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Full text of "Die Basilikenformen bei den Christen der ersten Jahrhunderte: Ihre Vorbilder und ihre ..."

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UNIVERSITY OF MICHIGAN 

a collection of 
Early Christian Literature 

CONTAININC WORKS OF THE CHRISTIAN WRITERS 

UNDER THE ROMAN EMPIRE 

AND PUBLICATIONS ILLUSTRATINC THE 

RELATION OF CHRISTIANITY TO PACANISM 

PRESENTED BY 

Mr. D. M. FERRY, OF DETROIT 




NA 



DIE BASILIKENFORM 



BEI DEN 



T4kAT 



CHRISTEN DER ERSTEN JAHRHUNDERTE 



IHRE VORBILDER UND IHRE ENTWICKEL ÜNG. 



FÜR ARCHITEKTEN, KUNSTHISTORIKER UND GEISTLICHE 



VON 



OSCAR MOTHES 



DOCTOS PHIL080PUIAB UND ARCHITEKT, VBRFASSEB OBS ILLUSTB. BADLBXIKOMS, 

INHABBB DBB K. K. ÖSTEBB. GR08SRN GOLD. M'BDAILiLE FÜB KUNST UND WI8SBH80HAPT, 

COBBB8PONDIBBNDB8 BHRBHMITGLIBD DBB SOOIBDAD 80IBKTIFICA IN MUROIA (SPANIBN), 

MITGLIED MEHBBRBR GELEHRTEN GBSBLL8CHAFTBN. 






LEIPZIG, 

ARNOLDISCHE BUCHHANDLUNG, 

1865. 



Das Recht der Uebersetzung in fremde Sprachen behält sich der Verfasser vor. 



VORWORT. 



Sicher ist es für die Kenntniss des christlichen Alterthums, möge 
man nun dabei die kirchlichen Institutionen, oder die Formen des Cultus 
im Auge haben, von sehr grossem Belang, dass gründlich untersucht 
werde, welche Gestalt die kirchlichen Gebäude, die man Basiliken nennt, 
hatten, und welcher ihr Ursprung sei. 

Dennoch wird man kaum irgend einen Theil der christlichen Archäo- 
logie finden, welcher so traurig damiederläge, oder wenigstens bis vor 
wenigen Jahren damiederlag, und wahrlich, kaum einen Zweig dieser 
Wissenschaft haben Diejenigen, welche über Kunstgeschichte bis dahin 
schrieben, einestheils ebensosehr vernachlässigt, andemtheils weniger 
verstanden. 

Demjenigen, der sich fragt, wie diess gekommen, leuchtet ein, es sei 
diess nicht deshalb so geschehen, weil die Sache an sich zu wenig würdig 
oder angenehm sei — denn Nichts kann ja würdiger. Nichts angenehmer 
sein, als das Bild derjenigen Gebäude heraufzubeschwören, welche die 
ersten Christen zu Ehren unseres Gottes errichteten. 

Auch nicht deshalb scheint die Untersuchung vernachlässigt worden 
zu sein, weil man Zweifel über ihre Nützlichkeit hegte. — Denn Jeder 
wird einsehen, wenn er nur ein wenig dem Studium der kirchlichen Bau- 
kunst sich zugewendet hat, dass unter ihren Formen unzählbare sind, 
welche weder richtig verstanden, noch überhaupt erklärt werden können, 
wenn man nicht das Bild der Basilika dem Geist eingeprägt hat. Auch 
nicht deshalb scheint sie vernachlässigt worden zu sein, weil wir von 
keinem antiken Schriftsteller eine genügend genaue Beschreibung irgend 



<i 






IV 

einer christlichen Basilika besitzen, sondern nur hie und da einzelne 
voriibergehende zufällige Erwähnungen, aus dem ein Ganzes zusammen- 
getragen werden muss, denn, wenn dies auch schwierig ist, so ist es doch 
ausfuhrbar. 

Vielmehr scheint die Ursache folgende zu sein: Die Kunstver- 
ständigen sahen ein, dass sie, weil sie nur selten der lateinischen und 
griechischen Sprache mächtig sind, aus jenen zerstreuten Partikeln und 
den oft zweideutigen und dunkeln Erwähnungen das Bild der Basiliken 
auf die ursprüngUche Form derselben zurückzuführen nicht vermögten 
und haben deshalb die ganze Angelegenheit denen überlassen, welchen 
sowohl die Wissenschaft, als Kenntniss jener Sprachen und der antiken 
Schriftsteller zur Seite steht, so dass nunmehr die Angelegenheit an 
Männer kam, welche zwar vermöge ihrer Kenntniss des Alterthums und 
des täglichen Umgangs damit berufen erschienen, die Arbeit emsig und 
rüstig zu übernehmen, welchen jedoch hierzu sowohl die Betrachtung der 
Gebäude selbst, als auch die ^^fabrica et ratiocinatio^^^ d. h. Theorie und 
Praxis, abging, aus denen, wie Vitruv sagt, die Wissenschaft der Archi- 
tectur hervorgeht. 

Nur wenig aber nützt Denen, die über antike Gebäude schreiben 
wollen, oder sich sonst damit beschäftigen wollen, auch der weitschich- 
tigste aus Schriftstellern zusammengesuchte Apparat, wenn sie nicht die 
Monumente selbst oder deren Ruinen gesehen haben. Aber selbst der 
Augenzeuge kann sich ein festes und sicheres Urtheil nicht bilden, wenn 
ihm entweder die Praxis fehlt, von M. Vitruvius Pollio ^^fahrica^^ 
nennt und die er definirt als: contirmaiam ac tritam vmm vnediUxtionem^ 
quae marvibus perficitur e materia cujus cunque generis opus est ad pro- 
positum defonnationis^ oder die Theorie abgeht, welche Vitruv definirt 
als : ratiocmatw, quae res fabrtcatas solertia ac ra^ne proporttonis de- 
monstrare atque explicare potest*) 

So kam es denn, dass die Architekten, welche eigentlich vor allen 
Anderen durch den häufigen Anblick der Basiliken im Original sowohl 
als in Abbildungen zu der Inangriffiiahme unserer Untersuchung gereizt 
werden mussten, nichts desto weniger, der Aemsigkeit eben so sehr als 
der Vorbildung zu Durchsuchung halbvergessener Schriftsteller ent- 
behrend, die Sache auf die leichte Achsel nahmen, und, die Leetüre der 



*) M. Vitr. Polüonis de architectura libri decem Edit. Rode. Lib. I. cap. I. — 



antiken Schriftsteller, soweit ihnen nicht von der Schule her etwas im 
Gedächtniss geblieben war, bei Seite lassend, die Kunst der Kritik eben- 
falls bei Seite schiebend, die Sache sehr gut gemacht zu haben glaubten, 
wenn sie, ihrer Kunst und ihrem Genie zu viel vertrauend, aus denüeber- 
bleibseln allein auf den ursprüngUchen Zustand schlosaen und dann einige 
hübsche, wenn auch dem Zeugniss der Alten widerstreitende Bildchen 
hinzufügten, in denen sie die BasiUken sehen liessen, fertig gebaut und 
restaurirt, nicht wie sie wirklich waren, sondern wie Jene sich einbildeten, 
dass sie gewesen wären. 

Die wissenschaftlich Gebildeten aber und Gelehrten, die mit 
allen Waffen der Wissenschaft Ausgerüsteten verfielen meist in nicht 
geringen Irrthum, da sie glaubten, es genüge zur Darlegung der Sache, 
sich ganz in die Autoren zu versenken, Stellen aus denselben zusammen- 
zutragen, aus dem geschriebenen Wort zu schliessen, daraus irgend ein 
Gebäude zu construiren und dann zu sagen: das ist die Basilika. 

Wenn ein Architekt, bei zu grossem Vertrauen auf sein Genie, aus 
den Ruinen ein Gebäude reconstruirt, kann wohl die Frage sein, ob es 
richtig restaurirt sei, aber es wird doch irgend ein Gebäude sein, welches 
nicht nur überhaupt ausführbar ist, sondern von dem man sich auch ein- 
bilden kann, dass einstmals ein solches gebaut worden sei. 

Wenn aber ein der Architektur Unkundiger, wenn auch sonst im 
Alterthum noch so bewanderter Mann, nach einer Beschreibung, um wie 
viel mehr denn nach einzelnen Erwähnungen ein Gebäude restauriren 
will, das wird häufig der Art sein, dass es sich weder an irgend eine 
antike Gebäudegattung anschliesst, noch auch jemals ausgeführt werden 
könnte. 

Doch dem sei, wie ihm wolle, das muss man wenigstens zugestehen, 
dass alle diese Männer nicht vergeblich über Basiliken geschrieben haben, 
denn auch aus Irrthümem pflegt die WabAeit einigen Nutzen zu ziehen. 

Die beste Frucht von diesen Arbeiten der Gelehrten ist aber die, 
dass aus den Schriftstellern ein sehr umfänglicher Apparat zusammen- 
getragen worden ist zur Anstellung der Untersuchung, dass eine Menge 
Stellen aufgeklärt worden sind, die sehr dunkel waren, dass viele Zweifel 
beseitigt worden sind, dass ungeheure Hindemisse überwunden worden 
sind, so dass jetzt der Weg zur Wahrheit offen liegt, wenn er auch noch 
mühsam genug sein wird, wenn auch noch Gefahr vorhanden ist, aber- 
mals in Irrthümer zu verfallen. 



VI 



Man glaube ja nicht, dass ich die Anmaassung besitze, mich für be- 
rufen oder befähigt zu halten, diese so lange schon vergeblich gesuchte 
Wahrheit gänzlich zu enthüllen, so dass kein Zweifel zurückbleibe. Da 
ich gern gestehe, diess nicht im Stande zu sein, und damit es nicht 
scheine, als ob ich irgend Etwas verachte, was bisher zur Aufhellung 
dieses wichtigen Theils des christUchen Alterthums geschrieben worden 
ist, werde ich die Verdienste der Einzelnen gern erwähnen, sofern diess 
nicht zu weit fuhrt. Ich unterlasse nämUch, von den fiüheren Schrift- 

« 

steilem eingehender zu sprechen, welche seit der Reformation bis in den 
Anfang dieses Jahrhunderts in ihren Schriften gelegenthch der Basiliken 
gedenken, ohne dass ihre desfallsigen Bemerkungen von besonderem Be- 
lang fiir die Untersuchung wären, die uns beschäftigt. 

Während ich also sowohl die Quellen in alten Schrift»tellem, als die 
Meinungen neuerer Schriftsteller theils in besondem Abschnitten, theils 
im Laufe der Untersuchung selbst näher berücksichtigen werde, kann ich 
mich in Bezug auf diese mittleren Schritftsteller begnügen, sie hier aufzu- 
führen, diese Aufführung lediglich, wo es erspriesslich erscheint, mit 
einigen ganz kurzen Bemerkungen begleitend. 

Leo Battista Alberti, nicht, wie Vasari anfiihrt, zwischen 1390 und 
1398 in Florenz, sondern zwischen 1400 und 1404 im Venetianischen, 
wahrscheinlich in Venedig selbst geboren J auch ;nicht 1483 in Florenz 
gestorben und in Santa Croce begraben, sondern 1472 in Rom gestorben, 
wie Niccolini bewiesen hat, hinterliess ein Werk: de Re aedificatoria libri 
decem, welches 1485 in Florenz und Venedig erschien. In diesem Werk 
ist unseres Wissens das erste Mal von Basiliken — nach länger Pause — 
die Rede. Er hält schlechthin antike und christhche Basiliken fiir dasselbe. 

Was Cesare Cesariano in seiner 1521 erschienenen italienischen 
Uebersetzung des nicht gar lange zuvor bekannt gewordenen, obgleich 
schon seit länger als einem Jahrhundert aufgefundenen Werkes : Marci 
Vitruvü Polüonis de architectura Ubri decem von den Basiliken sagt, ist 
kaum der Rede werth. Ebenso verkehrt, ja beinahe lächerlich ist die 
Auffasstmg des vitruvianischen Textes bei D. Walther H. Rivius, der 
1548 bei Henripatric in Basel eine deutsche Uebersetzung des Vitruv 
herausgab. 

Beiläufige Erwähnung fanden die Basiliken in mehr oder minder 
ausgedehnter Weise nunmehr in allen von Architekten herausgegebenen 
Werken, so namenthch in folgenden: 



vn 

Andrea Palladio, J quattro libri dell' architectura, Venetia 1570.' 
Octavio Bertotti Scamozzi, les bätimens de Andree Palladio, Vicenza 
1792. 

Ferner specielle Behandlung in: 
Pompeo SamelH, AAtica basilicographia, Napoli 1686. 
Ciampini, Vetera Monumenta Romae 1690. 
Hatten schon die Letzteren viel Verwirrung in die Angelegenheit ge- 
bracht, so wurde dieselbe noch vermehrt durch die Schriftsteller des 
vorigen Jahrhunderts. Dahin gehören namenthch, als diejenigen, die 
wenigstens noch einige "Wahrheit brachten: 

Voigt, de altaribus veterum Christianorum, Hamburg 1709. 
Jacob Goar, Euchnologium sive Eitualie Graecorum, Venet. 1730. 
Verschiedene Lexikographen. 
Erst in unserm Jährhundert wendete sich die Aufinerksamkeit der 
Gelehiten emstHch dieser Angelegenheit zu, wie überhaupt der altchrist- 
hchen' Kunst. 

Hier sind namentlich anzufiihren: 
Fr. Sickler, Entstehung der christlichen Kunst und ihrer Religions- 
ideale (Almanach aus Rom, L Jahrgang), Leipzig 1810. 

Dr. Johann Christian Wilhelm Augusti , Lehrbuch der christlichen 
Alterthumskunde, 1819. 

Büsching, Ansicht der christlichen Kunst des Mittelalters, Kunst- 
blatt 1824, No. 49. 
Hirt, Geschichte der Baukunst bei den Alten, BerHn 1821. 
Serroux d'Agincourt, Historie de Tart parles monuments, Paris 
1823. 

Fried. Münster, Sinnbilder und. Kunstvorstellungen der alten 
Christen, 1825. 

F. S., Ideen über die Grenze zwischen christlicher und heidnischer 
Kunst, Kunstblatt 1829, No. 71. 

Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archäologie. 
Xn. Band. 1831. 

Fr. Beck, Andeutung zur tieferen Begründung der religiösen Kunst, 
München 1834. 

Ed. CoUow, über christliche Kunst, Kunstblatt 1834, No. 25 und 
1836, No. 75—83. 
^ Augusti, Handbuch der christiichen Archäologie, 1836 — 37. 



vm 

C. Walther, Beiträge zur rechten Würdigung des Aesthetischen in 
der Religion, Göttingen 1839. 

Augusti, Beiträge zur chiistlichen Kunstgeschichte, Leipzig 1841. 
Franz Kugler, Der römische Basilikenbau, Kunstblatt 1842. 

„ „ Handbuch der Kunstgeschichte, Stuttgart 1842. 

(Seitdem 1856.) 
Kinkel, Geschichte der christlichen Kunst, Bonn 1845. 
Daneben die Kupferwerke: 

Gutensohn und Knapp, Denkmale der christlichen Religion. Mün- 
chen 1822—1827. 

Platner und Bunsen, Beschreibung Roms, 1830. 
Uggeri della Basilica Ulpia, 1839. 
Piale della Basilica GiuUa. 

Bunsen, die Basiliken des christlichen Rom, München 1842. 
Canina, Ricerche sull' architectura, Roma 1843. 
Fr. V. Quast, die Basiliken Ravenna's. 

Gailhabaud, Denkmäler der Baukunst, Deutsch von Kugler, 1844. 
Augosto Valentini, Le BasiUche sante di Roma, 1845. 
Platner und ürlichs, Auszug aus der Bosch. Roms, 1845, Stuttgail 
Alle diese Schriftsteller hatten, eigentlich ohne gründlich zu forschen, 
der Ansicht gehuldigt, dass die christlichen Basiliken den heidnischen 
nachgeahmt seien, und dass diese Nachahmung durch Schenkungen von 
Basiliken an die Christen von Seiten Constantins des Grossen herbei- 
geführt oder doch begünstigt worden sei. Da trat 

Dr. Prof. Aug. Chr. Adolph Zestermann mit einem Werk: Die an- 
tiken und die christlichen Basiliken, Leipzig, Brockhaus, 1847, 
gegen diese landläufig gewordene Meinung au^ und gab durch die Kühn- 
heit seines Auftretens und die Gediegenheit seiner Deductionen der ganzen 
Angelegenheit eine andere Wendung, sie von dem Gebiete historischen 
Schlendrians auf das Gebiet der wirklich wissenschaftlichen Forschung 
verpflanzend. Ihm folgten nun ziemlich schnell*, theils gegen, theils für 
seine Meinung polemisirend, theils neue Theorien aufetellend, eine Anzahl 
von Männern der Wissenschaft. Es erschien: 

Noch 1847, L. ürlichs, die Apsis der alten Basiliken, Greifewald 
bei C. A. Koch (bespr. v. Zestermann im Repertorium, 1848, S. 1 ff.). 
1851, J. Kreuser (Verfasser der Dombriefe, 1847), Der christliche 
Kirchenbau, Bonn, Henry und Cohen. 



IX 

1853, Pr. V. Quast, Ueber Form, Einrichtung und Ausschmückung 
der ältesten christlichen Kirchen, Berlin, Ernst und Korn. 

1854, Dr. Joseph Anton Messmer, Ueber den Ursprung der Basilika, 
Leipzig, T. 0. Weigel (bespr. v. Zestermann im Repertorium, 1854, 
S. 222 ff.).' 

1858, Laib und Schwarz, Formenlehre des romanischen imd 
gothischen Baustils, Stuttgart, Rümelin. 

1858, Wilhelm Weingärtner, Ursprung und Entwickelung des christ- 
lichen Kirchenbaues, Leipzig, T. 0. Weigel. 

1860, Derselbe, System des christlichen Thurmbaues, Göttingen, 
Vandenhoek und Rupprecht. 

Inzwischen alle diese Werke, so verdienstvoll sie sind, so sehr ihre 
Verfasser die Sache mit wissenschaftlichem Ernst betrieben, so emsig sie 
die Quellen durchforschten, kränkeln doch etwas an Einseitigkeit. Es 
sind *eben Alle Männer der Wissenschaft, keine Techniker. Auch scheinen 
sie fast Alle mit einer vorgefassten Meinung, mit einer Lieblingsidee an 
die Sache gegangen zu sein. So kam es denn, dass diese Werke meist 
einen zum Theil recht unerquicklichen polemischen Charakter erhielten, 
so kam es auch, dass sie nicht in demjenigen Theil des Publikums 
rechten Eingang .fanden, fiir den sie eigentlich der Natur der Sache nach 
bestimmt waren. Die Architekten wurden meist von all diesen Schriften 
gar nicht berührt. 

Wilhelm Lübke in seiner Geschichte der Architektur, 11. Auflage, 
Köln 1858, bei Seemann, 

A. Rosengarten in seinen architektoniscken Stilarten, Braunschweig 
1857, bei Vieweg und Sohn, 
Kugler in der neuen Auflage seiner Kunstgeschichte, Stuttgart 1856, 
Springer, Handbuch der Kunstgeschichte, Stuttgart 1856, 
Dr. C. V. Lützow, Meisterwerke der Kirchenbaukunst, Leipzig, See- 
maim, 1862. 

James Fergusson in seinem lUustrated Handbook of Architecture, 
London 1859, 
und viele Andere hielten an den alten Theorien fest. Selbst E. Förster in 
seiner Vorschule zur Kunstgeschichte schlüpft darüber hinweg, ohne die 
Streitfrage berühren zu wollen. 

Nur Heinrich Otte, der in der dritten Auflage seines Handbuchs der 
christlichen Kunstarchäologie, Leipzig, T. 0. Weigel, 1854, S. 52, sich 



^ 



noch nicht von der früheren Annahme lossagen konnte, hat diess nun- 
mehr in seiner Geschichte der deutschen Baukunst, Leipzig, T. 0. Weigel, 
1862 auf S. 33 gethan. Aber auch Otte ist nicht Architekt, sondern 
Gelehrter. 

Dieser eigenthümliche Umstand, dass alle diejenigen Schriftsteller, 
die der von mir ausgeübten Kunst näher standen, bei der alten Ansicht 
verharrten, bewog mich, mich eingehender mit der Untersuchung der 
Angelegenheit zu befassen, namentlich dabei den Standpunkt des Archi- 
tekten und Technikers fest haltend. Unterstützt wurde ich durch den 
Umstand, dass ich die Mehrzahl der in Frage kommenden Gebäude 
mit eigenen Augen gesehen habe. 

Der Zweck, den ich bei der VeröfiFentlichung meiner Untersuchungen 
verfolge, geht allerdings dahin, auch mein Scherflein zur Aufhellung 
dieser wichtigen Frage beizutragen. Doch bin ich, wie gesagt, weit von 
der anmaassenden Annahme entfernt, überall und nach jeder Richtung 
hin die Wahrheit voll erlangt zu haben. Sehr angenehm würde es mir 
sein, wenn ich den Anlass zu weiterer Discussion der Sache — mögUchst 
ohne leidenschaftliche Polemik, denn Leidenschaft und Wissenschaft ver- 
tragen sich schlecht — und damit zu immer weiterem Vordringen gegen 
die Wahrheit gäbe; ganz besonders bitte ich daher alle Diejenigen, 
welche es der Mühe werth halten, in irgend einer Weise sich über diess 
mein Büchlein auszusprechen, mir ihre Bemerkungen in Brief oder Ab- 
druck zuzusenden. 

Und so möge denn diese Arbeit ihr Glück versuchen. Vor Allem sei 
ihr freundliche Nachsicht nicht versagt. 

Leipzig, den 25. Februar 1864. 

Dr. Oscar Mothes. 



I. BUCH. 

Von den christlichen Cnltstatten ror Auftreten der Basiliken. 



/\,A,A-rtu'\/\/\/N.y>yN/vrO 



Unter Cultstätte verstehe ich hier die Stätte, wo Mehrere zu dem- 
selben Glauben sich Bekennende zusammen kommen , um Gott gemein- 
schaftlich zu verehren, oder auch, um sich mit religiösen Dingen zu be- 
schäftigen. Bei Neuentstehung einer Religion, in der Zeit bis zur festen 
Gründung einer Religionsgemeinschaft kann dieser Begriff oflfenb^x in 
etwas weiterem Sinn genommen werden, als später. 



ERSTES GAPITEL. 
Während Christi irdischen Lebens. 

Die NadÄichten über die Orte, wo die Jünger zusammenkommen, 
wo Christus lehrte etc., sind nur aus der Bibel zu entnehmen. Von be- 
sondem hierzu auserwählten Stätten ist eigentlich füglich kaum zu reden, 
da Christus überall lehrte, wo die Gelegenheit ihm passend schien. Doch 
muss ich eine kurze Aufzählung der betreffenden Stellen geben, weil die 
durch dieselben zu belegenden Sätze bei weiterer Untersuchung denn 
doch nicht ganz unwichtig sind. 

§ 1. Christus trat nicht direct gegen den gemeinschaftlichen Gottes- 
dienst im Tempel auf, strebte auch ebensowenig direct eine ümstossung 
der kirchlichen Gebräuche der Israeliten an. 

Schon Augusti (Beiträge zur kirchlichen Kunstgesch. und liturgik 
Bd. I. S. 9) und Weingärtner, Ursprung etc. S. 24 haben dies aus- 

Moth es, Basiliken. 1 



gesprochen. Die von Augusti angeführte Beweisstelle, Ev. Matth. 
in. 15, würde aber eher das Gegentheil beweisen, denn die Rede ist 
an Johannes den Täufer gerichtet, die dixaioavvii wäre also füglich 
eher auf eine auf Gottes Befehl von Johannes eingeführte Neuerung 
(die Taufe, um gerecht zu werden) zu beziehen. 

Viel deutlicher und prägnanter ist der Ausspruch Matth. V. 17. 
Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz und die 
Propheten aufeulössen. Femer folgende weitere Stellen: 

Ev. Luc. XVI. 17. Es ist leichter, dass Himmel und Erde vergehen, 
denn dass ein Titel vom Gesetz falle. 

Ev. Matth. XXI. 13. Es steht geschrieben, mein Haus soll ein Bet- 
haus sein. Christus schützt hier sogar das von Salomo gegründete, 
von Serubabel erbaute Gotteshaus gegen Verunreinigung. 

Ev. Job. XVin. 20. leb habe allezeit gelehret in Agd. Schulen und 
im Tempel. 

Ev. Job. Vn. 28. Da rief Jesus im Tempel, lehrte und sprach. 

Ev. Marc. L 44. Opfere für die Reinigung , wie es Moses befoh- 
len hat. 

§ 2. Christus missbilligte ebensowenig die Versammlungen in den 
Synagogen behu& Besprechung von Religionsangelegenheiten und Erhe- 
bung zu Gott. 

Ev. Luc. IV. 15. Und er lehrete in ihren Schulen 

Ev. Luc. IV. 16—20. und ging in die Schule nach seiner Ge- 
wohnheit am Sabbath. 

Ev. Luc. IV. 44. Und er pr^digtö in den Schulen Galiläas. 

Ev. Job. XVm. 20. Ich habe allzeit gelehret in der Schule und im 
Tempel. 

Ev. Marc. VI. 2. Und da der Sabbath kam, hub er smku lehren in 
ihre^ Schulen. 

§ 3. Christus stellt aber Erbauung und Gottesdienst nicht als an 
einen bestimmten Ort gebunden dar; diess zeigte er theils durch Thaten, 
th^s sprach er es direct aus; aber selbst in diesem Ausspruche zeigt er 
bei Vei^leichung zwischen Juden und Samaritanem dennoch eine Vor- 
liebe für die Lehre der erstem. 

Durch die That zeigte er die Gleichgültigkeit gegen jüdische Cult- 
stätte, namentUch durch das Lehren auf Gassen, Bergen, am Meere etc. 
Ev. Marc. IV. 1.; Matth. XIE. 2. und V. 1--2. 
Ev. Luc. V. 3., Xni. 26. 
Ev. Marc. H. 4. Heilung des Gichtbrüchigen im Haus zuCapernaum. 



8 

Ev. Luc. X. 38 — 42. Haus der Martha ak Lehrstätte. ^ 

Ev. Marc. IL 15. Da er zu Tisch sass in seinem Haus. 

Joh. IV. 21 ff. Gespräch mit der Samaritanerin. v. 22. könnte als 
ein Beweis seiner Vorliebe für jüdische Lehre benutzt werden. 



ZWEITES CAPITEL. 

In der Zeit von Christi Kreuzigung bis zu Petri und Johannis 

Gefangennehmung. 

Während zu Christi Lebzeiten die Jünger als seine Schüler auf- 
traten und ihr Zusammensein einfach als Sammeln der Schüler um ihren 
Lehrer gedeutet werden könnte, gewinnt es nach der Kreuzigung eine 
andere Bedeutung, indem das Zusammensein der Jünger sowohl als der 
andern Gläubigen schon mehr einer Gemeindeversammlung zu gleichen 
beginnt. 

§ 1. Die Jünger hielten noch immer fest an den bei den Juden ein- 
g^hrten Religionsgebräuchen, namentlich am Besuch des Tempels, um 
dort zu beten; sie hielten dabei sogar die gebräuchlichen Stunden ein. 

Ev. Luc. XXIV. 53. Und waren allerwege im Tempel, preiseten 
und lebeten Gott. 

Art. App. n. 46. Sie waren stets bei einander eimnüthig im Tem- 
pel (ßW(p leQcp). 

Art. App. HI. 1. Petrus und Johannes gingen in den Tempel um 
die neunte Stunde, da m^an pflegte zu beten. 

§ 2. Sie hatten aber schon bestimmte Häuser, wo sie zusammen- 
kamen, so dass man sagen konnte, sie seien dort „zu Hause", dass auch 
diejenigen, die sie suchten, sie dort finden konnten; namentlich aber 
geschah das Brodbrechen weder im Tempel, noch in einzelnen Wohn- 
häusern, sondern in jenen zu gemeinschaftlicher Versammlung bestimm- 
ten Häusern, wurde also schon als Gedächtnissmahl betrachtet, gewann 
schon gottesdienstlichen Charakter. 

Ev. Marc. XVI. 14. Zuletzt, da die Elf bei Tisch sassen. (Mit dieser 
Erscheinung des Herrn im Speisesaal steht eigentlich im Widerspruch 
Matth. 28. 16, wo die Erscheinung auf einen Berg in Galiläa verlegt 
wird.) 

Ev. Luc. XXIV. 36. spielt die Scene in Jerusalem in einem Speise- 
saal, denn Christus findet Essen (41 und 42). 

r 



Ev. Job. XX. 10. äft^Xd'ov oiv nahv nqog iavtovg ol fm&ijrm, also 
bei sich zu Hause, in gewohntem Local. 

Ev. Joh. XX. 19. sind die Thüren verschlossen aus Furcht vor den 
Juden. V. 26 ebenso: ärco, im Inneren des Hauses. 

Act. Ap. I. 13. wird sogar der Ort im Hause näher bezeichnet, als 

Act. Ap. n. 1. u. 2. Sie waren alle einmüthig bei einander im Haus 
(als oJxog bezeichnet) in der dritten Stimde am Tage. 

Act. Ap. IV. 23. Kamen zu den Ihrigen: ngog tovg idiovg, wussten 
also die Stätte zu finden, wo diese, wie in v. 31 gelegentUch der Er- 
schütterung erwähnt wird, versammelt waren, 

Ap. Act. n. 46. Und brachen das Brod hin und her in den Häusern, 
hat Luther; die Vulgata hat: etfrangentes per domos panem- diess 
würde, wie Luther's Uebersetzung sagt, zu deuten sein : in den Häusern 
der Einzelnen. Der Text aber hat: xXmpteg m.% ohw ciQtov, nicht 
oixiwg, also nicht in emzelnen, mehreren Häusern, sondern in einem, 
folglich gemeinschafklich hierzu benutztem Hause. 

§ 3. Sie benutzten auch die Halle Salomos als Lehr- und Betört, 
und zwar wahrscheinlich ziemlich oft, wie aus der Fassung der Stellen 
hervorgeht. 

A. Ap. in. 11. Luther: lief alles Volk zu ihnen in die Halle, die da 
heisset Salomonis, und wunderten sich. Vulgata: cucurrit totus popu- 
lus ad eos in porticu, qui appdlatur SatomontSy eacpavefactus. Grie- 
chischer Text: im t^ erroa rj xaXovfMvrj 2oXo(mvtog, 

Act. Ap. V. 12. Es geschahen aber viel Zeichen und Wunder im 
Volk durch der Apostel Hände (und waren alle in der HaUe Salo- 
monis einmüthiglich), Luther. Vulgata: per manus avtem Apostolo- 
rum aedebaniur signa ac prodigta multa inpopulo (et erant unanimiter 
omnes in porticu Salomonis, caeterorum autem nerno audebat etc) 
Jia di T(Sv XBiQüiv tm dnoatohov iyiveto crjfABla %(u tegata iv r^ Xa^ 
noXka (xaf riaav ofw^vfAadiv anavtsg iv ty croa üoXofjuovrog, 

§ 4. Was die Beschaffenheit der Localitäten betrifft, so können wir 
in Bezug auf dieselben allerdings nur Conjuncturen machen. 

oJyLog wird zwar gewöhnlich mit Haus schlechthin übersetzt. Nach 
dem Gebrauch aber, den Vitruv. hb. VI. div. loc. davon macht, oder 
wenigstens von dem daraus lateinisirten oecusj namentlich im X. Cap. 
bei Beschreibung des griechischen Wohnhauses, scheint oixog xari^o- 
Xjyv für ein^ grossen Saal im Haus gebraucht worden zu sein. Er 
sagt nämlich: Hie locus apud nonnulhs ngoatag, apud alzös nagoffiag 



nomtncUur ^ in hie locis ivtrorsua constituuntur oeci magni (aequalia) 
.... circum autem in porticibua triclinia quotidiana .... constitu- 
untur. Femer: in hia oecis sunt virilia convivia. Diese gesonderte 
Erwähnung täglicher Speisezimmer ausser den oeds deutet darauf 
hin, dass der oecus der Festspeisesaal war. 

Dass unter olxog im neuen Testament etwas Aehnliches gemeint sein 

kann, erhellt aus den oben angeführten Stellen, Marc. XVI. 14. und 

LucXXrV. 36. Auch Kjeuser L S. 5. hat sich dafür entschieden. Im 

weiteren Verlauf der Beschreibung erwähnt Vitruv noch andere oed 

imMännertheil der Wohnung, amPeristyl Doch auf All' diess müssen 

wir später nochmals zurückkommen. Hier handelt es sich weder um 

griechische noch römische Wohnhäuser, sondern zimächst um die 

Bedeutung des Wortes. Da aber die Apostelgeschichte sogar noch 

später als Vitruv geschrieben ist, und zwar in einer Zeit sehr starken 

römischen Einflusses auf griechische Sprache und Sitten, so glaube 

ich, keine zu kühne Conjunctur zu machen, wenn ich sage: 

Unter olxog ist hier nicht blos Haus im Allgemeinen, sondern ein 

Saal im Haus zu verstehen, und zwar im Inneren des Hauses gelegen, 

entfernt von der Strasse, wie dies schon aus der Furcht vor den Juden 

zu schliessen. 

Nun waren aber die Häuser der Juden jedenfalls nicht geniÄ so 
gebaut, wie die griechischen und römischen, sondern eher den ägyp- 
tischen und persischen verwandt. Seit der Zerstörung des persischen 
Reiches durch Alexander 332 v. Chr. mochte sich griechischer, dann 
römischer Einfluss geltend gemacht haben; ferner war Jerusalem 
eine dicht bevölkerte Stadt, was keine weitläufigen, sondern mehr in 
die Höhe ausgedehnte Häuseranlagen annehmen lässt. Das Parterre 
enthielt dann blos Kaufläden und Wirthschaftsräume. 

Der ohog mochte also in den jüdischen Wohnhäusern meist im 
Obergeschoss liegen-, damit stimmt auch der Ausdruck vneQ^ov vhear- 
ein, den Luther zwar mit SöUer übersetzt, der aber eigentlich mit 
Obergeschoss zu übersetzen wäre. 
Was nun die Grösse anbetriflFl , so scheinen allerdings oft grosse 
Massen von Gläubigen sich in den Häusern zusammengefunden zu 
haben, was auf bedeutende Ausdehnung des ohog schliessen lässt; in- 
dessen hindert nichts, anzunehmen, dass bei den enormen Zahlen von 
3000 (Act. Ap. H. 41—44), die bei einander waren und alle Dinge 
gemein hielten, und von 5000 (Act. Ap. IV. 4), wo beide Male der 
olxog nicht ausdrückUch benannt ist, auch noch andere Räume, etwa 
Peristyl und Xystus benutzt worden sind. Auf Versammlungen im 



Innern bei ziemlich grosser Anzahl ist zu schliessen aus Lucas 
XXIV. 33, wo Christus die Elfe und die Uebrigen (nal tovg cvv avroitf) 
heimsucht, zusammengehalten mit 1 Cor. XV. 6. Danach ist er ge- 
sehen worden von mehr denn 500 Brüdern auf einmal. "En^ira ciq)0^r^ 
indvm Tisvraxoamg adehpoig eqidna^. 

Femer gehört hierher noch Act. Ap.1. 15, wo 120 versammelt sind. 
Grosse Räume aber, wo 120, ja 5000 Menschen Platz haben, können 
wohl bei jetzigem Stand der Technik, konnten aber damals noch nicht 
ohne Zwischenunterstützung der Decke durch Säulen construirt werden, 
die natürlich in Reihen standen und den Raum also in Schiflfe theilten. 
§ 5. Die LocaUtäten also, wo die Christen von der Kreuzigung an 
das Mahl des Herrn zu halten pflegten , sind zu denken als ein im Ober- 
geschoss von Wohnhäusern gelegener Saal, dessen Decke von Säulen 
getragen wird, der demnach in Schiffe zerfällt, also auch eine Halle ge- 
nannt werden kann. 

Die Locahtät zum Predigen und Lehren war die Halle Salomos. 
Behufe des Betens besuchten sie noch den Tempel des Herodes. 
Näheres über diese Säle und Gebäude geben wir weiter unten. 
Nur Eines muss ich hier gleich noch erwähnen, es ist dies die Deu- 
tung, zu der die Stelle Ev. Marc. H. 4 ff. Anlass gegeben hat. Die Stelle 
lautet in der Luther'schen üebersetzung: 

Und da sie nicht konnten bey ihn kommen vor dem Volck, deck- 
ten sie das Dach auf, da er war und grubens auf und Hessen 
das Bette hernieder, da der Gichtbrüchige innen lag. 

In der VulgcUa: nudaverunt tectum aedium in guibus erat eöque 
perfosso , funibus demittunt etc. 

Im griechischen Text: aneatsycurav Trjv <jttyi]v onov ^, xou i^OQv^avreg 
XCtJxofft Tov i(Qdßßarop. 
Diese Stelle bespricht Weingärtner in seinem „Ursprung" etc. S. 28, 
nadidem er in Bezug auf Act. Ap. H. 41 — 44. schon einen Irrthum be- 
gangen, indem er nicht beachtet, dass (nachdem H. 2. von einem Haus, 
domus, oliwg, also richtiger Saal, die Rede gewesen, wo sie sassen) die 
Stelle n. 14: Da trat Petrus auf mit den Zwölfen, stans antem Fetrtis 
cum undecim, J^tad^eig di UsTQog avv toTg epöexa, füglich auch so gedeutet 
werden kann, dass Petrus mit den Elfen aus dem Saal, wo sie gesessen 
hatten, auf den Hof zu der Menge trat; nachdem er also in Uebersehung 
dieser Stelle den Hof als Ort der Ausgiessung des Geistes bestimmt hat, 
sagt er in Bezug auf Maa:*c. H. 4: In diesem Theil des Hauses (Atrium 
oder Peristyl) hätten sie das Dach abgedeckt u. s. w. Aber die Höhe 
der Häusdr war sdK)n in Rom nicht so gar gering, die ägyptischen hatten 



stets 2 bis 3 Obergeschosse, in Act. Ap. XX. 7— 9. ist von einem drei- 
stöckigen die Rede etc. Die Wohnräume lagen bei Aegyptern und Persem, 
also wohl auch bei den Juden, meist im Obergeschoss , darauf kommt 
auch hier gar nichts an, die Invective: „Nur wenn man «tc. weiss" etc. 
wäre also unnöthig gewesen. Weiter sagt er, das Hypäthron im Atrium 
des antiken Hauses wäre nur im Winter durch interimistische, leicht zu 
entfernende Dächer bedeckt etc. Wie erklärt sich dann aber das nudav- 
erunt tectum eoque perfossOj das Abdecken und Aufgraben, das antariya- 
aav . . . xaJ i^o^^avieg? Vom Atrium kann hier schlechterdings nicht die 
Rede sein, sondern, schon wegen des Aufgrabens, nur von einem Aestrich- 
dach nach persischer Art, mit Lehm beschüttet und mit Asphalt über- 
zogen oder mit Ziegeln belegt, die ausdrücklich Luc. V. 19. erwähnt 
werden: „Liessen ihn durch die Ziegel hernieder" ; ac per tegulas dimi- 
serunt eurriy 8iä rmv TiegafMov (im to ÖWjtt«) xa&rjxav. 

Dadurch wird der übrigens von Niemand geleugnete, gar nicht erst 
Belegstellen (wie Ap. X. 9) erfordernde Satz bestätigt, dass die Häuser 
der Juden flache Dächer hatten, und das Haus Simons wird da keine 
Ausnahme gemacht haben. Von einem Dach über dem Hofe aber ist 
nirgends bei diesen Häusern die Rede. 

Die Heilung des Gichtbrüchigen kann ebensc^ut, ja muss sogar 
nach den Stellen in einem Saal vor sich gegangen sein. Gegen Weingärt- 
ner's Ansicht spricht übrigens seine eigene Rede, indem er im vorher- 
gehenden Satz zum Beweis fiir das Taufen der 3000 im Hof sagt: hier 
befand rieh die Piscina. Wären wirklich die jüdischen Häuser so ein- 
gerichtet gewesen, wie die römischen, so war die Piscina direct unter 
dem Hypäthron, man hätte also, wenn man, wie Weingärtner meint, blos 
dieses, nicht das Dach eines Saales oder des Porticus am Peristyl ab- 
deckte, den armen Gichtbrüchigen direct in das Wasser herabgelassen. 



DRITTES CAPITEL. 
Von der Befreiong Petri und Johannis bis zur Boise Pauli nach Rom. 

In dieser Zeit entwickelt sich schon etwas mehr ein eigenthches Ge- 
meindeleben in abgerundeterer Zusammenschliessung der Gläubigen und 
schrofferer AbschUessung vom Judenthum, doch noch ohne gänzliche Auf- 
gabe jüdischer Gebräuche. 

§ 1. Die Jünger benutzten den Tempel der Juden mehr, um Chri- 
stum zu verkündigen und zu lehren, als um zu beten. 



__8 

Act. Ap. V. 20. Gehet* hin und tretet auf und redet im Tempel alle 
Worte des Lebens. 

Act. Ap. V. 42. Sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und in 
den Häusern hin und her zu lehren. 

§ 2. In jeder Stadt, wohin sie kamen, wendeten sie sich womöglich 
zuerst in die Synagogen, um daselbst zu lehren. 

Act. Ap. IX. 20. Alsbald predigte er Christum in der Schule. 

„ „ Xm. 14—44. 

„ „ XIV. 1. ei rrjv owaymyriv ttov 'Iwdaioav. 

„ „ XVn. 1. 2. in Thessalonike. 

„ „ XVn. 10. u. 17. in Beroe und Athen. 

„ „ XVHI. 4. in Korinth. 

„ „ XVm. 19. 26; XIX. 8. in Ephesus. 

§ 3. Dabei sagte sich selbst Paulus (und ebenso wahrscheinlich 
die Andern) nicht ganz von den jüdischen Gebräuchen in Bezug auf Ge- 
bet, Fasten, Vorschrift über Speisen, Abhalten der Feste, Reinigung 
u. s. w. los. 

Act. Ap. X. 9. avsßr^ IJerQog im ro dmfia n^svl^ouT'&ou negl mgav 
ixt^v. Daselbst 14. noch ein Gemeines oder Unreines gegessen. 

Act. Ap. XVin. 21. Ich muss allerdinge das künftige Fest zu Jeru- 
salem halten. 

Act. Ap. XVI. 26. Ging in den Tempel und*liess sich sehen, wie er 
aushielt die Tage der Reinigung, bis dass für einen jeglichen unter 
ihnen das Opfer geopfert ward. 

§ 4. Uebrigens war ihnen zum Lehren von Christus jede Stätte recht, 
wo viel Volks bei einander war. 

Act. Ap. XVI. 13. Hinaus vor die Stadt an die Stätte, da man pflegte 
zu beten. 
Act. Ap. XVn. 17. Auf der Agora zu Athen. 

§ 5. Für Versammlungen und Gebet, Brodbrechen u. s. w. zogen sie 
die Häuser allen übrigen Orten vor, tmd es gilt hier dasselbe, wie im 
vorigen Capitel in Bezug auf oJiiog und vneQc^ov. Ja, das Hyperoon gibt 
sich hier deuthch als Zimmer zu erkennen. 

Act. Ap. IX. 37 — 39. iv vnsQ^c^j eig rb ineq^ov. 

Act. Ap. Xn. 12. Vor das Haus Maria da viel bei einander 

waren und beteten. 

Act. Ap. XX. 7 — 9. Namentlich 8. iiaav 8i lafinadeg Ixaval «V T(p 
vTiegmcp ov ^aav avvrjYfjievoi, und 9, wo Eutychos 3 Stock hoch aus dem 



9 

Fenster herabstürzt, so dass also nicht von einem Söller die Rede 
sein kann, wie es Luther übersetzt. 

Ap. XX. 7.U. 11. Da sie zusammenkamen, das Brod zu brechen 
und brach das Brod, biss an etc. 

Ap. XX Vn. 35, wo das Schiff als zeitweiUge Wohnung an die 
Stelle des Hauses treten muss. 

Ap. VIII. 3. ist kein Beweiss fiir Versammlungen in Häusern, 
wie Augusti Bd. I. S. 10. sie benutzt. 

§ 6. üeber die Localitäten gilt also für diese Periode noch ganz 
das in § 5. des vorigen Capitels Gesagte. 

Von der Taufe, welche theils in Häusern, s. Weingärtner S. 26, Ap. 
n. 41, IX. 17, X. 25 ff, theils an ganz beliebigen Orten im Freien 
(Ap. Vni. 36) vorgenommen ward, ist hier nicht zu reden. 



VIERTES CAPITEL. 

Von der Ankunft Pauli in Rom bis zum Tod des Petrus und Paulus, also 

circa bis 64 oder 68 n. Chr. 

§ 1. Da es dem Petrus vergönnt war, 2 Jahre lang unangefochten 
in Rom zu lehren und zu predigen (Ap. XXVHI. 31), so hatte er vollauf 
Gelegenheit, hier zu wirken, und wirklich gelang ihm dies, so dass bald 
darauf viele Häuser in Rom zu Gemeindeversammlungen benutzt wur- 
den, elrenao anderwärts. 

Rom. XVI. 5. zjyv y-oLt oUov avtmv ixxXtjaiav, Das Haus gehört also 
nicht der Gemeinde, sondern der Priscilla undAquilas, dient aber 
der Gemeinde permanent als Versammlungshaus. 

Rom. XVI. 10. fix tmv 'AQifftoßovJiov hat Luther übersetzt; Die da 
sind von AristobuU Gesinde. — Hier hat Kreuser recht, der (Kirchen- 
bauk. I. S. 7. Note 4) darunter eher Clienten, als Gesinde versteht, 
man kann es also so deuten, dass dieselben bei Aristobulus sich zu 
versammeln pflegen. 

Rom. XVL 11. «c tmv NaQüiacav ist ebenso zu verstehen. 

„ 14. avv avToig aSsXcpovg hat Luther übersetzt: Brüder 
bei ihnen; genauer wäre wohl, die Brüder mit ihnen; für unsem 
Zweck beweist diese Stelle sehr wenig; 

Rom. XVI. 15. rohg avv dvtoig ndrrag ayiovg aber auch nicht viel 
mehr, denn daraus, dass Heilige oder Brüder mit Dem oder Jenem 
zusammen gegrüsst werden, geht nur hervor, dass sie demselben Ge- 



, 10 

meindetheil angehörten, der vielleicht unter der Obhut der Genannten 
stand. Ob dieser Gemeindetheil sich aber, wie Kreuser, Kirchenbauk. 
I. S. 7, aus dieser Stelle schliesst, nun auch nothwendig in den Häu- 
sern der Genannten oder in andern Häusern versammelt, das bleibt 
billig dahingestellt; ebenso ist zu beurtheilen 1 Cor. XVI. 15. r^ omav 
Jüteq)aväy was sich nicht, wie Kreuser S. 8 will, auf die Gemeinde, 
sondern auf das Hauswesen bezieht. 

Rom. XVI. 23. wo Gajus IcVo^ fwv xai tijg iytxhjaiai,' oXrjg genannt 
wird, Uefeii einen directen Beweis, denn wer kann anders Wirth der 
Gemeinde genannt werden, als in dessen Hause dieselbe zusammen- 
kommt etc. 

1 Cor. XVI. 19. '^xvXag xal IlgiaxtXka avv ti] xar ohnw avroäv ixuXrjtJta 
ist auf eine Gemeinde im Haus der Genannten zu deuten; ebenso 

Col. IV. 15. Tiai Nv^äv Tioi jt^v y.m ohov avtav eKxXTjaiav, 
Hingegen Phil. IV. 22. iiaXiata ds ol h r^g Kaiaagog oUlag und 

2 Thim. IV. 19. tov 'Otr]aicp6()ov ohov, sowie 

2 Joh. 10, den nehmet nicht ins Haus, sind durchaus noch nicht 
mit logischer Nothwendigkeit auf Gemeinden in den Häusern der Ge- 
nannten, sondern nur darauf zu beziehen, dass deren Familien und 
Gesinde Christen waren. 

Philem. 2. „Die Gemeinde in deinem Hause" ist ein sicherer Be- 
weis. Vergleiche auch Ignatius ad Smyrnaeos bei Hefele : Patrum 
ApostoUc. Opera und ad Polycarjpumy eben daselbst. 

§ 2. Der Gottesdienst in diesen den Gemeinden permanent %x Dienst 
stehenden oecis bestand ausser der Lehre von Christo und der Taufe in 
Psalmodie und Hymnologie, sowie in Agapen und Eucharistie. Bei den 
Agapen wurden auch Arme gespeist, und schon früh schlichen sich hier 
Missbräuche ein. 

Beweisstellen hierfür sind: Ep. ad. Eph. V. 19 ff.; Col. HI. 16; Act. 
Ap. I. 46; XX. 7, 11; XXVn. 35; Act. Ap. VI. 2; 1 Cor. X. 16, 17; 
XI. 20—34; Juda 4. u. 12. 

§ 3. Obgleich directe Nachrichten über Beschaffenheit und Einrich- 
tung der Räume, wo diese Gemeindeversammlungen stattfanden, weder 
in den heidnischen, noch in den christlichen Nachrichten aus jener Zeit 
gefimdei^ worden sind, oder vielmehr weil keine solchen Nachrichten 
aufgezeichnet sind, ist zu schliessen, dass eben keine besondem Ein- 
richtimgen getroffen waren. Da hier nicht mehr von morgenländischen, 
sondern von römischen und griechischen Wohnhäusern die Rede ist, 
deren Locahtäten genügend bekannt sind, so brauchen wir keine weitere 



n 

Demonstration für die Behauptung, dass die oeci der Wohnhäuser die 
geeigneten Versammlungsplätze boten. Nur das Eine sei erwähnt, dass 
das Atrium, als direct von der Strasse durch die Hausflur zugänglich, 
nicht ganz geeignet gewesen sein dürfte zu dem eigentlichen, geheim ge- 
haltenen Gottesdienst, dass es aber wegen der Piscina oder vielmehr 
des tmpluvü eine passende Localität für die Taufe , vielleicht auch für 
den Katechumenenunterricht bot. Weiteres über Beschaffenheit der Lo- 
calitäten wird im nächsten Buch beigebracht werden. 

§ 5. Auch über Altäre und Crucifixe etc. sind keine Nachrichten 
aus dieser Zeit da. Die Einführung derselben würde aber jedenfalls in 
den Briefen des Neuen Testamentes nicht ganz unei^ähnt geblieben sein 
und ist daher als bis zu Pauli und Petri Tod noch nicht geschehen an- 
zunehmen. 

Dies gegen: Grundmayer's Lexikon der römisch-katholischen Kir- 
chengebräuche. 2. Ausg. Augsburg, 1816. S. 33. 



FÜNFTES CAPITEL. 
Von dem Tod Petri und Pauli bis zum Ende des 2. Jahrhunderts. 

§ 1. Zunächst blieben die Häuser die hauptsächlichsten Stätten für 
den Gottesdienst und für die Gemeindeversammlungen, welche geheim 
gehalten« werden mussten. 

Beispiele : Die Häuser der Pudentiana, der Euprepia, des Briccius 
und Eustochios in Tours, der Lucina etc. Kurz nach seinem Gelangen 
zur Bischofswürde weihte Papst Pius das Haus des zweiten Pudens 
vom Lateran, Sohn d^r Priscilla, auf den Namen des Pastor, und von 
demselben Pius ward dann auch das Baptisterium im Lateran ge- 
weiht (Kreuser, Kirchbauk. I. S. 10). Derselbe spricht im Jahr 166 : 
Soror nostra JEuprepia titulurn domus suae pauperibus dssignavifj 
uhi nunc commorantes Missas agimus (Kreuser a. a. 0. S. 11. Note 2). 
Die Benutzung des Hauses des ersten Pudens ist nur Tradition, nicht 
historisch nachgewiesen. Act. Sant. Mai. Tom. IV. p. 296 ff. und 
Augusti n. 48. 

Minuc. Felix. Octav. c. 8. erzählt, dass die Heiden von den Christen 
sagen, sie seien eine: latebrosa et lucifugax nqtio, in publicum muta, 
in angulis garrula. 

Plinü Epist. lib. X. ep. 96. (al. 97) redet von den Versammlungen 
der Christen als stato die ante luceru stattfindend. 



12 

Tertullian. Apologet, cap. 2. canventtis antelucanos. 
Vergl. auch Eus. bist. eccl. HI. 32. 

§ 2. Eigentliche, zum Zweck öffentlicher Gottesverehrung bestimmte 
Gebäude gab es damals noch nicht, soweit man tmter GottesTcrehrung 
ceremoniöse Handlungen versteht, soweit also die dazu bestimmten Ge- 
bäude einen besondem repräsentativen Charakter beanspruchen. 

Origenes c. Geis. libr. VII. 

Minucius Felix Octav. cap. 10. u. 32. und an andern Orten wird der 
Vorwürfe gedacht, welche die Römer den Christen darüber machen, 
dass sie weder Tempel noch Altäre , noch Opferanstalten hätten. 

Paulinus v. Nola nennt die früheren Kirchen dominicae ovilesy 
Schafställe, um damit zu bezeichnen, dass sie nicht schön, also nicht 
repräsentativ waren. 

Euseb. histor. eccl. VU. 22. wird von Augusti und Kreuser hier an- 
gezogen, aber wohl nicht mit Recht. 

§ 3. Trotzdem ist nicht zu bezweifeln, dass besondere Gebäude 
zu kirchUchen Zwecken, d. h. zum Gebrauch der Gemeinde, schon in 
dieser Periode errichtet worden sind, welche freüich sehr einfach sein 
mochten. 

Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archäologie. Th. 
XI. S. 338— 347, beweist dies. 

Papst Pius um 170 wandelt die Thermen des Novatus zur Barche 
um, Kreuser, Kirchenbauk. I. S. 10. 

Euseb. bist. eccl. führt 1. III. c. 21. eine Barche in Alexandrien an, 
die im ersten Jahre von Trojans Regierung errichtet wäre. 

Das. in. 23. wird gesagt, dass Johannes eine Kirche in Ephesus 
„erbaut'* habe. (Vergl. auch Irenaeus adv. haeres HI.) 

Tertullian de idolatria. cap. 3 ff. . . . priusquam . . . sola templa et 
aedes vdcuae erant . . . 

Hadrian erlaubte, kleine Kirchs zu bauen, die üadrianeen oder 
Adrianeen genannt wurden; Batissier, bist, de Tart monumental. 
S. 358. 

§ 4. Trotz dieser, theils in den damaUgen Ansichten noch begrün- 
deten, theils durch die Verfolgungen gebotenen Einfachheit der Mehr- 
zahl der Kirchen fängt man gegen Ende des zweiten Jahrhunderts doch 
schon an, wenigstens unter den kathoUschen Christen, den sogenannten 
Psychikem, Verzierungen an den Barchen und Kirchengeräthschaften 
anzubringen, die ak Anfänge christlicher Kunst gelten können. 



13 

Augusti, Beiträge zur ehr. Arch. Bd. I. S. 103 ff. 

Tertull. de pudicit. cap. 7. u. 10. redet von picturis calicumy von 
A&ai pckstOTy quem in calice depingis prostitutorem et ipsum christiani 
sacramenti. 

Er selbst aber spricht adv. Valentin, cap. HI. von der Taube als 
Bild des Geistes. 

Irenaeus adv. haeres. lib. I. c. 25. und 

Epiphan. haer. XXVII. § 6, Euseb. lib. HI. 8. machen den Karpo- 
kratianem den Vorwurf, dass sie gemalte, gegossene und gesdinitzte 
Christusbilder hätten und anbeteten. 

Tertullian. de idolatria. cap. 3. Idolum aliquamdiu retro non erat 
Privsquam hujus' artifices ebulissent, sola templa et vacuae aedes 
eranty sie ut in hodiemum quibrisdam lods vetustatis vestigia per- 
manent. 

Daselbst cap. 8. und an vielen Stellen. 

§ 5. Bei gewissen Secten, den Nazaräein namentlich und Ebioniten, 
erhielt sich ein Festhalten am Judenthum immer noch , indem sie z. B. 
mit nach Jerusalem, also nach Südost, gewendetem AntUtz beteten. 

Irenaeus adv. haeres. lib. I. c. 26. et Hierosolymwm adorant, quasi 
domus Sit Dei. 

§. 6. Dieselben Secten benutzten auch noch die Synagogen u. s. w. 
Augusti, Beiträge I. S. 13. 

§ 7. In dieser Periode begann auch die Verehrung der Heiligen 
(unter Marc Aurel), und in Folge dessen der Gräberdienst in den Kata- y 

komben und Häusern, aus dem die Errichtung von Altären später her- . 

vorging. 

Nach Euseb. bist. eccl. IV. 15. wurden die Gebeine des Polycarpus 
verehrt. Daselbst ist auch die Verehrung der Märtyrergebeine ver- 
theidigt. 

Tertullian. ad Proc. scapul. cap. HI. quum de areis sepulturarum 
nostrarum admonestent, 

Kreuser, Gesch. der Kirchenbauk. I. S. 10. u. 11. 

„ Dombriefe. S. 56 ff. 

§ 8. Die Richtung der Gebäudeachse von Ost nach West, so dass 
die Gemeinde beim Gebet sich nach Osten wendete, wird schon in dieser 
Zeit bei Neubauten beliebt. 



14 

Tertullian Apolog. cap. XVI. Inde »uspicio quod innotuerit nos ad 
orientem regionem precari, 

Tertull. ad Nationes. I. cap. 13. ähnlich. 

Tertull. adv. Valentinian. c. III. nostrae columbae domus simplesn 
in editis semper et apertis et ad Itucem: amat ßgura Spiritus Sancti 
orientem, Ghristi figumm. 

Clemens Alexand. Stromata. VE. ähnlich. 

Origenes de Oratoria an mehreren Orten. 



SECHSTES CAPITEL. 
Vom Anfange des 3. Jahrhunderts bis zum Auftreten der Basiliken. 

§ 1. Auch noch jetzt wurden vielfach die Häuser zum Gottesdienst 
und zu Gemeindeversammlungen benutzt. 

Optat. de Schism. Donat. I. 23. redet vom Gottesdienst im Haus 
der Fausta de Laterano. 

Daselbst I. 14. vom Hause des Carisius. 

Optat. act. martyr. (ed. Dupin). c. 8. ego Emeritus sunt autor in 
cuius domo collecta (ßvva\ig) facta fuit. 

Daselbst, cap. 9. in tua domo collectae factae sunt, in domo mea 
egimus dominicum. 

Daselbst, cap. 9. in domo Octavi Felicis. 

§ 2. Doch nahm die Erbauung von besonderen, blos für Cultus- 
zwecke bestimmten Gebäuden in den Pausen, die die Verfolgungen boten, . 
gegen fiiiher beträchtlich überhand. 

Alexander Severus, im Anfang Gönner der Christen, übergab die 
taberna merttoria den Christen zu einem Kirchenbau, weil er meinte, 
Gottesdienst in irgend welcher Form sei besser, als Schenkwirth- 
Schaft. 

Weingärtner, Ursprung. S. 30. 

Kreuser, Kirchbauk. I. S. 11. 

Obgleich Maximinus die von Severus bewilligte Vergünstigung 
verkürzte, erzählt doch Euseb. in histor. eccl. lib. VKI. cap. 1, dass 
sich die Zahl der Kirchengebäude sehr vermehrte, aber auch, dass 
Maximinus welche zerstören hess. 

Gegen Ende des dritten Jahrhunderts zerstörten die Schismatiker, 
welche Optatus Milevitanus bis zu der Mitte des dritten Jahrhunderts 
zurückleitet, nach der Erzählung des Optatus grösstentheils die mehr 



15 _ 

als 40 Kirchen (Optatus nennt sie zwar Basiliken , aber er schrieb 
erst um 370), welche die Kathohken besassen. 

S. Augusti, Beiträge I. S. 127 ff. 

§ 3. Noch in der ersten Zeit von Diocletians Regierung kbnnten 
die Christen theils diese Kirchen wieder restauriren, theils neu bauen, 
selbst in Nikomedien, so zu sagen unter den Augen des Diocletian, wurde 
eine sehr prächtige Kirche gebaut, mit deren Niederreissung die Diocle- 
tianische Verfolgung begann. 

Euseb. histor. eccl. lib. VIU. cap.. 1 . u. 2. 
Weingärtner, Ursprung. S. 30. 
Augusti, Beiträge. I. S. 16. . 

§ 4. Viele von diesen Kirchen wurden schon nach Heiligen benannt 
und enthielten deren Gebeine in den Altären. 

Marc Aurel Antonius IL, genannt Heliogabalus, zerstörte die Basi- 
liken des St. Petrus und Paulus, die bald nach deren Tod erbaut 
worden waren. 

S. auch Kreuser, Kirchenbauk. I. S. 11, 65 u. a. 

Cyprian de laude Martyrii ermahnt zum Märtyrerthum unter Vor- 
haltung der Aussicht, dass die Märtyrer unter den Altären begraben 
werden: vos intra se sanctum illud altare, vos tntra se magno illa 
venerandi numims sedes, velutt sinn qvodam greniii cnnplectentis 
includit 

Augusti, Beiträge. I. S. 129. 

§ 5. Der Altar gilt jetzt schon als Sitz des Leibes und Blutes Christi; 
er ist von Holz und hat eine Leinendecke. 

Optat. d. Schism. Donat. VI. 1. Quid enim est altare nisi sedes et 
corporis et sanguinis Christi f quid est turn sacrilegium quam altaria 
Dei — frangere, rädere, removere — quisßdelium nescit in peragen- 
dis mysteriis ipsa ligna linteamine cooperirif tnter ipsa sacramenta 
velamen potuit tangi non lignum, 

§ 6. Nach diesen Märtyrergrabaltären Wessen die Kirchen confes- 
sioneSy martyria, memoriae. 

Kreuser fiihrt in seiner Kirchenbauk. I. S. 66. Note 2. eine grosse 
Anzahl von Belegstellen auf. 

§ 7. Dennoch scheint dies nicht Sitte aller Secten gewesen zu sein. 
Wenigstens Amobius findet es für nöthig, sich gegen die Vorwürfe 
i&€ Heiden besonders zu wahren (die Stelle ist abgedruckt in Augusti 



16 

Beiträge. L S. 13), welche den Christen schuldgeben, keine Altäre etc. 
zu haben. 

§ 8. Heiligenbilder und Christusbilder fiingen an au£sutauchen und 
die Priester haben bereits Sorge, dass dies den Götzendienst wieder her- 
vorrufen könnte; ebenso kommen auch Kelche von kostbarem Material 
und anderer Luzus vor. 

Belegstellen aus Optat, Eusebius, Tertullian, Irenäus etc. s. in den 
Analekten aus den Kirchenvätern, in Augusti Beiträgen. I. S. 103 flf., 
sowie Euseb. bist. eccl. VU. 14, die bei Augusti fehlt. 

§ 9. Einzelne Bischöfe versuchen bereits fiir sich erhöhte Stühle 
in der Kirche zu usurpiren, werden aber deshalb getadelt, woraus also 
zu schliessen, dass die erhöhten Bischofstühle frühestens zu Ende des 
Jahrhunderts aufgekommen seien. 

Euseb. Vn. 24. erzählt von Paulus von Antiochien einen solchen 
FaU. 

§ 10. Die Arcandisciplin, also die damit zusammenhängende Messe, 
missa est ecclesia, und andere gottesdienstliche Handlungen, bei denen 
ein Theil der Gemeinde, die Katechumenen oder Büssenden etc., aus- 
geschlossen waren, beginnt jetzt mehr und mehr aufzutreten. 

Augusti a. a. 0. H. 64. führt diess weiter aus und gie]bt als Gründe 
theils die Verfolgungen, theils besondere Beweggründe an, die ims 
hier nicht berühren, da die Sache uns nur soweit angeht, als dadurch 
eine Gliederung der Kirche in einzelne Raumabtheilungen angebahnt 
wird. Ueber diesen Einfluss s. Zestermann S. 161 ff. Wir konmien 
natürlich darauf noch zurück. 



SIEBENTES CAPITEL. 
Vermuthungdn über die Form der Kirchen zu Diocletians Zeit. 

Da es die Aufgabe eines späteren Buches sein wird, die Form der 
Basiliken aus den, der christlichen Kunst bei ihrem ersten unbehinderten 
Auftreten sich als äusserer Stoff darbietenden, Gebäudeformen zu ent- 
wickeln, so werde ich mich hier darauf beschränken, Vermuthungen auf 
zustellen, die in Bezug auf die Gestalt der Kirchen zu Diocletians Zeit 
aus Vorstehendem folgen, ohne auf eine eigenthche Beschreibung dersel- 
ben mich einzulassen. Denn wenn ich mir auch mit einiger ZuhüHenahme 
freier Phantasie ein Bild construiren könnte von diesen Kirchen, so ver- 



17 

schmähe ich dieses Mittel deshalb, weil es stets doppelt so leicht zu Irr- 
thümem als zur Wahrheit fuhrt, und andererseits würde es auch ver- 
früht sein, jetzt, ehe ich die sich darbietenden Gebäudeformen, aus denen 
nach meinem Dafürhalten die BasiUka sich entwickelt hat, besprochen 
habe, ein solches Bild zu entwerfen. Soweit es.nöthig, werde ich sie 
zwar hier schon nennen, aber auf mehr soll sich diese Anticipirung nicht 
erstrecken. 

§ 1. Dass keines von den für kirchliche Zwecke aufgeführten Gebäu- 
den beschrieben wird, lässt dahin schliessen, dass sie sich, insofern diese 
Beschreibung von Seiten der christUchen Schriftsteller unterbleibt ,^ nicht 
wesentlich von den vorher durch die Christen benutzten Bäumen in den 
Wohnhäusern unterschieden. 

Die Christen gaben offenbar in jenen Zeiten auf das Aeussere sehr 
wenig; ihrem Interesse zunächst lag die Gestalt des Inneren; da nun 
eine Abweichung dieser Gestalt von der der frühem Räume jedenfalls 
von Leuten, wie Tertullian und Optatus, sowie auch Eusebius, die an 
so viele Details denken, sofort bemerkt und entweder als unbefiigte 
Neuerung gerügt oder als Verbesserung erwähnt worden wäre, so 
glaube ich, mit obigem Schlüsse nicht zu viel gewagt zu haben. 

§ 2. Das Innere jener Kirchen glich also in der Hauptsache dem 
Inneren der Säle {oeci) in den römischen und griechischen Wohnhäusern, 
d. h. es war ein längliches Viereck, bei grösserer Ausdehnung mit Säulen 
versehen, welche die Decke trugen. 

Alle Details werden, wie gesagt, später noch zur Sprache konmien. 

§ 3. Da die Katechumenen nicht an allen Theilen des Gottesdienstes 
theilnehmen durften, man ihnen aber auch nicht zumuthen konnte, wäh- 
rend dieser Theile auf die Strasse hinauszugehen, wo sie den Insulten 
und Angriffen der Heiden ausgesetzt waren, da femer auch vor dem 
oecus des Wohnhauses das Tablinum und Atrium lag, so ist* zu vermu- 
then, dass auch in dieser Beziehung die Kirchen jenen oecis ghchen, 
d. h. dass sie eine Vorhalle und ein Atrium hatten. 

§ 4. Da die heidnischen Schriftsteller und Ankläger alles hervor- 
suchten, wodurch sie die Christen anklagen oder verhöhnen konnten, so 
würden sie eine von ihren Tempeln wesentlich abweichende Form der 
christlichen Kirchen gewiss auch zu Invectiven gegen die Christen benutzt 
haben, soweit sie eben dieselben kannten, d. h. soweit es das Aeussere der 
Kirche anlangt, da sie eben nur das Aeussere kannten, das Innere nicht 
betreten durften. 

Moth 6 8, Basiliken. 2 



18 

Aurel. Prudent. mgl Gtecp. hymn. X. p. 162. 

Intrare servis idolorum ac daemonum 
Sanctum aalutis non licet nostrae donrnm^ 
Ne polhiCLtur purus orandi locus. 

Optat. d. Schism. Donat. v. 3. paganua non potest noaae Chriatiana 
aecreta. 

§ 5. Aus dem Schweigen über solche abweichende Formen ist zu 
schliessen, dass die christlichen Kirchen äusserlich den heidnischen Tem- 
peln ohngefahr glichen, d. h. ein oblonges viereckiges Gebäude mit Vor- 
halle und Giebeldach bildeten, umschlossen von einem fisgißolog. 



«5' . 



n. BUCH. 

Vom Namen Basilika. 



'Nyv/N^N /\y\yv^ y-\^v^\^ 



EKSTES CAPITEL. 

Vom Vorkommen des ITamens bei vorchristlichen Oebänden, soweit 
dieselben nicht römischen Ursprunges waren. 

§ 1. Dass die Königshalle in Athen niemals atoa ßaadix/j genannt 
worden ist, hat Zestermann Seite 6 seines Werkes so klar bewiesen, dass 
mir hierüber nichts zu sagen übrig bleibt. Dennoch bezieht sich dieser 
Beweis eben blos auf die Benennung derselben, soweit dieses Gebäude 
von griechischen Schriftstellern erwähnt wird. Dabei ist es keineswegs 
unmöglich, dass sie dennoch im Volk so benannt worden ist, besonders 
aber, dass sie von den Römern selbst basüica genannt worden ist, da die 
Griechen den römischen Basiliken nach Zestermann S. 110 — 111 unter 
anderen auch dieselben Namen gaben, die die griechischen Schriftsteller 
der Königshalle zu Athen gaben, nämlich /} jw ßaadeoog azod und ^ ßatyi- 
lemg atoa. 

§ 2. Dass die persische Halle zu Sparta weder Namen noch Form 
mit der Basilika gemein hatte, darin stimme ich ebenfalls und zwar voll- 
kommen mit Zestermann überein. 

§ 3. Dass die dreitheilige Halle der Hellanokiden zu Elis nicht ßaai- 
hxTj genannt wird, nicht so genannt werden kann, da sie weder einem 
König gehört, noch sonst etwas mit einem solchen zu thun hat, gebe ich 
auch gern zu-, bei eii|em Namen, der aus einer fremden Sprache genom- 
men ist, kann so etwate schon vorkonmien, in der eigenen Sprache nicht. 
Dass sie aber in der Form mindestens verwandt mit der basilica der 
Römer sowohl als der Griechen war, ist trotz der dagegen von Zester- 

2* 



20 

mann geltend gemachten Sätze dennoch meine Ueberzeugung. Ueber 
solche Formähnlichkeiten und daraus hergeleitete Classificirungen der 
Gebäude haben gewiss auch im Alterthum hauptsächlich die Techniker 
entschieden, diese aber beurtheilen eine solche Frage nicht dai'nach, ob 
die Theilung von der Hauptfront aus nach hinten oder mit der Hauptfront 
parallel geht; die römischen Basiliken ebensowohl als die •christlichen 
und ebenso als die Halle zu Eüs sind in drei Schiffe durch zwei Säulen- 
reihen getheilt, technisch gehören sie demnach in eine Classe, in die der 
dreischiffigen Hallen. 

§ 4. Königliche Wohnhäuser und Bauten kommen öfter unter der 
Benennung ij ßaaiXmj (rjO-og), tj ßoffikta^ oixodofjita etc. vor. 

§ 5. Bald jj ßaaiXeiog atod, bald ^ aroa, bald ij rov ßaaiXktog aroa, bald 
/} ßaaiXixTj nennt Josephos die dreischiffige Halle auf der Südseite des 
Tempelhofs von Jerusalem, welche Herodes gebaut hatte, er gibt ihr also 
dieselben Namen, welche die Griechen der Stoa des Königs in Athen und 
auch den Basiliken in Rom gaben. 

Jos. oQxaiokoyla iovdou'xi^, XV! 11. 1. u. 3. XIX. 1. 11. ed. Bekker. 



ZWEITES CAPITEL. 
Vom Vorkommen des Namens Basilika bei römischen Gebäuden. 

§ 1. Der Name basiltca findet sich schon bei römischen Schrift- 
stellern des 2. Jahrhunderts vor Christus und war zu Vitruv's Zeiten be- 
reits so eingebürgert, dass derselbe, der doch stets sehr geneigt zu grie- 
chischen Ethymologien ist, hier keine beibringt. 

Zestermann bringt Seite 110 so viele Belegstellen hierfür, dass ich 
keine weitere anfuhren kann, noch anzuführen brauche. 

§ 2. Den Namen bcbsüica führten nicht nur die überbauten Hallen 
an den Foren, sondern es gab auch noch hasilicae ambulatoriae (von 
Zestermann so genannt), d. h. hasilicae finden sich Portiken genannt, 
welche zum Promeniren dienten. Die von Zestermann S. 66 Anmerk. 218 
beigebrachte Stelle spricht von einem *) Porticus, der so angelegt war, 
dass auf der andern Seite wieder ein Porticus stand, der Mittelraum 
zwischen beiden aber mit Mosaik belegt war. Das giebt zusammen eine 
dreischiflSge Halle. 



I 



*) Obgleich „porticus" fast nur als fem. vorkommt, brauche ich es hier als 
masc, wie jetzt in Deutschland landläufig. 



21 

§ 3. Vitruv erwähnt auch der Basiliken in Privathäusem; derglei- 
chen in Villen werden verschiedentlich erwähnt. 
S. die Stellen in Zestennann's Werk. S. 67. 

§ 4. Endlich erwähnt Zestermann unter Berufung auf Palladius Ru- 
tilius de re rust. I. 18. noch der Weinhasiliken; ich kann eigentlich in 
der betreffenden Stelle nur eine Vergleichung der Gestalt finden. Doch 
kommt hierauf sehr wenig an. 

Zestermann, S. 67. Weingärtner, S. 16. 

lieber Pelzhändler-Basiliken s. Weingärtner, S. 16. Urlichs, S. 9. 



V 



DRITTES CAPITEL. 

Vom Vorkommen des Namens Basilika als Benennung far christliche 

Kirchen. 

§ 1. Vom fiiihesten Vorkommen dieses Namens. 

Während Kreuser, Dombriefe S. 11. Note 4 ff. behauptet, Constan- 
tin habe die Barchen auf keinen Fall ßaaüuxi^ genannt, führt er selbst 
in Kirchenbauk. I. eine Menge Fälle auf, in denen Constantin sowohl 
den Ausdruck ßaaiXixi^ braucht, ja sogar als einen bereits landläufi- 
gen, die Gestalt der Kirche bezeichnenden Namen braucht, als auch 
solche, in denen schon vor Constantin dieser Name vorkommt. Alle 
diese Citate hier anzuführen ist unnütz; blos die bezeichnendsten 
hebe ich aus. ^ 

Constantin selbst. Ep. ap. Optat. ed. Dupin. p. 189. (Kreuser, 
S. 15. No. 3.) comperi kaerettcos . . . eam basiUcam ecclesiae caiho- 
licae quam ego .... — sumptt fiscali hasiUcam erigi praecepi', im 
Brief an Makarios. Euseb. Vit. Const. III. 31. u. 32. zweimal — oi^ ov 
iwvov ßcujihxtjv Tooy aTravta^ov ßeXtiova — rrjv de ttjg ßaaiktxrjg xafiaqav. 

Dass Optatus die 40 Kirchen im Donatistenstreit Basiliken nennt, 
beweist für uns gar nichts, denn er schrieb erst um 370; daraus kann 
man nicht schliessen, dass vor Constantin die Kirchen wirklich auch 
Basiliken genannt worden sind. 

Dies gegen Kreuser I. S. 19. Note 1. 

Die bei Kreuser S. 21. u. 23. aufgeführten Stellen aus den Werken 
des Hieronymus, Paulinus Nolensis, Augustinus, Optatus etc. sind 
alle theils gleichzeitig mit Constantin, theils später als er. Dasselbe 
gilt von den her Augusti, Beiträge S. 23. citirten, aus Isidor Hispa- 
lensis, Orig. lib. XV. cap. 4, die auch Messmer und Weingärtner mit- 



22 

theilen, Annalar. de div. efif. lib. in. cap. 2. etc. Eben daselbst, bei 
Augusti, wird aber eine Stelle Clement. Rom. recognit. lib. X. cap. 71. 
angeführt, mid dies wäre denn ein Beispiel von bedeutend vorcon- 
stantinischem Gebrauch des Wortes basilica für christliche Kirchen, 
wenn eben die Fassung der Stelle nicht folgende wäre : ita ut omni 
aviditatis desiderio Theophtlus .... domus suae ingenteTH hasilicarn 
— ecclesiae nomine consecraret. (S. Clementii Rom. recognit. ed. 
Brickmann. Coloniae 1569. p. 155.) 

Daraus zu schliessen, dass die Kirchen zu Clemens Zeiten hasüicae 
genannt worden seien, wie dies Augusti S. 23 zu wollen scheint, 
möchte ich nicht wagen. Der Raum heisst ja eben vor der Consecra- 
tion basilica, nach derselben ecclesia. 

Viele werden mir übrigens entgegenhalten, da^s die Stelle über- 
haupt unzuverlässig sei, die ganze Erzählung von der Uebergabe 
dieser Basilika an die Gemeinde und die Aufetellung einer cathedra 
für Petrus darin auf einer Sage beruhe etc.; diess aber ist für meinen 
Zweck gleichgiltig, denn ganz abgesehen davon, dass cathedra hier 
nicht, wie dies Ciampini gethan (vgl. Augusti Beiträge. U. S. 48), mit 
Bischofsstuhl übersetzt zu werden braucht, sondern auch einfach mit 
Rednerbühne übersetzt werden kann, wodurch die Sache selbst viel 
mehr Wahrscheinlichkeit gewönne; ja selbst angenommen, dass die 
ganze Geschichte blos Sage sei, so geht doch Folgendes aus dieser 
Stelle hervor: 

1) Clemens Rom. hielt die Sache für wahr, es kam ihm also nicht 
befremdlich vor, dass Jemand die Prunkhallf^ seines Hauses der Ge- 
meinde übergab. 

2) Er wunderte sich auch darüber nicht, dass in einem Hause eine 
Basilika war. Daraus aber geht hervor: 

3) Zu des Clemens Zeiten bereits, also über 100 Jahre vor Con- 
stantin, gab es in Privathäusem Basiliken, und kam es vor, dass 
solche als Kirchen an die Christen gegeben wurden. 

Euseb. nennt (IV. 17) die Kirche tov ßaaUeiov ohov, 
Weingärtner S. 37. Note 6. 

§ 2. Die Art und Weise des Vorkommens des Namens basilica für 
Kirchen in Cönstantins Zeit betreffend, ist zunächst zu erwähnen , dass 
derselbe meist ohne alle Erklärung vorkommt, so dass es aussieht, als 
wenn er schon lange in Gebrauch, seine Bedeutung in baulicher Be- 
ziehung ausser allem Zweifel sei. 

Zu beweisen brauche ich diess nicht erst, denn es ist berdts be- 
wiesen. Man vergleiche darüber folgende Werke : 



23 

Zestermann, S. 167. Dabei muss ich bemerken, dass ich zwar mit 
seinem Beweis übereinstimme, soweit er sich auf das Nichtvorhanden- 
sein der Nothwendigkeit einer Erklärung für den Namen, auf die all- 
gemeine Verständlichkeit der bauhchen Bedeutung desselben bezieht, 
aber nicht völHg mit den Folgenmgen, die er daraus zieht. 

Messmer, cit. W. S. 14 — 16. Dabei mache ich dieselbe Verwah- 
rung, insofern Messmer zugleich aus diesem Beweis die Ableitung des 
Namens aus der forensischen Basilika folgern will. 

Weingärtner, Ursprung etc. S. 31, kommt zu demselben Schluss, 
dass nämüch der Name zu Constantins Zeiten die Gestalt schon hin- 
länglich bezeichnete. 

§ 3. In kirchlicherBeziehung scheint aber im Gegentheil der Name 
nicht als völlig bezeichnend gegolten zu haben, denn er kommt hier sehr 
häufig mit Beisätzen, seltener allein vor. 

Hieronymus. Ep. 35. Epitap. Nepotiani: lasilicas ecclesiae et Mar- 
tyrium consiliahula. 

Anal. Benedict, t. 4. p. 248. hasiliccLS ecclesiae intrat. 

Constant. Porphyrogennetos. viav ßaaüuni]v hvXriaiav, 

Zestermann, S. 166. 

Constant. ap. Optat. ed. Dupin. p. 189. eam baailicam Ecclesiae 
Catholicae, 

Acta Martyr. Satumini in Optat. ed. Dupin. p. 151, 158. hasilicas 
dominicas. 

Hieronymus. epist. Pauli basilicam — moHyrum hasilicas — 8anc- 
torum basilicam — - patrimonii basüicamiy basilicas per qainque. 

Bei Augustin und Optat in den Sermon: in una simplici basilica — 
in haereticorum basilica — baailicam nostram — boMlica isla ampla 
— religiosae et amplissimae basilicae — hanc basüicam Florentium 
etc. etc. etc. 

Daraus nun geht hervor, dass man es für nöthig hielt: 

1) Die Basilika als Kirchengebäude, religiöses Gebäude besonders 
zu bezeichnen, dass also in dem Wort Basilika der Begriff „kirchlich" 
noch nicht involvirt war. 

2) Dass man es fiir nöthig hielt, hinzuzufügen, wenn die Basilika 
fünfschiffig, wenn sie weit oder eng, reich oder einfach war, dass 
also auch diese Begriffe nicht im Wort Basilika selbst lagen. 

Dass es neben den MrchUchen noch andere Basiliken gab, und ohne 
solchen Zusatz eine Verwechselung möglich gewesen wäre, diess 
beweist auch die Fassung der Stelle in Ammianus Marcellin., welche 



24 

Weingärtner S. 4. citirt. — basiltca Stein i/n^ tibi ntus Christiani est 
conventiculum, 

§ 4. Wenn aus dem Vorigen hervorgeht, dass nicht jede Basilika 
eine Kirche war (vgl. auch Zestermann S. 166), so hiess auch nicht jede 
Kirche Basilika, 

Dass die Kirchen vor Constantin meist nicht Basilika hiessen, ist 
schon in Vorstehendem genugsam erörtert, auch bereits von Zester- 
mann S. 166 ausgesprochen worden. Die dort angezogene Stelle des 
Chrysostomos würde ich zwar übersetzen: „sowohl in der Familie 
„als in der Gemeinde, und: früher waren die Familien Gemeinden, 
, jetzt ist die Gemeinde zur Familie geworden", denn ich meine, oZxot,* 
ist das Haus als Bau, oina ist das Haus als Famihe, i}txhi<na die 
Kirche als Gemeinde. Nun kommt zwar auch ixxbjaia als Benennung 
^ des Versammlungsortes vor, aber wie Zestermann S. 111 ganz richtig 
sagt, wir sprechen ja auch: ich gehe auf das Rathhaus, statt zu der 
und der Behörde auf dem Rathhaus; ebenso sagen wir auch: ich gehe 
in die oder jene Gesellschaft, statt in deren Haus oder Local. Der- 
artige Licenzen dürfen nur nicht bei Definition von Ausdrücken und 
Forschungen in Bezug auf Namen Platz greifen. 

Ausser Basilika und exxXtjaia nun finden sich folgende Benennun- 
gen 1) vor der Zeit Constantins besonders häufig: 

ivfjt^Qia TtQOGSvxji^Qiüv y ohog ngogevxTtJQiog , Zestermann S. 166. 

ohog ßoujiieiog , (Euseb.) Weingärtner S. 37. N. 6. 

oI}(og tmv adehp^v, jmv tsxvcov, Ep. ad Smymaeos, ad Polycarp. 
(Ignat.) S. Kreuser I. S. 8. Note 8. 

Domus cölumbae. Tertullian. Kreuser I. S. 13. Note 3. 

2) Zur Zeit Constantins: vaog, templum, 
Dominicum aurewm, Hieron. Kreuser, a. a. 0. 
Domus dommica. Salvian. Kreuser, a. a. 0. 

Domus ChrisHy quae appellatur Ecclesia. Augustin. Kreuser, a. a. 0. 

w)Qiayiri und hvqiuxov, Euseb. Messmer, S. 14 , woraus unser „Kirche" 
offenbar entstanden ist. S. Kreuser, S. 13. Wackemagers Ableitung 
von drcus^ ebenso vrie Weingärtner's Vermuthungen S. 37. Note 5 
seines Ursprunges sind kaum der Erwähnung werth. 

3) Später kommen folgende Namen am häufigsten vor: 
memoria und fioQzvQwv, mit hasilica fast gleichbedeutend in kirch- 
licher Beziehung; doch auch hier und da unterschieden, hasilica 
Martyrum häufig, s. Kreuser, S. 21. Hingegen hasilica Äpostolorum 
cum memoriis nostrorum Äpostolorum^ Kreuser, S. 24, wo memoria 
ein Theil oder eine Zugabe der hasilica zu sein scheint. 



25 

Xmodochium und memoria waren kleinere Gebäude, blos zum An- 
denken an Märtyrer oder Heilige errichtet. 
Oratorium, Bethaus ohne Pfarrrecht. S. Kreuser I. S. 19. 

§ 5. Als Basilika scheint daher im 4. Jahrhundert zwar nie eine 
andere als eine geweihte und zum Pfarrdienst bestimmte Kirche benannt 
worden zu sein, aber auch nur eine solche von einer bestimmten Form, 
der auch der Märtyrerinhalt nicht fehlen durfte. 

Ducange spricht von Gelehrten: qui hcmlicam appdldri aedes non- 
dum consecratas volunt; s. Ducange, Glossar. Art. Basihca. 

Dagegfen s. Kreuser S. 21. Note 1. hasilicae consecrationem. 

Ueber den Märtyrerinhalt s. Kreuser, a. a. 0. S. 69. 

Serm. CXC. § 19. appellcmius ecclesiam hasiUcam qua continetur 
populuSy qui vere appellatur ecclesia, ut significemus locum qui 
continet. 

§ 6. Ausser dieser rituellen und baulichen Bedeutung legte man 
dem Namen Basilika auch symbolische Bedeutung unter, ebenso wie den 
anderen Namen, als xvQidyirj, xvQiaxov, ohog ßouyihiog, domus columhae, 
domics domimca. Ausgesprochen findet sich diese Deutung zwar meist 
erst später, aber sie liegt eben schon im Namen. 

Dafür, dass Christus schon früh ßaatXsvg genannt wurde, siehe 
erstens Belege bei: C. Gottl. Bretschneider, Lexicon manuale graeco 
latinum. Leipzig, 1840. Barth. Act. ßmiXevg. 

Die Verfolgung Demitians wurde besonders hierdurch angeregt. 

Die bekannte Stelle in Isidor Hipal. Origg. etymol. : basilicae prius 
vocabantur regum hahitacula, unde et nomen hahent, nam ßaatXevg rex 
et basilicae regiae habitationes ; nunc autem ideo divina templa basi- 
licae nominantur quia Regi ibi omnium Deo cultus et sacrificia offe- 
rentur. 

Diese Stelle, ebenso wie die offenbar von ihm abgeschriebene Stelle 
bei Vinc. Bellov. (Vincenz v. Beauvais) Specul. IL 1. VL cap. 22. nunc 
autem ideo etc. ist vielfach behandelt, aber auch vielfach misshandelt 
worden. Es kam diess hauptsächlich daher, weil man vornherein den 
Werth dieser Erklärung überschätzt hatte, wie ja so oft aus Ueber- 
schätzung ünterschätzung wird. 

Wenn Zestermann S. 166 und Messmer S. 14 dem Isidor implicite 
den Vorwurf machen, er hätte hier sollen lieber den Namen avQiawj 
beibringen, der vor Constantin dem Grossen gebraucht worden sei, 
so vergessen sie eben ganz, dass es dem Isidor auf die Etymologie 
des Namens basilica ankam, und das ist denn doch nicht zu leugnen 



26 

dass der Stamm des Wortes ßaatX ist. Weingärtner lässt daher mit 
Recht diese Erklärung Isidor's wieder in ihre volle Geltung eintreten, 
vgl. Weingärtner, S. 36 u. 37. 

Noch sind hier zwei Stellen zu erwähnen: 

Vinc. V. Beauvais Specul. IV. lib. III. cap. 83. nennt das Haus Salo- 
mos hasiHca in Lateinisirung des griechischen ßaatlsia , kennt auch 
das alte Gerichtshaus , sagt aber dann : nostra auteni domus orationts 
dornus regia.ißaaikMri) dicitur quia in ea regiregum servitur, Kreuser 
S. 21. N. 2. 

Die schon citirte Stelle: Serm. CXC. § 19. appellamus ecclesiam 
basilicam , qua continetar populus etc. 

Die Benennungen basilica dominica, domus basiUcay olxog ßaaUeiog, 
domus domini^ oma ywQiax^, xvQictxov, dommtcum, domus columhae^ 
TertuU. Kreuser S. 43. Note 6, domus sahtis nostrae (Kreuser S. 16. 
N. 2), domus regia haben demnach alle denselben Sinn : Haus, Wohn- 
raum des Herren. Es ist dies durchaus nicht im Widerspruch mit der 
betreflfenden Bibelstelle: Der Herr wohnt nicht in Tempeln etc., so- 
bald man eben diese Deutung so nimmt, wie sie zu nehmen ist, d. h. 
symbolisch, in dem geistigen Sinn, wie Christus sagte: Wo zwei oder 
drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. 



VIERTES CAPITEL. 
Vom iTamen Basilika in späteren Zeiten. 

§ 1. Im Mittelalter namentlich wurde der Name Basilika von Man- 
chen promiscue auf alle Kirchen, von Andern auf besondere Arten der 
Kirchen, aber gerade am wenigsten auf Pfarrkirchen angewendet, wieder 
anderwärts auf basilikenähnliche Gebäude , wenn sie auch keine Kirchen, 
sondern höchstens Grabkapellen waren. 

Von den unzähligen Stellen, welche ich hier anführen könnte, will 
ich, da die Sache für uns überhaupt nur negative Bedeutung hat, nur 
einige wenige ausheben. 

Mabillon, Nachgelassene Schriften, tom. 2. sagt: optime prohar- 
tum fuit a 2). Valesio in sua contra D, de Launnoy de Ba^iMcis 
dissertatione hamlicam sexto et septimo saeculo apud Gallos semper 
significasse monachorum Ecclesiam cathedralerh et pai^ocMales Ec- 
clesias appdlatas fuisse Ecclesias, 



27 

Lex salica. tit. 58. § 3 — 5. Siquis tumulum aut porticulvm super 
Jwminem niortuum expoliaverit , Solidas 5 — si quis vero bastlicam 
super hominem mortuum expoltaverit — 30 Solidas culpahilis judi- 
catur, 

Spicil. Acher. tom. 9. p. 46. basilicam scindere — id est in basi- 
lica sevelire mortuum. 

Viele Stellen in Act. sanctonun; Anastas. Bibfiothec. etc. 

Vgl. auch Weingärtner S. 19. 

§ 2. In der neuem Zeit, seit der Reformation haben eigentlich erst 
die Verwirrungen über diesen Namen begonnen. 

Kreuser erwähnt ein Werk : Basiliken oder Gedächtnuss der Mär- 
tyrer. Ingolstadt, 1583. S. Kreuser S. 26. N. 3. 

Ferner ebendaselbst wird erwähnt Guper ad Lactant. etc. 

Die Veranlassung zur Verwirrung gab die halbe Kenntniss der 
heidnischen Basiliken, herbeigeführt durch Wiederauffindung des 
Vitruv, durch das Werk des Leo Batt. Alberti etc. etc. 

Die Behauptungen von Schenkungen antiker BasiHken durch Con- 
stantin an die Christen bei Stieglitz, Schnaase (s. Weingärtner S. 3), 
Augusti, A: V. Bayer etc. (s. Augusti S. 23), hatten in dieser halben 
Kenntniss ihren Ursprung, und wurden unterstützt durch die von 
Dr. J. Schneider herrührende Auslegung einer Stelle bei Ausonius, 
welche Urlichs S. 17, Zestermann S. 158 und Weingärtner S. 4 wider- 
legt haben, der sich aber Schnaase (Geschichte der Künste. DI.) und 
Messmer (S. 54 fF.) anschlössen. 

Bellarmin (um 1560) sagt in De cult. sanct. tom. I. lib. III. cap. IV. 
No. 260. und VI. 869: primo ^d sacnficandum Deo aypellari et hinc 
dicuntur y,t€finpla^^ j secundo ad oranduTn et hinc dicuntur y/yrOitoria^^y 
tertio ad martyrum reliquias honorifice conservandas et hinc ha^li- 
cos seu y,me7noriae^^ seu martyria^ quarto ad 2>opulum verbo Dei et 
sadramfiento pa^cendum et hinc dicuntur ecclesiae. 

§ 3. Während in Deutschland, wo sich das Wort nie eingebürgert 
hatte, sowie überhaupt in der gelehrten Welt, wo die Begriffe durch 
halbe Kenntniss der antiken BasiKken und durch den inconsequenten Ge- 
brauch des Wortes im spätem Mittelalter verwirrt wurden, die alte Be- 
deutung verloren ging , hat sie sich bei andern Völkern erhalten bis auf 
den heutigen Tag. Noch jetzt heisst in ItaUen basilica soviel wie bischöf- 
liche Kirche, Cathedrale; das Wort wird officiell nie auf solche Kirchen 
angewendet, welche nicht mindestens das Recht zu Ausübung der Taufe 
haben. Diese heissen vielmehr chiesa; ausserdem unterscheidet man 



28 

oratorio und scuola; in Frankreich heissen stets nur die Hauptkirchen 
der Ephorien hasiUque, die andern Sgltse, die oratoires und chappelles 
sind nicht so scharf davon gesondert, wie in Italien. In Spanien heissen 
nur die erzbischöfKchen Kirchen hasilicas oder catedralesy die bischöf- 
Hchenj9arro§'mVw oder catedralea, die Pfarrkirchen /»arro^'MeaÄ, die an- 
dern Kirchen, welche keine Sprengel haben, ygleaias und oratorios. In 
Russland heisst die Pfarrkirche wassilji, andere, wenn auch grosse 
Kirchen codopr etc. 

In Rom selbst ist die obige Eintheilung zwar noch officiell in Ge- 
' brauch, im Munde des Volkes aber haben sich die Ausdrücke, wahr- 
scheinHch in Folge der durch die Fremdenführer etc. zum Volk halb 
und halb durchgedrungenen gelehrten Streitigkeiten, verwischt. 



V 'V^W -\/\/^/^ ' 



III. BUCH. 

Von der Form altchristlicher Basiliken. 



Die Erörterung über die Form der altchristlichen Basiliken hat ?ich 
sachgemäss an einzelne Gebäude zu knüpfen, und zwar zunächst an solche, 
welche ganz oder theilweise uns erhalten sind, dann an solche, von denen wir 
Beschreibungen haben; daraus, sowie aus Stellen von Schriftstellern etc. 
werde ich dann diejenigen Züge ausheben, welche theils allen den be- 
trachteten Gebäuden oder mindestens der Mehrzahl derselben gemein- 
schaftlich sind, theils durch jene Stellen als für den Basilikenbau im All- 
gemeinen geltend documentirt sind. D^Cran wird sich die kurzeBeschreibung 
einer Normalbasilika knüpfen, wie sie aus jenen Zügen sich aufbaut. Bei 
alledem aber sollen sich diese Betrachtungen nur bis ohngefähr zur 
Mitte des fünften Jahrhunderts erstrecken-, denn die um jene Zeit herein- 
brechenden Stürme der Völkerwanderung hatten eine solche Umwälzung 
auch auf dem Gebiete der christlichen Architektur zur Folge, veranlassten 
namentlich eine so grosse gegenseitige Beeinflussimg der Nationalitäten, 
dass man die nachher gebauten Kirchen nicht mit den früheren in eine 
Kategorie bringen kann. 

ERSTES CAPITEL. 

Von der Form der ganz oder theilweise erhaltenen Basiliken des 

3. nnd 4. Jahrhunderts. 

§ 1. Die älteste unter denselben dürfte die Reparaturbasilika im 
heutigen Orleansville, fiiiher castellum Tingüanum in Algerien sein. 
Eine Inschrift im Altarraum bekundet ihre Gründung im Jahre 252. Das 



30 

Gebäude ist rechteckig, 80 Fuss lang, 50 Fuss breit, und in 5 Schiflfe 
durch Säulen- oder, wie nach den Ueberresten wahrscheinlicher ist, durch 
Pfeilerreihen getheilt. Da zwei Treppen an den Enden der SeitenschiflFe 
liegen, so könnte man auf Emporkirchen schliessen. 

Das nur I8V2 ^^ss breite Mittelschiff endet nach beiden Schmal- 
seiten in Konchen, welche aber nidht vorstehen, sondern in das Ge- 
bäude hineingezogen sind, so dass die Seitenschiffe länger sind als das 
Mittelschiff; die eine um 3 Fuss erhöhte dieser Konchen sammt Altar und 
darunter befindlicher Krypta ist gleichzeitig, die andere nebst Krypta 
(Grab des H. Reparatus, f 403) ist wahrscheinlich um diese Zeit ein- 
gebaut. Die Ejrche Hegt ziemlich hoch. 

Von einer Vorhalle sind keine Spuren vorhanden. 

Die Eingänge sind auf den Langseiten, aber wohl später eingebrochen, 
als die zweite Konche eingebaut wurde. 

Ein Querschiff ist nicht vorhanden gewesen. 
Litteratur: Kugler, Gesch. d. Bank. I. S. 372. 
Revue archeologique IV. p. 659 ff. 

§ 2. Nicht viel jünger ist die Basilika im heutigen Tifaced, fiüher 
Typaesa: Sie ist 86 Fuss lang und 46 Fuss breit, fünfschiffig, ohne Quer- 
schifi^ aber mit einer Andeutung desselben, indem je drei Intencolumnien der 
Seitenschiffe zunächst der ausgebauten Konche von den vorderen Längen- 
räumen durch eine Quennauer abgetrennt sind. Die Trennung der Schiffe 
war durch Pfeiler bewirkt, jedoch nur bei den Seitenschiffen, am Mittel- 
schiff stehen Säulen. 

Das Gebäude liegt ebenfalls frei imd hoch. 
Lit. : Revue archeologique VQ. p. 553. 

§ 3. Koptische Kirche zu Ibrim in Nubien, aber nicht von Kopten ge- 
baut. Quadrat von 20 Meters (circa 70 Fuss) Seitenlänge; mit fünf Schiffen. 
Das Mittelschiff ist von Säulen getragen, die Seitenschiffe durch Pfeiler 
getrennt. Die Konche ist ausgebaut, hinter derselben ist noch ein Raum 
angebaut. Querschiff und Vorhalle fehlen; die drei mittlem Schiffe haben 
der Konche gegenüber Thüren ; an dem Ende des vom Altar aus linken 
Seitenschiffs neben jenen Thüren steht ein Treppenhaus, welches auf einst 
vorhandene Emporen schliessen lässt. Von einer Vorhalle sind keine 
Spui-en vorhanden. Die Kirche liegt auf dem höchsten Punkte der auf 
einem Felsen gebauten Stadt. 

Lit: Gau, neuentdeckte Denkmäler Nubiens, 1822. Tat 53. 

§ 4. Koptische Kirche von Gustun in Nubien; dreischiffig. Aeusser- 
lich Rechteck von 17,65 Meter Länge und 11 Meter Breite. Am hintern 



31 

Ende ist die Konche eingebaut, die Enden der Seitenschiffe sind in gleicher 
Linie mit dem Anfang der Konche abgeschnitten und so Gemächer ge- 
wonnen. Am andern Ende des Gebäudes ist eine Vorhalle abgeschnitten, 
zu deren beiden Seiten sich Treppenhäuser befinden. Die Konche zeigt 
noch die Stufen der Presbytersubsellien und des Bischofsstuhls. Die Seiten- 
schiffe sind vom Mittelschiff durch Pfeiler getrennt. 
Lit. : Gau, citirtes Werk. Taf. 53. 

§ 5. Basilika zu Annuna, zwischen Constantine und Ghelma, 46 Fuss 
lang, 37 Fuss breit, dreischiffig, durch Säulen getrennt, ausgebaute 
Konche. Den Säulenreihen correspondiren korinthische Wandpfeiler. 
Lit.: Revue archeologique VI. p. 19 ff. 

§ 6. Grosse Basilika von Apollonia in der Cyrenaica, dreischiffig, 
mit ausgebauter Tribüne, Säulen zwischen den Schiffen. Das Mittelschiff 
ist 28 Fuss breit, die Konche ebenso. 

« 

Lit.: Barth, Wanderungen d. d. Küstenl. d. Mittelmeeres. S. 456. 

§ 7. Basilika zu Deyr Abu-Faneh in Aegypten; dreischiffig, mit ein- 
gebauter Konche, ohne Vorhalle und ohne Querschiff. Säulen mit Rund- 
bogen, und, aus den Treppen zu schliessen, mit Gallerien , neben der 
Konche Sakristeien od. dgl., vor der Konche Cancellen, die eine Inten- 
columnie des Mittelschiffs abschneiden. Der Konche gegenüber eine 
Gallerie, durch zwei Bogen, die auf eine Säule in der Mitte der Mittel- 
schiffbreite sich stützen, getragen. Auch eine Krypta scheint vorhanden 
zu sein. 

Lit: Kugler, Gesch. d. Bank. I. S. 372—76. 

Champollon, Description de l'Egypte. VII. pl. 67. 

§ 8. Basilika zu El Hayz, einer Oase der lybischen Wüste, drei- 
schiffig, die Schiffe durch Pfeilerreihen getrennt. Länge 70 Fuss, Breite 
30 Fuss. Die Aussenwände sind in ägyptischer Weise geböscht. An den 
Pfeilern stehen Halbsäulen. Auf der Eingangsseite ist ein besonderer 
Vorraum eingebaut, die Tribüne ist eingebaut, viereckig, durch Seiten- 
räume flankirt. Die Seitenschiffe sind gewölbt und tragen Emporen. 
Capitäle ägyptisirend. Dürfte in die Zeit um 300 — 310 gehören. 
Lit.: Kugler, Gesch. d. Bank. I. S. 374. 

§ 9. Barche S. Sergius (Bu Serdscha) in Fostat (Alt-Cairo), drei- 
schiffige Säulenbasilika mit vergitterten Emporen und Krypta. Orientirung 
unbekannt. Zeit circa 300 bis 310, ebenso die zu Erment, sehr ähnlich 
der zu Orleansville. 

Kugler, c. IV. S. 375 ff 
Champollon, descr. de TEgypte. 



32 

§ 10. Sa. Croce in Gerusalemme in Rom, mit eingebauter Konche, 
Predigtstuhl in der Konche hinter dem Altar. Unter Constantin d. Grossen 
in das Sessortum eingebaut, und daher Basüica Helemana oder Sesso- 
rtana genannt, hatte diese Kirche drei gleichhohe Schiflfe, durch Säulen 
mit geradem Gebälk getrennt, in den Seitenschiffen zwei Reihen Fenster 
übereinander, ein Atrium und ein Querschifi"; jetzt ist 'das Atrium ab- 
gebrochen und auch sonst der Bau modemisirt. Er liegt ziemlich hoch, ist 
circa 110 Fuss lang und 69 Fuss breit; die Tribüne ist um vieles breiter 
als das Mittelschiff, welches ebenfalls in der Obermauer Fenster hat. 
Lit. : Kugler, Gesch. d. Bauk. I. S. 382 mit Grundriss. 
Kinkel, Gesch. d. christl. Kunst, S. 75. 

§ 11. SanLorenzo fuori gli muri bei Rom: der ältere unter Constantin 
dem Grossen errichtete Bau, auf dessen Stelle jetzt der vordere niedrigere 
Theil steht (der aus dem 13. Jahrhimdert stammt), welcher aber wie der 
Augenschein an Ort und Stelle deutlich zeigt, nicht nur den Grundriss, 
sondern auch viele Bautheile des Consiantinischen Baus beibehielt, war 
mit der Vorhalle nach Osten gekehrt, hatte vor dieser Vorhalle ein Atrium, 
innerlich drei Schiffe und eine Apsis, die aber, so viel man aus den Fun- 
damentspuren in der jetzigen Vorderkirche schliessen kann, nicht aus- 
gebaut, sondern eingesetzt war. Da einige Stücken des Architravs in der 
jetzigen Vorderkirche antik sind, so ist zu vermuthen, dass sie von jenem 
ersten Bau herstammen, dass diese also Säulen mit geradem Gebälk unter 
der Mittelschiffmauer hatte. Die höher gelegte Hinterkirche sammt Krypta 
ist 580 von Pelagius gebaut, gehört also nicht hierher. Nur das sei er- 
wähnt, dass sie vor Vereinigung mit der niedrigeren ihre Apsis nach Osten 
kehrte und hoch liegt. 

Lit.: Kugler, Gesch. d. Bauk. I. Seite 387. 

Platner, Beschr. d. Stadt Rom. S. 385. 

Bunsen, Bas. d. Stadt Rom. Taf XII f. 

Abweichende Ansicht: Zestermann, c. W. S. 133. 

Widerlegung derselben: ürlichs Apsis der Bas. S. 5. 

Eigene Untersuchung an Ort und Stelle. 

Anastas. Biblioth. vit. S. Silvestri: GonstantintAs Augitstus fecit 
Basilicam . , , . in qtw loco construxif- absidam. 

§ 12. San Giovanni in Laterano, ursprünglich genannt Bas. Con- 
stantiana od. Lateranensis, has, SalvcUoris etc., von Constantin als eigent- 
liche Kirche mit grosser Pracht imd Verschwendung an Gold erbaut, 
897 durch ein Erdbeben theilweis zerstört, 910 wieder aufgebaut, neuer- 
dings vielfach modemisirt, aber die alte Anlage immer noch zu erkennen. 



33 

namentlich an der der Westseite zugekehrten Apsis. 318 Fuss lang, 
172 Fuss hreit, Mittelschiff 64 Fuss; fünfschiffig, ursprünglich ohne Quer- 
schiff; die Apsis hat einen Umgang, der aber von 910 herrührt. Vorhalle 
ist ursprünglich dagewesen bis »1644; von einem Atrium keine Spur zu 
finden ; in der Apsis Spuren von den Subsellienstufen des Presbyterium. 
Die Stufen, welche in die Apsis führen, sind ebenfalls alt. Liegt auf einem 
der höchsten Punkte Roms, auf dem cöHschen Berge. Das Baptisterium 
ist noch erhalten als S. Giov. in Fönte. 

Lit.: Kinkel, Gesch. d. christl. Kunst. S. 84. 

Kugler, Gesch. d. Bauk. L S. 384. 

Kreuser, christl. Kirchenbau. I. S. 10. 

Eigene Untersuchungen an Ort und Stelle. 

§. 13. S. Maria Maggiore in Rom. Als Bas, ÄiczVi/wz (wahrsch. Basil. 
im Wohnhaus des Sicininus) den Christen übergeben, vom Papst Liberius 
umgeändert (tun 368), aber noch um 366 als B. Sicinini erwähnt, später 
432 von Sixtus IQ. neu gebaut, seitdem vielfach modemisirt, gar nicht 
orientirt, dreischiflSg; die Hauptanlage, selbst viele der Säulen sind alt, 
d. h. stehen seit dem ersten Bau (368) auf ihrer Stelle, die neuem min- 
destens seit 432; sie tragen auf geradem Gebälk eine Pilasterstellung, 
zwischen denen die Fenster der obem Mittelschiffsmauer imd Mosaiken 
sitzen. In der Apsis Spuren der Presbyterialsubsellien. Das Querschiff 
ist nicht ursprünglich. Von der Vorhalle noch, vom Atrium keine Spuren 
mehr sichtbar. Die Gapitäle der Säulen sind iomscL Die Cassettendecke 
ist nicht ursprünglich; der noch alte Altar hat die Form eines Sarko- 
phags. Liegt auf dem Esquiün. 

Lit. : Eigene Untersuchungen an Ort und Stelle. 

Urlichs, Beschr. d. Stadt Rom. IQ. S. 213 ff. 

Kugler, Gesch. d. Bauk. I. S. 386. 

Kinkel, c. W. S. 79. 

Gutensohn u. Knapp, Taf. VUI. u. IX. 

Weingärtner, Ursprung. S. 4, 5 etc. 
§ 14. S. Maria in Trastevere in Rom. Wie viele von den sehr un- 
gleichen Säulen bei dem Umbau, der im 12. Jahrhundert (um 1139) vor- 
genommen ward, wieder benutzt sind, lässt sich nicht genau erkennen; 
einige davon, sowie das gerade Gebälk, scheinen von dem ersten Bau, 
der in die Constantinische Zeit fällt, herzurühren, ebenso die Anlage und 
ein Theil der Mauern; die Apsis steht nach Westen, das Querschiff gehört 
wohl dem spätem Bau an. Die Vorhalle scheint alt in der Anlage. 

Lit.: Eigene Untersuchungen. 

Kinkel, c. W. S. 85 ff. 

Mo thes, Basiliken. I 



34 

§ 15. S. Chrysogono in Trastevere; von dieser um das Jahr 1128 
umgebauten Kirche gilt fast dasselbe wie von S. Maria in Trastevere 
Auch hier ist die Anlage genau auf dem alten Fundament erfolgt; die 
Vorhalle hat alte Säulen und Gebälk; ebenso ist das Gebälk und die 
Säulen im Innern von dem alten Bau entlehnt. Die Apsis steht auch hier 
noch vom ersten Bau, wenigstens zum Theil; sie ist nach Westen gekehrt. 
Querschiff ist nicht vorhanden. 

Lit.: Eigene Untersuchungen. 

Kinkel, a. a. 0. 

§ 16. Die Geburtskirche zu Bethlehem, von Helena, der Mutter Con- 
stantins angeblich, sicher aber unter Constantin erbaut. Fünlschiffige 
Basilika mit einfachen römischen Säulen, geradem Gebälk, mit Querschiff 
und drei Tribunen, welche aber spätere Zuthat zu sein scheinen, wie auch 
die jetzige Form der in Spitzbogen gewölbten Hauptapsis; das Querschiff 
selbst scheint jedoch alt zu sein. Unter ihm ist eine ebenfalls alte Krypta 
mit der Geburtsgrotte und Krippe. Des Querschifles Tribunen mögen 
von Justinian herrühren. 

Lit. : Kugler, Gesch. d. Bank. Th. I. S. 379. 

Menzel, Kunstwerke. Th. IL PL 72. 

Kinkel, Gesch. d. Künste etc. S. 98. 

Quast, Form und Einrichtung etc. S. 25. 

§ 17. Dom zu Novara, in dem Hauptschiff wenigstens zum Theil 
noch aus dem vierten Jahrhundert stammend, ist eine iunfschiffige Basi- 
lika, m-sprünglich mit Säulen am Mittelschiff und Pfeilern zwischen den 
Seitenschiffen, halbkreisförmigen Bögen, Apsis etc. Die jetzige Form der 
Vorhalle, sowie das Querschiff und die innere Architektur stammt aus 
dem 10. Jahrhundert. Das Baptisterium ist noch grösstentheils erhalten, 
es liegt dem ebenfalls erhaltenen Atrium vor. 

Lit. : Kugler, Kunstgeschichte. S. 347. 

§ 18. Basilika S. Stefano fuori gli muri bei Rom, von den Kirchen- 
schriftstellern erwähnt, jetzt durch Ausgrabungen, 2^2 Migl. von Rom, 
vor Porta S. Giovanni entdeckt. Dreischiffig mit einer Apsis, ohne Quer- 
schiff, mit Krypta, Säulen etc. 

Lit.: Mittheilungen d. k. k. Ceritral-Gommission. 1860. 
§ 19. Dom zu Trier, in seiner ältesten Anlage, angeblich 328 ge- 
weiht, dreischiffige Basilika, deren innerer Raum, Mittelschiff und Seiten- 
schiffe zusammen gerade ein Quadrat bildete; die 4 Säulen, die die 
Schiffe trennten, waren so gestellt, dass sie ein Quadrat umschlossen, 
dann durch Gurtbögen verbunden, deren Uebermauerung die Holzdecke 

trug. Die Apsis auf jier Ostseite und die darunter befindliche Krypta 

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35 

nicht genau nachweisbar, ebensowenig das Atrium. Auch das Baptiste- 
rium ist in den Grundmauern noch erhalten, unter der Liebfrauenkirche. 

Lit. : Schmidt , Baudenkmale von Trier. 

Otte, Gesch. d. deutschen Bank. S. 36. 
§ 20. Kathedrale, ecclesia ursiana von Ravenna, ebenfalls im vierten 
Jahrhundert erbaut, im vorigen Jahrhundert zwar total umgebaut, aber 
doch mit Beibehaltung der Hauptdisposition und des grössten Theiles 
der Fundamente, war eine fiinfschiffige Basilika, ohne Querschiff, mit 
ausgebauter Apsis und Säulen zwischen den Schiffen, mit Vorhalle, aber 
ohne Atrium. Doch steht vor der Kathedrale ein Brunnen, was vielleicht 
auf das frühere Dasein eines Atriums schliessen lassen könnte. Das Bap- 
tisterium ist noch alt. 

Lit. : Kugler, Gesch. d. Bauk. S. 395. 

Fergusson, Handbook. ofArchitecture. S. 494. 

Menzel, Kunstwerke. T. H. 

Eigene Untersuchungen. 
§ 21. S. Paolo fiiori gli muri, auf dem Wege von Rom nach Ostia, 
auf einer sanften Anhöhe ganz frei hegend. 386 — 400 gebaut, nach dem 
Brand von 1823 mit Beibehaltung alles Brauchbaren restaurirt. Fünf- 
schiffig mit vorliegender Vorhalle, welche sich bei genauer Betrachtung 
als eine Seite des Perystils eines jetzt fehlenden Atrium ausweist. Die 
Säulen sind durch Bogen verbunden. Den Schiffen entsprechen 5 Thüren 
aus der Vorhalle. Die Seitenschiffe haben Fenster. Das Querschiff, jetzt 
durch eine später eingebrachte Wand in zwei Querschiffe getheilt , steht 
sehr wenig vor; die Apsis ist niedrig und breit und ist nach Westen ge- 
richtet. Der Altar wird von der Rückseite bedient. Vom Presbyterium 
sind noch Spuren da. Ganze Breite 280 Fuss, Mittelschiff 81 Fuss. Die 
Balkendecke war früher übertäfelt, wie sie es jetzt wieder ist. 

Lit: Gutensohn u. Knapp, T. IV — -VH. 

Kinkel, c. W. S. 79. 

Kugler, Gesch. d. Bauk. S. 385. 

ZWEITES CAPITEL. 

Von der Form der nicht mehr erhaltenen Basiliken des dritten und 

vierten Jahrhunderts, soweit dieselbe aus Beschreibungen erhellt, 

sowie aus gelegentlichen Erwähnungen einzelner Theile. 

§ 1. Aus der vorconstantinischen Periode fehlt es sehr an speciellen 
Nachrichten über Kirchenbaue, aus denen man sich ein Bild von den 
betreffenden Gebäuden machen könnte. 



^. -? 






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36 

Höchstens wäre hierhin zu rechnen die von Gregor. Nyssen. in 
dessen Lebensbeschreibung Gregor des Wunderthäters von Neocae- 
sarea (250 — 270) gebrachte Nachricht, dass dieser eine Kirche in 
Neocaesarea erbaut habe am höchsten Punkte der Stadt. 

Die Erwähnung der Gf abkirche für den Märtyrer Theodorus bei 
Gregor Nyssenus (Orat. d. laud. Theodori) kann hier höchstens in so- 
weit in Betracht kommen, als sie beweist, dass die Kirche über dem 
Grab des Heiligen erbaut war, also eine Krypta hatte, dass sie ferner 
mit Wandgemälden und mit einer getäfelten Decke versehen war, 
sowie auch Vergoldung und Musivarbeiten am Fussboden erwähnt 
werden. 

Ebensowenig nützt für unsem Zweck die Beschreibung der von 
Gregor v. Diocaesarea (t 374) erbauten Kirche bei Gregor v. Nazianz, 
denn es ist eine Polygonkirche, und wir haben es hier nur mit Basi- 
liken zu thun. 

§ 2. Die Grabkirche zu Jerusalem betreffend, welche Bischoff Ma- 
karius (326 — 336) im Auftrag des Constantin bauen lassen sollte, so ist 
uns der die Beschreibung enthaltende Brief erhalten, und die Stelle aus 
demselben neuerdings bei Zestermann S. 142, 167 und bei Messner S. 12 
abgedruckt und übersetzt. Statt nun diess zu wiederholen, verweise ich 
einfach auf diese Uebersetzung und führe hier blos die für unsem Zweck 
nöthigsten Stellen an. 

Euseb. Vit. Const. HI. 31; Zestermann S. 167. „Deinem Scharf- 
blick" etc., daraus folgt also, dass schon sehr schöne anderwärts 
bestanden. „Und wegen Errichtung der Mauern" etc. giebt keinen 
besonderen Aufschluss. „Wegen der Säulen" etc. kann ebensogut 
„Pfeiler** sein, denn xi(m> kommt bei Josephos und anderwärts auch 
mit Prädicaten, wie rstgdymvog etc. vor. 

Cap. 32. „Ob die Decke der Basilika als Cassettendecke oder auf eine 
andere Art ausgeführt werden soll", zeigt, dass nicht alle Basiliken 
damaliger Zeit Cassettendecken hatten, sondern auch etwa freiliegen- 
den Dachstuhl oder dergleichen. 

Cap. 33. u. 34. zeigen blos an, dass das Grab vor den andern 
Theüen ausgezeichnet wurde. 

Cap. 35. Beschreibt das Atrium als mit herrlichem Steinpflaster 
und auf drei Seiten mit Hallen versehen. Das xaO-ccQog bezeichnet 
hier hauptsächlich wohl den Gegensatz zwischen ai&Qiov und x^^Q^^ 
als blosem Platz, und wäre daher sachgemässer mit „wirkhchem 
Atrium", statt oflft5^öm.Atr.iujn;wiederzugeben. 



37 

Cap. 36. „„^11 di^ vierte Seite, zunächst dem heiligen Grab, welche 
gegen Morgen gelegen ist**", könnte ebensogut übersetzt werden (o dij 
TZQog avtaxovra ^hov srnQu), „welche der Morgensonne ausgesetzt war;'* 
dann wäre es nämlich nicht die östliche, sondern gerade die westliche 
Seite des Hofes gewesen, denn nur diese konnte auf ihrer innern Seite, 
wo sie offen war, der Morgensonne ausgesetzt sein; dann wäre die Orien- 
tirung so, wie bei den " gleichzeitigen Kirchen Roms. Die weitere Be- 
schreibung spricht blos von der Pracht des Baues und belehrt uns , was 
unsern Zweck anbetrifft, lediglich darüber, dass eine Cassettendecke ge- 
wählt worden war. 

Cap. 37. Hier erfahren wir, dass Emporkirchen die ganze Länge 
der Kirche zu beiden Seiten durchzogen; Mittelraum ist gegeben durch 
ohov TTQoaconov, den oecics selbst. Auf jeder Seite sind 2 Seitenschiffe, 
die inneren durch Säulen, die äusseren durch Pfeiler getrennt. Drei 
Pfoiien an der Ostseite gewährten den Eintritt. 

Cap. 38. Diesen gegenüber, also im Westen, lag das Hemisphärion, 
d. h. eine halbkreisförmige Apsis, und in dieser umher standen zwölf 
Säulen, gerade wie wir diess in den Kirchen Venedigs (S. Marco), Ra- 
vennas und in der von Pococke mitgetheilten koptischen Kirche finden. 
Die Krater, Kelche {copa im Mittelalter, campana bei Vitruv), der Capi- 
täle waren von Silber. 

Zugleich bringt mich, indem ich mir als Architekt den baulichen 
Zusammenhang vorstelle, der Umstand, dass Eusebius das Grab bei Be- 
ginn der Beschreibung das Haupt des Ganzen nennt, hier aber dem 
Hemisphärion dasselbe Prädicat beilegt, zusammengehalten damit, dass 
überall, wo Gräber in Kirchen sind, dieselben imter dem Altar sich be- 
finden, dass man nicht das Hauptobject in den Vorhof setzen wird, 
endlich der HinbUck auf die Lage des heiligen Grabes in der jetzigen 
Grabkirche zu der Vermuthung, dass das Grab sammt seinem Schmuck 
so wie es jetzt in der grossen Rotunde steht, damals in der Apsis gestan- 
den habe, ja, dass wir vielleicht in der einen, nach Westen gekehrten 
Hälfte der jetzigen Rotunde noch einen Rest jener Apsis vor uns haben. 
Genannte Hälfte hat nämlich 12 Pfeiler und dahinter eine starke Mauer, 
in welcher die Gräber des Joseph von Arimathia und des Nikodemus 
liegen. 

Diese 12 Pfeiler sind ganz gleich, auch gleichweit von einander ent- 
fernt, während die übrigen, die Rotunde schliessenden Pfeiler ungleich- 
massig sind. Nimmt man die Stellung des Grabes so an, so könnte man 
dann die etwas unklar gefasste Stelle (Cap. 39), ohne die Wortversetzung, 
die Zestermann wegen der Stellung, die er dem Grab gegeben, zu machen 



38^ 

genöthigt war, etwa so wiedergeben: Ging man nun von hier nach 
den an der Vorderseite des Tempels gelegenen Eingängen mid durch- 
schritt das Atrium, so konnte man rechts oder links (d. h. durch zwei 
an dem Nord- und Südende der östlichen Quermauer des Hofes be- 
findhche Thüren) in die Aule (den Vorhof) gelangen, an welcher 
Hallen waren, und endUch in die Propyläen, welche man durch die 
Thür des Vorhofes erreichte und die mitten am Markt standen etc. 
Wir hätten dann also folgendes Bild von der ganzen Anlage, von Ost 
nach West fortschreitend: 1) Propyläen, 2) Vorhof mit Hallen an drei 
Seiten, so dass man, sich rechts oder links wendend, von der Nord- 
oder Südseite in 3) das Atrium gelangen kann. Dieses hat auf drei 
Seiten Hallen, auf der vierten aber auch eine (denn die vierte schUesst 
sich an den Tempel an, in welchem das Grab war, liegt also dem 
Grab gegenüber), 4) die Kirche selbst mit fünf Schiffen, nach Westen 
in einer grossen Apsis geschlossen, welche den drei mittleren Schiffen 
gegenüber lag. Dem Mittelschiff gegenüber in engerem Halbkreis 
standen dann die 12 Säulen, die Apostel symbohsirend, um das 
Grab des Herrn im Halbkreis herum; über den Seitenschiffen sind 
Emporkirchen. 
§ 3. Die Kirche zu Tyrus (zwischen 310 und 320). Auch in Bezug 
auf diese, von Bischof Paulinus erbaute Kirche haben wir von Eüsebius 
Cäsareensis eine Beschreibung in seiner Hist. eccl. hb. X. cap. 4. § 15 ff., 
welche bei Zestermann S. 138 ff. abgedruckt und übersetzt ist; auch hier 
folge ich der in der Hauptsache trefflichen üebersetzung und verweise 
daher auf jenes Werk. 

Cap. 4. § 15. Der Anfang ist unwichtig für uns. Der sehr reichlich 
bemessene Platz wird mit einem Peribolos umgeben, um einen ge- 
schützten Bezirk {sqhoS) zu erlangen. § 16. Schilderung der nach 
Osten stehenden hohen und schönen Propyläen, durch die man in 
das Atrium gelangt, welches auf vier Seiten von Hallen mit Pultdach 
umgeben ist, zwischen deren Säulen oder Pfeilern Holzgitter in 
Brüstungshöhe standen. Im Atrium selbst standen Brunnen als Sym- 
bol der Reinigung. Hier war auch der Platz für die Katechumenen. 
§ 17. Die Hallenseite am Tempel selbst war breiter als die andern 
und hier, also an der Ostseite (v;ro fuv taig rikiw ßokalg av&ig) der 
Kirche, waren drei Thüren, deren mittelste, die Königin gleichsam, 
grösser war als die beiden andern und mit Bronze und Schnitzwerk 
verziert. Innerlich war zu jeder Seite eine Halle (2 Seitenschiffe), 
also 3 Schiffe nach der Zahl der Eingänge, und über denselben Fen- 
ster im Mittelschiff. Ueber Länge imd Breite des königlichen Hauses 



39 

(ohog ßounleios), Schönheit und Grösse, Höhe imd Cedemholz etc. viel 
zu sagen, hältEusebius für unnütz. § 18. Hier möchte ich von Zester- 
mann's Uebersetzung abweichen und sagen : „Hier, wo er den Tempel 
zu Ende geführt hatte (d. h. also am Ende des Tempels) und zu oberst 
mit Sesseln für die Vorsteher etc., wie es sich ziemt, geschmückt . 
hatte, in der Mitte derselben aber den Altar aufgestellt hatte, um- 
gab er diess mit Holzgittem" etc, Diess ist offenbar die Beschrei- 
bung eines Presbyteriums, „wie es sich ziemt", d. h. wie es eben 
überall Sitte war, also mit Apsis (denn nur so steht der Altar in der 
Mitte, wenn er im Mittelpunkte eines Halbkreises steht), mit Stufen- 
sitzen {ßd&Qo), und mit einem, an den Ecken (eigaxgog) mit eingearbei- 
tetem (Jvtiyvov) Schnitzwerk ausgeschmücktem Holzgitter umgeben 
am Ende des Hauses (des Langhauses). Auch den nächsten Satz 
glaube ich nach dem Wortlaute etwas anders fassen zu können, ja so- 
gar zu müssen, denn (ich kann in der That von meinem Standpunkte 
als Architekt nicht anders sagen) nach Zestermann's Uebersetzung 
an dieser Stelle würde ich nicht wissen, wie ich entwerfen sollte, um 
dem Wortlaut gerecht zu werden. Nimmt man aber, wie diess 
sprachlich mir vollkommen gerechtfertigt scheint, an, dass mit ohog 
das Langhaus gemeint, also mit § 18. die Beschreibung eines neuen 
Theiles beginnt, etwa des „Altarhauses", so wird man nicht nur zu 
obiger Deutung der Stelle mde xat rov veav bis toig ano ^vXov nsQii(pQattB 
dmzvofg gelangen, sondern auch nach der Beschreibung dieses Gitters 
und des Fussbodens in schwungvollem Lob und der Uebergangswen- 
dung ijdti Xombv xaJ etc. zu folgender Fortsetzung der Uebersetzung 
seine Zustimmung geben: „Endlich wandte er sich auch zu den Aus- 
senseiten des Tempels und führte zu beiden Seiten sehr grosse 
Exedren und oeci in kunstgerechter Weise auf, welche überdiess in 
die Seiten der Basilika wohl eingefügt waren und sich mit den An- 
fangen (oder Oefl&iungen) des Mittelhauses vereinigten." Nach beiden 
Seiten hin oectf den Seilen der Basilika eingefügt und an die Oeff- 
nungen des Mittelhauses anschliessend, kann aber nichts anderes 
sein, als ein Querschiff; wir hätten also hier, wie auch Messner 
S. 16 vermuthet, eine der Basilika zu Betlehem ähnhche Disposition. 
Doch glaube ich, wiederum mit Zestermann, die Exedren auf beiden 
Seiten vermuthen zu müssen, aber diese halte ich, gleich Messmer 
S. 25, für rund und stelle sie, wie sie in Betlehem stehen, an die 
Enden des Querschiffes. 
§ 4. Gegen Ende des Jahrhunderts steigerte sich der Luxus noch 
mehr; so erfahren wir aus der Brcde, die Gregor v. Nissa 372 bei seiner 



40 

Ordinirung zum Bischof hielt, dass die Decke {rj ogocp^, concameratioy 
braucht nicht Gewölbe zu sein, ist vielmehr mit „Bundwerk" zu über- 
setzen) mit Sculpturen beladen war, zwischen denen Gold hervorglänzte 
und in der einige vielwinklige Kreise mit blauer Farbe waren. Von ähn- 
lichem Luxus reden auch Eusebius und Gregor v. Nazianz (de laud. patr. 
orat. XVni. 39. 19), ohne jedoch uns dabei Aufschlüsse über die Form 
der Kirchen selbst zu geben. Die Beschreibungen des Eusebius über die 
Kirchen zu Antiochien imd die Apostelkirche zu Constantinopel gehören 
aber nicht hierher, weil diess Centralbauten waren. 

Augusti, Beiträge. I. S. 142 ff. 

§ 5. Die ältere Peterskirche in Rom, 330 erbaut, und nebst der um 
380 erbauten, an ihre Apsis sich anschliessende kleine Basilika des Pro- 
bus (3 Schiffe, 1 Apsis), sowie nebst einer Menge anderer Kirchen, dar- 
unter vier Basiliken, durch den 1450 begonnenen Peterskirchbau besei- 
tigt, zeigt nach dem Werk des Tiberio AJfarano' folgende Häuptmerk- 
male. (Genaueres bei: Kugler, Gesch. d. Bank. LS. 383; Basil. d. christl. 
Roms. Taf I— ni etc.; Plan bei Zestermann, Taf VII. Fig. 4.) Fünf Lang- 
schiffe, ein Querschiff, etwas schmäler, als das Mittelschiff, aber gleich 
diesem 170 Palm hoch; d^s Mittelschiff war 106, das Querschiff 78, die 
Seitenschiffe 38 und 39 Palm breit, die innem 82, die äussern 62 Palm 
hoch. Die beiden Nebenschiffe waren, wie diess auch bei S. Paolo fiiori ' 
der Fall ist, unter je einem Pultdach vereinigt; die Schiffe waren durch 
Reihen von je 23 Säulen getrennt, deren Füsse und Capitäle ungleich 
waren und die die Oberwand auf einem geraden Gebälk trugen. Eine 
Krypta befand sich unter der Kirche. Die Vorhalle ging über die ganze 
Breite hin und bildete die eine Seite des Atrium, dessen drei andere 
Seiten ebenfalls Säulenhallen hatten und in dessen Mitte ein Brunnen 
unter bronzenem Tabernakel stand; das Kreuzschiff stand ursprüngUch 
nicht vor, die Anbauten sind später, einer davon diente als Taufcapelle; 
drei Thüren führten aus der Vorhalle in das Mittelschiff, zwei andere in 
die inneren Seitenschiffe. Die Decke scheint ein freiliegender Dachstuhl 
gebildet zu haben. Die Apsis liegt nach Westen. Das Atrium hatte ein 
Propyläen mit Stufen nach dem Platz. (Vgl. auch Paul. Nol. Ep. lib. IV. 
Ep. n.) Das Mittelschiff erhielt später eine Cassettendecke. 

S. Petr. bas. vat. Roman. Ag. Valentini. 1845. 



\ 



41 



DRITTES CAPITEL. 

Von der Form der ganz oder theilweis erhaltenen Basiliken der ersten 

Hälfte des fünften Jahrhunderts. 

§ 1. Dom von Triest, theilweis noch von dem um 400 auf den Ruinen 
eines Tempels des Jupiter, der Jimo und Minerva errichteten Bau erhalten. 
Das Atrium des Tempels wurde wieder als Atrium benutzt. Ueberbleibsel 
davon im Campanüe. Orientirung nach Westen. Die damalige Kirche hatte 
drei Schiffe und eine Apsis, in deren Wölbung die Madonna mit dem Kind, 
Michael und Gabriel zur Seite, darunter die Apostel und zwischen diesen 
der Baum des Lebens (die mystische Palme) in Mosaik dargestellt war. 
Der Altar stand unter einem Tabernakel, davor ein geschlossener Chor 
mit Cancellen, Amboncn und Mosaikpflaster; die Fenster waren durch 
Steinplatten geschlossen. Die Seitenschiffe hatten kleinere Apsiden, die 
Decke war von Holzgetäfel; an der Südseite stand das Baptisterium. Das 
Mittelschiff und die Hauptapsis, sowie das Taufbecken sind noclj, jene in 
in einem Seitenschiff, diej^s in der jetzigen Taüfcapelle, erhalten. Krypta 
fehlte. Jetzt hat der Dom fünf Schiffe, an deren südliches das alte Bap- 
tisterium sich angebaut befindet, indem die alte Basilika mit einer aus 
Anlass des Kryptenmangels 530 circa durch Frugiferus nördhch neben 
ihr gebauten dreischiffigen Kirche mit Kreuzkuppel vereinigt wurde; da- 
bei wurde das- Mittelschiff der ersten Kirche zum südlichen äussersten 
Seitenschiff, das Mittelschiff der zweiten Kirche zum innem nördUchen 
Seitenschiff gemacht; die Vereinigung erfolgte 1312 — 1385. 

Lit. : Relazione storica del Duomo di Triette. 1843. 

Eigene Untersuchungen. 
§ 2. S. Agata in Ravenna, 417 erbaut, dreischiffige Basilika mit 
einer nach Osten gekehrten Apsis ; eine Vorhalle {ardica) ist in das Ge- 
bäude hineingezogen, an Stelle des Atriums eine zweite Vorhalle vorge- 
baut. Kein Qüerschiff. Vorhalle vom Schiff' durch einen Bogen getrennt. 
Ein runder Ambon ist erhalten. 

Lit. : Kinkel, Gesch. d. christl. Kunst. 

Eigene Untersuchungen. 
§ 3. 421 baute Enopo die Kirche S. Giacometto di Rialto in Vene- 
dig; bei den 1013, 1073, 1194, 1410, 1531, 1601 etc. erfolgten Restau- 
rationen ist nur noch der Grundriss erhalten und einige Säulen, sowie ein 
Theil der Umfassungsmauern und die Vorhalle stehen geblieben; letztere 
hat vier Säulen, die den Wänden der Schiffe entsprechen, und gerades 
Gebälk. Drei Thüren führen in die Kirche, die in der Hauptsache eine 



42 

dreischiffige Basilika ist, aber gleich dem Dom von Trier eine Mittelkuppel 
hatte, doch so, dass vor derselben zwei Joche sind, also die Längenrich- 
tung vorwiegt. Die Apsis liegt nach Osten. 

Lit.: Mothes, Gesch. d. Bank. u. Bildh. Venedigs. Band I. 
§ 4. 425 wurde S. Sabina in Bom gebaut. Es ist eine dreischiffige 
Basilika mit drei Apsiden, nach Osten gerichtet. Korinthische Säulen 
tragen auf Rundbögen die Obermauer. Die Kirche liegt sehr hoch auf 
dem Aventin. Die drei Bogen der Vorhalle ruhen auf korinüiischen 
Säulen. Die Schiffe hatten Felderdecke, jetzt offenen Dachstuhl. Die Ab- 
tr^nung des Narthex ist unter Sixtus V. beseitigt. 

Hingegen hat sich von der etwa gleichzeitigen Kirche S. Cedlia in 
Trastevere fest nur Narthex und Pronaos, sovrie der untere Theil der 
Apsis erhalten; das Uebrige ist von 817. 

Lit.: Gutensohn u. Knapp, c. W. 

Bunsen, c. W. 

Eigene Notizen. 

§ 5. 425 — 430 ist S. Francesco in Bavenna gebaut, auch S. Pietro 
genannt. Es ist eine dreischifQge Basilika mit drei Tribunen im Osten, 
ohne Querschiff, mit einer von Mauern umzogenen, breit über die Fa(;ade 
rechts und Unks vorstehenden Ardica; die Wände der Mitteltribune 
stehen antenartig in das Schiff herein vor. 

Lit. : Quast, Bauwerke von Ravenna. 

Eigßne Notizen. 

§ 6. Nach 425 ist S. Giovanni Evangelista in Ravenna erbaut. Drei- 
schiffige Basilika mit Krypta; der nach Osten gekehrte Hinterbau ist er- 
neuert. Die 22 Säulen des Schiffes sind noch die alten, ebenso die Vor- 
halle, welche der von S. Francesco gleicht. Der vordere Theil des Schif- 
fes ist als Ersatz eines Narthex durch Schranken abgetrennt. 

Lit.: Quast, Bauw. v. Ravenna. 

Eigene Notizen. 

§ 7. In der Zeit um 432 geschah der Umbau von S. Maria Maggiore 
in Rom (s. Cap. 1. § 10). Die Wände der Apsis sind als weit ausladende 
Anten in das Schiff hinein verlängert. Aehnhch bei der kleinen drei- 
schiflSgen Basilika S. Prisca, die aber kein Querschiff erhielt. 

§ 8. Vom Jahr 463 datirt Agios Johannes in Constantinopel, jetzt 
Moschee Imrachor-Dschemissi, eine einfache dreischifßge Basilika mit 
Emporen, von geradem Gebälk getragen, mit einer Tribüne und einer Vor- 
halle, die eines Atriums Rest zu sein scheint. 

Lit.: Kugler, c. W. I. S. 420. 

§ 9. Zwischen 440 und 462 wurde S. Pietro in Vicoli, bas. S. Petri 



43 

ad Vincula in Rom gebaut; sie war eine der schönsten dreischiffigen Basi- 
liken. Die nach Osten gekehrte Hauptapsis zeugt noch von dieser Schön- 
heit. Die dorischen Säulen tragen die Obermauer auf Rundbogen. Den 
Seitenschiffen entsprechen Konchen im Querschiff; die Vorhalle ist neu, 
doch an Stelle einer alten gebaut als zweifache Halle von je fiinf Bogen. 
Der Bischofsstuhl ist noch alt, auch Presbyterialstufen sind erhalten, 
ebenso Theile des Ambon. Das nördliche und südliche Ende des Quer- 
schiffes ist ebenfalls durch Konchen geschlossen. 

Lit.: Kugler, Gesfch. d. Bank. 

Gutensohn u. Knapp. 

Bunsen. 

Eigene Notizen. 

VIERTES CAPITEK 

Von der Form nicht erhaltener Kirchen des fünften Jahrhnnderts ans 

schriftlichen Zeugnissen. 

§ 1. In dem Jahre 274 als Märtyrer gestorben, war der heilige 
Felix auf einer Aue bei Nola in Campanien begraben worden. Wegen der 
Wunder, die an seinem Grabe geschahen, baute man über demselben 
eine Basilika, um die sich bald eine Ortschaft bildete. Alhnälig baute 
man im Laufe des 4. Jahrhunderts, wegen der Zunahme der Wallfahrer, 
noch drei Basiliken unmittelbar nebeneinander an gemeinschaftlichem 
Atrium, alle drei mit Säulen, Marmorzierrath und Cassettendecken. Vor 
der mittelsten stand ein eingeschränkter Brunnen mit bronzenem Taber- 
nakel, vor den andern offene Brunnen aus Bronze; Säulenhallen mit Brü- 
stungsgittem dienten als Spaziergänge. Die vierte und älteste, eigentliche 
Grabkirche, war etwas vernachlässigt. Da wurde Pontius, Meropius 
Anicius Paulinus (353 in Bordeaux geboren, 389 daselbst getauft, 393 
Presbyter vagus in Barcellona geworden), der sich auf sein Landgut bei 
Nola zurück gezogen hatte, um 398 durch die Engigkeit und Finstemiss, 
die geschmacklosen Pfeiler etc. dieser alten Kirche bewogen, eine neue 
zu bauen. Um 401 scheint der Bau wirkhch begonnen zu haben, um 
403 war er beendigt. 

In verschiedenen Stellen der von ihm an seinen Freund Sulpicius 
Severus gerichteten Briefe erwähnt, in Ep. IV. lib. 11. (S. 132 der Ortho- 
doxographia. Basel 1569) beschreibt er diese Bauten. 

Zestermann giebt nach dieser Stelle eine Beschreibung S. 146 ff., 
Augusti im IL Band seiner Beiträge S. 154 ff. eine üebersetzung des 
Briefes in extenso. Einer Wiederholung enthalte ich mich daher hier 



44 

billig und gebe nur einen kurzen Auszug, soweit eben das Wesentliche 
der Anlagen in's Spiel kommt. ' 

Zunächst wird erwähnt, dass auch Sulpicius in Primuliaca in 
Aquitanien zwei Basiliken und dazwischen ein Baptisterium erbaut habe, 
und dabei ein Tadel ausgesprochen, dass Sulpicius die Porträts des Paulinus 
und S. in dem Baptisterium angebracht habe, dann das Mittel zur Til- 
gung dieses Vergehens durch devote Unterschriften angegeben etc. Femer 
folgen noch andere Verse , die S. als Inschrift»en anbringen soll. Nun 
kommt er Cap. X. auf seine eigenen Bauten, zunächst auf die Felix-Basi- 
lika, die er zu den vier vorhandenen hinzugefügt hat. Cap. X. und XL 
wird erzählt und beschrieben, wie die Apsis verziert ist (durch Mosaiken, 
einen Gypssims mit Inschrift etc.) und dass in ihr der Altar steht. Da 
dieser Reliquien vom Kreuz, von S. Melana und von S. Felix enthielt, so 
wurde er (als Märtyrergrab war der Altar stets als Baum, nicht als 
Postament zu denken) in drei Abtheilungen getheilt, d. h. der Altartisch 
enthielt drei Höhlungen fiir diese dreierlei B«liquien; so ist die Stelle in 
Cap. X: reliquifs apostolorum et nrnarfyrum tfttra apsidem frtchora sub 
altaria sacratis zu verstehen, nicht wie Augusti 11. S. 164. 

„Der ganze Eaum ausser der gewölbten Nische (Apsis, concha) wird 
bei hoher und cassettirter Decke auf beiden Seiten durch paarweise 
(zwillingsgleiche, geminis) Hallen erweitert, durchweiche also eine doppelte 
Reihung der Säulen vermittelst einzelner Bogen bestimmt wird." Dieses 
quibus duplex ordo columnarum per singulos arcus^ sowie jenes gewinia 
porticibibs liesse sich auch so deuten, dass die Säulen, wie in S. Constanza 
und Nocera dei Pagani, paarweise in der Mauerstärke zusammenstanden 
und darüber sich der einfache Bogen wölbte. Damit aber lässt sich die 
folgende Stelle nicht vereinbaren, welche sowohl Augusti S. 165 als 
Zestermann S. 148 nicht so wiedergeben, wie ich als Architekt mich ent- 
schliessen muss, sie aufeufassen. Cubicula intra porticus quaterna longis 
bdsilicae lateribus ^/^Ä6r^a übersetze ich nämlich: „die je vier zwischen die- 
sen Portiken auf den Langseiten der Basilika enthaltenen Räume, d. h. 
kurz, die vier Seitenschiffe, gewähren Raum zum Einzelgebet, zum 
Nachdenken über Gottes Gebote und zum Begraben.'* 

„Auf den Vorderseiten der Thürstürze jedes Schiffes steht ein Doppel- 
vers {Umm ist nicht blos Schwelle, sondern auch Sturz), die ich dir 
nicht sende, wohl aber die über den Eingängen der Basilika selbst (des 
Hauptschiffes)." (Folgen anderweite Thürinschriften.) 

Cap. Xni. „Die Vorderseite der Kirche aber geht nicht wie es ge- 
bräuchlicher ist, nach Osten {prospectua vero basüicae non ut usitatior 
mos est Orientem spectat) ^ sondern nach dem Grabmal des Felix" etc. 



45 

Diese Stelle ist sehr wichtig, wie wir weiter unten sehen werden. „Da 
aber die innerhalb ihres geräumigen Umfanges gebogene Apsis zur Rech- 
ten und zur Linken durch zwei kleine Nischen erweitert wird, so dient 
die eine derselben zur Eucharistie, die andere zum Gebet und Leetüre 
in heiUgen Büchern. Das dem Altar gegenüberstehende Ende des Mittel- 
schiffes, das also nach dem Grab hin gerichtet ist, ist in drei gleichen 
Bogen geöffnet, durch welche, indem sie blos mit einem durchleuchten- 
den Gitter versehen sind, (gewissermassen) die Dächer und Räume beider 
Basiliken verbunden werden. Da das Gemäuer der Apsis eines gewissen 
Grabmals den alten vom neuen Baue abhielt, so wurden in der Seiten- 
wand der alten Kirche ebensoviel Thüren durchgebrochen, als die neue 
hatte, und dadurch gleichsam ein dreifacher, gegenseitiger Einblick ge- 
währt." (Folgen wiederum Inschriften.) etc. Diese 3 Bogen können sich 
recht wohl mit der Zahl von fünf Schiffen vertragen (cf. Zesterm. S. 147). 
Beispiele solcher Anordnung sind gar nicht selten. 

Cap. XV. „Innerhalb des Gitters aber, durch welches dieser Zwischen- 
raum, der früher die Kirchen trennte, nun verbunden wird, ist folgende 
Inschrift" (auch hier ist eben nur gleichnissweise von einer Verbindung 
die Rede). Vervollständigt wird diese Beschreibung des Neubaues durch 
die Nachrichten von den Reparaturen an den älteren Basiliken, die in 
Poem, natal. Felic. XXIV. 333 ff. enthalten sind. Ausser Deckenverzierun- 
gen, Kronleuchtern, Malereien, ausser den drei in die Seitenwand einge- 
brochenen Durchsichten nach dem neuen Gebäude hiaüber wird hier eine 
ErsetzTÄig der Pfeüer durch Säulen erwähnt, das Einbrechen von zweiflügli- 
gen Thüren, Erbauung von Portiken und zweistöckigen Zellenreihen als 
Herbergen fiir die Wallfahrer. Femer erfahren wir von der grossen An- 
zahl der Brunnen und Cistemen, von deren Verzierungen, von einer gros- 
sen Anzahl theils biblischer, theils symbolischer Gemälde etc. etc. 

Ob Reste dieser Bauten in dem jetzt 9000 Seelen zählenden Nola 
sind, weiss man nicht genau, vielleicht ist eine jener drei kleinen Ba- 
siliken die Capelle , welche in Cimitile bei Nola (aus coemeterio) an den 
linken Kreuzarm der Hauptkirche stösst. Es ist ein einfaches Quadrat mit 
flacher Decke und Spuren einer Apsis an der einen Wand, mit einer 
Krypta (s. Mitthlgn. 1860. S. 224). 

Doch muss ich hier noch eines Irrthumes gedenken, durch den 
Augusti(Bd.n.S. l71)inZweifelüber die Anzahl der Kirchenkommt, weilin 
Poem. XVni. V. 179 ff. gesagt wird: bdsilicas per quinque sacri spadosa 
sepulcri atria diffundens quorum fastigia longe adspectata instar magnae 
dant vtsibus urhis. Nun übersetze ich das aber: „Durch die fünf geräumi- 
gen Höfe des Grabes die Basiliken vertheilend, deren Giebel von weitem 



J6 

gesehen den Anblick einer Stadt boten", und meine, man kann recht wohl 
vier Basiliken und fiinf Höfe annehmen. 

§ 2. Um dieselbe Zeit Uess Paulinus eine Basilika in Fondi bauen. 
Auch diese beschreibt er in demselben, Briefe an S. S. Zuvörderst gesteht 
er ein, dass er nicht wisse, ob er Apsis, Absida oder Apside schreiben 
soll, da er über den Ursprung (oder das Geschlecht) des Wortes nicht 
gelesen habe (nicht wie Augusti schreibt: ein Wort dieser Art; es heisst 
im Text: hoc verhi genus). Eine nähere Beschreibung folgt leider nicht, 
vielmehr nur eine ziemlich unklare und kurze Schilderung. Auch 
Reste sind kaum nachzuweisen ; doch habe ich in der Kathedrale von 
Fondi eine von vier Säulen getragene Kanzel gesehen, die recht wohl 
von dem Bau des Paulinus herrühren kann; die Säulenfiisse stehen auf 
Löwen xmd tragen ganz das Gepräge jener Zeit. 
Eigene Notizen. 

§ 3. Nilus, der ehemaUge Statthalter von Constantinopel, dann Mönch 
auf dem Sinai, t 450, wurde von einem vornehmen imd reichen Manne 
4m seine Meinung über ein Bauprojekt zu einem Martyrium gefragt; er 
wollte nämUch im Sanctuarium (legateiov) Bilder Christi und der Mär- 
tyrer aufstellen, die Wände mit symboUschen Gemälden schmücken. Das 
Schiff, als Gemeindeversammlungsplatz {xoivog ohog) , sollte mit mannich- 
fachen Gypsbildem ausgeschmückt werden; auf der Vorhalle sollten tau- 
send Kreuze, mit Vögeln, Vierfiisslern, Insecten und Pflanzen besetzt, ange- 
bracht werden etc. Nilus sagt in seiner Antwort : es sei albern und kindisch, 
durch solche Dinge das Auge des Beschauers umherschweifen ^ lassen, 
aber würdig und angemessen im Sanctuarium gegen Osten ein Kreuz 
aufzustellen, denn nur ein Kreuz bringe dem Menschen Heil etc. Auch 
sei es angemessen, den inneren Raum mit Darstellungen aus der Ge- 
schichte des alten und neuen Bundes durch die Hand eines ausgezeich- 
neten Malers von allen Seiten (ßvdsp xal svdev) zu besetzen, damit diejeni- 
gen, welche nicht lesen können etc. Für die in mehrere Gemächer ab- 
getheilte Vorhalle aber reiche es hin, wenn jedes derselben einzeln mit 
dem herrlichen Kreuz geschmückt werde. Schoi^ Paulinus von Nola 
redet von Umgebimg des Kreuzes mit Tauben etc. Solche symbolische 
Thiere müssen wir auch hier vermuthen. 
Augusti, Beiträge. Bd. E. S. 89, 

§ 4. ApoUinaris Sidonius, 430 in Lyon geboren, wurde 471 Bischot 
von Clermont in der Auvergne {Ärvernorum episcopus), schildert in 
Epist. Üb. n. cap. X. (Orthod. p. 506) die von Bischof Patiens zu Lyon 
gebaute Kirche. Augusti H. S. 143 giebt den Urtext , ich gebe blos einen 
Auszug in Folgendem: 



Li 



47 

Die Kirche ist mit der Front nach Osteiv gerichtet, dahin nämlich, 
wo die Sonne zur Tag- und Nachtgleiche aufgeht {ortum j^rospicit aequi- 
noctialem\ also mit dem Altar nach Westen, so dass das Sonnenlicht zur 
Thür hineinscheint und an der yergoldeten Cassettendecke spielt, die 
Decke, den Boden, die Fenster durchirrt etc. Ein dreifacher Porticus 
ist angeordnet, d. h. die Kirche ist dreischiffig; in derselben Form, aber 
kleiner, umschliessen die zweiten Portiken den Hof, das Atrium. Die 
dreifache Halle war von aquitanischen Marmor ausgeföhrt, und wird mit 
einem Säulenwald yerglichen; auch von der Verzierung mit Edelsteinen 
ist die Rede. 

§ 5. Die von Bischof Perpetuus in Tours um 480 erbauten Kirchen 
gehören auch hierher. Gregor von Tours beschreibt sie in seiner Hist. 
Franc, ed. Par. lib. H. cap. 14. p. 281. „Perpetuus fand, als er Bischof 
geworden war, die kleine Zelle (cellulam) über dem Grab des heiligen 
Martinus zu klein und unwürdig der Wunder, die an diesem Grabe ge- 
schahen. Deshalb baute er da eine Kirche, die bis heute (um 590; sie 
war zwar inzwischen abgebrannt, aber nach hb. X. cap. 31 hatte sie 
Gregor genau nach den Besten wieder aufgebaut, auch ein Baptisterium 
hinzugefögt) besteht. Sie liegt böO Schritt von der Stadt, ist 160 (nach 
Andern 155) Fuss lang und 60 Fuss breit, bis zur Decke 45 Fuss hoch. 
Im Hochbau (hohe Chor, Altarraum, Altarium) hat sie 32, im Schiff 
{capsum, cassum) 20 Fenster und 41 Säulen. Im ganzen Gebäude sind 52 
Fenster, 120 Säulen, acht Thüren, drei im Altarplatz, fünf im Schiff. — 
Und weil die Decke der früheren Zelle elegant gearbeitet war, hielt es 
der Priester für unwürdig, dass diese Arbeiten verloren gehen sollten, 
sondern baute eine andere Basilika zu Ehren der Apostel Petrus und 
Paulus, in deren Decke er sie anbrachte. Er baute auch noch viele 
andere Basiliken,' welche bis heute im Namen Christi stehen." 

NB. Für Decke ist hier camera gebraucht, woraus Augusti schliessen 
zu müssen glaubt, dass die Decke gewölbt oder gewölbförmig war. 
Aber dass unter camera etwas Hölzernes gemeint ist, geht schon aus dem 
Transport der alten camera hervor, selbst wenn nicht Plinius, Vitruv u. A. 
das Wort auch für hölzerne Constructionen anwendeten. 

In derUebersetzüng von altarium und capsum bin ich zwar Ruinant, 
Sirmond und Mabillon getolgt (vgl. Augusti 11. S. 168), nach meinen tech- 
nischen Ansichten und nach der ganzen Ausdrucksweise Gregors würde 
ich aber gerade umgekehrt altarium mit Hochhaus, Hauptschiff, und 
capsum mit Schatzkästlein, Altarplatz übersetzt haben, wenn nicht die 
Anzahl der Thüren für jene Uebersetzung spräche, namentlich wenn 
man die Beschreibung mit dem Grundriss der jetzigen, im 12. Jahrhun- 



__ 48 

dert begonnenen Kirche S. Martin in Tours vergleicht, die möglicher 
Weise auf dem Fundamente der Gregorianischen steht Diese jetzige 
Kirche nun hat fünf Schiffe in 10 Jochen, folglich, wenn man nur im 
Mittelschiff Fenster annimmt, hatte die alte bei 10 Jochen in 5 Schiffen 
20 Fenster im Mittelschiff und 40 Säulen, die 41. Säule stand vielleicht 
in der Mitte der vorderen Seite des Schiffes, in der Narthexwand, etwa 
wie in Wechselburg. Die fünf Thüren entsprachen dann den fünf Schiffen. 
Hinter die Schiffe legte sich einKreuzschifl^ aber nach meiner Vermuthung 
und den in den jetzigen Grundriss eingetragenen Maassen kein östlicher 
Kreuzarm, sondern blos 3 Konchen; auf die Mittelkonche 6, auf die Sei- 
tenkonchen je 3 Fenster gerechnet, bleiben 10 für jeden Arm des Quer- 
schiffes-, davon je 2 auf die noch jetzt zweitheiUgen Giebel, 4 auf jede 
Langseite des Querschiffarmes-, 1 Thüre auf jeden Querschiffgiebel und 
1 Thür nach der jedenfalls irgendwo ohne organischen Zusammenliang 
angesetzten Sakristei. Die Ausgabe von Guadet und Tarraune, Paris, 
Renouard, 1836, die Augusti S. 162 anführt, habe ich mir leider nicht 
verschaffen können. ^ 

Perpetuus bat den (488 verstorbenen) Apollinaris Sidonius nach Voll- 
endung des Baues um eine Inschrift, welche uns erhalten ist (vgl. Augusti, 
Beiträge 11. S.144). Sie sagt von Perpetuus: „Er, der das innerste Innere 
erhöhte des neuen Heiligthums, und weite Dächer erhob über das äussere 
Haus, und es wuchs zumal unter dem spendenden wackeren Beschützer 
der Tempel an Räumen, im Stand sich mit Salomos Tempel zu messen, 
der doch das siebente war unter den Wundem der Welt, denn wenn dieser 
von Gemmen, Gold und Silber glänzte, wird jener von ununterbrochenem 
metallenem Gewebe durchzogen" etc. Und dieses prahlerische Gedicht 
wurde an der Apsis angebracht! 

§ 6. Den letzten Jahren des Jahrhunderts allerdings erst gehörten 
die nun noch zu erwähnenden Bauten an, da sie aber das Eindringen 
eines neuen Elementes zeigen, sind sie geeignet, als Beweis fiir die Richtig- 
keit der Wahl des Zeitpunktes zu dienen, den wir als Abschluss unserer 
Untersuchung angenommen haben. Gregor erzählt nämlich in seiner 
Hist. Franc, hb. 11. cap. XV, dass zu derselben Zeit (zur Zeit des Perpe- 
tuus) Euphronius, Presbyter in Antun (Atigtcstoduntmi) ^ eine Basilika zu 
Ehren des S. Symphorian erbaut habe; femer Cap. XVI, dass der Bischof 
Namatius inClermont eine Kirche gebaut habe, welche 590 für die älteste 
der Stadt galt. Sie war 155 Fuss lang, 60 Fuss breit, im Schiff bis zur 
Decke 50 Fuss hoch, vor sich hatte sie eine runde Apsis und an beiden 
Seiten Querschiffe (ascellas, abzuleiten von ascia^ weil dadurch der Grund- 
riss etwas hammerähnhches bekam), elegant ausgeführt, so dass das Ge- 



<• 49 

bände Kreuzform erhielt. Die Kirche hatte 40 Fenster, 70 Säulen, 
SThüren. Die Wände am Altarplatz waren mit Täfelwerk {opus sarsuriurrij 
nach Augusti Bd. 11. von sarcire abgeleitet, könnte aber auch mit sar- 
turium identisch sein und gegrabene Arbeit heissen) aus verschiedenen 
Marmorarten verziert. Hier haben wir also schon ein Kreuz, wie in der 
Geburtskirche zu Betlehem, mit langem Stanmi, Querarmen, kurzem 
Haupt und Kreuzungskuppel. 

Noch zu bemerken sind die abweichenden Lesarten für ascelldSy bei 
Meursius astellas, in der Pariser Ausgabe abscelids, die aber am Siim 
nichts ändern. 

Weniger wichtig ist die in Cap. XVH. folgende Nachricht, dass die 
Frau des Namantius eine Bjrche S. Stephan bei Clermont baute *), und 
die im hb. X. cap. ult. gegebene Recapitulation von Kirchenbauten für 
unsem Zweck, da hier keine eigentlichen Beschreibungen gegeben sind. 
Dasselbe gilt von üb. V. cap. 46, wo erzählt wird, dass Agraecula in Cha- 
lons sur Saone eine reich mit Säulen, Marmor und Mosaik verzierte Kirche 
baute; ferner Üb. VI. cap. 10, dass die Soldaten die Cancellen der Apsis 
benutzten, um das Fenster zu ersteigen (in S. Martin in Tours). 

Von noch zum Theil erhaltenen Kirchen dieser Zeit in Frankreich 
sind zu erwähnen; Die Krypta in S. Gervais in Ronen, S. Germain des 
Pres, von Fortunat erwähnt, Saint Eusebe bei Gennes und Saint Pierre 
in Maus. Eine Untersuchung derselben wäre zu wünschen. 

Ebenso wie uns hier die Nachrichten fehlen, ebenso wie obige Stellen 
ungenügend für Bildung einer Anschauung sind, so giebt uns auch die bei 
Augusti B. n. S. 110 gegebene Stelle de Gloria Mart, lib. I. cap. 65 keine 
Auskunft über die Anordnung des Gebäudes selbst. 

Aus: de gloria Confessorum cap. 37 (Augusti S. 177, geht hervor, 
dass der Bischof damals nicht mehr von der Kathedra aus predigte. 

In Sanct. Paul. Nol. ep. lib. HI. Ep. H. ed. Basil. p. 188, im Brief 
an den Bischof Alethius redet er von der Peterskirche in Rom 5 daraus er- 
wähnen wir hier nur, dass er auch hier äie fünf Schiffe so andeutet: vel 
qud sub eadern mole tectorum geminis utrinque porticibv^ laier a diffun- 
diu Von den die Peterskirche umgebenden Gebäuden aus dem 5. Jahr- 
hundert wäre noch zu erwähnen: S. Steffano maggiore nach Südwesten 
und minore nach Süden orientirt, beide Sschifßge Basiliken ohne Quer- 
schiff mit einer Apsis. 

§ 7. Um auch von noch stehenden Gebäuden Italiens und des Orients 

*) Diese Kirche steht noch und heisst seit dem 15. Jahrhundert S. Eutrope , ge- 
hört jetzt zu dem Dorf Sainte Allyre bei Clermont. Näheres über die Form zu er- 
fahren, war mir unmöglich. 

Mothed. Batiiliktin. 4 



50 

einige aus dieser Zeit zu schildern, fehlt es leider in Folge vielfacher 
Umbauten an genügendem Material. 

In Italien wäre zu erwähnen: S. Agata ulla Suburra in Born, S. Bi- 
biana daselbst (468 — 483), beide sehr einfach, doch modemisirt. Apsis 
im Osten, ohne Querschiff. 

S. Teodoro oder S. Spirito und S. Martino in Coelo aureo , jetzt S. 
Appollinare nuovo, beide in Ravenna (493 — 510), mit drei Apsiden und 
einem Quadrat vor der mittelsten, also Querschiff, aber ohne Ausladung, 
übrigens wie die andern ravennatischen Kirchen disppnirt. Die Johannis- 
kirche zu Ephesus und der zweite Bau der Apostelkirche in Constanti- 
nopel waren schon Kreuzbauten, die andern Justinianischen Bauten sind 
bekanntlich aUe Centralbauten. S. AppoUinare in Classe bei Ravenna, 
der Dom zu Parenzo etc. sind Basiliken mit drei Apsiden ohne Querschiff. 



* FÜNFTES CAPITEL. 

Znsammenstellnng der Ergebnisse der vorigen Gapitel. 

§ 1. Die beste Grundlage für eine Erforschung des Entwicklungs- 
gangs, den die Disposition und Einrichtung der Basiliken genommen hat, 
dürfte eine chronologische Zusammenstellung der in vorigen Capiteln 
durchgegangenen Basüiken sein; ich habe eine solche, soweit dies eben 
die Nachrichten ermöglichen und soweit fiir die Kirchen, über welche voll- 
ständige Nachrichten fehlen, gegründete Vermuthungen zu fassen sind, auf 
beiliegender Tabelle zu geben versucht. Schon ein Blick auf diese Tabelle 
wird einigermassen die Entwicklung anschaulich machen, die wir nun in 
ihren Specialitäten zu betrachten haben. Bei der Analyse der Tabelle linden 
wir zunächst Folgendes: Von den aufgefiihrten 55 Bauten sind blos 2 Um- 
bauten, die übrigen Neubauten, von denen allerdings nur sehr wenige uns 
unverändert erhalten sind. Davon gehören 35 dem Abendlande, 18 dem 
Morgenlande an. Die übrigen Ergebnisse, unterstützt noch durch ander- 
weite Belege, haben wir in den folgenden §§ zu prüfen. 

§ 2. Aus der ersten Rubrik unsrer Tabelle ersehen wir, dass No. 6 
in einem antiken Gebäude, dem Sessorium, errichtet wurde, s. ob. S. 32; 
ebenso ist No. 9 als Einbau in ein heidnisches Gebäude zu betrachten, s. 
ob. S. 31. No. 23 wurde in die Basilica Sicinini eingebaut, s. ob. S. 33. 
No. 28 wurde auf Tempelruinen mit theilweiser Benutzung der Mauern 
gebaut, s. ob. S. 41. 

Ausser diesen 4 ist allerdings bei keiner der aufgeführten Basili- 



^51 

ken die Benutzung antiker Gebäude nachzuweisen. Dennoch war diese 
nicht so selten. Nur einige Beispiele seien hier aufgeführt. 

In Cordova stand die Basilika S. Georg, die dann der Moschee wei- 
chen musste , auf der Stelle eines Janustempels , dessen Mauern 
bei dem Bau der Kirche geradezu benutzt wurden; der Tempel 
war zufällig genaiji im Geburtsjahr Christi gebaut. Die Basilika 
war arianisch. 

Lit.: ßamirez y Las Gasas Deza Indicador cordobes. Cordoya 1847. 

In Rom: Pantheon, jetzt S. Maria della Rotonda. S. Weing. S. 49. 
T. Maria del Sole ist ein Rundtempel. Weing. S. 49. 
Tempio del Dio Rediculo bei der Egeriagrotte, 
Tempio delle Camoene, genannt die Caflfarella, jetzt S. ürbano. 
S. Andrea in Barbara» durch Piper als Tempel nachgewiesen. 
S. Maria in Carcere s. Kugler c. W. I. S. 302. 
S. Maria in Cosmedin s. Weing. S. 49. 
Oratorio S. Equitio, jetzt S. Sylvestro ) 

S. Martine aä Monti und ^^^ "^ ^^^ Thermen des 

S.Prassede * ( N^^^*^^' 

S. FeUcitä (6. Jahrhundert) in den Thermen des Titus. 
S. Maria Egiziaca, im Tempel der Fortuna viriUs. 
Der Vestatempel in Tivoli enthält christliche Gemälde. 
Die Basilika des Constantin enthält christlichkirchUche Gemälde 
auf dieses Gebäude komme ich noch zurück. 

Antiochien: Benutzung des Tychaeon als Kirche S. Ignatius. 
PrivatbasiUka des Theophilus, s. S. 22. 

In Athen wur^e das Parthenon, der Theseustempel, und wird noch 
jetzt das choragische Monument des Thrasykles als Kirche be- 
nutzt. 

In Girgenti wurde der Cerestempel (n. And. Concordiatempel) zur 
Kirche eingerichtet, wird noch jetzt der Tempel des Zeus PoUeus 
als S. Maria dei Greci als Kirche benutzt und zwar ist auf die 
einfachste Art der Welt aus diesem Dipteros mittelst Zumauerung 
der äussersten Säulenreihe und Durchbrechung der Cellawände 
zu Pfeilerstellungen eine fiinfschiffige Basilika geschaffen worden. 

In Syracus ist die CathedraleS. Maria delle Colonne ein griechischer 
Minervatempel. 

In Spalatro ist der Jupitertempel zur Kirche eingerichtet. 

Diese wenigen Angaben genügen schon vollständig, um zu beweisen, 
dass die Christen es nicht verschmähten, antike Gebäude aller 
Art, Tempel, Privathäuser und öffentliche Gebäude, zu Cult- 



52 

zwecken zu benutzen, dafem die Räume sich nur in irgend einer 
Weise brauchbar zeigten. 

§ 3. Aus der zweiten Rubrik geht hervor, dass fe^t alle Basiliken, 
deren Orientirung wir kennen, mit alleiniger Ausnahme des Doms zu Trier, 
von dem es bekanntlich noch ziemlich unsicher ist, ob er von vom herein 
eine Basilika war, bis in die Zeit um 420 nach Westen orientirt 
sind. Nr. 23 mag nur ausUngenauigkeit eine, auch ziemUch imbedeutende 
Abweichung machen. No. 29 ist ausdrücklich von Paulinus entschuldigt. 
Dass diese Orientirung von Ost nach West, deutUcher gesagt die Aufstel- 
lung des Altars am Westende der Kirche, nicht blos als Ausnahme, wie 
Kreuser c. W. S. 42 ff., Kugler c. W. S. 354 wollen, sondern als Regel galt, 
haben schon 1847 Zestennann S. 133, 1858 Weingärtner S. 70 ff. imd 
Laib ü. Schwarz S. 6 ff. nachgewiesen. Auch ich habe bereits auf S. 13 u. 
14, femer S. 37, 38, 44, 47, etc. Belegstellen beigebracht, muss aber doch 
hier noch einige anführen, namenthch um die von Augusti B. 11. 143. ge- 
gebene und von Weingärtner S. 71 adoptirte Deutung zu widerlegen. 
Beide schliessen allerdings aus ihrer Deutimg das Richtige, aber nur 
wieder durch einen zweiten Missverstand. Es wird im Apoll. Sidonius 
gesagt (in Bezug auf die Kirche in Lyon, s. Seite 46 ff.): Aedes . . . arce 
frontis ortum prospicit aequinocttalem. Hier deutet nun Aug. ortus ae- 
quinocHalis als occasits und schliesst daraus, dass die Kirche nach 
Westen gerichtet gewesen sei; das verstehe ich in der That nicht. Denn 
wenn die Kirche arcefrontis, d. h. ihit der Burg oder Veste ihrer Stirn, 
d. h. also mit der Vorderfront nach Westen zeigte, wäre sie ja eben öst- 
Uch orientirt. 

Die von Weingärtner S. 71. No. 2 angeführten Stellen beziehen sich 
alle nicht auf die Richtung des Kirchengebäudes, sondern theils auf die 
der Betenden, theüs auf die der Altarfront. So spricht Sokrate^H. Eccl. 
V. 22. nicht von oiHog, sondern von ^aiaari^Qiov, welches in Antiochien 
„verkehrter Weise" nach Westen bhcke, Walaf. Strab. sagt de reb. ec- 
cles. 4: sed tarnen usus frequentier et rationi vicinior habet in Orientem 
orantes converti et pluritaiem tnaximafn ecclesiarum eo tenore constitui, 
Kreuser S. 42. Not. 3. führt eine Stelle Pellicia. Polit. Christ. Jl. 2iTii con- 
versi ad orientem r espicimus et adoramus fadem Christi crucifiod, aber 
diess gehört ja in viel spätere Zeit. Die Stelle Tertullian. Apolog. c. XVI. 
nos ad Orientem precari bezieht sich eben auch nur auf die Stellung der 
Betenden, nicht des Gebäudes; die Stelle Adv. Valentinian. cap. IQ, aber: 
nostra^ columhae domus simplex in editis semper et apertis et ad lucem] 
amat figura Spiritus Sancti Orientem Christi ßguram , spricht eher für 
die Orientirung nach Westen, als nach Osten. Die aufgehängte Taube 



j 



53 

über dem Altar, das Ciborium (s. Ereuser S. 75) schaute stets nach dem 
Eingang der Kirche hin, dieser also lag im Osten. 

Augustinus (de Sermone Domini in monte ü. 5., § 18,) sagt: cum ad 
orationem stamus, ad Orientem conver tim u r. 

Diess alles spricht däfiir, dass die Betenden sich umdrehen muss- 
ten, um nach Osten zu beten, dass also die Kirche nach Westen gerich- 
tet war. 

Für meine Auslegung des ortus aequinoctialts als Osten, d. h. als 
AufgangssteUe der Sonne zur Tag- und Nachtgleiche sprechen viele Stellen 
späterer Schriftsteller, aus der Zeit, wo die östliche Orientirung bereits 
zweifellos fest stand, nachdem sie durch die Constit. Apostel. II. 57. (s. 
Kreuser S. 43. Note 4. und Zestermann S. 154. Anmerk. 395) sanctionirt 
worden war. 

Solche Stellen sind : Isidor Orig. XV. 4. S. (Kreuser S. 44. Note 3) u. 
Durandus Ration. I. 1. num. 8. (Kreuser S. 45. Note 9. u. S, 46. Note 4.) 

Doch kehren wir wieder zur Betrachtung der ThatsacKen'zurück^ so 
finden wir auf unsrer Tabelle von 420 ab die östüche Richtung des Altar- 
endes vorherrschend, aber doch nicht ganz consequent. Die Orientirung 
von No. 37. und 38. freilich war beeinflusst durch locale Verhältnisse; 
ebenso No. 49, die neben der alten ebenfalls nach Westen orientirten Kirche 
erbaut wurde. No. 44. aber, die Lyoner Kirche, kann nur als Zeichen da- 
für angesehen werden, dass damals die Constitutionen in Bezug auf diesen 
Punkt noch nicht feststanden und sich daher in einzelnen Provinzen der 
alte Gebrauch noch erhalten konnte. 

§ 4. Aus der dritten Rubrik sehen wir, dass die weitaus über- 
wiegende Mehrzahl der Basiliken mit Nischenbauten versehen war. 
Nur bei 6 von 53 Neubauten ist es zweifelhaft. Freilich erschienen 
diese Nischen nicht zu Anfang gleich in der ausgebildeten Apsis- 
form, aber nur No. 9. hat eine viereckige, bei No. 3, 5, 6, 7, 9, 11 u. 
12. sind sie eingebaut, bei allen übrigen ausgebaut. Bei No. 11. ist die 
zweite eigentüch weniger Apsis als Portalausweitung. Bei No. 3. ist die 
zweite später eingebaut und so haben wir denn bis zum Jahr 400 eigent- 
Uch stets nur eine Apsis, denn die Endung des Querschiflfs inExedren 
bei der Kirche von Tyrus hat mit der Apsis in ihrer rituellen Bedeutung 
ebensowenig zu thun, als in künstlerischer, da hier nur von der Culmina- 
tion des Grundrisses, nicht von seitUcher Veränderung desselben die Rede 
sein kann. Von da an beginnen Schwankungen in der Zahl und Gestalt 
der Apsiden, bald stehen 3 oder 5 nebeneinander, wie bei No. 28, 33, 34, 
39, 41, 47, 51, 53, 54, bald werden ihre Wände in das Schiff hinein ver- 
längert, wie bei No. 34, 35, 36, 40, 41, 47, bald nach Osten hinausgescho- 



_ M 

ben, um so einen grossem Altarplatz zu erzielen, wie bei No. 48, 63 und 

Otc. ©LC« 

Etwaige Einstellung von Säulen in die Apsis, wie bei No. 11, 18, 28, 
41, 48. etc. oder Anbringung von Seitennischen in derselben wie bei No. 
12, 29, 49. etc. sind blos decorativer Natur, obgleich sie später bei sol- 
cher Ausdehnung, wie bei No. 29, jedenfalls vielfach dazu beitrugen, die 
Ausbildung der Chorbauten und Kapellenkränze im Mittelalter zu fordern. 

Die vierte Rubrik zeigt eigentUch nur, dass selbst bei den Kirchen, 
wo die Apsis nicht ausgebaut war, dieselbe doch innerlich einen eben 
solchen Eindruck machte, als wenn sie ausgebaut sei, denn die Räume, 
die durch das Einbauen neten oder hinter ihr sich bildeten, waren naeist 
geschlossen. 

Femer sehen wir aus beiden Rubriken, dass erst von 400 an ^ 
mehr als einem Altar organischer Platz zur Aufstellung da war. 

§ 5. Aus der fünften Rubrik geht zunächst hervor, dass Grabkirchen, 
d. h. solche, die nicht blos wie alle christlichen Kirchen ein Märtyrergrab 
enthielten, sondern besonders und hauptsächhch zurVerherrHchung eines 
solchen gebaut wurden, kein Presbyterium hatten, vergl. No. 18, 24, 29, 
30, 40, 43, 47, 48, 49., woraus man, zugleich auf der Natur der Sache fas- 
send, vielleicht den Schluss ziehen kann, dass ein Presbyterium 
nicht als wesentlicher Bestandtheil einer Basilika anzusehen 
ist, sondern blos denjenigen zukommt, deren GeistUche die Angelegen- 
heiten einer fest bestehenden Gemeinde zugleich zu verwalten hatten. 

§ 6. Halten wir aber die fünfte mit der sechsten Rubrik zusammen, 
so erkennen wir zunächst, dass, wo ein Presbyterium vorhanden war, der 
Altar immer etwas aus derKonche vorgeschoben wurde. Der Augenschein 
an Ort und Stelle in solchen Gebäuden lehrt, dass diess wegen des Rau- 
mes eben nur dann nöthig war, wenn der Altar von der Rückseite bedient 
wurde. 

Diess geschah also, indem der celebrirende Priester oder Bischof von 
seinem Sitz im Westen herabstieg, nach Osten vorschritt und so, mit nach 
Osten, nach der Gemeinde gerichtetem Antlitz, celebrirte. Diess zur tech- 
nischen Bestätigimg des von Weingärtner S. 71 flf. Nachgewiesenen und 
zur Widerlegung des bei Augusti I. § 20. S. 26 u. 27, bei Messmer S. 17. 
Anm. 3. Gesagten. Letzterer war S. 58 schon auf dem Wege zur Wahr- 
heit, irrte aber in der Anmerkung 3 wieder davon ab, wahrscheinlich weil 
er, ohne nachzusuchen, angenommen hat, dass alle Kirchen mit der Altar- 
seite nach Osten zu ständen. Thiers les principaux autels p. 73 citirt die 
Rubrik eines Missale ; st aüare sit ad Orient em versus 'populum^ celebrans 
versa facie ad populum non verttt humeros ad altare. 



^5 

Die Einrichtung des Presbyteriums ist fast überall dieselbe: amphi- 
theatralisch aufsteigende Sitze ziehen sich in der Apsis umher, in der 
Mitte, im Scheitel des Halbkreises, ist der Bischofsitz angebracht, etwas 
höher wie die andern, gewöhnlich 1 1 Stufen über der Area der Apsis, die 
wiederum nebst dem eigentlichen Altarplatz um mehre Stufen über dem 
Schiff erhöht lag und deshalb Tribüne, später hoher Chor heisst, wie 
früher, bei den Griechen und Römern die zu ähnlichem Zweck dienende 
Erhöhimg ßr^f^a, ßa&gov, ti^ibunal, 

S. darüber Weingärtner S. 104, 110—115. Messmer 52 — 54 und 
Zestermann S. 153, welche die Erklärung bei Kreuser I. 87 ff. schon voll- 
ständig widerlegt haben. Nur eins möchte ich bei dieser Gelegenheit be- 
merken : aM)ig, Hapsis, Apsis, Konche und Bathron sind Ausdrücke tech- 
nischen Ursprungs. Für erstes kommt daher mit allem Recht auch 
Hemisphärion, und soweit es ein Ausbau war, Exedra, in Anwendung, 
welches Wort zwar an sich nur soviel wie unser „Ausbau" sagen will, 
auch, z. B. an den Bädern von Pompeji, auf rechtwinkeUge Räume ange- 
wendet vorkommen kann, aber doch meist auf halbrunde Räume sich an- 
gewendet findet, wie diess Messmer S. 25 sagt, obgleich ich nicht mit 
Weingärtner übereinstimmen kann, wenn dieser S. 33. Oecus und 
Exedra als gleichbedeutend braucht. Exedra ist ein an einen andern 
Raum angebauter gegen diesen hin offener Raum, oecus ist ein allseitig 
oder fast allseitig umschlossener hausähnlicher Raum, eigentüch die 
durch ein Haus erzeugte Abtrennung und Umschhessung eines Theils des 
unendlichen Raums. 

Im Deutschen heisst Apsis soviel wie Kring, eigentlich C-ring, d. h. 
Cförmiger, halbkreisförmiger Ring, halbkreisförmig umschlossener und 
ebenso überdeckter Raum, Nische; Konche aber heisst: muschelförmige 
Ueberdeckung eines solchen Raumes. 

Doch wieder zur Sache. Presbyterien sind in ziemlich grosser Zahl 
erhalten und zwar bis gegen das Jahr 1200 hin. Die schönsten Beispiele 
sind: S. Croce in Gerusalemme, S. Pietro in Vincoli, Dom von Parenzo, 
Dom von Grado, S. demente in Rom, Cathedrale von Torcello bei Vene- 
dig etc. 

§ 7. Die siebente Rubrik mit der sechsten zusammengehalten, zeigt, 
dass die Cancellen nur bis zu Gonstantin die Seitenschiffe ebenfalls ab- 
schnitten, später blos einen Theil des Mittelschiffs. Noch später erschei- 
nen sie als besondere isolirte ümhegung im Mittelschiff, wie in S. Maria 
in Cosmedin, S. demente, Cathedrale zu Torcello, in Cometo, Dom zu 
Barcellona etc. Während in der frühem Zeit und theilweise bis in's 



56 

12. Jahrhundert hinein 2 getrennte Ambonen*) sich finden, z.B. in S.Ma- 
ria in Cosmedin, S. demente, S. Marco in Venedig, Salemo, Cefalü, Mon- 
reale, finden sich anderweit schon zeitiger Kanzeln, z. B. in Torcello bei 
Venedig, in Toscanella, in Wechselburg in Sachsen, in Fondi, in Pistoja etc., 
ja oft Kanzeln und Ambonen, wenn auch nicht mehr vollständig, so doch 
theilweise nebeneinander in derselben Kirche. Dadurch wird das bestätigt, 
was ich schon S. 49 erwähnte, dass nämlich schon um 590 die Gewohnheit 
anfing abzukommen, die fiiiher in Bezug auf die Predigt herrschte, d. h. 
dass schon damals nicht mehr allgemein die Predigt vom Bischofestuhl aus 
gehalten wurde. Schon nach 550, was nicht mehf hierher gehört, wurden 
die Presbyterien seltener und gegen das Jahr 1200 'hin wurde es übUch, 
den Bischofsstuhl auf die Nordseite des hohen Chors zu stellen. Das älte- 
ste nachweisbare Presbyterium in der Konche ist in S. Groce in Gerusa- 
lemme und bei der Erbauung der Basilika zu Tyrus, sowie der Peters- 
Idrche, war es schon allgemein üblich, den Presbytern diesen Platz 
einzuräumen, während Eusebius noch vom Paulos von Antiochien, also 
aus dem Ende des 3. Jahrhunderts erzählt, dass dessen Versuch, sich 
einen erhöhten Platz in der Kirche zuzueignen, mit Entrüstung zurück- 
gewiesen worden sei. Die Entwicklung ging also auch in dieser Beziehung 
um 300 n. Chr. sehr schnell vor sich. 

§ 8. Die achte Rubrik zeigt uns , dass Querschifie im Anfang nicht 
vorkommen, später nicht sehr häufig; in unsrer Tabelle zeigen Querschiffe 
No. 6, 16, 17, 18, 19, 20, 25, 30, 32, 36, 39, 45, 46, 49, 50: also vor 320 
ist kein Querschiff bis jetzt authentisch nachgewiesen. 

Exedren an den Enden haben die Querschiffe bei 16, 17, 39, 50, 52. 
Sicher ist deren Vorhandensein nur bei 39, 50; die Kirchen 16, 17, 50 u. 
52 gehören dem Orient an. Diess leitet uns auf die Kreuzungskuppel 
Rubrik 9. Diese kommt vor bei den Kirchen 19, 32, 46, 49, 50, 51, sicher 
nachzuweisen nur bei den No. 32, 49, 51. Diese sind theils dem Orient 
angehörig, theils von demselben beeinflusst. Nun wissen wir aber (s. S 
36 u. 40), dass bereits im Laufe des 4. Jahrhunderts von Gregor v. Dio- 
coesaria und Constantin Centralbauten ausgeführt wurden, dass nament- 
UchJustinian viele ausführte und es ist also das Auftreten der Querschiffe 
schon, besonders aber das Auftreten der Kreuzungskuppel und der 
Exedren an den Quer schiffen orientalischem Einfluss zuzuschreiben 
und als fremdes Element im Basilikenbau zu betrachten. 



*) Während der westlichen Stellung der Kirche war die Nordseite die Epistel- 
seite, die Südseite die Evangelienseite; bei späterer Ümkehrung derOrientirung kehrte 
sich diess mit um. 



57 

§ 9. Rubrik 10 bestätigt den bereits oft aufgestellten, auch von uns 
mehrmals erwähnten Satzes, dass eine Kirche ohne Märtyrergrab oder 
mindestens Reliquiengrab als vollgültig geweiht nicht angesehen wurde, 
dass also ein solches Grab integrirender Bestandtheil der 
Kirche war, demnach besonders der Basilika. 
Vergl. Weingärtner S. 66. 74. 
Quast, c. W. S. 18—19. 

§ 10. Rubrik 11 der Tabelle betrifft die Anzahl der Schiffe. Es ist 
nirgends mit Sicherheit nachzuweisen, dass irgend eine einschiffige Kirche 
in den ersten 5 Jahrhunderten Basilika genannt worden sei. 

Die Kirche S. Andrea in Barbara, welche bis vor kurzer Zeit als 
Basilica Sicinini angesprochen wurde, hat Piper als Tempel nachge- 
wiesen und damit fällt die einzige Stelle, auf die man sich bisher 
berief. 

Anastas. Bibl., der in der vita S. Silvestri die Kirche Lorenzo fiiori 
als hasüica anspricht, die im Constantinischeni Bau ziemlich klein, 
aber dreischiffig war, nennt im Leben des Papstes Simplicius (Zest. 
S. 116) die Kirche S. Andrea in Barbara domus, nicht hasüica, 

S. Balbina in Rom, die Kinkel S. 74 als Basilika erwähnt, ist erst 
im 7. Jahrhundert erbaut. 

Selten waren einschiffige Kirchen gewiss nicht, aber sie gehören 
dann nicht unter die Gattung der BasiUken. 
Meine Meinung hierüber theilt auch Zestermann c. W. S. 133 und 
Messmer S. 17. 

Demnach wird wohl der Satz gerechtfertigt erscheinen: D er Innen - 
räum jeder Basilika war in eine ungerade Zahl von Schiffen 
getheilt. 

§ 11. Die zwölfte Rubrik giebt Aufschluss über Zahl und Stellung 
der Eingänge. 

Bei No. 3, 5 u. 24 finden wir die Thüren seitwärts, bei den andern 
der Konche gegenüber, aber in unbestimmter Zahl. Daraus kann man 
wohl, da Stellen in Bezug hierauf schwer aufzufinden sein dürften, ohne 
Weiteres schliessen: So lange der Basilikenbau nicht entwickelt war oder 
wo es locale Umstände durchaus nicht anders erlaubten, brachte man die 
Thüren seitwärts ein, sonst aber galt es von circa 300 an als Regel, 
dem Altar gegenüber, auf der Westseite Thüren in ungerader 
Anzahl anzubringen. 

§ 12. Was nun Rubrik 13 und 14 betrifflb, so sehen wir, dass über- 
wiegend die meisten dreischiffigen Basiliken Säulen hatten, die fünfschif- 
figen sehr häufig im Mittelschiff Säulen, in den Seitenschiffen Pfeiler, 



58 

"V 

feraer dass diese Träger im Occident bis circa 370 fast durchgängig, im 
Orient meist, beiderseits soweit es das Vorhandensein von Material gestat- 
tete, durch gerades Gebälk verbunden wurden. Ausnahmen sind nur die 
Kirchen No. 5, 9, 12, 13 und 19, und davon gehört nur 19 dem Occident 
an, ist aber noch nicht vollständig nachgewiesen. Vom Jahr 380 an herr- 
schen die Bogen vor; von spätem Kirchen sind mit geradem Gebälk auf- 
zuweisen nur No. 41, 42, 52 u. 55. Bei 41 ist die Zeit der Erbauung noch 
nicht sicher nachgewiesen; 42 u. 52 gehören dem Orient an, liegen also 
ausser dem Bereich der ruhigen Entwicklung oder wenigstens im Bereich 
einer auf anderes Ziel hinsteuernden Entwicklung. 

Man kann also auch hier ohne zu grosse Willkühr behaupten: Bis 
gegen das Jahr 370 hin findet sich die Stützung der Schiff- 
scheidemauern durch Architrave, von da an durch Bogen 
bewerkstelligt. Am liebsten vewandte man zu diesen Stützen Säulen 
und nur wo weder vorhandene Säulen, noch Material zu solchen zu Ge- 
bote standen, mauerte man Pfeiler aul. 

§ 13. Rubrik 15. Emporen finden sich bei No. 9, 10, 18, 41, 42, 55 
sicher, bei No. 3, 5, 12, 13 vermuthlich; hingegen fehlen sie sicher bei 
No. 6, 16 u. 17, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 
39, 40, 43, 45, 46, 47, 48, 49. 52, 53, 54; nun gehören aber 9, 10, 18, 42 
dem Orient an, bei occidentalen Bauten können sie also mit Sicherheit 
nur in No. 41 u. 55 nachgewiesen werden, während sie später noch hie 
und da auftreten. Emporkirchen sind also kein integrirender 
Theil der occidentalen Basiliken, wohl aber der orientali- 
schen, und zwar dort wegen der Trennung (vergl.WeingärtnerS.96u.97) 
der Geschlechter, die im Abendlande durch Vertheilung des Nord- 
Schiffs an die Frauen, des Südschiffs an die Männer bewerkstelligt wurde. 
Dadurch kam es denn, dass bei westlicher Orientirung die Männer die 
Evangelienseite hatten und später die Epistelseite bekamen, als die Orien- 
tirung sich umkehrte. Vergleiche auch Messmer S. 61, mit dem ich über 
den geringen Einfluss der Geschlechtertrennung auf die ursprüngliche Ge- 
staltung der Basiliken übereinstimme, während ich solchen Einfluss in 
Bezug auf die Emporengestaltung allerdings gelten lassen muss. 

§ 14. Rubrik 16 zeigt, dass die Beleuchtung fast ebenso oft durch 
die Seitenschiffe als durch das Mittelschiff geschah, doch sind die Fälle 
häufiger , wo der Lichtgaden {claristorium) des Mittelschiffs allein wirkt, 
als die, wo das Licht durch die Seitenschiffe kommt. Rubrik 17 aber 
zeigt, dass das Mittelschiff, mit Ausnahme von 2 Fällen, stets erhöht war 
soweit unsre Kenntniss reicht. Man kann also wohl behaupten: Die Er- 
böhung des Mittelschiffs ist eine wesentliche Eigenschaft der 



59 

Basiliken, die exclusive Beleuchtung durch diese Erhöhung 
ist nicht wesentlich, die Beleuchtung als theilweise durch 
das Mittelschift geschehend, ist zwar nicht unbedingt noth- 
wendig, aber meist vorhanden. 

§ 15. Was die Decke anbelangt (Rubrik 18), so finden wir ebenso 
oft freiliegenden Dachstuhl, als Cassettendecke, Gewölbe aber bis zum 
Jahr 490 nur einmal (No. 9) und auch da nur in den Seitenschiffen. Bei 
No. 45 und 46 ist es unsicher, ob camera wirklich Gewölbe bedeutet. 

Technisch ist es kaum anzunehmen, dass man damals sollte gewagt 
haben , auf die hohen unten blos von Säulen gestützten Mauern Gewölbe 
zu legen. Es ist also eine waagrechte aus Balken mit oder ohne 
Cassettenverkleidung hergestellte Bedeckung als charakte- 
ristisch für die Basiliken anzunehmen. 

§ 16. Fragen wir nun nach der innern Vorhalle, dem Narthex (über 
Wort und Bestimmung s. Weiogärtner S. 83), so ist darüber noch Fol- 
gendes zu bemerken: Kreuser mengt auch hier, wie gewöhnlich, etwas 
durcheinander (s. Kirchenbau S. 122. Dombriefe S. 29). Dennoch kommt 
er in den Dombriefen ziemlich auf das Sichtige, indem er das gitterartige 
Rohrgeflecht erwähnt, springt aber davon zu Paul Silentiarius über und 
versteht diesen falsch. Prüfen wir nur die von ihm gebrachten Citate Kir- 
chenb. I. S. 122. No. 2. näv ögofAixov vaQ{^tjxa, No.3. ivnoiltp rdg^r^xi, Dom- 
briefe S. 23. dixT/v vagdriTLog; namentlich aber Krchb. S. 122. No. 4. x^Qog 
*ode Fguixom q)anCstai avÖQaai voQ^&ri^ und Domb. S. 30. 4. Ndg&r^xeg Xeyov- 
rat vatav aQxaiy 80 sehen wir, dass es ganz einfach technischer Ausdruck 
war und zwar gleichbedeutend mit „vergittert, verlattet", Ögofunov aber 
ist das länglichrunde, eigentlich lange und an beiden Enden gerundete 
Gehege des Hippodroms; genau diese Form aber hatte z. B. die Vorhalle 
von S. Andrea in Barbara, haben die Vorhallen von S. Constanza, S. Vi- 
tale in ßavenna, der Kirche zu Erment und viele andre. In dem Basi- 
likenbau gewinnt die Vorhalle bald eine liturgische Bedeutung, die sie 
bei den Grabkirchen nicht in solchem Maasse hat, die vielmehr mit der 
Bestimmung der BasiUka als Gemeindehaus zusammenhängt. Die Büsser 
nämUch theilten sich in mehrere Classen. Die gelindeste Strafe war die, 
beim Abendmahl nicht mit Theil nehmen, nicht mit in die Cancellen ein- 
treten zu dürfen, die so Büssenden hiessen Conststentss, griech. aiatavtBg^ 
die Strafe J'varaiT*^, weil sie an ihrem Platz vor den Cancellen stehen blie- 
ben. Die nächst schärfer Bestraften hiessen Prostrati oder 8ubstrat%^ 
vnonlntovtBgy Niederkniende, weil sie blos an der Katechumenmesse theil- 
nehmen durften, daher mit denKatechumenen niederknien und dann sich 
entfernen mussten. Noch schärfer war die Strafe der Audientes, axQoaxhs, 



60 

Zuhörer, welche gleich den anfangenden Katechumenen einem einzelnen 
Geistlichen zum Unterricht übergeben wurden. Die allerschwerste Strafe 
war die völlige Ausschliessung aus der Kirche in den Vorhof. Die so Be- 
straften hiessen Flentes, Weinende, Hiemantes, weil sie dem Wetter aus- 
gesetzt waren, fiQoaxXaioyreg, Jammerleute. 

Für die Flentes nun war das Atrium, für die Audientes die Vorhalle, 
für die Katechumenen und Prostrati der Baum des Schiffs zunächst dem 
Eingang bestimmt. Dieser musste also durch irgend etwas , am einfach- 
sten durch ein Gitter vom Schiff getrennt sein und hiess nach diesem 
Gitter Narthex; er war des Schiffes Anfang. Hier und im Pronaos, d. h. 
der äussern Vorhalle, standen denn auch die Bettler, hier wurden auch 
die Armen gespeist, hier überhaupt die Agapen abgehalten. (Mehr hier- 
über s. Kreuser Kirchenb. I. S. 131 ff.) 

Augustin nun kämpfte siegreich (393) gegen die Agapen, welche zu 
Schwelgereien in der Kirche ausgeartet waren. So bUeb blos noch der 
Tisch der Dürftigen in der Vorhalle zurück. 

(Paul. Nol. ad Alethium mensa indigeniium, tbid, decet enim tngres- 
8U8 — Aug. serm. XXV. c. 8. attendite illum jacentem svh porticu,) Hier 
wurden auch die Kranken untersucht und geheilt. 

Aber all' diese Vorhallen und der Hof mussten dem Weltenverkehr, 
namentlich so lange es noch Heiden gab, entzogen werden. So erklärt 
sich die Gliederung der ganzen Vorbauten. Später wurde die Vorhalle 
Paradis genannt, was zwar gewöhnUch aus TioQadeujog abgeleitet wurde, 
namentlich dadurch unterstützt, dass der Sündenfall in dieser Halle sehr 
häufig dargestellt war, und dann Paradies geschrieben ward, was aber 
eigentüch wohl aus nagadvcig abgeleitet werden sollte, weil dieBüssenden 
auf den Knien hindurchkriechen mussten, und daher richtiger Paradys 
zu schreiben wäre. 

Doch genug hiervon, sehen wir nun auf unsere Tabelle, so finden 
wir leider viele Lücken, weil die spätere Zeit die Art der Kirchenbussen 
änderte und die Höfe und Vorhallen, ja oft sogar die Brunnen, Föns, 
q)ioiXti, ;f6pi't^65£(7T(»', xav'&aQogy Labrum, Lymphaeum^ etc. beseitigte, wo 
die symbolische Reinigung vorgenommen ward und sie als Weihbecken in 
das Innere der Kirche verpflanzte (Tertull. De orat. XI.) quae enim ratio 
esty manibus quidem ablutis, spiritu vero sor deute orationem obire? 

Die Rubriken 19 — 24 nun betreffen diese Vorhallenanordnung sammt 
Brunnen. Wie man sieht, sind wenig sichere Nächrichten da, vollständig 
sichere Verneinungen aber nur bei S. Prisca und der Basilika des Probus, 
beides recht eigentüch Grabkirchen, und bei S. Martine in Ravenna, einer 
Palastkirche. Ausserdem sichere Verneinungen in Bezug auf den Narthex 



&1 

mehrfach, in Bezug auf die äusseren Vorhallen und Hof bauten erst seit 
420. Dafür sind aber aus späterer Zeit mehre vollständige Anlagen dieser 
Art erhalten, z. B. S. Ambrogio und S. Lorenzo in Mailand, Dom von Sa- 
lemo, etc.; nur die Propylänen sind unsicherer, sie sind erhalten bei S. 
Clemente, S. Cosimato, S. Prassede in Rom, S. Lorenzo in Mailand, etc. 

Man könnte also hier fiigUch den Satz aufstellen: Ein Narthex 
als baulicher Theil ist nicht unbedingtes Erforderniss einer 
Basilika, wohl aber eine Vorhalle und ein Hof mit Brunnen. 
Hallen um diesen Hof und Propyläen an seinem Eingang sind 
nicht unbedingt erforderlich. 

§ 17. Rubrik 25 zeigt uns, dass die meisten der angefahrten Kirchen 
hoch und frei liegen, femer zeigt ein Rückblick auf sämmtliche Rubriken, 
dass die Hauptgestalt des Kirchengebäudes ein längliches Viereck ist. 

Vergleichen wir nun damit folgende Belegstellen: 
Tertull. advers. Valentinian c. HI. nostrae columbae domus simplex 
in editis semper et apertis et ad lucem. 

Constit. Apost. H. 57: 6 ol}iO(^ latoo im/Jt^xrig xat avaroXag tetQafAfiSvog 
«S ixarsQcov tmv fxegmv ta naatocpogia Tigog dvazoXijv oarig soiae vr]t 
Symbolische Deutung s. in Kreuser I. S. 32 ff. 

So können wir denn getrost folgern: Die Basiliken lagen, wenn 
möglich, hoch und frei und bildeten in ihrer Hauptmasse ein 
von Ost nach West laufendes längliches Viereck. 

§ 18. Was die letzte Rubrik unserer Tabelle betrifft, so müssen wir 
zunächst noch vorausschicken, dass sie in Folge theils der Mangelhaftig- 
keit der Quellen in dieser Beziehung; theils der vielen im Lauf der Zeit 
vorgekommenen Beseitigungen von Baptisterien, welche ja bei Abschaf- 
föng der Immersionstaufe allmähg überflüssig wurden, ziemlich unvoll- 
ständig ist. Um den Namen wenigstens kurz zu erwähnen, so hat Wein- 
gärtner bei seiner Deduction S. 21 gegen die von Kugler (Gesch. d. Bank. I. 
S. 360—61) aufgestellte Theorie, dass dem christlichen Baptisterium die 
Form der Thermensäle mit ihren Baptisten zu Grunde liege , wohl nicht 
an Plinius gedacht, der sowohl Ep. Lib. V., Ep. VI. als Lib. H. Ep. XVH. 
das Bassin des Frigidarium mit dem Namen Baptisterium belegt; damit 
will ich aber keineswegs behaupten, dass die Baptisterien wirklich ihre 
Form diesen Thermensälen entlehnt hatten-, die römische Kunst hatte 
ja so viele und mannichfache Rundformen. Die Baptisterien hiessen übri- 
gens auch noch (iJoitiatrjQKw , Kolvf^ßf/y^^Qa , aula Baptismatl^^ ecclesia 
baptisrrtalts. 

Wie diess, wenn auch unvollständig, aus unserer Tabelle hervorgeht, 
wie diess aber auch durch viele Beispiele belegt werden könnte, hatten 



62 

alle bischöfliche Kirchen Baptisterien. Wir haben es aber hier lediglich 
nüt dem Verhältniss zu thun , in welchem das Baptisterium zur Basilika 
steht, und daergiebt sich denn, dass nicht jede Basilika ein Bapti- 
sterium zu haben braucht, dass aber auch andere Kirchen als Basi- 
liken vom Baptisterium begleitet sind. 

§ 19. Was die Cultbestimmung anlangt, so ergiebt sich aus allem 
Vorstehenden, namentlich aber aus folgenden Citaten: S. 46 Hoiroi^ olxog, 
S, 39 ol)(og ßaaiXetog, S. 37 ohcov ngoamTiov, S. 25 flf. appellanms ecclestam 
bcLsilicam qua conttnetur popultts; domus baailica, domus regia di- 
dtur quia in ea regiregum sermtur^ etc., S. 23 diverse, dass die Basi- 
lika als christliches Gotteshaus stets ein durch ein Märtyrer- 
oder Reliquiengrab geweihtes Gemeindeversammlungshaus 
gewesen sei, ein oecus ecclesiae. 

§ 20. Um nun nochmals das Ergebniss unsrer Erörterungen in eine 
kürze bündige Darstellung zusammen zu fassen, gebe ich den Inhalt der 
vorigen §§ von aussen nach innen fortschreitend in folgenden Thesen: 

1) Die christliche Basilika hat bereits vor Constantin der Sache 
nach vollständig ausgebildet bestand^, s. S. 29 ff. 

2) Der Name war bereits zu Constantin's Zeiten ein landläufiger, 
s. S. 21 ff. 

3) Es kam vor, dass Privatleute dieBasüiken in ihren Häusern zum 
Gottesdienst hergaben, s. S. 22. 

4) In römischen Häusern kamen „Basiliken'' vor, s. S. 21. 

5) Die christliche „Basihka'V sowie sie als selbstständiges kirchli- 
ches Gebäude auftritt, zeigt sich als christliches, durch ein Märtyrer- 
grab, oder mindestens Reliquiengrab geweihtes Gemeindeversamm- 
lungshaus (oecus — ecclesiae). 

6) Ein Baptisterium braucht die Basilika nicht zu begleiten. 

7) Die Basilika liegt, wenn irgend möglich, hoch und frei, und bil- 
det in ihrer Hauptmasse ein von Ost nach West gerichtetes länghches 
Viereck. 

8) Vor dem eigentlichen oecits liegt eine Vorhalle, Pronaos, und 
ein Ho^ Atrium, avXri, mit Reinigungsbrunnen. Hallen um diesen Hol 
mit Brüstungen zwischen den Säulen und Propyläen an seinem Ein- 
gang sind zwar häufig, aber nicht unbedingt erforderlich. Später fällt 
auch der Hof weg und der Reinigungsbrunnen wird in die Kirche als 
Weihbecken verlegt. 

9) Eine innere Vorhalle, ein Narihex, ist als Bautheil nicht nöthig, 
sondern kann durch eine blose Schranke bewerkstelligt werden (S. 61). 



ip: 



)0. 



63 

„], Doch kommen wirklich gebaute Narthexanlagen bis 580 vor (s. Ta- 

beUe). 

10) Von 300 n. Chr. an gilt es als Regel, dem Altar gegenüber auf 

ß^. der Frontseite des oecus Thüren in ungerader Anzahl anzubringen 

(S. 57). 

[j^ 11) Jede Basilika war innerlich in eine ungerade Anzahl von Schif- 

fen zertheilt (s. S. 57). Die Erhöhung des Mittelschiffs {carenaj yre- 
miuniy navtSy vaog, ohcog, etc.) ist eine wesentliche Eigenschaft der Ba- 
siliken, die exclusive Beleuchtung mit Hülfe dieser Erhöhung ist nicht 
nöthig und wesentlich, meist aber geschieht die Beleuchtung, minde- 
stens theilweise, durch den Lichtgaden des Mittelschiffs (S. 58). 

12) Die Langscheidemauem ruhen bis gegen 370 auf den Säulen 
oder Pfeilern mittelst geradem Gebälk, von da ab mittelst Bogen. 
Pfeiler wendete man blos da an, wo man keine Säulen haben konnte. 

13) Emporkirchen sind kein integrirender Theil der occidentalen 
Basiliken, wohl aber der orientalischen. 

14) Waagrechte Decke mit frei hegenden Balken oder mit Casset- 
ten oder auch frei liegender Dachstuhl bedeckt sämmtliche Räume. 

15) Vor 320 ist kein Querschiff bis jetzt authentisch nachgewiesen. 
Das Auftreten der Querschifie, besonders aber der Kreuzungskuppel 
und der Exedren an den Querschiffen, ist orientalischem Einfluss zu- 
zuschreiben und als fremdes Element im Basilikenbau zu betrachten 
(S. 56). 

16) Die Anordnung der Ambonen, Cancellen, Kanzeln und des 
Presbyteriüms wechselt schneller als die übrige Gestalt der Basihken 
und ist nicht als wesentlicher Bestandtheil des Basilikengebäudes an- 
zusehen. 

17) Bis zum Jahr 400 war nur eine Apsis vorhanden. Wo ein 
Presbyterium war, stand der Altar etwas nach der Gemeinde hin vor- 
geschoben auf einem gleich der Apsis erhöhten Platz, dem Tribunal, 
unter einer Aedicula. Bis zum Jahr 400 war in jeder Basilika nur 
ein Altar vorhanden. 

18) Bis um 420 bildete diese Anlage das Westende des Baues, und 
ist diese Richtung unumgängliches Erfordemiss für denselben. Von 
420 an beginnen Schwankujigen in Gestalt, Stellung und Zahl der 
Apsiden. 



IV. BUCH. 

Von dem Material, welches der altchristlichen Kunst zu 
Bildung der Basilikenform zu Gebote stand. 



ERSTES CAPITEL. 
Von basilikenähnlichen Gebäuden im heidnischen Orient. 

Vorbemerkung. Unter den Architekten der Neuzeit hat sich bei 
dem häufigen Vorkommen dieser Form alhnälig der Gebrauch ge- 
bildet, Gebäude, welche in mehre Schiffe derart zerfallen, dass das 
Mittelschiff höher ist als die Seitenschiffe, „basUikale Gebäude", diese 
Form des Dachs „basüikale Form" zu nennen; es sei mir erlaubt, 
diese Ausdrücke der Kürze wegen hier einzuführen. 
§ 1. Die Tempelbauten Aegyptens sind zwar ziemlich verschie- 
den hinsichtlich ihrer Räume, Höfe etc., rechnet man aber die für Priester- 
wohnungen, Wallfahrerherbergen etc. bestimmten Anlagen ab und be- 
trachtet blos die eigentlichen Tempel, so wird man, wenn man eine grös- 
sere Anzahl derselben vergleicht, folgende gemeinschaftliche Züge finden: 
Durch Pylonen gelangt man in einen offnen Ho^ der mit Portiken 
umgeben ist; die den Pylonen gegenüber stehende Seite dieser Portiken 
ist bedeutend tiefer als die andere und ihre Intercolumnien sind durch 
Brüstungen geschlossen. Sie ist in Schiffe getheilt, deren mittleres meist 
breiter ist als die andern. Hinter ihr, durch eine Thür zugänglich, liegt 
ein ebenfalls in Schiffe getheüter Raum. Meist ist auch hier das Mittel- 
schiff breiter als die andern; oft ist blos das Mittelschiff, in andern Fällen 
die drei mittleren höher als die andern. Dieser Höhenunterschied ist be- 
nutzt, um von den Seiten Licht in das Mittelschiff einzulassen. An der 



/ 



65 

Hintei'wand des Mittelschiflfs dieses Hypostylos (so heissen diese Bäume) 
liegt entweder direct der Sekos, d. L das AUerheiligste, der Hof mit dem 
Käfig oder Stall fiir das heilige Thier oder es liegt noch ein Querraum 
dazwischen. In der That ist die Aehnlichkeit der Disposition dieser 
Bäume, wenn man das durch den Standpunkt der Technik, durch Styl- 
form etc. Bedingte in Ahzug bringt, mit der Disposition einer grossem 
Basilika auffallend; nur drei Hauptunterschiede sind da, die im Cultus 
begründet sind; erstens nämlich ist die Vorhalle sehr gross, zweitens ist 
der Hypostyl ziemlich kurz, drittens fehlt die Apsis, welche aber durch 
den Sekos ersetzt wird. In manchen Fällen dehnt sich die Vorhalle zu 
einem zweiten Hof aus. 

Beispiele: Das Rhamession in Theben mit zum zweiten Hof ausge- 
dehnter Vorhalle und neunschiffigem Hypostyl. Die fünf Mittelschiffe sind 
in die Höhe gebaut, dann das mittelste nochmals. In der Längenrichtung 
hat der Hypostyl 7 Joche. Hinter ihm, vor dem Sekos, liegt noch ein fünf- 
schiffiger Baum von 3 Joch Länge. 

Tempel des Palasts von Kamak, rechts vom ersten grossen Hof : 
Pylonen, Atrium mit Säulenhalle zu beiden Seiten, den Pylonen gegenüber 
doppelte Vorhalle, dann fünfschiffiges Hypostyl in drei Jochen, drei mitt- 
lere Schiffe in die Höhe gebaut. Dann Sekos. 

Im Palast selbst, also, um griechische Benennung zu gebrauchen, im 
ohog ßaaiXeMg, sind mehre Hypostyle, ebenso im Palast Thothmis HL 

Südlicher Tempel von Kamak: Dromos, Pylonen, Atrium mit dop- 
pelter Säulenhalle an beiden Seiten und dem Eintretenden gegenüber 
doppelter Vorhalle, dann Hypostyl mit fünf Schiffen in drei Jochen, dann 
Hof mit Sekos. 

Tempel von Edfii. Pylonen, Atrium mit Säulenhallen an drei Sei- 
ten; dem Eintretenden gegenüber Vorhalle, sieben Schiffe in drei Jochen, 
dann Hypostyl, fünf Schiffe in vier Jochen, dann zwei Querräume, dann 
Sekos. 

Tempel zu Kalabsche. Pylonen , Atrium mit Säulenhallen an drei 
Seiten, Vorhalle von fünf Schiffen in drei Jochen, Hypostyl von drei 
Schiffen in zwei Jochen, zweimal wiederholt, dann Sekos. AehnUch in 
Serak-Scheh. 

Selbst derHemispeos vonGirscheh und der Speos von Wadi-Essebum 
zeigen genau diese Disposition, ebenso der Speos zu Balanje, nur ist hier 
das Mittelschiff trotz seiner Erhöhung nicht zur Beleuchtung verwendet, 
der Felsen darüber ist zu hoch zur Durchbrechung. Der Palast zu Kuma 
hat ebenfalls einen hypostylen Saal. 

Moth es, Basiliken. 5 



, 66 

Leicht könnte man noch mehre Beispiele beibringen, doch die ange- 
führten werden genügen. 

Lit.: Kugler, Gesch. der Baukunst. 

Gau, neuentdeckte Denkmäler in Nubien. 

ChampolUon Figeac, description de TEgypte eta 
§ 2. Die Palastbauten Assyriens, namentlich der Palast des 
Sargon zu Khorsabad, gebaut 722 v. Chr., der südwestKche des San- 
herib zu Kujundschik, gebaut 702, des Esarheddan zu Nimrad (der 
südwestliche), gebaut um 690, hatten, soweit aus den Ruinen, zusammen- 
gehalten mit den Reliefdarstellungen von Gebäuden, geschlossen werden 
kann, in den Haupttheilen folgende Anordnung: Die Umfassungsmauern 
gingen bis zu einer Höhe von mindestens 15 Fuös ohne Fenster hinauf 
und die von ihnen eingeschlossenen grösseren Räume waren ihrer Breite 
nach durch Säulen in Schiffe getheilt. Diese Säulen waren höher als die 
Wände. Daraus, sowie aus der Fensterlosigkeit der Wände und aus den 
Reliefdarstellungen geht hervor, dass das Licht in diese Säle dadurch 
kam, dass auf den Umfassungsmauern kürzere Säulen standen, welche 
mit jenen gemeinschafthch die Decke trugen, während in den Nebenräu- 
men die Decke direct auf der Mauer lag. Bei grossem Sälen, die in mehre 
Abtheilungen zerfielen, wurde dia Decke der Nebenabtheilungen durch 
die in dem Raum selbst stehenden hohen und die auf der Mauer stehen- 
den niedrigeren Säulen getragen, die Decke in der Mitte des Hauptraums 
war unterbrochen und über dieser Oeffnung erhob sich ein Säulenpavillon. 
Beide Arten der Anordnung sind basiUkaler Form. 

Lit.: Botta et Flandin, monuments de Ninive. Paris 1849. 

Layard, Niniveh and its remains, und: the monuments of Niniveh. 
London 1849. ^ ' 

Vaux Niniveh and Persepolis. London 1852. 

Fergusson, Handbook of Architecture. London 1859, etc. 
§ 3. Die Palast- und Hallenbauten Persiens. 
Der Palast des Darius, erbaut 521 vor Christus, ist uns in fast allen 
Thüren und Fenstern, Theilen der Säulen und Wände erhalten; vervoll- 
ständigt wird das dadurch gewonnene Bild durch das Relief auf dem 
Grab bei Nakschi Rustam. Der Hauptraum des Palasts ist ein Saal mit 
Vorhalle. Die Vorhalle hat 2 Joche von 5 Schiflfen. Der Saal, selbst 
Quadrat, wird durch 16 Säulen in 25 Quadrate zertheilt; über den 9 mit- 
telsten erhob sich ein Pavillon, der durch die hier offne Decke den Saal 
beleuchtete. 

Der Palast und die Halle des Xerxes, letztre erbaut 486 vor Chr., 
zeigen ganz ähnliche Disposition. Beide sind im Hauptraum quadratisch, 



67 

der Palast hat an einer Seite dieses Hauptraums, die Halle an drei Seiten 
Vorhallen, diese Vorhallen haben 7 Schiffe in 2 Jochen. Die Säle bei 
beiden Gebäuden werden durch 36 Säulen in 49 Quadrate getheilt; die 
mittelsten 9 hatten einen Pavillon über sich und war unter diesem Pavil- 
lon keine Decke. 

Also auch hier die Hauptgrundzüge der basilikalen Bedeckungsform. 

Lit.: Texier, div. Werke. 

Coste et Flandin, Perse anci^ine. 

Fergusson, Handbook of Architecture. 
§ 4. Ostindien. Hier sind uns zwar keine Denkmale der vorchristli- 
chen Zeit erhalten, denn grössere Bauten mochten meist von Holz sein. Nur 
Grabhügel und Topos, sowie Dagops, also Reliquienbehälter, haben sich 
erhalten. Indess bei der grossen Stabilität der indischen Bauformen und 
den vielen Spuren einer Herleitung dieser Formen aus der Holzconstruc- 
tion sind hier Rückschlüsse recht wohl erlaubt. 

1) Tschaitya's, d. h. Höhlentempel. Der Tempel zu Karli, wahr* 
scheinlich in der Zeit von Salivahana, 78 nach Christus, ausgegraben, 
zeigt uns einen vor dem Felsen gelegenen Vorhof; dann in dem Felsen 
eingehauen einPronaos, in dessen Rückwand dreiThüren; der Innenraum 
ist durch zwei Säulenstellungen mit gradem Gebälk in 3 Schiffe zertheilt; 
die Säulen ziehen sich auf der Eingangsseite herum und bilden so einen 
Narthex, das Mittelschiff ist nach hinten im Halbkreis geschlossen, hinter 
welchem sich die Seitenschiffe vereinigen. Die Seitenschiffe sind gleich 
über dem Gebälk waagrecht abgeschlossen, das Mittelschiff steigt, im Halb- 
kreis geschlossen, höher empor, im Mittelpunkt der dadurch gebildeten 
Konche steht der Dagop (Altar, Reliquienschrein). Durch den vorderen 
Giebel des Mittdschiffs ist die Beleuchtung vermittelt. 

Genau ebenso disponirt sind die Tschaityas zu Keneri auf Salsette 
aus dem 9. oder 10. Jahrhundert nach Christus, die Höhlentempel in 
Ayunta, No. 10 aus dem I.Jahrhundert nach Christus, wo aber die Seiten- 
schiffe im Viertelkms überdeckt sind, No. 19 aus dem 5. Jahrhundert 
nach Christus, und der Tempel des Wismakarma zu EUora aus dem 
7. oder 8. Jahrhundert, endlich No. 9 in Ayunta aus dem 2. od. 3. Jahr-^ 
hundert. Der Höhlentempel Lomas Rischi zu Behar (kurz vor Christus 
vermuthet) hat ähnliche Disposition, aber an Pfeilern, Gebälk und Decke 
auffallende Nachahmung der Holzconstruction. Auch ist hier der Eingang 
von der Seite und das beinahe kreisrunde Sanctuarium abgetrennt vom 
Schiff. 

2) Klöster, Viharas. Das Buddhistenkloster Maha Lowa Paya auf 

Ceylon, von den Engländern Great brazen (v. brass) monastery wegen seines 

5* 



68^_ 

• 

Kupferdachs genannt, gebaut 161 vor Christus von Dutugamoni, liegt 
Äwar jetzt in Kuinen, aber seine 1600 Pfeiler zeigen so genau dieselbe Dis- 
position wie die Kiums (Klöster) von Burmah^ dass wir auch auf einen 
ähnlieh disponirten Aufbau schliessen können. Dieser aber ist bei den 
Kiums so, dass sich jedes Stockwerk um eine oder zwei Säulenweiten 
gegen das untere zurückzieht und dabei mit dem Fussboden um so viel 
gegen die Decke des untern emporgehoben ist, dass dazwischen das Licht 
herein kommt. Ebenfalls eine Andeutung basilikaler Form. 

3) Hallen, Tschultri's. Namentlich in Tschillumbrum, Madura etc., 
sowie am Tempel des Bamusseram auf einer Insel zwischen dem Festland 
und Ceylon mehrere Hallen, von 688, 930, 976, kurz von zwischen 600 
und 1000 Säulen getragen. Die von Tiruvalur hat 15 Schiffe, die meisten 
aber haben 3 oder 5 Schiffe. Die am Tempel des Bamusseram sind fiinf- 
schiffig. 

Das Mittelschiff ist stets breiter imd höher als die übrigen, und hat 
häufig an der Seite oder in der Decke Lichtöfihungen; Umfiissungsmauem 
fehlen. 

4) Keila's und Rath's, d. h. frei stehende in Felsen gehauene Tempel. 
Zu EUora und Mahamaleipuram (Mahavellipur) sind solche erhalten, 
freilich erstere imi 1000, letztere gar erst um 1300 nach Christus ent- 
standen, aber letztere den Tempeln von Karli, ersterer denen von Ayunta 
in der Disposition so ähnlich, dass Rückschlüsse erlaubt sind. Bei beiden 
zeigen die eigentlichen Tempel folgende Dispositioii:^ Durch eine Vorhalle 
gelangt man in den basilikalen Innenraum, der in EUora fiinfschiflGg, in 
Mahamaleipur dreischiffig, in EUora waagrecht, in Mahamaleipur im Halb- 
kreis überdeckt, in EUora ein besondres rechteckiges Sanctuarium an 
seinem Ende hat, in Mahamaleipur im Halbkreis schHesst. Bei beiden 
aber ist das Mittelschiff erhöht und.vermittelt die Beleuchtung. 

Ldt.: Kugler, Gesch. d. Baukunst. 

Fergusson, Handbook of Architecture. 

§ 4. Auch bei denPhönikiern und Syriern Hessen sich leicht, z. B. 
vermittelst der bekannten Münzen von Kypem und Pergamus etc. Spuren 
der basilikalen Form nachweisen, welche ja auch in China und Japan in 
dem Zurücktreten der Geschosse, in der Beleuchtung des Tempelinnem 
durch die Fenster des zurücktretenden Obergeschosses, bei den azteki- 
schen und toltekischen Bauten Mexikos, namentiich in Palenke, durch die 
auf das Dach aufgesetzte Hypäthrallateme hindurch bUckt, aber so weit 
woUen wir nicht gehen 5 schon die angeführten Beispiele genügen voU- 
ständig für unsern Zweck. Auch könnte man uns leicht den Vorwurf 
machen, dass wir die Sache bei den Haaren herzuzögen, indem wir Cul- 



69 

turgruppen in's Spiel brächten, welche mit den ersten Christen in gar 
keinen Connex gekommen seien. Freilich ist das nicht nöthig, denn die 
Untersuchung würde lehren, dass alle Völker der Erde, wo sie Versamm- 
lungshäuser bauten, zu Säulen- oder Pfeilerhallen ihre Zuflucht nehmen 
mussten, dass femer bei allen solchen Hallen das Mittelschiff, wo die 
Oultur irgend verfeinert aber noch nicht im Verfall begriffen war, wo 
guter Geschmack herrschte, durch Breite ausgezeichnet wurde, dass aber 
auch bd allen solchen Hallen, sobald sie von Mauern umringt waren, das 
Licht durch eine Erhöhung des Mittelschiffs vermittelt wurde, endlich aber 
auch, dass bei allen Völkern mit wirklich kirchUchen Einrichtungen die 
Tempel nach ihrer Längenrichtung in Vorhalle, Tempelhaus und Aller- 
heiligstes gegliedert waren. 

ZWEITES CAPITEL. 
Von basilikenälmlichen Oebänden bei den Juden. 

§ L An dem Tempel Salomonis schon kommt das basilikale Ele- 
ment zum Vorschein. 

Zunächst* empfängt dem Eintretenden ein Pronaos, Ulam, auf der 
Ostseite des Gebäudes, 20 Ellen breit, 10 Ellen tief und äusserhch 120 
Ellen hoch (nach Chronika H. 3, 4. und Josephos , Archaeol. VHI. 3, 2.), 
also jedenfalls in Nachbildung der ägyptischen Pylonen; man muss hier 
bedenken, dass diese Vorhalle äusserlich weit breiter als 20 Ellen, auch 
tiefer als 10 Ellen war, denn bei solcher Höhe waren die Mauern jeden- 
falls unten sehr stark, wahrscheinlich in ägyptischer Weise geböscht. 
Diese Pylonen enthielten wahrscheinlich Gemächer, und wenn man an- 
nimmt, dass dem Ezechiel der Salomonische Tempel als Ideal vorgeschwebt 
habe, so waren auf jeder Seite 3 Gemächer, jedes 6 Ellen in's Quadrat 
gross, und die Zwischenmauern je 5 Ellen; diess gibt mit der Vorhalle, 
ohne die Umfassungsmauern 86 Ellen Breite. Rechnet man nun die Um- 
fassungsmauer unten 7 Ellen, so kommen 100 Ellen Breite heraus, wie 
auch Saubert (in Glossa zum 21. Cap., H. lib., Leo.) annimmt. Aus der 
Vorhalle treten wir in den Tempel selbst ein; dieser ist (1 Kön. 6. 17., 
zusammengehalten mit 6. 2.) 40 EUen lang, 20 breit und 30 hoch. Nach 
Josephos, Arch. VHI. 3. 2. betrug die Höhe 60 Ellen und darauf stand 
noch ein Gebäude von gleichen Maassen, so dass die ganze Höhe des poog 
120 Ellen betrug. Diess stimmt mit den biblischen Quellen nicht über- 
ein; Josephos wird hier, wie wir unten sehen werden, durch den von ihm 
gekannten spätem Bau irregeleitet. Gehen wir jetzt weiter; das nun fol- 
gende AUerheiligste war nach 1 Kön. 6. 20., zusammen mit 6. 2., 20 Ellen 



70 

iri's Quadrat gross und 20 Ellen hoch, ebenso 2 Chröü. 3. 8. Um das 
Haus ging ein Umgang, sowohl am Naos als am Adyton. Dieser bestand 
in drei Geschossen, deren unterstes 5, das zweite 6, das dritte 7 Ellen 
breit war (1 Kön. 6. 5ffi), weil die Balken auf Mauerabsätzen ruhten, statt 
in der Mauer; jeder dieser Gänge, sowie auch der oben darauf um das 
Naos selbst herumführende war 5 Ellen hoch. Diese ^ier Gänge verstehe 
ich so: die drei untersten waren nach Aussen geschlossen, ob nach Innen 
als Seitenschiffe und Emporen geöffiiet, lasse ich dahingestellt sein, ob- 
gleich diess aus v. 5 hervorzugehen scheint; der oberste aber wajp nach 
Aussen offen, alle 4 zusammen haben aber erst 20 Ellen Höhe; rechnen 
wir nun selbst auf jede Balkenlage eine Elle, so bleiben immer noch sechs 
Ellen, um welche das Naos diese Gänge überragte; hier in diesem Ober- 
theil der Mittelschiffwand standen die Fenster, welche v. 4 erwähnt wer- 
den. Wir haben also auch hier sowohl in der Disposition des Grundrisses 
die bekannte dreifache Gliederung, als auch im Aufbau die basilikale 
Form. 

§ 2. Das Hau$ Salomon's. DenBau des königUohen Hauses {t^ tmv 
ßaaiXeiosv oiHodofuav) , beschreibt Josephos Arch. lib. YHI. cap. 5 ziemKch 
conform mit 1 Kön. cap. 7; hier wurde er nicht durch spätere Bauten irre- 
geleitet. Die Beschreibimg in 1 Kön. ist nach der Lutherischen üeber- 
setzung für Techniker nicht recht verständlich, wenigstens nicht zu einer 
Reconstruotion geeignet. Ich hebe dafür aus Josephos die betreffende 
Stelle aus, welche das 1 Kön. 7. 7 als „Halle zum Bichtstuhl" bezeichnete 
Gebäude betrifft. 

Joseph. Vin. 5. 2 sagt: „Da$ Haus (ohog) war gi*oss und schön, auf 
vielen Säulen ruhend, welches er baute, damit es ztlm Bechtsprechen 
und Verhandeln von Rechtssachen eine Menge aufiiehmen konnte, und 
eine Versamndung von Menschen umfasste, die wegen dieses Recht- 
Sprechens zusammen gekommen war. Es war 100 Ellen lang, 50 breit, 
30 hoch aufgeführt auf viereckigen Ständern (xiW« fiiv tBtQaymoig), 
sämmtlich aus Gedemholz, mit korinthischem Gebälk (iatByaafMßvw bi 
KoQivd'im) [nach des Josephos Urtheil, wahrscheinlich Blättercapitäle, 
die den korinthischen entfernt ähnelten] init Pfosten und dreifeldrigen 
{iQiyXv(poig) Thürflügeln, tadellos construirt und zugleich zur Zierde 
dienend («(rqpa^iy re oiiov xaJ x^xa^oomcr/EieW). In der Mitte war ein an- 
derer Oecm von der ganzen Länge {nlatovg. Frontbreite) des üntem 
aufgesetzt, viereckig, 30 Ellen breit (da der untere 50 Ellen breit war?* 
kann hier Skov töv nXdrovg nicht mit dem oben für Breite gebrauchten 
^Qog, sondern müss mit fi^xog gleichbedeutend sein), gegenüber dem 
auf starken Säulen {avti7(Qvg exmv vaov, naxhi awhfig apatBtafmov, ^v öi 



71 

iv avtcp ^eÖQu Sian^emfii) ruhende Naos; in diesem befand sich eine 
schöne Exedra (zeichnete sich aus, diaTiQeni^g), in welcher der König zu 
Gericht sas*" Was heisst das wohl nun anders, als: die untere Halle 
war 50 Ellen breit, 100 lang und 30 hoch; die Decke ruhte auf Cedem- 
säulen und zwar nach 1 Kön. 7. 3. auf fiinfundvierzig, die in drei Reihen 
standen (also 4 SchiflFe bildeten), wenn man nicht, wie diess, nach der 
Halle desHerodes zu urtheilen, mögHch wäre, annimmt, d,ass die eine 
Säulenreihe in der Wand stand; auf beiden Langseiten waren Fenster 
(1 Kön. 7. 4.). Nim kommt allerdings ein zweifelhafter Punkt: was 
ich in der Mitte auf die ganze Länge aufgesetzt nenne, kann man auch 
übersetzen (aatä oXov tov nXdtovg rsrayfÄ^vog): in der Mitte vor die 
ganze Breite vorgesetzt, so dass die Breite der Haupthalle diesem 
Querschiff als Länge dient. 

Im Fall meine, d. h. die erste Uebersetzung die richtige ist, hätte man 
eine solche Anordnung wie bei der Halle des Xerxes, also eine ganz basilikale 
Anlage; doch auch wenn man die zweite Uebersetzungsart annimmt, hat das 
.Gebäude immerhin viel Basilikenähnliches, nämlich vier Langschiffe, ein 
Querschiff und dann in dem, demselben vorliegenden vaogj d. h. Wohnhaus 
des Königs, eine Exedra mit dem Gerichtsstuhl. Die erste Auffassungsweise 
wird durch später noch zu erwähnende Aussagen des Josephos unterstützt, 
die dahin gehen, dass die Halle in der Mitte am höchsten gewesen sei. 

Leo, Temp. Hieros. Lib. IV. cap. 1. HI. weicht auch hiervon noch ab. 
Halte ich diese Meinung mit 1 Kön. 7. 3. u. 4. zusammen, so könnte man 
auch übersetzen, resp. annehmen, dass auf jeder der drei Reihen Säulen 
eine Reihe Fenster gestanden habe. Dann war die Anordnung so, dass 
die Säulen zunächst in der Höhe der ümfassungswände durch Langrähme 
verbunden waren; auf diesen lagen fiir die beiden Seitenschiffe die Dach- 
balken, während die Säulen höher aufstiegen und weiter oben erst die 
Decke trugen; diess stimmt vollständig mit meiner Auffassungsweise der 
Sache überein, wonach also die Halle aus 4 Schiffen bestanden hat, da- 
von die beiden mittelsten, zusammen 30 Ellen breit, aufstiegen. Am Ende 
der Halle, also auch am Ende dieses Auf baus, stand die königliche Woh- 
nung vaog, und in diese eingebaut war die Exedra. Doch genug hiervon, 
jedenfalls, mag man nun diese oder jene Auslegung adoptiren, ist Aehn- 
licbkeit mit einer Basilika nicht absaileugnen. 

§ 3. Der Tempel Serubabels und Nehemias. 
üeber den Bau selbst sind nur wenige Angaben in der Bibel zu fin- 
den. Esra cap. 6. 3 u. 4 etwa: 60 Ellen Höhe, 60 Ellen Breite, 3 Wände 
v<m Stein» eine von Holz. Inzwischen ist es jeden&lls dieser Tempel, den 
Josephos, Ardbi. YIH 3. 2. beschreibt Auch scheint es fast, als wenn 



72 

Serubabel und Nehemia sich an die Vision des Ezechiel gehalten, dieselbe 
wenigstens theilweise als Vorschrift betrachtet hätten. Offenbar ist es 
auch dieser Tempel, den Leo beschreibt, wobei er allerdings zuweilen 
auch von dem neuen Tempel des Herodes spricht, der in manchen Be- 
ziehungen mehr als blosse Restauration des alten war. 

Die Höhe von 60 Ellen und Länge von 60 Ellen, die Josephos und 
Esra angeben, ist innerlich zu verstehen. Aeusserlich war der Tempel 
100 Ellen in's Quadrat (Ez. 40, 47). 

Zunächst die Propyläen: diese waren nach Josephos 10 Ellen tief^ 
20 Ellen breit und 120 Ellen hoch (äusserlich); nach Ezechiel 40. 49. aber 
20 und 11 Ellen. Nach Leo war das Portal 40 Ellen hoch und 20 breit, 
imd rechts und links von demselben lief ein Gurtsims in der Höhe von 20 
Ellen um das Gebäude herum. 12 Stufen führten zum Tempel selbst vor 
diesen Propyläen hinauf (Leo lib. 2. cap. 21), zusammen 6 Ellen hoch, 19 
breit. Die Sockel, deren Höhe diese Stufen entsprachen, war also auch 
6 Ellen hoch und hiess das Fundament des Tempels (Leo, a. a. 0. Eze- 
chiel 41. 5.). Aeusserlich war die Vorhalle 100 Ellen breit (Saubert, 
Glosse bei Leo, a. a. 0., Ezechiel 41. 14.) und wie es scheint gerade so 
disponirt, wie beim Salomonischen Tempel. Die Gemächer der Pylonen 
hatten Eiugänge von den Seiten der Halle her, welche 3 Ellen breit waren 
und in 5 Ellen tiefen Mauernischen sassen (Ez. 40. 48.). 

Dass dadurch die 100 Ellen äusseres Maass herauskommen, wurde 
schon oben bewiesen. Nun gehen wir aber weiter in das eigentliche Naos. 
Für dieses ist wieder bei Ezechiel, wie beim ersten Tempel, 40 Ellen Länge 
und 20 Breite angegeben, wovon 10 Ellen auf die Thüre kommen. Die 
Thürwand war 6 Ellen stark (Ez. 41. 1.). Die Wand zwischen Naos und 
Allerheiligstem war 2 Ellen (nach Leo blos eine) stark, die Thüre 6 Ellen 
weit,, also bMeb auf jeder Seite 7 EUen Wand (Ez. 41. 3.). Ob die Säulen 
Jachim und Boas wieder aufgesetzt waren, darüber fehlt Nachricht, doch 
scheint es so nach Ez. 40. 49. Ueber die Höhe des Naos differiren die 
Angaben. Ezechiel führt sie nicht an , Leo bestimmt sie zu 40 Ellen, 
Josephos bestimmt sie für den untern Raum zu 60, für den obern zu 
ebensoviel, wenn man nicht etwa die Angaben dadurch versöhnen könnte, 
dass man die Stelle im Josephos (VHI. 3. 2.) so deutete: Der Naos war 
60 Ellen hoch, der Pylon überragte ihn um 60 Ellen. Sehen wir wie wir 
damit auskommen. Wir haben nämlich die umhergebauten Gemächer 
noch zu betrachten. 

Josephos sagt VHI. 3. 2. Den Tempel umbaute er rings mit 30 
kurzen Oecis, welche dadurch, dass sie dicht und in Menge aussen herum 
lagen, dem Ganzen Halt geben sollten. Er führte auch Eingänge fiir die- 



73 

selben gegenseitig herum (d. h. man konnte ringsum aus einem in den 
andern gelangen). Jeder dieser Oec, war 5 Ellen breit, ebenso lang und 
20 hoch, auf diese waren andere oeci gebaut und nochmals andere auf 
diese , gleich nach Maass und Zahl , so dass sie im Ganzen gleiche Höhe 
mit dem untern Oecus erhielten , denn das obere Gemach war nicht um- 
baut (6 yag v7i€Q(^og ovx t/v 7i€Qi(^xoafÄr^f*€ifog). 

•Darauf war das Dach von Cedem gelegt und die einen oeci hatten 
jeder sein eignes Dach, mit dem nächst^i nicht zusammenhängend; die 
andern aber hatten ein gemeinsames Dach, durcheinander gebaut (mit- 
einander verbunden) durch sehr lange Binderbalken, so dass die Mittel- 
wände durch dieselben verbunden (befestigt) werden. Das über die Bal- 
ken gestreckte Dach, aus demselben Stofif, war gehobelt, vertäfelt und in 
Leim vergoldet. 

Ezechiel hingegen sagt, nachdem er (41. 5.) von der Sockelmauer des 
Hauses gesprochen: Darauf waren Gänge allenthalben herum, getheilt in 
Gemache (allenthalben 4 Ellen weit), auf jeder Seite waren derselben Ge- 
mache 33, eins an dem andern und stunden Pfeiler unten an den Wänden 
am Hause herum, die sie trugen, v. 7. stimmt überein : 3 Etagen solcher 
Gemächer; v. 8 bestimmt die Höhe jeden Geschosses zu 6 Ellen; v. 9 aber 
Weite derselben 5 Ellen; v. 17 werden dann die Fenster erwähnt. 

Leo gibt hb. E. cap. 22. 193, die Anzahl der Gemächer in jeder Serie 
auf 38 an, und sagt (200), dass die Fenster über 20 Ellen hoch gestanden 
hätten (213 dasselbe von den Fenstern des Allerheiligsten), § 222. aber 
kommt er wieder auf die Gemächer zu sprechen; es seien auf jeder Lang- 
seite 15 gewesen, hintön quervor 8; jede dieser Reihen habe ein Dach fiir 
sich gehabt; diese Dächer seien durch 5 Ellen starke Mauern getrennt 
gewesen. Die 8 auf der Nordseite aber seien so vertheilt gewesen, dass 
auf den beiden untern Reihen je 3, oben 2 gestanden hätten, dadurch er- 
klärt sich nun auch die Verschiedenheit der Zahlangaben einigermaassen. 
Es waren also in der untersten Reihe 5 auf jeder Langseite, 3 hinten quer 
vor, in dem zweiten Geschoss ebenso, im dritten hinten blos 2. Femer 
sagt er: Das unterste Geschoss habe 5 Ellen tiefer gelegen, als der Tem- 
pelfiissboden, jedes Gemach sei 5 Ellen hoch und eben so weit gewesen, 
die Wand zwischen dem Naos aber und den Gemächern 7 Ellen stark. 
Das zweite Geschoss habe mit dem Tempelfiissboden gleich hoch gelegen. 
Hier waren die Gemächer 6 Ellen weit, die Mauern 6 Ellen stark. Im 
obersten Geschoss waren die Gemächer 7 Ellen weit, die Tempelwand 
5 Ellen stark. 

Um die Gemächer lief ein Corridor 3 Ellen breit, 5 Ellen hoch, in 
jedem Geschoss. Die Wände zwischen den Gemächern und ihm waren 



74 

5 Ellen stark. Eine von unten bereits beginnende Wendeltreppe fiihrte 
von hier weiter hinauf in das Obergemach, welches als Schatzkammer 
diente und von da führte eine Holztreppe durch eine Fallthüre auf das 
Dach. 

Um aus diesen verschiedenen Angaben ein Resultat zu ziehen, so 
glaube ich, dass die Angabe der Höhen der einzelnen Gemächer bei Jo- 
sephos fg^lsch ist; 20 Ellen werden alle drei Geschosse zusammen gem^sen 
haben, nämüch 6 jedes und jede Balkenlage 1 Elle, über ihnen waren 
die Fenster, welche natürUch noch um etwa 1 Elle höher standen, wegen 
der Dächer der Gemächer. 40 Ellen aber war der Naos hoch und über 
diesem lag das Hyperoon, welches mit den beiden Balkenlagen, d. k den 
Deckenbalken des untern Tempels und dem Dach die Höhe von 60 Ellen 
erfüllte, an sich also etwa 15 Ellen hoch war. 

Das Resultat der ganzen Untersuchung nun ist, dass das Naos über 
die gleich Seitenschiffen oder Emporen um dasselbe angebauten Gemächer 
(dieselben waren jedenfalls nach dem Tempel zu offen, denn wozu wären 
sonst, wie Leo § 220 erzählt, ihre Wände mit Gold bekleidet gewesen) 
noch mindestens 15 Ellen aufstieg und in diesem Wandtheil Fenster hatta 
Trotz des darauf gebauten Obergemachs war also dieser Naos und ebenso 
das gleich hohe Adyton in basilikaler Weise angelegt und beleuchtet. 

Um aber die Aehnlichkeit der Disposition noch grösser zu zeigen, 
sei noch erwähnt, dass Josephos VIII. 3. 9. von einem Gitter spricht, durch 
welches den Laien der Eintritt in den Tempel gewehrt war. 

§ 4. Der Tempel des Herodes. Diesen kennen wir eigentlich nur 
aus dem Josephos und andern spätem Nachrichten. Josephos erzählt in 
Arch. XV. 11. 3. darüber Folgendes: „Nachdem Herodes das alte Funda- 
ment (der Pylonen) weggenommen hatte, fing er an den Tempel aufzu- 
führen; er machte denselben 100 Ellen lang und ebenso hoch (er wollte 
denselben 120 Ellen hoch machen, da aber das Fundament sich gesenkt 
hatte, liess er zwanzig Ellen davon weg, was wir zu Nero's Zeiten wieder 
aufzusetzen verstanden). . . . Das ganze Naos» sowie auch die königlichen 
Hallen, waren an b^den Seiten niedriger, in der Mitte am höchsten. . . . 
Das Naos umgab er auch mit grossen Hallen, dieselben ganz harmonisch 
und mit Sorgfalt herstellend." Weitere Stellen, auf den Tempel bezüg- 
lich, sind folgende: 

Jos. Bell. Jud. üb. V. 1. 5. Da Volk und Priester schon lange Willens 
gewesen waren, den Tempel, ihn unten befestigend, um 20 Ellen zu 
erhöhen . . ., da aber der Krieg den Bau verhindert hatte, so baute 
Johannes (von dem dazu angeschafften Holz) Thürme, . . . gegen die 
von dem Obertheil des Tempels aus Kämpfenden, führte dieselben 



76 

hinter den Peribolus, ... während dieExedren, welche nach Westen 
zu sich befanden, an der Grenze des Abhangs standen. 

JLiib. V. 5. 6, Um die untern Seiten des Tempels befanden sich, 
gegenseitig mit ihm verbunden, viele dreistöckige oeci^ und zu jedem 
einzelne Eingänge von dem Thorbau her. Der obere Theil (des Naos) 
aber hatte diese o^a nicht mehr, war auch schmäler, er war aber 
ohngefahr 40 Ellen hoch, und schlichter als der untere, der 60 Ellen 
hoch war, so dass sie zusammen 100 Ellen hoch waren. 

Lib. VI. 4. 5. Aufgehoben von einem Kameraden stösst er den 

Brand gegen ein goldnes Fenster, durch welches man in die um den 

Naos stehenden oed auf der Nordseite einsteigen konnte. (Dadurch 

entzündete sich der Tempel, was nicht möglich gewesen wäre, wenn 

diese oeci nicht eben Emporen oder Seitenschiffe gewesen wären, d. h. 

mit dem Naos in Verbindung gestanden hätten.) 

Auch hier liegen also mehrfache Beweise vor, dass die Disposition 

des Naos diesielbe war, wie bei den frühem Bauten, d. h. dass der Naos 

selbst höher emporstieg, als seine Nebenbauten, und über diesen von der 

Seite die Beleuchtung empfing. 

§ 5. Die Hallen in der Umgebung des Tempels. 
Jos., Arch. XV. 11. 3: Der ganze Naos, sowie auch die königlichen 
Hallen waren an den Seiten niedriger, in der Mitte am höchsten. 

Ebendaselbst: Weiter nach innen hiervon zog er längs um den 
Gipfel des Bergs eine andre steinerne Mauer, auf deren östUchem 
Rücken eine mit der Mauer gleich lange Stoa stand, welche nach der 
Thüre des Tempels hin bhckte, der in der Mitte stand. (Diess ist die 
Halle Salomo's, in der die Jünger so viel und oft dem Volke predigten.) 
Daselbst, XV. IL 6. Die vierte, südliche Seite des Peribolos hatte 
ebetiMls in der Mitte Thore, darauf aber die königliche Halle, drei- 
fach der Länge nach von dem östlichen Theil des Thals nach dem west- 
lichen durchgehend, und weiter konnte sie nicht gehen. Sie war das 
das Merkwürdigste unter der Sonne (folgt Schilderung der Höhe und 
der schwindelnden Tiefe des Thals). Es standen aber darauf reihen- 
weise einander gegenüber, der Länge nach vierfach (die vierte Reihe 
nämlich war durch eine steinerne Mauer verbunden) die Säulen, hatten 
drei Klafter Umfang, waren 27 Fuss hoch und standen auf einem dop- 
pelten Kranz (attischem Fuss). Ihre Anzahl war 162, ihre Capitale 
korinthisch. Weil es vier Reihen sind, so entstehen drei Schiffe.*) Von 
diesen sind zwei parallel und gleich, jedes 30 Fuss breit, 1 Stadium 



^) tqiu; drcoXa/jtßaifOvab ru^ 8td fiiffov x^^^i '^^''^ atoal<i. 



76 

lang, über 50 Fuss hoch. Die Breite des mittelsten aber ist IV2 Mal 
so gross, die Höhe doppelt so gross, denn es stieg längs denen an 
beiden Seiten sehr hoch empor. Das Sparrwerk ist in Hautrelief in 
Holz geschnitzt, mit manchfachen Figuren, und das der Mittelsten 
weit hinaufgeführt, während die Frontmauern derselben, durch ein 

Gebälk begrenzt, auf den Säulen standen 

Eine treffendere Beschreibung basilikaler Form kann man kaum 
wünschen. 

§ 6. Wir haben bei all jenen Tempelbauten nicht blos stets das 
Atrium, das Eherne Meer, die Stufen vor dem Eingang, die Tische 
an der Tempelthür in oder bei den Vorhallen, sondern in Bezug auf 
das Gebäude selbst, sowohl bei den Tempelhäusem aller drei Bau- 
perioden, als auch bei den Hallenbauten die basilikale Form in der Ge- 
staltung des Querschnitts, hohen Mittelraum mit niedrigen Seitenschiffen, 
gefunden. Femer in der Disposition des Tempelgrundrisses ebenfalls 
die Dreigliederung in Vorhalle, Naos und Adyton, endlich auch am Tem- 
pel des Herodes Exedren an der Westseite. 



DRITTES CAPITEL. 

Gebäude basilikaler Form bei den Griechen, vor der römischen 

Herrschaft. 

§ 1. Halle des König- Archon zu Athen. Zestermann hat in 
seinem Werk S.5 ff. dies Gebäude so gründlich behandelt, wie dies vorher 
noch nie geschehen war. Er kam zu einem Resultat, welches auf Taf. I. 
seines Werkes dargestellt ist und in derThat mit nur unbedeutenden Aus- 
nahmen alle Merkmale einer Basilike bietet; indem ich nun nicht umhin 
kaim, in der Hauptsache seiner Meinung mich anzuschliessen, möchte ich 
nur, die Bedenken, die in stiHstischer Beziehung gegen die Behandlung 
der Fagade sich bei mir einfinden, als nicht hierher gehörig, bei Seite 
lassend, das Eine bemerken, dass er in Widerspruch mit sich selbst 
kommt, wenn er S. 26 unten sagt, dass er sich nicht berechtigt gefühlt 
habe, dem oblongen Raum der Königshalle, gegenüber dem Eingang, 
einen gewissen Abschluss zu geben, und diess in seinem Entwurf doch 
gethan hat, indem er das Mittelschiff länger machte als das Seitenschiff. 
Warum nun that er dies nicht in Form einer Nische ? Dagegen spricht 
wohl kein Zeugniss eines alten Schriftstellers. Unbekannt war diese 
Form den Griechen auch nicht, wie unter zahlreichen Beispielen die 



77 

Kuinen des Gymnasiums zu Ephesus zeigen (Guhl und Koner, Leben der 
Griechen und Römer, Fig. 152). Dafür aber spricht der Umstand, dass 
man an Versammlungen in solchen Räumen, z. B. durch die Pnyx und 
das Dionysostheater gewöhnt war. Aber selbst wenn wir das Tribunal 
mit Zestermann als rechteckig annehmen, haben wir doch hier die Vor- 
halle, den Narthex, das Mittelschiff mit den niedrigeren und kürzeren 
Seitenschiffen, also Verlängerung und Erhöhung des Mittelschiffs, Be- 
leuchtung durch diese Erhöhung und Endung des Mittelschiffs in einen 
Raum mit erhöhtem Fussboden, also alle Hauptbestandtheile einer basi- 
likalen Form. 

§2. Halle der Hellanokiden in Elis. Auch in Bezug auf diese 
hat Zestermann S. 32 das Nöthige beigebracht. Der Schluss aber, den er 
daraus zieht, ist doch nicht ganz gerechtfertigt, indem weder von Front- 
säulen noch von einer Rückwand bei Pausanias direct die Rede ist. 
Ebensowenig aber will ich mich gegen diese Schlussfolgerung aus- 
sprechen, denn dieselbe wird durch die Beschreibung des Josephos von 
der Königshalle in Jerusalem unterstützt, die ich oben anführte. Bei 
alle dem hat jeder Tripelporticus etwas Basüikenhaftes. 

§ 3. Halle zu Sparta. Pausanias sagt (s. Zestermann S. 33) von 
dieser, dass auf den Säulen Perser stünden; Vitruv, dass diese Perser 
das Dach tragen. Nun ist aber eine Aufstellung von Statuen zwischen 
Säulen und Gebälk mit einer solchen Erhöhung der Säulen verbunden^ 
dass das Resultat mit dem Schönheitssinn der Griechen ganz unvereinbar 
wäre. Dies bringt mich zu der Annahme, dass wir es gerade hiermit 
mit einer basüikalen Form zu ihun haben, indem die Perser da standen, 
wo Zestermann auf Taf. I. seines Werks bei der Königshalle die Pfeiler 
hingestellt hat, d. h. auf den untern Säulen des Mittelschiffes einer drei- 
theiligen Halle, wo sie das Dach dieses erhöhten Mittelschiffes trugen. 
Solche Verwendung von Statuen bei den Griechen ist belegt dm-ch den 
sogenannten Tempel des olympischen Zeus zu Akragas. In der That, als 
ich die Ruinen dieses Tempels sah, fiel mir die viel mehr zu einer Basilika 
als zu eiaem Tempel passende Anordnung auf, und wären nicht Belege 
da (Polybius und Diodor), welche ihn als Tempel documentiren, so würde 
ich fast geneigt sein, ihn fiir eine Basilika zu halten. 

§4. Doppels toen. Die korkyräische Stoa am Marktplatz zu Elis 
wird von Pausanias als atoa dmlTJ benannt, als solche haben wir die Halle 
Salomos kennen gelernt, aber hier war die Trennung durch Säulen be- 
wirkt ; so war es auch bei den Doppelportiken gewöhnlich, denn Pausanias 
hält es für nöthig, bei der korkyräischen Halle besonders zu bemerken, 
dass die Trennung hier nicht durch Säulen, sondern durch eine Mauer 



78 

bewirkt sei. Ruinen einer solchen Doppelstoa sind uns zu Thorikos in 
Attika erhalten. Weniger gewiss sind die Ruinen der sogenannten Basi- 
lika zu Pästum, in denen ich zwar die Mittelsäulen kaum für einen spä- 
teren Zusatz halten kann, aber dennoch jRir jetzt, weil die Sache uns hier 
zu fem liegt, nicht auf Erörterung eingehen will, nur so viel bemerkend, 
dass ich diesses Gebäude nicht als Basilika anspreche. Basilikale An- 
ordnung finden wir überhaupt bei den Doppelstoen direct nicht; ich be- 
trachte sie vielmehr als Uebergangsstadium von der einschiffigen zu der 
mehrschiffigen Halle. 

§ 5. Die aroä (Aangd imPeiräus, fiinfschiffig, beweist eben nur, dass 
auch solche Anlagen bei den Griechen vorhanden waren. Eine fiinfschiffige 
Stoa aber konnte kaum ohne Oberlicht im Mittelschiff die nöthige Be- 
leuchtung haben, mit derselben aber erhielt sie basilikale Form (Guhl 
und Koner, I. S. 118). 

§ 6. Tempel mit basilikenähnlicher Disposition sind so 
häufig und bereits so oft behandelt und nachgewiesen, dass hier eine 
Aufzählung derselben vollkommen genügen wird, selbst wenn sie nicht 
vollständig ist. 

a^ Parthenon, Peripteros, um 3 Stufen gegen die Umgebung erhöht. 
Pronaos um 3 Stufen gegen das Pteroma erhöht. Cella, mit Seiten- 
schififen und Aedicula, die von der Rückwand vorsteht. S. Guhl und 
Koner, Fig. 23. 

b) Tempel zu Bassä, Pseudodipteros, aus dem Pteroma führt eine 
Stufe in das Pronaos, aus diesem eine Thür in die Cella, die mit An- 
deutung von Seitenschiffen versehen ist. Der hintere Theil der Cella 
ist durch eine besondere Decke zur Ädieula g^nacht. Guhl und Koner, 
Fig. 25, Lübke, Fig. 72. 

c) Tempel des Poseidon zu Pästum, bei Kugler S. 224, ebenso bei 
Lübke Fig. 70 falsch .abgebildet. Durch Augenschein habe ich mir 
von dem wahren Sachverhalte folgendes Bild gemacht. 

Vier Stufen führen zu dem Pteroma; zwei dann von diesem in den 
Pronaos. Rechts und links der Cellenthür sind Treppen, die auf die 
Gallerie über den Seitenschiffen führten (die Ausgangsthüren in gleicher 
Höhe mit dem Gebälk der untern Säulenstellung beweisen diess). Die 
Cella nämUch zerfällt in drei Schiffe, getrennt sind diese durch dop- 
pelte Säulen, die obem kleiner als die untern. Die Seitenschiffe waren 
über dem untern Gebälk überdeckt, das Mittelschiff stieg höher auf. 
Am Ende der Cella sind Spuren (Mauerreste) der Ädieula da, die als 
viereckige Verlängerung des Mittelschiffs gegen die Seitenschiffe er- 
scheint; die kleinen dadurch zwischen den Seitenschiffen und der 



79 

graden Wand des Posticum entstehenden Räume waren geschlossene 
Gemächer. 

d) Zeustempel zu Olympia. Ganz ähnlich dem vorigen, nur ist die 
Ädicula grösser und mit einem Säulenumgang, den Seitenschiffen der 
Cella entsprechend, umgeben. Guhl und Koner, Fig. 27. 

e) Der sogenannte Tempel des olympischen Zeus in Seünunt mit 
pseudipterem Pterdma, doppeltem Pronaos, dreischiffiger Cella und 
Ädicula, die blos das Mittelschiff umfasst, wobei es ungewiss ist, ob 
die Seitenräume, die an den Seitenschiffen dieser Ädicula entsprechen, 
durch Thüren oder nur durch Anten abgesondert waren. 

Ungenügende Abbildung bei Guhl und Koner, Fig. 32. 

f) Noch sind hierher zu zahlen der Pallastempel zu Ägina, der 
Zeustempel zu Athen, beide mit dreischifiSger Cella, sowie der Tempel 
der Ceres zu Eleusis, der sowohl durch seine Trümmer, als durch die 
Beschreibung des Plutarch im Leben des Perikles als mehrschiffiger 
Baum mit erhöhtem Mittelschiff (Anaktoron) und mit Krypta docu- 
mentirt ist. Die Restauration ist auf verschiedene Weise versucht 
worden. 

S. Guhl und Koner I. S. 49. 
Fergusson S. 279. 

Von diesem letzten Tempel wissen wir, eben durch Plutarch, mit 
Sicherheit, dass das Mittelschiff überdacht war. 



VIERTES CAPITEL. 
Gebäude basilikaler Form im Kömerreich. 

§ 1. Tempel. Auch hier genüge eine blose Anführung, die noch we- 
niger die Eigenschaft der Vollständigkeit beanspruchen kann als die vorige, 
denn das Material ist zu reich. 

Der grosse Jupitertempel zu Pompeji, Overbeck, Pompeji, S. 76 ff., 
mit Gallerien über den Seitenschiffen und drei Ädiculen am Ende des 
Hauptschiffes. 

Der kleine Tempel zu HeliopoUs und der Tempel der Venus und 
Roma, sowie der Fortunatempel zu Pompeji haben zwar keine Seiten- 
schiffe, aber doch theils eine Andeutung derselben durch Halbsäulen, 
theils Konchen oder sehr erhöhte Sanktuarien am Ende des Ha^upt- 
schiffes. 

Tempel des Mars Ultor in Rom mit drei Schiffen und Apsis etc. 



80 

§ 2. Basiliken. Unter den als Basiliken von den Alterthums- 
forschem bezeichneten Gebäuden haben folgende wirklich basilikale Ab- 
lage (in dem technischen Sinne des Wortes). 

a) Basilika zu Pompeji, als Basilika belegt durch Inschriften. (S.Wein- 
gärtner S. 9. Overbeck, Pompeji, S. 107 >mit Grundriss. Gegentheilige 
Behptg. bei Zestermann S. 114.) Der Grundriss bei Zestermann Taf VI. 
Fig. 3 ist ungenau. Ich habe das Gebäude selbst in seinen Trümmern 
studirt und dabei die Ueberzeugung gewonnen, dass es allerdings eine 
Basilika gewesen ist, und zwar sowohl in Bezug auf Zweck und Benutzung, 
als in Bezug auf alle charakteristischen Eigenschaften einer Basilika. 
Die Umfassungen des Tribunals sind nämlich nicht, wie es auf dem Grund- 
riss bei Zestermann aussieht, blos vermuthet, sondern wirklich vorhanden, 
und dadurch ist das Tribunal als erhöhte umschlossene Fortsetzung oder 
Abschliessung des Mittelschiffs documentirt. Die schwachem Halbsäulen 
an den Langwänden trugen, wie dies deutlich aus den Löchern in der 
Mauer über ihnen hervorgeht, schwache Balken, welche in die Haupt- 
säulen eingriffen, von deren einer noch soviel steht, dass man das be- 
treffende Loch sehen kann. Die Seitenschiffe also hatten Gallerien, 
welche wahrscheinlich von der Plattform der Portiken am Forum aus 
zugänglich waren. Femer sind Stimziegel im Mittelraum aufgeftmiden 
worden, der 'Mittelraum ist nicht wie bei einigen der Hypäthraltempel, 
wie femer in dem Gebäude der Eumachia etc. vertieft gegen die Räume 
hinter den Säulen, auch nach keiner Seite hin abgewässert, die Wasser- 
rinnen, welche bedeckt waren, wie Mazois schon bemerkt hat, können 
also allein nicht gegen eine Bedachimg des Mittelraums sprechen; den- 
noch aber ist Mazois's Restauration, wiedergegeben bei Overbeck S. 110, 
unglücklich genug. Der Mittelraum war jedenfalls höher hinaufgeführt 
und hatte über den flachen Dächern der Seitenschiffe Seitenfenster; die 
Stimziegel, die man im Innern fand, gehörten diesem Dach des Mittel- 
raumesian. 

Das Gebäude hatte sonach alle Eigenschaften einer Basilika. 

b) Der Tempio della Pace, dessen Eigenschaft als Basilika, ja sogar 
als antikes Gebäude Zestermann S. 117 bestreitet, ist entschieden beides. 
Soweit der Beweis wissenschaftlich geführt werden kann, ist er bereits 
von Weingärtner S. 6, Messmer S. 33, Urlichs S. 13-14 gefuhrt, wenn 
auch Urlichs Angaben von der Veränderung unter Symmachus ziemlich 
in der Luft stehen, wenn ich ferner auch Zestermann (Repertorium 1 848, 
S. 226) beistimmen muss, dass die im Mauerwerk geftmdene Münze höch- 
stens beweist, dass das Gebäude nicht vor Maxentius errichtet ist. Die 
Pfeiler waren nicht nackt, sondern mit frei vor ihnen stehenden Säulen 



81 

verziert. Ganz dieselbe Anordnung findet sich in den Thermen des Cara- 
calla und dem Palast des Diocletian, also an vorconstantinischen Bauten. 
Ein dürftiger und geschmackloser Ersatz der Säulen sind solche Pfeiler 

" keineswegs, vielmehr zusammengehalten mit der nur durch sie möghch 
gewordenen Ueberwölbung an Stelle der Holzdecke ein entschiedener 
Fortschritt in der baulichen Entwickelung. Wenn keine andere heidnische 
Basilika diese Constructionsweise hatte, so kann das einfach daher kom- 
men, dass man früher es nicht wagte, so grosse Räume zu überwölben, 
oder dass man so viel Geld nicht an den Bau einer Geschäftshalle wenden 

. mochte, als man bei Bädern und Palästen darauf verwendete, eine der 
Würde eines Palastes entsprechende, den Dämpfen des heissen Wassers 
widerstehende Ueberdeckung herzustellen. Dass keine christliche Basilika 
diese Constructionsweise hat, darf hier, wovon einer heidnischen die Rede 
ist, gar nicht in Betracht gezogen werden, spricht im Gegentheil gegen 
Zestermann's Ansicht, dass wir es hier mit einer christlichen Kirche zu 
thun hätten, die erst sehr spät überwölbt vorkommen. Wenn Zestermann 
sagt (Rep. 1848. S. 4), die Kragsteine mit Victorien etc. widerstreben der 
Annahme eines christlichen Kirchenbaues aus dem alten Material nicht, 
so hat er Recht, obgleich es gewiss Victorien und keine Engel sind. 
Einzelne Details würden mich auch nicht bestimmen, das Gebäude für 
die Basilika desMaxentius zu halten. Allein die ganze Constructionsweise 
und Ausführung des Mauerwerks deutet unzweifelhaft auf jene Zeit. Ich 
habe das Gebäude oft und genau untersucht und gebe gern zu, dass 
Zestermann's hier irrige Ansicht sehr zu entschuldigen ist, da er sich, um 
das Gebäude kennen zu lernen, auf die vielfach fehlerhaften Abbildungen 
und oberflächlichen oder des technisch -historischen Verständnisses ent- 
behrenden Beschreibungen hat verlassen müssen. Namenthch sieht man 
aus den Abbildungen meist nicht, welche Theile fehlen, später sind etc. 
Für unsem Zweck ist jetzt nur zu erwähnen, dass die Apsis an der Langseite 
später ist und dass wenn wir diese abschneiden, ein Mittelschiff mit zwei 
niedrigen Seitenschiffen übrig bleibt, am Ende durch eine Apsis geschlossen. 
Allerdings erscheint jedes Seitenschiff als aus drei Oecis bestehend, diess 
ist aber durch die technischen Anforderungen der Gewölbeconstruction 
bedingt. Wie aus der Beschaffenheit der schmalen Pilasterchen und an- 
dern kleinen Anzeichen zu schliessen, standen hier, am Eingange sämmt- 
licherOeci, wo sie ans Mittelschiff anschliessen, kleine Säulen, die in jedem 
Oecus eine Gallerie trugen (ein Motiv, welches später in der Sophienkirche, 
in S. Vitale in Ravenna, in Spalatro, in Aachen, in der Markus-Kirche etc. 
vielfach vorkommt). Die so entstehenden einzelnen Gallerietheile waren 
durch schmale äusserlich angebaute Corridors, deren einer sammt Treppe 

Muth es, Basiliken. (j 



82 

noch theilweise erhalten ist, zugängUch. Das Gewölbe des Mittelschiffs 
erhob sich so hoch über die der Seitenschiflfe, dass hier eine Beleuchtung 
recht gut erzielt werden konnte. 

c) Die Basilika Aemilia wird jetzt in einer Kirche an der Nordost- 
seite des Forum in der Nähe des Septimius-Serverus-Bogens vermuthet. 
Diese Kirche (ich erinnere mich nicht genau, ob es S. Lorenzo in Mi- 
randa, S. Martino e Luca oder S. Adriane ist) hat allerdings drei Schiffte, 
und eine Apsis; wieviel davon auf altem Grunde steht, ob überhaupt 
etwas Altes am Gebäude ist, das muss erst das Ergebniss näherer Unter- 
suchung lehren; die Stellung würde mit der Angabe der Schriftsteller 
übereinstimmen. 

d) Die Basüika Julia wurde während meiner Anwesenheit in Rom 
1852 zum Theil aufgedeckt und zeigte diese theilweise Aufgrabung aller- 
dings Pfeiler, die zu einer Arkadenumfassung gehört hatten, und nach 
innen Säulenstellungen. Ueber weitere Residtate bin ich leider ohne 
Nachricht. 

Diese beiden Notizen bringe ich blos, um dadurch Veranlassung zu 
geben, etwa bekannte Resultate der Oefientlichkeit zu übergeben. 

e) Die Basilika Ulpia betreflfend, hat Zestermann S. 75 ff. nachzu- 
weisen versucht, dass der Halbkreis auf dem Fragment N. XXIV. des 
Capitolinischen Stadtplans nicht zu dieser Basilika gehöre. Messmer hat 
ihn S. 37 widerlegt; in Bezug auf die Zusammengehörigkeit des Halb- 
kreises mit dem Gebäude wird jeder unbefangene Beschauer des Plans, 
namentlich unter Rücksicht auf die Darstellungsweise anderer Gebäude 
auf demselben Plan, Messmer Recht geben. Die gelehrte Frage der 
Benennung hat mit dieser technischen Frage wenig zu thun. Ich würde 
mich dahin entscheiden, die Basilika Ulpia als Theü des Atrium oder 
Forum Libertatis zu betrachten, das Wort Atriiun oder Forum kann auf 
dem verlornen Theil des Plans vom. Forum gestanden haben. Darin 
jedoch hat Zestermann Recht, dass der Halbkreis nicht dem Haupteingang 
gegenüber stand; dass aber, wie Bunsen annimmt, am andern Ende auch 
ein solcher Halbkreis gewesen sei, ist keineswegs erwiesen. Die Möglich- 
keit, dass an einer Schmalseite eine Apsis, an der Langseite ein Eingang, 
der Apsis gegenüber noch ein Eingang stünde, erhellt aus der Basilika 
des Constantin. In Bezug auf die Basilika Ulpia steht soviel wohl jetzt 
unzweifelhaft fest, dass sie niedere Seitenschiffe, erhöhtes Mittelschiff 
und mindestens an der einen Schmalseite eine Exedra gehabt hat. 

f ) Die Basilika zu Otricoli, ein dreischiffiges Gebäude, mit Zimmern 
rings umgeben, vor dem Mittelschiff der Eingang, ihm gegenüber eine 
Apsis, wird von Zestermann S. 114 nicht für eine Basilika, sondern fiir 



83 ' 

. . . _ 9 

einen Porticus mit Krypta gehalten. Warum aber soll der Mittelraum un- 
bedeckt gewesen sein? Dafür spricht wenig, dagegen viel; erstens ist der 
Fussboden des Mittelschiffes nicht vertieft, auch nicht abgewässert; zwei- 
tens ist der Mittelraum zu breit, um ein Dach anzunehmen, welches quer 
über denselben an seinen beiden Enden ohne Säulen frei geführt worden sei 
in der geringen Höhe, wie sie aus den Intercolumnien der Langseite dieses 
Mittelraumes zu schliessen ist. Das würde geradezu hässlich ausgesehen 
haben. Bios über den Seitem^äumen Dachung anzunehmen, wird auch 
Zestermann nicht wollen, denn dann wäre es ein sehr schlechter Spazier- 
gang gewesen. Zu diesem Zweck ist der Raum ohnehin zu klein, er wird 
blos benutzbar, wenn man ihn auch in der Mitte bedeckt, denn jede 
Seite misst nur circa 10 Meter, was wäre das für ein Spaziergang? nimmt 
man aber den Raum überdeckt an, dazu noch Gallerien über den Seiten- 
schiffen, in den Zimmern entweder Argentarii oder Expeditionslocale, in 
den beiden Räumen zur Seite des Eingangs Holztreppen, so haben wir 
eine Basilika, welche für ein Municipium wie Otriculum schon Grösse 
genug hat. Dann erklären sich auch erst die schluchtartigen Verbin- 
dungen der Mittelnische mit den rechts und links liegenden Zimmern, die 
man dann als für Richter oder Beklagte od. dgl. bestimmt annehmen 
kann, wo eine solche Verbindung mit dem Tribunal, wie sie auch in Pom- 
peji vorhanden war, ganz nützlich und bequem ist. 

g) lieber einige andere Basiliken hat Urlichs Nachrichten beigebracht 
(c. W. S. 7) ; so über die Basilika des Anatolius in Antiochien, dass sie 
durch das Mittelschiff beleuchtet war; von dem Kaisarion daselbst, dass 
es eine Konche' hatte, dass zwischen ihr und dem Langschiff ein unbe- 
deckter Raum lag (möglicherweise ist die Differenz in Bezug auf die Ba- 
silika Ulpia auf ähnliche Weise auszugleichen), der sich allerdings bei 
sehr grosser Konche nöthig machen konnte, um das Langschiff und die 
Konche mit Licht zu versehen. Dass diese Konche nicht als Gerichts- 
stätte diente , will ich Zestermann gern zugeben. Hier kommt blos die 
technische Frage ins Spiel und technisch ist Apsis und Konche dasselbe, 
eine halbrunde Exedra. 

Dass übrigens das Mittelschiff bei jeder Basilika bedeckt sein musste, 
dass sie also kein bloses Peristylium war, wird jetzt wohl von .Niemand 
mehr geleugnet, und war dafür die Anführung des Regionsverzeichnisses 
von Theodosius H. und der Stellen aus den Byzantinern bei Urlichs theils 
unnöthig, theils beweist sie eben nicht viel, weil diese späteren Schriftsteller 
schon sehr durch die christlichen Kirchen daran gewöhnt waren, den 
Ausdruck Basilika auf derartige Gebäude anzuwenden.. 

Doch genug hiervon: über Form und Ursprung der heidnisch- rö- 

6* 



84 

mischen Basiliken ist schon genug geschrieben worden, noch mehr hinzu- 
fügen, ist, so lange keine neuen Entdeckungen von Urkunden oder Ruinen 
solcher Gebäude gemacht worden, unnütz. Der Zweck dieses §: Nach- 
zuweisen, dass unter den antiken Basiliken einige sind, die zum Theil 
die räumlichen Eigenschaf ben haben, denen wir bei den christlichen Basi- 
liken begegnen, ist erfiiUt. Meist lagen sie überdem am Forum, welches 
man wohl für ein Vorbild des Atriums der Kirchen ansehen könnte. 
Aber dennoch fehlte ihnen eine Haupteigenschaft, die Gliederung in der 
Längenrichtung. Auch sind ihre Formen bei aller Uebereinstimmung der 
in Worten aufzählbaren Eigenschaften doch sehr verschieden. 

h) Basilika zu Fano. Ehe wir zu der Betrachtung anderer Gebäude 
von ähnUcher Disposition übergehen, muss ich doch noch die Basilika 
zu Fano wenigstens berühren. Zestermann will ihr die Apsis absprechen 
(S. 80 flf.), weil Vitruv sagt: item tribunal est in ea aede etc., Messmer 
(c. W. 28) und Weingärtner (S. 11) haben ihn zwar widerlegt, aber alle 
drei haben sich dabei doch nicht ganz auf den Standpunkt Vitruvs gestellt. 
Dieser schrieb bekanntlich sein Buch als Manuale fiir den Kaiser, damit 
sich derselbe, wie dies in der Vorrede gesagt ist, beim Auftreten als 
Bauherr den Technikern gegenüber und bei ähnlicher Gelegenheit nicht 
blamire, vielmehr mit einiger Sachkenntniss prahlen könne. 

Er erwähnte daher jedenfalls immer nur solche Eigenschaften der 
Gebäude, die nicht jedem Laien auffielen, gab nur da Definitionen der 
Benennungen, wo dieselben nicht allgemein bekannt waren, nur da Ver- 
gleichungen mit andern Gebäudearten, wo sonst sein Text hätte unver- 
ständlich sein können, nur da Eegeln fiir die Maasse, wo eine Verletzung 
theüs zu wirklicher Unschönheit führte, theils in eine andere Gebäude- 
gattung überführte, theils endlich so häufig geschah, dass der Pedant, 
denn das war er sicher, sich darüber geärgert hätte. Betrachten wir nun 
so die von den Basiliken handelnde Stelle (Vitr. Hb. V. cap. 1.) Non mintis 
summam — supra pronaum aedis, sowie die vorhergehende Basilicarum 
loca bis explicentur^ so sehen wir zunächst, dass er nach den allgemeinen 
Regeln ein Beispiel von abweichender Construction aufführt. Bei den all- 
gemeinen Regeln spricht er von den bekannten Eigenschaften, z. B. von 
der Höhe des Mittelraumes, von dem VoAandensein der Mauern, des Tri- 
bunals etc. gar nicht. Bei der Beschi^eibung der Basilika zu Fano spricht 
er zunächst vom Durchgehen der Säulen, von dem Zurückbleiben des Daches 
unter dem Gebälk dieser Hauptsäulen etc., kurz von Abweichungen, denen 
wir, wie oben nachgewiesen, und wie ich weiter aus dem Durchmesser der 
Säulen schhesse, in ähnlicher, wenn auch wiederum anders modificirter 
Weise in Pompeji kurz vor Vitruv begegnet haben. Dann sagt er, dass die 



85 

Langseite am Forum liegt (wie bei der Basilika Julia höchst wahrschein- 
lich, wie auch bei der Basilika Constantins und bei der Basilika Ulpia der 
Fall ist) und dass an einer dieser Langseiten, am Forum "Entlang, 8 Säulen, 
an beiden Querseiten (mit der Ecksäule jedesmal) 4 stehen. Dies gibt, da 
das Gebäude 160 Fuss lang imd 100 Fuss breit ist, und nach obiger An- 
gabe auf die Langseite 9, auf die kurze Seite 5 Intercolumien treffen, un- 
gleiche Intercolumien, oder wenn wir erst die Gallerien abziehen, für den 
Mittelraum 150 Fuss Länge und 60 Fuss Breite bei 7 und 3 Intercolumien. 
An der andern Langseite sind die zwei Mittelsäulen weggelassen, also drei 
Intercolumien frei mit 46 Fuss, so dass fiir die vier andern 74 Fuss bleiben. 
fAuch hier sind die Intercolumien also verschieden; man sieht, dass das 
ganze Gebäude an mancherlei Unregelmässigkeiten leidet, die er aber alle 
benennt. Was ist natürlicher, als dass er nun auch noch eine andere Un- 
regelmässigkeit anführen muss, nämlich die, dass er das Tribunal nicht, 
wie es gewöhnlich sein mochte, als Halbkreis, sondern blos im Stichbogen 
angelegt hat. Hier nun ist der Punkt, wo die Unsicherheit in der Aus- 
legung liegt. Vitruv motivirt nämlich die Weglassung der Säulen damit, 
ne impediant aspecttcs pronai Cbedis Augustt, quae est in medio latere etc. : 
. . . Jitem tribunal est in ea aede hemic^cli schematis, minore cmrvatura 
formatum. Blicken wir nun auf die Basilika zu Pompeji, wo vor dem 
Tribunal ebenfalls eine Reihe Säulen steht, zwischen dem eine sitzende 
Statue sich befand, femer auf die Basilika zu Otricoli, wo im Tribunal 
selbst eine Statue stand, auf die Basilika Ulpia, wo im Hintergrund der 
Apsis eine Ädicula steht, berücksichtigen wir dabei die ewigen Schmei- 
cheleien des Vitruv gegen den Kaiser, so wird es uns nicht schwer fallen, 
die Stelle zu erklären, besonders wenn wir bedenken, dass aedks nicht 
Tempelraum, sondern Tempelgebäude ist, tribunal aber erhöhter Raum 
heisst, der eben meist in Halbkreisform gebildet sein mochte, aber nicht 
so gebildet zu sein brauchte. Ich meine, Vitruv nennt Pronaos den Theil 
des Raums, welcher, wenn die Säulen herumgingen, mit in den Hallen ge- 
legen hätte, und der vielleicht durch eine besondere Säulenstellung, kleiner 
als die Hauptsäulen, höher als die Parastatä, abgeschlossen war; in einer 
Linie mit der Umfassungswand war dann die Vorderwand des Tribunals-, 
dieses selbst ging auf eine Breite von 46 Fuss um 15 Fuss zurück. In dem 
Scheitel der Krümmung stand eine Ädicula und um derentwillen sagte 
Vitruv euphemistisch, das Tribunal sei in einem Tempel des Augustus. 

§ 3. Andere römische Gebäude von basilikenähnlicher 
Form. Auch diese sind nachzuweisen, obgleich ihnen immer eine oder die 
andere von denjenigen Eigenschaften mangelt, welche wir als den Basi- 
liken charakteristisch erkannt haben. 



86 

a) Einige der basilikalen Eigenschaften, bei dem Mangel anderer, 
zeigten die Portiken mit Apsiden ; z. B. die von Messmer S. 24 u. 25 
citirten porticus tt exedra^ aus Gruter, corpus inscriptionum I. pag. 65, 
pag. 172, 2 vinA. porticus absidata aus Curiosum Romae Reg. VI. Eben- 
dahin gehört A\Q poittciis absidata in Herculanura, gewöhnlich als Basilika 
angeführt, und das Gebäude der Eumachia in Pompeji, ebenfa^s eine 
porticus absidata^ denn beiden fehlt die Bedachung des Mittelraumes. 
Vergl. Zestermann S. 113, Messmer S. 25, Zestermann S. 84. 

b) Zu der Glasse der Portiken gehört, wenn sie überhaupt in 
irgend einem Theil antik ist, die sog. Basilika zu Vicenza. Ich habe 
freilich trotz der genauesten Untersuchung keinen antiken Theil darii^ 
finden, auch trotz der sorgfältigsten Nachforschungen keine Nachricht 
auffinden können, welche diese Vermuthung bestätigt. Von den indirecten 
Beweisen, die Zestermann S. 126 dafür beibringt, will mir keiner recht 
einleuchten, denn die Benennung ^alatium vetus {anno 1262), verlieit ihre 
Kraft, wenn man liest, dass z. B. die 641 zuerst erbaute Cathedrale zu 
Torcello bei Venedig schon 864 „vetustate bene co7isumpta}' einem Neubau 
unterworfen werden musste. (S. Mothes, Gesch. d. Bank. u. Bildhauerei . 
Venedigs I. S. 25.) Und sehr baufällig mag die Basiüka in Vicenza oder 
richtiger gesagt der palazzo dellu Raggione daselbst 1262 gewesen sein, 
dam schon 1223 liess der Podestä Martinengo fünf Bogen unter denselben 
machen, 1260 wurde sie durch eine Feuersbrunst zerstört, darauf durch 
den Podesta Lidolfo erneuert. (Von dieser Erneuerung datirt wahrschein- 
lich jene Erwähnung als palatium vetus.) 1289 ist die Steintreppe gebaut, 
von 1291 datiren Inschrift und Malereien. 1330 war er nach einem Brand 
restaurirt worden, aber baufällig geblieben. 1444 begann ein Neubau, 
1495 war er vollendet, 1496 stürzte die eine Ecke mit mehreren Bögen 
der umgebenden Qallerie ein-, 1498 wurde Giorgio Spavento, 1536 endlich 
Palladio, 1541 Sammicheli, 1546 wieder Palladio zu Rathe gezogen-, 
1548 bis 1614 wurde am jetzigen Bau gearbeitet. Dass bei einem Ge- 
bäude, welches von so vielen Architekten, den berühmtesten ihrer Zeit 
(s. Gesch. d. B. u. B. Ven. 11. S. 55 u. 201), nicht gerettet werden konnte, 
nicht viel von antiken Theileiidie Rede sein kann, da bekannthch die Römer- 
bauten stets sehr sohd gegründet waren, braucht keinen weiteren Beweis. 
Aber selbst wenn es antik gewesen wäre, und im jetzigen Gebäude uns die 
Disposition geblieben wjlre, so hätten wir doch in demselben keine Basi- 
lika, sondern einen Porticus, ein niedriges, von Anfang nur über den Ballen 
selbst mit Dach versehenes und deshalb leicht gegründetes Gebäude zu 
suchen. 

c) Einige der basilikalen Eigenschaften, bei dem Mangel anderer, 



zeigten auch die Curien; von diesen ist eine, die des Pompejus, bei Messmer 
S. 24 belegt. Mit denjenigen Curien, welche als Bestandtheile der Basiliken 
zu betrachten sind und eigenthch nur erweiterte Tribunale waren*), hat 
Messmer den Umstand bewiesen, dass Kecht gesprochen wurde in den 
Basiliken. Damit könnte man auch beweisen, dass Tribunale zu den 
Basiliken gehörten, sowie auch die Vermuthung darauf gegründet 
werden könnte, dass Stoen mit Curien, auch wenn sie nicht ausdrück- 
lich Basiliken genannt werden, doch als solche zu betrachten seien. 
Da wir aber, vne gesagt, keine Untersuchung über die alten Basiliken 
anstellen, sondern es augenblicklich nur darauf ankommt, diejenigen Gre- 
bäude zu prüfen, welche Aehnlichkeit mit der christUckenBasiUka haben; 
so fragen wir nun, welche Gestalt hatten die Curien, wenn sie selbststän- 
dig auftraten ? Die Antwort geben uns am besten die drei Curien oder 
Tribunalien am Forum von Pompeji**): Alle drei sind Säle mit Apsiden, 
vor denen die sonst einfache Halle am Forum verdoppelt ist. In Schiffe 
sind sie aber nicht getheilt und so fehlt ihnen denn, selbst wenn man die 
Vorhalle sich durch jene Verdoppelung der Forumhalle ersetzt denkt, 
eine flaupteigenschaft der Basiliken. Dieselbe Gestalt zeigt uns der 
sogenaimte Sitzungssaal der Decurionen in Pompeji, die als solche frei- 
lich noch nicht ganz sicher nachgewiesene antike Basilika in Trier 
(s. ürhchs S. 15), die von Urlichs und Piper als Tempel nachgewiesene 
Kirche S. Andrea in Barbara etc. Dass auch solche Gebäudeform für 
rden christlichen Cultus brauchbar war, bezeugt eben die letztgenannte 
KirchC; sowie S.Balbina und andere; aber Basiliken waren solche Kirchen 
nicht, sondern Oratorien, wie schon oben gesagt. Damit allein ist aber 
noch nicht bewiesen, dass die heidnischen Basiliken mehrere Schiffe 
haben müssten. Es könnte also das Gebäude in Trier eine solche gewesen 
sein. Es könnten auch die Curien in Pompeji welche gewesen sein, wenn 
nicht aus Vitruv hb. VI., cap. 5 (s. S. 89 in § 4 des nächsten Capitels) 
hervorginge, dass gerade die Schiffeintheilung auch bei den heidnischen 
Basiliken als charakteristisches Merkmal galt. Die pompejanischen Curien 
waren also keine Basiliken, das Gebäude in Trier kann eine gewesen sein, 
wenn es durch Säulen in Schiffe getheilt war, wenn auch dieMaasse dann 
nicht der pedantischen Vorschrift des Vitruv genau entsprechen; bewiesen 
ist darum das Gebäude noch nicht als Basilika, ja ich möchte es trotz- 
dem weder für eine Basilika noch für eine Curie erklären, obgleich ich 



*) In Curia Basilicae, Gruter, p. 444. 2. aäeundi mihi locus ^ niaia tribunali non 
fuit, Plüuus IV. 16. Weiteres s. Messmer S. 26 u. 27. 
**) Overbeck, Pompeji, S. 100 u. 105. 



88 

• 

ebensowenig strict behaupten mag, dass es nicht der letzteren von beiden 
Gebäudegattungen angehört hat. Die AehnUchkeit mit den pompejiani- 
schcn Curien ist ziemUch bedeutend, aber auch in diesen werden ja nur 
Curien vermuthet; mögen diese Gebäude aber nun Curien sein oder nicht, 
als Vorbild zur christlichen Basilika fehlt ihnen eine Haupteigenschaft, 
da sie nicht in SchiflFe getheilt sind, während sie in Bezug auf die Endung 
in eine Apsis basilikenähnlich sind. 

d) Zu den Gebäuden, welche nur theüweis als Vorbild für die christ- 
Hchen Basiliken betrachtet werden können, gehören auch die Prome- 
naden-Basüiken, hasüicae ambulatoriae, wie sie Zestermann S. 66 nennt, 
wo er auch Anmerkung 218 — 223 die nöthigen Belege beibringt. Diese 
Spaziergänge mögen aber nur selten Basiliken genannt worden sein; jeden- 
falls waren es nur Portiken an einer Seite eines Platzes, oder um einen 
Platz herum, hiessen auch, wie Vitruv üb. V. cap. 11 anfuhrt, bei den 
Griechen ^atogj während die ofienen Spaziergänge bei den Griechen als 
7re()id()6fu8cu, bei den Römern als xi/sti bezeichnet wurden. Man sieht 
hieraus schon, welche Namenumtausche die Römer vornahmen, und wie 
nothwendig es ist, sich mehr an die Sache, als an den Namen zu halten. 



FÜNFTES CAPITEL. 
Antike Gebändetheile , welche basilikale Formen haben, 

§ 1. Zunächst dürften hierher wohl manche Saalformen in den 
Thermen zu rechnen sein. So die Säle ohne Schiffeintheüung aber mit 
Apsis in den Thermen von Velleja und Pompeji (Guhl und Koner Fig. 416 
u. 417), mit Seitenschiffen und Apsis in den Thermen des Julian zu Paris 
(Battisier S. 275) und in denen von Trier (Otte S. 29). 

§ 2. Ferner gehören hierher die grossen Gorridore in den Palästen,' 
wie uns solche in dem Palast des Diocletian zu Spalatro (Lübke Fig. 117, 
Guhl und Koner Fig. 389) erhalten sind. Diese sind dreischiB&g, aber 
natürlich ohne Apsis, haben jedoch unstreitig Oberlicht gehabt. 

§ 3. Am wichtigsten jedenfalls aber, weil am directesten dei^ Augen 
djer Christen dargeboten, waren die Säle in den Wohnhäusern, welche 
Vitruv als oeci bezeichnet. Weingärtner hat die Wichtigkeit dieser Räume 
vielleicht sogar überschätzt und in seinem Eifer dafür Beweise beigebracht, 
die keine sind. So ist z. B. die von ihm angezogene „Apsis" im Peristyl 
der casa di Lucrezio in Pompeji keine Apsis, sondern eine frei aufgebaute 
Nische hinter einer Figur, die unter anderen Spielereien in diesem aben- 



89 

theuerlich genug ausgestatteten Peristyl steht. Viel eher hätte er Recht 
mit dem cubiculum ahsidatum in der Villa des Diomed (Overbeck S. 249. 
14), nur ist diess eben kein oecus. Oeci aber finden sich natürlich sehr 
viele in Pompeji, doch sind dieselben meist glatte viereckige Säle. Nur in 
der Casa del LdbMnto ist einer, der an drei Seiten Säulen hat (s. Over- 
beck S. 236. 43). 

Gemächer mit Apsiden waren in dem Laurentinum des Plinius 
(s. Plin. Hb. n. ep. 17); in der Villa des Luculi waren, wie die ziemlich 
beträchtlichen Ruinen, die ich bei wiederholten Besuchen genau untersucht 
habe, deutlich und zweifellos beweisen, zwei grosse Säle mit halbkreis- 
förmigem Schluss. Das von Weingärtner femer noch citirteTricUnium des 
Papstes Leo III. ist doch zu spät, um es hier als Beispiel gelten zu lassen 
und im Palast des Theodorich ist wenigstens nichts von einem Triclinium 
mit Apsis erhalten. Dafür aber enthält der Palast zu Spalatro deren 
mehrere, darunter zwei dreischiffige, am Ende des Mittelschiffs durch 
eine Apsis geschlossen, lieber die drei Basiliken mit je hundert Säulen in 
der' Villa der Gordiane, sowie über das Hekatostylon am Campo Martio 
s. Zöstermann S. 67. 

§ 4. Am deutlichsten aber wird uns das Bild der Oeci von Vitruv 
vorgefahrt, der in lib. VL cap. V. folgendermaassen sagt: „Pinakotheken 
sind^wie Exedren von weiter Grösse herzustellen. Die korinthischen Oed 
und die viersäuligen, sowie die sogenannten Aegyptischen haben in Bezug 
auf Länge und Breite dieselben Verhältnisse, wie vorhin von den Tri- 
clinien geschrieben wurde (d. h. doppelte Länge zur Breite) aber wegen 
der Säuleüstellungen werden -sie geräumiger eingerichtet. (Wir würden 
sagen, weil sie geräumiger sind, müssen Säulen hineingestellt werden, 
um die Decke zu tragen.) Zwischen Korinthischen aber und Aegyptischen 
ist folgender Uiiterschied. Die Korinthischen haben einfache Säulen,- ent- 
weder auf einem Podium oder auf dem Boden stehend, und darauf Archi- 
trave und Kranzgesimse, entweder von eingelegter Arbeit oder abgeputzt, 
ausserdem auf den Kranzgesimsen gewölbformige Cassettendecken. In den 
Aegyptisc^ien aber Hegen auf den Säulen Architrave und von den Archi- 
traven ist nach den Wänden, die umher stehen, ein Gebälk zu legen, 
darauf der Fehlboden und das Pflaster, so dass ein Umgang unter freiem 
Himmel entsteht. Dann auf die Architrave im Loth über den unteren 
Säulen sind um ein Viertheil kleinere Säulen zu stellen; über deren 
Architraven werden Ornamente zum Schmuck der Cassetten verwendet 
(besser würde die Lesart stimmen, wenn man statt ornamenta armamenta 
setzte, dann Messe es, werden die Constructionshölzer mit Cassetten 
geschmückt) und zwischen die oberen Säulen Fenster placirt; so e^^scheint 



90 

denn in ihnen eine Aehnlichkeit mit den Basiliken, nicht mit den korin- 
thischen Triclinien.** 

Weiter heisst es cap. VI.: „Man macht aber auch Oeci, nicht nach 
italienischer Gewohnheit, welche die Griechen xv^iKr;v(wg ohovg nennen; 
diese werden mit der Aussicht nach Norden gedreht, meist ins Grüne 
blickend und haben Flügelthüren in der Mitte. Sie sind aber so lang und 
breit, dass zwei Triclinien (dreiseitige Speisebänke nebst Tisch) mit den 
Umgängen einander gegenüber aufgestellt werden können und zur Rechten 
und Linken die zweiflügeligen Fenster haben, damit von den (Speise-) 
Betten aus durch die Fensteröffnungen das Grüne gesehen werden kann 

6vC> ... 

cap. Vni.: „Für Vornehme aber sind königUche Vestibüles anzu- 
legen, hohe Atrien, und sehr weite Peristyle etc., ausserdem Bibliotheken, 
Pinakotheken und Basiliken, auf keine andere Weise prächtig zugerichtet, 
als bei öffentlichen Bauten, weil in ihren Häusern öffentliche Berathungen 
und Privatgerichte und Schiedssprüche abgehalten werden." 

§- 5. Durch air Diess dürfte wohl zur Genüge erwiesen sein, eines- 
theils, dass es in den Palästen und Wohnhäusern Roms Säle gab, welche 
so manche derjenigen Eigenschaft besassen, die wir als Haupteigenschaften 
der christlichen Basiliken kennen gelernt haben, andemtheils, dass diese 
selben Räume auch so viel AehnHchkeit mit den heidnischen Basiliken 
hatten, dass selbst römische Architekten, wie Vitruv, diese Aehnlichkeit 
ausdrücklich erwähnen zu müssen glaubten; daraus aber, dass er diese 
Aehnlichkeit gerade aus der Anbringung von Fenstern über den Säulen 
herleitet, ist zu folgern, dass die Beleuchtung des Mittelschiffs durch 
Fenster über den Seitenschiffen, also zugleich auch das Vorhandensein 
eines bedeckten und erhöhten Mittelschiffes eine der Haupteigenschaften 
der antiken BasiUka war, dass also hierin die christlichen Basiliken den 
heidnischen ähnlich waren. 

§ 6. Rückblick. Auch indem ich, wie schon mehrfach ausgesprochen, 
weit davon entfernt bin, über die Form der antiken Basiliken eine Unter- 
suchung anzustellen, und unbeschadet der Ergebnisse weiterer Forschungen 
auf diesem Gebiete, kann ich es doch nach dem Vorstehenden getrost 
wagen, folgende Sätze aufzustellen; 

1) Die antiken Basiliken lagen meist an einem von Säulenhallen um- 
gebenen Platz. 

2) Ihr Innenraum zerfiel in Schiffe. Das Mittelschiff war breiter und 
höher als die Seitenschiffe imd empfing seine Beleuchtung über diesen 
durch hochstehende Seitenfenster. 



91 

3) Bei den meisten antiken Basiliken befanden sich Gallerien über 
den Seitenschiffen. 

4) Die antiken Basiliken enthielten einen, bei manchen beweglichen, 
bei vielen aber mitgebauten, erhöhten Platz, das Tribunal, welches sich 
auch in denCurienPompeji's findet, sowie im Sitzungssaal der Decurionen 
und dem Gebäude zu Trier. 

5) Dieses Tribunal lag bei vielen in einer Exedra, welche (z. B. in 
Pompeji) eckig oder (Basilika ülpia, Otricoli, Basihka des Constantin) 
halbkreisförmig war und also, wenn sie überwölbt war, den Namen Apsis 
oder Konche verdient. 

6) Diese Konche kehrt auch in denjenigen für Curien gehaltenen 
Gebäuden wieder, welche nicht als Theile einer Basilika, sondern als ge- 
sonderte Gebäude auftreten. 

7) Im Scheitel solcher Konchen standen (wenn nicht überall, so doch 
hier und da) Altäre oder Götterbilder, oft in besondem Nischen, oder auch 
in einer förmlichen Ädicula; so in der einen Curie von Pompeji, im 
Sitzungssaal der Decmionen daselbst, in dem Halbki*eis bei der Basilika 
Ulpia, im Kaisarion, in der Basilika zu Fano. 

8) In einigen dieser Konchen zog sich an der Wand herum eine 
bankähnliche Erhöhung, vermuthlich Sitz der Richter od. dgl. So in 
einer der Curien in Pompeji, im Sitzungssaal der Decurionen daselbst, 
in Otricoli etc. 

§ 7. In einigen der heidnischen Basiliken und Curien findet sich also 
unter den Eigenschaften des Gebäudes manches Element der Gebäude- 
disposition, welches sich bei den christlichen Basiliken ebenfalls findet. 
Die antiken Basiliken sind aber ebensowenig als die altchristhchen, eben- 
sowenig als die mittelalterlichen Kirchen oder als irgend eine Gruppe 
von Gebäuden gleicher Bestimmung und Zeit, nach einer allgemein 
gültigen Chablone gebaut gewesen. Das wäre eines Volkes von so hoher 
Bildung, wie die Römer es waren, ganz unwürdig. 

§ 8. Die Basihken sind nicht die einzigen Gebäude und Gebäude- 
theile römischen Ursprungs, deren Formen Verwandtschaft zeigen mit 
den Formen der christhchen Basiliken. Einzelne dieser Formen finden 
sich vielmehr an allen Gebäuden und Gebäudetheilen, die eine einiger- 
maassen verwandte Bestimmung zu erfüllen haben. 

§ 9. Auch ausserhalb des Römerreichs bei allen gebildeten Völkern 
finden sich Gebäude, die mehr oder weniger treu der basilikalen Form 



92 

sich anschmiegen, und von deren Formen also ein grösserer und geiingerer 
Theil bei Ausbildung der christlichen Basilikenform verwendet zu werden 
fähig war. In wie weit nun eine solche Verwendung mit dem Auftreten 
des Christenthums als neue Eeligion und mit der Entwicklung einer 
specifisch christlichen Kunst vereinbar sein mag, in welcher Weise eine 
solche Verwendung sich vorbereitet haben, eingetreten sein mag, darüber 
werde ich meine Vermuthungen im nächsten Buch aussprechen. 



V. BUCH. 

Von dem Gang, den die christliche Knnst hei Anshildnng 

der Basilikenform nahm. 



ERSTES CAPITEL. 

Von dem Gaag^, den die Baukunst überhaupt bei Gestaltung neuer 

Gebäudeformen nimmt. 

§ 1. Vor Allem muss ich hier auf einen scheinbar nur unbedeutenden, 
dennoch aber ziemlich wichtigen Fehler hinweisen, den viele Kunstschrift- 
steller bei Behandlung unsers Gegenstandes gemacht haben. Sie haben 
nämlich häufig von Basilikenstil gesprochen. Es giebt aber keinen Basi- 
Ukenstü. Ebensowenig wie man bei Betrachtung griechischer Tempel 
von Langtempelstil und Rundtempelstil oder bei Betrachtung römischer 
Bauten von Theaterstil und Triumphbogenstil sprechen wird, darf man 
in der christlichen Kunst von Basilikenstil, Baptisterienstil sprechen. 
Das Wort Stil bezieht sich nur auf die ästhetische Durchgestaltung einer 
in den Hauptzügen durch Bedürfiiiss und Standpunkt der Technik be- 
dingten Bauform, also nicht auf die Disposition undConstruction, und nur 
mit diesen beiden, namentlich mit der ersteren haben wir es hier zu thun. 
Ich habe deshalb auch bei der ganzen Untersuchung die eigentlich stili- 
stischen Formen, Capitäle, Bogen, Säuleniüsse, Simse, Verhältnisse etc. 
ganz bei Seite gelassen; in der That blieben diese Formen auch alle ganz 
dieselben, wie in der heidnisch -römischen Kunst, nämlich vorläufig, so 
lange die Kunst noch damit zu thun hatte, die Disposition und Constru- 
ction der neuen Gebäudeart festzustellen, abzuklären und zum geschlos- 
senen, mit dem Charakter der neuen Religion, mit dem Bedürfiiiss des 



94 

neuen Coltus vollständig harmonirenden Ganzen durchzubilden. Erst als 
di^ss erreicht war, konnte die Kunst dazu gelangen, die nun im Geripp 
fertigen Formen zu vergeistigen, zu idealisiren. 

§ 2. Diess wii^d bei der Bildung jeder neuen Gebäudeform der Fall 
sein. Zunächst nämlich muss das Bedürfiiiss in Bezug auf die Raumver- 
theilung festgestellt sein. Rührt diess Bedürfoiss von einer ganz neuen Art 
der Raumbenutzung her, so müssen erst Versuche gemacht werden, aus 
deren Misslingen man erfährt, welche Dispositionen nicht für Erfüllung 
des vorüegenden Bedürfnisses geeignet sind. Ist die Raumbenutzung einer 
schon früher geschehenen ähnlich, so werden auch die Räume ähnlich 
disponirt werden können. 

§ 3. Sobald also eine neue Art der Raumbenutzung auftritt, so wird 
man sich fragen, welchen der schon vorhandene Arten sie wohl ähnlich 
ist, in welchen Stücken sie abweicht, ob diese Abweichungen nicht 
wieder Aehnlichkeiten mit einer andern Art der Raumbenutzung zei- 
gen etc. 

§ 4. Hat man diess festgestellt, so wird man aus den Gebäudeformen, 
die bisher üblich waren, diejenige auswählen, welche der ähnlichsten Art 
der Raumbenutzung bisher mit Erfolg gedient hat, oder man wird aus 
den entsprechenden Theüen mehrerer Gebäudeformen eine neue com- 
biniren. 

§ 5. Hat man auf diese Weise eine Gebäudeform gefunden, welche 
in den Hauptsachen dem Bedürfiiiss entspricht, so wird dieselbe sich 
mehr oder weniger rasch sich dem Bedürfiiiss anpassen. 

§ 6. Bei weitem leichter wird die Wahl zwischen den vorhandenen 
Formen, wenn die neue Art der Raumbenutzung, des Bedürfnisses nicht 
plötzUch fertig dasteht, sondern sich innerhalb gewisser, wenn auch nicht 
das Bedürfiiiss voll befriedigender Gebäudeformen entwickelt hat. 

§ 7. Noch-mehr erleichtert wird diese Wahl, wenn während der Aus- 
bildung des Bedürfiiisses sich zugleich eine idealisirte, idealistische Seite 
desselben mit ausbildet, oder mehrere solche idealistische Grundzüge 
sich finden, welche, oder deren einzelne bereits in fiüheren Gebäude- 
formen VerwirkUchung gefunden hatten. Es wird nämlich in solchen 
Fällen das Bedürfniss sich von selbst und unbewusst zu den idealistisch 
ihm verwandten Gebäudeformen hingezogen fühlen. 

§ 8. Ist das Bedürfiiiss dictirt durch eine Religion, ist also die Raum- 
benutzung Gottesdienst, so wird es sich bei der Ausbildung einer Gebäude- 
art, bei der Wahl zwischen vorhandenen Formen, bei der bevorzugten 
Adoptirung der einen oder anderen besonders darum handeln, ob der 
Gottesbegriff, dann aber, ob die Ausübungsweise des Gt)ttesdienstes, das 



95 

Ceremoniell, endlich ob die hierarchische Gliederung in einer der vorhan- 
denen Religionen Vorbilder haben, und findet solches Statt, nun so wird 
aus der betreffenden ReUgion der betreffende Theil der Gebäudeform her- 
zuleiten sein, dabei wird naturgemäss dieAehnlichkeit des Gottesbegriffes 
sich in der Aehnlichkeit der Gesammtanlage im Allgemeinen, die AehnUch- 
keit der Ausübungsweise des Gottesdienstes in Anzahl, Grösse und Menge 
der Räume, ja auch in Gestaltung der einzelnen Räume, endhch dieAehn- 
lichkeit in Gliederung der Gemeinde sich durch Aehnlichkeit in der An- 
einanderreihung und Steigerung der Räume ausdrücken. 

§ 9. Ist also die Rehgion in ihrem Wesentlichen, d. h. in der Idee 
von dem Wesen, dem Willen und den Geboten Gottes keine neue, sondern 
nur eineVerklärung oder Modificirung einer alten, so wird der ihr dienenden 
Kunst bei der Auswahl der Formen fiir die Gesammtanlage im Allgemei- 
nen, pamentlich aber für das eigenthche dem Gott geweihte Heiligthum 
bewusst oder unbewusst als Ideal eine Verklärung und Modificirung der 
bei den Gebäuden der Mutterrehgion vorliegenden correspondirenden 
Formen vorschweben, vielleicht Jahrhunderte lang schlummernd, so lange 
Macht und Mittel fehlen, das Ideal zu verwirkhchen, aber nie sich ver- 
wischend. Selbst die Richtung, nach welcher hin diess Ideal als Modi- 
ficirung oder als Verklärung der vorhandenen Formen auftritt, wird 
parallel der Richtung sein, nach welcher hin der Gottesbegriff modificirt 
worden ist. 

§ 10. Ist die Ausübung der Religionshandlungen ähnlich der bei 
älteren ReUgionen, so wird Anzahl, Menge, Grösse und Gestaltung der 
Räume von denen entnommen werden, welche bei der älteren Religion dem- 
selben Zweck dienten. Findet sich eine Aehnlichkeit der einen oder an- 
dern religiösen Handlung bei der oder jener Religion, so wird die Kunst, 
bewusst oder unbewusst, auch für jede einzelne Handlung den Raum so 
disponiren, wie er für die betreffende ähnliche Handlung bei der oder 
jener Religion disponirt war. Findet sich eine ähnliche Handlung in 
keiner ReUgion, wohl aber im profanen Leben eines irüheren oder gleich- 
zeitigen Volkes, so wird die Kunst durchaus keinen Anstand nehmen, 
in Disponirung der Räume sich nach den betreffenden Profanräumen 
zu richten. 

§ 11. Dasselbe wird in Bezug auf Gliederung der Räume, Anreihung 
derselben aneinander eintreten, unter Rücksicht auf etwa vorhandene Vor- 
bilder, entweder wirkücher hierarchischer Ghederung oder entsprechen- 
der profaner Volksgliederung. Ebensowenig aber, als jemals eine neue 
Sprache, eine neue Staatsform erfunden, d. h. mit einem Schlag fertig 
hingestellt worden ist, wo auch immer neue Principien sich geltend 



96. 

machten, ebensowenig, sage ich, wird jemals ein neuer Baustil, ja nicht 
einmal eine neue Bauform plötzlich auftauchen. Die Entwickelungs- 
geschichte der Menschheit leidet keine Sprünge, sondern geht Schritt für 
Schritt der Vervollkommnung entgegen. Daher wird auch eine neue reU- 
giöse Kunst weder ganz vollständig neue Gebäudeformen schaffen, noch 
auch plötzlich mit neuen Stilformen auftreten. Letztere hängen viel zu 
sehr mit dem jedesmaligen Standpunkt der allgemeinen Bildung, der tech- 
nischen Fertigkeit und der Ausbildung des Formensinns, endlich mit kli- 
matischen Einwirkungen etc. zusammen, als dass eine plötzliche Aenderung 
hier eintreten könnte. Sie werden vielmehr erst, nachdem längst die Ge- 
bäudedisposition ausgebildet ist, an dieser und aus dieser, sowie 9.us dem 
allgemeinen idealen Zuge, der, auf dem Gottesideal fassend, der neuen 
Gemeinde sich bemächtigt, allmälig sich entwickeln. 



ZWEITES CAPITEL. 
Aufgabe, welche das Christenthum an die Baukunst stellte. 

§ 1 . Im Anfang trat das Christenthum nicht als dem Judenthum feind- 
Uch, sondern nur als Reform desselben auf, mit der Tendenz, Gott, aber doch 
den alten, von den Juden bis dahin verehrten Jehova, keinen neuen Gott, 
nichf^mehr als strengen Herren eines auserwählten Volkes, sondern als 
liebenden Vater der ganzen Menschheit, nicht mehr als in einem Tempel 
wohnend, sondern als allgegenwärtigen und im' Geist imd der Wahrheit 
anzubetenden Gott darzustellen, Christum aber als göttUchen Vermittler, 
die Gemeinde als mit Gottes Geist begabte Kinder Gottes, die Ungläubigen 
als vom Heil ausgeschlossen darstellend. Der Baukunst musste also als 
allgemeines Ideal für die Gestalt des Gotteshauses der Tempel Jehovas 
zu Jerusalem vorschweben, doch modificirt in so fem, als das neue Gottes- 
haus weniger burgähnlich, vielmehr heiterer, freier, ätherischer werden 
musste, die Materie als durch den Geist überwunden darstellen musste ; 
femer insofern, als das neue Gotteshaus nicht mehr alleinige Wohnung 
des Gottes war, sondern Raum bot für seine Kinder, die als mit dem hei- 
ligen Geiste begabt, als geweiht erschienen. Auch galt es weniger, gleich 
einem König nach aussen zu repräsentiren, als vielmehr alle jene Geweihten 
der Hen'lichkeit Gottes theilhaftig zu machen. Dabei blieb Gott zwar 
unsichtbar und unnahbar, aber Christus als Incorporation Gottes trat, 
soweit das künstlerische Element ins Spiel kommt, in ähnhche Stellung 
wie die Heroen und Götterstatuen Griechenlands, die eben auch als Incar- 
nationen der Gottheit galten, ebenso entsprachen die Märtyrer in gewissem 



97 

Sinne den Heroen des Heidenthmns, ihre Gräber den Gräbern dieser Heroen. 
Die Auaschli^suhg der Ungläubigen vom Heil, die Aufhebung dieser Aus- 
schliessung durch die reinigende Taufe, leitete die Kunst auf die zu ganz 
gleichem Zweck bei dem Tempel zu Jerusalem vorhandenen Vorhöfe und 
Wasserbecken, so dass im Allgemeinen dieser Tempel als Ideal erscheint, 
modificirt in bemerkter Weise und in Bezug auf die neu hinzutretenden 
Elemente ergänzt durch den Familiensaal und den griechischen Altar der 
Götterstatuen und Heroengräber, welche aber ihrerseits eben auch, um 
zum Ideal zu werden, des götzendienerischen Beischmacks entkleidet 
werden mussten. 

§ 2. Die Religionshandlungen der Christen bestanden zunächst wie 
bei den Juden im Gebet des Einzelnen nach bestimmter Richtuug hin, in 
symbolischer Reinigung beim Nahen an das Heiligthum. Das Opfer ver- 
änderte sich insofern, als es nicht mehr Gott als Herren, sondern der Ge- 
meinde, den als Repräsentanten Gottes in dieser Beziehung erscheinenden 
Armen dargebracht wurde; dazu kam das Gedächtnissmaid, das Brod- 
brechen, ferner die Versammlung der Gemeinde im Hause des Vaters, 
die Predigt endlich und das gemeinsame Gebet. Die Aufgabe für die 
Baukunst präcisirte sich also dahin, zunächst dem Gebäude dieselbe 
Richtung zu geben, die der jüdische Tempel hatte, dann aber vor Be- 
stinynung von Zahl und Grösse, sowie Einrichtung der Räume dafür zu 
sorgen, dass wie bei den Juden ein Vorhof mit Reinigungsbrunnen da sei. 
In Bezug auf die Opfer erwuchs die Aufgabe, Orte zu schafifen, wo der 
G^neinde Gaben gespendet werden konnten, also in dem Räume der Ge- 
meinde, aijidere wo den Armßn Gaben gespendet wurden, also in dem, noch 
menschhchen Dingen näher liegenden Vorhof. 

Für das Gedächtnissmahl musste ebenfalls ein Platz geschaffen wer- 
den und zwar musste dies der Ort sein, wo man eben das Gedächtniss 
derjenigen, die für das Christenthum sich selbst geopfert hatten, feierte. 
Endlich ein Raum zur Gemeindeversammlung, zu gemeinschaftlichem Ge- 
bet, zum Anhören der Predigt. In Bezug auf die Opfer boten sich Vor- 
bilder in den Tischen an der Vorhalle des jüdischen, im Pronaos des 
heidnischen Tempels, wo die Gaben zur Unterhaltung der Priester und 
Armen auch dort niedergelegt wurden. Femer in Bezug auf die Gaben 
an die Gemeinde fand die Kunst Vorbilder in Ausstellung der Weihge- 
schenke in der Cella des griechischen, in ähnlichen Anordnungen im Naos 
des jüdischen Tempels. Als Ort für das Gedächtnissmahl war der Altar 
mit dem Märtyrergrab, als Stellvertreter des Grabes Christi indicirt. 
Bei Gestaltung des Raumes selbst für dieses Gedächtnissmahl sowohl 
wie fiir die Versammlung. der Kinder Gottes mussten die Räume ähn- 

Moth es, Basiliken. 7 



98 

lieber Bestimmung im Wohnhaus, also im Orient der Hypostyl, im Occi- 
dent der oecus als Vorbild um so mehr auftreten, als man im Anfang 
lange gezwungen war, während noch der Ritus im Ausbildungsstadium 
stand, diese Handlungen im Haus vorzunehmen. Bei den Heidenchristen 
kam hierzu noch die Cella des hypäthralen Weihetempels, wohin die Ge- 
meinde bei einzelnen religiösen Festen Zutritt hatte. Insoweit die Ver- 
sammlung behufs Anhörung einer Rede, Predigt geschah, traten als 
Vorbild diejenigen Räume ein, die man bei Juden und Heiden allerwärts 
zu diesem Zwecke kannte, die Stoen und Basihken mit dem erhöhten 
Platz für den Redner, dem Tribunal. Diese Vorbilder mussten um so 
mehr Anklang finden, als die meisten Exemplare derselben, sowohl Oecus 
und Hypostyl, als Festtempel und Basilika, mit einer Vorhalle und einem 
Hof versehen waren, die einen mit Tablinum und Atrium, die andern mit 
Pronaos und Temenos, die dritten mit Chalcidika und Forum. 

§ 3. Die GUederung der Gemeinde betreffend, so war sie im Anfang 
blos zweifach: Gläubige und ungetaufte Zuhörer. Hier genügte Oecus und 
Atrium (oder Peristyl). Im Oecus die FamiHenversammlung der Kinder 
Gottes, das Liebes- und Gedächtnissmahl, im Peristyl die geistige Spei- 
sung mit Lehre und Taufe, die leibliche Speisung der Armen. 

Die blose Lehre fand getrennt in Stoa und Basilika oder irgendwo 
statt, wo Zeit und Raum es gestattete. 

Die nächste Gliederung, die eintrat, zerfällte die Gemeinde in Boten, 
(Apostel), Vorsteher, Gläubige, Ungetaufte. Die Apostel und Vorsteher 
hatten zugleich das Vermögen der Gemeinde zu verwalten, Streitigkeiten 
zu entscheiden. Recht zu sprechen und Brod zu brechen. Für sie empfahl 
sich der Platz hinter dem Tisch für das Gedächtnissmahl , hinter dem 
Märtyrergrab, für diesen Platz die Form der Curien, als Ideal blieb in 
dem Gemüth der Judenchristen, der Apostel und dadurch auch der von 
diesen beeinflussten Vorsteher die Gestalt der Curie Salomos in der Basi- 
lika des Herodes, ein Querschiff mit Exedra, welches auch in einigen 
Basiliken und in der Aufstellungsweise einiger Curien an Basiliken wieder- 
kehren mochte. Da, wo in der Basilika die Götterstatue stand, wurde 
nun das Märtyrergrab, der Altar aufgestellt, am Westende des Gemeinde- 
hauses, wie im Tempel zu Jerusalem und im heidnischen Tempel, auch 
wie dort als Adyton durch Vorhänge verhüllt, auch wie dort in einer 
Ädicula. Die Predigt wurde vom Bischof oder Vorsteher gehalten, wozu 
sich das Tribunal der Curien mit seiner Erhöhung empfahl. Bei Verlesen 
der Evangelien aber und Epistel, beim Vorsingen etc. war der Fungirende 
nicht im Amt als Vorsteher, sondern als Gemeindemitglied; die Vorrich- 
tungen hierzu, Chor und Ambonen, gehörten also in den Gemeinderaum, 



99 

gerade wie die Rostra auf dem Forum standen, wie die Apostel mitten in 
der Stoa sprachen und lehrten. 

Die Katechumenen durften nicht bis in das Gemeindehaus selbst 
eindringen , sollten aber den Gottesdienst hören und sehen. Als Vorbild 
dafür hatte man die Vorhalle und das Gitter am Hause umher beim jü- 
dischen Tempel, den vorgezogenen Strick (Zestermann S. 23) bei der Kö- 
nigshalle z|i Athen und Aehnliches. Die Üngetauften, angehenden Lehr- 
linge, mussten im Atrium bleiben, wie bei den Juden ein Hof der Heiden, 
bei den Griechen der Temenos für die Ungeweihten da war. Das voll- 
ständigste Vorbild solcher, einer hierarchichen Gliederung der Gemeinde 
entsprechenden, Gliederung der Räume bot der ägyptische Tempel, der 
ja auch Vorbild des salomonischen Tempels gewesen war. 

Später kam noch ein Element in diese Gliederung hinein, indem die 
HeiUgen zu Vermittlem zwischen Gott und Menschen wurden, indem auch 
das 'Christusbild als stete Erinnerung an die Incarnation und Selbst- 
opferung Gottes, indem endlich die Taube als Sinnbild des heiligen 
Geistes in die Ädicula ifber dem Altar aufgenommen ward. Dadurch 
war erst der Altar als Grab eines über den Andern stehenden Menschen, 
als symbolisches Grab Gottes fertig, und der Ort, wo es stand, musste die 
Gestalt einer Grabkapelle, eines antiken Grabtempels erhalten. Damit 
war die eigentliche Gebäudeform erst abgeschlossen und konnte die 
Idealisirüng beginnen, indem man nun auf die von Anfang an vorschwe- 
benden Ideale die künstlerische Thätigkeit ausdehnen konnte, nachdem 
dieselbe bereits, wenigstens theilweis, mit Stilisirung der einzelnen Theile 
zu Stande gekommen war. 



DRITTES CAPITEL. 
Ausbildungsgang der christlichen Basilikenform. 

Derselbe ergiebt sich nach Vorstehendem nun als in folgender Weise 
vor sich gehend: 

§ 1. Für die Gesammtgestaltung erschien der Tempel von Jerusalem 
als Ideal, welches aber abgeändert werden musste, weniger burgähnlich, • 
weniger auf bloss äussere Repräsentation berechnet, heiterer, freier, 
ätherischer, unter Darstellung der Ueberwindung der Materie durch den 
Geist, der Finstemiss durch das Licht, weniger als Palast Gottes, mehr 
als Versammlungshaus der Kinder Gottes, zugleich aber, gleich dem 
jüdischen Tempel, ein Adyton in sich bergend, welches jedoch als Grab zu 
erscheinen hatte. Ferner lag im Begrifif dieses Ideals damals noch die 



• •• 



i : ••• ••• 

• • ••• • 



100 

Ausschliessung der Ungläubigen, die Reinigung durch die Taufe, endlich 
die Regierung der Gemeinde durch ihre Vorsteher. 

§ 2. Vorläufig konnte diess Ideal nicht erreicht werden. Als nächstes 
Bedürfiiiss wurde erkannt, Versammlung der Gläubigen zu gemeinsamem 
Gebet und Lobgesang und zum gemeinsamen Gedächtnissmahl, sowie zur 
Lehre, Armenspeisung und Taufe. Dazu bot sich der dem Tempel wenig- 
stens in Bezug auf die Oberbeleuchtung von der Seite und auf die läng- 
liche Gestalt, sowie auf das Vorhandensein einer Vorhalle ähnliche Hypo- 
styl oder Oecvs mit dem, ebenfalls dem Tempelhof ähnlichen Hof mit 
Brunnen (inpluviwm^ puteale). In der Halle dieses Brunnenhofs, oder in 
dem Tablinum wurden die Armen gespeist, im puteal getauft. 

§ 3. Der zweite Schritt zur Verwirklichung des Ideals war die Re- 
gierung der Gemeinde durch ihre Vorsteher. Für diese wurde ein Platz 
gefunden in der Apsis der oeci ahsidati, der hasilicae domesticae^ welche 
durch diese Apsis, durch die Theilung in Schiffe und durch das OberUcht 
wenigstens einigermaassen an das in dieser ^ziehung vorschwebende 
Ideal der persischen Königshallen, der Basiliken und Curien, namentlich 
der Basilika des Herodes erinnerte. Als directes Vorbild fiir den Raum 
zu Besorgung der Gemeinderegierung schwebte blos den Judenchristen 
die Basilika des Herodes, den Heidenchristen heidnische Basilika und 
Curie vor. 

§ 4. Als ferneres Ideal musste den Christen während der Verfolgungs- 
zeit die Vereinigung der Lehre mit dem gemeinschaftlichen Gebet und 
Abendmahl, mit der Vorsteherversammlung unter ein Dach vorschweben; 
dabei erschien ihnen als Vorbild wiederum die Basilika des Herodes, die 
Königshalle zu Athen und die Prachtbasiliken Roms, sowie der hypäthrale 
Festtempel, jene als Gebäude von Versammlungen zu Anhörung einer 
Rede oder zu Berathungen unter einem Dachraum mit den Collegien der 
Richter, mit den Curien, dieser als Vorbild für den besonderen Theil, fiir 
das Gemeindehaus. 

§ 5. Da bei zunehmender Anzahl der Gemeinde die oben angeführten 
Gliederungen eintraten, welche eine Trennung der Gemeinde in einzelne 
Raumabtheilungen verlangte, musste eine solche Gliederung des Raumes 
zum lebhaften Wunsch und endlich ein so gegliederter Raum zum Ideal 
werden. Das Vorbild hierzu fand sich zum Theil in den Tempeln des 
. Heidenthums, ägyptischer, indischer, griechischer Art, zum Theil auch 
wiederum in den Basiliken und den Räumen des Wohnhauses, konnte 
aber wiederum nur höchst unvollständig nachgebildet werden, so lange 
die Christen noch Verfolgungen ausgesetzt waren. 



• • • 

V • • • .•• • * 



• •••••• : : 



• 



i 



101 

§ 6. Als nun die Verfolgungen aufhörten, trat die Basilika, wenn 
auch noch nicht vollständig entwickelt, dennoch in den Hauptzügen 
fertig auf, als mehrschiffiges Gebäude, mit eingebauter Apsis, vielleicht 
im Anfang sogar blos mit einem nicht von einer Apsis umschlossenen 
Tribunal für die Vorsteher, mit einfachem Hof und Brunnen, mit Vorhalle, 
oft auch ohne Vorhalle. Sobald aber eine wirkliche Anerkennung erfolgt 
w^ar, war auch der Typus schon «e weit entwickelt, dass Atrium und Apsis 
vorhanden waren. Das Sanctuarium bestand aber immer noch blos in 
einer freistehenden Ädicula über dem Märtyrergrab oder symbolischem -i 
Christusgrab, welches als Tisch gestaltet in sich das eigenthche Grab, 
die confessioy barg. 

§ 7. Auch in Bezug auf die Opfer hatte sich nun schon eine feste 

Sitte gebildet, und zwar wiederum unter Anlehnung einerseits an die 

Einrichtungen des Tempels in Jerusalem, andererseits an die Anordnungen 

1 in den heidnischen Tempeln. In der Vorhalle und dem Narthex fanden 

Armenspeisungen, Agapen statt, hier stand die mensa indigentium 

(s. ob. S. 60). Neben dem Altar aber, oder auch in den Seitenschiffen, 

stand auf der Frauenseite das TraQatQantXov ^ der Opfertisch, auf dem' 

fromme Gaben niedergelegt wurden, welcher auch die Kohlen, das Feuer, 

das Räucherbecken, die Leuchter, die geweihten Kleider, Kerzen, Patenen, 

Kelch etc. trug. Auf der Männerseite stand ein ähnlicher Tisch, Credenz- 

tisch, secretartum minus j mensa pi^opositionis j in dessen Nähe sich die 

Diaconen aufhielten, und auf dem, wie im Tempel, die Weihbrode 

(Eulogien), der Propositionswein , das geweihte Wasser fiir die von der 

Communion Ausgeschlossenen etc. aufgestellt wurden. In den lateinischen 

Kirchen wurden beide Tische auch wohl durch Schränke hinter oder 

neben dem Altare ersetzt. Hierher gehörten auch die Waschbecken, oft 

blos eins, ptscina, lavacrum, mare, d'dXaaaa, ;f«»'er(w, zum Waschen fiir 

den Priester, ofl; auch ein zweites fiir üeberbleibsel vom Abendmahl etc. 

§ 8. Bei weiter gehender Gliederung der Gemeinde gliedert sich 
auch die Vorhalle nochmals in Atrium und Narthex, der Raum der Vor- 
steher (Presbyterium) wurde durch die Cancellen von dem Laienschiff 
(gremtum ecclessiae) getrennt. Nebenbei näherte sich das Aeussere 
seinem Ideal dadurch, dass drei Thüren an die Stelle einer traten, 
so die Zulässigkeit der ganzen Gemeinde ausdrückend, dass dem 
entsprechend auch die Vorhalle über die ganze Vorderseite hin- 
weg ging. 

§ 9. Eine weitere Annäherung an das Ideal geschah dadurch, dass 
bei zunehmender Anzahl der Priester das Sanctuarium durch Verlän- 
gerung der Apsiswände vergrössert und der Altar in dasselbe hinein- 






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gezogen wurde, so dass nun, durch den Triumphbogen abgeschlossen, 
ein Adyton vorhanden war. Indem aber auch der Priesterstand sich mehr 
und mehr über den Laienstand stellte, musste derjenige Theil des Ideals 
wieder zum Vorschein kommen, der sich auf die Vorsteherschaft als 
Regierung der Gemeinde unter Zuziehung der Aeltesten bezog. Diess war 
das Querschiff der Halle Herodes, welches nun zwischen Langschiff und 
Apsis sich einschob, Senatorium und Matroneum. Obgleich diese beiden 
baulichen Veränderungen zu gleicher Zeit und an verschiedenen Orten 
eintraten , obgleich auch die Hineinziehung des Altars in die Apsis nicht 
überall statt fand, so zeigten sich doch die dieser Veränderung zu Grunde 
liegenden Principien an den Stellen, wo sie nicht ganz zur Geltung kamen, 
wenigstens andeutungsweise in der Stellung der Cancellen. 

§ 10. Während bisher neben., der Basilikenform die Centralform 
gegangen war, hauptsächlich die Grabbestimmung der Kirche betonend, 
tritt diese Grabbestimmung nun auch in der Basilika stärker hervor und 
so erhebt sich denn in der Mitte des Querschiffs über dem Altar, vor der 
zum Sanctuarium verlängerten Konche, die Kreuzungskuppel, während 
die confessio sich zum Krypta erweitert. 

§ 11. Bald tritt nun auch äusserlich das Ideal wieder hervor, die 
hohe Vorhalle des Salomonischen Tempels mit ihren zwei Pylonen 
und dem Portal dazwischen — verklärt, erhöht, erleichtert zum 
Thurmbau. 

§ 12. Inzwischen haben sich auch die Formen der Bautheile stili- 
siiii, namentlich der Tendenz folgend, den Triumph des Geistes über die 
Materie, die Ueberwindung der Schwere, die Bekleidung des kräftigen 
Steins mit geistig ausdrucksvollem Symbol zur Darstellung zu bringen, 
und so ist im gothichen Dom das Ideal christlicher Baukunst erreicht. 



Leipzig) Druck von Qiesecke & Deyrient. 



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