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Full text of "Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Steinfurt"

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Die 


Ya It- nd Sunftdernkmäler 


von 


Weitfalen. 
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Herausgegeben 


vom 


Probinzial-Perhande ver Probinz Weitfalen 
bearbeitet 


A. Tudorff, 


Königliher Baurath, Provinzial-Konjfervator. 


Münfter i. ID. 


Kommiffions-Derlag von Ferdinand Schöningah, Derlagsbuchhandlung in Paderborn. 


1904. 


Die 


au- und Sumftderkmäler 


des 


Kreifes Steinfurt. 
“ 


Am Auftrane Ves Probinzial-Derbandes der Probinz Weitfalen 


bearbeitet 


von 


A. Tudarf, 


Königliher Baurath, Provinzial-Konfervator. 


ME gefchichtlichen Einleitungen 


Dr. BDühmann, 


Oberlehrer am Gymnaftum zu Burgjteinfurt. 


2 Karten, 475 Abbildungen auf 86 Tafeln, fowie im Tert. 


Müniter i. W. 


Kommiffions-Derlag von Ferdinand Schöningh, Derlagsbuchhandlung in Paderborn. 
1904. 


Eliches und Drud von Alphons Brudmann in München. 


Vorwort 


er den Koften der Deröffentlichung des vorliegenden Bandes hatte der Kreis 
Steinfurt einen Beitrag von 2500 Mlarf bewilligt. 

Die geichichtlichen Einleitungen find von dem Oberlehrer am Gymnafium zu 
Burgfteinfurt, Dr. Döhmann, verfaßt worden. 

Sm Uebrigen ift auf den Inhalt der Dorworte der bisher erjchtenenen Bände 
zu verweifen. 


Münfter, Oftern 1904. 


Tudorff. 


Digitized by the Internet Archive 
in 2015 


https://archive.org/details/diebauundkunstde00ludo_10 


Preis-Berzeicniß 


der erfchienenen Bände (vergleiche Tafel D): 


g ebunden 

Kreis brofdirt kun | in Originalband 

| wie Hamm und Warendorf 
Küdinghaufen.. . 5,60 9,00 10,00 
Dortmund-Stadt . 5,00 6,00 | 7,00 
R Sand . 2,80 5,80 6,80 
Hörde 3,00 6,00 7,00 
AMtünfter-Land 4,50 7,50 8,50 
Bedum 3,00 6,00 | 7,00 
Paderborn 4,20 7,20 8,20 
Iferlohn | 2,40 5,40 6,40 
Ahaus . | 3,00 6,00 7,00 
Wiedenbrüd 3,00 6,00 7,00 
Minden | 4,00 | 7,00 8,00 
Siegen . | 2,40 | 5,40 6,40 
Wittgenftein | 3,00 6,00 7,00 
Olpe | 3,00 6,00 | 7,00 
Steinfurt 4,00 7,00 | 8,00 


Im Drud befinden fich die Bände: 


Rreis Soeft und Bochum-Stadr. 


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Tafel I. 


Drovinz Weitfalen. 


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Stadtkreife: 


er 1. Nüiniter 
5. Bielefeld 
5. Hagen 


6. Geljenfirchen 


2. Recklinmghanfent. 
8. Witten 


9. Hamm 


Maßitab 1: 1 200000 


veröffentlicht. 
———— inpentarifirt. 


7 veröffentlicht vom Provinzialverein für Wiffenfchaft und Kunjt zu Münjter 
(Stadtkreis Hanımı zugleich mit den Sand freis Hamm). 


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Naaßjtab: 1: 200.000 


Kilometer 


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efchichtliche Einleitung. 


ar Kreis Steinfurt grenzt an dte Kreife Ahaus 
im Weften, Coesfeld und Nlünfter-Kand im Süden und 
Teclenburg im Often fowie an die hannoverfchen Kreife Bentheim und Singen im Norden, 


1885 waren von den 77045 ha des Hreisgebietes 55525 ha Dedland (Heiden, Moore). 
Seit 1899 hat der Provinzialverband von Weitfalen mit der Melioration diefer Hedländereien 
zunächft in der Brechte bei Wettringen begonnen, m Jahre 1900 hatte der Kreis 
67241 Einwohner, unter denen 58506 Katholifen, 3198 Evangelifhe und 510 Ifraeliten waren.2 

Das Sand bildet eine von Süd nad) Hord geneigte Ebene von durchfchnittlih 55m AMleeres- 
höhe und befitt bedeutendere Bodenerhebungen (bis 158 m) nur an der Weftgrenze in den Schöppinger 
Bergen. Jm Süden liegen die Höhen von Altenberge (115 m), nordöweftlich davon der Buchenberg (110 m) 
und im Worden eine von der Dechte zur Ems ziehende Hügelfette, die aus dem XRotenberge (96 m), 
dem Tieberge (84m) und den Waldhügel (JO m) befteht. Im Horden des Kreifes liegen die AToor 
und Heideflächen des Weißen Denn, des Ströenfeldes, der Brechte, des Hollicher Feldes und des Großen 
Denn am Grafenftein.’ 

In hydrographifher Beziehung zerfällt der Kreis in die Slußgebiete der Ems im Viften und 
der Dechte mit der Steinfurter Aa im Weften. Der Dortmund-Enisfanal berührt nur die nordöftliche 
Ede des Kreifes in der Bauerfchaft Altenrheine. 


Quellen und Kitteratur zur Gefchichte des Kreifes Steinfurt: 


I. Urfunden und Akten des Kal. Staatsarchivs zu Münfter, der Fürftlichen Archive zu Burgfteinfurt, Coesfeld, 
Bentlage, der ftädtiichen Archive zu Burgfteinfurt, Rheine, Horftmar jowie der Pfarrarchtive und einiger 
Samilienarcdhive. 
II. Urfunsenbüher. Weftfälifches Urfundenbuch, 7 Bde, 1847—1902; davon bejonders Bd. I mo II 
(Erhard, Regesta historiae Westphaliae, bis zum Jahre 1200) und Bd. III (Wilmans, Urfunden des 
BSisthums Münfter 1201 — 1300) nebft Sufäßen und Regiftern. — Codex Traditionum Westfalicarum, 
30. II—V, herausa. von Darpe 1886—1900. — Jung, Historiae antiquissimae comitatus Benthe- 
miensis libri tres. 1773. — Kındlinger, Münfteriiche Beiträge, 53 Bde., 1787—95. — Uiejert, 
Beiträge zu einem Münft. Uefundenbuche. 88. I in 2 Abtheilungen, 1825. — Aiefert, Miinft. 
6 aus einem Pergament-Nlanuffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burafteinfurt.. (Siehe unten.) — 2 Dolfs- 
zählung von 1900. — Dal. Gemeindelerifon für das Königreich Preußen, 1887 md 1897. — Bahlmanı, NReg.-Bez. 
Nünfter, 1895, S. 89, 120. — 3 Statift. Darftellung des Kr, Steinfurt 1865 und 1868. — A. Bömer, Die Moore Mejt- 
falens. V. Der Kreis Steinfurt, 1895. 


£udorff, Bau: und Kunftdenfmäler von Weftfalen, Kreis Steinfurt. l 


[66] 


Nrfundenfammlung, 7 Bde., 1826— 37. Wilmans-Philippi, Die Katjerurfunden der Prov. Weit- 
falen 777— 1315, 2 Bde., 1867—81. Philippi-Bär, Osnabrücer Urfundenbuch, bis jetzt 4 Bde. 
1892— 1902. Sacomblet, Archiv für die Gefch. des Niederrheins, Bd. II., 1854. — Inventare der 
nichtjtaatlichen Archive der Provinz Weftfalen, berausg. von der Biftor. Kommiffton. Bd. T, Beft I, 
Ahaus, 1899. — Heft II, Borken, mit Beiheft 1901 f. 

III. Sammelwerfe. Die Geichichtsquellen des Bisthums Münfter, 4 Bde, 1851—81. — Die weit 


fälifchen Siegel des Mittelalters, herausg. von Tumbült und Jlgen, 4 Hefte, 1882—97. — 
Die aenealoaifchen und heraldifchen Werfe von Fahne (Kölnifche, Weftfäliiche Gejchlechter, Herren 


von Bövel, Dynaften von Bocholt). — Wappenbuch des weitf. Adels von M. von Spießen, 
1898 ff. — Adreffalender des Hochftifts Münfter, 1776—1802. — Sammlung der Gejete 
und Derordnungen, welche im fürftenthbum Miünfter u. |. w. 1359-1811 ergangen find, 3 Bde., 
1842. v. Sedebur, Allg. Archiv f. d. Gefchichtsfunde des Preuß. Staates, Bd. 4, 7, 10, 11, 
Berlin 1831—35. Trof, Wochenblatt zur Kunde der weftf.-rheinifchen Geich., Hamm 1824. — 
Trofß, Weitphalia, 2 Bde., 1825 f. — Wigand, Archiv f. Gejch. u. Alterthumsfunde Wejtphalens, 
7 Bde., 1826—52. — Seitfchrift des Dereins f. Gejch. und Alterthumsfunde Weftfalens, 60 Bbe., 
1858— 1902. — Schnaar, der Unbefangene, Burgfteinfurter Wochenblatt 1804— 1811. 


IV. Ueitere Kitteratur. Hamelmann, Opera genealogico-historica de Westphalia et Saxonia inferiori, A711. — 
Bobbeling, Beichreibung des ganzen Stifts Münfter, herausg. von J. D. von Steinen, 1742. — 
Bd. von Hövel: Speculum Westphaliae. Manuffript Ir. 108 der Bibl. des Alterthumsvereins zu 
Münfter. — Kock: Series Episcoporum Monasteriensium, 4 Theile, 1816. — Yünning: Monumen- 
torum Monast. decuria prima, 1747, und die Handfchriften Nünnings in der Bibl. des Rittmeifters a. D. 
von Sur Mühlen auf Haus Offer. — Rolevince: De laude veteris Saxoniae, herausq. von Troß 1865. — 
Stangefol: Opus chronologicum et hist. circuli Westphaliei, 1656. — Prothocollum continuum 

s Gravenhage 1697. — J. D. von Steinen, Wejtphälifche Gejchichte, 
4 Theile, 1750—60. — Tefjchhenmacher, Annales Cliviae etc. ed. II. 1721. — Wittius, Hist. 
antiquae occidentalis Saxoniae s. Westphaliae, 1778. — Schaten, Annales Paderbornenses, ed. II, 
1774. — Büfchtng, Vene Erdbefchreibung, 5. Aufl. 1771, II. Theil, I. 39., 626 ff., 951 ff- 

V. Yreuere Kitteratur. Bahlmanı, Der Reg.-Bez. Niünfter, 1895. — Derjelbe, Heue Beiträge zur Geich. 
der Kirchenvifitatton im Bisthum Mlüinfter (Weftd. Heitichr. VIII, 3552—387). — Derjelbe, Müiniter- 
ländifche Märchen, Sagen, Kteder md Gebräuche, 1898. — Darpe, Mlehrere Gymn.-Programme und 
Abhandlungen in der Weftf. Stichr. (Dal. unter Horftmar und Rheme). — Döhmanı, desal. (Dal. 
unter Burafteinfurt, Horftmar und Sangenhorft),, — Erhard, Gejch. Miünfters, 1857. — Goede, 
Das Sroßherzogthum Berg 1806—1815, Köln 1877. — Bechbelmann, Entwidelung der Sandes- 
boheit der Bijchöfe von Mlinfter. Progr. Minfter 1868. — Hüfing, Kampf um die Fath. Reltaton 
im Bisthum Münfter 1535 — 85, Müinfter 1885. — Derfelbe, Fürftbiichof Ch. B. von Galen, 1887. — 
Jacobjon, Gejc. der Yuellen des Kirchenrechts des prenf. Staates, Theil IV., Bd. III, Königsberg 1844. 
— Kampjchulte, Geich. der Einführung des Proteftantismus im YWeftfalen, 1865. — Derfelbe, Die 
wejtfälifchen Kirchenpatrozinien, 1867. — Keller, Die Gegenreformation in Wejtfalen und am Mieder- 
rhein, 3 Bde., 1881—95. — Kumann, Manuffripte über minfterifche Gefchichte in der Bibl. des 
Altertbumsvereins Münfter. — Sindner, Die Deme, 1887. — Konginus (Dr. Wefthoff), Führer 
durch das Miüinfterland, 2 Bde., 1892—96. — Kübfe, Die mittelalterliche Kunjt in IDeftphalen, 
1855. — vd. Münftermann, Almanach des Sippe-Departements, 1815. — Nordhoff, Der Holz- 
und Steinban Weftfalens, 1875. — Derjelbe, Denfwirdigfeiten aus dem münft. Humanismus, 1874. — 
v. Olfers, Beiträge zur Gefch. der Derfaflung u. Herftücelung des Oberjtifts Miünfter, 18 8. — 
v. Raet v. Bögelsfamp, Manuffripte im Stadtarchiv zu Burgjteinfurt und im Kal. Staatsarchiv 
Nünfter. Mehrere Abhandlungen in verfchtedenen SHeitichriften. Pol. die Angaben bei den einzelnen 
Orten. — Schlüter, Provinztalvecht der Prov. Wejtphalen, I., 182%. — Statiftifche Darjtellung 
des Kreijes Steinfurt 1865, 65, 68. — Tibus, Gründungsgejchichte der Stifter, Pfarrfirchen, Klöjter 
und Kapellen im Bereiche des alten Bisthums Miünfter, 1867—85. — Tüdiing, Gejch. des Stifts 
Nüinfter unter Chriftophb Bernard von Galen, 1865: — Wesfamp, Herzog Chrifttian von Braum- 
ichweig und die Stifter Miinfter und Paderborn im Begtme des dreiftajährigen Krieges 1618—22, 
Paderborn 1884. — Wesfamp, Das Beer der Kiga in Deitfalen 1622—25, Miünfter 1891. 


5) 


quaerelarum Bentheimensium, 


Don den fünf Bauen, in welche das Mlünfterland zur Seit Karls des Großen zerftel, find 
drei mit Gebietstheilen in dem jetigen Kreife Steinfurt vertreten, der Scopingau, der Burfibant und 


der Dreingau. Sum Dreingau gehörten Altenberge, Yordwalde und Hembergen, zum Scopingau 


+ 


die ganze Wejthälfte des Hreijes, das Slußgebiet der Dechte und der Aa; in ihm werden Wateringas 
(Wettringen) 858, Scagahornon (Schagern), Seliun (Sellen), Veliun (Deltrup), Halahtron (Haltern) und 
Leheri (Xeer) SIO erwähnt. Im Gau Burfibant, deffen Haupttheil die Graffchaft Bentheim bildete, 
wird 858 Reni (Rheine) genannt. Dagegen Nortanthetun (Emsdetten), Gelanthorpe (Gellendorf), 


Binutloge (Bentlage), Rotha (Rodde), fämmtlich bei Rheine gelegen, gehörten SIO zum Kenfiongau 


(Denfigau, Denfinne), dejfen Kern die fpätere Graffchaft Singen bildete.! Atit der Gaueintheilung 
hängen die Freigraffchaften und Gograffchaften zufammen. Im den Freigerichten richteten vom Könige 
betätigte Sreigrafen mit ihren Schöffen über Freie, in den Gogerichten, denen die Blutgerichtsbarfeit 
zujtand, urtheilten landesherrlihe Richter über landfäfftge Unterthanen.? 


Sreigeaffchaften. I. Jm Dreimgau die Freigrafichaft der Stadt Münfter 3 Befier derjelben waren 
die Bifchöfe von Münfter, welche jte 1285 von den bisher damit belehnten Rittern von Schönebeck 
zurucfanften + und fie 1526 der Stadt Minfter als Sehen überliegen.s Don den 15 zugeböriaen Kirch 
ipielen liegen Altenberge, Nordwalde und Hembergen im Kreife Steinfurt mit folgenden Freiftühlen: 
1. Honhorst oder vrigraviatus in publica strata regia quae dieitur konynges strate in loco thon Gildehus 
tor Helle in parochia Oldenberge; 2. Honsele, Hanjell; 5. cometia libera aput Wosten, wohl bet dem 
Erbe Wöjtmann (tor Wostene), Bich. Weftenfeld; 4. Nordwalde; 5. Greven, prope domos sive casas 
dietas Erle (wegen Hembergen).® 

II. Jm Scopingan dte Freigrafichaft Saer,7 die 1562 aud) frigraviatus Borehstenvordiensis 
genannt wird, weil Ste jeit 1279 von den Edlen von Ahaus aus dem Haufe Horitmar an dte Edlen von 
Steinfurt überlaffen war.® Katfer Karl IV. verlieh 1557 die Freigraffchaft und den Schöffenftuhl zu Kaer 
dem Edlen Baldewin von Steinfurt und feinen Erben als NReichslehen, und die jpäteren Kaifer ernenerten 
dtefe Belehnung.9 Es gehörten dazu das fternfurtifche Amt Rüfchau mit den Kirchipielen Kaer und 
Bolthaufen und den Bauerfchaften der Beerlage, ferner die Herrichaft, feit 1495 Grafichaft Stemfurt 
und dte Kirchiptele Wettringen, Welbergen, Horftmar, Seer und Havirbed. Außer dem Hanptjtuhl zu 
Saer gab es Freiftühle zu Wettringen, Seer, Havirbek und auf dem Nüjchefelde im der Beerlage.'> 

Meber Freigerichte im Burfibant- und Senfiongan find Feine Macdrichten erhalten." 

Gogerihte. I. Sanowelle, im Scopingan und im münfterifchen Amt Horjtmar bei Metelen am Gaufs 
bache, zuerjt 1278 erwähnt, "? wurde 1296 durch Bifchof Eberhard von Dieft den münjterifchen Miniftertalen 
von Asbee abgefauft.3 Bifchof Otto IV. ließ fich während jenes Streites mit Steinfurt 1595 „mit 
Urtbeil und Recht” bejcheinigen, daß 15 Kirchfpiele zum Stuhl von Sandwelle gehörten, nämlich Ohne, 
Wettringen, WDelbergen, Ochtrup, Steinfurt, Borghorft, Leer, Horjftmar, Schöppingen, Eagerode, Viter 
wic-Holtwic, Segden, Heef, Epe und Metelen.* Er mufte aber fchon 1596, um fich aus der G Sera 
ichaft im Buddenthurm des Steinfurter Schloffes zu befreien, die von Steinfurt beftrittenen „Nechte, 
die er feines Stiftes wegen an ven Kirchipielen Steinfurt und Borghorft zu haben meinte”, dem 
Edlen Sidolf von Steinfurt für 2000 Goldgulden verjezen.5 Das zwifchen Bentheim und Münfter 
ftreitige Kirchipiel Ohne wurde 1744 fo getheilt, daß Ohne felbft zu dem Bentheimijchen Gogericht 
Schüttorf geichlagen wurde, während die dazu gehörige Banerjchaft Haddorf bei dem Deft uno Gogericht 
Sandwelle verblieb."% — Sandwelle war lange das höchite Gericht des Bisthums und diente bis zur 
Errichtung des weltlichen Hofgerichts (1572) als Appellattonsinftanz für die übrigen minfteriichen 
Gerichte. Die Rechtsiprüche des Stuhls zu Sandwelle waren deshalb von Wichtigkeit und wurden als 
Gödings Artikel gefammelt.'7 


: Erhard, €C.D. 11. — Kacomblet, Ardiv II, 209 ff., 216. — Osnabr. Urkb. I, S. 47—52, 560 f. — Reismamı 
Srone, Gejch. der Grafichaft Tefeneburg, 1894, S. 9 ff. — Tibus, 272 f., 286 ff., 5319, 351 f., 827 u. a. — 2 Dal. Kinoner, 
Deme 317 ff., 402 ff. — 3 Kindner, 25 f. — Kedebur, Acchtv X, 154 ff. — Kindlinger, Beiträge III, 286 u. Hrf. Yır. 192 A. — 
CTibus 296 ff. — + Wilmans, W.1U.8. III, 1202. — 5 Ebenda, Anm. 2. — Sindner, 26 fe — ° Wilmans, III, 945. — 
Tibus, 298 f. — Sinner, 25. — 7 Sindner, 6, 21 ff. — Kindlinger, II, 278. — Wilfens, Edle von Steinfurt, 66. 
Tibus, 307 f., 317 f. — ® Wilmans, II, 1069. — 9 Niefert, V, 216 f., 296, 298, 359. — '° $. Benth. Arch., Immedietät 
II, 45. — Sindner, 21 ff. — Tibus, 307 f. — !t Sindner, 165, 182. — Tibus, 309. — 2) Wilmans, III, 1054 u. Anm. — 
3 Wilmans, III, 1555 f. — "+ Summarifche Deduction 1698, Beilagen, S. 80 ff. — Kindlinger, Beitr, III?, 281 f. — 
Bobbeling, 55, 57. — "5 Xiefert, V, 294; VI, 28. — Dol. Hobbeling, 59 $. — Summ. Deductton, 22. — "© Miefert, VI, 22, 


7 Hobbeling, 55; v. Olfers, 16. 


Il. Das Goaericht Rüfjchau war das Gericht des jchon im 15. Jahrhundert in den Bejitz 
der Edlen von Steinfurt aelanaten Amts Rüfjchau, wozu die Kirchipiele Kaer und Holthaufen und die 
Bauerfchaften der Beerlage gebörten. 1452 verzichtete Miünfter auf die Geltendmachung von Anfprüchen auf 
das Gericht ton Rufchoumwe, fo lange es nicht durch Sahlung von 2000 Goldgulden das Wiederaufleben 
diefer Ansprüche erfauft haben würde." Seit Münfter 1582 umfonft verlangt hatte, Steinfurt jolle 
ibm gegen Zahlung des Pfandichillings von 4000 Goldgulden die angeblich dafür ihm verpfändeten 
Kirchipiele Steinfurt und Borahorit jowie das Amt Rüjchau wieder ausliefern,? verhinderte es die 
Strafen von Steinfurt an der Ausübung ihrer Rechte im den ftreitigen Kirchipielen und zwang fie 
endlich durch die Bejeung der Stadt Steinfurt (1660—1716) zu dem Dertrage von 1716, nach welchem 
die Grafen mır das Kivchjptel Steinfurt als eine reichsunmittelbare Grafichaft behielten und im den 
übrigen Kirchipielen auf die unterherrliche Inrisdiftton umter münfterifcher Sandeshoheit gegen eine 
Entichädiaqung von 125000 Reichsthalern bejchränft wurden.3 

II. Das Gogericht zu Rheine wurde 1545 und 1551 von Bifchof Ludwig II. den Herren 
von Rheine abgefauft und daber als münftertfches Sehen bezeichnet.4 Sum Gericht Rheine gehörten die 
Kirchipiele Rheine, Neuenfirchen und Mejum, während Elte zum Gericht Bevergern gerechnet wurde.5 

IV. Das Gogericht Meeft (tor Mejet) im Dreingan, wozu auch Altenberge, Nordwalde 
md Hembergen gehörten, wurde von den Biichöfen 1555 und 1569 dem Domfapitel und der Stadt 
Nünfter verfauft.° — An jonftigen Gerichten waren im Kreife vorhanden: 

V. Das Stadtgericht BHorftmar, deffen vom Bifchof ernannter Richter zugleich den 
Buramannen dafelbjt die Aufrechterhaltung ihrer Privilegien bejchwören mußte. Dazu gehörten aufer 
der Stadt Horftmar die Niederbanerjchaft md vom Kirchiptel Keer die Bich. Alft.7 

VI Im Wigbold Metelen hatte die Abtiffin die niedere Gerichtsbarfeit.® 

VII. Das Stadtgericht Steinfurt für Stadt und Kirchipiel war im Befie der Edlen 

und Grafen von Steinfurt. Als zweite Inftanz diente Anfangs der Rath der Stadt Münfter und feıt 1581 

das gräfliche Hofgerich, die höchite Inftanz bildeten das Reichsfammergericht und der Reichshofrath.9 

Die Ardidiafonalgerihrte hatten über alle in Kirchen und auf Kirchhöfen begangenen Dergehungen, be- 
jonders über Sittlichfeitsvergehen, zu erfennen.° Archidiafonalrechte übten aus”: 1. Der Propft 

von St. Sudgeri als Archidiafon von Winterswic über Altenberge, Nordwalde, Hembergen, Borg- 

horft aufer der Immunität, Rheine, Nefum, Elte, Emsdetten, Venenfirchen und bis zur Reformation 


auch im Kirchiptel Stemfurt. — 2. Der Archidiafon von Billerbeck über Holtbaufen. — 3. Der 
Domthejaurar über Keer. — 4. Der Thejaurar des Alten Doms über Kaer. — 5. Der 
Dechant des Kollegiatftifts Horjtmar über Horftmar. — 6. Die Abtifjin von Borghorit 


über die Immunität dafelbjt. — 7. Die Abtiffin von Sangenhorjft über Sangenhorjt, Ochtrup und 
Wettringen. — 8. Die Abtifjin von Nletelen über Metelen (LWigbold und Kirchipiel) und Welbergen. 


Bis zu feiner Säfularifation (1805) wurde das Bisthum Mlünfter eingetheilt in Aemter. 
Don den neuen Aemtern des Oberftifts waren an unferm Kreife betheiligt die drei Aemter Wolbed, 
Horftmar und Rheine-Bevergern. Sum Amte Wolbed gehörten Altenberge, Hordwalde und Hem- 
bergen; zum Amte Horftmar: Ochtrup, Wettringen, Welbergen, Kangenhorjt, Metelen, Leer, Horjt- 
mar und feit 1716 Borghorft, Kaer und Holthaufen; zum Amte Rheine-Bevergern: Stadt und 
beide Aemter Rheine, Heuenfirchen, Mefum, Elte und Emsdetten. 

Stadt und Kirchfpiel Steinfurt (65 qkm) bildeten ein reichsunmittelbares Gebiet für fich unter 
den Kamen der (Mieder-) Braffchaft Steinfurt. Dor dem Dertrage von 1716 befaßen die Grafen 
von Steinfurt außer diefen immediaten Diftrift noch die Obergraffchaft Steinfurt, bejtehend 
aus den Kirchfpielen Borghorft, Kaer, Holthaufen (81 qkm) und den Bauerfchaften der Beerlage nebjt 
Höpingen (40 qkm). 


* Yliejert, VI, 28 ff. — ? Ebenda, VI, 301 ff., 259 ff. — 3 Ebenda, VI, 400 ff. — * Darpe, Stihr. 48, S. 191, 
205 f. — 5v. Ölfers, 22, 92, 79. — © XNiefert, 4.8. It, S. 509, 311- — Hobbeling, 17. — v. Ölfers, 88 f. — 7 Hobbe 
ling, 5%. — v. Ölfers, 827. — Darpe, Stihr. 40, 5. 110. — ® Hobbeling, 55. — v. Olfers, 89. — 9v. Olfers, 24 f. — 
Protofollbuch Gerds von Scheven. — ° von Olfers, 18. — liefert, VII, 114—146. — Hof und Adreß-Kalender 1785, 
S. 86—96; 106— 111. — Tibus, Weihbijchöfe, 164 f. — Keller, Gegenreformation, III, 5309 f. — Wejtdeutiche Heitichr. 
VII, 356 f. — Billing, Seitichr. 60, 5. 15—88. — tv. Ölfers, 48, 51. — Hobbeling, 51 f. — Cod. Trad. Westf. IT, 


2\, 79, 92 J. 


4 

Durch den Neichsdeputations-Hauptfhlug wurde 1505 das Bisthum Nlünfter järularifivt und 
mit allen darin liegenden geiftlihen Gütern an weltliche Fürften zur Entihädigung für ihre Derkufte 
auf den Iimfen Rheinufer vertheilt. An den König von Preußen fiel dabei die Dithälfte des Bisthums 
unter dem Yamen des Erbfürftentbums Mlünfter; hierzu gehörte das Amt Rheine-Bevergern rechts 
der Ems. Der Berzog von Fooz-Lorswarem erhielt das Amt Aheine-Bevergern linfs dev Ems 
fowie einen Theil des Amts Wolbet mit Altenberge, Nordwalde und Hembergen; er nannte jich 
feitdem Kürft von Rheina-Wolbet. Dev Wild- und Rheingraf von Salm-Grumbah wurde mit 
dem Amte Horftmar entfchädigt, und dadurch wurde der weitliche Theil unferes Kreifes vheingräflich. 
Aber fhon 1806 verloren in Folge der Errichtung des Rheinbundes der Herzog von Kooz, der Rhein 
graf und der Graf von Steinfurt, welcher 1805 Bentheim geerbt hatte, ihre Kandeshoheit, und ihre 
Beiittungen wurden dent neugebildeten Großherzogthum Berg unter Napoleons Schwager Joachim 
Murat einverleibt. Als nad) dem Frieden von Tilfit 1807 auch das preußifche Erbfürftenthum 
Atünfter bergifh geworden war, fjtand zum erjten Ntale das gefanımte Gebiet unferes Kreifes als 
Theil des Emsdepartements unter einem einzigen Derrfcher. 1810 vereinigte Yapoleon, der feit 
der Derfegung Murats nad Heapel (1808) in Berg regierte, den nördlichen Theil von Berg mit Frank 
reih und fchlug 1811 den linfs der Ems gelegenen Theil unferes Kreifes zum Kippedepartement und 
den Reit auf dem rechten Emsufer zum Oberenisdepartement. Lach der Dertreibung der Sranzofen 
1815 gewann Preußen nicht nur jeine früheren Gebiete zurüd, fondern erhielt durch die Derträge 
von 1815 auch die Sandeshoheit über die Känder der medtatifirten ehemaligen NReichsunmittelbaren 
im Nlünfterlande.! 1816 erfolgte die Bildung des NRegierungsbezirfs Nünfter und die Eintheilung 
desjelben in zehn Kreife.2 Sum Kreife Steinfurt gehörten feitden folgende Bürgermeiftereien, Aemter 
und Gemeinden: 

Bürgermeiftereten: 1. Burgfteinfurt. 2. Rheme. — Aemter und Gemeinden: 5. Altenberge; 4. Borg 
horit; 5. Emsdetten mit 6. Hembergen,; 7.—9. Horftmar mit 7. Stadt Horitmar; 8. Kirchfpiel Horftmar md 9. Seer; 
10.— 11. Saer mit 10. Holthaufen und 11. Kaer; 12.—15. Metelen mit 12. !Digbold Metelen und 15. Kirchiptel Metelen; 
14. Ueuenfirchen,; 15. Norowalde;, 16.—18. Ochtrup mit 16. Sangenhorit, 17. Wigbold und Kirchipiel Ochtrup und 
18. Welbergen; 19.—22. Rheine mit 19. Elte, 20. Mejum, 21. Rheine Iimfs der Ems und 22. Rheine vechts der Ems; 
25.—25. Steinfurt mit 25. Hollich, 24. Sellen und 25. Deltrup; 26. Wettringen. 

Die Firhlihe Eintheilung entipricht der politifchen, doch bilden Stadt und Kirchiptel Horftmar, Wtgbold und 
Kirchipiel Metelen, Stadt und beive Aemter Rheme, endlich Stadt und Amt Steinfurt je eine Pfarrgemeinde, jo daß das 
Defanat Steinfurt im Ganzen 19 Fatholifche Pfarreien umfaßt. Evangelifche Pfarrgemeinden befinden fich mur 
in Surajteinfurt, Rheine, Emsdetten und Ochtenp. — Klöfterliche Niederlafjungen giebt es heute nicht mehr im 
Kreife. Dor der Yapoleoniichen Seit waren hier aber vorhanden drei freiweltliche Damenftifter oder Albteien zu Metelen, 
Borghorft und Kangenhorft, eine Johanniter Kommende zu Burgfteinfurt, ein Kreuzherrenftift zu Bentlage und ein 
Sranzisfaner- oder Objervantenklofter zu Rheine. 


” Dal. von Ölfers, Beiträge, 5. 24—40. — Schlüter, Provinzialvecht, I, 576 ff. — Bahlmann, Reg.- Bez. 
Müinfter, 5. 8—16. — I. v. Münftermann, Almanacdı des Sippe-Departements für 1813, S. 15 ff., 53, 55, 76 ff. — 
Darpe, Gejch. des Fürjtenthums Rheina-Wolbet, Stichr. Bd. 35, 5. 150. — Goecde, Großherzogthum Berg, S. ı fi. — 
2». Ölfers, S. 37 ff. — Bahlmann, S. 17 ff., 51, 58 f., 23 f. 


a 


enlerne. 


Die Gemeinde Altenberge umfaßt 
das Dorf Altenberge und die Bauerfchaften 
“ Entrup, Banfell, Hohenhorft, Kümper, 
Waltrup und Weftenfeld mit 6255 ha und 2851 Einwohnern, die bis auf 
20 Evangelifhe und 2 Jfraeliten fänmitlic Fatholifh find. 


Quellen und Kitteratur: 


Pfarrarchtv: Kirchenbücher jeit 1666. — Konginus, Sührer, I. 25 f. — 
Tibus, Gründunasgejchichte, S. 455 fF., 467 ff. 


Die Pfarrei Altenberge wird zuerft 1181 erwähnt;2 fie ift aber weit 
älter, da ihre Siltalpfarrei Yienberge bereits um 1050 vorhanden war.’ Kirchenpatron ift der 
hl. Johannes der Täufer 4 Das Befeßungsrecht der Pfarritelle hatte der Domprobft.5 Der ältejte 
Theil der Kirche, ein im Jahre 1882 abgebrochener romanifher Thurm, gehörte dem 12. Jahr- 
hundert an. Nach der Ueberlieferung ift der Seitenaltar in der Kirche ehemals der Hocdyaltar der 
Großen Kirche zu Burgjteinfurt gewefen. Eine dem hl. Johannes Yepomuf geweihte Kapelle liegt 
in der Bauerfchaft Hanfell und gehört zum Gute Rumphorft. 

Den größten Grundbefiß hatte im Kirchfpiel das münfterifhe Domkapitel, welcyes hier die 
Amtshöfe Dahl (Dale), Kembed (Lembeke) und Kümper (Cumpe) befaß.” Der Hof Schulze sfort, 
füdlih vom Dorfe, bildete die fhon 1176 erwähnte Domobedienz Aldenbergeh (obedientia Ysvordinck).S 

Ritter von Altenberge werden 1142 bis 1294 erwähnt. Sie waren wohl die Der- 
walter der bifchöflichen Curtis in Oldenberge, auf deren Grunde die Kirche und das Dorf erbaut 
jind. 1424 bejtimmte Bifhof Otto IV, in feinem Teftament 200 Marf zur Wiedereinlöfung diefes 
an Everhard von Korf verpfändet gewefenen Haupthofes.!0 


" A aus einem Pergament-Manunffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burajteinfurt. (Siehe unten). — ? Erhard, 
C.D. 417. — 3 Tibus, 417 f. — # Tibus, 469 f. — 5 Cod. Trad. Westf. II, 167. — © Tibus, 470. — Songinus, I. 23 
(irrige Angabe über den Abbruch). — 7 Cod. Trad. Westf. II., 191 f., 188 f., 146 fe — °® Erhard, C. D. 385. — Cod. Trad. 
Westf. II, 35 f., 40. — üiefert, VII, 422, 556. — 9 Erhard, C.D. 238, 285. — "° Münft. Geidh.-Quellen I, 91. 


Da 


Kehengut des 


iıfı 


fonds eimverleibt, % 


Domfapitels und gehörte um 1600 dem Dr. Dietrich von Schelver. 


3emerfenswertb ift an dem Gute nur noch der alte Speicher. 


Baus Siehierding (Seghebrachtine, Segbertine) in der Bauerfchaft Waltrup war ein 


5 


an die efuiten verfauft und 1774 nad) der Aufhebung diefes Ordens dem muünfterifchen Studien 


Das Haus Bonding (Bodinch ton Brinke) in der Bauerfchaft Westenfeld bietet auch nur 


in dem als Speicher dienenden Thorhaufe eine Erimmerung an eine befjere Dergangenheit. 


Hlas 


malereten nennen als frühere Befiter den Dizefanzler Dr. Dietrich von Schelver 1582 und den Offizial 


Hermann Bifchoping 1617. 


Altenberge wurde 1591 und 1600 von den Spantern und den 


von den Braunfchweigern, NMlansfeldern und Kigiften wiederholt geplündert.2 


es) 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Altenberge. 


1. Dorf Altenterne. 


1% Kilometer jüoöftlich von Burgfteinfurt. 


a) Kirche,’ Fatholifh, sothifch, 


dretfchiffige, dreijochige Hallenfirche, Thor einjochig mit 5/8 Schluß 
jeite. Thurm abgebrochen. 


t Cod. Trad. Westf, II., 39, 4. 5; 64, 4. 5. — Songinus, I. 27 


. 27. — 2 Ntünjt. Gejch.-OYuellen TIL, 115, 119 
>. 45; Otte, Kunft 


155. — Wesfamp, Kiga, 46, 95, 509. — 3 1882—83 nach Weiten erweitert. — Kot, Deutjchland, 
archäologie, Theil IT, S. 219. 


Yiederländern, 1622 und 1025 


3. Safriftei an der Süd- 


) 


Kreuzgewölbe mit Schlußfteinen und XRippen zwifchen 
ipisbogigen Gurt- und Schildbogen auf Säulen mit Dienften, 
Wand- und Eddienjten. Kapitelle glatt. Strebepfeiler mit 
Biebelabdefungen. Schiffjoche mit Giebel. 

Fenfter fpitsbogig, zweitheilig mit Maßwerf; im Sjtlichen 
Joch der NHordfeite eintheilig, Portalfenfter der Südfeite vier- 
theilig (Abbildung Tafel 2), in der Safrijtei dreitheilig. 

Portal der Südfeite zweitheilig, gerade gefchloffen (Ab- 
bildung Tafel 2); Eingang der NYordfeite flachbogig, der 
Safrijtei gerade gejchlofjen. 

Altsrauffag, Nenaiffance” (Barod), 17. Jahrhundert, von Stein, 
Säulenaufbau mit Neliefs, Darftellungen aus der Keidens- 
sefchichte und Siguren; 1,66 m breit. (Abbildung Tafel 2.) 

Saframentsbäuschen, gothifih, an der Wordfeite des Chors, Yifche 


mit Stalen und dreiekigem Tympanon, Oeffnung 54/79 cm 


groß. (NIbbildung nebenftehend.) 


Kronleuchter, Renaiffance, 17. Jahrhundert, von Bronze, achtarmig, 


eimreihis, TO cm hodh. (Abbildung nachitehend.) 


8 Leuchter, gothifch, von Bronze, mit Ringen, SOcm hoh. (Abbildung vorftehen®.) 


I Zeuchter, Nenaifjance, von Bronze, mit Ringen, 84 cm hod). 


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ul 
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Mörier. Krug. 


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£udorff, Bau und Kunftdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 


10 


Pule, jpätgothifch, von Holz, 1,356 cm hoch. (Nbbildung Seite 9.) 

Agraffe, ipätgotbifch, von Kupfer, vergoldet, mit Madonna und Engeln, 14 cm breit. (Abbildung Seite 9.) 

Anfebrift auf der nnenfeite des Safrifteieinganges mit Jahresjahl 1590. 

b) Privatbefib, 

Misrfer Derfpohl), Renaiffance, 17. Jahrh., von Bronze, mit Wappen, 21 cm ho. (Abbild. Seite 9.) 

YNiösrfer (Brotemeyer), Nenaiffance, 16. Jahrhundert, von Bronze, mit Wappen und nfchrift; 
brujn ban Gent und arit fin Hucsfru. anna dammi m cceeee Irii (1562). 15cm hod). 

Niösrfer (Deilmann), NRenaiffance, 17. Jahrhundert, von Bronze, mit Ornament und Jnfchrift: 
laus deo semper. 1650. 9!/2cm hod). 

Krug (Wobbe), Renaiffance, 16. Jahrhundert, Bartfrug mit Eichenlaubranfen, von Steingut, 55 cm 


hoh. (Abbildung Seite 9.) 


2. Daus Dteberding (Befiser: Studienfonds Müniter). 
ıs Kilometer jidöftlich von Burafteinfurt. 
Speicher, Renaiffance, 17. Jahrhundert, Bacfteingebäude mit Haufteingliederungen und Sachwerf. 
Giebel mit Auffägen und Mufchelendisungen. Yüfche mit Madonna. Jahreszahl 1661. 
Senfter zweitheilig mit Steinpfoften. (Abbildung nachjtehend.) 
Pofal (Bartels), Renaiffance (Barod), von Silber, 
getrieben, Suß neu. 24cm hodh. (Ab- 
bildung nachjtehen®.) 


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Altenberge. Tafel 1. 


Bau und Kunitdenfmäler von Wejtfalen. Kreis Steinfurt. 


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liches von V. Brudmann, München. 2, Aufnahmen von Wenning, Burgfleinfurt, u. U. Kudorff, 1894, 


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Smpoftanfiht; 2. Innenanfiht nah Often. 


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Das Amt Borghorft befteht aus dem Dorfe Borghorft und den Bauerfchaften Dunpte, Dften 
dorf und Wilmsberge mit 4618 ha und 7064 Bewohnern, und zwar 6795 Natholifen, 218 Evangelifchen 
und 52 fraeliten. 


Quellen und Kitteratur: 

Fürftlih Salm-Horftmarfches Arhiv, Stift Borghorit: 259 Stücke (Renten, Schnten, Kolonate, 
Schen-, Marfen-, Kirchen, Schulfachen, Dogtei, Burje, Amtleute, Rechnungen, Regiiter, Protofolle, Prozefakten, 
Privilegien, Wahlen, Kapitulationen, Beftättgungen, Statuten, Teftamente, Stiftungen). — fürftlich Bent 
heimfches Archiv: Edelvogtei Borghorit. Immedietät u. a — Kgl. Staatsarchiv zu Magdeburg: 
22 Mrff, von 968 — 1495 das Stift und 21 Urff. von 1452— 1713 die Doater betreffend. — Kal. Staatsarchiv 
Münfter: 46 Urfk. (Copien) von 974—1757; Copiare in Ms. IH, 41, 42; I, 12. — Ms. VII, 1322: Necrologium 
ecel. Borchorst. Perg. saec. XII. ex. — Ms. VII, 14 Ercerpte eines Totenbuchs (Nlooyer 1859). — MLA. Rep. 73, 5, 
Ar. 8: Akten über die Dogter 1400— 1785. — Chroniken: Ms. II, 12, S. 76f. — Stammbäume. — Dal. Dom 
Fapitel, Aften II, I, 6. — Bibl. des Weitf. Alterthumsvereins: Ms. 555 (Pröbftinnen-Regifter 1649 — 79). — 
Pfarrardhiv: Getaufte feit 1642, Getraute feit 1644, Geftorbene jeit 1790. — Chronif des Difars Jofeph 
Wildt: Nachrichten der Dorzeit zum Dergnügen der Nachwelt, 1791 — 1817, 379 Seiten. — Uiefert, Minft. 
Urk£.-Sammlung II, 14— 33; IV, 324—432. — J. P. de Ludewig, Relliquiae Manuscr. Praef. ad tom. I, 49; 
tom. XII, 380f. — Pal. Jung, Hist. antiqu. Comit. Benthem. €.D. 5. s80ff. — 8. Moller, Encomium 
Agnetis & Limburg-Stirum abbatissae inauguratae 1604. — v. Naet: Etwas über das Stift Borghorit. Im 
„Bermann”, Effen 1815, Ar. 2. — Steinfurter Wochenblatt 1852, Ar. 7. — Tibus, Grimndungsgefcichte, 
szıff., 571f. — Sandois, Die Baumfargmenfchen von Borghorft. (XV. Jahresbericht des Prov.-Derems 
f. Will. u. Kunft.) 


In Borghorft (Burchurst, Borchorst) erbauten 968 Bertha, die Wittwe des Grafen Bern 
hard, und Hadwig, ihre Tochter, auf dem Befitsthum diefes Grafen eine dem hl. Yifomedes geweihte 
Kirche und ein Klofter und fchenften demfelben alle ihre Erbgüter. Auf ihre Bitte nahm Kaifer 
Otto I. ihre Stiftung in feinen Schuß und übertrug dem von ihm eben gegründeten Ersftift NMagde 
burg die Befhirmung des Klofters durch einen von dem Erzbifhof einzufeßenden Dogt.2 974 er- 
langte Erzbifhof Adalbert von Magdeburg von Kaifer Btto II. nicht nur die Beftätigung diefer 
Bejtimmungen, fondern auch die Befreiung des Klofters von jeder weltlichen Berichtsbarfeit, freie 
Wahl der Abtiffin durch die Nonnen, welhe nur an die Zuftimmung Magdeburgs gebunden fein 


2 3 aus einem Pergament-Manuffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burafternfurt. (Siehe unten.) — ? Erhard, 
C. D. 70; Regg. 610; Tibus, 872 ff.; Xiefert, II, 14. 


follten, und befonders die Ausfchliegung des Bifchofs von Mlünfter von jedem Einfluß auf die Klofter 
angelegenbeiten. Yur zur Dornahme bifchöflicher Umtshandlungen, und felbft dann nur auf die aus- 
drücklihe Einladung der Abtiffin, follte der Bifchof das Klofter betreten dürfen." ach dem Tode 
Bertbas focht Bertbeid, ihre Tochter aus zweiter Ehe, die Schenfungen ihrer Mutter an; doch wurde 
989 durch Faiferliche Dermittelung eine Einigung erzielt und der Befis und die Privilegien des Klojters 
von Heuem bejtätigt.? 

Diefe ungewöhnliche, unabhängige Stellung des Klofters gegenüber dem Diöcefanbifchof er 
Flärt ji nur durch die verwandtfchaftlichen Beziehungen der Stifterinnen zu dem mächtigen Gefchlechte 
der Billunger und dem fächfifshen Kaiferhaufe,3 worauf gewifje Wotizen in dem alten Borghorfter 
Totenbuche+ und das „mit dem Bilde und Kamen Kaifer Heinrichs II. (1002—24) gefhmüdte Fojt- 
bare NReliquienfreuz der Abtiffin Bertha (um 1040), welches fich noch jest im Befite der Borghoriter 
Pfarrfirche befindet,5 hindeuten. 

Borgborft gehörte ebenfo wie Metelen urfprünglih zu dem alten Pfarrbezirf Mettringen.® 
Seine Erhebung zu eimer felbjtftändigen Pfarrfirche erfolgte bald nach 1040. Wegen der Entfremdung, 
die zwifchen dem Bifchof und dem feiner Jurisdiftion entzogenen Klojter bejtand, erhielt die Abtifjin 
von Borghborft fpäter auch nicht, wie die von Metelen, Archidiafonalvechte über das ganze Kirchfpiel, 
fondern nur über die Klofterimmunität.7 Die Archidiafonalrechte über das Kirchfpiel übte der Propft 
von St. Sudger aus. Kommifjar der Abtiffin als Archidiafoniffin war der Pajftor von Borghorft, 
der immer einer der Stiftsherren fein mußte. Das Kollationsrecht zur Paftorat, zu den beiden andern 
Kanonifaten und den vier Difarien jtand der Abtiffin zu.® Die Kanonifate S. Nicolai und S. Johannis 
bejtanden bis zur Aufhebung des Stiftes 1811, ebenfo die 1421 gegründete Difarie SS. Andreae et 
Catharinae und die 1425 geftiftete Difarte SS. Antonii et Barbarae.9 Die Difarieen S. Nicolai und 
S. Mariae Magdalenae jtind noch heute vorhanden. 

Die ältefte vomanifhe Kirche wurde 1405 zu einem gothifhen Bau ungeftaltet,; denn über 
dem Eingange diefer 1885 —89 abgebrodhenen Kirche ftand die nfchrift: Anno Domini MCCCCHI 
is dese tempel gemaket.!° eben dem alten Thurm jtand die abteiliche Kapelle und die fchon 1549 
erwähnte Kapelle S. Nicolai. Eine dritte, dem hl. Aloyfius geweihte Kapelle wurde von der Ab- 
tiffin von Hagel (1755—59) in dem Breul, einem fchon 1255 als silvula conventus erwähnten Wäld 
chen unweit der Kirche, errichtet.'2 Don den alten, rings um die Kirche gelegenen Stiftsgebäuden ift 
nur noch das Kapitelshaus und dahinter ein Haus mit Wappen und der Jahreszahl 1712 erhalten. 
Das Dormitorium (Denter) wurde 1801, das Klofter oder die Abtei 1811 abgebrochen.!3 

Das Wapitel bejtand aus 14 Stiftsdamen und drei Stiftsherren, die in befonderen Häufern 
am Kirchhofe wohnten. Yur Töchter des ftiftsmäßigen Adels waren aufnahmefähig.4 Da die 
Abtiffinnen bis 1674 ausichlieglih aus dynaftifchen und gräflichen Häufern gewählt wurden, jo nahm 
Borshorft um 1660 die dritte Stelle unter den zehn Damenftiftern des Bisthums ein.T5s Schon 1515 
jtand das reichbegüterte Stift an Einfünften nur hinter Kappenberg und Mlarienfeld zurüd.16 Als 


ı Erhard, C. D. 65. — 2 Erhard, C.D. 70. — 3 Dal. Wilmans, Kaiferurfunden, I, 421 ff., 427. — + Kal. 
Staatsarchiv Münfter, Ms. VII, 1322. — 5 Tibus, 571 f. — 9 Tibus, 848 f. — 7 Tibus, 874. — Xiefert, VII, 129. — 
8° Tıbus, 1301. 9 MWildt, Chronif von Borghorit, S.2. — '° Kal. Staatsarchiv Münfter, Ms. II, 12, S. 80. — '* !Wildt, 
5. 329. — Stiftsaschtv Borghorft, III, 128. — "2? Der Unbefangene, 1804, S. 427—440. — 3 Wildt, S. 329 f., 228 f. — 


4 Stiftsarchiv Borghorft. 5 Hüfing, Kiürjtbiichof v. Galen, 165 f. — !° Tibus, 159. 


13 
‘ 

Minijterialen der Abtei werden 1246 die Ritter von Pulmesberg, Uppenberge, BHolthufen und 
Eunind, 1290 die von Bordewich, Spenningberge, Schenfing, Detten und Borghorjt genannt.‘ Die 
Ritter von Borghorft find 1281—1427 als bifhöflihe Burgmannen zu Horjtmar nachweisbaı 

Das Derhältniß des Stifts zu Magdeburg blieb auch, nacyden lesteres Tutherifch g« 
worden war, zunächit beftehen. Erjt nachdem Bifhof Ferdinand von Batern 1616 die nichtFatholifchen 
Stiftsdamen aus dem Borghorjter Kapitel entfernt und 1625 die Gegenreformation im Nlünfterlande 
durchgeführt hatte, erfannte 1624 das Kapitel den Bifhof als feinen Ordinarius an,2 10648 wurde 
Alagdeburg fäfularifirt und als Herzogthbum dem Großen Kurfürften von Brandenburg überwiegen, 
der aber erit 1680 wirklicher Befier wurde. Den Uebergang des Erzitifts in proteftantifche Hände 
benuste Bifhof Chriftoph Bernhard von Galen, um 1674 bei der Wahl feiner Schwefter Hedwig 
zur Abtiffin von Borghorft die bisher von Magdeburg ausgeübten Nechte der Beftätigung und der 
preces primariae an fi) zu nehmen. In dem deshalb zwifchen Ntünfter und dem Stift einerfeits 
und Preußen anderfeits entftandenen Streite Fonnte erft König SKriedrih Wilhelm I. 1718 die An 
erfennung feiner Rechte erzwingen.3 

Die Edelvogtei über das Stift Borghorft Fam als magdebursifches Lehen zuerjt an die 
Billunger, dann an die Grafen von Ravensberg und von diefen 1270 bezw. 1297 an die Edlen von 
Steinfurt. Die Uebergriffe Ludolfs VI. von Steinfurt hatten zur Kolge, daß die Dogteirechte 1421 
fehr befhränft wurden. Als die Nachfolger Kudolfs aus dem Haufe Hötterswid-Benthein proteftantifch 
geworden waren, erneuerten fich die Streitigfeiten mit dem Stift. Seit 1606 erkannte das Kapitel die 
fteinfurtifche Dogtei nicht mehr an, und 1789 verzichteten die Grafen von Steinfurt ganz auf diefes 
nußlofe Zehen.4 

Wegen der Kandeshoheit über Borghorft bejtand feit dem 14. Jahrhundert Streit zwifchen 
Münfter und Steinfurt.5 

Die Aufhebung des Stifts Borghorft, deffen Güter nebft denen der Stifter Ntetelen und 
Sangenhorjt 1805 dem Rheingrafen zur Entfhädigung überwiefen worden waren, wurde zunächjt durch 
eine von den Stiftern erhobene Klage bei dem Neichsfammergericht verhindert. Ehe der Prozeß ent 
fhieden war, verlor der Rheingraf 1806 feine Sandeshoheit, und der neue Kandesherr AMlurat beließ 
die Stifter bei ihrer Derfafjung. Aber fhon 1808 ließ Napoleon die Stifter in Adminiftration nehmen, 
worauf 1811 die Aufhebung aller geiftlihen Korporationen im Kippedepartement, die Vereinigung 
ihrer Güter mit den Kaiferlihhen Domänen und der Derfauf der abteilichen Gebäude erfolgten. Erft 
1814 erhielt der Rheingraf die ihm entzogenen Stiftsgüter zurück, mußte aber die Stiftsdamen abfinden.® 

Das Dorf Borghorft jtand auf dem Grunde des alten Haupthofes; feine Einwohner hatten 
deshalb das Wortgeld an das Stift zu zahlen. 1512 heißt Borghorft ein freies Wigbold, deffen Richter 
der abteilihe Schulze des Dehofes (jest Raestrup) war.7 1591 und 1592 wurde der Ort von Statifchen 
und Spaniern geplündert,$ ebenfo 1622 von den Mansfeldern und 1625 von den Scharen Tillys.9 


z Wilmans, W.1.%., II, 464, 1402. — ? Xiejert, VII, 64 ff-, 68; IV, 430. — 3 Stiftsarchiv. Dal. Jung, 
Cod. dipl. S. 80 ff. — + $. Bentheim. Archiv; Stiftsarchtiv und Staatsarchive zu Magdeburg und Nünfter. — Yüefert, II, 
26—33; IV, 325—432. — Bobbeling, S. 50. — : Dal. die Einleitung. — © Dal. Promemorta zur Klagfchrift des Fürften 
$- W. zu Salm-Borftmar gegen die Kal. preuß. Regierung zu Münfter. — Wildt, Chronik von Borahorft. — 7 Stadtarchiv 
Burgjteinfurt, Alter Geift. — ® M. 6. On., TIT,-115, 119. — Xiefert, IV, 5382. — $. Bentheim. Archiv. — 9 Wesfamp, 
Kiga, S. 93, 310. 


or 


£udorff, Bau: und Kunjtdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 


14 


Denkmäler-Derzeichniß der Gemeinde Borahorf. 


1. Dorf Borahorit. 
ı Kilometer jüvöftlich von Burafteinfurt. 


a) Kirde,! Fatbolifch, romanifch, gothifch, 


1 :400 


zweifchiffig, dreijochig, mit Querfchiff, Chor einjodhig 
mit 5/, Schluß; Weftthurm romanifh. Südmauer 
des Schiffs und Theile des Querfchiffs romanifd. 
Anbauten an der Nord- und Südfeite des Querfchiffs 
und des Chors gothifch. 
Kreusgewölbe, achttheilig in Schiff und Dierung; 
viertheilig im nördlichen Seitenfchiff und Querfchiff, Chor und 
füdlichen Anbau. m nördlihen Anbau Sterngewölbe. (Qlb- 


bildung nebenftehend.) in den Choranbauten und im Thurm 
Holzdefen. Gurte im Schiff und nördlichen Querfchiff jpitsbogig; 
Triumphbogen, Abfchlußbogen des füdlihen Anbaus und nörd- 
lichen Choranbaus rundbogig. Im Schiff Säulen ohne Kapitell, 
im Querfchiff Wand- und Edpfeiler, fonft Konfolen. Strebe 
pfeiler einfach. Kifenen an der Südfeite, 


2 1889 abgebrochen. — ? Uach Aufnahme von Hertel, Müniter. 


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Senfter fpisbogig, mit Maaßwerf, nad Weften vermauert, dreitheilig im Schiff und 
nördlichen Anbau des Querfchiffs, zweitheilig im Chor und füdlichen Anbau des Querfchiffs, 
eintheilig im nördlichen Anbau des Chores. Scyhalllöchyer zweitheilig, mit Mittelfäulchen. 

Portal an der MWeitfeite, Renaiffance, rundbogig. 

Taufjtein,! vomanifch, Neft, Nanfenfries, 23 cm hoch, 0,91 m Durchmeffer. 


3 Ronfolen, 2 jpätgothifh, von Stein, aus dem nördlichen BT ENETE 
er N Te. 


Anbau des Querfchiffs, mit Figuren, 55 cm hod). 

Rapitell,3 romanifch, von Stein, Reft, 40 cm breit, 32 cm 
hob. (Abbildung nebenftehen®.) 

Epitapb,i vomanifch, mit Figur und Ranfenfries, 2,10 m 
ho, 0,76 m breit. (Abbildung Tafel 4, Figur 1.) 

Relief, Renaiffance, 17. Jahrhundert, von Stein, Mariä 
Derfündigung, 1,5; m body, 0,95 m breit. (Abbil- 
dung nachitehen®.) 

Dieta, sothifh, von Stein, 60 cm hod). 

Anna,5 gothifh, von Stein, 64 cm hoh. (Abbildung 
nachjtehen®.) 


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ı Zum neuen Taufjtein benutzt. — 2 In der neuen Safrijtei verwendet. — 3 Als Kreuzfuß dienend. — + Kata 
log der Ausjtellung des Alterthumsvereins, Münijter, 1879, Yummer 1292. Setzt im Bijchöflichen Mufeum zu Minjter. 
— 5 Katalog der Ausftellung des Alterthumsvereins, Münfter 1879, Yummer 1993. 


16 


Reliquienkrenz, romanifch, von Bolz, mit Metallbefhlag und Kryftallbehältern, Dorderfeite mit Re 
liefs, Kiligran, Edelfteinen, antifen Gemmen; Rücfeite mit Gravirungen und nfchriften. 


41 cm hoch, 28 cm breit. (Abbildungen Tafel 5.) 


In 


Reliquienfiguren, ! fpätgothifch, von Silber, getrieben, 
I. Madonna, 52 cm hodh; 
2. Yıfomedes, 47 cm ho. (Abbildungen Tafel 4.) 
3 Leuchter, 2 vomanifch, von Bronze, $uß dreitheilig mit verfchlungenen Thiergeftalten, Knauf rund 
mit Ringen. 1. 15 cm hodh, 2. 12cm hody, 3. 10,5 cm hd. (Abbildungen Tafel 6.) 
Bieffanne, gotbifh, von Bronze, zweifeitig, 17,5 cm hod). 
Rafel, gotbifh (Köln), Stäbe gewebt und geftidt, mit Kreuzigungsgruppe, Petrus, Samım Gottes, 
Keldy, Mlarterfäule, RoE und nfchriften, 12,5 cm breit. 
Wandmalerei, jpätsothifh, 16. Jahrhundert, Nefte, im füdlihen Anbau, mit Darftellungen aus der 
Seidensgefhichte. (Abbildungen Tafel 7.) 
3 Bloden mit Infchriften: 
I: Saltıe birgo Humilis placido tibi dicimus ore funde preces gnato funde Maria tuo. 
Wolterus Weiterhus me ferit anna dommmi möhii (1507). Durchmeffer 1,27 m. 
. SUrgentl JesU sonltU CUM LaUDo sonoro frangor et In nata VIrgIne restItUor (1691). 


ID 


Wappen und Madonna. 1,20 m Durchmeffer. 


ON 


5. Johan Schweys me fecit Monasterii. Soli deo gloria A® 1741. 


fusa tibi resonans pie rex fuit atque redemptor ex post rupta fuit 
nato jubilansque canensque laeta redemptori. 
Salva salvator foveas nos Christe redemptor tuae nuper fuerat rupta 
refusa sonat parochia suis expensis me refundi et renovari curavit. 
Figuren des Heilands: salvator mundi. 1,33 m Durchmeffer. 
b) Kapelle, Fatholifh, Renaifjance, 
achtfeitis, Holzdede,; SKenfter und Eingang 
gerade gefchloffen. 
c) Privatbefiß (Brader). 
5 Süllungen, Renaiffance, 1. und 2. 60cm hod, 1:400 


5. 50 cmhod, 4. und 5. je 12/15 cm groß. 
(Abbildungen Tafel 8.) 
sellebarde, Spite, Nenaifjance, von Eifen, gravirt, 47 cm hodh. (Ab- 
bildung nebenftehend.) 
2 Tafelgemälde, Renaiffance, 
I. Madonna, Slucht nad) Aegypten, 52 cm hod). 
2. Madonna, italienifh, 50 cm hodh. (Abbildungen Tafel 9.) 


" Katalog der Ausjtellung des Alterthumsvereins, Münfter, 1879, Yummer 418 und 


120. — * Desaleichen Yummer 507. be 
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Steinfurt. 


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Borghorit. 


an- und Kunftvenfmäler von Wejtfalen. 


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Aufnahmen von U. £udorff, 1895. 


Cliches von Ulphons Brudmann, München. 


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Tafel 6. 


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Borghorit. 


Kreis Steinfurt. 


Ban uno Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


udorff, 1890. 


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Aufnabmen von 


liches von Alphons Brudmann, München. 


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Kirbhe: Wandmaleret. 


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Borghorft. 


Stemfurt. 


Kreis 


und Kunftdenkmäler von Wejtfalen. 


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Die Stadt Burgfteinfurt an der Aa ift Sit des Kandrathsamtes Steinfurt. Mit der Keldnarf, 
dent fogenannten Kohljtrunf oder der vom Grafen Ludwig 1791 gegründeten Kolonie Kudwigsdorf 
umfaßt das Stadtgebiet 446 ha mit 5200 Einwohnern; davon find 5102 Evangelifche, 1895 Katho 
lifen, 5 andere Chriften und 197 fraeliten. 

Das Amt Steinfurt mit dem Amtsfige in Burgjteinfurt befteht aus den Bemeinden Sellen, Deltrup 
und Hollid) mit 6075 ha und 1955 Einwohnern, von denen 1790 evangelifh und 165 Fatholifch find. 


Quellen und Kitteratur: 


Fürftlih Bentheimjhes Arhiv: Familien, Negierungs-, Kirchen, Schul, Sehen, Marken 
und Kriegsjachen; Immedietät, Schloßfapelle, Geiftliches Rentamt, Kommende, Arnoldinum, Stadt Steinfurt. — 
Stadtarhiv Burgfteinfurt: Bürgerliften jeit 1547. Armenftiftungen. Nathsprotofolle feit 1602. Hand 
ichriften des Freiheren von Naet. — Eine Sammlung von Urkunden Abfchriften befizt Biirgermeifter Ter 
berger. — Evangeliihes Pfarrarchiv: Kirchenbücher jeit 1652; Protocollum Consistorii Steinfurtensis 
feit 1652; Kirchenbucdy der Hofgemeinde 1770—1810; Gefchichtliche Nachrichten, gefammelt von den Pfarrerin 
Keßler (1749) und Grevel (1855). — Katholifches Pfarrarchiv: Kirchenbicher jeit 1685. Brevis informatio 
missionarii 1694- — Kaql. Staatsarhiv Münfter: MLA Ur. 62—67; 255—249. — Copiare der Johanniter 
Kommende Steinfurt. — Fürftlih Salm-Horftmarfches Archiv: Stifter Borghorft, Metelen und Kangen 
horjt. — Bibliothef des Haufjes Offer genannt Ruhr (Rittmeifter a. D. E. von Zur Mühlen): Memo 
rienbuch und Chronif der Johanniter zu Steinfurt. — Alte Stiche des Schloffes und der Stadt von Meisner, 
Politijches Schatfäftlein, 1625. (Siehe oben und Seite 20.) 

Außer anderen, bereits in der allgemeinen OYuellenüberficht angeführten Werfen find noch zu nennen: 
Biftorifcher Bericht vom Keben des Grafen Arnold II. zu Bentheim, 1554—1606. Berausgegeben von 
Döhmann, Seitichrift, Burafteinfurt 1903. — Rump, Hd. Arnold, reform. Pfarrer in Ibbenbiiren: Biftorijch- 
geographijch-genealogifche Bejchreibung der uhralten des Heiligen Römtfchen Reichs Grafichaft Bentheim u. f. w. 
1728. (Mif. des £. Benth. Archivs.) — Hachenberg: Tubantus Redivivus. ed, II, 1741. — Lieuwe van 


" 3 aus einem Pergament-Manujfript der Gymnafial-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siebe S. 28, Xi. 1.) 
5% 


18 


Aitzema, Saken van staat en oorlog. 1668. — Summarifche Deduction (Münfter gegen Steinfurt) 1698. 

Klaabericht (Steinfurt gegen Niünfter) 1698. — v. Raet v. Bögelsfamp: Bentheim-Steinfurtifche u. f. w. 
Beyträge zur Gefch. Weitphalens. 1805. — Derfelbe: Etwas über die Stiftung der Kirchen in der Grafichaft 
Steinfurt. In Ur. 56 des Unbefangenen 1808. — Derjelbe: Urjprung des Haunfes und der Familie Steinfurt. 
Jn der „Eos“ Yir. 65, 68, 72. — Wilfens: Genealogijche Gejchichte der alten Reichsedlen von Steinfurt. 1826. 
Deral. dazu Wejtphalia III, 1826. — Difch: Geschiedenis van het graafschap Bentheim. 1820. — Möller: 
Geich. von Bentheim. 1879. — Stammtafel des mediatifirten Haufes Bentheim. 1892. — Der Unbefangene, 
Steinfurter Wochenblatt, hevausa. von Profefjor Schnaar. 1804—1811. — Tibus, Srindunasgefcichte, 875 ff 
— Darpe: Urfunden der Johanniter-Kommende in Steinfurt. Gymn.-Progr. Rheine 1882. — Heuermann: 


Mittbeilungen aus der Geich. der Grafichaft und Stadt Steinfurt, befonders im 18. Jahrhundert. Dortrag im 
Wiffenichaftlichen Derein, 1880 (ungedrucdt). — Orth: Mehrere Artifel im Steinfurter Wochenblatt, 1899 f. — 
Döhbmann: Bilder aus der Dergangenheit der Großen Kirche, 1899; Beiträge zur Gejchichte der Stadt und 
Sraficbaft Steinfurt. I. Die Burgmannen von Steinfurt. 2 Theile. Gymn.-Progr. Burgfteinfurt. 1900 f. 
II. Topoaraphie und Alterthümer von Steinfurt. Progr. 1902 f. Burajteinfurt, Seine Gejchichte und Umgebung 1903. 

Arnsldinum. Hamann: Handfchriften und alte Drucke der Bibliothef des alten Arnoldinum. Gymn.- 


Proar. Burafteinfurt. 1877. — Henermann: Gejch. des reformirten gräflicy-bentheimfchen Gymnasium Illustre 
Arnoldinum, 1878. — Gedenfblätter zur dreihunmdertjährigen Stiftungsfeier des 1588 gegründeten Gymnasium 
Arnoldinum zu Burgfteinfurt. 1888. — Fund, Nachricht von der Bibliothek des Afademijchen Gymnaftums 
zu Burg Steinfurt. 1774. — Schulfchriften des alten Arnoldinums. (In der Gymnaftalbibliothef.) — 


Burgfteinfurter Öymmafial-Programme 1853, 61, 79, 89. 

Das Bagno. Le Rouge: 18. et 19. Cahier des Jardins anglais. Paris 1787. — Dirfchfeld: Kleine 
Gartenbibliothef. Kiel. 1790. — Gruner: Wallfahrt. 1802 f. — Darnhagen von Enje: Denfwiürdigfeiten. 
1845. — Dehfe: Gejchichte der Fleinen deutichen Höfe. VI. 18527. — (Berahaus:) Wallfahrt durchs Zeben. 
1862. — Drie dagen op reis, of Bentheim & Steinfurt door een Drentschen bril bekeken. Deventer, 1843. — 
$.0.Schatmann: Plan du Bagno. 1795. — Hächftens erfcheint Döhmann: Der fürftl. Bentheimifche Parf Bagno. 


Das Gebiet des jeßigen Amts Steinfurt gehörte urfprüngli zu dem fchon 8358 erwähnten 
Pfarrbezirt Wettringen. Die Bauernfchaften Sellen und Deltrup werden fchon 890 als Seliun und 
Veliun genannt, Hollid} dagegen Fonmt erjt 1519 zuerjt als Honlec vor und hieß früher wahrfchein- 
lich Aicheberg (Ascenberg) nad feinem Haupthofe. Ya der fhon 1129 erwähntent Wafferburg 
Steinvorde oder Stenvorde nannte fih ein Dynaftengefhleht, weldhes nad) der Johanniter-Chronif 
früher dy stolte bukk geheißen haben foll und einen rothen Schwan mit fhwarzem Schnabel und 
fhwarzen Süßen in goldenem Felde als Wappen führte. 


Als erfter urfundlich beglaubigter Ahnherr diefer Edelherren Fann der 1125 erwähnte Rudolf gelten.2 
Sie erwarben die Güter der Edlen vorn Ajcheberg 1206, das Amt Rüfchau und die Freigrafichaft Kaer 1279, 
die Edelvogteten über Borghorft, St. Mauriz und Ueberwaffer,3 verloren aber 1345 die Schwanenburg bei 
Mefum.+ Baldewin II. erlangte 1557 von Katjer Karl IV. die Belehnung mit der Freigrafichaft Kaer und 
damit eine Anerfennung feiner Reichsunmittelbarfeit.5 1365 wurde er von dem Bilchof Florenz mit Gronau 
belehnt.° Mit jenem Sohne £udolf VI. (1394— 1421) erlojch der Mannesftamm der Edlen oder Junker von 
Steinfurt, und die Herrichaft Steinfurt fiel an den Edlen Eberwin von Götterswic, den Wittwer von 
Sudolfs Erbtochter Mechtild, als Dormund feiner Tochter Sutgard. Eberwin, der 1421 auch die Srafichaft 
Bentheim erbte, vermählte 1432 feine Tochter mit dem Dynaften Wilhelm von 'sHeerenberg, und ließ fich von 
ihr und ihrem Semahl die Herrichaft Steinfurt gegen eine Geldentichädigung abtreten.” Durch feine zweite 
Beirath mit Gisberta von Bronfhorit erwarb Eberwin I. (1421—54) die folmfifchen Güter im Münifterlande 
und Oberpffel. Nach feinem Tode erhielt fein jüngerer Sohn Arnold I. Steinfurt und Gronau; durch BHeirath 
bereitete er den Anfall Wevelinahofens (1492) vor. Unter Eberwin II. wurde 1495 die Herrichaft Steinfurt nebjt der 
Freigrafichaft Saer zu einer Neichsgrafichaft erhoben.° Arnold II. erbte 1550 auf Grund der Erbvereinigung 
von 14879 Bentheim, führte 1544 die Iutherifche Kehre ein!° und gerieth feit 1548 in Streit mit Mlüinfter wegen 


: Erhard, C. D. 208. — ? Erhard, C. D. 190. — 3 Wilmans, W.U.B.II, 37, 1069, 872. — Wejtphalia, LIT, 


333. — $. Benth. Acchiv, Sehen. — Dal. Wilmans, II, ı110. Anm. Cod, Trad. Westf. III, 110, 164 u. 6. — + Xiejert, 
V, 169 ff., 336. — 5 Qiefert, V, 216 u. Anm. — 6 Ebenda, 226, 232. — 7 v. Raet, Benth. Gejch. I, 224 ff. — Döh- 
mann, Burgmannen, S. 13. — ® Xiefert, VI, 155. — 9 Ebenda 91 ff., 97. — !° Hamelmann, Opp. geneal. S. 784 ff. — 


Döhmann, Große Kirche, 5.7 f. 


CM 
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der Immedietät von Steinfurt.” Ihm folgte 1555 in Bentheim fein älterer Sohn Eberwin TIL, dev durd feine 
Gemahlin Anna Tedlenburg md Rheda gewann, aber jchon 1562 jtarb; ver jüngere Sohn Arnold TIL, der 
Steinfurt erhalten hatte, jtarb fchon 1566 ohne Keibeserben.? Daher fielen alle genannten Länder an Ebevwins III, 
Sohn Arnold (1554— 1606), der in Tecklenburg der erfte, in Bentheim der zweite und in Steinfurt der vierte feine: 
Namens war.3 Armoldos Mlutter und Dormündern Ihma von Tecklenburg ichloß 1569 mit Müinfter den 
ungünftigen $Klintringichen Dertrag wegen der geiftlichen Jurisdiktion und der Schaung in der Grafichaft 
Steinfurt.$ Durch feine Hetwath mit der Gräfin Magdalena von enenahr gewann Arnold die Grafichaft 
Simburg an der Kenne, die Herrichaften Alpen, Belfenftein und Kenmep md die Erbvoatei Köln; ferner 
erwarb er die von Beffen lehmrührigen Hoyafchen Aemter ct und Freudenberg. Irnold führte 1591 in 
Steinfurt die veformirte Fehre anftatt der Tutherifchen eins und theilte feine Känder unter drei Söhne, welche 
die Finten Tecklenburg. Rheda, Bentheim und Stemfurt ftifteten. Als die Kine Steinfurt fchon 1652 evlofch, 
entjtand zwifchen den beiden andern ein Streit wegen der Erbfchaft, der 1658 zu einer Cheilung der Grafichaft 
Steinfurt führte: Bentheim erhielt die eigentliche Grafichaft Steinfurt mit dem Amte Rüfchau, der Freigrafichaft 
Saer und der Edelvogter Borghorit; Tecklenburg befam die Herrichaften Wevelinahofen und Gronau nebjt zahl 
reichen Gütern im Stift Münfter.6 Ber der briiderlichen Erbtheilung von 1656 fiel Bentheim an den älteren 
Bruder Ernjt Wilhelm und Steinfurt an den jüngeren Philipp Konrad. In Folge der Heirath des Erfteren mit 
der 1666 vom Katfer in den aräflichen Stand erhobenen Gertrud von Helft entjtanden zwijchen der Steinfurter 
Kinte und den aus diefer Ehe hervorgegangenen Söhnen erbitterte Streitigfeiten, dte durch das Eingreifen des 
Bifchofs Chriftoph Bernhard von Galen noch verjchärft wurden. Der Bielefelder Dertrag von 1691 jprach der 
bisherigen, 1688 Fatholifch gewordenen Steinfurter Sinie die Grafichaft Bentheim zu, während Ernit, der ältefte 
Sohn Ernjt Wilhelms, mit Steinfurt und Alpen und der Anmwartichaft auf Bentheim? abagefunden wurde. 
Ernfts Wittwe Ifabella Juftina, Gräfin von Hornes und Erbin von Batenburg, jah fich gezwungen, den 
ungünftigen Dertrag von 1716 mit Münfter zu fchliegen.® Dagegen fiel 1805 die feit 1752 an Hannover 
verpfändete Srafichaft Bentheim nach dem Erlöfchen der dortigen Fatholischen Sinte an den Grafen Kudwig von 
Steinfurt. Aber jchon 1806 wurden beide Grafichaften dem Großherzogthum Berg und 1810 dem franzöftichen 
Kaiferreiche einverleibt. ı815 Fam Bentheim unter die hanmoverjche und Steinfurt unter die preufifche Kandes 
hoheit. Graf Sudwig erhielt 1817 den preufifchen Fürftentitel, und dem medtatifirten Haufe Bentheim-Steinfurt 
wurden durch Art. XIV der deutichen Bundesafte gewifje, 1845 durch einen Dertrag mit Preußen näher beftimmte 
Gerechtjame zugefichert.9 


Das Schloß Steinfurt liest auf einer nfel der Aa, dem Oberplab, und ift durch eine 
Brücde mit der gleichfalls auf einer Infel gelegenen Dorburg, dem Unterplage, verbunden. Die 1129 
zuerft erwähnte Burg wurde 1164 von den benachbarten Edlen von Afcheberg zerftört, aber mit 
Hilfe des Kölner Erzbifchofs KReinald von Daffel wieder aufgebaut und dur einen mächtigen Berd)- 
frit, den 1776—95 abgebrodhenen Buddenthurm, verftärft.10° Don den alten Bauten find nur die 
aus dem Ende des 12. Jahrhunderts ftammende SchloßFapelle und der Ritterfaal erhalten. T! Der 
Renaifjance-Erfer vor dem Empfangfaal ift 1559 von der Gräfin Walburg von Brederode, der 
Gemahlin Arnolds II, erbaut worden. Graf Arnold IV. baute die Erfer (f. Bild), den Renaiffancethurm 
1596 und die Schloßbrüde 1595. Unter dem Grafen Ernft erfolgte um 1700 eine Erneuerung des 
Schlofjes, welches dann unter dem Grafen Ludwig (feit 1780) durch die Befeitigung der Wälle und 
des Buddenthurmes fein jetiges Ausfehen erhielt.2 — Das 1617 erneuerte Thorhaus oder die 


= iejert, VI, 239. — 2 Dal. Döhmann, Gr. Kirhe, S. 9 f.e — 3 Dal. Heuermann, Arnoldinum. — 
+ Xiefert, VI, 248, 256 ff. — Hobbeling, 58 ff., 98 ff. — 5 Döhmann, Gr. Kirche, 10 ff. — ° $. Benth. Archiv, 
Acta domestica. — 7 Dal. v. Raet, Benth. Geich. II, 39 ff. — Prothocollum cont. — Lieuwe van Aitzema. — Schwever, 
Theatrum hist. praetensionum ill. — _\$mhof, Notitia procerum imp. — Rump, Ms. — Difch, Geschiedenis, — Bauer, Beitr. 
3. deutichen Privatfürftenrechte, S. A. Göttingen 1859. — Tüding, Stift Münfter, 154 ff., 306 ff. — Büfing, Chr. B. v. Galen, 
182 ff. — Beuermann u.Y. — ° Xiefert, VI, 400—446. — 9 Amtsblatt 1844, Yir. 20. — Bahlmann, R.-B, Münfter, 
30, Anm. 77. — ?° ohanniter-Chronif. — *" Kübfe, 228. — Xoröhoff, 319 ff., 324. — Tibus, 879. — Dal. Piper, 
Burgenfunde, 559 ff. — Xiejert, V, 1351. — $. Benth. Archiv, Schloßfapelle. — "? Näheres über Schloß und Stadt bei 
Döhmann, Topographie und Alterthiimer von Steinfurt, und Burgfteinfurt, ein führer durch feine Gefchichte und Umgebung. 


20 


III 


Alte Abbildung des Schloffes von 1623. 


Nitterburg auf dem Unterplage war der Burgmannshof der Ritter von Xheine (1200— 1500). 
Ein zweiter Burgmannshof lag in der Südweftete des Unterplaßes.! 

Die Kommende, Komthurei oder Hofpitalhaus des Johanniter- oder Malthefer-Ordens liegt 
an der Aa füdlih vom Schloffe und von der Großen Kirche. Die Ordensniederlafjung ift in dem 
letsten Diertel des 12. Jahrhunderts von den Edlen von Steinfurt begründet worden und wird zuerft 
1222 urfundlih erwähnt.” 1270 erhielten die Johanniter von den Edlen von Steinfurt das Patronat 
über die Pfarrfirche3 und 1588 über die Kleine Kirche4+ zu Steinfurt. 1545 beftand der Konvent 
aus 16 Perfonen, jechs Ritterbrüdern, dem Prior oder Kirchherrn zu Steinfurt, fteben andern Priejftern, 
einem Diafon und einem Subdiafon unter der Keitung eines Komthurs, der meiftens zugleich aud 
Balter (baivlivus) von Weftfalen war.5s Die Münfterifhe Kommende war eine nach 1282 gegründete 
Filiale der Steinfurter Kommende. mn der Reformationszeit blieb die Kommende troß des Schwanfens 
einiger Komthure bei der alten Lehre und verlor deßhalb 1564 das Patronatrecht über die Große 
Kirche und die dazu gehörigen Kirchengüter.7 Seit dem dreißigjährigen Kriege wohnten die Komthure 
meift in Münfter auf ihrer Siltalfonımende. In der Sranzofenzeit war die Kommende Sit der 
Unterpräfeftur des Arrondiffements Steinfurt. 

Die Fatholifhe Kapelle auf der Kommende war 1670 troß des Einfpruches der Kandes- 
herrfchaft begonnen und 1687 vollendet worden. Sie beftand bis 1810.5 Die Kommende wurde 1811 
von YWapoleon aufgehoben; ihre Güter wurden zu den Faiferlichen Domänen gefchlagen und zum 
Theil verfchleudert; der Reft Fam 1816 an das Haus Bentheim. 

Die Große Kirhe an der Ya zwifchen dem Schloß und der Kommende, urfprünglih em 
romanifcher Bau aus dem 12. Jahrhundert, erhielt 1426—50 ihren Thurm und wurde 1487 umgebaut und 


ı Döhmann, Burgmannen, 35 ff. — ? Wilmans, III, 176. — Tibus, 877. — 3 Wilmans III, 857. — + $. Benth. 

Archiv, Kommende. — Döhmanın, Burgmannen II, 46 ff. — 5 $. Benth. Archiv, Kommenpe. 6 Deral. Nordhoff, Stichr. 
Bd. 38, 5. 142 ff. — 7 Vita Arnoldi, — v. Raet bei Viefert, VI, 580 ff. — Hd. v. Hövel; Stangefol; Hobbeling 63 f., 361. 
- Stadtarchiv. — Döhmann, Gr. Kirche, 5. 9 f. — 8 Stadtarchiv. — $. Benth. Archiv, Kommende. — Wildt, Chronif 


von Borahorft. 


vergrößert: damals wurden der Kettner und das Chor hinzugefügt und die fchon 1520 als 
Begräbnißftätte der Edlen von Steinfurt erwähnte GBeorgsfapelle in die Kirche einbezogen. Seit 
1564 war die Kirche im Befite der Evangelifchen, aber 1675 erzwang Ehriftoph Bernhard von Galen 
die Mütbenusung der Kirche durch die Katholtfen; diefes Simultaneum bDejtand bis zur Dollendung 
der Fatholifchen Kirche 1724.1 

Die Kleine Kirche nahe der Kirchftraße ift an Stelle einer älteren Kapelle des hl. Beiftes 
1471— 77 errichtet worden? Sie war die eigentliche Stadtkirche, und in ihr wurde bis 1806 alljähr 
lich die Natbswahl vorgenommen. 

Die Eatholifhe Kirche wurde 1722—24 auf Grund des Dertrages von 1716 errichtet. 

Die Synagoge der durh Einwanderung zahlreich gewordenen jüdischen Gemeinde tft 17065 
erbaut worden. 

Das Illuftre Arnoldinum ift eine Stiftung Arnolds IV., der die von ihm 1588 in 
Schüttorf gegründete Kateinfchule 1591 nach Steinfurt verlegte, eine Schola publica, audy Academia 
oder Universitas litteraria Steinfurtensis genannt, mit vier Fakultäten, einem afademifhen Senat und 
eigener Gerichtsbarfeit hinzufügte und dafür bis 1595 das Gebäude der Hohen Schule (feit 18069 
Kreis- bezw. Amtsgericht) errichtete. Die Schule blieb gemeinfames Befitsthum der drei Bentheimfchen 
Häufer, unter denen alljährlich das Rektorat wechfelte, fie ging aber nad Furzer Blüthe unter der 
Ungunft der Seiten immer mehr zurück und erlofch unter der Sremdherrfchaft. 1855 wurde das 
Arnoldinum als Gymmnaftum wieder eröffnet.3 

Das fürftlihe Kunfthaus oder Mtufeum enthält Erinnerungen an die Steinfurter Alfa 
demie, eine bedeutende Bibliothef mit werthvollen nfunabeln, ferner Sammlungen von Naturalien, 
Atünzen, Antiquitäten, Kuriofitäten und einige Bemälde.4 

Die Stadt Burgfteinfurt (Stenvorde, zum Unterfchied von Drenfteinfurt aber auch Sten- 
vorde castrum und Borchstenvorde) ift eine Gründung der Edlen von Steinfurt. Als Stadt erfcheint 
Steinfurt zuerft 15385 Die Privilegien von 15476 bildeten die Grundlage für das Derhältnig zwifchen 
der Herrfhaft und der Bürgerfchaft, welches feit 1606 durdy beftändige Streitigfeiten wegen der 
jtädtifchen Berechtfame fehr getrübt wurde. Die in drei Klüfte oder Eife eingetheilte Stadt war mit 
einer Ringmauer, einem Wall und doppelten Graben befejtigt und befaß vier doppelte Thore, die Kirch 
pforte, Rottpforte, Steinpforte und Wafferpforte, zu denen feit 1564 die Hagenpforte oder das Burgthor 
hinzufam. Südlih von der Stadt lag der Friedhof, eine befeftigte Dorftadt mit dem Blodthor bei der 
Großen Kirche. 7 Das Stadtwappen zeigte zuerjt einen hohen Seftungsthurn, feit 1655 ein Stadtthor 
mit drei Thürmen darüber. 1625 lieferte Chriftian von Braunfchweig der Dorhut Tillys ein Gefecht 
bei Steinfurt 8$ Stadt und Schloß wurden 1654 von den Münfterifchen, dann von den Beffen befest, 
1655 von den Kaiferlichen erjtürmt und geplündert, 1645 von den Hefjen, 1647 von den Kaiferlichen 
eingenommen, Deft und Hungersnoth zwangen viele Bürger zur Sluht nad Holland. Am Ende 


: Dal. Döhmann, Große Kirche. — Prothocollum cont. III, 7ı ff., 128 ff. — v. Raet bei Yliefert, VI, 5380, 
f. 310. — Johanniter-Chronif. — $. Benth. Archiv, Kommende. — Xiefert, V, 145, 350 f. — Kübfe, 309. — 
Tibus, 878. — 2 Dal. Döhmann, Burgmannen, II, 20 ff. — 3 Dal. Heuermann, Arnoldinum und die oben genannten 
Symn.-Programme und Seitichriften. — * Dal. Drie dagen op reis, 56—65. — 5 Yiefert, V, 164. — ° Ebenda, 
179 ff. — 7 Dal. Fünftig Döhmann, Topographie und Alterthbümer von Steinfurt, II. Theil. — ? Wesfamp, Kiga, 
189, 297, 175 f-, 311. 


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des Krieges lagen 520 BHäufer in der Stadt wüjt." 1660 befeßte Bifchof Chriftoph Beruhard 
von Galen die Stadt, die dann bis 1720 eine münfterifche Garnifon unterhalten mußte.2 

Don den Burgmannshöfen in der Stadt jind verfchwunden der Wulfshof, der Kulen 
oder Kangenshof, der Pulfienshof, der Kafterhaufenshof, der Ravenshof und der Kenneps- oder 
Reigershof; erhalten find nur der Hewenshof und der Schevenshof.3 Das alte Rathhaus ift 1561 
erbaut.4+ Don den Häufern aus der Renaiffancezeit ift das intereffantefte das von dem rhedafchen 
Rentmeifter Eberhard Houcd 1607 erbaute Haus auf der Hahnen- 
jtraße, welches jest als Scheune dient. 

Das Bagno it ein füdweftlih vom Schloffe in Hollich 
gelegener fürftlicher Parf.5 Seit 1765 begann Graf Karl Paul 
Ernjt einen Theil des alten Hochwaldes, des Hagen oder Sundern, 
im franzöfifchen Geihmadf als Kuftgarten einzurichten und den 
infelreichen See ausgraben zu laffen. Ihren Namen erhielt die 
Anlage von einem Badehaufe (il bagno, das Bad). Bedeutend 
erweitert und im englifhen Befhmadf umgeftaltet wurde der um 
1800 weithin berühmte Jardin anglo-frangais - chinois durch 
Karls Sohn Ludwig, den leßten Reichsgrafen und erften Sürften 
zu Bentheim und Steinfurt (1780— 1817). 

Hördlich vom Bagno liegen in Hollich die Kefte der 1164 
von dem Kölner Erzbifchof Reinald von Daffel und den Edlen 
von Steinfurt zerftörten Burg Afcheberg. Die Edlen von 


Rejte dev Burg Ajcheberg, 1:2500. Afcheberg waren 1206 bereits ausgejtorben.® 


Siegel der Stadt Burgfteinfurt von 15435, im Staatsarchiv zu Münfter. 
Miünfter 3196. Umjfchrift: Sig. opidi bor... vorde. (Dergl. Weftfältiche 
Siegel, Heft II, Abtheilung 2, Tafel 80, ir. 4.) 


°F. Benth. und Städt. Archiv. — dv. Raet bei Viefert, VI, 314. — und, Bibliothek des Arnoldinums, S. 84 f. — 
2 Yliefert, VI, 349 ff. — 3 Döhmann, Burgmannen von Steinfurt. — 4 Dal. Yordhoff, Holz- und Steinbau, S. 421, Anm. — 
5 Dal. oben die Kitteraturangaben. — 6 Wilmans, III, 37. — Dal. Döhmann, Die Edlen von Ajcheberg und ihre Burg 


bei Buragfteinfurt. Stichr. BD. 59, 5. 21% ff. 


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Dolfstrachten der Umgegend von Burgjteinfurt. 


ah Abbildungen aus: Le Rouge, XVIII, et XIX. cahier des jardins anglais, contenant ceux du Bagno ä Steinfort 
en Westphalie. Paris 1787. 


£udorff, Bau: und Kunitdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 6 


24 


Denkmäler-derzeihniß der Gemeinde Burafeinfurt. 


Ü Grer Kirche 
Stadplan um 1380. 


1:5000. 


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. Stadt Burniteinfurt. 


Hordanfticht der „Großen” Kirche. 


a) „Große“ Kirche, evangelifh, vomanifsh (Anlage), Uebergang, gothifh (Ausbau), 


zweifchiffig, mit gerade gefchloffenem Chor; Weitthurm mit Halle und Anbauten; an der 
Ditjeite des nördlichen, dreijochigen Seitenfchiffs Fapellenartiger Anbau. 
Kreusgewölbe im Thurm. m Hebrigen Holzdedfen. Gurte der Thurmbhalle, des Schiffs 
und nördlichen UAnbaus fpisbogig auf einfachen Pfeilern. Strebepfeiler am Seitenfhiff einfach. 
Giebel am Seitenfhiff, nördlihen Anbau und Ehor-Treppengiebel am Thurm, 


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6 


26 


Fenfter fpisbogig, drei- und zweitheilig, mit Maßwerf am Schiff, Chor und nördlichen 


Anbau; ein- und viertheilig am Seitenfchiff. Schalllöcher, fpizbogig, eintheilig, mit Maßwerf. 


Portal, fpitsbogig, an der Wejtfeite; fpisbogig mit Kleeblattfhluß und Edfäulen, ver- 


mauert, an der Südfeite. (Abbildung nachftehend.) Eingänge der Mordfeite gerade gefchloffen. 


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Süöweftanficht. Süoportal. 


Lerener,! jpätgothifh, 15. Jahrhundert, von Stein, fünf fpisbogige OVeffnungen auf profilirten 
Pfeilern, mit zweifeitigen Maßwerfbrüftungen. (Abbildungen Tafel 10.) 

+ Bloden mit Infchriften und Wappen: 
I. in gloriam d.o.m. memoriae et honori exequiarum illustrissimi s. r.i. comitis ac domini 


ID 


+ 


philippi conradi comitis in bentheim tecklaburg steinfurt et limburg dni. in rheda wev. 
hoia alpen et helf praef. haef. col. d. mariti sui p. m. dilectissimi anna elisabetha wilhelmina 
illustrissima comes in bent. tecl. steinfurt et vidua consecravit ac refundi curavit per 


josephum michelin anno mdelxviii xxiii julii (1668). 1,43 m Durchmefjer. 


.ego LUDoVICo regnante MaglstratU CUrante In honores trIUnl restItUta. alexius 


petit met syn soon me fecit mens aug. (1786). 0,99 m Durchmejfer. 


. annuente illustrissimo principe ac domino ludovico comite regnante in benth. teckl stint 


et limb rel. curante magistratu et sumptibus civitatis totiusque ecclesiae restaurata mense 
agu A° 1786 alexis petit met syn zoon me fecit. 1,16 m Durchmefjer. 
princeps et populus in publicam ecclesiae utilitatem me refectam curavit. alexius petit 


cum filio suo fecit mens. aug. A® 1786. 0,73 m Durchmeffer. 


: Kibfe, Weftfalen, S. 309. — Kot, Deutfchland, S. 568. 


b) „Kleine“ Kirde, ewangelifch, gothic, 


ln E88 


1:400 


einfchiffis, vierjochig mit /,Schluß. Thurm auf fpißbogig vereinigten Pfeilern an der Weft 
feite, achtedig (Abbildungen Tafel 11). Treppenthurm an der Kordfeite, Strebepfeiler einfac), 
an der Süd- und Hordweftele mit Giebelendigung. — Holzdece. 
Senfter fpitsbogig, drei= und viertheilig mit Maßwerf, Schalllöcher rundbogig. 
Portal der Weitfeite fpisbogig. 
Kronleuchter, Renaiffance, von Bronze, zwölfarmig, zweireihig, 61 cm hod). 
Blode mit Inschrift: 
oves christi vocem meam audiunt et me sequuntur. restaurata. alexius petit cum filio 


suo fecit mens. aug. A° 1786. 0,76 m Durchmeffer. 


c) Kirde,' Fatholifh, Renaiffance (Barod), von 1722, 
einfchiffig, vierjohis; Mordfeite mit Giebelauffas und Pfeilervor- 
lagen, Wappen, nfchrift und Lefche. 
Kreuzgewölbe mit Rippen zwifchen rundbogigen Quergurten 
auf Dorlagen und rundbogigen Blendbogen auf Wandpfeilern. 
Senjter rundbogig, zweitheilis, mit einfachem Maßwerf, 
Portal an der Weitfeite, gerade gefchloffen, mit Giebel- 
verdahung. 


: Nach Oiten erweitert. 


Katholifche Kirche, Choranficht vor der 
Erweiterung. 
(Aufnahme von Wenning, Burgiteinfurt.) 


d, Städtifdher Be- 
fib. 

Stadtbefeltigung, 
Refte, Thurm an 
der Wejtfeite, um- 
gebaut. (Abbild 
ung nebenjtehend.) 


Rathhans, gotbifch, 


12400 


an der Weitjeite dreitheilige, fpitbogige Halle und fechstheiliger Kialengiebel mit Wappen 
und Nofetten. Dachreiter. Umgebaut. mfchrift der Weftfeite: Au dat jar unfer Heren 
gu umde Iri (1561) de ferde dach juli; is anmelacht de erfte ften to ve ract Yufe 
der ftadt harch, fteniorde (Abbildung Tafel 12.) 


e) Staatlider Kefip. 
Amtsgerichtsgebände,! Renaiffance, 16. Jahrhundert, 


1:400 


mit Efthurm und Treppenthurm, umgebaut. (Abbildung Tafel 12.) 

Bibliothef des Bymmaftums, Manuffripte und Infunabeln, gothifh, mit Miniaturen und farbigen 
Initialen. (Abbildungen nebenftehend, 
Seite 50, in Ueberfchriften und als 


Dignetten.) 


EB, BB, 
ER 5 


I. Pergament-Mlanuffript,  gotbifch, 
15. Jahrhundert, aus Klofter Srens- 
wegen; Summa fratris Raynerii de 
Pysis ordinis predicatorum que di- 


citur Pantheologia. Groß-Kolio. 


[66] 


. Pergament-Mlanuffript, gothifch, 
14. Jahrhundert, aus talien; Codex 
Justiniani repetitae praelectionis cum 
glossa. Folio. (Abbildungen neben- 
itehend und Seite 50.) 


50 


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11 Teıastannı Pocielen a 


f) Privatbefih. 
Schloß? (Befiser: Fürft zu Bentheim und Steinfurt) romanifch, gotbifch, Renaifjance, 


Siegel des Baldum von Steinfurt von 1365, im 

Staatsarhiv zu Münfter, Minfter 745. Umfchrift: 

Sigillum baldewini de stenvorde. (Vergleiche: Weit- 

fälijche Siegel, Heft I, Abtheilung 2, Tafel 25, 
Ytummer 2.) 


1: 2500 


ringförmig mit Mauer, Wall und Graben. 
Hauptgebäude mit Thürmen, Giebeln, Erfer, Ritterfaal und Kapelle. 
Weftlihe Dorburg mit Mebengebäuden und Thorhaus. (Abbildungen Tafel 15 bis 19.) 


: Ehemalige Hohe Schule (Arnoldinum). — ? Kübfe, Wejtfalen, S. 311. — Lob, Deutjchland 5. 568. 


Kapelle," romanifch, in zwei Gefchoffen, 


Ritterjaal 1 : 400 


Kapelle, Untergefchoß. 


1: 400 
Schnitt durch die Kapelle 
(nach Kiibfe). 


einfchifftg, dretjochig. Nördlicher Anbau einjochig mit angebauter Wendeltreppe. Südlicher Anbau 
im Obergefhoß dreijochiges Seitenfchiff, im Untergefhoß zwei nifchenartige Erweiterungen. 


Kreuzgewölbe, mit Graten, 
zwifchen rundbogigen Gurten und 
WDandblenden, auf Pfeilern, Wand- 
und Edpfeilern mit Dorlagen. 

Senjter rundbogig, erweitert. 

Portal? im nördlichen An- 
bau, rundbogis, mit Edfäulen. 
(Abbildung Tafel 17.) 

Ritterfaal, Hebergang, erneuert, viertheiliger 
Raum. Kreusgewölbe mit Wulften, 
zwifchen fpißbogigen Gurten auf 
Freuzförmigem Müttelpfeiler, Ec- 
fäulen und Konfolen. 

Seniter fpitbogig, zweitheilig 
mit einfahem Mlaßwerf, erweitert. 

Kamin, an der Südwejitwand, 
entfernt. (Abbildungen nebenjtehend 

und Tafel 18.) 


Ritterjaal, 1: 100. 


Nach Aufnahme von Nordhoff, 


: Sjibfe, Weftfalen, S. 228, Tafel 14. — 8ob, Deutjchland, 5. 568. — ? Als Fenfter umgebaut. 


£udorff, Bau- und Kunftdenfmäler von Weftfalen, Kreis Steinfurt. 


Im unregelmäßigen Mebenraun nacy Südoften: HKreuzgewölbe, mit Rippen, und Kamin. 
(Abbildung Tafel 18.) 
Erker, an der Weitfeite des öftlichen Flügels, Srührenaiffance, 16. Jahrhundert, Pfeileraufbau in zwei 
Befchoffen mit Reliefs, Wappen und nfchriften. (Abbildungen Tafel 15 und 16.) 
Thorbaus, Renaiffance, 16. Jahrhundert, Sachwerf mit vorgefragten Gefchoffen. Thorweg und 
achtfeitiger Treppenthurm. (Abbildungen Tafel 16 und 19.) 

Brunnengebäufe, Renaiffance, von 1727, von Stein, Pfeileraufbau mit fuppelartiger Derdachung. 
(Abbildung Tafel 19.) 

Tafelauffag, Renaiffance, 17. Jahrh., Reiterfigur, von Silber, getrieben, 25 cm hodh. (Abb. Taf. 20.) 

2 Pofale,! Renaiffance, 17. Jahrhundert, von Silber, getrieben, Mürnberger Arbeit. (Ubbildungen 
Tafel 21, Figur I und 2.) 
1. ohne Dedel, 17 cm hod). 
2, mit Dedel, 56 cm hod). 

DPoFal, Renaiffance, 17. Jahrhundert; Fuß von Silber, vergoldet; Gefäß von Rubinglas, gefchnitten 
mit $iguren; 20 cm ho. (Abbildung Tafel 21, Figur 3.) 

Rrug, Renaiffance, 17. Jahrhundert, von Elfenbein, gefchnist, mit biblifhen Scenen; Bejchlag von 
Silber; Dedel mit Gruppe; 26 cm hodh. (Abbildung Tafel 22, Kigur 1.) 

Bechber,?2 Renaifjance, 17. Jahrhundert, von Silber, getrieben, mit Blumenornament, auf drei Kugeln, 
mit Dedel, 16 cm hodh. (Abbildung Tafel 22, Figur 2.) 

Trinfhorn, Renaiffance, 17. Jahrhundert, von Silber, getrieben, und Elfenbein, gefchnist, mit Dar- 
ftellungen aus der Miythologie, 25 cm lang. (Abbildung Tafel 25, Figur 1.) 

Gefäß, römifch (P), von Bold, getrieben, mit Ringen und Perlftäben, 12 cm hod, 15 cm Durdy- 
meffer. (Abbildung Tafel 25, Figur 2.) 

Schasle (Beufenfchaale), Renaiffance, 16. Jahrhundert, von Horn, gefchnigt, mit Griff von Silber, 
6cm hd. (Abbildung Tafel 25, Figur 3.) 

Scepter,3 Renaifjance, 16. Jahrhundert, von Silber, mit vier Wappen und angehängten Denfmünzen. 
58 cm hodh. (Abbildung Tafel 25, Figur 4.) 

Beufenfette,+ Renaifjance, 16. Jahrhundert, von Bold, mit Medaillenfhmud, (Ubb. Taf. 25, Kig.5— 7.) 

Sigur, Denus, Nenaifjance, 18. Jahrhundert, von Porzellan ( (Sranfenthal, Marfe Löwe mit DB. J.), 
25 cm hodh. (Abbildung Tafel 20, Figur 2.) 

Bibliochef, Manuffripte und nfunabeln mit ni und farbigen Initialen. (Abbildungen 
Tafel 24 und Seite 54, in den Ueberfchriften und als Dignetten.) 
1. Pergament-Mlanuffript, gothifh, von 1566, Niederländifches Gebetbuch; Quart. 
2. Pergament-Nanuffript, gothifch, von 1450, aus Klofter Frenswegen. Speculum virginum. Quart. 


: Dol.: Ludorff, Bau- und Kunftdenfmäler, Kreis Dortmund-Stadt, S. 31, Tafel 11. — ? Dal.: &. von Falke, 
Gejchichte des deutichen Kunftgewerbes, S. 175. — 3 $rüher Reftorftab der Hohen Schule (Arnoldinum). — + Halskette, welche der 
Schieffalsgenoffe Eamonts, der Admiral Graf von Hoorne (hingerichtet 1568), trug. Die Münze (Geufenpfennig) mit 
dem Bilde König Philipps II. und dem Bettelfac, dem Seichen der verbiimdeten niederländifchen Adeligen, nebft Inichrift. 


Kommende (Befiser Fürft zu Bentheim und Stein 


furt), Hauptgebäude einfach. 


Thorhaus, Renaiffance, 17. Jahrhundert, an der Hof- 
feite Siergiebel und Mappentafel mit Infchriften. 


(Abbildung Tafel 25.) 


Portal zum Kirchhof der „großen“ Kirche, gothifc. 


(Abbildung nebenftehen®.) 


Brunnengebäufe, Renaiffance, 16. Jahrhundert, von 


Eifen. (Abbildung Tafel 25.) 


„Bagno“ (Befiser; Fürft zu Bentheim und Stein- 
furt), Darf mit Gebäuden (Spätrenaifjance). 
CToncertfasl, Spätrenaiffance (Kouis XVI.), Stud und 


Malerei. (Abbildung Tafel 19.) 


FHaus,! Hahnenftraße Yır. 585, Renaiffance, 
17. Jahrhundert, Giebel mit 
Mufchelauffäßen, Erfer mit In- 
fchriften und Wappen von 1609. 
Abbildungen Tafel 25 und 26.) 

Jaus,2 Sriedhofitraße Yr. 355, Renaiffance, 
17. Jahrhundert, Giebel mit 
Mufchelauffäßen, Erfer mit Reliefs 
und nfchriften. (Abbildungen 
Tafel 26 und 27.) 

2EsSaUfer, 32 Altarkiz Teer. 1027 Und 11, 
Renaiffance, von 1614 und 1648, 
mit Sier- und Treppengiebel, 
(Abbildung Tafel 26.) 

Faug,4 MWafferftraße Ir. 258, Renaiffance, 
mit Siergiebel und Mufchelauffas. 
(Abbildung nebenftehend.) 


z Setzt Hummer 16. — ? Abgebrocen; 
der Erfer ift am Ueubau verwendet; jetzt Friedhof- 
ftraße Air. 38.— 3 Jett Ur. 5 und 6, — # Jetzt Tr. 27. 


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Aus dem speculum virginum der 
Schloßbibliothef (fiehe S. 32). 


Inittalen aus dem Gebetbuc 


von 1366, ebendajelbit. 


Tafel 10. 


Burgfteinfurt. 


Ban- und Kunftoenfmäler von Meitfalen. Kreis Steinfurt. 


liches von Alphons Brudniann, München, Aufnahmen von YA. Ludorff, 1891. 


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„Broße” evangelifhe Kirdhe: 


Kettner: 1. Dorderfeite; 2. Rückeite. 


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Tafel 11. 


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Burgfteinfurt. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. ° 


Cliches von Alphons Brudmann, 


München. 2 


Schloß (Fürft zu Bentheim und Steinfurt): 


1. Horöweftanjicht,; 2. Sudoftanficht. 


Aufnahmen von U. Kudorff, 1896/97. 


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Tafel I4. 
Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Ba) ur g it ein T urt. Kreis Steinfurt. 


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liches von Alphons Brudmann, München, DR Aufnahmen von U. £udorff, 1897. 
Schloß (Fürft zu Bentheim und Steinfurt): 
1. Bofanfiht nad Weiten; 2. Hofanficht nach Süden. 


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Tafel 16. 
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Bau- und Kunjtdenfmäler von Weitfalen. Sur Q it ein T urt. Kreis Steinfurt. 


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liches von Alphons Brudmann, München. 


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Aufnahmen von U. Kudorff, 1896/67. 


Schloß (Sürft zu Bentheim und Steinfurt); ı. Thorhaus; 2. Erfer, Theilanficht. 


Tafel I@s 


Burgfteinfurt. 


Bam md Kunftvenfmäler von Weftfalen. Kreis Stemmfurt. 


Eliches von Alphons Brudmann, München. o Aufnahmen von U. £udorff, 1895/1902. 


Schloß ($ürft zu Bentheim und Steinfurt); 
Kapelle: 1. Portal; 2. Snnenanficht nach Noröweften. 


Burgjteinfurt. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Wejtfalen. Kreis Steinfurt. 


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Eliches von Alphons Brudmann, München. 2 Aufnahmen von X. £udorff, 1892/1902. 


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Schloß ($ürft zu Bentheim und Steinfurt): 


1. Ritterfaal; 2. Kapelle, Innenanficht nach Mordoften; 3. Kamin im Hebenraum. 


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au- un unftdenfmäler !Deitfalen. 
3) d Kunftdenfmäler von Weitfaler 


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Aufnahmen von U. £udorff, -1896/97. 


LTliches von Alphons Srufmann, München. 


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Schloß ($ürft zu Bentheim und Steinfurt) 


3. Concertjaal (Bagno). 


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1. Thorhaus, Hofanficht; 2. Brunnengehäufe 


Tafel 20. 


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Bursfteinfurt. 


Ban» und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Stemfurt. 


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Aufnahmen von A. £udorff, 1895/96. 


Eliches von Alphons Brudmann, München. 


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Schloß (Sürjt zu Bentheim und Steinfurt): 
1. bis 3. Pofale, 


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Burgfteinfurt. 


Bau und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


Kreis Steinfurt. 


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Eliches von Alphons Brudmann, München. 


Schloß (Sürft zu Bentheim und Steinfurt): 


1. bis 3. Trinfgefäße; 4. Scepter; 5. bis 


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. Kettenfchmuck. 


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Aufnahmen von A. Eudorff, 1895/96, 


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Kreis Steinfurt. 


Burgiteinfurt. 


Bau» und Kunftdentmäler von Weitfalen. 


Tafel 24. 


teinfurf); Miniaturen aus dem Speculum virginum. 
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Bibliothek (Fürft zu Bentheim und 


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Tafel 25. 


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Tafel 26. 


Kreis Steinfurt. 


Burgfteinfurt. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


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liches von Alphons Brudmann, München. 2. Aufnahmen von X. £udorff, 1891. 


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1. Häufer, Markt ir. 112 und 113; 2. Haus, Hahnenftraße ir. 265; 3. Haus, Friedhofftraße Ar. 355. 


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Ite. 


Das zum Amt Rheine gehörige Kirchfpiel Elte befteht aus dem Dorfe Elte und der Bauer- 
haft Heine und liegt füdöftlih von der Stadt Rheine auf dem rechten Emsufer. Die Einwohnerzahl 
beträgt auf 2634 ha nur 414, die bis auf I Evangelifchen fämmtlih Katholifen find. 


Quellen und Kitteratur; 
Kol. Staatsarchiv Münfter, Amt Rheine-Bevergern; Ms. VII, 1705, 1708; Nepertorium 112,3: 

Urfunden des Klofters Gravenhorft. — $. Bentheim’fhes Archiv, Scloßfapelle, Geiftliches Rentamt. — 

Pfarrarhiv Elte, Kirchenbücher feit 1729. — Grosfeld, Beiträge zur Gejch. der Pf. und Stadt Rheine. — 

Tibus, Gründungsgefchichte, S. 291, 859; Namenfunde, S. 95, 61, 88. 

Im Jahre 1154 fchenkte Everhard von Ulevelt dem Klofter Asbe zwei Erben (mansi) 
im Kichfpiel Rheine in villa que Elethe dicitur.?2 Elte war alfo damals eine Bauerfchaft des 
Kirchfpiels Rheine. Die benachbarte Bauerfhaft Heine wird zuerjt 1281 als Hone,3 fpäter als Hoene 
und Heune erwähnt. Eine dritte Bauerfchaft Mamens Bredelache (1375), Bredenlage, Brelage, jett 
Brelager Hof, hieß früher Anestorp.4 

Auf dem jebigen rechten Ufer der Ems, bei der früher zu Mefum gehörigen Blödenwiefe, 
hatten die Edlen von Steinfurt am Ende des 15. Jahrhunderts auf einer nfel der Ems die 
Shwanenburg erbaut,5 welhe 1545 von dem Bifhof Ludwig II. von Münfter und dem Grafen 
von der Mlarf in einer Schde mit Ludolf von Steinfurt völlig zerftört wurde. Su ihr gehörte eine 
Kapelle, welche die Dorgängerin der jegigen Kirche zu Elte war und die mit ihren Einfünften 
nad) den Urkunden der Steinfurter Schloßfapelle und den Rechnungen des GBeiftlichen KRentamts zu 
Steinfurt zur Difarie undecim millium virginum auf dem Schloffe Steinfurt gehörte.” Der Paftor zu 
Mefum oder ein Kaplan von Rheine hatten den Gottesdienst zu beforgen. Das Präfentationsrecht 
zur Pfarritelle in Elte jteht deghalb noch heute den Fürften zu Bentheim-Tedlenburg-Rheda zu, denen 
feit 1658 die Steinfurter Befisungen an der Ems, darunter auch der Hof Schuße Elte, zugefallen waren. 


: E aus einem Pergament-Manuffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe 5. 29, Tr. 1.) — 
2 Erhard, C.D, 296. — 3 K. Staatsarchiv, Kl.-Gravenhorft, Yir. 47. — + Cod. Trad. Westf. IV, 40, 571, 351.— Grosfeld, 
S. 5, 30. — 5 Jung, C. D., S. 363. — ° Miünft. Gefch., Qu., I, 44, 47, 128; Schaten, Ann. Paderb., II, 217 f. — Grosfeld, 
15 f. — Darpe, Rheine, Stichr. 58, S.111 ; Herford und Rheine, Stichr. 48, S. 190. — 7 Dal. von NRaet bei Wiefert, V, 336. 
— Grosfeld, 16; Tibus, 859. 


£udorff, Bau: und Kunjtdenfmäler von Wejtfalen, Kreis Steinfurt, 12 


56 


Elte wird fchon 1559 als felbftftändige Gemeinde aufgeführt! Aber erft 1661 Fonnten die 
drei Bauerfchaften Elte, Beine und Brelage bei dem Bifchof Chriftoph Bernhard von Balen gegen den 
Willen der Stadt Rheine ihre förmliche Abtrennung von dem Kirchfpiel Rheine durchfegen; doch mußten 
jie der Kirche zu Rheine als Abfindung für die bisher geleiteten Abgaben 350 Thaler zahlen.2 Dann 
erbauten die Bauerfchaften die jegige Kirche, die 1668 vollendet und dem hl. Ludgerus geweiht wurde.3 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Elfe, 
Dorf Eite. 


16 Kilometer nordöftlich von Burafteinfurt. 


Kirde, Fatholifch, gothifh, Kenaiffance, 


12400 
einfchiffig, dreijochig, mit unregelmäßigem /, Schluß. Safriftei an der Wordfeite. Weftthurm 
mit zwei Auffasgiebeln, Renaiffance. Strebepfeiler einfach). 

Kreuzgewölbe mit Schlußftein und an der Wandfläche auslaufenden Rippen. 
Senfter, fpisbogis, zweitheilig mit einfahem Mlafßwerf, eintheilis, rundbogig in der 
Safriftei. Schallldcher rundbogig. 
Eingang der Weitfeite fpisbogig, an der Südfeite gerade gefchloffen. 
Taufftein, Nenaiffance, rund, Pofalform, Fuß quadratiih, 1,5; m had. (Ab- 
bildung nebenftehen®.) 
Ranzel, gothifch, fehsefig, mit Maßwerf- und Kaltenfüllungen. 0,97 m hoch), ‘ 
0,85 m Durchmeffer. (Abbildungen Tafel 29.) 
2 Bloden mit Infchriften: 4 


I. Salvator mundi salva nos. 


Johan adolph graf zu bentheim tecklenburg steinfurt und limburgh. anna elisabeth 
von böselager abdisin zu grevenhorst. georgius schulte pastor. johan veltmann gerdt 
schulte als schulte..... provisores. henrichs wischmann custos gerdt richter als richter. 
anno mdXXXNXVI (1546). 0,86 m Durchmeffer. 


. convocat eltenses ludgerus in aere refusa et dieit rectum tempus adesse presum. henricus 


ID 


schleus pastor, berndt engelbert, berndt gerdinck, gert otter charius abelian, elisabet 


averbergh johan kreft. anno 1666. 0,9 m Durchmeffer. 


4 Die Infchriften find fehlerhaft; Slocde ı von 1696 (2). 


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Klte. Tafel 28. 


Bau- und Kunjtdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


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Cliches von Alphons Brudmann, München, 2. Aufnahmen von A. £udorff, 1893, 
Kirche: ı. Nordanficht; 2. Südoftanficht. 


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Tafel 29. 


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Elte. 


au- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


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Aufnahmen von U. Luddrff, 1895. 


Eliches von Alphons Brudmann, München. 


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I: 


Hur Gemeinde Emsdetten gehören die Dorfbauerfchaft und die Bauerfchaften Ahlintel, Auftum, 
Hollingen, Weftum, Ifendorf auf dem linfen Ufer der Ems und Delteup auf dem rechten Emsufer, 
Emsdetten zählt auf 6140 ha 7795 Einwohner, darunter 7645 Katholifen und 152 Evangelifche, 


Quellen und Kitteratur; 

Pfarrarhtiv Emsdetten: Getaufte und Getraute feit 1648, Geftorbene feit 1680. Verzeichnis der 

Pfarrer feit 1648. Jura et obventiones pastoratus in Emsdetten 1694. — Tibus, Grimoungsgefchichte, 

953 ff., 976 ff. 

Der Hame Emsdetten erfcheint zuerft in dem älteften Werdener Heberegifter um 890, wo eine 
Abgabe in pago Fenkion in Nortanthetun verzeichnet wird.2 1189 heißt der Ort Nortthetten zur 
Unterfheidung von Schapdetten bei Kottuln, aber fhon 1178 und fpäter ftets Thetten, oder Detten, 
oft mit dem Sufase super Emesam,3 und feit dem 16. Jahrhundert Emsdetten. 

Emsdetten wird als Kirchfpiel mit den zugehörigen Bauerfhaften zuerft 1178 erwähnt, doc) 
it die Kirche wohl fhon im 9. oder 10. Jahrhundert gegründet worden. Die Kirche ftand nebft dem 
Pfarrhaufe und dem Dorfe auf dem Grunde eines dem Domprobjte von Mlünfter gehörigen früheren 
Hofes, eines Pröbftinghofes,+ denn der Domprobft war von jeher Kollator der Pfarrftelle5, und etwa 
180 Hauspläge im Dorfe hatten nach einem alten Heberegifter des Pfarrarhivs das Wortgeld an 
die Paftorat zu entrichten. Patron der Kirche war der hl. Pankratius, Archidiafon der Probft von 
St. Kudger.s Die ältefte Kirhe war ein romanifcher Bau aus dem 12. bis 15. Jahrhundert, an deffen 
Stelle 1470 eine andere, ärmliche Kirche trat,7 die 1847 durch einen Yeubau erfegt wurde, Kine 
Kapelle, die Klufe, wird noch 1727 erwähnt. 

Die Nitter von Detten, von denen Johann und feine Frau Regina oder Xegela als 
Wohlthäter der Emsdettener Kirche gerühmt werden, ftanımten von Schapdetten. Sie werden feit 
1215 genannt und erfcheinen 1276—1406 als Steinfurter Burgmannen.s Hierauf ift ihr Auftreten 
in Emsdetten zurückzuführen; denn die Edlen und Grafen von Steinfurt befaßen den größten Theil 


2 E aus einem Pergament-Mlanuffript der Symnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe 5.29, Yıir. 1.)— ? Sacomblet, 
Archiv für den Niederrhein, II, 209 ff. — 3 Tibus, 952 ff. — + Tibus 352, 927, 953 ff., 926 ff. — 5 Tibus, 1504. — ° Viefert, 
VII, 124 f. — 7 Cibus, 980 f. — 3 Tibus, 959 ff., 981. — Döhmann, Burgmannen von Steinfurt, IL. 


58 


Auch die Freiheit und das Gericht des Dorfes zu Detten, die Blutronne und das Holsgericht in der 


des Kirchfpiels als Allod oder als Lehen, fo den Bispinghof (curia Byscopine) fchon vor 1537.1 


Dettener Marf gehörten ihnen. ? 

Emsdetten verforgte früher alle umliegenden Gebiete mit Saklinnen, Segeltuh und Korbwaaren, 
befonders aber mit Wannen, deren Berftellung die Emsdettener Korbmadher als Gejchäftsgeheimniß 
behandelten.3 Noch jetst befhäftigen fi hier 27 Samilien unter Ausjchließung aller Sremden mit 
der Wannenmadheret, 

1580 wüthete hier die Peft.4 1622 brandfchasten die Kigiften den Ort.5 1688 zerftörte eine 


Seuersbrunft einen großen Theil des Dorfes. © 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Emsdetten. 


Dorf Emsöetten, 
15 Kilometer öftlich von Burgjteinfurt. 
a) Kircye, Fatholifh, gothifh, neu. 
Turm der Kirche, romanifch, 12. Jahrhundert, 
in drei Gefchoffen, mit Lifenen und Rundbogenfriefen. Giebel neu. 
Portal rundbogig erneuert. 
Schalllöcher, zweitheilisg, mit Mittel 
fäulhen, rundbogig und gerade ge- 
jchloffen. (Abbildungen Tafel 50.) 
Saframentsbäuschen, gothifch, Socel mit Maß- 
wer? 0,89 cm breit, Yifche 48/65 cm 
groß, mit fpisbogigem Maßwerfgiebel. 
Strebepfeiler- und Sialenaufbau, (Ab- 
1400 bildung Tafel 30.) 
Leuchter, 7 rvomanifch, von Bronze, auf drei Füßen, rund, Schaft 
mit Ring; 22 cm hodh. (Abbildung nebenftehend.) 
3 Bloden mit Infchriften: 


I. gerhardt westels vogt herman deitmering berndt 


revers johan wenighof previsores anno 1693. 
0,98 m Durchmeffer. 
. anno 1693. twickel droste. 1,20 Durchmefjer. 
. Leu. 


ID 


Oo 


" Milfens, Reichsedle von Steinfurt, S. 60. — Erhard, 
Gejchichte Münfters, S. 250. — ? Niefert, V, 352. — $. Benth. 
Archiv, Marken. — 3 Kumann, Kirchipiele. — Tibus, 5.980. — 
+ Kumann, a.a.®. — 5 Wesfamp, Kiga, 145. — ° Pfarrarchiv 
Emsdetten. — 7 Katalog der Ausftellung des Altertbumsvereims, 
Münfter, 1879, ir. 501: 


6) 


b) Privatbefih (Steäter). 
Schrank, Nenaiffance, 17. Jahr- 


hundert, gefchnitst, mit Nanfen al VER 1 NN) eryVr R 
.s y “ “ = von BE - Ü) } 


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und Slachornament. 2,0 m ee Bi - e LE 3? 
hoc, 1,40 m breit, O,55 m tief. a 
(Abbildung nebenjtehend.) || ‘8 nn 
3 Raften, Renaiffance, gefchnitt, SS I | ll [i ER 
Kerbfchnitt, Se 1 0 As 


1. 64/21/19) cm groß, 
2. 26/17/10 cm groß, ng sn en 


Go Die Samen 


5, 21 12,5 cm Stoß. 
(Abbildungen Tafel 51.) 

Elle, Renaiffance, gefhnist, Kerbfchnitt, 
Griff 14 cm lang. (Abbildung 
Tafel 51.) 

Mörfer, Renaiffance, von Bronze, mit 
Infchrift und Sahrzahl 1619. 
12cm hod. (Abb. nacjtehend.) 

Bettwärmer,Renaiffance, von Meffing, 
getrieben, durchbrochen. 51 cm 
Duchm. (Abb. nadjitehen®.) 


ı Dol.: Sudorff, Bau- und Kunft- 
denfmäler von Weitfalen, Kreis Wittgenftein, 
S.58, Tafel 16. 


£udorff, Bau- und Kunjtdenfmäler von Wejtfalen, Kreis Steinfurt. 15 


Tafel 50. 


+ 


Emsdetten. 


Bau md Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


Kreis Steinfurt. 


Cliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U. £udorff, 1895. 


d» 


Kirde: 


1. und 2. Churm; 3. Saframentshäuschen, 


Tafel OR 


Emsdetten. 


Bau und Kunjtdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


Slihes von Alphons Brudmann, München. 2: h. Aufnahmen von A. Kudorff, 1893 


(Sträter): 1. Elle; 2.—4. Kalten. 


Die Gemeinde Hembergen hat einen Flächen 
inhalt von 598 ha mit 260 Fatholifhen Bewohnern 
Ce und gehört zum Amte Emsdetten. 


Quellen und Sitteratur: 
Pfarrarhtiv: Kirchenbücher jeit 12772. — Tibus, Gründungs 
gejchichte, 466 f. 


Die Kirche? zu Hembergen, welhes im 15. Jahrhundert 
Hemberge, Hemberghe, Himberge hieß, ift dem hl. Servatius geweiht 
und wahrfcheinlih von Bifchof Hermann II. (1174—1205) zunächit 
als Kapelle errichtet worden. Die zuerft 1282 erwähnte und durch 
Abtrennung von der zum Kirchfpiel Greven gehörigen Bauerfchaft 
Hembergen gebildete Pfarrei wird in dem Kirchenregifter von 1513 wohl 
wegen ihrer Kleinheit und Armuth nicht genannt. och 1571 wird 
fie als die ärmte Kirche im Stift Mtünfter bezeichnet. Der Bifchof hatte Heilige, gothifh, 88 cm hoch, aus 


ig, ee ERS & en 2 der Kirche zu Hembergen. 
das Recht, die Pfarrftelle zu befesen,’ Bis 1805 gehörte das Kirch Ge einelikn Bess tlornneie 
jpiel zum Amte Wolbet und dem domfapitularifhen Bogericht Meeft. Mofeder in Müniter.) 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Hembergen. 


Dorf Bemtergen. 
Kirche, neu. ı8 Kilometer öftlich von Burgfteinfurt. 
3 Bloden mit Infchriften: 
I- Maria bacor vum dedera fonitum fugiat procul omme malianum Wolter Weiter- 
Hues me ferit anna dni m w°iiii (1504). 0,9; m Durchmeffer. 
. Quot catharina michi namen dat fulmma pello et jußio mortig te meminiffe tue, 
anno damini m h°itii (1504) (Wefterhues?). 0,72 m Durchmejfer. 
. S. servatius patronus hujus eklesiae joannes cramer past. georgius schulte otemarink 


D 


Ol 


hermannus löbke theodorus jörgens provisores rudolvus cotter anno mdelxxxxvi 
(1696). 0,8o m Durchmeffer. 


: H aus einem Pergament Manuffript der Gymnafial-Bibliothef zu Burgfteinfurt (fiche S.29, Ir. 1). — 
2 Yeu. — 3 Tibus, 466 f. 


olthaufen. 


, Holthaufen, die Fleinfte Gemeinde 
"ulten a des Kreifes, bildet den füdlichiten Teil des 
ent he msn a noflehe De Amtes Saer und enthält auf 390,5 ha 


507 Einwohner; darunter 299 Katholifen und 8 Evangelifhe. Sur Pfarrgemeinde Holthaufen 


gehören feit 1856 die von der Pfarrei Billerbeft abgezweigten Bauerfchaften Esfing und Temming 
der Gemeinde Beerlage. 2 


Quellen und Kitteratur: 


Pfarrarchiv: Kirchenbücher feit 1650. — Brodmann, Die Bauernhöfe der Gemeinden Billerbeck, 
Beerlage, Darfeld und Holthaufen. 1891. — Konginus, führer, II. 99. — Tibus, Gründungsgeichichte, 941 f. 


Schon gegen das Ende des 11. Jahrhunderts wird in dem Evangelienbuche des 1040 
geftifteten Klofters Ueberwafjer in den älteften Aufzeichnungen über die Kloftereinfünfte der Amts- 
hof Holthaufen, curia Holthusen (super A), erwähnt; zu ihm gehörten 15 Erben (mansi), wovon 
drei in ipsa villa Holthusen.° Die Kirche war eine Siliale von Billerbet4 und erjcheint zuerft 
im Jahre 1265 als Pfarrfirche.° Das Chor der jegigen Kirche ftanımt nach einer nfchrift über der 
Safrifteithür aus dem Jahre 1448. Der alte, 1747 eingeftürzte Kirchthurm wurde 1748—51 erneuert; 
auch das Schiff der Kirche wurde dem Chronogramm über der Südthür zufolge 1787 neugebaut. 6 
Die Patronin des Klofters Ueberwaffer, die Mluttergottes, war auch die der Kirche zu Holthaufen.’ 
Das Kollationsreht zur Pfarritelle befaß die Abtiffin zu Ueberwaffer.s 

Die Nitter von Bolthaufen werden zuerft 1177 erwähnt.9 Sie follen die Kirche 
gegründet und das Patronatrecht fpäter der Abtiffin von Ueberwaffer, als deren AMtiniftertalen und 
Amtleute fie im 15. Jahrhundert erfcheinen, 0 übertragen haben.!! Wach dem Erlöfchen diefes 
Befchlechtes fiel die Burg mit Subehör an das Klofter Heberwaffer. Die Abtiffin von Pinde lie 
diefe alte Burg abbrehen und durcd eine neue erfegen, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts ge- 


" B aus einem Pergamentmannffript der Gymnaftalbibliothef zu Burafteinfurt (fiehe S. 29, Ur. 1.) — ? Brock 


mann, 500. — Cod. Trad. Westf. III, 275. — 3 Cod. Tr. W. III, 12 f. — + Brocfmann, 501 f.; dagegen Tibus, Grün- 
dungsgefchichte, S. 945, hält fie für eine Filiale von Saer. — 5 Wilmans, W.U.B.II,754. Tibus, 945. — ° Brodmann, 
502f. — Konginus, II, 99. — 7 Tibus, 945. — ° Ebenda, 945. 1305. — 9 Erhard, C. D. 387. — ° Wilmans, 


WD.U.3. III, 666. 1442. Tibus, 943. — =" Brodmann, 301. 


45 


« 
jtanden hat. och jett heißt ein Theil des Dorfes davon der Borshof.! Als das Klojter Leber 
wafjer 1775 aufgehoben wurde, Famen Hof und Burg an die Univerfttäts-Konmmifjion oder den 
Studienfonds zu Ntünjter.2 
1590 wurden Dorf und Kirche von den Spaniern geplündert. 1771 zerjtörte eine Feuers 
brunft faft fänmtliche Käufer des Ortes. 3 


> 


Denkmäler-Nerzeidniß der Gemeinde Holthaufen. 


Durf Bolthanfen. 


13 Kilometer jüiölich von Burgiteinfurt. 


Kirche, Fatholifch, gothifh, Renaiffance, 


1:400 


einfchiffig; Chor, gothifch, einjochig, mit 
:/, Schluß; Weftthurm. 

Strebepfeiler anı Chor einfach. Holz- 
decden. Safriftei neu. 

JSahreszahlen: meeer xlhiii (1448) 
über der Safrifteithür; über dem Süd- 
eingang Chronogramm mit 1787;,4 am 
Thurm Jahreszahl 1751. 

Senfter, eintheilig, flachbogig,; im 
Thor neu. Eingang, gerade gefchloffen; 
an der WDejtfeite vermauert. 

Gruppe, 5 Heilige mit Donatoren, gothifeh, von Stein, ftarf verwittert, an der Weftfeite des Thurms, 
6) cm hodh. (Abbildung umiftehend.) 


Süoweftanficht. 


" Brocdmann, 305; Songinus, II, 99. — Cod. Tr. W. III, 275. — ? Brodmann, 506; Songinus, II, 99; Cod. 
Tr. W. III, 273. — 3 Brocdmann, 304. — + Ebenda, 503. 


£udorff, Bau- und Kunftdenfmäler von Wejtfalen, Kreis Steinfurt. 1% 


44 


Bloden, mit Infchriften: 
I. Indico divina dum pulsor ego catharina tempore dni iohannis preckinck pastoris, bern- 
hardi thor stegge et alberti provisor. 
Anno domini 1597 hans rape me fecit. 1,04 m Durchmejfer. 
2, Laeta deo resonans ero protectrice maria, cujus in accepto nomine tracta sono. 
Fredericus schweys cura car - hen - siverdinck p. t. p. h. sub praesi. marg. de 
haxthausen abbae transa 
A° 1752. exlmi d. d. iridz chris: de plettenberg praep. cath. eccl. monsis et de 
b. de droste in darfeld. 0,88 m Durchmejfer. 


PN 


EILSTITTIEGRT 


aritmar. 


Am Berrenhoße, dem Südoftabhange des Schöppinger 
Berges, liegt das durch feine ereignisreiche Dergangenheit und 
feine anmutige Lage anziehende Städtchen Horftmar, welches mit dem gleichnamigen, die Bauerfchaften 
Schagern und Miedern umfafjenden Kirchfpiele und der Gemeinde Leer das Amt Horjtmar bildet. Die 
Stadt hat auf 69 ha 997 Bewohner, davon 958 Katholiken, 5 Evangelifche und 56 fraeliten; das 
Kirhfpiel zählt auf 1721 ha 452 Einwohner, von denen 428 Katholifen und 9 Evangelifche find. 


Quellen und Kitteratur: 


Kal. Staatsarhiv Münfter: MLA. ı7. Amt Horjtmar, Ir. 235 —249. Amtsrechnungen vom 
16. Jahrhundert bis 1805. — Stadt Horftmar, Repertorium 72°k. (27 Urkunden von 1507—1715). Coptare: Msc. 
II. 12. p. 195; Msc. I. 50. Rechnungen von 1690—95. Gefch. der Grafen (!) von Horjtmar. Msc. IV. 29. — 
2 Gilden und Hünfte. — Kollegiatftift Horftmar: 14 Or. Urkunden 1570 — 1759. — $ürftlich Salm-Borftmar 
fhes Archiv: Münfterifche Hoffammer, Nachrichten über Höfe, Einfünfte, Dienfte, Forft- und Jagdgerechtiame, 
Mühlen, Adminiftration, Regalten (AUccifen, Steuern, Hölle, Judengeleit, Stadtprivilegien, Straßen). — Pfarr 
archtv Horftmar: Getaufte fett 1708, Getraute und Geftorbene jeit 1725. — Urfunden betr. die Kirche feit 1379. — 
Copiar des Kapitels von St. Gertrud. — Der Kaplan Münftermann bejaß einige alte Mrfunden tiber Horjtmar. — 
Stadtarchiv Horftmar: Stadtrehnungen und Urkunden. — Darpe, Geh. Horftmars, feiner Edelherren md 
Burgmannen. Mit Stammtafel und Urkunden. In der Stiche. Bd. 40, S. 8ı—154; Bd. 41, $. 97—156; 
Bd. 42, 5. 186— 205. — Üiefert: Bernard, Edler von Horjtmar. Schmölders Wejtfälifches Archiv Tr. 104. — 
Derfelbe: Sur Stammtafel der älteren Dynaften von Horftmar (Weftphalta 1825. II. 26). — ficer, Herr 
Bernhard v. Horftmar. Stfchr. Bd 14, 5. 291-306; B0. 15, S. 401 f. — Söfeland, Stichr. Bd. 16, S. 54 ff. — 
v. Raet, Stiftung der Kollegtatfirche zu Horjtmar. Im Unbefangenen 1808. Ye. 538. — Wiefert, die Kirche 
von Horftmar. In Schmölders Weftf. Archiv, Tr. 105. — Bahlmann, die Kirchenvifitation in Horftmar im 
I. 1721. Stichr. Bd. 50, S. 109— 114. — Tibus, Gründungsgefchichte, 881 ff. — Konginus, Führer, IL. 114 ff. — 


Döhmann, die Puten von Horjtmar, Zeitfchr. BP. 58, S. 225 ff. 


Horjtmar (Hurftmere, Horftmere, Horftemere, lat. Horftmaria) erfcheint zuerft um 1150 in 
dem zweiten Werdener Heberegifter.3 Der ame bezeichnet einen mit Wald oder Beftrüpp bewac 
fenen Sumpf. 4 Yacdy der alten Burg hierfelbft nannte fi eins der älteften Dymaftengefchlechter des 
Kandes, die feit 1129 bezw. 1154 erwähntens Edlen von Horftmar, deren Wappen, ein fchreitender, 


: DH aus einem Pergamentmanujffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe S.29, Tir. 1). — ? Siegel 
des Otto von Horftmar, von 1259, im Staatsarchiv zu Münfter, Kappenberg 78. Umichrift: Si... um Ottonis de Horst- 
mare. (Dergl. Meftfälifche Siegel, Heft ı, Abtheilung 2, Tafel 25, Ur. 3. — 3 Sacomblet, Archiv f. d. Miederrhein, II, 285. — 
+ Sellinghaus, Ortsnamen, 55. 105. — Tibus, Namenfunde, 45 f. 95. — Darpe, Horftmar, Stiche. Bd. 40 S. 104 f. Anm. — 
5 Kindlinger, M. 8. III*, Urf. 7. — Erhard, €.D. 297. — Darpe, a. a. ©., 83. 


14 


46 


gefrönter Cöwe in blauem Felde vor fieben filbernen Querbalfen, noch jett das Stadtwappen von 
Horjtmar bildet. Infolge eines Mißverftändniffes ijt ihnen von einem Kompilator des 17. Jahr- 
hunderts der jinnlofe Beiname der Puten oder Puiten von Horftmar mit Unrecht angehängt worden. ! 
Einen in ganz Europa gefeierten Namen erwarb fich unter ihnen in den Jahren 1189—1227 Bern- 

bard IL, der Gute? Er, der Schreden der Sarazenen, der Stolz der Deutjchen, verfanf 1227 mit vielen anderen 
wejtfälifchen Edlen in einer Fehde des Biichofs von Utrecht gegen Rudolf von Kovorden nach tapferem Kampfe. 

in dem Moraft von Mummenriet. Sein ndenfen blieb in Horjtmar ftets lebendig und in hohen Ehren. Bis 

1810 befand fich auf dem Nathhanfe ein Kresfogemälde, welches den Helden in voller Rüftung hoch zu Rof 

darjtellte. Ein anderes NReiterbild diejes deutjchen AUchill war auf dem Giebelfelde der nördlichen Chorwand in 

der Kirche angebracht. Auch diejes Fresfobild ift jpäter übertüncht worden, Spuren davon wurden 1844 auf- 
gefunden nebjt NReften der unlejerlich gewordenen, aber von NRolevind, Hövel und Schaten3 erhaltenen Infchrift: 

Dat wylt heiden ind kersten sagen, — dat dyt weer eyn die beste by sinen dagen. Ein drittes Neiterbildnis 

Bernbards, eim früher über dem ftäöttichen Wappen an der Stadtwaage angebrachtes Steinrelief, befindet fich 

jet an der Giebelwand eines Haufes bei der Kirche. + 

Bernhards Heffe Otto (1227—46) erwarb durcy feine Dermählung mit Adelheid von Ahaus 
die Herrfchaft Ahaus. ach feinen Tode theilte Adelheid vor 1251 ihre Befißungen, fo daß ihr Sohn 
Bernhard Ahaus und ihre Tochter Beatrir Horftmar erhielt. So wurde der Mannsjtamm des 
Haufes Horftmar nah Ahaus verpflanzt, in deijen Bejis das Gefchlecht fid} bis 1406 behauptete. 
Beatrir brachte die Herrfhaft Horftmar ihrem Gemahl, dem Grafen $riedrich von Rietberg, zu der 1269, 
um fih aus der Gefangenfchaft des Bifchofs Gerhard von Mtünfter zu befreien, die Kehnshoheit 
Münfter über Horftmar anerfennen und 1500 Mlarf Löfegeld verfprechen mußte. Da er diefe Summe 
nicht aufbringen Fonnte, jah er fich genöthigt, noch in demfelben Jahre die Herrfchaft Horjtmar an 
den Bifchof zu verfaufen.® Seitdem blieb Horftmar als Hauptort eines Amtes bis 1802 unter 
münfterifcher Herrfchaft. 

Die nördlich von der Stadt gelegene Burg der alten Edelherren wurde ein Kieblingsaufent- 
halt der Bifchöfe, Bifchof Otto IV. ließ fie nebft der Stadt 1406 als Grenzfejte gegen Steinfurt neu 
befeftigen7 und Bifchof Franz von Walde überwies fie 1552 dem Droften, defjen Amt in der Familie 
Drofte-Difchering (Erbdrofte) erblich wurde, und dem Rentmeifter von Horjtmar als Amtshaus.® m 
dreißigjährigen Kriege wurde fie 1655 auf Befehl des heffifhen Oberftleutnants von Rabenhaupt von 
den Bürgern Horftmars zerftört. 9 

Die Kirhe zu Horftmar verdankt ihre Entjtehung und die Wahl des Patrociniums der 
hl. Gertrud den Edlen von Horftmar.!° Urfprünglih gab es hier nur eine Burgfapelle, die von 
Bifchof Otto TIL. (1500— 1308), dem Sohne der Beatrir von Horjtmar, wiederhergeftellt wurde." 
Dann wurde für die Burgmannen eine Kapelle errichtet, in der fi noch bis zum 18. Jahrhundert, 
als die Kapelle längft zur Safriftei der Pfarrfirhe umgewandelt war, die Erbbegräbniffe der Burg- 
mannen befanden.1?2 1217 erfcheint das Kirchfpiel und 1247 die Kirche von Horftmar zuerft in den 


" Döhmann, Stichr. Bd. 58. — ? Dal. über ihn die oben angeführten Werfe. Ein Gedicht über ihn von MWeddige 
(1856) im Auszuge bei Bahlmann, Münjterländ. Märchen, Sagen u.|.w., S 116f. — Ein Epos „>. d. Horftmar” in 
Berametern „von einem Deteranen” erjchien 1878 bei Braus in Schwerte. — *° Ann. Paderborn, X, 716. — # Darpe, 
a. a. ®., 89—97. — 5 Darpe, a.a.®., 97— 104. — Tücding, Gefch. von Ahaus, Stichr. Bd. 38, S. 14—47. — © Wilmans, 
W. 1.8. II, 825f. — Mtinft. Gejch. Qu. III, 303 f. — Darpe, 102f. — 7 Münft. Geih. Qu. I, 84. 150. — Kumann, 
Kirchiptele. — Darpe, 117. — ° $. Salm-Horftmarjches Archiv, Miünft. Hoffammer, IX, 301 f. — 9 Darpe, Stichr. BD. 41, 
S. 107 ff. — Bobbeling, 73. — Ziejert, VI, sı0 ff. — ° Tibus, 883 ff. — "" Darpe, Stichr. 80. 40, S. 121-124. — 


Tibus, 882. — "2 Darpe, 123. — 


r 47 
Urkunden.” Der Eleine Pfarrbesirf wird gegen Ende des 12. Jahrhunderts von der alten Pfarrei 
Schöppingen abgezweigt fein.2 1525 errichtete Bifchof Ludwig II. ein Kollegiatjtift von 6 Kanonifern 
unter einem Dechanten und Archidiafon bet der Pfarrfirche; dies Wapitel beftand bis 1806.3 Der 
Bifchof hatte alle Kanonifate zu vergeben und übte auch feit der Erwerbung der Herrfchaft Horjtmar 
das Patronatrecht über die Gertrudisfirhe aus.4 Die jeßige Kirche ift gegen Ende des 14. Jahr 
hunderts an die Stelle der älteren Pfarrfirche getreten. 5 

Der bei der Burg fhon früh entitandene Kleden foll nach der Oxrtsfage bereits von Bernhard 
dem Guten Stadtrechte erhalten haben.® 

Schon Bifhof Gerhard verlieh ihm gewiffe ftädtifche Privilegien, die 1505 von Otto III. 
bejtätigt wurden.7 Hwei Wälle und ein Graben zwifchen ihnen fchüßten die mit drei Thoren, dem 
AMtünfterthor, Schöppinger Thor und Schloßthor, verfehene Stadt. In den Eden des äußeren Walles 
erhoben fih Wartthürme, und auf allen Seiten des Stadtviereds lagen in regelmäßigen Abftänden 
verteilt die aht Burgmannshöfe.S 

Die zuerjt 1244 erwähnten Burgmannen von Horftmar wußten fich feit dem 14. Jahr 
hundert zu den eigentlichen Herren der Stadt zu machen.9 Don ihren Höfen find noch erhalten ;10 
I. Der Sendenhof nahe dem Schloßthor, bis 1500 im Beftte der v. Senden, bis 1567 der 
v. Mlerfeld, dann der v. Raesfeld, v. Akenfhot und feit 1679 der Beverförde-Derries. 2. Der 
Nünfterhof am Münfterthore; Befiger waren bis 1550 die v. Mlünfter, dann die v. Lanftein, 
feit 1576 die von Heuhoff, feit 1699 die v. Beverförde-Werries, deren Erbe Friedrich Llemens 
v. Elverfeld 1768 Namen und Wappen der Beverförde-Derries annahm. 5. Der Borghorfter 
oder Morrienshof an der Südwelt-Ede der Stadt Fam nad) 1427 durch die Erbtochter Ntargarethe 
v. Borghorft an die Mlorrien. Don dem Erben der lesteren, dem SKreiheren v. Grüter-Mlorrien, 
faufte um 1820 der Fürft von Salm-Dorjtmar den Hof. 4. Der Dalfen- oder Schenfinghof 
am Schöppinger Thor vererbte fich von den Dalfe zum Dennhaus 1570 auf die Schenfing, 1650 an 
die Tord, die den Hof den Dalfe zum Nodel und Laer überließen. Don diefen erbten ihn 1719 
die v. Schmifing-Kerfjenbrod und 1736 die v. Korff genannt Schmifing. — Derfchwunden find der 
Stri@shof (Befiter 1262— 1585 die Strid, dann die v. Padevort, v. Bendt und Krebs), der Afche 
bergshof, der Deipenhof und der Hof der Wefterholt zur Alft. 

Ein Rittergefhleht von Schagern (Scagehorne) erfcheint im 15. und 14. Jahr 
hundert in der gleichnamigen Bauerfchaft.! 

Seit 1587 hatte Horjtmar unter den Einfällen der Spanier und Holländer zu leiden. 1595 
plünderten die Spanier den Ort, und 1598— 99 hatten fie hier ihre Winterquartiere. 1622 und 10625 
erduldete die Stadt arge Erprefjungen durch die Mansfelder, Braunfchweiger und Kigiften. Seit 1655 
brandfhasten die Heffen Horftmar oft und zerjtörten 1655 das Schloß. 1662 und 1714 wurden 


: Wilmans, III, 106. Tibus, ss2. — 2 Tibus, 881. — 3 Üefert, M.U.B. I", 344 ff. — Bobbeling, 51. — 
Darpe, Stichr. Bd. 40, S. 119 ff.; 82. 41, 5.152. — Tibus, 881. Kumann, a.a. O. — 4 Tibus, 882 f., 1505. — 5 Tibus 
882. — Darpe, Stichr. Bd. 40, 5. 124. — Kongmus, II, 117. — ° Darxpe, Stichr. Bd. 40, 5.96, 106. — 7 Erhard, Gefch. 
Münfters, 134. — Darpe, 106f. — ° Darpe, 117, 82. — 9 Wilmans, III, 421. — Meber ihre Privilegien val. iefert, 
II, 489 $. — Kgl. Staatsardiv, Mtjf. II, 50. — Hobbeling, 54 f. — Darpe, Horftmar, S. 109 f. — "° Dal. Darpe, 5. 127 ff. 
— Songinus, I, 116f. — Kindlinger, M.B. — Sahne. — "" Darpe, Horftmar, Beilage . — Darpe, Coesfelder Urf. 


Bud I, 135. — Wilmans, W. 1.8. III, 1278. — 


48 

viele Häufer durch Brände vernichtet." Im ftebenjährigen Kriege litt das Kirchfpiel jchwer unter 
den Ausfchreitungen der Kreibataillone Scheiter und Trimbah.2 — 1805 fiel Horjtmar mit feinen 
geiftlihen Gütern dem Rheingrafen zu, der feine Nefidenz in Coesfeld nahm und 1816 preußifcher 


Fürft zu Salm-Horjtmar wurde. 
ca 


Denkmäler-Verzeihniß der Gemeinde Horfknar. 2 


1. Stadt Dorjtmar. 


s Kilometer jüolich von Burgjteinfurt. 


a) Kirche, Fatholifch, gothifh, 


O3 


1:400 


dreifchiffige, dreijochige Hallenfirhe, Chor einjohig mit °/,;, Schluß; 
Safriftei (Burgfapelle2) auf der Hordfeite mit dreifeitiger ifche, Wejt- 


thurm, nach der Kirche geöffnet, mit Schießfcharte an der Weitfeite. 


(Abbildungen nebenftehend und Tafel 55.) Treppenthurm an der Süd- Anficht, Schnitt 
i = En Sr und Grunorif ver 
site, Strebepfeiler >11 3 er 
jeite, Strebepfeiler einfad) Schießfcharke, 
1:50 

ı Yäheres bet Darpe, a.a.®, — Münft. G. u. Qu. II, 1265 Ba. v. Hövel, Spec. Westf. p. 91, 202f., danach 
Stangefol und Hobbeling, Anhang, S. 354. — Leben des Grafen Arnold von Bentheim, herausgegeben von Döhmanı, S. 44 
und 84. — Wesfamp, Kiga, Chr. v. Braunfchweig. — 2 Münft. Chronif 1757—62, in der Stichr. Bd. 56 f — Kot, 


Deutjchland, S. 308. 


49 


. 
Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußftein, zwifchen fpitsbogigen Gurten, auf Säulen, 
Wandfäulen und Dienften, in Thurm mit herablaufenden Rippen. 
Senfter, jpisbogig, mit Maßwerf, dreitheilig in der Safriftei, zweitheilig 
im Schiff und Chor, eintheilig im Thurm. 
Portale der Wejtfeite und Südfeite fpisbogig. Eingang der Sakriftei gerade 
gejchlofjen. 
Steinmeßzeihen am Thum, 15 cm body, I cm breit. 
Saframentshäuschen, fpätgothifh, freiftehend, quadratifch, mit Kigurenfhmudf und Maßwerk; Strebe 
pfeiler- und Sialen-Auffas, achtfeitig. Oeffnung 1,om hoch, 0,41 m breit. (Abbildung 

Tafel 53.) 

Taufftein-suß (Refte eines Dfterleuchters), fpätgothifh, von Stein, achtedig; Wapitell mit Ranfen 

werf. 0,55 m had. (Abbildung Tafel 55.) 

Kreuz, gothic, von Stein, Chriftus 1,9o m hoch, an der Kordfeite des Thurmes. (Abbildung Tafel 54, 

Figur 4.) 

Rremz, gothifh, von Holz, Chriftus 1,ro m had. (Abbildung Tafel 54, Figur 1.) 

DPiets, Renaifjance, von Stein, 0,65 m ho. (Nbbildung Tafel 55, Figur 1.) 

Nagdelens, Nenaiffance, 16. Jahrhundert, von Stein, O,so m ho. (Nbbildung Tafel 54, Figur 2.) 
Gertrud, gothifh, 15. Jahrhundert, von Holz, 55 cm hodh. (Abbildung Tafel 54, Sigur 5.) 
Antonius, gothifh, von Hol, 76 cm hodh. 

3 Bloden mit Infchriften: 

I. qui populum prius ex desertis ore vocabam hunce modo de celsis turribus aere voco 
clamantis in deserto ioannes baptista patronus extat. urbanus hardinck me fecit cos- 
feldia 1684. 1,02 m Durchmefier. 

. saCro sanCtae trInltatls InfInltae gLorla 
saCrata sanCtorVM probo CVLtVI pletatl 
pLebls nVnCVpata. alexius petit met syn 


D 


zoon me fecit a° 1786. 1,33 m Durchmeffer, 
Sicen: 


01 


b) Städtifher Kefit: 
Rathhaus, Renaifjance, 16. Jahrhundert, oberes Befhoß 
Sahwerf mit Erfer. (Abbildung Tafel 56.) 


Wappen der Stadt von 1628, 80/60 cm groß, 
an eimem Privathaufe, 


c) Privatbefit: 
+ Burgmannshböfe, ? 


ns 


renaiffance, 16. Jahrhundert, Badjteingebäude mit Haufteingliederungen. 
I. Sendenbof (Befiter: Freiherr v. Bever 


förde-Werries), an der Wordfeite 
der Stadt, mit Thorhaus. (Abbil 


dungen nebenftehend und Tafel 56.) 


we 


2. VDalfenhof (Befiter: Kreiherr v. Korff 


genannt Schmifing), an der Kordfeite 


TEE 


der Stadt, niederländifch, mit Hauftein- 
ihichten, Giebel einfach, Wappentafel 
mit Infchrift und Jahresjahl 1582. 
(Abbildung Tafel 37, Wummer 1.) 

5. MWorriensbof (Befißer: FKürft v. Salm- 
Horjtmar), an der Südfeite der Stadt, 
Treppengiebel mit Sialen. (Abbil- 
dung Tafel 57, Hummer 2.) 

4. Wrünfterhof (Befiger: Freiherr v. Elver- 
feld), an der Ditfeite der Stadt, mit 
Auffaßgiebel. (Abbildung Tafel 57, 
Kummer 5.) 

Relief (Befiser: Gehling),! Renaifjance, 
16. Jahrhundert, von Stein, Bern- 
hard der Gute von Horftmar, 98/65 cm 
groß. (Abbildung nachitehen®.) 


" Tett vom Amte Horftmar angefauft. 


Oftanficht. Meftanficht. 
2. Antonius-Tapelle. 
8 Kilometer jüdweftlich von Burafteinfurt. 


Kapelle, Fatholifh, Renaiffance von 1770, 


1:400 


einfchiffig, mit °/; Schluß. Weftliche Dorhalle dreitheilig. 
Holzdefe. Kenfter und Eingang gerade gefchlofjen. 
Pieta, gothifh, von Stein, verwittert, 1,55; m hoch, 1,67 m breit. 
- | a (Abbildung Tafel 55.) 
Buch 2 Wappen, gothifch, von Stein (Altarrefte), 
58 cm hoch, 54 und 45 cm breit. 
(Abbildungen Tafel 58.) 
Relief, Renaiffance, von Stein, ver- 
wittert, Reft, gregorianifche Ateffe, 
86/80 cm groß. 
3 Siguren, Nefte, gothifh, von Stein. 
(Abbildungen Tafel 58.) 
1. Chriftus, 1,30 m hod,, 
. Ehriftus, 0,50 m hod). 
3. Antonius, 0,67 m hod. 
Antonius, gothifh, von Hol, 58 cm 


hoch. (Abbildung nebenftehend.) Selböritt, gothiich, von Holz, #85 cm hodı, 
in einem Beiligenhäuschen der Bauer 
ichaft Schagern. 
(Befiter: Sindenbanm.) 
Zudorff, Bau- und Kunftdenfmäler von Wefifalen, Kreis Steinfurt. x 5 


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Tafel 32. 
Horitmar. 


Ban- und Kunftvenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


Cliches von Alphons Brudmann, München. 2 Aufnahmen von A. £udorff, 1895. 


Kirde: 
1. Hordoftanficht; 2. Innenanficht nach Often. 


Horitmar. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


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I. 3. 


ETliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von A. £udorff, 1895. 


Kirche: 


1. Deitjeite des Thurms; 2. Taufjteinfuß; 5. Saframentshäuschen. 


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Tafel 34. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. D or 1t mat. Kreis Steinfurt. 


+ 


3 


Eliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von A. Kudorff, 1895. 
Kirdhe: 1. Kreuz; 2. Magdalena; 3. Gertrud; 4. Kreuz. 


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Bier 


Tafel 55. 


Bau und Kunftdenfmäler von Wejitfalen. 18) or it mar. Kreis Steinfurt. 
« 


Eliches von Alphons Brudmann, München. 


1. Kirche: pieta. 2, Antoniusfapelle: Pieta. 


Aufnahmen von U, £udorff, 1895. 


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Tafel 56. 


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NORSUNKEERE 


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Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


Aufnahmen von U, Eudorff, 1895. 


Eliches von Alphons Brudimann, München. 


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2, Sendenhof 


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1. Rathhaus 


Nordanficht. 


Oftanficht. 


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Tafel 58. 


Bau- und Kunftdentmäler von Weftfalen. ’ Dh 6) vjt mar. Kreis Steinfurt. 


4. 9, 
Eliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U. £udorff, 1895 
Antonius-Kapelle: 


. und 2. Chriftus; 3. Antonius; 4. und 5. Wappen. 


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Die Gemeinde Laer befteht aus der Dorfbauerfchaft, der Aabauerfchaft (thor A, Aver) und 
den Bauerfchaften Altenburg (vetus urbs, tor Oldenborch) und Dowinfel (Vowincle, Vowinkele) und 
bildet mit Holthaufen zufammen das Amt Laer. Die Bemeinde umfaßt 5027 ha mit 2160 Bewohnern, 
wovon 2115 Hatholifen, 14 Evangelifhe und 35 Ifraeliten find. 


Quellen und Kitteratur: 


$. Bentheim’fches Archiv; Immedtetät, Kommende, Patronate, Kriegsfachen. — Pfarrarciv: 
Kirchenbücher feit 1657. — Chronif von Saer (1819). Im Kirchenbuche: Denfwirdigkeiten der Pfarrkirche zu 
Saer. — Tibus, Gründungsaefchichte, 950 f. — Darpe, Gefchichte Horftmars. — Kongimus, Führer, II, 


108 ff. 


Das Dorf Kaer (Lare, Lair) gehört, obwohl es erft 1151 urkundlich erwähnt wird,2 zu den 
älteften Anfiedelungen in unferm Kreife. Sichere Spuren weifen fchon für die früheften Seiten auf 
das Dorhandenfein einer Kultusftätte Donars und Wodans auf dem Beiligenfelde bei Kaer hin.3 
Es ift daher Faum zu bezweifeln, daß die erften chriftlihen Glaubensboten in diefer Gegend fich 
gerade diefe Stätte zur Entfaltung ihrer Thätigfeit ausgefucht haben, wenn auch die Mifftonsthätigkeit 
und der Tod der beiden heiligen Brüder Ewald in Kaer nur der Sage angehört.4 Auf dem Beiligen- 
felde beit dem alten fteinernen Heidenfreuze ftand wahrfheinlich der Hauptftuhl der SKreigraffchaft 
Kaer, der Vrienstol tho Lair thon synen (?) Lynden,5 deffen Kompetenz fih von Havirbed bis nad) 
Wettringen erftredte. Laer war der Si der Gografen von Rufchau, und hier fand amı Tage des 
hl. Bartholomäus, des Kirchenpatrons von Kaer, ein bedeutender Marftverfehr, die Larmisse, ftatt.® 

Als Pfarrei wird Saer zuerft 1181 genannt,7 obwohl die Pfarrfirche gewiß zu den vom 
hl. Sudger gegründeten zählt und fchon früh Bebietstheile an die jüngeren Pfarreien Borghorft, Kaer 
und Horftmar abgegeben hat.$ Die Kirche fteht auf dem Grunde des Wellinghofes (curia Welinc),9 
defjen ältefte befannte Befiter die Edlen von Diepenheim und Ahaus waren. Seit etwa 1188 wurde 
- das Patronatreht über die Kirche abwechfelnd von den Edlen von Ahaus und den Grafen von Dale 
ausgeübt;!0 fpäter muß es jedoch in den Alleinbefis von Ahaus übergegangen fein, denn 1278 ver 
Faufte Bernhard von Ahaus den Johannitern zu Steinfurt alle feine Befisungen in Laer fammt dem 
der curia Welinc anflebenden Patronatrechte, jedoch ohne die Kreisraffchaft und das Mlarftrecht da 


” $ aus einem Pergament-Manuffript dev Symnafial-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe Seite 29, Yummer 1.) — 
2 Erhard, C. D. 280. — 3 Kemper, Münfterländifche Götterftätten, 1882, S. 38. — + Tibus, 178 ff., 959, 995. — WW. Nolevindk, 
60 ff., 192. — Kumann. — 5 Kindlinger, M. 3. III, 278. — Tibus, 308, 951 ff. — ® Tibus, 959, 505. — Dal. Döhmann, 
Burgmannen von Steinfurt, Beilage IV. — 7 Erhard, C.D, gız. — ® Tibus, 957 ff., 950 f. — 9 Chronif von Kaer, — 
Tibus, 954 f. — ° Kindlinger, III, Urf, S. 85 f. — Tüding, Gefch. von Ahaus (Sticdr. Bd. 28, 5.9 ff). — Tibus, 954 ff. 


£udorff, Bau und Kunjtdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 17 


>4 


jelbjt." Seitdem war ftets ein Konventual der Steinfurter Kommende Paftor zu Kaer,2 Als 
die Kommende 1816 in den Bejtt des Haufes Bentheim=Steinfurt überging, fiel auch das Patronat- 
recht diefem zu und wurde von ihm bis zur Ablöfung des Hofes Schule Welling behauptet. 

Der Bau der jesigen Kirche begann laut einer nfchrift 1485, und zwar wurde der Brund- 
jtein von Heinrich Dalfe, dem damaligen Kehnsträger des Falfenhofes zu Laer gelegt.3 An diefer 
fpätgothifhen Ballenfirhe find noch Spuren des älteren romanifchen Baues erfennbar.4 1599 ver- 
nichtete eine SKeuersbrunft den Thurm, das Kirhendach und das Chorgewölbe.5 Außer der Kirche 
gab es in Kaer früher eine an das Keprofenhaus angebaute Ewaldi-Kapelle auf dem Bilgenfelde, 
die 1658 von Chriftoph Bernhard von Galen eingeweiht wurde. m 18. Jahrhundert wurde fie 
abgebrochen und die 1662 von Friedrich Rolevind geftiftete Difarie ad SS. Ewaldos in die Pfarr- 
firche verlegt. 7 

Die Sreisraffhaft und das Marftreht in Laer wurden 1279 von Bernhard von Ahaus an 
Baldewin I. von Steinfurt übertragen.® BDierüber und über den Streit zwifchen Steinfurt und Mlünjter 
wegen der Kandeshoheit ift die Einleitung zu vergleichen. — Der berühmtefte Sohn Laers ift Werner 
Rolevind (1425— 1502), fett 1447 Karthäufermönh in Köln, der Derfafjer des Fasciculus temporum 
und der Fulturhiftorifch intereffanten Schriften De laude veteris Saxoniae nunc Westfaliae dictae und 
De regimine rusticorum.9 

Haus Xaer. Die curtis Lare, tho Laer sive Nunninck, curtis Nunnynghove (1241) bildete 
mit ihrem Subehör das domfapitularifhe Amt Laer (officium Lare),!0 deffen Derwalter zuerjt die 
1092— 1286 erwähnten Ritter von Kaer,!! dann die Dalfe (Falco)!2 waren. Don lesteren erhielt 
Baus Kaer den Namen Salfenhof. Hacd der Säfularifation des Hochitifts Münfter war der Salken- 
hof eine Heitlang Föniglihe Domäne; 1840 wurde das Haus abgebrochen. 13 

Die Oldenburg war eine altfähftifhe Wallburg weftlih von Kaer nahe dem Bahnhof 
Horftmar. Don ihr hat die Bauerfchaft Altenburg (tor Oldenborch, vetus urbs in parochia Lare, 1181) 
ihren Hamen erhalten.4 Haupthof diefer Bauerfchaft war die curtis Oldenborch dieta Messinchof 
oder Mathsinck, die zu den älteften Befitungen des um 1070 gegründeten Kollegiatftiftes St. Mauris 
bei Münfter zählte."5 Verwalter diefes Stiftshofes waren die feit 1266 hier und in Horjtmar er- 
wähnten Ritter von der Vldenborch;!6 die Dogtei darüber befaßen bis 1542 die Edlen von 
Steinfurt, 17 

Baus Bellering (Bellertinck) in der Bauerfhaft Altenburg gehörte bis 1509 der Horft- 
marfhen Burgmannsfamilie Strid, deren Erben die von Hewen, dann 1579—1718 die Travelman 
zu Mlafer und endlich die Grafen Korff genannt Schmifing zu Tatenhaufen waren. \3 


: Wilmans, W. U. 8. III, 1053. — ? Chronif von Kaer. — 3 Konginus, II, 109. — + Tibus, 939. — 5 Chronif von 
Saer. — Inschrift im Kirchthurm, abgedruckt im Seben des Grafen Arnold von Bentheim, S. 52. — ° Tibus, 178. — 
Büfing, Chr. 8. von Galen, 49, 51, 84. — 7 Tibus, 178. — ® Wilmans, III, 1069. — Dal. die Einleitung. — 9 Dal. 
über ihn 5. Rump in der Ausgabe von Troß, und Wolffgram: Vene Forfchungen zu W. NRolevinds Leben und Werfen, 
Stichr. Bd. a8, S. 85—136 und Bd. 50, S. 127—161. — !° Cod. Trad. Westf. II, 77. — Wilmans, W. U. 8. IH, 385. — 
ız Aander Heyden, Negifter. — Tibus, S 951. — ? Aander Heyden, a. a. ®. — Sahne, Herren v. Hövel, I, 176 f. — 
Kumann, Adliche Hänfer. — 3 Chronif von SKaer. Tibus, 955. — "+ Darpe, Horftmar, Stichr. Bd. 40, S. 1545 BP. 41, 
S. 100 ff. — Tibus, 932 fi — 5 Cod. Trad. Westf. III, 184 ff., 107. — Tibus, 607. — :° Wilmans, II, 1552, 773. — 
17 Cod. Trad. Westf. III, 184. — 3 Darpe, BHorftmar, Stichr. Bd. a1, 5. 101 f. — Statiftifche Darftellung des Kreijes 
Steinfurt 1865, S. 99. — $. Bentheim. Archiv. — Sahne, Weftf. Gefchlechter, 586, 388, 218, 52. — Chronif von Kaer 
und Infchriften in der Kirche, 


[5}5) 
‘ 
Während des fpanifcheniederländifhen Krieges wurde Kaer fett 1590 von beiden Parteien 


wiederholt geplündert.” 1599 ftecten Mlordbrenner das Dorf an, und SO Käufer nebjt der Kirche 


singen in Slammen auf. 2 


Denkmäler-Verzeichniß der Gemeinde Taer, 


Durf Yarr. 
ı1 Kilometer füdlich von Burgftermfurt. 


Kirckhe,3 Fatholifch, gothifch (mit romanifchen Kenfterreften), 


1:400 


dreifchiffige, dreijochige Hallenfirhe. Chor einjohis mit 5/, Schluß. Safriftei an der Mord 
feite. Wejtthurm in 5 Befchoffen mit füdlichem Treppenthürnihen. Strebepfeiler einfach. 

Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußfteinen, zwifchen fpitsbogigen Gurten, auf Säulen, 
WMDandpfeilern und Konfolen. Die öftlihen Wandpfeiler halbrund, die weftlichen mit je 
2 Eddienften. 

Senfter, fpisbogis, mit Mlaaßwerf, dreitheilig ; zweitheilig im weftlichen Joch und in 
der Dftwand des füdlihen Seitenfchiffs, letteres vermauert; rundbogig, eintheilig im der 
Weftwand des füdlihen Seitenfchiffs, vermauert; Rundfenfter, vermauert, in der Weftwand 
des nördlichen Seitenfhiffs und, mit Maaßwerf, in der Hftwand der Safriftei. Schalllöcher, 
zweitheilig, mit. Maaßwerf. 

Portal4 fpisbogig am Thurn; zweitheilis, gerade gefchloffen, an der Südfeite, 

Infchrift amı Triumphbogen; Am Tale 1484 und ı lag Denrich Balch ven 
eriten ften. 


: Muünft. Gejch.-Quellen TIT, 113, 118 f., 155. — Darpe, Horjtmar, 146. Biftor. Yericht vom Seben des Grafen 
Arnold v. Bentheim, S.34. 44. — ? Dal. 5. 54, Anm. 5. — Chronif von Saer. — 3 Kob, Deutjchland, S. 369. — 


+ Ohne Genehmigung in neuejter Heit verändert. 


lee 


Taufftein, gothiih, 16. Jahrhundert, acht 
eig, mit Infchriften, am Schaft 
rundbogige Yifchen. 1,06 m hoc, 
0,56 m Durchmefjer, (Abbildung 


nebenjtehen®.) 


Saft bäuschen! (Yifche), fpätgothifd fh i kan RSS TFÜE DEV 
SOarramentsbauschen! (Ztiiche), |pa golhtd, Sundern: Mar Kun 1 I Meta 


it Klaurenf & Maßwer we hin: LS. RTEIOTEAC ENG 
mit Kigurenfhmud, Maßwerf und Ei Sell Ss A eh 


Sialenbefrönung, 2,,8m hoch, O,43 m 
breit. Oeffnung 98/50 cm groß. 
(Abbildung Tafel 41.) 
Bertholomäaus, romanifch, 15. Jahrhundert, 
von Stein, 2,65 m had. (Abbildung 
Tafel 41, Nummer 2.) 
Antonius, fpätgothifh, 16. Jahrhundert, 
von Stein, I, m hodh. (Abbildung 
Tafel 41, Hummer 3.) 
Zeuchterfuß, jpätsothifh, von Stein, 0,73 m 
hod. (Abbildung untenftehend.) 
Biefkanne, gothifch, von Bronze, zweifeitig; 
Bügel von Eifen. 50 cm hod. 
(Abbildung untenftehen®.) 
Pultdede,2 frühgothifh, von Keinen, geftict, dreitheilig, mit Salomons 
Richterfpruch, Anbetung der 5 Könige und 3 Darftellungen aus dem 
Keben Mariä in Dier- 
paßmedaillons. 2,14 m 


lang, 0,80 m breit. Ab- 
bildungen Tafel 42.) 
3 Bloden mit Infchriften : 

I. everardus et alexius 
petit me fuderunt. 
anno 1799 Laer. 
I,.o m Durchmeffer. 


2. und 3, eu. 


a 

"Otte, Kunftarchäologte, Band 1, 
Seite 247. — ? Jm Provinztial-Nufeum 
zu Münfter. — Katalog der Ausftellung 
des Alterthumsvereins, Miinfter, 1879, 
Yummer 1760. 


Tafel 39. 


Saer. 


terfurt. 


SI =) 


Kret 


Ban und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


Aufnahmen von UA. Eudorff, 1895. 


Cliches von Alphons Brudmann, München, 


üdanficht. 


5 
2 


en 
2% 


Horöweftanficht; 


icdhe: ı. 


K 


Tafel 40. 


Bau und Kunjtvenfmäler von Wejtfalen. Kreis Steinfurt. 


— | 


=) ern Li 


Eliches von Alphons Srudmann, München. 2 Aufnahmen von U. £udorff, 1895. 


Kirche: ı. Innenanfiht nah Often; 2. nach Nordweften. 


, 


4. 


Tafel 


Act. 


$ 


‘ 


Steinfurt, 


Kreis 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


Aufnahmen von U. £udorff, 1805. 


Tlihes von Alphons Brudmann, München. 


Kirche: 


pe} 


Antonius. 


. Bartholomäus; 


1. Saframentshäuschen ; 


18 


Tafel 42. 


Steinfurt. 


Kreis 


Saer. 


Baus und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


29. 


Aufnahmen des Alterthumsvereins Münfler, I8 


Eliches von Alphons Brudmann, München. 


‚Theile der Pultdece. 


’ 
+ 


Kirdhe 


Die an der Decdhte gelegene Gemeinde Kangenhorft gehört zum Amte Gahtrup und zählt 
auf 420 ha 505 Einwohner, von denen 500 Fatholifh und 5 evangelifch find. 


Quellen und Kitteratur: 


Sürftlih Salm-Horftmarjches Archiv, Stift Sangenhorft: 155 Uummern (Renten, Sehnten, 
Kolonate, Eigenbehörige, Dienjte, Mühlen, Marfengerechtfame, Privilegien, Konftrmattonen, Statuten, Tejtamente, 
Prozefakten, Rechnungen, Bücher). — Kgl. Staatsarchiv zu NMünfter: 2 Orig.-Urfunden aus 1420 und 1595, 
Copiar: Ms. III, 40; Chrom: Ms. VI, 259, I, S. 187. — Pfarrarchiv: Getaufte jet 1670; Konftvmirte 
feit 1780; Getraute jeıt 1705; Gejtorbene feit 1778; alte Bücher und Aften; Kaplanetarchiv. — Tibus, 
Grüundungsgeichichte, 857 ff. — Specilegii eeclesiasticei tom. XIII (MfF. des Generalvifariats zu Müinfter). - 


MWormjtall, Eine weitfäliiche Brieffammlung des ausgehenden Mittelalters. (Stichr. 55, S. 139 ff.) — Koh, 


Kunft- Topographie I. — SüubFfe, Müttelalterlihe Kunft im Weftfalen, 1855, 5. 148, 550, 405. Ewerbed, 
Stichr. des Architeften- md Ingenienr-Dereims zu Hannover, NIII, 1867, Beigabe zu Heft 2—4. Bruß, 
Die Provinzial-Taubjtummenanftalt zu Sangenhorft, 1891. — Döhmanı, lleber das Todesjahr Franfos von 


Wettringen. (Stichr. 58, 5. 258 ff.) 


Das Kirchfpiel Sangenhorft hat früher zu Welbergen gehört; diefes wiederum war eine 
Filiale von Metelen und wurde mit Wfetelen fchon früh von der alten Pfarrei Wettringen abgetrennt 
und um 1100 zu einer felbitftändigen Pfarrei erhoben. Wacdy Wettringen nannte fich em altes 
Dynaftengefhleht, weldes zwifhen Rheine und Schöppingen reich begütert war und 1154 die 
Dogtei über das Klofter Asbet befaß.2 ad) der Mlünfterfhen Bifhofschronif3 ftand in Kangen 
horjt eine fchöne Burg, die dem Edlen Bernhard von Wettringen gehörte. Bernhards Bruder Kranfo, 
Dicedominus und fpäter Domdehant zu Mlünfter,4+ erbte fänmtlihe Samiliengüter und vermacdhte fie 
1178 größtentheils dem ungfrauenklofter, welches er nebft einer Kirche zu Ehren des hl. Johannes 


2% aus emem Pergament-Manuffript der Hymnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe Seite 29, Nummer 1.) — 
2 Erhard, C. D. 296, 520, 582. — 3 Münft. Gejch. Qu. T, 111 f. — # Tibus, 838 ff. Anm. — Döhmanın, Stichr. 58, 


S. 238 ff. 


98 


des Täufers auf dem Grunde feines Haupthofes, der eben genannten Burg, zu Sangenhorft errichtet 
hatte," Ihm zu Kiebe gab Bifchof Hermann II. den Klofter außer Schenfungen und Privilegien 
Pfarrrehte und 1203 fogar das Archidiafonat über die alten Pfarreien Wettringen und Ochtrup. 2 
Seitdem führte der Pfarrer von Sangenhorft als Dertreter der Priorin und Archidiafoniffin den Titel 
Dechant.3 SKranfo erwirfte nach dem Ausjterben der ihm verwandten Edlen von Ibbenbüren, der 
erften Dögte von Kangenhorft, bei dem Papfte das Recht der freien Dogtwahl für fein Klofter,+ in 
welchem er feit 1197 Dis zu feinem Tode nad) 1205 lebte. Die Dogtei Fam dann an die Grafen 
von Bentheim und wurde 1254 von diefen an das Klojter verfauft, worauf Bifhof Everhard lebteres 
in feinen Schuß nahm.5 1554 erlangte das Klofter für die Eingefefjenen feines Kirchfpiels die Entlaffung 
aus der Gerichtsbarkeit des dem Alten Dom gehörigen Schultenhofes tho Bocholt oder Boflo in Welbergen.® 

Das urfprüngli unter der Leitung einer Priorin ftehende Klofter Kangenhorjt fchloß fich 
um 1400 der Windesheimer Kongregation des Auguftinerordens an und trat in enge Derbindung 
mit Srenswegen. ac) 1550 wandte es fich unter dem Einfluffe feines Dechanten Johann von Siborg, 
der Hoffaplan des Bifchofs Franz von Walde gewefen war, der evangelifchen Kehre zu, und erjt 1616 
wurde der Konvent durch Bifchof Ferdinand von Bayern wieder ganz Fatholifch gemadt. 1556 brannten 
die Kloftergebäude und der nördlihe Thurm der Kirche ab. 1576 befchloß der Konvent, die Statuten 
des Stifts Usbe anzunehmen, die bisherige Priorin Anna vom Thie zur Abtiffin zu ernennen und 
fomit das Klofter zu einem Stifte zu erheben. Die bifchöfliche Behörde erfannte 1589 diefe Der- 
änderung an, und feitdem war KSangenhorft ein freiweltliches adeliges Stift mit 12 Präbenden, welches 
1660 unter den zehn Damenftiftern des Bisthums die fiebente Stelle einnahm.7 1625 wurde das Stift 
von den Scharen Tillys geplündert.8 Ueber die Aufhebung des Stifts find die Angaben bei Borg- 
horjt nachzufehen. Die Stiftsgebäude, darunter die 1722 von der Abtifjfin Clara Sranzisfa von 
Wejfterholt erbaute Abtei, das Dormitorium und die Kurien der Stiftsdamen wurden verfauft. Die 
verfallene Kirche wurde 1875 wiederhergeftellt. Die 1850 hier errichtete Präparandenfchule wurde 1859 
Hauptfeminar. Bei der Derlegung des Seminars nach Warendorf, 1882, verblieb dent Örte die 
feit 1841 damit verbundene und 1876 von der Provinz übernommene Taubftunmmenanftalt. 


ı Erhard, C.D. 396. Tibus, 870 f. — ? Erhard, C.D. 555. — Wilmans, W. U. %. IH, 17. — 3 Wilmans, III, 
1357, 1590. — # Erhard, C. D. 487. — 5 Wilmans, III, 1246, 1278, 1282, 1284. — ® Stiftsarchiv Sangenhorft. — 7 Ebenda. 
Dal. Schaten, Ann. Paderb, II 337 f., 318. — Hobbeling, S. 51. — liefert, VII, 68. — Kock, Series episc, Monast. III, 75. — 
Specil. eccles. tom. XIII. — Hüling, fürftbifchof Chr. B. von Galen, S. 165 f. — ° Wesfamp, Kiga, 5. 510. 


Umfchrift: Sigill s. johis 
baptiste i lagehorst. (Der- 
gleiche: Weftfälifche Siegel, 
Beft3 ‚Tafel 109, Yıummer7.) 


Siegel des Stifts Sangen- 

borft von 1278, ım Fürftlich 

Salm-Horftmarfchen Archiv 
zu Coesfeld. 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Tangenhorf. 


Dorf Yangendorft. 


9 Kilometer nordweitlich von Burgfterfurt. 


a) Kirche," Fatholifch, vomanifh, um 1200, Hebergang, gothifch, 


1: 400 


dreifchiffige, einjochige Hallenfirche mit zwei Querfchiffen.2 
Chor einjochig mit vorgelegten geraden Schluß. HSwei 
Oftthürme: Die Seitenfhiffe zweijohig. Das nord- 
weftlihe Querfchiff zweifchiffig. Treppenanbau am füd- 
öftlichen Querfchiff. Emporen in den Seitenfchiffen und 
im weftlichen Querfchiff, mafftv.4 Kifenen; nach Hord- 
wejten Strebepfeiler. Konfolen am Hauptgefims; Bogen- 
friefe am füdöftlihen Querfchiffgiebel und Thurm. Am 
Ditgiebel und Chorfchluß rundbogige Füfchen auf Säulen. 
(Abbildungen Tafel 46.) Edfäulen an der Ditecke des 
füdweftlihen Seitenfchiffes und an der Wejtecde des 
Treppenanbaues. 


2 Süibfe, Weftfalen, S. 148 f., Tafel 10. — Kot, Deutfchland, S. 370. — Otte, Kunftarchäologte, BO. 1, 5. 96, 
30. 2, S. 208. — Ewerbeed, Hiederfachjen, Theil 5, 5. 1—4 und Tafel 95—96. — ? Das noroweftliche (friiher auch das 
nordöftliche) QAuerfchiff tft um ein halbes Joch verfürzt, ohne Giebel. — 3 Der nöroliche ift 1556 durch Brand zerftört. — 


+ Neichten früher im Mütteljchiff mit dem Altarunterbau bis zum öftlichen Auerjchiff. 


60 


Kreuzgewölbe mit Graten, im öftlihen Querfhiff und im Müttelfchiff mit runden 
Rippen; in der Dierung Ring. Im weftlichen Querfchiff gothifche Kreuzgewölbe mit Rippen. 
Burte und Blenden fpisbogig; rundbogis im Chor und unter den Emporen. Pfeiler mit 
Eefäulen und halbrunden Vorlagen; Säulen (neu), Eefjäulen; Wandpfeiler, edig und halbrund. 

Im Chor Wandblenden 
auf Kifenen mit Doppelfäul 
chen, Wandapfiden im öftlichen 
Querfchiff mit Säulen- und 


Bogeneinfaffung unter den 


Doppelfäulhen der Wand- 
blenden. 


'M 
L- — 
ne An 


= 


1:400. Oitfeite und Sitdfeite, Schnitte nach Süden, Weften und Often. 
Nach Aufnahmen von Ewerbed (IM iederfachjen). 


mu 


: Die Emporen find noch bis zum uerfchiff veichend. — ? Mit dem EmporenAlltarunterbau. — 3 Das nord- 
öftliche Auerfchiff it noch verfürst. 


Säulen- und Halb- 
fäulen-Kapitelle mit Blatt- 
werf und Figuren, (Alb- 
bildung nebenftehen®.) 

Fenfjter rundbogig, 
eintheilig; an der Wejt- 
und XKordfeite des weit- 
lihen Querfchiffs fpiß- 
bogig, zweitheiligs, mit 


Maaßwert. Schalllächer, rundbogig, zweitheilig, mit Müttelfäulchen. 
Portale rundbogig; an der Südfeite mit Edfäulen und Blattwerffante, Tympanon 
glatt, Kapitelle mit Figuren, Baftis mit Edblatt. (Abbildung Tafel 46.) 

Taufftein, vomanifch, rund, mit Blattfries. 0,95 m 
hoc, 0,75; m Durchmiefjer. (Abbildung neben- 
jtehen®.) 

Tpür! der Safriftei, gothifch, im oberen Theile drei 
Saltenfüllungen, unten fechs quadratifche 
Füllungen in Freisförmig verzierten Rahnı- 
hößern. 1,93 m hoch, 0,66 m breit. 

Chorfiuhlvefte,2 gothifh, gefchnist, Seitenftüce, mit 
Maaßwerkfüllungen; 1,16 m hodh, 0,39 m 
breit. (Abbildungen umftehen®d.) 

Ofterleuchter, gothifh, von Holz, 1,37 m ho. (Ab- 
bildung umjtehen®.) 

2 Vortragfrenze, gothifh, von Hol, 63 und 62 cm 
hod). 

Chriftus, gothifh, von Hoß (Seitenaltar), 1,15 m 
hodh, O,9o m breit. (Abbildung Tafel 47.) 

Diets, gothifh, von Stein, 1,46 m had, (Abbildung Tafel 48, Kummer 2.) 

Madonna, sothifh, von Thon, 54 cm had. (Abbildung Tafel 48, Nummer 1.) 

Selbdritt, gothiih, von Hol, 47 cm had. (Abbildung Tafel 48, Nummer 5.) 

Johannes, gothifch, von Ho, 52 cm hod). 

Bifchof, gothifh, von Hoßk, 74 cm had. (Abbildung Tafel 48, Yummer 4.) 

Mronftranz, Renaifjfance, von 1655, von Silber, getrieben, 60 cm hod). 

Madonna, Renaiffance, 18. Jahrhundert, von Silber, getrieben, SO cm hod). 

Weibwafferfeffel, fpätgothifh, von Bronze, 26 cm hod). 

2 Tafelgemälde,3 gothifh, 15. Jahrhundert, Klappaltarflügel, mit je vier Darftellungen aus der 
Seidensgefhichte Chrifti, je 0,93 cm hoch, 0,83 cm breit. (Abbildungen Tafel 49.) 


” Ewerbed, Üiederfachfen, Tafel 96, Figur 5. — ? KübEe, Weftfalen, S. 403. — ob, Deutjchland, 5. 3 - 
EwerbeE, iederfachfen, Tafel 95, Figur 7. — 3 Kübfe, Weftfalen, 5. 350. — 8obt, Deutjchland, S. 371. — Jebt im 
Kunftverein zu Münfter. 


n 
f 


£udorff, Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt, 19 


Tafelgemälde, gothifch, 16. Jahrhundert, mit Kreuzigungs- 
gruppe, Bintergrund Weinranfen. 1,oı m hod, 
0,57 m breit. (Abbildung nebenftehend.) 

Levitenrocdftäbe,! gotbifch, geftickt, Nefte, mit Blumen und 
Ranfenwerf, Salvator, Johannes, Madonna und 
Bifchof, 12,5 cm breit. (Abbildungen als Rand- 
und Kopfleiften und Dignetten Seite 57, 59, 65 
und 64.) 

2 Bloden mit Infchriften: 


I. f. sophia van velen bin ich geheten mit hulpe 


hebbe ich dusse 3 klocken latten geten 1605, 
0,79 m Durchmeffer. 
2. eu. 


" Katalog der Ausjtellung des Alterthumsvereins Miüniter, 
1879, Nummer 1959. 


65 
‘ 


b) Stiftsgebände (Befißer: Provinztal-Derband), gothifch 


und Renatffance, 


Bebäude einfach, von Haufteinen und Stegeln, mit 
Biebeln und Treppenthurm, (Abbildungen Tafel 50.) 


64 


62.) 


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Sevitenvocftäbe der Kirche zu Sangenhorft. 


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Sangenhorft. Tafel 44. 


Bau- umd Kunjtdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


127 nn . > N 6 / 


Lliches von Alphons Brudniann, München. 2. Aufnahmen von U. Kudorff, 1891/94. 
Kirche: ı. Nordoftanficht; 2. Nordweitanficht. 


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Tafel 46. 


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Kreis Steinfurt. 


Sangenhorft. 


udorff, 1891/94. 


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Kirche: 


Ban- und Kunftenfmäler von Weftfalen. 


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Cliches von Alphons Brudmann, München. 


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Tafel 49, 
Sangenhorft. 


Ban und Kunftdenfmäler von MWeftfalen. Kreis Steinfurt. 


Aufnahmen von U. Eudorff, 1894. 


Cliches von Alphons Brudmann, München. 


D 


Kirde: 
Tafelgemälde. 
2\ 


Tafel 50. 


Sangenhorit. 


Ban und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


2. 


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Cliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U. Kudorff, 1891 


I. bis 3. Stiftsgebäude. 


Die zum Amte Horftmar gehörige Gemeinde Leer liegt am Nordoftabhange des Schöppinger 
Berges und umfaßt außer der Dorfbauerfhaft die Bauerfchaften Haltern, Oftendorf und Alft. Auf 
2658 ha leben 1248 Einwohner, die bis auf 15 Evangelifhe alle Fatholifch find. 


Quellen und Kitteratur: 

Sürftlih Bentheimfhes Arhiv: Patronate. Marken. — Pfarrarchiv: Getaufte feit 1685, 
Getraute feit 1728, Geftorbene feit 1702. — Archiv der Häufer Alft und Darfeld. — Tibus, Grin 
dungsgefchichte, 887, 1255, 1506. — Songtnus, Sührer, II, 120 f. 


In Xeer (Leheri, Liere, Lyer, Lire, Lere) befaß die Abtei Werden an der Ruhr fchon im 
9. Jahrhundert einen Amtshof, die curtis Leheri, die 1286 Abbatinfhof, fpäter Abdind- und Ebding 
hof genannt und von den 1206— 1466 oft erwähnten Kittern von Keer verwaltet wurde.2 Auf 
dem Grunde diefes im dreißigjährigen Kriege wüft gewordenen Hofes ift im 12. Jahrhundert, als 
von der Mutterpfarrei Schöppingen mehrere Silialpfarren abgezweigt wurden, die 1217 zuerft urkundlich 
genannte Pfarrfirhe von KXeer (erneuert 1828) zu Ehren der hl. Cosmas und Damianus errichtet 
worden.3 1269 erwarb der Edle Bernhard von Ahaus von dem Abt von Werden den Hof, das 
Pfarrhaus, die Kirche und das Erbe Tie (Tiemann, füdlich der Dorfitraße, 1850 parzelliert) in Kere 
mit allem HSubehör, alfo auch dem Patronatrecht über die Kirche.4 Don Ahaus vererbten fich diefe 
Güter an Solms, Bradhorft und 1455 an Bentheim.5 1489 fiel bei der Bentheimfchen Güter 
theilung de hof to Abdinck mitter gifte der Kercken to Leer an Eberwin II. von Bentheim-Steinfurt, 
und feitdem haben die Grafen, fpäter Fürften zu Bentheim und Steinfurt ftets das Präfentationsrecht 
zur Pfarritelle ausgeübt.s6 Sie befaßen auch den (um 1875 abgebrannten) Haupthof der Bauerfchaft 
Baltern (Halahtron 890, Haltheren 1150, Halecteren 12. Jahrh.) und deshalb aucd das Erbhol;- 
richteramt in der Halterner oder Wolder Mark (MWaldmarf), ferner einen Beifang (niedere Gerichts 
barfeit) in Seer, wo fie auch einen $reiftuhl ihrer Sreigraffchaft Saer errichtet hatten. 7 


2 $ aus einem Pergament-Manuffript der fürftlichen Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe Seite 52, Yummer 1.) 
2 Sacomblet, Archiv für den Yiederrhein, II, 234, 284 f. — Wilmans, II, 1515. Ebenda III, 106, 596. Cod. Trad. 
Westf. TV, 201—249. — 3 Wilmans, III, 106. — Tibus, 887, 889, 573. — Konginus, II, 121. — # Wilmans, III, 1757. — 
5 Dol. Tücding, Ahaus. (Stiche. 28. Stammtafel.) — 6 Hiefert, VI, 111. — Tibus, 1253 f. 1306. — $. Bentheim, 
Archiv, Patronate. — 7 $. Bentheim. Archiv, Marfen. — iefert, V, 323 f., VI, 112. 


66 


Dem Stifte Borghorft gehörte der Hof Schulze Breving, jest Schleithoff, der ihon 1217 als 
curtis abbatisse de Borchorst in parochia Liere in ipsa villa erwähnt wird! und einen 1582 erbauten 
fteinernen Speicher befitt. 

Das Haus Brollenburg am Weftende des Dorfes, benannt nach der fchon 1260 hier und 
in Borftmar angefeffenen Familie von Sronlo, Grollo, Groll. 1611 wird noch die Brolmanfche 
zu Seer erwähnt, 1613 aber bereits oft von Dörde zu Darfeld und Grollenburg. Die Samilie von 
Buloh faß hier fchon 1644. 1701 war Sranz Lafpar von Buloh Befiger des Haufes, 1760 ein 
Herr von Schmiß, dann folgten die von Sur Mühlen und Drofte-Hülshoff. et gehört das Gut, 
deffen Herrenhaus längft verfhwunden ift, dem Grafen Erbdrofte zu Darfeld.2 

Das Haus Alft in der fhon 1150 genannten Bauerfchaft Alft (1519 die Alstet) war landtags- 
fäbis. Der NMame ift entjtanden aus alahstedi, Heilisthumsftätte, und bezeichnet eine dem Kultus 
WDodans und Donars geweihte altgermanifhe Opferftätte. Schon 1217 wird die domus que dicitur 
Alst urkundlich erwähnt, und 1282 erfcheinen Sueder von Alftede und fein Sohn Dietrich als die 
älteften befannten Inhaber diefes Haufes,3 welches im 14. Jahrhundert wiederholt als Dienftmann- 
gut der Abtei Dreden bezeichnet wird. Kehnsträger waren bis 1555 die von Wüllen, dann die Blome, 
und feit 1598 die Herren von Mlünfter.$ 1569 erbten die von Wejterholt das Gut. Wlar Friedrich 
von Wefterholt verfaufte es um 1800 an den münfterifchen Bankier Schönftädt, dann folgten als 
Befiser Jofeph Johann von Drofte-Hülshoff, Wilderih von Ketteler,5 Graf Galen und 1852 durch 
feine Heirath mit der Wittwe des Grafen Erbdrofte, geb. v. Jmbfen, Freiherr Burghard v. Schor- 
lemer, der feitdem den Hamen des Haufes Alft dem feinigen hinzufügte und ihn durch feine Thätig- 
feit als Parlamentarier und weftfälifcher Bauernfönig weithin befannt machte. Dorf und Kirchfpiel 
Keer wurden 1591 und 1596 von den Statifchen geplündert und hatten auc im dreißisjährigen und 
jiebenjährigen Kriege viel zu leiden. ® 


" Wilmans, II, 106. — Xiefert, V, 206. — Stiftsarchtv Borghorft. — ? Darpe, Horftmar. (ötichr. 40, 
S. 122 f., Anm.) — Kumann, Adlige Häufer. — Songinus, II, 122. — $. Bentheim, Archiv. — 3 Wilmans, III, 106, 
1191. — + Inventare der Archive des Kreifes Borken, Beiheft Yir. 364 und 695. — 5 Sahne, Genealog. Werfe. — Sigis- 
mund. — Kumann. — Songinus. — © Mlünft. Gefch.-AQuellen, II, 119. — Wesfamp, Kiga, 5.93, 311. 


cu 


Denkmäler-Derzeichniß der Gemeinde Teer. 


I, Dorf Teer. 


5 Kilometer jüöweftlich von Burgfteinfurt. 


Rice, Fatholifch, Frühgothifch,, 


1: 400 


einfchiffig, zweijochig. Thor einjohig, erweitert. Safriftei an der Wordfeite und Weitthurm 
neu. Steebepfeiler einfach. 
Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußfteinen, zwifchen rund- und fpißsbogigen Gurt 
und Blendbogen, auf Wandpfeilern mit Dorlagen und Eedpfeilern. 
| Senfter, fpisbogig, zweitheilig mit Maaßwerf; an der Mordfeite des Schiffes eintheilig, 
rund= und fpißbogig. 
Portal, rundbogig, mit EdFfäulen, erneuert. 
Chorftuhl, Kenaiffance, minderwerthig, dreifisig, mit 2 Wappen- und 5 Ornamentfüllungen, je 
22/55 cm groß; 2,40 m lang. 
Relief (an der Weitwand der Safriftei), gothifch, von Stein, Chrijtus am ©elberge, 53 cm hod,, 
45 cm breit. (Abbildung Tafel 51.) 
Vortragfreuz, gothifh, von Hol, Kreuz Baumftamm, 1,28 m body, 1,o m breit. (Abbildung 
Tafel 52.) 
Doppelmadonna,! gothifh, von Hoß, 1,o m hodh. (Abbildungen Tafel 52.) 
3 Bloden mit Infchriften:; 
1. Ihs maria ea prolem laudo plbem ... (?) anna vmi m ceeeerrrr i (1491). 1,20 m 
Durchmeffer. 


.S. anna heit ick den levendigen rop ick de doden beschrei ick. evert vos me fecit 


D 


1615. 0,89 m Durchmesser. 


5. henricus et everhardus me fuderunt 1795. I,o2 m Durchmejfer. 


: Die eine Hälfte befindet fi 3. 5. ım Befize von Fräulem A. Schmöller in Keer. 


68 


2. Baus Alft. 


(Befiger: Sreiherr von Schorlemer=-Alft.) 


7 Kilometer füdlich von Buragfteinfurt. 


Hauptgebäude, Renaiffance (Hiederländifch), Baditeinge- 
bäude mit Hauftein-Schichten und -Öliederungen, mit 
Eethurm und Treppenthurm; Wappen am Weitgiebel. 

PofFal, Renaiffance, 17. Jahrhundert, Würnberger Arbeit, 
von Silber, getrieben, erneuert, 52 cm hboh. (Ab- 


bildung nachjtehend.) 


Tafel 5 Im 


Kreis Steinfurt. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weftfalen 


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Kudorff, 1895, 


Aufnahmen von U. 


Clihes von Alphons Brudmann, München 
Kirde: 


2. Innenanficht nach Weiten; 3. Xelief. 


19) 
18) 


1. Theilanficht der Südfeite; 


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Tafel 93 


n > RR Ss } war 
Ban und Kunftvenfmäler von Wejtfalen. % eer. Kreis Steinfurt. 


Eliches von Alphons Brudmann, München, Aufnahmen von A. Kudorff, 1895. 


Kirche: ı. Dortragfreuz; 2. und 3. Doppelmadonna. 


BJ| it. Tafel 55. 


Bau- und Kunjtdenfmäler von Wejtfalen. Kreis Steinfurt. 


liches von Alphons Brudmann, München. 2 7 Aufnahnen von U. Eudorff, 1895. 


Schloß (Befiger: Sreiherr von Schorlemer-Alft); ı. Südweftanficht; 2. Yordweitanficht; 5. Sidoftanficht. 


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Die Gemeinde Mefum befteht nur aus Dorf und Bauerfhaft Miefum und gehört zum Amte 
Rheine links der Ems. Sie umfaßt 2158 ha mit 1165 Fatholifhen Bewohnern. 


Quellen und Kitteratur: 


Pfarrarhiv: Kirchenbücher feit 1690. — Tibus, Gründungsgefchichte, 857 ff. — Grosfeld, Bet 
träge zur Gefchichte der Pfarrei und Stadt Rheine. — Darpe, Humanismus in Rhente. 


Im Jahre 1155 wurde vom Bifchof Friedrich II. ein alter Streit zwifchen dem Domfapitel 
und dem Kapitel des Alten Doms zu Münfter wegen des Befißes der Mbedienz; Mesehem zu Bunften 
des erfteren entfchieden.2 Diefe wohl fhon vor 995 vorhandene Obedienz beftand um 1540 aus der 
curtis Mesem (Sch. Mlefum) und zwei Erben.3 Derjenige Domherr, dem die Bbedienz vom Bifchof 
übertragen war, und dies war fpäter ftets der Domdehant, hatte damit das Kollationsrecht zu drei 
Kapellen im Dom. Um 1345 erhielt der damalige Inhaber als Erfat für die abgetretene Kapelle 
B. M. V. das Befeßungsrecht der auf dem Grunde der curia to Meseym gegründeten neuen Kapelle, 
wenn diefe nach dem Tode des Pfarrers Nemfrid zu Rheine frei werden würde,4+ ach der Tra- 
ditton find zur Erbauung diefer Kapelle Steine von der 1543 durch Bifhof Ludwig II. zerftörten 
fteinfurtifhen Schwanenburg bei Mlefum verwandt worden.5s Diefe dem hl. Johannes dem Täufer 
geweihte neue Kapelle ift mit der alten Kirche zu Mefum identifch.® Seit etwa 1575 wurde Mefum 
eine felbftftändige Pfarrei unter dent Patronat eines Dombherrn, wobei jedoch dem Pfarrer zu Rheine 
die Erhebung des Meßforns verblieb.” Dem Propfte von St. Ludger waren fchon bei Errichtung 
der neuen Kapelle feine Archidiafonatrechte vorbehalten worden. Der berühmtefte Inhaber der Dom- 
obedienz Mtefun oder des amptes to Mesem war um 1515 der Humanift Rudolf von Kangen.s Die 
neue Kirche zu WMlefum wurde 1890 eingeweiht. 


2 M. aus einem Pergament-Manuffript der Symnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe Seite 29, Nummer 1.) — 
2 Erhard, C. D. 307. — Tibus, 858. — 3 Darpe, Cod. Trad. Westf, II, 113 f. — + Ebenda und 5. 158. — 5 Srosfeld, 
S. 15, Anm. — © Tibus, 858. — Grosfeld, 16. — 7 Grosfeld, 15. — Tibus, 1306. — ® Grosfeld, S. 16. Anm. 


et 


40) 


Denkmäler-Degzeihniß der Gemeinde Mefum. 


Dorf Mefum. 


13 Kilometer nordöftlich von Burafteinfurt. 


Kirche, Fatholifch, gothifch, 


1: 400 


einfchiffig, dreijochig mit 4/6 Schluß. (Ede nah ODiten.) Safriftei an der Mordfeite." Wejt- 
thurm.2 Strebepfeiler, im weftlihen Theil einfach; im öftlichen mit Giebelauffäßen. 
Kreuzgewölbe, mit Rippen (an der Wand auslaufend). 


Bi Senfter, fpib- 

+ ‘ Se 5. ER bogig, zweitheilig 

() SE RY mitlMlaaßwerf. Ein- 

PNf A gänge gerade ge= 
| fchloffen. 

| Taufftein,3 gothifch, fechsedig. 

0,59 m hoch, 0,85 m 

Sa = Durchmeffer. (Abbild: 


ung nebenjtehen®.) 
Saframentshäuschen Küfche), 
gothifh, Oeffnung 58/46 cm groß; mit fpitbogiger 


1:20 


Sialenbefrönung, 

Ausgußnifcbe, sothifh, mit Kleeblattfhluß und Giebelendigung. 
ODeffnung 82/48 cm groß. 

Rirchboflaternen-Ltifche im füdöftlichen Strebepfeiler, fpitbogig, 
mit Krabben- und Kreuzblume. (Abbildung nebenftehend.) 

3 Meäre, Renaifjfance, 16. und 17. Jahrhundert, von Stein, 
nit Reften des Nlünfterfchen Domlettners, Reliefs und 
Figuren. Anbetung der 3 Könige, 1,2 m breit. 
(Abbildungen Tafel 54 und 55.) 


" und 2 Abgetragen. — 3 Setzt in der neuen Kirche. 


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an 


3 Siguren, gothifh, von Hol;. 
I. Katharina, 68 cm hod). 
2. Antonius, 62 cm hod). 
5. geilige, 62 cm hodh. (Abbildungen Tafel 55, Yır. 1—5.) 
3 Bloden mit Infchriften: 
I. Pirainis fum que (P) dei mateig nomime farra at cultum populos canboro tacta dei 
tolterus mefterus me fecit anna domini m ag iii (1515). 118m Durchmeffer. 
2. Soanni tanitrus ori (?) fum farra beata yulfata ut fugiant fulnina feha peocul 
anna vamini mür iii (1515). 1,04 m Durchmeffer. 
5. cONVOcO mesemses ' mariae sum nomine‘ vivos defleo defunctum ter anno 1777 


maurice mabillo stucke und klockengieser zu coblens fecit. 0,955 m Durchmefjer. 


I@g 
a 


Aus emem Pergament-Manuffript der Gymnaftalbibliothef zu Burafteinfurt. (Siehe Seite 28, ir. 2.) 


£udorff, Bau: und Kunftdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 23 


Aus einem Pergament Nannffript der 


Gymmaftalbibliothef zu Burafterfurt, 


(Siehe Seite 28, ir. 1-) 


a NR Tafel oh, 
3 d Kunftdenfmäler Weitfale Nejum Kreis Stei 
Bau» und Kunftdenfmäler von Wejtfalen. < ’ Kreis Steinfurt. 


\ IST 
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TERN 


liches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U. Eudorff, 1893. 


Kirche: ı. Südweitanficht; 2. Innenanficht nach Oiten. 


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Tafel 


Steinfurt. 


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Bau- und Kunftdenfmäler von Wejtfalen. 


Aufnahmen von H. £udorff, 1893/1900. 


Lliches von Hlphons Brudmann, München. 


1. Heilige; 2. Katharina; 3. Antonius; 4. Relief. 


Kirde: 


Das von der Dechte durchfloffene Amt Metelen umfaßt das Wigbold Metelen mit 
195 ha und 1414 Bewohnern (1392 Kath., 15 Evang., 7 fr.) und das aus den Bauerfchaften 
Samberg (Santberghe 1304) und Yaendorf (Nordendorpe 1362) beftehende Kirchfpiel Metelen 
mit 5815 ha und 667 Einwohnern, die bis auf 5 Evangelifche fämmtlid Fatholfch find. 


Quellen und Kitteratur: 


Fürftlih Salm-Horftmarfches Archiv, Stift Metelen: 252 Stüde (Renten, Kolonate, Marfen, Stiftsfachen 
Prozegakten. — Fürftlich Bentheimfches Archiv: Kommende, Marfen, Jagd. — Kal. Staatsarchiv zu Münfter: 
54 Orig.-Urf. aus 1250—1697; Loptare: Ms. VII, 1325a und b, II, 32, 49; II, 534 — Chronif: Ms. VI. 259, 
I, p. 215—218. — MLA 247, 52—46. — Pfarrarchiv: Getaufte feit 1624, Getraute fett 1625, Geftorbene 
jeit 1722. — Kaplanei-Archiv. — KübEe, Mittelalterlihe Kunft in Weftf., S. 206 ff. 375. — Weftphalta 1825, 
S. 59; 1826, S.7. — Milmans, Katferurfunden der Provinz Weftf., I, 258 f. — Tibus, Grimdungs 
geichichte, 860 ff.; Namenfunde, 96 fe — Konginus, führer, I, 127 f£ — Geisberg, Wo tagte das 

Gogericht zum Sandwell? (Stichr. 52, 5. 250.) — Stemmfurter Wochenblatt 1852, ir. 51. 
in Mietelen (Matellia, Matelen, Metelon, Meitelen, d. h. zum Honigwalde) gründete 
889 die fromme frau Friduwi auf ihrem Erbe zu Ehren der Märtyrer Tornelius und Cyprianus 
ein $rauenflojter mit Genehmigung des oftfränfifhen Königs Arnulf, welcher die Stiftung in 
feinen Schuß nahm und ihr weitgehende Privilegien bezüglich der Abtiffinwahl, der mmunität 
gegenüber allen öffentlihen Gerichten und der Einfegung eines vom Könige zu ernennenden Schuß- 
vogtes verlieh.3 Diefe unabhängige und die Grundlage für den Erwerb der Reichsunmittelbarfeit 
bietende Stellung des neuen Klofters war den Bifhöfen von Mlünfter höchft unangenehm, aber ihre 
Derfuche, die Selbitftändigfeit des Stiftes zu fhmälern, wurden 995 durch eine Entfcheidung König 
Ottos III. zu Bunften Metelens verhindert.4 Doc gelang es ihnen fpäter, das Beftätigungsrecht bei 
Abtiffinnenwahlen und die Stiftspogtei an fich zu bringen. Die Dogtei, welche anfangs im Befite 
der Billunger gewefen war, mußte von Münfter 1175 als Kehen den Grafen von Tedlenburg über: 


EM und? aus einem Pergament-Hlanuffript der Bymnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe S. 28, Ar, 1 und 2.) — 
3 Erhard, €. D. 71, vergl. 37. — Wilmans, Katferurfunden I, 238 ff. — + Erhard C. D. 71, Wilmans, a. a. ®. 240 f. Aıım. 


74 


lafjen werden,4 welche diefelbe 1557 mit Genehmigung 
des Bifchofs Ludwig II. an das Stift Metelen ver- 
Fauften.5 Als Subehör der Dogtei werden dabei ge- 
nannt das Bogericht und die Marftpolizei im Wigbold 
Metelen. Diefe Gerichtsbarfeit über das Wigbold 
(micht das Kirchipiel) Metelen mit Merfh und Spafen- 
baum wurde feitden durch eigene abteiliche Richter der 
Freiheit zu Metelen ausgeübt und von der Abtei allen 
münfterifchen Anfechtungen zum Troß erfolgreich be- 
hauptet.6 Die Appellationen vom Bericht zu Metelen 
singen an den Nat zu Coesfeld, der die „Präfidenz 
über die Freiheit des Stifts Metelen” befaß.7 

Mit Stolz nannte fih Metelen wegen feiner 


uralten Faiferlichen Privilegien ein Kaiferliches frei- 


weltlihes Stift und beanfpruchte den Rang hinter den vornehmiten 
Stiftern zu Elten und Dreden. Wie die übrigen Damenftifter nahm 
auch Metelen nur Adelige auf. Die Stellen der Abtiffinnen blieben 
bis zur Reformation ftets Angehörigen der benachbarten Dynajten- 
oder Grafengefchlechter vorbehalten. Das Kapitel beftand aus 
15 Stiftsdamen und 4 Kanonifern.® Die Abtiffin hatte das Recht, 
die Pfarrjtelle und die vier Difarien zu befeßen, und war Archi- 
diafonifjin über die ganze, feit etwa 1040 von Wettringen abgetrennte 
Pfarrei Metelen und deren Siltalpfarre Welbergen.” Der Grund- 
befis des Klojters erjtreckte fich über 20 Kirchfpiele; die Höfe und 
Erben im Kirchipiele Mtetelen gehörten faft fämmtlih dem Stift. 
In der Reformationszeit fand die Lehre Luthers auch im Stift Metelen 
Derbreitung. Schon 1555 geftattete Bifhof Franz von Walde den 
adeligen Sungfern des Stifts Mtetelen auf ihre Bitte, die geiftliche Kleidung 
abzulegen, 1° und nod die Kirchenpifitation von 1572 fand in Metelen 
die evangelifhen Anfhauungen herrfchend.! Erjt unter den Bifchöfen 
aus dem Haufe Baiern wurde dies anders. Ueber die Aufhebung des 
Stifts ift unter Borghorft das Möthige angegeben. Das jest als Amts- 
haus dienende Abteigebäude ift 1720 errichtet. Aus derfelben Seit ftammt 
das noch erhaltene Stiftshaus der Maria Llara von Der zu Egelborg. 12 


:—3 Chriftus und die Schächer der Krenzigungsgruppe (S. 77). — + Erhard 
€. D. 361, Wilmans, $. 243. Reismann-Grone, Gefch. der Grafjchaft Tefeneburg, 
. 120 f. — 5 Uiefert, IV, 272. — Wilmans, 5. 2435. — ® Stifts-Atchiv Metelen, II, 22, 23. 
Bobbeling, S. 55, Wilmans, S. 245. — 7 Söfeland, Der Stadt Coesfeld Präfidenz tiber 
die ‚Freiheit des Stifts Metelen. Stichr. I, 122 f. — ® Büfing, Fürftbiihof Chr. B. von 
Galen, S. 164. — Adref-Lalender 1783, S. 65. — 9 Tibus, 1306 u. ö., Niejert VI. 129. — 
Adref-Lalender 1785, 5. 91. — .° Stiftsarchtv Metelen, IV, 228b — ": Keller, Gegen- 
veformation, I, 103; Darpe, BHorftmar, Stichr. 40, S. 141. — Büfing, Kampf um die 
Fath. Religion, S: 55, 256. — "2 Songimus, II, 128. 


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Die den bh. Tornelius und Cyprianus geweihte Stiftsfirhe ift ein romanifcher Hallenbau 
des 12. Jahrhunderts.” Dabei lag die um 1100 erbaute Ditsfirche, die 1798 wegen Baufälligkeit 
vom Mlagiftrat des Wigbolds Metelen auf Abbruch verfauft wurde. 2 

ah Mtetelen nannten fich zwei dem Wappen nach verfchiedene Nittergefchlechter, welde 
1154— 1454 erwähnt werden. 3 

Das Wigbold Metelen befaß fchon vor 1557 einen Markt und ein befonderes Hogericht. 4 
Hwar wird in einer Urfunde von 1400 gefagt,5 dem Bifchof von Mlüünfter ftehe das dominium tem- 
porale über die villa in Metelen zu, aber die Abtiffin galt ftets als die anerfannte Obrigkeit der 
Bürgerfhaft des Wigbolds, welches von Bürgermeiftern und einem Rate verwaltet wurde.6 Als 
während der niederländifchen Unruhen des Wigbold in den Jahren 1587—90 viermal von den 
Spaniern ausgeplündert war, 7 ließ die Abtiffin troß des Widerfpruches der münfterifchen Statthalter 
Metelen mit Wall und Graben befeftigen.® 1598 hatten die Spanier unter Boucquoi bier ihre 
MWinterquartiere.9 1607 wurde Metelen wieder von den Spaniern ausgeraubt. Auch im dreißig- 
jährigen Kriege litt der Ort fchwer. U MWiederholt wurde Metelen durch große Seuersbrünfte zerftört, 
jo 1596, 1575 und 1815.2 Eine halbe Stunde nordweftlih von Metelen lag auf einem jest nicht 
mehr vorhandenen, vom Baufsbahe umfloffenen Hügel in der Nähe mächtiger Sanddünen die Stätte, 
wo unter freiem Himmel das Gogeriht zum Sandwell (Santwelle, Zantwedele), lange Seit 
das höchite Bericht des Bistums Münfter, abgehalten wurde, 13 


: CTibus 864 f. 4185 f. — Sübfe, MT. Kunft in Weftf., S. 206 ff. — Xoröhoff, Hol u. Steinbau, S. 409. — 
Sonaimus II, 127 f. — ? Tibus, 862 ff. — 3 Deral. Hander Heyden, Regifter. Döhmann, Buramannen von Steinfurt, II, 75. — 
+ Niefert IV. 275. — 5 Ebenda, V, 504. — © Stiftsarchtiv Metelen, II, Stück 184, 54. — 7 Miüinft. Gejch.-CAu. TIL, 97, 
105, 115, 114, 555. — 3 Wilmans, Katferurfunden, I, 244. — Dh. v. Hövel, spec. westph., 5. 122; Hobbeling, Anhang, 
>. 557 f. und Kumann, Kiechipiele. — 9 Keben des Grafen Arnold v. Bentheim, S. 60. — !° Bd). v. Hövel, a. W. — 
ız Weskump, Kiga, 95, 127, 145, 298, 545. — "2 Wiefert, V, 504. — Kumanı, Kirchipiele. — Wildt, Chrom? von Borg- 
borit, S. 570. — Steimfurter Wochenblatt 1852, Ur. 31. — 3 Dergl. die Einleitung. — Kindlinger, M. B.IL, Urf. S. 346 ff. — 
!Dejtpbalta 1825, S. 59. — Tibus, 869 f, 508. — Wilmans, III, 1054 Anm. — Darpe, Horftmar, Stichr. Bd. 40, S. 159 f. — 
Songimus, II, 125 f. — Geisberg, Stiche. 89. 52, S. 230 — Münft. Geidh.-Ou. I, 55, 84, 119, 150. 


Siegel des Stiftes Metelen von 1298, im Staatsarchiv zu Miünfter. — Umfchrift: Sigillum metlensis ecclesie. 
(Siehe Weftfälifche Siegel, Heft I, Tafel 10, Nummer s.) 


€udorff, Bau- und Kunjtdenfniäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 2% 


76 


Denkmäler-Derzeidniß der Gemeinde Metelen. 


Dorf Metelen. 


8 Kilometer weftlich von Burafteinfurt. 


a Kirde,! Fatholifh, romanifch, Uebergang, 


1: 400 


dreifchiffig, dreijochig, Chor einjodhig mit vor- 
gelegtem geraden Schluß. 2 Thürme an der Weft- 
feite, Treppenthurm an der Südfeite. Safriftei auf 
der Wordfeite neu. Das nördliche Seitenfchiff fünf- 
johis, das füdlihe neu.2 Treppengiebel an der 
MWeitfeite und am füdlichen Thurn; der nördliche 
Thurm nur bis zur Höhe des Seitenfhiffs. Bogen- 
friefe am Mittelfhiff und in den Kifchen der Meft- 
feite. Im Chor fpisbogige Wandblenden.3 Weft- 
lihe Empore dreifchiffig, zweijochig, maffiv. 
Kreuzgewölbe mit Braten im Seitenfchiff, in 


den Thürmen und unter der Empore; mit Sier- 
wulften im Mittelfchiff; achttheiliges Kreuzgewölbe 
mit Scheite= und Gratwulften und Sierfcheiben ; | 


auf dem Schlußring achttheilige Kuppel mit 1 N} n 
Schlußftein und Wuljten. Gurte fpisbogig recht- = 7 z 


eig; im Miüttelfhiff und Chor mit halbrunden MWeftfeite 1:400 nach v. Manger. 


" Kibfe, Weftfalen, Seite 196: Kot, Deutjchland, Seite 415. — ? 1856 abgebrochen, erneuert und verlängert nach 
Dften. — 3 Im Längenfchnitt unrichtig dargeftellt durch Fehlen der Wanppfeiler. 


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MWulften. Im Seitenfchiff fpisbogige Wandblenden. 


runden Dorlagen und runden Eddienjten. Kapitelle mit Blattwerf; 


(Abbildung Tafel 59.) 


Sängenjchnitt 1:400 nach v. Manger. 


Senfter an der Weitfeite des Müttelfchiffs und in den Thürmen rundbogig, zunı Theil 
mit Edfäulen und Wulften. Die übrigen neu. Schalllächer fpisbogig, nad) Weften rundbogig. 
Portale rundbogig; an der Word-, Dft- und Südfeite mit Edfäulen und Wuljten, 


zum Theil erneuert; an der Südfeite Einfaffung mit 
Blattwerf. (Abbildung Tafel 56.) 

Taufftein,! vomanifh, 15. Jahrhundert, von Stein, rund auf 
quadratifhem Juß, von 4 Löwen geftüßt. Am 
Beden Stid- und Ranfenverzierung, darunter 
Palmettenfries. 1,09 m hody, 0,95 m Durchmeffer. 
(Abbildung Seite 78.) 

Saframentshäuschen, Reft, fpätgothifh, 16. Jahrhundert, 
Befrönung zweitheilig mit Kleeblattbögen, Stalen 
und Maßwerf. 0,98 m breit. (Abbildung Tafel 59.) 

Chriftus, Neft, Uebergang, von Hoß, langes KLendentuc, 
Süße nebeneinander. 1,somhodh. (Abbildung Tafel 60.) 

Rreuzigungsgruppe, gothifh, von Stein, Chriftus und 
2 Schäcer; überarbeitet; $iguren lebensgroß. (AIb- 
bildungen Seite 74.) 

DPiets, gothifch, von Stein, 0,99 m hodh. (Abbildung Seite 78, 
Kummer 2.) 

Diets, gothifh, von Stein, überarbeitet, 1,5; m hodh. (Ab- 
bildung Seite 78, Kummer 1.) 


z Kot, Deutichland, Seite 415; Kıuworff, Kreis Kudinahanfen, 
) ? $) DH 
Seite 98; Mordhoff, Kreis Hamm, Seite 54. 


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Pfeiler vechtecdig, zum Theil mit halb 


Chor mit Köpfen 


Nördliches 


Seitenfchiff. 


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3 Bloden 
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2 Apoftel, 


Relief, gothifchh, 


Reliquienbehälter, vomanifh, 11 


13. Jahrhundert, von Stein, 
1,,5'm hodh. (Abbildungen 


romantisch, 
2,12 m bezw. 
Tafel 60.) 

von Stein, Darftellung der grego- 
rianifchen Mefje; 0,92 m hoch, 0,67 m breit. 


FRE R ERLERNEN 

> > EEE ee (Abbildung Tafel 60.) 

un \\N)  Mearterfäule, gothifh, von Stein, 5,90 m hod. 
Bi (Abbildung Tafel 60.) 


. Jahrhundert, von 
Holz, mit Silberbleh, auf der Dorderfeite 
Steine und Glasflüfje, tafchenförmig, 21 cm 


hoch, 22 cm lang, 8 cm breit. (Abbildungen 


Tafel 59.) 


® A 
mit Inschriften: 
s. joannes baptista ora pro nobis Ao MDCXXIX (1629) sumptibes civium et 
rustlcorumer 1,os m Durchmegjjer. 
clangendo plango funera sonando frango flumina ventos boatu disipo et dormentes 


excto. — ovesad aedem convoco, 


numen praedico ..s.s. cornelius et cyprianus patroni(?) 


In anno sal.Vtis DoMInICae joannes fremy me fecit (1658) 1,33; m Durchmefjer. 


johan schweys me fecit monasterii . 


soli deo gloria. sumtibus civium et rusticorum 


Äo 1741 rupta refusa nova et tu mater virgo patrona . funera deploro coelestes rursus 


1,9 m Durchmejjer. 


honoro . 


Rremgang, Refte, gotbiih, im Oiten der 
Kirche, 5!/2 Bogen, fpitbogig, auf 
vieredfigen Pfeilern, ohne Kapitell. 
(Situation nacdhjtehen®.) 


b Privatbefiß (Ko): 
Mörfer, Renaiffance, von Bronze, mit njchriften: 
johan fpuiler Hullien fun Huisfrauiu. jut jaer ong heren m Gr Ir ii (1578) 
14,5 cm hoch. (Abbildung vorjtehend.) 


Aus dem speculum virginum der Schloßbibliothef zu Burgjteinfurt. (Siehe Seite 52.) 


30 


Aus dem speculum virginum der Schloßbibliotbef zu Burafteinfurt. (Siehe Seite 32.) 


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Ban md Kunftdenfmäler von Weitfalen. N (ete lc N. Kreis Steinfurt. 


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Sliches von Alphons Brudnann, München. Aufnahnen von A. £udorff, 1894, 


Kirche: ı. Südanficht; 2. Weftanficht; 3. Südportal. 


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Hufnahbmen von U. Ludorff, 1894. 


Innenanficht nach Often. 


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Kirche: ı. Oftanficht; 


Lliches von HIphons Brudmann, München. 


WItetelen. 


Steinfurt. 


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Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


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Tafel 60. 


Metelen. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 


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liches von A. Brudmann, München. Aufnahmen von UA. Kudorff, 1894. 


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Kirhe: ı. Chriftus; 2. und 3. Apoftel; 4. Marterfänle; 5. Relief. 


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(Siehe Sangenhorit, Seite 62.) 


Das Amt Neuenfirhen liest amı Tieberge und umfaßt außer der Dorfbauerfchaft Neuenkirchen 
die Bauerfhaften Offlum, Sutrunsharum und Sanderfun nebft der Häufergruppe Llemenshafen am 
Nünfterfhen Kanal, nahe,dem Grafenftein, einer alten Grenzmarke, Auf 4556 ha leben 5899 Ein 
wohner, darunter 5367 Katholiken, 25 Evangelifhe und 7 Juden, 


Quellen und Kitteratur. 


Pfarrachiv: Kirchenbücher feit 1764. — Tibus, Grimoungsgefchichte, 855, 988f- — Grosfeld, 
Beiträge 3. Gefch. der Pfarrei uno Stadt Rheine. — Darpe, Herford uno Rheine. — Darpe, Humanismus ufw, 
in Aheine. 


Heuenfirchen gehörte urfprünglich Firchlich und politifch zu Rheine und ftand deshalb, feitdem Kaifer 
Sudwig der Fromme 858 dem Stift Herford die Pfarrfirhe zu Rheine gefchenft hatte,2 unter dem 
Firhlichen Einfluffe der Abtei Herford. Bifchof Sisifrids (1022—52) Derfuh, die von der Gräfin 
Reinmod von Kappenberg geftiftete Kirche zu Bentlage unter Abtrennung von Rheine zu einer felbft 
jtändigen Pfarre zu erheben und derfelben u. a. die Bauerfchaften Suedwinkele (euenfirchen), 
Uffenhem (Offlum), Harhem (Harum,) Suthrem (Sutrum) und Landrikashem (Kanderfum) zuzuweifen, 
fcheiterte.3 Erft 1247 gejtattete Bifchof Ludolf den Bauerfchaften Offenhem, Harhem, Suedwinkele, 
Suterhem, Lendrikeshem und den beiden Bauernhöfen Seirlo (Schirmann), eine neue Kapelle oder 
Kirche als $iltale von Rheine in Suedwinkele zu errichten. 4 Das neue Kircchfpiel hieß 1250 nod 
parochia Suetwinclo,5 1268 aber fchon Nyenkercken, nova ecclesia.6. Patronin der nad) 1247 er 


bauten Kirche wurde die hl. Anna. 7 


"MX aus einem Pergament-Manujfript der Gymnafial-Bibliothef zu Burafteinfurt. (Siehe S. 28, Tr. I.) — 
2 Erhard, €. D. ı1. — 3 Erhard, C.D. 105b. — Tibus, 859, 259 f., 383 ff., 429, 984. Grosfeld, Beiträge, 5.9. — 
+ Wilmans, W. 1. 8. IV, 378. Tibus. 988. — Gvosfeld, 11. — 5 Wilmans, III, 512. —  Viefert, Beiträge I?, 568. — 
7 Cıbus 857. 


£udorff, Bau: und Kunjtdenfmiäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt. 26 


82 


Erjt um 1550 erbielt das Kirchfpiel einen eigenen Paftor.! An den Pfarrer zu Rheine 
mußte eine jährliche Abgabe gezahlt werden, die erft 1843 mit 200 Thalern abgelöft wurde.2 Das 
Präfentationsrecht zur Yeuenfirchener Pfarre jteht noch jest dem Pfarrer von Rheine zu.3 

Die alte Kirche brannte 1742 ab. Ihre Nachfolgerin war Flein und ärmlich. Der Thurm 
wurde nicht vollftändig ausgebaut und das Chor erjt jpäter hinzugefügt. Heben diefem Kirchlein 
wurde 1896— 99 die zweithürmige neue Kirche errichtet. Yacdh Kanderfum (Landrekeshem, Landers- 
hem) nannte fihb im 15. und 14. Jahrhundert ein Kittergefhhleht, welches audy in Yienborg 
ein Burglehen innehatte.4 

n der Neformationszeit fand in Ieuenfirhen die Lehre der Wiedertäufer zahlreiche und 
eifrige Anhänger. 5 Später neigte das Kirchfpiel zum Kutherthum, befonders als Hermann tom Drede, 
der Sohn des lutheriicy gefinnten Paftors von Nheine, hier Pfarrer geworden war.6 Damals 
plünderten die Spanier 1587, 1590 und 1598 Dorf und Kirche.” Hachh dem dreißigjährigen Kriege 
Famen die großen Brände von 1669, 1742 und 1771.8 Segensreich für den Ort wurde die Anlegung 


der Hafenftation Marhafen am Ende des münfterifhen Kanals (1707). 


= 


Denkmüler-Derzeihniß der Gemeinde Neuenkirchen. 


Dorf Deuenkichen. 


ı1 Kilometer noröweftlich von Burafterfurt. 


Kirde,9 Fatholifh, Renaiffance, 18. Jahrhundert, 


1:400. 


einfchiffig, vierjohig mit 5/s Chor. Weftthurm zwifchen abgefchrägten Anbauten. Safriftei 
an der Wordfeite. Strebepfeiler einfach. 


? Darpe, Herford und Rheme, 5. 195. — ? Grosfeld, 15 f. — 3 Grosfeld, S. 15. — Tibus 856, 1506. — 
Darpe, Humanismus, 5. 20. — + Yander Heyden, Negifter. — Jung, Cod. dipl. 46, — 5 K. Staatsarchiv Münfter, 
MLA, 518 ff. IX. — Keller, Weftdeutfche Stiche. I, 459 ff. Darpe, Humanismus, S. 6 ff. — © Darpe, a.a.®., S. 20. 
— 7 Münft. Gefch.-Qu. III, 113 f., 130 ff., 355. — Kumann, Kirchfpiele. — Darpe, a. a. ®., 5.20, Anm. 5. — Darpe, 


3 


Sur Gefch. von Rheime, Stichr. Bd. 58, S. 124. — ® Burafteinfurter Ratsprotofolle. — 9 1900 abgebrochen. 


85 
‘ 


Kreuzgewäölbe mit Graten zwifchen vundbogigen Quergurten, auf vechtecigen Wand 


pfeilern. 
Fenjter flachbogig, im Chor rundbogig nach Often, Süd- und Nordoften. 
Eingänge gerade gefchloffen. 


Süvoftanficht der Kirche. Innenanficht nach Often. 


3 Bloden, mit Infchriften: 

\. Fridericus schweys me fecit monasterii. soli deo honor et gloria I lach 
Marla anna tUrre prIUs eXUsta sUb CUra anDreae rUlpers fUsa et saCrata. oMnIbUs 
Una sono tUrbas VoCo fUnera pLango JUs Do bUsta sono sIgnI horas fUlgUra frango . 
1,07 m Durchmefjer. 

2. Fridericus schweys me fecit monasterii. soli deo honor et gloria. A® 1748. an- 
Dreas sUb CUra pastorls anDreae fUsUs Iste Verbo ego pULsU popULos erUDIo . 
0,92 m Durchmeffer. 


(Siehe Sangenhorft, Seite 62.) 


lorätmalte. 


Sum Almte Kordwalde gehören das Dorf Nordwalde und die Bauerfhaften Kirhbauerfchaft, 
Feldbauerfchaft, Scheddebrod, Suddorf und Wefterrode mit 5161 ha und 5050 Bewohnern, die bis 
auf 55 Evangelifhe alle Fatholifch find. 


Quellen und Kitteratur. 


Sürftlih Bentheimfhes Archiv: Heffelsfirhe, Gut Althaus. — Pfarrarchiv: Kirchenbücher 
jeit 1640. — Tibus, Gründungsgefchichte, 453 ff. — Weftphalta IH, 1825, S.88f. — von Raet, Die 
Stiftung der 12 Almtshöfe des Hochftifts Minfter. — Die Gerechtigfeit des Hofes zu Bifchopinet. — Im Un- 


befangenen 1808, S. 179 ff.; 185—221. 

Die unter dem Patrocinium des hl. Dionyfius ftehende Kirche? in dem 1151 zuerft ge- 
nannten Orte Hordwalde3 foll um das Jahr 900 angeblih von den Edlen von Borghorft in einem 
Walde, dem Nordwalde, geftiftet worden fein.d Als Pfarrfirche erfcheint fie urfundlich zuerft 1195.5 
Ueber die Erbauungszeit der jeßigen Kirche ift nichts Genaueres befannt. Der Kirchthurn ftürste 
1811 ein, wurde 1817 erneuert und 1895 dur Blisfchlag zerftört. 

Die Heffelsfirche, eigentlich Hizeleskerke (1206), audy Befjeldom, fpäter irrig zuweilen 
Hafeldorn genannt, war eine alte, in der Seldbauerfhaft von einem Edlen (Bezilo ?) von Afcheberg 
bei Burgfteinfurt zu Ehren des bl. Bangolf errichtete Kapelle. Die Edle Odelhildis von Afcheberg, 
die lebte ihres Gejchlechtes, übertrug 1206 ihre Güter, darunter auch das sacellum Hizeleskerke, 
dem Bifhof von Münfter. Aber fchon vor 1287 befaßen die Edlen von Steinfurt das Patronatrccht 
über die Kapelle und als münfterifche Lehen die dazu gehörigen Höfe Dfterhof und Grintelt. Als 
1846 die alte Kapelle einzuftürzen drohte, wurden ihre Beräthe in die Fatholifhe Kirche zu Tecklen- 
burg und die Difarie in die Pfarrfirche zu Burgjteinfurt verlegt. 1868 verfchwanden die Testen 


Refte der Kapelle. 6 

N aus einem Pergament-Nlannffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe S. 28, Ur. 1.) — ?Tibus, 
948 f., 455. — 3 Erhard, C. D. 20, f. — + Tibus, 454, 949, 979. — Kumann, Kirchipiele. — Deral. unten. — 5 Erhard, €. D 531. 
— Tibus 455 $. — Wilmans, II, 37. — Xiefert, V, 8off. — $. Benth. Archiv. — Tibus, 457—465. — Döhmann, 
Die Edlen von Afcheberg (Stichr. 59, S- 214 ff.). 


s5 

Der im Kordweiten des Dorfes gelegene Pröpftinghof, jest Schulze Darup, dürfte wohl 
der un 890 von der Abtiffin Wilburga dem Dome zu Mlünfter gefchenkte Hof fein, von dem das 
Memorienbuh des Doms zum 27. April berichtet. Schon 1265 wird die curia Provestinck al: 
domfapitularifher Amtshof erwähnt.2 Hu diefen officium sive villicatio Nortwalde gehörten nich! 
nur dte abgaben- und dienftpflichtigen Bauernhöfe in der Kleyflucht oder uppen Lleye füdöftlich von 
Dorfe und in der Bauerfchaft Scheddebrod (Scithbroke 1195), fondern auch mehrere Höfe bei Emsdetten, 
Atefun und Aheine, welche die Nenerflucht bildeten.3 Auf den Grunde diefes Hofes find Kirche und 
Dorf Nordwalde erbaut worden; daher war der Donipropft Kollator der Pfarritelle, und die Dorf 
bewohner entrichteten das Wortgeld an den Pröpftinghof. Don dem alten Hofe ift nur ein Speicher 
aus jpätgothifcher Heit erhalten.4 

Der ehemalige bifchöflihe Amtshbof Bispinghof,5 jest Wulf, öftlih von Dorfe, führt 
ebenfo wie der Pröpftinghof diefen Namen fett der Güterteilung zwifchen Bifchof und Domfapitel 
un 900. Der „weife, reihe Schulte zu Bisping” letftete 1598 dem Bifchof Otto IV. in feiner YXoth 
werthvolle Dienjte.° Am 16. Jahrhundert brannte der Hof mit Ausnahme des Steinhaufes, eines 
hohen Speichers, ab. 

Das landtagsfähise Haus Althaus, jest ein verfallener Bau aus dem 18. Jahrhundert, 
gehörte den feit 1555 genannten Herren von Althaus (Gldenhus, Olthuis), 7 welche durch Heirat 1505 
auch Haus Welbergen und um 1660 Baus Herzhaus erwarben. YHacd) ihrem Ausjterben Fam 1748 
Althaus an die von Kaas und 1772 in Kolge der Disfuffion derfelben an das Domkapitel. Rechts 
nachfolger des Domkfapitels wurde durch den Keichsdeputations-Hauptihluß der Herzog von Kooz als 
Fürft von Rheina-Wolbet, der 1805 das But feinem Nünifter von Piton überließ. Pitons IYeffe 
Beccard verkaufte 13875 Althaus an den Kürften zu Bentheim und Steinfurt. 3 

Das adlige Haus Herzhaus, öftlid von Althaus in der Bauerfchaft Wefterode, war zuerjt 
im DBefiße der münfterifhen Erbmannsfamilie von Kleihorft zu Miedevort oder ANleverden und 
gelangte von diefen 1660 an die von Althaus, 1748 an die von Kaas und im Konfurfe derfelben 
1802 an Kuife von Hanrleden, Gräfin von Nefjfelrode-Ereshoven. 9 

Dorf und Kirchfpiel Wordwalde wurden 1590 und 1591 von den Statifchen geplündert. 19 


r Eibus, 948 f. — 2 Wilmans, III,'z44. — 3 Cod. Trad. Westf. II, 189 ff., 226 f., III, 15. 19, 23. — + Üord= 
hoff, Holz- und Steinbau, S. 21, 125, Tafel II. — 5 Dal. Gerechtigkeit des Hofes zu Bifchopine, Auszug in Weftpbalta, 
1825, 5.88 f., Dolljtändig bet von Raet, im Unbefangenen 1808, S. 179 ff. 185-221. — ° Miünft. Gefch.-Qn. TI, 160. — 
7 Sahne, Weftf. Gefchlechter, 16, 21, 257. — Darpe, Horjtmar. Stichr. 40, S. 134, Anm. 2. — 8 $. Benth. Archiv. — 
Statift. Darftellung des Kr. Steinfurt 1865, S. 100. — 9 Cod. Trad. Westf. II, 28, Am. 4. — iejert, Beiträge I?, 560. 
— Sigismund, Statift. Nachrichten, 1825, 5. 34. — :° Münft. Gefch.-OAu. III, 119. 


(Siehe Sangenhorft, Seite 62.) 


86 


Denkmäler-Derzeidniß der Gemeinde Nordwalde. 


a) Dorf Rordlvalde. 


ı2 Kilometer jüdöftlich von Burafteinfurt. 


Kirkhe,'! Fatholifih, gothifch, 


1: 400. 


dreifchiffige, vierjochige Hallenfirhe, Chor einjochig mit 
5/3 Schluß; Weftthurm neu; Safriftet an der Nordfeite. Strebe- 
pfeiler mit Giebeln. 
Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußfteinen auf Säulen mit 
Blattwerf-Kapitellen und auf Konfolen, im Chor auf Dienjten. 
Senjter fpitbogig, zweitheilig; Portal-Senfter der Südfeite 
viertheilig, mit Maßwerf; zum Theil erneuert. 
Portale der Süd- und Hordfeite gerade gefchloffen. 
Saframentsbäuschen, jpätgothifh, Yifche mit Spisbogenverdahung, 
Sialen- und Maßwerfbefrönung. 2,40 m hoch, 0,94 m breit. 
Deffnung 0,67/0,54 m groß. (Abbildung nebenftehend.) 
Ausgußnifche der Safriftei, gothifh, mit Maßwerk; Oeffnung 1,27 m 
hoch, 0,54 m breit. 
Relief, romanifh, von Stein, Michael, 0,95 m hoch, O,5ı m breit, an der 
Südfeite. (Abbildung Tafel 62.) 
3 Bloden, mit Infcriften: 
I. Eit maria nomen michi facros pulfor in ufus co= 
no jonans Hamines ad pietatig opus affit au inceptum 
beta maria mecrum fmolterus Wmefterhus me ferit a 
müriiii (1514). 1,32 m Durchmeffer. 


"1895 nach Weften erweitert. Saframentshäuschen. 


5 87 

2. Dionifu fancti me mund juli Hanore dicari birginis erimie ferit quonue Wels 
rathari... molterus mejterhus me fecit an. dei müg iii (1514) 1,19 m Durdymeifer. 

5. Et vatharina michi namen pracul anı- 
nia pella noria mortales ad farra templa 
dito anna damini mıccceeekiiii(l514) 1,oom 
Durchmeffer. 


b) Baus Visping (Beiiser: Wulf). 
Hauptgebäude, Nenaiffance, einfah. Speicher, Nenaif 
fance, 17. Jahrhundert, majjiv, in 5 Gefchoffen, 
mit Schießfcharten. (Abbildung Tafel 62.) 


c) Dpeirher (Beier: Darup). 
sothifh, mafjiv, in 2 Gefchoffen, Dah auf Konfolen 
ausgefragt. Eingang mit Kragjturz. (Abbildung 
Tafel 62.) 


d) Baus Althaus 
(Bejiger: Fürft zu Bentheim und Steinfurt), 
Gebäude einfad). 
Tafelgemälde, ! gothifyh, Goldgrund, Yifolaus und 
4 Kirchenväter. 1,04 m hoch, 1,62 m breit. 1:2500. Bisping. 
(Abbildung Tafel 63.) 


2 Set im Kunftverein zu Münfter. 


Aus einem Pergament-Manuffript der Gymnaftalbibliothef zu Burgfteinfurt. (Siehe Seite 28, ir. 2.) 


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Ntimtatur aus dem speculum virginum der fürftlichen Bibliothek zu Burgjteinfurt. (Siehe Seite 32.) 


IXordwalde. 


Ban und Kunftoenfmäler von Wejtfalen. « Kreis Steinfurt. 


Eliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U, Kudorff, 1895. 
Kirche: ı. Südanficht; 2. Innenanficht nach) Often. 
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Xordwalde. 


Bau» und Kımftdentmäler von Weitfalen. 


Tafel 62. 


1895. 


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Bau und Kunftdenfmäler von WMeftfalen. 


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Siehe Kangenhorft, 


Seite 62. 


MWigbold und Kirchfpiel Ochtrup, feit 1890 zu einer Gemeinde vereinigt, umfaffen die Bauer 
ihaften Horft und Wall, die Weiter, Ofter- und Weiner Bauerfchaft und bilden mit Kangenhorjt und 
Welbergen das Amt Ochtrup. Die Gemeinde Ochtrup hat einen SFlächeninhalt von 8095 ha und 
eine Bevölferung von 6785 Seelen, darunter 6404 Katholiken, 5238 Evangelifhe und 52 Sfraeliten. 


Quellen und Kitteratur. 

Pfarrarhiv: Kirchenbücher feit 1668, Urfunden feit 1595. — Gemetinde-Nrchiv. — Tibus, 
Sründungsgefchichte, 896 ff. — Tigges, Gebräuche bei der Einweihung einer Kirche nebft einigen gefchicht 
lihen Nachrichten über die Pfarrgemeinde Ochtrup und ihre Erlebniffe (verfaßt von Tibus) jowie über den 
Bau der neuen Kirche. Mlünfter, 1873. 

Der Kame Ochtrup lautet im Werdener Heberegifter von ca. 1150 Uhtepe d. h. Dft-Epe.2 
Andere Mamensformen find Ohtepe, Hottepe, Ohtappeh, Ohtope, Ochtope, Ochtepe, Ochtorpe, 
Ochtorf, Ochturpffe, Ochtrupf. Der Haupthof Ochtrup, nach dem der Ort und das Kirchfpiel 
benannt find, wurde um 1070 von der mit einem Edlen von Steinfurt vermählten Edlen Kunigund 
dem damals gegründeten Stift St. NMauris bei Mlünfter zum Bejten der Stiftsfcholafterei gefchenft. 3 
Die Edlen von Steinfurt hatten bis zur Neformationszeit als Edelvögte von St. Mauris auc) die 
Dogtei über den Amtshof Ochtrup, der fchon im 15. Jahrhundert curia Provestinc, Pröpfting, hieß 
und auf deffen Grunde Kirche, Pfarrhaus und Dorf entftanden find.4 Der Hof Schulze Pröpfting 
wurde um 1880 fubhaftirt und abgebroden.5 Die Pröpfte und Scholafter von St. Mauris übten 
das Kollationsreht zur Pfarrftelle von Ochtrup aus, bis um 1450 der Bifchof von Münfter dies 
Reht an fih nahm. 6 

Die Kirhe zu Ochtrup gehört zu den älteften Tauffircchen des Bisthums, wie die beiden 
dem 9.—I1. Jahrhundert angehörigen Tauffteine, und das fränfifhe Patrocinium des hl. Lambert 


: O) aus einem Pergament-Manuffript der fürftlichen Bibliothek zu Burafteinfurt. (Siehe S. 62, Yo. 1.) — 
2 Dol. Sellinghaus, Ortsnamen, 128, 146. — Tibus, Mamenfunde, 97. — 3 Cod. Trad. Westf. III, 2ı8, 228 fe — 
Wilfens, Reichsedle von Steinfurt, S. 7 Anm.; 75ff. — + Cod. Tr. W. III, 164, 228 f., 240. Wilfens a. a. ©,, 
55, 76, 78. — Darpe, Pröpfte von St. Maurit, Stichr. Bd. 43, 5. 143. — 5 Cod. Tr. W. III, 296. — ° Cod. Tr. 
W. III. 229. — Darpe, Pröpfte von St. Maurit, a. a. ©., S. 157. — Tibus, Grimdungsaefch., 1307. — Berfchwort, 
Meftf. Adelich Stammbuch, im Anhang zu Hobbeling, 5. 419. f 


90 


beweifen.” An die Stelle der urfprünglichen Holzfirhe trat im 12. Jahrhundert eine fteinerne, 
vomanifcbe Kreuzfirche, die 1599 abbrannte. Ihre Hachfolgerin wurde 1868 abgebrochen und durch 
einen 1875 eingeweihten Neubau erjeßt. 2 

Als Pfarrei wird Ochtrup zuerft 1203 erwähnt, als Bifchof Hermann II. dem Klojter 
Sangenhorft das Archidiafonat über Ochtrup übertrug.3 Als Dertreter der Priorin bezw. Abtiffin 
zu Sangenhorft in ihrer Eigenfhaft als Archidiafoniffin führte feitden der Dehant zu Kangenhorft 
die Firchliche Aufficht über Ochtrup. Dies hatte zur Solge, daß Ochtrup in der zweiten Hälfte des 
16. Jahrhunderts unter dem Einfluffe SJohanns von Siborg, des eifrig lutherifchen Dechanten von 
Sangenhorft, fih dem evangelifchen Befenntniffe zuneigte, bis auch bier unter den Bifchöfen aus 
dem Haufe Baiern die Gegenreformation durchgeführt wurde. 4 Die Difarie ad S. Annam ift um 
1500 geftiftet worden. 5 

Ritter von Ochtrup werden 1218—44 als fteinfurtifche Minifterialen genannt. © Unter 
den adeligen Butsherren waren befonders die Hienborger Burgmannsgefchlechter der DWüllen, Saffe, 
Keppel und Billerbed vertreten. Das Haus Lüttinghaus gehörte fhon im 15. Jahrhundert 
als ein Hienborger Hwölflingsgut der Samilie von Schlade, genannt Küttichues (Kütfehues) 
und vererbte fih auf die von Hoen (1765), Pröbfting zu Ochtrup 1784 nnd von Heyden 1827.7 

Don größter Bedeutung für Hchtrup war früher das Mußungsreht an der Brechte mit 
ihren Torfmooren und ehemals großen Waldungen. Da die Öchtruper die benachbarten Bent- 
heimifchen Kirchfpiele von der Hußung der Brechte auszufchließen fuchten, fo entftanden daraus 
jeit 1584 endlofe Prozefie und fogar blutige Kämpfe zwifchen den feindlichen Nachbaren.® Die 
Brechte lieferte den Ochtrupern auch den Thon für ihre Töpferarbeiten und Siegeleten. 

Das bei der Pfarrfirche auf dem Grunde des Pröpftinghofes entftandene Dorf Ochtrup 
erhielt im 16. Jahrhundert Wigboldrechte und nach wiederholten Plünderungen durch die Spanier 1593 
die Erlaubniß, den Kirchhof und das Dorf mit Wall und Graben zu befeftigen.9 Aber fchon 1595 
wurden Dorf und Kirche wieder zweimal von den Spaniern ausgeraubt.!° Die Einquartierung der 
Spanier 1598 und der große Brand von 1599 fchädigten den Ort fehwer."! Weitere Keiden brachten 
der Dreißigjährige Krieg und die Feldzüge Bernhards von Balen gegen Holland feit 1665.12 


: Tibus, 898 f. — Tiages. 21 f. — ? Tibus, 898. — Tigges, 22—31. — H.v. Hövel, Speculum Westphaliae, 123, — 
v. Steinen II. Anhang zu Hobbeling, 5.560. — Kumann, Kirchfpiele. — 3 Wilmans, W. U. 8. IH, 17. — Tibus, 900. — 


Tigges, 21. — + Kock, Series episc. Monast. II, 73. — Keller, Gegenreformatton. I, 289. — Büftng, Kampf um die Fath. 
Aeligion, 55, 236. — Tigges, 25, — 5 Tigges, 24. — © Wilmans, III, 134 f., 421, 428. — 7 Stiftsarchtv Sangenhorft. — 
Stadtarchiv Steinfurt. — MT. v. Spiegen, Stammbuch des weftf. Adels. — 8 $. Bentheim, Archiv, Marken. — Niefert, VI, 170, 
V, 210. — Nünning, Handjchriften. Dal. Tibus, 989 fe — 9 H. von Hövel, Speculum Westphaliae. — Kumann. — Münft. 
Gefch.-Qu. IH, 113, 119. — Nevers im Gemeinde -Archiv, Abfchrift im Staatsarchiv. — von Stemen, a. a. Od. — 
Tigges, S. 24 f. — '° Tigges, 24. — TH. von Hövel, a. a. ©., 202 f., 123. — von Steinen, a.a.®. — Kumann. — 
Tigges, 24 f. — "? Wesfamp, Siga, 95, 127, 145. — Tigges, 26. 


Aus einem Pergament-Manuffript der fürftlichen Bibltothef zu Burgfteinfurt. (Siehe Seite 62, Xlummer 1.) 


91 


Denkmäler-Derzeichniß der Gemeinde Ddhkrup. 


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12 Kilometer nordweftlich von Buraftennfurt. PR: 27 


a) Kirche, Fatholifch, neu. 


Taufftein, vomanifh, rund, mit Bogenfries und Strich 


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verzierungen, 0,85; m hoc, 0,735 m Durchmefjer. em = == an = za, 
(Abbildung nebenftehend.) EEE ZIETTETTE 
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b) Stadtbefefigung, Nefte. 
Webrthburm, Renaiffance, 16. Jahrhundert, 1,85 m Durdy- 
mefjer. (Abbildung nacjtehend.) 


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Aus einem Pergament- 
BSibliothef zu Burgfteinfurt. 


Manuffript der Gymnaftal 
(Siehe Seite 28, Yummer 1.) 


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Rheine, die größte und induftriereichite Stadt des Kreifes Steinfurt, liegt mit den zugehörigen 
Seldmarfen Bentlage und Dutunt auf dem linfen Ufer der Ems, hat fich aber auch auf dem rechten 
Emsufer bis zum Stadtberge ausgedehnt. Das Stadtgebiet umfaßt 661 ha mit 10571 Einwohnern, 
von denen 8485 Katholiken, 1774 Evangelifhe und 104 fraeliten find. 

In der Gemeinde Rheine linfs der Ems liegen die Bauerfchaften Wadelheim, Bentlage mit 
der Saline Gottesgabe, Dutum, Katenhorn und Hauenhorft mit der Häufergruppe Brodhtrup — mit 
4295 ha und 1658 Einwohnern, dar- 
unter 1656 Katholifen und 22 Evange- 
kihe. — Su der Gemeinde Rheine 
rechts der Ems gehören die Bauer- 
ihaften Altenrheine, Efchendorf nebjt 
Scotthof, Gellendorf und NRodde mit 
5449 ha und 4025 Seelen, darunter 
5545 Katholifen und 461 Evangelifche. 


Quellen und Kitteratur: 


Kol. Staatsardhiv zu 
Münfter, Stadt Rheine: Reper 
tor. 72e, 0, 41 Urkunden aus 1327 


bis 1748. — 12 Bände Rechnungen 
1586— 1622. Dal. Repertor. 74a, 10, 
I, 157. — Qepertor. 71, I, Ur 435, 


666a, 1685, 2284, 4082, 4095. — 
Dal. Repertor. 57a, ir. 28. 2 Gilden 
und Sünfte. — Ms. III, 19. — Bent 


U NR aus emem Pergament-Hlanu- 
jEript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burafteinfurt. Dom Altar der Kapelle zu Altenrheite. 
(Siehe Seite 28, Yummer 1) (Seite 105.) 


Kerbfchniteret (Seite 105). 


lage: 2 Urkunden von 1457 uno 1745 im MLA,. — Lürftlih Rheina-Wolbedjhes Archiv zu 
Bentlage: Copiar von Bentlage. — Stadtarchiv Rheine: Nathsprotofolle jeit dem Anfange des 
12. Jahrhunderts. — Pfarrarchiv: Kirchenbücher feit 1615. — Datpe, Gefchichte des Fürftenthums Aheina 
WolbeE, Stichr. Bd. 35, 5. 115—155. — Darpe, Sur Gefchichte der Stadt Rheine, Stichr. Bd. 58, S. 45 —1Al. — 
Darpe, Das Gildewejen der Stadt Rheine, Stichr. Bd. a4, S. 98—149. — Darpe, Humanismus und die 


fichlichen Menerungen des 16. Jahrhunderts fowie deren Befämpfung in Rheine, Stichr. Bd. 46, S. 1—a4. — 
Darpe, Herford und Aheme; Politif der Bifchöfe von Münfter zur Begründung und Vefeftigung ihrer Herr 
Ichaft über Rheine, Bd. 48, 5. 181— 208. — Grosfeld, Beiträge zur Gejchichte der Pfarrei und Stadt Rheine. 


Xebft einem Chronicon Bentlacense und Mrfunden. Miünfter, 1875. — Grosfeld, Gefchichte des Gymnaflums 
in Rheine, Progr. 1862. — Grosfeld, Rüdbli auf die Gefchichte der Anftalt feit ihrer Erweiterung im 
Jahre 1861 und Bericht über die Feier ihres zwerhumdertjährigen Beftehens. Progr. 1876. — Schriever, 
Bevergern, Bramhorne, die Diözefangrenze. Kingen, 1896. — Tibus, Gründungsgefchichte, S. 827 ff. — 
Weddige, 8. und E., Münzfund bei Rheine au der Ems vom Jahre 1855. Mlinfter, 1855. — Geisberg, 
Meber den Miünzfund bei Billerbed, Rheine und Everswinkel. Stichr. Bd. 22, 1862. — Kübfe, Die mittel 
alterlihe Kunft in Weftfalen, S. 279 ff. (Pfarrfirhe zu Rheine). — Weftphalia, 1826: Sur Gefchichte der 
Möncsklöfter in WMeftfalen. (Bentlage, S. 502; Objervanten-Klofter in Nheine, S. 511 f) — v. NRaet, 


Stiftung der regulären Canonie Bentlage. Im Unbefangenen, 1808, Yo. 41. 


Der Name Xheine (Reni, Reini, Rene, Reine, Reyne) ift abzuleiten von rein, Rain, Grenzfaum, 
Die Pfarrfirche in der villa Reni wurde mit allem Zubehör 838 von Kaifer Ludwig dem Krommen dem 
Benediftinerinnenklofter Herford gefchenft.! Das Befesungsreht der Pfarrftelle zu Rheine ftand daher 
dem Stifte Herford zu und ging nad, defjen Säfularifation 1805 auf die Krone Preußen über.2 Der ur- 
jprüngliche Pfarrbezirf Rheine umfaßte mehr als ein Diertel des jegigen Kreifes Steinfurt. Troßdem miß- 
lang der Derfuh Bifhofs Sigifrids von Münfter (1022— 32), die allzugroße Pfarrei durch die Errichtung 
einer Pfarrei Bentlage zu theilen; erft 1247 wurde Südwinfel (Neuenfirhen), 1375 Mefum und 1661 
Elte von Rheine abgetrennt. Arhidiafon über Rheine war der Probft von St. Ludgeri zu Münfter, 3 

Die dem hl. Dionyfius geweihte Pfarrfirche zu Xheine hat drei Schiffe, von denen das 
romanifche nördliche die alte, aus dem 11. Jahrhundert ftammende Kirche if. Das gothifche 
Müttelihiff wurde 1450 und das füdliche Seitenfchiff 1484 vollendet. 1494 wurde der Grundftein 
zu dem Thurm gelegt.4 — In den Bauerfhaften liegen drei alte Kapellen oder Klufen, die Emsflufe 
(Bauerfhaft Hauenhorft), die Altenrheiner Klufe und die Tieflufe auf dem Tieberge. 

Die evangelifhe Kirche wurde 1872 erbaut. Die evangelifche Gemeinde befteht in Rheine 
erjt jeit 1837. 


: Erhard, C. D. I1, 72, 76. — Wilmans, Kaiferurfunden I, 51. — Tibus, 828,835. — ? Tibus, 835, 1508. — 
Wilmans a. a. ©., I, 55. — Darpe, Herford und Rheine, S. 194—202. — 3 Tibus, 854, 847. — + Tibus. 847. — Gros 
feld, 18 —23. — Kübfe, S. 279 f. — Darpe, 5. Gef. v. Rheine, S. 106, 119. 


£udorff, Bau und Kunjtdenfmäler von Weitfalen, Kreis Steinfurt, 28 


94 


Die Stadt Rheine ift entjtanden auf dem Grunde des 858 dem Klofter Herford ge- 
ichenften Faiferlichen Domanialbofes, der curia Rene, audy Vronehof, Vrohof, d. h. Berrenhof, ge- 
nannt.! Die Anftedler, welche fih in dem fchon 1126 als pagus Rene erwähnten, bei der Kirche 
und dem Kronhofe entftandenen Dorfe niederließen, hatten jährlih das Wortgeld für ihre Hauspläße 
an den Kronhof zu entrichten.2 Die Abtiffin von Herford verlieh dem Dorfe Weichbildrechte3 und 


belehnte noch 1524 einen ihrer Minifterialen mit dem Sronhofe, dem Gericht und der Bieraccife 
in Rheine.4 Die Abtiffinnen Fonnten jedoch ihre Hoheitsrechte gegenüber den ftärferen Nachbarn 
nicht behaupten. Die urfprünglihen Schußvögte von Herford, die Aebte von Lorvey, waren fchon 
um 1150 von den Grafen von Tedlenburg verdrängt worden.5 Seit 1282 verfuchten auch die 


höfe von Mlünfter in Rheine feften Fuß zu faffen.e Bifhof Ludwig II. legte eine Befeftigung 
nn Aheine an,7 maßte fich die bisher herfordifche Gerichtshoheit und die Bierfteuer ans und ver- 
lieh 1527 den Bewohnern des von ihm befeftigten Rheine die Nechte und Freiheiten der Bürger von 
Münfter und der anderen Städte des Bistums.9 Dabei überließ er der Stadt die Hälfte feines 
weltlichen Berichts in Rheine. Das Wappen von Rheine von 1586 und 1447 zeigt einen Schild 
mit drei Sternen im Balfen. Später deutete man diefe drei Sterne als drei » und bildete daraus 
die Devife: Rheine, richte recht. 1° Durch die Serftörung der fteinfurtifhen Schwanenburg bei Mefum 
1545 ficherte Bifchof Ludwig feine Herrfchaft über Rheine, ! und Faufte dann 1545 und 1551 das 
Bogeriht zu XRheine von der fteinfurter Burgmannsfamilie von Rene. 2? Bifhof Otto IV. vervoll- 
jtändigte 1400 die münfterifhen Erwerbungen durch die Beftegung des Grafen Hifolaus von Tedlen- 
burg, der feine fämmtlihen Befißungen an der Ems von Greven bis über Rheine hinaus abtreten 
mußte. 13 Aus feinen bisherigen und den neugewonnenen Befitungen an der Ems bildete der Bifchof 
die Aemter Bevergern und Rheine. 14 
Die Seftung Rheine wurde unter Bifhof Otto IV. durch die Einbeziehung des Tie, 
eines alten GBerichtsplaßes und des Fronhofes erweitert !5 und befaß drei Thore, das Emsthor, das 
Münfterthor und das Tiethor. 1457 wurde fie von dem Grafen von Bentheim und den Junfern 
von Steinfurt und Genen gebrandfchast.16 Dasfelbe Schikfal widerfuhr ihr 1495 durch den Grafen 
Edzard von Dftfriesland. 17 Seit 1569 waren die Feftungswerfe verftärft worden, und diefem Um- 
ftande verdanfte Rheine während der fpanifchen Raubzüge 1589 und 1590 feine Rettung. 8 Dagegen 
ergab es fi} im Dezember 1598 ohne Widerftand den Spaniern, die unter dem Grafen Friedrich 
vom Berg bis Oftern 1599 die Stadt befeßt hielten. 9 1625 zwang das bairifch-fpanifche Heer des 


: Cod. Trad. Westf. IV, 40, 55, 80 ff; 125, 344, 351. — ? Grosfeld, 6. Anm. — Erhard, C. D. 199. — 
3 Darpe, Herford und Rheine, S. 186 f. — 4 Ebenda, 5. 189. — Cod. Trad. Westf. IV, 180. — 5 Schriever, Bevergern, 
21 ff., 26 — ° Wilmans, W. U. B. III, 1253, 1178 — Kinpdlinger, Gefch. d. Deutjchen Hörigfeit, S. 352. — 7 Darpe, 
a.a.©., 5. ı185f. — 3. Gejch. der Stadt Rheine, S. 107 ff. — ° Cod. Trad. Westf. IV. 180. — Darpe, B. u. Xh., 189. — 
9 Darpe, a.a. ®, 189, 204. — °° Sigismund, Topogr. Darftellung, 5. 146. — Grosfeld, Gymn.-Progr. Rheine, 1876, 
S. 27. — Tibus, Namenfunde, S. 123. — " Münft. Gefch.-Iu. I, 128. — Niefert, M.U.S. V, 169 f. — Erhard, Gejcd. 
Münfters, 153 f. — Darpe, B. und Rh., 190. — 3. Gef. v. Rh., ı1ı und Anm. — "?Darpe, HB. und Rh. 191, 205 ff. 
13 Schaten, Ann. Pad. II, 472. — Xünmning, Monum. Monast., p. 127 ff. — Kindlinger, M. 8.1, Urf., S. 87 f. — Xiefert, 
M.N.8. I, 258. — Münft. Gefh.-Qu. I, 164. — “4 Bobbeling, 74, 77. — Darpe, H. und Ah., 195. — 5- Geid. v. 
Rh., 112. — Schriever, Bevergern, 27 f. — ?5 Darpe, 3. Gefch.v. Rh., 112 f. — ° Münft. Gefcd.-Quellen I, 218, 259, 279, 237, 


317, 320. — Bd. v. Hövel, Spec. Westf., S.92. — Grosfeld, 5.20, 68 ff. — Darpe, 5. Gejh. v.Rh., ıs f., 115 und 
Anm. — 77 Erhard, Gefch. Münfters, 266. — Kumann, a. a.®. — "3 Darpe, a.a. ©., 120, 124. — Münft Gejch.-@u. III, 
107, 113. — Bd. von Hövel, S. 95. — Kumanı, a a. ©. — HM. 6. Qu. III, 131. — Bd. v. Hövel, 202 f. — 


3. 
Darpe, 5. 125. 


Kerbichniterei (S. 105). 


Kigiftengenerals Grafen Anholt die Stadt zur Uebergabe.! Dies und die darauf folgende Einlagerung 
Tillys verurfachten der Stadt einen Schaden von 90776 Thalern.® Dazu Famen nocd) Peft und 
HBungersnoth. 1655 nahmen die Heffen Rheine ein; aber fhon am 25. Januar 1655 wurden fie 
von den Mlünfterfchen wieder vertrieben.3 1647 bombardirten die Schweden und Beffen unter 
Königsmar€ und Rabenhaupt die von den Kaiferlichen befeste Stadt zweimal; der Werth der dadurch 
zerftörten 565 Häufer wurde auf 217652 Thaler gefhäßt.4 Der Befammtfhaden der Stadt während 
des Dreißigjährigen Krieges belief fi auf 645 6025 Thaler. Noch 1668 lagen an 100 Hauspläße wüft.5 
Seit diefer Seit Shwand die Bedeutung Nheines als Kejtung. 1688 wurde mit der Abtragung der 
Seftungswerfe begonnen. m Siebenjährigen Kriege wurden die Befeftigung nocd einmal wieder- 
hergeftellt, dann aber endgültig aufgegeben. Der lebte Feftungsthurm über dem Tiethore wurde 1861 
abgetragen.7 Die fogenannte Blainige Tasfe, ein mit Brandfugeln gefüllter Raum an der Südoft- 
ecke der Sejtung, erhielt fich bis 1875.8 

Seit 1372 unterzeichnete die Stadt alle Kandesvereinigungen und nahm an den Kandtagen 
des Bisthuns Theil. Schon 1566 werden in Xheine die vier Gilden der Kleifhhauer, Schuhmacher, 
Bäder und Schneider erwähnt.?” Wegen feiner blühenden Tuchwebereti fchloß fich Rheine der Hanfa an. 10 

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war faft die ganze Bürgerfchaft, befonders die 
Gilden, proteftantifc gefinnt!! und blieb es aucdy) nach der Dertreibung ihres Pfarrers Hermann tom 
Dre€ 1605.12 Erft als Rheine wegen feines Widerftandes gegen die Einlagerung der ligiftifchen und 
fpanifchen Soldatesfa 16253 von dem Grafen von Anholt niedergeworfen und von dem Bifchof 
Ferdinand von Baiern wegen diefer angeblichen Rebellion aller feiner Rechte, Freiheiten, Güter und 
Einfünfte beraubt und mit der Abfesung des Magiftrats, der Auflöfung der Gilden und einer hohen 
Geldbuße beftraft worden war,13 wurde durch das Keligionsedift von 1624 die Auswanderung aller 
Evangelifchen, die nicht übertreten wollten, erzwungen.14 Zur Befeftigung der Fatholifhen Religion 
fandte der genannte Bifhof 1655 die Sranzisfaner oder Obfervanten nach Nheine.15 Die zurück 


ıM. 6.-OJu. III, 249. — Darpe, a.a.®., ı25f. — Humanismus, 38—40. — Wesfamp, Kiga, 127, 143, 
147, 1853—188, 207. — ?Wesfamp, Siga, 222f., 244 f., 250 ff., 309 f£ — 3M. &.-CJu. III, 255, 357. — Kumann 
a. a. ®. — Darpe, 5. Gejch. v. Rh., 126, 128. — Erhard, Gejch. Münfters, 465, — Theatrum Europaeum 1644, Theil 
III, 405 f. — + Hobbeling, 74. — Kumann, a. a. d. — Erhard, 469. — Darpe, a a. ©., 126, bejonders Grosfeld, 35 f. — 
5 Darpe, 126 f. — °Darpe, a. a. ®., 134. — 7 Ebenda, 136—138. — ® Ebenda, 131. — 9 Darpe, Gildewefen, 98 ff. — 
o Miefert, M.11.S.III, 436, 488, 530. Dal. Grosfeld, 21. — "" Darpe, Humanismus, 14 ff., 21 ff., 35. — Wesfamp, Kiga, 
207, 212, — "= Darpe, a.a.., 25ff. — 3M. &.-Qu. III, 249. — Wesfamp, Kiga, 127, 143, 147, 185—188, 207. — 
Darpe, Gejch. v. Rh., 125 f., Humanismus, 38, 40. — + Wesfamp, 212 f. Darpe, Humanismus, 35 ff. — 5 Wesfamp, 218. 
Darpe, 40 f. — Hobbeling, 74; Kumann; Erhard, Gejch. Münfters 447. — Grosfeld, Progr. 1862, S. 2 ff. 

28* 


gebliebene Bürgerfchaft erhielt 1652 die entzogenen Rechte nur zum Theil wieder; auch die Bilde- 
ordnungen wurden verändert. ! 
Die fehs Burgmannshöfe oder freiadligen Häufer gingen im Kaufe der Zeit meift in 


den Befits oder die Miethe der Stadt über, Dahin gehören: 

Der Salfenhof oder der frühere herfordifhe Fronhof. Kehnsträger waren 1282 
bis 1571 die Ritter von Hafe, dann die Dalfe bis 1450, die von Sangen bis 1514 und deren Erben, 
die Dalfe zum tel, nad denen der Hof benannt ift. Im Kolge der Heirath der Anna Dalfe mit 
Dietrich sırien (1521) Fanı der Hof bald nah 1562 an deren Sohn Wilhelm von Morrien, 
deffen Kommen ihn bis 1799 befaßen. Erbin der Mlorrien wurde die Kamilie von Bafje.2 


17; te der alte Salfenhof nebjt etwa 70 anderen Häufern ab.3 Das jebige Gebäude ift von 
er -frädtifchen Derwaltung gepachtet. Der bifhöflihe Amtshof nahe dem Mlünfterthore, jest 
wahrfcheinlich Sträters aufm Hof;4 die Hohe Lucht, früher eine Burg der Ritter von Hafe, um 
1600 verfhwunden;5 der Staelhof, zuerft im Befie der Familie von Grüter, dann der von Stael 
zu Sudhaufen, wurde 1860 von der Stadt angefauft und als Schule eingerichtet, der Langenhof, 
1615 von der Stadt gefauft und parzelliert;7 der Stedinghof, 1653 von der Stadt erworben, 
1682 wieder veräußert, fpäter im Beftte der Familie von Derenthal, feit 1803 Berzoglich Koozifches 
Regierungsaebäude und Wohnung des NMlinifters von Piton, jest das Matthias-Spital®. 

An alten, öffentlichen Gebäuden find ferner zu nennen das alte Hofpital zum Hl. Beitit 
mit der Mifolaifirche, vollendet 1448, zerftört durch das Bombardement von 1647, nothdürftig 
wiederhergeftellt als Ntichaelisfapelle und feit 1867 neu eingerichtet als Gymmaftalfiche;9 das 
neue Hofpital mit der Kapelle B.M. V. und dem Difarienhaus, gejtiftet 1484510 die Sranzis- 
Fanerfirche, erbaut 1658—61, abgebrochen 1820511 dabei das Sranzisfanerflofter,!2 erbaut 
feit 1662, nad) feiner Aufhebung 1812 Siß der Kal. Gerichtsfonmiffion bezw. feit 1879 des Amts- 
gerichts Rheine und des 1675 von den Sranzisfanern errrichteten Gymnafium Dionyfianum;13 
das 1899 abgebrohene Rathhaus am Marfte war 1829 an der Stelle eines älteren Rathhaufes 
errichtet worden. 14 

Die ehemalige Burg Devesborg, 2km nordweftlih von der Stadt, war ein bentheimifches 
Schen der Herren von Hafe bis 1489, dann der von Bevern und feit 1627 der von Twidel, die bis 
1805 Amtsdroften von Rheine waren. 15 Die Ritter von Rheine (Rene) waren in und bei Rheine, 
in der Kauge und der Bauerfhaft Hauenhorft angefefjen. Sie erfchtenen 1184—1500 als fteinfurtifche 
Burgmannen und tedlenburgifhe WMlinifterialen und befaßen bis 1545 bezw. 1551 das Gogericht 
zu Rheine, 16 

ı Wesfamp, 216 ff-. Darpe 40 f. — ? Schriever, a. a. ®., S. 23 ff. — Cod. Trad. Westf. IV, 180 ff. — Sahne 
Berren von Hövel I, 108, 176 und Tafel VIII (Dalfe und Morrien).. — 3 Sammlung gejcichtliher Nachrichten des 
Bürgermeifters Terberger zu Burgfteinfurt. — Büfching, Neue Erdbejchreibung III, S. 638. — + Darpe, 5. Gejch v. Ah., 111, 
Anm. 3. — 5Darpe, a. a.©., 130; 91 fe — Herford und Aheine, 191 f., 207 f£ — © Cod. Trad. Westf. IV, 313. — 


Srosfeld, Pfarrei Rheine, 7 fe — 7 Grosfeld, 6 f., 23—30. — Darpe, Humanismus, 56. Anm. — 5. Seid. v. Ah, 
90 ff., 99, Anm. 128 f. — 8 Darpe, 5. Gef. v. Ah., 102, 129. — Rheina-Wolbed, 123, Anm. 2. — 9 Darpe, a.a. ©. 
113 f. — Grosfeld, Programm 1876, 5. 8. — '°Darpe, a.a. ®., 114 und Anm. — Grosfeld, Pfarrei Rheine, 7 und 
Anm. — !: Srosfeld, Progr. 1862, 5. 4. — Hüfing, Fürftbifchof Chr. B. v. Galen, 52, 169. — ? Grosfeld, a. a. ®. umd 
Progr. 1826, 5.6 f. — 13 Grosfeld, Progr. 1862, Progr. 1876. — Büfing, a. a. ®., 124. — "+Darpe, Rheine, 77, Anm. — 
15 Jung, C. D. 110. — Grosfeld, Pfarret Rheine, 6 f£ — Darpe, 5. Geih. v. Rh., 91 fe — Schriever, a. a. ©., 24 f. — 
Kumann, Adlige Häufer. — Fahne, Weftf. Gejchlechter, 47. — "6 Grosfeld, 8. — Darpe, Herford und Rheine, 187. — 
Döhmann, Burgmannen von Steinfurt II. 


97 


In Bentlage, nördlich 
von Rheine, hatte die Gräfin 
Reinmod von Kappenberg mit 
ihrer Tochter Frederun eine der 
fieben von ihr geftifteten Kirchen 
errichtet.” Aber der Derfuch Bi- 
ihof Sigifrids (1022—52), diefe 
Kapelle zur Pfarrfiche zu er- 
heben, jcheiterte, und die Bertru- 
disFfapelle zu Bentlage blieb von 
Rheine abhängig. 1457 ließen 
fih hier die Kreuzherren, ein 
1211 in Belgien geftifteter Orden, 
nieder, erwarben die Kapelle und 


erbauten neben dem angefauften 
biihöflichen Hofe Yieder- Bent- 
lage erjt eine hölerne, dann 
1468—84 eine fteinerne Kirche 
und 1465— 1504 ein Klofter. 
1550 betheiligten fich die Kreuz- 
herren an dem von Bifchof Franz von Walde unternonmenen Bau des Steindanmes an der fürft 
lichen oder Herrenmühle zu XRheine durch die Ems.? 1594 wurde das Klofter von den Spaniern 
ausgeplündert.3 1611 überließen die Mönche den drei Söhnen des Marfchalls Hermann von Delen 
die Salzwiefe und die Loge, wo fchon 1440 Salzbrunnen in Betrieb gewefen waren. Hier wurde dann 
das nody heute beftehende Salzwerf Bottesgabe errichtet. 4 Der Salinenfanal von dem Bradier- 
wer? bis zur Herrenmühle ift 1745 angelegt worden.5 1647 wurde das Klofter, deffen Weitflügel exit 
1645 vollendet worden war, von den Schweden verbrannt. Der Neubau der Kirche und des Klofters 
erfolgte dann 1651—57.° 1803 wurde das Klofter fäfularifirt und dem aus Belgien ftammenden 
Herzoge Wilhelm Iofeph von Kooz-Corswarem als ein Theil feiner Entfhädigung für die Derlufte 
auf dem Iinfen Rheinufer überwiefen. Die Klofterfirhe wurde abgebrochen und das Klofter felbit in 
das Refidenzfchloß der neuen Fürften von Rheina-Wolbet verwandelt. Herzog Wilhelm Sofeph jtarb 
aber fhon 1805 und wurde im Kreuzgange des Klojters beigefeßt. Sein Sohn Arnold ofeph verlor 
1806 die Sandeshoheit und ftarb 1827 zu Bentlage, ohne Hacfommen zu hinterlaffen. Da zwifchen 
den Erben Prozefje entjtanden, fo wurde das herzoglihe Kideifommißgut unter Sequefter gelegt und 
erft 1859 dem anerfannten Erben Napoleon Grafen Kannoy de Llervaur, der mütterlicherfeits ein 
Enkel Wilhelm Jofephs war, übergeben.” Er wurde 1845 in den preußifchen Sürftenftand erhoben, 
zählte aber nicht mehr zu den Reichsunmittelbaren. 


Aus der Kapelle des Haufes Bentlage. (Seite 106.) 


2 Erhard C. D. 103b — 2 Grosfeld, 24—35 und Chronicon Bentlacense, ebenda, S. 56—65. — N. G.-CYu. I, 321, 
III, 316. — Bobbeling, 74 f. — Westphalia, III, 302. — 3 Mt. &.-Qu., III, 124. — 4 Srosfeld, 52, 95, 110. — Hd. v. Hövel, 
Spec. Westph., S.51. — Bobbeling, 75 f., 362. — Statift. Darftellung des Kreifes Steinfurt 1865, S. 55. — 5 Darpe, 
5- Gef. v. Rh., 137, — ° Grosfeld, 35 f., 64f. — 7 Darpe, Gef. des Fürjtentums Rheina-IDolbed. — ® Bahlmann, 


Reg.-Be;. Minfter, S. 31, Arm. 


28 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Rheine. 


1. Stadt Tiheine. 


16 Kilometer nordöftlih von Burgfteinfurt. 


a) Kirde,! Fatholifh, gothifch, fpätgothifc, 


1: 400. 


dreifchiffige, vierjochige Hallenfirhe; Chor einjochig mit 5/8 Schluß; Seitenfchiffe nach Weiten 
verlängert, das nördliche breiter und niedriger als das füdliche, Weftthurm mit Treppen- 
thürmchen an der Hordweiterfe und Figuren unter Baldahinen. Safriftei an der Südfeite 
erweitert, an der ordfeite neu. Strebepfeiler einfah, am Chor mit Biebelauffäßen. 

Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußfteinen zwifchen fpisbogigen Gurten, auf Säulen 
und Dienften. Die Säulenfapitelle mit Blattwerf, in der nördlichen Hohwand als Konfolen 
auf 1/4 Säulen. 

Senjter, fpisbogig, mit Naßwerf, dreitheilig,; die drei öftlihen der Mordfeite zweitheilig; 
jechstheilig über dem Wejtportal, viertheilig über dem Südportal. Schalllöcher und Blenden 
des Thurmes fpitbogig, zwei- und dreitheilig mit Maßwerf. 

Portale, gerade gefchloffen,; das füdlihe mit fpisbogigem Tympanon, Maßwerf- und 
Sialenbefrönung; vor dem Tympanon 5 Figuren. (Abbildung Tafel 66.) Das weltliche 
zweitheilig. 

Saframentshäuschen,2 Nejte, jpätgothifch, freiftehend, Maßwerf- und Sialenaufbau mit Figuren 
unter Baldachinen. Oeffnung 1,36/0,490 m groß. (Abbildung Tafel 66.) 


ı Sibfe, Wejtfalen, 5. 279. — Otte, Kunftarchäologie, Bd. II, 5. 450. — Kot, Dentjchland, S. 518. — 
2 Als Altaraufja wieder verwendet. 


99 


« 


Ylifche (Kevitenfis?), fpätgothifch, an der Südfeite des 
Chores, zweitheilig mit fpisbogiger Mapwerf- 
und Stalenbefrönung. Die Hälfte jest Eingang zur 
Safriftei, 0,77 m breit. (Abbildung nebenjtehend.) 

Yrifche (Kirchhoflaterne?), jpätgothifh, an der Ditfeite 
des Chores, mit fpitsbogiger, durchbrochener 
Maßwert- und SFialenbefrönung. Oeffnung 
45/80 cm groß. (Abbildung nadjtehend.) 

Madonna, gothifch, von Stein, mit Wappen, 1,60 m hoch. 
(Abbildung Tafel 68.) 

J2 Apoftel, jpätgothifh, von Stein, im Chor, auf Kon- 
jolen, unter Baldahinen, lebensgroß. (Ab- 
bildungen Tafel 64.) 

Monftranz,! Reft, fpätgothifch, von Silber, vergoldet, 
fechsfeitig mit Streben und Sinnen. Am Knauf 
6 vorftehende Rauten mt IBESUS 
15 cm hodh. (Abbildung nadjtehend.) 

Reliquienfreuz, 2 gothifch, 15. Jahrhundert, von Kupfer, 
vergoldet, mit unregelmäßigen, durchbrochenen 
Endigungen, Figuren: Maria und Johannes, 
und Edelfteinen. Fuß fechsfeitig, durchbrochen, 
mit Streben, Maßwerf und 12 Apofteln in 


Yüfchen. 70 cm hodh, 57 cm breit. (Abbildung Tafel 67.) 
Bieflöwe,3 romanifch, von Bronze, 


=] S IM) 
ER % UN 


M 


Griff Thiergeftalt; 27 cm lang, 
25 cm hodh. (Abbildung 5. 100.) 


Chormantel, gothifh, Seidenfticerei; 


Kappe mit Kreuzigungsgruppe, 
58 cm hodh, 57 cm breit; Stäbe 
in 6 Abtheilungen zu je 2 $i- 
guren, 16,5 cm breit. (Ab- 
bildung Tafel 69.) 


Chormantel, gothifh, Seidenfticerei ; 


Kappe mit Mariä Derfün- 
digung, 40 cm hodh, 58 cm breit. 
Stäbe mit 8 Siguren, 14,5 cm 
breit. (Abbildung Tafel 69.) 


2 Katalog der Ausjtellung, Münfter 


Münfter 1879, Yo. 579. 


1879, Zr. 347, jebt als Libortum-fuß ver 
wendet. — ? Katalog der Ausftellung, Münfter, 
1879, No. 468. — 3 Katalog der Ausftellung, 


Xufche (Kirchhoflaterne ?). 


100 


Meßgewand, gothifch,Seidenticerei; 

2 Stäbe in 4 Abtheilungen zu 

2 $Siguren, 17 cm breit. 

2 Levitenröcde, gothifh, Seiden- 
jtiferei; Stäbe mit 12 Figuren, 

12 cm breit. 

5 Bloden! mit Infchriften: 

I. Saltator tuba fum eno 
foter inquiat jefus Drun- 
thius ac paftor papulus 
fat tersheatu. Mudur ne 
rejonante biams affertat 
ohımpo. O,52mDurchmeffer. 

. Me rhenis egregia pas 
trani namine danat Drun- 
then tutatur Dionnfiug 
atra retorquet fulmina. 
fualterus finzit vanat 
anmia. Mudur tempus 
fiqnat. 1,34m Durchmeffer. 

5. Jesaie 40 vox dni dieibat clama et dixit quid clamabo onis caro foenum et onis gloria 


DVD 


eos sicut nos agri exaret foenü et decidit flos. verbü autem dei nostri stabit in aeternü 
anno 1580. m. hans van hervorde m. teipflottinck. 1,2; m Durchmejfer. 


4, und 5. neu. 


b) Gymmafial-Kirde, Fatbolifch, umgebautes Wohnhaus, ohne Werth. 

Altsrauffag, jpätgothifh, von Hol, erneuert, mit Gott Dater und Reliefs: Kreuzigung und 8 Dar- 
jtellungen aus der Keidensgefchichte, 5,38 m lang. Mittleres Xelief 1,43/0,99 m groß, die 
feitlichen 0,46/0,49 m groß. (Abbildung Tafel 69.) 

Yrikolaus, gothifh, von Stein, 53 cm hod). 

J Blocde mit Infchrift: cyprianus crens joantz amstelodami anno 1736 me fecit. 0,53; m Durchmeffer. 


ce) Arankenhans. 
Relief, Renaiffance, 17. Jahrhundert, von Hol, Tod ofephs, 1,27/0,88 m groß. 
+ Apoftel,2 gothifh, von Stein, mit Wappen, 65 bis 69 cm hodh. (Abbildungen Tafel 67.) 


d) Armenhans mund BSöhnkes Kapelle, NRenaifjance, ohne Werth. 

Alterauffag, Epitapb, Renaiffance, von Stein; Säulenaufbau mit Reliefs und Siguren; nfchrift 
von 1685. 1,70 breit. (Abbildung Tafel 68.) 

Selbdritt, fpätsothifh, von Hol;, 74 cm hoch. (Abbildung Tafel 68.) 


: Dergl. Moröhoff, Denfw. aus dem Miünft. Humanismus. 5. 55. — *Dergl. Bentlage, S. 107. 


101 


e) Städtifdher Befiß. 
Seltenhof, jpätgothifch und Renaifjfance, einfach, mit Freitreppe, GBiebeln, Wappen und Brunmenbaus. 
(Abbildung Tafel 70.) 


TER HHEREHFHEREREEHHLGEEN 
KHITTIEEHSEEEH HA IN 


Ct 


f) Privatbefih. luiuwier S TAN Urz 
T Sl ı2r Ne, a n \ 
Jaug, am Markt, Ir. 12, Renaiffance, \ 


17. Jahrhundert, mit Giebel und 
Relief, (Abbildung Tafel 70, Yr. 5.) 
Haug, amı Markt, Mr. 15, Renaiffance, von 
1648, mit Giebel, Reliefs und n- 
jchriften. (Abbildung Tafel 70, Xr. 2.) 
Ramin, im Haufe Markt Tr. 8, Renaiffance, 


von Stein, Fries mit Relief, Adam 


und Eva und Wappen auf gewundenen 
Säulen, 2,07, m breit, 2,499 m hod). 
(Abbildung nebenftehend.) 

Ramin, im Haufe Markt X. 3, Renaifjance, von 
Stein; Sries mit Relief, auf Konfolen- 
pfeilern mit $lachornament, 2,15m breit, 
2,65 m hoh. (Abbildung nebenjtehend.) 


Kadorff): 
Rrug, Renaifjfance, hefjifch, Steingut, bunt glaftert, 
mit Chriftus und 12 Apofteln, 16 cm hod). 
(Abbildung nachitehend.) 


£udorff, Bau- und Kunftdenfmäler von Weftfalen, Kreis Steinfurt, 29 


(Pieß): 
Schranf, Renaiffance, gefchnist, mit Eifenbefhlag in gothifchen Formen; Sries mit Ranfen und 
Jahreszahl 1562, O,rı m breit. (Abbildung Tafel 71, Kummer 1.) 
Bert, Renaifjance, gefhnist, mit Slachyornament und Jahreszahl 1783. (Abbildung Tafel 71, Kr. 3.) 
Tifch, Renaiffance, gefhmitt, mit vierfeitigen Füßen. (Abbildung nadjtehend.) 
Tifch, Renaifjance, gejhnist, mit runden Füßen und Slahornament. (Abbildung nachjtehend.) 


Stuhl, Renaifjance, von Holz, mit gefchnisten Sehnen, 1,23 m hoch, O,52 m tief, 0,64 m breit. (Ab- 
bildung Tafel 71.) 

Spiegelrabmen, Nenaifjance, Rococo, von Bol, gefchnist, mit Thiergeftalten und durchbrochenen 
Ranfenwerf. 1,sı m hoch, O,7o m breit. (Abbildung Tafel 71.) 

süullung, fpätgothifh, 16. Jahrhundert, von Holz, mit Ranfenwerf, 96/72 cm groß. (Abbildung 
Tafel 72, Kummer 4.) 

Süllung, Srührenaiffance, gefhnist, mit Ranfen und Köpfen, 58/58 cm groß. (1bbildung 
Tafel 72, Nummer 5.) 

Süllung, Srührenaiffance, gefhnist, mit durchbrohenen Ranfen, 25/9) cm groß. (2bbildung 
Tafel 72, Yunmmer 6.) 

3 Süllungen, Renaiffance, gefchnist mit Ranfen und Köpfen, 26, 40 und 46 cm lang. (Abbildungen 
Tafel 72, Nummer 1 bis 3.) 

Kaften, Renaiffance, von Eifen, mit verziertem Schloß, 21 cm hoch, 37 cm lang. (Abbildung Seite 103.) 

Vortragfreus, gothifch, 15. Jahrhundert, von Holz; runde Endigungen mit Evangeliftenfymbolen, 
95 cm hod, 85 cm breit. (Abbildung Tafel 73.) 


3 Pieta, sothifh, 14.— 16. Jahrhundert, von Holz; 
91, 68 und S4 cm hodh. (Abbildungen 
Tafel 74, Yummer 1 bis 5.) 

2 Selbdrite, fpätgothifh, 15. und 16. Jahr 
hundert, von Bol;, 


1. 60 cm hod), 
2. 51 cm hoch, 26 cm breit. (Abbildungen 
Tafel 75, Mummer 4 und 5.) 

2 Madonna, gothiih, 14. und 15. Jahrhundert, 
von Holz, fitsend, 
1. 62 cm hod,, . N (iM 
2. 94 cm hod. (Abbildungen Tafel 76, Ih If] Mt 4 

Kummer I und Tafel 75, Hummer 2.) = alu 

2 Madonna, fpätgothifch, 16. Jahrhundert, von 
Hoß, jtehend, 
1. 42cm hody, Xeltef, in Rahmen. 
2. 59 cm had. (Abbildungen Tafel 75, Kummer 5 und Tafel 76, Yr. 2.) 

Madonne, Kopf, gothifih, von Stein, 23 cm hodh. (Abbildung Tafel 75.) 

Ratharina, gothifh, 15. Jahrhundert, von Holz, 92 cm hodh. (Abbildung Tafel 75.) 

2 Agnes, ! gothifh, 14. und 16. Jahrhundert, von Hol;, 
I. 60 cm hod), 
2. 1,16 m hoh. (Abbildungen Tafel 76, Kummer 5 und 4.) 

Sebaftian, sothifh, 15. Jahrhundert, von Hol, 95 cm hodh. (Abbildung Tafel 75.) 

Diptychon, gothifh, 16. Jahrhundert, von Elfenbein, gefhnist mit Kreuzigung und Chriftus mit 
Maria und Johannes. 22,5/15 cm groß. (Abbildung Tafel 77.) 

Relief,2 gothifh, von Thon, Kreuzigung (Judocus Dredis?), 40 cm hod). 

Schüffel, Kenaiffance, von Thon, mit Adam, Eva und Jahresjahl 1775. 50 cm Durchmeffer. 
(Abbildung Tafel 77.) 

Rachel, Kenaifjance, von Thon, glafirt, mit Adam und Eva. 53 cm had. (Abbildung Tafel 78, Ur, 1.) 

2 Racheln, Kenaiffance, 17. Jahrhundert, von Thon, mit Mann und Srau in Trachten, mit Um 
rahmung. 40/30 cm groß. (Abbildungen Tafel 78, Nummer 2 und 3.) 

3 Gefäße, Kenaiffance, 18. Jahrhundert, Kö, Steinzeug, mit Ranfen und Thieren. 8—9 cm 
hboh. (Abbildungen Tafel 78, Kummer 5—7.) 

Rrug, Renaifjance, 18. Jahrhundert, Hefjen, Steinzeug, mit Kreuz. 26 cm hodh. (Abbildung 
Tafel 77, Xunmer 4.) 

Brug, Renaiffance, 17. Jahrhundert, Köln, Steinzeus, mit Rofetten. 25 cm hodh. (Abbildung 
Tafel 77, Kummer 3.) 

Rrug, Renaifjance, 17. Jahrhundert, heffifch, Steinzeug, bunt glafirt. 11 cm hodh. (Abbildung 
Tafel 77, YXummer 2.) 


? früher in der Simultan-Kirche zu Baufenhagen. (Dergl. Nordhoff, Kreis Hamm, S. 122 und Tafel.) 2 Der 


gleiche: Wormftall, Judocus Dredis, Seite 19. 
29* 


IH 


Krug, Renaiffance, 18. Jahrhundert, Warendorf (P). 17,5; cm hod). 


(Abbildung nebenjtehend.) 
Spige, einer Albe, Renaiffance, Siletarbeit, von Keinen, mit Eichen- 
laubranfen. 15 cm breit. (Abbildung nachitehend.) 


EN FATTTIE 
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Stidereien, gotbifh, 16. Jahrhundert, Seide: 
I. Chriftus vor Pilatus, 22 cm breit; 
2. Madonna, 12,5 cm breit, zugehörig noch 7 Figuren; 
5. Kreuztragung, Chormantelfappe, 59,5/42 cm groß; 


4, Kreusigungsgruppe, 16,5 cm breit erg 
SS unn 05 zugehörig noch 


5. Gefangennahme, 16,5 cm breit € 
| 10 Darftellungen aus der Keidensgefchichte. 


6. Kreuzabnahme, 16,5 cm breit 
(Abbildungen Tafel 79.) 

Tafelgemälde, Renaiffance, 16. Jahrhundert, Klappaltar, füddeutfh, mit 5 Darftellungen aus dem 
Seben Ehrift. Mttelftüf 1,07/0,74 m groß, Seitentheile 
1,07/0,30 m groß. (Abbildung Tafel 80.) 

Tafelgemälde, gothifch, Kreuzigungsgruppe, Soeft (?), 62/49 cm groß. 
(Abbildung Tafel 80.) 

Blasbilder, Nefte, NRenaiffance, Engel, 14 cm hoh, und Bögel, 
12 cm ho. (Abbildung Tafel SO und Dignetten Seite 114.) 


\v ZN 


(Sprifmann=Kerferinf.) 
Raften,! Nenaiffance, von Bol, mit Kerbfdnitt, 19 cm hod,, 
20,5; cm breit, 45 cm lang. (Abbildungen Seite 95, 95 und 


nebenjtehend.) 


! Katalog der Ausjtellung, Minfter 1879, Yummer 927 (Sajle). 


105 


« 


2. Aitenrheine. 


Dorf, 19 Kilometer nordöftlich von Burajteinfurt. 


Knpelle, Fatholiih, Renaiffance, Barod, (RN TR 


1: 400 


einjchiffig mit 3/8 Schluß. Dachreiter, Holzdede. 

Fenfter und Eingang rundbogig. 

Ueber dem Eingang Infchrift: anno 1676 
ist diese capele renovirt worden. hap got lip. 
vor alen dingen so can es dir nichtes mislingen. 

Altar, jpätgothifh und Renaiffance, von Stein; im Mittel- 
jtü Kreuzigungsgruppe und 4 Beilige zwifchen 
Säulen, unter jpißbogigen Maßwerf- und Sialen- 


befrönungen. 1,82 m lang, 0,95 m hody. Predella 
mit Infchrift von 1659 und gothifhem Ehriftus- 
fopf, 18 cm Durchmeffer. (Abbildung Seite 92.) 
In der Renaifjancebefrönung: 

Dieta, gothifh, von Stein, 58 cm hocdy und 

2 Bifchöfe, gothifh, von Stein, 55—57 cm ho. (Abbildungen Tafel 81.) 


Hordweftanficht. 


3. Ventlage. 
Klojter, ı8 Kilometer 1ord- 
öftlihh von Burgjteinfurt. 
(Befißer: Herzog von 
$003-Korswaren.) 


ul 


Sauptgebäude,  fpät- 
gothifyh und 
Renaiffance, 
einfah, mit 
Biebeln. Sen- 
jter jpißbogig 
mit Maßwerf 
und gerade ge- 
fhloffen mit 
Dfoften. 


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MHeber dem Eingang Infchrift: 

OÖ crux ave spes unica. S. Quiriacus, S. Helena. Ad majorem Dei gloriam et 
S. crucis honorem aedificium hujus monasterii ad orientem sitü extructum est ab Aö 1463 
usque 1466. Eccelesia cum Appendice laterali ab Aö 1468 usq. 1484. aedificium ad 


Aquilonem situm ab Aö 1409 usque 1504 inclusive. Hoc vero coepit aedificari anno 1645 


postridie SS. Petri et Pauli. Perfectum Aö 1657 cü oia aö 47 a Suecis incinerata, jam 
Reparata essent. 
2 Reliefs, gotbifh, von Stein, Kreuzigung und Heilige Sippe mit Stammbaum Chrifti, 1,97 m 


lang, 1,30 m hoch, bezw. 1,77 m lang, 1,28 m hodh. (Abbildungen Tafel 83.) 
Antependium, gothifh, von Stein, Chriftus mit 11 Apofteln zwiichen Säulen mit Sialen und Bogen. 
2,54, m lang, 0,70 m had. (Abbildung Tafel 84.) 
Maris und + Apoftelfiguren, ! gothifh, von Stein, 58—7O cm hodh, mit Wappen und 
Steinmeßzeichen. (Abbildungen Tafel 85 und nebenftehend.) S 
Selbdritt, gothifh, von Hok, 56 cm hodh. (Abbildung Tafel 84.) $ 
2 Bifchöfe,2 gothifh, von Stein, 72—75 cm hod. (Abbildungen Tafel 84.) 
Vortragkreuz, gothifch, von Holz, gefchnist mit Maßwerf und Evangeliftenfymbolen. Schaft, gefchnitt 
mit Kapitell und Knauf. 2,2; m lang. (Abbildung Tafel 85.) 
Relief, Renaiffance, von Stein, Cartouche mit Wappen, 68 cm hodh, 82cm breit. (Abbildung S. 97.) 


4. Cieherg. 


Banerfchaft, 15 Kilometer nordöftlich von Burgftemfurt. 


Rapelle, Fatholifh, Renaifjance, 


1: 400 


einfchiffig, gerade gefchloffen. Dachreiter; Holzdeke. Kenfter flahbogis; Eingang rundbogig. 
Ueber Eingang Jahreszahl 1677. 
Relief, Srührenaiffance, von Holz, Geburt Chrifti, 90/58 cm groß. (Abbildung Tafel 86.) 
Heiligenfigur, Srührenaiffance, von Hol, 89 cm had. (Abbildung Tafel 86.) 


: Dergl. Rheine, Krankenhaus, S- 100. — 2 Deral. Altenrheine, S. 105. 


En 


Rheine. 


Kreis Steinfurt. 


Bau- und Kunftdenkmäler von Weitfaleıt. 


Tafel 64, 


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Kreis Steinfurt. 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weftfalen. 


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Tafel 68. 


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Tafel 69. 


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Rheine. 


Bau und Kunftdenfmäler von Weitfalen. r Kreis Steinfurt. 


Aufnabnıen von U. Kudorff, 1891/95. 


Cliches von Alphons Brudmann, München. 23 zu 
1. Altar der Gymnafialfirche; 2. und 3. Chormäntel der Pfarrkirche. 
öl 


Tafel 70. 


Baus und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 
+ 


2. 39 
Cliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U, £udorff, 1895. 


1. Salfenhof; 2. Haus am Marft Vo. 12; 3. dajelbft Yo. 15. 


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mitvenfmäler von Weitfalen. 


Kı 


Bau- und 


6. 


4. 
Eliches von Alphons Srufmann, München, 


Kudorff, 1894/95, 


Aufnahmen von U, 


(Piet.) 


1.—6. Füllungen. 


Tafel 73. 
« 


heine. 


Bau- ud Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt 


2 = 
2. 


liches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von A. £udorff, 1894/1901. 


1. Kreuz; 2. und 3. Madonna. (Pieb.) 


(0X 
DD 


Rheine. Tafel 74 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. Kreis Stemfurt. 


Eliches von Alphons Brufmann, München. 2. za. Aufnahmen von A. Kudorff, 1895. 


1.3. Pieta. (Pieb,) 


Tafel 75. 
R a N 2.5 Rt sine ERETITE 
Bau und Kunftdenfmäler von Weitfalen. I )e ’ Kreis Steinfurt. 


4. 
Elihes von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U, £udorff, 1895, 


1. Hiadonna; 2, Katharina; 3. Sebaftian; 4. und 5. Selboritt, (Pieb,.) 


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Tafel 76. 


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Steinfurt. 


Kreis 


Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. 


1894/1901. 


Aufnahmen von A, £udorff, 


Eliches von Alphons Brudnann, München. 


(Piet,.) 


1. bis 3. Kacheln; 4. Diptychon. 


Tafel 78. 


Rheine. 


Bau- und Kunftvenfmäler von Weitfalen. Kreis Steinfurt. 
+ 


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a‘ I 


> 6. d 
Cliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U, £udorff, 1894/95. 


1. Schüfjel; 2.—4. Krüge; 5.— 7. Gefäße. (Pieb.) 


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Bau- 


uno Kunftvenfmäler von Weitfalen. 


ar h eine. 


Tafel 80. 


Kreis Steinfurt. 


Cliches von Alphons Brufmann, München. 


1. und 2. Ölasbilder; 


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A. 
und 4. 


Tafelgemälde. 


(Piet) 


Aufnahmen von X. £udorff, 1895/1904. 


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Tafel 82, 
Aer denfmäfer ef Bentlage Kreis Steinfurh 
Bau- und Kunftdenfmäler von Weitfalen. c q g “ Kreis Steinfurt. 


liches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U. Eudorff, 1894. 


Klofter (Herzog von Kooz-Horswaren): ı. Südoftanficht; 2. Südanficht des Hofes; 5. Nordweftanfict. 


Tafel 85 
Bentlage. 


Kreis Steimfurt. 


Bau» und Kunftvenfmäler von Weitfalen. 


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liches von Ulphons Brudmann, München. a. Aufnahmen von A. Eudorff, 1894, 


Schloß, Kapelle (Herzog von Looz-Korswaren): 1. und 2. Reliefs. 


Tafel 84. 


Steinfurt. 


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Bentlage. 


Bar und Kıumftvenfmäler von Weftfalen. 


Aufnabnten von 


Brudmann, München, 


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Tafel 85, 


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Bau und Kunjtvenfmäler von Weitfalen. IN t [ A NEE Kreis Stemfnvt. 


Eliches von Alphons Brudmann, München. Aufnahmen von U. Kubdorff, 1894, 
Schloß, Kapelle (Herzog von $oo3-Korswaren): 1. Dortragsfreuz; 2. bis 5. Madonna uno Apoftelfiauren. 


I.) 


4 


Tafel 86. 


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Siehe Seite 62. 


Die Gemeinde Welbergen an der Dechte zählt auf 2029 ha 648 Einwohner, die bis auf 
11 Evangelifche Fatholifch find. 


Quellen und Kitteratur:: 


Pfarrarhiv: Getaufte und Getraute feit 1664, Geftorbene feit 1665. — Archiv des Haufes Wel- 
bergen. — Tibus!, Grindungsgefchichte, 860—8795 948 f. 1510, Namenfunde, 92. 


Die Kirche zu Welbergen (Willeberge, Welleberge, Weeleberch, Weelleberge) ift zwifchen 
1040 und 1100 als eine Filiale von Metelen gegründet worden,2 und daher ftand auch der Abtiffin 
von Metelen das Kollationsreht zur Pfarrftelle zu.3 Als Pfarrei wird Welbergen zuerft 1159—42 
erwähnt.4 Patron der Kirche ift der hl. Dionyfius.5 Der Thurm und der vordere Theil der Kirche 
ftammen nody aus romanifcher Seit, das Chor ift fpäter angebaut. An der Südfeite find oc) 
einige alte Sculpturen vorhanden. 

Das Haus Welbergen war der Sit der 1298— 1350 genannten Herren von Welleberghe, 
dann der feit 1281 in Metelen erwähnten Ritter Blome, nad denen der Hof Blomenhus genannt 
wurde. Anna Blome heirathete 1505 Mlorbet von Dldenhus, und brachte damit Welbergen an die 
Samilie von Althaus zu Nordwalde‘ Chriftian von Oldenhus, der 1585 als fürftlich 
münfterifcher Hofmeifter ftarb, erbaute das Haus Welberg. ad) dent Tode des Finderlofen Johann - 
von Althaus zu Welbergen fiel das But an die Althaus zu Mordwalde, die es aber 1624 an Sweder 
von Schele zu Welefeld, Deputirten von Överyfjel und Bruder der Witwe SJohanns, verkauften, 
Die Hachkommen Sweders verkauften 1689 Welbergen an die fpäter geadelte Familie Bucholz aus 
Metelen, welche 1751 das Haus Welbergen erneuerte, Don ihr erbte im Anfange des 19. Jahr 
hunderts die Familie von Druffel das But.’ 


"N =! aus einem Pergament-Manuffript der Gymnaftal-Bibliothef zu Burafteinfurt. (Siehe Seite 28, Yıummer 1.) 


2 Yiefert, VII, 129. — Tibus, 865. — 3 Tibus, 1510. — +Xiefert, IV, III ff. — 5Cibus, 864, 948, 456. —  Aander 
Beyden, Regifter. — Mlar von Spiegen, Wappenbuch des weitf. Adels, Sfg. 5, 5. 14. — 7 Arcdyiv des Hanfes Welbergen. 
— $. Benth. Archiv, Marfen. — Kumann, Adelige Häufer. — Sahne, Weitf. Gefchlehter, S: 5349. — Statift. Dar 


jtellung des Kreijes Steinfurt, 1865, 5: 99. 


110 


Der Hof Schulze Bodholt (curtis to Boclo oder Bocholte) war der Haupthof der 
früheren, fhon 1220 und noch 1580 erwähnten Bauerfchaft Boclo,! und unter feiner Gerichtsbarkeit 
jtanden bis 1354 auch die Eingefeffenen des Kirchfpiels Kangenhorft.2 Der Hof bildete mit 12 Erben 
ein Amt der Propftei des Alten Doms zu Mlünfter und ging 1355 durh Kauf an die Johanniter 
zu Steinfurt über.3 Schon 1247 hatte das Kapitel des Alten Doms das Hölting und Wolting oder 
Holz- und Waldgericht des Hofes zu Boclo mit Ausnahme des Bauergerichts (burrichte) dem Edlen 
Kudolf von Steinfurt überlaffen4, und feitden befaßen die Edlen von Steinfurt das Erbhobrichteramt 
in der Welberger Mark, einem Theil der Brechte. Das Hölting wurde von den Steinfurter Drojten 
oder Richtern auf dem Kirhhofe zu Welbergen abgehalten.5 Außer dem Haufe Welbergen, dem 
Hofe Schulze Bodholt und dem abteilidh metelfhen Kappelhofe gehörte das ganze Kirchfpiel dem 
Stift Kangenhorft.6 


: Wilmans, W.U.B. II, 155. — $. Benth. Archiv, Commende. — 2 Stifts-Archiv Sangenhorft. — 3 $. Bentb. 
Archiv, Commende. — Cod. Trad. Westf. II, 72 f. und Anm. 2. — + Wilmans, W. UM. 8. II, 481. — 5 $. Benth. Archiv 
Marfen. —  Stiftsarchtv Sangenhorft. 


et 


Sohannesteller in der Kirche zu Welbergen. 


ER 


4 


Denkmäler-Derzeihnik der Gemeinde Welbergen, 


1. Dorf Weltergen. 


8 Kilometer nordweitlich von Buvrafteiıfurt. 


a) Kirche, Fatholifh, vomanifch und fpätgothifch, 


einfhiffig, Chor mit 3/8 Schluß; Wejtthurm; Safriftet an der ODitfeite neu; Strebepfeiler mit 
Giebelauffägen anı Chor. 

Hoßdede; im Chor Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußftein, auf Konfolen, 

Senjter rundbogig, im 


Chor fpitbogig, zweitheilig 
mit Nlaßwerf, ebenfo das 
füsöjtliche Fenster im Schiff. 
Schallldher rundbogig, 
zweitheilig, Nittelfäulchen 
mit WMürfelfapitell, Bafıs 
mit Eeblatt. 

Eingang an der Weft- 


E 


> 


feite neu, an der Nordfeite 
rundbogig, vermauert. An 
der Yordfeite des Chors 
gerade gefchloffen. 
Taufftein, Uebergang, rund, mit 


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achttheiliger Bogenftellung 
und Blattwerffriefen, 0,80 m 
hodh, 0,99 m Durchmeffer. 
(Abbildung Seite 112.) 

Epitsphb, Renaiffance, von Stein, Säulenaufbau mit Reliefs (Auferwetung des Kazarus und Dona 
toren an der Krippe), mit Figuren, Wappen und nfchriften von 1604. (Abbildung 
Seite 112.) 

Tohannesteller, gothiih, von Holz, 45 cm Durchmeffer. (Abbildung Seite 110.) 

Rauchfaß, gothifh, von Bronze, fechsfeitig mit durchbrochenen Giebeln und Thum, 28 cm hod). 
(Abbildung Seite 112.) 


Leuchter, ! Uebergang, von Bronze, rund, Fuß mit Maßwerf 


D 


3 Bloden mit nfchriften: 
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. Anno dni m eeeee Irüı (1565) 


Oo 


und 5 Thieren; 
Knauf profiliert; 
Schaft mit Knoten 


und durchbrochenen Ranfenfries. 


vorftehend.) 


Anna dni m eeeee rd (1565) 
do goedt mi Jans miteman 
to gadesx Torf pris und er. 
fi veug pro nohis quis contra 
nos. Hermanıs Wwaterham 
paftor johan fchulte Gacholt 
Iuke fchulte Kolümck johan 
tulier Hermen Goithorn rat- 
lude ta elbergen. 1,03 m 
Durchmeffer. 


do noedt mi Hans fuiteman 
to waves dorf preis umd 
er. 1.2.0 Dusche 


(Siehe S. 


2 Ein gleicher ift in Haus Welbergen. 
113.) 


. 115 


2. Baus Welbergen. 
(Befißer: von Druffel.) 


2 Kilometer nordweitlich von Burafteinfurt. 


Anlage, Renaiffance, 16. Jahrhundert, Hauptgebäude mit Giecbeln 
und Dachreiter. Wehrmauern mit Thorhaus, Thürmen 
und Schießfcharten. (Abbildungen Tafel SS und Seite 114.) 

Rahmen, Renaiffance, Barod, 17. Jahrhundert, gefchnitt, mit 
Blattwerf und Blumen. 99/64 cm groß. (Abbildung 
nachjtehend.) 

Leuchter, gleich dem in der Kirche, (Siehe oben.) 

Dofal, NRenaifjance, von Silber, getrieben, Eule, 17,5 cm hod. 
Abbildung nacdjtehend.) 

2 Tafelgemälde, Renaiffance, 16. Jahrhundert, 
1. Porträt, mit Infchrift; 50 cm hody, 56 cm breit. 
2. Anbeiung der 5 Könige, 45 cm hody, 55 cm breit, 

(Abbildungen Tafel 89.) 


a ve: 1: 2500 


£udorff, Bau= und Kunitdenfmäler von Wejtfalen, Kreis Steinfurt, 


114 


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Steimfurt. 


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Welbergen. 


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Bau- md Kunftvenfmäler von Weitfalen. 


Tafel 8 


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(, 


Brudntann, München. 


von Ulphons 


5 


Eliche 


Hordoftanficht. 


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idoftanitc 


Sid 


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Tafel SS. 


Bau md Kunftvenfmäler von Weitfalen. ID (4 [ b er Q en. Kreis Steinfurt. 


Cliches von Alphons Brufmann, München. Aufnahmen von YA. £udorff, 1896/97. 


Schloß (von Druffel): 1. Weitanficht; 2. und 3. Xord- und Ditanjicht des Hauptgebändes; 4. Nordanficht. 


Das von der Dechte und der Aa durchfloffene Amt Wettringen umfaßt die gleichnamige 
Gemeinde mit der Dorfbauerfchaft Wettringen, der Häufergruppe Marhafen und den Bauerfchaften 
Bilf, Haddorf und Notenberge mit 5507 ha und 2892 Einwohnern, unter denen 2209 Katholifen und 
185 Evangelifhe find. 


Quellen und Kitteratur : 


$. Benth. Archiv: BHerfordifche Sehen; Paftorat Wettringen. — $Salm-Borftmarihes 
AUrhiv: Stift Sangenhorf — Kol. Staatsarhiv Münfter: Fürftabter Herford; Oberfrei 
grafichaft Arnsberg. — Stadtarhiv Burgfteinfurt. — Pfarrarhiv Wettringen; Kirchen 
bücher jeit 1644. — Nachrichten zur Ortsgefchichte, gefammelt von Pfarrer Steigleiter. — Tibus, Srinoumngs- 

gejchichte, 827 ff., 987 f., 1311. 
Kaifer Ludwig der Sromme fchenfte 838 die Kirche zu Wateringas nebjt den zugehörigen 
Gütern dem Stifte Herford.3 Spätere deutfche Könige beftätigten diefe Schenfung und bejtimmten 
die Pflichten des Stiftes gegen die Parocdhianen und den Diözefanbifhof genauer.4+ Sum Pfarr 
bezirfe Wettringen gehörten urfprünglih auch) Borshorft, Burgfteinfurt, Metelen, Welbergen und 
Kangenhorjt.5 Patronin der Kirhe war die hl. Petronilla,6 Arhidiafoniffa war feit 1205 die Priorin, 
fpäter Abtiffin von Sangenhorft.7 Seit 858 hatten die Abtiffinnen von Herford das Kollationsrecht 
zur Pfarrftelle; 1541 aber geftanden fie den Grafen von Bentheim-Steinfurt das Recht zu, die drei 
herfordifhen Kirchen zu Wettringen, Schöppingen und Rheine abwechjend mit Herford zu Fonferiren. 
Ein neuer Dertrag beließ 1584 Steinfurt diefes Recht nur bezüglich der beiden erftgenannten Pfarren. 
Diefes Kollationsrecht verblieb nach der Säfularifation der Abtei Herford dem Haufe Bentheim-Steinfurt, 8 


TUN —W aus einem Pergament-Manuffript der Gymnaftal-Bibltothef zu Burjtgeinfurt. (Siehe Seite 28, Ylummer 1.) 
2 Desgleihen. (Uummer 2.) 3 Erhard, €. D. 11; Wilmans, Katferurfunden I, 17 und Erfurs, S. 275 ff. — Tibus, S. 827 ff. — 


Darpe, Cod. Trad. Westf. IV, 1f. — +Erhard, C. D. 72, 76, 109. — Philippi, Osnabrücer Urf.-Buc I, Yo. 36. — 
> Tibus, 860, 880. — 6 Tibus, 847 f. — 7Wilmans, W. NM. B.IN, ı7. — Deal. Tibus, 854 f., 839 ff. — °$. Benth. 


Arhiv, Patronate. — Stiftsarchtiv Sangenhorft, V, 154 f. — K. Staatsarchiv, Fürftabter Herford, Akten Io. 195, 165a. 
— Darpe, Herford und Rheine, Stichr. Bd. 48, 5. 194 f.; Cod. Trad. Westf., IV, 566, 183. - 


Die alte Kirche, ein romanifcher Bau aus dem 11. Jahrhundert, war 1522 durch ein 
gothifches Seitenfchiff vergrößert worden. Sie wurde 1861 abgebrochen und durch eine neue erfeßt, 

Die herfordifhen Güter zu Wettringen, die zuweilen, 3. B. 1219 und 1290 von den 
Abtiffinnen auf ihren Rundreifen (circationes) befucht wurden, 2 beftanden aus den Sronhofe und dem 
Meierinshofe. Sum $ronhofe, der curia Vronhof, fpäter Schulze $rohoff, nahe der Kirche, an der 
Aa, gehörten das Holz- und Bauergericht, ein Sreimarft und 10 Erben. Seit 1404 waren mit 
diefem Amtshofe die Edlen von Steinfurt belehnt,3 die außerdem noch die Jagd und das Erbhol;- 
richteramt in der Brechte, fowie einen Sreiftuhl ihrer Sreigraffchaft Kaer und die Blutronne in Wett- 
ringen bejaßen.4 

Die curia Meygerinchof oder curia de Wetheringe umfaßte den nordweftlichen Theil des 
jetigen Dorfes und war feit wenigjtens 1555 — 1490 ein Sehen der Herren von Kangen, fpäter der 
von Heyden.5 Hu diefem längft parzellirten Hofe gehörte auch die Tebandeshove, jest Banning. 6 

Die Edlen von Wettringen befaßen 1178 und 1205 im Dorfe nur einen Haupthof 
(curia) und die domus Rothardi, fowie einen Mansus in Bilke.7 Diefe curtis in Weterinc foll 
identisch fein mit der am Wege nad) Welbergen gelegenen fogenannten Känneborg, deren Refte 1717 
zufällig aufgefunden wurden. Aber der Hofesgrund, auf dem die Känneborg ftand, war von Berford 
lehenrührig.® Der eigentlihe Stammfiß der Edlen von Wettringen lag vielmehr in Kangenhorft, 
welches urfprünglidy zu Wettringen gehörte. 

Ein Salzwerf wurde 1550 von dem münfterifchen Marfchall Hermann von Delen am 
Rotenberge angelegt, aber bald wieder aufgegeben. Auch ein Derfuh der Söhne des Marfcalls, 
1605 die Saline wieder in Stand zu feßen, fcheiterte. Swei zu diefer ehemaligen Saline gehörige 
Salzbrunnen wurden 1787 wieder entdect.9 

Eine gewiffe Bedeutung für den münfterifchen Handel erhielt Wettringen, als 1767 der bisher 
bei Elemenshafen endigende Münfterifhe Mar-Llemens-) Kanal verlängert und zwifchen 
Wettringen und Keuenficchen der Ladeplas Marhafen angelegt wurde. Der Kanal war jedoch 
fehlerhaft angelegt und mußte 1840 wegen Wafjermangels aufgegeben werden. 10 

Im Jahre 1590 plünderten die Spanier Wettringen zweimal. !! m Dreißisjährigen und 
im Siebenjährigen Kriege wurden viele Höfe ganz zu Grunde gerichtet. 1745 brannte ein großer 
Theil des Dorfes ab. !2 

ı Tibus, 847. — Mittheilungen des Pfarrers Steigleiter. — ? Wilmans, W.U.B. IV, 81, 2104. — Darpe, 
a. a. ®., S. 185. — Tıibus, 987 f. — 3 $. Benth. Archiv, Herfordifche Sehen; K. Staatsarchiv a. a. ©. — Cod. Trad. 
Westf. IV, 40, 54, 80, 85, 124. — +$. Benth. Archiv. — Xiefert, V, 210, 324 Atnm., VI, 498 Anm. — 5Cod. Trad. 
Westf. 1V, 80, 181, 201— 320, 427. — © Ebenda, IV, 427, 435, 125: — 7 Erhard €. D. 396. — Wilmans, ID. 1.8. III, (7. — 
8 Tibus, 987. — 95. von Hövel, Speculum Westphaliae, S. 50. — von Steinen, IIT, Anhang zu Hobbeling, S. 5359 f. — 
Kumann, Kirchipiele. — Srosfeld, Beiträge, S. 110 f. — '° Dal. Sigismund, Statift. Yrachr. 1819, 5. 9, 48. — Kumann, 
Münft. Gefch. VIII, Buch (Manuffript). — Seitungsberichte im Staatsarchiv Miünfter. — Songinus, I, 29 f. — " Mint. 
Gefch.-CIu., III, 113. — Darpe, Rheine. (Stichr. 38, 5: 124.) — 2 Wesfamp, Siga, 95, 509. — Nachrichten des 
Pfarrers Steigleiter. 


>» 


112 


+ 


Denkmäler-Derzeihniß der Gemeinde Wetktingen, 


Dorf Wettringen. 


6 Kilometer nörolich von Buvafteinfirt 


Rirde, Fatholifh, neu. 

Taufftein, vomanifch, rund; auf quadratifchem Fuß 4 Stüsen mit 
Köpfen; anmı Beden fetlartige Bänder, Palmetten- und 
Ranfenfries. Im hoch, 0,4 m Durchmefjer. (Abbildung 
nachftehen®.) 

Saframentsbauschen, Yifche, gotbifh, mit fpisbogiger Napwerf 
und Sialenbefrönung. 0,94 m breit, 2,10 m hob, Veffmung, 
65/50 cm groß. (Abbildung nachitehend.) 

Leuchter, 2 gothifh, von Bronze, rund, mit Ringen und zimmen 

artigent Teller, 15,5 cm had. (Abbildung nebenftchen®.) 


"Dal. Metelen, S. 77 und 78. — ? Katalog der Ausftellung Nuinfter, 1879, 
Nummer 524. 


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4 Bin Bi 
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Ludorff, Bau- und Kunjtdenfmäler von Weftfalen, Kreis Steinfurt. z 5 


Dolfs-Trachten aus der Nähe von Burgjteinfurt. (Siebe Seite 23.) 


Verichtigungen, 


Nordwalde, Tafel 65 bat irrthiimlich Die Yuummer 64 erhalten. 
ID/ellbiengieteee Er H H r 90 " 


Titel 
Dorwort 


Preisverzeichnif RL. 
Karte der Provinz; Weftfalen 
Karte des Kreijes Steinfurt . 
Gejchichtliche Einleitung 
Gemeimde Altenberge . 


” Borghorit 
en Burgjteinfurt - 
m Elte 
r Emsdetten . 
} Hembergen 
n Holthaujen 
” Horjtmar 
1 Saer : 
Mn Sangenhorit - 
n Seer 
M Mejum 
5 Metelen . 
r Henenficchen 
& IXorowalde 
n Ochtrup - 
N Rheine 
n Welbergen . 
% Wettringen 
I 


(Siehe Seite 


28, Zummer 1.) 


mhalts -Derzeichniß. 


Seite Tafel 
I 
LI 
I 
II 

(=) 

6—-10 2 
IITZI6 St) 
17—3% 10—27 
55-56 28—29 
57-—-59 50—31 
a 
42—44 
45 —91 2 —38 
55 6 39-42 
57 —64 15—50 
65—68 5) 
69 —72 54 —55 
25379 56—60 
81-82 
84 —87 Gl 65 
89 


90—108 64-86 
109-114  87—89 
15 = II 


I aus einem Pergament-Nanuffript der Symnaftal- Bibliothbef zu Buwgiteinfurt. 


120 


Alphabetifches Ortsreniiter 


der gefchichtlihen Einleitungen und der Denfmäler-Derzeichniffe. 


Seite Tafel Seite Tafel 
lit. 66, 68 55 Bolthanfen 42 —44 
Altenberge - 6—10 1—2 Horitmar 45—5l 32—38 
ltenrbeite 105 81 Kaer 55—56 39—42 
Altbaus . 85, 87 63 Kangenhorit 57—64  43—50 
Ajchebera 22 Keer 6562 51-52 
Belferin 54 Mejum el a: 
Bei 97, 165, 106 82—85 Metelen . 73— 79 56— 60 
Bispi 85, 87 62 enenfirchen . 81—83 
Boovding - 7 Nordwalde 84-87 61-63 
Borghorft 11-16 Ju) Ochtrup . 8I—I1 
Buralteinfurt . 17—34 10 —27 Oldenburg - 54 
Elte 5—36 28—29 Rheine 92—104 64-80 
Emsdetten - 57—39 30—31 Sieverding - 7, \0 
Srollenburg 66 Tieberg 106 86 
Hembergei . Hl WDelbergen . 378 109, (Ik  87—88 
Herzhaus 85 Wettringen iz 
Alphabetifches DSacdjregiiter der Denkmäler-Verzeichniffe. 
Ruhr Ort, Eigen er ee n Ort, Eigeı- a Ed 
Bezeichnung = = Seite Tafel Bezeichnung ne Seite Tafel 
Re: ; thümer ac. 2 thümer ac. 
Anrafte IIfte ER Ri 
Ugvarfen Altenberge 9, 10 Burgen aulft 68 55 
4% Rittergüiter Ajcheberg 22 
Schlöffer Bentlage 105 82 
Pr Burasteinfur 28.530-33 | 13-16 
Altar Altenberge 8 2 a R Surgjternfurt 28, 50-55|13 5 18, 
Ultarauft olanrbeine = Wartthürme 19, 25 
2lltarauflag tltenehete 105 sl Thorhbi { s 2 BETEE 
ER ER Sl Non = a) Thorhäujer Horjtmar 50 36, 37 
Hausaltärchen Mefum rd) 5, 55 Es Ochtrup 91 
Mensen Rheine 100 68, 69 ee 
r !Delber 3 88 
Tragaltar | befejtigungen | YDelbergen 113, 11% 
Anfihren. Burgjternfurt \7, 20, 24 Chorftühle Sangenborft 6, 62 
Stadtpläne Beichtftuhl Keer 67 
Sedilten Rheine 99 
Kommunion 
: banf 
Bett Rhente 102 an Bänke 
Bimmelbett 
2 = N U = Jelarn 7 
Brunnen Burgjteinfurt 32, 33 19, 25 Deden Borghorjt 14 
Brunnenbaus Rheme ol 70 Gewölbe 


Ort, Eigeıs 


Dirt, Eigen 


Bezetihnung > Seite Tafel Bezeichnung ie Seite Tafel 
s i z thümer ı. SEEN 2 thümer ac. 

Epitapbien Borghorit \5 4 Rapitelle Borghorit 15 
Grabplatten Welbergen UL, 2 Bas Sangenhorit 61 
Infchriftplatten Kenfolen Metelen 77 Y) 

Kragfteine 
Erker Burafteinfurt 32, 55 |15, 16,27 z = eo: Sr en 
Kirchen Altenberge MS \ 
Kapellen Altenchente 105 

Senfter Horjtmar 48 55 Borghorit, 1416 5 
Schalllöcher Sangenhorft ol 46 Surgjteinfurt 25-28, 51| 10) 11 
Schießfcharten i 17, 18 
Ausfichtsöff Elte 56 28, 29 

mungen Emsdetten 58 50 
Holthaufen 45 
- Horitmar 48, 49, 51 32 
er & Kaer 55 59, 40 
Steverd N ei N 

Sn a Ze2ralls m Sangenhorit 5y—61 |45-45, 4: 
Rathhaus Bisping 87 62 Seen 67 51 
Wohnhaus Burafternfurt 29035 12, 19 Met > 2 
Speichen: an Htejum 20, a 54 
Zu En ae Metelen 76, 77 | 56—58 
Giebel Horjtmar 49 36 FE SP ie 
= n 2 Neuenkirchen 82, 85 
Hallen Xorowalde 87 62 Kanal 

Rheine 101 0 SM Waloc 86 Gl 
S i Rheine 98 64, 65 
Tieberg 106 
k MDelbergen 111 87 
Gießfannen Borghorft 16 
Gieglöwen Saer 56 7 a 7 
Rherme Du ae b} 
heine 99, 100 Klöfter Bentlage 105 82 
Stiftsgebäude Sangenhorit 65 50 
Kreuzgang Metelen 79 
Glsden Borghorit 16 TR, 
a 26, 27 
te 56 Kreuze Bentlage 106 85 
Emsdetten 58 Dortragfreuze Borghorit 16 5 
Hembergen Al Triumphfrenz Horjtmar 49 54 
Holthaufen 44 Sangenhorit 61 47 
ASalDER 49 Keer 67 52 
Saer 56 Metelen °7 60 
Sangenhorit 62 Rheine 99, 102 | 67, 73 
Keer 67 
Mefum ZU E ig 
Met 7 
nn Br Keudhter Altenberge 8 
en Ss Sa Standlenchter Borghorit 16 6 
x ae : non ° Kronleuchter Buraftenfurt DR 
Tos[ber of a !Pandarme Emsdetten 38 
“ 3 Az Saternen Kaer 56 
Kirchhofs- Sangenhorit 61, 62 
N NEE, faternen Nejum 70 
le BSurafteinfurt 32 20 Chorlampen Rheine D)) 
ubjchelle Welbergen 2, 8 
Tafelaufjat Wettringen (17 

Infäriften Bentlage 106 Kettner Burgjteinfurt 26 10 
Sahreszablen Burgfteinfurt 29 
Steinmebßzeichen | Horitmar 49 | An 

Kaer 55 m 2 Deine - 
S adonna Altenrheine 105 81 
Doppel- Bentlage 106 85 
RT madonmen Borghorit 15 
Kamine Burgjteinfurt öl 18 Picta Borftmar 19, 51 55 
Rheine 101 Sangenhorit ol 48 
Scer 67 DZ 
Metelen I de! 
Kanzel Elte 36 29 Rheine 99, 105 | 68, 73-76 


Sezeichnung 


NTalerecı 
Tafelgemälde 
Klappaltar 
Fächer 
Slasbilder 


Manuffrivpte 
Initial 
Mintaturen 
Chorbi 
Gebetbiicher 
Sırfuntabel 

orucke 


Ort, Eigen 
thümer ac. 


Althaus 
Borghorit 
Sangenhorit 
Rheine 
!Delbergen 


186) 
186) 


Ort, Eigen- 


Zurgjteinfurt 


Ntsbel 
Tijche 
Stühle 
Spiegel 
Rahmen 


Rheine 
Welbergen 


NTörfer 


Altenberge 
Emsdetten 
Metelen 


NMonftranzen 


Sangenhorit 
Rheine 


Öefen 
aus Porzellan 
Kacheln 


Aheme 


PofFale 
Krige 
Becher 
Dafen 


Allit 
Altenberge 
Burajtenfurt 
Rheine 


!Delbergen 


Dortale 
Thore 
Thüren 
Thürgriffe 
Thürjchlöffer 
Sugbrücken 


Altenberge 
Burajfteinfurt 
Boritmar 
Sangenborit 
Metelen 
Rheine 


Dulte 
Altarpult 
Stehpult 


Altenberge 


Bezeichnung Hanse Tafel 
Reliefs Altenrheine 
Friefe Bentlage 83, 84 
Diptychon Borahorjt 
Tympanon Boritmar 
Schlußjteine Seer St 
Sohannistellee | Metelen 60 
WMDappeniteine Nordwalde 62 
Rheine 77 
Tieberg 86 
Welbergen 
Reliquien- Borghorit 4,5 
behälter Metelen 59 
Schreine Rheine 67 
Säulen Metelen 60 
Pfoiten, Pfeiler 
Marterjäulen 
Saframents- Altenberge 
bäusdhen | Emsdetten 50 
Beiligen- Borjtmar 55 
häuschen Saer 4 
ufchen Mejum 
Ausgußnifchen | Metelen 5) 
ordwalde 
Rheine 66 
Dettringen 
Sdhmud Burajteinfurt 23 
Schränke, in Hol; | Borghorit 8 
und Metall, Emsdetten 31 
Füllungen Rheine ei, ® 
Truhen 
Sehäufe 
Kaften 
Brüftungen 
Griffe 
BHolzantependten 
WDandgetäfel 
Siegel Burgjteinfurt 
Stempel Horjtmar 58 
MDappen Sangenhorit 
Metelen 
Statuen in Bol, | Altencheine 81 
Stei, Porzellan, | Bentlage 84, 85 
Elfenbein Borghorit 
(Chriftus Burgjteinfurt 20 
Kreuzigungs- Hembergen 
gruppe Holthaufen 
Heilige Horftmar 5%, 58 
Donatoren Saer + 
Selbdritt Sangenborjt 48 
Sphynre Mejum 53 
Köwen Metelen 60 
Seuchterengel) Rheine 64, 67, 68, 
25, 76 
Tieberg 86 


Ort, Eigen 


Ort, Eiaeı 


Bezeihrung " Seite Tafel Bezerchmuntg e: Sei 
a ® thiimer ac. bel er 5 tbiimer ac. N 
Sticfereien und Boraborit 16 Teller Burafterfurt 52 
Gewebe Kaer 56 42 Schüffeln Emsdetten 5) 
Schleier Sangenhorit 52, 59) Getreivemaf Rheine 105 
Bungertücher 62—64, Bettwärmer 
Kajeln SI, 83,85, Schaalen 
Antependien 89, 109 Cheefocher 
Spißen Rheme 99, 100, | 69, 79 Patene 
Handjchuhe 104 SW = a & 
Schuhe er 
cha Tradıten Birafternfurt 25, 118 
Waffen in Metall, | Borahovit 16 
Holz, Seder, 
} PER 3or Klfenher 
Stöcke Burgfteinfurt 32 23 al en 
Stäbe Emsdetten 59 ä1 Sn ar 
Elle Zihwerter 
a Dolche 
2 Gewehre 
Helme 
= Beile 
Scheiden 
Tauffteine Borghorft 15 Aanaller, 
Elte 56 Pulverhörnen 
BHoritmar 4) 58 Jagdhörner) 
Saer 56 — 
$ > ff 5 2 A 
we ON Weihraudfäffer | Welbergen UL, 102 
ne 2 & Weihrauch 
<iteteieit re schiffcheit 
Ochtrup I1 Ichiffch 
WDelbergen II 02 ze = 
Mettringen 117 Weihweafferfejfel | Sangenhorit 61 


5 aus einem Pergament-Manuffript der Gymnaftal-Bibltothef zu Burafteinfurt. 


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(Siehe Seite 28,8 Yummer 1.) 


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