  liahm  boxt  eben  erjt  begonnen. 
Bogba3  =  fiöi,  fünf  äagereifen  öftlid)  Don  flngora  in  Kleinafien, 
touröe  1906  üon  öem  Berliner  profejjor  i}ugo  IDindiler  öurd)= 
forfd)t  unb  lieferte  in  &ur3er  3eit  2500  Brud)ftücke  von  tEontafeln, 
öic  burdi  eine  umfangreid)e  Kampagne  1907  nod)  Dermel)rt  finö. 
Aus  iljnen  liaWn  wie  \d\on  gelernt,  öa§  Bogt}a3=köi  einft  djatti 
t)iefe  unö  öie  i^auptftaöt  öer  Chatti  roar.  Die  (lontafeln  jinö  3um 
(teil  in  babi)Ioniid)er,  3umQ^eiI  aber  in  t)ett)iti]d)er  Sprad]e  gejd)rie= 
ben,  öeren  (Ent3ifferung  bis  I]eute  nod)  nid)t  Doll3ogcn  ift.  Das  üolk 
öer  f^etl/iter  tritt  3um  erften  ÜTale  um  1800  d.  dfjr.  ins  £id)t  öer 
(5efd)id)te :  if)r  Hngriff  roar  öie  Urfadje  für  bas  (£nbt  ber  erften 
babi)Ionifd)en  Di]naitie,  beren  mittelfter  König  ber  Diel  genannte 
öefetjgeber  f}ammurabi  geroefen  ift.  Um  1400  d.  (If)r.  tjaben  fic 
niefopotamien  unb  Hfft^rien  inne.  Hus  biefer  öeit  ftammen  bie  clon^ 
tafeln,  bie  uns  fluf)d)Iu^  über  bie  bamaligcn  poIitiid]cn  unb  reli= 
giöjen  Derl]ältnifie  bes  oorberen  (Drients  oerfpredjen.  Sie  l\ahcn 
uns  3.  B.,  3um  erften  ITTal  in  Keil)d)rift,  brei  inboperfiidje  (Bötter 
ITTtttjra,  üaruna  unb  3nbra  als  bie  (Bottfjeiten  ber  (It)arri,  bie  man 
mit  bem  biblifdjen  VoVa  ber  J)oriter^)  ibentifi3ieren  loill,  kennen  ge= 
Icljrt.  Sie  reben  aud)  von  btn  iläni  cha-bi-ri,  bzn  „I]ebräiid)en 
©Ottern",  unb  geben  bamit  bm  erften  urhunblid]en  Beroeis,  ba^ 
bie  i}ebräer,  bie  Dorfab/ren  ber  3sraeliten,  polntl/eiften  cöaren.  Da 
öie  Ijetl)itifd)e  Kultur,  als  bereu  DorneI)mften  (Beltungsbereid)  man 
flnatolien  be3eid)ncn  barf,nod)  nid]t  beutlid)  mit  t^önben  3U  greifen 
ift,  fo  mu^  fie  für  unfcren  Srcedi  au^er  flnfa^  bleiben. 

flu  Dierter  Stelle  märe  biejenige  Kultur  3U  cru)äl]nen,  bie  man 
3uerft  bei  ben  Ausgrabungen  in  üroja,  lKi)l?ene,  auf  Kppros  unö 
überljaupt  auf  bcn3n[eln  unb  an  beuKüftcn  bes  ägäijdjen  llleercs 
honftatiert  l)at  unb  bie  man  barnad}  als  bie  mi}keuiid)c  ober 
ägäifdje  Kultur  3U  benennen  pflegt;  bod)  barf  Ijeute  Kreta  mit 
feinen  IDunbern  bie  erjte  Stelle  beanfprudjen.  Da^  biefe  Kultur 
irgenbiDie  mit  ber  orientalifd}en  3ufammenl}ängt,  barf  ü3ot)l  als  ^md' 
fellos  gelten,  bie  ftrittige  $rage  ift  nur,  coo  bie  (Originalität  unb  wo 
bie  flbljängigkeit  3U  fudjen  ift.  (Es  fdjeint,  roenn  man  b^n  Dorläufigen 
Staub  ber  5orfd)unq  3ufammenfaffcn  barf,  als  ob  bie  urfprünglid) 
aus  bem  OJrient  ftammenbe  Kultur  fd]on  in  uralter  3eit  3U  ben 
(B6ied)en  gekommen  ift  unb  bort  unter  günftigen  Umftänbcn  eine 
eigenartige  unb  kraftüolle  IDeiterentröiAIung  erlebt  Ijat,  ba^  fie 
bann  aber  3um  (Drient  3urüd?gekel)rt  ift  unb  nun  il)rerfeits  bie 
Kultur  bes  oorberen  flfiens  unb  aud)  Hegi]ptens  beeinflußt  l]at. 


1)  Sic  tDcrben  als  öie  Ureinroofjncr  üon  (Eöom  erroöbtit.    I.  ITIofc 
14,  6  ;  36,  20. 


Da  foId)c  Spuren  mi^ftenijdjcn  (Einfluffes  in  paläjtina  bist)cr  fid)cr 
nur  in  öer  Keramili,  auf  öem  (Bebietc  öer  Soninaren,  aufgescigt 
jinö,  \o  bürfen  roirfür  unfern  3rocdi  aud)  biefen  Kulturpreis  unbe= 
rü(fifid)tigt  laffen.  "Die  Srage,  auf  öie  toir  uns  befdjräntien  unb  auf 
bie  roir  eine  flnttoort  aus  ben  Ausgrabungen  3U  getoinnen  fudjen, 
lautet  bemnad):  tDie  roeit  finb  bie  beiben  großen  unb 
greifbaren  Kulturen  berBabt}Ionier  unbHegppterauf 
paläftinifd)em  Boben  nadjroeisbar? 

tDie  bie  ilontafeln  Don  BogI)a3=Jiöi  unb  anberstoo  nebenljer 
$d)laglid)ter  auf  bie  fianaanitifd)=ifraelitifd)e  (Befd)id)te  roerfen,  fo 
ift  überljaupt  ber  für  paläftina  bebeutfamfte  ßunb  au^erl}alb  bes 
£anbes  gemad^t  roorben.  1887  fanb  man  in  ber  oberägi)pti|d)cn 
Re|iben3ftabt  bes  monotf)eiitif d)en  Königs  flmenopt)is  IV.,  beren 
Srümmer  man  fid)  in  (Europa  geraöt)nt  t)at,  Qiell  Hmarna  3U 
nennen,  ein  Staatsard)iD  üon  etroa  300  auf  Sontafeln  gefd)riebenen 
Briefen.  Sie  finb  an  b^n  ertDÖtjnten  ptjarao  ober  feinen  Pater 
flmenopt)is  III.  gerid)tet,  ftammen  alfo  aus  ber  Seit  um  1400  d.  dtjr, 
flud)  Sd)riftitüd?e,  bie  anbersroo  entbedit  finb,  aber  benfelbeu 
dfjarakter  tragen  unb  berfelben  periobe  angeijören,  pflegt  man 
bistoeilen  nad)  cEell  Hmarna  3U  be3eid)nen,  ebenfo  roie  man  bas  15. 
3at)rf)unbert  (Eell  Hmarna3eit  nennt.  Da  als  flbfenber  bie  Könige 
ber  Ejettjiter,  Babtjlonier,  flffprer,  bie  Dajallen  in  St|rien  unb  palä= 
ftina,  unter  iljnen  ber  5ürft  Don3erufaIem  (urusalim),  erfdjcinen,  fo 
crfaljren  röir  aus  biefen  Briefen  mand^erlei  über  bie  poIitijd)en  3u= 
ftänbe  im  Dorberen  flfien  unb  ipe3iell  in  paläftina.  Uns  intereffiert 
l)ier  Dor  allem  bie  eine  dat)ad)e,  ba^  bie  of fi3iellen Sdjreiben  ber  Dajal= 
lenfürften  an  i^ren  ägi^ptifd)en  £ei)nst)errn,  toic  übertjaupt  allebiefe 
Briefe,  toeber  in  ber  £anbesfprad)e  bes  Hbfenbers  nod)  in  ber  bes 
(Empfängers,  fonbern  babi]Ionifd)  abgefaßt  finb.  Babplonifd)  roar 
folglid)  bamals  bie  Diplomatenfpradje  bes  oorberen  (Drients,  toie 
Dor  einem  3at)rf)unbert  bas  5ran3Öfifd)e  in  (Europa,  flud)  bie  I}ett)i= 
tifd)en  Könige  bebienten  fi^  bes  Babr]Ioni)d}en  in  il)rem  Derkeijr 
mit  bem  ägt}pttfd)en  „Bruber".  Da  bas  Babi)Ionifd)e  biefen  (Erfolg 
geröife  nicijt  um  feiner  Ieid)ten  (Erlernbarkeit  roillen  errungen  i)at, 
fo  muffen  roir  anneljmen,  ba^  Babi]Ionien  bamals  fd)on  feit  längerer 
Seit  einen  großen  (Einfluß  auf  bas  oorbere  flfien  ausgeübt  tjatte 
unb  immer  nod)  ausübte,  tro^bem  bie  Hegi)pter  nominell  nod)  bie 
Jjerrfd)aft  befa^en. 

Die  tDiffenfd)aftIid)e  5orfd)ung  bes  fliten  (leftamentes  t)at  fid) 
feit  einem  3at)r3el)nt  baxan  getoöt)nt,  bie  israelitifd)c  £iteratur  unb 
Religion  nid)t  mel)r  aus  fid)  allein  l)eraus  3U  üerftel)eu,  fonbern  fie 
aus  ber  überlieferten  3follerung  3U  befreien  unb  mit  bm  uns  be= 
kannten  Literaturen  unb  Religionen  bes  oorberen  flfiens  in  3u= 
fammenl)ang  3ufe^en.  Da  l\ahen  roir  immer  roicber  bie  überrafd)enbc 


Bcobad)tung  madicniftönnen,  tote  jtarJt  gcrabcBabtjIonien  auf  3srael 
getoirfit  l}ahzn  mu^.  Die  Hbljöngigkctt  3sraels  von  Babi^Ionien 
i|t  fo  augenfdjeinlid),  öafe  fic  fjeutc  nid)t  mel)r  crnftlid)  be3rDeifeIt 
toeröen  Itann.  Strittig  ift  nur  öas  X\la^  öer  Hbijängigheit  ober  öas 
Xfia^  öer®riginalität,  Öie3sracl  tro^  allebcm  3ugcfd)rieben  roeröen 
mufe.  Hegt}pti[d)e  dinflüffc  finö  im  HIten  Uejtamente  3töar  aud)  Ron= 
ftatiert  tDoröen,  aber  nur  in  |o  Der[d)rDin6enö  geringem  ITTa^e,  ba^ 
|ie  mit  öenen  Babr)Ioniens  gar  nid)t  oerglid)en  meröen  können  unö 
faft  unbead)tet  geblieben  finö.  IDir  fte^en  nod)  mitten  in  öer 
Arbeit  an  öiefer  Karöinalfrage  unöbemütjen  uns,  öie  Elemente 
öer  £iteratur  unö  Religion  3sraels  auf  ifjren  Urfprung  3urüöi3u= 
fütjren,  3U  unterfudjen,  ob  fie  eint)eimifd)er  oöer  frcmöer,  oor  allem 
ob  fie  bubr)Ionijd)er  oöer  ägt}ptifd)er  f)erhunft  finö,  übcrt)aupt  öie 
Perfled)tung  3sraels  in  öen  Doröeren  Ö)rient  Iilar3uf teilen.  Bisljer 
toaren  roir  auf  öie  £iteratur  öes  fliten  S^ejtamentes  allein  angc= 
toiefen,  öie  an  Quantität  fet)r  öürftig  ift,  roenn  fie  freilid)  aud)  an 
(Qualität  öie  Huslefe  öes  Beften  fein  öürfte  oon  öem,  roas  öie 
israelitifd)=iüöifd)en  Sd)riftfteIIer  gefdjaffen  Ijaben.  ITunfjaben  roir 
öurd)  öie  Husgrabungen  in  paläftina  felbft  ein  neues  unö  reid)es 
ITIaterial  geroonnen,  öas  geraöe  3ur  £öfung  öes  aufgeroorfenen 
Problems  oiel  bei3utragen  imftanöe  ift.  ®brooI)I  man  kaum  an= 
gefangen  Ijat,  es  3U  oerarbeiten^),  ift  es  öennod)  unfere  Pflid)t  unö 
unfer  IDunfd),  ein  möglidjft  großes  Publikum  für  öie  Huffd)Iüffc 
3U  intereffieren,  öie  mir  dou  öortljer  bereits  empfangen  I)aben  oöer 
nod)  ertoarten  öürfen.  Denn  fie  öienen  nid)t  allein  3ur  ^teuöe  öes 
{)iftorikers,  öem  nur  öaran  gelegen  ift,  öas  gefd)id)tltd)e  tDeröen, 
Blüljcn  unö  Sterben  eines  Dolkes  miterlebenö  3U  nerfteljen,  fonöcrn 
aud)  3ur  Befrieöigung  aller  öerer,  öie  über  öieHadjridjten  öer  Bibel 
l}inaus  in  öie  Kultur,  öen  (Beift  unö  öie  Religion  3sraels  tiefer  unö 
tiefer  einöringen  möd)ten,  um  fid)  über  öie  5unöamente  unferes 
eigenen  (Beifteslebens  ein  öeutlid^eres  Urteil  3U  bilöen.  lOir  finö 
nun  einmal  mit  öem  Dolkc  öer  3uöen  aufs  engfte  oerknüpft,  unö 
folange  öas  fllte  Q^eftament  üon  uns  gelefen  roirö,  roeröcn  tnir 
freuöig  begrüben,  roas  3U  feiner  flufl)ellung  beiträgt. 

I.  (5efd)id)te  6er  Husgrabungen. 

Der  paleftine  (Exploration  5unö(öer  cnglifd)epaläftinaDcrein) 
fd}idite  im  3al)re  1890  öen  öurd)  feine  Ausgrabungen  in  Hegi^pten 
fd)on  bekannten  Slinöers  petrie  nadi  paläftina  mit  öem  Auftrag, 

1)  3u  nennen  ift  nur  Bensinger:  flrdjäologic,  2.  Auflage, 
(Eübingen  1907.  —  Dinccnt:  Canaan  d'apres  l'exploration  r^cente. 
Paris  1907. 


öie  alte  in  bcr  3o[uagcjdjid)tc  ertDÖfjnte  pfjilifterftaöt  £ad)ts 
toieöer  aus3ugraben.  Die  moberneCDrtfdjaft  umm  läkis  fcfjien  beu 
Hamen  beroaljrt  311  !)aben,  toie  öie  in  beu  IIät)c  befinblid^e  chirbet 
'adschlän  auf  ÖQs  antike  (£gIon  l)inu)ies ,  bas 3o}ua  tuie  f}ebron  unb 
£ad)is  eroberte  (3ojual0ö) ;  ba  aber  beibeRuinenftätten  nid) tsüer= 
fprad)en,  iüanbtefid)PetricbemDerI}eifeungsoolIerenHad)barI)ügeI 
teil  el-hasi  3U.  IDätjrenb  dschebel  ber  geiööf)nlid)e  arabifd)e  flus= 
bru&  für  ben  natürIid)enBergift,tüirb  bas  tDort  teil  aus}d)lieöltd} 
auf  bie  künftlid)en  Ruinenl)ügel  befd)ränf?t,  bie  aud)  bem  Huge  bes 
£aien  unoerkennbar  finb.  "Die  breite  ®berfläd)e,  bie  fd)arfkantigen 
profilierten  Räuber,  bie  terraffenförmig  abfallenben  t)änge,  bie 
bisiüeilen  aus  bem  Sdjutt  aufragenben  illauerrefte ,  bie  SiiÜQ  ber 
überall  üerftreuten  (Ionfd)erben  üerraten  auf  bcn  erftcn  Blid'>,  ba^ 
I)ier  eine  Stobt  begraben  ift,  bie  ber  fiuferfteljung  I)arrt.  IDer 
einen  Qlell  gefeljen  l}at,  kennt  fie  alle.  Petrie  täufdjte  fid)  nid)t.  (Er 
konnte  in  teil  el-hasi  adcjt  übereinanbcr  lagernbe  Sdjidjten  feftftellcn, 
bie  minbeftens  ebenfo  oielen,  roenn  nid)t  nod)  mcbr  Stäbten  ent= 
fprad)en.  Sein  Had)f olger  S^-'^i^erid?  3ones  Blifj  riollenbete  1892 
bie  bortigen  Husgrabungen,  freilid)  oljnc  mel)r  als  ein  Drittel  bes 
niells  3U  burd)for|d)en  unb  oljne  beffen  3bentität  mit  £ad)i3  fid)cr 
3U  bemeifen.  3iTnnerI)in  ift  fie  iDat)rfd)einIid) ,  ba  ein  I)ier  gefun= 
bener  Brief  sroeimal  einen  geroiffen  3imriba  crraäl^nt ,  oon  bem 
roir  aus  ben  Q!eII=Hmarnabriefen  tuifjen ,  ba^  er  ©ouDcrneur  üon 
£ad)is  toar. 

Der  nad)benklid)c  £efer  loirb  fragen,  luie  es  möglid)  fei,  ad)t 
üerfd}iebeue  Sd}id)ten  3U  erkennen,  fjötte  er  (Belegenljeit  ein 
flusgrabungsfelb  3U  befudjen,  fo  roürbe  er  bicfe  S^(^Q^  i^od)  uiel 
bringlid)er  töieberljolen,  ba  er  eine  Sd)id)tung  im  allgemeinen  nidjt 
röal)r3unel]men  oermag ,  fonbern  nur  eine  ein3ige  unterfdjiebslofe 
Htaffe  Don  Steinen,  Sd)utt,  Htauerreften ,  cEonfdjerben  unb  (Erb= 
I)auf en ,  bie  fdjcinbar  roirr  unb  regellos  burdjeinanbcr  unb  über= 
einanber  lagern.  3»^  biefen  IDirru)arr  kann  )uir  ber  aufgrabenbc 
5orfd)erfelbft0rbnung  bringen,  berfcineDiagnofe  auf  (Brunb  ber 
5unbe  in  bm  üerfdjiebenen  Sd)td)ten  mit  unffenfd)aftlid}er  (Benauig= 
keit  gemad)t  Ijat.  f^ier  I]at  er  3.  B.  nur  5euerfteinn)erk3euge  unb 
Bron3egeräte  konftatiert,  aber  keine  Spur  uon  difen.  Dort  l}at  er 
nur  bemalte Q!onfd)erben,  aber  keine  eingeritten  Dekorationen  cnt= 
bedxt  IDieber  anbersroo  U3ed)felt  plöl^lid]  bie  Baukunft:  bie  Steine 
finb  in  bm  tiefer  IicgenbenSd)id)ten  anbers  beljauen  als  in  bcn  obc» 
ren  ober  bie  Siegel  lucrbenbcffcr  gebrannt.  3nbcm  er  nun  bieüer= 
fd)iebenen  Beobaditungen  uerknüpft,  treten  für  fein  flugc  balb  bie 
d)arakteriftifd)cn  llTerkmale  t}erüor,  bie  etroas  als  3U  einer  be= 
fttmmtcn  ,,S(^id)t"  geljörig  becoeifen.  3ft  bas  gcfd)cl)cn,  bann 
kommt  bie   fd)U)ierigere  Aufgabe ,  nömlid)  bie  fo   geiuonnenen 


$(f)id)ten  3U  öatieren.  Hm  einfadjften  iftöie  Datierung,  toenn  matt 
eine  3nid)rift  finöet,  öie  felbft  öatiert  ift.  Damit  ift  öie  Seit  öer 
betreffenben  $d)id)t  genau,  öie  öer  oor!)ergel)enöen  unb  nad)foI= 
genöen  unge[äl]r  bejtimmt.  Da  bei  6en  Husgrabungen  in  Paläftina 
bisl)er  roenig  3nfd)iiftlid)es  3U  Hage  geförbert  ift,  fo  Ijatman  fid) 
nad)  einem  anberen  Hilfsmittel  umgejetjen  unb  in  ber  (Beid)id)te 
ber  Honmaren  einen  Sd)IüffeI  für  bie  (It)ronoIogie  ber  Sd)id)ten 
konftruiert.  ttXit  {}ilfe  ber  Kcramih  außerhalb  paläftinas,  in  bem 
benad)barten  flegi]pten  unb  Dorberen  flfien ,  unb  ber  für  fie  feft= 
fteljenöen  dtjronologie  ift  es  gelungen ,  aud)  bie  in  paläftina  ge= 
funbenen  SontDaren  ungefätjr  3U  batieren.  jebe  neue  Husgrabung 
I)at  bie  3unäd)ft  nur  l)i]potbetifd)  uermuteten  Hnfä.^e  teils  beftötigt 
teils  reoibiert,  foba^  immerl)in  ein  geraiffer  (bxab  von  Sid)er!)eit 
erreidjt  ift. 

(EbenfaUs  in  ber  pljiliftäifdjen  Septjela,  bcn  niebrigen  Dor=^ 
bergen  bes  juböifdjen  E)od]Ianbes  3ur  Küftenebene  I)in ,  liegen  bie 
oier  J)ügeP)  —  fiur3U3eg,  UDcnn  aud)  ungenau,  als  bie  oier 
Sept)ela!)ügel  sufammengefa^t  —  bie  gemeinfam  üon  13Ii^ 
unb  ITlacalifter  1898-1900,  toieberum  im  Huftrage  bes  paleftine 
(Erploration  5unb,  ausgegraben  finb.  Don  ben  oier  Ruincnftätten 
iff  nur  eine,  ber  teil  sandahanne,  ber  feinen  Hamen  nad)  einer  je'^t 
3erftörten  Kird)e  non  St.  Hnna  füt)rt ,  a)abrfd)einlid)  mit  einem 
biblifd)en  ®rt  3U  ibentifi3ierGn  :  mit  bem  öfter  eru}äi)nten,  aber 
unbebcutenben  üTarefa.  Kurs  nad)bem  bie  (Englänber  it)re  Hus= 
grabungen  beenbet  l)atten,  f  anöen  nämlid)  bie  eingeborenen  Hraber, 
bie  leiber  nid)t  nur  (]ier,  fonbern  überall  im  £anbe,  uon  ber  Sammel= 
u)uteuropäifd)ertIouriften  unb  amerikanifdierllabobs  angeftad)elt 
unö  burd)  bie  eigene  F)abgier  nerlo&t,  nad)  oerborgenen  Sd)äf3en 
fud)en  unb  bie  ^rbc  burct)röüt)Ien,  gegenüber  bem  genannten  Q^ell 
r!erfd)iebene  roegen  ber  gut  ert)altenen  lUalereien  l)od)intercffante 
(Bröber.  Hus  bereu  3nfd)riften  gel)t  t)erüor,  bafj  fie  3U  ber  Staöt 
lllarefa  gel)örten. 

?)kx  t)at  öerd)riftlid)c Ha mc sandahanne  benaltcinl)eimifd)en 
TTTarefa  oerbrängt ,  U3äf)renb  coir  bei  bcn  brci  übrigen  (Teils  Der= 
gebens  nad)  einer  (Srldörung  für  bie  IPat)!  bes  I)eutigcn  Hamens 
fud)cn  unb  einer  3bentifif?ation  mit  pl)ili|täifd)en  ®rten  ratlos 
gegenüberftel]en.  (BIüd?Iid)ercDeife  finb  toir  in  Paläftina  nid)t 
immer  fo  übel  baran,  ba  bie  Hamen  3cit)rtauienbe  I)inburd)  bis= 
tDeilenfaft  unoeränbert  betoaI)rt  finb,  tüie  enlia(3erid)o),b»'t  lahm 
(Betlet)em),  razze  {(ba^a).  Huf  biefer  (Iatfad)e  bcrut)t  es,  ba^  nod) 
alliät)rlid),  befonbers  in  entlegenen  (Begenöen,  bisl)er  unbekannte 


1)  Sie  l,>i9cn:    teil    cs-safi,    teil    zakarije,  teil  ed-dschudeidc,  teil 
sandahanne. 


</ 


Hamen  entbeut  toeröcn,  btc  über  eine  antiFie  (Drtslage  ungealjntcs 
£id)t  Derbreiten.  Hm  gefät)rlid)ften  finö  öiejenigen  moöernen 
Hamen,  öie,  roie  es  fdjeint,  an  eine  Staöt  öes  HItertums  anMingen, 
tDötjrenö  öie  £age  ober  öie  311  iijnen  gel^örenöen  Ruinen  i^rer 
gan3en  Befd)affen^eit  nad)  nid)t  öaju  pajfen.  So  i|t  es  mit  bem 
bereits  erroätjnten  ummläkis,  öas  ot)ne  ^roeifel  an  £ad)is  erinnert, 
beffen  Hefte  jebod)  na6)  bm  Hnterfud)ungen  Petries  nid)t  über  bie 
römifcfje  Seit  I)inausreid)en.  3n  |oId)en  5äUen  müfjen  toir  an= 
netjmen,  bofe  man  nad)  einer  3er|törung  ober  Deportation  bie 
Stabt  an  einem  anbern  etroas  entfernteren  (Drte  roieber  aufgebaut, 
aber  ben  alten  Hamen  beibel)altenl)at,  roie  esim(Drientnad)rDeis= 
lid)  mit  Kairo,  bei  uns  mit  £übe&  gejd)el)en  ift. 

Xla&i  einer  paufe  begann  ber  paleftine  (Ej:pIoration  Sunb 
von  neuem  feine  Husgrabungen  in  ber  Sepljela.  ITTacalifter  trug 
einen  Seil  bes  teil  dschezer,  ungefäi)r  Ijalbroegs  3rDif(^en  3affa 
unb  3erufalem,  ab  unb  DoUenbete  1902—05  prooiforifd)  feine  flr= 
beit.  Seit  (Dftern  1907  ift  er  3um  3UDeiten  Hlale  tätig,  um  b^n 
J)ügel  grünblid)  3U  burd}forfd)en.  Die  3bentipation  mit  bem 
biblifdjen  (Befer,  jener  Stabt,  toeldje  bie  ägi)ptifd)e  Königstod)ter 
bem  Salomo  alsTTiitgift  brad)te,  ift  3tDeifeIlos  nidjtnur  toegen  bes 
Hamens,  ben  ber  (Teil  beroaljrt  tjat,  fonbern  aud)  rcegen  eines  bort 
gefunbenen  (5ren3fteines,  ber  ben  Hamen  ber  Stabt  entl)ält. 

So  finb  burd)  bie  eifrigen  Bemüt)ungen  ber  (Englänber,  bei 
b^nm  es  Hnftanbspflid)t  ift,  bie  Ausgrabungen  im  „tjeiligen"  Zanbe 
pekuniär  3U  unterftü^en,  eine  Reitje  pl)iliftäifd)er  (Drtfdjaften  blofe^ 
gelegt  roorben.  tDenn  man  DieIIeid)t  geljofft  Ijatte ,  bies  unbe= 
kannte  Dolk  genauer  fiennen  3U  lernen,  fo  finb  biefe  f}offnungen 
bisljer  nid)t  erfüllt  roorben.  Hlan  I)at  ?ieine  ein3ige  3nfd)rift  ge= 
funben,  bie  uns  Huffd)Iufe  über  bie  Sprad)e  ber  pijilifter  geben 
könnte,  aud)  keine  Hn3eid)en  origineller  Kultur,  bie  biefe  Ration 
Don  ben  3sraeliten  unterfdjiebe.  Had)  bem  jeljigen  Staube  ber 
Dinge  mufe  man  Dielmet)r  bie  Uebereinftimmung  betonen,  bie  in 
jeberf}infid)t  3rDifd)en  b^n  Husgrabungsrefultaten  ber  Septjela  unb 
Horbpalöftinas  l)crrfd)t. 

(Eine  3ronie  ber  IDeItgefd)id)te  I)at  es  gefügt,  ba^  bas  £anb 
ber  3sraeliten  feinen  I)eute  üblid)en  Hamen  ben  (Erbfeinben,  ben 
P!)iliftern,  oerbankt ;  benn  „Paläftina"  ift  nid)ts  anberes  als 
bas  gried)ifd)  geformte  „pi)iliftäa".  Die  pi^ilifter,  bie  als  p-r(l)-s-t 
(pulasti)  3uerft  auf  ägi]ptifd)en  Denkmälern  eru)äl)nt  toerbcn, 
toaren  5i^e>nblinge,  bie  unter  Ramfes  KI.  (um  1200  o.  dfjr.)  aus 
bem  roeftIid)en  Kleinafien  unb  aus  Kapt)tor  (üermutlid}=  Kreta) 
in  Kanaan  einbradjen  unb  fid)  trotj  einiger  Kämpfe  mit  bem  ba^ 
mals  ol)nmäd)tigenpi)araonenreid)in  ber  Sepl)cla  unb  berKüften= 
ebene  nieberliefeen.    flis  bie  3sraeliten  fid)  feftfe^ten,  t)atten  fie 

10 


|id)  lange  gegen  bic  pi)tlifter  3U  tt)e!)rcn  unb  toären  tljnen  faft 
unterlegen,  Ijätte  ntd)t  Saul  als  Retter  bas  israelitt[d)e  Königtum 
als  ein  feftes  BoIIroerli  gefd)affen.  töir  toiffen  nid)t,  3U  toeldjer 
Roffe  öie„Unbefd)nittenen"(öas  iftöer  Sdjimpfnamc  öer  pi)ilijter) 
gcfjörten.  Da  fie  aus  öen  £änöern  5er  mi^^enifdjen  Kultur  ftammen, 
|o  Ijat  man  oerfudjt,  öie  ungefätjr  gleid)3eitig  mit  il)rem  (Einörin= 
gen  in  paläjtina  na^roeisbaren  mt)?ieni[(i)en  (Einflüjfe  auf  il)r  Konto 
ju  fe^en,  u)at)rfd]einlid)  mit  Unred)t ;  öenn  öie  Spuren  mij^enifdjer 
Kultur  finb  bei  öen  Husgrabungen  im  £anöe  öer  pi}ilifter  nid)t 
3al)Ireid)er  3u  (läge  geföröert  als  im  nörölidjen  3srael. 

Das  leljrt  einüergleidjmitöen^unben,  roeldje  öie  3röeimalige 
(Ejpeöition  öer  ©efterreidjer  3U  teil  ta'annak  inöerlTtegiööoebene 
gemaci)t  l^at,  wo  öer  IDienerprofejfor  öer  n;t)eoIogie  Sellin  1902  unö 
1903  tätig  roar,  pekuniär  Don  öer  flfiaöemie  unö  Priuatleuten, 
fac^Iid)  unö  ted)nifd)  dou  öem  in  paläftina  anfä^igen  Baurat  Dr. 
$d)umad|er  unterftü^t.  Die  Staöt  (II)  a  an  ad),  öeren  Hamen  öie 
arabifd)e  Ueberlieferung  \o  treu  becoat)rt  t)at,  begegnet  uns  jd)on 
im  fliten  Hieftament  als  Sejtung  unb  Refiben3  eines  ^anaanitifd)en 
Duobc3fürften  (3ofual2  2]);  bort  rourbe  nad)  bem  Deboraliebe 
ber  (£nt[d)eibungskampf  ber3sraeliten  mit  benKanaanitern  unter 
5ül)rung  Siferas  ausgefod)ten  (Rid)ter  5 19).  Diefe  llreinrDo!)ner 
öes  £anbes,  aud)  flmoriter  genannt,  ge!)örten  ebenfo  roie  bie  3s= 
raeliten  3ur  femitijd)en  Raffe.  Sie  röurben  oon  biefen  ^wav  unter= 
toorfen  ober  r)ernid)tet,  Ijaben  aber  bod)  ben  Siegern  it)re  Kultur 
aufge3töungen.  Denn  fo  roenig  bie  pt)ilifter  eine  felbftänbige  Kultur 
auf3urDeifen  l)aben,  fo  toenig  ift  bas  bei  b^n  3sraeliten  ber  $a\i. 
Hus  ben  5unben  ergibt  fid)  Dielmel)r  bas  Refultat,  ba^  überall, 
im  Horben  roie  im  Silben,  in  berHIegibboebene  roie  inberSepl)eIa, 
bei  ben  J)ebräern  roie  bei  ben  pt)ilijtern  ein  unb  biejelbe  kana= 
aniti|d)e  Kultur  gel)errfd)t  t)at.  Wenn  mir  nid)t  aus  ben  Iiterari= 
fd)en  nad)rid)ten  roü^ten ,  ba^  biefe  beiben  Dölher  in  Paläjtina 
eingetoanbert  finb ,  toürben  mir  es  aus  bm  Husgrabungen  nid)t 
erf(^Iie^en  können :  fo  fpurlos  finb  biefe  (Eroberungen  an  ber  ein= 
l)eimifd)en  Kultur  oorübergegangen.  Die  3sraeliten  unb  biepi)i= 
lifter  l)aben,  oI)ne  (Eigenes  l)in3U3utun,  fid)  einfad)  in  bas  toarme 
Heft  gefegt,  bas  bie  Kanaaniter  fid)  erbaut  l)atten. 

Ülan  I)at  Derfud)t,  auf  (Brunb  anatomifd)er  HTeffung  an  bm 
gefunbenen  Sd)äbeln  eine  nod)  ältere  nid)t=femitifd)e  Beüölherungs= 
fd)id)t  im  £anbe  feft3uftellen.  Allein  biefe  t)i)pott)efe  berut)t  auf 
fo_unfid)eren  (Iatfad)en  unb  einem  fo  geringfügigen  Rlaterial,  ba^ 
toir  fie  bei  Seite  laffen  können.  IDas  uns  roirklid)  Dorliegt,  ift  bie 
ka naanitifd)e  Kultur,  bie  mit  ber  israelitifd)en  iDcfensgleid) 
ijt  unö  fid)  Don  il)r  in  mand)er  I}infid)t  rool)l  graöuell,  aber  nie» 
mals  prin3ipiell  unterfd)eiöet.  3mmerl)in  ift  es  toid)tig,  öie  Unter» 

11 


fcf)iebc  311  bcad)ten,  mögen  fie  and]  nod)  fo  ftlein  fein,  unö  fic  ftets 
im  3u)ammen!)ang  mit  öer  £iteratnr  3sraels  3U  beljanbcln.  Denn 
es  ift  Mar,  6a^  Dinge,  öiefid)  äu^erlid)  DÖUig  gleid)en,  5od}  in  öer 
Huffaffung  imö  Bebeutung,  öie  iljnen  beigelegt  lüirö,  coeit  üon 
einanöer  aba)eid]en  können.  Die[e  oerfd^ieöenartige  löertung,  öie 
iDir  oft  öurd)  öen  blo^icn  Hugenfd)cin  nid)t  erkennen,  erfaljren 
u)ir  bisroeileji  allein  aus  öer  £iteratur.  Da  Palästina  ein  Durd|= 
gangslanö  ift  stuifdien  öen  beiöen  großen  tDeItmäd)ten ,  Babi)= 
lonien  auf  öer  einen  unö  flegt]pten  auf  öer  anöern  Seite ,  fo  tDer= 
öen  töir  non  üorneljerein  nermuten,  öa^  öie  l5anaanitifd)e  Kultur 
aus  ägr)ptifd)en  unö  babnIontfd)en  Beftanöteilen  gemi)d)t  ift. 

löie  tDid)tig  Paläftina  als  3tDifd)enftation  3rDifd]en  flegi)ptcn 
unö  Babi)Ionieu  roar,  öas  leljren  öie  großen  f}eeres=unö^anöels= 
ftra^en ,  öie  Don  einem  tOeltreid)  3um  onöeren  öurd)  öiefes  £anö 
i)inöurd)füt)rtcn.  (Sine  Don  itjnen,  öie_pon  Hegt)pten  I)er  3unäd)ft 
an  öer  Küfte  entlajig  bann  am  Berge  (iabor  oorbei  nad}  Damas= 
kus  imb  3um  dupl/rat  lief,  berüljrte  IlTegiööo,  einft  eine  kana= 
anitifdje  Königsftaöt,  fpäter  Si^  einer  römifd)en  £egion,  öaljer 
£egeon  geI)ei^Gn  unb  I]eute  nod)  chän  el-leildschün  genannt.  Hn 
feinem  Quellbad)  tränken  aud)  je^t  öie  arabtfdjen  Homaöen  ifjrc 
Kamelf]eröen,  vj^nn  fie  uon  Hlefopotamicn  I)er  3um  ägi)ptifd)en 
IDeltmarkt  3ie{)en.  Dort  grub  Baurat  Dr.  Sd]umad)er  1903-05 
auf  Koften  öesDeutfd]enpaIäftina=üercins,  öerDeutfd)en  ®rient= 
gefellfd)aft  unö  öes  Deutfdien  Kaifers  öen  teil  cl-mutesellim  aus, 
öer  öicJ^äufer,  PalöfteunöSeftungsrocrke  ITIegiööos  birgt.  Diefcr 
^ügcl  get)ört  ebenfo  inie  öas  üon  profcfjor  Sellin  ausgegrabene 
iifjaanad)  3U  öem  nörölid)cn  Dorgebirge  öes  famaritanifd)en 
f)od]Ianöes,  3U  öer  baumlofcn,  aber  frud)tbaren  röba,  uieldje  öie 
füölid)e  (Dren3e  öer  (Ebene  non  IlTegiööo  bilöet.  Dicfe  öel)nt  fid) 
roeitljin  mitiljreneriragreiifjen,  üppig  luogenöenKornfelöern ;  öod) 
ift  es  roegen  öer  üielenBödje  unö  Sümpfe  gefät)rlid),fie3upaffieren 
unö  gefunöt}eitsfd)äölid),  fie  3U  beroofjnen.  Darum  krönen  öie  Dörfer 
nod)  gegenroärtig  öie  l^öl)er  gelegenen  Künöcr,  öie  öas  öreied?ige 
$lad)Ianö  umfäumen.  3"  ^tn*  allen  3eit  luar  es  nid)t  anöers,  wie 
öie  IangeReif)e  öcrRuincn!)ügeI  bis  3umKarmeI  bctüeifen,  lauter 
Refiöen3en  öer  Kanaaniter  ;  öenn  fo  uiel  Stäöte  fo  uiel  Könige 
gab  es  öamals  im  £an.öe. 

flbgefel)cn  Don  öen  allcrncuefteu  Ausgrabungen,  öie  Sellin 
bei'rn  es-sultän.öcm  alten3erid)o,  unö  öie  Amerikaner  inscbdstic, 
öem  alten  Samariejt,  begonnen  Ijaben,  finö  nod}  öie  5unöe  3U  er» 
tDÖljnen,  öie  man  teils  auf  teils  in  öer  (Eröe  über  gan3  paläftina 
3erftreut  gemad)t  l]at  unb  öie  —  röie3.B.  öie  präl)iftorifd)en(Drab= 
ftätten  öer  Dolmen  —  unfere  Kenntniffe  nid}t  unbeträd)tlid]  bc= 
rcid)ert  Ijaben.  I^icrljer  geljört  uor  allem  Petra,  eine  ujertöolle 

12 


Sdjapammer  oon  Kultustjeiligtümern.  Da  öie  ®rt|d)aft  rings 
von  i)o{}en,  faft  iin3ugänglid)en  Bergen  eingeid)toffen  ift,  ]o  ift  es 
begreiflid),  baß  fie  3af)rt}unöerte  Ijiiiöurd)  oöllig  DerjdjoUen  roar. 
nad)5em  3uerft  englifdie  unö  fransöfifdje  5or{cf)er  bie  Hufmerk= 
jomkeit  auf  öie  bortigen  HItäre  gelenM  !)atten,  ift  biefeStabt  doU 
märd)en^after  $d)önf)eit  bann  öfter  aufgefudjt  unb  neuerbings 
aud)  ausfüc)rlid)er  befqrieben  röorben.  (Benauere  Kunbe  von  ben 
5elst)eiligtümern  aber  oerbanFien  roir  erft  bm  glän3enben  (tnU 
be&ungen  bes  profeffors  Dalman^),  ber  je^tbas  Deutidje  eDange= 
Iifd)e  3nftitut  für  flltertumsroiffenfdjaft  bes  beiligen  £anbes  in 
jerufalem  leitet.  Die  Stabt,  beren  Harne  im  Altertum  Rekem  ge= 
toefcn  ift,  liegt  etroa  tjalbiöegs  3rDiid)en  Rotem  unb  (lotem  ITieer 
an  ber  (5ren3e  berjenigen  £anb)d]aft ,  bie  im  fliten  aeftamente 
dbom,  in  ber  arabifdjen  Sprad)e  esch-scherä  t)eiBt.  Hid^t  meit 
entfernt  ift  ber  nebi  härün,  ber  Berg,  auf  bem  flaron  geftorben 
unb  begraben  fein  foll.  tDäI)renb  biefe  (Begenb  U30l)l  einft  von  btn 
Rlibianitern  bel)errfd)t  tüorb  unb  I)eute  DonbenHrabernberDoI)nt 
roirb,  ftammen  t)ingegen  bie  uns  aufbetoaljrten  Denkmäler  von 
bem  arabifdjen,  aber  aramöifd)  rebenben  üolk  ber  Habatäer, 
bas  fid)  etroa  feit  300  d.  dljr.  bort  anfiebelte.  Unter  römifdjer 
(DberI)oI)eit ,  befonöers  unter  (Trafan,  ber  105  n.  (I{]r.  felbft  nad) 
Petra  kam,  erfreute  fid)  bie  Stabt  ber  t)errlid)ften  Blüte. 

IDunberbare  (Brabfaffaben  unb  3atilreid)e  J^eiligtümer,  fämt= 
lid)  aus  bem  lebenbigen  Reifen  get)auen  unb  3um  (Teil  in  iljrer  ur= 
fprünglidjen  prad)t  erl^alten,  legen  ein  berebtes  Seugnis  Don  ber 
lHad)t  unb  bem  Reid}tum  bes  Dolkes  ab.  ®btDoI)I  oielfad)  römi- 
fd)C  (Einiüirkungen  3U  konftatieren  finb ,  kann  bod)  kein  3röeifel 
fein,  ba\i  toir  uns  t)ter  im  allgemeinen  auf  rein  femitifd)em  Boben 
belegen.  (Dbrool)!  ferner  bie  i^eiUgtümer  meift  bem  J^auptgott 
Dufares,bem„fierrn  ber  £anbfd)afte5ch-schera",  ober  einer  anberen 
nabatäifd)en  (5ottt)eit  gerDeil]t  finb,  Ijaben  roir  bennod)  ein  Red^t, 
fie  3ur  3Uuftration  ber  Don3sraeI  feinem  (Botte  3abDe  errid)teten 
Jjeiltgtümer  l)eran3U3iel)en.  IDir  bürfen  bas  um  fo  unbebenklid)er 
tun,  roenn  mW  bead)ten,  ba^  nad)  bem  fliten  Qleftamente  3srael 
Dor  feiner (tinroauberung  in  paläftina  mit  ben  ÜTibianitern  eng 
oerbrübert  roar;  benn  ber  Sd)iDiegcrDater  bes  IKofe  roar  ein 
Priefter  ber  ItTibianiter.  Bei  bem  3äl)en,  konferoatiDen  (If)arakter, 
ber  jeber  Religion,  oor  allem  im  (Drient,  anl)aftet,  bürften  bie 
f)eiligtümer  ber  IKibianiter  unb  Habatäer  cinanber  äl)nlid}  ge= 
roefen  fein  unb  fid)  aud)  Don  beneu  ber  3sraeliten  nid)t  feljr  unter» 
fd)icbcn  l)aben.  Denn  bie  Dolksreligion  ber  t)eibnifd)en  Semiten 
get|t,  roie  jeöe  Untcrfud)ung  immer  aufs  neue  bcftätigt,  überall 

1)  Dalman,  pclra  unb  feine  5«lsf)ctligtümer.     £cip3tg  1908. 

13 


auf  biefelben  primitiDcnBräudje,  Riten  unb  (BlaubensDorftellungen 
3urüd?,  tDas  Don  öen  ITtibianitern,  Habatäern,  döomitern,  Hm= 
monitern,  pi)ili)tern,  flramäern,  Hrabern  gilt ,  öas  trifft  öarum 
in  grofeemUmfange  aud}  auf  öie  fianaanitifd)  beeinflußte  Religion 
3sraels  Dor  öer  Seit  öer  propl^eten  3U. 

II.  Die  Iiterarl)i[torijd)en  J^nbe. 

tDas  öen  meiften  Husgrabungen  im  üoröeren  ©rient  eine  t)er- 
Dorragenöe  Bebeutung  oerliefjen  tjat,  öas  Jinö  öie  reidjen  Iitera= 
rifdjen  5unöe,  öeren  IDert  nid)t  Ieid)t  überid)äfeit  roeröen 
kann.  Dennöiefe  gecoäljren  uns  nid)t  nurHuffcf)Iuß  über  öie  Sprad)e 
unö  ii)rc  (Entroidilung,  fie  ermöglidjen  nid)t  nur  eine  genaue  Da» 
tierung  öer  betreffenöen  Sd)id}t  unö  ein  mef)r  oöer  minöer  doII= 
ftänöigesSt}itemöer(If)ronoIogie,  öie  öas  (Berippeieöer(5ef(ä)icE)ts= 
jd)reibung  bilöet,  fonöern  fie  laffen  uns  aud)  einen  tiefen  Blidi  in 
öie  Derfcl)ieöenen  (Bebiete  menfd)Iid)en  (Beifteslebens,  in  öie  gejamte 
Kultur  unö  Religion  eines  Dolkes  tun.  tDas  uns  öurd)  öie  f(f)rift= 
Iici)e  Ueberlieferung  natje  gerüdit  roirö,  ift  überöies  meift  oiel 
Maxex  unö  einöeutiger,  fobalö  man  öie  Sprad)e  DÖIIig  bel)crr)^t, 
als  öie  oft  fetjr  3tt)eiöeutigen  oöer  gar  unDerftänöIid}en  5unöe  a\u 
öerer  Art,  öie  aus  einer  uns  unbekannten  Stufe  öer  Sioilifation 
ftammen  unö  öeren  urfprünglid)er  SroeA  oft  nur  öurd)  Hnalogien 
oermutet  oöer  Don  ferne  geatjnt  roeröen  kann. 

Die  Husgrabungen  in  Paläftina  nun  finö  arm  an  Iiterarijd)er 
Ausbeute  getoefen.  Stellt  man  oon  einigen  roenigen  3nfd]riften  ab, 
öie  auf  Siegeln  unö  Siegelabörü&en  3U  Sage  geföröert  finö,  fo  ift 
öas  Rejultat  analtf)ebräijd)en  3nfd)riften  gleid)  Üull. 
Die  bereits  1880  am  Ausgang  eines  S^Ifenkanals  in  3ßi'iiialem 
entöe&te  Si[oa!)infd)rift,  öie  tDat)rjd)einlid)  aus  öer  Seit  öes  Königs 
I}iskia  um  700  d.  (Ll)x.  t)errüf)rt,  ift  immer  nod^  öie  ein3ige,  öie  auf 
bem  Boöen  paläftinas  gefunöen  ift.  Dies  (Ergebnis,  öeffen  ncga= 
tioe  Seite  keinestoegs  überrafd)t,  ift  immert)in  fel)r  letjrreid)  für 
öiejenigen,  öie  neueröings  öem  alten  3srael  eine  I)öl)ere  3iDiIifa= 
tion  3utrauen  möd)ten,  als  es  geroöljnlid)  ge}d)iel)t.  tDenn  es  im 
Allgemeinen  un3toeifeI{)aft  ijt,  öaß  mit  fteigenöer  Kultur  aud)  ötc 
Sd)reibfeligkeit  n)äd)ft,  fo  ift  it)r  5ßt)Ien  für  ein  3eid)en  geringer 
Kultur  3U  galten.  Das  ftimmt  öurd)aus  3U  öem,  roas  roir  fonft  aus 
öen  Ausgrabungen  in  Paläftina  lernen  ;  man  roirö  öaf)er  nid)t  be« 
I)aupten  öürfen,  öaß  I)lcr  öer  3ufall  fein  Spiel  treibe  unö  öa^  roir 
uns  in  öiefer  Besieljung  auf  gro^e  Ueberra|d)ungen  gefaßt  mad)en 
müßten,  um  fo  roeniger,  als  es  an  literarifd)en  ^unöen  nid)t  gans 
mangelt. 

14 


Sic  finb  allcröings  nidjt  in  f)ebräiid)er,  fonbcrn  fämtlid)  in 
babt}Ioni}d)cr  Sci)rift  unb  babi}Ionifd)er  Sprad)e  Qbge= 
fa^t;  als  lltaterid  rouröen  bemgemä^  (lontafeln  benu^t,  dou 
öenert  man  eine  in  £ad)is,  fieben  (nebjtfünf  Fragmenten)  in  (I!)aa= 
nadi  unb  stoei  in  (Bejer  ausgrub.  Die  sioei  dontafeln  aus  (Befer, 
bie  bem  7.  Dorci)ri|tIid)en  3ß^r^unbert  angeijören  unb  iurtittid)e 
"Ocrträge  entt)alten,  laffen  roir  Ijier  bei  Seite.  Die  anberen  Urkun= 
bzn  ftammen  rDat)rfd)einIid),  roenn  aud)  nid)t  fid)er,  aus  ber  (IeII= 
Hmarnaseit  um  1400  d.  (If)r.,  jebenfalls  aus  ber  Periobe,  bie  Dor 
ber  (Erfinbung  ber  pl)öniki)d)  =  f)ebräifd)en  HIpl)abetbud)ftaben 
liegt.  IDufeten  roir  fd)on  aus  bem  Hmarna=Briefroed)feI,  ba^  bas 
Babt}Ionifd)C  bamals  bie  DipIomaten=  unb  Derkel)rsfprad)e  bes 
Dorberen  ©rients  toar,  fo  bürfen  roir  nun  auf  (Brunb  ber  in  palä= 
ftina  3u  Hage  geförbertcn  Briefe,  bie  teiliDeife  oon  einem  Stabt= 
I)aupt  an  bas  anbere  geri(i)tet  finb,  bie  babi]Ioni)d)e  Sd)rift  für 
bie  allein  bort  ejiftierenbe  erklären.  Daburd)  liabzn  roir  einen  un= 
gefäljren  oberen  (Termin  geroonnen,  nad)  bem  bie  fpäter  übli(i)en 
Hlpl)abetbud)ftaben  erjt  erbaci)t  fein  können.  IDären  fie  bereits 
um  1400  D.  (Et)r.  naiij  paläjtina  gekommen,  jo  Ijätten  fid]  bie 
Sd)rciber  iljrer  geroife  bebient ;  benn  es  kann  keinem  Stoeifel  unter= 
liegen,  ba^  fie  birekt  erfunben  finb,  um  bie  fdjroierigen  unb  um= 
ftänblid)en  babr)Ioniid)en  Sd)rift3eid)en  3U  Derbrängen  unb  3U  er= 
je^en,  gan3  3U  fd)toeigen  banon,  ba^  man  bie  babi)Ionifd)e  Spradje 
in  Kanaan  nur  ftümpert)aft  bel)errfd)te. 

fjxex  tritt  uns  3um  erften  ITTale  beutlid)  ber  (i  in  f  I  u §  B  a  = 
bt)Ioniens  im  Dorberen  Orient,  fpe3iell  in  paläftina,  cor 
flugen.  IDas  roir  bist)er  aus  ber  £iteratur  bes  Riten  (Eeftamentes 
nur  erfd)Iie§en  konnten,  bas  toirb  t)ier  fo  greifbar,  ba^  es  aud) 
bem  Blinben  nid)t  oerborgen  bleiben  kann.  flTan  kann  bie  $prad)e 
nid)t  loslöfen  oon  ber  Kultur,  als  beren  d)arakteriftifd}es  lllerk= 
mal  fie  erfd)eint.  U)ie  geroaltig  unb  tiefgeljenb  mu§  Babtjlonicn 
I)ier  geroirkt  I)aben,  roenn  bie  ^üi^ften  paläftinas,  trot^bem  fie 
unter  ägi}ptifd)er  ®berl)ot)eit  ftanben,  bie  babi}lonifd)e  Sd}rift  ber 
ägpptifdjen  Dor3ogen !  (Betoi^  finb  burd)  münblid)en  Derkeljr  fln= 
fdjauungen  ber  Babi]lonier  über  Si^rien  unb  Paläftina  nad)  Hegi}p= 
Un  gecoanbert,  baneben  aber  barf  man  je^t  mit  aller  Sid)erl)eit 
bel)aupten,  ba^  iljre  3been  aud)  fd)riftlid)  oerbreitet  courben,  i^at 
man  bod)  in  (rell=flmarna  mt)tl)ologifd)e  (lejte  iDieber  entbe&t,  an 
benen  bie  ägi)ptifd)en  Sd)reiber  bie  babi^lonifd)e  Sprad)e  gelernt 
l)aben,  roic  bie  Spuren  roter  Strid)e  beutlid)  oerraten !  Die  Be» 
kanntfd)aft  ber  I)ebräer  mit  bobi^lonifd)en  IHpthen,  fpe3iell  über 
Sd)öpfung  unb  Sintflut,  bie  man  früt)er  erft  in  ber  Königs3eit  für 
möglid)  Ijielt,  barf  je^t  fd)on  im  15.  3al)rl)unbert  Dorausgefe^t 
iDcrbcn.   So  toirb  uns  aud)  bie  nid)t  blof?  entfernte  Hel)nlid)kcit, 

15 


fonbern  fajt  tDÖrtIid]e  Ucbereinjtimmung  öer  israelittjdjcn  Sint= 
flutfage  mit  öer  babrjIoni)(^en  red)t  begreiflid). 

Die  (lontafeln  iDurben,  fotoeit  fie  toertrtolle  UrJmnben  reprä= 
fentierten,  im  Staaisavd]iD  aufbeioaljrt,  öas  fid)  roof)!  mcift  in 
einer  Sempelfiammer,  bisroeilen  abev  and}  in  ber  königlid^en  Burg 
befanb.  Sie  roaren  in  grofje  aonkiften  gelegt,  toie  fie  met)rfad) 
ausgegraben  jinb,  unb  rool)!  burd)  ein  Siegel  gegen  Diebftal)!  ge= 
fidjert.  Da^  aud}  l)öl3erne  Kiften,  bie  im  £aufe  ber  Seit  uermobert 
finb,  als  flrdjiofdjränhe  benu^t  jinb,  letjrt  uns  bas  Beifpiel  ber 
£abe  3aI]Des,  bie,  urfprünglid)  als  Qiljron  ber  (Botttjeit  gebad)t, 
fpäter  als  ber  Bcljälter  für  fteinerne  ©eje^estafeln  gebeutet  ujarb. 
Heuerbings  jinb  in  Hegi]pten  aud)  Papt)ri  gefunben  roorben,  bie 
inOiöpfen  geborgen  roaren,  eine  Sitte,  biefd)on  bei  3eremia  bescugt 
ift,  als  er  bemBorud)  befal)!,  einen  offenen  unb  einen  oerfiegelten 
Kaufbrief  in  ein  aongefö^  3U  tun,  bamit  fie  lange  3eit  ert)alten 
blieben  (IJerem.  32  u)-  Diefen  Kaufbrief,  beffen  flbfd)rift  bequem 
3ugänglid)  roar  unb  jeben  Hugenblidi  eingefet)en  toerben  honnte, 
roätjrenb  bas  ©riginal  burd)  bas  Siegel  üer|d)loffen  unb  gefdjü^t 
roar,  bürfen  mir  uns  äljnlid)  benken,  toenn  aud)  tDol)l  nid)t  mel)r 
auf  eine  Ilontafei,  fonbern  auf  papi)rusge|d)rieben,  ben  era3äl)nten 
„Kontrakttafeln"  non  (Befer :  ein  fold]er  Dertrag  umfaßt  bie 
Hamen  berer,  bie  bas  (Brunbftüdi  oerkaufen  unb  kaufen,  bie  (Bren= 
3en  bes  ©ebietes,  bie  Kauffumme,  bie  Bebingungen,  unter  bmzn 
ber  Kauf  gültig  ober  ungültig  fein  foU,  bas  Datum,  bie  Hamen 
ber  3eugen  unb  bie  Siegel,  bie  als  Beglaubigung  bleuen. 

IDertüoller  als  biefe  Kontrakttafeln,  bereu  Sd)ema  überall 
basfelbe  ift  unb  bereu  Hamen  für  ims  meift  allein  dou  3ntereffc 
finb,  ift  ber  in  £ad)is  gefunbene  Brief,  ber  in  ber  mir  freunb= 
lid)ft  3ur  üerfügung  geftellten  Ueberfe^ung  bes  Berliner  flffi)ro= 
logen  Hngnab  lautet : 

3u  bem  (Brojjen  jpvid) :  fllfo  fagt  päbi :  üor  Div  bin  id)  nie5ev= 
gefallen!  Du  mögcft  tciffen,  6a^  Sd)iptt=Ba'aI  unö  oimriöa  honjpi= 
rieren,  iinbgcfprodjen  f)nt Sd)tpti=Baal  3u3imri6a:  „üerStabtälteftc 
ber  Stabt  3araini  I)at  nn  mid)  gcfdjricbcn:  ,©ib  mir  bod)  bvct  Bogen, 
bcct  DoId)c  :mb  brci  Sdjtocrter !  IDenn  id)  aus3iel)e  gegen  bas 
£anb  bes  Königs  unb  Du  auf  meine  Seite  trittjt,  bann  u)evbc  id) 
es  geroiö  untertoerfcn.'  Der,  vüeld)ei*  bin  pian  in  bie  Cänge  3iel)t, 
ift  päbu.  Senbe  if)n  uor  mid) !"  Ilun  fcnbe  id)  Div  Rapi=el.  (tr 
bringt  bin  Brief  über  bicjc  Sad)c. 

$ür  uns  ift  biefem  roie  allen  Briefen  cigentümlid),  ba^  fie 
nid)t  an  ben  (Empfänger  birekt,  fonbern  an  beffen  S  d)  r  e  i  b  e  r 
geriditet  finb.  Der  (Empfänger  ift  „ber  (Brofee",  ber  Q:itel  eines 
ägi)pti)d)cn  Beamten,  angerebet  aber  w'xxb  ber  Sd)reiber,  ber  3U 
bem  „(Broten"  fprcdjen  foU :    „Hlfo  fagt  Pabi",   ber  Hbfenber. 

16 


Daraus  get)t  öic  gro^e  Rolle  Ijeroor,  öie  öer  Sdjreibcr  im  antiken 
Doröerafieu  gefpielt  ijat.  Die  flb)en5er  bemüi)en  fid)  um  [eine 
(Bunft  un6  id)euen  fid}  bisateileu  nid)t,  in  ber  (Einleitung  ober  am 
Sd)lu^  bes  Briefes  it)m  iljre  befonbere  t}cd)ad)tung  ans3uörüd^en 
unö  ergebenen  (Bru^  3U  fenben.  IHandjmal  bitten  fie  il)n,  er  möge 
öen  Brief  red)t  beutlid)  Dorlefen  unb  aud)  ja  nid)t5  unterfdjlagen  ! 
Kürslid)  ift  bas  ausroärtige  Amt  in  flegppten  cor  unfern  Rügen 
toiebcr  lebenbig  geioorben,  roie  es  unter  bem  König  ITIerenptal) 
beftanb:  Das  eigentlid)e  Bureau  ift  in  brei  Sd)iffe  geteilt.  3n  btn 
Seitenfd)iffen  fi^en  bid^tgebrängt  ßeljn  Sekretäre,  bm  einen  5'iÖ 
auf  bm  Sd)emel  gefegt,  auf  bm  Knien  grofee  papnrusblätter. 
Das  geräuriüge  Tnittel)d)iff  ijt  für  ben  Ijoljien  (Il)ef  rejeroiert,  bem 
ein  Diener  bie  fliegen  abtoebelt.  Rn  ber  aür  fteljen  sroei  Portiers, 
Don  bemn  ber  eine  bem  anberen  befiel)lt:  „Sprenge  IDaffer  unb 
mad)  bas  Büro  kül)l!  Der  dl^ef  fi'gt  unb  fd)reibt."  Die  l}ol)e  Stel= 
lung  eines  fold}en  königlid)en  Sd)reibers  ift  begreiflid}  3U  einer 
Seit,  roo  nur  roenige  bie  Kunft  bes  Sdjreibens  ocrfteljen,  nun  gar 
in  einer  fremben  Spradje,  unb  roo  am  (Enbe  ber  König  felbft  3U 
btn  flnalpl)abeten  gel)ört.  IDer  toill  il)n  kontrollieren,  loenn  er 
übtl  gefinnt  ift  unb  ben  3nl)alt  bes  Briefes  fälfdit?  So  ift  aud) 
am  I^ofe  Daüibs  „ber  Sd)reiber"  ein  l)ol)er  unb  gefürd)teter  Be= 
amter,  loie  etma  in  preu^en  ber  (Il)ef  bes  Siüilkabinetts. 

Ü)äl)renb  ber  flbfenber  päbi  uns  l)ier  3um  erften  lllale  be= 
gegnet,  finb  uns  Sd)ipii=Baal  unb3imriba  bereits  aus  ben  ilell= 
flmarnabriefen  bekannt,  unb  ^max  3imriba  als  5ürft  oon  £ad)is. 
Die  beiben  Surften,  bie  in  il)ren  Briefen  an  ben  pi^arao  oon  (Er= 
gebenl)eit  überfliegen,  roerben  l)ier  oon  päbi  ber  üerid)U)örung 
befd)ulbigt,  roie  es  in  jener  3eit  nid)t  ungeu)öl)nlid)  ift.  Der  Stabt= 
ältefte  Don  3arami  I)at  fid)  il)nen  angefd)loiien.  IDenn  fie  il)m  nur 
brei  Bogen,  Dold)c  unb  Sd)tDerter  fd)idien  unb  il)n  unterftül^en 
rooUten,  bann  toürben  fie  getoi^  „bas£anb.bes  Königs"  untere 
toerfen  !  IKan  fiel)t  l)ier  an  einem  d)arakleriftifd)en  Beifpiel,  roie 
ärmlid)  unb  kleinlid)  bie  üerl)ältniffe  in  palöftina  bamals  roaren. 
Das  gan3e  £anb  3erfiel  in  lauter  einselne  Stabtkönigtümer,  bie  fid) 
unter  einanber  aufs  l)eftigfte  befel)beten,  auf  räuberijd)en  Ra33ien 
einanber  fd)äbigtcn  unb  fid)  gegenfeitig  }o  uiel  roie  möglid)  ärger= 
ten.  So  ift  es  begreiflich,  ba^  ber  pijarao  röenigftens  nominell 
feine  f)errfd)aft  aufred)t  erl)iclt,  inbem  er  einen  Surften  gegen  bm 
anbern  ausfpielte  ;  fo  ift  es  aud)  begreiflid),  ba'Q  bie  in  bm  ilell= 
flmarnabriefen  genannten  (Il)abiri  ober  J}ebräer  fid)  in  bem  £anbc 
feftfetjen  konnten.  Dieselben  3uftänbe  finb  nod)  im  Rid)tcrbud)  er= 
kennbar,  too  flbimeled)  als  Stabtkönig  üon  Sid)em  (Rid)ter  9) 
nad)  Art  unferes  3imriba  Dorsuftellen  ift. 

Don  b^n  in  ill)aanad)  gefunbenen  Br  ief cn  finb  3U)ei  bebcu= 

II     17 


tungsDoU,  leiber  aber  ni(^t  90113  üerftänölic^.   Der  erfte  lautet  in 

öer  Ueberje^ung  Ungnabs  : 

3u  flicf]irat=iajdiur  fprtd]:  flijo  jagt  (bulURbbu:  Ccbc  iDoI)Ibc= 
Ijalten !  Die  (Bötter  mögen  jid)  Summern  um  Dein  tDoI)I,  öas  lbo!)l 
Deines  ^aujes  unb  Deiner  Kinber !  Du  fd^riebft  an  mid)  roegen 
Deines  (Belöes,  jo  roill  id\  bznn  geben  50  Sehel  ©elö  ....  5ßrncr- 
tDcstDcgen  jd^i&jt  Du  mir  nid)t  Deinen  (Brufe  f)tcrl]er?  3ebe  fln= 
gclegenljeit,  5ie  Du  F)örft,  jd)reibc  üon  bort,  bamit  id)  Bejd)eib 
toei^.  ferner,  flud)  roenn  ber  5i",9er  ber  fljdiirat  ijt,  fo  Jollen 
jie  .  .  .  .  unb  follen  ....  unb  bas  3eid)cn  imb  bm  Bejd)eib  beridjtet 
mir !  5«ner.  IDas  bie  Binti=Kanibu  betrifft,  roeldje  in  ber  Stabt 
Rubute  ijt,  fo  ijt  fie  gut  aufgetjoben.  Unb  roenn  fie  IjeranrDädjjt, 
magft  Du  fie  bem  .  .  ,  geben,  bamit  fie  einem  Ejerrn  (=  lUanne) 
angcfjöre. 

Der  3nt)alt,  fotoeit  man  \\)n  oerftetjt,  ift  folgenber:  Huf  öie 
Hnrebe  an  öenSd)retber,  öen  Brief  öem  (Empfänger  fl)d)irat=iafd)ur 
Dorjulefen,  unb  ben  Hamen  bes  Hbfenbers  (5uli=flbbu  folgt  I)ier 
nid)t  u)ie  in  bem  3uoor  mitgeteilten  Briefe  bie  unterwürfige  5IoskeI 
bes  Dafallen  an  feinen  J)errn :  „Dor  Dir  bin  id)  niebergefallen", 
fonbern ein  freunblicfjer  (Brufe,  mie  iijn  (5leid)ftet)enbe.aus3utauf(^en 
pflegen.  tDennman  in  flfd)irat=iafd)ur  ben  „König"  DonSt)aana(^ 
fel)en  barf,  fo  ift  (BuIi=Hbbu  ber  5üi^ft  einer  benad)barten  Stabt, 
ettoa  üon  ITTegibbo  ober  oon  3ibleam.  (Buli=flbbu  Ijat  oier  t)er= 
fd)iebene  Dinge  auf  bem  f}er3en,  bie  er  in  lofer  Briefform,  nur 
burd)  ein  „ferner"  getrennt,  an  einanber  gereiljt  I^at.  3unäd)ft 
als  bas  IDii^tigfte  bamals  roie  Ijeute  roerben  bie  (5elbgefd)äfte  er= 
erlebigt.  Dann  roirb  bem  Hfd)irat=iafd)ur  ein  fanfter  2abel  ausge- 
fprodjen,  ba^^  er  es  an  b^n  nötigen  3nformationen  fetjlen  laffe 
unb  feinen  Kollegen  nidjt  genügenb  auf  bem  £aufenben  erl)alte. 
Hn  britter  Stelle  fd)eint  es  fid)  um  ein  (Dmen  3U  Ijanbeln,  bas  oon 
ber  (Böttin  flfd}irat  gegeben  töirb,  an  oierter  Stelle  um  eine  nod) 
nid)t  cru)ad)fene,  an  frcmbem  I)of  ersogene  Königstochter,  bie  bei 
3eiten  mit  einem  beftimmten  IHannc  oerlobt  toirb ,  eine  ebenfo 
u)id)tige  Hngelegent)eit  roie  bas  (5elbgefd}äft !  Dabei  erfd)eint 
fd)on  i)ier  toie  im  Hlten  Seftamente  ber  (Jtjemann  als  ber  „f)err" 
ober  Befi^er  feiner  5rau,  bie  it)m  als  fein  (Eigentum  getjört. 

Hm  intereffanteften  ift  ber  Hame  ber  (Böttin  Hfd)irat, 
nad]  bem  aud}  ber  $ürft  Don  Htjaanad)  feinen  Hamen  fütjrt.  3I)r 
Hame  begegnet  uns  im  HIten  (leftamente  roieber,  aber  meift  nx6)t 
als  Be3eid)nung  einer  (Böttin,  fonbern  eines  ftultifdjen  Pfal)Ies, 
ber  ein3eln  ober  paartöeife  nehen  bem  HItar  ober  bem  t)eiligen 
Steine  aufgepflan3t  loirb.  ITTan  t)atbarumfrüt)er  u)oI)Ibe3roeifeIt, 
ba\^  eine  (Böttin  biefes  Hamens  iibertjaupt  eyiftiert  \:}ah^,  unb  t}at 
an  eine  t)erir)ed)slung  mit  ber  faft  gleidjiautenben  Hftarte  gebadet. 
Ilunmetjr  finb  toir  gc3tx)ungcn,  Hfdjirat  unb  Hftarte  für  sroei  nalje 

18 


oertoanöte,  rDcfcnsgIeid)C  (Bottljeitcn  311  f)oItcn,  3U  öenen  fid)  als 
britte  bie  babi}Ionifd)e  3fd)tar  gefeilt.  flUe  örei  oerkörpern  öas 
rDeibIid)e  Prin3ip  unb  ftellen  bie  £iebe  bar,  na6)  ber  et)elid)en  unb 
aufeerel)elid]en  Seite,  als  TRutter  unb  als  Dirne ;  sugleid]  [i^mbo= 
Itjieren  fie  bas  oegetatioe  £iebesleben  unb  gelten  barum  als 
Baumgottf)eiten.  So  roirb  es  begreiflid),  ba^  Hfd)irat,  bie  (Böttin 
bes  Ijeiligen  Baumes,  int  HIten  Seftamente  3ur  Hjd)era,  3um  hulti= 
fd)en  Pfat)I,  geroorben  ift,  raenn  baneben  aud]  nod)  an  ein3elnen 
Stellen  bie  (Erinnerung  an  bie  alte  (Botttjeit  beroof^rt  ift.  Sie  mu^ 
einjt,  roie  toir  nod)  fetjen  toerben,  eine  gro^e  Rolle  gefpieltljaben; 
aber  fo  ftark  finb  bie  Sdjriften  bes  fliten  Seftamentes  in  israeliti= 
fdjem  ITlonottjeisntus  überarbeitet,  ba^  eine  Iiritifd)e  Ridjtung 
lange  3eit  an  ber  (Ei*iften3  biefer  (Böttin,  obrool)!  fie  ein  paar 
Utal  be3eugt  roirb,  smeifeln  konnte ! 

Der  3rüeite  Brief  aus  ^i^aanad]  ift  berül)mt  geroorben  bmd) 
bie  Ueberfe^ung,  bie  i{)m  burd)  btn  f^erausgeber  ^ro3nt}  3U  teil 
tourbe,   Darnad)  lautet  er : 

fln  3fd)taviuafd)ur  :  Ad^i^jatüi.  Der  Fjerr  öev  (Bötter  möge  Dein 
Ceben  bef)ütcn,  öenn  ein  Bruber  bift  Du  unb  bie  Ciebe  ift  am  (Drt 
Deiner  €ingeu3etbc  imb  in  Deinem  t^crsen.  flis  id)  in  (Surra  im 
Ejintcrfjalte  lag,  ba  I)at  mir  ein  IDerhmeijter  3rüei  lltefjer,  eine 
Canse  unb  3Vüei  Keulen  umfonft  gegeben.  Unb  tuenn  fcf)abf)aft  ge= 
tDOrben  ift  bie  Can3e,  fo  rüirb  er  fie  ausbcffein  unb  burd)  Büritpi 
fd)t(ften.  5erner.  (Bibt  e>  nod^  tDeineu  für  Deine  Stäbte  ober  t)aft 
Du  Did)  tttieber  in  b^n  Beft^  berfelben  gefegt  ?  lieber  meinem 
f)aupte  ift  jemanb,  ber  ba  ift  über  bie  Stäbte.  3el5t  fiel)e  bod), 
ob  er  Dir  (Butes  ertüeifen  will !  S^tner.  tDenn  er  bas  fliigefid)t 
3eigt,  fo  lüerben  fie  (b.  i,  bie  5ßinbe)  3U  fd)anbeu  lüerben  unb  ber 
Sieg  roirb  gciüoltig  fein,  ferner.  (Es  möge  I)inein(ieT)eu  3Iuvabi 
in  Rad)ab  unb  enlroebcr  meinen  Dogt  3U  Dir  fd)id?en' ober  if)n  be= 
jd)ü^cn.    Durd)Iaö,  Durd)Ia^  (nämltd)  für  bcn  IBoten). 

(Dbroot)!  bie  Ueberfetjung  burd)  bm  l^erausgeber  an  einigen 
Stellen  als  fraglid)  gchenn3eid)net  ift,  t)at  bod)  ber  Brief  gerabe 
in  biefer  5orm  eine  grofee  Rolle  bei  b^n  Derl)anblungen  über  btn 
]ftanaanitifd)=israelitifd)en  lTtonotf)eismus  gefpielt.  ITTan  \\at 
befonbers  auf  bie  get)eimnisDoII  feierlid)e  töeifc  aufmerhfam  ge= 
ntad)t,  in  ber  I)ier  üon  beut  I)öd)ften  (Bott  gerebet  loerbe  unb  bie 
erkennen  laffe,  ba^  biefem  IKanne  eine  Hl)nung  uon  beni  einen, 
allmäd)tigcn  (Bott  aufgegangen  fei,  oor  bem  bie  (Ein3elgötter  3U= 
rüditreten  unb  i)i  il)reni  (BIan3e  uerblaffen  mußten.  Diefe  flnfd)au= 
ung,  bie  auf  Jiro3ni}'s  kül)ner  Ueberfetjung  berul^t,  lä^t  fid) 
nidjt  in  allen  Punkten  aufred)t  erl)alten  auf  (Brunb  ber  erneuten 
Dorfid)tigeren  IDiebergabe,  bie  mir  Ungnab  3ur  Verfügung  geftcllt 
l)at  unb  bie  fid}  in  roiffenfd)aftIid]er  (Braufamhcit  auf  bas  einiger» 
ma^en  Sid}ere  befd]ränkt.  Auf  eine  foldje  fd)mer3lid)e  dnttäufdjung 

II*    19 


muö  man  in  6er  U)ifjenfcf)aft  [tets  gefaxt  fein.    Danad)  lautet 

öer  Sejt : 

3ufl{d)irat=ia|d)ur  jprtd):  flljo  jagt  fld)iiamt:  Dei-t}err  ber  (Böttcr 
möge  Dein  Ztbtn  bejcf)ü^en.  ITtein  Bruber  bift  Du,  iinb  mir 
lieben  ....  unb  in  Deinem  £}er3en  ijt  es,  ba^  id)  in  ...  .  So  gib 
mir  jofort  sroei  .  .  .  17013er  unb  .  .  .  fjol3  unb  3iDei ....  IDenn 
bas  . .  .  J}ol3  fertig  ift,  jo  3iel)e  I)tnüber  unb  fenbe  es  burd)  pür= 
ibbi.  Seltner-  ®i&  Auftrag  an  Deine  (Ditfdjaften,  ba%  jie  ifjr 
IDerJt  tun.  fluf  meinem  I}aupte  ijt  jeber,  ber  ben  Stäbten  .... 
tlun  jielj  bod),  bafe  id)  ©utes  an  Dir  getan  l^abe!  5erner.  IDenn 
....  Dorf)anben  ijt,  jo  .  .  .  .  5crner.  (Es  möge  (EUrapi  nad]  ber 
Stabt  Radjabi  getjen  unb  entroeber  meinen  Blonn  uor  Did)  Jenben 
ober  jie  Jollen  ....  mad)en. 

Dev  3  n  t)  a  1 1  ijt  öarnad)  3iemlic^  öuuftel,  um  nid)t  3U  jagen  oöUtg 
unüerjtänblid).  Klar  ijt  nur  6ie  (Einleitung:  Der  Hbfenber  Hd)iiami, 
irgenb  ein  tianaanitijdjer  Duobesfürjt,  entbietet  6cm  (Empfänger 
flfd)iratiajd]ur,  feinem  Iiöniglid)en  „Bruber"  oon  (Eljaanad},  6en 
(bxü'g  im  Hamen  6es  „r}errn  6er  (Bötter".  Diejer  Sitel  begegnet 
aud)  [onft  in  babi)Ionijd)en  t)i}mnen,  too  er  einem  bejtimmten  (Botte, 
3.  B.  iTi:ar6uh,  Dcrliel)en  roirö,  um  ii)u  3U  eljren  unö  über  6as  ganse 
pantljeon  t)inaus3ut)eben.  (Ein  6erartigermonotI)etjtijd)erflnMang 
ijt  in  allen  poIi)tF)ei}tijd)en  Religionen  nad)meisbar,  jobalb  fid)  ber 
Beter  anbäd)tig  in  bie  eine  ©otttjeit  oerjenht  unb  im  lieber jd)ruang 
bes  £obes  alle  anberen  3U  ignorieren  jdjeint.  Aber  bieje  (Erklärung 
ijt  l)ier  nid)t  jtattl/aft.  Denn  auffällig  ijt,  ba^  berHusbrudi  „^err 
ber  (Bötter"  t]ier  md)t  in  geI)obener  Stimmung  gebraud)t  roirb, 
fonbern  in  ber  projaijd)en  Spradje  eines  gerDÖl)nlid)en  Briefes  üor= 
ikommt,  unb  ebenjo  merftraürbig,  ba^  ber  (Eigenname  eines  (Bottes 
fel)lt,  bem  jener  (Etjrentitel  beigelegt  luirb.  Die  jo  angciüanbte 
(Bottesbe3eid]nung  ijt  in  Babi}lonien  bisl)er  o!)ne  parallele,  üon 
rtTonotl)eismus  liann  logijdjer  IDcije  Reine  Rebe  Jein,  ujeil  bas  prä= 
bikat  „t^err  ber  (Bötter"  ein  pantl)eon  3ur  notroenbigen  Doraus= 
fe^ung  l)at,  immerljin  aber  ijt  bamit  eine  monardjijdje  ^ufpi^ung 
gegeben,  bie monotljeiftijd)  umgebeutet  roerben  kann.  3n  3srael 
ijt  bas  roirklid)  gefd)el)en,  roie  mir  aus  bem  Alten  (lejtament  3cigen 
können.  Der  in  ber  (Benejis  (I  llTojc  14  m)  genannte  v\  Vljön,  „ber 
l)öd)jte  (Bott",  ijt,  obu)ol)l  er  logijd)  nur  in  einer  poli}tl)eijtijd)en 
Religion  Sinn  Ijat,  bennodjmonotljeijtijd]  uom  ein3igen(Bott3al)De 
üerftanben  toorben.  3^  biejcm  Briefe  aber  lä^t  ni(^ts  auf  mono-- 
tljeismus  jdjliefjen. 

Das  Rcjultat  ber  literarijd)en  $imbz  ijt  burd)Ous  nid|t  fo 
gering,  roie  es  auf  btn  erjtcn  Blid^  jd)einen  möd)tc.  litag  aud}  bie 
3al)l  ber  ausgegrabenen  Sontafeln  klein  nnb  iljr  3nl)alt  bürftig 
fein,  jo  jinb  fic  bcnnod)  üon  Ijotjer  prin3ipiellcr  Bebeutung.   (Es  ijt 

20 


crjt  Der!)äItnisTnäfetg  ftursc  Seit  t)er,  ba^  man  öen  erftcn  üerfud) 
gcmad)!  l)at,  in  öer  £iteratur  öes  Riten  cEeitamentes  Spuren  hahr}^ 
Ioniid)er  ITXntljen  nad)3utDei)en,  Dabei  mu^te  man  jic^,  öa  äußere 
Hmftänöe  fetjiten,  auf  innere  3nöi3ienbe)cf)rünfien;  überöies  konnte 
man  fid)  babi^Ionijctje  «linflüfl'e  erft  in  öer  Königs3eit  tDirhfam 
öenken,  in  öer,  toie  man  öamals  meinte,  öie  flift]rer  3um  erjtcn 
mal  mit  öen  3sraeliten  in  Berüt)rung  kamen.  Seit  öen  (Ieil=Hmarna= 
briefen  toiffen  roir,  öa^  fd)on  in  öer  Dorisraelitiid)en  Seit  öie  kana« 
anitifd)en  Könige  paläitinas  mit  öempt)arao  babt^Ionifd)  korrefpon= 
öierten.  Die  roenigen  Sunöc  im  £anöe  )elb)t  Ijaben  unfere  Kenntniffe 
nod)  ertoeitert  unö  uns  geletjrt,  öa^  aud)  öie  kanaanitiidjen  Sütjten 
unter  einanöer  id)riftlid)  nur  inbabr]Ionifd)erSprad)e  nerketjrten, 
ba^  öie  babi]Ioniid)e  Sd)rift  überl]aupt  öie  ein3ige  roar,  öie  Dor 
öer  (Eintoanöerung  öer  3sraeliten  in  Paläftina  unö  Dielleid|t  nod) 
einige  3at)rt)unöerte  fpöter  ejiftierte  ! 

Daöurd)  i)t  öie  altteitamentlid)e  5oi^i'i)^iTig  uor  gan3  neue 
Probleme  ge|tellt.  ITTan  I]at  jeitöem  nid)t  nur  ein  Red}t,  [onöern 
fogar  öie  Pflid)t,  nad)  babi)Ioni)d)en  (Einfluten  auf  öie  israelitifdie 
Oteratur  3U  jud)en.  Denn  nad}  öen  uns  ie^tDorIiegenöen<Iatjad)en 
öürfen  foId)e  (Einflüfje,  öie  früfjer  erjt  müljfam  beroiefen  roeröen 
mußten,  als  felbitDeritönöIid)  gelten.  (Es  kann  |id)  für  öie  Iiterar= 
gef(^id)tlid)e  5oi1d)ung  nid)t  meljr  um  ein3elne  aus  Babi]Ionien 
entlet]nte  irii]tl]en  unö  mi}tf]ifd)e  Stoffe  I^anöeln,  fonöern  öie  Kern= 
frage  muß  je^t  lauten:  3lt  nid)t  öie  ganse  israeliti)d)c  £iteratur 
Don  öer  babi}Ioniid]en  abl]ängig  ?  <£ine  jtarke  flbl)ängigkeit  ijt  uon 
Dornijerein  u)at)r|d)einlid),  ba  öas  £anö  im  sroeiten  Dord)rijtIid)en 
3al]rtau|enö  mit  babi}Icniid]er  £iteratur  fo3ufagen  öurdjtränkt 
gctoefcn  ift.  IPie  roeit  öiefe  flbf)ängigkeit  im  ein3clnen  rcid)t,  mu^ 
fpäteren  llnter)ud)ungen  oorbetjalten  bleiben,  öie  }id)  Dornel^mlid) 
auf  öie  gIeid)errDeife  in  Babi)Ionien  roie  in  3srael  nad)töeisbaren 
Gattungen  unö  i^ven  Stil  crftred?en  muffen.  Dafe  3srael  ein  felb= 
ftänöiges  (Beiftesleben  gefül]rt  l]at,  roirö  niemanö  bc3U)eifeln.  Hber 
beroeifen  läfet  es  fid)  er[t  öann,  roenn  öer  Sufammenl^ang  mit  öer 
£iteratur  öes  noröeren  (Drients  genauer  erforfd)t  \\t. 

Hber  nod)  in  einer  anöerent7in)id)t  finö  öiebe)prod)cnen5imöe 
trot^  iljrer  Dürftigkeit  Don  Beöeutung.  Sie  l}ah<in  uns  ge3eigt,  ba^ 
öer  Boöen  paläftinas  cbenfo  roie  öer  Babi]loniens  unö  Hegi^ptcns 
rool)_l  geeignet  ift,  neben  anöeren  Dingen  aud]  tlontaf  ein  gut  3U  kon= 
feröiercn,  unö  ijaben  fo  öicBefi'ird)tungen  öer  Skeptiker  3U  fd}anöen 
gemad)t.  Die  Hoffnung  auf  größere  unö  umfangreidjerc  litera= 
rifd)e  Su'i^^r  toomöglid)  auf  eine  gan3e  Bibliotl^ek  oöcr  ein  könig« 
Iid}cs  flrdjio,  ift  öemnad)  öurdjaus  gered)tfertigt.  Die  flusftd)t 
öarauf  ift  nod)  oerftärkt  looröen  öurd)  öie  3al)Ircid)en  d)arakteri= 
ftifd)en  ^Eontafeln,  öie  öen  Sd)ürfungen  Sellins  in  jeridjo  bereits 

21 


be|(i)crt  jinb.  (Ein  mi^günjtiges  (5efd)t(Ji  l)at  es  leiber  gefügt,  bafe 
fie  3iDar  3um  (Bebraud)  fertig  gcftellt,  jebod)  nid)t  befd)rieben  finb. 
Hber  imfere  tDünjdje  auf  befferen  (irfolg  begleiten  bie  flusgra= 
bungenberer,biegerabeinbie|er{)offnungbieI)Qrteunbentfagungs= 
DolIe  Hrbeit  auf  bem  Boben  palöftinas  fortfe^en. 

III.  Die  reIigionsI)i[tori[d)en  5iii^^^- 

Hus  bem  fliten  (Teftament  lernen  toir  bie  Religion  ber  (Ebel)ten 
unb  Beften  bes  israelitifdjen  Dolftes  kennen,  bie  für  bie  (Befdjidjte 
ber  IlTenfd)t)eit  bleibenbe  Bebeutung  geroonnen  traben.  Don  ber 
Religion  bes  Dolkes  bingegen  erfal)ren  roir  roenig  ober  nid)ts; 
aus  gelegentlid)en  Strafroorten  ber  propt)eten  unb  ^ingetoorfenen 
Hoti3en  ber  ge|d)id)tlid)en  Büdjer  nermögen  roir  t)in  unb  roiebcr 
einiges  3U  |d)Iiefeen,  aber  ein  lebenbiges  unb  anfdjoulidjes  Bilb 
roirb  uns  nirgenbtoo  geboten.  T>a  burften  roir  Ijoffen,  ba'Q  bie  flus= 
grabungen  in  paläftina  ergönsenb  eintreten  unb  bie  £üdie  ausfüllen 
tDÜrben,  bie  in  unferen  bisfjerigen  Kenntniffen  Mafft.  Denn  es  liegt 
in  ber  Hatur  ber  Sadje,  ba^  bie  materiellen  ^unbgegenjtänbe,  bie 
3utage  geförbert  merben,  3unäd)ft  bieDoIksreligion  illuftrieren, 
ba%  bagegen  bie  I)öt)ere  geiftige  Huffaffung,  bie  fid)  über  bie  DoIks= 
religion  ertjebt,  fie  oertieft  unb  oerebelt,  befjer  in  ber  £iteratur  als 
an  bm  5unben  ftubiert  roerben  kann.  Die  eigentlidjen  Husgra= 
bungen  t)aben  uns  ^wax  aud)  in  biefer  I)infid)t  enttäu|d)t,  ba  nur 
iDenige  $nnbz  mit  Sid]er!)cit  als  I^eiligtümer  3U  betrad)ten  finb, 
tDot)I  aber  roerben  roir  bafür  reid)Iid)  entfdjäbigt  burd)  bie  genaue 
(Erforfd)ung  Petras.  IDir  roiffen  je^t  fo  r»iel,  ba^  roir  es  roagen 
können,  nid)t  nur  ein  Bilb,  fonbern  aud)  eine  (5efd)id)te  ber  israe= 
Iitifd)en  J}öl)ent)eiligtümer  3U  entroerfen. 

Xia&i  ber  biblifd)=kird)lid)en  Srabition  t)at  es  in3srael  aU3eit 
nur  ein  einsiges  red)tmäf5iges  f^eiligtum  gegeben  ;  bas  roäre  bis 
auf  bie  3eit  Salomos  bas  Stifts3elt  mit  ber  Zab^,  fpäter  ber  ieru= 
falemijd)ellempel  getoejen.  XDennnun  er3ät)It  roirb,  ba^bie3srae= 
liten  aud)  anbersuDo  (Bottesbienft  getrieben  l)aben,  fo  gilt  bas  als 
beraubter  Abfall  oon  ber  rDal)ren  3al)Dereligion.  Diefe  Huffaffung 
teilen  fd)on  bie  Büd)er  ber  (Il)ronik  unb  ber  pricfterbober,  bie 
jüngfte  Quellenid)rift^)  bes  pentateud)s  (5.  unb  4.  3al)rl)unbert 
D.  ^l)r.).  Die  Befd)ränkung  bes  Kultes  auf  eine  einsige  Stätte 
l)at  man  aber  erjt  burd)3ufül)ren  Dermod)t  burd)  bas  unter  3ofia 
Deröffentlid)te-)  Deuteronomium  (621  d.  (Il)r.).  Bis  bal)in  opferten 
bie  Könige,  priefter,  propl)eten  unb  bas  ganse  Dolk  nid)t  nur  in 

1)  ügl.mer  j,  mojesunb3ojua  (Ret.  üolhsbüdicrll,  3.  S.  115  ff.). 

2)  Ugl,  ebb.    S.  44  ff. 

22 


3crufalcm  unö  nid)!  nur  bei  öer  $tiftst)ütte,  Jonbern  überall  im 
£anöc  auf  iebem  Berge  ober,  roie  man  es  mit  einem  ted]niicf)en 
Husbru*  3U  nennen  pflegt,  auf  jeber  „I}öbe".  IDir  bürfen  bat)er 
fagen,  ba^  ber  gan3e  alttsraelitifdje  (Bottesbienft  ^öl[enfiultus 
geroeien  ijt  unb  bemnad)  burd)aus  nid)t  als  oerbotener  (Dö^enbienft 
gegolten  l]at.  Da^ii  ijt  er  oielmetjr  erft  fpäter  geftempelt  toorben. 
tDenn  man  bie  Hnbetung  ber  (Botti^eit  unb  bie  Darbringung 
ber  ®pfer  mit  befonberer  Dorliebe  auf  ben  E^öljen  Doll3og,  fo  hatte 
bas  ol)ne  3ioeif el  feinen  (Brunb  in  bem  (Blauben  an  bie  f^  e  i  I  i  g  k  e  i  t 
ber  Berge.  Um  bieje  für  uns  rätielf)afte  Hnfd)auung  3UDeriteI]en, 
muffen  roir  uns  in  bas  Seelenleben  bes  primitiuen  lTtenfd]en  Der= 
fenken.  Denn  bie  IDur3eIn  jenes  (Blaubens  reicf]en  bis  roeit  in  bie 
Dorgefd)id)tIid)e  3eit  Ijinein.  3n  einem  (Bebirgslanbe,  roo  ber  ?jOx[- 
3ont  rings  Don  Bergen  umraljmt  ift,  meint  bie  hinblid)e  pi]antafie, 
auf  ben  Bergen  3um  I^immel  emporfteigen  3U  können,  lllan  fiet)t 
es  ja,  roie  bort  oben  in  ber  5erne  f}immel  unb  (Erbe  fid)  berüt)ren 
unb  unmittelbar  ineinanber  gelten.  „Auf  bm  f}'ö\}en  ber  (£rbe 
roanbeln",  roie  es  ben  (Böttern  sugefdirieben  roirb,  ift  für  bas  naiüe 
Denken  basfelbe  roie  „im  J^immel  roanbeln".  Hm  begreiflidjften 
ift  uns  biefe  Dorfteilung  bei  fetjr  l)of)en  Bergen,  beren  gel]eimnis= 
DoUe  (Bipfei  nie  eines  iflenfdjen  $u^  betreten  tjat:  bort  ift  gut  fein, 
bort  ift  bas  parabies,  roo  bie  (Bötter  il]re  3elte  unb,  bei  fortge= 
fd)rittener  Kultur,  il]re  Käufer  gebaut  I]aben.  riid)t  fo  einfad)  unb 
naljeliegenb  erfd)eint  uns  biefe  3bee  bei  niebrigen  f)öt)en,  bie  jeber» 
mann  kennt  unb  bie  nid)ts  ©el}eimnisDolIes  I^aben,  loeil  man  fie 
jeben  flugenblid?  befudjen  kann.  Aber  ber  antike  ITienfd)  empfinbet 
anbcrs  als  roir.  Sein  3ntereffe  tjaftet  DÖIIig  am  (Einselüorgang, 
ben  er  ifoliert,  ot)ne  il)n  mit  anberen  in  Be3iel)ung  3U  fetten. 
lOenn  er  beobad)tet,  roie  bie  Sonne  brüben  in  ben  Bergen  üon 
Betel  Derfd)tDinbet,  bann  fud)t  er  eine  Hnttöort  auf  bie  S^'Qge, 
toarum  bas  gefd)iet)t,  unb  finbet  fie  in  ber  kinblid)en  flnnal]me, 
ba\i  bort  bie  tDoI)nung  bes  Sonnengottes  fei.  Damit  ift  fein 
IDiffensburft  befriebigt.  (Ex  kümmert  fid)  nid)t  roeiter  barum,  ba^ 
bie  Sonne  im  näd)ften  Tflonat  an  einer  anberen  Stelle  untergel)t 
unb  am  näd)ften  ITIorgen  anbersroo  aufgellt;  benn  bas  finb  neue 
Probleme,  bie  il)n  Diellcid)t  ein  anberes  lllal  beunrul)igen.  So 
mad)t  er  fid)  auf  3U  jener  fd)aurigen  Stätte,  too  er  ben  Sonnengott 
3iDifd)en  bie  Berge  l)inabtaud)en  fal) :  bort  crrid)tet  er  il)m  einen 
l)ciligen  Stein  als  flltar,  benn  bort  ift  „ber  göttlid)e  palaft",  bas 
^aus  bes  Sonnengottes,  bort  ift  „bie  Pforte  bes  f}immels",  bie 
£eiter,  auf  ber  bie  (Engel  auf=  unb  nieberfteigen ;  roer  bort  fd)Iäft 
toie  3akob,  fd)aut  fie  im  (Befid)te  ber  nad)t  (I  ITlofe  28  17).  Der 
kinblid)en  pt)antafie  bes  primitiuen  lTIenfd)en  ift  es  uöUig  gleid)» 
gültig,  ob  ber  ®rt  fonft  irgenb  etroas  aus3eid)nenbes  l\at  ober 

23 


ntd)t ;  er  ift  für  tf)n  tjeilig  unb  gecoeitjt  öurci)  btn  bcobad|tcten 
(Ein3elDorgang  öer  Haturer|d)etnung. 

So  finb  für  öas  mi}tl)i|d)e  Denfien,  bos  überall  gleid)  frag= 
mentarifd)  ift,  bie  Berge  Ijeilig  als  IDo^nungen  bes  Sonncn=  unb 
t^immelsgottes.  XKan  I)at  frütjer  rool]!  geleugnet,  ba^  bie  DorftcI= 
hing  von  bem  I}immeIsgotte  alt  fei,  unb  Ijat  fogar  oerfudjt,  fic  in 
3srael  bis  auf  bie  3eit  bes  propfjeten  (Esedjiel  (6.  3af)rt).  n.  (It)r.) 
t)erab3ubrüöien.  Diefe  an  fid)  roenig  roaf)rfd)einIid)e  ?EI)efe  ift 
fd)led)terbings  unt)altbar  getöorben,  feitbem  toir  einen  „J)errn  bes 
J)immels"  nid)t  nur  aus  einer  üiontafel  in  pi)önilnen,  fonbern 
neuerbings  aud)  aus  einer  altaramäifc^en  3nfd)rift  fd)on  für  oicl 
frütjere  3at)rt)unberte  kennen  gelernt  l)aben.  i)asfelbe  leljren  oiele 
Stellen  bes  HIten  üieftaments,  roenn  man  fie  ridjtig  oerftetjt,  bas= 
felbe  beftätigen  aud)  bie  3aI]Ireid)en  5unbe  in  paläftina.  Hn  erfter 
Stelle  finb  I]ier  bie  H  a  p  f  I  ö  d)  e  r  3U  nennen.  Der  flusbrucfe 
„napflöd)er"  ober  „Sd)aIenDertiefungen"  ift  ein  Hierminus  ted)ni= 
cus,  um  geroiffe  Mnftlidje  £öd)er  ber  prä{)iftorifd]en  Seit  3U  be= 
3eid)ncn,  bie  einen  fd)rüer  Derftänblid)en,  jebenfalls  aber  kultifdjen 
Sinn  liahtn  unb  rooljl  3U  unterfd)eiben  finb  oon  getoöljnlidjen 
£öd)ern,  bie  beutlid)  mannigfad)en  profanen  SroeAen  gebient 
Ijaben.  3ene  begegnen  in  paläftina  ebenfo  l)äufig  toie  in  tPeft= 
europa,  üorberinbien,  Horbamerika  unb  anbersroo.  Sie  finb  kon= 
ftatiert  auf  bm  Dorgefd)id)tIid)en  (5räbern  ber  Steinftuben  unb  in 
t}öl)len,  auf  3boIen  unb  Dor  allem  auf  bem  na&ten  $eIsboben, 
mag  er  3U  Q^age  liegeiT  ober  ausgegraben  fein,  alfo  fteis  in  bzn 
älteften  Sd)id)ten.  Sie  kommen  auf  I)ori3ontaIen  unb  oertikalen 
5Iäd)en  Dor,  bisroeilen  ein3etn  unb  gro^,  bisroeilen  3at)Ireid)  unb 
tr)in3ig,  meift  ungeorbnet,  mandjmal  jebod)  in  Reit)  unb  (Blieb, 
aud)  burd)  (Bruben,  5urd)en,  Rinnen  roie  3U  einem  KanaIifations= 
ft)ftem  oerbunben. 

(Ebenfo  un3äl)Iig  toie  bie  Hapflöd)er  finb  bie  (Erklärungen, 
unter  benen  fid)  3ir)ei  bie  meifte  Hnerkennung  errungen  I)aben. 
(Ett)noIogifd)e  parallelen  beroeifen,  ba^  bie  napflöd]er  oft  als 
Darftellung  bes  roeiblidjen  (Bliebes  aufgefaßt  finb.  allein  biefe 
Hnfd)auung  pa^t  roeber  3U  b^n  (ratfad)en  nod)  3U  ben  nad)rid)ten, 
bie  uns  in  paläftina  unb  auf  femitifd)em  Boben  überl)aupt  ent= 
gegentreten.  Ueberbies  loäre  ber  r)oraus3ufei3enbe  5rud)tbarkeits= 
ritus  fd)U)erlid)  je  nergeffen  raorben,  er  ujürbe  aud)  nid)t  ftimmen 
3U  bem  markanteften  5unbort  ber  napflöd)er,  bem  eroig  unfrud)t= 
baren,  fteinid)ten  $els  ber  Berge.  Sie  gelten  bal)er  mit  größerem 
Red)t  als  bie  älteften  präl)iftorifd)en  Kultftätten:  Der  (Bottl)eit, 
bie  im  Berge  u)ol)nte  ober  auf  ber  ?)ö\)^  gegentoärtig  loar,  fül)rte 
man  bie  (Dpfergaben  3U,  inbem  man  einfad)  einCod)  in  ben  Boben 
I)öt)lte  unb  es  bisroeilen  mit  (Bruben,  Rillen,  5"i^<^ßf^  Der3icrtc. 

24 


Hod)  I]eute  traben  öic  Samaritaner  dou  näblus  {=  Heapolis» 
Sid)em)  auf  öem  Berge  (5ari35im  eine  Kultjtätte  für  il^r  pasd)a= 
opfer,  öie  an  bie  uralten  Hapflöd^er  erinnert.  (Es  finb  örei  [uin}t= 
lofe,  mit  Steinen  ausgelegte  (Bruben:  in  ber  erjteu  roeröen  bie 
£ämmer  gejd)Iac{)tet,  in  ber  stöeiten  bie  S^He  gebritfjt,  in  ber 
brüten  wirb  bas  $Ieifd)  geröftet.  Die  kultijdje  Bebeutung  ber 
Hapflöctjer  crtjellt  3U)eifeIIos  aus  il)rer  in  Petra  nadjtoeisbarcn 
Perbinbung  mit  t)eiligen  Steinen  unb  Altären.  IDenn  fie  biscöeilen 
äu^erjt  3aI)Ireid}  unb  roinsig  er|d)einen  ober  loenn  jie  auf  oertihalen 
5Iä(f)cn  angebrad)t  jinb  -  biefelbe  Beobadjtung  ^ann  man  in 
Petra  an  Ijeiligen  Steinen  unb  HItären  madjen  -  fo  erklärt  |id) 
bas  baraus,  ba'^  fie  nid)t  toirMid)  Kultsojed^engebienttjaben,  |on= 
bern  einem  (Belübbe  iljr  Dafein  oerbanken.  i^atte  femanb  in  Seiten 
ber  Hot  feinem  (Bott  lDeit)gefd)enke  irgenb  U3eld]er  Hrt  —  Hapf^ 
lödjer  ober  HItäre  ober  3boIe  -  für  benSaH  gnäbiger  (Errettung 
gelobt,  bannfud)te  er  I)interl)er  fo  billig  roie  möglid}  bar)on3ukom= 
men,  inbem  er  bie  (Begenftönbe  nid)t  in  il)rer  roirklidjen  (Brö^e, 
fonbern  in  oerkleinertem  ITtafeftabe  tjerftellen  lie^.  So  beging  er 
Sroar  einen  kleinen  Betrug,  aber  einen  erlaubten  ;  er  erfüllte  fein 
Derfpredjen  unb  glaubte  nod)  eines  £oI)nes  für  feine  fromme  tEat 
fid)er  3u  fein,  ba  es  allgemeine  llcber3eugung  rüo.r,  bafj  bie  (5ott= 
i)eit  „bie  nad)gcbilbeten  Dinge  an  Stelle  ber  tDirkIid)cn  annetjme" '). 
{)atten  in  ber  älteften  3eit  bie  napflöd)er  genügt,  um  eine 
(Dpfergelegent)eit  an  ber  l)eiligen  Stätte  3U  fd)affen,  fo  eriüad)te 
allmäl}lid)  ber  H^rieb  nad)  konkreter  Spe3ialifierung.  Das  primi= 
tiüe  Bebürfnis  bes  IKenfd^en  nad)  flnfd)aulid)keit,  bas  bis  bat)in 
gefd)Iummert  tjatte,  rourbe  rege  unb  oerlangte,  ba^  man  befonbere 
Stellen  auf  bem  Berge  als  Sitj  ber  ©ottl^eit  markierte :  So  ent= 
ftanben  bie  I]eiligen  Steine  ober  ITIaffeb  en,  toie  man  fie  nad) 
bem  f)ebräifd)en  3U  nennen  pflegt,  bie  überall  auf  bem  l)eiligen 
Berge  3erftreut  fein  konnten.  Sie  banbcn  bie  (Dottl)eit  keinesroegs 
fctifd)artig  an  einen  beftimmten  Punkt ;  fie  bebeuten  keinen  Rüd{= 
fd)ritt,  fonbern  einen  5ortfd)ritt  gegenüber  ber  frül)ercn  Stufe,  in= 
bem  fie  bie  neu  geroedite  pi)antafietätigkeit  befriebigten,  bie  ein 
fid)tbares  Si)mbol  bes  unfii^tbarcn  (Bottes  forberte.  3uerft  be= 
fd)ränktc  man  fid)  auf  natürlid)e  Steine,  bie  fid)  etu)a  burd)  it)rc 
(Brö^e  ober  burd)  auffällige  5oi^ii^  aus3eid)neten :  fie  rourben  3ur 
(Dpferftätte  getoäl3t,  neben  bem  Hapflod)  aufgeftellt  unb  bientcn 
fortan  in  befonberem  Sinne  als  bas  „t)aus  (Bottes",  als  b-trl, 
roie  ber  t)ebräer,  als  baitylion,  toie  ber  (Bried)e  fagt ;  babei  bad)tQ 
man  fpe3iell  an  bzn  Sonnengott,  raie  ber  pl)önikifd)e  flusbrudi 


1)  So  überliefert  uns  Seruius  um  400  tt.  (Et)r.    Dasfelbe  Prin3tp 
läßt  fid)  ober  frf)on  im  alten  Scftamcnt  nad]U)eifen.     III  ÜTofe  5,  4. 

25 


hammäiiTm  „Sonnenfäulcu"  beröeijt  un5  tüie  öie  £agc  auf  öen 
Bergen  beseugt.  3n  Petra  Ijat  man  mit  üorliebe  natürlid)e  Vox' 
jprünge  öer  f}'ö\jm  als  XDotjnftätten  öcs  Sonnengottes  Dufdjara 
betrachtet  iinö  bismeilen  öurd)  f?ünjtlid)e  Bearbeitung  öie  d)arak= 
tettftifd)e  $orm  nocf)  öeutlidjer  Ijerausgemei^elt.  Hud)  bie  frei 
aufgeftellten  Iltaffeben  rouröen  balö  iljrer  natürlid)en  (Beftalt  be= 
raubt  unb  \o  bet)auen,  öa^  jie  enttoeber  jpi^=??egelförmig  ober 
abgeplattet=prismenförmig  ober  and)  ompljalosartig  erjd)einen  ; 
offenbar  roollte  man  itjnen  bk  (5e[talt  eines  Berges  oerleitjen^). 
nian  rebcte  bisröeilen  non  einem  „Bilbe"  ber  (Dotttjeit,  aber  et)r= 
fürd)tige  Sc^eu  Dor  bem  I)immlifd)en  (Betjeimnis  Ijinberte  nod)  bm 
TITenfd^en,  bie  (i)ottt)eit  nad)  feinem  Bilbe  unb  (iJIeid)ms  3U  benften 
unb  barßuftellen.  Die  naioe  ^i'ömmigfieit  mag  man(^mal  b^n 
Stein  mit  ber  (Bottljeit  ibentifi3iert  Ijaben,  im  großen  unb  gan3en 
jebod)  I)at  man  beibe  oon  einanber  unterfd)ieben  :  ber  f)immel  ift 
bas  metapt)i}fifd)e  ^aus  ber  (5ottt)eit,  ber  I)eilige  Berg  unb  jpesiell 
ber  il}m  nadjgebilbete  Ijeilige  Stein  finb  nur  it)r  irbifdjes  {}aus,  in 
bem  fie  t)orüberge!)enb  if)re  IDoIjnung  tjat,  um  bie  (Baben  unb 
Befudje  itjrer  Deretjrer  in  (Empfang  3U  nct)men.  Hnfänglid)  röor 
ber  Stein  nod)  mit  bem  Hapflod)  uerbunben,  tuie  es  in  Petra  oft 
ber  $aU  ift.  3nbem  fid)  aber  bie  Hufmerlifamlieit  ber  (Dpfernben 
auf  ben  Stein  als  bas  flllerl)eiligfte  hon3entrierte,  inbem  ber  Stein 
3um  St]mboI  ber  (Bottl^eit  unb  3um  inerh3eid)en  ber  Ijeiligen  Stätte 
roarb,  ujurben  bie  Hapflödjer  überflüffig  unb  Derfd]rDanben  all= 
mätjlid).  5ortan  ujurbe  bas  Blut  über  ben  Stein  gegoffen,  er  tourbc 
mit  (Del  gefalbt,  cor  il)m  rourben  bie  5leifd)ftü&e  niebergelegt, 
rtor  it)m  Derträge  gefd)Ioffen  unb  befd)U)oren,  als  roäre  er  bie 
(Bottl^eit  felbft.  ^r  oerkörpert  in  ber  ^at  il)re  (Begenmart,  er  ift 
ber  lDäd)ter  bes  Heiligtums,  ber  f)üter  bes  Bunbes.  (Ex  kann  aud) 
Dom  Berge  losgclöft  unb  in  ber  (Ebene  aufgeridjtet  toeröen,  überall 
100  man  bie  (Botti^eit  anroefenb  benkt,  roo  man  ctroas  unter  il)ren 
Sd)ul3  bringen  roill :  bei  b^n  Qlempeln,  auf  ben  Hediern,  cor  b^iw 
(Eoren  ber  Stabt,  am  (Eingang  ber  (Brabftätten  unb  auf  ben 
Sd)lad)tfelbern.  Daraus  erklären  fid)  bie  oerfdjiebenen  Bebeutun= 
gen  bes  I}eiligen  Steines,  bie  fid)  allerbiugs  fämtlid)  auf  einen 
hultifd)en  Hrfprung  3urüÄfüt)ren  laffen,  bie  aber  in  ber  £iteratur 
bes  fliten  Seftamentes  mannigfad)  nariiert  erfd)einen. 

3u  ben  üielen  Ijeiligen  Steinen,  bie  uns  aus  Petra  bekannt 
finb  unb  bort  cor  allem  ftubiert  roerben  muffen,  gefeilt  fid)  auf 
paläftinifd)em  Boben  nur  ein  ein3iges  fid)eres  Beifpiel :  ber  lTIaf  = 
febenfunb  ITTacalifters  in  (Befer.    Dort  ftel}cn  auf  einem  pia^ 


1)  Die  Sovm  bes  piiallus,  bes  männildjcn  (Bliebcs,  ift  auf  fcmi= 
tifcfjcm  Boben  bisljer  nidjt  na(f)gcu)iefen. 

26 


von  ettoa  30  m  £änge  nod}  Ijeute  adjt  lTTonoIitf)C  aufrcd)t,  au^cr= 
öcm  [inb  3rDei  So&el  unö  eine  kleinere  umgejtürste  Säule  Dort)an= 
bcn,  fobaß  im  gansen  elf  ITlajfeben  angenommen  toeröen  müjfen. 
Sie  finb  jum  ileil  geiDoItig  I)od)  (über  5  m)  3um  (Teil  nieöriger. 
3l)re  5o^"i^^  i|t  fel]r  unregelmäßig  unö  gleid)t  balö  mel)r  einem 
Prisma  balö  mei]r  einem  Kegel.  Rings  Ijerum  läuft  eine  tierroffe 
Don  kleinen  Steinen  unö  I)ilft  ifjnen  aufred]t  ftet)en,  Da  fie  an 
einer  Stelle  unterbrod)en  ift,  mu^  eine  geroaltfame  3erftörung 
öiefes  planes  oermutet  roeröen,  öie  glüAIidierrDeife  nici)t  all3u 
grünölid)  geroefen  ift.  Sämtlidje  Steine  liegen  in  einer  graöen 
£inie,  öie  faft  genau  Don  Horö  nad}  Süö  orientiert  ift.  tÖeftlid) 
Don  it)nen,  3röiid)en  öem  fünften  unö  fed)ften  Stein,  befinöet  fid} 
ein  gut  ausgel)öl]lter  Steintrog.  Da  er  jür  einen  Blutbetjälter 
oöer  für  ein  IDafferbe&en  oiel  3U  maifio  ift,  fo  roirö  man  i{]n  am 
rDaI)rfd)einIid)ften  als  llnteriat3  für  öie  3ioöIfte  lllaffebe  öeuten 
öürfen,  öie  als  öer  ^auptgegenftanö  öer  Deret)rung  3U  gelten  l)at. 
Diefe  allert)eiligfte  iflaffebe,  für  öie  DieIIeid)t  öie  übrigen,  non  öer 
fi^mbolifdjen  3rDÖlf3at)I  abge)ef)en,  nur  als  Sd)mu&  unö  5oIiß  9^= 
öient  I)aben,  ift  bei  öer  3erftörung  öes  planes  geraubt  rooröen. 
IDie  öie  genaue  geologifdie  Unterfud]ung  gelet)rt  l]at,  I)aben  öie 
(Brünöer  öer  Kultjtätte  einen  öer  t]eiligen  Steine  aus  öer  Um= 
gegenö  oon  3erufalem  geftotjlen  imö  t)erbeigefd)Ieppt ;  es  ift  iljnen 
alfo  öasfelbe  loiöerfaljren,  loas  fie  anöeren  3ugefügt  I^aben.  Die 
piünöerung  öer  H)eiligtümer  fdjeint  übert)aupt  nid)ts  Seltenes  ge= 
tocfcn  3U  {ein.  (Dgl.  Rid)ter  17.  18.) 

IDas  roir  t)ier  nur  oermutet  fjaben,  öa^  öer  Steintrog  ein 
Unterfa^  für  öie  ITTaffebe  geroefen  fei,  öas  ift  uns  in  Petra  unö 
anöerstoo  fid)er  be3eugt,  roo  öfter  öie  Ijeiligen  Steine  auf  einer 
Bafis  oöer  einem  altaräl)nlid)en  pojtament  er)d)einen.  IDir  bli&en 
l)ier  in  öie  <Intftet]ungsgefd)id)te  öes  H 1 1  a  r  s  l]inein.  Uriprüng= 
lid)  konnte  er  gän3li^  fet)Ien,  öa  3unäd)ft  öie  ITapflödjer,  fpäter 
öie  ITIaffeben  felbit  als  „HItäre"  benu^t  finö.  Dod)  oermeiöet 
man  für  fie  beffer  öen  mi^uerftänölidien  flusörudi  unö  gebraud)t 
il)n  erft  öa,  roo  ein  befonöerer  Kultgegenftanö  neben  it)nen  Dor= 
Ijanöen  ift.  (Es  kann  nun  kein  3roeifcl  fein,  öa^  fid)  öer  flitar  all= 
mät)Iid)  aus  öem  Unterfa^  oöer  öem  Dorfalj  für  öie  ITIaffeben  ent= 
toidielt  Ijat.  Vmn  öa,  roo  HItar  unö  ITTaffebe  als  3U)ei  Dinge  fid) 
3U  fd)eiöen  beginnen,  bleiben  fie  öod)  räumlid)  aufs  engfte  mit 
einanöer  oerbunöen,  inöem  öie  ITIaffeben  enttoeöer  auf  öen  flitar 
oöer  f)inter  öen  flitar  geftellt  roeröen.  Sid)ere  Beifptele  für  öiefen 
5aII  bietet  Petra,  für  jenen  ein  tlürfturs  über  öem  l^auptportal 
eines  I)eiönifd)en  dempels  im  oftioröanifd)en  Dulkangebiet  öes 
I^aurän :  3cDifd)en  fünf  Bogen  finö  flltäre  abgebilöet,  oon  bemn 
öer  mittlere  örei  ITIaffeben  auf  feiner  (Dberflä(^e  trägt.   Die  inaf= 

27 


\zhe  ift  öie  f}auptjad)e,  fo3ufagen  bas  I}eiligfte ;  ber  Hltar  als  6as 
f)eiltgc  bicut  nur  1)0311,  fie  nod)  met)r  I)erDor3uI)cben,  3U  ifolieren 
iinö  Dor  (Entcoeif^iuig  3U  |d}ü^en,  3ugleid)  um  einen  Ijeiligen  (Eifd) 
für  öie  ber  (Bottl^eit  bargebrad)ten  (babtn  3U  Ijaben.  Da  nun  im 
Hlten  Qleftamente  bie  „t^örner"  gerabe3u  als  bie  ^auptjad)e  am 
Hltar  erjdjeinen,  ba  an  fie  bas  Blut  geftridjen  wirb,  ba  man  an 
iljnen  bie  $üt]ne  DoIl3iet)t,  ba  il^re  X)ernid)tung  einer  Serftörung 
bes  gan3cn  Altars  gleid)honimt  (II  IHofe  30  lo,  III  ITIofe  4  7, 
Hmos  0  li),  |o  coirb  ber  Kieler  profeffor  flibert  (Jid)I)orn^)  Red)t 
tjaben,  roenn  er  bie  „fjöxmx"  als  bie  3um  Ornament  l)erabge[un= 
henen,  urfprünglid)  auf  ben  flitar  gejtellten  TItajfeben  betrad)tet. 
Da3u  pafet  es,  ba^  bie  bis!)er  gefunbenen  HItäre  keine  roirMidjen 
„l^örner",  fonbern  Huffä^e  an  bm  üier  d&en  aufroeifen,  bie  oon 
bzn  I)ebräern  ebenfo  gut  roie  bie  Berge  als  „t^örner"  be3eid)net 
lüerben  konnten.  Die  lUaffeben  oerfd^roanben  allmät)lid),  tocil  fie 
einer  fortgefd)rittenen  Religion  als  (13otti)eitsjr)mboI  nid)t  meljr 
genügten  ;  an  it)re  Stelle  traten  bie  HItäre,  bie  nunmeljr  3um  Si^ 
unb  €l)ron  ber  (Botttjeit  töurben  unb  bercn  „t}örner"  nod)  eine 
Seit  lang  an  bie  ältere  5orm  ber  I^eiligen  Steine  erinnerten, 

lOir  können  je^t  oerfudjen,  bas  ©efamtbilb  einer  altisraeli= 
tifd)en  „f}öt)e"  (tjebr.  bämä)  3U  entrüerfen,  roie  u)ir  {ie  uns  nad^ 
ben  tüoI)IerI)aItenen  5^1sl)eiligtümern  Petras  3U  benken  Ijabcn. 
ITtan  mu^  fid)  3unäd]ft  oon  ber  Hnfd)auung  frei  madjen,  als  ob 
jid)  auf  ben  Ijeiligen  Bergen  (Tempel  befunben  tjätten.  Das  trifft 
für  bie  gro^e  Htaffe  fidjer  nid)t  3U.  (Es  bürfte  neben  bem  (nuabcr= 
bau  Salomos  nur  roenig  Hempelgebäube  im  £anbe  gegeben  l)aben, 
roie  benn  aud)  bei  ben  Husgrabungen  in  paläftina  bisljer  kein 
ein3iger  3U  Sage  geförbert  ijt,  ber  in  bie  israelitijdje  Seit  3urüdi= 
reidjte.  Hod)  loeniger  barf  man  I)öl3erne  Italien  oorausfe^en,  ba 
bas  J}ol3  bamals  roie  I)eute  feiten  roar.  löenn  Salomo  für  feine 
Bauten  3ebernl)ol3  com  Obanon  üerroenbete,  fo  ift  biejes  koftbarc 
ITIaterial  ein  3eid]en  für  ben  befonberen  Cujus  bes  königlid)en 
fjofes  3U  feiner  Seit.  HIs  dinfriebigungen,  bie  notroenbig  roaren, 
um  bm  Ijeiligen  pia^  3U  markieren  unb  oor  profanation  3U 
fd)üt3en,  l]at  man  oielmeljr  primitioe  Steinmauern  an3utiel)men, 
falls  nid)t  bie  Stätte  als  foldje  irgenbtoie  kenntlid)  u^ar.  XDtx  fid) 
il)r  näl}erte,  pflegte  allerlei  t)orfid)tsmaf5regcln  3U  üben,  raic  fie 
im  Derkeljr  mit  ber  (Bottljeit  gebräud}li(^  finb.  (Er  entlebigte  |id| 
Dor  allem  ber  Sanbalen,  um  b^n  Ijeiligen  Boben  nidjt  burd) 
körperlidje  llnreinljeit  unb  burd)  Sd)mu^  3U  entcDeil)en.  Baffins, 
Sifternen  ober  Bedien  maren  überall  oorljanben,  bamit  Priefter 
unb  £aien  oor  bem  Betreten  bes  Kultortes  unb  üor  bem  (Debet, 


1)  Itad)  münblidjcr  ITIittcilung. 
28 


®pfer  oöer  (Bclüböe  öie  rituellen  IDQfd)ungcn  öes  gansen  Körpers 
oöer  einselner  aeilc,  befonbers  öer  Bänöe  unö  $ü^e,  DoU3te{}eu 
konnten.  Dabei  ließ  man  öas  lüalfer,  roie  es  noct}  i]eute  im  ©rient 
ge|cf)iel)t,  über  öie  (Bliebma^en  laufen  oöer  gießen,  taud)te  fie  aber 
nid)!  t)inein,  roie  toir  es  3U  tun  pflegen.  Sobalö  man  öie  (Brense 
öes  t)eiligen  Be3ir?te5  überid)ritten  Tratte,  {tarn  man  3U  öen  3abl= 
reid)en  f)ciligtümern,  öie  öurdiaus  nid]t  nur  auf  öem  (Bipfei  öes 
Berges  lagen,  aud)  nidjt  immer  an  einer  ein3igen  Stelle  oercinigt 
roaren,  fonöern  |id)  bistoeilen  \n  roedifelnöer  l7Öi)e  über  öen  gan3en 
Berg  oerftreuten.  Vznn  öie  (J3ottl}eit,  öie  öort  gegentöärtig  ge= 
glaubt  toirö,  iDoI)nt  nid}t  an  einen  beftimmten  pialj  gebunöen, 
fonöern  offenbart  )id)  übcraU,  unö  öarum  gibt  es  anf  jeöem.  Rügel 
Diele  Heiligtümer.  Der  tDe;entlid)fte  Kultgegenftauö  ift  nid)t  me{)r 
öas  präl)iftoiiid)e  ITapflod],  obiDoI}!  es  t)in  imö  ruieöer  nod)  be- 
gegnet,  fonöern  |d)on  öie  lÜaffebe,  öer  Ijeilige  Stein,  öer  öen  Sil^ 
Her  (Botttjeit  in  befonöerem  Sinne  markiert  unö  gecDifjerma^en  als 
fid)tbare5  Si)mboI  öes  unfiditbaren  (Boltes  öient.  IKan  öarf  nid)t 
an  ail3U  piimitiüe  lllufter  öenken ;  neben  öen  unbel]auenen  Steinen 
iiei)t  man  befjauene,  öie  im  allgemeinen  unter  freiem  F)immel  er= 
rid)tet  unö  oom  oollen  (blan^  öer  Sonne  beftral^It  rüaren.  äcil^ 
tDeife  jeöod)  mod)ten  )ie,  ätjnltd)  roie  3U  Petra,  in  hünftleriid)  au5= 
gefüt)rten  ni)d)en  geborgen  unö  oor  öen  Unbilöen  öer  IDitterung 
gefd)ü^t  fein.  Sd]on  öie  propl]eten  (J)o)ea  10  1)  hiagten  über  öen 
£ujus,  öer  bei  öer  Hnfertigung  öer  BTaffeben  üblid)  wax  unö  öer 
fid)  DieIIeid)t  nid)t  auf  öie  Steine  allein  beid]ränl'.te.  Tllit  il]nen  Der= 
bunöen  eridjeint  oft,  an  il)rer  Seite  oöer  an  beiöen  Seiten  aufgc= 
pflan3t,  öie  Hfdjera,  öer  l)öl3erne  Pfal)l,  eine  nad)bilöung  öes 
ijeiligen  Baumes  unö  St^mbcl  urfprünglidi  öeru)eiblid}en  (Bottbeit, 
an  öer  Spit3e  mandjmal  dou  einem  {}albniönöd)en  gekrönt  unö  mit 
Bönöern  gefd)müd?t.  Die  Israeliten  be3ogen  aud)  fie  auf  il^ren  Dolks= 
gott  Jal^oe,  öer  allein  auf  öen  I}öl)en  uereljrt  luuröe.  XDo  öer 
ijeilige  Stein  nid]t  ielbft  als  ö)pferftätte  benut5t  toirö,  tritt  3U  öie= 
fem  Sioedi  öer  flUar  l)in3u,  inöem  eine  oöer  meljrere  lllaffeben 
auf  il)n  oöer  lyaiter  il}n  geftellt  raeröen.  (Es  können  audi  mel)rerc 
Altäre  Dorl)anöen  fein,  öie  in  il)ren  formen  mannigfad)  tDed)feln, 
balö  als  einfadje  tEifdipIatte  mit  I)örnerartigen  fluffät^cn  geftaltet 
(Dotiüaltar),  balö  aus  unbel)auenen  oöer  bet)auenen  Steinen  auf= 
gebaut,  in  flbfö^en  fid)  nad)  oben  oerjüngenö  unö  mit  Stufen  oöer 
einer  kleinen  (Ircppe  Dcrfeljen  (Sd]lad)taitar),  balö  einem  3i}linöer= 
förmigen  SteinbloA  öljnlid),  öer  auf  öer  (Dberfläd)e  3U  einer 
Sd)ale  oerticft  ift  (Räudjcraltar).  Befonöere  Altäre  für  Spenöc= 
unö  Branöopfer  fc^einen  in  öer  älteren  3eit  meift  gefel)lt  3u  Ijaben 
unö  erft  jüngeren  Datums  3U  fein.  Da3u  kommen  nod)  befonöcrs 
l)crgerid)tete  Speifeplä^c,  meift  oor  öem  Hltar  oöer  oor  öer  lTlüf= 

29 


jebe  unter  freiem  {}immel  gelegen,  bamit  bie  (Bemeinöc  oor 
3a!)De  fröfjlid)  fein,  üor  if)m  unö  mit  il)m  ejfen  imb  trinhen  konnte. 
(I  tlTofe  31 44).  (Enölid)  finö  $d)Iaf)tätten  erforöerlid)  3um  Ueber= 
nact)ten  am  tjeiligen  (Drt,  um  (Iräume,  (DraRel  ober  Difionen  üon 
ber  (Bottijeit  3U  empfangen  (I  IKofe  28  n,  31  54,  I  Sam.  3  3  ff.,  I 
Kön.  3  5).  tDo  man  nid)t  einfad)  im  5teien  a^  ober  fdjlief,  bientcn 
f)öl)len  ober  (lempelkammern  als  Speije=  unb  Sd]Iaf3immer. 
ihan  mu^  |id)  jebenfalls  ftets  gegenwärtig  f)alten,  ba^  bie  Hus= 
jtattung  einer  „f)öt)e"  bei  aller  ti}pifd}en  Uebereinftimmung  im 
großen  bod)  im  einßelneii  fetjr  üerfd)ieben  fein  honnte. 

Den  ITIaffeben  ber  3sraeliten  entfpred)enbe  Steinfäulen  t)at 
man  bisljer  nid)t  in  Babt}lonien,  fonbern  nur  in  Hegt}pten  ausge= 
graben,  roenn  man  Don  bm  Ijleineren  £änbern  Dorberafiens  ab' 
fiel)t.  Huf  einen  3ufamment)ang  mit  flegi^pten  —  nid)t  auf  eine 
bireMe  t^erkunft  aus  flegppten  -  toeift  fpejiell  bie  bisroeilen,  ob-- 
tDol)l  nid)t  burd)gängig,  oorljanbene  Q)  r  i  e  n  t  i  e  r  u  n  g ,  bie  roir 
uns  an  einigen  Beifpielen  klar  mad)en  muffen.  Bei  ber  ertrtäljnten 
Kultftätte  in  (Befer  liegt  ber  Steintrog,  bzn  roir  als  bzn  Unterfa^ 
für  bie  J^auptmaffebe  betrad)ten,  löeftUd)  üon  ben  anbern  l^eiligen 
Steinen.  Bei  bem  I)auptaltar  auf  bem  Berge  zibb  'atüfbei  Petra, 
auf  beffen  ®berfläd)e  ebenfalls  ITIaffeben  als  Snmbole  ber  (5ott= 
l)eit  ooraussufet^en  finb,  befinben  fid)  bie  Stufen  für  bm  amtieren^ 
ben  Priefter  im  (Dften,  foba^  ber  Ijcilige  Stein  ban  rDeftlid)en 
Ranb  bes  Kultplat^es  hrönt.  Der  Sempel  Salomos  ift  fo  gebaut, 
ba^  bas  flllerl)ctligfte  mit  ber  Zabe  als  bem  (Il^ron  3at)ües  ben 
IDeften  einnimmt,  unb  aud)  bei  bem  üon  €3ed)iel  lionftruierten 
flUar  füljren  bie  Stufen  oon  ®ften  l^er  l}inauf,  fo  ba^  ber  Priefter 
bie  (Bott^eit  im  IDeften  fd)aut,  ba  er  il)r  natürlid)  entgegcngeljt. 
Damit  ftimmt  auffällig  überein  bas  in  Abusir  bei  IKemptjis  aus= 
gegrabene  r^eiligtum  bes  ägr}ptifd)en  Sonnengottes  Re,  bas  Dermut= 
lid)  bem  berüljmten,  für  uns  oerlorenen  Sonnentempel  oon  t}elio= 
polis  nad)gebilbet  ift  nnb  ber  fünften  Di)naftie,  um  2500  d.  (El)r. 
angel)ört.  Auf  einem  niebrigen,  liünftlid}en  J)ügel  ift  ein  offener 
{)of,  rings  uon  bebediten  Räumen  umgeben,  Ijergeftellt.  fluf  feiner 
rDeftlid)en  f}älfte  erljebt  fid)  über  einem  geböfd)ten  So*el  ein 
mäd)tiger  ©belisli,  cor  beffen  ©ftfeite  fid)  ein  gewaltiger  fllaba= 
fteraltar  befinbet.  Der  ©belisli,  ber  als  ber  Sit^  unb  bas  Si^mbol 
bes  Sonnengottes  Re  galt,  lag  ot)ne  3u3eifel  best)alb  im  IDeften, 
bamit  bie  im  (Dften  aufgcl)enbe  Sonne  il)n  bes  Illorgcns  beftral)le. 
Daf5  roir  auf  ber  rid)tigen  5äl)rte  finb,  toenn  wir  bie  femitifd)en 
ITIaffeben  ober  „Sonncnfäulen"  mit  biefen  ägi)ptif d}cn  (Dbelishen 
kombinieren,  wirb  burd)  eine  anbere  Bcobad)tung  beftätigt.  5üi-* 
bas  Hllerl)eiligfte  bes  falomonifd)en  lEempels  ift  bie  DÖllige  Dunkel 
f)eit  d)arakteriftifd),  bie  barin  l)errfd)t.    Dicfe  Q:atfad)e  ift  um  fo 

30 


auffälliger,  als  bei*  (IempeItoeif)jprud)  3at)De=BaaI  ausbrü&Iid) 
als  öen  Sonnengott  bcseidjnet,  ber  bie  Sonne  an  ben  t}immel  ge= 
ftellt  l\ahe,  um  b^n  llXenii^en  3U  leudjten;  er  jelb[t  aber,  fo  Ijeißt 
es  irteiter,  fjabe  fid)  oorbeljalten,  im  Dunhel  ju  cooljnen.  (I  Kön. 
8  ]2,  nad\  ber  griec^ijd^en  Ueberfe^ung  ber  LXX.)  Hud)  fonft  roeift 
bie  ganse  flusftattung  bes  Stempels  auf  benSonnen=  ober  l)immels= 
gott :  er  ttjront  auf  ber  I)immliid)en  5efte  (ipr  Hadjbilb  ift  bie 
Bunbeslabe  im  HUcrl) eilig jten),  iijm  finb  bie  Planeten  Untertan 
(bal)er  bie  2x5  £eud}ter  im  ^eiligften),  il]m  gef)ord)en  bie  (Iier= 
^reisroefen  (batjer  bie  12  Stiere,  bie  bas  eiserne  ITIeer  bes^immels 
tragen,  im  DorI)of),  er  fät)rt  auf  bem  mit  Roffen  befpanntcn 
Sonneniöagen  3um  ^immel  I^inauf  unb  l)erab  (bat)er  biefe  St]mboIe 
im  Sempel;  ogl.  II  Kön.  23  n),  [einen  Hus3ug  I)ält  er  burd)  bie 
beiben  Berge  im  ®ften  (bat)er  bie  beiben  et)ernen  Sonnenfäulen 
Jakin  unb  Ba'aP)  Dor  bem  Portal).  Darnad)  kann  kein  Sioeifel 
fein,  ba^  bas  Dunkel  bes  HUerljeiligften  bie  finftere  Bergt)öI)Ie 
nad)al)men  foU,  in  ber  ber  Sonnengott  bes  Hbenbs  3ur  Rul]e  gel)t. 
(Es  ift  getDi(3  kein  3ufaII,  roenn  in  b^n  äfjnlid)  gebauten  ägt}ptifd)en 
üempeln  bie  Ijintere  com  (Bott  beu)ot)nte  (Telia  ebenfalls  bunkel 
lüar.  3n  röeld)es  l)ol)e  Alter  bie  (Drientation  l]ineinreid)t,  erkennt 
man  am  beften  aus  btn  bereits  ber  präI]iftorijd)en  periobe  ange= 
Ijörigen  Steinftuben  ober  Dolmen  :  biefe  (Bräber  finb,  ruenn  aud} 
nid)t  überall,  fo  bod)  in  mand]en  (Begenben  oon  (Dft  nad)  IDeft 
orientiert.  "Der  Kopf  bes  Hioten  liegt  im  löeften,  fobafe  er  bem 
Aufgang  ber  Sonne  entgegenfdjaut. 

3ft  in  bem  eben  befprod)enen  Soll  ber  ägi]ptifd)e  (Einflufj  nid)t 
gan3  offenfid)tIid),  fonbern  erft  burd]  Dergleid)enbe  Beobad]tungen 
3U  erfd)Iie^en,  fo  ift  er  hingegen  bei  ben  ^ötterbilbern  mit  ben 
f)änben  greifbor.  Bei  ben  Ausgrabungen  ift  bas  gan3e  ägijptifdje 
Pantf)conDertreten,  roäI)renb  bas  affi]rifd)=babr;Ionifd)c  uöllig  fet)lt, 
ujenn  roir  oon  b^n  üDeibIid)en  Statuetten,  bie  eine  (Bruppe  für  fid) 
bilben,  3unäd)ft  abfeljen.  Diefe  Q!atfad)C  ift  äu^crft  überrafd^enb 
für  alle  biejenigen,  bie  einfeitig  naä)  Babi)Ionien  bli(feen  unb  feine 
(Einwirkung  auf  3srael  betonen.  J^ier  mad)t  fid)  3um  erften  IHalc 
mit  allem  Hadjbrudi  bas  Hegpptifdje  als  ber  3a3eite  5a^tor  geltenb, 
beffenBerüdifid)tigungbeiberflnalr)feberkanaaniti)d)=israeIitifd]en 
Kultur  nid)t  oernad^Iäffigt  roerben  barf.  (Es  roirb  nun  barauf  an= 
kommen,  bie  beiben  (Einflüffe  gegen  einanber  ab3ua)ägen  unb  iljre 
Spl)ären  genauer  ab3ugrcn3en.  Himmt  man  aus  bemgro{3enReid) 
ber  Kultur  3unäd)ft  bie  Religion  als  ein  befonberes  (Bebiet  Iieraus 
unb  bringt  fpc3iell  an  fie  bie  $rage  nad)  bem  3ufammenl}ang  mit 
flcgt}pten  unb  Babi^lonien  l)eran,  fo  barf  man  barauf  nad)  bem 


1)  So  ift  3U  lefen.  Der  {Ecmpcl  ift  alfo  öem  Baal  3al)uc  gciueil)t. 

31 


je^igert  Stanbc  unjerer  Kenntniffe  bie  oorläufigc  flnttöort  geben, 
ba'Q  öer  babi)Ionijd)e  dinflu^  fid)  cor  allem  auf  öie  niijtljen  unb 
bie  I)öl)ere  offißielle Religion  erftredkt  I)at,  röieunsbie£iteratur  bes 
fliten  (Teftamentes  Iel)rt,  ba^  I)ingegen  ber  ägi}pti|cl)e  €influö  ]i6] 
oorneljmlid)  in  ber  nieberenöolksreligton  bemevfibar  gemadjtfjat, 
u)ie  uns  bie  $iinb^  be3eugen. 

$ivc  ben  ßioeiten  (leil  biefer  S^tjefe,  ber  uns  I)ier  allein  intcr» 
efjiert,  fprid)t  einmal  bie  (latfadje,  ba^  3U  ollen  Seiten  unb  an  allen 
(Drten  ber  Bes  bie  populärfte  ägt)ptijd)e  (5ottl)eit  in  Paläftina 
geu)e[en  ijt.  Die  bort  gefunbene  3al){  berBesgö^en  ift  bei  roeitem 
größer  als  bie  anberen  Figuren,  roie  bes  ptat),  0tiris,  flnubis 
u.  [.  u).  Bes  gei)ört  nid)t  3U  ber  Sd^ar  ber  l)o!)en  (Sötter,  fonbern 
3U  ben  niederen  Dämonen,  bie  burd)il)re  groteske  (Beftalt,  Ijalb  (Tier 
^alb  lTIen[d),  an  bie  Sati^rn  ber  ©riedjen  erinnern.  Sie  muffen  burd) 
(Ean3,  ITtufili  unb  anbere  Dergnügungcn  bie  (Bötter  unb  (5ötter= 
föl)ne  erfreuen,  DieHegt}pter  bestleuenReid^estjaben  benhrumm^ 
beinigen  Bes  mit  Porliebe  als  I^eiligenbilb  in  iljre  t^äufer  geftellt, 
il)re  Kinber  nad)  iljm  genannt  imb  fie  feinem  Sd)ut^e  empfol}len, 
Xpie  ein  Beifpicl  in  £ad)is  lel/rt,  loaren  bie  Bilber  bisroeilen  mit 
einem  Ring  üerfel)en  unb  Sonnten  um  bm  V}als  getragen  u)erben. 
Die  llad)f rage  nad)  iljnen  roar  fo  ftark,  baß  fie  nid)t  nur  aus  Hegt}p= 
ten  importiert,  fonbern  aud)  in  paläftina  felbft  fabri3iert  tourben; 
in  ©efer  l)at  man  nodi  bie  (Eonform  gefunben,  bie  3um  finfertigen 
bes  (Bottesbilbes  biente. 

lüie  ber  Bes,  fo  bürften  alle  in  paläftina  ausgegrabenen 
(Bottesbilbcr  als  I^ausgö^eu')  ober  Amulette  3U  erl^lären  fein. 
Hls  (Begenftänbe  für  bm  öffentlid)en  Kultus  hönnen  fie  jcbenfalls 
md)t  in  Betrad)t  hommen,  ba  fie  l)öd}ftcns  Ijanbgrofj  finb.  llcber= 
öies  finb  fie  aud)  nid)t  in  tEempeln,  fonbern  in  priDatl)äufern  ober 
in  (Bräbcrn  gefunben.  lOir  bürfenfiebal)er  amct)eftenbenBilbern 
ber  Sd)ut3l)eiligen  Derglcid)cn ,  bie  in  katl)olifd)en  £änbern  bie 
I}äufer  fd)müd{en.  (Eigenllid)eDerel)rungu)erben  fie  kaum  genoffen 
l)aben,  l)öd)ftens  ba^  man  il)nen£ampenan3ÜnbeteunblDeil)raud) 
opferte.  3m  allgemeinen  aber  gcl)örcn  fie  in  b^n  grof3en  Bereid) 
ber  Hmulette,  bie  £ebenben  roie  iToten  nüt^lid)  finb.  Amulette  finb 
(5egcnftänbc  oberoeid)en,  bie  mit  abergläubifd)em  ITimbus  um= 
geben  als  fd)ül5enbe  flbtDel)rmittel  gegen  fd)äblid)e  Dinge  ober 
lOefen,  roie  gegen  böfen  Blid?,  Saubcrei,  Dämonen,  Unglüdisfälle, 
gebraud)t  werben,  im  Dolhe  fel)r  beliebt,  üon  ber  offi3iellen  Reli= 
gion  aber  oeriDorfen  unb  oerboten.  Sie  flammen  mcift  aus  einer 
frül)eren,  jetjt  übcrtöunbencn  Stufe  ber  Religion  ober  aus  ber 


1)  Der  flusbnidt  „(lerapfjim"  ift  311  ucrmciben,  ba  er  tüal)rfd)ein= 
lid)  Iieine  f)ausgöt}en ,   fonbern   gottes6icnftIid]e   ITIashcu  bc3eid}net. 


32 


5rcmöc.  Denn  alles  5remöc  gilt,  roeil  es  rät[clf)aft,  unocrftänölic^, 
unljeimlid)  ijt,  als  befonbcrs  sauberkräftig  unö  3auberl)emmen5. 
(DbtDoI)!  kein  Stoeifel  baran  fein  kann,  ba^  öie  (Bottesbilöer  in 
Dielen  fallen  öen  nad)  Palästina  gesogenen  Hegi]ptern  susufdjreiben 
finb,  öürfen  roir  fie  öennod)  grabe  um  if)res  amulettartigen  (It)a= 
rakters  toillen  aud)  in  ben  ^änben  unb  £}äuiern  ber  palä|tinen[er 
DorausiVgen,  bie  fid)  bamals  nod)nid)tt)ermetiid)Donben5remben 
abjd)loffen  unb  bie  fid)  grabe  auf  bieiem  (Bebictc  frembe  Bröudje 
Ieid)t  oneignen  mod)ten. 

neben  benBesgö^en  jinb  als  sroeite  nod)  3al)Ireid)ere(5ruppe 
öie  rociblidjen  Statuetten  3U  erujätjnen,  bie  man  als  H  ft  a  r  t  e  b  i  I  b  e  r 
3U  be3eid)nen  pflegt,  flud]  fie  l}aben  iljre  Rolle ,  cd  eil  fie  )o  klein 
finb,  nidit  im  öffentUd)en,  fonbern  im  prioaten  Kultus  gefpielt. 
®btt)ol}l  bie  ^iQuren  im  einseinen  mannigfad)  Don  einanber  ab- 
tDeid)en,  ift  bod)  ber  ^itjpus  ber  (Böttin  im  großen  unb  gansen  ftets 
berfelbe :  fie  i)t  nadit,  trögt  eine  Krone  auf  bem  E}aupte ,  Ringe  um 
bzn  f}als  unb  bie  5ü^e  unb  einen  (Bürtel  um  bie  E)üften;  bieHrme 
finb  über  ber  Brujt  gekreust;  I}üften  unb  Brüfte  treten  ftark  t)cr= 
Dor,  roiees  bas  Sd-jönljeitsibeal  ber  Semiten  oerlangt.  Daneben  be= 
gegnen  als  fpesielle  Unterarten  Srauengeftalten,  bie  )d)rDanger  finb 
ober  ein  Kinb  auf  bem  Hrm  Ijaben;  jold)e,  bie  sroei  j)örner  an  ber 
Stirn  seigen,  toie  es  bei  bm  altägi]ptiid)en  (Bottljeitenüblid)  ift  (ein 
Bilb  ber  „3rDeiget)örntenfl|tarte",  bie  uns  aus  bem.  biblifdien  ®rts= 
namen  flftarot  karnajim  bekannt  ift);  foldje,  bie  einen  grotesken 
Dogelkopf  mit  geroaltigen®l}rringen  anbeuten,  unb  anbere  mel)r, 
Als  bas  urfprünglid)e  ^eimatlanb  biefer  Statuetten,  bie  aud)  auf 
Ki}pros  unb  anberstoo  gefunben  finb  unb  bie  über  bas  ganse  Dor= 
bere  flfien  toeit  oerbreitet  roaren,  galt  früher  pi)önikien,  basljeute 
f)öd)ftens  nod)  als  Durd)gangslanb  in  Betrad)t  kommen  kann. 
ll)äl)rcnb  mand)e  (Ii:)pen  nad}  Babi:)lonien  roeifen ,  ift  bei  anbern 
ber  ägt)ptifd)e  (Einfluß  oiel  bemerkbarer,  fofern  fie  burd)  bie  f^aar« 
trad)t  unb  burd)  bie  totusblumen,  bie  fie  in  ben  J)änben  l)alten, 
an  bie  ägi)ptifd)e  (Böttin  I)atl)or  erinnern.  Die  3sraeliten,  aus 
beren  3eit  mand)e  ber  ausgegrabenen  (Eremplare  ftammen,  l)aben 
jebenfalls  alle  öiefe  Bilber  auf  bie  flfd)era,  flftarte  ober  i)immels= 
königin  besogen,  beren  Dienft  bis  in  fet)r  fpäte  Seit  gebauert  t)at. 

3übifd)e  IDeiber  roaren  es,  bie  nod)  bem  greifen  3eremia 
Dorcoarfen,  ba%  bie  t)ernad)läffigung  ber  f)immelskönigin 
alles  Unglüdi  3sraels  Derfd)ulbet  t)abe :  f 0  fpenbeten  fie  il)r  iErank= 
opfer  unbIDeil)raud)unb  bukenit)r3u(£l)renKud)en  (3erem.44i7ff.). 
tDie  bei  biefen  5tauen ,  fo  mag  in  Dielen  IDinkelkulten  trol3  ber 
propl)etifd)en  Polemik  ber  (Blaube  an  bie  kanaanitifd)e  t^immels^ 
königin,  bie  (Bemal)lin  bes  l)immlifd)en  Baals,  bie  (Böttin  ber 
menfd)lid)en  unb  oegetatiDen  5rud)tbarkeit,  fortgelebt  l)aben.  IDir 

(S  r  e  §  ni  ii  n  n  ,  Ausgrabungen. 

III     33 


I)aben  gefeljen,  ba^  öic  offisielle  3al)DcreI{gion  nur  öcn  Ijeüigcn 
Baum  unb  [ein  nad)bilö,  ben  kultifd)cn  Pfat)I,  übernommen  unb 
bie  flfdjera  als  ein  Si)mboI  3aI)Des  aufgefaßt  Ijat ;  bie  (Böttin 
fl|d)era  I)atte  inbem  monott)eiftifd)en  (Blauben  3sraels  feeinen  pia^. 
IDie  roir  je^t  aus  bm  Husgrabungen  lernen,  I)at  fie  fid)  bennod) 
inoffi3iclI  in  bem  Zthen  bes  Dolfees  3U  beljaupten  gemußt,  genau 
jo  roie  nod)  Ijeute  ber  von  ber  Kird)e  befeämpfte  Aberglaube  in 
btn  nieberen  £aienfereifen  unausrottbar  ift.  Befonbers  bürften  fid) 
bamals  roie  l)eute  bie  5i^auen  l)erDorgetan  Ijaben,  als  bereu  Sd)u^= 
Ijeilige  bie  {}immelsfeönigin  3U  betradjten  ift :  fie  benu^ten  iljre 
Bilber  bei  ben  oerfdjiebenen  Hfeten  bes  cöeiblidjen  (5efd)Ied)tSä 
lebensals  fdjü^enbe  Hbroetjrmittel.  Die  gro^e  5üUe  ber  Statuetten 
erlaubt  aber  aud)  einen  Sd)luö  auf  roeite  Verbreitung  ber  im  Dicnft 
biefer  (Bottt)eit  geübten  Ijeiligenproftitution,  bie  oon  iljr  gef orbcrt, 
Don  ber  3aI)Dereligion  Ijingegen  oerboten  roar  ^). 

fluf  ben  öffentlid)enf)öt)en,  ben3aI)De  geroibmeten  Kultftätten 
I)aben  toir  uns  feeine  Bilber  3U  benfeen.  Die  3at)DereIigion  letjntc 
fie  als  l)eibmfd)  ah,  fie  roar  unb  blieb  alle3eit  bilblos,  in  ber 
älteren  3eit  naio,  fpäter  becou^t.  flis  bie  3sraeliten  nad)  paläftina 
feamen  unb  bort  eine  im  Dertjältnis  3U  itjrem  bisl)erigen  TIomaben= 
leben  I)öl)er  entroi&elte  Kultur  Dorfanben,  ba  Ijabenfie  alles  über= 
nommen,  roas  fid)  übernel)men  lie^.  Hur  an  einigen  punfeten 
regte  fid) ,  toenigftens  in  mand)en  Kreifen ,  ein  energifdier  tDiber= 
fprud)  gegen  bas  Heue  unb  füt)rtc  3ubebeutfamenReafetionen.  lOie 
man  fid)  auf  fo3iaIem  (Bebiet  gegen  bas  3insroefcn  ber  Babplonier 
unb  Hfft)rer  töel)rteunb  es  ber  bebuinifd)en  Sitte  unb  bem  gefd)Ied)ter= 
red)tlid)en  Derbanb  gemä^  als  n)ud)er  ücrurteilte,  fo  oerroarf 
man  aud)  bie  Darftellung  ber  (BottI)eit  im  menfd)Iid)en  Bilbe  als 
einen  mit  bem  religiöjen  (Empfinben  unoereinbaren  t)eibnifd)en 
(Breuel.  Das  Iel)rt  nid)t  nur  bie  Ueberlieferung  bes  fliten  ü^efta» 
mentes,  bie  eine  feritifd)e  Sd)ule  ber  mobernen  3eit  mit  Unred)t 
angefod)ten  I)at,  fonbern  bas  bürfen  roir  aud)  aus  ben  Husgra» 
bungen  fdjlie^en.  IDir  feönnten  bas  3tDar  nid)t  fo  fid)er  bel)aupten, 
töenn  roir  nur  auf  bas  negatioe  Refultat  angeroiefen  roären,  ba^ 
bis!)er  feein  Kultbilb  unb  nid)t  einmal  bie  Statuette  eines  13aals 
gefunben  ift;  bcnn  jeber  (lag  feönnte  uns  eine  Ueberrafd)ung 
bringen  unb  unfere  IIt)efe  über  bin  t}aufen  fto^en.  Hber  eine  an' 
•öere  2atfad)e  ift  bod)  fei)r  bead)tenstDert. 

ITIan  I)at  je^t,  nid)t  birefet  bei  bzn  Ausgrabungen,  root)!  aber 
,fonft  in  paläftina  mel)rere  Stier  bilber  gefunben,  bie  an  bas 


1)  tDenn  bei  mandjen  Bilöern  bie  ®öttiti  mit  bin  ^änbcn  if)rc 
Brüjtc  fencift,  fo  ift  bas  nod)  I)cutc  ein  im  ©rient  bekannter  unmi&= 
»crftänblidjer  ©ejtus. 

34 


golöenc  „Kalb"  erinnern,  bas  3crobeam  im  3al)t)e&ultus  3U  Betel 
unb  Dan  aufrid)ten  liefe.  Sd)on  früljer  oermutete  man,  öafe  ber 
Stier  urfprünglid)  bas  ^eilige  Hiier  bes  aramäifd)en  (Bottes  Ram= 
man  geroeien  [ei.  Das  ift  um  fo  tDat)rfd)einIid)er ,  als  bas  Dorf 
er-rummän  im  ©Itjorbanlanb,  in  bem  eines  ber  Bilber  auf  einem 
in  bie  IDanb  gemauerten  Steine  entbeut  toarb,  nod)  ben  Hamen 
ber  ©ottf)eit  beioatirt  l)at.  Der  Kult  biefes  (Bottes,  ber  fci)on  frül) 
na^  Babi)Ionien  gebrungen  roar,  erfreute  jid)  großer  Beliebttjeit, 
röie  fein  roeiter  Derbreitungskreis  beroeift.  3m  fliten  üeftamente 
roirb  er  gerööt)nlid)  nur  „ber Baal"  b.I). ber J)err  genannt,  bod)be= 
gegnet  er  uns  einmal  unter  feinem  Doppelnamen  J)abab=Rimmon 
(Sadjarja  12  n).  Dabei  erfal)ren  roir,  ba^  man  QiotenMage  um 
il)n  l)ielt.  (Er  roar  alfo  eine  Hbonis^  ober  Q;amu3ge}talt ,  für  bie 
Sterben  unb  fluferfteljen  d)arafiteriftifd)  ift.  Sein  Stjmbol  ift  bas 
Bli^bünbel  unb  beseidjnet  if)n  als  Degetationsgott ;  benn  ber  (Be= 
roitterregen  beförbert  bie  5i^ud)tbarkeit  bes  Bobens.  Dasu  pafet 
ber  junge  Stier  als  bie  Derhörperung  ber  f^austiere,  bie  ebenfo 
toie  bie  Pflansen  feinem  Sd)u^e  empfot)Ien  Jinb.  Ramman  i)t  bem= 
nad)  ber  (Bott  ber  Bauern,  ber  fd)on  Don  btn  kanaanitifdjen  £anb= 
leuten  oerefjrt  mürbe,  als  bie  Israeliten  nad)  Paläftina  kamen. 
3al)De,  ber  (Bott  berHomaben,  t)atte  mit  biefem  Baal  3at)rt)unbertc 
l)inburd)  3U  kämpfen,  elje  er  als  enbgültiger  Sieger  gekröntrourbe. 
Bistoeilen  fd)ien  fid)  bie  tDagfd)aIe  3U  gunften  feines  (Begners  3U 
neigen,  am  ftärkften  bamals,  als  3erobeam  na&i  ber  Reid)sfpal= 
tung  ben  $orberungen  bes  norbisraelitifdjen  Dolkes  nad)gab  unb 
bie  (Einfüt)rung  bes  Stierbilbes  in  btn  offisiellen  3ai)DekuIt  an^ 
orbnete.  Dennod)  ift  ein  großer  Unteridjieb  3rDifd)en  b^n  Darftel= 
lungen  Rammans  auf  paläftinifd)em  Boben  unb  bzn  anberroörts 
gefunbenen  nadjroeisbar ;  bznn  bort  fet)It  bie  l)ier  burd)gängig 
Dorljanbene  menfd)Iid)e  (Beftalt  bes  (Bottes.  Die  3sraeliten ,  unb 
DieIIeid)t  fd)on  bie  Kanaaniter,  übernat)men  alfo  nur  bas  St}mboI 
bes  (Bottes,  b^n  Stier,  leljnten  Ijingegen  bas  eigentlid)e  Bilb  als 
I^eibnifd)  ah.  So  3eigt  fid)  grabe  in  bem  Stierbienft  bie  Kraft  ber 
israelitifd)en  Religion,  bie  fid)  bei  aller  Aneignung  bes  5remben 
bennod)  in  it)rer  jelbftänbigen  (Eigenart  3U  bel)aupten  unb  burd)= 
3ufe^en  toeife.  IDas  fid)  I)ier  beutlid)  oerfolgen  läfet,  ift  aud)  in 
anberen  Sollen  rDa!)rfd)einIid).  So  fel)r  3srael  aud)  in  bie  Kultur 
bes  Dorberen  (Orients  DerfIod)ten  roar,  t)at  es  tro^bem  niemals  ben 
(Beift  feiner  Religion  gan3  oerleugnet,  obtoot)!  ber  (BIan3  il)res 
Spiegels  getrübt  fein  mod)te.  Huf  ber  $ernt)altung  alles  lTTenfd)= 
Iid)en  oon  ber  (Bottl)eit  berut)t  bie  Sd)roäd)e  unb  bie  Stärke  ber 
tsraelitifd)en  Religion:  il)re  Sd)ir)äd)e,  roeil  il)r  bie  Sd)öpfungen 
eines  p^ibias  ober  tnid)eIangeIo  oerfagt  bleiben  mußten,  il)re 
Stärke,  roeil  burd)  bicfc  el)rfürd)tige  S^eu  bie  3nnerlid)keit  Der= 

III*    35 


tieft  unb  6ie  rDeItl)ijton|d)c  propl)etie  erft  ermöglid)t  rouröe. 

fluf  öie  Kultljanblungeu  i[t  aus  bzn  Husgrabungen  naturgc» 
maß  roenig  3U  fd)Iic^en.  Sro^öem  liahm  fie  uns  eine  Ueberra« 
fd)ung  bc|d)eert,  bie  Dort)er  niemanb  erroartet  Ijatte,  be3üglicij  bcr 
ITtenfd)enopfer.  Das  flite  Sejtament  bietet  uns  barüber  einige 
nad)rid)ten ,  bie  3ur  Deutung  ber  $unbe  l)erange3ogen  roerben 
muffen.  Die  Sage  von  ber  Opferung  3faahs  (I  ITlofe  22)  red)nct 
3rDar,  |o  töie  fie  ^cute  lautet,  mit  ber  möglid)?ieit,  ba^  3aI)De  ein 
Kinberopfer  oerlangen  könne,  fie  roei^  aber,  ba'^  er  es  in  tDirJt= 
Iid)keit  nid)t  tut.  llTit  Red)t  l)at  man  öiefe  (ir3äl)lung  für  eine 
Kultfage  erklärt,  bie  ben  IDedjfel  bes  gottesbienftIid)en  Ritus  er» 
kennen  läfet,  ber  an  bem  betreffenben  Kultorte  geübt  rourbe :  llr= 
fprünglid}  rourbe  bort  ein  Kinberopfer  bargebrad)t,  jpäter  jebo^ 
begnügte  jid)  bie  (Bottfjeit  mit  einem  IDibberopfer.  (Ein  anbcres 
lUal  roirb  uns  er3ät)It,  roie  ber  (Bileabiter  3epl}ta  feine  ein3ige 
Sodjter  bem  3al)De  opfert,  nad)bem  er  fie  gelobt  Ijatte,  um  ben 
Sieg  über  bie  Hmmoniter  3U  erringen  (Rid)ter  11).  l}ier  roirb  ber 
öoIl3ug  bes  lTtenfd)enopfers  tatfäd)lid)  berid)tet,  aber  es  erfd)eint 
nid)t  als  eine  regelmäßige ,  fonbern  als  eine  außergeroö^nIid)e 
fjanblung,  um  bie  (Bottijeit  in  einem  gan3beftimmten5aUegnäbig 
3U  ftimmen.  Daß  tro^bem  t)inter  biefcr  (5efd)id)te  eine  ftänbige 
rituelle  (Bepflogentjeit  geftanben  l)at,  bürfen  roir  aus  bem  3ufa^ 
fd)Iießen  :  „Darum  roarb  es  3ur  Sitte  in  3srael :  fllljäi)rlid)  3iet|en 
bie  3ungfrauen  3sraels  aus,  bie  Sodjter  bes  (Bileabiters  3cp^ta 
3U  befingen,  jebes  3ai}X  oier  Qlage  lang."  Der  l)ier  befdjriebene 
Q^rauerritus  Ijat  bemnad)  einen  älteren  Braud) ,  ben  Braud)  bes 
lTIenfd)enopfers,  abgelöft.  (Ein  brittes  lUal  Ijören  roir  oon  einem 
Bauopfer  (I  Könige  16  34).  „3u  fll)abs  Seiten  baute  f)iel  öon 
Betel  bie  Stabt  3ei^i'^o  coieber  auf.  Ueber  feinem  (Erftgebornen 
Hbiram  legteer  ben(Brunb  unb  über  feinem  3üngftgebornenSegub 
fe^te  er  bie  Sore  ein,  nad)  bem  IDorte  3al}Des,  toeldjes  er  bur^ 
3ofua  hin  Xlnn  gerebet  Ijatte."  flud)  Ijier  roirb  bas  ©pfer  als 
außerorbentlid)  Ijingeftellt  unb  mit  bem  5Iud)emotiDiert,  ber  einft 
über  3erid)0  ergangen  ift  (3of.  6  26).  3mnicrl)in  finb  (Dpfer  unb 
5lud)  nur  bann  oerftänblid),  roenn  fie  an  eine  ältere  ober  irgenb= 
roie  bekannte  Sitte  anknüpfen.  (Es  gilt  l}ier  roie  überall  bas  allge= 
meine  (Befe^,  ba'Q  bas,  roas  fid)  im  Kultus  gegenroärtig  unb  regel» 
mäßig  roieberl)olt,  im  Kultmt}t^us  3U  einer  einmaligen,  in  ber  Der» 
gangenl^eit  fpielenben  llatfadje  roirb.  Run  ift  uns  einmal  nod) 
eine  alte  üorfd)rift  erl)alten,  roonad)  3at)De  bie  menfd)lid)e  (Erftge» 
burt  forbert:  „Das  Befte  beines  fldiers  unb  beiner  Kelter  follft  bu 
nid)t  3urü&l)alten.  Den  (Erftgebornen  beiner  Sötjne  follft  bu  mir 
geben.  (Ebenfo  follft  bu  es  tun  bei  beinemRinb  unb  beinemKlein» 
Diel)"  (2.  ITTofc  22  28  ff.).    ITtitten  l)ineingefd)oben  3toifd)en  bie 

36 


(Erftlinge  öes  5^1025  unb  öer  tliere  erjd)einen  Ijiet  6ie  (Ir)tltngc 
öer  Tnenid)en,  öie  öer(Bottt)eitget)ören  unö{l)röargebrad)trDeröeii 
[ollen.  Dies  (Bebot  reid)t  in  }et)r  alte  Seiten  jurüdi,  6a  )päter 
ftets  Dorgefd)rieben  i|t,  öie  menid)Iid|e  (Jrftgeburt  öurd)  (Dpfer 
aus3ulöfen.  Öbroo!)!  bie  flusfüf}rung  öiefes  ©ebotes  niemals  er= 
3äl)It  toirö,  ^ann  man  öennod)  feine  (Bültigkeit ,  roenigftens  für 
eine  ferne  üergangenljeit,  nidjt  be3rDeifeIn.  Die  (5eid)id)te  Dom 
Hus3ug  aus  Hegipten  ijt  in  öiefer  E^infidjt  fetjr  letjrreid).  Xlaö^ 
öem  gan3en  3ufammenl}ang  foll  öie  Rötung  6er  (Erftgeburt  öurd) 
3al)De  eine  piage  fein,  öie  über  öen  p{)arao  unö  öie  Hegi^pter 
Derl)ängt  rcirö,  um  )ie  3um  Hadigeben  für  öie  ^oi^öerungen  3s= 
raels  3U  Deranlaffen  (nnTofe  11 4 ff.).  3m  IDiöerfprud)  öamit  ftebt 
öie  IIatfad)e,  öa^  3at)De  aud)  öie  €rftgeburt  öer  3sraeliten  Der= 
langt  unö  fie  mit  öem  Hoöe  beöroi)t,  falls  nid)t  öas  Blut  öer 
Pasd)alämmer  an  ©berfdjtDelle  unö  (lürpfoften  geftrid)en  ift. 
jjier  ipiegelt  fid)  roieöerum  in  öer  (Er3äI)Iung  öer  tDed)feInöe 
feultifd)e  Ritus  loieöer:  Urfprünglid)  bradjte  man  3at)De  öie 
menfd)Iid)e  (Erftgeburt  öar,  fpäter  opferte  man  pasdjalämmer  als 
(Erfa^.  3m  allgemeinen  roarö  fo  öer  fd)aurige  Braud)  gemilöert, 
roenn  er  aud)  in  mani}en  (Begenöen  fid)  erf)alten  mod)te;  nur  am 
Husgang  öer  Königs3eit,  als  3srael  unter  ÜTanaffe  fid)  einem 
tüilöen  Si)nkretismus  ergab,  lebte  er  unter  fremöem  (Einfluß  nod) 
einmal  in  roeiterem  Umfange  roieöer  auf ;  öamals  oerbrannten 
üicle  3sraeliten  it)rc  Söl)ne  unö  (Iöd)ter  3U  (EI)ren  öes  Blelek 
(ITIoIod)),  obroot)!  öie  propf)eten  öagegen  eiferten  (3erem.  7  31). 
nel)men  roir  nod)  t)in3u,  öa^  roir  aud)  bei  öen  anöeren  femitifd)en 
Dölkern  oft  oon  menfd)enopfern  erfal)ren,  öann  toeröen  toir  mit 
öer  nötigen  literarifc^en  flusrüftung  an  öie  Husgrabungen 
I)crantreten. 

Bei  öer  fd)on  met)rfad)  genannten  I)eiltgen  Stätte  Don  (Bcfer 
entöedite  ITTacalifter  einen  K  i  n  ö  e  r  k  i  r  d)  t)  0  f .  HIs  Särge  toaren 
grofee,  öiAroanbige,  ornamentlofe,  meift  3iDeif)enhIige  Krüge 
benu^t,  öie  auf  öer  öie  IHaffeben  umgcbenöen  Plattform  lagen. 
Der  Körper  öes  Kinöes  mar  gerDÖt)nIid)  mit  öem  Kopf  Doran  in 
öas  (Bcfä^  geftedit;  au^eröem  füllten  3tt)ei  oöer  örei  kleinere 
Krüge,  eine  Sd)üijel  unö  eine  (laffe,  alles  in  feine  (Eröe  oöer  Sanb 
gel)üHt,  öen  Öiopf.  Die  Kinöer  roaren  fämtlid)  neugeboren, 
tieines,  roie  oon  einem  Anatomen  Derfid)crt  roirö,  älter  als  eine 
n)od)e.  nis  ein3ige  flusnal)me  finö  3roei  Kinöer  Donungefäl)r  fed)s 
3al)ren  3U  b^txadittn,  öeren  Skelette,  obü3oI)l  fie  )ld)  in  feljr 
fd)led)tem  3uftanöe  bcfanöen,  öeutlid)e  Spuren  oon  5euer  trugen, 
fln  öen  anöeren  £eid)en  I)ingegen  roar  keinerlei  Hrt  oon  Derftüm^ 
melung  erkennbar.  Der  3nt)alt  öer  (Befäße  ift  leid)t  3U  beuten  : 
öie  kleinen  Krüge,  Sd)üffeln  unö  iEaiJcn  foUtcn  6cm  Kinöe  als 

37 


i^ausrat  bhntn  für  bas  Zeben  nad)  6cm  tEoöc  ;  üiellcid)!  toaren 
fie  mit  IDaffer  unö  Brot  gefüllt,  DieIIeid)t  aber  genügte  -  nad) 
ägt)ptifd)em  (Blauben  -  öer  Sanö  als  Sd)cinmeI)I,  toar  öer  Sotc 
öod)  felbft  nur  ein  Sd)cintDefcn,  ein  Sd)atten.  Kleine  Kinöer  in 
Krügen  beisufe^en,  ijt  eine  im  prät)iftorifd)en  (5ried)enlanö  üblid]c 
Sitte;  öagegcn  ift  fie  im  (alten?)  Hegi}pten  erjt  neueröings  öurd) 
5Iinöers  Petrie  in  öem  für  (Bojen  ausgegebenen  saft  el-henne  nad)» 
geroiejen,  fonft  aber  nur  aus  bem  Hegt)pten  ber  fpäten,  I)eIIenifti= 
fdjen  3eit  begannt.  Hn  eine  einfad)e  Beerbigungsftätte  in  (Befer 
3u  benfeen,  oerbietet  erftens  bie  2atfad)e,  ba^  toir  uns  bort  an 
einem  nadiroeisbar  Ijeiligen  (Drte  befinben,  unb  sroeitcns,  ba'Q 
lauter  tleugeborne  begegnen.  (Es  Ijanbclt  fid)  Dielmet)r  aller 
n)at)rjd)einlid)keit  nad)  um  (Erftgeburtsopfer,  bie  bem  (Bottc  bar= 
gebrad)t  unb  rool)!  lebenbig  erftidit  roaren.  Die  flufbetDaf)rung 
ber  £eid)en  in  Krügen,  bie  oon  ber  Beftattung  ber  (Ertöad)fenen 
auffällig  abftid)t,  gejd|at)  oermutlid)  besl)alb,  toeil  bie  Söpfe  am 
beften  fionferoieren  ;  barum  t)ob  man  ja  aud)  bie  papi)rusurkun= 
bm  in  irbenen  (Befä^en  auf.  Jjunbelt  es  fid)  einfad)  um  eine  Be» 
ftattung,  bann  müfetc  man  aud)  b^n  Unter(d)ieb  erMären,  ber  5tDi= 
|d)en  bm  Kinbern  unb  bm  (Ertoad)fenen  gemad)t  tourbe.  Het)n= 
Iid)e  Krüge,  mit  Kinberlcid)en  gefüllt,  l)at  man  aud)  bei  btn  Hus= 
grabungen  in  lUegibbo  unb  IIl)aanad)  3u  ilage  gcförbert.  31)r 
3nl)alt  roar  im  allgemeinen  bcrfelbe,  bod)  tnaren  bzn  Kleinen  bis» 
rocilen  nod)  Spinbein,  Kiefelfteine,  Perlen  unb  tTTufd)eln  als 
Spicl3eug  unb  Hmulette  beigegeben.  Das  Alter  toar  nid)t  genau 
erkennbar.  Dod)  bel)auptet  Sellin,  ba^  von  16-20  £eid)en,  bie 
er  an  einer  Stelle  entbed?te,  bie  fjälfte  thzn  geboren,  ber  Reft  t)in» 
gegen  ettoas  älter  voax,  keines  inbeffen  met)r  als  3rDci  3al)re 
3äi)lte.  Als  5unbort  kommt  I)ier  kein  l)eiliger  pia^  in  Bctrad)t, 
fonbern  meift  ber  Boben  eines  J}aufes,  getDÖl)nlid)  in  ber  näl)e 
einer  (Edie.  Um  3U  beojeifen,  ba^  aud)  l)ier  nid)t  an  ®pfer,  Jon» 
bern  an  cinfad)e  Beftattungsriten  3U  Senken  fei,  l)at  man  baxan 
erinnert,  ba%  bie  flegt)pter  nod)  I)eutc  totgeborene  Kinber  im 
I^aufe  3U  Derfd)arren  pflegen.  Aber  biefe  Sitte  bebarf  felbft  erft 
ber  (Erklärung,  ba  ber  5ufeboben  bes  Jjaufes  in  ber  alten  3eit 
kcinestöegs  ber  naturgemäße  ®rt  für  bie  Beerbigung  ift,  fonbern 
bie  5clsl)öl)lc  ober  bie  Steinftube. 

IDir  muffen  Dielmet)r  nod)  eine  anbcre  Reil)C  oon  Satfad)en 
!)in3unel)men,  bie  toir  aus  ben  5unben  gelernt  I)aben.  3n  HIegib= 
bo  ebenfo  roie  in  (Befer  finb  eine  große  3at)l  oon  (Ertoad)fenen  unb 
Kinbern,  IHännern  unb  5i^auen,  birckt  ober  in  Krüge  gelegt,  bis» 
toeilen  mit  einem  £et)meftrid)  übcr3ogen  ober  oon  Steinen  einge» 
faßt,  unter  THauern  unb  unter  üioren,  unter  bem  $ußboben  in  ber 
(EÄe  ober  in  ber  ITtitte  bes  3immers  entbe&t  roorben.  So  lag,  um 

38 


nur  ein  Bcifpiel  3U  nennen,  unter  öer  IKauer  eines  t^aufes  ein 
großer  Krug,  6er  öic  Ueberrefte  von  stoei  kleinen  Kinöern  ent= 
fjielt.  Seine  ©effnung  war  3erbrod)en,  um  öie  £eiber  l)inein3U= 
3rDängen.  Darüber  befanöen  fid)  sroei  Sdjüffeln,  Don  öenen  öic 
eine  3tDei  anöere  kleinere  Sd)üffeln  in  fid)  barg,  öatjinter  ftanöen 
3rDei  Krüge  aufred)t  unö  roaren  3tDei  £ampen  in  einanöer  gebettet, 
Dicfe  tt)pifd)cn  Beigaben,  öic  öem  Quoten  3um  (Effen,  ^Trinken  unö 
£cud)ten  im  3enfeits  öienen  joUten,  begegnen  nun  bistoeilen  ot)ne 
£cid)e  an  öenfelben  Orten,  too  [onjt  öie  £eid)en  oorkommen.  XDir 
öürfen  öaraus  öen  Sd)Iu^  3iet)en,  öa^  öie  St)mboIc  fpäter  öas 
men}d)Iid)C  IDejen  oerörängt  I)aben  :  IDo  man  urfprünglid)  inen= 
fd)cn  einmauerte  mitfamt  öen  Beigaben,  begnügte  man  fid)  fpäter 
mit  öen  Beigaben  allein.  Das  Ijat  nur  bann  einen  Sinn,  roenn  es 
fid)  nid)t  um  einen  (Brabritus,  fonöcrn  um  einen  Kultritus  I)anöeltc. 
Die  ^auptfad)e  roar  alfo  ni&jt,  einen  ITtenfd)en  3U  beeröigen,  fon= 
öem  öen  betreffcnöen  (Drt,  öie  IHauer,  öie  (Torflügel,  öie  3immer» 
cdic,  öas  i}aus  öurd)  einen  I)eiligen  flfit  3U  roeiI)en.  Darum  opferte 
man  öort  einen  tTTenfd)en  oöer  brad)te  roenigftens  öie  Spmbole 
eines  HTenfd)enopfers  öar  in  öer  f)offnung,  öa§  öic  ®ottI)eit  „öas 
nad)gcal)mtc  an  Stelle  öes  n)irklid)en  annet)me".  Aus  öen  (Brün= 
öungsfagen  öürfen  toir  oermuten,  öa^  öic  S^nöamcntopfer 
Icbenöig  eingemauert  rouröen.  Diefer  fd)aurige  Braud)  t)atte  ur= 
fprünglid)  öen  Sroedi,  öic  (Bottt)eit  oöer  öen  Dämon  mit  öem  Bau 
öes  I^aufes  oöer  öer  Staöt  oöer  öer  ITtauer  aus3uföt)nen.  3ugleid) 
touröc  öer  Sote  öer  Sd)u^genius,  öer  gute  (Betft  öes  I^aufes,  öer 
alles  Böfe  fernerl)in  abtDel)rt.  (Er  toot)nt  unter  öer  Sd)toeIIe,  über 
öie  man  öarum  in  öer  alten  3eit  !)inrDegt)üpfen  mufe,  oöer  gleidj 
einem  t)öt)eren  IDcfcn  in  öen  (lürpfoften,  öie  als  ÜTaffeben  cigcnt= 
lid)  Repräfentanten  öer  (Bottl)eit  finö.  Der  Braud)  touröc,  obrool)! 
er  3U  (Bcfer  nod)  im  ad)ten  3at)rt)unöert  r)orl)anöen  roar,  fd)on 
früi)  gemilöcrt ;  öcnn  öie  flblöfung  öes  Hlenfdjenopfers  öurd) 
feine  St)mboIe  ift  bereits  im  fünf3el)ntcn  3at)rl)unöert  nad)U3eisbar. 
(Ein  anöcrer  (Erfa^  ift  öas  fd)on  beim  Hus3ug  aus  flcgt)ptcn  be= 
rid)tete  unö  nod)  I)cutc  in  Paläftina  üblid)e  Strcid)cn  Don  tEier= 
blut  an  n;ürftur3  unö  Sürpfoften,  ein,  roie  aus  mand)en  (£in3el= 
I)eiten  I)erDorgc^t,  öeutlid)er  Ueberreft  öes  uralten  Bauopfers, 
HIs  ein  anöeres  Ueberlebfel  mufe  aud)  öas  Dcrfd)arren  öer  totge= 
borenen  Kinöcr  unter  öem  3immerboöen  in  flegr)pten  gelten. 

Das  Bauopfer  ift  ot)ne  3iDeifeI  uralt,  öa  es  über  einen 
großen  {Teil  öer  tDcIt  oerbreitet  ift.  U)ir  begegnen  i{)m  in  palä= 
ftina  toie  in  Htejiko,  in  Rom  roie  in  Siam,  in  Sd)Iescöig=f)oIftein 
toic  in  Horöamerika :  überall  roiffen  öie  (Brünöungsjagen  oon 
5unöamentopfcrn  3U  er3äl)Ien.  ITIan  I)at  öesl)alb  keine  Urfad)C, 
öie  israelitif(i)e  Religion,  öie  überöies  aud)  I)ier  oon  öer  kanaani» 

39 


ti[d)en  beeinflußt  |ein  bürfte,  als  eine  befonbers  graufame  unb 
tief)tel)enbe  3U  beseiAnen,  ßumal  bie  IKüberung  [d)on  frülj  doII= 
3ogen  ift.  Die  £iteratur  bcs  Riten  tleftamentes  Iel)rt  uns,  roie  ge= 
roiffe  Kreifc  bas  ITTenf djenopfer  als  eine  von  3aI)De  nid)t  geforbertc 
Sitte  betrad)teten,  rote  bann  nameiitlid)  bie  prop!)eten  es  birekt 
als  roibergöttlid)  uerroarfen.  Iltag  aud)  burd)  biefe  überrafd)enben 
5unbe  bie  Religion  b  e  s  t)  0 1  k  e  s  auf  ein  tieferes  Hioeau 
l)erabgebrü(J?t  roerben,  als  es  bistjer  ben  Hnfdjein  I)atte,  unb  mag 
man  bebauern,  ba^  bie  Kritik,  bie  bas  TtIenjd)enopfcr  in  fo  roeitem 
Umfange  leugnete,  nid)t  oöUig  Red)t  bctjicit  gegenüber  ber  (Ira= 
bition,  jo  roirb  tro^bem  unb  gerabe  baburd)  bie  f)öl)e  ber  prop!)e= 
tifdjen  Religion  geI)oben  unb  ber  Hbftanb,  ber  fie  Don  ber  DoIks= 
religion  trennte,  3U  einer  ftaunensroerten  Kluft.  Denn  bas  mufe 
man  fid)  ftets  öor  flugen  tjalten,  ba^  bie  5unbe  bie  Dolksrcligion 
erläutern. 

3I)r  R  c  f  u  1 1  a  t  ift,  xoenn  man  Petras  (Jrforfd)ung  mit  ba3u 
red)nen  barf,  üon  nid)t  3U  unterjd)ä^enber  Bebeutung  für  bie  is= 
raelitifd)e  ReIigionsgeJd)id)te.  Denn  je  mel)r  roir  bie  Religion  ber 
breiten  RTaffe  kennen  lernen,  befto  erl^abener  roirb  bie  E)öt)e,  3U 
ber  fid)  bie  großen  perfönlid)keiten  ber  propljeten  emporge}d)roun= 
gen  l)abQn.  ITTand)e  2t)efe  moberner  Ejiftoriher  ift  umgeftoßen,  bie 
Ueberlieferung  aber  als  3UDerIäffig  erroiefen  roorben:  bas  gilt 
por  allem  oon  ben  (Bötterbilbern,  bie  angeblid)  im  offi3i= 
eilen  3at)DekuIt  eyijtiert  Ijabcn  follen  (eine  tll^efe,  bie  bis  tjeutc 
burd)  kein  Beifpiel  erl)ärtet  roerben  kann)  unb  oon  ben  ITT  en  = 
fd)enopfern,  beren  (Ejiften3  oon  Einigen  geleugnet  rourbe,  bie 
aber  je^t  burd)  eine  5üIIe  oon  (Eatfad)en  fid)er  geftellt  finb.  tDir 
bürfen  3UDerfid)tIid)  l)offen,  baß  aud)  bie  roeiteren  Husgrabungen 
3ur  Hufklärung  gerabe  biefer  beiben  Kapitel  beitragen  roerben. 
Ueberbies  bürfen  roir  $unbe  oon  HItären,  I)eiligen  Steinen  unb 
göttlid)en  Si)mboIen  erroavten,  burd)  roeld)e  bie  kanaanitijd)e  unb 
israelitifdie  öolksreligion  nod)  konkreter  unb  anfd)aulid)er  roieber 
erftel)en  bürften,  als  es  I)eute  fd)on  ber  ßaU  ift.  Befonbere  Bead)= 
tung  oerbient  babei  ber  Ümftanb,  ba^  roir  auf  biefem  (Bebiet  ftarke 
(Einflüffe  ber  ägi]ptifd)en  Religion  konftatieren  konnten,  roät)renb 
bie  flbl^nngigkeit  oon  Babr)lonien  |et)r  3urüd?tritt. 

S(i)lug. 

(Eine  eigene  Darftellung,  bie  über  ben  Ral)men  biefes  Sd)rift= 
d)ens  roeit l)inausgel)en  roürbe,  oerbienten  bie  kulturI)ifto  = 
ri[d)en  5unbe.  f)ier  muß  ein  kurser  t}inroeis  barauf  ge» 
nügen.  Sie  finb  an  ?al)l  unb  Umfang  bei  roeitem  bie  bebeutenb^ 
ften  unb  für  ben  5or|d)er  oon  größtem  3ntcreffe,  roeil  roir  bisl)er 

40 


über  öic  materielle  Kultur  öes  alten  Paläftina  fo  gut  roie  nici)ts 
roufeten.  3e^t  aber  l^ah^n  fie  uns  reid)e  Bele!)rung  ferfd)aftt  über 
Stabtanlagen  unö  {)äuferbau,  über^i^klopenmauern  unb  (BerDÖIbe= 
konftruKtionen,  über  f)öt)Ien,  Sijternen  unb  Prefjen,  über  t)äus= 
Iid)e  unb  IanbtDirtfd)aftIid)e  (Berate  aus  ^euerftein,  Kupfer,  (£tfen, 
(Eon  unb  Knod)en,  über  Sd)mu(fegegenjtänbe  unb  Siegel,  über  bie 
t)crfrf)iebenen  Hrten  ber  Steingräber  unb  ^elsgräber,  über  bie 
Sotenbeigaben  unb  mand)es  anbere.  Alle  biefe  Dinge  mu^  man 
fid)  root)!  cor  flugen  I)alten,  roenn  man  fid)  ein  Urteil  barüber 
bilben  roill,  roas  burdj  bie  Ausgrabungen  in  paläftina  fd)on  er= 
reid)t  toorben  ift.  DTan  mufe  freilid)  3ugejtel)en,  ba^  kein  glän= 
3enber,  alles  überragenber,  blenbcnber  S^^b,  kein  fogenannter 
dlou,  ujie  etroa  ber  „Sdjmudi  ber  J}elena",  b^n  Sd)liemann  in 
(Eroja  ausgrub,  ober  roie  ber  „Kobej  I^ammurabi" ,  gemad)t  toorben 
ift,  aber  man  barf  anbererfeits  nid)t  oergeffen,  ba%  bie  3al)lreid)en 
Kleinfunbe,  in  l)arter,  entfagungsooller  Hrbeit  sufammengefa^t, 
einselne  flusfd)nitte  aus  bem  altisraelitiid)en  Ztbtn  anfcijaulid)  3U 
geftaltcn  geeignet  finb  unb  ba'^  fie  mand)es  £id)t  toerfen  auf  (5e= 
biete,  bie  frül)cr  gönslid)  in  Dunkel  get}üUt  toaren.  fjier  follen 
aus  ber  5ülle  bes  iflaterials  nur  ^roei  (Iin3ell)eiten  fjerausgegriffen 
toerben,  bie  aud)  für  bie  israelitifrf)e  Religionsgefd)id)te  non  Be= 
beutung  finb  unb  bas  im  oorigen  Kapitel  entroorfene  Bilb  ergän= 
3en  unb  Deroollftänbigen. 

Da  ift  3unäd)ft  bas  K  ol)l  en  be  &  en  aus  n;i)aanad)  3U 
nennen,  gerDÖl]nlid},  aber  mit  Unred)t,  als  „Räud)eraltar"  oerftan- 
ben.  Das  (Berät  aus  bidkroanbigem  (Eon  gleid)t  einem  leid)t  3U 
transportierenben  ®fen,  ber  im  XDinter  bie  Simmer  ertoärmen 
follte.  (Es  ift  ettoa  90  cm  l)od),  l)ol)l,  in  Soy:m  einer  quabratifd)en 
nadf  oben  fid)  oerjüngenben  Pt)ramibe,  unb  auf  allen  oier  Seiten 
mit  Brennlöd)ern  oerfeljen.  Als  Koblenbedien  bient  bie  oben  an- 
gebrad)te  flad)e  Sd)ale,  in  berett  Ranb  Kreisornamente  eingepreßt 
unb  3rDei  fpiralförmig  eingerollte  E^anbgriffe  eingelaffen  finb.  üor 
einem  fold)en  Kol)lenbedien  faß  einft  König  3oialiim  oon  3uba  in 
feinem  IDintcrpalaft,  als  man  iljm  bie  ll)eisfagungen  3eremias 
Dorlas  :  jebesmal,  roenn  ber  Dorlefer  brei  ober  oier  Spalten  Der= 
lefen  f)atte,  3erfd)nitt  ber  König  bas  Blatt  mit  bem  $ebermeffer 
unb  roarf  bie  5e^en  in  bas  cor  iljm  ftel)enbe  Kol)lenbedien  (3ere= 
mia  36  22  ff.),  flud)  bas  in  (Iljaanad)  gefunbene  (Berät  muß  einem 
reid)en  HTanne  geljört  baben,  roie  bie  3at)lreid)en  Der3ierungen 
beroeifen.  Auf  b^n  5lanken  bes  Stänbers  finb  je  fünf  (Beftalten 
übereinanber  geftellt,  brei  baoon  finb  rRifd)ir»efen  mit  tierifd)em 
£eib,  fteifen  SlÜQßln  unb  bartlofem,  menfd)lid)em  Kopf ;  3tt)ifd)en 
il)nen  liegen  3tr)ei  £öu)en,  bie  il)re  Dorbertatjen  auf  bzn  Kopf  bes 
lTlifd)CDefens  gelegt  l)aben  unb  öic  3ät)nc  grimmig  fletfdjen.    Um 

41 


öie  öoröerfctte  aus3ufüllen,  \inb  au^eröem  3tr)ei  Bödic  angebradjt, 
bie  I)od)  aufgerid)tet  mit  umgeöretjten  Köpfen  einanber  gegen» 
überftejen,  3rDiid)en  itjnen  ein  Baum  mit  fpiralförmig  getoun» 
öenen  öroeigen.  (Enölid)  ift  auf  6er  linken  Seite  3tDi}d)en  öie  Kör= 
per  ein  kleines  Relief  gefdjoben,  bas  einen  Knaben  öar|tellt,  öer 
eine  ebenfo  gro^e  Sdjiange  am  £)alfe  roürgt.  Hlle  öiefe  ITTotiDC 
finb  im  ooröeren  (Drient  toeit  oerbreitet  geroefen  unb  t)ängen  mit 
lTtt)tI)en  3ufammen,  öie  mir  roenigjtcns  brudjftü&tDeife  befi^en. 
Ijier  fei  nur  tjingeröiefen  auf  öie  mi[d)geftaltigen  IDefen,  öie  uns 
eine  eigenartige  $orm  öer  aud)  im  fliten  (lejtamente  era3äl)nten 
dfjerubim^)  kennen  Ie!)ren;  gan3  fonöerbar  ift  t)ier  öie  Kopfbe» 
öe&ung:  eine  flad)  aufliegenöe  Htü^e  mit3rDei  auf  öer  linken  Seite 
I)eruntert)ängenöen  tiroööeln.  (Es  roäre  roidjtig  3U  roiffen,  roeldjes 
Dolk  eine  foldje  Kopfbeöe&ung  getragen  Ijat,  öamit  roir  bie 
!)erkunft  öiefer  $iqux  feftftellen  könnten.  (Ein  3CDeiter  (It)erub  mit 
I)ol)er  !)etl)itifd)er  ITIüt^e,  öer  jid)  je^t  im  £ouDre  3U  Paris  be= 
finöet,  tDurbe  in  bzn  Steinbrüd)en  öer  fogenannten  „BaumtooII= 
grotte"  3erufalems  entöed?t. 

(Eine  (Bruppe  Don  kuIturbiftorifd)en  Kleinfunöen,  öie  aud}  für 
öie  ReIigionsgefd)id)te  roid^tig  finö ,  bilöen  öie  Siegel.  Das 
Siegel  fpielte  im  Altertum,  roo  nid)t  jeöermann  fd)reibcn  konnte, 
eine  große  Rolle,  öa  es  öie  Stelle  öer  Unterfdjrift  oertrat.  lieber» 
öies  toaren  SiegelabbrüAe  bas,  roas  für  uns  tjeute  Riegel  unb 
Sd)Iöffer  finb :  man  oerfiegelte  Suren,  Urutjen,  Krüge,  um  fie 
gegen  Sklaoen  unb  Diebe  3U  fd)ü^en.  So  t)atte  jeöermann  fein 
eigenes  Siegel,  unb  bie  königlid)en  Beamten  füt)rten  neben  bem 
perfönlidjen  nod)  offisielle  Regierungsfiegel.  3nfolgebeffen  Ijat 
man  bei  ben  Husgrabungen  Siegel  3U  ifli^riaben  gefunben,  in 
flegt)pten,  auf  ben  gried)ifd)en  3nfeln,  in  Dorberafien  bis  3um 
(Eupt)rat  I)in.  Unter  ben  Siegeln  paläftinas  ift  befonbers  bas  in 
rtlegibbo 3U  (Tage  geförberte  Regierungsfiegel  bes  Sd)ema3U  nennen, 
eines  königlid)en  Beamten  unter  3erobeam  II. 

Bei  ben  flgt}ptern  I)at  bas  Siegel  bie  d)arakterifti|d|e  $0^^ 
bes  Skarabäus,  b.  I).  bes  ITIiftkäfers  lateuchus  sacer),  ber  aus 
einem  nid)t  fid)er  3U  erkcnnenben  (Brunbe  feit  uralten  Seiten  als 
f)eilig  galt.  (Er  tourbe  aus  (Ebelftein,  (Elfenbein,  ^013,  feltener  aus 
THetall  ober  (Blas  nad)gebilöet,  roarö  emailliert,  glafiert  oöer  koIo= 
riert  unö  bistoeilen  aud)  in  ber  So'cnx  etwas  oerönbert.  Rlan  pflegt 
in  biefem  $alle  non  Skarabäoiben  3U  reben.  Auf  ber  unteren  5läd)e 
finb  Derfd)iebene  Dinge  eingegraben:  enttoeber  I)ierogIi]pl)ifd)C 
3eid)en,  bie  ben  Hamen  bes  (Trägers,  ben  Hamen  oon  Königen  ober 
(Botttjeiten,  gute  IDünfdje  ober  magifd)e  Formeln  entljalten,  ober 


1)  Dgl.  befonbers  (E3ed)icl  1. 
42 


5iguren  toic  Sonnenbarhe  unö  Sonncnfd)cibe,  t)ögel,  Sd)Iangen, 
£otusbIumen,  3agöf3enen,  ober  geometrif^e  TTluitcr  tote  Cinicn, 
Spiralen,  Kreifc. 

Bei  öen  Babt)Ioniern  l)ingegen  t)at  öas  Siegel  öie  d)arakte= 
rijtifdje  50''-*^  ö^s  Splinbers.  (Es  gleid)t  einer  Meinen  tDal3e 
mit  eingeritten  Sd)rift3eid)en  unb  Btibern,  toirb  über  b^n  nodj 
feu(f)ten(Ion  gerollt  unb  bringt  fo  einen  erl)abenen  flbbru*  tjeroor. 
(Es  bejtetjt  aus  porpt)i)r,  Bafalt,  £apisla3uli,  ITTagneteijen[tein, 
3afpis  ober  Zon,  i\t  meift  ber  £änge  nad)  burd)bot)rt  unb  auf  einen 
lTletalIbraI)t  ge3ogen,  um  bas  gleid)mä|ige  Rollen  über  bie  tDeid)e 
ITtaffe  3U  erlei(^tern.  Siegel  otjne  5iguren  finb  äufeerft  feiten. 
TITcift  begegnen  neben  ben  Sd)rif t3eid)en  eingraoiertc  Darfteilungen, 
beren  3nl)alt  nad)  ber  ITIobe  ber  Seiten  rDed))eIt :  ba  erfd)einen  ge= 
tDÖtjnlid)  S3enen  aus  bem  Kultus,  roie  bie  Dereljrung  bes  Ijeiligen 
Baumes  burd)  göttlid)e  (Benien  unb  äl)nlid)es.  Der  Siegel3i]linber 
ift  rool)!  urfprünglid)  in  Babi^lonien  l)eimifd)  getoefen,  obrooI)l  er 
aud)  in  flgr)pten  fd)on  3U  präl]iftorifd)er  3eit  gefunben  ijt.  IDäl)= 
renb  er  in  Babi}lonien  unb  fpäter  im  a[ft)ri}d)en  unb  neubabt}lo= 
nifdien  Reid)  fid|  ftets  gel)alten  unb  nur  geringe  IDanblungen 
burd)gemad)t  I)at,  ift  er  tjingegen  in  flgt}pten  nur  bis  in  bie  ad)t= 
3cf)nte  Dt}naftie  gebraud)t,  bann  aber  burd)  bzn  Skarabäus  faft 
DÖUig  Derbrängt  roorben. 

Bli&en  mir  nun  auf  bie  Ausgrabungen  in  paläitina,  fo  3eigt 
fid),  ba'^  bort  beibe  formen  bes  Siegels,  ber  ägt]ptifd)e  Skara* 
bäus  toie  ber  babt)lonifd)e  Si^linber  begegnen.  ®btDot)l  ber  Skara» 
bäus,  fotoeit  fid)  bie  bisl)erigen  Refultate  über)el)en  laffen,  bei 
toeitem  überroiegt,  barf  man  bod)  bas  eigentümlid)  palä[tinifd)e 
barin  erkennen,  ba%  fid)  t)ier  beibe  5ormen  Iireu3en  unb  miteinan= 
ber  mifd)en.  So  I)at  3.  B.  bas  bereits  errDäl)nte  Siegel  bes  könig- 
Iid)en  Regicrungsbeamten  Sd)ema  in  PTegibbo  bie  ägt)ptifd)e  5orm 
bes  Skarabäoibs;  bie  (Braoüre  I)ingegen  jtellt  einen  Cöroen  bar, 
ber  in  biefer  d)arakteriftifd)en  tDcije  mit  bem  aufgefperrtenRad)en, 
bem  gekrümmten  Sd)tDan3,  ber  inäl)ne  unb  ben  (La^zn  für  bie 
babr)loniid)en  Künftler  koncentionell  getoefen  ift.  Als  nod)  be3eid)s 
ncnber  unb  gerabe3U  als  tT)pifd)  für  bie  paläitinifd)e  Kultur  über» 
l)aupt  barf  gelten  ein  in  tEt)aanad)  gefunbener  Siegel3t)linber,  ber 
neben  babi}lonifd)en  Keilfd)rift3eid)en  unb  (Beftalten  ägi)ptifd)c 
l7ierogli)pl)en  unb  Amulette  entljält.  Diefes  Siegel,  bas  nad)  ber 
beigefügten  £egenbe  bem  „fltanal)ili,  Sol)n  bes  ^abfi,  Diener  bes 
Hergal"  gel)örte,  ftammt  aus  ber  Seit  t}ammurabis,  bes  großen 
(Befe^gcbers,  roie  aus  bm  (Eigennamen  mit  Sid)erl)eit  gej(^loffen 
tocrben  kann.  (Es  ift  in  Palästina  gefertigt  unb  lel)rt  uns,  ba^ 
boxt  fd)on  um  2000  d.  (It)r.  eine  Dermijd)ung  babi)lonifd)er  unb 
ägi:}ptifd)er  Kultur  angenommen  roerben  mu^. 

43 


Die  patäftinifdje  Kultur  ift  bemnad)  eine  inifd)= 
kultur,  öercn  Bejtanbteile  gleidjermeife  hahvjloni- 
fd)en  roie  ägt}ptifd)cnUrfprungs  finö.  Huf  öie  babt)Io= 
ni|d)en  (Elemente  im  alten  3srael  t)at  öie  5orfd)ung  öes  legten 
3at)r3ei)nts  ii}i  befonberes  Hugenmerk  geridjtet.  Die  (Erkenntniffc, 
öie  man  t)ier  geroonnen  iiax,  finö  in  öem  Kampfe  um  Babel  unö 
Bibel  aud)  weiteren  Kreifen  3ugänglid)  gerooröen.  Darüber  aber 
Ijat  man  öen  (Einfluß  Ägiiptens  ungebüljrlid)  Deriiad)Iäffigt;  gibt 
es  öod)  $orfd)er,  öie  im  Übcrfd)rDang  öer  5i^euöe  öie  bisl)erigen 
Resultate  fo  roeit  übertreiben,  öa^  fie  nunmei^r  alles  aus  Babt)Ionicn 
I)erleitenmöd)tenunö  als  „panbabi]Ioniften"  uöllig  blinö  finö  gegen 
öie  ägt}ptifd)en  (Elemente  im  ooröeren  Hfien.  IKan  braudjt  öas 
(Eine  nid)t  3U  leugnen  unö  kann  öod)  aud)  öas  Hnbere  anerkennen: 
ein  tDirkIid)es  Derjtänönis  öer  paläitini)d)en  Kultur  roirö  nur  bann 
erfd)loffen,  roenn  man  ibre  Hb!)ängigkeit  Don  Babr)Ionien  unö  von 
ägt)pten  in  gleid)em  ITtaRe  betont. 

DieBe3ieI)ungen  flgi]ptens  3upalä)tina  finö,  roie  man 
immer  öeutlid)er  erkennen  kann,  fd)on  in  öer  älteften  Seit  fel)r  Ieb= 
I)aft  geroefen.  Unter  Snefru  (um  2900  d.  (It)r.)  bringen  Dier3ig 
Sd)iffe  3eöerni)ol3  aus  öem  £ibanon,  roie  öie(II)ronik  öes  Palermo* 
fteines  berid)tet.  Hud)  öie  neueften  Ausgrabungen  öer  Deut|d)en 
(DrientgejeUfd)af t  l)aben  in  öem  ägi}pti[d)en  (lotentempel  öes  Sabure, 
eines  Königs  aus  öer  fünften  Di)naftte  (um  2500  d.  (I{)r.),  Dcr= 
fd)ieöene  Reliefs  3utage  geföröert,  öie  einen  öamaligen  Dcrkebr 
ägi}ptens  mit  p!)ömkien  un3rDeiöeutig  becoeifen.  Da  ift  3.  B.  öie 
ägi}ptif d)e  5Iotte  öargeftellt,  öieoon  einer  (Ejpeöition  aus  öem£iba= 
nongebiet  t)eimgekci)rt  ijt.  Das  Sd)iff  i;at  am  Ufer  angelegt,  unö 
öie  iTIannjd)aften  begrüben  öen  König:  „ßeil  Dir,  Sai)ure,  (Bott  öer 
£ebenöigen,  öie  Deine  Sd)önt)eit  |et)en".  iX^bm  öen  Ägyptern  [et)en 
roir  afiatijd)e  (Befangene,  Semiten,  öieoon  öen  flgt^ptern  gesroungen 
toeröen,  ebenfalls  öem  Könige  3U  bulöigen.  3u  öiefen  Reliefs  unö 
3u  öem  oben  errDäI)nten  Siegel3i)Iinöer  aus  irt)aanad)  mit  öen  I)ie= 
rogIt}pI)en3eid)engejeIItfid)  als  weiteres BeroeisftüA  öas  „£cben  öes 
Sinui)e",  öie  SeIbftbiograpf)ie  eines  ägi)pters  am  J)ofe  Ufertefens  I 
(um  2000  D.  (It)r.).  Der  Derfaffer,  öer  um  eines  Staatsget)eim= 
niffes  roillen  flief)en  mu^,  fd)ilöert,  wie  er  auf  öer  Sln^t  gan3 
Paläftina  oon  Süöen  nad)  Horöen  öurd)3og  unö  aud)  nad)  Br)bIos 
gelangte,  einer  pi)önikifd}en  Staöt.  (Er  war  öort  nid}t  öer  einsige 
ägi)pter ,  jonöern  traf  öort  £anösleute,  öie  öem  einl)eimijd)en  $ür|ten 
bereits  oon  feiner  perfon  er3ät)lt  t)atten.  Bt)blos  war  feit  uralten 
Seiten  aud)  oon  öer  Religion  flegi)ptens  abijängig.  (Ein  (Beneral, 
öer  unter  Sefoftris  III.  (um  1850  0.  (It)r.)  öiente,  er3äl)It,  wie  er 
einen  Diftrikt  in  paläftina  (Sid)em?)  eroberte.  Befonöers  rege 
war  öer  öerkel)r  unter  Sutmofis  III.  (um  1475  0.  (Et)r.),  öer  Pa= 

44 


läjtina  unb  Spricn  in  einer  großen  Reif)e  von  5eIÖ3Ügen  ft)ftema= 
tifd)  unterroorfen,  öer  überall  (öarniionen  eingerid)tet  unö  $tatt= 
Ijalter  eingefe^t  Ijatte.  tlad)  öer  (IelI=Hmarna3eit,  in  öer  Hegi}p= 
tens  (Einfluß  ge)d)tr)äd)t  roar,  treffen  mir  eine  3nfd)rift  DonSettjos  I. 
(um  1300  D.  (Ef)r.)  unö  eine  3n)eite  3nid)rift  von  Rainjes  II.  (um 
1250  D.  dtjr.)  mit  fcmitiid)em  (Bottesnamen,  öen  fcgenannten  f)iob= 
ftein,  roeit  öftlid)  Dom  See  von  üüberias  im  I}aur;in,  öie  3eugnis 
ablegen  von  bem  Sieges3uge  öer  pf)araonen  nadi  Damas??us. 

ds  roirö  nun  öarauf  anfiommen,  öie  in  paläftina  jid)  fireu3en= 
öen  $äöen  öer  Babt}Ionier  unö  öer  ägtipter  3U  enttoirren  unö 
beiöen  ÜÖlkern  gerecf)t  öas  3l^re  3U3uertiennen,  ol^ne  getoaltfam 
übertreibenö  alles  von  einem  Ijerleiten  3U  roollen.  Huf  öen  örei 
großen  (Bebieten  men)d)lid)en  £ebens,  in  öer  (5eid)id)te  öer  £ite= 
ratur,  öer  Religion  unö  öer  Kultur  3sraels  muffen  toir  öie  Spuren 
auf)ud)en,  öie  von  beiöen  Ijinterlaffen  finö.  Diefe  Hrbeit,  öie  erft 
Dor  ?iur3em  unö  erft  3um  Qleil  begonnen  I]at,  roirö  öie  je^ige  (Bene= 
ration  oollauf  befdjäftigen  unö  nod)  öer  künftigen  genug  3U  tun 
geben.  3t)re  Refultate  laffen  fid)  I)eute  nur  üorausabnen  unö  können 
nur  in  groben  Ümriffen  angeöeutet  roeröen:  es  fdjeint,  als  ob  öie 
£iteratur  3sraels  in  öen  f}t)mnen  unö  Klagelieöern,  riTt]tI)en  unö 
Sagen,  im  Kansleiftil  unö  i^offtil  ftarke  3mpulie  aus  Babi]Ionien, 
öagegen  in  öen  lKärd)en  unö  HoDellen,  in  öer  ]DeisI)eit  unö  öen 
©rakeln  mand)erlei  (Jinflüffe  aus  flgt}pten  empfangen  I)at.  Die 
öffentlidje  Religion  3sraels  fdjeint  auf  einen  engen  3ujamment)ang 
mit  babt]Ioni|d)en  Hn|d)auungen  unö  Riten  l)in3urDeifen,  rDät}renö 
öie  prioate  Religion  öesüolkes,  roie  fiefid)  inöenlDinkelkuIten,  im 
Saubertoefen  unö  in  abergläubifd)er  Praktik  äu^ßert,  mel)r  Don  öer 
ägt)ptifd)en  Religion  abt)ängig  ift.  Hud)  öie  materielle  Kultur  ift 
gefpalten:  öieBa&fteinbauten  unöffietoölbekonftruktionen  finö  ba= 
bt)Ionifd)en  Urjprungs,  ägpptifdjer  E^erkunft  Ijingegen  öie  meiften 
(Berate roie  Backöfen  unö  Salbflaf d)en,  5cuerfteinfid)eln  unö  Krumm» 
fäbel,  ferner  öie  ölteften  (Brabformen  unö  Q[otenbeigaben,  öie  Q)r= 
namente  unö  Sd)mu&fad)en,  öie  Siegel  unö  Amulette.  ITIan  l)at 
öurd)aus  öen  (Einörudt,  öa^  in  öer  materiellen  Kultur  öer  ägt)p= 
tifd)e  (Einfluß  überroiegt,  toöljrenö  er  in  öer  Religion  unb  £iteratur 
l)inter  öem  babt]lonif(^en  3urüditritt. 

(Er)t  roenn  öieje  Aufgabe,  öie  l)ier  nur  flüd)tig  fki33iert  tocrben 
follte,  3U  (Enöe  gefüljrt  ift,  roirö  man  klar  erkennen  können,  roorin 
öie  Kanaaniter  oöer  öie  3sraeliten  original  gerDefen  finö.  ITTu^ 
man  ibrc  Kultur  aud)  im  grof3en  unö  gan3en  als  eine  iniid)kultur 
betrad)ten,  öeren  cigentümlid)es  dt^arakteriftikum  eben  öie  Der= 
mi)d)ung  Don  3ir)ei  fremöen  Kulturen  ift,  fo  gecoinnt  man  öod)  bei 
genauerem  Stuöium  unö  tieferem  (Einbringen  bisroeilen  fluljalts» 
punkte,  bie  auf  eine  felbftönbige  Derarbeitung  unb  eine  geiftige 

45 


Durd)6ringung  6es  aus  öer  ^i^ßi^öß  übernommenen  Stoffes  I)in= 
beuten. 

(Eine  äl)nlid)e  (Erid)einung,  rote  mir  fie  bereits  bei  öen  (böU 
terbilöern  feonjtatiert  Ijaben,  läßt  fid)  3.  B.  aud)  bei  öen  Siegeln 
beobad)ten.  n)ät)renö  öie  babt]Ioni|d)en  Siegel  neben  öem  Hamen 
öesBefi^ers  burdjroeg  bilölid)el)ar)tellungen  entljalten,  öie  fe!)r  oft 
öem  Kultus  entlel)nt  finö  —  roeil  öie  um  öen  J)als  oöer  am  Ringer 
getragenen  Siegel  3ugleid)  als  Sdjmud?  unö  Hmulett  öienten,  roic 
roir  aud)  Don  öen  ägi)ptifd)en  Skarabäen  roifien  —  finö  öagegen 
auf  paläitiniidjem  Boöen  eine  Dert)ältnismä^ig  gro^e  3aI)I  üon 
Siegeln  gefunöen,  öie  nur  öen  Hamen,  aber  kein  Bilö  aufroeifen. 
Durd)  öen  Hamen  roeröen  öieje  Siegel  ausörüdilid)  als  israelitifdjen 
Urfprungs  beseugt,  rDäf)renö  man  fonft  nie  fidier  entfd)eiöen  kann, 
ob  fie  einem  3sraeliten  oöer  einem  5i^emöen  gel)ört  traben.  3ft 
öas  Selihn  öes  Bilöes  ein  3ufaU  oöer  beruljt  es  auf  religiöfen  fln= 
fd)auungen  öer  3sraeliten  ? 

ds  gibt  aud)  israelitifd)e  Siegel  mit  Bilö.  fluf  öem  bereits 
met)rfad)  genannten  Siegel  öes  Iiöniglid)en  Beamten  üon  ITte= 
giööo  i|t  neben  öem  babi:)lonifd)en  £öroen  ein  ägi)pti)d)cs 
£ebens3eid)en  mit  blafjer  5a^I'e  aufgetragen,  öas  Don  einem 
Siegelited)er  nad)trägl{d)  ausgefüt)rt  roeröen  foUte.  IDir  lernen 
öaraus,  öa^  öie  (Braoierung  öem  Befi^er  nid)t  gleid)gültig  roar, 
öa^  er  fie  nid)t  nur  für  einen  nebenfäc^Iid)en  Sd)muÄ  !)ielt,  fon= 
öern  öa^  eu  fid)  etroas  öabei  öad)te:  er  oermi^te  öas  £ebens3eid)en, 
öas  als  Hmulett  unö  3auberkräftiges  Hbroet)rmittel  mit  öen  ägi)p= 
tern  über  gan3  Doröerafien  oerbreitet  unö  aud)  öen  3sraelitcn 
fet)r  geläufig  roar.  IDeiter  läfet  fid)  3eigen,  öa^  fajt  jämtlid)e  Siegel» 
figuren  aud)  im  Riten  dejtamente  als  Si)mboIe  3al)oes  unö  feiner 
göttlid)en  inad)t  erroät)nt  finö.  (Dbrool)!  öas  £öroenemblem  auf 
öem  Hlegiööofiegel  aus  Babi)Ionien  ftammt  unö  urfprünglid)  öas 
Attribut  öes  (Bottes  Hergal  geroefen  ift,  öürfte  es  öennod^  feinem 
tsraelitifd)en  Befi^er  nid)t  anftößig  geroefen  fein,  roeil  öer  £öroe 
3um  Sier  3at)Des  gerooröen  ift,  öas  öen  göttlid)en  (If)ron  trägt 
((E3ed)iel  1 10).  Das  Stuöium  öiefer  Siegelgraouren  unö  13ilöer,  öie 
ausörüAlid)  öurd)  öen  Hamen  öesBefit3crs  als  israelitifd)e  erroiefen 
roeröen,  ift  für  uns  non  befonöerem  3ntereffe,  öa  roir  l)ier  lernen, 
roie  roeit  fremöe  (Bottesbilöer  unö  (5ottesfi)mboIe  oon  öen  3srae= 
liten  angeeignet  roeröen  konnten,  (ts  ift  begreiflid),  öafe  auf  öie= 
fem  (Bebiete,roeld)es  öer  öffentlid)en  Religion  ent3ogenroar,  allerlei 
I)eiönifd)e  Bilöer  eingefd)muggelt  rouröen,  öie  um  it)rer  menfd)= 
Iid)en  (Beftalt  roillen  öas  feinere  religiöfe  (Empfinöen  mand)er  Der= 
letzen  mußten.  So  ift,  um  ein  eklatantes  Beifpiel  3U  bringen, 
auf  öem  Siegel,  öas  „öem  (EIifd)ama,  öem  Sot)ne  (Beöalial)us"  ge= 
l)örte,  eine  auf  öem  (ri)rone  fi^enöe  (BottI)eit  öargeftellt;  Dor  it)r 

46 


unb  tjinter  i{)r  jte{)en  stoei  Palmen  mit  jtcbcn  IDebeln,  öies  alles 
auf  einem  Sdjiffc,  öeffen  (Enöen  in  Iangt)alfigc  Dogelfiöpfe  aus= 
laufen.  Der  Befi^er  fal)  öarin  gemi^  ein  Bilö  feines  ©ottes  „3aI)De, 
öer  über  öen  Ijimmlif d)en  tDaffern  tI)ront". 

Hber  obroo!)!  uns  eine  foId)eReöeroen6ung  aud)  im  HIten  tTejta^ 
ment  begegnet  (Pfalm  29 lo),  toürbe  öennod)  öer  fcinfüt)Iige 
3sraelit  ein  menfd)I{d)es  Bilö  6er  (5ottI)eit  als  Ijeiönifd)  Derabfd)eut 
^aben.  Unb  öiefe  Sijefe,  öie  roir  auf  (Brunb  öer  alttejtamentlidjen 
Überlieferung  beljaupten,  („öu  follft  öir  keinBilönis  nod)  (BIeid)nis 
mad)en" !)  toirb  —  tro^  ber  eh^n  angefüljrten  Beispiele  —  grabe 
burd)  öie  Siegel  beftätigt.  Denn,  roie  roir  gleid)  3U  Hnfang  Ijtxvox- 
I)oben:  eine  oerljältnismä^ig  grofee  3aI)I  oon  itjnen  Ijat  im  (Begen= 
ja^e  3u  öem  Siegel  Sdjemas,  (EIifd)amas  unö  flnöerer  3toar  öen 
Hamen  öes  Befi^ers,  aber  kein  Bilö,  Die  bilölofen  Siegel  finö  für 
öie  Kenntnis  öes  fpe3ififd)  israeliti|d)en  tDejens  jetjr  toid)tig;  öenn 
für  öie  HbrDeid)ung  oon  öer  allgemeinen,  aud)  in  3srael  bekannten 
Sitte  gibt  es  keine  anöere  (Erklärung  als  öie :  Die  Befi^er  bilö= 
lofer  Siegel  ro  ollten  keine  Bilöer,  unö  fie  rooUten  fie  nid)t,  roeil 
itjre  Religion  fie  itjnen  oerbot.  J}ier  3eigt  fid)  roieöerum  öie 
Kraft  öer  israelitifdjen  Religion,  öie  fid)  u)oI)I  öurd)  öas  5i*eiTiöe 
ftark  beeinfluffen  lä^t,  öennod)  aber  allmät)lid)  alles  öas  ab3U= 
[to^enroeife,  mas  il)r  ni(^t  kongenial  ift,  oöer,  toennfie  es  aufnimmt, 
in  i!)rem  ©eifte  umgeftaltet.  Diefe  innerlid)e  Umgeftaltungskraft 
ift  eine  d)arakteriftifd)e  (Eigenfd)aft  öer  3sraeliten,  öie  roir  je  länger 
je  mel)r  graöe  auf  ©runö  öer  Ausgrabungen  fdjä^en  unö  betoun* 
öern  lernen  ^). 


1)  flusbrüdiltci)  betonen  möd|tc  id|,  ba^  idj  auf  bem  (Bebiet  bcr 
Citeratur  unb  Religion  —  tro^  aller  burd)  bie  Sad)c  gebotenen  Kür3e  — 
eine  oollftän  bige  lleberfid)t  über  bie  Junbc  angeftrebt  l)abe.  IDas 
fef)It,  t)abc  id)  mit  Betoufetfein  abgcIeF)nt.  So  l\ahi  id),  um  nur  ein 
Beifpiel  3U  nennen,  bie  Ausgrabungen  petrie's  auf  bcr  Sinaif)alb= 
tnfel  abfid)tlid)  ausgefd)Ioffcn,  roeil  ber  oon  if)m  bel)auptetc  femitifd)c 
(Etjarahter  ber  5unbe  nid)t  beroiejen  ift.  Diele  anbcrc  Dinge,  bie  man 
fäijd)Iid)  für  J7eiligtiimer  ausgegeben  l\at,  toirb  man  ocrgcbens  in  ber 
obigen  Darftellung  fud)en. 


47 


Die  rDid)tigjte  £iteratur: 

Ucbcr  bie  Ausgrabungen 

a)  in  £a(i)is : 

51  pctric,   Teil  el  Hesy.     £onöon  1891. 

5r.  3.  BItfe,  A  mound  of  many  cities.     2.  flufl.    £onöon  1898. 

b)  in  ben  üier  $epl)clal|üg  ein: 

Bli^  and  macalijter,  Excavations  in  Palestine  during  the 
years   189S — 1900.     £onöon  1902. 

c)  in  ©  c  j  c  r : 

St.  ITTa  c  ali  jt  er  ,  Stretflidjtcr  3ur  biblijdjen  (Bcj(f|i(i)tc  aus 
bcr  altpalöjtinenfifdjcn  Staöt  ®efer.     tOismar  1907. 

d)  in  tEf)aanad): 

(E.S  ellin,  Teil  Ta'annek.  Denftjd)ritten  b.  hai\.  flftab.  b. 
tDilJ.  tDien.  pi)il.=!}ijt.  KI.  Bb.  50.  IDien  1904.  —  (Eine  naci)Ieje 
cbenb.  Bb.  52.    tDien  1905. 

e)  in  ITt  e  g  i  b  b  0  : 

Teil  el-mutesellim.  tEeil  1.  Sunbberid)!  oon  (5.  Sdjumadjcr. 
£cip3ig  1908. 

5erner  oergl.  3U  ben  nopflödjcrn  S.  24  fl.  Di  et  er  id),  ITTuttcr 
(Erbe.  £eip3ig  1905  -  3U  ben  Dolmen  S.  31  Sopljus  ITTüIIcr, 
norbi}ci)c  flItcrtumsFtunbe.  Stra^urg  1897,98  —  3U  b^n  paläjtini= 
fd)en  Siegeln  S.  46  D  a  I  m  a  n  ,  €in  ncugefunbenes  3af)DebiIb  im 
paläitina=3al|rbud)  II  S.  44  ff.    Berlin  1906. 


48 


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erfcf)eint  bei  mir  naclj  forgföltiger  üorbcrettung  antcr  &cm  Citcl : 

®ie  9leIigton  in  ©efc^ii^te  unb  ©egenn)art, 

ßanbtDörterbud)  tn  gemeinDcrftänbüi^er  ©arftellung. 

Unter  ITIiticirfun^  pon 

^erittnnn  <ßnn(et     unb     <!!)tt^  Säfcct 

l)erausgcgcbcn  üon 

^v'u^vlOf  midfttcl  Stiele. 

lüeil  bie  Heligion  ticute  tvicbcr  eine  gctsaltig  fjiürbaif  VHadit  iwirb,  bebüifen  in  erflcr  Cinle  unb 
bringenb  eines  nactjfdjingerocrfes  über  bic  HcU^ion  bev  <S«0«nti>avt  biejenigen  menfe^cn,  treidle 
bie  jängPeriDcidjte  Kraft  ber  Hcligion  am  lebt^aftcflen  fpürcn. 

Das  finb  aber  alle  geiftigen  illbrcr  be»  moberneii  Cebens  überbanvt  unb  il)re  (Sennnnngsgenoffeh 
im   t>oIfe:    bie   aea6«m{ecv    aller   ;5nrnltätcn,   bie    mobcrnen    4>«tiH(cv   im   rueitcflen    Sinne,   bie 

§farv«r   aller   Kirdien,   bie   Ctbt^v  aller   Srf^ulrn ,    bie   gcbitbetcn   unb  bübenben  ^r<iu«n ,'   bie 
tamitn,  bie  ^OMt-naUfUn  unb  5<^riftfiea«r  5  unb  auger  biefen,  bic  an  ber  pbvung  bes  uolfes 
teil  l)aben,  finb  es  alle  bic  uiclen,    wckljc    ohne  5cruf   ober  Ztctgung  3ur  .fütjrerfdiafi  bocf)  ein  felfr» 
ft&nbi^t»  3nt«r«ff«  on  ft«r  ««Hgi«;«»  ^«loe^itnd  6«r  <9«9«n«>art  ncljmcn. 
i&t  fie  alle  mangelt  es  on  einem  €egitott,  tweictjcs 

i.  über  bie  £age  ber  Kirdje  unb  bes  Cbriftentums  in  ö?r  ©cgcnaiart  orienticit, 

2.  ber    (Erweiterung    ber    tl^eologifdien  Jlrbeit    burij    bie  m[cfl)obcn  ber  mobcrnen  Kcligions' 
»iffcnfdjaft,  ßiitorif  unb  pi]iIologie  nadj  allen  feiten  l)in  Hcd;nung  trägt, 

3.  filr  aO«  («»««  8«nii^et^  verftänMi^,  ^anMid^  uttb  «rfc^toinQUc^  i^. 

Bie  t«<Jbntfc^«  Bnlagt  bes  i>inbir>ürterbud)s  :  „0ie  Kcti^ion  In  <&«((^i^te  nn6  ^i^tn» 
matt"  ijl  übtt^ittjtUO:).  Pas  anirbc  insbefonbere  ba^ln•.■^^  erreid)t,  bog  größere  ^auftovtiftl  föi 
bds  betr.  £tid}n)ort  alles  tt^iffensiucrte  unb  alles  rtotiuenbicc  nmfaffcn, 'roälivcnb  ficincre  tUfrcn« 
artif»!  bie  T^aufitiutifel  von  fold;en  Stoffen  cntlailen,  we\d}C  eine  cinbeitlidje,  flraffc  Darflettung 
unterbredfen  tourbcn.    galjlrcidjc  Ocrtoeifunasfti^tvövtev  bienen  als  IDegweifer. 

ITad)  Bcbarf  u'erbcn  at>(>i[6utt$«n  im  Ceyt  ober  auf  Cafein  unb  harten  beigegeben. 

Bie  typo^vaififlfdf«  attsftattund  ift  forgfdltigft  cttKogen  unb  bei  aüer  «infa^tjeit  unb  aulje 
Im  tYV'ogravllifrf?en  Silbe  fp^r  ipirfungsuoll. 

J>cr  Umfattd  *«*  Werfe»  ifl  auf  H—5  Säni<e  von  je  rmtb  ^000  Seiten  Ceyifon  (Dtiav  beretfc« 
net.    Bie  21usgabe  erfolgt  in  CUferunsen, 

«In«  «infac^«  Cicferun^  von  3  90$«»  5U  je  16  snjeifyaltigen  Seiten  foflet  in  ber  Subfhiytlon 

gjne  Viluvt. 

lln  biefen  Preis  hält  f|d)  bic  üerlagsbudiljanblung  nur  bcn  Subffribenten  qegcnaber  für  gebunben 
3«*«n  tnonat   crfdieint    minbcflens   eine    einfadje  Cicferung.    jär  fpäter  ift  bic  Jlnsi,  ibc  oon 
Boppelliefcrungen  in  ebenfalls  ntonatlidjen  llbflänben  als  Hegel  uorgefdien,  fobaf  ber  ab(c^(i«^  bes 
IPerfes  fd)on  für  X9H  in  Zlusfidjt  genommen  werben  fann. 

Cafein   unb   bie   euentuell  beijugebcnben  Karten  rocrbcn  für  f^dj  bcredjnet  unb  jwar  btrart,    i>ai 
3  einfeitig  ober  2  boppeifcttig  bebrud'te  (Eafcin  für  einen  Ccjtbogen   gercdmct   aicrben,    »ät)renb    bie 
Scrcdinung  ber  Karten  fidj  nid)t  im  Doraus  fcilpcUcn  lägt  ;    iodj   wirb    es  fldj   im  ir>efentlid?en  nur 
um  eine  Karte  aller  tänber  bes  alten  <2)rients  f)anbcln. 
<(in)«ln(  CUfevun^en  tperbcn  nid^t  abgegeben. 
.  3ei»eils  nadj  ilbfdjlug  eines  Sanbes  toirb  eine 

foHft»  Cin6on66«<C« 
JH  einem  möglidifl  billigen  preifc  {^ergcjlcllt. 
5ür  ,3nt«r«((«nt«n   jlelien  pto^fttu  unb   pvo(>«tUf«run$en  Mn6cve(^n«t  jur  Verfügung. 

Die  Probelieferung 

is<  rclcbbaltlg  mit  Jlrtlkdn  aus  den  verschiedensten  öeMeten  aus- 
gestattet, sodass  sie  eine  bessere  Kenntnis  von  der  JInlage  des 
flanxen  lUerhes  vermittelt  als  die  erste  Cieferung,  die  nur  das  bie- 
ten kann,  was  in  der  Jolge  des  JTlpbabcts  innerhalb  dreier  Bogen 
Platz  findet. 


^tv\U  C{«f«v«n9  gelaijgt  am  ](S.  StpUmhet  ]|908  jur  2lusgabc. 
■«  Druck  von  11.  L  a  u  p  p  jr  in  Tübingen.