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From die
Fine Arts Library
Fogg Art Museum
Harvard University
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I
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DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES
HERZOGTUMS BRAUNSCHWEIG
M AUFTRAGE
DES HERZOGLICHEN STAATSMINISTERRIMS
HEKAUSGEGEBEH VON
Professor Dr. P. J. MEIER
DIREKTOR DES HEKZOQLICKEIT MUSBUMS ZU
DRITTER BAND
DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES KREISES WOLFENBÜTTEL
ZWEITE ABTEILUNG
DIB ORTSCHAFTEN DES KREISES MIT AUSSCHLUSS
DER KREISSTADT
WOLFENBOTTEL
verlag von julius zwissler
1906
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I
DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DIS
KREISES WOLFENBÜTTEL
MIT AUSSCHLUSS DER STADT WOLFENBÜTTEL
BEARBEITET VON
Professor Dr. P. J. MEIER
DIRBrrOR DBS HEKZOGLXHEN UÜSKUHS ZU BRAimSCHWKlG
MIT BEITRAGEN VON
Dr. K. STEINACKER
Mir 23 TAFELN UND 205 TEXTABBILDUNGEN
WOLFENBOTTEL
VERLAG VON JULIUS ZWISSLER
1909
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RNEART»
LIBRARY
N«V U I9S9 I
Dmck TOD RBDiin & Seemann In Leipzig,
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VORWORT
ZU Abt. I u. 2.
Die Stadt Wolfenbüttel nimmt als ehemalige Residenz
durch ihre Geschichte und ihre Denkmäler eine so bedeutende
Stellung ein, dass sie als eine besondere Abteilung i des
111. Bandes (über den Kreis Wolfenbüttel) 1904 erschien. Jetzt
wird dieser Kreis mit Ausschluss der Stadt als Abteilung 2 des
111. Bandes herausgegeben. Inzwischen ist die Herausgabe des
Werkes 1901 der Herzogl. Baudirektion abgenommen und dem
Unterzeichneten übertragen, zugleich zu dessen Unterstützung der
Assistent Dr. Karl Steinacker herangezogen worden, der in
Abteilung 1 die Friedhöfe, das Äussere des Schlosses, die Biblio-
thek (ausser der Ausstattung), die Kommisse, das Rathaus, das
Waisenhaus und besonders die Wohnhäuser, in Abteilung 2
namentlich das Schloss Salzdahlum behandelt hat. Die Fort-
setzung des Werkes Hegt von jetzt ab bei den weiteren Kreisen,
unter der Oberleitung des Unterzeichneten, Steinacker allein
ob. — Abweichend von Band I und II werden in Band IIl, nach
Übereinkunft mit den Forschern auf vorgeschichtlichem Gebiete
im Herzogtum (vgl. auch Andree im Globus LXXVIII, 1900,
277) nur die sichtbar als wirkliche Denkmäler heraustretenden
vorgeschichtlichen Anlagen behandelt. Die Zinngegenstände sind
auch nur soweit beschrieben, als sie künstlerisch bemerkenswert
sind; doch finden sich die sämtlichen Meisterstempel aufTaf XXIII
zusammengestellt. Sonst schliesst sich Band III den vorher
erschienenen auf das genaueste an. Die Grundrisse wurden fast
durchgehends auf denselben Massstab gebracht. Die photogra-
phischen Aufnahmen sind z. T. durch Dr. Steinacker und den
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Museumsaufeeher Fischer, meist aber noch durch den Verfasser
selbst, die Zeichnungen durch die früheren Studenten der Archi-
tektur an der hiesigen Technischen Hochschule, die Herren
H. Fleck, C. Heyne, W. Müller und E. Lange, die Abbildung
S. XVIII durch Herrn Reg. -Bauführer Freise, Tafel XXIII durch
Frl. Steinmann, die Kärtchen durch die kartographische Anstalt
G. Westermann hier, die Lichtdrucktafeln durch L. Koch in
Halberstadt, die Klischees durch Gebr. Huch hier angefertigt
Die Abbildung Abt. i Nr. 86 verdanke ich Frl. L. Walter, die
Abbildungen in Abt. 2 Nr. 3/4 der Herzog!. Landesvermessung,
Nr. 74 — 78 Herrn Oberlehrer Lühmann, Nr. 21 dem Verein
von Freunden der Photographie, Nr- 98 und 100 Herrn Verlags-
buchhändler H. Wollermann, Nr. 155 Herrn Baurat Osten in
Holzminden, die Vorlage zu Taf XV Herrn J. Schombart,
Nr. 194. 196 — 198 dem Harzburger Geschichtsverein. Dessen
Vorsitzender Herr Forstrat Nehring, wie Herr Amtsrichter Wieries
ebendort haben mich auch sonst in weitgehendster Weise bei der
Inventarisation des Amtes Harzbu^, Herr Professor Ad. M. Hilde-
brandt in Berlin bei der Bestimmung der Wappen, Herr
Professor Stolley hier bei der der geologischen Verhältnisse, Herr
Pastor O. Borchert in Westerhausen a/H. bei der der Bibelsprüche
freundlich unterstützt. Allen diesen Herren, namentlich aber den
Vorständen des Herzogl. Landeshauptarchivs und der Herzogl.
Bibliothek in Wolfenbüttel, sowie des Städtischen Archivs in
Braunschweig sei auch an dieser Stelle für ihre Hilfe herzlichst
gedankt.
Braünschweig, den 19. Juni 1906.
R J. MEIER.
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Leinde, Dintellong der Haftienbüchie, aDfseTollt (: i S. 65).
Einleitunsr zu Abt, 1 u. 2.
Allgemeine Quellen und Literatur
s. Bd. I S. IX, II S. VII. — Dazu LOntzel, ÄJtere Dißcese Hildesheim. —
Bertram, Geschichte der Bischöfe von Hildesheim. — Zimmermann, Die
Rittelgutsbesitzer des Herzogt. Braunschweigs 1501 — 1900 (Braunschw. Magazin
igoi Nr. 18 — 20). — Oehr, Ländliche Verhaltnisse (Hannover- Leipzig 1903).
— Simm, Amt Salder (WolfenbfltteT 1896). — ÜB des Hochstifts Halberstadt.
— US des Hochstifts Hildesheim. — ÜB der Stadt Goslar. — ÜB der Stadt
Braunschweig.
Lage und Bodengestaltung.
Literatur s. Bd. I S. IX. Dazu Kloos, Entstehung des Baus der Gebirge,
erläutert am Harz (Braunschw. 1889). — Behme, Geol<^. Führer durch die
Un^bung der Stadt Harzburg, desgl, durch die der Stadt Goslar (Hannover-
Leipz^ 1903). — Der Kreis WoUenbOttel liegt zwischen 10' 10' imd 10* 55'
östl. Lange (Greenw.), sowie 51* 49' und 52» 14' nördl. Breite und gehört mit
seinem weitaus gröflten nördl. Teil zu dem zusammenhangenden Gebiete des
Herzogtums, das außerdem durch die Kreise Helmstedt imd Braunschweig ge-
bildet wild. An diese grenzt der Kr. Woltenbüttel im N, wahrend er sich im O
wieder mit dem Kr. Helmstedt, dann dem Kr. Halberstadt der Prov. Sachsen,
im S nochmals mit diesem, dann mit den Kr. Goslar und Hildesheim der Prov.
Hannover, im W gleichfalls mit dem Kr, Hildesheim berilhrt. Fflr sich liegt im
0 die Flur von Pabstorf, die vom Kr. Helmstedt und den Kreisen Neuhaldens-
leben und Oscheisleben der Prov. Sachsen umschlossen wird, im S der Amtsgerichts-
bezirk Harzburg, der sich früher an einer schmalen Stelle im W mit dem braunschw.
Kr. Gandersheim berührte, aber seit der Abtretung des Goslarer Stadtforstes rings
von den Kr. . Halbeistadt und Wernigerode der Prov. Sachsen sowie den Kr.
Zellerfeld und Goslar der Prov. Hannover umschlossen wird. — Der Kr. Wolfen-
battel zei^t in die 4 Amt^edchtsbezirke Wolfen büttel, Schöppenstedt, Salder
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Vm EtnleitnoK.
und Harzbuig, die der Einteilung der DenkmAlerbeschreibung zugnmde liegen;
nur die Stadt WolfenbQttel ist wc^ien der Bedeutung ihrer Denkmaler in Abt t
dieses III. Bandes für sich behandelt worden. Der Kreis enthalt im ganzen 3
Städte, I Flecken und 100 Dörfer. Von den hier allein zu berflcksichUgenden
HahenzOgen und Gebirgen, die ei in sich schlieBt oder berührt, zeigt der Elm
in fleineni stldwestl. Teil (nur dieser kommt in Frage) und der ösel fast aus-
schließlich Muschelkalk, die Asse als Kern Bundsandstein (einschl. Rogenstein),
der seitwärts von Muschelkalkstreifen begleitet wird, der Oder Planer Kalkstein,
der lindenberg bei Thiede vorwiegend Bundsandstein und Rc^enstein, femer
Muschelkalk und in seiner Nachbarschaft auch Zechsteingips, die Lichenberge
eine ähnliche Zusammensetzung, mit Kalksteinklippen, die jetzt aber meist ab-
gebaut sind, der Gr. Falbtetn Muschelkalk, mit Duckstein am N-Rand. Duckstein,
Muschelkalk und Rogenstein haben fOr Bauten dieses Gebietes ein vorzOgliches
Baumaterial geliefert Auf die verwickelten geologischen Verhältnisse des Harzes
einzugehen, ist hier nicht mOgUch; es sei nur darauf hingewiesen, daB für Bauten
des Amtes Harzburg die Oberall im eigentlichen Gebirge anstehende Kulmgrau-
wackc, dann der Brocken-, vielleicht auch der Okertalgranit und schließlich das
Konglomerat (fälschlich an Ort und Stelle oft Kalktuff genannt) vom Butterberg
bei Harzburg, dem Schimmerwald und dem Suttmerberg in Frage hommen. Woher
der auf der Harzburg benutzte Sandston stammt, ist mir nicht bekannt geworden.
— Das HauptgewSsser des Kreises ist die Oker mit ihrem im wesentlichen sOd-
nördlichen Lauf; ihre alte Bedeutung ab Gaugrenze ist aber auf die spateren
Grenzen der Ämter ohne Einflult geblieben. Als Nebenflüsse der Oker kommen
für den Kreis in Betracht: links die Abzucht mit Gose und der Brückenbach,
rechts die Radau, die Ecker mit der Sdiamlah, die Ilse, die Kisse (der Name ist
jetzt geschwunden) und die Altenau-Nette mit dem Sambleber und dem Gilzumer
Bach. Unabhängig vom Gebiet der Oker ist das der Fuse, die das Amt SaJder
von SO nach NW durchfließt, hier verschiedene Bache (links Mühlen-, Orts-,
Gr. Bach und Osterbeck, rechts die Schöllecke) aufnimmt, aber erst bei Celle in
die Aller mündet. Ein weiterer rechter Nebenfluß derselben, die Aue oder Erse,
die aber außerhalb des Kreises in die Fuse geht, durchfließt diesen in sOd-
nördlicher Richtung und bildet auf eine längere Strecke die Grenze zwischen den
Ämtern Wolfenbüttel und Salder.
Siedlungskunde. — Bauernhäuser. — Landwehren. — Heerstraßen.
Siedlungskunde. Literatur s. Bd. I S. Xf., Bd. II S. VIIL Dazu Simm,
Amt Salder (Wolfenbüttel 1896). — Gleich dem Kr. Braunscbweig liegt auch der
Kr. Wolfenbüttel zu beiden Seiten der Oker, so daß sich seine Ortschaften auf
Ostfalen und Nordthüringen erstrecken. Dem entspricht es, daß sich die aus-
schließlich thüiii^jsche Ortsnamensendung -leben (5 Dörfer ^ 3'/i v. H.) nur rechts
der Oker, von ihr jedoch 10 km und mehr entfernt, findet Dagegen greifen
die hauptsächlich bei den Sachsen beliebten Endungen, z. T. entsprechend der Er-
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Ebleltnne. IX
obeiung des nordthOringisclieD Reiches (532) durch die Sachsen, vom Unken auch
auf das redite Ufer über, und zwar die Endungen: -ithi, -tngen, stidt, -hörn, die
im ganzen mit 13 («=9 v. H.), bezw. 8 (^5»/, v. H.}, 16 (^ii>/, v. H.), 34
(^24 V. H.) vertreten sind, mit 3, bezw. 5, ro und 23. Weiter sind vertreten
die Endui^en -havstn mit 2 (== i>/, v. H.), -dorf mit 13 (=9 v. H.), redt
mit 12 {=8*/, V. H.), •bürg mit 9 (=6>/, v. H.), -hUtttl mit i Ortschaft
Nadi benachbarten Örtlichkeiten: Bach, Furt, Brilcke, Wald {-Iah und -btre).
Wiese, Teich {-»ww), Hagen, Berg sind im ganzen 17 Ortschaften {=12 v. H.),
nach inneren Eigenschaften 2 (= i */| v. H.) genannt FQr sich steht der fran-
zösische Name Monplaisir, und 8 (= 5'/g v. H.), nSmlich Steder, Jekote, Sunthe,
Twelken, Gramme, Lesse {^ Weide, Trift nach Simm), Reppner, Salder sind nicht
mit ächerhdt zu deuten.
Die Bauernhäuser gehSren samtlich dem mitteldeutsclien Typus an, ober
das Vorkommen der Erkeröder Abart s. Verzeichnisse Abt 2 S. 430.
Landwehren. Quellen: Plan der in den Ämtern Lichtenberg, Gebhards-
hagen usw. belegenen DOrfem, von Heinemann kopiert 1752, und andere Karten
in der Herzogt. Kammer, Direktion der Forsten. — An der Südgrenze des Landes
und des Kr. Wolfenbüttel nach Ohrum zu lief schon früh zwischen dem linken
Okerufer und dem Oder in westlicher Richtung eine Landwehr, die sich im
Holze als Knick fortsetzte und da, wo sie von der Heerstraße Braunschweig-
Goslar geschnitten wurde, schon 1461 eine Warte, den Bungenstedter Turm
(2 S. 30), und ein Pallisadenvorwerk besaß. Der heirschafüiche Knick und die
Landwehr, als Grenze des Herzogtums, wenn auch nicht immer unmittelbar neben
ihr, laßt sich dann wieder teils im Lichtenberger Erbregister von 1622, teils auf
den oben genannten Foistkaiten und den Flurkarten des XVIII. Jahrb. (2 S. 296.
3'i- 334- 350. 353. 355) von der Feldmark Gramme über die von Ölber bis
nach Berel fast lückenlos feststellen. Von dem zuerst genannten Stüdt Knick im
Oder zweigte nun aber im Holz als besonderer Schutz für die Festung Wolfen-
büttel, der ja auch die Landwehr am Bungenstedter Turm zugute kam, eine
weitere Landwehr ab, von der Algermann in seiner Beschreibung des Amtes
Wolfenbüttel von 1584 sagt, sie stieße auf die Adersheimer Teiche (nicht mehr
vorhanden, aber als Landwehrteiche auf der Karte von 1752 verzeichnet), bildete
von da einen 7 F. tiefen, i R. 10 F. breiten Graben (gemeint ist offenbar der
Brückenbach), der das Wasser aus dem Teiche mitnähme und sich von Leinde
nach dem Immendoifer Damm (s. auch 2 S. 54) und weiter den Bruch hindurch
bis nach Bleckenstedt zöge; ösüich von Leinde war damals ein Schtagbaum für
den Fußweg von Wolfenbüttel nach Gramme- Lobmachteisen. Starke Schlagbäume
und Zugbrücken schlagt Algermann auch für die Paflübergänge bei Immendorf
und Bleckenstedt vor. Daß diese Landwehr die Grenze zwischen den Dorffluren
Adersheim und Lemde, am Brückenbach entlang, bildete (2 S. 64), geben die
Flurkarten an, sie zeigen eine solche aber auch auf den Fluren von Hallendotf
und Watenstedt (2 S. 329. 384), als ob die Landwehr hier in irgend welcher
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X Einleitone.
Zeit eine Verlegung, sei es nach vorwärts, sei es nach rückwärts, erfahren hätte.
Algermann gibt femer an, sie scheine aus nicht geringen Ursachen um das Haus
und Amt Wolfenbüttel gezogen zu sein; er empfiehlt daher ihre Erhaltung, die An-
lage eines Heckenwerks und Knicks auf ihren beiden Seiten und im Bleckenstedter
Brudi die Anlage von zwei Graben hintereinander, aber, als „eine gute Land-
wehr fOr die Festung, damit man nicht unveisehens. davor rücke", auch eine
Fortsetzung vom Kl. Steterburg bis zur Oker, am Thiederbach entlang, die mit
einer lebendigen Hecke zu versehen, auch mit Graben und Schlagbaumen (fOr
die Frankfurter und Goslarer Heerstraße) auszustatten sei. Auf der rechten Seite
der Oker lief eine von der Stadt Braunschweig angelegte Landwehr in nordwf^tl.
Richtung von Salzdahlum aber Melverode bis zur Oker (2 S. 76); doch behauptet
Algermann im Gegensatz zu anderen Quellen, daß sie „vor 42 Jahren", also etwa
1542 auf Befehl Heinrichs d. J. von der Stadt ausgeführt sei. Das Lichten-
berger Erbregister von 1622 fahrt au£er den Knicken an der Landesgrenze noch
an: die zwei Knicke von der Hölle bis zur Kuhtrift von Freden, die Landwehr
vom Saukopf bis auf den Hardeweg und das Rod bei der Landwehr, die sich
z. T. auf der Karte von 1752 — die „Landwehr" noch jetzt ein Forstort süd-
östlich von Lichtenberg — bestimmen, aber in ihrer Bedeutung noch nicht klar
erkennen lassen. Ober die mit Goslar in Verbindung stehende Landwehr bei
Bettingerode s. 2 S. 389.
Heerstraßen, Im Kr. WolfenbOttel haben sich vielfach Spuren von sehr frühen
Strafienzügen erhalten. Der uralte Übergang über die Oker bei Ohrum ist 2 S. 48,
der über die Kisse 2 S. 56 f. erwähnt Es war schon immer angenommen, da£
diese Straße vom Rhein zur Elbe auf Magdebuig zu Ober SchOuingen ge-
laufen sei, das bei den fränkischen Heerzügen des VIIL Jahrh. zugleich mit
Ohrum genaimt wird {s. v. Strombeck, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VI,
1873, 87 f. und P. J, Meier, Braunschw. Jahrbuch I, 1902, 3). Es scheint nun
aber, als ob der Deit (d. h. Biet-, Volks-) weg, der auf den Fluren von Gr.-
Biewende, Kl. - Vahlberg, Berklingen, Watzum, Schliestedt (s, 2 S. 20. 271. 158,
277. 244 und Andree, Braunschw. Volkskunde ■ 91) nach den Fluiicarten des
XVIII. Jahrh. nachweisbar ist und der in der Tat eine gerade Linie zwischen
Ohrum und Schöningen bildet, eben jene Heerstraße ist, die vielleicht auf der
Grenze der Flur von Sottmar und Kissenbrück (2 S, 100) als „Alte Straße" fort-
gesetzt wird. Ein zweiter Dietweg, vielleicht der Rest einer alteren, näher am
S-Rand des Elms entlang laufenden Heerstraße Braunschweig- Schöningen-Magde-
burg, ist als kurze Strecke nördlich zwischen Ampleben und Kneitlingen ver-
zeichnet (2 S, 216). Mit dem ersten Dietweg muß sich ein weiterer Dietweg ge-
kreuzt haben, der in südwestl. Richtung, anscheinend auf Homburg und Goslar zu,
auf den Fluren von Bamstorf und Ohrde, als ein zusammenhängendes Stück „Heer-
weg" auch auf denen von Kl.- und Gr.-Winnigstedt (s. 2 S. 286 f.) nachweisbar ist.
Auf der Flur von Ohrde ist noch ein anderer Dietw^ verzeichnet, der vielleicht
eme Paraltelstraße bildete. Daneben aber hat es noch auf der Flur von Berk-
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EinleitiiDg. XI
lingen und Semmenstedt (2 S. 159. 99) eine in gleicher Richtung laufende
„Goslaische Heeretraße" gegeben. Vereinzelte Dietwege auch bei Gr.-Vahlbei^ und
Berel (2 S. 266. 296); über den Dietw^ bei Hessen und dessen Bedeutung
s, 2 S. 189 f. Nach Verl^;ung des Okerüberganges nach Braunschweig und der
westOstl. Heeistraüe nördlich des Elms, waren die Leipziger und die Frank-
furter Heerstraße im Kr. Wolfenbüttel die bedeutendsten, die etste bildete die
Fortsetzung der Strafien Köln — Minden — Hildesheim— Braunschwe^ und Bremen —
Celle— Braunschweig nach SO und lief zuerst über Linden — Kissenbrück— Achim —
Homburg, seit dem XIV. Jahrh. besser Ober Linden— KissenbrOck— Semmen-
stedt—Hessen nach Halberstadt, während die Homburger Linie dann nur noch
für Osterwieck— Wernigerode in Frage kam. Später (z. B. im XVI. Jahrh.) ging
die Straße von der Donnerburg ab auf Kl.- und Gr.-Denkte zu und berührte
Wittmar — Remmlingen, und seit der Mitte des XVIII. Jahrh. bog sie, wie noch
jetzt. Ostlich um Wolfenbüttel herum und lief über Wendessen auf Gr.-Denkte
zu. Der zeitweise bestehende Zug über Schöppenstedt ist 2 S. 256 erwähnt, wird
auch 1584 als Heerstraße zwischen Ührde und Rocklum bezeugt Während diese
größere Leipziger Straße auf dem rechten Ufer auf Braunschweig lief, zweigte
sich in oder kurz vor Wolfenbüttel von ihr ein näherer Straßenzug nach Hildes-
heim— Minden ab, der bei Wolfenbüttel die Oker überschritt und, ohne Braun-
schweig zu berühren, mittels des Hohen W^es über Bleckenstedt — Broistedt — Bar-
becke das Amt Salder durchlief und erst in Bettmar mit dem nördlichen Zuge Braun-
schweig— Vechelde — Hildesheim zusammentraf. Seine Entstehung wird mit der der
Bui^ Wolfenbüttel zusammenhängen; bezeugt ist er zuerst 1346*), als via regia
im XVII. Jahrh. Unweit des Mühlentores von Wolfenbüttel fiel diese Straße eine
kurze Strecke mit der Heerstraße Braunschweig — Thiede — Gr.-Stöckheim —
Halchter — Heining^i — Goslar zusammen, die in der Mitte des XV. Jahrh.
(2 S. 30) zuerst bezeugt ist, aber erheblich älter sein wird. Sehr alt und schon
1203 als strata regia erwähnt ist die schon genannte große Frankfurter Heer-
Straße, die von Braunschweig Über Thiede — Drütte — Immendorf — Barum — Lob-
machtersen zuerst auf Salzgitter führte; von Wolfenbüttel aus traf sie der Hohe-
we^. Der gleichfalls oben genannte nähere FuBweg von Wolfenbüttel durch den
Oder und über Gramme nadi Lobmachtersen war im XVIII. Jahrh. durch die
„Wolfenbttttler Heerstraße" über Adersheim ersetzt worden, die zugleich nach
IJchtenbe^ führte. Als weitere Straßen im Kr, Wolfenbüttel, meist auf den Flur-
^rten des XVIII. Jahrh. bezeugt, sind zu nennen: Wolfenbüttel — Schöppen-
stedt über Ahlum — Dettum (die Brücke hier schon 1317 genannt) und die Fluren
von Weferlingen, Eilum, Braunschweig — Schöppenstedt {s. auch 2 S, 254)
Ober Evessen und die Fluren von Eilum, Ampleben, Samblebcn, beide nebst der
Fortsetzung nach Schöningen — Helmstedt über Gr.-Dahlum, Braunschweig —
Lichtenberg über Stiddien, Beddingen, Bleckenstedt, Hallendorf, Lebenstedt,
*) El llt nicht richtig, veim ich Braomcliv. Jahibach mO. annabui, die MInileaef Heer-
■trafid hitte nach dem Okeiüberging bei Wolfenbüttel enC auf Braanichweig za gefühlt.
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Xn Einleitnng.
mit Fortsetzung nach Hildesheim Aber Burgdorf, Peine — Goslar Über Engeln-
stedt, Hallendorf, Calbecht, Hannover— Harz Aber Burgdorf, Hildesheim —
Goslar an der Sfldgrenze der Flur von Ölber, Schöppenstedt — Königs-
iutter über den Elm. Über den Pa£ bei Stiddien nach Timmeriah zu s. 2 S. 129.
Im Amte Harzburg ist der Kaiserweg Goslar — Nordhausen, der im Schutze
der Harzburg die Hfihe ersteigt und am Molkenhause vorbei nach S führt, von
besonderer Bedeutung (s. v. Strombeck, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins III, 1870,
iiiff.); daneben die Strafie Goslar — Oderbrück Über Oker, die Alte Straße
oder der Isermweg, auf der Harzkaite des XVI. Jahrh. (Ztschr. d. Harzgeschichts-
vereins aaO.) verzeichnet. Femer die Elendstraße im Eckertal, die im XVII. Jahrh.
bezeugte Straße Harzburg — OderbrQck das Radautal hinauf, 1755/8 als Neuer
Weg wieder in Stand gesetzt, zugleich die Fortsetzung des Hohen Weges von
Vienenbuig her, und besonders die Heerstraße Goslar — Halberstadt, seit dem
XV. Jahrh. als sog. Alte Straße bezeugt, aber auch Kaiserstraße genannt, die ihre
Bedeutung als Landstraße seit der Mitte des XIX. Jahrh. ganzlich eingebüßt hat,
aber im wesentlichen noch jetzt die Nordgrenze des Amtes Harzburg bildet;
s. Wieries, Braunschw. Magazin 1903, 133 ff.
Terrltorialgeschicbte.
Der Kr. Wolfenbüttel hat im allgemeinen dieselbe Territorialgeschichte gehabt,
wie die Kr. Helmstedt und Braunschweig (s. Bd. I S. XVIII, II S. X); so können
wir auch dort das in weltischen Besitz übergegangene Walbecker Erbe Bischof
Thietmais von Merseburg in Dettum, Salzdahlum und Schöppenstedt nachweisen.
Ähnlich ist es mit den Besitzungen der Abtei Gandersheim gewesen, die in der
Mark Denkte mit Neindorf, Sottmar, der Asse und in Wolfenbüttet (s. i S. 5)
bestanden. Die Asselsche Grafschaft gelangte n86 zur Hälfte, die Allode der
Edlen v. Hessen und v. Biewende 1343 bezw. 131 1 nach Aussterben der Ge-
schlechter, Olber infolge der Hildesheimer Stiftsfehde, Harzbuig mit dem ganzen
Gericht 1369/70 an das Herzogtum.
Gau- und altere kirchliche Einteilung.
Literatur s. Bd. I S. XIX, Bd. 11 S. X. Femer: Simm, Amt Salder (WoUot-
büttel 1896). — Wie der Kreis Braunschweig, so wird auch der Kr. Wolfen-
büttel durch die Oker sowohl bezüglich der Gaue als der Bistumsprengel in
zwei Hälften geteilt Rechts von ihr lag das frühere nordthüringische Reich«
dessen Gebiet spater im wesentlichen dem Bistum Halberstadt unterstand, links
Ostfalen mit Hildesheim als kirchlichem Mittelpunkt Rechts der Oker kommt für
den Kr. Wolfenbüttet hauptsachlich der Derlingo in Betracht — nur Pabstorf
und das Amt Harzburg haben zum Harzgau gehört — , links der Oker haupt-
sächlich Ostfalen mit der Unterabteilung des am Flußlauf langgestreckten Lere-
gaus; nur Burg Assel (und Ölber?) im Ambergau. — L Im Halberstadter Teil
gehören zum Kreise die Archidiakonate : i. Eilenstedt mit Pabstorf, 2. Dardes-
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Einleitong. Xm
heim mit Hessen, 3. Kalme mit Kalme, Achim, Hedeper, Semmenstedt, Sein-
stedt (später zum Bami Westerode), Timmem, Wetzleben, Gr.- mid Kl.-Wimiig-
stedt, 4. Schöppenstedt mit SchCppenstedt, Bansleben, Benisdorf, Berklingcn,
Eitzum, Kttbüngen, Sambleben, Schliestedt, [Twelken,] Ohrde, Warte, Watzmn,
5. Lucklum mit Amplebrai, Dettmn, Eilmn, Evesden, Gilzum, Kneitlingen, Gr-,
Kl.- mid Mönche -Vahiberg, Volzum, Weferlingen, 6. Watenstedt mit Gr.-
und Kl.-Dahlum, 7. Atzum mit Atzum, Ahlum, Apelnstedt, Gr.-Denkte,
[Lecheln,] Linden, Neindorf (bisweilen zum Bann KissenbrQck gezählt), Salz-
dahlum, Sottmar, Wendessen, Wittmar, 8. KissenbrOck mit Kiss^kbrück, Gr-
und Kl.-Biewende, Bomum, Börssum, Stecklenburg, (Neindorf, s. oben,) Remm-
lingen, 9. Westerode (wüst bei Homburg) mit BOadheim, Harlingarode, (Sein-
Btedt s. oben), 10. Osterwieck mit Bettingerode, Neustadt- Harzburg. II. im
Hildesheimer Teil die Archidiakonate: i. Gr.-StOckheim mit Stöckheim,
Beddingen, Bleckenstedt, FOmmelse, Geiteldc, Halchter, LeJferde, [Norten,] Sauingen,
Stiddien, Ü&ngen, Thiede, 2. Barum mit Darum, Adersheim (1555 zu Stödiheim
gerechnet), Calbecht, Gramme, Drütte, Gebhardshagen, Hallendorf, Heerte, Immen-
dorf (1555 zu Stöckheim gerechnet), Leinde, Lobmaditersen, 3. Lengede mit
Barbecke, Broistedt, Bruchmachtersen, Engelnstedt, Lebenstedt, Lesse, Ober- und
Nieder-Freden, Westeründe, Reppner, Salder, Woltwiesche, 4. Nettlingen mit
Berel, 5. Holle mit Burgdorf und Ölber (?), 6. Gitter mit Engerode. Vgl. sonst
Bd. II S. Xf. — Erwähnt seien hier auch die Kalands in Wolfenbüttel, Schöppen-
stedt und Barum (s. i, 7. 40. 2, 250. 291).
Kirchliche Einteilung der neueren Zeit.
Literatur. Kirchenordnung des Herzogs Julius von 1569. — (Beste)
Evangel.-Luth. Monatsblätter VII (1887) aiff. — Nach der Kirchenordnung des
Herzogs Julius von 1569 fiel der gröfite Teil des Kr. Wolfenbüttel unter die
Generalsuperintendentur WolfenbOttel, und zwar gehörte das Gericht Salz-
dahlum mit 8 und das Gericht Evessen mit 9 Pfarren zur Spezialinspektion
Salzdahlum, die Stadt und das Gericht Schöppenstedt mit 10 Pfarren, dazu
Gr.-Vahlbei^, Sambleben und Voigts-Dahlum zur Spezialinspektion Schöppen-
stedt, das Gericht Beddingen mit 15 Pfarren zur Spezialinspektion Sauingen,
Barum, Gramme, Heerte, Watenstedt, Gebhardshagen und Engerode zur Spezial-
inspektion Barum, Achim, Wetzleben, Neindorf und das Gericht Harzburg
mit 3 Pfarren zur Spezialinspektion Burgdorf (Kr. Goslar), das Gericht
Assebuig zur Spezialinspektion KissenbrQck. Dag^en zahlte Hessen
zur Spezialinspektion Schöningen und der Generalinspektion Helm-
stedt, das Gericht Lichtenberg mit 21 Pfarren zur Spezialinspektion Nieder-
Freden und zur Generalinspektion Bockenem. Eine Veränderung in dieser
Verteilung trat zunächst ein, als das Große Stift 1634 abgetreten wurde; damals
kam das Gericht Harzburg als besondere Spezialinspektion (jetzt Langclsheim-
Ostharingen) unter die Generalsuperintendentur Gandersheim, Achim zur Inspektion
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XIV Einleitung.
Kissenbrüdc(-BOisstim) — Wetzleben und Neindorf waren nur nodi Filial-
dörfer — und die Spezialinspektion Lichtenberg unter die Generalsuperiotendentur
Wolfenbflttel. Zweitens trat 1753 durch die Schulordnung Karls I. eine Verklei-
nerung der oft außen^rdentlich großen Spezialinspektion en ein; so wurde von der
In^>ektion Salzdahlum nicht bloß Evessen an Schöppenstedt abgetreten, sondern
4 Dörfer an die neuen Inspektionen Quenun und Wendhausen, von der Inspektion
Barum die von Wendeburg und Engelnatedt (später mit der Inspektion Thiede
vereinigt), von der Inspektion Kissenbrück für eine Zeit die von Gr.-Denkte, von
der Inspektion Schöningen die von Hessen (spater Watenstedt, jetzt Jencheim)
abgezweigt. Die jetzige Zugehörigkeit, die auch aus dem Staats - Handbuch des
Herzogt. Braunschweig ersichtlich wird, ist bei jeder einzelnen Ortschaft vermerkt,
Gerichts- und Verwaltungsbezirke.
Literatur s, Bd. I S. XXI, Bd. II S, XII. Dazu Kayser, Kirchen Visitationen,
— Algermann, Beschreibung d. Amtes Wolfenbüttel (Hdschr. d. Hgl. Bibliothek
von 1584). — Erbregister des Residenzamtes WoIEenbüttel von 1566, der Ämter
Lichtenberg von 1540, Gebhardshagen von 1548, Harzburg von 1588 (Landes-
hauptardiiv). — Simm, das Amt Salder (Wolfenb. 1896). — Allers, Erd-
beschreibung des Königreichs Westfalen (Bremen 1808). — Handbuch Ober
dasselbe {Halle 1808). — Ritter, Alphab. Verzeichnis der Städte usw. im Oker-
departement (Braunschw. 1809). — In bezug auf die Gerichtsverhaltnisse des größten
Teils des Kr, Wolfenbttttel gilt das, was Bd. II S. XIII aber die des Kr. Braun-
schweig gesagt ist Auch im jetzigen Amte Salder müssen die Herzöge schon früh
die Grafschaftsrechte erhalten haben, z. T. gewiß infolge der Asseischen Erbschaft
(2 S. 304 f.); wir wissen aber nicht, ob sie die dortige Grafschaft weiter verlehnt
hatten, wie dies bei den Grafschaften der Fall war, die 1051/2 durch Heinrich III.
an die Hochstifter Halberstadt und Hildesheim gegeben waren, jedoch später —
aber nur bis etwa 1272 — als herzogl. Lehen der Grafen von Wernigerode,
dann wieder in der Hand der Herzöge selbst erscheinen. In Kissenbrück hält
Ekbert v. d. Asseburg offenbar als herzogl. Beamter schon 126S das Grafending
ab. Zur Grafschaft Ludolfs v. Feine gehörte 1175 Leiferde, sie fiel also wohl mit
dem Gericht Beddiogen zusammen. Das Amt Harzburg (s. dort) nimmt auch in
dieser Beziehung eine besondere Stellung ein. Als alte Dingstatten sind nach-
gewiesen Schöppenstedt, Remltngen, Salzdahlum, Altfeld bei Kissenbrück, Biewende,
Stiddien (schon n86), Fümmelse, Barum, das Ries bei Berel (1229 beim Hoch-
stift Hildesheim), Lesse, Bettingerode (s. bei den einzelnen Orten). Bis zum Ende
des XIII. Jahrh. zog der Gerichtsherr, erst der Graf v. Wernigerode, dann der
Herzog, von Dingstatte zu Dingstatte, ohne daß aber etwa die Rechtsprechung
auf einen bestimmten Sprengel beschränkt blieb; so wurde noch 1274 vor Herzog
Johann und seinen Brüdern wegen Gütern in Dutzum {2 S. 313) Gericht in
Rocklum (Kr. Halberstadt) und wegen solcher in Geitelde nacheinander Gericht
in Heiligendorf (Kr. Gifhom), Kissenbrück, Hombui^ und schließlich auch in
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Einleitong. XV
Braimschweig gehalten. Andrerseits scheint sich im AnschluB an die Godinge, die
mit dem Untergericht betraut waren und sich auf das fest umgrenzte Gebiet der
ehemaligen sachsischen kleineren Gaue beschrankten, bald auch für das Ober-
gericht, soweit es nicht durch den Landesherm selbst au^eübt wurde, ein be-
stimmter Gerichtssprengel gebildet zu haben; so hielt Ekbert d. Ä. v. d. Asse-
burg 1268 in Kissenbrück über eine Auflassung in Kl.-Biewende ein Grafending
ab, deren Schöffen ausschliefilich dem Bereich der Archidiakonate KissenbrOck und
Kahne, d. h. dem Sprengel des spateren Gerichts Asseburg angehörten (v. Schmidt-
Phiseideck, Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins VIll, 1875, 67, li), und ein Herman
Buman gogravius pro tempore aduocatie in Asseburg ist 1327 bezeugt. Dagegen setzt
der Herzog 1 3 2 1 ff. neue Eigentümer in Besitz von Gütern in Salzdahhun, Remlingen,
Hedeper, Schliestedt, auch in Bortfeld und Nieder-Sickte duruli seinen Gogref,
Spätestens in der Mitte des XIV. Jahrh. scheint dann das Wandergericht so gut
wie ganz aufgegeben und die Rechtsprechung an landesherrliche Burgen gebunden
zu sein, deren Amüeute nunmehr allein im Namen des Herzogs Recht sprachen,
uim schließlich auch die Landgerichtsverhandlungen selbst an ihren Rittersitz, den
Mittelpunkt des Amtes, zu knüpfen. Die Gerichte oder Gerichtssprengel, die auf
diese Weise entstanden, haben sich trotz einzelner Veränderungen bis auf die
Westfälische Zeit erhalten und sind in der Hauptsache spater nur zu größeren
Bezirken zusammengelegt worden. Sehen wir von dem Gericht KissenbrOck (-Asse-
burg) ab, das schon 1268 erscheint, so ist das Gericht, zu dem damals auch
das Gebiet des Kl. Stötterlingenburg gehörte, 1348, das Gericht Schöppenstedt
13961 das Gericht Evessen 1399, das Gericht Lichtenbei^ 1365 bezw. 1356 be-
zeugt, ja eine Auflassung wird auch hier bereits 129g vollzogen von Aschwin
V. Salder, dem Richter des Fürsten und Herzogs von Lüneburg in Lichtenberg.
Konrad v. Weferlingen, den Herzog Friedrich 1396 zum Amtmann über sein
Land bestellte, wurde namenüich auch den herzogl. Vögten zu Wolfenbüttel und
Hessen übei^ordnet, so daß er wohl als Vorlaufer des späteren herzt^. Groß-
vogts in Wolfenbüttel zu betrachten ist. Neben den Landgerichten, denen die
obere Gerichtsbarkeit zugewiesen war, behielten die Godinge als Untergerichte ihre
frohere Bedeutung, Ein Gogref Watter v. KJ.-Biewende ist 1299, ein solcher
Namens Konrad Wedekind von Barum 1321 bezeugt. Später waren die Gogrefen
Unterbeamte der Amtleute und Richter. In den Immunitäten geistlicher Stifter
bestanden Meierdinge, die für Gr.-Denkte {der Abtei Gandersheim), Gr. -Stöckheim,
Reppner-Barbecke, Barum, Beddingen-Bleckenstedt-Sauingen (des Hochstifts, in
Sauingen auch des Michaelisklosters in Hildesheim), Watenstedt (der Abtei Ringel-
heim), Twelken und Remlingen erwähnt werden; die Vogtei der bischöflichen
„Ämter" Barum und Beddingen wurde 1232 den Edelherren v. Hagen für 710 ^
abgekauft.
Die Einteilung des Amtes Woltenbüttel in 6 (Land-) Gerichte, die wir seit dem
XVI. Jahrh,, z. T. aber auch schon seit Anfang des XV. Jahrh. nachweisen können,
geht ohne Zweifel im wesentlichen schon auf das XIV. oder sogar XIII. Jahrh,
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XVI EiDkitnDE.
zurück. Von diesen 6 Geiichten gehört nur das sog. Halbgencht oder die Land-
vogtei Bettmar (9. Bd. IZ S. XII) jetzt dem Kr. Biaimschweig an, wahrend die
anderen, sei es ganz, sei es mit der veitaiu größten Zahl ihrer Ortschaften, im
Kr. Wolfenbflttel li^en:
I. Das Gericht Beddingen, aufler Bettmar das einzige links der Oker,
mit iS Ortschaften, von denen 15 zmn jetzigen Kreise W, gehören: FQmmelse,
Adersheim, Immendorf, DrUtte, Sauingen, Bleckenstedt, Beddingen, Ofingen,
Leiferde, Gr. -Stöckheim, Geitelde, Thiede, Stiddien, Halchter, Rl. Steterburg mit
Kortenhof; von diesen gehören jetzt Bleckenstedt, Sauingen und Üßngen zum
Amtsgeiichtsbezirk Salder, die übrigen zum Amtsgerichtsbezirk Wolfenbattel. Schon
zu Merians Zeit stand dies Gericht unter 2 Vögten und 1 Gogrefen, und dem-
entsprechend finden wir gegen 1800 die Vogtei FQmmelse mit den folgenden 3,
die Vogtei Leiferde mit den folgenden 4 und die Gogre&chaft Sauingen mit den
folgenden 3 Dörfern, wahrend das Gericht Beddingen als solches nicht mehr be-
steht und Halchter adliges Gericht mit unterer Gerichtsbarkeit, Kl. Steterburg (mit
Kortraihof) ein Klostergericht bilden. Die Vogteien Leiferde und FOmmelse wnrd^i
175s zu einem besonderen Amte Rotenhof erhoben.
II. Das Gericht Salzdahlum mit 10 Dörfern, von denen 7 zum Kr. und
zugleich zum Amtsgerichtsbezirk W. gehören: Ober- und Niederdahlum, Apeln-
stedt, Atzum, Ahlum, Wendessen, Linden; die beiden letzten sind später adlige
Gerichte mit unterer Gerichtsbarkeit geworden.
III. Das Gericht Schöppenstedt mit der gleichnamigen Stadt (näheres
s. 2 S. 251) und 9 Dörfern, die sämtlich zum Kr. W. und zum Amtsgerichtsbezirk
SchOppenstedt gehören: Bansleben, Eitzum, Warle, Bamstorf, Ührde, Berklingen,
Kablingen, Watzum, Schliestedt, Sambleben; die letzten 4 .Junkerdörfer" erscheinen
spater als adlige Gerichte, und zwar Kablingen nur mit Untergericht (auch über
Eitzum), die Obrigen mit Unter- und Obeigericht (Sambleben auch über Kneit-
lingen, aber damals zum Schöninger Bezirk gelegt).
IV. Das Gericht Evessen (gegen 1800 als Vogtei bezeichnet) mit 11 Dörfern,
von denen 8 zum Kr., 2 (Dettum und Volzum) zugleich auch zum Amtsgerichts-
bezirk W., die übr^n 6 zum Amtsgerichtsbezirk SchOppenstedt gehören r Evessen,
Hachum, Gilzum, Dettum, Eilum, Volzum, Weferlingen, Kneitlingen (seit 1662
beim adligen Gericht Sambleben).
V. Das Gericht Asseburg, das in seinem Umfang schon 1408 bezeugt is^
damals aber im Pfandbesitz der Stadt Braunschweig (2 S. lof.) war und jetzt
mit allen seinen 19 Dörfern — Rocklum war dem Herzogtum inzwischen ent-
fremdet worden, Neindorf Junkerdorf geworden — zum Kr., mit 14 auch zum
Amtsgerichtsbezirk W., mit den 4 ersten zum Amtsgerichtsbezirk SchOppenstedt
gehörtr Mönche- und Kl.-Vahlberg, Gr.- und Kl.-Winnigstedt, Gr.- und Kl. -Denkte,
Wittmar, Sottmar, Gr.- und KI.-Biwende, Hedeper, Remlingen, Semmenstedt,
Timmem, Kalme, Seinstedt, Börssum, Kissenbrück, Achim. Merian rechnet außer-
dem noch Bomum und Neindorf dazu. Vor 1751 zerfiel das Gericht in die Vogtei
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EinlettQQK. XVII
Denkte mit 7 und die Gognefschaft Biwende mit 10 (bzw. 11) DOifeni. Von jenen
sind femer g^en 1800 K!.-Vahlberg {mit Wetzleben) und Neindorf adlige Gerichte
mit Ober- und Unteigerichtsbarkeit, ßomum Glebastengericht, seit 1751 Achim
imd Gr^Winnigstedt besondere Ämter, zu denen auBer diesen Orten selbst Kalme,
BOrssum, Hedeper, Seinstedt und Timmen), bzw. KL-Winnigstedt, Bamstorf, Berk-
lingen und SemmoMtedt zählten.
Neben dem Residenzamte WoHenbüttel bestand noch das besondere Gericht
Lichtenberg, das sich im wesentlichen mit dem jetzigen Amtsgerichtsbeziik
Salder deckte und 1745 hierhin auch verlegt wurde. Schon 1540 war davon das
Amt Gebhardshagen mit diesem Orte selbst, sowie Calbecht, Lobmachtersen,
Leinde (dies seit 1807, bzw. 1814 zum Amtsgerichtsbezirk WolfenbOttel gehörig),
sat etwa 1645 auch mit Heerte getrennt; doch erwarb dies Amt erst um 1650
auch das Obergericht, das bis dahin beim Amt Lichtenberg verblieben war, wurde
im XVIII. Jahrh. zeitweise durch die Person des gemeinsamen Amtmanns mit
Lichtenberg und Salder vereinigt und 1795 als Justizamt aufgehoben. Das nach
Abtrennung vcHt Gebhardshagen noch verbleibende Amt Lichtenberg zerfiel 1566
in die Barumer (später Broistedter) Goe mit Heerte (s. jedoch oben), Broi-
stedt, Engelnstedt, Hallendorf, Bruchmach tersen, Banim, Gramme, Lebenstedt, dann
auch mit Ldnde, Lobmachtersen, Calbecht, obwohl diese damals bereits zum Amt
Gebhardshagen 'gezählt werden, spater auch mit Ober- und Nieder- Freden, und
in die Lesser GoE mit Burgdorf {s. auch unten), Lesse, Barbecke, Berel, Nord-
und' Hohenassel, Wester- und Osterlinde, Reppner und Woltwiesche, uraprünglich
auch den beiden Freden (s. oben). Die jetzt zum Amte Salder zählenden Dörfer
Bleckenstedt, Sauingen und Üfingen gehörten früher zur Gogrefschaft Sauingen
(s. S. XVI). Außer 13 der oben genannten Orte rechnete man 1406 auch die
hildesheimschen Orte Söhlde und Feldbergen zum Amte Lichtenberg. Salder bild^e
schon im XVL Jahrh. mit Watenstedt ein adliges, seit 1714 ein besonderes
fürstliches Gericht, Buigdorf (erst seit 1599), Engerode und ölber je ein adliges
Gericht mit unterer Gerichtsbarkeit. Oelsburg wurde erst 1850 dem Amt^richts-
bezirk Vechelde (Kr. Braunschweig, s. Bd. II 285 ff.) zugelegt
Inder Westfälischen Zeit gehörte nahezu der ganze Kreis zum Okerdepartement
und — bis auf den Kanton Harzburg, der mit 7 Gemeinden zum Distrikt Goslar
desselben Departements gelegt war — zum Distrikt Braunschweig, und innerhalb
dessen waren folgende Kantone gebildet: Stadt Wolfenbfltte!, Land Wojfenbütte!
gegen W (d. h. links der Okcr) mit 11, gegen O (d. h. rechts der Oker) mit 9,
Schöppenstedt mit 9, Jerxheim und Remlingen mit je 11, Gebhardshagen mit 8,
Lesse mit 7, Salder mit 1 1 Gemeinden. Dabei decken sich die Kantone Wolfen-
bOttel Stadt, Land gegen W, Land gegen O und Remlingen mit dem jetzigen
Amte Wolfenbflttel (nur daB Evessen, Gilzum und Hachum des Amtes Schöppen-
stedt noch zu Wolfenbüttel Land gegen O gerechnet wurden), der Kanton
Schöppenstedt und die westl. Hälfte des Kantons Jerxheim mit dem Amte
Schöppenstedt (s. jedoch oben), die Kantone Gebhardshagen, Lesse und Salder
Bin- n. KanndRiliai. d. Mengt. Bnnnichii.'eig. Hl, i. U
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XVm Eioleiune.
mit dem Amte Salder (nur Broistedt geliöite zum Kanton Bettmar), der Kanton
Harzburg mit dem gleichnamigen Amte. Die Orte Hessen, Pabstorf gehörten zum
Kanton Hessen des Distrikts Halberstadt im Saaiedepartement.
Nach Beendigung der Fremdherrschaft und der Rückkehr zu geordneten
Verhaltnissen ließ man gleichwohl die Bun Ischeckigkeit der allen Verwallungs-
und Gerichtsbezirke nicht wieder aufleben, sondern schuf durch vorlaufiges Gesetz
vom 22/1. 1814 im jetzigen Kr. Wolfenbütiel die auch für die Verwaltung be-
stimmten Kreisgericlile Salder (für die ehemaligen Kantone Salder, Gebhards-
bagen, Lesse), Wolfenbüttel {Kantone WolfenbOttel W und O, unter Beil^ung
von Remlingen), Schöppensledt {Kantone Scliöppcnstedt, Jerxheim nebst Hessen
und Pabstorf), Harzburg {Landkanton Goslar, Kanton Harzburg), dazu das Stadt-
gericht Wolfenbüttel. Dag^cn wurden damals die alten Distrikte, also auch der
Wolfenbütteische und Harzdistrikt, mit je einem Oberhauptmann an der Spitze
hergestellt und erst 1832 durch die jetzigen Kreisdirektionen ersetzt; der Kr.
Wolfenbüttel zerfiel nun in die Ämter Wolfcnbüttel. Salder, Schöppenstedt und
Harzburg. Inzwischen aber waren durch Gesetz vom 27. Juni 1823 an Stelle der
Kreisgerichte die Distriktsgerichte (je r für einen der 6 Distrikte des Landes) als
n. Instanz und die meist der Vcrwallung dienenden Kreisamter als I., unter
endgültiger Abschaffung der Patrimonialgerichte, geschaffen worden, und der Unter-
schied zwischen Kreisgerichten und Amtsgerichten, zu tienen dann noch für den
Kr, Wolfenbüttel das gleichnamige Stadtgericht trat, blieb auch bei der schUeß-
lichen Trennung der Verwaltung und Rechtsprechung 1849 noch bestehen. 1879
endlich wurden außer den 2 Landgerichten (seit 1890 nur i) für das Land die
noch bestehenden 24 Amtsgerichtsbezirke geschaffen, die als Bezirke bereits 1814
vorgebildet waren, mit der Änderung jedoch, daß das Stadtgericht Wolfenbütiel
mit dem Amtsgericht dort verschmolz.
, Herzogt. Wappenschild (s.
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. RuiDcn <tei KJostecs Steterbarg, nach M«riui.
Amtsgerichtsbezirk WolfenbütteL
Achim.
Namensformen. Ackern {um 983. 1022. 1176. \ 22^, Achheim (1135. 1249),
Osteraehem (1261), Osteraehim (1344), Tempel-Achem (1263. 1482), Maior A.
(1311). Zusammensetzung aas ahd. aAa =: Wasser und -heim.
AmUgerichlsbeiiik Wolfenbüttel.
»Google
2 Amtagericbtsbeziik WolfenbüUel.
Geschichtlifhes, Das Dorf lag im Dcriingau (1022), Bann Kalme; ein Tkiet-
marus presbiter äe A. wird um 1176 genannt, jedofh löste das Kloster Stfttter-
lingenbuig das Dorf erat zwischen 1207 und 1233 aus dem Pfamerbande mit
Kalme. Das Patronat blieb noch beim Kloster, w-ar jedoch 13 18 herzc^l. Lehen der
V. Burgdorf, wohl durch die v. Dorstadt, die 1344 als Lehnsinhaber genannt
sind, ging 1494 von jenen an die v. Steinberg über, und ist, vermutlich 1750,
mit den Steinbei^clien Gütern im Orte an den Herzog gekommen. Begütert
waren hier: um 983 das Ludgeriklostcr in Helmstedt (4 Hufen), 1022 S. Michael
in Hildesheiro, I193 S. Paul in Halberstadt (4 Hufen), 1225 S. Johann cbendort
(1 Hufe), 1249 Stötterlingenburg; den Templern gehörten 1257 '/j, 1261 2 Hufen,
1263 ein Zehnter. Das Kloster Neuwerk in Goslar erwarb 1271 vi>m Halbcr-
stadter Dom einen Zehnten, den es noch 1765 als Hauptzehnt von 1303 Morgen
besafi; dazu kamen 1302 2 Hufen, die das Kreuzkloster in Braunschweig 1297
erworben hatte. Noch 1524 hatte Neuwerk hier einen Huf.
Der Sitz des nach dem Orte genannten Rittergesi-hlechtcs (1126. 1283) war
mit 36 Hufen 13 18 herzogl. Lehen der v. Burgdorf, cbeiiso 1383 und 1390.
Nach Eröffnung des Burgdorfschen Lehens im Orte (1494), das damals aus dem
Dorfe mit Gerichtsbarkeit, dem Kirthlehen und 46 Hufen bestand, kam das Gut
an die v. Steinberg, welche es 1750 an den Herzog verkauften. Es wurde nun Sitz
eines Amtes, zu dem Börssum, Seinstedt, Hedc|)cr und Kalme gehörten. An
herzogl. Lehen hatten femer die v. Steinbeck 1318, die v. Wehre 1344 je i Hufe.
Von asseburgischen Lehen waren i Hufe 1406 und noch i6i)8 in den Händen
der Strombecks, 2 Hufen und eine Mühle in denen der Steinbergs. Die Spiring
hatten 131 1 4 Hufen halberstadtisches Lehen und überließen 1410 7 an das
Liebfrauenstift in Halbcrstadt, 1361 besaßen die Polede 3 Hufen ebenfalls halber-
stadtisches Lehen. Ein Hof wird vom Bischof von Halberstadt 13Ö3 an die
Gowische, 1378 an Braunschweig verpfändet. 1339 wurde eine Streitsache zwischen
dem Bischof Albrecht von Halberstadt und der Stadt Braunschweig, wegen an-
geblicher Plünderung des Ortes durch diese, bis vor den Papst gebracht.
Dorfanlage haufenförmig, mit Platz im Inneren und Eingängen westlich und
Östlich. Die Homburger Heerstraße geht durch den Ort Nördlich auf der Flur
der Galgen kamp. Flurkarte 1765 von Carl Schöneyan. — 1765: 4 Ackerleute, 4
Halbspänner, 16 Köter. Einwohnerzahl 1790/3: 250, 1901: 413.
Die Kirche ist von rechteckigem Grundriß und im wesentlichen noch mittelalter-
lich, doch ist die Nordwand im XVIIL Jahrh. beträchtlich nach N hinausgertickt
worden. Die alten Ecken derselben im O und W, sowie der Sturz eines doppelten
gotischen Fensters im O sind noch sichtbar; im übrigen gelnircn die Fenster
einer Herstellung des Jahres 1739 an. In der östlichen Innenwand eine spilz-
bogige, in der südlichen eine viereckige Nische, Das Dachgesims zeigt Kehle
zwischen Schmiegen. Der quadratische Turm ist im Untergeschoß mit Tonne ver-
sehen und hat im N und S dopi>elte rundbogige Schallöffnungcn mit Trennungs-
pfeiler, sowie innen und außen eingerücktem Tcilun gebogen, im O und W (liier
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»Google
mit 1687) dagegen einfache nmdlK)gige. Der Turm trägt eine zopfige Haube mit
achtseiliger Laterne. Über der Kirchtür nach Angabe im Corpus Bonorum /joö.
Vgl. Vdges, Ztschr. d. Harzgeschich ts Vereins 1877,61).
Altarplatte mit Reliquiengruft vor dem östlichen Eingang.
Vom Grabdenkmal Friedrichs v. Steinberg und seiner Frau {s. unten) haben
sich die beiden in (H gemalten Brustbilder von müßiger Arbeit in flachgeschnitztcm
Rahmen im Pfarrhaus erhalten.
Grabsteine im Boden vor dem Altar. I. Friedr. v. Sieinberg, Geh. Rat
und Oberhufmarschall, geb. 1651, verheiratet 1686, gest. 1716 in Woltenbüttel. —
2. Dessen Frau Gertrud Luise, geh. v. Grapendorf, gest. im Aher von
76 Jahren. — 3. Aug. Wilh. v. Cornberg, gen. v. Bortfeld, Fähnrich im
Regiment des Erbprinzen, geb. 1690, gest. 1718; in den Ecken die bezeichneten
Wappen . . . eiverhtim (? dreimal qucrgeteilt, am Helm Flug, nach A. M. Hilde-
brandt; der v. Hoym), v. Manvitt, v. Landsberg, v. Bortfeld.
Höbsche Messingkrune, nach Angabe im Corpus Bonorum von 1744, mit
acht muschclförmigen Leuchtern in der unteren Reihe, Doppelvolutcn in dieser, sowie
in einer oberen Reihe und einem Adler oben.
Glocke von 88 cm Dm, ohne Inschrift und Verzierung, aber wohl mittelalterlich.
[Windfahne nach dem Corjius Bonorum mit 1646 HK. V. //.]
Kelche aus vergoldetem Silber. 1. gotisch von 16 cm H. (Taf. I i.), Fuß rund,
nach oben aber ins Sechseck ttbergehend, an den Zwickeln Gravierung. Am Fuß
auf Ranken der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes in kleinen Relicf-
figuren, herald, rechts davon die geschweiften, emaillierten Wappenschilde der
v. Steinberg und v. Rautenberg, links der v. Kerstlin gerode und v. Vellheim.
Stander mit gra^^erten Verzierungen, am Knauf durchbrochenes Maßwerk, auf den
Zapfen freiaufgesetzte vierblättrige Blumen, die kleine Schale stark geschrägt. —
2. von 20 cm H. und barocker, sechsteiliger Form. Fuß, Ständer und Knauf reich
profiliert, Schale geschweift. Auf dem Fuß aufgcseUt das bezeichnete Wappen
des Ffriedr.) V(on) S(Uinberg) 1J14, auf der Patene graviert das der G(ertrud)
I.(uise) Vfm) S(teinberg}. WolfenhOttler Beschau {Pferd vor Sflule), O und ^y.
Löffel aus vergoldetem Silber und durchbrochen, im alten ledernen, mit Gold
bedrucktem Kästchen. Meisterbezeichnung HS in geschweifter Einfassung.
Das Amtshaus, ein schlichter, zweigeschossiger, in der Mitte mit Giebel ver-
sehener Holzbau aus der Zeit um 1700, enthalt unten einen Vorsaal, in der
Hinterwand mit drei Korbbogen, von denen der mittlere zu Hinterräumen, die
anderen zur Doppeltreppe führen, oben einen kleinen, durch anderthalb Geschosse
gehenden Saal mit korinthbclien Pilastem, schlichten Kaminen und drei hohen,
sowie drei querovalen Fenstern darüber. Bemerkenswert ist das hochovale Decken-
bild, das oben und unten je eine Balustrade mit Personen (darunter offenbar den
Erbauer Friedr. v. Steinberg und den Ortsgeistlichen) in der Mitte aber \ier alle-
gorische weibliche Gestalten: die Bildhauerei (mit Schlägel; nackt, vom Rücken
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4 Amligericbubeark WolfcDbiitCel.
gesehen), die Malerei (mit Palette und Malstock), den Gesang (mit Laute) und die
Musik (mit langer Trompete), umringt von Genien mit entsprechenden Attributen,
sowie schließlich einen Schild mit dem Namenszuge des Stifters zeigt Die Büdnis-
gestalten sind recht gut, das übrige etwas handwerksmäßig ausgeführt. [Die Dar-
btellungen über den Türen zwischen den Pfeilern sind bedauerlicherweise wegen
ihres angeblich anstößigen Inhalts durch moderne Umrißmalereien ersetzt worden.]
— Im Giebel des Pferdestalls Stein mit Georg und Friäerkh, Gebrväere von
Steinberg 16^4.
Adersheim.
Namensformen. Ardeiheim (um 1160. 1250), Adersheim (1160), Adersem
(1206 usw.), plattdeutsch jetzt Arsen, d. h. Heim eines Atheri.
Geschichtliches. Pfarrdorf, ehemals im Bann Barum. Um 1315 wird ein
Pfarrer Johann erwähnt. Die Kirche war um 1250 und im XVI. Jahrh. iin Besitze
des Klosters Steterburg, das Patronat stand aber seit 174g dem Herzoge zu. Ein
Zehnter von zo Morgen, der seit 1369 der Pfarre gehörte, hieß 1749 der Jakobs-
zehnt, woraus auf den Heiligen der Kirche zu schließen ist. Ein nach dem Orte
genanntes Adelsgeschlecht, im XIII. und XIV. Jahrh. erw-ahnt, hatte seine
Wohnstatte wohl an Stelle des bei Algermann, Beschreibung des Amts Wolfen-
büttel {1584) und Hassel-Bege I S. 405 beschriebenen Hügels, der, von einem
Graben umgeben, inmitten des Ortes lag, und dessen Besitzer sich 1793 noch
Burgmeier nannte. Das zur Burg gehörige herzogl. Lehngut besaßen bereits
um 1390 die v. Saldcr, 1430 waren es 14 Hufen und 4 Kotliöfe; in diesem
Jahre wurde der Burghof von den v. Salder an das Cyriakusstift vor Braunschweig
verkauft, und noch 1606 veräußerten jene 2 Meierhüfe. Vom Cyriakusstifte scheinen
die von Velstidde belehnt worden zu sein, die übrigens schon 1359 6 Hufen
und den kleinen Zehnten besaßen. Dieser letzte war 1749 herzogl. Lehen
der Familie Weslphalen in Wolfenbüttel. An herzogl. Lehnstücken waren 1671
an die v. Bovenden (dann die Brüning) 2, an die v. Zweidorf 3^/1 Hufen
ausgetan. Der große Kornzehnt gehörte 1749 dem Domkapitel in Hildesheim,
das bereits 1406 hier einen Zehnt hajte. Die v. Dorstadt gaben ip.^b 1 Hufe
ans Stift Hildesheim, 1280 i '/^ Hufen ans Kreuzkloster in Braun.schweig; 1318
besaßen sie noch 11 Hufen (-)- 14 Hufen, alle Rechte und Gerichte?). Das
Kloster Steterburg hatte bereits 1182 8 Hufen von den v. Kemme hier erhalten,
die auch in der Folge ganz oder zum Teile erwähnt werden. Das Kloster Ringel-
heim besaß 1209 2 Hufen als mindensches Lehen, 5 andere mindensche Lehn-
hufen waren um 1300 an zwei braun seh weigische Bürger ausgelan. Das Stift
Gandersheira verlehnte- 1313 i Hufe an einen Braunschweiger, und das Ludgeri-
slift in Helmstedt hatte um 11 60 von 3 Hufen 2'/» verlehnt.
Dorfanlagc haufenförmig, an der Wolfenbüttel -Frankfurter Heerstraße. Kopie
der Flurkarte von A. F. Spieß 1748/9. In der Flur aufgegangen ist die Wüstung
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Aderaheim — [ Klein- Adenbcim] — Ahlum. 5
K]ein-A. (s. dort) — Um 1580: 5 Ackerleute (einschl. i Burgermeier), i Halb-
spanoer, 17 Kotleute, 1748/9: 4 Ackerhöfe, 3 Halbspänner, 17 Kotsasseu. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 254, 1900; 413.
Die rechteckige Kirche, wohl des hl. Jakobus, hat aus der mittelalterlichen
Zeit nur eine viereckige Nische in der inneren Ostwand, sowie den mndbogigen
Zugang zum Turm bewahrt. Der gegen das Schiff etwas eingerückte, aber doch
rechteckige, im N und S mit Giebel versehene Turm zeigt im N eine spitzbogige
Tür mit gotischer Profilienmg, in der Glockenstube nach W und S je eine spitz-
bogig •kleeblaltf Cnnige hohe Doppelschallöffiiung, im N solche mit getrepptem
Sturz — die Stütze in der Mitte fehlt jedesmal — , im O eine erneuerte. Vgl.
Voges, Ztschr. des Harzgeschichts Vereins 1877, 69,
Altarplatte mit Reliquiengruft vor der Predigerwohnung.
Kanzel in der barocken Altarwand zwischen korinthischen Pilastem; im ge-
botenen und gebrochenen Giebel Dreieck mit Auge, im Strahlenkranz mit Engels-
köpfen. Zur Seite zwei Zugange. Nach Angabe in Rüdemanns Histor. Bericht
von der Reparatur der Kirche zu Ahlen (1775) S. 19 Arbeit des Tischler-
meisters Bielstein in Wolfenbüttel.
Zwei Holzfiguren Christi in Dreiviertel- Leben^öße, die eine mit gesenkten
Armen, die andere mit erhobener Rechten.
Rohe Gemälde der Apostel auf Holz, wohl von einer Emporenbrüstung.
Schlichter Kelch aus vergoldetem Silber und von runder Form, 24 cm h.;
Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen j,, ■
Silberne Oblatenschachtel, von ovaler, aber mehrfach ausgebogener Grund-
form, 1742 gestiftet, mit Braunschweiger Beschau (Löwe), ^und Meisterzeichen IC£.
An einem Hause auf der ehemaligen Burghöhe (s. S. 4) unterer Abschluß
eines Steines mit Kartusche in Voluten ein fassung und der Inschrift: Augusfus
von Gottes Gnaden Hertzog zu Bntns. und Luntb.
Hausinschrift: Was Gott tut, das ist wohlgelan. Wo Gott zum Hause nicht
gibt seine Gunst, so ist all unser Tun umsonst. An Gottes Segen ist alles gelegen.
(Inventarisation von 1883.)
[Klein-Adersheim.]
[Auf der Flurkarte von Adersheim von 1748 sind mehrere kleine Wiesen,
„kleinen Aderse" genannt. Sie lagen ost- nordöstlich hof stellen artig- bei einander,
nördlich am Wege nach Wolfenbüttel. Vgl. auch Bege, Wolfenbüttel S. 7.]
Ahlum.
Quellen und Literatur. Rud. Heinr. Georg Rüdemann (1754 — 1803
Pastor in A.), Kurze Nachrichten von dem Dorfe A, 1771 — 1789. — Derselbe,
Historischer Bericht von der Reparatur der Kirchen zu A. von 1775, mit Planen
und Zeichnungen (beide Handschriften im dortigen Pfarrarchive), — P.J.Meier,
Die Dörfer A. und Wendessen im 7jähr. Kriege, Brschw. Magazin 1901, 25 ff.
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fi Amueerichubeiirk WoIfcDbüttel.
Namensfurmen. Ailetiem (1112. 1231)), Adenheim (1231)), Adtnuin (1318),
Aäeltm (1506), d. h. Heim eines Ado.
Geschichtliches. Pfarrdorf, ehemals im Bann Atzum, 1748 selbst Sitz einer
Inspektion, die aber später an Salzdahlum geknüpft war und jetzt von Rautheim
aus verwaltet wird. Ein Pfarrer Theodericus wird 1274 erwähnt. Das Patronat
stand von \\\2 bis 1267 dem Kloster Hamersleben zu, seitdem dem Dom-
kapitel in Braunschweig. Hamersleben hatte es von der Grüfin Gertrud zugleich
mit 42 Hufen erworben, und auch dieser Landbesitz kam 1267 an das Blasius-
stift, das 1271 weitere 5 Hufen und 16 Litcnhuten von Herzog Albrecht dazu
erwarb und noch 141)1 einen Sattelhof in A. besaß. Das Kloster Riddagshausen
erwarb 1239 und 1392 je 7 Hufen (jene von den v. d. Dicke, diese nebst
1 Meier- und 3 Kolhöfen von Herzog Friedrich), um 1240 2 Hufen vom Kloster
Fischbeck bei Hameln und 1281 ebenfalls 2 vom Kloster Bursfelde. Der Zehnte
gelangte an dieses Kloster in den Jahren 1253 bis 1280; er umfaßte 1749
2134 Morgen, wahrend damals ein kleiner Zehnt von 1 1 1 Morgen der Harre
gehörte. Das Liebfrauenslitt in Braunschweig erwarb 130,^ 4, 1313 2, die Barfüßer
1383 2 Hufen. Besitz der Herren v. Weferlingen findet sich seit 1344 (i5((3
13 Hufen). Die Herren v. Dalem erwarben 1301 3, die v. Sambleben halten
1610 3 Hufen. Ein großer Teil des Bodens war in den Händen von braun-
schweigischen Bürgern, so hatten 1321 die Resen als halberstadlisches Lehen 7*/|,
1344 die v. Werle 2'/,, die Felix 5, 1345 die v. Damm (und Kissenbrück?) 5,
1316 die vom Hus 7 Hufen, die 1383 an die v. Strombeck kamen, um 1381
die Salige 5 Hufen. Das 1701 in Salzdahlum (s. dort) gegründete Kloster zur
Ehre Gottes (jetzt in Wolfenbüttel; s.Bd.IH i, S. 177) wurde in Ahlum ausgestattet
mit einem freien Hofe von 43 1 Morgen Acker. Rüdemann erwähnt den Klosterhof
von Riddagshausen mit der Zehntscheucr und einem alten Bergfried, der nach
ihm zeitweilig zum Gottesdienst benutzt, aber 1825 nach einem Brand ab-
gerissen wurde (s. auch Bd. 11 124), sodann den unteren Pachthof, den meist
Adlige besaßen, den Schrammenhof im Besitz des Oberstleutnant Schlemm und
anderer Honoratioren; ein andres Gut, 1793 von 411 Morgen, ein Saltelhof
(Nr. 32), gehörte 1749 einem Herrn von Hugo. Um 162(1 befand sich nach der-
selben Angabe ein Gesundbrunnen im Orte. Das Dorf wurde von den Braun-
schweigem 1493, 1549 und 1602 geplündert, 1626 darin von den Dünen 24 Höfe
verwüstet; später legte Pappenheim einen Teil der die Stadt Wolfenbüttel belagernden
Truppen nach A. und ließ Verschan zun gen anlegen, die sich zu RQdemanns Zeit
noch erhalten hatten. Die Schweden plünderten A. 1644, ein großes Feuer fand
1825 statt. — Ein Adelsgeschlccht von A. erscheint 1157 — 1413 urkundlich.
Dorfanlagc haufenförmig, von Nord nach Süd gestreckt. Die Kirche liegt
unmittelbar über dem Abfall des Geländes im S. Die Heerstraße von Wolfenbüttel
nach Schöppenstcdt-Hclmstedt ging an der Nordspitze vorbei, hierauch 1771 eine
der Lustgarten genannte Wiese. Flurkarte von C. F. Heckcl 1771. — Um 1580:
7 Ackerleute, i Burgermeier, i Halbspänner, 25 Kotleute; 1771: außer den beiden
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freien Höfen 5 Ackcrliöte, 5 Halbsi>anncrliiife (davon einer wüst), 21 Kothöfe.
Einwohnerzahl 175Ö: 271, 1790/3: 320, iqcx>: 661.
[Die trilhere, der Jungfrau Maria geweihte Kirche besaß nach Pastor Rüdemanns
Angaben (s. oben S. 6) graden Chor, Schiff und Turm, die alle in einer Flucht
lagen; Chor und Schiff hatten zusammen drei gotische Kreuzgewölbe mit Quer-
gurten, Rippen und verzierten Schlußsteinen; in der inneren Nordwand befand sich
der Schrank für die Abendmahlsgera te. Die mit Rautenscheiben geschlossenen
Fenster waren schmal und konnten, obwohl sie mehrfach paarweise angebracht
waren, die Kirche nicht genügend erhellen; es ist wohl sicher, daß sie spitzbogig
waren. Im N war die Sakristei mit gewölbtem Oberstock und das Leichenhaus mit
dem Eingang der Kirche angebaut; am Leichenhaus die Jahreszahl MCCCCXXXllIL
Der Turm, an dem die Inschrift anno domim MCCCLV stand, hatte je vier
[taaru-eis gestellte Rundbi)genfenster und wenigstens im N etwas tiefer noch ein
drittes Paar. Aus dem Mittelalter stammten die beiden aufgemauerten und mit
Platte gedeckten Altäre, sowie der große Taufslein am westlichen Ende der Kirche.
Der größere Altar trug einen Schrein mit „etlichen Bildein der Apostel, der
Marien als Fürbitterin und Patronin der Kirchen und einigen andern Heiligen", von
denen die vier am besten erhaltenen später an der Westprieche Aufstellung fanden.
Die Kanzel, zu der vom Beichtstuhl eine Treppe führte, befand sich an der üb-
lichen Stelle im S an dem Bi^en zwischen Schiff und Chor, war aber, wie die
sonstige Einrichtimg, in schlicJiter Ausführung 1653 nach den Wirren des dreißig-
jährigen Krieges erneuert worden. Der nach Rüdemanns Zeichnung wiedergegebene
Grundriß zeigt die Verteilung dieser Ausstatlungsgegenslände und des ganzen Ge-
stühls. Unter Aufsicht und nach Planen des Genannten fand nun seit 1754
eine umfassende Herstellung des Innern der Kirche und der Ausstattung derselben
statt Der kleine Altar unter dem Bogen zwischen Chor und Schiff winde damals
aufgegeben, 1757 die Fenster vergrößert imd mit Quadern aus Elmkalkstein einge-
faßt, 1770 — 1771 eine barocke Altarwand mit geschweifter Rokoko-Kanzei zwischen
Gebalk tragenden korinthischen Ptlaslem (je ein Knabe mit Sanduhr, bezw,
Leuchter, auf der Kanzelbrüstung sitzend, und je ein Engel mit Kreuz, bezw.
brennendem Herzen, auf dem Bogen des Giebels gelagert, sind auf dem erhaltenen
Entwurf durchgestrichen und auf Befehl des Konsistoriums weggelassen worden),
mit den üblichen Türen für den „Umgang um den Altar", dem Prediger- und
Beichtstuhl durch den Tischlermeister Bielstcin (t 1780) in Wolfenbüttel und den
Bildhauer Tiele in Braunschweig für 300 Taler — davon erhielt Tide 95 Taler
— gearbeitet und, bis auf die schön gemaserte Nußbaumfüllung der vorderen
Kanzelscite, 1775 — 1776 durch den Maler Piccart d. J. in Wolfenbüttel für
200 TaJer vereidet, bezw. farbig marmoriert, die vordere Altareinfassung mit
„Taufmuschci" und Lesepult versehen, 1772 das Gestühl gleichfalls durch Bielstein
hergestellt, aber der Entwurf Rüdemanns zu einer Erhiihung des Turmes, be-
sonders durch Kuppel und Laterne, nicht ausgeführt.] Die jetzige Kirche ist ein
Neubau von 1860.
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g Amugcrichltbezirk WolfcDbÖttel.
Grabsteine und -denkmäler. i. Des Obetsileutnanis im Dienst König
Karls XI. von Schweden, dann Obersten im Dienst des Herzi)gs Cosmus von
Toscana Vatcntin Schlemm (geb. 1634, gesL 1708; er lebte auf dem Schramm-
schen Hofe in A.). — 2. Des Pastors Konrad Gleim (geb. 1647, gest 1722).
— [3, Holzepitaph des Fürsdichen Lakai Valentin Borchers von 1628. —
4. 5. Des Zacharias Mackensen, „F. Br. L. 50 Jahr gewesener Gogref des
Gerichts Salzdahlum", (geb. 1659, gest 1730) und seiner Frau (gest. 1730). —
6. Der Frau des Pastors ROdemann geb. Thöne aus Hildesheim (gest 1788)
von 1790, in Form einer pyramidalen Platt-SSule, einer Urne mit der PetschaTl-
darstellung des Pastors R. (sitzende Frau mit Sanduhr und der Inschrift hora ruit)
und Qbergelegtem „Tranentuche", ein Werk des Bildhauers und „fOrstl. Modellierers"
Schubert in Braunschweig, bemalt und vergoldet durch Piccart d. J.
[Glocken, i. Die größere, 1808 durch Wicke umgegossene, war ursprünglich
durch Hennann Köstcr in Hildesheim 1499 gegossen und mit den Reliefs der
Jungfrau Maria und des Gekreuzigten versehen — 2. Die kleinere, 1755 durch
den Stückgießer Joh. Peter Grete in Braunschweig gegossen, 1810 durch Wicke
umgegossen.]
Kelche aus vergoldetem Silber, i. gotisierend, von 21 cm H. und sechsteiliger
Form, aber roher Arbeit. Auf dem Fuß Relief der kleinen Kreuzigung und die
Inschrift Nunc calUem dedit Henning Gohs Umpore past. doi. Joannii Aurifapri
(= Goldschmied) atuw domini 160$, die Zapfen mit IHESVS, der Knauf mit
kreuzweis schraffierten Spitzbogen, Schale leicht geschweift, — 2. Von barocker
Form, aber ganz einfach und klein; die Patene mit dem Meisterstempel EB.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, einfach, mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd
Apelnstedt.
Namensformen. Aboldersietin (1042), Apelderslede (um 1230 und sonst),
Aptllersttdt (1424), zum ahd. aphoÜra ^ Apfelbaum.
Geschichtliches. Pfarrdorf, ehemals im Bann Atzum, jetzt in der Inspektion
Salzdahlum. Der Ort lag 1042 im Dcrlingau, Um 1230 erscheint ein Pfarrer
Thidericus. Das Patronat ist herzoglich. Das Cjriakuskl oster vor Braunschweig
besaß um 1200 in A. 8 Hufen und eine Mühle. In A. war fetner begütert das
Domstift (1271 mit 9 Hufen von Herzog Albrecht), das Kreuzkloster (1396
I Hufe von den v. Weferlingen), der Gertrudenkaland. Das Stift Gandersheim
war 1441 bezw. 1487 Lehnsherr von i •/, Hufen. An herzoglichen Lehnstücken
waren ausgetan; an die v. Dalcm 1318 i, 1344 2 Hufen, an die v. Stückheim
13 18 und die v. Brunsrode 1308 je i, an die v. Dorstadt nach 1318 2'/i Hufen,
an die v. Weferlingen 1344 der halbe Zehnt, der 1408 und noch 1750 an die
V. Vechelde in Braunschweig verafterlchnt erscheint, während die andere Hälfte
Anfang des XlV.Jahrh. (nebst 2*/, Hufen halberstädtisch es Lehen der v. Luckenem
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ApelDitedt — Aiieburg. q
in Braunschweig) und 1584 zwischen den Kahlen und Hombui^ ebendort geteilt
war. Von herzoglichem Lehnsgut besaßen femer die v. d. Asseburg um 1440 5,
die V. Warbe^ ^5^9 "'^'1 "^'^ ^- Zweidorf in Braunschweig 1671 — 1781 je i Hufe.
Die V. Wefcriingcn hatten 1311 und noch 1476 auch 2 halbersiadtischc Hufen.
— Ein Albertus dt A. erscheint 1274.
Dorfanlage haufenfönn^, der Platz in der Mitte noch 1880 Thie, auch
Dndenthie genannt Die Straße von Schöppenstedt über Dettum nach Braun-
Gchweig oder Wolfenbflttel durchschneidet den Ort. Flurkarte von J. L. Warmburg
1750, ohne Flurnamen. — Um 1584: 6 Ackerleute, 4 HalbspSnner, 6 Kotleute,
1750: 5 Ackerleute, 5 HaJbspänner, 6 Kotsassen. Einwohnerzahl 17QO/3: 129,
190 1: 209.
Die Kirche ist von 1864. Vom alten Bau sind wieder verwendet worden: 1. Ge-
wölbeschlußstein mit einem siebenstrahl igen Stern im ausgehobenen Mittelgnmd
und der vertieften Minuskel Inschrift darum anno äni mcccc Iv cöpletü. %~ 2. Stein-
kreuz, genast, an den Kanten gekehlt und in der ^title mit Christuskopf auf
ausgehobenem Grunde versehen.
Untersatz des Taufsteins, von der viereckigen Platte mittels Kehlung zum
Achteck übergehend und oben mit runder Platte, im Lehrergarten.
Ölgemälde mit Darstellung der Kreuzigung, 64 cm h., 41 cm br., von ganz
guter Arbeit, aber wohl erst aus dem XIX. Jahrh. Christus, den Kopf ganz auf
die rechte Schulter gesenkt, steht auf einem Absatz am Kreuz; dieses umfaßt
Maria Magdalena. Links alt und gebei^ Maria, klagend und die Arme empor-
streckend Johannes, sowie eine dritte Gestalt Im Hintergrund die Bergstadt Jerusalem.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. gotisch, von 16 cm H. und sechsteilig, aber
unten nach einer rohen Herstellung rund. Der Stander zeigt gravierte Andreas-
kreuze, die Zapfen freiaufgesetzte Blatter und gefaßte Steine, die Felder zwischen
den Zapfen gravierte Spitzbt^en mit Schräggitterwerk. Die Schale ist leicht ge-
schwungen, die Patene mit vertieftem Vierpaß versehen. — 2, barock, von 24 cm H.,
rund und mit gedrehten Profilen versehen. Wolfenbültler Beschau (Pferd vor Säule)
und Meisterzeichen y^ in kleeblattförmiger Einfassung.
[Steinkreuz, einst westlich beim Dorfe, angeblich zu Ehren eines dort ge-
fallenen schwedischen Obersten errichtet, ist jetzt beseitigt.]
Asse bürg.
Literatur. Bege, Geschichte einiger . . Burgen . . des Herzogt. Braunschweig
(Wolfenbüttel 1844). —Sudendorf, ÜB. IIS. VIII f. — v. Schmidt- Phisel-
deck, Gunzelin von Wolfenbüttel, Zeitschr. d. Harzgeschichts Vereins XVI (1883)
209 ff. — Voges, die A. (Braunschweig 1893), Sonderabdruck atis den Braunschw.
Anzeigen vom 5. März 1893 ff. — Asseburgisches ÜB.
Abbildungen: Merian, Stich bei S. 211. Farbige Radierung von Satzenberg.
Geschichte. Die Burg wurde bald nach 1218 von Gunzelin v. Wolfen-
bOttel, dem machtigen Reichstruchseß und Lehnsmann Kaiser Ottos IV. erbaut.
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jO Atnlsgeiicbubeiiflc Wolfenbüttcl.
Nach Ottos Tode verließ Gunzelin jcdocli die Partei der Weifen und schloß sich
in seiner Eigenschaft als Reichst ruchseß eng an den Iliihenslaurcn Fricdricli IL
an, und es schrint, daß sein dadurch namentlich in den ersten Jahren nach Ottos
Tode offenkundiger Gegensatz zum Weifischen Hause ihn in Verbindung mit dem
Edlen Haold von Biewcnde zur Erbauung der Asscbiu:g trieb, deren Grund und
Boden ein zur Mark Denkte (s. dort) gehöriges, von den Weifen nicht abhängiges
Lehen des Stiftes Gandersheim war, die auch im Vergleich zu der Wasserburg
Wolfenbüttel den Vorzug besonderer Siclierhcit durch ihre hohe Lage verbürg;te.
Da indessen bald die Versöhnung der beiden Fürstenhäuser crtLilgte, kam es nicht
zu einem Kampfe der Lehnsherren gegen ihren Vasallen Gunzelin. Inzwischen
war die Asseburg vollendet, trotz des Einspruchs von Gandersheim, der sogar 1220
einen papstlichen Befehl zur Niederreißung der Burg zur Folge hatte; der Wider-
spruch des Stiftes erlosch, vermutlich durch eine friedliche Auseinandersetzung,
und die Burg blieb bestehen, 1223 wird sie unter den Schlössern mit aufgeführt,
die Ablieferungsort des vom König Waldcmar von Dänemark an den Grafen
Heinrich von Schwerin verwirkten Liisegeldcs sein sollten. Der verdeckte Gegen-
satz Gunzetins zu den Weifen brach nach dem Tode Kaiser Friedrichs IL
wieder hervor; denn Gunzelin hielt zur Partei des Kiinigs Konrad, während die
Fürsten ringsum dem Könige Wilhelm von Holland, dem Schwiegersohne Herzog
Ottos des Kindes, huldigten. D<K'h erst nach Ottos Tode 1 252 kam es zum
Kampfe. Ein Fürstengericht sprach Gunzelin seiner Güter verlustig, und als er
1254 gestorben war, setzte Herzog Albrecht den Kampf gegen die Söhne seines
Vasallen fort. Die Asseburg wurde 1255 belagert und von Burchard, dem zweiten
Sohne Gunzelins, verteidigt. Der Herzog errichtete Schanzen auf dem Lurenberge
östlich und dem Rockesberge westlich vor der Burg (auf diesem wurden 1892
Sporen, Hu/eisen, Pfeilspitzen imd ein Kcssclhaken gefunden; s. Vogcs aaO.S. io>.
Jedoch war die Burg fest genug, um sich bis 1258 halten zu können, und auch da
wurde sie dem Herzoge nur gegen eine Entschädigung von 400 Mark übergeben.
Inzwischen halten die Söhne Gunzelins noch WolfenbOtlel und Peine an den
Herzog verloren und gewannen auch ihr weifisches Lehnsgebiet nie wieder zurOck.
Den Namen nach der Asseburg, den zuerst Burchard, der Sohn Gunzelins, 1210
geführt hat, behielt die noch jetzt blühende Familie bei. Die Burg aber blieb zu-
nSclist im Besitze der Hcrzi^ge, kam dann von diesen in den Pfandbesilz der
Stadt Braunschweig, die hier schon um 1330 gebot. Später, jedoch vor 1384,
war sie vorübergehend von den Herren v. Veitheim und v. Weferlingen besetzt,
die von ihr aus Räuberei trieben. 1392 wurde die Burg vom Herzige Friedrich
eingeliist, 1406 von seinen Brüdern aber nebst dem dazu gehörigen Gericht
und dem Aussenhof in Wittmar von 1 1 Hufen Landes aufs neue für 2000 Mark
an die Sladt verpf.lndet und 141^2 in der Fehde zwischen der Stadt Braunschweig
und dem Herzoge Heinrich dem Älteren und dessen Verbündeten von den Siadtem
aufgegeben und verbrannt; sie blieb jedoch nach der Niederlage des Herzogs bei
Blekenstcdt samt dem zugehörigen Gerichte im Besitze der Stadt bis zum Jahre
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Asicbuig, I {
i,^<)0- Ihre Veq>(lii.htung, die Bu:^ innerlialli 6 Jahren wieder aufzubauen, hat
die Stadt Braunschweig nidit erfüllt, su daß die Burg seit 1492 Ruine geblieben ist.
Beschreibung. Die Burg selbst nimmt die tiüdiste, aber sehr schmale Er-
hebung des Berges ein, die sich von SO nach NW creircckt, wird aber — von
einigen Unterbrechungen abgesehen — in ihrer ganzen Lange durch eine Mauer,
die zugleich ais Stützmauer dient, in eine niedrige sQdftslticlie und eine um mehrere
Meter höhere nordwestliche Hälfte geteilt, von denen eigentlich nur die letzte
mit Wohngcbauden besetzt war, indessen die zweite durch vier, je mit einem Tor
versehene Quermauem in fünf Höfe gescliieden war. Doch entsprachen diesen
Querwanden der NW- Hälfte im allgemeinen auch solche der SÜ-Halfte, und es
ist ersichtlich, daß die ganze Burg in ihren Gebäudegruppen doch erst allmählich
entstanden ist. Erhalten ist, nachdem die hohe Mauer 23 (s. Abb. ,i) 1903 umgestürzt
bl, meist jeweilig nur der unterste Teil der Bauten, ja oft nur die Grundmauer,
j. GiondriQ der Aaiebutg.
wahrend bei Merian Türme und Mauern noch hoch Ober die Bäume hinausragen.
In den Jahren 1892 ff. hat seitens des As.severeins durch den damaligen Reg.-
Baumeister Osten eine Ausgrabung stattgefunden, die aber nicht zu Ende geführt
und auch nicht in ihren Ergebnissen zeichnerisch genau festgelegt wurde. Der
Grundriß bei Voges geht auf eine ältere nicht kontrollierte Aufnahme zurück, in die
die neuesten Au^abungen, so gut es ging, eingetragen sind. Trotz einer teilweisen
Sicherung der Mauern im J. 1902 schreitet der Verfall der Ruine unaufhaltsam
weiter, und es war in den Jahren lyoo/iqoi nicht mehr möglich, alle Mauerzüge
sicher festzustellen. Doch berücksichtigt der Plan Abb. 3 alles, was aufgedeckt
worden ist. Aus der romanischen Zeit hat sit^^i nichts erhalten.
Abteilung I. Aus der Quermauer des ersten Tors (1) springt rechts, also auf
der schildlosen Seile eines anstürmenden Fein<les, rcchtwinklich eine tinnh etwa
3.50 m hohe Mauer (2) etwa 10 m vor. Das Tor besitzt noch auf dieser Seite
tlen Prellstein, auf der andern Reste eines siilciien. Die genannte Mauer wie die
nix-h etwa 5 m hohe Tormauer (3) haben nur unten die quaderähnlichen Ver-
blendsteine aus dem anstehenden Kalkstein erhalten, während der Mauerkem aus
ganz unregelmäßigen, meist kleinen Bruclisteinen oder Kummer in Mörtelguß mit
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\2 AmUgerichubeiirk Wulfeobüuel.
z. T. reichlicher Beifügung von Ziegelmehl und -bnichstückclien besteht Diese
Technik «iedcrholt sich bei den übrigen Mauern, soweit niclits andres angegeben
wird. In der 1. Toruand tiefes Loch für den Spcrrbalken. Unmittelbar hinter dem
Tor links auf dem Hof la der noch gut erhaltene Eingang zur Pförtnerstubc (4),
gleichfalls mit Löchern für den Sperrbalken. Die Mauer 2 hat eine stumpfwinklig
in fast nördlicher Richtung anschließende Fortsetzung (5), die nebst der Tunnauer 3
die östliche Schmalseite der Burg bildet und dann nördlich umbiegt in deren norc!-
östiiche Längsseite. An der Sc-hma!seite eine 1.80 m breite, durch die ganze Mauer-
starke und zugleich tief hinuntei^chende Öffnung, bei der sowohl die südliche
Nischenwand als die nördliche AuBenccke erhalten ist. Der NO-Ecke der Burg zu-
nSclist zwei fast quadratische Räume mit jetzt gänzlich verwischten Umrissen und der
gleichfalls quadratische Turm (6) der Vorderburg mit hoch aufragender Schutt-
masse, dann nach einem Knick der Auficnmaucr zwei weitere Räume. Bei 7> ^^
die Abschlußmauer 8 sich anlehnend, ein Keller nut nordsüdlicher Achse und
mit Tonnengewölbe.
Abteilung II/IIL Das zweite Tor {9) ist noch mit seinen Mauerzungen gut
erhalten; diese, sowie die nach NW zu folgende Langsmauer {10) bestehen aus
Muschelkatkquadcrn. In der Flucht der Tormauer geht rechts bis zur nordwest-
lichen Außenmauer der Burg die Quermauer 1 1, die erst 90 cm stark ist, dann
aber bis 1.30 m dick wird. Da sie nun eine Schießscharte enthalt, die nach NW
gerichtet ist und von Mauer 12 z. T. verdeckt wird, diese auch in Mauer i i
nicht einbindet, so ist die spatere Entstehung der Gcbaudegruppe IIb erwiesen.
Auch bei dieser lehnten .sich die hauptsächlichsten Räume an die Außenmauer.
In der Mauer 12 (von 1.35 m Dicke) ist eine Nische (von 95 cm Breite und
70 cm Tiefe), wohl zu einem Fenster gehörig, ausgespart; weiter nach NW zu
bei 13 großer, 1.20 m breiter stichbogiger Eingang zu einem Keller, dessen Ge-
wölbe sich sofort nach unten neigt, und bei 14 der betrachtlich höher liegende
Eingang (die Sohle mit dem Scheitel von Nu. 13 gleich hoch) zu dem hoher»
Erdgeschoß des nächsten Raumes, dessen SW-Mauer, außen nur wenig höher als
der Eingang, drei Lücher {für eine Balkenlage?) zeigt Der Strebepfeiler ist erst
spater an die aus ziemlich regelmäßig behaucnen Steinen bestehende Außen-
mauer angefügt worden, zeigt aber auch den stark mit Ziegelmehl und -stücken
durchsetzten Mörtel. Die Abteilung II schließt nordwestlich mit einem quadratischen,
verließartig tief hinabgehenden Turm (15), von wenig über 2 m lichten Maßes,
aber von bester Tcdinik, und einer Quermauer, die jedoch noch weiter nach NW
liegen, als die entsprechende Abschlußmauer des HotesIIa, der bei 16 eine Cisteme
enthielt Das Tor 17, das ihn mit Hof III verbindet, zeigt noch gut erhaltene
Pfosten, die — abweichend von den übrigen Bauten der Burg — aus guten Quadern
von Rogenstein bestehen. Dieser Hot scheint sich aber stark ansteigend bis an die
nordöstliche Außenmauer der Burg erstreckt zu haben; jedoch zeigt die Mauer 18,
die die Abteilung IV b abschließt, awci Verliefungen, wolil für die Balkenlage eines
Gebäudes bestimmt, das allerdings erst später als die genannte Mauer errichtet sein
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Atithaig, i^
kann; auch springt von Tor ig rechtwinklig eine Mauer in den Hof vor, die zu
einem zweiten Gebäude des Hofes gehört haben muß.
Abteilung IV, V. Der Eingang {20) zu IV öffnet sich nicht zum Hofe IV a,
der nach N zu sich stark bis fast zur Breite nur des Tores verengt, sondern
zum Hof III und liegt in der Ecke, die Mauer 18 mit Mauer 21 bildet; er
scheint spater zugemauert worden zu sein, hat aber noch die beiden Öffnungen
für den Sperrbalken erhalten. Mauer 18 besitzt zwei Schießscharten, die nach
SO gerichtet und erst später durch das oben vermutete Gebäude außer Ge-
brauch gesetzt worden sind. IV b scheint nur im SW ein Gebäude gehabt, sonst
aber mehr den Charakter eines Hofes besessen zu haben, während die folgende
Abteilung IVc ganz dicht mit Bauten besetzt gewesen ist. Zunächst liegen an der
Außenmauer, in einer Flucht und ohne Zweifel zu einem Gebäude gehörig, ein
kleinerer und ein grösserer rechteckiger Raum (22 u. 24), die einen dritten Raum
23 einschließen. Dieser letzte besaß ein Kreuzgewölbe, unterhalb dessen sich noch
ein flachgedeckter Raum ■ — die BaJkenlöcher waren vor Einsturz der Außerunauer
sichtbar — befand. Die Quennauem, die Raum 23 abschlössen, waren ohne Ver-
band gegen die Auflenmauer gesetzt. In der letzten sind oben und nördlich dicht
neben Raum 23 noch der rechte, mit Quaderecken versehene Pfosten eines Fensters
oder des Zugangs eines Allans und darunter das Loch für einen Deckenbalken, in der
Außenmauer Rttsllöcher sichtbar. Bei 25 sind mehrere, sich durchschneidende und
und kleine Räume einschließende Mauern erhalten. Mauer 26 {1.20 m stark) wird
etwa in der Hälfte ihres bis zur nordöstlichen Außenmauer reichenden Zuges von
einem Eingang {1.50 m breit) unterbrochen und zeigt auf ihrer N-Seite vier Batken-
lOcher für ein Obergeschoß. Die Abteilung schließt mit einem starken quadratischen
Turm {27), der sich auf mächtigen Grundmauern hoch über die hier nicht un-
beträchtlich sich senkende Sohle des Hofes V erhebt und das stärkste Bollwerk
der Sva^ bildet. Der zwingerartige Hof V ist nodi durch eine besondere Stützmauer
vom Turm 27 getrennt, gegen Hof IVa durch ein Tor 28, aus mächtigen Kalk-
steinblöcken, die stark mitgenommen sind, aber auch nach außen hin durch Tor 29
abgeschlossen. Dieses letzte, aus guten Quadern von Kalk- und Rogenstein erbaut,
zeigt Prellsteine in so vortrefflicher Erhaltung, daß die Anlage erst ganz kurz vor
Zerstörung der Bur^ gemacht sein kann. In der nach S anschliessenden Mauer,
die eine ahnliche Technik wie das Tor aufweist, ist eine Schießscharte.
Besser als die Burg selbst sind ihre in Gräben und Wällen bestehenden äußeren
Befestigungen {Abb, 4) erhalten. Zunächst sind vor den beiden Schmalseiten der
Burg je zwei, bezw. im NO, wo der Berg^at sich allmählich senkt, drei Erhebungen
durch Anlage entsprechender, z.T. künstlich unter Beseitigimg des Felsens entstandener
Quergraben geschaffen worden, von deren Höhe aus ein anrückender Feind be-
schossen werden konnte. Rings um die Mauer der Burg selbst und besonders auf
den beiden Längsseiten fällt das Gelände schroff ab, im NO so, daß ein vorgelegter
Wall mit Graben nur im N erkennbar ist; doch mag die Fortsetzung durch Mauer-
trümmer verdeckt sein. An der SW- Seite dagegen, wo der natürliche Abfall nicht
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I^ Amt^erichubeiirk Woirenbuttel.
sc steil war, ist der Felsen abgesprengt und davor ein holier Wall aufgesdiüttet
worden, der nun von der Burg durch einen tiefen Graben getrennt ist; an seinem
südöstlichen Ende, wo die Anschüttung zugleich sich weiter nach SW erstreckt und
hier sehr steil abfallt, trägt er auf der Knine eine Mauer. Parallel mit dieser Anlage
und in etwa loo m Entfernung zieht sich sodann ein zweiler Graben, der im SC)
nicht soweit reicht, als die Burg, und hier auch allraalilich verlauft, sich dafür aber
im NW erheblich über diese hinaus erstreckt. Es ist zwar keine Frage, daß es sicli
hier um einen Steinbruch handelt; aber dieser st-heint doch zugleich nicht bloß
insofern der Burg gedient zu haben, als er ihr das Steinmaterial z. T, lieferte, sondern
LagepUn der f
\
auch als Glied der Befestigung. Dieser Eindruck verslJlrkt sich, wenn wir sehen,
daß der Steinbruch durch zwei Queranlagcn, aus Wall und Graben (dieser jedesmal
außen vorgelegt) bestehend, mit dem andern System von Wall und Graben \'er-
bunden wird und diesen Wall sogar durchbricht, und daß schließlich ein dritter Wall,
wieder mit Außengraben, gegen die der nordwestlichen Sclunalseitc der Burg vor-
gelagerte Anlage stößt, der auf der andern Seite noch ein Stück jenseits des Stein-
bruchs zu \'erfolgen ist. Bemerkenswert ist schließlich noch im SO des ersten Tors(i)
eine Anschüttung, die bastii msartig vorspringt und als Spielplatz bezeichnet wird.
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Atsebu^ — Atntin. I j
Die Einzelfunde von der Ausgrabung, die im Assewirtshaus aufbewahrt werden,
sind baugeschichtlich meist wertlos; zu erwähnen ist etwa ein gotischer Quaderstein,
wohl von einer TOrwandung, dessen Karniesprotil mit Buckeln in derKehle besetzt ist.
Atzum.
Namensformen. Eii^esheim {lo^i), Eihleveihem (iiii), Athlevtshetnt [ii^b),
'Sem (i2o8. 1287), -sen (1273 und sonst), d. h. Heim eines Etlev oder Atlev,
Geschichtliches. Die Stephanskirche, mit der später ein Archidiakonat ver-
bunden war, gehörte vermutlich zu den 35 Pfarrkirchen, die Bischof Hildegrim
von Chalons- Halberstadt Anfang des IX. Jahrb. gründete. Ihr großer Sprengel
w-uide erst 103 1 durch Gründung der Pfarrkirche S. Magni in Brunswiek geteilt
(vgl. Einleitung). Archidiakon war in der Regel der Groflpropst der Halberstadter
Kirche, verwaltet aber wurde die Pfarre durch einen Pleban oder Presbyter, der
als Vertreter des Archidiakons auch den Titel Archipresbyter geführt hat; ein
Presbyter Heregeldm wird 1118, ein archipresbyter Hermannus 1146, e\n Johannes
pUbanus et archipresbyter in A. 1253 genannt. Jedoch scheint die Vertretung des
Archidiakons bisweilen auch an andere Pfarrer verliehen gewesen zu sein; denn
1330 erscheint ein Johannes rectgr eccUsiae in Dalem et archipresbyter bannt A,
Das Fatronat stand zur Zeit der Kirchcn\isitation 1542 und noch um 1580 auf-
fallen de rweise dem Archidiakonus zu Magdebu^ zu, ist dann aber herzoglich ge-
wesen. Seit der Reformation war die Pfarre erst mit dem Gotteslagcr in Wolfen-
bütte!, seit 1634 bezw. 1668 mit Salzdahlum vereinigt, sie ist erat wieder seit
1859 selbständig. Die Kirche tauschte I146 bezw. 1150 für den Zehnten in
Riddagshausen und Gliesmarode von diesem Kloster je l Hufe in Sottmar bezw.
Gliesmarode ein und vertauschte 1198 diese beiden Hufen wieder an Riddags-
hausen gegen 2 Hufen in Rocklum. 1282 kam zu diesen z Hufen eine dritte in
Salzdahlum hinzu. Das Kloster Hamersleben erwarb in A. iii2 etwas über 4,
das Cyriakusstitt vor Braunschweig um 1170 3, 1286 i Hufe; um 1350 waren
4 '/j Hufen Eigentum der Memotienkasse dieses Klosters. Das Domstift in Braun-
schweig erwarb 13 17 den Zehnten vom Stifte Halberstadt, der bis dahin dem
Archidiakon zugestanden hatte und 1311 Lehen der v. Ührde gewesen war, 1318
aber auch vom Herzoge resigniert wurde; St Blasius erhielt femer 1271 i Hufe
vom Herzog Albrecht, 1394 2 Hufen, die bis 1357 im Besitze der v. Dalem
gewesen waren. An herzogl. Lehen waren ausgetan: 1344 6 Hufen an die v. Wefer-
lingen, von denen sie an braunschweigische Bürger weiter gingen, i Hufe an die
V. Veltstede, um 1360 2 Hufen an dieselben; 1351 waren 5'/« Hufen im Besitze
der Kaien in Braunschweig. — Ein Ludolf v. Atzum wird 1 188 erwähnt — 1493
wurde das Dort von den Braunsch weigern ausgeplündert.
Dorfanlage unregelmäßig schlauchartig, der Haufenform nahe. 1778 lag der
Haupteingang im Westen, ein kleinerer südlich. Der Weg nach Salzdahlum war
damals mit zwei Baumreihen besetzt. Auf der Flur lag die Wüstung Wcsterm
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l6 AmugericbtsbtiiTk Woir«Dbättel.
(s, dort). Durch Anlage eines Exerzieridatzes Lst der Umrang der Flur und die
Zahl der Hofstcllen stark zurückgegangen. Flurkarte von Hennann Adolf Boden
1750, Ortskarte 1778 von J. J. C. Schmidt — 1584: 3 Ackerleute, 2 Halb-
Spanner, 14 Koüeute; 1750: i Ackermann, 4 Halbspanner, 12 Kolsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 143, 1900: 194,
Die rechteckige, langgestreckte gotische Kirche ze^ in der inneren Ostwand
eine rundbogjge Nische mit schräger Sohlbank und Ausgufi, sowie eine mit giebel-
artigem Schluß, in der innem Südwand nahe der Ostecke eine mit geiadem
Schluß, sodann an der SQdseite 2 vennauerte, 'vie es scheint einzeln stehende
Spitzbogenfenster von schmaler Form, im N eine vermauerte Tür, oben an der
Südostecke die Minuskelinschrift annc dnt. m,. ecce. Ixü satutus sttffanus und im
Innem einen Stein mit 1685 und einem Namenszug im Lorbeerkranz. Zum Turm
führt ein Spitzbogen. — Der Turm, auBcn von 8.40 m Br. und 7. 10 m Tiefe, hat
als Sockelgesiras liegenden Kamies, in der mittleren Höhe der Westseite eine ge-
kehlte Wasserschrage und als Dachgesims Platte mit Kehle; das Satteldach ist ab-
gcwalmt. Die im allgemeinen paarweis stehenden spitzen Schallöffnungen ruhen
auf gefasten, im übrigen schlichten Pfeilern, im W ein einfaches Schalloch und
mehrere größere Schlitze mit Spitzbogen. An der Westecke der südl. Timnseite
die Minuskelinschrift anno dm. 1474 inckoatü est. Der im Spitzbein geschlossene,
aber zugleich mit Spitzb<^nnische versehene Zugang zum Dachboden sitzt so lief,
daß er nur mit der äußersten Spitze in den jetzigen Dachboden hineinragt
Untersatz eines mittelalterlichen Tauf st eins, der ziemlich unorganisch vom untem
Quadrat in den obem Kreis übeigeht und mit Rippen versehen ist, in Privatbesitr.
Schale eines achteckigen Taufsteins von 62 cm Dm., mit der Inschrift: ßUsen
Tau/stein hat Ao Dom. MDCLXXX nach Herrn Siegfried Schillings Oberamtmaniu
Verordnung und Legat dessen Schwiegersohn Herr Justus Böttither Fürstl. Wol/eniüttkr
Geimbterrat in diese Kirche nachlassen und verehret, sowie mit Engelsköpfen und
zerstörtem Wappen, im Turm.
Glocke von 55 cm H. und öi cm unterem Dm,, von Heiso Meyer in Wolfen-
büttel 1658 gegossen. Die Inschrift enthalt Ps, 95, 6 sowie die Namen des Pastors
und der Kirch vorsteh er. Vgl. Voges, Zlschr, d. Harzgeschichtsvereins 1875, 161.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. gotisch von 18 cm H., Fuß usw. sechsteilig,
Ständer und Zapfen hübsch mit Blattern oder Naswerk, Knauf mit durchbrochenem
Maßwerk verziert. Unten am Ständer gesenkte gotische Lilien, frei gearbeitet. Schale
ganz leicht geschweift. Unten am Fuß zwei zeitlich ganz verschiedene Stifter-
inschriften: I. Hans Dam, Gese Hardes in großen Buchstaben aus der r. Hälfte
des XVI. Jahrb., 2. Casparus Wullf praefectus, Anna Weinkamp uxor emerunt
et dederunt. Der Amtmann Wulf und seine Frau haben 1652 auch für Kl.-Stöck-
heim (s. Bd, II 202) einen erheblich alteren Kelch gestiftet — Patene mit ver-
tieftem Vierpaß. — 2. barock, von 28 cm H, und runder, schlichter Form, 1757
gestiftet. Mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und dem Meisterzeichen ^^
in Schild einfassung.
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AtzDm — BeddiDgeo. I ^
Zwei Messingleuchter von 40 cm H., 1650 gestiftet, aber von der gewöhn-
lichen gotischen Form.
Messingtaufbecken von 37 cm Dm. Im Spiegel die gravierte Darstellung der
Taufe Christi in rohen, mit langem Spitzbart versehenen Figuren, aber mit hübschen
Ranken im Grund. Die sonstigen Verzierungen bestehen in getriebenen Buckeln
(am Rand sehe groB) und gepunzCen Kreisen. Mit Stifterinschrift aus dem J. 1660.
Zinnflasche von 19 cm H. und sechseckiger Form, an drei Ecken mit graviertem
Hirsch in Mandel einfassung, sonst mit barocken Regenwurmverzierungen. Mit Stifter-
inschrift, Braunschweiger Beschau (Löwe) und Meisterzeichen: Kanne mit /fjJtjl^
(s. Bd. II 19. 62).
Beddingen.
Namensformen. Bedäinge {loiS), Beddige (11^^) und ähnlich, d. h. Ort der
Leute eines Beddo.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Stöckheim, jetzt in der Inspektion
Thiede-Engelnstedt; ein Priester Johannes wird 1273 erwähnt Das Patronat kam
1274 von den Edlen von HohenbOchen an das Kloster Steterburg und steht jetzt,
wohl seit 1691, abwechselnd dem Landesherm und dem Kloster zu. Ober das
Gericht Beddingen s. die Einleitung. — Im IX. Jahrh. erhielt das Kloster Fulda
hier Güter geschenkt; eine villuatio der Hildesheimer Dompropstei ist im XI. Jahrh.
bezeugt, die Vogtei darüber traten die v. Hagen 1232 an Hildesbeim ab. 1018
erwarb Kloster Ilsenburg lo Hufen. Das Kloster Riechenbeig ist 1131 bis 1194
begütert, dann kam dieser Besitz, 2 Hufen, an das Kloster Steterburg, das hier
1218 4 Hufen hatte, dazu 1240 3 Hufen hohenbOchensches Lehen der v. Salder
erwarb, 1274 auch einen Sattelhof der tiohenbflchener Edelherren (zugleich mit
dem Patronat), 1291 4 Hufen von Konrad v. Lubecke, 1302 i Hof und 2 Hof-
stellen hildesheimsches Lehen der v. Broitzem, 1373 t^j Hufen; dagegen trat
Steterbiurg 1408 auch eine Hufe ab an den Dom zu Hildesheim. 1755 besaB es
2 Ackerhöfe im Orte. Der Zehnte und ein Ackerhof gehörten 1755 dem Dom-
kapitel in Hildesheim. Die Andreaskirche in Braunschweig besaß 1353 4 Hufen,
1755 war sie Gutsherr eines Ackerhofes. Als herzogliches Lehen wird im XV, Jahrh.
nur je i Hof im Besitz der v. d. Asseburg, v. Garssenbüttel und v. Salder genannt.
— Eine Ritterfamilie v. B. ist im XIIL Jahrh. urkundlich bezeugt
Dorfanlage lan^estreckt, haufenförmig; die Landstraße Braunschweig-Lichten-
berg ging im XVIII. Jahrh. am nördlichen und östlichen Rande vorbei. Der Platz
mit dem Kriegerdenkmal heifit Thie. Flurkarte 1749 von Carl Andreas Schöneyan,
— Um 1566: 4 Ackerleute, 3 Halbspänner, 52 Kotsassen, 1755: desgleichen,
aber nur 50 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 511, 1900: 598.
Die Kirche S. Petri hat ein rechteckiges Schiff wohl des XVIII. Jahrh. und
einen gleichfalls rechteckigen Turm, der sich in sehr breitem und hohem Rund-
bogen (auf kamiesförmigem Kampfer) zum Schiff öffnet Im N und S je eine, im
Bis- a. Kuntidcnkn. d. Hmogt. BnDDKhvcig. UI. i. 2
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]g Amtsgerichlibetirk Woirenbütlet.
W und () je zwei D()|ipds(liallr>ffnunnen mit runden Beigen, deren Kanten gefast
sind. Weiter unten ni)cli je ein cinfiiclics Fensler derselben Art. In halber Hohe
und unter der Zeltspit/e des Turins je ein karnicsfürmiges Pmfil. Im W dcsseU>cii
in jtrrißcn lateinisilien Budislabeii die l)eidcn Inwliriftcn: Aö ChrisH isgj. i8. Mai
Anfang. Pastor ff. Tomm Koten un<i Af. Hans Krist Bürger aus Braunrwig hat
diesett Turm gemeurt, im N an der
Wi'steclie ferner isg4 aj.July. Vgl,
Viijjes, ZLsdir. d. Harzgcsilmlits Ver-
eins VIII (187,^1 74.
Kelilie. I. aus vei^oldclem Silber,
22 cm \\., rund und von plumper
Form, i75,i angesdiafft, mit Wolfen-
büiilcr Besdiau, aber undeutlidietn
Meistcrzcidicn. — 1. aus Silber, v<jn
ji) cm II.; der unten sedis|«iBarligc
Fuß wird nadi iilicn rund, der bim-
fiirmige Knaul zeigt in getriebener
RfikoUwrbeit Musdiclwerk, die Schale
ist Icitlit gesdiweift. Braunsiliweiger
Besdiau (Ijiwe), M und Mcisterbe-
JL .
■ M '
/i m Br.
n mit
■ und
r Karl BaU
cken den Stein .seiner ersten Ehefrau
(t 16(15) ""<• sidi selbst gesetzt hat;
in der Mitte die steifen Gestalten der
/alilreidien Glieder der Familie, oben
Jakiibs Traum von der Himmelsleiter
und ein Engeisko|if als Abschluß.
(Abb. 5.)
.Auf dem Kirch!
if barock
stein, in Form eine
r frei aufg
Platte von i.77 r
n H., 0.
und 0.1(1—0.20 ra
Dicke, i
der Insdirift in
ivaler B
Frudileinfassung, 1
ach der
. Barucker Grabstein
chrift:
Gott selbst woll euch mit Trost erquicken^
In diese Trübsal lehren schicken.
Daß ihr durch seine Gnad und Huld
Ertraget alles mit Geduld.
mcn der Erbauer, dann M(cister) H. Schtnit anno 1733 (In-
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Beddiogeo — Gr.-Bie«eode. iq
Gr.-Biewende.
NamensroTmen. Stets derselbe Name, nur zum Unterschiede vom glekti-
lautenden Nachbarurle mahr B., Westerb. (125))), Groten B. (um 13O1)), alid.
biunJa, biwenda ^ eingehegtes Sondereigen ; vgl. M. Heyne, Deutsches Wuhuungs-
wesen 1 3.
Gesthichtlitlies (i. T. von Kl.-Bicwcnde nicht zu trennen). Pfarrdurf, früher
im Bann Kissen hrDuk, jetzt Sitz der Inspektiun Bürssum-Gr.-Biewciide. Ein I'farrer
Odwn ist 1207 — 1233 erwähnt. Das Patrunat kam 1250 von den Edeln
V. B. an das Marienhospital in Braunschweig, seit wenigstens dem XVIII. Jalirli.
steht es dem Landesherm zu. Der Ort bildete den Mittelpunkt des alUidialen Be-
sitzes der Edeln v. Biewende, die von iiiö bis ijii bezeugt sind (vergl.
C V. Schmidt-Phiseldeck, Geschichte der Edeln v. B., in der Ztsclir. des Harz-
geschichtsvereins VIII, 1875, i ff.). Ihnen gehörte die ganze damalige Feldmark des
Dorfes mit dem Rittersitzc auf der Höhe im S desselben, den jetzt die Höfe
29/30 einnehmen. Die Obrigen Allodgüter der Familie l^en in Kl. - Bie wende,
Winnigstedt und den Wüstungen Kraut - Nein dorf und Mollensledt Die Hoheit
darüber mit dem Gerichte fiel nach dem Aussterben der Edeln an die Her/fige;
aber die Vogtei B. s. die Einleitung. Güter des Klosters Ricchciiberg in Gr.-B.
werden 1131 und 1154 genannt, zur Dotation des Klosters Dorstadt gehörten
ii8<) 2 Hufen, das Kloster Heiningen erwarb 1253 2 Hufen von den v, d. Asse-
burg, i25<) i'/( Hufen und i Hof vim den v. Biewende, gab dagegen 1346
2 Hufen und i Hof an das Domstift in Braunschweig ab. Das Marienhospital in
Braunschweig erwarb 124(1 3'/i Hufen vom Kloster Dorstadt, 1263 1 Hufe mit
Hof vom Deutschorden in Langein, 1284 4 Hufen von den v. Biewende. Das
Cyriakusstift vor Braunschweig bekam 1313 einen Hof mit 4 Hufen und 2 Holz-
anteilen im Oder von den Spiring v. Biewende, 13 14 abermals 3 Hufen, das
Kreuzkloster ebenda i Hof mit Hufe, früher herzogl. Lehen; um 1181 besaß
das Domstift in Goslar 3'/i Hufen, 2 kamen 1295 an das Stift Hildesheim.
Das Kloster Berge bei Magdeburg besaß 1445 i Sattelhof mit 2 Hufen und
5 Höfe, die an die Homeburgs ausgetan wurden und von diesen samt Schaferei
und Holzanteil im Oder (vgl. Kraut-Neindorf) nüch 1562 besessen «"urden, außer-
dem hatte das Kloster 1496 2*/« Hufen und ein Hok im Oder an die Berchtorf
verliehen. 2 Hufen besaß Kloster Dorstadt, 4 waren 13 11 halberstadtisihes Lehen
der Edelherren v. Querfurt. 1253 erwarb Kloster Heiningen 2 Hufen von Ekbert
V. d. Asseburg. An lierzogi, Lehen besaßen die v. Neindorf um 1344 6, die
V. Were 1358 4, die v. Bortfeld 1507 4, die v. Honrode 1557 2 Hufen (und
1 Hof), 1286 werden 4 Hufen in Kissenbrück und B. als walmotlcnsches Lehen
der V. B, erwähnt. Als Inhaber des Zehnten sind 1314 die Cronester in Braun-
schweig bezeugt, nach 1318 aber damit seitens der Herzöge die v. Dorstadt be-
lehnt, 1408 kam ein Zehnter, bis dahin Wemigeröder Lehen, ans Kloster Steter-
burg, das ihn jedoch nicht behielt, 1384 werden die v. Burlfeld aiisrheinend als
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20 AmtigerichtibeEirk Woireobötlel.
Besitzer des ganzen Zehnten genannt, 177t war der große Zehnte zur Hälfte
im Besitz der v. Schwarzkoppen in K!.-Vahlberg, zur andern Hälfte zersplittert,
der kleine (über 715 Morgen) beim Kreuzkloster in Braunschweig. Eine Vogtei
flbten die Grafen v. Regenstein Aber 14 Höfe aus. Nach (Gr.-) B, nannte sich
eine Ministerialenfamilie, dann auch infolge seiner Besitzungen im Orte das halber-
stadtische Ministerialengesclilecht Spiring v. B. im XIII. und XIV. Jahrh. — 1379
plünderte Friedrich v. Ampleben den Ort, 1550 wurde er von den Herzoglichen
samt der Kirche zerstört, das Fachwerk aber bei der Bebgerung Braunschwe^ ver-
wendet Das Dorf war damals samt dem Gerichte Asseburg im Besitze dieser StadL
Dorfanlage von N nach S gestreckt, schlauchförmig, einem Wasscdaufe ent-
lang, an dessen Ursprünge der Kopf des Dorfes mit der hochgelegenen Kirche
sich plalzartig erweitert. Die Häuser mit südlicher Hofrichtung. Haupteingang im
Norden, ösüich beim Dorfe „der grosse Thie", an der SQdspitze desselben „der
kleine Thie". Über die in der Fiur aufgegangene Wüstung Krautneindoif s. dort.
Auf der Flur ein „Dietweg", wohl ein Teil des alleren Zuges der Leipzig- Halbcr-
stadter Heerstraße. Flurkarte (1770) von C. W. F. Kaufmann. — 1584: 4 Acker-
leute, 4 Burgeimeier, 3 Halbspanner, 16 Kotlcute; 1770: 8 Ackerleute, 4 Halb-
spanner, 13 Köter. Einwohnerzahl 1790/3: 230, 1900: 444.
Die Kirche hat einen Chor mit gradem Schlufl und ein um je 95 cm vor-
tretendes Schiff. An jenem im S Spur eines doppelten spitzbogigen Fensters, im
N solche eines einfachen Fensters — die Stelle eines zweiten Fensters wird jedes-
mal durch ein neueres eingenommen — in der inneren Südwand, der Ostecke ziem-
lich nahe, viereckige AusguBnische (oben noch mit dem Haken für den Kessel),
an diesem im N wie S je zwei hoch sitzende und ziemlich breite Spitzbogen-
fenster, außerdem im N ein alter Eingang mit gradem Schluß und einem ringsum
laufenden, sich oben durchkreuzenden Profil (Bimstab zwischen Kehlen), das unten
gitterartig und schließlich tauförmig endet. Am Schlußstein eines Stichbogenfensters
im S Deichmann 1796. Das Dachgesims besteht aus Platte und Kehle, der Eck-
gesimsstein im O hat ein ahnliches, aber reicheres Profil, der Sockel ist geschrägt.
An der SOdostecke des Schiffes die Minuskelinschrift Anno dni mcccccxxiü —
so glaube ich lesen zu müssen. — [Die Vorhalle im S, die jetzt beseitigt ist,
hatte ein rundbogiges, aber gotisch mit Bimstab profiliertes Porta! und trug die Jahres-
zahl 1476. Von hier führte ein ahnlich wie im N profilierter, aber spitzbogiger
Eingang in die Kirche. Nach der Inventarisation von 1880.] — Der Unterteil des
mit dem Schiff bündigen quadratischen Turms ist mittels eines großen Bogens zur
Kirche gezogen, der Oberteil besteht aus Fachwerk und trägt ein Zeltdach. Über
dem Eingang im W des Turms Sub auspkato regimine sereniss. duc. Brunsvic. ac
Lüneburg. Caroli haec exstructa est turris Ao. MDCCLXIX past. T. T.J.H.Schrgetere
und der Spruch Pred. Salom. 4, 17.
Gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 15 cm H. und runder Form.
Auf dem Fuß ein Kruzifix und Medaillon mit dem Kopfe Christi auf lilienförmigem
Nimbus in gepreßter Arbeit; am Ständer unten got help in Minuskeln, oben erhabenes
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Gi.-Bieweade. 21
Blatterband, an den Zapfen ihestis in Minuskeln, dazwischen am Knauf z. T. hübsch
graviertes Maßwerk, z. T. Blattwerk, die Schale steil.
Zwei Messingleuchter von 36 cm H., mit RenaissanceproGl, aber auch gotischen
Anklängen, mit der Stifterinschrift Henning Ebberäes ffogrewt anno 1S9S, bezw.
Anna Ebherdes sine Hus/ruwe, sowie am Fuß mit der Meisterinschrift Hans Wilken
gos mir (!) su Brunswick.
[Nach V. Schmidt- Phiseldeck aaO. S. 15 f. hatte sich auf dem Grund und Boden
des Edelsitzes der v. Biwende noch bis tief ins XIX. Jahrb. eine Kemenate er-
halten; auch werden von ihm Mauerreste im Pfan^rten und Erd einschnitte mit
der Burg in Zusammenhang gebracht.]
[Auf dem jomsschen Hofe No. 6 stand nach Voges, Ztschr. d. Harzgeschichts-
vereins VIII (1875) 164 ein als Pferdestall benuutes Gebäude, die Dömse, das alte
6, Gr-Biewende (jetit Henogl. Muieam), Fiühgoüscbe Tnihe.
Gerichtshaus (s. Einleitung). Es war ein Bau der Renaissance, das Erdgeschoß von
Stein, das obere Geschoß aus Fachwerk, in der Mitte ein Erker. An dem Tflrsturz,
der noch einen Anklang an den gotischen Vorhangbogen zeigte, Lorente Gödecken
Gegreve, am TUrsturz daneben i6i'^\ — Von einem Bergfried auf demselben Hofe
ist noch der Unterstock in etwas mehr als Manneshöhe erhalten; hier Quadern
mit Schräge. — Von dem Hofe stammt auch eine frühgolische Truhe desXIV. jahrh.
von 1,01 m H-, I.71 m Br. und oben 0.84, unten 0.86 m Tiefe (Abb, 6),
die seit 1904 dem Herzog!. Museum in Braunschweig, einverleibt Ist. Sie besteht
aus vier stan derartigen, etwas schräg nach innen gestellten Eichenbohlen, die unten als
FOfle dienen und unter sich an allen vier Seiten durch Querbretter verbunden sind.
Die der Längsseiten sind mit den Standern bündig, auf den Schmalseiten sind den
etwas zurückliegenden Wänden außen drei Querriegel vorgelegt, die unter sich durch
kurze senkrechte Steifen verbunden sind. Die Ständer der Vorderseite zeigen in
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22 Amttgerichtibeilrk Woireobütt«!.
vertieftem Medaillim in FlJtclienwhnitzerei je zwei phantastische Tiere und unten
ein Wappen (das heraldisch rechts mit steigendem Löwen), das bis auf das obere
Dritte! jedesmal abgestoßen war. In der Wand dazwischen zwei Reihen von Medaillons
mit ahnlichen Tieren, sowie mit Li')we, Hirech, Steinbock und Verzierungen in den
Zwickeln, alles mehr reliefartig gestaltet; in der Mitte oben der eiserne Schloß-
beschlag. Den zum größten Teil ergänzten Deckel umzieht eine ahnlich ausgefOhrte
Ranke mit Fabelwesen. Alle Teile der Truhe tragen die Spuren eines gleichmäßigen
Anstrichs im s<.^. Hausrot. Im Innern Falze für zwei Beiladen.
Steinkreuz von etwa i m H. — der iibcre Sihenkcl ist aber fast ganz ab-
geschlagen — und 60 cm Br., nach imten breiter werdend, steht nördlich von
Gr.-B. am Wege nach Kissenbrück.
Kl.-Biewende.
Namensformen, Oslbiwinäe (122^), Osler-Bywenähe {\^o^), Orientalis B.; s.
sonst Gr.-B.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Kissenbrück (1228— 1237 wird
ein pUbanus Hertriaa in (.>stb., 1333 ein Dethmarus plebanus de Ost-ß., arehi-
presbyter banni KmenbrUgge genannt), seit 1554 Tixrhter von Gr.-B. Das Patronat
.steht der Gemeinde 7.\x. In Kl.-B. wurde zuweilen, z. B. 1228 Gericht seitens der
Edlen v. B. abgehalten, 12(18 ist ein Wolterus Gogravtus de Orient-B. bezeugt. —
Begütert waren in Kl.-B, besonders die v. d. Asseburg, die aber ihre Besitzungen
7.. T. autgaben; .so hatten als ehemals asselmrgischen Besitz seit 1331 4 Hufen und
2 HfVfe die Magnikirche, seit 1268 je i Hufe die Klöster Heiningen (dies zugleich
seit 1235 einen Zclinten) und Dorstadt; begütert waren hier femer das Krcuz-
kloster (seit 131)7 '"it 4 Hufenl, die Stifter Blasius und Cyriacus, das Ägidienklostcr
und B. M, V. (1305 mit 2 Hufen von den v. Herlingsberg) in Braunschweig. 1328
gab der Plcban von KissenbrOck i Hufe ab an die v. Vahlberg, 1475 war i Hof
mit I Hufe h albers lad tisches Ixhen der Pawel. Als herzogliche Lehen hatten 1361
die V. Watzum 3, 1383 die v. d. Asseburg 5'/(, 135g die v. Weferlingen 3 Hufen.
Je 2 Hufen sind 1327 regen stcinisrh es Lehen der Dörings in Braunschweig und
I3()4 asseburgisrhes Lehen der v. Küblingen. Die beiden schriffenbar freien, s|)3tcr
ritterschaftlich cn Familien v. B. (die mit der Rose nachweisbar 1247 — 1355, die
mit dem Hahn 1219—1313), die sowohl von den Edlen als den Ministerialen
gleichen Namens zu scheiden sind, waren in Kl.-B. ansässig und besaßen hier je
nicht unter 3 Hufen; der Schiiffenhof der zweiten ging 1280 in den Besitz von
B. M. V. in Brauuschweig über. Vcrgl. v. Schmidt-Phisoldcck, Ztschr. d. Harz-
ge.schichts Vereins VIII (1875) 1 ff. — Der Zehnte wurde um 1235 seitens der
V. Woifcnbüttel an Kloster Heiningen abgetreten, doch kam die eine Hälfte des-
selben, ehemals hildesheimschcs Lehen der Edlen v. Dorstadt, 1297, die zweite
Hälfte, ehemals halbetstILdtisches Lehen, 1305 an das Marienbospital, das aber
nur die eine bis ins XIX. Jahrh. behielt, wahrend die andere schon seit dem
XV. Jahrli. als asseburgisches Lehen der Kalms erscheint.
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Dorfanlage schlauchförmig langgestreckt von S nach N, Kopf mit Kirclie nach O
gekehrt. Thie an der Sudspitze des Dorfes; hier ging 1 750 in westl. Richtung, offenbar
auf Kissenbrück zu, die „alte Heerstraße" von Halberstadt am Dorfe vorbei, wahrend
die „neue Heerstraße" gegen
die Mitte des Dorfes sich
von ilir abzweigte und es
durchschnitt, um in nord-
westlicher Richtung Neindorf
zu erreichen, Flurkarte 1750
von R. Haase. — 1584 nach
Algermann ; 1 Ackermann,
3 Burgermeier, 2 Halbsi>an-
ner (unter denen 1 „den Burg-
vhest thut"), 26 Kotleuie
(darunter 3, die gleichfalls
„Burgvhest thun"); 17501 6
Ackerleute, 4 Hatbspanncr,
7 Großköter, 3 Kleinköter.
Einwohnerzahl 1790/3:
170, 1900: 358,
Die einheitliche Kirche
zeigt in der graden Ostwand
vermauerteindreifacliesspit/-
bogiges Fenster mit erhöhtem
Mittelteil , eine Ausguß-
nische im N und doppelle
Kehle am Giebeleckstein. An
einem der großen neueren
Fenster imS renovatum 17S1.
Die Decke mit liökemcm
Tonnengewölbe. Dermitdem
Schiff in einer Flucht liegen-
de, aber nicht einbindende
rechteckige Turm, dessen
Untergeschoß ein spitzes
Tonnengewölbe zeigt, öffnet
sich nach jenem in einem Rundbogen, der nicht in der Mittelachse liegt, und hat
im W Schallöcher des XVHI, Jahrh. mit Stichhc^en, im O zwei einfache roma-
nische, im N und S je ein do|ipcltes gotisches von betrSchtiicher Höhe und mit
gefastem Teilungspteiler, aher mit rundlwigiger Innennische. Satteldach zwischen
aufgemauerten Giebeln. Nach dem C'or])us Bonorum <ibcn am Turm Renovat. anno
16S2 Heinrich) C(onrad) EQsman) Pfasior).
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2^ AmUgeiichiibeiiik Woireobütt«!.
Allarplatte mit Reliquiengruft.
Altarwand mit Kanzel (Abb. 7), deren Brüstung fünf Seiten eines Achtecks
zeigt Vor den Ecken die vier Evangelisten in bewegtet Stellung, mit Büchern in
der Hand. Zur Seite je eine gedrehte und umwundene korinthische Säule, links
bezw, rechts davon die Gestalten Mosis und Johannis d. T. Ein größerer Engel
imd zwei posaunenblasende Engelknaben auf dem Schalldeckel, dessen Profil sich
als Gesims Ober den Säulen fortsetzt. Der Oberaufsatz der Wand mit einem jetzt
leeren Felde; zur Seite erat je eine Engel karjatide, dann Petrus und Paulus. Ganz
oben auf gebogenem Giebel ein sehr kleiner Christus und zwei gröBere anbetende
Engel. Ein Wappen zeigt drei Blumenstengel. Die reichen barocken Blatt verzieningen,
sowie Einzelheiten an den Figuren vergoldet, das übrige weiB gestrichen. Ganz
gute Arbeit.
Vom Tautstein hat sich noch die machtige, halbkugelförmige Schale von
50 cm H., 91 cm auBerem und 67 cm innerem Dm. erhalten. Das Profil des
oberen Randes zeigt zwei Rillen und eine Rippe. — Die Schale des Taufsteins
von Timmem (s. dort) hat sich im Privatbesitz zu Kl.-B. erlialten.
Glocke von 76 cm H., 77 cm Dm., am Kranz mit hübscher Barockverziening
und einem Spruch, am Schlagring mit der Inschrift J/eise Meyer g(oss) m(Uh) b(u)
W(6lfenhütUl) Anno 1667.
Einfacher Kelch aus vergoldetem Silber, mit Wolfen bflttel er Beschau (Pferd vor
FV
Säule), A und — .
Hausinschrifl: Wer Gott vertraut usw., dann Ps. 127, i. 2 und M(eister)
Heinrich Duensinck Baumeister (Inventarisation von 1880. Vgl. Döring, Bau-
u. Kunstdenkmaler des Kr. Halberstadt S. 64 u. sonst.)
Vorgeschichtliches, Südlich vom Dorf, im sc^. Altfeld, und zwar an der
Stelle, wo die Flur an die von Gr.-Biewende und Timmem stößt, bezw. schon
auf der Flur von Timmern liegen in einer Reihe drei als Hünengraber be-
zeichnete Hügel (Inventarisation von 1880).
Born um.
Namensformen. Bumem (1109), Bemem {1233), Bornum usw., bi oder itucta
KissenbrUgge (1227. 1348 und sonst), B. apud Ovatram {1358}, d. h. Bom-,
Quellenheim.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Kissenbrüok, dann der Reihe nach
Tochter von Kissenbrück, Achim, Börssum (seit 1692); wo. Henriats saceräoi de B.
1233 bezeugt Die Vogtei über die Kirche war um 1226 meineisensches Lehen
des Basilius v. Osterode, das Patronat gegen 1400 und bis jetzt herzoglich. —
Das Kloster Dorstadt besaß 1189 8 Hufen und erwarb dazu 1194 4, 1232 (von
dem Grafen von Schiaden) und 1240 (von S. Blasius in Braunschweig) je i, 1323
(vom Kloster Wöltingerode, das sie erst 1227 von den v. Bomum erworben hatte)
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Kl.- BiewcDde — Boraum. 25
2'/it 1332 ncMzhinals 2'/, Hufen; doch wurden diese Güter 1530 verkauft Das
Kloster Heiningen erwarb 1234 2 Hufen vom Grafen v. Osterburg; 5, die der
Herzog vordem an die Kirclihoffs und Velstide verliehen hatte, kamen 1385
frei an S. Leonhard in Braunschweig. 13 11 sind seitens des Hochstiftes Halber-
stadt 2 Hufen an die Edlen v. Querfurt, 4 an die v. Wildenstein ausgetan. Als
herzogliches Lehen hatten 1344 die v. Dorstadt 2, die Kirchhoffs {s. oben) 5, die
Jordans 8'/, Hufen {etwa dieselben, die 1461 als asseburgisches Lehen der Kirch-
hoffs erscheinen?), 1356 — 1358 die Godekens in Braunschweig 7'/, Hufen (ver-
mutlich dieselben, die nebst i Bauhof 1444 die Strombecks besaßen), die Godcke
und Velstede 10 Hufen nebst dem Zehnten. Verpfändet werden seitens des Herzogs
1348 9'/» Hufen nebst 2 Bau- und 6 Kolhfifen an die Grube und v. d. Damm,
1355 dieselben nebst Gericht und Vogtei an die v. d. Damm und die Ehlers, 1359
das ganze Dorf ohne Lehen, aber mit Zins, Dienst, Bede, Vogtei und allem Ge-
richt an die v. Salder und v. Honlege. Um 1274 sind 3 Hufen melnersensches
Lehen der v. d. Asseburg. Seit 1406 ist das Dorf „mit allem Gerichte, Rechte
und Ungerichte (zugleich aber vielleicht schon damals die erst später bezeugten
8'/j Hufen und 2 Höfe) asseburgisches Lehen der v. Walbeck; das im XVIILJahrh.
aus 15 Hufen bestehende, 1799 allodifiiierte Gut kam an die v. Lapke und ist im
XIX. Jahrh. aufgeteilt worden; von 2i/j Hufen wurden im XVHL Jahrh. 50 Taler
jährlicher Meierzins bezahlt. 1354 sind 3 Hufen querfurtsches Lehen der v. Heimburg,
1401 — 1797 3 asseburgisches Lehen der v. Danun, 1440 r Bauhof mit 5 Hufen,
die vordem dem Deutschritterorden gehörten, asseburgisches Lehen der v. Strom-
beck, 1419 2 Hufen weferlingisches Lehen derselben. Auch die Grafen v. Wohlden-
berg werden im XIV, Jahrh, als Lehnsherren von Gütern genannt. Der lialbe Zehnte
und 18 Hufen waren um 1226 meinersensches Lehen der v. Esbeck, dann um
1274 der V. d. Assebuig. 1351 erwirbt B. M. V. in Braunschweig, wie es scheint,
den ganzen Zehnten, in dessen Besitz es noch im XVIII. Jahrh. war, und einen
Hof von den Johannitern. — Ein Adelsgeschlecht v. B. ist im XIII. Jahrh. bezeugt.
Dorfanlage haufenförmig, im Innern inselartig zwei Höfe. Zur Flur gehört
ein Teil der Wüstung Kraut-Neindorf (s, dort). Durch den Ort zieht die Hora-
burger Heerstraße. Flurkarte gegen 1772. — Damals 5 Ackerhöfe ohne das Gut,
3 Halbspanncr, 4 Großköter, 10 Kleinköter. Einwohnerzahl 1790/3: 220,
1900: 438.
Die Kirche hat grade schließenden Chor und ein je um 85 cm vorspringen-
des Schiff. In der inneren Südwand viereckige Nische, auf dem Ostgiebel ein zu-
gleich genastes und gefastes Kreuz. Das Dachgesims besteht aus Platte und Kehle.
An den Ecken des Schiffs die nebenstehenden Stein-
metzzeichen. — Der rechteckige, aber gegen das
Schiff eingezogene Turm tragt ein erneuertes Oberge-
schoß. — Eine Erneuerung der Kirche (Fenster usw.) hat 1774 stattgefunden.
Alte Altarplatte mit dem Sepulcrum im Boden vor dem Eingang.
[Nach dem Corpus Bonorum von 1752 war der Altar mit allerlei Bildern und
±VM
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j6 Aniugericbtibeiirk Woirenbültel.
Gemälden, den vier Evangelisten und tictn \\'ap|)cn seines Stifters, des Kreisein-
nehmers Gerliard v. Walbeck, die Kanzel mit Schnitzwerk und den Wappen
braunwhweipisther Bürger gesclmiüikl; der (Jilicrstulil und die Prieclic gclifTte
den V. Walbeck.]
Kr()nleu<-hter aus Messing, mit 12 Armen in zwei Reiben und einem Dopjiel-
adler oben.
Die Glocke war 1(^)44 von Heinrich Borstclmann in Bniunschweig gegossen,
ist aber 1788 durch J. H. Wicke umgegrissen worden. H. 70 cm.
Kelche. I. aus Silber, von 20 cm H. und sechsteilig. Der Fufl ist mehrfach
abgesetzt und teils mit Zickzack-, teils mit Punkt Verzierung versehen. Über dessen
Oberteil geben Hdngeblattcr hinab. Der Stilndcr zeigt Obcrcik gcsielltcs Netzwerk
mit kleinen Kreuzen an ilen Schnittpunkten in gravierter Arbeit. Die an der \'nrder-
seite schlichten, aber weit
viirslehendcn Zapfen sintl
an den Seiten wanden
gleichfalls übereck ge-
gittert, die flachen Buckel
des Knaufs je mit einer
gradierten Blume ver-
sehen. Die Schale ist
leicht gCHcbweifl. Von den
se<hs Abteilungen des
Fußes tragt eine das
Weihekreuz, drei andere
die Inschrift Dirtck Loers
he/t loDaler thom KeUke
gtgd'en. I Heß dmen Kelk
allent betalfl 1 • Anno •
* C/irt. isSi ■ 24 Jum •
— 2. aus vcrgdldclem Silber, vcm 24 nn H., mit flachen Buckeln und Mittelsteg
am Knuuf. der Stifterinschrift C. L. P. 172J Inach Augjibc im Corpus Biinorum
Frau Oberst Christine Luise Priggen, geb. v. Walbeck}. Braunscbw. Bescliau (Löwe),
D und dem Meisterz eichen LS (Ijidwig Spitta).
Zwei Messingleuchter von 2() cm H., bamck-goiisierend, mit dem Wappen
der v. Strombeck und der Slifterinschritt Gtrhard . ZaMl . iindt . Augustus . Gebrüdern .
VAU . Strobeck . i6ig.
Zwei Zinnvasen mit Henkeln in Form wcibliihcr Oberkörper, 1708 gestiftet,
mit Monogramm, Braun Schweiger Beschau (steigender Löwe) und dem Zeichen IfR
(abgeb. Tafci XXHL 17).
Taufbecken (Abb. 8), aus Kupfer getrieben, innen tief und rund, außen sechs-
eckig und von Ecke zu Ecke gemessen 45 cm. Der Rand zeigt Barockblumen,
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Köpfe und einen Schild mit der Inschrift Fi"« Conrad Walbeck i. u. lit., Maria
ElUabeth Dogeraht ano i6jj (dahinter ein Herz).
Steinkreuz von 140 m H„ 20 cm oberer und 48 cm unterer Br., steht auf
einer Anhöhe im O des Dorfes, soll aber erst bei der Separation vom Wege nach
Kissenbrück dorthin Obergeführt worden sein.
Börssum,
Literatur. L. Knoop, Börssum und seine Umgebung. Wolfenbüttel 1902.
Namensformen. Borsne {1213), Borseme (1222), Bonem (1236. 1425),
B&rsent (1278). Nach Förstemann zu ahd. borse, die Sumpfpflanze Porst, Ledum
paiustre {von Andree bezweifelt).
Geschichtliches. Pfanrdorf, früher im Bann Kissenbrück, spater mebt selbst
Sitz der Inspektion Börssum-Gr.-Biewende. 1240 wird ein Pfarrer Hermann ge-
nannt, 1253 ein Willekinus, der zi^leich Kanonikus im braunschweigischen Dom-
stifte war. Das Palronat kam 1213 mit einer großen Gßtersclienkung Kaiser Ottos IV.
(s. unten) ans Kloster Scheverlingenburg, bei dessen Auflösung 1218 an jenes
Domstift und I220 ans Kloster Wöltingcrode, steht daher jetzt der Krone Preußen
zu. Die genannte Landschenkung des Kaisers an Scheverlingenburg bestand aus
3,S Hufen und einer Mühle, die ebenfalls über das Domstift in Braunschweig
an Wöltingerode kam; andere Erwerbungen machte das Kloster auch spater noch,
so 1303 4'/» Hufen, bisher herzogl. Lehen der v. Ütze (vermutlich dieselben,
die 1331 nebst 4'/j Wurten und einer Hütte auf dem Kirchhofe an das Cytiakus-
stitt in Braunschweig kamen), 1240 und 1328 auch einen KomzehnL 1331 wird
ein Jokannei reclor curiae des Klosters in B. genannt Noch im XVIII. Jahrh. be-
stand der größte Teil des Dorfes aus Meierhöfen dieses Klosters. II35 besaß
das Stift Königslutter 7, 1237 die Magdalenenkapelle in Braunsdiweig i Hufe
(ehemals herzogl, Gut), 1481 kamen 3 Hufen an St. Ägidien in Braunschweig.
An herzogl. Lehen waren au^etan 1318 2 Höfe an die Steinbecks, 2 Hufen an
die V. Burgdorf, um 1344 auch 4*/, Hufen an die v. Weferlingen; als meiner-
sensches Lehen besaßen die v. Esbeck um 1220 2 Hufen. 1427 verkauften die
V. d. Asseburg einen Ackerhof mit 3 Hufen an die Strombecks. Der Zehnte war
147 1 und 1 584 im Besitze der v. d. Asseburg, i 762 gehörte er dem Amte Achim,
dem auch das Dorf damals unterstellt war. — Ein Rittergeschlecht v. B. ist
1174 — 1383 urkundlich nachweisbar.
Dorfanlage gestreckt von W nach O, mit vielfach südlicher Richtung der
Höfe. In der Flur ist die Wüstung Kl.-Bflrssum (s. dort) aufgegangen. Flurkarte
1762 von J. M. Schattelöffel. — 1584: 5 Ackerieute, 3 Burgermeier, 5 Halb-
spanner, 34 Kotleute; 17Ö2: 5 Ackerhöfe, 7 Haibspanner, 14 Großköter, 11 Kiein-
köter, außerdem 8 wüste Kotstellen. Einwohnerzahl i7<)o/3;374, iqoo: 1195.
Die Kirche, der Jungfrau Maria, sowie dem Apostel Petrus und dem hl. Georg
geweiht, bildet einen einheitlichen Raum mit gradem Schluß, ist aber ersichtlich
erst in spaierer Zeit am Chor verbreitert und verlängert worden. Im S leicht
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28 AmtigerlchttbciiTk WolfenbüHel.
gekehlter Sockel, Spuren eines großen Spitzbogenfensteis und eine gotische Tür
mit gradem Schluß {vennauert). Die jetzigen Fenster stammen von 1734- — Der
rechteckige, mit dem Schiff bündige Turm hat hohen SchrAgsockel, in etwas mehr
als halber Höhe eine gekehlte Wasserschräge, die auch auf die Ostseile Ober-
greift, aus Platte und Kehle bestehendes Dachgesims und schlanke Zeltspitze. Im
O und S je ein doppeltes Rund böge nfenster mit gefasten Kanten, im W einst
wohl zwei dieser Art, im N ein Stirb bogen fenster. [Das Corpus Bonorum gibt an
der Westseite in etwa 4 Ellen Hiihe zwei „Zellen" an, die ab Nischen für Heiligen-
bilder angeschen wurden.]
[An der Decke fand man nach derselben Quelle 1772 bei einer Herstellung
Mönchsschrifl und in mehrfacher Wiederholung das Bild der Jungfrau Maria
im Nimbus.]
[Vom Altarschrein waren damals mx-h 6 Holzfiguren erhalten, darunter Petrus.
Maria und der hl. Georg auf dem Drachen, die, wie ihre Größe {[ Elle) vermuten
laßt, dem Mittelsrhrein angehörten und die Patrone der
Kirche (s. auch S. 27) darstellten. Der Schrein wird bei der
Verlegung der Kanzel Über den Altar 1729 von seinem
l^atz entfernt worden sein.]
[Das Epitaph des H. Lewin Reder tnig nach derselben
Angabe die Bezeichnung 7j MB g8^
[Ein Taufengel war 1730 für 17 Taler 9 Mgr. an-
geschafft worden.]
Leucbterkrone aus Messing, mit je 8 voIuten form igen
9. BÖTisam. Nr. 9. Armen in 2 Reiben, von 1737.
Holurchiteklur.
[Die alte Glocke zeigte nach Angabc im Corpus Bonorum
die Bilder Marias und des hl. Petrus und trug die Inschrift: Got lat et uns geneten,
Maria schall ick hetcii. Hyntick Mtnten me fecit 15 CXIIII (ist wohl 1514
zu lesen).] Diese Glocke ist 1780 durch J. C. Grete umgegossen worden. H. 1.03 m,
Schlichter Krankenkelch aus Silber, von 1768, mit Wolfenbüttler Beschau
(Pferd vor Säule) und Meisterzeichen ^ (undeutlich).
Schlichte Oblatenschachtel aus Silber, von 1743, mit gleicher Beschau und
Meisterzeichen LG.
Alte Häuser des thüringischen Typus. Nr. 48 (1672) von M(eister) H. H.,
aus Eichenholz. Starker Schwel Ibalken, Balkenköpfe mit zweimal abgesetzter Run-
dung, Knaggen (nur über dem Erdgeschoß) aus Schmiege, langem Kamies, Rundstab
und wieder Schmiege bestehend, Füllhölzer in Form einer Blattwelle. — Nr. 9
aus Tannenholz, an der nach dem Hofe gerichteten Hauptseite reich verziert
(Abb. 9). Die Balkenküpfe zeigen an der Unterkante einen Rundstab, darüber
drei scharfe Einschnitte, die lang gekehlten Knaggen haben Ober dem Erdgeschoß
als Unterbrechung Kehle zwischen zwei Rundstaben, unter dem Dach als solche
einen schlichten Rundstab, die Füllhölzer und der Schwellbalken sind an der
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- [Kl.-Bötuam] — IBnugenstedi]. 2g
Uoterkante in Art einer mit Schauistab gefällten Schiffskehle, die FUllhölzer daiüber
noch mit zwei Viertebtaben, der Schwellbalken mit Sternen oberhalb der Balken-
kdpfe verziert Die schlichtere StraBenseite zeigt an den BalkenkOpfen, FüUhölzem
und Schwelle dasselbe Profll. — Nr. 7 zeigt durchlaufendes, aus
Platte, steilem Kamies und Viertelstab bestehendes Profil, bei dem
jedoch die Fallhölzer hinter den Balkenköpfen zurücktreten, und
FuBbander von beistehender Form.
Vorgeschichtliches. Nach der Angabe bei Knoll-Bode befindet sich auf dem
Höhenzug zwischen B. und Winnigstedt eine lange Reihe von Hünenbetten.
[Kl.-Börssum.]
[Namensformen, Minor Borstm {1344), lulteken Borsnt (i3t>o), dm lUlken
Bormmveld (1560); vergl. Börssum.]
[Geschichtliches. 1338 hatten die v. Burgdorf hier ein WöltingerOder Lchn-
gut, 1422 das Stift Königslutter ein Zinsgut. Die v. Burgdorf besaßen von den
Herzögen 1344 die Vogtei über 11 Hufen und 1569 hatten die Grafen v. Regen-
stein 2 Hufen herzogliches, früher hildesheimsches Lehen, Ein Zehnter war 1391
im Besitze der v. GarssenbQttel als herzc^l. Lehen, 1484 der v. Vechelde als
Lehen des Ägidienklosters in Braunschweig, 1584 jedoch werden wieder die
V. Garssenbüttel als Zehntinhaber genannt, und 1 762 gehörte der Zehnt der
Feldmark von 314 Morgen den v. Gramm. Die Flur, zwischen Achim und
Gr.-Biewende gelegen, wird, nach Algermanns Angabe von 1584, nach „Börssum
und Biewende gebraucht".]
[Bunffenstedt]
[Namensformen. Aigyc«- (i 157), Fungen- (1261), Bungen- (w] 1 und sonst)
-itide, -stede, ■stidde.'\
[Geschichtliches. Kloster Steterburg kaufte hier 1172 und 1282 je 2 Hufen,
von denen 2 nebst einer Hofstelle im XIII. Jahrb. an die v. Luckenem in Braun-
schweig verlehnt waren. Von geistlichen Stiftern usw. in Braunschweig erwarb
S. Cyriakus 1317 3*/j, der Gertrudenkaland 1342 2, das Tliomashospital 1345
6 Hufen (diese letzten vom Kloster Heiningen), 2 HoFstellen und 1 Hufe kamen
um 1320 an S. Michael in Hildesheim, 1 Haus und '/^ Hufe war II31 Besitz
des Georgenbergs bei Goslar, auch Riechenberg war schon 1154 in B. b^Otert.
4 Hufen gelangten 1219 von Riddagshausen ans Hochstift Halberstadt Von
herzog]. LehngUtem besaßen die v. Ührde 1344 6, die v. Bortfeld 1383 und
noch 1597 3 (die aber verafterlehnt waren), die v. Hone in Braunschweig 1392
5 Hufen. Der Zehnte scheint im Besitz des Klosters Heiningen gewesen zu sein.
— Schon 1313 war der Ort f^mmdam B.) wüst]
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^O Amusericbtibcriik WDlfcobnUeL
Die Flur bildet den südwestlichen Teil der Feldmark von Halditer. Bewohnt ist
noch ein Gehöft an der Landesgrenze, das als „Bungenstedter Turm" zugleich
den Namen des Ortes lebendig erhalt und als Landwehrturm bei Halchter schon
1461 genannt wird. Dieser kam erst in der zweiten HStfte des XVIII. Jahrh. mit
Ober- und Untergeiicht ziun Rittergut Halchter und war vorher ein Zubehör von
Hedwigsbui^.
Der Turm schützte die hier von der Guslarschcn Heerstraße durchbrochene
Landwehr, die die Grenze gegen das Stift Hildesheim bildete und sich bis ins
Holz hinein zog. Die Landwehr mit der „Spitze" (einem Pallisadenvorwerk am Ein-
gang) und dem Knick oben an ihr im Holze wurde durcti Friedrich Ulrich an
den Zeugmeister Tob. Küster gegeben, und dies wiederholte sich i6*>j durch
August d. J., der jedoch Spitze und Knick ausnahm und dafür eine Entschädigung
von 3 1 Morgen gewährte.
Gr.- Denkte.
Namensformen. Mark Dengäia (856), Dengdi {()(>5), Dkegete (1242), Demte
(1318), Mahr Denchte {1344I, Grölen Denkte (1374).
Geschichtliches. Die Mark D. wurde 85(1 vom Grafen Ludolf an seine
Stiftung Gandersheim geschenkt; sie lag im Darlingau und reichte von der Asse
{einschließlich des Burgbet^cs) bis zum ösel; nur allmählich verlor Gandersheim
seine Rechte daran, und bis zum Ende des Stiftes galten Kirctie und Pfarre in D.
als ein gandersheimsches Lehen des Herzogs. Das Ifarrdort gehörte zum Bann
Atzum, jetzt zur Inspektion Börssum-Biewende. Ein Pfarrer H. wird 1240 — 1250
erwähnt. Im XVIIL Jahrh. gab es besondere Vogtei D. (s. Einleitung). Jedoch
lassen sich die Güter- und Rechtsverhältnisse in Gr. -D. nicht immer von denen
in Kl.-Denkte (s, dort) untersihciden. Eine gandersheimsche villkalio, die 1324
vorübergehend an die v. Garssenbüttel verpfändet war, wird 1 206 zum erstenmal
erwähnt, das halbe Amt nebst dem halben Zelinten war 1340 gandersheimsches
Lehen der Holtnicker, und offenbar dasselbe Gut wird 1393 als Zehnthof \ün
b Hufen bezeichnet, dessen Besitzer 1419 und 1429 Cord Mjen war. Zugleich
wird 1393 als gandersheimsches Gut der Sommeringehof mit 3 Hufen genannt,
der vielleicht mit dem sog. Kleinen Vorwerk der Abtei zusammenfällt, das I3,S5
Rosecke Woldenberg hat. 1512 waren ^ Hufen an die v. d. Asseburg, dann an
die Grafen v, R^enstein ausgetan. Wir haben im wesentlichen in dem jetzigen
Schraderschen großen Hofe den alten Abteibesitz zu erkennen. Hier tagte das
gandersheimsche Meierding, das erst i/O*) an die Herzöge abgetreten wurde,
hier in der Nähe lag auch das Zehnttor des Dorfes. Den Zehnten hatte die Abtei
bereits qö^ vom Hoclistift Halberstadt crMi>rben, 1340 war die Hälfte desselben
an die Holtnicker verlehnt, aber l,sM4 hatte die Herzogin Hedwig, i/di die
herzogl. Kammer den ganzen Zehnten (von 203C) Morgen Acker). Ungeachtet
der Rechte der Abtei Gandersheim an D. wurde das Dorf 1341 den v. Garssenbüttel
und V. Weferlingen als Friedegut verschrieben, 134,") und i5f>7 das Dorf mit Zehnt,
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[BuDgeiiBtedt] — Gr.- Denkt«. ^ I
Hof, Gericht und Vogtei an die Sladt Braunschweig verpfändet Je 3 Hufen besaß
1281 das Kloster Marienberg und erwarb 1301 die Maricnkapelle von Wolfenbüttel.
Einen Sattelfiof mit 4 Hufen und 5 Koten erwarb der Gertrud enkaland in Braun-
scliweig 1405 von Gebhard v. Bortfeld, außerdem 1412 ein Gut von den v. Wefer-
lingen. Indessen ist noch beiAlgermann 1584 von einem „Sitz" die Rede, den vordem
Hans V. Borlfeld in D. besaß, der auch dort begrabe» war. Und 159J und 1633
hatten die v. Wefcrlingen einen Sattcllmf mit l'j'/j Hufen, dazu 6 Hufen und Höfe,
sowie 3 Hufen hinter der Asse und nochmals 7 Hufen nebst der Vogtei als
herzogl. Lehen; hier mag zusammengeflossen sein, was an solchen im XIV. Jahrh.
aufgeführt wird: 13(0 und spater je 4 Hufen im Besitz der v. Ührde und Pawel,
3 in dem der v. Burgdorf, um 1344; 2 bezw. 3 und 4 Hufen im Besitz der
V. Doretadt, v, Weferlingen, v. Ehmen, dazu die Vogtei und 1359 auch 2 Hufen
in dem der v. Velstede. Im XVIII. Jahrh. war der Sattel- oder Schriftsassenhof,
der nach Knoll-Bode aus zwei freien Höfen, dem Malzahn -Stockhauscnschen und
dem herzoglichen von insgesamt 4615 Morgen, bestand, im Besitz der Familie
V. Hoyer und 1842 wurde er zum Rittergutc erhoben, das jetzt der Familie
v. Löbbecke gehört. Als herzogl. Lehen wird sonst noch von I55() bis 1601 1 Hof
im Besitz der v. Veitheim genannt, 1355 3 Hufen und der Vogteihof in dem
der Springhase. Die 2 Hufen, die als gleichen Besitz die v. d. Asseburg um 1 400
hatten, scheinen dieselben zu sein, die von I3<)7 — 1526 an die Kalms verafter-
lehnl waren. Je 4 Hufen kommen schließlich als Lehnsbesitz 1332 der v. Gustedt,
1346 der Roleves (1374 zugleich mit 3 Höfen), um 1385 der v. d. Broke (nebst
1 Hof und 2 Kothöfen) vor. — Ein Ritter Ebirkardus de D. ist 1240/q — 1261
bezeugt. — Das Dorf wurde I37() von Friedrich v. Ampleben, 1550, weil es als
Zubehör des Gerichtes Asseburg der Stadt Braunschweig ver]>fändet war, von den
Herzoglichen verbrannt. Nach AufKeichnungen im Turmknopf, die Rüdemann,
Histor. Nachrichten von Ahlum S. 51 mitteilt, waren nach dem 30jahr. Kriege
in Gr.-D. von 58 Höfen nur noch 35 bebaut.
Dorfanlage haufenfömiig. Der Thie liegt zwischen Rittergut und Schule. Die
Heerstraße vcm Wolfenbüttel nach Hessen {s. auch Einleitung) wandte sich um
den Südrand des Ortes. Flurkarte 1761 von J. M. Schüttclöffel. — 1584: 7 Acker-
leute, 3 Halbspänner, 50 Kotleute, von denen 3 den v. Bortfeld, i den v. Veit-
heim dienten, zugleich aber dem Herzog jahrlich 4 Tage Burgveste tun mußten;
1761: 6 Ackerleute, 6 Halbspänner, 57 Kotstellen, davon 5 unbebaut Das Wirts-
haus „die Fischerbrtlcke" an der Westgrenze der Flur, wie heute. Einwohner-
zahl 1790/3: 437. 1900: "34-
Die Kirche, vielleicht der hll. Petrus und Paulus (s. unten), bildet einen ein-
heitlichen Raum mit gradem Schluß, wird aber durch zwei spitzbc^ige Quergurte
in drei ^eichfalls spitzbogige, gratige Kreuzgewölbe geteilt und (seit 1780; s. S, 32)
durch den flachgedeckten Unterstock des Turmes nach W erweitert. Die Wand-
pfeiler sind zur Aufnahme der Gurte und Grate des Gewölbes getreppt und zeigen
als Kampferprofil Platte und Kehle. In der innern Ostwand eine viereckige und
»Google
32 AmUgericbubeiitk Wolfenbüttel.
eine spilzbc^ge Nische mit sich dun-li sei meidendem, dreifachem Stabwerk (Sakra-
mentshäuschen) in der Südmauer, nahe der üstwand eine dritte Nische mit spitzem
Kleeblattbogen. Der Außensockcl des Sthiffs ist geschrägt Außen in der (.)stmauer
Renovattim anno ijSo superintend. et paitore G. A. Fromheld; die gleiche Jahres-
zahl in einem Fensler der Notdseite. Die damalige Herstellung der Kirche geschah
unter Leitung ,des sachkundigen Pastors Rüdemann II. in Ahlum, worüber er selbst
in seinem Hislor. Bericht von der Reparatur der Kirche in Ali] um {s. dort)
Auskunrt gibt. Im N des Chors ist eine Priedic für die Gutsherrschaft mit Korb-
bogenfenster angebaut. — Der Turm (außen 7.65 m br., ().8o m tief) liegt mit dem
Schiff in einer Flucht, zeigt aber hier bis /um Erdlioden Eckquadcm, so daß er
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<ji.- Denkte, i >
Über ein älteres Schiff vorgesprungen sein muß. In der Gloclcenstube nach O ein,
nach N zwei Doppelschallöcher mit Spitzbogen, gefastem Pfeiler von rechteckigem
Durchschnitt und doppelkonsolenartigem Auflager von gleichem Durchsdinitt, im W
und S je ein doppeltes Schalloch mit gotischem Naswerk und gefasten Kanten. Das
Dachgesims am Turm hat Hatte und Kehle, das Dach besteht in Zelts^ntze. Im
N ist ein Leichhaus mit Aufgang zum Turm angebaut Vgl Voges, Ztsclit. des
Harzgeschichtsvereins Vlll (1875) 164.
Altarwand aus bemaltem Holz mit einem Mitteleingang und der Kanzel
darüber, deren geschweifte Brtlstung fünf Seiten eines Achtecks, deren Schalldeckel
Volutenaufsätze zeigt. Beiderseits je ein Filasterpaar und eine vorgestellte Säule
korinthischer Ordnung. Auf verkröpftera Gebalk ein gebogener und gebrochener
Giebel, mit Jthova im Strahlenkranz. Seitlich zur AusfQlIung der Ecken z. T. frei
ausgeschnittene, aber ungeschickte Barockverzienmgen. Nach ROdemanns Angabe
Arbeit der Tischler Seime in Wolfenbüttel und Lange in Denkte.
Orgel mit barockem Hängewerk des XVIII. Jahrh.
Grabstein der Frau Pastor Clara Friderica Bortfeld, geb. Praetorien (geb.
1703, verheiratet 1729, t '73^) ^ barocker Einfas.sung.
Barocker Stuhl mit Rücken- und Armlehnen.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. gotisch, von lö cm H. und sechsteÜiger
Form. Der Fuß mit Weihekreuz und beistehender Verzierung l-^-I-"-, der Stander
mit gesenkten aufgesetzten Blattern und übereck gestelltem, graviertem Netzwerk,
oben und unten dtu-ch plastische Schnur abgeschlossen, Zapfen mit graviertem
JNRI ZI. — 2. schlicht und rund, mit bimfürmigem Knauf, WoltenbOttler Be-
schau (Pferd vor Sauie) und Meisterzeichen „. der Inschrift nach 1751 von
der Pastorin Anna Sophie Bortfeld, geb. Roden, gestiftet.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, mit Wappen (grades Kreuz im Schild,
Flug am Helm) und D. M \ v. R auf dem Deckel, sowie mit Wolfenbüttler
Beschau und Meisterzeichen HB.
Bronzener Deckelbeschlag eines romanischen Reliquienkästchens, einst
mit Schmelz in den Vertiefungen, von igViXii cm, vor einigen Jahren auf dem
ehemaligen Zehnthof der Abtei Gandersheim (s. S. 30) gefunden, jetzt im Herzogl,
Museum. Rohe Arbeit des XII. Jahrh. (Abb. 10). Itmerhalb dreier Bogen, die auf
stark sich verbreiternden Stützen ruhen, in der Mitte Christus mit Schriftband in
beiden Händen thronend, links Petrus mit Schltlssel, rechts Paulus mit Buch,
vielleicht die Patrone der Kirche. Am Kampfer und Sockel der Stützen sich
kreuzende Linien, an den Schäften eine Bogenverzierung, am Rande Dreiecke mit
abwechselnder Strichelung. In den größeren Grundflächen sind durch den Grab-
stichel kleine Erhöhungen herausgehoben, die wohl gleichzeitig zum Festhalten des
Glasflusses, wie zur Belebung der Flächen gedient haben und jetzt als Kennzeichen
einer hildesheimschen Emailschule bezeichnet werden (vgl. v. Falke und Frau-
berger, Deuteche Schmelzarbeiten des Mittelalters 105 ff.).
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34 AmtegerichtibedTk WolTeobüttel.
Bergfried, „Borgfree" oder „de ole Klus" genannt, von 5X7 m Flächenraum
und 8j cm Mauerstärke, aus Bruchsteinen von Muschelkalk aufgeführt, mit Walm-
dach veraehen imd jetzt für Wohnzwecke eingerichtet, auf dem Hofe Nr. 79.
Ältere Häuser des thüringischen Typus. Nr. 47, aus 9 Fachen bestehend,
von denen die äußersten oben mit Knie- und Kreuzbändern versehen sind. Verziert
/ sind nur die Knaggen über dem Unterstock, die aus Platte,
Schmiege, zwei kräftigen Rundstäben und gebrochener Schmiege
zusammengesetzt und an der Vorderseite mit Kerben und
Rillen verziert sind (Abb. 11). — Nr. 41 besteht aus vier
schmalen Teilen, deren einer von 1688 nur drei Fache
breit Ist und vielleichl dem Erkeroder Typus angehört. Die
Unterkante der Schwelle ist stark geschrägt, die Rundung der
Balkenköpfe abgesetzt, das Füllholz viertelstabförmig profiliert.
n.Gt.-Denkte Nc.47, — Nr. II mit durchgehenden Ständern, aber vorgekragtem
Holzmchitektnr. p^^,^. ^j^^. Knaggen aus Schmiege, Rundstab, Kamies (als
Haup(glied), Rundstab und Schmiege bestehend. — Nr. 2 1 an der Rückseite mit Knag-
gen, die Viertelstab, langen Kamies, Rundstab und Schmiege zeigen. — Nr. 36 an
der Rückseite mit gesenkten Facetten an den dünnen, vielleicht späteren Balken-
köpfen.
Kl.-Denkte.
Namens formen. Minor Dhenchte (1244), Parvum, LulkenD.; s. auch bei Gr,*D.
Geschichtliches. Filial von Gr.-Denkte mit eigner Kirche unter herzoglichem
Patronat. Über die allgemeinen geschichtlichen Verhaltnisse vergleiche jenen Mutter-
ort. An gandersheimschen Lehen besaßen 1382 die v. Ursleben und v. Calve,
1419 die V. Linde, vor 1473 die Calves und Breiers, 1480 {nebst einem Sattelhof)
die Breiers 3 Hufen, die Grafen v. Regenstein 1512 die „Winkelhufe" und einen
Zehnt. 1244 wurden von S. Lorenz in Schöningen an die Edlen v. Dorstadt
3 Hufen vertauscht, 1383 waren die v. Remmlinge Inhaber des halben Zehnten,
1584 werden die v. d. Asseburg als Zehntinhaber genannt. S. Ägidien in Braun-
schweig besaß 1248 i'/», die Longinuskapelle bei Wolfenbüttel 1315 3 Hufen.
An herzog!. Lehnstücken waren au^etan 13 18 3'/) Hufen an die v. Werle,
etwas später 9 an die v. Dorstadt, um 1344 und 1374 4 an die v. Pawel, 2
(nebst 3 Höfen) an die v. Stochem, 1494 i*/* (nebst 4 Kothöfen und einem
Wall!) an die v. Schenk, 1559 2 an die v. Veitheim. Das 1890 nur noch 170
Morgen große, eines Herrensitzes entbehrende Ritlergut bestand, nach Zimmermann,
Btschw. Magazin 1901, S. 140, als solches im Besitze der v. Bötticher seit 1720,
während nach Hassel -Bege nur von dem ehemals v. Lehrbachischen, später v.
Bötlich ersehen Schäfereüiof die Rede ist, der adlig frei sei, aber nicht in der
Ritterroalrike! stände.
Dorfanlage gcslrcckt, an einem von SO nach NW zur Altenau fließenden
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. Kl.-Deakte — Dettnm.
35
Wasserlaufe. Ober die Donnerburg S. S. 39. FlurkaOe von Wannburg 1748— 1752.
— 1584: I Ackennann, i Butgermeier, 3 Halbspanner, 17 Kotleute; um 1750:
2 Ackerhöfe, 2 Halbspänner, ir Kotsassen, 3 Kleinköter. Einwohnerzahl
1790/3: 145, 1900: 199.
Die Kirche bildet einen einheitlichen, rechteckigen Raum, in dessen Osttt-and
iimen sich zwei viereckige Nischen, die eine durch schräglaufende Sohlbank als
Piscina gekennzeichnet, befinden. An der Nordseite kleine Vorhalle, mit spitz-
bogigem Portal, dessen Profil (aus gratig aneinandergereihten Kehlen) sich beim
Ansatz und im Scheitel des Bt^ns durchschneidet. An der Südecke der ^^
Ostmauer des Schiffs das beistehende Stein metzzeichen(?). Der mit dem ^w
Schiff in gleicher Flucht liegende Turm öffnet sich nach diesem in einem -^^^
Rundbogen von 1.73 m Br., der stark aus der Mittelachse nach N gerückt ist,
und hat rundbogige Schallöcher, sowie Satteldach über aufgemauerten Giebeln. —
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschich ts verein s VII (1875) 165.
Altarplatte mit Reliq mengruft vor dem Schulhause.
Schlagglocke von 58 cm H. und 52 cm Dm., mit der nur z. T. sichtbaren, aber
unschwer zu ergänzenden Inschrift [Heinrich Borsteljmann in Braunschweig. —
Glocke von 80 cm H. und 82 cm Dm., 1789 von Joh. Conrad Grete eben-
da gegossen.
Kelch aus vergoldetem Silber von 21 cm H. und runder Fonn, der Knauf
bimförmig. Ein Zeichen fehlt.
2 Messingleuchter von 29 cm H., barock, mit sehr breitem Fuß und. eben-
solcher Schale.
Dettum.
Namensformen. Thitene (1226), Tkettene (1317), Dettene (1327), d. h. doch
wohl Heim eines Detto.
Geschichtliches, 822/36 schenkte ein Graf Ricbert sein Gut in pago
Derlingo in campo Bochinafeld dem Stifte Korvei. Falke vermutet darin den
Bokenberg zwischen Dettum und Hachum, was Dürre (Ortsnamen der Tr. Corb.
Nr. 99) unentschieden läßt. Das Pfarrdorf lag im Bann Luckitun und gehört jetzt
zur Inspektion Ahlum (-Rautheim). 1325 kommt ein Pfarrer Bemardus, zugleich
Kanonikus des Domstiftes in Goslar, vor. Das Patronat stand bis 1280 den
Bischöfen von Merseburg zu, seitdem ist es herzoglich- Auch der ganze Güterbesitz
von Mersebuig; im Orte, der sicher ziun aJten Walbeckschen Erbgut Thietmars
von Merseburg gehörte, ging damals an die Herzöge über, wurde jedoch 1367
noch einmal als merseburgisches Lehen derselben beansprucht. Von dem ehemals
meiseburgischen Lehnsgute werden aasdrOcklich um 1400 5'/) imd 3 Hufen in
den Händen der v. Ampleben erwähnt. Von Kirchen der Stadt Braunschweig
waren in D. begütert: der Dom 1328 mit i Hof und 2 Hufen, S. Magni 13 13
mit I, das Kreuzkloster 1399 mit 5'/», S. Martini 1408 mit 2'/) Hufen; von
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^6 Amligerichtibeifrk Wolfcsbüttel.
einem Vorwerk mit 8 Hufen, die sie schon 1277 besaßen, zinsten die v. Hoikrode
140(1 5 fl- an S. Michael. — An herzogl. Lehnsgut besaflen 1318 die v. Olden-
dorp 2, die Stapel 6, die Himsteds und Frederkes 2'/,, 1360 die v. Dettum 6
1400 die V. d. Asseburg 2, i,')57 die v. Honrode im ganzen 12, 1559 die v.
Veitheim, schon 1297 mit 4 Hufen begütert, 5 Hufen. Das 1842 aufgeteilte, seit
171Ö adlige Gut, nach HasseUBege ehemals dem Ägidienkl oster, nach dem Corpus
Bonorum dem Blasiusstift gehörig, war von 1542 bis wenigstens 1751, wo es
214 Morgen umfaßte, im Besitz der v. Völker. Außerdem wird 1790 ein Schrift-
sasserthof im Dorfe erwähnt.. Meinersensche Allode waren um 1226 an die v.
Esbeck und v. Volkmarode verlehnt. Als herzogl. Lehen hatten den Zehnten 13 18
die V. Warberg, um 1369 je zur Hälfte das Blasiusstift und die v, Weferlingen, seit
1390 tritt aber bereits Viertel-, im XV. Jahrh. sogar Achtelteilung auf; im XVHL
Jahrh. hatten je ein Viertel S. Blasias, die v. Veitheim - Destedt, die v. Vechelde
in Braunschweig, die v. Aderstedt. Amt und Dorf sind 1343, 1355 und sonst
seitens Magnus II. an die v. d. Asseburg, bezw. verschiedene Patrizier in Braun-
schweig verpfändet gewesen. — Ein Rittergcschlecht v. D. ist 1313 in mehreren
^^^_ -^^^^^^^. ^^^_ ^^_^ Personen urkundlich. — Das
^^^^ ^^^^^^^ ^^^" <W» -WB Dorf wurde 1606 von den
Braunschweigem ausgeplllB-
dert. Eine Wüstung Kl.-
n verlegt die Sage in
den Westerbruch. Bestimm-
tes darüber ist nicht nach-
weisbar.
Dorfanlage liaufenrormig. Die Heerstraße nach Schöppenstedt durchzog den
Ort. Die „alte Brücke" bei D. wird 1317 genannt Der Oldendorfsche Hof lag 1433
over der brügge. Flurkarte 1 7Ö6 von Julius Christoph Schmidt. — Damals 4 Acker-
leute, 8 Halbspänner, 32 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 385, 1900; 805.
Die gotische Kirche Johannis d. T. (Abb. 12) besteht aus Schiff (von 12.35 m L,
7.55 m lichter Br.) und eingerücktem, aber grade schließendem Chor (von 7.90 m L-,
6 m lichter Br.), dessen Ecken nach dem Schiff zu abgeschrägt sind, sowie dem
quadratischen Turm (außen von 10 m Br. und 9.90 m Tiefe), der mit dem
Schiff in einer Flucht liegt Chor und Schiff haben je zwei spitzbogige y////A
Kreuzgewölbe, deren Quergurte und Rippen von beistehendem Profil meist ^^»
ohne Zwischenglieder in dicke Halbsaulen übergehen (die ihrerseits teils ^^^
auf achtseitigen, teils auf runden Sockeln aufsitzen), mehrfach aber auch **'
(nämlich im W, wo ein abgesetzter Schildbogen g^en den Turm stößt, am Absatz
Kwischcn Schiff und Chor, sowie in den rötlichen Ecken) dnfach in die Wand
verlaufen, Die Schlußsteine zeigen Rosetten und Sterne. In der Nordseite des
Chors und in der Südseite des Schiffs unweit des Turms Spuren alterer Eingange,
der im S mit Spitzbc^eo. Die jetzigen großen Rundbogenfenster imd der Eingang
im S des Turms stammen aus dem XVIII. Jahrh. Das Dachgesin^s zeigt im N des
:\;^^J
, GruDdriS der Kiiche.
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Dettam. 1 7
Schiffs Platte und Schmiege, sonst Platte und Kehle. In der nördlichen Ecke von
Schiff und Chor außen ein gotischer Gewfilbeansatz. Ein sehr großer Rundbogen
(von 3.45 m Spannweite) verbindet das mit Kreuzgewülhe versehene Untergeschoß
des Tuims mit dem Schiff, doch öffnet sich der Turm auch beträchtlich Qbcr
der jetzigen Empore in einer großen Spitzb<^entOr mit Stich bogennische nach O,
deren Scheitel höher liegt, als der des Kirch enge wrtibes, die also auf den Boden
eines alteren ixier eines flachgedeckten Schiffes geführt haben muß. Auffallender-
13. Dettnm (jetzt Herzogt, Mtueiim), Gekreaiigtei,
weise stoßen im S Turm und Schiff je mit Eckquadem gegen einander, während
im N zwischen den beiderseitigen Quadern ein Zwischenraum von etwa 60 cm
mit Bruchsteinen ausgefällt ist. Der Sockel des Turms ist gekehlt: in halber Höhe
etwa lauft rings um den Turm herum, nur vom Dachfirst unterbrochen, eine ge-
kehlte WasserschrSge. In N und S übereinander i + i-|-2 DoppelschalKiffnungen,
mit z. T. rundem, z. T. stich bogenartigem Hauptbogen und mit z. T. gleiclifalls
nmden, z. T. aber spitzen Tcilungsbogen, die in der Mitte der Wandstarke liegen
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^0 Aini«gerichtibeiirk Wolfeabnttel.
und auf gcraätcn Pfeilern ruhen, im O und W o+24-i gleichartige Öffnungen.
Das Gesims des Zeltdaches besteht aus Platte und Kehle.
Unten an der Westseite des Turm.s ein großes, stark verwittertes Relief (von
i.io m Br.) mit dem Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes, sowie je z*'ei
kleineren Stiftern in vertieftem Grund, von etwas schematischer Arbeit. Die in
Minuskeln ausgeführte Randschrift ist unleserlich.
Altarplatte mit Reliquiengruft
vor der Osttür.
Gekreuzigter (1.27 m h.) aus
demXin.Jahrh. (Abb. 13. 14), "■'on
einem Triumphkreuz, in Linden-
holz etwas roh geschnitzt, in der
Bemalung erneuert (das Lenden-
tuch vergoldet), aber von ergreifen-
dem Ausdruck in dem gesenkten
Kopf mit eingefallenen Backen,
spitzer Nase und geschlossenen
Augen. Die Arme sind wagerecht
ausgestreckt, der Kfirper hängt
grade herunter, die Füße sind ge-
kreuzt. Jetzt im Herzogt. Museum
zu Braun schweig.
Glocken, [i. Die große Glocke
war nach dem Corpus Bonorum
1706 vom Meister Arend Greten
i4. DettnmüetitH«zogl.Museum). KopfvonNr.13. auf der Kannengießerstraße in
Braunschweig gegossen worden und trug außer der Angabe über Entstehung,
Kostenbeitragen usw., sowie dem Spruch Luk. 14, 17 die Inschrift
fVerti ich geschlagen, soll man biten,
Werd ich gezogen, soll man treten
Zu dem Hause, wo ich bin
Oder man trägt Leichen hin.
Dum campana haec puhatur
Grex templum
ad coiwocalur.
Gens preces
Dum pulsatu (!) sono, deus et praecordia pulset
Et simul ad Christum voce sonante trahas. —
2. Die kleine Glocke von i63<) trug den Spruch Verbum domini manet in aetemum.']
Die jetzigen Glocken von i bezw. 0,82 m. H. sind 17 14 bezw. 1713 von Christian
Ludwig Meyer in Braunschweig gegossen worden. Nach Bege, Wolfenbütte!,
S. [80, kaufte die Kirche in D. die Glocken der Schloßkapelle in WolfenbOttel
(s. Bd. in 1 S. 131 ff.).
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DettDm — [Doimeibnig.] lO
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, gotisch, von i6 cm H. und runder Form.
Der senkrechte Teil des Fußes zeigt beistehendes Muster j^ eingepreßt (die
Matrize enthäJt zwei derartige Figuren). Auf den Fuß aufgesetzt die Figur des
Gekreuz%ten (ohne Kreuz), der Ständer mit Ranken, die Zapfen mit ihesus
(Minuskeln) in Smalte, der Knauf mit graviertem Maßwerk, die Schale steil. Unter
dem Fuß ist eine unleserliche Inschrift eingekratzt — 2. aus vergoldetem Silber,
barock, von 26 cm H. und sechsteiliger Form. Auf den profilierten Fuß ist die
Gruppe des Gekreuzigten mit Maria und Johaimes aufgesetzt, sowie das Wappen
und der Name des Stifters Diterich Hilmar Deichmann eingekratzt Der Ständer
ist unten mit aufgelegten, gesenkten Blättern verziert, der runde Knauf zeigt St^
und flache Buckel mit Schuppenwerk dazwischen, die Schale ist leicht geschweift.
Brschw. Beschau (Löwe) und Meisterzeichen NiV. — 3. aus Zinn, barock und
rund, von ly'/i ^^ H., 1693 gestiftet. Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule)
und Stempel Querners. Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschtchtsvereins 1877, 78.
[Auf dem Kirchhof lagen nach dem Corpus Bonorum die zur Aufbewahrung des
Getreides bestimmten Johannes-Hütten, die 1 640 zerstört wurden. Doch waren
solche noch spater vorhanden, die vermietet wurden; eine steht noch jetzt dort.
Von ihnen spricht auch Rüdemann, Histor. Nachrichten über Ahliun, S. 50.]
Am Hause Nr. 43 vorgekragtes Obergeschoß mit gerundeten Balkenköpfen, ge-
fastem Schwellbalken, Knaben aus Viertebtab, langem Kamies und Schnüre (aus
Eichenholz), viertelstabförmigen Fallhölzern (aus Tannenholz) und schmalen Fuß-
bändem. — Nach der Inventarisation vi)n 1882 nennt sich ein Zimmermeister
Vahldieck in einer Hausinschrift.
[Kl.-[)ettum s. bei Dettum S. 36]
[Donnerburff.]
[Nach Hassel-Bege I 385 ein einzeln stehendes Wirtshaus an der Altenau,
dicht bei der Brücke (für die alte Leipziger Heerstraße, wo diese mit der Hom-
burger Straße zusammenstößt), auf Kl.-Denkter Flur, an dessen Stelle ursprünglich
ein Schloß gestanden hätte. Davon ist sonst nichts bekannt, jedoch meint Alger-
mann in seiner Beschreibung des Amtes Wolfenbüttel von 1584 offenbar die
Donnerburg, wenn er Bl. 153 von einer Stallung für 30 Pferde an der Nete
(-Altenau) hinter „LOtken-Denkte" spricht, die von einer „Zugbrücke umgeben" sei,
„darin die Klosterwagen, so die Steine vom ösel in die Schiffe und zugleich zur
pp. Arbeit führen müssen, halten, ihre Pferde darin sidier stellen und desto eher
bei dem Steinbruch des Morgens fr^lh sein können". Nach B^e, Wolfenbüttel
198, I hätte Herzog (Heinrich) Julius das Haus 1594 dem Schmidt Arends ge^
schenkt, das nach einem späteren Besitzer Donnerburg genannt sei.] — Ober dem
südl. Scheitel des runden Brückenbogens Stein mit IH. ANN ijgo MVS W
WHR HR (wohl auf die Namen der Werkleute bezüglich). Femer Stein mit:
Quod nee edax rerum ttmpus nee imidiosa vetustas nee hostium destmxit furor.
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40 AmUgerichUbedtk WolTenbiUeL
fraicox amkorum hettilitas ultra ius et üusa dinUt a MDCCII d. IX. afrilis:
sciiket Mlum, quod detrectabunt henüiui, imbelUs exptriebatitur lapidti. Rtitanrate
a MDCCVIII potäe memoriae erge hie lafis fositus, ut cauti litis maiantm damnh
posteri. Die Brücke »-ar in der Fehde mit Churbramischweig 1 702 reretört »orden
(vgl, Rehtmeier, Brach»-. Lüneb. Chronik 1552 f. und Brschw. Tageblatt Nr. 200
von 1878 27/VIlI).
DrQtte.
Namensformen. Triltdi (IX. Jahrh.), ThrilitJu (1022), Thretteit (iido).
Drutlethe (1178), Dmitede (12Ö4), DnUte (um i4«o).
Geschichtliches. Filial von Fümmelse mit eigener Kirche, vor 1480 Pfarr-
dorf im Bann Barum, Ober das schon 1022 das Michaelisklostcr in Hildesheim
Patron war. Ein Presbyter Johann wird I3<)2 erwähnt Im IX. Jahrh. war hier
das Kloster Fulda begütert, 11 24 besafi das Ludgcrikluster bei Helmstedt eine
Memorienstiftung von z Hufen, um iiöo 21, dabei einen besonderen Klosterhof
mit 3'/i Hufen, (dazu 2'/» in Adersheira, 2 im wüsten Rothe}. 1318 und 1344
halten die v. Brunsrode i Hufe herzogl. Lehen. Im Besitze braunschweigischer
Bürger waren 133Ö 3'/» Hufen, 1343 4, 1401 7'/t, und die Kahlen hatten hier
1405 ein Freigut von 2 Hufen. '/^ des Zehnten »-aren 1322 in den Händen
der V. d. Heyde, 1/4 noch 1771 der v. Strombeck, vermutlich als Z\^ischenlehn der
Asseburger, die 1383 als herzogl. Lehnsinhaber, 1313 als Lehnsherren erscheinen.
1771 waren '/^ in den Händen der v. Gramm. 1(102 wurde Drütte von den
Braunschweigem geplündert
Dorfanlage wesentlich gestreckt von O nach W. Flurkarte 1771 von G. C. Geitel.
— Damals 3 Ackerleute, 1 Halbspänner, 14 Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3:
166, 1900: 252.
Die Kirche ist ein schlichter Bau aus dem Jahre 1800, der aus dem Material
des abgerissenen Brunnenhauses am Hohen Wege errichtet worden ist
Glocke von 59 cm H., von Joh. Konr. Grete In Braunschweig, aus dem-
selben Jahr. Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VIII (1875) 165.
Zwei Messingleuchter von 34 cm H., barock-gotisierend, mit den Inschriften
Anna Hartes 1602, bezw. Ritkel Jones v. Peter von Meinersen nagelaten Fr.
[Freudenbursr s. bei Linden.]
Fümnnelse.
Namensformen. Vimmelse (1158), Vimmelkusen (1258), Vymmelsen (1349).
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Stöckheim, jetzt der Inspektion
Thiede-Engelnstedt. Ein Harrer Luthmar wird 1259 erwähnt. Das Patronat war
schon um 1388 herzoglich. Ein advoeatut ville Johannes, jedenfalls der hier bis
1755 bestehenden Vt^ei des Gerichtes Beddingen, ist 1234 urkundlich, um 1300
«rscheint H. de Vümmelse als gogravius, 1395 ein Hennecke von Barum als solcher.
II58 gehörte l Hufe zur Dotation der Michael iskirche in Braunschweig. Das Kloster
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DrÖtte — FümmeUe. ^I
Steterburg erwarb 1182 das Patrimonium eines hildesheimschen Ministerialen Justatius
V. F. für 67 Mk. Um I200 wurde der Klosterbesitz öfter auf ß^/, Hufen und
8'/i Grundstücke angegeben, um 1290 ließ das Kloster 9'/» Hufen von 2 villiä
und einem Meier bewirtschaften, 1766 war es Gutsherr eines Buigmeierhofes
von 90 Morgen. Das Ägidienkloster besaß im XIII. Jahrh. 30 Hufen, das Dom-
stift in Hildesheim war 1766 Gutsherr des ersten Ackerhofes. Die Strombecks
besaßen 1,196 und 1410 2 Hufen weterlingsches Lehen, 1406 2 asseburgische und
waren 1766 Gutsherren eines Burgmeierhofes von 89 Moi^;en. 7 Hufen waren
in Braunschweig 1342, 1347, 1476 in einer Hand vereint, und iji8 hatte die
Familie Bolte ihrer 4; 2 Hufen und das Wendtdd, dazu i Meierhof, 3 Wort
waren 1403 hildesheimsches, die ersten 1,554 herzogl. Lehen der v. Vechelde.
'/« des Zehnten gehörte 1408 — 1665 den Grafen v. Regenstein, 1766 war der
ganze (844 Moigen) in drei Teile zersplittert, '/i besaß der Klosterrat v. Schrader.
— Eine Ritterfamilie von F. ist 1164 — 1273 nachweisbar. — Der Ort wurde
1283 in einer Fehde der Wemtgerüder und Regensteiner verbrannt und 1602
von den Braunschweigem geplündert. 1552 war beim Dorfe ein Gefecht zwischen
den Herzoglichen und dem Grafen Volrad v. Mansfeld, 1641 zwischen den Kaiser-
lichen unter Nimmemüchtem und den Lüneburgern. Über die zur Flur gehörige
Wüstung Kl.-StOckheim s. dort.
Dorfanlage haufenföimig. Nördlich auf der Flur der Burgkamp. Der Thie an
Stelle des jetzigen Schulhauses. Flurkarte um 1760 von Kuhlenschmidt. — 1766:
3 Ackerleute, 2 Burgenneier, 5 HalbspSnner, 41 Kotstellen. Einwohnerzahl
1790/3: 408, 1900: 1051.
Die Kirche bildet einen einheitlichen Raum mit gradem Schluß; doch erkennt
man im N »ie im S etwa 6 m von der westl. Ecke der Kirche die Eckquadem des
alten sockellosen Schiffs, an das sich ein schmalerer Chor schloß. Die Verlängerung
des Schiffes mit gekehltem Sockel. In der Ostwand ein breites, aus drei gotischen
hergestelltes Fenster mit Kamiesprofil und in der Innenwand eine Spitzbogennischc,
ein kleiner Wandschrank, eine Piscina und eine viereckige Nische darüber. Im S
noch Spuren von zwei breiten, anscheinend grade geschlossenen Fenstern. Das
Dachgesims besteht aus Platte und Kehle. Im obersten Giebelstein der Ostwand
in Minuskeln Ana dni m — Der Turm {mit schlanker Zeltspitze) liegt im
N mit dem Schiff in einer Flucht, tritt aber im S hinter dieses zurück. Er hat ge-
kehlten Sockel, ist in mehr als Mittelhöhe abgesetzt und an der Nordwestecke
breit gefast Außer zahlreichen kleinen Öffnungen mit Rundlx^en und gefaster
Kante auf jeder Seite eine Schallö^nung im Kiellx^en, mit gekehlter Kante.
Unten am Turm die Jahreszahl ijöÖ, oben MCCCCCLXVI M(eister} M. C. —
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X (1877) 80.
Gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 17 cm H. und sechsteiliger Form,
auf dem Fuß Relief des Gekreuzigten mit graviertem Kreuz und Erdreich; oben
Ober den Fuß gelegt kleeblattartiges Maßwerk, Stander mit Schragkreuz und Nas-
werk in gravierter Arbeit auf den Seiten, Knauf mit durchbrochenem Maßwerk,
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4^ Amtigencbubctirk Wolfenbültel.
Zapfen mit graviertem Ptestu, Schale viin gradem Profil. — Patenc mit Wolfen-
battler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterbeieichnung ^ in schüdartiger Ein*
fassung, 1719 gestiftet.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, vom gleichen Jahr und Meister.
Gotische MessingJeuchter von 25 cm H,
Messingtaufbecken, i. von 45 cm aufiercm und 30 cm innerem Dm., im
Spiegel mit der sehr gut erhaltenen Darstellung der Verkündigung, um die sich
erst gotisierende Ranken abwechselnd mit BlQte und Blatt, dann fünfmal die
Inschrift in großen lateinischen Buchstaben Hilf Get aus Not schließen: sonst
zahlreiche Punz Verzierungen. — 2. von 34 cm äußerem Dm., mit der stark ab-
geriebenen Darstellung des Sünden falls, 1631 gestiftet Die Spruchbander unleserlich.
Das Haus Nr. 32 nach ErkefKler Art (s. Bd. II 29) gebaut, mit vier breiten
Fachen vorgerflckt. wahrend die Dale mit dem Eingang und der Stall zurücktreten;
7., T. aus Tannenholz. — Eine Hausinschrift von i8ti) nennt den (Zimmer)
Meister Christoph Timpe (noch 1837 genannt).
Schlichtes Steinkreuz an der ()-Scite des Dorfes am Wege nach Wolfenbüttel.
Geitelde.
Namensformen. Gedlithi{\o(io), Gftiet/e(iic)(*), G<äUihe{i 502), GheteUe{\ },o^).
Geschichtliches. Pfarrdorf im Bann Stöckheim, jetzt der Inspektion Thiede-
Engelnstedt. 1221 war Pfarrer der Damherr Gebhard v. G. in Hildesheim, der
im Orte z Hüuser und das Dach des saerariums baute Das Patronat gehört Steter-
burg. Das Domstift in Braunschweig besaß um 1060 6 und erwarb dazu 1271
2 Hufen, 1 3 I .li zinste sein dortiger Klosterhof 1 2 ß. Steterbui^ erwarb 1 1 q6 5 Hufen
von den v. Gramm, 1240 5 von den Edlen v. Hohenbüchen, 1246 51/j von den
Rittern v. Geileide, 1284 3 von den Elye in Braunschweig, 1302 8 herzoglichen
Lehens der Grafen v. Woldenberg (letzter Hand wohl das gleichgroße Gut, das
1302 vom braunschweigischen Bürger Erembert von KissenbrOck dem Kloster
überwiesen wurde), 1306 9 von den v. Broitzem in Braunschweig. Die Magnikirche
in Braunschweig erhielt 1 648 einen Hof mit 4 Hufen. An herzogl. Lehnstöcken waren
je 2 Hufen 1392 im Besitze der v. Dalem, 1474 — 1834 in dem braun seh weigischer
Familien, 1484 der v. Biu^orf (die schon 1440 2 regensteinische Hufen hatten),
1369 31/, der v. Warbei^g. Um 1276 haben die Holtnickers i'/j Hufen meinersen-
sches Lehen, 1306 5*/» dieMathiae, 131 1 3 die Woldenbergs als halberstädt Lehen,
1331 wechseln 4 in Braimschweig den Besitzer, 1434 sind 3 regensteinische Hufen
in braunschweigischen Händen. VomZehnten über 1324 Morgen erwirbt dasDom-
stift in Braunschweig 1410 •/, von den v. Salder, Steterburg 1409 — 1414 die
zweite Hälfte, die es noch 1755 besitzt. — Eine Ritterfamilie von G. ist 1246
und noch im XIV. Jahrh. urkundlich. — Zwischen Geitelde und Steterburg wurde
1553 Markgraf Albrecht von Brandenburg vom Herzoge Heinrich d. J. geschlagen,
1602 der Ort von den Braunsch weigern geplündert.
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Fammelse — Geitelde.
43
Dorfanlage haufenfömiig; das Dorf war um 1580 „ziemlichermaßen" mit
Schlagbaumen versehen, Flurkarte von Carl Schüneyan. — Um 1580: 6 Ackerleute
(einschließlich i Burgermeier), 3 Halbspanner, 25 Kotleute, 1775: die gleiche
Anzahl, aber nur 24 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 31g, igoo: 453.
Die Kirche ist ein schlichter Bau aus dem Jahre 1807. — [Der frühere barocke
Altar, rot und schwarz gemalt, zeigte in weifler Farbe und vergoldet die Auf-
erstehung, die weiß und schwarz bemalte Kanzel
die vier Evangelisten; nach dem Corpus Bonorum.]
Die jetzige Kanzel in einer Nische der antikisierend
gehaltenen Altarwand. — Die Prieche auf dori-
scher Holzsäule. — Vgl. Voges, Ztschr. d. Harz-
geschich tsvereins Vni {1875) 166.
Bar.K:ker Stander für das Taufbecken aiLs
H.ilz (Abb. 15), von 1.17 m H. und guter Arbeit
um 1 7 jü. Die drei Füße bestehen aus mensch-
lichen Oberleibern und Voluten, der Ständer aus
zwei Knaben, von denen der eine {mit Füllhorn)
von dem andern hochgehalten wird. Aus dem
Füllhorn wächst eine Reihe von Akanthusblattem
heraus, die eine Platte tragen.
[Die frühere Glocke trug nach dem Cori)UH
Bi)riori«n den Namen des Pastors Heinr. Jul. Honerus
und die Künstlerin Schrift Heise Meyer goss mich
zu WolfenbUtel A. /^ö/p.]
Kelch aus veigoldelem Silber, von 19 cm H.
und sechsteiliger Form. Oben am Fuß aufgelegte,
gesenkte Blätter, der Ständer ist ungewöhnlich dünn
und lang, die Zapfen des flachen Knaufs springen
stark vor, die geschweifte Schale ist sehr groß.
Hier Wappen und Name des Heinricus Wolflebius
1624, AajiT\ Johannes Zimmermann, Closter Schreiber
des Jung/rihvlichen Closters Sleterburgs Atmo 1658
und die Jahre 1711, i8g8, in denen der Kelch
hergestellt worden ist. Braunschweiger Beschau
, ,, . -jrir ^ 'S- Geitelde, Taafbeekenwänder,
(LiSwe) und Meisterzeidien BN. Die Patene mit
gleicher Beschau, dem Meisterzeichen AS (s. Bd. H 300) und J. D. R. 16S7.
Haus Nr. 33 von 1781, nach Erkeröder Art (s. Bd. II 2() ff.) mit vier Fachen
vorgebaut. — Haustnschrjft (nach der Inventarisation von 1881)
Recht denken, reden und recht tun. Die höchste Tugend auf der Welt
Erkennen Christum, Gottes Sohn, Ist, wer Gottes Wort in Ehren hält.
Und wissen, wer derselbige ist. Liebt seinen Nächsten gleich als sich.
In dem all Tugend begriffen ist. Nicht falsch, sondern wahrha/tiglieh.
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4^ AmtigerichtibeilTk Wolfenbüttcl.
Halchter.
Namensformen. HaUtre (1149), Haiechtere {um 1200), HaUhteren (i34()).
Zum alts, tere ^ Baum, engl, free (Andree).
Geschichtliches. Pfarrdorf, fiHher im Bann Stock heim, jetzt in der Inspektion
Thiede- Engeinsted t. Die Pfarre wurde 1148 — 1149 eingerichtet und mit Tauf-,
sovie Begräbnisrecht ausgestattet, jedoch mit der Beschrankung, dafi der Mutter-
kirche (Stöckheim) die Ehre bei der Bestattung der Freien verblieb; damals liatten
die Bauern den Pfarrer zu wählen und dem Probst des Kreuzklnsters in Hildes-
heim zu präsentieren. Um 1388 war das Patronat herzoglich, und seit Linden
als FiHal ziu" Pfarre gehört, wechselt es zwischen Steterburg und dem Landesherren.
Die Bauern von H. und Ohrum bildeten 1332 zusammen ein Holzding. Das
Cyriakusstift bei Braunschweig besaß um 1200 4 Hufen, 1219 kamen 2 durch
Tausch vom Kloster Riddagshausen ans Domstift in Halberstadt, 1309 hatte
Kloster Heiningen die „Kroneshophe". Von herzogi. Lehnstocken besaßen 13 iB
die V. Ührde 4»/» Hufen (seit 1454 4 von diesen die Kalms), um 1350 die As.'ic-
burger die Fischerei, 1374 die v. Gustedt in Braunschweig 2, 1385 die Valebergs
1 1 , 1 404 7 Hufen, Andere Besitzungen waren ebenfalls in den Händen von Bürgern ;
so verkauften 1342 die Oldendorps 4*/» Hufen an die Wedtlenstedts, Der Zehnte
war 1383 halb, 1724 ganz in den Händen der v. Weferlingen, 1346 und 139&
zur Hälfte im Besitze braunschweigischer Bürger. Das Rittergut ist 1648 aus
mehreren Bauernhöfen entstanden, zu denen 1772 das Vorwerk Monplaisir {s. dort)
und noch später auch der Biuigcnstedter Turm (s. S. 29 t.) hinzu kamen. Es um-
faßte damals im ganzen 889 Morgen. Häufig wechselte es den Besitzer, auf den
ersten, Schwarzkopf, folgte 1699 Imhof, 1703 Möring, 1739 Thies, 1769 v. Rhetz,
1796 V. Voigts- Rhetz, i8i8 v.Kalm, i866Wätjen. — Ein Rittcrgeschlecht v. H.
ist im XIII. Jahrh. bezeugt
Dorfanlage haufenförmig, entlang der Ostseite der sOd-nördUch laufenden
Heerstraße nach Wolfenbüttel. In der Flur ist die WOstung Bungenstedt auf-
gegangen und das Vorwerk Monplaisir (s. oben) übernommen. Flurkarte 1747/62
von Kuhlenschmidt. Um 1580: 7 Ackerleute (einschl. 2 Butgermeier), 3 Halb-
spänner, 20 Kotleute; 1747: 4 Ackerleute, 2 halbe Ackerhöfe, 3 Halbspänner,
18 Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3:311, 1900: 619.
Die Kirche bildet einen einheitlichen Raum mit gradem Schluß und besaß
nach der Relief abbildung auf einem Grabmal des XIX. Jahrh. einen Dachreiter.
Das Dachgesims zeigt eine Kehle, die aber an den Ecken rechteckig gefüllt ist.
Der jetzige Turm, sowie die Sakristei im 0 und ein Kirchsitz im N sind neuem
Ursprungs. Die alte „Geerkammer" ist 1696 abgebrochen worden.
[Den Altar hatte nach dem Corpus Bononuu der Gutsbesitzer v. Damm ge-
stiftet, der dafür 1647 ein Grab in der Kirche erhielt.]
Maßige Ölbilder, i. der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes, 1749
durch den Leibchirurgus Müller in Wolfenbüttel gestiftet. — 2. Verkündigung an die
Hirten, laut Inschrift 1671 durch den Pfortenschreiber Joachim Persmann geschenkt.
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Halchter. 45
Kelche aus verguldetem Silber, i. gotisch, von 16 cm H. und mnder Form,
Am Fuße das flache Relief des Gekreuzigten, Stander mit gravierten Blattranken,
Knauf mit graviertem Maßwerk, Zapfen mit iAisus (Minuskeln), Schale- steil. Patene
mit vertieftem Vierpaß und Weihekreuz. - - 2. barock, von 24 cm H. tmd sechs-
teiliger Form, mit WolfenbOttler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen EG.
Dasselbe Zeichen, doch mit verschlungenen Buchstaben auf der Patene {s. Ta f. XXIII).
Oblatenschachtel aus vergoldetem Silber, mit gleicher Beschau, aber Meister-
zeichen AR, i6()o gestiftet.
Zwei Rokokuvasen au.s Zinn, von 53 cm H. mit Wappen und Stifterbuch-
staben (Abb. 16).
Auf dem Kirchhof im N der Kirche Erbbegräbnis der Familie v. Voigts -Reetz.
[Das frühere Gutshaus war nach Knoll-B^xle im „antiken römischen Ge-
schmack" gebaut,]
Haus Nr. 11, lan^estreckt, wohl aas dem XVII. Jahrh. Unter dem " '"~ ^
Oberstock Kn^gen aus Viertelstab, Kamies, Rundstab imd gebrochener
S<hmiege bestehend, unter dem Dache einfache Schrägstützen.
Die auf halchterscher Feldmark, auf der Hi'lhe südwestlich vor
Wolfenbüttel gelegene Weiße Schanze findet sich zuerst auf dem
Plane der Belagerung von Wolfenbüttel 1Ö41 als „ruiniert"; es i6.Halchter,
scheint, da£ sie ihre damalige Form eines sechseckigen Sternes Wappen
Pappenheim verdankte, da an ungefähr gleicher Steile auf dem Plane
der Belagerung durch diesen 1(127 eine entsprechende Schanze angegeben ist
Nicht unwahrscheinlich ist auch die Vermutung von Mirus (Braunschweig. M^a-
lin i8o,i Nr. 2ö), daß die Schanze bereits von den Schmalkaldischen bei der
Belagerung von 1542 errichtet worden sei. Nach Mirus begann die Abtragung der
Schanze, vermutlich als sie schon in Privatbesitz übergegangen war, 1804. Jetzt
gehört sie zum Ritteigute Halchter. Die Schanze hat im wesendichen ihre letzte
Form bewahrt, die sie jedenfalb im XVHI. Jahrh. erhalten hat zum Schutze und
als eine Art Außenfort der Festung Wolfenbüttel. Vielleicht geschah ihre Her-
stellung nach dem Pariser Frieden von 1 762 zwischen England und Frankreich,
demzufolge (nach Rüdemanns Geschichte von Ahlum; s. S. ,5) Schanzen vor den
größeren Städten der weifischen Länder errichtet wurden , besonders auch vor
Wolfenbüttel (vermutlich auch die auf dem Wendesser Berge; s. dort), Sie gehört
zur Gattung der Reduten, hat H uf eisen form , mit der offenen Seite nordwestlich
gegen Wolfenbüttel gerichtet, die Rundung durch einen breiten imd tiefen Graben
gebildet, der jetzt an der SO -Seite für einen bequemen Zugang teilweis zu-
geschüttet ist. Der so eingeschlossene Raimi ist an der NW- Seite dmrch zwei
schmale Aufgänge in den Ecken frei zugänglich, während hier in der Mitte der
graden Außenlinie eine tiefe Senkung für einen Brunnen einschneidet Nach SW
neigt sich der Raum gegen den Graben, von dem er dann teilweis nur durch
einen Damm getrennt wird. Auf dem nordwestlichen Teile dieses Innenraumes
erhebt sich eine offenbar künstiiche Terrasse mit parallelen Seilen und mit nach
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^6 Amugcrichubedik WolfoibätUl.
NO bezw. SW vorgezogenen Ecken, zwisdien jenen sanft abfallend, z»ischai
diesen und mit ihnen von einer massiven, nur noch teilweis vorhandenen Futter-
mauer gehalten. Es liegt hier im Winkel der Südecke ein von einem Kreuzgewölbe
überdeckter alter Raum, wahrend das daran stußende, mit der Rückseite gegen
die Terrasse gelehnte, unterkellerte Gebäude aus Fachwerk die Jahreszahl 1 8 1 8 tragt
Hedeper.
Namensformen. Hadebere {il88), Hathtbtrt (1222), Hethebert (1253). Ht-
deber (1393).
Geschichtliches (leicht zu veruechseln mit dem des halberstädischen Heudcber).
Pfandorf ehemals des Bannes Kalme, jetzt der Ins|>ektion Biewende. Ein Pfarrer
Theodericus ist 1207 — 1233 bezeugt. Patron ist der Domprobst v. Halberstadl
bezw. sein Rechtsnachfolger. Das Kloster Wöltingerode erwarb 1188 2V» ""'' **^
sa£ 1216 8'/( Hufen, Marienberg seit ii8g ein Gut, das 1275 aus 7 Hufen
bestand und damals ans Marienhospital in Braunschweig kam, um 1305 und 1307
noch Je um i Hufe vergrößert zu werden. Kloster Ringelheim hatte 1209 4 Hufen,
Riddagshausen {s. Bd. H 124) seit 1221 größeren, zu verschiedenen Zeiten ver-
mehrten Güterbesitz — 1253 waren aber 8'/, Hufen davon im Besitz der v.
Dalem — , zu dem 1282 auch ein Klosterhot gehörte, wohl der jetzige Bötelsche
Hof. Das Domstift in Goslar erhielt 1276 die Vogtei über 7 Hufen vom Kaiser
Rudolf, 1309 hatte es 6 im Besitze. Das Cyriakusstift vor Braunschwdg verlehnte
1315 i i/j + 2 Hufen an braunschweigische Bürger, erwarb 1334 4'/i bi^er
herzogL Lehns, und besaß um 1350 3>/| Hufen in „Alt-H.", 4'/i in „Neu-H.".
Die Martinskirche in Braunschweig erwarb 132 1 Hof und Hufe herzogl. Lehen
der Asseburgs, St. Michael in Lüneburg gab 13Ö1 an die Gruben in Braunschweig
6 Hufen, ein Kanonikus des Domsliftes in Braunschweig besaß 1307 4'/t Hufen.
Von halberstadtischen Lehnstücken hatten 131 1 die Grafen v. R^;enstein 5, die
Asseburgs 3 Hufen (1457 — 1/99 ^'/i asseburgisches Lehen erst der Twcdorps,
dann der Damms; vielleicht der „Burghof", der 1453 asseburgisclies Lehen der
Bökel war), 4 + 6 die Beerwinkel, 2 die v. Koppe, 1428 — 1740 3'/» Hufen
erst die v. Getelde, dann die Strombecks, An herzogl. Gut gehörten 1318 den
V. Dalem 4, 1374 2 Hufen braunschweigischen Bürgern, 1490 3 den Garssen-
büttels, 1503 4 den Samblebens Der Zehnte (1747 von 214Ö Morgen) war eben-
falls hgl. Lehen, von dem die v. Weferlingen seit 131 1 Teile besaßen, imd zwar
1584 '/^, wahrend '/^ den Damms in Braunschweig gehörte; '/»des ganzen warnoch
1747 in der Hand der v. Weferlingen, ein zweites Viertel gehörte als deren
Afterlehen 1814 den Damms, die andere Hälfte besaß 1747 das Amt Achim.
Dorfanlage haufenförmig, ein Wiesen streif nordwestlich war 1747 Thie; unter
den Flurnamen ein „Weingarten" {bereits 13 II als vinta), ein Tatempfahl und
ein Fasleweg. Flurkarte Kopie von A. E. Haacke 1789. — Um 1580: 5 Ackerleute,
4 Burgermeier, 4 Halbspänner, die samtlich nach dem Schlosse in Hessen, 51
Kotleute, die dem Schlosse Wolfenbüttel dienten (2 davon taten Burgveste); 1762:
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Hedeper — Hedvigtburg. _^j
6 ganze Ackerleute, 3 halbe Ackerleute, 6 Halbspanner, 24 Großküter, tÜ Klein-
köter. Einwohnerzahl 1790/3: 457, iqoo: 709.
Die Kirche ist neu, der Turm (von rechteckiger Form) alt, dessen Schall-
öffnungen rechteckig oder stichbogig, dessen Dach von Zeitform.
Alte Altarplatte im Hofe des Pfarrhauses.
Glocke, 1716 von Christian Ludw. Meyer in Wolfen büttel gegossen und mit
dem Spruch j4es resoiuim populum vocat hie ad limina tetnpli. — [Die nach 1874
^geschmolzene kleine Glocke trug in schöner Majuskelschrift die Worte -|- ave
■ saius ■ munäi ■ verb. (!) patris hoslia vera, die mit spitzem Griffel in die
Lehmform eingegraben waren. Nach der Inventarisation von 1880.]
Gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. und runder Form.
Auf den Fuß aufgesetzt Relief des Gekreuzigten (ohne Kreuz), Stander unten mit
maria, oben mit ihesus, die Zapfen ausnahmsweise mit e maria (alles in Minuskeln
graviert). Schale einfach schrägwandig. Patene mit hübschem Weihekreuz und ver-
tieftem Vierpaß. Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VIII (1875) 167.
Im W der Kirche liegt der Böteische Hof, angeblich ein alter Hof des
Klosters Heilungen, das indessen in H. meines Wissens nicht begütert war —
Hassel-B^e sprechen I 414 von einem Kloster, dessen Trümmer noch zu sehen
seien, von dem aber nicht bekannt sei, wann es zugrunde gegangen oder zu
welcher Rege! es gehört hatte — , vermutlich mit dem 1282 bezeugten Riddags-
hauser Klosterhof (s. S. 46) sich deckend. Erhalten hat sich noch die 1 '/i m starke
Sadsdte, sowie ein kurzes Stück der W- Mauer des fast völlig erneuerten Wohnhauses,
mit Eingang, der eine rundbogige, aber gefaste Außen Verblendung zeigt. [Eine
Holztür zeigte die Inschrift Anno dni MS44\- Alt ist aucli die Mauer, die den
Hof im O gegen den Kirchhof abschließt imd einen ahnlichen Eingang hat.
[Nach der Inventarisation von 1880 stand damals noch auf dem Hofe ein Berg-
fried von 8.50X7.50 m Flacheninhalt, 1.60 m Mauerstarke, mit einem rundbogigen
Eingang von 2.30 m Weite, der in einen kellerartigen Raum mit spitzem Tonnen-
gewölbe führte; an Stelle des massiven, übrigens flach gedeckten Obergeschosses
war ein Fachwerkstock getreten. Sodann waren damals noch die Gnmdmauern
einer in den dreißiger Jahren des XIX. Jahrh. abgerissenen Kapelle Östlich vom
Bergfried erhallen, die ein Rechteck von 18x1 1 Schritt bildeten.]
Hedwiffsburff.
Namensformen. Stekehnborck (1196), Hedwigsburg (seit 1578).
Geschichtliches. 1196 wird vom Bischof von Halberstadt die capella St. %(i-
weiht ad honorem Dei et gloriose matris eius Marie et bb. martirutn Cosme et
Damiam. Z\i den Gütern gehörte damals totalis etiam fundus, in quo (astruni
Stekelenborch quondam constructum ftterat. Zugleich wird ein sacerdos Johannes ge-
nannt. Das Patronat über die zum Bann Kissenbrück zahlende Pfarre war um
1388 herzoglich, gehörte aber seit 1420 dem Domstift in Braunschweig. Die
Siedelung bestand schließlich aus einem Meierhofe des Domstiftes, der 1543 an
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AmligerichUbeilrk Wulfcnbättel.
Andreas Bessel in Wolfenbüttel, 1578
i:i
aber an den Herzog Julius übei^g. Dieser
venk-andelie das Gut in ein LuslsdiloB,
da.s er seiner Gemahlin Hedwig von
Brandenburg schenkte und dieser zu Ehren
umnannte. Hedwig ihrerseits Qberliefi das
Sthiciß 1600 ihrer Schwiegertcxiiter, die
1612 vom Blasiusstifte in Braunschweig
auch <len Rest seiner Rechte in Slecklen-
bürg eru-arb. Herztig Friedrich Ulrich ver-
äuBerte 1630 (las Gut als ein Rittergut an
den Abt Tuckermann, dessen Erben es
jednih an die Heni^ 1670 und 1686
Kurütk verkauften. Herzog Anton Ulrich be-
stimmte es 1 704 zur Ausstattung des jedes-
maligen Erbprinzen mit der Bedingung, daß
es nach dem Aussterben der bevemschen
Linie an das Waisenhaus in Braunschweig
Übergehen sollte. Jedoch überließ Herzog
Karl das Rittergut ijbi) samt den Ober-
und Untergerichten, auch über Kissenbrück,
un seinen Minister v. Mflnchhausen, und
von MUnchhausens ging Hedwigsburg iSio
an A. Ch. Graberg, von dessen Sohne 1900
an Liibbeckes über. Als 1884 die bevem-
■,sche Linie mit dem Herzt^e Wilhelm aus-
gestorben war, forderte das Waisenhaus von
.seinen Erben eine Entschädigung für die
gegen die Bestimmung Anton Ulrichs er-
folgte Veräußerung, und wurde 1885 mit
150000 Mark abgefunden. Zum Gute ge-
hörten um 1800 712 Morgen Acker, qo
Alorgen GSrten und die Fährmflhle, die
1454 die Herzöge dem Kloster Heiningen
abkauften; bei dieser, bezw. bei der Fahr-
burg ließ der Herzog julius um 1580 ein
großes Brauhaus errichten „dem ganzen
Land und der Armut ziun besten" (Alger-
mann). Bei der Fahrmühle von Ohrum her
der älteste Obei^ng aber die Oker; vgl.
Brschw. Jahrbuch I {1902) 3. Das Gut bildet
einen Teil der Gemeinde KissenbrOck.
Das stattliche, im Hinta^jund des
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Hedvigibnrg. aq
geräumigen Wirtschaftshofes gelegene Schloß (Tafel II; Abb. 17) besteht aus einem
massiven Mittelbau (22.50X16.15 m äußeren Maßes) mit hohem Erd-, mit Ober-
und schließlich Halbgeschoß, aus zwei in Fachwerk ausgeführten Eckbauten (außen
11.40X16. 15 m) mit hohem Erd- und halbem Obergeschoß und aus nur ein-
stöck^n, je I m zurücktretenden Zwischenbauten (14 m br.) gleichfalls in Fach-
werk. Vorder- und Rückseite des Baues sind übereinstimmend gestaltet Der
Mittelteil hat im Erdgeschoß nmd, sonst gleich den anderen Teilen grade ge-
schlossene Fenster. Eine kleine, aber doppelte und geschwungene Freitreppe je in
der Mitte der beiden Längsseiten führt zu einem Absatz; Über jeder Eingangstür
zwei verbundene, aber leere ovale Wappenschilder unter Vorhang mit Krone und
Antut IJJI. Die Tür und je ein Fenster zur Seite zeigen vorstehenden Quader
im Scheitel und Stab aus Blättern als Einfassimg. Die Fachwerkbauten sind ganz
schlicht gehalten, die Eckbauten haben auf der Hotseite je eine schlichte Doppel-
treppe und der östliche auch seitwärts eine einfache Treppe. Die Dächer sind
durchweg gebrochen und im unteren Teile einwärts gebogen, sowie mit Mansarden-
fenstem versehen. In der Mitte des Mittelbaues flacher Rundbogengiebel. Vgl. die
dem damaligen Besitzer, dem Geh.-Rat und Oberhofmarschall v. Münchhausen
1793 gewidmeten Radierungen des Schlosses von Karl Schröder (s. Brschw.
Magazin 1900, S. 109, Nr. 106/7). Vielleicht ist der Mittelbau älter als die Flügel;
auf der Flurkaite von Kissenbrück (1765) fehlt noch der NW-Flügel. — Von
der Hofseite her betritt man zunächst den Vorsaal, der rechts zur Haupttreppe,
links zu einem Wohnraum mit Voigemach führt, weiter zurück beiderseits zu einem
schmaleren Zugang für die Flügel des Gebäudes umbiegt und hinten auf den
fünfachsigen , aber nicht sehr tiefen und nur das Erdgeschoß einnehmenden Saal
stößt, der seine geschmackvolle und reiche Ausstattung erst imi 1 850 durch Friedrich
Maria Krähe (t 1888) erhalten hat. Im rechten Flügel sind auf der Hofseite die
Küche und Räume für die weibliche Dienerschaft, auf der Gartenseite die tiefer
gel^enen, aber bis zur vollen Höhe des Erdgeschosses reichenden Wirtschafts-
räume für waschen, schlachten usw. untergebracht; zwischen beiden Reihen von
Räumen ein Laufgang. Der linke Flügel enthalt zuerst das Speisezimmer — das
erst um 1850 durch eine Holzwand verkleinert wurde, damit der wieder fol-
gende Laufgang unmittelbar vom Vorsaal ausging — , sodann eine Anzahl von
Wohn- und Gesellschaftszimmern. In beiden Eckbauten führen besondere Treppen
zum betr. Oberstock. Der Oberstock des Mittelbaues ist durch Wände, die über
den Stichbogen des Vorsaals unten (im Gnmdriß durch Punktlinien angedeutet)
stehen, auf der Hofseite in einen schmalen Flur und in Zimmer zu beiden Seiten
abgeteilt, und ähnlich entspricht dem Saal des Erdgeschosses auf der Gartenseite
oben ein kleineres Vorzimmer in der Mitte und zwei größere zweiachsige Zimmer
rechts und links.
Ausstattung. Ölgemälde, i. Anbetung der Hirten (1,12X0.99 m), nach
Angabe eines hinten aufgeklebten Stückes aus einem Katal(^ (aber nicht dem
von Salzdahlum) als Nr. 29 einer Sammlung Werk des Abr. Bloemart (?). In
Biu- u. Kuniidcntim. d. Henii. Bnnnuhwdg. in. i, 4
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gO Amtsgerichubezük WuireDbüllcl.
der Mitte das Kind auf Lager; links sitzt Maria, in dunkelgrflnem Kleide und
nitlichem Mantel Ober den Knieen, dahinter Joseph, rechts hemm knieen oder
stehen Hirten, von denen weitere im Mittelgrund herbeieilen. Noch mehr rechts
Hirt mit Schafen und Ziegen, sowie Frau mit Kind, Im Hintei^jund Ruinen.
Gutes akademisches Bild, dessen Lokalfarben von einem dunklen Gesamtton zu-
sammengehalten werden.
2. Zeichnender Knabe (54X65 cm; Abb. 18), laut Bezeichnung ij 2 C
[S. Hedwigibarg, Ölgemälde.
aus der Salzdahlumer Sammlung (IL Kabinett Nr. 17) stammend, aber auch mit
No, 283 versehen. Von vom in Lebensgröße hinter einem Tisch mit hellbrauner
Decke ein halbwüchsiger Malerlchrling in dunkelgrünem Wams, mit großen Baffchen
und rötlich - violettem Barett, der sich vomübemeigl, so daß die langen blonden
Haare hemnterfallen und die Augen gesenkt sind, den Kopf mit der linken Hand
aufstützt und eine Vorlage mit Rötel abzeichnet. Treffliches holländisches Bild,
jedenfalls nicht ein van Dyck, wie Ebcrleins Katalog angibt, sondem etwa in
der Richtung A. Backers.
3. Mädchen mit geschlachtetem Hahn, rechts vom sitzend; um sie herum
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Hcdwjgibiiie. 51
Kuh und Kleinvieh. Links Hatte, davor dn Mann mit £seL In italienischem Ge-
schmack leidlich gemalt »md T(?) . 7X?}oMas . l6S6 bezeichnet 84X65 an.
4. Supraporta (i.jzX'-i? m) mit Gastmahl von sechs Paaren, nebst Lauten-
schlager und Diener. Durch ein Doppelfenster sieht man im Hintei^Tund tren-
nende Häuser und zahlreiche bewaffnete, z. T. auch berittene Menschen, die auf
einander losstflnnen, rechts, wo das Freie sich öffnet, ist — wieder im Hinter-
grund — das jüngste Gericht mit dem richtenden Christus imd den aus den
Gräbern auferstehenden Menschen dargestellt. Mäßiges Bild der akademisch - vlä-
mischen Richtui^ ttis dem Ende des XVL Jahrh., aber wohl sicher deutsch.
5. Große Landschaft mit Kastell im Hintergnmd, gutes, aber spätes italie-
nisches Bild.
6. Darstellung eines Brandes in Braunschweig (6iXS3 <^m), laut Bezeich-
nung Nr. 106 der 3. Galerie in Salzdahlum. Links vom eine große Platte, die
von einem Mann mit Fackel beleuchtet wird, und auf der der davorsitzende Maler
soeben die Inschrift vollenden will; Feuers brumt so in der Nacht vom 30. April
auff den i. May lyjo in Braunschweig auff Hagen-Marck (!) in eines Kauf-
mans Hause entstanden, und wodurch j Häuser in der Asche geleget worden,
AF. Harms fecit 173 ■■ Es brennt das rechte Eckhaus der Hagenbrflcke, wahrend
die Hauser links davon geräumt werden. Rechts vom im Bild die SW-Ecke des
alten Theaters. Zahlreiche Menschen bedienen die Spritzen, reichen die Eimer imd
retten die Habseligkeiten. Für die Holzarchitektur Braunschweigs, aber auch
sittengeschichtlich wichtiges Bild, inzwischen an das Städtische Museum in Braun-
schwe^ geschenkt.
7. Brustbild Philipps IL von Spanien (30x36 cm), mit Wappen, Namens-
inschiift und Zeitbestimmung //. January j^. Zu der Reihe der vlämischen
Bilder Nr. 43 ff. im Herzogl. Museum gehörend.
8. Brustbild eines Unbekannten auf Eichenholz. Bartloser Maim mit ge-
kreuzten Händen, in grauem Haar imd in Pelzschaube; Grund blau. In Luk.
Cranachs d. ä. Art, aber geringer.
9/10. Ovale, lebensgroße Haftbilder Herzog Karls I. (1735 — 17 80} und seiner
Gemahlin Philippine Charlotte, alte Kopien in gut geschnitzten Louis XVI.-
Rahmen.
11. ölskizze des Herzogs Ferdinand {t 1792) nach I. (37X47 cm), halb
vom Rücken gesehen, in violettem Wams mit blauem Ordensband. Gut und
realistisch-flott gemalt.
12. Lebensgroßes Kniestück der Herzogin Aug. Dorothee (t 1810) in vor-
gerücktem Alter, als Äbtissin von Gandeisheim mit dem blauen Ordensband.
13. Treffliches Selbstbildnis eines jugendlichen Malers (53X68 cm) aus der
Zeit um 1750. Der Dargestellte sieht grade aus dem Bild heraus und halt in der
Linkeo Palette und Pinsel.
14/15. Pastcllbilder des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand in höherem
Alter und des Abtes Jerusalem, von oder nach J. C. A. Schwartz (t 1814).
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52
AmUgerichtsbeiiik WolfeDbätlel.
Ovale Wachsbilder, laut Bezeich-
nung, des August Christian Graberg,
des Besitzers von Hedwigsbuig seit
iSio, und seiner Frau Elis. Sophie
Amalie, geb. Reichmann, mit der
Künstleraiifsdirift F. Weber /<-. 777^.
Gute farbige Arbeit; der Marui in rotem
Rock mit goldenen Tressen.
Große, prächtige Standuhr aus fürst-
lichem Besitz (A b b. 19,20), das Werk laut
Bezeichnung \on J.P.Fischer a Colken,
das Gehäuse mehrfach bezeichnet mit
Sangfecil 1754, bezw. /7/J. Die oma-
mentalen Verzierungen im Rokokoge-
schmack und die von derartigen Ver-
zierungen eingefaßten figürlichen Dar-
stellungen (Vogel, Frau im Garten, Frau,
der ein Herr Blumen reicht; am oberen
Aufsatz: Schild mit gekröntem C =
Karl I., von Trompeten blasenden Putten
gehalten) sind von innen geschliffen
dann meist vergoldet, z, T. auch ver-
silbert, während der Grund wohl mit
schwarzem Papier hinterlegt ist Vgl. die
ahnlichen Arbeiten Sangs im Herzt^l.
Museum.
Verschiedene Möbel des XVIII.Jahrh.
Faienceteller, mit Blatt-, Bandel-
und Muschelwerk in blau auf dem Rande
und dem gekrönten Namenszug Ferdi-
nand Albrechts II. im Spiegel. Unten
MB
bez.
3
GroßerFaiencedeckel mit springen-
dem Pferd in blau, auf dessen Sockel
Hedwigsburg steht; innen bez. VH {=s
V, Hantel mann).
Vor dem Schlosse auf der Hofseite
ein mit alten Kastanien und einer
Sandsteineinfassung (2. Hälfte des
XVIII. Jahrb.) besetztes Halbrund. Auf
Sockeln all^orische Knabenfiguren, z. B.
, Hedwlgibutg, Standuhr von Sang.
Dl.]lll^ediA■^^^V-'V_^VH^
Hedwigsbiii^ — Inimendorf. ci
als Vertreter der (bezeichneten) Monate und der Künste, am Eingang der Allee
größere Figuren des Winters (alter Mann mit Kohlenbecken) und des Sommers
(Frau mit Getreid^arben) ; alle diese Figuren sind in der Art der Salzdahlumer
(um 1700) gehalten mid scheinen schon aus dem Gnmde nicht eigens für diese
Stelle gearbeitet zu sein, weil keine der dargestellten Reihen vollständig ist. Am
Ausgang der Allee beim Schlosse zwei hockende Löwen je mit SchUd in den
Pranken, auf dem Liberty bezw. Properly steht.
Im Garten hinter dem Schlosse: i. Vase aus Eisenblech, schwarz und gold
bemalt, sowie zweimal mit der Inschrift La vie est un tassage, sur ce passagt,
amis, Simons des fleurs. — 2, Mordkreuz von iS7^ oder isjg aus Stein
{r.o6 m h., 0.58 m br), aus dem Dorfe Kissenbrück hierher übertragen. —
3. Nackte weibliche Marmorfigur in Lebensgröße, auf ihrem Gewand neben
Blumen ausgestreckt und mit der Linken das Haar emporhebend. Die Arbeit
30. HedwlgsbuTg, Slandahr von Sang, Einielheit.
ist nicht schlecht und ähnelt der um 1700 entstandenen Flora im Herzog].
Museum, die dem Seb. Huggenberger zugeschrieben wird und aus dem Salz-
dahlumer Schloß stammt. — 4. Am Ende einer ansteigenden Lindenallee Denkmal
aus Sandstein: auf felsenartigem, mit Schlangen, Fröschen usw. besetztem Unterbau
steht eine reich in antiker Weise bekleidete weibliche Gestalt, die in der Linken
ein Ruder halt und mit der Rechten den Schopf eines hockenden Löwen faßt, zu
dem sie sich etwas neigt. Die Arbeit scheint aus dem Ende des XVIIL Jahrh. zu
stammen; vgl. auch Schröders Radierung von 1793 (s. Braunschw. Magazin 1900,
S, 109, Nr. 108), die die Figur darstellt und hinter ihr ein sogen. Baumhaus,
bestehend aus Baurastammen, zwischen denen die Füllungen fehlen.
Immendorf.
Namensformen. Immen- oder Ymmertdorpe (1220), d. h. Dorf eines Immo.
Geschichtliches. Noch um 1480 Pfarrdorf im Bann Barum, spater und noch
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<A AmCagerichlibeiiTk Wolfenbültel.
jetzt FUial von Adersheim. Ein Pfarrer B. ist um 1235 bezeugt Das Patronat
stand nach 1318 den v. Doistadt zu und fiel später an die Herzöge. 1419 besaßen
die V. Linde eine Hufe ganderaheimsches Lehen. Das Ägidienkloster in Braun-
schweig erwarb 1297 2 Hufen vom Kl. Wenthausen, das noch 1328 2 andere
Hufen an die Vatlstedts in Braunschweig verkaufte. Das Kreuzkloster von Biaun-
schweig hatte 1446 4 Hufen an die v. Dorstadt veriehnt, 1455 erhielt es 4 von
den Adenstedts in Btaunschweig, 1456 hatte es einen Klosterhof. 4 Hufen waren
um 1300 mindensches Lehen der v. Ütze. Als herzogliches Lehngut besaßen die
V. Dorstadt nach 1318 34 Hufen nebst dem halben Dorf, der Vogtei und der
Kirche, wovon sie im XIV. Jahrh. mehrfach verlehnten oder verkauften, so 1379
den Lindenhof ans Kloster Steterbui^. Femer hatten die v. Brunsrode 13 18 und
noch 1383 I Hufe herzc^l. Lehen, 133g und noch 1487 Dörings 5, 1671 Zwei-
dorfs 3 Hufen. Um 1226 besaßen die v, Esbeck 2 Hufen meineisensches Lehen.
'/» Zehnt war hildesheimsches Lehen der v. Wolfenbüttel, dann der Patrizier
V. Monstede und gehörte seit 1265 dem Kreuzkloster in Braunschweig, die andere
Hälfte besaß 1770 die dortige Petrikirche. — Ein Reimbreit de Itnmethorp ist
1175 bezeugt.
Dorfanlage zerstreut von SO nach NW. Die Frankfurter Heerstraße zieht
am südöstlichen Dorfrande vorbei, eine Landwehr (s. Einleitung) erstreckte sich noch
1770 vom Dorfe nordwestlich zur Blekeiisledter Flur; südwestlich lag damals eine
„Kluss- Wiese". Flurkarte 1770 von C. Schöneyan. — Um 1566: 5 Ackerleute,
I Halbspaaner, 11 Köter; 1770: 5 Ackerhfife, 13 Köter, 3 wüste Höfe. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 203, 1900: 470.
Die Kirche hat ein einheitliches Schiff mit gradem Schluß. Hier in einer Stich-
bogennische gotisches Doppelfenster mit gekehlter Kante, durch Beseitigung des
Mittel pf Ostens jetzt zu einem großen Stichbogen- Fenster gemacht. In der inneren
Ostwand spitzbogige Nische mit abgesetzter Kante (zum Anlegen der Tür) und
Piscina, in der Südwand noch eine viereckige Nische. Das spitzbogige Portal im S
mit der üblichen Profilierung (Bimstab zwischen Kehle und Kamies). Sockel ge-
schrägt, Dachgesims und Giebelecksteine je mit Kehle zwischen Schmiegen, Ost-
giebel mit genastem Steinkreuz. — Der quadratische Turm liegt im N mit der
Schitfsmauer in einer Flucht, ist aber nach S herausgerückt In seiner Ostwand,
ziemlich nach S zu und in Emporenhöhe, rundbogige Öffnung mit grader Laibung,
nach dem Schiff zu vermauert. Im 0 und wohl auch im W einst je zwei tiefgehende,
rundbogige, z. T. jetzt verblendete Schallöffnungen, im N eine solche. Niedriges Zelt-
dach mit Laterne. — Vgl. Vc^es, Ztschr. d. Harzgesclüchts Vereins X. (1877) 84.
Steinaltar mit Reliquiengruft in der Platte.
Altarwand von 1740 mit reicher Barockverzierung. In der Mitte, von einer Blatt-
konsole getragen, die Kanzel, deren Brüstung eine flach gewölbte Vorderseite und
getreppte Ecken zeigt. Auf jener in reicher Einfassung (Blattwerk und Engelskopf)
Kartusche mit der chronostichischen Inschrift:
Auribus attentis, qui verbi fulmina senlis, Hospes in altari corde venilo pari.
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Immendorf — Kalme. ee
An der Predella: Andreas Albrecht Nihof, Maria Lwta Haagemans, Andreas
WilAelm Niehefy Use Maria Dunten, selbige geben diesen Altar IJ4.0. Rechts bezw.
links von den seitlichen Durchgangen je eine korinthische Säule und auf ihr ein Engel
mit dem Spruche: 5« getreu bis in den Toi, bezw. So will ich dir die ewige
Krone geben. Die Kanzel wird eingefaßt von gedrehten und umwundenen korin-
thischen Säulen. Diese und korinthische Filaster tragen das verkröpfte, mit ge-
bogenem und gebrochenem Giebel versehene Gebalk; der Schatldeckel besteht in
einer starken Verkröpfung des Gebalks. Zwischen Säule imd Pilaster je eine Nische,
links der Gekreuzigte mit den ganz kleinen Gestalten von Maria und Johannes, rechts
auf dem kastenart^en Grabe der Auferstandene mit zwei Kri^em, die wieder
beträchtlich kleiner dargestellt sind. Zur Seite Hangewerk im Stil der Zeit Ludwigs XIV.
Im Giebel Jeh&vah inmitten von Strahlen und Engelsknaben. Vgl. den fast genau
übereinstimmenden Altar desselben Meisters in Engelnstedt (s. dort).
Taufengel als Knabe mit Schale, von 1783; an einer Kette Schild mit dem
Stiftemamen.
Glocke von 72 cm H., 1707 von C. L. Meyer in Braunschweig gegossen,
mit den Namen des Pastors Rankenius, des Gogrefen Gebhard Dunten in J. usw.
Kelch aus vergoldetem Kupfer, von 17 cm H. und runder Form. Der aus
äner flachen Scheibe bestehende Knauf zeigt eine reich au^ebogene Form, die
Schale ist leicht geschweift.
Zwei barocke Zinnleuchter von 32 cm H., 1638 gestiftet. Der auf drei Kugeln
ruhende Fuß ist reich profiliert und an zwei Gliedern mit Eierstab verziert, der
tmten, wie oben mit einer Schale schließende Ständer zeigt die Form einer doppel-
ten Docke. Braunschweiger Beschau (Löwe) und das Meisterzeichen EF Ober einem
von Pfeilen durchbohrten Herzen (Tafel XXIII 22; vgl. auch Bd. II 193).
Zwei Blumenvasen aus Holz, von 1742.
Kalme.
Namensformen. Kallenem (1184. 1303), Kallenheym (1300), Kalnkem {1349),
Kalnem (1322), Callem (1305. 1353), Kalm (um 1400),
Geschichtliches. Filial, früher jedoch Mutter von Achim und Vorort eines Archi-
diakonates (mit eigenem Archipresbyter), das 1184 mit der Probstei Stötterlingen-
burg verbunden wurde, aber als solches noch 1453 erscheint. Ein Pfarrer noch
1531. Stötterlingenburg hatte 1249 das Patronat und besaß 1291/92 7 Hufen mit
einem Klosterhof unter der Vogtei der Grafen von Regenstein. Kloster Wöltinge-
rode gab 1322 3 Hufen ans Marienhospital in Braimschweig, die dortige Martini-
kirche besaß 1407 3'/j Hufen mit Hof und Bergfried. Herzogl. Lehen der Asse-
burger waren um 1400 2'/^, der Regensteiner 1569 i Hufe. 1305 wurden 5 Hufen
mid ein Zehnt vom Ptäceptor der Templer an braunschweigische Bürger ver-
lehnt, 1584 besaßen die dortigen Barpken den Zehnten
Dorfantage. Die wenigen Höfe unregelmäßig um einen großen Platz gruppiert
Nördlich vom Dorte der große und kleine Galgenberg. Über die im Dorfe auf-
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56 Amtigerichtibeilik Wolfenbattel.
gegangene Wüstung Ohlendorf vergl. dort „Heidenkirchhof" südlich zwischen der
Eisenbahn und dem Setnstedter Wege, am Hasenbleeksgraben. Flurkarte 1762
von J. J. Schmidt — 1569 und 1584: 2 Ackerleute, i Burgermeier, i Halbspänner,
2 Kotleute; 1762: 2 Ackerleute, 1 Halbspanner, 4 Kotsassen, Einwohnerzahl
1790/3: 70, 1900: 143.
Kirche 1838 vom Kreisbaumeister Kruse gebaut; vgl. Vc^es, Ztschr. d. Harz-
geschichtsvereins X {1877) 86, [Die frühere Kirche war nach Angabe im Corpus
Bonorum ein Neubau, der sich — gewiß unter zeitweiliger Beibehaltung des alten
Schiffs — an die Westseite des alten Turms lehnte. Ein Stein in der Mauer zeigte die
Inschrift M. HH. C. M. W.]
Glocke von 67 cm H-, 1704 von Christian Ludw. Meyer in Biaunschweig
Kelch aus vergoldetem Silber, unbedeutend, bezeichnet lEB und 13 L(ot}.
[Im O des Dorfes standen 2 oder 3 Steinkreuze, von denen eins, das jetzt
gleichfalls verschwunden ist, noch 1880 inventarisiert wurde.]
Kissen brück.
Literatur. Bege, Vaterland. Archiv 1842, 251 ff.
Namensformen. Chtrsenbrucge (822/836), Kissenbruke (944), Cisütuhrucga
(1058), Kissmbruke u. a. (um 1226), d. h. der Ort bei der Brücke über die Kirse,
Risse, einen in die Oker fließenden Bach.
Geschichtliches. Der Ort, jetzt Pfarrdorf der Inspektion Börssum-Biewerade,
war im Mittelalter Sitz eines Halberstädter Archidiakonats und 1570 der der
Asseburger Inspektion, Ein Presbyter Hugo wird 1 1 76 erwähnt, der Archipresbyter
Dethmar aber war 1333 zugleich Pfarrer von Ost-Biewende (s. S. 22). Die
Kirche war dem hl, Stephanus geweiht und gehörte zu den 35 ältesten Pfarr-
kirchen des Sprengeis, die Bischof Hildegrim (t 827) gegründet hatte (s. Ein-
leitung); daneben wird 1333 eine Martinskapelle genannt, mit der ein Kaland
verbunden war. Das Patronat der Pfarrkirche wurde 1680 vom Domkapitel in
Halberstadt gegen das in Groningen an die Herzöge vertauscht, gehört aber seit
1773 zu */5 dem Besitzer von Hedwigsbui^, zu '/g dem von Neindorf. 1328
erwarb der Pfarrer für seine Kirche 2 Hufen. — Der Ort war auch Sitz eines
Grafendinges, das 1247 vielleicht den Grafen v. Wernigerode zustand, 1259 jedoch
von Herzog Albrecht d, Gr. und 1268 von den v. d. Asseburg abgehalten, 1360
aber nach Gr,-Biewende verlegt wurde. 1400 ist auch von einem Bauerngericht
die Rede, das bei dem Herzog zu Lehen ging. — K, tritt schon früh in der
Geschichte hervor, 822/836 gab ein Graf Thuring sein Gut in K. und Neindorf
(vermutlich dem wüsten Kraut-N., s. dort) dem Kloster Corvey, und 944 stellte
Kaiser Otto I. über einen Gütertausch mit Markgraf Gero hier eine Urkunde aus
(die betr. Ottos III. von 990 ist gefälscht), vermutlich doch in einer königlichen
Pfalz, Und ebenso urkundet hier Otto das Kind 1237. Aber älter noch, als der
Ort, muß die Brüdie, nach der er genannt ist, und die Heerstraße, für die die
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Kalme — KJMenbräck. g -j
Brücke gebaut «-urde, gewesen sein, und zwar kommt hierfür die erst später
wichtige Straße nach Homburg wohl weniger in Betracht, als die uralte Straße
von W nach O, die bei Ohmm die Oker überschritt und bekanntlich schon im
VIII. jahrh. bezeugt ist (vgl. P. J, Meier, Braunschw. Jahrb. I 1902, S. 3). In
transUu ptmtis Kyssenbntgge fand 1240 zwischen den Klöstern Dorstadt und
Heiningen ein Güteraustausch statt; dort wurde also auch das Grafending abge-
halten, für das aber 1367 auch das Alveld angegeben wird. Wegen der Bedeutung des
Strafienüberganges sollte in K. auch nadi Algermanns Vorschlag 1584 eine Pomciba
angelegt werden, — 1345 und 1367 wurde das wicbelde unde dat gut in K.
nebst dem Gericht Assebuig an die Stadt Braunschweig verpfändet. 1058 überwies
das Hochslift Hatberstadt dem Kaiser Heinrich IV. einen Hof fOr die Abtei
Drübeck. Auch das Ägidienkloater in Braunschweig und das Kloster Dorstadt
besaßen 1330, bezw. 1310 je einen solchen. St. Spiritus in Braunschweig erwarb
1328 5 Hufen vom Herzc^, die dortige Magnikirche besaß 1346 deren 2. Von
2 gandersheimschen Lehnshufen ist 1383 die Rede. Von herzog). Lebnstücken
basaßen 1344 und noch 1503 die v. Weferlingen 9 Hufen, 1344 die v, Neindorf
15, 1328 die Dörings i (dazu 1323 5'/j Hufen reinsteinsches, 1385 2 ganders-
heimschcs Lehen). Die v. Wallmoden hatten 1286 4 Hufen in K. und in Biewende
an die v. Biewende (wohl die Ministerialen) verlehnl und besaßen noch 1531
5 als herzogl. Lehen. Die Spirings v. Biewende hatten 1311 2, die Bortfelds in
Braunschweig 1507 11 Hufen. Ein aus einem Acker- und einem Halbspannerhof
zusammengeflossener Schriftsassenhof von 175 Morgen, die Eulenburg, wurde
1802 mit dem Rittergut Hedwigsburg vereinigt. — Der Hauptzehnl kam 1291
von Halberstadt an das Ägidienklosier in Braunschweig und von diesem an die
Universität in Hehnstedt; 1765 gehörte er dem dortigen Konvikt, — Ein
Adelsgeschlecht von K. ist im XIII. und XIV. Jahrh. bezeugt.
Dorfanlage langgestreckt von W nach O, im O haufenförmig. Zum Dorfe
gehören auch das Rittergut Heduigsbuig und die Fahrmühle; aber diese s. bei
Hedwigsburg. Flurorte: hinter der Eulenburg (östlich vom Pfarrhause, jenseits der
Kisse), beim Tarlam-Pfahle und Stobenbreite. Flurkarte von Schöneyan 1765,
— 1584: 3 Ackerleute, 4 Burgermeier, 3 Halbspänner, 32 Kotleute; 1717
6 Ackerhöfe (von denen 4 zur Hedwigsburg gezogen waren), 5 Halbspänner,
20 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 480, 1900: 1191.
Die Kirche (Abb. 21. 22), laut Angabe im Corpus Bonorum nach dem Brand
der allen Kirche auf Kosten des Herzogs Rudolf August unter Leitung des Bau-
meisters Anton Reinhardts vom Maurer Hans Bansleben 1662 — 1664 aus-
geführt, bildet im Grundriß ein großes Mittelquadrat mit abgeschrägten Ecken,
von dem nach EÜlen vier Seiten kurze, aber unter sich gleich lange Kreuzarme
ausgehen. Ober dem Quadrat wölbt sich, in Holz ausgeführt, eine flache, mit den
Rippen von Engelsköpfen aufsteigende Kuppel, deren Mitte in Form eines Acht-
ecks mit Dockengeländer durchbrochen ist, so daß man bis zur Decke der oberen
Laterne sehen kann. In den schrägen Ecken zwischen den Kreuzarmen je ein
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.58 AmttgtrJcbUbedtk Wolfenbüttel.
grofies, einpfostiges Spitzbogenfenster mit Kreis über den Teilungsbt^n und einem
Profil, das aus Kamies, Ratte und Kehle besteht In jedem Kreuzarm ein rund-
bogigeT Eingang mit Kamiesprofil — zwei davon jetzt geschlossen — mit einem
Stichbogenfenster darüber (jetzt gleichfalls verblendet). Das Dachgesims zeigt antiki-
sierende Formen mit leerem Fries. Das Dach selbst ist über allen Kreuzseiten
gewalmt; über der Vierung eine doppelte achtseitige Laterne. In der Wetterfahne
INRI und 1663. — In jedem Kreuzarm eine zweistöckige Empore, im f>sil.
zugleich der Aufgang zum Dachboden und die reich verzierte barocke Altarwand
aus Holz (Tafel III; \^1. auch „Braunschweiger Baudenkmäler" III Nr. 98). Der
^l. Klttenbiück. Kircbe von NO.
Nach „BriuQichwdger BaadeakniKIeT" III Nt. 97.
Unterstock dieser letzten wird durch vier gedrehte korinthische Säulen in ein leeres
Mitlelstück und zwei seitliche Zugange geteilt. Vor der Mitte die kleine Rundfigur
des Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes. Über den Zugängen und als
seitliches Hängewerk flache Voluten in durchbrochener Arbeit, schon barock ver-
wildert. Der zweite Stock enthalt die aus fünf Seiten eines Achtecks gebildete
Kanzel, die wieder von zwei korinthischen Spulen eingerahmt ist. Beiderseits von
diesen steigt je eine Schräge nach außen hinan, auf der ein tangbekleideter großer
Engel mit Säule bezw. Leiter steht. Auch hier wiederum reiches durchbrochenes
Volutenwerk. In den fünf Nischen der Kanzelbrüstung die Rundf^ren des Erlösers
und der Evangelisten, daneben zur Seite je eine Nische mit denen des Moses
und des Täufers. Der gleichfalls aus dem Achteck gebildete, mit verkropftem Ge-
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Tafe! III. Ivissenbrüc-k, Altar.
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KiiicDbriicIi.
59
^.
balk versehene Schalldeckel wird scheinbar von frei schwebenden Engeln getragen
und dient seinerseits als Unterlage fOr vier frei aufsteigende volutenartige Streben,
die eine ahnlich ausgestattete Platte tragen. Ganz oben die Gestalt des Auferstan-
denen, in der Höhe des Schalldeckels wieder nach außen ansteigend je ein Glied
eines geschweiften und gebrochenen Giebeb mit einem kleineren Engel, der das
Kreuz bezw. die Dornenkrone (fehlt
jetzt)halt. An einem Stein-
Eockel neben dem Altar
das Steinmetzzeichen:
Samtliche Figuren sind stark bewegt
und gut gearbeitet. Das Ganze ist
sehr wirkungsvoll gehalten. Vgl. Yo-
gas, Ztschr. d. Harzgeschtchts Vereins
VIII (1875) 167.
Die unteren Emporen sind mit
Blendarkaden und Pilastem versehen,
von denen die letzten statt der
Kapitale frei abstehende Bügel zeigen.
An der Westempore rechts (herald.)
Wappen mit Himmelsleiter und Palm- _
bäum, links der v. Münchhausen. Die
oberen Emporen mit Dockengeländer.
Neben den großen Fenstern höl-
zerne, aus einer Maske heraus-
wachsende Arme, die je einen drei-
fachen Leuchter tragen.
[Einen Taufstein mit der Figur
Johannis d. T. erwähnt das Corpus
Bonorum.]
Die Orgel ist nach derselben An-
gabe 1718 durch Meister Johann
Andreas Graff gebaut worden.
Grabdenkmal aus schwarzem
und weißem Marmor neben der Altar-
wand, das oberhalb des Unterbaues
einen Sarkophag vor einem Obelisk
zeigt. Unten: Albrecht Edmund Georg v. Münchhaustn, Herzogt. Braumch. Lün.
Geh. EtaaH Minister ud. Oberho/marsehal, Ritter des Ordens vom Dannebrog, geb.
d. 20. Det. 172g, gest. d. z8. Juny lygö, und Melusine Gertrud Anna v. Münch-
hausen, geb. V. Adelepsen, geb. d. 12. Febr. 1733, gest. d. ij. März 179S, oben:
Aus kindlicher Liebe ud. Achtung errichtet d. 9. Sept. 1801. Hier auch die Wapi>en
der v. Münchhausen und v. Adelepsen.
Queractanltt and GruadriU der Kirche.
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6o Amtigeiichubctirk Wcilfeubüttel.
Frühgolischer Kelch aus vergoidetem Silber (Tafel I 2; Abb. 23) von 16 an
H., 14 cm oberem Dm. und runder Form. Der am senkrechten Teile von
Vierpassen durchbrochene Fuß zeigt oben 6 flach gewölbte Medaillons mit
den gut gravierten Darstellungen der Verkündigung, Geburt, Taufe, Kreuzigung,
Auferstehung und Himmeirahrt, sowie dazwischen in gleicher Arbeit Weinlaub-
ranken. Der Stander ist sechseckig und kreuzweis graviert, die runden, stark aus-
ladenden, zylinderförmigen Zapfen sind nur durch durchbrochene Sterne geschlossen,
der Knauf zeigt einzeln aufgelegte gotische Weinblätter, die Schale hat fast Halb-
kugelform, die Patcnc vertieften Vierpaß.
13. KiiieabiDck, FuB dei Kelches.
Oblatenschachtel aus Silber, von 9 cm H. und Dm., sowie von runder Fona,
mit drei Kugeltüßen und der Inschrift (am Körper): Diese Schachtel hat su der
Ehre Gottes gegeben au/ den Altar zu Kissenbrück J'riedrich Franls von Uslar,
gewesener Drost, den i. Jan. 1653. Auf dem Deckel das Wappen der v. Uslar
und FF — V V. Braunschweiger Beschau (Löwe) und das Meisterzeichen
Tafel XXIIl i.
Zwei barocke Zinnleuchter von 44 cm H., reich profiliert und gedreht, laut
Inschrift 1736 durch den Superintendenten Weber geschenkt. Meisterstempel „■
Westlich von der Kirche, in der Flucht der Kirchhof smaucr, steht der quadra-
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:^fU3
[KisuQbnick — Lecbeln.] 6l
tische Glockenturm, dessen unteres, im Kreuzgewölbe gedecktes Geschoß als
rundbogige Durchfahrt gestaltet, dessen Obergeschoß mit je einem großen Rund-
Ix^Qfenster versehen ist. Das Dachgesims wie bei der Kirche, das Dach von
niedriger INramidenform. Am Torbogen
die beistehenden Steinmetzzeichen,
denen die beiden j^eichwertigen ersten
am häufigsten vorkommen.
Glocken, i. von 56 cm H. und 52 cm Dm., am Hab zwischen Ornament-
Streifen, wie sie Borstelraann verwendet, und Zu Gottes Ehren ven Herrn
I>rosten Friedrich Franlz von Uslar und der Gemeinde in Kissenbriuk gegeben anno
164g- — 2. von 88 cm H., am Hals;
Dum eamfana haee pulsatur,
Grex , templun
ad
Gens praecei
am Körper das zwölffeldige herzogliche Wappen, der Namenszug des Herzogs
Rudolf August und die Sprüche Joh. 20, 29, Luk. 14, 17, am Schl^ring H(eito)
M(eyer) fecit anno salulari MDCCI.
[Auf dem Kirchhof standen nach Angabe im Corpus Bonorum fünf Hütten,
die vielleicht auch zur Aufnahme des (Zehnt-) Getreides dienten; s. S. 39.]
Pfarrhaus, Fachwerkbau von 1675, mit der Hauptseite nach dem
Garten zu. Die Knaggen unter dem Oberstock und dem Dach haben
hierbeistehendes Profil, während sie an der Straßenseite Viertelstab,
langen Kamies und wieder Viertelstab zeigen. Die Füllhölzer haben ab-
gesetzten Viertelstab, der Schwellbalken ist an der Unterkante gerundet
und tragt die Inschrift Ps. 127, i, dann Sit pax intranlibus a vero pacis
principe et salus exeuntibus a vero salulis aulore. Haee domus parochialis
exstrueta pastore Antonio Deichmann. Die Zeitangabe anno i6ys einst an der Tür
nach dem Garten, jetzt an der Straßenseite.
[Lech ein.]
[Literatur. A. W. Hassel, Braunschw. Anzeigen 1750 St 78, 1753 St. 99,
1754 St. 67, 1757 St 53. 70. — Spieß, die Marienkirche in WolfenbQttel
(im Druck befindlich) S. 4 f. und sonst.]
[Namensformen. Lechidi (1084), Lechede {1388 vl sonst), später Lechelde,
Leehell, selbst Lechlum^
[Geschichtliches. L. war Pfarrdorf im Bann Atzum. Das Patronat der dem
hl. Stephanus geweihten Kirche war 13 11 halberstädtisches Lehen der v. d. Asse-
buig, seit dem Ende des XIV. Jahrh. aber herzoglich. Die Kirche verlor jedoch
bereits 1460 dadurch, daß das Dort von Bewohnern bereits ganz verlassen war,
ihre eigentliche Bedeutung und, wenn sie auch noch bis 1567 dem Namen nach
mit einem Pfarrer besetzt wurde, so wird sie doch 1522 als verwüstet und nach dem
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62 AmUgeTlchtobesltk Wolfenbüttel.
Schmalkaldischen Kriege 1542 als vollends zerstört bezeichnet Es ist schon
Bd. III I S. 7 gesagt, daÜ Bischof Gerhard von Halberstadt 1460 den wenigen
zum Dorf gehörenden Bewohnern, die vor dem Schlosse Wolfenbütte) und in
weiter Entfernung von der Pfarrkirche wohnten, die Eriaubnis gab, die sacra in
der zu demselben Sprengel gehörigen Longinuskapelle zu reichen, ihre Toten aber
auf dem Kirchhof der Marienkapelle (vor Wolfenbüttel) bestatten zu lassen, mit
der Beschränkung jedoch, dafi die Pfarrkirche bestehen bliebe, und die vier kirch-
lichen Hauptfeste (Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt und Weihnachten), sowie
das Fest der Stiftung und der Patrone in ihr gefeiert würden, daB schlieBtich
der alte Zustand hergestellt würde, sobald die Wüstung wieder bewohnt wäre.
Dies letzte geschah aber nicht, vielmehr vereinigte Heinrich d. J. durch die Fundatio
von 1561 (s. aaO. S. 40) die Güter der Kirche in L., aber auch die bis dahin
an ihr haftenden Pfairechte endgültig mit der Marienkirche in seiner neugegrün-
deten Stadt, dem späteren Wolfenbüttel. Ausgestattet war die Pfarre im XV. Jahrh.
mit je 4 Hufen und Wiesen ^■o^ Wolfenbüttel, die Herzog Heinrich g^en andere
Güter eintauschte, in der Fundalio von 1561 werden an jährlichen Einkünften
von zahlreichen, über 1 1 Ortschaften zerstreuten Gütern insgesamt 23 fl. bo &
und II Scheffel Getreide, darunter 18 fl. als Zehnt vom Acker vor dem Agidientor
in Braunschweig, angegeben. Ein Rückgang in den Einnahmen der Kirche und
ihrer Altäre läßt sich aber bereits gegen Ende des XIV. Jahrh. teststellen; so
mußte der Meier eines Hofes mit einer halben Hufe in Apelnstedt erst auf die
Beschwerde des Pfarrers der Kirche hin, die in der betr. Urkunde fälschlich mit
dem Altar der hl. Cosmas und Damianus verwechselt wird, und im Auftrag Papst
Urbans VI. durch den Scholastikus von Moritzberg 1 3 88 gezwungen werden, den vier
Jahre vorenthaltenen Zins von je 4 S zu entrichten, und 1392 mußte Herzc^
Friedrich, weil die Pfarre zu L. und der gleichfalls unter herzoglichem Patronat
stehende Altar des hl. Bemward in ihr durch Raub und Brand so verwüstet waren,
daß zwei Geistliche ihren Unterhalt darauf nicht finden konnten, beide Stellen
zu einer vereinigen; genau dasselbe aber wiederholte sich im Jahre 1393 mit dem
oben genannten Altar der hll. Cosmas und Damianus, wozu Bischof Ernst die
Genehmigung erteilte. Auch ein Altar der hl. Barbara wird in der Kirche erwähnt
— 1084 gehörten i'/| Hufen in L. zur Ausstattung des Klosters Huyseburg. In
der I. Hälfte des XIV. Jahrh. war L. Sitz der v. d. Asseburg, die hier bereits
lun 1202 begütert waren; Ekbert wird st^pr 1304 als residens in Castro L. be-
zeichnet, das 1311 als halberstädtisches Lehen desselben bezeugt ist und wahr-
scheinlich mit dem späteren herzoglichen Vorwerk zusammenfällt, das 1373 als
Zubehör zur Burg Wolfenbüttel seitens des Herzogs verpfändet wird, darm aber
für längere Zeit verschwindet und erst im XVII. Jahrh. als das sog. Rote Vor-
werk wieder erscheint, das 1774 bezw. 1776, in einzelne Teile aufgelöst, zu
Erbenzins ausgetan wurde (s. Bege, Wolfenbüttel S. 177). — Dorf und Flur L.
lagen nördlich von Wolfenbüttel und südlich vom Lechelnholz, das noch jetzt
den Namen der Wüstung bewahrt hat]
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[LechelD] — Leiffetde. 63
Leifferde.
Na mens formen. Lefaeräe, -foräi (i 176. 1 191, mit dem Tms^Xz prope oAfst apud
Rtaängt 1306. 1475), Leyforde{\\<^^, mn 1344), Leü/t>rde(i2^b), zu ndd. /ifrrf, Fvirt.
Geschichtliches. Filial von Gr.-Stöckheim. 1176 erwarb hier das Kloster
Steterburg 3 Hufen Erbgut nebst Hofstatten, und t iSi ist nochmals von 5 Hufen,
\-ielleicht denselben, die Rede; dazu kam 1190 eine weitere Hufe, und 1191
(auch 1210 und 1218) bestand dessen Grundbesitz aus 9 Hufen und 4 Höfen;
1306 u-urden nochmals 2 Hufen, 1276 der assebuipsche Anteil an der Mühle,
Vogel- und Fischweide erworben, 1283 aber die Mühle und der Klosterhof in
der Fehde der Grafen von Wernigerode mit Herzog Heinrich dem Wunderlichen
verbrannt. S. Blasius in Braunschweig besaß um 13 15 1 '/j Hufen, Kloster Katelen-
buig 1326 eine Mühle. An herzogl. Lehen besaßen die v. Wcferlingen 1344 und
später 7 Hufen nebst Zubehör, die 1468 an die Spalwit verkauft wurden, die
v. Salder 1492 2, die v. Bortfeld 1507 6 Hufen. 6 Hufen und 2 Höfe erwarben
1484 die v. Zweidorf, 1747 die v. d. Damm als asseburgisches Lehen. Um 1580
hatte hier der Herzog eine Wasser- und eine Walkmühle, Den lialben Zehnten
besaß schon seit 1190 und noch 1748 Kloster Sieterburg.
Dorfanlage haufenförmig, die Häuser mit der Hauptseite nach S gerichtet.
Die Frankfurter Heerstraße durchschneidet beim Weiler Thiedebach (s. dort) den
nordwestl. Teil der Flur. Flurnamen: Leifferder Meer, das große Werder, Pulversee,
Westlich neben der Thieder Straße und im S des Dorfes sind auf der Flurkarte
(von A. F. Spieß 1748) Schanzen, wie es scheint, angegeben. — Um 1 580 : 4 Acker-
leute (einschl. i Burgermeicr), 2 Halbspänner, 7 Kotleute; 1748: 4 Ackerleute (auch
halbe), 4 Halbspänner, 6 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 188, igoo: 501.
Die jetzige Kirche trat 1864 an die Stelle einer kleinen Kapelle.
Hölzerne Gedenktafel des schwedischen Obersten David Sibbald, mit
dessen vierfeldigem Wappen imd der Inschrift: /« domino hU rtquUscit eximia
pittatt, tarn literis, quam armis insignis, omni virtutis ifUndore illustris d. David
SibbaiJ, protribumts chiliarehiae pedestris tud Corona Sweciae, Scotus, ßlius d.
Johatmit Sibaldi baronii a Kaer, qui in cet^essu contra Catsarianoi in sylva
prope Wolffenbütteü globo sclopetali txpiravit 79. Juny 1641, aetatii suae jS. üt-
navatum anno 1802. Vgl. Steinmann, Braunschw, Anzeigen vom 12/rV 1893.
Glocke von 58 cm H., 1777 von Job. Konr. Grete in Braunschweig grossen.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 18 cm H. imd sechsteiliger Form. Auf dem
Fuß Relieffigm des Gekreuzigten, Ständer sehr kurz, Knauf in eigenartiger Weise
diamantiert. Schale leicht geschweift Wohl aus dem XVI. Jahrh.
Zwei Blumenvasen der v. Hantelmannschen Faiencefabrik, von 2}, cm H.,
geschweiftem Profil , aber im Querschnitt rechteckig mit abgetreppten Kanten,
auf den Hauptfeldern mit Blumenmalerei in blau, violett und gelb auf weiß, sonst
Yff
auch mit Marmorzeichnung auf gelbem Grund. Unter dem Fuß bezeichnet „ '
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64 Amtig«richUbeiirk Wolienbüttel.
Messingtaufbecken in getriebener Arbeit, im Spiegel von 34, im ganzen
von 44 cm Dm,, im Grunde mit Rosette aus zwei Reihen schräg gestellter Blatter
(getrieben), dann, im Kreise herum, mit der bekannten Minuskelinschrift, wie
Bd I ,, schlieBlich'™, derb,^,e- JO.^gS«1p^JjSg3-X«D/C53
henden fünfmal wiederholten Inschrift ^^ ^
Leinde.
Namensformen. Letuthe {loyS), Zietutie (i i<)i), Zewt/Ae oder ZftuJe {1200.
1308. 1536 u. sonst), Leende {1406}.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann, jetzt in der Inspektion Barum;
ein Pleban Hermann wird 1240 genannt. Das Patronat ist herzoglich. Das Kloster
Steterburg besaß iiqi 9 Hufen und 14 Wort (1210/18 nur 12), das Kloster
Heiningen erwarb 1178 und 1321 je 1 Hufe, das Hochstift Paderborn hatte vor
1236 an die von Volkmarode 5V1 Hufen ausgetan, die dann an Riddagshausen
kamen, das Hochstift Hildesheim an die Grafen v, Woldenberg und diese nieder
an die v. Wallmoden 3 Hufen, die 1531, nach der Hildesheiiner Stiftsfehde, als
herzogl. Lehen erscheinen; i Hufe war 1242 von Riddagshausen an Hildesheim
gelangt Als herzogl. Lehen besaßen noch die v. Schwiecheldt 1536 i Sattelhof
und 12 Kothöfe, als bortfeldsches Lehen die v. Vechelde 1403 5 Hufen, i Meier-
und 1 Kothof. Der Zehnte (von 1072 Morgen) gehörte 1406 der Domkelhierei,
1765 der Domprobstei in Hildeslieim. — Ein Adelsgcschlecht v. L. ist im
XIII. Jahrh. bezeugt
Dorfanlage zerstreut, von W nach O gestreckt, die Häuser mit südlicher
Hauptfront. Die Frankfurter Heerstraße durchschneidet die Flur im W, die „Land-
wehre" (s. Einleitimg) bildet die Grenze gegen die Adersheimer Flur. Flurkarte von
C. Schöneyan 1765. Damals 3 Ackerleute, 4 Halbspänner, 7 Groß-, 14 Klein-
Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 289, 1900: 326.
Die Kirche hat einheitliches Schiff mit gradem Schluß, dessen Ecken aber
erneuert sind. Im N vermauertes Spitzbogenfenster. Die Wände sind, wie oben
an den östlichen Quaderecken des Turms zu erkennen ist, nachträglich um i'/j m
erhöht worden. Der rechteckige Turm Hegt mit dem Schiffe in einer Flucht und
wird mit ihm durch einen hohen, modernen Rimdbogen verbunden. Das alte
Glockenhaus besaß an den Schmalseiten im N und S je ein, an den Breitseiten
je zwei, jetzt vermauerte Schallöcher mit Stichbogen. Das neue Glockenhaus ist
darüber angelegt Nach dem Corpus Bonorum des XVIII. Jahrh. trag der Turm noch
einen kleineren Turm (wohl Laterne), der ursprünglich für die Glocken bestimmt war.
Glocken. 1. von je 91 cm H. und Dm., 1721 von Christian Ludw. Meyer
in Braunschweig gegossen, mit dem Spruch Ego clamorem, Dats amorem und dem
Namen des Pastors Voigts und der Kirchen Vorsteher. — 2. von 55 cm H., von
gleichem Meister und Jahr, mit: Im Namtn Jesu rufe ich sie alle zur Zeit, sowie
den Namen des Herzogs August Wilhelm, des Oberamtmanns Brej-mann, des
Superintendenten Spechts usw.
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Leirerd« — Leinde.
65
Runde OblatenbOchse aus Zinn von 12 cm Dm., mit Riefelung unten und
oben, einem Stern auf dem Deckel und dem Meisterzeichen J. C. Querners
Tafel XXIII 34 u. 51.
Messingtaufbecken von 41 cm Dfli., mit der üblichen Darstellung der Ver-
kündigung und der Minuskelinschrift, wie Bd. I 73, 224.
Zwei Zinnleuchter von 49 cm H., mit reicher Verzierung an Fuß und Stander,
völlig abereinstimmend mit denen in Sonnenberg (Bd. II 294). Mit dem Stempel
/ C. Querners Tafel XXIII 15.
Hölzerner Hostienbehälter (Tafel I 2) aus dem XIV. Jahrb., von 27 cm
H. im ganzen, in Kelchform gedrechselt, mit Deckel versehen und Ober Kreide-
gnind bemalt. Der runde Fuß in seinem senkrechten Teil grün, in dem zum
Knauf sich kehlförmig zusammenziehenden rot mit großem grQnen Stern, der gleich-
falls runde Knauf rot, das darauf folgende, zum Becher kehlfOnnig überleitende
Glied wieder grün. Der zylinderf finnige Becher selbst zeigt auf Goldgrund in recht
guter Ausführung, aber maßiger Erhaltung sieben Halbfiguren: den Heiland
(mit ausgebreiteten Armen und offenen Händen) zwischen Petrus (links, mit Schlüssel)
und Paulus (rechts, mit erhobenem Schwert und Buch, sowie mit kahler Stirn), die
sich halb zum Herrn wenden, und vier andere Apostel (Philippus mit Doppel-
kreuzstab, jugendlicher Johannes, den Kelch (?) segnend, zwei mit Buch), sämt-
lich halb nach links gewendet. Die Gewänder zeigen rot, violett, grün, braun,
die Umrißlinien sind schwarz oder braun, die Figuren außer Johannes sämtlich
bärtig. Am eingezogenen, für gewöhnlich vom Deckel verdeckten Rande in schwarzen
Majuskeln die Inschrift f Hie est pants # qui de celo deseid (der letzte Buch-
stabe zum Zeichen der Abkürzung schräg durchstrichen. Der zeltartig zugespitzte,
mit Knauf und Kreuz schließende Deckel zeigt Vergoldung mit roten Einfassungs-
linien und scheint in sechs ausgehobenen Bogendreiecken, vermutlich in erhabener
Arbeit, die Bilder oder auch die Zeichen der andern Apostel gehabt zu haben.
Das Innere von Becher und Deckel ist rot gefärbt, in dem ersten außerdem ein
großer Stern gemalt. Jetzt im Herzt^l. Museum.
Ältere Hauser. Nr. 4 besteht aus einem älteren Teil (wohl sicher des XVII.
Jahrh.) mit acht, ziemlich breiten, vorgebauten Fachen und einem jüngeren
Teil rechts davon mit sieben Fachen. Während dieser ganz schlicht ist, zeigt jener
unter Oberstock und Dach Knaggen (aus Viertelstab, langem Kamics zwischen
zwei Rundstaben und Schmiege) und an der FensterbrOstung des Oberstocks breite
Fußbander; auffallend ist hier, daB zwischen die von den Knaggen gestützten
Hauptbalken noch Nebenbalken eingeschoben sind, die ursprünglich sein müssen,
da die schmalen gefasten FOllhölzer darauf Rücksicht nehmen und doch un-
verändert erscheinen. — Nr. 19 (von 1735 ?) aus zwölf schmalen
Fachen bestehend, mit durchlaufendem Profil und hübschem Rie-
geiwerk; im Oberstock 3X2 Fenster mit Kreuzbändern darunter,
die freien Fache und die ihnen entsprechenden Fache im Erd-
geschoß wie beistehend.
Bu- o. Knunkükm. d. H<ngi Briuiiich»,-cig. III. i. 5
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f,6 Amtsgcilchubeiiik Woirenbüttel.
Hausinschriften. Besehalte gnädig um, o Gott,
Vor Krieg, vor Pest, vor Hungersnot.
Der Flammen wallst du wehrett.
Dies Haus nicht zu »er stören'. —
Der Zimmcrmeistcr Christian Timpe hat skh an zwei Hausem von 1741 untl
'793 genannt. (Inventarisation von 1883.)
Linden.
Namensformen. Linden (1191 und sonst), Lindem (1240. 1349), Lyndum
('355- 1357). 'I- li- vennutlich Lindenlicim. Ein wtlstes Linden (s. im Amts-
gerichtsbezirk Schöpiwnstedt) lag bei Hessen.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Atzum, dann (wohl seit 1741) Filial
von Halchter. Das Kloster Steterburg erhielt 1118 vom Hochstift Halberstadt die Er-
laubnis zum Bau einer Kirche und zur Errichtung einer Pfarre hier, die mit je i Hufe
in L. und in Remlingen ausgestattet wurde. Das Patronat gehörte dem genannten
Kloster Steterburg, das auch seit 1741 abwccliselnd mit dem Landesherm die Pfarr-
stelle zu Halchter zu besetzen hat und schon von seinem Bestehen an in L. begOlert
war; dazu kamen 1182 2 Hufen, 1 187 die Mühle, die als halb hildcsheimschcs, halb
welfischcs Lehen der v. Peine zum Patrimonium Asle gehörte; 1191 werden außer
diesen 4 Hufen und 2 Wort erwähnt, aber 1220 umfaßte der Besitz bereits 23
Hufen, von denen 7 zum Klosterhot gehörten (ein Hofmeister wird seit 1269
genannt), 15 an Laten verpachtet, i (um 1250 an die Koneke, i^oo an die v.
Bruitzem) verlehnt war; um 1290 war noch eine zweite Mühle im Besitz des
Klosters. Das Ägidienkloster besaß 1178 i Hof, verkaufte aber 1291 10 Hufen
an Herzog Wilhelm. Als herzogl. Lehen erscheinen um 13 18 6 Hufen, 3 Won
im Besitz der v. d, Asseburg, dann aber wiederholt 4 Hufen mit einem Bauhof,
die im XIV. Jahrh. an verschiedene braunschweigische Patrizier \-erlehnt waren;
1515 besaßen die v. Vechelde aber außerdem noch 3 Kothöfe mit 4 Hufen.
Seil 1672, bezw. 1696 gab es in L. 2 adlig freie Güter, das eine gehörte zuerst
Höpfner v. Kronstcdl, seit dem Ende des XVIL Jahrh. bis 1842 den v. Bötticher,
die es zerstückelten und verkauften, das andere, aus verschiedenen Höfen gebildet,
den V. Imhof, 1698 Herzog Ludwig Rudolf, bezw, der Landschaft, 1710 den v.
Münrhhausen, 1743 den Müller v. Lauingen, seit iSftS Herrn v. Kaufmann.
Nach Hassel-Bcge I 510 deckte sich dies zweite Gut mit der Freudenburg,
die 1584 bei Algermann unter den fürstl. Hausem und Vorwerken aufgeführt
wird, aber nach Hassel-Bege von den Patriziern v. Vechelde an die v. Münch-
hausen verkauft wurde. Nach Voigt und Knoll-Bode wieder soll der Freuden-
burgsche Hof aus dem Klosterhof entstanden sein. Der Zehnte scheint je zur
Halfte Steterburg und dem Herzog gehört zu haben, war aber von diesen an
Patrizier bezw. die v. Dalem \'erlehnt, 1750 gehörte die eine Hälfte den Müller
V. Lauingen, die ihn von den v. Steinberg gekauft hatten, die andere den
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Leinde — Linden. fyj
Lautitz in Braunschweig. In L. scheint von allers her ein herzogl. Zoll für die
Heerstraße von Homburg-OsterM'iel;, seit dem Anfang des XIV. Jahrli. auch für
die von Hessen -Halberstadt her besUnden zu haben; ein Zilllner wird 1316 ge-
nannt, der Zoll wurde aber {nebst 6 zur hese L. gehörenden Dörfern) 1349 und
dann wiederholt im XIV. Jahrh. an die v. Cramm und \. Salder verpfändet. Er-
wähnt wird er noch 1,184 bei Algermann.
Dorfanlage haufenförmig. Über die durch L. führende Heerstraße s. oben.
Flurkarte von H. A. Boden ^750. — Um 1566: 5 Ackerleute, i Halbspanner,
12 Kotsassen; 1750: l Ackermann, 2 Halbspanner, 7 Kolsassen (davon 5 ohne
Land). Einwohnerzahl 1790/3: 182, igoo: 433.
Die vermutlich mittelalterliche Kirche des hl. Brisius hat graden (erneuerten)
Schluß und laßt das Schiff mit dem Turm in einer Flucht liegen, ist aber voll-
ständig modernisiert worden. [Voges, Ztschr. d. Harzgeschich ts Vereins X (1877) 93
erwähnt den eckblattlosen Sockel einer Halbsaule in der oberen Fensterarkade
des Turms, den er deshalb in den Anfang des XII. Jahrh. legt.]
Glocke von je 73 cm H. und Dm. Am Schlagring: H(tiso) M(eyer) g(o/i)
m(kh} i(n) Wfol/enJ B(iittel) Anno 167 r, am Bauch : Margarelha Elisabtiha Uf/el-
Mannin, Herrn Hermanni Hopfners Canlzlers zu Wel/enbiittel Ehe Liebste, Daniel
Tegt Meierin von Lehrbach, Dorothea Maria Tegt Meierin v. Lehrbach, geb. v.
Rosserwe, Joachim Friedrich Sohlen, Johann Hartwieg Lautitz, Henricus Bier Tümpjel
Pastor in Linden, am Hals dieselben Omanientstreifen, wie in Beierstedt (Bd. I 337),
und dazwischen der Spruch Esai 22 (vielmehr Ps, 78, 1): Neiget euer Ohr.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, von 21 cm Höhe und sechsteiliger
Form. Knauf mit gewelltem Steg und flachen Buckeln. Brschw. Beschau (Löwe)
und das verschlungene Meisterzeichen GE .in schildarliger Einfassung (s. Tafel
XXIII 5}, — Silberne Patene mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und
Meisterz eichen FG in rechteckiger Einfassung. — Mittelalterliche Patene, zu der
der Kelch fehlt, mit Vierpaß,
Ovale Oblatenschachte! aus Silber, schlicht, mit Meisterzeichen GPln recht-
eckiger Einfassung.
Zwei Messingleuchter von 28 cm H., gotisierend barock.
Messingtaufbecken von 47 cm Dm. Auf dem Rand Ranken mit dicken
Barockblumen in getriebener Arbeit, sowie die Stifterinschrift: Johann Hartwieg
Lautitz, Landtrendlmeister Anno i66g.
Gutshaus neu. Aus dem alten Bau stammen folgende Bilder:
1. rundes Deckenbild, in Anlehnung an Mantegnas Art mit Brüstimg und freiem
Raum, in dem die Anbetung der Könige dargeslelit ist; über die Brüstung
sehen zahlreiche Mitglieder des Gefolges hinweg, im freien Himmel drei Engcl-
knaben. Von ganz guter dekorativer Wirkung; vielleicht von Tobias Querfurt?
2. Kniestück des Herzogs Ludwig Rudolf (geb. 1671, reg. 1707 bezw.
1731 — 1735) von vom, im Harnisch und rolem Hermelinmantel , sowie mit
dem Stern zum danischen Elefantenorden, die Linke auf den Helm gelegt, die
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58 AmUgerlcbtibciirk WolfeobüKel.
Rechte mit Kommandostab. Links im Hintei^niad ein Reitetjteferht. Br. 11510,
H. 1.48 m.
3. Desgl. der Herzogin Christine Luise geb. GräHn von Ottingen (venn.
1690, gest. 1747), Gegenstück zu Nr. 2. Die Herzogin sieht von vom, in gelbem,
gemustertem Kleide, die gesenkte Linke faßt den blauen Hermelinmantel, die
Rechte ist in Schulterhölie gehoben. Links auf dem Tisch über einer Decke die
Krone, dahinter Vasen mit Blumen. Die gut gemalten Bilder sind sicher Werke
des Hofmalers Joh. Konrad Eichler.
4 — 13. Außerdem in minder guter AiLsfflhrung Knie- oder Bruststücke
von Herzog Ant<)n Ulrich und Gemahlin {hoclioval, den Bildern in Gr.-Vell-
heim — s. Bd. II 217 — verwandt), Herzog August Wilhelm und Ge-
mahlin, Herzog Ferdinand Albrecht II. und Gemahlin, Herzog Karl I.
und Gemahlin (Iiochoval, wohl auch von Eichlcr gemalt), König Friedrich II.
und Gemahlin.
Im Gutsgartcn: I.Sonnenuhr des XVIII. Jalirh.; am Si^kel auf Jeder Seite
halbkreisförmige Vertiefung mit Kiipfen in Relief (darunter dem eines alten Weibes),
am viereckigen Stander, der sich kehlfürmig nach oben verjüngt, hockendes Eich-
hörnchen auf Ast, Bilr mit Flinte auf einem Baumstamm hockend und an zuei
Seiten Ranken. — 2. Fast nackte Venus oder Flora aus Sandstein. — 3. Weib-
liche Figur in leichtem Mantel, mit durchlöchertem, geheiztem Kohlenbecken. —
4. Herme mit Darstellung des Winters. Angeblich alles Gegenstände aus Salz-
dahlum,
[Mollenstedt.]
[Namensformen. Afu//umstetfi {888), Mollenslidi in fago Demingon in prtfecttira
Bkberti (1022), -sUdht (1188. 1236), -sUde (1207. 1233), Molksfide (1216), d.
h. Mühlenstedt.]
[Geschichtliches. Die Lage der Wüstung laßt sich nur im allgemeinen darnach
bestimmen, daß das Dorf in der zwar gefälschten, aber auf eine altere Vorlage
Bischof Bemwards von Hildesheim zurückgehenden Urkunde von 1022, die den
Besitz des dortigen Michaelisklosters angibt, zwischen Semmcnstedt und Achim
genannt wird, und daß bei der Lösung der Gemeinde Achim wm der Pfarrkirche
zu Kalme als Entschädigung ein Grundstock mit '/, Hufe in M. gegeben wird;
vgl. V. Schmidt- Phiscideck, Ztschr. d. Harzgesrhichtsvereins VIII {1875) 60 f-
— 888 wird vom Kloster Corvei ein Gut an Otto den Erlauchten vertauscht,
und 1 1 88 erwirbt das Kloster Wöltingerode 2 Hufen vom Propst Konrad von
Goslar, die auch 1216 in seinem Besitz erscheinen. 123(1/7 gehen 12 Morgen
biewendisches Gut aus dem Besitz der v. Kissenbrück in den des Klosters Dor-
stadt über.]
[Montplaisir.]
[Nach Bege, Chronik der Stadt Wolfenbüllel S. 108 legte August d. J. 1655
für sich und seine Gemahlin vor dem Harztore in Wolfenbüttel einen Lustgarten
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LiadcD — [Molleniledt — Montplaisir.] (jg
mit Vorwerk von rund 3 1 Morgen an, wozu er Land von halchterschen und
Wolfenbütller Einwohnern eintauschte, versah den Garten dann mit Teichen,
besetzte ihn mit Wild und nannte ihn Monlplaisir. Das Vorwerk, das 1755 195
Murgen umfaflte, ist jetzt mit dem Rittergut Halchter vereinigt. [Auf einem Stich
in Gesenius Topographie auf der Herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel (Abb. 24)
ist der Prosptkt des Hoch/iirstlichtn Lusthauses in dem Thiergaiien vor dem Hartz
Thor dargestellt. Auf einem ziemlich hohen, terrassenartig um das ganze Gebäude
laufenden und mit Docke nga 11 erie versehenen Unterbau führt eine mehrfach ge-
brochene Treppe; unter ihr ein großes doppelflügliges Tor im Stichbc^en. Das
24. [Montplftisit, Henogl. Lusthuus.]
einstöckige, vermutlich gleichseitige Haus selbst besteht aus einem etwas vor-
tretenden Mittelbau (mit großer RundbogentQr zwischen Säulen und je zwei hohen
Fenstern daneben) und kurzen Flügeln rechts und links davon, die dann nur noch
Raum für je zwei derartige Fenster bieten. Der obere Abschluß zeigt Docke ngal! erie.
Da.<! Dach geht ins Achteck über, ist geschweift und stark zusammengezogen und
tragt eine achtseitige, ahnlich gedeckte Laterne mit breitem Umgang und mit
springendem Pferd in der Wetterfahne. Vor dem Hause rechts und links je ein
hl .her, obeliskartiger Aufbau aus Holzwerk, oben wieder mit Pferd in der Wetter-
fahne. Der ganze Bau trügt völlig die Züge Korbscher Erfindung, und es ist
vGooqIc
jO AmUBcrichtsbezirk WolfcDbüttel.
nicht zweirelhaft, daß der Bau dieses, u-ohl aus Holz errichteten Lusthauses erst
der Zeit um 1700 angeliört Die Herzog). Bibliothek bewahrt aber noch einen
Entwurf, und zwar Aufriß imd Grundrisse des Lusthauses auf den garten führ
den Harts Thore in klassizistischen Formen, der wohl erst der 2. Hälfte des
XVIII. Jahrh. angehört und vielleicht niemals ausgeführt ist. Das Gebäude liegt
auf erhöhtem Gelände, hat quadratischen Gnmdriß von je „50 Nürnberger Fuß"
und drei Stockwerke, die aber durch eine Reihe von je 4 korinthischen Pilastem
mit Gebalk zusammengehalten werden. Zwischen den Pilastem auf der Vorderseite
unten in der Mitte Tür mit Giebelbekrön ung, sonst je ein grade geschlossenes
Doppelfenster mit Gesims. Das Dach geht konvexartig zusammen imd tragt oben
eine Dockengall erie, wie solche auch als Abschluß über den Pilastem entlang läuft
Das Haus besitzt Keller und Souterrain und enthalt im Erdgeschoß einen bis
hinten durchlaufenden schmalen Flur und rechts und links davon je drei Räume,
von denen der hinterste links von der Treppe eingenommen wird. Im ersten
ahnlich angelegten Obeigeschofl ist der vordere Teil des Flurs zu einer Schlaf-
kammer benutzt, während das zweite Obergeschoß in der ganzen vordem Hälfte,
ohne Rücksicht auf die Dreiteilung der andern Stockwerke, von einem großen
Saal eingenommen wird. Eine ahnliche Pilasterstellung wie dem Hauptgebäude,
war auch dem langgestreckten Gärlnerhaus zugedacht.]
Neindorf.
Literatur. Eickenroth, Keindorf und die Familie von Löhneysen (Wolfen-
bottel igoi).
Namensformen. Nienterpe in Pago Bariingo {IX, Jahrb.), -dorp (11571,
Neindorp (1249)1 Noidorpe u. a. tmder, vor, by dem f«/f (XV.Jahrii.), d.h. Neudorf.
Geschichtliches. Früher, auch noch zum Teil im XVIL und XVIII. Jahrb.
Pfarrdorf im Bann Atzum bezw. in der Inspektion Kissenbrück; doch waren die
Einnahmen so gering, daß N. bald mit Ohrum, bald mit Kissenbrück, bald auch
mit Börssum oder Remlingen a\a ßUa verbunden war; seit 1800 ist es Filial zu
Kissenbrück. Patron waren die v. Löhnejsen, doch ist seit 1883 eine Neuregelung
in Kraft, nach der die Pfarre in Kissenbrück (s. S. 5Ö) zweimal von der Guts-
herrschaft von Hedwigsburg und einmal von der in Neindorf besetzt wird. Ein
Pleban Ludolf erscheint 1240. — Begütert waren in N. die Klöster Corvci
(IX. Jahrh,), Hetningen (i 178: ein Vorwerk), Ringelheim, Marienberg und j. <■«/<■«
vor Braunschweig; um 11 70 kamen einige Hufen aus dem Besitz des Klosters
Huyscburg in den \'on Riddagshausen, worüber 1 190 ein Streif beigelegt wurde.
Das Cyriakusstift vor Braunschweig besaß um 1200 5, 1441 — 1445 2 Hufen.
Im übrigen aber muß N. mit zur ältesten Ausstattung des Stiftes Gandersheim
gehört haben; denn 1360 war das Dorf gandcrsheimsches Lehen der v. d. Asseburg
(die 1440 auch die Vogtei und das Halsgericht erwarben), 151 2 dagegen das Dorf,
die Vogtei, 14 Hufen, 14 Höfe und der Ösel solches der Grafen v. R^enstein.
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[MoDtplalsii] — Neindorr. jj
1568 aber wird wieder den Asseburgem der Lelmsbrief seitens des Stiftes aus-
gestellt und Algennaim nennt N. 1 584 Junkerdorf der v. d. Asseburg; von diesen
erv-arb es dann der Berghauptmann Georg Engelhard v. Löhneysen 1605. 1765
gehörte zu dem Löhneysenschen Lehnsbesitz der Hof und Ort N., die Vogtei, das
Holzgericht, 220 Morgen Acker und 25 Morgen Wiesen, Der Zehnt (von 573
Morgen), der vorher im Besitz verschiedener Patrizier in Braunschweig gewesen
war, gehörte seit 1392 dem dortigen Kreuzkloster. 1425 erhielt die Stadt Braun-
schweig von flerzog Bernhard das Recht, auf dem Ösel Steine zu brechen und
Kalk zu brennen; im XVI. Jahrh. wurden die Steine in großer Menge zum Wolfcn-
battler Festungsbau verwendet und zu diesem Zweck ein Stichkanat zur Oker an-
gelegt, der noch auf der Flurkarte von 1765 als „Scheppgraben" verzeichnet ist;
vgl. auch bei Donnerburg S. 39. Neindorf am Ösel ist nicht immer leicht v<m
den gleichnamigen Wüstungen bei Gr.-Biewende (Kraut-N., s. S. 72) und bei
Schöppenstedt oder auch von anderen Orten dieses Namens zu unterscheiden.
Dorfanlage haufenförmig. Die Heerstrafle Homburg- Wolf enbüttcl geht zwischen
Dorf und Ösel durch. Flurkarte von J. M. Schüttelöffel 1765. — Damals 2 Acker-
leute, I Halbspätiner, je 2 Groß- und Kleinköter; 5 Kotstellen gehörten zum
Gute. Einwohnerzahl 1790/3: 108, igoo: 363.
Die Kirche S. Nicolai besteht aus dem um je 38 cm eingezogenen, aber
gradschließenden Chor, dem Schiff, das gleichwohl mit dem Chor unter einem
Dache liegt, und dem quadratischen Turm mit Grabgewölbe. In der Ostwand zwei
dicht neben einander stehende, jetzt vermauerte Fenster mit spatgotischen Esels-
rücken, sowie im Innern eine Nische. Die Ecken der Ostwand scheinen aber er-
neuert worden zu sein. Im S die Piscina. Der mit Zeltspitze versehene Turm hat
neue Schallöffnungen.
Altarplatte mit Reliquiengruft vor der Ttlr im Norden.
Taufsteinschale, der in Kl.-Biewende {s. S. 24) gleich, seit 1727 außer
Gebrauch. [Damals wurde ein Taufengel geschenkt]. Vgl. Vogcs, Ztschr. des
Harzgeschichtsverems VIII (1875) 168.
Grabstein des Pastors Joh. Konr. Wiedemann (laut Inschrift geb. 1667,
ins Amt eingeführt 1696, verheiratet mit Christine Ottilie Hormanns, Witwe des
Pastors Degener, gest. 1701).
Glocke von 62 cm H., 1750 von Joh. Peter Grete in Braunschweig ge-
gossen.
Renaissancekelch aus vergoldetem Kupfer (nur die wohl erneuerte Schale
aus Silber) und von 16 cm H. Der Fuß ist sechspaßförmig, der Ständer rund, der
hohe Knauf in Art einer Melone profiliert. — Silberne Patene mit Wolf enbüttler
Beschau (Pferd vor Säule), If und Meisterzeichen GJ' in querovaler Einfassung.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber und von 10 cm Breite. Der Deckel ist
mit geripptem Viertelstab profiliert. Braun Schweiger Beschau {steigender Löwe),
£> und Meisterzeichen „„ in Kleeblatteinfassung.
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jZ Amligerichtsbeiirk WoUeDbnttcl.
[Kl. oder Kraut-Neindorf.]
[Namensformen. Nteniherp iiixta Biwende (i 192), parvwn und Cruthniintorp
u. ä. {1228. 1236/37). Cnäeninlorpe (1346), Lulkm N. (1484}.]
[Geschichtliches. Auf der Flurkarte von Gr.-Biewende aus dem Jahre 1770
tragt der ganze westliche Teil der Flur bei seinen Beieichnungcn den Zusatz
Kraut-Neindorf, imd dementsprechend setzt auch Algermann 1584 die Wostung
zwischen Gr.-Biewende, Kissenbrtlck und Bomum an. Die Dorfstelle scheint auf
der Wanne „in der Welle", inmitten der Kraut-Nein dorf er Flur gelegen zu haben,
wo eine rings von Wegen umgebene Quelle entspringt; die Flur zwischen dieser
Stelle und Gr.-Biewende heißt 1770 „zwischen den Dörfern". Nach Algermann
wurden die Äcker nach Gr.-Biewende und Bomum gebraucht, später aber wurde
das Neindorf er Feld bis zur Separation ausschließlich von den 5 Neindorf er
Höfen in dem ersten Ort bestellt. — Begütert waren in Kr.-N. schon 1131 das
Kloster Riechenbeig bei Goslar. 1220/37 verzichtete Haold v. Biewende auf
alle dortigen Güter des Klosters. 1192 vertauschte Riddagshausen 3*/, Hufen an
das Hochstitt Halberstadt und die gleiche Hufenzahl {nebst einem Holzteil im
Ohrumer Walde am Oder) gab das Kloster Berge bei Magdeburg an die Hom-
burgs zu Lehen. 5'/^ Hufen kamen 1346 vom Kloster Heiningen an das Blasius-
Stift, 2 besaß 1366 die Katharinenkirche in Braunschweig, 3, die herzogl. Lehen
der Gevensleben gewesen, erwarb 13 13 das Cyriakusstift, 2*/f waren im XIH.
Jahrh. meinersensches Lehen der v. Wenthausen. Der Zehnte, der 1358 Wemige-
röder Lehen braun seh weigischer Patrizier ist, erscheint spater im Besitz des Kreuz-
klosters vor Braunschweig.]
[Northeim s. bei Nortenhof.]
Norton hof.
Namensformen. Norlkem (1007. 1457), -heim (1187), mit dem Zusatz
apud üvinge (1297), Norien (1480); spater Nortenhof.
Geschichtliches usw. N, war einst Pfarrdorf im Bann Slöckheim, noch 1457
wird die dortige ecdeüa parochialis genannt. Wann das Dorf gelegt und von ihm
nur der Steterbu^er Klosterhof übrig geblieben ist, wissen wir nicht. Steterburg
(s. dort), war hier schon 1007 begütert, riS? erwarb es weiter 3 Hufen gräflich
asselsches Lehen der v. Linnithe, 1239 2 Hufen herzogl. Lehen der v. Dinklar;
um 1300 umfaßte der unter dem magüter curiae stehende Klosterhot 23 Hufen
und 3 Latenhufen; dazu erwarb das Kloster noch 1304 den Zehnt und 3, 1408
I Hufe, die bisher Latenhufe der Hildesheimer Domprobstei gewesen war. Die
Domäne umfaßte 1770 932 Morgen Acker und 155 Morgen Wiese. Die Be-
wohner {1900: 177) sind bei Steterburg eingepfarrt.
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[Kl.- odei Knat-Helndarf] — Nocteohof — [Oblendocf J — Remlingeii. 73
[Ohiendorf.]
[Auf der Fiurkarte von Kalme (s. S. 35) aus dem Jahre 1762 ist in der Mitte
des südlich vom Ort gelegenen Teils der Feldmark ein rings von einem Wege
umgebenes Feldstück, auf das auch mehrere Wege münden, bezeichnet auf dem
OUndor/e; die Wüstung, die urkundlich nicht weiter bezeugt, aber an altera Mauer-
werk im Felde noch festzustellen ist, kann nur für wenige Höfe gereicht haben;
ein Halbspanner und ein Kotsassenhof in Kalme werden noch als Olendörfer
bezeichnet]
Remlingen
Namensformen, Remnigge {1118), Kemnighe (1268), Rtmniuge (1240), Rtm-
nynghe (1315), Remmelinge (XIV. Jahrh. öfter).
Geschichtliches. Pfarrdorf im Bann Kissenbrück, jetzt in der Inspektion
Börssum-Bie wende. Das Patronat ist herzoglich. Ein Heban Berthold ist 1234 und
1240 bezeugt, ein gogreve Ulrich Bengeding 1438. Das Michaeliskloster in Hildes-
heim erhielt bei der ersten Ausstattung in R. eine dt>minualis casa mit 40 Hufen,
erwarb 1268 die Vogtei (wohl über die eigenen Güter) von dem Grafen
V. Woldenberg und besaB um 1320 noch 15 Hufen. Das Kloster Walsrode er-
warb 986 einen Hof, 1315 7 Hufen vom Herzog, verkaufte aber 1322 seine
Güter (7 Hufen, 2 Höfe, 2 Wurten) an S. Leonhard in Braunschweig, das 1332
dazu noch i Hufe erwarb und 1329 sowie 1331 die Besitzer von 2^}% Hufen
und 2 Höfen, bezw. von 3 '/, Hufen, 2 Höfen und i Hütte (auf dem Kirchhofe)
eigenen Latgutes abkaufte. Das Ägidienkloster ebendort erwarb 1279 4 und be-
saß 1328 8'/, Hufen, S. Cyriacus erwarb 1320 4'/i und 1342 3 Hufen, der
Mathauskaland 1408 4 von den v. Ampleben, S. Katharinen 1320 3 vom Halber-
stadter Bonifatiuskl oster, S.Martini 1321 2*/4 (nebst einem Hof) von den v. d. Asse-
bui^. Mit I Hufe wurde 1 1 1 8 die neu gegründete Pfarrkirche in Linden aus-
gestattet. Als herzogliche Lehen hatten die v. Pawel im XIV. Jahrh. 4'/j, 1318
die V. Velstede 4 (1320 an S. Cyriacus al^etreten), 1358 die v, Evessen 6, um
1400 die V. d. Asseburg (außer 2 Höfen) 6 (ursprünglich gandersheimische), 1407
die V. Hameln 5 Hufen. 1589 erwarb der s. Z. berühmte Stallmeister und Berg-
hauptmann Georg Engelhard v. LöhHej-sen (vgl. über ihn die Allgem. Deutsche
Biographie und Braunschw. Anzeigen 1738 St. 10 u. 46) von den v. d. Asseburg
einen freien oder Sattelhof mit 5 (bzw. 6'/,) Hufen, zu dem er noch 15()4 von
S. Michael in Hildesheim 2 Höfe mit i5'/i Hufen, von S. Katharinen, S. Martini,
S. Cyriacus in Braunschweig 3, bezw. 2 und 3 Hufen hinzukaufte; 1750 umfaßte
das dortige Gut, das 1898 verkauft wurde, etwa 400 Morgen. Der Zehnte (spater
von 2174 Morgen) war 1311 halberstadtisches Lehen der v. d. Asseburg, '/i 1354
Wemigeröder Lehen der Holtnicker, '/g erwarben 1343 die v. Gustede, 1584 hatten
die v. Döringen und v. Veitheim je '/4, braunschw eigische Patrizier die andern
Viertel, 1750 war eine weitere Verschiebung eingetreten.
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■j^ AmUgerichtibciJrk WoUcDbÜtLel.
Dorfanlage häufen förmig, die Hauser mit der Hauptfmnt nach S gerichtet.
Der Ort wird von der Leipziger Heerstraße berührt; Algermaim empfahl hier 1584
die Anlage einer Pomeiba mit Schmied und Karrenmacher. Ein Flurname im W
heißt im Orth Remmling und bezeichnet vermutlich die frühere Lage des Dorfes
(Alt-) R, Flurkarte von R. Hase 1750. — 15Ö4 4 Ackerleute, 6 Burgermeier,
3 Halbspänner, 25 Kotleute; 1750: 6 Ackerleute, 5 Halbspäoiier, 14 Groß- und
8 Klein- Kotsassen (je t Hof von diesen letzten wüst). Einwohnerzahl 1790/3:
368, 1900: 709.
Die Kirche S. Petri hat einheitliches Schiff mit gradem Schluß; in der Osl-
mauer innen kleine Rimdbogennische, außen Stein mit der Jahreszahl att-m- vc- vui
(Abb. 25). Eine zweite Inschrift hier bezieht sich auf die Erneuerung der Kirche
1722 unter Pastor C. T. Rover. Der Turm, der mit dem Schiff in gleicher
Flucht liegt, ist laut Angabe im Corpus Bonorum 1504 — 1596 erbaut worden;
er hat späte rundbogige Schallöcher und gebogenes Zeltdach. Der Zugang zum
Dachboden mit Renaissanceprofil an den Pfosten.
G. E. v. Löhneysen wurde 1623
in der Kirche beigesetzt.
Gotischer Kelch aus vergoldetem
Silber, von 16 cm H., unten rund,
dann ins Sechseck übergehend. Auf
den Fuß aufgesetzt silbernes Relief
des Gekreuzigten, Ständer mit geome-
trischem Muster (graviert), Zapfen mit
2S, Remlingen, lotehrifi an d« Kirche. ihcsusm Minuskeln, Knauf mit gravier-
tem Maßwerk. Patene mit Vierpafi.
Runde Oblatenschachtel aus Zinn von lo'/j cm Dm. Auf dem Deckel eine
Medaille auf das zweite Reformationsjubiläum: Luther am Tisch, einen Kelch
haltend, neben ihm der Schwan; die Inschrift lautet:
Zweihundert Jahr steht Luthers Lehr,
Durch Golles Hilf vergehts nitht mehr.
Das Meislcrzeichen /, C. Querners ähnlich dem Tafel XXUl 20, doch ist da.s
Stadtzeichen kleiner und mit Blattkranz am Rande versehen.
Zwei barocke Messingleuchter von 26 cm H., 1680 gestiftet.
[Das bei Merian auch abgebildete Gutshaus hatte nach ihm (S. 175) G. E. von
Löhneysen auf italienische Manier mit einem flachen Dache erbaut, auch mit
Ringmauer versehen, die einen Baumgarten, drei Teiche und 30 Morgen Acker
umschkiß; 1750 war das allerdings massive Wohnhaus ganz verfallen und un-
bewohnbar. Hier hatte der genannte v. Löhnej-sen eine Buchdruckerei angelegt,
in der er seine eigenen Bücher über Pferde, Berg^K'erkwesen, Hof-, Staats- und
Regierungskunst druckte; vgl. auch Eickenroth, Neiudorf und die Familie v. Löhn-
eysen und Rover, Braunschw. Anzeigen 1758 Sl. 46.]
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Remliogtn — [Rothe] — Salzdahlam {AUgcmeiaes). y^
Altes Haus Nr. 19, aus zehn Fachen bestehend und mit durchlaufender RT^^TI
Piofilierung versehen. Die beiden Eckfache und das Mittelfach im Ober- v\^U
stock haben Riegelwerk von beistehender Form, die unter den Fenstern |Y]f|
Kreuzbänder. |tjtj|
[Rothe.]
[Zu der villUatio des Heimstedter Ludgeriklosters in Drütte gehörte um 1160
auch Land in Adersheim und 2 Hufen in dem bereits damals u-ttstcn Dorfe R.,
das also in der Nahe dieser beiden Ortschaften gelegen haben muß, sonst aber
auch in Aufzeichnungen keinerlei Spur hinterlassen hat.]
Salzdahlum.
Allgemeines.
Namensformen. Dalhem (888), Daieheim (1112), Saltdalheim (1204), Salt-
dalem (1271) d. h. Heim in einem Tale. Es zerfiel bis ins XIX. Jahrh. in Ober-
und Nicderdahlum, die aber doch auch unter dem gemeinsamen Namen Salzdahlum
zusammengefaßt wurden, von gleichnamigen Orten durch das hier gefundene Salz
unterschieden.
Geschichtliches. Pfarrtlorf, jetzt in der Inspektion S.-Rautheim, früher im
Bann Atzum. Ein PIcban Alexander 1274. Das Patronat «ar schon im XIV. Jahrh.
herzoglich. Das ganze Dorf galt 1367 mit anderen als ein Mersebiwger Lehen
der Herzige (s. Bd. II S, 54 unter Kämpen), andererseits war hier schon 888
das Stift Corvei begtitert, das damals aufler Liten auch '/« der Saline an einen
Grafen Otto gab. Das Dorf war im Darlingau Hauptort eines Untergaues und
Sitz eines Gogreven; ein solcher namens Johannes bereits 131 1 erwähnt,
1755 — 1806 war es Vorort eines aus 10 Dörfern bestehenden Amtes. Der Güter-
besitz war gnjßtenteils herzogliches Lehen. Indessen besaß schon 1007 das Kloster
Sieierburg 2 Hausstellen und 2 Salzpfannen, Kloster Hamerslebcn ti/S i Hufe
und I Salzpfanne, die später an Riddagshausen überging, das schon 1204 beim
Orte das Herzogenloh (und 8 Hufen ?) und 1269 i Salzpfanne erworben hatte.
Viel ging auch an geistliche Stiftungen der Stadt Braunschweig über. So er«'arb
das Maricnspital eine große Anzahl Hufen, vom Herzoge Albrecht 1254
deren 3, 1256 2, 1304 und wieder 1316 i von den v. Burgdorfs, 1304 von
den Gebrüdem v. Dahlum 31/1 Hufen. Die Martinikirche erhielt 1301 5 Hufen
mit Zubehör und 1321 vom Herzoge Otto nochmals 5. Das Blasiusstift bekam 1271
vom Herzoge Albrecht i Hute, 1282 i von der Kirche in Atzum. Von den
Rittern v. Dalem, die nach unserem Orte genannt und im XIII. und XIV,
Jahrh. erwähnt werden, kamen 150g 5 Hufen mit Zubehör ans Ägidienkloster,
ebenso, ausdrücklich herzogl. Lehngut, 13 10 14 Hufen mit Zubehör, eine große
Anzahl von Holz- und Wiesen nutz ungen, die „Bergmühle" und 2 Salzpfannen.
1306 erwarb der Braunschweiger Bürger He\so v. Ursleve v(m den v. Lukenem
(Luklum) I Hufe, 1312 besaß er 2. 130Ö gab Friedr. v. Alvcnsleben, Praeceptor
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jt Amttserichubcuik Wolfeobanel.
der Tempelherren, 3 Hufen an Gerhard Resen in Braunschwe^, An herzoglichen
LehnstUcken waren noch vergeben: 13 18 an die v. Datem mindestens 13 Hufen
(1344 nur noch 6), dabei Q mit Vogtei, an Jordan v. Campe 2 Hufen und i
Salzpfanne, an die Brüder v. Senstede 3 Hufen, 5 (i« ,^alum") an andere braun-
schweigische Bürger, an die Brüder Hakelenberg I Salzpfanne, 1344 an die Brüder
V. Neindorp 2 und an die Dörings (spater Vechelde} 4'/j, 1349 an die Asse-
burger 3, Von den Herzögen war 1345 ihr Salzbesitz und 13Ö7 mit ihm auch
das Dorf an die Stadt Braunschweig tmd 1349 8 Hüfe an die v. Dalem verpfändet.
Das ganze herzogl. Lehnsgut der v. Dalemschen Familie, dabei auch ein Sattelhof,
wurde 1397 an die v. Veitheim vergeben. Vielleicht ist dies der 1764 bei Ober-
dahlum angegebene Schriftsassenhof, der 1790 '3 der Familie Honroth gehörte
und damals 303 Morgen Acker hatte. Den Zehnlen besaßen in Oberdahlum
1584 zur Hälfte die Kotzen zu Germsleben, das übrige die Pfarre und die
V. d, Asseburg; 1764 hatte die Kammer einen Zehnt Ober 547 Morgen, die Pfarre
über 267, der Rest, 404 Morgen, war zehnlfrei. In Niederdahlum hatten 1584
die V. Vechelde und v. Valstedt den Zehnt, 1764 statt der letzten die Hantelraanns
(im Ganzen 1662 Morgen). Die Saline lag am Salzberge, östlich vom Orte, auf
der Flur von Niederdahlum. Um 1385 erlaubte Herzog Friedrich den Braun-
schweigem den ioltherch mit einem 16 FuB breiten Graben und einem Zaun
zu umgeben, ebenso die Salzkoten mit einem Zaun, und einen berchfrede van
vif spannen zu errichten. 1584 besaß von den 3 Salzbrunnen der Herzog nur
noch einen vollständig, i 764 dagegen gehörte wieder das ganze Salzwerk der fürstl.
Kammer, 1853 wurde der Betrieb eingestellt. — Geschichtlidies über das Schloß
s. S. 81 [f. — Eine Landwehr wurde während der Landflüchtigkeit Herzc^
Heinrichs d.J. (1542/7) von den Braunscli weigern angelegt; sie ging an der nordöst-
lichen Flurgrenze von der Wabe über die Heerstraße bei Melverode bis zur Oker.
— Der Ort war häufig der Sitz von Landtagen, z. B. 1522 und namentlich 1594,
als die Stadt Braunschweig erklärte, zu einer Beschickung herzogl. Landtage nicht
verpflichtet zu sein. 1432 und -wieder 1602 wurde das Dorf von den Braun-
schweigem ausgeplündert
Dorfanlage. Jeder Teil des Ortes haufenförmig, die Kirche zwischen beiden.
Der Glockentie, dessen Lage wir nicht kennen, ist die alte Dingstätte des Unler-
gaues. Flurkarte 1764 von J. H, Bertram. — Oberdahlum 1584 mit 5, 1764
mit 2 Ackerleuten, 2 bezw. i Halbsiiänner, 26 bezw, 24 Kölem, Niederdahlum
1584 mit 4 Ackerleuten, ebenso 1764, 3 bezw, 1 Halbspänner (dazu 1764
4 Burgermeicm), 27 bezw. 30 Kötern. Einwohnerzahl 1790/3: zusammen 6()0,
1900: II 24.
Die Kirche,
Die im Übergangsstil erbaute Kirche (Abb. 26) ist durchweg gewölbt, und
zwar bestehen der grade schließende Chor, die Vierung und die Querflügel aus je
einem, das je um etwa i m vortretende, vermutlich ältere Langhaus aus zwei
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(Allgen
:■ and Kiiche).
77
Jochen. Nur die gleichfalls alte, aber erheblich niedrigere Sakristei im Winkel
zwischen Nordkreuz und Chor ist flach gedeckt Die Vierung ist durch breite,
aber schlichte s)>itzbogige Quergurte auf allen Seiten abgeschlossen. Die gleich-
falls spitzbogigen, gratigen Kreuzgewölbe ruhen auf Wand- oder Eckpfeilern, deren
Kampfer noch romanische Formen (Abb, 27) zeigen; nur in der Vierung gehen
die Diagonalgiirte ganz unorganisch in die Mauer über. Die Pfeiler zeigen den
n
16. SnlidihUi
, GruDdriQ der Kircbe.
S<-hr3gsockel. Die Schlußsteine sind mit Blattern des Obergangstils verziert (Abb. 27),
der in der Vierung ist dem im Chorviereck ahnlich, aber größer und in der Mitte
mit herabhangenden Zapfen versehen, der aus Platte und abgestumpftem Kegel
besteht. Auch die Schlußsteine der Querflügel gleichen sich, nur hat der im N
mehr romanische Form. In der inneren Ostwand des Südkreuzes halbkreisförmige
Nische mit vortretender Sohlbank, in der der Sakristei, ganz unten am Boden,
spitzbogige Nische, deren Ausgußrinne außen in einen
konsolen artigen Kragstein (aus dem Achteck gebildet)
eingearbeitet ist In der Ostseite der Querflügel je ein
langes, schmales Spitzbogenfenster, innen und außen
mit sclirSger Wandung; sonst sind die ursprünglichen
\\SJff*^ <vj ijj Fensler sämtlich durch barocke Stichbogen- und nied-
nrr jfS ^^'XJ^ rige viereckige Fenster verdrängt worden, die jedesmal
unter einander sitzen und die Emporen bezw. die Sitze
unter diesen beleuchten. Im Ostgiebel zwei Lichtüff-
nungen, die obere in Form eines Bogendreiccks mit
kleineren einspringenden Bogen, die untere im allgemeinen rechteckig, aber mit
ilhnlichen kleinen Bogen schließend, im Giebel des Südkreuzes solche von runder
Form, wiederum mit jenen Bogen, die hier einen Achtpaß bilden. An der Ostseite
des Nordkreuzes Stein mit schlichtem, \'ertieftem Kreuz von lateinischer
Form. Auf dem erstgenannten Giebel ein lateinisches breitgefußtes Stein-
kreuz, auf dem anderen ein gleichschenkliges von beistehender Form.
Das Dachgesims besieht aus Platte und Kehle. Am Langhaus je zwei starke,
GewÖlbelchluSsteiae der Kiiche.
<^
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78 Amueeiichtsbeiltk Wolfenbnttel.
doppelt abgesetzte, offenbar ziemlich späte Strebepfeiler, Aus gotischer Zeit stammt
dagegen der mächtige, schrflggestellte Strebepfeiler, der die NW- Ecke des Turmes
stützt, als Sockel kleine , Schmiege und große Kehle, über dem Absatz ^k
eine Wasserschrflge {Kehle zwischen Schmiegen) und mehrfach das bei- ^Iv
stehende Steinmelzzeichen tragt. ^»^
Vom Schiff führten zum frtlher gewölbten Erdgeschoß des Turms einst zwei
rundbogige Zuginge, Der noch der romanischen Zeit (2. Hälfte des XII. Jahrb.)
angehörige quadratische Turm, der im Grundriß (9,70X7.70 m) und Höhe be-
trächtliche Abmessungen hat, liegt mit den Schiffsmauern in einer Flucht und
hat auf jeder Seite zwei Doppelschallöffnungen , stets mit rundem Hauptbogen,
dagegen nur im O und N mit einfach runden, im S und W mit kleeblattförmigen,
aber gleichfalls runden Teilungsbogen , die innen und außen gegen den Haupt-
bogen eingerückt sind. Die Sockel der Teilungssaulen zeigen attische Form mit
Eckblattem. Von den Kapitalen hat das eine Würfelform mit Eckblattem, ein
zweites schlichte, aufrechtstehende Schilfblätter, ein drittes ist achteckig gekehlt
und mit rohen Blattknollen belegt, die anderen Stützen sind erneuert. Das etwas
geschwungene Dach tragt eine achtseitige Laterne.
Die Altarwand (Tafel IV) ist im Stil der Zeit Ludwigs XIV. aus Holz auf-
geführt — stilistisch bezeichnend ist die Querriefelung des Grundes — und enthalt
die üblichen Durchgange, aber nicht die Kanzel. Über dem Altar Hochrelief mit
der Geißelung. Christus steht gebückt und an eine Säule gebunden nach rechts; von
links schlagen zwei Schergen — der Oberkörper eines Dritten wird zwischen den
Beinen eines andern sichtbar — auf ihn los. Seitwärts je eine hohe Konsole, Ober
der sich das abschließende Gebälk verkröpft; hier stehen auf Sockeln Maria, die
Hände faltend, und Johannes, mit der Rechten zum Heiland emporweisend, der
zwischen beiden am hohen Kreuz hängt. Unten neben dem Kreuz schweben an
durchbrochenen Verzierungen zwei Engclknaben. Am Mittelteil der Altarwand
noch seitliches Hängewerk und zwei langbekleidcte Engel mit Palraenzweig. Über
den flachbogigen, offenen Durchgangen auf Sockel je ein ahnlicher Engel mit
Speer und Schwamm, bezw, Leiter und Hammer. Rechts und links noch je ein
beichtstuhlartiger Verschlag mit durchbrochenen Verzierungen als Füllung der
Wände und Türen, sowie des Korbbogens darüber. Oberhalb des Gesimses ge-
brochene Voluten mit Blattwerk, Das Figürliche von mäßiger Ausführung, das
Ganze gut und wirkungsvoll.
Die Kanzel, aus fünf Seiten eines Achlecks gebildet, steht Über dem Laicn-
altar und zeigt die gleiche Arbeit wie die Altarwand. Vom und an den Seiten-
wänden Kartuschen, an den Schragwänden hohe, flache Konsolen. Die Brüstung
schließt oben und unten mit reich verzierten Profilen und greift kehlfönnig nach
unten aus, die Schranken um Altar und Kanzel haben durchbrochene Füllung
tmd sind auf den Ecken mit Urnen besetzt,
Grabsteine, z.T. reich barock verziert, i. der Domina des Jungfrauenklosters
in S., Florentina v. Kötzler (geb. 1647, gest. 1741). Oben Engel mit Sinn-
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Saliüahlutn (Kirche und SchloU). 70
bildern des Todes; im halbrunden Giebel, bezw, an den Seiten und unten die
bematten und bezeichneten Wappen der von KölzUr, van Moischelwits, von Bunds-
ratzbar, von Falienhayn. — 2. des Frl. Elisab, Sophie v, Kötzler (geb. 1657,
gest. in S. 1738), der Schwester von Nr. i. Wappen wie dort. — 3. des Pastora
Samuel Rud. Pratorius (geb. in Lüneburg 1667, Pastor zu S, und AUum 1700,
Probst des Klosters S. 1706, gest. 1746); oben Kartusche mit Schwan, der Ring
im Schnabel trSgt, auf offenem Buch (mit A C). — 4. vermutlich der Frau des
vorigen, Dorothea Magdalene Prätorin, geb. Börticher {geb. 1671, verheiratet
1701, gest. 1737). Oben Kartusche mit Baumstamm, an dem ein belaubter Zweig.
Vgl. V<^es, Ztschr. d. Harjgeschich tsverei ns VIII (1875) 169.
Hölzernes Kruzifix auf dem Laienaltar; Körper einschl. der Arme 27 cm h.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 22 cm H. und sechsteiliger Form. Knauf
mit flachen Buckeln. Braunschweiger Beschau (L<3we) und Meisterzeichen BK.
Runde Oblaten sc ha chtel aus vergoldetem Silber, von Sebastian Heinr.
Schultze, fßrstl.) B(raunicktv.) Lfüneb.) K(ammer) M(eister) gestiftet. Das Beschau-
zeichen zeigt einen Schlüssel, das Meisterzeichen einen undeutlichen Buchstaben (?).
Zwei weiße, vermutlich Fürstenberger Porzellanvasen von 37 cm H., aus
dem Anfang des XIX. Jahrh. Die z. T. vergoldeten Henkel bestehen in Voluten,
die als Delphinskopf endigen. Formbezeichnimg A N m blauer Farbe.
Zwei Henkelvasen aus vergoldeter Bronze, von 42 cm H., wohl aus der Zeit
um 1700, die Henkel mit htlbschen Panskr'ipfen verziert.
Der Kirchhot ist mit einer hohen Mauer umgeben.
[Das Schloß.]
[Das Nachfolgende ist im wesentlichen ein Auszug aus Steinackers Aufsatz:
Das forstliche Lustschloß S. im Braunschw. Jahrbuche 1904 S, 69 — 110 (mit
18 Abbildungen). Auch auf die dort ausführlich angegebene Literatur und alten
Ansichten ist hier zu verweisen.]
[Die wichtigsten Abbildungen sind: Zwei vor 1708 entstandene Gesamtansichten
von der Hof- und Gartenseite, gest. von Romano de Hooghe, 68,5 cm breit,
97 cm hoch, (darauf geht Tafel V zurück). — Die beiden bei Steinacker unter
Nr. 7 und 8 angeführten, vielleicht noch alteren Stiche, aus dem gleichen Ge-
sichtspunkte, 39,5 cm breit, 34,5 cm hoch (danach Tafel VI). — Die ebenda unter
Nr. 10 angeführte Folge von i6 Blattern, 19x35 cm, gestochen bei P. Schenk
in Amsterdam (danach die Abbildungen 31, 32),]
[Aus der Literatur ist hervorzuheben: L Flemmer, Beschreibung des Fürstl.
Lusthauses zu Salzdahlum, 1697, Handschrift der Herzogl, Bibliothek in Wolten-
bflttel, Nov. 384. — L. Ch. Sturm, Erste Ausübung der vortrefflichen und voll-
standigen Anweisung zu der Civil Bau Kunst Nicolai Goldmanns, Leipzig 1708,
S. 100, loi. Mit einem Grundriß der Haupttreppe. — Derselbe, Architektonische
Reise -Anmerkimgen, Augsburg 17 19, S. 7 — 10, mit Ansicht und Plan (wieder-
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AmtigericbtibeiiA Woireobütlel.
gegeben bei Gurlitt, Barock in Deutschland, S. 6i) beides nach der Erinnerung,
daher sehr willkürlich verändert — Ph. Chr. Ribbentrop, Beschreibung der
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Salidahlum (SchloÜ).
Stadt Braunschweig, I (Brschwg. 1789) 273 ff. — Karl Brandes, das ehemalige
Fürstliche Lustschloß Salzdahlum und seine Überreste, Wolfenbütte! 1880. 4«.]
[Der schematische Grundriß (Abb. 28) geht im wesentlichen auf die Flurkarte
(Abb. 29) von 1764 in der herzogl. Plankammer, die Treppe bei Sturm und die
Beschreibungen zurück. Herzog Anton Ulrich (gest. 1714) hatte in S. bereits 1672
ein Landgut gebildet, dessen landwirtschaftlicher Betrieb erst 1695 vom Schlosse
39. Salzdahlam, Lflgeplan nach
ganz losgelöst und seitdem daneben selbständig als Vorwerk weitergeführt wurde.
Daraus ist die jetzige Domäne entstanden, deren Gebäude nocli an Stelle jenes
Vorwerks neben dem Schlosse liegen (vergl. den Plan Abb. 29). Auf die Gründung
von Schloß und Garten ließ Anton Ulrich schon 1677/78 eine Medaille schlagen.
Die erste gedruckte Nachricht über das zweite, größere Schloß von 1694 bezieht
sich auf eine Medaille Seb, Huggenbergs von 1690 auf den Beginn des Baues.
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§2 AmtigeilchUbeiiTk Wolfenbüttel.
Als Baumeister ist Hermann Korb überliefert {geb. 1656 in Niese bd Falken-
hagen im Fürstentum Lippe, gest als braunschweig:ischer Landesbaumeister 1735;
vergl. Brandes S. 7 ff. u. A!lg. deutsche Biographie XVI 701). Die Fresken be-
sorgte der braunschweigische Hofmaler Tobias Querfurt und neben ihm hatten
an der malerisch- dekorativen Ausstattung namhaften Anteil Joh. Oswald Harms
und Joachim Luhn, während unter den Bildhauern Sebastian Huggenberg
mit bestimmten Arbeiten nachzuweisen ist Femer werden genannt der Baumeister
Giuseppe Arighini, die Maurer und Stukkatoren Perinetti, Rizo, Solari,
Carchani, Domipechi, Thoyno, Dominico Pini, die BUdhauer Joachim
Querfurt und Lesse (aus Goslar), die Maler Hans Jager, Andreas Wetze,
Heinrich Achilles, Wilhelm Eggers. Dazu eine Reihe von Handwerkern.
(Nachweise über die Künstler bei Steinacker aaO.)]
[Es wurde alles aus Fachwerk errichtet, gewiß der größte deutsche Holzbau,
von dem wir wissen. Er interessiert als solcher freilich nur durch das Material,
nicht durch die Formen, da diese durchweg den Steinbau nachahmen. Als Kern
der Anlage laßt sich der eigentliche Schloßbau leicht von den Anbauten und
Zusätzen unterscheiden. Es war ein Barockbau mit etwas nüchterner, doch monu-
mental wirkender Pilastergliederung ohne Kanncluten, jede Interkolumne mit
einem Fenster. Die Folge der Saulenordnungen war der Regel nach eingehalten.
Die Gebälke zeigten die dem Baumeister eigentümliche Art der Verkümmerung: die
Architrave fehlten teilweis oder waren beschränkt auf eine Hatte über den Säulen.
Die niedrigen, zusammengequetschten Gesimse liefen ohne VerkrOpfung weiter.]
[Äußeres. Das Herrenhaus (Tafel Vu. Abb. 26, Nr. 2 — 15. 21—30), Corps
de logis, mit Schieferplatten gedeckt, hatte einen dreigescliossigen, fünf achsigen Mittel-
bau mit zwei Giebelfronten, zwei nur dreiachsige, doch ebenfalls dreigeschossige seitliche
Abschlußbauten (Risalite) mit Giebeln an jeder der drei Schauseiten, mit dem
Mittelbau verbunden durch einen in der Wirkung zweigeschossigen, fünfachsigen
Zwischenbau (Rücklage), dem beiderseits, nach Hof (I) und Garten (II) offene Ar-
kaden in beiden Geschossen vorlagen. Die Gesimse waren mit Blei abgedeckt. Die
Mitte, im Erdgeschoß beiderseits ebenfalls mit offenen Arkaden, hatte an der
gegen NO gekehrten Hotseite (Tafel V) über Sockeln von Brüstimgshöhe eine
korinthische Rlastergliederung durch die beiden unteren Geschosse. Das dritte
Geschoß der Mitte war zu äußerst an beiden Fronten nur in halber Höhe auf-
geführt, dann bildeten Voluten den Übergang zu dem dreiachsigen Mittelstückc.
An der Hofseite bestand die Gliederung über den korinthischen Pilastem aus
Lisenen streifen auf schlichten Sockeln, an den Ecken stumpf gegen das Gesims
verlaufend, oben mit Platte über sich, die Architrav und Kapital in eins zusammen-
zog. Das Giebelfeld war gefüllt mit dem herzogt. Wappen in reichem Laubwerk.
Fünf Statuen krönten die oberen Ecken dieser Hoffront des Mittelbaues, der, auf
diese Weise ausgezeichnet, Treppenhaus und Hauptsaal des Schlosses enthielt.
Die offenen Arkaden des Zwischenbaues waren an der Hofseite unten dorischer,
oben ionischer Ordnung. Eine niedrige, attikaartige Brüstung aus Sockeln und
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SoUdablum (ScbloU). 83
Füllungen, mit Vasen und Statuen Ober den PÜastem abwechselnd, schlo£ nach
oben ab. Der dreigeschossige Kern des Zwischenbaues lag mit dem obersten Stock-
werk ohne Schmuck und ansclieinend fensterlos da, auch an der Gartenseite. Die
Hofseite der seitlichen Abschlußbauten, rechts Wohnung des Herzogs, links der
Herzogin, hatte ^eichfalls die dorische Ordnung im Erdgeschoß, die ionische im
Oberstock, im niedrigen dritten Geschoß Lisenenpilaster wie der Mittelbau, nur
daß diese erst Ober einem sockelartigen Gliede ansetzten. Die Giebel waren mit
Waffen gefüllt, auf deren Ecken und Spitze standen Figuren. Die Vorderseite
des Erdgeschosses dieser Flankenbautea war bis auf einen Eckpilaster von den
anstoßenden, den Hof seitlich einschließenden Galerien verdeckt (Nr. 16. 31 — 33).
Diese Galerien, rechts des Herzogs, links der Herzogin, sowie der nach
vom die letzte Seite des rechteckigen Hofes abschließende Querbau mit Tor waren
einstöckig, mit flachem Dach, über welchem der Hof an drei Seiten zu umgehen
war. Die Wandgliederung bestand aus ionischen Pilastero mit einem Fenster in
jeder Interkoliunne. Die vorderen Eckbauteu hatten noch ein zweites quadratisches
Geschoß mit ionischen Pilastem und einem etwas eingebogenen, wahrscheinlich
mit Schindeln bededtten Zeltdache Über einer kurzen Attika. Auf der Spitze diente
ein springendes Pferd als Wetterfahne. Der linke {34) dieser Pavillons enthielt
die Kirche, der rechte (18) den Hauptspeisesaal. Die Außenseite des Verbindungs-
baues (l. 35. 39 — 43) hatte Quaderlisenen mit Fenstern in jeder zweiten Inter-
kolumne. Der Torbau (i) in der Mitte war nur für Fußgänger passierbar, weil
in seinem Inneren einige Stufen auf den Schloßhof führten, der höher lag als
der Vorhof. Der rundb<^ge Durchgang war nach beiden Höfen hin jederseits
eingefaßt von zwei gekuppelten römisch -dorischen Säulen Ober Sockel und mit
Triglyphengebälk. Zwischen den Säulen war nach dem Vorhof hin anfangs eine
Dekoration aus hängenden LaubschnOren, spater aus Waffentrophaen. An derselben
Stelle nach dem Schloßplatze (Ehrenhofe) zu standen Hermen mit Fmchtkörben.
Ober dem Durchgange erhob sich ein achtseitiger Pavillon mit ionischen Eck-
pilastem, Laterne mit Uhr, Bleidach und springendem Pferde als Wetterfahne.]
[Die Gartenfront (Tafel VI) des Herrenhauses hatte eine mannigfaltigere
Gliederung. Das Erdgeschoß erschien als derber Quaderbau mit starkem Fugen-
schnitt, der auch die statt der Pilaster vorliegenden Lisenen durchzog, Mittelbau
und Zwischenbauten wieder mit offenen Arkaden« die Flankenbauten mit Blend-
arkaden, in denen die Fenster lagen, hier wie stets mit geradem Sturze. Unter
der mittelsten Arkade des Mittelbaues führte ein rundbogiger Eingang in die große
Grotte, die kellerartig im Innern lag. Die Lisenenpfeiler vor dem Mittelbau waren
an den Seiten und neben dem (wie an der Hofseite) drei Arkaden breiten über-
höhten MittelstQcke gekuppelt; vor ihnen standen Figuren auf hohen Sockeln.
Das Obergeschoß hatte wie an der Hofseite ionische Pilaster, und die Arkaden
des Zwischenbaues glichen denen der Hoffront. Im Mittelbau folgten Über den
gekuppelten lisenen des Erdgeschosses gekuppelte Pilaster in beiden Oberstock-
werken. An seinem überhöhten Mittelteil lag im Oberstock vor dem Hauptsaale
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g^ AmUgcrichtibciirk Wolfenbütlel.
ein Balkon mit grüßen Bltimeovasen auf den Sockeln der Brüstung. Über den
ionischen Filastem lief durch die ganze Gartenfront ein vollständiges, unverkrüpftes
Gebalk, dessen Fricsstreifen am Mittelbau Qber den Pilastem eine schlichte platteo-
artige Vorlage trug. Die Gliederung des zweiten Oberstocks der Flankenbauten,
die Fflllung des Giebelfeldes, auch Pilasterform, Sims und Schnecke der SuBersteu Inter-
kolumnen des Mittelbaues wie bei der HoFfront; der überhöhte Teil der Mitte hatte
korinthische Pilaster und ein vollständiges korinthisches Gebälk, darüber im Giebelfelde
das braunschw. Pferd vor einer Waffentrophäe. Auf seiner Spitze schwebte ein Po-
saunenengel, auf den zwei Ecken an jeder Seite standen ebenfalls F^;uTcn, wie auch auf
den Balustradensockeln der Z«-ischeabauten und den Ecken und Spitzen der Flanken-
giebel, und zwar auf der Spitze zur Linken ein Merkur, zur Rechten eine Fortuna.
— Die Schmalseiten des Herrenhauses hatten in der Verlängerung des zurück-
tretenden zweiten Oberstockes der Zwischenbauten verkürzte Giebel über den vier
mittelsten Achsen der sechsachsigen Wandfläche. An die Flankenbauten auf der
Gartenseite stießen rechtwinklig zum Mittelbau schmale eingeschossige Galerien
mit einem vorgezogenen Mittelstücke, die mit einem zweigeschossigen Pavillon
endigten (19. 20. 36. 37). Die Quaderarchitektur vom Erdgeschosse des Haupt-
hauses mit offenen Arkaden setzte sich an diesen Galerien und Pavillons fort, das
Obergeschoß der Pavillons hatte einen Balkon an der Seite nach dem Vorgarten
und Pilasterarchitektur wie Kirche (18) und Hauptspeisesaal (34). Das flache Zelt-
dach war mit Schindeln gedeckt und endigte in einem runden Knauf. Vor der
nischenartig umgebildeten Gartenwand der Galerien lag in der Mitte ein Flu^otl,
aus dessen Urne in ein halbrundes Becken Wasser floß, daneben standen bleierne,
in Italien angefertigte Statuen. Das Erdgeschoß der Pavillons war eine offene Halle.]
[Inneres. Der Haupteingang lag, wie wir schon sahen, dem Hoftore (i) gegen-
über im Mittelbau. Er führte ober 3 Stufen sogleich auf die Mitte (a) des Treppen-
hauses (z). Dieses war ein von allen At^nzeugen gelobtes Meisterstü<^ Gerade-
aus sah man in die tiefer liegende Grotte (4) und durch sie in den Garten bis
zimi Parnaß. 16 gekuppelte dorische Säulen trugen die Podeste und Galerien.
Das Obergeschoß des Treppenhauses war durch korinthische Pilaster gegliedert Rechts
und links führten Treppen von 10 Stufen auf die Absätze b und über sie weg
wieder hinab in die Arkaden vorläge 3 der Zwischenbauten. Diese Absätze liefen
als Gänge (5) weiter gegen die Arkaden der Gartenfront und ihnen entlang, dann
mit Treppen in die Arkaden vorlagen der Zwischenbauten, so daß die Grotte (4)
von ihnen umschlossen war. Vom Absatz b führten wiederum jederseits 10 Stufen
zurück und hinauf zu dem Podeste c, und von ' hier lö Stufen in die Tiefe des
Hauses auf den Gang d, der vor dem Hauptsaale f lag, und neben dem beim
Treppenhause sicli die Gemächer e befanden. Die Decke des Treppenhauses
unter dem zweiten Oberstock schmückte eine von Sturm und Ribbentrop gerühmte
Freske „mit einer Rermommee in der Lufft, weiche des Durchlauchtigsten Hertzogs
(d. h. Anton Ulrichs} Pourträt trügt". Auf den GelSndem der Treppen standen
„aus grauem Sand-Marmor gehauene Kinderchen".]
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SdidaUDin (SchloB). 85
[Der Hauptsaal (f) nahm die ganze Gartenseite des Oberstocks im Mittelbau
ein. Vor den Wandpilastem standen auf Sockeln vollrunde korinthische Säulen
aus Holz, „kolumbinfarbig" marmoriert und mit vergoldeten Kapitalen, an zwei Seiten
jede Säule für sich, an zweien gekuppelt Ihre Verteilung kann etwa, wie der
Grundriß angibt, gewesen sein, wo dann zwischen jedem Doppetpaare von Säulen
eine Tür lag, wie auch für jede Wand eine nachweisbar ist Vier Fenster und
eine Tür befanden sich in den Interkoluranen der Gartenseite, gegenüber waren
neben der Tür jedemeits zwei Blenden mit bronziertem Ornament. Die Einteilung
der Schmalseiten ist nicht sicher. Wahrscheinlich befanden sich neben der TOr
ebenfalls zwei Blenden. Vor den Blenden standen Statuen aus Holz, die anfangs
weiß, spater bronziert waren. Das Hauptgesims aus Stuck war teilweise vergoldet,
darüber lag ringsum eine offene, niedrige Musikgalerie, deren Geländer weiß lackiert
und vergoldet war. Die Decke war in Form eines Spi^elgewölbes verschalt und
durch Stuckomament in fünf Felder geteilt, welche von Querfurt al fresco bemalt
waren. In der Mitte eine All^orie der drei Künste; Malerei, Architektur luid
Bildhauerei unter dem Schutze der Minerva, welche die Züge der Herzogin
Elisabeth Juliane, Gemahlin Anton Ulrichs, trug, wie denn auch die Portrats
sämtlicher beim Bau beschäftigten Künstler ahnlich augebracht waren. In den
Seitenfeldem über den Saatecken die Jahreszeiten. Sturm tadelt den Eindruck des
Raumes: die Galerie beschränke den Blick und drücke die Decke. Danach scheint
der Saal zu niedrig gewesen zu sein, wie es denn auch aurfalJend ist, daß er
nicht wie üblich durch zwei Geschosse ging.]
[Die Wohnung des regierenden Herrn lag rechts im Erdgeschoß. Man betrat
zuerst die Gemächer des Zwischenbaues 6 — 9, die als Vorräume dienten, namentlich
9 als VoTsaal für das Audienzgemach, ausgestattet mit alle Wände füllenden
Tapetenmalereien aus dem Leben Alexanders d. Gr. von Luhn, Francesco
Paletti und vielleicht auch Querfurt Die HauptrSume lagen im Flankenbau.
Hier das Audienzgemach (10). Die Dekoration der Wände wechselte schon zu
Anton Ulrichs Lebzeiten. Anfangs bestand sie aus Bildern von Luhn: Medea
und Theseus bei Aigeus, Pan und Syrinx, Antonius und Kleopatra, Dido, Cephalus
und Prokris, Dädalus. Andere berichten später, das Gemach sei ausgestattet mit
Gobelins nach Zeichnungen Le Bruns: Geschichte Meleagera und der Atalante.
Jedoch war das Zimmer zu klein, die ganze Folge aufzunehmen. Der Rest war
imteigebracht in der anstoßenden Kammer 11. Der Raum 12 neben dem Audienz-
zimmer, nach dem Garten zu, hieß das Kabinett des Herzogs. Es hing vor
dem Anbau der Bilder -Galerien voll der gerühmtesten Gemälde; erst nachdem
diese herausgenommen waren, wird es die gemalte Dekoration bekommen haben.
Die Räume 13 — 15 waren Garderoben und Kammern. Daran stieß die Galerie
des Herzogs (16), anfangs der einz^e besondere Sammlungsraum des Schlosses
für Kunstsachen, vielleicht schon frühzeitig mit den Anbauten 17 und h, im
XVIII. Jahrh. selbst in mehrere Räume zerteilt Nach vom wurde diese Galerie
pavillonartig abgeschlossen durch den Hauptspeisesaal {18), der vielleicht soweit
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g6 AmUgedchlabedik WoireQbfitteL
vorgerückt war, weil die SchioßkOche (73) ziemlich entfernt vom Haupthause lag.
Der Raum war besonders reich getafelt Er ging durch beide Geschosse, das LJcht
fiel durch die Fenster des oberen, die Decke war „gleichsam gewölbt" und trug
eine all^orische Freske der 12 bedeutendsten Flüsse der welEschen Lander. Der
in den Garten vorragende Pavillon 20 enthielt anfangs im oberen Geschosse
einen Bibliotheksraum.]
[Den Räumen 6 undg des Zwischenbaues entsprachen in der Wohnung der Her-
zogin der Versammlungsraum 21 und links dabei das Vorzimmer 22, wieder mit lebens-
groBen Darstellungen in Ol und auch teilweise aus der Geschichte Alexanders d. Gr.
Die Gemächer 23, 24, 29 und 30 werden nur flüchtig als Garderoben und Be-
dientcnzimmer erwähnt, 25 war das Audienzgeniach der Herzogin, 26 das Kabinett
derselben, nach seiner Ausstattung auch Porzellankabinett genannt, 27 war ein
Betraum, 28 Schlaf gemach. Die Galerie der Herzogin {32) war „gantz al
fresco auf eine besonders angenehme manier gemahlt, und werden drin ffli^;estellt
die Gottesfurcht und alle Christliche Tugenden mit historien meistentheils von
berühmten frauen auss dem alten und neuen testament" (Flemmer).]
[Aus diesem Saale kam man in die Kirche (34)- Dem Saale zunächst lag das
herzogliche Betkabinett und der fürstliche Stuhl (33), ein Raum, der noch von
dem Galeriebau abgetrennt gewesen sein wird. Die eigentliche Kirche war ein zu
allen Zeiten w<^en seiner Schönheit gelobter quadratischer, durch 2 Stockwerke
gehender Raum, der nach Lage und GröBe dem Speisesaale (18) entsprach, und
wie bei diesem fiel das Licht durch die Fenster des Oberstocks, 3 auf jeder Seile.
Der Fufibodcn war mit Platten aus weiBem Marmor und aus schwarzem orienta-
Eschen Granit belegt, an den WSnden war ein ahnlicher Wechsel von weiBen und
schwarzen Steinen durch Bemalung nachgeahmt; davor hingen fast lebensgroße
Passionsbilder. Dem fürstlichen Stuhle gegenüber stand die geschnitzte Kanzel Ober
dem Altartische; sie war eingefaflt von freistehenden rot marmorierten „römischen"
Säulen und zwei Statuen. Über einem „römischen Hauptgesimse" trugen 12 Engel
in den Ecken und vor den Fensterpfosten die fiachgewölbte Decke. Sie waren
von Huggenberg aus Holz geschnitzt, und jeder hielt ein Marterinstrument
An der Decke war ein Fresco vom alteren Querfurt: die Ausgießung des heiligen
Gei.stes, in einer perspektivischen Kuppel. Der bereits im Vorbau des Schlosses
liegende Gang 35 galt anfangs als ein Vorraum zur Kirche. Der „sogenannte Chor"
bei Ribbentrup war wohl der gleiche Raum, der spater vielleicht in innigere Ver-
bindung mit der Kirche gesetzt wurde. — Der Pavillon (37) enthielt im Ober-
stock ein Raritätenkabinett der Herzogin.]
[Dieses ganze Erdgeschoß, mit den HauptwohnrSumen des regierenden Herzogs-
paares, wurde im XVIH. Jahrb. im Rokokogeschmack wesentlich umgestattet.
Besonders wurden auch die Audienzzimmer verändert, und auf der Seite der
Herzogin wurde der Raum 38 für Philippine Charlotte, die Gemahlin Herzog
Karls L und Schwester Friedrichs d. Gr., neu hinzugefügt]
[Im Oberstock des Hauptgebäudes lag nelien dem Mittelbau an der Hofseite
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Salzdahlnm (SchloB). 87
zunächst eine Treppe ins dritte Geschoß. Die Hauptrflume an der Gartertseite
hatten mit dem großen Saale ihre Türen in einer Achse. Die äheren Nachrichten
zahlen 6 größere Zimmer jederseits auf, Ribbentrop je 1 1 Räume, die sich nicht
mehr mit ähnlicher Wahrscheinlichkeit wie im Erdgeschosse verteilen lassen. Die
30. Salidablaiu, ScbloS: Deckenbild von J. O. Hanns im Oberstock.
Zwischenwände scheinen ohne große Rücksicht auf die des Erdgeschosses durch-
gezogen worden zu sein. Gerühmt werden die in mannigfaltigen geometrischen
Mustern parkettierten Fußböden. Auch hatten die meisten Zimmer barocke Stuck-
decken. Ein Gemach der linken Seite hatte eine Decke, von der es heißt, sie
sei „sehr schön gearbeitet, mit einer im Rundel al fresco gemahlten Gütteige-
schichte". Da ein ähnliches Fresko nicht wieder erwähnt wird, ist es vermutlich
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83 AnitigeTiebubedTk Woircabüuel.
jene olympische Götterversammlung, die Harms bereits 1687 im alteren Schlosse
und wiederum im neuen 1693 ausgeführt hatte, wie eine Bemerkung auf der
Rückseite des im Herzogl. Museum erhaltenen Entwurfes {Abb. 30) beweist. —
Das dritte, oberste Geschofl des Hauptgebäudes war nur im Mittelbau
und den Flügeln wohnlich eingerichtet, und zwar ursprftngUch für drei Kinder
Anton Ulrichs; in der Mitte befanden sich die Zimmer der Henriette Christine,
Äbtissin von Gandersheim, links im Flügel Ober den Zimmern seiner Mutter wohnte
der Erbprinz August Wilhelm, Ober den Gemächern des Herzogs im rechten
Flügel Ludwig Rudolf von Blankenburg. Auch spater wurde dies oberste Stock-
werk von jüngeren Prinzen oder vornehmen Gästen benutzt]
[Ein großes Grottenwerk {4) 1^ im Mittelbau über und unter der Erde, dessen
gesamte Ausdehnung auf loo Fuß im Quadrat angegeben wird. Man hat zwischen
zwei größeren Räumen und einigen Kabinetten zu unterscheiden. Der sogen. Saal
hatte eine korinthische Pfeilerdekoration über hohem Sockel und mit Gebalk aus
Marmor. An einer Seile lag hinter einer weiten, im flachen Bogen geschlossenen
Arkade ein weißes Marmorbecken, in das sich aus einem Grottenaufbau von Tuff-
stein ein Wasserfall ergoß. Am Becken und in dem Grottenaufbau standen Statuen.
Neben diesem Saale und Becken — das letzte vielleicht dazwischen — lag die
Hauptgrotte, ganz aus Tuffstein und mit Muscheln dekoriert An Wand und Decke
befanden sich Fresken. Vor einer Nebengrotte war ein Springbrunnen, die Rück-
wand war von zwei unregelmäßigen Öffnungen durchbrochen, durch die man, wie
es scheint, ins Freie sah. Durch die Hauptgrotte, vielleicht durch samtliche Räume
sah man, auch von der Haupttreppe aus, bis zum Famaß am Ende des Gartens,]
[In den Räumen des Verbindungsbaucs links neben dem Tore (i)hatte der Bau-
herr Anton Ulrich noch eine kleineWohnung von zwei Zimmern (39) und Zubehör {40),
Gegenüber (4 1 — 43) waren die RJlume für seine Tochter Henriette Christine ein-
gerichtet und wie es scheint etwas reicher dekoriert.] ■
[Die Anhauten sind im wesentlichen auch noch unter Anton Ulrich ent-
standen, jedoch ohne einheitlichen Plan und in der Reihenfolge, wie Bedürfnis
oder Laune sie hervorrief. Auf der Seite des Herzogs war das anfangs schlichte
einstöckige Theater {47) bereits 1697 vorhanden, bei Uffenbach „Spielsaal" ge-
nannt, mit vier großen Bildern von Luhn. Der Zustand, den Ribbentrop beschreibt,
scheint auf einen Umbau zurückzugehen, der 1751 erfolgte. Damals befand sich
der Bühne gegenüber die fürstliche Loge, andere Logen zu den Seiten, alle nach
vom durch Brüstungen abgetrennt, auf deren Sockeln blau marmorierte korinthische
Säulen standen mit vergoldeten Kapitalen. Zwischen ihnen hingen vergoldete
Festons. Die Decke war mit einem wolkigen Himmel bemalt. Die übrigen an
dieser Seite angebauten und einen Orangengarten (HI) umschließenden Räume
(44—46. 48 — 60) dienten zur Unterbringung der Sammlungen und ordneten
sich um die „große" (49) und die „kleine" Galerie {51). Jene war 200 Fuß
lang, 50 Fuß breit, 40 Fuß hoch. Das Licht fiel wie es scheint nur durch eine
hoch angebrachte obere Reihe von Fenstern an den Liingsseiten (Tafel VI),
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Silidiblain (SchloB). Qg
wahrend die untere Reihe ^nige angebaute Kabinette erleuchtete. Die Decke war
verschalt in Form eines SpiegelgewOlbes und abgeteilt in drei nuidc und da-
zwischen zwei rechteckige Felder, welche von Querfurt bemalt waren. Das erste
Rundbild zeigte Apoll auf dem Throne, als Beschtitzer der Künste, von Amoretten
bedient, im zweiten Rundbildc eiferte Merkur die KQnstler durch Geschenke an,
im dritten sah man die Geburt der Minerva. Im ersten Rechtecke hatten die
drei Künste „Theoria, Poesia und Musica ... am Ockerflusse ein Theatnim"
aufgebaut und sich dabei gelagert Im zweiten Rechtecke errichteten imter
Satums Leitimg die Architektur, Malerei, Bildhauerei und Kupferstichkunst ihrem
Beschützer Anton Ulridi eine Bildsaule. Die Einfassungen der Bfigen waren
reich ornamentiert, dazwischen waren ovidische Verwandlungen gelb in gelb ge-
malt Auf der Seite der Herzogin stießen bereits 1697 eingeschossige Anbauten
an die Flanke des Hauptgebäudes, Zunächst lagen einige Räume mit häuslichen
Spielereien: eine Kammer (6t}, daneben rechts ein Kabinett (62) mit einer Samm-
lung seltener Körbe, weiterhin die Badestube (63) und die holländische Küche
(64) mit verschiedenen Abteilungen, deren eine auch eine Sammlimg venetiani-
scher, von der Republik dem Herzoge 1682 geschenkter Gläser enthielt. Diesem
Anbau gegenüber und zur Seite, mit ihm nach Querfurts Plane und anderen
Stichen ursprOnglich einen kleinen Hof (IV) einschließend, dem ein ähnlicher Hof
(V) auf der Seite des Herzogs entsprach, lag eine kleine Orangerie und eine
Voliere {65 und 65»), wovon jedoch der Flügel 65 a auf der Flurkarte von 17O4
nicht mehr vorhanden ist. Auf einem Stiche ist hier auch eine Gärtnerwohnung
bezeichnet, die den Raum 66 eingenommen haben kann.]
[Alle diese unregelmäßigen Schtoßanbauten beiderseits waren nach dem Garten
zu bereits unter Anton Ulrich, wenn auch nicht gleich von Anfang an, verdeckt
durch eine niedrige Arkaden vorläge, die an die Gartenpavillpns des Schlosses an-
schloß und ihrerseits nach einem rechtwinkligen Knicke gegen den Garten zu
in kleinen Pavillons endigte. Gewächshaus und Glashaus, die weiter abseits
auf der Herzogin -Seite bereits unter Anton Ulrich erwähnt werden, mögen in
dem Anbau 67 oder dem freistehenden Hause 68 zu suchen sein. — Der be-
deutendste Anbau auf der Herzogin -Seite war die Große Orangerie {69), das
Gegenstück zu der Großen Galerie auf des Herzogs Seite (49). Da in das Ge-
bäude die Räume des 1 701 von der Herzogin Elisabeth Juliane gegründeten
Klosters zur Ehre Gottes nach einheitlichem Plane eingebaut waren, so
ist anzunehmen, daß es auch erst 1701 fertig winxie. Es war 220 Fuß lang, 50
Fuß breit und mit Ziegeln gedeckt, hatte an der Gartenfront eine zweigeschos-
sige Gliederimg und im unteren Geschosse eine Arkadenreihe mit Fenstern und
webeh Türen mit Oberlicht in den Biigen. Ein zweites Geschoß darüber hatte
eine fortlaufende Fenstcrreilie. Eine Bemalung dieser Außenseite von Harms
(vielleicht war es nur diese architektonische Gliederung, die nicht auf allen Ab-
bildungen erscheint), war schon fast erloschen, als Sturm das Schloß besuchte.
Die Wände des Orangensaales waren dekoriert mit zwei Pilastcrreihen über-
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go AmtigerichtibeliTk WoircDbältel.
einander, die glatten Heiler gekuppelt mit verkröpftem Gebälk, unten ionischer,
oben korinthischer Ordnung. In der Wand nach dem Wirtschaftshofe waren 12
Nischen mit den Statuen der 1 2 ersten Kaiser in Lebensgröße, dazwischen standen
6 eiserne Öfen, jeder sockelförmig und oben mit einer reichen Vase besetzt An
jeder Schmalseite des Inneren war ein Balkon, darunter an der Seite nach der
Kirche eine Grotte (vermuüich im Zwischenbau 70) mit einem Spi^el im Hinter-
grunde, vor dem ein Wasserfall hinabstürzte. Die Decke des Saales hatte eine
ftachgewölbte Holzverschalung, bemalt mit einer Götterversammlung. An die Schmal-
wand gegenüber der Grotte grenzte ein besonderer Speisesaal (71). Er hatte
an der Eingangswand vom Orangensaale her zwei Kamine mit Bildern in barocker
Einfassung. Auf dem Simse von Tür und Kamin standen Kannen. Die Wand gegen-
31. Sdlzdahlam, Schloß: Speisesaal neben der Oriuigerie.
Über (Abb. t,\) hatte zwischen zwei Türen einen Aufbau von Geräten in einer
Nische. Die beiden übrigen Wände, gleich der beim Orangensaale, waren von Fenstern
durchbrochen, unten größeren, oben kleineren. Kannellierte korinthische Pilaster an
allen vier Wänden trugen ein vollständiges korinthisdies Gebälk. Die Klosterräiune
lagen nach der Dorfbeschreibung von 1764 über der Orangerie. Die Treppe muß
in dem Räume 72 hinter dem Speisesaale gewesen sein, wo an der Schmalseite
eine Tür in den Klostergarten (VI) führte. Das Kloster wurde 1791 wegen des
schlechten Zustandes der Räume nach Wolfenbüttel verlegt, das ganze Gebäude
1797 wegen Baufälligkeit abgerissen. - — Zwischen der Großen Orangerie und der
hollandischen Küche lag der Orangengarten (VII), ursprünglich der Privat-
garten der Herzogin.]
[Die Wirtschaftsgebäude des Schlosses ordneten sich um mehrere Hilfe.
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StUdihlnm (SchloS). gl
Der innerste, gepflasterte lag als Vorhof (VIII) vor dem Ehrenhofe; nach den
glaubhaftesten Abbildungen umzogen ihn zweistöckige Gebäude (74. 75) an drei
Seiten eines Rechteckes, mit einem dreistöckigen b^ebelten Mittelbau (73) gegen-
über dem Prunktore (i). Im Erdgeschosse dieses Mittelbaues war die unterkellerte
Hauptküche. Sie hatte gegen den Hof eine Arkadenvorlage. Darüber und in
den Räumen zur Seite (74' und *>) befanden sich Zimmer für Hofbeamte, Diener
und Fremde, dazu ein Tanzsaat, der wohl im Mittelbau lag. Die Einfahrten
(75) befanden sich an beiden Schmalseiten des Hofes in gleicher Achse, wie es
scheint unter nmdbogigen Giebeln. Ein zweiter Wirtschaftshof {IX) lag da-
neben vor der GrofieD Orangerie. Hier waren in den unregelmäßig den Hof um-
gebenden Gebäuden (76»— e) die herrschaftlichen Stalle, Wagenschuppen, einige
Fremdenzimmer, Wohnungen für Gärtner und ahnliches. Die einzelnen Bauten
hatten jeder einen vorgezogenen und begiebelten Mittelbau. Ein dreiteiliges, be-
sonders stattliches Tor {77) in der Achse der beiden des Vorhofes, führte auf
die Straße nach Wolfenbüttel. Ein ähnlicher Hof (X), ebenfalls mit Stallungen,
lag neben der Großen Galerie, an der anderen Seite des Vorhotes (VIII). Er
war ursprünglich nur an den Schmalseiten bebaut (74. 78». 78b); das Haus 7g
der Großen Galerie gegenüber enthielt die Reitbahn und war von Herzog
August Wilhelm erst 1720 angelegt. Ein dreiteiliges Tor (80) mit dorischer Pilaster-
einfassung und ein ähnliches (81) jenseits des letzten kleinen Wirtschaftshofes {XI),
beide auch ungefähr in der Achse der Übrigen Hoflore, führte auf den Weg nach
Braunschweig. Der äußerste Hof (XII) nahm teilwei.se die Stelle eines Wasser-
grabens ein, der anfangs die Schloßanlage auf allen drei Auflcnsciten größtenteils
umgab. Die Bebauung dieses Hofes (82» — =) ist mu- nach der Flurkarte von
1764 anzugeben. Die größte LiLngsausdehnung des Gebäudekomplexes, von Tor
77 bis Tor 81, ist nach dem jetzigen Augenschein und der Meßtischkartc auf
annähernd 200 m zu scliätzen.]
[Die großen, südwestlich vor dem Schlosse liegenden Garten hatten unter Anton
Ulrich den verhältnismäßig nur kleinen Flächeninhalt von insgesamt 52 Morgen.
Davon entfielen auf den Klostergarten (VI) i Morgen 65 Ruthen, auf den eigent-
lichen Lus^rten mit seinen Teichen 32 Morgen 60 Ruthen (120 R. ^ i M.).
Der französische Lustgarten {Abb. 29 u. Tafel V) war auf das Hauptgebäude
gerichtet Die Überfüllung mit Skulpturen entsprach dem persönlichen Geschmacke
Anton Ulrichs, Die ganze Länge, etwa 1200 Fuß, war von einer niedrigen Weg-
achse in der Mitte durchschnitten, in der Querrichtung teilten drei Wegachsen
den Garten in vier Quartiere, die wieder ihrerseits zerlegt waren. Das erste und
grüßte Quartier, das Parterre vor dem Schlosse, war von einer hufeisenförmigen
Terrasse eingefaßt, die an ihren Endpunkten übet einigen Stufen zugänglich war.
Wo die Terrassenrundung in die gestreckte Richtung überging, war jederseits eine
Kaskade vor einem architektonischen, mit Skulpturen besetzten Aufbau. Die Beete
des Parterres waren an den Ecken mit Vasen auf Postamenten geschmückt. Auf
dem Schnitt der Hauptallce des Gartens und der Wegachse zwischen den Kas-
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02 AmugericbUbeiiilt WolfeDbüttd.
kaden lag die Orpheusfontäne mit Figuren aus vergoldetem Blei. Die Große
Allee war auf beiden Seiten mit Statuen eingefaßt, alle nach mehr oder weniger
antiken Motiven, die besten von Sebastian Huggenberg. Auf dem Querluit-
schen Plane sind auf dieser Strecke der Hau])tallee 62 Statuen angegeben, die
mit den Borghcsischen Feditem vor dem Parnaß schlössen. Statt der rechteckigen
Wegdurchschneidungen zeigt der Plan von 1764 (Abb. 29) symmetrisch gewundene
Wege, wohl eine Neuerung Herzog Karls I. Das zweite große Quartier des Gartens
begann hinter dem Parterre mit einer Einbuchtung, die mit BQsten und Halb-
figuren besetzt war. Dieses zweite, wie das folgende dritte Quartier wurde durch
die Mittelallee in zwei große Abteilungen zerlegt, welche von geschnittenen Hecken
umgeben und durchzogen waren. Auf der Schnittflache der Hauptallee und des
großen, das zweite und dritte Quartier trennenden Querweges lag die Sirenen-
fontäne. Ging man von ihr in die Querallee zur Rechten (vom Schlosse aus), so
kam man alsbald in Nuti^;arten, durch welche die Allee jedoch weiter führte bis zur
Eremitage des hl. Hieronymus. Diese war ein mit Tuffstein verkleideter Holzbau.
Die in der Breite dreiteilige Front war ein Gemisch von Rustikaarchitektur und
grotlcnhafter Willkür. In der Mitte lag ein größerer Raum, dessen Wände mit
Heiligengeschichten bemalt waren, darunter eine 1687 angefertigte Freske von
Harms (Skizze im Herzogl. Museum), die Paulus den Einsiedler, in der Wüste
von Raben gespeist, darstellte, und gegenüber dem Eingange wie es scheint den
in der Wüste betenden Johannes den Täufer. Rechts daneben war die Höhle
des Heiligen. Der nachdenklich neben seinen Papieren und Büchern sitzende
Hieronymus war aus bemaltem Holze. Hinter dieser Höhle, wohl nur vom Mittel-
raume aus zuganglich, lag die Betzelle, mit einem allen, bunten Glasfenster aus
einer Kirche, gegen den Hausgarten zu auf dieser Seite eine Kammer. An der
andern Seite des Vorplatzes waren ebenfalls drei Gemächer, \'üm die Löwen-
h()hle, mit einem Wasserstrahl in einem kleinen Becken, aus dem der steinfarbig
bemalte Lrtwe zu saufen schien. Dahinter folgte eine Küche und drittens eine
Stube mit zwei farbigen Fenstern.]
[Am anderen Ende dieser Querallee lag das Naturtheater. Es wurde erst
im Frühjahr 1710 angelegt und war schon 1764 wieder aufgegeben. Die Kulissen
waren aus Hecken gebildet, vor denen 18 Statuen standen, vom wie es scheint
rechts Apollo, links Bacchus, beide mit zahlreichen Putten. Der Zuschauerplatz
bestand aus einigen halbkreisförmigen Stufen von Tuff.]
[Der Parnass (Abb. 32), im vierten Quartier, Abschluß der Hauptallee und
point de vue des Schlosses, bestand ursprünglich aus einem gespaltenen, künstlichen
Tuffs teinf eisen, der einen Durchblick gestattete auf die hinter dem halbkreisförmigen
Ende des Parkes wieder aufgenommene Hauptallec und auf die weiterhin, nach
Umgehung des Parkes, gerade aus :i perle de vue den flachen Hügel hinauf-
ziehende Straße nach Wolfenbütlel (Abb. 21)). Aus den beiden Felsspitzen
Stürzte Wasser in ein großes Becken. Von der Spitze des Felsen links sprengte
ein Pegasus, unter dessen Hufsclilag das Wasser hervorschoß, zugleich eine An-
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Solzdahlum (Schluß I. g^
Spielung auf das braun seh weigische Wappenpferd. Zwistlien den Felsen, an ilinen
auf Vorsprilngen, in Höhlen und neben dem Becken waren Apoll und die neun
Musen verteilt, während im Hintet^grunde die gerüstete Minerva saß. Zwischen
1706 und 1709 wurde die Anlage wesentlich verändert. Beide Felsen wurden
mit einem zweistöckigen Grottenwerke umbaut (Abb. 32), das einige Zimmer meist
nur mit ornamentaler Dekoration enthielt. Im mittelsten Räume dagegen stellte
eine allegorische Freske dar „den Genius des Landes Braimschweig, wobcy der
Author zugleich ffli^estellet hat die inclinatiun der Einwohner zum Kriege, unter-
schiedliche künstliche Handwercker, und was an Fruchtbarkeit es an den Tag
bringet, im Feld- und Bergwerck-Bau, und dergleichen". Oben war ein niedriger
rechteckiger Doppelturm und ein achteckiger mehrstöckiger in chinesischer Art.
Fegasus und Becken waren geblieben, doch die Statuen ganz anders verteilt, und
32. Salidafalum, ScbloB: Parnall und SirenenfontäDe.
hinzugekommen war eine Latona mit ihren beiden Kindern, gegen die viele
metallene Frösche aus dem Teiche „kreuzweis" Wasser spieen.]
[Die kostspielige Erhaltung des rasch vergänglichen Fachwerkbaues, verisunden
mit dessen allmählich veraltendem, allzu zeremoniösem Lusiis, ließen langsam das
Interesse an ihm zurückgehen. Im Laufe des XVIII. Jahrh. begann man, die
Sammlungen nach Braunschweig hinüber zu schaffen. Die Bilder, die den be-
sonderen Ruhm des Schlosses ausmachten, sollten folgen, als die Katastrophe von
1806 eintrat Darauf wurde das Schloß von der westfälischen Regierung nicht nur
seiner Schatze völlig beraubt, sondern sogar auf Abbruch an die Stadt Braun-
schweig verschenkt, zur Entschädigung für den k<Jstspieligen Umbau des dortigen
Residenzschlosses. Aber auch den Abbruch hatte Herzog Karl Wilhelm Ferdi-
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g^ Amlsgerlchubenik WolfcDbütteL
nand schon 1797 mit der Orangeiie, nachdem das Kloster nach Wolfenbüttel
verlegt war (vergl. Bd. III i, S, 177. 199), begonnen. Das SchloB wurde nun im
Jahre 1813 in einzelnen Teilen versteigert. Nach der SchluBrechnuog vom 3. Dez,
1813 hatte die Stadt einen Reingewinn von 33098 Thim. 21 Sgr.J
G^enwÄrtig sind nach einige Wirtschaftsgebäude erhalten. Die Orientierung an
Ort und Stelle geschieht leicht dadurch, daß die jetzige HauptdorfstraBe die Schloß-
stelle in der Richtung von Tor 81 zu Tor 77 durchschneidet. Das östlich davon
liegende Gelände ist größtenteils in Privatbesitz überg^angen, wahrend gegen Westen
alles ziir Domäne geschlagen ist. Die Backsteininauer, die hier neben der Chaussee
den Domänengarten bt^enzt, liegt an der Stelle der Außenwände der Orangerie
(69 — 72), des Vorbaues (i. 35. 39 — 43), der Kapelle (34), des Speisesaales (18)
und der großen Galerie (48. 4g), und zwar in der vollen Ausdehnung dieser
Schloßteile von Tor 77 bis Tor 81. Erhalten ist in seinen Umrissen das Gebäude
78» (Ass. Nr. 18) mit dem Torbogen ansatz von 80, an dem sich jederseits noch
der bretteme, römisch-dorische Pilaster für die Arkadeneinfassung befindet. Die
Fahne auf dem abgestutzten Dachteile Über 80 mit dem springenden Pferde und
der Jahreszahl 1697 ist wohl von einem anderen Schloflgebäude hierherversetzt
Auch die daneben stehende Reitbahn 79 ist erhalten als Wirtschaftsgebäude zu
Nr. 18. Sie wurde, wie oben S. 91 erwähnt, erst 1720 unter August Wilhelm er-
richtet, ihrem Zwecke entsprechend mit einigem Luxus, sodaß sie uns immerhin
noch jetzt einen Maßstab für das übrige zu geben vermag. Das Fachwerk ist ziem-
lich dünn, willküriich aus Eichen- oder Tannenholz. Das Äußere gegen den Hof X
war noch 1903 in Abständen mit drei zi^setzten Arkaden belebt. Die Füllungen
sind verputzt. Das Ziegeldach ist an den Giebelseiten abgewalmt. Es ist wohl an-
zunehmen, daß der Putz einst das ganze Fachwerk verbarg, und daß die Tür- und
Fensteröffnungen mit bretteraen Gewänden in Steinnachahmung umzogen waren.
Das sehr verbaute Innere bildete, bis auf einen kleinen, mit mehreren Gelassen in
zwei Geschossen gefüllten Raum vor 82 c, eine einzige zweigeschossige, ziemlich
gedrungene Halle. Wände und Decke sind mit einer dicken Stuckschicht über-
zogen, die Decke in der Form von flachen Kreuzgewölben Ober Pfeilern vor den
Wänden und in der Mitte des Raumes. Die Pfeiler haben ein barockes Konsolen-
-kapitäl, über dem die Gewölberippen, Rundstab vor Plättchen und Kamies, an-
steigen. Der Schnittpunkt der Rippen ist mit einer Akanthusrose geschmückt. Die
Pfeiler in der Mitte des Raumes sind durch einen Holm in Architravform ver-
bunden, der in der Mitte noch einmal durch einen schlichten P/eiler unterstützt
wird.
Von den Hof VIII umgebenden Gebäuden laßt sich der gegenüber 76c liegende
Teil von 74» in einem ganz nackten und verbauten Zustande wiederflnden.
{Besitzer Lindenberg; Ass. Nr. 20.) Charakteristisch ist das flache Ziegeldach, noch
mit dem Ansätze des rechtwinklig von 73 her anstoßenden Flügels. Über die
Stelle von 76 c läuft jetzt eine Nebenstraße des Dorfes und geht zwischen den
ebenfalls noch vorhandenen Gebäuden 82" und 82 1» durch. Beide gehören unter
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Silxdabliim (ScUoO). g^
Nr. 2 1 zur Domäne als Arbeitcrwohnungen, gSnzlich schmucklos und unbedeutend,
82» als (Polen-)Kaseme, 82b als „Kalkhaus". Der alte Gartenkomplex, jetzt
Ackerland, ist noch von Wegen, Graben, Hecken und alten Pappeln umgeben. —
Von den Statuen sind viele in den GSrtcn WulfenbUtteJs und namentlich Braun-
Echweigs erhalten, wo gerade in den Jahren seit 1806 die alten Festungswerke
in Gärten umgewandelt wurden und daher viel Gartenschmuck nötig war, der in
jener Zeit der Not aufs bittigstc durch Ankaufe in Salzdahlum angeschafft werden
konnte. Alles, was auf solche Weise erhalten blieb, geht nicht Über handwerkliche
Technik hinaus und ist abhängig von französischen Vorbildern (vergl. auch bei
Steinacker aaO. Abb. 15 — 17).
[Der künstlerische Wert des Schlosses hat stets eine günstige Beurteilung erfahren.
Allerdings war tmter denen, die den Bau noch sahen, nur ein berufener Kritiker,
Leunhard Christoph Sturm. Er sagt; „Diese Gebäude sind zwar nur von Holtz,
geben aber ein Modell, da£ wenn die Nachkommen ein Stück nach dem anderen
in reiner Architektur von Stein auffuhren wolten, in nicht allzulanger Zeit ein Ort
daraus werden könte, so mit den besten Lust-Hauscrn in Europa obschon nicht
an Kostbarkeit, doch an Schünheit und guter Disposition um den Vorzug streiten
dürffte." Und femer: „Die Correction der Säulen -Gesimse und dergleichen archi-
tektonische Subtilitaten muß er zwar daselbst nicht suchen, weil diese dem Werck-
meister zu ordiniren zustanden, Ober dessen sphaeram doch solche Dinge sich
weit hinauserstreckt haben." Aus diesen und anderen Äusserungen Sturms scheint
ein absichtliches Verschweigen der Urheberschaft Korbs hervorzugehen, das
wohl gegründet war in allgemeiner künsderischer RivalitSt und persönlicher Kon-
kurrenz um die Gunst des braunschweigischen Hofes, für den beide tätig waren.
An Sturms künstlerischer Überzeugung brauchen wir in diesen Äufierungen bei
dem leidenschaftlichen Manne nicht zu zweifeln. Seine Werturteile, sowohl Lob
als Tadel, dürfen wir also beide auf Korb als Baumeister beziehen. Die Vor-
trefflichkeit Korbscher Raumdispositionen lehrt das allgemeine Lob der Salzdahlumer
Treppe, der Kapelle, ein Blick auf die Gruppiermig der einzelnen Gebäudeteile,
wie denn auch die Raumwirkung des Inneren noch erhaltener Korbscher Bauten
sehr lobenswert ist. Die Schwäche namentlich der äußeren Flachengliederung
Salzdahlums verraten uns die sehr ähnlichen, ebenfalls von Korb errichteten
Fachwerkfronten des Wolfenbüttler Schlosses (vergl, Bd. III i, S. 136 ff. und
Tafel XVII). Man erkennt leicht, daß sowohl Eindrücke der französischen, wie
der niederländisch-norddeutschen Baukunst auf Korb eingewirkt haben. Der Auf-
bau um den Ehrenhof hat äusseriich Verwandtschaft mit Clagny, und noch mehr,
wohl nicht nur zufällig, mit dem Luxembourg, entspricht doch sogar der Lage
der Rubensgalerie in diesem, abgesehen von dem Geschoßunterschiede, die alte
„Galerie des Herzogs" in Salzdahlum. Die energisclie Absonderung der Pavillons
vor den Galerien an der Hof- wie an der Gartenseite, ein wesentlicher Faktor
der malerischen äußeren Wirkung des Schlosses, ist dagegen eine ganz persön-
liche Idee Korbs.]
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tff, AmUgericbUbeilrk WuUenbüllel.
Seinstedt.
Namensfurmen. Stamtidt {>.}()b), Sionslidi (um 1015), Stn- (1175. 1266.
1434), Sein- (1359. 1531), -stiäe, -stidde, -stede, -stedt.
Geschichtliches, Pfarrdorf, im Halberstädter Arcbidiakonatsregister von 1400
zum Bann Westerode gerechnet, vordem aber, wie es scheint, im Banne Kalme
(vgl. Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins VIII, 1875, S. 67, ll), jetzt in der lnspek-
tion Börssum-Eiewende, Patronat bei der Gemeinde. Ein Pfarrer Johannes er-
scheint 1266, 996 abergibt Bischof Bemward seine Güter in S. der Kapelle
des hl. Michael und des hl. Kreuzes vor Hildesheiin (spater Kapelle zum Michaelis*
kloster). Das Michaeliskloster in Hildesheim besaß 1022 dort eine curtk. II40
verlehnt das Kloster 10 Hufen an Walter v. Tassem, 1366 Güter an die v. Vel-
stidde, 1408 gibt es einen Meierhof mit ö'/i Hufen an S. Andreas (s. a. unten);
die Vügtei über das Dorf erwarb es 1268 von den Grafen v. Woldenberg. Das
Cyriakusstift vor Braunschweig besaß um 1180 ein Gut, das um 1200 auf 5'/«
Hufen angegeben wird, das dortige Blasiusstift 1505 3V1, Kloster Heiningen 1298
und 1374 4 Hufen. Begütert waren hier außerdem die Klöster Drübeck (1187),
Ringelheim (1209 i Hufe), Dorstadt {1217 i Hufe), Stötlerlingenburg (1328 r,
1409 2 Hufen), An Halberstädter Lehen besaßen 131 1 die Grafen v. Schiaden
I und die v. Volksem 2, 1428 die v. Geitelde, dann die v. Strombeck (noch
1740) I Hute, 1529 einen Hof die v. Kalm, 1654 6 Höfe und 6 Hufen nebst
einem Holz am Fallstein die v. Gramm, außerdem 13 11 die Edlen v. Querfurt
den halben Fleischzehnten; an herzt^l. Lehen 1318 die v. Winnigstedt i Hof,
die V. Werre 1344 1'/», die v. Garssenbüttel 1490 2 Hufen. Der halbe Zehnt
war vor 1418 garssenbüttelsches Lehen erst der v. Küblingen, dann der v. Ve-
chelde, seit 1418 — 1814 der v. d. Damm, die andere Hälfte besaßen 1584 die
V. d. Asseburg, 1794 das Amt Achim (s. S. 2 f.). — Ein schöffenbar freier Johann
V. S, ist 1268 erwähnt
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche am Westende. Flurkarte von R. Hase
1752. — 1584: 3 Ackerleute, 7 Halbspanner, 33 KOler; 1794: 2 Ackerleute
(Gutsherr über beide ist S. Michael in Hildesheim), 9 Halbspänner (Guislierr
Ober 3 von ihnen dasselbe Kloster), 18 Groß-, 7 Kleinköter, 4 wüste Kotstellen,
Einwohnerzahl 1790/3: 286, 1900: 414.
Die mittelalterliche Kirche hat einheitliches Schiff mit gradem Schluß und
hölzernem Tonnengewölbe, in das in Höhe des Daches Fenster einschneiden;
der gleidifalls hölzerne Schlußstein zeigt Weinlaub und Trauben. In der inneren
Ostwand viereckige Nische. Der rechteckige Turm hat einen Zugang zum Dach-
boden, der hier im Spitzbogen, nach dem Turm zu im Stichbogen geschlossen ist
und an der ersten Stelle als Profil des Pfostens Birnstab z\i'ischen Kehle und
Kamies zeigt Schallöcher fehlen, da die Glocken unmittelbar unter dem gewalmten
Dach hängen. An der 0-Seite des Turms steile Schräge eines älteren Kirchendachs.
— Vgl. Voges, Zlschr. d. Harzgeschichts Vereins X (1877) 102.
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33- Sei
beuttedt. Qj
Gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 21 cm H. und sechsteiliger Form.
Am Fuß fischblasenartig durchbrochene Randstreifen, am Ständer oben in Ma-
juskeln AA(^)£ MAR, unten GRACIA; die weit vorspringenden Zapfen sind mit
gravierten Rosetten versehen.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, 1777 gestiftet, mit Schrägrippen und dem
auf Tafel XXIII 2 abgebildeten sächs. Beschau- und dem Meisterzeichen P. S.
Zwei Zinnleuchter von 53 cm H. und antikisierender Form. Mit Stempel
I. C. Querners in Wolfenbüttel.
Messingtaufbecken von },^ cm Dm., mit hübschen
gravierten Barockverzierungen (Abb. 33) im Spi<^el und
am Rand, 1752 gestiftet 1
Altes Haus Nr. 25 von 162 1. Alt sind mir vier Fach
aus Eichenholz — der Schwellbalken jedoch aus Tannen-
holz — , die wie es scheint ursprünglich das ganze Haus
ausmachten, das im Unterstock aus kleiner Däle
und Stube bestand. Die Balkenköpfe sind kar- '
niesförmig proHliert, die Knaggen bestehen beim
Unterstock aus Viertelstab, langem Kamies und
scharf dagegen stoBender Schmiege (die eine
oder vier Facetten zeigt), unter dem Dach aus Schräge, die von einem Wulst
zwischen abgesetzten Kehlen unterbrochen wird. Die Füllhölzer sind mit Konsolen-
reihe verziert (Abb. 34). Am Schwellbalken der Vera:
Matsch, siehe dich vor und hat dich wol,
Die Welt ist nicht, wie sie sein soll
und zwischen hübsch geschwungenen Verzierungen die Jahreszahl
163J. Links sind später drei Fach angebaut, die dieselben Knaggen
haben, wie der ältere Bau unter dem Dach.
Sonstige Hausinschriften {nach der Inventarisation von 1880): ^
Nr. 20 (i78(>): An Gottes Segen 34. Seimiedt,
Ist alles gelegen und Holzwchitektur.
Abgunst der Leute kann mir nicht schaden.
Was mir Gott gieil.tut mir wohl geraten.
iVenn sie meinen, ich sollte sein verdorben.
Hat noch ein jeder für sich genug zu sorgen.
Und ich will wünschen allen, die mich kennen.
Daß ihnen widerfährt, was sie mir gönnen.
Die mich um Segen hassen.
Müssen mich leben lassen.
Folgt Gesangbuchvers. — An der Rückseite außer solchem:
Richte mich nicht und die Meinen,
Besiehe zuvor dich und die Deinen.
Fandest du keinefi Tadel an dich,
Alsodann komme und richte mich. —
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g8 Amtsgeiichtibeziik Wolfenbiittel.
Sonst finden sich an Inschriften: Ein Gesangbuchvers, der in der Inschrirt,
vielleicht nicht ohne Absicht, abgeteilt ist: 7,ur Arbeit nicht, tum Müßiggang sind
wir, 0 Herr, auf Erätn usw. Genannt hat sich hier Zimmermann Christoph
Rimann aus E/esen. — Dann (1821)
Gans gelassen will ich leben.
Wenn der Rocken mich verläßt.
Nach dem Weisen will ich streben.
Wenn er gute Himten gieht.
Semmenstedt.
Namensformen. Zemmen' (1022), Seemmen- (1049), Seme- (1249), Tsymmeti-
(1315). Simmen- (1375) -stede usw.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Darlingau und im Bann Katme, jetzt
in der Inspektion Börssum-Biewende; ein pemer to S. (Albrecht v. Engela) wird
1401 genannt Das Patronat gehörte nach dem Corpus Bonorum dem Dechant
des Liebfraucnstiftes in Halberstadt, nach Hassel- Bege dem dortigen Dompropst,
ist aber jetzt herzoglich. BegOtert war 1022 in S. das Michaeliskloster in Hildes-
heim, das 1269 von den Grafen v. Woldenberg die bis dahin an die v. d, Assc-
bui^ verlehnte Vogtei über das Dorf erwarb und 1621 einen Meierhof mit 3 Hufen
und einen Bergfried besaß; einen solchen auf dem Kirchhof belegenen verkaufte
Hans V. Evensen 1401 an das Domstift in Goslar, das hier schon 1049 als
Schenkung Kaiser Heinrichs III. Güter erwarb und noch im XVIII. Jahrh. ein
Meierding abhielt. Je 1 Hufe erwarben 1312 das Blasius- u. 1336 das Cjriakusstift
in Braunschweig. Um 1300 war ein Hof mit 2'/* Hufen und 1568 der halbe
Zehnten gandersheimsches Lehen der v. d. Asseburg, die diese Güter (der Hot wird
als Sattelhof bezeichnet, der Zehnte auf ^Z« angegeben) Anfang des XVII. Jahrh.
an G. E. v. Löhneysen (s. Eickenroth, Ncindorf S. 23) für 3800 Reichstaler ver-
kauften; doch kamen sie in den Wirren des 30 jährigen Krieges an Dr. Schwarz-
kopf. 2 Höfe (der eine mit 2 Hufen) waren 13 11 halberstädtisches Lehen der
Kaldunn, bezw. v. Spiring; damals wird aber auch der Zehnte als solches der
V. d. Asseburg bezeichnet, während dieser um 1340 halb den v. Semstede, Iialb
den Herdeken und v. Küblingen, i486 dagegen halb den v. Evensen als asse-
burgisches, 15 12 den Grafen v. Regenstein wieder als gandersheimsches Lehen
gehArte. Zu '/* stand der Zehnte 1584 den v. d. Asseburg, 1748 den v. Schwartz-
koppen, zu V» den Kahles, bezw. Kalms zu. An herzog. Lehen hatten die v. Weter-
lingen 1484 7 Hufen, die aber damals und noch 1797 an die Kalms verafterlehnt
waren; diese letzten aber und die Homburgs besaßen außerdem im XV. Jahrh.
I Sattelhot mit 2 Hufen als assebm^sches Lehen und zu derselben Zeit gleich-
falls I Hof und 2 Hufen als vcltheimsches Lehen, so daß sich ihr Gesamtbesitz
um 1580 auf iiV> Hufen belief. Die Remlinge hatten 1370 s'/t, die v.Veltheim
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Semmeiutedt — Sottmai.
99
ira XVI, Jahrh. als herzngl. Lehen i'/« Hufen. — Ein Adelsgeschlecht von S.
wird im XIII — XIV. Jahrh. genannt.
Dorfanlage haufenförmig. Die Leipziger Heerstraße geht unmittelbar im SW
am Dorfe vorbei, die Flurkarte H. A. Rodens von 1748 verzeichnet aber noch
eine besondere Goslarsche Heerstraße. Östlich beim Orte der Flurort „Auf der
Burg". Die Fluj^enze von 1748 war durch alte und neue Steine bezeichnet, um das
Dorf ging eine lebendige Hecke. — 1584: 2. Ackerleute, 2 Burgermeler, 8 Halb-
s|>anner, zt Köter; 1748: 3 Ackerleute, lO Halbspanner, 16 Groß-, 10 Klein-
köter, 5 wüste Höfe. Einwohnerzahl i-go/j: 339, 1900: 530.
Die Kirche, vielleicht Johannis d. T. {s. den Kelch), hat ein einheitliches
Schiff mit gradem Schluß und hölzernem Tonnengewölbe. An der SOdecke der
Ostwand Steine mit Aimo diii MW cccc xx vm und coeptum (?) {Abb. 35), bezw.
Renov. MDCCLXVI, in der Südwand ein doppeltes Spitzbogenfenster (vermauert),
im N Spuren des alten Eingangs, Der Sockel ist geschrägt, das Dachgesiras be-
steht aus Platte und Kehle. Der rechteckige Turm (außen 9.10x6-65 m) steht
je 40 cm Ober das Schiff vor und öffnete sich nach diesem mit zwei Rundbogen.
Im W, N, S je ein, im O zwei breite, rundbogige Schallöcher, die veimutlich einst
mitTeilungsbogen versehen
waren. Das Dach des Turms
ist gcwalmt. — Vgl.Vogcs,
Ztschr. d. Harzgeschichts-
vereins VIII (1875) i/l-
[Frühere Glocke mit
der Inschrift Hiyio Meyer
S(oß) m(id,) z(u) W(olM.
buttel) Äo. 1667.']
Gotischer Kelch aus ,, „ . j. t 1. -,1 j ir- ■.
35. SemmeDitedt, Imchiitt an dei Kiicbc.
vergoldetem Silber, von
1 7 cm H. und runder Form. Der Fuß am senkrechten Gliede mit vierpaßartigen
Verzierungen, oben mit aufgesetzter Figur des Gekreuzigten (ohne Kreuz). Ständer
oben mit Ptesus ma(ria), unten mit Johannes in Minuskeln, Zapfen mit ihesui auf
blauer Smalte, Maßwerk am Knauf ebenso, wie die Inschriften, sehr schön graviert.
Schale steil, Patene mit Vierpaß.
Messingtaufbecken, der Inschrift zufolge geschenkt von Christoph v. Zwei-
dorf und Dorothea Sampleben 1682.
Altes Haus Nr. 40, mit erneuertem Erdgeschoß, aber mit Knaggen (flache
Kehle, von Kehle zwischen Wülsten unterbrochen) imter dem Dach.
Sottmar.
Namenstormen. Sutherheim {1146), 5a W^«« und Suthretn (1178}, Sudkerum
(1206. 1275), Sotkerum und Sotllierum subtus et iuxta castrum Aaeburg (1317
bezw. 1328), Sottrum (gegen 1400), Sottrem (1400),
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IQO AmUgerichubeiirk Wolfeoböttel.
Geschichtliches. Kirchdorf, frQher im Bann Atzum, Filial zu GT.-Denkte.
Das Patronat ist herzoglich. Der Ort geharte mit zur ersten Ausstattung des Stiftes
Gandeisheim, das 9Ö5 auch den Zehnten erhielt, 1242 i Hufe an das Kloster
Riddagshausen , 1270 4 Hufen nebst dem Zehnten davon (bis dahin Lehen
der Grafen v. Woldenberg und Afterlehen der Paschedag und v. KissenbrOck) an
das Liebfrauenspital in Braunschweig gab und 1^12 den Zehnten und 14 Hufen
an die Grafen v. Re^enstein, 1568 aber an die v. d. Asseburg verlehnt hatte; 1747
gehörte der Zehnte dein Amte Achim (s. S. 2). Riddagshausen erwarb außerdem
1198 2 Hufen vom Archidiakon von Atzum und verpfändete 1336 10 an braun-
schweigische Patrizier. Kloster Doretadt brachte 1317 4 Hufen von den Edlen
V. Dorstadt und 1320 i von den v. d, Assebut^ an sich. Begütert war in S. auch
das Ägidienkloster in Braunschweig. Als herzogl. Lehen hatten die v. d. Asseburg
1318 8 Hufen und 1476 einen Sattelhof, die Homburgs 1363 und die v. Bortfeld
1 507 je 4. Im XVIH. Jahrh. waren 8 Hufen, 2 Sattel- und 2 Kothöfe nebst Schaferei
asseburgisches Lehen der v. Steinberg. — Ein Adelsgeschlecht v. S. ist im
Xin. Jahrh. bezeugt.
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche
südlich über dem Dorfc auf ansteigendem
Gelände. Die Leipziger Heerstraße bildet
die Südgrenzc der Feldmark. Flurkarte von
Hase, Thomae und Warmburg 1747/52. —
1584: 4 Ackerleute (einschl. i Burgermeier
und I, der Burgveste tut), i Köter; 1747:
L_____l ^ Ackerleute, 2 Halbspanner, 2 Großköter.
■^ ^ !'■ Die romanische Kirche (Abb, 3Ü) be-
B [_ I -X B steht aus dem grade schließenden Chor
WK^Um^^^^KZ.^^ (außen 3.70 m br, 4.45 m tief), dem um
6. Sottmar, AufriBuDd GtundiiB der Kirch«. . , . , ^ , .„ , „
je 65 cm vorspnngenden Schiff (außen
8.65 m lang) und dem mit diesem fluchtenden rechteckigen Turm (außen 7.05 m br.,
3.60 m tief). Die östliche Turmmauer sitzt auf der W- Mauer des Schiffs auf,
während die nördliche und südliche Turmmauer durch scharfe Fugen von denen
des Schiffs getrennt ist; daraus ergibt sich, daß die Kirche ursprünglich eines
Turmes entbehrt hat In gotischer Zeit hat dann noch sowohl beim Chor als dem
Schiff eine Erhöhung der Mauern um etwa i m stattgefunden; an der SO -Ecke
des Chors ist außer der Erhöhung auch der Anfang des alten niedrigeren Giebels
noch sichtbar, an der anderen Ecke wenigstens die erste. An den östlichen Ecken
des Schiffs steht nach O je ein Quaderstein mehrere Dezimeter aus der Mauer
heraus, doch ist auch an den Stellen, wo das Schiff mit dem Turm zusammen-
stößt, die Erhöhung deutlich erkennbar. Das Dachgesims besteht jetzt durchweg
aus Platte und Kehle, stammt also — gleich der Erhöhung selbst — aus gotischer
Zeit Der First des Daches reicht jetzt bis zum Kämpfer der östlichen Schallöcher.
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Sottinu_[$ted«T]. lOI
Ein Rundbogenfenster in der östlichen Chorwand ist jetzt als Nische vermauert.
Nach dem Corpus Bonorum hatte der Chor zwei seht kleine Fenster (wohl je
eins im N und S), das Schiff ein großes bei der Kanzel. Die jetzigen von Bam-
steinen eingefaßten Fenster werden der Erneuerung der Kirche von 1844/5 ^^'
gehören. In der nördlichen Schiffsmauer einst Tür von i.iom Br., von starkem,
gradem Sturz bedeckt; in der SQdmauer zwei gleiche Steine nebeneinander. Die
inneren Ecken zwischen Chor und Schiff sind abgeschrägt Der Turm hat im 0
und W je zwei, an den Schmalseiten je eine schlichte nindbogige Schallöffnung.
Die Giebel im N und S tragen ein Satteldach. Vgl. Voges, Ztschr. d. Harz-
geschichtsvereins VIII {1875) 171.
Glocke von je 59 cm H. und Dm., mit der Inschrift
Durch das Feister bm ich geßosstn,
Friedrich Helmhold . . . hat mich gegossen
Anm 1661, sodann Ps. 34, 2. Auf dem Bauch Relief des Gekreuzigten. — [Die
große Glocke hatte, nach der Kirchen Visitation von 1570, der Rat von Wolfen-
btkttel „unbezahlt" genommen.]
Zwei gotisch profilierte Messingleuchter von 27 cm H.
[Hausinschrift von 1664 in der Inventarisation von 1882: Lebet den Herren
alle (Zeit?) . . ., sein Loh soll immerdar in meinem Munde sein. Erhebt mit mir
den Herrn und (Herrscher?) jener Höhen. Cuerl Sehrens. Den 15. Juni Anno 1664.
ffinrieh . . . Hünen (offenbar Name des Zimmermeisters).]
[Steckten burer s. b. Hedwigsburg: S. 47.}
[Steder.]
[Der Ort ist jedenfalls älter als die Steterburg, die nach ihm genannt ist. Von
seiner Gründung an war hier das Kloster Steterborg b^tert; um 1220 waren
14 Hufen in seinem Besitz, von denen 8 vom Steterburger Klosterhof aus be-
wirtschaftet wurden, und dieser zog allmählich, wie S. 105 geschildert wird, die
ganze Feldmark des Dorfes an sich. 1302 verkaufte dann der Ritter Job. Scade-
wolt für 200 Mk. außer i Hof und 5 Hufen, die größtenteils hildesheimsches
Hoflehen waren, auch das Patronat über die dortige Kapelle an das Kloster. Doch
wurde diese bereits ein Jahr spater wegen der desolatio villae Stedere der Steter-
burger Kirche einverleibt, so daß deren Altar zu den Steterburgern gerechnet wurde;
ein Hermannus dictus Monith de Stedere verzichtet 1319 auf seine Rechte an die
dortige Kapelle. Die Leute in Sieder hatten aber auch fernerhin die Verpflichtung,
die Synode in dem Archidiakonatsort Gr.-Stöckheim zu besuchen, und der dortige
Archidiakon erhielt jährlich i Verding.]
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102 Amtig«ricbubeti^ Wolfeiibilttd.
Steterburg.
Allgemeines.
Quellen und Literatur. Propst Gerhard von Steterburg (1163 — 1209),
AnnaUs SteUrburgenset, nach einer Hdschr. aus dem Anfang des XIV. Jahrh. im
Wolfenbüttler Landeshauptarchiv iy\l B 77) abgedruckt MG. SS, XVI 197 ff.
Übersetzung in „Geschichtsschreiber der deutschen VoTKeit" II, Au^., XII. Jahrh.,
XIV. Band {1894). Fortsetzung und Erweiterung im XIII/XIV. Jahrh. in
genannter Hdschr, abgedruckt MG. SS. XXV 719 ff. — Dürre, handschriftliche,
im Wolfenbüttler Archiv befindliche Regesten aus den 79 Originalurkunden und
den KopialbQchem des Klosters im genannten Archiv: VII B 78 (XV. Jahrh.,
Diplomatarium Sttterh. 1252 — 1476 nebst Bruchstücken einer Stiftschrunik und
eines Memorienbuches) ; VII B 80 (Registrum bonorum . . . eoltedum per Elizabeth
de Brunswick 1519 und Kopial- und Handelsbuch 1510 — 1684); VII B 78a
{Copiale 1577 von der Kommission des Herzogs Julius angefertigt, mit Bemerkungen
über den derzeitigen Bestand der Güler und Gerechtsame; Güterverzeichnis nach
den Ortschaften und Regesten von 192 Urkunden). Nicht benutzt wuj-den VII B 79
(Chronik des Stifts bis 1415, lateinisch und niederdeutsch, aus dem Ende des XV.
Jahrh.); VII 80« (Kopial- und Handelsbuch 1510— 1684); VII B 80b (Kopial-
buch 1659 — 1683); VII B 82 (Sammlung zu einer Geschichte des Stifts, Ende
des XVII. Jahrh.); VII B 83 (Caspar Cuppius, Proiwt zu St., Geschieht!. Auf-
zeichnungen über Stifter und Klöster in den braunsch«-. Herzogtümern, voraüglich
über Steterbui?, nebst Güterverzeichnis, 1686). — Merian, Topographie der
Herzogtümer Braunschweig und Lüneburg, S. 190, nebst Stich (Abb. i auf S. 1).
— Job. Justus Voigt, Historia des Klosters St., Folio-Hdschr VII B 83 von 1709
im Herzogl. Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel, in Abschriften auch sonst vor-
handen. — H(eise), Braunschw. Anzeigen 1747 St. 69. — Lüntzel, Geschichte
der Stadt und Diöcese Hitdesheim I 34off. II 202 ff. — Bodc, Ztschr. d. Harz-
gcschichtsvereins IV (1871) 40 ff. — Vogcs, ebenda VIII (1875) 172. —
Dürre, ebenda XVIII (1885) 180 ff. —
Namensformen. Stedieraburg (um 960), oppidum Stederboreh (1007), Stedere-
burch (1118) u. a., d. h. Burg bei Stcder (s. S. loi).
Einwohnerzahl lygol^: 285 (einschl. Nortenhof), 1900: 310. — Flurkarte
von G. C. Geitel 1770. — St. ist Kirchdorf, besteht aber nur aus dem adligen
Damenslift und der KlosterdornSne nebst Tagelöhnerhausem usw.
Geschichte.
Steterbtu^ wird unter allen Burgen des Landes am frühesten genannt. Als die
Ungarn nach ihren Niederlagen von 933 noch einmal im Jahre 938 in Sachsen
einfielen, wurde die eine, durch Marsch und Regen geschwächte Abteilimg von
der ausfallenden Besatzung der Burg St. vernichtet (Widukind rer. gest. Saxon.
II 14; die Überlieferung des Klosters, die von AttJla und seinen Hunnen spricht,
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SteteibüTg (AUgemeiDci and GeicbicbCe), 103
bei Propst Gerhard), Wir werden annehmen dürfen, daß die Gründung dieser
Dynastenbuig gleich der der ölsburg, der Burgen Assel, Wolfenbüttel und Dankwar-
derode im Anschluß an jene Maßregel Heinrichs I. erfolgt ist, die namentlich in
Rücksicht auf die Ungameinfälle durch ganz Sachsen königliche Burgen schuf. Und
auch in Sl müssen sich sehr bald Leute im Schutze der Burg angesiedelt haben,
da 1007 von einem Bppidum Steterburg und zugleich von der alia villa Stedert
die Rede ist Doch mußte der Ort sehr bald dem Kloster weichen, während die
Burg Steterburg noch 1186 erwähnt wird. Um das Jahr looo ist Sl im Besitz
der Grafen v. Öbburg. Graf Altmann v, Ölsbuj^, Bodos Sohn, der ohne mann-
liehe Nachkommen war, hatte noch bei seinen Lebzeiten bestimmt, daß */j seiner
Besitzungen zur Gründung eines Chorherrenstiftes in ölsburg, */j zu der eines
Jungfrauenstiftes in Steterburg, seinen beiden festen Sitzen, verwendet werden sollten.
Altmann starb zwischen 1000 und 1003, tmd 1003 gründete seine Witwe Hathewig
unter Beistand Bischof Bemwards von Hildesheim das Ölsburger Stift {s. Bd. II
286 ff.), etwas spater, wie es scheint, und jedenfalls nicht schon im Jalire 1000,
wie Gerhard angibt, seine Tochter Friderunde das Steterburger, in das diese sofort
selbst eintrat Die Bestätigung König Heinrichs II. erfolgte zu Mühlhausen am
24. Jan. 1007. In dieser Urkunde wird auch die Ausstattung des neuen Klosters
mit Grundbesitz angegeben, zu dem alles gehörte, was die Gründerin in oppido
Stederborch hatte, dann 211 Hufen in folgenden 36 Orten, die wir gruppenweise
zusammenfassen: i. Linden, Thiede, Steder {s, S. 101), Northern (s. S, 72), Gr.-
Stöckheim, Melverode, die sämtlich in der Nähe von Steterburg, wenn auch z. T.
rechts der Oker liegen und meist auch späterhin die Hauptbesitzungen des Klosters
enthielten; 2. Regindegerode (wüst), Harxbüttel, ThuringsbOttel (w.), Veiten, Rühme,
Waggum, Meginsniehegibuile (w.). Wenderode (w.), Brenhoist (w,), Eickhorst, Meine,
Smelike (w.), Honhorst (w.), Wendebüttel (w.), Dannenbüttel, Bockein, Ribbes-
büttel, die nördlich von Braunschweig, meist schon im Kr. Gifhom liegen und
größtenteils dem Kloster früh entfremdet wurden; 3. neun Dörfer mit sla\ischem
Namen (w.), die wohl nebst Gosiktitorp und Mapanthorp (beide w.) die elf Dörfer
jenseits der Ohre bildeten, welche dem Kloster gleichfalls schon früh verloren
gingen und trotz der Bemühungen des Propstes Gerhard 1165 nur vorübergehend
wieder in dessen Besitz kamen; 4. Slihtattvelt (w.) und Salzdahlum (hier 2 Wort
und 2 fanstel, d. h. Salzpfannen). Propst Gerhard gibt 240 Hufen an und rechnet
hier vermutlich die Hufen in Steterburg selbst oder vielmehr in dem Vorwerk zur
Bui^ mit. Heinrich II. bestimmte weiter in jener Urkunde, daß von dem auf-
geführten Gut eine Schar von Jungfrauen unterhalten würde, die täglich für das
Heil des Königs tmd des Reiches zu beten hatten; kein öffentlicher Richter dürfe
das Stift belästigen, das vielmehr sich selbst den Vogt wählen konnte (im XII. Jahrh.
übten die v. Salder die Vogtei aus, wurden aber 1220 durch Kauf abgefunden),
und ebenso stände ihm auch die Wahl einer Priorin aus der Mitte des Konvents
frei; nur wenn eine geeignete Person dort nicht zu finden sei, solle sie der Bischof
von Hildesheim bestimmen, dessen Gewalt das in seinem Sprengel belegene Kloster
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lO^ AmtigCTiclitibeiiTk WolfeDbiltt«!.
auch sonst unterworfen war. Neben der Priorin werden in Urkunden des XV. JahA.
genannt die Küsterin, Kammerin, Schafferin, dann auch die Unterpriorin, Kellnerin,
Sangmeisterin. Die Klosterfrauen lebten nach der Re^ der Ai^ustinerinnen und
werden von Propst Gerhard als canankae saemlares bezeichnet Sie gehörten im
Mittelalter besonders dem niederen Adel der Umgegend und dem Patriciat der
Stadt Braunschweig an; 1481 waren ihrer 67 im Kloster, feierlich eingekleidet
wurden in den Jahren 1253 und ij6i je 30, 1272 und 1285 je 24, 1309 (in
Peine} 28 Jungfrauen. Das Kloster unterstand einem Propst; der tüchtigste unter
diesen war ohne Zweifel der bereits wiederholt genannte Gerhard, der vorher
Kellermeister im Kloster Riechenberg bei Goslar gewesen war und dann 1163
bis 1209 Steterburg leitete. Er hat uns auch einen ausfOhrlichen Bericht über
seine Tätigkeit, die AnnaUs Steterburgenses (s. S. 102) hinterlassen, die zugleich
eine wertvolle, wenn auch nicht unparteiische Quelle für die Geschichte Heinridis
d. L. bilden. Gerhard ist unennOdlich tatig gewesen, die wirtschaftliche Bedeutung
des Klosters zu heben, seinen alten Grundbesitz abzurunden und neuen dazu zu
bringen. In den Jahren 1191, 1210 und I2t8 haben die Hildesheimer Bischöfe
Bemo, Hartbert und Siegfried Verzeichnisse dieser Neuerwerbungen aufgestellt, die
gegenüber den eigenen Angaben Gerhards noch Erweiterungen zeigen, denen frei-
lich 12 10 und 1218 auch einige Abstriche gegenüberstehen. Von diesen letzten
abgesehen, vermehrte Gerhard zunächst den alten Bestand des Klosters in den
Dörfern Stöckheim, Melverode, Steder, Northeim, Thiede und Linden im ganzen
um 26 Hufen und 2 Mühlen (Melverode und Linden), schuf dann neuen Besitz
von 48 Hufen in den dem Kloster selbst oder doch seinen bisherigen Besitzungen
benadibarten Dörfern Adersheim, Fümmelse, Watenstedt (bei Immendorf), Leiferde,
Brunsele (wüst im Kr. Gifhom), Stiddien, Bungenstedt (s. dort), Lewardesbüttel
(wüst bei Walle), Alvesse, Beddingen und erwarb solchen von 37 Hufen auch in
den entfernter liegenden Dörfern Lewe, Gr.- Mahner, Söhlde, Sehnde, schlieBhch
auch zu dem sogen, größeren Zehnten in Braunschweig, den das Kloster schon
vordem besaJ), den sogen, mitüeren von dem Allod des Herzogs in Dankwarderode,
das an den größeren Hof anstößt, dann den Zehnten von einem Hof Ekthe, von
den Dörfern Sehnde, Kl.-Mahner, dem Neubruch von Steder und v<m '/t Leiferde.
— Gleich Gerhard ist dann Propst Johann v. Fallersleben (1269 — 1290), der
sich auch als ein äußerst rühriger Bauherr betätigte (s. S. 123), für Erweiterung
des Grundbesitzes eingetreten; außer einzelnen Hufen in Dutzum, Fümmelse,
Gcitelde, Kl.-Mahner, Stiddien, Kl.-Stöckheim und Thiede hat er namentlich 1273
den HohenbOchenschen Sattelhof in Beddingen, 1277 die Mühle in Leiterde und
1280 bezw. 1282 die Güter des Ritters Scadewolt in Steder und Steterburg er-
worben und dafür die beträchtliche Summe von 294 Mk. 1 7 U ausgegeben.
Überblicken wir den Besitz des Klosters, so hat es zunächst eine Reihe von
Höfen, die von ihm selbst durch einen Hofmeister aus dem Stande der Kon-
versen bewirtschaftet werden, i. Schon eine Urkunde Heinrichs VI, von 1194, in
der er das Kloster in Schutz nimmt, spricht von der cvria clauslralis, guae mure
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Steteiborg (Geschichte). I05
cingiiur, unter der wir den Steterburger Hot selbst zu verstehen haben. Er um-
faßte gegen 1220 wohl nicht allein 12 Hufen der Steterburger Feldmark, sondern
auch 8 des Dorfes Steder, die zum sogen. Allod gehörten, wahrend hier 6 Hufen
an die Uten gegeben waren. Dazu erwarb das Kloster 1282 fflr 300 Mark die
herzogl. Lehnsgüter des Ritters Siegfried Scadewolt in Steteiburg, namÜch i Hof
mit 4 Hufen und das halbe Dorf, in Steder von demselben Ritter bezw. seinem
Sohn 1280 den halben Zehnten, 1300 10 herzogl. Hufen, mit denen Scadewolt
seitens des Klosters wieder belehnt wurde, 1302 i Hof mit 3'/) hildesheimschen
und i^/f weiteren Hufen, gleichfalls 1302 aber die Güter der v. Steder, die im
XVI. Jahrh. auf 29'/i Hufen angegeben werden, 1301 2 eimbecksche, 1304
I katelenburgische Hufe. Das Güter verzeiclmis aus der Zeit des Herzogs Julius
zahlt in Steder {bezw. Steterbu^) 1735 Morgen Acker, die in einem Jahre 947
Scheffel Getreide brachten, dazu Wiesen mit einem Ertrag von 39 Fuder Heu,
4 Weiden, 3 kleine Hölzer, 2 Hopfengärten und 3 Teiche, wahrend die Flur-
beschreibung von 1770 1600 Morgen Länderei und 143 Morgen Wiesen nennt
— 2. Über den AuBenhof des Klosters in Northeim s. S. 72 bei Nortenhof; es
sei hier noch beraeriit, daß der Hof nicht lange vor 1270 angelegt sein kann, und
daß im XVI. Jahrh. auffallenderweise nur 7 Hufen, aber rund 800 {zehntfreie)
Morgen Acker bei ihm angegeben werden. — 3, Über den Außenhof in Linden
s. S. 66; er bestand noch 1519 und umfaßte damals 24 Hufen, während er
zur Zeit Heinrichs d. J. in 3 Höfe zu 2x12, bezw. 3 Hufen geteilt war, die zu-
sammen 53 fl. 9 Mgr. Zins einbrachten, imd damals l Ackerhof mit 4 Hufen
(der Bonekenhof), sowie 2 Kothöfe an braunschweigische Bürger verlehnt waren.
— 4. In Kl, -Mahner scheinen die 22 Hufen dortigen Besitzes gleichfalls erst
zwischen 1220 und 1250 zu einem Klosterhof vereinigt worden zu sein, der aber
im XVI. Jahrh. wieder in 12 Meierhöfe mit 30 Hufen zerl^ war. — 5. Der
Außenhof in Meiverode {s. auch Bd. II 99) umfaßte um 1220 nur 5 Hufen und
erhielt 141 1 ein neues Haus; er wird das dortige Tochterkloster von Steterburg,
für das er ohne Zweifel als Wirtscliattshof diente, das aber 1 405 schon nicht
mehr bestand, nicht lange überlebt haben. Immerhin betrug in der Zeit des
Schmalkaldischen Krieges der Eigenbetrieb des Klosters in den genannten Orten
nicht weniger als 2860 Mg. Acker und 140 Mg. Wiesen. Außerdem besaß Steter-
burg imi 1220 in 12 Dörfern zusammen 60 Hufen und bezog von 5 Dörfern im
Kr. Gifhom jahrlich 100 ß. — Die Lehnsregister des Klosters um 1260, um 1290
imd nach 1290 nennen das Rittergut Riechenberg unmittelbar vor dem Wendentor
in Braimschweig (mit 8 Hufen, Fiscliweide und Wiese), das damals an die Söhne
des Ratsherrn Martin, im XV/XVI. Jahrb. an die Homeburgs verlehnt war,
temer aber wieder 60, bezw. um 1290 64 Hufen in verschiedenen Dörfern, dazu
Möhlen in Leiterde und Meiverode.
Nach dem Göterverzeichnis, das die Domina Herzogin Elisabeth 15 19 auf-
stellte, und das mit einem etwa 50 Jahre jüngeren des Herzogs Julius in der
Hauptsache sich noch deckt, war dagegen nur noch der Huf zu Steterburg selbst
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Io6 Amtieeilchtibeiirk TVolfcnbattel.
und der lu Northeim, sowie die Mühle in Leiferde in eigener Be«-irtschaflung des
Klosters, und nur das Rittergut Riechenberg und einige wenige Höfe zu Linden
und Fümmelse verlehnt. Alles Übrige Land war zu Meierzins ausgetan, unä zwar
erhielt das Kloster aolchen aus Adersheim (von 2 Höfen mit 7 bezw. 1 Hufe), Alvesse
(von I Meierhof mit 3 Hufen), Beddingen (von 4 Höfen mit 5 bezw. 4 Hufen
und 4 Kothöfen, dazu 24 Holznutzungen), Blekenstedt (von 2 Höfen mit 4 bezw.
1 Hufe), Broistedt (von i Hof mit 1 Hufe), Broitzem (von i Hufe), KJ.-Stöck-
heim (von 9 Höfen), Gramme (von 3 Höfen mit zusammen 3 '/, Hufen), Denstorf
(vom „Zeilthof" mit 4 Hufen), Dutzum (von 5 Hufen), GeiteJde (von 2 Meier-,
2 „Zaltl-" und i Rittergutshof mit je 5 bezw. 4 Hufen, sowie von 18 Kothöfen),
Gr.-Flöthe (von 2 Höfen mit 2 bezw. 3 Hufen), Halchter (von 2 Kothöfen),
Hallendorf (vom Salderschen Baumhof), Immendorf (von i Kot- und i Hopfen-
hof), Linden (s. S. 105), Leiferde (von i Meierwerk mit 7 Hufen und von 2 Kot-
höfen), Kl.-Mahner (s. S. 105), Melverode (\'on 3 Meierhöfen mit je 6 bezw. 5
Hufen, von i Hopfen- und i Opferhof), Meine (von r Kothof und von Wiesen),
Reppner, Rüper, Rflningen (von 2 Höfen mit 2 Hufen), Sauingen (von i Sattcl-
hof mit 4 Hufen und i Kothof), Salzdahlum (von 2 Kothöfen), Stiddien (von
I Rittergut mit 7 Hufen und i KothoO, Thiede (von 5 Meierhöfen mit 8. bezw.
7, 6, 4, 3 Hufen und 13 Kothöfen), Timmerlah (von 1 Kothofe), Kl.-Schwülper,
Freden, (von 2 Meierhöfen mit je 5'/,, i Hof mit 9 Hufen und von 20 Kot-
höfen), Vallstedt (von i Kothof), Wierthe (von i Rittergut mit 5 Hufen), Waten-
stedt (von i Meierhof mit 5 Hufen und von 6 Höfen), Lagesbüttel, Walle,
Westerbiewende (von i Hufe und 6 Kothöfen), Lutter a, Barenberg (von 5 Hufen),
Fümmelse (von 2 Sattelhöfen mit je 4 Hiifen, von 2 Höfen, 3 Kot- und 2 Lehn-
höfen). Über den Wechsel dieser Besitzungen im einzelnen vgl. bei den ver-
schiedenen Orten in Bd. U und III 2. — Außerdem erhielt Steterburg Zinsen vom
Rat in Bokenem, von i Haus in Goslar vor dem Vitustor und (schon seit wenig-
stens 1339) von 3 Häusern in Braunschweig auf der Echtemstrafie (in deren einem
die Nonnen, wenn sie zur Kirchweih am Bonifaliustag nach Melverode reisten, be-
köstigt zu werden pflegten); es besaß damals ferner das Holz Smelze bei Meine,
die Hofstatte Wenrode bei Walle mit 20 Hufen nebst Wald (ehemals i Außen-
hof von 24 Hufen), in Salzgitter den Salzbrunnen, den das Kloster 1272 und
1411 mit großen Kosten hergestellt hatte, mit jahrlich 48 Stück oder Tonnen Salz
(1411: 52 Stück zu je 5 Himten, um 1560 30 Stück), in Salzdahlum 20 Stück
oder 20 hraunschweigische Himten (im XV. Jahrh. gleichfalls 52 Stück, aber zu
je 2 Himten), die Fisch- und Vogelweide bei Leiferde (bis 1336 von Schloß
Wolfenbütlel ab gemeinschaftlich mit dem Her/.og, seitdem nur die untere Hütfte),
seit 1290 die Fischweide auch bei Kl.-Stöcklieim (1481 für 10 Verding verpachtet),
außer den bereits obengenannten Mühlen seit 1225 solche in Gr.-Mahner, dazu
die Zehnten von dem Felde vor Braunschweig zwischen dem Michaelis- und dem
Petritore, dann von Broitzem (1/4), dem wüsten Dutzum bei Salder (s. dort),
Geitelde («/j, davon «/^ als Pfand), Leiferde ('/,), Kl.-Schwülper, Rote Mülile bei
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Steteib arg (Geschieht«). I07
Holperode, Freden ('/,), dem u-flsten Wenrode bei Lagesbütte!, Kl.-Mahner,
Bodenstedt ('/t. als Pfand), Lutter a. Barenberge (gtcichfalls als Pfand), doch waren
die Zehnten zum grüßten Teil verpachtet In Melverode schließlich hatte der
jeweilige Propst von Steterburg die Gerechtigkeit inner- und außerhalb des Dorfes,
abgesehen vom Hal^^eiicht, und die dortigen Bewohner sahen in ihm ihre Obrig-
keit und leisteten der Herrschaft gegenüber nur Herrendienst und Unpflichl,
sowie den Landschatz, wenn ihn die Landstände zahlten. Als geistliche Lehen
aber gehörten dem Kloster damals noch die Pfarrkirchen zu Geitelde (s. S. 42),
Beddingen (s. S. i;), Adersheim (s. S. 4). Linden {s. S. 66), die wüste Kapelle
und ehemalige Pfarrkirche zu Vechelde (s. Bd. II 303), sowie bis 1302 die Kirche
zu Stiddien (s. dort). Es war alles in allem, namentlich für diese späte Zeit ein
statdicher Besitz, mit dem „kein fürstlicher Amtshanshalt an Größe wetteifern
konnte". Freilich haben schon im Mittelalter die Zeilen nicht gefehlt, in denen
das Kloster mit schweren Geldsorgen zu kämpfen hatte; eine solche bestand z. B.
im XII. Jahrh., bevor die segensreiche Tätigkeit des Prtipstes Gerhard einsetzte,
imd et*-as ähnliches wird von Propst Eberhard um 1250 berichtet. Besonders
wird 1380 über die schwere Not des Klosters geklagt, die so groß war, daß man
keinen Priester halten konnte, sondern bezüglich der Messen auf die Hilfe der
Nachbarschaft angewiesen war, imd daß die Klosterwagen, um der Verpfändung
zu entgehen, nicht in die Stadt fahren durften; 1387 mußte s(^ar der Bischof
Gerhard von Hildesheim eingreifen imd bestimmen, daß die Einnahmen aus dem
Zehnten in Dutzum, aus der Teichmühle beim Kloster und aus 2 Höfen in
Thiede und Geitelde je zur Hälfte dem Propst, den Kaplanen, der familia einer-
seits und der Priorin nebst dem Konvent andrerseits zufallen sollten, wahrend die
Einnahmen aus einem andern Hofe in Thiede ad caritaUm gehörten; zugleich
erhielt der Propst den Auftrag, die entfremdeten Güter wieder zurückzugewinnen
imd die Einnahmen aus ihnen gleichfalls zu halbieren, die noch vorhandenen Güter
aber ohne ausdrückliche Erlaubnis des Bischofs weder zu veräußern noch zu be-
lasten. Auch durch Herzog Heinrich d. J. war Sleterburg so in Anspruch genommen,
daß ihm ein nicht unbeträchtlicher Teil seiner jährlichen Einnahmen {nach Oehr
im ganzen 20 fl. und 390 Scheffel Korn) durch Verpfändung entzogen war.
Es ist S. 103 von den verschiedenen Ämtern innerhalb des Konvents die Rede
gewesen. Neben den Vertreterinnen dieser Amter und dem Propst werden in
Urkunden namentlich noch aufgeführt die Konversen oder Laicnbrüder. Zu ihnen
zählten die Hofmeister der verschiedenen Klostcrhöte, besonders der zu Steterburg
selbst, dann auch z. B. der Bruder Johannes von Mahner, der 1258 — 1261 die
bauliche Herstellung des Münsters hcsorgle, und mehrere Brüder, die 1273 zur
technischen Begutachtung des Salzbrunnens in Salzgitter zugezogen wurden. In
der I. Hälfte des XV. Jalu'h. werden statt des Propstes Provisoren erwähnt. Der
Propst bekleidete vielfach noch ein anderes geistliches Amt, so Heinrich 1 293
und Johannes 1345 das eines Pfarrers in Salder, bezw. Sauingen. Priester in St.
werden 1300 und 1484 genannt, meist scheint man sich aber mit Kaplanen
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I06 Amtiierlchubedik Wolfcobütt«!.
b^;nOgt zu haben, deren einer 1345 zugleich Vizepleban in Thiede war. Eine
Schule und ein Schulmeister im Kloster and 14 15 bezeugt. Das Kloster hat im
Mittelalter ein bedeutendes Ansehen genossen. Zahllos sind die Memorienstiftungen,
nicht unbeträchtlich auch namentlich die Angehörigen des Adels, die sich ihre
Grabstätte im Kloster gesucht hatten. Dann treten auch einige opferfreudige Wohl-
täter hervor, wie der Goslarer Bürger Luder, der betrachtliche Summen zum Bau
der Kirche im XII. Jahrh. hergab, und namentlich der Bruder {Konverse) LudoH
V. Broitzem, der im Verein mit dem Koch Hildebrand am Ende des XIII. Jahrh.
das Siechenhaus und die Siechenkapelle Aller Heiligen errichtete und ausstattete.
-- Tochteranstalten von St waren das öfter genannte Melverode und das 1 176
gegründete Augustinerinnen- Kloster Marienberg vor Helmstedt (s. Bd. I 32).
Schwierig gestaltete sich die Lage des Klosters im Mittelalter, sobald seine beiden
Herren, der Hcrzc^ von Braunschweig und der Bischof von Hildesheim, in Fehde
lagen, was namentlich im XIII. Jahrh. der Fall war. Denn beiden war es gleich-
mäßig verpflichtet Wie es 1270 dem Bischof zum Bau seiner Bmg Lutter a/B
für 2 Sommer je i Wagen mit 4 Pferden und 2 Knechten zu stellen hatte, so
muSte es das Heer des Herzogs, das 1283 zum Bau der Burg Wolfenbüttel auf-
geboten war, mit Diensten und Beköstigung untersttltzen. Aber als es sich auf Befehl
des Herzogs weigerte, 1275 den Bischof beim Kauf der Burg Woldenberg zu
unterstützen, wurde es für 10 Wochen gebannt und es mußte sich die Gnade
sebes geistlichen Herrn durch Zahlung von 8 Mk. wieder gewinnen; 1279 aber
im Kri^e Bischof Ottos mit seinem Bruder Herzog Albrecht wurde das Kloster
ebenso hart dafür bestraft, da£ es sich nicht offen für den ersten entschied.
Seit dem Ende des Mittelaltere brach aber eine noch erheblich schwerere Zeit
für das Kloster an. Ahnlich, wie Riddagshausen, liegt auch Steterburg so nahe
bei der Stadt Braunschweig, daB es in den erbitterten Kämpfen dieser Stadt mit
dem Landesherm und bei der Parteinahme des Klosters für diesen letzten ebenfalb
auf das stärkste in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das war zunächst zur Zdt
Heinrichsd.Ä. der Fall, der bei dem nahen Blekenstedt 1493 den Städtern unterlag.
Heinrich d. J. half dem Kloster, das namentlich auch an seinen Gebäuden Schaden
gelitten hatte, wieder auf, und seine Schwester Elisabeth, die dem Stift unter
dem Namen einer Domina vorstand, hat sich in ganz hervorragender Weise um
dieses verdient gemacht; eigenhändig stellte sie im Jahre 1519 ein Verzeichnis
der Klostergüter (s, S. 102) zusammen und stiftete eine Bruderechaft, die freilich
angesichts der nahenden Reformation nicht gedieh. Es schien sogar, als sollte die
Kirche zur zweiten Grabstätte des fürstlichen Hauses bestimmt sein, da bei dessen
Verhältnis zur Stadt Braunschweig die ältere im Blasiusdom kaum noch benutzt
werden konnte. Der Herzog halte in St. bereits einen jung verstorbenen Sühn Johannes
bestattet; nun wurde hier auch seine Tochter Marie, die Äbtissin von Ganders-
heim (t 1539), und seine Gemahlin, Marie von Würtemberg (t 1541), beigesetzt
{vgl. Zimmermann, Braunschw. Magazin 1Ö99, 147 f). Aber gleich im August des
folgenden Jahres {1542) erfolgte im Schmalkaldischen Kriege jene entsetzliche Ver-
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Stetetbai^ (GMcUcbt«). 1 09
heening durch die erbitterten Braunschwdger, bei der nicht einmal die fUratlichen
Leichen geschont, sondern den Schweinen zum Fraß vorgeworfen wurden, und
iedenfalla die ganze reiche Ausstattung des Mittelalters, von der uns die alten
Aufzeichnungen melden {s. S. 115), der Vernichtung anheimfiel. Die Domina
Elisabeth, die das Kloster zunächst verfassen muAte. erlebte zwar noch den An-
fang von dessen Herstellung (1562); aber auch die wirtschaftliche Blüte von
Steterburg war fflr lange Zeit geknickt i,S53 fand bei Steterbui^ und Geitelde
ein Treffen zwischen Heinrich d. J. und dem Mirkgraf Albrecht von Brandenburg
statt. — Verhältnismäßig leicht vollzog sich I5(i() die Rcf<innierung; die damalige
Domina Cathar. Binders trat zur neuen Lehre über, ein Inventar der Güter wurde
angefertigt (s. S. 102), die katholischen Bücher nach Wolfenbüttel geschafft, und
aus dem katholischen Augustinerinnen- Kloster ein e\angelisches Jungfrauenstift
gemacht, das 1587 außer der Domina ö büi^crliche Jungfrauen (eine davon als
Schafferin bezeichnet) und 5 Konversen zahlte. 1 586 richtete Herz«^ Julius auch
ein Brauhaus in St- ein, in dem die Landbewohner <ler Gegend sich selbst ihr
Bier brauen konnten. Aber 1600 und 1602 wiederholten sich die Plünderungen
durch die Braunschweiger, die Belagerungen der Stadt durch die Herzoge 1605
und 1615 vermehrten nur das Unglück, 160Ö wurden die Stiftsgüter in Melverode
niedergebrannt, und die Kon ventual innen mußten sich durch Unterricht erhalten.
Mit dem unaufhaltsamen Vermr^nsverfall hielt auch die Auflosung der Zucht
und Sitte gleichen Schritt; 1627 mußte eine Reinigimg des Klosters von unlauteren
Elementen stattfinden. Aber in eben diesem Jahre brach noch ein gewaltigeres
Unglück über das schon so schwer bedrängte Stift herein. Damals hat, wie Merian
S. 190 berichtet, der dänische Befehlshaber in Wolfenbüttel, Graf Philipp von
Sulms, das Stift vorerst „aingcplündert und hernach samt vielen Dörfern umbher in
Brand gesteckt, ganz und gar, wie es leider der Augenschein annoch dartut
(s. Abb. i), in die Asche gelegt und verfidet", und 1641 hat das zum Entsatz
Wiilfcnbütlels nahende Heer von Schweden, Braun Schweigern und Lüneburgem
(s. Bd. III I, 26) „das Gebäude und, was am Kloster wieder aufgebaut gewesen,
ganz abgerissen". Dazu kam, daß die ganze Umgegend von Wolfenbüttel von
1627 bis 1643 die Soldaten von Freund und Feind nicht los wurde. Der da-
mals Schaden wurde auf 135000 Taler geschätzt; auch die Glocken schleppte
man fort und verkaufte sie in Hildesheim. Der Konvent, der auf 4 Personen zu-
sammengeschmolzen war, mußte in einem, dem Kloster gehörigen Hause in Braun-
schweig Zuflucht suchen, wahrend in Steterbui^ selbst ein katholischer Propst,
nicht zum Segen des Klosters, sein Wesen trieb. Die allmähliche Herstellung er-
folgte seit 1650. Damals wurde die Melveröder Kirche hergestellt, 1652 ein neues
Wohnhaus in Nortenhof und eine neue Teichmühle gebaut, die Mühle in Leiferde
wieder in stand gesetzt, Steterburg eine Zeit lang bei Thiede eingepfarrt. Die
Neuordnimg der Klöster westlich der Oker, also auch des Steterburgers erfolgte
1653 durch Gerhard Niebecker, die Einsetzung eines Klosterrats- Kollegiums gleich-
falls 1653, die Herstellung des Brauwesens 1660. Aber erst 1666 konnte, unter
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Ito AmtiK«lehttbeiirk Wolfenbuttel.
Beihilfe des Herzogs und aus dem Ertrage einer freiwilligen Beisteuer im Lande,
das vordem Waschliaus genannte gotische Gebäude, das jetzt noch im NO der
Kirche steht, ausgebaut und mit einem Saal für den Gottesdienst, sowie mit den
Wohnungen für die Konventualinnen verschen werden. 1667 endlich erfolgte die
ROckkehr des Konvents, der in den fünfziger Jahren nur vorübei^ehend in Steterburg
gewesen war, 1668 lautete man zuerst wieder mit einer Glocke, wahrend man sich
die ganze Zeit vorher mit dem Klapperbrett an der großen Linde begnügt hatte,
und 1673 27/IV wurde die erste Predigt in der hergestellten Kirche gehalten.
Im Jahre 1691 aber verwandelten die Herzi'jge Rudolf August und Anton Ubich
das Kloster unter Beihilfe der Ritterschaft in ein freiadliches Stift, das aus der
Äbtissin, der Dechantin und elf anderen adligen Jungfrauen bestehen sollte, die
mindestens auf vaterlicher wie mütterlicher Seile je 8 Ahnen aufzuweisen hatten,
und von denen die sechs jüngeren in den Wohnungen der sechs alteren Atifnahme
als Kostfräulein finden sollten; der Propst sollte aus den adligen Schatzraten ge-
wählt, frei werdende Stellen aber der Reihe nach von der Herzogin, der Ritter-
schaft und dem Konvent selbst besetzt werden, und 1706 wurde bestimmt, dafi
die Stelle der Äbtissin einer braunschweigisihen Prinzessin anzubieten sei. Spater
wurde nur bei Vorschlagen der Ritterschaft die gesetzliche Zahl der Ahnen bei-
behalten und die Zahl der Kanonissinnen um z erhöht Zu den neuen Stifts-
gebauden, die jetzt noch benutzt werden (s. S. 125), wurde i6qi 12/VIII durch
die Herzogin Elisabeth Juliane dei Grundstein gelegt und am 2r),r'IX in Gegen-
wart des ganzen Herzugshauses die feierliche Weihe der neuen Stiftung vollzogen.
Die Kirche.
Baugeschichte. Der erste Bau, von dem wir h6rcn, wurde nach Angabc der
Steterburger Jahrbücher 1070 durch den Bischof Werner von Mersebtu^ geweiht,
mußte aber bereits etwa 100 Jahre spater wegen Baufalligkeit abgerissen und
durch einen Neubau ersetzt werden. Mit diesem begann Propst Ekbert, der vor-
dem Prior in S. -Viktor zu Paris gewesen war, der aber bereits 1162 starb; er
hatte noch die ahe Kirche niederlegen k<'>nnen, bezüglich des Neubaus aber be-
richtet Propst Gerhard von ihm nur: de antiquae munitionis (der allen Stediera-
l'^rg) propugnacalo (vermutlich dem Bergfried) in ipsa urbe (d. h. Burg) monasterio
adiactnte lurrim eccUsiastkam ordinavit el extruxit, was doch wohl so gedeutet
werden muß, daß der alte Turm stehen blieb imd nur umgebaut wurde. PtojäI
Geriiard IL, der Geschichtsschreiber, erst war es, der, nach seiner Wahl 1 163 und
nach der Erbauung eines Remters und eines Schlafsaals 1164, im Jahre 1165 den
Aufbau des neuen Münsters selbst in die Hand nahm und rasch förderte. 11 66
8/XII konnte bereits der Marienaltar, zugleich zu Ehren Christi und seiner Auf-
erstehung, sowie zu Ehren der hl. Anna, aller hl. Jungfrauen und Witwen, ad
ausiralem plagam, d. h. ohne Zweifel im südl. Querhaus, durch den Hildcsheimer
Bischof Hermann geweiht werden, aber dann trat ein Unfall im Bau ein. Man
hatte bei der Legung der Gnmdmauern und Aufführung der Wände nicht den
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Steteiboig (Geichicbte und Baogeicliicbte det KJiche). I 1 1
Druck der Gewölbe (cocleae) berilcksichtigt, die man wenigstens im Chor {ianctu-
arium) einziehen wollte, und konnte nun dem drohenden Einsturz nur dadurch
begegnen, daß man das Gewölbe rasch beseitigte und wieder eine flache Balken-
decke Ober den Chor legte. Inzwischen wurde die verfallene kleine Nikolauskapelle
an der Mauer innerhalb der Burg, die sogen. Hofkapelle (capella curiae), an die
Nordseite des Tuimes verlegt und dann 1172 durch Bischof Ad elhog von HUdes-
hcim — weit sie nun zum Turm gehörte — zu Ehren des hl. Michael und aller
himmlischen Tugenden und wieder des ht. Nikolaus geweiht Zwei Jahre später
(i 174) konnte auch das neue Münster mit 3 Altaren, d. h. also wohl Chor, Quer-
schiff und Langhaus geweiht werden, wobei Heinrich der Löwe den gröBtcn Teil
der Kosten bestritt. Den Hauptaltar weihte wieder Adelhog zu Ehren Christi, seiner
Himmelfahrt und Mariens, in die besondere Pflegschaft des Apostels Jakobus d. Ä.
und aller Aposteln und Evangelisten, sowie des hl. Märtyrers Christophorus und
zahlreicher anderer Heiligen; den Altar im nördlichen Querhaus (ad septentrionalem
eeelesiae plagam) weihte Bischof Evermod von Ratzeburg zu Ehren Christi, seiner
Geburt und Mariens, in die besondere Pflegschaft Johannis des Täufers und Johannis
des Evangelisten, zugleich zur Verehrung aller Bekenner Christi tmd zahlreicher
Heiligen, den auf den Hochaltar blickenden Kreuzallar in der Mitte der Kirche
derselbe Bischof zu Ehren Christi, seiner Leiden und Kreuzigung, auch des sieg-
reichen Kreuzes zur besondem Pflegschaft des hl. Christoph, aller christlichen
Märtyrer und vieler Heiligen; hier wurden außer 97 Teilchen neuer Reliquien auch
die eingelegt, die man im alten Altar gefunden hatte. 1 1 75 erfolgte dann ein
Kauf am Jakobsaltar, 1187 und 1194 eine Zahlung, bezw. wieder ein Kauf in
der NikolauskapcUe. Ein weiterer Altar im nördlichen Seitenschiff (ad septentrio-
nalem plagam), in der Nähe des Kreuzaltars, und zwar von diesem durch eine
Säule getrennt, vor der seit 1282 ein Marienbild stand, wurde 1234 vom Hiides-
heimer Bischof Konrad zu Ehren Christi und Mariens, in die besondere Pfleg-
schaft des hl. Christoph imd aller Heiligen geweiht Nachdem bereits 1181 nach
dem Kriege gegen Heinrich d. L. von einer Herstellung der Kirche die Rede
war, wurde eine solche infolge eines Einsturzes von Mauerstrecken im Osten 1258
nötig; zu diesem Zweck schrieb in demselben Jahre Bischof Johann von Hildes-
heim einen Ablaß aus, und es wird weiter angegeben, daß die superior pars
numasUrii (um tribus altaribus, quae dtlapsa /uerant (es werden der Jakobs-,
Marien- und Johannisaltar gemeint sein), durch den Konversen des Klosters Johann
von Mahner, in dem wir ohne Zweifel einen technisch ausgebildeten Laienbruder
zu erkennen haben, unter großen Kosten hergestellt sei. Die Neuweihe des ganzen
Münstei? und der 3 Altare erfolgte am Tage des hl. Jakob (25/VII) 1261 durch
den genannten Bischof, 1267 wurde der Nonnenchor, der im W der Kirche lag,
erweitert und gleichzeitig mit einer gemalten Darstelliuig der Wurzel Jesse aus-
gestattet; da er auch als love (Laube) bezeichnet wird, so haben wir in ihm eine
auf Säulen ruhende Empore des Mittelschiffs, ähnlich der im Kloster Hecklingen, zu
erkennen, 1285 entweihte Ritter Siegfried Scadewolt am Kirchwethtage das Gottes-
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1 1 2 AmtfgetlcbUbeittk Wolfeobüttel.
haus durch Ermordung eines Menschen beim Krcuzaltar, so daß die Messe bis
Michaelis des Jahres sttper captllam s. JacoH, deren L^e wir nicht kennen,
gelesen und dann eine Neuweihe durch den HalbersU.dter Bischof Ludolf vor-
genommen werden mußte. Ein mit Reliquienkreuz versehener Altar des hl. Augustin
und der Maria Magdalena, 1303 nur nach dieser genannt, wurde zum Seelenheil
des Propstes Heinrich v. Salder und der Gattin Aachwins v. Salder, Gothelindb,
die dort begraben waren, 1301 im Mittelschiff (in media monasierü), eine capelbila
der hl. Katharina, des Evangelisten Lukas und des hl, Bcmward 1321 im S des
Münsters (in australi plaga) geweiht, eine eafella inferior 1323, ein Licht für den
hl. Andreas, das einen Altar voraussetzt, i3')o genannt. Vtm einer Herstellung
der getäfelten Decke im Mittelschiff, über dem Marien- und dem Johannisaltar
(d. h. im Querhaus) ist um 1270, von einem solchen in der Vierung 1272, ober
dem Johannisaltar und im Kirchturm 1273, im Münster allgemein 1301 die Rede.
Eine zweite Zerstörung der Kirche, diesmal durch Brand, fand in der Nacht vom
21. zum 22. Januar 1328 statt; es blieben damals nur die AltSre der hll. Jakobus,
Johannes und Christoph, also der Chor, das nördliche Querhaus und Seitenschiff
verschont, und es muBtc wieder zur Herstellung die Hilfe des Herzogs angerufen
werden. Von einem völligen Neubau, auch nur der beschädigten Teile kaim aber
kaum gesprochen werden, da die Neuweihe bereits 1332 stattfand. Die jahrliche
Feier der Kirchweihe wurde 1399 vom Tage des hl. Jakobus (25/Vn) auf den
der hl. Elisabeth (19/XI) verlegt. Von baulichen Veränderungen an der Kirche
selbst ist im XV. Jahrh. nicht mehr die Rede; nur wurde 1419 ein Verding zum
Bau angewiesen, und 1407 Gottes Leichnam für den ungeweihten Altar atif dem
Frauenchor erbeten. Dann aber hatte auch das Kirch engebaude unter den Kämpfen
zwischen den Herzügen und der Stadt Brauikschwcig zu leiden, jedoch weder 141^2
noch 1542 oder [600 in dem Maße, daß sich mehr, als eine einfache Herstellung
nötig erwies. Erst der 30jilhrige Krieg führte, wie wir sahen, die Zerstörung der
ganzen Gebäude des Klosters einschließlich der Kirche herbei, wie sie Merians Stich
(s. Abb. 1) darstellt. Jedoch hat man sich auch jetzt noch damit begnügt, die
alte Kirche wieder imter Dach zu bringen und, so gut es ging, herzustellen. Nach-
dem der Gottesdienst seit 1666 wenigstens in dem sogen, allen Kloster (s, S. 125)
hatte stattfinden köimen, wurde 1672 der Turm auf die Kirchmaucr gesetzt und
mit Schiefer gedeckt, 1673 (24/IV) mit Knauf und Fahne versehen, 1672 der
Boden und das Holzgewölbe über dem Chor geschlossen, 1673 (25/IV) die
Kanzel aufgestellt, 1674 schließlich der Jungfrauenchot fertig eingerichtet und der
Taufstein (s. S. 107) durch die Domina Hedwig Maria v. Oberg {1673 — 1684)
geschenkt, die 10 Jahre spater ihr Grab auf dem Hohen Chor fand. Erst Karl L
hat den jetzigen Bau, der vom alten nur noch den Tmm und die anschließende
Nikolauskapelle beibehielt, Anfang der fünfziger Jahre aufführen lassen. Doch be-
lehren uns, beim Fehlen sonstiger Nachrichten, nur die stilistischen Merkmale und
die Jahreszahl 1752 in der Wetterfahne über die Zeit des Baus. Es sind also im
ganzen 3 Bauten bei der Kirche zu tmterscheiden, der älteste von 1070, der
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Stelerbnrg <B>nge«chlchte and BeicbreibDUg der Kirche). It^
zweite von 1174 und der dritte von 1752. Von dem ersten wissen wir nichts
näheres, der zweite war eine flachgedeckte Basilika mit Querhaus und vermutlich
drei Apsiden, aber nur einem Turm, der ursprünglich zur Burg gehört hatte;
die Säule, die bei diesem Bau erwähnt wird, läßt mit Sicherheit auf den übllclien
sachsischen Statzenwechgel schließen.
Beschreibung. Die um 1750 fast ganz neu aufgeführte Stiftskirche {Tafel VII
und Abb. 37. 38) wird im Innern durch eine Stellung korinthischer Holzsaulen
(mit einzeln aufgesetzten, an allen Seiten profilierten GebalkstQcken) in ein läng-
liches Mittelschiff mit halbkreisförmigen Enden und einen zweigeschossigen Um-
gang geteilt, der in der Mitte der lJtngs.seiten durch je ein Risalit (s. S. 1 14) noch
GrundriQ der Kirche.
eine Erweiterung erfährt, welche ihrerseits im Erdgeschoß durch eine slichbogige
Saulensteliung in der Flucht der Schitfsmauem nochmals geteilt wird. Etwa in der
Achse des zweiten (nunmehr verblendeten) Fensters von W her ist — ohne Zweifel in
spaterer Zeit ~ eine Mauer gezogen, die im W einen schmalen Raum von der
Kirche trennt, diesen mit dem Turm und einem westlich daran gebauten Fach-
werksgebaude zm Wohnung einer Stiftsdame vereinigt, aber den Raum vor der
Orgel ungebührlich einschränkt. Die Decke ist flach, aber mit Vouten versehen,
die eine netzartige Verzierung zeigen. Das Ganze ist im Verein mit Kanzel und
Otgel (s. S. 1 1 7) von guter Wirkung und hat große Verwandtschaft mit der Gamison-
kirche in WolfenbOttel, die ihr offenbar als Vorbild gedient hat. — Äusseres. Die
freiliegenden Längsseiten werden je durch das erwähnte, mit Giebel geschmückte
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114
AiiiUgericbUb«iiik Wolfenbättel.
Risalit, dessen First den des Mittelschiffes nicht «reicht, in drei völlig gleiche
Teile mit je drei Fenstern geteilt. Entsprechend den innen ringsherumlaufenden
Emporen sind außen zugleich zwei Stockwerke angedeutet, so da£ der Charakter
des Gebäudes als Kirche völlig verwischt ist. Die Fenster haben Stichbogen mit
abgetreppten Ecken und verziertem Schlußstein, die im Unterstock sind niedriger.
In den Risaliten je ein Eingang mit flach gebogenem Gebalk auf ionisieren-
den Filastem und mit einer rohen Rokoko kartusche im Scheitel, imter der zwei
hübsche Engelsköpfe angebracht sind. Auf den Gebälkbogen liegen zwei etwas roh
gearbeitete Knaben, die im S mit Buch bczw. Kreuz, die im N mit Zweig bezw.
Anker. Die Einfassungen, Profile und Ecken bestehen aus Quaderateinen, die Mauern
selbst aus Bruchstein, und zwar ist zumeist Kalkstein, am Unterbau auch weicher
Sandstein verwendet —
Im W erhebt sich, aus der
Langsachse der Kirche stark
nach S gedrängt, ein quad-
ratischer Turm {außen je
6.60 m, Mauerstarke oben
90 an; Abb. 38, vgl.
auch BrauDSchweigs Bau-
denkmäler JII Tf. 83). Er
ist im Erdgeschoß mit einem
gratigen, schlicht bis unten
geführten, aber in einem
schönen gotischen Schluß-
stein von Blattwerk sich
schneidenden Kreuzgewöl-
be versehen, öffnet sich
nach W in einem gleiclifalls
schlichten Spitzbogen, zeigt
aber als Einfassung der
leicht spitzbogigen Osttür, die zur Kirche führte, kräftige Ecksäulen mit gutem
romanischen Voluten kapital aus dem Ende des XII. Jahrh. (Abb. 39), wie sie
ahnlich mehrfach an der Stiftskirche in Königslutter vorkommen, und mit einem
von diesen getragenen derben Rundstab, alles aus Kalkstein. Oben auf jeder Seite
des Turms ein großes, den Fenstern der Kirche entsprechendes Schalloch; doch
erkennt man daneben überall die Gewände allerer, vermutlich romanischer Schall-
öffnungen. Die jetzige östliche Schallöffnung wird durch das Kirchendach in der
unteren Hälfte verdeckt, während ursprünglich das Dach hier abgewalmt ge-
wesen sein muß. Innerhalb des Dachbodens hat sich auch noch der früliere Be-
wurf des Turms mit Quademachahmung an der NO-Ecke erhalten, der sicher
einst nach außen zutage trat Jetzt ist außen nur das im Unterschied von der
Kirche aus roten und grauen Rogen-Bruchsteinen bestehende nackte Mauerwerk
, Kirche mit Wohnhaus.
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Sletetbarg (BcBchreibaiig und Auntattong der Kirche). 1 1 ^
sichtbar. Das Dach des Turms zeigt je zwei einwärts und auswärts gebogene,
unter sich abwechselnde und gegen einander abgesetzte Teile und enthalt auf
jeder Seile ein Dachfenster. In der Wetterfahne IHS atmo I7S^< ^ohl sicher das
Ende des Um- und Neubaues des XVIII. Jahrh. bezeichnend. Es kann nicht
zweifelhaft sein, daß wir hier den Turra zu erkennen haben, den auch Merians
Darstellung (Abb. i) bietet, aber auch denselben, den nach der Steterburger
Klosterchronik Propst Ekbert (t ii'>i), wie S. i lo erwähnt, aus einem Bollwerk
der alten Feste het;gestellt hat. An diesen Turm stößt aber im N noch ein mit ihm
fluchtender und in den Mauern gleich starker Bau, der im S und W 6.20 m
mißt und an den beiden freien Ecken im NO und
NW mit romanischen Ecksaulen aus Kalkstein ver-
sehen ist, die 7 — 8 m über dem jetzigen Erdboden
ein schlichtes, nicht weiter ausgeführtes Blattkapi-
tal besitzen. Wie bereits gesagt, wird auch dieser
Bau mit zu Wohnzwecken benutzt, hat aber noch
im Obergeschoß nach O einen großen Rundlx^en
von 3.60 m Spannweite in der MauersLIrke erhalten,
mit dem sich der Bau nach dem- Kirchenschiff ge-
öffnet haben muß. Auch hier unterliegt es keinem
Zweifel, daß wir in dem Bau die Nikolauskapelle
von 1172 (s. S. Ill) zu erkennen haben.
Die Ausstattung der Kirche.
[i. Die Aufzeichnungen der verschiedenen Pröpste und die Urkunden setzen
uns instand, ein ziemlich vollständiges Bild von der jetzt verschwundenen Aus-
stattung der Kirche im Mittelalter zu gewinnen. 1192 mußte das Kloster eine
Glocke und Dorsalien veräußern. Die Nonne Sophia Pape ließ 1267 die Sitze in
dem damals erweiterten Frauenchor und die Decke Ober dem Marienaltar (im
südlichen Querhaus) herrichten und die Wurzel Jesse auf dem Frauenchor malen.
1270 bezw. 1271 wurde aus Almosen ein Kandelaber unter Rat und Hilfe des
Propstes gegossen und in die Ehre Jesu (wegen seiner Passion), Mariens, der hll.
Jacob und Christoph, sowie aller in St. durch Reliquien vertretenen Heiligen im
Chor aufgestellt, ein zweiter großer Kandelaber 1275 von der ehemaligen Priorin
und Kflsterin Margarete Holtnicker aus Ehrfurcht vor der Passion und zu Ehren
des hl. Kreuzes, sowie aller Klosterpatrone in der Mitte des Münsters oder, wie
es an einer anderen Stelle heißt, vor dem Kreuzaltar errichtet. Eine Malerei über
dem Johannisaltar (im nördlichen Querhaus) wird 1272, eine Orgel 1273 erwähnt
Die genannte Margarete Holtnicker ließ außerdem im Jahre 1275 den Reliquien-
schrein des hl. Christoph mit Silber im Gewicht von 9 U verzieren und stiftete
einen großen Teppich mit der Darstellung der Stiftsgründerin Friderunde, zwei Glas-
gemälde, ein großes Kreuz für den Kreuzaltar, samtliche Glasfenster im Fraucn-
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ti6 AmtigerichUbedtk Wolfeobütlel.
chor und die untere Decke im Frauenremter. Die Priorin Elisabeth v. Helmstedt
schenkte ein silbernes Kreuz fOr 6 Mk., neue Fahnen, ein Buch der Gründerinnen
Friderunde und Hadewig, sowie 4 Stolen für 6 Mk. Eine besondere Verehrung
genoß ein Marienbild, für das 1276/77 3 Ablässe erteilt wurden; ein zweites, das
im Mittelschiff vor der Säule zwischen dem Kreuz- und dem Christoph altar lim
nördlichen Seitenschiff) seinen Platz fand und zahlreiche Reliquien aufnahm, auch
vom Bischof geweiht wurde , stiftete 1282 (nach anderen Angaben 1 2 84 ) die
Nonne Sophia Tymmo für 9 Mk. ; ihr wird für 1284 auch eine Orgel zugewiesen.
1285 ließ der hochverdiente Propst Johannes v. Fallersleben eine groBe Bibel und
ein Antiphonar für die Kapelle schreiben. 1285 schenkte die Priorin Margarethe
V. Barum eine silberne Pyxis, de qva corpus domini iumtiur, ein Kreuz im Frauen-
chor und ein Buch ßos virginum, 1288 die Nonne Margarete v. Adenstedt dn
Plenar, ein Exemplar der Pautusbriefe und der Apostelgeschichte, 1291 die Nonne
Elisabeth eine große Glocke, einen Schrein des hl. Jakobus im Werte von 3 und
die imagines der Stiflcrinnen Frederunde und Hadewig im Werte von i Mk.,
1292 die Nonne Sophia Holtnicker einen großen Kelch und ein Antependium
(velum) für den Jakobsaltar, dies lelxe im Werte von 3 Mk, 1301 wird ein mit
Reliquien gefülltes Kreuz geweiht und ein Breviar gesclirieben, 1322 ein Marien-
bild auf dem Frauenchor erwähnt, 1391 seilen.s des Hildesheimer Bischofs ein
Ablaß für die gewährt, die vor dem corpus Christi gewisse Gebete sprechen, und
zugleich bewilligt, daß die Hostie in einer Monstranz sowohl auf dem Hochaltar
wie auf dem Altar im Frauenchor, außer zu den Zeiten eines Kirchenbanns, auf-
gestellt und alle 14 Tage erneuert werde. Zum Jahre 1407 steht verzeichnet die
Beschaffung der großen Monstranz auf dem Chor, der kupfernen Monstranz, mit
der man Freitags um den Hof gehl, zweier kupferner Monstranzen, „damit man
segnet zu Melverode", der zwei kilgenkus auf dem Chor, in denen die hl. Leich-
name stehen, und nochmals des Sarges auf dem Jakobsaltar mit dem hl. Leich-
nam, dann die Erneuerung des Arms des hl. Nikolaus, die Besoldung mehrerer
liturgischer BQcher, des großen pulpi imd eines langen Messingleuchters auf dem
Chor, der langen Lade auf dem Hochaltar, darin das Heiligtum war, der besten
dwden (Handtücher) und der besten liste« (Besatz) für dieselbe Stelle. 141 1 ließ
man machen de sedelen myt dem slote, den breden abbet, de beyde vor uses htren
Porten stat, den lutteken abbet, dede steyt bt der priorinne stole up usen koer. Etwa
n derselben Zeit ließ die Nonne Kyne v. Peine 2 ebbede in der Kemenate der
Kämmerin von ihrem Gclde machen und stiftete ein voüvale, während die Nonne
Beleke Elers das Siechenhaus mit Tafeln, Bänken und dem großen abbet aus-
stattete, für den Frauenchor einen Tcppich mit der Darstellung der Klostergründung
und 3 voghe leppede, die vor und hinter der Tür dort bezw. bei dem Altar liingen,
anfertigen ließ und schließlich je einen Leuchter vor dem Chor und vor dem
r/den remter stiftete. 1416 weihte der Hildesheimer Vikar einen Tragaltar, 1418
schenkte Cord Elers, der genannten Beleke Bruder, einen silbernen Kelch und
Ghese Pawels auf den Jakobsaltar use besten perlen listen (Perlenbesatz), de uppi
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Sielerburg (AanUltuDg der Kirchej. [ I 7
der slaghen vorguUen lannen (geschbgenem und vergoldetem Blech) lyt. Besonders
reich war die Stiftung des Provisors Ekbrecht Pistor 1423; er schenkte de graten
/(i/ir/n (Altarschrein) auf den Jakobsaltar, die lö^/t Mk, kosteten, und zu dem das
Kloster nur i Mk. beisteuerte, dann 5 Glasfenster „unterhalb in dem Münster
ganz oben" im N (Wert 2'/» Mk.), solche im Chor (2'/» Verding) und weiter in
Melverode, dann ein rotes goldenes Meßgewand (Wert 26 fl.), während sein
Bruder Tileke das silberne Weihrauchfafl fOr 2 •/» Verding erneuern ließ und die
Wannpfanne, in der man das Feuer bei den Altaren halt, ein Handbecken {hantblase)
für die Priester und das kleine kekelbekken stiftete. 1448 erteilte der Kardinal-
legat Johannes von St. Angelo einen Ablaß zur Herstellung und Erhaltung der
Kelclie, Bücher usw. für Steterbur^ und Melverode. In dem Güterverzeichnis von
i.lig zahlt die Domina Elisabeth auf: das goldene „Kleinod" in Leiferde, i Tafel
(wohl FlQgelaltar) auf dem Frauenchor, die die Domina selbst für 100 fl. gestiftet
hatte und die deren Bruder Bischof Christoph von Bremen 1529 nebst einem
Kruzifix auf dem Chor weihte, 2 Silberkannen zum Altar, I neues gesticktes Kreuz
\on Perlen für eine Kasel, I neuen goldenen Kelch, das Geschenk des Herzogs
Klagnus, i silbernen Schauer, Geschenk der Stadt Braunschweig, 3 Bankpfuhle
und 25 Kissen, 8 große Zinngetafle und i großen Messing! euchter, die gleichfalls
gesdienkt waren. Um 1530 werden außerdem als Schatz des Klosters genannt:
15 goldene Ringe mit Edelsteinen, 3 silberne Gabeln und Goldmünzen, sowie
50 fl. für eine neue Orgel und 100 fl. zur Erbauung des Chors]
2. Jetzige Ausstattung. Im O über dem Altar in Emporenhöhe die Kanzel
aus Holz, eingerahmt von je zwei Pilastem mit vorgestellten Kumpositasäulen, die
ein verkröpftes Gebalk tragen. Über der Kanzel leere Wand; doch ist deren Ein-
fassung ebenso, wie die freien Aufsatze über dem Gebalk und dem Schalldeckel,
desgleichen die Vorzierungen an der KanzelbrOslung in gutem Rukokogeschmack
gehalten. Unter der Kanzel Ölgemälde mit der leidlichen Dai^tellung des Abend-
mahb (Christus greift in das Brot auf dem Teller, Johannes faltet die Hände,
hinten rechts entfernt sich Judas). — Von einer alleren barocken Altarwand, wie
es scheint, hat sich die Holzfigur eines Johannes d. T. von 77 cm H. erhalten.
Gegenüber der Kanzel im W die Orgel, mit zwei Reihen von Pfeifen über-
einander, von denen die untere dreifach geteilt ist; die Einfassung zeigt die gleichen
Formen, wie die Kanzel. Oben im Scheitel das Wappen der Marg. Kathar. Götz
V, Ohlenhusen (seit 1684 Stiftsdame). ^ ^
Die Brüstung der Emporen ist schlicht.
Taufstein von 1,10 m H., 0,75 m Er., in derben Renaissance-
formen. Der hohe, reich profilierte Fuß, wie die Schale sind aclit-
seitig. Die letzte ist abwechselnd mit Engelsköpfen und den TT l^V^
Wappenbildem der v. Oberg, v. Steinberg, v. Salder (oder Maren- ^^^
holtz?), V. Gramm besetzt; inmitten der salderschen Rose das beistehende Meister-
zeichen des Ulrich Wendt. Am vorgewölbten Gesims des Randes Hedivig Maria
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I ■ 8 AmtigerichUbeiiik Wolfeobüttel.
I'. Oberg j domina j d. v, S(teter) B(urg) j Anw j t6j4 j seit / tUc / gUria. Vgi.
Tafel VII und bei Wittmat S. 148,
Nummerntafeln in Holz, von 1,05 m H. und 0,63 m Br., aus dem Anfang
des XVII. Jahrb., mit Rahmen in Knorpelwerk; oben ein Engeiskopf.
Grabsteine (i — 6 in der Kirche), i. Hedwig Maria v. Oberg, aus dem
Hause Oberg {als Domina eingeführt 1672, gest 1694 im Alter von 73 Jahren,
unter der Taufe beigesetzt); oben mit den bezeichneten Wappen des Sigis/nwid
Julius von Oberg und der Anna von Steinberg, unten mit Todtengebein. —
2. Fraulein Anna Kathar. Marg. Juliane v. Eppe (geb. 1664, gest. 1700),
mit den bezeichneten Wappen: die Eppe zw Gotteisheim, von Dersck eu Firminten,
von Amelungen su Amelungen, [von Zerzen tu R]inlelen. — 3. Stiftsfraulein Anna
Maria v. Wendessen (geb. 1647, eingetreten 1673, gest. 1720), mit den Wappen
der V. Wendessen und v. Schenk. — 4. Frau Maria Eleonora v, Kötzler,
\o. Sceteibutg. Ölgemälde voa 1578 mit Darstellung dei Kloiters,
über 40 Jahre Äbtissin von Steterburg (geb. 1655, gest 1732); Inschrifttafel in
barocker Einfassung mit denselben Wappen, wie die Grabsteine ihrer Schwestern
in Salzdahium (s. S, 78f.). — 5. Kanonissin Dorothea Dieden zum FQrsten-
stein (geb. 1671, gest, 1747); Inschrift in Rokokokartusche, oben das Wappen.
— 6. Kanonissin Charl, Luise v. Münch, aus dem Hause Benckhausen (geb.
1689, eingetreten 1702, gest. 1747). Oben das Wappen, unten Todtengebein. —
7. (Außen nach dem Konventsgarten zu) Günther Ernst Binnius, fürstL Ver-
walter des Stifts Steterburg (geb. 1637 17/IX, gest 1699 6/II); in den oberen
Ecken Wappen,
Großer Messingktonleuchter mit größeren, für je 3 und kleineren, für je 2
Leuchter hinter-, bezw. Übereinander eingerichteten Armen aus reichem Rankenwerk.
Ölgemälde. I. Auf Holz, von 78 cm H., 66 cm Br, in massiger Ausführung.
Dargestellt sind in der Zeittracht (von 1578) die beiden Gründerinnen des Stiftes,
die gemeinsam das freilich nicht sehr zutreffende Modell des Klosterbaus in Händen
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Steterbnig (AassUtCimg der Kirche). I ig
tragen (Abb, 40). Unter dem Modell zwei Phantasiewappen, (herald.) rechts zwei
gekrönte Löwen, rot auf gold, links fünfmal rot-weiß quergeteilt. Den größten
Teil der Tafel nimmt die Inschrift (in Fonn Schwabacher Typen) ein: Alß
ihm Jakr nach christi vnseri einigm ErlSßers vnd seeligmacherß gebärdt Tausenät
deß \ Graffen allmanni von Olßburg gemahl Frauw Heäewig mit ihrer Tochter
Frtdemnda aug j ihr vestes Hauß stederburg, davon in vorzeiten der Hünen König
attiia, so fast die gantun orientahli/jchen Lender Laut der alten KrOnicken vnder
sieh gebracht, ge/lagen, also daß Ehr mit naher noht fast selb j siebende davon ge-
kemen, der Hast Halben verreyfet, Ynd Haben domalß die WolgemelleH Fraitw \
Hedewig vnd Fräuwlein Frederunta auß dem schloß stederborg Ein geistlich Jungfer-
stifft brf Regierung des Röjmischen Königs HENRICI BAVENBR{'.)GENSIS
vnd deß Bischoffs von Hildeßheim BERENWARdti,
die solche Fundati Ion vnd daß gantse closttr gant^
stattlich ConFirmirt vnd PrivileGirt haben in die
'es. Wie nun daßj Closter alßo Anno Christi
Fundiret, seindt die beyden Fundatrices, als
ie Tochter Frederunda j Anno Tausend acht-
ün, und darnach Anno Tausend hundert v.
Frame Hedewig vorstorben / vnd begaben
Denen Gott ein Gnedige auffersiehung ver-
fe. amen. Dieße Taffei ist den \ wohlgemelten
t SU ehren v. ewiger gedechtnus von der
Elißabet Jordens Closter Jungfer tu steter-
<en j worden Anno JS7^- — 2. 3. Mäßige
: Leinwand (XVIII. Jahrh.) mit der Dar-
er Hirtenanbetung und der Taufe.
Glocken, i. 2 zwei niedrige Schlagglocken,
die erreichbare kleinere von 27 cm H. und 53 cm
unterem Dm., mit dem Monogramm Ludwig Rudolfs
und der Jahreszahl l^ys. — [3—5 sind 1887 um- ^,_ Steterbacg, Kelch.
grossen worden. Die kleinste Glocke trug die Jahres-
zahl Anno 1668, die mittlere war nach der lateinischen Inschrift 1783 unter der
Äbtissin Christine Soph. Luise v. Kniestedt und dem Propst Joli. Leberecht v. BOiow
durch Joh. Conr. Grete aus einer alteren Glocke umgegossen worden, wozu aber
Marg. Cath. Goetz v. Olenhusen 1764 307 & Bronze geschenkt hatte, die große
war 1764 durch das Vermächtnis desselben Stiftsfraul eins geschenkt, aber 1818
durch Wicke gleichfalls umgegossen worden.]
Kelche aus vergoldetem Silber, i. In guter Renaissancearbeit, von 22 cm H.
und sechsteiliger Form (Abb. 41.). Fuß unten mit getriebenem Flechtband und
auch am senkrechten Teil verziert, oben nacheinander mit dem Flachrelief der
kleinen Kreuzigimg, der Inschrift: Anna Blocks \ domina huius, dem Wappen mit
zwei Löwen (wie auf dem oben genannten Gemälde) und ctnobii dedit / ad
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120 AmUgetichUbeilrk Wulfenbnttel.
.ptemoriam . i6 . 08. Zwischen Fuß und Stander freiabstehendes bleiartiges Be-
schlagswerk, Stander mit Rose auf geviertem Quadrat graviert, 2^pf«t mit Blumen,
die ans Granaten gebildet sind, am Knauf hübsches Blattwerk graviert. Schale
leicht geschweift und unten mit schönem Beschlagornament versehen, das Engels-
köpfe und gesenkte Blatter zeigt Hildesheimer Beschau (Jungfrau über geviertem
Schild) und Meisterzeichen HL. Unter dem Fuß xxxii lett. Dazu gehört eine
zylinder(önnige Holzschachtel, mit goldenen Blumen auf rotem Gnmd bemalt
Am Körper dann noch als Wappen dargestellt die Dreieinigkeit (Christus im Schoß
Gottes) mit dem hl. Christophorus, dem Stiftsheiligen, als Helmder und die In-
schrift Anna Blocks domina dedit 1608; auf dem Deckel IHS mit Kreuz. — 2.
Von 19 cm H. und runder Form, mit aufgesetztem Cliristus am Kreuz, WoUen-
büttler Beschau {Pferd vor Säule) und Meisterzeichen HB, sonst schlicht. 1680
gestiftet.
Runde Oblatenschachtel ans vergoldetem Silber, von 9 cm Dm. und der-
selben Bezeichnung, wie der vorstehende Kelch. Auf Deckel graviert das Wappen
der V. d. Schulenbui^ und Clara Hedewig von der Sehulenbtirgk, Closter Jung/er xu
Steter bürg. Anno i6y^.
Ovale Spanschachtel aus Tannenholz {Abb. 42), von 2g cm Lange, 20 an
Breite und 1 1 cm Höhe, mit etwas flüchtiger, aber wirkungsvoller gotischer Malerei
des XIV. Jahrh. auf dünnem Kreidegrund. Auf dem Deckel ist die Einsetzung
des Abendmahls dargestellt Jenseits des mit Linnen gedeckten Tisches Christus,
zwischen dessen Knien Johannes sitzt, und zu beiden Seiten von diesem je drei
weitere Apostel, samtliche Figuren bartlos (!j, mit blondem Haar und roten Tupfen
auf Backen und Mund, Christus erheblich größer, als die Apostel, mit Kreuz im
Nimbus. Christus scheint Kelch und Lamm, die nebst zwei Körben mit (roten)
Broten {?) imd Fisch auf dem Tisch stehen, mit der Rechten zu segnen, wahrend
er mit der Linken Johannes Arm faßt. Dieser scheint mit der Rechten ein Stück
Brot eniporzuhaltcn, wahrend die andern Apostel, die der Mittelgruppe oder
einander zugewandt sind, in sprechender Gebärde die Hände erheben. Die
Figuren haben samtlich grünes Untergewand imd abwechselnd violetten (so Christus)
und roten Mantel. Zu beiden Seiten Christi waclisl je eine gelbe Ranke mit weißen
Blüten, sowie gelben, roten und grünen Blattern. Der Grund, der außerdem mit
goldenen Sternen und Rosetten gefüllt ist, zeigt grüne, oberhalb der Ranken aber rote
Farbe. Ringsherum und quer über die Tafel je ein weißer Streifen mit schwarzer
Majuskel Inschrift: f Cenantibus . Ulis . acttpit . Jesus . famm . et . betudixii .
ac . /regit . dediique . discipu[lis et ait:] accipite et commedite . hoc . est [corpus
meumj (Matth. XXVI 26, die eingeklammerten Worte sind au^elassen). Am senk-
rechten Teil des Deckels eine gelbe Ranke, wieder mit Blumen und Blättern, wie
üben; der Grund ist abwechselnd rot, grün und violett Eine Ranke der gleichen
Art läuft auch um den Körper der Schachlei selbst henmi; nur ist hier der Grund
ausschließlich rot und deshalb fehlen die roten Blätter, auch sind hier noch sechs
Medaillons je mit einem bunten Vogel (s. Abb. 58) auf grünem, goldbest^ritem
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Steteibu^ (Auistattung der Kirche). l.;i
Grunde und mit folgenden scliwarzen Minuskelinschriften auf dem weißen Rande
angebracht, die aus dem Munde verschiedener Vi^el Sprüche aus der sogen.
Vügelsprache in der ältesten Fassung (vgl, Seelmann, Jahrb. d. Vereins für nd.
Sprachforschung XIV, 1888, S. loi ff,) geben: 1. Vmmer mer iy -mar dyn wort,
fßug dy lögene so eyne nwrt. turielUbe, — 2. Wm äy armen (lag..., la» nicht thagen.
richte snel. Drossele. — 3 allermeyst de» solilu heuherme, wor du . . .
— 4. Here wef allir lugende vul, da% tzemet allen ßorsten [wol] {Vogelname
hat hier trotz des vorhandenen Platzes stets gefehlt). — 5. [Here scfiou^Jwe tnyn
tust, reyniekeit bekagit my allirbest. Dy Specht. — 6. . . . beste rede, halt in dyme
lande vrede. Jetzt im Herzogl. Museum.
Ähnlicher, aber rechteckiger Kasten von 31 cm L., 21 cm Br. imd 19 cm H.,
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122 AmUgerJchUbcätk WoKeobättel.
mit kolorierten Holzschnit-
ten des XVI. Jahrb., die
Liebesgartenszenen dar-
stellen und mit GW in
rechteckiger Einfassung be-
zeichnet sind.
Zwei silberne Leuchter,
von 51 cm H. und reicber,
aber roher Rokokoarbeit in
Schnecken- und Muschel-
muster, das Untergestell
mit drei einwärts gebogenen
Seiten. Meisterbezeichnung;
XGS, Wardeinzeichen M,
Beschauz eichen verdeckt,
vgl. jedoch Bd. I 308.
Messingtaufschfisseln.
I. Von 52 cm äußerem
'^ " und 38 cm innerem Dm.,
mit der wenig abgescheuerten Darstellung des Sündenfalls (Abb. 43); Adam und
Eva stehen ziemlich steif zu beiden Seiten des Baums, rechts ganz in romanischer
Weise auf Unterbau Turm mit verschlossener Tür. Um die Daratellung lauft ein
Streifen mit der bekannten Minuskelinschrift (s. Bd, 1. 73), die viermal wiederholt
ist, dann eine Doppelranke, abwechselnd mit Blume und Palmette. — 2. Von
36 cm äußerem und 20 cm
innerem Dm., mit der Ver-
kündigung wie Bd. I, Abb. 7 3 ,
Teppich in Wollplatt-
stickerei, von 4.05 m Br.
und 1.62 mH. In der Mitte
in Kreiseinfassung auf grü-
nem, mit goldenen Sternen
bestreutem Grunde die-
selbe Datstellung, wie auf
dem Ölgemalde{s. Abb. 40).
Die zweireihige Umschrift
ist vielfach verderbt und
nicht vollständig zu deuten :
Z)ut is de hochgebomfrovwe
Heilewich, des PaUsgravt
Dochter va Rin, Gran
(!) vfon) OUbor moetnu
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Steteibn^ (Anntattimg dei Kiccbe und Konventigebüude). j 23
Dochter Frcdtrunda DTOAEDV .T Closterh. i .5 .6 .0 ADMJJIVNAOR . vtder-
like AFE darto geve ». ricklük begovede. Darvor one got de ewige wenige genen (1)
heft FA. Rechts und links von der Darstellvmg auf blauem, mit roten und gelben
Sternen bestreutem Grunde sind sechsmal dieselben Wappen, wie auf dem ge-
naDuten Bilde, wiederholt Der Rand zeigt auf dunkelgrünem Gnmd eine gelbUch-
hellgrOne Blattranke, die beiderseits von Treppenmuster (innen rot und weiß, außen
blau und weiß) eingefaßt wird. S. auch die gleiche Darstellung S. 115.
Antependium mit Relief- und Perlenstickerei auf dunkelrotem Samt, sowie
mit reicher Verwendung von Gold- und Silberbrokat, auch mit Edelsteinen
besetzt, 55X55 cm groß, gute Arbeit aus dem Anfang des XVT. Jahrh. Dargestellt
sind in der Mitte Christus mit Fahne und s^inender Gebärde, aus dem Grab
steigend, in den Ecken der hl. Franziskus mit den Wundmalen, die H3nde aus-
wärts gekehrt, eine weibliche Heilige mit Schleier und zwei Engel mit Weihrauch-
becken. Die gotiaerende Blattranke als Einfassung ist in Applikationsstjckerei ge-
arbeitet Auf den Grund sind Sterne und Rosetten aus dünnem Blech aufgenäht.
Der Rückenteil besteht aus rotem, gemusterten Seidenstoff. {Abb. 44.)
Die Konventsgebäude.
Geschichte. Propst Gerhard erbaute 1164 einen Remter und einen Schlaf-
raum, die als Ersatz für altere Bauten dieser Art zu denken sind, außerdem
aber in den Jahren 11 66 — 1172 ein Haus innerhalb des Klosters an der Südseite,
offenbar den SQdflflgel, mit zwei Remtern und anderen Bequemlichkeiten. 1270
berichtet Propst Johann von Falleisleben von einer Bedachung des Frauenschlaf-
saales, die an Lohn und Materialien mehr als 40 Mark kostete imd über 100 Fuhren
beanspiuchte. Auffallend erweise verzeichnet derselbe auch zum Jahre 1274: reftc-
foriutn dominarum, quod per stillicidium et vetustatem omnine disperierat, ita ut
nichil praeter muros remaneret, magnis expensis et laboribus ineepimus reformare
et ad cgmmodvm dominarum dormitorium desuper decrevimus construendum, womit
der Bericht des Nachfolgers des Genannten (t 1290) Heinrich stimmt: dormitorium
super re/ectorium positvm ah immo usque ad summum edificavit. Jedenfalls wird dies
neue Gebäude die Stelle des von Gerhard errichteten eingenommen haben, das
wir uns der flbUchen Lage des Schlafsaales wegen als OstflQgel des Klosters
denken müssen, obgleich hier sonst nicht der Remter zu liegen pflegt 12S4
erhielt dieser einen Ofen, 1301 der große Schlafsaal eine neue Decke. 1395
ist nun nochmals von dem Bau des großen Schlafhauses boven dem remter für
120 Mark die Rede; es heißt hier unde nam dai gans up ane de bonen tg dem
remter u. nedden an den Kemenaden, wahrend es 1406 von dem kleinen Schlaf-
haus botien dem kestettkus heißt: dat name gatis up mit bonen u. myt däke. Aber
noch 14 18 werden 10 Mark zum Seelenheil ihres Stifters Ludolf Ingeleben ver-
wandt ad structuram dormitorii super re/eelorio und 1429 erteilt gar Bischof
Magnus von Hildesheim einen Ablaß, da dormitorium quoddam antiquum et alia
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124 Amttgerichtibezirk Wulfeubütlel.
quatdem aeäificia cUnatri ihres hohen Alters wegen so zerfallen sind, daß eine
Ausbessening nicht mehr möglich sei und eine Erneuerung von Grund auf zu
erfolgen hätte. Propst Johannes hat aber auch 1270 die domtu fratrum und domus
iororum mit Steinen gedeckt, 1272 die Grundmauern ad piraU (?) et ad catneras
pirali conüguas gel^ und die Geblude mit einem Steindach im genaimten Jahre
fast fertig gestellt, 1282 den Keller und das ganze Haus Aber dem Keller (ver-
mutlich den Westflügel des Klosters), deren Mauern vor Alter zusammengestürzt
waren, he^estellt. 1301 heißt es, daß Propst Heinrich den Keller im Kloster
(in/ra clauitrum) erbaute. An der Kemnade, die bereits oben erwähnt ist, stiftete
die Nonne Sophie Tymmo 1284 Fenster bei den Stufen und die imtere Decke,
und die Nonne Sophie Holtnicker ließ 1290 gleichfalls Fenster in der Kemnade
einsetzen, aber auch das capitolium (Kapitelsaal) mit Balken und Fenstern her-
stellen. Eine Kemnade der Kammerin wird Anfang des XV. Jahrh. genannt Noch
in die letzten Lebensjahre des Propstes Johannes fallt die durch den Bruder
Ludolf V. Broitzem und den Koch Hildebrand vollzogene Stiftung eines Siechen-
hauses und einer Siechenkapelle. 1288 nämlich heißt es von der Nonne Margarete
von Adenstedt: offichun infirmariae et capellam ab inieio imhoatam tarn edißciis
quam aliü utensilibus cum Ludolfo (de Breittem) . . . utiliter premoverat, und
1292 süflete Ludolf Güter ad infirmariam, und zwar zur Unterhaltung der lumi-
naria corporis Christi und luminarta animanim und zur Unterhaltung der
capella infirmarum. Propst Ludolf stattete dann diese letzte um 1^99 mit ««-
sale, praeparamenta, Kelch, Glocke usw. aus, aber erst 131 1 wurde sie durch den
Bischof geweiht und mit 4 Hufen ausgestattet; 1338 heißt sie capella omnium
sanetorum sita in infirmitorio. Die bischöfliche Bestätigung der Siechen hausstiftung
selbst und die Erteilung eines Ablasses zu ihren Gunsten erfolgte 13 16. Im Jahre
1407 bauten der Provisor Ekbrecht Pistor und die Priorin Wilberg v. Rutenberg
die provestie weni an des provestes Kemenade für 22 Mark und der erste, wie es
scheint, etwas später das neue Haus bei der Propstei mit dem Keller. Der Um-
gang (Kreuzgang) wird nur einmal 1365 als vorhanden genannt.
Im Übrigen werden der Reihe nach folgende Bauten usw. erwähnt. Zuerst wird
wieder unter dem Propst Johann v. Fallersieben um 1270 ein Stall und ein Haus
ausgebessert, dieses auch statt des Strohdaches mit Steindeckung versehen, die
Decke im Komhaus erneuert, 1274 der Weg auf dem Damm mit Steinen und
Sand gebaut und zwei neue Brunnen im Kloster, bezw. im Wirtscbaftshof an-
gelegt, 1282 eine Mehlkammer beim Backhaus, 1284 drei Scheunen auf dem
Hofe, dann 1301 die Küche mit Mauern und Dach neu erbaut und für diese
1406 ein Schornstein für 20 Mark angelegt, 1355 der Frauenstoben hergestellt,
141 8 ein Schornstein in dem badek&ve eingebaut. Gleichfalb im Anfang des
XV. Jahrh. hat Hans v. Evessen in Braunschweig, der treue Bruder des Klosters,
die Steinrenne vor dem Gange durch den Baumgarten, die Mauer zwischen diesem
und dem Siechengarten, die Mauer in dem hadehove, dar de badeporte inne is,
die sydenmuren auf dem untersten Kirchhofe, wo der Genannte später bestattet
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Stetetbnrg (KonTentigeblode]. I 2 5
lag, das fotihus, das kokelkus, ein der GesaiDtheit gehöriges Haus und den
Brunnen beim Badehaus machen lassen. Und 1407 baute der Provisor Ekbrecht
Pistor die große Steinscheune auf dem Hofe, das Backhaus, ein neues Kuhhaus
und Fohlenhaus und versah das Badehaus mit zwei bonen,
Baubeschreibung, i. Den Klostergarten im S schließen, ohne aber an den
Ecken zusammenzustoßen, 3 Hauser ein, die je ein erhöhtes, massives Erdgeschoß
und ein in Fachwerk gehaltenes Obergeschoß zeigen. Die rechteckigen Fenster des
Erdgeschosses sind ganz schlicht mit Quadern eingefaßt; über den Türen quer-
ovale Fenster. Das als Wohnung der Äbtissin dienende Haus im Süden ist fünf-,
die beiden anderen, die für je drei Stiftsdamen bestimmt sind, neunachsig; jenes
hat 13, diese haben je 27 Fach im Obergeschoß, und von diesen sind die jT —
äußersten, dann aber auch eine Anzahl in der Mitte mit Riegelwerk in neben- -^-j
stehender Form versehen. Die Dächer sind an den Schmalseiten gewalmt. Vor -^Q
den Hausem entlang lauft auf voigebauten Pfeilern mit (erneuertem) Tonnen- 1/
gewflibe ein bedeckter Gang aus Holzwerk, der sich im Sticlibogen nach dem
Garten öffnet und die Hauser sowohl imter sich ab mit der Kirche verbindet.
Die Konvent^ebaude änd nach Voigts Angabe 1691 — 1692 durch Lauterbach,
Obcrlandbaumeister und Professor der Mathematik an der Rilterakademie in
Wolfenbüttel, errichtet worden. In der NO- und NW-Ecke des Gartens unmittel-
bar an der Kirche Durchfahrten im Korbbogen. — 2. Von der NO-Ecke der Kirche
erstreckt sich nach N zu das einzige erhaltene mittelalterliche Klostergcbaude,
das sogen. „Alte Kloster" (s. S. 1 to), ein 32 m langer und 12.30 m tiefer, neun-
achsiger Bau des XV. Jahrh. mit erhöhtem Erd- und 1 Obergeschoß. Im Keller
stoßen rechtwinklig gegen einen tonnengewölbten Mittelgang breite, ähnlich ge-
wölbte Räume. In der Mittelachse des Erd- und Obergeschosses breiter, quer-
laufender Flur mit Treppe, von dem wieder schmale Flurgange mit den Eingangen
för die Räume der W- und O-Seite ausgehen. Mauerstarke im Erdgeschoß 1.15 m.
Auf der O-Front kragen mittels eines gotischen Profils, das einen Bimstab ohne
Absatz in Karaies bezw. Kehle übergehen laßt, die Brandmauern vor, an der
freistehenden Schmalseite mehrere kleine vermauerte Fenster und hoher Giebel.
Sonst aber ist gegen 1 700 das ganze Äußere, namentlich Türen und Fenster
(Quadereinfassung mit Stichbogen) verändert worden. Die Längsseiten je mit schlichtem
Giebel. Ob das Gebäude die 140S erbaute Propste! ist, oder welche Bestimmung
es sonst ursprünglich gehabt hat, ist nicht zu entscheiden. Das Erdgeschoß enthielt
bezw. enthalt z. T. noch jetzt Bedienten -Wohnungen, das Obeigeschoß den fOnf-
achsigen niedrigen Festsaal und im XVIII. Jahrh. Zellen für die Stiftsdamen, jetzt
weitere Wohnungen für diese. — 3. Ein schlichtes Fachwerkhaus, das zunächst als
Archiv diente, jetzt aber gleichfalls die Wohnung einer Stiftsdame enthalt, ist imter
Benutzung der Nikolaikapelle in die NW-Ecke zwischen Turm und Kirche gesetzt.
Ausstattung. Im Festsaal des Konvents Ölgemälde in Lebensgröße. 1. Herzog
August Wilhelm (1714 — 1731), von Bernhard Francken (Abb. 45), gutes
Kniestück von 1.16XI-.58 (früher 1.44) m, halb nach l, den Kopf von vom, die gc-.
vGooqIc
126 Amtagericbttbetirk Wolfmbötlel.
senkte R. mit Kommandostab, die L. auf den Helm gelegt, der auf einem Felsstflck
links vor ihm steht; Ober dem Panzer gelbe Schärpe und blaues Ordensband, der in
45. Stetetbarg, BUdois des HcTZOg« Aagait Wilhelm tod Berahaid Fiancken.
malerische, breite Falten fallende, mit dem Stem des Elephantenordens geschmückte
Hermelinmantel ist blau überzogen. Geschnitzter Rahmen aus der Zeit um 1730,
oben etwas späterer Aufsatz mit Krone, Gitterwerk und Blattwerk.
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Steterbnrg (AoMtattang der KooTcatagebände). 12?
2. Herzog Ferdinand Albrechl II. (geb. 1680, gest. 1735), Kniestflck {von
1.10X1.36 m) nach links, den Kopf Ober die Schulter weg dem Beschauer zu-
gewendet, die Rechte mit Kommandostab aufgestützt, die Linke an der Brust.
Ober dem Panzer die gelbe österreichische Schärpe und blaues Ordensband, das
Schwert in rotem Ledergehange; links auf Tisch der Helm und der mit dem Stern
46. Steterburg, Bildoit det Herzogs Ludwig Radolf voa Baltasar Dennei.
des Elephantenordens versehene blaue Hermelinmantel. Rahmen barock, wieder
mit etwas späterem reich geschnitztem Aufsatz.
5. Herzogin Antoinette Amalie {verm, 1712, gest 176J), Gemahlin des
vorigen, Kniebild von vom und Gegenstack zu Nr. 2. Die Herzogin, die auf rotüber-
zogenem Lehnsessel sitzt, tragt gelbes, reich besticktes Kleid mit Diamantenagraffe
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128 Amt^ericbtibezlik Woirenbüttel.
sowie blaubezogeneii Hermelinmantel, haJt die Linke im SchoB und die Redite auf
Kissen, das auf dem Tisch liegt und zugleich die Krone trägt. Rot herrscht vor.
4. Herzogin Phitippine Charlotte, in jugendlichen Jahren {verm. 1733, gesL
1801), mäßiges, aber farbenreiches Kniestück (von i. 13X142 m); halb nach links
gewandt, den Kopf auf den Beschauer gerichtet. Sie hält in der etwas erhobenen
Linken einen Blumenslrauß und trägt grünes Seidenkleid mit Silberstickerei, links
auf Tisch reich mit Diamanten besetzte Krone und rot bez<^ener Hermelinmantel
Im künstlich gelockten Haar (Perrücke?), sowie am rosaseidenen Halsband Diamanten.
Rahmen aus der Zeit um 1735. Vielleicht von Piccard d. Ä. in Wolfenbüttel.
5.6. Herzog An ton Ulrich {geb. 1633, gesL 1 714) und seine Gemahlin Elisabeth
Juliane {verm. 1656, gest. 1704), Brustbilder von 65x83 cm, einander etwas zu-
gewandt Von demselben Meister, wie die Bilder in Lucklum (s. Bd. 11 88, 1. 2).
7. Herzog Ludwig Rudolf {gest. 1735), von Baltasar Denner (Abb. 46},
ausgezeichnetes, farbiges, samtartiges Brustbild (von 63x75 cm), von vom, der
Kopf etwas nach rechts gedreht. Über dem Panzer das blaue Ordensband, am
roten Rock der Stern des dänischen Elcphantenordens.
Ferner noch andere mäßigere Brustbilder der Herzogsfamilie usw., z. T. Kopien.
Dem Slift gehören auch eine Anzahl verschieden untergebrachter Ölgemälde, so:
5. Herzog Ferdinand, Kniestück von o.<)4Xi-3z m, eigenhändige Wieder-
holung des im Herzog!. Schloß zu Braunschwcig befindlichen Originals in blauer
Unifonn mit gelben Aufschlägen, von Job. Georg Zisenis.
6. 7. Herzog Karl I. und Philippine Charlotte, maßige Brustbilder.
8. Unbekannter Prinz, Brustbild in roter Uniform mit Silberstickerei und
blauem Ordensband, sowie im Hermelinmantel, mit Kommandostab in der linken.
9. Unbekannter Herr, Hüftbild nach rechts, {von 74X92 cm), in weißer
Weste mit goldenen Knöpfen, roter Uniform mit blauen Aufschlagen und Gold-
stickerei, gelber Schärpe, kurzer weißer Perücke, die Rechte aasgestreckt, die Linke
am Degengriff, das Gesicht dem Beschauer zugewandt.
10 — 12. Brustbilder der mit Namen angegebenen baronne des Leutnim nie
barontu de Heintzmöerger, Frölen Francisco barontu dt Leutrum und Frölen
Johanne baronne de Leutrum, alle drei in gleichem Rahmen.
13 ff. Brustbilder adliger, aber unbekannter Herren {mit Panzer über dem
Rock) und Frauen, z. T. gut und in zeitgenössischen Rahmen, (schwarz mit ^'er-
goldeten und verzierten Ecken).
Femer gehört dem Stift, als Geschenk eines Frauleins v. Wolfrath ein ovaler
klassizistischer Tafelaufsatz aus Silber, von 44 cm Er. und 42 cm H., in Form
eines ovalen Tempels auf vier Säulen und mit Blattgehangen, der auf einer Platte
mit durchbrochenem Geländer und vier Henkelvasen steht. Er ist überdeckt von
einer türkisblauen Glaskuppel in silbernem Rippenwerk, etwa in Form einer um-
gekehrten Fruchtschale, die ihrerseits von einer kleineren gleichartigen, aber wirk-
lichen Schale gekrönt ist. Der Meister- und Beschaustcmpel war nicht zu erkennen.
Der Klostergarten ist von Wall und Graben umgeben.
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Stiddien.
Namensformen. Stidigem (1182), SUdehetn (1187), Stidtem (1191), Sttdium,
Stidium {1318), Stiddium (1367), Stidingen (1563), Sliddingen (1569).
Geschichtliches. Früher Pfairdoif im Bann Stöckheim, spater Filial von
Geitcldc luiter herzogl. Fatronat. Gegen Ende des XIII. Jahrh. entbrannte Über
dem Besitz des Falronates zwischen dem Kloster Steterburg und den Johannitern ein
Streit, und der Archidiakon von Stöckheim, Propst Volrad vom Moritzberg, ver-
sagte 1299 die Bestätigung des ihm vom Kloster präsentierten neuen Presbyters
Friedrich für Stiddien; wahrend nun von dem Pfarrer im benachbarten Üfingen
erklart wurde, daß die älteren Einwohner in Stiddien nichts anderes wußten, als
daß die Kirche zu Steterburg gehöre, diese auch (als Kapelle) um 1220 im
Gülerverzeichnis des Klosters erscheint, nahmen sie die Johanniter als Tochter
von Broitzem, wo sie das Patronatsrecht ausübten (s. Bd. II 259), in Anspruch.
1302 wurde der Streit dahin entschieden, daß die Johanniter die Kirche in
Stiddien bekamen und dafür auf die in Vechelde verzichteten (s. Bd, II 303), die
aber schon um 1250 als Steterburger Besitz bezeichnet wird. — Im Jahre 1186
wurde in St. — die Ortsbezeichnung lautet freilich in Gerhards Klosterchronik
Striedtgem — ein großes placitum abgehalten in Gegenwart der Grafen von
Woldenberg und Ludolfs von Peine. — Das Kloster Steterburg erwarb hier 1172
2 Hufen hildesheimschen Lehngutes, nennt aber 1 191 3, 12 lO und 1218 5 Hufen
nebst 3 bezw. 5 Worten unter den Erwerbungen des Propstes Gerhard, während
die Gaterverzeichnisse um 1260 und 1290 3, das nach 1290 4*/« Hufen, die
von 1519 und um 1570 ein Rittergut (bezw. einen Meierhof) mit 7 Hufen und
I Kothof als Besitz des Klosters nennen; um 1230 besaß Etheler von Braun-
schweig 3 Hufen vom Kloster als Lehen. Der Domdechant in Hildesheim hatte
gegen 1300 2 Hufen und ein Haus, die 1476 als Meierhof und bischüfliches Lehen
eines Bürgers in Hildesheim erscheinen. Als herzogl. Lehen waren bis 13 19 und
im Jahre 1.569 je 2 Hufen im Besitz der v. Wenthusen, bezw. v. Warberg, die
letzten dann 1631 in dem der Pawels, die 1474 — 1834 auch mit 1 Hof und
3 Hufen belehnt waren; 4 herzogl. Hufen wechselten 1367 den Besitzer. Der
Zehnte wird 1492 zu '/4 als herzogt. Lehen der v. Salder, mehrfach im XIV. Jahrh.
zu i/( als bortfeldsches Lehen der Osse, 1499 als salder-bortfeldsches Lehen der
firoistedt bezeichnet. 1761 gehörte je '/4 des Kom- und Fleischzehnten den
V. Möring, v. Cramm-Ölber, Garssen und Wiesenhauer.
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche am 0-Rand. Algermann gibt um 1580
an: „St. am Okergraben, durch den ein Damm von Timmerlah herabgeht, darauf
ehemals ein Schlagbaum gestanden, auch daselbst wegen des Passes hoch nötig".
1761 bildet „der neue Kanal" die Nordgrenze gegen Timmerlah. Flurkarle von
Schmidt 1761. — Um 1584 und 1761: 3 Ackerleute (2 davon um 1584 Burger-
meier) und 6 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 105, 1900: 136.
Die Kapelle bildet einen rechteckigen Raum, in dessen Ostwand eine recht-
Bu- ■. Kuttdukn. d. HBtogt. BcmDKhuKig. lU. i. Q
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130 AmUgerichubBiftk WoireobSuel.
eckige Piscina, in dessen Nord- und Sfldwand in der Nahe des Altare je eine
Nische von gleicher Form sich befindet. Über dem östlichen Giebel ein grfastes
Kreuz, über dem westlichen ein viereck^r Dachreiter mit dem üblichen Zdtdach;
jedoch ist — schon von Anfang an — die Westmauer bis zum Dachansatz massiv
aufgeführt und hier mit Platte und Kehle als Dachgesims versehen worden, so
daß nur die drei anderen Seiten aus Fachwerk bestehen. Im W zwei Schütze,
für die Glocke ist im Dach eine Öffnung angebracht. Eine fehlerhafte Inschrift
am nördlichen Eingang berichtet von einer Herstellung der Kirche im Jahre i/iS-
Altarwand im Unterst<x^k mit vitr Pilastem, von denen die Kanzel (mit zwei-
fach getreppten Kanten), sowie die beiden Durchgange eingerahmt werden. In der
Mitte darüber niedriger Oberstock mit zwei Pilastem und dem Kanzeleingang, zur
Seite barockes Hangewerk. Über den beiden äußeren Hauptpilastem je ein Engel mil
Lanze und Schwamm, bezw. Hammer. Unter der Kanzel Atmo 1716, am oberen
Gebalk Gloria in excelsis dto. Der Übliche obere Abschluß fehlt; \-ielIeicht erstreckte
sich der Aufbau einst bis in den Dachboden hinein.
Scliale des Tauf steins von 53 cm H., 92 cm oberem Dm., in der Form eines
umgestürzten stumpfen Kegels mit halbkugelförmiger Aushöhlung, jetzt in Privatbesitz.
Glocken, i. {55 cm h.) von C. L. Meyer in Braunschweig 1714 gegossen. —
[2. Von Heinrich Entewit aus Braunschweig 1714 gegossen, mit dem Namen
des Pastors Zach. Heinrich Tuokermann usw.]
Gotisierender Kelch aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. und nmdcr Form:
der Ständer oben mit ave t iiria (!), unten mit ave D w« {in Minuskelsclirifti,
Zapfen nur mit eingeschriebener Raute, das Maßwerk am Knauf nur durch rohe,
gitterförraige Gravierung angedeutet. Schale ganz leicht geschwungen.
Zwei gotische Messingleuchter von 27 cm H. und reicher Profilierung (Stander
mit Wulst zwischen Kehlen, Fuß und Schale aus je vier Kehlen bestehend). Die
Stiftemamen Harn Hilligdah, Anna Sunenhrah zeigen Formen aus der 1. Hälfte
des XVI, Jahrh. Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X (1877) I02.
Gr.-Stöckheim.
Literatur. Braunschw. Magazin 1759 St. 14. — 179^ St. 31.
Namensformen. Stocheim (1051. 1054. 11 88), Stochern (1201), Stöckem(\2;^,
Stocken (1377), Stochern {\\iit. um 1222), mit dem Zusatz Graten St. (1374.
1469), Stokkem (1192. 1299), d. h. Heim an einer Stelle, die mit Wurzelstücken
gefällter Bäume (s. Bd. II 200) besetzt ist. Die verschiedenen Orte dieses Namens
sind nicht immer auseinander zu halten.
Geschichtliches. Pfarrdorf und Sitz eines hildesheimschen Archidiakonales
(s. LOntzel, Altere Diözese 295 ff.), das im XIII. Jahrh. mehrfach im Besitz des
Propstes von Moritzberg, im XIV, in dem des Hildesheimer Domkantors er-
scheint und mit dem Patronat der Pfarre von Kl.-Lafferde und Lengede verbunden
war, 1542 stand ihm auch in Gr.-St. das Patronat zu, jetzt ist es herzoglich.
Ein Pleban Siegfried ist 1240— 1244 bezeugt 1542 wurde die unbesetzte Pfarre
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Gr.- Stöckhelm.
131
mit Wolfenbüttel, 1544 mit Thiede verbunden, ist später aber wieder selbständig
geworden. Leiferde ist Filial von Gr.-St — Das Dorf lag im Leregau und enthielt
ein Gut, das frOh an Fulda geschenkt wurde. Das Meierding in St wird 1201
seitens des Bischofs von Hildesheim an die Grafen v. Blankenburg verpfändet,
<^lann aber wieder eingelöst {die betr. Urkunde nennt auch die villkatioms in
St!), um 1222 die Meierei von demselben der Kirche verpfändet. Gemeint ist
damit wohl das hildesheimsche Amt oder Amtgut (1637 „das kleine Amt zu St."),
das im XIV. Jahrh, mehrfach verpfändet oder verkauft und 1422 als hildesheim-
sches Lehen der Netwegs an das Ägidienkloster in Braunschweig fiberlassen wird.
1389 kamen DotationsgOter des Hochstiftes an das Karthäuserkloster. Begütert
waren hier auch das Blasiusstift in Braunsdiweig und Kl. -Steterburg. Als steterbur-
gisches Lehen und als Eigengut besaß Rotman v. Hemstide 1 166 je 2 Hufen.
1253 Obertrug das Kreuüstift (in Hildesheim?) 6 Hufen bedingungsweise an Ritter
Konrad v. Fümmelse. Als herzogi, Lehen gehörte die Fischerei in der Oker (s,
auch S. 106) 1492 und 1554 den v. Salder, ein zehntfreier Hof,
auch Bauhof und di koiden vorwerh hove genannt, mit 4 Hufen
Heinrich Bock {1380 an S. Michael in Braunschweig verkauft),
ein gleich groBer Hof (vielleicht derselbe?) 1374 den Clemmerogke,
der Speckenhof 1532 den Grotejans; ein Bau- tmd ein Kothof mit
5 Hufen war 1524 an braunschweigische Bürger verpfändet (wohl
der Meierhof, der 1573 für 223 Goldfl. wieder eingelöst wird). 1332
besitzen die Blekenstedt in Braunschweig 4, 1351 die Kahles 6 und
die Pawels (als asseburgisches Lehen) 3 Höfe und 4 Hufen. Der
Zehnte war 1285 von den Grafen v, Sdiladen an die v. d. Asse-
burg verpfändet, 1440 weferlingsch es Lehen der v. Strombeck, 1481
bis um 1800 asseburgisches der v. Pawel. — Ein Adelsgeschlecht.
V. St. et im XIII/XIV. Jahrh. bezeugt; Heinrich v. S
zu Thiede (s, S. I34f.) wohnhaft
Dorfanlage haufenfOrmig; Kirche in der Mitte. Die Goslarache Heerstraße geht
westlich am Ort vorbei; s. Braunschw. Jahrb. I (1902) 6 ff. Flurort „Im Katzen
Meere" im SW. Algennann berichtet um 1584, daß ein ziemlich starker Bach aus
dem Fümmelser Teiche die überschlächtige Teichmühle treibe, macht aber den Vor-
schlag, zwischen dieser und dem Dorf noch zwei Mühlen (Pulver-, Schleif-, Polier-
oder Stampf mQhle) und am Ostteich eine unterschlachtige Mfihle anzulegen.
Flurkarle von C. Schöneyan 1770. — Um 1584: 4 Ackerleute (einschl. 2 Burger-
meier), 2 Halbspänner, 14 Kotleute; 1770: 3 Ackerhöfe, i Halbspanner, 14 Kot-
leute, außerdem der Ramberg-Schrad ersehe Schriftsassenhof von 194 zehntfreien
Moigen. Einwohnerzahl 1790/3: 255, 1900: 461.
Die Kirche besteht aus dem grade schließenden, je um 85 cm eingerückten
Chor, dem Schiff und einem Turm, der erst 1893 an die Stelle eines Dachreiters
getreten ist; doch ersetzte dieser nur den alten Turm, der 1641 im 30jährigen
Kriege zerstört worden war. In der inneren 0-Wand die viereckige Piscina, in
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132 Amtigeilcbttbetitk Wolfenbüttel.
der noch die Kette für den Kessel erhalten ist, zwei weitere viereck^e Nisdien
in der Nahe des Altars. Nur der Chor hat Schragsockel ; das aus Platte und Kehle
bestehende Dachgesims aber läuft auch am Schiff entlang.
Der noch dem XIII. Jahrh. angehörende Altar (Abb. 47) besteht aus vier
hochkant gestellten quaderartigen Steinen und schlichter Steinfüllung dazwischen:
hinten ist er ganz offen. Die vier senkrechten Kanten zeigen zwei scharf gegen
einander stoßende Kehlen, auf die je drei muschelartige Knollen gesetzt sind
Die 1. 26X1-90 m große Platte ist an den drei Vorderseiten mit Platte und Kamies
profiliert und hat oben auBer der Rcliquiengruft zwei größere Löcher in der Flucht
von deren Hinterseite und weiter zurück noch zwei kleinere.
Die schlichte Kanzel von 1678, aus dem Achteck gebildel, steht zwischen
korinthischen Säulen Ober dem Altare.
Kelche. I. aus vergoldetem Silber, von 24 cm H. und runder, aber plumper
4H. Gr.-Stückheim. Hans Nr. 3.
und einfacher Form, mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und dem un-
deutlichen Meisterzeichen j^ ; 178g gestiftet. — 2. aus vergoldetem Kupfer
von 16 cm H.; der Fuß ist unten rund, geht aber dann in Sechspaßform Qber,
auch der aus zwei Kamiesen zusammengesetzte Knauf ist sechseckig.
Zwei Messingleuchter von 50 cm H. und barock gotisierender Form. Der
Ständer ist gedreht, außer Schale und Fuß ist auch ein kurzer Knauf angebracht,
und alle diese Glieder sind mit Buckeln verziert.
Messingtaufbecken von 46 cm äußerem und 33 cm innerem Dm. Die Ver-
zierung in der Mitte des Grundes wie in Leiferde (s. S. 64), darum legt sich die
ähnliche Inschrift, die hier aber nur viermal wiederholt ist, und eine gotische
Blatterranke. — Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgesch ich ts Vereins X (1877) 103.
Altes Haus Nr. 3, von 1651 (Abb, 48), nach Erkeroder Art (s. Bd. II 29 f.)
mit vier Fach vorgezogen, wahrend der frühere Eingang und die Däle nebst den
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Gr.-Stöckhclm — [Kl.-Stöckbdm] — Thlede. 133
Wirtschaftsraumen zurücktritt Das Haus zeigt eine seiter reiche Verzierung. Die
Balkenk^pfe haben abgesetzte Rundung, die Knaggen sind aus Viertelstab, langem
Kamies, Rundstab und gebrochener Schmiege zusammengesetzt. Die Unterkante
des Schwellbalkens mit Perien und gedrehter Schniu", die Vorderseite mit sich
kreuzendem Bandwerk, die Stander bis zur Höhe der Fensterleisten entweder in
gleicher Webe verziert oder so, da2 das Motiv der gedrehten Schnur und der
Perlen viermal senkrecht nebeneinander gesetzt wird, oder schließlich mit Beschlag-
werk, die Fensterleiste mit dem verdoppelten Motiv von Schnur und Perlen. Von
den Fachen unter den Fenstern zeigen die beiden äußeren an den Fußbandem
Doppelvolute mit phantastischem Kopf, die beiden mittleren Füllungen in Blend-
arkaden und in diesen meist zwei kreisförmige Verzierungen. Die kehlförmigen
Knaggen unter dem Dach werden von Wulst zwischen Kehlen unterbrochen; die
Kanten sind durchw^ gekehlt Der TOrsturz ist unten geschweift; hier auch
Auguslus Greue 16$!.
Das ehemals v. Schradersche Gutshaus ist ein langgestreckter, zweigeschossiger
Bau, der nur an der Gartenseite nach S in der Mitte einen Giebel zeigt. Im Park
die Bruchstücke von zwei abgesessenen Reitern nebst Pferden, in antiker Tracht,
Sandsteinfiguren in */« Lebensgröße. Vgl. auch Hanselmann, Werkstücke II i8lff.
Schwedendamm. Etwa 800 m nördlich vom Dorf tritt ein bogenförmiger,
nach S offener Höhenzug in der Richtung WSW — NNO bis et*-a 10 m an das
linke Okerufer heran, wahrend jenseits des Flusses mit einer gleichen Bi^ijng in
der Höhe von etwa 3 m ein Wall künstlich aufgeschüttet ist, der bis zum natür-
lichen Abhang des Lechelnholzes sich erstreckt und in Verbindung mit dem links-
seitigen Höhenzug und einem Verschluß den Fluß zum Stauen bringen mußte.
Die Anlage rührt von der Belagerung der Festung Woltenbüttel durch die Schweden
164 1 her. Eine genaue Darstellung auf einem Stich von 1641 (s. Bd. III t S. 3
Nr. 6), der im W des Höhenzuges noch den sog. kleinen Damm und außerdem
mehrere Schanzen zeigt. Man beabsichtigt jetzt die Beseitigung des Schweden-
dammes. [Ein Stich von 1627 (s. aaO. Nr. 4) gibt einen anderen durch Pappen-
heim 1627 angelegten Damm weiter oberhalb an].
[KL- Stöckheim.]
[Erwähnt wird 1766 im Besitz der v. Strombeck der „kleine Zehnt" auf der
Flur von Fümmelse, der auch der „kleine Stöckheimer Zehnt vor Fümmelse" ge-
nannt wird. Ist daraus, wie es fast scheint, auf eine Wüstung Kl, -St, zu schließen,
so haben wir diese in dem Stocken prope Vimelhusen (1268) oder Vymtlse (1470)
zu erkennen, wo das Hildesheimer Kreuzstift 1268 von alters her i Hufe besaß.
Im übrigen s. bei Gr.-St]
Thiede.
Namensformen. Thidhi (1007), Thidke {\\i:i\. 1296), Thide (i 166 u. sonst),
Tide {1369).
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134 AuttKerichtibeiiik W^eobütUL
Geschichtliches. Pfarrdorf im Leregau und im Bann Stöckheim, Fatronat
herzoglich; ein Pleban Ludolf ist 1300 bezeugt Begütert war hier in alter Zeit
Fulda, daoa seit seiner Gründung besondeis das Kloster Steterbuig. Dieses er-
warb 1172 i'jf Hufen Erbgut der v. Dalem, 1261 und I2g2 je 3, unter Propst
Johann 1272 — 1273 2 Hufen; 12S4 wurden ihm 2 Allode mit 2 Häusern im
Kriege zeistOrt, 1290 14 Hufen als sein Gesamtbesitz angegeben, von denen um
1300 8 ausgeliehen waren. 13 19 verkaufte Herz<^ Otto dem Kloster fOr 160 Mk.
das (jetzt nicht mehr nachweisbare) castrum in Th. nebst 6 Hufen, frei von Ge-
rieht, Vogtei und Dienst, als freies Eigen; 1440 heißt es, Heinrich v. Stöckheim,
wohnhaft zu Thiede, habe auf Bitten des Klosters utgerühtet den Burggraben,
wie er war, als das Schloß da stand, bis zu dem Werder zwischen dem Bui^-
graben und Tilen v. Evensens Teiche; zum Burghof, der zehntfrei sei bmen der
drüggm in äat Norden, gehörten das Bleek von der Strafte bis aufs Feld, die
EUem und Weiden, die auf dem heppenhove stehen, und die Eltern im Burggraben.
Von diesem früh wflsten SchloB, das offenbar niemals vom Kloster als Burg be-
nutzt wurde, muB aber der Betgfried, auch steinerner Turm oder Kemenate auf
dem darnach genannten Hofe oder dem Sattelhofe unterschieden werden; denn
anscheinend im XVI. Jahrh. wird als Gesamtbesitz des Klosters angegeben: i
wüstes Schloß, 22 Hufen, 3 Acker- und 2 Kothöfe, darunter ein Sattel- oder
Kemenatenhof. Auf die turris quondam sita in Th,, die 1332 Bergfried genannt
wird, entsagt 1313 nach Austragung eines Streites Burchard v. Mahner zu-
gunst^i des Klosters, 1395 aber kaufen die v. Barrnn vom Kloster für 20 Mk.
auf Lebenszeit 7 Hufen und i Hof, auf dem der Bet^ried steht, und 1422 be-
lehnen nun wieder die Herzöge Ulrich Graßhof in Braunschweig mit 3 Hufen,
dem Sattelhof und den Höfen, die zu jenen 3 Hufen gehörten, wie sie Heinrich
V. Stöckheim vordem als herzogl. Lehen besessen, wahrend diese 3 Hufen in der
Tat schon um 1250 Steterburger Lehen der v. Stöckheim gewesen waren. Diesen
selben Besitz tritt nun aber Ulrich Graßhof 1428 für 80 fl. an das Kloster ab
und Herzc^ Bernhard bezeugt in demselben Jahre, daß sich der Genannte um
3 Hufen und i Hof „mit einem steinernen Turm", wie sie Hans v. Stöckheim
gehabt, mit dem Kloster vertragen habe, da diesem die Lehnsherrlichkeit
darüber zustände, und er selbst auf sein vermeintliches Lehnsrecht verzichte. Schließ-
lich hat das Kloster 1429 eine Urkunde darüber ausgestellt, daß der Hofmeister
und 2 Nonnen von Steterburg diesen Besitz („mit dem Kemenatenhof, auf dem
der steinerne Bergfried steht"), das einstige Klosterlehen Heinrichs v. Stöckheim,
mit der Eriaubnis des Herzogs, für jo6 fl. als Leibgeding und spatere Memorien-
stiftung iedig und zinsfrei gekauft haben. Der genannte Lehnsmann des Klosters
hat diesem dann 1405 seinen Gevershof mit der Gevershufe testamentarisch ver-
macht, und 141 2 verkaufte das Cyriakusstift vor Braunschweig 4 Hufen, die sogen.
verlorenen hove, die 1296 im Besitz des Roseko Perditus in Braunschweig gewesen
waren, und die das genannte Stift 1298 für 30 Mk. vom Kreuzstift in Hildesheim
gekauft hatte, für 24 Mk. als Memorienstiftung an den Kaplan Ekbrecht v. Steter-
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TUede.
U5
bui^ und die Nonne Sophie Holtniker. Unter den Braunschweiger Pfarrkirchen er-
warb S. Katharincn 1327 2 Hufen und 2 Höfe vom Agidienkloster und S. Martini
1357 3 Hufen vom Kreuzstift in Hildesheim, wahrend S, Magni 1733 i Hof mit
5 Hufen verpachtet hatte. 1258 gelangte i Hof mit 3 Hufen vom herzogl. Truchseß
Anno an den Hildesheimer Bischof. 1338 geht das Dorf von den v. Meinersen
an die Herzoge Ober. An herzogl. Lehnsgut besaßen 1344 und um 1369 die v.
Weteriingen 5, 1482 und 1593 2, 1475 die v. Wenden 3'/i, 1507 die v. Bort-
feld, spater die v. Gramm 4 Hufen. Ein Rittergut, dessen Entstehung wir nicht
kennen, gehörte seit 1524 den Napf, um 1660 den v. Stockhausen, um 1710
den Breymann, seit 1857 der Zuckerfabrik. Der Zehnte steht 1322 den v.
Gandersheim, um 1369 den v. d. Asseburg zu, geht 1376 zu >/| aus dem Besitz
der Roleves in den der v. Evensen Aber, gehört aber als ganzer von 1372 Morgen
im XVin. Jahrh. der herzogl. Kammer. — Ein Adelsgeschlecht v. Th. ist
1140 — 1272 bezeugt; es wird auf der herzogl. Burg gesessen haben.
Dorfanlage haufenförmig, der größte Teil jedoch langgestreckt an der Frank-
furter Heerstraße; Kirche am 0-Rand. Der Platz vor der Einfahrt zum Hof der
Zuckerfabrik heißt Thie, Nach Algermann hat das Dorf um 1 584 an 3 Orten Schlag-
bSume, durch die die Heerstraßen nach Braunschweig, Frankfurt und Goslar gehen;
der Zoll, der auch 1488 erwähnt wird, wurde vor dem Dorfe gegeben. Flurkarte von
Kuhlenschmid 1748, reguliert und kopiert von Schöneyan. — Um 15841 5 Acker-
leute {dnschl. 2 Burgermeier), 5 Halbspänner, 30 Köter, i Satlelhof (s. oben) im
Besitz des Alex. Napf, am Ende des Dorfes; 1753: 4 Ackerhöfe, 8 Halbspänner,
30 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 508, 1900: 2186.
Die vermutlich dem hl, Georg geweihte Kirche hat jetzt ein einheitliches,
östlich dreiseitig schließendes Schiff, das aber erst in gotischer Zeit durch Ver-
breiterung des Chors hergestellt Ist Man erkennt noch im N und S die ehemaligen
0-Ecken des kürzeren rumänischen Schiffs, an die sich der kamtesfürmige Sockel
des Chors anschließt, der sonst fehlt. In der inneren S- und NO- Wand des Chors
je eine spitzbogige Nische. Im N hat sich am Schiff von drei, vermutlich romani-
schen Fenstern je ein Pfosten erhalten, am Chor ein spitzbogiges, vermauertes,
im S an Schiff und Chor Spuren je eines grade geschlossenen Fensters. Die
jetzigen Fenster entstammen der Herstellung der Kirche 1778 — 1779. Im S, nahe
der W-Ecke noch der romanische Eingang mit gradcm, in der Mitte anschwellen-
dem Sturz, jetzt vermauert. Ein breiter, jetzt tief in der Erde steckender Rund-
bogen verbindet Schiff und Turm. Dieser letzte ist 1858 neu aufgeführt worden.
Die in der Altarwand liegende, aus dem Achteck gebildete Kanzel wird
von je zwei abstehenden, korintliischen Säulen und naturalistischen Palmbäumen
eingefaßt.
Vom Taufstein hat sich die halbkugeltörmige, mit tiefen Kanneluren versehene
Schale von 72 cm Dm. im Pfarrgarten erhalten; sie rührt von demselben Meister
her, wie der Taufstein in Kneitlingen (s. dort) von 1584.
[Eine Reliefdarstellung des hl. Georg (zu Pferde gegen den Drachen
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1^6 Amtigericlitibwiik Woltenbültel.
kämpfend), die sich einst in der O-Mauer befunden, war nach Angabe des Corpus
Bononim 1779 als Uhrgewicht verwendet worden, wird aber von Voges, Ztschr,
d. Harzgeschichtsvereins VIII {1875) 173 am Schubtalle verzeichnet]
Grabstein des Pastors Heinr. Ernst v. Recke (geb. in Wernigerode 1660,
Pastor in Thiede-Steterburg 22jahrig, spater Superintendent, gest 1721). Barock-
einfassung mit zwei Wappen.
[Glocken. Die große war 173g, die kleine 1756 von Joh. Peter Grete in
Braunschweig gegossen worden; die letzte trug den Spruch
iVer die Glockt hört m Thieäe,
Über den sei Gottes Friede,
die Schlagglocke Hinriek KUmmt goß mich tu Brunswick 1028 (muß heifien 1628.]
2 Kelche, aus vergoldetem Silber und von runder Form, i. von 22 cm H.
und 17 10 angeschafft, 2. Krankenkelch von 17 14, beide mit Wolfenbüttler Be-
schau (Pferd vor Säule), Meisterzeichen HB und Jahreszeichen K bezw. O. —
3. aus vergoldetem Kupfer, von 19 cm H. und sechsteiliger Form. Ein viertel-
stabförmiges Glied schließt den Fuß gegen den Stander ab, der Knauf zeigt sechs
Haupt- und dazwischen je drei kleinere Rippen, unlen an der leicht geschweiften
Schale ein aufgel^es Glied, das aus sechs eingezogenen Bogen besteht Am Fuß
MDCxxxvmt und G, unter demselben /argen Pßaumbaum.
Zinntaufbecken mit dem Stempel (fliegender Engel mit Palme und Krone)
von /. G. Denecken 1787.
Zwei Messingleuchter von gotischer Profilienmg.
Das ehemalige Gutshaus (jetzt Beamtenwohnung der Zuckerfabrik; s. S. 135)
ist ein schlichter, nur durch Giebel ausgezeichneter Fachwerksbau. Im saalartigen
Mittelzimmer des Obergeschosses über den schraggestellten Kaminen vor den hin-
teren Ecken, in schlichtem Stuckrahmen von der Form eines verzogenen Sedis-
ecks, Brustbilder, r. eines nach 1. gewendeten, den Blick geradeaus richtenden
Herrn (vermutlich des Rittergutsbesitzers Breymann) in weißer LockenperOcke und
malerisch umgeworfenem blauen Mantel, von Bernhard Francken, 1. das seiner
Frau von vorn, in Kleid mit Silberstickerei und schmutzig -gelbem Mantel, von
einem anderen Meister, aber gleichfalls gut. — Auch in andern Zimmern ahnlich
angebrachte, aber etwas handwerksmäßig gemalte Bilder.
Altes Haus Nr. 33 laßt nach Erkeroder Art (s. Bd. II 2C)t.) links vier sehr
breite Fach vortreten, dann folgen rechts drei wieder breite, aber zurückstehende
Fache, in deren mittelstem der Eingang liegt; doch ist diese Hälfte des Hauses
jetzt z. T. zu einer Stube umgewandelt Die Ständer gehen überall bis zum Dach
durch, so daß erst hier Knaggen (am Wohnteil aus Vierlelstab, langem Kamies,
schräg geriefeltem Rundstab und gebrochener Schmiege mit Kerben zusammen-
gesetzt, am Wirtschaftsteil frei abstehend und aus doppeltem Kamies mit Rund-
stab dazwischen gebildet) verwendet sind.
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Thiedebich — Tltninera. 1 3 7
Thiedebach.
Tydebeke {1488), Weiler, zu Leiferde gehörig, nach dem vorbe^«flendeR Thieder
Bach genannt, frOher Zollhaus für die Frankfurter Straße und als solches 1488
und noch 1748 bezeugt Algermano empfiehlt 1584, vom Kloster Steterburg bis
zur Olter am Thieder Bach entlang eine lebendige Hecke mit Graben und SchJag-
baumen dabei {fOr die Heerstraße), daß sie eine gute Landwehr für die Festung
WolfenbQttel sei, damit man nicht unversehens vor die Festung rücke. 1602
fand ein Überfall des fürst). Zollhauses durch die Braunschweiger statt, bei dem
der Schlagbaum aufgeschlagen wurde.
Timmern.
Namensformen. Timbron (um 983), Timmen {1131), Thimere {1186), Timbert
(1188. 1238), Thimbere {1190), Timbra (1309), Tymberm (1318 und sonst),
Tymberm (um 1374).
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Kalme; 1570 war noch das
Pfarrhaus vorhanden, aber von einem Bauern bewohnt, und schon damals gehörte
T. als Filial zu Semmenstedt. Das Patronat steht der Gemeinde zu. Um 983
bezw. 1079 und 11 88 besafien die Klöster S. Ludgeri in Helmstedt, S. Lorenz
in Schoningen und Wöltingerode je i, II31 das Kloster Riechenberg 1 Hufen;
1186 erwarb das Kloster Riddagshausen für kurze Zeit 4 (2 davon von Steter-
burg), 1238 das Blasiusstift (vom Herzoge) 3 Hufen, z gehörten um 1200 dem
Cyriakusstift, 4 1151 dem Moritzkloster bei Hildesheim, 3 waren 13 11 halber-
stadtisches Lehen der Edlen von Querfurt Als herzogl. Lehen besaßen 1344 die
V. Netndorf 6, 1391 die v. Semmenstedt 3'/,, 1507 die v. Bortfeld 5 Hufen.
1401 hatten die v. d. Heyde 71/), 1451 (als burgdorfsches Lehen) die Kirchhotfs
und 1522 die Kogele je 3 Hufen. Der Zehnte (von 1208 Moi^en) stand 1484
den V. Burgdorf, 1584 als herzogl. Lehen den GlUmem zu.
Dorfanlage gestreckt von N nach S, am S-Eingang die Kirche. Die Wind-
mühle beim „Haarstrang" hatte Herzog Julius angelegt. Flurkarle von Hering und
Brouillon, bezw. J. J. C. Schmidt wohl 1763, — 1584: 3 Ackerleute, 2 Burger-
raeier, 2 Halbspänner, 9 Köter; 1 763 : 3 volle, 2 halbe Ackerleute, 2 Halb-
spanner, 7 Großköter, 18 wüste Höfe. Einwohnerzahl 1790/3: 116, 1900: 277.
Die Kirche hat ein einheitliches, gerade schließendes Schiff aus gotischer Zeit
und einen rechteckigen, mit dem Schiff in einer Flucht liegenden romanischen
Turm (außen 7.30x3.80 m). In der inneren Ostwand kleine, einst verschließbare
Spitzlx^ennische. Im S schmales Rundbogenfenster (vermauert). Das Dachgesims
besteht aus Platte, Schmiege und Kehle, die Giebelecksteine aus Kehle zwischen
zwei Schmiegen. Auf dem Ostgiebel genastes und gefastes Steinkreuz. Im N ist
an den Turm eine Vorhalle angebaut; der spitzbogige Eingang desselben zeigt ein aus
RundsUb mit abgesetzter Kehle und Schräge bestehendes Profil wohl um 1500,
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13S AmUgerfcbttbeiiTk Wolfeiibätt«].
dessen Stabe sich oben kreuzen und unten mit Sockel {z. T. gekehlt, z. T. mit
senkreckt gekehltem Poli'gon) versehen sind. Die Tür von hier zur Kirche zeigt
außen Rundbogen, innen Stichbogen, gehört also auch
der spätgotischen Zeit an. Ein großer und spater
Rundbogen, in dem die Orgel steht, verbindet Schiff
und Turm. Dieser letzte hat im N und S Giebd mit
schlichten Steinen an den Schrägen, im Glockenhaus
an diesen Seiten je ein rundbogiges Schalloch, im O
und W nur einen Schlitz.
Schlichte, barocke Altarwand aus Holz, mit
Kanzel zwischen korinthischen Pilastem.
Vom Taufstein hat sich im Privatbesitz zu Kl.-
Biewende (s. S. 24) die kesseiartige, am Rande mit
gotischem Weinlaubrelief versehene Schale (47 cm H.,
89 cm Dm.) erhalten.
Glocke von Hermann Koster aus Hildesheiin,
g2 cm h., 87 cm im Dm., von
1502 (Abb. 4(1-51). Am Schlagring,
der nach unten mit 3, nach oben
mit 5 Graten at^esetzt ist, in Schild-
einfassung das beistehende Gießer-
zeichen, das wohl in den Lehm-
49. Timmero,Rdief.üf Glocke. „Hantel eingeriut war, am Bauch klei- J"'' T*™"*'--
° GleUeneicbcD auf
nes, aufgesetztes Hochrelief der Maria mit Kind auf Mondsichel Glocke,
und vor Flammenkranz, mit spätgotischer Bekrünung darüber und
umgeben von 1 9 Münzabdrücken {meist braunschw. sog. ewige Löwcnpfennige
und die numismatisch seltenen Vierlinge, mehrere goslarsche Mathiaspfennige, ein
einbcckischcr Pfennig mit f] und ein sjtol bergisch er mit Hirsch, ein Viertel-
schilling Bischof Konrads I.
von Monster [1477 — 1508],
Kwei unbekannte Hohl-
pfennige). Am Hals die
ausschließlich aus Minuskeln
bestehende, gleichfalls auf-
gesetzte Inschrift, anne , eint
. m . ccccc.ü . dar bi . ghoedt
(= goß) . hermeti , Absler.
5;. Timmen), Probe der Glockeninschrifi. >»' (größeres Trennungs-
zeichen) Aabmfi . ereneus,
oben und unten außer Stäbchen eine feine gotische Lilien Verzierung, über der
genannten Reliefdarslellung eine größere. An 3 Henkeln der Krone undeutlich in
Wachs ausgedrückte Reliefs: 1. Medaillon mit dem Sündenfall, 2, hochstehende
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Tlmmem — Volzam. 1 1 Q
Raute mit sich zärtlich umfassendem, fast nacktem Liebespaar und unklaren Schrift*
bandem, 3. sitzende nackte Frau. Nr. i und 2 sind zu breit fUr die Henkel ge-
wesen und deshalb auf die Seiten umgebogen. — Vgl. Voges, Ztschr, d. Harz-
geschich tsvereins VIII (1875) 174.
Baro4±er Kelch aus Silber, von 19 cm H., mit Wolfenbüttler Beschau und
Meisterzeichen IfS.
Taufschüssel aus Zinn, von 30 an Dm., am Innenrand zwei muschelartige
Handhaben, im Spiegel große Rosette graviert, mit dem Stempel des Meisters
LCR von i;8o (s. Tafel XXIII 32).
Altes Haus Nr. 16, in Eichenholz ausgeführt, aus dem XVII. Jahrh., rrpjHnjn
mit voi^kragtem Oberstock, Balkenköpfe und Füllhölzer gerundet. Schwell- *^ffl|
balken mit spitzzulaufender und hier gekerbter Fase, die Knaggen von \|ll//|
beistehendem Profil. \M^
Volzum.
Namensformen. Volkastm (1153), VelxAem {1192), Voksem (1226), -sunt
(1344). Vülxem (1345), Voltsem (1294), Votisum (1377), Volmm (1307. 1376).
Velktsem {1470), d. h. Heim eines Volko.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Lucklum mit Patronat der dortigen
Deutschordenskommende; ein Pleban Wilkin ist 1344, ein Albert 1384 bezeugt
1542 ist die Pfarre Lehen der Gemeinde, wird aber 1544 — 1545 von Luckliun
begehrt und 1568 von Dettum, jetzt von Apelnstedt besorgt; das Patronat Jetzt
herzoglich. 1192 kommen 4 Hufen von Kloster Riddagshausen ans Hochstift
Halberstadt, das auch t226 i solche erwirbt und 1311 je 1 an die Edlen von
Hessen und die v. Volzum, 2'/, imd 2 Höfe anderweitig ausgetan hat; 2 Höfe
mit 3'/( Hufen sind noch 1654 halberstädtischcs Lehen. Begütert ist hier auch
das Halberstadter Johannisstift (i 153 und 1225 i Hufe), in Braunschweig
das Ägidienkloster (1291 2 Hufen an ^■^^■■^^■^^■^^HKIHH
Herzog Wilhelm vertauscht), das Marien- I | I J|
hospital {1291, 1293 und 1325 je I Hufe) B ™ 1 ^
und das Blasiusstift (1342 2, 1410 4 H. ^H^A ^K=^^^K~~^^^KI^^I
an das Kreuzstift in Hildesheim al^e- \ :\ \ \ \ \ '. '. '\ '. '\ '\
treten). Riddagshausen erhalt 1382 wieder 5*- Volium, GmodriB der Kirche.
2*/j Hufen von den v. Ütze. Als herzogl. Lehen sind 1344 4 Hufen an die
V. Neindorf, 1339 und 1487 3 an die v. Döring gegeben. 2 Hufen sind 1234
schaiunburgsches Lehen der v. Volkmarode, i Hof mit 4 Hufen 1474, 1508 — 151JI
steindorfeches Lehen der Kalm und Breier, Der halbe Zehnte {nebst 1 Hufe und
und dem Meierhof beim Kirchhof) erscheint seit 1377 als halbers tädtisch es Lehen
der Krells in Braunschweig, geht dann 141 1 an das dortige Cyriakusstift über,
das ihn um 1 530 vorübergehend wie es scheint mit den v. Wenden teilt, ihn
aber 1772 wieder ganz besitzt, während damals die andere Hälfte den v. Aden-
filedt gehört. — Ein Adelsgeschlecht v. V. ist im XIIL u. XIV. Jahrh. bezeugt
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140
AmUeericbUbnirk Wolfenbüttel.
Dorfanlage haufenförmig mit südlicher Haustront; Kirche am
N-Rand. Über die „Königskirchhof" genannte ganz kleine Wiese
in NW, vergl. Braunschw. Magazin i86l, 325. Flurkarte von
Heckel 177;. — Damals 3 Ackerhöfe {l wüst), 8 Halbspänner und
6 Kuthöte. Einwohnerzahl 1790/3: 101, 1900: 169.
Die Kirche {Abb, 52) besteht aus einheitlichem, grade schlies-
sendem Schiff (außen 17,25X715 m) und einem damit bündigen
Turm (7-1 5X5.05 m). Doch erkennt man
noch an den ehemaligen Eckquadem im O
ein kurzes romanisches Schiff (aufien 7.45 m
lang), an das sich ehedem ohne Zweifel
ein eingezogenes Chorviereck mit Apsis an-
schloB, Ein Stein an der Südostecke des
jetzigen Schiffs mit der Minuskelinschrift
antto domini m°cccc°ixxx° zeigt, daß erst
damals der Chor die Breite des Schiffs und
graden Abschluß erhielt. In der inneren
Ostwand viereckige Nische mit eisenbeschla-
gener Tür und 1613, im N am Choranbau
alter Ausguß, sowie zwei außen spitzbogige
und gradwandige, innen stichbogige und
schrägwand ige, am alten Schiff zwei jetzt
vermauerte rundbogige Fenster. Unmittel-
bar am Turm hier auch Pfosten und Teil
des Bebens vom alten romanischen Ein-
gang (vermutlich mit Tympanon auf Krag-
steinen , von Profil eingefaßt) erhalten.
Fensler und Eingang im S modern. Das
Dachgesims besteht durchgchends aus Plalle
und Kehle. Ein ziemlich schmaler Rund-
bogen (1-65 m) verbindet Schiff und Turm,
53- Voliura. hl. Maria ein ähnlicher auch Turm und Dachboden.
Magdalena von einem goü- ßj^, Glockenstube Zeigt im W und O je zwei,
ichen Scbnilzalur. - ., , r. ■ ■ . 1 i ■■ .. ■
im N und S je eine, gleiclifalls rundbogige
Schallöffnung (1.48 m h„ 0,72 m br.).
Vom Mittelstück eines spJltgo tischen Altarschreins bemalte, gut
gearbeitete Figur einer Maria Magdalena von 86 cm H. (Abb. 53),
bezeichnet mit Sca Maria Madale, mit beiden Händen das Salb-
gefäß hallend, femer die ganze Rückwand des Mittelteils (i m li.,
1.53 m br.) mit hübschem Granalapfelmuster und den Umrissen von
vier Figuren. Jetzt Herzogl. Museum,
Glocke von 72 cm H. und 73 cm Dm. An den Bügein Gräten-
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:^
Voliam — Wendeuea. 141
musler, an dem gegen oben scharf abgesetzten Hals zwischen Streifen die in den
Lehmraantel geritzte, an den Rändern unscharfe Majuskelin seh ritt {Probe S. 140):
•f- Anno . dm . m" . cccc . viii" . in . vigilia . sli . Michaelis, am Körper die flotte,
gleichfalls durch Gravierung in den Lehmmantel hergestellte Darstellung des hl.
Michael im Kampfe gegen den Drachen (Abb. 54), sowie das hier-
neben stehende, als Model aufgesetzte Gießerzeichen. Angeblich ist die
Glocke im Anfang des XIX, Jahrh. aus dem Ägidienkloster in Braun-
schweig angekauft worden; am Glockenstuhl die Jahreszahl 18 18. — Vgl. Voges,
Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VIII (1875) 177 und X (1877) iio.
Zinnkelch von 17 cm H., barock profiliert, 1646 gestiftet, mit Braunschweiger
Beschau (Löwe) und Meislerstempel AB über Lilie (s. Tafel XXIII 33).
Zwei gotische Messingleuchter von 27 cm H. und schlanker Form.
Altes Haus Nr. 14 nach Erkeroder Art (s. Bd. II 29 ff) mit drei breiten, vor-
springenden Fachen; hier unter dem Obergeschoß Knaggen aus Viertelstab, langem
Kamies, Rundstab, gebrochener Schmiege zusammengesetzt, am Dach der Wirt-
schaftsraume freiabstehende Stützen,
Wendessen.
Quellen und Literatur. Rüdemann, Kurze Nachrichten von dem Dorfe
W., Hdschr. von 1772 im Pfarrarchiv zu Ahlum, — P. J. Meier, Braunschw.
Magazin 1901, 47.
Namensformen. Winethissem
(um 1 1 70), Wtntthesheim (um 1 200),
Wtmdessen ( 1 2 1 3 ) , Wenethessen
(1292), Wenäessen (1433), Wendes-
sem (1358), Wenäeizem (1371).
d. h. Heim eines Wenetho.
Geschichtliches. Früher Pfarr-
dorf im Bann Atzum, 1544 mit
Ahlum, 1568 mit Linden verbunden,
jetzt wieder Filial von Ahlum; ein
Pleban Heinrich erscheint 1292.
Das Patronat gaben die Herzöge
1213 an die Kirche in Schever-
lingenburg, mit dieser kam es 1 2 1 8
an das Blasiusstift in Braunschweig.
Um 1 1 70 besaß das dortige Cyria-
kusgtift r, um 1195 5 Hufen und
erwarb 1408 1 Hof mit I Hufe. ^''' Volznm, Dar^tellang auf d« Glocke
Gleichzeitig mit dem Patronat gelangten auch 15 + 5 Hufen und 2 Mühlen
als Geschenk Ottos IV. in den Besitz von Scheverlingenburg, dann von S. Blasius,
1371 4 Hufen, früher (1318 und 1355) herz»^l. Lehen der v. Gustedt, an
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t^2 Ambsnlchtibeilik WolfnbdUel.
5. Thomas in Braunschweig. Als herzog). Lehen besaB dieses Geschlecht auAer-
dem 1318 und 1355 l curia magna oder Satlelhof, wohl zu jenen 4 Hufen ge-
hörig und 3 Kothöfe, die v. Weferlingen vor 13 15 4 Hufen, deren 1 damals
an die Longinuskapelle in Wolfenbttttet kam, die v. Seinstedt 1318 3 Hufen.
Der „Kattelhof" mit 2*/i Hufen war 1502 asseburgisches Lehen der v. GustedL
Der Zehnte war 1351 und 1358 Besitz der Kahles, 1385 zu >/, halberstadtisches
Lehen der v. Vechelde und v. Evessen, 1494 zu '/^ Besitz der v. Burgdorf, dann
der V. Steinberg, zu '/j des Blasiusstiftes. Der steinbergsche Teil kam 1750 an
den Herzc^, 1753 an die Köhler, der andere war seit 1767 herzoglich, wurde aber
spater an die Gemeinde verpachtet, „Die Herzogin Christine Eleonore, Herzog
Rudolf Augusts Gemahlin, erbaute 16Ö8 im Doife W. einen Sommeisitz, wozu
Herzog August Wilhelm 2 Ackerhöfe kaufte, ihn ausbaute und ihm die Gerichts*
barkeit — übrigens nur bei seinen Lebzeiten — über das Dorf beil^e" (Hassel-
Bege); 1676 in die. Rittermatrikel aufgenommen, nach 1731 Witw'ensitz der
Herzogin Elisabeth Sophie Marie, 1736 an die Kammer abgetreten, 1754 an
den Drost Köhler, 1772 an die Müller von Lauingen, 1864 an die Seeliger ver-
kauft. Das Rittergut umfaßte gegen 1800 415 Morgen Acker, 27 Morgen Wiese;
ein Ritterhof war erst kurz vorher hinzugekommen. — Ein Adelsgeschlecht
von W. ist seit dem XIIL Jahrh. bezeugt.
Dorfanlage haufenfürmig, die Kirche im NO, das Rittei^t im SO. Die neuere
Leipziger Heerstraße geht im wesenüiclien westlich am Dorfe vorbei. Flurkarte
fehlt. Nach Algermann zog 1584 der der Kirche geliörige „Sankt Georgens Graben"
von Atzum nach W. herunter. — 1584: 3 Ackerleute, i Burgemieier, i Halb-
spänner, 16 Kötleute; 1750/52: 16 Hofstellen; 1790/3: I Edelhof, I Halbspanner-
hof, 13 Kothöfe, dazu das Gasthaus an der Fischerbrücke. Einwohnerzahl 1790/3:
199, 1900: 868.
Die Kirche, vermutlich des hl. Georg (s. oben), besteht aus dem grade
schließenden, gegen das Schiff eingerückten Chor, dem Schiff selbst und einem
rechteckigen Turm, der im S mit dem Schiff in einer Flucht liegt, im N aber
etwas eingerückt ist. Am Schiff bemerkt man eine spatere Erhöhung von etwa 1 m.
Der Turm ist im N und S mit Giebeln versehen und zeigt hier je eine Doppel-
schallöffnung mit spitzem Haupt- und runden, eingerückten Teilungsbogen; die
Säulen unter diesen haben eckblattlosc attische Sockel und Würfel-, bezw. doppel-
reihiges Schilfblattkapital. Im W und O dagegen je vier kleine und schlichte, zu
zwei und zwei zusammengerückte rundbogige Schallöcher. Die Sohlbänke sind jetzt
erhöht und schrflg gestaltet worden. In der Westwand des Turms eine große,
jetzt vermauerte Rundb<^enöffnung, deren Alter und Bestimmung (Fenster oder
hoher Eingang?) fraglich sind.
[Nach Rademanns Angabe, die auf der Kirchenrechnung beruht, hatte Pastor
Bodendorf die Kirche, weil sie ganz finster und ungestalt war, 1580 erneuert
und mit biblischen Geschichten geschmückt; nach dem 3ojahTigen Kriege war im
Jahre 1651 wieder eine starke Ausbesserui^ nötig, und RUdemanns Vater hat.
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WendeHeo. 14^
z. T. aus eigenen Mitteln, 1726 und 1728 die Decke im Chor, 1731 — 1732 die
in der Kirche erneuern und bemalen (außer „Leisten und Grotesken" dort die
Himmelfahrt Christi mit altiora feto, hier die des Elias mit mundo spreto), 1732
die Kanzel von der S-Ecke vor dem Chor auf den Altar bringen, die ganze
Inneneinrichtung marmorieren und an Stelle der kleinen Fenster größere einsetzen
lassen. Im N war ein Leichhaus mit Aufgang zum Turm und zur Prieche an-
gebaut, im Innern ein fürstlicher Stuhl nebst Kavalier- und Damenprieche ange-
bracht, ßademann erwähnt auch das Grabdenkmal seiner Eltern in W., das fast
100 Taler gekostet hatte.]
Bemaltes spätgotisches Hochrelief aus Kalkstein (56x82 cm; Abb, 55), mit
trefflicher Madonnendarstellung innerhalb eines 8 cm hohen Randes. Maria im
Strahlenkranz steht auf der Mondsichel und trägt auf dem linken Arm das Christ-
kind, während die Rechte einst wohl das
Lilienszepter hielt. Der mit Schließband ver-
sehene Mantel ist von links her über den
Arm gelegt, so daß er in breiten und tiefen
Falten den Unterkörper bedeckt. Mantel und
Strahlen zeigen rotbraune, das Futter des Mantel-
blaue Farbe. Bei Maria fehlt Krone und Nase'
beim Kinde Kopf und Arme. Der anscheinend
schwarz gefärbte Grund ist in parallelen Linien
gerauht und unten, wo er schrSg zum Rande
lauft, gewellt, der innere Rand scIirJig ge-
gittert
Barockes Kruzifix aus Holz, in etwa drei-
viertel Leben^öße.
Die Glocke, von 70 cm H. und 75 cm
Dm., 169Ö von Heyso Meyer in Wolfen-
büttel gegossen, ist laut Inschrift ein Geschenk 55. Wendeiien, Madonoenielief.
des Herzogs August Wilhelm.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 17 cm H. und gotisierender Form.
Fuß profiliert und mit kleinem Relief des Gekreuzigten versehen, Zapfen mit
IHESVS, Knauf mit flachen Buckeln, die netzartig graviert sind, Schale ziemlich
steil. Patene mit Vierpafl. — 2. aus Silber, von 20 cm H. und runder Form, der
Knauf bimförmig. Mit einem aus E v C zu-samm engesetzten gekrönten Monogramm,
Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen HB. 1Ö86 gestiftet
Oblatenschachteln aus Silber, i. rund, von 7 cm Dm., oben mit der gra-
vierten Darstellung des Gekreuzigten, unter dem Fuß mit demselben Monogramm
wie Kelch Nr. 2. — 2. oval, 1 1 cm br., oben mit ähnlicher Gravierung, wie Nr. i,
mit Braunschweiger Beschau (Löwe) und Meisterzeichen NW.
Zinnleuchter, antikisierend, mit Monogramm C. H. B. Querners in Wolfen-
büttel {vgl. Tafel XXIII 21).
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144 AmttgeiJcbttbMiilt WolfeabntteL
[Das fUrstl. Haus, das 1760 abbrannte und in der Wetterfahne angeblich
die Jahreszahl 1660 (wohl 166S) zeigte, enthielt nach ROdemann, der auch eine
Skizze davon gibt, an der Schmalseite Über dem Keller unten und im unteren
Dachstockwerk die füistlichen Zimmer, dann die große Herrendale, die PSchter-
»■ohnung und die Meierei, alles unter einem Dach.] — Einfahrt zum Rittergut
mit 2 starken Pfosten, auf denen je ein gekrönter Adler mit undeutlichem Wappen-
schild sitzt, sowie mit 2 Eingangen in der Mauer selbst; XVIII. Jahrh.
Altes Haus Nr. 21 aus dem XVII. Jahrh., langgestreckt, aus Eichenholz. Unter
dem Oberstock Knaggen, wie z. B. bei Volzum Nr. 14 (s. S. 141), unter dem
Dach schlicht gekehlte. Breite Fußbänder im Oberstock. Alter Türsturz, doppelt
geschweift
Zwei schlichte, verletzte Steinkreuze nördlich von W., wo sich die Wege nach
Atzum und Ahlum trennen. Vgl. Braunschw. Landeszeitung vom 30/ VIII. 1904,
Beiblatt
Die Schanze auf dem Wendesser Berge, zwischen dem Dorfe und Wolfen-
büttel, wurde als eine Art Außenfort dieser Festimg zugleich mit der Weißen
Schanze (s. S. 45 ff.) 1762 angelegt. Rudemann (Ahlumer Pf armach richten, Brsdiw.
Magazin 1901, 47) erzählt davon, es wären bei der Anlage von FrOhling bis
Herbst täglich mehr als 300 Arbeiter unter Leitiuig des Oberstleutnants Merk^
beschäftigt gewesen. „Die Wände des Grabens, der Casematten usw. waren ganz
von Stein; die Glacis war von dem ausgeworfenen Kummer durch den Regen so
eben und dichte, als ein Gipsboden worden. Die Schanze hatte 4 Bastionen, von
denen die herumli^ende Gegend trefflich beschossen, auch bemerket werden konte,
was in der Feme passierte. Gegen Norden war eine Zugbrücke zum Eingange; und
in der Mitte eine Caseme und Brunnen. Alles war vor dem Bomben-Fall stark
unterbauet . . . Engelland soll die Kosten zu diesen Anlagen bezahlet haben."
Die ganzliche Demolierung der Schanze nach der Schleifung der Festungswerke
hat nur formlose Höhenunterschiede der Erdoberfläche zurückgelassen. Man er-
kennt einen Graben, an den sich nach außen noch Buchtungen und Senkungen
anfügen, wohl die alten Bastionen. Die eingeschlossene Fläche ist ihret^eils
mit unregelmäßigen Erhöhungen und Vertiefungen bedeckt. Vieles ist neu ab-
geschürft, da die Stelle jetzt teilweise als Mergelgrube benutzt wird.
[Westerm.]
[Weslrem (1112), Weslerfieim (um 1200), in campis quondam vilU Westherum
iuxta campos vüle Atkvesstn (1328), quondam Westeren iuxla AtUvessem (1329), d. h.
Heim westlich von Atzum. Die Flurkarle dieses letzten von 1750 zeigt im SW
des Dorfes mitten auf der Flur zwei kleine Wannen „Auf der kleinen" und „großen
Wohren" oder „Wöhren"(= Wort, Grundstück), die ganz in der Art einer Dorf-
stelle von einem Wege rings umschlossen sind, und auf die fünf Wege münden.
Damit stimmt, daß die Flur dicht am S-Rande des genannten Dorfes auf der
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[WMtenn] — Wetdeben. l^j
Karte „Vor dem kleinen Dorfe" heiBt. W. gehörte 1112 zur Grafschaft der Gräfin
Gertrud. Damals schenkten Thietbui^ und Mathilde (v. Sommerechenbu^?) u. a. 2
Hufen in W. an das Kloster Hamersleben. 4 Hufen gehörten um 1200 dem
Cyriakusstift und wieder je 4 Hufen kamen 1298 (als Lehen) und 1328 (vom
Alexandeistift in Einbeck) an die Oldendorfs in Braunschweig; auch 4 weitere
Hufen, asseburgisches Lehen, die 1330 in den Händen anderer Bürger genannt
werden, kamen 1332 bezw. 1338 an die Oldendorfs. Das Blasiusstift besaß 1329
8 Hufen und erhielt 1317 den Zehnten zu W. und Atzum, der 131 1 halber-
stadtisches Lehen der Ührde war. Die Vogtei Über 26 Hufen Herrengut hatten
1475 die V. Wenden.]
Wetzleben.
Namensformen. WÜttUtb (1064, 1252), WiUs- {i 10$), WUes- (ii^i. 1169},
Witfes- (1071), Wedes- (1249), WtltN- (1310), WeU- (1503) -leve und -love, d. h.
Eigengut eines Wito.
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Kalme — ein Johannes Langen
ist 1409 rector ecclesUu, und Reste des Pfarrgebaudes waren noch 1771 auf dem
Grashofe „Papenkuhle" vorhanden — , um 1800 Filial zu Remlingen, jetzt zu
Hedeper. Das Patronat gehörte im XVI. Jahrh. den v. Sampleben, im XVIII. Jahrh.
den V. Schwartzkoppen. 1064 und 1252 werden hier Güter des Petersstiftes bei
Goslar erwähnt, das 1218 2 Hufen als Memorie für Ottos IV. Gemahlin erhielt;
um iioo war das Hochstift Hildesheim in W. begütert, 1172 kamen 2 Hufen
ans Kloster Stötterlingenburg, das 1329 2>/| an die v. Wetzleben gab; 1209
16 Hufen und 6 Morgen an das zu Ringelheim, das 1656 13 Hufen an Herzog
August d. J. abtrat. 134t gelangten 5 Hufen aus dem Besitz der v. Wetzleben an
S. Bartholomaeus in Braunschweig. Das Dorf wird 1344 und 1584 als Junker-
dorf der V. Sampleben bezeichnet. Der Zehnte war 131 1 halberstadtisches Lehen
der V. Warberg, kam dann 1424 von den v. Sampleben an die Stadt Braun-
sdiweig, jedoch wohl nur ab Pfand, da er 1464 nebst andern Gütern jenen wieder
gehört, 1508 aber nur zur Hälfte. Wie im Patronatsrecht, so waren auch im
Zehntbesitz (über 1387 Motten) die v. Schwartzkoppen auf Kl.-Vahlberg und W.
im XVIII. Jahrh. Nachfolger der v. Sampleben. — Eine Adelsfamilie von W.
ist im XIV, Jahrh, {s. auch oben) bezeugt
Dorfanlage haufenförmig, doch wesentlich an der zum Platze erweiterten Dorf-
strafle mit einem Teich in der Mitte zusammengedrängt. Hier auch auf HUgcl
die Kirdie. Die Heerstraße von Braunschweig nach Halberstadt schneidet die Flui
nach NO. Im O des Dorfes der „Thieberg", im NW „Im Hallewege" und „Am
Hallsteine". Flurkarte von J, H. Bertram und G. C. Geitel 1771. — Damals 2
Ackerleute, 5 HalbspSimer, 5 GroBköter. Einwohnerzahl 1790/3: 91, 1900: 229.
Die kleine Kirche hat einheitliches Schiff mit gradem Schluß und einen Turm
(außen von 6.18 m Br. und 4.75 m Tiefe), der je 87 cm hinler das Schiff zurück-
tritt Auf dem Ostgiebel ein genastes Kreuz von umstehender Form. Eingang zur
Bau- u. Kuniuknlcin. i. Htttf- BnDnKWiig. l[r. 1. XO
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i
146 Amti£nlcht«be*lrk Wolfrabtttel.
Vorhalle im S, sowie der von ihr in die Kirche spitzbogig; der zweite jedoch mit
Stichbogennische, der erste mit dem üblichen Profil, das Bimstab zwisdien Kehle
und Kamies zeigt Die Eckquadem am Ostgiebel haben oben Sclimiege
und Kehle, dann ohne besonderen Übergang Platte, Schmiege, Bim-
stab tmd Kehle, die an der Vorhalle trennen Kehle und Platte durch
schrägen Absatz und haben unter der Platte Bimstab ohne Absatz
zwischen Kamiesen. Bei Schiff und Vorhalle, die wohl gleichzeitig er-
baut sind, wird aber das untere Profil jedesmal mittels einer Schräge in ein ein-
facheres Profil aus Platte, Schmiege, Kehle übergefOhrt. Der Zugang vom Schiff
zum Turm im Stichbogen, dessen Kalksteinquadem mehrfach das bei-
stehende Steiimietzzeichen tragen. Auch der Zugang zum Dachboden zeigt '
den Stichbogen. Der Turm setzt etwa in Höhe des Schiffgesimses mittels ■
Schräge ab und zeigt im O und N je zwei flachbogige, im W und S je eine.
auBen spitzbogige Schallöffnung.
Altarplatte mit Reliquiengruft und Weihekreuzen an der VorhaUe.
[Spa^otischer Altarschrein von 1.05 m H. und 1.18 m (?) Gesamtbreite.
Im Mittelstück die Krönung Mariens nebst zwei anderen Figuren, in den Flügeln
je zwei mannliche oder weibliche Heilige, z. B. die hl. Margarete mit dem Drachen.
Alle Figuren bemalt und vergoldet, auch der Hintergrund vergoldet Nach der
Inventarisation von 1880; inzwischen verschollen.]
Glocken. I. von 70 cm Gesamthöhe und 68 cm Dm. Au der Krone Graten-
verzierung, am Hals zwischen kleinen Streifen die Majuskel Inschrift (IVobe Abb. 56):
LVDOLFVS . FESIT (!) ME . SANT . GHODDEFT (etwa = Ghoddert.
Godehard?). Wohl
" XrV.Jahrh.-2. von
' 49 cm H. und 48 cm
P Dm.,ohneKToneund
56. WetUeben. Schriftprobe der Glocke. durch vier Schrauben
mit dem Balken ver-
bunden, lang und schmal und erst am Schlagring ausgreifend, aber schmucklos.
Zinnkelch von 25 cm H., mit gedrehten Profilen am Fuß und Stander, der
statt des Knaufs nur eine Anschwellung hat.
Zwei gotische Messingleuchter von 28 cm. H.
Wittmar.
Namensformen. WUmari (965. 1206), Witmere (1244. 1305), Wittner {imi
1369), d. h. wohi Weißer See.
Geschichtliches. Früher, auch noch im XVI. Jahrb. Pfarrdorf im Bann
Atzum — ein Pleban Heinrich ist 1244 bezeugt — , später Filial zu Gr.-Denkte.
Das Patronat war herzoglich. Kirchlicher Grundbesitz fehlt hier zunächst ganz.
Als herzogl. Lehen besaßen 1318 und noch 1476 die v. d. Assebui^ 4»/4 Hufen
und einen Sattelhof, 1344 die Billerbecks und seit 1355 die v. d. Mühlen 5 Hufen
ohoooerT
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147
mit Bauhof und 2 HCfe, die 137g zehntfrei von den Herzögen an das Kloster
Riddagshausen gegeben wurden, nach 1318 2 Hufen die v. Dorstadt, 1685 i Hot
mit 9 Hufen die v, Hom. 1 1 Hufen und den Wald Wittmarhom hatten die
Herzöge vor 1345 an die v. d. Asseburg, dann an die Stadt Braunschweig ver-
pfändet. Gleichfalls als vermutlich herzogl. Lehen hatten die v. Wedtlenstedt 1340,
'35°! '365 4V1 (bezw- 5) Hufen, ein Vorwerk oder Bauhof mit 4 Hufen war
um 1369, 1445, 1484 weferlingsches Lehen der v. Strombeck. Der Zehnte von
Mark und Dorf W. wurde 965 der Abtei Gandersheim seitens des Bischofs Bernhard
von Halberstadt gegeben, 1374 war er ein gandersheimschcs Lehen der v. d. Mühlen;
im XVIIL Jahrh, war das Dorf zehntfrei.
Dorfanlage haufenförmig um einen mittleren Platz, im S die Kirche auf einer
Anhöhe. Die im XVIIL Jahrh. so genannte
Neue Heerstraße von Braunschweig nach
Leipzig geht an der NO-Seite des Dorfes
vorbei; doch liegt W, schon 1584 an dieser
Straße. Fiurkarte von Warmburg 1755. —
1584: 4 Ackerleute (samtlich Burgcrmeigr,
von denen 3 Burg\'este tun), 3 Köter, die
auch Bui^veste tun; 1755: 3 Ackerleute,
3 Halbspanner, 4 Kotsassen. Einwohner-
zahl 1790/3: 103, 1900: 848.
Die K i rch e hat einheitliches Schiff
mit gradem Schluß und einst rechteckigen
Turm, der mit dem Schiff in einer Fluriit
lag. Im O viereckiges, spätgotisches Fenster,
außen mit schmaler, innen mit breiter
Schräge; ein ähnliches Fensler auch im
Giebel. Die Giebelecksteine zeigen Platte, ^^ Witimat, Taofttein.
dann lange, flache Kehle zwischen zwei
Schmiegen, das Dachgesims laßt nur die untere Schmiege fort. Im N, unweit der
Ostecke Piscina, unmittelbar am Turm Vorhalle, die das gleiche Dachprofil wie
das Schiff zeigt und wohl zu derselben Zeit erbaut, wie der Chor verändert ist.
Dei Eingang läßt den graden Sturz auf viertetstabartigen Kragsteinen ruhen und ist
an der ganzen Kante gefast; innen je zwei Lücher für Sperrbalken, der eine noch
mit der alten HolzfOtterung, Im Giebel der Vorhalle hangt die Glocke. Im Innern
der Vorhalle wird der Rundbogen eines romanischen Eingangs sichtbar; auch er-
kennt man hier, daß die aus Sandstein bestehenden nordwestlichen Eckquadem
des Schiffs ähnlich, wie in Sottmar, einst frei lagen, der Turm also, wenn auch
noch in romanischer Zeil, spater angefügt, bezw. mit seiner Ostwand auf die West-
wand des alteren Schiffs aufgescUt worden war. Im S fehlten die Anzeichen dieser
Veränderung. [Der 1902 wegen Baufalligkeit beseitigte Turm hatte rundbogige
Schallöcher, und zwar im O drei, im N und S je zwei, im W eins (dieses ver-
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l^fi AraUBerichubciirk Wolfeabüttel.
mauert). Erst in gotischer Zeit waren im N und S Giebel aufgefahrt worden,
deren Ecksteine Schmiege, Kehle, Platte und nochmals Kehle zeigten.]
An der Westseite des Tunnes einst kleines und ganz flaches Relief mit dem
Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes, aus dem XVI. Jahrh.; der Grund
grätenartig gerauht.
Taufstein aus Elmkalkstein, von i m H., 0.83 m oberem Durchmesser und
achteckiger Form, in allem wesentlichen dem in Stcterburg (s. S 117) gleidi; nur
treten an Stelle der Wappen an der Schale Facetten, von denen zwei den Namen des
Bildhauers Ulrüh Wmdt, zwei Bandwerk tragen. Am Rand Henric Julius / Vetter
Pastor l Bartolmeus / Hoyrenvegl, / seine H(aus} F(rau) Anna / Barßcen C. ffj Martin
Schra I der Äo 1656.
Zwei, nur wenig voneinander abweichende Messingleuchter von 28 cm H,
und reicher Renaissance- Profilierung, mit den Stifterinschriften Chrislo/el Jordens
1662, bezw, Johan Bratenahl Kirchen Vorsteher tu tVaifeniiittei Ao 1653-
Auf dem Hof Nr. 3 steht ein, aus Kalkbruchsteinen aufgeführter, schlichter,
mit Walmdach versehener Bergfried von 8,8oX740 m Gnmdfiache, 8.70 m
Höhe bis zum Dach und 1.15 m unterer MaueistSrke. Im S hoher, rundbog^r,
innen mit Stichbogennische und Loch far dm Sperrbalken versehener Eingang aus
Rogenstein. Sonst scheint der Turm nur Schießscharten besessen zu haben. Er
steht mit der Ostseite an der StraBe imd findet nach S zu Fortsetzung in einem
Wirtschaftsgebäude mit massivem Unter- und Fachwerkoberstock, der durchlaufendes
Profil, Kreuzbänder und an den großen Eckfachen zugleich Diagonal- und Rauten-
bander zeigt.
i8. Stelerburg.
Medullon von der got. Spaoicbuchtel.
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Amtsgerichtsbezirk Schöppenstedt
59. AmtigerichUbedrlc Schöppenatedt.
[Allum.]
[Namens formen. AlUnde (1121), Allenem {1235), Allen iuxta Scherensten
(offenbar verschrieben sUtt Sceptnstedt 1311), Alnt/dä (1418), Allmfeld (1584),
AUim-Feld (1760), Alnum.]
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I jO Amttgeilchtib«iiik ScfaöppcfutedL
[Geschichtliches. In A. war das Lorenzkloster in Schöningen 1121 mit 3'/»
Hufen und 2 Höfen b^tert, 1235 vertauschte Herzog Otto 3 dortige Hufen an
das Blasiusstift in Braunschweig. Nach Algermanns Beschreibung des Amtes Wolfen-
büttel (1584) wurde das Feld der Wüstung, die zwischen Schöppenstedt und
Watzum lag, nach dem ersten Ort hin (s. dort) gebraucht, und diesem war das
Stadtrecht an dem Felde bereits 1418 übertragen. Den Zehnten besaßen 1584
die Kalms.]
Ampleben.
Literatur. Braunschw. Anzeigen 1758 St. 76. — Bege, Geschichte der
Städte Seesen und Si-höppenstedt (WultenbOttel 184*1) 65 f. — Voges, Ztschr.
d. Harzgeschichts Vereins X (1877) 70.
Namensformen. Ampe/eve {11 gg. 1315 und sonst), Amßleve (i^oy und sonst).
Geschichtliches, Pfarrdorf im Bann Lucklum, gegen 1400 unter herzoglichem
Patronat, das spater herzf^l. Lehen des Schloßinhabers war und daher aucli in der
Zeit, als das Schloß Pfandbesitz der Stadt Braunschweig war, von dieser ausgeübt
"HTjrde. Mit der Einnahme der Burg 1593 durch Herzt^ Heinrich Julius fiel auch
das Patronat, trotz der seitens der Stadt bis 1671 erhobenen Ansprflche, an den
Herzog zurück, bis es 1691 dem Erbprinzen August Wilhelm, dann 1751. bezw.
1782 wieder dauernd dem Besitzer des Schlotes, damals der Familie Bötticher,
verliehen wurde. Ein Pfarrer Hermann ist 1307 bezeugt. 1555 — 1577 warMönche-
Vahlberg Filial von A., etwa 1628 — ib4g tat der Pastor in Garssum hier Gottes-
dienst, spater war A. mit Eilum verbunden. (Aus dem Corpus Bonorum.) — Herzog
Albrecht verkaufte 1270 2 Hufen an das Blasiusstift, Kloster Marienberg besaß 1291
1 Hufe, imd das Bistum Halberstadt hatte 1311 1 an die v. Ampleben au^etan,
die als herzogl Lehen vor 1360 das Schloß (zuerst 1305 erwähnt) mit Zubehör,
nämlich dem Kirch enpatronat imd 2o'/j Hufen, dazu 3 Hufen als dorstadtsches
Lehen besaßen. Das Schloß mit Zubehör, seit 1355 im Besitz des Herzogs, war
aber seit 1360 an die v. Ütze verpfändet, die es 1425 infolge Belagerung durch
die Städte Braunschweig und Magdeburg verloren, seit 1433 bis 1671 mit geringen
Unterbrechungen für 1 200 rh. fl. an die Stadt Braunschweig, die ihrerseits diese Güter,
1433 an Hans Kahle, 1457 an das Ägidienkl oster wieder verpfändete. 1671 fiel
das Schloß an den Landesherren zurück, kam dann 1691 an den Erbprinzen
August Wilhelm, der es 1717 als Kunkellehen an den Kammerrat Bötlicher ver-
schenkte. Im XIX. Jahrb. wechselte es öfter den Besitzer, wurde 1837 allodifiziert
und gehört seit 1892 dem Kammcrherm Gramer v. Clausbruch. 1765 umfaßte
das Gut 687 Morgen Acker, 6 Mg. Garten und 5 Mg. Wiesen, Der Zehnte (1756
über 137 Morgen, wahrend 865 frei waren) war 1311 halberstadtisches Lehen
der V. Bovenden, dann der v, Ampleben und scheint seitdem stets dem Schloß-
inhaber gehört zu haben. — Das Adelsgeschlecht der v. A. ist 1195 — 1455
bezeugt.
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche hoch am O-Rand. Die Brauoschweig-
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Ampleben.
>5i
Schöninger Heerstraße durchschneidet den äußersten SO der Flur. Flurkarte von Himly
1756- — Damals I Ackerhof (früher Vorwerk des Gutes), I Halbspanner-, 15 Kothöfe.
Der Ackemann und 8 Köter bewirt-
schafteten adligfreies Land. Einwoh-
nerzahl 1790/3: 226, 1900: 271.
Die spatromanische prScht^e
Kirche (Tafel VIII u. Abb. 60 ff.),
1897 hergestellt, besteht aus gerade
schließendem, rechteckigem Chor (im
Lichten 6.10 X 5.40 m), einem gleich-
falls länglichen, je i m vor jenen
vorspringenden Schiff (im lichten
9-15X7-35 m) mit gleichzeitiger
Vorhalle (innen 2,60X2.70 m) im
S und einem wieder eingezogenen
quadratischen Turm (außen 8.30 m).
Sie ist in allen Teilen gewölbt, und
zwar dienen als Stützen im Chor und
in den östlichen Ecken des Schiffs
Dreiviertelsäiilen, in den westlichen
Ecken des letzten Pfeiler. Im Schiff
sind sowohl die Schild-, wie die
Diagonalbogen halbkreisförmig, im
Chor dagegen beide unterspitz, so
daß die Gewölbe im Schiff und Chor
starke Busung haben. Der Chor hat in den Diagonalen Bimstab-, in den Schildbogen
Rundstabprofil, wahrend das Schiff gratiges Gewölbe hat, das übrigens allmählich
in Kuppelform übergeht. Von den durchbrochenen Schlußsteinen hat der im Chor
einen schlichten doppelten Blattkranz, der im Schiff eine wulstartige Einfassung,
von der in Richtung
der Diagonalen je ein
dickes Btatt ausgeht.
Die Säulen haben als
Kampfer Platte, Leiste,
ein- und wieder vor-
gezogene Kehle, Wulst
und Leiste, sowie atti-
sche Eckblattsockel, die
auf einem Unterbau von
61. Ampleben, loman. Kapitale in der Kirche.
steiler Kehle und hohem
getreppten Absatz aufsitzen, unterscheiden sich aber in den ausgezeichneten kelch-
förmig gestalteten und bemalten Kapitalen (Abb. 61), die teils vielgezackte breite
Langsacboitt n. GnmdriB der Kirche.
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I c2 AmUgerichubeiftk Schöppeastedt.
Blatter, teils durchbrochenes Rankeiiwerk zeigen und den Bau der Kirche in die
Zeit um 1 2oo setzen. Sie sind von demselben Steinmetz gearbeitet, von dem die
Kapitale am Westportal der Katharinenkirche in Braunschweig stammen. Um das
Gewölbe im rechteckigen Schiff auf quadratische Grundform zu bringen, ist hier
im W ein in der Leibung 1.15 m tiefer Schildbogcn geschlagen, der auf je einem
flachen, mit Kampfer (aus Platte, Wulst, Leiste, Kehle) versehenen, größtenteils
aber wieder als Blendarkade aufgelösten Wandpfeiler ruht. Der Blendbogen geht
westlich in die Mauer über, liegt aber ostlich auf einem, nur in der Leibung profilierten
Kampfer (aus Platte, großem Vierlelstab, Leiste, bezw. zwei Platten, Kamies, Leiste»
auf. Ein breiter, auf unten breit gefaxten Pfeilern ruhender Spitzbogen trennt Chor
und Schiff; deren Kämpfer besteht aus
Platte, Wulst und Kehle nebst Trennungs-
leisten.
In der inneren Ostwand des Chore großes
vertieftes Feld von rechteckiger Form, unten
mit grader, an den anderen drei Seiten von
schräger Wandung, mit einem Wand-
gemälde des XIIL Jahrb., das die Stelle
des Altarbildes vertritt (s. S. 1 54), rechts und
links davon, sowie an der Südwand des
Chors rundbogige Kleeblattnischen mit
abgesetzter Kante. Über dem Bilde großes
ßundfenster, das durch eine Platte ver-
schlossen wird, die eine gleichfalls kreisrunde
öffntmg in der Mitte von zwölf kleineren
Offnungen der gleichen Art umgeben sein
läßt An den anderen Wänden des Chors je
eine Gruppe von drei rundbogigen Fenstern,
61. AiDpleben. Kirchwporia '^^'^° mitüeres höher steht, an denen des
Schiffs in gleicher Stellung zwei ähnliche
und ein kreisrundes Fenster, sämtlich innen wie außen mit schräger Leibung.
Äußeres. Der Sockel am Chor und Schiff besteht aus steiler Kehle über einmal
getreppter Platte, das Dachgesims aus zwei steilen Kehlen, die scharf gegen einander
abgesetzt sind, die Gesimse des Chorgiebels unterhalb des Daches und an der
Grundlinie des Dreiecks, sowie des Schiffsgiebels aus steiler, nach oben und unten
abgesetzter Kehle, Im Chorgiebel eine Rundbogennische, die für eine jetzt fehlende
Figur, vermutlich der Maria mit Kind, bestimmt gewesen ist. Der aus einem wieder
oben und unten abgesetzten Viertelstab bestehende Bogen ruht auf Ecksaulen mit
attischem Eckblattsockel, sog, Pfeifenkapitäl und Kampfer, der gleich dem unteren
Abschlußgesims aus Platte, Leiste und abgesetzter Kehle besteht Zum Schutz der
Figur gegen die Vögel diente eine, dem Bogen sich anschließende Art Eisenroste, ,
deren Stäbe lilienartig enden. Das oben bereits beschriebene Rundfenster hat als
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Tafel VIII. Ämpleben, Kirche.
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Ampleben. i^^
Außenprofil (von außen her) abgesetzten Viertelstab und abgesetzte Kehle. An der
Nordmauer des Chore alte, jetzt verblendete Spitzbogentür, sowie eingemauert eine
alte Altarplatte mit Weihekreuzen in den vorderen Ecken und mit Reliquiengruft
An der Nordmauer des Schiffs Unterbrechung des Sockels und unregelmäßiges
Mauerwerk. — Vor die Südmauer des Schiffs j^ sich eine mit diesem gleichzeitige
Vorhalle mit Satteldach und einem reichverzierten Außenportal (Abb. 62). Das
spitzbogige Tympanon zeigt einen halbierten, gleichfalls spitzbogigen Vierpaß, der
mit Kehlprofil eine vertiefte Fläche einschließt. Die Einfassung wird durch Eck-
säulen mit attischem Eckblatt, korinthisierendem Kapital von dick fleischigen Blättern,
wie sie ähnlich an Portalen der Martinikirche in Braunschweig vorkommen, und
einem Kämpfer gebildet, der (von oben her) aus Platte, Rundstab, unterschnitten er
Kehle und Platte besteht. Der darauf ruhende, leicht ein- .
geknickte Bogen zeigt einen beiderseits abgesetzten Kamies,
dessen Ecken unten mit einem Blatt gefüllt sind. Die Ecken
neben den Säulen sind gekehlt. Der Sockel der Vorhalle
besteht aus beiderseits abgesetzter Kehle, das Dachgesims
aus wieder abgesetztem Kamies mit stark ausladendem Rund-
stab. Die von der Vorhalle in das Schiff selbst führende
TOr ist ähnlich gestaltet; nur zeigen die Säulen ein Kapital
aus einer Reihe spitzer und einer Reihe von oben gesenkter,
reich gezackter Blätter, wie sie ähnlich an den Ecksäulen
im Chor zu Melverode (s. Bd. II lOi) auftreten, und der
Kampfer setzt sich (von oben her) zusammen aus Ratte,
Leiste, ein- und dann wieder vorgezogener Kehle, kleiner
Schmiege, Rundstab und Leiste.
Ein hoher SpiUbogen, hinter dem die Orgel steht, ver- *3. Amplebeo,
nördl. SchallöfTnung im
bmdet Schiff und Turm. Dieser letzte ist im Unter- Kitchtnnn
geschoß (1719 Grabgewölbe der Bötticher) gewölbt und
hier jetzt mit zur Kirche gezogen; innen ist er zweimal, außen in etwa halber
Höhe dnmal at^;esetzt und hier mit Schräge versehen, die ohne Rücksicht auf
das Kirchendach ringsherum geht, sonst aber ohne Profile gelassen. In den
Raum über dem Gewölbe gelangt man mittels einer modernen Freitreppe. Doch
ist der nmdbogige Zugang zum Turm hier alt. Uimiittelbar unter dem ersten Ab-
satz der 70 cm breite, mit Tympanon gedeckte Zugang zum alten, niedrigeren
Kirchboden; um zum jetzigen zu gelangen, hat man den Rundbogen des Zugangs
schräg nach oben hin au^ebrochen. Die Schräge des alteren Kirchendaches, die
an der Ostseite des Turmes Spuren hinterlassen hat, war flacher als die jetzige,
und endigte etwa t m unter dieser. Das Glockenhaus besaß von jeher nur im NO
und S Schallöcher, und zwar je zwei doppelte mit runden Haupt- imd Teilungs-
bogen; diese letzten sind iimen und außen eingerückt imd bestehen vielfach aus
einem Stein. Die Kapitale der sie tragenden Säulen gehen allmählich, meist in
Art des Würtelkapitals, doch auch kehlfötmig (im O), aus der unteren Rundung
vGooqIc
1^4 AmUgeiJchUbctU Schöppeuudt.
zum oberen Quadrat über und sind entweder nur an den Ecken (im O) oder
auch in der Mitte der Seiten (im S) mit schüfartigen Blättern belegt; die Kapitale
im N {Abb. 63) haben Würfelform mit Eckblattem. Die Sockel bestehen meist
aus kleinem Wulst (bezw. Platte mit gefasten Kanten), Schräge, langer vorgezo-
gener Kehle und Platte; dann folgt ein hohes Glied, das zwischen dem Schaft
und einem Untersatz vermittelt und meist von der quadratischen Unlerflache in
verschiedener Art zur kreisrunden Oberfläche übergeht, in einem Falle — im O —
aber auch unten kreisförmig gehalten und hier mit Eckblattem versehen ist. Ganz
abweichend sind zwei Sockel gestaltet; der eine im S zeigt unter einem Wulst
ein umgekehrtes, gekehltes Würfelkapital,
der zweite — im O — gleichfalls unter einem
Ring einen hohen Kamies, der ohne Aus-
gleich mit seiner runden Unterflache auf
dem quadratischen Absatz aufsteht. Ver-
mutlith hat hier derselbe Mdster aus der
zweiten Hälfte des XII. Jahrh. gearijeitct,
wie in Sickte (s. Bd. II 195). — Das Dach
des Turmes ist gewalmt.
Die Technik namentlich von Schiff und
Chor zeigt hohe Vollendung. Die Ecken,
Zicrglieder und Einfassungen an Fenstern
und Tür bestehen aus trefflich gefugten,
z. T. sehr großen Quadern von Muschel-
kalk, die Mauerflachen aus ziemlich regel-
mäfi^^ Lagen von gleichartigem Bruchstein.
Die oben angeführten Anzeichen, aber
auch der Umstand, daß jetzt das Kirchen-
dach hoch zwischen die Schallücher hinein-
64. AmplebcQ, silb. AluivMe. ™*^^* ""^ **^ '^"™ gegenüber dem Schiff
stark gedrückt erscheint, lassen erkennen,
daß der Turm, wenn auch nur wenige Jahrzehnte, alter ist als Schiff und Chor,
uiid daß das ursprüngliche Schiff vermutlich in einer Flucht mit dem Turm ge-
legen hat.
Das oben erwähnte spatromanische Wandgemälde (Tafel IX), das aber nur
in einzelnen Stücken erhalten war und jetzt vi'iHig erneuert ist, stellt auf blauem
Grunde den Optertod Christi und als des.sen alttestamentliche Vorbilder die
Opferung Israels und die Darbringung von Brot und Wein durch Melchisedek
dar. Der Heiland hangt als Toter frei am Kreuz, ihm zur Seite Maria und Johannes
mit Heiligenschein, beide den Kopf voll Trauer leicht neigend und die eine Hand
zum Halse bezw. Kopf erhebend (erhalten waren die drei Oberkörper). Links
steht Abraham (Nimbus, Kopf, Stellung und Schwert erhalten) nach rechts,
wendet aber den Kopf etwas zurück, offenbar des Engels wegen, der in der linken
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Amplebca — Batulebea. i e c
oberen Bildecke mit dem Oberkörper aus den Wolken heraus sichtbar wird und
das zum Streich bestimmte Schwert zurQdchalt (Nimbus und Flügel erhalten).
Rechts auf dem Altar kniet Isaak, links hinter Abraham der Widder. Rechts von
der Minelgnippe der gleichfalls mit Nimbus versehene Melchisedek {Stellung erh.),
mit Kelch (erh.) und Hostie. In der rechten Bildecke wieder Engel (Nimbus und
Flügel erh.). Am Schrägrand romanisches Palmettenmustcr, die äußere Einfassung
wellenförmig (Spuren von beiden eiii.).
Steinaltar mit Retiquiengruft in der Platte.
Holzfigur des Gekreuzigten, gute Arbeit in dreiviertel Lebensgröfie.
[Glocke mit der Inschrift: Lvdolf Sig/ried Harät hat mich gegossen. Anna
Christi i6^i im Corpus Bonorum erwähnt.]
Gotischer Kelch aus Silber und nur z. T. vergoldet, von 14'/» cm H. und
runder Form. Der Fuß ladet weit aus (i^'/i Dm. gegen 10 Dm. der Schale),
der Stander zeigt oben und unten Blumenranken in getriebener Arbeit, der flache
Knauf acht Zapfen, deren Vorderseite sich abwechselnd im Drei- und Vieqjaß
öffnet. Schale mit geradem Profil. Auf dem Fuß aufgesetzt kleines Relief des Ge-
kreuzigten. — Patene mit getriebenem Vierpaß und vergoldetem Weihekreuz.
Zwei barocke Blumenvasen in Silber (einschl. Henkel 32 cm h.), am gewellten
Fuß und am Körper mit Blimien in trefflicher getriebener Arbeit, die Henkel
rankenartig (Abb. 64). Bezeichnung fehlt.
[Die Burg bildete nach der Fiurkarte von 1765 ein rings von Wassergräben
un^ebenes Quadrat, dessen N-Seite von Wirtschaftsgebäuden eingefaßt war, wahrend
das größtenteils massive Wohnhaus, aus 2 rechtwinklig aneinander schließenden
Flügeln bestehend, in der Mitte lag; an seiner N-Ecke ein Stein mit Jahreszahl]
Das jetzige Gutshaus ohne Bedeutung.
Über den Burgwall der Brunkelburg auf dem Kuxberg s. bei Evessen.
Kammergrab auf dem Adamshai, jetzt ausgeräumt. Es ist aus \2 hochkant
gestellten Steinen (i m h., 40 cm dick) gebildet, die ein von W nach O gerich-
tetes Rechteck von 6x2m lichten Maßes einschließen. Den Inhalt bildeten
II Gerip[>e, die auf eine wiederholte Benutzung des Giabes schließen lassen; von
den Beigaben fanden sich aber nur noch ein Meißel und eine Axt aus Feuerstein
(jetzt im Stadt. Museum zu Braunschweig). Der Erdhügel über dem Grabe war bei
der Öffnung desselben Anfang der 70er Jahre nicht mehr vorhanden. Vgl. Noack,
Braunschw. Anzeigen 1879 Nr. 281. — Voges, Braunschw. Magazin 1896, 196.
Bansleben.
Namensformen. Banis- (1121), Banes- (1137. 1185), Bans- {1286), Bants-
leve (1382).
Geschichtliches. Früher (noch 1542) Pfarrdorf im Bann Schöppenstedt, jetzt
Filial von Gr.-Vahlberg; das Patronat war schon 1542, wie noch jetzt, aber als
herzogl. Lehen wie es scheint mit dem dortigen Rittergut verbunden. 1185 stiftete
die Matrone Adelheid 2 */| Hufen dem Kloster Huyseburg zur Memorie, 1 286 kamen
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1^6 Amtageilcbbb«zitk ScböppeniCedt.
2 ans Kloster Wendhausen. 7 (bezw. 8) und weitere 3 Hufen erscheinen seit
'335 ^ gandersheimsches Lehen im Besitz braunschweigischer Patrizier, und zwar
die ersten von 1485 bis ins XIX. Jahrh. in dem der Pawels. Nach Algennanns
Angaben von 1584 gehörte die Burgstatte (s. unten) den v. Damm. Als herzogl.
Lehen hatten die v, WeferÜngen 1484 11 Hufen, \z Latenhufen und den halben
Zehnten; 131 1 gilt das ganze Dorf und der Zehnte als halberstadtisches Lehen
der Grafen von Woldenbei^, der halbe Zehnte jedoch als solches der v. d.
Asseburg, die ihn aber vor 1346 an die v. Adenstedt, dann an die Strombecks
verafterlehnt hatten, wie es die v, Weferlingen 1594 an die v. Vechelde taten.
Diese beiden Patrizierfamilien hatten je ihren halben Zehnten noch 1752.
Dorfanlage haufenförmig; Kirche am W-Rand. Südlich vor dem Dorfe in dem
Wiesenstück „Im Walle" die „Burgstelle", von unregelmäßig viereckiger Gestalt
und von einem Graben umgeben; auch in Algennanns Beschreibung des Amtes
Wolfenbüttel 1584 erwähnt (s. oben). Im NO das „T welken Feld" (s. dort). Flur-
karte von Hase 1752- — 1584: 4 Ackerleute, i Burgermeier, 7 Kotleute; 1752:
5 Ackerhöfe, 6 Kotsassen, Einwohnerzahl 1790/3: 98, 1900: 193.
Die Kirche besitzt ein einheitliches Schiff mit Quaderecken an der graden
Ostwand, großen Rundbogenfenstem, sowie je einer Tür mit kleinem Rundbogen-
fenster darüber im 0 und S, alles Einzelheiten, die auf einen Bau des XVIII. Jahrh.
schließen lassen. Da indessen die Kirche im Corpus Bonorum g^enOber dem
Turm von 1665 als „ziemlich alt" bezeichnet wird, scheint es sich nur um eine
Erneuerung zu handeln. Den Zugang vom Schiff zum Turm bildet ein größerer
Stichbogen, in den jetzt ein kleinerer Rundbogen eingesetzt ist. Der rechteckige
Turm hat nach O zwei, nadi N imd S je ein ziemlich großes rundbogiges
Schalloch, im W ein gekuppeltes dieser Art mit Renaissanceprofilen und Teilungs-
pfeiler. An diesem Schalloch außen Ao 66s Johäh Meyer und Bartkolomeus
Isensehe, an der Südseite des Turmes Johann Meyer F(Urstl.J Bfraunschw.)
I^üneb.) Hof- Amt- Schreiber Anno i66s und Ah ff. Jakebus Ltttus Pastor und
Andreas Westphale Kirchvater alhie, ist dieser Turm gebawet 1665, an der West-
seite unten Michael Maeinert, M. ffans ffäsen. Der Turm tragt ein Walmdach.
Die Schale des mittelalterlichen Taufsteins von 57 cm H, und 94 cm oberem
Dm. zeigt am ziemhch steil profilierten Körper acht senkrechte Rippen, am Rand
eine Kehle zwischen Platten.
Zwei Altarleuchter aus Zinn, von 46 cm H., durch Bronzeanstrich stark
verunziert Die drei einwärts gebogenen Wände des auf Klauen ruhenden Fußes
zeigen Kartuschen und stoßen in Form von Doppelvoluten an einander. Der
Stander ist barock profiliert und unten mit frei gearbeiteten Delphinen v^^ehen.
Zwei Faienceblumenvasen von 22 cm H., mit Henkeln und mit Bltmien-
malerei in blau; die eine trägt die Bezeichnung der v. Hantel mannschen Fabrik in
Braunschweig '^.
Vergl. Voges, Ztsclir. d. Harzgeschichtsvereins X (1877) 73.
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157
Barnstorf.
NameDsformeD. Bemhträestorp (966), Bemharäesdorf {viZi), Benuitorpe,
-tarp, -dkorpe (1226. 1236. 130g), Btmst^ usw. (1135. 1320 und sonst), d. h.
Dorf eines Bernhard.
Geschichtliches. FrOher Ffairdorf im Bann SchCppenstedt, 1542 mit SchOppen-
stedt verbunden, jetzt Füial von Watenstedt bezw. mater ambulant; das Patronat stand
seit 1135 und noch 1584 dem Abt von Königslutter zu. Otto I. schenkte 966 ein Gut
inB. an den Grafen Mamaco. Zur Ausstattung des 1 135 neu gegrtlndeten Stifts Königs-
lutter durch Kaiser Lothar gehörten auBer dem Fatronat auch 1 2 Hufen in B. ; doch
bestand Aber diese ein langer Streit zwischen Königslutter und dem Domstift in
Goslar, das 21 (!) Hufen in B. als Schenkung Heinrichs IV. beanspruchte und
auch 118S durch Friedrich I. bestätigt erhielt, aber, wie es scheint infolge eines
von Herzog Otto dem Kinde veranlaflten Spruchs mehrerer Hildesheimer Dom-
herren, imi 1240 en(^ltig darauf verzichtete. 7 Hufen (später genauer auf 7 '/i
Hufen, 2 Meierhöfe und i Kothof angegeben) Itaufte, unter Verzichtleistung des
Kl. Ilsenburg, 1264 das Kl. Mariental von den Grafen von Wernigerode; diese
GQter gelangten aber 1334, als Lehen erst von Mariental, dami vom Btasiusstift
in Braunschweig, aus dem Besitz der v. Ührde in den der Pfarrheiren von S. Andreas
und S. Katharinen, sowie eines Borgers Johann von Fallersleben dort. Als herzogl.
Lehen hatten die v. Ührde 1344 6 Hufen. 1-^6 Hufen besafi 1383 Berthold
V. Vorefelde. Das im XVI. Jahrh. zum Schlosse Wolfenbflttel gerechnete herzogl.
Vorwerk (um 1800: 458 Mg. Acker, 83 Mg. Wiesen, 52 Mg. Teiche) hatte 1639
der dortige Bürgermeister Wichmann, Das herzogl. Salzwerk, das 1399 die v.Wefer-
lingen (als Pfandbesitz), 1438 die Pawels und 1563 Schombu^ in WolfenbQttel
erwarben, kam 1 743 wieder an die Kammer zurück, ist aber noch im XVIII. Jahrh.
eingegangen. Der Zehnte war 13 11 tialberstädlisches Lehen der v. Sunstedt und
V. Wenden, kam dann aber an Patrizier in Braimschweig, und zwar hatten ihn 1 584
(nach Algermann) und 1770 die v. Broitzem, im letzten Jahr jedoch nur, soweit
es sich um die eigentliche Bamstorfer Flur (710 Mg.) handelte, während damab
der Zehnte auf Bisdorfer Flur (764 Mg.) dem Kreuzkloster in Braunschweig gehörte.
Dorfanlage haufenförm^; Kirche am S-Rand. Der ganze südwestl. Teil der
Flur ist Bisdorfer Feld (s. S. 160). Zwischen B. und Bistorf lag der Meerdorfer
Hof (s. dort). Auf der Flur ein Dietw^. Flurkarte von Geitel 1770. — 1584:
4 Ackerleute, i Burgermeier, 11 Kotleute; 1770: 3 Ackerhöfe, 2 Halbspänner,
II Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 183, 1900: 310.
Die Kirche besteht aus einheitlichem, grade schließendem Schin und neuem
Turm von 1872. Am nordöstl. Eckstein des Schiffs in Minuskeln: an . dni .m.d.xi,
in der Sfldwand RundbogentOr und zwei Stichbogenfenster (sämtlich vermauert).
Veigl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschich tsvöreins VIII (1875) 162.
Zwei Kelche aus Silber, nur iimen vergoldet, von 22 cm H. und runder,
barocker Form, 1756 gestiftet. An der geschweiften Schale in hochovaler Ein-
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158 AmHgeriehtibeilik ScbSppnutadl.
fassimg ein Kreuz auf Hügel, gravieit Mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor
Säule) und dem Meisterzeichen ^ in Schilddnfassung. Auf die bddeo Patenen
ist die Stifterinschrift verteilt.
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 11 cm Dm., 1726 gestiftet. Mit
FV
Wolfenbüttler Beschau und Meisterzeichen _ in Schildeinfasssung.
Zwei Messingleuchter von 27 cm H. und barocker Profilierimg, mit der
Stifterinschrift Cecilia Bokelmans, Burgermeister Henning Wigmans s. e. W.
[Ein stark abgeriebenes nielloartiges Relief des Gekreuzigten, frilher am Turm,
spater als Trittstein benutzt, wird von Voges aaO. erwähnt.]
An einer Scheune der Domäne das große braunschw. Wappen mit dem halber-
städtischen Herzschilde und das dänische Wappen, darunter: Vfcn) G(otlei) G(naden)
HI {^ Heinrich Julius) H(erzo£) t(u) £(raumcfnveig) u(nä} L(üneburg) 161 J, £{lisa-
belh) Hfersogin) z. B. u. L. Die Inschrift kehrt an der Fenstereohlbank einer
anderen Scheune wieder. An einem- Eckstein der ersten Scheune noch HI 1610.
Steinkreuz vun 1 m H, und 70 cm Br., mit nebenstehendem ausge-
hauenen Zeichen in der Mitte, steht westlich vun der Kirche am Wege, ist aber
erst in neuerer Zeit dorthin gebracht; vergl. dazu KnuU-Bode S. 267.
0
Berklinffen.
NamensEormen, Berlüngi (um 1000), Berk- oder Berdinge (1178. 1309"),
Berchlinge (1318).
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann, jetzt in der Inspektion Schöppen-
stedt Das Patronat ist herzoglich; ein Priester Heinrich wird 1226 genannt. Um
1000 besaß das Ludgerikloster in Helmstedt 2 Hufen, 1178 das Ägidienkloster,
das aber 1291 4 Hufen an Herzog Wilhelm vertauschte, i eurtis mit Zubehör.
Größeren Grundbesitz erwarb seit 1218 das Kl. Mariental (damals 3, 1226 7,
1247 2 Hufen), gab aber 1265 15 Hufen, also wohl seinen ganzen Besitz an
das Marienhospital in Braunschweig. 3 Hufen Eigengut gab um 1220 Balduin
V. Dalem ans Hochstift Halberstadt, das i Hof mit 2 Hufen 145 1 bis iy<)<^ an
die Pawels au^etan hatte; 16 Litenhufen besaß um 1181 das Domstift in Goslar,
1278 schenkten die v. Dalem 2 Hufen ans Kl. Riddagshausen, und 1301 ver-
kaufte das Blasiusstift 2 1/1 an die v. Werle. Als herzogl. Lehen hatten im XIV. Jahrh.
die V. Ührde 5'/j (1280 nebst 2 Höfen Besitz der Breier), die Kirchhoffs und
Salgen 4 (wohl dieselben, die I2g2 im Besitz der Kahles waren), die Holtnicker
2 (bezw. 3), die v. Adensbüttel 2. Der Zehnte war 1311 zu einem Teil halber-
städtisches Lehen der Holtnicker, 1395 zu '/, Besitz der Strombecks, 1584 zu '/g
der V. Wenden, zu */g der Zweidorts, 1750 in demselben Verhältnis der v, Wefer-
lingen-Vahlberg und des Klosterrats Berkelmann.
Dorfanlage unregelmäßig von N nach S lan^estreckt, Kirche am W-Rand, die
Höfe mit südlicher Richtung. Südlich vom Dorf der Tliie. 1584 hieß eine Wanne nach
Ührde zu „Heerweg", sicher die aucli als „Dietweg" bezeichnete alte Heerstraße (s. auch
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Mnaenin). AltarHügel.
/^:
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l6o AmUsericbtibeiirk Schöpp«nM«dt.
jeder Flflgel enthielt ihrer vier, so da£ es im ganzen zwölf dieser Art gewesen sein
müssen (48 on h., 58 cm br.), doch haben sich nur fünf v(riistandig, das sechste z. T.
erhalten, und zwar Christus am Olbeig, Petrus dem Malchus das Ohr abschlagend,
Pilatus sich die Hände waschend, Christus an der Hartersaule, die Beweinimg und
schließlich die Bestattung. Vier der Reliefo, die ausgestellt sind (Tafel X), haben
erneuerte Bemalung, die Qbrigen Stücke zeigen nur ganz schwache Spuren derselben.
Die Arbeit ist tüchtig, wenn auch etwas derbe. Jetzt im Herzoglichen Museum.
Reliquienbaste des hl. Bischofs Blasius (Abb. 65) von 47 cm H., in Holz
geschnitzt und bemalt; in der Brust Vertiefung für die Reliquie, durch eine kleine
Platte mit Bergkristall verechlossen. Gute, aber etwas weichliche Arbeit. EbendorL
Kelch aus Silber, von 18 cm H. und sechsteiliger Form. Der Fuß ist barock
profiliert, der im allgemeinen bimförmige Knauf zeigt hübsche Rokokomuscheln
in getriebener Arbeit. Die — allein vergoldete — Schale ist ganz leicht geschweift
Braunschweiger Beschau (Löwe), M in schild- und Meisterzeichen „■ in herz-
aitiger Einfassung.
Im S von B., aber nicht mehr an ursprünglicher Stelle zwei tief in der Erde
steckende Steinkreuze von 48, bezw. 60 cm H. ( luven tarisation von 1S80).
[Bistorf.]
[Namensformen, Biscopestorp (1224), Bistorpe (1434), villa quondam apud
Gevensleve (13 13).]
[Geschichtliches. Die dortige capella duäum a divinis vaata, mit 23 Morgen
begabt, gehörte zur Pfarre in Ührde, wurde aber 1279 von dieser getrennt 1285
erwarb hier das Kreuzkloster vor Braunschweig 2 + 1 Hufe nebst dem Zehnten,
die beiden letzten bis dahin Lehen des Archidiakonats Schöppenstedt, 1314
2 weitere Hufen; doch gingen 2 Hufen 1318 in den Besitz des Gertrudenkalands
in Braunschweig über, 1 Hufe 1434 an Herzog Heinrich. 5 Hufen und 10 Wort
wiurden 1312 seitens der Grafen Schwerin an die v. Godenhusen, dann die Aden-
stedts verlehnt Als herzt^. Lehen besaßen im XIV. Jahrh, die Clecklinge und die
V. Wendessen je 3 Hufen. 1494 verkaufte der Herzog das Bistorfer Feld, offenbar
auf Wiederkauf, an die v. Weferlingen. Denn 1539/44 und 1584 wurde das Feld,
das 12 Hufen enthielt, „vom Herzoge gebraucht". 1224 waren 2*/« Hufen Lehen
des Halberstadter Maiienstifts an Balduin v. Dalem. Der Zehnte (s. oben) war
1584 herzoglich. — Die Flur bildete den südwestlichen Teil der Bamsdorfer
(s. S. 157); auf der Bamsdorfer Flurkarte ist die Dorfstatte an den Flurnamen
„In den Wohrten", „Die Wohrten" (Wiese) und „Bisterbleks -Anger" zu erkennen.]
Gr.-Dahlum.
Literatur. Bege, Geschichte der Städte Seesen und Schöppenstedt (Wolfenb.
1846) 76. — Braunschw. Anzeigen 1747 St 31. — Zeitschr. d. Vereins für
Niedersachsen 1864, 355.
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Ilerkliiigen (jetzt Herzogl. MiiSHmii), AltnrHiigel.
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Berklingen. [- Bisdorf.] - Gr.-Dahlum. l6l
Namensformen. Maior Dakm (1317), Graten Dalem {1383), Vogedts DaUm
(1320 und sonst oft), Daltm advocati (1315); s. auch bei Salzdahlum S. 75.
Gescliichtlichcs. Pfarrdorf, einst im Archidiakonat Watenstedt, jetzt in der
Inspektion Schöppenstedt; das Patronat stand 1022 dem Michael iskloster in Hildes-
heim zu, dessen Rechtsnachfolger jetzt die Krone Preußen ist. Das SchioB, ein
herzogi. Lehen des seit 1129 bezeugten machtigen Ministerial engeschlechtes, das
sich teils nach D., teils nach Wenden nannte und 1192 von Heinrich d. L. ab-
fiel, wurde damals nach kurzer Belagerung von den Herzoglichen erobert, bald
danach aber den v. Dalem wieder zurückgegeben, 1379 von den Braunschweigem
zerstiirt, kurze Zeit darauf bis 1413 der Stadt verpfändet, dann nochmals den
V. Dalem bis zum Aussterben des Geschlechtes (1595) zurtlckgegeben, um schließlich
mit Zubehiir herzoglicher Witwensitz und Domäne zu werden, 1358 war das Schloß
an die v. Steinberg und v. Wenden, 1567 an den herzogi, Rat Heinr, Grote
veqjfändet. Als herzogi. Lehen besaßen die v. Dalem 1318 7 Vogteihufen und
3 Hufen Hotlehen, dann nochmals 7 Vogteihufen, 1 Hufe und die Vc^ei über
3 Hufen, 1344 6 Hufen, die Pawels 1353 3 Hufen, die v. Sampleben 1464
I Sattelhof, 3 Kothöte und y'/i Hufen, die v. Wobeck 1497 4 Höfe, 6 Hufen
und das Walkenholz. Halb Voglsdahlum versetzte 1388 die Stadt Braunschweig,
die es damals selbst in Pfandbesitz geliabt haben muß, an die v. Damm, Der
Zehnte war 1311 halberstädtisches Lehen der v. Dalem, gehörte aber 175^ —
offenbar aber schon seit dem Heimfall des Lehens — der Kammer.
Dorfanlage haufenförmig; das Amthaus liegt an der SO-Ecke des Ortes, die
Kirche nördl. davon, der Thie westlich am Dorfe. Die alte Straße von Schöppen-
stedt lief in westöstlicher Richtung auf das Dorf, die neue geht dazu südlich
parallel. Flurnamen : im NW „Auf Holzliausen", im NO „Am Jutkoten Berge", im SW
„Hohnstedter Winterfeld" und „H. Wiese" (s. die betr. Wüstungen), im SO „Auf dem
Burgberge" (vermutlich Statte der ersten Burganlage). Flurkarte von J. G. Hahn
1752. — Damals außer dem fürstl. Amt 2 Ackerhöfe (r wüst), 4 Halbspänner,
3 Groß- und 36 Klcinköter. Einwohnerzahl 1790/3: 470, 1900: 714.
Die Kirche ist ein Neubau vom Jahre 1820. [Die alte, der Jungfrau Maria
geweihte Kirche war nach der Angabe des von Pastor Weihen sorgsam ge-
arbeiteten Corpus Bonorum \'on 1754 ursprünglich nur eine flachgedeckte Kapelle
gewesen, der später ein gewölbter, 1661 hergestellter Chor, sowie ein Turm und
ein Leichenhaus angebaut worden waren. Nach dem Kupferstich bei Merian
(s. Abb. 66) scheinen jedoch Chor und Schiff einen einheidichen Raum gebildet
zu haben. Der Turm zeigt dort im N und S im Fachwerk aufgebaute Giebel
und ein Satteldach mit einer Laterne.]
[Die Altarplatte enthielt nach Weihens Angabe die Gruft mit einem Ge-
fäß für die Reliquien, der aus Holz geschnitzte Altar war der Inschrift zufolge
in „Unsrer Lieben Frauen Kirche" vom Schneidermeister Herrn. Wunderling
1658 verehrt worden. Auf dem hohen Chor befand sich außerdem ein holzge-
schnitztes Marienbild.]
Hiu- n. Knnitdnkiii. d Hcnogl. Bnuncliwiig. 1I[. 1. 11
»Google
i62 Amisgedcbubetitk Schöppenitedt.
[Das Corpus Bonorum zahlt sodann mehrere Grabsteine usw. auf: i. („An
der Nordmauer") mit der Inschrift Anno domini MDLXXX den 12. Nov. Ut die
edle von Zarnitik, Heinrich von Groten eklicke Haus Frau in dem Herrn
Christo entschlaffm. — 2. (ebd.) mit der Darstellung von Mann und Frau zur
Seite des Gekreuzigten, der Inschrift: Anno 15^5 Dingslages nach Oeuli ist der
edle gestrenge und ekrenveste Junker Heinrich Grothe in Gott entschlafen.
Der Seele Gott gnäd^ sei, dem Namen der Stifterin Hyppolitta von BUlow,
Hfeinrich) G(roten) s(eine) e(heliche) W{itwe), den Sprüchen Phil, i, 21, Rom. 14, 8,
Ps. 118, 17 und vier Wappen. — 3. (auf dem Chor) des Fürsil. Brschw.-Lüneb.
Amtmanns jul. Andr. Widdecken (gest 1662 im Alter von 34 Jahren). —
4. (ebd.) des Pastors Raban Ludw. Bosenius (gest. 1707). — 5. (an der inneren
Sadwand) Holzepitaph des Joh. Orttenborg (gebürtig aus Gr.-D., 1674 in
holländischen Kriegsdiensten, 13 Jahre auf Kriegsschiffen gedient, 1687 als Quartier-
meister in Hamburg gestorben und dort begraben,)]
Über 2 Bilder aus Querum s. bei Eitzum S. 169.
[Die große Glocke, die mit dem Relief der Madonna verziert war, trug nach
Weihens Angabe die Inschriften: In honorem dei ter optimi max., tempore feli-
eissiniae gubernat. illustrissimi ser. dn. Augusti, ducis Brunsviceiisis et Luneburgensis,
et illustrissimae dominae Annae Sopkiae Bratidenburgetisis , ducis Brutisvicensis et
Luneburgensis vidua», kaec campana fusa est, dann
Aus dem Fewer bin ich geflossen,
M(eister) Georg Schreiber aus Magdeburg hat mich gegossen
den 20. Aug. Amte 164g und
Die Lebenden ruf ich herzu
Und sing die Todten hin zur Ruh,
Ich teig der Stunden Unterscheid,
Herr Gott sei bei uns alle Zeit. —
Die kleine Glocke hatte die schlecht gegossene Inschrift: Rudolf me fusit (!)
in honorem I.NEOI+ (?).]
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 22'/» cm H. und schlichter Form des
XVIII. Jahrb., am Fuß und unteren Ständer rund, am Knauf und Oberständer
secliseckig. Der Kelch trägt Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor SSuic) und das
um 1757 (s. Bd. I 369) nachweisbare Meisterzeichen ^, ist aber offenbar
erst an die Stelle eines älteren Kelches getreten; von diesem am Fuß das sechs-
feldige braunschw. Wappen mit J(ulius) H. H(erzogj z(u) B(raunschw.) u. Lfuneb.)
und das fünfzehnfeldige brandenburgische Wappen mit H(edwig) M(arkgräfin) *(u)
B(randenburg), H(eriogin) z. B. u. L. W(itwe}, an der Schale in Kartusche
mit Barockeinfassung die Inschrift: Hat diesen Kellich in I(hrer) J\Ursti.) GfnadenJ
Liebegedinges Kirchen zu Vogesdahlen aus Gnaden gegeben den 6. Oktobris Ao. gg,
unter dem Fuß die Inschrift H. Herr Muller, Amtman daselbst, hat solches
bei I. F. G. in aller Underthenigkeit erhalten Ao. <)g. — 2. von 20 cm H. und
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Gr.-D>btan). 163
sechsteiliger gotisierender Fonn des XVIII. jahrh.; am Knauf statt des Maßwerks
muschelförmige Blätter in getriebener Arbeit, Zapfen mit minuskelartigem jthsus
(graviert), Schale mit steilem Profil. Braunschweiger Beschau und Meisterzeichen LR.
Runde Oblatenschachtel aus vergoldetem Silber, von 9 cm Dm. Auf dem
Deckel gut gearbeitetes Relief des Gekreuzigten (das Kreuz mit Vierpaßenden).
Gestiftet 1 707 vom Amtmann Albr. Heltemann. Mit Woltenbüttler Beschau, G
und Meisterzeichen HB in Schild ein fassung.
Henkelkanne aus Silber und z. T. vergoldet, im ganzen 26 cm hoch. Am
profilierten Fuß und Deckel getriebenes Rippenwerk, am Bauch gekrönte Kartusche
mit Monogramm ALtV und ijij (getrieben). Braunschweiger Beschau (Löwe), .5
und Meisterzeichen LS {== Ludwig Spitta).
Von der ehemaligen Burg (Abb. 66 nach Merian) sind nach der Inventarisation
von 1880 nur noch Reste von Wall und Graben im Domänengarten nach W
und S zu erhalten. [Merian beschreibt das „Amtshaus" S. 198 folgendermaßen:
„Es ist das hohe Wohnhaus, wie auch das alte Haus, beide vom Gnmde bis
oben unters Dach mit Steinen aufgemauert, gleichfalls die Küche und Speisekeller
oben mit dem Käse- und Fleischboden, als auch das Dörre-, Brau- und neue
Wohnhaus, welche in einem Triangel in einander gebaut, und begriffen den innem
Platz des Ambtes oder r ,4 a , t , *'"''
Burg," Merian gibt auch
an, daß das Amt im
dreißigjährigen Kri^c wie-
derholt ruiniert und aus-
geplündert worden sei,
sich aber ziemlich wieder
, , , ., , „. ^*>- Ehem. Amtibaua lu Voigtadahlnm, oach Meritui.
erholt hatte. Nach Planen
A. Haackes von 1770 auf der Herzogl. Plankammer umgaben damals im W-
Winkel der Domäne drei Flügel einen trapezförmigen, nach O offenen Hof; der
massive N-FlQgel enthielt das Wohnhaus, von dessen Erdgeschoß aber Küche und
Brauhaus (diese im N mit einer Ober 6 F. starken Mauer) durch eine 4 F. dicke Mauer
abgetrennt waren; auf der N-Seite sprang noch ein Fachwerkanbau vor. Der
gleichfalls massive W-Flügel war Malz- und Backhaus, der im XVIIL Jahrh. in
Fachwerk ausgeführte S- Flügel das sogen, neue Deputathaus der Hirten, Brau-
meister, Böttcher usw. Die eigentlichen Wirtschaftsgebäude und -höfe lagen nach
O und NO.]
Das frühere stattliche Pfarrhaus {Nr. 72) zeigt auf hohem steinernen Unter-
bau mit einseitiger Freitreppe einen zweistöckigen Fachwerkbau des XVH. Jahrh.
Die BalkenkOpfe sind unten gerundet, die Knaggen bestehen aus Vierlelstab,
großem Kamies, Rundstab und gebrochener Schmiege, Schwellbalken und Füllhölzer
zeigen in schiffskehlenartiger Einfassung einen Rtmdstab mit abwecliselnd gekerbten
Einschnitten, die Fensterleiste unter einem ähnlichen Rundstab eine Reihe kleiner
Konsolen.
11*
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164 AmUgcricbUbciirk ScbÖppcDcledi.
Hausinsrlirift bei Nr. 17
[Es geseheh äaJrnacA, was rech ist geiiaii.
Ob dich nich lob ein jederman,
Es hans doch keiner machen also.
Das es jederman gefallen dul.
Wir bauen allhir fest
usw. |s. Bd. I 331 und sonst; vergl. auch bei Eitxum S. 1 7uj.
Kl.-Dahlum.
Nameusformen. Parvum Dalem oder Dalim (1292. 1278. 1308), Minor
Dalem oder M. villa £>. (1296. I2'j2), Lutken D. (1318), SuddaUm (um 12ik>).
Vgl bei Gr.-D. S. 161.
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Watenstcdt — 1268 ein Pfarrer
Albert bezeugt — , spater Filial vnn Gr.-D. Das Patronat gchürtc i.'s'hj „den Junfcen»
(v. Wenden) und den Mannen". Um 1170 besaß das Cniakusstift ein Gut (\\n\
1200 iV» Hufen), 1263 gelangten 2 Hufen vom Nurtheimer Blasias.stift an das
Braun Schweiger, 1291, 1294, 129A Je i Hufe aus Maneuhospital in Braun-
sdiwcig. 1311 waren 2 Hufen balberstfldlischcs Lehen der v. Schliestedt, 1317
kamen ebenfalls 2 Hufeu au die Kirche i.w Venslcbcn (s. Bd. I 367). Als hcrzngl.
Lehen besaßen die v. Wenden 1454 je 12 Hufen und Hiife, die Edlcu v. Warberg:
isCig 2 Hufen und r Hof (wohl dieselben, die 1469— 1554 an die Sauinpcn
weiter verlohnt waren), die v. Bonfeld 1.507 2, die v. Veitheim 1559 i '/» Hufen.
Der Zehnte war 13 11 halbcrstad tisch es Lehen der v. Dalem- Wenden und scheint
1444 an den Gertrud enkaland, 147 1 an das Cyriakusslift nur verpfändet gewesen
zu sein; er ist dann vermutlich beim Aussterben des Geschlechts (159s) an den
Herzog gekommen, jedenfalls gehörte er I//O (über 1007 Mg.) der Kammer.
Dorfanlage häufen förmig ; die Kirche liegt an der NW-Ecke. Ein Anger im W
„Thie". Die Heerstraße von Gr.-Dahlum nach Ingeleben geht an der NO-Seite des
Dorfes vorbei, im NW der „Hohnstedter Weg". Flurkarle von J. C. Dctmcr i 7 7 1 . —
Damals 4 Halbspanner, 17 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 170, 1900: t(>8.
Die Kirche mit dem einheitlichen, gerade schließenden Schiff müßte nach
der Angabe im Corpus Bonorum ein vollständiger Neubau von 1725 sein. In
der Tat ist jedoch damals nur die Südmauer etwa 3 m ausgerückt und dann der
ganze Bau einer Erneuerung unterzogen worden. In der alten östlichen Innen-
wand kleine viereckige Nische und ein gotisches Sakramentshaus, dessen Nische
gleichfalls in die Wand eingelassen ist; die für die eisenbeschlagene Tür besiimmie
Steineinfassung ruht auf einer flach gewölbten Wandsaule und tragt ihrerseits eine
kurze Fiale. Im S Tür mit der Jahreszahl 172-/. Das Schiff ist mit flacher Holz-
decke versehen und öffnet sich nach dem Turm zu in großem Rundbt^en. Auch
dem mit dem Schiff im N bündigen Turm (von einst 4.85 m Tiefe und 6.50 m
Breite) ist im S 1725 — 1727 wenigstens eine, der Schiffsmauer entsprechende
Mauer vorgelegt und der so entstehende Raum mit Pultdach versehen, der Turm
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Gr.- u. KL-Dablam. 165
selbst dann erhöht worden. Das Uniergeschoß desselben war einst gewölbt. Das
alte Gtockenliaus besitzt im W und O je zwei, im N und S je eine spitzbogigc
Schal lölfnung.
Die alte Altarplatte mit Reliquiengruft liegt vor dem südl. Eingange.
Die die Kanzel enthaltende beachtenswene Altarwand ist but Angabe des
Corpus Bonorum 1727 vom Bildhauer Hellewig in Helmstedt (s. Bd. I 210) für
102 Tlr. 24 Gr. (die Malerarbeit kcstete außerdem 52 Tlr. 24 Gr.) in Holz angefertigt
wdrden. Die viereckige, aber an der Vorderseite einmal abgesetzte Kanzel wird
von zwei Paar korinthischen Säulen eingefaßt, die auf Sockeln ruhen und ein ver-
kröpftes Gebälk tragen. Zwischen den mit Blumen- und Blattwerk gefüllten Suckeln
tief in der Wand liegend die Staffel mit der plastischen Darstellung des Abend-
mahls (Einsetzung von Brod und Wein) in Halbfiguren, die teils ganz rund, teils
als Flachreliefs ausgeführt sind; Christus umfaßt mit der Linken den Apostel
Johannes, Judas rechts sieht zum Bilde hinaus; als dessen Gegenstück dient links
ein Apostel in dreiviertel Rückenansicht An der Kanzel vom Christus, mit Welt-
kugel in der Rechten und segnender Linken; neben ihm und an den Seitenwanden
die gewundenen Figuren der vier Evangelisten mit Büchern imd Symbolen; bei
Matthäus hält der Engclknabe das Tintenfaß. Neben den Säulen links Moses,
mit Hirtenstab in der Linken, auf die Gesetzestafeln in der Rechten weisend,
rechts Johannes d. T. (ziemlich hölzern) mit Kreuzfahne und aufspringendem
Lamm; auf dem Fahnenband der Spruch Joh. i, 36 (bezw. 29). Vor dem niedrigen,
mit Pilastem versehenen Oberstock die Rundfigur des Auferstandenen, mit Kreuz-
falme in der Rechten und segnender Linken. Seitwärts von den Pfeilern erwachsene
Engel in guter Haltung, ihre Verwunderung ausdrückend. Das Gebälk ist mehr-
fach im Winkel gebrochen. In dem unvollständigen Giebel Sonne mit Jehovah.
Bariwkes Blatt- oder Blumenwerk dient mehrfach als seitliche Hange Verzierung oder
als Füllung. Das Ganze ist weiß angestrichen, nur einzelne Teile wie Brüstung,
Sockel sind hell marmoriert, Gold ist noch sparsamer verwendet. Die gleichfalls
tnannorierte Brüstung der anschließenden Empore ist mit gerahmten Vierecken ver-
seben, deren Ecken abgesetzt sind.
Über zwei Bilder aus Querum s. bei Eitzum S. 169. Außerdem ist ein mittel-
mäßiges Pastorcnbild vorhanden,
Glocken, i. von 85 an H., 89 cm Dm. und schönem Profil. Am Hals zwischen
Zierstreifen, wie in Beierstedt (s. Bd. I 337)1 Bei Regierung Herrn Augtisti,
Herzogen tu Braunscftweig und Lüneburg, ist diese Glocke gegessen Anne 1662;
am Bauch der segnende Christus rail Weltkugel in Flachrelief, sowie der Spruch
Joel I, 14, am Schlagring: Heisso Meyer ge/s mich tu Wulffenbüttel. — [2. die
kleinere, 1642 in Braunschweig alt gekaufte Glocke trug nach dem Corpus Bonorum
die Inschrift Hans Wilcktn hat mich gegossen Und hiermit ist sein Giefsen be-
schlossen. Anno 1612. Gott verlasset die Seinen nicht.]
Vergl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschich tsvereins X (1877)78.
Zwei Messingleucbter von 32 cm H., gotisierend-barock profiliert
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lf)(} AmUeerichlsbciiik SchöppcDsledL
Eilum.
Namensformen. Odonhem(&%^), Uldenheim {i\ 2 t), OudmAeim {i 1 4 1), Udenhem
(1137)' Udman, -turnt (1182), Odenem, -num (1242. 1318), Oäeltm (1484), Adlern
unter dem Honla (^ OUa; 1542), d. h. Heim eines Odo.
Geschichtliches. Pfairdorf, einst im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Schöppenstedt. Das Patronat gehörte 1568 den v, d. Asseburg, ist aber jetzt
herzoghch. Das Kl. Corvey tritt 888 14 Liten und 2 Kolonen an Otto den
Erlauchten ab. 1121 gehören 3>/, Hufen, 1137 3 Hufen, 2 Wort, der Zehnte
Über das ganze Dorf (dieser über 119? Mg. noch 1770) nebst Wiesen und
Waldnutzung, 1182 q Hufen dem Loren zkluster vor Schöningen, das inzwischen
II41 4 Hufen vom Kl. Drilbeck erworben hatte und dann 1268 die Vogtei
aber ein Allod, bis dahin halberstadtisches Lehen der v. d. Asseburg, erhielt.
Als herzogl, Lehen besaßen im XIV, Jahrh. die v. Weferlingen (noch 1484) i '/i,
die V. Sampleben und die v. Werle je 2'/i, mehrere braunschweigische Patrizier-
geschlechter je 5 Hufen, 1475 und 1519 die v. Kalm 3 Hufen und i Bauliof.
'559 ^'c ^- Veitheim 3'/i + 5 Hufen; 1297 waren 3 + i Hufen Zubehör zum
caslrum Weverlinge, 1339 2 Hufen Besitz des Deutschordens,
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche am NO-Rand. Die Heerstraße von Brauji-
schweig nach Schöppenstedt bildet die NW-Grenze der Flur, die von Wolfenbüttel
nach Schöppenstedt durchschneidet den Südwest], Teil derselben. Über die 1636
in E. entdeckte Heilquelle s, MerianS. 212. Der „Thie" westlich beimDorfe. Flurkarte
von H, D. Gerlach 1770, — 1717- bezw. 1770: 3 Ackerleute, 4 (3) Halbspanner,
II (10) Kotsassen, 2 (3) wOste Höfe, Einwohnerzahl 1790/3: iii, 1900: 259,
Die im wesentlichen romanische Kirche hat jetzt ein sehr langes einheitliches
Schiff mit gradem Schluß (außen 16,85 x7.90 m) imd einen rechteckigen Turm
(außen 8,55 X 7.20 m), der beiderseits etwas Ober das Schiff vorsteht Im N er-
kennt man an der Form der Fenster und der Art des stark verwitterten Kalk-
steins die Lange des alten Schiffs (8 m), und im Corpus Bonorum heißt es, daß
Kirche nebst Turm, die einzustürzen drohten, 1749 wiederhergestellt, und das
„Vorderteil, darin der Chor befindlich", abgerissen sowie neu autgemauert worden
sei. Doch scheint eine Ersetzung von Chorviereck und Apsis schon früher statt-
gefunden zu haben (s. unten). Im N, unmittelbar neben dem Turm der jetzt
vermauerte, alte romanische Eingang (Br, i m, jetzige lichte Höhe 1.30 m, doch
ist der Boden etwa 1 m aufgehöht) mit mächtigem, unten gradem, oben giebelartig an-
steigendem Deckstein (1.86 m br, 0.30, bezw. 0.57 m h,), gleichfalls im N im
Bereich des früheren Schiffs drei nur 1.13 m hohe romanische, innen wie außen
geschrägte Fenster in 2.60 m Höhe, während im S nur noch ein derartiges Fenster
nahe beim Turm vermauert erhalten ist, die anderen aber hier durch größere
Rundbogenfenster mit Renaissanceprofil allmählich ersetzt worden sind; an den
Sohlbänken der letzten: Johannes Langeludeken 1655 und Heinrkk Mayer hat
die Stein ghauwen und ler Kirchen verehrt An. i6j6. In der östlichen Hälfte
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Eilnm — Eitzum. l(l7
des Schiffe im S zwei weitere Fenster dieser Art ohne Inschriften (das eine sicher
erst aus dem XVIIl. Jahrh.), im N drei kleine gradwandige Rundbogenfenster,
wohl des XVI. Jahrh. Im S, wieder nahe dem Turm, späte Tür im Spitzbogen
(das einfache Profil zeigt breite Schräge und Rundstab); über ihr erkennt man
noch die alte Dachschräge des abgebrochenen Leichenhauses. Über der Tür in
der Ostwand /. L. ff. Fast. 174g und JF EH Fa. renov. 1778. — Im W und
N Holzemporen mit Blendarkaden und PUastem an der Brüstung, — Ein 1.36 m
breiter, jetzt tief im Boden steckender Rundbogen verbindet Schiff und Turm.
Dieser letzte, dessen westliche Ecken erneuert sind, hat im N ein, sonst je zwei
schlichte, rundbogige Schallöcher. Oben im Turm Stein mit + H. P- V. K.
MDCXXX-IX.
Schale des halbkt^l förmigen Taufsteins von i m Dm. im Pfarrgarten; am
Rande Rille und Kehle.
Glocke von je 70 cm H. und Dm. Am Hals zwischen den üblichen Ver-
zierungen dieses Glockengießers; Henrk Borsttlman aus Braumchweig hat müh
gegossen. In Gottes Namen bin ich durchs Feuer geflossen.
Kelche. 1. aus vergoldetem Silber, von 21 cm H. und sechteiliger Form;
Zapfen und Knauf ohne Verzierung. Auf dem Füll : Frantz Langiüdken Votgdt des
Gerichts Evesen. Anne 16$$ und das Wappen des Stifters. Wolfenbüttler Beschau
(Pferd vor Säule) und Meisterzeichen LG in ovaler Einfassung. — 2. desgl.
von 15 cm H, Der Fuß ist unten rund, geht dann aber ins Sechseck über, das
auch Stander und Knauf zeigen. Auf dem Fuß ist das auffallend kleine Relief
des Gekreuzigten (mit graviertem Kreuz) aufgesetzt. Der Ständer ist mit kreuz-
weiser Schraffierung versehen, die inschrifllosen Zapfen mit grünem Schmelz, der
Knauf mit graviertem Maßwerk, die Schale sehr flach. — 3. aus Messing, von
20 cm H. und Sechspaßtuß, 1632 gestiftet Ein Ständer fehlt, der Knauf ist gerippt.
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 10 cm Dm., mit Wolfenbüttler Be-
schau und Meisterzeichen CNE in ovaler Einfassung.
Zwei Messingleuchter von 35 cm H. und barocker Profilierung, laut Inschrift
1671 vom Pastor Job. Paul Riebolt gestiftet
Steinkreuz auf dem 011a, hart an der Schöninger Landstraße (Inventarisation
von 1882).
Eitzum.
Literatur. Schattenberg, Aus vergangenen Zeiten. Eine chronlkal. Schilde-
rung des Dorfes E, (Braunschweig — Leipzig 1895), — Voges, Ztschr. d. Harz-
geschichtsvereins X (1877)80.
Namensformen. Etsem (1290 und sonst), Eysem (1302), Etsum (1336),
Eihsum (um 1369), d. h. Heim eines Eitzo.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann, jetzt in der Inspektion Schöppen-
stedt; ein Priester Konrad wird 1291 genannt. Das Patronat steht (schon seit
wenigstens 1542) der Gemeinde zu. 1258 kamen 5 Hufen von den v. Dalem
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igg AniU2^cht)b«iirk SchöppeaMedt.
ans Kl. Marienberg in Helmstedt (1260 auch die Vogtei darüber), 1311 waren
noch 6 Hufen halberstädtisches Lehen jenes Geschlechts. Das „Slockholz" ist
1374 bis 1467 königsluttersches Lehen der v. Vettheim, dann der v. Wenden;
das Holz „Almesse" (jetzt „Almosen"} gehörte schon 1 584 der Kirche in E. Als
herzog!. Lehen besaßen: 1383 Jan SIengerdes 8 Hufen und 1 Mühle, 1400 die
V. Ampleben (denen 13 15 u. a. die ehemals herzogl, Lehnsgüter der v. Warberg
verpfändet waren) q Hufen
(vermutlich dasselbe Gut,
das nebst 3 Bau-, 2 Kot-
höfen, I Mühle 1615 und
I 738in bürgerlichem Lehns-
besitz erscheint), 1344 die
V. Werle 2, 1507 die v.
Bortfeld 3 Hufen (nebst
Mühle), 1559 die v. Veli-
heim 2 Hufen. 1302 be-
saßen die Timme in Braun-
schweig 5, 1389 die
Rischen dort 7 Hufen
(nebst Mühle), 1505 die
Haberland dort (als War-
bergsches Lehen) 4 Hufen.
Der Zehnte kam (zu
einer Hälfte?) 1336, die
(zweite?) Hälfte 1368 an
die V. Wendliausen, gehörte
aber 1584 den Wittekop
in Braunscbweig, 1 778 dem
adligen Gute in Schlieste<lt,
und zwar der Komzehnt
67. Eitium. Roman. Vortt.igckieuz.
über 1375 Morgen als
halberstädtisches Lehen. Unteigcricht und Dienste gehörten dem Gut in SchUestedt
und K Übungen.
Dorfanlage gestreckt häufen form ig; die Kirche in der Mitte. Flurkarte von
Fleischer 1778. Im Erbregister von I56<) wird ein „Gotteshaus in Rohden" als
Waldstück in der Nähe von E. genannt. — 1584: 3 Ackerleute, 2 Bui^erroeier,
4 Halbspanner, 27 Kotleute; 1778: 5 Ackerleute, 3 Halbspänner, 27 Köter,
3 wüste Stellen; ein Ackerhof von 229 (bczw. 204) Morgen relevierte damals
vom Blasiusstift in Braunschweig. Einwohnerzahl 1790/3: 308, 1900: 390,
Das Schiff der Kirche ist ein Neubau von 1866/7, der quadratische Turm
entstammt aber dem vorbeigehenden Bau und hat nur ein neues Obergeschoß
erhalten. [Nach der Angabe im Corj)us Bonorum von 1749 fand 1706 eine Er-
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EiUnin. 1 6 9
neuerung der mittetattertk'hen Kirche statt, bei der auch die „kleinen elenden''
Fenster (von 3 X l Fuß) größeren Fenstern weichen mußten. Doch behieh die
Kirche im wesentlichen dieselbe Form, w-ie früher, so daß der im Corpus Bononim
gegebene Grundriß von 1 749 (bezw. 1 706) auch für die frühere Zeit maßgebend
ist. Danach besaß die Kirche die Gestalt eines lateinischen Kreuzes, dessen langer
Schenkel nach O gerichtet war, und über dessen Vierung sich auf zwei großen
Bugen der Turm erhob; hier stand die Taufe. Der lange, östl. Schenkel enthielt
die Sitze der Frauen und den Chor mit Abendmahlsbanken, Altarwand und
Kanzel — diese stand vor 1706 im S — , sowie Beichtstuhl und Sakristei, der
westl. die Bänke für die Manner, der südl. und nördl., die wohl nur durch Türen
mit der Kirche verbunden waren, das Leichhaus, bezw. die Treppe zum Turm
und zu den Emporen. Das Leichhaus war
1685 erneuert worden und trug die chro-
noslichische Inschrift
Xrüte iVi Verbi CoeLesiia DogMata serVa
Et iios in terris ense tVtre tVo,
sowie V. d. m. i. ae und die Anfangs-
buchstaben des damaligen Pastors Kasp.
Andr. Hahn und der Altaristen. — 1766
sind aber Schiff und Turm abgebrochen und
in den Jahren 1 766/8 ganz neu, jedoch
in sehr ein/acher Form und schlechter Aus-
führung unter Leitung des Hofbaumeistere
Fleischer mit einem Kostenaufwand von
etwa 2500 TIr. aufgeführt worden, so daß
bereits 1 866 eine nochmalige ganzliche Er-
neuerung durch den Baumeister Lindwurm
nötig wurde. Hierbei fanden aber zwei
68. Eitzum. (jeUt Heiioel. Museumi
Sleme mit Äno dm mcccccx und Ano dm zionkelch
IT 10 (d. h. ebenfalls 15 10) wieder Ver-
wendung, der eine sitzt über der Sakristeitür im O, der andere im W des Schiffs.
Von der früheren Kanzel des XVHI. Jahrh. sind die in Holz geschnitzten
Figuren der Evangelisten an die neue Kanzel herübergenommen worden.
Im Schiff sind sechs große Ölbilder auf Leinwand mit mäßigen Darstellungen
aus dem Leben Christi, aber hübscher gemalter Rukokoeinrahmung aufgehängt,
die nebst vier weiteren Bildern in Gr.- und Kl.-Dahlum (s. S. 162 u. 165) 1863
aus der Ridd^häuser Pfarre in Querum genommen worden sind.
[Glocken waren nach dem Corpus Bonorum von 1741) zwei schriftlose vor-
handen; an der großen, die 1853 umgegossen wurde, waren Figuren und Bilder
(zwei Löwen g^eneinander und ein „Eckerndopf", d. h. Eichelholle); die kleine
sprang 1801 und wurde 1804 und dann nochmals 1818 durch Wicke umgegossen.]
Romanisches Vorlragekreuz {Abb. 67) aus Bronne, von 27 cm H, und mit
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I70 Amugerichubciirk Schöppenjledt.
abgesetzten Enden, der roh gearbeitete Körper mit Stiften befestigt, an Stelle der
früheren Bergkristalle moderne geschliffene Glasbommeln. Aus der KOblinger Kirche.
Zinnkelch (Abb. 68) von 16 cm H. und Renaissanceprofil; an der breiten
Schale in gravierter Arbeit hübsches Ranken- und Blumenwerk. Die Patene zeigt
als Meisterzeichen eine gekrönte Blume und HZ, Jetzt im Herzogl. Museum.
BleitintenfaB (6Vi cm h., 10 cm br.), an der Vorderseite mit: Paul Schlüter
anno 164g zu beiden Seiten des Schlüterschen Wappens (gespalten: vom Schlüssel,
hinten drei Querstabe; am Helm gekreuzte Schlüssel z\tischen Flug), an d^i andern
Seiten mit Hirsch, bezw. heraldischem Löwen und Eber im Walde. Jetzt im Herzogl.
Museum,
Die Quiddesche Mühle ist nach Thüringer Art gebaut und zeigt gerundete
Balkenköpfe, kamiesförmige Füllbretter, schmale Fußbander und an der Unter-
kante des Schwellbalkens eine Kehle, an der Vorderseite desselben eine Reihe
größerer Kerben und darüber dieselbe Inschrift, wie das Haus in Gr.-Dahlum 17
(s. S. 163), das offenbar von demselben Meister erbaut ist, der sich in Eitzum am
Sturz der ehemaligen Seitentür M. Andreas Rtke genannt hat; hier auch: H->r
an den Weg bauwet, der hat viel Meister und andere Sprüche.
Evessen.
Allgemeines.
Literatur. Braunschw. Anzeigen 1753 St. 93.
Namensformen. Hebeskeim (965. 992), Evesatm {1314), Evessem (1344),
Evessen (1361), d. h. Heim eines Ebo.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum und eine Zeitlang selbst
Sitz eines Archidiakonats (s, Bd. II 74), jetzt in der Inspektion Schöppenstedt;
ein Pfarrer Jan ist 1361 bezeugt. Das Patronat war im XVI. und XVIII. Jahrh.
halberstädtisches Lehen der v, d. Asseburg, ist aber jetzt herzoglich. Otto I. schenkte
965 dem Moritzkloster in Magdcbui^ die königliche eurtis in Hebesheim im Darlin-
gau, in der Grafechaft des Grafen Brun gelegen, und diese Schenkung wurde dem
dortigen Erzstift durch Otto III. 992 bestätigt; hierzu muß der Evesser Berg (mit
der Brunkelburg; s.auchS. 184) gehört haben, den derErzb, Konrad von Magdeburg
1267 nach Verzichtleistung der Grafen von WoJdenberg an die Kommende Luck-
lum abtrat. Da nun um 1400 10 Hufen woldenbergsches Lehen der v. Ampjeben
sind, so mt^en diese gleichfalls zu jenem Gute gehört haben. Übrigens verkauften
die v. Harlingsbetg, die sicher seitens der v. Woldenberg damit beafterlehnt waren,
1265 auch ihrerseits den Evesser Berg an die Deutschritter. Sdt dem XVI. Jh.
(doch s. S. 172 f.) ist der Klosterhof des Kreuzklosters vor Braunschweig nach-
weisbar, der aus je i Acker- und Halbspännerhof gebildet war und 1784 320 Mg.
Acker umfaßte. 7 Hufen und 4 Wort ließen die v. Veitheim 1386 der Halber-
stadtcr Kirche zu Lehen auf; i '/j Hufen kamen 1314 an die Leonhardskapelle vor
Braunschweig. Ein Hof, der 1351 das Recht einer steinernen Kemenade, 1399
diese in der Tat besaß und 9 Hufen umfaßte, erscheint seit 1351 in der Hand
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der Kirchhofs in Braunschweig, und zwar 1384 als harlingsbergsches, 1393 als
herzogl. Lehen, ging aber 1399 in den Besitz Gerwins v. Hamde über. Noch 1784
wird ein alter Bergfried auf dem schriftsassenmäßigen Ackerhof Nr. 12 erwähnt-
1393 war der Zehnte über den sedelhof Ilsenburger Lehen der Kirchhofs, 1619 der
Sattelhot selbst herzogl. Lehen der v. Schwalenberg; s. auch S. 184. Zu unterschei-
den ist von diesem Hof ein anderer, der nördlich neben dem Kirchturm lag, eine
Hütte auf dem Kirchhof als Zubehör hatte und 1327 aus dem Besitz der v. Wend-
hausen in den der Kirchhofs überging, die 1332 4 Hufen besaßen. Als herzogl. Lehen
hatten femer die v. Bortfeld 1507 4 Hufen, die v. Veitheim 1559 6 Hufen (und
6 Höfe), 1795 den Bauhof mit 4'/t Hufen (ein Bauhof bezw, Kothof mit je
es Lehen der v. Vechelde),
1. 4»/» {bezw. 4"/, oder 5)
hen bis 1374 der Kramer,
dann der Vahlbergs in
Braunschweig. Je 4 Hufen
hatten 1308 die Olden-
69. EveiicD, AnMC ood GnmdriB der Kirclie.
Qaencbnitt' der Kirche.
durps in Braunschweig, 1337 die v. Achim {1345 ö Hufen), 1478 (als g
sches Lehen) die v. Schwalenbeig. Der Zehnte ist 1336 Besitz der Reses in
Braunschweig, 1784 je zur Hälfte der Schottelius'schen Erben und des Vikars
Conerding dort. — Ein Johann v. E. erscheint 1254.
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche li^ am S-Rande des Dorfes. Die Heer-
straße Braunschweig -Schöppenstedt zieht an der SW-Ecke vorbei. Im NO vor
dem Elm der Flurname „Am Borwege". Fturkarte von Fleischer 1784. — '754;
3 Ackerleute, 7 Halbspänner, 20 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 404,
19001 432.
Kirche.
Die baugeschichtlich bemerkenswerte romanisrjie Kirche (Abb. 69 ff.) besteht
aus dem langgestreckten, gerade schließenden und gewölbten Chor (im Lichten
»Google
I7Z AmUgericbtibezirk Schöppenitedt.
1 1.30 m lang, 6.&0 — 7 m breit), dem fast je I.50 m vorspring enden, flachgedeckten
Schiff {im Lichten 12.80 — 13.2.5 m lang, 9.70 — 10.15 ™ breit) und dem wieder
(um 0.85 bezw. 1.25 m) eingezogenen rechteckigen Turm {außen 9.65 X 5-25 m)-
Innen *ie auBen erkennt man deutlich, daß der grade Chorschluß erat in goti-
scher Zeit an die Stelle einer romanischen, im Grundriß {Abb. 69) angedeuteten
Apsis getreten ist, deren Ansätze im Innern noch wahrzunelunen sind. Das Gewölbe
bildet in beiden Teilen des Chors (Abb. 71) eine rundbogige Tonne, in die für
die Fenster je drei schmale spitzbogige Kappen einschneiden, stammt also gewiß
in seiner jetzigen Gestalt erst aus gotischer Zeit, ruht aber nur im östlichen Teil
auf pyramidal nach unten zulaufenden gotischen Konsolen (aus dem Acliteck), im
westlichen dagegen auf romanischen Stützen, su daß hier schon für die romanische
Zeit eine zweijocliige Einwülbung mit Sicherheit anzunehmen ist. Die beiden Joche
des westlichen Teils scheinen durch einen Quergurt getrennt gewesen zu sein, für
den ein abgefangener Pilaster als Stütze diente. Dieser ruht auf einer hohen, aber
wenig vorspringenden Konsole, die oben mit plastischem Schachbrettmuster verziert
ist und unten mittels Vicrtelstabes in die Wand übergeleitet wird. Der Pfeiler selbst
zeigt schmale Ecksüulen mit unklarem Sockel, aber scharf ausgeprägtem Würfelkapiial.
Als Kampfer dient eine Schmiege, an die sich, etwas eingerückt, je eine gleichfalls
•schmiege 11 form ige Konsole anschließt. Die vier Ecken des ehemaligen romanischen
Chorvierecks werden von übereck gestellten Siiulen mit sililankem, auf die Würfel-
form zurückgehendem Kapital eingenommen; die Sockel stecken im Boden, Die
Form der Stützen scheint, trotz der schmalen Grundform der beiden Joclie, mil
Siuberheil darauf hinzuführen, daß das ursprüngliche Gcwiilbe hier Rippen und
Kreuzform besessen hat, also erst dem XIII. Jahrh. angehört haben kann. Be-
merkenswert ist nur, daß sich im N die deutliche Spur eines romanischen Fenslers
erhalten hat, auf das bereits das spätromanische Gewölbe keine Rücksicht mehr
nahm, das also einem flachgetleckten Chor, vermutlich des XII. Jalirh., angeliiVren
muß. Von den Fenstern des spätromanischen Umbaus hat sich deshalb keine Spur
erhatten, weil an ihrer Stelle jetzt größere Fenster der Renaissancezeit sitzeii. Bei
dieser Einwülbung hat man von einer Erhöhung der Chormauem Absland ge-
nommen und den Absatz des Gewölbes deshalb sehr niedrig gelegt.
Nischen. In der S-Wand des gotischen Chors spitzbogige Piscina und darüber
kleine viereckige Nische; eine solche auch in der 0-Wand. Ebenda eine spitz-
bogige Nische, aber mit nindbogiger Einfassung.
Der Socke! des gotischen Choranbaus zeigt Kehle zwischen Schrägen, der der
romanischen Teile der Kirche einfache Schrägen, das Dachgesinis hier Platte,
Schmiege und großen Karnies, Auf dem Ostgicbel Steinkreuz mit abge fasten Kanten,
Fenster, i. In der östlichen Chormauer in gemeinsamer, spitzbogiger Innen-
nische ein dreiteiliges mit spitzen, unter sich gleich hohen B<^en; die Trennungs-
pfosten sind gekehlt, die Hauptpfosten zeigen außerdem Kamies, Platte und Schmiege,
und zwar wiederholen sich die Profile auch innen. Außen am Scheitel des Mittel-
fensters ein Kreuz mit gleichen, breiter werdenden Schenkeln, das vielleicht auf
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Evessen (Kirche). I 73
das Kreuzkloster in Braunschweig {s. S. 170) hinweist; außerdem das S. 146 ab-
gebildete Stein metzzeichen. — 2. In der Südwand des Choranbaus kleines spltz-
bogiges Doppelfenster mit gemeinsamem Deckstein, jetKt verblendet; in der Nord-
wand ein ähnliches einfaches Fenster. — 3. In der Nordwand des romanischen
Chors, und zwar ziemlich genau in deren Mitte die Spuren (ein Pfosten mit halbem
Bogen) eines sehr hoch sitzenden romanischen Fensters. Sodann hier, wie im S,
zwei größere Rundbogenfenster, die einen mit abgesetztem Kamiesprofil, die andern
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1 74 Amtigerlchlibciirk Schöppeniiedt.
wohl erst aus dem XVIII. Jahrh. — 4. Am Schiff sind im N die drei alten roma-
nischen, jetzt verblendeten Fenster, deren Sohlbank mehr als 4 m Ober dem
jetzigen Boden liegt, deutlich zu sehen; der Bogen wird durch einen Steinblock
gebildet. Etwa '/, m über ihrem Scheitel scheint eine Emeuenmg oder eine Auf-
höhung der Mauer stattgefunden zu haben. Im S sind nur zwei romanische Fenster
sicher nachweisbar. Jetzt wird das Schiff im N und S durch je zwei große Korb-
bogenfenster des XVIII. Jahrh. erhellt, zu denen sich im S noch ein kleineres
rundlx^ges der gleichen Zeit und ein solches mit Renaissanceprofil gesellen.
Der alte romanische Eingang mit Tympanon auf verkragenden Kämpfern und
einer früher profilierten Einfassung hat sich vermauert im S erhalten. Die jetzigen
Eingänge liegen in der Südmaucr des Turmes und in der Ostmauer des Chors.
Der Turm hat einen SchrSgsockel, der auch hinter der Westwand des jetzigen
Schiffs entlang läuft und seinerseits schon beweist, daß dieses nicht dem ältesten
Bau angehört, sondern erst an die Stelle eines gegen den Turm eingerückten Schiffs
getreten ist. Der durch die größere Breite bedingte höhere First des neuen Schiffs hat
dann weiter dazu geführt, daß auch der Turm erhöht »-urde und ein neues Glocken-
haus erhielt. Vom alten Glockenhaus haben sich noch im O zwei einfache rund-
bogige Schal löffungen in vermauertem Zustand erhalten, deren Scheitel nur wenig
höher liegt, ab der First des jetzigen Schiffs, und fast immittelbar unter der Sohl-
bank der spateren Schallöffnungen, Das obere Glockenhaus hat hingegen im O
eine dreifache, im N und S je eine doppelte rundbogige Schallöffnung, deren
schmale Teilungsbogen auf Pfeilern mit kamiesförmigem Auflager und Ecksäulchen
nach außen hin ruhen. Im W eine breitere Doppelschallöffnung, deren Teilung
durch einen, ganz an die Außenkante gerückten, gefasten Pfeiler gebildet wird.
Nur die zuletzt beschriebene Schallöffnung ist noch alt, wahrend die andern er-
neuert sind. Das Dach des Turms ist sattelförmig.
Übersicht der Bauperioden, r. Altromanische Zeit (XI — XII. Jahrh.).
Turm mit der unteren Glockenstube. [Das zugehörige Schiff hatte vermutlid» ge-
ringere Breite als der Turm.] — 2. Hochromanische Zeit (um 1200), Ober-
geschoß des Turms, Schiff, Chorviereck (beides flach gedeckt, Apsis später beseitigt).
— 3. Spatromanische Zeit (Anfang des XIII. Jahdi.). Einwölbung des Chors.
— 4. Gotische Zeit (wohl XV. Jahrb.). Choranbau unter Beseitigung der roma-
nischen Apsis, Erneuerung des Gewölbes im Chor. — 5. Neuere Zeit (XVI bis
XVIII. Jahrh.). Erneuerung der Fenster,
Bemalung des Chors (Abb. 71). Die Seitenwände zeigen unten Teppich-
muster, unmittelbar unter den Fenstersohlbänken eine gotische Ranke, die von
zahlreichen Medaillons mit Weihekreuzen unterbrochen wird, weiter oben ahn-
liches Rankenwerk mit trauben- und maiskolbenartigen Früchten, das auch in den
Stichkappen und am unteren Teil der Gewölbe wiederkehrt und braunrote, z. T.
auch hellgrüne Farbe auf weißem Grande zeigt. Der obere Teil der Gewölbe mit
Schablonen muster. — An der Oslwand in Emporenhöhe zu beiden Seiten des Fensters
zwei Darstellungen der zehn Gebote: i. links vom Fenster auf einer Erhebung
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EvcBicD (Kirche). I7e
der feurige Busch (!), aus dem Gottvater heraussieht, die Gesetzestafeln (mit
Spuren kleiner Minuskelschrift) haltend. Vor ihm kniet, die Hände ausbreitend und
darch Mhyses f^ (Min.) bezeichnet, Moses in langem, braunrotem Rock, breitem Tuch
an Hals und Schultern, Stab, einer Art Rucksack und Brod (?). Rechts ein lang
bekleideter Engel, der die Rechte auf Moses" Schulter legt. Vom Blumen. Hintergrund
blau. Die Art der Malerei, die erst dem Anfang des XVI. Jahrh. angehören kann,
erinnert — wenigstens im Zustand der Erneuerung — an das Romanische. Zwischen
G>>tt und Engel langes Minuskel -Schriftband, dessen Buchstaben bei der Herstellung
leider nicht immer richtig gelesen und daher jetzt nichl stets mit Sicherheil zu er-
kennen sind. Ich lese r Dat. ers[te] ghebod d[u] schals. seif, hrib {/)
ünbtden Pso[f]
dynen Herrn. — 2.
rechts vom Fenster
sitzen in einem Ge-
mach , das links
ganz offen ist,
hinter einem Tisch
ein bartiger Mann
in Pelzscliaube und
Kremphut.der drei
Finger der Rechten
zum Schwur er-
hebt und mit der
Linken einen Hau-
fen Geld an sich
nimmt, und ein
jüngerer Mann in
grünem Wams, der
dem anderen die _, !?„.-..„ t,.,„„i„. ™if i i„j.
72. &ve5ieD, luroolos mit L.iiidc-
Rechte an den
Ann legt, mit der Linken aber einen Dolch faßt; auch vor ihm liegt ein Haufen Geldes.
Die Tracht der Manner weist auf den Anfang des XVI. Jahrh. Auf dem Tisch be-
finden sich femer deutsche Spielkarten, Würfel und Trinkkrüge. Hinter den Männern
steht, auf beide je eine Hand legend, der Teufel mit Totenkopf, Fledermausflügeln
und drei (!) Hörnern. Links ein Galgen. Neben den Männern zwei unvollständige
Schriftbänder. Ein weiteres großes Schriftband läuft über das Ganze weg. Ich lese:
. , , gebod . . , . g — . . — danhbau (?) . . . du schallst nich vahch zeugniß reden.
Vermutlich sind hier das fünfte und das achte Gebot in einer Darstellung vereinigt.
Über diesen Bildern und an dem betreffenden Gewülbeteil Ranken der oben beschrie-
benen Art. Weitere Gebote waren wohl nur durch Schriftbänder, nicht auch durch Dar-
stellungen an der Südwand wiedergegeben: Das III gebod: der heiligen dach seh. . .
. . . «r dornen godde tnyt ganiten .... sodann lese ich noch : . . . ade därslan myt
»Google
j~li Aintigerichtibuitk Schnppcnstedt.
wf aiiif i e. qutim. — Am zweiten (iewölbefeld {von O gerechnet) Darstel-
lung des jüngsten Gerichts. Am Scheitel Christus, von dessen Mimd Lilie und
Schwert ausgehen, auf Regenbogen silzcnd, mit der Rechten segnend, mit der Linken
abwJlrts weisend. Ihm zur Seite knien links Maria, rechts Johannes, jene mit aus-
gestreckten, dieser mit gefalteten Händen. Zu Füflen aller drei Figuren Gräber, aus
denen die Toten, meist bclcnd, in beträchtlich kleinerem Mafistabe heraussehen. Ein
langes Spruchband über Maria schließt mit . . . Sünder, Sf Maria, ein solches fiber
Johannes, das sehr mangelhaft nachgezogen ist, beginnt wäx Ek Johannei . . . An der
[istl. Seite jeder letzten Stichkappe nach O zu, so daß man sie zugleich mit den andern
Figuren sehen kann, langbekleidcter, heftig bewegter Engel, ins H<}m blasend. —
[Das Coqjus Bonorum von I7,')0 erwähnt ein altes Gemälde „Das jüngste Gericht"
an der Chorsüdseite.] — Die vor einigen Jahren durch Ad. Quensen wiederher-
gestellten Wandmalereien waren durchweg gut erhalten, so daß ae auch ina
gegen wdrtigen Zustande im allgemeinen zuvcrlä.-isig sind. Nur die figürliclien Male-
reien an der N- und S-Wand des Schiffs waren so vergangen, daß man sie durch
Rankenmalerei ersetzen mußte.
Überlebensgroße Holzfigur des Gekreuzigten mit Schurz, übereinander
gelegten Füßen und Bemalung; \'on guter, vielleicht frühgotischcr Arbeit.
Glocke von *>(> cm H., 70 cm Dm.; am Hals zwischen den bekannten goli-
sicrendcn Lilien streifen des Gießers: Heinrich Borstelman in Braunschweig hat mich
gegossen. Anno 1651- Arüoni Breus, Frans Breus, Hinrich Rolffs, Gugert Freäerkes,
am Bauch : Da pacem, domine, in diebus nostris. Der Schlagring ist dreifach abgesetzt.
[Die drei älteren Glocken hatte nach Angabe im Corpus Bonorum Till)' 1O27
geraubt.]
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von ig cm H. und runder Form. Der hohe
Fuß trügt eine rohe Renaissance Verzierung (Bandwerk und Früchte), sowie das auf-
gesetzte Relief des Gekreuzigten mit Kreuz und INR/, der Ständer die Inschrift
IHESVSfCHRJSTyS, der Knauf eine schmale Querrippe; die Schale ist oben ganz
wenig geschweift. — 2, aus vergoldetem Kupfer, von 19 cm H. und seclisteiliger
Form; der Fuß ist sechsseitig, der Knauf gerippt, die Schale grade profiliert.
Vorgeschichtlicher Grabhügel an der Südseite des Dorfes, von etwa 7 m H.
und regelmäßiger Form, mit einer Linde besetzt, die zahlreiche eingeschlagene
Nägel zeigt. Vergl. darüber Grabowsky, Globus LXVII {1895) 15 f.
Befestigungen Ober dem Reitlingstal.
Literatur. Grupen, observationci rerum et antiqMattmt Germ, et Roman.
(Halle 1763) S. igf. — v. Strombeck, handschrifti, Aufzeichnungen über die
Reitlingsbui^en, — Jahresbericht d. Vereins f. Naturwissenschaft in Braunschw. I
(1879/80) 2off. (Noack), IX (ifi05) 43 (W. Blasius, Grabowsky, Kybitz). —
Lühmann-Kahle, Die vorgeschichtl. Befestigungen am Reitling, für die 29. Anthro-
pologenversammlung in Braunschweig 1Ö98 kartographisch aufgenommen. — Lüh-
mann, Korrespondenzblatt d. deutschen anthropolt^. Gesellschaft XXIX (1898^
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73' LagepUn <ler Rei(liiit;sbefestiguagca, nach der Ceuer.ilstabskarte.
74. Grandriß der Kriminclburg, iiufgeo. und gi
Hilfstafel.
»Google
O v o o" O e7>©w owo w- O
Hilfstafel.
»Google
Evtuen (RdtlJoefwiUl«), fjj
134S. — Voges, ebd. i40ff. — Vergl. auch Braunschw. Magazin 1903,
58. 107 f.
Beschreibung. In das Kalkplateau des Elms schneidet an seiner westl.
Schmalseite 5 km tief das Tal der Wabe ein, das an sich, als Zubehör der
ehemaligen Kommende Lucklum, zum Kreise Braunschwetg gehört und daher
mit seinen Befestigungen bereits Bd. II 115 kurz besprochen worden ist,
dessen Einfassung aber von Berg und Wald zum Kreise Wolfenbüttel zahlt
Die wichtigeren Befestigungen aber li^n auf den Anhöhen, und zwar die nörd-
lichen im Evesser Landholz, das den Dörfern Evessen, Erkerode, Gilzum und
Hachum zusteht, die südlichen auf dem Evesser Berg (s. S. 170), der seit dem
XIII. Jahrh. der Ordenskommende, bezw. zum Rittergut Lucklum gehört und nur
vortbei^ehend in der i. Hälfte des XIX. Jahrh. Ampleber Gutstorst war. Die Be-
festigungen können daher erst an dieser Stelle im Zusammenhang besprochen
werden. Vergl. den Lageplan Abb. 73. — Wenn es in frühgeschjchtlichen Zeiten
ganz allgemein üblich war, daB die Bewohner des flachen Landes sich bei feind-
lichen Einfallen mit altem Hab und Gut, soweit es beweglich war, namentlich auf
bewaldete Anhöhen flüchteten, wo sich mit Leichtigkeit durch Wall imd Verhau
ein geschütztes L^er herstellen und in ahnlichen Fallen stets wieder aufsuchen
ließ, so lud jenes lange, tief eingeschnittene, von z. T. steilen Berghangen eingefaßte
Wabetal zu derartigen Schlupfwinkeln um so mehr ein, als es im Elm und auch
sonst weit und breit das einzige seiner Art ist Diese günstigen Verhaltnisse blieben
bis ins Mittelalter hinein in Geltung, und so können wir uns nicht wundem, daß
uns hier eine Fülle von Befestigungen entgegentritt, die sich alhnahlich zu einem
festen System auswuchsen, obwohl sie schwerlich von Anfang an als solches ge-
dacht waren, sondern als Einzel Schlupfwinkel, die auch keineswegs alle zu gleicher
Zeit angelegt zu sein brauchen. Um über die Konstruktion der einzelnen Walle
Klarheit zu erhalten, hat Oberlehrer Lühmann im Sommer 1905 auf Kosten des
Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig, aber auch mit Unterstützung
des Herzogl. Staatsministeriums und H. Stegmanns in Magdebuig Au^rabungen
veranstaltet, doch sind die Fragen z. T. sehr verwickelter Art, so daß hier auf die
genaueren Berichte Lühmanns im Braunschw. Jahrbuch IV (1905) verwiesen werden
muß, und ich mich mit einer allgemeinen Darlegung begnüge, die aber im Ein-
verständnis mit Lühmann niedergeschrieben ist
I. Genau im N des Vorwerks Reitling (s. Bd. II 115), und zwar im Evesser
Landholz li^ auf einer bis 312m hohen, im S jah und tief abfallenden, im NW
und SO durch zwei aufsteigende Schluchten eingefaßten Klippe der s<^en. Burgwall
(Abb. 74), der in einer bei Grupen aaO. benutzten Urkunde, offenbar des XVI. Jahrh.,
mit den Worten erwähnt wird: „Dei Krimmelborgh ist ein wöste Huß, licht
audi in Land Holtz." Die Krimmelburg zerfallt in eine etwa nierenförmige östliche
und eine südwestlich anstoßende rechteckige Hälfte, die aber beide ohne weiteres
ineinander Obei^hen und durch die Form des Geländes zu erklaren sind. Bei der
ersten legt sich im N, wo die Klippe mit dem Bergkamm zusammenhangt, bogenartig
Bin- n. Kmindnikm. il. Hcirgl. BnnnichweliE. 111. 1. 12
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t yS AmtiKerichtibeiiTk Schöppeiutedt.
vor das Burginnere ein doppeltes System von Wall und Graben, bei dem der Unter-
schied zM-ischen Wallkrone und Grabensiihle des inneren Systems noch jetzt bis Qber
6 m beträgt, wahrend man sich im S, wo der Berg abfüllt, mit einem einfachen Wall be-
^ gnügen konnte. Bei der südwestlichen Hälfte fiel
die Anhijhe im NW so stark ab, daß hier gleich-
I falls ein cinfaclier Wall ausreichte, und im S
sf vollends konnte auch dieser noch gespart und
I ' 'l'IJI durch Terrassen ersetzt werden, da diese Seite
I E' iillj'll schon von Natur vollkommen sturmfrei war. Die
J Gesamtlänge des eingefriedigten Raumes betragt
etwa 300, dessen Breite im O etwa 100, im W
^ etwa 50 m. Der Durchstich X— V, der in geringer
^1 l Entfernung westlich v(m dem Forstweg durch
VI li* fc den N-Wall gelegt und sowohl durch die Profile
Lj =:=■ ■ des Wegeinschnittes, als durch Schürfungen an
|- ^1- 1 den Stellen bei «— / ergänzt wurde (\ergl. das
3 I I Pr{)fil Abb. 76) zeigte, daß man zunächst das
f lose vcn*-itlerte Klappeigeslein (Mergel), das aus
« dem Graben genommen war — nur bei a stehen
^ S dicke, harte Kalksteinschichten an — , auf einer
E £ ■" Unterlage erst von Reisig, dann von rotem Ton
g. I v^ aus dem Tal (30 — 40 cm h.) zu dem niedrigen
I A Walll (von r bis 1,25 m H.) aufschüttete und daß
^ man spater aus demselben Material eine erste
" I Erhöhung {II) des Walls um 0.75 bis 1 m und eine
I || , entsprechende Verbreiterung vornahm. Auf den
- ' 3 I \ verschiedenen Aufschüttungen hat sich jedesmal
C; ig, Vv eine mit verkohltem Holz vermischte Humus-
- ta \ ' Schicht gebildet, die oberhalb der ersten Er-
I höhung bis 30 cm stark ist, also zeigt, daß der
1 Wall in diesem Zustand eine geraume Zeit offen
dagelegen haben muß. Als dann aber auch der
l' erhöhte Wall nicht mehr auszureichen schien, ver-
^ fM , breiterte man ihn in der Weise, daß man auf der
^' ^ Innenseite bis zu einer entsprechenden Entfernung
I von der alten Wallinie auf einer Unterlage von
'^ Faschinen und zunächst mit Benutzung größerer,
dann aber auch kleinerer Stücke eine schräg ge-
böschte Steinpackung (III) aufführte und gegen
den alten Wall anlehnte, die sich schließlich auch auf diesen legte und dessen Krone
um mindestens 2'/» ni erhöhte; die großen Steine waren meist Schaumkalk aus
einem entfernteren Bruch, aber auch harter roter Kalk, Kalktuft aus dem Tale un4
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Evenea (ReiUingswiUe). ijg
harter Kalkstein aus den stitrkereii Bänken, die an verschiedenen Stellen der Bui^
anstehen; dieser letzte war besonders bei / verwendet Lager von rotem Ton und
Faschinen wiederholen sich mehrfach nach oben hin. Jeder der drei Wälle
wird auf der Krone als Brustwehr für die Verteidiger eine lebendige Hecke
gehabt haben. — Ganz anders ist der niedrige Vorwall gebaut Auf der beson-
ders sehr schwach geböschten Aufschüttung, deren Material, wieder verwittertes
Kiappergestein , aus dem vorli^enden Graben genommen war, ließen sich zwei,
etwa 0.50 m voneinander entfernte parallele Reihen abwechselnd gestellter
Pfosten, bis 10 cm stark und jeder von dem nächsten etwa i ra entfernt, in
Resten nachweisen, zwischen denen wir uns vermutlich eine Füllung von ähnlichen
Stämmen als Brustwehr zu denken haben. Der Vorwall verlauft nicht immer parallel
zum Hauptwall und 1^ sich bei g und A, wo er durch den natürlichen Abfall über-
flüssig war, an das Plateau an. Bei i besteht eine Lücke, bei der auch der äuBere
Graben durch einen stehengebliebenen Steg unterbrochen «-ar, während Hauptwall
und -graben hier geschlossen durchgehen. Man darf daraus vielleicht schließen, daß
der Vorwall älter ist, als der Hauptwall auch in seiner ursprünglichen Anlage, und
daß jener hier seinen Eingang gehabt hat. An der östl. Schmalseite der Burg (bei Jt)
ist der Vorwall abgetragen und sein Material zu einer weitem Erhöhung des
Hauptwalls benutzt worden. — Der eigentliche Aufstieg zur Burg ging sicher auch
für den Hauptwall in seiner ältesten Periode in jener SW-Schlucht empor, traf
aber etwa in dem nördl. Scheitelpunkte des Wallbogens mit dem zweiten Aufstieg in
der SO-Schluchl zusammen. Daß jedoch auch eine Annäherung des Feindes unmittel-
bar von N her erwogen werden mußte, zeigt die Anlage am Wendehai (s. S, 183).
Man wird mm in der Tat an jenem Punkt das ursprüngliche Tor des Hauptwalls
anzunehmen haben, wenngleich sich sonst sein Vorhandensein hier nur noch an
dem Aussetzen der rottonigen Unterlage des Walls nachweisen laßt, und danach
der alte Wegeinschnitt den jetzigen unter spitzem Winkel getroffen haben muß. Doch
kann dies Tor nach LOhmanns Beobachtungen nicht mehr fOr den erhöhten Wall
benutzt worden sein. Jedenfalls ist es später zugeworfen, der Grabendamm davor
aber entfernt worden, so daß bei Anlage des Forstweges, vielleicht auch schon bei
der des „Castrums" (s. S. 180) der alte Zustand erst wieder hergestellt werden mußte.
All Stelle dieses N-Tores ist dann im SO bei / ein neues Tor angelegt worden;
man erkennt eine stegartig stehen gebliebene Unterbrechung des hier besonders
tiefen Grabens, der erst bei Erhöhung des Walles im SO ausgehoben worden ist,
und ihr entspridit schräg nach NW zu eine Wallücke, die unten 2 m breit ist und
zu beiden Seiten eingefaßt wird von einer jetzt noch 30 — 40 cm hohen sauberen
Packung aus großen plattenföimigen Steinen, die den hier anstehenden Kalkstein-
bänken entnommen und in Lehm gebettet sind. Die Lücke des Hauptwalls an der
westL Schmalseite der Burg ist dagegen erst in neuerer Zeit für den Forstbetrieb ge-
schaffen worden. — Die Einzelfundeim Burgwall bestehen i.aus altsächsischen Ton-
scherben (in der IIL Wallmasse und über das Plateau zerstreut), 2. aus älteren Ton-
scherben (in der IL Wallmasse), 3. aus härter gebrannten Tonscherben des IX/X. Jh.
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bfl 8,26
II
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iSo Amti£«richtibeiiTk Scböppenitedt.
2. das sogen. Castrum (vgl. Abb. 74) liegt genau da, wo die westl. Haifte der
Krimmelburg beginnt, und besteht aus einem stehengebliebenen, etwa quadratischen
Stock des Plateaus, das auf drei Seiten von einem Graben umgeben ist, der im N hart
an den Hauptwall sKißt und in der Sohle auf dieser Seite 40 m, im O und W je 30 m
Lange hat. Wahrend da.-; ganze Gelände und dementsprechend auch das Plateau des
„Castnuns" einschl. seiner Ränder und der Wallkrone sich nach SW zu albnahlich
senken, ist die Sohle der drei Graben gleichmaÜig tief. Zwischen den S-Enden des
wcstl. und Cisti. Grabens einerseits und dem terrassenförmigen S-Absturz des Burg-
plateaus andrerseits ist je ein Steg stehen geblieben, auf dem man ohne weiteres
ins Innere des „Castrums" gelangt. Der aus dem Graben gewonnene Mergel ist zum
größten Teil zu einem Außenwall aufgeworfen, z. T. aber auch auf den Rand
des Castrumplateaus geschüttet, und zwar ist dies letzte erst der Fall gewesen
nach dem Untergang der einst hier befindlichen Baulichkeiten, deren Reste unter
der Aufschüttung liegen. Diese Reste, die auch sonst auf dem Plateau zerstreut
liegen, bestehen meist im N aas schalenförmigen, mit Mortel befestigten Dach-
ziegeln von etwa 50 cm
■8,0 Lange, die z. T. an einem
Ende einen Sporn, z. T.
in der Mitte einen haken-
förmigen Dom tragen,
__^_^ im S aus Stacken sdtarf
'-","i".','/ Ton "fei, geschnittenen Schieters
a-^■■^ - Mergel. «Ä
Ge..d,.™r Boden. Grobe S.rtnp«l.o,,(. ™° ' "^ Starke Und
77. Wnitgartea, WalldDrcbschniit i:,ioo. 12 cm Breite; außerdem
fanden sich Reste von
altsadisisclier und der bekannten spatmittelalterlichen Tonware, femer Eisennagel.
Grundmauern fehlen dagegen ganzlich; doch befand sich imSW unter einer Schiefer-
schicht ein ziemlich ausgedehntes Lager von Kohle und Asche, das auf rane Zer-
störung von Holzbauten diu-ch Brand schließen laßt.
3. Im W der Krimmelburg, und zwar genau da, wo der Weg zu dieser an-
steigt, liegt ein ehemals kreisrunder Wall, innen von etwa 120 m Dm., dessen
größere, außerhalb des Waldes gelegene Haltte jedoch 1886 eingeebnet ist. Der
Wall heißt im Volksmunde Wöhdegaren, auf einer Karte von 1732 Wotegarten,
auf der Papenschen Karte Kraut- (d. h. wohl Gemüse - )garten , jetzt vielfach
Würt-, d. h. Wurzgarten, woraus nach dem Urteil Edw. Schröders die ersten
Formen entstanden sein können. Der lehmige Himius ist hier aus dem Graben
Kum Wall aufgeworfen, und dieser hat, diesmal jedoch nur an der Außenböschung
gleichzeitig eine Steinpackung bis zur Krone erhalten (Abb. 77). Die Steine sind
wieder von einem entfernteren Ort hinzugeführt worden, und zwar stecken unten
in breiter und dichter Packung sehr große flachliegende Stacke, wahrend sie nach
oben immer kleiner und lockerer werden. Der Name scheint darauf hinzudeuten
daß in geschichtlicher Zeit hier der zur Burg Reitling gehörige Gemüs^arten
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Evelsen (ReiÜiagiwälle). I g t
gestanden hat, und es wird auch angegeben, daß da, wo der die erhaltene Hälfte
des Walles und die Waldlinie b^renzende Weg den ehemaligen Rundwall durch-
schneidet, ein gemauertes Tor gewesen ist; Steine mit Gipsmörtel sind hier noch
jetzt zu finden. Die ursprüngliche Bedeutung des
Walles kann aber wohl nur die einer Wegspterre für Y ~7?c>'f
den Aufstieg zur Krimmelbuig gewesen sein. Einzel-
fimde fehlen in diesem Wall ganzlich. ü
4. Die Burg auf dem Kuxberg (Abb. 75) wird ^ |
gleichfalls in der Urkunde bei Grupen mit den Worten ^ s
erwähnt: „Ervesserberg, genannt das Kummeter Holz. ®" »
Hierin li^ ein wOste Haus, genannt dei BruncheN a
borch und höret dem Kummeter zu Locklem, doch
haben die von Evessen die Hude darauf hat." Die I
Brunkelburg li^ im SW des Reitlings, auf der y 1- §.
anderen Seite des Wabetals und mißt etwa 575 m f ^i "
in der Lange, bis 180 m lichten Maßes in der Breite. |' '•j
Der 310 m hohe Kuxberg lauft in nordwestl. Richtung % X
spitz auf dieses zu und hat sowohl nach NNO, als S
nach SW steilen Abfall, der auf beiden Seiten von S ^
einem niedrigen Wall eingefaßt wird und im SW P^ « ^
auch terrassenförmig gestaltet ist Die beiden Randwalle ^ 5 §
laufen nach W in einem scharfen Bogen zusammen, ? 'S
jenseits des Treffpunktes aber setzt sich noch ein '^
schmaler Grat von 55 m Lange imd 1 2 m Breite fort, .s ^
der muldenförmig vertieft und dementsprechend an I ■;
den Rändern erhöht ist imd erst oberhalb einer jetzt ||i'! | a
noch fließenden Quelle endet, zu deren Schutz und 1 1':' & a
gleichzeitig gedecktem Zugang er offenbar gedient hat. 1 «
Im SO, quer über den Racken des ansteigenden £
Berges aber legt sich wieder ein doppeltes System
von Wall und Graben, bei dem jedoch diesmal der ' 4
Innenwall an Höhe um 2 m hinter dem Außenwall
zurückbleibt Auch hier lassen sich wieder verschiedene
Perioden feststellen. Der Durchstich X— Y (Abb. 78)
und der durch Anlage des Forstweges bei m ge- S
bildete Aufschluß zeigen nämlich, daß zunächst auch
hier nur ein Aufwurf (I) aus dem losen Mergel des -- S"-?^S
Grabens bestand. Ober dem sich eine Humus* und
Kohlezischicht gebildet hatte. Dann hatte man wieder zu einer Steinpackung (II)
aus femer anstehendem Schaumkalk und aus Stücken der benachbarten Kalkstein-
bänhe seine Zuflucht genommen, die sich diesmal sowohl an die Innenböschung
wie auf die Außenböschung legte und auf dieser letzten mittels einer Verplankung
»Google
l g2 AmUgerichubeiiik bchöppeoitedt.
hinter Pfosten in senkrechter Lage gehalten wurde, bis die Pfosten abfaulten, das
ganze Holzwerk in den Außengraben umfiel und di« Steinmasse nachstürzte. Auf
der Innenböschung der Steinpackung liegt noch eine Schicht Mergel. Im G^en-
satz dazu war der vordere Graben in die hier anstehenden, ziemlich stai^m
Bänke von hartem Kallcstein getrieben, und die ausgebrochenen Steine in mög-
lichst regelmäßiger Lagerung zum Wall gehäuft. Der Außenwall hat nun von S
her einen doppelten Eingang gehabt, einen breiten, der sich mit dem südl. Forst-
weg deckt, und einen schmalen. Der erste ist hauptsächlich daran zu erkennen,
daß der Boden hier, wie in frühgeschichtlicher Zeit die Regel, als Damm von
2*lt m Breite stehen geblieben isl, während die Torwangen in ihrem ursprüng-
lichen Zustand nicht mehr festzustellen waren. Dagegen ist beim kleineren Eingang,
der nur kurze Zeit bestanden haben kann, der im Graben zunächst belassene Steg
später bis auf einen niedrigen Stumpf abgearbeitet worden, während durch frühzeit^es
Zuschütten des Durchgangs im Wall die 1.60 — 1.70 m von einander entfernten
Wangen besser erhalten blieben; sie waren jedoch nicht mittels einer Verplanktmg
senkrecht aufgerichtet, sondern schräg gcbf^ht und nur an der unteren Böschimgs-
linie gegen das abrutschende Erdreich beiderseits durch hochkant gestellte, aber
nicht sehr große Steinplatten geschützt; als man dann das Tor zuschüttete, l^e
man, wohl um die Erdmasse festzuhalten, auf jeder Seite einen mächtigen Stein-
bloci in den Eingang. Diesem kleineren Eingang entsprach bei der inneren Ver-
teidigungslinie weder ein Steg im Graben noch eine Lücke im Wall, vielmehr
lief im Graben die von der Verplankung herrührende Kohtenschicht durch. Aber
auch der größere Eingang hatte beim Außenwall wenigstens eine andere Achse,
als beim Innenwall. Diese Torverltal tnisse, femer die verschiedene Konstruktion
der beiden Wälle, die für die Verteidigung ungünstige geringere Höhe des
innem und der Umstand schließlich, daß man bei gleichzeitiger Anlage des
äußeren Walles das hier in großer Masse anstehende Material ausschließlich auch
für den Innenwall benutzt hätte, anstatt den größeren Teil der Steine von ent-
fernteren Stellen herbeizuschaffen, zwingen zu der Annahme, der Außenwall sei erst
nach Einsturz des inneren hergestellt worden. — Was die Einzelfunde betrifft,
so lagen in der Mulde des nordwestl. Grabens altsächsische Scherben, aber be-
sonders solche des IX/X. Jahrb., in dem inneren Graben im SO, inmitten der
eingestürzten Steinpackung des Innenwalles altsächsische Scherben in großer Menge,
aber auch das Bruchstück eines Bronzearmringes der La Tene-Zeit, der auf der
Außenfläche flache, große Buckel zeigt.
5. Drei Querwalle steigen im S des Wabetales in divergierender Richtung
gegen die Brunkelburg an, ohne sie jedoch sämüich zu erreichen. Nur der
kurze Querwall im W schließt sich hakenförmig an die äußerste NW -Ecke der
Burg und trägt so auch seinerseits zum Schutze der dortigen Quelle bei. Die
Richtung des dritten Querwalles geht gegen die 0-Ecke derselben. Der mittlere
Wall hingegen durchquerte das Tal und sti^, bevor auch hier im Jahre 1895
eine Einebnung stattfand, noch jenseits der Talsohle ein Stück empor, so daß
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ETeuen (ReiÜJngnrille). 1S3
er imstande war, das ganze Tal gegen W abzusperren oder doch wenigstens
einen Feind gegen den durch den Wurtgarten geschützten Weg nach der Krimmel-
burg abzudrängen. Jedenfalls standen der Wurtgarten und der mittlere Querwall in
engster Beziehung zu einander. Der erste und der mittlere Wall haben ihren
Graben nach NW, bezw. W und bestehen fast ausschließlich aus tonigem Erdreich
über (verkohlter) Fasdiinenunterlage (Höhe von der ursprünglichen Grabensohle
bis zur Wallkrone bei dem ersten Wall 2.20, bei dem mittleren 1.25 m, Breite
von der Grabensohle bis zimi Inneniuß 9-75, bezw. 10 m); der dritte Wall (Höhe
nur 0.50 m. Breite 8 — 9 m) ist von beiden Seiten, ohne eigentlichen Graben zu
haben, angeworfen und hat keine Faschinenuntcrlage.
6. Die Wendehaiwalle nördlich der Krimmelburg bestehen aus einer doppelten
Linie, jedesmal mit Graben nach N. Die £nden nähern sich auf beiden Seiten, stoßen
aber nur im W zusammen. Der N-Wall, vor dem sich siunpfiges Gelände er-
streckt, hat 1.30 m H. u. 8 na Hr., der S-Wall 2.20 m H. u. 8,60 m Hr., beide
aber sind nur durch das aus dem Graben gewonnene Material (lehmigen Sand, im W
des S-Walls auch Mergel) gebildet. — Beim ersten fehlen Einzelfunde, bei dem
zweiten lagen im Graben zahlreiche altsflchsische Scherben von Gefäßen, deren
Form von der La Tene-Zeit an durchgeht Die Wendehaiwalle sollten den Zugang
zur Krimmelburg von N, bezw. vom Dettumer Grund her erschweren.
7. Der Wall am Herzberg legt sich mit einem nach W offenen Bc^en quer
über den schmalen Sattel, ist i — 1.25 m h., geht im W ohne weiteres in das
ansteigende Plateau Über und hat im O nur eine grabenartige Vertiefung, aus
deren Material die Anschüttung besteht. Gefunden sind hier Feuersteinsplitter. Ein
Zusammenhang mit den Übrigen Befestigungen scheint nicht zu bestehen.
8. Der kurze Wall an der Hölle (H. der Krone über dem Außenfuß 1.20 m,
Er. zwischen Innen- und Außenfuß gemessen 7 m) besteht aus einer Mergelauf-
schüttung, die aber nicht an Ort und Stelle gewonnen ist; vielmehr fehlt hier ein
Graben und man hat sich mit dem natürlichen Abfall des Geländes b^nügt
Über die zeitliche Abfolge der unter i — 6 beschriebenen Befestigungen darf Nach-
stehendes vermutet werden: Die ganze umfangreiche Anl^e in ihrer Vollendung muß
als eine altsachsische angesprochen werden, wie Schuchhardt sie jetzt so zahlreich
durchforscht hat, aber die Funde späterer Keramik, die in der Brunkel- und Krimmel-
burg gemacht sind, können einerseits als Beweis dafür angesehen werden, daß
diese noch in karolingischer Zeit und spater benutzt worden sind. Andrerseits
muß betont werden, daß beide in ihrer ursprünglichen einfachen Gestalt bis zu
einer erheblich früheren. Zeit zurückgehen, wenigstens bis zu der des nordthüringi-
schen Reiches, das bekanntlich 53 1 von den Franken und Sachsen zerstört wurde.
Jedenfalls haben hier Jahrhunderte lang Volksburgen bestanden. Der Zweck des s(^n.
Castrums ist nicht aufgeklärt; gehört es auch sicher in das spätere Mittelalter, so
kann es doch niemals eine feste Burg gewesen sein, und das castrum qwmdam m
RetUnge, das bis 1260 halberstädtisches Lehen der v. d. Asseburg war und da-
mals in den Besitz des Deutschordens überging (s. Bd. II iig), kann nur im
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l34 AmtigcTlchUbeilrk Schöppeutedt.
Reitlingsvorwerk gesucht werden, das tatsächlich befestigt war. Dazu kommt, dass
sich, wie Bode (Braunschw. Magazin 1823 S. $2y, Anm. ■) angibt, Spuren der
Kapelle, deren Erbauung auf dem Grund und Boden des wflsten Schlosses den
Deutschrittem damals gestattet wurde, neben dem Voru-edi im Tale gefunden
haben, wahrend ihr Vorhandensein auf der Höhe der Burg ausgeschlossen ist
Der Reitling hat nun aber stets in »igster Beziehung zu dem „Amte" in Lucidum
gestanden, das bis 1263 gleichfalls halberstadtisches Lehen der v. d. Assebuig
war und dann gleichfalls an den Orden kam, so daß man sich zu der Vermutung
gezwungen sieht, in dem Reitling sei eine Dynastenburg zu erkeimen, die in
Beziehung zu der Volksburg im Evesser Landholz stand, aber ihren Wirtschaftshof
nicht in dem ablegenen und gewiß erst spater gerodeten Tal, sondern in Ludilum
hatte, wo auch Gericht abgehalten wurde. Ebenso gehrtrte, was S. 170 nur z. T.
ausgeführt ist, die Brunkelburg auf dem Evesser Berge, die beide bis 1265/7
Eigentum des Erzstiftes Magdeburg (aber Leiien der Grafen v. Woldenberg und
Afterlehen der v. HarUngsbei^) waren, offenbar zur ehemals königlichen curtü in
Evessen, die 965 an das Moritzkloster in Magdeburg, das spatere Erzstift, ge-
schenkt wurde, nachher aber in andere H3nde kam als die Brunkelburg; denn
diese ging nebst dem ganzen Evesser Bei^e 1265/7 >■> ^^^ Besitz der Kommende
Lucklimi über, die curtis aber, der spatere schriftsassenmaBige Ackerhof oder Sattel-
hof (Nr. 12) mit dem Bergfried, der im XIV. Jahrii. gleichfalls als (vermudich
Woldenberger, dann weifisches) Lehen der v. Harlingsberg erscheint, war damals
und noch 1619 an braunschweigische Patrizier verafterlchnt Vgl. Schuchhardt,
Volksburg luid Herrensitz im Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen
Heft VII (= Hannov. Geschichtsblatter IV, 1901,8.481 ff,) und Rubel, Reichshöfe.
Gilzum.
Namensformen. GeiUssem (1152. 1240), GeiUi/uim (1195), Gilstm, Gylsem,
GyUsem (XIV. Jahrb.), Gkutm (1542), GUssen (1568).
Geschichtliches, Früher Pfarrdoif im Bann Lucklum, 1542 aber bereits Füial
von Evessen; ein Pfarrer Ludeger ist um 1365, ein Pfarrer Hennig Müller noch
1447 bezeugt, 11 52 gab ein Dienstmann Heinrichs d. L. Liemar dem Kl. Bockel
4 Hufen, um 1195 erwarb das Cyriakusstift 2 Hufen, 1386 vertauschten die
v. Veitheim 4 Hufen und 4 Wort an das Hoclistift Halberstadt; geringeren Grund-
besitz hatten dort auch die Klöster S. Lorenz (1179), Dorstadt (1194) und
Rjddagshausen (seit 1338), sowie die Martinikirche in Braunschweig. Als herzogl.
Lehen besaßen um 1400 die v. Ampleben, 1484 die v. Weferlingen 7 Hufen,
1474 — 1834 die V. Pawel 4'/j, 1559 die v. Veitheim, 1671 — 1781 die v. Samp-
leben, dann die v. Zweidorf 3'/,, 1318 die Holtnicker in Braunschweig 2, 1374
dieselben 5 Hufen. Der Zehnte (1766 Ober 1 125 Mg.) war 13 11 halberstadtisches
Lehen der v. Ampleben, 1345 tind spater zu je >/i, im XVIII. Jahrh. wieder als
ganzes Besitz braunschweigischer Patrizier. — Eine Familie v. G. ist im XIV, Jahih,
bezeugt.
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nit AA
Eveuen (Reitlingswälle) — Gilinm — Haeham. I g^
Durfanlage haufenfönnig; die Kirche an der SO-Ecke. Östlich dicht am Dorfe
der Thie, vor der Separation Anger, jetzt Acker. Flurkarte von Schöneyan 1766.
— Damals z Ackerleute, 6 Halbspänner, 13 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
191, 1900: 163.
Die Kirche 5. Georgii hat ein einheitliches Schiff (außen von 17.45 "* L.
und 7.80 m Br.), das jedoch in 3.70 m Entfemimg von der Ostecke einen späteren
Ansatz zeigt, und einen je um 57 cm g^en das Schiff eingerückten, nahezu quad-
ratischen Turm (außen 6.55 m br., 6.45 m tief). Im O Stein zweimal mit >
dem nebenstehenden Steinmetzzeichen, das auch in Hachum (s. S,
kommt, versehen. Das Dachgesims am jQngeren Teil des Schiffs zeigt Kehle zwischen
Schmiegen, das am alteren Teil Platte und Kehle. Im S nahe der Westecke des
Schiffs vermauertes Spitzbogenportal, über dem das jüngere Dachgesims erscheint;
ohne Zweifel bestand hier eine Vorhalle, deren einstiges Vorhandensdn wohl schon
durch die Bemerkung im Corpus Bonorum bezeugt ist, daß die Kirche kreuzartige
Gestalt besaß. — Der ungewöhnlich niedrige Tuim hat im W eine etwas schief
gestellte vierpaßartige, an den anderen Seiten je eine spitzbogige Doppelschall-
öffaung mit gefastem Trennungspfeiler und gemeinsamer Stichbogennische. Das
Dach hat jetzt die Form einer vierseitigen Pyramide, doch deutet der Umstand,
daß das Dachgesims (Platte und große Kehle) sich nur im O und W befindet,
auf ein ehema%es Satteldach über hochgetührten Giebeln hin.
[Der Altarschrein zeigte nach dem Corpus Bonorum in der Mitte die Figur
des hl. Georg, der auch an den Wändep dargestellt war, ohne Zweifel als
Patron der Kirche.]
Zwei gotische Messingleuchter von 23 cm Höhe.
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzvereins VIII (1875) 166.
Hachum.
Namensformen. Hagkem (1170), Hachem (1195), Hagclum (1277), Hachum
(1233. 1317).
Geschichtliches. Früher nach Evessen eingepfarrt; doch gründete Burchard
v. d. Asseburg, der Patron der Evesser Kirche war, 1333 eine FÜialkirche in H.,
die in die Ehre aller heiligen Apostel, besonders aber des hl. Nicotaus geweiht
und je mit \^\% Hufe'n und Höfen begabt wurde; 4 Memorien sollten darin ge-
halten werden. Fast scheint es jedoch, als -hätte vordem schon eine Kirche dort
bestanden, da der Turm (s. S. 1 86) romanische Formen zeigt. 2 Hufen, die Merse-
buiger Lehen der v. Veitheim waren, also zur Eri>schaft Bischof Thietman von
Merseburg (s. Bd. II 54) gehörten, kamen 1296 an den Deutschorden in Lucklum,
1464/5 an die Magnikirche in Braunschweig, 2 andere Hufen 1277 vom Stift
Gandersheim an das Kl. Demeburg. 4 Hufen, die das Kl. Riddagshausen seit 1233
einzeln erworben, waren 1336 an Bmunschweiger Bürger verpfändet Begütert war
in H. gegen Ende des Xll.Jahrh. auch das Cyriakusstifl vor Braunschweig. 3 Hufen
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t86 AmUferichtibeziTk Schöppenitedt.
besaßen 1303 die v. Wenden, 5 1360 die Elers, 2 mit i Hof (als hetzogl. Leiien)
um 1400 die v. d. Asseburg. Der Zehnte war seit 1354 zu '/• asseburgisches
Lehen verschiedener Patrizier -Familien, wurde aber vermutlich 1605 den Asse-
burgem von Georg Engelh. v. Lühneysen abgekauft und gehörte 1751 den Erben
des Drost v. Lüdecken in Sickte, die andere Hälfte (über 823 Mg.) war veltheim-
sches Lehen erst der Ursleben, dann (noch 1751) der Kalms.
Dorfanlage haufenförmig. Die Kirche am N-Rande. Flurkarte von Hase 1751-
— 1767 I Ackermann, 6 Halbspiinncr, q Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
115, 1900: 123.
Die Kirche S. Nicolai, meist als Nicolauskapelle bezeichnet, hat einheitliches
Schiff mit gradem SchluS und einen nahezu quadratischen Turm (außen von
5.75 m Br. und 5.10 m Tiefe), der je 65 cm vor das Schiff zurücktritt. An
der östl. Ecke der Nordseite Stein mit der Minuskel Inschrift Anno dni m V iiii,
die sich auf dne Erweiterung der Kirche nach O bezieht. Aus dieser Zeit stammt
offenbar auch das rundbogige, aber mit gotischem Naswerk versehene Doppelfenster
in der Ostscite und die rundbogige Pforte an der Südseite des Turms, die als
Profil einen kannelierten Rundstab zwischen Kehlen zeigt An Fenster und Tür
dasselbe Steinmetzzeichen, wie in Gilzum (s. S. 1Ö4). In der inneren Ostwand Rund-
bogennische mit Abflufikanal und viereckige Nische. Das Dachgesims des Schiffs
besteht aus Kehle zu-ischen Schmi^en. Der mit Satteldach versehene Turm hat
im O, N und S je eine romanische Doppelschallöffnung mit eingerückten Teilungs-
bogen und einem Pfeiler, der als Kapital und als Sockel je zwei gegeneinander,
wie gegen ihre Zwischenleisten abgesetzte Platten hat; die Schallöffnting im N hat
rundbogige kleeblattfürmige Teilungsbogen und eine kreisrunde Öffnung dazwischen.
[Die Inventarisation von 1880 verzeichnet noch im Turm die Reste einer acht-
seitigen TeilungssSule mit romanischem Kapital und Eckblattbasis.]
[Der Altar besaß nach dem Corpus Bonorum die Reliquiengruft und einen
bemalten Schrein, dessen Mitte die 2 Ellen hohe Figur des hl. Nicolaus
einnahm.]
[Der Taufstein trag die Inschrift: P/arher Hermannus Linneman 1574. Älter-
leute Jahn Berteis, Heinr. Meiner.]
Glocke von je 60 cm H. und Dm., 1657 von Michael Appe in Wolfen-
büttel gegossen, mit Bibelsprüchen, dem Namen des Pastors Johann Willich imd
anderen Namen.
Haus No. III, dessen Unterstock erneuert ist, mit gefaster Schwelle, starken
Fußbändem und Knaggen (imter dem Dach), die Viertelstab, Rundstab, langge-
streckten Wulst, Rundstab und Schmiege zeigen.
[Meinen.]
. [Lage der urkundlich nicht bezeugten Wüstung nach der Inventarisation von
1880 am Verbindungswege von Eitzum nach der Schöninger Landstraße, im S
des Dorfes, dicht hinter dem Friedhof.]
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Hichum — [Heiden] — Keuen |AUeeni«in»l. 187
Hessen.
Allgemeines.
Namensformen. Heutnluim {g66), Haessenhem {i)b8jg6), Htisaum (ugo),
Heiisenhem (1249), Hesrum (um 1270), Het- oder Hessnum {1289. 1343). d. h.
Heim eines Hesso (s. unten).
Geschichtliches. Einst Pfarrdurf im Bann Dardeslieim, jetzt Flecken tn der
Inspektion Jerxheim. Ein Pfarrer Heinrich ist 1305 bezeugt; 1344 verieihen aber
die Herzöge Magnus und Ernst ihrem Kaplan Brone das ganze wüste Blek, dar
de eaptlle to H. uppe steyt, das der Kapellenwall heißt; der Kaplan sollte dort
einen iedelhef anlegen und die schon erbaute Kemnade oder das Erdhaus be-
haltetu Das Patronat über die Pfarrkirche übten bis 1289 die Grafen von R^en-
stein aus, damals aber verkauften sie Güter, u. a. auch das Patronalsrecht Über
die Kirche in Detenburg, die sie von der Äbtissin von Gandersheim zu Lehen
trugen, und entschädigten diese dafür mit dem genannten Patronat in Hessen
nebst dem Ertrag von 6 Hufen, mit einem Weinberg und einer Mühle dort, mit
denen sie sich vermutlich wieder belehnen ließen. Denn 1343 (s. unten) traten
die Grafen auch das Patronat an die Herzöge von Braunschweig ab, in deren
Besitz es dann geblieben ist. Wie erwähnt, wird H. in der Form Hessenheim
schon 966 erwähnt, d. h, in einer so frühen Zeit, daß es nicht imberechtigt er-
scheint, in dem Gründer des Orts einen Mann vornehmen Standes zu erkennen
imd bei ihm an jenen Führer der Ostfalen Hessi oder Hassio zu denken, der
sich nach den Ann, Lauriss. 775 dem bis zur Oker vordringenden König Karl
unterwarf, um ihm dann dauernd die Treue zu halten und dafür mit einer Graf-
schaft belehnt zu werden. Später — und zwar nachweisbar seit 1 129 — erscheinen
die Edelherren von Hessen als Besitzer von Dorf und Schipß {vgl. Lenz,
BrBunschw. Anzeigen 1755 St 66). Sie starben imbeerbt im Jahre 13 12 oder 13 13
aus; denn eine Hufe, die Eglolf von Volzum bisher als hessensches Lehen be-
sessen hatte, ging 1313 in sein Eigentum über, quia non fuit aliut heres und
die nohiUi sine herede defututi stmt univeni (vgl. Koch, Pragmat. Geschichte
S. 183 e). In welcher Weise nun die Graten von Regenstein damals wie es scheint
in den Besitz von H. gekommen sind, erfahren wir nicht; wir sahen nur oben,
daß sie vor 1289 das Kirchenpationat besaßen, und hören, daß die Brüder
Albrecht und Bernhard von Regcnslein gelegentlich des großen Kampfes um die
Vorherrschaft im Harzgau 1343 */x {Sud. II 50) den Herzf^en Otto, Magnus
und Ernst das Dorf H. nebst der Vogtei über den dortigen Mönchehof (des
Kl. Stfltterlingenbtu;g) und mit allem Zubehör, namentlich dem Holze Fallstein, der
Vogtei, dem Gericht, allen geistlichen und weltlichen Lehen, z. B. dem Kirch-
lehen, daim aber auch das Kloster Stötterlingenburg und die Leute des Klosters
in Lütgenrode, Stötterlingen, Bühne, Hoppcnstedt und Rimbeck (zwischen Hom-
bui^ und Osterwieck) für 500 Mk. verkauften. 1344 wohnte dann in H. der
herzf^, Aratmann Hans Papesdorf. Seitlier ist Hessen und für längere Zeit auch
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igg AmUsetichUbeiiik SchöppcDitedu
das damit vereinigte Kloster Stütterlingenbuig Eigentum der Braunsdiweiger Herzöge
geblieben, mit der Einschränkung jedoch, da£ die ganze Herrschaft bis insXVI. Jahrh.
hinein fast ununterbrodien in fremdem Ptandbeaitz war. Schon 1348 (Sud. II 270)
muS dies vorübe^hend der Fall gewesen sein; denn damals verpfändete Herzog
Magnus an die v. d. Horst 4 Mk. Zinses in äenu richte tc H. in Bflhne und
Hoppenstedt für 40 Mk., doch sollten jene 4 Mk. erst nach Einlösung des Schlosses
H. aufgenommen werden. 1349 (ebd. 339) wurde das Schloß den v. Salder für
550 Mk., dann aber nebst der ganzen oben erwähnten Herrschaft 1355 22/III
(ebd. 496/7) der Stadt Braunschweig fOr 400 Mk. verpfändet, eine Pfandsumme,
die 1358 auf 1200 Mk. — einschl. 400 Mk. für Bauten am Schloß — , 1359
und 1369 um weitere 100, bezw. 200 Mk. erhöht wurde (ebd. III 61. 92. 403).
„Den alteren Besitzer des dortigen Burglehns fand die Stadt 1363 mit 40 Mk.
ab und kam nun auch in den Besitz der zwölf Hufen Landes, weldie zur Burg
gehörten. Nun versorgte der Rat dieselbe mit allerlei Kri^sgerät und Viktualien,
nahm an ihr — 13Ö2 und 1365 — bedeutende Bauten vor, ließ sich vom Herzog
die Erlaubnis erteilen, von jedem Ober den Damm vor Hessen fahrenden Wagen
zwei Pfennig W^^ld zu nehmen, und übernahm dafUr die Pflicht, jenen Damm
in gutem Stand zu erhalten. Bald nachher verpfändete die Stadt das Schloß an
ritterschaftliche Geschlechter. Bis 1370 besaßen es Heinrich und Ludolf von Wen-
den, dann erhielt es für 1000 Mk. Kord von Lutter; für ein Darlehn von 200 Mk.
verpfändete der Rat die Hälfte desselben an Borchard und lippold von Saldem
und Heinrich von Gramm, welche es an die von der Gonische Oberantworteten.
Als diese es 1384 zurückgegeben hatten, gab es der Rat den Familien Wale und
von Wierthe erst auf drei, dann auf sechs und endlich auf neun Jahre. 1408 war
H. wieder in der Hand des herzogl. Hauses" (Dürre, Geschichte d. Stadt
Braunschw. 3^ f.), das es jedoch damals für 500 Mk. zur Hälfte an die v. d.
Asseburg, 1506 an die v. Wenden, 1507 an den Oberst v. Weferlingen wieder
verpfändete. Nachzuholen ist noch, daß Herzog Friedrich 1395 gegen eine jähr-
liche Al^be von 20 Mk. die laveme to H., die er an eine andere Stelle verl^en
will, an Heimich Angerstein gibt und 1396 den Ritter Konrad v, Weferlingen zimi
Amtmann über sein ganzes Land, in Sonderheit auch über H. ernennt 1534 er-
hielt schließlich Kurt v. d. Schulenbuig von Heinrich d. J. Haus, Amt und Schloß
Hessen mit dem Flecken davor, wie es die v. Wenden getiabt, für 6572 rh. fl.
auf Lebenszeit und mit der Verpflichtung, das Schloß und sechs reisige Pferde
in den Dienst des Herzogs zu stellen, auch das Haus -in gutem baulichen Zustand
zu erhalten {Schmidt, Geschlecht v. d, Schulenburg II 221 f.). Wann dieser letzte
Ptandinhaber von H. gestorben ist, wissen wir nicht; es scheint aber, daß Flecken
und Schloß gleich nach seinem Tode für immer in den Besitz des herz<^lichen
Hauses zurückgekehrt sind, um mm für längere Zeit eine Stätte fürstlichen
Glanzes zu sein. Denn als der einzig noch lebende echte Sohn Heinriclis d. J.,
Herzog Julius, endlich die Versöhnung mit seinem Vater erlangt und sich am
25. Febr. ij'io in Berlin mit der brandenburgischen Prinzessin Hedwig vermählt
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HcMen (Allcemelnci). igg
hatte, wurden dem jungen Ehepaar seitens des Herzogs die Schlösser Hessen
und Schiaden zur Wohnung und zum Unterhalt angewiesen, das erste auch, wie
Algermann angibt, von Heinrich selbst in Stand gesetzt, und wenn wir auch hören,
dafi Julius nur sehr bescheidene EinkOnfte besaB, so hinderte ihn dies (loch nicht,
seinerseits gleichfalls umfassende bauliche VerfUideningen am Schloß vorzunehmen
und namentlich den Westfiflgel als fürstliches Repräsentation shaus ganz neu auf*
zufahren. Spater diente das Schloß als Witwensitz für die Herzogin Hedwig
(1589 — 1602) und die Herzogin Elisabeth {1613 — 1627), aber noch 1654 hat
August d. J. den OstflOgel mit einem neuen stattlichen Eingang versehen, vielleicht
in der Absicht, das Schloß auch weiterhin als fürstlichen Wohnsitz zu belassen.
Doch scheint dieses nur noch selten wirklich bewohnt gewesen zu sein; nur in einem
alten Inventar des XVII. Jahrh. heißt es von dem sog. Herzog Friedrich Ulrich
Gemach: „jetzo logieren S. Durchlaucht unser gnädigster Herr (August d. J. oder
Rudolf August?) dariimen." — Von besonderer Bedeutung für Hessen ist die Anlage
des danach genannten Hessendammes Ober den großen Bruch und einer be-
reits erwähnten herzoglichen Zollstatte dort gewesen. Wahrend ein älterer W^,
der auf der Flurkarte von 1755 als „Dietw^' bezeichnet ist, westlich der jetzigen
Straße unmittelbar am Oslfufie des Fallsteins entlang ging und wohl mit Um-
gehung desselben einn^ts über Veitheim nach Homburg-Kissenbrück-Ohrum,
andrerseits über Zilly nach Halberstadt- Leipzig führte, jedenfalls aber den Über-
gang Ober den großen Bruch bei der Halberstadter Burg und Zollstatte Hom-
burg benutzte, wurde seit der Erwerbung von Hessen (1343) der Übergang auf
braunschweigisches Gebiet veri^t, und es ist kaum zweifelhaft, daß diese Er-
werbung gerade auch mit Rücksicht darauf erfolgte, und die Aufschüttung eines
neuen Dammes sowie die Gründung einer herzoglichen Zollstatte sofort vorge-
nommen wurde. Sicher bezeugt sind Damm und Zollstätte aber erst in Urkunden
von 1362, 1363 und 1365, in denen der Pfandinhaberin des Schlosses und der
Zollstatte, der Stadt Braunschweig, bestimmte Rechte und Pflichten bezQglidi des
Wegegeldes und der W^ebesserung erteilt werden. Hier erfahren wir auch, daß
zur Sicherung des Übergangs unmittelbar südlich am Bruch ein Bergfried mit
Zaun und Zingel errichtet war, der sich damals gleichfalls im Besitz der Stadt
befand. Die kaiserliche Genehmigung zur Errichtung eines Zolles in Hessen, wie
er vordem schon in Linden bestanden hatte, erfolgte erst 1452.
Über den Grundbesitz erfahren wir folgendes. 966 schenkte Otto I. ein Gut
in H. an den Grafen Mamaco, und g^en Ende des X. Jahrh. besitzt der Kleriker
des Stephansaltars in Halberstadt 3 Hufen dort Das Halberstädter Hochstift er-
warb 1278 i'/,, 1294 3 Hufen, die früher herzogl. Lehen der Grafen v. Regenstein
gewesen waren (die 3 Hufen waren 1289 an die v. Eitsleben verafterlehnt), und
tat 1180 I Hufe als Lehen aus. Ein AUod des Petersstifts bei Goslar, das 1139,
bezw. 1142 vom Halberstadter Johannisstift abgetreten war imd bis 1264 nach-
weisbar ist, bestand aus j'/j Hufen. Besonders b^tert war das Kloster Stötter-
lingenburg (s, S. 187), in dessen BesiU seit 1106/09 der Zehnte und Neubruch-
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igo
ichubeiiTk Schuppmitedt.
zehnte, 1 249 außerdem eine domus guae düihtr ailoääm, 1 394 1 Hof mit 3 Hufen,
seit 1313 weitere 4 Hufen, seit »enigslens 1343 der MOnchehof (s. S. 187; von
ihm hatte das Kloster bis zur Ablösung im Jahre 1493 dem Schlosse zu Hessen
mit einem Wagen Dienste zu leisten), bis 1536 2 Meierhöfe mit 24 Hufen, der
Zehnte und das Mflncheholz am Fallstein erscheinen; 1536 aber geht dieser Besitz
für 2300 fl. {zu 21 Gr.) an Heinrich d. J. Ober. Geringer begütert waren in H.
die Klöster Huyseburg (1138 1 Hufe), Walkcnried (1219 I "/i Hufen), Dorstadt
(1232 I Hufe). Als herzog). Lehen besaßen um 1350 Hake v. Wettin 2 Hufen
und das ius castrtnse in H., 1369 die v. d, Asseburg ein Bui^lehen und 4 Hufen,
Eilard v, Rottorf, der zu H. wohnte, also wohl auch ein Burglehen dort liatte,
Güter in Berklingen, Pepeke einen Hof und (1 Hufen, Grube v. Gustedt einen
Hof und 1374 die v. Kletlingen
3 bezw. 4'/j Hufen. Auf den ehe-
mals regensteinschen Besitz, der,
wie oben erwähnt i.st, im XIU.
und XIV. Jahrh. allmählich ver-
loren geht, sei noch besonders auf-
merksam gemacht. Im XVIII.
Jahrh. gehfirte der ganze Fleisch-
zehnte und der Kornzehnte
auf dem Hessenfelde dem fürstl.
Amte, der Komzehnte auf dem
Lindenfeld der Stadt Oster*iek,
der auf dem Ramsleber Feld den
Schwalenberg in Braunschweig,
Dorfanlage. Der von N
kommende Hessendamm, mit der
Landstraße von Braun schweig
nach Halberstadt, biegt nach O
rechtwinklig um und trennt die nördlich davon gelegene Domäne mit dem Schloß
von dem der Hauptmasse nach südlich gelegenen Flecken, der, sehr unregelmäßig
angelegt, in einen „oberen und niederen Flecken" zerfallt und von einer Anzahl
Straßen durchzogen wird, die im N zum „Tor", im NW zum Kran-, im S, wo die
Kirche auf ansteigendem Gelände ziemlich am Rande des Dorfes li^t, zum Kirch-,
im 0, wo die Aue vorbeifließt, zum Heintor führen. Jenseits der Aue und außerhalb
des Tores eine offenbar spätere Ansiedtimg. In deren Nähe der Zollbei^ und Zoll-
acker. Den südöstl. Teil der Feldflur nimmt die der Wüstung Ramsleben (s. dort)
ein, den südlichen die einer Wüstung Linden (s. dort); in deren Nahe durchlief
der S. 189 genannte „Dietweg" die ganze westliche Feldflur in nordsüdlicher Rich-
tung. Im W die Flurbezeichnui^ „An der Hunenburg". Flurkarte von Schmidt 1755-
— Damals außer dem Fürstl. Amte je 8 Ackerleute und Halbspänner, sowie 70 Kot-
sa.ssen und Brinksitzer. Einwohnerzahl lytjOJT,: 1400, 1900: 2581.
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HesKD (Allgemeines — Ffankirche). igi
Pfarrkirche.
Die Kirche 5. Jacobi ist ein Neubau von 1859. [Die alte Kirche hat auf
dem Merianschen Stich bei S. 116 ein Schiff, das wie es scheint mit einem gleich-
breiten ^/ft-Chor schließt, und einen Turm mit hohem Zeltdach. Der Reliquiengnift
Si. Hessan, Grabmal des Hofgärtnera Roy».
des Altars entnahm man 185«) Knöchelchen, in einem Gefäß von 3" H. aus
braun und blau gestreiftem Ton, und ein Wachssiegel des Halberstadter Bischofs
Ulrich (1149 — 1160. 1177 — 1180); vgl. Ztschr. d. Histor. Vereins f. Nieder-
sachsen 1859 S. 196.]
Hochaltar von 1670 und Kanzel von 1685 befinden sich seit iJlngerer Zeit
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Hf2 AmUgerichttbedik Schöppenjtedl.
im Stift (s.S. 195)- Von einem späteren Hochaltar scheinen zwei maßige Ölgemälde
zu Staromen, deren eines in Hochformat die Einsetzung des Abendmahls (Tafel
von der Schmalseite gesehen, links vom Apostel mit Schale und Weinknig), das
andere in Querfonnat die Auferstehung (mit zahlreidien Kri^em und den drei
Frauen im Hintergrund) darstellt. — WeiB mit Gold bemalte Schnitzfiguren
des Heilands und der Evangelisten (diese verschieden groß) werden z. T.
gleichfalls von diesem Hochaltar, z, T. aber von der spateren Kanzel stammen.
[Die Orgel war nach Angabe im Corpus Bonorum 1653 bei Jonas Weigel
in Braunschweig bestellt und von diesem 1655 für 491 Tlr. 18 Gr. vollendet worden.]
Gepolsterte Doppelbank mit reicher Barockverzierung an den Armlehnen
(Engelsköpfe) und dem Mittelpilaster der Rückwand, die die Sprüche Vs. 75, 28
und 26, 8 tragt.
Grabsteine, i. des Hans v. Bredow (Abb. 79) von 1557. Der bartige,
vollkommen gerüstete Ritter steht vor einer flachen Rundlx^ennische von vom,
die Linke am Schwertgriff, die Rechte in die Seite gestemmt, den rechten Fuß
auf den Sockel der Nische gesetzt, auf dem auch der Helm steht. Der Bogen
ruht auf Blattkonsolen mit Kinderköpfen und ist mit einer Blattwelle, sowie mit
der Inschrift (in großen lateinischen Buchstaben) geschmückt: I/ir leit der erent-
veste vn erba[re Han]s von Bredow begraben. Dem Gol gnade . IS57- Gute, aber
für den Kopf nicht ausreichende Arbeit.
2. des Friedrich v. Exter von 1597 (Abb. 80). Der gleichfalls gerüstete
Ritter zeigt dieselbe Haltung der Hände, wie Nr, i, ist aber in sehr steifer
Stellung halb nach rechts vor einer schlichten Rundbogennische dargestellt. Links
unten der mit Federn besteckte Helm. Zu beiden Seiten der Nische übereinander
die bezeichneten Wappen (herald.) rechts: der v. Exter, v. Busche, v. d. Borek,
V. Dompe, v. Brochusen, v. Kamppel, v. Wetbergt, v. Hoberg, links: der Wenn,
V. Godtvort, V. Kutzlev, v. Amsdorf, v. Veliem, der Fluge, v. Widenba, d. Lowenav.
Oben in den Bogenzwickeln . 1.3 — ■ 9 ■ 7 ■ Unten in Rolleinfassung die Inschrift
(in großen lateinisclien Buchstaben) : Anno domini i ■ 5 ■<)7 ■ den 6. Februari: tani.
vier Uhr nach Mittag ist der edle erentvester Friedrich von Exter seines Alters ^]
in Godt dem Herrn seliglieh entschlaffen. Der Seelen Godt genaäe. Fleißige Arbeit
Holzepitaph des Hofgärtners Johann Royer von 1638 (Abb- 81). Vor
äußerst schmalen Nischen erheben sich je auf einem von Volutenkonsolen getra-
genen Sockel zwei schlanke korinthische Säulen (unten am Schaft erst mit Beschlag-,
dann mit Schuppenwerk versehen, aber nicht kanneliert), die ein Gebälk mit ab-
stehenden Bügeln tragen. An die Nischen schließt sich reclits und links je ein
gleichfalls von Voiutenkonsolen getragener Flügel an, der mit zwei noch schlankeren
Pilastem, ähnlich au^estattetem Gebälk und sehr geschmackvoll (goldene Ranken
auf schwarz) verzierten Feldern, sodann aber auch mit einer Reihe seitwärts frei
abstehender Doppelvoluten versehen ist. Der architektonische Schmuck dient als
Einrahmung von zwei Ölbildern in etwas harter, aber nicht übler Malerei, von
denen das obere — in leicht verständlicher Allegorie — in einer Landscliaft,
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KciscD (Pfiirkiicfae). ]ni
mit Jerusalem und dem Engel am Grabe im Hintergnmd, Christus als Gärtner
mit dem Grabscheit in der Rechten vor der zu Boden gesunkenen Maria Magda-
lena und den beiden anderen Frauen, das untere, wieder mit Jerusalem als Hinter-
grund, den Gekreuzigten und zu beiden Seiten kniend Johann Royer mit
zwei erwachsenen S<Jhnen, bezw. dessen Frau mit fünf erwachsenen und vier kleinen
Töchtern (als überlebend ist nur die Frau und ein Sohn bezeichnet) darstellt
Oben: Christus der kimeUscke Gtrtentr und 1638, unten: Johan i, sanguis Jesu
Christi ßlii dei emundat nos ab omni peccatg. Der obere Abschluß des Denkmab
ist stillos erneuert, der untere besteht in der herzförmigen, von Voluten Verzierungen
eingefaßten InschrifttaEel mit: Antu Christi 1638 am ij. Febntarü hait der Ehr-
bar Wohlgeachter unät KunsUrfamer M. Johann Royer Fr. Br. langbedienter
Gärtener und Herbarista allhie tu Hessen ihm undt den seinigen xum gute» ge-
dechtnis dieses Epitaphium setzen lassen, welcher hernach Anno 1655 am p . jbris
sehligUch in Gott enJschlaffen, seines alters im 81. Jahr. Die Holzarbeit zeigt noch
keine Spur von Entartung und ist von feinster Arbeit
Weiß bemaltes Holzrelief der Grablegung, einschl. Rahmen i.oi m h.,
0,83 cm br., von guter dekorativer Wirkung und in der Art der Arbeiten Georg
RTittgers in Braunschweig. Schräg aus dem Bilde heraus steht der Sarkophag,
in den der Leichnam des Herrn durch zwei Manner gelegt wird, wahrend ein
dritter Christi Linke halt Dahinter Maria, Johannes, zwei andere Frauen imd ein
Mann, rechts Maria Magdalena mit Salbgefaß. Im Hintergrunde rechts Golgatha.
Die Inschrift: Jacobus Tappius pastor huius ecclae Ao 1601 (oder i6of) ist
neu, aber einer alten nachgebildet Vermutlich war das Relief Teil eines größeren
G rabdenkmals.
Gutes Ölgemälde (auf Leinwand) mit der Verkündigung an die Hirten,
1769 von Pascha Weitsch gemalt, 1.42 m br., 1.12 m h., in einem Rahmen,
der an den Ecken und in der Mitte geschnitzt ist. In der nächtlichen Landschaft
rechts eine Grotte, vor der sich mehrere Hirten befinden, die erschreckt vor dem
herabschwebenden, lichtumflossenen Engel zurückfahren. Der Weg, den der Engel
genommen hat, bt bis in den Himmel erleuchtet und durch andere fliegende Engel
belebt Rechts über der Grotte ein mächtiger Bergfried, neben dem der halb von
Wolken verdeckte Mond sichtbar wird. Nach links und zum Bilde hinaus fliehen
Rinder, Schafe und Ziegen. Links Ausblick in die dunkle Landschaft Auf dem
Rahmen die Inschrift: Daniel Weitseh, gebohren 1676, gestorben 1754. Anna Marga-
retha Bechern, gebohren 1681, gestorben i?37. Femer:
Die Kunst, die Gott mir gab ohn eitlen Unterricht,
Weih ich auch seiner Ehr und meiner Kindes laicht,'
Den Eltern, welche schlecht und reckt gelebet haben
Und mir zu gleiten Tktm die besten Lehren gaben.
Pasche . Johan . Friedrich . Weitsch 176^.
Maßige Kopie der Marter des hl. Lorenz von Rubens nach dem Original
in der Pinakothek zu München (Nr. 726).
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IQA Amtsgericbtibeiiik SchÖppeailedt.
Maßiges Bild auf Holz, Christus in Landschaft, zwischen den ScliächoTi,
davor Maria, von M^dalena getröstet, von Johannes gestützt.
Maßiges Pastorenbildnis.
[Zur Bedeckung und Verkleidung eines Sakristei -TLsches dienten nach der In-
ventarisation von 1879 z Stücke von Meßgewandern aus rotem Samt, das eine
mit eingestickten Medaillons {Engel mit Spruchband, Verkündigung), das andere
mit aufgenähtem Kruzifix.]
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, sechsleiüg, von i8 cm H. und gotischer
Form. Der Fuß, dem neuerdings ein profiliertes Stück unten angesetzt ist, zeigt
Stricheinmament und trug das Relief des Gekreuzigten, von dem nur das gravierte
Kreuz mit t'.n.r.t (Minuskeln) erhalten ist. Unterhalb des Standers legt sich über
Sl. Hessen. KlügelnltaT im Slifl. Bildet auf dci AuQenseite der Flägel.
den Fuß ein kleeblattartiges, nindbogigcs Glied, der Ständer selbst zeigt je in
quadratischer Einfassung zwei halbe, aneinander gelegte Fischblasenmuster, der
Knauf hübsches durchbrochenes Maßwerk, die Zapfen IffESVS gTa\iert; die
Schale ist steil profiliert, die Patene mit Vierpaß versehen. — 2. aus vergoldetem
Silber von 20 cm H. und barocker, sechsteiliger Form, Der Knauf zeigt gewellten
Steg und flache Buckel, die Schale ist am Rande wenig nach außen gebogen.
Oben auf dem Fuß Relief mit Christus, das Lamm tragend, und den Sprüchen
Job. 10, 12 und Matth. 26.27. Laut Inschrift gestiftet 1686 durch Pastor Petrus
Dankwort und dessen Ehefrau Dorothea Kascb ergin. Braunschweiger Beschau
(Löwe) und Meisterzeichen GE (s. Tafel XXIII q). — 3. Krankenkclch aus
Silber, nur innen vergoldet, von 11 cm H. und barocker, runder Form. Vermutlich
Osterwieker Beschau (Rose) und Meisterzeichen p. ■
Zwei silberne, runde Oblatenschachteln von 7, bezw. q cm Dm. WolfenbOtller
Beschau (Pferd vor Säule), eingcpunztes B und Meisterbczeicbnung „ ■
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Heisen (Pfinkirche — Stift).
195
Stift
Das Stift oder Armenhaus Biafae Mariae Virginis ist ein schlichtes, im
rechten Winkel gebrochenes Fachwerkgebäude. An dem straßenwarts gel^enen
Giebel des einen Flügels Wappenschild
in Bandwerkeinfassung, darüber: V(on)
Glottes) G(naden) Elisabeth, geboren)
a(us) K(ömgl.) S(tamm) s(u) D(äfumark),
Uferzogin) s(u) B(raunschw.) u. L(iineb.J,
IVfitwe), darunter: Fundirt und ange-
rkhtet vorm Ißrer) Fßrstl ) G(naden)
Anno 7(5/7(vergl. jedoch Cuno, Memorab.
Schöning. S. 106). Ihm gegenüber lie^t,
von NNO nach SSW orientiert, die
Stiftskapelle, ein gleichfalls schlichter Bau
mit flaclibogiger Apsis, Dachreiter für die
Glocke sowie rundbogigen Fenstern und
Tür (diese in der westl. Längsseite).
Der Hochaltar (TafelXI oben und
Abb. 82), nach der Angabe des Corpus
Bonorum 1679 vom Oberamtmann Georg
,, „ ,. „, ... ,.,. , . 83. Hessen. Sdft. Kanwl.
Meyer für die Pfarrkirchs gestiftet und
spater in die Kapelle übergeführt, zeigt allerdings in der Staffel (mit^roher Darstel-
lung des Abendmahls) und im oberen Aufsatz Ohrmuscheiformen, ist aber sonst ein
mittelalterlicher FlOgclaltar aus ilcr ersten
Hälfte des XV. Jahrb. Der Mittel-
schrein zeigt auf einer Bank Christus
und Maria, die von ihrem Sohn gesegnet
wird, und zu den Seiten links eine weib-
liche gekrönte Heilige, deren Beigaben
fehlen, sowie die hl. Barbara, gekrönt,
mit Kelch und Hostie, rechts einen hl.
Bischof und den hl. Stephanus, der linke
Flügel die hl. Hedwig (?) mit Krone
und Kircheiunodell, Magdalena mit SaJb-
gefaß und Margaretha mit Drachen auf
dem Arm, der rechteFlügel drei männ-
liche barhäuptige Heilige , vermutlich
Apostel, zwei davon bartig und mit g^. Hessen, Stift, LüsterweihcheD.
Büchern. Auf den geschlossenen Flü-
geln ist die Anbetung der hl. drei Könige (Abb. 82) in Leimfarben auf Leinwand
gemalt, links die Hütte mit der gekrcinten Maria und dem Kinde, dahinter
links Joseph schlafend, davor rechts ein König kniend, mit Geldkästchen, rechts
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igg AmbgCTicbtibetiik ScböppeiMtedL
die beiden andern Könige heranschreitend, in der Tracht der i. Hälfte des
XV. Jahrh. Die plastischen Teile sind, abgesehen von dem feinen Mafiwerk,
etwas handwericsmaßig, das Haar der F^ren ist hellblond, Obergewänder und
Hintergrund sind golden, die Köpfe zu groll und puppenhaft, die Malerei flucht^.
Die hölzerne, weiß mit gold bemalte barocke Kanzel (Abb. 83), nach der Angabe
im Corpus Bonorum IÖ85 geschnitzt und 1686 bemalt, später gleichfalls aus der
Pfarrkirche in die Kapelle übergeführt, ist aus dem Achteck gebildet und wird von
einer Holzsäule mit Unterzugsbalken und Knaggen (steile Kehle, von Kehle
zwischen geriefelten Wülsten unterbrochen) getragen. An den Ecken der Brüstung
fünf Apostelfiguren, von links her Paulus durch Schwert, Petrus durch Schlüsel,
Judas Taddäus durch Keule bezeichnet, diese und ein vierter außerdem mit Buch
versehen. Die Konsolen imter ihnen mit Früchten, die Füllungen zwischen diesen
sowie an der Brüstung von Kanzel und Treppe mit Blattwerk und z. T. gleichfalls
mit Früchten versehen. Über den Figuren Muscheln, dann an dem Gebalk freiab-
stehende Blatter. Die dekorativen Teile Obeii^-uchem mit ihren großen, massigen
Formen die Figuren. Am Fries: Selig sind, die das Wort Gottes h&rett vnd
bewahren.
An der Decke hübsches Lüsterweibchen (Abb. 84) aus der Zeit g^en 1600,
in alter Bemalung, das Kleid rot, mit grünen Puffen und Goldbesatz, auf dem
Kopf den zylinderartigen Hut. Die beiden Hände halten ein Wapf>en (vom Hirsch-
stange auf blau, hinten Eule auf grün, darüber HHDD). Der Oberkörper läuft
hinten in einen Delphin aus und ruht auf dem Geweih eines Vierzeh ncnders, das
hinten durch ein gedrehtes Ei.senband zusammengehalten wird.
Zwei gotische Messingleuchter von 23 cm H.
Schloß.
Literatur und Abbildungen. Merian, Braunschw. Lüneb. Topographie bei
S. 117 mit großer Ansicht der Ober- und Unterbutg von S her (Abb. 85), An-
sicht des Ortes mit dem Schloß von SO (Abb. go), beide nach C. Bunos Zeich-
nungen, dann des Lustgartens in Vogelschau nach Zeichnung von Brandt in
Hessen. — Joh. Royer, „Beschreibung des ganzen Fürstl. Braunschw. gartcns zu
Hessem", mit Stichen von C. Buno, i. Aufl. 1648, 2. 1651, 3. 1655 bei Got-
fried Müller in Braunschweig.
Das zur Domäne umgewandelte Schloß (Taf. XH. XIIL und Abb. 85—91)
nimmt den nordöstl. Teil des Fleckens ein. Wie die Flurkarte von 1755 (Abb. 86)
zeigt, war das eigentliche Schloß von dem großen, westlich davon an der Heerstraße
gelegenen Wirtschaftshot durch den Burggraben geschieden, der jenes vollständig
einschloß und nur im W und O durch je eine Brücke mit dem Ufer verbunden war.
Das Schloß selbst bestand schon im Mittelalter aus zwei Hälften, der oberen imd der
unteren Burg, aber man kann dem Lageplan mit Sicherheit entnehmen, daß zunächst
nur die kleinere Oberburg vorhanden war, deren Gebäudeviereck noch bis 1745
auf allen \ier Seiten von einem besonderen Burggraben umschlossen war, während
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Hessen, Aussenansicht.
Tafel XII. Hessen, Aiisseiiaiisicht und Hofansitlit des Schlosses.
D.ifcedw^ioogle
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i
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Hessen {Sm — SchloQ). ,07
die westlich sich unmittelbar anlehnende Unterburg von jeher nur aus drei Flügeln
bestand. Der hakenförmig gebogene Damm, der noch auf dem Lageplan von 1755
verzeichnet ist, teilte auf drei Seiten den Graben der Oberburg in zwei Arme.
I. Der Wirtschaftshof, Am Südgiebel der an der StraBe gelegenen Scheune
Wappen der v. Bredow in Renaissance- Einfassung, mit der Minuskelinschrift
//ans von Breda {&. S. 192). Mein Hoffnung in Got. — Auf der östlichen BrOstungs-
mauer die Figuren zweier Krieger in gewundener Stellung und mit römischer
Tracht {XVI. Jahrb.), auf Sockeln mit Beschlagwerk, vielleicht vom Westporlal der
Oberburg stammend.
II. Man betritt dann zunächst vom Wirtschaftshof im W her den geräumigen
85. Hessen, SchloQ tod 5, Doch Meriio.
Hof der Unterburg, der im O durch das kleinere Gebäudeviereck der Hauptburg
abgeschlossen wird. Seine Westseite nimmt, von der Südecke an gerechnet, ein
mächtiger viereckiger Turm (von 11 m ins Geviert), dann das Torhaus (von
5»/, m Br.) und schließlich das langgestreckte Domänenpächterhaus (Hofseite
43 m 1., 13*/« m tief) ein, seine Nordseite eine Scheune (Hofseite 39'/» m 1.),
während im S jetzt nur ein kleineres Wirsdiaftsgebäude steht, so daB diese Seite
ziun großen Teil frei liegt.
I, Der Turm, auf Merians zweitem Stich als Hausmannsturm bezeichnet,
seit kurzem, statt mit Schiefer, mit hüßlichen modernen Ziegeln gedeckt, erhebt
sich auf etwa quadratischem Grundriß in beträchtlicher Höhe und trägt ein Zeit-
dach, das aus dem Viereck ins Achteck übei^eht und ursprünghch nicht allein
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igg AmtsgericbubeuTk Schöpp«n(le<lt.
den noch vorhandenen Ausbau für die Schl^glocke, sondern auf jeder Seite einen
Dacherker besaß. Etwa in der Höhe von 1 1 m befindet sicli der spitzbogige
Zugang, der von jeher wohl vom Torbau aus erreichbar war. Oberhalb des Raumes,
zu dem die Tür führt, enthält der Turm lediglich Balkenstockwerke, darunter aber
befindet sich ein gewölbter Raum, der nur von oben her erreichbar ist In etwas
mehr als halber Höhe zieht sich an der W- und S-Seite eine gotische Wasser-
schrflge mit gebrochener Schmiege als Profil entlang, oberhalb deren der Tuim
an diesen Seiten etwas eingezogen ist. Im übrigen enthält der Turm nur Schlitze.
— Von der Inschrift der unzugänglichen Turmglocke ist zu lesen: [Gott verJUt
de iifun nieh. Hans IVilken.
2. Der Torbau, der noch bis 1748 die Gerichtsstube enthielt, liegt außen mit
dem Turm in einer Flucht, ohne jedoch einzubinden. Das Tor ist nach außen
86. Hessen, GmndriB des Schlowe» nach der Flurkute vod 1755.
A Obtrtiurg. — B. ünitiburg. — C. Wirucliiütihof. — D. Mühlcntcich. — E. Tor. — F. Kranior. — G. Gtneo.
H. ll»ieD>tin>in.
spitzbogig und zeigt hier die Einbettung für das Anisen der aufgezogenen Zug-
brücke, die noch 1726 erwähnt wird, aber damals durch eine steinerne ersetzt
werden sollte. Wahrscheinlich befand sich unmittelbar südlich neben der Einfahrt
ein schmaler Eingang für die Fußgänger. Die kleinen viereckigen Fenster Ober
dem Tor zeigen Renaissance- Profile.
3. Das wiederum in gleicher Flucht mit dem Torbau liegende Wohnhaus
(Abb. 85) ist ein ganz schlichler, aus Erd- und Obergeschoß bestehender Massiv-
bau, der jetzt nur durch die meist paarweisen, hohen Fenster — auf der Hofseite
zehn an Zalil — mit Renaissance- Profilen gegliedert wird. Etwa in der Mitte der Ost-
seite befand sich aber der achtseitige, mit Zwiebeldach versehene Treppenturm, der
jetzt durch eine Treppe im Innern (s. S. 209) ersetzt ist. Das große stichbogige
Treppen fenster zeigt geschmackvolles, in Form eines verzierten C gehaltenes Stab-
werk, stammt also, gleich der Verlegung des Aufgangs, aus der Zeit Karls I.
(1735 — 1780), Die Einteilung der Zimmer ist auch seit dem Umbau des XVIII.Jahrh.
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HeucD (^tcbloQ).
199
mehrfach geändert. Die letzten Räume an der sQdl. Schmalseite haben noch an
den Balken und den Flächen dazwischen gute, aber jetzt stark verschmierte Stuck-
verzierungen mit Beschlag-, Frucht- und Maskenwerk aus der Zeit um 1600.
Ausstattung. Zur Einrahmung von zwei Hirschköpfen dient jetzt treffliches
Beschlagwerk (um 1600) in bemaltem Holz, das eine mit dem großen dänischen
Wappen der Herzogin Elisabeth.
S7. Heilen, ScbloB, tirandriS der Obecbiug (der Westäiigel unten).
Gemälde, i. Herzog Karl I., lebensgroßer Kopf nach rechts, als Stein-
relief aufgefaßt. — 2. Herzog Ferdinand, kleine, aber gute Wiederholung des
Lucklumer Bildes von 2iesenis(s. Bd. II Taf. VII), in hochovalem Louis XVI. -Rahmen
mit Schleife oben, — 3. Derselbe, lebensgroß, in blauer Uniform mit gelben
Aufschlagen, Kopie nach Ziesenis' Bilde im Herzogl. Schloß zu Braunschweig.
— 4. Unter den zahlreichen Familien bildern des Domänen päcliters Amtsrat von
Schwartz aus dem XVIII. u. XIX. Jahrh. bemerkenswert: gutes leben^oßes Brust-
bild des Joh. Friedrich Schwartz, in gemalter ovaler Einfassung, Kopf halb
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200 Amtigerlchlsbedik Schöppenstedt.
nach links gedreht, hinten mit dem Namen des Dargestellten versehen und bez.;
Gemalt Aö ijSi zu Götlingen im 21. Jahr von Giovanni Fiorillo, dem bekannten
späteren Kunstschriftsteller (geb, 1748 in Hamburg, gesU 1821 in Göttingen).
4. Die nördl. Scheune endigte im O, «ie aus der schrflgcn Fensterstellung zu
erkennen ist, mit einer Treppenanlage im Innern des Gebäudes. Außen vor der
NW-Ecke, in der Wohnhaus und Scheune zusammentreffen, erhob sich ein
Turm mit Laterne (s. Abb. 85).
[5. Das Gebäude, das die Vorbui^ im S abschloß, besaß nach dem größeren
Stich (Abb. 85) zwei obere Stockwerke und mehrere Aborte, war also offenbar zxan
Wohnen bestimmt, diente dann aber als Brauhaus; jetzt steht hier ein kleines
Wirtschaftshaus. Da die Vorburg sich nach S beträchtlich weiter erstreckt, als die
Hauptburg, war zum Abschluß derselben im SO eine Mauer nütig.]
II. Das Gebätideviereck der jetzt stark vernachlässigten und zu Wirtschaftszwecken
benutzten Oberburg (Grundriß Abb, 87} ist zu verschiedenen Zeiten erbaut
worden. Die Längenmaße derselben betragen an den Hofseiten im W 17.60, im
O 17.80, im N 21 und im S 20.80 m, an den Außenseiten im W 35.50, im S
39+ 10.60, im O 30-|- 12. 60, im N 42.75 m.
I. Der baulich wichtigste, auch am besten erhaltene W-Flügel, dessen Tiefe
12.60 m betragt, wird im Erdgeschoß durch den Torweg (mit sehr flachem stich-
bogigen Tonnengewölbe und Stichkappen) in zwei ungleiche Hälften zerlegt
a. Inneres. Im N Ober dem Keller (mit flacher Tonne und Kappen) sehr
hohes, mittels Treppe vom Torweg aus erreichbares Erdgeschoß, das einst wohl
nur ein Zimmer bildete imd nach W zwei, nach N ein
(jetzt vermauertes) gepaartes rediteckiges Fenster mit Stich-
bogennische enthält Im Zusammenhang damit steht ein
niedriges Zwischengeschoß, das zwisdien Torweg und Ober-
geschoß eingeschoben ist und beiderseits von dem östl. Portal-
aufsatz (s. S. 203) je zwei Fenster mit Kamiesprofll hat Der
Hauptteil des Erdgeschosses sQdlich vom Tor stellt sich als
ein im ganzen einheitlicher Raum von ungewöhnlicher Höhe
, - . ^r ' »■■ , (Abb. 88) dar, der jedoch wieder in einen größeren sechs-
der Oberbnig. jochig-ge wölbten und einen kleineren flachgedeckten Teil
zerfallt Die Stützen der Gewölbe (Tonnen mit Stichkappen)
werden durch mScht^e viereckige Ganz- und Wandpfeiler gebildet, deren Sockel
einfach geschrägt sind, deren Kämpfer jedoch das Profil Abb. 89, I zeigen.
Um den Gewölbeschub aufzuheben, ist der südliche Ganz - Pfeiler, an den sich
der flachgedeckte Raum anschließt, sehr brett angelegt. Der gewölbte Raum, der
durch die Pfeiler in ein schmaleres Schiff im W und ein breiteres im O geteilt
wird, enthält im mittleren westlichen Joch einen niedrigen Einbau {Abb. 87/88),
der sich hinten an die hier fensterlose Wand 1^ imd sich nach den drei anderen
Seiten in Korbbc^en öffnet. Diese mhen auf Kämpfern (Abb. 89, 2), sind an
den Unterkanten geschrägt, aber noch profiliert (Langsvertiefung mit Leiste und
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HesMn (Schlofl). 20I
Kehle als Rand) und an den Enden mittels kleiner, pyramidenähnlicher Glieder
wieder in rechteckigen Durchschnitt übergeführt Darüber Quaderwerk, das durch
ein GesiiDS at^eschlossen wird. In seinem oberen Teile stimmt dieses nach Höhe
und Form genau mit dem Kampfergesims der großen Pfeiler, enthält dann aber
in Frieshöhe verschiedene große Facetten; die Brüstung hat das Gesims Abb. 89, 3.
Der Einbau, der unten wohl eine kleine Bühne darstellte, hatte einen emporen-
ahnlichen Oberstock, der vermutlich als Sitz der Musikanten bei FestauffUhrungen
diente. — Die beiden westlichen Joche zu Seiten des Einbaues werden durch je
ein sehr hohes rechteckiges Doppelfenster in Korbbogennische erhellt, von den
östlichen die beiden im N durch je ein großes Rundbogenfenster mit Querriegel
in Kampferhühc, bis ziuu Scheitel durchgehendem Mittelpfostcn (Ränder als
Kamies profiliert) und innen wieder mit Korbbogennische, während sich in dem
dritten der Eingang befindet, der des anschließenden Treppenturms wegen schräg
eingeschnitten ist. Der südliche Teil des Erdgeschosses war wenigstens mit
seiner östlichen Hälfte g^cn den nördlichen Teil durch eine starke Mauer ab-
W-Flügel der Obeiburg.
geschlossen, die sich nur in einem niedrigen Korbbogen öffnete. Auf der West-
und Südseite dieses Raumes je zwei, etwas niedrigere rechteckige Doppelfenster
— die im W sogar nur von der halben Höhe der Fenster des Nordraumes — ,
deren irmere Stich bogen nischen jedoch tiefer hinabgehen. — Das Obergeschoß
des Westbaues, das mittels der Treppe im südöstlich liegenden Treppenturm
(s. S, 204) erreicht wird, bildete oberhalb des Torwegs und der südlich daran
schließenden Räume des Erdgeschosses einen einheitlichen flachgedeckten Fest-
saal, der auf der Ostseite durch drei hohe dreiteilige, auf der Westseite durch
sieben gepaarte imd ein einfaches Fenster von rechteckiger Form erhellt wurde;
diese haben sämtlich Korbbogennische und entsprechen, wie dies auch bei den
Fenstern des anschließenden Nordraumes der Fall ist, denen des Erdgeschosses,
nur daß da, wo sich im Erdgeschoß der Einbau befindet, des Kamins wegen —
dessen Einbettung in der Westmauer ist noch erhalten — das einfache Fenster
in ungleichem Abstände nach links und rechts sitzt. Nördlich vom Saal ein kleinerer,
jetzt stark verbauter zweiachsiger Raum, dessen südliche Abschlußmauer in ihrer
westlichen Hälfte von einer weiten Korbbogenöffnung unterbrochen wird, während
sich weiter nach O zu ein Kamin an sie anlehnt, dessen Rauchfang auf weit
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202 Amtsgerichubezirk Seböppeiutedt.
voTgekragten Konsolen mit seitlichem Beschlc^muster aufruht und am Aichitrav
folgende aufgemalte Inschriften zeigt: Vcim Gottes Gnaden Heinruh Juitus,
Poituiirter Byschoff tu Halberstadt vnd Herltog tu Jtraunsckwtig vnd Lunehurgk
und Venn Gottes Gnaden Elisabeth, Gebom aus Königlichen Stammen Denaemarck
vnd HertMgin su Braunsckweig vnd Luneburgk.
b. Das Äußere (Taf. XII) wird wenigstens im W durch den Toreingang (Taf.
XIII) gleichfalls in zwei ungleiche Hälften geteilt Das hier befmdliche nindbog^
Portal zeigte ursprünglich nur eine rechteckige Quadereinfassung, die am Bogenansatz
vom Kämpfer Abb. 8q, 4 unterbrochen wird und oben mit einem Gesims abschloß.
Dieses sprang nur etwa 20 cm vor und wurde von neun oder zehn Konsolen ge-
tragen, deren obere Deckplatten (Leiste und Kamies) am Gesims noch erhalten
sind. Erst einige Jahrzehnte spater (nach 25/II 1582, vor 3/V 1589, s. unten)
hat man einen reicheren Aufsatz angebracht, der eine weitere Ausladung des
Gesimses und besondere Stützen notwendig machte. Diese bestehen in zwei dori-
sierenden, aber mit Stegkanneluren und attischem Sockel versehenen Rundsaulen
auf hohen viereckigen Untersätzen, die auf allen Seiten beschlagartig verzierte
Kartusche in Rollwerkeinfassung zeigen. Außerdem dient im Scheitel des Bogens
ein mächtiger Konsolstein mit seitlicher Blatt verzienmg als Trager des Archi-
travs, der an seiner Unterseite Kassetten in Form von länglichen Facetten
mit Rollwerkeinfassung sehen läßt. Das Gesims, das unterhalb des Profils
Abb. 89, 5 einen durch Leisten und Kehle geteilten Fries zeigt, trägt nun in
einer besonderen architektonischen Einfassung eine gut gearbeitete Rcliefplatte in
Kalkstein mit den hochovalen, von Rollwerk eingefaßten Wappen des Herzogs
Julius (sechsfeldig, mit dem Wappen der 1582 angefallenen Grafschaft Hoya-Bruch-
hausen) und der Herzogin Hedwig, geb. Markgräfin von Brandenburg (sechszehn-
feldig, mit Kurszepter im Herzschild). Die Wappen werden von zwei aufgerichteten
Löwen und einem Greifen — der letzte ist dem brandenburgischen Wappen ent-
nommen — gehalten, von denen der Löwe in der Mitte ganz in Vorderansiclit,
die beiden andern Tiere in Seitenansicht mit rückwärts gedrehtem Kopf dargestellt
sind; sie werden z. T. durch die Blätter des Helmschmucks verdeckt. Oberhalb
des Wappenreliefs, das etwa die halbe Breite des ganzen Portals einnimmt, springt
wieder ein Gesims mit dreifachem Architrav, kleinem Zahi^schnitt und Giebel vor,
das hinten auf PUastem mit Flachnischen und vom, wo es sich fast in seiner
ganzen Breite verkröpft, auf ionischen Säulen ruht. Diese stehen auf Untersatz
mit Beschlagverzierung, haben Schaft ohne Riefelung, aber mit Fruchtbündeln und
Löwenköpfen in Bandwerkeinfassung am unteren Teil, und am Kapital auch eine
Akantliusblattreihe. Der Giebel setzt nicht gleich an den Ecken an und gewährt
so Raum zur Aufstellung von kleinen, schildhaltenden Kriegern. Als seitlicher Ab-
schluß des Aufsatzes dient gerolltes Bandwerk mit Fruchtbündeln, Löwenköpfen
und Fratzen. ~ Der Sockel zeigt an dieser Außenseite einen mehrfach abgesetzten
Kamies, veriiröpft sich im N um die Kellerfenster und steigt im S unterhalb der
Fenster plötzlich etwa 50 cm höher, so daß sich hier, wo ein Keller fehlt, mög-
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tt^t^
Hessen (SchluU). 203
Ijcherweise trotzdem unter dem Sockelgesims noch Fenster befunden haben. Die
Fenster der Westfront (s. S, 201) und der Nebenseiten haben Kamiesprofil und
zeigen als Sohlbank und Gesims die Profile Abb. 89, 6. — Auf dem Stich Abb. 85
erhebt sich besonders an der Südseite ein stattlicher zweigeschossiger Ziergiebel
mit Voluten, doch erkennt man einen solchen
auch im SW, dem noch mehr entsprochen
haben. Jetzt fehlen solche überall. Der Stich '
zeigt im S noch ein drittes Geschoß, das aber sicher nicht vorhanden gewesen ist
Die obenstehend abgebildeten Steinmetzzeichen befinden sich im W und S und
kommen hier mdst mehrfach vor. Im N erkennt man an den bis unten durch-
gehenden Eckquadem den spateren Anbau des Westflügels. Hier die Inschrift:
fo« Gottet Gknaäen GuUuß Jfertzog ttu Braun/wig und Lunbffrgk hat mich laßen
bäum Ano 1565.
c. Reicher ausgestattet und dadurch als die Hauptfront gekennzeichnet ist die
Ostseite nach dem kleineren Hofe zu (Tafel XHl). Zwar ist auch hier das Portal
erst spater (1594) mit plastischem Schmuck versehen worden, stimmt auch in
bezug auf die Quaderein fassung und das Gesimsprofil mit dem Außentor Oberein,
ließ aber von Anfang an das Gesims weiter vorspringen, so daß dessen Unter-
stützung durch Konsolen nötig wurde. Die Konsole im Scheitel des Bogens stimmt
wieder mit der am Außenportal überein; die .seitlichen Konsolen aber tragen einen
Abakus (aus Viertelstab, Leiste und Platte), haben an den Seiten gerauten Grund
in schmaler Bcschlageinfassung, zeigen als Profil dicken Viertelstab, Platte mit
ovalen Perlen, steilen Kamies mit Kanneluren und gehen mittels Kehlung in einen
kannelierten Pilaslerschaft über, der auf dem Kampfer des Torbogens aufsitzt und
diesen zur Verkrüpfung sowie zur Unterstützung mittels eines frei endigenden
Gliedes zwingt, das drei Bogen eines Vierpasses zeigt und mit Knopf, scheinbar
zur Andeutung, daß es angenagelt, versehen ist. Unterhalb desselben sind die Pfosten
aus abwechselnd verkrßpften und eingezogenen kannelierten Quadern gebildet Auf
dem Gesims wieder ein später hinzugefügter Aufsatz, der inmitten einer architek-
tonischen Einfassung in Hochrelief das ovale Wappen des Herzogs Heinrich Julius
(neunfeldig, mit dem Wappen der 8/ VII 1593 heimgefallenen Grafschaft Hohn-
stein und dem Halberstädter Herzschiid) zeigt. Auf dem Spruchband der Wahl-
spruch des Herzogs hotustum pro patria und das Jahr [i5<}]4, im Felde rechts
vertieft PR (wohl Rest des zweiten Wahlspruchs consumor pro patria). Die Ein-
rahmung des Reliefs besteht in reich verzierten Pilasterhermen {oben Kriegerkopf
mit ionischen Voluten, unten Engelskopf, Bandwerk und Fruchtschnüre), einem
Sockel, der sich unter den Hennen verkröpft und hier Besclilagwerk zeigt, und
einem größtenteils verkrüpften Gesims (Architrav dreifach getreppl, Fries vorge-
wölbt, darüber Zahnschnitt). Den oberen Abschluß bildet eine Tafel, die wohl
für eine Inschrift bestimmt war und von Voluten mit Fruchtschnüren und Engels-
köpfen eingerahmt wird. —Von den beiden rundbogigen Fenstern des Erdgeschosses
muß das stark beschädigte nördliche fast ganz mit dem Torportal übereingestimmt
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204 Aml^erichtibezlTk SchöppenMedl.
haben; nur fehlt hier die Konsole im Scheitel, auch haben die seiüichen Konsolen
statt des kannelierten Kamieses einen gleich verzierten Vieitelstab und sitzen ein-
fach auf den Kämpfern (Abb. 89, 7) der ausschlieBtich aus gerauten Quader-
steinen gebildeten Pfosten auf. Das jetzt fehlende Gebälk haben wir nach dem
des Portals zu ergänzen. Das zweite Fenster bt insofern abweichend gebildet, als
Ober der Quadereinfassung ein flacher Triglyphenfries mit weiblichen Masken,
Engels- und Lfiwenköpfen auf den Metopen angebracht war, und das nicht mehr
erhaltene Gesims, dem Konsolen fehlen, nach Art des doiischen Gebälks nur
wenig vorsprang; man hat sich dieses nebst einem flachen Giebel darüber nach
Art des Eii^angs zum Treppen türm (s. unten) zu ei^nzen. Die Pfosten des
Fensters sind schlicht gehalten. Dann folgt nach S der zwischen Fenster und Treppen-
turm ziemlich eingezwängte rundbogige Eingang zum Erdgeschoß, dessen Zieribnn«i
mit denen des benachbarten Fensters völlig Übereinstimmen, bis auf die Pfosten, die
wieder gequadert sind; der Kampfer in Abb. 89, 8. Über dem Gebälk scheint
— nach dem Mauerwerk zu schließen — ein hoher Aufsatz gesessen zu haben.
— Die bereits oben em^ähnten drei dreiteiligen Fenster des Obergeschosses
haben je wieder geraeinsames Gebalk (Abb. 89, 9) und Sockel, deren Profile mit
denen der Westfenster fast aberein stimmen. — Wie an der Westseite, so sind
auch imzweifelhaft an der Ostseite des Festbaues Ziergiel>el, vermutlich der Achsen-
Einteilung der Geschosse entsprechend drei kleinere, anzunehmen.
2. Ad der südüsll. Seite des Westbaus, im S mit ihm in gleicher Flucht liegend
und von dem Treppenturm (s. imten) zugänglich, erhebt sich ein hoher quadra-
tischer Turm, der, entsprechend seinen fünf Geschossen, an der Südseite über-
einander vier — die Stiche sind hierin nicht ganz genau — , unterhalb des Daches
auch an den andern Seiten je ein Doppelfenster mit Renaissanceprofilen, sowie
in dem zweithöchsten Geschoß noch je eine schlitzartige Öffnung besitzt und ober-
halb des Dachgesimses mit reichen Zicigiebeln ausgestattet war; jetzt trägt der
Turm das übliche Zeltdach. An der S-Seite leerer Wappenschild. Das unterste
Fenster gehört zu einem kreuzgewölbten Raum (dem jetzigen Taubenhaus), der
auf weißem Gnmde meist bimtes Band- imd Fnichtwerk zeigt Im Scheitel Lauben-
werk mit Engeln, in den Gewölbefeld em vier braunsrfiweigisch-brandenbiugische
Wappen (2 Löwen, Adler, Greif), in den drei Schildbogen die Gestalten von Glaube,
Liebe, Hoffnung (erhalten haben sich nur die Namen), in der Fensternische Ge-
stalt der Gerechtigkeit, außerdem Vogel Phönix, Totenscliadel , Engelsköpfe, Ge-
wandzipfel. Die Malerei, die, ohne Feinheiten im einzelnen zu besitzen, von guter
Gesamtwirkung ist, muß, den Wappen nach zu schließen, imter Herzog Julius
(t 1589) ausgeführt sein. Walirscheinlich stammt der Tunn noch aus gotischer
Zeit imd ist niu- beim Umbau des Schlosses im XVI. Jahrh. verändert worden.
— Den inneren Winkel zwischen Turm und Westflügei nimmt ein Treppenturm
ein, der den Aufgang zum Festsaal bildet, aber zugleich die Zugänge zu den Ober-
geschossen der östlich anschließenden Laube (s. S. 205) und von dort zum Süd-
tlügel enthalt. Er ist in seinem obersten Teile, soweit er sich nicht an den großen
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Heuen (Scblofi), 205
Turm lehnt, achteck^ gestaltet, doch geht die Nordwestseite dann sehr bald ins
Quadrat über, so daß hier die Mauer einfach auf der Ostmauer des Festhauses
aufsitzt Der Zugang zum Treppenturm stimmt völlig mit dem zum Erdgeschoß
des Westflügels überein, zeigt aber über dem Gebalk noch einen flachen Giebel;
die Fenster (zwei unter, drei über dem gleich zu erwähnenden Gesims) sind
schrüg gebildet und haben das gleiche Profil, wie die des Westflügels, jedoch kein
Gesims und nur eine schlichte Sohlbank. In Höhe des Dachgesimses des Fest-
hauses läuft dasselbe Gesims um den Treppenturm, wie wir es oberhalb des Frieses
an den beiden Hauptiwrtalen kennen lernten; offenbar ist danach auch das Dach-
gesims des Festhauses zu ergänzen. Das Dachgesims des Treppenturmes selbst
hat das Profil Abb. 89, 10. — An die Ostseite des Treppenturms und die Nordseite
des quadratischen Turms lehnt sich dann die schon erwähnte Laube an. Von
ihr sind zwei Stockwerke und Reste {rechter Brflstungspfosten und Ansatz des
stichbogigen Tonnengewölbes) eines dritten erhalten. Darüber aber ist im Treppen-
turm noch eine Tür vor-
handen, so daß man also
wohl ein viertes, aus Holz
bestehendes Laubenge-
schoß anzunehmen hat.
Das hohe Untergeschoß
muß stets durch eine
Freitreppe zugänglich ge-
wesen sein, die übrigen
erreichte man, wie be-
merkt, vom Treppenturm
aus. Die Laube öffnet
sich nach dem Hofe zu in Korbbogen, als deren Einfassung wieder Quaderu-erk
dient Die untere Kante der Bogen gleicht der des Einbaues im Westflügel, die Pfeiler-
kämpfer entsprechen dem des Turmeingangs, die Pfosten sind schlicht bis auf eine
gerahmte Aushebung in Brüstungshöhe; die Brüstungen scheinen aber nicht die ur-
sprünglichen zu sein. Die die Geschosse trennenden Gesimse sind nicht mehr erhalten.
Der Westbau und der anschließende Teil des Südbaues, d. h. Treppenturm und
Laube sind nach einheitlichem Plane und in einem Zuge erbaut worden. Die
Architektur mit ihrem Quaderwerk und dorisierenden Gebälken, mit der sparsamen
Verwendung -von figürlichem Schmuck, sowie von dem nur wenig später massen-
haft auftretenden Beschlag- und Volutenwerk zeigt einen ernsteren Charakter, als
die jüngeren Zutaten, gewährt aber doch einen stattlichen und besonders in den
Lauben zugleich malerisch -reizvollen Anblick. Über den Baumeister dieser Teile
des Teile des Schlosses ist nichts bekannt, die späteren Änderungen an den Por-
talen aber tragen deutlich die Kennzeichen der Kunst Paul Frankes; nur die
Platte mit den Wappen des Herzogs Julius und seiner Gemahlin scheint selbst-
ständig von dem Bildhauer entworfen zu sein.
90. Da» Schloß iu Hei
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2o6 Amtsgeiichtsbeziik Scböppenstedt.
3. Der zweigeschossige SüdflOgel (Abb. 85), der außen wieder mit dem großen
Turm in einer Flucht liegt, zeigt schon auf den Stichen eine schlichte, nur von
einfachen Fenstern und einem großen Abtritt unterbrochene Mauer, war aber damals
noch mit vier dreigeschossigen Ziergiebeln ausgestattet, von denen drei oben mit
Halb- und Viertelbogen schlössen. Formen, die auf gleiche Zeit hinzuweisen scheinen,
wie im allgemeinen der Westbau. Nach dem Hot zu ist der Sitdflügel jetzt ganz
schlicht; auch sind die alten Fenster hier nicht mehr erhatten. An dem wohl er-
neuerten Eingang zu dem tonnengewölbten Keller Stein mit Anno dni m . d . ccuc.
xxi in Minuskeln.
4, Der wieder zweistiVckige, aber mit hohem Erdgeschoß über dem Keller ver-
sehene Ostflügel zeigt außen nur die üblichen Doppelfenster, war jedoch hier, wie
der zweite Meriansche Stich (Abb. 90) zeigt, mit vier schlichten Giebeln versehen;
auf der Hofseite am KcHereingang gcqua-
dcrte Pilaster und gequaderte Einfassung
am Rundbogen, dessen Scheitel eine
mensdilicbe Fratze ziert; <iie Quadern
zeigen übereck gestellte Quadrat Verzierung.
Links daneben das erhöhte Portal, einst
mit kurzer, auf der Fhirkarte von 1755
wie es scheint angedeuteter Freitreppe ver-
sehen; doch muß das Innere noch eine
kurze Treppe bis zum Hocherdgeschoß
besessen haben. Der Rundbc^en des
Portals ist reich profiliert und seitlich von
ionisierenden Knorpelkonsolen eingefaßt,
die das Gebülk (mit A 1654) tragen. Kon-
solen und Bogen ruhen auf Pfeilern, die
91. Hessen, Oberburg imS.jetrigeiZusWnd. abwechselnd mit Fazetlen oder barocken
Flachomamenfen verziert sind. In den
Zwickeln barockes Blattwerk. Der Aufsatz darüber besteht aus zwei Pilastem, die in
weibliche Oberkörper auslaufen, mit Fruchtbündeln verziert sind und wieder ein Ge-
bälk tragen. Vermutlich umschloß es einst eine Wappcntafel. Links davon profiliertes
Rundbogenfenster, dessen Kämpfer mit dem des Portals etwa in gleicher Höhe
sitzt; darüber kreisrunde Öffnung. Die Fenster des hohen Erdgeschosses liegen
noch erheblich höher; rechts vom Portal ein schmales und ein sehr breites Rund-
bogenfenster von gleicher Scheitelhöhe, das letzte durch einen gegen den Bogen
stoßenden Pfosten geteilt; links ein einfaches, im Obergeschoß drei Doppelfenster
von rechteckiger Form. In der Höhe des Obergeschosses ist ein römisch -barocker
Kriegerkopf eingemauert. Auf dem ersten Stich erkennt man wenigstens einen
Giebel an der Hofseite. — In den beiden östlichen Winkeln des Hofes erheben
sich runde Treppentürme, der im S mit neuen Fenstern und Eingang, aber
altem Wendelstieg (an der Spindel gedrehtes Geländer}, der im N mit gradcn
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Hesiea (SchloB). 20J
Fenstnm und dnem Eingang, der einen barocken, sta^ zerstörten Aufsatz mit
iwd gewölbten, aber leeren Kartuschen besitzt.
5. An der AuBenecke, die S- und 0-FIOgeI mit einander bilden, ist nun ein
niederum zweigeschossiger, nach S und O vorspringender Favillonbau mit Eck-
qnadem und je zwei (im O je drei) Doppelfenstern angefügt, der im N einen be-
sonderen, in der Mauerflucht liegenden Treppenturm (mit Wendetstieg und einst
mit Zwiebeldach) besaß. Sein Sölter war mit einer zeltartigen, jetzt verschwimdenen
Übeniachung versehen. „Von dem Schlosse durch den Aldan — so sagt Royer
{s. S. 196) — gehet eine kleine Zugbrücke auf den Wall, da man herunterkommen
kann; von dem Walle gehet wiederum eine Brücke in den Lustgarten", und diese
Verbindung bestand noch 1755. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Bau
also als eine Art Gartenhaus zu betrachten ist; er dient jetzt als Gartnerwohnung.
6. Der Nordflügel, der ebenfalls zwei Stockwerke über einem (in flacher Tonne
mit Kappen gewölbten) Keller enthalt, scheint, wie oben bemerkt war, alter zu sein
als der Westbau, aber jünger als der Ostbau, von dem sich auf dem zweiten
Merianschen Stich und noch jetzt z. T. erkennbar seine mit Ziergiebel geschmückte
östliche Schmalseite deutlich abhebt Auf dem ersten Stich ist die Hofseite mit
Ziergiebeln derselben Art, wie sie der Südflügel zeigt, ausgestattet An der Hof-
seite über dem Erdgeschoß vier alte Kragsteine, sodann die vereinigten gekrönten
Wappen von Heiniich Julius (elffeldig mit dem Halberstadter Herzschild) und
Elisabeth mit Seitenwerk, das in Engelsoberkörper auslauft, in Knorpelstil und arg
verwittert Die alte Fenstcreinteilung ist hier stark verwischt, doch scheinen ebenso,
wie es an der Außenseite der Fall ist, rechteckige Doppelfenster vorhanden gewesen
Die Flügel im S, O und N haben ihre ursprüngliche innere Einteilung verloren.
Baugeschichte. Quellen. Bauregister des SchlossesH, 1534— 1538 (Landes-
hauptarchiv in Woifenbüttel, Fürstent Blankenb. XXII 5). — Inventar von Hessen
aus den Jahren 1664 (?) und 1692 (ebd.). — Akten der Herzogl. Bauregistratur
Nr. 69 aus den Jahren 1726/28, 1739/44, 1742/46, 1746/49 (Herzogl. Kammer
in Braunschweig). — In der Lebensbeschreibung Bischof Albrechts II. von Halber-
sladt {MG- SS. XXIII 127) wird kurz dessen dreizehnter Kiiegszug in aedificatiofu
Semtm erwähnt Vermutlich fand damals (um 1340) ein Neu- oder Umbau des
Schlosses durch die Grafen von Regenstein statt, die es zu einem Stützpunkt in
threm Kampf um die Vorherrschaft im Harzgau machen wollten, und es ist nicht
unwahrscheinlich, daß auf sie die noch heute bestehende Doppelanlage der
Burg zurückzuführen ist, die schon 1355 bezeugt ist. Denn in der Urkunde des
Herzogs Magnus von 1355 22/III, in der H. der Stadt Braunschweig (s. S. 188)
verpfändet wird, heißt es: vortmer weret, dat oppe demt ovtrsten hus an torne,
an moskute, an murm wat vervelU oder verbrende, des nod were weder to buwende,
so sollten der Stadt die etwaigen Herstellungsbauten bei der Einlösung vergütet
werden. Ok satlUn se de malen dar sulves buwen B« de graven, de plangken Sw de
herckprede mfgAen se beleren . . . . ün in der vorboreh moghen se an sIenwerke
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2o8 Amtigericbtibeiiik Schöppcnitedc.
rerhm/m loo lauge mark. Über tatsachliche, seitens der Stadt Braunschweig 1362
und 1365 am Schloß H. ausgeführte Bauten in Höhe von 100 Mk. S. 1B8 und
die Urkunde des Herzogs Magnus von 1369 {Sud. III 403). Auf das XIV. Jahrh.
l9flt sich vielleicht der gotische Hausmannstunn und der Turm der Hauptburg,
der gleichfalls seiner ganzen Anlage nach mittelalterlich ist, zurückführen. Im Laufe
der weiteren Zeit muJB aber das Schloß in starken Verfall geraten sein. Denn über
sehr umfassende Um- und Emeuentngsarbeiten, die der zeitige Kandinhaber Kurt
V. d. SchuJenbiug in den Jahren 1534 — 1538 für etwa 4400 rh. fl. ausführet! ließ,
unterrichtet uns die genaue Kostenberechnung des Genannten (3, S. 207), die 1545
von den Herzogl. Räten in WoItcnbOttel bestätigt »-urde. Zahlreiche Gebäude der
Burg mußten mit einem ganz neuen Dachstuhl und Schieferbelag versehen, audi
mit neuen Fenstern usw. ausgestattet werden. Aus den einzelnen Angaben er^bt
sidi für die verschiedenen Teile der Burg folgendes: In der Oberburg zunächst
erhielt das „Neue Haus, darin der Wendelstein und Hoftstubenn", d. h. der west-
liche Flügel einen gewölbten Wein- und Bierkeller, dann, wie es scheint, einen
Vorsaal und die heiabaren, getäfelten „Domtzen" für den Junker und seine Frau
und vermutlich im Oberstock die Hofstube, einen gleichfalls getäfelten Saal, für
den eine „Auslage" (Erker) eingebrochen und der (Unterzugs-) Balken für 2 fl.
14 gr., also offenbar sehr reich, ausgekehlt wurde. Dieser Raum, der den beiden
Domtzen zusammen genommen entsprochen haben wird, erhielt femer einen Gips-
estrich und einen Kachelofen, wahrend der „Lütche Sali", d. h. wohl der Vor-
saal, der von zwei massiven Querwänden eingefaßt war, mit Holzdielen versehen
wurde. Außer dem Loch für die „Auslage" wurden auch solche für mehrere Fenster
neu ausgebrochen. Ein „Wendelstein", auch als „Rondel" bezeichnet und aus der
Flucht des Hauses vorspringend, mit Steinportal versehen, sonst aber aus Holz
aufgezimmert, führte zum Oberstock; erwähnt wird auch eine mit besonderem Dach
versehene, also gleichfalls vorspringende „Kloake", die an der Außenwand des Vor-
saals gelegen haben wird. Die Ausgaben für dieses Haus betrugen 1338 rh. fl.
Nördlich daran schloß sich, wie dies noch jetzt der Fall ist, das Torhaus, das zu-
gleich im Oberstock die Kanzlei enthielt; hier fanden vienmddreiflig große Quadern
aus dem Söllinger Steinbruch Verwendung, auch werden Steine für die „Pfeiler
unter der Kanzlei oder dem Torweg" gebrochen, Löcher für Fenster eingeschlagen
und zwei Estriche gelegt. Von hier führte ein aus Holz gezimmerter Gang zu der
Steinscheune, dem jenseits des Burggrabens liegenden nördlichen Flügel der Vor-
burg, in dessen Mauer erst Löcher — für Tür und Tr^balken des Ganges — ein-
gebrochen werden mußten. Der Südflügel, das „Haus kegen den Kuchen über",
muß wenigstens im Oberstock nach dem Hofe zu aus Fachwerk bestanden haben;
er enthielt die „Frauenkem<lna" mit mehreren Gemächern, z. B. der „Neuen Stube"
und der „Heimlichkeit", die auf zwei großen Kragsteinen ruhte. Für die Fenster
waren vieranddreißig Quadern aus Söllingen für je i fl. beschafft, für drei Fenster
femer Löcher eingebrochen. Auch von diesem Gebäude führte ein Gang zu dem
entsprechenden südlichen Flügel der Vorburg, der Brauerei. Der Nordflügel der
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Henea (SchloB).
209
Hauptbu^ enthielt die KOche mit Speisekammer und sechs andere Kammern. Er-
wähnt wird auch der Tuim der Vorburg, der gleich den Übrigen Gebäuden vom
Taucher berappt (d. h. mit Mörtel beworfen) und geweißt wurde. Bei der Vor-
burg wild der ReisigenstaU tmd das mit Gewfilbe versehene „Kapitel" erwähnt
Mit dem „NeuenhoP' wird der jetzige Wirtschaftshof gemeint sein. Auch der
Burggiaben wurde ausgebessert und hinter der Burg ein neuer Graben, ohne Zweifel
der auf dem Lageplan {Abb. 88) verzeichnete äußere Graben, sowie hinter dem
neuen Hofe ein Graben und ein Teich ausgehoben. Für die Hebung der Fisch-
zucht spricht die Anlage von „Heldem" Ober dem Teich, ja es werden sogar
2 n. 13 gr. „vor den Ort, da der Lustgarte bt, auszuroden und schlecht zu machen"
ausgegeben und Tannenholz zu den Gängen im Garten verwendet Schließlich seien
auch noch Ausgaben für die Badstubc und fOr eine neue Turmuhr nebst Glocke
genannt, zu der Kurt von der Schulenburg 3 fl. 2 gr. 2 ^, die Gemeinde aber
20 fl. hergibt Man darf annehmen, daß wie die Umbauten zur Zeit des erwähnten
Pfandinhabers, so öfter auch die Umbauten am Ende des XVI. und im XVII, Jh.
die mittelalterlichen Gebäude im wesentlichen beließen; nur der Westflügel der
Oberburg wurde ganz neu aufgeführt Indessen fehlt für diese Neu- und Umbauten
jegliches Urkundenmaterial außer den Steininschriften an den Gebäuden selbst Nur
wird auffallenderweise auf Holweins Holzschnitt mit Franckes Entwurf der Wolfen-
büttler Marienkirche (s. Bd. III i S. 37) Herzog Heinrich Julius als Erbauer der
„schönen Kirche" (SchJoßkapelle--' ; s. jedoch aaO. S. 90) und d^ Schlosses zu H.
bezeichnet — Ein Inventar von 1692 und ein anderes (von 1664?), das dieselben
Nummern hat, aber z. T. abweichende, hier beigefügte Angaben (s. S. 207),
zahlen die damals noch vorhandene Ausstattung des Schlosses auf imd nennen fol-
gende bemerkenswerte Räume; I. im N-Flügei: i — 4. Kirche oder Schloßkapelle
(die Aiisstattung seit i66j in der Johanniskirche in Wolfenbüttel, s. Bd. III i S. 90)
nebst Silberkammer und Räume für Altfrau, bezw. Küchenmeister, 5. Badestube, 9 ff.
Küche mit Neben räumen, 14. Fleischhaus, 16 ff. Keller für Bier, Märzenbier und
Wein, einer auch unter [richtiger nördlich neben] dem Tor. — II. im Pavillon;
21. Turm oder Windelstiege nach dem Altan, 22. Keller daselbst, 23. Vor dem
Fiauzimmer, 24, Voigemach vor dem neuen Saal (dieser selbst wohl im O- oder
S-Flügel), bezw. Fürstliches Gemah Ungemach, 25. Unterstes Gewölbe unter dem
Altan, 26. Gang über dem Gewölbe ins erste Gemach oder bei der Brücke, 27.
Gemach über dem Gewölbe, 28. Oberstes Gemach über dem Altan, 29. Altan,
30. Fürstliches Gemach am Altan, bezw. „Kabinet vor dem Herzog Friedrich
Ulrich — jetzt logieren S, Durchlaucht, unser gnädigster Herr, darinnen — Ge-
mach", 31. Fürstliches Kabinet vor dem Gemach oder am Altan, 32. Vor selbigem
Gemach. — III. (Unsicher, in welchem Flügel); 33. Windelstieg nach der Hof-
stube, 34/5. Kleine Hof- oder rote Stube nebst Kammer, 36. Große oder rechte
Hofstube. — IV. Am Tor, wenigstens z. T. wieder im N- Flügel: 37 ff. Stube
und Kammer am, sowie Kammer über dem Tor, 40. Saal über der Kirdie, „anno
1668 wieder ausgebaut", bezw. „über der Kirche sonst gewesener grüner Saal",
B>B' D. Kanttdcalm. i. Henogi. Bnnnichwcig. III. t. I4
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2IO Aml^erichtibeiiik Scböpfmittedt.
41. Grünes Gemach daneben, 42^. Roter Saal nebst Kammer und Gang, 45/6.
Schomburgsches Gemach nebst Kammer, 47/8. Großer Eßsaal mit Vorgemach,
49/50. Sachsengemach nebst Kammer. — V. Turm und S-Flügel: 51. Windel-
stiege zum Turm, 52 ff. Unterstes, Mittel-, Obergewölbe, 56 ff. Vorgang tmd anderer
Gang zum alten Frauzimmer, dieses selbst nebst Kammer, 60. Erster Gang vor
der kleinen Efetube, 61/2. Alte Eßstube mit Kabinett, 63 ff. Vorgang vor dem
Edelknabengemach, dieses selbst nebst Kammer, (67. In Marthae Kammer), 68 ff.
FOrgang in Herzog Juüi Gemach, dieses selbst nebst Kammer, 71. Mittel-
gemach, 72 ff. Gemach nebst Vorgemach und Kammer, bezw. Vorgemach vor dem
Pommcischen Gemach, und dieses selbst, 75 ff. Fräuleingemach nebst Gang davor,
Kammer und Vorgemach, 79 f. Magdekammer und -stube, (81. Neues Gebäude).
Unter der Wirtschaftskammer: 94. Kammer oben im Dache neben dem Altan.
— VI. In der Unterburg: 105. Amtschreibers Stube, 106. Brauhaus und Back-
stube, 1!/. Auf dem Hausmanns tuim, 121. Ober dem Marstall im Saale,
Kanzleistube, 124. Junkergemach ; auch s<L>nst mehrere Gemacher über dem Mar-
stall. — Im Inventar von 1692 findet sich auch ein Verzeichnis der „Schildereien
im großen Saal", meist Bildnisse von Mitgliedern oder Verwandten des fürstlichen
Hauses, de^l. derer im Schomburgschen Gemach (Bildnisse der Grafen Albrecht
und Julius von Schaumbuig); femer genannt ein Bild des Salvators und allegorische
Bilder. — Erwähnt sei noch, daß nach einer Angabc Heinrich Julius auf dem
Tanzsaal in H. getauft worden ist.
Seit das Schloß nicht mehr von Mitgliedern des fürsdichen Hauses bewohnt war,
verfiel es allmählich, so daß sich der Landbaumeister Hermann Korb, der be-
rühmte Erbauer des Schlosses von Salzdahlum, 1726 veranlaßt sah, einen Antrag zur
Vornahme der allemotwendigsten Herstellungsarbeiten bei der Regierung zu stellen,
die er auf 1438 bis 1530 Tlr. veranschlagte. Leider fielen im Zusammenhang
damit die in Quadern aufgeführten sechzehn Ziergiebel der Oberbutg und die
vier Dachfenster „vom auf fürstlichem Schlosse" (d. h. wohl am Westflügel). Der
westliche Flügel der Vorburg, der schon im XVII. Jahrb., wie aus dem ehemaligen
Treppenturm, der Stuckdecke und den Fenstern zu schließen ist, für Wohnzwetie
— wir wissen nur nicht, welcher Art — gedient haben muß, dann aber stark
verfiel, wurde zur Zeit des Berichtes von H. Korb (1726) zu */j als Stall für
36 Pferde benutzt, über dem sich Kammern befanden, und spater schlechthin als
Marstall bezeichnet. Damals sollte auch der Turm an der äußeren NW-Ecke der
Vorburg (s. Abb. 85) seiner Haube und des Oberteils seiner Mauer beraubt, die
hölzerne Brücke Ober den Graben der Oberburg durch eine steinerne ersetzt, das
baufällige Lusthaus im Garten abgerissen, der Altan an der SO -Ecke der Ober-
burg entweder beseitigt oder zugemauert werden. Weitere Veränderungen erfolgten
dann in den 40er Jahren des XVIII. Jahrh. Zunächst wurde, da die alte, auf dem
Wirtschaftshof gelegene Pachterwohnung baufällig geworden war, in den Jahren
1745— 1748 der Marstall, d, h. der Westflögel der Vorburg nach den Planen des
Landbaumeisters M. Peltier (die Grundrisse sind auf der Herzogl. Bauregistratur
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HeswD (SchloB). 211
erhalten) wieder in ein Wohnhaus verwandelt: hierbei wird ein groBes Fenster
über der Haustür mit i TIr. in Rechnung gesetzt, dem Tischler Sievers auf
Abschlag 20, dem Stukkateur Fruzzi für WeiBb inderarbeit auf Abschlag 50
und spater nochmals 60 TIr. gezahlt, zugleich aber der Arbeitslohn für die Weiß-
binderarbeit auf 659 TIr, 26 Gr., der Preis für die MateriaUen auf 244 T!r.
9 Gr. berechnet Als Maler werden Bodenstein und Hardmann genannt
Die Ofen waren auf der Hütte in Blankenburg hergestellt Zugleich legte
Peltier das baufällige Brauhaus (SQdflOgel der Vorburg) nieder und errichtete
an seiner Stelle ein Gebäude für Pferdestall, Wagenschuppen und Pfürtnerwohnung.
Vor allem aber b^;ann man jetzt, das unbenutzte fürstliche Schloß selbst für
Wirschaftszwecke heranzuziehen. Ein Bericht besagt, daß sich das mittlere Stock-
werk und drei Zimmer des dritten über dem „weißen Saale" sich wohl als Korn-
böden eigneten, daß freilich vor der Hand der genannte Saal, sowie der „Vor-
sprung vor dem Bildersaal" — welcher Flügel des Schlosses gemeint ist, läßt sich
nicht mehr feststellen — mit alten Möbeln besetzt seien. Sodann wiude die forst-
liche Kirche (NordflQgel) zur Aufnahme der Brauerei umgebaut imd bei dieser
Gelegenheit, wie es scheint, der Graben vor der Schloßeinfahrt beseitigt, femer
neben der Stube für den Brauer die Gerichtsstube und über ihr Zimmer und
Kanuner für den Gerichcshalter eingerichtet, der Gartenpavillon (d. h. die SO-Ecke
der OberbuTg, die einst den Altan trug) schließlich zur GSrtnerwohnung gemacht
[Der Lustgarten. Von einem Lustgarten ist bereits in der S. 209 erwähnten
Baurechnimg die Rede. Berühmt ist aber erst die in italienischem Geschmack ge-
haltene Anlage Roy ers (s. S. 192) geworden, der seit 1607 in Hessen angestellt
war. Zunächst war auf dem oben erwähnten „eben gemachten Wall" inmitten des
Burggrabens ein Spaziergang angelegt und auf der einen Seite eine „Rein Weiden-
Hecke", an den Enden aber Laubhütten angel^ Das „schöne zieHiche Binde-
werk", mit dem die Hecke „bearbeitet" war, ist auf den Stichen bei Merian und
Roy er dargestellt; es zeigte aufler architekturartigen Gebilden wilde Manner,
Löwen, Hirsche usw. Der eigentliche Garten, der jenseits des Grabens im O und
besonders im N angel^ war, zerßel in zwölf Quadrate von je 80 F. ins Geviert,
die wieder von je einer Hecke mit allerlei au^eschnittenen Figuren (Tieren, Orna-
menten und Inschriften) eingefaßt und durch schmale Wege miteinander verbunden
waren. Die Quadrate zeigten in Buchsbaum ausgeführt Ornamente und fürstliche
Wappen; man erkennt einzelne Wappenschilde, so das des Herzogs Julius auf dem
Quadrat, das den Springbrunnen enthalt, das der Herzogin Hedwig auf dem Quadrat
mit dem kleinen Gartenhaus, dann die großen Wappen von Heinrich Julius (mit
dem Halherstadter Herzschild) und Elisabeth, bezeichnet auf der Hecke mit [V(on)]
G(otta) Gfnaden) Hftinrich) /(ulius), E(liiabeih}. Ein anderes Quadrat ist in ahn-
licher Weise als Anlage von F(riedruh) Ußrkh) ano 1631 bezeichnet. Das Ganze
war von einem geschlossenen Laubengai^ eingefaßt und mit dem Daram inner-
halb des Östl. und nördl. Burggrabens durch eine Brücke mit Portalen verbunden.]
Ln Garten eine Sonnenuhr, in GesUlt einer großen senkrechten Eisenstange
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212 AmugericbiibeciTk Scböppenstedl.
mit Fahne; davor auf einem Beete die Slundenziffem nebst der Jahreszahl j6tj
in Buchsbaum (Inventarisation von it*7(^)-
[An Kunstwerken, die Royer beschreibt, waren in dem Garten folgende
aufgesteUt: l. Der berülimte Springbrunnen (Abb. 92). „Er ist aber gesetzt
auff ein erhabenes Maurwerck, welches mit schönen Quater Steinen auffgeführet,
vnd Ist darunter ein fein Gewölbe, oben sind zwey umbgänge umb den Brunn,
mit eisernen gar künstlich gemachten Gillem, vnd zwe\' eisernen Gitter Thüren
verschlossen. Auff dem vntersten Gange ligen verbotgene Bleyeme Röhren, vnd
viel kleine Messings Pfeifflein, so mau nicht sehen kan, womit man einen, der
auff den Gang kömpt, gantz naß machen kan, daß der, so auff dem obersten
Gange, sicher stehen vnd es anschawen mag. Es fanget sich aber der Brunn vnten
bey dem Fuß also an : Es stehen dre\'
Vogel Greiff, ziemlich groß, worauf
das unterste Becken ruhet, darzwi-
schen stehen etliche Löwen , auch
von den grossen Seekrabben viid
Krebsen, unten im Becken ists von
Muscheln, Steinichen, wie es in der
See am Grunde zu sehen, item von
Fröschen, Plateisen. Schnocken, und
was des Dinges sonst in der See
zu finden ist, alles Natürlich, und
nach dem Leben Künstlich gemacht.
Hernach gehet denn wie ein Fels
oder Steinklippe in der Mitten des
Brunns herumb, worzwischcn denn
von Friischen, Kröten, Heidexen,
,b™. B™n„ Zi C."'."; SUcb b.l Ro,™ Schlangen, ilen, von Vogelwerek,
vnd allerley denen Thieren, so sich
in den Felsen zu halten pflegen, sehr artig und fleissig gemacht. Auff der Klippen
stehen femer sechs große Aur-Ochsen, worauff denn das andere Becken ruhet,
zwischen den Ochsen sitzen Drachen mit drey Köpffen, die alle, wie auch die
Ochsen, ihr Wasser auß den Köpften geben. In dem andern Becken ists auch
gleich wie in dem obersten gestalt, und alles anzusehen, als wie es lebte im
Wasser. Femer gehet in diesem Brunn auch ein Feb hemmb in der Höhe, wie
ein Steinklippe, auff welchem die Gemsen-jagt zu sehen, wie die Gemsen an den
Felsen steigen und springen vnd die Hunde vnd jMger sie verfolgen, lustig an-
zusehen. Damach sind noch von mehr vnd andern Thieren, so auff den Felsen
vnd Klippen stehen, denen das Wasser auß den Mäulem vnnd Füssen springet,
als wol proportionirte Pferde, so auff den hinter-Füßen stehen, als wolten sie
herunter springen, Pelican, denen das Wasser auß der Brust springet, Affen, die
auff der Sackpfeifte spielen, vnd Wasser auß den Pfeiffen geben, item Elephanten
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Heuen (ScbloBl. 2Ij
\Tind Einhörner, vnd was dei^leichen Thier mehr sind, die alle artiger Weise Wasser
geben. Zu aller öberst des Brunnen stehet ein wolgebildeter Hirsch, dem auch
Wasser aufi den ffirder- Füssen, auß dem Maul und Hörnern, gantz zierlich
springet, &c. Ist ein sonderlich Kunst-stQck, das sich an diesem Ort wol sehen
last, wie aus beygefOgtem Kupfferstflck etwas abzunehmen."]
[2. „In dem Gange zwischen dem Wapen- und Rauten-Quartier, so bey dem
Schloß-Graben hergehet, ist die Historia von der Diana mit ihren Jungfrawen,
und ist die Stätte auch fein mit Wasser-Künsten versehen. Erstlich ist ein ge-
schicktes Gewölbe, inwendig glatt mit Quader-Steinen außgemauret, außwendig aber
wie ein Fels oder Stein-Klippe, geschickt und wol au%emacht, in dem Gewölbe
ists mit gutem Zinn auff den Boden au%efüllet, da sitzet die Diana mit ihren
Jungfrawen, gantz nacket als in einem Bade, vnd sind diese Bilder auß Steinen
in Menschen grosse gar Künstlich gehawen, und von Mahlern wol staffiret und
vermahlet, und stehet in dem Gewölbe ein vergoldetes Knaben-Bild, mit einem
Delphin unter seinem Fuß, welchem das Wasser auß dem Munde läuft in das Bad
der Dianae und ihrer Jungfrawen, zu denen kömrat der Actaeon hinter einem Baum
herför getreten, mit seinem Jager-Spieß vnd Hunden, ist auch ein wohl gemachtes
Bildt, auß einem Steine in Menschen Grösse gemacht, und mit lebend^en Farben
vermahlet. Trägt Hirschhörner auff dem Kopfe, auß Vermaledeyung der Jungfern,
wie die Historia auß dem Ovidio bekandt ist, Vnd ist dies alles fein mit einem Gitter-
werk umbgeben, vnd mit dreyen Thüren verschli>ssen. An den vier Ecken stehen
feiner außgearbeitete Pfosten, mit Menschen -Bildern, die haben einen Delphin unterm
Fuß, auß welchem Wasser läufft, vnd bey jeglicher Thür stehet auch auff jeder
Seiten ein schön geschnitzter Pfost mit Delphinen, die geben auch Wasser auß
ihrem Munde, alles schön nach dem Leben gemahlet, und begreiffet der Platz, da
diese Historia stehen, 24 Fuß ins Gevierdte, Ist auch eine feine Wasser-Kunst da-
rinnen, auff der Erden fein mit kleinen Steinichen außgesetzet, darunter viel Bleyeme
Röhren und kleine Messings-Pfeiffen verborgen ligen, zur Kurtzweil, dann so jemand
hinein kommet, diese schöne Bilder zu besehen, vnd man den Hahn umbdrehet,
springet das Wasser unten auß der Erden anderthalb Mann hoch, und auß allen
Winkeln herfQr, daß er pfflti^e naß wird, ist auch ein lustiges Kunst-stflck zu sehen."]
[3- „Folget das Quartier am Lust-Hause, weil das Lust-Hauß eben an einem
Ende in diesem Quartier stehet, und ist ein zierlich Getiflwde, worinnen die
Fürstliche Herrschaft Sommerzeit ihre Taffei halten kan, ist hoch erhaben, in-
wendig herrlich vnd si-hön vermahlet, vnd mit vielen Fenstern rings henmib ge-
zieret, die man kan auffmachen, und an der Taffei über den gantzen Garten sehen.
Dann stehet recht mitten vor dem Lusthause ein fein zierlicher Brunn, mit
einem schönen wolgemahlten Bilde, welches die Lucretia ist, mit ihrem Dolch
in der Hand, worauß das Wasser fein lustig in die Höhe springet, von dem
Brunnen gehet eine bleyeme Röhre ins Lusthauß an einer Soulen hinauff zum
Hand Becken, worüber ein Messinger Hahn, wenn man den umbdrehet, vnd nicht
die rechte Weise weiß, wird man auch naß gemacht."]
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21^ Anit«g«TiGbltbeiirk ScböppciuUdt.
[Merian spricht auch von diesen drei „Kunstbrunnen" und erwShnt, daB einer
von ihnen von den Kaufleuten zu Augsburg und R^ensburg für 8000 fl. er-
handelt sei. Die Greifen und Löwen des ersten lassen Herzog Julius (s. S. 202)
als Besteller erkennen.]
Altes Haus Nr. 70 {Abb. 93), langgestreckt. Unter dem Oberstock Balken-
köpfe mit doppelt abgesetzter Rundung, Unterkante des Schwellbalkens und der
Fallhölzer mit abgesetzter, gefüllter Schiffskehle (die Folhmg läfit aber
die spitzen Enden frei); Knaggen mit zwei flachen, langen Wülsten,
die durch drei, aus dem Achteck gebildete Querglieder getrennt
werden. Die FttUhölzer unter dem Dach zeigen die leere, von
zwei abgesetzten Rundstaben eingefaBte Schiffskehle und eine Reihe
kleiner Konsolen darunter, die Knaggen Schmieg, zwei kleine
Absätze, langen Kamies und getreppte untere Schmiege.
Holiaichitektnr ^" **^^ „Weinschenke" im O eingemauert spitzer Wappen-
schild mit den braunschweigischen Leoparden in hohem, be-
maltem Relief des XIV. Jahrh. (siehe Schi uB Verzierung weiter hinten.)
[Bergfried am Hessendamm s. S. 189.]
Mauerwerk auf der Spitze des Großen Fallstcins, die eine braunschweigische
Exklave ist.
Hessenbau, Vorwerk zur Domäne Hessen, in der 2. Hälfte des XVIIL Jahrh.
angel^; ohne „Denkmaler".
[Hohenrode.]
[Wüstung zwischen Dettum und Hachum, Stammsitz der 1814 ausgestorbenen
v. Hohnroth. Vgl.Falke, trad. Corb. 36; Hassel-Bege I390; Knoll-Bodeaög.]
[Hohnstedt.]
[Wüstung auf der Flur von Gr.-Dahlum (s. S. 161) zwischen diesem, Schliestedt
und Warle; auf der Flurkarte von Schliestedt heißt eine Wanne im SO des
Dorfes nach der Dahlumschen Grenze zu „Am Hohnstedter Stiege". 1227 ver-
tauscht Kl. Königslutter einen Zins von 4 61 15 ß an die Kirche zu Schliestedebuig
(s. dort), 1260 verkaufen die v, Dahlem einige Morgen Acker, die z. T. auch
in H. liegen, an das Kl. Marienberg vor Helmstedt und um 1260 kommt die
Vogtei über 12 Hufen an das Kloster. Vgl. Braunschw, Anzeigen 1757 St. 74.]
[Holtorf.]
[Drei Wannen im NW der Feldmaric Sambleben heißen „Im Holtorfer Felde";
sie schließen Wiesen und einen Anger „Der Holtorfer Hof" ein, offenbar die alte,
vom „Holtorfer Spring" durchflossene Dorfstatle. Bei Algermann (Beschreibung des
Amtes Wolfenbüttel von 1584) wird unter den fürstl. Vorwerken auch HoÜörff
genannt; Hassel-Bege (II 135) geben an, daß dies Vorwerk von einem Zweige
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Hessen — [Mobenrode] — (Hobaitedl] — [HoltoiJ] — [HolihaiiMii] — [JeVote] — KneitliDgeD. 215
der V. Gramm bewohnt gewesen, aber „seit einem Jahrhundert verwüstet" sei.
Vgl. auch Jungesbluth unter Holtorf. — 1224 gibt das Halberstadter Liebfrauen -
Stift I Hufe in H. an den Vogt Balduin v. Dahlum.]
[Holzhausen s. bei Gr.-Dahlum 8. 161.]
[Jekote.]
[Namenstormen. Getakoton (wo looo), Geltkott: {ii^-j. 1227), Getecol {ilbi),
GktrekoU (1356). — Lage der Wüstung im NO der Gr.-Dahlumer Flur (s. S. 161)
an der Wobecker Grenze, wo der ,Jetckothcr Spring" 17 12 die Grenze des Amtes
Voigtsdahlum gegen Wobeck bildete {nach v. Strombeck) und die Flurkarte von
1752 die Namen .Judcoter Brachfeld" und „Am Jutcoter Berge" verzeichnet. —
Grundbesitz. Das Ludgerikloster vor Helmstedt besitzt um 1000 4, später
2 Hufen, hat jedoch 7 Hufen an Bauern ausgetan. Begütert waren hier auch
1137 S. Lorenz vor Schöningen (i Hufe und 1 Wort), seit 1161 Kl. Riddags-
hausen {i Hufe, ehemals dem K!. Huysebuig gehörig), seit 1227 die Kirche in
Schliestedt (früher Gut des Kl. Königslutter); 1356/8 ist i Hufe herzogl. Lehen
der V. Warle.]
Kneitlingen.
Literatur. Bege, Seesen und Scliöppenstedt S. 67. — Sack, Braunschw,
Kalender von 1867. — Voges, Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins X (1887) 86. —
Schattenberg, Der Eulenspiegelhof zu K. und s. Bewohner (Braunschw. 1905),
Namensformen. Cletligge (1141. 1 147), Cktlinge {1147. um 1226. 1410),
KttetÜngt (um 1400).
Geschichtliches. Einst Ptarrdorf im Bann Lucklum, ein HeinrUus recter ^
tccktiae ist 1307 bezeugt; die Pfarre wurde aber schon um 1542 von Eitzum,
1568 von Bansleben aus besoigt, und seit 1662 ist K. Filial von Sambleben. Das
Stift Königslutter wurde II35 mit 8 Hufen in K. begabt, besaß 1147 9 Hufen, gab
1404 2'/, als Lehen aus und erhielt 1454 von den v. Ütze 5 (bezw. 4>/,) Hufen,
die als deren Besitz 1410 erscheinen. 1386 ließen die v. Vcitheim dem Bistum
Halberstadt 2 Hufen und drei Worten als Lehen auf. Als herzogl. Lehen besaiten
13 18 die v. Kneitlingen 5 Hufen und 3 Höfe, die v. Ampleben je 2 Hufen und
Höfe, 1344 die v. Warle und 1559 die v. Veitheim gteichfails je 2 Hufen. 1454
sind 4 Hufen Sambleber Lehen der v. Kalm. Das Dorf wurde 1593 an die
Herzogin Elisabeth, 1627 an die v. Cramm-Sambleben gegeben und gehörte früher
zur Vc^ei Evessen, doch kam das Ober- und Untergericht 1662 an die v. Gramm.
Diese hatten auch 1569 7 Hufen mit einem sattelfreien Hof und 4 Kothöfe an
die V. Rheten in Braunschweig, seit 1714 an Bauern zu Meierrecht ausgetan.
Dieser unmittelbar nördlich bei der Kirche gelegene Meierhof, zu dem schon seit
1569 noch 2 Hufen Erbenzinsland zählten, gehörte 1753 dem Ackermann Stichel,
jetzt dem Ackermann Fricke und heißt — offenbar schon seit Merian (s. be
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2i6 Amtsg^FticbUbciirli Schoppeostedl.
ihm S. 182) — Eulenspi^elhof, wurde also schon früh mit Till Eulenspieget in
Verbindung gebracht, der nach dem Volksbuch bekanntlich aus K. stammen soll;
vgl. über diesen Hof Schattenberg aaO. — Die eine Hälfte des Zehnten gelißrte
seit dem XIV. Jahrh. erat den Springhases, dann den Velstiddes, 1753 den
V. Broitzera, die andere Hälfte, die vorher mansfeldsches Lehen der v. d. Asse-
burg war, kam 1395, bezw. 1404 an S. Leonhard vor Braunschweig, war aber
1753 im Besitz des dortigen Waisenhauses. — Die Adelsfamilie v. K., deren
Stammsitz das Dorf noch um 1350 war, ist seit 1141 bezeugt und starb erst
1739 aus (vgl. V. Mülverstedt, Ztschr. d. Hangeschtchtsvereins III, 1870, S. 448 f.^
Dorfanlage unre^lmäßig sackförmig mit Eingang im O. Die Kirche liegt
ziemlich hoch am NO-Rand auf ansteigendem Gelände. Die Hofrichtung ist süd-
lich. Flurnamen: im N „Vom Deitwege (zwischen Ampleben und Sambleben) an",
\'or dem Elm „Auf dem Großen Rode", „Der Kleine Rode", „Von der Thiegrube
an", im SO „Im Thiergarten". Die Heerstraße Braunschweig- Seh öppenstedt bildet
die S-Grenze der Flur. Die Straße von Wolfenbüttel nach Königslutter und Helm-
stedt geht in der Richtung SW-NO durdi
den Elm. Flurkarte von Warmburg
1753. — Damals 3 Acker-, 5 Halb-
spanncr-, 6(-i-2 wüste) Kothöfe. Ein-
5 wohnerzah! 1790/3: 115, 1900: 201.
Die romanische, durchweg gewölbte
lirche S. Nkolai (Abb. 94. 95), an-
94. tCDeitliogeQ, GrundriB der Kirche. geblich von den Tempelherren g^jTündet
(vgl. Dotfbeschreibung von 1 753) und im
Jahre 1892 wiederhergestellt, besteht aus Chorapsis (Innenradius 1.83 m), stark ein-
gerücktem Chorviereck (im Lichten 3.80 m tief, 3.65, bezw. 4.00 m br.), nahezu
quadratischem Schiff (im Lichten 6.80 m br., 8, bezw. 8.50 m lang) und gleich-
falls fast quadratischem Turm (außen 7 m br., 6.15 m tief), dessen Nordseite mit
der des Schiffs nahezu in einer Flucht Hegt, während die Südseite des letzten —
und entsprechend die Langsachse der ganzen Kirche — 2.20 m nach S aus-
weicht, ein deutlicher Beweis dafOr, daß zum mindesten der Turm noch alter ist,
als die Kirche selbst. Denn bei der Nordwand ist dies deshalb immerhin zweifel-
haft, weil sie ebenso, wie die ganze Kirche, eine vom Turm ziemlich erheblich
abweichende Richtung und, wiederum gleich den übrigen Außenmauem, eine Starke
hat, die wohl von vornherein auf die Einwßlbung Rücksicht nahm. Vermutlich
hatte man zunächst die Absicht, den Turm ebenfalls zu erneuern, ließ ihn dann
aber doch stehen. Die Apsis ist gegen das Chorviereck zweimal abgesetzt, die
Eckpfeiler haben geschrägten Sockel und einen aus Platte und abgesetztem Kamies
bestehenden Kämpfer, der auch unter dem Triumphbogen und an den Eckpfeilern
des Schiffs wiederkehrt. Die Seitenwände des Chorvierecks konvergieren stark
nach O zu und lassen so, vermutlich mit Absicht, die kleinen Raumverhältnisse
größer erscheinen. Auch die Pfeilerecken unter dem Triumphbogen sind geschrägt.
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Kneitlingea.
Die Südweatecke des Schiffs ist auf der Westseite i
verstärkt worden. Die Kreuzgewölbe im Chor und Schiff sind gratig, und zwar
hat der Chor spitze Schildbogen und graden Scheitel, das Schiff runde Schild-
bogen, aber stark oberhöhten Scheitel in der Weise, daß das Gewölbe hier unter
VennTschung der Grate kuppelförmig gestaltet ist. Um dem GewAtbe quadratischen
Grundriß zu geben und den Ausgleich mit dem schräg anschließenden Turm her-
zustellen, ist ahnlich, wie in Ampleben, der Schildbogen im W von besonderer
Tiefe (1.05 bezw. 1.35 m). Im Chorviereck rundbogige Kleeblattnische mit vor-
springender Sohlbank. In der Apsis drei alte kleine Rundbc^enfenster ; die größeren
im Chorviereck und Schiff sind neu. Der alle schlichte, nindbiigige Eingang {ohne
Tympanon) befindet sich
vermauert im N, der jetzige
hegt in der Südmauer des
Turms. Die Apsis zeigt
außen Schrägsockel, hat aber
kein Dachgesims; ein solches,
aus Platte und Kehle be-
stehend , an Chorviereck
und Schiff, an jenem auch
Eckgesimssteine, die unter-
halb der Schräge als Profil
Platte, Schmiege und Kehle
zeigen; an der Südseite ein-
gemauert Stein mit Jusivs
Georgius Dorst HLK,
ADW 17 14. In dem nördl.
Winkel zwischen Chor und
Schiff moderne Sakristei. — gj, Kneitlingen, Kirche von SO.
Der mit Satteldach ver-
sehene Turm ist bei der letzten Herstellung der Kirche stark erhöht und mit
neuen Schallöchem versehen worden. Je ein einfaches altes Schalloch im N und
O, das letzte jedoch mit Stichbogen. Reste je eines noch tiefer sitzenden, brei-
teren Schalloches im W und S. In der Südmauer des Turms ist der mit latei-
nischem Kreuz auf Halbbogen versehene Deckel (abgebildet bei Sack aaO.) eines
kleinen Steinsarges um 1860 eingelassen worden. Die Ostmauer des Turms ist
behufs Aufnahme der Orgel gegen das Si-hiff hin durchbrochen.
Vom alten barocken Hochaltar, der laut Angabe im Corpus Bonorum nebst
Kanzel und Prieche 1 708 beschafft und v<in einem Tischler in Räbke gearbeitet
war, sind verschiedene mäßige Figuren (Petrus und Paulus), sowie gedrehte und
umwundene korinthische Säulen ins Vaterländische Museum zu Braunschweig ge-
kommen.
Sockel des mittelalterlichen Tautsteins, dessen quadratische Platte mittels
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2 1 8 AmtsgerichtibeEiik SchÖppemtedt.
Kehlung in ein Achteck mit darauf ruhender ninder Platte Obergeführt wird, in
Privatbesitz des Herrn Fricke (gleichfalls bei Sack abgebildet).
[Schon Merian erwähnt eine Abbildung Till Eutenspiegels auf einem Stein,
der noch im 30jährigen Kriege gezeigt, „endlich aber, wegen des zu großen An-
laufs der zu sehen begierigen Kriegesleute, umb Gefahr und Schaden zu verhüten,
w^getan worden" ist; nach der Dorfbeschreibung von 1753, die ihn an der
N-Seite des Turms kannte, muß er aber später wieder sichtbar gemacht und dann
nochmals mit Kalk verschmiert worden sein.]
Grabstein des Försters Hornung feeb. in Stuttgart 1659 5/V, t 1694 29/IV)
in Resten erhalten, s. bei Schattenberg aaO.
[Die alte Glocke war 1696 von Heiso Meyer in Wolfenbüttel gegossen worden.]
Kelch aus Silber, von 21 cm H. und sechsteiliger barocker Form. Der Fuß
ist profiliert, der Ständer greift unten in Art eines Trompetenmundstücks über den
Fuß, zeigt aber oben frei abstehende Blätter. Der Knauf hat Mittelsteg und flache
Buckel, die Schale geschweifte Form. Braunschweiger Beschau (Löwe), E und LS
in ovaler Einfassung, Zeichen des Goldschmieds Ludwig Spitta, von dem der
Kelch nebst Patene laut Angabe im Corpus Bonorum 1724 für 23 Tl. 38 Ngr,
erworben war.
Rimde Oblatenschachtel aus Silber, von 7'/, cm Dm., 1760 gratiftet, mit
gewölbtem, am Rande wellenförmig verziertem Deckel. Wolfenbüttler Beschau (Pferd
vor Säule) imd Meisterbezeichnung j^ in schildförmiger Einfassung.
Zwei gotische Messingleuchter von 30 cm H.
Im Privatbesitz des Herrn Fricke Taufstein von 78 cm H, und runder Form,
aus der Kirche in Frellstedt oder Rabke stammend und von demselben Meister,
wie der Tautstein in Thiede (s. S. 135)- Der Fuß ist in Wulst, Platte, Kamies usw.
reich profiliert, die Schale zeigt unten Eierstab und darüber tiefe Längsrillen. Am
* Fries des oberen Gesimses: Qukumqm baptisati tstis, Christum induisUs, tum
Galat. J . Anno Christi 1584. Der Taufstein zeigt das nebenstehende Stein-
metzzeichen. — Femer barocke Betbank aus Holz, mit reicher Schnitz-
arbeit in Blumen und Früchten und bunter Bemalung.
[Auf dem Eulenspiegelhof (s. S. 215) war gegen die nördl. Grundmauer
des Kirchturms ein Keller gelegt, und in dem Hause darüber, von dem eine
noch 1753 sichtbare Tür in die Kirche führte, sollen nach der Dorfbeschreibun^
des genannten Jahres Tempelherren gewohnt haben; jedoch sind diese in K.
sonst nicht bezeugt]
Küblingen.
Quellen und Literatur. Revelatio b. Marie virginis in villa Cubbeling anno
I2gi, Hdschr. des XIII/XIV. Jahrh. auf der Herzogl. Bibliothek in WoltenbOttel,
Augusteische Handschriften Bd. 4 Nr. 2934, 11, abgedruckt bei Leibniz, Script, rer.
Brunw. II 429 t. (vgl. Aug. Hdschr. Nr. 2832, 3 — 5, Bd. 5 Nr. 3813 und Helm-
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KneitÜDgcn — KübUngm (AUgemeiDei). 2 19
stedter Handschr. Bd. 3 Nr. 1348, 3). — Wegscheider, Gelehrte Beiträge
zu den Braunsdiw. Anze^en 1777 St. i8f. — ROderoann, ebd. St 33. —
Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X {1877) 89. — Schattenberg, Zur
Geschichte der Kirche in K., in „Aus dem kirchi. Leben Braunschweigs" {Fest-
gabe fflr die IX. allgem. lutherische Konferenz 1898).
Namenstormen. Cugelinge (966), KubUnge (1170), Cubelinge (1329), Kub~
iigke, KubUge, Kubbelmge (1334).
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Schöppenstedt; ein Pfarrer Bernhard
ist 1315 und 1325, ein solcher Namens Nicolaus 1328 bezeugt. In diesem letzten
Jahre wird die Kirche mit Zustimmung sowohl Bischof Albrechts von Halbeistadt
als Herzog Ottos an das Kl. Marienberg vor Helmstedt gegeben, imd zwar, wie
uns Urkunden von 1334 lehren, im Tausch der Kirche zu Kl.-Quenstedt an das
Halberstädter Domkapitel, das damals auch den Verzicht auf die Kflblinger Kirche
ausspricht, diese also vordem besessen haben muB. 1291 und 1542 war die Pfarre
nicht besetzt, sondern wurde von SchOppenstedt aus versehen; nach der Dorfbe-
Schreibung von 1778 war sie vordem mit Eitzum, damals aber wieder mit Schöppen-
stedt verbunden; jetzt ist sie nochmals Filial von Eitzum geworden. Pfangebäude ,
bestanden 1778 schon nicht mehr. Die oben genannte, im wesentlichen glaub-
«■flrdige Aufzeichnung von 1291 berichtet, da£ damals ein Mann namens Albert
Rvseberg, dem die Mutter Maria in K. unter einer Linde erschienen war, in
Königslutter am Peter- Paulsfeste von rheinischen Kaufleuten ein hölzernes Marien-
bild gekauft und es, mit Zustimmung des Herz<^ Albrecht und im Einvernehmen
mit dem Pleban in Schöppenstedt, in einer in die Linde eingeschnittenen Nische
aufgestellt, daß man aber später fOr das Bild eine kleine Zelle errichtet und sie
Klus (clausa) genannt habe. K. ist durdi sein wundertätiges Marienbild zu großem
Ansehen gelangt und hat auch zwei Jahrmärkte erhalten. — 966 sdienkte Otto I.
Güter in K. an den Grafen Mamaco. Um 11 70 und 1195 hatte das Cyriakus-
stift in Braunschweig 2 Hufen. Erheblich größeren Grundbesitz erwarb Kl. Marien-
berg vor Helmstedt, und zwar 1247 i, 1297 1 '/i, 1311 2 Hufen (diese letzten
Halberstädter Lehen) von den v. Warle, 1260 5 Hufen nebst Vogtci von den
V. Wenden. 1315 kam i Hufe, i Hof bei der Mühle und i Wort an die Kirche
in K., 1386 ließen die v. Veitheim 2 Hufen und 3 Wort dem Hochstift Halber-
stadt auf. Als herzogl. Lehen besaßen 1344 die v. Neindorf 5 Hufen, die v. Amp-
leben (die 1322 3'/, Hufen verkauft hatten und nach 1400 nur noch 2 Hufen
gdiabt zu haben scheinen) 14 Hufen und i Mühle, 1356 die v. Warle 3 Hufen
(die aber verafterlehnt waren an die Steffens), 1474 die v. Schwülper, dann die
Kalms in Braunschweig (die hier schon seit 1419 begütert waren und in dem
herzogl. Lehnsbesitz noch 1519 erscheinen) i Bauhof und 3 Hufen. Gleichfalls
3 herzogl. Lehnshufen hatten 1685 die v. Hom. Ein Grundbesitz von je 4 Hufen
— vidleicht ist es mehrfach derselbe — gehört, jedesmal als herzc^. Lehen, 1362
den Velstedes, 1559 (nebst 4 Freihöfen) den v. Veitheim, 1618 und noch 1732
(nebst I Hof) den v. d. Streithorst, 1736 (nebst i Bauhof) den Funckes. Der
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220 Amtsf^etichtibeurtc !jchi)ppeiistedC.
BesiU der v. d. Streithorst ist schon seit dem Anfang des XVII. Jahrh. zum
Rittergut erhoben, das 1717 an die Famihe Lohse (s. S. 22b), 1749 an Schrader
V. Schliestedt, 1773 an die v. Bülow, 1836 an Ernst, 1844 an die Grafen von
Schwirheldt, 1899 an die v. Wangenheim kam; nach Hassel- Bege gehörten gegen
1 800 zu dem damaligen adligen Vorwerk der Jorrensche Ackerhof und mit ihm
770 Morgen nebst Zubehör. Der Zehnte stand 1338/9 zur Hälfte (nebst
3 Hufen) den Steffens in Braunschweig, 1584 ganz, wie es scheint den v. Wenden
zu, 1778 war er zwischen dem adligen Gute und den v. Lfldecken geteilt.
96. Küblingen. Kirche,
Längidarcbscbnitt Dach A B und C D, and GiuodriS.
Dorfanlage gestreckt häufen förmig, die Kirche in der Mitte, das Rittergut am
S-Rand. Flurnamen: ganz im O „Im Burgtale", im NO „Galgenberg", dicht beim
Dorfe „Auf der Zehntföhre". Algermann erwähnt 1584 einen Steinbruch „auffen
Lahe an der Heerstraße". Flurkarte von Fleischer 1778. — 1584; 3 Ackerleute,
3 Burgermeier, 2 Halbspanner. 17 Kotsassen; 1778 außer dem Rittergut: 1 Acker-
mann, 3 Halbspänner, 20 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 580, 1900: 578.
Kirche (Abb. 96), Die merkwürdige gotische und durchw^ einschiffige Marien-
kirche, in den Jahren 189 1/2 hergestellt, besteht aus quadratischem Tuim, flach
gedecktem Schiff und einer Reihe gewölbter Teile im O, die das Schiff betracht-
lich überragen, aber unter sich gleiche Firsthöhe haben, nämlich einem Chor-
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KüblingcD (AUgeroeioei — Kircbel. 221
quadrat mit gradem Schluß, einer zweijochigen Kapelle (Klus) mit paralleler Achse
und gleichfalls gradem Schluß nördlich davon, aber nach O ein JcK:h weiter
reichend, und einem einjochigen VerbindungsgUede zwischen diesen beiden, so daß
der Grundriß der ganzen Anl^e zweimal im rechten Winke! gebrochen erscheint.
Im nordwestl. Winkel liegt dann noch eine erheblich niedrigere, aber gleichfalls
gewfilbte Sakristei. Wir binnen die Beschreibung im NU.
[. In der jetzt für die Frauen bestimmten Kapelle (im Lichten 13 x6 m) haben
Quergurt, wie Diagonalrippen den Durchschnitt Abb. 97, i und ruhen in den
vier Ecken des Baus auf Kundsaulen, während sie in der Mitte der Langswande
soweit zusammenlaufen, daß nur noch ihre vorderen Kehlen in dem gemeinsamen
Profil erhalten bleiben, die schließlich auf einen viereckigen Schragsockel übergeführt
werden und die Stelle der Säulen vertreten (Abb. tjj, 2). Die oben genannten
Säulen ruhen mittels ihres kuchenffirroigen, aus zwei Viertelstaben bestehenden
Sockels auf einem hoben Untersatz, dessen aus dem Achteck konstruierte Seiten
In liefen, gralig aneinander stoßenden Kehlen bestehen, und der unten mittels
Schräge, bezw. pyramiden artiger Glieder in eine viereckige Platte übergeführt wird.
Die kelchf lärmigen, z. T. erneuerten Kapitale sind mit zwei Reihen freiabstehender
97. Knblingea, Profile u dei Kirche (oach Skioen).
Wein- oder Eichenbiaiter belegt und unten durch einen Wulst, aber nur in der
NW- Ecke oben durch einen achlseitigen Kämpfer abgeschlossen. Die Diagonai-
rippen treffen sich in Schlußsteinen, die 8.35 m über dem Fußboden sich befinden,
und von denen der im O das Lamm mit der Kreuzfahne (den Kopf nach O),
der im W den Christuskopf (Scheitel nach W) zeigt. Nach dem Westkämpfet des
Bogens zu urteilen, der jetzt das westl. JiKih der Klus nach S öffnet, sollte diese
einst hier geschlossen sein. In der Ostwand dreiteiliges Spitzbogenfenster, dessen
Pfosten und schlichtes gekehltes Maßwerk erneuert sind; darunter spatere Tür
mit Korbbogen. Früher reichle das Fenster ebensoweit hinunter, als das In der
Südwand desselben Joches, das man aber, um Raum für ein Grabdenkmal zu
gewinnen, verblendet hat. In der Westwand einfaches, verblendetes Spitzbogen-
portal; darüber ein gleichfalls vermauertes Rundfenster in Korbbc^enform. In der
Nordwand fehlen die Spuren von Fenstern. In der innem Südwand des östl.
Jochs spitzbogige Kleeblattnische, die durch ein einschiebbares Brett in zwei Ge-
schosse geteilt werden konnte.
2. Der gleichfalls gewölbte gotische Verbindungsraum nach der Kirche zu
{im Lichten 6 X 3-ÖO m) wird im N und S durch Spitzbogen (der Scheitel nur
7.30 m über dem Fußboden) abgeschlossen, die beidemal an den Ecken mit kchl-
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222 AmtigEiicbubedik Scbäppenitedt.
fömiig oder spitz verlaufender Schräge verseheo sind, im N jedoch einen andern
Kämpfer zeigen, als im S (Abb. 97, 3 u. 4), und sich auch dadurch unt«--
scheiden, dafi der Kämpfer im S ganz um den Pfeiler henunlauft, im N jedoch
abbricht. Abgesehen von der SW- Ecke, wo der Pfeiler weniger vorsteht, befinden
sich in den Ecken Säulen von ganz ähnlicher Art, wie in der Klus. Das Kreuz-
gewölbe hat rechteck%en Grundriß und ist nur giat%. In der Ostwand zweifaches
gotisches Fenster mit erneuertem Maßwerk (oben zwischen den Teilungsbogen
Bogendreieck, alles mit Nasen).
3. Der nach S anschließende, wiederum quadratische und gewölbte Chor der
Kirche (im Lichten 6.8oX5-90m) stimmt auch in bezug auf Ausstattung mit
den oben beschriebenen Räumen Qberein. Die Rippen, für die dies zunächst gilt,
ruhen im O auf Rundsäulen, von denen die nördliche, jetzt blattlose erst noch
den herumlaufenden Kämpfer (Platte, Kehle mit scharf abgesetztem Viertelstab,
Platte), die sadliche eine einfache Platte trägt. Im SW fehlt eine Stütze fOr die
Rippen ganz, im NW dient die schräg laufende Platte des Kämpfers als solche.
Der Schlußstein des Gewölbes zeigt achtstrahligen Stem. Der hohe und gleich-
falls breite Abschlußbogen nach dem Schiff zu ruht im N auf dem umlaufenden
Kämpfer, im S auf dem Kampfer Abb. 97, 5. Es hat ohne Zweifel die Absicht
bestanden, das Schiff der Kirche in Übereinstimmung mit den östlichen Teilen
zu bringen; der Abschlußbogen ragt bis in den Dachboden desselben hinein, und die
SW-Ecke des Nordpfeilers ist geschrtgt In der Ostwand des Chors ein Fenster,
wie in der des Zwischenbaues, in der Südwand Portal, dessen eigentliche Leibung
in dreimaligem Bimstab mit Kehlen dazwischen besteht; um das Ganze läuft, sich
nach oben verkröpfend, das Sockelprotil als Einfassung herum. Darüber ein kürzeres
Fenster der genannten Art. In der inneren Ostwand spitzbogige Kleeblattnische,
in der Südwand viereckige mit abgesetzter Kante.
4. Westlich an den Zwischenbau (Nr. 2) und nördlich an das alte Schiff legt
sich die quadratische, mit schlichtem, stützenlosem Kreuzgewölbe versehene Sakristei
(im Dchten 3.95X3-6om). Der östliche Zugang zeigt deri Korbbogen, in der
S-Wand spitzbog^e Nische mit Naswerk und das Profil Abb. 97, 6. Im Wund
N je ein spitzbogiges, vermutlich neues Fenster.
3. Tatsächlich ist das seit 1720 zum Gottesdienst «icht mehr benutzte Schiff
der Kirche, das mit dem Chor und dem Turm fluchtet und im Lichten
1 1 X 590 ra mißt, niemals eingewölbt und mit den östlichen Teilen ausgewichen
worden. Indessen hat doch in spaterer Zeit eine Erhöhung der Mauern stattge-
funden, die zugleich die Anbringung einer Reihe höher sitzender Fenster —
wenigstens im S; im N sind Fenster wiederum nicht nachweisbar — zur Folge
hatte. Die älteren spitzbogigen Fenster, deren sich zwei erhalten haben, sind sehr
schmal und schlicht gehalten und mit der Leibung Abb. 97, 7 versehen; eine
Innennische fehlt. Die beiden höher sitzenden jüngeren, gleichfalls spitzbogigen
Fenster sind im Gegensatz zu den alteren paarweise angeordnet und liegen je in
einer gemeinschaftlichen Nische mit Stichbogen und stark geschrägter Leibung.
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Kübliag*s (Kirche).
223
Die Quadereinfassung zeigt außen und innen Kehlung. Das ösüichere Fenster hat
noch Naswerk. Daß wirklich eine Erhöhung der Schiffsmauem stattgefunden hat,
»ird auch durch die Dachschräge eines niedrigeren Schiffs an der Ostseite des
Turmes und dadurch erwiesen, daß die östlichen Eckquadem des Turmes unter
den Dachansatz des Schiffs hinabgehen. Bei jener Erhöhung scheint in beiden
Mauern die alte Dachpfette liegen geblieben zu sein. Im N verblendete Spitz-
bogen tQr, von deren Profil nur die äußere
Schräge erkennbar ist. In der inneren S-Wand
viereckige Nische.
6. Das Äußere auch der östlichen Teile ist
schlicht. An den Ecken der gewölbten Teile,
im SW des Chors und in der Mitte der Nord-
*-and einmal getreppte Streben, die ersten
schlug gestellt. Von den beiden Wasserachragen
verkröpft sich die obere um den Pfeiler, beide
aber ze^n Schmiege und Kehle. Der Sockel,
der in gleicher Form auch um sämtliche Ost-
teile der Kirche herumläuft, hat das Profil
Abb. 97, 8. Auf dem Ostgiebel der Kapelle
eine gotische Lilie. Im W der Kapelle, am
Znischenbau und am Chor ist das Dach ge-
walmL Ein aus vorspringender Platte und Kehle
bestehendes Dachgesims nur an der S-Wand
von Schiff und Chor. Die Sakristei hat auch
nur im W ein Dachgesims (Platte und Kehle),
da das Dach von hier pultartig ansteigt und
dann mit dem von Kapelle und Zwischenbau
zu einem Ganzen verschmilzt. Im S neben dem
Chorportal in Minuskeln «^ cccc . Ixxxix" {hier
schon um 1 749 befmdlJch).
7. Der Turm ist im Untergeschoß zu einem,
jetzt unzugänglichen Grah^wölbe der v. d. Streit-
horst benutzt worden, öffnete sich aber nach dem
Schiff hin in einem sehr tief sitzenden Rundbogen, der wohl beweist, daß der betr.
Tdl des Turms bereits in romanischer Zeit bestanden hat. Am Türsturz des Gewölbes
A . O 1684. F(rans) Cßristoph) E(mst) Ffon) DferJ S(trdtkorst) + A(nna) S(ephU}
y(on) Ji(ossau)i die Eichentür zeigt die Wappen der v. d. Streithorst und v. Rossau,
sowie nochmals dieselbe Inschrift. Das Gewölbe enthalt 28 Sarge, die den v. d. Streit-
horst, dem Kanzler Schrader v. Schliestedt und den v. Bülow angehören. — Der
etwas quadratische und mit dem Schiff bündige Turm (außen 7.50 m ins Geviert)
hat einen Kamies als Sockel, der aber nicht bis zu den Ostecken desselben lauft
und am Schiff ganz fehlt Im W eine erneuerte, sonst je zwei schlichte spitzbogige
9R. KubllDgeo, Kircbe.
Standbild der Maria mit Kind.
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224 AmUgericbUbeiirk ScböppeoMedC.
Doppel schal lilff nun gen mit Fase an den Teüungs- und am Hauptbogen, sowie mit
stichbogiger, gradwandiger Innennische. Etwas oberhalb der Glockenstube im O
und W Gesims aus vorspringender Platte und Kehle, etwa i m höher das auf
allen Seiten herumlaufende, sonst aber gleichartige Dachgesims.
Baugeschichte. Eine Kirche und eine Kapelle werden zuerst 1328 genannt;
ihre auch örtlich enge Verbindung geht aus dem Ausdruck eccleäa cum captüa
(1330) und noch mehr aus den Worten eccUsia parochialis una cum captlla ibidem
afutexa (1334) hervor, und so hat schon Schattenberg mit Recht geschlossen, daß
die Kirche und die mit einem besonderen Eingang im W versehene Kapelle nahe
bei einander, aber doch zunächst
als besondere Gebäude bestanden
hatten, die später nach Er»ei-
tenmg des Chors durch den
Zwischenbau verbunden worden
seien. Der Annahme, daß die
noch jetzt stehende Kapelle der
in den genannten Urkunden er-
wähnte Bau des XIV. Jahrh. sei,
steht stilistisch nichts im Wege,
und man wird auch vermuten
dürfen, daß die Kapelle den
Platü der ersten Zelle und der
Linde mit dem Marienbilde ein-
nimmt. Denn wenn das 1824
beseitigte Pfarrwitwen haus, das
100 m westlich von der Kirche
lag, Klus genatmt wurde, so
braucht diese keineswegs mit
der gleichfalls Klus genannten
Zelle zusammenzufallen, sondern
„„, ,. 1^- i II u 1. kann ein Armenhaus oder
99. KfibhngBD, Kiicbe, Hochaltar.
auch eine Klus gewesen sein,
wie sie in der Nähe von Städten — hier kommt Schöppenstedt in Frage —
so oft vorkommen. Später hat man zwischen Kirche und Kapelle eine engere
Verbindung schaffen und der Kirche dasselbe stallliche Aussehen mit hohen Ge-
wfilben verschaffen wollen; so entstand die Erweiterung und Einwölbung des Chors,
die durch den Inschriftstein von 1479 zeitlich festgelegt wird, so auch der Zwischen-
bau, dessen geringe Breite nur aus diesen Verhältnissen erklärt werden kann. Der
Umstand, daß der geplante Umbau der Kirche auf den Chor beschränkt blieb,
hatte erst die Vernachlässigung, dann {1720) das Aufgeben des Schiffs als kirch-
lichen Baus zur Folge.
Ausstattung. In der äußeren Ostwand zwischen den Fenstern des Chors und
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KübliageQ. 22$
des Z«-ischenbaus, in einer Einfassung von kleinen Streben mit Fialen und einem
Giebei mit Bland -Naswerk, Krabben und Fiale, mndbogig geschlossene, aber mit Nas-
werk versehene Nische, unter deren geschrägtem Sohlprofil freiaufgelegte Blatter
und kauernde Tiere (eines davon ein Hund) angebracht sind. In der Nische auf
achtseitigem Sockel mit Kassen in dreiviertel Lebensgröße Standbild der Maria
(Abb. 98) im Schleier, die Rechte erhoben, auf dem linken Arm das steifsitzende
Knablein mit Apfel. Fleißige, bemalte Arbeit in Stein, der jedoch die Vereinigung
von Mutter und Kind zu einer geschlossenen Gruppe nicht gelungen ist. Ober-
halb des Giebels, zwischen den
Strebefialen vertieftes Feld, seit-
wärts von Rundstab, oben von
Wasserschrage eingefaßt, die in
ähnlicher Weise , wie die der
Nische, von Löwe und Drache
gcstfltzt wird.
In der Klus, dem Zwischen-
tau und dem Chor sind die
oberen Winkel der Gewölbe-
kappen, angeblich ohne alte
Spuren, mit großem gotischen
Rankenwerk auf weißem
Grund gefüllt.
Der Hochaltar mit der
Kanzel (Abb. 99) ist schräg
vor die NW- Ecke der Kapelle
gestellt und somit zu gleicher
Zeit nach O und S gerichtet
Der Mittelteil wird von zwei
korinthischen Säulen mit hohen
Sockeln und verkröpftem Gebälk
eingerahmt und zeigt imlen das 100. Kiiblingen, Kiiche, Grabdenkmal von 1737.
kleine Hochrelief des Abend-
mahls („Einer ist unter euch"; Johannes über die Rechte des Meisters gebeugt,
vom außer Judas nodi zwei Apostel), darüber die aus dem unregelmäßigen Acht-
eck gebildete Kanzelbrüstung tmd seitwärts in Muschel -Nischen lebhaft bewegte
Gestalten, rechts die der Hoffnung (aufwärtsblickend, mit Anker), links die des
Glaubens (mit Buch). Über der Mitte des hier und oberhalb der Säulen verkn'ipften
Gebälks das ruhende Lamm, dann in Wolken Engelsköpfe und die Figur des Auf-
erstandenen (die Rechte s^;net, die Linke hält den Krummstab), oberhalb der
Säulen je ein Engelknabe und an den Ecken je ein Blumengefäfl. Die selbständig
durchgeführten Flügel enthalten die mndbogigen Zugänge und die doppelten Stich-
bogenöHnungen der Emporen zu beiden Seiten der Kanzel. Mannigfach bildet
Bau- D. KanitdniliiB. d. Hmgi. Bnunidiii-eig. Hl. 1, 15
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22ft Aralsgeriehtiberick Schöppeoitedl.
Bändel-, Blumen- und Gitterwerk, im Stile der Zeil Ludwigs XIV., Füllungen, seit-
liches Hangewerk und AufsaUe. Die Grundfarbe des erneuerten Anstrichs ist grau,
die Verzierungen zeigen weiß mit gold. Nach dem Corpus Bonorum ist das in
Holz gearbeitete, treffliche Werk 1747 durch die Familie Lohse (s. untai) ge-
stiftet und vom Maler Dahlen aus Braunschweig „hübsch vermatt und ambeiliert"
worden. Die Bildhauerarbeit scheint von dem Schöppenstedter Meister Georg
Wolrath Käse herzurühren; s. bei Schöppenstedt.
Grabdenkmäler, i. An der Nordwand des östl. Jochs der Kapelle das der
Frau Katharina Lucia
Lohse, geb. Kühne, 1718
bis 1737 Besitzerin des adli-
gen Gutes in K., von 1737,
in Sandstein {Abb. 100). Auf
einem sarkophagahnlichen,
dunkelgrün marmorierten Un-
terbau, der die Inschrift (s.
S, 227) tragt, und an den sich
unten Hängewerk (Blattranken
mit geflügeller Sanduhr) an-
schließt, erhebt sich in der
Mitte ein zweites sarkophag-
artiges, aber schwarzes Glied,
und auf diesem steht vor
einem obeliskartig sich ver-
jüngenden Gliede eine lebhaft
bewegte, aufwärts blickende
weibliche Gestalt (die Liebe)
mit beflügeltem und zugleich
flammendem Herz, Mit dem
linken Fuß tritt sie auf ein
Füllhorn, aus dem Geld und
Schatze hervorquellen. Rechts
und links von ihr, aber un-
101. Küblingeii, Kirche, Epitaph von J745.
mittelbar auf dem ersten Sar-
kophag die Gestalten der Hoffnung (mit Taube und Anker) und des Glaubens
(mit Palme und Buch), beide in ähnlicher Haltung, wie die Liebe. An dem
Obelisk oben unter einer Krone die vereinigten Familienwappen, am zweiten
Sarkophag der Vogel Phönix auf einem Baum , aus Flammen zum Leben er-
wachend und von der Sonne beschienen, mit der Inschrift: Vom Sterben tum
Leben. Hinter dem Ganzen ein Vorhang, der von zwei schwebenden Genien zur
Seite gerafft wird und von einem geschweiften Gebalk herabhängt. Über dem
letzten das gleichseitige Dreieck mit strahlendem Auge und einem Engel, der
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KSbliagen. 2 2 7
aus Wolken heraus einen Kranz emixtrhalt. Die Insrhrift lautet: Salve! Iti
hat urna citures matronae incomparabilis Catkarinae Liuiae Lohsin, orlae ex gente
JCuAmana, viduae generosi Danielis Lohsü, petentissitni regis Sorussiae camerae con-
siiiarü — - Lohse war Oberamtmann zu Giebichenstein bei Halle a/S. — , piae,
castae, devotae, mtmißcae, a liberis, patronis, amicis et pauperibus in aetemum
deßetae reperiuntur. Precando, ut terra sit levis, vale, ilicet. Nat. d. IX apr.
MDCLXV, denat. d. IF may MDCCXXXVII. Barocke, mäßige Arbeit eines, auch
in den Kreisen Helmstedt und Braunschweig vielbeschäftigten Mannes.
2. An der g^enüberl legenden Wand Grabmal des preußischen Kriegs- und
Donianenrates Joh. Christoph von Lohse,
von 1745 (Abb. lOi), treffliche Arbeit in Ala-
baster {Inschrifttafel und Figflrliches) und grauem
Marmor (Architektonisches). Eine flache Nische,
im Stichbogen geschlossen, enthalt die Inschrift-
tafel (s. unten). Links hebt die schön bewegte
Figur des bedUgelten Saturn, der ohne Sense dar-
gestellt ist, einen schweren Vorhang von der
Inschrift. Den Unterbau bildet eine Art von
Sarkophag in bizarren Rokokoformen, mit Blatt-
werk mannigfach verziert. Auf seinem Rande sitzt
rechts eine bekleidete Frau, seitwärts gewendet,
die sich ein Tuch vor das Antlitz hält und von
einem nackten Knäbtein getröstet wird; ein
anderes, wenig bekleidetes, sieht rechts davon
weinend. Über dem Gesims der Nische eine
zweite, Kopf und Rechte nach oben richtende
Frau, rechts Gefäß mit aufsteigendem Rauch,
links, aus Wolken hervorseh en d , zwei Engels-
kßpfe. Die Inschrift lautet: M. S. Viro illustri
einen, fide, meritis, Jokatmi Christoph, a Lohse,
dynasiae Marcl., Grob., Schafst., WismatuL, po- ^^^ Küblingeo, Kelcb.
tentiss. Hitss. reg. a eonsH. bellor. et doman.,
marito, patri desidtratiss. optimo, moestissimi p. p. Clara Augusta, Antonia, Ludo-
viats et Carolus, vtdua, Hberi . Hie situs est . Nat. XVII apr. CIJIOCLXXXVII,
mort. XVIII oct. CIOIOOOXLV.
[In der alten Kirche befand sich noch 1777 „ein hölzernes Marienbild, welches
eine kalte imd eine warme Hand hat; die kalte Hand ist mit einem Steingips
überzogen, welche allezeit kalter, wie Holz ist, und diese bewegliche kalte Hand
ist diesem Bilde eingesteckt, wenn die Maria ungnädig gewesen; um die Leute zu
erwecken, sie (die Jungfrau) durch Geschenke wieder auszusöhnen". (W<^cheider
aaO.) Es war dies das wundertätige Marienbild , dessen die Grün dungslegende
(s. S. 2l8/iQ) von 1201 gedenkt.]
]5'
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228 AmtigerichtibeEiTk SchcippenttcdL
Holzfigur des Gekreuzigten, etwa von 1500, unter LebensgröBe.
Barockfigur Christi mit erhobener Rechten und Kugel in der Linken, bemalt
[An der N-Wand der alten Kirche sollen auf Konsolen Holzfiguren der
Apostel gestanden haben.]
Glocke von 1.03 m H. und 0.98 m Dm. und scheinbarer Einziehung am
Körper, aus dem XIV. Jahrh. Die Majuskel- Inschrift am Hals: f AVE f MARIA
f AIRAM f EVA, die also den englischen Gruß zweimal, das eine Mal von
rQckwarts zeigt, besteht außer den Kreuzen aus ganz schwachen UmrifilinieD.
Am Körper drei BrakteatenabdrQcke (Löwenpfennige der Stadt Braunschweig mit
Beizeidjen).
Kelche aus vergoldetem Silber, i. gotisch von 14 cm H. und runder Form.
Auf dem Fuß das Relief des Gekreuzigten mit Kreuz, am Stander in getriebenö
Arbeit zweimal; ave maria gracia (Minuskeln); der flache Knauf ist in Rippen tmd
Kehlen profiliert, die Schale steil gestaltet, die Patene mit Vierpaß versehen. —
2. in guten Frühbarocktormen und von 23 ein H. (Abb. 102). Der runde Fuß
zeigt in getriebener Arbeit drei Engelsköpfe mit Fruchtwerk dazwischen, der Stander
die Oberkörper zweier nackter weiblicher Flügclgestalten , die mit dem Rücken
aneinander gelegt sind und aus Barockverzierungen herauswachsen; die Schale ist
leicht geschweift und ruht in einer nicht vergoldeten Halbschale, die in durch-
brochener Arbeit wieder drei Engelsköpfe innerhalb barocker Verzierungen und
oben eine Blattreihe zeigt. Kelch und Patene tragen Danziger Beschau (Schild
mit zwei Kreuzen und Krone darüber, wie Rosenberg, Goldschmiede-Merkzeichen
Nr. 521) und das Meisterzeichen EK.
Silberner Löffel mit durchbrochener Arbeit, von 1777, mit Meisterbezeich-
nung BODE.
Ovale Oblatenschachtel, z. T. vergoldet, von 10 cm Br., mit barocken Blumen
nnd Blattern in getriebener Arbeit, Unter dem Fuß in Lorbeereinfassung ein aus
den Buchstaben VHP (bezw. H VF W VE) zusammengesetztes Monogramm, so-
wie das Augsburger Beschau zeichen (Pyr) und der Meisterstempel GE in ovaler
Einfassung.
Über das romanische Vortragekreuz, das zur Kirche in K. gehört, aber
bisher in der Pfarre zu Eitzum autbewahrt wurde, s. dort S. 169 tmd Abb. 67.
[Linden.]
[Namensformen. Eindecke (1232), Lindede (1311), Lynäe (1400). — Lage.
Auf der Flurkarte von Hessen aus dem Jahr 1755 (s, S. 190) werden im S
der Flui die Bezeichnungen „Lindenholz, Lindenfeld und Lindenspring", das „Lin-
dener Feld vor dem Faltetein" urkundlich 1481 erwähnt. — Geschichtliches.
123z kommt eine halbe Hufe in L, (neben Osterode und Veltheira genannt) an
das Johanneskloster in Halberstadt, 131 1 sind der Zehnte, 3 Hufen, i Weinberg
in L. halberstädtisches Lehen der v, Hessen, 1755 der Zehnte vom „Linden-Fdde"
Besitz der Stadt Osterwieck. Nach dem Halberstädter Archidiakonatsverzeichnis
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KfibtingeD — [Uaden.] — [Mehrdori.] — [Neiodori.] — [OetUng oder Oeaterling,] — P»b«torf. 229
von 1400 war der Ort damals Ptandorf im Bann Dardesheim, Bisweilen ist L.
von gteidmamjgen Orten, namentlich von L. bei Wolfenbüttel {s. S. 66) nicht zu
unterscheiden.]
[Mehrdorf.]
[Kl. Königslutter erhielt bei seiner Gründung 1135 iz Hufen in M. und er-
warb dazu 1227 den halben Zehnten. Dieses Gut, das den sogen. Freien Kloster-
hof bUdete, wurde 1542 an Achaz v. Veitheim, später an die zwei Manner der
Zifra V. Kirchberg, der Tochter Evas v. Trott, verpfändet, aber 1565 wieder ein-
gelöst; vgl. V, Strombeck, Ztschr, d. Harzgeschichtsvereins II (1869) 3 S. 33 f.
Nach Hassel-Bege sind die Gebäude des Klosterhofs 1771 abgebrochen worden,
während die 300 Mg. haltende Länderei an Einwohner von Warle verpachtet
war; jeUt gehört sie zur Domäne Bamstorf. Der Hof lag zwischen Bamstorf und
der südwestlich davon befindlichen Wüstung Bistorf (s. S, 157 und 160.)]
M6nche-Vahlbers s. b. Vahlbergr.
[Neindorf.]
[Früher (noch 1400) Pfarrdorf im Bann Schöppenstedt und noch 1415 be-
wohnt, spater aber im benachbarten Schöppenstedt (s. dort) aufgegangen. 1311
ist das Dorf halberstädtisches Lehen Johanns v. Volksen, ein Jahrhundert spater
herzc^. Lehen der v. Weferlingen; Basilius v. Weferlingen gibt aber das Dorf
1415 mit Erlaubnis Herzog Bernhards dem Weichbilde Schöppenstedt in Nutzung
und Besitz und wird dafür mit 8 Mk. jahrlicher Gülte belehnt , die das
Weichbild zu zahlen hat, die aber 1419 an den Matthäuskaland in Braunschweig
kommen (s. Gebhard, Stift S. Matthaei. Braunschweig 1739 S. in ff.; Hege,
Seesen und Schöppenstedt S. 56). Um 1354 waren i'/i Hufen Suselitzsches Lehen
der V. Heimburg. Der Zehnte gehörte 1584 dem Kl. Marienberg vor Helmstedt.
Das „Neindorfer Feld" bildet den westl. Teil der Flur von Schöppenstedt und
li^ sQdlich von Bansleben, wo sich der Name „Neindorfer Bach" noch jetzt er-
halten hat. Vgl. Gesenius, Braunschw, Anzeigen 1756 St. 52. Algermann nennt
1584 auch diese Wüstung Krautneindorf.]
[Oerlins oder Oesterlingf.]
[Falschlich als Wüstung in der Nähe von Schöppenstedt angegeben; \^l. Braun-
schweig. Anzeigen 1755 St. 84; 1756 St. 52; Hege, Seesen u. Schöppen-
stedt S. 56; Knoll-Bode S. 265,]
Ostendorf s. bei Schöppenstedt.
Pabstorf.
Literatur. Ballenstedt, Braimschw. Magazin 1823 St 36 — 40. — Schmidt,
Bau- u. Kunstdenkmaler des Kr. Oschersleben 194 ff.
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2 IQ Aiuts^ericbtsbezirk ScböppeuiteUl.
Namensforinen. Papestorp (1084. 1346), Papstorp (um 1354). angeblich nach
Papst Clemens II. (1046/7) genannt.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Eilenstedt, jetzt in der Inspektion
Jerxheim; ein Pfarrer Heinrich ist 1258 bezeugt Das Patronat war 1311 halber-
stadtisches Lehen der v. Heimburg, ist aber jetzt herzc^lich. Die Regensteiner
Grafen mußten infolge ihres Unterliegens 1343 das Dorf an Graf Konrad V.
V. Wernigerode verkaufen; doch wurde die Burg, auf die die Wemigeröder
schon 1381 verzichtet hatten, wegen der von hier aus betriebenen Räubereien
1383 durch Erzb. Ludwig von Magdeburg zerstört
und dann nicht wieder aufgebaut; das Burglehn
jedocli, der sogen. Junker- oder Sattelhof mit
6 Hufen, wurde m^deburgisches Lehen. 1408
ist das Dorf braunschweigisch, wird aber damals
für 100 Mk. an die v. d. Asseburg und Velt-
lieim verpfändet, 1 582 hingegen durch die
Grafen v. Regenstein von den Assebuigem wieder
eingelöst und 1344 kommt es nochmals an die
Regensteiner. Jetzt sind '/a der Einwohner und
'/( der Flur braunschweigisch, '/j der Einwohner
und */g der Flur preußisch, und zwar gehftren
zu dieser letzten die Fluren der Wüstungen
Hochtal, Rohrbeck und Sümmering. Um
1500 hatte der Ort Weichbild recht, Märkte und
ein Rathaus. — Kl. Huj'sebufg besaß in P. 1084
'/) Hufe, 1278 2 Hufen und erwarb 1311 zwei
weitere von Bernhard v. Pabstorf. Kl. Ilsenburg,
das seit 1128 hier begütert erscheint, hatte 14Q7
ein AUod, das in 3 Höfe geteilt war und 16
zehntfreie Hufen umfaßte. Das Liebfrauenstift in
Halberstadt besaß 1189 z und vor 1307 i Hufe
103. Pabstorf, (früher den v. Pabstorf) gehörig. Die Vi^ei
Kirchturm vor d« Emeuenmg. ^^er 4 Hufen kam von den v. Heimburg an
das Jakobskloster in Halberstadt, doch besaßen
jene 1311 (und um 1354) die Vogtei über 42^/1 Hufen als Halberstädter Lehen;
1497 erscheint diese im Besitz der v. d. Asseburg. Der Zehnte ist zur Hälfte
1465 beim Kl. Huyseburg, 1414, 1534, 1595 bei den Grafen v. R^enstein (in
den beiden ersten Jahren an die v. Bünde verafterlehnt), 1779 Lehen des Halber-
stadter Vicedominus und Dechanten an die v. Damm. Die v. d. Asseburg be-
saßen gegen Ende des XV. Jahrh. den Schoß als weifisches Lehen, verpfändeten
ihn aber 1499 an das Bonifatiusstift in Halberstadt — Eine Ritterfamilie
V. P. ist im XIV/XV. Jahrh. bezeugt
Dorfanlage unregelmäßig, die Kirche in der SW-Ecke. Der Ort hat 4 jetzt
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offene Tore, das Kirch-, Süden-, Bruch- und Neue Tor, Flurkarte und Flurbe-
schreibung fehlen in der Herzogl. Plankammer. — Gegen 1800 gehörten zum
Braunschwe^er Teil außer der Kirclic 9 Acker-, [3 Halbspanner-, 35 Kothüfe,
Einwohnerzahl 1790/3: 602, 1900; iiHi.
ein einheitliches Schiff a
x'h erhalten ist, obwohl i
s gotischer Zeit
1 XVIII. Jahrh.
irr, RoniBD. Kapitale ans dem Kirchtunn.
Die Kirche S. Bartolomaei 1
(dessen grade Abschlußmauer im
eine chorahnliche Sakristei, aus
drei Seiten eines Achtecks ge-
bildet, angefügt worden ist),
einen flachen Anbau im N mit
dem Aufgang zur Prieche, im
S ein gewölbtes Leichen haus,
das noch in gotischer Zeit an-
gebaut worden ist, und den
1899/1900 im losen Anschluß
an den uriprüngltchen Bau ganz neu aufgefQltrten Turm von quadratischem Grund-
riß (außen ft.90 m), der je 1.20 m hinter das Schiff zurückspringt. Das Schiff hat
jetzt ein Holzgewölbe, In der Südmauer nahe der Ostecke ein Ausgußstein. In
der alten Ostmauer die Minuskelinschrift anno dni j milUsstmo j (ccc xli j aedifieatü /
est und das beachtenswerte Relief einer spätgotischen Kreuzigung, 1.07 m b.,
1.05 m br., mit abgeschrägten oberen Ecken und stabförmiger Einfassung; zur Seite
des Kreuzes Maria und Johannes in gewundener Stel-
lung von vom; zwei mit dem Oberkiirper aus dem
Grund sich abhebende Engel fangen das Blut aus den
Wunden der Hände auf. Die jetzigen Stichbogen-
fenster des Schiffs stammen aus dem XVIII. Jahrb.,
die damals verblendeten alteren Fenster laut Inschriften
aber auch erst aus den Jahren 1692 bis 1698. Die
Strebepfeiler gehören gleichfalls dem XVIII. Jahrh. an.
Das aus Hatte, kleiner Schmiege und steiler Kehle
bestehende Dachgesims des Schiffs kehrt auch am
Leichenhaus wieder, ist hier aber z. T. aus alten Bau-
gliedem (Stein mit romanischem Schachbrettfries) her-
gestellt; am Leichenhaus, dessen Eingang im XVIII. Jahrh. erneuert wurde, ein
Schragsockel. — Beim Turm (Abb, 103) schließt — in Übereinstimmung mit
dem früheren Zustande — das erste Geschoß mit einem zweimal abgesetzten Rund-
bogenfries, der oben mit einer Schräge abgedeckt ist; das zweite Geschoß ist
mit Eck- und Mittellisenen , sowie auf jeder Seite mit vier großen Rundbogen
versehen, die abwechselnd von den Lisenen und von Konsolen getragen werden.
Lisenen imd Rundbt^en liegen mit dem Untergeschoß in einer Flucht, während
die Mauer zwischen ihnen etwa 13 cm eingerückt ist. Das dritte Geschoß ist
wieder mit den Rundbogen bündig und enthält auf jeder Seite zwei romanische
105. Pabstotf,
Kopf eines SchSchen i
Flügelaltar.
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2 32 Amt^crichtsbeiiik Schöppemtedl.
Duppelschallorfnungen mit Teilungssäulen und doppelkonsolenartigen Auflagern. Die
etwa aus dem dritten Viertel des XII. Jahrh. und noch vom alten Turm stam-
menden Säulen {Abb. 104) zeigen hohen attischen Sockel mit sehr kleinem Ober-
wulst, z. T. auch mit Eckknollen, die Kapitale meist Würfelform oder Ranken-
werk, das mit Voluten, Tierköpfen oder Palmetten endigt und sich frei von dem
Schaft des Kapitals abhebt; die Deckplatte hat in der Mitte jeder Seite einen
Vorsptung und ist bisweilen grade geriefelt
Das ehemalige Dach des Turms ging in
der üblichen Weise aus dem Viereck in
achteckige Zeltform über und besaß Uliren-
erker; jetzt sind dafür bedauerlicherweise
im W und O des Turms hohe Giebel mit
je fünf Rundbogen aufgeführt
Alte Altarplattc dient als Trittstein
für die Schule.
Gotischer Schnitzaltar, das Mittel-
stück von 2.01 m Br. und 1.70 m H, die
gleichhohen Flügel je von halber Breite.
Im Mittelslück der Gekreuzigte, den Kopf
nach links gedreht, mit Maria (fehlt jetzt)
und Johannes (einst mit gefalteten Händen)
am Fuß des Kreuzes zwischen den gleich-
falls gekreuzigten Schachern (Kopf des
Schachers rechts Abb. 105), Christus mit
dem üblichen, die Schacher mit badehose-
artigem Schurz ; sodann links als Haupt-
patron der Kirche der hl. Barth olomaeus,
mit Buch in der Linken und einst mit Messer
in der Rechten, rechts nochmals Maria, aber
nicht wie in der Mitte in geschichdicher Dar-
stellung, sondern als Heilige der Kirche mit
Krone, lieblich lächelnd, das nackte, in der
T06. p.bsiorr. Linken den Apfel haltende Kiiäblein mit
Maria mit Kind vom Fügelallar.
beiden Händen tragend (Abb. 106). Die
Figuren stehen auf einer durchlaufenden Bodenerhebung, die mit Totengebein bel^
ist. In den Flügeln sind je in zwei Reihen übereinander und zu je dreien geordnet
die Apostel (mit Ausnahme des schon für die Mitte verwendeten hl. Bartholo-
maeus) und der hl. Stephanus als Patron der Diözese angebracht (Abb. 107.
108); eine Apostelfigur nicht erhalten. Von den Aposteln hielt der allein bartlose
Johannes in der Linken den Kelch, den er mit der z. T. noch erhaltenen
Rechten segnet, die meisten übrigen in einer Hand ein Buch, wahrend die
andere Hand mit dem eigenüichen Beizeichea meist fehlt oder doch das Bd-
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fibltqrf. 211
zeichen verloren hat; ein Apostel hat beide Hände eingebüßt Stephanus hält in
der Linken drei Steine, die Palme in der Rechten ist verloren. Die Figuren
tragen sämtlich ein rotbraunes Untergewand, dessen bisweilen vorsehendes Futter
rot oder grün ist, einen goldenen, durchweg blau gefütterten Mantel, der meist
schrSg über den Leib gezogen ist, aber bei dem Johannes der Kreuzigung und
bei drei anderen Figuren gleichmäßig von beiden Schultern herabfallt und vom
offen steht. Stephanus trägt das Diakongewand, dessen Farben fast erloschen sind.
Bei den Figuren unterscheidet man mit Sicherheit zwei Meister; Johannes, Paulus und
Stephanus, sowie auch Bartholomaeus und Maria zeigen gedrungenen Körperbau
und dicke Köpfe, während die Mehrzahl der Gestallen sehr schlank sind. Namentlich
diese letzten stehen in der künstlerischen
Erfindung und Durchführung sehr hoch,
jedenfalls erheblich höher, als die sonst
bei uns übliche Dutzendware. Nament-
lich ist die Trauer im Kopfe Christi
und der Schmerz in dem des Schachers
rechts ausgezeichnet wiedergegeben. Je-
doch rühren auch die anderen Figuren
von einem tüchtigen Schnitzer her. Ent-
standen ist das Werk aller Wahrschein-
lichkeit nach in Braunschweig, und zwar
etwa um 1460. Der Altar, dem wie er-
wähnt, zwei Figuren fehlten, war auch
sonst in sehr schlechtem Zustand er-
halten und durch weiße Tünche vollends
verdorben, ließ sich aber doch, auch ohne
Ergänzung an den Figuren, in seiner Ge-
samterscheinung wieder herstellen. An-
deutimg zur Verteilung der von ihren
Stellen gelösten Figuren boten haupt-
sächlich Zeichen , die in die hintere
Höhlung der Figuren und entsprechend auf die Stellen der Hinterwande mit
dicken rotbraimen Linien aufgemalt waren. Gleichzeitig an Figur und Hinterwand
waren noch erhalten im rechten Flügel oben links (i) der Schlüssel des Petrus,
dann (2) das Beil des Mathias, unten links (4) die Keule des Judas Taddaeus.
Die andern Figuren, deren Zeichen auf der Hinterwand aber nicht mehr erhalten
waren, hatten folgende Merkmale, die meist nicht die üblichen Beigaben waren,
bei 3 Armbrustbolzen, bei 6 Strich mit Kreis oben, bei 7 Schrägkreuz, bei 8
Schleife, bei 1 1 das Schwert des hl. Paulus, bei 12 die drei Steine des hl. Stephanus,
bei 5, 9, 10 fehlten die Zeichen, Die Figuren waren mittels starker, von hinten
in den Kopf geschlagener Nägel befestigt — Der Hintergrund war in der Weise
zugerichtet, daß man zunächst auf das rohe Holz mit dicken schwarzen Strichen
10;. Pabito
f, Die hU. Fetnu und Motbiof
id 1) vom gol. FlügelalUi.
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214 AmUgerichUbeziTk Scböppeiuteclt.
sowohl die Urorisse der Figuren, als die Bugenführuag des Maßwerkes aufgetragen
hatte; nachdem der Grund dann den Kreideüberzug erhalten hatte, waren jene
Umrisse nochmals durch Einkratzen gezogen, sodann der rote Untergrund für die
Vergoldung, und zwar über die Umrisse etwas hinaus, und schließlich mit genauer
Berücksichtigung von diesen das Gold aufgetragen. Die Heiligenscheine waren mit
je zwei konzentrischen Kreisen in den Kreidegrund und durch diesen in das
Holz punklartig eingedrückt, so daß wir sie noch überall nachziehen konnten.
Das Maßwerk war mit starkem Papier hinterklebt, das im allgemeinen rot, hinter
den Mittelrosetten aber blau gestrichen war; beim Maßwerk des Mittelstücks des
Altais scheint die Veiklebung nur hinter den kleinen Stichbogen der Zwickel an-
JuS. PabsCorf, Die bU. Johaonet d. E., Paolui und Stephanus
(Nr. lo — 13) vom Flügelalu*.
gewendet zu sein. Auf den Kielbogen des Maßwerks werden Aufleger mit Krabben,
und zwar im Mittelstück mittels kleiner Holzpflöcke, an den Flügeln mit Leim
befestigt gewesen sein. Die Außenseiten der Flügel waren mit groben gotischen
Ranken in Leimfarbe bemalt; damit scheint sich der Umstand nicht recht zu
vertragen, daß sich an den Flügeln noch Spuren von Hespen erhalten haben,
die eigentlich auf weitere bemalte Flügel schließen lassen. Die Flügel zeigen an
jeder Schmalseite zwei Zapfen, die in entsprechende Löcher des Mittelstückes
eingreifen. — Der Schrein ist jetzt im Herzogl. Museum.
Taufstein von 1652 mit fazettiertem Untersalz in Privatbesitz.
Das Relief einer stark verwitterten gotischen Kreuztragung (1.32 m h., i m br.)
in '/( Lebensgröße ist in die Kirchhofsmauer eingelassen; Christus wendet den
Kopf dem Beschauer zu, links von ihm ein Scherge, rechts Simon von Kyrene,
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Pabitorf — Gi.-Rothe.
235
der das Kreuz tragen hilft. Oben eine zweireihige, unleserliche Minuskelinschrift
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 22 '/j cm H., sechsteilig, auf den Fufi
aufgesetzt Gekreuzigter zwischen Maria und Johannes, mit maßwerkartigen Buckeln
am kugelartigen Knauf und eingraviertem Ihesus auf den Zapfen. Am FuS:
If. JofutH Casparus Stock iUigtr Pastor, an der sleilwandigen Schale: Heinrith Olkof
nnd seine Hausfrau Margareda /^(bezw. G)usiet haben diesen Kelch tum Gedeektnis
voreArt Pabstorf Himmelfartslagk 1660. Halberstadter Beschau (gesf)altener Schild
mit Wolfsangel) und Meisterzeichen Taf. XXIII 1 1 a, — Palene mit vertieftem
Vierpaß und graviertem Weihekreuz. — 2. \'on 25 cm H. und sechsteiliger Form;
die Lappen des Fußes abwechselnd mit gekraustem Rande, sonst, bis auf das
fehlende Ihesus mit Nr. i übereinstimmend. Unterm Fuß D.E. V.ff.ijlj. Halber-
stadter Beschau {Taf. XXIII iib.), eingepunztes G und Meisterzeichen MG in
schildartiger Einfassung. — Paten e mit gekraustem Rande und gleicher Be-
zeichnung wie der Kelch.
Runde Oblatenschachtel aus Silber, auf dem Deckel zu'ichen Palmwedeln
und unter Krone eingraviert F.V.Z .G . M . V.Z.T 1684. Braunschweiger Beschau
(steigender Löwe) und Meislerzeichen W oder NW.
Sechateilige Wasserflasche aus Zinn, ij'/jcmh., mit derInschrift:y(»//tt««G'wr^
Friderieh Stisser Pastfor) d(er) K(irche} zu Papstdorff 176? und achtseitige Tauf-
kanne aus Zinn, 23 cm li., mit den Inschriften; /Vc memoria Gugen HoUzman
1686 und J. G. F. Stisser Pasl. zu Papstdorff, beide mit großem, aber undeutlichem
Zinnstempel in der Art, wie die Tafel XXIII 18. 34. 42, jedoch mit dem Namen
/. Christian Kunnefeie] , der Deckel der Taufkanne mit hochovalem Stempel,
der Engel mit Palme und ICjK zeigt.
Altes Haus. Das zum preußischen Teile des Dorfes gehörige, nach Art der
stadtischen Gebäude errichtete Salomi)nschc Fachwerkhaus hat hohes Erd-, dann
ein Zwischen- und schließlich ein vorgekragtes Obergcsi'hoß mit gleichfalls vor-
gekragtem Dach. Die Holz Verzierungen zeigen ganz den Halberstadter Stil. Schwelle
und Füllhölzer sind in völlig gleicher Weise schitfskehlenartig gehalten, aber mit
gedrehter Schnur gefüllt, die wieder unter sich übereinstimmenden Batkenköpfe und
Knaggen rundstabförmig gestaltet. Die Vorderseite des Schwellbalkens ist teils mit
Konsolenfries, teils mit der Inschrift: Verbum domini manet in aetemum, anno
domim.... nich ersorget vor mich, es viere ihm bese.... versehen; die Fenster-
brOstungen besaßen einst je zwei Blendarkaden.
Gr. Rohde
Jetzt Herzogl. Oberförsterei im Elm und zur Flur von Sambleben gehörig, früher
Ortschaft Teme Rothe, in der 1175 i Hufe von den v. Peine ans Ägidienkloster
in Braiuischweig Itam; der Zehnte von maior Rohden gehörte 1298 dem Kloster
Dorstadt 1330 wird dort eine Kapelle genannt und im Erbregister des Fürstl.
Amtes Wolfenbüttel von 1569 wird bei Eitzum eine Waldparzelle als „Gotteshaus
in Rohden" bezeichnet. Nach Knoll-Bode S. 273 verschrieb Heinrich Julius die
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2t6 AinugericbnbeiiTk Scböppeattedt
wflste Feldmark seiner Gemahlin, die sie wieder mit Gebäudea besetzen lie£ und
1624 als Freihof ihrem Hofjunker v. Dewitz gab; mit Sambleben kam der bald
danach, angeblich im 30jährigen Kriege, wieder zerstörte Hof an die v. Crarom.
Die Sambleber Flurkarte von 1771 gibt weit nördlich im Elm 4 Wannen Brach-
feldes „Auf dem Groflen Rode" mit dem Gehöft „Am Rodenanger" an, das als
Halberstadt- Blankenburger Lehen bezeichnet wird.
[Ramsleben.]
[Namensformen. RamertsUva (IX. Jahrh.), Ramaslaua (1031), RomersUve
(um 1226), Romeslme (1272. 1295. 1334), Rontleve (1307), Rommesleve (1400).
— Geschichtliches. Einst (noch 1400) Rarrdorf im Bann Dardesheim; ein
Pfarrer Haltho wird 1295 genannt. Das Patronat ging 1318 vom Domkapitel in
Verden ans Kloster Wöltingerode über. Begütert war hier zunächst das Kloster
Fulda; dann gab Kaiser Konrad II. das Gut des Tammo in R. im Harzgau
und in der Grafschaft des Grafen Ludger an das Hochstift Verden, und 1272 wird
ein Ritter Rudolf Kotz als Ministeriale der Kirche in Verden über Güter in R.
genannt. Aber 1318 kamen Landereien, die um 1300 im Umfang von 3 Hufen
noch als verdensches Lehen der v. Biwende (mit der Rose) bezeichnet werden,
ans Kl. Wasserleben, das bereits 1306 2 Hufen regcnsteinsches Lehen von den
Edeln von Hessen erworben hatte und 13 18 einen Teil der verdenschen Güter
in R. gewann. Außer dem bereits erwähnten Patronat kam aber in dem zuletzt
genannten Jahfe der andere Teil dieser Güter ans Kl. Wöltingerode, das hier
bereits 1236 ein Allod besaß, 1307 i '/j Hufen an Thidericus Dectmater in Braun-
schweig ausgeliehen hatte, 1327 Land und 2 Höfe kaufte und 1336 i'/j Hufen
meinerssensches Lehen erwarb. Als Lehen der Edlen von Mein erssen waren um 1226
4 Hufen an die v, Deersheim, i Hufe an die v. Mandere, um 1 2 74 i '/j Hufen an die
V. Bcrie ausgetan; 1319 aber kamen 2>/( Hufen aus dem Besitz Konrads von
Meinerssen in den des Hochstifts Halberstadt, das 1482 — vermutlich mit eben
diesem Gute — die v. Bortfeld belehnt hatte. Im XV. Jahrh. war R. im Besitze
der v. Borchtorf. 3 Hufen sind 1508 warbergsches Lehen des Hans Kemerer,
Der halbe Zehnte ist 1427 — 1504 und 1584 warbergsches Lehen der v. Schwalen-
berg in Biaunschweig, ging aber 1508 — anscheinend vorübergehend — an die
v. Wenden über. Denn noch 1755 wird der Zehnte, und zwar ungeteilt, als Be-
sitz der genannten Patrizierfamilie erwähnt, wie auch 151 5 wohl der ganze Zehnt
als Halberstadter Lehen der Edlen v. Warberg bezeichnet wird, die ihn dann ihrer-
seits verafterlehnt hatten. — Eine Adelsfarailie v. R. ist im XIII/XIV. Jahrh.
bezeugt — Die Lage der Wüstung wird durch die Flurnamen „Ramsleber Feld,
Teich, Berg" im SO der Feldmark von Hessen {s. S. 190) näher bezeichnet].
Sambleben.
Literatur. Bege, Seesen und Schöppenstedt S. 67 ff. — Voges, Ztschr. d.
Harzgeschichfs Vereins X (1877)96.
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Gr.-Rohde — [Ramslebeo] — Sambleben. 237
Namensformen. Ckemptnlov: (1146), Campenleve {1201), Zcampt-, Tsampe-,
SampUve (1318), Tsampleve (1400).
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann, jetzt in der Inspektion Schöppen-
stedt; ein Pfarrer Johannes vrird 1332 genannt Das Patronat wird schon früh, wie
noch jetzt der Fall ist, der Gutshenschaft zugestanden haben. Das dortige Ritter-
gut, ehemals Lehen des Halberstadter Domkapitels, kam 1587 beim Aussterben
der seit 1272/8 bezeugten v. Sambleben laut Anwartschaft an die v. Veitheim,
die mit jenen das gleiche Wappen führen und daher wohl nur einen anderen Zweig
derselben Familie bilden. 1 593 aber wurde S. nebst Kneiüingen an die Herzogin
Elisabeth verschrieben und nach deren Tode 1627 als Afterlehen an Franz Jakob
V. Gramm gegeben. Nach dem Aussterben der
V. Cramm-Sambleben 1897 fiel es an die v. Lau-
ingen, die es 1898 an die v. Hanlelmann ver-
kauften. Als Zubehör des Schlosses werden 1635
und 1 797 im Besitz der v. Gramm der Zehnte und
6 Hufen Halberstadter Lehens angegeben, die
1318, 1344 (damals nebst Vogtei über 4 Hufen)
und gegen 1500 (nebst dem Dorf vor S., dem Ge-
richt und Untergericht usw.) seitens der Herzöge
an die v. Sambleben verafterlehnt waren. 1344
werden außerdem als herzogl. Lehen derselben
bezeichnet 3 Hufen, 4 Höfe und die Vogtei über
II Hufen, während 1627 das halberstadlische
Lehen, bezw. das herzogl. Afterlehen auf das
Schloß, 4 Höfe, 6 Hufen, den Twelkenzehnten,
das Koff- und Koppelholz angegeben wird. 1654
erscheinen noch als halberstadt. Lehen 4 + i Hufe.
1485 vertauschten die v. S. 1 1 '/« Hufen, wie es
scheint ans Blasiusstift. 1771 gehörten zum Gute ioq. Sambleben, GrabdeDkmil.
1307 zehntfreie Morgen und der Zehnte von igi
Morgen. Begütert waren in S. temer das Cyriakusstift (um 1200 z'/j Hufen),
das Kl. Riddagshausen (bis 1 146, bezw. 1292), der Gertrudenkaland in Braun-
schweig (1326 u. 1351 I Hufe). Das Blasiusstift erwarb 1146, 1224, 1235
je I, 1240, 1280 je 2 Hufen (s. auch oben). Als Halberstadter Lehen sind
131 1 2 Hufen, 1 Hof und der Novalzehnte Besitz der von Veitheim. Als herzogl.
Lehen (außer den oben genannten) besaßen 13 18 die v. Wenden 4, die v. Ührde
3, die V. Hohnhorat 4 Hufen, 1344 die Jordans und Godeken, 1369 die Kramers
in Braunschweig je 3 Hufen.
Dotfanlage gestreckt hautenförmig, die Kirche am S-£ingai)g des Dorfes, das
Gut unmittelbar nördlich anschließend. Über die auf der Feldmark liegenden
Wüstungen Holtorf und Gr. Rohde s. S. 214t. und 235f.; von einer angeblichen
Wüstung Avessen (s. Knoll-Bode S. 273) ist aber nichts weiter bekannt. Flur-
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jtS Amtigerichtibeiiik Schoppeoitedt.
karte von Geitel 1771. — Damals 8 große und 18 kleine Diensthöfe von Guts-
untertanen, die bei Hassel-Bege als Kothofe und Brinksitzerstellen angeführt werden.
Einwohnerzahl 1790/3: 255, 1900: 362.
Die Kirche besteht aus einem gewölbten Sihiff mit halbrunder Apsis, das nach
Angabe im Corpus Bonorum — an Stelle eines älteren, vom Braunschweiger Ober-
und Geh. Kammerrat Hans Philipp v. Gramm zu Celle und von Thedel v. Gramm
im Jahre 1666 errichtetenTSchiffs — 1770 vom Hofrat Franz Jakob v. Gramm
begonnen, nach dessen Tode
1774 geweiht wurde, und einem
romanischen Turm von 7.45 m
Breite und 5,10 m Tiefe aufleren
Maßes. Die drei flachen und
gratigen, durch schlichte Quer-
gurte von einander getrennten
Kreuzgewölbe des Schiffs ruhen
in den vier Ecken auf Rund-
säulen, sonst auf Wandpfeilern
tijskanischer Ordnung, \'on denen
die letzten außen als Streben
erscheinen, der Bogen der Ajisis
auf Waiid|)feilem mit Kompo-
sitakapitül. Die Fenster zeigen
den Korbbc^en mit heraus-
tretenden Quadern in Scheitel
und Kämpferhcihe, das SiUl-
portal gleichfalls den Korbbogen
zwischen je zwei gebJllktragenden
KompoMtakapitJllen. Am Fries
des GebJllks: /Inno — Frandscus
Jacobus a Gramm -MDCCLXX.
Der das Wappen der v. Cramni
entlialtenc Giebel ist gebogen
irt). Sambleben Kelch ""'^ gebrochen. Die Architektur
des Schiffs ist der des Schiffs
in Schrtppenslcdt (s. dort) eng verwandt. — Der Turm enthalt unten ein
Grabgewölbe und zeigt im Glockenhaus nach N, O und S je ein romanisches
Doppelschall och mit eingerückten Teilungsbogen ; die Sllulen haben zierliche
Würfelkapitäle, unten breitausl ad enden Schaft und merkwürdige Sockel, die über
einer viereckigen Platte eine runde breitausladende und eine ähnliche, aber ein-
gezogene Platte anordnen. Spater ist ein weiteres Stockwerk aufgesetzt worden mit
rundbogigem Sclialloch im W. Das Dach hat auf dem Stich bei Merlan (Abb. 1 11)
Satteldach über hochgemauerten Giebeln, jetzt jedoch die Form einer viereckigen
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Sam bieben. 239
Pyramide. An der Ostseite des Turms eine altere Dachschräge, die über das
romanische Schalloch hinausgeht und daher wohl dem Bau von 1666 angehört.
Die innere Ausstattung der Kirche ist ganz einheitlich in rokukoartigem Stil
aus unbemaltem Tannenholz hergestellt.
Die mit fünf Seiten eines Achtecks aus der Altarwand vortretende Kanzel
hat geschwungene Brüstungs wände und wird ^'on korinthischen Pilastem und Säulen
eingefaßt, die ein gebogenes und gebrochenes Gebalk tragen. Auf dem letzten je
ein gelagerter Knabe, auf dem reich verzierten Schalldeckel ein Engelknabe, im
Giebel des Gebalks Dreieck mit Strahlenglorie und Engel sköpfen. Unter der Kanzel
Rokoko- Hange werk. Die Priechen im N, W und S ruhen auf schlichten Pilastem
mit Korbbogen.
Großes Orgeigehause auf der vorgcbogenen W- Empore mit Rokokooniamenl.
Ovales Taufbecken auf Säule aus grauem Rübclander Marmor.
Grabdenkmal des Franz Jakob v. Gramm auf Sambleben, Ölber und
Kneitlingen, Braunschw. Seh atzdeputierte n , geb. 1708, gest. 1770, und seiner
Gattin Anna Magdal. Wilhelmine v. Krosigk-Hohenerxleben, geb. 1719,
verheiratet 1744, gest. 1789, gestiftet von
den drei Tiichtem Antonette Grafin v. Arnim,
Luise V. Krosigk und Sojihie v. Bötticher
(Abb. 109). Die mittlere Tafel enthalt die Lebens-
angaben, die am vorspringenden, mit Urnen
besetzten Socket die Namen der Stitterinnen,
die spitzbogige Lünette, an der zugleich ~" \. ,_, ^ ,. ^ ,., „
IM. Sambleben, enem. SchloU
seitwärts die Wappen der Verstorbenen an- nach Merlan.
gebracht sind, einen Altar mit christlichen
Zeichen und mit Urne. Die Einfassung zeigt Schuppen Verzierung. Aus grauem und
weißem Marmor, in klassizistischem Stil.
Im Fußboden der Apsis Grabstein Ludwigs v. Sambleben von 1560.
Der Ritter ist halb nach links dargestellt, in der Rechten die Streitaxt, die Linke
am Schwertgritf, den Helm am Boden. Der Wappenschild zeigt die beiden Biälter
am Stamm, der Helm ein aufrecht gestelltes Kissen (eigentlich Raute) mit dicken
Ecken, so daß also auch im Helm eine vollkommene Übereinstimmung mit dem
Wappen der v. Veitheim besteht. Am Rande die Minuskelinschrift : Aö . döni .
dusent . vif hundert . und . darjna . im . sostigtslen . jar . fridagts . na . quasi-
modogenili , is der . tmveste . jund . efhrbare] . lodevich . van . samjpeleve . in
godt . vorstorven . dem . de . leve . godt . gnedich . sy . 1560.
[Glocke mit der Inschrift Tkedel von Gramm . 1683 . Eleonora EUsabetka
VPH Gramm . Heiso Meier gos mich zu Wolfenb. im Corpus Bonorum genannt.]
Kelch aus Silber (Abb. 11 o), nur innen, an der Hinterwand der Schale imd früher
z. T. wohl auch an den Verzierungen vergoldet, von 23 cm H. und schöner barocker
Form. Fuß und Ständer sind rund und namentlich mittels Wülsten und Kehlen
reich profiliert, beide an je einem Wulst mit getriebener Blattranke, der Ständer
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2^0 AmtigericbUberirh Schöppennedl.
am Kamies mit gebogenen Rippen verseilen. Die Schale ist mit einer durch-
brochenen Silberarbeit belegt: aus reichem Blattwerk wachsen drei gleichmaßig
über die Schale verteilte Knaben mit ihrem Oberkörper heraus, die gemeinschaft-
lich drei Schilde halten; von diesen zeigt das eine in gravierter Arbeit einen
Altartisch, Kelch, Patene und den Gekreuzigten, aus dessen Brust das Blut in
den Kelch spritzt, nebst salus crtdenttum, die beiden anderen in gleicher Weise
das Wappen der v. Cramm mit Thidel von Kratnm JjoS, bezw. das der v. Samb-
leben mit insign. Sambeltb. Unten am FuB die Stempel „ in Klee blattein fas-
sung und 14 lötig, ein Beschauzeichen fehlt. Die Patene zeigt innerhalb einer
Blatteinfassung in guter Arbeit eingraviert ein Medaillon mit dem Schmerzens-
mann und e((e homo.
Löffel aus Silber, mit der Inschrift Ursula Catharina Gustediim ijoj und
zweimal mit dem Zeichen Tafel XXIII 7 versehen.
III. SamblebeD. SchloG, Hinptseile.
Ovale Oblatcnschachtel aus Silber, von 11 cm Br. Der Deckel zeigt ovale
Achtpaßform und eingraviert das Wappen der v. Cramm, sowie F(ra>uiscus)
J(acobus) a Cframm), An der Vorderseite ist ein kleines Kruzifix aufgesetzt.
Meisterzeichen „ in Herzeinfassung, M und Braunschw. Beschau (Lfiwe).
Zwei gotische Messingleuchtcr von 28 cm H.
Ovales Taufbecken aus Silber von 26 cm Br., schlicht, mit überstehendem
Rand , auf den zwei Henkel mit leichtem Blattwerk aufgesetzt sind. Braunsch.
Beschau, S und . in Schild ein fassung.
Desgl. aus Zinn, einschl. der muschelartigen Henkel 26 cm breit. Mit einem
der großen Meisterzeichen des Zinngießers J. Christian Querner in Wolfen-
büttel (Tafel XXIII 34. 42) und IJ4J.
[Klingebeutel von 176a mit kleiner silberner Glocke, die Braunschw. Be-
schau trug, im Corpus Bonorum erwähnt.]
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[Das alte Schloß (Abb. iii) beschreibt Merian S. i8i folgendermaßen ; „Das
Wohnhaus ist ein selir altes, meist von Steinen auffgerahrtes und mit einem Wasser-
graben umbgebenes Gebäude, hat mitten einen vierecketen alten Thurm von dickem
und festem MaupAerk; ausserhalb des Grabens ist das Hauß mit nothdürfftigen
Vorwerkshöfen und Gebäuden versehen."]
Das jetzige Schloß (Abb. 112. ii,)| ist ein streng antikisierender, wirkungs-
voller Barockbau von 1701, der ganz aus Elmsteinquadem aufgeführt ist, aus
Hrd- und Obergeschoß besteht, sich mit seinen vier Flügeln um den quadratischen
Hof l^t und selbst rings von einem Wassergraben umgeben war. Die Hauptseite
mit 13 Arlisen im S ist mit Mittelrisalit versehen; die von je zwei toskani-
si-hen Pilasieni und einem Oebillk mit üugleich gebiigenem und gebrochenem
ll.v Samblebea, Schloß, Hofuasichl.
Giebel eingefaßte Einfahrt ist im Korl>bi>gen geschlossen. Hier eine reich barock
eingefaßte Kartasche mit: Siii et posUrtlati sedem harn a. C . MDCXXVII ab
ovo numerata pecunia comparatam, aedificiorttm vetustaU de/ormatam eaque de causa
Junditus destrudam sumptibus non modicis de integro etitavit (!) Theodulus Theod. fil.
Franc. Jac. nep. a Cramm a . ae. C . MDCCI. Unter dem Schlußstein des Tors
das nebenstehende Stein metzzeichen. In dem hohen Giebel des Risalits
auf Sockeln die Wappen Thedels II. v. Cramm (in der Mitte) und seiner
i Frauen Aug. Christ, v. Cuningham (herald, rechts) und Frida Doroth.
V. Schlegel (links), sowie barocke Voluten. In den beiden, unter sich durch einen
schlichten Gesimsstreifen getrennten Geschossen rechts und links vom Risalit je
fünf große, im Obergeschoß des Risalits selbst drei große rechteck^e Fenster in
Profileinfassung. An den Ecken des Risalits und denen des ganzen Gebäudes vor-
Biu- u. KuDIldcnkin. d. HenogT. Br.i.mh..tig. III. 1. Ifi
-%
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242 Amugeiicbubezlrli Schöppeusteciu
s|)ringende Quadern. Die St-hmalseiten, Ober denen das Dach gewalmt isl, sind
ebenso schlicht gehallen, wie die Vorderfront zu Seiteo des Risalits. Di^egen isl
die nach N gewendete Gartenfront wieder reicher gestaltet Der westliche und
östliche Flügel des Schlosses springen hier als dreiachsige Risalite vor, die im
Erdgeschoß mit toskaniwhem Gebalk und Btendarkaden, im Obersto<k mit ionischen
Filastem versehen sind und je in einem Giebel mit Rundfenster schlieiten. Der
Mittelteil dieses Flügels hatte einst im Erdgesihoß eine offene Laube mit fünf
Arkaden (am S<h!uBstein der mittelsten wieder das oben abgebildete Steinmelz-
zeicheii), im Oberstock einen Balkon zwischen je zwei achteckigen Fenstern, die
vielleicht durch doppeUe Pilaster getrennt waren, wie sie der Hof zeigt. — Die Wer
Flügel umscliließen einen Hof {Abb. 113), sind auch hier in Quaderbau aus-
geführt und (iffneii sich nach ihm im UnlergeschuB der S-, W- und 0-S«te in
je fünf Korbbogen arkadcn auf toskanischeii Pfeilern, mit Gang in schiictiten
gratigen Kreuzgewölben, wahrend die N-Seitc hier nur Blendarkaden aufweist.
Das Obergeschoß samtlicher Flügel hat zwischen den Fenstern paarweis gestellte
korinthische Pilaster mit Gcbalkstück darüber. Das Dach war frtlher mit röüidien
Ziegeln gedeckt. — Das Innere ist nur im VorderflOgel \-olLstandig ausgebaut
Hier in zwei oberen Zimmern ein Kamin mit Louis XVI.- und ein anderer mit
Empire- Verzienmg, heide in Stuck. In jedem Seitenflügel eine Nebenireppc. Der
Gartenflügel ist gflnzlich unvollendet geblieben. Hier waren zweifellos Haupttreppe
und Prunksaal geplant. Nur die Viwhalle der Treppe ist vorhanden in der Mitte
des Erdgeschosses, mit gratigen Kreuzgewölben über zwei freien Mitteipfeilem und
entsprechenden Wandpfeilem. Darllber, doch die ganze Mitte des Flügels zwischen
den Risaliten ausfüllend, wird der Saal beabsichtigt gewesen sein, mit Balkontür
nach dem Garten. Die übrigen Seiten umzieht in diesem Obeislocke ein ge-
schlossener Gang, entsprechend dem offenen des Erdgeschosses. — Trotz der
gesucht schlichten Formen isl namentlich die Hofansicht von großer Wirkung.
Als Architekt wird in erster Linie Hermann Korb in Betracht kommen.
Über den zu Sambleben zahlenden „Tetzelstein" und die Sage, die sich an
ihn knüpft, s. Görges, Geschichte und Sagen von Stadt und Land Braunschweig,
S. 219 und Knoll-Bode, S. 273. Der Stein steht auf der Paßhöhe der ehe-
maligen Heerstraße Schtlppenstedt- Königslutter, dem Harde-, bczw. Weißen Weg,
und ist vielleicht alt.
Schliestedt [und Slistedeborch].
Literatur. Bege, Seesen und Schoppen stedt, S. 74 f. — Voges, Ztschr. d.
Harzgeschichts Vereins VIII (1875) i7of.
Namensformen, Sihtidi (996), SehsHde (1022), Slistedeborch (1244), Slis-
stede (1293), SlisUde und -slidde (1318, 1383^ SltssUde (1400).
Geschichtliches. Pfarrdorf früher im Bann, jetzt in der Inspektion Schöppen-
stcdt; ein Pfarrer Jordan ist um 12 18 imd 1227 bezeugt Das Patronat stand
1584 dem Archidiakonat in Halberstadt zu. war aber bereits im XVIII. Jahrh,,
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^niblebcn — SchUeitedt {aod Slisiedeborcb], 24^
wie 111 «.h jetzt, bei der (iuLstierrecliafl. Auf der Burg befand sich eine Kapelle, die
vermuüich dem Bnidcq>a»r Petrus und Andreas geweiht war, da sie um 12 18
nach jenem. 1317 nach diesem genannt wird; ilir gehilrte seit etwa 1218 i Hufe
hei Dahlum. Das Patmnat ticrsciben ging 12^4 aus dem Besitz der v. Dalem in
den des Kl. Marienlier^ vor Helnistetit über, dessen Propst den &.>ttesdieiist in
der Kirche durch einen Priester und durch einen Scholaren ausüben sollte; zum
l'atninat gehurten auch ^ Hufen, 2 Mühlen und ein Holz, und 1332 gewann
Ki. Marienbe^ noch eine weitere Hufe dazu, dixli wird die Kirche in einer
HalberMt^ldter Urkunde von 1317 als ganzUch \erfallcn, ja als Schlupfwinkel von
Dieben und Rauhem bezeichnet und dem genannten Kloster unter der Bedingung
\i>m Bischof wie es scheint einverleibt, daß die Kirche sellist abgebrochen und
dem Patron derselben Andreas ein Altar im Kloster erritihlet würde. — 996 Über-
wies Bischof Bemward von Hildesheim ein Gut in S. der \'<)n ihm vor der Stadt
gegründeten Kajiclle, <lem sjtlltcren Michaelistloster, in dessen Besitz das (iut
auch I022 genannt wird. Z Hufen gehörten um iiho der dem Helmstedter
Ludgerilclostcr zustehenden Kirche in Rode, 2 '/i Hufen 1281 der Kirche in
Heiligendorf (Kr. Gifhoni). Das Jlarienhospital in Braunschweig erwarb 1293 von
den V. Veitheim s Hufen, 1304 ibezw. 1326 und 133Ö) 2 Hufen und 2 Wort
von den \. Warle, die dortige Ulrichskirche 1322 vom Herzog Otto 3 Hufen,
'i Morgen, 2 Höfe, 1 Wort. 1311 sind 2 Hufen Halherstädler Lehen der
V. Velthcim. Das Stift Königslutter besaß 1352 3^/j Hufen. Als herzogl. Lehen
hatten 1318 die v. Schliestcdt, die sthon 1147 bezeugt sind, vielleicht ein
Zweig der v. Dalem waren und 1*114 erloschen, i '/] -J- i '/i + 3 Hufen, 1,(44
,i''j Hufen, 2 Wort, 1383/85 (i Hufen und das Holzblek Scheverla, dann 1318
die V. Volzum 2'/i, 1344 die Kaghcn 4 (um 13()(; im Besitz des Kaglie vcm
Sllstidde), die v. Stnmibeck 2, um 1400 die v. Ampleben 7 Hufen. Das Dorf
kam 1562 als herzogl. PfamIbcsitK an Christoph v. d, Streilhorst und noch 1584
besaß es dessen Witwe „für gewisse Jahre" pfandweise. Eine weitere Überweisung
des Dorfes an die v. d. Streithorsl wird 1639, des Hauses, Dorfes und eines
Hofes an die v. Bülow 171)9 ausgesprochen. Der Burghof und 4 Kinhöfe wurden
den Herzijgen seitens der v. Schlicstedt 144*1 ^^^ Heinrich v. Bortteld resigniert,
das mit dem Burghof identische Rittergut war seit 1527 Besitz des Kanzlers
Dr. König, seit 156(1 der v. d. Streithorst, .seit 1657 der Frau v. Wettberg, geb.
V. d. Streithorst (als Pfandbesitz), seit 1683 (als Pfandbesitz) der v. Radendorf,
seit 1733 wiederum der v. d. Streithorst, seit 1747 Schraders v. Schliestcdt (An-
kauf für 36o(XJ Tlr.), der seinen Adelsnamen nach dem Rittergute erhielt und
dieses in ein Kunkellehen verwandeln ließ, seit 1773 der v. Bülow (der Ober-
hauptmann V. B. war Schwiegersohn des Vorbesitzers), seit 1846 der Grafen
V. Schwiecheldt, seit 1899 der v. Adelet»en. Gegen 1800 waren noch 1 '/» Acker-
höfe dazu geschlagen, so daß das Gut 540 Morgen Acker, 48 Fuder Heu und
i*i Morgen Ganen umfaßte. I55<f waren dann noch lo Hufen und 2 Höfe
herzc^l. Lehen der v. Veitheim. Außerdem be.saßen von Bramischweiger Patriziern
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344 AmtigeiichUbedrk Scböppensledt.
1,^51 die Kahlen 6, 1.559 die Schöppenstedts und 1491 die Weltmanns Je
7 Hufen (vielleicht dieselben, die S. 243 als herzogl. Lehen der v. Ampleben
genannt sind). Der Zehnte war 13 11 zur einen Hälfte halbeistadtisches Lehen
der V. Warle, zur anderen (als Novalzehnt) solches der Edlen v. Querfurt, 1343
zur Hälfte Besitz der Kahlen und Göttingen, il^oj der Aderstedts in Braun-
schweig, 1 584 (anscheinend ganz) der v. Strombeck, 1 778 aber wieder geteilt
zwischen dem Rittergut und den v. Striimbeck.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche am S-Rand; da.s Rittergut nimmt mit
(lutshof. Park und Alicen die ganze 0-Seite des (,)rtes ein. Die frühmittelalterliche
SlisUäeborch , die wohl zur Zeit der Zerstörung ihrer Kapelle (131 7) gleichfalls
verlassen gewesen ist, lag nach der Ortsbezeichnung der Flurkarle Fleischers von
1778 auf einer zungenförmig nach W zu vorspringenden Anhöhe, die im S von
«lern in die Erhebung einschneidenden, noch jetzt so genannten Burgtal begrenzt
wird und im äußersten N der Feldmark von Schliestedt liegt. Flurnamen : im SO
„Am Hohenstedter Stiege" (s. S. 214) und „Thicangcr", ganz im S ,.Am Dey-
114. Schliestedt, ehetD. Schlau nach Meriao.
Wege" und tlie Grenze gegen Warle bildend „Der Dey-Weg". Das Vorhandensein
einer Wüstung Leimbecke bei Schi, bestreitet Bege aaO. — 1778: 4 Ackerhöfe
(i davon wüst), 2 Halbsi>anner, 2 Groß- und 5 Kleinköter. Einwohnerzahl
1790/3: 260, 1900: 2,51.
Die Kirche, aus rechteckigem Schiff und quadratischem Turm bestehend, macht
jetzt einen ganz modernen Ausdrack, stammt aber noch aus dem Mittelalter. So
verbindet ein romanischer Rimdbogen Schiff und Turm, und an der Ostseite des
letzten ist die Dachschräge eines alteren Schiffs erhalten, dessen Wand bis in den
Dachstuhl hinein verputzt war, also offen gewesen sein wird. [Nach der Inven-
tarisation von 1 880 zeigte der Turm im W einen Spitzbergen Eingang und über
der mittleren Höhe ein Teilungsgesims, im S einen Stein mit: Anno äni Mccccc
und im Glockenhaus spitzbogige Doppelschallöffnungen mit gefasten Pfeilern,] Der
Oberstock des Turms ist erneuert worden. An den üstl. Teil des Schiffs ist im S
ein kellerartiges Grabgewölbe mit einecn kleinen spitzbi^gen Fenster auf jeder Seite
angebaut. Der jetzt vermauerte Eingang in das Gewölbe von dem Kirchenschiff
aus hat einen hübschen Renaissance- Aufsatz im Stil der Arbeiten Paul Frankes;
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Schlieitedt [und SüatcdeborchJ. 245
eine ovale Kartusclie Kcigt das Wappen der v. d. Streithurst und der v. Bibti«-,
sowie die Inschrift: I>cr edier gestrenger, und vehsUr, Anthon von der Sireilhorst,
uff Sthlistedt, erbgesessen, Fürst: Braunschw: Stadtkalter, gekeimbster Camerath,
und Hofrichler, hat dis Gewelbe zu seiner, seiner Hausfrauwe, Dorothee gebore P.
Bib<nt' Od Kinder Gedechtenis, des zeitliche Sterbestundleins, eingedenck lasse baw'e,
im Jahr der Geburth unsers Salighmachers des Herr Christi 161J.
Alte Altarplatte mit Weihekreuzen und Reliquicngnitt. das Profil aus Hatte
un<l Kehle bestehend.
Grabstein, i. Des Ritlnieisters Ernst v. Seggerde von 1599- Der Ver-
storbene ist in unftirmig dicker Gestalt und \'oller Rüstung, mit zusammengelegten
Händen, Helm und Handschuhe zu den Füßen, vor einer Nische mit dcirisclien
Pilastem dargestellt. An den Längsseiten die be/.eichnclen Wappen (herald.) rechts:
von Seggerde, d. ffogreven, von Bornstede, von Herlinge, links : der Beren, v. Monig-
husen, von Alden, vim Wetberg, am Rande die Inschrift: Anno is<)g den j(?) Martä
/wischen ijund 2 Uhr Nachmittag [ist] der edler und ehrnfesier Ernst von Seggerde
Ritmeister j in Gott selig entschlaffen und den 15 / alkie beg[rab]e . Denn Gott
der Allmechtige eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle. Auf einer Tafel unter
der Darstellung der Leichentext Hos. XIII 14. Maßige Arbeit. — 2. vennuüich
einer jung verstorbenen ungenannten Schwestertochter des vorigen, deren Relief-
figur vor einer Nische fast ganz zerstört ist. In den Ecken die bezeichneten
Wappen v. d. Strit [hörst] , [v. Segg]erde, v. Samflen, der Beren. Am Rande
ausgeschrieben Marc, am 10, 14 und Herr Jesu Christ, dir leb ich, dir sterb ich.
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14<,
Amtsgerich Ubezitk Schoppenitedl.
d(anj bfitt) i(ch) t(0dt) u(nd} l(tbeniüg}. Seitlicli HilnjreverKienmgon in RenatssaiKc-
Banilwerk. Gute Arlieil.
(ilocke von i m H. und 1.08 m I)ni., vun J. H. Wicke in Braunschueig
zur Zeit des Pastors Joh. Hcinr. Kikliy und des „Dynasten" Karl Cliristian Eriedr.
V. Raiow jjegcisscn a. 1. MDCCLXXXXVl, quo bellum gravissimum erersione
Status Gallorum publki exdtatum vaslansque llaliam, Belgium Universum et Germaniae
rfgiones Irans atqiie eis Rhenum sitas iiticiptti fortuna adhuc geritur, terris Bruns-
vUensibus farente dei dementia sub auspicÜs patrts patriae Caroli Wilhelmi Ferdi-
iiamli, dueis sapieiilissimi, celsissimi, pace aurea fruentihus.
Gr.iisrln; Kelclie aus vcr-
(ji)ldcteniSill)cr. 1. vun Kfcni H..
mit sechsseitigem Fuß und Stän-
der. Am sciikrecliten Teil <le>
Inifles >enkre.htc Stridie. an
dessen nberem Kande, auf die
seitis Seiten verteilt in a»s-
ijeliiibcneni und kreuzweise ge-
striihcllem Grunde die sehr gut
;;esclinittene Minuskolinsclirift:
elemosina ■ nicelai j olavi et
uxoris j eius / alhorgh; \i.r und
tiinter jedem Wort hniischc go-
tisiiie Kanken. Auf den Fuß auf-
gesetzt die Hoelirelicfs des Ge-
kreuzigten \ün 5 '/i ein H. und
kleinerer Figuren, links des sitzen-
den Jnliannes. der den Keli'li seg-
net, reclits der Maria mit Kind, in
guter Arbeit um 1 500. Knauf mit
grinierteni Maßwerk, Zapfen mit
116. Schlie*ie<lt. Mittelteil dei Scbliisiei. ihesus in Sclimeiz. Die plumpe
Scliale ist s|Ȋter erneuert worden;
sie zeigt in kenaissantefassung graviert Gotti'atcr, wie er Christus auflieht und die
Hand au dessen Seitenwunde legt (dmh fohlt die Taube), sowie die Inschrift:
Friedrich UlrUh von der Streithorst Obrist, Anna Elisabeth von SchSnbergen. —
Auf der zugelnirigen I'atcne (mit Weihekreuz^ Slistedt Anno i66j. — >. von
17 cm H. und runder Form. Am senkrechten Teil des Fußes ein gejwnztes Musler;
über den oberen Teil des Fußes legt sich eine hübsche Bogen ^-crzierung. Am Stan-
der in Minuskeln unten hilf ge maria, < ihen + hilf mara I ! i ; der flarhe Knauf zeigt
weit vorstehende Zapfen mit + lARIA (!) in Majuskeln und dazwischen gra-
viertes Maßwerk. Die Schale ist steil und oben nur ganz wenig nach außen ge-
bogen. Unter dem Fuß Julius Ernst i>. d. Streithorst. — Patenc mit Vier])aß und
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ScbUeilcdt [UD<1 Sli«le<lebotch|.
^47
Weihekreuz, .si>*ie Sliittät. Nach dem Corpus Bmorum vemiutlidi 1626 ge-
schenkt.
Kiimle ObUtenschachtcl aus Silber, mit Vogel iu Fruchtwerk und Ilse
Mag/iaUna von tVedeäerg (s. S. 24,^) graviert. Braunsiliw. Beschau (biwe) imd
Mei.sterzeiclien G£ in rechteckiger Einfassung.
Zwei gotisdie Messingleuchter von 45 cm H., auf drei Tatzen gestellt, der
sdilanke Stilndcr nach dem Fuße kehlartig aut^eifend, mit Knauf in der Mitte,
die fibere Schale aus zwei Kehlen gebildet, das Ganze durch Querlinien und
dl •]>|>el kreisförmige l'unzverzierungen belebt.
[Vnn der ältesten Burj;, deren Lage S. 244 angegeben ist, ist nur etwxis
Bauschutt erhalten: sie ist wie es scheint spätestens Anfang des XIV, Jabrh. \er-
las.sei). und der Bui^itz in das Dorf selbst verlegt wurden. Diese zweite Burg,
die im Merian bei S. 1K4 (Abb. 114) ncl>st dem Wirtschaf Lshof dargestellt ist,
nahm lüe Stelle des heutigen Si'lilrisses ein und wird bei Merian kurz beschrieben
mit den Worten; „Das Adelicbe Hauß S<bl .... ist ein ziemlicb altes Hauß. ins
iiuadrat gebauht und mit einem W'assentraben umgeben."]
Das jetzige Schloß ^Tafel XIV u. Abb. I15. 116), ein Bau v<hi i;fto, ist
mit der Hau[)tseite, atif die eine breite Lindenallee fuhrt, nach S gerichtet und
rings \on einem — jetzt trockenen — Graben un^eben, über den im S und X
eine Brücke auf flachen Bugen führt. Im K vor diesem zu beiden Seilen je ein
kleiner Pa\iI]on aus Ziegelsteinen mit Bewurf, und mit Schweifdacb. Da.s im all-
gemeinen schli<hte Schloß besieht aus Keller-, Erd- und Obergeschoß. Der
Grundriß ist der bei derartigen Bauten des XVIII. Jahrh. übliche. Dem durcb
die ganze Tiefe gehenden Saal im Oberstock entsjiricht imten ein Vorraum mit
einfacher Treppe und ein (jartensaal. Rechts und links schließen sich dann in
beiden Geschossen je vier Zimmer an. In der Breite des Saals springt im S ein
Mittelrisalit mit hohem Giebel vor. Die StichlxsgentClr hier ist von dorischen
Illastem und Gebalk mit procul Mgotiis eingefaßt, die ^eichfalls im Stichbogen
geschlossenen Fenster, siiwie iler Giebel sind mit schiinen Sluckverzierungen in
Rok<ikustil versehen. Die tlbrigen Fenster sind schlicht gebalten und grade ge-
schlossen. Das mit Entlastungsbogcn versebene Kellergeschoß imd die Töreinfaasung
bestehen aus Quadern, die übrigen Teile des (jebAudes aus Ziegeln mit Putz. —
Das Innere ist z. T. sehr reich und schrm verziert. Das Tre])pengelander aus Holz
ist durchbrochen und zeigt außer den senkrechten Stäben, die abwechselnd ver-
schlungen sind, Muschelwerk und Rosetten. Im V<irsaal, Gartensaal und in den
beiden sich an diese anschließenden Räumen sind über Türen, Fenstern und
Kaminen Stuckverzierungen in Rokokogeschmack angebracht, besonders reich ist
aber der Saal im Oberstock ausgeführt (Tafel XIV), Hier befinden sich in der
Mitte der iJtngswande je ein Kamin und rechts und lird;s von diesem je eine
Doppeltür, an den Schmalseiten je drei Fenster, die meist bis auf den Boden
reichen. Zwischen diesen, sowie an den abgeschrägten Ecken des Saales, über
und neben den Kaminen sihmale Spiegel in geschnitzten Rahmen, unter denen
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2Aii Amcsgeiicbubezjrk Schüppeaitedt.
z. T. reich geschnitzte Konsoltischc stehen. Stuck\etzienjngen beflnden sich an
denselben Stellen, wie bei den andern Rüumen, besonders reiche in Kartuschen-
form Ober den TOren, den Mittel fenstem und den Kaminspiegeln ; je in der Mitte
sind grau in grau in weniger guter Ausführung Kinderdarstellungen gemalt, und z<A'ar
über den Türen figurenreiche, die die Jahreszeiten andeuten, sonst solche mit
allerlei kindlichem Treiben. Auch die Voluten der sonst ganz schmucklosen Decke
haben Stuckzierat; an der Decke hangen zwei schöne Kristallkronleuchter mit
je einer Reihe von Doppelvoluten und von Doppelstengeln. An der nördlichen
Schmalseite nach dem Garten zu Balkon mit hübschem Gitter in Schmiedearbeit.
Das Schloß enthielt bei meinem Besuch 1899, als es noch nicht wieder be-
wohnt war, nur zwei lebensgroße Ölbilder, Knieslücke Herzog Karls I. (von
jugendlichem Alter, in preuBischer Uniform) und des Herzogs Ludwig Ernst
{mit grauem Rock, blauem Ordensband, Johanniterkomturkreuz und KommandostabV
Stadt Schöppenstedt.
Allgemeines.
Quellen und Literatur. Corpus Bonorum der Kirche, verfaßt vom Super-
intendent Gesenius 1749 (Pfarrarchiv). — Handschriftl. Aufzeichnungen vom
Pastor Tagscheider {Landschaftsbibliothek in Braunschweig). — Mitgau, Stadt-,
Feld- und Wiesenbeschreibung nebst Flurkarto von C. C. W. Fleischer, aus dem
Jahre 1760 (Herzogl. Plankammer in Braun schweig). — Braunschw. Anzeigen
1746 St. 4 (Archidiakonat zu Seh.). — Desgl. 1755 St. 84 (H,, Historische
Nachricht von dem Weichbilde . . . Seh . . .). — Desgl. 1756 St. 52 (Gesenius,
„Zugabe" zum vorigen Aufsatz. — Desgl. (Gelehrte Beiträge dazu) i;6i Sl. 70
(Lichtenstein, Veränderung der Namen der Städte, bes. der Stadt Seh., gegen
Calvör, Hannov. Beitrage 1761 S. los.-i). — Bege, Geschichte der Städte Seesen
und Seh, (Wolfenb. 1846. S").
Namensformen. Sciphinstete {\Q^i), Scypptn- {1086), Sckipen- (1136), Scep^H.
(1234). Sceptn- (1238/40. 1346), Schtppm- (1286/7), Schipm- (1295/7- 1312).
Schopin- (1367), -itide, sUde, -stad usw., öfter im Gegensatz zum Dorfe Seh. bei
Braunschweig als Greten Seh. {1312. 1359) bezeichnet. Nach früherer, z, B. bei
Merian \'ertretener Annalime mit schepen (= Schöffen) zusammenhangend, insofeni
sich hier ein altes Gericht befand, durch Meibom von scaphütm (Kahn) ab-
geleitet, und es ist wohl möglich, daß diese verkehrte Etymologie zur Aufnahme
eines Kahnes in den weifischen Löwenschild {s. Zimmermann, Braunschweig.
Magazin 1905, 1 2 7 f.) geführt hat. Eher zum Personennamen S'*:^^, Ä^qS^c gehörig.
Geschichte. Die Kirche des hl. Stephan in Seh. wird 1051 unter den pu-
blkae eetUsiarum parochiae, d. h. den Pfarrsprengeln erwähnt, in denen die Graf-
schaft der Brunonen lag, und gehört als spätere Arehidiakonatskirche zu den 35 vom
ersten Halberstädter Bischof Hüdegrim L (f 827) gegründeten ältesten Kirchen
des Sprengeis (s. Bd. H 73). Seh. war daher unzweifelhaft schon im B^inn des
IX. Jahrh. ein angesehener Ort und wohl bereits damals zugleich Sitz eines Ge-
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SchlJeileilt [qnd Slilledeboicb] — Sudt Scböppeiutedt (AUgenicinesJ. 941^
richts (s. S. 251). Es entspricht auch der Bedeutung des Durfes im XII. Jahrh.,
daß der aus dieser Zeit stammende Tunii seiner Kirche weit über das sonst bei
Dotfkirchen übliche Mau hinausgeht.
Wann der Ort die Rechte eines Weichbildes erlangt hat, wissen wir nicht;
jedenfalls war dies, aber doch wohl nicht lange, vor dem Jahre 1346 bereits er-
folgt, in dem Herzog Magnus an Burchard v. Sunstedt die ihm am wicbeide
to S(k. zustehenden jährlichen 10 Mk, auf drei Jahre für 100 Mk. verpfändet
{was sich 1364 dem Deutsch ordens-Landkomlur, 1395 den Strombecks gegenüber
wiederholt) und die dortigen Ratmannen zur Zahlung dieser Summe an den
Genannten verpflichtet, und diese Bezeichnung des Ortes als wicbeld oder bleek
kehrt im Verlaufe des XIV., XV, und XVI. Jahrh. noch sehr oft wieder. Es
entsprach daher nicht mehr den tatsachlichen Verhaltnissen, wenn der Eiscliot
von Merseburg noch 1367 in einer Urkunde von dem dorff %u Seh. spricht. Aus
dieser Urkunde aber, die das uralte Lehns Verhältnis der Herzöge von Braunschweig
zum Hochstift erneuert, dürfen wir schließen, daß auch Seh. zu jenem Teil des
Erbes der Walbecker Grafen gehörte, der durch Bischof Thietmar v. Walbeck an
Merseburg kam (s. auch Bd, II 54). Ob andrerseits die Bezeicimung Graten Sth..
die sich seit 1312 nachweisen läßt, zu der Schlußfolgerung berechtigt, daß da-
mals bereits die Erhebung des ehemaligen Dorfes zum Flecken vollzogen war,
bt deshalb zweifelhaft, weil die Bezeichnung des Ortes Seh. bei Braunschweig
(s. Bd. II 185) als panmm oder minus Sc. schon 1231 auftritt, wahrend doch
jenes noch 1332 villa genannt wird. Jedenfalls aber ist die Annahme irrig,
als wÄre die Erhebung zum Weiclibild erst infolge Eingehens der benachbarten
Orte Allum im S, Neindorf im W und Twelken im N (s, S. I49f. 229, 2(14)
vorgenommen worden (Dürre, Ztschr. d. Histor. Vereins f. Niedersachsen 1869, 67).
Denn man wird vermuten dürfen, daß die Stadtteile Westendorf und Ostendorf
die Einwohner wenigstens der zwei ersten Wüstungen — Twelken war noch 15,51
bewohnt — im allgemeinen in sich aufgenommen haben; von Westendorf aber
-wissen wir, daß es erst 141 1 mit Weichbildrecht versehen, vom Herrendienst
befreit und mit Seh., mit dem es vordem stets in Hader gelebt, vereinigt worden ist.
Erwähnt wird das wtstendorp to Scepenstede nebst der Peterskapclle und der MOhle
dort zuerst 1357, mit dem Pawelschcn Sattelliof und Bergfried, die nunmehr an
den Bemwardsaltar im Marienhospital zu Braunschweig kamen, 1392; das Osten-
dorf mit einem Hof, der Heimburgsches Lehen war, um 1354, mit seiner Mühle,
deren Lage in der betr. Urkunde gleichzeitig auch als bynnen dem wkbelde to
Schefenstede ang^eben wird, 1399. Neindorf wird dem Weichbilde Seh. seitens
der V. Weferiingen 141 5 in Nutzung und Besitz gegeben, das Stadtrecht am
Alnefeld, d. h. dem Allumer Feld, 1418 an Seh, übertragen. Die vier Feldmarken
aber, aus denen die Gesamtflur von Seh. bestand, wurden noch im XVIII. Jalirh.
von einander unterschieden. Hier sei auch der Urkunde von 1399 gedacht, laut
der Herz<^ Friedrich dem Henning v. Winnigstedt 4 Mk. jährlicher Gülte binnen
dem Weichbilde Seh. verschreibt, von denen i '/, aus der Mühli- im Oslcuilorf.
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2CO Amtigerichtsbezitk Schöppeailedt.
2*/j vom herzogl. Zinsc dort und \-<>in Saldersdien Zjnse, den der Herzog an
Häusern und Grundstücken lial, zu (jchcn sind; was davon nicht bezahlt werden
k^'inne, snile von den kep^nfennigtH, die der Herzog an der dortigen Taverne
hat, gedeckt werden. Im XVII. Jahrh. wird Seh. zur Stadt erhol)en, wa.s vielleicht
mit der Übertragung gewisser Untergerichte an den Ort 1614 (s. S. 251) zu-
sammenhängt. Ihre einmalige Bezeichnung als Stadt im J. 1400 bt ungenau. —
Im J. 1482 werden vier Personen als Büi^ermeister, Ratmannen und Vorsteher,
1667 drei abwechselnd regierende Bürgermeister genannt, seit der Einrichtung des
J. 1745 aher besteht der Rat aus dem Gerichtsschulzen, uwei Bürgermeistern ußd
einigen Beisitzern, die sämtlich vi)m Herzog ernannt werden.
Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft so zahh die Visitation von 1542
außer der Pfarrkirche auf: die ( Peters- ),.Kai>elle zu Seh. im Flecken", die nach Seh.
gehörende Ka])elle zu Twclken Is. S. 2'')4) und die „Kapell und Desolat zu Ncin-
dorf" (s. S. 229). Die Pfarrkirche war dem lil. Stejiiian geweiht — eme Ablaß-
urkunde von I.14S für die Kirche, hezw. Kapelle Juhannis d. T. in Seh. bezieht
sich zweifellos auf Kl. -Seh. — ; das Patronat stand 1542 dem Archidiakon zu
Magdeburg, Bertram v. Bredow, 1568 ilem Herzog, i^öq dem Magdeburger
Domherrn und Halherstadter Vi2cd<miinus An(tr. v. Hol/endurf, 1,184 dem Ar<:hi-
diakon und Vizedominus in Halberstadt zu, ist aber wenigstens seit dem XVIII.Jahrh.
wieder herzoglich. Die jahrlichen Kinnahmen der Pfarre bestanden 1542 aus 33 fl.,
doch hatte mau damals die Alwicht, die Pfarre in Koblingen is. S. zir>) und
den Kaland in Seh. mit ihr zu \crelnigen, 1394 war die KiR-lie mit der Bad-
stube vor dem Stobentor begabt, die noch 1740 als Erben zinsstück der Pfarre
geführt wurde, und 1 749 mit den Slandgeldeni von Jahnnarktskrambuden auf dem
Kirchhofe; auch die Einnahmen aus den Grabstätten auf dem Stephanikirchhof und
dem Kapellenhof standen ihr zu, doch wurde der Kirchhof 1 760 vor das Stoben-
tor verlegt, wo er sich noch befindet. Seit 15(19 ist mit der Pfarre die Superin-
tendentur Seh. verbunden. — Das Patronat der seit 1357 bezeugten Peters-
kapelle, an die jetzt nur ni>ch die Kai)el!enstraße erinnert — 1750 kannte man
noch den Kapell enkirchhot — gehörte von Anfang an dem Propst des Bratin-
schweiger Blasiusstiftes, im XVIII. Jahrh. jedoch dem Landesherm. Die Kapelle
wird auch in dem .\bgabenverzeichnis des Halberstüdter Bistums von 1400 ge-
nannt. 1544 wurde ein lutherLscIies Kf^danat errichtet und mit der Peterskapelle
verbunden, deren jahrliche Einnahmen damals in 32 tl. bestanden; auch beab-
sichtigte man gleichzeitig, die Kapellen in Twelken und Neindorf damit zu ver-
einigen, von denen die erste in die Pfarrkirche von Seh. 2 fl. für Wein und
Oblaten zu zinsen pflegte, die zweite von den Kalandsbrüdem gebraucht wurde. —
1544 ist auch vrm einer Schule die Rede, die der Kaplan zu.'tammen mit dem
Küster versehen sollte, und deren drei Klassen später von einem Rektor, dem Kantor
und einem Schulkollegen geleitet wurden; den Rektor ernannte der Landesherr.
Wie viele Archidiakon atsitze, d. h. Orte, die gleich bei der ersten Ordnung
eines bischöflichen Sprengeis mit einer Pfarrkirche ausgestattet wurden, so ist
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Stadt Schuppenitedt {AllgemeiaEsl. 25 I
auih Sth. gleichzeitig Sit/ eines Cericlites gewesen, das freilich erst seit 1320,
als Ninrüus Piscalor de Seh. G<^efe des Herzogs Otto war, urkundlich he/eugt
ist (s. auch Einleitung). Den \. Wcferiingen muBte Herzog Friedrich 139(1 das
Weichbild zu Seh. mit dem ganzen di>rt^en Gerichte für 100 Mk., 1399 ein
Viertel der Asseburg nebst <lemselhen Teile des dazu gehörigen Gerichts, das
SaJzwerk zu Bamsti>rf nebst dem Teiche und n<H:hmals das Weichbild und das
(iericht Seh., dazu je 2o Mk. aus der Beede sowie der Gülte aus den genannten
Gerichten für 400 Mk. verpfänden und in dem gleichen Jahre den v. Samblehen
für die sihuldigen 40 Mk. eine Anweisung auf die Hcrbstbeede in seinen Ge-
richlen Seh. und Evessen erteilen. — 1614 gab Friedrich Ulrich dem Rate der
Stadt gewisse sitten- und straßenpolizeiliche Rechte, die Strafgewalt mit bürger-
lichem Einiger „micr aber einer Stuben oder andern Orte auf oder unter dem
Rathause auf ,i oder 4 Nflchtc", und das Recht, in Schuldsaclien Zahlungen auf-
zuerlegen, deren cegnitio und executio aber dem Herzog, dem Großvogt, dem Amt-
mann o<lcr dem fürstl. Vcigt \orbchalten war, und diese, aurh 1685 gewahrten
Freiheiten wurden der Stadt nochmals 1 705 bestätigt, und ihr weiterhin die frei-
willige Gerichtsbarkeit verliehen, also das Recht, Kauf-, Schenk-, Geburtsurkunden
auszustellen, wofern dies nicht auf Wunsch seitens des Amtes geschieht, und die
Vormüniier zu bestellen, ferner das Recht, statt des Eintagers Geldstrafe zu
erheben, während die Kriminal- und Zivilgerichtsbarkeit beim Amte blieb. 1742
erhielt der Rat schließlich auch die vrlllige (2ivil-)Gerirhtsbarkeit über Stadt und
Flur Seh., so daß nur noch die <")bergerichte durch das Resi<lenzamt in Wolfen-
büttel ausgeübt wurden. Ein Gerichtschulthcis wurde nicht ernannt, sondern es blieb
bei einem herzogl. I^ndkommissar. Über 8 Hauser an der KOhlingerpforte (,t imS, 3
imN) hatte das adelte (icrichtKüblingcn die Zi\ilgerichtsbarkeit. Die ehemalige Stadt-
v<^ei, im XVIII. Jahrh. fürsd. Lageriiaus genannt, ist auf dem Plan von 1760
(Abb. 117) der gr"ße, an der S-Seite der Aheinkarre gelegene Hof Nr. 115, bei
Hassel-Bege als Tri)ps<;hes Haus bezeichnet. — Von einer Niederschrift der be-
stehenden Gildeordnungen ist 1614 die Rede,
Eine wesentliche Hebimg des Ortes erfolgte durch Herzug Julius nach einem
groBen Brande im Jahre 1,178, der allein 71 Wohnhauser zerstörte. In seiner
Beschreibung des Amtes Wnlfenbüttel von 1,584 gibt Algermann an, der Herzog
habe die Stadt beim Wiederaufbau „ordentlicher in Straßen richten und dirigieren",
sie femer gegen Küblingen — \ermut!ich durch die oben erwähnten 8 Häuser —
etwas erweitem, auch die Nette, die zuvor einen engen Durchfluß gehabt, „durch
die Stadt ziehen" las.sen. Der Herzog verlieh der Stadt 1,583 auch zwei (nicht
vier) Jahrmärkte, an den beiden Sonntagen nach Pfingsten und nach Galli (spater
auf den Sonntag vor Himmelfahrt und den Dienstag nach Galli \'erlcgt), imd
schenkte ihr damals die Braugerechtigkeit, die durch die Gildeartikel \on i'i44
bestätigt wurde und schon damals, gefördert durch ein gutes Wa.sser, wesentlich
zum Wohlstand der Bevölkemng beitrug, aber auch freilich in erster Linie die
Veranlassung dazu gab, daß die neidischen Stadtbraunschweiger am 14. Mai iCiOZ,
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2^2 AmMgerichubeilrW SchiippeiKtHli.
am Tage der Hagelfeier, Sth. unversehens überfielen, das Twelkentor erbrachen
und die Stadt plDnd^en. 1667 uiirde der Stadt die Erlaubnis zum Bau des
jetzt beseitigten steinernen Brauhauses auf dem Markte, urunittelbar neben dei
Nette, erteilt und ihr somit die Möglichkeit gegeben, daß die Mitglieder der
Brauergilde (gegen 1800 22 an Zahl) der Reihe nach in dem Stadtbrauhaus
(nicht mehr in den eigenen Häusern) Bier brauen konnten. 1713 «-urden der Stadt
noch je zwei Vieh- und Wochenmarkte veriiehen. Die lange Belagerung der Stadt
Wolfenbüttel im 30jährigen Kri^e hat auch Seh. schwer geschadigt; 1627 M-urde
es erst von den Kaiserlichen, dann von den Danen, 1641 nochmals von den
Kaiserlichen gebrandschalzt Der Gesamtschaden wurde auf iSohdo TIr. geschätzt
1651 sind auch „die alten Briefschaften des Rates., von Händen gekommen".
Nicht minder hatte die Stadt unter starken Branden zu leiden; abgesehen von dem
bereits erwähnten des Jahres 1578 werden solche berichtet aus den Jahren 1587,
1617 (70 Wohnhäuser), 1641 (wieder an 70 Hausstlltten) und 1743 (beinahe
100 Gebäude, die Hälfte aller Hauser). Ähnlich wie i,')78, wurde auch beim
Wiederaufbau nach dem letzten Brande eine „preiswürdige Regularität" beobachtet
tmd „statt der niedergebrannten Häuser weit schönere Gebäude" errichtet; 1749
sollen bereits 208 Wohnungen wieder aufgebaut gewesen sein. Damals u-ird auch
die Karlstraße, die Verbindung zwischen Stadtmarkt und Abelnkarre, ihren Namen
erhalten haben, ja es schien sich wegen der Verdienste Herzc^ Karls um die
Erneuerung der Stadt sogar der Name Karlstatlt im Volksmunde einzubürgern,
der aber amtlich nicht beschlossen war und auch lebhaften Widerstand (s. Braun-
schweiger Gel. Beitr. 1761 St 70) hervorrief. Die Abtragung der Wälle und Tore
im Jahre 1750 und ein Anbau von 15 meist ackerlosen Häusern zwischen dem
Twelken- und Stobentore {richtiger wohl: v()r dem Twelkentor) im Jahre 1752
tn^en weiter zur Hebung der Stadt bei.
Bevor die zuletzt genannte Vergrößerung der Stadt vor sich ging, wurden die
sämtlichen Hausstellen mit Niunmem \'ersehen, die bei der Slephanikirche be-
gannen, dann der Reihe nach nach O, S. W, N liefen und innerhalb der Stadt (das
fürstliche Zollhaus und drei kleinere Hausstellen vor dem Twelkentor eingerechnet)
bei dem stadtischen Brau-, Back- und Wachtliause schlössen, um dann die weiter
vor den Toren liegenden Mühlen, das Armenhaus und die Salpeterhotte (im N)
und endlich die Neuansi edehing vor dem Twelkentor anzureihen. Es wurden
damals 210 bürgeriiche Hofstellcn gezählt, von denen die Hälfte ganz ohne Land
waren und höchstens beim Hause selbst einen kleinen Garten besaßen, 1 793
zählte Seh. 235 Feuerstellen und in diesen 1642 Menschen, während es 1900
411 Wohngebäude, 863 Haushaltungen und 3583 Einwohner besaß. — Um
1650 bestand bei Seh., aber nicht lange Zeit, ein mineralischer Gesundbrunnen.
Über den Güterbesitz zu Seh. in früherer Zeit wissen wir folgendes. loSti
begabte Bischof Burchard von Halberstadt das von ihm wieder erneuerte Kloster
Ilsenburg mit 8 Hufen (in dieser Gegend wohl schon damals zu 24 Morgen ge-
rechnet), die auch in den papstlichen Bestätigimgen von 1136 und 1195/7 '^'■-
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Sudt ScfaÖppeiutedt lAllgemeiDcsl. 253
scheinen, dann aber verschwinden. 1238/40 *-ird zuerst eine Wort im Besitz des
Braunschweiger Blasiusstiftes ervrflhnt, das 1259 aus dem Besitz der v. Dalem
die Vogtd über tz'/j Hufen erwarb und spater vielfach als Gutsherr Ober aus-
geianes Land erwähnt unrd; so ist ein Hof mit 4 Hufen 1402 Lehen der
Holtuidier, seit 1472 der Kalms, 1322 sind 2>/] Hufen an Bernhard Drusebart
und Heinrich v, Schöppenstedt gegeben, vielleicht dieselben, die 1383 — 1832
als zehntfreier Lehensbesitz der v. Damm erscheinen, 2 Höfe und 2 Hufen sind
14hl und 1540 bezeugt, i Hof mit i '/^ Hufen wird im Westendorf 1440 ge-
nannt und [482 sowie 1487 als Latgut ausgetan. 1315 zahlten 6 Hausbesitzer
ao S. Bla»us als Zins fast 63 ß, noch in demselben Jahrhundert 1 1 Hufen und
8 Wort <)7i/( ß. In der Stadtbeschreibung von 1760 ist das Stift bei nicht weniger
als 67 Hausstellen als Gutsherr des dazu gehörigen Landes angegeben, imd
zwar umfaßte der große Quiddische Hof im Westendorf (Nr. 155) rund 310 M.,
der Schriftsassen - Hof der Dedekindscheii Erben, bei dem freilich die Stadt-
kämmerei und die Katharinenkirche in Braunschweig beteiligt waren (s. auch
S. 234) 115, der des Kammerers KrOger 139, vier Höfe je rund 80 — 85 Morgen,
der des Büigermeisters Betmann di, zwei kleinere Höfe je 45 Morgen. Das
Cyriakussdft erwarb 1483 2, besaß 1543 3 Hufen und war 1760 Gutsherr
über das zu 8 Hausstellen gehörige Land. 1289 sind die Pawels im Besitz von
4'/} Hufen, und diese gehörten zu dem Sedelhof mit steinernem Bergfried im
Wesiendorf (auf dem Merianschen Stich mit aufgemauerten Giebeln \'ersehen,
1846 von Böge als Schumannsclier Hof bezeichnet), den die Pawels 1392 nebst
2 Kothöfen und 2 Worten an den Bemwardsaltar des Marien hospitals in Braun-
srhwdg gaben. Da aber die betr. Urkunde unter denen der Martinikirche liegt, so
muß der Sedelhof an diese übergegangen und identisch sein mit dem Bekordesschen
Hof Nr. C38 im Westendorf, der 1760 164 Morgen umfaßte, an S. Martin 70,
an die Kirche in Destedt 25 Seh. Getreide als Meierzins, an das Blasiusstift und
die Stadtkämmerei aber einen geringen Geldbetrag als Erbcnzins gab, identisch
jedoch auch mit dem Beigfried - Hof , der 1402 — 1517 als Campensches (After-)
Lehen der v. Damm bezeugt ist i'/i Hufen waren 1323 Archidiakonatslehen
der Elye, dann (und noch 1779) der v. Damm; 1309 kam i Mühle ans Kreuz-
kloster, 131t war I Hufe halberstädtisches Lehen der Holtnicker. Aus Häusern
in Seh. bezogen im XV. Jahrh. der hl. Geist- und der Gertrudenkaland in Braun-
schweig Zinsen. Als hcrzt^l. Lehen hatten 13 18 die v. Stöckheim i'/i, die
V. Ampleben (noch um 1400) 1, die v. Ohrde 2 Hufen, 1344 die v. Warle,
seit 1386 Rolef v. Schöppenstedt, 1463 und noch 1527 die Kaims je i Hof
mit I Hufe. 1359 verpfändete Herzog Afagnus den v. Damm seinen Hof in
Seh., der bei dem Kirchhof lag, damals den v. Dreileben gehörte und wohl sicher
in dem gleichfalls dort belegenen, bereits erwähnten Dekekindschen Schriftsassen-
hof Nr. 210 zu erkennen ist, der nach Hassel- Bege vom Herzog relevierte, aber
ein Meierhof des Blasiusstiftes war. 1370 belehnte Herzog Magnus seinen Vogt
zu Wolfenbüttel Johann v. Campe u. a. mit i Hof zu Sch. und 1593 erscheinen
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2 iA Amttgerichubciirk ScbüppeosCedl.
12 Latenhufen, die Vogiei über '4 Hufen, das Gerichi, der Olla, i Hoiz, i Mahle
und 8 Hufen als herzogl. Lehen der v. WeterUng. Im Besitz der Elye sind
iji4 4. in dem der Holtnicker l,HO 7 Hufen. Von den lastenfreien ö;*/» Mg.
der ehemaligen Kalandsianderei hatte die Wolfenbflttler Marienkirdic 1753/4 f"''
die Neuanbauer beim Twelkentor 2 1 '/j Morgen tauschweise abgetreten. 1 /(«>
sind die v. Kalm über die «um Srheli ersehen Hof Nr. i8o gehörigen 142 Morien,
die Katharinenkirtrhe in Braunschweig Ober 48 und ,'>4 Morien der Hilfe 147
und 215 (lutsherr, die Stadtkammerei — allerdings z. gr. T. zusammen mit dem
Blasiusstift und dem Lorenzkloster — über das zu 59 Häusern gehfirige Land.
Die Stadt besaß aber auch \'on alters her bis heute ein eigenes Holz in Elm.
Vim Auswärtigen besaßen nix'h die v. Damm 90, die Kommende Lucklum 28,
die Broitzenschen Erben in Braunschweig 32 Morgen in ScIi.
Der Zehnte nebst dem Zehnthof ist schon vor IJ12 zur Hälfte Besitz der
Kirchhofs in Braunscliweig gewesen, <lie ihn (den ganzen?) aber 1392/5 für
140 Mk. verpfändeten; 1303 jedoch bekundete Heinricli v. Wenden den Verzicht
des Knappen Ludolf Siengerd us auf ihn. Um 1370 war eine (die andere?) Hälfte
des Zehnten herzogl. Leben, 1584 und n<K!i 17Ö0 der ganze Zehnte der S<höppen-
stedter Flur Besitz der v. Broitzem, wahrend er im letzten Jahr auf Twelker Flur
den V. Cranim-Sambleben, auf Neindorter dem Marienhospital in Braun schweig,
auf Allumer den v. Kalm gehörte.
Die Ritterfamilie v. Seh., die im XIH/XIV. Jahrh. bezeugt wt, ist ein Zweig
der Familie v. Dalem -Wenden gewesen.
Denkmalcrbeschrcibung.
Stadtplan von 1760 (Abb. 117). Die Stadt bildet ein in westöstl. Richtung
langgezogenes Oval, das in seiner ganzen Ausdehnung von dem FWßchen Altenau
(durch Herzog Julius scliiffbar gemacht und daher früher in der Stadt die Schiff-
fahrt genannt) und einer breiten, zu beiden Seiten der Altenau laufenden Straße
durchzogen wird. Diese wird durch den Markt, der nördlich des jetzt hier kana-
lisierten Wasscriaufes li^, in eine r«tl. und westl. Hflifte geteilt, die Wilhelmstraße
(das frühere Ostendorf) und die Stobeiistrafle (früher Westendorf). An der Nord-
seite das alte, aber gUnzlieh modernisierte Gebäude des Stadtkellers, neben dem
sich östlich der Zugang zu dem ziemlich großen Kirchplatz mit der noch z. T.
romanischen Kirche und der den Platz begrenzenden Gebäuden der Harre, Schule,
des früheren Dedekindschen Schriftsassenhofes (auf dem Meriansclien Stich mit
hochragendem Gebäude versehen), des früheren Ptarrwitwenhauses und jetzt auch des
Stadthauses befindet. Im S des Marktes an der Altenau einst das stadtische Brau-,
Back- und Wachtliaus. Am Ostende des Ostendorfs die sog. Kapellane! (Nr. 38).
Ober einige der großen Höfe s. S. 253. Von der nordwesil. Ecke des Marktes
geht die Braunschweiger Straße aus; sie besteht innerhalb der Stadt aus zwei gleich
langen Schenkeln, welche in nahezu rechtem, nach W offenem Winkel aufeinander
stoßen, wird aber an der Stelle des früheren Twelkentores nochmals in stumpfem
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2 ^6 AtnUgericblsbezlik Schöppensiedi.
Winkel gebrochen. Im übrigen ist die Stiaßenentwicklung in der nördlichen
Hälfte der Stadt ziemlich beschiSnkt, indem hier nur zwei unbedeutende, mit ganz
kleinen Gnmdstückcn besetzte Nebenstrafien, die Hinter- und die Sackstraße, von
den beiden westösüichen Hauptstraßen abzweigen und wieder in sie einlaufen.
Reicher, z. T. auch regelmäßiger ist die StraBenanlage im S, Hier geht zunSchst
von der Südostecke des Marktes die zum Hohentore {um 1830 auch Hirtentor
genannt) führende Steinstraße, dann gegenüber der Braunschweiger Straße die nur
als kurze Zwischenstraße gedachte und daher früher nicht mit einer Brücke ver-
sehene, vermutlich auch erst aus der Zeit nach dem großen Brande von 1743
stammende Karlstraße und schließlich die zweimal im Winkel geknickte Bahnhof-
straße, die trotz ihres neuen Namens und, trotzdem der ehemalige Namen ver-
schollen ist, doch von alter Anlage ist, nach S, imd eine Verbindung zwischen
Stein- und Bahnhofsstraße wird durch die westöstlich laufende Abelnkarre, auf die
die Karlstraße mündet, hergestellt. Wir werden in diesem Teil der Stadt die
Änderungen Karls I. erkennen dürfen, während die unregelmäßige Straßenanlage
im S des Westendorfs offenbar auf eine ältere Zeit zurückgeht Einen Namen
trägt hier nur die Kapellenstraße, die beim Hause Nr. 14(1 \'on der Stobenstraße
abzweigt und in mehrfacher Biegung auf die Bahnhofstrafle zuläuft, indessen sowohl
nach dem Hof Nr. 155 in der SW-Ecke der Stadt als weiter östlich nach der
Stobenstraße hin Verbindungen hat. Die Heerstraße Braunschweig- Sfiiöningen betrat
die Stadt Seh. durch das nach dem ehemaligen Dorfe Twelken (s, S. 264) ge-
nannte Tor im N und verließ sie wieder durch die Küblinger Pforte im O. Im
XVIII. Jahrb., in dem der Anfang zu der Ansiedlung zwischen Twelken- und
Stobentor gemacht wiirde (1752) und gleichzeitig das Stobentor für den großen
Verkehr von W her geschlossen worden zu sein scheint, wurde auch die Heer-
straße von Wolfenbüttel her auf einem kleinen Umwege durch das Twelken-
tor und über das Zollhaus in die Stadt geleitet, ja Seh. diente damals z. T. auch
als Durchgang für die große Heerstraße \'on Braunschweig -WolfenbOttel nach
Hessen-Halberstadt-Leipzig, die sonst nicht nördlich, sondern südlich der Asse
zog. Das erwähnte Stobentor hatte seinen Namen von der Badstube, die nach
einer Urkunde von 1394 \'or diesem Tore lag und noch j/60 an eben dieser
Stelle in dem Hause Nr. 158 in Betrieb war. Nach diesen vier ursprünglichen
Toren waren die 41 Mitglieder der Brauerinnung laut Brauordnung von 1777 ein-
geteilt. Erst später, wie si-lion aus dem Namen ersichtlich ist, wurde als fünftes
das Neue Tor angel^, das am Ausgang der heutigen Bahn lief Straße sich befand
und jetzt auch für die Straße Ohrde-Hessen dient. Über die Ansiedlimg vor dein
Twelkentor, die später bis zum Stobentor au^edehnt wurde, s. S. 252, Die Stadt
(Abb. 118) war einschl. des Ost- und Westendorfes, wie der Meriansche Stich
zeigt, von Mauer und Graben umgeben, von denen jene bis 1750 niedergel^t,
dieser im N von einem noch jetzt erhaltenen Nebenarm der Altenau gespeist wurde.
Innerhalb der Stadt, unweit der Küblingerpforte, aber an einer Stelle, wo jene
ursprünglich ein Ende hatte, liegt an der Altenau die zuerst 1399 genannte obere.
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Jl.l
1
Stadt Schöppeasledt (GiundriO).
da. wo diese dicht am Sloben-
tor wieder austritt, die seit 1357
bezeugte untere Mahle — beide
in Privatbesitz — , vor dem ■
Twelkentor der „füret). Zoll", ■
jetzt ein Wirtshaus, vor dem >,
Hohentore die städtische, aber ',
schon 1 756 in Privatbesitz bo- '
findliche Windmohte, zu der i|.!.j'
vom Stein wege imd von zwei ||'.ii
Höfen der Wilhelm Straße
besondere Zugange führen.
Die alimähliche Entstehung jjjjj d
der Stadt, über die bereits S. 249 iji' S
gesprochen bt, läßt sich auch '| jq
aus ihrem Grundrifi erkennen. ' 1 "
Den Hauptteil der Sladt, aber J
auch ihren ältesten, durch den
romanischen Kirchturm fest be-
stimmbaren Bestandteil bildet
die Hausergruppe in der Nahe
der Kirche, doch mögen auch
die entsprechenden Gruppen im
S des Marktes in ihrer früheren
Gestallung zum Dorfe Seh. ge-
hört haben, dessen NO-Ecke
dann die Kirche gebildet haben
wird. Die langgestreckten Stra-
ßen, die zum Stobentor und zur
Köblingerp forte führen, erweisen
sich schon durch ihre Form
als spatere Ansicdlungen vor
den Toren des ursprünglichen
Bleekes, die sich gleichzeitig an
den Lauf der ehemaligen Heer-
straße Wolfenbüttel-Schöningen,
wie an den der für gewerbliche
und Wirtschaftszwecke so nütz-
lichen Altenau anschlössen, öst-
lich der Stadt beginnt sofort die
Feldmark von Kublingen, auf
dem ursprünglich sogar die
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2=8 AmugencbUbeiJTk Scbäppenitedl.
letzten Hituser des Ostendorfs gelegen zu haben scheinen; auf den andern drei
Seiten dehnt sich die eigentliche Scliöppenstedter Flur aus, während sich die
Fluren der Wüstungen Twelken, Neindorf und Allum in der Fonn von Halb-
inseln im N, W und S an diese anlehnen.
Die Kirche S, Stcphani besieht aus einem einheitlichen ahiff, dem Chor-
viereck mit */g Schluß und einem mächtigen romanischen Turm von fast gleicher
Breite, wie das Schiff, und von quadratischer Form. Nach Angabe im Corpus
Bonorum von 1749 sind die Mauern der Kirche 1730 — 1733 hergestellt, die des
Chores dagegen damals von Grund aus neu aufgeführt worden. Vermutlich zeigte
das Schiff vor 1730 die übliche gotische Rechteckform. Bei der Heretellung im
XVIII. Jahrh. wurde aber der Charakter der Kirche vollkommen geändert. Die
Holzdecke des Chors ist durch einen schlichten, nebst den Rippen auf Konsolen
gesetzten Gurtbogen in ein Kreuzgewölbe und in die
Kappen für die drei Ostseiten geteilt G^en das Schiff
schließt ein breiterer Gurt mit hübschen Stuck Verzie-
rungen im Stil der Zeit Ludwigs XIV. den Chor ab.
Die Decke im Schiff ist flach, fallt aber gegen die
beiden Längs- und die westl. Schmalseite zu in Vouten
ab, in welche die mit Rippen versehenen Kappen für
die Fenster einschneiden, und die durch dorische Pilaster
gestützt werden. Die Decke selbst zeigt nur wenige Ver-
zierungen der obigen Art, gegen O hin aber eine Kar-
tusche mit dem verschlungenen Naraenszug des Superin-
-* tendenten J. F. Rfosenhagen) und 1740. Den Innen-
pfeilem entsprechen außen gleichartig gestaltete Streben
' ' ' ' ' ' '~ mit Gebalk. In den beiden Langsw^nden je ein Eingang
119. Schöppeaitedl,
Schmit duch dm Kirchturm. ""'' Korbbogen auf dorischen Pfosten und mit Kartusche
im Scheitel, die Dreieck mit Auge, bezw. eine mir unklare
Darstellung und ein unleserliches Spruchband zeigt. Die Umrahmung wird durch
ionische Pilaster und Gebälk gebildet; in den Bogenzwickeln barocke Ranken. Im
O schlichter Eingang für den Pastor. In den Lüngswänden je vier, im Chor
drei Korbbogenfenster mit heraustretenden Quadern im Scheitel und in Kampfer-
höhe. — Der mit Schrägsockel versehene Turm {Abb. 119) mißt außen It.iom
im N, 11.35 ™ '"» S, 11-95 m im W und hat bis zum Dachansatz eine Höhe
I 23.40 m; seine unten I.80 m starken Mauern setzen innen nach oben hin
dreimal ab, su daß die Stärke im Glockenhaus nicht ganz I m betragt.
Nach dem Schiff zu öffnete sich der Turm in zwei etwas flachen Rund-
bogen, deren Mittelpfeiler (Höhe über dem Boden 1.24 m) beistehendes
Kampferprofil zeigt. Das jetzt etwa 90 cm im Boden steckende Unter-
geschoß besaß einst vier Kreuzgewölbe, die in der Mitte von einem noch
erhaltenen viereckigen Pfeiler {75 cm Schaftstarke) getragen wurden, auf dem
nunmehr das BalkengerQst des Turmes ruht. Der Pfeiler, dessen Sockel nicht
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Stadt Schöppenitedt (Kitchel. 2^0
sichtbar ist, hat Ecksauien, die gegen den Pfeilerschaft doppelt abgesetzt sind
und im allgemeinen würfelförmige Kapitale haben; doch sind diese noch mit
Tiermasken oder Tieren in Relief geschmückt, von denen die letzten {Löwe und
Basilisk) auf den Pfeilerschaft übergreifen; hier auch an einer Seite eine Taube. Das
sQdi'^tliche Kapital zeigt auf wartssteh ende schmale Blätter (Abb. 120), aus einem
Säulenkapital ist noch ein undeutliches Tier herausgemeißelt. Die Platten der Ka-
pitale tragen öfter Rosetten oder Palmetten. Der Kämpfer des Pfeilers zeigt Leiste,
gr()ße Schmiege mit romanischem Schachbrettmuster und kleinen Kamies. Von
weiteren Stützen der Gewölbe ist im O am Pfeiler der Bogenöftnungen noch eine
Vorlage mit gleichem Kampfer und dem Ansatz des Gurtbogens, in der SO-Ecke
wieder derselbe Kämpfer mit anschlieBendem Blendbogen erhalten. Der über dem
Gewölbe einst befindliche Raiun empfing durch zwei Rundbogenfenster mit stab-
fürmiger äußerer Einfassung und schräger Leibung im S sein Licht, öffnete sich aber
auch nach dem Schiff
zu in mehreren gleich-
falls rundbogigen, aber
gradleibigen Fenstern,
von denen wenigstens
das eine in der Leibung
Kampfer und Sockel
zeigt. Das Glockenhaus
hat auf jeder Seite eine
rundbogige Doppel schall-
öffnung, deren Würfel-
kapitale erst ein doppeN
konsolenart%es Auflager
tragen. Das oberste Ge- 110. Schöppenttedl, Pfeiler mit Eckiiulen im KIichLurm.
schoß des Turms mit
je vier paarweise gestellten Öffnungen im Stichbogen ist ersichtlich erst später
aufgeführt worden. Der Turm trägt ein hohes, aus dem Viereck in ein Achteck
übergehendes Zeltdach, mit Erker auf jeder Seite, wie solches bereits der Meriansche
Stich zeigt. Die Mauern des Turms sind zu verschiedenen Zeiten in umfassender
Weise hergestellt worden. Eine von Pilastem eingefaßte Tafel mit ziemlich ver-
. wilterter Inschrift berichtet von cmer Herstellung in den Jahren 1686/7, auf die
Hch auch die Angabe des Corpus Bononmi bezieht, daß der Turm durch den
Ingenieur-Hauptmaim Schmiedeberg 1660— 1687 für 463 Tlr. 27 Gr. erbaut
worden sei. Eine Inschrift im N lautet: Deo favtnte hicce murus a funäamenfo dt
novo posito usque ad turris ttgnun exstructus est Ao MDCCLXXX; man erkeimt
die Erneuerung an dem sorgfältigen Quaderbau; die allen Sclialloffnungen blieben
trotzdem damals bestehen, die architektonischen Formen des Turmes weisen etwa
in die Mitte des XII, Jahrh,, doch ist bei dessen Größe anzunehmen, daß die
Vollendung längere Zeit beansprucht hat Die durch die großen Rundbogen herbei-
»Google
26o Amtsgerlcbtibezirk Sch5ppensledC.
gefüiirle enge ^ crbinJung des Untergeschosses mit der Kirche und die Anlage
eines besonderen Riunies dirüber erinnern an die Kirche in Lucklum (s. Bd. 11 8o),
finden sich aber auch in der von ßarum (s. dort). Da diese drei, dem Xll.Jahrh.
angehörigen Kirchen \rchidiakonatskirchen sind, sit ist anzunehtnen, daß die Ab-
weichungen von dem gewöhnlichen T\'pus hierin ihren Grund finden, und daß
wir hier wohl \'crsammlungsr;iiime für die Pfarrer des Archidiakonatsprengels zu
erkennen haben.
Die in der hölKcmen Altar wand bcfindlidie schlichte Kanzel, nach dem Corpus
Bononim vun 175,'i, wird seitwärts erst von je einer Säule, dann einem seh rüg gestellten
Pfeiler und nochmals zwei S<1ulen eingefaßt, die gc<lrehte und umwundene Schafte
sowie korinthische Kapitale zeigen. Vor den Nischen der Pfeiler in halber Lebens-
große die Figuren des Glaubens (mil Kreuz und Buch) und der Hoffnung (mit
Anker, die Linke beteuernd auf die Brust gelegt), im zweiten Geschoß die Ge-
stalten der Geduld (mit Lamm) und der Liebe
(mit zwei Kindern), sämtlich in gewundener, leben-
diger Stellung und von guter Arbeit. Werk des
Schöjjpenstedtcr Meisters Georg Wolrat Käse.
[Nach Angabe im Corpus Bonorum diente die
v'ordere Seile der jetzt beseitigten Altarschranken
als Tauftiscli, indem die Figur Johannis d. T. ab-
genommen un<l das Taufbecken in die darunter
verborgene Muschel gesetzt wurde. Das Pult auf
dem Hochaltar war 1739 von der Frau des Bild-
hauers Käse gestiftet worden. — Erwähnt wird
auch im Corjius Bonorum ein „Stuhl" für die
Offiziere der Schoppen stedter Garnison, sowie die
Schlichte Grabsteine, i. Des Pastors und
Superintendenten Levin Joh, Dedekind (geh, in KoppenbrOck 1642, gesl, 1714),
— 2. Der Anna Maria Schomburg (gest. 1723), der Gattin des vorigen. Die
Wappen zeigen (herald,) rechts den Pelikan, links Hand mit Wage,
Kelche, i, aus vergoldetem Silber, gotisierend, von 20 cm H. und sechsteiliger
Form. Der senkrechte Teil des Fußes zeigt Vierecke und Dreiecke in durch-
brochener Arbeit, oben ist auf ihn das ziemlich große Relief eines Gekreuzigten
mil graviertem Kreuz und INRI aufgesetzt; der Ständer zeigt unten blattartige
Rauten in rechteckiger Einfassung, oben verschiedene Gravierungen, der Knauf
graviertes Maßwerk und an den Zapfen ikesus in Minuskeln graviert, die kleine
Schale ist ganz wenig gebogen. — 2. aus Silber, \'on 23 cm H. und schwerfälliger
runder Barockform, mit Braunschweiger Beschau (Löwe), D und Meisterzeichen ._ in
KleeblatteinfasBung. Die zugehörige Patene zeigt in gravierter Arbeit den Ge-
kreuzigten und einen undeutlichen Stempel. — 5. stimmt mit Nr. 2 überein, ist
aber nur 13 cm hoch. Unter dem Fuß Stephan Quiiide T737,
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Stadt Schüppenitedt (KJiche u, HoUuchlleklui
261
:edt, Knaggen.
. umgegossen laut Inschrift
Deckelkanne aus Silber und nur z. T, vergoldet, von j6 cm H. Auf dem
Deckel die Wappen der Stiftet, unter dem FuB Bertram Fricke, fr. br. Luneb.
CantsUyfiikal tu WulffenhUUel und L'rsuh Pfanäten, dessen ekliche Haus/rauw,
verehren diese Kanne tu Scheppensfedt in die Kirche S. Steffahn zum Angedencken
Anno i6ss- WolfenbtlUler Beschau {Pferd vor Saulc) und WD in ovaler Ein-
fassung.
Oblatenbüchse aus Silber, ein langgezogenes Achteck vun loX" cm bildend
mit profiliertem Deckelrand und mit gravierten
Blumen auf diesem und den Seitenwanden
Auf dem Deckel: Verehret zur Commumon
von B. Hans Krüger und Ilsebe Gries, seiner
eiligen Haus/rauwen. Braun Schweiger Beschau
und Meistetzeichen LR in ovaler Einfassung.
Glocken, [i.nach dem Corpus Bonorum sehr
alt und mit alter Mönchsschrift \'ersehen.] — .
durch M. Arend Greten und auBer mit dem Namen des Superintendent Lev. Joh.
Dedekind, des Bürgermeisters Christoph Düntze usw. mit der Inschrift versehen:
Dum pulsata sono, Deus et praecordia pulset
Et simul ad Christum vote sonante trahat.
Dann: Gott envecke bei dem Sehall dieser Glocke in allen, die es hören, t
Begierde, tum Hauß des Herrn zukommen und mit Freuden \
zu erscheinen. C. F.
[Über die Pelerskapelle s. S. 250.]
[Am ehemaligen Rathaus, das jetzt Gastwirtschaft i.st, aber im
Untergeschoß stets eine Weinstube besaß, befand sich die In-
schrift: Renovata est haec curia indice, siilo et voto curiae und
das durch den Probst und Professor Joh. Rcmpe 1710 verfertigte
chronostichische Distichon:
JesVs a Desto bonVs patriae reX DVXqVe patronVs:
sIt porro Legis FIDaqVe CVra greg/s.]
Die Hoizarchitektur Sclis. hat durch die S. 251 f. genuiintcii ,
großen Feuersbrünste außerordentlich gelitten, so daß sich ihre
Entwicklung nicht mehr feststellen laßt. Aus der zweiten Hülftc
des XVI. Jahrh. stammt nur das Eckhaus Stobeiistraße 1 46
(Abb. 121), im Vülksmund Kapellenhaus ixlcr alle Kirche genannt und daher
vielleicht deren ehemaligen Platz einnehmend; es besteht an der Hauptseite aus
zehn Fachen und besitzt z. T. das übliche Zwischengeschoß, z. T. aber über einem
gewölbten Keller nur ein hohes Erdgeschoß. In dem vorkragenden Obergeschoß
sind die vier ersten Fach von links her als Erker noch weiter vorgebaut. Die
Balkenköpfe am Oberstock zeigen eine doppelt abgesetzte Rundung, die Knaggen
sind aus Viertelstab, langem Kamies, Rundstab und gebrochener Schmiege zu-
sammengesetzt, von denen die Stiibe senkrecht geriefelt sind, der Karntcs ent-
HoUarcWlelitiit.
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2(jj Amlsgerichwbeiirk Sglioppcuileilt.
weder gleich gestaltet oder mit zwei bis drei senkrechten Pcrlstreifen versehen
ist; die größeren Knaben zeigen dagegen geriefelten großen Kamics, der unten
in Viertelstab ausläuft, dann scharf dagegen abgesetzt einen umgekehrten Kamies,
Rund- und Viertelstab (diese beiden wieder geriefelt) und an den Seitenwänden
vertiefte Doppel vo tuten. Die Füllhölzer sind als Konsolenfries behandelt, die Unter-
kante des Schwetibalkens ist gerundet und hier mit abwechselnd gekerbten Querein-
schnitten versehen, wahrend dessen Vorderseite von der Inschrift (in Schwabacher
Buchstaben) Ps. 127, 1 (verkürzt) und Menschen Gedanken geraten selten. Was
Gott unll, das muß gelten eingenommen wird. Der Ständer unter dem Konsolen-
fries der Fensterbrüslung trägt nebst den anschließenden Fußbändem je einen
Fächer, der abwechseln«!
aus flachen und gewölbten
Stäben zusammengesetzt
ist. Im Oberstock, der
gewerblichen Zwecken ge-
dient haben muß, Winde-
tOr im Kiel bogen und
mit einer Einfassung,
deren doppelte Perlstabe
mehrfach von GrStenwerk
unterbrochen werden.
Die weit vorspringenden,
kamiesförmigcn und zu-
gleich gekehhen Sparren
des Daches ruhen auf
einer Kamiespfettc. —
[Der älteste Teil des
früheren, im wesentlichen
[11- Schöppenstedt, Bockmiihle. aus dem Jahre 1 748 Stam-
menden Pfarrgebäudes
hatte schlicht gerundete Balkenköpfe und Knaggen, deren langgestreckte, oben und
unten gekerbte Kehle in der Mitte durch Rundstab und zwei Kehlen (sämtlich
gegen einander abgesetzt) unterbrochen wurde. Die Unterkante der Fütlhölzer und
des Schwel Ibalkens zeigte abwechselnd gekerbte Querschnitte, die Vorderseite der
ersten flachen Wulst und paarweise senkrechte Einschnitte, die des letzten die
Inschrift Haggai I 8 und an deren Enden sich kreuzendes und gebogenes Stab-
werk mit spitzen Auswüchsen an den Kreuzpunkten. „Am Angebäude" von 1509
(abgerissen 1748) und zwar über dessen Stubenfenster nach dem Corpus Bonorum
die Inschrift r
Pastori Henningo domus his condavibus aucta
Redditur impensis tempü partim atque senatus.
Tu bone Christe, domos nostras et templa tuere.
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Stsult SchöppcDiiedt (HolzarchiCekCut) — [Sunihc] 26^
An. MDIX (verlesen für MDIC)\ — Stobenstraße 154, ein aus elf Fach bestehen-
der Bau des XVII. Jahrh., hat nur Erd- und durchlaufendes Obergeschoß, ist aber
reich und schön verziert Die Balken mit abgesetzter Rundung, die sonst unver-
zierten Knaggen mit Viertelstab, langem Kamies und Rundstab. Die starken Füll-
hölzer und der Schwellbalken (dieser jedoch in kleinerem Maßstabe) zeigen an
der Unterkante in schiffskehlenartiger Einfassung, die abwechselnd gekerbte Quer-
schnitte hat, aus verschieden dicken Fäden oder aus Faden und Perlgliedem be-
stehende Schnüre, der Schwellbalken an der Vorderseite in einander gefügte Ringe,
an den Ecken jedoch ein Pentagramm mit Kugeln in den Winkeln. Das mittelste
und die beiden äußersten Fache des Oberstockes haben je doppelte Kreuzbänder,
die bereits dem mitteldeutschen Stil entnommen sind. Die Füllhölzer unter dem
Dach sind z. T. in Platte und Schmiege profiliert und an diesen mit gestelzten oder
flachen gesenkten, in einander Obei^eifenden Bogen verziert, z. T. aber ähnlich, wie
unter dem Oberstock gestaltet. Der Erbauer des Hauses hieß Valentin Schümaker. —
Stobenstraße 187 (von 1663) mit Zwischenstock und hohem Obergeschoß. Hier
die Knaggen Abb. 122, i, die sich von den kleineren bei Stobenstraße 146
nur durch eckige Umformung der dort runden Glieder unterscheiden. Schwellbalken
wie beim Pfarrhaus und Stobenstraße 153 (von 16 10), wo die Inschrift lautet:
£/etd bei uns, Herr Jesu Christ,
Dieweil es Abend geworden ist.
Dein gSttlich Wort, das ewige Licht,
Laß je dei uns erlöschen nicht. —
Bemerkenswert sind noch die Knaben Abb. 122, z- — 4, Nr. 2 u. 4 bei Stoben-
straße 153, Nr. 3 bei Stobenstraße 269: hier unter dem Dach noch Knaggen,
die wieder den kleineren von Stobenstraße 146 gleichen, aber zwischen Viertel-
slab und Kamies noch einen Rundstab einschieben und z. T. wieder eckige
Formen zeigen oder in derselben Weise sich von denen des Pfarrhauses imter-
scheiden; die kleinen Zwischenglieder sind meist geriefelt, bezw. gekerbt. Die Foll-
hölzer dieses Hauses sind flach gewölbt und schuppenartig gekerbt, die Unter-
kante der Dachschwelle geschrägt. — Stobenstraße (12 (und ähnlich Nr. 150)
hat die in Abb. 123 wiedergegebene Profilierung.
Als Beispiel einer der im Herzogtum noch ziemlich häufigen Bockmühlen
wird die nördhch vor Seh. befindliche, vermutlich noch aus dem XVIII. Jahrh.
stammende in Abb. 124 wiedergegeben.
[Sunthe,]
[1383 verkauft der Pfarrer Heinrich von Bansleben in Beierstedt mit Erlaubnis
des Watenstedter Archidiakons •/» Hufe im wüsten Dorfe S. wegen der weiten
Entfernung für 4 Mk. ans Kl. Riddagshausen, und auf der Watzumer Flurkarte
von 1763 sind östlich und südöstlich des Dorfes die Flurnamen „Die kleine oder
Sunte Feldmark" und „Hinterm Sunter" angegeben. Der Zehnte dieses Feldes
(365 Mg.) gehörte damals dem Kommissionsrat Funken zu Schöppenstedt.]
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264 A mligericht&beiick SchÖppenstcdl.
[Twelken.}
[Namens formen. Zwilikt (i 174), Teunlektn (i 178), TueUken (1263), Tvehken
(1318), Twtlktn (1320 usw.). — Geschichtliches. Einst vielleicht Pfairdorf im
Bann Schöppenstedt, aber wohl um 1400, wie sicher um 1542, Filial von Schöppen-
stedl. II 74 besaß das Halberstadter Bonifatiusstift in T. ein AUod, das 1320
auf 4 Hufen (= 110 Joch), 5 Wort, i MOhle und 8 Litenhufen {=210^1 Joch)
nebst 8 Wort angegeben, damals aber fOr 150 Mk. an die Kathannenkirche in
Braunschweig verkauft wird, deren Johaimisaltar 1340 mit weiteren 4 dortigen
Hufen begabt wird; Anfang des XV. Jahrh. waren diese Güter aber nicht mehr
bei der Kirche. Die MQhle war 1662 dera Kl. Riddagshausen erbenzinspflichtig,
gehörte aber damals zum Rittergute Sambleben. Begtltert war 1178 in T. auch
das Ägidienkloster in Braunschweig. Um 136C1 hatten die von Rottorf als herzogl.
Lehen u. a. I Sattelhof mit 4 Hufen und 4 Kothöfe. 1482 schenkt der Rat von
Schöppenstedt an die Kirche in T. 2 Hufen für Seelmessen zur Abwendung
von allerlei Unglück. Der Zehnte gehörte 1584 den v. Sambleben, 1760 den
V. Gramm -Sambleben. Die Kirche war noch 1584, Reste des Kirchturms auf dem
Kluskirchhof sc^iar noch bis 17 12 vorhanden, und damals wurden die Armen
aus der Klus auf diesem beigesetzt. Das Dorf selbst rauB wenigstens 1551 noch
vorhanden gewesen sein, da in diesem Jahre i Hufe vor dem Dorf T. genannt
wird. Die Twelkenroühle hat den Namen bis heute bewahrt Daß auch die Ein-
wohner von T. nach Schöppenstedt gezc^en sind, bedarf bei der Nahe der Stadt
keines Beweises. — Die Flur der Wüstung bildet den nördl. Teil derjenigen
von Schöppenstedt; auf der Schoppens tedter Flurkarte von 1760 ist noch das
damals schon wüste Dorf mit seinen Hofstellen östlich von der Braunschweiger
Heerstraße in gestreckter Lage neben einem nord.-südl. Wege eingezeichnet und
mit Namen versehen. Nördlich anstoßend Wanne r und 2 des Twelker Brach-
feldes, genannt „Am Kluskirchhof e".]
Ührde.
Namenstorraen. Uredu (888), Urithi und ÜMrithi (983), Urethe (1160.
1206), Ureäe (1291. 130g), Urde (1364). Eine Verwechselung z. B. mit Uhri
bei Fallersleben ist nicht ausgeschlossen.
Geschichtliches. Pfarrdorf einst im Bann, jetzt in der Inspektion Schöppen-
stedt; 1279, als ein Johannes Pfarrer war, wurde Bistorf (s. S. 160) als Filial
von der Mutterkirche U. gelöst. Das Patronat schenkte Herzog Albrecht 13 13 der
Deutschordenskommende Lucklum; jetzt steht es dem Rittergut Luckliun zu. 888
trat Kl. Corvey 12 Hufen und 7 Liten an Otto den Erlauchten ab. Um 983
gehörten 6 (bezw, 7) Hufen dem Ludgerikloster vor Helmstedt; diese waren um
1 160 als Lehen au^etan und hangen unzweifelhaft mit dem Scdeihof zusammen,
der nebst dem Steintumi, dem Oster- und Grashof 1441 als Lehen erscheint; eben
dieser Sedelhof mit dem Bergfried und nutmielir 5 H. ist aber 1475 und 1519
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Tafel XV. Gr. Vahlberg (jetzt Herzoßl. Museum),
Orab<l«iikiiial Ulriclis von Weferlingc», vnn KW;}.
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tTwelken.] — Ührde — Gi.-Vablberg. 265
als herzogl. (After-) Lehen der Kalms bezeugt. Als ein besonderes Lehen jenes
Klosters werden [315 4 Hufen im Besitz der v. Ührde und v. Semmenstedt,
1479 3 im Besitz der v. Warberg genannt, und um 1348 hat jenes 14 Hufen.
Um 1060 kamen 3 Hufen ans Blasiusstift, das 1271 vom Herzog Albrecht
weitere 6 Hufen kaufte. 1254 erwirbt das Braunschweiger Marienhospital von den
V, Ührde 3 Hufen (vielleicht dieselben, deren Eigentum es 1268 von Herzog
Albrecht erlangt), 1291 eine weitere Hufe, der Gertrudenkaland ebendort i Hof
mit 2 Hufen von den v. Wendhausen, das Ägidienkloster 1297 3 Hufen (ehe-
mals Besitz der Papen), 13 12 i und 1354 1+4 Hufen, 1368 nochmals 4
Hufen (dieselben, wie 1354?), und da eine Urkunde, nach der die v. Ütze 1484
den Burghof in Ü. besitzen, sich im Archiv des Agidienklosters befand, so muß
ihm auch dieser gehört haben. Ab herzogl. Lehen haben 13 18 die v. Ührde 4
(1344 5), die von Honl^e 2 Hufen (1440 nebst i Kothof an die v. Strorabeck
v-erafterlehnt), um 1400 die v. Ampleben 11 Hufen nebst der Vogtei, 1435 die
V. Strombeck i Meierhof mit 3 Hufen, [569 die v. Warberg gleichfalls 3 Hufen.
Weiter besaflen 1349 die v. Apelnstedt in Braunschweig 4 Hufen, bis 1559 die
V. Warle, dann die v. Velthcim als Wemigeröder Lehen i Hof mit 2 Hufen.
Der Zehnte wird 1313 — 1316 als Halberstädter Lehen der v. Ührde (zu '/*)
und der v. Warle (zu */t), 1346 aber zu >/,, seit 1401 und noch 1770 (über
2200 Morgen) zu '/i als solcher der v. Strombeck bezeichnet. — Eine Rittcr-
familte v. Ü, ist 1204 — 1316 bezeugt
Dorfanlage haufenfCrmig; die Kirche liegt nördlich auf einer Anhöhe vor
dem Dorfe. Im S der Feldmark die Flurnamen „Deide Anger", „Deide Trift",
„Hinter dem Deide (d. h. Biet-) Wege", „Im Othlande", im SO der Thic. Flur-
karte von G. C. Geitcl 1770. — 1584: 11 Ackerleute, 11 Kotsassen, 1770;
6 Ackerleute, 5 Halbspanner, 28 Groflköter. Einwohnerzahl 1790/3: 279,
1900: 431.
Die Kirche hat ein einheitliches Schiff mit gradem Schluß; im S gotische
Spitzlx^ntDr mit Stichbogennische und aus Kehle und Rundstab bestehendes
Profil. Hier Vorhalle von 1785. Der alte Tunn hat bei der Herstellung von 1824
ein völlig neues Aussehen erhalten.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 20 cm Höhe und runder Form, barock
profiliert, laut Inschrift am Mittelsteg des Knaufs 0. D. V. B. C. L. Ao. iJ2i,
damals vom Landkomtur Otto Dietrich v. Bülow in Lucklum gestiftet. Wolfenbüttler
Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen „ in Schildcinfassung.
Tumulus am Wege nach Gr.-Wiiinigstedt.
Gr. Vahlbergr.
Quellen u. Literatur. Nachrichten von Hobstock im Pfarrarchiv. — Voges,
Ztschr. d. Har^eschichtsvereins VIII (1875) 1 74 ff.
Namensformen. VaUberghe (1237/48) mit dem Zusatz medium (1281), Miä-
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266 AmUcerlcbtibeilTk Scböppcnstedt.
delsten (131S), Gross (1390) und magna (1400), nach dem im SW liegenden
Vahlberge genannt.
Geschichtliches. Ptarrdorf, einst im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Schöppenstedt; ein Pfarrer Heinrich, zugleich Propst des Kreuiklosters, wird 1315
und 1320 genannt. Das Patronat stand von jeher der Gutsherrschaft zu, frOher aJs
herzc^iches Lehen. — Der geisüiche Besitz war sehr beschrankt, 1281 kamen
2 Hufen vom Kl. Bursfelde an das Blastusstift, 1346 i Hufe an das Ägidien-
kloster in Braunschweig. Als herzc^. Lehen besaßen die v. Weferling seit 1344 die
Vogtei Ober 20 Hufen und das Gericht, 1383 werden 13 Hufen nebst den Laten
erwähnt. Die Weferlings hatten dann ihrerseits 1385 einen Hof mit 4'/j Hufen
an die Wedtlenstedts in Braunschweig, 1497 (und noch 1753) einen solchen mit
6 Hufen an die Pawels veriehnt. Das Weferlingsche Ritte^ut, 1484 als Vorwerk
bezeichnet, war vorübeigehend, als die Haupttinie 1601 mit Ulrich v. Weferling
(s. S. 267!.) ausstarb, in füistlichera Besitz (1602), dann in dem der v. Hoym
(um 1627), seit 1668 wieder in dem der v. Weferlii^ und kam 1776 nach
deren Aussterben (1775) und nach erfolgter Allodifikation an die v. MUnchhausen.
In einer Urkunde von 1292 erscheint ein Berckard de Weverlinghe, dUttts de Asse-
berg. Als herzog). Lehen hatten noch 1400 die v. Ampleben 3, die Grafen von
Woldenberg 41/1 Hufen, 1569 die Grafen v. Reinstein i9*/i Hufen, 1582 die
v. d. Lohe 6 Hufen und 6 Höfe. Außerdem gehörten 132.5 ein Vorwerk den
V. Dalem, 1350 8i/f Hufen den Bregen in Braunschweig, bis 1395 6 Hufen den
V. d. Molen, dann den v. Hameln, 1444 l Hof mit 4 Hufen und der halben
Taverne den Pawels ebendort. Der Zehnte (1770 über 1500 Mg.) gehörte 1354
zu '/( den Kirchhofs, war aber dann längere Zeit (seit 1383, bezw. 1593) geteilt
zwischen den v. Weferling {als herzogl. Lehen) imd den v. d. Asseburg. Die
erste Hälfte war wenigstens seit 1501 (und noch 1770) zwischen der Gutsherr-
schaft und den GlOraers nochmals geteiil, die zweite kam um 1600 an die von
Löhneysen, 1822 an die Schwarzkoppen.
Dorfanlage langgestreckt von SW nach NO mit zwei Längswegen, das Ritter-
gut und die hochgelegene Kirche am SW- Eingang. Flurnamen „Am Vahlberg"
im SW, „Pfahlwiese" im N; auch ein Dietweg wird genannt. Flurkarte 1770 von
C. Schöneyan. — Damals aufler dem adligen Hof, in dem 3 Acker- und 8 Kot-
höfe aufg^angen waren, i Acker-, 4 Halbspänner- , 10+19 Kothöfe. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 293, 1900: 477.
Die Kirche hat ein einheitliches Schiff mit '/, Schluß und einen mächtigen
romanischen Tunn {außen von fast 10 m Br. und 8.70 m Tiefe). Der Sockel des
Schiffs zeigt steile Kehle, das Dachgesims Platte, kleine Schmiege und Kehle.
Eine Herstellung der Kirche und Vergrößerung der Fenster hat 1737 stattge-
funden. Im N ein späterer Anbau für die adlige Prieche und dicht beim Turm
gotische Vorhalle, einst mit abgeteiltem Oberstock. Der spitzbogige Eingang zeigt
ein Profil aus Kehle und Rundstäben (in einander übergehend); Ober ihm das
rohe Relief eines bärtigen Mannes, der mit beiden Händen einen Stein über dem
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Gi.-Vahlbcts. 267
Kopf halt Das Dadigesims, das sich auch an dem anschlieBenden Teil des Schiffes
fortsetzt, ze%t Platte und Kehle. An der NO-Ecke Stein mit z8gi. — Der Turm
ist an der Nordseite stark erneuert, hier auch mit neuen Schallöchem versehen
worden. Im W zwei einfache, spiubogige Schallöcher mit Stichbc^ennische und
geschrägter Außenkante, im S und Oje zwei Doppelschallöcher; von diesen haben
die im S runde Teilungsbogen (Höhe bis zum Scheitel fast z m, Breite 87 cm),
die mittels eines Auflagers auf Säulen überführt werden, sind aber stets zur Hälfte
{mit EinschluB der Säulen) vermauert; die im O zeigen dagi^en innen und auBen
etwas flache Bogen und doppelt eingerückte gotische Kleeblattbt^eD, die vermutlich
in spaterer Zeit an die der romanischen Auflager getreten sind. Die Säulen haben
Eckblattsockcl, die oberhalb der viereckigen Platte zwischen den Wülsten einen
eingerückten Kamies mit kleiner Schmiege zeigen, und Würfel kapitale.
Unten im Turm zwei Grabgewölbe der v. Weferling und der v. Münchhausen.
[Die Orgelprieche, nach Hobstock von Kathar. v. Weferling. geb. v. Blanken-
burg, zu Ehren ihrer Schwagerin Margar. v. W., geb. v. Schenk, gestiftet, trug je
acht bezeichnete Ahnenwappen beider: I. v. Blankenburg, v. Falkenberg, v. Bis(ho/i-
rode, V. Schutter, v. Kuilen, r. Behren, v. Biberinge, v. Mandeliloh; II. v. Schenk,
V. AivensUben, v. Rthden, v. Trota, v. Ramin, v. Rettim, v. Pombach, v. Jersenn
und außerdem das Wappen der v. Weferling.]
Großes bemaltes Alabasterepitaph des Majors Ulrich v. Weferling und
seiner Frau Katharina von Blankenburg von 1603 (Tafel XV), früher an
der Südseite der Kirche, gegehüber dem nördl. Eingang, jetzt im Herzogl. Museum
zu Braunschweig befindlich. Auf einer machtigen, profilierten Steinplatte, die von
vier kauernden I^wen getragen wird, knien die Stifter und erhebt sich der hoch-
aliarahnliche Aufbau. Die Figuren, die auf Schemel mit Kissen knien, sind in natür-
licher Größe, der Mann barhäuptig, aber in Halskrause und Rüstung, die Frau
in weißer Mütze, Halskrause und schwarzem, weitarraeKgem Kleid, betend und
einander zugekehrt auf den Ecken der Steinplatte dargestellt. Der Hauptstock des
Aun>aus wird durch je einen Nischen pilaster und frei davpr stehende korinthische
Säule in drei Teile gegliedert, und diese Teilung setzt sich auch im Sockel fort,
der nochmals durch ein reiches Profil in eine obere und untere Hälfte quer-
geteilt wird. Nur dient hier noch Je ein viertes und fünftes Glied zur Aufnahme
der Seiten Verzierung (mit weiblichem Oberkörper) neben den Säulen. Der Sockel
verkröptt sich unterhalb der Säulen und ist hier mit Beschlagwerk und Köpfen
verziert; an den zurücktretenden Teilen dazwischen unten folgende erhabene und
%'ergoldete Inschriften: 1. Sein Proverbium: In Gotes Gewallt Habe ich es gestatt ('.),
der hat es gefitgt. Das mir genügt. — 2. Anno 1601 am Tage aler Heiligen ist der
edle, gestrenge und ernveite Olrick von Werferlinch (!) in Gedt selih ent/la/en. Der
Seit God gnedith sein. Seines Alters 31. Jahr. — 3. Joh. 3, 16. — 4. Anno Christi
1603 hat die edle und viclthugentreiche Fraw Katarina gebom von Blamkenburgk,
Ulrich von We/erleigs (l) seleiich (!) hindervorlasscne Witwe dis Epithavium ihnen beider-
seits zu Ehren und Christlichen Andechtnis seien und machen lassen. — 5. (aufgemalt)
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268 Amtsgeiichtibeiiik Schäppentledc
Mein4 Zeidt sthetdt in Gottes Handt; am Sockel oben i. der Spruch Ps, 23, i. —
2 — 4. die kleinen Reliefs der Anbetung der hll. drei Könige, der Taufe Christi
(links eine fast nackte Jflnglingsgestalt) und der Darstellung im Tempel mit den
Sprüchen Matth. 2, 1 1 (verändert) und Luk. 2,21. — ■ 5. Ps. 34, 20. Die Bibelsprüche
sämtlich ausgeschrieben. — Die Säulen tragen ara untern Schaft Knaben, Masken
und Fruchtschnüre in Relief. — Im Haupstockwerk in der Mitte das Relief
der Kreuzigung: Christus zwischen den Schachern, rechts vom die ohnmächtige
Maria von Frauen gestützt, dahinter zwei Retter, links das Kreuz umfassend
Maria Magdalena und mit gekreuzten Armen Johannes, im Hintergrund gemalt
die Stadt. Die Darstellung stimmt fast vollkommen mit denen in Wobeck (s. Bd. I
Taf. XXIX), Riddagshausen (s. Bd. II 155) und Woltenbüttel (s. Bd. III i, 64
Nr. 11) Überein, findet sich aber teib im ganzen, teils in einzelnen Figuren und
Gruppen auch sonst in zahlreichen, bald plastischen, bald gemalten Beispielen, die
sich meist in Norddeutschland, aber auch bis nach Mainz, Bamberg und Konstanz
nachweisen lassen und wohl auf einen Kupferstich zurückgehen, der aber bisher
noch nicht festgestellt ist. — Links das Relief der Verkündigung nach dem Stich
des H. Goltzius B. 15 (Maria wendet sich nach rechts zurück, oben in Wolken
Engelknaben), rechts das der Anbetung der Hirten nach Goltzius B, 17 (diese
selbst realistisch dargestellt, im Hintergnmd Verkündigung an die Hirten tmd das
Suchen der Hütte), darüber aufgemalt die ausgeschriebenen Sprüche Ps. 17, 15
und 73,25- Auf dem Gesims müssen sidi neben den noch erhaltenen Gestalten harfen-
spielender Knaben einst in offenbar größerer Darstellung die beiden persönlichen
Wappen der Stifter, das Wcferlingsche und Blank enburgsche, befunden haben; die
sieben anderen bezeichneten Wappen jeder Ahnenprobe, die aber auch z. T. schon
fehlen und in diesem Fall durch leere Schiide ersetzt sind, aber auch mit Hülfe
der S. 267 und 269 f. angeführten Ahnenproben erst geordnet werden mußten, am
Gebalk, und zwar (her.) rechts der [v. d. Schulenburg], v. Rutenberg, v. Brtäau,
V. Oldeshusen, v. Adelepsen, drei Blatter, v. Manäeltloh, links der v. Falken-
berg, V. Bischofsrode, v. Schulten, v. Kuilen, d. Beeren, [v. Biberinge], v. Maneke. —
Der Oberstock des Aufbaus zeigt in der Mitte das Relief der Auferstehung,
eine getreue Wiedergabe des DOrerschen Holzschnittes B. 15, zwischen ioni-
sierenden Säulen mit Beschlagwerk am unteren, sonst schlichten Schaft; oben ein
gebrochener Giebel, an den Seiten Beschlagwerk und je zwei Sockel. Auf diesen,
im Giebel und auf dessen Schrägen die meist stehenden, nur auf den Schrägen
gelagerten sieben Gestalten der Kardin al tugend en : Liebe (mit Kind), fragliche
Allegorie, Stärke, (mit gebrochener Säule), Hoffnung {Anker und Taube), Glaube(Buch),
Klugheit (Schlange und Spiegel), Mäßigkeit (Wasser zum Wein gießend). Auf die
Darstellung der Kreuzigung beziehen sich die Sprüche unter der Auferstehung
Luk. 23, 46 und Ps, 31, 6, auf die Auferstehung der Spruch darüber Joh. 1 1,25.
Das Ganze ist bemalt und muß trotz des Mangels an künstlerischer Freiheit
doch als ein fleißiges und wirkungsvolles Werk gelten, dessen einzelne Darstel-
lungen freilich wohl sämtlich nach fremden Vorbildern gearbeitet sind.
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Gr.Vahlbetg. 269
Bemalte Grabsteine an der Schiffseite des Turms in guter Arbeit, i. Karls
V, Weferling, des Bruders von Ulrich, von 1590. Der Verstorbene steht bar-
häuptig, aber in sehr reich verzierter Prunkrüstung, hochstehender Halskrause und
Pluderhosen unter den Beinschienen vor schmaler Nische, die Linke in die Seite
gestemmt, die Rechte - am Dolchgriff. An der rechten Brustseite des Panzers ist
der Ritter selbst vor dem Gekreuzigten kniend dargestellt. Zu beiden Seiten des
Kopfes und den Füßen, übereinander je zwei Wappen (herald.) rechts der v. Wefer-
ling und V. d. Schulenburg, dann der v. Rautenberg und v. Bredow, links der
125. Gr.-Vablberg.
Grabileln Ulrichs v, Wefeiliag nnd seloet Gemahlin Ksthariaa v. BlankCDbaig.
V. Oldershusen und v. Adelepsen, dann ein unbekanntes Wappen (3 Blätter) und
das der v. Mandelsloh. Am Rande: Anno 15^0, den 12. Februarii ist der \ edlt,
gestrenge und ehmveste Carolus von Weferling zwischen j 7 und 8 auf den Abend
selig entlafen. j Der Seele Gott gnade. Amen. Seines Alters ist er dasmals
47 Jahr. Am Bogenrand der Nische Luk. 2, ag. Neben dem Helm vertieft das
Meisterzeichen H. — 2. Ulrichs v. Weferling (s. S. 267 f.; Abb. 125) von
160!. Der Ritter steht wieder in breiter Halskrause in voller Rüstung, aber bar-
häuptig, halb nach rechts gewendet, \'or einer breiten Nische, die Rechte an die
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2JO AmtigericbUbeiirk Schöppeailedl.
Seite gelegt, die Linke mit Kommandostab. Hinter den Füßen der Hetm. In den
vier Ecken Wappen, wie bei Nr. i, von denen die unteren jedoch im Helmscliniuck
nicht ausgeführt, an den Schilden abgearbeitet sind. Am Rande: Aw 6oz Q)
den i. Novib, in \ der Nacht umb i Uhr ist der edle, gestrenge und ernh:' (l)
Olrich von j We/erling in Gott selig entschlafen. [Der Seele Gott] gnedich sei.
Seines Alters J3 Jar. — ■ 3. Der Frau des vorigen Kathar. v. Blankenburg
(s. S. 267t.; Abb. 125), die von vom, mit ineinander gelegten Händen, in Haube
und breiter Halskrause dargestellt ist Unter ihr hübsche Voluten Verzierung mit
Engelskopf. In den Ecken die Wappen oben der v. Blaokenburg und v. Keulen,
unten der v. Adelepsen und Schultzen. Am Rande nur der Spruch Joh. 3, 16.
Nr. 2 und 3 zeigen die gleiche Aiiieit, wie das Epitaph.
An der Brüstung der Gutsprieche die vereinigten Wapi>en des Bärries Ifeyna
von MUtukhausen und der Mathilde von Ckamisso de Boncourt.
Hochovales hübsches Glasbild mit Wappen (Buch mit Herz, aus dem drei
Rosen sprießen; am Helm drei Rosen im Blumentopf) in reichei Blattumrahmting
und der Inschrift: Henricus Nisseni9, Pastor tu Vhahlberg (1631 — 165g).
Glocke von 93 cm H. und 90cm Dm.; am Halse zwischen barocken Zierstreifen
die zweireihigen Inschriften; Ps. 95, 6 und Durch Gottes Hai/ und Feuers MaciU
Hat mich in diese Form gebracht Heiso Meyer tu Wolffenb. an. 1666. Am Bauch
das Relief des segnenden Christus mit Wellkugel, sowie drei hübsche Engelsküpte.
Kelche aus vergoldetem Silber imd von runder Form. i. 16 cm h., gotisch.
Am senkrechten Teil des Fußes kleine Knöpfe, oben aufgesetzt hübsches Relief
des Gekreuzigten nebst Kreuz, Stander mit Weinblatt ranken in getriebener Arbeit,
Knauf mit graviertem Maßwerk, Zapfen mit IHESVS, Schale einfach geschrägt.
Patene mit Vierpaß, Verzierungen in den Zwickeln und hfibschem Weihekreuz,
die letzten graviert — 2. von 19 cm H., im Renaissancestil. Am Rand des Fußes
vier Reihen Querstriche, dann wieder ein aufgesetzter Gekreuzigter mit Tj — 93
und die bezeichneten Wappen der J(ohanna) vfon) Rfäf/ing), O(lriehs) v(en)
W(e/erling) ffelig) n(achgelaffene) W(itwe), J(an) v(on) W(tferling) und
BiartoldJ v(on) W(e/erling). Der Kegel des Fußes ist sehr steil, der Knauf
oben und unten mit eierslabahnlichem Ornament, am Mittelsteg mit ahnlicher
Verzierung luid zugleich mit fünf Engelsköpfen versehen, der Stander in flachen
Wülsten und Kehlen (eine mit Lilien Verzierung) nebst Zwischengliedern profiliert,
die Schale leicht gebogen. Ziemlich rohe Arbeit Unter dem Fuß das Zeichen
Tafel XXIII, iic.
Zwei Messingleuchter 34 cm h. und gotisierend profiliert
Messingfünte von 97 cm H. und 70 cm Dm., reich profiliert, son-st aber
schmucklos.
Zinntaufbecken von länglicher Form (35x24 cm), am Rand reich in Rokoko
verziert. Großer Meisterstempel zeigt Engel mit Rad und undeutliche Umschrift,
daneben rechteckiger Stempel mit j/^/pIi-','
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Gr.-Vahlbe^ — Kl..Vahibeii;. jy I
Auf dem Kirchboden ein sogen. Pestsarg, ein langes Holzgeslell aus gebogenen
Reifen, über die offenbar ein Plan gelegt wurde.
Merian gibtS. 194 an, daS das damals Hoymsche adelige Gut ohne Befestigung,
also ein offenes Haus gewesen sei, das im 50jährigen Kriege stark gelitten liattc.
Das jetzige Pachterhaus auf dem Gute, das frflher Herrschaftshaus war, wt
das ehemalige Pagenhaus des Schlosses zu Salzdahlum, das aber nichts Bemerkens-
wertes enthalt.
An einer Scheune das Wappen der v. Weterling,
Altes Haus aus Eichenholz mit erneuerter Unterwand. Unter dem Dach,
dessen Balkenköpfe weit vorstehen, Knaggen aus Viertelstab, langem Karaies
■ zwischen Rundstaben, ViertelsUb. — Nr. u mit einem ahnlichen Profil, wie
Schöppenstedt, Siobenstraße 62 (s. S. 263).
Ein mit Bamn bepflanzter Tumulus links von der Strafie nach Kl. - Vahlbeig.
Kl.-Vahlberg.
Namensformen. Osfer-, parva, Lüttgen, VaU- oder Valberge. S. bei Gr.-V.
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Lucklum, im XVI. Jahrh. Filial von
Remlingen, spater von Ührde. Das Ägidienkloster in Braunschweig erwarb 1297
3 Hufen, die herzogt. Lehen Braunschweiger Bürger gewesen waren, und besaS
'377 5'/i Hufen, wohl dieselben, die 1481 nebst ebiem Hof von den Graven-
horsts an das Kloster kamen. Als herzogl. Lehen hatten 1383 die v. Weferling,
in deren Besitz 1424 8 Hufen Efbenzinsgut erscheinen, ein Vorwerk von 4 Hufen,
um 1400 die Grafen v. Woldenberg 3'/| Hufen, 1582 die v. d. Lohe 2V1- Ein
Meierhof der v. d. Asseburg mit 4 Hufen war 1468 und noch 1526 an die
Kalms ausgetan, und gleichfalls asseburgisches Lehen, 1403 und 14 18 der Schellings,
1426 der Rohohn, 1439 der Vechelde, waren 3 '/f, bezw. 4'/! Hufen. Der Zehnte,
der Halberstadter Lehen war, scheint schon 13 11 zwischen den Grafen v. Wolden-
berg und den v. Warle geteilt gewesen zu sein; seit 1367 ist '/*, seit 1401
1/, im Besitz der Strombecks, 1584 ist er zwischen Jobst Kahle und den Schwalen-
bergs, 1751 zwischen den v. Schwarzkoppen und v. Strombeck geteilt. Das Ritter-
gut, das die Schwarzkoppen besagen und das 1853 zerstückelt an die Gemeinde
verkauft wurde, bestand erst seit 1642.
Dorfanlage ringfOmiig um einen Platz, aber kein Rundling und auch mit
verschiedenen Eingangen versehen; die Kirche au£erhalb des Ortes an der
SW-Ecke. Flurnamen: im NW „Auf dem Deiwt^e", im NO der „Galgenberg".
Flurkarte von J. Martini 1751. — 1584: 4 Ackerleute, 2 Halbspanner, 12 Kot-
sassen, 1751: I Rittergut von 298 Mg., 3 Acker-, 44-6 Kothöfe. Einwohner-
zahl 1790/3: 164, 1900: 239.
Die Kirche (s. Abb. 126 nach Merian) besteht aus neuem Schiff und mittel-
alterlichem Turm von quadratischer Form mit vierseitigem Pyramidendach nebst
Laterne. Alter rundbogiger Zugang zum Dachboden. Schallöcher im W neu, im
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■ - t:^ ^rT'.-".r.:<L~'^ >*.;■ (iN-cenni'irhc, spitzen Teilangs-
_:-.'. - L — L '^":tT ^Taa »e-tl, Eingang im Turm Relief mil
_ ■■ -t - :-M ii_^"i ::r.i J hannes. Im N am Tunn das ncbeo-
--_ 1^— -_v^_ m "*" ■-•; Ur^-özahl mtc<« x v (Minuskeln).
■ x: ^ '-. ,---^.-:r:i'. * f dem r>>d. Eingang.
--; .-^ii.'irei. J3 on h., 13 cm br., von leidlicher
-,-~-_;_--n iii-i >[i.-!j Ma;;da]eiia rechts am Boden.
-. -z.'r- t^< Kr nei und oo cm Dm. Am Habe zwischen
.' ^L "■/. f^i'-^ ^>^ Gli>cie Gott tu Ehren verfertigen lassen
. .-^-fc-Ki iiU Herr D. Johann Sekwar%kepf Kansler uita
- . a /■! .— i* üfrtKer als Patrone dieser Kirche und Geriehts-
.-...f^ !-■«■.: am Sililagring Michael Appe gos müh tu
--■- — j, »ar but Inschrift im Jahre 1649 vom Ober-
in. Kt.-Vjblb«rg. .\iisicbl Dscb Merian.
,:!*,i:!^i i'jvn icsi-henkt worden, muflte aber 1802 umgegossen
, ci I ii S-hwiirlzkopf errichleten Gebäude des 1642 gegründeten
vi c-v-1 Mi-u.m (.s. Abb. 126) dargestellt]
^i'^i» \o« i^^o verzeichnet auf dem Halbeschcn Hofe einen
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Kl.'Vahlbe^ — UÖDche-Vablbcrg. 2 73
rectcr e«lesiae 1377 bezeugt — , seit 1568 Filial von Dettum. Das Patronat ge-
hörte bis dahin dem genannten Kloster. Das Dorf mit 38 Hufen (davon 3 bezw. 4
zehntfrei), ehedem zum Erbgut der Markgrafln Gertrud gehörig, bildete einen Teil
der ersten Dotation dieses Klosters (Anfang des XII. Jahrb.), und in der päpstlichen Be-
stfltigungsurkunde von 11 78 wird außer der Kirche auch der Klosterhof als dessen
Eigentum genannt Dieser letzte, der sogen. Frickenhof, gehörte später zur Dotation
der Universität Helmstedt. Doch haben schon im MittelaJter außer dem Kloster-
hof Bauemhfife bestanden; so hatte das Kloster i2go 6 Höfe mit 18 Hufen
unter eigener Vogtei, und wenigstens vereinzelter Grundbesitz scheint Klosterlehen
gewesen zu sein, so */> Hufe 1484 und 1593 des Herzogs, der sie an die von
Weferling lerafterlehnt hatte, andere Güter solches der Grafen v. Woldenberg, die
diese aber 126 1 wieder zurtickgaben. — Den Zehnten erwarb das Ägidienkloster
1302; doch gehörte er 1335 den Gruben, 1401 (zu '/i) den v. d. Heyde, 1522
und noch um 1750 (über 979 Mg.) dem Kl. Riddagshausen, dagegen 1560 als
herzogl. Lehen den v. Vellheim und 1584 der Witwe des Curd Menten, die ihn
an Heinrich Tappe und den Baumeister Paul Francke versetzt hatte.
Dorfanlage regelmäßig, von N nach S gestreckt, die Kirche an der SO- Ecke,
txirdlich von ihr der ehemalige Klosterhof. Flurkarte von J. L. Warmburg 1748/50.
— 1584 und noch um rSooi 5 Ackerleute (deren i 1584 Burgveste tut), 6 Kut-
sassen. Einwohnerzahl 1790/3: 120, 1900: 429.
Die Kirche besteht aus einheitlichem, trotz neueren Aussehens noch dem
Mittelalter angehörigen Schiff mit '/g Schluß und einem je um i m eingerückten
Turm, der nach Angabe im Corpus Bonorum von 1 740 stammt In der inneren
Ostwand spitzbogige Nische (Sakramentshauschen) mit Krabben, Fialen und Kreuz-
blume. [Außerdem gibt das Corpus Bonorimi ein Doppelfenster im N an.] Über
dem Eingang im Turm Stein mit Anno IJSS- Der Turm trflgt geschweiftes Dach
und achtseitige Laterne.
Glocke mit Dirich Tobben hat mich gössen 1577, nach dem Corpus Bonoriun
1639 gekauft, unerreichbar.
[Nach dem Corpus Bonorum hatte die Gemeinde 1695 für 8 Tlr. einen großen
Altarschrein mit Maler- und Schnitzarbeit gekauft, der zuvor in Wolfenbflttel
in der Kirche über dem Kaisertor gestanden hatte. — Auf dem Chor befanden
sich nach der gleichen Angabe zwei GemSlde mit Schrift]
Altarplatte mit Reliqutengruft erhalten.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 15 cm H. und runder gotischer Form. Das
einst aufgesetzte Kruzifix fehlt, der Ständer zeigt oben und unten in erhabenen
Minuskeln avt maria gracia, der sehr flache Knauf graviertes Maßwerk, die Zapfen
geometrische Verzierungen, die Schale hat steiles Profil.
Zwei barock profilierte Messingleuchter von 45 cm H.
Lesepult mit eingelegter Arbeit, XVIII. Jahrh.
Vgl, Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VIII (1875) 177.
Der jetzt der Witwe Bardenwerper gehörige große Frickesche Hof, unmittelbar
Hiu- g. KuasMtnlai. d. Hdigt. Bnnnicliwdg. l[l. 1. lg
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2 74 AmttKetlcbUbetiik Scböppenitedt.
südlich am Kirchhof gelegen, ist der alte Hof des Ägidienklosters in Braunschweig
(s. S. 273), an'dessen Nordseite noch mittelalterliche Gebäude erhalten sind:
I. dreistöckiger, mit hohen Giebeln versehener Bau (Bergfried) von lo'/t m L, der
nur durch Schlitze {mit Stich bogen nische) belichtet wird, und aus dessen zK'eitem
Geschoß eine Tür in das westlich anschließende Gebäude führte; die Stelle dieses
letzten nimmt jetzt 2. ein niedriger Stall ein, an dem sich ein Stein mit 1760
und erneuertem mtccclxüi befindet. 3. zweistöckiges Haus mit hohen Giebeln
und Quaderecken.
Hausinschrift von 1706:
In Gottes Namen hab ük lassen bauen dies Haus,
Und wenn der Allerhöckste will, muß ich draus.
Und wem ers gSnni, dem wird ers geben.
Mir hernach das ewige Leben.
Warle.
Namensformen. Warle (1270), Werle (1315 und sonst), Werlle (1542).
Geschichtliches. Einst (noch 1568) Pfarrdorf im Bcmn Schoppen stedt. Die
dortige Pfarre und Vikarie, mit der sie als Nachfolger der v, Warle seitens der
Wemigeröder Grafen belehnt waren, hatten die v. Veitheim 1542 und noch 1568
an den Zollschreiber Ludw. Vogt zu Schöppenstedt verliehen, doch wurde das
Pfarramt schon damals, wie noch jetzt, von Schliestedt aus versehen; das Patronat
ging daher auch an die Gutsherrschaft in Schliestedt (s. S. 243) über. — 1270
sind II Hufen Eigentum des Blasiusstiftes ; 1276 kommen 6 Hufen, Spiegelberg-
sches Lehen der v. Warle, 1304 i Hof mit 4 Hufen aus dem Besitz der v. Warle
und 1336/7 I Hof mit 5 Hufen aus dem Besitz der Grafen v, Woldenberg an
das Marienhospital, doch scheint es sich hier um denselben Hof zu handeln,
der dann Wofdenbergsches Lehen der v. Warle gewesen sein müßte. Die v. Warle
verkaufen 1425 auch 1 Sattelhof mit 2 Hufen, mit dem sie aber noch 1476
und 1567 seitens der Herzöge belehnt werden — also handeh es sich wohl nur
um eine Verpfandung — ans Kreuzkloster in Braunschweig, imd 1418 tun die
\. Warle i Hof mit 4 Hufen als Lehen aus. Ein Hof mit 6 Hufen, den die
Kirchhofs 1355 verkaufen, ist 1392 Besitz der Martinikirche in Braunschweig.
Als herzogliches Lehen erscheinen um 1318 4 Hufen (1475 2 Kothöfe) als
Besitz der v. Wenden, i Hute (auch 1344) als solcher der v. Warle. Die 3 Höfe
bei der Kirche, deren einer noch anfangs des XIX. Jahrh. ein „Bollwerk" (wohl
Bergfried) besaß, werden als Tempelhöfe bezeichnet; doch weiß die geschichtliche
Überlieferung nichts davon. Heinrich d. Ä. verpfändete das Dorf 1501 an die
V. Salder. — Der Zehnte (1766 Über 1290 Mg.) ist 1311 als Halberstadter
Lehen zwischen den v. Dalem -Wenden und v. Kissleben geteilt. Die erste Hälfte er-
scheint aber 13 18 als herzogl. Lehen der v. Dalem (1584 Besitz der Kalilen, 1766
des Kommissionsrates Fimke in Schöppenstedt), die zweite, die im XVI. und
XVIL Jahrh. gleichfalls herzog!. Lehen ist, wird 1373 an die Edlen v. Warben
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MÖDcbe-V*hlh«rg — Waile. 2 j^
verkauft und von diesen z. B. 1427 u. 1487 an Braunschweiger Patrizier verliehen,
und zwar erscheinen schon 130S und dann bis T832 die Schwalenbergs als In-
haber des Zehnten. Das Synodatkom wurde aber noch 1 766 davon ausgenommen
und an die Pfarre in SchOppenstedt gegeben. — Die Ritterfamilie der v, W,,
die mit den v. Veitheim das gleiche Wappen hat imd wohl als ein Zweig dieser
Familie gelten muß, ist schon um 11 00 bezei:^ und stirbt in der Schöninger
Linie 1587 aus. Vgl. auch Magd. Geschichtsblatter III ir2ff.
Dorfanlage haufenfönnig, die Kirche am W-Rande. Der „Deiweg" bildet die
nordwest). Grenze der Dorfflur; der Flurname „Gegen den Thie" im SO. Flur-
kane von K. Schöneyan 1766. — 1584: 3 Ackerleute, 4 Burgenneier, 2 Halb-
spanner, 7 Kotleute, 1766; 7 Ackerleute, 2 Halbspänner, 6 Kotsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/j: 190, 1900: 247.
Die Kirche des ht. Vincenz bestand nach der Inventarisation von 1880 —
abgesehen vom Turm — aus Schjrf und eingertlcktem Chor. Jetzt ist der Chor
verbreitert, das Schiff etwa i*/« m erhöht worden; dodi haben sich im N ein,
im S zwei alte Rundbogenfenster (jenes mit Sohlbank 2.15 m über der Erde,
von diesen eines ebenso hoch, das andere betrachtlich höher) und je ein
alter Eingang im N und S (der eine mit großer dreieckiger Steinplatte) in Spuren
erhalten. [Im S einst Stein mit antw domini m. cccc. Ixiv^ Im O annc ijSj.
Der Turm ist mit dem Schiff bündig mid ist durch großen Bogen mit diesem
verbunden. An der Ostseite des Turms alte Dachschräge. Die alten Schallöcher
sind durch neue ersetzt worden.
Altarplatte mit Reliquiengruft
Gotisches Holzkruzifix, im Körper 40 cm h., von ganz guter Arbeit, das
Kreuz mit Vieipaßenden.
Glocke von 1.03 m H. und i.oo m Dm. Am Kranz zwischen gotischen Lilien-
streifen die in trefflichen Minuskeln scharf gegossene Inschrift: Sum äul(U<ma,
fleo mortua, ptllo nociva, frango tonitrua, fugo demonia, vocor maria. härmen
Kosttr me fecit anno dni mcicccxi. Als Trennungszeichen dienen z, T. Abdrücke
von Hohlpfennigen. Am Bauch die guten Reliefs eines Bischofs mit Buch und
Krummstab, sowie der Maria mit dem Kinde auf der Mondsichel; das Marien-
relief aus derselben Form, wie das auf Kosters Glocke in Timmem (s. Abb. 49),
wahrend das Gießerzeichen darunter ohne Schild und in Spiegelschrift angebracht
ist Auch die Zierstreifen stimmen mit denen in Timmem (s. Abb. 51) überein.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 24 cm H. und runder, barocker Form. Der
Knauf besteht im Querschnitt aus ' \,^/ -Seiten, der Stander ist reich profi-
liert, die Schale geschweift. Die Inschrift besagt, daß der Kelch auf Kosten der Ge-
meinde für die Kirche S. Vincentii zur Zeit des Pastors Rankenius 1 743 angeschafft
sei. Wolfenbottier Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen LG.
Runde Oblatenschachtel aus Zinn von 12 cm Dm., mit der medaillenartigen
Darstellung des Abendmahls im Deckel. Wolfenbüttler Beschau und Meisterzeichen
das einen Engel in Vorderansicht und /(oh.) C(hristian) Q(uerner) zeigt
18*
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zyb AmUgerichtibBziik Scböppeuletlt.
Im NW des Dorfes, nahe der Fluigrenze nach Schüestedt hin stand ein jetzt
auf dem Schliepbackeschen Hof Nr. 4 beHndlicher Grabstein, der etwa i*/^ m
aus der Erde ragte, 83 cm br. ist und auf der einen Seite ein gleichschenkliges
genaates Kreuz in Kreiseinfassung, auf der andern eine zweireihige, um ein Oval
laufende verwitterte Inschrift zeigt.
Vgl. Vc^es, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VIIl (1875) 1781.
Watzum.
Quellen und Literatur. Hausbuch Ober Belehnungen, Meiergüter usw., von
Ed, Ernst Friedr. v. Weferling 1686 begonnen, Hdschr. in f" im Besitz der Guts-
henschaft. — Merian, Topt^japhie 201. — Eissfeldt, GeschichtUches Ober
Watzums Vorzeit, als Hdschr. gedruckt.
Naroensformen. IVatteiesieim {am iig$), IVattatessem {12 zft. 1344), Watiecsen
(1322), H^tf«c««(i349), Wacksem(\i-jo), tKj(l«ffl«(i383), d.h. Heim einesWatteko.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann, jetzt in der Inspektion Schöppen-
stedt; ein Pfarrer Konrad ist 1295 bezeugt Das Patronat gelangte 1313 von den
Herzögen an die Deutsch - Ordenskommende Lucidum, wurde aber 1671 wieder
im Tausch gegen das von Erkerode an die Herzöge zurOckgegeben. — Das
Kreuzkloster vor Braunschweig erwarb 1262 3 Hufen von den v. Weferling, 1312
i^/i Hufen und 2 Höfe, herzogl. Lehen der v. Veitheim, 1361 5 Hufen und
Höfe, gleichfalls herzogl. Lehen der v. Damm, das Kl. Riddagshausen, das schon
1290 Güter in W. besaß, dazu noch 1345 (bezw. 1322) 3 Hufen Wemigeröder
Lehen der Königs in Braunschweig und 1410 t Hufe, vertauschte aber 1708
seinen dortigen wüsten Meierhof an die v. Weferling. Das Blasiusstift erwarb 1277
(von den v. Bortfeld), 1314 (von den v. Watzum), 1384 (vom Kl. Ilsenburg) je
I Hufe, 1306 (von den v. Wendhusen) 4 Hufen und 2 Höfe. Das Hochstift
Halberstadt hatte (je?) i'/» Hufen 1311 an die Königs, 1361 an die v. S^gerde,
dann an die Edlen v. Warberg, 1515 aber 2*/i Hufen an diese letzten verlehot,
denen 1426 i Hufe von den v. Gustedt resigniert wurde. Das spätere Rittergut
der v. Weferling scheint auf .die 2 Höfe und 3'/» Hufen zurückzugehen, mit
denen 1318 die v. Watzum, 1445 und 1484 die v. Weferling seitens des Herzogs
belehnt waren; nur waren die Höfe, die 1445 an die v. Vecheldc verafteriehnt
waren, inzwischen zu einem Sattelhof vereinigt (wohl Nr. 48, der einen Bergfried
besaß); auch hatten die v. Weferling 1344 2 Hufen und 2 Höfe als herzogl.
Lehen und erwarben 1349 i Hufe von den v. Watzum; Ober früheren Besitz der von
Weferlmg s. oben. 1593 und 1633 wird der Sattelhof mit 14 Hufen als
herzogl. Lehen derselben angegeben; doch waren 1662 i Hof mit 4 Hufen an die
v. Hom verlehnt Nach dem Aussterben des Hauptstammes der v. Weferling in
Vahlberg (s. S. 266) sind die verschiedenen Güter der Familie (s. auch Bd. I 243
bei Bomum und Bd. II 307 bei Völkenrode) in der Hand der Watzumer Linie
vereinigt gewesen; nach dem Tode Eduard Ernst Friedrichs (1723), bezw. der
Frau desselben (1725) trat wieder eine Teilung ein, bis der letzte des Stammes,
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Wule — Watmni.
277
der Kapitän Anton Burchard Friedrich Heinrich, bis zu seinem Tode und dem
Aussterben der Familie (1775) noch einmal die Güter vereinigte. Watzum wurde
nun zunächst der Gehebten des damaligen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand,
der Frau von Branconi, als Lehen für ihren Sohn, den Grafen v. Forstenburg,
Obergeben, ihr aber auf ihren Wunsch wieder abgenommen, dann allodifiziert und
an die v. Munchhausen verkauft; 1787, bezw. 1792 kam es nach einander in den
Besitz verschiedener bürgeriicher Familien. Als herzog!. Lehen besa£en weiter 13 18
die V. Wenden 2, die v. Dalem 4, 1344 die v. Sambleben z, die v. Damm 3,
die Woltwiesche 4, 1370 Johann v. Campe, Vogt zu Wolfenbüttel, 4, 1382 Cord
V. Brunslede 2, 1507 die v. Borlfeld 2 Hufen. Als Meinerßensches Lehen sind
^■or allem 5 Hufen im Besitz der v. Dalem bezeugt. Außerdem besaßen 1350 die
Breghen in Braunschweig 2, 1390 die v. Linde dort 4 Hufen, die v. d. Asseburg
einen Hot mit 5 Hufen. — Der Zehnte war bis 1482 zu'/« Asse burgisches Lehen der
V. Steinberg und v. Salder, dann der Heises in Braunschweig, 1584, wie es scheint
als ganzer, Besitz der Engelnstedts dort; 1763 ist die eine Hälfte beim Ritter-
gut, die andere Hälfte noch-
mals geteilt — Eine Ritter-
familic v. Watzum ist im
XIIL und XIV. Jahrh. be-
i^eugt.
Dorfanlage häufen förmig,
die Kirche ziemlich im NW auf
einer Anhöhe. Flurnamen: Im
O an der Bamslorfcr Straße
„Aufn Thie", im SO „Die ,1^ Waiium,
kleine oder Sunte Feldmark", GrandtiU der Kirche vor ihrer Emeuernog.
im N „Hinter Deiwege". Flur-
karte von F. M. Schütteiötfel 1763. — Damals 4 Ackerleute, 7 Halbspanner,
8 + 20 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 319, 19001 466.
Die hochgotische, durchweg gewölbte Kirche (Abb. 127) besieht aus Chor
mit '/g Schluß, einem dreijochigen Schiff (7'/iXi2 m im Lichten), das nur außen
etwas vor den Chor vortritt, Vorhalle im S und einem Turm (außen 91/, m br.,
j'jt m tief). Bei ihrer Erneuerung im Jahre 1901 wurde querhausartig jederseils
an das Chorquadrat ein Raum angebaut und an der SO -Seite der Apsis eine
Sakristei hinzugefügt. Die sechs Rippen des Chors (Bimstab mit Steg zwischen zwei
abgesetzten Kehlen) ruhen auf Säulen und treffen sich in der Mitte des Chor-
vierecks in einem Schlußstein. [Hier war vermutlich die Figur eines Bischofs an-
gebracht, von der das Corpus Bonorum' spricht.] Die Sockel der Säulen zeigen
von unten her Platte, Schmiege, Zylinder, Achteck und darüber eine der attischen
Basis ähnliche Form, die kelchförmigen Kapitale schließen nach unten mit Viertel-
stab, Leiste und kleiner Kehle, nach oben mit einer runden oder eckigen Platte
und sind mit den mannigfachsten, z. T. großen und dickfleischtgen Blättern be-
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276 AmUgerichUbcztek Schöppennedt.
legt. Eis breiter, ung^liederter und kampferioser Rundbogen trennt Chor und
Schiff. Die Quergurte — im letzten Joch im W auch die Rippen — haben das-
selbe Profil, das sich im Chor findet, die Rippen im allgemeinen nur einen Steg;
zwischen zwei Kehlen; jene bilden einen gedrückten Spitz-, diese einen flachen
Rundbogen, die Stichkappen für die Fenster steigen steil empor. Die Schlußsteine
sind in neuerer Zeit verändert worden. Als Stützen der Rippen dienen in den
vier Ecken des Schiffs Sauten der obigen Art, sonst ruhen Rippen und Gurte
gemeinsam auf starken Wandpfeüem, deren Kampfer aus Platte, kleiner Schmiege
(bezw. Kamies und Leiste) und Kehle besteht Unter der Tünche kamen mehr-
fach Steinmetzzeichen hervor, z. B. die nebenstehenden. In der Ost-
seite des Chors spitzbogiges Fenster von 1.75 m lichter Breite mit
Bimstab zwischen abgesetzten Kehlen als Profil, aber erneuertem Maß-
werk; auch sonst waren Spuren der alten gotischen Fenster eriialten. Im Süden
des letzten Jochs wegen der hier befindlichen Vorhalle nur kleines Spitzbogen-
tenster, dessen Sohlbank innen sehr schräg lauft. Die Übrigen Fenster sind neueren
Ursprungs. Das spitzbogige Südportal, das von der Vorhalle zuganglich ist, hat in
der Leibung drei Bimstabe — der innerste etwas kleiner — mit abgesetzten
tiefen Kehlen dazwischen. Aufien sind einmal abgesetzte und hier mit Wasser-
schrage, Schmiege und Kehle versehene Streben angebracht Das Dach des Chors
sollte ursprünglich von dem des Schiffs sich absetzen, hatte aber dann dieselbe
Firsthöhe erhalten. Das Dachgesims des Chors zeigt Platte und Kehle, das des
Schiffs kleine Platte und Schmit^e, sowie lange Kehle und Rundstab. Die Vor-
halle, die 1901 erhöht wurde, hat das gleiche Dachgesims wie der Chor und
einfaches Portal mit ovalem Fenster und ovalem Inschriftslein: Aac proctstrium
rtatdificatum anno MDCCIII I. T. Dr. P darüber. — Das Untergeschoß des
Turms enthalt das Grabgewölbe der v. Weferling. Die Glockcnstube im Turm hat
im N und S je eine Doppelschallöffnung mit spitzen gefasten Bogen, Stichb<^en-
nische und Pfosten, deren Fasen mittels kleiner Pyramiden in das Viereck über-
geführt werden. Im O zwei einfache, sonst aber gleichartige Schailücher, im W
nur ein etwas nach N gerücktes und verblendetes. Im S außerdem noch Spuren
«ines tiefer sitzenden großen Schalloches, Der Turm tragt viereckiges P>Tamiden-
■dach mit kleiner Laterne. In der Ostseite des Chors Kalksteinreüef (63X51 cm)
mit dem domengekrönten Kopf Christi von vom in ausgehobenem Grund,
unten am Rande schräg gestellter leerer Schild und das nebenstehende
Steinmetzzeichen, das spater, wie es scheint, auch auf dem Schilde an-
gebracht worden ist.
[Nach dem Corpus Bonorum von 1749 befand sich im O der Kirche das
altere Erbbegräbnis der v. Weferling, von denen sich damals noch Grabsteine
erhalten hatten, im Chor auch das der Pastorenfamilie.]
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 21 cm H. und sechsteiliger Form, in
goti^erendem Barockstil. Der Fuß ist profiliert, der Knauf mit leeren Zapfen und
mißverstandenem Maßwerk versehen, die Schale leicht geschweift. Eingraviert die
\
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bezeichneten Wappen d(^et) v. Weverling und ä(er) v. Rochaitw (der braunschwei-
gische Major Eitel Karl v. W. — um 1660 — war mit Charlotte Eleonore
V. Rochow aus dem Hause Golzow verheiratet), WolfenbOlller Beschau {Pferd
vor Säule) mit ?\6 und Meisterzeichen XD in rechteckiger Einfassung. Die Patene
zweimal mit . in schildförmiger Einfassung. — 2. aus Silber und nur innen
vereidet, von 20 cm H. und runder barocker Form. Der Fuß ist profiliert, der
Knauf, birnenförmig gestaltet, zeigt im Querschnitt ein Quadrat mit abgeschrägten
E^en, auf die oben noch eine Platte aufgelegt ist, die Schale ist geschweift.
Nach der Inschrift 1757 gestiftet von Cathar. Elisab. Meyer. Stolberg -Wem^e-
röder Beschau (Hirsch und Fisch), Stempel mit 11 {d. h. elflötig) und Meister-
zeichen „ in schildartiger Einfassung, s. Tafel XXHI b, — },. aus Zinn, fflr
ilS. Watzum. Gntshaus, Stuckdecke.
Krankenkommunion, barock profiliert, mit Braun Schweiger Beschau (Löwe) und
/// F
Mebterstempel, der / zu Seiten eines Ankers zeigt,
■'/ / '4
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, von 10 cm Hr., i;io gestiftet. Mit
Braun Schweiger Beschau, A und .„ in KIceblatteinfassung.
Zwei reich profilierte Leuchter aus Silber, von 23 cm H. Der Fuß hat ge-
schweiften Grundriß, der Ständer Bimenform, die dann aber ins Achteck übergeht.
Mit Wappen des Stifters, des Obersten A{ugusi) L(uäwig\ J(obst) v. W(e/erling}
Anno 172s, Braunschweiger Beschau, D und dem Meisterzeichen LS (Ludwig
Spitta) in gechweifter Einfassung.
[Das Gutshaus war nach der Zerstörung in den M ans feldischen Unruhen 1552,
wie Merian S. aoi angibt, von Christoph v. Weferling von Grund auf in drei Stöcken
mit einem Platz in der Mitte wieder aufgebaut worden.] Das jetzige Gutshaus ist ein
außen sehr schlichter zweistöckiger Steinbau von 1 704, der nach dem Hof zu nur durch
einen Giebel über dem Mittelteil ausgezeichnet ist und über dem Erdgeschoß den
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2 tjo AmUgerichtibetltk SchÖpptuiedl.
Spruch Ps. 37, 5 tTc^ nach dem Garten zu aber ein weit voispringendes Risalit
(für daa Treppenhaus) mit Giebel und ^doppelter Freitreppe zeigt. Der Gmnd-
ri2 ist der bei adligen Gutshäusem übliche. Die geräumige Dale in der
Mitte enthalt einen doppelten Treppenaufgang, zwei Kamine und mehrere Stan-
der, die die Decke tr^en. Über der Däle der durch i '/i Stock gehende, mit
prachtvollen Stuckverzierungen in Rokoko versehene Saal. An der westlichen
Schmalseite drei Fenster mit Stichbogen und darüber je ein querovales Fenster,
an den beiden Längsseiten je ein Kamin und zu dessen Seiten,, sowie an der
hinleren Sclimalwand je eine Tür. Fenster, Kamine und Türen bilden die natür-
liche Einteilung für die Stuckdekoration (Tafel XVI). Über den seitlichen Türen
hohe Jagdreliefs mit Eber, Hirsch, Bär in Berglandschaft, die leicht hellblau ge-
tönt ist, in reicher Einrahmung, über den schlichten Kaminen Spi^el in Einfassung,
dann hohes rechteckiges Feld, das zur Aufnahme eines Bildes bestimmt war, da-
rüber reichste Zierformen und auf der ein^ Seite das Wappen der v. Weferiing,
auf der andern das der v. Spiegel. Den großen Fenstern entsprechen an der
Hinterwand — at^esehen von der Eingangstür — ähnliche Felder, die wieder
Bilder aufnehmen sollten, und den querovalen Fenstern Stuckreliefs, die Wasser-
landschaften mit chinesischen Bauten, belebt auch von Eroten oder Ungetümen
darstellen. Die schmalen Felder dazwischen zeigen Cäsarenkopfe in Einfassung.
Sehr reich sind die Vouten besonders in den Ecken und je in der Mitte der
Wände, sowie schließlich das Mittelfeld der Decke {Abb. 128) verziert. Die oma-
mentalen Teile der Dekoration sind außerordentlich fein au^efohrt, die figürUchen
weniger gelungen, das Ganze ist jedoch von bester Wirkung. — Die Ausstattung,
die nur aus zwei schmalen, aus dem fflrstl. Schlosse in Langeleben stammenden
Spiegeln mit geschmackvoller Einrahmung und Bekrönung, in zwei Louis XVI. -Eck-
schränken und in einer sehr reichen Glaskrone besteht, ist nicht mehr die
ursprüngliche.
Die Stalle, die links den Hot einrahmen, tragen die Inschrift: E(äuarä) E(mst)
F(ritdri(h) v. M'^e/erling) tjof.
Auf dem Hof Nr. 48 alter Bergfried.
Weferlin^ren.
Namensformen. WeverÜn^ {965), -linge (1266. 1345), -iinghe {1190). Ein
Ort gleichen Namens im Kr. Gardelegen.
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Lucidum — ein Pfarrer Bertram
Handorp ist 1450 bezeugt — , 1542 von Gr.-Vahlberg aus, seit 1568 von Eilum
aus versehen. Das Patronat stand den v. d. Asseburg, später dem Herzog zu.
Im XII. Jahrh. war hier das Kl. Riddagshausen begütert, doch gab dieses 1190
2 Hufen an die v. Wenden-Dalem, tun 1240 4 Hufen an das Cyriakusstift vor
Braunschweig, 1241 i Hufe an die Abtei Gandersheim; in einer Riddagshäuser
Urkunde ist dann noch 124Q von 5 Hufen und i Mühle herzogl. IJtengutes die
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Tafel XVI. Wal zum, Maal im (.lutsliause.
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WaUum — Weferlingen. 28 1
Rede. GröÄeren Grundbesitz erwarb ferner das Braunschweiger Kreuzkloster, näm-
lich 1268 4 Hufen gandeisheimschen Lehens der Grafen v. Woldenberg, 1270
den Zehnten (der 965 vom Hochstift Halber-
stadt an Gandersheim gegeben war), I Hufe
und eine Mühle gleichfalls von den Wol-
denbergem (die 1559 3 freie Hufen an die
V. Veitheim ausliehen, also wohl, wenigstens
mit einem Teil ihrer alten Güter, vom Kreuz-
kloster aus belehnt waren), 1331 7 Hufen,
2 Wort, Wall und Graben, d. h. die Burg, i Teich, j Litenhufen und i Mühlen-
stelle, die schon 1318 als herzogl. Lehen der v. d. Assebui^ bezeugt sind; diese
letzten hatten ihre Burg 1297 an die Stadt Braunschweig verpfändet, die sie
119. Weferliagen, Gnmdrill der Kirche.
1300 zerstörte, und besaßen 1297 12 Hufen. Vom Zehnten (über 1029 Morgen),
der noch im XVHI. Jahrh. dem Kreuzkloster gehörte, kam damals der Synodat-
zehnt ans Konsistorium. — Eine Ritterfamilie v. W. ist seit dem XIIL Jahrh.
bezeig; sie starb 1775 aus; s. S. 277.
Dorfanlage haufenfönnig; die Kirche auf Abhang am N-Rand des Dorfes,
die Burgstelle an der SO -Ecke. Die Heerstraße Wolfcnbüttel — Schöppenstedt
durchschneidet die Feldmark im N. Flurname im SW an der Eilumer Grenze
„Die Honroths Wiese"; der Kammerkrug heifit: „Die Zingel". Flurkarte von
J. J. C. Schmidt 1767. — Damals 4 Ackerhöfe (i davon gegen 1800 der
Gifhomsche Schriflsassenhof, der ehemals der Familie Schottelius gehörte und
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282 AmUgcricbtibeiirk Schüppeailedl.
275+ 11 Morgen Erbenzinsland umfjiflte), 2 Halbspännerhöfe (i davon »"üst),
4 Kothofe. Einwohnerzahl 1790/3: 179, 1900: 172.
Die vermutlich dem hl. Moritz geweihte, im wesentlichen romanische Kirche
(Abb, 129, 130) besteht aus grade .schlieBendem Chor (im Lichten 6.90 m lang,
5.85 m breit), dem beiderseits etwas vorspringenden Schiff (im Lichten 6.40 m lang,
6.60 m breit) und dem wieder um je 70 cm eingerückten, rechteckigen Turm
(außen 7,25 m breit, 4.50 m tief). Der Chor ist ohne Zweifel in gotischer Zeit,
unter Beseitigung der romanischen A)>sis, \erlangert worden, doch sind die Ost-
ecken des früheren Chorvierecks verwischt. In den inneren Ostecken gotische
Konsolen zur Aufnahme eines Gewölbes. In der Ostwand spitzbogigc, aber i'ier-
eckig eingelassene Nische mit abgeset^tter Kante, in der Südwand ahnliche, rund-
bogige Nisthe mit Ausguß, sowie kleine quadratische Nische. Die außen rund-
bogigen Fenster der Längsseiten (im Chor je eins, im Schiff je zwei) stammen
laut Inschrift an dem einen erst von //p^, und zwar sitzen die des Schiffs an
der Stelle der ursprünglichen Fenster, so daß sicli nur im N noch die Spuren
einer mittclail erheben Öffnung erhalten haben. Im N, dem Dorfe also abgewandt,
unmillelbar am Turm alter, jetzt vermauerter Eingang von 1.38 m Höbe und
(jo cm Breite, dessen Pfosten
aus hochkant gestellten, mHcb-
tigen Steinen von 47, bezw*.
5,? cm Breite bestehen, und
der von schlichtem Tympanon
(Radius 75 cm) gedeckt ist
i3i. Welerliogen, Kapiiäle aus dem Kirchturm, Auch der jetzige Eingang
(1.40 m breit) grade gegenüber
im S entstammt gleichfalls noch romanischer Zeit, scheint aber z. T. erneuert zu
sein. Die vorspringende Einfassung erwilclist aus dem Sockel, dessen Schlage sie
in ihrem ganzen Verlauf fortsetzt, imd ist in den Ecken mit Säulen versehen, die
Eckbiattsockel und Würfelkapitäl haben. Das Tympanon ist wieder schlicht. Die
Ecksteine des mit genastem und gefastem Steinkreuz ausgestatteten Cborgiebels
haben das nebenstehende Profil, dessen dem Dachgesims entsprechen-
der unterer Teil nach diesem zu schräg gesclmitten ist. Das Dach-
gesims selbst besteht aus Platte und einer großen Kehle zwischen
Schmiegen. Das Dach über " dem Schiff und dem eingezogenen
Clior legt sich gleichwohl einheitlich über die ganze Kirche. —
Ein Rundbogen verbindet das Schiff mit dem Turm. Dieser hat
einen Schrägsockel, der sich bis zum Südportal fortsetzt, und in seiner halben
Höhe im \V eine gotische Wasserschräge mit gebrochener Schmiege und Kehle.
In der Ostwand des Turms, dicht unter dem Dachboden, befinden sich, 83 bezw,
47 cm von der anschließenden Wand entfernt, Rundbogennischen von 85 cm
Breite und Tiefe, sowie 1.05 m Höbe. Man darf wohl annehmen, daß sie einst
nach dem Schiff geöffnet waren und einer Empore angehörten, wie sie ähnlich
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Weferlingen.
283
der Turm in Schöppenstedt (s. S. 25yf.) besaß. Die Glockenstube hat im'O zwei,
im N und S je eine nindbogige Doppelscliallüffnung, im W eine einfache ver-
mauerte Öffnung. Die Teilungssäulen aus der i. Hälfte des XII. Jahrh. {Abb. 131),
deren Sockel nicht sichtbar sind, zeigen im N und einmal im O ein gedrücktes,
bezw. gestrecktes Würfelkapiial, im S ein Kapital mit schmalen, aufrechten Blättern,
an der z«-eiten Stelle im O ein Würfelkapiial, dessen Seiten unten in gesenkten
Dreiecken endigen und in den Winkeln zur Füllung dicke tropfenähnliche Glieder
haben. Die Säulen tragen zum Ausgleich mit der Mauer doppelkonsolenartige
Auflager. Das Dach des Turms hat abgewalmte Sattelform. — Das Material der
Kirche besteht aus Elmkaikstcin, der meist sehr stark von Muscheln durclisetzt ist.
Gotischer , geschnitzter
und bemalter Altar- 1
schrein aas dem Ende
des XV. Jh. (Tafel XI 2),
im Mittelteil 1.06 m hoch
und 1.27 m breit, von
ganz guter Arbeit, jetzt an
der Südwand angebracht.
In der Mitte, innerhalb
einer mandelförmigen Ein-
fassung aus kleinen Blüten
und vom Strahlenkranz um-
geben, Maria als Himmels-
konigin mit dem Kinde,
von der Mondsichel mit
Mensrchenantlitz getragen,
zur Seite links der hl.
Mauritius, vermutlich der ,31. Wef«tliageD, KreungnDpgmppe,
Schutzpatron der Kirche,
in voller Rflstung und im Kricgsmantel, abei- barhäuptig, rechts ein hl. Bischof,
dem bei der Herstellung statt des Hirtenstabes, für den im Sockel eine kleine
Vertiefung vorgesehen ist, ein Schwert in die Linke (!) gegeben wurde, während
die bezeichnende Beigabc wohl von der Linken
gehalten wurde; zu seinen Füßen kniet in kleiner
Gestalt der Stifter. Die Flügel zeigen geöffnet je
in zwei Reihen und ohne Trennungsglieder die
Figuren der zwölf Apostel mit den üblichen Bei-
gaben, und zwar in nebenstehend ang^ebener
Reihenfolge. Der Grund ist zugleich gemustert und
vergoldet. Oberhalb, z. T, auch unterhalb der
Figuren gotische Ranken, bezw. Voluten. Die Malerei auf der Außenseite der
FH^el ist bei der Herstellung von 1879, vermutlich wegen zu schlechter Erlial-
links
-411
IClliI
-iiii
if
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284 AmUEuicbubeiiik Schoppemtedt.
tung, beseitigt worden. Erhalten ist dagegen der Untersatz mit barotk erneuter
Vennalung und einer Nische in der Mitte, vor der eine Hotzfig:ur, wie es scheint,
angebracht war.
Bemalte Kreuzigungsgruppe aus Hotz (Abb. 152), in etwa halber Lebens-
größe, aus der Zeit um 1500 in handwerksmäßiger, aber doch nicht wirkungs-
loser Arbeit, jetzt an der nördlichen Wand angebracht, Maria die Hände er-
hebend, so dafl sich die Fingerspitzen berühren, Johannes die Hände übereinander
legend, beide die Augen senkend und in ruhiger Körperhaltung von vom dar-
gestellt. Die Figuren standen einst auf dem Triumphbalken.
Die heiligen Gefäße von Eilum (s. S. 167) gehören zugleich der Gemeinde
zu W.
Zwei gotisierende Messingleuchter von 39 cm Höhe, braun Qberlackiert
Zwei Zinnleuchter ^■on 37 cm Höhe und barocker Profilierung, dreifflßig
und mit einwärts gebogenen Seiten.
Taufbecken aus Zinn, am Rande mit der Inschrift: Gel Vater durch die
Tauf tum Kinde mich gewmen AFI: G \ S \ D ': B ': M'. G : S ': V'. G.j.O:
in Dl iV\I:G:Ii:y..S.D.i3. IVLYSAN . TIELEN . 1723. Mit
schöner Wolfenbottier Beschau (Pferd vor Säule) und Meisteretempel (steigender
Löwe mit ^^), die Tafel XXIII 45 abgebildet sind.
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VIII (1875) 179; X (1877) iio.
Von der Burg, nach der sich die v. Weferling nannten, haben sich im S
des Dorfes die Walle, die einen rechteckigen Raum von etwa 5 Morgen Größe
umschlossen, z. T. erhalten, und zwar im O ein doppelter von 225 Schritt mit
dazwischen liegendem Graben.
Alte Hauser. Nr. 4 (Mühle) aus dem XVII. Jahrb., Ständer, Schwellbalken,
Riegel und Knaggen aus Eichen-, das übrige aus Tannen-
holz, am Oberstock die Profilierung Abb. 133, deren
Knaggenform in Wolfenbütlel (s. Bd. III 1, 186) mehrfach vor-
kommt; die Schmiege unten an der Knagge mit Zahnschnitt und
gesenkten Dreiecken zwischen den Zahnen. Die Fenster-
brüstungen sind mit Kreuzbändern, die beiden Eckfächer
gleichzeitig mit Kreuz- und Rautenbändem versehen. Unter
dem Dach Knaggen aus Viertelstab, langem Kamies und
Wefe Va a Schmiege, Füllhölzer in Viertelstabform. — Nr, 8 gleichfalls
HoIzarcbitektnT. aus dem XVII, Jahrh. und von ahnlicher Verwendung des
Holzes, nur besteht hier auch der Schwellbalken aus Tannen-
holz. Balkenköpfe unten gerundet, Knaggen aus Viertelstab, langem Kamies, Rund-
stab und Schmiege zusammengesetzt, Füllhölzer viertelstabförraig, Schwellbalken
unten gefast. — Nr. 14 in ähnlicher Profilierung, wie Schöppenstedt Nr. 62,
s. Abb. 123.
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WefcilingeD — Gt.-Winnigitedt. jg^
Gr.-Winnigstedt.
Namensformen, zugleich für Kl. -W. H%initige- {t i g^. 1 2 ^y }, tVinnäu- {12 26),
IfmndKgA- (1340), fVinrng- (1274. 1353), Winninii- (um 1400), Winig- (1276)
-stede, -stide, -stiddt, mit den Zusätzen magna (um 1400), maior (1374), WesUr-
(1276. 1353), \iezw. parva (um 1400), OUer- (1309. 1340).
Geschichtliches. Pfairdorf, einst im Bann Kalme, jetzt in der Inspektion
BOissum-Bie wende; das Patronat war 1344 herzogi. Lehen der Edlen v. Meinerssen,
gehört aber seit 1351 dem Abt des Kl. Riddagshausen. Das Kl. Königslutter
er^-arb 1323 vom KI. I>rübeck 6 Hufen, 1423 von den Wernigeröder Grafen
3 Hufen und 3 Höfe und besaB 1537 ein Vorwerk mit 7 Hufen, das wir in
Gr.-W. zu suchen haben, und das damals an die Zweidorfs in Braunschweig ver-
pfändet, aber 1565 wieder eingelöst wurde, i '/i Hufen nebst Wiese usw. waren
lialbeistadtisches Lehen der Grafen v. Schiaden, gleichfalls i '/, Hufen kamen an
die Michaeliskirc^e in Braunschweig, i Hufe gehörte 1320 dem Cyriakusstift, das
in W. schon 1226 i Hufe besaß und dort 1313 i Hufe erwarb. Als herzogi.
Lehen besaßen 1353 die v. Were I '/i Hufen, 1560 die v. Veitheim 2 Höfe,
1569 die Edlen v. Warberg 3 Hufen. Herzog Julius hatte hier ein Vorwerk an-
gelegt, das Amt, das gegen 1800 673 Mg. umfaßte. Da meist bei der Erwähnung
des Grundbesitzes die Angabe, ob Gr.- oder Kl. -W. gemeint ist, fehlt, in der
Mehrzahl der Falle aber an Gr.-W. zu denken ist, so folgt hier die Übersicht
Qber diesen unbestinamten Grundbesitz. Gut, von Volkmar v. Wildenstein an das
Kl. Neuwerk in Goslar überlassen, erwirbt um 1 194 KI. Walken ried, das 12005 Hufen
an Herwich v. Schauen gibt. Das Ki. Riddagshausen vertauscht 11 90 41/t Hufen
an Heinrich d. L. und gibt 1 199 2 Hufen an Herwich v. Schauen, 1253 2</t Hufen
an die v. Dalero; 1447 — 1501 war ein Bauhof mit 4 Hufen Riddagshäuser Lehen
der V. Vechelde. iiSa kam i Hufe vom Kl. Mariental als Halberstädter Lehen
an die vemrabilii malrona Regdindü. Das Hochstift Halberstadt erwarb 1247
2 Hufen von dem Halberstadter Vogt Ulrich v. Strombeck in Homburg, 1320
] Hufe von den v. Esbeck und hatte 1228 3 Hufen, die ihm von den Edlen
V. Meinerßen zu Lehen aufgelassen waren, an diese, 131 1 2>/i Hufen an die
Edlen V. Hessen, i '/j an die v. d. Gowische, 1480 2 Hufen an die v. Krebs,
1518 6 Hufen an die Edlen v. Warberg zu Lehen gegeben. Als herzogliches
Lehen besaßen 1318 die v. Bortfeld (noch 1507} 10 Hufen und 10 Höfe, die
v. Ührde 2 Hufen, 1344 die v. Meinerßen 46 Hufen nebst Vogtei über 14'/) Hufen,
1353 die v. Sambleben 5 Höfe und 5 Hufen, 1358 die v. Dettum ^eichfalls
5 Hufen, um 1369 und 1374 Achaz Gruber 3'/», bezw. 4 Hufen (ein Besitz,
der 1428 auf 8*/i Hufen angewachsen war, damals aber an die v. Strombeck
aberging), um 1400 die v. Ampleben 3'/, Hufen, 1559 die v. Vellheim 5 Hufen,
4 Freihufen, 3 weitere Hufen, 1569 die Graten v. Regenstein i Hof mit 3 Hufen,
1582 die v. Luhe einen solchen mit 2'/| Hufen. Die v. Meinerßen hatten von
ihren Gütern ausgetan: um 1226 an Albert \. Winnigstedt, die v, Heilstide und
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WefeiUnceB — Gr.-WtanlfWri». 285
Gr.-Winnigstedt.
S-.M.ii!loim«n. zugleich »r Kl.-W. »'■«•»«^-(1194. 1J4;), «*•««-(■"'>),
IB»«!. (1340), I««««- (■"4- >353). »C»>«««'- (um ■40o), Winig. (1276I
•a* -«»*. -««*, in» <<«"> Z">aMn «.■««. (um 1400), maitr (1374), »Ca«r-
ir;;o^ 1353). 1«". /«f« ("» Moo). Orf^- (1309. 1340).
Geschichtliches. Pfairdorf, einst im Bann Kalme, jetzt in der Inspektion
BMum-Biewende; das Patronat «ar 1344 herzogl. Lehen dct Edlen v. Meineissen,
(ehon aber seil ijäi de» Abt des Kl. Riddagshausen. Das Kl. Königslutter
arab 1323 vom Kl. Dillbeck 6 Hnlen, 1423 von den WemigetOder Grafen
j HiiTen imd 3 Hole und besaß 1537 ei" Voraerk mit 7 Hnlen, das wir in
Gr,-W zu suchen haben, und das damals an die Z«eidorls in Btaunschweig «er-
pOndel, aber ,565 wieder eingelöst .mde I ■/, Hufen nebst Wiese us*. «-aren
hall«.Mdti,ch.s Lehen der Grafen v. Schiaden, gleichfalb .■/, Hufen kamen an
die Michaeliskiiche in Braunsch«eig, 1 Hufe gehörte 1320 dem Cyriakussüft, das
iiW. schon 1226 I Hufe besä« und dort 1313 I Hufe et^arb. Als herzogl.
Lehen besauen 1353 die v. Were t •/, Hufen, 1560 die v. Veltheio 2 Höfe,
1569 die Edlen v. Warbeig 3 Hufen. Herzog Julius hatte hier ein Vorwerk an-
gelegt, das Amt. das gegen 1800 673 Mg. umfaBte. Da meist bei der Erwähnung
de. Grandbesitzes die Angabe, ob Gr.- oder Kl.-W, gemeint ist, fehlt, in der
Mehrzahl der FMe aber an Gr.-W. zu denken ist, so folgt hier die Obersicht
aber diesen unbestimmten Gnmdbesiu. Gut, von Volkmar v. Wildenstem an das
KL Ncowerit in GosUr überlassen, erwirbt um 11 94 Kl. Walkenried, das 1 200 5 Hufen
an HerwTch v. Schauen gibt Das Kl. Riddagshausen vertauscht 1190 4»/» Hufen
an Heänrich d. L und gibt 1199 2 Hufen an Herwich v. Schauen, 1253 2 '/.Hufen
an die v. Dalem; 1447— 1501 war ein Bauhof mit 4 Hufen Riddagshäuser Lehen
der V. Vechelde. 1182 kam i Hute vom Kl. Mariental als Halbeistadter leihen
an die ttcturaülü mairtnta Regtlindü. Das Hochstift Halberstadt erwarb 1247
2 Hafen von dem Halberstadter Vogt Ulrich v. Strombeck in Homburg, 1320
1 Hofe von den v. Esbeck und hatte 1228 3 Hufen, die ihm von den Edlen
V. Meinerflen zu Lehen aufgelassen waren, an diese, 1311 2'/. Hufen an die
Edlen v. Hessen, i'/, an die v. d. Gowische, 1480 2 Hufen an die v. Krebs,
1518 ö Hufen an die Edlen v. Warberg zu Lehen gegeben. Als herzogliches
Lehen besaBen 1318 die v. Bortfeld (noch 1507) 10 Hufen und 10 Höfe, die
V. Chrde 2 Hufen, 1344 die v. Meinerßen 46 Hufen nebst Vogtei über 14t/, Hufen,
1353 die V. Sambleben 5 Höfe und 5 Hufen, 1358 die v. Dettum gleichfalls
5 Hufen, um 1369 und 1374 Achaz Graber 3>/,, bezw. 4 Hufen (ein Besitz,
der 1428 auf S'/t Hufen angewachsen war, damals aber an die v. Strombeck
flberging), um 1400 die v. Ampleben 3'/, Hufen, 1559 die v. Veitheim 5 Hufen.
4 Freihufen, 3 weitere Hufen, 1569 die Grafen v. Regenstein I Hof mit 3 Hufen,
1582 die V. Lohe einen solchen nüt 21;, Hufen. Die v. MeinerBen hatten '»
ihren Golem ausgetan: um 1226 an Albert v. Winnigstedt, die v. HeilsSd' "«'
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^Hh AmtsgericbUbeiirk SchöppeDitedt.
die V. Watenstedt je 2'/i, an die v. Esbeck 2, an Jordan v. Winnigstedt und die
V. Kneitlingen je i Hufe, 1274 (z. T. auch 1276) an die v. Vorsfelde 2, an die
V. Velstedte, die v. Sambleben und die v. Wendhausen je i Hufe, 1276 auBer-
dem an die v. Winnigstedt i+4'/j Hufen. Einen (dienstfreien) Hot mit 3'/i'
bezw. 4 Hufen — es scheint sich aber stets um dasselbe Gut zu handeln —
haben 1348 die Twelken, 1462 die v. Kneitlingen, dann die Kaltns, 1489 und
bis 1 709 als Weferlingsches Lehen die Fiuwerk in Braunscbweig, dann aber (noch
1724) die V. Steinberg. 1649 waren 3 Hufen und t Kothof Veltheimsches Lehen.
Der Zehnte war zu '/j 1394 und bis 1814 Burgdorf. sches bezw. herzogl. Lehen der
V. Damm, zu '/j 1344 vermutlich als Burgdorfsches Lehen Besitz der v. Seggerde,
seit 1348 der Holtnicker; diese zweite Hälfte war schon 1584 nochmals an die
Homeburgs und Schwalenbergs in Braunschweig geteilt, doch gehörte das eine
Viertel 1770 dem Amte Achim. — Ein Rittergeschlecht v. W., dessen Sitz
aber ebensogut in Kl.-W,, wie in Gr.-W gewesen sein kann, ist vom XIIL bis
XV. Jahrb. bezeugt.
Dorfanlage ha ufenft innig, die Kirche ziemlich am N-Rand. Flurname im N
neben einem kleinen, westüstlichen Wege „Unter dem Heerweg". Die Leipziger
Heerstraße geht südwestlich vom Dorfe vorüber und berührt den zum Orte und
ehemals der Kammer gehörigen Mattierzoll, um als Hessendamm weiter nach
Hessen (s. S. 189) zu gehen; östlich neben diesem eine Wiese „Die Schanze".
Nach Algermann sollte in Gr.-W., „da von dem Teiche über den Teichdamm die
Straße geht", eine Pomeiba mit Zugbrücke und Schmiede angelegt werden. Flur-
kartc von J. H. Bertram 1770. — 1584: 2 Ackerleute, 5 Buigermeier, 4 Halb-
spänner, 22 Kotleute, 1770: 6 Ackerleute, 4 Halbspänner, 8+13 Kotsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 287, 1900: 847.
Die Kirche ist neu.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 21 cm H. und sechsteiliger, barocker Form.
Der Fuß ist profiliert, der Knauf mit gewelltem Mittelsteg und flachen Buckeln
versehen, die Schale am Rande leicht nach außen gebogen. 1698 erworben.
Braunschw. Beschau (Löwe) und G£ verschlungen in dreipaßförmiger Einfassung.
Zwei barocke Messingleuchtcr von 37 cm H.
Vgl. Voges, Ztschr. des Harzgeschichts Vereins X (187;) 108.
Pächterhaus schlichter Steinbau von 1707. mit hohem Erd- und einem Ober-
geschoß, sowie mit vorgezogenem Mittelteil und einem Giebel darüber, über dem
sich noch ein Halbstock erhebt. Ein einfaches Glied von rechteckigem Durch-
schnitt tretmt die Geschosse; die Ecken sind in Quadern aufgeführt Über der
Tür in der Mitte gleichfalls ein Giebel und die Inschrift; Jesum habetnus, merite
eins trwrümur Ijoy.
Altes Haus Nr. 18, aus dem XVH. Jahrh., in Tannenholz aufgeführt. Der
Unterstock ist erneuert, die Knaggen am Oberstock sind dabei entfernt worden.
Die Baikenköptc zeigen abgesetzte Rundung, Füllhölzer und Unterkante des Schwell-
balkens eine gedrehte, scharfkantige Schnur, die muschelförmig ausläuft Der
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Gr.-Wianigitedt — Kl.- Winnigitedt 3^7
Schwellbalken unter dem Dach ist geschrägt und hier mit langen, flachen
Perlen verziert, die Follhölzer bestehen aus Kehle und abgesetztem Kamies, der
die gleiche Perlen verziening tiagt, die Kopfbänder aus Karaies und zwei Rund-
staben, die samtlich drei tiele Rillen mit Stegen dazwischen zeigen, sowie aus
flacher Kehle mit drei senkrechten Perlstreifen und Schmiege.
Kl.-Winnigstedt.
Namensformen s. bei Gr.-W. S. 285.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Kalme, jetzt in der Inspektion
Börssum-Biewende; das Patronat steht der Gemeinde zu. Die v. Winnigstedt gaben
1309 4 Hufen und z Hfife an das Blasiusstift, 1310 1 Hof mit z'/i Hufen
(scheinbar denselben, der auch 13 17 genannt und 1340 nebst einer Hütte auf
dem Kirchhof seitens des Halberstadter Bischofs abgegeben wird) ans Marien-
hospital in Braunschweig, das 131 1 auch 3 Höfe und 3 Hufen erwirbt. Das
Hochstift Halberstadt hatte 131 1 3 Hufen an die Grafen v. Schiaden, 1654
I '/j Hufen an die v. Gramm aus^etan. Als herzog!. Lehen hatten 1358 die v. Roden
i'-'j Hufen, 1560 die v. Veitheim einen großen Hof, 1569 die Edlen v. Warberg
3 Hufen. I Sattelhof mit 4 Hufen war 1425 Bortfeldsches Lehen der Elers,
1457 und noch 1528 der Kalms. 1706 kamen 2 Hufen und 2 Höfe nebst Mühle
von den v. Wenthausen an die v. Weferling. S, auch bei Gr.-W. Der Zehnte
war schon frtlh geteilt; wie es scheint die eine Hälfte besaßen schon 1335 und
1340 nebst 2 Hufen die Gnibes als Halberstadter Lehen, nach 1475 und noch
1799 die Pawels, die andere Hälfte, gleichfalls als Halberstädter Lehen, 1473 und
noch 1584 die Breiers, 1770 die v. Adenstedl in Braunschweig.
Dorf anläge gestreckt, an 2 ParallelstraBen von NW nach SO, deren eine
auf der N-Seite samtliche Höfe nach O gerichtet zeigt; die Kirche am N-Rand.
Auch hier im N der „Heerweg", wie bei Gr.-W. Flurkarte \'on G. C. Geitel 1770.
— 1584: I Ackermann, 3 Burgermeier, 2 Halbspanner, 26 Kolsassen, 1770:
4 Ackerleute, 2 Halbspänner, 10+17 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 244,
1900: 462.
Die Kirche besitzt ein modernes Schiff, aber einen alten Turm, außen von
6.85 m Br. und 5.10 m Tiefe. Auf jeder Seite zwei rundbogige Schallöcher mit
spitzen Teilungsbogen aus Holz, Das Dach zeigt die achtseitige Zeltspitze.
Teil der Altartafel aus Eichenholz von 1597 mit der maßigen Darstellung
des Abendmahls („Einer ist unter euch" usw., rechts Judas), die aber zugleich in
erheblich besserer Ausführung das Bild des Malers in Zeittracht enthält. Auf der
Rückseite: Anno domini IS97 -w ^^g' S. Laurentü ist dieser Altar Godl su Ehren
gesetzet und auffgerichtet, als Ludecke Kohler Limoe&er und Hans Duderstadt Kireh-
veter gewesen, pastore Hieronymo Bardenio Osterwitensi. Canon erecti altaris, folgt
ein unvollständiges Chronostichon, zum Schluß H.B.O {vermutlich wieder die An-
fangsbuchstaben des Pastors).
Glocken i. von 1.07 m H. und i.io m Dm., laut Inschrift i6gi von Heiso
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2Sii AmtBgerichUbeiiik ScbÖppenitedi.
Meyer in Wolfenbüttef gegossen, zur Zeit des Pastore Elias Heinrich Rübe. Am
Kranz die schöne Ranken Verzierung, wie in Beierstedt (s, Bd. 1 337,2). — 2. von
1.03 m H., 0.89 m Dm. und schlanker, scharf [irofilierter Form. Am Kranz die
unten folgende Inschrift in zwei Streifen, die unter sich durch zwei kleine Stäbe
getrennt und oben wie unten durch weitere zwei Stabe und eine Reihe gotischer
Lilien begrenzt sind. Im oberen Streifen:
gatitie . to lofe . byn . yk . geoiten ( ! ) .
Bö {statt on = onde) . wt . dem ■ fvir . flo/en .
des . wyl .viy.al. nelen .
marya . scal . se keten .
XV<^ . IX . dar . by,, im unteren hynryck . menten . god . my . und Rosetten, so-
wie Abdrücke folgender Münzen: der Vorderseiten von 2 Mariengroschen tmd
1 Mathiasgroschen von Goslar, je eines stadtbraunschweigischen ewigen Rennigs
und Eimbecker Pfennigs, auBerdem
eines Medaillons mit den Leidenswerk-
zeugen Christi. Am Bauch, sich jedes-
mal gegenüberstehend, 1. zwei Flach-
reliefs der Jungfrau Maria mit Kind, 2.
die 23, bzw. 2j cm hohen Hochreliefs
eines Bischofs, als olrycus bezeichnet,
und nochmals der Maria mit dem
Kinde, diesmal auf einer Mondsichel
(Abb. 134). Der Schlagring setzt mit
vier Stegen ab und ist auch unten
mil zwei St^en versehen.
Gotischer Kelch aus vergoldetem
rj4. KL-WinDigatedt. Glockenrelief.. Silber, von 17cm H. und sechsteUiger
Form. Am senkrechten Teil des Fußes
übereck gestellte Quadrate mit SchrSgkreuzen in durchbrochener Arbeit, Stander
unten mit yhesus (Minuskeln), oben mit carena, Knauf mit durchbrochenem
Maßwerk, Zapfen mit marya und dem Haupte Christi, Schale steil profiliert.
Patene mit Vierpaß.
Zwei Messingleuchter von 31 cm H. und reicher Profilierung, die besonders
in vier tiefen Kehlen mit trennenden Stegen bestehen, mit den Inschriften: Härmen
Besteman, bezw. Henni Keenecken anno 1647.
Zinnbüchse mit gekrönter Rose und JG.
Lutherstatuette aus schwarz lackiertem Zinn, von 19 cm H. und guter Arbeit
Der runde Si'ckel zeigt, mit C HaeseUr, bezw. C.H. bezeichnet, in Relief I. die
\'crbrennung der Bannbulle, 2. Luther vor dem Kaiser, 3. Luther, wie er gegen
den eintretenden Teufel das Tintenfaß erhebt, dann 4. die Inschrift: dem segens-
vollen Andenken der Reformation vor 300 Jahren iSiJ.
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins X (1877) 108.
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■ 35' SaldCT, Kiiche u. ScbloB nach Meriao.
Amtsgerichtsbezirk Salder.
136. Amugerichubezlrk Salder.
[Altenhagren s. bei Lichtenberg.]
[Altesdorf s. bei Burgdorf. S. 303.]
Hohenassel u. Nordassel s. weiter hinten.
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2UO AmtigcrichUbeziik Saldei.
[Assetburg s. bei Burgdorf S. 303ff.]
Barbecke.
Literatur. Simm, Biaimschw. Magazin 1900, 117.
Namensformen. Btribeke (1146), Bergbikt (1178), Berbtke (1300), Berebeke
(1448), Barbkt (1542), nach dem Berbach genannt
Geschichtliches. Pfairdorf, einst im Bann Lengede, jetzt in der lnspektion
Uchtenbeig. Die Kirche gehörte zur Ausstattung von S. Godehardi in Hildesheim,
das das Patronat bis 1803 ausübte; später gehörte dies der Krone Hannover,
die es 1 83 1 im Tausch an Braunschweig abtrat. Bis 1 806 bestand hier ein hildes-
heimsches Meierding. 1178 gehörte l Hufe dem Kl. Heiningen, um 1460 war
I Hof mit 42 Mg. Landes bischßfl. hildesheimsches Lehen der Damman in Hildes-
heim. Als herzogl. Lehen hatten die v. Salder I4()3 i Hof mit 12 Hufen (wohl
den noch um 1 800 bestehenden satteUreien Hof, ein Saldersohes Lehen), die v. Bort-
feld 1318 6 H., 1507 5 H-, aber auch alles Gut auBer 2 H. Ein Hof mit 2 H.,
offenbar der zuletzt erwähnte, ist Rutenbergsches (1726 Bülowsches) Lehen 1442
der V. Gustedt, seit 1447 der Pawels, ein anderer Hof mit 2 H. (erwähnt
auch 1717) 1531 Salderschea Lehen der v. Lesse. Der Zehnte gehörte auch zur
Dotation von S. Godehardi (1146), erscheint aber um 1380 zu '/) als Besitz der
Domprobstei, im XVHL Jahrh. zu je '/j als solcher des Domkapitels und der
Kreuzkirche in Hildesheim.
Dorfanlage haufenförm^, die Kirche an der NW-Ecke, der Thic mitten im
Dorfe, ehemals mit Linde auf einer Erhöhung, jetzt ebener Platz. Flurnamen:
im äußersten W „Hohe Warte", dann „die Weddew^ Wanne"; der Wedde-
w^ fahrt nach Lesse. Die Heerstraße Wolfenbattel-Hildesheim berührte den
N-Rand des Ortes. Knoll-Bode verzeichnen eine fragliche Wüstung Kl.-B. auf
Barbecker Feldmark. Flurkarte von J. H. Bertram 1762. — Damals i Acker-
hof, 12 Halbspänner- , 33 -J- 8 Kothöfe (nach Hassel-B^e einer von ihnen
als Saldersches Lehen ein sattelfreier Hof). Einwohnerzahl 1790/3: 458,
1900: 496.
Die dem hl. Martin (s. S. 291) geweihte Kirche ist ein Neubau von 1856/7,
[Am alten Bau befand sich nach dem Corpus Bonorum ein Stein mit mttw dondni
MCCCCIL]
Vom gotischen Taufstein hat sich die mächtige, oben und unten runde, am
Bauch achtseitige Schale von 91 cm Dm. erhalten; die Seiten sind oben mit einem
spitzen Kleeblatt- Blendbogen verziert, der auf drei Seiten von Profden eingefaßt
ist; an den Ecken ruhen je die einander benachbarten Profile auf sich verjün-
genden Konsolen aus dem Achteck,
Grabstein des Pastors Valentin Albers (nach der Inschrift geb. in Braun-
schweig 1658 19/Vn, Pastor in Barbecke 1685 14/VL gestorben dort 171 1 12/IV),
[Glocken, i. Die grofie Glocke trag nach dem Corpus Bonorum den Namen
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Bubccke — Baram,
2yi
des Pastors Caspar Baurmeisters und war 1649 von Heinrich Borstelroann
in Braunsrhweig gegossen. — 2. An Stelle von Nr. i trat nach <lersclben Quelle
eine Glocke, die die Inschrift auTn-ies;
Da bin ich wieder hergebracht
Und nehme teil an everm Leide,
Ruf euch zum Gottesdienst, zur Freude.
Für Kirchengeld bin ich gemacht,
Gemeinde nicht, nicht einsler Mann
Hat SU mir etwas hergetan.
In meinem vor^n ersten Sein
Da war ich vielen wohl tu klein,
Gant unverhofft barst ich entwwei.
Da scuff mich Johann Konrad Grete neu.
Braunschweig den 17. December 1788. — 3. Die Inschrift der kleinen Glocke
von 16.^2 nannte den hl. Martin als Schutzpatron der Kirche.]
Kelch aus ve^oldetem Silber, von 24 cm H. und schlichter runder Form,
mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule), B und Mewlerstempel ,^ in
schildartiger Einfassung.
Zwei gotische McssJngleuchter von 30 cm H.
Haus Nr. 32, laut Inschrift 1722 vom Meister M. M. erbaut, mit durchlaufen-
dem Profil an Balkenköpfen und FüHhölzem und mit starken Fußbandem.
Barum.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1899, gSff, — Voges, Ztschr. il.
Harzgeschichtsvereins X {1877) 73.
Namensformen. Berem {1147), Barem (1147. 1233. 1260), Barum (140Ö.
1470).
Geschichtliches. Pfairdori und Sitz eines hildesheimschen Archidiakonats :
die Inspektion B. wird jetzt von Wolfenbtlttel aus versehen. Das Archidiakonat war
in den Händen eines Hildesheimer Domherrn, ein Archipresbyter Odolricus ist
1147, ein Pfarrer gleichen Namens um 1260 bezeugt. Das Patronat gehörte dem
Hiklesheimer Archidiakonat, ist aber seit 1844 herzoglich. Ein Kaland in B,, dessen
Dekan damals der Priester in Hallendorf war, ist 1347 bezeugt B. war gleich-
zeitig Malstatt eines herzog. Godings oder Freidiitgs und Sitz eines Gogreven
{beides im XIV. Jahrh. mehrfach bezeugt)- Die Vogtei über die Villikaüonen des
Hochstiftes Hildesheim in B. (Ober 18 Meier-, iii Latenhufen und 5 Dorfzehnten)
und Beddingen wurde 1232 seitens der Edlen v. Hagen für 710 ^ Geldes an
den Bischof abgetreten und 1233 seitens des letzten an das Domkapitel gegeben,
i'/i Hufen gehörten 1325 den v. Hom in Braunschwelg, 2 Hufen waren 148.5
zu einem salve regina im Blasiusstift bestimmt. 1362 hatten die v. Sauingen ihr
dort^es Gut, ein Hildesheimer Lehen, zu einer Buig umzuwandeln gesucht, mußten
19«
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2Q2 AmtigeTlchtibedtk SUder.
tlies Vorhaben aber aufgeben. Das Rittei^t B. besaßen im XVI. Jalirli. die
V. Schwicheldt, 1677 die Heukenroths, um 1804 die v. Brabeck, 1821 der
Graf V, Stolberg, seit 1843 die Wilkens. — Den Komzeiuiten besaß 1406 die
Domkellnerei , im XVIII. Jahrh. das Domkapitel in Hildeslieim; der Fleisch-
Zehnte fehlte, 690 Mg. waren zehntfrei. — Eine Ritterfamilie v. B. ist seit
1140 und noch im XIV. jahrh. bezeugt.
Dorfanlage haufenfömiig, die Höfe jedoch meist zu beiden Seiten eines weslöstl.
Weges angeordnet, die Kirche südlich davon in der Mitte des Dorfes. Flurnamen:
im äußersten NO gegen Leinde und im ganzen NW gegen Heerte hin „Das Heerter
Feld (s. S. 33of.), im N „Am KOnigsbei^e" und „Der Hassel", „In den Hasseln",
im W und S „Das Becnen" (auch „Deenen") und „Holzfeld", im SW „Hinter
dem Markgraben". Die Frankfurter Heerstraße durchzieht den ftstl. Teil des Dorfes.
137. Barum, Küche von NO.
Flurkartc von C. Schöneyan 1781. — 1750 außer dem Rittergut: 2 Ackerhofe
(der von eine diesen wird der bei Hassel -Bege genannte sattelfreie Hof der
Stowen gewesen sein), 27 Kothiife. Einwohnerzahl 1700/3: 320, iqoo: 842,
Die vermutlich dem hl. Bischof Nikolaus (s. S. 294) geweihte, 1899 hergestellte
Kirche (Abb. 137 ff.) besteht aus einem gotisihen Chor mit */g Schluß, einem
etwas breiteren, wohl noch romanischen Schiff und einem mit diesem fluchtenden,
gleichfalls romanischen Turm von rechteckiger (jnmdform. Oben in der äußeren
Ostwand des Chors rechteckige Vertiefung, die wohl zur Aufnahme eines Reliefs
mit der Kreuzigung bestimmt war, in der Nortiostwand ein oben halbnmdcr Stein
mit einem großen und darüber einem kleinen Kreuz, in der Südostwand vermauertes
Spitzbogenfenster. Der Sockel des Chors besteht aus Kehle zwischen Schrägen.
Das Schiff besaß auf beiden Seiten, nahe dem Turm einen Eingang, \on denen
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Bamin. jgt
nur der im N, noch dazu in veränderter Gestalt, erhalten ist. Bei beiden bog der
aus Schräge und Kamies bestehende Schiffsockel rechtwinklig nach unten zu um.
Im N Vorhalle aus Fachwerk von 1677, dessen Dach auf Knaggen (aus Kehle, lang-
gezogenem Kamies, Rundstab, gebrochener Schmi^e) ruht. Das Dacbgesims des
Schiffs zeigt Platte und Kehle. Die größte Beachtung beansprucht der Turm
(Abb. 138). Sein jetzt im Boden steckendes Erdgeschoß öffnete sich in vier Rund-
bogen nach dem Schiff, von denen die beiden äußeren etwas kleiner (1,10 g^en
1.30 ra) gehalten, die inneren weiter auseinandergerückt sind; in der Leibung ein
aus Platte und Schmi^e bestehender Kämpfer. Das nördliche Zugangspaar wird
durch eine alte, in die Ostmauer einbindende Wand geschieden und dadurch im
N ein sehr schmaler Raimi abgetrennt, der vermutlich den Aufgang zu den oberen
Stockwerken enthielt und sich der ahnlichen Anlage im Turm zu Lucidum
(s. Bd. II 80) an die Seite stellt Die Mauer reicht nur bis zu der Höhe des
inneren Tuimmauerabsatzes, die zugleich die Lage des
Bodens zum ersten Obergeschoß bezeichnet Dieses diente
offenbar als Empore, die sich in einem 2.70 m breiten
Rundbogen mit ähnlichem Kämpfer nach dem Schiff zu
öffnete und vermutlich zu Archidialtonatsversammlungen
(s.S. 260) diente. Ein gleichfalls rund bogiger, aber kampfer-
loser Zugang fQhrt zum Dachboden. Hier haben sich an
der Ostwand des Turmes Spuren eines älteren Kirchen-
dachs von geringerer Fitsthöhe und flacherer Neigung er-
halten. Das Glockenhaus besitzt nach O und W je drei,
nach N und S je zwei einfache rundbogige Schallöcher.
Jedoch laßt sich noch nachweisen, daß zunächst Doppel-
schallöcher, die auch tiefer hinabreichen sollten, geplant waren.
Denn die den beiden östlichen Ecken des Turms zunächst
gelegenen Pfosten je des unmittelbar neben diesen gelegenen
Schalloches im N, O imd S sind tiefer geführt und endigen hier in der Leibung
mit einem Schragsockel , der dem Sockel einer Teilungssaule entsprechen sollte.
Die beiden Ostecken des Turms sind also zuerst hochgeführt worden, dann hat
man aber — vermutlich nach einer Unterbrechung des Baus — sich zu ein-
facheren Formen entschlossen. Die Schlitze des Turms sind unten rundbogig, oben
gerade geschlossen. Die Ostecken des Turms sind in Quadern bis untenhin aus-
geführt und haben hier 2.()0 m über dem Erdboden ein Schräggesims. Daraus
ist zu schließen, daß das ursprüngliche Schiff der Kirche gegenüber dem Turm
eingerückt war. Das Dachgesims des Turms besteht aus Platte und abgesetztem
Kamies, die Giebel im N und S sind erst in neuerer Zeit aus Ziegelsteinen auf-
geführt Im XVI. Jahrli. war der Turm mit Blei gedeckt. Die Quadern des Turms
bestehen durchweg aus Sandstein, die des Schiffs aus Kalkstein; sonst ist der
Turm aus röüichem Rogenstein aufgeführt.
Inschriften, i. über dem Eingang innen /cÄ. X v. IX.
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2U4 AniUgencbUb«iiTk Said«.
Intram per Christum reperet sua pascua plena,
Sis fidus pastor sitve caierva gregU. —
2. ebenda außen EZ. XLVI v. IX.
Quam semel ingrederis, transcenäere praecavt portam
Adventansqiu malus tute recedt bonus. —
3. an der Vorlialle SiJ> superint. E. G. Germero, anitstfibus) H. Bote, ? Bed-
dies A. 77, — 4, an der östlichen Turmmauer P. S. RestUtUa et renevaia s.
aedes a. d. MDCCLIII Deo dante superioribus indulgentt . et curante Ge . Christoph,
OesterreicA s. theol . doct . ampl. insp. Barum superintend , et eccl. pfastorj.
Corda dem poscit, muros situ mente despernit.
S. N. D. B.
An der inneren Nordwand Nische (75 cm li., 60 cm br.), mit der Darstellung
des sitzenden hl. Nikolaus (Abb. I3(>),
mit segnender Rechten und Krummstab,
von vom, innerhalb einer rundbogigen
Einfassung, in derben vertieften Umriß-
.inien ausgeführt und jetzt bemalt Die
Minuskelinschrift läßt die untere Seite
frei, läuft aber sonst in zwei, oben in
drei Streifen am Rande entlang: + ht
si vrcwe oder man j desse slen de scal hir
j to ener manige slan j dat se sce nycolaus
sin j ghut ghelden (= ersetzen) / diä m
goddes plaghe nkh en melde {■= überführe).
Gegenüber barockes Doppelgrabmal
des Amtmanns Heinr. Heukenroth
zum Lichtenberge (geb. 1623 zu Lutter-
badi bei Kreuzberg, gest. 1688 in Lichten-
berg) und seiner Frau Magdalene geb.
139. B.mni. RcLef .1« hl. NicoUu.. Rohden (geb. in Bielefeld 163 1, Todes-
zeit nicht au^efOllt), aus Stein und bemalt
In einem flach gebogenen Giebel zwei von Genien gehaltene Wappen in Relief:
I. (juergeteilt, oben zwei, unten eine Rosette, 2. Blume. Die beiden Inschrifttafeln
sind je von Pilastem eingefaßt, deren Füllung ans Eichenlaubgewinde besteht.
Alte Altarplatle mit ReMquiei^ruft in der Vorhalle.
Grabsteine, Nr. 1/2 nördlich der Kirche, für den Kirchgang benutzt, 3 in
der Kirche, 4/5 östlich der Kirche: i. des Heinr. Joh. Albr. Drechsler
{geb. 1717 in ßraunschweig, gest. 1786; der Stein ist vom Bruder des Verstor-
benen Nr. 3 unten gesetzt worden). — 2, von dessen Frau Christ Dorotli-
EHsab. geb. Würger. — 3. des Superintendenten zu B, August Brandan
Drechsler (geb. in Btaunschweig 1724, gest 1796}. — 4/5. eines Mannes und
einer Frau aus der Zeit um 1600, stark at^etteten.
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Bainni — Beiel.
295
Bildnisse. 1. des Superintendenten Ulrich Hessen, auf Leinwand; der bis zur
Bnist Dargestellte ist weiBbilrtig und halt ein Buch in der Hand. Die Inschriften
lauten: E/ßgUs reverendi et clarisi. viri dn . M . Ulrici Hessen ffastoris) et super-
intenämiis /mius ealesiae, ttti vigilantüsimt, ita digtiissimi, aetatis sitae LXIV 1654
und
Adspke divini formam vuöumque preeonis
Hessaei, diät quem pietas celebretn.
Quem pariter musae chariteiaque triga venustant,
Quique poli tandem praemia larga feret. —
j/j. eines Pastoren (nach Simm: des Superintendenten Österreich) und seiner
Frau, in ganz guter Ausführung auf Blech, um 1750.
Barocker Gekreuzigter aus Holz, der Körper einschl. der Arme 59 cni h.
Glocken. 1. von 90 im H. und 98 cm Dm., von Joh. Peter Greten in
Braunschweig 1764 gegossen. — 2. von 70 cm H. und 78 rm Dm., von dem-
selben Meister und demselben Jahr, mit der Inschrift: Zur Ehre Gelles und zum
steten Gedächtnis der großen Feuersbnmst, dadurch Banim von Gatt den J. August
iy6i heimgesuchel und die Pfarrgebäude, Wittwen- und Schulhaus nebst /f Höfen
eingeäschert worden, hat damaliger Ft-ediger Herr Johann Christoph Österreich
und die Barumsche Gemeinde diese Glocke gießen und verfertigen lassen.
Kelche, [i. Nach Erkstrom, Chron. Walkeimed. 157 hat Bruder Albert
von Walkenried der Kirche in B. 1409 auBer einem Missale auch einen silbernen
Kelch von 24 Unzen geschenkt.] — 2. aus vergoldetem Silber, von 24 cm H.
und sechsteiliger barocker Form. Der Fuß mit Wulst und eingraviertem Kruzifix,
Knauf mit Blattwerk in getriebener Arbeit, das auch zur Einfassung der Zapfen
dient. Unter dem Fuß M. Ulricus Hesse, p(astor) et ssp. (?) in B(arum), Kframme),
Hfeerten) 1660, S mars. 47 Lot i Q. Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) mit
60 und Meisterzeichen WD in rechteckiger Einfassung.
Zwei barocke Messingleuchter von 34 cm H.
Zwei Faiencc-Henkelvasen, von 31 cm H. (ohne die Henkel), beidemal
mit der Darstellung eines Knaben innerhalb einer Kartusche, in blau gemalt.
Bez. B.
Zinnbecken mit drei Kugelfflßen und barocken Henkeln, 1683 gestiftet. Mit
Wolfenbüttler Beschau und Meisterbezeichnung GW.
Berel.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 118. — Voges, Ztschr. d.
Harzgeschichts Vereins X (1877) 75.
Namensformen. Berlon (1022), Berle (1022. 1226. um 1360), Beerla, Berla
(1243), Berlde (1540), Berlle (1542), Gr. Berel (1836).
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Nettlingen, jetzt in der Inspektion
Lichtenberg. Das Patronat ist (wenigstens seit 1540) herzc^Kch, An der NW-Ecke
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2o6 AmUsMichUbeitril Saldci.
des Berel-Rjes, nördlich vom Ort, wurde die cemeäa ad Ris, z. B. 1 229 abgehalten;
die Grafschaft kam 1232 an das Bistum Hildesheim, unter dessm Gerichtshoheit
das Dorf 1243 ausdrücklich genannt wird. Die Malstatte heißt nach Knoll-Bode
noch jetet Dingstatte oder GlockenJtorb. Um 1200 hat das Cyriakusstift vor Braun-
schweig 3, 1204 S. Michael, 1243/6 das Kreuzkloster, 1305 das Johannisstift, um
1360 der Domschenk, samtlich in Hildesheim, je i Hufe. Um 1350 hat das dortige
Hochstift 2 Hufen und 2'/i Höfe an die v. Schwicheldt auagetan, die 1538 \ Kot-
hof mit 2 Hufen und 1 Holzanteil im Ries als herzogl. Lehen hatten und diesen
1674 und noch 1801 (aber nur mit i Hufe) an die Schaper weitergaben. Gleich-
falls als herzogl. Lehen besaßen die v. Salder und v. Bortfeld 1492, bezw. 1507
je I Hufe, 1576 und noch 1690 hatten die v. Salder 12 (?) Hufen und i Kothof
an die Schaper g^eben. Der Zehnte zu (Kl.) Berel gehört 1022 S. Michael, der zu
(Gr.) Berel ist um 1226 Mcinerßensches J>hen der v. Escherde, der zu Valen
1448 der V. Schwicheldt Im XVIII. Jahrh, gehört der Zehnte auf dem Gr. Berel-
felde zu >/i dem Johanniskloster in Hildesheim, zu je i/« als Crammsches (1684
als Bortfeldsches, bezw. 1707 als Samblebensches) Lehen den Schaper und Meier
in B,, der Zehnte auf dem Kl. Bereifeide S. Michael, der auf dem Vahlenfelde
den V. Lafters. — Eine Ritterfamilie v. B. ist 1 188— 1382 bezeugt
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche im nordwestl. Teile des Ortes. Das sOd-
Ostl, Stück der Flur hieß „In den Vahl-HöEen" und ebenso das westlich an-
schließende Stock der Buigdorfer, ja wie es scheint, auch das entsprechende StOck
der Lesser Mark; vergl. Andree, Braunschw. Volkskunde 2. Aufl. 93. Die 8. Wanne
im SW an der Flurgrenze hieß „Über Kleinen Berel", im W das „Lahfeld". Im
W durchschnitt die „Landwehr" in nordsüdl. Richtung die Flur. Der Feldweg unter
der NW-Ecke des Ries hieß „Heerweg". Flurkarte von Pape 1753. — Damals
2 Ackerleute, 6 Halbspänner, 33 Kotsassen, 7 wüste Hofstellen. Einwohner-
zahl 1790/3: 450, 19001 458.
Die Kirche besteht aus einem rechteckigen Schiff mit neuem Anbau im O
und einem gegen das Schiff eingerückten Turm, außen von 5.40 m Br. und 4.75 m
Tiefe. Am Schiff Schrflgsockel und Dachgesims aus Platte und Schmiege; auf dem
Ostgiebel genastes Steinkreuz. In der Glockenstube jederseits ein großes rund-
bogiges Schalloch. Das Dach des Turmes hat die übliche Form der achtseitigen
Zeltspitze.
[Nach Angabe bei Knoll-Bode 278 sind 1855 bei der Anlage neuer Fenster
alte Wandmalereien und Weihekreuze entdeckt worden.]
Glocke von 88 cra H. und 95 cm Dm., 1687 zur Zeit des Pastors Hennig
German von Heiso Meyer in Wolfenbüttel gegossen, mit hübschen Verzierungen
am Kranz, die jedoch schlecht herausgekommen sind.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 24 cm H. und achtteiliger, barocker Form.
Fuß und Knauf bestehen im Grundriß aus vier • . ", und jener zeigt Wulst
und Kehle nebst Zwischengliedern als Profil. Der Stander greift gegen den Fuß
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hin nochmals knaufartig aus. 1729 angeschafft. Mit Braunschw. Beschau (Löwe),
£ und den beiden Meisterstcmpeln GJS und j, , dem letzten in Dreipaßein-
fassung.
Ovale Oblatenschachtel aus versilbertem Mes.sing, von 14 cm Br., mit
barocken Blumen auf Deckel und an der Wandung in getriebener Arbeit.
Zwei barocke Messingleuchter von 28 cm H., der dreiseitige Sockel mit ein-
wärts gebogenen FoBen, die in breiten Stegen von
geschwungener Form aneinanderstoflen.
An der Kirche mittelalterlicher Grabstein
(Abb. 140), der oben als kreisrunde Scheibe gestaltet
ist und hier auf der einen Seite ein gleichsehen kliches
Kreuz mit Kreuzenden, auf der andern ein gefußtes
Kreuz in flachem Relief zeigt, nach unten dagegen
kehlartig ausgreifL Dies Kreuz stand nach der In-
ventarisation von 1881 nebst zwei anderen früher
auf dem Knick, der den ganzen Ort imazog. ,,(, Betel, Steiokieni.
Haus Nr. 66 aus dem XVII. Jahrh. (Abb. 141),
nach Erkeröder Art (s. Bd. II 29 f.) mit vorspringender Wohnung, doch ist der
Vorsprung sieben Fach breit und erstreckt sich auch auf den größten Teil der Dale;
diese tritt nur in der Breite des Eingangs soweit zurück, wie die Wirtschaflsräume
rechts. Von der Däle ist hinten eine Kammer abgeteilt, so daß der hier frei bleibende
Teil der Däle, der einen Anfang nach hinten besitzt, fletartigen Eindruck macht.
Dieser wird noch durch einen Abschluflbalken verstärkt, der \'0n Knaggen (wie
unten) gestützt wird. Links von der Dale liegen
hinter einander, die ganze Schmalseite einneh-
mend, größere Stube, Küche und kleine Stube.
Unter dem Oberstock imd dem Dach kragen die
Balken vor und werden durch Knaben gestützt,
deren Glieder (Viertelstab, schräg geriefelter
Rundstab, langer Kamies, bisweilen von gleich-
falls schräg geriefeltem Rundstab unterbrochen,
Schmiege) z. T. eckig stehen geblieben sind.
Die Schwelle tr^ den Vers: IVo Gett su Hause
nicht giebt seine Gunst, So arbeitet jeder Man
umsonst usw. Fensterbrüstung mit Kreuzbändern. Über der Dälentür, unterhalb
eines Gesimses mit Konsolenfries Tafel mit: Wer Gott vertraut usw.
In den Inschriften nennen sich nach der Inventarisation von 1881 die
Zimmermeiaer Johann Christian Timpe (1790), H. G. H. (1777), J. C. K.
(1707). Ebenda wird die Hausinschrift erwähntr Wer Jesum liebet und dem ver-
trauet. Hat hie und ewig wohlgebatul (1761).
Gmndfifi dei Haate« Nr. 66,
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2u8 AmtigeticbUbczirk Silder.
[Kl.-Berel.]
[Lutteken Berit (1316), Ltiiken Berdtll. — 1316 Icomtnt I Morgen «r parvo
campe in occidmtaU parte ville L.-B. von den v. Gadenstedt an das Blasiusstift
in Braunschweig. — Die Wüstling liegt zwischen (Gr,-)Berel und Nordassel un-
mittelbar an der Landwehr. Hier der „iQttchen Bereler Spring" oder „Glocken-
spring". S. auch bei Berel, S. 296.]
Blecken stedt.
Literatur. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X (1B77) 75. — Hflnsel-
mann, Braunschw. Magazin 1895, i H. gff. — Simm ebd. 1900, 197.
Namensformen. Blekemtede (1235. lütjSz), Blikiensiede (1252. 1274),
Bieekenslidäe (1383).
Geschichtliches. Pfairkirche, einst im Bann Gr. -Stöckheim, jetzt Filial zu
Beddingen; ein Pfarrer Hoyer ist 1302 und 1312 bezeugt Das Patronat stand
dem Bischof, spater (z. B. 154z) dem Domprojist zu Hildesheim zu, muß dann
aber herzoglich geworden sein. Eine Zeitlang war B. Filial von Sonnenbei^, sdt
etwa 1660 von Beddingen, dessen Patronat dann zwischen dem Kl. Sleterbui^
und (w^en Bleckenstedt) dem Landesherren wechselt B. war noch um 1800
Sitz eines hildesheimschen Meierdings und bis etwa 1750 solcher des kleinen,
vom Michaeliskloster zu Hildesheim abgehaltenen Meierdings. 1235 verzichtete
Ludger v. Wedem für 60 Mk. auf Güter, mit denen er vom HiJdesheimer Dom-
kapitel belehnt war, und 1260 Gerhard v. Engerode auf 3 Hufen gleichen Lehns-
gutes. Auch entschädigten die v. Campe 1331 den Bischof für Aufgeben eines
Zehnten u. a. mit 3 Hufen in B.; dieser Besitz wird zusammenfallen mit dem
Amt Bl., das das Domstift 1463 an Braunschweiger Patrizier verpfändet und 1475
an das Blasiusstift in Braunschweig abtritt; 1534 gehurt es der Thesaurie des-
selben. 1252 besitzt das Kreuzstift in Hildesheim 2 Hufen, die 1274 gegen Zins
an die Himstedt in Braunschweig gegeben werden. 1301 überweist der Bischof
von Hildesheim 4 Hufen dem Kl. Steterburg und ebenfalls 4 Hufen (nebst der
euria villicalU und i Wort) kauft dieses für 47 Mk. unter Einwilligung der offen-
bar damit belehnten Conrad v, Wendessen und Engelbrecht v. Dalem vom Kl.
Demeburg, das diese erst 1299 erworben liatte. 1409 wird der Steterburger
Meierhof dort erwähnt. Als herzogl. L^hen besitzen die \'on Campe 1383 I Hof
mit 3 Hufen. Die v. Bleckenstedt in Braunschweig haben 1312 5, die v. Achim
imd Himstedt ebendort kaufen 1340 3 Hufen. Den Zehnten hatte 1562 das
Blasiusstift verpfändet ^— Eine Adelsfamilie v. Bl. ist 1181 — 1331 bezeugt. —
1493 13/II fand bei B. das berühmte Gefecht statt, in dem die Braunschweiger
und Hildesheimer den Landesherm, Heinrich d. Ae., schlugen.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche in der SW-Ecke. Alte Flurkarte fehlt
Algermann empfahl 1384 die Anlage eines Zollhauses nebst Schlagbaumen und
ZoUbiQcke am Bleckenstedter Damm, da hier die „vornehmste" Straße ins Stift
Digitized by V^iOOQ IC
[KJ.-BeielJ — Bleckeoitedt — Bioistedl. 200
Hildesheim durchging, und Damm nebst Zollhaus erwähnen noch Knoll-Bode. —
G^en 1800: 2 Ackerleute. 4 Halbspanner, 33 Kotsassen. Einwohnerzahl
1790/3: 389. 1900: 518-
Von der Kirche stammt der Turm und der unmittelbar anschließende Teil des
Schiffs von 1868, alt dagegen ist der gerade endigende Chor (aiiBen 9.25 m lang,
8.48 m br.) und das um je 22 cm vorspringende Schiff auf die Lange von 8 m.
In der Ostwand des Chors zwei viereckige Nischen, die eine mit eichenem Schrank-
einsatz, die andere mit Ausguß. Der Sockel des Chors zeigt Schräge und lange
Kehle darunter, das Dachgesims bei diesem und dem Schiff Platte und Kehle;
in der letzten, und zwar an der Nordostecke des Schiffs zwei ganz kleine, schwer
üu erkennende und zu deutende ReHeffiguren (Mensch und Tier, die für Hirt
und Hund ausgegeben werden). An der Noudostecke des Chors ein Wappen-
schild mit drei Querbalken. Trotz ihrer verschiedenen Breile I^ sich doch das
Dach gleichmäßig über Schiff und Chor.
Die ziemlich schlichte Altarwand von 1748 enthalt in einer Einfassung von
korinthischen Säulen und einem gleichzeitig gebt^cnen und gebrochenen Giebel
die aus dem Achteck gebildete Kanzel. Zur Seite ganz hübsches durchbrochenes
Hangewerk, oben die kleinen Figuren des Auferstandenen und zweier Engel.
Glocken, i. von 85 cm H. und 88 cm Dm. Am Kranze in zwei Reihen die
Majuskelinschrift: Gode bequaeme sii ons Gheluüdt te saemen. Piettr, Maria ende
Nkolaes sün onse naemen. MV-LXXIIII. Am Bauch in Relief auf senkrechtem
Krummstab geistliches gespaltenes Wappen, vorn mit drei Schlüsseln, hinten mit
zwei Querstaben und zwei Herzen darüber, einem Herz danmter. Am Schlagring
SwÜnaerde. Die Glocke gehört offenbar zu den niederländischen, die Herzog Julius
nach Atgermann angekauft hat. — 2. von 76 rm H. und 77 cm Dm,, 1766
von J. A. Jentsch in Braunschweig gegossen.
Kelche, i. aus vei^oldetem Silber, von 16 cm H. und sechsteiliger gotischer
Form. Auf dem breiten Fufi Relief des Gekreuzig;ten von guter Arbeit, am Ständer
aufler Verzierungen g und h {wohl got hilf), der Knauf mit durchbrochenem
Mafiwerk ^^nü fesush (!) in Majuskeln auf den blau emaillierten Zapfen, die Schale
klein und steil. Patene mit Vierpaß und schönem graviertem Weihekreuz. — 2,
von 22 cm H. und runder Rokokoform, am Fuß und Knauf schlicht profiliert,
1735 gestiftet. Mit Braunschweiger Beschau (Löwe), K und
W '
Broistedt
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 191.
Namensformen. Broseethe (1151), Sroihstel/u und Bretethe [um 1200),
BnOudhe {1318), BrosHdäe {um 1369), Brostede (1437); nicht immer von der
Wüstung BroUete zwischen Lamspringe und Gehrenrode zu unterscheiden.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Thiede-Engelnstedt. Patron war der Hildesheimer Archidiakon von Lengede, später
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jOO Aml^ericbUbeiiik Saldni.
der Landesherr. Das Kl. Morilzberg bei Hildesheim besaß 1151 i Hufe (1437
di>na obidietuit), das Cyriakusstift vor Braunschweig tun 1200 9 Hufen, die dortige
hl. Geisikapelle um 1350 3 Hufen, das Kl. Stelerburg am Ende des XHI. Jahrh.
I bezw. i'/, Hufen und erwarb 1408 i Hof gleichfalls mit 1 Hufe. Als herzogj.
Lehen hatten 1318 die v. Wenden 3 Hufen (vielleicht dieselben, die 1652 erst
die V. Honlage, dann braunschw. Patrizier besaßen), um 1369 die v. Bortfeld
5 Hufen, I Kothof und die Vogtei Ober 10 Hufen, 1492 die v. Salder 3 Höfe
mit 2^/^ Hufen, 1532 die Behmen, dann die Grotq'ans in Braunschweig den „Krei-
penhof", 1560 die v. Veitheim 4 Hufen nebst '/> Zehnten und Schaferei. — Der
Zehnte ist je zu '/> 1301 Besitz der v. Pawel, 1360 als Hildesbeimer Lehen
der V. Schwicheldt, 1560 als herzc^j. Lehen der v. Velthdm, 1568 der Kahles
und Homburg, 1612 (vielleicht der ganze) dieser letzten Patrizierfamilie.
Dorfanlage gestreckt haufenfönnig, die Kirche in der Mitte des westl. Randes.
■ Mitten im Dorfe der Thie. Die Heerstraße WoUenbüttel - Braunschweig streift
nördlich das Dorf. Flurkarte von Warmburg 1749. — Damals i Ackermann, 4
(bezw. 5) Halbspanner, 4 (bezw. 3) + 54 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
635, 1900; 1035.
Die Kirche des hl. Pankratius hat einhdtliches Schiff mit '/g Schluß und einen
mit dem Schiff in gleicher Flucht liegenden Turm (außen von 9.42 m Er. und
6.35 m Tiefe). Der Sockel des Schiffs zeigt Sdii^ge, das Dachgesims Platte und
Kehle. Im N und S des Schiffs, unweit des Turms, scheint sich je ein Eingang
befunden zu haben, der jetzt zu einer Nische umgewandelt ist. Über einem Fenster
im S: Ämio 16^5 — dieselbe Jahreszahl auch an einem Fenster im N — saceüum
hoc rinovatum est pastore Joiobo Schmidie, atratoribus Joachim Veges A. V., Hans
Vogts, Matthias Ratpken. Ein Spitzbogen verbindet Schiff und Tuim. In der Süd-
wand des letzten Stichbogentür mit Renevatum 17S7. Im Glockenhaus des Turms
nach O zwei einfache Schall Öffnungen mit nmden Kleeblattbogen aus Quadern,
nach S eine nmdbogige Doppelschallöffnung, einst wohl mit TrennimgstOtze, nach
N Öffnung im Stichbogen, die neueren Ursprungs sein wird, nach W solche im
Rundbogen aus Quadern. Die Innennischen der Schallöffnungen schließen im Stich-
bogen oder in stumpfem Winkel, Der Turm trägt ein Satteldach zwischen auf-
gemauerten Giebeln, die mit Steinkreuzen besetzt sind, und hat im O und W das
gleiche Dachgesims, wie das Schiff.
Das Material besteht aus Kalk- und Sandstein.
[Nach der Inventarisation von i88r lagen neben dem Eingang im S zwei sehr
verwitterte romanische SäulenstQmpfe, der eine mit Eckblatt-, der andere mit
achteckigem Sockel, vermutlich von der Schailöchem herrührend. — Fem er be-
fand .sich über dem Spitzbogen in den Ostmauer des Turms ein Stein mit Aü.
1652 den 13. Januarii starb H. Bartolt Kempen alhir, seines Alders im 64.
Jahr. Dferj S(eele) G(ott) genadig s(ei). Johannts 30 C. (vielmehr 3,16)].
Gekreuzigter in '/j Lebensgröße und Taufengel, beide aus Holz und von
guter Arbeit. Jetzt im Vaterländischen Museum zu Braunschweig.
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Broütedt — BracfamBcbteiien.
301
Glocken. 1. von 90 cm H. und 96 cm Dm., laut Inschrift zur Zeit des Pastors
Just Cunradt Schmidt von J. C. Kreiteweiß in Braunschweig 1732 gegossen
und am Kranz mit hübschen Zierstreifen in Blattwerk versehen. — 2. von 1.05 m H.
und 1.17 Dm., laut Inschrift 17QI von J.H.Wicke in Braunschweig unter dem
Pastor Farenholz zum zweiten Male umgegossen; sie trflgt den Spruch: Voco komines
ad honorem dei homitmmque salutetn, vivttttes ad penitentiam, mortuos ad quUtan.
Zwei Messingleuchter von 33 cm H. und barocker Form mit gotischen An-
Alte Häuser nach Erkeröder Art (s. Bd. II 29f.). Nr. 90 von 1709; die
Wohnung springt mit vier sehr breiten Fachen vor und ist im Oberstock vor-
gekragt. Die BalkenkOpfe sind unten geschrägt, die mit dem Holm in einer Flucht,
also weil zurückliegenden Fallhölzer mit Konsolen verziert, die an der Vorder-
seite der Lange nach mit einer Reihe dicker Perlen .zwischen zwei Kehlen aus-
gestatteten Knaggen aus Viertelstab, langem Kamies, Rundstab, Kehle, Schmiege
zusammengesetzt und an den Seiten je mit einer vertieften Doppelvolute versehen.
Der Sturz über der Dälentür ist geschweift. An den zurückstehenden Teilen des
Hauses rulit das überhängende Dach auf Streben. — Nr. 43 von 171
springt die Wohnung nebst einem Teil der Däle mit sechs Fach vor, von
die beiden äußersten im Oberstock in nebenstehender Art, die andern an 1
der Fensterbrüstung mit Kreuzbändern versehen sind. An Balkenköpfen
und Follhölzem durchlaufendes Profil, am Sthwellbalken erhabene In-
schrift Über dem Däleneingang ein mehrfach abgesetzter Architrav mit
Inschrift und einem Abschliißgliede (Wulst und Kehle mit Zwischengliedern)
darüber. Die ehemals tlen Wirtschafts räumen links angehörigen breiten Fache im
Unterstock mit starken, leicht gekrümmten Bändern. — ■ Nr. 3 {von 1739) mit
vier vorstehenden Fachen und durchlaufender Profilierung. -^ Meisterinschriften;
Nr. -i, M. G. F. H. — Außerdem sind in der In\enlarisation von 1881 auf-
geführt: M. H. H. Fricke (1768), M. Brevmann (1785— 1815), M. C, B. {1834).
Bruchmachtersen.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1899, 206.
Namenstormen. Machteresfuim (\ 157), Machterseim(\2\d), Machter sum{\ 0,0),
Machtersem (13 15), meist zum Unterschied von Lobmachtersen (s. dort) mit dem
Zusatz by, iuxta oder un<Ur LkhUnberg, im geruht to Lichtenberg, Brockmartersen
(1385), Kl.-M. (um 1800), aber nicht immer von jenem zu unterscheiden.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Baium; ein Pfarrer Waller ist 1264 bezeugt. 1248 verzichten die Edlen v. Mei-
nerßen auf die Kirche, die damals bereits dem Kl. Dorstadt gehörte; 1256/1300
wurde aber nochmals eine tÜierweisung der Kirche seitens Konrads v. Dorstadt
ans Kloster ausgesprochen; bei dessen Säkularisation 1803 kam das Patronat an die
Krone Hannover, dann an die Krone Preußens. 1317 war der Propst Friedrich von
Dorstadt zugleich Pfarrer in B. — Der große Grundbesitz der Edten von Mei-
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^02 Amt^erichubeiiik Saldei.
nerKen kam allmählich ans Kl. Dorstadi, so 12H) 2 Hufen, 1^40 4 + 3 Hufen,
1279 5^1 Hufen und 7»/, Wort, 1322 4 Hufen nebst Hausstelle, die um 1226
an Hmricus Timmonü verlehnt waren und 1322 fOr 53 Mk. erst seitens der
V. Meinerßen der Familie Tymme wieder abgekauft werden mu£ten. 1248 ver-
zichteten die Edelherren auch auf das dem Kloster bereits gehörende Allod. Das
Kloster erwarb femer 1268 und 1323 je 2 Hufen, die ersten zu einer Altar-
gründung der Edlen v. Dorstadt, die letzten als Memorie für 2 Laienbrtlder. 1161
gehörten 36 Mg. dem Hildesheimer Domhospital, 1246 3 Hufen, auf die die
V. Bocktar verzichten, dem dortigen Domstift, H54 und II57 werden Güter des
Kl. Riechenberg erwähnt, 13 17 kommt i Hof mit 4 Hufen von den v. Hagen
über die von Dyke, 1333 i Hufe von den v. Sauingen ans Kl. Neuwerk in Goslar
{das 1355 dort 8 Hufen und 2 Wort besaß), 1258 Güter, die bis dahin hildes-
heimsches Lehen der Grafen v, Woldenberg gewesen waren, ans Kl. Moritzberg.
Im XIV. Jahrh. besaß das Blasiusstift 6 Hufen, 1210 das Kl. Steterbuig I Hufe.
Als herzogl. Lehen hatten 1402 die v. Salder die {noch bestehenden) beiden Su*
kopsmühlen, die obere (diese schon 1465) und die untere, femer 5 Hufen, 3
Höfe, sowie 4 Hufen am Rodeland, 1344 die Holtnicker, 1507 die v. Bortfeld
je I Hufe. Die v. Meinerßen, deren Besitz bereits oben genannt ist, hatten um
1226 und um 1274 2>/| Hufen an die v. Bortfeld ausgetan. — Der Zehnte,
auf den die v. Meinerßen 1248 gleichfalls verzichteten, wurde 12 19 vom Hildes-
heimer Bischof, 1251 aber seitens der v. Dorstadt dem Kl. Dorstadt gelben,
das ihn vor 1264 verpfändet hatte. Im XVIII. Jahrh. gehörte diesem nur der
Fleisch zehnte, der Komzehnte dagegen dem Landesherm.
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche am S-Rand, der Thie nördlich davon.
Die Braunschweiger Heerstraße ging im XVIII. Jahrh. im NW vorbei. Flurkazte
von Kuhlenschmidt 1752- — Damals ') Groß- und 17 Kleinköter. Einwohner-
zahl 1790/3: 224, 1900: 246.
Die Kirche besteht aus dem gerade schließenden Chor (außen 7.30 m lang,
8.05 m br.), dem etwas breiteren Schiff {8.65 m lang) und dem Turm (außen
10.25 ™ ^^1 5-95 "> ticO> ^^'^ '™ ^ 1^'' ^^^ Schiff in einer Flucht liegt, aber
im S 50 cm vorspringt und jetzt bereits in der Höhe des Schiffs endigt. In der
nördlichen Turmmauer ziemlich dicht über dem Boden ein StQdi Gratenverband.
Der Chor ist mit mnder Tonne versehen, in die jederseits eine Kappe ein-
schneidet; das Gewölbe mht auf starken Eckpfeilern (im O Kampfer aus Platte
und Schmiege). In der Ostwand nmdbogige Nische, deren Einrahmung einen
flachen WuJst zwischen schmalen Leisten zeigt In der nördlichen Chormauer hat
sich von einem sdten Eingang ein Pfosten und der gerade Sturz erhalten. Ein
großer, kSmpferloser Rundbogen, der tief ins Schiff einschneidet, trennt dieses vom
Chor. Von alteren Fenstern haben sich nur schwache Spuren erhalten, aus denen
sich über deren Alter nichts schließen läßt. . Das Dachgesims an Chor und süd-
licher Schiffsmauer besteht aus Platte und Kehle. Im S zwei spate Strebepfeiler.
In der südlichen Turmmauer rundbogiger Eingang von zweifelhaftem Alter.
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Brnchmacbteraen — Buigdoil [aad Asaeburg]. lOi
Das Material besteht aus Sandstein, Rogenstetn und Elmkalkstein.
Im Jahre 1902 zeigten sich am Chorgewölbe musizierende Engel fast in Lebens-
größe gemall, aber von handwerksmOfliger Ausfflhning des XVII. Jahrh.
Glocke von 76 cm H. und 73 cm Dra. Der GuÄ ist sehr roh, die auf das
Hemd aufgesetzten Buchstaben der Inschrift, die das Jahr 1648 und die Namen
der Altaristen, sowie des Pastors Joh. Beigmann, aber keine KOnstierbezeichnung
aufweist, sind z. T. ganz heruntergerutscht.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 17 cm H. und runder Renaissance-
form, 1598 gestiftet (Tafel XVII 1). Der profilierte Fuß zeigt in zwei Reihen die
Inschrift (aus großen lateinischen Buchstaben); DUien . Kelck . htfi . Hatu.Eppers .
gegtvtn. Carl . £pp€rs . an . Sott . mde . Er . Gottes . in . der . Kareken j tho . Brock
. Math . tersen . bi . dem . Lichten . Berge . Anno . Domini . 1S9S ■ dhen . 24 . De-
ctmier . in . Lübeck, und weiter oben graviert dreimal Pilgermuschel und Pilger-
stab. Der flache Knauf mit Mittelsteg zeigt oben und unten in getriebener Arbeit
Renaissance -Ornamente; die Schale ist klein und leicht gebogen. Auf der Pateoe
Wtthekreuz und Pitgermuschel, sowie Hans Eppers 1S9S Burger in Lübeck. Der
Stempel Tafel XXIII 11 c. — 2. von 17 cm H. und sechsteiliger barocker
Form. Am senkrechten Teil des Fußes Rauten, je durch zwei Querlinien getremit,
Knauf mit flachen Buckeln, Zapfen mit graviertem lEHSVS (!), Schale klein.
Unter dem Fu6 Johannes Bergman P(astor), Catharina Hedewig Sengbahr 1654
Jießen JCelcA mit Patein, wicht 3j und halb Lot.
Runde Oblatenschachtel aus vergoldetem Silber, von 10 cm Dm. An der
Wandung barocke Blumenranken graviert, oben auf dem Deckel Doppelwappen
(herald, rechts Doppellilie, links geteilt, mit Zipfelmütze und Kleeblatt) unter einer
Helmzier (Doppelliüe zwischen Hörnern) und Heinrieh Bergman i. u. dd^ Ursula
Clara Rakrstedt. Braunschw. Beschau (Löwe) imd Meislerslempel AW va. recht-
ecküer Einfassung-
Haus Nr. 17 zeigt Eriteröder Typus mit vier voigezogenen Spann; vergl.
Bd. II S. 29 f.
Burgdorf [und Asselburg].
Literatur. I. für das Dorf: Günther, Ambergau (Hannover 1887) 452. —
Voges, Ztschr. d, Harzgeschichtsvereins XI {1877) 77. — Langerfeldt, ebd.
XV {1882) 189 ff. — Simm, Braunschw. M^azin 1900, 78 ff. — [11. für die
Borg: Koken, Winzenburg (Hildesheim 1833), — Bege, Vateriändisches Archiv
d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1835, i27[f. — v. Strombeck, Ztschr. d.
Harzgeschichtsvereins III {1870) 931. — Günther aaO. i45ff, — v. Uslar-
Gleichen, Geschichte d, Grafen v. Winzenburg (Hannover 1895).]
Namensformen. I. Villa Borchtorp (1243/6); Borchthorpe ante oder under
Uchienberge (1278 bezw. 1406), d. h. Dorf unter der {Assel-)Bui^. — [II. HesU-
iwy ciuUas (1014), Aslebure (1139), urbs Asleburch (1443), Assela (1170), Asla
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104 AmUfeiichtibeilik Saldet.
{1186), Alle (1186 und oft), BorcAaiU {i2^b), BurgasUl {1238), wohl zu -Ui
Wald; s. äudi Hohen- und Nordassel.
Geschichtliches. B. ist Pfarrdorf, einst im Bann Holle, jetzt in der Inspektion
Lichtenberg; ein Pfairer Alexander ist um 1260 bezeugt. Das Fatronat wechsdte
schon vor 1314 zwischen dem Hildesheimer Domstift und dem Braunscliweiger
Blasiusstift und gehörte wohl schon aus diesem Grunde ahnlich, wie das Falionat
über die Buigkapelle (s. unten) ursprünglich den Grafen v. Assel. Das Blasius-
stift hatte die Stelle noch 1383 besetzt, scheint aber im XV. Jahrh. das Recht
dem Hildesheimer Domstift überlassen zu haben. Die Lichtenberger Erbr^ister
von 1540 und 1550 bezeichnen dagegen, anscheinend irrtümlich, den Herzog als
Patron, der dies Recht sicher erst seit dem XVIII. Jahrh. und vielleicht seit der
HeraiBgabe des sog. Stiftes 1643 besitzt. Um 1750 bestand in B. eine Superin-
tendentur. — 1314 erhielt der Bischof von Hildeshdm vom Marschall Koniad
als Entschädigung 4 Hufen in B.; 1406 gehiVrten 4 Familien Eigenleute dem Kl.
Wittenberg, was aber seitens des Herzogs bestritten wurde, um 1403 wurdoi
100 fl. als Beede an das Hochstift Hildesheim gezahlt, als dessen Besitz das
Dorf auch 1440 angegeben wird. Als herzt^l. Lehen besaßen die v. Salder 1402 ■
I '/» Hufen auf dem Steinenfelde und aV Nygenstiät zu B. mit 2i Hufen, die
V. Bortfeld 1507 i Hof und i'/| Hufen. Die v. Sch*icheldt hatten 1569 2
Hufen an Joachim v. Assel, 1818 3 Hufen an Christoph Burchdorf zu Luttnitn
ausgetan. Der Zehnte Ober 10 Hufen kam 1212 ans Kl. Demebuig, ein Teil des-
selben (über 6 Hufen) an die Edlen v. Dorstadt, der Ober 8 Hufen Hildesheimer
Lehens an das Blasiusstift. Im XVIII. Jh. zerfiel der Komzehnte — ein Fleisch-
zehnt wurde nicht erhoben — in zwei Hauptzehnte; der im Steinteld gehörte
den v. Gadenstedt {schon 1624) und v. Schwalenbeig je zu ^/j, jedoch war der
Gadenstedtsche Anteil seit langer Zeit an die v. Kniestedt versetzt, der Schwaleo-
bergsche an die Gemeinde verpachtet; der Zehnte im Buigdorfer Felde gehörte
ilem Blasiusstift, war aber damals vermeiert. Einzelne Stücke des Zehnten hatten
die V. Gramm und das Hildesheimer Domkapitel, 517 Mg. waren zehntfrei.
[Die Asselburg wird zum erstenmal vom Merseburger Bischof Thietmar (IV 2)
zum Jahre 984 erwähnt, als sich die sachsischen Anhänger des jungen Kiinigs
Ottos III. und Gegner Herzog Heinrichs des Zänkers dort sammelten. Die da-
malige Dynastenburg, deren Entstehung wohl auch mit dem Buigenbau Heinrichs I.
zusammenhängt, war aber inmitten einer altsüchsischen Volksbiug angelegt, von
der sich noch Reste erhalten haben. Nach der Burg nannte sich bisweiloi im
XI. Jahrh. ein machtiges Dynastengeschlecht, dessen Hauptgüter Reinhausen und
die Gleichen (bei Göttingen) waren. Nach dem Aussterben desselben im Mannes-
stammc, gegen Ende des XL Jahrh., kam die Burg durch Heirat an die ober-
pffllzischcn Graten von Fonnbach- Windeberg, die sich nun sowohl nach der Assel-
burg, wie nach der vom Grafen Hermann I. erbauten Winzenbuig nannten, aber
wieder mit dem jungen Grafen Otto vor 1185 im Mannesstamme ausstarben. Auf
dessen Erbschaft machte Heinrich d. L. als Verwandter Anspruch, doch entging
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Bnrgdoif [ond Awelborg]. ^05
ihm die Hälfte derselben dadurch, daß Graf Ottos Witwe Salome i r86 die Güter
ihres Mannes auf der Malstatt zu Holle an Bbchof Adelhog von Hildesheim
verkaufte, und der Herzog, wie es scheint, nun nicht umhin konnte, mit dem
Bischof einen Vertrag abzuschließen, demzufolge, wie Abt Gerhard von Steterburg
angibt, die Asseische Erbschaft zwischen beiden geteilt wurde. Die Asselburg selbst
kam in weifischen Besitz und wurde 1202 bei der Erbteilung der Söhne des Löwen
Otto IV. zugesprochen, vielldcht aber auch nur zur Hälfte. Jedenfalls war der Besitz
der Kirche oder Kapelle auf der Burg zwisdien den Herzögen und dem Bischof
geteih. Die ihm zustehende Hälfte nun schenkte Otto IV, 1213 der von ihm ge-
gründeten Stiftskirche in Scheverlingenbuig, bestimmte aber in seinem Testament
1218, daß deren ganze Besitzungen, also auch die HSlfte des Patronates der Burg-
kapelie Eigentum des Blasiusstiftes in Braunschweig werden sollten, und somit hatte
dieses Patronat zunächst dieselbe Geschichte, wie das der Pfarrkirche in Burgdorf
(s. S. 304), nur mit dem Unterschied, daß sich bis 1314 die beiden Besitzer der
Burgkapelle über eine gemeinschaftliche Besetzung zu einigen hatten, was bei
der Pfarrkirche nicht der Fall war. 123Ö aber überträgt das Blasiusstift seine
Hälfte des Kirchengutes auf der Asselburg den Frauen in Engerode (s. S. 3 1 7),
und dasselbe tut offenbar der Bischof, obwohl in der betr. Urkunde allgemein
nur von dem ihm zustehenden Teil am Gute in Buigassel die Rede ist; es sollte
nämlich das kurz vorher in Engerode gegründete, hier aber nicht gedeihende
Kloster nach der Asselburg verlegt werden, propter paralum monasterü edificium.
Infolge des Einspruchs des bischöflichen Marschalls Konrad aber, cuius bona era/tt
eundem loium circumiaceniia,. wurde aus dieser Veriegung nichts, der Konvent
siedelte vielmehr nach Wolfinghausen Ober, und so blieb es zunächst bei den
alten Besitzverhältnissen. Nur wurde 13 14, nachdem sich die beiden Patronats-
besitzer Ober einen gemeinsamen Geistlichen nicht hatten einigen können, und die
Kirche deshalb längere Zeit ohne einen solchen geblieben war, bestimmt, daß das
Patronatsrecht der Asselbuig in derselben'Weise wie das in Burgdorf abwechselnd
vom Domherrn Ottt» v. Woldenberg, dem die Hildesheimer Hälfte vom Bischof
übertragen war, und vom Blasiusstift ausgeübt werden sollte. 1355 besorgte der
Hohen^gelser Pfarrer. Johannes den Gottesdienst der Kapelle zu Asselburg, 1566
und 1568 ist Em Dietrich Buschmann in Braunschweig seitens des Hildesheimer
Archidiakons mit dem „Desolat" Asselburg belehnt, das damals mit einem wüsten
Hofe zu Buigdorf, je I Hufe zu Buigdorf und Lesse, sowie 2 Hufen zu Berel
ausgestattet war; Buschmann aber hatte das in Burgdorf befindliche Kirchengut
an Barthold Funke vermeierl 1585 ist offenbar derselbe Besitz, der aber als aus
Burg, Burggarten und 2 halben Höfen beim Burgwall bestehend bezeichnet wird,
an .einen Mich. Funke, vermutlich den Sohn Bartholds, vermeiert, aber der Guts-
herr ist nunmehr (nachweisbar seit 1579) das Herzog! Konsistorium, das inzwischen
auf eine uns nicht bekannte Weise an die Stelle des Hildesheimer Archidiakons und
des Blasiusstiftes als Eigentümer getreten war und unter dem Namen von Synodat-
gefällen gewisse Einnahmen von der Asselbuig bezog. 1593 jedoch hat das Kon-
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^o6 AmtigerichtabMiik Saldci.
sistorium diesen Besitz schon wieder an den GroB\'ogt Amd v. Kniestedt at^c-
treten, der an Stelle der alten Asselburg ein neues Rittergut gründen woUte, und
1599 wird die Übertragung des Burgplatzes und des daranliegenden Kothofs von
18 Morgen mittels eines Tauschgeschäftes auch rechHich vollzogen. Ein spater
ausgestellter herzoglicher Lehnsbrief zeigt uns aber, daB gleichzeitig auch die durch
Aussterben der Familie heimgefallenen Lehen der v. Assel, nämlich die Zehnten
Ober die Haimsheiner Mark (zwischen WesteHinde und Wartjenstedt), zu Luttnim
und Hohenassel, 2 Sattelhöfe zu Hohenassel (wo die v. Assel offenbar ansSss^
waren) und i/j Hufe zu Woltwiesche, außerdem aber 3 Kotiiöfe (2 auf dem
„Kittelfelde", der dritte, der sog. Bu^rieden am Kirchhof, wohl in Biugdorf) den
V. Kniestedt als Lehen gegeben wurden. Auch die Untergerichtsbarkeit zu B. kam
im XVII. Jahiii. an diese. 1 762 umfaßte das Rittergut in Burgdorf selbst 304 Mg.
Land und 9 Mg. Wiesen. Amd v. Kniestedt führte auf dem Burgplatze, und zwar
anscheinend auf den Grundmauern der alten Burg neue Gebäude auf, walirend
das Wohnhaus weiter nördlich und auch erst 1779 errichtet wurde. — Die mittel-
alterliche Burg, die zuletzt 1202 genannt wird, muß nicht lange nach dieser Zeit,
vermutlich weil sie durch die benachbarte, aber erheblich stärkere Burg Lichtenberg
überflüssig gemacht wurde, als solche eingegangen sein. Schon 1236 sollen offen-
bar Gebäude der Burg zur Aufnahme des Nonnenkonvents von Engerode dienen,
und seit 1278 vollends wird Burgdorf seiner Lage nach und zum Unterschied
von Burgdorf bei Werla usw. nicht nach der Asselburg, sondern nach dem Ochten-
berg wiederholt bezeichnet; auch in den herzogl. Lehnsr^istem des XIV. Jahrh.
wird die Asselburg nicht mehr genannt. Die Burgkapelle dagegen soll eist im
XVIII. Jahrh. niedergelegt sein. Der zur Asselburg einst gehörige Landbesitz muß
aufgeteilt worden sein. — Nach dem Aussterben der v. Kniestedt 1833 wurde
das heimgefallene Rittergut von der Herzogl. Kammer verpachtet, 1845 aber an
die'v. Cranmi-Lesse verkauft
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche in der Mitte; das die SW-Ecke des
Ortes bildende Gut erstreckt sich bis zur Flurgrenze, Ein Platz im östl. Teil des
Dorfes heißt Thie. Die nordwestliche Hälfte der Flur heißt das Burgdorfer Feld,
die südöstliche das Steinfeld, d. h. das zur Wüstung Steinen (s. dort) gehörende
Feld mit den Flurnamen „Stein-Anger" imd „Im Steinkamp". Doch hat auch
Biu^orf selbst früher an einer andern Stelle, nämlich unmittelbar nördlich des
„Borbeeks" gelegen, wo die Flurbezeichnung „Im alten Dorfe" nachweisbar bt Die
Altendorfer sind übrigens am Hohenasseler, die Steiner am Lesser Holze beteiligt
Beachte auch die oben erwähnte Nygemtidt zu B. Über den Flurnamen „In den
(Vfalthöfen" s. bei Berel S. 296. Im XVIII. Jahrh. führte die Hildeshdmer Heer-
straße nördlich am Orte vorbei, die von Hannover zum Harz durch den Ort
selbst. Flurkarte von J. H. Bertram 1762. — Damals der Adelshof (die Assel-
burg, s. dort), i sattelfreier Hof (Nr. 15), je 3 Halbspanner- und Großköter-.
sowie 40 Kleinköterhöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 526, 1900: 571.
Die größtenteils romanische Kirche besteht aus einem grade sdiUeßendeii
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Bnrgdorf [and Auelba^. ^O?
Clior, dem spater noch eine Sakristei angebaut ist, dem etwas breiteren Schiff und
einem Turm, der unten durch eine spatere Verbreiterung mit der Südmauer des
Schiffe in eine Flucht gel^ worden ist, oben aber quadratische Form hat. In
den Ostecken des Chors eine runde, nach unten spitz zulaufende Konsole und
eine, die aus Platte und z«ei gratig aneinander stoßenden Kehlen besteht; man
hatte also in gotischer Zeit zum mindesten die Absicht, den Chor einzuwöiben.
In der Ostwand Wandschrein und Nische, im S Auj^ß. Gleichfalls im S ver-
blendetes Rundbugenfenster, Die Innenecken des Chors nach dem Schiff zu sind
schrflg abgearbeitet. Im N des Schiffs Spuren älterer Fenster, im S solche eines
mndbogigen; hier aucli verblendeter Rundbogeneingang. Ein Rundbogen mit
Kämpfer (Platte und Schmiege) verbindet Schiff und Turm. Dieser letzte hat im
W einen rundbogigen Eingang aus dem XVll/XVIII. Jahrh. imd im Glockenhaus
nach O einfache romanische Schailöcher, wahrend der Oberteil des Turmes sonst
im Jahre 1766 erneuert und damals wohl auch mit einer achtseitigen zopfigen
Haube und einer Laterne versehen worden ist. Der Turm hat unten drei runde
Blendbogen, die von einem Gesims aus Schmiege und Platte aufsteigen, und im
N Strebepfeiler.
Im N ist an das Schiff eine Leichenhalle aus Fachwerk angebaut, deren
verblendete Holztür am Sturz die Inschrift: Anno domni i6ig MIP, am Schwell-
balken den Spruch 2. Macc. 14, 36 tragt; ihr Oberstock dient als Prieche fOr die
Gutsherrschaft. Im N tragt ein großer Stein eingeritzt den Namen Hans Bartheh,
die Jalveszahlen 1650, 1651, 1652 und das Bild eines Spitzhammers.
Die Sakristei trug nach der Invenlarisation von 1881 einen Stein mit un-
deutlicher 1663,
Im Fußboden Ziegelfließen mit eingepreßten F3cheromamenten.
In der sonst schlichten Altarwand die aus viei Seiten eines Achtecks gebil-
dete Kanzel, an den Ecken mit gedrehten korinthischen Säulen, die am Fuß
mit FruchtbQndeln, am konsolenartigen Sockel mit Engelsköpfen verziert sind. In
den \-ier musch eiförmigen Nischen der Seiten in gewundener Stellung die Figuren
der Evangelisten mit ihren Symbolen. Am Schalldeckel zwei Engel mit Speer und
Säule. [Unter der Kanzel befand sich nach der Inventarisation von 1881 die jetzt
nicht mehr sichtbare chronogramraatische Inschrift: Eni proVt flerl feCIt Jo-
hanws AenrICVs MengIVs sVperIntenDens et faiior.} Jedoch scheint 1727 nur
die Herstellung oder Veriegung einer Kanzel aus dem Anfang des XVII. Jahrh.
stattgefunden zu haben.
An der Brüstung der Gutsprieche rohe Bilder der vier Evangelisten und
die bezeichneten Wappen der v. Kniestedt und v. Beyern, sowie die Jahreszahl
1730. An der Orgel If. G. v. K(niestedt) und F. L. vJ
Grabmal des Superin tendenteu und Pfarrers Joh. Heinr. Mengen und seiner
Frau Susanne Elisabet geb. Glander in antikisierenden Formen; von deren sechs
Kindern, F. C, Pastor in Salder, A. S., Pastorin in Badenhausen, H. W. Chr.,
Hannoverschem Rittmeister, O. C. A., Herzoglich Braunschw. Obersten und Ritter
»Google
io8 Amtigerichtibeiiik Süder.
des preuBischen Ordens pour la generosite, J. E,, Pastorin in Grund, und J. H.,
Amtmann, 1754 gestiftet, 1798 durch Otto Carl Anton v. Mengen (offenbar dem
oben genannten O. C. A.) erneuert.
In einem Fenster der Nordseite kleines Glasgemälde mit der Inschrift: Weif
HartUben, Verwalter zu Borgtor/ 166 j und mit dessen Wappen (gesiiallen: vom
steigender Löwe gelb auf schwarz, hinten dreifacli geschachter schwarz -gelber
Querbalken auf rot, Helm mit wachsendem Löwen).
Glocken. [Das Corpus Bonorum verzeichnet i. eine 1647 von Heinrich
Borstelmann in Brauiischweig, 2. eine 1730 von Joh. Friedrich Vornwoldt
ebenda gegossene. — ] Gegen Nr. i und 2 wurde 1811 Nr. 3 (Abb. 142), aus
dem Michaeliskloster in Hildesheim stammend und seit 1876 im Herzoglichen
Museum in Braunschweig befindlich, eingetauscht 1.25 m H. (einschl. des Bügels)
imd 1.15 Dm. Die .Anschwellung des Körpers der
Glocke von oben her ist zunächst so gering, daß
der Eindruck einer Einziehung entsteht, erat in halber
Höhe greift die Glocke stärker aus. Am Glocken-
hals die schöne Majuskelinschrift: + Anno . dni \
M \ CC : LXX ': facta est maior(em) . ad laudetn \
dni \ nri ! iku. XPI-\- Hac. in : campana ■ sit \ laus
tibi . XPC . sonara, am Bauch ^ und Ü mit Kreuz.
Die Buchstaben sind mit Hilfe von Wachsmodellen
hergestellt, deren Umrisse im Abdruck des Glocken-
mantels nochmals nachgezogen sind. Die seitlichen
Bügel der Krone sind mit je zwei gedrehten Schnüren
versehen, der Schlagring setzt mit einer kraftigen
Rippe ab, die zwischen zwei kleinen Leisten Inutt;
solche auch am unteren Ende.
Kelche aus vergoldetem Silber und vun barocker
Form. 1. von 24 cm H. und i6c)3 angeschafft, mit
silbernem Kruzifix auf dem Fuß, gewelltem Steg und flachen Buckeln am Knauf.
Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterzeichen AS oder SA verschlungen (siehe
Bd. II 300). 2. von 22 cm H. und 1726 zur Zeit des Superintendenten und
Pastore Mengen angeschafft. Mit Hildesheimer Beschau von 1 705 und dem Meister-
zeichen BIV (Tafel XXIII lo) verschlungen.
Schlichte Oblalenschachtel aus Silber, in demselben Jahr und von demselben
Goldschmied gekauft, wie Kelch Nr. i.
Zwei Messingleuchter von 58 cm H. und barocker Form, auf Kugeln
ruhend und mit gravierten Verzierungen am Fuß, die sich an die Kugeln anlehnen.
[Die altsächsische Asselburg liegt auf dem nordösll. Vorsprung einer kleinen
Erhebung, dem Asseler Holz, und wird zu */< vom Großen und Kleinen Bor-
beek (d. h. Burgbach) geschützt, die sich im O der Burg vereinigen. Die Um-
wallung, die einen Raum vnn etwa 14 Mg. umschließt, hat sich, z. T. allerdings
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BuTgdotf [and Asselbarg]. 300
nur in ihren allgemeinen Zügen erhalten. Im SW, wo die Burg mit dem Asseter
Holz zusammenstöBt, ist das System von Wall und Graben doppelt und besonders
die innere Anlage sehr hoch und lief, auch noch durch eine, wohl sicher mittel-
alterliche Mauer vet^tarkt, während im O der natürliche Abhang einen besonderen
Graben ersetzt zu haben scheint — Von der mittelalterlichen Burg hat sich nichts
erhalten auBer einzelnen Werkstücken, wie einer Ecksäule mit einem rohen
menschlichen Kopf als Kapital, einem Kruzifix (s. unten) und einer Kugel mit
Achteck, die wohl sämtlich von der Burgkapelle herrühren].
Das jetzige, bis dicht an den östlichen Abhang sich erstreckende Herrenhaus
ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau auf hohem massivem Kellergeschoß, an beiden
Langseiten mit einem Mittelbau, der ein drittes Geschofi enthält, auf der Haupt-
seit'- nach SW mit erneuerter Freitreppe, im geknickten Dach mit Mansarden ver-
sehen. Die Zahl lyyg in der Wetterfahne gibt zugleich die Zeit der Erbauung des
Hauses an. Die Inneneinrichtung ist etwas jünger und nur in dem oberen Saal
bemerkenswert, der in den hinteren Ecken einen Kamin in antikisierendem Stil
(Ober Sockel ein Aufsatz von ovalrundem Durchmesser mit Kanneluren und oben
einer Urne, sowie zweimal mit dem Kniestedtschen Wappen) und einen damit
völlig übereinstimmenden Schrank von 1782 enthalt, aber an der Decke nur
schlichte Verzierungen in Stuck zeigt. — ^ An der östlichen äußeren Schmalseite
sind eingemauert: i. kleines spätgotisches Kreuzigungsrelief mit Maria und Johannes
aus der Burgkapelle, von mäßiger Arbeit. — 2, Das große bemalte Wappen der
v. Gramm io Relief, bezeichnet Johan Carl von Kram Anne 1704. — 3. Die
Inschrift: Johan Carl von Kram baute dieses Haus Anno löSj-
Ein falsches Testament hat mich hieher getwungen,
Zu bauen dieses Haus, so mir ist wohl gelungen.
Der Segen Gottes steh mir und den Afeinen bei,
Erhalte dieses Haus und mach uns ewig frei. — Nr. 2 imd 3 stammen
jedoch von dem Gutshaus der v. Gramm in Lesse.
Unter den Ausstattungsstücken sind außer Möbeln des XVIII. Jahrh. zu
erwähnen: i. Standuhr von Windmiles London 1714, mit nachgeahmt chinesi-
schen Darstellungen auf der Tür in Lackarbeit und z. T. erhaben. — 2. Ölgemälde
von Pascha Weitsch, mit der Darstellung eines heiligen Hains, in dem sich
links vom ein Grabdenkmal (Urne auf breitem Steinunterbau) erhebt Eine Frau in
weißem Gewand und Schleier lehnt sich daran. Auf dem Unterbau eine Tafel
mit: \In] Liebe und DattkbahrkeU weihet dieses Denkmal der treuen Gattin [P.J
/. F. Weitsch 1784, auf der Urne undeutlicher Name — seine Frau hieß Anna
Marie Magdalene Stoppen — , dann geboren 1721, starb d. 2. Mai 17S3. —
3 — 7. Ein männliches und vier weibliche Bildnisse aus dem Geschlechte der
v. Gramm-Sambleben, sämtlich von einer Hand und sehr lebendiger Auffassung,
35 cm h. und 27 cm br., in geschnitzten Rokokorahmen. — 8. Gutes Hüft-
bild eines Herrn in gelber Weste und einem blauen, mit goldenen Schnüren und
Pelz besetzten Rock, mit dem Körper nach links, den Kopf gradeaus und die
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^lO Amtfgericfaubeiiik Salder.
Ai^en nach rechts gewandt; die Rechte halt ein Buch; 2. Hälfte des XVIII, Jahr-
hunderts.
Am Kuhstall ist eine alte Bohle als Tflrsturz verwendet, die die verwitterte
Inschrift trtgti
IVie man schrieb /im/uAnAuadert Jahr
Und newiüg neun die Jahrsahl war,
Arndt von Kniesiedt lobetam
Dies Saw alhü lies /angen an
Dtn andern Mai in Gottes Nahmen;
Der hilff, das ekrs alsusamen
— — — und bring zu End.
Darunter Knaggen, die aus Viertelstab, langem Kamies, Rundstab und gebrodiener
Schmiege bestehen und an der Vordeiseite der Lange nach eine Reihe groBer
Perlen zwischen zwei Reihen paarweiser Quereinschnitte zeigen.
Alte Häuser. I. der Erkeröder Art (s. Bd. II 29t.): Nr. 29 von 1707 (mit
doppelt geschwungenen, frei abstehenden Knaggen am Wirtschaftsteil), Nr. 20 von
1725 {sechs breite Fache sind vorgerückt), Nr. 18 (ner schmale Fache vor-
gerückt; hier an der FensterbrOstung Kreuzbänder), Nr, 31 u. 42. — II. der ge-
wöhnlichen mitteldeutschen Art: Nr. 39 von 1689; der Schwellbalken ist gefast
und mit einem Spruch, dem Namen des M(eisters) Hinrick Maseberg und seinem
Werkzeichen {Winkelmaß und offener Zirkel gekreuzt) versehen; die Fflllhölzer
zeigen eine Reihe von Konsolen und zwischen ihnen gesenkte Dreiecke — ein-
mal ihrer zwei — oder Halbkreise. — Am Pfarrwitwenhaus von 1 800 hat .sich
nach der früheren Inventarisation Meister Brevmann genannt.
Calbecht.
Literatur. Simm, Braunsdiw. Magazin 1899, 144.
Namensformen. Calbechte (1178 und sonst meist), Calebechtt (1258), KaU-
hecht (um 1300), Calbickt (1350. 1551), Kalbecht (1406).
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Barum; doch war die Pfarre nur
mit 1 Hufe ausgestattet, so daB sie im XVI. jahrh. von Gr. -FIßthe aus besoi^t
wurde; seit 1640 ist C. Filial von Leinde, seil 1660 solches von Gebhardshagen
gewesen. Das Patroiiat, das ursprünglich hiidcsheimsches Lehen war, ging um 1600
an den Landesherm über. Je i Hufe besaßen das Ägidienk! oster in Braunschweig
{1290 und wohl schon 1278) und das Kl. Dorstadt (seit 1258), als herzogl.
Lehen die v. d, Asseburg 2 Hufen; 1357 waren 2'/» Hufen Reichslehen der
V. Burgdorf und noch 1749 werden 32 '/j Mg. als Lehnsland vom römischen
Kaiser bezeichnet Den Zehnten besaß 1406 die Domkellnerei in Hildesheim,
1762 (über 406 Mg.) das dortige Domkapitel. — Eine Adelsfamilie v. C. ist
im Xirr/XlV. Jahrh. bezeugt
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Bnrgdorf [and Anelbus] — Calbecbt — Ctunme. ^ 1 i
Dorfa.nlage haufenförmig, die Kiiche am S-Rande. Die Fturtaite Warmbiugs
von 1749 verzeichnet die Peiner HeerstraBe und als Slldgrenze gegen das Stift
Hildesheim die „Landwehr". — 1762: 2 Ackedeute, 4 + 12 Köter. Einwohner-
zahl 1790/3: 200, 1900: 171.
Die Kirche hat ein Schiff vom Jahre 1803 und einen, zwar dem Mittelalter
angehörenden, aber gSnzlich erneuerten rechteckigen Turm, an dessen Ostsäte
sich die Dachschiflge des beträchtlich kleineren alten Schiffs erhalten hat.
Kelch aus Silber, nur innen und am Rand vergoldet, von 33 cm H. und
runder, barocker Form. WtJfenbflttler Beschau {Pferd vor Säule) und LG.
Zwei barocke Messingleuchter von 29 cm H.
Altes Haus Nr. 19 von langgestreckter Form und mit vorgekragtem ObeistocL
Die Balkenköpfe sind gerundet, Schwellbalken und Fallhölzer geschrägt, die Knaggen
bestehen aus langer Kehle, die oben in einen Viertelstab, unten in eine Schmiege
flbergeht und in der Mitte durch drei quer gelegte Rundstäbe unterbrochen wird.
Die beiden äußersten Fache t/ea%Ka im Oberstock Riegclwerk von derselben Form
wie in Broistcdt {s. S. 301). — Hausinschrift nach der Inventarisation von 1881 :
Ich kam wohl itt ein fremdes Land,
Da war geschrieben an der Wand:
Sei stille und verschwiegen.
Was nicht dein ist, laß liegen, iSt3,
Cramme.
Namensform meist die heute noch Dbliche; doch auch Krame, Chramme
(1252), Kramme (1327/8)-
Geschichtliches. C. ist Filial von Barum und besaB früher eine Buig, nach der
sich die seit iiäi bezeugte, noch jetzt bestehende Adelsfaroilie von C. nannte.
Doch waren es die v. Saldcr, die 1366 die Burg an die Herzöge verpfändeten
— von den Herzögen wurde sie weiter an die v. Ütze verpfändet — und 1368
für den Bischof von Hildesheim auf die Burg verzichteten; dieser aber brach 1368
die Burg, angeblich aus Freundschaft fOr den Herzog und wohl in Gemeinschaft
mit diesem, und nachdem Herzog Friedrich 1388 sich mit dem Plan zur Wieder-
erbauung getragen, diese auch, wie man annehmen muß, z. T. wirklidi durch-
geführt hatte, erklarten 1399 die Herzöge sowohl wie der Bischof, die von ihnen einmal
niedergelegte Burg nie wieder selbst aufbauen zu wollen oder in Sonderheit durch
die v. Salder aufbauen zu lassen; wer aber auf dem Walle zu C. wohne, sollte
den Herzögen keinen Schaden zufügen. Einen halben Burghof verlehnten die
v. Saldcr 1531 an die v. Lesse in Braunschwe^, und auch 1577 werden die
Crammschen Burgherren genannt {s. Braunschw. Magazin 1899, 100). Spater ist
der Rittersitz in 3, je von einem breiten Graben umgebene Burghöfe geteilt worden,
von denen einer um 1 800 Schriftsassengut war, — Das Ludgerikloster vor Helm-
stedt hatte um 11 60 7 Hufen in C. verleimt, i Hufe ging 1132 aus dem Be-
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^12 AmUEeiichtibeiirk Saldei.
sitz des hildesheimschen Kämmerers in den des Michaelisldosters in Hildesheim
über, das 1321 2 Hufen und ein LitengnmdstQck besitzt und wohl dieselben 2
Hufen 1535 an die v. Gadenstedt verlehnt Begütert «-aren auch mit je i Hufe
die Klöster Heiningen (1 178, nebst dem Zehnten Ober eine Wostung bei C.) und
Ringelheim (1209). Das Kl. Dorstadt hatte 1252 21/1 Hufen an die Boueken in
Braunschweig verlehnt (die 1318 5 Lehnshufen dort besaßen), und vielleicht sind
es dieselben 2^/t Hufen, die 1327/8 als Leibgeding und fflr Seelmes&en von znei
seiner Nonnen gekauft, 1328 aber an die Platenmeker in Braunschwe^ verlehnt
wurden, und deren halbe EinlcOnfte das Kloster 1334 fQr 15 Mk. erwarb. Die
Martinikirche in Braunschweig hatte J269 3 Hufen, das Kl. Steterburg kaufte 1476
und 1466 zusammen 2 Hufen. AJs herzogl. Lehen kamen 1391 Hof, Gericht und
Vogtd über das Dorf an die v. Salder; ein Besitz von 6 Hufen ist 1286 Schiaden*
sches Lehen der v. Wallmoden, gilt aber später als hildesheimsches, seit der Stifts-
fehde als herzogl Lehen. Als solches waren 1538 2 Hufen in den Händen der
\. Schwicheldt Die v. Velstede in Bniunschweig haben 1338 und 1487 einen
Meierhof mit 4 Hufen, 1479 aber 8 Hufen nebst Schaferei; 2 Höfe mit 4 Hufen
sind 1474 und noch 1591 Saldeisches Lehen der Breier in Braunsdiweig. Der
Fleischzehnte und 5 Meierhöfc sind 1688 ^eichfalls Saldersches Lehen; einen
Zehnt besaB 1406 die Domkellnerei in Hildeshom.
Dorfanlage haufenförmig, an der NW-£cke die Kirche. — Um 1800:
8 Acker-, 43 KöthOfe (davon 6 unbebaut). Einwohnerzahl 1790/3: 400.
1900: 635.
Die Kirche ist trotz neueren Aussehens im wesentlich mittelalterlichen Ur-
sprungs; jedoch ist die Südmauer des Schiffs um etwa 2 m erhöht und die Nord-
mauer beträchtlich hinausgerückt worden, worauf sich vermutlich die Inschrift an
der Ostecke dieser letzten /. L. Sehweinhage Stänh. u. Maurer Meister 1794
bezieht. Über dem Eingang in der Westseite des Turms eine weitere chrono-
stichische Inschrift von 17441
Anna gVo eatLI fViustani (t). nVMInIs atDts
haeC eXematVr; saLVa sIt atqVe bona.
At^ustus Brandanus DreehsUr p(astor) et s(uperintendtns) s. atdiliiio tnunere
functus est; C. G. Lang Wagen architectus aulicus. Schiß und Turm sind durch
alten Spitzbogen verbunden, der auf Platte und Kehle als Kämpfer ruht Unten
im Turm kleine Spitzbogenfenster mit Stichbogennische, die auf allen Seiten schräge
Wandung zeigt Unterhalb des jetzigen Glockenhauses zwei, im N und S je ein
altes rundbogiges Schalloch.
Vom barocken Hochaltar sind ein^e Figuren bei dem Altar aus dem Anfang
des XIX. Jahrh. benutzt worden.
Kelch aus veigoldetem Silber, von 23 cm H. und runder barocker Form. Auf
dem Fu£ ist ein silbernes Relief des Gekreuzigten aufgesetzt, der Knauf zeigt statt
der Buckeln dickfleischige Blätter. Der Kelch ist laut Inschrift 1670 zur Zeit des
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Cnmme — [Dauam] — [EiunmJ. ^ l^
M. Ulrieus Hesse p(astor) et superintetidens in Panim et Kram angeschafft worden.
Wolfenbattler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen LG.
In den Hausinschriften nennen sich nach der Inventarisation von 1883 die
Ziramenneister Z. T. (1751), Breymann {1810), Bielstein (1843). Beachtens-
wert ist auch die Inschrift am Schulhaus: Du Gemeinde Gramme erbaute dieses
Sehulhaus im Jahre 1814, als die Alüirten nach der Schlacht bei Leipsig den igten
Oktober iSij ihren Minaug in Paris am jiten Märt 1814 gehalten hatten. Jentter
Superintendeni. F. Eymi Schullehrer. J. Funke und ff. Paine Ortsversteher. Liebau
Baukonduktar. W. PeeUke. ff. Spandau Entreprenär.
[Dutzum.]
[Literatur.' Simm, Braunschw, Magazin 1899, 167 f. — Namensforraen.
Dusunhem (1022), Duintm (1274), ßhucen (1326), Dussem {1581.) — Ge-
schichtliches. D, war eine Kapellgemeindc und gehörte zu den Dörfern, in
denen das MichaeUsUoster in Hüdesheim 1022 heitert war. Die v. Salder ver-
kauften an das Kl. Steterbuig 1273 '/i Zehnten (Hildesheimer Lehen der Grafen
V. Woldenberg und Aftedeben der v. Salder), 2 Höfe und 2 Hufen (Saldeischcs
Eigengut), 1275 16 Joch und '/* Zehnt, 1282 i Hof, 2*/» Hufen, 2 Hausstellen
(vom Kloster dann gegen Güter in Alvesse vertauscht), die v. Leinde 1273 3
Hufen nebst 2 Wurten (Meinerssensches Lehen), und 1275 bestand der für 84 Mit.
angekaufte Besitz des Klosters im Zehnten und 5</i Hufen, von denen zwei 42,
drei 70, die halbe 16 Joch umfaAten. 1274 ist von der Erbauung eines neuen
Hauses und fast des ganzen Klosterhofes dort die Rede. 1275 wurde auch die
Überweisung des Patronates an Steterburg durch den Archidiaion und den Bischof
bestätigt; 1542/44 aber wird es als Saldersches Lehen bezeichnet 1344 ist 1 Hufe
herzogL Lehen der v. Salder. 1326 aber wird die wüste Dorfstelle, unter Ver-
zichtleistung Gebhards v. Weferüngen, vom Herzog ans KreuzkJoster vor Braun-
schweig gegeben und die Bebauung erst wieder 1497 gestattet, ohne je aus-
geführt zu werden. Die Kirche wird noch 1519 als Ortsangabe genannt, Reste
von Kirche und Kirchhof waren noch im XIX. Jahrh. zu finden; die Bauern,
13 an Zahl, wohnten damals nach Steterburger Angabe meist in dem südwestlich
davon gel^enen Salder, und Simm gibt an, daß die etwa 20 Dutzumer Höfe in
Salder, in die Peripherie des Ortes eingeschoben, noch zu erkennen seien; wenig
später aber soll der Acker von Hallendorf aus bebaut worden sein. Die Leute
von D. waren noch 1581 auf dem sog. Timmerlah holzberechtigt „Dutzumer Weg
und Feld" sind auf der Flurkarte von Salder (1756) verzeichnet
[Eitzum.]
[Wüstung auf der Feldmark von Watenstedt (s. dort); die Feldmark dereelben,
sowie der „Eitzumer Kirchhof" noch auf der Watcnstedter Flurkarte von 1750.
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3 1 ^ Amttgerlcbnbetitk Sildet.
Damals gehörte der Zehnte der Feldmark von E,, die 273 Mg. umfafite (die
Dorfstelte selbst 44 Mg.), dem Archidiakon von Barum, der ein Hüdesheimer
Domherr war. Eissem war noch 1221 bewohnt; die Gleichstellung \oa Aieresfiam
mit dem Ort ist zweifelhaft. Vgl. Simm, Braunschw. Magazin i8()9, 214.]
Engelnstedt.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin igoo, 173.
Namensformen. laggilvenslide (1149), EngeltninslaJ {\ 151), /ggelveitide(nj8),
Ettgelnu' (1344. 1466), Engelmen- (1344), Engelm- (1374), Eitgeltm- (1273),
Enghelemen- (1323), EngUm- (1542) -steäe, -stiäde, -sltdt.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Lei^ede, später in der Inspektion
Thiede, die schon im XVIII. Jahrh. nach E. selbst verlegt ist; ein rector eecUsiae
Johannes, zugleich Propst des KreuzkJosters vor Braunschweig, ist 1312 bezeugt
Das Patronat ist 1295 und 1318 .ils herzog!. Lehen Besitz der Grafen v. Wolden-
berg, der nach deren Aussterben (1383) dem Herzoge heimfiel, 1391, 1489 und
1563 aber solcher der v. Salder, und zwar in den letzten Jahren (nebst dem
halben Zehnten) als gandersheimsches Lehen; doch wird sonst im X^^. Jalirh.
der Landesherr als Patron bezeichnet, wie dies mich jetzt der Fall ist. Eine Zeit-
lang wohnte der Pfarrer im XVII. Jahrh. in Hallcndorf (s. S. 329). — Das Kl.
Moritzberg besitzt 1151 56 Mg., das KI. Laraspringe 1 149 und 1178 2 Hufen,
der Bischof von Hildesheim seit 1273 4 Hufen (früher Besitz Bernhards v. Hagen);
dem Kl. Wöltingerode war 1408 ein Meierhof mit 31/1 Hufen \entchuldet. .\ls
herzogl. Lehen besaßen die Grafen v. Woldenberg (außer dem I^tronat) 1318
und 1344 13 Hufen, die v. Scliwicheldt 1318 2 Hufen und '/^ Zehnten, die
V. Peine in Braunschweig damals 5 Hufen, 1344 und um 1369 i Kothaus mit
4 Hufen, die Dörings dort 1374 2 Hilfe und 4 Hufen, die v. Linde um 1395
2 Höfe und 2 Hufen (früher Woldcnberger Besitz),' die v. Salder (die 1432 im
Besitz von 3 Hufen erscheinen) 1554 5 Hufen, die v. Cemme, dann die Ever-
dings 1591 1 Meierhüf mit 2 Hufen. Außerdem besaßen die Kirchhofs, dann
die Bodekens 1341, die Homburgs (die schon 1363 2 Hufen hatten) 1466 je
4 Hufen (2 davon Mandemsches Lehen der Homburg). — Den Zehnten besaßen
1325 zu 1/4 die v. d. Hus, 1344 zu '/| die Grafen v. Woldenberg. Diese Wolden-
bergsche Hälfte ist aber 1419 gandersheimsches I.«hen der Linde und Stiom-
beck, 1489 (zu 2 Teilen) imd 1563 der v. Salder; '/« Zehnt von Kom und
Fleisch ist 1638 und 1Ö32 herzogl. Lehen der v. Salder, iftSo der v. Bodenhausen,
>/i Zehnt 167 1 der v. Zweidorf.
Dorfanlage baufenförraig, die Kirche im NO; die Höfe mit südlicher Richtung.
Der Thieberg war früher höher und mit Linde, sowie Schandptahl versehen. Flur-
namen: „Im Hohen Kreuz-Felde", „Unterm Dusser Wege" (s. S. 313). Flurkane
von Warmburg 1749. — Damals 5 Ackerleute, 6 Halbspänner, 1 ■\- ib Kotsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 348, 1900; 388.
Die 1896 erneuerte Kirche bestellt aus dem grade schließenden Chor (außen
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[ELJlzum] Engelutedt. itS
8.65 m lang, 7.20 m breit), dem um je 45 cm vorstehenden, entsprechend höheren
Schiff (auBen 8.2$ m lang) und dem wieder um je 30 cm eingerückten Turm
(aufiea 7..<i2 m br., 5.62 m tief). [Nach der Inventarisation von 18S1 befand
sich im N dicht am Turm ein vermauertes romanisches Portal mit noch erhaltenem,
aber von der Steile entferntem rundbogigen Tympanon (1.58 m br.), das ein
griechisches Kreuz inmitten eines Kreises zeigt, imd darüber ein kleines romani-
sches Fenster.] Die Kirche hat durch neuen Cementanstrich jede Spur alten Aus-
sehens verloren. In der Nordraauer des Chors alter Ausguß. Der Sockel zeigt
Schräge, Kehle und Platte, das Darhgesims dieselben Glieder in umgekehrter Folge.
Auf dem Chorgiebel Steinkreuz. Ein mächtiger Rundbogen (alt?) verbindet Turm
und Dachboden. Der Turm hat Platte, Schmiegte, untersdinittene Kehle und
weder Schmiege als Dachgesims, im W und N je zwei rundbogige erneuerte
Schallöcher und die übliche achtseitige Zeltspitze.
Altarwand mit Kanzel aus Holz, im Stil der Zeit Ludwigs XIV. Die Kanzel
hat i^igesetzte Ecken und flach gebogene Vorderseite und wird eingefaßt von zwei
zu^eich gedrehten und um^-undenen korinthischen Säulen, denen weiter nach rechts
und links, über dem Scheitel der Zugänge, je ein korinthischer Pilaster entspricht
An der Vorderseite der Kanzel Kartusche mit dem Spruch Luc. 1 1, 28, unter
der Kanzel konsolenartiges, mit EngeLskopf schließendes Glied in Form von Akan-
thusblattem. In einer Flachnische zwischen SSule und Pilaster links der Gekreuzigte
und zu seinen Füßen ganz klein Maria und Johannes, rechts der Auferstandene
über dem schlichten Grabe, mit zwei Kriegern wieder in kleiner Figur. Der Zu-
gang zur Kanzel ist rundbogig. Das Gebälk verkrdpft sich aber den Stützen. Der
Giebel ist gebogen und gebrochen und enthalt in Wolken und Strahlen, in denen
vier Engel flattern, den Namen Jehova. Reiches .seitliches Hangewerk mit Lam-
brequins und BlattMerk; Blumengewinde an den senkrechten I^ngsgliedem. Vgl.
den fast völlig übereinstimmenden Altar von 1 740 im Inunendorf (S. 54 f.).
Grabstein des Pastors Ernst Friedrich Scheurl {geb. 1661 zu Schönebeck,
if)9,t ins Amt gerufen, das er in E. 3,5 Jahre bekleidete).
Glocken, i. am Kranz mit der Inschrift: Heinrick Bersitlmann in Braun-
ttkaiäg hat mick gegossen Anne 1635. Soli deo gloria zwischen gotisierenden
Lilienstreifen. — 2. von J. H. Wicke in Braunschweig 1792 gegossen und mit
dem Spruch versehen:
Nee fera bella getnam nee me /erat igneus herrer,
Gaudia tuqtte Deus au resonare doce.
Spätromanischer Kelch (Tafel XVII 2) aus vergoldetem Silber, von runder Form,
1 7 cm h. und an Schale wie Fuß von 1 1 cm Dm. Am Fuß graviert, aber stark
abgerieben, der Gekreuzigte mit graden Armen und übereinandergelegten Füßen;
am senkrechten Teil des Fußes in schönen Majuskeln die Kflnstlerinschrift:
\ Fridtrieus • nu fecit •, darüber am Rande : + calix * sanct\e * Marie • in
* vaüe. Der Stander zeigt oben und unten schuppenartige Blatterreihe, der breite
und niedrige Knauf abwechselnd je acht Rippen und flach gewölbte, mit Schuppen
»Google
\l(t AmUKerlchUbedik Salder.
versehene Zwischenglieder, die Schale ist halbkugelfürmig. Die Patene von 1 4 cm Dm.
zeig:t vertieften Achtpaß mit schönen gravierten Füllungen in romanischem Stil,
aber von wechselnder Form. Ein . Weihekreuz fehlt. Der Inschrift nach muß der
wertvolle Kelcli ehemals dem Zisterzienserlctoster Marienthal {s. Bd. I 127 ff.)
gehßrt haben.
Zwei barocke Messingleuchter von 39 cm H., auf je drei hockenden LOwen
ruhend, 1678 gestiftet.
Auch in E. ein, allerdings schlichtes Haus in der Erkeröder Abart (s. Bd. II 29 f.).
In den Hausinschriften nennen sich nach der Inventarisation von 1881 als
Zimmermeister (J. C.) Breymann 1807 u. 1815 und (Wilhelm) Breymann 1822
bis 1849. — Ebenda wird die Hausinschrift aufgeführt:
Maneher Freund wähl hülfe gerne.
Sein Vermögen ist tu sekwaek.
Maneher Heuehier tritt von ferne.
Der wohl wtiße Rat tur Sack.
Sollt ich nur auf Menschen bauen.
Nein, auf Jesum [lieber trauen].
Engerode.
Literatur. Lüntzel, Diöcese und Stadt Hildesheim II zoi. — Simm, Ein
Kloster- und Wallfahrtsort im Amt Salder, Braunschw. Magazin 1898, 65, —
Bertram, Gesch. d Bistums Hildesheim I 242.
Namensformen. Oaesreäe {um 1080), Oädingerodhe {■am 1226. 1236), Oddig'
rothe (1236), Odincrethe {\2i%), Eddincrodhe {ii^Z), Odigerothe {izbi,), Eddii^he-
rede (1302. 1440), Engederode (1476), Engerode (1579), d. h. Rodung eines Odo,
bezw. seiner Leute, der Odinge. Nicht zu verwechseln mit Enekenrode=Hennecken-
rode beim Woldenberg,
Geschichtliches. Einst Harrdorf im Bann Gitter — als Pfarrer sind u. a.
bezeugt 1264 Werner, 1302 Heidöireich (und zugleich als Vizepleban Elias), 1544
Krenkc — , aber nach Einziehung der Kirchengüter {1551 bereits bezeugt) zu-
gleich mit Calbecht (s. S. 310) Filial mehrerer Pfarrkirchen, zuletzt der von Geb-
hardshagen. Das Patronat gehörte zuerst offenbar den v. Engerode, scheint sich
aber bereits 1386 in dem der v. Kniestedt, 1476 der v. Bortfeld befunden zu
haben, und stand, seitdem diese sich des gesamten Gutes von Kirche und Pfaire
bemächtigt und daraus ein Rittergut mit Untergerichtsbarkeit gebildet hatten, dessen
jeweiligem Besitzer zu, also erst weiter den v. Bortfeld, seit etwa 1650 den v, d.
Busche, bezw. den v. Brabeck, seit 1821 den Grafen v. Stolbei^. Bevor aber die
Kirche das Pfarrecht erhielt, war mit ihr für kurze Zeit ein kleines Marienkloster
des Ordens der Augustinerinnen verbunden, das schließlich nach WUlfinghausen
(bei Eldagsen) verlegt wurde und deshalb auch in dem Gründungsbericht dieses
Klosters (Calenberger ÜB VIII 4) ausführlich behandelt wird. Danach hatte vor
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EDgelmtedt — Engeiodc. 317
I2j6 der Ritter Thietmar v. Oddincrodhe seine eigenen 2 Töchter und 2 seines
Schwagers eingekleidet, im Bereich seines Gutes eine Kap>elle erbaut, sich dann
2 Nonnen aus dem Augustinerinnenkloster Dorstadt Oberweisen lassen und den
Priester Heinrich aus Kl. Lamspringe um Beförderung der Gründung gebeten.
Dieser hatte ihm geraten, den Bischof von Hitdesheim um Genehmigung des
Kapellenbaus, der aber bereits erfolgt gewesen sein muß, und um Ernennung eines
Propstes zu ersuchen. SchlieBlich war Heimich selbst Propst der neuen Gründung
geworden, hatte es aber in E. nur 6 Wochen ausgehalten, weil, wie er klagte,
ihm und dem Konvent das Notwendigste aus Küche und Keller des Ritters vor-
enthalten wurde, und dieser auch nicht gewillt war, das Vogtei- und Patronats-
recht (adoecaiiam et dominium) über die capdlula und den Konvent aufzugeben.
So erklärte denn der Propst, daß sich die Lage des Ortes ad Oratorium et reltquas
cenebii offiänas capiendoi nicht eigne, und erwarb im Jahre 1236 von den Dom-
sttftem in Hildesheim und Braunachweig das diesen je zur Hälfte gehörige Kirchen-
gut in Burgassel (s. S. 305), das sowohl ein Gotteshaus wie Gebäude für den
Konvent (propter paratum monaiterü edificium) enthielt. Trotzdem eine Überwd-
sung von Bui^assel an den Konvent laut noch erhaltener Urkunden vom 18. April
und 14, Mai 1236 tatsächlich erfolgt ist, legte doch der bischöfliche Marschall
Konrad, dessen Güter um den Ort herum sich befanden, und der mit Burgassel
selbst belehnt zu sein behauptete, widerrechtlich, wie der Bericht sagt, aber doch
erfolgreich Verwahrung dag^en ein, und so mußte man gegen Ende des Jahres
1236 das Kloster endgültig nach Wülfinghausen verlegen, wo der Propst von
Arnold V. Wülfinghausen für 90 Äf einen Hof erwarb und im Jahre 1240 (25/XI)
eine Kirche weihen lassen konnte. Die Kapelle in E. aber blieb erhalten und be-
saß bereits 1264, wie wir sahen, die Rechte einer Pfarrkirche, gewann aber durch
ein wundertatiges Marienbild auch den Ruf einer vielbesuchten Wallfahrtskapelle.
So übertrugen 1386 die v. Kniestedt an diese 7 Hufen für eine Summe von
ÖO Mk. und mit der Bestimmung, daß der Pfarrer von E. an einem bestimmten
Tage des Jahres mit 15 anderen Priestern 16 Seelenmessen für die v. Kniestedt
zu halten hätte; und 1419 mußte eine Empore in die Kirche eingebaut werden,
damit die Wallfahrer mehr Raum _ hatten. Außer jener Seelmessenstiftimg besaß
die Kirche 1542 noch ein Holz, die Pfarre 5 Hufen und i Holz (im Wert von
100 Mk.), diese vielleicht mit den 5 Hufen, 2 Höfen und 2 Hölzern zusammen-
fallend, die 1476 als Bortfelder Lehen bezeichnet werden. Nichts aber beweist
deutlicher den Ruhm des Marienbildes, als daß der Bericht des ersten lutherischen
Superintendenten von Barum (13&S/72) noch zu klagen hat, es geschähe hier „bis-
weilen noch Abgötterei, dieweil im Papsttum daselbst groß Ablaß gewesen, die
Leute noch oft kommen und, was sie in ihren Nöten gelobt, darbringen, als Arme,
Beine, Hände, Füße, Kreuze, Kinder u. dergl. von Wachs aufhängen in die Ehre
unserer lieben Frauen, welche gar gnadig ist." Auch hieß ein Fußweg nach Salz-
gitter „Liebfrauen weg." Das Rittergut, über das bereits S. 316 gesprochen ist,
war Hildesheimer Lehen, umfaßte 1767 180 Mg. auf Engeröder, 32»/^ Mg. auf
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^ 1 8 AmtigeticliUbMlrk Silder.
Kniestedter Flur, dazu 2i'/( Mg. Wiesen, 76'/« Mg. Holz und wurde 1841/j
zerstückelt und an die Gemeinde verkauft. Ober den Goterbesitz ist noch nach-
zutragen, dafi Graf Konrad um 1080 der Hildesheimer Kirche u. a. 4 Hufen in
1274
Hufen Meinerßensches
n 1767 ringförmig mit Platz in der
L N die Kirche, im S der Gutshnf.
I Brinksitzerstellen. Einwohner-
Flach -Stöckheim und E. schenkte, und daß i
Lehen der Krebs(-v. Gustedt) waren,
Dorfanlage nach der Flurkarte Geitels w
Mitte und einem einzigen Eingang im W. In
AuBer dem Gute bestanden 1689 8, 1767
zahl 1790/5: 67, 1900: 13,-;.
Die vermutlich der Jungfrau Maria geweiht gewesene, durchweg gewölbte Kirche
{Abb. 143) ist im wesentlichen romanisch und ist der Bau, der vor 1236 von
Thietmar v. Oddingerode auf seinem Hofe für ein kleines Nonnenkloster errichtet
war. Er scheint, dem Äußeren nach zu ur-
teilen, aus Chor, Schiff und Turm zu bestehen,
setzt sich aber, wie aus Grundriß und Längs-
schnitt ersichtlich ist, aus einem quadratischen
Schiff (von nahezu 7x7™ im Lichten),
einem Chorquadrat (von 4.20 m L. und 4.75,
bezw. im O 4.4g m Br. im Lichten) imd ehc-
— mals einer Chorapsis zusammen, an deren
Stelle des Raummangels w^en später ein etwas
kürzeres, aber sicli gleichfalls nach O verjün-
gendes zweites Chorviereck trat. An das erste
Chorviereck ist im N noch die in Tonne ein-
gedeckte Sakristei angefügt worden. Im Grund-
riß unterscheidet sich also die Kirche in nichts
von der üblichen romanischen Dorfltapelle. Der
Unterschied zwischen beiden ergibt sich erst
aus dem Schnitt, der zunächst zeigt, daß der
Scheitel des Chorgewölbes um das bedeutende
Maß von fast 3 m hinter dem des Schiff^ewcilbes zurückbleibt, dann aber auch,
daß das Schiff und das erste Chorviereck noch mit einem Oberstock versehen ist,
der Über dem Schiff zugleich als Glockenstube dient und demgemäß mit einem
vierseitigen Pyramiden-Turmdacli versehen ist. Diese Abweichung von der üblichen
Regel erklärt sich aus dem Umstand, daß die Kirche mit der adligen Burg zu-
sammenhing, ist Übrigens auch erst durch spätere bauliche Veränderungen herbei-
geführt worden, — Die gratigen Kreuzgewölbe ruhen in allen drei Räumen der
Kirche auf Eckpfeilern, deren Kämpfer aus Platte und Schmiege bestehen, und
sind nur im Mittelquadrat rund-, sonst spitzbogig. Schiff und Chor trennt ein
schlichter Rundbogen. In der Nordwand des östlichen Chorvierecks alter Ausguß;
außerdem gibt die Invcntarisation von 1881 im S zwei vermauerte Rundlx^en-
fenster an, die auf die Entstehung dieses Teils in noch romanischer Zeit schließen
143- Engeiode.
Längiachnitt a. Gmodrill der Kirche.
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Engerode. ^ 1 «^
lassen würden. Daß dieses spater angebaut ist, ergibt sich aus der durchgehenden
Fuge im S. Das Schiff, das jetzt im W den EiDgang hat, besaS früher solchen
mit nmdem Schluß im N, doch sind auch schwache Spuren eines Eingangs im
S erkennbar. In der Nord- und Sadwand sind je zwei romanische Rundbogen-
tenater sichtbar, docli sitzt im S das östl. tiefet, als die übrigen. — Eine Frei-
treppe im N führt zunächst auf den Dachboden der Sakristei, von dem aus man
den etwas höher gel^enen Obcfstock des Cliorquadrats erreicht Der Eingang ist
nuidbogig und aus Quadern gebildet, hat aber eine viereckige Innennische und
konnte von innen, wo noch die Löcher für die Querbalken vorhanden sind, ver-
rammelt werden. Man erkennt neben dem Eingang, daß die Mauer des Ober-
geschosses, in die des Schiffs nicht einbindet — was bei dem Untergeschoß der
Fall ist — , daß also dieser Stock erst spater aufgeführt worden ist. In der Süd-
wand langer Schlitz, im N fast quadratische Nische. Die beiden Mauern schließen
im O mit Quadern, haben aber keine Zwisihenwand, so daß man von hier aus
ohne weiteres den Dachboden des ftstl. Chorvierecks betritt. Es scheint übrigens,
als wenn noch ein zweites Obergeschoß beabsichtigt gewesen ist; wenigstens sind
in beiden Mauern etwa 25 cm unterhalb der Dachbalken je drei Löcher angespart,
die inwendig mit Mörtel ausgestrichen sind, in der sich die Lehre abgedrückt hat.
Den Oberstock des Schiffs erreicht man von dem des Chois mitteis einer Treppe.
Der Zugang zu jenem, der indes gerade mit Balken geschlossen ist, ze%t dieselbe
Vorrichtung zum Verrammeln wie der untere. Im N wieder eine viereckige Nische,
im W modernes Schalloch, Daß auch dieses Gesctioß spater erbaut ist, erkennt
man daran, daß hier nur die Nord- und Südmauer nach W zu Einbindsteine be-
sitzt, wahrend die ganze Westmauer sonst glatt gehalten ist Offenbar* nahm man
diese Umbauten vor, als man die Kirche in die Umfassungsmauer und die Ge-
bäude der Burg einbezog, was erst in gotischer Zeit geschehen sein wird.
Der aufgemauerte Altar hat Platte und Kehle als Gesims. [Ein Schnitzaltar
ist erst im XIX. Jahrh. verkauft worden. — Das Marienbild, dessen S. 317
gedacht ist, wurde 1744 auf Befehl des Konsistoriums entfernt und dann durch
die v. Brabeck auf Schloß Söder überführt, ist aber jetzt verschollen.]
Ein Ölgemälde mit dem Bilde Mariens, das das Brabeck-Stolberger Wappen
zeigt imd nach Simm vielleicht ein Ersatz für die Marienstatue sein sollte, ist im
XIX. Jahrh. in die katholische Kirche in Söder gekommen.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, von 20 cm H. und sechsteiliger Form;
am Knauf gewellter St^ und statt der Üblichen flachen Buckel nur Umrisse.
Unter dem Fuß Früz von Heimburg i66S. Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor
CHP
68
Säule und 6S) und Meisterzeichen
[Im Visitationsbericht von 1542 werden als heilige Gerate der Kirche genannt
j Kelche, i Monstranz mit silberner Mondsichel, i vergoldete Kanne,
I Agnus dei mit silberner Kette.]
Zwei gotische Messingleuchter von 44 cm H., auf drei hockenden, scharf
ziselierten Löwen ruhend.
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320 AmUgMichUbedik Solder.
Aus K stammt auch eine im Pfairarchiv zu Gebhardshagen aufbewahrte alte
StoSklinge, mit kurzer, je in Kugelform endigender Querstange, Silbergeflec^t
am Griff und ßgürlichen Verzierungen, sowie verderbten Inschriften (die samtlich auf
ein Vorbild zurilckgehen, das vermutlich den Meistemamen enthielt) an der Klinge.
Ober- und Nieder- Freden s. bei Lichtenberg.
Gebhardsliagen.
Literatur. Lentz, Braunschw. Anzeigen 1746 St. 55. — Bege, Bu^en und
Familien des Herzogt. Braunschweig S. 107 ff. — Simm, Braunschw. Magazin
1899, 127.
Namensformen. Haghene (1354), lat. Indago (namentlich bei Personenbezeich-
nungen im XIII/XIV, Jahrb.), Geverdeshagen (1348} u. ä., nach dem Vomamoi,
der im Geschlecht der dort ansässigen v. Bortfeld auBerordenÜich häufig war.
Geschichtliches. Pfarrdorf (sicher schon seit dem XIII. Jahrb.), einst im Bann,
jetzt in der Inspektion Barum; ein Harrer Heinrich wird 1235/6 genannt Das
Patronat stand zuerst den Inhabern der Burg zu, also, wie wir annehmen dürfen,
den seit 1129 bezeugten Edlen v. Hagen, dann nach deren Aussterben (1280)
den V. Bortfeld. Wahrend nun die Burg erst, "*ie es scheint, 1280 bis etwa
1294 und dann nochmals zwischen 1354 und 1381 in den Besitz der Herzöge
zurückkehrte, von diesen pfandweise 1396 an die v. Gramm, 1405— 1430 an die
V. Salder, 1568 an die v. Steinberg, vor 1Ö46 an die Vitztum v. Eckstadt ausgetan
wurde und niu* in der Zwischenzeit herzog!. Lehen der v. Bortfeld war, die sich
im XIV. Jahrb. oft auch nur nach der Burg nannten, blieb das Kirchenpatronat
Überhaupt bei den v. Bortfeld bis zu deren Aussterben 1685 und kam dann ebenso,
wie das Rittergut Engerode, als hildeshcimsches Lehen an die v. Brabeck, bezw.
V. d, Busche. G^en 1800 wurde es aber nur je zweimal von den v. Brabeck
und je einmal, wegen Calbecht, vom Landesherm ausgeübt, seit 1804, d. h. seil
die genannte Familie des Patronatsrechtes für verlustig erklärt wurde, sogar allein
vom Landesherren. Vom Ende des XVI. bis ins XVII. Jahrh. war G. Filial von
Gustedt. Über die Burg ist norh zu bemerken, daß der Bischof von Hildesheim
1330 den V. Bortfeld 100 Mk. auf das Haus geliehen hat und im fo^ndem
Jahre dem Domstift 13 Mk. von diesem schuldig ist; femer hatte Herzog Friedrich
1395 gegen das alte Schloß, ein Besitz Herzog Ottos von Göttingen, ein neues
gebaut, dessen Lage nicht mehr nachweisbar ist, und das sofort wieder nieder-
gel^ werden mußte, und 1406 hatten die hildesheimschen Lehnsleute v. Gramm
und V. Bortfeld das Schloß den herzoglichen Lehnsleuten v. Salder abgenommen.
— Bezüglich des Güterbesitzes des Dorfes wissen wir nur, daß die v. Wall-
moden 1483 und 1531 I Meierhof mit ii Hufen als hildesheimsches Lehen be-
saßen und 1644 den halben Meierhof und halben Komzehnten verkauften, femer,
daß im XVIII. Jahrh. je i Ackerhof den v. Wallmoden und dem Blasiusstift in
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Engnodc — Gcbhmlihagen. 1 2 1
Biaunschweig gehörte. Damals hatten die v. Wallmoden den sog. GioBen Kom-
zehnten über 547 Mg. der ehemaligen Flur von Kirchheerte (s. S. 332); der Kleine
Zehnte über 100 Mg. war herzoglich, 865 Mg, waren zehntfrei.
Dorfanlage haufenfOimig, in der Mitte die Kirche, im S, auf ansteigendem
Gelände die Burg (jetzt Domäne); ein Thie war früher vortianden. Flurnamen:
im N „Wcddenfeld, -trift, -wiesen", Flur der Wüstung Weddem (3. dort), im NO
„Heerter Feld", Flur der Wüstung Kirchheerte {s. S. 333), und „Galgenberg".
Die „Landwehr" wird in der Dorfbeschreibung von 1753 als noidwestl. Grenze
vor der Fuse erwähnt Nach Hassel-B^e lag G. an der Mindenschen HeerstraBe.
Flurkarte vom Ing. Hauptmann Warmburg 1753. — Damals 3 Acker-, 4-I-32
KothAfe; vgl. auch Oehr, Ländliche Verhaltnisse in Braimschweig- Wolfenbüttel
(Hannover-Leipzig 1903) 22t Einwohnerzahl 1790/3: 600, 1900: 1162.
Die dem hl. Nikolaus geweihte Kirche hat 1862 — 1864 ein neues Querhaus
nebst Chor im romanischen Stil erhalten und geht nur z. T. im Turm und dem
anschließenden Schiffe auf ältere Zeit, und zwar nach der Angabe Merians auf
das Jahr 1621 zurück; damals ist „anstatt einer alten Capellen, S. Nicolaus ge-
nannt, eine gantz neue Kirche, sampt einem schönen hohen Thunn erbauet" Eine
Herstellung der Kirche hat sodann nach dem Corpus Bonorum 1667 stattgefunden.
Auch wurde der Turm 1791 vom Blitz getroffen und erst 1810 in geringerer
Höhe wieder aufgebaut Nach dem Stich bei Merian (Abb. 144) bestand jener
Bau, abgesehen von dem Turm, aus einem kurzen Schiff und einem polygonal
schließenden Chor. Die Westseite steigt zunächst in der ganzen Breite des Schiffs
auf, wird aber in der Höhe des Dachansatzes des Schiffs zum quadratischen Turm,
so daß sich zu beiden Seiten die den Dachstuhl des letzten verdeckenden Halb-
giebel (neu an Stelle eines Walms?) an ihn anlehnen. Der westliche Eingang und
die Rose darüber sind neu. Der quadratische Teil des Turms hat nach W zwei
nmdbogige Doppelfenster (mit Stichbogennische) über einander, dann die Uhr und
darüber jederseits ein gekuppeltes Rundbogenfenster mit entarteten Fischblasen
über den runden Teilungsfenstem. Die Ecken des Turms sind in regelmäßigen
Quadern au^^eführt. An Stelle des spitzen achtseitigen Zeltdaches ist jetzt eine
niedrige vierseitige Pyramide mit Laterne getreten. — Der alte Teil des
Schiffs hat nach W zwei, nach N und S je ein doppeltes Rundbogenfenster mit
gekehlter Kante, etwas weiter nach O noch die Spur eines größeren Fensters
dieser Art.
Grabsteine unten im Turm: i. des Statins Hagemann (s. S. 327), fürstl.
Braunschw.-Lüneb. Amtmanns der Stadt Schöppenstedt, geb. 1624, gest. 1666,
mit Wappen (Herz von zwei kreuzweis gestellten Pfeilen durchbohrt). — 2. der
Kinder der Familie BauermOller, um 1675- — 3. des Daniel Berner, mit
der Inschrift:
Su6 saxo tatet hoc Daniel Bemerus, ofympo
Ipiiui atUem ammam guaere viator, kave.
Ad. Mlatis LVU.
Bin- n. KDDitdfnkTn. d. Hcnogt. BnaDtcbv-cig. 111. >. 21
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>22 Amtigerichubciick Saldet.
Herr Daniel Bemer AManä (!?)
Ist hier begraben in Gottes Hattä.
Seine Seele schwebt am Jüngsten Tag,
Der Leib wird ohne alle Klag
Ganiz unverweslich au/erstehen
Und mit zum ewigen Leben gehn.
Tempore deletus morte est, quo Mortis abesse
Teutoniae horrisoni caepit in orbe furor,
anno Christi 164p.
Kelche. 1. aus vergoldetem Silber, von 19 cm H. und sechsteiliger, barocker
Fonn; am Knauf gewellter Sieg und flacher Buckel. Unter dem Fuß: H. Wilhelm
Heiwich Gerding Ambtraht, Catharina Rosina von Wietheim coniuget ex pio in
deum et ccclesiam affectu . Anno i6g8. Braunschw. Beschau (Löwe) und Meister-
zeichen GE verschlungen. Vgl. Taf. XXIII 5. 9. — 2. aus Silber und nur innen,
sowie am Rande vei^ldet, von 29 cm H. und runder Form, mit birnenförmigem
Knauf. Nach der In-
schrift auf der Patcne
von 1772. Wolfenbüttler
Beschau (Pferd vor Säule)
und MeisterzeichenIfÄ{?)
Ovale Oblaten-
schachtel aus Silber,
von demselben Meister,
wie Kelch Nr. i.
144. Gebh«tdsh«gen, Schloß nnd Kirche aich Merlan. ^^ Schloß, die
jetzige herzogl. Domaine
(Abb, 144 nach Merian, Grundrisse usw. 145 ff.), die auf ansteigendem Gelände
südlich der Kirche liegt, bildet ein ungefähres, der Länge nach von NW nach SO
sich erstreckendes Rechteck von 75X43 m Größe, mit Zugang im N und dem
etwa ebenso hoch liegenden Wirtschaftshof im S. Der Burggraben ist jetzt nur
noch im O und SO erhallen, bestand aber in seiner ganzen Ausdehnung bb in
die neueste Zeit; im NW und W wurde er durch das natürlich abfallende Ge-
lände ersetzt Der Nordflügel enthah drei Gebäude, von denen das im O der
alte Palas gewesen ist. Dieser besteht aus ungewölbtem Keller, Unter- und Ober-
stock, die jetzt sämtlich zur Unterstützung der etwa 10 m langen Balken eine
Ständerreihe besitzen. Bei der Umwandlung des Gebäudes in Scheune und Kern-
haus ist die Balkenlage des Obergeschosses etwa i m höher gel^ worden, so
daß die alten Fenster unter dessen Fußboden hinabreichen; doch scheinen in der
Südwand noch die Löcher für die ursprüngliche Balkenlage erhalten zu sein. In
derselben Wand erkennt man innen eine im stumpfen Winkel schließende Nische
{von etwa 1.25 m Kampferhöhe und 72 cm Breite), die unten in etwa '/j Höhe
nur 46 cm, oben jedoch 72 cm tief ist, rechts und links davon in 49 cm Ent-
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GebbatdihageD.
i^i
femung, aber tiefer hinabreichend Je eine kleinere viereckige Nische (von 56 cm H.,
45 cm Br. und 55 cm Tiefe). Dann folgen nach O zu zwei 1.55 m breite, aber
nur 27 cm tiefe Blendbogen von gleichem Schluß und gleicher Scheitelhöhe
(Kampferhöhe vom Fußboden
ab 2.55 m), wie die oben er-
wähnte größere Nische, und
innerhalb des zweiten eine
mit dieser Übereinstimmende
Nisdie; in diesen haben wir
Fenster der spatromanischen
Zeit zu erkennen. In der nörd-
lichen Außenmauer Ausgußstein
mit Rille und ausgekehlten
Ecken (s. Bd. II 8). Das Ober-
geschoß, das den Saal enthielt
und durch eine Freitreppe er-
reichbar gewesen sein muß,
besitzt noch jetzt in der nörd-
lichen Außenwand ein gut er-
haltenes Doppelfenster im Über-
gangstil {.\bb. 146) mit klee-
blattförmigen, spitzen Teiiungs-
bogen, einer Teilungssaule, die
ein Kelchkapital und kuchen-
förmigen Sockel zeigt, Quader-
einfassung und innerer Stichbogennische. Etwa i >/j m nach W zu ist noch der
linke Pfosten eines gleichartigen Fensters erhalten und in größerer Entfernung
nach O zu, etwa 40 cm weiter hinabreichend zwei Pfosten, die angeblich einem
Abtritt angehörten, wie solcher allerdings gern
unmittelbar am Saal angebracht wurde. In der
äußeren Südwand, ziemlich weit nach O Pfosten
und Bogenansatz eines großen Rundbogenfensters,
das eingerückte Teilungsbogen enthalten haben und
noch aus dem XII. Jahrh. stammen wird. — An '
den Palas schließt sich nach W, mit diesem in
gleicher Flucht liegend und auch in der First-
höhe übereinstimmend, ein zweites Gebäude
(Abb. 147/8), das nach dem Hofe zu nur zum Teil
im Unterstock massiv gehalten ist, sonst aber hier Fachwerk zeigt und zunächst
im hohen und unterkelterten, durch eine Freitreppe zugänglichen Unterstock Ver-
VL'altungsraume (vgl. den Grundriß Abb. 148 von 1776), dann die schräg ein-
schneidende nördliche Einfahrt und schließlich die Pförtnerwohnung enthält, während
21'
145. Gebhardshageo.
LtgeplnD der Borg luch der FluiluiCe s
1753-
14b. Gebhardibagei
Fenster dei Palai.
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324
Amt^erichtjbeiük Saldei.
der Oberstock in ganzer Ausdehnung für Wohnzwecke eingerichtet ist. Dieser, nach
dem Hofe zu in Fachwerk gehalten, kr^ meist vor, und zwar oberhalb des Tores
starker, als rechts davon. In der östl. Hälfte dieses Gebäudes werden die schlichten
Balkenk&pfe unter dem Oberstock und dem Dach durch profilierte Knaggen
(Vicrtelstab, langer Kamiea, Rundstab und gebrochene Schmieg) gestützt; die
FoUhölzer zeigen hier Leiste, zwei Kehlen und kleinen Kamies, der Schwdlbalkcn
ist schlicht Das Dach hat Auf schieb! inge, die unmittelbar auf den Balken ruhen.
Ein an der Freitreppe angebrachter Stein mit der Jahresiahl /Ö92 wird sich auf
147. Gebhatdshagea, Domäneahof.
den ganzen Fachwerkbau beziehen. In der Außenmauer niedrige Fenster von
neuerem Aussehen, je zwei in einer Innennische. — Die Einfahrt zeigt innen
und außen einen schlichten Rundbogen, besaß aber von jeher grade Balkendecke,
die freilich
tiefer saß.
14s. Gebfaatdahagen,
Noidflügel dei ScUoMes, GrandriB des Eidgeschossei.
Ein Holzgerüst mit Windevor-
richtung wird zum Aufziehen
der Fallbrücke gedient haben.
In der Westmauer des Tors
kleiner rundbogiger Eingang,
der zur Pförtuerwohnung
führt Außen rechts neben
dem Tor bis weit oben hm
kleiner Absatz in der Mauer.
Der Oberstock Ober dem Tor hat nur schlichte Streben, der über der massiven
Pförtnerwohnung gar keine Knaggen. In der Außenmauer dieser letzten wird
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Gebhardsb^cD.
32s
-^
I - l-l
unterhalb eines Entlastungsbogens ein großer Rundbogen sichtbar, dem innen eine
gleich große Nische entspricht und der vielleicht in Zusammenhang zu bringen ist
mit einem Vorbau, den der Meriansche Stich etwa an dieser Stelle zeigt. —
Das dritte Gebäude, das zum Nordflügel gehört und sich an die bisher bespro-
chenen im stumpfen Winkel anschließt, erscheint jetzt als eine mächtige Scheune,
birgt aber einen auch nach dem Hofe zu massiven Bau, der von Anfang an etwa
4 m in den Hof vorsprang und bei seiner Umwandlung in eine Scheune in seiner
ganzen Lange noch mit einer breiten, in Fachwerk ausgeführten Tenne versehen
wurde. Die Hofmauer des alten Baus zeigt im Erd- und Obergeschoß meist noch
erweiterte Offnungen mit Stichbogen, die aber vielleicht nur die Entlastungsbogen
waren. Angeblich befand sich
hier die Burgkapelle. Die Tenne
zeigt unter dem vorspringenden
Oberstock und dem Dach
Balkenköpfe mit abgesetzter
Rundung, schräge Windbretter
(hier wohl einst Füllhölzer) und
Knaggen, deren lange Kehle
durch einen quer gelegten
Wulst zwischen abgesetzten
Kehlen unierbrochen wird. Der
Steinbau ist zugleich mit der
Tenne unter ein mächtiges
Dach gebracht, dessen Wetter-
fahne die Jahreszahl i6y2,
gewiß auch die Erbauungszeit
der Tenne und des Daches,
tragt — Der Westflügel ist
nur durch drei große Stich-
(Entlastungs- ?) bt^en über dem
Erdboden bemerkenswert An
der SW-Ecke ein nach außen
r-^
H-H
149. G«bhardihagea,
Südäägel du SchloMci. Groadiisic v
'776.
runder, aber nur in geringer Höhe erhaltener Turm, — Vom SodflQgel fehlt
zunächst, der besseren Verbindung mit dem Wirlschaftshof wegen, die ganze westl.
Hälfte, dann folgt das Pachter -Wohnhaus, das in seinem alten wesfl. Teil dem
XVII. Jahrh. angehört. Im massiven Untergeschoß, das einst (s. den Grundriß
von 1776, Abb. 149) die große Küche und Waschküche, einen im Gebäude
selbst liegenden Wendelstein und drei für Wohnzwecke bestimmte Räume besaß,
haben sich noch paarweise Fenster mit Renaissanceprotilen und gemeinsamer
Stichbogennische erhalten; das aus Fachwerk bestehende Obergeschoß {s. wieder
Abb. 149) kragt vor. Die Balkenköpfe haben doppelt abgesetzte Rundung, die
Schwelle ist an der Unlerkanle mit spitz zulaufendem Rundstab, an der Vorder-
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326
AmtsgnJchttbedck Said«.
Seite mit einfachem Flechtband versehen. An die NW-Ecke des Hauses, von
ihr ein Stack fortnehmend, grenzte schräg der quadratische Bergfried an, wohl
der „Graue Tunn" A bei Merian {Abb. 144), der Zwiebelhaube mit Dacherker
150. GebhardsbiEen,
GiDadriB dei Hiniei Nr. SJ.
151. GebhardahiEen.
Daicbtchnitt dei Hau*« Ni. 55.
besaß. Die Lage des kleinen „Roten Turms" B läßt sich nicht genauer bestimmen.
— Der Ostflügel der Burg ist gänzlich erneuert worden.
Alte Hauser. I. Ein besonders stattliches, aber auch ganz nach städtischer
Art erbautes und für landwirtschaftlichen Betrieb nicht geeignetes Fachwerkhaus
ist Nr. 55 (Abb- i5off.i.
Es wird durch eine Quer-
wand in zwei etwa gleiche
Hälften zerlegt, die sich
wenigstens im Unterstock
auch durch da.s Riegel -
werk unterscheiden. Die
linke Hälfte enthält den
Eingang und die tief hinein-
reichende Dale, die an dei
linken Längs- und der
hinteren Schmalseite von
kleineren Stuben und Ge-
lassen umgeben ist: soweit
nicht die einst bis zum
Oberstock durchgehende
Dale in Betracht kommt,
ist diese ganze Hälfte des
151. GebhardshagoD. Hiui Nr. 55. Hauses mit dem üblichen
Zwischenstock versehen.
Die andere Hälfte enthalt nach vom hinaus über einem, in Tonne gewölbten
Keller die erhöhte große, mit vier Fenstern versehene Stube, die gleich bis zum
Oberstock reicht; doch liegen dann wieder die übrigen Räume dieser Hälfte:
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Gcbhudtliicen.
327
15:1. GebbaidabagcQ, Kamin ii
Hsoie Ni. SU.
hinten die KQche mit dem mächtigen Rauchfang, siuwie die beiden sich rechts
anschließenden hinteren Kammern für Speisen und Brennholz, zu ebener Erde,
so d&fi der Zwischenstock der linken Hälfte auch Ober sie hinwegläuft und nur
durch den bis oben dtu-chgehenden Rauch-
fai^ der Küche beeinträchtigt wird. Sie
werden von der groBen Stube aus mittels
kleiner Treppe erreicht. Die jetzt von der
Dale abgetrennte Treppe führt zunächst zur
groBen Stube des Erdgeschosses, dann zum
Zwischenstock, um den ursprünglich eine
offene Galerie herumgeführt haben mufi,
von hier schließlich zum Oberstock, der die-
selbe Einteilung wie das Untergeschoß zeigt,
jedoch die Dale bis zur Hinierwand durch-
führt. Unter der Treppe der Kellerhals und
ein Gelaß, das durch eine hübsch verzierte
Tür verschlossen wird. Auf der oberen Däle
ein Kamin mit profilierten Wangen, von Artno 1665 {Abb. 153)- Die Anbauten
auf der rechten Schmalseite sind neueren Ursprungs. Der Raumausdehniuig ent-
spricht auch das stattliche Äußere mit zehn Fachen. Unter dem Oberstock ge-
rundete Balkenköpfe, Knaggen, deren eigen-
artige Profilierung auch an den Seiten herum-
läuft, und Fallhölzer, die aus Kamies zwischen
kleinen Schmiegen bestehen. Der Schwell-
balken zeigt nur die auf vertieftem Grunde
erhabene Inschrift: Wer Goli vertraut usw.
Von besonderem Reiz sind die Bohlen-
füllungen an der Fensterbrüstung, von denen
die beiden mittleren die Namen der Erbauer;
Statiut Hageman und Anna Catarina Stirnen-
berges, deren Wappen (Herz von kreuzweis
gestellten Pfeilen durchbohrt, bezw. Stunden-
glas über Totenscliädel zwischen zwei B.luraen)
tmd das [ahr der Erbauung i66j, die i""i<"'l ~Ti L
154. Gebbnrdsbagen,
Übrigen dagegen durchweg verschiedene ba- EiDWlhei.eo des Haa»9 Nr. 55.
rocke Rankenverzierungen, z. T. mit figür-
lichem Beiwerk, in geschmackvoller Ausfühnmg zeigen. Eine aus Kamies tmd
kleinen Platten bestehende Leiste geht unter den Fenstern entlang. Die Knaggen
tmter dem Dach sind aus Schmiege, Kamies, Rimdstab und wieder Schmiege zu-
sammengesetzt und zeigen am Kamies je drei Langsriefeln, die z. T. mit Perlen
gefüllt sind, während die Siege dazwischen z. T. vertiefte Punkte zeigen. Über
der erneuerten Dälentürr Der £ingang und der Ausgang mein usw. — II. Bauern-
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i'»
AmtigeilehUbMiik Sald«T.
häuser langgestreckt und eist unter dem Dach mit Vorkragung; bei Nr. i von
t668 bestehen die Knaggen, die sich auch auf der Rflckseite befinden, aus Viertel-
l| Stab, langem Kamies, Rundstab und gebrochener Schmiege, bei
Nr. 1 7 (s. beistehende Wiedergabe) aus denselben Gliedern, die aber
unter sich etwa gleich groß sind imd durch Zwischenglieder ge-
trennt werden, bei Nr. 52 aus langer Kehle, die durch quet^el^e
Glieder: Kehle (oder kleinere Wülste) zwisclien zwei Walsten unter-
brochen wird; die Zwischenglieder sind gekerbt, die großen Wülste
schnurft^rmig geriefelt In den Hausinschriften nennen sich nach der Inventa-
risation von 1881 als Zimmermeister C. D. (1738), E. H. (1798), G. Hauer
(rSio), Joh. Wilh.
Krentel, H. L. D.
Frühgeschichtlich er
Burgwall {Abb.155)
im W des Ortes unter-
halb einer Erhöhung
des Hardenwegs im
Walde gelegen; der
etwas über 10 Mg.
fassende Wall hat zwei
nach NW konver-
gierende gradlinige
Längsseiten, dieimNW
und SO durch flache
Bogenlinien verbiuiden
sind, besitzt, die äußere
GrabenlinJe eingerech-
net, 258 ro größte
Lange und 198 m
größte Breite und be-
steht aus einem ein-
fachen Wall und vorgelegten Graben, von denen jener 82 cm über, dieser 67 cm
unter die ehemalige Getändelinie geht, jener am Fuß 10 — li, dieser von Rand
zu Rand 7 — 8 m mißt.
Hallendorf.
Literatur. Voges, Ztschr, d. Harzgeschiclits Vereins X (1877) 82, — Simm,
Braunschw. Magazin 1900, 175. 190.
Namensformen. Hetilgiidorp (IX. Jahrb.), Hcdekndorp (1022. 13 14. xibi).
Hethelendorpe (1296), Heldelendorpe (1306), Htdeldtndorpe (1406), d. h. Dorf
eines Hetilo.
155. Gebh«rdsh«gen,
Bnigwall, GrondriQ (1 : 3000) und QQerichtutt A — B (1
400].
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Gebbtidtbaeeo — HaUendorf . ^20
Geschichtliches. Noch 1544 Pfarrdorf im Bami Banim, 1568 von Blelcen-
stedt aus versehen, seit 1569, bezw. 1719 mit Engelnstedt mater combinata; doch
hat der Pfarrer zeitweilig (nach 1572 und bis 1719) in H. gewohnt; ein Pfarrer
Georg ist 1305 bezeugt Das Patronat gehörte der Gemeinde. Im IX. Jahrh. war
hier Kl. Fulda b^atert, spater das Michaeliskloster in Hildesheim, deäsen Be-
sitzungen 132 1 auf 6 zehntfreie Hufen nebst Hof und den ganzen Zehnten,
sowie auf 2 Litenhufen und 4 Wort, 1333 auf nur 4 Hufen nebst Hof und Dorf-
zehnten angegeben wird; 2 Hufen gehörten seit 1322 zur Seelmesse der Herzogin
Mathilde von Lüneburg, 2 Hufen gab das Kloster 1305 den v. Dorstadt, erwarb
aber 1302 i und 1309 2 Hufen, Der 170 Mg. umfassende MichaeUsklosterhof
"'ä'' ^753 in 2 Halbspaimerhöfe geteilt Das Hildesheimer Godehardistift besafi
1146 8 Hufen. Das Thomasstift in Braunschweig erwarb 1331/2 i, 1333 2, 1340
3, 1341 1 und 1352 4 Hufen, die letzten von den v. Herlingthorpe; 1753 be-
standen 2 Ackerhöfe des Stiftes von 117, bezw. iio Mg.; 4 Hufen (1753 auf
94^/4 Mg. ang^eben) kamen 1353 an S. Andreas in Braunschweig, den sog. Born-
garde, einen Hof, verkauften die v. Salder 1362 an Kl. Steterburg. 3 Hufen, i
Meier- und ein Kothof waren 1441 Gadenstedtsdies Lehen der v. Vechelde,
ebenfalls 3 Hufen hatten 1310 und 1315 die v. Helendorp, 4 Hufen 1314 als
Lehen die Elye in Braunschweig. Der Zehnte gehörte dem Michaeliskloster seit
seiner Gründung (1022).
Dorf anlage haufenfömug, die Kirche in der Mitte. Die Heeretrafien nach Braun-
schweig und nach Peine kreuzen sich nordöstlich vor dem Dorfe. Die Flurgrenze
im O wird durch die „Landwehr" gebildet, ein Anger im O heiBt die Gowiese.
Flurkarte von Boden 1753. — Damals 4 Ackerleute, 1 Halbspanner, 5 Voll- und
14 Kleinköter. Einwohnerzahl 1790/3: 311, 1900: 286.
[Die alte Kirche war massiv und gewölbt und wurde 1735 hergestellt]
Die jetzige Kirche ist ein rechteckiger Bau von 1801, mit Rundbogenfenstem
und regelmäßigen Quaderecken am Schiff, sowie am quadratischen Turm.
Altarplatte mit Reliquiengruft vor dem Eingang zum Tuim.
Glocke von 90 cm H., 97 cm Dm., 1790 von Joh. Heinr. Wicke in Braun-
schweig gegossen.
Gotische Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 17 cm H. und sechsteiliger
Form. Auf dem Fuß ist das Relief des Gekreuzigten (mit graviertem Kreuz und
Erdboden) aufgesetzt. Der Ständer zeigt unten Christus, oben ihesus in Minuskeln,
der Knauf an den Zapfen graviertes Maßwerk und ihesus (Minusk.) auf Schmelz-
grund, die Patene das übliche Weihekreuz. — 2. aus Silber und nur innen, sowie
am Rande vergoldet, von 16 cm H., rundem Fuß, der jedoch allmählich zum
sechsseitigen Schaft übergeht. Auf dem Fuß ist ein gut gearbeitetes Relief des
Gekreuzigten aufgesetzt, der Stander zeigt je ein übereck gestelltes Viereck, der
Knauf graviertes Maßwerk und frei aufgelegte vierblattrige Blumen an den Zapfen,
die Schale ist kugelförmig. Auf der Patene ein gut graviertes Weihekreuz.
Zwei Messingleuchter von 36 cm H., reich in Renaissance -Dockenform
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330 AnUgeiichtibeziik Silder.
profiliert, mit den Weihinschriften: Hans van Hern, Hinrck (!) stmt. Jürgen
Struven, bezw. Hans Greven de eider ^ Courit Gisemans heffen dussen huhter thffv
Hallendorf in de kerken geven isgi-
Altes Haus Nr. 8, von M. Hant Fuhrmanns Anne 1661, nach Erkeruder Art
(s. Bd. II 29 f.), mit vier voi^ezogenen Fachen an der Wohnung und einer Vor-
kragung erst unter dem Dach, die Knaggen an der Wohnung aus Viertebtab,
langem Kamies, Rundstab und gebrochener Schmiege bestehend, die am Wirt-
schaftsteil von doppelt geschwungener Form und frei abstehend.
Hausinschrift nach der Inventarisation von 1881: Der Anfang des Bauen
ist eine Lust, Und das Ende desselben ist ein Verdruß. 1732. In den Haus-
inschriften haben sich noch als Zimmermeister genannt H. C. Kr. (1777),
H. Hauer (1799).
Am Kreuzweg Engelnstedt- Salder, im NW vom Dorf drei Kreuzsteine, der
eine von 8o cm H., die beiden andern fast bis zu den Armen in der Erde
steckend. Diese Steine haben neben einem viertem früher, wie angegeben wird,
im SO und näher am Dorf, wo die Straße Braunschweig-IJchtenberg durchg^angen
sein soll, gestanden.
Heerte.
Literatur. Simm, BraunscJiw. Magazin 1899, 98. 128 fr.
Namensformen. Herethe (\2-]2), Herte (1226), Ostherete (im Gt^ensatz zu
Kl.-H, im W 1315), Groten H. (1412), mit der Ortsnamenendung -ithi.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Bamm, aber bereits 1542 von
Barum aus (vor 1651 durch einen Kaplan bei der Pfarre in Barum), um 1569
von Salder aus besorgt, seit etwa 1660 Filial von Lobmachtersen (s. dort). Um
1100 gehörten 2'/, Hufen dem Hildesheimer Dom, I141 7 Hufen in H. und
5 in altera H, d. h. KI.-H-, dem Blasiusstift in Northeim, das diesen Besitz 1220
ans Peterstift vor Goslar abtrat, um 1195 {und noch 1319) 2 Hufen dem
Cyriakusstift vor Braunschweig. 1272 kamen 8 '/j Hufen vom Alexandeistift
in Einbeck an das Blasiusstift in Braunschweig, das um 13 15 in Nord-H.
(wiederum Kl.-H.) 52, spater 62, in Ost-H. (d. h. unserem H.) 37, später 42 Tlr.
Rente bezog. Ein Hof mit 8 Hufen kam 141 2 an den Gertrudenkaland in Braun-
schweig, ein solcher mit 6 Hufen gehörte 1408 dem Kl, Wöltingerode. Als herzogl.
Lehen besaßen die v. Salder 1492 und bis 1802 1 Meierhof mit 4 Hufen,
der dann an die v. MOnchhausen kam, die v. Bortfeld 1507 2 Hufen, 1565
2 Meierhöfe, die v. Schwicheldt 1538 und 1553 I Hof mit 4 Hufen, der 1676
bis 1795 als Afterlehen der v. Damm erscheint. 3 Hufen waren um 1226 MeinerBen-
sches Lehen der v. Herte, die 1591 5 Hufen und 2 Höfe besauen. Der Komzehnte
auf der Großheerter Flur und der ganze Fleischzehnte gehörten 1753 dem Hildes-
heimer Domkapitel, der Komzehnte auf der Kleinheerter Flur vom Winterfeld da-
mals dem Vikarius Ginzetti in Hildesheim, vom Sommerfeld den v. Enckhausen.
Dorfanlage haufenfflrmig, die Kirche am Nordrand. Genannt werden der
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Halleodoif — Heeite. » 1 1
Große und der Kleine Thie, die sich wohl auf Gr.- und Kl.-H. verteilten. Im S vor
dem Strauchholze die noch auf Papena Karte als „Alte Schanze" bezeichnete
Artzburg, nach der ein Forstort Artzburgerhai noch jetzt genannt wird. Der
Wald Timmerlah im NO von H. wurde um 1845 gerodet. Flurkarte von Kuhlen-
schmidt 1750. — Damals 2 Ackerleute, 4 Halbspänner, 12 -|- 26 Kotsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 500, 1900: 481.
Die Kirche besteht aus Schiff und Turm, die beide rechteckige Grundform
haben. Über der TOr im S des hohen, mit Schrügsockel versehenen Turms; Dieses
der gemeinschaftlichen Verehrung des großen Gottes und Vaters der Menschen ge-
widmete Haus ist gebauet im Jahre MDCCLXXXV .\B. H. H. Pastor F. Teich-
mann 1795. j J. D. h.
Cleve Ae. — Cleve war
Opfermann — Altaristen
H. Vogel, H. Brandes.
In der Glockenstube
nach O und einst wohl
auch im W Je zwei, im
N und S je eine einfache
Schallöffnung , außen
spitz-, innen stichbogig;
im W jetzt an Stelle
einer der einfachen
Öffnui^en doppelte in
gemeinsamer Stich-
bogennische. Im N und
S des Turms Giebel mit
achtseitigem, plattem,
profiliertem Knopf; im
nördl. Giebel Nische
mit eingesetztem goti-
schen KleeblaHbogen ,56. Beerte. Untetteü dea Kelches.
und der gut gearbeiteten
Sandsteinfigur der Jungfrau Maria mit dem Kinde auf dem rechten Arme
(wohl I. Hälfte des XV. Jahrb.); ihr Haupt ist unbedeckt, die Stellung leicht ge-
schwungen, das Gewand gut gefaltet; die Mutter wendet ihr Gesicht halb dem
(kopflosen) Kinde zu, das ziemlich frei dasitzt und die Linke auf die Brust der
Mutter legt. Das Dachgesims des Turms besteht aus Platte und Schmiege.
Renaissance-Kelch (Abb. 156/7) aus vergoldetem Silber, von 22 cm H.,
runder Form und trefflicher Arbeit. Am Wulst des Fußes: Johannes Sanders Huius
ecclesiae pastor me fieri iussU. Georgen Lappe gibtt Gotte tum Ehren zu diesem
Kelcke 10. Daler. Hans Dropen und Heinrich Bode Olderleute tho Herte haben
mich bereten lassen anno IS94- Oben auf dem Fuß das Relief des Gekreuzigten
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332 AmUgerichUbeiJTk 5>lder.
und vier Medaillons mit den gegossenen Reliefs der vier Evangelisten von treff-
licher Erfindung und AusfOhning. Der Grund ist mit flachem Bandwerk in ge-
triebener Arbeit geschmückt. Der Ständer setzt gegen die oberen und unteren
Teile mit kleinem Profil ab. Der Knauf ist kuchenfärmig gehalten und oben vie
unten mit je sechs flachen Buckeln versehen, in deren Zwickel Engelsköpfe an-
gebracht sind. Die auffaltend plumpe Schale ist schwerlich ursprünglich. Braunschw.
Beschau (Löwe) und Meisterzeichen Ä" in runder Einfassung.
Zwei Messingleuchter von 30 cm H. und guter Barockprofilierung.
157. Heertc, FoB des Kelchei.
In den Hausinschriften haben sich als Zimmermeister genannt: C. D.
{1731), H. L. D. (1748), J. L. Ch. B. {1793), Joh. Christopel Hauer (1796), dann
auch die Amtszimmermeister Ch. Hauer {1829 — 1843) und Breymann (1849).
[Kirchheerte.]
[Namensformen. Kerkherete (1286 und noch 1531), Drecherete (1386);
s. auch bei Heerte S. 330. Hier befand sich 1386 (und noch 1391) eine mit
einem rtetor besetzte Petrikapeüe. Vor 1238 und noch 1383 besaß die Kirche
in Wedem 2 Höfe und 2 Hufen in K. Der Zehnte und 4 Hufen waren 1286
Schladensches Lehen der v. Wallmoden, die aber den Zehnten später als hildes-
heimsches, seit 1531 als herzngl. Lehen besaßen, K. lag sOdwestlich von Heerte,
aber auf der Flur von Gebhardshagen (s. S. 321) und war schon im Anfang des
XV. Jahrh. wüst. Die ehemaligen Kirchheertcr hatten aber noch 1581 Anteil am
Timmerlah, einem um 1845 gerodeten, zu Heerte gehörigen Wald im NW dieses
letzten Ortes. Vgl. Simm, Braunschw. Magazin 1899, 136 — 143 und Langer-
feldt. Ztsclir. d, Harzgeschich tsverdns XI (i8;8) (iq.]
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He«Re — [KiKbheerte] — [KI.-Hecite] — [Heiniea] — Hohenuad. 333
[KI.-Heerte.]
[Namensformen. Altera Herde (1141), Minor Herde (1331), LiUtgenheerte,
Nord'H. (im Gegensatz zu Kirch-H. im S 124S. 1315); s. auch bei Heerte S. 330.
Kl. Ringelheim verkaufte 1331 sein dortiges Kammereigut und entschädigte den
Konvent dafür mit 3'/, anderweitigen Hufen. Vor 1238 kaufte das Blasiusstift
das Dorf und war hier auch um 1315 begütert Kl.-H. lag westlich von H. nach
Salder zu, nördlich von Kirch-H. und wird daher auch Nord>H. genannt; es «-ar
bereits im Anfang des XV. Jahrh. wUst Seine Feldflur ist mit der von H. zu-
sammengelegt, doch spricht noch die Heerter Dorfbeschreibung von 1753 von Gr.-
und K1.-H. Vgl. Langerfeldt, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins XI (1878) 48.]
[Heinzen.]
[Namensformen. Hetdessem (1318), Heinsheim, Hetuen, Hein%en. Die Wüstung
lag hart an der Landwehr im sfldwestl., noch jetzt als Hensenfeld bezeichneten
Teil der Feldmark von Hohenassel, wohin die Bewohner gezogen waren; diese
nutzten noch bis 1850 den zur Wiese {der „Dodenwiese") umgewandelten alten
Gottesacker. Die Flur umfafite 1752 304 Mg. und bestand aus 2 Acker-, 2 Halb-
spänner- und 3 Kothöfen. Vgl. Langerfeldt, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins XV
(1882) 189, Günther, Ambergau 485, Simm, Braunschw. Magazin 1900, 79.]
Hohenassel.
Literatur. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X {1877) 71. — Günther,
Ambergau 491 f. — Simm, Braunschw. Magazin 1900, 79. 87.
Namensformen. Asle (1213), SudasU (1318), Honasle {1406), Hohenassel
{1437 usw.), s. auch S. 303 f.
Geschichtliches. Kirchdorf, eine Zeit lang von Hoheneggelsen aus besorgt,
dann FilJal von Burgdorf. Das Patronat, das sicher mit zur Erbschaft der Grafen
V. Assel zahlte, stand je zur Hälfte dem Bischof von Hildesheim und dem Herzog
(spater dem Stift Seh everlingen bürg, bezw. S. Blasii, s. S. 304) zu. 12 13 gehörten
4 Hufen dem Kloster Demeburg. Die Edlen v. Dorstadt hatten 1286 3 Hufen
an die v. Wallmoden ausgetan und dieser, zum Meierhof gehörige Besitz, der als
hildesheimsches Lehen der v. Dorstadt bezeichnet wird, kam 1437 von den
V. Cramm an das Blasiusstift (1752 von it8 Mg.). Als herzogl. Lehen hatten die
V. Dorstadt im Anfang des XIV. Jahrh. 10 -J- 3 Hufen (vielleicht dieselben, die
die Herzöge 1487 nebst 2 Meierhöfen an die v. Salder verpfändeten), die v. Bort-
teld 1507 2 -|-8 Hufen. Ein sattelfreier Hof mit 4 Hufen war seit dem Ende
des XVI. Jahrh. Besitz der v. Kniestedt (s. S. 306). Der Zehnte in Atle ist 1286
Woldenbe^ches Lehen der v. Wallmoden, kommt aber 1397 nebst anderm Gut
ans Kl. Wöltingerode , das ihn noch 1752 besitzt; der Zehnte vom Heinzenfelde
(s. oben) stand damals dem Rittergut Burgdorf zu.
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x^A Amt«£crichtibczijk Sildei.
Dorfanlage schlauchförmig, mit Eingang nur im O und radialer Stellung der
Höfe; auf dem Platz in der Mitte die Kirche, die Ackerhöfe im O, die Kothöfe
ira W. Rings um den Ort lauft ein Weg. Die Wüstung Heinzen {s. S. 333) im
SW der Flur. An der Westgrenze gegen das ehemalige Stift Hildesheim die Land-
wehr. Flurkarte von Schmidt 1754- — Damals 4 Acker- und 22 Kothöfe. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 266, igoor 31Q.
Die romanische Kapelle, deren Schutzpatron der hl. Jakobus d. Ä. gewesen sein
muS, besteht aus rechteckigem Schiff und halbrunder, jetzt der Wölbung ent-
behrender Apsis. In der inneren Südwand des Schiffs viereckige Nische, in der
Apsis kleines Spitzbogenfenster. Das in der Inventarisation von 1881 verzeichnete,
jedoch vermauerte Rundbogenportal jetzt durch Zementanstrich verdeckt Der
jetzige Eingang in W tragt die Inschrift: /*. A. S. Anno 1810 J. N. S. Das
Dachgesims der Apsis besteht aus Platte und Schmiege, das des Schiffs aits Platte
und Kehle zwischen kleinen Schmiegen. Außen an der Apsis die Jahreszahl i6Ss,
am nördlichen Dachgesims i'/ÖS. Die frühere Inventarisation gibt Fliesen aus
Ziegelsteinen an, die die gleichen Verzierungen,
wie solche in Burgdorf zeigen; eine mit /. H. D.
Ao i?3g, 39. April.
Gotischer Flügelaltar, gut geschnitzt und be-
malt, aber bei modemer Herstellung völlig über-
schmiert, der mittlere Teil je 1.19 m h. und br.,
die Flügel von halber Breite. In jenem die Krö-
nung Marias und zur Seite links der hl. Jakobus d. Ä.
mit Pilgerhut und Muschel, rechts der hl. Bischof
0.1.1 Hmogr"«™"""'?!!."» Nikolaus. Die beiden Flügel enthalten in je zwei
TOTTI Flügelaltar. Reihen die kleineren Figuren der übrigen elf
Apostel, sowie die der hl. Anna selbdritt mit
Maria und Christus (fehlt jetzt) auf den Armen (Abb. 158). Die Figuren waren
durch kleinere Streben mit Fialen getrennt, zwischen denen sich oben Kielbogen-
Maßwerk ausdehnte. Die Außenseiten ze^en nichts mehr von der ursprünglichen
Malerei. Jetzt im Vorrat des Herzog!. Museums.
Gekreuzigter (Abb. 159) in etwa halber Lebensgröße (1.04 m h.) in Eichen-
holz geschnitzt, gute, aber wegen des einstigen Kreidegrundes für die Bemalung
etwas harte Arbeit aus der Mitte des XIII. Jahrh. Die Arme sind wagerecht aus-
gestreckt, die Füße übereinander gelegt, der Körjier leicht geschwungen. Jetzt
gleichfalls im Herzogl. Museum.
Runder Taufstein aus Holz, ohne den erneuerten Sockel 88 cm h., im Dm.
der Schale 82 cm, am Schaft mit vier bemalten Engelsköpfen in Relief und der
Inschrift: Johann Heinrich Stilen Am Maria Neumans l66g; die große Schale
diente zur Aufnahme der folgenden Messingschüssel. Jetzt im Vaterlandischen
Museum zu Braunschweig.
Messingschüssel von 82 '/| cm Dm., 10 cm Randhöhe und 59cm Spiegel-Dm.
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Hohenissel — Lebeoatedt.
335
ursprünglich) wie es sdieint, ein Huldigungsgeschenk der Beckenschlagergilde in
Braunschweig für Herzog Julius 1 569, seit 1 669 aber als Taufbecken in die Kirche
zu Hohenassel gestiftet und erst 1847 im Tausch an die Herzogliche Silber-
kammer zu Braunschweig gegeben. Der Spi^el zeigt innerhalb eines Blattkranzes,
der von flatternden Bändern und unten von einem Ringe zusammengehalten wird,
in gravierter Arbeit das vierfeldige Herzogswappen mit Helmschmuck und in Antiqua-
buchstaben: Ftm . Gottes . G(naden) . Julius . Hersog . ctc . Brunsiv. v. Luneb.,
sowie die spätere Antiquainschrift: Johan . Heinrich . Seilen. — Anna . Maria .
Neumans , Anno l66g.
Auf dem breiten
Rande, unterhalb des
Wappens, Rollwerk-
kartusche mit Zirkel
und hackeartigem Ge-
rat, sowie Band mit
der Antiquainschrifl i
Wapen . der . Becken -
warren {statt -warpen,
wofür zuerst -waren
graviert war). Gilde .
in . der . Stadt .
Bnmswici., rechts da-
neben Anno . dni .
156g. Den übrigen
Raum des Randes
nehmen fünf Jagd-
szenen (Jagd auf Wild-
schwein, zweimal auf
Hirsch, auf Bär und
Hasen) ein, von denen
Nr. 2 und 5 sicher, ^^^ Hohenassel (jetzt Henogl. Maseum), Gekreoligter.
vermutlich aber auch
Nr. I. 3. 4 auf Stiche des Virgil Solis zurückgehen.
Zwei barocke Messingleuchter von 41 cm H., 1796 gestiftet.
In einer Hausinschrift von 1759 nennt sich als Zimmermeister K. F. H_
Leben stedt.
Quellen u. Literatur. Pastor Hch. Wilh. Bahlsen, Nachrichten der Kirche
zu L. {Folio-Hdschr. von 1716 im Pfarrarchiv). — Willmer, das Dorf L. {Braun-
schweig 1897). — Simm, Braunschw. Magazin 1899, 206.
Namensformen. Liven- (1129), Liben- (1151), Lieven- (um 1180), Leven-
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356 Amtigerichttbedrit Saldet.
(1274 und soDst) -ttide, -slad, •stede, maior L. (1335). Ein gleich namiger Ort bei
Göttingen.
Geschichtliches. Pfairdorf, früher im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Banun; ein Pfarrer Engelbert wird seit 1281 genannt Das Fatronat, früher ein
hildesheimsches Lehen, steht schon seit 137 1 den v. Gadenstedt zu, die es von
den V. Lebenstedt geerbt haben werden. 1051 gehören 15 Lathufen und der
Zehnte (wie es scheint Qber 16 Hufen und zwar solche in KI.-L.) dem Kl. Moritz-
berg, das 1151 auch den Novalzehnten besitzt, aber seine dortige vülieatio 1291
an die Brüder Gebhard und Friedrich v. Bortfeld auf Lebenszeit lux f> & jähr-
lich verpachtet und gleichzeitig den an diese Brüder vertehnten Zehnten ans KJ.
Riddagshausen gibt. Dieses letzte erwirbt 1291 auch den Zehnten Ober 57 Hufen,
bis dahin hildesheimsches Lehen der v. Woldenberg, gibt aber 15 Hufen, die es
seit 1234 allmählich erworben, dafür an das Domsiift und 1361 den Zehnten,
sowie 10 weitere Hufen, offenbar als Lehen, an die Gruben in Braunschweig;
dorn noch im XVIH. Jahrh. gehörten dem Kloster i Acker- und 2 Halbspaiuier-
höfe (zu 119, bezw. iii und iii Mg.) und der ganze Zehnte; vgl. auch Bd. II
125. 131 1 ist von einer Hütte auf dem Kirchhof die Rede, die für die bona reit-
giosttfum (d. h. des Klosters) bestimmt gewesen war, imd 1392 von einer Keme-
nate, bezw. Kothütte auf dem Bleedt des Klosters in der Westhalfte des Kirchhofs,
die dem damaligen Rarrer für seine Lebenszeit als Wohnung diente. Das Hoch-
stift Hildesheim hatte i Meierhof mit 4 Hufen 1531 an die v. Wallmoden ver-
lehnt, das Kloster Moritzberg gab 1428 2 Meterhöfe, i Kothöfe und 10 Hufen
an Wasmod'v. Cemme, der damit 1434 die von ihm gegründete Annenkapelle
an der Martinikirche in Braunschweig begabte, die 1492 durch die v. Paw-el noch
2 Meierhöfe, i Kothof imd 8 Hufen erhielt (1 Ackerhof von 117 Mg. gehörte
dieser noch 1753)- Das Moritzkloster gab femer 1304 i Hof mit 4 Hufen, die
an die Graten v. Woldenberg verliehen waren, an das Stift Gandersheim, das sie
1329 ans Kl. Riddagshausen weiter gab. Das Blasiusstift in Braunschweig erwarb
1395 von den v. Gadenstedt i Hof mit 4 Hufen {i753' i Ackerhof von 96 Mg,),
die 1428 und 1434 an Braunschweiger Bürger verlehnt waren, die dortige Magni-
kirche 1409 2 Meierhöfe mit 8 Hufen, die sie aber 1619 verkaufte. Das Goslarer
Domstift hatte um 1180 7V1 Hufen, qut dUuntttr aurei propter fertilitatem ipsorum,
wie es im Anfang des XIV, Jahrh. heißt, und die bona curia, tJ>i fiterat castrum
(1753 I Ackerhof mit 161 Mg,). Als herzogl. Lehen hatten 1392 die v. Gaden-
stedt 6, 1531 die V, Wallmoden 4 Hufen (diese einst hildesheimsches Lehen).
Die Edlen v, MeinerSen hatten 4 Hufen um 1226 an die v, Herlingsbeig, um
1274 an die Stapel ausgetan, die sie 1325 an die Kirchhofs gaben. Gleichfalls
.4 Hufen waren 1286 und bis 1306 Woldenbeigsches Lehen der v, Wallmoden,
I Meierhof mit 5 Hufen Gadenstedtsches Lehen der BrackeL — Ein Adels-
geschlecht v. L wird im XIIL/XIV. Jahrh, genannt.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche in der Mitte des Ortes. Auf der Stelle
des dem Domstift in Goslar gehörenden Hofes hatte, wie oben bemerkt, früher
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337
eine Bing gestanden. Im O der Kirdie der „Thie". Im N der Feldmark die
„Goewiese". Flurkarte von Kuhl^tschmidt 1750/3. — Damals 6 Adceiieute, 3
Halbspanner, 6-I-36 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 561, 1900; 572.
Die Kirche des hl. Andreas ist ein Neubau von 1S56. [Nach dem Corpus
Bonorum von 1750 soll vor Erbauung der damaligen Kirche eine Kapelle im S
bestanden haben, der Chor war später an die Kirche angesetzt Eine Umii£dar-
stellung der mittelalterlichen Kirche bei WilUner aaO. 36.]
Mäfiiges Kruzifix aus Holz, der KOiper 56 cm h., XVII/XVIII. Jahrii.
Ganz gutes, aber übermaltes Hflftbild eines Mannes — nach dem „Nachrichten-
buch" des Henning Kiener, nach Wülmer des Pastors Hans Francke -"— mit
Schnur- und kurzem Spitzbart, in schwarzem, spanischem Umwurf und gefalteter Hals-
krause, halb nach rechts gewendet, die Rechte (mit ausgestrecktem Zeigefmger)
in die HOfte gestemmt, in der Linken ein mit Spitzen besetztes Tuch.
[Ein Gemälde, das den hl. Andreas als Schutzpatron bezeichnete, wird im
Corpus Bonorum erwähnt]
[Beim Abbruch der alten Kirche 1856 fand man in der Grundmauer des früheren
Tau&teins Reliquien mit Peigamentsdmft in Bleikapsel.]
Kelch aus vergoldetem Silber, von runder Form und mit birnenförmigem BJiauf,
i herzförmiger Ein-
Zwei Messingleuchter von 40 cm H. und barocker Form, 1670 gestiftet
Zwei barocke Zinnleuchter, 1745 gestiftet, mit einwärts gebogenen Seiten am
Fuß. Hildesheimer Beschau und Meisterstempel .- ., nebst Vogel auf Stange,
abgeb. Tafel XXIII 55.
Alte Häuser. Mehrfach zeigen diese die Erkeröder Abart (s. Bd. II 29f.),
z. B. Nr. 12 und 50; bemerkenswert unter diesen ist Nr. 21 von 1713, dess«l
vorspringende Wohnung (nebst einem Teil der Däle) in bezug auf die Zahl der
Fache und auf das Ricgelwerk fast völlig mit Nr. 43 (von 1711) in Broistedt
(s. S. 301) Obereinstimmt, wahrend der zurücktretende Teil nur aus zwei Fachen
besteht, deren eines von der Dülentür eingenommen wird. — Nr. 41 stand wohl
einst mit fünf Fach vor; hier starke FuBbander und durchlaufendes Profil an
Balkenköpfen imd FüUhölzan des Oberstocks; erst unter dem Dach Knaggen,
wie in BOrssum (s, S. 28) Nr. 9, doch mit drei Rundstäben ohne Kehle. — Nr. 8
langgestrecktes Haus mit einfacher Rundung an den Balkenköpfen und doppelter
an den Füllhflkera; im Oberstock Riegelwerk ahnlich, wie Broistedt Nr. 43. Die
Knaggen unter dem Dach zeigen Viertelstab, langgestreckten Wulst als Hauptglied,
zwei Rundstabe, Kehle imd Schmiege oder statt des einen Wulstes zwei kleinere
zwischen Rundstäben; diese sind oben und unten gekerbt.
Hausinschriften (nach der Inventarisation von 1881):
Auf Gott ist gut SU trauen
Und gut auf ihn tu bauen.
i, Hmgl. Bmnuchwclg. III. 1. 22
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2^8 AmUfertcfatibedck Salder.
Dtr will uns wohl behiilen,
Wetm alle Unglück wüten. —
Wer wenig hat und dies mit Recht,
Kann Gottes Huld behalten.
Läßt fort den ffäehsten walten. '
Als Zimmermeister werden ebenda in den HausiDschriften aufgeführt: H.
Timpe {1774), J- C. Breymann (1804—1806), C. W. Breymann (1830),
M. S. (1736), C. H. H. (181 1), G. F. D., H. K. H., J. C. T.
[Kl.-Lebenstedt.]
[In K1.-L, besaß das Kloster Riddagshausen 1242 i Hufe, s. auch S. 336.
Die Feldmark des anscheinend früh wüst gewordenen Dorfs bildet den nördlichen
Teil der Flur von Salder; s. dort S. 366.]
Lesse.
Literatur. Voges, Ztschr. d. Harzgeschich ts\'ereitis X (1877) 92. — Simm,
Braunschw. Magazin 1900, 76.
Namensform stets Lesse.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lengede, jeUt in der Inspektion
Lichtenberg; ein Pfarrer Volkwin, der zugleich Kaplan des Michaelisklosters in
Hiidesheim war, ist 1301 bezeugt Das Patronat gehörte dem genannten Kloster
seit dessen Gründung (1022), und auch noch 1544, ist aber 1803 im Tausch
gegen das Patronat von Adenstedt herzoglich geworden. Außer dem Patronat be-
saB das Michaeliskloster 132 1 hier 9 Litenhufen nebst Hof und bezog auch 1333
vom dortigen Pfarrer jahrlich 10 B; aus dem der Kirche gehörigen Meierhof zu
Nienstedt (s. unten S. 354) entstand 1672 das Rittergut der v, Gramm. 2
Hufen, ehemab hildesheimsches Lehen der v. Berie, kamen 1188 ans Kloster
Riechenberg, 1 198 nebst dem Zehnten über 15 Hufen ans Kreuzstift in Hildesheim.
Das Braunschweiger Blasiusstift besaß um 1315 2 Hufen und en*'arb 1437 i Meier-
hof mit 5 Hufen, vordem hildesheimsches Lehen der v. Gramm. 9 Hufen nebst
mehreren Höfen und den halben Zehnten erwarb 1466 das Cyriakusstift vor
Braunschweig, i Hufe 11 79 vom Hochstift Hildesheim das Kl. Riddagshausen.
Als herzogliche Lehen besaßen die v. Doistadt nach 13 18 8 Hufen, die v. Salder
1492 je 4 Hufen und Höfe, die v. Bortfeld 1507 i Hufe, auch 2 Vorwerke.
2 Hufen waren 1475 Crammsches Lehen der v. Broitzem. Ein Zehnter, bis dahin
hildesheimsches Lehen, kam 11 28 für kurze Zeit ans Kl. Riechenbei;g, der halbe
Zehnte 1420 von den v. Gramm an das Gyriakusstift, aber 1542, wohl als Lehen,
wieder an jene zurück; s. auch oben.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche in der Mitte des Nordrandes; vor der
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Lebeutedt — [Kl.-Lebcnitedt] — Lmm. ^^g
Schule der „Thie". Das Dorf war noch um 1750 vom Graben und Knick ein-
gefafit Im NO der Lesser Feldmark die WOstui^ Nienstedt (s. dort); Ober die
„Falthöfe" s. S. 296. Flurkarte von Boden 1750. — Damals 4 Ackerleute, 11 Halb-
spänner, 7 + 80 Kotsassen. — Einwohnerzahl 1790/3: 1230, 190O: II26.
Die Kirche stammt, mit Ausnahme der Untergeschosse des rechtecldgen Turms,
aus dem Jahre 1797. Über dem Eingang: £6r. IV 2 und:
In dUiem GotUskause sucht nükt S<k&nheit noch Pratkt,
Nur das, was dich beruhigt und sicheres Wohl verschafft.
Zu Lebseiten des Pastors H. G. L. Baumgarten wurde dasselbe aufgeführt im
Jahre Christi lygj. Steinhauer- und Mauermeister Julius Schweinhage.
[In der früheren Kirche befand sich ein Erbbegräbnis der v. Gramm,]
Grabstein des Pastors Jordan David Wilhelm Kern (geb. in Lesse 1704).
Glocke von r.36 m Dm., 1720 von Christian Ludw. Meyer gegossen, mit
dem Retief des Gekreuzigten und der Inschrift:
Zur Andacht treib ich an, o Mensch es wohl bedenke
Und Gott dein ganzes Hers, Gemüt und Seele schenke.
Mein Schall dir dienen soll su einer Wachsamkeit
In deinem Christentum, so bist du stets bereit.
Lesepult mit eingelegten geometrischen Mustern, XVIII. Jahrh.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 16 cm H. imd sechsteiliger gotischer
Form. Senkrechter Teil des Fußes mit schrägem Gitterwerk, auf drei Blatter des
oberen FuBes verteilt die gut gravierten Darstellungen des Gekreuzigten, der
Maria und des leidenschafdich bewegten Johannes (mit Buch; die beiden letzten
mit stark gebauschten GewÄndem), im spätgotischen Stil aus dem Anfang des
XVI. Jahrh. Stander unten mit Maria, oben mit Jhsus (!) in Majuskeln graviert,
Knauf unten mit Blattern, oben mit spitzbogigem Maßwerk, gleichfalls graviert,
Zapfen mit ihesus (Minusk.) auf Schmelzgrund , Schale kegelförmig. Die Inschrift
unter dem Fuß: M. Autor Heuhdt 163J deutet auf eine wiederholte Stiftung des
Kelches hin. Die zugehörige Patene von 1 709 tragt WolfenbOttler Beschau {Pferd
vor Säule) und /. F. B. ■ — 2. von 23 cm H. und sechsteiliger barocker Form,
laut Inschrift 1691 zur Zeit des Pastors H. O. Hieronimi gestiftet. Der ausgeschrie-
bene Spruch I. Cor. X 16 auf den Fuß und die Patene verteilt. Braunschw. Be-
schau (Löwe) und Meisterzeichen GB verschlungen {s. Tafel XXIII g. 9.)
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, 12 cm breit, auf dem Deckel mit Schrag-
rippen, 1709 gestiftet und mit denselben Stempeln versehen, wie die oben ge-
nannte Patene.
Zwei barocke Messingleuchter von 41 cm H.
Klingebeutel von 1779, mit silbernem Beschlag, der Braunschw, Beschau, B und
das MeLsterzeichen AB trägt
Auch in L. zeigt ein Haus die Erkeröder Abart. (Bd. II 29 f.).
Hausinschrift (nach der Inventarisation von 1881) wie in Berel (s. S. 297),
dann:
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t^O AmtiSadclilibailA Saldet.
Darum so trau ick matum Gott,
So hat a mit mir keimt Not (1705. 1754.)
Als Zimmermeister werden in den Hatianschriften ebenda aufgdtthrt O. L.
Kreipcke {1803), Heinr. Christoph Hauer {1816), M. M. (1705. 1754), J. C. K.
(1783). J. L. K. (1789. 1797). J. L. (1803).
Lichtenberg (nebst Ober- und Nieder-Freden).
Literatur. Bege, Burgen 179^- — Schade, Vaterl. Archiv, bezw. Ztschr. d.
histor. Vereba f. Niedersachsen 1842, 323 ff.; 1852, 145 ff. — Voges, Ztschr. d.
Har^eschtchtsvereins X (1877) 92. — Derselbe, Geschichte der Burg Liditen-
berg (lichtenb. 1894). — - Simm, Braunschw. -Magazin 1899, 167; 1900, 69.
Namensformen. I. lÄckttn-, Leckten' oder Leietenkerg u. a., genannt wegen
der lichten Farbe des anstehenden und zum Bau verwendeten Kalksteins. —
II. Vrtde (1209), Vreden (1223), Fretken (1226), Frtdkene (1271), parvum Vreden
(1503), V. undir oder ante Lecktenkerge (nach 1318), Nederen V. (1394), Over
und Nedder Vreäen (14 10), V. in/eriar und superior. Eine Verwechselung mit
Gr.- imd Kl.-Fieden a/Ldne ist nicht immer ausgeschlossen.
I. Geschichte der Burg. Die Zeit ihrer Entstehung ist nicht bekannt; doch
mochte man vermuten, da£ sie von Anfang an dazu bestimmt war, Goslar zu be-
obachten, das Heinrich d. L. nadt kurzer Zeit des Besitzes (1152 — 11 69, bezw.
1167) durdi Friedrich Barbarossa wieder entrissen war, auf das er aber audi
spater sein Augenmerk gerichtet hat. Ende Juli 1 1 80 jedoch wurde die Burg,
wie Arnold von Lübeck erzahlt, den Weifen im ersten Anstunn vom Kaiser ge-
nommen und erst nach dem Frieden mit diesem zurückgegeben. Als jedodi
Kaiser Otto IV. von hier aus das hohenstauHsch gesinnte Go^ar arg bedrängte,
das fOr seinen Verkehr nach N auf die groBe Frankfurter Heerstrafie Ober Salz-
gitter—Baium angewiesen war, nahm der Woldenberger Graf Hermann v. Harz-
buig die Burg Lichtenberg mit kühnem Handstreich und vergalt nun den Braun-
schweigem gleiches mit gleichem, bis diese, der langen vergeblichen Belagerung
der Burg müde, unter dem Reichstnichseß Gunzelin v, Wolfenbüttel 1206 ihrer-
seits Goslar eroberten, und die Ermordung des Gegenkönigs Philipp von Schwaben
1208 den G^ensatz zwischen Staufera und Weifen eine Zeitlang aufhob und
auch den Lichtenberg diesen letzten wieder zubrachte, die nunmehr in dauerndem
Besitz der Burg blieben. Bei der bedeutungsvollen Erbteilung des Jahres 1267
fiel Lichtenberg auffälligerweise an die Lüneburger Linie des weifischen Hauses
und kam erst bei der neuen Teilung von 1388 an die Braunschweig-Wolfen-
büttler Linie. Als herzogliche Vögte werden genannt 1246 Gebhard v. Bortfeld,
1264 ein Albert, seit 1273 aber für lange Zeit Mitglieder der Familie v. Salder,
dann jedoch vor 1416 Rudolf v. Garssenbüttel, nachher Herwig v. Ütze. Später
erscheinen herzogliche Amtmänner, 1540 der Hauptmann Baitold Trachsdorf. Burg-
lehen aber besaßen, meist seit 1281 nachweisbar, die v. Salder (noch 1492),
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£.aM — lichlcnberc (oebtt Obet- a. Nied>T-Fred«ii), ^^ I
V. Walmoden (noch 1531), v. Cramm, v. Lutter, v. Bortfeld, v. Gadenstedt,
V. Doratadt (schon um 1235), und mit deren Zahl stimmt die Zahl der sog. Burg-
höfe aberein, die noch im XVIII. Jahrh. in Ober<Freden als solche bezeichnet
wurden, und zwar besaBen die v. Walmoden 1286 i Hof in L. und 5 dazu ge-
hörige Hufen in (Wester-) Linde, die v. Doistadt nach 131S und um 1369 dm
minre tom am Hause zu Lichtenberg und i Hof mit 1 1 Hufen in beiden Freden
als herzog). Lehen. — Die mächtige Stellung, die die v. Salder als bestandige
Inhaber der Vogtei und als Lehensleute der in weiter Feme wohnhaften LQne-
butger Herzöge sich gewannen, schien gefährdet, als Herzog Wilhelm die Burg vor
1337 an die Stadt Braunschweig verpfändete, die natürlich einen statischen Vogt
dorthin setzte; aber die v. Salder brachten die Pfandsunune von 2450 Mk. auf
und liehen sie dem Herzog, der nun ihnen dafOx 1365 zunächst auf 5 Jahre die
Burg mit dem Gericht verpfändete und ihnen im Falle eines Krieges von der
Burg aus Ersatz für das zu ihr gehörige Vorwerk und Bauwerk versprach, sie aber
andrerseits verpflichtete, 300 Mk. auf den Bau des Schlosses zu verwenden. Solche
Verpfandungen an die v. Salder wiederholten sich aber 1379 (für 6000 Mk. auf
5 Jahre) und 1390/99 (für 4000 Mk.) und stärkten die Macht dieses Geschlechtes
so sehr, daB es sich nicht scheute, die Meierhöfe braun seh weigischer Patrizier
oder deren Kaufmannszflge zu brandschatzen, und das Fehdebuch der Stadt
Braunschweig ist voll von Klagen über deren Raubzüge in den Jahren 1379 bis
1382. Andere Verpfandungen vorher und nachher waren ohne größere Bedeutung
für die Burg; auch ein Handstreich, den die Hildesheimer 1518 in der großen
Stiftsfehde gegen sie versuchten, veriief ohne Schaden. Dagegen hielt sie nicht stand,
als Graf Volrad v. Mansfeld im Oktober 1552 sie berannte und beschoß; sie
überdauerte den Angriff nur als Ruine, die sehr bald ihr Stein material zum Bau
eines Amthauses (Neu -Lichtenberg) im Dorfe Ober-Freden hergeben mußte. Nur
der Bergfried hatte sich noch bis ins XVIIL Jahrh. erhalten.
IL Sowohl Ober- als Unter-Freden waren Pfarrdörfer im Bann Lengede;
ein Pfarrer Arnold ist 1209 bezeugt, die „obere Pfarre" 1332, der Pfarrer zu
Nieder-F. 1357. Mit diesem war 1542/47 die Pfarre in Salder (s. dort) verbunden.
Das Patronat von Nieder-F. gehörte bis 1698 {Verkauf des Schlosses Salder an
den Herzog) den v. Salder, das von Ober-F. war herzoglich, und der Pfarrer war
noch im XVI. Jahrh. Kaplan auf der Burg. Die Oberpfarre ist aber in der 2. Hälfte
des XVIIL Jahrh. eingegangen und die Kirche in Unter- F. im Anfang des
XIX. Jahrh. niedergel^ worden. Jetzt bilden beide Orte unter dem Namen Lichten-
berg in kirchlicher Beziehung {vorübeigehend um 1579, dann dauernd seit etwa
1622), wie auch in weltlicher Beziehung (seit 1857) eine Gemeinde. Nach Simm
umfaßte Ober-F. nur die von der Buig abhangigen Leute, wahrend Nieder-F.
die eigentliche Bauemgemeinde war. — Begütert waren in Freden besonders die
Adel^esdilechter, die in Lichtenberg Burgmannen waren. Die v. Salder besaßen
in Unter-F. 1415 I Sattelhof, den sie nebst 9 Hufen und 5 KothOfen 1413 an
das KI. Stet^^urg verpfändet hatten, und der später an die Martinikirche in Braun-
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2^2 AiiU^eilchl*b«dik Snlder,
schweig gekommen sein mufi, und hatten 1461 — 1836 einen andern Sattelhof
nebst ö Hufen und i Kothof an die v. Pawel verlehnt, wahrend sie selbst 1492
seitens des Herzogs mit 3 Meierhöfen und 10 KothCfen belehnt waren. Die
V. Wallmoden hatten — auBer dem bereits oben erwähnten Burglehen — 1286 den
halben Zehnten in beiden DOrfem als hildesheimsches , sowie 2 Hufen in (KL-)
Freden und 9 Hufen in Nieder- Freden als Meinerßensches (After- und hildes-
heimsches Ober-) Lehen, und dieser Besitz, der 1410 auf i Bauhof, 3 Kothöfe
in Ober-, i Bauhof, 4 Kothöfe in Nieder-, 1531 auf 14 Höfe in Kl.-Freden
angegeben wird, war 1410 und 1415 im Pfandbesitz des Kl. Steterburg; 1531
waren weitere 8 Hufen in Gr.- und 5 Hufen in Kl.-Freden herzogl. Lehen der
V. Wallmoden. Über den. Besitz der v, Dorstadt s. S. 341. Außerdem besafien
die V. WolfenbQttel um 1226 2, um 1274 i Hufe als MeinerSensches Lehen,
die Edlen v. Dorstadt 1271 4 Hufen. Die zweite Hälfte des Zehnten erscheint
1286 als Schladensches Lehen der v. Wallmoden, dann aber um 1350 als solches
der V. Salder zu Gr.-Freden, die sie 1475 an die v. Broitzem weiter verlehnt
hatten. Im XVHL Jahrh. ist der Zehnte Eigentum des Kl. Steterburg, aber an
das Amt verpachtet. — In jener Zeit bestanden hier Gilden der Zimmerleute,
Leineweber und Schmiede, auch hielt man 2 Markte ab, von denen der eine
töl4 aus dem wflsten Nienstedt nach Lichtenberg verlegt worden war. — Eine
Adelsfamilie v. Freden (bei Lichtenberg?) ist 1254 — 1405 bezeugt
Dorfanlage der beiden Ortschaften, die nur durch das Amt, die jetzige DomOne,
getrennt werden und sich den Abhang des Dchtenberges hinab erstrecken, ist
haufenförmig; beide Kirchen li^en, bezw. lagen inmitten der Ortsdiaft. Der Thie
liegt nördlich von der Oberkirche. An der Westseite von Nieder-Freden die Be-
zeichnung „Hinterm Knicke"; 1410 wird eine Mark up atme rede [== Rodefeld)
und ein Baumgarten in Nieder-Freden erwähnt, dar de walle inm «. Die Post-
und Heerstraße geht nördlich von Lichtenberg in der Ebene in ost- westlicher
Richtung vorbei. Flivkarte von Kuhlenschmidt 1752. — Damate außer dem Amt:
in Ober-Freden i Acker- und 33 Kothöfe (von diesen werden 7 als Burghöfe
bezeichnet, die frei vom Fleischzehnten waren), in Nieder-Freden 2 Acker-, 29
Kothöfe, Zum Amt gehört das Vorwerk Altenhagen, das südlich des Burgberges
liegt. — Einwohnerzahl 1790/3: über 900, 1900: 1036.
Beschreibung. I. Der Burgberg bildet eine besondere, 241 m hohe Erhebung
am Nordrand des bewaldeten Höhenzuges, der sich an der SOdgrenze des Amtes
Salder entlang zieht; die Erhebung wird im SO, wo sie sattelförmig mit dem Kreuz-
beig zusammenhangt, durch zwei Schluchten abgeschlossen, fallt aber auch an den
andern Seiten steil ab, so daß sie für eine Bui^anlage wie geschaffen ersdieint.
Der Grat des ganzen Höhenzuges wurde, wie es scheint, von schroff aufragenden
weißen Kalksteinklippen gebildet, die nur so weit nicht zu Steinbrüchen geworden
sind, als sie zur Sicherung der Burg dienten, die von ihnen auch ihren Namen
erhalten hat. Zu unterscheiden sind die eigentliche Burg des XII. Jahrh. und die
Spatmittelalterliche Außenbcfestigimg (Abb, 160), die z. T. in wechselndem Ab-
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ir„^,oogle
344 AuUgcricklibedrk Saldn.
Stande (von 6 bis Aber 70 m) die Biu^ umschlieBt und die Gunst des Geländes
noch mehr als diese ausnutzt; aber beide haben eine unr^elmaBige, dem Gelände
entsprechende und von NW nach SO gelichtete Lanzettfoim von 86X47, bezw,
190X10Q m Größe. Beide sind 1893 durch drai damaligen R^. - Baumeister
Osten in Wolfenbüttel ausge^äben und vennessen worden. — Die e^;eDtlicfae
Buig ist rings von einer t.70 m starken Mauer umgeben, die abgesehen von
kurzen Stellen im N und SO in den unteren Schichten noch durchweg erhalten
ist, ja im NO, wo das Plateau schroff abfällt und eine Futtermauer nOt^ machte,
noch jetzt in den Verblendstdnen bis 3*/«, im Mauerkem sogar noch weitere 4 m
aufsteigt. Zur Sicherung dieser letzten Mauer scheinen von Anfang an zwei mach-
tige Strebepfeiler vorgesehen zu sein, die 3 m vorspringen und 3 bezw. 2 m breit
änd. Doch erforderte später der Schub noch eine niedrige, 0.75 m dicie Mauer-
verstärkung und zwei weitere Strebepfeiler (im Gnmdriß nicht ang^eben) von 3 m
Vorsprung und 4 bezw. 2 '/| m Breite. An den Teilen, wo sich der Buiggraben
(s. unten) lang zieht, liegt der Fuß der Mauer etwa 2 ^\\ m über der Graben-
sohle. Im SO ist das Burgtor nachgewiesen, das mit einem quadratischen Tuim
(außen von je ^^i ™) ^^' "* ^^'^ Graben vorspringt und außen neben der Ein-
fahrt noch eine nur 63 cm breite Pforte, innen die Schwellsteine erkermen läßt
Vom Tor bis zur NW-Ecke (wo die Ansätze allerdings verwischt sind), d. h. im
SW und W, wo der natüiiiche Abfall des Berges nicht ausreichte, zieht sich der
Burggraben mit aufgeworfenem AuBenwall hin, dessen Krone bis etwa 2^x 1°
Ober der jetzigen Grabensohle und bis j'/i "^ ^'^r ^^"^ äußeren Fuß liegt. —
Die Burgmauer diente, wie üblich, zugleich als Hintermauer der an sie angelehnten
Gebäude. Ein solches (von 1.45 m Mauerstärke), das durch eine Querwand ab-
geteilt ist, befand sich gleich westlich neben dem Tor. Beachtenswert ist aber
besonders im NO der Palas (Innenmauer 1.50 m), dessen noch erhaltenes Keller-
geschoß im Lichten 3 1 */i X 8 m mißt; es war durch eine gleichfalls erhaltene,
außerhalb des Gebäudes befindliche Treppe von dem höheren Burghof aus zu
erreichen und bot seinerseits den Zugang zu einem, vor der Burgmauer vor-
springenden, größtenteils erneuerten Turm (von 5'/iX6'/i m äußeren Maßes),
der in seinem unteren, etwa 8 m tiefen Teil wohl das Bui^erließ (von 3. 10
X 3-85 m Größe) enthielt und außen, etwa 3 m über dem Boden mittels Schräg-
profus (in Quadern) absetzt Südlich vom Palas der Jetzt wieder benutzte, 80 m
tiefe Buigbrunnen, der in den Felsen getrieben und oben kreisrund, aber unten,
sich hier verengend, in Form eines Quadrats mit abgerundeten Ecken aus-
gemauert ist. Noch weiter südlich erhebt sich auf dem höchsten Punkte des Burg-
hofs der außen aus dem regelmäßigen Sechseck konstruierte, innen runde Berg-
fried (Mauerstarke 2.60 m), der jetzt als Aussichtsturm neu wieder aufgeführt
worden ist. — Die Außenbefestigimg bestand wiederum aus einer Mauer, die abet
gleich den üblichen Stadtmauern in Abständen von 22 bis 29 m rücht weniger als
13 schalenförmige Türme besaß; diese waren besonder an den Ecken der Mauer
errichtet, fehlten aber namendich an je einer Stelle im W und O, wo die Mauer
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Lichtenberf (oebM Ober- a. Niederfreden).
345
in einem spitzen Winkel verlief. Im SW ist ein Tor mit «ineiA grCßeren halb-
runden Turm (an der Schildscile des Angreifers!) und mit einem kleinen Zwinger
nachgewiesen. Eine VeraOrkung dieser Ziogelmauer durch Graben und Außenwall
hielt man nur im S für nötig, -wahrend sonst der natOrliche Abfall des Geländes
au^ereicht haben muß. Eine Fortsetzung fand dieser WatI an beiden Enden durch
aufragende Kalkklippen. — Das Material ist, wenigstens bei dem gewöhnlichen
Mauerweric, woht durchgehends der anstehende Kalkstein.
Unter den architektonischen Einzelfunden der Ausgrabung sind zu nennen:
Frflhgotischcs Saulenkapntal mit je vier Knollen und Etnzelblattem , Fenstersturz
mit spitzen Kleeblattbogen und abgefaster Kante, gotische Profilsteine; außerdem
erwähnenswert grOngla-
sierte, spätgotische Ofen-
kacheln.
IL Die ursprünglich
nur für Ober-Freden be-
stimmte Kirche besteht
aus einheitlichem Schiff
mit gradem Schluß und
einem Turm aus Fach-
werk, der sich auf den
Schiffsmauem im W er-
hebt. In der Ostmauer ge-
teiltes Rundbogenfenster
mit kreisförmigem Maß-
werk Ober den Teilungs-
bogen {wohl XVI. Jahrh.).
Die Giebelecksteine zeigen
Kehle, darunter unmittel-
l6i. 1
bar anschließend Platte
mit Kehle. Oben genastes
Steinkreuz. Vor dem westl. .
Eingang (rundb(^;ig, aber spat) kleine Vorhalle aus Holz, die Knaggen (Viertelstab,
abgesetzte Kehle, langer Kamies mit scharf abgesetztem Viertelstab und nochmals
Viertelstab) weisen auf das XVII. Jahrh. Über dem Eingang Stein mit; anno doni
m" eccc" Ixvi (Minuskeln), bezw. anrur 1710. Aus dieser letzten Zeit stammen
wohl die jetzigen Fenster. Der Turm tragt ein gebogenes Zeltdach mit achtseitiger
Laterne. Die Kirche ist 1900 neu vermalt worden.
Barocker Grabstein des Pastors und Superintendenten Job. Ant. Achler-
mann von 1726 in der ösü. Auflenmauer. Oben geschweifter und gebrochener
Giebel mit brennender Urne in der Mitte und je einem gelagerten Knaben auf
den Schrägen. Ober der langen Inschrift (der zufolge A. 1676 als Sohn eines
stadtbraunschweigischen Sekretärs geboren, 1706 zum Pfarrer in Lobmachtersen,
lerg (jetit Heraogl. Museum),
t dem Leichnam Christi.
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346
AmtigcrtchtibeEirk Saldei.
17 15 zum Pfarrer und Superintendenten zu Lichtenberg ernannt wurde, Lucrezia
Hedwig Creuzberg heiratete und 1726 starb) Wappen mit Vogel.
Am barocken Hochaltar, der iQOO vorübergehend abgebrochen war, zwei
gute kniende Engelsfiguren und von einem spatgotbchen Scbnitzaltar zwei
Apostelfiguren.
Gruppe der Maria mit dem Leichnam Christi, in Lindenholz geschnitzt
und bemalt (Schleier und Halstuch der Maria weiß, Mantel rot), gute Arbeit ron
je 48 cm H. und (am Sockel) Br., aus der Zeit gegen 1500. Jetzt im Herzog!.
Museum (Abb. 161).
Glocken, i. von 83 cm H. und gi cm Dm. Am Kranz zwbchen einem
Streifen von Akanthusblattem und einem solchen von gebrochenem Bandwerk
(I. Hälfte des XVHL Jahrh.) die Inschrift:
^ Hilf Gott, daß ich mit meinem Schall nie keinen je erschrecke.
Hingegen die Gemeine stets zu deinem Dienst erwecke,
dann die Namen des Pastors Achtermann (s. S. 345), der Altatisten und Bauer-
2. 1806 von Joh. Heinr. Wicke in Braunschweig grossen. — 3. von
l6a. Lichtenberg,
GtnndiiB d«t Haiue* Ni. 97-
l6j. Licbtenbecg.
GnuidiU des Schlfeituosei.
70 cm H. und 72 cm Dm., 1704 von Christian Ludw. Meyer in Braunschweig
gegossen, mit dem Relief der Kreuzigung imd dem Namen des Superintendent«!
Joh. Andr. Kühne versehen. Diese Glocke hangt in dem in Fachwerk errichteten
Glockenturm von Unter- Freden.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 19 cm H. und sechsteiliger gotischer
Form. Auf den Fuß sind aufgesetzt: a) Hochrelief der kleinen Kreuzigung mit
Maria und Johannes, b) zu dessen Seiten silberne Schilde mit den Wappen der
V. Salder (herald, rechts) und v. Alten' (links), c) der Kreuz^^mg entsprechend
Hochrelief des inschriftlich bezeichneten stehenden hl. vüalis (Minuskeln) mit
Rüstung, Fahne und kleinem Schild, aber ohne Kopfbedeckung. Da die v. Salder
Patrone der Kirche von Unter-Freden waren, so wird der Kelch zu dieser ge-
hört und der hl. Vitalis deren Schutzpatron gewesen sein. Der Knauf ist mit
graviertem Maßwerk, die Zapfen mit graviertem ihesvs (Mmuskeln) vereehcn. —
2. von 19 cm H. und runder, reich profilierter Form, 1 7 1 8 gestiftet. Braunschw.
Beschau (Löwe) und Meisterzeichen GIB. Auch dieser Kelch gehörte zu Unter-
Freden, — 3. von 25 cm H. und runder barocker Form, 1707 gestiftet Wolfen-
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Licht«oberg {atbtt Ober- a Niederifeden) — Otteilinde. ^^j
battler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen Fyi>. Zu Ober-Freden
gehörig.
Gotische Messing]eucjiter von 34 cm H., je auf drei Tatzen ruhend.
[Die Kirche S. Vüalis in Nieder- Freden, die bereits 1769 so verfallen war,
daß nur noch in Ober-F. Gottesdienst gehalten wurde, ist 1S20 beseitigt worden.]
Alte Häuser. Nr. 97 von 1654 (Grundriß Abb. 162), mit seiner Hauptseite
von 7 Fach nach S gerichtet, aber an der straBenwärts gelegenen Ostseite von
6 Fach besonders reich verziert. Über Keller hohes Erdgeschoß, an dessen großer
Dale sich rechts die Stube mit Kammer dahinter, links eine zweite Kammer und
ein seitlicher Ausgang, hinten die Küche anschUeßen. Der Oberstock und die Dach-
schwelle sind voigekragt, die Balkenköpfe gerundet, die Knaggen, die in der Haupt-
sache aus einem Kamies bestehen, an den kleinen Gliedern oben und unten (je
Stab und kleine gebrochene. Schmiege) stark gekerbt, die Füllhölzer mit ziemlich
großen Konsolen versehen, die Schwelle an den Kanten mit L^ngs- und Rund-
perlen, an der Vorderseite mit sich kreuzenden Bändern versehen, die Fußbander
breit gestaltet. An der Schmalseite Stichbalken und Giebel, der in der Höhe der
Sfidlichen Dachschwelle nochmals vorkragt; hier an der Schwelle Ps. 127, 1 und
Aatto 1654. Im W schUeßt sich ein Stall an. — Nr. 100 aus dem XVII. Jahrb.,
nach N gerichtet und aus 6 sehr langen Fachen bestehend; nur die Dachschwelle
ist vorgekragt und auf Konsolen gelegt, deren kamiesföimiges Hauptglied vom
mit mannigfachen vertieften Verzierungen versehen und am oberen Viertelstab
kanneliert ist Balkenköpfe mit unterer Rundung, die mittels scharfen Steges ab-
setzt — Nr. 11 aus gleicher Zeit und mit ähnlichen Knaggen; die sonst schlichte
Schwelle an der Unterkante mit unterbrochener Perlenschnur; der Unterstock neu.
— Schäferhaus auf der Domäne (Abb. 163) auf hoher Grundmauer, die Stube
rechts rnit 3 breiten Fach nach Erkeröder Art vorstehend, dahinter die Küche,
links die breite Däle, die hinten rechts, wo der Eingang zur Kammer ist, einen
kleinen fletartigen, durch Unterzugbalken abgeschlossenen Ausbau zeigt; hinter
der Däle eine zweite Stube, links bis zur Hinterwand durchgehend der Stall. Erst
die Dachschwelle ist vorgekragt und wieder, gleich -dem erwähnten Unterzugbalken
der Däle, mit den Knaggen der Häuser Nr. 100 und 11 versehen, die sämdich
von demselben Meister herrühren. Der Wirtschaftsteil mit überhängendem Dach,
das von frei abstehenden Knaggen in Doppelkamiesform gestützt wird.
Osterlinde.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 97.
Namensformen. Linnethe (1022. 1187), Limüthe {mxü 1226), Zinneäe (1241},
zum Unterschied von Westerlinde (s. S. 350) ma/or Lindeähe (1216. um 1274),
Osterlinde (1423. 1480). Die gleichnamigen Orte sind nicht immer leicht zu
scheiden; s. auch S. 64.
Geschichtliches. Füial von Westerlinde; bis 1879 wurde in O. nur jeden
»Google
34$ AmtteerichnbcilTk Sitdei.
dritten Sonntag und zweiten Feiertag gepredigt, aber z. T. zu^eich fOr Wcster-
linde mit Das Kl. Moritzbeig besaS um 1051 i Hof mit 15 Lathufen, da^ Ki.
Steterburg 1197 9 Hufen und 14 Hausstellen, das Kl. Wöltingerode um 121Ö 2
Hufen. Die v. Wallmoden hatten bis 1241 9 Hufen, die sie damals resignierten, als
gandersheimsches, 1286 als Zubehfir zu l Hofe in Lichtenberg 5 Hufen als
hildesheimsches Lehen, und dieser Besitz, der mit 2 Meier- und 3 Kothöfen ver-
bunden war, erscheint auch 1531. Herzog Otto von LOnebuig verpfändete 1316
7 Hufen an die v. Bervelde. 1503 — 1680 erscheinen 5 Hufen, i Mderhof und
5 KothOfe als Bortfeldsches Lehen erst der Pawels und Brackeis, daim der Pawels
allein, schließlich der v. Brabeck. Die Edlen v. Meinerßen hatten um 1226 6
-|- 2 Hufen an die v. Linde, um 1274 3 Hufen an diese, 4 Hufen u. 3 Höfe an
die V. Watzum, 9 Hufen und den
Zehnten an die v. d. Asseburg,
2 an die v. Salder ausgetan.
Dieses letzte, spater (noch 1741)
herzogt. Lehen war 1531 als After-
lehen an die v. Lesse weiter-
gegeben. Die V. Linde hatten
1423 4 Hufen an Hildesheimer
Bürger ausgetan. — Der Zehnte
erscheint 1344 und noch 1554
als herzogl. Lehen der v. Salder,
die aber '/« desselben 1475 für
400 rh. fl. — offenbar auf Wieder-
kauf — an das Kl. Steterburg
verkauften. Um 1750 gehörte er
zu '/^ der Kammer, zu '/a den
164. Osterlinde (jetit Heraogl. Museum).
Apostelfiguren vom FlügeUlut. Dorfanlage haufenförmig, die
* Kirche inmitten des Ortes. Im
O der Flurname „Die liebe Frauen -Wiese". Die Lichtenberger Heerstraße ging
nördlich am Dorfe vorbei; eine diese kreuzende Straße hieß „Das Beek". Flur-
karte von Schmidt 1751. — Damals 5 Acker-, 3-4-14 Kothöfc. Einwohner-
zahl 1790/3: z88, 1900: 379.
Die rechteckige Kirche S. Georgii greift über den gleichfalls rechteckigen Turm
Ober, zeigt aber keine Spuren höheren Alters. Der Turm ist an den Schmalseiten
im N und S mit aufgemauerten Giebeln versehen, die Kreuze tragen; dazwischen
achtseitiger Dachreiter. Die Schailöcher sind neu. An der Südseite des Turms Eck-
stein mit m cccccta (Minuskeln).
Holzfigur des Gekreuzigten von 58 cm H. und ganz guter Barockarbeit
Spätgotischer Flügelaltar. Der Mittelteil {Tafel XIX) von 1.36 m Br. und
1.14 m H., mit Mariens Krönung und zwei Heiligen. Christus und Maria, beide
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OiteiUode. ^^o
mit hoher Krone, sitzen, sich halb einander zuwendend, auf einer Bank, Christus
mit der Rechten segnend, die Linke an der Weltkugel im Schoß, Maria die Hände
faltend; am Sockel dieser Figuren die Minuskelinschrift: Ma'ia maier gce (s= grade)
m[tr m]ü ('= mater miserUordk) tu nos ab hoste pro*' (^ protege). Links der
hL Georg auf dem Drachen stehend, dem er mit der Lanze in den Rachen stöSt,
rechts ein hl. Bischof, mit s^nender Rechten. FOr den ganzen Mittelteil dient
ein Sodiel mit feinem, rot hinterklebtem MaAwerk.
In den gleich hohen, aber halb so breiten Flageln
(Abb. 164) in 2 Reihen je 6 Apostel, mit fast
diirchw^ ergänzten Beigaben, meist in der andern
Hand das Gebetbuch, Jacob us mit Pilgerhut, Johannes
den Kelch segnend. Sämtliche Figuren des Altars
tragen rotbraune Unterkleider mit dimklem Muster
und goldene Mäntel mit blauem Futter. Die Ge-
sichter zeichnen sich durch hagere Wangen, lange
schmale Nasen und sentimentalen Ausdruck aus,
Eigenschaften, wie sie die offenbar von demselben
Meister herrührenden Figuren an den Knaggen des
Hauses Petersilienstr. t (von 14S9) in Braunschweig zeigen. Die Figuren des Altars
sind sämtlich durch Stäbe getrennt, die oben in Fialen auslaufen und das kielbogige,
wieder rot hinterklebte Maßwerk einschließen. Jetzt im Herzogl. Museum.
Messinglcuchter von 26 cm H., mit gotisierender Barockprofilierung.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 21 cm H. und runder Form, am Knauf
mit flachen Buckeln und gewelltem Steg, am Fuß mit der aufgesetzten Figur des
Gekreuzigten. Mit Braunschw. Beschau (Löwe), A
und der Meisterbezeichnung AS (s. Bd. II 300),
laut Inschrift 1698 durch den Pastor Gloxin ge-
stiftet
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 8 cm
Dm., gleichfalb mit der Figur des Gekreuzigten
(innerhalb einer aus Graswerk gebildeten Einfassung)
und mit derselben Bezeichnung.
Alte Häuser. Nr. 14 nach Erkeröder Art
(s. Bd. II 29 f.), aber schlicht — Nr. 24 hübsches
Haus nach Thüringer Art von zwölf Spann, aus dem
Jahre 1730 (Abb. 165). Rechts über dem Keller
in Breite von fOnf Sf)ann die große dreifenstrige Stube mit Küche dahinter, dann
die bis hmten durchgehende Wohnungsdäle von zwei Spann mit dem Ein- r^r
gang. Unmittelbar links daneben zweiter Eingang, der wohl von Anfang an, )f\
wie noch jetzt, in den Stall führte. Die beiden äußersten Fach im Unter-, j^i
sowie die mittelsten im Obergeschoß zeigen dasselbe Riegelwerk, das S. 65 *\f
redits abgebildet ist, die beiden äußersten im Obergeschoß das nebenstehende.
Holzaichitektnt.
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j^O Ant^erichttbeziik Saldei.
Unter diesem durchlaufendes Profil und die erhabene Schwellinschrift: Ich kniet
vor Dir in Demut nieder usw. und Meister Hans Heinr. Bercking. Starke FuB-
bander. Ober der TOr links Name des Besitzers und Jahr des Baus, über dem
andern: Der ^ngang und der Ausgang dein usw. — Dazu gehörig Scheune
von 1728, an der Längsseite entlang mit Durchfahrt und an beiden Schmalseiten
mit Vorschur, die je von einem freistehenden Ständer getragen wird; die Kna^;en
reich profiliert (Abb. 166), Laut Inschrift von M(eister) M. Meyer erbaut.
Westerlinde.
Literatur, Simm, Braunschw. Magazin 1900, 97 ff.
Namensformen. Parvum Lindeden (1275), Westerlinde (1480), L. vor der
langen Brücke (1487), Kerklinde (1479), sonst s. bei Osterlinde 347.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Lichtenbeig; ein Pfarrer Johannes Tanteleve ist 1433 bezeugt Das Patronat stajid
früher dem Archidiakon in Lengede zu, seit Anfang des XVI. Jahrb.' aber dem
Herzog. Zur ersten Ausstattung des Hildesheimer Michaelisklosters gehörten auch
Güter in W. Konrad v. Linnethe besaß hier 5 Hufen als Allod, die er 1 1 87 dem
Hildesheimer Hochstift zu Lehen auftrug; 3 Hufen, die Hildesheimer Lehen der
V, Hagen waren, kamen 1273 ans Kl. Dorstadt und 4 Hufen der Grafen v. Wolden-
berg 1296 an Hildesheim, i Meierhof mit 6 Hufen war 1479 und noch 1518
an die v. Salder verpfändet Der Zehnte gehörte um 1750 dem Bo^ermeister
Lappen in Bodenwerder. — Das Adelsgeschlecht v. L. (s. oben) starb 1553 aus.
Dorfanlage haufenförmig; die Kirche am Ostrand. Ein Thie war früher vor-
handen. Der „Gemeine Knick" lauft vom Dorfe aus in sfldlidier Richtung auf
den Wald zu. Flurkarte von Schmidt 1750/1. — Damals 4 Acker- und 12 Kot-
höfe. Einwohnerzahl 1790/3: 200, 1900: 185.
Kirche Neubau von 1874.
Holzständer für Taufbecken, dreiseitig, reich profiliert und mit barockem
Blattwerk aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh. verziert; an den einwärts ge-
b<^enen Fußwänden je ein Engelskopf.
Kelch aus vei^oldetem Silber, von 21 cm H. und runder Form; auf den Fuß
Relief des Gekreuzigten aufgesetzt, am Knauf gewellter Ste^ und flache Buckel.
Braunschw. Beschau (Löwe), A und Meisterbezeichnung AS (s. Bd. II 300). Zur
Zeit des Pastors Heinr. Georg Gloxin 1700 gefertigt.
Runde Oblatenschachtel aus vergoldetem Silber, mit gleichem Kruzifix und
gleicher Bezeichnung wie der Kelch.
Barocke Messingleuchter.
Alte Häuser nach Erkeröder Art (s. Bd. II 29 f.): Nr. 8 von 1661 (Abb. i67f.).
Die Stube mit \ier Fach (davon zwei mit Fenster) und die Dale mit drei breiten
Fach stehen vor, dann tritt links das Haus im Wirtschaftsteil zurück, doch ist im
Jahre 1710 der Oberstock in gleiche Flucht mit der Wohnung gebracht worden.
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Oiterlinde — WeitcrUnde.
351
SO dafl ein kleiner offener Vorraum entsteht. Von der Dale ist jetzt noch ein StQck
für den Pferdestall al^trennt und dieser ganze Teil des Hauses geändert, die
Wohnräume sind aber im wesentlichen erhalten. Die für Wohnzwecke nicht mehr
benutzte Stube hat die alte einfache Holztäfelung mit eingesetzten Platten, sowie
die alte Bank in der rechten Vorderecke noch erhalten. Dahinter liegen Küche
und kleine Stube. Unter der großen Stube Keller. Die Däle hat einen Unterzugs-
balken mit Knaggen (langer Kamies je von Rundstab und gebrochener Schmiege
167, W«steTl!Dd<
eingefaBt; ein Rundstab schräg geriefelt, die andern Glieder gekerbt). Das Erd-
geschoß wie der niedrige Oberstock haben starke Fußbänder; am Oberstock und
unter dem Dach Knaggen der obigen Art. Die Füllhölzer unten mit Konsolen
versehen, oben nur stark geschrägt, der Schwellbalken
an Ober- und Unterkante mit gedrehter Schnur und
Perlen, dazwischen mit sich kreuzendem Stab ver-
ziert, links mit der Inschrift: Curl Mummen . Anne
Meyers Anno 1661. M(eister) HNA. — Nr. 20 von
1671; Wohnung tritt mit fünf Fach vor, Däle und
Tür li^en gleich dem Wirtschaftsteil bereits zurück.
— Nr. I von 1 702 mit sechs vortretenden Fach und
der Meisterbezeichnung M. H. B. K. — Nr. 9 (von ,gg Wesietiinde
1712 {?); die Jahreszahl stand über der Haustür). Der Gnndrill d«i Haatei Nr. 8.
Wohnteil tritt im Unterstock mit vier Fach vor; Däle
mit der Tür (zusammen zwei Fach) liegen wieder zurück. Daß der Oberstock in
einer Flucht durchlauft, also z. T. weit vorkragt, mag wieder auf späterer Ände-
c.=r»=n« , P
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2^2 AntisnlchtibciiTk Saldei.
ruDg beruhen. Die erhaltene Knagge ist ähnlich profiliert, wie die von Nr. 8,
aber an der Vorderseite noch rdcher mit Riefeb, Keii>en und andern Zierfonneii
übersät
Hausinschriften, in der Inveotarisation von i88r verzeichnet: tVir haben
den Bau vollführt mit Zwang und Last, mit Müh und viel Beschwerden im Jahr
und Mimat, wo ein Krieg uns obendrein, ein mSrdrisch Feind und ein Tyrann
unsem Friedrich Wilhelm, den Heldenßlrsten, nebst unsem Kindern uns geraubt.
Wester- und Osterlinde, den i6. Juni iStS- 2>ie Ortsvorsteher Lahr und Wolters.
Mstr. H. H. (wohl von der Schule). — • An dem jetzigen Wohnhause Nr. 8 :
ühi pax adest suecessus et ubi sueeessus adest dominus et ubi deus adest ibi nan
imminel perieulum. Obtrectatores invidere, oscret irasei permittendum, quod deus
faeit hominibus omittendum est. C. H. Lahr, C. Singenstreu. Meister Hauer
MDCCCXXV.
Lo b m ach tersen .
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1899, 207.
Namensformen. Lochmathtersen (1254. 1316), LocmaeKtersitm (1315), Loh-
machterssem (1318), Lomaetertum (1509), Lopmathterse» (1565), Macktersum apud
Barum (tun 1360), wohl zu loh («nWald); s. auch bei Bruchmachtersen S. 301.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann, jetzt in der Inspektion Barum;
ein Thiderieus saeerdes ist 1251 bezeugt Das Patronat gehörte um 13 iS als
herzogl. Lehen den Edlen v. Dorstadt, seit deren Aussterben (um 1460) und noch
1548 dem Laudesherm, steht aber seit 1555 der Gemeinde zu. Filial von I_
war erst Beinum, dann bis zur Herau^abe des Hildesheimer „GroBen Stiftes"
(1644, bczw. 1658) FlachstOckheim, von da ab Heerte. Die MaikgräHn Gertrud
d. Ä. (t 1077) hatte vermutlich zur Feier ihrer Seelenmesse Gflter an das Blasius-
stift in Braunschweig g^eben. 1254 gab der Edle Bernhard v. H^^en 2 Hufen
an das dortige Kreuzkloster, 1415 die v. d. Asseburg i Meierhof mit 4 Hufen an
den Gertrudenkatand. Das KI. Neuwerk in Goslar erwarb 1317 3 Hufen, 1324 u.
1333 je I (herzogl. Lehen der v. Sauingen), 1386 4 (frOher hildeabeimsdies Lehen
Hennanns v. Berten), 1393 3 (nebst 3 Höfen, von den Edlen v. Plesse), 1395
2 (nebst 2 Kothöfen von den v. Rottorf). 5 Hufen erscheinen um 1300 als
mtndensches Lehen der v, Oldendorf, vielleicht dieselben, die 1387 Besitz der
V. Schwicheldt sind. Ais herzogl. Lehen hatten die Edlen v. Dorstadt um 1318
auBer dem Patronat 3 Hufen; die v. Walimoden, die um 1286 3 Hufen als
Schladensches (später hildesheimsches) , 3 als Bei^ches Lehen hatten, besaßen
1531 scheinbar dasselbe Gut (8 Hufen, 8 Höfe und Schäferei, nebst Sattelhof
im XVIII. Jahrh, an die Probst verafterlehnt) als herzogl. Lehen und gleichzeitig
wieder 8 Hufen, 2 Meierhöfe, I Kothof als hildesheimsches Lehen. Die v. Bort-
feld verkaufen 1413 i Meierhof mit 6 Hufen und sind 1565 mit 12 Hufen be-
lehnt. Der Zehnte war 1356 nebst 3 Hufen vom Hildesheimer Dom verpfändet,
ist aber um 1750 (Ober 1314 Mg.) Besitz der v. Schwicheldt
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Weiteriinde — I^ibmachteneD.
353
Dorfaalage haufenfönnig, die Kirche am S-Rand. In der Mitte des Ortes der
Thie. Westlid) vom Ort der Flurname „Knickwanne". Flurkarte von Waimburg
1748. — Damals je 5 Ackerleute und Halbspanner, 10 + 21 Kotsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 366, igoo: 671.
Die Kirche bestand frtlher aus Chor, Schiff und Turm, ist aber abgesehen von
dem kleinen Tunn, der indessen auch neue Schaltöcher besitzt, 1S23 neu gebaut
worden.
Gruppe des Gekreuzigten mit Maria und Johannes (diese 35 cm h.), bemalte
und leidlich gearbeitete Rundfiguren aus Holz, wohl aus dem XVII. Jahrh,, stark
vom Wurm beschädigt.
Tautständer mit ziemlich hoher Renaissanceschale (von 56 cm H. und 52 cm
oberem Dm.}, die von der Rundung nach oben ins Achteck Obergeht; unten Hand-
werk, dann abwechselnd flache Engelsköpfe und Blätter an Bandem, sowie auf
einer Seite erhaben die Inschrift: M. Justus Widttnan, Petrus Pepping Opm., oben
am Rand vertieft; Detrahe verbum quid erit msi aqua? Äccedit verbiß ad elt-
mentum et fit sacramentum (folgt ein unklares Wort, dann) Augustin (aus „In
Johann. Evangel. tractatus" 80 n. 3). Jetzt im Vateri. Museum.
Altarleuchter aus Messing, gotisch profiliert, aber nach der Inschrift: Hans
Statten anno 1604 Kettet (!) 3 fl. erst spater gestiftet.
Glocken, i. Von Joh. Heinr. Wicke, 1794. — 2. Von 1.13 m H. und
1.19 m Dm., 1750 von Joh. Peter Grete in Braunschweig gegossen, mit sehr
scharfen Abdrücken natürlicher Blätter, einem hübschen Pahnettenstreifen am Hals,
mannlichen Masken an der Krone, dem Verse:
Ick lade, wenn ick kann, tum Hause Gottes ein,
Au^k mit dem Trauerreigen die Todten ich bewein.
und der in den Schlägel eingehauenen Inschrift; ijio M W B.
[Eine Kapelle in L. ist noch 1542 bezeugt.]
Alte Hauser. I. Nach Erkeröder Art (s. Bd. II 29 f.): Gasthof „Zur
Deutschen Eiche" von 1670, einst mit vier sehr breiten, jetzt mit acht schmalen
Spannen vorspringend, an den Wirtschaftsteilen mit frei abstehenden Stützen von
Doppelkamiesform, mit der Schwellinschrift: Hans Lamppen hat lassen baw wen
dis Haus, Got ge mit i me in und aus . . . an no l6yo. — Nr. 59 von 1671
mit acht Spannen vorspringend; die Knaggen (Viertelstab, Rundstab, langer Kamies,
Rundstab, Schmiege) am Wohn- und Wirtschaf tstei! erst imter dem Dach. —
II. von gewöhnlicher Thüringer Art: Nr. 6 mit sieben breiten Spannen und
mit Knaggen (lange Kehle, kleine Zwischenglieder, gebrochene Schmiege) unter
Oberstock und Dach. — Nr. 3 sehr langgestreckt, mit profiliertem Türsturz und
Knaggen erst unter dem Dach; diese sind aus Viertelstab, langem Kamies, Rund-
stab, gebrochener Schmiege zusammengesetzt und zeigen an der Vorderseite des
Kamieses meist zwei Riefeln und einen Steg dazwischen, der flache, geometrische
Einschnitte verschiedener Art zeigt — Mehrfach auch, z. B. bei Nr. 40 der
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354 AmUgerichtibeiiik Salder.
Oberstock nur mit etwas vorspringenden BalkenkOpfen, gefaster Schwellkante, Füll-
hölzem, die im Profil mit den Balken übereinstimmen, aber Knaggen erst unter
dem Dach.
[Nienstedt b. Lesse.]
[Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 77. — Namen sformen,
Nyenstede iuxta Lesse (1302), Niggmstede in deme Lechtenberschem richte (um
1460). — Geschichtliches, i Hufe wurde 1302 von den v. Gadenstedt dem
Michacliskloster in Hildesheim zu Lehen autgelassen, 4 Hufen waren gegen 1385
herzogi, Lehen der v. Vorsfeldc, i Hof mit 2 Hufen 1434 hildcsheimsches
Lehen der v. Utze, i Meierhof mit 4 Hufen um 1460 ein solches der Gallen
in Hildesheim ; auch die v. Walhnoden waren hier seitens des Hochstiftes belehnt.
Die Dorfstelle liegt im nordostl, Teil der Feldmark von Lesse, und dessen Flur-
karte von 1750 verzeichnet noch die Hofstellen von Nr. i — 25 (darunter 2 Halb-
spännerhöfe) ; auf Nr. 20 stand noch bis gegen 1 800 ein Haus ; die Kirche
war noch 1659, als Ruine sogar noch 1753 vorhanden, die Kirchhofsmauer bis
gegen 1870. Die Kirche mufi, da der Pastor von Lesse in ihr am Markttage
predigte, Filial dieses Ortes gewesen sein, wie denn auch das ehemalige Kirchen-
gut schon 1542 mit dem zu Lesse vereinigt war. Die an dem Orte haftende
Marktgerechtigkeit — nach Simm die einzige im Gau Ostfalen — wurde 1614
nach Lichtenberg (s. S. 342) verlegt, ein Bauermeister aber noch 1803 ge-
wählt Der Ort als solcher bestand schon 1540 nicht mehr. Die Einwohner
sind meist nach Lesse, z. T. aber auch nach Barbecke mid Reppner Ober-
gesiedelt. Jedoch sind selbst diese noch am Lesser Holze beteiligt. Daß auf der
Meesche von Nienstedt die alte Malstatt dieses Teils von Ostfalen sich be-
fand, vermutet Simm nicht ohne Grund. — Nienstedt bei Assel s, S. 306,
Neinstedt im Kr. Helmstedt s. Bd. I 358, ein dritter Ort des Namens unterhalb
des Woldensteins,]
Nordassel.
Literatur. Voges, Ztsdir. d. Harzgcschichts verein s X (1877) 72. — Günther,
Ambergau 521. — Simm, Braunschw. Magazin igoo, 78. 80. 87ff.
Namensformen. Nordasie {1316. 1338); sonst s. bei Asseiburg S. 303 und
Hohenassel S. 333- Nord- und Hohenassel lassen sich erst spät unterscheiden.
Geschichtliches. Filial von Burgdorf; Gerhard v, Bortteld tauscht 1316 vom
Godehardiklostcr i Joch am dortigen Kirchhof ein. Je i Hufe hat das Blasiusstift
1316 und 1339 an die v. Gadenstedt, 1338 an die Edlen v. Berge, das Stift
Gandersheim 1382 an die Schraders in N. gegeben, 1533 verkauft Kl. Deme-
burg 4 Hufen. Als herzogi. Lehen haben die v. Bortfeld 1383 q Hufen (r 1409
an die Magnikirchc in Braunschweig), 1507 2 Hufen, die v. Gadenstedt bis 1433
(dann die Strombecks) 6 Hufen, die v. Steinberg I53<> i Hot mit 2 Hufen (noch
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Lobmachteisen — [Nienitedt b. Leise] — Nordusel, i:^
1839 veraftetlehnt), die v. Salder 1567 je 4 Höfe und Hufen. Der Zehnte ge-
hörte noch 1753 dem Domkapitel in Hildesheim,
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche am Nordrand. Ein schmaler Holzstreifen
„Die Landwehr" zog noch im XVIH, Jahrh, von S her in nördl. Richtung auf
die Westseite des Dorfes zu, dann wieder in derselben Richtung von der Mitte
der Nordseite des Dorfes aus, Flurkarte von Schmidt 1753. — Damals 2 Acker-
höfe, 16 Kothöfe, 6 wüste Stellen, Einwohnerzahl 1790/3: 198, 1900: 205,
Die Kapelle (Abb. 16g) ist ein hüchst interessanter und in seinem alten Zustand
wirkungsvoller Fachwerksbau aus Eichenholz von 161 1, mit sieben Spann an den
Längsseiten und einem */g Schluß, der innen durch einen Holzbogen als Chor
vom Schiff abgetrennt ist. Im S die Tür, mit starken Nügeln beschlagen und mit
hübschem Klopfer versehen; über der Tür: Anno domini 1611 den 10. — M. Hans
Bremcken — Aprilis. Im dritten und siebenten Fach (von W her) je ein spit?.-
bogiges Doppelfenster. Im W, sowie über dem
Chor Stichbalken, die im Chor radial gestellt sind,
so daß die Balkenköpfe unter dem Dach rings
um den ganzen Bau herum heraus-
treten und hier von reich verzierten
Knaggen gestützt werden können;
diese haben das nebenstehende Profil
und sind an den drei oberen Gliedern
senkrecht, am unleren Rundstab schrilg
geriefelt, an anderen Gliedern nur gc-
1 den Ecken des Baus sind Ständer und
entsprechend geknickt. Über der West- 169. Nordassel, Kap eil ,
Seite achtseitiger Dachreiter,
Die handwerksmäßige, aber wirkungsvolle Ausstattung des Inneren
(Tafel XVIII) macht einen durchaus einheitlichen Eindruck, erstreckt sich aber
in der Ausführung fast über das ganze XVII, Jahrh,
Die Stander und Riegel sind mit Barockranken grau in grau, die flache
Holzdecke mit ^zahlreichen fliegenden Engeln bemalt, die Posaunen, Blumen oder
Spruchbänder (z, B, Herr Gott dich loben wir, Herr Gott dir danken wir; gloria
in excelsis deo) führen.
Im O, N und W Holzemporen auf Stützen in Gestalt von gedrehten
Säulen mit aufgemalter Ümwindung.
Die westliche Prieche ist zuerst allein, im Jahre 1614 bemalt worden; sie zeigt
7—8 Bilder aus dem Leben Christi, sowie die Unterschrift: H. Cordt Weißekopff
und Maria Oldendorff haben %u dieser Kirchen 10 f. verehret. Heinrich Fasterling
und Anna Söchling haben zu dieser Kirche 16 /. geben. Bartelt Söchtlng und
Beta (!) Meyer haben su dieser Kirchen zur Ehre Gottes 2J Gulden geben Anno
1614 MB und das Malerwappen. — An der Nordempore alt- und neutestament-
liche Darstellungen mit zahlreichen Bibelsprüchen und der Aufführung der Stifter:
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2^6 AmUgorichUbezirk Saldet.
Heinrich Schaptr hat verehre! I ikakr u. Henni Sthaper junior i iltaler. Diese
Priecht ist vermalet At i6S8 d. 31. Julius. J. H. O. Pietor. Hans Bolm, Sciaf-
meister tu Olper mich verehret i thaler. Henni Funken hat verehret 24 Mrgrosck.
Jahn S'öchtin hat verehret den Priechen auch i thaler. Hans Schröder Krüger tu
Nettling auch i thaler. Heinrich Linhejetten und sein Sohn Andreas Linkefetten
die haben tu diesen Priechen verehret 38 Gulden. Melchior Giesmann Piro) t(empare)
paslor et huius donarii promotor i6Si.
An der Südseite erst schlichte Kanzel von 1682 aus dem Zehneck, dann
„Pastorstuhl" von 1682, im Chor Gestühl mit Rücktafelung.
Der Hochaltar zeigt an der Predella die Darstellung des Abendmahls (Szene
der Einsetzung) und Blumensträuße in Vasen, dann fünf Blendarkaden mit den
Figuren des Heilands und der Evangelisten, oben drei gemalte Kartuschen mit
Bibelsprüchen, alles dieses in Malerei au^efQhrt Das Ganze wird von der Rund-
figur des Gekreuzigten gekrönt. An der Rückwand des Altars: Dieser Schiller-
Priechenbau ist befördert vom jettigen Pastor Christop Weimar, anno 16^8 im Julio.
Im gleichen die Vermahlung der Kirche» Anne i6<^g im Junio. Der Herr laß es
ihm gefallen und segne die, so da ■willig beigetragen.
Ein „Stuhl" mit Blendarkaden, laut Inschrift 1611 von Andr. Vasterling, ein
zweiter mit Klappsitz, Armlehnen und hübscher, reicher Barockschnitzerei 1682
von Stats Stangen gestiftet
Grabdenkmäler aus Holz, mit dem rohen Bilde des Gekreuzigten vor der
Stadt Jerusalem und der anbetenden Stifterfanulie, das eine mit der Unterschrift:
Andreas Fasterling (s. oben) hat zu der Kirchen beste sehen Gulden gewendet,
das andere mit: Anno Christi i6ij den 20. Tag Januarü ist der erbar und wohl-
gerechte Hans Dammans in Gott seliglich entschlaffen und: Anno Christi 161 1 den
12. Tag December ist Ilse Äfyen, Hans Dammans ehelich Haus Frauwe in Gott
seliglich entschlaffen.
Der Boden ist mit roten Fliesen bedeckt, die in den Ecken oder auch an den
Seiten mit vertieften fächerartigen Verzierungen versehen sind.
Messingleuchter von 26 cm H., 1754 gestiftet, reich und geschmackvoll
profiliert.
Kelch aus vei^oldetem Silber, von 21 cm H., in schlichten Barockformen, der
Knauf mit Buckeln imd gewelltem Steg versehen, auf dem Fuß der Gekreuzigte
aufgesetzt, laut Inschrift 1695 zur Zeit des Pastors Weimar (s. oben) angeschafft.
Runde silberne Oblatenbüchse von 8 cm Dm., mit derselben Figur des Ge-
kreuzigten, dann auch mit Braunschw. Beschau (Löwe) und dem Meisterzeichen
AS (s. Bd. H 300).
Oberfreden s. S. 340ff.
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Noidatiel — Olbet am vdSea Wege. Tsr
Ölber am weissen Wege.
Literatur. Merlan, Topographie 164. — Hettling, Hdsehr. Familien-
geschichte der V, Gramm von 1824. — Simm, Braunschw, Magazin 1900, 98.
Namensform. Olbere {\xra 1226. 1313).
Geschichtliches. Pfarrdorf, dessen Archidiakonatsitz unbekannt ist, dann
Pilial von Baddekenstedt, seit 1643 in der Inspektion Lichtenberg; ein Pfarrer
Johann Stuve war 1296 vielleicht in Ö. Eine Neudotiening der Pfarre erfolgte
1585, die Neubesetzung 1Ü12, Das Patronat gehörte wohl stets den Inhabern der
Burg. Die v, Mejnerßen hatten um 1226 2 Hufen an die v. Mander, 2 '/, an
die v. Steinberg, um 1274 aber das ganze Dorf außer dem Zehnten an die Adels-
familie Krebs verlehnt. Die Burg aber, die Bemliard v. Meinerßen, Domherr zu
Magdeburg und Hildesheim, der letzte seines Geschlechts, 1353 mit allen Gütern
der Familie dem Hochstift Hildesheim Überließ, war offenbar schon 1296 und
1299 im Besitz der v. Gramm, die in Ö. Urkunden, ebenfalls 1363, als sie sich
mit ihrem Schloß Ö. auf 10 Jahre dem Herzog Wilhelm verpflichten, wahrend
um 1390 Burchard v. Steinberg auf dem Schlosse sitzt, um 140Ö jedoch die
V. Gramm und v. Bortfeld es gemeinschaftlich haben. Dem entspricht es, daß das
Schloß auch 1507 zur Hälfte an die v. Bortfeld, jetzt aber seitens des Herzogs,
verlehnt ist, während die andere Hälfte sicher den v. Gramm gchUrte. Diese, auf
Verwandtschaft beruhende Teilung bestand bis zum Aussterben der v. Bortfeld und
dem Anfall ihrer Besitzungen an die v. Gramm 1Ö86; ja noch um 1771 unter-
schied man, nachdem sich inzwischen der Oberhof und Unterhof gebildet hatten,
den alten und den neuen Granunschen, den alten und den neuen Bortfeidschen
Adelsitz, die aber sämtlich auf der einen Burg sich befanden und 1766 in einer
Hand vereinigt wurden. Obwohl Ö. zum Großen Stift gehörte, blieb es doch bei
dessen Rückgabe 1643 bei Braunschweig, Das bei ö. liegende Vorwerk Alten-
hagen (s. S. 342) mit ()0 Mg. war 1662 gleichfalls herzogl. Lehen der v. Gramm.
— Ein IVittekinus de Ö. ist gegen Ende des XlH. Jahrh. bezeugt.
Dorfanlage ganz zerstreut, die Burg im NO des Ortes, die Kirche südlich
davon. Der Thieberg nordwestlich von der Kirche. Die S- Grenze der Flur, die
auf 3 Seiten gegen die Landesgrenzc slfißt, bildet die Heerstraße Hildesheim —
Goslar. Ein Gesundbrunnen bestand im XVIII. Jahrhundert. Ein Ringwall am
Wege nach Altenhagen war nach KnoU-Bode noch 1831 erhalten. Flurkarte von
Geitel 1771. — Damals außer dem Rittergut {gegen 1800 mit 395'/» Mg. Acker,
177 Mg. Holzung, mit Garten und Wiesen) nur 52 Brinksitzer- und 4 Frei-
höfe, deren Landerei (gegen 1800 945 Mg. Acker, 77'/j Mg. Wiese, davon
312+49 Mg. auf Rehner Feldmark) Eigentum der Guisherrschaft und zehntfrei
war. Einwohnerzahl 1790/3: 366, 1900: 580.
Kirche. Nach dem alten Kirchenbuche, das im Gorpus Bonorum ausgezogen
ist, befand sich die dem Mittelalter entstammende Annenkirche auf dem Platz
des spateren Opferhauses. Nachdem dieser noch durch Lulf und Klaus v. Bort-
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2^8 Amtsgerich Ubeiirk Salder.
felcl 140 Tlr. vermacht waren, ließ sie Klaus Witwe Agnes v, Freitag abbrechen
und eine neue in ilirem Gatten anfangen, ohne sie zU vollenden. Erst Burchard
V. Gramm, Stattlialter zu Marburg i/H., und sein Bruder Franz, Braunschw. Rat,
haben auf eigenem Grund und Boden, südlich Über dem Dorfe, in den Jahren
1502 — 1594 eine Kirche für 1275 fl. wiederaufgebaut. Dieser noch jetzt stehende
Bau (s. Abb. 173 nach Merian) ist eine schHrhte, einheitliche Kapelle mit '/g
Schluß und Dachreiter im W, dessen achtseitige Laterne ein geschweiftes Dach
trägt; die Ecken sind in Sandstein quadem ausgeführt, das Dachgestms ze^ großen
Viertelstab und darunter mehrere Leisten. Über dem westl. Eingang mit renov.
1834 ciii ""tl •'uf ('er Längsseite je zwei große Fenster, deren Schluß erneuert
ist. Nach dem Stich bei Merian sind diese vielleicht
im XVIIL Jahrh. aus je zwei schmaleren Fenstern ge-
bildet worden. Im O halbrundes Fenster. Ein Stein
mit den Wappen der v. Gramm und iS9^t 3uf der
Nordseite eingemauert (Abb. 171), bezieht sich auf
den Beginn des Baus.
Grabdenkmaler im Innern: i. Des Ascanius
V. Gramm. In Nische, auf Kissen nach rechts kniend
und ein Kruzifix anbetend der noch in jugendlichem Alter
Verstorbene; in den Ecken die Wappen der v. Gramm,
V. Gramm, v. Döringenbeig, v. Wallmoden, über der
Nische: Ascanius CaroU fil: a Cram not. 8 xbrU 1641
denaius HelsUti 6 Juny 1660, unter ihr Kartusche mit:
Symb. Salus itiea CAristus, im Aufsatz oben, von Ohr-
muscheln eingefaßt, Kartusche mit Spruch. Gute Arbeit
in Stein mit erneuerter Bemalung (Abb. 170).
2. Des Achaz Heinrich v. Gramm usw. aus
weißem und schwarzem Marmor, in Form einer ovalen
Tafel. Der Inschrift zufolge verheiratete sich der Vater
i Verstorbenen, Heinrich v. G. (geb. 1649 18/IV,
von 1660. g^t- '729 2/II), 1681 mit Marg. Anna v. Cramm-
Sampleben (geb. 1665, gest. 1692) und zeugte mit
ihr neun Kinder, von denen nur drei Söhne, August Friedrich (geb. 1685 7/II,
gest. 1729 18/VI), Karl Philipp (geb 1686 29/I, gest. 1712 12/VIII) und
Achaz Heinrich (geb. 1687, gest. 1734 15/ni) das männliche Alter erreichten;
als diese Linie mit dem zuletzt Genarmten ausstarb, errichtete Charlotte Luise
V. G. 1744 ihm, ihren Eltern und Brüdern das Denkmal. Ober der Tafel dreimal
das Wappen der v. Gramm mit Carl v. C, Heinrich v. C, EÄL : Marg. v. C.,
unten das Wappen der v. Döringenberg mit Cl: An: v: Döringenierg.
Grabsteine an der nördl. Außenmauer und meist aus Sandstein: i. Des Got-
tried V. Gramm und Karl v. C, beide (1644, bezw. 1650) im ersten Lebens-
jahr als Söhne Karls v. C, gestorben; die Kinder sind zu beiden Seiten des Ge-
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Ülber am weißen Wege. ^c^g
kreuzigteD kniend und anbetend dargestellt. Darunter Spruch, in den Ecken die
gleichen Wappen, wie bei Ascanius v. C. (s. S. 358), zwischen diesen Voluten-
omamente. Der mäßig gearbeitete Stein trSgt Farbspuren.
2. Der 1643, gleichfalls im ersten Lebensjahr verstorbenen Tochter des ge-
nannten Karl V. C. In der Mitte Spruch, in den Ecken dieselben Wappen wie
bei Nr. i.
3. Einer, wieder im ersten Lebensjahr verstorbenen Schwester Karls v. C.,
deren Name und Todesjahr zerstört sind, aus Kalkstein. In der Mitte zwischen
Streifen Spruch, in den Ecken die bezeichneten Wappen ti. v. Kramen, d. v.
Dt>r(ingen)berg, d. v. Zengen, d. v. Schacht, an den freien Stellen gutes Beschlagwerk.
4. Des Burkhard Heinrich v. C. Der barocke Stein ist fast ganz von einem
171. Ölber a. w. Wege, Grabsteine der v, Gramm und v. Bortfeld.
Hochoval mit Spruch eingenommen, in den Ecken die Wappen der v. Schacht
(? Summ mit Blattern und Stümpfen), v. Zengen, v. Döringenberg, v. Gramm, von
denen die beiden letzten auf dem Kopfe stehen; der Verstorbene scheint ein
Bruder von Nr. 3 gewesen zu sein.
5. Des Joh. Hilmar v. C. (geb. 1675, gest. 1729 29/I). Barocker Stein mit
den bezeichneten Wappen der v. C. und von Gärii in vertieftem Oval; oben
Inschrift, unten Spruch.
6. Des Barthold (?) v. C. {geb. 1620, gest. 1688). Ähnlicher Stein mit den
Wappen der v. C. und v, Wallmoden.
7. Ähnlicher Stein mit den Wappen der v. Görtz und v. Wddershusen (?).
8. Des Heinrich v. C. (im Alter von 44I/, Jahren um 1600 gest.), in guter
Arbeit, aus Kalkstein (Abb. 171). Der Verstorbene steht vor flacher Nische, in
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360
Amtigeilcbttbeilik Sddei.
voller Rüstung halb nach rechts, die Rechte in die Seite festemmt, die Linke mit
Komtnandostab, links unten der Hebn. An den Längsseiten die bezeichneten
Wappen herald, rechts d, v. Kramen, d. v. Beunulbergk, d. p. Stnnhergk, d. v.
Schtverschlos, links [Wappen der Mutter fehlt], d. v. Braxsteitur, d. v. Theissen,
d. V. Karbett; die Randschrift nur z. T. erhalten.
9. Des Klaus Heinrich v. Bortfeld (geb. 1620 ipCI, gest, 1625 22/V),
Christoph Gebhards Sohn, von guter Arbeit (Abb. 171). Der Knabe steht in
spanischer Tracht, halb nach r. vor flacher Nische. In den Ecken die bezeichneten
Wappen v. Bortfelt, d. Graten, d. Freitage, d. Samt/sie; am Rand die Inschrift,
10. Der Agnes v. Bortfeldt (im ersten Lebensjahr 1619 21/I gest), Christoph
Gebhards Tochter (Abb. 171), In Nische steht das Kind, in den gefalteten
Händen eine Dote haltend; r. und 1. die bezeichneten Wappen v, Bort/elde und
d, Graten, darunter die Inschrift.
II. Stein mit geflügeltem
Engelskopf zwischen den Wap-
pen der V. Gramm und v. Gortz.
Wohl vom alten Altar um
1600 (?) rühren mäßige Male-
reien mit der Grablegung und
den Aposteln auf Holz her.
Glasmalereien jetzt über
der inneren KirchentOr ange-
bracht: 1. der vierfeidige hessi-
sche Wappenschild mit dem ge-
streiften Löwen als Herzschild
in trefflicher Ausführung, dem
Corpus bonorum nach auf Bitten
i Landgraf Ludwig von Hessen. — 2. Das
n Kram der Junger IS97- — 3- Das he-
Das Wappen der v. Gramm. —
[5. Nach dem Corpus bonorum hatte auch Herzog Heinrich Julius sein Wappen
in die Kirche gestiftet]
Glocke von 46 cm H. und 48 cm Dm., von Borstelmann in Braun-
schweig in der üblichen Art grossen; die Umschrift konnte nur z. T. festgestellt
werden.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 17 cm H, und sechsteiliger Form; die im-
gewöhnlich kleinen und quadratischen Zapfen des Knaufs zeigen graviert IHESVS,
zwischen ihnen aus dem gotischen Maßwerk abgeleitete Verzierung. An der leicht
geschweiften Schale graviert Carl . von . Kram mit Wappen. Braunschw. Beschau
(Löwe) und Meisterzeichen GE in Schildeinfassung (von Tafel XXIII 5 und 9
abweichend). — Patene mit E. M. G. V. F. V. K.
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 7 cm Dm. Auf dem Dedtel groß-
172. ölber 1. w. W.,
I^ageplan ixt Scbtou«« nach der Flailtaite v
des Erbauers der Kirche gestiftet vc
bezeichnete Wappen des Heinrich -,
zeichnete Wappen v. Bortfeld ijpö.
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Olbei am weiBea Wege. 36 t
blatterige Blumen in getriebener Arbeit, am Krtrper Daniel Köhler. Braunschw.
Beschau und Meisterzeidien AS {^ Bd. II 300).
Pfarrbibliothek besteht aus wertvollen Drucken des XVI, Jahrh., mehrfach
in gutem gepreßten Schweinsiederband, die auf Betreiben Burkhards v. Gramm
(s. S. 360) meist in Hessen für die von ihm erbaute Kirche gekauft w-urden.
Schloß {Abb. 172 ff.). Man unterscheidet die früher der Barthotdischen Linie
gehörende Ober- und die der Burkhardischen Linie gehörende Unterburg.
I. Die im Kern mittelalterliche Ober- oder Hauptburg ist oder war im wesent-
lichen ein nach außen kreisrunder, im Hof polygonal gebildeter, rings vom Wasser-
graben umgebener großer und mehrstiickiger Bau. Jetzt fehlt der Graben, auch
klafft im W eine breite Lücke und im O ist im XIX. Jalirh. ein modernen Be-
dürfnissen entsprechender Bau mit großem Treppenturm aufgeführt worden. Den
runden Grundriß gibt Merian im Text ausdrücklich an, doch ist der Stich in
dieser Beziehung fehlerhaft, da hier vielmehr eine quadratische Anlage dargestellt
173. Ülbei a. w. Wege, Bu^ nacb Meriao.
ist; nur die Zieipebel, die Dacherker und die Spitze des Hottreppenturms werden
der Wirklichkeit entsprechen; die Ziergiebel werden als spanische, in Stein erbaute
im Text bezeichnet. Im S der Toreingang, in Tonne gewölbt, mit kleinen KajDpen
für die Fenster der im O gelegenen Räume. Das rundbogige Außenportal tritt
gradlinig aus der runden Masse des Baus heraus; der im Kamics profilierte Bogen
ruht auf Kämpfern {großer Viertelstab mit zwei Leislen darunter); das den Kämpfern
ahnlich gestaltete Gebälk ruht auf Pilastem, deren Schaft in der Mitle ausgehoben
und von Kehlprofil eingefaßt wird. Der Kämpfer der Pilaster besteht aus großem
Viertelstab zwischen Leisten, Fries und unterer Abschlußleiste. Am Fries des Ge-
bälks: Im Jahr nach Christi Jesu geburl Fünfzehn hundert achts. vnd acht hat
Burchard von Cram Stadthaltter zu Marpurg dis sein urväterlig Hauß erneuert
vnd wider zugerichtet. Gott gebe das er vnd sein geschlechi das in warem Christ-
liihen glauben Setiglich bewohnen. Amen. Merian gibt dagegen 1583 als Jahr der Er-
neuerung und außer Burchard auch Franz v. Gramm als Erbauer der Burg an;
doch hat jene sicher mehrere Jahre in Anspruch genommen. In den Zwickeln
neben dem Torbogen kreisförmige Verzierung mit napfähnlicher Vertiefung. Am
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362 Amlsgeiichtibeziik Salder.
Bogen das beistehende Stein metzzeichen. Das gleichfalls rundbogige Innenportal
ist im Kamis profiliert, . sonst jedoch einfach. Östlich neben der Durch-
^1* fahrt kleine, in der Flucht der inneren Burgmauer liegende Wendeltreppe.
jj Gegenüber dem Tor rundbogiger Renaissance- Eingang mit Kamiesprofil
und einer Einfassung, die abwechselnd aus flachen Kugeln und Facetten
zusammengesetzt ist. Darüber großer Wappenslein (schräg gestellter Schild mit dem
stark erhobenen Wappen der v. Gramm, dartlber Helm mit zwei Lilien) mit
Renaissanceprofilen oben und unten. Die Fensler sind, soweit sie dem alten Bau-
angehören, klein und mit Kamiesprofil versehen. — Von der alten Innenausstat-
tung haben sich nur zwei Kamine erhalten. Der eine, im sog. Rittersaal (westlich
vom Tor im zweiten Obergeschoß gelegen), zeigt schlichte, aber gute Renaissance-
formen in Sandslein:
machtig ausspringende
Konsolen, die auf kanne-
lierten Pilastem ruhen,
tragen das Gesims, an
dessen Fries zwischen
leeren Rechtecken mit
Rollwerk - Einfassung das
Wappen der v. Gramm an-
gebracht ist. Der andere,
in dem Zimmer östlich
da\or zeigt am Gesims,
dessen Fries wieder den
V. Crammschen Wappen-
schild in Rol I werk ein fas-
sung trägt, Renaissance-
tormen, an den Pfosten
174. Ölber fl. «. Wee«. Unterbnrg. jedoch spatgoüsches Stab-
werk, so daß hier wohl
ein älteres Werk im Renaissancestil umgeändert worden ist.
II. Die südwestlich unmittelbar neben der Oberburg liegende Unterburg
(Abb. 174) ist ein länglicher Renaissancebau, im allgemeinen aus Bruchsteinen,
nur an den Profilen und Ecken aus Quadern, die an diesen rauh behauen sind,
mit Keller-, hohem Erd- und einem Obergeschoß, dessen Hauptseite nach NO
gerichtet ist. Hier von links her zuiiücbst in jedem Stockwerk ein Doppelfenster
in gemeinsamer Innenniscbe, darunter rundbogiger Kellerei ngang, dann ahnlicher
Eingang zum Erdgeschoß mit doppeltem Kamiesprofil und dem v. GrammscheD
Wappenschild, sowie Anne IS94 ■'" Schlußstein, davor kleine Freitreppe, darüber
ein Fenster; schließlich je fünf Fenster in beiden Geschossen, die sämtlich Kamies-
profil zeigen. In der Mitte der Front ein völlig verwittertes, einst aber reich in
Renaissancefomicn au^cführtes Sand stein wappen, angeblicli der v. Bortfeld; rechts
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Ölb« im veiBen Wege — Reppner. 363
daneben noch ein gespaltene Wappenschild. Das Dachgesims zeigt kleine Platte,
großen Kamies und nach unten nochmals zwei kleine Platten. An der südl. Schmal-
seite ein von unten bis in den Giebel hineinreidiender hübsdter Erker aus glatten,
rötlichen Sandsteinplatten, an der Vorderseite mit je einem Doppel*, an den
Sdimalseiten mit je einem einfachen Fenster, Das Dachgesims des Gebäudes ver-
Icröpft sich um den Erker, der darüber noch einen, mittels Viertelbogens zusammen-
gezogenen, mit kleinem Giebel und Obelisken versehenen Aufsatz zur Verkleidung
des Dachgiebels zeigt; hier kleines Fenster. In den Giebeln des Gebäudes selbst,
die oben gewalmt und hier mit einer Wiederholung des Dachgesimses au^estattel
mnd, nochmals zwei kleine Fenster übereinander.
Reppner.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 116.
Namensformen. Ripenarth (um 1030), Repmarde (1200. 1211), Repenhart
(um 1213), Repenerde (1307. 1318), Repennerdt (1339), Repenherde (1350),
Repemr (1365).
Geschichtliches, Pfarrdorf, früher im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Lichtenberg; ein Ludolfits (v. Dalem) rector eccUsit bt 1333 bezeugt. Das Patronat
stand als Bergisches Lehen 1350 den v. Herlingsberg, seit deren Aussterben
1390 den V. d. Asseburg zu, die es 1761 an den Herzog abtraten. Ein hildes-
heimsoher obeedimtiariits in R. wird seit 1200 genannt Das noch gegen 1800
bestehende, damals auch Barbccke (s. S. 290) umfassende Meierding fand 1235
unter dem Vorsitz des Grafen v. Woldenberg statt, wurde aber im XVIII. Jahrh.
„im Beisein des Amtes von dem Domkapitel in Hildesheim und dem jedesmaligen
Obedientiar zu R." abgehalten. Das Hochstift Hildesheim hatte vor i zoo 4 Hufen
geschenkt bekommen, deren Einkünfte aber damals und 1 2 1 1 dem dortigen Andreas-
stift zuflössen; nadi 1213 aber erhielt jenes Güter vom Martinskapitel in Minden.
1310 erwirbt das Ägidienkloster in Braunschweig 2 Hufen, und 1363 sind 4
Erbenzinsgut des dortigen Blasiusstiftes (1779 noch die sog. alteMOhle). Als herzogl.
Lehen hatten die v. Campe 1318 4 Hufen, die v. Salder 1492 und 1623 1 Mühle
(1779 als füratl. neue Mühle bezeichnet) und \ Hot. Um 1369 besitzen die
V. Bortfeld 4 Hufen, 1307 sind 7 Campisches Lehen der Dörings (die 1339
selbst 4 verlehnt hatten) und der Stapel in Braunschweig. Der Zehnte gehörte
1750 dem Domkapitel in Hildesheim, war aber zu •/» vermeiert. — Ein Ludeke
V, R, bt 1347 bezeugt
Dorfanlage sehr unregelmäßig, in der Mitte ein lan^estreckter Platz, der
Thie, die Kirche am N-Rand. Flurnamen im NW ,.KülUen Feld, Wiese, Weg,
Berg". Flurkarte von Schöneyan 1779. — Damals 2 Ackerleute, 5 Halfaspänner,
20 Großköter. Einwohnerzahl 1790/3 und 1900 je 320.
Die Kirche ist modern, der rechteckige Turm (außen 6.60 X 4-6o m) da-
gegen alt; im Glockenhaus nach N zwei, nach W und S je ein, nach O einst
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^64 AnUsericbubedik Saldn.
drei mndbogige Schallöcher, in deren Bogenleibung die Abdrücke der Lehre im
Mörtel erhalten sind.
Glocken, i. von 80 cm H. und 79 cm Dm., am Kranz mit der Inschrift:
Heinrich Borstelmann Hat mich gegossen. In Gottes Namen bin iek durchs
Feuer geflossen a. z6jj; oben und unten die bei Boistelmann übliche Ver-
zierung {s. z. B. Bd. I 340, II 270). — 2. von 70 cm H. und Dm., laut Inschrift
17 10 auf Kosten der Gemeinde zur Zeit des Pastors Joh. Ernst Knopf durch
A. Greten gegossen; am Schlagring der Vers; O Gott laß meinen Schall In
vieler Ohren fallen, Daß sie darauf alsbald tu Deinem Hause wallen.
Kelche aus vergoldetem Silber, i. gotisch (wohl XVI. Jahrh.) von 16 cm H.
und runder Fonn. Auf den Fuß aufgesetzt gutes, spatgotisches Relief des Ge-
kreuzigten in stark gebogener Haltung, Stander mit gravierten Ranken, der flache
Knauf mit eingeschriebenen Quadraten auf den Zapfen und hübschem gravierten
Maßwerk dazwischen. — 2. von 20 cm H. und runder Foim, der obere und
untere Wulst des Fußes, sowie der untere Teil des Knaufs mit gewellten Rij^n
in Rokokoart, 1 765 gestiftet, mit Braunschw. Beschau (Löwe), R und der Meister-
bezeichnung ICS in länglich ovaler Einfassung. — Deckel (mit T2 und dem
Meisterzeichen I'CS) nebst Patenc sind erst 1 796/7 hinzugeschenkt worden.
Eine zweite, 1684 geschenkte Patene zeigt Braunschw. Beschau und Meister-
bezeichnung FÄ.
Ovale Oblatenschachtel, im Grundriß mehrfach einwärts gebogen nach Rokoku-
art, ebenso wie Kelch Nr. 2 bezeichnet, nur statt X : K.
Barocke Messingleuchter von 39 cm H., mit breit ausladendem Fuß, der
auf drei Kugeln ruht.
Zwei verschiedene Henkelvasen von Braunschw. Faience, 19, bezw. 17 cm h.,
die eine mit ahrenartigen Blattern, die andere mit Nelken und Winden in blau
bemalt, unter dem Fuß Br to, bezw, Br 13 bezeichnet
Messingtautbecken von 54 cm Dm„ mit zi/t cm breitem Rand, im Spiegel;
sitzende Frau mit Blumenstengel in der R. und Spruchband (auf diesem: ieh hie
, rah SS, meist in Minuskeln) in der L. Im Kreis darum LöwenkÖpFe von vom,
aus deren Maul Ranke mit Einhorn herauswachst.
Zwei Steinkreuze nördlich beim Dorf, bis zur Separation aber auf der Um-
wallung des Kirchhofs, das eine nur im Stumpf erhalten, das andere von I.15 m H.
und 0.80 m Br. {Stamm 0.30 m) mit Naswerk an den Schenkeln.
Salder.
Literatur. Erbens, Chronik von S., Hdschr. von 1895. — Simm, Braunschw.
Magazin 1899, 167 f. — Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X (1877) 97 f.
Namensform im Mittelalter stets Saldere.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Banim; ein Henricus reclor ecclesie ist 1291 bezeugt. Das Patronat gehörte früher
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Beppnet — Salder (Allgemeinei).
365
den V. Salder als Besitzern des adligen Gutes und ist jetzt herzoglich. Kirchen
waren nur wenig in S. begUtert, S. Martini in Braunschweig besaS 1404 i Meier-
hof und 5 Hufen, i Hof mit 3 Mg. kam 1280 von den v. Salder ans Kl. Dor-
stadL Ab herzogl. Lehen werden 1344 und 1554 4 Hufen, 1492 und 1554 i
Meierhof mit 3 Hufen, 1492 und 1717 das ganze Dorf im Besitz der v. Salder
genannt, die außerdem 1416 und spater den Sedelhof mit 5 Hufen als Lehen
der V. Dorstadt besaßen. 4 Mk. Rente an diesem Gute wurden 1419 für 50 Mk.
zu einer Memorienstiftung im Kl. Steterburg verkauft, das Gut selbst aber 1421
an den Gertrudenkaland in Braunschweig (wohl auf Wiederkauf), 1479 nebst
*/* Zehnten an das dortige Ägidienklostcr gegeben; 'Z«' des Dorfes war 1430
und (nebst dem entsprechenden Zehnten) 153 1 an die v, Lesse verafteriehnt
175. Sil,
756, ani >/■ verkleiDcit.
I Hof mit 4 Hufen war 1382 im Besitz der Wenthausen in Braunschwelg, ein
gleich großer kam 1473 von den v. Salder an das Blasiusstift.
Wie Merian angibt, ist das Schloß (selbstverständlich nebst dem Rittergute)
noch in der Mitte des XVH. Jahrh. Eigentum der v. Salder gewesen, hat sich
jedoch damals in den Händen von deren Glaubigem befunden. Wir hüren femer,
daß die Familie bereits um 1609 (s. ÜB Goslar I S. XI) ihren ganzen Besitz
in der hiesigen Gegend aufgab, und zwar ist der nächste Besitzer der braun-
schweigische Oberst David Sachse (t 1613), nach dem das Schloß auch die Sachsen-
burg genannt worden sein soll. 1620 findet eine vorübergehende Einlösung durch
die V. Salder statt, von 1629 an erscheinen Sachscs Erben als Pfandbesitzer des
Schlosses. Der genaue Zeitpunkt, wann es vom Herzogshause angekauft wurde.
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366
Amtigerichttbedtk Stüdei.
ist nicht bekannt; Hassel>Bege geben I 473 richtig an, daß es Augtist Wilhelm
bereits als Erbprinz (also vor 1714) erwarb, setzen aber den Ausbau des Schlosses
zu spät (1717) an; denn von den großen Reiterbildem schwedischer Könige, die
einen Teil der Ausstattung bilden und nur für diese geschaffen sein können,
tragen zwei die Jahreszahlen 1696, bezw. 1699. Der Herzog schenkte Salder
nebst Watenstedt seiner Gemahlin Elisabet Sophie Marie, der jedoch durch Ludwig
Rudolf nur der Niesbiauch be-
lassen, durch Karl I. 1740 g^en
Entschädigung auch dieser ge-
nommen wurde. Seither ist
Schloß S-, der sog. Große Hof
— über den Kleinen Hof
s. S. 379 — , herzogliche Do-
mäne. Seit 1792 ist Salder Sitz
des vormaligen Amtes Lichten-
berg, des jetzigen Herzogl. Amts-
gerichts. — Der Zehnte, der
zu 1/4, wie S. 365 erwähnt isl,
mehrfach ausgegeben wurde, isl
1437 im Besitz der v. Salder,
im XVin. Jalirh. aber herzog-
lich. — Die Adelsfarailie v. S.
ist seit 1 1 6 1 bezeugt und be-
steht jetzt aus der Wilsnacker,
Plattenbui^er und Ahlimbschen
Linie.
Dorfanlage {Abb. 175)
haufenförmig. Die Mitte des
Dorfes, die aus vier Inseln be-
steht und in üirer eigenen Mitte,
oberhalb eines südl. Abfalls, die
Kirche zeigt, wird rings von
einer Straße umschlossen und
gibt sich dadurch als der Kern
des Ortes zu erkennen, der
spater durch Ansiedelungen am Rande, namentlich im O und SO, dann aber
auch im N und S in seinem Umfang mehr als verdoppelt wurde; es handelt sich
hier um die ehemaligen Bewohner der eingegangenen Dörfer Dutzum (s. S. 313)
und Kl.-Lebenstedt (s. S. 338), die im O, bezw. N und NO von S. l^en. Im
SW des Dorfes der zur Domäne geliorige Kl. Hot, offenbar die Stelle der vom
Wassergraben umschlossenen mittelalterlichen Burg (s. S. 379), im SO, gleichfalls von
einem, freilich schmalen Wassergraben umgeben, der Gr. Hof, das Schloß mit den
LÜDgsscbDitt u. GruadTiQ der Kirche,
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Sklder (Allgcmciiici). 3^7
unmittelbar anschliefienden Wirtschaftsgebäuden. Dicht südlich des Dorfes fließt
die Fuhse vorbei. Nach Hasse! -Bege umzog den Ort ein doppelter Wall oder
Knick mit 2 Laufgraben. Die Straßennamen sind im Ortsplan (Abb. 175) ein-
getragen. Flurnamen: „(KI.-)Lebenstedter Feld" im N und NO, ,J)utzumer Weg"
und „Im Dutzumer Winkel" im O, „Saldersche Hoheit und Gerichte", wohi die
alte Gerichtssiaite ganz im S. Die Heerstraße Gebhardshagen - Lichtenberg geht
südlich des Ortes vorüber; nach Hassel-Bege liegt es an der Mincienschen Heer-
177. Salder. laaerei dei Kirche.
Straße. Flurkarte von C. Schöneyan I75f). — Damals außer der Domline {gegen
1800 mit ydo Mg, Acker, 30 Mg. Wiesen, 22 Mg. Garten) 3 Ackerleute, 7 Halb-
spanner, 52 Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 61'), iQOo: 1093.
[Die alte Kirche bei Merian (s. Abb. 135) scheint aus gotischem Schiff mit
Strebepfeilern und aus breitem romanist-hen Turm mit Satteldach über auf-
gemauerten Giebeln im N und S und mit Laterne bestanden zu haben.]
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368 AmUgerichtibeilrk Salder.
Die jetzige Kirche (Abb. lyöf.) ist ein beachtenswerter, kreuzförmiger Barock-
bau von 1713 und wohl sicher ein Werk H. Korbs, das in seiner Eigenschaft
als Predigtkirche auf das Vorbild der Kirche in Kissenbrück (s. S. 57 ff.) zurück-
geht, aber sich von dieser namentlich durch die Verlängerung der Schenkel im O
und W, sowie durch die geringere Betonung des Quadrates in der Mitte unter-
scheidet Immerhin ist die Mitte als solche genügend betont; sie ist nach den
vier Kreuzarmen durch Korbbogen abgeschlossen, die auf Pfeilern mit Komposita-
kapitalen und reichem Gebaik ruhen, und zeigt oberhalb einer achtseitigen Galerie
eine ebensolche Laterne und ein in acht Kappen aufsteigendes, aber oben grade
schließendes Hobgewölbe. Die kurzen Kreuzarme im N und 5 enthalten unten
„Stühle" und die Aufgange zu den Emporen, oben im N die Kanzel mit ge-
schlossenen „Stühlen", dar-
über die Oi^el, im S die
herrschafüiche Prieche. Die
mit ansteigenden Priechen
ausgestatteten und hier, wie
unten für das Gestühl be-
stimmten langen Kreuzarme
haben in der Mitte grades,
nach den drei Außenseiten
aber in Vouten gebogenes
Holzgewölbe. Die Kirche ist
1894 neu vermalt worden. —
An der Stirnseite jedes Kreuz-
armes ein rundbogiger Eingang
mit ovalem Fenster darüber.
Je ein großes Stichbogen-
fenster an den nördlichen und
178. Salder (jem Hetiogl. Maseum), Apoitel6Euren voiu Südlichen Wanden der langen
Flügelaltar. Arme. — Das Äußere ist sehr
sdilicht, die Dacher sind ge-
walnit und mit SrhicFcr gedeckt. An der Westseite Stein mit: Anno domiui
MDCCXIII.
Eigenlümlich ist die Stellung des Altars vor dem nördlichen Kreuzann, unter-
halb der Kanzel.
Die Kanzel (Abb. 177) isl an den Ecken der Brtlstung mehrfach abgesetzt,
lauft unten konsolcnartig spitz zu und ist reich mit barocken Kartuschen und
Blattwerk verziert. Der Schalldeckcl mit freiaufsteigenden Voluten; oben sitzt ein
En gel k nahe mit Kreuz.
Die Orgel (Abb, 177), deren Fassade mit den Pfeifen in der Mitte im Bogen
ein-, nach den Enden äu aber übereck ausspringt, senkt sich nach den Seiten zu
goschoßartig und ist auf dem betreffenden Gebälk jedesmal mit einem singenden
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Tafel XX. Salder {jetzt Herzogl. Museum), FlügelaUar, Mittelatück.
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Saldei (Kirche). ^f,g
oder posaunenblasenden Engelknaben (im ganzen vier) besetzt. Oben in der Mitte
das zwölffeldige Herzogswappen mit Pferd (weJfi auf rot) als Herzschild und mit
Inschriftband : Z>. g. August. Wilhelm, dux Br. et Lun.
Steinepitaph des Oberamtmanns Heinr. Christoph Breymann zu Lichten-
berg und Salder (geb. 1694, gest. 1766) und seiner Frau Joh. Soph. Aug.
Wackerhagen (gest. 177^) an der südlichen Außenseite der Kirche mit derber,
179. Salder (jetzt Herzogl. Muieom), Gekreozigter.
aber wirkungsvoller Rokokoeinfassung. Die auf den Mann bezügliche lange Grab-
inschrift ist erhaben, die der Frau nachträglich vertieft eingehauen.
Spatgotischer FlOgelaltar aus dem Beginn des XVI. Jahrh., das MittelstQck
1.15 m br., 1.15 m h., die Flügel ebenso hoch, aber nur halb so breil, jetzt im
Herzogl. Museum. Im Mitielslück (Tafel XX) der Gekreuzigte zwischen den an
Armen und Beinen geschlagenen Schachern aufgerichlet; die untere HJlltte zeigt
vor Fels und Buschwerk links die Gruppe der von Johannes geslützlen Maria und
BlD- g. KimtdcDllB. i. HcRgt. Uraunjihitig. ni. I. 24
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370
AmUg«dcbUb«iitk Salder.
der Anhanger des Herrn, in der Mitte Maria Magdalena, das Kreuz umklanunemd,
und den Kriegsmann mit Lanze und Eimer, rechts die Gruppe der Juden. Oben
zwbchen freischwebenden Fialen rankenartiges Maßwerk. Die Flügel (Abb. 1781
zeigen in je zwei Reihen über einander und getrennt durch Saulchen mit deniselben
Maßwerk die zwölf Apostel, von denen mehrere ergänzt sind. Die Gestalten sind sehr
gedrungen und in der Bewegung manieriert, die Arbeit erhebt sich nidit ober das
Mittelmaß. Die Apostel tragen meist rotbraunes, z. T. auch schwarzblaues, ge-
mustertes Unter- und goldenes, rot oder blau gefflttertes Obergewand, die Figuren
des Mittelstacks auch goldenes
Untei^wand.
FrOhgotischer Gekreuzigter
(Abb. 179) von guter Arbeit, aus
Eichenholz geschnitzt und einst
mit KreideOberzug versehen, von
1.65 m H., jetzt im Herzogl.
Museum. Die Füße sind gekreuzt,
der Schurz hangt schlicht herunter,
das dornengekrönte Haupt neigt
sich auf die rechte Schulter, die
Arme sind mäßig gesenkt
Kelche, i . aus vergoldetem
Silber, von 2 I cm H. (Tafel XVH^)
Der Fuß zeigt Achtpaß, und dem-
entsprechend ist auch der Ständer
achtseitig, der ziemlich flache Knauf
dagegen rund; dieser trSgt zu
beiden Seiten eines Mittebtegs in
guter getriebener Arbeit vier Granat-
äpfel und dazwischen in den
Zwickeln breites Renaissance- Rlalt-
werk. Die Schale ist im Gegensatz
180. Salder. Elfcnbdnkru^fii. ^^ ^^^ schlanken Ständer etwas
plump. Auf den Fuß sind zwei
Medaillons aufgesetzt, von denen das eine das v. Saldersche Wappen (rote
Rose) in geschwungener Schildeinfassung und mit der Umschrift; Burchart von
Salder anno 1547, das andere zwei gekreuzte Abtstäbe und die Umschrift:
Nuolaus Rivenstatl fieri fecit zeigt Der Kelch ist ein Denkmal der verhältais-
mäßig frühen Einführung der Reformation in Salder. — 2. aus Silber (nur
innen und am Rand vergoldet), von 19 cm H. und sechsteiliger Form. Am
Knauf gewellter Steg und flache Buckel. Auf den Fuß aufgesetzt der Gekreu-
zigte (fehlt jetzt) sowie ein flacher Scliild mit graviertem Wappen (gekreuzte
Fische, am Helm gekreuzte Blattstengel zwischen Hörnern) und der Inschrift:
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Saldei (Kiiche). 3^1
i6jo Jokan Fischer. Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterzeichen AH^. —
Die Patene mit gleicher Beschau, aber dem Zeichen BK.
Gekreuzigter (Abb. 180) von 37 cm H. (vom Scheitel bis zu den Zehen),
aus Elfenbein geschnitzt und auf schwarzes Kreuz aufgelegt, das Inschriftband mit
INRI wieder aus Elfenbein. Haltung ziemlich steif und Gesicht hart modelliert,
aber wohl sicher von Herzog August Wilhelm, dem Liebhaber von Elfenbein-
arbeiten, in Bestellung gegeben.
Altarleuchter aus Silber (Abb. 181), von 52'/t cm H. und reicher treff-
licher Barockarbeit aus dem 1. Viertel des
XVIII. Jahrh. Der Fuß hat drei nach innen
gebogene Seiten, die in Voluten zusammen-
stoßen sowie mit Blatt- und Bändel werk,
Muscheln und geflügelten Köpfen in getriebener
Arbeit verziert sind. Der hohe Stander ist
reich profiliert und mit vier frei getriebenen
Blattern besetzt Augsburger Beschau (Pyr) und
Meisterzeichen M.
Messingleuchter von 50 cm H. und
barocker Arbeit, je auf drei Löwen ruhend,
mit der Inschrift: Christoph Wilhelm Wtddeke
/(ürstl.) bfrauHsehw.) l(äneb.) Verwalter des
gro/en Guhtes Salder anno 1664.
Desgl. von 35 cm H. und gleichfalls barock,
mit den Stiftemamen Cordt Hannen und Hans
Blumenvasen von 27 cm H. aus
Braunschw. Faience, ohne Henkel, mit guter
blauer Bemalung in chinesischem Geschmack.
Unten bezeichnet VH, jetzt im Städtischen
Museum zu Braun schweig.
Geschliffene Glaskaratfe,mLt:/f'ö>i.;-4C«^.;
Af(ilius) IXastor) %(u) S(alder) 1791; Milius
war 1785 — 1820 dort Pastor. igj, Salder, silb. AlUrleuchler.
Stuhl aus dem Anfang des XVIIL Jahrh-,
mit Lederpolster und hoher Rücktehne, auf der der braunschw. Wilde Mann in-
mitten barocken Graswerkes aufgemalt ist.
Bibel von 1716 mit gleichzeitigem Pergamenteinband, der außer Verzierungen
in Golddruck auf der Vorderseite die Bundeslade mit den aufgericiiteten Gesetzes-
tafeln in der Mitte, vier allegorische Darstellungen in Medaillons mit Ecdesia
Prima, bezw. Interius und Internus in den Ecken, auf der Rückseile den Ge-
kreuzigten und vier Medaillons mit den Evangelisten Symbolen in Malerei zeigt.
Die Schließen mit Engelskupfen in Messinggufl.
24*
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172 AtDtigerichtibeiiik Sdder.
Das Glockenhaus ist ein selbständiges FachwerksgeMude im W der Kirche;
die zu ebener Erde hangenden Glocken sind neu. [Doch beschreibt Voges aaO.
eine alte mit der etwas verderbten oder verlesenen Antiquainschrift: Is G^lt mitk
uns, wol (für wer) kan veder uns. Vol (wieder für wer) Godt vortrwet, vasi up cn
bwet, den wU he nkht vorlaten. Utk dem puer bein ich geßaten. M. Claves Hagen
beinen Braunsckwigh he/t müh gegaten Anno 158J. Daniel Gerhardus hujus eceUsiae
[Sz. Salder. Qaeischoitt des Scbtoisei.
paUor. Zwischen den einzelnen Worten Engelsköpfe und anderes Figürliche, einmal
auch das Stadtwappen von Braun schweig. Am Bauch Relief des Ständen falls.]
Auf der sOdl. Brüstung des Kirchhofs nach der tief liegenden StiaBe zu Blumen-
vasen und Urnen aus Sandstein, diese letzten mit Totengebein und schlangen-
artigen Würmern.
Das Schloß (Tafel XXI u. Abb. 135. i82ff.) stammt aus der Zeit um 1600
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SaldcT (Kiicbe and ScUdfi).
373
und hat offenbar von Anrang an nicht sowohl den Charakter eines befestigten
Ritteisitzes mit Wall und Graben — über diesen s. S. 379 — , sondern den einer
schloBartigen Anlage mit Lustgarten und Wirtschaftshof gehabt und seine Eigen-
art trotz mancher Veränderungen im wesenüichen bis heute bewahrt. Es geht
dies aus der Ansicht bei Merian (Abb. 135) und aus einer Beschreibung des
Zustandes des Schlosses in der Inventuraufnahme von iö;3 (Landeshauptarchiv)
hervor, die aus den Akten des Amtsgerichts in Salder stammt. £s empfiehlt sich
jedoch, bezüglich der
Gesamtanlage von den
Stichen der beiden Beck
und des Herzogs Albert
(Abb. 185) aus dem
XVIII. Jahrh. auszu-
gehen. Wie es noch
jetzt der Fall ist, liegt
hier vor der Westfront
des Wohngebaudes ein
großerHof, der rings von
langgestreckten Wirt-
schaftsgebäuden um-
geben ist, aber durch
ein hohes Gitter, angeb-
lich aus alten Gcwehr-
laufen, mit Doppel-
pfosten in Quaderstein
und mit zwei Einfahrten
in einen Lustgarten und
den eigentlichen Wirt-
schaltshof geschieden
wird.
Das Schloß selbst 1
besteht aus Keller-,
hohem Erd- und Ober-
geschoß mit der Haupt-
front nach W. Die Ein-
teilung ist im wesentlichen die neuere aus der Zeit Augiist Wilhelms, die erforder-
lich war, nachdem im 30jährigen Kriege eine Besatzung von 11 kaiserlichen Regi-
mentern das Schloß stark beschädigt hatte. Das Erdgeschoß enthalt in der Mitte
die durch die ganze Tiefe des Gebäudes gehende Dale und beiderseits davon je
vier Räume von ungleicher Grüße, von denen die zu äußerst gelegenen — aber wohl
auch erst in neuerer Zeit — durch schmale Laufgange unmittelbar mit der Dale
in Verbindung gesetzt sind. Eine Freitreppe (s. S. 375) führt auf der Westseite zur
S3. Saldei, Gnmdiissc d«s Schlosses.
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174 AraUgericbubeiirlc Silder,
Däle, deren östlicher Ausgang den Zutritt zu dem viereckigen Treppenhaus für
das Obergeschoß und die Dachrüume ermöglicht. Die unteren Räume sind schlicht
gehalten. Der Da!e entspricht im Obergeschoß der gleichfalls von Wand zu Wand
gehende Festsaal, der im W drei Fenster, im O aber, neben dem Zugang von
der Treppe her und einem leeren Felde vor dem Treppenhaus, nur ein Fenster
besitzt In den Längsseiten des Saals je ein breiter Kamin und ganz in die Ec^e
gerückt je eine Tür zu den seitlich gel^enen Räumen, die — abgesehen von den
hier fehlenden Laufgängen — wiedenmi denen des Erdgeschosses entsprechen.
184. Saldo, SchloB, Siuckverriening.
Die Einteilung der Saalw3nde erfolgt an allen vier Seiten durch korinthische
Pilaster, deren Kapitale etwas zu weit ausladen. Das ganz antik gehaltene Gebalk
ist mit kleinen Konsolen versehen. Über den Kaminen und Türen, aber unter-
halb des Gebälks sind Kri^trophäen in Stuck {Abb. 184) zusammengestellt; bei
jenen bildet ein römischer Panzer, bei diesen ein Schild (einmal mit AIV imter
Krone, sonst mit den braunschweigischen Wappentieren Pferd und Löwe, einmal
auch mit Adler) das Hauptstück. Die Decke ist nach dem Schema S. 375 ein-
geteilt. Das große ovale Feld in der Mille und die kleinen in den Ecken sind
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Said« (SchloS).
375
leer, waren aber unzweifelhaft für Bilder bestimmt Die Felder an den Schmal-
seiten des Mittelfeldes zeigen Kartuschen in Eintassimg von Muschel- und Voluten-
werk, die an den Langseiten schweres, schönes Ranken- und
Slattwerk. — Das nordwestlich an den Saal stoßende Zimmer,
das jetzt geteilt ist, hat eine einfachere Stuckdecke, aus
Feldern mit trennenden Leisten bestehend, die mit Blatt-
werk versehen sind. Nach N zu schloB sich der für das Bett
des Herzogs bestimmte Alkoven {von 3.60 m ins Geviert)
und zwei schmale Nebeui^ume an. Die ganze Wand ist
hier durch korinthische Filaster eingeteilt, zwischen denen,
über dem Abschluß des Alkovens, ein aufgehängter blauer
Lamberquin mit goldenen FruchtschnOren und die von vergoldeten Knaben ge-
haltene rote und goldene Herzogskrone in Stuck ausgeführt sind. Über den Türen
zu den Seitenraumen ovale, marmorierte Scheiben in Muscheleinfassung. Die den
Alkoven an drei Sdten umgebenden Nebenraume zeigen noch jetzt an den Wänden,
auf Leinwand gemalt, Nischen mit großen Urnen, bezw. Hennen und Arabesken
oder Holzgetafel mit aufgemalten Füllhörnern, in denen Blumen stecken, bezw,
mit tanzenden Knaben auf blauem Grund, die die einzelnen Schilde des braun-
schweigischen Wappens halten. Das anschließende Zimmer, das die NO-Ecke des
Schios-ses einnimmt, ist gleichfalls getafelt und mit Malereien versehen, hübschen
Ranken auf grOnem Grund und Medaillons nüiAIV. In den beiden Zimmern,
die die südliche Schmalseite einnehmen, barocke Schrägkamine, die Ober der Ein-
fassung des Kamins selbst ein jetzt leeres Feld zwischen Konsolen, dann einen
gebrochenen Giebel mit Konsolen an den Ecken und kleinere Konsolen auf Blatt-
werk in der Mitte, ganz oben schließlich ein hochovales Feld zeigen. — Über
den hinteren Türen der Däle im Erdgeschoß gelb aufgemalte Trophäen.
Das Äußere des Schlosses wird auf der westlichen Hauptfront durch zwei
Risalite und einen, erst durch August Wilhelm hinzugefügten flachen Mittelgiebel
belebt Wahrend das Gebäude im allgemeinen nur zweistöckig ist, haben die
Risalite noch ein drittes, das sich auch an den Schmalseiten entlang zieht und
an den ähnlichen Ziergiebeln der Hinterseite wiederkehrt. Nach der Beschreibung
des Schlosses von 1673 führte schon damals eine steinerne Treppe mit Holz-
geländer in zwei Aufgängen zu dem erhöhten Erdgeschoß; diese wird ganz schlicht
von beiden Seiten hinaufgeführt haben, wurde aber, nach Ausweis der alteren
Stiche, dahin verändert, daß jeder Aufgang gebrochen und in mittlerer Höhe mit
einem Absatz vereehen wurde, in neuerer Zeit aber wieder einfacher gestaltet.
Neben der Haustür befanden sich 1673 „ausgehauenc steinerne Pfosten, darauf
oben zwei Bilder in Form halber Männer" und über der Haustüre das Sachsische
Wappen, das damals aber bereits abgefallen war; dieser reich skulpierte Eingang
wird dem ursprünglichen Bau angehört und nur das Wappen des PfandbesiUers
gegen das des Erbauers eingetauscht haben, wenn nicht die Vollendung des
Schlosses erst in die Zeit der Verpfändung fallt. Unter August Wilhelm hat die
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i?g Amt^ericbubeiirk Silder.
Tür eine Quaderein fassung und einen Säulenvorbau mit Balkon erhalten. Zu
beiden Seiten in jedem Geschoß je drei und in den Geschossen der Risalite je
ein hohes Doppelfenster mit Kamiesprofil und gemeinsamer Innennische. Die Ecken
der Risalite sind in Quadem aufgeführt, die tiefen Randschlag besitzen; leider
sind die Mauerflachen bei der jüngsten Herstellung nicht verputzt, sondern nur
in den Fugen verstrichen worden. Das Dachgesims des Gebäudes verkröpft sich
bei den Risaliten und erscheint hier als Gurtgesims, wahrend deren Dachgesims
erst ein Stockwerk höher sitzt. Die drei eingerückten Giebelstockwerke der Risalite
sind mit Pfeilern ausgestattet, die abwechselnd schmale und breite Quadem (diese
185. Salder. Schloß nach der Herslellung im Anfang dei XVIII. Jahrh.
mit kleinen vertieften Quadraten) besitzen; zur Ausfüllung der Ecken dienen
Renaissance Voluten, auf der Mitte des obersten Gesimses — hier auf Sockel
mit Fratze — und den Ecken jedes Geschosses je ein Obelisk. In der Mitte des
Gebäudes flacher, in Ziegelsteinen ausgeführter Giebel mit dem Namenszug von
August Wilhelm in einer Kartusche unter Fruchtschnüren, Die Giebel der Schmalseiten
und der Rückseite sind schlicht gehalten. In der Mitte dieser letzten der viereckige,
weit vorspringende Treppen türm, der schon nach der Beschreibung von 1673 imten
ein Gefängnis, das sog. Schwalenloch, oberhalb des DachgesimSes ein Geschoß in
Fachwerk besaß und bereits in Merlans Zeit mit einem achtseitigen Zwiebeldach
schloß; daß er in dessen Abbildung selbst achtseitig gestaltet ist, beruht offenbar
auf einem Versehen; denn die kamiesförmigen Fehslereinfassungen beweisen, daß
er stels viereckig war. In der Wellerfahne ein gekröntes AW. ~ Die Umlinde-
nmgen aus der Zeit August Wilhelms zeigen die Art Hermann Korbs.
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Said« (ScfaloB). 3;^
Ausstattung. Die großen Wandflächen des Saales werden von vier lebens-
großen Reiterbitdnissen schwedisclier Könige (2.76 m br., 3 m h). eingenommen,
die genau in die Räume zwischen den Filastem passen und von gleichzeitigen
Stuckrahmen eingefaßt werden, deren Bedeutung für Salder wir jedoch nicht kennen;
I, Gustav Adolf (1611 — 1632) auf schreitendem Rappen nach rechts, den Kopf
gradeaus, in Lederkoller mit roten Ärmeln und blauer Schärpe, in der Rechten
das gezückte Schwert, in der Linken Zügel und Pistole, den Eisenhehn mit weißer
Feder besteckt. Im Hintergrund brennendes Dorf und Kriegsvolk zu Fuß und zu
Pferd. Gutes Bild, nur der Hintergrund maßig. — 2. Carolus Guitavus rex
Sueeiae (1634 — 1660), in der Rechten den Marschallstab, auf Schimmel nach
rechts sprengend. Sattel, Wams unter Panzer und Schärpe reich mit Gold ge-
stickt, das Wams auch mit Kronen besät, der Helm vom mit vergoldeten Zacken
und Straußenfedern. Hart und schwer in den Schatten. — 3. Carolus XI rex
Sueciae (1660 — 1697) A. 1696, nach links auf Braunem sprengend mit ähnlich
wie Nr. 2, besticktem Rock und mit Schiapphut, in der Rechten den Kommando-
stab; vergL unten Nr. 5. — 4. Carolus XII rex Suedae {ibgy — 1718) A. i6gg,
auf Braunem nach rechts sprengend, den Kopf aus dem Bilde heraus, mit Kom-
mandostab in der eingestemmten Rechten, in Lederkoller, Panzer und schwarzem
SchlapphuL Hinten Landschaft mit breitem Wasserfall. Gutes Bild. — In der
Dale des Untergeschosses drei ähnliche und gleich große, aber nicht näher be-
zeichnete Bilder: 5. Reiter in Panzer und Lederkoller mit gelber Schärpe, roter,
goldgestickter Schabracke, Filzhut, in der Rechten den Kommandostab, auf braunem
Pferd nach rechts sprengend, das Gesicht dem Beschauer zugekehrt, anscheinend
von demselben Meister, wie Nr. 3 ; gutes Bild, bezeichnet mit /V. (■=pinxU) Hans
Hukenbeen anno Toback, der Truginschrift des letzten Restaurators. — 6. Fürst
auf Schimmel nach rechts sprengend, den Kopf halb rückwärts gedreht, in der
Rechten den Kommandostab. Über dem Panzer Ordenskreuz (Maltesertorm),
unter ihm gelbe Weste mit Goldstickerei; darüber roter Rock. Weiße Locken-
perücke, Dreimaster mit roter Schleife, hohe Kanon enstiefe! , rote, goldbestickte
Satteldecke. — 7. Fürst auf Rappen nach links sprengend, den Körper halb vom
Rücken gesehen, das Gesicht aber aus dem Bude heraussehend. Der rote Rock
hat gelbe, bestickte Aufschlage und eben solches Futter; die Satteldecke ist blau
mit Goldstickerei; weiße LockenperQcke und Dreimaster Nr. 6 und 7, die von
einem Meister herzurtlhren scheinen, sind noch besser gemalt als die übrigen
und besondere in den Köpfen sehr lebensvoll.
Zur alten Einrichtung des Schlosses gehören femer folgende Ölgemälde aus
der Zeit um 1700:
1/2. Blumen- und Fruchtstücke (Abb. 186), von 1.34 m Br. und 1.16 m H.
Auf einem steineren Untersatz, zu dessen Seiten zwei Sphinxen, bezw. Löwen
lagem, steht eine Ume mit gewundenen Schragrippen; vor dem Untersatz sind
Blumen angebracht, aus der Ume sehen Blumen und besonders Früchte heraus.
Gute Arbeit in holländischem Geschmack, aber wohl von deutscher Hand,
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578 Amueedchubeiltk Salder.
3. Allegorie der vier Jahreszeiten (von 1.50 m Br. und 0.77 m H.), aus-
gedrOckt durch drei in der Landschaft gelagerte Figuren mit Blumen, Garben und
Früchten, sowie durch die Figur eines Knabens, der sich vor einer Felsenhöhle
die Hände Ober einem Kohlenbecken wärmt Dekorative und wohl ^eichfalls
deutsche Arbeit unter italienischem und französischem Einfluß und nicht von
selbständiger Erfindung.
4. Allegorie des FrQhlings (von 1.22 m Br. und i.oi m H.). Links von
steinernem Unterbau mit Blumenume sitzt in der Landschaft eine weibliche Ge-
stalt mit vier Genien, alle mit BlumenpflQcken und -winden beschäftigt. Glattes
akademisches, wohl gleichfalls deutsches, aber von französischer Kunst beein-
flußtes Bild.
5. Italienische Landschaft {von I.18 m Br. und i.oi m H.) mit Frau,
186. Salder, SchloB. Ölgemälde.
die einen Fruchtkorb auf dem Kopfe trägt. Dekoratives Bild in der Art der späten,
von Italienern beeinflußten Niederländer.
6 Gobelins, je 2 von ungefähr gleicher Größe (5.13 und 4.50, bezw. 3.87 u.
3.20 m br., durchgehends etwa 3.30 m h., wenn nicht die Randeinfassung fehlt),
mit großen Baumgruppen und Verein im Vordergrund, sowie Durchblicken auf
Gebäude und Landschaft, je in einer Einfassung aus Blumengewinden; aufgenäht,
aber nicht zugehörig waren Gobelinstücke mit Bauemgruppen nach Teniers. Jetzt
im Herzogl. Museum in Braunschweig.
Wirtschaftsgebäude und Lustgarten. Nach Joh. Geoi^ Becks Stich waren
nur die zunächst an das Schloß grenzenden Ställe usw. bis zu dem Hofgitter
massiv ausgeführt, und in der Tat zeigt noch jetzt das südliche einstöckige Ge-
bäude hier Fenster und Dachgesims in Kamiesprotil. Vermutlich schloß der Hof
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Salder (Schloß nnd Barg). ^^^
damals bereits dort, wo spater das Gitter errichtet wurde. Die andern zweistöckigen
und Je mit Mittelgiebel versehenen Wirtschaftsgebäude aus der Zeit August Wil-
helms, die jetzt durch Neubauten ersetzt sind, waren in Fachwerk ausgeführt In
dem WestflOgel, der noch mit latemenartigem Dachreiter und mit Uhr versehen
ist, der Haupt- und ein Nebeneingang nebst Brücke Ober den Wassergraben, der
die ganze Anlage einschloß. — Zwischen der sfldlichen Schmalseite des Schlosses
und dem Südflflgel der Wirtschaftsgebäude einst laubenartiger Doppelzugang zu dem
östlich vom Schloß gel^enen Lustgarten. Nach der Beschreibung des Schlosses
von 1673 zerfiel dieser in 3 Reviere, die „dreimal gelattet" waren und 29, bezw.
30 und 10 „geschnittene Posten" enthielten; die Reviere waren von Rosen-
bUschen, Rieps, HaselstOcken und Ligustern umgeben. Vom Lustgarten, der keine
Nutzbaume enthielt, war der große Baumgarten mit 18 alten Bim-, 19 trächtigen
Apfel- und 54 jungen gepfropften Bäumen geschieden.
Alte Burgstelle. Während das Schloß oder der „Große Hof" die südöstliche
Ecke des Ortes — soweit er nördlich der Fuse sich ausdehnt — einnimmt,
liegt an der südwestlichen, unweit des Flusses, der gleichfalls zur Domäne gehörige
„Kleine Hof". Die Flurkarte von 1756 (Abb. 175) zeigt hier eine nur wenig
Ober das Quadrat hinausgehende Fläche inmitten eines ringsum gehenden Wasser-
grabens; jetzt ist alles eingeebnet bis auf einen in Stichbogentonne eingedeckten
Keller (7X4 m im Lichten) mit westöstlicher Achse, einem Eingang im W und
kleinen Lichtöffnungen im S. Das Mauerwerk besteht im Kern aus einem Gemisch
von Kalksteinkummer und Mörtel und hat größere Bruchsteine nur als Verblen-
dui^. Es ist kein Zweifel, daß hier die alte Burg der v. Salder stand, die ver-
mutlich bald nach der Erbauung des Schlosses aufgegeben wurde. Merian er-
wähnt sie nicht mehr.
Altes Haus Nr. 73a von 1673, nach Erkeröder Art (s. Bd. II 29 f.) mit 6
Fach vorspringend; der mit Inschrift (Ps. 127, 1) versehene Schwetibalken und
die Fuflbänder sehr stark, Knaggen aus Viertelstab, verderbtem Kamies und kleiner
Schmiege bestehend; der Unlerstock massiv erneuert,
Sauinffen.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 197.
Namenstormen. Saumgon (1022), Sowinche {1158), Soviinge (1161. 1237.
1318), Sowingke {1303), Tztmiinge (1317), Zettwinge (1325), Taubbingen {1470).
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Stöckheim, jetzt in der Inspektion
Thiede-Engelnstedt; 1313 ist der Dekan Johannes vom hl. Geistkaland in Braun-
schweig, 1343 der Propst von Steterburg, Johann von Osterode, zugleidi als
Pfarrer von S. bezeugt. 1582 wurde S. von Beddingen aus versehen. Das Patronat
gehörte dem Michaeliskloster in Hildesheim seit dessen Gründung (1022), scheint
aber bereits 1470 zwischen diesem und dem Dompropst zu Hildesheim, später
zwischen dem genannten Kloster (z. B. 1568) und dem Herzog (z. B. 1542) ge-
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jSo Amtigerlcliubeiiik Salder.
wechselt zu haben, bis es 183 1 durch Tausch ganz an diesen letzten kam. Cber
die Gografschaft S. s. die Einleitung. — An das Domstift in Hildesheim kamen
1158 3 Hufen in terriiorio S. von Friedr. v. Ohlum, die 1328 der Dompropstei
gehörten, 1161 4 Hufen vom Dompropst Reinhold. Andere 4 Hufen sind 1282
in oboedientia des dortigen Johann ishospitals, dem Bischof Otto 1325 auch i casa
und I ipatium auf dem Kirchhof zuspricht Das Blasiusstift in Braunschweig er-
wirbt 1237 I Hof neben der Kirche von den Grafen v. Woldenberg, das Kl.
Steterburg 1302 2 Hufen, Wolfenbüttler Lehen der Stapel, vielleiclit dieselben,
deren Ertragnisse erst für Altarlichter usw. verwendet werden, die aber dann 1303
von dem Gründer des
Siechenhauses zu dessen
Gunsten gekauft »erden
(s. S. 108). 1323 kamen 2
Hufen, mit denen die
Grafen v. R^enstein 1569
vom Herzog beiehnt sind,
als Afterlehen an die
Di'irings. 1515 wurde das
Dorf mit allem Zubehör
durch Herzc^ Albrecht an
die V. Kaieberg verpfändet.
— Der Zehnte gehörte dem
Michaeliskloster in Hildes-
heim seit dessen Gründung,
erscheint aber 1343 nebsi
3 Hufen im Besitz der
Kahles und Göttings in
Braunschweig, 1566 in dem
des Hildesheimer Domkapi-
tels, um schon 1812 ab-
gelöst zu werden. — Eine
187. Sai
Adelsfamilie v. S.
1290 — 1336 bezeugt
Dorfanlage haufenförmig mit einem Platz und mit der Kirche in der Mitte.
Im S der „Glockenteich". Flurkarte von Schöneyan 1749. — '755 2 Acker-,
3 Halbspanner-, 26 Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3; 273, 1900: 300.
Die Kirche (Abb. 187) besteht aus dem grade schließenden Chor, dem je
um 45 cm vorspringenden, durch Bogen und durch Mauer im Dachstuhl vom
Chor getrennten Schiff (außen 9.80 m lang), die beide gotisch sind, imd dem
romanischen Turm (außen 8.35 m br., 6.60 m tief), der mit dem Schiff gleich
breit ist, aber in dieses nicht einbindet. Der Chor ist im O ohne Sockel, zeigt
aber an den Längsseiten solchen mit Kehle zwischen Schrägen, ein Profil, das nach
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SaniDgeo. 381
0 zu in eine einfache groEe Schräge verläuft; solche dient auch als Sockel
des Schiffe. In der Ostwand des Chors zwei einzelne schmale Spitzbogenfenster
fet^'a !•/« m h.); von je einem solchen Fenster sind Spuren in beiden Wänden
des Schiffs und in der Nordwand des Chore erhalten; nach Abels Beschreibung
der Kirche von 1776 (Hdschr. im Pfarrarchiv) müssen sich aber an allen Wänden
von Chor und Schiff je zwd Fenster befunden haben. Eine Erweiterung von Fenstern
hat nach Abel 1658 und 1674 stattgefunden, hn N des Sdiiffs Spnir eines alten
Eingangs. Die genannte Beschreibung gibt jedoch an, daß sich die Haupttür im
S befand, wo auch das Leich haus (hier einst in Anfangsbuchstaben: Daniel Fisher
Lkmtiatus, Catk. Elü. v. d. Hoya) angebaut war, und daß sich an beiden Ein-
gängen damals noch die Vorrichtung zum Verrammeln erhalten hatte; eine gleich-
falls erwähnte dritte Tür in der Südmauer
des Turms ist jüngeren Ursprungs. Schon Abel
hat aus der alten, übrigens weniger steilen
Dachschräge am Turm geschlossen, daß das
alte Dach der Kirche 8 F. niedriger ge-
wesen sei und, da Spuren einer Erhöhung der
jetzigen Schiffsinauem nicht erkennbar waten,
einem nicht mehr bestehenden alteren Bau
angehört habe. Dieser wird ohne Zweifel
gegen den machtigea Turm eingerückt ge-
wesen sein. [Abel erwähnt hinter dem Altar
Mauerschränke, von denen der im N eiserne
Gittertor und Zieraten von Stein hauerarbeit,
der im S zur Aufbewahrung der Allargetüße
eine ganz eiserne Tür gehabt hatte.] — Am
Turm ist die ganze Weslseite mit dem zu-
nächst anschließenden Teil der Nord- und
Südseite und das Glockenhaus nach einer
Zerstörung neu aufgeführt worden. An der 18S. Saningen, Inschrift.
Ostseite fünf, etwa i m breite Rundbogen
(aus rotem und weißem Rogenstein), die von breiten Ecklisenen und ganz
schlichten Kragsteinen ansteigen; im N und S hat sich nun je der Ansatz des
ersten Bogens erhalten, wahrend die beiden andern, die hier anzunehmen sind,
wegen des Einsturzes der Westseite jetzt fehlen. Die Lisenen im N mit ver-
wittertem Rundslabprofil, An der Südseite läuft noch ein zweiter Fries von Rund-
bogen entlang, von denen 2 — 3 auf einen der großen Bogen gehen; auch dieser
Fries bricht nach W zu ab. Auf dem Turm gewalmtes Satteldach.
An der südl. Außenseite der Kirche beschädigte und schwer lesbare gotische
Inschrift: in die [s.] pamra . . (Abb. 188).
[Nach Abel ist die Kirche 1680 vermalt, 1719 geweißt worden; er erwähnt
jedoch an den Fenstern von Chor und Schiff Laubwerk, z. T. mit fliegenden
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jg2 Aint*e«iicbub«iiik S«ldet.
Engeln, dann auf dem Chor hemm die zwOtf Apostel, an der Decke von Choi
und Schiff fließende Engel, an der Südwand des Schiffs Moses mit dem Spruch
Prediger la, 13, am Chorbogen Leinwandbild mit der Geburt Christi von 1665
und daneben wieder Laubwerk und fliegende Engel, am Bogen neben der Kanzel
schließlich den Heiland mit dem Spruch i. Tim. 1, 15.]
[Predigtstuhl von 1588 mit den vier Evangelisten und Schnitzwerk am Himmel,
beides schwarz und weiß vermalt Am Himmel Gottts Wort bleiiel ewiglich und
dieselben Namen, wie am Leichhause.]
Glocken, i. von 78 cm H. und 83 cm Dm., 1723 von Christian Ludwig
Meyer in Braunschweig gegossen, mit der Angabe in der langen Inschrift, daß
Anno 1681} H, Jürgen Christian Lieberkühn vor dem Gegraf des Geriehts Bedtiing
diese {1723 jedoch geborstene) Glocke in das Gottes Haus su Saumgen verehret,
sowie mit dem Spruch : Gottes Wort und Lutters Lehr Vergehet nun und nimmtr-
mehr. — 2. Kleine Glocke 1650 von Heinrich Borstelmann in Braunschweig
Hübscher Geldkasten, unten an einem großen Stein befestigt
Kelch aus vergoldetem Silber, von 18 cm H. Der Fuß ist rund, geht aber
allmählich ins Sechseck über, Ständer mit gravierten Romben, Zapfen mit graviertem,
nicht ganz fehlerfreiem jhesus. Schale grade profiliert
[Steinern.]
[Literatur. Günther, Ambergau 544. — Langerfcldt, Ztschr. d. Harz-
geschichtsvereins XV (1882) 189. — v. Uslar-Gleichen, Grafen v. Winzen-
bui^ 251. — Simm, Braunschw. Magazin 1000, 79. — Namensform. Stenem
(1186) d. h. wohl Stein-heim; s. auch Bd. I 268. — Geschichtliches. Bischof
Adelhog bestimmte 1 1 86 7 Hufen und 8 Joch in S., die zur Erbschaft des Grafen
Otto V. Assel gehörten, unter der Bedingung zum Gebrauch des Domkapitels, da£
die Einnahmen daraus erst zum Rückkauf verpfändeter Güter verwendet «-ürden.
Die Flur der Wüstung bildet den südöstlichen Teil der Flur von Bui^orf
(s. S. 306) und heißt noch jetzt das Steinfeld; die Vereinigung mit dem Alten-
dorf zum neuen Orte Burgdorf scheint schon früh stat^efunden zu haben. Die
Steinfelder Höfe sind im Gegensatz zu den eigentlich Burgdörfer Höfen, die zur
Mark des Hohenaflier Holzes gehören, an der Mark des Lesser Holzes beteiligt]
Üfinsen.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 197.
Namensformen. Uvingon (lozz), Ufinge (1236), Ußnge {1236), Uvinngon
<I299), Uvinghe {1310.)
Geschichtliches. Einst Pfarrdorf im Bann Stöckheim — ein Pfarrer Hermann
ist dort seit etwa 1260 bezeugt, ein Pfarrer Georg Pithan noch 1551 — ; doch
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SioingeD — [Steinern] — Ofingen — Wilenitedt. 3^3
wird 0. berdts 1568 von Beddingen aus besorgt und 1569 als Filial zu Sauingen
gelegt Das Patronat war stets herzoglich. B^:fltert war hier das Michaeliskloster
in Hildesheim seit seiner Gründung (1022). 1151 besitzt das Kl. Moritzberg
I Huf^ die 1302 zur ObOdienz desselben gezahlt wird und 1304 und 1310 an
die V. Üfingen verpachtet ist, um 1200 2 Hufen das Hildesheimer Domstift, das
1258 dazu 3 Hufen aus dem Besitz der v. GarBenbDttel erwirbt Das Blasius-
Stift in Braunschwe^ erhielt 1237 nebst dem halben Zehnten 5 Hufen aus dem
Besitz der Grafen v. Woldenberg, die mit dem Zehnten vom Hochstift in Hildes-
heim belehnt waren, dazu 1240 3 weitere Hufen, das Kl. Dorstadt und die
Bartholomäuskapelle in Braunschweig 1304, bezw. 1328 je 2 Hufen. Als herzogl.
Lehen hatten die v. GarßenbOttel 132 1 und 1490 2 Hufen (vielleicht dieselben,
die 1685 im Besitz der v. Hom, bis 1795 in dem der v. Rutenbei^, dann der
V. BOlow erscheinen), die v. Bortfetd 1507 i'/j Hufen. 2 Hufen hatten 1316 und
später die Blekenstedts und Papendorfs in Braunschweig. Die Hälfte des Zehnten
(s. oben) besaß das Blasiusstift noch 1 7^5, die andere HaiCte (die im XIV, Jahrh.
nochmals geteilt, aber bereits in den Händen btaunschweigischer Patrizier, und
zwar auch der v. Strombeck, als herzogl. Lehen und Bortfeldsches Afterlehen
erscheint) seit 1406 und gleichfalls noch 1755 die v. Strombeck. — Eine Adels-
familie V. Ü. ist im XIII/XIV. Jahrh. bezeugt; ein Knappe Berthold v. Ü. wird
1321 als Sohn Johanns v. Bortfcld bezeichnet
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche ziemlich am N-Rand. Dorfbeschreibung
von 1755. — Damals 2 Ackerliöfe (einer davon seit 1704 der Stifts- oder
Schriftsassenhof, der ehemals der Mad. Rudolfine, Rudolf Augusts 2. Gemahlin,
seit 1750 dem Blasiusstift gehörte und 277 Mg. umfaßte), 3 Halbspänner-, 18
Kothöfe. — Einwohnerzahl 1790/3: 254, 1900: 580.
Die Kirche bt neueren Ursprungs.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 24 cm H. Der Fuß zeigt im Grundriß ein
Quadrat, dessen Ecken ■ — — — - förmig gebildet sind; im übrigen hat der Kelch
runden Durchschnitt. Knauf umenförmig. Schale leicht geschweift. Braunschw,
Beschau (Löwe), A" und Meisterbezeichnung „ in herzförmiger Einfassung. 1739
angeschafft.
Ovale Oblatenschachtel aus Zinn, von 12 cm Br., der ausgebogene Körper
wird kehlförmig zum Rande übergeführt; mit gewölbtem Deckel und mit Füßen.
Der Meisterstempel zeigt Engel mit Palme von vom und IWff. 1779 angeschafft
Haus Nr. 24 von 1725 zeigt den Erkeröder Typus (s, Bd. H 29 f.), ist sonst
aber schlicht gehalten.
Watenstedt.
Literatur. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins X (1877) 107. — Simm,
Braunschw. Magazin 1899, 213.
Namensformen. Watten- (1186), fValen- (um 1195 und sonst stets) -stete.
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ig^ AmtigerichUbciitk Saldct.
■Siede, -stiäe, im Unterschiede von W. im Kr. Helmstedt (Bd. I 367 f.) auch be-
zeichnet als W. apud Barem {1275}, im geruht to Lithlenberg (1480); d. h.
Stätte eines Wato.
Geschichtliches. Filial erst von Banun, seit 1625 von L«inde. Der Bürger
Hugold von Goslar kauft von den Edlen v. Döben II97 4 Hufen, die um
1220 als Erwerbung des Propstes Gerhard (t 1209) im Besitz des Kl. Steter-
burg erscheinen; dieses kauft aber 1251 nochmals 4 Hufen, die bis dahin Hagen-
sches Lehen der v. Salder gewesen, für 60 Mk. und verkauft 1376 für 31 Mk.
auf Lebenszeit an Meinardesse v. Schßppenstedt und dessen Frau seinen Sattel«
hof, 5 Hufen, Kothöfe und Worte; 1284 erhalt der dortige Klostermeier eine Ent-
schädigung für Ausgaben zugunsten der curia des Klosters, auch 1428/9 ist vom
Klosterhof die Rede. Das Kl. Neuwerk vor Goslar erwirbt ri86 4'/i Hufen, die
noch 1IQ9 in seinem Besitz und 1353 auf 8 Hufen erweitert sind, das Kl. Ringel-
heim 1201 3, auf die die v. Watenstedt verzichten; und dieses besitzt 1209 15
Hufen, versetzt 1477 seinen Meierhof und 7 Hufen an die v. Salder und erhalt
1251 die Vogtei über ein Allod von den Grafen v. Woldenberg als Rand. Das
Blasiusstift in Braunschweig erwirbt 1274 4 Hufen von den v. Dorstadt, das Marien-
hospital ebendort 1258 i'/j Hufen. Als herzogi. Lehen haben die v. Salder 1492
und 1623 das Dorf W. sowie Dienste, Krug, Schaferei und Anteil am Eitzumer
Felde, die v. Schwicheldt 1536 2 Hüten. Außerdem besaßen die Holtnicker 1340
4, die Meyer 1430 3 Hufen (gen. das Hakendorp), und 5 Hufen, die aus dem
Besitz der v, Gramm in den des Biasiusstifts gelangt waren, kamen 1488 an die
V. Salder. Jetzt befindet sicli in W. eine herzogi. Domäne. Der Zehnte gehörte
zu '/j 1351 den Kahles, 1428 und 1434 als hildesheimsches Lehen den v. Ütze,
die ihn 1429 an die Schöppenstcdts verafterlehnt hatten, 1556 zu '/» ak herzogi,
Lehen den v. Salder, der der Eitzumer Feldmark dem Archidiakonat Barum.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche nahe dem 0-Rand. Westlich dicht am
Ort sind auf der Flurkarte Schmidts von 1750 die wüsten Hofstellen des Dorfes
Eitzum (s. S. 313 f.) von Nr. 1 — 32 angegeben. Im NO die „Gohe-Wiese". Die
„Landwehr" zieht von der östlichsten Spitze des Dorfes in nordöstl. Richtung an
der Gohwiese entlang bis an die Aue. — 1750; 3 Acker-, 5 Halbspaimer-, 22
Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 319, 1900: 353.
Kirche besteht aus einheitlichem, rechteckigem Schiff und dem damit bün-
digen, gleichfalls rechteckigen Turm. Im N des Schiffs Anbau für die Prieche
des Domanenpachters, im S rundbogiger vermauerter Eingang, Dachgesims aus
Platte und steiler Kehle bestehend. Ein hoher und breiter, bis in die Prieche
reichender Rundbogen trennt Schiff und Turm. Dieser hat nach N und S je ein,
nach W und O je drei große rundbogige Schaliöcher, die bei einer Herstellung
1891 außen gradlinig eingefaßt sind, und Satteldach.
Glocken, i. von 60 cm H. und 66 cm Dm-, 1783 von Joh. Conr. Grete
gegossen. — 2. von 50 cm H. und Dtn., mit dem kleinen Belief das Schwert
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Watenstedt — [Wedem] — Woltwiesche. 385
und Wage haltenden Erzengeis Michael, der Inschrift: Anno löjr ffemrUh Borstet-
man Braunsweig {!) me /tat und den bei diesem Meister üblichen Zierleisten.
Gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. und runder Form.
Stander oben und unten über gesenkten Liltcnstreifen mit: hilf got allein, bezw. ave
m(aria) in gepreßter oder getriebener Arbeit, Zapfen mit graviertem ihesus, alles
in Minuskeln. Der Knauf ist in Kehlen und Stegen reich profiliert — Paten e
mit Weihekreuz und eingepre6tem Vierpaß.
Gotische Messingleuchter von 24 cm H.
[Wedem.]
[Literatur. Hänselmann, Eine merkwürdige Fälschung, Jahrb. d. Vereins f.
niederdeutsche Sprachforschung 1890, Soff. (^Braunschw. AnKcigen 1881 Nr. 42
bis 44). — Simm, Braunschw. Magazin 1899, 1J5. — Namensformen. Wedeme
{1344), Wedem (1391). — Geschichtliches. W. war Pfarrdorf vermutüch im
Baim Barum, wird aber im Hildeshdmer Aichidiakonats Verzeichnis aus dem Ende
des XV. Jahrh. nicht mehr erwähnt und muß damals bereits wüst gewesen sein.
Das Patronat gehörte ursprünglich dem Herzog, stand aber bereits 1238 — in-
folge eines früheren Tausches — dem Blasiusstift zu, dem die Kirche des hl.
Augustin mit ihrem reichen Gute von 8'/| vogteifreien Hufen 1249 sogar ein-
verleibt wurde, so daß die Ausübung des dortigen Gottesdienstes nunmehr einem
Vikar zufiel. Die inhaltlich zuverlässigen Urkunden hierüber sind ebenso, wie ein
sehr interessantes Protokoll von 1248 8/VII über die Vermeierung des Pfarrgutes
und die damit verbundenen Wirrungen formell Fälschungen, die erst etwa 50
Jahre spater niedei^geschrleben sind. 1279 bezeugen mehrere Graten v. Wolden-
berg, daß ihr Vater dem Edelherm Bernhard v. Hagen Güter zu W. geschenkt
hatte, die dem KL Wöltingerode übereignet seien, und 1326 geben die Grafen
V. Schiaden 2 Hufen und 4'/i Mg. an das Ägidienkloster. 1344 waren 2 Hufen
herzogl. Lehen der v. Mahner, 1391 der Zehnte solches der v. Werdesleve. —
Die Flur des Dorfes bildet jetzt den nördlichen Teil derjenigen von Gebhards-
hagen {s. S. 321)-]
Woltwiesche.
Literatur. Simm, Braunschw. Magazin 1900, 118.
Namensformen. Waltwisehe {i^q), Waldwyseke {ii-j%), WoltwiscAe [iiy^jt^.
1406), d. h. Waldwiese.
Geschichtliches. Pfarrdorf im Bann Lengede; ein Pfarrer Heinrich ist 1335
bezeugt. Das Patronat gehörte nebst 3 Hufen bereits 1149 dem Ki. Lamspringe,
das sich die Kirche spater einverleibte. 1803 ging das Patronat an die Krone
Preußen und 1815 an Hannover über, wurde aber 1817 im Wege des Tausches
herzoglich. Als herzogl. Lehen hatten die Kaghen zu W. um 1369 2 Hufen, die
Bas- n. Kaimdmkm. i. H«^. Bi>u<i«hu'elg. III. 1. 25
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j86 AmUgciicbuberirk Salder.
V. Gadenstedt 1383 i Hof mit 4 Hufen, die v. Salder 1492 je 2 Hufen und
Höfe, die Breiers in Braunschweig 1536 und 1571 4 ehemals hildesheJmsche
Hufen, die Graten v. Regenstein 1569 3 Hufen. Um 1308 waren 4 Hufen
Woldenbergsches Lehen der v. Gustedt, die 1315 3 Hufen, 1312 und 1317
I Hof mit I Hufe an die v, WoUwiesche, 1335 i'/i Hufen an die Witwe
Johannes v. W, in Braunschweig weiter verlehnt hatten. Ludolf Muntarius er-
wirbt 1324 2 Hufen und ist 1332 seitens der Grafen v. Woldenberg mit 4 Hufen
belehnt i Hof mit i Hufe und 1
Hütte auf dem Kirchhofe, Bortfeld-
sches Lehen, wurde 1337 von den
Bauern an eine Witwe in Braun-
schweig g^eben. Ein Dietrich
V. Buigdoif «ird 1320/30 als
rtsidem in IV. bezeichnet 1275/9
klagt das Kreuzstift in Hildeshdm
gegen den Trudiseß Gunzelin, der
ihm den Zehnten in W. entrissen
hatte; doch gehörte dieser noch tmi
1750 dem Stift.
Dorfanlage gestreckt haufen-
förm^, die Kirche in der Mitte,
der Thie jetzt Platz des Kri^er-
denkmals. Flurkarte von Boden
1739. — Damals 4 Halbspanner,
6 + 55 Kotsassen. Einwohner-
zahl 1790/3; 606, 1900: 559,
Die gotische Kirche besieht aus
dem jetzt einheitlichen rechteckigen
Schiff und dem gleichfalls redit-
eckigen, mit diesem btlndigen Turm
(außen 7.80 m br., 6.35 m tief).
Doch erkennt man an dem Vor-
handensein von Quadern an den
i8q Wuliwiesche ürabsieja einstigen Oslccken des Schiffs, daß
dieses ursprünglich außen nur etwa
I I m lang war, und der Chor dagegen zurücksprang. Dieser wurde später dem
Schiff gleich breit und die Kirche zugleich um t>.8o m länger gemacht. Am (istl.
Teil Schrägsockel, in der Cistwand größeres, einst wohl geteiltes oder mit Maßwerk
versehenes Spitzbogenfenster. An beiden Längswanden Spuren alter kleiner Spitz-
bogenfenster, die vermudich jjaanveis zusammengestellt waren und eine gemeinsame
Innennische halten. In der fistl. Innenwand \'or Nische gotische Eichentür mit
Eisenbeschlag und Schloß, sowie mit langabgeschrilgten Oberecken. — Turm reit
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Woltwiesche. ^gy
groAen Eckquadem aus Sandstein und mit Schragsockel. Im N, S und O je ein, im
W zwei paar Schalldcher mit gemeinsamer Imieonische; die im S rund, die andern
spitzbogig und mit gefasten Kanten. Das Dachgesims besteht aus Platte und
Schmiege. Das Dach hat die Fonn einer hohen Zeltspitze,
Barocke Altarwand von 1711 aus Hob mit '/g Kanzel. Diese zeigt an den
Ecken gedrehte und umwundene Säulen, sowie die Rundfiguren des Heilands (vom)
und der Evangelisten Markus und Lukas (an den Seiten). Die Einfassung der
Kanzel besteht in je zwei korinthischen SSuien mit Fruchtbündeln am glatten
Schaft Jedes Saulenpaar umschließt eine Nische, vor der die beiden andern
E\-angelisten in etwa doppelter Größe stehen. Das Gebälk verkröpft sich an den
Säulen imd schwingt sich als Stichbogen über die Kanzel. Ein zweites kleineres
Geschoß umfaßt mittels zweier Säulen der oben beschriebenen Art zwei rund-
bogig geschlossene Reliefs mit Kreuzabnahme und Grablegung ein. Über den
äußersten Säulen des Hauptgeschosses die Figuren des Moses mit den Gesetzes-
tafeln und Johannis d. T., die wieder kleiner sind. Auf dem Schalldeckel der
Kanzel, der den ganzen Aufbau überragt, der Auferstandene. Unten an der Pre-
della Relief des Abendmahls (Einsetzung). Reiches Blatt- und Schnörkelwerk dient
als Füllungen, Hänge- oder aufgesetzte Glieder. Das Ganze bei zwar handwerks-
mäß^er, aber fleißiger Ausführung wirkungsvoll.
An der Oi^lbrüstung Holzrelief der Anbetung von gleicher Arbeit
Glocken, r. von 1.24 m H. und Dm., 1798 von Joh. Konr. Greten in
Braunschweig gegossen, mit Palmettenkranz am Hals und langer Inschrift. — 2.
von 0,95 m H. und 1.05 m Dm., 1783 durch Joh. Heinr. Wicke gegossen.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 20 cm H. und sechsteiliger schlichter
Form. Auf dem Fuß Relief des Gekreuzigten. Hildesheimer Beschau (oben wach-
sender Adler, unten geviert), 1719 angeschafft — 2. aus Silber, von 9 cm H.
und runder Form, für Kranken kommunion. Braunschw, Beschau (Löwe) und
Meisterbezeichnung BK. — Die Patene mit LS.
Barocke Messingleuchter von 36 cm H., 1617 gestiftet
Einst auf dem Kirchhof, jetzt geborsten und an der Kirchenmauer befestigt,
Grabstein des Schmiedemeisters Heinr. Everling, von 1.60 m H. und 0.78 m Er,
Auf der Vorderseite ist der Meister von vorn dargestellt in langem Wams mit
vielen Knöpfen, in Kniehosen und Kappchen; er halt in der Rechten den Hammer,
in der Linken ein Instrument zum Blullassen. Rechts das Vorderteil eines Pferdes.
Der Boden ist uneben und mit Pflanzen besetzt Oben Wappen; herald, rechts
Hammer mit Schlüssel gekreuzt, darüber Hammer, links Pflanze mit drei Blattern.
Im Bogen oben der Gekreuzigte und ihm zur Seite stehend und betend der Ver-
storbene und zwei Frauen. Auf der jetzt nicht mehr sichtbarÄi Rückseite: Mr.
fTeinruh Everling üt gebohriH Ao. MDCXXXXIV den iS. Marl, und seelig ge-
storben de [ I Ao 17 □ seines Aliers □ Jahre □ W. \^ D. Leichttext
Pf- 42, I. Oben Volutenverzierung. Abb. 189.
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190. „Du neue Füistl. AmUbaas lar Hanbnig in Bändhei
Nach Merian S. 72.
Amtsgerichtsbezirk Harzburg.
Bettingerode.
Namensfornien. Bedingaroik (1013?), Bolingeroth (iizq), Bettingtrotk, -rode
(1181. 1332), Beddingerod {i2\%), Betekenrodi {1272), Bettigeroäe (1542), d.h.
Rodung der Leute eines Bedp.
Geschichtliches. PfarTdwf, einst im Bann Osterwieck, jetzt in der Inspektion
Langeisheim. Die Kirchenvogtei war 1311 zu '/j halbetstadtisdies Lehen der
9[. AmUgeiicbtibedik HacibaTg.
Edlen v. Querfurt, das Patronat war 1407 und 1436 Wemigeröder Lehen der
V. Schwicheldt, wird aber 1542 und 1568 als Bauerlehn bezeichnet und unirde
später herzoglich. B. ist 1332 als Sitz eines Gerichtes und eines Gografen bezeugt,
und „bei der Viene und am Papenstiege" auf der Feldmark von B, war noch im
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Bcttiagerode. ^89
XVII. Jahrh. die Gerichtsstatte für das Amt Harzburg, die spater unter den Papen-
berg bei Neustadt verleg wujde. Das Dorf kam 1129 aus dem Besitz des Dom-
stiftes in Go^r in den des KI. Riechenberg. B^ütert war hier schon 1013 das
KI. Heiningen, 1218 das Kl. Abbenrode, 1249 das Kl. Stöttedingenburg, dieses
letzte 1332 mit 3 Hufen, die nebst i Hof 1401 auf 9 Jahre an die v. Schwicheldt
verpachtet, 1486 versetzt wurden. Das genannte Domstift hatte schon um I181
und noch um 1290 i Hufe und erhielt 1327 2 Hufen von den Bulks in Goslar,
die 1328 noch 4 Hufen besaßen. 6 Hufen kamen 1270 von den Grafen v.Woldcn-
berg ans Stift Gandersheim, 2 Hufen waren seitens der Grafen v. Regenstein 1323/3
(und noch 1390) an die v. Bielstdn in Goslar ausgetan; doch bestand das Gut
dieser Grafen 1569 aus i Hof mit 5 Hufen. Die v. Salder gaben 1510 i Hof
und I Hufe an die Kapelle auf der Harzbui^. Der Zehnte wurde 1272 von den
r. Otze ans Kreuzstift in Hildesheim aufgelassen und von diesem ans Kl. Ridd^s-
hausen g^eben, gehörte aber 1666 und noch 1758 als preuBisches Lehen den
V. Uslar, wahrend der Zehnte vom Rottlande im XVIII. Jahrh. dem Amt Harz-
burg, der vom Lochtumer Lande auf der Feldmark von B. dem Amt Vienenburg
und dem Amtmann zu Liebenbui^ gehSrte.
Dorfanlage langgestreckt, zu beiden Seiten des Baches Schamtah, die Kirche
in der Mitte. Die bereits im XV. Jahrh, so bezeichnete „Alte Straße", d. h. die
Heer- oder Kaiserstraße Goslar — Wernigerode — Halberstadt {vgl. Wieries, Braunschw.
Magazin 1903, 133 ff.) bildete noch bis ins XIX. Jahrh. hinein die Noridgrenze
des Amtes Harzburg gegen Hannover und Preußen und auch die der Flur von B.;
jetzt fallt die Grenze nur zu einem kleinen Teile mit der Alten Straße zusammen.
Die Stelle des harzbui^isdien Landgerichts (s. oben und bei Wieries aaO. 136) lag
an dieser Straße beim Großen Papenstieg. Bei dem Lukas-Zoll (auf preußischem
Gebiet) kreuzte sich mit der Alten Straße der Hohew^ oder die „Neue Straße"
Braunschwetg — WolfenbOttel — Harzbui^, und von dieser zweigte sich unmittelbar
auf B. zu „die große Landwehr oder der Weg von Goslar nach B." ab. Auf der
Flur von B. liegen auch der Altfelder Krug, zugleich früher ein Zollhaus an der
Alten Straße, an der Radau die ehemalige Kammermühle und das von Herzt^
Julius angelegte, früher harzburgische Unter- Vorwerk Neuehof (seit 1860 „Radau"),
die jedoch bei Westerode eingepfarrt sind, am Ostiande des Schimmerwaldes das
^eichnamige herzogl. Fotsthaus. Im Haushölzchen bei der Mühle (Besitzer im
XV. Jahrh. Hermann v. d. Hus) angeblich eine wüste Buigstelle. Flurkarte von
Schmidt 1758. — Damals 3 Acker-, i Halbspanner-, 9 Karrenführer-, 6 + 10
Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 329, 1900: 547.
Die Kirche, 1666 vergrößert und in Stand gesetzt, besteht aus Schiff mit drei-
seitigem Schluß und qradratischem Turm mit je einem rundbogigen Schalloch und
achtseitiger Zeltspitze.
Glocken. I. von 80 cm ganzer H. und 83 cm Dm., 1659 zur Zeit des Pastors
Martin Spier grossen, am Hals mit der zweireihigen, von Barockverzierungen ein-
gefaßten Inschrift: Hbr, Mensch, ive/m ich mit Klingen Dir ruf zur Kirch allein.
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joo Amt^ciichlsbeiiik Haiiburg.
Sff mußt du dich bald schwingen Mit Gedanken in Himmel hinein. Am Körper
bezeichnetes Relief des Salvator mundi und kleines Medaillon (Engel am Grabe). —
2. Sclilagglocke von langgestreckter Form.
Barocke Messingleuchter von 41 an H.
[Bovin firerode.]
[Literatur, v. Strombeck, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins VI {1873) isSff. —
Namensformen auch Boviggerode (1018), Buvingerotk (iiio), Bovenrofhe (1354),
Bffvengerode, d. h. Rodung der Leute eines Bovo. — Geschichtliches. Der
Zehnte über die villula B. kam um iioo an die Propstei Wanlefsrode {s. S. 425).
1147 überläßt Heinrich d. L. dem Kl. Königslutter praedium guoddam, omncm
scilicet terram et ülvam Walesberg dictam, ad orientakm. plagam Haneiburg silam
(d. h. den Woldsberg beim Eckerkrug), 1249 aber tritt das Kloster mit Zustimmung
Ottos des Kindes sein ganzes Aliud in Bovingerode, zunächst gegen jährliche Zahlung
von 12 ML, 1323 jedoch gegen 6 Hufen in Gr. Winnigstedt an die Grafen v.
Wernigerode ab, und zwar wird 1323 als Zubehör des Attods der Berg Woltberch
genannt, so daß es keinem Zweifel unterliegt, daß schon 1147 von dem Allod
Bovingerode die Rede ist und daß dieses in nlichster Nahe des Woldsberges ge-
legen haben muß. Kurz vor 1254 hatten die Grafen ein neues Vorwerk in B. an-
gelegt und nunmehr gaben sie tauschweise, unter Zustimmung des Kl. Ilsenburg,
den Zehnten dieses Vorwerks, und zwar von allem Vieh und allem Acker, sowohl
dem, der damals außerhalb des Hofes bewirtschaftet wurde, als dem, der noch neu
gerodet und von dem Hofe bewirtschaftet werden sollte, an die Propstei Wanlefsrode,
die bereits II 10 den zwei Jahre vorher seitens des Hochstifts Halberstadt an das
Kl. Ilsenburg gegebenen Zehnten von dem Dorfe B, erhalten hatte. Zu dem Allod
hat unzweifelhaft auch die Hassetburg {s. S. 419) gehört, die freilich nirgends ge-
naimt wird, sich aber in Resten am NO-Abhang des Woldsberges erhalten hat.]
Bündheim.
Quellen s. bei Bad Harzburg. ■ -
Namensformen. Buntem {1251. 1400), Bunthem (1459).
Geschichtliches. Einst (noch 1400) Pfarrdorf im Bann Westerode (bei Hom-
burg) und mater der Kirche in Neustadt- Harzburg, sjXlteT filia von dieser und von
ihr aus bereits I568 besorgt, aber noch weiter mit Tauf- und ßegrabnbrecht aus-
gestattet. 1407 war das Kirchspiel nicht besetzt und sollte als solches, wie es
scheint, eingehen. Das Patronat gehörte 1407 und 1542 dem Kl. Üsenburg, war
aber später herzoglich. — Die Hütte zu B. wird schon 1459 genannt; sie war
hildesheimsches Lehen und ging damals aus dem Besitz der v. d. Gowisch in den
der V, Salder über. 1436 belehnten die Grafen v. Stolberg -Wernigerode die
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Bottiogerode — [Boviogetode] — Biunlbeiin. ^g 1
V. Schwidieldt u. a. mit mehreren Höfen zu B. und 1 1 Hufen. Seit B^nn des
XVI. Jahrh. Mijrde B. zum Sitz mehrerer fürstlicher Anstahen gemacht. Zunächst
»Tirde ein GestQt eingerichtet, dessen Fohlen 1542 vor den Schmalkaldenern
in Sicherheit gebracht wurden, und dieses unter Friedrich Ulrich wieder er-
neuert. Es blüht bekanntlich noch jetzt (vgl. Künneckc, Brschw. Landeszeitung
[883 Nr. 105.) Dann richtete Herzog Julius hier 1573 eine Messinghütte ein, in
der nach einer Erfindung Erasmus Ebeners aus der Verbindung von Schlacken-
galmei und Kupfer eine Art Messing gewonnen und zahlreiche Gegenstande ge-
gossen wurden; die Messinghütte kam nach dem 30jährigen Kriege nach Oker.
Schließlich verl^e auch Herzog Julius — angeblich 1573, doch s. S. 410 —
das Amt von der Harzburg nach B, und erbaute das neue Amtshaus mit fürst-
lichen Gemachem, Mit dem Amte waren nach dem Erbregister von 1666 das
Obervorwerk (an Stelle der heutigen Kirch- imd Oststraße in Bad Harzbuig;
s. Wieries, Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins XXXVIII, 1905, 94, 2) und das
Untervorwerk (an der Radau; s. S. 389) verbimden. Hassel-Bege nennen anstatt
des ersten das Molkenhaus als Außenhof. Ein noch Jetzt bestehender Jahrmarkt
zu S. Walpurgis wurde 1 730 eingerichtet. — Der Zehnte gehörte im XVIII. Jahrh.
der Kammer. — Ein Ritter Bodo v. B. ist 1251 bezeugt.
Dorfanlage z. T, haufenförmig, z. T. mit Hausern zu beiden Seiten der Straße
nach Schlewecke, die Kirche am W-Rande, das Amtshaus (jetzt herzogl. Land-
gestüt) nördlich davon. Flurname „Der alte Kirchhof". Nach Oppermann befand
ach in B. der Platz für das zum Flößen bestimmie Nutzholz und der Teicli, in
dem das zum Flößen nötige Wasser gesammelt wurde, Flurkarte von Koven 1759.
— Damals 3 Karrenführer, 11 -|- 56 Köter (Holzhauer). Einwohnerzahl
1790/3: 625, 1900: 2461.
Die Kirche des hl. Andreas besteht aus einem einheitlichen Schiff mit "/g Schluß
und einem gegen dieses stark (2.10 — 2.15 m) eingerückten Turm (außen 4.42 m br.,
3.00 m tief). Doch erkennt man an den ursprünglichen Eckquadem im N und S,
daß das Schiff einst nur 8.70 m lang war, und daß sich daran ein eingezogener
Chor, vermutlich mit Apsis, schloß. Romanischen Ursprung bezeugen auch vermauerte,
etwa 1.50 m hohe Rundbogenfenster in 2.55 m H. über dem jetzigen Erdboden
(eins im N, zwei im S). Spater ist das Schiff in der Lange mehr als verdoppelt worden
und hat an den Langseiten je drei hohe, in Korbbogen geschlossene, aus hohen
Quadem mit Kehle bestehende Fenster erhalten ; ein schmaleres dieser Art in der
Ostwand. Kleine späte Fenster mit Rundbogen in der Westwand neben dem Turm.
Die Nordwand enthalt zwei Eingänge, der nach dem Turm zu ist erneuert, der
andere mit Rundbogen und gedrehter Schnur als Kanten Verzierung versehen, die
85 cm über dem Boden auf einen ahnlich verzierten Sockel gesetzt ist und im
Scheitel durch die Jahreszahl 1610 unterbrochen uTrd. An beiden Türen gute
barocke Bronzeklopfer (Abbildung 201), mit Anlehnung an romanische Formen.
Im S nahe den Türen rechter Pfosten eines vielleicht noch romanischen Eingangs,
im angebauten Ostteil gleichfalls Spuren einer Tür. Prieche auf verzierten Standern
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302 AmUgericbUbetlrb Hanburg.
von 1736. Ein schlichter Rundbogen von 2.05 m Spannweite führt zum Tunn, an
den die Westmauer des Schiffs, ohne einzubinden, gelehnt ist. Im N kleines nmd-
bt^pigcs Schalloch. Das Dach ist in Haubenform gehalten. Der obere Teil des
Tunnes ist nach Oppcrmann von 1765. An der äußeren N-Seite des Schiffs ist
ein Stein mit rohem bartigen Kopf eingemauert, im Volksmunde als Wotanstopf
bezeichnet.
Inschriften, i, über der Tür von 1610 Stein mit oberem und unterem Ab-
schluß, sowie Pttastem und dem in ausgehobenen Streifen erhabenen Spruch
Joel 3, 5. — 2. über der anderen Tür im N: Sub eitmentisiimo dominatu Sere-
nissimi primipis ac domim Aitgusti Wilhelmi Brunsvicens. ac Lüneburg, ducis re-
parari curavit Georg Conrad Rtxkenfiis past. et superint. h. l. anne MDCCXXV.
Grabsteine an der äußeren Nordseite, i. Des Anton Wilhelm Tappe,
geb. 1663 auf dem fflrstl. Amt Harzburg; der Stein, der außer der stark ver-
wischten Inschrift einen Querstreifen mit zv'ei Wappen (Herz mit Blumen; Schrag-
batken) zeigt, scheint vom Amtmann Heinr. Tappe gesetzt zu sein. — 2. Des Joh.
Heinr. v. Uslar, fürstl. Br.-L. Amtmanns zu Harzburg (geb. 1628, gest. 167^);
außer Randschrift mit Lebensangaben im Feld oben Wappen der v, Uslar und
Reiche. — 3. Des Andreas Kaspar v. Uslar, Oberamtmanus zu Haizburg
(geb. in Schöningea 1654 i/IX, gesL in Bundheim 1706 4/XII); das Todc^ahr
ist durch das Chronostichon angedeutet: DeXter In officio nVLLI VIrtVte st-
CVnDVs — hIC In paCe CVbat sIt sibl Laeta qVIes. Oben Kartusche mit der
Inschrift, daiQber zwei Enget mit den Wappen der v. Uslar und Reiche, unten
wieder zwei Engel mit Schild, auf dem der Leichentext steht — 4. Des Heinr.
Christoph v. Uslar (geb. 1662, gest. 1663), mit denselben Wappen wie Nr. 2.
Im Inneren bemaltes Holzepitaph des Amtmanns Hage von 1643. In Land-
schaft, die hinten den Bui^berg mit der Burg zeigt, der Gekreuzigte, von Engeln
umschwebt; davor knien der Verstorbene, seine Frau (in schwarzem Kleid, aber
mit breitem weißen Seidenband, das von den Schultern bis zum Boden fallt) und
kleine Tochter. Handwerksmäßiges Bild auf Holz. Oben Kartusche mit zwei
Wappen (heraldisch r. Querbalken, darüber zwei, darunter ein Hom schwari auf
weiß; i. drei rote Blumen auf gelb), unten Kartusche mit der Inschrift:
Meüie Hoffnung, Freund und höchster Trost
Ist Christus, der mich hat erlöst.
Ich leb oder sterb, so bin ich sein.
Die Hoffnung nährt das Herte mein.
An die Philipper am ersten (V. 21): Christus ist mein Leben usw. An die Galaler
am zweiten (V, 20): Was ich jetzt lebe im Fleisch usw. Johann Wilhelm ffage.
R. daneben : Durch Hoffnung ich will mich ergeben Im Tode und im ganten Leben.
Aus der Offenbarung am viersehnten (V. 13): Selig sind die Todten usw. Marie
Krekeler. Darunter: Dieses Epitaphium hat Herr Johann Wilhelm Hage Fürst!.
Br. L. Amtmann allhier zur Ehre Gottes und unsres Herrn Jesu Christi rerfertigtn.
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Biiodheim — [Doringerode], ^g^
malen und allhier ins Haus da Herrn itiften lassen den 41-n December 1643. Oben,
unten und seitwärts barocke Verzierungen.
Ölgemälde mit der Anbetung der Hirten, auf Kupfer von 73 cm H. und
56 cm Br, Unten rechts kniet Maria, nach italienischem Vorbild in rotem Kleid
und blauem Mantel, und hebt den Schleier vom Kinde. Links nahen mit Gaben
erat ein Hirt und ein Knabe, der sich vordrängen will, eine Frau mit Korb auf
dem Kopf, ein kniender Alter. Dann links im Hintergrund noch weitere Figuren.
Rechts hinter Maria Joseph, der zu dem offenen Himmel und dem Engelsre^en
emporblickt Gutes eklektisches Bild wohl des XVII. Jahrh.
Schlichter Barockkelch von 25, Deckelkanne von 19cm H.; runde Oblaten-
schachte) von 9 cm Dm., sämtlich aus vergoldetem Silber, mit Wolfenbütüer
FV
Beschau (Pferd vor Säule) und der Meisterbezeichnung _ in schildförmiger Ein-
fassung.
Silberner Löffel ohne Bezeichnung, aber mit der Inschrift: A(ndreas) C(aspar)
v(m) U(slar) F(ürstl.) Br. L. A(mtmann) z{uj H(arxburg)\ s. oben.
Silberbronzierte barocke Altarleuchter aus Zinn, von 49 cm H, Auf den drei
einwärts gebogenen Seiten, die in volutenartigen Stegen zusammenstoßen, je eine
Kartusche mit dem Namenszug SVO (oder C) unter Krone.
Auf dem Kirchhof antikisierendes Grabdenkmal (Urne auf viereckigem Sockel)
der Frau Oberamtmann Soph. Sid. Elis. Breymann, geb. Rambetg (geb. 1733,
gesL 1805).
Das ehemalige herzogt. Amtshaus wurde bei Verlegung des Amtes von der
Harzbui^ durch Herzog Julius erbaut, 1626 durch die Kaiserlichen zerstört und
unter Friedrich Ulrich (t 1634) nur notdOrftig hergestellt, durch August d. J. voll-
konunen erneuert, unter dessen Söhnen w^:en eines Konstruktionsfehlers angeblich
niedergerissen und 1685 ganz neu errichtet, bis etwa 1750 die Gerichtsstube ent-
hakend, jetzt als Wohnung für den Herzogl. Oberstallmeister benutzt Das im
Inneren und Äußeren stark veränderte Gebäude (Abb. 190 nach Merian) hat ein
Obergeschoß Qber dem Erdgeschoß und in jenem an der sQdlichen Hauptseite
links von dem Treppenturm 7, rechts 2 Achsen; die mit Kamiesprofü versehenen
Fenster sind bis auf eins sämtlich paarweis in gemeinschaftlicher Innennische an-
geordnet Die linke größere Hälfte des Gebäudes mit 2 niedrigen Vorbauten (mit
Eingängen). Der aus dem Achteck gebildete Treppenturm wird oben mittels Kar-
nieses starker und trägt ein Zwiebeldach mit zSoj in der Wetterfahne. Die seit-
lichen, in Backsteinen aufgeführten Giebel sind mit zahlreichen Nischen im Sticli-
bogen versehen. Im S zeigt die Meriansche Ansicht links vom Turm 2, rechts i
in Fachwerk au^efohrten Giebel. Im Inneren Kamin mit profilierten Wangen und
einem gekrönten A (3= August) in Bandwerkeinfassung.
[Doringerode.]
[Namensformen. Thuringerolk (1163. 1230), Duringerode (um 1181), Doringe-
roth, -rode (izctd. 1331), Dkuringeroth (\2\b), Dorringe Rode (1441), d.h. Rodung
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^04 AiDUgMlchUbeiiik Harabuig.
eines TAuring. — Geschichtliches. Einkünfte von r ^ gehörten seit Hein-
rich IV. und noch 1181 dem Domstift in Goslar, je i Hufe seit 1230 (nach
Verzichtleistung der v. Mahner) dem Kl, Neuwerk dort, das auch 1286 die Vogtei
über 21 Hufen zu Hariingerode und D., vordem sächsisches Lehen der Grafen
V. Woldenberg, erwarb, und um 1290 dem Domstift, der Zehnte zu Suder und
D. seit 1206 dem Kl. Wöltingerode ; eine HQtte wird 1311, die St. Peterehufe
auf der Flur von Hariingerode und D,, dem Petersstifl in Goslar gehörig, 1324
und 1331, Besitzungen von Stiftern und Bürgern in Goslar, derentwegen zwischen
dieser Stadt und den v. Schwicheldt vermittelt werden mußte, 1441 erwähnt Ein
Bauet wohnte noch 1355 in D. — Die Feldmark der Wüstung ist, so wird man
annehmen müssen, mit der zu Hariingerode vereinigt, auf der an der Oker eine
„Dorfslelle" genannt wird; dort fand man zahlreiche Gebeine.]
[Gottingerode.]
[Literatur. Delius, Geschichte der Harzburg 290. — v. Strombeck, Ztschr.
d. Harzgeschichts Vereins VI {1873) I52f. — Naniensformen. Gatingeroht, ein
locus nemorosus (um 1163), GotUngerode (1470), Goltgerode und Jettgerode. —
Geschichtliches. Um 1163 vertauscht das Domstift in Goslar seine jährlichen
Einkünfte in G. (20 ß) an seinen Stiftsprobst, und in der Grenz beschreib ung des
Peterstiftes in Goslar von 1470 wird das Dorf G. neben den Dörfern Hariinge-
rode, Isingerode und Ebelingerode getiannt. Die Wüstung liegt auf der Feldmark
von Hariingerode immittelbar westlich neben dem Wege, der von der Obeiförsterei
Oker in südwestl. Richtung am Hessenbach entlang führt, dicht vor dem Walde.]
Hariingerode.
Quellen u, Literatur. Rudolphi, Corpus Bonorum der Kirchen in H. und
Schlewecke von 1730, mit einer Chronik von 1568 — 1737, niedergeschrieben
1730 — 1737 und veröffentlicht von Wieries, Ztschr. d. Harzgeschich tsvereins
XXXVIII {1905) 90 ff, — Eggers, Denkmal d. Feier d. Säkularfestes 1801 i/I.
(Goslar 1801).
Namensformen. Heregeltingeret (1053), Hertingerode (1057. 1281), Hertinekt'
rode (um iiSi), Harlingerodhe {1286. 1324), Halligerode (1542).
Geschichtliches. Pfarrdorf einst im Bann Westerode (bei Homburg), jetzt in
der Inspektion Langeisheim; ein Pfarrer Konrad ist 1324 bezeugt. Das Patronat
gehörte nach der Kirchen Visitation von 1542 dem Domprobst in Hildesheim (viel-
mehr in Goslar), wechselte aber seit 1738 zwischen dem Domstift in Goslar und
dem Herzog, später zwischen der Krone Hannover und dem Herzog und wird seit
1823 allein von dem letzten ausgeübt. Gegen 1800 war H, Sitz der Harzburger
Supcrintendenfur. — Kaiser Heinrich IIL gibt 1053 an das Domstift in Goslar
ein Gut in H. in der Grafschaft Adalhards mit allem Zubehör, das ihm durch
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[DofingeroJe] — [Gotliogtrode] — HailingMOiie. 395
Tod des bisherigen Inhabers Tiemo heimgefallen war, und dies wird dem Stift
1057 durch den Papst bestätigt; es wird im wesentlichen zusammenfallen mit den
0 Hufen und 4 Wort, die das Stift um i löi besaß und von denen je 3^/, Hufen
den Herrenhof ausmachten und an Liten aasgetan, 2 Hufen und 4 Wort damals
an Friedrich und Tetmar verlehnt waren. Um 1290 besaß Basilius v. Gittelde
5'/i Hufen als Obödienzgut des Domstiftes, 1315 verkaufte Konrad v. Bielstein
6 Hufen und 2 Höfe, mit denen sie seitens des Stiftes belehnt waren, für 100 Mk.
an dieses und stifteten
ihm 5 andere Höfe zu
Seetmessen , 1314 gibt
Anno V. Heimburg 7 Hufen,
die er an Bürger in Goslar
verlehnt hatte, die dem
Slift aber entfremdet waren,
an dieses zurück. Den
Wald Herlingeroderbrok,
den das Domstift einem
Grafen v. Woldenberg als
Beihilfe zu einer Pilger-
fahrt gegeben, stellte 1251
dessen Sohn jenem gleich-
falls zurück — er war
noch um izgo im Besitz
des Doms — , und 1281
übertragen die Grafen
V. Woldenberg an dem Stift
ihr dortiges Allod. Die-
selben Grafen besitzen um
1 240 Vogteirechte und
senden solche über 21
Hufen in H. und Dorin-
gerode dem Lehnsherrn
Herzog Albrecht von ^^^ Harli-gerode. Kelch.
Sachsen zugunsten ver-
schiedener Bürger in Braunschweig auf; um 1275 aber übertragen sie die Vogtei
über das Allod Aschwins, des Vizcdominus des Domstiftes in Goslar, diesem auf
Lebenszeit, und 13 18 muß ein Streit über Vogteirechte an Stiftsgütem in H. gegen
Ludolf V. Gittelde, der damit seitens des Grafen Heinrich {v. Woldenberg) belehnt
ist, ausgefochten werden. 1345 erwirbt Thilc Roleves vom Domstift ein Leibgeding,
bestehend in 3 Hufen, i Hof und i Hütte auf demKirchhof in H. Das Peters-
stift in Goslar hatte 1324 und 133 1 die hl. Pelershufe in H. und Doringerode
auf Meierzins ausgetan und besaß 1.183 2 Hufen in H. Am dortigen Badstoben
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iQd AmtsgericbtabeiJTk Huiborg.
hatte das Domstitt in Goslar um 1290 '/i Verding, und 1359 legte das Kl.
Riechenberg 6 Mk. in i ^/i Verding an ihm zu Seelmessen an, wahrend damals
2 Priester 5 Verding als Leibgedinge hatten. Den Zehnten bezog im XVIII. Jahrh.
die Kammer. — Eine Ritterfamilie v. H, ist seit 1186 und noch im XIV. Jahrh.
bezeugt
Dorfantage haufentßrmig, die Kirche in der Mitte. Über die Alte StraBe
s. S, 389. Eine Stelle an der Oker heißt „Die Dorfstelle", vennutlich die der
Wüstung Doringerode (s. S. 394)- In der NO-Ecke der Feldmark seit 1721 der
Tatem-Galgen. Flurkarte von de la Bergerie 1759. — Damals 2 Ackerieute,
8 Halbspanner, 2 Kairenführer, 20 -+-43 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
667, 1900: l8l2.
Die Kirche besteht aus einem einheitlichen, in Holztonne gedeckten Schiff,
das jedoch innen halbkreisförmig, auBen mit fflnf Seiten eines Achtecks schließt,
und einem quadratischen Turm aus Fachwerk, mit achtseitiger, in Zwiebelform
schließender Laterne, in deren Fahne iyg4 steht Sonst ist die Kirche nach einem
Brande von 1748, der das Innere zerstörte, im J. 1749 erneuert worden; dieser
Zeit gehören auch die Strebepfeiler mit profiliertem Abschluß und die hohen Korb-
bogenfeuster (je drei an den Längsseiten und am Chor) an.
In der Ap>sis Altarwand und '/g Kanzel, mit Barock- und Rokokoverzie-
rungen an den Seiten und den Tragkonsolen. R. und 1. je eine korinthische Säule
auf Untersatz mit den kleinen geschnitzten Figuren der Evangelisten. An den
Seiten ganz gutes Rokokohängewerk. Oben auf verkröpftem Gebälk gebrochener
und geschweifter Giebel, auf dessen Schrägen I. der Glaube (mit Anker), r. alle-
gorische Gestalt (mit Blumenstrauß in kleinem Gefäß) gelagert sind. Zwischen den
Giebelhalften vor Wolken ein Strahlenkranz-Dreieck mit Jehova. [Die 1748 ver-
brannte Kanzel stammte vom Bildschnitzer FrobCse in Hombui^.]
Glocke mit zwei hQbschen Rokokostreifen am Kranz und der Inschrift: Carl
H. z. B. u. L. 174g.
Silberner Kelch von 2o'/j cm H. und runder Form, mit Rokoko- Blattwerk und
freiem Weinlaub in reicher getriebener Arbeit an Fuß, Knauf und Schale. An
dieser, die halbkugelförmig gestaltet und am Rande, sowie innen vergoldet ist,
Job, 7, 37 und I. Kor. II, 25 ausgeschrieben. Braunschw. Beschau (Löwe), ^
und Meisterbezeichnung „ in schildart^er Einfassung. Laut Inschrift unter dem
Fuß 1769 zur Zeit des Pastors B. F. E^ers und seitens der Gemeinden Har-
lingerode und Oker angeschafft Abb. 192.
Messingtaufbecken von 39 cm Dm., mit der Darstellung der Verkündigung
im Spi^el imd Punzverzierungen am Rande.
Auf dem Kirchhof Grabsteine mit hübschen aufgesetzten Kartuschen aus
Kupfer in Barockeinfassung, i. des Meisters JoLConr. Rover, gewesenen Kupfer-
hammerschmieds in Schlecke {bei Oker), geb. 1701 14/II in Osterode, gest 1749
17/XI, — 2. von dessen zweiter Frau Mar. Koch, geb. Stiller (gest 1793);
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Haillogerode — Stadt Bad Haribarg. 107
oben kleine Kartusche mit „ , darüber Urne. — 3. des Oberhütteninspektors
Phil. Dan. v. Uslar {geb. 1759, gest. 1825). — 4. von dessen Frau Frid. Soph.
Jul. geb. Meier (gest. 1796, als ihr Gatte Oberfaktor des Kommunion- Messing-
werkes zu Oker war).
Alte Häuser. Nr, 75. Die wenig vortretenden Balkenköpfe sind schlicht ge-
rundet, die Unterkanten der FOUhölzer und Schwelle mit gedrehter, an den Enden
spitz zulaufender Schnur, die Vorderseite der Schwelle mit Konsolenfries versehen.
— In H., sowie in den andern Dörfern des Amtes Harzburg vielfach alte Hauser
aus Tannenholz, samtlich erst aus der Zeit nach dem 30jährigen Kri^e, mit
durchlaufendem Profil und reicherem Riegelwerk an den Endfachen, die aber sonst
nichts Bemerkenswertes bieten.
Stadt Bad Harzbursr.
Quellen und Literatur. Oppermann, Beschreibung der Orter Neustadt und
Bündheim, Hdschr. in f° von 1799 in der Bibliothek d. Herzogl. Landsdiaft. —
Krieg, Hartzburger Mahlstein (Goslar 1709. 8"). — Dohme, Fest-Schrift z.
Einweihung der Lutherkirche zu Bad Harzbuig, mit Beiträgen von Eyme und
Wieries (dort 1903. 8").
Namensformen. Der Name Haizburg {Hartesburg und Hartesberg bei Lambert
und Bruno, Arcipeüs im Carmen d. bello Sasonico, s. S. 403) gehört zuerst aus-
sdilieBlich der Burg an; die Ansiedlung im Tale heißt früher stets Neustadt (Nige-
itaät u. ä.) unter der oder zur Harzburg. Doch wurde der Name Harzburg schon
ziemlich frflh gemeinschaftlich für die Dörfer Neustadt, Bündheim und Schlewecke
gebraucht, bis schließlich das erste, inzwischen zum Flecken angewachsen, bei seiner
Erhebung zur Stadt 1S94, die amtliche Bezeichnung Bad Harzburg (s. Zimmer-
mann, Braunschw. Magazin 1903, toi) erhielt.
Geschichtliches. Eine dörfliche Ansiedlung am Fuße der Harzburg war, wie
schon der Name besagt, erst möglich, als die Burg angelegt, ja sogar erst, als sie
zum zweiten Male unter Friedrich Barbarossa (i 180; s. S. 406) erbaut war; denn die
Buig Heinrichs IV. hatte zu kurze Zeit gestanden, imi eine Ansiedlung im Tale
hervorzurufen. 1338 aber, wo der Ort Neustadt zum ersten Male genannt wird,
besitzt er bereits eine Pfarrkirche, von der damals die eben gegründete Mathäus-
Icapelle auf der Burg getrennt wird; ja 1314 wird bereits ein dominus Henricus
quondant pUbanus in Hartesborch erwähnt; der Ort wird also im Laufe des XIII. Jahrh.
sich gebildet haben. Nach der Halberstädter Matrikel von 1400 gehörte das Dorf
zum Bann Osterwieck, dessen Archidiakon der jeweilige Propst des Kl. Stötterlingen-
burg war. Das Patronat wird dem Besitzer der Harzburg zi^estanden haben, also
seit 1269 oder bald nachher (s. S. 407} den Grafen v. Wernigerode, doch ist es
1407 imd 1436 als Wemigerüder, bzw. Stoiberger Lehen der v. Schwicheldt be-
zeugt. Spater {z. B. 1512 und bis jetzt) gehörte es dem Landesherm. Seit dem
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XqS AmUgcrichtibetitk Hanburg,
Ende des XVII. Jahrh. w-ar hier eine Superintendeotur, die sich aber spater in
Langetsheim befindet und jetzt von Ostharingen aus verwaltet «-ird. Das Aufblühen
des Ortes fand zunächst im XVI. Jahrh. durch eine Reihe von herzoglichen An-
lagen statt, die die Erzeugnisse des Berges und Waldes verarbeiteten. 1542 wird
eine Eisenhütte erwähnt {nach 1626 nach Oker verlegt; jetzt verarbeitet die
Mathildenhfltte nOrdlich von der Stadt den Raseneisenstein bei Harzburg), am
23. August 1569 die Salzquelle entdeckt und dann das Salzwerk Juliushai]
angelegt (voller Betrieb erst 1603, seit 1635 der Kommunion zugelegt, d. h. der
gemeinsamen Vcru'altung der Fürstentümer Braunschweig und Lüneburg unterstellt;
1Ö96 Herstellung des 1626 eingeäscherten „Kunsthauses", 1849 au£er Betrieb g:e-
stellt, aber seit 1832 durch das Solbad Juliushall ersetzt; vgl, Meyer, Hatinov.
Anzeigen 1752 St, 77 u. Steinmann, Braunschw. Anzeigen vom 22/VII 1894),
1626 wird der Kupferhof genannt; auch der Holzhof an der Radau wird schon
früh bestanden haben. Über die MessinghOtte s. bei Bündheim S. 393. Die Ver-
wtlstung durch die Kaiserlichen im J. 1626, namentlich durch die Slrdfiüge der
sog. Harzschützen hervorgerufen, wurde schon unter August d. J. wieder verwunden.
Er erbaute 1654 die Kirche und erneuerte das forstliche Amtshaus in Bondheim
(s. S. 391). Seit Eröffnung der Staatseisenbahn 1841 hat sich der Ort rasch zu
einem Weltbade empoi^eschwungen. 1881 wurde das Amtsgericht von Schlewecke
hierher verlegt.
Dorfanlage. Das ehemalige Dorf war nach der Flurkarte Kovens von 1759
von N nach S am rechten Ufer der Radau langgestreckt und wurde von der allen
Straße über den Harz durchzogen. An der Stelle, wo der Kaiserweg (s. S. 410)
und der Ilsenburger Stieg mit dieser zusammentrafen, liegt noch jetzt die Kirche:
nach SO schloß sich Schulenrode (zu scÄui ;= Versteck, also at^elegene Rodung)
an. Im XVII. Jahrh. wird eine Burgstelle unter dem Papenberg (s. S. 407) eni'ähnt.
-Die Flur war klein und bestand meist auswiesen, die Leute nährten sich durch
herrschaftliche Fuhren und Holzarbeit, die Berge gehörten zur Kommunion, der
Komzehnte der Kammer. — 1759: 1 1 + 75 Kothöfe; nach Oppermann galten
die Fuhrleute als Großköter, die Kohlenmeister und Holzarbeiter als Kleinköter.
Einwohnerzahl 1790/3: 749, 1900: 3806.
Die jetzige Kirche ist ein Neubau von G. Heine aus den Jahren 1901 — 1903,
[Die damals abgebrochene Kirche (19. 50X11. 50 m lichten Maßes) war ein
schlichter, aber besondere \or seiner Erneuerung 1863 wirkungsvoller Fachwerkbau
(auf Steinsockel) von 1654. Da im Chor Stichgebalk angewendet war, so waren
die mit abgesetzter Rundung versehenen Balkenköpfe um das ganze Gebäude herum
sichtbar; die steile Kehle der Knaben unter dem Dach war in der Mitte durch
vier Querstabe unterbrochen. Das Innere Tafel XXII. Der ältere Turm, der
1 600 an den drei Außenseiten ummantelt, im 0 mit einer Innen veretärkung ver-
sehen werden mußte, war mehrmals abgesetzt und tn^ eine achtseitige Laterne
mit Zwiebeldach. — Beim Abbruch dieser Kirche fand man innerhalb ihrer Mauern
Überreste älterer Bruchstein mauern mit Brandschutt dazwischen.
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Stadt Bad Haiiburg. 309
Die Inschriften der altea Kirche sind z. T. in der neuen wieder angebracht
worden, i. an der äußeren Nordwand des Schiffs: D. O. M. ei P. M. S. d.
Augusio BruHSVic. & Lunaeb. dwe de patria optime merito eeeläi ktüu$ palrono
regnante Zacharias Koch ad Herdniam supremtK inspeetgr constitulus aediUs et
Tkeodulus Georgius Tappig p. l. e. p. d; s. s. aedem hanc in dei honorem extrut
ficentnt anno MDCLIV. Provisores Hans Schmidt <& Claus Brandes, — 2. Ober
der Nordtür im Turm; Anno dni iboo turrim hane extruxerunt aediUs Johannes
Nordingck mercis Ugneae curator (Forstschreiber) et Heinrich Müller praefecH aerario
icclesiastico, aedis sacrae moäeratore Georgia Neomario ffucxoriense. — 3. Anno
MDCCXXI reparata. — 4. Anno äomim TJ92 H. B., in der westlichen Innen-
wand des Turmes gefunden.
Barocker Hochaltar aus unbemaltem Tannenholz, von 1709, aus Predella,
Haupt- und Halbgeschoß bestehend (Tafel XXII). Die beiden ersten werden von
je zwei gedrehten und mit Rosen umwundenen korinthischen Säulen nebst ihren
Sockeln eingefaßt; an der Predella Hochrelief des Abendmahls mit steif sitzenden,
z. T. frei herausgearbeiteten Figuren (Christus mit Hostie und Kelch), am stich-
bogenförmig geschlossenem Hauptgeschoß vor einem Hintergrund mit durchbrochenem
Blattwerk und Sonnenblumen der Gekreuzigte mit Maria und Johannes in Rund-
figuren. Die schräg nach vom vortretenden Säulen schließen paarweise unten mit
ihren Sockeln die Wappen der Stifter nebst den Inschriften ein: Brand Jacob Gose-
wisck Com. Forst und Salttsc hreiber tu Harttburg Anno ijog, bzw. Magdalena
Emerentia Kuckuk Amte ijog, oben vor Muschelnischen die Rundfiguren des
Moses mit den Gesetzestafeln und Johannes d. T. mit Buch und Lamm. R.
und 1. vom Obergeschoß die Rundfiguren der Evangelisten mit Büchern und Sym-
bolen, die z. T. Tintenfaß und FederbOchse bereit halten. In der rundbogigen
Mitte drä Obergeschosses, gleichfalls vor einem durchbrochenen Hintergrund, der
Auferstandene, ihm zur Seite auf Sockeln zwei Kriegsknechte und wieder korin-
thische Säulen der obigen Art. Auf dem Gebalk dieses Geschosses in der Mitte,
von Dreieck, Strahlenkranz und Wolken mit Engelsköpfen umgeben, der gen Himmel
fahrende Heiland, zur. Seite je ein Engel und Elias mit Moses kniend. Füllungen
und seitliches Hängewerk sind in barockem Blatt- und Bandelwerk ausgeführt —
Kniestühle zur Seite des Altars mit reichem Blattwerk an den Wangen; vor
dem Altar hing der noch erhaltene Taufenge! herab.
Die aus dem Achteck gebildete Kanzel (Tafe! XXII) ruht auf einer Säule
der oben beschriebenen Art und zeigt an den Ecken der Brüstung ahnliche
Säulchen, an den Seiten die Rundfiguren der Evangelisten mit ihren Symbolen.
Der Schaildeckei unten mit Taube, am Fries mit Engelsköpfen und Blattwerk,
oben mit freien Blattaufsatzen und VolutenbOgeln, die den segnenden Heiland mit
Wellkugel tragen. Die Treppenbrüstung zeigt in ihren Feldern je einen großen ge-
senkten Blumenstrauß, darüber zum Ausgleich mit der höheren Beichtstuhlwand
ein Dreiedt mit durchbrochenem Blattwerk. — Der rechteckig vorspringende, mit '
der Kanzel eng zusammenhängende Beichtstuhl, dessen Gebalk von zwei korin-
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.ingebracht
36
vGoosle-
4CX) AmtigerichUbeiirk Haizbnrg,
ihischen Säulen der mehrfach beschriebenen Art gelragen wird, ist — mit der
Treppenbrüstung übereinstimmend — unten mit Blumenstraußen, oben mit durch-
brochenen Feldern versehen, von denen das an der Tür hauptsächlich in Bande!-
wcrk (Abb. 193), das andere in üppigem Blattwerk ausgeführt ist. Auf dem mit
Engelsköpfen und Friesfallung versehenen Gebälk wieder freie Aufsatze in Blatt-
werk. — Die figürlichen Teile dieser einheitlichen, unbemalten Ausstattung sind
handwerksmäßig, die dekorativen dagegen verdienen in ihrer reichen, fleißigen und
eigenartigen Arbeit alles Lob, und das Ganze war außerordentlich wirkungsvoll.
Nach Angabe im Corpus Bonorum wurden Kanzel und Beichtstuhl zu derselben
Zeit von der Kirche beschafft, wie der Hochaltar geschenkt wurde. Sie stimmen
so vollkommen mit dem Hochaltar zu Schlewecke (s. S. 422) aberein, daß auch
sie von dem Bildschnitzer Lupin aus Goslar gearbeitet sein mOssen. Leider sind
sie beim Neubau nicht wieder verwendet, sollen
aber in einem Museum aufgestellt werden.
Reliefartige, bewegt dastehende Holzfigurea
(1.09 m h.) der Maria auf Mondsichel, mit Kind
auf dem Arm, und einer gekrönten Heiligen, die
in der L., mit dazwischen geschobenem Gewand,
ein Buch halt, in der R. einst Palme oder ahn-
lichen Gegenstand hielt (hl. Katharina?). Die
Gewander sind reich gefaltet, die Bemalung er-
neuert, die Arbeit (um 1500) gut. Vermutlich
Reste eines spätgotischen FIQgelaltar^
[Ecce homo-Relief, aus Stuck, einst an
der inneren Südseite des Turms: Christus steht
in dreiviertel Lebensgröße von vom, mit Domen-
krone und gefesselten Händen; ein über seine
„ rechte Schulter hin weeseh ender Krieger hebt mit
153. Bad Harzbarg, Fulloag von * ^
der Sakriwei der alten Kirche. beiden Händen den Mantel des Herrn zurück,
so daß dieser voll gesehen wird; zu seinen
Füßen liegt, den linken küssend, auf Armen und Knien Maria Magdalena, dar-
unter: 0 Jesu, dein vergositus Blut Ist metner Serien kächstes Gut. Nach Opper-
mann vom Oberförster Zacharias Koch 1600 gestiftet, beim Abbruch der Kirche
vernichtet.]
Bemaltes Holzepitaph, i. Der Frau Anna Wents, geb. Widemanns von
1617. Die Mitte nimmt das mäßige Bild der Geburt Christi zwischen dorisieren-
dcn Säulen ein. Zwischen den bügeiförmig gestalteten Konsolen unter diesen die
Familie (außer den Eltern 1. ein Sohn, r. drei Töchter) kniend in kleinen Figuren.
Unten in Beschlagwerkeinfassung die Inschrift {s.S. 401), hinter den Säulen Muschel-
nischen, das seitliche Hangew-erk mit Beschlagomament. Im Halbstock oben Bild
des Heilands als des Überwinders von Tod und Teufel, eingefaßt von geschuppten
Pilastem, die einen Giebel tragen. An den Konsolen Wappen, r. Querbalken mit
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Sudt Bad Hmbnig. ^OI
FGH, darüber Rosette, darunter Herz; I. Qucrt>alken, darüber zwei, darunter ein
Hundekopf. Die gut gearbeiteten Architekturteile sind weiß mit blau imd gold ge-
strichen, der Grund für das Beschlagwerk ist durch kleine aufgeklebte Holzstücke
rauh gemacht. Die Inschrift lautet: Atuu i6ij den so. Septembris /rü twistken
3 **nd 4 Schlagen ist du ehrbare vnd tugendsame Fratee Anna IVidemanns, des
eAmcetten fiinuhmen und wohlgeaehten Henrki Weets f. B. Salitschreibers uf
Julius Haut nir Newensladt unter der Hartshurgk eheliche Hamjrow in Got
seligUch endschlaffen, ihres Alters im 32. Jahre und hat wolgtmelter ihr Eheherr
dieses Epitaphium ihr an diesen Orte tum Geäechtnis trewer Liebe selten lassen.
Dann: MDL 1618, vermutlich das Monogramm des Malers und Kupferstechers
Meister Daniel Lindcnmaier unter Herzog Heinrich Julius (s, Döring, Bau-
u. Kunstdenkmaler d. Kr. Halberstadt 60).
2. Des Erich Wicken von 1623, in ahnlicher AusfOhrung und wohl von dem-
selben Meister. Die Mitte nimmt das müßige Bild des Gekreuzigten zwischen Maria
und Johannes, mit der Familie des Stifters {aufler den Eltern zwei Sühne, drei
Trichter) im Vordei^rund und einem Zug von Kriegern (darunter der über die
linke Schulter w^sehendc Reiter, wie auf dem Vahlberger Epitaph Taf. XV), sowie
der Stadt Jertisalera im Hintergrund ein; es wird eingefaßt von zwei freistehenden
korinthischen Säulen, deren Sockel frei in Hangezapten endigon, und Gebälk. An
den Sockeln die Wappen: herald, r. Ast mit drei Eicheln, 1. geteilt, oben zwei
Jagdhörner, unten wieder mehrfach geteilt. Der Unterschaft der Säulen zeigt Be-
schlagwerk, der obere Teil ist von Band umwunden. Hinter den Säulen Muschel-
nischen, zur Seite Hangewerk mit weiblichem Oberkörper, frei davor je eine dori-
sierende Säule mit knollenartigem Unterschaft, unter dem sich wieder ein Hangezapten
befindet. Oberhalb dieser Sauion 1. bärtige Figur und Knabe mit Buch, r. Christus
mit Weltkugel, Der schmale Halbstock darüber zeigt gemalt den Besuch der drei
Engel bei Abraham und i. Moses 18, i ff. ausgeschrieben. Die Einfassung wird
durch Pilasterglieder und Gebalk mit gebrochenem Giebel gebildet, in dem wieder
Figur mit Buch steht Unter dem HauptbikI die mit einem Engelskopf endigende
Inschrifttafel :
Gleich wie Abraham der heilige Mann Die Kirch tu Buntheimb und Newstadt
Der Kirchen Gottes sich annahm, Sampt andern, mit was Rath und Thai
Ein Altar baute Gott tu Ehrn, Herr Erich Wicken dieses Hauß
Also erwecket Gott auch gern Oftmals hat lassen bessern aus,
Treuhertige und gute Leut Beieugl dies Epitaphium,
Seinen Kirchen tu gut noch heut, Welchs er tu Gottes Lob und Ruhm
Die sie befördern und fovim, Hir her gesetzt bei seinem Lehn
Mit aller Notdurft herrlich ziem. Zum ewigen Gedachtnus ebn.
Wie solches dies löbliche Gerieht Das wird Gott hir und dort belohn
Der Hartburg gar genugsam bericht. Wol mit der ewigen Lebens Krön.
Festo Michaelis i6aj. — Auch die Epitaphien sind im Neubau wieder angebracht
worden.
Bn- ■. KdnniltTikni. d. Hrrroer. Bradnwbwng J[l f. 26
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^02 AnitEgeiichCibedck HarzboT^.
Außen an der Ostsdte Grabstein des Fürstl. Oberforst- und JagermeisteTs
Gerhard Wilh. v. Meseberg, geb. in Stolberg 1641, gest. 1720. Die Inschrift
in ovaler Blatteinfassung; oben zwei Genien das Wappen der v. Mesebei^
haltend, unten zwei andere mit Seitenblasen und Stundenglas, bzw. mit Herz und
Totenkopf.
Kleine Messingkrone mit einer Reihe von sechs Armen in Gestalt von Doppel-
voluten, die Lichtteller in Form einer dreifachen Muschel; eine obere Reihe be-
steht aus Blumen, darüber Doppeladler. Die aus Eisen geschmiedeten Gehänge
mit eisernem Blatt^eric. Mit der Inschrift! Hans Schellbach, f. B.L.Hütten-Raäer.
Anna HHnm 1676.
Glocke von 92 cm H. und g7 cm Dm., 1674 von Heiso Meyer in Wolfen-
büttel grossen. Am Kranz zweimal eine barocke Pal metten Verzierung, am Bauch
die Inschrift:
Nach der gnadenreichen Geburt Christi des Heilandes, Erlöser, Seligmacher
menschlichen Geschlechts,
Da sechzehn hundert ward und siebeig vier geschrieben.
Als Priester dieses Orts Theodoricus Wieben,
Kirchväter Heinrich Schtnid und Nagelschmied Hans Koch,
Und Wolfgang Ritzau trug das Schul- und Kirchenjoch,
Bin ich hierher gehängt den Wächter zum Drummeten,
Damit dies Christenvolk die Stimme der Kirchenpropheten
Zu hörn eilt her; solt auch Gefährlichkeit
Entstehen, daß jedermann, wenn ich dröhn, sei bereit.
Gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 20 cm H. und sechsteiliger Form;
der Fuß am senkrechten Teil mit senkrechten Streifen, oben mit verschlungenem
Bandwerk nebst Fischblaseiunuster als Füllung in gravierter Arbeit; hier war früher
auch ein Relief des Gekreuzigten aufgesetzt. Stander unten je zweimal mit MA
und Rose, oben mit MARIA und Blume (graviert), Knauf mit durchbrochenem
Maßwerk und mit IHESVS in blauer Smalte auf den Zapfen, Schale von etwas
geschwungenem Profil, unten mit aufgelegten, sich kreuzenden Bändern belegt. —
Die Patene zeigt in feiner gravierter Arbeit Medaillon mit den Marterwerkzeugen
Christi.
Silberne Leuchter von 2g cm H. und ovalem Durchschnitt, in antikisierender
Profilierung und mit senkrechter Rietelung.
Barocke Messingleuchter von 39 cm H-, ift;i gestiftet von Peter Kopp und
Ursula Maria Brandes; Namen und Wappen sind ganz fein gcpunzt. Vgl. Voges,
Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins X {1877) 77.
Kirchenruine in Schulenrode s. S. 417.
Hausinschriften. Herzog Juliusstr, 21 (von 1649):
Allerwegen wohlberaten wird sein,
Wer hier geht kauffen aus und ein.
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Stadt Bid Hulbaig — Die Hanbnrg. iqx
Mit Jedermann dich freundlich hall.
Vertrau deck rächt, die Liebe ist kalt.
Dann unter Tausend firidsttu kaum ein.
Der dich mit Ernst und Treuen mein (!).
Drum vertrau dem lieben Gott,
Der kann helfen aus der Not, Sirach 6. —
Schulenrode, Bui^tr. 5:
Wer Gott im rechten Glauben vertraut
Und nicht auf Schand und Zaster bauet.
Dem hilft Gott in seiner Not
Noch sein Samen darben Bred. Dann Ps. 127. i. —
Altes Haus auf Juliushall: Heinrich Prinz v. Preußen nahm Februar 1158 hier
sein Hauptquartier im Kampfe wider die ßransosen.
Die Harzburgr.
Quellen und Literatur. Lambert von Hersfeld, ,4«m&j MG. SS. III 2 2ff.
— Bruno, de Mio Saxonico MG. SS. V 327 ff, — Carmen de belle Saxonito
MG. SS, XV i2i4Ff. — Erbregister des Amtes Harzburg von 1660 und 1703.
— Bude, ÜB. der Stadt Goslar I— IV. — Merlan, Topographie 104 ff. mit
Stich. — Leonhard, die Harzburg und ihre Geschichte (Helmstedt 1825) mit
Abdruck der „Relation oder G^enberichl wc^en des Hauses Harzburg" von Gurt
Menten, Zei^mcistcr, Simon Thomas und Paul Francke, Architekt, aus dem
J. 1574 {Hdschr. des XVIL Jahrh. Extrav. 86.5 der Herzog). Bibliothek in
WolfenbQttel). — Dolius, Untersuchungen Ober die Geschichte der Harzburg
und den vermeinten Götzen Krodo (Halberstadt 1826), — Schiller, Geschichte
der Harzburg {Goslar 1861). — v. Strombeck, Ztschr. d. Harzgeschich tsvereins
IV(i87i) I56ff. — Jacobs, die Harzburg und ihre Geschichte (Harzbiug o. J.)
— Koldewey, Ztschr. d. Harzgeschich tsvereins XXXIX (1906). — Nehring,
die Statte der alten Harzburg und ihre Geschichte (Harzburg 1905). — Richter-
Kohl, Annalen d. deutschen Reiches III Bd. I (Halle a/S. iSqo). — Meyer
V. Knonau, Jahrbücher d. deutschen Reiches unter Heinrich IV. u. V., Bd. II
(Leipzig 1894); die weitere Literatur s. hier luid bei Richter-Kohl, vgl, auch bei
Bad Harzburg' S. 397 und Harlingerode S. 394.
Die Geschichte der Harzburg beginnt erst mit Heinrich IV. Von einer
vor- oder frOhgeschichtlichen Anlage auf ihr hat sich bei den Ausgrabungen der
Jahre 1902/4 keine Spur gezeigt, und was sonst über sie für die karolingische
oder gar römische Zeit berichtet wird, ist nicht einmal Sage, sondern, wie nament-
lich Deltus erwiesen hat, gänzlich freie, unbrauchbare Erfindung, die, trotz ihrer
Entstehung im Mittelalter, in neuester Zeit nicht wieder hatte aufgefrischt werden
sollen. Der Plan Heinrichs IV., im Gebiete des Harzes und in Thüringen eine
Reihe von königlichen Buigen (es wurden ihrer im ganzen schließlich nur sieben
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404 Amtsgerlclitibeilik Hanbnrg.
ausgeführt, wozu noch als achte die von Heinrich besetzte, aber nicht erst von ihm
erbaute Burg Vockenroth kam) anzulegen, geht nadi Bruno, de belle Saxcnüo,
auf den Rat des Erzbiscliofs Adalbert von Bremen zuiflck, der von Juni 1063
bis Anfang des J. 1066 Berater des jungen Königs war. Wir wissen auch, dafl
der in Speier und Hildesheim als Architekt bewährte Benno, später (1068 bis
1088) Bischof von Osnabrück, jene Buigen erbaut hat, von denen die Harzbuig
und die Sachsenbu^ {bei Sachsa) in ihren Mauern noch jetzt von dem anhi-
teetus praecipuus, cementarü operis tolUrtissimus beredtes Zeugnis abl^en. Jenes
System von Burgen in Sachsen und Thflringen galt zunächst der Sicherung des
alten ottonischen Familiengutes, auf das Heinrich IV. als Nachfolger auf dem
deutschen Throne Anspruch erhob, auch wo es längst in andere Hände über-
gegangen war, galt aber allgemein auch der Befestigung der königlichen Macht
in dieser Gegend, die Heinrich IV. von der Gunst der Herzöge möglichst un-
abhängig machen sollte. Nach Erbauungszeit und Grflße die erste der Burgen
war, 90 berichtet Bruno, die deshalb auch vom Künig so genannte Hartesburg;
aber erst die Ausgrabungen der jüngsten Zeit haben ihren ganzen Umfang vor
Augen gestellt. Zu ihrer militärischen Bedeutung — Bruno spricht von fortis
murus, turrts, periae—V^m noch, daß Heinrich IV. auf der neuen Burg gewisser-
maßen seine Residenz aufschlagen und für sich und sein Geschlecht eine be-
sondere Grabstätte anlegen wollte, obwohl auch sein Vater sich eine solche im
Dome zu Goslar gegründet hatte. So errichtete er inmitten der Burg ein Koll^at-
Stift, dessen erster Propst Karlmann, früher Domherr in Magdeburg, schon 1069
das Bistum Konstanz erhielt, das aber auch auf das Reichlichste aiu^estattet und
mit Klerikern besetzt wurde, so dafl es in beiden Stücken manchen Bischofssitz
erreichte, wenn nicht übertraf. Die Reliquien, die Heinrich 1072 aus Aachen
mitgebracht, scheinen später dorthin wieder zurückgegeben zu sein. Man hatte
allerdings alles in Bewegung gesetzt, um erst einmal die Burg militärisch zu sichern
und sich daher beim Münster zunächst mit einem Holzbau begnügt, der aber
schon früh die Leichen eines Bruders und eines Söhnchens des Königs (1071)
in sich aufnahm. Die sächsischen Bauern hatten zum Bau der Burg Hand- und
Spanndienste leisten müssen, die um so schwerer drückten, je Ungcr und umfang-
reicher sie beansprucht wurden; aber auch bei den sächsischen Großen, Laien
wie Geistlichen, mußte Heinrichs neue Politik und das unbequem lange, für das
Land außerordentlich kostspielige Verweilen des königlichen Hofes in Sachsen
Empörung und Furcht erwecken. Hoch und niedrig glaubte sich in seiner Frei-
heit gefahrlich bedroht, und es war nicht zweifelhaft, daß eine Fortsetzung des
Bui^enbaues auf die Dauer jeden Widerstand unm<^ich machen mußte. Eine
Verschwörung der sächsischen Fürsten ist daher schon vor 107 1 bezeugt, und
um <!en i. August 1073, als man die Ansammlung des sächsischen Heerbanns
mit dem angesagten Feldzug gegen die Polen begründen konnte, brach der Auf-
stand offen aus. Von den Feindseligkeiten vollkommen überrascht, entwich
Heinrich mit den Reichskleinodien und Schätzen aus Goslar auf die nahe Han-
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Die Huibui^. 40 ■(
buig, vor die mm die Sachsen von Wormsleben (bei Eisleben) her rückten. Sie
schlugen ihr Lager im Tale auf, so daÄ sie in ihrer ganzen Stärke auch von der
Burg gesehen werden konnten, und beobachteten von unten aus den einzigen
Aufstieg zu ihr, die sonst von undurchdringlichem WaJd umgeben war. Die Lage
schien (ür den König besonders deshalb verzweifelt, weil er einen Abfall auch
anderer Teile des Reiches erwarten mußte, wenn er auf der Burg langer fest-
gehalten oder gar gefangen genommen wurde. So entwich er mit wenigen Be-
gleitern auf heimlichen Wegen am 10. August. Während nun eine regelrechte
Bdagenmg der anderen Burgen b^ann, fiel die 300 Mann starke Besatzung der
Harzbuig den Sachsen durch wiederholte Angriffe so lästig, daß diese um Waffen-
stillstand baten und, nach dessen Bruch, auf einem, der Harzburg unmittelbar
benachbarten höheren Berge — es kann nur der Sachsenberg {s. S. 418) ge-
meint sein — im Spatherbst, wie es scheint, ein festes Gegenkasteli errichteten und
mit 1200 Kriegern belegten, von dem aus die Buig eingesehen imd sowohl durch
Steingeschosse bedroht als durch die Wachen beobachtet und von jedem Verkehr
mit der Außenwelt abgeschnitten werden konnte. Nötig war dazu das teilweise
Fallen des Waldes auf dem Raimi zwischen Burg und Lager, aber das Carmen
de Mio SaxonUa gibt auch ausdrücklich an, daß man eine Befestigung aus hohen,
nur viereckig behauenen Eichen herstellte, die, wie der jetzige Befund lehrt,
vom mit einem Außengraben und hinten mit einem Anwurf von Erde aus dem
Graben weiter verstärkt gewesen sein muß und somit ganz der altsächsischen Be-
fest^Wigsart entsprach. Der weitere Verlauf des Zwistes zwischen Heinrich und
den Sachsen fQhrte dann zu dem Vertrage von Gerstungen (1074 2/II), in dem
diese sich unterwarfen, jener aber in die Schleifung der Burgen, selbst die der
Harzburg einwilligte. Mit dieser aber hatte es eine besondere Bewandtnis, insofern
es sich hier ja nicht nur um eine Burg aus Mauer und Bergfried, sondern audi
um große Gebäude für den Aufenthalt des Königs und seines Gefolges und nament-
lich um die Kollegiatkirche — für die Konventsgebäude war nur erst der Ratz
angewiesen — handelte, deren Erhaltung, wie es scheint, ausdrücklich zi^estanden
war. Die sächsischen Bauern jedoch, die nur widerwillig den Abmachungen der
Großen fo^en, konnten ihren Groll g^en den König nicht beherrschen, und
kaum war dieser im März 1074 nach Worms aufgebrochen, so zogen namentlich
die Bauern aus der nächsten Umgebung auf die Harzburg, machten hier alles,
auch die Kirche, dem Erdboden gleich, raubten die königlichen und kirchlichen
Schatze, zerbrachen die Glocken, stürzten die Altäre um und rissen selbst die
Gebeine der Angehörigen des Königs aus ihren Gräbern. Wir hören nun wohl
durch Lambert, daß der Abt eines benachbarten Klosters (vermutlich Ilsen-
burgs) die Reliquien und Gebeine an sich nahm, daß die Kirchenschander mit
dem Bann belegt wurden, und daß die Fürsten eine glänzende Herstellung der
Kirche versprachen, können aber nur — wenn auch mit großer Wahrschein-
lichkeit — vermuten, daß den Sachsen seitens der Kirche auferlegt wurde,
Kirche und Stift in der Tat wieder aufzubauen, und daß die Kirche, wie schon
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aod AtnUgerichtibeilrk Hirzbnrg.
Merian andeutet, in dem Bau zu erkennen ist, der im sog. Krodotal kürzlich
nachgewiesen wurde {s. S. 417!.); wir werden auch weiter annehmen dürfen, daß
dieses, noch immer im Schutz der Harzburg li^ende, angeblich dem hl. Valerius
geweihte StiFt schon früh mit dem Domstift in Goslar vereinigt wurde, wiewohl
der aus dem XIV. Jahrh. stammende Bericht darüber im einzelnen von leicht
erweisbaren Irrtümern wimmelt Nach dem großen Sachsensiege Heinrichs IV.
bei Hohenburg a/Unstrut (1075 9/VI) unterwarfen sich die sächsischen Fürsten
dem jmigen Kfinig, und Otto von Nordheim, der allein zu Gnaden angenommen
wurde, stellte, wie Lambert erzählt, die Harzburg, die er neu mit einer Besatzung
belegte und selbst bewohnte, wieder her und erbaute als zweite Schutzbu^ der
Reichstadt Goslar die Burg Steinberg. Aber alle Erfolge des Königs in Sachsen
wurden durch den Bruch mit dem Papst und den Abfall der Fürsten vereitelt.
Heinrich hat in Sachsen nie wieder festen Fuß fassen können, und so zc% auch
Herzog Otto sehr bald die Besatzungen aus den beiden Burgen. Die Harzburg,
die nicht eiiunal wieder fertig geworden sein kann, ging ihrem allmählichen Ver-
fall entgegen, wenn sie nicht gar noch einmal gewaltsam zerstört worden ist. —
Aber die Lage der Burg war zu günstig, um nicht zum Wiedwaufbau zu reizen.
Der erste Versuch, den vermutlich die Grafen von Wöltingerode um 1 140 machten,
scheiterte zwar an dem Einspruch Bischof Rudolfs von HalberstadL Indessen
zwangen die feindlichen Absichten Heinrichs des Löwen auf die schon einmal
von ihm besessene Reichsstadt Goslar den Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahre
1 180 dazu, die Burg als Reichsburg und als Schutz für Goslar neu und offenbar in
alter Größe wieder erstehen zu lassen. In der Chronik ist zwar nur von der Be-
festigung und dem Bau einer starken Ringmauer die Rede. Aber die Funde auf
dem Kleinen Burgberg (s. S. 4i6f.) erweisen mit voUster Sicherheit, daß gerade
hier im letzten Viertel des XII. Jahrh. Bauten mit reicher architektonischer Aus-
stattung errichtet waren, und daß somit der Kleine Burgberg ebenso, wie in der
Zeit Heinrichs IV., aucli in der Friedrich Barbarossas einen Teil der Gesamt-
anlage gebildet hat Andererseits aber wissen wir, daß nicht allein die Grafen
V. Woldenberg, die nun das Burggrafenamt bis zu ihrem Rücktritt 1269 auf der
Harzburg; im Namen des Kaisers ausübten, sondern auch die Edeln v. Meinerßen,
V. Hessen, v. Burgdorf, dann die v. Wolfenbüttel, v. Lengede, v. Herzberg, die
als kaiserliche Burgmannen im XIII. Jahrh. bezeugt sind, je ihren Burgsitz (euria)
auf der Harzburg besaßen, der nicht, wie sonst üblich, mit Grundbesitz, sondern
mit einer beträchtlichen Geldrente — meist von 20, bisweilen auch von 10 Mk.
aus der Reichsvogtei in Goslar ausgestattet war (vgl. Bode, Ztschr. d. Harz-
geschich ts Vereins V, 1872, 459 ff.); die v. Burgdorf hatten einen besonderen
Turm inne, der ihnen im Testament Ottos IV. ebenso gesichert wurde, wie den
Grafen v. Woldenberg, den Edlen v. Meinerßen und den anderen Lehnstrügem
ihre Lelien. Alle diese Burgsitze und der kaiserhche Falas aber können unmöglich
allein auf dem Kl. Burgberg Platz gefunden haben, sondern müssen auch den
Großen mit umfaßt liaben, obwohl hier Fimdc aus dem Ende des XII. Jahrh.
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Die HuibuTg. 407
Hoch Dicht nachgewiesen sind. Den Burgüitz der Edlen v. Hessen eraarben 1258
tJie Woldenberger, die darüber der Stadt Goslar einen Revers ausstellten, den
fiurgsitz der v. Burgdorf, den diese dem Kaiser R(udolf) aufließen, (als kaiser-
liches Lehen) die Grafen v. Wernigerode. In dem Streite zwischen Staufem und
Weifen nach dem Tode Heinrichs VI. hielt die Harzburg zu König Philipp,
blieb dann aber, als dieser 1208 gestorben war, Otto IV. selbst gegen Friedrich II.
treu. So hat dann Otto auch auf ihr am 18. Mai 12 18 seinen letzten Willen
aufsetzen können, in dem er der fiuig ausdrücklich ihren Charakter als Reichs-
burg wahrt, und am Tage darauf den letzten Atemzug getan. Am 1. Mai 1269
(bezw. 1274) verpfändeten die Woldenberger Grafen den Wemigerödem die Feste
Harzburg (auf der Graf Hoyer III, v, Woldenberg aber noch 1270 urkundet)
mit allem Zubehör auf 2 Jahre für 400 Mk. und mit dem Versprechen, den
Ffandinhabem ad caitri sustenlationem eine Rente von jahrlich 40, nötigenfalls
von 50 Mk, anzuweisen, eine Summe, die, wenn sie nicht bezahlt werden
kiinnte, zu dem Kapital geschlagen werden sollte. Aber spater muß aus dem
Pfandrecht ein Besitzrecht geworden sein, und es gelang den Grafen von Werni-
gerode auch, ihren Gesamtbesitz in der Gegend der Harzburg abzurunden, z. B,
1332 von den Woldenbergem die reichslehnbaren Güter Kupferbruch und Kupfer-
berg bei Harzbui^ einzutauschen; geliörten ihnen doch auch die Burgen Vienen-
burg imd Steinberg- Nur der dritte Teil des Berges Harzburg von der Quelle
(s, S. 417) bis zum östlichen suburbium (d. h. unzweifelhaft bis zum Petersilien-
blcek, das also damals schon außerhalb der Burgmauer gelegen haben muß)
blieb als Reichslehen im Besitz der Woldenbe^ und kam erst 1384 nach deren
Aussterben durch Belehnimg seitens des Königs Wenzel an das Hochstift Hildes-
heim. Hand in Hand mit der Erwerbung der Harzburg ging auch die bereits
erwähnte Erwerbung der beim Reiche zu Lehen gehenden Burgsitze, und so sehen
wir denn 1282 Johann v. Sudburg, 134g Hannes v. Dornten, Henning v. Ast-
feld, Peter v. Semmenstedt luid Eier Sassenberg als Wernigeröder Ministe-
rialen das Amt der Burgmannen ausüben, und statt der Belehnung mit Vogtei-
geldem erscheinen jetzt Burglehen in den benachbarten Dörfern, wie 1347 das
des Eier Sassenberg in Schleweike, das aus 5 Hufen imd i Hof (3. jedoch
S. 421), sowie aus '/, Hufe und je 2 Wiesen und Worten daselbst bestand.
Ein Vogt von Harzburg zu Sudburg ist 1381 bezeugt. 1338 erfolgte durch Graf
Konrad v. Wernigerode die Begabung der offenbar erst durch ihn damals auf
der Harzburg gegründeten Kapelle des hl. Matthäus (später, des wundertätigen
Marienbildes wegen, dem nach Merian noch bis gegen 1600 Weihgaben dargebracht
wurde, U. L, Fr.) mit i Hufe bei Reddeber, den Forstoiten Kupferbruch und
Kupferbei^ (spater Papenberg genannt), imd 1349 wurden noch 2 Hufen und
1 Hof zu Bettingerode, 1359 ein Zehnter über 4 Hufen ebcndort, Geldgefalle zu
Westerode und Komgefalle zu Harlingerode hinzugetan; der Kaplan sollte auf
der Burg selbst — ohne der Wachtpflicht zu unterliegen — wohnen und dem
Pfarrer in Neustadt unter der Harzburg, zu dessen Bezirk diese vorher offenbar
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io8 Amtigerichtsbezirk Haizbnrg.
gehört halte, nur die Hälfte des zu den 3 großen Kirchenfesten und zu Maria
Himmelfahrt Geopferten zu geben verpflichtet sein; er kann die hl. Sakramente
austeilen, doch behalt der genannte Pfarrer das Begrübnisrecht. Das Patronat
stand jedesmal dem ältesten Grafen zu, ging jedoch später (1407) in den Besitz
der V. Schwicheldt und schlieBlich (1512 urkundlich nachweisbar) in den der
Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel über. Die Grafen v. Wernigerode sind
— wenn wir von einzelnen Verpfandungen, sowie von der durch Harenberg er-
wähnten Eroberung durch Herzog Ernst 1318 und der Wiedergewinnung durch
Graf Konrad III. absehen — genau 100 Jahre unumschränkte Inhaber der Bur^
geblieben. Denn 1369/70 muß ihnen diese — bestimmtere Nachrichten fehlen —
von Herzc^ Otto, dem Gründer von Bramischweig-Güttingen, gewaltsam abgenommen
sein, und in einem Vertrage von 1370 7/VII erlangten sie nur soviel, daß ihnen
die eine Hälfte der Burg und des Zubehörs, soweit er damals an die v. d. Go-
wische verpfändet war, als Erblehen des Herzogs zurückgegeben und nur im Falle
seines unbeerbten Todes auch die andere Hälfte zugesichert wurde; lediglich die
nicht verpfändeten Teile ihres Besitzes blieben ihnen zu freiem Eigen. (Eine Neu-
belehnung der Grafen durch Ottos Sohn hat 1401 stat^funden.) Bestimmt wurde
1370, daß die gemeinsame Biughut für gewöhnlich durch je 16 Mann ausgeübt
werden und der Burgfriede den ganzen Berg und die Neustadt umfassen sollte.
Von der alten Lehnshoheit des Reiches ist nun keine Rede mehr. Der völlige
Verlust aber der Harzburg für die Inhaber der Grafschaft Wernigerode wurde
einerseits durch das Aussterben der Grafen v. Wernigerode (1429), andererseits
durch das Festsetzen der v. Schwicheldt auf der Burg und die durch sie ver-
schuldeten Wirren herbeigeführt. Hans v. Schwicheldt erscheint nämlich schon
1388 als herzogi, Amtmann auf der Harzburg, und 1407 gebea die Grafen
V, Wernigerode ihren Anteil an ihr nebst Gericht, Vogtei und Bergwerken, auch
mit weltlichen und geistlichen Lehen, insonderheit den Kirchenpatronaten zu
Neustadt, Bettingerode und auf der Burg, sowie dem Forst bis zur Ecker und an
ihr hinauf ab Afterlehen an die v. Schwicheldt, die 141 1 aber auch als Pfand-
inhaber des herzog!, Anteils erscheinen. Gleichviel unter welchem Rechtstitel, die
V. Schwicheldt waren nunmehr alieinige Besitzer der alten Reichsburg und sie
mißbrauchten ihre Macht, die noch durch den Pfandbesitz von Liebenburg,
Wiedelah und Lutter erheblich vermehrt wurde, durch Brandschatzungen schlimmst»'
Art, so daß sich Hcrzc^ Otto der Einäugige schon am 22, Mai 141 1 mit der
Stadt Goslar aiif die Bedingung hin, daß günstigenfalls der Herzog in den Be-
sitz der Burg, die Stadt aber in den Besitz des ganzen oder wenigstens teilweisen
Pfandrechtes an ihr gelangten, ein Bündnis gegen die v. Schwicheldt schließen
mußte. Ein Raubzug derselben in das Magdeburgische aber veranlaßte 1412 sogar
einen großen Bund aller beteiligten Fürsten und Städte und die mit der Über-
gabe schließende Belagerung der Harzburg im Spätherbst des gen. Jahres. Die
Belagerer hatten auf dem Petersilienbleek eine Gegenburg, die Steuerburg, er-
richtet, die auch nachher noch besetzt und mit Krie^malerial versehen blieb.
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Die Hanbnrg. 40Q
Aber die v. Schwicheldt enthielten sich auch jetzt nicht der Raubereien, und so
war eine zweite Belagerung im Frühjahr 14T3 nötig, bei der man „au! dem
Berge nahe der Harzburg" einen hölzernen Turm, Altona {d, h. Allzunah) ge-
nannt, baute und namentlich infolge der Anwendung von Geschützen die Burg
zu Falle und die räuberischen Insassen endgültig zur Ruhe brachte. Die
Schwicheldts verließen die Burg und muflten auch das Recht auf die Pfandsumme
aufgeben, das nun unter Fürsorge der Stadt Braunschweig und des Herzogs Bern-
hard an die Eroberer verteilt wurde; je ein Viertel davon erhielten die Stadt
Goslar und der selbständig bei der Belagerung beteiligte Adel der Umgegend,
dessen Mitglieder aber ihr Anrecht 1415 z. T, der genannten Stadt abtraten,
ohne dafi diese freilich ihre Hoffnung auf vollständige Gewinnung der für sie so
wichtigen Burg in Erfüllung gehen sah. Auch Herzog Otto der Einäugige von
Göttingen, der rechtmäßige Eigentümer der Harzbuig, sollte nicht mehr in ihren
Genuß kommen; vielmehr gelang es der WolfenbOttler Dnie, wie es scheint,
schließlich, die meisten Anteile des Pfandrechts an der Burg an sich zu bringen.
Wie aber der Streit darum hin und her ging, zeigt deutlich das 1441 zwischen
der Stadt Goslar und den v. Schwicheldt getroffene Abkommen, das g^en Herzig
Heinrich gerichtet war. Man kann sagen, dafi die Haizbu^ seit dieser Zeit dauernd
mit dem Fürstentmn Wolfenbüttel verbunden blieb, um so mehr, als die Wolfen-
bOttler Herzöge schon vor dem Aussterben der Göttinger Linie {1469}, und zwar
seit 1442 in der Form einer Regentschaft, das Fürstentmn Göttingen beherrschten;
eine förmhche Lostrennung der Burg von Göttingen erfolgte schließlich 1491. Wenn
nun auch der Raubritter Herwig v. Ütze sich 1438 der Burg mittels Überfalles
bemächtigte (Goslar klagt, durch Schuld ihres Bürgermeisters damals um sein
Recht an der Harzburg gekommen zu sein), die v. Schwicheldt vielleicht 1441
wieder mit ihr belehnt waren, wenn die Städte Braunschweig und Goslar die Burg
i486 gewaimen und die zweite noch 148S Rechte auf sie geltend machte, wenn
1507 auch Wilhelm Klenke ein Pfandrecht auf sie tlbemahm, wenn femer die
Stoiberger Grafen, die bei der Erbschaft der Grafschaft Wernigerode (1429) An-
sprüche auf den Wemigeröder Anteil an der Harzburg nicht erhoben hatten, nun
trotz Zahlung großer Pfandsummen an Heinrich d. J. von Braunschweig (1519
und 1522) endlich wahrend der Unruhen des Schmalkaldischen Krieges in tatsach-
lichen Besitz der Biug gelangten {1542- 1544. 1547), und schließlich Graf Volrad
V. Mansfeld 1552 die Burg einnahm, so handelte es sich doch in allen diesen
Fallen nur um eine kurze Zeit fremder Besitzergreifung. Unter Herzc^ Julius
schien es dann, ab sollte die ehn*-ürdige, aber zu einer unbedeutenden Feste
herabgesunkene Burg zu neuem Glänze erweckt werden. 1574 waren drei Sach-
verstandige, der Zeugmeister Curt Menten, der berühmte Baumeister Paul Francke
und Simon Thomas, vom Herzog nach der Harzbürg geschickt zur Abgabe eines
Gutachtens über den Zustand der Burg und ihre Herstellung, und deren Bericht
vom 7. Sept 1574, mit Zeichnungen ausgestattet {s. Abb. 195), hat sich in Ab-
schrift auf der Hcrzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel erhalten (fehlerhaft abgedruckt
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_i IQ AmngerichtibeEirk Hanbarg.
bei Leonhaid aaO. 194 ff.). Damach sollte damals der Eingang mit einem starken
Torzwinger versehen, an der Ostseite ein massives Gebäude, unten für die Küche,
oben für die ftlrstlichen Gemächer, an der langen Südseite — an Stelle des
alten — ein neues Brau- und Backhaus von 100 F. und ein für loo Pferde ein-
gerichteter Marstall von 284 F. erbaut und schließlich zum Ersatz für die alte
Amtsstube und Kammer das ehemalige Gebäude auf Juliushall als neue Kanzleirat-
stube auf dem freien Platz im NW wieder aufgeführt werden. Es geht daraus her-
vor, daß das Amt Harzburg damals noch rucht nach Bdndheim verlegt worden war.
Doch muß der Plan zu einer Erneuerung der Harzbiu^ dann fallen gelassen und
die Verlegung des Amtes ins Tal doch bald nachher erfolgt sein, imd damit war
das Schicksal der Buig besiegelt Im dreißigjährigen Kriege freilich wurde sie An-
fang 1626 durch die Danen besetzt und diente dann als Schlupfwinkel für die
berüchtigten Harzschützen, aber in den Jahren 1650 bis 1654 wurde die Bui^
völlig niedergelegt, selbst der Brunnen verschüttet und die Kapelle abgetragen.
Beschreibung der Harzburg (Abb. 194 ff.). Der vom Eckertal im SO, dem
Kaltental im SW und der Ebene im N begrenzte Höhenzug, der mit 599.69 m
im sog. Brand gipfelt und an der durch Kaltes und Stübchental eingeschnürten
Saperstelle bis auf etwa 495 m abfallt, entsendet von dort einen Bergzug, der wieder
durch das vom N her einschneidende Schulenröder oder Krodotal in zwei Massen
geteilt wird, den Sachsenberg (545-50 m) mit dem Etchenberg im N und dem
Großen Burgbei^ (482.82 m) im NW, dem sich dann im N, durch eine etwa
60 m niedrigere sattelförmige Senke von ihm getrennt, der wieder bis zu 436 m
ansteigende Kleine Burgberg anschließt Der Große wie der Kleine Burgberg fallen
nach den Außenseiten, also jener nach S und W, dieser nach W und NW, schroff
ab; mäßiger ist bei beiden der Abfall nach dem Krodotal, und hier ist noch jetzt
der alte Aufstieg zur Burg vorhanden, der von Goslar her korrunende Kaiserweg,
der am N-Fuß des KI. Burgberges das Bui^ebiet in weiterem Sirme betritt, sich
an der O- Seile des Kl., dann an der NO -Seite des Gr. Burgbergs hinaufzieht,
beim Antoniusplatz den Sattel zwischen Gr. Bui^bei^ und Sachsenberg überschreitet,
daim, in ungefähr gleicher Höhe sich haltend, in erst südöstlicher, weiter in süd-
westlicher Richtung um den Kopf des Kaltenlals henunlauft, um schließlich vom
Molkenhaus aus die Richtung über das Gebirge nach S zu nehmen. Dicht über
ihm, in der Verlängerung etwa auf die Linie des großen Quergrabens R der Burg
stoßend, eine künstlich und regelmäßig in den Felsen getriebene Höhle von
7 m L,, 2 m H., i '/» m Br., in der Hufeisen und Schildbuckel aus Eisen gefimden
sind, und die wohl als Unterschlupf für einen Außenposten gedient haben wird.
Vgl. dagegen Meyer, Braunschw. Anzeigen 1756 St. 9. Vom Antoniusplatz zweigte
nach W zum Plateau des Gr. Biu^berges der Burgweg ab, der im B^nn seiner
Steigung durch ein dammartig stehengebliebenes Stück des hier sonst fortgeschlagenen
Felsens nachweisbar ist und an der SO-Ecke des Petersilienbleeks das Burgtor er-
reichte, in seinem sonstigen Verlauf aber, wie es scheint absichtlich infolge der
■ späteren Veränderungen der Harzburg, verwischt worden ist Der von der Ring-
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Die Huibarg. ^.I I
maucr umgrenzte Burgbezirk, der sich von SU nach NW erstreckt, hat im ganzen
eine Lange von 221 m und eine Breite von 55 m, die nur bei den äußersten
spitz zulaufenden Enden aufgegeben ist; er wird durch einen etwa 5 m breiten,
in den Felsen geschlagenen Queigraben in einen kleineren südöstlichen und einen
fast doppelt so langen nordwestlichen Teil geschieden. Aus der Darstellung von
1574 (Abb. 195) geht nun hervor, daß der erste Teil, das sog. Petersilienbleek,
damals nicht mehr zur eigentlichen Burg
gehörte {man hatte 1574 freilich eine
neue Ununauerung in Aussicht genom-
men), sondern, wie der Name besagt,
den Burggarten bildete, und dieser Zu-
stand bestand offenbar schon bei der Be-
lagerung des J. 141 2 {s. S. 408). Nehrings
Ausgrabungen aber haben nicht allein die tj
schon vorher in ihren unteren Schichten s
teilweise sichtbare Ringmauer des Peter- g
silienbleeks, sondern auch das Burgtor, a
den starken Zwinger, den Bergfried und o
mehrere Gebäude bloßgelegt (doch sind _
jetzt alle Mauern außer der Ringmauer ""
und der des Tors wieder zugeschüttet ^
worden). Zudem ist das Petersilienbleek ij
noch durch einen in den Felsen ge- m
hauenen Ringgraben und einen mach- %
tigen Außenwall geschützt, der nament- S
lieh nach SO und NO schroff abfallt. ^
Graben und Wall gehen nur ganz wenig P
über den Quergraben hinaus. Die unten 5
verstärkte und abgesetzte Ringmauer
von 1.45 m Starke besteht aus genau
horizontal laufenden Schichten gleich-
mäßig bearbeiteter ziemlich kleiner Steine
von Grauwacke, bisweilen auch Granit
und erinnert in ihrer vortrefflichen
Technik an Heinrichs IV, Sachsenburg
bei Sachsa, rührt also ohne Zweifel gleichfalls aus dessen Zeit her; am besten ist
die Mauer unmittelbar außerhalb des Burgtores T erhalten. Die Ringmauer lief
an dem Quergraben vorbei und umschloß selbstverständlich audi das Hauptplateau
der Burg; nur ist sie hier, wie übrigens auch die SW-EcEe des Petersilien bleeks,
in ganz anderer Technik spater erneuert worden. Unweit dieser Ecke eine ur-
sprüngliche Lücke in der Mauer mit 2 rechtwinklig nach innen laufenden Mauern
aus Grauwacke, die bisher nicht erklärt worden sind. Die Achse des Burgtors
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412
Amtigerichtibeziik Hanbarg.
liegt dem Zuge der Ringmauer parallel, doch springt das (z. T. wieder auf-
gemauerte) Tor T selbst vor, so dafi die Ringmauer hier abgesetzt erscheint. Ver-
mutlich trugen die beiden Seitenwände des Tors ein Dach; die nach innen liegende
Seitenwand besteht aus Granitsteinen, die aber ebenso behauen und geschichtet
sind, wie die Steine aus Grauwacke, die nach außen liegende ist von der Ring-
mauer durch einen ganz schmalen Zwischenraum getrennt; sie scheint erst etwas
später als diese errichtet zu sein und hatte außen keine Verblendsteine. Auf die
innere Wand legt sich ein Stück späterer Mauer aus Konglomerat, die hier eine recht-
winklige Ecke bildet Unmittelbar vor dem schroff abfallenden Tor muß sich eine
BrOcke befunden haben; doch ist schon oben angedeutet, daß sich hier der alte
Zustand, namentlich bezQglich des Burgweges, nicht mehr erhalten hat Der
Zwinger U, dessen innere Mauer besonders stark erscheint, nimmt die ganze
SO-Spitze des Petersilienbleeks ein und hat im N einen Absatz, der dem Tore
im S entspricht. Die Südseite des Zwingers, die an der scbildlosen Seite eines
Angreifers liegt, beherrschte daher vollkommen den Zugang zur Burg. In dem durch
Mauerzungen noch weiter eingeschlossenen inneren Winkel des Zwingers führt eine
erst später mit Hilfe älterer Bauteile gebaute Treppe in einen Keller. Der runde
Bergfried V mißt etwa lo m im Durchmesser und hat z m starke Mauern. Das
an die Ringmauer angelehnte Gebäude W ist durch 2 Querwände eii^teilt Bei
X ist der obere Rand des Quergrabens in Breite von mehr als 10 m abgetragen;
da dieser Abtragung eine freilich nur halb so breite auf der anderen Seite ent-
spricht, müßte man annehmen, daß sich hier die Brücke zu dem anderen Bui^-
teil befunden hat; doch gibt Nehring an, daß bei F ein Gebäude stand. — An
Sandstein-Architekturstücken vom Peteisilienbleek ^ud zu nennen: i. kleiner
Fenstersturz mit abgesetztem Rundbogen; 2. Teil eines hochgotischen Maßwerks,
wohl sicher von der Kapelle {s. S. 413) stammend; 3. attischer Sockel mit Eck-
knollen, wie sie gerade bei Bauten Bennos vorkommen. — Nachdem das Petei-
silienbleek aus der eigentlichen Befestigung ausgeschieden war, beschränkte sich die
Bui^ auf den größeren nordwestlichen Teil der ursprünglichen Anlage. Den Aus-
grabungen war hier durch das Hotel und seine Aulagen eine Schranke gesetzt;
wenn aber somit der Grundriß sich weniger vollständig feststellen ließ, so wurde
dieser Übelstand aufgehoben durch die Aufnahme der Burg aus der Vc^schau
von 1574 und die noch zu T^e tretenden Reste. Zunächst hat dieser Teil d«
"Baxg seine, in neuester Zeit freilich ergänzte, ehemals z. T. mit Zinnen versehene
Ringmauer wenigstens im S meist noch bis in beträchtliche Höhe erhalten, mu-
zeigt diese eine ganz andere, ersichtlich spätere Technik, als wir sie im allgemeinen
beim Petersilienbleek kennen lernten. Denn die Grauwacken- und Granitsteine sind
hier nur vereinzelt verwendet, während die große Masse der Steine aus roh ge-
brochenem Konglomerat vom Butterberg bei Harzburg besteht; auch ist die Schich-
tung eine ganz unregelmäßige. Bei A, d. h. an der Stelle, wo jetzt der Zugang zur
Burgfläche (auffallenderweise an der Schildseite des Angreifers) sich beendet, war
schon im späteren Mittelalter das Torgebaudc mit quergestelltem Dach; vor dem
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Die Haizboig. 41 ^
eigenüichen Tor erstreckte sich noch ein langer Torzwinger mit Torwangen. Doch
«»■eist die Zeichnung von 1574 und der damaJs geäußerte Vorschlag, rechts neben
dem Tor eine runde Bastion und innerhalb durch eine Quenuauer einen Zwinger
anzul^en, daß jene Zwingermauer 1.574 nicht mehr bestanden hat. Die von
den Wemigeröder Grafen 1338 gegründete rechteckige Burgkapelle C, des hl.
Matlhaeus, die sich an die Ringmauer anlehnte, scheint auffallend erweise im O
ßinen Turm mit hohem Zeltdach besessen zu haben. Von der Kapelle aus stößt
gegen die Ringmauer eine 1.06 m starke, kurze Mauer, ftsllich mit gekehltem
Sockel, vielleicht die Ostmauer der Kapelle, wenn nicht ein nördl. Strebepfeiler,
^ auch im W der Mauer ein Sockelstein, zweifelhaft nur, ob an ursprünglicher
Stelle, liegt. Auf dem Grundriß erkennen wir in diesem Teil der Burg nur noch
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AlA AmtigericbUbezitk HsTzbuTg.
einige kleinere Bauten, wahrend die Zeichnung von 1574 bei Q die „Krodo-
halle", eine Grube, die ausgefülh werden soUte, verzeichnet Durch die dem Quer-
graben R parallel gestellten schlichten Gebäude M und N, das „Alte Brauhaufs"
und „Die Amtsstuben und Kammer", nebst der „Alten Küche" O wird ön
kleiner südöstlicher Raum von der Burg abgesondert, der auf der S- und O-Seiie
durch die Ringmauer, im N durch das Gebäude E eingeschlossen und außerdem
noch durch den „Alten abgebrannten Pulvertunn" H und die „Alte Mauer" am
Turm L — Nehring gibt hier ein Gebäude mit 3 Räumen an — quergetöll
wurde. Die Mauern I und K waren mit Zinnen versehen; I und die Mauer G,
die die Technik der Ringmauer sonst zeigen, laufen dem Quergraben R parallel,
halten sich aber in gewissem Abstand von seinem Rande. In ihrer Flucht, aber
ohne in sie einzubinden und ohne also genau gleichzeitig mit ihnen errichtet zu
sein, erhebt sich der erwähnte Turm H, dessen Flachenmaße außen 9.45, bzw.
9.35, innen 3.90, bzw. 3.85 m betragen; er hat an den Ecken sorgfältig behauene.
ungewöhnlich große, in der untersten Schicht etwas vorspringende Quadern aus
Granit, zeigt im übrigen aber in seinen 2.80 m starken, der Blendsteine fast ganz
beraubten Mauern dieselbe Technik, wie die Ringmauer, verwendet freilich nur
Material von älteren Bauten, also Grauwacke und Granit. Bei G legte sich an
diese letzte „Das Haus der Harnisch Kammer", das ein mit 4 hohen Dach-
erkem versehenes Obergeschoß aus Fachwerk besaß. An der NO-Ecke bei F sind
die Grundmauern des „Zwingers über dem Brtm an der Schiinen Ecken" und
der wieder in Gebrauch genommene tiefe und kreLsrunde Burgbrunnen erhalten,
der von dem Zwinger geschützt wurde und imter dessen Dach stand. Denn auch
der Zwinger hatte ein Obergeschoß aus Fachwerk mit hohem Dacherker, und
ebenso wie dieser und das Gebäude G war das anschließende „Wohnhaufs nach
der schönen Ecken" bei E ausgestattet. — Von architektonischen Einzelfunden
auf dem Gr. Burgberg sei genannt ein eckblattloser attischer Säulensockel, der in
die SW-Mauer eingemauert war und sicher aus dem XL Jahrh. stammt
Der Kaiserweg führt so dicht unterhalb des Sattels zwischen dem Gr, und dem
Kl. Burgberg vorbei, daß man eine unmittelbare, jetzt freilich nicht mehr nachzu-
weisende Verbindung zwischen ihm und dem Kl. Burgberg wird annehmen dürfen;
jedenfalls ist auch dieser letzte so durch Verteidigungs werke geschützt, daß er eine
vollkommen selbständige Stellung hatte und sich keineswegs auf den Rückhalt la
verlassen brauchte, den ihm der Gr. Burgberg allerdings bot Es zeigt sich dies
besonders in der Anlage von zwei starken in den Felsen getriebenen Halsgraben,
die den Bergsattel durchschnitten und die kleine Burg von der großen trennten.
Vielleicht sollte eine regelmäßige quadratische Vertiefung im Felsen, die noch weiter
nach S dicht am Wege liegt, der Anfang eines dritten Grabens sein, der aber
nicht weiter ausgehoben wurde. Etwa 40 m nördlich von dieser Vertiefung zieht
dann tn der Richtung von SO nach NW der erste wirkliche Graben, der sehr
regelmäßig angelegt ist Das aus dem Graben gewonnene Material ist z. T. aul
dem Innenrande zu einem Wall aufgeschüttet, z. T. im O in der Weise den Ab-
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Die Hwzbaig. 4^5
hang hinunter geworfen, daß hier oberhalb des Kaiserw^es und ihn beherrschend
ein schroff abfallendes Ueines Plateau entstand. Im W aber, wo wie jetzt, so ge-
wiß auch vordem der Zugai^ zur kleinen Burg lag, ist der Graben nicht ganz
durchgeschlagen, sondern ein dammartiges Stück Felsen stehen geblieben. Der
etwa 45 m nördlich hinter dem ersten Graben ziehende zweite Graben liegt schon
im Bereiche des jäh bis zur Klippe aufsteigenden Felsens der kleinen Burg, der
nur im W dem schmalen Weg Raum laßt. Dieser zweite Graben durchschneidet
aber den Weg, der erst in neuerer Zeit wieder dammartig aufgeschüttet ist, und
machte ursprünglich eine Brücke nötig; er zieht übrigens nicht gerade, sondern
schmiß sich dem dah interliegenden Burgplateau an, so daß er einen flachen,
nach N offenen Bogen bildet. Er ist auch nicht so r^elmlßig angelegt, wie der
erste Graben, und ist auch niemals ganz fertig geworden; denn in der Mitte ist
das letzte Stück des Felsens nur teilweise abgearbeitet worden. Das aus dem Graben
gewonnene Malerial ist z. T. wieder zu einem Wall verwendet worden, der aber
[96. Die Hanboig. GrnndiiC des Kleinen BnrgbergeB.
diesmal w^en der natürlichen Überhöhung des Innenrandes auf dem auch dann
noch niedrigeren Außenrand zu liegen kam, z. T. jedoch zu einem bastionsartigen
Plateau, dessen Abhang bei der Masse des Gesteins so weit nach O sich erstreckte,
daß der Kaiserweg sich hohlwegartig hindurch arbeiten mußte. Die Flache der
kleinen Burg, in dessen SW-Ecke sich die schon genannte Klippe erhebt, fallt erst
allmählich, dann steiler nach N ab. Sie ist rings von einer Mauer umschlossen,
die, dem Gelände sich anschmiegend, bald gerade, bald in ein- oder ausspringen-
den Flachbögen verläuft und wiederholt teils in stumpfen Winkeln bricht, teils
wieder in Bögen umwendet, so daß sie einen ganz unregelmäßigen Burghof ein-
schließt, dessen größte Länge von S nach N 87 m, dessen größte Breite von W
nach O 53 m mißL Die Ringmauer ist in den unteren Schichten nur da nicht
mehr nachweisbar, wo sich die Klippe erhebt; doch scheinen künstliche Abarbei-
tungen des unsteigbaren Felsens darauf hinzuweisen, daß nicht bloß die Mauer
über ihn hinweglief, sondern daß er auch einen Turm trug, der sonst im Gebiet
der Burg nicht nachweisbar ist. Die Mauer entspricht vollkommen der am Peter-
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4l6 AmtsgerichtsbeziTk Hanbarg.
silienbleek, stammt also offenbar aiis derselben Zeit. Im O und NO ist ein
Außengraben oft senkrecht in den Felsen getrieben und das Material auf den
niedrigen Außenrand aufgeschüttet. Im SO ist dieser Graben durch einen im Felsen
stehen gebliebenen Steg gegen den tieferen Halsgraben getrennt und läuft im N
in eine Terrasse aus, die dann aber abbricht, da auf der ganzen W-Seite der
natürliche Abfall ohne weitere Verstärkung als Schutz ausreichte; im NO legen
sich noch zwei Terrassen vor, wie sie ahnlich schon bei altsachsischen Wall-
burgen erscheinen. Sie dienten dazu, die Steile des Abhangs noch zu verstärken,
werden aber mit Hecken besetzt gewesen sein. — Das Burgtor ist bei den Aus-
grabungen nicht gefunden worden, es kann sich aber nur da befunden haben, wo
im W die Ringmauer eine Lücke zeigt und wo noch jetzt der dicht unter der Klippe
auf der schildlosen Seite entlang
gehende Weg in den Burghof
führt. Das Hauptgebäude B
der kleinen Burg, das sich an die
hier allerdings verstärkte Ring-
mauer im O lehnt, hat eine äußere
Gesamtlänge von 25 und eine
lichte Tiefe von? m; es wird durch
2 Querwände eingeteilt und zeigt
im allgemeinen dieselbe Technik
wie die Ringmauern, stammt also
in der Hauptsache gleichfalls aus
demXI.Jahrh. Die Einbauten des
mittleren Raumes sind jetzt wieder
verschüttet; an der inneren Süd-
wand desselben Löcher für Balken,
die auf einem anderen Balken
liegen und gleich diesem — an-
197- Die Hanburg, Archilektiuitiicke v. KI. Burgberg, geblich auf Grund von sicheren
Spuren — erneuert sind. Je-
doch sind hier Architekturs tücke des XIL Jahrh. (Abb. 197) gefunden
worden, die beweisen, daß die Buig damals wieder in würdigen Stand gesetzt
worden ist, was nur im J. 1180 (s. S. 406) geschehen sein kann. Es handelt sich
um folgende Stücke aus Sandstein : i . unten abgebrochener Quaderstein von 70 '/, cm H.,
57V, "^ L. und 21I/» cm Br. (vermutlich die Wange eines Kamins), der an der
vorderen Schmalseite mit zwei gedrehten romanischen Ecksaulen und Palmetten-
kapitalen versehen und an den Breitseiten senkrecht scharriert ist; 2. quer durch-
brochener romanischer Eckpfosten von 95 cm H., 35 cm L., 28 cm Br., der eine
Ecksaule mit attischem Eckblattsockel und mit Würfelkapitäl (an einer Seite mit
Doppelvolute) zeigt; 3. Kämpferstück mit Platte und steiler Kehle; 4. Eckstück
eines kleinen Kapitals mit sehr fein in Kerbschnitlart gearbeiteten Palmetten;
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Die HanbuTg.
417
5. unteres Stüdc eines kleinen Kapitals mit Bogenverziening und Wulst unten;
6. }mkea unteres EckstQck einer Nische, links mit kleinem Pilaster auf reich pro*
GHertem Socket, rechts mit dem Rest einer Gewandtigur (39 an h., 27 cm br,).
Von 1 1 80 mögen auch herrühren die bei a und b befindlichen einseitigen Sand-
stetnpfosten , ein in zwei Stücke geborstenes und einst durch Eisenklammem zu-
sammengehaltenes schlichtes rundbogiges Tympanon aus Sandstein von 1.44 m Br.
nebst den vermutlich dazu gehörigen keilförmigen Sandsteinquadem des Ejnfassungs*
bogens, sowie schlieSlich ein bei c noch erhalten^ Stück Mauerputz, das falsche
Quadereinteilung mit Tießugen zeigt — Von den Gebäuden bei d, e und f
sind nur die Grundmauern festgelegt, g bezeichnet den Burgbrunnen, h die
Zisterne, i eine nicht völlig aufgeklarte viereckige Anlage mit zwei bogenförmig
äch anschlieBenden Mauern und einem z. T. durch Platten bedeckten Kanal, in
dessen Nahe sich zahlreiche Schlacken von Rammelsberger Erzen fanden.
98. Haizbnrg, GmndiiB dei Kiiche im Krodotal.
Mit der ganzen Burganlage hangen femer zusammen: i. eine Wasserleitung
(vgl, Müller, Braunschw. Magazin 1899, i74ff.), die schon 1855 und dann bei der
Anlage einer neuen Wasserleitung 1 8g8 westlich von der Saperstelle (hier in einer
Lai^e von 40 m) und an ihrem Ursprung im obersten Stttbchental (hier auf 15 m)
aufgefunden wurde und somit im allgemeinen genau denselben Lauf hatte, wie
die neue Leitung, nämlich von der Saperstelle an am Kaiserweg entlang. Die alte
Leitung bestand aus 53 cm langen, je an einer Seite spitz zulaufenden Tonröhren,
die genau mit den im Altertum üblichen Übereinstimmen und fraglos gleichzeitig
mit der ersten Erbauung der Burg, aber alter als der Bui^bnmnen sind.
2. eine Kirche im Krodotal (Abb. 198), oberhalb des zu Bad Harzburg ge-
hCiigen Schulenrode, die 1899 auf Kosten des Harzgeschichtsvereins durch
den Geh. Baurat Brinckmann und den Forstrat Nehiing aufgedeckt wurde (vgl.
den Bericht m den Braunschw. Anzeigen vom 23/XI 1900). Der im ganzen
35.5 m lange und 11.9 m breite, w^en des Geländes nach 0 stark abfallende
Bau hatte Bmchsteinmauem von 90 cm Starke und bestand aus einem Chor-
Bu- s. Kuomlakm. i. Hoip. Bnnincliwdg. m. 1. 27
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AiÜ AmUKerichtibeilik Hanbotg.
quadrat von 4'/, m lichter Breite mit gleich breiter, durch Pilaster davon ge-
trennter, durch hohe Futtermauer g^en den Bachrand verstärkter und trotzdem
tiefer liegender Apsis, dann aus einem im Lichten i8*/i m langen, etwas Über
10 m breiten Schiff und dem quadratischen Tunn von 7 m äußeren MaSes. Dicht
an der inneren Südecke, wo Turm und Schiff zusammenstoßen, fand sich ein auf
den Kopf gestellter machtiger Kämpfer aus Sandstein von 95 cm L., der aus
12 cm h. Platte und 13^/1 cm h. Schmiege besteht und auf seiner ehemaligen
Unterfläche eine vertiefte Linie zeigt, die an zwei Seiten 4 cm, an einer aber 25 cm
vom Rande entlang lauft, an der dritten ganz zu fehlen scheint, und auf ihm stand
ein steiler attischer Sandsteinsockel ohne Eckblatter, der einen 27^/1 cm starken
Saulenschaft tn^, selbst unten je 47 cm, in der H. 27 cm mi£t und sicher dem
XI. Jahrh. angehört Außerdem fand sich noch ein Sandsteinquader, der als Profil
eine Kehle zwischen zwei Leisten und zwei, nach auBen gleichfalls mittels Leiste
abgesetzte Rundstabe zeigt. Der Kämpfer mit dem Sockel, aber auch ein doppelter
Estrichboden beweisen, daB der Bau nidit mehr den ursprünglichen Zustand besafi,
als er verfiel. Wahrscheinlich ist, daß das Schiff mit seiner großen Spannweite einst
aus Mittel- und zwei Seitenschiffen bestand; die geringe Stärke der Mauern laßt
auf flache Galkendecke schließen. Jedenfalls haben wir es nicht mit einer gewöhn-
lichen Dorfkirche, sondern mit einer kleinen Stiftskirche zu tun. Ober deren ver-
mutliches Bestehen S. 40g f. das Nötige gesagt ist. Mauerreate, die in der Nähe
aufgefunden sind, mögen zu den KonventsgebÄuden gehört haben. Die Kirchen-
ruine wird noch im XVIII. Jahrh. erwähnt,
3. das Schulenröder Tal mit dem Stifte war durch einen etwa 200 m weiter
nfirdlich gelegenen Querwalt mit vorliegendem Graben abgeschlossen, die aber
nodi nicht genauer untersucht worden sind.
4. der östlich vom Gr. Burgberg bis zu 54g */■ ™ aufsteigende Sachsenberg, von
dem aus der Heerbann der Sachsen die Harzburg belagerte, trägt auf dem Gipfel
einen ovalen, 34 ar umfassenden Erdwall von 90X60 m Größe, der das säch-
sische Lager umzog, aber noch genauer auf die geschichtlich bezeugte Verplankung
{s. S. 405) untersucht werden muß. Der höchste Punkt des Innenraums ist stark
nach der östl. Schmalseite zu gerückt. Übrigens soll ein Steinbeil des Stadt
Museums in Braunschwe^ vom Sachsenberg stammen.
Ossburs.
Unmittelbar neben dem Hasselteich westlich vom Molkenhaus im bruchigen Ge-
lände des Hasselbachs kreisrunder Wall von etwa 50 m Dm., eine zweifellos alte
Anlage, deren Krone und Innenflache, imbeschadet der natürlichen Senkung des
Geländes, je in gleicher Ebene liegen, so daß die Wallkrone im O erheblich höher
über dem Wallfuß liegt, als im W. Da nun ein Verzeichnis der Berge und Täler
des Amtes Harzburg von 1578 (im Landeshauptarchiv) sagt: „de Hasselbach de
kumbt auß dem Oßboi^er dike", so scheint eben die Umwallung den Namen
Oßburg getragen zu haben. Der Hasselbruch war 1642 Zufluchtsort der Neustädter.
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Die Hmbnig — OBbng — [HiMelborg] — Oker. ^ I q
[Hasselburff.]
[Am nordOstl. Abhänge des im Hiischkopf bis 540 m ansteigenden Woldsberges,
'/j km sadwestlich vom WeniigerOder Forsthaus Eckerkrug im Gebiet des Schimmer-
waldes, und zwar in dem spitzen Winkel, den ein Unker Nebenbach der Ecker,
der GroBe Amtmanns- oder Ammansbach mit dem Kleinen bildet, li^ in 310 m
absoluter H., aber nur 60 m Ober dem Eckertal die Statte der Hasselburg, über
die die geschichtliche Oberlieferung nichts weiß. Vgl. vorne S. 390 und Delius,
Geschichte d, Harzburg S. 291. Im S und W zwei parallele Graben, aus
denen das Erdreich gemeinsam zu dem Wall zwischen beiden angeschüttet ist;
eine natOrliche Felserhebung an dieser Stelle erhöht noch die Festigkeit des Walles.
Der äußere Graben stäßt im N g^en die Schlucht des Kl. Amtmarmstals, der innere
seht sich auch an der N-Seite der Bu^ enüang. Im SO setzen sich beide Graben bis
zum natürlichen Abfall des Gr. Amtmaimstales fort, der sie dann entbehrlich macht
Im O ein nur zum Teil erhaltener Quei^raben. Innerhalb der Umwallung auf der
ovalen Kuppe der Buig Trümmer von Gebäuden, die sich im NW und S an die
dort noch nachweisbare Ringmauer anlehnen, und deren Steine etwas weiter w^ an-
stehen, wahrend sich an Ort und Stelle nur Konglomerat findet; mehrfach sind auch
Bruchstacke von muldenfOrniigen Dachzie^n mit Nase vorhanden, und zudem hat
ach dort eine Scherbe von dimklem gebrannten Ton, wie er bei mittelalterlichen
G^Ben üblich ist, gefunden. Am Ösü. Rande des Burgfetsens eine tiefe keller-
aitige Höhlung, Nähere Beatimmungen der Buiganlage sind erst durch weitere Aus-
grabungen zu gewinnen, die Forstrat Nehting beabsichtigt]
Oker.
Literatur. Schucht, Chronik u. Hetmatskunde des Hüttenortes 0. (Harzbu^
1888).
Namensformen. An, Auf, In, Nach der oder Zur Oker, nach der Lage am
gleichnamigen Fluß, sp>ater DU Oker, dann Oker.
Geschichtliches. Pfarrdorf in der Inspektion Langebheim. Ein wechselnder
Hüttenbetrieb fand hier bereits im Mittelalter statt; 1517 veiiehnte die Herzogin-
Witwe Katharine die Hütte an der Oker unter dem Wiltenstein zwischen Hans
Woltets und Cilings Hütten gelegen; vor 1527 besaß die Stadt Goslar hier eine
ganze Reihe von Hütten. Dann aber vereinigte Herzog Heinrich d. J. 1527 die
verschiedenen Schmeizhütten zur Frau Marien-Saigerhütte und gab so die Veran-
lassung zum Entstehen des Ortes, in dem sich die Hüttenleute ansiedelten. Nach
ihrer Zerstörung im 30jährigen Kri^e {1626) wurden die Werice erst 1668 völlig
wieder hergestellt und in neuerer Zeit erheblich vergrößert. Man unterschied früher
die Ostl. des Flusses li^ende Kommunion -Oker (seit 1635) und die westL des-
selben liegende Einseitige Oker, auch Ober- und Unter- 0. genannt, jene unter
gemeinschaftlicher Regierung von Hannover und Braunschweig stehend, diese zu
27-
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AmtagnlcfatibeEfik Harzbolg.
HaiUngerode und zum braunschweigischen Amte Harzburg gehörig. Die vorüber-
gehende Vereinigung von beiden Ortschaften in der Westfälischen Zeit wurde 1875
dauernd vollzc^n; doch stehen die Hüttenwerke noch immer unter gemeinschaft-
licher Verwaltung. Die Kommunion -Oker war in Goslar, die £inseit%e in Har-
lingerode eingepfant. 1836 erhielt der Ort eine Kirche, 1881 auch eine eigene Pfarre,
Dorfanlage unregelmaBig. Die Zahl der Einwohner (fast sAmdich Beamte
und Arbeiter in den Hüttenwerken) 1790/3: 434, rgoo: 2814.
Die Kirche ist 1836 erbaut worden.
Altes Haus Kr. 38 von 1676 (Abb. 199), früher Faktoreihaus, 12 Fach breit,
mit gewölbtem Keller unter dem erhöhten Untergeschoß und stattlichem Ober-
geschoß. Eine durchlaufende Däle, die den Aufgang zum Obergeschoß und die
kleineren Treppen zu den seiüichen Räumen enthalt, trennt das Untergeschoß in
zwei ungleiche Hälften; auf der einen Seite 3 kleinere Räume (Stube, KQdie,
Kammer), auf der en^gengesetzten eist große Stube, dann Küche und Kammer.
Die durchlaufende Däle wiederholt sich oben; hier
auf der einen Seite einst großer, angeblich zur
Lohnauszahlung bestimmter Saal. Die durch-
laufenden Balken werden oben imd tmten von je
drei Unterzugsbalken unterstützt. Die Türen auf
der Däle haben noch die alte Holzverschalung
mit Fazetten am Gesims. An der Treppe
(hier die Jahreszahlen //// und ijjtfj hübsche
flache Docken. Während die Südseite mit Tannen-
brettern verschalt ist, ist die nach N gerichtete
Hauptseite reicher ausgestattet Die Balkenköpfe
sind unten gerundet, seitwärts gekerbt und an der
Vorderseite mit abgesetzter Kehle versehen, die schrägen Knaben werden vom
Rundstab unterbrochen, die Füllhölzer zeigen an der Kante den Rundstab, darüber
eine abgesetzte Kehle, und in derselben Weise ist aUch der Schwellbalken verziert,
der zudem noch einen langen Spruch in erhabenen Druckbuchstaben auf vertieftem
Grunde, rings vom Profil eingefaßt, trägt, mit dem Gesangbudivers : Christus ist
mein Leben, Sterben ist mein Gewinn usw. Die Unterschwelle, Balken und Füll-
hölzer bestehen aus Tannen-, die Oberschwelle, die Knaggen, breiten Fußbänder
und Riegel aus Eichenholz, die Fache sind mit Ziegelsteinen in verschiedenen
Mustern versetzt.
Hausinschrift von 1675:
Ach Gott, wie geht es immer zu.
Daß die mich hassen, den ich nichts tu.
Mir auch nichtes gönnen und geben.
Müssen doch sehen, daß ich Übe.
Wenn sie meinen, ich sei verdorben.
So müssen sie für sich selber sorgen.
199- Oker.
GinndiiB det Hanwi Nr. 38.
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Oker — Schlewecke. 43 1
Hühlenstein bei der Homschen Holzschleiferei, im Okerbett gefvinden, von
i.io m Dm. und 0.45 — 0.50 m Dicke, mit der Inschrift: »fpp • ^- •*■ Hertog
/uliui m£ fieri fetU, ein Denkmal für die wirtschaftlichen Bestrebungen des Fürsten.
[Der Okerturm, auf der Karte des XVI. Jahrh. (Zlschr. d. Harzgeschich ts-
vereins III 1870) eingezeichnet, gehörte zur Landwehr der Stadt Goslar, die im
XY. Jahrh. bis hierher ausgedehnt wurde, und schätzte die Halberslädter Straße
beim OkerObergai^, zugleich diente er als Zollhaus und Knig. Von hier ab be-
gann die von Herzog Julius eingerichtete Oker- Schiffahrt. Der Name „Okerturm"
haftet noch jetzt dem Hause Nr. ass. 10 in Unter-Oker an, das 1860 von der
HerzogL Kammer verkauft wurde. Vgl. Wieries, Braunschw. Magazin 1903, 136.]
Sch lewecke.
Namensformen. ScUmäe und Slemthe (um 1181), Slevtdhe (1285), SlaxtU
(um 1290), SUbtke (1335), Steve {1542), Scklewe {XVIII. Jahrh. und noch jetzt
im Volksmund).
Geschichtliches. Pilial, früher (1407) von Bündheim, dann (seit wenigstens
[J42) von Harlingerode; das Patronat ist herzoglich. Das Goslarer Domstift be-
saß hier mn 1181 5 Hufen (die je 7 ß entrichteten) und 10 Wort, die zu dem
Gute Hariingerode gehörten und 1283 und 1296 nebst Zubehör und allen Rechten
am Dorf g^en jahrliche Zahlung von ^i Mk. oder 10 fl, bzw. i Mk. den Grafen
V. Wera^erode auf Lebenszeit verpachtet wurden; nur die Vogtei über diese Güter
sollten sie auch vererben dürfen. 1347 mußte sich jedoch Graf Konrad, der sich
gleich seinem Vater an das Abkommen von 1285 nicht gebunden hatte, mit dem
Domstift dahin vergleichen, daß die Güter, zu denen damals i Hof und I Mühte
gehörten, dem damit belehnten Wemigeröder Buigmann Eier Sassenberg nur, so
lange er dies Amt besaß, bzw. so lange er lebte, verblieben, dann aber — außer
der V<^tei — ans Domstift zurückfielen. 1390 kommen 3 Hufen Wemigeröder
Lehen Bertolds v. Astfeld an Kl, Neuwerk in Goslar. Der stiftische Hof scheint
derselbe zu sein, der im Anfang des XVIII. Jahrh. den v. Glaubitz, dann den
V. WiBerding gehörte, und den Herzog Karl 1747 kaufte; hier befand sich seit
ttwa 1750 bis i88r das Amtsgericht Harzburg. Der Komzehnte von 155 Mg.
gehörte dem Amte, 160 Mg. waren zehntfrd.
Dorfanlage zerstreut, die Kirche, der fürstliche Hof und die Mühle neben-
einander im W. Forstort „Die alte Schlewecke" in der Nahe der „Stiefmutter".
Flurkarte von Penther 1 759. — Damals 3 HalbspSnner oder Kamer, 9-1-22 Köter.
Einwohnerzahl 1790/3: 309, 1900: 1006.
Die Kirche ist ein schlichter, aber mit seinem verwitterten Holzwerk und weiß-
getOnchten Fachen wirkungsvoller Bau aus den ersten Jahren des XVIII, Jahrh.,
mit dreiseitigem Schluß im 0 und achtseitigem Dachreiter im W.
Die im S befindliche Tür tragt Holzbeschlag in geometrischen Mustern, der mit
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A22 AmtiKeiicliUbeilA Huibn^.
Starken Ziemägeln befestigt ist. Über der Tür einst Kartusche aus Eichenholz,
von Engeln gehalten, jetzt in der Kirche angebracht, mit der auf die Erbauung
der Kirche bezüglichen Inschrift:
I?em ich zu E/iren bin erbaut, ist Gott, mein Hüter.
Der Pastor, ders gemacht, der heißt Burckardus Schlüter.
Sechs Gulden war ich reich, als ich den Anfang nahm.
Dreihundert mal so viel mein Bau tu stehen kam.
Dann: paCeM a Deo IntrantIbVs preCor (= 1708).
An der äußeren SOdmauer Stein mit derselben Inschrift, dann aber: renovatwm
Pastor. I. H. Rudolphs 1732.
Fliefien aus Ziegeln, von 21 cra ins Geviert, mit vier, von den Seiten aus-
gehenden Fächern.
Barocke Altarwand mit 6|g Kanzel, aus unbemaltem Tannenholz. An den
E(±en der Kanzel gedrehte und imiwundene Säulen, zu ihren Seiten je zwei ähn-
liche korinthische Säulen mit verkröpftem Gebalk, die paarweise die Figuren des
Moses mit den Gesetzestafeln und des Aaron in hohenpriesterlicher Tracht und
mit Weihmuchgefäfi anschließen; zu den Seiten des Schalldeckels Petrus und
Paulus. Auch an den Außenseiten der zwei Zk^Snge in der Altarwand Säule obiger
Art mit verkröpftem Gebalk. Vom Schalldeckel schwebt Taube herab. An der
Predella Relief des Abendmahls. Alle Teile der Wand und der Kanzel sind auf
das reichste mit Füllungen, Aufsätzen, Hangegliedem, die Türen aber mit durch-
brochener Verzierung (GefaB mit Sonnenblumen usw.) ausgestattet Das Werk ist
vom Eildschnitzer Lupin in Goslar (s. auch S. 400) gearbeitet und ist trotz der im
einzelnen mißlungenen F^ren von großer Wirkung, die durch den warmen Ton
des alten Tannenholzes noch erheblich gesteigert wird.
Großer Taufengel aus Tannenholz, jetzt unbenutzt, gleichfalls von Lupin.
Neben der Kanzel alte vierfache Sanduhr in HolzgestelL
Die mit Rückgetafel versehenen „Stühle" tragen am Fries die Namen der Be-
sitzer, sind aber neu verändert.
Messingkrone mit einer Reihe von 6 Armen und reicher Volutenverziening.
Bilder auf Leinwand, i, von 1.18 m H. und 0.98 m Br., mit figurenreicher,
nicht übler Kreuzigung, in Barockeinfassung. Oben der Spruch Joh. 3, 16, unten
die Inschrift: Dieses Crucifix, welches weiland Herr Casparus JViedemann f. B. L.
Ämbimann sur Harzburg diesem Gottes Hause zugedacht, hat ru dessen Gedächt-
niß verehret und in dieser Form zu Hessen verordnet seine hinterbliebene F. Wittib
Dorothea Maria Anne von Brake Anno 1658. Wappen herald, r, Querbalken und
Helm mit Flug; I. geteilt, oben zwei Rosen gold auf weiß, unten zweifach rot,
weiß, schwarz gespalten, Helm mit Rose zwischen Flug.
2. von 1.48 m H., 1.2g m Br. und leidlicher Ausführung, mit großem, von zwd
weiblichen Engeln gehaltenem Wappen der v. Hallerspring, tmten mit einer latd-
nischen Inschrift, die besagt, daß dem Wielbrand Adolf Robbig v. Hallerspring,
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äcBlEwecke. 423
Doktor beider Rechte und Rat unter August d. J., geb. in Salzuflen 1636, gest.
1680, dies DenLmal von seiner Frau Soph. Cath. Schumacher gewidmet sei.
Eichenkasten mit gutem Beschlag.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 19 cm H. und sechsteiliger Form, mit Relief
des Gekreuzigten, dem Spruch i. Kor. 11, 25 und Bvrchardui Schlüter p
BH. PD. Kirchvätir Anno i6<}2 am Fufl, den gravierten Buchstaben IHS/lJfW (!)
an den Zapfen und mit steiler, hoher Schale. — Die Patene aus ve^oldetem
Messing zeigt am Rande eingeschlagene Barock Verzierungen.
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^24 Ant^etichtibedtk tltnbnrg,
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 9 cm Dm., auf dem Deckel mit
hQbschem Fruchtwerk in getriebener Arbeit, unten mit der Inschrift: Burchardus
Schlüter p(astor) If(arUngeroä.), 0(ker.) et S(chleweck.). Mit Goslarer Beschau (Adler)
und IAH in Einfassung.
[Schulenrode s. S. 398. 403. 417.]
[Sudburg.]
[Literatur. Delius, Geschichte d. Haizburg 287. — Lontzel, Altere Diö-
cese Hildesheim 322. — Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins XXIV (1891)
507t. — Schucht, Chronik u. Heimatskunde von Okcr (Haizbuig 1888) Soff. —
Namensformen. Sudesburg (1029), Sutburch (1064), Suetburch (11Ö7), Sutherre
und Suihäeren (um 11 81); danach benannt der mons Sutborch, Sutbor^eherch
(1325), jetzt Sudmerberg. — Geschichtliches. Die Pfarrkirche der hll. Ro-
maaus und Petrus sollte nach der päpstlichen Bestätigung von 1392 nur dnem
Stiftsherm des Goslarer Peterstiftes verliehen werden und 1479 wurde sie diesem
letzten ganz einverleibt Das genannte Stift war hier schon 1064 b^fltert; 1167
kam 1 Hufe und i Mflhle, die als Pfründe ausgetan waren, an dieses zurück, 1232
wird sein Besitz, der an sich auch noch 1359 bezeugt ist, auf 3 Hufen angegeben,
1 2 7 1 bestand er in 4 Hufen, deren Vogtet, Woldenbeigaches Lehen der v. Burg-
dorf, damals an das Stift verpfändet war. Das Domstift in Goslar hatte um 1181
je 2 Hufen und Mühlen, um 1290 4 Hufen und 2 Mühlen ausgetan. 2 Höfe
imd 4 Hufen Woldenbergischen Lehens kamen 1312 aus dem Besitz der v. Sud-
burg in den der v. Baium in Goslar. Kurz vor 1350 wurde die Stephansldrche
in Goslar mit 4 Hufen in campo ville S. begabt; aber bereits 1349 (auch 1359)
sprachen die Grafen v. Wernigerode als Inhaber der Harzburg die Bedtzer von
Grund und Boden auf der Flur des wüsten Dorfes frei 'von Dienst und Pflicht
und erhoben nur den Anspruch, daß wenn das Dorf wieder mit Leuten besetzt
würde, diese das graflidie Gericht und Goding zu suchen hätten. Diese Ab*
machung wird darauf zurüi^ehen, daß der (gräfliche) Vogt von Harzburg im ge-
nannten Jahre mehreren Goslarer Bürgern Kühe fortgetrieben hatte. Das Dorf ist
wüst geblieben; doch ist an seine Stelle der Ort Unter-Oker getreten. — Eine
Ritterfamilie v. S., deren eines Mitglied 1282 Burgmann auf der Harzbui^ war,
ist im XIII/XIV. Jahrh. bezeugt Der Name des Ortes laBt auf eine Burg schließen,
von der sonst nichts bekannt ist]
[Wanlefsrode.]
[Literatur. Delius, Geschichte der Harzburg 280«., Beil. I ff. — Namens-
formen. WanltbesretÄ {i 1 10), H'atlevesrctA {um 1 180), Celtae{iiyg), Cella{i2S4),
Celle (1314). — Geschichtliches. Ein frommer Mönch Wanlef (t 1013) grün-
dete um 1000 im Schimmerwalde auf einer nach ihm genannten Rodung eine
Zelle, die (nach der Urkunde des Halberstadter Bischofs Reinhard von 1 1 10) auch
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SchlcTccke — [Snäbnig] — [Wuilefnode] — Weiteiode. 425
vom Kaiser Heinrich II. besucht, mit einem dem hl. Stephan durch Bischof Arnulf
geweihten Gotteshause versehen, zu einer Propstei erhoben und als solche um 1020
dem Kl. Itsenburg einverleibt wurde. Die Gründung wurde im Laufe des XI/XII. Jahrb.
mehifadi mit Huf^i und Zehnten ausgestattet, die Kirche, in der sich Abt Hugold
vcMi Ilsenburg um 1280 beisetzen ließ, 1 1 10 durch Bischof Reinhard beigestellt und
von neuem geweiht, ihre Besitzungen durch Papst Alexander um 1180 als Eigen
des Kl Ilsenbuig, so lange in W. wenigstens 2 Mönche und i Kaplan sich be-
enden, bestätigt, ein (Propst) Bernhard um 1280 genannt; doch kennt eine Ur-
kunde von 13 14 nur noch den Hof zu Zelle, und das KI. Ilsenburg verpfändete
1484 und 1565 das auf braunschw. Gebiet gelegene Zellholz, das als gräflich
Stolbergisches Eigentum von 1614 bis ins XIX. Jahrb. Erbenzinsgut der Familie
des Kanzlers Werner KSm'g war. Der Ort der ehemaligen Propstei Jetzt als Zell-
burg auf den Karten bezeichnet Ausgrabungen haben noch nicht gtat^efunden.]
Westerode.
Namensform so schon 1287, Von der gleichnamigen Wüstung bei Hombui^
nicht immer zu unterscheiden.
Geschichtliches. Füial von Bettingerode. Zur Ausstattung des KL Wöltinge-
Tode (1174) gehörten i Wald und 4 Hufen, 1181, 1287 und 1309 besitzt der
Donx in Goslar 3, bzw. 2 und 2*/| Hufen, 41/1 Hufen geben die Grafen v. Wolden-
berg an die zu erbauende Kapdle in Wolfsh^en, 1 Hof und gleichfalls 4>/i Hufen
sind 1354 Halbeistädter Lehen der v. Heimburg, 1569 (als Sattelhof) herzogl. Lehen
der Grafen von Regenstein, 15 Hufen imd '/i Zehnt Wem%eröder Lehen der
V. Sdiwicheldt Im XVIII. Jahrh. ist der Zehnte zwischen dem Amt Harzburg
und den v. Stdnberg-Bodenbu^ geteilt.
Oorfanlage zerstreut haufenförmig, die Kirche am 0-Rande. Flurname „St Claus
Teichs Camp". Flurkaite von Schßneyan 1764. — Damals 2 Ackerleute, i Halb-
apanner, 6 Karrenfflhrer, 7 + 20 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 328,
1900: 844.
Die Kirche ist ein unbedeutender Steinbau von 1612, mit halbkreisförmigem
Schluß imd achteck^em Dachreiter.
Im Inneren Holztafel mit dem gemalten braunschw. Wappen (elffeldig mit dem
Halbeistädter Herzschild) auf blauem Grund, oben und unten mit geschnitztem
Beschlagwerk und der Inschrift: I?er fiochehrwUrdige , durchlauchtige, hochgeborm
PUnt und Herr Heinrich Julius, postulirter Bische/ zu Halberstadt und Herzog
tu Braunschweig undLuruburgk, hat aus Gnaden gu diesem Kirchengebäude 600 Gulden
an Holz und Blei verehret. Gott der Allmächtige verleihe I. F. G. und derselben
NaeMsommen Friede imd die ewige Seligkeit. Anno 1612.
Bemalte Holzfigur des Gekreuzigten, von 1.03 m H., aus dem XVIII. Jahrb.,
jetzt auf dem Kirchboden.
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^.26 AmUgerichubezirk Haizbnrg.
Schlagglocke von 54 cm ganzer H. und 47 cm Dm., mit der Minuskel-In-
achrift: -\- anno ->r dni -\- m" -^ cccc° -\-xi°-\-matAias-\-nte-\-/ecit.
Barocker Messingleuchter, von 42 cm H., 1613 von Hennings und Hans
Liesenbergk gestiftet; deren Wappen zeigt Hausmarke zwischen i6tj.
An der Kirchhofsmauer verwitterte Inschrift, der zufolge der Ämtmann zu
Harzburg, Andreas Kaspar v. Uslar (s, S, 392), jene 1702 gebaut habe.
[Eine Kapell^ lag auf dem Kochschen Hofe; der Herzog gestattete 1657 die
Bebauung der wtlsten Kapellen stelle. Im dicht daneben befindlichen Promiesschen
Hause Keller, die einer Kirche oder einem Herrenhause angehört haben müssen.]
101. Büodheim,
Tnrklopfei bd der Kirche.
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ittel, HerbeigMchildet. Engeitt. i;.
Verzeichnisse zu Abt. 1 und 11.
I. Ortschaften.
Achim
I. 1
Bnchmachtenea . II.
30I
Geitelde .... U.
4'
Adenheim ....
n. 4
. . n.
181
Gilium . . .
n.
184
[Klein-Adenheira] . .
n, s
BÜDdheim
. . II.
390
IL
394
Ahlun.
n. s
. . II.
19
Hichom . .
u.
'85
[Allnm] . . . . n
■ 49
BBJgdorf .
. . u.
303
[Hakendoip] .
n.
384
Altetüi^CD . II. J4I
357
CJbecht .
. . II.
J'O
HJchter . .
n.
44
[Alte« Dorf] ... II
306
Cnmme
. . II,
311
Hillendorf .
n.
328
AmplebeD. . . . U
ISO
Gr.-Dahlam
. . n.
160
n.
394
II. 8
Kl.-D^i.m
. . II.
164
Bid HuzbDTg
n.
397
AweI..A»elbME.Hoh«i-
Gi..Denkt<
. . n.
30
Die Huibnrg
II.
403
ODd Norduiel
Kl..DenkW
. . n.
34
fHM«lbuig] .
n.
419
[A»eIborg] . . . n
303
D«tom
. . n.
35
Hedepet . .
n.
46
Atnim . .
n
'S
[Kl-Dettum]
. . u.
36
Heerte (■. anch
Klein-,
[Av«.eD] .
u.
137
[Donnerburg]
. . u.
39
Kirch-, Dreck
. Nord-
n.
ISS
poriDgetod«]
. . II.
393
Beerte) . .
. n.
330
Bubecke .
n
190
[Dreckheeite]
. . n.
332
[Kl.-Heerte]
n.
333
n.
H7
Dnitte . .
. . n.
40
Hedwigibn^
. u.
47
Bmmh . .
n.
191
[DDtnun] .
. . II.
3'3
[HelDen] .
. n.
186
BeddiBgen
IL
17
Eüa« . .
. . II.
166
(HeioMii] .
. IL
333
Berel . .
n
295
Eitznm (Amt
SchöppeD-
HeueD. .
. II.
187
[Kl.-Bnel]
n
198
■tedt) .
. . n.
167
HohcDuiel
. n.
333
BeiUingen
II.
1S8
[Eitinm. Amt
Snlder] U.
313
[Hohenrode]
. n.
114
Bettlngecode
11
388
Eagelnttedt
. . n.
314
[Hohniiedt]
n.
114
n
19
Eogerode .
. . n.
316
[Holtorf] .
n.
214
II.
11
[Eoleobaig]
. . n.
57
. u.
161
[Birtorfl . .
n.
160
Eieuea .
. . u.
170
[Jekote] .
. u.
i'S
Bleckeutedt .
u.
198
[FShrbBtg]
. . n.
48
Immendorf
. n.
53
Bdnnim . .
u.
a?
FredeD i. bei
Lichten-
Kalme . .
. n.
SS
n.
19
be^
. . n.
340
[Kiicbheerte]
II.
332
Bomnm . .
n
»4
. . II.
66
. IL
56
[BoTingerode]
n
390
. . n.
40
Kneitliagen
. n.
"S
BroUtedt .
n
399
Gebbwdsb^et
. . II.
330
n
II.
72
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428
[tCiüimielbuiK] . . II. 177
Lebeiutedt ... IL 33s
[KJ.-]>beiut«dt] . n. 338
[Letheln] .... H. 61
I.«ifeide .... II. 63
Leinde n. 64
Leise n. 338
Lichtenberg . . . n. 340
Oitei-Linde ... II. 347
Wertet-Lindc . . II. 350
Linden (Amt Wolfen-
büttel) .... n. 66
[Unden bei Heuen] U. 118
Lobmacbteneo . . H. 35a
Machtenen ■. bei Brncli-
n. LobBKchteraen.
Msttienoll . . ■ . H. 1S6
[MehidoTf bei Banii-
toif ) n. 119
[Mollenitedt] ... n. 68
Mönche-VkUberg . U. 27]
[Monplainl] ... IL 68
Ndndotf (Amt Wolfen-
bättel) .... n. 70
[Nelndorf bei Schoppen-
■tedt] .... n. 339
[Kl.- oder Knnt-Nein-
doif bei Gr.-Bievende] IL 71
Nieder£reden s. bei
Lichtenberg . . U. 340
[Nienitedl bei Lene} II. 354
Nordutel .... n. 354
[Notdheerte] . . . U. 333
Nortenhof .... II. 72
[Noithelm] ... U. 73
Oberfreden ■. bei
lichtenberg . . IL 340
Olter n. 419
Ölber am veiScD Wege II. 357
[OerliDgi>d.OesteTling] n. 229
[Ohlendorf] ... H. 73
OMbMg . .
. n.
4:8
[Vdlhöfe] n. 296
306, 339
[CMendorf] .
. n.
349
Volmtn . . .
n. 139
Oiteiltnde
. n.
3+7
[WanlebrcHle] .
n. 414
P«brtorf . .
. n.
229
Warle ....
n. 274
pUmdeben] .
. a
336
Wateutedl (Amt
Remlingen .
. n.
73
Silder) . . .
IL 383
Reppnet . .
. n.
363
Watcam . . .
U. 276
Gr.-Rohde
. n.
J3S
[Wedem] . . .
n. 38s
[Rothe] . .
. n.
7S
Weferlingen . .
n. 3S0
SJdet{Pl«oAbb
175) H.
364
Wendeten . .
n. 141
SiOidiJilQin .
. IL
75
[Weitendorf]
n. 249
Sambleben
. n.
236
WettetUnd« . .
n. 3SO
Stnlngen . .
. n.
379
n. 144
. IL
421
Wetterode . .
IL4»5
SchUeitedt .
. n.
242
Wetdeben . .
IL .45
Schöppenttedt (Ptao
Gr..Winnig«edt .
U. 285
Abb. 117, Anrieht
KL-Wionlgitedl .
n. 387
Abb. 118) .
. n.
348
WittnuT . . .
IL 146
n. 398.
417
Seiortedt . .
. n.
96
WolfenbütleL
. IL
98
Geichichte . .
I. ij
[SUitedeborch]
. IL
242
GrnndriS . .
1.^4
Sottmai . .
. n.
99
Namen der StrtSen
[Stecldenburg]
n.
47
n. PlEtie
L 33
[Steder] . .
. n.
101
I. 37
[Steinen.] . .
. IL 383
GMni»on-CMie.T«ni-
Steterbn^
. II.
102
tedikirche .
I. So
Stiddi«n . .
. a
119
I. 90
. n.
130
lLonBion.kapellel
I. 99
[Kl.-St5ckheiin]
. u.
"33
Piiedhöfe . .
L loi
[Sndbnrg]. .
. u.
434
BefeeUgnog .
I. 104
[Snnthe] . .
. IL
263
Sehlofl . . .
L 120
Thiede . .
. K.
'33
L 14.
. IL
137
HertogL BibUotl^k I. 149
Ummeni . .
. n.
137
L 164
[Twelken] .
. n.
264
Zenghani .
L 167
üfingen . .
. n.
383
Rathaus .
L 171
Ührde . . .
. IL 264
PriTattaalen
L 179
Gt.-V»hlbeig .
. n.
36s
Woltwiewhe .
U. 38s
KL-Vahlbeig .
. n.
371
n. 180
Mönche-Vahlberg
. IL
272
Zingel . . .
n. 281
II. Kirchliche Bauwerke.
I. Stifter.
Engeiode, roman. Kirche. D. 318 ff. —
[Haiibnrg, KollegiaUtift], n. 404, 40a. —
[Scholeniode b. Hanbarg, Kolleglatsdfl
mitKirchidejXLJahih.,n. 417 (Abb. 198).
— Steterbnig (Abb. i. 37—46): barocke
Kirche IL 113, romaniiche Reste II 114.
— [Wanlefirode, Propstei], IL 424.
Wolfenbattel, Kl. zaz Ehie Gotte«, L
199, n. 89, 90.
2. Stidtiacbe Kirchen.
[Bad Haizbnrg] H. 398. — SchÖppen-
Etedt (romanisch a. barock, Abb. 119. 120),
U. 258.— Wolfenbüttel, Hanptklrche
B. M. V. (Renaluance d. barock), I. 37 ff.,
(Abb. 3 — 10 nnd Taf. IV— Vm). —
TrinltaÜtkliGbe (barock), L 80 ff. (Abb. 20
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bi* 13, Tif. XIH). — Jobaiinlikilchc (Re-
luunuc«), I. 90 ff. (Abb. 14 n. ij). —
[Loiigiiiii«ki^>eIle, gotlKh], J. looff. mit
Abb. 28. — SchloSkapelle (RBnaüunce),
L 100. 131. 131 ff. 160.
3. Doffkirehen lein oder TeieDtUch
lomaniich.
Ampleben (Abb. 60—63, Taf. VUTj, U.
151. — Böndheim IL 391. — Bnisdotf Ü.
306. — EUnn n. 166. — Engerode (Abb.
143), n. 31S. — ETcncn (Abb. 69—71),
n. 171. — Hoheiuitel IL 334. — Kneit-
lingea (Abb. 94 a. 95), n. 316. — Sottnui
(Abb. 36), n. 100. — Weferlliieen (Abb.
i»9 — 131I. n. I8l. —
4. Deigl. mit TomaniichcD Teilen.
Banun (Abb. 137. 138), n. 393. — Berk-
lingcD n. 1J9. — Broiitedt IL 300. —
Hachnm IL 186. — Fabitoif (AU>. 103.
104), n. 331. — SabdaUnm (Abb, 16. 37),
U. 76. — Sambleben n. 338. — Saningen
(Abb. 187). n. 381. — Schlewecke {170«),
n. 431. — ScUie*tedt,n. 344. — Tbiede
II. 135. — Timmnn IL 137. — Gt.-Vahl-
bcT£ n. 366. — Voliom (Abb. Jl), n. 140.
— W«rie IL 375. — Walenatedt U. 384.
— WcDdeneii II. 143. — Wittmai II. 147.
5. DeagL rein oder vesentlich gotlicb
oder mit gotlichen Reiten.
[Ahlma] IL 7. — Atcom II. 16. — Gr.-
Bieirende IL 30. — Gi.-Denkie IL 31. —
DeUnm (Abb. 13). U. 36. — GUtnm IL
1S5. — Immendotf II. 54. — KöbUngen
(Abb. 96. 97), n. 330. — Watzom (Abb.
137), n. 377. — Wetileben n, 145. —
Woltwieiche n. 3S6.
6. DesgL der Renaissance nnd dei
Baiock.
KiMenbiSck ([663, Abb. 31. 33), mit
Glockenturm, IL 57. — Nordanel (Abb.
169. Taf. XVHI), IL 35S. — Ölber a. ». W.
n. 358. — Salder (Abb. 176. 177). H.
366. — Sambleben (1770/4), II. 238.
7. Heilige der Kirchen and Kapellen.
Andteai II. 343. 337. 391. — Anna IL
3S7- — AngQsUn IL 38^. — Baitolomina
n. 331. — BlMlu n. 159. — Geo^ IL 37.
135. 142. 184. 348. _ Jakobdi n. 5. 191.
— Johannes d. Tlofer L 90, n. 99. —
Longlno« I. 99. — Maria L 38, Ü, 7.
37. 111. 161. 318. 407. — Martin n.
390. — Mathaens n. 407. — Michael n.
III. — MorlU U. 383. — Nikolaus I. 100,
n. 71, III. [86. Z16. 393. 331. — Pan-
uase. 42g
kraüna IL 300. — Paulos n. 31. — PeCrm
n. 17. 37. 31. 74. 243. 350. 332. 434. —
Romaons IL 434. — St^hanns IL 15. 61.
35S. 435. — Valedu IL 406. — Vinceni
n. 375- — Vitalls n. 347.
III. Weltliche Bauweriie.
Schlöii
füratl. Lm
hin« er.
[Antoinettennhe (Abb. 63. 64) I. 175.
176.] — tAssebnrg (Abb. 3. 4} H. 9.] —
[Gr.-DahliUD (Abb. 66), n. 161. 163.] —
Gebhardshigen (Abb. 144—149), IL 331.
333. — [Honbarg (Abb. 194—197), II.
403 ff.] — Hesse« (Abb. 85-91, Tat XIL
Xm), n. 196, — [Lichtenberg (Abb. 160],
n. 340. 34a.] — [Monplalslr (Abb. 34),
IL 6S ff.] — ölber a.».W. (Abb. 173-174),
n. 361. — Salder (Taf. XXI, Abb. i3s),i83—
18s, n. 365. 373. — Sambleben (Abb. III —
113), n. 341. — [Salidahlnm (Abb. 38—33.
Taf. V. VI), IL 79.J — SchUe«edt (Abb.
114— 116, Taf. XIV). n. 347. — Wolfen-
bnttel; Kleines (Bevenuchea) Schlofi, L
17s. 305 ; Leasinehans (Abb. 54. 85).
I. 176. 305; [Prinienhaoi L 176.]; Prini
Karlthani I. 175. 303: Herzogt. SchloB
(Abb. 3S— 4S. Taf. XVn). L 5 ff. iioff.;
(Stemhans l. 175.]
3. Bnrgstitten (a. auch XIX).
Am^ileben IL 155. — Asselborg IL 308. —
Bettingerode IL 389. — Banaleben IL
156. — Gr.-Biewende IL 31. — Bad
Hanbnrs (nnter d. P^enberg) IL 398. —
Hasaelborg IL 419. — Lebenatedt IL 337.
— Reitllng IL 1S3. — Salder IL 366.
379. — Slistedeboich IL 344. 147. —
Stecklenbo^ IL 47. — Stederborg IL 103.
— Sndbn^? H. 434. — Thiede tt. 134. —
Wefedingen II. 384.
3. Festongaverke (Landwehren s. Ein-
IdUmg S. IX).
[Bnngenstedt, B«^ed IL 30]. —
Halchter, Welfie Schanze IL 45. —
[Hessen, Beig&icd IL 1S9]. — [Oker,
Okertom II. 43t]. — Wendeisen, Berg-
Schante U. 144. — Wolfenbnttel L
104 f.
4. Doifbefestlgangen,
Hessen H. 190. — Lesse II. 339. —
Lichtenberg II. 34a. — WefterUnde (?) IL
3SO. — FabstorflL 331. — Saldet n. 366.
— Senimenttedt IL 99.
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430
5. Bel«gernDgiwerke.
[AltOD« n. 409.] — [Leifferde. Schuuen, II.
63]. — SaducDberg b/Htuburg n. 403.
418. — [Stenerbmg 11. 4O8]. — Gr.-
Stöckbelm, Schvedendamm IL 133, —
Wolfenbüttel, Wembei|tcl]uue L HO.
6. Wiiietleitnng {XI. Jahth.).
HuibOTg, n. 417.
7. Gnti- und Amtibtnsei.
Achiin Q. 3. — BSndheim (Abb. 190),
n. 393, — Borgdorf n. 309. — Redwigs-
hnig {Abb. 17, T»f. H). H. 49. — [Rem-
IlDgen n. 74]. — GL-Stöckheiin U. 133. —
Thiede IL 136. — Watmm (Abb. 118,
Taf. XVI), n. 579. — [WendMien U.
144]. — Gr.-WinniEMedt U. 386. - [WoI^d-
bSttel, Henogl. Vorwerke 1. 174. 175].
8. ÖffcDtliche Gebinde.
{GT.-Bieweikde,Gerichtaliau5U.ii].-Oker
{FaktoieDiaui von 1676) IL 420 (Abb. 199).
— [WoIfeDbnttel, BiUiotbek (Abb. so
bis 55] I. 149 ff.]. — DammüMe L 178.
— Faktotei I. 141 ff. — [GerichUgeblnde
L 176. 177]. — [Giofle Schule I. 176]. —
Kommandantur I. iSi. — Kommine I.
164 ff., (Abb. 59). — LandeihaDpUrchlT
(Abb. 46. 47), I. 141 ff. — Müitärhospiul
I. 178. — Philippaberg L 109 ff., (Abb.
32. 33). — pTOTiantboden I. 190. — R«t-
liMw{Abb. I. 30. 73c., Taf. XXI), L 171 ff.
1S9. — [Rlttetakademie I. 176]. — Waiaen-
kam I. 177. — Zeughana (Abb. 60 — 62,
Taf. XX). L 167 ff.
9. Bnigerhioaer.
Gebhatdihagen (Abb. 150 - 154), Fach-
werkbuu «OD 1663, n. 316. — Schoppen-
itedt, Fachweikhluser {Abb. izi — 133),
n. 261. 263. — Wolfenbüttel, Stein-
hSuet I. 179; Fachwerkhinser I. iSif.
10. BaDcinhinger.
a. Thöilnget Art
Bönanm (Abb. 9] IL 28 f. — Gi.-Denkte
(Abb. 11) n. 34. — Harlingerode IL 397.
— LichtenbeTg (1654; Abb. 161) II. 347.
— Oiteilinde (1730; Abb. 165. 16Ö) II.
349. — Seinaledt (1621; Abb. 34) IL 97.
b. Eikeiödei Abart: Gr.-Denkte n. 34
(16SS). — Fnmmelae IL 42. — Geilelde
IL 43 (1781)- — Gr. -Stöckheim BL 133
(16511 Abb. 4S). — Thiede IL 136. —
Volznm II. t4>- — ^^ret II. 397 (Abb.
141}. — Broiatedt II. 301 [1709. 1711.
'739)- — Bruch machteraen n. 303. — Boi^-
dorf n. 310(1707. 1735). — Engelnatedt n.
31a. — Hallend<Hf n. 330, 1661. — Leben-
atedt IL 337 (1713). — Leaae IL 339. —
Ijchtenberg 11. 347 (Abb. 163). — Olter-
linde IL 349. — Weiterlinde 11. 350
(1661, Abb, 167/8). — LobmachteiKn IL
353 (1670. 1671). — Salder U. 379
(,673). — Üfiog™ M, 383 (172s).
II. Bergfiiede (Kemenaten, a. Bnchin.3).
a. auf kirchlichen (Sattel-) Höfen:
[Ahlom n. 6.] — [Beckllngen ■. Nachtrag]
— Gr.-Denkte O. 34 and Nachtrag. —
[Hedeper IL 47. — Katane II. 55. — Lebeo-
stedt IL 336. — Semmenatedt 11. 98. —
Thiede n. 134.] — Uönche Vahlberg n.
374. — b. aufveltlicben Sattelhöfen;
Gr.-BieTcnde O. 11. — [Ereaaen n. 171]. —
Freden (?) n. 34 1. — KDeltlingen a. Nachtrag.
_ Salzdahlnm II. 76. — Schöppenttedt IL
249. 3S3- — thirde n. 364. 180. — KL-
Vahlbeig U. 373. — Warle n. 274. , —
Watznm II. 276. — Wittmar IL I48.
II. Bockwiodmnhle (Abb. 134) IL 163.
13. Hättenverke,[BSDdhelm n. 391]. —
[Haizbnrg U. 398.] — Oker n. 419.
IV. Baumeister u. Bauhandwerker.
I. Banmeiatei.
Arlghlni, Ginieppe, H. 83. ~ Benno,
apiter Blichof von Oanabrüclc (XI. Jahrii.},
II 404. — Flelicher, Hofbaiuneiatet
(1766/68), n. 169. — Francke, Paul
('S39— i6'S. Grabatein S. 77 mit Abb.)
L 35. 42. 109, n. 205. 344. 403. 409. —
Korb, Hermann (1656—1735, Grabatein
S. 95). I. 81. 85. 122. 150. 153. 175. 177.
II. 8z. 95, 310. 343. 368. 376. — Krähe,
Ft. Maria [f 1S88). U. 49. — Kriae, Krelt-
banmeijter (1838), H. 56. — Langwagen,
C. G., Hofbanmelater (1744), ü. 3I3. —
Langelnddeke, Johann, Architekt (nach
1621—1655), I. 42, n. 166. — Lanter-
bach, Job. Balth. ani Ulm, Obedandbaa-
meittei (1687, 22/Xn. Baumeiater n. Pro-
fenor d. Mathematik an d. Ritterakadenile
In WoIfenbnUel, begraben 1694, 20/IV.),
IL 135. — Lindwarm, Banmeiater (1866),
IL [69. — Meyer, Job,, Bamerwalter
(t 1621), l. 42. so. — Paaqoalin, Job.
(1574). Featnngibanmeiater an* Jnllch, I.
108. — Feltler, M., Landbanmeiatcr
(1745/S), IL 3IO. — de Raedt, WOhelm,
BanlDgenienr an« Antwerpen, L 14. 18. 30.
108. — Reinhardt, Anton (1663/4), ^
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i S7- ~ Stnim, Leoohml Chtütoph (1669
i W« 1719), I. 85. 136. IL 95. — Wiche,
EmM, Bannt (1843—1894), L 44.
a. Manteimeiiter and StelohsD«!.
Baa»l«ben, Huu (1661/4), ^ 57- —
BartheU. Hani (? 1650), H. 307. —
HäiCD. Hani (? 1665). n. if6. — Kriat,
Haos, In Bramuchveig ([593)< ^- >B. —
Maeiuert, Michael (? 1665), n. 156. —
I Mayer, Heimieh (? 1676), II.' 166. —
I Metiiag, Joh., in WolfenbütteL (f 1656),
i I. 41. — Niepei, Christof Heinrich (1716),
I. S6. — Schrader, Baliei (um 160s),
I. 1 14. — Scbweinhage, Jnliui L. {1794.
1797). II. 3.1. 339. - MC (IS66), n. 41.
3. Stnkkatoren.
Catchani IL 81. — Domipechl U.
82. — Perinetli, Jakob {f 1716) L 134,
n. Bi. — Finl, DoQiliüco, U. 82. —
Fraj»i (174S/8). EL 211. — Riio n.
8a. — Soliti IL 82. — Thoyno IL 82.
4. Tiichlei.
BieUteln. In Wolfeobfittel (+ 1780), n.
5. 7. — Häbtchet, GeotE, L 63. —
Lange in Denkte, II. 33- — Sieveta
(I74S/8), IL an. — ?eime in Wolfen-
bnttel, n, 33.
5. Zlmmermeittet.
Betcking, Hani Heinr, (1730), H. 350.
— Bielateln {1843). n. 313.— Bremcken.
Haut (161 1), n. 355. - Biermana, wob.
{1822—1849), n. 316. 333. 338, — Brey-
mann, J. C. (1785—1815), IL 301. 310.
313. 31Ö. 338. — Duenainck, Heinrich,
n. 34. — Flicke. H. H, (1768), IL 30:.
— Fahrmano*, Han» {1661), II. 330. —
Hanet, G. (1810), U. .128.— Hanet, H.
(1799), IL 3J0. — Hanei, Heim. Christoph
(1816—43). U- 331. 34°- 35*. — Haner,
Joh. Christophel {1796), IL 332. — Hünen.
Hiniich (1664), K. lOl- — Kieipcke,
O. L. (1803). IL 340. — Kreotel. Joh.
WOh., IL 338. — Köatei, Comelint (vot
I73S)-I.3I73— Mi»eberg,Heiiii.(i689),
IL 310. — Meyer. M. (1728). H. 35». -
Reke, Andreai, IL 17a. — Rimano,
Christoph, EveMen, IL 98. — Schmit, H.
(■733). BeddingeD, IL 18. — Timpe,
Chriitoph (1819. 1827), IL 42. — Timpe,
H. (I774). "■ 338. — Timpe, Johann
ChriÄian (1741 — 1793), n. 297. — Vahl-
dieck n. 39- — C. D (1731. 1738), n.
328. 3J1- — C. H. H. (1811). IL 338- -
E, H. (1798), IL 328. — G. F. D., n. 338.
Diue. 431
— G. F. H., IL 301. — H. B. K. (1702),
IL 35'- - H. C. Kl. (1777), ". 330. -
H. G. H, (1777). IL 297. — H. H. (1672.
1815), IL 18. 35a. — H, K. H.. IL 338.
— H. L. D. (1748), IL 338. 332. — HNA
{1661). IL 35'- - I- C. K. (1707. 1783).
IL 397. 340. — L C, T., IL 338. — 1. L.
(1803), IL 340. — I. L. Ch. B. (1793). U.
332. — I. L. K. {1789. 1797), IL 340- —
K. F. H, (1759). n. 335. — M. C. B.
(1834), II. 301. — M. M. (1705. 1732.
1754; in Barbecke), IL 291. 34O. — M. S.
(1736). II. 338. - ZT (1731), n. 313.
V. Stetnmetzzeichen.
Bomain n. 35. — Kl. -Denkte II. 35. —
GHznm II. 185. — Heasen IL 203. —
Kluenbrnck II. 59, 61. — Kneitlingen
(1584), U. ai8. — Ölber a. W. U. 363.
— Kl.-Vahlbe^ IL 372. — Sambleben H.
341. — StMerbnrg IL IJ7. — Walinm U'.
178, — Wetdeben H. 146. — Wolfen-
bätte): Hanpikirche (Taf. IV a n. b);
ScUoBkapelle L 131: Zfenghaai L 171-
VI. Bildhauer und Holzachnitzer.
Dietrich, Boichard. in Freiberg i/S. (1618),
I. 58. - Doli, Friedr. Wilh., in Gotha
(1750— 1816 (Abb. 56). L 158. — [Froböae
in Hombnrg, IL 396]. — Greyti, Friedr,
(1631), I. 47. 62. 63. 64. — Hellewig,
Michael in Helmttedt (1737; TgL Bd. L
219). n. 165. — Huggenberg, Sebattiaa,
Id Wolfenb. (wo 1700). I. 97 (Abb. 26), IL 53.
81. 82. 86. 92. — Klie, Georg Woliat in
Schöppenitedt IL 336. 260. — Lecnlei,
Adam, in Wolfenb. (NiedeiUnder) , L 30.
— Leiae IL 82. — Lnpin in Goalar
(1709), IL 400. 412, — Mehrheim, Jakob
(— Meyerbeine, ■]■ 1615 In WolfenbätteL
TgL Bd. L 90), L 113. 116. — Qner-
fait. Joachim, IL 82. — Röttger, Geo^
Id BTaanichweig (1551-1633), IT. 193.
— Schnbert, fnntl. Modelleni in Brann-
(chweig, II. 8. — Steyger, Georg, in
Qnedliobu^ (1619), I. 63. — Tiele in
Brannichveig, II. 7. — van de Velde.
HHnum, qm 1605 ia WolTenbuttel, L 113.
114. — Wakker, H., L 51. — Weber,
F., Wachibildnei (1774), IL 52. — Wendt,
Ulrich (1656), IL 117. 148. — H. (IS90J-
II. 369.
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Veneichnjue.
VII. Bemerkenswerte Bildhauerarbeiten.
t. Rnadplailliche Figuren.
Chritlni. Aderthelm II. 5. — Den. am
Kient (ElTeabcin): Salder U. 371 (Abb.
180). — Wolfenbüttel L 97 (Abb. 26). —
Desgl. (Hall): Dettom (Xln. Jh., Abb. 13.
14), n. 38. — Evenen IL 176, — Hoben-
UKl (Xm. Jh., Abb. 1 59), U. 334. — Silder
(am 1300, Abb. 175), n. 370. — W»ile
n. 175. — Wertwode (XVHL Jahih.). U.
41S. — WolfenbäCtell. 66. — [Ecce homo,
Bad Hanbnrg (r6oo), n. 400.] — Ktenii-
gongiginppe, Wefeilingen (Abb. 131).
n. 384. — Maiia (mit Kiad), Heeite
n. 331. — KäblioEen (Abb. 98), II. 125.
— WeadencD (Abb. 55), U. 143- — D«*el.
(mit Chiiill L^choam, Abb. 161), lichten-
bers n. 346. — Blailoibnite, Berk-
IJDgen (Abb. 65), H. 160. — Gaiten-
flgnien und Fontinen n. 5a. 53. 68,
[93.93.95]. i33.[m(Abb.9l). 313]. 371.
~ Hetiog Aognit d. J. (Abb. 65), I. 1 18.
3. Tanfengel.
[Bömnm, 1730, IL sS]. — Brolatedt U.
300. — Bad Hanbnig (Melitei Lnpln; 1709),
n. 399. — Immendorf (1783), 11. 55. —
[Neladoif, 1737, II, 71], — Schlewecke
(Meiner Lnpln) Ü. 412.
3. Relieft.
Chriilnikopf. Wattun IL 378, — Kreni-
ttagang, Pabitorf H. 234. — Kreaiicnng,
Beridlngen (150S) II. 159. — Bnrgdoif n.
309. — Dettnm U. 38. — Pabjtorf IL 131.
— KL-VaUberg U. 271. — Wittmai IL
148. — GrableguDg (i^i). Heuen IL
193. — HLNikolaui, Bamm (Abb. 139),
II. 394. — Henog Angntt d. J, d. Sophie
Eliiabelh, Stockbüdnirae (1664), Wolfen-
bnttel L 92. — Leiiing von Doli,
WolfenbötWl (Abb. 56), I. 158. — Stnck-
dekorationen, Salder (Abb. 1S4), IL
374 f. — Schliertedt (Tat XIV), n. 247. —
Walwm (Taf. XVL Abb. 138), U. j8o. —
Wolfenbätlel; Jobuniik. (Abb. 24}, I. 91;
ScUoB (Abb. 43), I. 134 ff.; Fachwerk-
hioier I. 197 (Abb. So). 198. 303 (Abb.
83 f.), 204- lOS.
4. SpitgoCiiche Altarichielne.
Bad Hanbo^ (Efoielfignrcn), U. 400. —
Beiklingen (Taf. X), IL ijg. — HeneD
(Abb. 8a, Taf. XI), n. 195- — Hohen-
■iiel (Abb. 158), II. 334. — Orierliode
(Abb. 164, Taf. XIX), IL 348. — Pabstorf
(Abb.t05— loS), U.333. — Saldei(Tar.XX,
Abb. 178), IL 369. — VoUnm (EinielfieDT-,
Abb. 53), II. 140. — Wefedin8ea(Tar.XL2),
U. »83.
5. Altatanfiltie der Renaiiaance nnd
dei Barock.
Bad Hinborg (voa Lapin, 1709; Taf.
XXn) n. 399. — Nradaoel (Taf. XVm)
IL 355- — SilidaUom (Taf. IV), n. 78. —
WolfenbfitUl. Hanplklrche L 57. 58 (Taf.
IX); Johaiuil*klrclie L 93 (Abb. 24).
6. Barocke Altarwinde mit KanieL
Adenhelm (Blelitein in WoIfeDbnttel) U.
S. — Kl.-Biewende (Abb. 7), n. 24. —
Kl.-Dablom (Ton Hellvig, 1727), II.
165. — Engelnitedt II. 315. — Immen-
dorf (1740], n. 54. — Kiaienbrück (Taf. m),
n. 58. — Knblingen (Abb. 99), U. 325. —
Sambleben n. 339. — ScUeveclie (Lapin
ao« Goilar; Abb. 300), 11. 422. — Schöppen-
■tedt (von Kiie, 175s), IL 360. —
Wolfenbüttel, l^initatitkirche (Taf xm), I.
86. — WoltwieKhe (171 1), 11. 3S7.
7. Alleioilehende Kaaieln.
Bad Hanborg (von L n p i n in Goilir,
1709; Taf. XXU), IL 399- — Hadingerode
IL 396. — HeMm (1685/6; Abb. 83), U.
196, — Salder (Abb. 177), n. 368. —
SklidaUnm II. 78. — Wolfenbüttel: Hanpt.
kiiche L 61 (TaL X); Johanniikirche (159s;
Abb. 24), L 94.
8. Tanfitelne a. Tanfttinder.
Atiom (Schale 1Ö80). II. 16. — Barbecke
n. 290. — Geitelde (Holi), n. 43. —
Steterbn^, Ton Ulr. Wendt (1674], U. 117.
— Wittmai TOB Ulr.Wendt (1656; Abb. 57),
n. 14S. — Wolfenbüttel, Jobannlikirche
(1598; Holx). L 94-
9. Mittelalterliche Grahileine n. Motd-
kreaie.
Apelottedt U. 9. — Bunitorf U. 158. —
Gr.-Biewende IL 23. — Bomiun IL 37. —
Berel (Abb. 140), n. 397. — BeAllngen
n. 160. — Eilnnt IL 167. — Fummelte
IL 41. — Hallendorf IL 330. — Hedwigs-
bo« (iS7'/9f). 11- 53. — Kalme IL S6- —
Reppner H. 364. — Wade II. 376. —
Wendeaten IL 144.
10. Spitere GrabdenkmEler a. aonitige
Denkmiler, aowle bemerkentverle
Grabtteioe.
Binim (16SS), IL 394. — Beddingen (1695;
Abb. 5), n. 18. — Kiaienbräck (iSoi), n.
59. — Heuen (1557, Abb. 79; 1597, Abb. 80;
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T638, Abb. 81), II. 19J. — Kfibliogen
(1737, Abb, 100; r745. Abb. 101), II. 11(1/7.
~ Ölber«.w,W. II. 358 (jbto, Abb. 170);
U. 359 {o-n [boo. Abb. 171); IL 360
(i6i9,-Abb. 171; 161S, Abb. 171). —
Saldei{l7()b), II. 309, — Samblcbeo ( 1 560.
1789. Abb. 109). II. 239. — Sehliested'
(1599). II. 145. — Gr.-Vahlberg II. 169 ff„
(1590. 1601. Abb. U5); 267(1(103. Taf. XV)-
— Woirenbültel : Haoptkircbe I. 7(1. Grab-
steine No. 1^3 (nach [553; Taf. Xll)'.
I. 76, No. 4 (1577; Taf. XII): I. 78. No. ll
(nm i6oü); 1. 77, No. b (HJI5; Abb. 19J;
I. 78. No. 8 (1615): I. 77. No. s (1620);
I. 75, No. I {[624); I. 75. No. 1 (i(,29);
I. 76, No. 3 ('"SO): I. 79. No. 3 (il>84);
I. 79, No. 3 (1725); Tnnitatiikiiche ; I.
88. No. 14 (1727); I. 87. No. 10 (1732);
I. 87, No. 7 (1743). — Wollwiejche (nach
1700; Abb. 18')). U. 387.
VIII. Maler und Zeichner.
Achilles, Heinrich [um 1700). II. Si. —
Aisteolui, ]. A., I. 120. — A, Bakke^.
Art des (Abb. 18;, II. (0. — De la Belle
in Woltenbüttel (XVIII. Jahrb.), I. i;9, —
Bloematt, Abr. f?) II. 49. - Hoden-
stein ([74S,'8) II. ;] 1. — Le Brun, nach,
II. g;. — danach d. Ä.. L, (1472 bis
THl). I. 2(Tflfell|. 158. 161. - Dahlen
!□ Brannschweig (17471. II. 2i6. — De-
dete. Heinrich, in Wolfeubütlel (1Ü24), I.
ÖJ.ÖJ. — Denoer, Balthasar, in Hambu^.
Wolfeabiitlel nsw. (löSi; — 1 749). I. 160 (Taf.
XIX al. 11. Li8 (Abb. 46). — Eggers, Wilh.
(um 170a). II. 82. — Eichler. Job. Kon-
rad. in Blanken borg. Braunschweig u. Wolfen-
bültel (läSo 1748), 1. 14^ f' '(''■ 1^4- —
FiorillcGiüv., iQGätlinEen(,74S— r«2i). '
II. 200. — Fiancken, Christoph Bernhard,
in BrauDsehweiR ("l" 1729), 1. 146. N'o. ö
(.\bb. 48), II. I2( (Abb. 4O r)6. — Freyse,
Alb. (am ]Ö!o). I. 38. — Gärlner,
Christoph, in Wolfenbiittel (;62o), I. 161. —
de Gase, Rosine, I. 160 (Taf. XVIII. )).
— Hardnianii(i74i;8), 11.2 1 r. — Harms,
Ang. Friedr.. iu Braunscbweig n. Wolfen-
biittel (r6(i5 - 1 745). !'■ !l- — Harms,
Job. Oswald, io Ilambui^ a. Sulidahlum
(1642 — 17081. 11. 81. SS iAbb. )0|. 80. 92.
— Helmcke. Sekretär l. 141. — Hera-
eiieo, Andrea', in NürBberg (1 iT*)- !• M9-
Jäger, Hans (um 1 700I, II. 81. — Kauf-
aisie. 433
mann, J. F., Kabinettmaler (nach 1751),
I. i8. — Klaudi I. iiB; — Linden-
maier. Dan. ([618). IL 401. ~ Lahn,
Joachim, in Hamburg, II. Bx. 8;. 88. —
Miere velt, Michiel, in Delft (j 567— 164 ll,
I. 160. — Paletti, Francesco, IL 8{. —
Pesne, Ant.. in Paris u. Berlin (1683 bis
1757). I- 160 (Taf. XVIII, 4). — Plccard
d. Ä.. In Wolfenbiittel ([699— [767: siehe
auch V. Heinecke, Nachrichten von Künstlern,
IL ij p.). II. 118. — Piccart d. J., in
Woifenbültel {1775/6). L 198, H. 7 f. —
Qoerfurt, Tob.. Hofmaler in WoKenbötCel
([691: tätig bis um [7!°). L 108, IL S;.
86. 89. — Remmer. Wilh.. Maler und
Kontrafaktoi in Wolfenbüttel (Niederlind er),
I. 20. — Richard, E. (um I7)(i, 1. 147
(Abb. 49). — Rigand, Hyacimhe, Paris
(|6)9-I740. !■ IÖ4- " Rund, Job., in
Hamburg (f um 1750). L 164. — Ruska.
C. F.. Italien. Deutschland. L 164. —
Scheits, Andr., Hamburg, Hannover (f um
Dominicus, Aitona (1704 — [760), L 164. —
Timmermann, Frani. in Hamburg {um
1540), I. 1. 1S8 (Taf. XVIII, I. 2|. —
(T)oraa» jiÖSö) IL (o. — Weilsch,
Pascha J. F., Brannschweig (1715—180)),
IL
)). jo?
- Wci
, IL I
Wiehe, Aug. Ferd. (1777). I. 2. --
hn (i8)7l 1- löj- - Zisenia, Joh.
org, meist in Hannover (1716 — 1777),
128. 199- — H. B. (.666) l. 164.
IX. Bemerkenswerte Gei
r. Wandgemälde.
Amplcben (XIII. Jahrh. Taf. IX), II. 154.
— [BiJrsBum, Jungfrau Maria. If. 28]. —
Evessen IXVI. Jhdt. Anfang), IL 174. -
Hessen (um i!7o|. II. 204. — [Salzdahlum
(gegen 1700). II. 86. gj. 9}l
,. Gemiilde religiösen Inhaltes,
Verkündigung (1769) Hessen IL 19). —
Anbetung der Hirten (XVIL Jahrh.).
Bündheira I(. J9). — Brusibild Christi
(om 1600). Woifenbültel. Hauptkircbe. I.
6^. _ 13 Paisionsbilder, Wolfenbiittel,
Hauptkircbe, L S). 64. — Abendmahl
(['597). Kl.-Winnig5tedt, II. 287. — Kren-
ligang (XIX. Juhrh.l, Apelniiedl, II. 9.
Schlewecke(i6;81. il. 421. — Beweinang
Christi. Wolfenbüttel, Hauptkirche, L 6;
|Taf. XI] — Jüngstes Gericht. Wolfen-
28
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434 v^f«'«
bättel, Jobuinükitche. I. 9; (Taf. XIV). —
Matter de« hl. SebaitiiD (holläodüch,
XVII. Jhdt,), Wolfenbötlel. Johumukitehe,
I. 97 (Abb. 17)-
;. Bildniiie.
Barem II. 19;. — Bnrgdoif II. jo^. —
Hedwigabu^ It. 50. 51. — Hessen H. 199.
— Lebenstedt n. jj?. — Linden n. 67/8.
— Salder II. 377. — Schliestedt II. 14S.
-- StetetbQTg (Abb. 45. 46), 11. iJsff. —
Tfaiede IL t)6. — WolfeabSttel: Haupt-
kliche, I. £;; Landeshaaptaichiv (Abb, 48.
49), I. 146. 147; Herzogl. BibUotbek, I.
lj; (Taf. XVI). JsBff., (Taf. XVni. XIXa.
Abb. 57. 58); Rathaus I. 17).
4. Barocke Decltengemälde.
AlleEoiien: WolfeDbSltel I. 16; (Taf.
XlXb). 304. — Achim II. ). — [S«Lt-
dablum IL 84fr. 89]. — Aobelang; Lindeo
II. 67. — [Himmelfahrt Chriali und
Elise; Weadessea II. 14)]. — [Aa*-
eieOnDg des hl. Geistes: SalzdablaiD IL
g6. — Göttei*etiBmmlnDg: ebd. II.
87- 90]-
5. GU.nialereien.
6r,-V»hlbetg II. 170. — Btirgdorf n. )o8.
— Ölber n. )6o.
6. Vei
Sildei
Blumen nod FruchtstScke II. ^77 (Abb. 186)-
— Schlacht bei Sievershansen I. i^g. 17).
X. Kupferstecher und Holzschneider.
Albetl, HenogT. Bi.. IL )76.— Beck, A. A.,
L111.149.175-— Beck. J.G.,L 5.84. 110.
I. 3. ]8. 104. 120. U. 196. - Delff.W..
I. 160. — Dürei U. 168. — Fritsch L [47.
— Fmk, S. (statt; Törk) 1. y&. — Garlnet.
Amandas, I. ). — Goltziai, Hendrik,
I. 64, II, 368. — Heckenaner, J. W.,
L j. 84. iJi. — Holwein, Elia», L 37.
40. 130. — de Hooghe, Romano, II. 79.
— Kluge, Attilletielentnant, I. j. —
Lindenmaier. Daniel, U. 401. — Merian,
MatthäDs, I. i. j3o. [49- ~ U. 9. 74. loj.
I}?. i6j. 196. J}9. 144- 1(7- 17J- )SJ.
361. J88. — S. Pap. P. log. I. ,. -
Philipp, Job. Dorothea, geb. Sylang.
I. 1. — Salienbetg I. j. 17^. U. 9, —
Schenk, P.. 11. 79, — Schienen L i6o.
— Schmidt, G.F.,1. 146. — Seh midt.J.G.,
I. 48. — Scbtöder. Kar], I. 118., U. 49.
n- — Werner, F. B., L 3. — WoFff-
gane. Job. Georg, I. 160. — Zimmer-
mann, Wilh. Peter, I. ;.
XI. Verschiedene kirchliche Ausstat-
tungsgegengtande.
1. Altartisch. Gi. - Stöckheim , romanisch
(Abb. 47), n. .M-
3. BegräbnisdekoratiODCn. Wolf«nbntteI,
Hanptkirche, I. 66. 67.
). Emporen. Wolfenbättel, HanpÜdrche,
I. 64, — Nordassel II. 355.
4. Geräte, verschiedene, aas Holz. Steter-
boTg (gotische Spanschacbtel; Abb. 41. ;S),
U. 1 30. — Leinde gotischer HostienbehSlter,
Tafel L 3). U. 6;. — M.-Vahlbe^ (Lese-
pult, XVin. Jahth.), U. 37).
;. Gestühl o. i. Bad Harzbarg IL 399
(1709, Abb. 103). — Noidasiel U. 3(6. —
Wolfenbültel. Hauptkitche (Abb. 13), L 6}.
6. Koiebänke. Bad Hanbarg II. 599 (1 709),
7. MetallgegeDitände besonderer Art. Gr-
Denkle (BronzepUlle einet rom*n. Reliqnien-
kistchens, Abb. 10). U. 33. — Eitinm
(tomao. Vortiagikreoi, Abb. 67). H. 169. —
Salzdahlom (Henkeliase), U. 79.
5. Orgeln. Salder (Abb. 177), IL ;ä8. —
SamblebeD U. 339. — Wolfenbüttel, Hanpt-
kirche [L 40], I. 6z; TrinlUüskirche L 87;
Johanniskirche (IS93). I. 94.
9. Pestiarg. Gr.-Vablbe^ II. 17t.
Lo. Sanduhren. Wolfenbättel [Haaptkirche,
L 63]; Jobanniakirche (XVL Jahrh.), L 97.
ir. Stickereien. Steterbarg H. 111/3
(Abb. 44).
13. Taufbecken aus Messing oder
Kupfer. Atznm IL r?. — Bomam(i677;
Abb. 8). n. 36. — Fümmelse (1631), U.
4». — Harlingeiode 11. 395. ^- Leifferde
II. 64. — Leinde II. 65. — Linden (J669),
11. 67. — Reppner II. }6j. — Seinsledt
(1753; Abb. 33), II. 97. — Semmenitedt
(1681), IL 99. — Slelerbnig (Abb. 4)),
U. 131. — Gr.-Stöckbeira IL [33. —
Wolfenbüttel, Hanptkiiche. I. tg (Abb. 1 1);
Jobannlskiiche (1664), I. 97.
1 3. Vasen aas Btaunscbw. Fayence (t. Hantel-
mann n. Gen.; siebe Scherer, Brannsch«.
Magazin 1896, 41 ff.), U. (3. 63. 156. 395.
364. 371.
,4. ZiegelfUesen. U. )o7. 5)4- JS*- 4".
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XII. Verschiedene weltliche Ausstat-
tungsgegenatande.
1. BnchelobiDde. Ölber «. w. W. piVI.
Jahrb.), U. j6r. — Salder ([7r6), IL )7i,
I. Gobelin. [SaUdthlmn U. B5]. — Saldet
IL )78.
j. HanizubehÖr. WolfenbätMl I. lo;.
4. LniteTveibcbeii. HetienU. i9£(Abb.g4).
;. Metallgegenstiade. Eitzam (BleitiDtcD-
faS) , IL 170. — Hohenaaiel (Meisiag-
■chüuel i;69), U. ;;4.
6. Möbel. SUder II, jyi. — Wolfenbättel
L 1(8.
7. Ofenkacheln. Lichleaberg IT. 54;.
8. Spiegel. Watmra U. 180.
9. Traben. Gr.-Bie wende (goüscb, aus Holz;
Abb. 6], U. II. — WDlfenbiitlel (Renaiu.,
aot Elten), I. 147 f.
10. Uhren. Hedwigsburg (Standuhr mit
Spicgel^lai Ton Sang, Abb. 1 1). 10). IL ji.
— Wolfenbfittel (Kaminnhr, Empire), I. 1 58.
XIII. Goldschmiede.
Bode (1777], U. 118. — Boden. Gottfr.
Job. (MeUter 17011), bzv. Job. Gottfr. (tätig
bii 17)4), in Braimscbweig, II. 197 (1719),
)46 O718). — 'on Dort, Jakob (f 1674),
I. 96. — Eimbke. Gerd I. 1648), Gerd II.
(+ 1694), Gerd III. ([701/)) in Braanichweig,
n. 67. 194. 147- J8ö (1698), )22 (1698),
))9. j6o; s. anch Taf. XXIII, 5. 9. —
Fridericns IL )!(. — Jaster. Job.
Alhard, in Braunacbveig (t£llg 176} — 99),
II. 140. — Latjeni, Dietr. Heim., in
Braanscb«eig (Meister 1798), II. 5)7. —
Meyer, Job. Lndw., In Brannschireig
(Meister 1740), 11. 18. 160. 140. — Mirns,
Herrn. Geoig (i6v9)' '" Braunschweig, II.
J97 (1719). — Redessem, Lutbard, in
Brannschveig (tStig [6i;/7o), U. 16t. —
Schme<r. Joacb. Konr,, In Biaanscbweig
(tätig 1701 — 1765)' U- 164- — Seiti,
Andreas, in Brannschveig (tätig 1687 — 1709;
.. W. U. ,00). U. „. ,08. J49. !iO- !!«■
;£i. — Spicta, Ludwig, in Braunschweig
(schon i7orl, U. 16} (1717). n. 26 (1721),
U. 218 (1714). II. J7') (17JS]. U, 587. —
Spitla. Reinh. Gottfr., in Braunscbweig
(i74j Meister, 1768 f. vergl. auch Bd. I. )o8),
IL 112. — Steroler, Friedr. Konr. (tätig
t79j/8), n. 564. — Wagner, Adam, in
Braanichweig (tätig r 670^1 ä8[), II. }o}.
msse. 435
)7N — Zackichwerdt, Zachar. Ulr.. in
Braanichweig (Meister 171S: i7;9), U. )8).
— Monogrammisten. AGF (in Oilei-
wieck?), II. 194. — AR in Braonschweig
(1779), II. ns- — AR in Wolfenbüttet
(1690), H. 4S. — BK in Biaunschweig,
I. 66 (1670). U- 79- )7i- )87- — BIB in
Braunschweig, 11. 2äo. 179. — B N )n
Braonschweig (16J4], IL 4). — B W in
Hildesheim (1726; Taf. XXHI, to), H. )o8.
— CD (läji). L 96. — CDH inWolfen-
CHP .
büttel, L 90 (1674), n. 194. —
68
Wolfenbättel (iöä8), n. 519- — CLH in
Wolfenbütlel (;75i), H. )). — CNE in
Wolfenböttel IL 167. — EB IL 8. —
EBW in Wolfenböttel (1774). I. 90. —
E G (Dieselben Buchstaben verschlungen
Taf. XXin, I), In Wolfenböttel, U. 45. —
EKinDamig, U. 118. — ES Win Wolfen-
büttel II. 9. — FG in Wolfenbüttel IL,
67. — FR in Braanschweig (1684), II. ;64.
— FVD in Wolfenbüttel, K. 547 (1707). tl.
4j(i7i9). U. 158(1716). IL 8- 24. }9].—
G in Wolfenbüttel (1641). L 6i- — GB in
Augsburg IL 228. — GGH in Wernige-
rode (Taf. XXIII. 8], n. 179. — GGI
n. 279. — üLS (1708]. n. 240. — GP
U. 67. — GP in Wolfenbüttel IL 71. —
HB in Wolfenböttel U. 120 (16S0}. U.
r4j (1686), n. 16) (1707). n. 1)6 (1710.
1714), L 96, IL ))■ — HDW in Wolfen-
böttel n. 1(8 (I7i6). H. ,6 (17S7). "■
2e8 (1760). U- »8 (1768), U. 162. 291. —
HG (j7ol), in Wolfenböttel, L 90. —
HLinHüdesheim (löoB). U. J 20. — HLW
in Brannschweig (17);), II. 299. — HOW
in Wolfenbüttel U. j. — HS in Wolfen-
böttel U. j. 139. — HW in Wolfenbüttel
(1624I, I. 6(. 66. — ICB in Br. (1742),
n. 5. — lEB n. i6. — IMV in Wolfen-
böttel {1714. 1711). II- )■ 165. — IPB in
Wolfenbättel [1709). U. ))9. — K in
Biannschwelg (1594). II. ))2. — LG in
Wolfenbüttel IL 167 (165;). J7S (■74)),
)ii. jrj (:67o). — LR in Braunscbweig
ptVm. Jahrb.), U. 163. — LG in Wolfen-
böttel [174)), IL 28. — M in Augsbn^
H. j7:. — MG in Halberstadt (i7[}.
Taf. XXm, 116), U. 2ji. — MGF in
Brannschweig H. 71. — NVD in Wolfen-
böttel L 90. — NW in Braunscbweig U.
)9. 14). iH (1684). — PS in Sachsen
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(1777: T«f. XXIII, i), II 97. — VD in
■ WoirenbülteI(i65 11,1.89. — WD in Wolfen-
bültein. 161 (1655). 29i (1660). — WHrO
in WoirenbüUel (mi), IL )jj. — WHW(-)
in WolfenbüKel (1789), II. ijj. — XD in
Wolfenbüttel II. 379. — Besondere Gold-
schmied eiei eben I. 56. Siebe »uch Taf.
XXIII. 1 ff.
XIV, Bemerkenswerte Goidsctimiede-
arbeiten.
]. RomiDiscIiei Kelcb. Engelnsledt iTaf.
XVII. I). II. )i(.
1. Goliiche oder KOtiaierende Kelche.
Achim (Taf. I. 1). II. j. — Ahlnm II. g. —
Apelnstedt II. 9. — Ai;um II. [6. —
[(ir-Bie wende 11. 20. — B.id Hanbarg II.
40J. — Kisseobrück (Abb. i). Taf. I. 2],
■ II. 60. — Leise U. ,(''■ — SchUestedt
II. 346. — Semmenstedt II. 99. — Licbten-
bei^ II. J46.
}. Spätere Kelche. Achim (Meister IMV.
1714), II. j. — BüiBUm (nBc), II. 36. —
Brnchmachleisen lii9S; Taf. XVH, 1], II.
)0). — Harlingerode (Meislet GGB, 1769;
Abb. 193), II. 596. — Heeite (Meister K,
[594; Abb. libtj). II. ii\. — Kiiblingen
(Meister EK. Abb. 1031. 11. 328, — Salder
((^7; Taf. XVII, Vi. II- J70- — .Samb-
leben IMeisIcr GLS, 1708; Abb. r rol, II.
2)9. — Stelerburg (Meister HL, (608;
.Abb. 4i)> II- 119- — Wolfe nbütlel, Ilaupt-
kirche, I. 65. No. i.
4. Oblatensch.ichtcl. KÜblingeo (Meister
(iB in AugsburE). II. 328, — Scblewecke
(Meister iXlI), II. 424.
;. Kacne. Scboppenstedt iWU, (6^'- 11-
ibi. - Wolfenbüttel, Ttinitati9kiTche(Mei«lci
CDH, 1674), I. 9oi Johaniiiskirche 96..
6. Löffel. Achim (Meistei HS), IL ). —
KübliQgen (Bodo J777), IL 228. — Wolfen-
büttel, Hauptkirche, 1. 66.
7. Leuchter. Bad Harzburg II. 40:. —
Saldei (Meister M. in Augsburg; Abb. 18O.
IL J7I. — Watzum (U Sljitla in Bischw.)
II. 279. — Wolfcnbiittd , Trinitaüskircbe
(Meister EBW, 1 774J. I- t".
5. Vasen. Amplebeo (Abb. 64], U. 155.
9. TafeUafsatz |klaisizis(iich). Steteibuig
II. (33.
XV. Ziiingicßer.
Denecken. J. G. ((787: ^1. Bd. U. ,7,),
II. I j6. — Durand, Jonas, i. auch
E.Sonnant(Kis3enbräck, Teller), Taf. XXIII.
26. — Goes, Heinrich (((8o| I. 70. —
Häseler, C. (18(7). IL 188. — Horst-
mann. Joh. Wolrat (:74o). in Braunscbwei;;
. (E(]gelnstedt, Taufbecken von (787. Üfiugcn.
Oblaienschachtel von 1779. Hallendorl), II.
(8); Taf. XXIII. 50. — KraegeliüB,
Anlon Friedi. Sigm. (174)!. in Braunicfaweig
(Saningenl. Taf. XXIII, 59. — Kuhfucs.
I. G. D- |s. Bd. IL J7) i Warlrj, Taf. XXIII,
44.. — Kunnecke, Cbrislian ((ü86), II.
2|;. — Landgrat. Friedi. (Harzbui}.'j.
Taf, XXIH. 68. — Quetner, Cbrisli.iu
, Heinr. Benjamin ((748 — 182)), in Wolfen-
biictel (BrucbmachleiieD, Taufschüsiel von
(798: Gilium. Tauf becken von iSo^: Leinile.
Kelch; Neindotf, Weudessen, Zinnie u«blcr(.
II. 14), Taf, XXIU. i(. — gnerncr.
Job. Christian (1 7 [4 — ( 768), in Wolfenbültcl,
IL )9 (Dectum, Kelch, i69(i;. 6; (Leindc).
74 (Remllngen, O b lat e ose h achtel). 97
iSeinsledt, Zinnleucbler). 240 (S.imbleben.
Taulbecken, 17431. J75 iWarlet; ferner
Taf. XXIII, 15: At2nm, Baium (Kelch:,
KI..Biewcude (Kelch, Patene). Taf. XXIH,
(g: Watenstcdt (l'atene). Taf. XXIII, 10:
Kl..I)enkte(TaufschüssBli.Detlum.Taf.XXIlI.
2j: IinmenJi.rf (Kelchi. Taf. XXIIL ^ :
Wendessen. Taf. XXIH, 42: Wendesien
(Taulbecken). Sambleben. Taf. XXIU. 5 r :
Leinde (OblalenscbachtelJ. HallendüTf.
Lichtenberg. Taf. XXIII, )3: HaUendorf:
s. auch Bd. I. )So, Bd. U. )7). — Rohde.
BW (Wetilebeu, Oblatenschachtd ; s. auch
Bd. IL)7jl, T.nl. XXIII. li.— Sonnant. E. ;
s. auch Jod. Durand (Kissenbrück, Teller).
Taf. XXIII, 26. - Wöbler, Heinr. inWollh.
(•!6(
li87|
AB iD Braunschweig II. i4[. Taf. XXIII,
iy. Volzum {Kelch ^646!; s. auch Bd. II.
)7). — AB in Br. (i&89i, Taf. XXIII, 41:
Kneitlingen (Becken (704I. - AGF,
Taf,' XXIIL 40: Hessen. -■ AS, Taf. XXIU,
16: Burgdorf [Taufbecken); s. auch Bd. U.
J7). ■ CA- ((741). iu Hildesbeim, IL
))7. Taf. XXIII, (5; Lebenstedt. — CB
in Br. ((6821. Taf. XXIII, J7: Barnslorf
iTauftii^cki-Q i7(r): s. auch Bd. U. 573. —
CK. Taf. XXIII, (2: Hedeper (Oblaten-
schachte! 1707). Achim. — DB in iJr.
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Tafel XXIII. Goldschmiede- und Zinn}>ießer zeiche
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S" S» 53
03 b4
Tafel XXIII. Goldschmiede- und Zinngießerzeicher
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Veizeiduüjse.
Tof. XXin. J4: Adenbeim |Blai
,715). _ EP in Br. U. (s- Taf. XXllI,
11; Immendoif (Lenchter i6)S); ■• ancb
Bd. n. )7t. — FM io Helmstedt Taf,
XXIU, ;i3: Wetelebro (Pateae). — GG io
Wolfenbüttei ([(89], I. 71. — GH in Br.
T«f. XXIU, 25: KJsjenbräck. — GW in
WolfcDbättel (169S- [70S). II. ]84. Taf.
XXni, 4;: WefeiÜngen (TaufbeckcD 17];),
U. igj. Taf. XXIIl. 47: Banm (Becken
[68j), Taf. XXin. 1): Wittmar (Tauf-
scböisel 170;}- Achim jECaDDe 171;)-
ToT. XXIU. 19: Semmenitedt (Oblaten-
ichachtel 1717). Taf. XXni, 4;: Wefet-
Ungen (Tanfbecken L71)]. — HF (oder-NF,
1. Bd. U. )7))- '" Bi' ^sf- XXIU, 46:
Bacbecke (Kelch, XVU. Jahrh.). — HG in
Bt. Taf. XXUI, 49; Calbecht; s. aneh
Bd. n. }7}. — HGW in Br. Taf. XXIU,
141 Kalme (Tanfbeckea 1714). — HH,
Taf. XXIU. 6j: We«tetllnde; .. anch Bd. U.
J7). - HR in Bi. (.6)4). II- '7: («bgeb.
Bd. II. 61). Atnim U. 16. Taf. XXIU.
[7: BomoiD (K«lcb 1708); t. auch Bd. n.
37). — HS in Goslar. Taf. XXIU, 6;:
Bettingerode. Taf. XXIU. 67: Hanbaig. —
HZ n. 170 (Abb. 68). Taf. XXni, 59:
EiUum (Kelch. XVn.Jahlh.). — ICB(l7j8).
Taf. XXur, 43: Ührde (Kelch); t. anch
Bd. U. )7j. — ICH ([786], in Wolf.
Taf. XXIU. r 9 : Kl.-Biewende (TaBlschSuel).
- ICR (1780), U. 1)9. Taf. XXm. jj:
Tinunem (Taafscbüssel). — lEG in Wolf.
Taf. XXUI, 57: Lobmachteraen. — IFQE
in Wolfb, Taf. XXUI. 54: Heertc. —
IG in Wolfb., U. 18B- Taf. XXin. 38:
Immendoif (Kelch 1694). Berklingen (Taat-
beckcD 1 709). Kl. - Biegende (Oblaten-
■chachtel 1711). Kl.-Winnigitedt (Bächae).—
IGK U. 60. Taf. XXIU, ij: Kiasenbrnck
([7)ü). — IGHW in Wolfb. Taf. XXUI,
48: Berel, - IHL. Taf. XXIU. 66:
HarliDgeiode (Kelch). — IIF in Bt. (1714),
n. 179: Watznm (Kelch). — IPP in Br.
Taf. XXIU. ( I : Gt..Stöekheira (Vaae 1 700) ;
I, auch Bd. U. )7). — ITS in Wolfb.
Taf. XXUI. 61: Watenatedt (Tajifbeckea
!688). — IW in B(. Taf. XXUI, ;6:
Lebenstedt. - NF in Bi. Taf. XXUI. 60:
Heerte (1^84). Ü&ngen; i. auch Bd. I. )8o.
Bd. U. )7). — FDG. Taf. XXIU, )o: Gr.-
Stöekheim. — PR in Br. Taf. XXUI, 58:
Saoingen (Scbüsiel 1686); s. auch Bd. IL
57). — SIG. Taf. XXIU, 5); HaUendorf.
437
— TB. Taf. XXm, 69: Westerode (Kelch).
— WH. Taf. XXUI. 64: Woltwieache. —
S. auch S : IN : F . MAIENS U. 170.
— ZinngieBerzeichen von iäo6. I. 7J.
XVI. Bemerkenswerte Zinnarbeiten.
1. Kelch in EiCziim (Abb. 68). U. 170.
2. Altailenchter. Baasleben U. i;ä. —
Bündbeim U. )9). — Immendorf (16)8),
U. ?;. — Lebenstedt (1745). U- Jä7- —
Leinde U. 6;.
}. Oblaienschacbteln. Üfingen (1779). U.
j8). - Warle U, 175.
4. Vaien. Boiniun (170S), U. 16. — Halcbtei
U. 45-
5. Becken in Bamm ([68]). U. 19;.
6. Epitaph in Wolfenbnttel, TiJnitatiB-
klrche, I. 87.
7. LathelitataetteinKl.-Wlnnigstedt()S]7).
U. 288.
8. Särge. De« Herzogs Jnlios (1589), I. 70.
— Des Henogs Cblittian Franz (16)9),
I. 71. — Der Herzogin Eleonore Sophie
(16(6), I. 71. — Der Herzogin Christine
UafKaretbe t. Mecklenburg (i6£6), I. 72. —
Des Henogt Angaat ([666). I. 7). — Dei
Hetzogi Angnat Wilhelm (17)]). I. 74
(Abb. 18).
XVII. Bemerkenswerte Schmiede-
arbeiten.
Gitter Wolfenbättel, Hauptkirche. Tauf-
becken. I. 60 (Abb. []); SchloBtnim I. 127
(Abb. ;9). '— Waiieripeiei Wolfen-
büttel. Haoptkirche. I. 57; SchloS L 1 )8
— Wetterfahnen Wolfenbättel I, E27.
180. 100. — Herbergichilder Wolfen-
bnttel I. lo; (Abb. U. S. 427. 448). — StoS-
klinge Eagerode U. 31a.
XVIII. Glockengießer.
Appe. Michael, in Wolfenbüttel (f 16; 8) I.
;o. [69]. n- 186. — Boratelmann.
Heinrich, in Braunschweig, U. 16 (1644).
)5. äj. 167. 176 (I6s0- 191 (1649)- Jo8
(1647). Jii (1635). )äo. 364 (ifi)7)- J8l
(1650). 385 (1651). — [Entewit, Heinlich,
in Brannachveig ([714). U. 1)0.] — Tan
den Dam, Gerrit ([;;4), I. 99. — Greten,
Arend, in Braanschweig. U. )S (1706). 161
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Veizeichaiate.
(1706I. 564 (17101. — Gretc. Job. Conrad,
in BrauDBchn'elg. II. 18 (1780I J5 (1789)-
^o (1800). 6, (1777). [iiO (I78JI]. 191
(;788]. )87 (1798). — Gtete. Job. Peier.
iu BrauMchweif!, U. 71 (1750). [ljö(i7)9-
I7!61]. 19! (1761)- HJ (17S01- — H"8='»-
Klaus, in &iau[uch«eie li;87}. II. ;7i. —
Hclmhold, Friedrieb (16Ü1), II. loi. —
JcDlscb, J. A.. ia Braunicb-weig (17ÜÜ),
11. J99. — [Klemme, Hinrich. in Braan-
schweig, 11. 1)6 ([6j8)]. — Kostet,
Htnnann. in Hildcabeim. II. [8 (14991]- 1)8
|i;oi; Abb. 49ff.). 375 (1 ! n)- - «-reite-
veiss, J. C, in Biannschweig . U. (01
(1752). — MathUi (i440i. n. 416. -
Meuten, Ccidt. in W'olfenbüttcL, 1, ;9
(i;7i; Abb. ii). 68 ([S7r-. Abb. 15 — 17).
— Menten, Hynrick. II. jS (L;i4f' '88
(.509: Abb. 1)4)- — Meyer, Christian
I.ud-wig, in Btannscbweig. II. )8 (i7ij/4l.
47 (1716). 5! (i707). !& (1704)- 'jo li7M)-
n*l (1710J. J4Ö (1704)- }8j 1171))- —
MeyL-r, Heiio, in WollL-nbüttel, I. 69(rä!9|.
99 [1671)- n. lä (1658). 24 (iäö7). 4J
(i6sq;. 61 (i70il. 67 (16711. 89 (iS8)l. 99
I1667). I4i (ifi96i. i65 (16611. jr8 (1696).
[2j9 (r68)|]. 170 (1666). 287 Itögi). 296
I1687], 402 11674!. — Nuesel. Hans, in
llamburg, I. 118 (r6i9l. — Rudolf II.
16). — Schreiber. Georg, in Magdebu[|;,
U. 161 (1649). — Tobbeo, Dirich (1577),
II. 17}. — Voinwoldt. Joh. Friedr. ( 1 7 } 0).
II. )o8. — Wieke, Joh. Heinr., in Braun-
schweig, U. 8 (1808. i8iol. 26 (1788).
[iL9(.8l8i]- 169(1804. 1818). 2,6(1796).
)oi (1791). )i( Ü791)- M9 (1790)- 146
Ii8o6|. ),} ('794l. J87 (178)}. - WiJkcn,
Hans, in Braunschweig, I. 89 (i$96); II.
21 (1598), [i6i (1611)]. .98. - Wilken,
Hermann, in WoKenbültel , I. 89 (1604).
1:8 (1614). — GieSerzeicbcn U. 141.
. Mit
^rliche Glocl
1 Mei
^ Jahr
nung.
)96. — Steterbm^ (I7jil. II. '19- — Kl.-
Vahlberg (iSoil. II. 271. — Volznm (1408;
Abb. ;4). II. 14a. — Wolfenbütlel. H*apt-
kircbe, I. 67 I15.121 Abb. 14),
). Glocken mit Meisterbeieichnnng, s.
im Verzeicbmi der G locken gieSer.
4. Me.siugkroneo.
Steterba^ II. n 8. — Boissum (17)7), II.
28. — Bomum II. lö. — Achim (1744J.
II. ). — Bad Harzburg [1671). U. 40J. —
Schlewecke II. 411. — Wölfenbüttcl. Haopt-
. Mei
UCbte
Wolfenbüttet, Hauptkircbc, I. 66.
6. Altarlcucbter.
Atzam |i6jo), 11. 17. — Eogerode II. ;i9.
— Stiddien II, i )o.
Gr-ßieweadc li^qS). IL 21. — Bomum
(I6i9). II. i6. — Driitie (1602I. U. 40 —
Eilum ^671), II. 167. — Engelnsledt I1678J.
II. )iä. -■ HaUendorf (1^91). ". !19. —
Hohenaiicl (1796), II. ))*■ " Lebenttedt
(1670), II. ))?. — Nordasset (1754). IL
)(Ü. — Remlingcn I1680), II. 74. —
Salder (1664), II, 57 i. — Weslerode (16: )J,
II. 426. — Winmar 116;;. 1661). 11. [48.
— Wölfenbüttcl, Hauptkirche, I. 66; Gar-
nisonkirche I, 90 (16S01: Jobanniskirche I,
97 (16681, — Woltwicsche (16:7). U, 587.
7, Türklopfei,
BÜDdbeim 11, )9i (Abb. 201), — Wolfen-
büttel. Hauptkircbc, I. ;i,
XX. GSrlcii.
[Hessen U. 211.] — [Salder II. J79.] — [Sali-
dahlom IL 9 1 ff.] — Stelcrborg U. 128.
XXI. Verschiedene Künstler.
XIX, Glocken u, ähnliche Gußwerke. ^^
Achim IL ). — Küblingcn U. 228, —
Wetileben (Abb. $6). 11, 146.
1. Glocken mit Jahr, aber ohne Meiiter-
bezeichnung.
BctÜngeiode IL (89 (1659), — Blecken-
ätcdt (ii;7,). n, 299, — Bruchmachtetien
(1648), n. )oj. — Borgdorf (1170; Abb.
141), II, )09. — Harlitigerode (17491, II.
: Schlüter, Paul (1649), IL
[70. — Broniegießer: N I, 87 (i7?!). -
Garlenkünstler; Royer. Joh, (f 165!;
I. II, i-)i). II. 111. - Gevebrfabrikant:
Hansebka, S., in Wolfenbuttel, I, 87
(1759). - Glasschleifer: Sang, Joh.
Hcinr.. in Braunschweig, U. ;2 (■7!4/h).
— Orgelbauer; Groff, Job. Andreas, IL
59(1718). — Fiiliscbe, Georg, io Dresden,
L 6, (um 1620), — Thomas, Hans, in
Braunschweig, L 40 (1570). — Weigel,
Jonas, II, 192 (165 )/!)■ — Schloiser-
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meister: Kordnacke. Fnoz, in Wolfeo-
bülteU I. 6] (1725). — Uhrmacher:
Fischer. J. F., ia Köthen, U. ;i.
XXII. Vor- und Frühgcschichtliches.
I. GrsbanUgen. Ampleben II. 155. —
Kl.-Bievende II. 14. — Börssam II. 29. —
Evessen II. n6 (Abb. 71], — Kalme U.
(6. — Ührde II. 165. — Gr.-Vahlbei^ U.
371. — Kl.-Vahtberg II. 171.
I. Wille üDd Wallbnrgen. Artiborg n.
jli. — Asselbarg II. )o8. — Brankelboig
beiw. Kniberg (Abb. 78). II. 181. — Burg-
berg s. Kiimmelburg. — Gebhardshagen II.
j28 (Abb. ijs). — Herzberg II. i8). —
HSlle II. [8j. — Kiimmelburg bei w. Bui^'
wall (Abb. 74. 76i, U. 177. — Kniberg
s. Bninkelbnrg. — Ölber a. W. II. Ü7. —
Reitliogstal(Abb. 7)fl), II. [76. - Wendebai
IL [gf, - Wurlgarten (Abb. 77), II. ;8o.
XXiri. Dingstätten.
Apelnstedt H. 9. — Batbecke II. 290. —
Beddiogen II. [7. Berel II. 196, —
BerkÜDgen II. tfS, — Gr.-BieTende II. 20.
— KI.-Biewende II. j;. — Broistedl II.
joo. — Bmchmachterseo II. joj. - Burg-
dorf IL )oi>. — Gr.-Dahlum II. lüi. —
Kl.-Dahlum II. 164. — Gr.-Denkte U. ji.
— EUum U. 1 66. — Engelnstedt II. 1 1 4.
— FümmeUe LI. 41. — Gebhardshagea II.
jir. — Gilium U. i8). — Heileper U.
46. — Beerte U. )j[. — Kneitlingen II.
216. — Lebeosledt II. ))7- — Lesse II.
1)5. — Lichteoberg II. 541. — Lob-
Bjachlersen II. j;;. - Ölber a. W. II. )57.
— Reppner II lüj. — Salzdablnm II. 76.
— Tbiede U. \y,. — Chtde U. 265. —
Warle.II, 275. — Walüum 11. 277. —
WeiteiUnde II. jjo. — Wetilebeo II. 145.
— Woitwiesche 11. }S6-
XXIV. Verzeichnis der Personen außer
den Künstlern.
Achtermauu, loh, Aul.. Supeiiot.
(t 'J") U- i4>
Adenstedt, Job. Conr-, Iudex milil.
(i 1771) I. ioi
Albers, Valentin, Pastor i-j- 17er] . II. 290
Alexaadei, Job. Heinr., Geh.
Kammeirat (-{- J7);) I. 87
bmsse. 439
Altermana. Lor. Job. Christoph,
Magistiats-Sfndikus (■{■ 17S;) . . I. 102
Angermann. Job. Georg (| 174))
und Frau .... I. 89
, Job. Georg, Kammer-
dieoer (f I7J1) . . I. 87
Areos. Anna Dorothea, geb. Volk-
mann (I ,666) I. 9S
Balcke, Lud. Dorolh, Hear.. geb.
V. Hantelmana (f 177;:) .... I. toi
V. Bacner, Adoif Ernst, Geheimrat
(i 1747) ■ .... I. 88
,. Elia. Christine, geb.
V. Heimbnrg (f 177a) I. 88
Beeimann.Sigismand. Pastor i,f 17)4) I. SS
Bergmann, Heinrich U. )0)
, Job., Pastor .... IL )0)
Berner, Daniel U. ) 2 1
Bielstein. Tbeodul Phil., heizogl.
CommissSr (f 1741) L 101
BiQDius. Günther Ernst, Verwalter
if 16991 IL ] 18
Bleibtieu. Emit KontadKarl. Pastbr
(t >Soo) I. 96
Blocks, Anna, Doniina von Steter-
bürg (1608) U. 119
V. Blum, H«inr. Wilh. Gebhard, Geh.
Jusüzrat (t 18181 L lo)
von Bock. Clara Sidooie, geb. MaaQen
[■[■ 17)71 L 8S
Bölticher, Juslus, Geheimtat . . IL 16
Bokelmann. Joh. Christ. (Hof-
schneider (1 1759I , I. 102
Borchers, Valentin, Lakei (fiSlS) IL 8
Bortfcld, Clara Frideiica, Pastorin
geb. Praetorien (f 1756) .... IL ))
V, Borlfeldt, .\giies (f 1619) . . II. Jüo
,, Klaus Heinrich (■]■ 1625) U. )6o
T.Boae, CaecilieCharl.Amalie (ti8oo) L lo^
Bosenins, Raban Ludw,. Pastor
rt 17071 "■ i6i
V. Brandenstein, Lndv. Heinr.,
Generalmajor (-}■ 1789) I- t02
Bravenahl, Johann II. 148
Karl Heinrich, Hof-
sekretär (■[■ 1711) . I. 80
Braunschweig— Wolfenbüttel;
Anna Sophie I. 60
Antoinette AmaHe . . I. 164; H. 68. 127
Anton Ulrich ... I. 86. 164; U. 68. 128
August d.J. I. 64. 65. 89- 9i' 118. 117- IJ8.
1,!. 161 (Abb. s8). 162. 179; U. (
Augnit Wilhelm I. 86- t)^' r64. lo; ; II. üS.
.2, (Abb. 45). ,4,
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VerieichniMe.
Angnste I.
Angnite DoioChee II.
ChiUt. EU««beth I.
Chriitine Luise II.
Doiothea Augoite 1.
Elisabeth ... I. 6;; II. 195. 102.
Elisabeth, Gräfin in Schanmbnrg I,
EliiBbeth Christine, Königin von
PrenOen U,
Elisabeth Joliane . . II. 6g. [S;]- 1
Elis. Soph. Muie I. loo (Taf.XIXa), 164.
Ferdinand II. ;t. 128.
Ferdinand Albiecht II. I. 164; U. 68.
Friedrieb Ulrich I. ji. 64. eiS. t6j. i
Hedwig I. 1)). IJ4
Heinrich der Friedfertige . L }i6- 178
Heinrich d. J I. 76. 1)1. [78
Heinrich Julias I. jr. [76]. 89. ir], 114.
ij)- 16); n. 301. J07. 4*S
Joachim Karl Li);
Julins I. 58, 61. 9). ijg. ijg. ifi. if}.
[59; n. 48. 10)
Jnlins Angnst !■ IJI
Kall I. I. 146. 16;. 164. r?». lo); U. ;j.
68. rl8. 199- 14S
Karl Viktor I. 76
Karl Wilh. Ferdinand . I. i6); U. ;i
Ludwig Ernst II. 148
LadwigRddolf L ] 61 ; U. 67. 118 (Abb. 46)
Margaret» I. i)f
Marie 1- > ) I
Philipp Magnu* I. 76
Philipp Sigitmimd I. 94. i))
Philippine Charlotte L 146. 16;. lo] (Abb.
84); U. 51. 68. iiS
Rudolf Angast .... I. 66. 89. 164
Sabina Catharina I- > ) )
Sophie I. 76
Sophie Hedwig I- 1 ! 5
T. Bredo-», Hans (f 1557) . II. igj. 157
Breymaoo, Heinrich Christoph
(t '766) n. )69
T. Breymann. Joh. Friederic», geb.
Reiche (-i- 1 goSI 1. iQl
Breymann, Joh. Soph. Ang., geb.
Wackeihagen (-t- 177J) II. )Ö9
. Soph. Sid. El., geb.
Ramberg (f 1805) . U. 59}
Brnns. Joh. Christian. Börgenneistet
(t 1789) I. los
T. Bülow, I..AndlcomRir .... II. lo;
BDTCkhard, Anna Sophie, geb. Over-
lach (t I7n) • ■ L 88. 146
Bnrckhard, Anna Sophie, geb.
Pollich (geb. 1701) . L i
Jakob . Bibliothekar
(tl75J)(!Abb.48JLM6-[
„ Job. Georg, Kanzlel-
sekretäl |* 1684) I. [
„ Joh, Heinrich, Hof-
medikos (f i7jg) I. 88. r
BuTCktorff, Aat. Ulrich. Snbteniot
in Gandetiheim I. 1
Bntemeister. Elis. Sophie Marie,
geb. 8«ld (■{■ 17^1) I.
CellaTins. Jnstns, Theolog (f [£89) I.
Cleve, Herrn. Daniel, Kammerkaisierei
(t 1734) n. Fran 1.
Conoiad, Joh. Christoph Bertram,
Ingenieor-Capitain (-{- 1788) . . . 1. 1
T. Cornberg, Ang. Wüh.. gen.
V. BortTeld. Fähnrich (f [718) . U.
V. Ctamm, Achu Heinrich (f 17)4) U.
„ Aicanioa (-f- 16^0) . - II.
„ Angntt Friedrich (-f 1719) 11. .
Barthold (!) (1688) . . a.
„ Burkhard Heinrich . . U. ;
^ Cliarlotte Lnise . .
, Fran« Jakob (-j- 1770) IL i)8. 1
„ Gottfried (t 1644) . . U.
„ Heinrich (f nm t6oo) . U.
„ Heinrich (■[■ 1719) . - 11.
„ Joh. Hilmar (f 1719) . 11.
„ Joh. Karl II.
Karl (t i6jo) . . . . U.
Karl II.
„ Karl Philipp (f I7u) ■ n. ,
„ Marg. Anna, geb. v. Cr.-
Sambleben (f 1691) . II.
Thedcl n.
, Elisabeth CatbariDa, geb.
UhUcb (f 169)) . . L
„ Friedr. Jakob. Stall-
meister (f 1724) . . I.
n Johann, Stallmeister . . I.
alwigk, Frans Kaspai (t i6h) I-
1, Hans, und Ftan U.
)atnm (f 1647)] H.
imans, Hans (f iä]|)< nnd Fran O. ]
kvort, Peter, Paator, und Frau II. i
asael, Arnold, und Fian . . I.
ekiod, Anna Marie, geb. Schom-
butg (t 171}) . . U. j
„ J. L. L. , Kommerrat
(t [786) I. I
,. Levinjoh., Superinten-
dent {f i7"i4) . ■ - n. 3
Dagei
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Dieden mm FaKteDstein, Doio-
lhe> (t >747) 11.1
Drecbslei. Ang. Bnndui, Sapctin-
lendent (f T796I . . IL J
„ Cbrist. Doroth. Eiit.,
geb. Würger . . II. 3
Job. Albr. {f [786) . U. 3
Ebbeidei. HenniDg, Ht^eWe. uad
Fr«u n.
Engelbrecbt.MMe*"K, geb. Stiiier
(t r629) I-
T. Eppe, Add* Katb. Maig. Joliane
if i?^^} n. I
Eppeis, Hans (Lübeck, 1398) . . II. )
Eroit Angnit, Kurforst v. HannOTci L i
EverÜDg, Heiarieb, Schmiede meister IL ;
V, Elter. Friedrich (+ 1597! , . . IL 1
Fiscber. Johuin II. j
Frankenreld, Brano Melchior. Amt-
mBDD (-(- ] 6 2 8) • . I.
„ Jualos Berthold,
camerae prtefectos
(t c668] .... I.
Fricke, Bertram, KanzleiGskal und
Fran IL :
Friedrich d. Große . . L 16); IL
Gänse, Lndolf, Landsyndibna. nnd
Fran I.
Geidiog, Wilhelm Heinrich, Amu-
rat, qnd Frau H- i
Germer, Georg, Kriegarat (■}■ 1708). I.
Hedwig Agne. (f 1664) . L
GiBemana, Knrt II. .
Gleim, Konrad. Pastor (-{■ 17]]) . IL
Gloiia. Paalor IL :
Gohs. Hemung (läo;) II-
Göti V. Ohleahnaen, Marg.
Kalhar H. r 1 7. 1
Grabeig. Angnit Cbristlaa, nad
Frau IL
Greven, Hana (i^gi) U. :
V. Grote, geb. v. Zamitzk (■{■ 1580) 11. :
„ Heinrich (trjSj) ... II. :
„ Hippollia, geb. v. Bülov
(1585) IL
Gtotios. Hugo (f 164;) .... I.
Gülseo, Georg ([664) L
Gustav Adolf. König von Schweden
it "!» II-
Hackmanu, Heinrich Gebhard
(t 1^71) OD') Anna
Sophie (f r67j| . . 1.
„ Sebastian, Pastoil,'!' 1677) L
^Diaie. ^^ i
Hage, Amtmann {^ 1^4;) ... II. ]9i
V. Halle rapring,Wnlbt.Ad.Robbig,
d. n. j,. Rat August* d. J, (f 1680) U. 411
Hannen, Coidi IL )7i
Hartes, Anna (1601) ... II. 40
Hartlebeo, Wolf. Verwallet . H. ;a8
Hartvichk, Heinrich, Bürger von
Btaunscbveig I- it
Hassel, ]oh. Bernhard, Abt von
Marienthal [fr?;;; Abb, 49) I. 147
„ Jobann Heinrieb, Pastor
(t rt.9,) I. 96
V. Heimburg, August Adam, Obent
(t [767} ... L 89
„ Chiistoph, GroSrogt
(f 1771). n. Fran L 88
;, Fritz n. ;i9
Heine, Martin, and Fran .... I. 90
Hellemann. Albr.. Amimaim . . II. löj
Hessen, Ulrich, Superintendent . , U. 29;
Heubdt, Autor H- JJ9
Heukenroth, Heint., Amtmann
(t (688), und Frau IL 294
Hilligdah. Hans, und Frau . . . U. i;o
V. Hörn. Haoi K- Jjo
Werner Julius (■[■ 1714) , L 79
Hornung. Förster (f [694) . , . U. 118
llliger, Jnl. Friedr. (f 17»!) . . L 77
Jablonski. Paul Emat. Abt (f 1757) L 160
Jenrich. Andreas, Bauverwaitu
(• 1686] I. ,01
JerHsflIem. Abt (f 1789) L läo
|Taf. XVUI )) U. }i
Jordens, Christofe! n. 148
Karl XI. König *on Schweden
(t 1697) n. J77
Karl XII, König von Schweden
(t >7i8) H. ,77
Karl Gustav, König von Schweden
(+ i«o) n. ,77
Karl Kasimir. Raograf ». d. Pfalz
(t 1Ö9O L 78
Kempen. Bartolt (■{■ 1651) . . . H. joo
T. Knieatedt. Arndt U. ;io
Knlttel, Franz Anton. Generalsuper-
inlendent (f 1792) I. läi
V. Knutb, Adam Ernst, Kinonikos
(ti79)) L ,03
Köhler. Daniel U. j6i
V. KÖtzler. Elisab. Sophie (-j- t7}8| U. 79
„ Florentina (-j- 1741I . . II, 78
„ Marie Eleonore, Abtisain
T, Steterbn^ (t i7i>) n. n8
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442
Veizeicbnisse.
V. Koib. Aagost Wilhelm, Aueisor
(+'757) 1-9!
KrögeT. B. tUBS. nnd Fraa ... II. ]6j
Lampadius. Heiar. Fiiedr.. Kanzlei-
Mkretär (-(- 1716), und Fiau ... I. 79 N
LangeDitiaBen. H. C. L.. Lehnerat *.
('I' 1796), und Fiaa I. [02
LiDglödkeD, Fraaz, Voigt ... II. r67
Laulilz, Job. Hartwieg, Laodiendt.
Leiste, Friedei. Ferd, Herrn., geb.
Gelhud (t rSos) 1- 102
Leasing (Abb. ;6j 1. 158
V. Lentrum, geb. v. H ei ntzen berger H. 118
„ Franziska II. 118
Johanae II. 128
Lieberküho. Jürgen Christian, Go-
g'üf 11. jSi
Liesegang, Job. Philipp, Artillerie-
hiiuptmann 1+17)2)
Lillys, Anna Doroth,, geb. Sehliger
(f 1698.1
Lipsias. Justos, Philologe |-j- 1606I
Loeis, Dirick
Lohse. Katb. Lucia, geb. Kühn
If i?!?!
V. Lohse, Job. Christoph, preaB.
Kriegs- u. DomäDeoriLt (+ i74S) . 'I. 217
V. Lädecke, Clara Elisabeth, geb.
Mathesius (f 1721) I. 87
, Urban Dietrich, Ge-
heimrat {\ 1719) . I. 87
Luther u. seioe Frau I 161
Mackeasen, Zacharias, Gogref
(f 1739), ond Frau 11. 8
Martens, Sebost. (f 1 644). und Frau I. 79
T. Mcinersen, Rickel, geb. Jones . II 40
Melanchlbon I. r(8
Mengen, Job. Heinr., und Frau . . II, 307
V. Meseberg. Gerh. Wilh. if ]72o),
Oberforsl- and (ägcrmeisCer . . .II. 402
Meyer. Catbar. Elis II, 171»
Minncr, Philipp. Heor.. geb. WiUer-
dingen (f I719) I. 101
Müller, Leibchirurg in Wolfenbüttel IL 44
„ Joh. , kurfürsll. bayrischer
Kriegskomniissär {f 1641) I. 65
Miimler, Joh. Lud. Coor., Land-
syndikus ("J- 1786) I. 102
y. Mönch, Charl. Luise (t ]747) - H. rrS
V. Münchhausen, AJbrecht Edmond
Georg, Minister
(■J" 1796), undFrau IL 59
V. Münchhanaea. Sophie Elis.
Christ., geb. von Ruck (■}■ 17)81 . n.
N'iehof, Andreas WUhelm, a. Frau U.
Nihof, Andreas AlbrechC, u. Frau . II.
Im, Henrico«,P««tOr|ti659) II,
Uberg, Hedwig Maria, Domina t.
Steterbntg (f 1Ü94] IL
sterreich, J. Gh.. Saperinlendenl,
und Frau II.
II. 67 Uldekop, Magnus Petra*. Atchi-
1. 160 diakon (■[■ 1724), und Frau . . , I.
Oldrield.AlbiDe.geb.Wrsylt 170)) I.
1. 102 Olhof, Heinrich, und Fraa ... II.
Orttenborg. Joh., Qnarüermeister
in Haroborg (t T687) . . . U.
Persmaon, Joachim, Pfortenschreiber IL
Philipp IL V. SpaoieD h^^A) ■ ■ "■
Polichnus, Joh., Dr. med. (f 1750) I.
PrStorin, Dor. Majdal., geb.
Hötlicber if 1717I IL
I. 87 [Praetorius. Michael] |t lÖJl) . I.
Prätorius, S. R., Pastor (f 1746) . IL
I. 78 E''igge, Beroharil. Oberstleutnant
L [62 <i 16931 I.
II. lä Priggeo. Christine Luise, geb.
V. Walbeck . U.
II, 110 yaidde, Stephan IL .
Raeber v. Rodenberg, Joh. Georg
Conr. (■}■ 182J) ond Frau ... I.
Reder, H. I^win (f 1598) ... IL
Reinbeck, Joh. Gustav, Konsistorial-
rat (t 1741: Taf. XVIII, 4) . . L
Reinicke, C*rl Phil. August, Land-
gerichtsaisessor (+ 1817) ... I.
Reiske, Job., Philologe {f 1701) I.
Rempen, Job., Theologe (f IJ44) . I.
Renpken, Johann Jürgen .... I.
Rover, Joh. Conr. (f 1749) n. Frau
(t 1793) "■ .
T. Rohd. Charlotte Wühelmine, geb.
V. ■Walleorodt (f 17591 . . . . L
Rosenmüllcr, Johann, Kapell-
direktor t^ 1684t I.
Royer, Jobann, Hofgärtner (■}■ 1655) II.
Rüdcmann, geb. Thiine, Pastorin
1+ 17S8) IL
V. Recke, Hcinr. Einst, Superinten-
dent (t 1721) II-
Sacerins, Mar. .\gnes. geb. Stock-
hansen (| 1722) I.
Sachs, Hans (1574) I.
V. Sambleben, Ludwig (f 1560) . IL .
Sattler, Basittus,Horpredigerlf 1624) I.
Schaeffer, Carl Philipp (t 17351 - I-
,v Google
Schearl, ErnM Friedrich, Psilor
(t 17^6) 11-315
Scbilling. Siegfried (Oberamtmaan) II. i6
Scblemm. ValeDtJQ, Obern (t 1708) II. 8
Schmidt. KoDt. Aniold, Koniiilo-
riili.1 (f 1789) I. 15<)
Schäps, Rndoir 5igiiniund, Dr. jur. I. 9J
^ Sigisinuod Georg, Haashof-
meister |-J- 1691) u. Ftan I. 96
Schotteliui. Justas Geurg. u. Frau I. 97
V. d. Schuleohnrg, Clara Hedwig II iio
äctiultie, Seb. Heim.. Kammer-
meister II. 79
Schwaaeberger, Georg, a. Frau . I. 90
Schwarti, Joh. Friedrich . ... II. 199
V. ^eEgerdc, Ernst (■}■ 1599) . . IL 345
Seilen, Joh. Heinrich, u. Frau II. 334. 3J5
Sellius, Joh. Heinr., Bürgermeister
If 1700) I. 80
Selz. Marie Regine (f 174*) . . I. 89
Sibbald. David, schwedischer Üben t
(f 1641^ IL 63
Siegemaua, Jakob, Kamiaerrat
if '731) I. 96
T. Solms. Stallmeister ftj . . . . I. 159
Sophie, KurfiirsCin v. HaoaOTer . I. 161
Spinoza |.\bb. 57) L 160
V. Stamraer, E. H., Generalmajor I. 90
V. Sleinberg, Em« (■[■ 1626) . . I. 76
„ Friedrich, Geh. Rat
(■j- 1716) D. Frau . II. 3. 4
,, Georg II. 4
Stulbeig. J. A.. Gamisonprediger . I. 90
V. d. Streithorsl, Anton ... 11. 24S
„ Friedrich Ulrich
und Frau . . IL 246
, Julius Erast . . II. 346
\: Sttombeck. August .... IL 26
„ Gerhard Zabell . . U. 36
SiTuck, Hans, und Frau . . . . L S^
Slruven, Jürgen U. 330
V. Tal, Christoph Dietrich (f 1610I L 77
Tappe. Ant. Wilh. (» 1663). . , LI. 392
Topp, Carl. Regia., geb. de Vieih
(t >7861 L 101
Treoer. (iotthilf, Komislurialiat
_ (t 1738) I. 88
Ülsea. Elisabeth, geb. Bohtcu . . I. 96
V. Uilar, Aadr. Kasp., Oberamtmano
It 17c*) "■ 39*
, Friedrieb Frana. Brost . II. 60. 61
„ Heb. Christoph |f 1663) IL 392
„ Joh. Hch., AmCiiiauD
(t "67il U- 392
imsse. 443
y. Uslar, Ph. Dan., Oberhällen-
inspektor (-1 iSa^l n. Frau, geb.
M"" n. 397
Vasietling. Andreas ■ IL 3S^
Völschen, Friederike Amalie Marie,
geb. Valdiek .... I. 87
Heinrich Georg , Über-
richter {f 1723). . I. 87. 88
[Wackeihagen, Amtmann {f töo;)] . I. So
V. Walbeek. Cooriid u. Frao . . II. 27
„ Gerhard II. 26
Weber, Superintendent II. 60
T. Wedeberg, Ilse Magdaleoe . . IL247
1. Weterling, August Ludwig Jobsl IL 179
n Job,, geb. V. Rössing 11. 270
Karl (f 15901 . . IL 269
„ Kalhai., geb. v. Blan-
keuburg . . U. 267. 270
. Ulrich [f 1601) IL 267. 269
V. Weihe. Judith, geb. ßar (-|- 1624I I. 78
*. Wendessen, Auna Maria (t 1720) U. 118
Weuts, Anna, Frau des Salzschieibeta
Hch. W.. geb. Widemanns [f 1617] II. 400
T. Weaelov, Dorolh. PhiL Soph.,
geb. V. Wulfen l| 1757] ... I. 96
Wicken. Erich (| 1623) .... IL 401
Widdeke, Christoph Wilhelm, Ver-
walter "• 371
Widdccken, JuL Andr., Arotmann
(t 1664) U., i6j
WietJemann. Job. Koor,, Pastor
ii 1701J n. 71
Wigman. Ceciiie, geb. Bokelmano 11. 158
Wolf, Friedr. Auj;., it •8a4> . - L 160
Wolflebius, Helur U. 43
V. Wolfrath II. 128
Woltereck, Christoph, Oberarat-
mni.n (f ,735) . .■ L 80
Fraucisca Elisab-, geb.
dfForestier(-{- 1734) I. 80
Sigism. Ludw. || 1796] I. It>l
V, Wobersnau, Arcnt, und Frau . l. 55
Wullf, Caspar. Diost, und Frau . U. 16
Wnndcrling, Heim., Schneider-
meister n. 161
V. Ziegenhirl, Wernet Bettram,
Obeist (-{■ 1721), und Frau ... L 78
Ziethen L 163
Zimmermann. Johann, Kloster-
tchreibei U. 43
Zincker, G, F. W., Gamison-
auditcur I. 90
V. Zweidoif, Chrisloph, U. Frau . II. 99
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Verseichniise.
XXV. Wappen.
I. Füriten nnd Hochadel:
Barb; (griBich] I. 71. — B. nnd Müh-
lingcQ mit branaicbweigiichem Hen-
«cbUde I. 66
Brandenburg I. 66. 71. 73. 134; IL
16». 303. 204. — ßr. mit Mark. Clere.
Ravcnsberg im Hemcbilde I. 64. —
Br.-Preußen I. 73
Brannschveie, I. 7a. 74. — Mit
miiniterbergiscbem Herzscbilde I.
70. — Mit polnischem Ilerischilde
1.66. — Mit jächsischemHenschüdel. 70
Branoschireigische Herzöge.
AugMt I. 64. 65. 69. 73. 107, 108, 118. 179
August Wilhelm I. 67, 74. 13S; II. 369. 375
Chiiitian I, 73 [mit Hoienbandorden).
Friedr, Ulrich . . . I. 64. 73. 108. 170
Heiarich d. Friedfertige . . . . I. 136
Heiniich Jnlios I. 58. 63. 71, 89. I14:
U. 158, »03. ao7. 425
Heinrich Karl I. 7a
JuUoa I. 70. 110. 134; n. i6». aoi. 104. 335
Jolini Augnst (als Abt 1. Michaelstein) I. 73
Philipp Sigismond (als Biichof v. Osna-
brück und Verden 1-94
Rudolf Angost . I. 69. 89. 99; U. 6t
Dfinemark I. 71. 74; II, 158. 307. —
D. mit Holstein und Otdenbnrg I.
63. 65. — D. mit holsteinischem
HeriKbUde I. 58
Deutsch es Reich, Doppeladler mit
Habibarger Biadenschild ... I. 67
Hessen U. 360
Holstein I. 67, 7a. 74
Mecklenburg I. 73. — M. mit Schwe-
riner Herzschild, ebenda.
Pfalz I. ri> 78
Pommern I. 73
Sachsen I. 70. — S.-Laoenburg . I. 73
SchUiwig-HoIstein I. 74
Schweden I. 73
Spanien 1. 67
a. Niederer Adel:
V. Adelepsen, Schild sechsfach geteilt,
schwars nnd gold, Helm mit Hörnern
n. 59. 368/70
V. Alfeld {j. Bd. U. 378) .... I. 78
V. AMen (s. Bd. I, 383) .... 0-340
[V. Alvenslebeo (s. Bd. I. 383) . II. 367]
V. Amelnnxen, -rierfach gespalten, zwei
und vier Hüte über einander; "" Helm
Fahne mit Hüten U. iiS
V. Amsdorf. Kopf mit Mätze . . II, 19a
». Arnim (s. Bd. L 383I I. 78
T. Barner, Gerösteter Arm aus Wolke.
mit Zweig; Helm mit Flammen und
Fahneuspitzen I. 88
T. Below, Vogel mit aoigebreiteten
Schwingen, desgl. am Helm zwischen
Annen I. 78
Beren. Bär, aach «m Helm (mit Feder-
bnsch) II. 34;. [267]. a68
V, BoemmeJberg, vierfach geschacht,
Helm mit Hörnern U. 360
V. Beyern, halb» Hand, Helm mit
StranBenfedem II. 307
[V. Biberinge U. 367/8]
V. Bibow (s. Bd. n. 378) . . . n. 145
T, Bischofsrode, zwei gekrenzte Streit-
kolben n. [367]. 368
V. Blankenburg |s. Bd. I. 384) U. [367], 370
V. Bock I. 88
T. Bodenh aasen, drei Mondsicheln,
Helm mit Säule und zwei Sicheln da-
neben I. 76
Bökel. SchUd mit Widerhaken . .1. 7«
V. d. Borch, drei Vögel, am Helm Vogel
zwischen Fing U. 193
T. BornsCedt, Zipfelmütze, ancb an Helm
(mit Federn) IL 345
T. Bortfeld (s. Bd.L 384) 1. 55; H. 3. 360. 36a
Brandt. Querbalken L 76
V. Braisteiner, Gekrönter Hahn, solcher
wachsend zwiBchenHömem ataHelm IL 360
V. Btedow (». Bd. L 384) L 78; U. 368. 369
V. Brochnsen, zwei aufgerichtete
Blumen II. 191
V. Bülow (s. Bd. I. 384) .... L 78
Bueschen, Lilie, ancb am Helm . .1. 76
Bnntsch • RaCzbat , gespalten, vom
rot-weiQ geschachtet, hinten gold, Helm
m<t Hörnern II' 79. 118
*. Busche, lieben SchindelD> 3 über 4
gestellt, Helm mit $ Stranfieufedem U. 193
Butler. Deckelkrug, Helm mit Blas-
bom I. 78
V. Chamisso de Bonconrt. fünf
Kreoie, dlrunter zwei HSnde, schwan
auf Silber, von Pferd und Löwe ge-
halten II. 370
V. Gramm (a. Bd. L 384), U. I17. 340. «41.
309- 358- 359- 36o. 362
V. Cnningham, FuQangel. Helm mit
wachsendem Ejnhoin .... II. 341
V. Dalwigk zu LichtenTels, Hirschgeweih,
Helm mit 3 Siraußenfedern . , .1. 78
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T. Dersch la FiiminleQ, eiDi und viei
Wolfungel, zwei nod drei Schrigbalken
mit Wecken ; Helm mit Wecken un Fing n. 1 18
DiedeDnmFfinteDM«in(>.Bd.U.378) U. iiS
T. Döiingenberg, Schild geipalten,
Helm mit 3 Bulzen . . . , n. 358. 359
1. Donepe, Kbriger Ast. Helm mil
Zipfelmütze n. 193
». Doritsdt (s. Bd. n. 3781 ... I. 77
Eppe, Affe, auch amHelm iwisehenFlngl. 78
Eppe zn Gotteliheim, Bogenspannendel
Kind, lach auf dem Helme ü. tl8
T. Elter, Schläge lUatenkette. Helm
mil Fing H. 19»
V. Falkenbeig, nennfaches Schadibiett
n, [167], 168
Falkenhayn, rötet Hornanfichwan II.79.118
Freitag, dt«i Ringe, solche am Helm
cwiicben StjanJSeDfedera . . . H. 360
Frey tag. Drei Ringe, Helm mit 3 Federn I. 76
». Freien (». Bd. I. 384) ... . 1. 7«
T. Godtvait, acht Sterne, Helm mit
Hörnern U. 193
V, Görti, doppelt genonter Scht£gbalken,
am Helm Flog mil lolchem U. 359. 360
Goiti, zweimal gesinnt, Helm mit je ein-
mal gesinntem Flog I. 78
G6ts V. Ohleahusen, zwei SchrSg-
balken icbwan auf rot, darübet wach-
•endet Löwe «reiß aul rot, Helm mit
Stern zwiachen 2 Biientatzen . . U. ■ 1 7
Grote (». Bd. I. 3S4) IL 360
T. Hallerzpring, zwei rote Löwen
halten Kraus, darin 3 goldene Steine i
Helm mit wachiendem Pegasos; das
Game von 3 Engeln gehalten . . II. 411
I. Haneniee, Hahn anf Pyramide . l. 76
T. Haniletn (a. Bd' H. 378) ... L 76
Hamen, zwei aufrecht ziehende Spaten,
Helm mit solchen am Fing . . .1. 78
y. Heimbnrg (s. Bd. L 384) . . L 88. 89
T. Herlinge, zwei langhälsige Vogel-
köpfe, anch am Helm .... U. 24$
V. Hoberg, Helm U. 19J
Hogreven, gekröntes N, Helm ähnlich.
mit 3 Federn H. 345
T. Holle, drei Mntseu. Helm mit einer
Mütze zwischen Fahnen . . I. 76
Hoppeke, zwei senkrechte Messer, Helm
mit 2 StrauBenfedein I. 78
T. Hörn, Plan, auch am Helm. . . I. 80
T. d. Horst, mehrfach längsgeteilt, Helm
mit 7 StianBenfedem I. 76
T. Hoym {s. Bd. L 384) .... U. 3
[t. Jersenn (Zeisseni) .... II. 267]
T. Kimppel, zwei gekrenite Fackeln 11. 193
V. Kaiben. geteilt, oben ipringendet
Löwe, unten Lilie IL 360
T. Kersllingerode, gespalten, vom
3 Mondsicheln, hinten 3 Schindeln II. 3
T. Kevlen. gekrenzle Keulen H. [267X26S.270
T. Klenke (.. Bd. I. 385) .... L 76
V. Knieitedl (s. Bd. L 385) n. 307. 309
V, Kölzlet, quergeteilt, ichwan-weiS,
darin rotes Hom ontei goldener Pflanze ;
am Helm desgl. zwischen Flug n. 79. iiS
T. Kroiigk, drei Pflagichare . . II. 339
T. KntzleT, Schräge Säule. Helm mit
2 Fahnen von StianSenfedem . II. 192
T. Landsberg (a. Bd. L 385) . . U. 3
Lewenstein, gezinnter Schrigbalken,
auch am Helm I. 78
T. Levetzow, Fächer, am Helm solcher
durch Federn durchgesteckt . . .1- 77
T. Linstow, geteilt, Helm mit 2 wach-
senden Mädchen I. 78
V. d. Litte (a. Bd. I. 385) .... L 76
LowenoT, tchreltendet Löwe auf ge-
spaltenem Feld, Helm mit Mann, det
dch den Hut aulsetzt .... U. 192
v.LowIzow, halber, springender Hirsch I. 78
Maliburg, quergeteUt, oben schreitender
Lowe, unten 3Rosen; Helm mit bärtigem
Kopf I. 78
T. Malttahn <i. Bd. I 43I . . . . L 89
T. Mandelsloh |s. Bd. L 385) IL {167].
268. 269
V. Marenholtz ! (s. Bd. L 385) 1. 66. 67;
IL 117
T. Maiwitz, Baum, Helm mit Ftan
iwiscben Fing II, 3
V. Haisow, zwei Querbalken ... L 88
Meisenberg, AdleiUaue, Helm mit
solchen am Flug I. 78
T. Meseberg, scbiäggestellte Leiter IL 401
V. Motschelwitz, fliegender Adler,
schwarz auf gold, auch am Helm IL 79. 118
V. Mönch. Flug, auch am Helm . IL 118
V. Münchhausen (s. Bd. L 385) L 76. 88|t]-,
IL 245. 270
V. Nette, Flug, auch am Helm . . . L 76
Y. Oberg (s. Bd. L 385) ... IL 117. 118
T. Oldershusen (s. Bd. L 385) IL 36S. 169
Oldfield, Fieiherr von Lincolnshire I, 95
V. Papenheim, Vogel, auch am Heim
zwischen Blasbömem I. 76
Pluge, diel Pflugscharen, Helm mit
3 Fahnen U. 192
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T. Pombach . , U.x6T\
y. RimiD 11, 367]
,-. Ranliow (?) 1. 66
r. RaDicheuplatt, drei Aste, je mit
BUtt. Helm mit lolchen am Flug , I. 76
'. Rauteoberg (i. Bd. U. 379) U 3. 369
< Rehbock, Rehbock im Schild und
am Heim I. 76
(. Rehden (s. Bd. U. 379I ... II 267
' Rehlen I. S4
Reiche, quergelegter Ast (auch nni
Helm), dariibei 2 schvebeode Balken II. 39a
V. Reiiow II. 767I
I. Rochow (s. Bd. II. 379) ■ . II 179
r. Kossiog, schräg geteilt mit gekröntem
Löwen, solcher vachsecd ivischen
Flug am Helm II. 170
,■ I(.ohd . , . . ■ I. 87
r. Rossnu. Tot uDd gelb geviert. Helm
mit rotgelbem Flog II. »13
I. Rottorp (s. Bd. I. 386I .... 1. 76
R-ump, Sparren, Helm mit 3 StrauCen-
fedeiii I. 78
r. Ratenberg, drei senkrechte Rauteo
über einander (siehe auch Bd. I, 3S6,
II. 379) . . . H. a68
". Saldero (». Bd. I. 50)
mblel
('■
346. 370
I. 386) II. 239.
140. 245
irnitike, Boot. lolches mit Federn
auch am Helm II. 360
:hachn. aufrechter Ast. Helm mit
Pferd I. 78
Schacht II. 3S9
Schenk (5. Bd. I. 135) I. 78. II. 118. [167]
Scheverscblos, drei Ringe. Helm
mit lolchem am Flog .... II. 360
Schlegel, Wachsendes Pferd . II. 141
d, Schulenburg (s, Bd. I. 386) I. 78;
JI. I30. 369
Schulten, quergctcüt, unten Schach-
brett U. 368. 370
. Schulter 11.367]
Seggerde, Vorderteil eines springen-
den l.öwen. auch am Holm (zwischen
5 Straußenfedern) U- ^45
bbald. Baion v. Kaer, geviert. eins;
schräggelegtes Kreuz weiß auf schwarz,
zwei und drei: Hirsch rot auf gold, vier:
drei Eberköpfe, weiU auf schwarz U. 63
Sparr, Henscbild. von 6 Sternen um-
geben. Helm mit Flug I. 78
Spiegel [s. Bd. I. 3S6) I, 66. 78; II. 180
Stäffhotst IS. Bd. I. 386) ... I. 76
Steinberg (s. Bd. 1. 50) I. 76; H. 3. 117.
118. 360
Sternm, drei Fackeln, auch am Helm I. 76
Stockheim (3. Bd. I, 386) ... I. 76
d. Slreithorst. gekreuzte Dreizacke,
gold auf rot, auch am Helm II, 133. 345
Slrorabeck. Welle . , , . II. 36
Tal, rot und weiß abgeteilt , , .1. 77
Theissen, wogenlörmig gespalten U. 360
, Trotha (a. Bd. H. 379) , , . 11. 367]
Uslar, Schild qaer, unten mehrfach
senkrecht geteilt II, 60. 393
Veitheim (s, Bd. 1. 386; U. 3. 193).
nur mehrfach quergeteilt, Heim am
mit Hörnern 1. 76
V. Waldov. senkrechter Pfeil, Helm mit
Straußenfedern I. 78
V. Wallenrodt I, 87
V. Wallmoden (1. Bd. II. 379) U, 358. 359
V. Weferling (s. Bd. 1, 386) n, [*67]. »69.
370. 371, Z79. 380
T. Weihe 1. 79
V-. Weldershnien (vielmebr v. Mals-
burg, s. dort) IL 3S9
V. Wendessen, Pferd, Helm mit wach-
sendem Pferd U. 118
V. d, Wense (s. Bd. L 3861 ... L 76
V. Weselow, Querbalken, gold auf blau,
darüber 3 weiße Schwäne, darunter
S rote Rosetten, Helm mit Schwan
zwischen Hörnern, daneben nochmals
5 Rosetten 1-99
V, Westphalen (■. Bd, IL 380) . .1, 76
V. Wettberg, Ochsenkopf von vom,
auch am Helm .... U. 192, 245
T, Widenba, senkrechter Asl mit Blumen
und Blitterp II, 191
T. Wobennau, Wachsender Hirsch 1, 55
Worm, Lindwurm II. 192
Baron Wray I. 9S
V. Wrisberg, Vogel, Helm mit 3 Hahnen-
federn L 76
V. Wulfen, springender Wolf auf gelb,
Helm mit wachsendem Wolf . . .1. 99
V. Zanthier, ^chrlgwelle, darin 3 Fisch -
köpfe. Helm mit 1 waehscndeuFischen L 77
V. Zastrow, Bluraenlopf (:) mit AW,
Helmzier ähnlich L 77
V, Zeugen, quergeteilt, oben Zange; zwei
Helme mit hockendem Hund zwischen
Flug, beiw. Vogel mit ausgebreitetem
Flug II 359
v. Zerssen (s. Bd. L 386], I. 76. 78; IL 118
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Nachträge und Berichtigungen.
Zn S. XVU (ElaleltUDg). Üb«r HolUai*
im Amt Ssldet i. Langerfeldt, ZUebf,
d. HuigeichichUvneini XI (187S) 47.
XV {i8ii) iSi. Simm, Bntinichv. Mt-
g&lio 1896, 190.
Za S. 9, Aitebaig, f. avcb Nau Mllt. d.
TbGring.-Sächf. Vereini IV (1840) 99
[Niemeyer, Geschichte der v. WalfeabntUL
Zu S. 10, Z. 13 von miten Ii«i: nie wieder
Tollstindig nirnck. — NachiQtngen iit,
da£ 3 Hafeo io Salzdahloin bl« 1349 eip
Boiglebea nu AHcbnig bildete.
Za S. 16, Z. i: Die Feldmark tod Atiam
m üch lit nicht Teikleiiieit, anch die EId-
wobneiubl kanm veiSndeit worden.
Zn S. 34: Ein« zweite Kemnade in Gr.-
Deakte befindet dch auf Hof Ni. 37, mit
SpiUbogeDtni und Riegelslollen.
Zu S. 47: Dei BÖteUche Hof in Hedepei
t^gt die Nr. 36.
Zn S, 57, Z. 7: Dai Giafending wurde jcbon
■ 345 auf dem Altfeld (!) abgehalten.
Zd 5. 64: Lein de, i^I. incb Simm, Biaonichv.
Magiiin 1898, Z13.
Zn S. 65, Z. 9 vgl. auch die Abbildung
S. IX.
Zn S. 68. Z. 3 von unten niw. liei'. Mon-
plai.ir.
Zn S, 103, Z. 4 von anteo; Die t. Saldei
«aien wobl ent seitens der Edlen v. H^en
mit der Steterbniger Vogtei belebnt.
Zn S. 151, Z. 17 von anten lie«: Stiich statt
Bnanng.
Zn 5. 153, Z. 7 von nnten: In Ampleben,
wie anch in Kneltlingen scbeint das iUter«
Scbiff ans Holi bestanden zn haben.
Bin- o. RDDildenkni. d. Htnft. BnqnKhwtlg. III. i.
Zn S. 157, Beiklingen: eine lurris lapidea
Mbtt Hfttte nnd Hof Radekot bis 1340
Im BMiH der v. Berkllngen, dann In dem
dw Mwlaabospitals in Bnnnichweig.
Zu S. 170. S. 5: Stempel abgcb. Ta(. XXm
Vi-
Zn S. 176, Z. 6 von nnten vgL aoeh Bege,
Bugen i]4ff-
Zd S. 17^, Z< l> von ooteni Lnhmuins Be-
richt hat in Jibibnch IV O9o5) oocb nicht
erwhirinm köngan.
Zu S. 178 Ist hinzunfneen: Die ente Er-
böhong de* Walls bat auf einer zwischen
den Funkten a (auf der Nordseite) und f
liegenden Strecke, deren Endpunkte genauer
so ermitteln bisher nicbt möglich war,
stattgefunden; die zweite, mächtige Er-
höhung aber ist nachweisbar auf der ganzen
Strecke von * (im SO) über / bis In die
Nibe von i und anf der Strecke von e
bl* ä, d. b. überall da, wo der Wall etwas
Vorland vor sich hatte.
Za S. 17S, Z. 9 von nnten lic«: verbreiterte
man ibn von e bis i und von c bl* d in
der Weiie, daB diw.
Zu 5. 179, Z. 13 lies: i' statt i.
Zu S. 179, Z. 4 von unten lies: Schmalseite
der Burg bei d.
Zu S. iSa, Z. S lies: und einen icfamalen
bei n.
Zn S. 103, Z. IS Hes: Tafel Xn statt XUI.
Zu S. 105, Z. la: Tafel Xin.
Zn 5. 316, Z. 11 von nnten vgl. Nachtrag
m S. 153, Z. 7 von nnten.
Za S. 118: In Ji.neitlingen befindet tich
auf Hof Nr. 15 noch eine Kemnade.
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Nachträge und BerfcbtiguDgeil.
Zn S. iSS: Weitendoif i. bei SchSppcD-
■tedt S. 249. 154.
Za S. 290; Baibecke, Doifaalage. Flni-
Dune tor nieit stede zwiicben Baibeck e
und Leue; ■. Simm, Amt Saldei 15.
Zu S. 391: Bainin, d. h. Heim des Baro.
Zn S. 300, Z. J4 lies: Heenbafie Wolfen-
bättel— HUdeihdm itatt W.— BTauuchweig.
Zn S. 301; Bruchmacbtettei) UeB aacb
Dreckmachtenen ; 1. Slmm, Amt Salder 1 1 .
Zu S. 330: Heerte. NamentroTmen. Simm.
Amt Salder 10 bringt die Form Hert-
i/i»<m( 1022) bei nndateUt sie loAenWWUd.
Zu S. 333: [Heimen, d, h. Helm det Heim.]
Zd S. 341, Z. J4: Mit dein Banverk Ist
vielleicht der Bergfried anf dem Vorwerk
gemeint
Za S. 359. Z. 3 Ton nuten liei: t. UaUbnrg
lUtt: T. Weldenhnaen (i).
Za S. 403: Die Harzbaig. Quellen nnd
Literatur. Branntcbir. Magazin 1902, 113.
Wolfenbättel. HeibergucbUd, Ecgestr. 25.
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