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vater b/ GOOQIE
vi
é 99.5!
* Maver
' HARVARD DIVINITY SCHOOL
ANDOVER-HARVARD THEOLOGICAL
LIBRARY
CAMBRIDGE, MASSACHUSETTS
MDCCCCX
FROM THE LIBRARY OF
EDWARD CALDWELL MOORE
PARKMAN PROFESSOR OF THEOLOGY
1901-1929
PLUMMER PROFESSOR OF CHRISTIAN MORALS
1915-1929
The gift of his family
ur
|
|
G
1OG
gle
Die
Bekeprung
des
Mørwegiføgen Stammes
Chriſtenthume,
in ihrem geſchichtlichen derlauſe guellenmåfig geſchildert
von
Dr. Konrad Maurer,
* ord. Bf. Profeſſor bed Deutſchen Rechts an der Mindmer Godjdule.
L Pand.
Minden.
Ghrifian Kaifer.
1855, '
ANDOVER-HARVARD
TREOLOGIUA: LÅBRARY
CAMBRIDGE. MASS.
HET. 209
Fed», 4, 1944
Meinem YFreunde
Dr. Alois Brinz,
ord. 3ff. Profeſſor des Romiſchen Rechts an der Erlanger Hochſchule,
gewidmet.
Porwort.
Als ich vor nunmehr drei Jahren das erſte Heft meiner
Beitraͤge zur Rechtsgeſchichte bes Germaniſchen Nordens er: -
ſcheinen ließ (Muͤnchen, bei Chriſtian Kaiſer, 1852), und
darin von der Entſtehung des Jslaͤndiſchen Staats und ſeiner
Verfaſſung handelte, hatte ich die Abſicht, demſelben alsbald
ein zweites nachzuſenden, in welchem die Begründung der
chriſtlichen Kirche und ihrer Verfafſung in demſelben Lande
geſchildert werden ſollte.
Bald ſtellte ſich indeſſen die Unmoͤglichkeit heraus, die
Geſchichte der Bekehrung Islands, melde urſpruͤnglich mur
bie erſte Haͤlfte jener Abhandlung bilden ſollte, ohne gleich⸗
zeitige ſtete Beruͤckſichtigung ber untrennbar in ſie verfloch⸗
tenen Norwegiſchen Bekehrungsgeſchichte zu bearbeiten und
verſtaͤndlich darzuſtellen; andererſeits gewann die ſo erwei⸗
terte Aufgabe bald ein ſelbſtſtaͤndiges Intereſſe, indem ſich
nicht verkennen ließ, wie bie Kirchengeſchichte Norwegens und
Islands ganz vorzugsweiſe geeignet ſei, die ebenſo ſchwie⸗
rige als wichtige Frage nach dem inneren Hergange bei dem
Uebertritte ber Germaniſchen Staͤmme vom Heidenthume sum
Ghriftenthum ihrer Löfung nåber 3u bringen. Midt durd
bie Maffengemalt auswaͤrtiger Regenten, wie den GSadfen,
Frieſen und guten Theil aud ben Dånen, wurde den Nor-
wegern und Sslåndern bas Ghriftenthum aufgezwungen;
nidjt bas politifdje Beduͤrfniß, die Groberung långft rift
fidjer Sande fid 3u ermöglidjen oder zu erhalten, ndthigte
biefe gur Annahme bed neuen Glanbend, wie die Franken,
vi vBorwort.
Burgunder, Longobarden, und theilweiſe auch die Gothen:
ungeftdet von frembartigen Einfluͤſſen vollziehi ſich vielmehr
bie Bekehrung beider Lånder lediglich in Folge eines mit
nationalen Mitteln zwiſchen ber alten unb neuen Lehve ge-
fåksten Kampfes, menn aud der erfte Anſtoß sur Beteh-
rung ber Natur der Sade nad hier wie anderwaͤrts von
Aufen fam. Neben den Bortheilen, melde diefe Jfolirung
beider Staaten burd bie Fernhaltung aller mehr åufjerfidjen
und aufålligen Momente einer eingehjenberen Wuͤrdigung ihrer
Bekehrungsgeſchichte gewaͤhrt, verleiht berfelben aber aud
noch ein meiterer Umſtand einen befonderen Merth, die Jahl
nåmlid und bie Befdaffenheit der ihr 3u Gebot flehenden
Quellen. Bie dirftig find die Nadridten uͤber die Bekeh—
vung Schwedens oder der Angelſaͤchſiſchen Meide, beren
Geſchichte fid im Uebrigen mit der ber Norwegiſchen Mif-
fion noch am Erſten an Werth meffen koͤnnte, wie duͤrftig
ſelbſt bie Nachrichten über bie Bekehrung ber Dånen oder
der Ståmme bed Deutſchen Feftlandes, im Vergleiche mit
dem reichen Schatze Norwegiſch-Islaͤndiſcher Beridte, mit
der grofen Maffe merthvoller Detailangaben, melde biefe
enthalten! Und bod) finb es gerade betaillirte Schilderungen
einzelner Borgånge bei der Bekehrung, aud welchen allein
eine lebendige Unfdauung ber bei derfelben obwaltenden
Mytive gefddpft werden fann.
So murde denn der frihere Plan aufgegeben, und dar
gegen die Bekehrungsgeſchichte Norwegens und Islands zum
Gegenſtande einer felbfiftåndigen und umfaſſenderen Arbeit
gemacht. Keinem Zweifel konnte unterliegen, daß die Dar⸗
ſtellung nunmehr auf ben geſammten Norwegiſchen Stamm
fich zu erſttecken, alfo außer ben beiden bereits genannten
Laͤndern aud Grdnland, bie Fårder, die Orkneys nebſt
Shetland, bie Norwegiſchen Niederlaffungen auf den Hebriben
und in Irland, endlid aud, wenigftend voriibergehend, bie
Heerfahrten und Anfiedelungen Norwegiſcher Månner in
Grofbritannien und im Frankenreiche zu umfaffen hatte;
ebenforvenig durfte ferner ein ſteter Ueberblick fehlen Uber die
Fortſchritte ber Miffion in den benachbarten und ſtammver⸗
wanbten Neiden ber Dånen und Schweden, indem die
Kirchengeſchichie Stanbinaviens in ihren Anfdngen menigftens
— — nad
in fortwaͤhrendem Zuſammenhange ſteht. Freilich ließ ſich
weder bezüglich jener Vikingerzůge noch bezuͤglich der Daͤni⸗
ſchen und Schwediſchen Miſſionsgeſchichte fuͤr das Aufzu⸗
nehmende oder Wegzulaſſende eine fefte Grenze ziehen, und
dieſelbe Schwierigkeit ergab ſich aud hinſichtlich ber pi
tiſchen Geſchichte der einzelnen Nordiſchen Lande, welche
gleichfalls nicht unbeachtet bleiben durfte, wenn die Geſchichte
ihrer veligidfen Zuſtaͤnde zu rechter Klarheit gebracht werden
ſollte; indeſſen darf wohl einige Ungleichförmigkeit in dieſer
wie in mancher anderen Beziehung, weil unvermeidlich, auf
Nachſicht hoffen, und der von mir befolgte Grundſatz wird
wohi gebilligt werden, daß größere Ausführlichkeit in ben
Partieen am Plage fei, velde, wie 3. B. die Gfdidte
der Norwegiſchen Neidje in Irland oder auf den Fårdern,
Orkneys und Hebriben, bem Deutſchen Leſer minder gelåufig
zu fein pflegen. I
Zweckmaͤßig erſchien, die Darſtellung des åufjeren Her⸗
ganges bei der allmaͤhligen Bekehrung des Norwegiſchen
Stammes von ber Eroͤrterung ber Motive, melde dieſer
letzteren zu Grunde lagen, vollfiåndig ju trennen. Die erſtere
fordert nothwendig den engſten Anſchluß an die chronologiſche
Reihenfolge ber Begebenheiten, die legtere muß, von der Zeit⸗
følge abſehend, auf ben inneren Zuſammenhang der über ben
gangen Verlauf der Gefdidte zerſtreuten beftimmenden ri
ſchauungen bad entfdeidende Gemidt legen, — jene mill
vorwiegend befdreibend, blefe mehr prüfend und eonfmirend
behandelt fein, und ebenbarum ift es nahezu unmdglig, hier
bie eigene GSubjectivitåt in demſelben Maße fern 3u Halten;
als dieß bort ohne allzu grofe Mihe gefdjehen fann. Der
Leſer, ber feinem confeffionellen oder aud) rein perſoͤnlichen
Gtandpunkte nad bie von mir gezogenen Schlüſſe midt fid
angueignen vermag, wird burd jene Scheidung fid immer-
hin wenigftens in ben Gtanb geſetzt fehen, des moͤglichſt
unbefangen miebergegebenen gefdidtliden Materiales zur
Bildung einer abmeidenden Anfidt fld bedienen zu Øunen.
Was übrigens ben veligidfen und gefdidtliden Standpunkt
betrifft, von meldem aud id felbft meine Aufgabe auffaffen
zu follen glaubte, fo habe id ber biefen Nichts zu fagen;
er muß ſich felbft redtfertigen, ober ungerechtfertigt bleiben.
VIT Bonwort.
Ich hade mid bemåht, dem Heidenthume geredt zu werden,
ohne dariiber die Borslge bes Ghriftenthums in den Såatten
zu flellen; id halte das Segtere hoch genug, um zu glauben,
daß es feinen Gegner nidt in den Staub zu ziehen brand
Daß die eigene Auffaſſung algemeinen Beifall finde, ift hei
Werken dieſer Art am Menigften 3u ervarten; bad aber
glaube id) fordern zu bilrfen, daß bei alfem Widerſtreite der
veligidfen Uebergeugungen wenigſtens allerſeits anerfanut
werbe, baf id mit bem wiſſenſchaftlichen Ernſte, melden
jebe gefdidtlide Forfdung voraudfegt, daß id ferner mit
hoher Udtung, mit marmem Gefihle får bie Religion uͤber⸗
haupt unb får bie chriſtliche Religion insbeſondere meine Sårift
geſchrieben habe.
Die aͤußere Gefdidte der Befehrung lege id nun in
dieſem erſten Bande dem Publifum ikrem vollen Umfange
nad) vor; ber zweite Band, melder bem erften auf dem Fuße
nachfolgen fol, wird die innere Gefdidte jened Vorganges
behandeln, und sugleid einige theil8 auf den erften, theils
auf ben zweiten Theil bezůgliche Anhånge, darunter aud
ein Verzeichniß der benuͤtzten Quellenaudgaben, enthalten.
$Hinfidtlid des Gebrauchs nidt nur, fonbern aud ber An-
fuͤhrung unb Mittheilung der Quellen, zumal ber Nordifden,
wurde aber in dieſem erften Bande wenigſtens annåhernde
Bollftåndigfeit erftrebt; felbft ba, wo verſchiedene Nordiſche
Beridte. augenſcheinlich auf eine einzige Urquelle zurückzu⸗
filhren find, wurden biefelben gerne ſaͤmmtlich mitgetheilt,
weil nur hieburd dem Sefer eine lebendige Anſchauung von
der im Einzelnen freien und im Gangen dennod berrafdend
treuen Behandlung ber ålteren Ueberlieferungen durd bie
fpåteren Sagenſchreiber verſchafft merben fonnte, weil ferner
mandjer erft von fpåteren Grjåhlern, und fei es aud ohne
åltere urfunblide Gewaͤhr, in die Darftellung hineingetragene
Bug dennod als Beleg fiir die Sinneameife der Jeit filen
durfte. Daß dabei bie fåmmiliden Belegftellen in Ueber-
fegung, und zwar in mortgetreuer, und bie Lieder deßhalb
in profaiſcher Ueberfeung mitgetheilt wurden, ſoll hoffent-
lich, fo ſehr burd biefen Ballaft bie eigene Darftellung ge-
brådt wird, Bilfigung finben; ein andereg Merfahren wuͤrde
den Anfihrungen får den gråferen Theil des Publifumd
Borwort. J IX
geradezu allen Werth entzogen haben. Aud die neuere
Literatut wurde fleißig bendgt, bagegen aber nur ſparſam
angefuͤhrt. Die Werke von Suhm und Gådning, von
Dahlmann, Peterfjen, Geijer, Strinnholm, u. f. w., ja felbft
Pontoppidan's Annales ecclesiae Danicae, Minter'8 Kirden-
gefdidte von Dånemart und Nonvegen, und Finn Jonsſons
historia ecclesiastica Islandiae von Geite ju Seite angu-
filfren und 3u beftåtigen ober zu befåmpfen, erſchien —
åberfliiffig und allzu hemmend; wichtiger ſchien, dem Leſer
an ber Hand der Quellen eine richtige Darſtellung beffen
was geſchehen vorgufiihren, als benfelben mit allem Dem
zu behelligen, mas Andere vorbem gewußt oder nicht gewußt,
richtig oder verkehrt geglaubt und geſagt haben. Gin fir
allemal mag aber hier ausgeſprochen fein, wie viel id Munch's
ausgezeichneter Norwegiſcher Gejdidte verbanke; auf jeder
Geite wurde dieſes grimdlide Werf, das mir feider erft zu⸗
ging, nachdem bie Borarbeiten und ber erfte Entwurf ber
elgenen Schrift bereits beendigt maren, zu Rathe gejogen,
und iiberall ſtütze id mid auf daffelbe, hinfidtlid ver poli-
tiſchen Gefdidte Norwegens nidt nur, fondern aud, und
3umal, feiner Nebenlande. Reuterdahl's trefflide Kirden-
geſchichte Schwedens, bann aber aud zwei Abhandfungen
Sappenberg'8 uͤber Anskar's Leben und uͤber die Ghronologie
der åfteren Biſchoͤſfe der Erzdibceſe Hamburg, maren mir
gleidfall8, namentlid der fleipigen Quellennadmeife und ber
forgfåltigen Quellenkritik wegen, von höchſtem Werthe; ber
Kundige wird leicht erkennen, und ich bin weit entfernt es
verhehlen zu wollen, wie viel aud dieſen muſterhaften Schrif⸗
ten in bie meinige, bei aller Selbſtſtaͤndigkeit ber lehteren,
Abergegangen ifi.
Gin paar Fehler, melde ſich in meine Arbeit einge-
fåliden haben, beduͤrfen fperieller Beridtigung. Vei $. 23,
Anm. 16 wurde Åberfehen, daß des Honorius Augusto-
dunensis Imago mundi bei Berg, XII, im Auszuge mit
getheilt ift, und daß fid bafelbft S. 132—3 bie in Bezug
genommene Gtelle mefentlid gleidlautend abgedrudt finbet;
ein Zuruͤckgehn auf åltere Ausgaben håtte fomit vermieden
werden Fönnen und follen. Bei $.21 ift ferner aus Ber
feen auf S. 245—59 bie Ueberſchrift des betreffenden
x : vorwort.
Abſchnittes flatt ber des Paragraphen als Seitenüͤberſchrift
ſtehen geblieben; unbedeutendere Druckfehler, ſowie mancherlei
Ungleichformigkeiten zumal in altnordiſchen Namensformen,
wird ber Sefer leicht ſelbſt verbeffern. Und fo mag denn
. biefer Berfud in der Nordiſchen Kirchengeſchichte berfelben
wohlwollenden Beurtheilung empfohlen merden, wie folde
meiner Gingangö ermåhnten früheren Abhandlung zu Theil
wurdel
München, den 20. October 1855.
K. Maurer.
vr
Inhalt
des erſten Jandes.
I. Theil: dufjere Geſchichte der Bekehrung.
6. 1. Einleitung, S. 3—3.
1. MbfGnitt; die erſten Berührungen des Norwegifden
Stammes mit dem Chriſtenthume.
$.2. Ungefdidtlide Verichte, S. 6—12.
$. 3. Die erften Betehrungsverfudje in Dånemart und Schweden, S. 12—42.
$. 4. Chriſtliche Urbevdlferung ber norbwefitidjen Lande, 6.428.
6. 5. Norwegiſche Fahrten und Anfiedbelungen im Frankenreide, S. 48—65.
$. 6. Norwesiſche Fahrten und Unflebefungen in England, S. 65—71.
$. 7. Rorwegiſche Fahrten und Unfiedelungen in Jrland u. Såottland, S. 71-81.
$. 8. Rorwegiſche Unfledelungen auf den Hebriden und nordweſtlichen Inſeln,
S. 82—8.
$. 9. Die Anfinge bek Ghriftenthumb in Rormegen und Våland, S. 89—107.
IL Abfdnitt; die erften Befehrungbverfude in Norwegen
und Island felbft.
$- 10. Dad Chriftenthum in Dånemart und Schweben bis gegen dad Jahr 980,
S. 108—21.
$- 11. Rorwegifdje Fahrten und Unfiebelungen in Frankreich und Deutſchland,
6. 121—7.
6.12. Rormegifde Fahrten und Unflebelungen in England, S&.128—37.
$- 13. Rormegifde Fahrten und Unfiedelungen in Itland, S. 137—44.
6.14. Rorwegiſche Miederlaffungen auf den nordweſtlichen Infeln und ben He»
briden, S. 144—50.
$.15. Erſte Verkundigung bed Chriſtenthums in Norwegen durch König Hakon
den Guten, &. 151—170.
$. 16. Das Ghriftenthum in Rormegen unter den Eirilsſohnen, S. 170—81.
$-17. Dat Ghriftenthum in Norwegen unter Hakon Jarl, S.181—90.
$. 18. Betehrung eingelner Iölånder tm Auslande, &.191—201.
$. 19. Die erfte Miffion in Island, &.201—26.
6.20. Jölandb religidfe Buftånde in der Beit punaͤchſt nad ber erften Mifion,
S. 226—42.
xu Inhait.
ni. Abſchnitt; König Olaf Tryggvaſon ald Verkünder
bet Ghriftenthumb.
$.21. Dad Chriſtenthum in Dinemart und Såmeden während der beiden lepr
ten Decennien bek 10. Jahrhundertd, S. 243—60.
6-22. Rorwegiſche Baheten und Uufiebefungen im Weften, &.260—64.
6.23. Rönig Diafs Jugendſchicſale &.264—78.
$.24. König Dlaf8 Thronbefeigung, S. 278—82.
6.25. Die gefeplide Einführung bed Chriſtenthums in Rormegen, S.282—96.
6.26. Gingelne Befehrungen von Rormegern durdj König Olaf Kryggvafon,
S. 297—313.
6-27. önig Olaf Kryggvafons Perſonlichteit, und deſſen Verhältniß pur Kirde,
6. 313—36.
$.28. Die Befehrung der Orkneys und ber Fårder, S. 336—46.
$.29. Die Beterung von Jölåndern in Normegen, S&. 346—73.
6.30. Miffionbreife des Stefnir Thorgildfon, &. 373—82.
$.31. Dankbrands Miſſionsreiſe, S. 382 —410.
$.32. Øefeglide Annahme des Chriſtenthums in Island, S&411—43.
$.33. Die Befehrung Grönlands, S.443—52.
$.34. König Diafé Tod, &.452—64.
IV. Ubfdnitt; bie Befeftigung bed Ghriftenthums in ben Landen
Norwegifden Stammes, jumal burd König Olaf Haraldsfoné
Bemåhungen.
$.35. Das Ghriftenthum in Dånemart und Schweden in dem erſten Drittel bed
11. Jahrhunderts, S. 465—504.
$.36. Die Jarldregierung in Norwegen, S.204—7.
$.37. König Dlaf Haraldsſons Jugendididfale, S.507—14.
$.38. König Olaf Haralbbfonö Thronbefteigung, S. 514—22.
$.39. Die Befeftigung bed Chriſtenthums in Norwegen, S.523- 48.
$-40. König Olaf Oaralbsſons Beytehungen zu den Drkneys, &.548—62.
$.41. Rönlg Olaf Haralbbſons Begiehungen zu ben Fårdern, S.563—8.
6.42. König Diaf Haraldsſons Beaiehungen ju Ysland, &.568—77.
6.43. König Olaf Haralbsſons Begiehungen zu Grönland, &.578—85.
$.44. König Olaf Haraldsſons Gehilfen in ber Miſſion, S. 586 —601.
6.45. Rönig Olaf GaralbSfon8 Perſonlichteit, S. 601—15.
6-46. König Olaf Haraldsfond Untergang, S. 615—39.
6.47. König Dlaf Haraldsfons Heiligfyredjung, S. 639—53.
$. 48. Schluß, S. 654—60.
J. Tyeil,
Aenfere Geſchichte der Jekehruug.
Maurer, Geteprung. 1
vater b/ GOOQIE
$. 1.
Einleitung.
Zu der Zeit, in melder zuerſt von einer einigermafen ver⸗
laͤßigen Gefdidte bes Norwegiſchen Stammes gefprodjen werden
fann, in ber zweiten Gålfte alfo des 9. Jahrhunderts, bleten ble
Bevdlferungsverhåltniffe des Europaͤiſchen Norbens folgendes Bild bar.
Die Slandinaviſche Haldinfel, Juͤtland, ſowie ble zahlreichen
zwiſchen beiden gelegenen Inſeln find von ben Germaniſchen Staͤm⸗
men ber Norweger, Schweden, Goͤten und Dånen befegt, welche
anfånglid in zahlloſe Meine Königreidje von fortmåkrend medfelnbem
Beftande jerfallen, um die Grenzſcheide des 9. und 10. Jahrhunderts
aber zu ben gröferen Gefammiftaaten von Schweden, Dånemart und
Norwegen ſich zuſammenſchließen. Im Norden, Oſten und Sid»
often mohnen Binnifje, Litthauiſche und Slaviſche Völkerſchaften;
im Süden, dem Frankenreiche angehörig, die deutſchen Gtåmme der
Sachſen und Frieſen. Im Weſten hatte ſich, von Romaniſchen Ein⸗
flüſſen mehr oder weniger beruührt oder durchdtungen, der Keltiſche
Stamm weit umher bis nad Jsland und Nordamerila ausgebreitet,
wãhrend andererſeits in Gallien durch die Franken, in den fådlidjen
Deeilen der Britiſchen Inſeln durch die Angelſachſen deutſche Reiche
auf Keltiſch⸗Römiſchem Boden begråndet find. Dabei erfüllen, wie
früher die Frieſen und Sachſen, fo nunmehr die Gkandinavifdjen
Germanen ble velte See mit ihren Heerſchiffen, dle Kuͤſten oft tief
in bas Binnenland hinein plåndernd, nidt felten aud an einzelnen
gůnſtig gelegenen Orten bleibendere Riederlaſſungen begråndend.
Die geographifdje Lage bringt es mit ſich, daß dle Oſtſee mit ihren
Øeftaben (Austrvegr, Austrriki, Austrlönd) vorzugsweiſe ben
Schwediſchen und Daͤniſchen, dle Nordſee bagegen mit ihren Ufern
und Inſeln (Vestrlönd, d. h. Britannien und Gallien, ſowie Sudr-
lond, d. h. Deutfdland) vorzugsweiſe ben Daͤniſchen und Norwe⸗
ngiſchen Frelbentern zufaͤllt. — Bon Norwegen aud erhålt aber and
4*
4 Einleitung. $. 1.
Sølanb in dem letzten Viertel bes 9. und dem erſten Viertel des
10. Jahrhunderts ſeine Bevölferung, fei es nun unmittelbar oder
mittelbar, naͤmlich fo, daß einzelne Nordmänner, bie ſich vorerſt in
den Weſilanden herumgetrieben oder niedergelaſſen hatten, ſpäter von
Bier aus nad) ber entlegenen Inſel hinüberziehen; einzelne Anſiedler
fommen wohl aud aus Daͤnemark oder aus Schweden herüber,
aber bod) in allzugeringer Zahl, als daß fie ber Norwegiſchen Cin-
wanderung gegenilber irgendmie in Betradjt kommen fönnten. So
iſt demnach bie Infel nidt nur durch ihre geographifde Lage, fon-
dern aud) burd) bie engſten verwandtſchaftlichen Bande mit Nor-
wegen und ben auf ben Britiſchen Infeln ſich herumtreibenden
Nordmannern verkniipft; ihre Gefdidte fann von der Geſchichte
Norwegens in leiner Weiſe getrennt werden.
Umgeben von lauter heidnifdjen Gtåmmen, blieben die verſchle—⸗
denen Bölferfdaften, in melde bas Gtandinavifde Geſammtvolk fid
theilte, Jahrhunderte lang von bem Chriſtenthume unberührt, nach⸗
dem biefes långft im fådlidjen Europa als die allein giltige Melis
gion ſich feſtgeſtellt hatte. Die Finniſchen, Slaviſchen und Litthauifden
Stamme bes Oſtens wandten ſich erſt fpåt, und großentheils erſt
mad) ber Bekehrung des Germaniſchen Nordens dem chriſtlichen
Glauben zu, und nur in weiterer Entfernung konnte allenfalls iiber
ſie hinweg mit ber morgenlåndifden Kirche eine fpårlide Verbin⸗
dung angelnüpft merben. Im Süden wurben die Gadfen und
Frieſen nur ſehr langfam, und burdigreifend erft burdj Karls des
Großen fiegreidje Heergiige ber neuen Lehre gewonnen. Rur im
Weſten, im Fråntifden Gallien, dann bei der Keltifdjen und An-
gelfådfifdjen Bevölterung der Britiſchen Inſeln, hatte bas Chriſten⸗
thum bereits früher feftere Wurzeln geſchlagen; von hler aud ergaben
flg benn aud ble erften Beråkrungen deſſelben mit dem Nordger-
manifdjen Stamme.
Nur ſehr all maͤhlig, und nidt ol ne miederholte Haltpunkte und
ſelbſt Ridfdritte, dringt die chriſtliche Lehre einerſeits vom Fraͤnkiſch⸗
deutſchen Reiche her nordwärts, andererfeit8 von Britannien aus of
waͤrts gegen Slandinavien vor, bort zunächſt Danemark und Schwe⸗
ben, bier dagegen Norwegen und Daͤnemark in's Auge faßend; bas
weit abgelegene und wenig beachtete Island tritt ſeinerſeits zwar
ſchon früh mit der Britiſchen, und zum Theil ſogar mit der Deutſchen
Ginleitung. 6. 1. 5
Kirche fn Berũhrung, verdankt indeſſen felne durchgreifende Bekeh⸗
rung lediglich dem Vorgange und Einfluſſe des mächtigeren und
ſtammverwandten Norwegiſchen Reiches: mit den Fortſchritten der
neuen Lehre in dieſem legteren Lande gewinnen auch deren Bezle⸗
hungen ju Island an Bedeutung, mit deren feſter Begründung in
Norwegen iſt aud deren Sieg in Joland entſchieden. Aber aud
bie Befehrung Norwegens if ihrem gangen Verlaufe nach vielfach
bedingt durch die allmaͤhlige Verbreitung des Chriſtenthums in den
übrigen Gtandinavifden Reichen, und nur in ihrem Zuſammenhange
mit der Geſammtgeſchichte des Chriſtenthumes im Germaniſchen
Norden fann dieſelbe genügend dargeſtellt und verſtanden werden;
får une ergiebt ſich hieraus die Nothwendigkeit, jedem einzelnen
Abſchnitte in der Bekehrungsgeſchichte Norwegens und Islands ein
ůberſichtliches Bild der gleichzeitigen Fortſchritte des Chriſtenthums
in ben beiden andern Skandinaviſchen Reichen voranzuſchicken, und
jederzeit nachzuweiſen, wie jene mit dieſen zuſammenhängt und von
denſelben abhångig if. Daß damit eine vollſtaͤndige und quellen⸗
måfig ausgearbeitete Kirchengeſchichte des geſammten Germaniſchen
Nordens nicht beabſichtigt ſein wil und fann, verſteht ſich åbrigens
ebenſowohl von ſelbſt, als daß die bei der Darſtellung ſolcher ferner
abliegenden Juftånde einzuhaltende Grenze im Einzelnen vielfach eine
fåwantende ift; über die Aufnahme over Nichtaufnahme einzelner
Borgånge, Aber bie gröfere oder geringere Ausführlichkeit in deren
Beſprechung fann oft eben nur bas individuelle Ermeſſen entfdeiden,
ohne dag fid nad biefer Seite hin ein abfolut giltiges Map bes
au Bietenden fefiftellen life.
I Abſchnitt.
I, Ubſchnitt. 6. 2. Ungeſchichtliche Verichte. 7
wert faft alle Radridten der Chroniſten Aber Artur zurüchuführen
finn, unb ber felber betennt, in keinem der åltern Geſchichtſchreiber
beffen von ber Bolksfage gepriefene Thaten erwähnt gefunden zu
haben?), eråhlt zwar von bes Königs Groberungen in Joland,
Gotland, ben Orkneys, ſowie audj von der Unterwerfung Dåne»
marfé und Norwegens durch benfelben3), er låft ferner die Könige
aller biefer Lande an Arturs Hof erſcheinen und au deſſen Heer
Truppen fellen); von elner befondern Bedeutung aller dieſer Siege
får bie Berbreitung bes Chriſtenthums ift babei aber mit einem
Borte dle Nede. Aud der Roman de Brut tviederholt nur mit
wenigen Ausſchmückungen und unter Beifiigung elniger melterer
eroberter Lande und untermorfener Herrſcher blefelben Angaben 9);
baffelbe iſt, mit einigen meiteren Jufåpen in gleidjer Ridjtung, bei
Layamon ber Gall6), und aud ble Gefdidtdrelber, melde Gal-
ftieds Nachrichten aufgenommen haben”), bieten Felnen Anhaltspunkt
2) Galfredi Monumetensis historia regum Bri-
tannlae I, c. 1, 6.3 (heraudgegeben von Gan-Marte). Dod nennt
Nennius ober beffen Interpolator Bereit8 ben Urtur als gewaltigen Kriegåhelden.
3) ebenda, IX, €. 10—1, S. 128—9.
4) ebenda, IX, c. 12, S. 132, und c. 19, S. 138. Bemerfendroerth
iſt, fpåteren Erweiterungen ber Sage gegenüber, daß Island, Gotland, bie
Ortneys, Dinemart und Norwegen fammt bem gleidfall von Artur angeblid
untermorfenen uland, geradegu als bie sex comprovinciales Oceani insulae
Begeidjnet werden, ebenda, XI, c. 7, S. 159; von meteren Groberungen
åiber. dieſen geſchloſſenen Kreis von 6 Infeln () ift får jegt nod Richts
Befannt.
5) Le Roman de Brut, par Wace; publié par Le Roux de
Lincy, Rouen, 1838—38; hieher gehört v. 9040—63 (II, &. 72—3) und
v. 10,048 — 139 (II, S. 77—81), fowie allenfalls nos v. 10,510—6 (II,
S. 96—7)y v. 10,573—80 (I, 6. 100), u. v. 11,410 —3 (Ul, &. 136).
Øenannt werden aufier Islande, Orquenie, Gollande, bann ben Danols und
Norols, noch melter: Guenelande (Venelande) und bie Catcnois (b. 5. ble
von Gaithnef, altnordifd bie Katnesingar).
6) Layamons Brut, or Chronicle of Britain, by Sir Frederic
Madden; London, 18475 hieher gehort v. 22, 465 —680 (II, 5.520 u. flg.) und
v. 23,081—398 (II, &.546—60); ferner au v. 24,379—88 (II, 602)
u. v. 25,415—26 (11, 6.7—8). ufer Hislond, Orcanele, Gutlond, De-
melond und Norelne tritt hier noch auf Winentlond (Winetlond) u. Fris-
lond, ſowie Manele (b. 5. bie Inſel Man.).
7) So aufjer dem Brut Tysylio, einem Welſchen Auszuge aus Gal-
frled, welchen Gan-Marte feiner Ausgabe des Bepteren in deutſcher Ueberfepung
8 I. Abſchnitt. 6. 2.
für jene eigenthåmlidje Weiterbilbung ber Sage, deren Quelle daher
bler dahingeſtellt blelben muß.
Für apolryph muß ferner aud ble Nadridt gelten, daß Ken-
tigern, ein Biſchof zu Glasgow und Zeitgenoſſe des Columba,
Miſſionaäre nicht nur nad ben Orkneys, ſondern aud nach Island
und Norwegen geſandt habe8); weder die Quelle, welcher wir allein
jene Angabe verdanken, noch dieſe Angabe ſelbſt erſcheint in irgend
welcher Beziehung glaubwuͤrdig ).
Auf einer falſchen Combination beruht endlich, wenn manche
Neuere die Sunnifa und deren Bruder Albanus bereits im 4. Jahr⸗
hunderte von Island aus das Chriſtenthum nach Norwegen bringen
laffen 10), Die ſaͤmmtlichen Quellen feen deren Ankunft überein⸗
ſtimmend in ble Regierungszeit des deutſchen Königs Otto's I. oder
des Rorwegiſchen Jarls Hakon, alfo in die zweite Haͤlfte bes 10. Jahr⸗
hunderts 11); bie Annahme aber, daß dieſelbe bereits dem Jahre 390
beigegeben fat, das Auctarlum Ursicampinum zum Sigebertus
Gemblacensis, a. 473 unb 482 (bei Pertz, Monumenta Germanise
bistorlen, %0. VIII, S. 469), aus weldem wiederum eine Meihe fåterer
Chroniſten gefdöpft hat, 3. B. das Magnum Chronicon Belgicum
(Rerum Germanicarum Scriptores beg Pistorlus, T. II, S. 17 und 18,
edd. Struve), Wern. Rolewinck, Fasciculus tempornm (ebend.
II, S. 500). So ferner bak Fornsvenskt Legendariam %. I, S.
685 (Samlingar utgifna af Svenska Fornskrift-Sållskapet, IV. D.) und
bergleidjen mehr.
8) Vita Sancti Kentigerni, c. 6: Misit ex discipulls suis ad
Orcades, Norweglam, et Islandiam luce fidel imbuendas. (Acta Sønet
Boland. 13. Jan., &. 820 ber Benet. Aubgade.)
9) Unbderer Wunberlidteten zu geſchweigen, beridtet uns 3. B. c. 7,
S. 821, daß Rentigern 185 Jahre alt geworden und 180 Jahre fang Viſchof
gewefen fel! Bergl. uͤbrigens fiber ble Legende I. W. Wolf's Aufſatz, in deffen
Zeitſchrift fir deutſche Mythologie und Sittenkunde, Bb. I, S. 216—24.
10) Messenins, Scandla illustrata, 8b. I, 6.58, 9». IX, &.2, Bv. XV,
S. 5, und ikm folgend Pantoppiban in feinen Annales ecclesiae Danlcae
åiplomatlet, Bb. I, S. 11. Minter, in ſeiner Kirdjengefdidte von Dånemart
unb Mormegen, Bd. I, &.432—3, bemertt zwar den Widerſpruch mit ber
Ghronologie ber Nordiſchen Quellen, haͤlt aber aud ble abveidjende Angabe
får elne gefdidtlide Ueberlieferung.
11) Oddr, c. 25—7, 6. 279—83, und etwas abweichend in Munch's
Ausgabe, c. 19—20, S&.25—26; jingere Olafs 8. Tryggvas. c. 106—8,
6&.224—32; endlich ein fateinifdjed Brud ſtück und elnige kirchliche Of-
ficia unb Lectiones bei Langebek, Scriptores rerum Danicarum,
Bb. IV, 6. 3—4 u. 14—22. Bir werden feiner Beit auf ble Gefdidte ber
uUngeſchichtliche Verichte. 9
angehöre, ſcheint lediglid auf dem von Meffenius aufgegriffenen
unglücklichen Ginfalle eines Scholiaſten des Adam von Bremen zu
beruhen, baf bie Sunnifa und beren Geſellſchaft nidt nur mit ben
von Paul Warnefried an ben nördliden Ocean verfegten Sieben⸗
ſchlaͤſern gufammenfallen, fondern aud) wohl zu ben 11,000 Jung»
frauen gehört haben möge, mit beren angeblidjer Geſchichte die ihrige
allerdings Aehnlichkeit seigt 2).
Alle biefe Ungaben fönnen wir füglich mit ber Behauptung
in elne Klaſſe fegen, daß berelte durch ble Apoſtel felbft oder bod
durch beren nådjfte Nadfolger das Chriſtenthum in Gtandinavien
gepredigt morben fei, oder daß gar, wie blef Petrus Bang, S. 8.
Th. Dr. und weiland Profeffor zu Abo in Finnland, allen Ernſtes
verfidjert, ſchon lange vor ber Ginfluth das Chriſtenthum in
Schweden geblåht hade, und daß ber Cryvater Adam ſelber ber erte
Landesbiſchof bafelbft geweſen fei)! Auffallend aber if, daß aud
an Orten, an welden man gröfere Nådternheit und gefdidtlide
Kenntnif erwarten follte, bie gröbften Verſtöße gegen ble Gefdidte
des Chriſtenthumes im Norden fid gemadt finde, fei es nun, daß
Sunnifa zuruckkommen; vergl. übrigens Uber dieſelbe Langebets Bemerkungen
am angef. Orte, und Müller's Sagabibliothet, Bb. II, S. 219—22.
12) Schol. 141 ju AdamiBremensis gesta Hammahurgen-
sis ecclesiae pontificum (Pert, IX. 6.382): Paulus ergo In hlsto-
ria Longobardorum affrmst, in ultimis partibus septentrionis inter Serl-
tefingos In quadam spelunca oceanl jacere septem viros quasi dormientes,
de quibus est opinlo diversa, et quod praedicaturi sint illis gentibus
eirea finem mundi. Dicunt alll ex undecim milibus virginibus Iilue per-
venisse sliquas, quarum cetus et naves monte obrutae sunt; Ihiqne fler!
miracula. Ubl et ecclesiam construxit Olaph. Olaph itaque rex justls-
simas, Nordmannos primus christlanitati attraxit. Magnus, allus elus,
Danos suhjugavit. Haraldus, frater Olaph nequissimus, u. f. w. Øie in
Bezug genommene Angabe deg Paul Marnefried ſteht in befjen Gesta
Longobardorum, I, c. 4; fiber bie Segenbe von ben 11,000 Jungfrauen
aber vergl. Rettberg, Kirdjengefdidte Deutſchlands, Bd. I, S. 111—23, und
Schade, bie Sage von ber heil Urfula und den 11,000 Jungfrauen; Hans
nover, 1854.
13) Siehe Pantoppiban, ang. O. I, &.1—8; ferner W rmholtz, Biblio-
theca historiea Sueo-Gothica, num. 1633 (Bd. IV, S. 1—3). Arnliel, in
feiner Gimbrifdjen Heibenbefehrung, VI, € 2, $. 2, meint zwar, Bang'B Un-
fldt fel ſeht weiffelhaftig und unermelflide, nimm aber ble Predigt des
Evangeliums in Såweden tm 1. Jahrhundert n. Chr. aud feinerfeitd unde»
denklich an.
10 I. Abſchnitt. 6-2.
ble Befehrung ber Gtandinavifdjen Ståmme um Jahrhunderte zu
frå) ober ju fpåt angefet wurde. Go laͤßt 3. B. eine Urfunde deg
Papftes Nikolaus V. vom 20. Geptember 1448 Grönland bereitg
ab annis fere sexcentis fid zum Ghriftenthume befennen, alſo
feit ber Mitte des 9. Jahrhunderts 19), und bod iſt Nichts gewiſſer,
als daß biefes Land erft gegen bas Ende des 10. Jahrhunderts von
Joland aus entbedt und bevölfert, und bamit dem civilifirten Europa
befannt wurde, und daß erft um ble Grenzſcheide bes 10. und
11. Jahrhunderts ber drifttidje Glaube daſelbſt gelehrt und verbrei⸗
tet 3u verden begann; wenn ber genannte Papft ble Bekehrung
Groͤnlands dabei vidtig auf bie Bemilhungen bes Königs Olaf
auriidfilet, fo seigt blef eben nur, daß bie paͤpſtliche Kanzlei in der
Ghronologie der Profangefdidte des Skandinaviſchen Nordens eben ⸗
fomenig bewandert war, als in der feiner Kirchengeſchichte. Anderere
feite wollen einige Gefdidtfdreiber in Deutſchland wie in England
bie Befehrung Norwegens dem Cardinal Rifolaus von St. Alban,
dem fpåtern Papfte Hadrian IV. zuſchreiben, und biefelbe fomit erft
in bie Mitte des 12. Jahrhunderts ſehen id), waͤhrend doch redt
14) Abgedrudt in Grönlands historiske Mindesmårker, Ill, &. 168-74.
Sollte ber Irrthum etwa mit den, fpåter noch zu ermåhuenden, Fålfdungen
ber Privilegien des erzbiſchoflichen Stuhles 3u Bremen» Hamburg zuſammen ·-
hången?
15) Brompton, Chronicon, 6.1047 (Historiae Anglicanae Scrip-
tores X, edd. Twysden.): Eodem anno scillcet primo istlus regis Hen-
riel Anastasius papa successor Eugenli obilt, cui suecessit Nich
Anglieus, et mutato nomine dictas est Adrianus IV. qui sedit apnis Il
et cessavit sedes dlebus XX. Hunc tradit fama vulgata natlvom fulsse
Abbatis sanct! Albaul in Auglla, et dum monschatum ibidem expostu-
laret, repulsum fulsse: Qui tandem literis et morlhus insistens, Alba-
mensis episcopus primo facius est, delnde Wormaciam (lieö: Norwagiam)
legatlone fangens, provinciam illam converiit ad dem; demum papa
effectus, u. f.w. Henricus de Knygbton, Chronicon de even-
tibus Angliae, Il, 6.2393 (ebenba) hat blefe Angabe etnfad abgeſchrieben,
unbnod Peter Heylyn, Cosmography in IV. Books 6.411 (Lon-
don, 1677) fudjt biefelbe nad) Kråften mit ben ihm andermeitig zugegangenen
Rachrichten ju vereinigen, inbem er fagt: The Norwegians came not in till
after, converted In eign of Olaus the third, Anno 1055 (1), or
thereabouts: the Engi ing In the work, and the good King so
sealous In it, that he eanonized a Saint after his decease. Rel:
sing for ihe most part fo their ancient Genillism, they were finally
regalned unto Christianity by the means of Pope Adrian the fourth,
ungeſchichtliche Berichte. 11
wohl belannt ift, daß die Sendung dieſes Cardinales in ben Rors
ben lediglich bie Organiſation des dortigen Gplffopates und allen⸗
falle aud bie Abſtellung einzelner Mißbraͤuche im kirchlichen Leben
betraf. Ja noch im Anfange des 17. Jahrhunderts fonnte die un»
geheuerliche Behauptung aufgeftellt werden, daß Jsland erft im Jahve
1398 unter König Waldemar IL. zum chriſtlichen Glauben betehet
worden fei16), eine Behauptung, melde, obwohl mit den fiderften
an English-man, about the year 1156, before his assoming of the Po-
pedom called Nicolaus Breakspeer. %nbererfeit8 fagt aud Martinus
Fuldensls, Chronicon usque ad a. 1379 productum, &. 1693
(bei Eceard, Corpus historienm medi aevi, 80. 1,): Adrianus Ill, natione
Anglus In Romanum Pontificem eligitur, — — Ipse Papatum adeo me-
rult per hoe, quod Cardinalls et Episcopus Albanensis existens, In le-
gatlone missus in Norweyam, fotam Ilam reglonem sua praedicatlone
fructuose ad adem non solum converiit, sed In fide plene Instruxit,
und Trithemlus, Chronicon Hirsauglense, S. 417—8 (Job.
Trithemii Spanheimensis Tom. I; St. Gallen, 1690): His quoque tem-
porlbus Eugenius Pepa III. Nicolaum ex Monacho nostri Ordinis Alba-
nesem Episcopum natlone Anglicum, qui postea summus Pontifex crestus,
Adrlanus IV. est dictus: virum In divinis scripturis eruditnm, et decla-
ratorem egreglum cum quibusdam Monachis atque Preshyteris viris
doetis mist in Norweglam ad barbaram gentem ea tempestate adhuc
idolorum eulturae deditem, et a cognitlone Christianae Philosophiae
penitus allenam. Qui Sanctisslmus praesul verbo slmul, et exemplo re-
liglosissimae conversatlonis populum illum, Domino miserante, Christi
converilt ad fidem,
16) Ditbmarl Blefkenlii Islandia, &. 25, (Lugduni Batav.,
1607): Auno Christi MCCCXCVIIL, administrabat Regnum Danicum Wol-
demarus ejus nominis secundus, cul adjunetum erat Norwegleum, eujus
posteritas Id tenult usque ad Erieum Pomeraniae Ducem, ac Christo-
phorum Bavarum. Hulc Woldemaro paruerunt et Normanorum coloniae
Aretoae omnes, ut et nunc. Sub ille Woldemaro Islandici primum in
Christiana Religlone Institut! sunt, cum hucusque allenos Deos coluls-
sent. Es braudt faum bemertt ju werden, daß Waldemar II. 1202—41 tres
øierte, und nie iiber Norwegen oder Island herrſchte, daß Waldemar IV.
1340 — 75 regierend, ebenforvenig Gewalt iiber die legteren Lande hatte unb
diberbief als ber legte des Mannsftammed feined Hauſes ſtarb, weßhalb ihm
ſeine Tochtet Margaretha erſt als Bormiinderin ihres minderjåhrigen Sohnes
Olaf, bann im eigenen Namen fuccebirte (1375—1412), daß Grid von Pom»
mern, der unmittelbare Radfolger Margarethens, ein Todtertodterfohn Wal»
demars IV., und beffen unmittelbarer Radfolger, Chriſtoph von Bayern, wieder
ein Schweſterſohn Erich's war, fo daß fid unmöglid fagen lågt, Maldemars IV.
Rachtommenſchaft hade bis auf Erid und Chriſtoph regiert, daß endlid erſt
12 1, abſchnitt. $. 3.
und wichtigſten Ihatfadjen der Ielånbdifden midt nur, fondern aud
ber Dånifden Geſchichte im directeften Widerſpruche, dennod als⸗
bald willige Aufnahme fand, und den gelehrten Jelånder Arngrimr
Jonsson zu einer Reihe von widerlegenden Streitſchriften nöthigte 17).
Es ift zwedlos, ber Entſtehung und Verbreitung derartiger verlehr⸗
ter Angaben, bie aud får ble Sagengeſchichte ohne Merth find,
weiter nadgufpåren; auf einige weitere Nachrichten bes gleichen Kali-
bers wird ohnehin nod bei der einen ober andern Gelegenheit eine
gegangen werden müſſen, und einſtweilen mögen bie obigen Beifplele
geniigen um 3u erweifen, wie ſchlimm e8 Im Mittelalter und bis in bie
neuere Zeit herein mit ber Kenntniß ber Nordiſchen Kirdjengefdidte
aufierhalb Skandinaviens beftellt mar.
$. 3.
Bie erften Øekehrungsverfude in Dänemark und Såweden*).
Als geſchichtliche Wahrheit dårfen wir dagegen betradjten, da
minbefteng feit bem Ende bes 7. Jahrhunderts zwiſchen den Bewohnern
des drifliden Weſtens und den Skandinaviſchen Heiden Beglehun-
gen angefniipft wurden, melde einige Befanntidaft der Letzteren mit
dem Ghriftenthume und allenfalls aud) wohl einzelne Uebertvitte zu
demſelben in den Nordlanden veranlaſſen mußten. Schon in früher
Beit ſehen wir, zunächſt von Dånemarf und Norwegen ausgehend,
unter Margaretha bie Vereinigung Norwegens, und damit allerdings aud IJs⸗
lands mit Danemark eintrat.
17) ueber einige Nachbeter Vlefken's, bann uͤber bes Arngrim Jondſon Ge»
genſchriften vergl. Egger's Phyfitaliſche und ſtatiſtiſche Beſchreibung von I8-
land, I, S. 37—42 (Kopenhagen, 1786.).
) Sinfidtlid ber Dånifdjen und Schwediſchen Kirdengefdidte mag ein
får allemal verwiefen werden auf Pantoppiban, Annales ecclesiae Danicae
diplomatiet, d.1, (Kopenhagen, 1741); Minter, Kirdengefdidte von Dånes
mart und Norwegen, Bd.1, (Leipzig, 18235 aud) unter dem Separattitel: Ge»
ſchichte ber Einführung bes Chriſtenthums in Dånemart und Norwegen); Derne
Hjålm, Historiae Sveonnm Gothorumque ecclesiasticae lihri IV. priores
(Stodholm, 1689) ; Reuterbahl, Sroenfta kyrkans Hiftoria, Bb. I, (Lund, 1838);
bann auf bie bekannten profan» gefdidtlidjen Berte, wie Dahlmann's Geſchichte
von Danemark, Bd. I, (Hamburg, 1840); Geijer'B Geſchichte von Såweden,
86. I, (Gamburg, 1832); Peterfen, Danmartb Hiftorie i Hedenold, Bb. II,
(openhagen, 1835 —6); Gtrinnholm, Svenska fotkets historia, Bb. II,
(Stodholm, 1836); Mund, Det norfte Folls Hiftorie, Bd. I, u. I, (Chris
ſtianla, 1852—3), u. bal. m.
Die erften Betehrungsverfuje in Dånemart und Såweden. 13
eingelne Streifzüge nadj dem Weften unternommen !), und feit dem
8. Jahrhunderte werden biefe immer håufiger und umfangreidjer;
war bergleidjen zwar zunaͤchſt nur geeignet, feindlide Berihrungen
zwiſchen den Gingeborenen und den Nordiſchen Heerleuten hervor⸗
zurufen, fø geftaltete fid bod bie Gade, und zwar im Frankenreiche
ſowohl als auf ben Britiſchen Inſeln, bald dadurch anders, dag
wenigſtens ein Theil der Legtern in dem fremben Lande ſich bleibend
niederließ, fei e8 nun auf eigene Fauft und Kraft bes Rechtes ber
Groberung, oder auch durch den Uebertritt in ben Heerdienft eines -
eingeborenen Herrſchers. Im einen wie im andern Falle wird nothe
wenbig eine Befreundung wenigftens mit eingeknen Regenten, Land⸗
ſchaften oder Parteien bes fremben Reiches erzeugt, und dieſe ift
ihrerſeits wieder ohne einige Unnåherung an beffen Glauben, oder
bod) Ublegung ber fråheren Heindfeligfeit gegen benfelben um fo
weniger benfbar, als Geitens ber Chriſten auf dle religlöfe Gemein⸗
ſchaft jedergeit ein gang beſonderes Gewicht gelegt wurde. In åufer-
lidjer Weiſe knüpft ferner aud ber Handelsverlehr, knüpfen die Kauf-
faheten, melde von betriebfamen Nordleuten vielfåltig nad bem
Weſten unternommen werden, freundlide Begiehungen gu deſſen chriſt⸗
lidjen Ginwohnern an, und aud hierbei hat die Unduldſamkeit der
Ghriften jur Folge, bafi ben fremben Heiden ber Uebertritt zu deren
Glauben, oder bod einige åuferlidje Annåherung an denfelben wün⸗
ſchenswerth oder nothvendig wirb?). So laffen fid denn in Jrland,
Schottland und auf ben Hebriden, bann aud in England und
Frankreich zahlreiche eingelne Norbmånner taufen, und felbft maffen-
hafte Uebertritte ganger Heerfdjaaren fommen zuweilen vor; in grå
ßerem Umfange findet bergleidjen freilich erft feit bem 9. Jahrhun-
derte fratt, in geringerem Maße aber mußte Ahnlidjes begreiflid aud
1) Das erſte belannte Beifpiel eines derartigen Unternehmens bietet ble
Heerfahet bed daniſchen Kbnigs Chochulalch (d. h. Hugleikr, des aus bem
Beowulfsliede bekannten Uygelac) nach Gallien, von melder Gregorius
Turonensls, histor. Francorum, lil, c. 3, berichtet; fie fallt in
den Anfang de 6. Jahrhundegg.
2) Cine gang befondere Bedeutung får ble Berbreitung des Ghriftenthumg
im orden ſcheint zumal der große Friefiſche Handelsplatz Dorftede gehadt zu
haben; vergl. die Vita 8. Anskarli, c. 20, 24 u. 27 (Berg, II, S.
705, 9, 12). X. Marmler, in feiner Histolre de VIslande, S. 93 (Paris,
1840) vermedfelt ben in ben Quellen ber Karolingiſchen Beit vielgenannten
Art mit ber Stadt Dorpat!
14 1. Abſchnitt. 6. 3.
ſchon in früherer Zeit ſich ereignen . Immerhin ſtehen frellich ſolche
Bekehrungen im Auslande ziemlich vereinzelt da, und auf das Mut⸗
terland fonnen ſie nur wenig zurückwirken; von durchgreifenderer
Bedeutung ſind erſt die Verſuche, unmittelbar in den Nordiſchen
Reichen ſelbſt die chriſtliche Lehre zu verbrelten: überſehen darf aber
nicht werden, daß jene daneben ununterbrochen fortgehenden Beriih-
rungen mit dem Chriſtenthume im Auslande theils ſolchen energiſcheren
Verſuchen den Weg bahnen und deren Gelingen befördern, theils
aber ſogar ble Veranlaſſung geben, daß ſolche überhaupt unter
nommen werden.
Die erſte Miſſtonsreiſe nad dem Skandinaviſchen Norden wagte
aber, um bas Jahr 700, der Angelſachſe Millibrorb4) Bon
Briedland, dem Hauptfdjauplage feiner Thåtigfeit, ausgehend brang
er bis ju ben benadbarten Jüten vor, ridtete indeſſen, wiewohl von
dem König Unguendus ehrenvoll aufgenommen5), ber Wildheit bes
3) Bir werden Gelegenheit finben, eingelner Fille berartiger Befehrungen,
ble mit unferer Uufgabe in genauerer Berbindung ſtehen, nod ausführlicher
Erwãhnung zu thun.
H Siehe Alculni Vita Sancti Willibrordi, LID. I, 6. 9, und
in poetifdjer Umarbeitung Lib. II, ce. 7—8, in deſſen Opp. edd. Frobenius,
Tom. Ii, Vol. I, 6. 187 u. 197. Wie menig bedeutend Willibrords Tyåtig»
feit in Jötland war, ergibt fid (don daraus, daß fowohl Beda, hist
ecel. V, c. 10—1, (Monumenta historica Britanlca, I, S. 257—60) als
ble Annales Xantenses a. 690 (Berg, Il, &. 220) und Adam.
Brem. I, c. 11 (ebb. IX, S. 287) nur feiner Miffionsarbeiten tn Friebtand
gebenfen. Doch mödten wir den beftimmten Ungaben der obigen Quelle gegen»
fiber nidt mit Rettberg, Kirdjengefdidte Deutſchlands, II, 520, bezweifeln,
daß beffen Relfen fid uͤberhaupt nad Dånemart erftredten; von ber Oft= und
Deſtfrieſiſchen Kåfte aus Mef fid Iåtland pur See douig eden fo leicht erret-
Gen, als Rorbfriebland.
5) Bie ber Name dieſes Konigs urſprünglich gelautet haben mag, iſt
ſchwer zu beſtimmen. Suhm, in ſeiner Kritiſt Hiftorie af Danmark, Bb. I,
6. 216 —7, und ihm folgend Münter, ang. O. I, 214—5, will in demſelben
den Norbifden Namen Högni vwiederfinden. Richtiger ließe fich vielleidt Un-
guendus wie ber bei Saxo Grammaticos, historia Danica, VII, S. 320
vorfommende Namen Unguinus auf dad NåMifde Yngvi zurückführen; am
Genaueſten flimmt indeffen der im Ungelfådfifdjen Manderer=- und Beowulfs⸗
Hede genannte Mame eineb Schwedenkdnigs, Ongendpeow, melder eine Ent-
frellung bes Altnordiſchen Angantyr.fåeint. Vergt. I. Grimm, D. M. S. 178,
Wnm. 1 (2. Aubg.). Die in ben Annales Einhardi, a. 811 (Merk,
I, 198) vortommende Form Angandeo ift, obwohl ein Dåne den Namen führt,
althochdeutſch, unb findet fld als ſolche dfter.
Die erften Befehrungsverfudje in Dinemart und Såweden. 15
Boltes gegeniiber mit feiner Predigt menig aus; er ſtand bald von
dem hoffnungsloſen Unternehmen villig ab. Ueber ein Jahrhundert
ſcheint bierauf ber Verſuch, das Skandinaviſche Heidenthum auf
feinem eigenen Grund und Boden au befåmpfen, geruht zu haben;
eine alte Schwediſche Legende lågt freilldj den Papft Gregor I.
(715—31) in Schweden får die Predigt bes Chriſtenthums forgen,
und weiß von mehreren Bifthöfen dafelbft in feiner und der nächſt⸗
folgenden Beite), allein ihre Angaben beruhen auf einer Bermir-
rung ohne Gleiden in ber Ghronologie: porgautr (+ 1029), der
erfte Biſchof zu Skara in Beftgötaland, wird sum erften Biſchofe
von Upfala und nebenbei zum Feitgenofjen Papft Gregord I. ges
macht; Gottfdalt und Adalward, in Wahrheit feine Nadfolger auf
bem Site au Skara, follen Heitgenoffen bes Erzbiſchofs Anskar
(834—65) gewefen fein, und unter bem vor ihnen genannten Unni
fann nur ber Erzbiſchof biefes Namens gemeint fein, der zu Anfang
des 10. Jahrhundert8 in Schweden får bie Miffion wirkte, und
bafelbft, freilidj nidt als Mårtyrer, flarb: von Anskars fo über⸗
aug bedeutfamer elgener Miffionsthåtigfeit weiß endlidj ble. Gtelle
gar nidte?)! Grit im Anfange bes 9. Jahrhunderts wurden neuer⸗
dings Anſtalten getroffen, bas Chriſtenthum in den Norden ein»
zuführen; dießmal aber gehe bie Verſuche unmittelbar vom Från»
6) Fornsvenskt Legendarlum, I, 6. 738: „Er lief den
chriſtlichen Glauben predigen in Schweden, und der erfte chriſtliche Bildof von
Upfala war turghuttur, und nad ifm unne; ihn fleinigten ble Schweden zu
Kode wegen des Glauben6, und feine Gebeine liegen verborgen im Berge Kö (D.
Rad ifm waren pwei Bifddfe, adelmalder und godskalker, und alle biefe
waren Didcefanbifdöfe unter bem Biſchofe von Bremen; da war St. Ansgar
Gnbifdof. Seitbem mwarfen ble Goten bad Cjriftenthum wieber ab, und
Såweden war mand Hundert Jahre heidniſch, bis zu den Tagen St. Siege
frieb8.” — Die derwirrie Auftahiung des Unni unter ben Såwedifden Bijdbfen
findet fid uͤbrigens aud in bem Biſchofverzeichniſſe, meldes Westgöta
L. IV, 16 erhalten ift; er wird indeſſen hier als zweiter Heidenbelehrer nad
Biſchof Gtegfried gefegt, und es heift von ikm: Der zweite mar Enbijdof
vont; er wurde in England gewelht, und fo hlefer gefandt. Da wollte hier
bad Bolt fo ſchwer bad Ghriftenthum annehmen, und fle nahmen ben Bifdjof, und
warfen ihn ju Tode mit Steinen; bann nahm Gott feine Seele auf, und ble Heiligen.”
7) Bejiglid der Schwediſchen Bijdjoføreihen iſt auf Lappenbergs trefftichen
Muffaf, „Ueber die Chronologie der Altern Bifddfe der Didceſe bed Erzbisthums
Hamburg, S. 420 (im Urdiv ber Befelfaft får Altere deutſche Geſchichts -
kunde, 90. IX,) ju verweiſen.
16 L Abſchnitt. $. 3.
liſchen Reiche aus und ſtehen mit den politifden Berhåltnifjen des»
felben in ber genaueften Verbindung. — Eben darum tragen
dieſe neuen Unternehmungen einen wefentlidj anderen Gharat-
ter, als jene frühere Miffion; fe ruhen auf der Unterftigung
der Fraͤnliſchen Staatsgewalt, und haben deßhalb bei meitem gröfere
Yusfidt auf einen ginftigen Erfolg.
Karls bes Großen endlide Eroberung der Sådflfdjen und
Frieſiſchen Lande hatte Dånemart zum unmittelbaren Grensnadbarn
bes Frankenreiches gemadjt; ble fleigende Ausdehnung ber Heergiige
Nordiſcher Bilinger, beren Juname wohl in den Umgeftaltungen im
Snnern ber eingelnen Skandinaviſchen Staaten ihren Grund findet8),
lleß überdieß bie Nordleute an alen Küſten und bis tief in bas
Binnenland hinein als gefirdtete Feinde erſcheinen ). Die Sidjerung
des gefammten Reiches, ble Sidjerung Indbefonbere ber Norddeutſchen
Lande, beren faum erft mit ber åuferften Anſtrengung unterworſene
Bevölferung får ihre Anhånglidfeit an die früheren ſtaailichen und
veligiöfen Juftånde in dem Däniſchen Radbarn eine fortmåbrende
Ståge fand, forderte nothwendig, ba mit Waffengewalt Nichts aus»
zurichten ſchien, eim bleibend frieblidjes Verhaͤltniß zu dieſem legteren;
8) Allerdings wird erſt zu Ende des 9. und ju Anfang des 10. Jahre
hunderts tn Danemark und Norwegen bie Alleinherrſchaft aufgerichtet, und
bamit den Kleinkonigen und ihrem Anhange ber Aufenthalt im Lande verleidet
oder unmöglidj gemacht; jebenfolld aber gingen bem erfolgreidjen uftreten
Gorms und Haraldb in ber nådft frikeren Beit bereits Afulide Berfudje vor»
aus, ble, wenn aud nidt in gleider UuSdehnung und mit gleichem Glide
unternommen, bod immerhin ſchon groe Schaaren von Unqufriebenen auf ble
Ser vervelfen mußten. Bergleide åder ben Aufſchwung des Vilingerweſens
felt bem Ende bes 8. Jahrhunderts, ſowie deſſen Bufammenhang mit den Bore
gingen in Gfanbinavien felbft Munch, Undersögelser angaaende Danmarks
ethnographiske Forhold I de åldste tider, 6.255 u. folg. CAnnaler for
Nordisk Oldkyndighed og Historie, Jahrg. 1848.)
9) Die Enåhlung des Monachus Sangallensis, Gesta Ka-
roll, It, o. 14 (Berh, II, 757—8) und ber Vita S. Liudgerl, e.3,
Eben da, 412—3) zeigt deutlich, daß erft in ben lehten Regierungsjahven Kaiſer
Katls ble Zuͤge ber Nordleute bebrohlicher und damit belannter zu werden he»
gannen; aus ben Annales Laurissenses und Einhardi, a. 800
(erg I, 186—7) ſowie aus Einhardus, Vita Karoli M. c. 17 (eben ba
1, 452), Tbeganus, Vita Hludowlci [m 15 (eben da, S. 614),
Benedicti Chronicon, €. 23 (eden ba, V, 708—10), erfehen wir ilbera
blef, daß ber Raifer in dem angegedenen Jahre Riftungen sum Squhe ber
Galliſchen Kifte gegen dle Seeråuber betrieb.
Die erſten Velehrungkverfuche in Dinemart und Gdweden. 17
friedlicher Verlchr aber fonute auf dle Dauer mr unter der Vor
ausfegung hergeftellt werben, daß ble Nordiſchen Reidje den Glanben
bes Südens angunehmen, und bamit in beffen gefammien Cultur⸗
kreis eingutreten ſich bequemten. Go wurde demnad) dle Betehrung
bed Slandinaviſchen Nordens får bas Franfenreid zum Gebote einer
bringenden politiſchen Nothwendigfeit, waͤhrend ble genaue Beziehung,
in weldje Karl ber Große bas deuiſche Königihum zur Kirdje ger
bragt hatte, ble Ausbreitung des chriſtlichen Glaubens unter den
Heiden noch überdieß zu einer befonbers heiligen Pflicht bes Regenten
au madjen fåien.
Karl dem Großen felbft verftatteten freilidj bie ununterbrodjenen
Kåmpfe um ben Beſitz, die fortmåhrenden Gorgen får ble erſte Ein⸗
tidjtung bes neueroberten Sachſenlandes nod midt, den Blid über
biefes hinaus auf die meiter nordwaͤrts wohnenden Bölker zu richten.
Meuere Kirdjenhiftorifer nehmen zwar zuweilen an 10), daß ſowohl Wil⸗
lehad als Liudger wie in Gadfen und Friesland, fo aud in
Sitlanb bas Evangelium gepredigt håtten; es ſcheint indefjen dieſe
SMeinung ledigiid auf einer irrigen Deutung des Ramens Trans-
albiani ju beruhen, weldjer ſehr båufig nur ble Rorbalbingifdjen
Sachſen, zuwellen fogar im beſtimmieſten Gegenfahe zu den, freilich
aud) noͤrdlich ber Elbe wohnenden, Dånen bezeichnet 11). Andere ber
richten 12), daß Karl der Große einen geviffen Herbert als Miffonår
nad) Schweden gefandt hade, der in Ofigötaland gepredigt, ble Ka»
thjebrale zu Linköping erbaut, und zuerſt den biſchoͤſlichen Stuhl bar
felbft aufgeridtet habe; aud biefe Ungabe entbehrt jedoch alles
gefdidttidjen Galtes, und Ir demgemåf aud bereits laͤngſt mit
10) 8. B. Bantoppiban, ang. D. I, S. 173 Milnter, ang. O. I, €&.220.
11) Adam. Brem. I, 0. 12, 9.287—8 fyridt nur von ben Transalbianis
får feinen Sprachgebrauch aber if erlåuternd, menn er, I, c. 19, S. 202 fagt:
Ansgarl Hem nune Danos, nunc Transalbianos visltans, innumerabliem
utrlusque gentis multitudinem traxit ad fidem. Von Liubger wird føgar
mibbrådlid, bejeugt, baf er von einer benbfidtigten Mifflondrelje zu den Rorde
leuten burd bed Raiferb beftinumten Vefehl purådigehalten wunde; Vita Linde
sori c. 6 (Berg LI, 414).
12) Vastovius, Vitis aquilonis, G&.1—2 (&ölln, 1623); Oernhjålm,
Histeriae Sveonum Gethorumque ecclestasticae libri IV priores, &.9 (Gind>
$olm, 1680). Die Quelle Beider ift aber Johannes Maguus, Gothorum
Øveonumque historia, XVII, 6. I, (Rom, 1554).
Manzez, Beleprung.
48 1. Abſchnitt. $. 3.
teifligen Grånden zurückgewieſen worden 15). Berelts unter Karls
nådftem Radfolger, Ludwig dem Grommen, beginnt bagegen
in ber Ihat die lebhaftefte Thåtigfeit får ble Betehrung ber Nord⸗
Tande fid ju regen, und zwar find dle Erſten, melde nad Mini-
brørd dem Gtandinavifden Volfe in deſſen eigener Heimat vas
Gvangelium ju verkinden unternahmen, Erzbiſchof Eb o von Rheims,
und beffen Begleiter, Biſchof Halitgar von Cambray 1).
Beide Miffionåre maren nidt nur mit den audgedehnteften
kaiſerlichen und påpfilidjen Bollmadjten ausgeråftet, fondern überdieß,
was får ben Grfolg ihres Unternehmens von ungleid höherer Be⸗
deutung mar, durch Kaiſer Ludwig auddråidlid bei einem einen
Könige In Jütland, Harald (Herioldus, Heroldus u. bgl.) acereble
13) Ødjon Messenius, ber in felnem Chronicon episeoporum per Sneciam,
Gothlam et Finlandiam (Stodholm, 1611) den Herbert ald den erſten Biſchof
von Linkdping aufgefihrt atte, gab biefe Annahme in feiner Historia Sanc-
torum et praesulum, sive praelustrinm hominum Scandlae conversionem
sibl viaicamium, melde ben 9. Thell felner Scandla Iinstrata bildet und
nad der Borrebe im Jahre 1633 gefdrieben, im Jahre 1636 aber revidirt
wurde, ſtillſchweigend wieder auf. Vei Benselius, Monumenta historisa
veteris ecclesiae Sveo-Gothieae (Upfala, 1709—13) fol nach Warmholts,
biblioth. histor. Sveo-Gotb. num. 1716 (8. IV, S&.72—3), eine gråndlide -
Widerlegung berfelben fid finden. Aud Ryzellus weiſt in feiner Episcopo-
seopla Sviogothlen, 6.93—5 (Sintöping, 1752) bie ganje Grjåhfung mit
aller Beſtimmtheit zurück. Endlich Reuterbahl, Swenska kyrkans biftoria, L,
S. 399 Anm. 6 macht darauf aufmertſam, daß bie Quelle ber gangen Fabei
moglicherweiſe in dem Rimbertus, Erimhertus oder Erihertas 3u ſuchen fei,
weldjen die Vita Anskaril c. 28 als Gehilfen Anskars in ber Schwediſchen
iſſion erwaͤhnt, und weldjer in ber alten S&wedbifden Ueberfepung
biefer Quelle (bei Fant, Scriptores rerum Sveclcarum, Bd. il, th. 1,
6.231) Heribertus genannt wird.
14). Die widtigeren Quellen får ble Geſchichte blefer Miffion fint: Rim-
derti Vita Anskarii, c. (3 (Berg, 80. I), welder Adam Brom. I,
0 17, (ebenda, Bd. IX) folgt; bie Annales Einhardi (ebenda, Bb. I),
amb Xantomses 0. 823, (ebenba, Bb. II), wobei pa beachten ift, daß bie
døjteren dem Ebo ben Bifdjof Milberid von Bremen zum Beglelter geben;
ferner Ermoldus Nigellus, In Houorem Miudowici, Li». IV,
(ebenba, Bd. I); die Urkunden mum. 6 und 17 in Lappenberg'G Gare
burgiſchem Urfunbenbudje. Andere Beridte, welche angeführt zu werden pflegen,
find gröftentheil6 mur aus ben obigen Quellen geſchͤpft, z. B. Annales
Fuldenses Enhar a 822 aus Ginhards Unnalen, Flodoardi
historta Rem ecelesiae, IL. 0,19 und 20 aud benfelben mrd
ben Usfunden, u. dol. m.
Die erften Betehrungbverfudje in Dinemart und Schweben. 19
tirt worden; bes Kaiſers bringende Empfehlung mußte aber um fo
wirlſamer erſcheinen, als Harald, von eiferfidtigen Mittdnigen ing
Gedrånge gebradjt, gerade damald auf Ludvigs Gewogenheit das
hödfte Gewicht au legen im Falle mar. So wurben benn ble beiden
Glaubensboten in Jütland ehrenvoll aufgenommen, und es gelang
balb, obwohl Halltgar fid fråh von dem Betehrungsgefdhåfte zurück-
gezogen 3u haben få eint und aud Ebo's Miffion fdjon feines hohen
Kirchenamtes wegen elne flåndige nidt fein fonnte, eine Grifllde
Gemeinde bafelbft 3u fammeln. Wenige Jahre nad dem Beginne
blefer Miffionsthåtigfeit ergab fid zudem bereits ein meiterer, ber
Ausbreitung des Ghrifenthums in Dånemart åuferft förberlider
Umftand. Bon einem fiegreidjen Nebenbuhler aus feinem Lande
vertvieben, ſah ſich nåmlidj Harald gendthigt, zum Kaifer feine Ju-
fludjt zu nehmen, um durch befføn Unterſtüzung wo möglid fein
Reich wleder 3u gewinnen; da Ludwig wiederholt ble Gewaͤhrung
ſeiner Bitten von Haralds Uebertritt zum Chriſtenthum abhängig
macht, bequemt ſich dieſer endlich aud hiezu, und empfängt mit ſeiner
Familie und einem zahlreichen daͤniſchen Gefolge im Jahre 826 zu
Mainz feierlid die Taufe'3). Reid befdjentt und mit verfdiebenen
Lehen in Friesland und Norbalbingim ausgeſtattet, fehrt Harald
ſodann nad feiner Heimat zurück, von Fråntifder Kriegshilfe ger
leitet; neben den Kriegern aber werden bem heimziehenden Dånen»
15) Als Hauptquellen iiber Haralds Taufe mdgen genannt werden die
Anuales Einhardi, a. 823u.826; Annales Xantenses, a. 826;
Vita Anskarli, €.7, und ihr folgend Adam. Brem. I, c.17; Theganus
Vita Hiudowlei, c. 33; Anonymi Vita Hludowlici, c. 40 (bie
legteren erte bei Berg, Bb. IN; endlidj Ermoldas Nigellus, IV, 8.
283—632, weldjer freilid der dichteriſchen Darſtellung ju Llebe ble Begeben-
heiten mehrfach ungeſchichtlich aufpupt und zuſammendraͤngt. Die altnorbifden
Berichte Aber biefe und die folgenden Borgånge, wie ſolche ble jåingere Olafs
8. Tryggvasenar, c. 60, 65.106 u. folg. und bad mit ihr faft wöͤrtlich
åbereinflimmenbe Sögubrot I, S. 406 u. folg. (F. M. 8. XI) geben, beruhen
var jum Theil auf Adam von Bremen, jeigen aber baneben vielfade Udmeis
chungen und fagenhafte Umgeftaltungen; bie Jomsvikinga B.c. 3, 6. 8—14
iſt vollends fagenmåpig, und bie Ungaben der Islenzkir Annalar (Ko-
penhagen, 1847) jeldnen fid, wie bei beren fpåter Gutftehung nidt anber8 au
erwarten ift, nur durch völlige Bermirrung in der Beitrednung und wunber-
liches Durdeinanbermengen verfiedenartiger Ueberlieferungen aus. Saxo
Grammaticus, LX, 6.450 u. folg. ift völlig felbfifåndig, verrådt aber
ebenfalls vieljad ben geſchichtlichen Bufammenhang. 2»
20 L Ubſchnit. $. 3.
Fönige, theile um ihn felbft in dem neuerlernten Glauben zu befeftigen,
theils aud um biefen unter feinem Schutze im Norden mweiter aud»
åubreiten, augleld aud Prieſter als Begleiter beigegeben, die fortan
frånbig an feinem $ofe ihren Aufenthalt nehmen follten. Gin Mönch
des Kloſters Corvey, Anskar, wurde ju ber ſchwierigen Genbung
auserfehen; aus Mitleid, und um ihn nidt allein ziehen zu laffen,
erbot fid befjen Mitbruder Autbert zu feiner Begleitung. Daß
weder Ebo nod Halitgar, denen doch die Befehrung des Nordens
durch kaiſerliche wie paͤpſtliche Vollmachten Abertragen mar, bei biefer
Gelegenheit oder aud) gelegentlidj ber vorgångigen Taufe Haralds
thåtig erfdjeint, mag auffallen, und aud) baran mödjte man allen-
falle Anſtoß nehmen, daß nidt einem von ihnen ble Begleitung
Haralds zugewieſen wurde. Indeſſen erklårt fidj ber erftere Umftand
ſeht einfad, wenn man annimmt, daß beide Månner in der frag ⸗
lichen elt nidt am kaiſerlichen Hofe anweſend, vielmehr andermårtg,
vielleicht gerade in Miffionsangelegenheiten nördlid ber Elbe ber
frpåftigt maren; in der anderen Begiehung aber ift zu beråidfidtigen,
daß Beide ihrer Fraͤnliſchen Didcefen megen nidt im Stande waren,
bleibend im Norden ihren Wohnſitz aufiufdlagen, daß fie ferner aud
viel zu vornehm erſcheinen mußten, um einem Dånifdjen Kleinfirften
als Hofraplåne ju blenen. Anskar wurde übrigens jenen Beiden
zunaͤchſt nur ale eln untergeorbneter Hilfsarbeiter beigegeben, und
barum vom Papfte nur neben Ebo und Halitgar in die bezüglich
der nordiſchen Miffion ausgeſtellte Bollmadt mitaufgenommen 19);
ben Zeitgenoſſen erſchien feine Gendung fo menig wichtig, baf ber
fonft fo genaue Ginhard nidt einmal Anskars Namen nennt, wäh⸗
rend ev bod) fiber Ebo's Miffionsreijen und Aber Haralds Taufe
völlig geniigenden Beridjt gibt ie). Bir uns aber knuͤpft fid von
16) Sappenberg, Hamb. Urk.-B. num. 18. In ber That betraktet
fich aud Edo felbft nad wie vor als mit ber Belehrung bes Rordens beaufe
tragt, unb greift miederholt neben Andlar felbfithåtig in ble Miſfionsgeſchaͤfte
ein, vgl. 3. B. Vita Anskarl1, c.12 u. 13, c. 14, 33, 34.
17) Ebo's Untheil an der Berbreitung des Glaubens in Gtandinavien
ſcheint fiberhaupt von ben Reueren viel zu gering angefålagen ju werden, und
mur der Dirftigfeit ber Quellen, welche Aber ſeine Thåtigfeit Heridten, gegen»
ber dem hellen dte, meldes Rimberts Lebensbeſchreibung auf das Birken
Anstars mirft, mddjte bas allzu ausſchließliche Hervortreten biefed Vegteren
zuzuſchreiben fein. Selbſt Car. Henr. Rueckert, in femer Abhandlung de
Die erften Belehrungsverfudje in Dånemart und Schweden. 21
jegt an ble Geſchichte der Fortſchritte des Chriſtenthums im Norden
faft ausſchließlich an Anslars Perfon, und an deren Etlebniſſe hat ſich
demnach im Folgenden unfere Darſtellung mwefentlid angufdliefen 15).
Unter Haralds Schutz wurde nunmehr ble dånifde Miffion
ernſtlich angegriffen. Wohl mußte dieſer König bereit im folgenben
Sabre (827) vor einem glücklicheren Nebenbuhler aus bem Lande
weidjen 19); bas Bekehrungsgeſchaͤft murde aber hiedurch nicht untere
brodjen, ba aud) bie flegreidje Partei ihre Grinde haben modte,
den Kaifer nicht durch entſchiedene Feindfeligfeit gu veien. Wahrend
zweier Jahre erfreuten ſich dle beiden Glaubensboten bes beften Er⸗
folge8, und felbft Autberts früher Tod vermochte nicht eine Stockung
Ehonls areblepiscopl Remensis vita (Berol. 1844) widmet ber Miſſionb⸗
thjåtigfeit des Erzbiſchofs alu geringe Aufmerffamteit.
18) Mimbert8 Vita Anskari1 bildet fir ble Gefdidte der nådften
40 Jahre fo entfdieden ble Hauptquelle, daß wir uns auf fie im Einzelnen nur
ſehr ausnahmsweiſe au berufen brauden; Adam von Bremen følgt ihr bereits
Schritt vor Såritt. Sonſt mag beiiiglid ber Quellen hier ein fr allemal
Bemertt fein, daß wir ſowohl bie von Leibnitz in feinen Scriptores Brunsvi-
eonsia illustrantes, Il, &.296 — 310 heraubgegehenen Annales Cor-
bejenses, als aud das von Mebefind in feinen Roten au einigen Gefdidjte
fåreibern des beutfdjen Mittelalter8, $ IV, S.374—99 abgedrudte Chr o-
nicon Corbejense al8 ein Etzeugniß gewiſenloſer FålfGung betradten,
und fomit beibe angeblidje Quellen bei unferer Darſtellung vollig unberück⸗
fichtigt laffen werben; jur Begråndung blefer unferer UAnfidt mag es gentigen,
auf Såaumann, Ueber bas Chromicon Corbejense (Gåttingen, 1839), Hirfd
und Waitz, Kritilde Prifung des Chronicon Corbejense (in den Jahrdidern
beg deutſchen Keichs unter dem Saͤchfiſchen Hauſe, heraudgegeben von ante,
%. 111, $. 13 Berlin, 1839), und jumal auf Wigand, bie Corveyfden Ge»
ſchichtbquellen (Leipzig, 1841) zu vermeifen, zu beren Unterfudjungen Lappen»
Berg'8 Aufſatz åber Anslars Leben in der Ullgemeinen Beitfdrift fir Geſchichte,
heraubgegeben von W. A. Såmibt, Bd. V, S.535—52, auf S. 544—8 einen
intereffanten Radtrag liefert. Hinfidtlid ber Chronologie ſchließen rir ung
im wmefentlidjen durchaus an ble gebiegenen Ergebniſſe dieſes legteren Aufſahes
an, und bemerfen, daß ble chronologiſchen Ungaben bei Reuterbahl und Anderen
gtoßenthells burd) bie Benutzung jener angeblidjen Corveyer Quellen in Ver»
wirrung gerathen find. =
19) Annal. Einhardi, a.827; Anon. V. Hludowlci, c. 42.
WB ben Grund ber Bertreibung Harald8 gibt Saxo Gramm. IX, 460
beffen Gewaltfamkeit in ber Befdrberung bes Chriſtenthums an, und die Is-
Jenzkir Annalar, a 815 haben aus ihm gefdöpft. Bergleide aud)
ble jiingete Olafs 8. Tryggvas. c. 60 und ba angeführte 50 g u-
brot1I.
2 L Wbfdnitt. $. 3.
hervorzurufen, ba es bald gelang, weltere Gehilfen gum Betriebe ber
Miffion au geminnen. Jeht eröffnete ſich fogar eine günſtige Ger
legenheit, aud; bas entferntere Schweden in bas Bereid der Miſſion
au ziehen. Schwediſche Gefandte, welche in uns nidt befannten
Geſchaͤften den kaiſerlichen Hof befudjten, hatten beridtet, daß Viele
in ihrem Lande bem Ghriftenthum geneigt feien, wozu theils Kauf-
theils Heerfahrien ble Beranlaffung geboten haden modten; fie
hatten zugleich verfidert, dag iht König driftidjen Prieftern ben
Gintritt in fein Reid nidt vermehren werde. Befragt, ob er eine
Miffionsreife nad Schweden übernehmen wolle, erflårte fid Anskar
alsbald hiezu beret; Witmar, ein Mönd des Klofters Corvey,
machte bie Reife mit, waͤhrend ein anderer Ungehöriger desſelben
Klofters, Giflemar, inzwiſchen Anskars Stelle bei König Harald
åbernahm. Bon König Bern (Björn) freundlich aufgenommen, vers
modjten ble beiden Miffionåre nidt nur ben vielen chriſtlichen Ge⸗
fangenen in Schweden ble lang entbehrte geiſtliche Hilfe endlid zu
gervåhren, fonbern aud) zahlreiche Betehrungen zu erreidjen; insbe⸗
fonbere ließ fid ber mådtige Håupiling Herigarius (Hergeirr)
taufen, weldjer auf långere Jeit hinaus ble feftefte Stütze bes Glau⸗
ben In Schweden blieb.
Nach anderthalbjåkriger Abweſenheit, fm Jahre 831 alfo, fehrten
bie beiden Glaudensboten 3u dem Kaifer zurück, ber ſie abgefanvt
hatte. Hodjerfreut ũber ihre Beridjte, beſchloß biefer, in Anbetracht
der Fortſchritte, melde die Kirche in Schweden ſowohl als in Daͤne⸗
mark bereits gemacht hatte, ein eigenes Erzbisthum für ben Nors
ben zu errichten, und dieſes, wie billig, dem Anskar zu überttagen.
Bereits Karl der Große ſoll einen ähnlichen Plan gehabt haben;
bei ber Errichtung ber Sächſiſchen Bisthimer hatte er darum Nord⸗
albingien feinem berfelben 3ugetheilt, vlelmehe bort burd) einen frem-
den Biſchof eine Haupttirdje weihen laffen, und viefe dem Priefter
$Heridag iibertragen; nur fein Tod hatte des Leteren Erhebung sum
Bifthofe verhindert. Bisher hatte Kaifer Ludwig um dieſen Plan
feines Vaters nidt gewußt, oder aud auf denfelden nidt geadtet,
Nordalbingien wurde vielmehr zunaͤchſt unter die benachbarten Bis⸗
thümer von Bremen und Verden vertheilt; jegt aber wurde der Kaiſer
an biefe Nidtbeadtung bes våterlidjen Willens erinnert, und tn
Bolge deffen von ihm der Beſchluß gefaft, in Hamburg elm neues
Die erften Belehrungsvesfudje in Dinemart und Schweden. VP
Erzbiothum zu begründen, und dieſem bie Nordalbingiſchen Laude
als unmittelbaren Sprengel zu unterſtellen, die Germaniſchen und
Slaviſchen Ståmme bes Nordens aber jur Bekehrung und allmaͤh⸗
ligen Grinbung weiterer Bisthimer zuzuweiſen. No im Jahve
831 wurbe bas Gybisthum Hamburg mit Juftimmung einer Synode
im Ginverftåndnifje mit ben Bifdöfen von Bremen und Verden,
beren Diöcefen burdj bie Neuerung geſchmaͤlert murden, erridtet20), und
Anslar empfing fofort auf einem Reichstage die erzbiſchöfliche Weihe;
ven Papft Gregor IV. wurde derfelde nicht nur in diefer Würde ber
ſtaͤtigt, fondern überdieß, immer noch vorbehattlid der dem Erzbiſchof
Ebo bereits friker verliehenen Rechte, sum paͤpſtlichen Legaten in
ben Dånifden, Schwediſchen und Slawiſchen Landen bes Nordens
emannt 21). Daneben wurbe, weil fid zwar Norbaldingien und
20) Dad Jahr ber Errichtung bed Erzbisthumes hat Lappenberg, ang. O.
€.547—8 abfolut fefigeftellt, und wir fügen nur nod bei, bap nud bak Breve
Chronicon Bromense (Berg, IX, &. 390) den Borgang in dad Jahr
831 fegt; barauf, baf bie Islenzk. Annal. bie Weihe Undkard, den fir
aum heil terthimlidj Uuguftinu8 nennen, theils in baffelde, theild in ba nådfe-
folgende Jahr ſetzen, ift lein Gewicht gu legen.
21) Die kaiferlide Stiftungs- und die påpftlide Beftåtigungsurkunde fiehe
bei Sappenberg, Hamb. Urk.B. nr 8. u. 9. Befanntlid find Heide Urs
funden, und das Gleidje gilt von einer gangen Reihe fpåterer Beftåtigungbe
urfunben, fowie aud von einzelnen Stellen der Vita Anskarli und ber Vita
Rimberu, frine8wegö unverdådtig, und in8befondere ift bie mehrmals verfome
mende Zuweiſung Norwegens, ber Fårder, Islands und Grönland$, dann Gels
fingjalands unb ber Gtribfinnen an bie Hamburger Erzdideeſe entfdieden zu
beanftanden; bod fåeinen bie fåmmtlidjen Berdadtdgrinde nidt auf völlige
Sålfdung, fonbern nur auf durdigreifende fpåtere Jnterpolirung urſprüuglich
åtter Leste hingurveifen. Air verweijen begiglid dieſer Frage auf bie Uud-
fihjrungen von Asmuſſen, im Archiv fir Staats- und Kirdengefdidte ber Her»
jogthåmer Såledwig, Holfein, Lauenburg, Bd. I, $. 1, S. 109 u. fig.. Lap»
penberg, Hamb. Urt.-B. Bd. 1, S. 785 —802, und von Rettberg, Kirdeng-
Deutfdl. 11, S. 492—4, allenfalld aud auf Reuterdahi, 1, S. 163—6, und
filgen uur zut Befeitigung eines wiederholt angeregten Broeifelb Foigendes bei
Es ift allerdings richtig, und wirb von und unten nod des Weitern beſprochen
werben, daß Island bereitd im 8. Jalrhunderte ben Britiſchen Kelten befannt
war; allein dieſe Renntnif mar nadmeisbar nur eine ſehr dürftige und menig
verbreitete, und fonnte eben barum nidt wohl in frembe Lande reiden oder
bei firdliden und flaatliden Anordnungen Beachtung finden. Jedenfalls war
ferner Qölanb ben Kelten nidt unter dieſem feinem bergeitigen Mamen betannt,
benn biefen erhielt bie Inſel erft um das Jahr 870 burd ben Nordmann Fiokl,
und e8 fann bemnadj vor biefem Jahre der Name Island unmöglid in einer
”u I. Aſaniit. 6. 8.
allenfalls noch Diånemart, nidg aber das weiter abliegende Schweden
unmittelbar von Hamburg aus regieren ließ, får bas legtere nod
befondere Hårforge getroffen; Gauzbert, ein Verwandter Ebo's,
wurbe von blefem mit Genehmigung bes Kaiſers sum Biſchofe von
Schweden beftimmt, und im Berelne mit Unskar fofort geweiht,
unter Grihellung des Hrålidjen Ramens Simon, melder dem Gauz⸗
bert fortan nicht felten beigelegt wird 2). Der neue Biſchof ging
ambverfålfdten Urfunbe vorfommen; vergl. Landn. I, 6.2, 64.30; be
jångere Olafs 8. Tryggvas. c. 115, 6. 236, und bat Sögnbrot
I 6.8, 6.412 (F.M. S. XI.) Ueberdieß hatte ble Inſel id jur Rorwe -
gifden Einwanderung nur eine uͤberaus fyårlidje, und vielleidt Aberhaupt nidt
einmal eine frånbige Bevbllerung, und blefe war bereitd chriſtlichen Glaubens,
nad) jenem Beitpuntte aber fehen wir eine Berbinbung derfelben mit dem Ham»
Burger Erzbiothume jebenfalld erft im Laufe bed 11. Jahrhunderts angenipft, ba
bod ble Bekehrung Iblands Bereitt langſt emtfdteden war; vor bem Ende de
9. Jahrhunderts war dbemnad ein Auftrag an ble Hamburger Erzbiſchofe, får
ble Belehrung der Infel ju forgen, rein unmöglid, von ba an aber bis in das
11. Jahrhundert iſt ein folder menigftens fehr unwahrſcheinlich. Daß endlid
aud Grönland berette dem driftliden Curopa bekannt gemefen fei, ehe es um
bal Jahr 880 von Rorbleuten querft gefehen, und um bas Jahr 980 ert
Befudt wurde, haben wir nidt ben mindeften Grund angunehmen, und jeden ⸗
Falls ſteht feft, daß aud biefek Land ſeinen berjeitigen Namen erft von den
Rordiſchen Einwanderern, alfo erft am Schluſſe des 10. Jahrhunderts erhalten
hat; vergl. Eiriks p. bins rauda, c. 1, 6. 13—4; porfinns p.
Karlsefnis, 6.2, 6.95; Landn. ll, e. 14, 6. 105. Yn ble Nor
wegiſche Sanbfdaft gleidjen Ramen8 denken zu wollen, geht ader aud dem bope
pelten Grund nidt an, weil Norwegen ohnehin ſchon neben Grönland genannt
au fein pflegt, unb weil bet ber Unbedeutendheit jener Landſchaft etne Betannt»
ſchaft mit berfelben in Deutfland oder Italien im 9. oder 10. Jahrhunbderte
ebenſowenig voraubgefegt werden barf, als ein Grund ju finden ift, warum
gerade fle unter allen Norwegifdjen Landſchaften allein beſonders ermåhnt fein
follte. — Nur dem Ginflufe jener Falſchungen ift es åbrigent zuzuſchrelben,
5, Chronica Bremensis (Meihomlas, Rerum
m Il, &. 25) bem Unblar feler bereits ble Belehrung ber
er, Grönlånder u. f. w. zuſchreibt; ble Belehrung der Nor»
weger hatte bemfelben, ebenfo trrig, freilid aud ſchon ber Hamburger Erzbiſchof
Wbalbert L tn einem Gåreiden an ben Abt Fulko von Corble aud bem Jahre
1065 nafjgerlikmt; Bappenberg, $amb. Urt.-D. n. 99.
22) enn eine Urfunde bei Lappenberg, Urk.-S. n. 18, den Si⸗
mon al8 areblepiscopns bejeichnet, fo ift blef enteder ein Gåreibverftof,
oder ber Ausdruck iſt in bem vagen Ginne gefegt, in welchem er früherhin nidt
felten als blofer Ehrentitel von Bijddfen vorlommt; vergl. Mettberg, ang. OD.
Øb. 1, &. 599 u. fig.
Die erſten Velefrungtverfudje in Dinemart und Gdweden. 2
fofort nad Schweden at, und wirkte dort, ven Voll und König
freundlid aufgenommen, ruͤſtig fir ble Musbreitung und Befeftigung
des Chriſtenthums; Anslar ſelbſt aber lehrte wieder nad Hamburg
zurück, und lag, durch Mönche aus Corvey unterſtüht, mit nicht
geringerem Eifer und Erfolge ber Velehrung Jütlands ob, in der
neuerlangten Wurde nur eine weitere Aufforderung au verdoppelter
TDhãtigkeit erkennend 29).
Nad wenigen Jahren wurde frellich in Dånemart ſowohl als
in Schweden der glådlide Verlauf der Miſſion gewaltſam unter
brochen. Nordiſche Bitinger überfielen, plånberten und verbrannten
Hamburg; Kirdje, Kloſter, Bibliothel und Kirchenſchatz gingen durch
Maub oder Brand ju Grunde, und mit Måke nur gelang es Anslar,
bas eigene Leben und ble Reliquien ſeiner Kirdje zu retten). —
29) uebrigens føeint bie Sendung Sauzberts tn bie nådfte Beit nad
Anstar's Ethebung zum Erzbiſchofe au fallen; midt nur ber Bufanrmenhang
fpridt hiefüt, in weldem MRembert, Vita Anskarl, e. 14, berfelben ero
wahnt, fonbern aud der weitere Umftand, daß Ebo bereits im Jahre 833 Hel
ber Mbfegung Raifer Ludwigs eine Rolle ſpielte, und von biefer Belt an mit
biefem nidt mer in ein fo guteb Cinvernehmen tam, wie blef ble obigen Bor»
gange vorausfegen. Warum Bappenderg in bem angefibrten Uuffape, S. 548,
biefelben in bas Jahr 835 verlegen will, verſtehe id hlernach nidt; daf Gaupe
Bert im Februar blefeb Jahres auf ber Gynode ju Diebenhofen erſchienen fel,
beruhi febiglid; auf ener gemagten Gonjectur Echerie (in felnen Commentarti
de rebus Framciae orientalis, U, 6.252), und ift fomit jedenfalls feine ges
mligende Stige fir eine foldje Unnahme.
24) Adam. Brem. I, c. 23, und big Breve Chronicon
Bremense fegen ble Plünderung Hamburgö audbrådlid in ba Jahr 840,
und wir glauben mit Sappenberg, ang. OD. S. 548, hieran feſthalten ju follen.
Wenn Nitbard Histor. IV, c. 3 (Berg, 5. II, &. 660) I I. 842 Hem-
wig und Nordhunnwig plimbern laht, fo fr barunter midt Hamburg und
Størben, fonbern Rormid und Gouthampton ju verſtehen; daß Jolanbiſche
Unnalen den Brand Hamburgö in dak glede Jahr fejen, kann begreifid
nicht in Betrat Fommen. Wenn ble Annales Fuldenses Rudolfi
(ebenda, 9. 19 eine Piimberung bed Caſtelles Hamburg, bie indeſſen midt
ungeftraft geblieben fei, in das Jahr 645 ſehen, oder ble Annales Pru-
dentli Trecensis (ebenda) zu demfelben Jahre von einem Sådffdere
feite erfodtenen Siege, bann von einer nadfolgenden Plinberung einer, midt
einmal benannten , civitas Solavorum eriåhlen, fo hat blef mit bem obigen
Morgange vffendar Nichts gemein, und es erfeint demnach ungulåffig, wenn
Sangebel in feiner Chronologia Anskariana (im Øde. I feiner Script. rer.
Dan.) oder Srufe tn feinem Chronicon Nortmannorum, Warlage-Russorum,
neo non Danorum, Sveonum, Norwegorum, inde ab å. TI? usque ad
% L Mfduitt. 6 å
Ungefåhe gleidgeltig brad in Schweden gegen Biſchof Gauzbert
eine Berfolgung aus, burdj eine Aufwallung des Volls und ohne
Juthun des Königs; Nithard, bes Biſchofs Neffe, wurde getödtet,
ev ſelbſt mit feinen ubrigen Genoffen gefeffelt, und mit SGimpf und
Schande aus bem Lande gejagt. — Endlich wurde Anslar, und
damit die Nordifdje Miffion, ziemlich um diefelbe Zeit nod von elnem
weitern Schlage betroffen. Kaiſer Ludwig hatte ihm als Zufluchts-
flåte in Nothfållen, bann aud als Beitrag zur Dotation feines
Uberaus biirftigen erzbiſchoͤſllchen Stuhles bas Klandrifde Kloſter
Turholt angewiefen; bei ber Reichstheilung aber, melde deſſen Tove
følgte, war dieſes unter die Herrfdaft des Meffrånkifdjen Königs
Kart gefommen, und von biefem fofort bem Hamburgiſchen Stuhle
entjogen worben. So wurde alfo dem Anslar die ihm vorforglid
verliehene Zufluchtsſtaͤtte gerade in dem Zeitpunkte entrifjen, in wel⸗
chem er derſelben am aller Rothwendigſten bedurfte. Aus Mangel
an Unterhalt verließen ihn ſofort die Seinigen; mit nur wenigen
Getreuen herumziehend, ſuchte er indeſſen noch immer ſeine Miſſion
nad) Kraͤften aufredt zu halten, waͤhrend ſelbſt ſein Amtsbruder,
Biſchof Leuderich von Bremen, ihm aus Neid und Mißgunſt den
Aufenthalt an ſeinem Biſchofsſitze verweigert haben foll25)! Genaueres
über die Zuſtaͤnde der Miſſion während dieſer traurigen Zeit erfah⸗
ren wir nidt; nur ven Schweden wird berichtet, daß das Land
fieben Jahre lang völlig ohne chriſtliche Priefter geblieben, dennoch
aber, hauptfådlid burd ben oben bereits genannten Hergeir gehal-
8. 870, und neuerbing8 wieder Mund, Det Rorfte Folls Hiftorle, Thl. I,
%b. 1, &. 395, den Hamburger Brand erft in das Jahr 845 feen wollen.
Neuterdahl, I, 208, hat fid gar von bem leidigen Chronicon Corbejense
verfuhren laffen, bafir bas Jahr 837 angunehmen.
25) So Adam. Brem. I, c. 25, 8.204. Nad berfelben Quelle foll eine
Frau Ramenb Ikla fid Anstars angenommen, und ihm ein Gut zu Rammesloh ge»
fåentt haben; bort habe Unstar fofort får bie ihm treu Gebliebenen ein Klor
fler erridtet und barin bie geffiidteten Reliquien hinterlegt, von hier aus habe
er ferner Nordalbingien bereift, und burd Abgeſandte in Schweden und Dåne»
mart 3u wirlen gefudt. Die gange Radridt ift indefjen menig verlåffig, da
einerſeits Rimbert der angeblidjen Såenkung mit feinem Worte gedentt, ande-
rerſeits aber bie auf biefelbe bezuͤglichen fönigliden und påpftlidjen Beftåtigungse
utfunben (8appenberg, Hamb. Urtk.-B. n. 10 u. 16) bie entidiedene
flen Mertmale der Unådtheit an fid tragen. Vergl. hierüber, neben bem von
Sappenberg in ſeinem Utl.-D. bemerkten, aud befjen ang. Uuff. S. 540—2.
Die erſten Velefrungbverfudje in Dinemart und Schweden. pa
ten, midt völlig von ber neuen Lekve abgefalken ſei2e): erſt nad
dem Ablaufe jener Frift hade Anskar wieder einen Glaubensboten
dahin gefandt, den Einfiedler Ardbgar. Bon Hergeir eifrig unter
frågt, vom Sönige geduldet, hade dieſer wieder öͤffentlichen Gottes⸗
dienſt gehalten; nad Hergeir's Tod ader hade er, von Sehnſucht
nad) feinem früheren Einſiedlerleben ergriffen, nidt långer in Schwe⸗
ben bleiden mögen, und neuerbings fei dieſes Land von aller geiſt⸗
lichen Hilfe entblöft morben.
Bald nahmen indefjen die Geſchicke der Nordiſchen Miſſion
wieder eine ginftigere Wendung; ja es wurde får deren nadhaltis
gen Betrieb eine feftere Grundlage gewonnen, als diefer jemald zuvor
gehabt hatt. Im Jahre 845 war Biſchof Leuderich geftorben?7);
da entſchloß fid König Ludwig, das erledigte Bisthum Bremen,
dem Anslar qu übertragen, der in feinem gangen bidherigen Spren⸗
gel nur vier Tauftirden hatte, und felbft in Bezug auf diefe jeden
Mugenblid feindlidjen Angriffen ausgefegt mar. Die Bedenfen, melde
Anslar felbft gegen die Bereinigung eines weiteren Bisthumé mit
feiner Erzdiöceſe äußerte, wurden durch eine Mainzer Synode im
Jahre 847 befeitigt, und ble wirlliche Bereinigung beider Gprengel
befdhloffen25). Dabel wurde aunådft, um jeden Anſtoß bei dem
Biſchof von Berben ju vermelben, auf ble früheren Grenen der
Bisthiimer Bremen und Verden suriidgegangen, wie blefe vor ber
Errichtung des Hamburger Erzbisthumes gezogen geweſen maren,
und bie fåmmiliden damals von dieſer Didcefe abgeriſſenen Stücke
wurben an Berden jurfidgegeben; ber Umſtand aber, daß hiernad
Hamburg felbft, der Sig des Erzbisthumes, an Berden fallen follte,
wåbrend ble gange Bremiſche Didcefe von Alters her dem Köllni-
ſchen Erzbiothume untergeben mwar2%), madjte bald eine neue Rege»
20) Ein angiehendes Beiſpiel von treuer Anhaͤnglichleit an ben Glauben,
aber freilidj aud einen Beleg fir die gånglidje Verlaffenheit der Schwebdiſchen
Chriſten, gewåhrt die Vita Ansk. c. 20.
27) Adam. Brem. I, e. 25; Breve Chron. Brem.; über bie Beitbeftim»
mung vergl. Lappenberg, Hamb. Urk.⸗B. Bb. I, &. 19, Anm. und angef. Uuff.
S. 548, Anm.
28) Daher feyt bak Breve Chron. Brem. biefelbe in ba angeges
bene Jahr; får die wirlliche Eimveifung Anskars in den Befig glbt bagegen
Adam von Bremen dad folgende Jahr an.
29) So nad der freilidj nidt unverbådjtigen Urkunde bei Lappenherg
28 1. Abſcitt. 6. 3.
fung ber Berhåltniffe nothwendig. Cine weitere Berathung führte
au dem Grgebniffe, daß Biſchof Waldgar von Verden Hamburg
herausgeben, bagegen aber aus der Bremer Didrefe anderweitige
Entſchaͤdigung erhalten folle; der Beſchluß erhielt die lönigliche Ge»
nehmigung, und wurde fofort ohne Widerſpruch volljogen0). Da»
mit follte nun, wie es fdjelnt, Hamburg und Bremen zu elner ein»
zigen Didcefe vereinigt, und bas bisherige Bisthum Bremen als
nunmehriger integrirender Beſtandtheil bes Erzbisthums Hamburg
aus dem Metropolitanverbande mit Koͤlln gelöst werden; die Ge-
nehmigung bes Kölner Stuhles zu dlefer GåÅmålerung ſeiner Redjte
hatte aber megen Erledigung bes Erzbisthumes midt erholt merben
fönnen, und wurde, als im Jahre 850 Erzbiſchof Ginther zu dieſem
gelangte, verfagt3!). Auf elner Mormfer Synode bes Jahres 857
legten inbeffen beide Theile ble Entſcheidung In dle Hand des påpft-
lichen Stuhles, und Papft Nifolaus fålte im folgenden Jahve einen
den Hamburgifden Anſprüchen günſtigen Spruch: Hamburg und
Bremen ſollten fortan nur noch eine einzige Didcefe ſein und heißen,
und von aller und jeder Unterwuͤrfigkeit unter bas Kollner Erzbis⸗
$Hamb. Urk.-B. n. 4; bie fpåteren gefdidtliden Borgånge feen benfelden
Metropolitanbneru8 nothwendig voraud. Menn bemnad die Urkunde num.
12. ebenba ben Anskar ſowohl ald den Gauzdert im Jahre BAT unter den
Dideefanbifddfen von Mang aufführt, fo laͤßt fid die wohl nur dahin erklås
ven, daß Beide alt frembe Biſchofe bem Concile anmohnten und beffen Ucten
mit unterſchrieben, und nur aus Ungenauigfelt von ber auf ble Uebrigen Une
weſenden pafjenden Bejeidnung nidt auBgenommen wurden.
30) Dahlmann, jur Vita Anskaril, c. 22, Anmert. 48 weiſt tiefe zweite
Berhandlung einer Mainjer Gynobe von 848 zu; Lappenberg, ang. Uuft.
6.548, will biefelbe dagegen erft kurz vor bem Jahre 859 frattfinden laffen.
Da indeffen Rimbert dieſelbe vor ben Verwicklungen mit Köln erzaͤhlt, und
aubbriidtid; bemertt, daß blefe cum haec agerentur** noch nidt begonnen
Båten, ſchien jene zweite Synode allerbings ſchon der nådften Beit nad der
Abhaltung jener erftern angugehdren; baf Hamburg nad ifm mit Verden
„aliquandiu““ vereinigt blieb, fleht bei ber Unbeftimmtheit blefer Beltbeftim»
mung wohl nidt im Wege.
31) Die Annales Colonienses brevissimi (Ser, 88.1,
6.97) Bemerfen um Jahre 842: Hildulnus accepit eplseopatum Colonlae, und
qum Jahre 850: Guntharius episcopus Coloniae 12. Kal. Mall. Es ift
demnad, ba Mimbert von bem Veerftehen des Kölner Stuhles fagt: diutur-
nam extltlt, anzunehmen, daß Hildwin kurz nad ſeinem Umtbantritte abging,
und erft in Gånther einen Radfolger erhielt; jebenfallb aber mußte Hiernad
ble oben befprodene zweite Synode vor bak Jahr 850 fallen.
Die erſten Velehrungkverſuche in Dinemart und Gåmeden. 29
thum völlig befrelt fin. Damit mar bem langmierigen Streit wenige
ſtens vorlåufig ein Ziel geſetzt 32).
Kaum bhatte Ansfar mit dem Befige der Bremer Kirke vie
Mittel zu weiteren Unternehmungen gewonnen, fo wandte er aud
bereits wieder feine Thåtigteit in verftårftem Maaße der Rordiſchen
Miffion zu. Junådft vidtete er dabei fein Augenmert auf das
nåher gelegene Dånemart. Hier tritt nunmekr, ohne daß mir genau
au fagen vermödjten, wie es mit Harald und ſeinem Nebenbuhler
Meginfreb gegangen fei, ein König Horicus (Oricus, Horichus
ete.) als Alleinherrſcher, natirlid nur uͤber Jitland øder felbft nur
beffen an Gadfen zunaͤchſt angrengenden Thelle, auf3%). Friher hatte
berfelbe wiederholt im Fraͤnliſchen Reidje geheert, und babei der Chri⸗
ſten keineswegs geſchont; jetzt aber begeigte er fid, um mit dem
mådjtigen Radbarftaate Frieden zu halten, vielleicht aud durd ein
angeblides Wunder bes Germanus bewogen*4), milder, und Anslar
32) Reben Rimbert und Adam von Bremen flehe Lappenberg, Hamb.
Urt.⸗B. n. 14. Bejiiglid der Ausdehnung bed erzbiſchoflichen Sprengeld ift
biefe Urfunde freilid, wie aud bie inzwiſchen audgeftellte påpftlide Beſtäti⸗
gungsurfunde aud ben Jahren 846 und 849 (ebenda, n. 11u. 13) mterpolirt;
vergl. oben nmert. 21.
33) Die Rordiſchen Quellen nennen den König theils, der Vateinifdjen
Gåreibung des Ramend mehr entfpredjend, Harekr, theild mit einem im orden
haͤufiger wieberlehrenden Namen, Elrikr; Jenes bie jüngere Olafs 8.
Tryggvasonar, das Sögubrot I, und ble I slenzkir Annt-
lar a 859, dieſes bagegen Saxo Grammaticus, ber freilich in feiner
Darftellung Alles verwiret, und ihm folgend bie Islenzkir Annalar,
a. 850.
34) Ueber Horich's fråhere KriegBfahrten ift in Krufe'8 Chronicon Nort-
mannorum das Rothige feidt gufammengufinden; da Wunder aber und beffen
Eindruck auf den König erzaͤhlt Aimolnus, de miraculis 8. Ger-
mani, I, 6. 12—3. (Mabillon, Acta $. 8. Bened. Sec, III, Vol. M,
6. 100). Bir bemerken, daß dieſe Stelle Aimoins bei Du Chesne, Historiae
Francorum Seriptores, Tom, II, &.657—8 fid abgedrudt findet, und daß Lan»
gebet, Script. rer. Dan. I, &. 531—2 unter Berufung auf Beide, unter fid vouig
gleichlautende Abdrũcke nur einen kurzen UuSjug aud derfelben liefert. Krufe gibt,
6.175, ang. D., SangedeP8 Auszug ſammt beffen, nidt einmal gang vidtigen,
Gitaten unbebentlid als eine Quellenftelle! — Uebrigens foll bad gleldje Wunder
mad) ben Gesta 5. Gommarl (fiehe bie Stelle bei Krufe, S. 124—5) im
Dahre 836, nad) ber obigen Gtelle aber, forvie nad ben AnnalesXanten-
sos (Perh, LI; 6.228) im Jahve 845 fid zugettagen haben, und aud bie Ume
ſtande beffelben merben keineswege vållig gleid) erzaͤhlt.
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I
80 I Wbjdnitt. 6. 3.
wußte biefe feine Gtimmung zu benfigen. Durch manderlet weltlide
Geidåfte, melde er vom Deutfdjen Könige ſich auftragen ließ, fudjte
er ble Achtung, durch allerhand Gefålligteiten, die er ihm erwies,
ble Gunft Horide fid ju erwerben; bald åbergeugte fid der Dåne
von ber feltenen perfönlidjen Tidjtigfeit bes Mannes, und gewann
ihn fo lieb, daß er ihm fogar in felnen elgenen Angelegenheiten das
vollfte Bertrauen fåentte. Diefe Stimmung bes Königs fam ben
tirdliden Jweden Anslkars foført zu Gtatten; unter dem Cindrude
feiner gewaltigen Perſonlichkeit leg Horich, wenn er aud vielleicht
nicht ſoſort ſelbſt zum neuen Glauben übertrates), dieſen bod) frei
verkünden; er geſtattete den Bau einer ordentlichen Pfarrkirche in
der großen Handelsſtadt Schleswig?e), und verwehrte keinem ſeiner
Unterthanen, ber dazu Luft verſpürte, die Tauſe zu nehmen. Zahl⸗
veldje Chriſten, darunter ſogar vornehme Månner, maren bereits vor»
handen, bie, in Hamburg oder Dorſtede getauft, mit Freuden die
Erlaubniß benutzten, ihren Glauben offen zu bekennen; Andere, dem
Beiſpiele Jener folgend, ließen ſich jeht taufen, und namentlich wand⸗
ten ſich Viele dem Chriſtengotte zu, wenn ihnen trotz aller darge⸗
brachten Opfer in ſchweren Leiden die alten Götter nicht helfen
mochlen. Die Meiſten freilich nahmen nur die Bezeichnung mit dem
Kreuze nicht bie Taufe ſelbſt; wie Rimbert ſelbſt meint, um dieſe
auf dem Todbette noch nachtragen, und damit von allen Sinden
abgewaſchen direct in den Himmel zu kommen, — wie anderweitige
MBorfommnifje vermuthen laſſen, wohl aud aus dem rein weltlichen
runde, weil die mit dem Kreuge bezeichneten Katedjumenen bereits
des Vortheils genofjen, ben Jutritt zu der Geſellſchaft der Chriften
fid) eröffnet 3u fehen, ohne bod barum nod auf die Gemeinfdaft
mit ben Heiden verzichten zu müſſen. Grofe Freude entftand, als
in Folge der Bilbung einer chriftlichen Gemeinde in Schleswig for
fort aud ble driftlidjen Kaufleute aus Hamburg und Dorftede den
Ort ju befucjen anfiengen und bamit befen Handelsverkehr fid
35) ie blef Adam von Bremen beridtet.
36) Mad Saxo Gram m. IX, &. 460 und ben ihm folgenden I 8 1 on x-
Kir Annalar, 4 815, dann ber jångeren Olafs S. Tryggvas
6. 60, 6. 107, und bem mit ifm åbereinflimmenden Sögubrot I, c. 1,
S. 406, foll bereits Harald daſelbſt eine Mirde haben bauen laffen, und dieſe
milfte bemnad in ber Zwiſchenzeit zerſtort worden fein.
Die erten Betehrungdverfuke in Dånemart und Gåmeden. 81
allmåblig hob. So fieg denn in Jåtland rafd das Anfehen des
Chriſtenthums, und damit bie Zahl felner Betenner37).
Mit diefen Erfolgen feiner Thårigteit in Dånemart war aber
Anslar keineswegs gemillt fid ju begnåigen; faum ſah er vielmehr
ben Glauben hier einigermaafien befeftigt, fo ridteten fid aud feine
Blicke bereits wieder auf bas entferntere Schweden, bas feit Urbgars
Heimlehr villig ohne Priefer gelaſſen war. Der zunächſt anger
gangene Dånenfönig fagte feine Unterftigung ber beabfidtigten
Miſſion bereltwilligſt 3u; im Cinverfåndnife mit dem urfprånglid
får Schweden geweihten, fpåter aber nad Osnabrid transferirten
Biſchofe Gaubert, der aus geniigenden Gründen feinerfeits bie
Uebernahme ber Reiſe ablehnte, dagegen aber feinen Reffen Grime
bert mitgugeben verfprad, entſchloß fid Anskar ſelbſt, zum zweiten ⸗
male nach Schweden abzugehen. König Ludwig ertheilte hlezu gerne
ben erbetenen Urlaub, und gab überdieß dem Anslar auch ſeiner⸗
ſeits Aufträge an den Schwediſchen König mit, vermöge deren der⸗
ſelbe nicht nur ale Miſſionär, ſondern zugleich aud als politiſcher
Gefandter aufzutreten im Stande war; mit weiteren Auftrågen bes
Daniſchen Königs verfehjen und von deſſen Boten geleitet, begad ſich
37) Die får uns in mehrfadjer Begiehung bebeutfamen Borte Rimbert8 in feiner
Vita Anskaril, e. 24, 6.709—10 lauten: Factumque est gaudlum mag-
num In Ipso loeo, Ita ut etiam gentis hujus homines ahsque ullo pavore,
quod antea non licehat, et negotlatores (am binc, ex Dorstado, locum
Ipsum libere expeterent, et hac occaslone facultas toilus honi Inihi exube-
raret. Et cam muli inlbi baptizatl supervixerint; lnnumerabilis tamen
atorum muliltudo (0.6. ber Reugetauften in ihren weißen Gewaͤndern) exinde
ad regna conscendit coelorum. Quia libenter quidem signacalum cruels
rØiplebant, ut eatecumini fjerent, quo els eccleslam lngredi et sacris
officlis Interesse liceret, haptismi tamen perceptionem diferebant, hoe
sihl bopum dijudicantes, ut In fine vitae suae baptizarentur, quatinus puri-
Acati lavacro salutari, pur et Immaculati vitae aeternae januas absque
aligna retardatlone Intrarent. Multi quoque apud eos Infirmltatihus detentl
eum se frustra Idolis pro salute sua sacrificasse viderent, et a propinquis
suis desperarentur, ad Domini misericordiam confuglentes, ehristianos
se fleri devovebant. Cumque accito sacerdote, baptismi gratlam percepiz-
sent, statim Incolumes gratla divina largiente fiebant. Slcque crevit In
eodem loco Del miseratlo, et ad fidem Domini populi converse est multi-
tudo. — Auf die Bedeutung ber Kreuzbezeichnung werden wir hbrigen8 miederholt
Gelegenheit finden zurückzulommen.
2 L Ubſanit. $. 3.
Anolar fofort auf ble Reiſe re). In Schweden aber hatte man von
ſeinem Borhaben bereits Nachricht erhalten, und ble heidniſche Pare
tel ihrerſeits alle Wnftalten getroffen, um deſſen Gelingen zu vere
eiteln. Sie hatte eine Botſchaſt der einhelmifdjen Götter an König
und Boll audridten laffen, wornach dieſe gegen jede Einführung
eines fremben Gottes protefiirten, bagegen aber fidj bereit ertlårten,
wenn man bod) nod mehr Götter haben molle, ben ehemaligen
König Girif in ihren Kreis aufnehmen, und als Gott zulaſſen ju
wollen; Alles war hierüber in Beftiirgung gerathen, und der Dienf
be neuen Gottes Eiril hatte berette begonnen, als Unstar ane
fam 39). Obwohl burd Horich's Boten und Anstars Geſchenle
38) Der Beitpunkt der zweiten Reife Anstarb nad Schweden låpt fid nidt
genau beftimmen, jumal ba wir nidjt erfahren, wie lange derſelbe børt vermeilte;
jedenfalls mus fie indeffen vor bas Jahr 854, ald in weldem König Horid Thron
unb Leben verfor, und nad 848 fallen, al8 in welchem Jahre Unblar mit dem
Bisthum Bremen belehnt wurde. Lappenberg'B Berfudje (ang. Aufſ. S. 548—9)
bie Beit noch weiter auf bie Jahre 848 —50 einzufdrånten, ſcheinen auf keiner bin
denden Bereisfihjrnng ju ruhen. Wenn nåmlidj Prudent. Trec. Annal. a. 850
berichten. daß in blefem Jahre Horid ſein Königreld mit zweien Reffen hade telen
miffen, fo ſcheint blefe Angabe får unfere Brage bebdeutungblos, ba Rimbert mur
gelegentlidj ber erften Annaͤherung Anskar's an biefen König ben Legteren al Allein -
herrſcher begeidnet, leineswegs aber behauptet, baf er dieß ble gange Belt ber
geblleben fel, von mweldjer fpåter gefprodjen wird. Menn Lappenberg ferner aud ber
Vita Anskarll, e. 34, abnehmen will, daß Mnöfar ble Abenteuer fener zweiten
Såwebdifden Reiſe dem Erzbiſchofe Ebo nad erzahlt habe, der bod im Mårz 851
ſtarb, fo ift hlegegen ju erinnern, daß es Ad in jener Stelle wohl nur um eine all
gemeine Hinmeifung auf ble gefammte Rordifde Miſflon, nidt um eine fperielle Er»
wahuung jener eingelnen Reife handeln bårfte, und bak fomit aud fle ohne allen Be»
aug auf unfere Frage bleibt. — Bir bemerten fibrigen8 nod bei biefer Gelegenhett
einen wunderlichen Gintrag, weldjen eine Jelåndifde Annalenhandſchrift jum Jahr
856 hat : „In bemfelbigen Jahre predigte ber Biſchof Ansgarius in Hamburg, Mn»
bon (Londun), $olftein, Dånemart, Schleswig.“ Sollte etwa Londun irrig får
Lundr ſtehen, unb Sund in Sdjonen gemeint ſein (Londinium Gothorum) ?
39) Rimbert eråhlt, Vita Anskarli, c. 26, S. 711 ben eigenthiimilden
Borgang folgendermaafen: Instlgante enim dlabolo, adventum beatl virl
omnimodis praesciente, contigit eo ipse tempore, ut quidam illo ad-
venlens diceret, se in conventu deorum, qui Ipsam terram possidere
eredebantar, affulsse, et ab els missum, ut haec regi et populis nun-
elaret : „Vos, inquam, nos vobis propitios dlu habulstis, et'terram in-
Golatus vestri cum multe abundantla nostro adjutorlo in pace et pro-
speritate longo tempore tenuistis; vos quoque nobis sacrifieia et vota
debita persolvistis, grataque nobls vestra fuerunt obsequla. At nune
⸗
Øie erſten Velehrungkverfuche in Danemark und Sqchweden. 83
ginflig geſtiamt, wagte ber König Olef (Olaf) der herrſchenden
WMuftegung gegeniiber nidt, bie Vredigt des Evangeliums ohne
Weiteres zu geftatten; erſt nachdem bas Loos der Julafung der
neuen Lehre günſtig gefallen war, fonnte über dieſe aud nur fn
einer Vollsverſammlung, weldje bei dem grofen Haudelsplahe Birka
gehalten wurde, verhandelt werden. Hier aber entſchied dle Nede
eines alten Mannes, der darauf hinwies, wie ſich der Chriſtengott
ſchon fo Vielen hilfreich gezeigt habe, und wie es von Nuhen fel,
für ben Ball, ba ſich ble alten Götter eta einmal nicht guͤnſtig
åelgen wollten, einen andern Gott als Rothhelfer zu haben, får ble
Julaffung des Chriſtenthums 10); man befdjlof, dem Mufenthalte ber
et sacrificla solita subtrahltis, et vota spontanen segnlus offertis, et, quod
mais nobis displicet, alienum denm super
vobis propitlos habere vultis, sacrificla omis:
solvite; alterlus guoque Dei culturam, qui contraris nobis docet, ne aij
vos reciplatis, et ejus serviclo ne intendatis. Porro si etlam plures å
habere desideratis, et nos vobis non suffielmus, Erleum quondam regem
vestrum nos umanimes in collegium nostrum ascisclmua, ut sit unus de
mamero deorum.** Hoc ergo dlabolleum mandatum publice denuncia-
tum, in adventu domini episcopi mentes cunctorum perturbabat, et error
mimlos et perturbatio corda hominum confuderat, Nam et templum in
honore supradietl regis dudum defuncti /statuerunt, et ipsi tanquam
deo vota et sserifiela offere coeperunt. Ueber bie, mehrmals erwaͤhnte,
Aufnahme von Menfden unter bie Gotter wird feiner Beit nod au fyredjen
Veranlaſſung fein.
40) Rimbert erzihlt, ang. O. c. 27, S.712—3, meiter : sjDelnde oum dles
p'acitl advenisset, quod in praedicto vieo Bi
est consuetudo, praeconis voce rex, qi
feelt populo. Quo Hii audlio, sleut erant antes errore confusi, diversa
sentåre, et tumaltuare coeperunt. Quibus lia perstrepentibus, comsur-
ens unus, qui erat senior natu, In medlo plebis, disit: ,,Audite me,
rex et popuil. De cultura istius Del pluribus mostrum bene jam est
eogaltum, quod In se sperantibus magnum possit praestare subsldium.
Nam multi nostrum jam saepius et In marinis periculis et in varlis ne-
eessitatibus hoc probaverunt. Quare ergo ablchmus, quod necessarlum
mobis et utlle sclmust Allquando nempe quidam ex nobis Dorstadum
adeuntes, hujus religlonis normam profuturam sibi sentlentes, spontanen
voluntate susciplebant. Ni
infestatlone perlenlosum valde mobi:
tam longe positum prius sollieite quaereb
tum quare non susciplmus? et qui ej
utllem probavimus, quare servos ejus nobiscnm manere mon libemter
Maurer, Velehrung. 3
34 1. Wbfdnitt. $. 3
Priefter und ber Abhaltung ihres Gottesbienfes kein Hindernig in
ben Meg ju legen, und eine zweite Boltsverfammiung tn einem
andern Theile des Reichs ſchloß fid ohne Schwierigkeit biefem Be⸗
ſchluſſe an 4). Jetzt fonnten fid demnad die Miffionåre ohne Ane
ſtand im Lande aufhalten, Kirdjen burften gebaut werden, und Alle,
welche bagu Luft hatten, fonnten ble Taufe empfangen; der König
ſelbſt zeigte fid aus Freundſchaft får Anskar dem Glauben günſtig,
und gab ſogar ein Grundſtück her zur Erbauung einer Kapelle.
Jetzt kehrte der Erzbiſchof, als nad Erreichung des Zwecees ſeiner
Reiſe, in ble Heimat zuriick; Erimbert aber, ber oben erwaͤhnte
Neffe Biſchof Gauzbert's, blieb als Prieſter in Schweden zurück 19).
assentlamus? Attendite populi consillnm vestrum, et nollte abjicere
utllitatem vestram. Nobis enim quando nostros propitlos bahere non
possumus Deos, honum est hujus Del gratiam habere, qui
omnibus potest et vult ad seclamantibus auxtuori.“* Hoc ergo Ita pero-
rente, omnis multitado populi unanimis effecta, elegit ut secum et
sacerdotes essent, et quae competebant mysterils Christi, apud eos
sine contradictlone fierent.* — Reuterdahl, ang. O. 1,211—2, hålt Mims»
bert's Schilderung blefer Borgånge in Schweden får frommenbenthenerlid und
mirafuld8; id fann in berfelben umgetehrt nur eine im hödften Grade treue Dar»
frellung von Begebenheiten und Unfdauungen finden, melde volltommen zu dem
fonftigen Berhalten der Nordiſchen Heiden gegen ble Predigt bed Gvangeltums
fiimmen.
41) Es ift ſchwer ju beftimmen, welches ble beiden Landſchaften maren, melde,
obwohl unter einem Könige ſtehend, bod ihr gefonderte8 Ding hielten; zumal ba
nicht einmal die Lage ber Stadt Birta genau belannt if. Langebek und Dahlmann,
tn ihren Anmerkungen ju Rimbert'8 Stelle, nehmen an, ble erfte Berfammlung be»
niehe fid auf das Gotiſche, die zweite dagegen auf bak Schwediſche Reich; umge»
lehrt will Geijer, Gefdidte von Schweden, Po. 1, S. 114 bie erfte Berfammlung
auf bie Schweden, und ble smelte auf die Göten bezogen wiſſen. Wir mödjten aber
midt einmal bad fir auBgemadjt halten, daß bei jenen beiden Berfammlungen åbere
haupt an den Gegenfag pifen Sulbjod und Gautbjod ju benten fei Die
Wtleinhereidaft ſcheint in Såmeden erft nad König Olaf feer Begrindet more
ben zu fein, und wir haben demnach feinen Grund anzunehmen, daß bamald
ſchon Schwedland und Götaland unter einem Herridjer verenigt maren. Biel⸗
ieicht iſt mur an verſchiedene Landſchaften innerhalb biefeb oder jenes Stamme
gebietes Ju denken, wie etwa Oftgdtaland und Weſtgötaland, oder aber Söder
mannland und Upland, ja innerhald bes legteren wieder Tiunbaland, Attunda-
land und gjådrundaland fich gegenåderftanden. Aud Strinnholm, in feiner
Svenska folkets Historia, II, &.639—40, not. 1163 gefteht ble Unmöglidje
feit au, jene Ungaben fider au beuten.
42) Rirgends findet fid ausgeſprochen, daß Grimbert, wie einige Neuere
wollen G. B. Minter, ang. D. I, S. 309), jum Bifdof von Såweden ges
Die erften Betehrungsverfudje in Dinemart und Sweden. 35
Wahrend bas Chriftenthum in bdlefer Weiſe durch Anslar in
Schweden gum zweitenmale feſtgeſtellt wurde, hatte fid aber in
Dånemart neuerdings eine Reaction gegen daſſelbe erhoben. König
Horich, der tyeue Freund Anskar's und feiner Kirdje, war im Jahre
854 ben Nadjftellungen eines nad dem Reldje frebenben Verwand⸗
ten erlegen, und mit ihm maren ble melften Freunde des Erzbiſchofes
in ber Schlacht gefallen 45); ber eingige Sproͤßling bes Föniglidjen
Geſchlechtes, melder ben Kampf berlebte, war Horid ber Jiine
gere 45), und ihm fiel bemnad) in früher Jugend ber erledigte Thron
zu. Ginige vornehme und dem Anskar abgeneigte Månner wußten
ihn zu überteden, daß an dem gangen Unhelle, von meldem fein
Haus betrofſen morben war, lediglid ble Ginfihrung des fremden
Glaubens und ber hiedurch erregte Horn der alten Götter Schuld
fei, und reizten ihn gur Jerftörung der neugebauten Kirdje und jur
Berfolgung des Chriſtenthumes an45). In ber That murde ble
Kirche 34 Schleßwig geſchloſſen, und aller chriſtliche Gottesdienſt
verboten; der an ihr angeſtellte Prieſter entwich vor der Verfolgung.
Doch hatte dieſe Feindſeligleit gegen den Glauben keinen langen
Beſtand. Ungewiß aus welchen Gründen ging in König Horich
bald eine Sinnesaͤnderung vor ſich; ble Feinde des Chriſtenthums
weiht worden fei; es ift dieß ſogar unwahrſcheinlich, da Gaupbert noch lebte
und fich der Schwediſchen Miſſion fortmåhrend annahm.
43) Das Jahr ſtellen die Annales Fuldenses Ruodulfi und ble
Annales Prudentli Trecensis feft; ble Gesta Normannorum
(Berg, Bb. I), melde ba Jahr 853 angeden, find lediglich aud der leyteren
Quelie geffoffen. Saxo Grammaticus, IX, 6..464—5, und ihm folgend
eine JGlåndifde Unnalenhandfdrift um Jahr 850, trågt ben gangen
Vorgang mefentlid abweidend und ohne fidjere Chronologie vor; die jün gere
Olafs 8. Tryggvasonar, c. 60 und das mit ihr gleichlautende 8 d ga-
brot I, 6. 1, ſehen denſelben in das Jahr 862, und andere Islaändiſche
Annalen gebenfen befjelben verfdiebentlid ju ben Jahren 857—63.
44) ud er mird in ben Rordiſchen Quellen theils Harekr genannt,
theils aber Elrikr; dabel fuhrt er allenfalls ben Beinamen barn, dad Kind.
45) Vita Anskarll, 0.31, 6.715: Deinde post haec conatituto In regno
ipsius Horico Junlore, quldem eorum quos ille tunc hahebat principes,
et minus anten domino cognitl fuerant episcopo, persuadere el coepe-
rant, ut ecclesla apud eos facta destrueretur, et religio christlanitatis
ibi coepta annulleretar, dicentes: Deos suos albi iratos esse, et quod
ideo tanta eos mala Invemerint, quia alterius et ignoti Del apud se
øulturam receperint,
3*
36 1. Ubſchnut. 6. 8.
wurden vertrieben, der Erzbiſchof aber angegangen, den entflohenen
Prieſter wieder an ſeine Kirche zurudzuſenden, indem ſich der König
eben” fo ſehr wie ſein Vorgaͤnger um die Gnade Chriſti und die
Freundſchaft Anskar's bemũhen wolle. Bereitwillig wurde ſofort
nicht nur der frühere Zuſtand bezüglich des chriſtlichen Glaubens
wiederhergeſtellt, ſondern ſogar zum großen Aergerniſſe der Heiden
der Kirche zu Schleswig eine Glode verſtattet; auch wurde zu Nibe
eine weitere Kirche gebaut, und an derſelben ein weiterer Priefter,
Rimbert, angeſtellt, — wahrſcheinlich dieſelbe Perſon mit Anskar's
Nachfolger und Biographen dieſes Namens. Doch ſcheint der Konig
ſelbſt ſich nicht oder doch wenigſtens nicht ſogleich zur Taufe bequemt
zu haben, da noch ein paäpſtliches Schreiben vom Jahre 858 ihm
awar fir überſandte Geſchenke dankt und ſeine Milde gegen die Kirche
rũhmend anerfennt, ihn aber daneben bod) erft nod sum Aufgeben
des Heidenthumé und jur Unnahme des Chriftenthums aufforbert 46).
Für Schweden hatte inzwiſchen zunaͤchſt Gauzbert zu forgen gefudt,
indem er Den Erimbert durch Ansfried abldfen ließ, einen gebore⸗
nen Dånen, welchen Erzbiſchof Ebo erzogen hatter”); nad Gauz⸗
bert”6 Tod kehrte indeſſen aud) dieſer heim, und es ſah ſich nunmehr
Anokar wieder gendthigt, der verwaiſten Miſſion ſich ſeinerſeits an⸗
zunehmen. Zuerſt ſchickte er ben Prieſter Ragenbert nach Schwe⸗
den ab, nachdem dieſer aber unterwegs geſtorben war, den Rimbert,
ebenfalls einen geborenen Daͤnen, der von Anskar's gleichnamigem
Nachfolger ſcheint unterſchieden werden zu müſſen 4). Bon Voll und
46) Lappenberg, Hamb. Urk.-B. nr. 153 die Aechtheit des Schrel⸗
Bend ift freilid nicht der allen Zweifel erhaben. Die Taufe Horich's berichtet
fibrigen8 Adam von Bremen, bie Dlaftſage und das Sagenbruchſtück, Saxo
Grammatitus und eine Reihe Iblaͤndiſcher Annalen; in legteren findet ſich for
gar jum Jahr 893 nodmald ber Gintrag : syErikr barn, König von Dånemartz
auerft Geide, bann Ghrift.* Menn aber Adam erzählt, daß biefer König ble Ane
name des Chriſtenthums allgemein geboten hade, fo ift dieſe Angabe in foldjer
Saffung fåon an fid durchaus unglaubhaft, und fimmt inGbefondere aud nicht
mit der Rachricht uberein, bag im gangen eide mur zwei Kirden gebaut
wurden.
AT) Die Annahme dreler weiterer, mit Anbfried gleichzeitig wirlender Miſ ⸗
flonare in Schweden, des Friederich, Adalger und Adaidag, beruht lediglich auf
bem Uhrou. Corbejenael
48) Sappenberg, ang. Muff. S. 536—7, hålt Beide fir identiſch.
Giegegen ſcheint indeſſen zu fyredjen, baf nad ber Vita Rimbertl, c. å
- Die erften Belehrungbverfudje in Dånemark und Sweden. 37
König gut empfangen, verridtete dieſer in Schweden geraume Felt
feine firdlidjen Funktionen; er ſcheint übrigens nidt, wie man ans
zunehmen pflegt, als Biſchof får Schweden geweiht, ſondern einfad
als Prieſter dahin abgeſandt worden zu fein 19).
Rad einem Leben voller Thåtigfeit und voller Leiden erlag
endlich Anskar im 64. Jahre feines Alters, im 34. feiner Biſchofs⸗
wuͤrde, alfo im Jahre 865, einer Kranlheit, nachdem er vorher nod
bie Angelegenheiten feiner Crybidcefe geørdnet, und insbeſondere bie
fåmmtlidjen får feinen Stuhl ergangenen Privilegien mehrfad hatte
abfdreiben, und mit ber Bitte verbreiten laſſen, daß man ihnen
treue Grinnerung, der Nordiſchen Miffion aber fråftigen Schutz er⸗
halten möges0). Der Ausbreitung bes Chriftenthums im Norden,
melde hiernach eine ber legten Gorgen bes frerbenden Unskar bil
dete, mar in der That aud deſſen ganges Leben gewidmet geweſen;
eder bie Erbitterung mit melder dem neuen Glauben, gegen wel⸗
gjen politiſche und nationelle Antipathien mit ben religiöſen fid vere
einigten, nidjt felten Widerſtand gelelftet murbe, nod bas ſchwere
Unheil, meldes micberholte Plünderungezüge Nordiſcher Vikinger
feiner eigenen Kirche zufügten, vermochte feinen Eifer får dieſen
Beruf ſeines Lebens irgend zu ſchwaäͤchen. Mit Recht wird Unstar
darum als ber hauptſaͤchlichſte Apoſtel bes Germaniſchen Nordens
ber fpåtere Erzbiſchof Rimbert ſchon als Knabe mit ſeinen Eltern in Flandern
wohnhaft erfdeint, alſo bod nidt wohl ein geborener Dåne ſein tann; bak
ferner. von jenem andern Mimbert in der Vita Anskarii, c. 33 gefagt
wird, er ſpende in Schweden ungehindert haetenus, ». h. bod jedenfalld bis
in bie Beit nad Anskar's Tod, bie Saframente, was benn bod nidt gut von
Anstars Rachfolger im Erzbisthume gefagt werden fonnte, indem biefer zwar
bab eine ober andere Mal nadj Schweden hiniberreifen, aber unmdglid bort
flånbig firdlidje Berridtungen verfehen fonnte.
49) In der Vita Anskaril, c. 33 ift unzweifelhaft bie Lebart pres-
byterum ber vereingelten Bariante eplscopum vorzuziehen, wie aud der Here
ausgeber in ben Monum. gethan fat.
50) Dad biefe Sendung begleitende Schreiben ſteht bel Lappenberg,
$amb. Urt.»D. nr. 17 gedrudt, und ber gleichen Veranlaffung ſcheint aud
mr. 18 ebenda entfprungen. Im WUebrigen vergl., neden Rimbert's Ler
benBbefåreibung und Adam von Bremen, ble Annales Corbe-
Jensen, a. 865 (Serb, bd. V,), und bab Breve Chronicon Bre-
mense; ferner bie jångete Olofs 8. Tryggvasonar, c. 60, und
bat Sögubrot, I, c. 1, ſowie ble Islenzkir Annular, a. 865 u. 806.
38 L Wbfdnitt. $. 3.
gepriefen, — etn Ruhm, den wir ihm feinedwegs zu verkimmen
beabfidjtigen, wenn wir neben den felnigen aud ben ju gering ans
geſchlagenen Berdienften Anderer, und namentlid feines Vorgaͤngers
unb MitarbeiterS Ebo, ble ihnen gebuͤhrende Anerkennung gezollt
wiſſen wollen.
Anolar's Nachfolger auf dem erzbiſchöflichen Stuhle war Rim»
bert51), Von Anskar dem geiſtlichen Stande beſtimmt, und in
beffen Sdule ju Turholt erzogen, dann bis an beffen Ende fein
getreuefter Freund und Gefåhrte, fudte dieſer felnen Borgånger als
fein unerreichbares Borbild beftåndig nachzuahmen; insbeſondere aber
nahm er fid aud ber Nordiſchen Miffion auf bas Eifrigſte an,
weldje ihm wie jenem vom påpftliden Stuhle befonders Åbertragen
orden twar52), Go oft feine fonftigen Gefdåfte dieß zuließen, ber
trieb er, feine Gefahr ſcheuend, die Berbreitung des Glaubens in
elgener Perſon; jederzeit aber ordnete er wenigſtens Prieſter av,
welche an den entfernt und mitten unter den Heiden gelegenen
Kirchen den Gottesdienſt verrichten, und theils den zahlreichen chriſt⸗
lichen Gefangenen den Troſt der Kirche ſpenden, theils aber auch
bie Bekehrung der Heiden ſelbſt ſich angelegen ſein laffen folltenss).
Jedenfalls muß Rimbert's Thaͤtigkeit får die Miſſion eine ſehr um⸗
faſſende und wirkſame geweſen ſein, da ihn ſpäter der Erzbiſchof
Adalbert neben Anskar und dem fyåter noch ju beſprechenden Unni
als ben dritten Evangeliſten bes Nordens preiſen konnte de). Lelder
51) ir folgen fortan vorzugsweiſe ber Vita 8. Rimberti (Pertz
Øv. I,), und dem Adam von Bremen, erfparen und aber wiederum bak
fortwaͤhrende Gitiren beiber Quellen im Cinzelnen. UG eine fleifige Mono»
graphie der Rimbert ift ju nennen Hemmerich, de Remberto archiepis-
€opo Hamburgo-Bremenal (Sopenhagen, 1834); bod ift bei beren Benipung
au beachten, daß ber Verfaſſer die gefålften Corvey'ſchen Quellen nod ald
ådt, wenn aud) nicht als unbebingt glaubwirdig betradtet.
52) Sappenberg, Hamb. Utt.»B. nr. 20; bag Palllum halte Rime
Bert bereit8 frier erhalten; eben da, nr. 19.
53) Daf insbeſondere Luithar, Adalbert, Ricdag, Heinridj und Ubalbold
in folder Gigenfdaft von Rimbert in ben Norden gefandt worden feien, ift
toleberum eine Grfindung des Chrom Corbejense; ebenfo, daß Herimann und
Meinharb von bemfelben feien nad Schweden gefdidt morben. Einen im Jahre
884 ju den Mordleuten gefandten Glaubenbboten Solatius verbanfen wir bager
gen ber Gåte ber Ann. Corbejenses bei eibnig.
54) Adam. Brem. II, 6. 70 6. 365.
Die erſten Belehrungsverfudje in Dånemart und Gåweden. 39
aber hat ſein Biograph vorgejogen, durch ſchwülſtige Cråhlungen
und Betradjtungen über Rimbert's Frömmigfeit und Wunvder uns
au erbauen, flatt uns durch einfadje Schilderung feiner Miſſions⸗
thaͤtigleit zu belehren. Rur zufällig erfahren wir bemnad bei Ge»
fegenheit ber Berridtung eines Mertes der Barmhergigfeit und eines
Wunders, daß Rimbert einmal die Kirde zu Schleßwig, gelegentlidg
einer Reihe meiterer Wunder, daß er aud Schweden befudte. Une
derwaͤrts wird uns beridjtet, baf er einen Dånifdjen König getauft,
und bie Kirde 3u Ribe, melde demnad in ber Zwiſchenzeit müßte
aerftört worden fein, erbaut habe; daß er ferner aud in Schweden
das Ghriftenthum aufgeridtet, und aud einen Schwediſchen König
belehrt habe; welches indeſſen blefe Könige geweſen feien, und über
welche Thelle von Schweden und Dånemark fie gehertſcht haben,
wird uns nidt angegebentd). Midt beſſere Auftlårung gewähren
uns aber aud) andere Quellen, welde, ohne Rimbert's Ramen ju
nennen, uͤber bie religidfen Juftånde Dånemart'6 in feiner Zeit eine
aelne Angaben enthalten. Es wird uns erzåhlt, daß Anskar's Freund,
König Horid der Jiingere, gjeld nad deſſen Tod vom Glauben
abgefallen, und furg barauf geftorben fel; ferner, baf amet heidniſche
Könige, Siegfried und Halfdan, feine Nadfolger geweſen feien 36).
Bir erfahren ferner, daß König Siegfried mit König Gottfried und
einigen anderen Dånenhåuptlingen einen verheerenden Raubzug in
bas Frankenreich unternahm, jedoch hier gum Abſchluſſe eines Ver⸗
gleichs und jur Annahme ber Taufe gendthigt wurde; daß er for
wohl den Frieden als den Glauben nicht hielt, vielmehr in Bälde
durch einen neuen Feldzug gegen Paris den einen wie den andern
gröblid verlegte3”). Endlich wieder an einem andern Orte wird
55) De ecelesia Bremens! vetus scriptum (bei Langebek, I,
S. 367). Man mdåte freilid faft vermuthen, daß hier irrthuümlich bem Rime
bert zugeſchrieben fel, mad in Anskar's Leben gehdrt.
56) Jiingere Olafs 8. Tryggvas. c.60, 6.108, und Sögabr. I,
€. 1; vergl. Annales Fuldenses, a. 873 (%erf, I, S. 386). Bon
«Goridy8 Ubfall wiſſen übrigens ble fonfigen Duellen Richts, und Saxo
Gramm IX, 465—6, ſowie bie ihm folgenden I stenzkir Annalar, a. 850
ſcheinen einen folden fogar beftimmt aubjufdliefen.
57) Annales Fuldenses, a 682 u. 886 (erg, 80. I, S. 306 —7u.
S. 403), feer Ahbo, de helle Parisiensi (ebenda, Band IL),
ſowie bie jångere Olafs S. Tryggvas. c. 60, 6. 108—9 u.Sögubr.
40 L Wbfduitt. 6. 3.
von einem Kånige Canutus (Knutr) gefprddjen, einem Sohn des
fingeren Horich's, ber indeſſen ald Heide geftorden fein fol; ſein
Sohn und Radjfolger Frotho foll in England ble Taufe genommen
und neuerdings ben Berfudj gemadit haben, Daͤnemark durchgreifend
au bekehren; fogar an den Papft Agapitus hade er ſich gewendet,
um Geiſtliche ju befommen, bie Rildtunft feiner Boten aber habe er
midt mehr erlebtse). Alle dlefe verſchledenen Angaben mit einander
ausjugleidjen, ift aber (Gon barum unmöglid, weil weder ble Re⸗
gierungszeit der einzelnen genannten Könige, nod aud der Theil
von Dånemartk angegeben wird, ber meldjen jeder berfelben herrſchte,
waͤhrend wir mit Befimmtheit behaupten fonnen, daß in jener Jeit
vie in bas Norwegiſche und Schwediſche, fo aud in das Daͤniſche
Land und Bolt eine groe Zahl von Kleinkönigen 5) ſich theilte.
Jedenfalls fåelnen Abrigens die vbigen Könige nidt burdjaus
der Felt bes Rimbert angugehören, fondern theilweiſe aud nod in
ble Amtsjahre feiner nådften Nadfolger hinüber au reidjen. Es
frarb aber Rimbert im Jahve 888, und ihm folgten Adalgar
(888—909), Hoger (909—16) und Reginward, melder Leh⸗
ang. O. Muffallend ift ibrigen8, daß Siegfried und Gottfried ald in ber Lowener
Såladt, 891, gefallen, begeidnet merben (fo aud Annal. Fuld. h.a. 8.408),
wåkhrend bod Gottfried bereits im Jahre 885 (Annal. Fuld. h.a.S.401-2,
5 Vedastini, h.a., beierg, II, 6.201; Regino, Chro-
Bd. I, S. 595—60), Giegfrleb aber im Jahre 887 gefallen mar
9 6.203). Eines von bem odigen zu unterfdeis
benden Siegfricd'8, Abtdmmling König Borichs war, ebenfalld im Från»
Bilden Reiche getauft wurde, und bem Frankenkdnige ben Cid ber Kreue ſchwor,
gebenfen bie Annales Vedustini, a. 884, &. 200. Dem Adam. Brem.
I, c. 39 und 40 finb bie obigen nnd nod andere Dånenkdnige befannt; von
beren Begtehungen zum Chriſtenthume weiß er aber Midtb zu beridten.
Bergl. abrigens aud nod bas im $. 5. au Bemertende.
58) Saxo Grammaticus, IX, 6. 467. Die Islenzkir Anna-
lar, å. 860, weldje hiermit im Allgemeinen Abereinftimmen, laffen bod bereit
ben König Knut nad gehdriger Belt, fomit als Chriſt ferden; fie nennen
ferner befen Sohn Sigfrodr flatt Frotho, den Papft aber Adrianun flatt
Agopitus. Wir werden auf biefe Angaben, melde jebenfalls vdllig verwirrt find,
und von andern Quellen uͤberbieß an einen meit fåteren Borgang angeknüpft
werden, felner Beit nodmald zurückkommen, und bann ihren gefdidttidjen Berth
oder Unwerth genauer pråfen.
59) Bereit8 Adam. Brem. I, co. 54, geſteht unumwunden ble Unmöge
Bidtett ju, eine einheitliche Konigbfolge fr dieſe Beit in Dånemart herguftellen.
Die erften Belehrungsvetfuje in Dinemart und Schweden. åt
tere Fein volles Jahr fene Mirbe inne hattest). Adalgar's gange
Regierungszeit erfüllte ein wieder erneuerter Streit mit dem Erzbis⸗
thume Koln åber die Selbſtſtaͤndigkeit feiner Didcefe; die Nordiſche
Miſſion ſcheint er zwar nidt mit befonderem Gifer und nidt in
eigener Berfon betrieben, indefen bod aud nidt villig aufgegeben
zu haben 61). Unter feinen belden Nachfolgern ſcheint bagegen bas Be»
kehrungsgeſchaͤft villig in's Gtoden gerathen au fen; Adam von
Bremen beſchraͤnkt fid auf ble Bemerfung, daß in jenen Jeiten ble
Nordlande nod unerfdåttert Im Heidenthume geweſen felen, und
daß von bem durch Unskar gepflegten Chriſtenthume in Dånemart
fidj eden nur fo viel erhalten habe, daß man baffelbe als nicht våle
lig erlofdjen bezeichnen birfe 67).
Werfen wir nun, naddem wir dle Geſchichte ber Kirde in
Danemark und Schweden blå 3u dem vorlåufig uns geftedten Ziele
verfolgt haben, einen Blid surid auf deren Gang im Grofen und
Gangen, fo ergibt ſich, daß einerſeits durch Kauf⸗ und Heerfahrten
im Auslande, fei es nun in Britannien oder im Fraͤnkiſchen Reiche,
manche Beziehung zum chriſtlichen Glauben ſich anknüpfte, anderer⸗
ſeits aber auch, und zwar von Deutſchland aus, wiederholt der Ver⸗
ſuch gemacht wurde, durch Miſſionen nach Skandinavien ſelbſt dem⸗
ſelben zu verpflanzen. Die Dhtigkeit der deutſchen Miſſtonaͤre war
indeſſen auf bie Grenzprovinzen Jütlands und auf den einen oder
andern Hafenplag in Schweden beſchraͤnkt gedlieben, ohne tlefer in
bas and eingubringen; bie Daniſchen Infeln, Så onen, ber bei
Weitem gröfte heil von Såwedland und Götaland war von dere
felben unberührt geblieben, und felbft ba, wo bas Ghriftenthum bes
reits fefter begründet ſchien, war baffelbe 3u Unfang ves 10. Jahr-
60) Bergl. åber ihn Sappenberg, H$amb. Url». Bd. I, Beil. U,
€&.803—4. Unfere Gronologifdjen Angaben entnehmen wir Abrigen8 ben (ådten,
Bei Berg, V, abgedrudten) Annales Corbejenses, bem Ubam von
Bremen und dem Breve Chronicon Bremense.
61) Adam. Brem. I, e. 48, 6.301. Viſchofe, meint Adam, hade Ubalgar
filt ben Norden ſchwerlich geweiht, ba bie Erbitterung ber Heiden damals kaum
einfadje Priefter geduldet habe; ebenda,c. 52. Die Annal. Corbejenses
bei Leibnih wiſſen freilid aud jegt wieder von einem berühmten Biſchofe
Adatvartus ju erzaͤhlen, ber in Schweden unendlich viel gewirkt hade!
62) Adam. Brem. I, 0 54, 6. 303.
4 L Wbfdnitt. $. 4.
hunderts toleber efjer in Abnahme als in Junahme begriffen. Auf
ben Rorwegiſchen Stamm fonnten hlemad dieſe Miſſionsverſuche
zunaͤchſt noch leinen Einfluß åufern; wohl aber fam aud dieſer im
Auslande mit dem Chriſtenthume in Beråhrung, und zwar in zwei⸗
facher Weiſe. Einmal naͤmlich lernten einzelne Norweger dieſes ges
legentlich ihrer Seefahrten kennen, und brachten die erworbene Kunde,
mochten fle nun ſelber zum fremden Glauben übergetreten ſein oder
nicht, in ihre Heimat mit zurück; chriſtliche Gefangene ferner'modten,
nach Norwegen geſchleppt, wie wir ſolche in Schweden und in
Dånemart finden, bie Bekanntſchaft mit der Religion des Sidens
und Weſtens ebenfalls verbreiten helfen; immerhin aber mußten foldje
Anknüpfungspunkte allzu fåmad und allzu vereingelt daſtehen, als
daß fidj von ihnen aus ber driflide Glaube im Mutterlande håtte
verbreiten oder aud) nur bei feinen eingelnen Bekennern erhalten
fönnen. Gobann aber liefen fid aud zahlreiche Schaaren Norwe⸗
giſchen Volkes bleibend in den weſtlichen und ſüdlichen Låndern nier
ber, und grånbeten fid auf frembem Boden eine neue Heimat;
hler nun, wo bie Nordiſchen Einwanderer mit einer mehr oder mins
ber zahlreichen drifliden Urbevölferung sufammenftiefen, mußten ber
greiflich beren Beglehungen sum Chriſtenthum weit håufigere und
engere merben: hier konnte demnach bie neue Lehre bereltg feftere
Wurgeln fdlagen, und von bler aus modjte biefelbe bann aud wohl
in beveutenderem Maaße auf bas Gtammland zurückwirlen. Rad
beiden Geiten hin follen nun die Beråhrungen bes Norwegiſchen
Bolfes mit der chriſtlichen Kirde etwas genauer betradjtet merden.
$. 4
Chriſtliche Wrbevdlkerung der nordweftlidjen Sande.
Daß Engjand, Schottland und Irland fammt den junådf ge-
legenen Fleineren Inſeln zu ber Beit, ba bie Heerfahrten der Rore
wegiſchen Bifinger in jenen Ridtungen begannen, ebenſowohl sum
Ghriftenthum fid befannten, als dieß Seitens des Franlkenreiches
ber Gall mar, darf als allgemein befannt vorausgefegt werden;
minder allgemein mödjte bagegen befannt fein, daß nod viel meiter
hinauf die Jnfeln und Kiften des nordweſtlichen Oceans eine Ber
völferung Keltiſchen Etammes hatten, melde fid sum chriſtlichen
Glauben befannte, und erft vor ber Einwanderung Rormegifdjer
Chriſtliche Urbevollarung ber nordweſtlichen Lande. 48
Heldenleute von ihren bieherigen Wohmfipen få zurüchog Bir
haben bereits anderwaͤrts eine Stelle aus einer um bas Jahr 825
verfaßten Schrift des Irlåndifdjen Möndes Dicuilus mitgetheilt,
worin berfelbe beridjtet, daß mindeftens 30 Jahre vorher enige Geiſt⸗
liche, mit benen er felbft gefyrodjen babe, ble Inſel Thile befudt
båten, daß ferner in geringerer Entfernung von Britannien im noͤrd⸗
lichen Ocean eine grofe Zahl anderer, sum Vheil Meiner und nur
burd) enge Sunde von einander getrennter Infeln fid finde, melde
unzaͤhlige Schafe und Seevögel ernaͤhrten, und feit etwa 100 Jahren
von Jrifdjen Einſiedlern bewohnt, jegt aber megen ber Normaͤnniſchen
Seeraͤuber verlaffen worden -feien'). Beobadtungen åber den Stand
der Sonne auf der Infel Thile, melde beigefiigt merben, zeigen
unwiderſprechlich, baf unter berfelben Island au verftehen ift; zwei⸗
felhafter erfdjelnt, oG unter Der zweiten Jnfelgruppe die Fårder, oder
eiwa bie Shetlanda-Infeln 3u verftehen feilen, wiewohl die innum-
merabiles oves berfelben au dem Namen ber erfteren (Fåreyjar =
Schafinſeln) ſeht wohl pafjen wården. In Rordifden Quellen finden
dieſe Angaben bes Irlaͤnders mehrfache Beſtaͤtigung, und zugleich
weltere Ausführung. Mir erfahren zunaͤchſt in Bezug auf Jo land ),
1) DiculliLiber de mensura orbis terrae, edd. Walekenaer,
(Paris, 1807) c.7, &.29—30; fleje meine Beitråge zur Redtbgefidte be
Germanifen Nordens, Heft 1, 6.35, Anm. (Minden, 1852). Die unik
hieher gehdrigen Morte ber Stelle lauten aber: In quibus In centum ferme
annis heremitae ex nostra Scotia navigantes habltaverunt. Sed, sleut
Incipio mundi desertae semper fuerunt, ita, nune causa latronum
Normanorum, vacuae anachoritis, plenae innumerabilibus ovlbus, ae
åiversis generibus multis nimis mariparum avium. Auch ble Historia
Norvegiae, 6.7, (in Mund8 Symbolae ad historiam antiquiorem
Norvegiae, Gåriftiania, 1850), weiß von ben zahlreichen Schafen auf den Fåre
dern, und iberfegt bere Namen mit insulae ovium. .*
2) Islendingabok, c. 1, 6.4: „Damals wohnten hier Chriſtenleute,
welche bie Nordleute Papar nennen; fie zogen aber fpåter weg, barum weil fe
midt mit Heibenteuten bler zuſammen fein wollten, und fle lleßen Iriſche Bådjer
råd, und Gloden und Krummſtaͤbe; daraus fonnte man entnehmen, daß fle
Srlånder gewefen waren.* Landnama, prol. &.23—4: „Aber ehe Jöfand
von den Rordleuten bevdlfert wurde, maren hier Leute, welde ble Rorbmånner
Papar nannten; fie maren Gåriftenleute, und man glaubt, daß fie von Beften
her åber bal Meer gefommen feien, weil man von thnen zurückgelaſſene Jriſche
Biidjer fand, und Gloden, und Krummftåbe, und nod mehrere Gegenſtaͤnde.
aus benen man entnehmen fonnte, daß fie Beftmånner (d. h. Itlander) maren.
4 I tbſchnit. 6. 4.
daß ble einwandernden Nordmånner daſelbſt Chriſtenleute vorfanden,
welche ſie Papar, d. h. Pfaffen, nannten; aus Scheu vor dem Um⸗
gange mit Heiden haͤtten ſich dieſe indeſſen bald aus dem Lande
zurückgezogen, aus einzelnen von ihnen hinterlaſſenen Geråthfdjaften
aber habe man darauf geſchloſſen, daß ſie Itiſchen Stammes geweſen
ſeien. Gin paar Ortonamen, allenfalls auch ber Aberglauben, daß
an Orten, wo die Papar gewohnt hatten, den Heiden nicht ver⸗
fattet ſel ihren Wohnſitz zu nehmen?), erinnerten noch in der fpåtern
Beit an blefe driftidje Urbevölferung der Inſel. — Von den Får»
dern wird in ben Nordiſchen Quellen gefagt, daß dieſelben in ber
Belt bes Harald Harfagr erft ihre Bevölkerung erhalten håtten, bis
bahin aber unbewohnt geweſen felen 1); inbeffen ift biefe Angabe nur
Dergleichen fand fich ader oſtlich zu Papey, und ju Papyli; aud ift in Enge
Hfden Bildern befjen gedadt, daß in jener Beit zwiſchen Heiden Lindern die
Sa ifffahrt ging"; hieraus iſt gefloffen dle jångere Olafs 8. Tryggva-
sonar,c. 110, 6.233, ſowie das Sögubrot, c.3, 6.410, (F.M.8S.XI).
Cine JHlåndifde Unnalenhandfdrift, a. 868 hat ebenfalld einen hieher
bezůglichen Eintrag; dieſelbe ift indeß fåon ihred fpåten Urſprungs megen ohne
Bedeutung, und Aberbief ebenfalls wohi gang von ber Landn. abhångig. Bu be»
achten ift bagegen nød Theodoricus monachus, de regibus ve-
tustis Norwagicis, c.3, 6.315 (bei Langebet, V): Et tunc primum
illø terra inbabitarl coepit, quam modo Islandlam vocamus, praeter quod
paucissimi ex Hybernia Insula, ld est Britannia minor, Ib creduatur
antiquitus fulsse ex quibusdam Indiclis, reperiis videlicet libris eorum
et nonnullis utensilibus.
3) Landn. IV, c. 11, 6.266: ,Ketil wohnte in Kirkjubår; bort hatten
vordem Papar gewohnt, und barum burften fid Heiden da nidt anſiedeln,“
und ebenba, S. 267: ,Hildir wollte nad Ketilb Tod fein Haudwefen nad
Kirkjubör verlegen, weil er meinte, daß Geibenleute wohl bort wohnen fönnten;
ba er aber nahe ju dem Gutszaune fam, fiel er ploͤtlich todt nieder; er liegt
dort im Hiidishaugr (Grabhigel des Hildir);” dle jångere Olafs 8.
Tryggvasonar, c. 125, 6.251, und c.126, 6.252 ift hieraus abger
ſchrieben. Dagegen mag c. 216, S. 202, ebenda, nod angefühtt werden:
male blieb mit ſeinen Genoffen au Kirkjubår; bort wohnte damals Burtr,
bed Asbjörn Sohn, eines Sohnes des porsteinn, be8 Sohnes bed Keull hinn
finsk; dieſes gange Gefdledt mohute zu Kirkjubår, je der Sohn nad dem
Pater, und Ulle maren ſie Ghriften; denn dort konnte niemalen ein Heide woh⸗
nen.“ Ueber die Ramen Papey und Papyli fiehe bie vorige Unmertung.
4) Fåreyinga s o.1, 6.1: „Ein Mann wird genannt Grimr Kamban,
ber bewohnte auerft bie Bårder in ben Tagen des Harald Harfagr; da floken
eine Menge von Leuten vor feiner Gewaltthaͤtigkeit, Cinige fiebelten fid auf
Chriſtliche Urbevsikerung ber norbwefifiden Vande. 45
eine ſehr beiliufige, und eg if jedenfallo bemerlenswerth, daß ſich
aud) bler ble Sage von einem frembden Bolke erhalten hat, welches
fld in Felsklüfte und einfame Orte zurückgezogen habe, als die Nord⸗
feute einmanberten, und bort ausgeftorben fei3); in Berbindung mit
Dicuils Bericht 1åpt ſich aud hier eine driflid-feltifdje Urbevölterung
als wahrſcheinlich gemadt betradjten. In ähnlicher Weiſe wird uns
aud) von ben Orkneys berichtet, daß ſie um dieſelbe Zeit zun
erſtenmale bevölfert, vordem aber nur ein Schlupfwinkel får See⸗
raͤuber getvefen feien6); aud) blefe Radridt dürfen wir indeſſen nur
auf ben Beginn ber Normegifdjen Einwanderung beziehen, da eine
frühere Keltifdje Bevölkerung, får melde aud hier bie Bezeichnung
als Papar gegolten haben muß, får ble Orkneys ſowohl als bas
ihnen benadbarte Shetland fid nadweifen låft: nidt nur in ein⸗
zelnen hinterlafjenen Baudentmålern 7), fonbern namentlid aud in
zahlreichen Ortenamen find beren Spuren nod heutigen Tages zu
erfennen. Auf den Orkneys felbft find ſchon in alter Jeit dle Otts⸗
namen Papey, d. h. Bfaffeninfel, und Papule ober Papyli, d. h.
Pfaffenheim, nachweisbar wie in Islands), und auf Sheiland treten
blefelben beiden Namen tviederum auf 9); mod jegt finden ſich die⸗
felben verfdieben umgebildet, auf beiden Inſelgruppen vor io). Dirfen
ben Gårdern an, und wohnten da, und Einige fudjten andere Bbe Lande auf.”
Ebenſo bie jångere Olafs 8. Tryggvas. c. 177, &. 89.
5) Giehe Hammershaimb, in ber Antiquarisk Tidsskrift får 1846—8,
Seite 261.
6) Orkneylnga 8. 6.2: „So wird gefagt, daß in ben Tagen bes
Harald Harfagr bie Orkneys bevditert wurden z vorbem aber war ba eine Vis
tingerhdhle. Gbenfo ble jångere Olafs 8. hins helga, c.91, 6.212,
unb bie Heimskr. c.99, 6 144.
7) Bal. Worsaae, Minder om de Danske og Nordmåndene I England,
Skotland og Irland, S. 279—80, (Kopenhagen, 1851).
8) Jenen erſteren Namen finde id als Benennung einer gröfjeren und einer
Bleineren qu ben DrineyB gehdrigen Infel ſchon Orkneyinga 8. 6.74 und
78; Magnuss 8. berf. c.25, 6.50; Diplom. Norveg. Ø. IL,
mum. 525; ben legtern dagegen Orkn. 8. S. 116, 118, 104, und identiſch
bamit ift wohl aud Papuley, ebenba, S. 354, wozu wieder Pappley im
Diplom. Norveg. Øb. I, num. 404 ju vergleichen iſt.
9) Papey in Diplom. Norveg. I, num. 89 unb 340; Papilia,
ebenda, I, num. 606.
10) Paplay, Papa Westray unb Papa Stronsay auf ben Driney8, Papa
stour unb Papa lite auf Shetiand ; vol. Mund, Hiſtoriſt ⸗ geographiſt Boftrbe
46 1. Mfdnitt. 6. 4.
wir få en hieraus auf eine åhulidje Urbevölferung blefer legteren
ſchließen, wie eine foldje unter gleichem Namen in Jsland ber Nors
wegiſchen Ginmanberung vorherging, fo erhålt diefe Unnahme nod
eine weitere Stige fn dem Beridte einer fpåteren Chronik über eine
åwelfadje Urbevölferung bes Orkneys 11); fo ſehr aud blefer legtere
verderbt und mit ben wunberlidften Fabein verfegt fein mag, fo laͤßt
fid doch in bemfelben bie Ueberlieferung von einerfeits Pictifdjen,
andererſeits Schottiſch⸗Iriſchen Einwohnern der Infeln nidt vere
fennen, weldje ber Norwegiſchen Einwanderung gegen bas Ende bes
9. Jahrhunderts weichen muften. In der That hat dieſe weite Ver⸗
breitung bes Keltenthume tm Nordweſten von Europa um fo meniger
etwas Auffallendes, als fid nadrmeifen låft, baf etwa um ein Jahre
hundert fpåter chriſtliche Jclånder fogar im ndrdliden Amerika
zu finden maren. Alte und völlig unverbådjtige Quellen wiſſen von
einer Landſchaft daſelbſt 3u erzaͤhlen, welche ſie Hvitramannaland,
d. h. Weißmännerland, oder aud Irland hit micla, d. h. Groß⸗
itland nennen; ble Gpradje bes dortigen Volles Mang der Iri⸗
ſchen aͤhnlich, und ein dahin verſchlagener Jelånder ſollte von ben
velſe over Kongeriget Norge I Middelalteren, &.205—8, (Moß, 1849). Dere
felbe Berfaffer weiſt, S. 190, aud ein Paper oder Paperd in Norwegen nad;
hler ſteht inbeffen der Rame vereingelt, und in ålteren Quellen weiß id ihn
midt au finden.
11) Historia Norveglae, 6:6: De Orcadibus Insulis. lstas in-
solas primitus Peti et Pape Inhabitabant Horum alter! seilicet Peti
paruo superantes pigmeos statura in structuris urblum vespere et mene
mira operantes meredie vero cunciis viribus prorsus destituti in sub-
terreneis domunculis pre (more latnérunt, Sed eo tempore non Or-
ohades ymmo terra Petorum dioebantur, vnde adhue Petlandieum Mare
ab incolis appeliatur quod sejungit insules a Scocia. — Qui populus
vade liluc aduentasset penitus ignoramus. Pape vero propter albas vestes
quibus ut elerict induebantur voesti sunt, vade in theutomica lingua
omnes clerici Pape dicantur. Adhus quedam insula Papey ab illis
denominatar. Sed nec (?) per habitum et apices librorum eorum ibi-
dem dereiletorum notatur. Affricani fuerunt Judalsmo adherentes. Istas
ftaque natlones in dlebus Haraldi comati Regis videlicet Norwegie qui-
dam pirate prosapia robustissimi principis Rogwaldi progressi cum magna
elasse Solundicum Mare transfretantes de dioturnis sedibus exutas ex
tete deleuerunt, ac insulas sibi subåiderunt. $ieraus iſt aud entlehnt,
was in ber ebenda gedrudten Genealogia Comitum Orcadensium,
5.22, fiber ble Peil unb Pape gefagt wird. Mal über ble erſtere Stelle
NDunchs Annurtungen gu berfelben, S.36—8.
Chriſtliche Urbevdikerung ber norbweſtlichen Lande. 47
ben Eingeborenen die Taufe empfangen haben 19): nad ben Erzaͤhlungen
einiger Eslimos wird fogar von Aufzügen geſprochen, melde ble
bortige Bevölferung gehalten habe, und welche völlig kirchlichen Pros
ceſſionen zu entfpredjen ſcheinen 19).
12) Landna Il, e.22, 6.129—30: ,Deren Sohn war Arl; er
wurde nad Hvitram: and verſchlagen; das nennen Einige Irland It miklag
bad liegt weſtwaͤrts in ber See nahe bei Vinland It goda (bem guten Bein»
land, b. h. einem Thelle von Rorbamerifa, etwa von Remhampfhire bid Marys
Tanb reidjenb); man rednet bahin eine fedj8tågige Gegelfahrt von Irland wefte
waͤrts; von bort burfte Axi midt mehr fortfahren, und er wurde bort getauft.
Diefe Nachricht eryahite uerſt Hrafn Hlymreksfarl (ber Vimerildfahter; von
Simerif in Weſtirland), ber lange ju Hlymrek in Irland geweſen war. So,
fagte porkell Geilisson, beridjteten Q8låndifde Månner, melde den porfinur
auf den Driney8 etzahlen hörten, bap Wei im Weißmannerlande fei betehrt
worben, unb baf er nidt wegfahren burfte, aber bort wohl geadjtet mar.”
Gine in ben Antiqu. Amerlc. 6,214—5 aus einer alten 8. abgebrudte
relle fagt ferner: „Nun find, wie erzåhlt wurde, fådlid von bem bewohnten
Grönland Bifteneien , unbewohnte Lande und Ferner; bann ble Skrållugjar
(0. 4. Estimo's), bann Markland (Waldland, d. h. Neubraunſchweig und Reus
fåottland), bann Vinland hit goda; hierauf, und etwas nad ridmårte, fommt
Albania, das ift Hvitramanneland; bahin ging vorbem ble Schifffahrt aus
Itland; bort erfannten Jrifde und Islaͤndiſche Månner den Ari, einen Sohn
des Marr unb ber Katla aus Reykjanes, von bem man lange Nichts gehdrt
hatte, unb ber ba von ben Einwohnern gum Håuptling genommen mworben war.”
Mehnlidj ergåkit endlich bie Eyrbyggja S. co. 64, G5.328—32, wie Jelan -
bifdje Månner in ber erften Hålfte des 11. Jahrhunderts von der Weſtküſte
Srlandb weg weit nad Sübweſten verfdlagen wurden; endlid fommen fle an
ein Sand mit unbetannter Bevdlferung, „aber es ſchien ifnen zumeiſt, als oG
fie Iriſch redeten.” Sie werden gefangen genommen, und mit bem Tode her
droht; ba fommt ein angefehener Håuptling geritten, vor bem eine Fahne her»
getragen wurbe, unb redet fie in Rormegifder Sprache an. Sie geben fid ald
Sslander ju erfennen, worauf er fid um mandjerlei Perfönlidteiten in Idland
erfunbigt; endlich entlåft er fle mit Uuftrågen und einigen nad Yöland zu über⸗
Bringenben Gefdjenfen, aud denen man ſchlod, bap eå ber langſt verſchollene
Sölånber Björn Breidvikingakappi gewefen fei.
13) porfinns 8. Karlsefnis, co. 13, 6. 162—3: „Sie erzahlten
amlich gefangene Skrållngjer), daß børt auf ber anberen Geite ihrem Lande
gegentiber ein Band Hege, weldjeb Leute bewohnten, ble kn weißen Klelbern
gingen, Stangen vor fid her trågen, an melden Tider befeftigt feien, und
Taut ſchreien, unb bie Beute glauben, daß blef Hvitramarnaland oder Irland
es myela geweſen fei. Begiglid ber geographiſchen Angaben vergleide bris
gen, neben ben Unmerfungen, welde bie angeführten Stellen ſowohl in den
Aptiqu. Amer. ef8 in ben Grönlands hist. Mindesmårker beigefilgt finb, an
erſttrem Orte S. 447—51, an lefterem MD. III, O 880, fomie Rafn, Amori-
48 Wichut. 6.5
Sowohl in Joland als auf den Fårdern, ben Orkneys und auf
Shetland fann übrigens diefe chriſtliche Urbevdlferung nur fehr menig
nhlreich geweſen fein; allenthalben zog fid biefelbe vor ben maſſen⸗
weife einwandernden Norwegiſchen Heiden alsbald zurück: får ble
ſpatere Geſchichte des Ghriftenthums auf jenen Infeln ift fie demnach
ohne alle Bedeutung. Ganz anders ſtand es aber natielid in dlefer
Beziehung mit den mirthlidjeren und didter bevdlferten Landen bes
Gidweftens, alfo ben Britifdjen Hauptinfetn und dem Fråntifdjen
Gallien; hier vermodten die Nordifdjen Einwanderer ble Eingebor⸗
nen nidt zu verdrången, fle muften demnach, aud wo es ihnen
glådte fid zu beren Herren aufzuwerfen, neben und unter benfelben
ſich niederlaſſen, und bier mußte fomit aud die Religion ber an Zahl
und Bildung den Cindringlingen weitaus Åberlegenen einheimiſchen
Bevölferung auf ben Glauden Jener alsbald einigen Einfluß ger
winnen. Mit den in biefen ſüdlicheren Gegenden begrindeten relis
gidfen Berhåltmifjen haben mir uns demnach der Reihe nad einiger⸗
magen 3u befaffen, bann aber aud ble Frage zu beantworten, melde
Mådmirfungen etwa von ihnen aus auf die Glaubenszuſtände ber
veiner Norwegiſchen Lande fid ergeben haben mögen.
$. 5.
Mormegifdje Sahrten und Anfiedelungen im Srankenreidje.
Sehr håufig ift in den Fråntiffjen Annalen und Chronifen,
weldje bie Greignifje bes 9. unb bes Anſanges bes 10. Jahrhun-
derts zum Gegenftande haben, von eingelnen Führern Nordifder
Heerſchaaren die Nede, mweldje, regelmåfig zugleich mit einer Anzahl
ihrer Genoffen, jur Annahme ber Taufe fidj verftanden, und dabei
blefem oder jenem Granfenfönig fid untermarfen, aud wohl mit
größeren ober geringeren Landſtrichen von einem foldjen belehut
wurden. Schwer, und in vielen Fållen gerabegu unmöglid ift da⸗
bei aber ju beftimmen, aus welchem ber brei Nordiſchen Reidje jeber
eingelne Bitingerhaufe ausgezogen war, oder aud nur fefsuftellen,
ob ber Bihrer, welchem bie gange, oft aus ſehr verſchiedenen Lands⸗
es Opdagelse af Skandinaverne I det 10. de Aarhundrede (Annaler for
Nordisk Oldkyndighed, 1840—1, S. 26—31), und Wilhelmi, Jöland, Hvis
tramannaland, Grbnland und Vinland, (Heidelberg, 1842), woſelbſt fi Aude
våge aus ben Rotdiſchen Duellen uͤber diefe Sande gefammelt finden.
Norwegiſche Fahrten und Anfiedeiungen im Franlenreiche. 49.
leuten gebilbete Schaar folgte, ſeinerſeits Dånifdjen, Schwediſchen
oder Norwegiſchen Stammes geweſen fei. Nur ſoviel ſcheint' ſich
mit einiger Beſtimmtheit ausſprechen zu laſſen, daß bis gegen das
Ende des 9. Jahrhunderts hin das bei Weitem uͤberwiegende Con⸗
tingent zu jenen raͤuberiſchen Heergeſellſchaften von dem Dånifdjen
Stamme geſtellt wurde.
Zu einem weſentlich anderen und zugleich weit beftimmieren
Ergebniſſe lleße ſich freilich gelangen, wenn mit Mund!) angenom⸗
men werden dürfte, daß die Jütlaͤndiſchen Kleinkönige, deren Ver⸗
haͤltniſſe zum Frankenreiche und zur chriſtlichen Kirche sum Theil
bereits oben zu beſprechen waren, ſammt und ſonders Norwegiſcher
Ablunft, und daß deren Reiche in Jütland gewiſſermaaßen nur eine
Erweiterung ihres angeſtammten Landes im ſüdlichen Norwegen ges
weſen ſeien; wenn man ferner mit demſelben Berfaffer?) noch weiter
ſich uͤberzeugt halten dürfte, daß åberall, wo in den Fraͤnkiſchen
Quellen von Nordmanni oder Nordmannia geſprochen wird, von
Norwegen und dem Norwegiſchen Stamme, oder doch von Ländern
und Leuten die Rede ſei, welche unter der Herrſchaft Norwegiſcher
Könige ſtünden. In ſolchem Falle wåre uns ein einfaches Krite⸗
rium gegeben, nach welchem ſich die Nationalitaͤt der einzelnen
Schaaren und ihrer Führer mit Sicherheit bemeſſen ließe, und eg
muͤßte zugleich bie größere Maſſe dieſer Letzteren dem Norwegiſchen
ſtatt dem Daͤniſchen Stamme zugewieſen werden. Cine unbefangene
Betrachtung der für die eine wie für die andere Annahme vorgebrachten
Gründe wird indeſſen bie Unſtichhaltigkeit beider wie wir glauben
darthun.
Es ſcheint aber junådjft ber Name Nordmanni, und davon ab⸗
geleitet Nordmannia, nidt aus ber Nordiſchen Sprache entlehnt,
fondern im Grantenreidje felbfiftåndig entftanden zu fen. Den flane
dinaviſchen Ståmmen modte Norömadr, Norrönn ber Mormeger
1) Bergl. namentlid beffen Auffagi Om den gamle veftfoldfte Söhandelbe
pla I Gtiringsfal, og de veffoldfle Konger af Dnglinge-Uetten, in Lange'b
Morft Tidsſtrift for Videnftab og itteratur, Jahrg. IV (1850), S. 126 flg.
Son vor Mund hatte Peterfen, in feiner Danmarts Hiftorie i Hebenold,
%». 1, S. 27—8 (1836) bie gleide Unfidt, ader nur beilkufig und alt eine
hochſt amelfelhafte, audgefprodjen.
2) ng. D. S. 138—40, 152—4, u. Hfter.
Maurer, Belehrung. 4
Ei) I. Abſcnitt. 6. 5.
heißen, wie blejer bem Jslaͤnder ein Austmaör, Oſtmann, bem Jre
lånder ein Ostmannus war, oder wie man dle Deutfdjen als Sudr-
menn oder Sudrönir, ble Jrlånder als Vestmenn bejeidjnete;
dem Granfen aber mufte ber Gibffandinavier ebenfogut als der
Mordffandlnavier als Nordmann erſcheinen, und er modjte demnach
beiden blefe Benennung gleidmåfig sufommen laffen, aud wohl
zwiſchen den verſchiedenen Gtåmmen des menig befannten und no
ziemlich gleidjartigen Volles aunådft åberhaupt nidt unterſcheiden.
ur unter biefer Borausfegung erklårt fidj eine Reihe von Stellen,
ble gang offenbar den Auddrud als gemeinfame Bezeichnung ber
Schweden, Dånen und Normeger braudjen; nur fo begreift man,
warum aud wohl der in der Norbifdjen Spradje benn bod) feinere
fei Anhaltspunlt findende Name Nordostrani, b. h. Nordoſtleute,
får biefelben Geeråuberijaaren gebraudjt werden lonnte ), warum
endlich der offenbar volllommen gleidjbedeutende Ausdruck Nordliudi,
Rordleute, fogar auf ble nörblidj ber Elbe wohnenden Sachſen, alfo
einen zwar aud) bem Granlenreidje feindlidjen, aber bod entſchieden
deutſchen Gtamm, Anwendung finden fonnte5). Ganz åhulid wird
3) Elnhardl Vita Karol M. c. 12 (fferf, 80. II, 6.449): Dani
siquidem ueones, quos Nortmannos vocamus, et septentrionale
lhus et ommes in eo insulas tenent, und c. 14 6.450: comtra Nortman-
no, qui Dani vocantur. Annales Fuldenses, a. 891 (ebenda, 0.1,
S. 408): Erat autem ib gens fortissima inter Nortmannos Danorum.
Reginonis Chronicon, a. 884 (cbenda, I, S. 594): Nordmanni qui
in Chinheim ex Dememarca venerant. Gesta dominorum Ambazi-
ensium (Du-Chesne, Historiae Normannorum Seriptores, 6.24): Dani
Sueul (lie8 Suecl), quos Theotlci lingua sua Norman, Id est Aquilopares
homines vocant. Nod Å da m. Br e m. IV, c. 12 6. 373 hat biefen Spradgebraud
richtig erfannt, wenn er fagt: Dani et Sueones ceterique trans Danlam
popuil ab hbystoriels Francorum omnes vocantur Nortmi vergl. auch
I, e. 63, S. 305: Sueo: t Gotbl, vel si ita mellu
manni; und Helmold, Chronica Sclavorum, I, e. 7 (Lelbitz,
Scriptores Brunsvicensia fllastrantes db. II, 6. 543) beobadtet ihn fo»
gar nod feler: Porro Nortmannorum exercitus collectus fult de fortls-
sims Danorum, Sueonum, Norveorum u. bergl. m. Vemerkt mag übrigens
werben, daß ber Name Norihman audj in bem deutſchen Ludwigsliede von
881 fid gebraudt findet.
4) Monacbus Sangallensis, Gesta Karoli, II, c. 14 (föerh,
1, 6. 757—8,)
5) Annales Laurissenses, a. 790 (Berg, 0.1, 6.160); ferner
ebenbda, a. 798, vergl. mit Annales Einhardi eod. a. (ebenda, S.
Norwegiſche Fahrten und Unfiebelungen im Frantenreidje. 51
aud) in Angelſachſiſchen Quellen unbedenllich ber Name der Mord»
månner und ber Dånen als gleidbedeutend gebraudte), nur daß
ift England bie fegtere wie im Franfenreide dle erftere Benennung
bie vorherrfdjende iſt. Erſt ſehr allmaͤhlig verbrångten ble befonberen
Namen der einjelnen Skandinaviſchen Bölfer den früheren Gefammt-
namen, und erft von ba an erlangt ber Rame Rorbmann und Nord»
mannenland fene engere Geltung, welche derfelbe in ber Nordiſchen
Sprache felbft von Anfang an gehabt hatte; jegt wird aber aud
ble Fraͤnliſche Bezeichnung de Landes als Nordmannia durch bie
Nordiſche als Norwegia (Norvegr, eigentlidj Nordrvegr) ver»
brångt”). Går ble hier au befpredjende Jeit lågt fi aus dem
Nordmannennamen noch nidt auf Norwegiſche Geburt ſchließen.
Durch das eden Bemerkte iſt aber aud der weitern Behauptung
Munch's dezüglich der Norwegiſchen Abframmung ber Könige Süd⸗
Jůͤtlands bereitø eine Hauptftige entjogen. Daß dieſe Kleinfürſten
184—85), wobei ju bemerfen ift, daß eine Handſchrift der legteren Quelle be»
auglich der transalblant Saxones ben Belfah hat: qui nordmann! vocantur.
Und bter.
6) So mögen Anglosaxon Chronicle, a. 787 (Monomenta bis-
torles Britannica, %b. I, S. 336—7) 3. seipu Norömanna af Håredelande,
8 Såiffe von Rordmånnern aud Hörbaland, gugleid als pa årestan scipu
Denisera monna, bie erften Såiffe Dinifder Månner, bezeichnet verden,
welche England Heimfudjten.
7) Darum mag Adam. Brem. IV, c. 30, 6. 381 ſagen: Nortmannia ——
Haec a modernis dicitur Norguegia, unb felbft nod jenen ålteten Ramen
ſehr håufig braudjen ; ber um etwas åltere Verfaſſer des Encomlum Emmae
reginae, II, (bei Du-Chesne, Historiae Normannorum seriptores, 6.173,
unb hiernad bei Langebef, LI, S. 492) hat ebenfalls ſchon ben Ramen Nord-
wega, der freilid ihm als einem Monche von St.Omer und fomit Nachbaren
bet Rormannen nåkher legen mochte, und Dudo, de moribus ot actis
Normannorum, III, (ebenda, S. 148) frellt bereits Dacigenae und
Northguegigenae fid gegenüber, obwohl er baneben in einem Uthemsuge
fagt: Nortbmanni, qui et Daci. In weit früherer Beit weiß (don König
Melfreb zwiſchen ben NorSmenn unb ben Sweon und Dene ju unterſchet-
den, unb Norömannaland von Sweoland unb Densmearc ju fonbern (vergl.
bas Stück aus befjen Ueberfegung bes Drofiud, melde Thorpe in
feinen Apalecta Anglo-Saxonlea, Ø.S1—86 ber 2. Ausgabe, London, 1846,
mittheilt); er frågt fid aber babei auf ausführliche Beridte Norwegiſcher Ge-
wåbrömånner. Dab Anglosaxon Chron. a. 1028 unb 1030 (ang. O- -
S. 429) hat bereit8 to Norwegon, on Norwegon. Sergi. übrigens über ben
Sprachgebrauch Lappenberg, Geſchichte von England, Bo. I, prs 280-1.
42 t. Abſchnitt. $. 5.
bald als reges Danorum, balb als reges Nordmannorum bejeldje
net werden, daß iht Däniſches Land Nordmannia genannt wird,
erflårt ſich leicht aus jener umfaffenderen Geltung des Nordmannen⸗
namens, und fet demnach keineswegs ben Beſtand elner Norme-
giſchen Herrſchaft über Dånifdje Unterthanen voraus; daß der eine
oder andere Ghronift aus weit fpåterer Zeit, um einer Verwechslung
jener alten Nordmannia mit ber ihm gelåufigeren Normandie vore
aubeugen, ble Grflårung beifügt, es fei unter jener ein Land ju vers
ſtehen, meldes iber Dånemarf hinaus und Norwegen zu liege),
iſt theile des fpåten Urfprunges, theils aud der Unbefttmmtheit ber
Angabe wegen ohne alle Bedeutung. Gehen wir aber von einer
Meihe vållig untergeorbneter Berveisbehelfe ab, wie 3. B. von der
öfteren Wiederholung gleidjer oder aud åhnlider Namen in dieſem
oder jenem Geſchlechte, von der Heirath bes aud Ynglingiſchem Stamme
entfprofenen Rönigs Eysteinn Halfdanarson mit einer Enkelin des
Agnarr, weldjer zugleich als König ber fidnormegifdjen Landfdaft
Vestfold und als ein Sohn bes Königs Sigtryggr in ber Nord⸗
jũutlandiſchen Landſchaft Vindill bezeichnet wird o), u. dergl., fo iſt
Munch's Annahme nur noch auf zwei weitere Grinde geſtützt,
welche etwas mehr für ſich zu haben ſcheinen und darum etwas
naͤher in's Auge gefaßt ſein vollen. Einmal naͤmlich wird mit ben
Beſitzungen jener Jütläͤndiſchen Könige an der Sächſiſchen Grenze
eine etwas entferntere Landſchaft in Verbindung gebracht, welche
ben Namen Westarfold beigelegt erhält io), und es fommt aud) wohl
8) Albericus Monachus trium Fontiam, Chronicon, å.
TTS (Lelbnitz, Accesslones historicae, 80. II, S. 114): Hi
Normannia llla, ad quam fugit Guicbicindus nom fult Nor:
Parisios, quia necdum hoc nomine vocabatur, sed dlcebatur Neustria.
Ista vero antiqua Normannla ultra Daclam versus Norwegiam site est.
Daraus abgeſchrieben: Ma gnom Chronicon Belgicum (bei Pistorius,
Scriptores, 90. MI, 6. 43).
9) Ynglinga 8. c. 51, 6. 58; Af Upplendinga Konungum,
6. 2, 8. 104.
10) Einbard1 Annales, a. 813 (Ser$, I, 6.200): Qui tamen
eo tempore dom! non erant, sed ad Westarfoldam cum exercitu pro-
fecti, quae regio ultima regn! eorum Inter septentrlonem et occiden-
tem site, contra aqullonelem Brittanlae summitatem resplcit, eujos
prinelpes ac populus els subici recusabant. Regino, Chronleon,
h. a. (ebenda, S. 566) hat blef aubgefdrieben.
Rorwegiſche Fahrten und Anflebelungen im Brantenrelde. 53
vor, baf eine Schaar Nordiſcher Vikinger mit dem Namen der
Westfaldingi bezeichnet voirb11); im einen wie im andern Falle
legt begreiflich nahe, an ble Landſchaft Vestfold in Gibnorwegen,
und bamit aud an beren Beherrſcher, dle Könige Ynglingiſchen
Stammes 3u benfen12), Indeſſen will die Angabe, daß Westar-
folda zwiſchen Nord und Weſt, alfo im Nordweſten bes Jütlaͤndiſch⸗
Schleswigiſchen eldes gelegen fei, auf Viken nidt paſſen, und
wenn biefelbe Landſchaft sugleid als Nordbritannien zugewandt bar
geftellt wird, fo paßt aud blef, wenn wir uns ble bamals nodj
geltende Ptolemaiſche Vorftellung von ber Geographie bes Nordens
vergegenwårtigen, weit beffer auf einen an ber Nordweſtküſte Schles⸗
wigs oder Jũtlands, als auf einen im Südoſten Normegens beles
genen Landſttich. Die Bermuthung, daß unter jener Bezeichnung
vielmehr Nordfriesland ju verftehen fel, meldes aud andermårts
ben Namen Wåstenland führt 19), hat hiernad allerdings etwas får
ſich 19); wollte man aber trog biefer Schwierigkeit die Beglehung auf
das Normegifde Vestfold fefihalten, fo müßte bod immerhin suger
ſtanden tverden, daß dieſe Landſchaft keineswegs als bas Stammland
der Jütiſchen Kleinfürſten, ſondern umgefehrt als eine von ihnen
unterworfene und widerwillig ihre Herrſchaft ertragende Provinz ge⸗
11) Chronicon Aduitanteum, 0. 843 (Øerg, I, S. 253):
Eo quoque anno Namnetis å Wesfaldingis capltur. Das Chronicon
Engolismense, welches man ebenfall8 anzuführen pflegt, hat biefe
Rachricht nur abgeſchrieben; vergl. über beffen gange Veſchaffenheit Berg, VI,
6.5. ndere Quellen, 3. B. Prudentli Trecensis Annales
b. 8. (Berh, I, S. 439—40) fyredjen von Piratae Nordmannorum.
12) So fåon vor Mund Beuf, bir Deutſchen und bie Nachbarſtämme,
S. 517, Anm., Kruse, Chronicon Nortmannorum, &.69—70 und 157,
mot. 2 u. A.
13) Waldemart II Liber census Daniae (Sangebet, VIL,
6. 533; vergl. not. 931, S. 600.)
14) Sie findet fi, unter Berufung auf Gebharti'B Gefdidte von Dine»
mart, S. 382, berelt8 in ener Unmertung zu der betreffenden Stelle Einhard's
Bei Berg ausgeſprochen; bann bei Midelfen, Rordfriesland im Mittelalter
(1828), &. 42—3, und Dahlmann, Gefdidte von Dånemart, I, S. 26, not. 1.
Vielleicht if aud ju beachten, daß Heimreid, Ernewrete Rordfrieffde Chronik
(1668), &. 102 zwei Ortſchaften Oftermoldt und Weſterwoldt in ber Belthringe
Harde pu nennen weif, Welde aud Joh. Mejer'G 1852 aubgegebene Karte der
bas alte Nordfriesland (in den Annaler for Nordisk Oldkyndighed og
Historie, Jahrg. 1851; vergl. &. 190) riktig angidt.
54 1. Ubſchnitt. 6. 5.
ſchildert wird, fo daß alfo felbf unter dieſer Borausfegung midt
bas Mindefe fir Munch's Anfidt gewonnen wird. Beachtens⸗
werther ift dagegen allerdings eine gewiſſe Uebereinfimmung, welche
fich in den Berichten der Nordiſchen Quellen über den Norwegiſchen
Ønglingerfönig Gudrödr, bes Garo über ben Däniſchen König
Gotricus oder Godefridus, enblid ber Fraͤnkiſchen Ghroniften über
ben König Gottfried in Iitland vorfindet, und welde, von Peter⸗
fen zuerſt bemerkt, von Mund mit grofem Gåarffinne erörtert
worben tft15). Indeſſen befdråntt fl eben bo, menn vir ble
vollig felbfiftåndigen Norwegiſch⸗Jolandiſchen und Fraͤnliſchen Nach⸗
richten unter einander vergleichen, ble gange Uebereinſtimmung bare
auf, daß nad jenen ein König Gudrödr Halfdanarson, welcher ben
Beinamen veidikonungr, d. h. Jagbfönig führte, auf Betrieb ſeiner
Frau, beren Vater er getödtet hatte, von elnem Diener ermordet
wurde, måhrend nad blefem König Gottfried, fel eg nun durch ble
$Hand eines Dieners, oder ſeines eigenen Sohnes, deſſen Mutter er
verſtoßen hatte, flel; im Uebrigen wird er hier, mas freilid au feinem
Beinamen wohl paſſen wurde, auf der Jagd, bort aber bei Nacht
an ſeinem Schiffe getddtet, er erſcheint ferner bort nur als ein ziem⸗
lich unbedeutender König in Südnorwegen, ohne daß von irgend
welchen Beziehungen zum Auslande und insbeſondere gum Franken⸗
reiche die Rede waͤre, hier dagegen als ein König in Jütland und
Gegner Karls d. Gr., ohne daß hinwiederum von einem welter
gegen Norden gelegenen Reiche deſſelben geſprochen würde. Erſcheint
nun inſoweit die gleiche Todesart offenbar nicht als genügend, um
eine Identificirung bes Norwegiſchen und des Jütiſchen Königs zu
begründen, fo wird aud durch ble weitere Beizlehung Saxo's ble
Beweisfåhrung nicht flårfer. Allerdings identificirt dieſer ſeinen
Gotrieus mit bem Godofridus ber fiblidjen Quellen, und erzaͤhlt
dem entføredjend einerſeits von deſſen Beigiehungen 3u den Franken
und au Kaiſer Karl, und andererſelts von feinem Tode durdj die
$Hand eines Dieners; aber er madjt blefen dabei zu einem Sohn
Gorm's, nidt Halſdan's, au einem Könige von Lethra, alfo der
15) Ynglinga 8. c. 53, 6. 60—2, vergl. mit Saxo Gramma-
tieus, VIII, S. 433—8, forte mit Einbardi Annales, å. 810,
6. 197 unb Monachi Sangallensis Vita Karoll, Il, c. 18
Gerd, I, S. 757).
Rorwegiſche Fahrten und Anfledelungen im Frankenreiche. 55
Smfeldånen, midt ber Norweger oder Yiiten, er entlehnt ferner ble
Biige zur Schilderung ſeiner Perfönlidjfeit und feiner Gefdide un-
bedentlidj aud) aus ben Grjåhlungen einer andern, und nod dazu
unbiftorifdjen Sage åber König Gautrekr Gautason ie). Offenbar
bat hlernadj Saxo in dieſem Falle wie in fo vielen anberen Fållen
bloßen Ramensåhnlidfeiten oder aud leidjten Aehulidfelten in ben
Geſchicken folgend, bie verſchiedenſten hiſtoriſchen und unhiſtoriſchen
Perſonlichkeiten gang willlũhrlich vermiſcht und an einem beliebigen
Orte ſeiner Dånifden Königsreihe einverleibt iMh; unmöglich kann
darum ſeine Darſtellung das Mittelglied bilden, um den Norwegiſchen
Gudrödr mit dem Jũütiſchen Godefridus jufammengubringen. Als
gerabegu unbenfbar mödten wir aber bejeldjnen, und wir ſehen hier⸗
in den entſcheidenſten Gegengrund gegen Mund's Unnahme, ba
in ber Jolaͤndiſch⸗Norwegiſchen Gagenliteratur, mögen deren fonftige
SMitthellungen uͤber die Zeit vor Harald Harfagr nod fo bårftig
fein, gar keine Radjridt von ben Begegnungen bes Norwegiſchen
König und feines Haufes mit bem Frankenreiche und deffen gewal⸗
tigem Kalfer fid erhalten haben follte, falls foldje åberhaupt that
fådlidj frattgefunden hätten; wir halten blef fir undenkbar, weil
gerabe foldje Greigniffe von ber Gage am Wenigften vergeſſen zu
werden pflegen, well fermer deren Abſtand von ber Regierungsjelt
König Harald's, mit weldjer ble villig gefdidtlide Jelt des Nor⸗
wegiſchen Reiches beginnt, faum zwei volle Generationen betrågt!
Gerade aus biefen Jutlåndifden Reichen gehen aber die erften,
und weitaus ble meiften Führer der bas Frankenreich verheerenden
Vitingerſchaaren hervor. Wir erwähnen beiſpielsweiſe jenen König
Harald, welcher, im Jahre 826 getauft, bald darauf aber aus ſeinem
Reiche verjagt, fortan theils auf feinen Fränliſchen Lehen lebte, theils
auch an ber Spitze Dånifdjer Heerhaufen im Reiche plånderte, und
der mad) einigen Nadridten wieder ins Heidenthum zurückverfallen
16) Bergl. Gautreks konungs 8. c. 9—11, 6. 40—53.
17) Um Richts befjer if, wenn Saxo Grammat IX, S. 439 ben
Olavs, einen Sohn jene8 Gotricus, in einen beråhmten Grabhiigel legen Iåpt, gang
wie ble Ynglinga 8. c. 54, 6. 63, und eine Reihe anderer Nordiſchen Quel»
len von bem Grabhiigel bes Olafr Gudrödarson ju eråhlen weiß ; jener
Olavus foll wieber ein Sethrafdnig und zu Lethta begraben fein, waͤhrend biefer
Olafr ein Norweger war und 3u Geirstadir in Bilen lag.
56 L Abſhuit. $. 5.
fein foll15). Mit Harad war deſſen Sohn Gottfried getauft wor⸗
ben 19), ſowie beffen Bruder Rorih (Horuch)%), und Beide treffen
wir fpåter ebenfall6 im Frankenreiche wiederholt kaͤmpfend und pliåne
dernd, aud) wohl ab und 3u mit bem Könige ſich vertragend und
von ihm mit Lehen ausgeftattet. Identiſch mit jenem Rorih ſcheint
ein Roricus Normannus, weldjer um bas Jahr 862 als neube=
kehrter, d. 6. wohl zum zweitenmale belehrter, Chriſt bezeichnet, zu⸗
gleich aber von Erzbiſchof Hinkmar mittelbar wie unmittelbar drin⸗
gend ermahnt wird, doch fa nicht mit ſeinen heidniſchen Landsleuten
gegen ble Chriſten zuſammenzuhalten 2i), und welcher bann in ben
Jahren 870 und 872 mit dem Frankenkönige unterhandelt und ſich
ihm ſchließlich untermirft22); bemerkenswerth aber if, bag derſelbe
bei fegterer Gelegenheit als ble Galle der Chriſtenheit (fel Christia-
nitatis) bejeldjnet, und aud) fein Reffe Ruodoldus (Ruodolfus)?9),
obwohl ebenfalle getauft, als ein heidnifdjer Hund geſchildert wird.
Sbentifd mit jenem Gottfried erſcheint andererſeits ein Heerführer
dieſes Namens, der im Jahre 882 gegen nodmalige Annahme der
Taufe die Lehen eben jenes Rorih erhielt, ohne baburd bod) dauernd
18) Prudentil Treeensis Annales, a. 841 (fer, 85. I,
6. 438); Saxo Grammat. IX, 6. 460, und baker eine J6låndbifde
Annalenhandfdrift, a. 815. Einen andern Herloldus Nordmannus,
ber fld) vor (einem Herrn, dem Danenkdnige Horid, zu ben Hranten geftidtet
und hier bie Taufe empfangen hatte, nennen bie Annales Fuldenses
a. 852 (Berg, Bb. I, S. 367).
19) Ermoldus Nigellus, IV, %. 364 (Perd, II, 6.508) ; Pru-
dentil Tree. Annales, a. 852.
20) Adam. Brem. I, c. 17, 6.291—2; Ruodolfi Fuldensls
Annales, a. 850 (erg, I, S. 366); das Sögubrot I, S. 406 nennt
Haralds (HarelS) Bruder Harekr, ble jiingere Olafs 8. Tryggvas.
6. 60, S. 107 madt bagegen den Harek ju Haralbd Bruderfohn.
21) Flodoardi Historia Remensis ecclesiae, Ii,
c. 23, S. 478, und c. 26, 6. 521—2 (edd. Colvener, Duaci, 1617).
22) Hincmari Remensis Annales, a. 870 und 872 (Berk,
1, 6. 486 unb 493—4); Annales Xantenses, a. 673 (ebenda, 11,
9.235), — bød) wird aud ein Rorich nepos Herioldi genannt, Prud en-
til Trecensis Annales, a. 850 (ebenda, I, 6. 445); ob nur ein
Suthum?
23) Einem andern Sohne eben jene Harald, Hincmari Remen-
sls Annales, a. 864 (Merk, I, 6.462), und eben barum de regto
genere, Annales Fuldenses, a. 873 (ebenda, S. 386).
Norwegiſche Fahrten und Anſtedelungen im Frankenreiche. 57
beruhigt und ſeinem Fönigfidjen Lehnsherrn treu zu werden ?c). Dem
Geſchlechte Harald's ſcheint ferner aud der Daͤnenkönig Siegfried
angehoͤrt zu haben, von deſſen Heerzügen in Franlkteich, welche zu
ſeinem, wenn aud) nur vorübergehenden Uebertritte zum Chriſten⸗
thume führten, bereits früher gelegentlich die Rede war). Ein
dux Alfdeni, ber ſich im Jahre 807 bereits dem Kaiſer unterwor⸗
fen haben foll?6), war vielleidt Harald's Bater; ein Hemmingus
Halbdani filius, ber im Sabre 837 auf Walchern von Norbifdjen
Geeråubern erfdjlagen, und babei als ein Mann e stirpe Danorum
bezeichnet, augleid aber als dux christianissimus gerühmt mird?7),
mochte befjen Bruder (ein. In andern Fållen modten freilid aud
Führer aus andern Gefdledjtern an der Spige von Bifingerhaufen
flehjen, und von hier aus jur Taufe gelangen; ben Hunedeus 3. B.
(Hundolfr? Hunpjofr?), ber im Jahre 897 getauft wird?e), den
Welandus (Völundr), ber im Jahve 862 bem Rönige Treue ſchwoͤrt
und ſich jur Taufe bequemt29), wüßte id den Jütiſchen Königsge⸗
ſchlechtern nidt einzufügen. Nicht einen der früheren Bilingerfilkrer
vermödjte ich indeſſen mit Sicherheit dem Norwegiſchen Stamme zu
vindiciren, und darauf, daß eine der Nordiſchen Quellen bei jenen
Heerfahrten ausdrücklich Norweger neben den Dånen betheiligt ſein
laßt ro), iſt, fo augenſcheinlich richtig bie Angabe aud ſein mag,
barum ein aͤußeres Gewicht nicht zu legen, weil dieſelbe ihre ſaͤmmt⸗
lichen Nachrichten über die einſchlägigen Vorgänge lediglich aus den
Fraͤnliſch ⸗Deutſchen Chroniſten geſchoͤpft hat.
Und doch iſt es gerade der Norwegiſche Stamm, von welchem
ſchließlich bie folgenreichſte und bleibendſte Niederlaſſung im Fraͤnliſchen
24) Hincmari Rem. Annal, h. a. S. 314; Anna]. Fuld.
a. 882, 883 u. 885, &. 396, 398 u. 401—2; Regino, Chronicon,
a. 882 (erh, I, S. 593); vergl. oben, $. 3. Anmerk. 57.
25) oben, $. 3. Anmerk. 56 u. ST.
26) Poöta Saxo, h. a. (Berk, I, S. 263.)
27) Enhardi Annales Fuldenses, h. å. (er, I, 6. 361);
Tbegani Vita Hludow. Anhang (ebenda, II, S. 604).
28) Annales Vedastinl, a. 896—7 (Berk, II, S. 208).
29) Annel. Hincmari Rem. å. 862, 6. 456—7; verg. a. 863.
&. 462.
30) Jiingere Olafs 8. Tryggvas c. 60, 6. 108; S0gu-
brot I c. 1, S. 407.
58 I Abſchnitt. 6. 5.
Gallen ausging. Altnordiſche Quellen beridten uns, wie Hrolfr,
ein Sohn des dem Könige Harald Harfagr innig befreundeten
Rögnvaldr Mörajarl, wegen eines im Lande genommenen Strand⸗
hiebes von dem unerbittlidjen Könige bes Landes vermiefen wurde;
wie er fid bann zunächſt nadj ben Hebriden, von hier aud aber
nad) Frankreich wandte, unb bort endlidj ein grofes Jarlthum ger
mann, bas nad ihm und den Geinigen ble Rormandle genannt
wurbe31). Cine auf ben Ortneys geſchriebene Norwegiſche Chronik
laͤßt den Rolf, hiemit völlig übereinſtimmend, zunächſt au elner
Vilingergeſellſchaft ſtoßen, welche von den Orkneys aus bald fn
England, bald in Schottland oder Irland heert; von hier aus erſt
1åft ſie ihn bann fpåter Rouen erobern 22). Ausführlicher, aber
freilich durch mandjes Mißverſtaͤndniß und mandjen fagenhaften Jug
entftellt, ſchildert bie gleidjen Borgånge Dudo von St. Duintin,
weldjer Fein volles Jahrhundert nad Rolf's Tod deſſen Gefdidte
fåørieb2*). Musgehend von der allgemein angenommenen Jbentitåt
der Dånen und Mordmånner, babet aber nadj bamaliger Unfitte
Dånemarf als Dacia bezeichnend und fofort mit ber Provinz Darien
an der untern Donau verwechſelnd, erzaͤhlt er, wie innere Zerwuͤrf⸗
niffe ben Rollo nöthigen, mit einem ihm anhångenden Bolkshaufen
aus Dacien auszuwandern, und mie er aunådft nad ber Infel
Scanza, bann aber in Golge enes Traumgeſichtes, meldes eln
Chriſt ihm auf feine bevorſtehende Taufe deutet, nad England fid
wendet. Bon bler aus weiſt ihn nad) mehreren gewonnenen Schlach-
31) Holmskr. Haralds 8. harfagra, c. 24, 6. 100—1;
Fagrskinna, $. 210; jångere Olafs 8. hins helga, c. 38,
S. 59—60, und Bjter. In Såottland taudt fyåter eine Lodter RolPÉ auf
welche ben chriſtlichen Namen Kediin, Katharina, fåhrt, und es darf hleraus
vielleicht auf ſchon damals angenipfte Begiehungen beffelben zum Chriſtenthume
geſchloſſen werden; Landnama, II, c. 11, S. 95; jüngere Olafs 8.
Tryggvas. c. 157, 6.21; Laxdåla 8. c. 32, 6. 122. Benn die
Tegtere telle als Rolf Vater ben Oexna-porir; flatt des Rögnveldr jarl
bezeichnet, fo ift blef ein offenbarer Irtthum
32) Historia Norveglae, 6. 6—7.
33) Dudonis 8. Quintini decani de moribuset AGIIS
primorum Normanniae dvcum 110. Il, 6. 69—86 (bei Du-
Chesne, Historiae Normannorum seriptores antlqu!). Ihm følgt, mit uns
weſentlichen Ubweldungen, Wilielmus Gemmeticensis, His-
torla Normannoram, lb. Il, &. 221—33 (ebenda).
Mormegifdje Fahrten und Anfiedelungen tm Frankenreiche ”
ten ein weiterer Traum, den ihm wiederum ein gefangener Gheift
auslegt, nad) Frankreich hinåber, damit er dorten bie Taufe empfange;
gehorfam ſchlleßt er mit bem Engliſchen Könige Alstemus Frieden
und Freundſchaft, und geht, durch ble Englånder unterftågt, neuer⸗
dings au SHI. In Waldjern gelandet, beginnt er bler und in
gang Friesland zu heeren, geht aber endlid im Jahre 876 nad) ber
eine, und ſchickt fid, im Ginverfråndnife mit ben Geinigen, als
bald an, hier ſich eine bleibende iederlaffung zu begrånden. Mit
Grfolg merben Heerzüge nad dem Innern Frankreid von hier aus
unternommen; eine Fahrt nad England, um dem von den Angeln
bedrångten Könige Alstemus Hilfe zu bringen, ein Waffenſtillſtand,
ja fogar ein von bem Burgunbifdjen Hergoge Ridjard in der Nåhe
von Chartres erfodjtener Sieg vermodte bem immer weitern Umſich⸗
grelfen Der Heerſchaaren Rollo's nidt Einhalt 3u hun. Da ent
ſchloß ſich endlich, von ben Geinigen gebrångt, ber Grantenkönig um
Frieden nadaufudjen; die Abtretung eines ausgedehnten Landſtriches
an der Rordfåfte bes Meldjes, dazu die Hand der Königstodter
Gisla, wurde bem Rollo angeboten, wenn er von weiterer Heerung
abftehjen und den Schutz des Reiches gegen feine Landsleute über⸗
nehmen wollte. Der Gmpfang ber Taufe galt dabei als felbfirebend
vorausgefegt. Die Erfüllung ſeiner fråkhjeren Tråume hierin erfennend,
nahm Rollo mit dem Rathe ber Seinen bas Anerbieten an; von
Gnbifdjof Franfo empfing er dem entfpredjend im Jahre 912 ble
Taufe, wobel ihm Herzog Robert von Franzien Pathenftelle ver
tratt und feinen Namen beilegen ließ: bie Hochzeit wurde gefeiert
und bas abgetretene Land von Rollo unter felne Nordmaͤnner ver
theilt, sugleid aber aud fir beren Taufe und Unterricht in ent
fyredjender Weiſe geſorgt?). Endlich Fraͤnliſche Geſchichtſchreiber
beftåtigen uns zunaͤchſt ble Schlacht bei Chartres, melde ſie in bas
34) Die hieher gehdrige Stelle lautet bei Dudo, ang. O. S.84: Anno
a Domini nostri Jesu Christi in one nongentesimo duodecimo Fra:
Archiepiscopus Catholiea fide sacrosanctae Trinltatis imbutum Rollon
bapiizault, Duxque Francorum Rotbertus de fonte Saluatoris eum s
cepit, nomenque suum ei Imposult, magnisgue munerib
honoriØce ditault. Rotbertus autem, qui et Rollo, Comites
milites omnemque manum exercitus baptizari fecit, atque Christ
Religionis fide per praedicatlones instrui.
60 1. Abſchnut. 6. 5.
Jahr 911 feger35) oder bod) in ble naͤchſtvorhergehenden Jahres);
fle ergåhlen ferner, daß Erzbiſchof Heriveus von Rheims (900—22)
ſich vorzugsweiſe mit ber Befehrung der Rordbmånner befaft hade,
welche nad jener Såladt, und im Jufammenhange mit der Abs
tretung einiger Küſtenſtriche um Rouen an blefelben erfolgt ſei 23;
35) Go bie gleidjeitigen Annales 8. Columbae Senonen-
sls h. a. (Berk, I, 6. 104), und nad ihnen das Chron. Besuense,
beffen bei Duchesne, ang. O. S. 23 mitgetfelltes Bruchſtück indeſſen fratt
DCCCOXI. irrthåmlidj die Jahrzahl DCCCICI. geigt.
36) Die Gesta Dominorum Ambazlensium, bei Duchesne,
ang. O. S. 25, fegen die Schlacht in diefelbe Geit mit einem andern Vorfalle,
weldjen fle dem 7. Jahre nad König Odo'B Tod, alfo dem Jahre 905, jue
weifen. Dabei ſcheint freilidj bereits Bekanntſchaft mit Dudo'G ert vorzu⸗
Hegen; ebendieß bilrfte von ber Radridt bes Chronicon monacbi
Floriacensis, ebenta, S. 34, über Rollo'8 Taufe gelten.
37) Flodoardi presb. Remensis Historia ecclesiae
Remensis, IV, c. 14, &. 650—1. De Nordmannorum quoque miti-
gatlone atque converslone valde laboravit, donec tandem post bellum
quod Robertus Comes contra eos Carnotenus gessit, fidem Christi sus-
cipere receperunt, concessis sibi meritimis quibusdam pagls, cum Roto-
magensl, quem pene deleverunt urbe, et allis eidem subjectis. Ad pe-
titionem quoque Wittonis tune Rotomagensls Episcopi collecta ex diversls
auetorltatibus sanctorum Patrum XXIII (lie XIII) Capitule,. qualiter Ipsl
Nordmanni tractari deberent, eldem Archlepiscopo delegavit. Insuper
etiam Romanum Pontificem super hujuscemodi negotlo consulere stu-
dult. Ad cujus consulta, quae circa gentis hujus converslonem exse-
quenda forent, insinuare non destitit. Gin Rescriptum domini
Joannis papae (b. $. Johann'8 bed IX.) ad consulta Herivei Remo-
rum archiepiscopi de Northmannis nuper ad fidem conversis, quorum
alil baptisat! foerant, et rebaptizati, et post baptlsmum gentlliter vixe-
rant, quallter illis consulendum sit, ubl demum habetur absolutio sal
suorumque, findet fich in ben Sacrosancta Coneilla, studio Labbel et Cos-
sartil, edd. Coletl, Venetlis, 1728 —33, Tom. XI, 6. 677—8 gedrudt.
Der Papft drådt in demfelben zunaͤchſt feine Freude aus Aber bie endlide Ve»
lehrung ber bisher fo blutdiirftigen Nordleute; bann aber Aufert er fid Aber
bie an ihn geftellte, immerhin får ble Gefdidte des Chriſtenthums unter blefen
mertwurdige Brage folgendermaafien : Nam quod de his vestra nobis inno-
tult fraternitas, quid agendum sit, quod fuerint baptizatl et rebaptizatl,
et post baptismum gentiliter vixerint, atgue Paganorum more Christi
Interfecerint, sacerdotes trucidaverint, afque simulacris |mmolantes,
idolotbyta comederint, equidem si tirones ad fidem non forent, canonica
experirentur Judicia. Unde quia ad dem rudes sunt, vestro utlque libra-
mini, vestraeque censurae committimus experiendos, qui illam gentem
vestris confiniis vicinam habentes, studlose advertere, et Ullas mores,
Norwegiſche Fahrten und Anſiedelungen im Frantenreidje. 61
endlich erwåhnt elne föniglidje Utfunde aus dem Jahre 918 ber
Abtretung des Landes an Rollo als einer bereits vollendeten That⸗
fadje38). Es fann hiernach feinem Zweifel unterliegen, daß menige
ſtens bezüglich derjenigen Ereigniſſe, melde der Ubtretung der Nor⸗
mandie an Rollo unmittelbar vorkergehen oder dieſelbe begleiten,
Dudo's Beridjte in den dirftigen Ungaben der Fraͤnkiſchen Quellen
ihre Gewaͤhr finben, und in gleder Weife fimmt, mas derfelde
fiber Rollo's Aufenthalt in England beridtet, gang wohl mit den
Nachrichten der Nordiſchen Sagen überein; der mehrfad erhobene
Ynftand, daß bei Dudo eine Verwechslung des Angelfådfifdjen Königs
Melfred (871—901) mit feinem Enkel Aethelfan (924—41) anger
nommen werden milfte, ift berelte von Lappenberg durch ble Be»
merfung befeitigt morben3%), daß unter bem Könige Alstemus nidt
ein Angelſaãchſiſchet Herrſcher zu verftehen fei, fondern ein Dånider
Heerlönig, melder in Oſtanglien fid ein Reid geftiftet, und im
Jahre 878 beim Empfange der Taufe ſeinen Ramen Gudormr mit
bem Namen Ädelstan vertauſcht hatte 1o). Dagegen ift, leicht ber
greiflid, bie frihere Gefdidte Rollo's theils durd ble Vollsſage
actusque omnes parlter et conversatlonem agnoscere prae caeteris
valeatis, Quod enim mitius agendum sit cum els, quam sacri
censeant canones, vestra sails cognoscit Industria, ne forte in-
sueta onera portantes, Importahilla Illis fore, quod abslt, videan-
tor, et ad prioris vitae veterem, quem expoliaverant, hominem,
antiquo insidiante adversarlo relabantur; u. ſ. 9. Ebenda, S. 679—88,
ift bann ferner aud) bie von Heriveud får Wido aus den Canonen, Kirdjen»
våtern und paͤpſtlichen Decretalen gufammengeftellte Belehvung uͤber bad Berfahren
in Bußſachen foldjen Halbheiben gegeniber zu lefen. Cndlid Richeri
Histor. I, c.28—33 (Perf, V, 6.578—9) gid ebenfals Aber alle blefe
Borgånge Auffdluf; Rollo wird babei af ein Mlias Catilli (Ketilsson) be»
zeichnet, und weit entfdiedener al8 irgendwo fonft bie Betehrung ber Nordiſchen
Schaaren ald erzwungene Folge ihrer Mieberlage bei Chartres bargeftellt.
38) Bei Bouquet, Recueil des historiens des Gaules et de la France,
Ød.IX, 6.536. Flodoardi Annales, a. 923 (Perf, V, 6.372) ere
wåbnen ebenfallb ber terra, quae dudum Nortmannis ad fidem Christi
venientibus, ut hanc fidem colerent et pagem haberent, faerat data.
39) Gefdidte von England, 1, &.326—17.
40) Anglosax. Chron. a. 890 (Mon. hist. Brit. I, 6.362): „Und
Godrum, ber Nordiſche König, ſtarb, beffen Taufname (folluht nama) Aedel-
stan war; ber war bed Konigs Aelfred Pathe, und er wohnte in Dftanglien,
und er befegte zuerſt dad Land.”
62 1 Abſchaut. 6. 5.
felbft, aus melder der gelehrte Dedjant gefdöpft hat, theils durch
fein eigenes åbel angebradtes Bidjermifjen völlig verunfraltet, und
muß in Bezug auf fie lediglid auf dle Nordiſchen Quellen suråde
gegangen werden; bie Darftellung ferner feiner Heerfahrten im Grane
Fenreidje ift, wie Mund dieß trefflich nachgewieſen hat i), mefentlid
dadurch getrũbt, daß Hrolf bereite ju einer Jeit als Oberbefehls⸗
haber geſchildert wird, in melder fein Name ben gleidyeltigen Anna-
liften noch völlig fremd ift, und vielmehv gang anbere Månner als
Führer der Nordiſchen Herre genannt merden. Es erſcheint eben
Hrolfs Unternehmung ſowie beren Erfolg, der Erwerb von Land
nåmlid im Granfenreidje, früheren gleidartigen Heerzügen anderer
Bitingerhåuptlinge und deren Ergebniſſen fo åhnlid, es wird auf die
Norwegiſche oder Dånifde Nationalitåt des eingelnen Fuührers fo
wenig Gemidt gelegt, daß die fpåtere Jeit, meldjer ble bauerndere
Begründung einer Nordiſchen Herrſchaft in der Normandie diefe gang
vorzugsweiſe hervortreten lief, leide bagu fommen fonnte, auf deren
erften Erwerber aud) jene früheren Unternehmungen zurückzufũhren,
wenn aud Hrolf an biefen noch gar nicht, oder bod nur als ein
ſehr untergeorbneter, und barum ben Feitgenoffen ſelbſt namenlofer
Gehilfe Theil genommen hatte.
Pråfen mir aber dle Beſchaffenheit ber durch alle diefe Heer⸗
fahrten und Niederlaſſungen angefniåpften Begiehungen sum Chriſten⸗
thume, fo ergibt ſich zunaͤchſt keineswegs ein irgendwie erfreulidjes
Bild. Midt nur erſchelnen die plündernden Nordmaͤnner ſelbſt, burde
aus als Heiden, und werden geradezu als pagani oder genliles ben
chriſtlichen Eingeborenen entgegengefegt, ſondern es fommt ſogar vor,
daß einzelne von dieſen Letzteren, fogar Klerifer, ben Glauben ver⸗
laͤugnen und ſich in die Genoſſenſchaft Jener begeben ). Belkeh⸗
41) Det norſte Folld Hiſtorie, T$. 1, Bd. 1, S.665—71. Schon vor ihm
hatte Lappenberg, Geſchichte von England, Bd. II, S. 11 dasſelbe angedeutet.
42) Hincmari Remensis Annales, a. 869 (Pert, I, S. 466):
eapientes quemdam epostatam monachum, qui rellcta cbristianitate se
Nortmannls contulerat, et nimis christlanis Infestus erat; decoliar! fece-
runt. gl. ferner das von Per, I, S. 444, not 7 mitgetheilte Bruchſtück
einer Epistola Agli Vabrensis abbatls, wo eå feift: Alil nempe
plures, quorum in cordibus fides minime radices ceperat, lavscrum
regenerationls negligentes , sed paganorum latebrosas dillgen-
tlas, illorum se foederi et vits (soclabant).
Norwegiſche Fahrten und Unflebefungen im Ftankenreiche. 63
vungen find allerbings nicht felten; allein bie Taufe wird nur aus
rein weltliden Motiven empfangen, zumal weil nur unter biefer
Bedingung den fremden Schaaren die Niederlafſung im Frankenreiche
geftattet wurde 49), und es fommt baker der Rückfall zum Heidene
thume und wohl aud) mehvmalige Taufe derfelben Perſon nidt felten
vor +4), ja es wird fogar, freilidj in durdjaus fagenhafter Weiſe,
43) Bal. 3. B.-Hincmari Rem. Annal. 2.873, (ang. DO. S. 496):
Petlerunt autem, ut els in quadam Insula Ligeris auril usque in mense
Februarlo residere et mercatum habere liceret, atque in mense Februa-
rio quicumque jam baptizatl essent ex els, et cbristianitatem de cetere
veraciter tenere vellent, ad eum venirent; et qui adhue ex paganis
ehristiani fler! vellent, ipsius dispositlone bapilzarentur; ceteri vero
ab illlus reguo discederent, ulterius, aleut dictum est, ad Ulud in malum
non reversurl, Gbenfo Vita Scti Genulfl, c.19 (bei Duchesne, ang.
O. 6.22): pene vsque så Internecionem deleti sunt Pagani, et ab
Aquitanla fugatl. Qul vero euadere potuerunt, in orls Galliae super
Oceanum, in vrbibus scillcet, quas Ipsi primo impetu suo desolauerant,
eo pacto, permittente Francorum Rege, vt fierent Christlanl, r: lerunt.
44) ir haben bereits gefehen, wie Rorid, dann Gottfried, zum zweiten⸗
male bie Taufe empfangen, unb wie geradeju bie Kirdendidciplin foldjen Rück-
fålligen gegeniiber gemilbert merben mußte, wenn man biefe nidt vdllig auf»
geben wollte; bad ſchlagendſte Beifpiel berartiger mleberholter Taufen bietet aber
der Monachus Sangallensis, Gesta Karoll, II, c. 19 (Ber, II,
6. 761—2): Et qula de Nordmannis mentlo ineldit, quantl fdem habeant
et baptismum, In temporlbus avl vestri gestis paucis evolvam. Ut post
mortem bellicosissimi David multo tempore finltii Bentes, manu for-
tisslma subjugstae, ejus fille Salomoni psclfico tributa dependerunt,
ita propter timorem et tributs augustisskmo Imperatorl Karolo persoluta,
fillum ejus Hludowicum gens immanisslma Nordmannorum simili yene-
ratlone solebat honorare. Quorum legatos religlosisslmus imperator
tandem allquando miseratus, Interrogatos si cbristianam religlonem
elpere vellent , et responso accepto, quia semper et ubique atque in
omnibus essent oboedire parati, jussit eos In ejus nomine baptizari, de
quo doctissimus alt Augustinus: Si non esset trinitas, non dixisset verl-
tas: Ite docete omnes gentes, bapilzantes eos In nomine Patris et Fill
et Spiritus sanctl. Qui a primoribus palacli quasi in adoptlonem fillo-
rum suscepii, de camera yuidem Caesarls candidatom (0. h. bie meljen
Sauftleiber), a patrinis vero suls habltum Francorum in vestibus praeciosig
et armis caeterisque ornatibus acceperant. Quod cum diutlus actita-
retur et non propter Christum set propter commoda terrena ab anno
In annum multo plures, jam non ut legati set ut devotissimi vasalll,
ad obsequium Imperatoris In sabbato saneto paschae festiparent occur-
rere, contiglt ut quodam tempore usque ad 50. venissent. Quos lm-
perator Interrogatos, si baptizari votum haberent, et coufessos, junsit
64 1. Mfdnitt. 6. 5.
von einem Haͤuptlinge erzaͤhlt, ber nur barum fid ble Taufe erbittet,
um nad) beren Gmpfang um fo fidjerer durdj eine Kriegalift eine
driftlidje Stadt einnehmen und plåndern zu Fönnen 6). So ift denn
aud) nidjt anders 3u erwarten, als daß bas Ghriftenthum ber Neu—⸗
befehrten, aud menn fie von bemfelben nidt völlig wieder abfallen,
ein nur gang åuferlidjes geweſen fein werbe, neben welchem immer-
Bin mod ein giemlider Ueberreſt von Heidenthum fortbeftehjen modjte,
und es wird uns von Hrolf felbft beridtet, daß er nod nad feiner
Taufe fid nebeneinander an bie heidnifjen Götter und an den
Ghrifengott gewandt habe ic), gang wie in einem anderen Falle ein
anderer halbheidnifder Heerführer mit ben Seinen erft bei den heid⸗
niſchen Goͤttern, bann aber, als biefe nidt helfen, bei dem Gotte
der Chriſten fein Heil verfudt 4). Dod ift damit begriflid ein
tieferes Wurzeln des neuen Glaubens bei einzelnen Månnern nidt
ausgeſchloſſen, fei es nun, daß gröfere Gmpfånglidteit ihres Ge»
aqua sacrata sine mora perfundi. Cumque tot lineae vestes non essent
in promptu, Jussit Incldi camlslila, et in modum seplam consul, vel In
modum vitlum pastinar!. Quarum cum una euldam senlorum illorum
repentino fulsset Imposita, et ille eam curlosloribus oculis ex tempore
contemplatus fulsset, jamque Indignatlone non modica mente concepta,
dixit ad imperatore am vitles hic lotus sum, et opilmis candidissl-
misque vestibus Indutus, et ecce talis saceus nom milites set subulcos
addecet, et nis! nuditatem erubescerem, mels privatas, nec a te datis
eontectus, amictum tuum cum Christo tuo tilb! rellnguerem |
45) Dudo, I, S. 64—65.
46) Ademari Historiarum lil, c. 20, Gert, VI, 6. 123): Qui
factus christlanus, captivos plures ante se dvcollare fecit In honore
quos colnerat deorum. Et item infinltum pondus auri per eccleslas
distribuit christlanorum In honore veriDei, In cujus nomine baptismum
susceperat. Die Etzaͤhlung be8 Chronicon Richardi Pictaven
(Bouquet, IX, 6.23) fåeint hieraus entnommen.
47) Annales Xantenses, a. 845, (ert, Il, 6.228): Poster
vero Ingenti elade percussi sunt predones; in qua et princeps scelera-
torum, qui cbristianos et Joca sancta predaverat, nomine Reginberl, Domino
percutiente, Interilt. Consllio enim Inito, miserunt sortes, a quo deorum
suorum salutem consequi debulssent; sed sortes salubriter non ceci-
derunt. Suadente autem eos quodam captivo christiano, ut coram deo
christlanorum sortem ponerent, quod et fecerunt, et salubriter sors
eorum cecidit. Tunc rex eorum nomlne Rorik una com omni populo
gevtillum 14. dles a carne et medone abstinuit, et cessavit plaga, et
omnes christianos captivos quos habebant, ad patriam propriam dirlgunt,
$. 6. Rorwegiſche Fahrten und Wafiebelumgen in England. 65
mithes, ober daß långeres Wohnen in Griftlider Umgebung dazu
Beranlafjung geben modjte45); ber legtere Umftand. mußte fogar mit
ber eit in immer weiterem Umfange ben Glauben der grofen Maffe
ber Eingewanderten reinigen und befeftigen, bis endlid zwiſchen ben
Bewohnern der Rormanbie und benen der übrigen heile des Från-
liſchen Neides aller und jeber Unterſchied In religlåfer Beziehung
völlig verſchwunden var.
$. 6.
Mormegifdje Sahrten und Anfiebelungen in Cungland.
Wenige Jahre fråher als gegen das Frankenreid) beginnen ble
Fahrten Nordifdjer Vitinger gegen ben von ben Angelſachſen unter.
worfenen Theil Britanniens fid zu viten; aud) hier gervinnen die⸗
felben vafd an Ausdehnung, und friiher fogar als bort macht fig
ein erfolgreiches Streben der fremden Heerleute nad bleibender
Herrſchaft und Niederlaſſung anftatt ber blog voråbergehenden Plün⸗
berung geltend. Unter ben Håuptlingen, weldje an der Spike foldjer
Unternehmungen genannt werben, finden wir mandjen aud aus ber
Fråntifdjen Geſchichte betannten Ramen ); anderemale find es neue
Båhrer, welche uns entgegentreten, ein Guörum (d. h. Gudormr
oder Gormr), Healfdene (Halfdan), Ingwair (Yngvarr obet Ivarr),
Hubba (Ubbi), u. bgl. m. G fann nidt unfere Aufgabe fein,
ble åuferft verwiclelte und burd) bie reichſte Gagenbildung ausger
fåmildte Geſchichte jener Heerzuͤge hier im Einzelnen zu verfølgen?);
48) Bon dem Hemmingus dux christianlssimus war oben bereits bie
Rede; von einem ungenannten Rordmanne, der zum Glauben betehrt lange Beit
in Friesland wohnt, und felbft gegen feine eigenen Landsleute bie chriſtlichen
Cingeborenen fuͤhrt, fpredjen ble Annales Fuldenses, 2.873, (Berk,
I, 6.387).
1) So den Norid, der freilid nur einen Thell der Seinigen nad England
gehen ließ, waͤhrend er felbft in Friedland jurådblieb, Prudentil Tre-
eensis Annales, a. 850 (Perg, I, 445); vgl. Chron. Anglo-Saxon.
å. 851 (Monum. hist. Brit, I, 6. 348—7), u. f.w.5 fo ferner ben Weland,
Hincmari Remensis Annales, a. 861, vergi. mit Prudentii
Trece. Annal. a. 860 ($erg, I &. 454 u. 455), ſowie mit Chron. An glo-
Øaxon. a. 860, S. 340—50, u. a. m.; fo Rollo feldft.
2) Beruglich ber gerade hier eine Rolle fplelenden Lodbroksſohne vergl.
Sappenberg, Geſchichte von England, Bd. I, S. 298 u. fig., Mund, Det
norſte Fold Hiſtorie, MB. I, Abth. 1, S. 612 u. flg. u. S. 357 u. flg-
BRauver, Beteprung. 5
66 Ulanitt. 6 6.
biefelben gehen, worauf ſchon ber Name Dånen hinweiſt, mit meldjen
bie Quellen zumeiſt die Gindringlinge bezeichnen, unfireitig mehr von
Dånemark als von Rorwegen aus, und ſtehen fe jon aus dieſem
Grunde unferm Gegenftande ferner, und überdieß find ble Nach⸗
richten über beren Beziehungen zum Chriſtenthume aud an fld nur
vereinjelt und menig bedeutend. Dod ſoll audj bler wieder ber
Nachweis verfudjt merben, daß unter der grøfen Maſſe ber Dånen
hin und wieder aud Månner Rormegifden Stamms ble Heerfakrten
mitmadjten, bann aber wenigftens bie elne oder andere Andeutung
fiber den Einfluß dieſer legteren und der durch fle erfolgten Erobe⸗
vungen auf ben Glauben ber frembden Sieger nadjfølgen.
Wir haben bereits Gelegenheit gehabt darauf hingumeifen, daß
ble erften Vilingerſchiffe, melde England heimfudten, sugleid als
scipu Deniscra manna, und als scipu Nordsmanna af Hårede-
lande bezeichnet werden?). Es låft fid bie rage aufverfen, od
damit Leute Rormegifdjen Stammes bezeichnet werden wollten, benen
mur ber bad får alle Nordifdjen Geerduber blid gewordene
Dånennamen beigelegt worden fei, oder aber Dåniide Månner,
auf welche fa aud fonft zuweilen ber umfafjendere Nordmannen»
name Anwendung fand; ble Entſcheidung hångt lediglich davon ab,
ob man unter Håredaland das Norwegiſche Höröaland glaubt ver
ſiehen au follen, oder aber das Jütlandiſche Harbefyffel, fir meldes
ebenfalls bie altnordifdje Bezeichnung Hörd vorfommi). Die erſtere
Deutung ſcheint die ridtigere, indem fle einen Grund jur Erllaͤ⸗
rung ber immerhin auffallenden Håufung des Norbmannen» und
bed Dånennamens gewaͤhrt; bamit mwåre aber eine Betheiligung bes
Norwegiſchen Gtammes bei den Raubfahrten nad England von
Anfang an gefidert. Spaͤtere Engliſche Quellen nennen in der
hat dfter ausdrådlid Normeger als bei dieſen mit betheiligt 5);
3) Bergl oben $. 5. Anm. 6.
4) Jingere Olafs 8. Tryggvas. c. 62, 6. 114; Munch, ang. O.
S. 416 geht bie legtere Deutung vor.
5) 8.8. Florentil Wigorniensis ad Chronicon Appen-
dix (Mon. hist. Brit. I, S. 640) ift gelegentlid einer im Jahve 967 einbre-
chenden Schaar dle Nede von paganis, videlleet Banis, Norreganis, Øuavie
(8. $. Suecis), Goutis et quarupdam ellarum netlonum populis. Hen-
ricl Huntendunensis Historia Anglorum, V, (cbenda, S. 796)
wird gar gefagt, baf Gott ſelbſt Dacos sum Øothis, Norwagenses cum
owegtſche gehrien unb Wafebekungen in Cngland. 67
von Rorbifdjen Quellen 1åft nidt nur ble unverlåfige Oervar-Odds
Saga ihren Helen in England hæren 6), fondern wir erfaren aud
aug einem geſchichtlichen Beridjte, daß in Rorbengland wenigkens
viele Normeger anfåfig waren, und Rorweger wie Dånen heerten ),
unb wir wiffen Aberbief, daß ber Norwegiſche Hrolf oder Rollo in
England wie im Franfenrelde heerte. In menig fyåterer Jelt erhal⸗
ten toir von einer Relhe von Håuptlingen Rormegifdjen Stammes
Kunde, welde gang in berfelben Weiſe wie Daͤniſche Månner der
Heerfahrt in Eugland oblagen, und wir werden auf biefen Puntt
ſeiner Zeit juridjufommen Veranlaffung finben; darnuf aber barf
bereit jegt aufmerffam gemadjt werden, baf der Mudbrud hold, ber
in Euglifden Quellen unferer Felt miederholt als Gtandesbejeidj
nung vorfommt*), nur in dem Norwegiſchen Worte höldr, meldjes
einen mit Gtammgut (ode!) angefefjenen Grundheren bejeidjmet,
fine Erklaͤrung findet. Beweis genug får ble Anmefenhelt von
Norwegiſchen Krieger und Anſiedlern in den Dånifdjen Heerſchaaren
unb Heriichaften i
Dem Chriſtenthume aber treten bie Vilinger in England, for
welt blef bie birftigen Radjridjten erfennen laffen, völlig in berfelben
Weiſe gegenåber, wie im Frantenreidje. Zunaͤchſt erſcheinen fle
bemnad) durchgehends als Heiden, und werden ohne Weiteres als
hådene menn, pagani, gentiles bezeichnet; ber Uebertritt zum Chri⸗
feenthum "aber if aud hier jebergelt nothwendige Conſequenz ber
Unterwerfung unter ben einheimiſchen Herrſcher unb des Gmpfanges
abgetretenen Landes: aud) hier find es demnach zumeiſt nur welt⸗
lide Motive, melde ble Mnnahme der Taufe veranlaffen, und iſt
eben damit ble Bekehrung ſelbſt zumeiſt nur eine rein Auferlidje.
Suathedis, Wandalos cum Presis juv Strafe feinet Suͤnden ber England
gefdidt hade. U berg. m.
6) Oervar-Odds 8. c. 12, 6. 204—5; u. Aehnl. m.
7) Jångere Olafs 8. Tryggvasonar, co. 16, 6.23: ,Nordim-
braland war jumeift von Sorbmånnern bewohnt, ſeitdem bie Lodbrokbſohne
dad Band eroberten; oft heerten ba feitbem Dåuen und Rordleute, wenn ihnen
bie Gerrfdaft des Landes entzogen war.**
8) 8. 8. Anglo-Sax Chron. 4. 911, 6. 375; a. 918, Ø. 378;
aud) in bem, freilidj erft fpkteren, Mergeldbgefege, 6.4 (im den ven
Thorpe heraubgegebenen Ancient laws ad instltutes of England) wird ber
hold mit Drug auf dis Rordleute ervahnt. pr
FE Abſchnitt. 6.6.
Wir ſehen ein großes Heer, welches ſchon eine Reihe von Jahren
in Nordengland ſich herumgetrieben hatte, endlich im Jahre 870 Oſt ⸗
anglien unter Führung bes Ingvair und Ubba förmlich fid unter⸗
werfen 9), bann Merkien von ihm in Beſitz nehmen, meldes indeſſen
einem Angelſachſen ald Statthalter anvertraut wird 10); im Jahre
875 unterwirft fid König Healfdene Northumberland, während ein
anberer Theil bes Heeres unter ben Königen Gudrum, Oscytel und
Anwynd (0. h. Gudormr, Asketill, Eyvindr) fid nad Oftanglien
sleht11). Im folgenden Jahre kommt es 3u einem Bergleidje, in
welchem bie Bilfinger ben Abzug aus dem eide eidlid verfpredjen;
bezeichnend får deren religidfe Juftånde iſt, daß biefelben ihren Eid
zugleich nad) heidniſcher Sitte auf den heiligen Armring, und nad
chriſtlicher auf bie Reliquien ſchwören 2)! Doch wurde der zwei⸗
ſchneidige Schwur nidt gehalten, und deſſelben Jahres nod fegte
ſich Healfdene fn Northumberland fo feft, bag er sur Thellung bes
Landes unter ble Gelnigen fritt; nad mandjerlei weiteren Bebrång»
niffen gelang es endlid bem Ungelfådfifden Könige Aelfred, mit
dem Dånenheere, als deſſen oberfter Anführer nunmehr Gudrum er⸗
ſcheint, einen etwas bauerhafteren Vergleich abzuſchließen. Nad dieſem
hatten ble Dånen das Meftfådfifde Reich zu verlaſſen, und ihr
König follte überdieß das Chriſtenthum annehmen; von Gegenlet-
flungen, zu benen ſich Rönig Melfred verpflidtet håtte, ersåhlen ble
Geſchichtſchreiber Nichts, beridten vielmehr blog, wie Gudrum virke
Uch zu biefem fam und bie Taufe empfing, wie Aelfred bet ihm
Pathenftelle vertratt und ihn reich befdjentt entließ 15); aus einer
9) Anglo-Sax. Chron. h. åa. 6. 351; Asser, de rebus ges-
tis Aelfredi (Mon. hist. Brit. I, 6. 475).
10) Anglo-Sax. Chron. a. 874, 6. 354—5; Asser, 6. 478;
Etholwerdi Chronicorum IV, (ag. O. S. 514—5.)
11) Anglo-Sax. Chron. =. 875, 6. 355; Asser, 6. 478;
Etheolwerd, 6. 515.
12) Anglo-Sax. Chron. a. 876, 6. 355—6; Asser, 6. 478;
Ethelwerd, 6. 515; Florentli Wigorniensis Chronic,
6. 558. Doch erwaͤhnt mur Aſſer und nad ifm Florenz bed Eides auf ble
Meliquien.
18) Anglo-Sax. Chron. a. 878, 6. 357—8; Asser, 6. 482;
Etheolwerd, 6. 515—6; Florent. Wigorn. 6. 559—60; Simeo-
nis Dunelmensis historia de gestis regum Anglorum,
S. 682; u. bergl. m. Daf Guthorm bet der Kaufe ben Rameu Medelftan ane
Norweglſche Fahrien-und Unfledeungen in England. oa
uns anberiveitig erhaltenen Bergfeldøurfunde aber koͤnnen wir ente
nehmen, daß nunmehr bie Grengen bes an bas Dånenheer abge⸗
tretenen unb bes bem Yngelfådfifdjen Könige verbleibenden Landes
fefigeftellt, und zugleich eine Reihe meiterer Beftimmungen jur Sidje»
xung bes gegenfeitigen Friedens getroffen murden I), und bem ete
fyredjend erfolgte wirtlid im Jahre 880 die formlidje Bertheilung
bes Oſtangliſchen Landes unter bie Daͤniſchen Cindringlinge15). —
Ungefåhr die Hålfte Gnglande, nåmlid alles Land nördlid von
Themſe, Lea, Oufe und Wåtlinga-stråte, war bamit in Nordiſche
$Hånde gerathen; freilid midt ju völlig unabhångigem Befipe, viel⸗
mehr nur vorbehaltlid ber Oberhokeit des Engliſchen Königs 10),
allein biefelben Grinde, welche bie Ubtretung åAderhaupt bewirkt
hatten, ließen begreiflid) aud dieſe Oberherrſchaft siemlid illuſoriſch
erfdjeinen, und wir fehen in ber That wiederholt die Dånljdjen
$åuptlinge gegen den fremben Oberfönig bie Waffen ergreifen, dar
bei aud allenfalle mit ihren heidniſchen Landsleuten, 3. B. einem
Rollo, gemeinfame Sade madjen. Nicht beffer modjte es mit dem
nahm, wurde berelt8 oben, $. 5, Anm. 40, bemerkt; daß derfelbe mit bem in
Diniføjen Quellen genannten Gorm dem Engliſchen ibentifd fei, wie Lappens
berg, I, O. 322, nm. 3, vermuthet, ift wohl mdglid, unwahrſcheinlich ban
gegen bie von Mund, Bd. I, 1, S&.628—30, aufgeftellte Unfidt, bak darunter
Gorm der Ulte, der Begrinder ber Alleinherrſchaft in Dånemact, zu verftehen
fet; um biefelbe zu halten, muß Mund, S. 684, ben ausdridlid begeugten
Tod des Guthorm, im Jahre 890, leugnen. Jenen Gorm bin Enske bejeldje
net das Chronicon Erlol (bei Sangebel, I, S. 158) wirflid ald In Ang-
Ha bapuzatos, unterſcheidet ihn aber aud) von dem heidniſchen Gorm gamele;
vergl. iibrigend åber ihn, was in unferm Anhang I. bemertt werden wird.
14) Aelfredes and Guörumes Frid, in Thotpe's Ancient laws
and institutes of England.
15) Chron. Anglos. 6. 358; Asser. G. 482; Etholwerd,
Ø. 516; Florent. Wigorn. 6. 560; u. f. w.
16) WillielmusMalmesburlensis, de gestis regum Ang-
loram, H, c. 4 (Rerum Anglicarum Soriptores post Bedam praecipui,
Brantfurt, edd. Savile, S. 43) fagt dieß audbridlid: Datae sunt el pro-
vinciae Orlentalluma Amglorum et Northanhmbrorum, ut eas sub fidelitate
regis foveret jure baerediterlo, quas pervaserat latrocinlo. Gr figt
aber freilidj aud ſofort Bei: Verum, quoniam nom mutabit Aeihlops pellem
susm, datas ille terras tyrannieo fast undecim annis proterens duo-
decimo vitam finlvit, posteris quoque perfidiae successlonem transmittena,
donec a mepote istlus Eifredi Aihelstano subjugatl, regem unom Ang-
liae flerl, vel imviti comsøsserint. i
70 L Ubſchnitt. 6. 6.
Chriſtenthume ſtehen; eine Fraͤnliſche Quelle zwar ſchreibt dem
König Aelfred umfaſſende Belehrung bes Daͤnenvolles 3017), eine
Nordiſche Sage dagegen låft Northumberland noch völlig heldniſch
ſein, und nur in anderen Reichsthellen das Chriſtenthum unter den
Eingewanderten ſich ausbreiten 18). Ein uns erhaltener Vertrag bes
Koönigs Eadweard (901—24) mit einem fpåteren Daͤnenkönig
Gudrum ift noch wefentlid beſtimmt, die befjere Haltung des Chri⸗
flenthumes bei ben Unterthanen des Lekteren zu fidjern 19); Gtrafe
beftimmungen gegen bas $jelbenthum, ſowie gegen Jauberei, Mein»
eib u. bergl., Gagungen sum Schutze des Kirdjenfriedens, Anord⸗
mungen åber bas Halten ber Feſte und Faften, der kirchlichen Che⸗
verbote, ble Entrichtung ber lirchlichen Gebühren u. dal., elgen,
tole eg mit bem Ghriftenthume ber Neubelehrten and: dag åhnlidje
Gebote nod in weit fpåterer Jeit wiederholt von der Gefeggebung
eingefdjårft werden mußten, laͤßt barauf ſchließen, wie allmåhlig bie
Befeftigung bes neuen Glaubens vor fid ging. IJmmerhin mußte
indeſſen felbft jene rein aͤußerliche Belehrung tieferen Beziehungen der
Rordleute zum Chriftenthume den Weg bahnen, und in der That
feen wir bad Månner Rordifden Stammes wie in den hoͤheren
Königsdlenft, fo aud in ble Klöſter und in dle vornehmeren Kirdjene
åmter eintreten 20); modjte dabei zunächſt zwar der Dånifdje Gtamm
dem neuen Glauben vorzugsweiſe nåher gebradt werden, fo laͤßt
17) Gesta dominorum Ambazlensinm, bei Du-Chesne,
Seript. hist. Norm. S. 24. Uud in den Engliſchen Quellen ift nod Hin und
wieber von ber Taufe eingelner Häuptlinge die Rede, 3. B. Chron. Angle-
Sax. å. 894, &. 366.
18) Jångere Olafs 8. Tryggvas. c. 64, 6. 117: ,Øierauf
nahm bie Sönigöroikrbe in England Aöalmandr (al. Aettmundr, Etmundr)
Jatgersson, ein Bruderfohn des heil. Eatmundr, und er belehrte England meite
um gum Ghviftenthume, und nahm von Northumberland Schathung, dad heidnifd
war"; vergl. p. af Ragnerssonum, 6. å, 6. 356. Die Bermirrung
in den Königsnamen braudt kaum bemertt zu werden; fle fann tndeffen dem
åbrigen Inhalte der Stelle felne Bedeutung nidt entylehen.
19) Gubramesand Eadweardes Friö, angef. 0. Mund
laßt dieſen Gudrom mit bem ålteren Gudrum-Aedelstan, und fomit aud mit
bem Dåinentdnige Gormr hinn gamli identifd fen, der nur im Jahre 800
nad Dånemart heimgegangen, jept aber wieder nad; England zurückgekehrt fei.
20) Bergl. hleriiber Worsaae, Minder om de Danske og Nordmåndene
1 England, Skotlend og Irland (openfagen, 1851), S. 168 u. flg.
$. 7. Rorwegiſche Jahrten und Unfeddtungen in Irland 26. "”
ſich doch nicht bezweifeln, daß Aehnliches, menn and in geringerem
Umfange, aud bezüglich einzelner Rorwegiſcher Teilnehmer an den
Heerzügen und Eroberungen ber Dänen ber Fall var, bak ferner
der Befand einer Daniſchen chriſtlichen Bevoͤllerung ſelbſt ſchon
mådjtig auf bas benachbarte und ſtammverwandte Norwegen zurück⸗
wirlen mußte.
8. 7.
Aorwegiſche Sahrten und Anſiedelungen in Irland und Schottland.
Sind die Unternehmungen einzelner Vikingerhaufen gegen vas
Franlenreich und die Angelſachſiſchen Staaten vorzugsweiſe von Dåne»
mark ausgegangen, und nur ſeltener und in untergeordnetem Maaße
Manner Norwegiſchen Stammes bei denſelben betheiligt, fo iſt um⸗
gelehrt bei ben Heerzuͤgen gegen bie Keltiſche Bevöllerung in Irland
und Schottland, bann aud fn dem wefſillch der Ungelfådfifden
Melde gelegenen Thelle bes heutigen Englands (Bretland) dlefer
ledtere in erſter inte thåtig. Der Beginn der Raubzüge fåNt aud
bler in bas Ende des 8. Jahrhunderts, und mehrfad wird die erfte
Anlunft der „Heiden (gentiles, pagani; Iriſch: Geinte) in Hiber⸗
nien in bas Jahr 795 gefegt!), waͤhrend anderemale bas Jahr 793%),
oder gar fdjon bas Jahr 782 genannt wirde), menn nidt gar ein
nidjt recht beutlidjer Bericht zum Jahre 747 berelte auf einen Einfall
von Mordleuten zu begiehen iſt). Cine der erften Gewaltthaten iſt
1) Annales Cambriae h. å (Monum. hist. Brit. I, S. 834)
Amnales Inisfalenses. h. &. (O'Connor, Rerum Hibernicarum
Beriptores, Øb. II, 6. 27; Cod. Dubl.); fo aud Brut y Tywyso-
(Mon. hist. Brit. 88. I, 6. 843.) Øie Angabe der Oervar-
. 11, 6. 196 fig. åber dle Heerfahrten des Oervar-Odds find be»
lanntlich von einer gefdidtliden Bedeutung, und daffelbe gilt von mehreren
anberen Rordiſchen Sagen.
2) Annales IV. Magistrorum, h.a. (0'Connor, lil, 305-6);
Amnales Ultonien h. a. (ebenda, BO. IV, S. 117.)
8, h.a. (ebenda, 11, S. 24; Cod Bodl.)
5, b. a. 6. 92; e8 wird hier von
Fremden!· gefprodjen, welche einen Abt ertrånkt haben ſollen, und unter den
dremden werden fonft in ben Unnalen fråndig bie Rorbleute gemeint. Id be»
merte ũubrigens hier ein fir allemal, daß id, der Keltiſchen Sprachen nidt
funbig, begåiglid ber Jrifdjen Quellen mid durdjand auf O Connor's Ueberfejung
verlaffen mupte, ſoweit foldje nicht Lateiniſch abgefapt find.
Vå
kr L Wbjdudt. $. 7.
ble Plũnderung ber Iriſchen Infel Rachrainn und ber Schottiſchen
durch ihr angefehenes Kloſter berühmten Inſel Hy, Jona oder Columb⸗
HI; bald folgen weitere Angriffe, und im Jahre 830 ſehen wir ber
reits einen gefangenen Iriſchen König, Malbrigt, von den ſiegreichen
Nordleuten auf ihre Schiffe geſchleppt ). Im Jahre 837 ungefähr
wurde bereits Dublin von dieſen erobert%), und eine Reihe hihiger
Schlachten wurde geſchlagen, in welchen belde Theile ſchwere Verluſte
erlitten; doch mar ber Erfolg entſchieden får bie Fremden. UG
Hauptanfuͤhrer dieſer Letzteren nennen uns aber ble Iriſchen Annalen
einen König Torgeis, bezüglich deſſen Geſchichte dieſelben freillch nur
ſehr birftige Anhaltspunkte gewaͤhren. Der eine Vert der Annal.
Inisfal. lågt benfelben im Jahre 815 in Irland landen, im Jahre
845 aber nad mandjertei Raubfahrten von dem Jriiſchen Könige
Maolſeachloinn gefangen nehmen und ertrånfen 7); die Dauer ſeines
MufenthalteS in Irland wurde demnad 30 Jahre betragen, gang wie
bief bei Giraldus Cambrensis, tveldjer bodj in anberen Punlten mes
fentlid von fenen Angaben abweicht und offenbar feine befonberen, menn
aud) fagenhaften Duellen hat, ausgefprosjen wirds). Andere Unnalen
laffen bagegen jenen Heerkönig einfad im Jahre 843 oder 844 ger
fangen unb getöbtet werden, ohne feiner Ankunft zu gedenfen*); über⸗
5) Annal. Ulton. 6. 208; bie Annal. IV. Magistr. 6. 332
geben da8 Jahr 829. OG des Saxo Grammaticus, IX, S. 459 Er-
zaͤhlung von König Ragnar Lodbrok, ber tn Irland ben König Melbricus er»
ſchlagen und fofort Dublin eingenommen habe, auf diefen Borgang au begiehen
tt, fleht dahin; geſchichtiichen Werth hat blefelde jedenfalls nidt, und ift eben,
wie fo oft, auf Ragnar Abertragen, was einem andern Vilingerhkuptling
qulam.
6) Annal. Inisfal. a. 837, 6.31 Cod. Dubl.s Annal IV.
836, &. 339; Annal. Ulton. a. 840 u. 841, &. 215.
al. 6. 29 u. 32, Cod. Dub.
8) Giraldus Cambrensis, Topographia Hiberniac,
6. 37, 6. 748 (Anglica, Normanpica, Hibernica, Cambrica a veterihus
seripta, edd. Camden, Frantfurt, 1602), fegt gunådft ble Unkunft ber Nor-
waglenses unter Torgeslus in bad Saf r 838, fagt aber bann co. 42, S. 740
dennoch: Annos igitur elrelter triginta Norwaglenstam pompa et Tur-
gesil tyrannis in Hibernla perduravit. Wahrſcheinlich iſt an eine Keihe von
fich folgenden Einfaͤllen zu benten, beren ledte mind entſcheidenſter dann dem
Jahre 838 angehoren mag.
9) Annel, IV. Magistr. a. 843,6.345; Anna1, Ulton. å. 844,
Norwegiſche Jahrten und ufiedeiumgen in Irland unb SÅotttand. 73
etnfttmmend aber wird in ben nådyffølgenden Jahren von einer Reihe
blutiger Schlachten gefprødjen, in meldjen eine grøfe Jahl von Nord⸗
leuten fått 10), und es ſcheint bemnad in ber That eine fråftige und
allgemeine Grhebung gegen biefe frattgefunden au haben. Sehr wohl
ſtimmt mit diefen Nadridjten die Angabe eines Fråntifdjen Annalifen
åberein, wonach ble Schotten, d. h. nad ålterem Sprachgebrauche die
Irlander, feit vlelen Jahren von ben Rordmånnern angegviffen, im
Jahve 847 von blefen völlig untermorfen und zinsbar gemacht wor⸗
ben feen, aber bereits im naͤchſtfolgenden Jahre ſich erhoben und
bie Fremden aus ihrem Lande vertrieben håtten1); ba gleidgeitig
von einer Geſandtſchaft gefproden wird, melde ber Schottenlonig
nad) erfodtenem Siege an den Fraͤnkiſchen König Karl gefdidt hake,
ift ble Verlaͤßigleit dieſes Beridtes wohl außer Zweifel, menn aud
der für ble Untermerfung bes Volles angegebene Jeitpunkt an das
Jahr feiner endliden Befreiung eiwas ju nahe hingerådt fein mag.
Mir Recht hat ferner Mund und vor ihm bereits Gåöning darauf hin⸗
gewieſen, bafi Snorri von porgils unb Frodi, ben Söhnen bes Harald
Harfagr, erzaͤhlt, fie håtten in Schottland, Britenland und Irland
geheert, und zuerſt unter allen Nordleuten Dublin ſich unterworfen: dem
Frodi fei bort mit Gift vergeben worden, porgils aber lange König in
Dublin geweſen, bid er endlid ber Hinterlif der Iren erlegen fei 12). Offen»
bar ift bler nur, vielleidt mit Benugung einer Ramensåhnlidtelt,
der in Irland hochberühmte porgils ober Torgeis in fagenhafter
Weiſe mit bem nidt minder berihmten Stifter der Alleinherrſchaft
in Rorwegen in Berbindung gebradt, wodurch berfelbe aber freilich
fn der Belt um mindeftens ein halbes Jahrhundert zuweit herab⸗
gerückt wird.
S. 216—7; durch einen offenbaren Verſtoß in der Chronologie erhalten bie
Annales Buelliani (80.11, 6. 11) får benfelben Borgang das Jahr 794.
10) Annal. Inisfal. a. 847—8, 6. 33, Cod. Dubl.; Anna].
IV. Magistr. å. 843—6, 6. 345—50; Annal. Ulton. & 845—7,
S. 217—9.
ii)Prudentil Trecensis Annales, a. 847—8, (Berk, I,
443); bafjer ble Gesta Normannorum, å. 846 (Dachesne, Script,
Norm. hist. 6. 2).
12) Heimskr. Haralds 8. barfagra, c. 35, 6. 113; vergl.
aud fiingere Olafa 8. Trygøvas. 6.2, 6.78; jiingere Olafa
8. hins helga, e. 1, 6.9; Upphaf rikis Haralde harfa-
gra, &. 8, S. 196.
74 L Wbfduitt. 47.
Die Vefreiung Itlands, su welcher der ven ber Gage vielfady
ausgemalte harte Druck der fremden Herrſcher ben Anſtoß gegeben
haben foll15), waͤhrte übrigens nur wenige Jahre. Bald fam eine
frarfe Flotte von Landoleuten ben Norbmånnern in Irland zu Hilfe 19),
und einzelne Jriſche Håupilinge felbft ſchloßen ſich ihnen an15); mit
Grfolg fonnte fomit der Kampf wieder aufgenommen werden. Aller⸗
dings wurden ble Rormegifdjen Heerſchaaten von einem neuen- und
gefåhrlidjen Feinde angegriffen; eine ftarte Flotte Daͤniſcher Månner
(ſchwarze Fremde von ben Jrlåndern genannt, wåkrend ble Ror-
weger weiße Fremde“ hießen) zog gegen Dublin, und es fam ju
wiederholten heftigen Schlachten zwiſchen den Daͤniſchen und Nors
wegiſchen Bifingern ie). Auch dieſe Diverſion vermochte aber mur
vorůbergehend ben Eingeborenen zu helfen; ſchon im Jahre 852 ere
ſchien, fo eråhlen bie Iriſchen Annalen 17), Amhlaibb, ber Sohn
des Königs von Laithlinn, und untervarf fid ſowohl ble einge⸗
borenen Itlander, als bie zugewanderten Nordleute, und mit ihm
lamen zwei Brider, Sitrioc und Jobar. In dem Koͤnigsſohne von
Lochlan, d. h. Rortvegen, hålt es nicht ſchwer den Olafr hinn hviti
au erfennen, ben Sohn des Norwegiſchen Königs Ingjaldr, von
beffen flegreidjen Kåmpfen in Itland aud bie Nordiſchen Quellen
wiſſen; ble Angelſaͤchſiſche Form feines Namens, Anlaf, erklårt befjen
verberbte Geftalt bei ben Jrlåndern. Unter Sitrioc und Jobar aber
iſt unverfennbar ein Sigtryggr und Jvarr ju verftehjen; Belde follen
zu Waterford und merik ſich egene Reldje gegründet haben, von
benen indeſſen weit weniger befannt Ifi als von dem Neidje Olafs
zu Dublin 18), — Es erzählt aber eine Jolaͤndiſche Quelle von
13) gl Worsaae, Minder om de Danske og Noråmåpdene, S. 384—5.
14) Annal. Iniafal. 2.849, 6.33, Cod. Dubi.; Annal. Ulton.
9. 648, 6.219.
15) Annal. Ulton. a. 849, 6.210—20; Annal. IV. Magistr.
*. 848, 6.352.
16) Annal. Inisfa). a. 851—2, 6.34, Cod, Dubl.y Annal.
Ulton. å. 850—51, 64.220—15 ble Annal. IV. Magistr. a. 847, &.351,
bann a. 849—50, S. 354—85 verwedfeln jenen Hålfegug Rorwegiſcher mit dlefern
Angrifft zuge Daniſcher Sie.
17) Annal. Ulton. å. 852, 6.2213 Annal. Inisfal. å. 853, 6. 34,
Cod. Dubl,; Annal. IV. Magistr. a. 851, 6.356.
18) Giraldus Cambronsis, ang. O. 0. 43, 6.750 eråhlt, freilich
neben mandjer fagenhaften Uudfdmidung bes zweiten Croberungkzuges ber
Neorwegiſche Fahrten und Wuflebefungen in Ivland und Gåottland. VS
Diaf 9): ,,Oleifr enn hvitt (ber Weiße) blef ein Heertdnig; er war ein
Sohn bed Königs Ingjaldr, bes Sohnes des Helgi, hes Sohnes des
Olaf, des Sohnes bed Gudraudr, des Gohnes bes Halfdan hvitbeinn
eißfuß), bes Könige der Upplånder. Oleif der Weiße heerte auf
der Weſtfahrt, und gemann Dublin in Irland und den Bezirk von
Dublin, und madjte fid sum König daråber; er heirathete ble Audr
djupaudga (ble Grundreidje), eine Tochter bes Ketill fatnefr (d. h.
Stumpfnafe); porsteinn raudr (der Rothe) hieß beren Gohn. Olaf
ſiel in Seland im Kampfe, Mub aber und Thorftein fuheen da ned
ben Hebriben; ba heirathete Thorfteln ble puridr, eine Tochter bes
Eyvindr austmadr (Oftmann, d. h. Norweger), elne Schweſter bes
Helgi enn magri (ber Magere)”. Die Mnnalen der Jrlånber ger
benfen ihrerſeits wieberholter Heerzüge Dlafs; ein folder gegen
Munfter jelgt den Olaf mit Imar, d. h. wohl jenem Ivarr, vere
båndet20), ein anberer gegen Meath mit Imar und bem Iriſchen
Könige Cerbhail21), bel einem britten Zuge erſcheint neben Olaf
und Imar nod) ein Haͤuptling Namens Auisle betheiligt, vielleicht
eben jener Eyvindr nustmadr, befen Tochter fyåter mit Olafs
Norweger: Fuerunt autem Duces eorum tres fratres, Ameolaus søtlieet,
Øytaracus et Yvorus. Constructis Haque primo civitatibus tribus: Du-
bhinia, Gwaterfordia, Limirico, Dubliniae principatus cessit Amelao,
Gwaterfordiae Sytaraco, Limiriel Yvoro: et ex els paulatim, ad alles
Hiberniae civitates construendas processu temporis sunt derivati. Wu
ben Mamenbformen ergibt lå, daß Siralbus hler Keltiſchen Quellen felgts
føgenbaft ift aber, baf bie brei Geerfihver Brilder, und daß fle die Grimber
ber von ihnen befegten Staͤdte geweſen fein follen.
19) Landnama, II, c. 15, 6.108. Den Gtammbaum giebt Abereins
fiøtnsmend Ar! hinn frod1, felbft ein Radfomme Diafö in gerader Linle; Ialen-
dingabok, c. 12, 65.20; und aud ble EyrbyggjaS. c.1, 6.4 fagt:
nKetill Satnefr verheirathete feine Kodter Audr an ben Olafr hvitt, ber da
ber mådjtigfte Heerlbnig war weſtwaͤrts Aber ber See; er mar ein Sohn des
Ingjaldr, des Sohnes bes Helgi.” Es ift ein Verſtoß, wenn Laxdåla 8.
6.1, 65.2 ber Vater Ingjald Frodi enn fråkn! genannt wird. Bir werden
fibrigen8 auf ODlafs Haus nochmals zurücktommen.
20) Annal. Ulton. å. 856, 6.223; bie Anna l. IV. Magistr. 6.350
erwaͤhnen 3u biefem Jahre einer von Jomhar unb Cearbhall gemeinfam ger
wonnenen Såladt.
21) Annal. Ulten. å. 858, 6.224; Annal. IV. Magistr. a. 857,
&. 339.
pr) L Abſquit. $. 17.
Sohn ſich verheirathet 22), — wieder bel einem anderen Juge, der aber
gegen Schottland geridtet ift, teten miner Olaf und Auisle ger
meinſam auf23). Wir erfahren ferner, daf im Jahre 866 Auisle,
biefimal ald tercius Rex Gentilium bejeldjnet, von feinen eigenen
Brådern erſchlagen, und daß in demfelben Jahve Olafs Burg ere
ſtürmt und eine grofie Angahl ber vornehmften Håuptlinge der Nord⸗
leute getöbtet wurde?); bagegen treten im Jahre 869 Olaf und
Imhar ald Reges Nordmannorum wieder eine Schottiſche Stadt
belagernd auf25), und fehven im folgenden Jahre mit veidjer Beute,
ble fie den Anglen, Britten und Picten abgenommen, nad) Irland
quriidt20), Seit feiner Heimtehr von blefem Juge wird Dlaf kn den
Srifdjen Annalen nidt mehr genannt, und er ſcheint nod im Jahre
870 over 871 geftorben, oder vielmeht, menn wir unferer Jolaͤndi⸗
ſchen Quelle glauben bårfen, in einer Schlacht gefallen zu feins
bereit8 im Jahre 872 wird uns beridjtet: Imar, Rex Nordmannorum
tocius Hibernie et Britannie in Xpo quievit27), und mir ente
22) Annal. Utton. a. 862, 65.226—7; ble Annual, IV. Maglistr.
a. 861, 6.364 reden nur von Olaf, Jvar und etnigen weiteren, unbenannten
Håupilingen.
23) Amnal. Ult. a. 865, 6.227—8; bie Annual. IV. Magistr,
6.366 ſehen in ba Jahr 864 eine ſchwere Niederlage ber Rordleute, welche
vielen ihrer Håuptlinge bad Leben getoftet habe, waͤhrend andere, was bemers
lenbwerth ift, gefangen genommen und nad $ellung ihrer Bunden getauft
worben feiens im folgenden Jahre, alſo 865, foll bann ble Erftirmung ber
Burg Olafs und eine zweite ſchwere Riederlage der Rordleute frattgehabt haben,
woneben nodj be Todes zweier genannter JFåhrer Odolb micle, (Audolfr mikli7)
und Galmbeola (Grimr blola?) befonder8 gedadjt wird.
24) Annal. Ulton. a. 866, 6. 228—90; Annal. Inisfal. bh. &
9.35, Cod. Dubl.
25) Anna. Ulton. a. 869, 6.230; beftåtigt burd ble Annalos
Cambriae, a. 870 (Mon. hist. Brit. I, 6.835), unb Brut y Tywyso-
810n, a. 870 (ehenda, S. 845).
26) Annal. Ulton. a.870, 6.230—1. Rad ben Annal. Inisfal.
a. 870—1, 6.35—6. Cod. Dubl. håtte es fid bet biefem Buge zunaͤchſt um
ble Unterftigung ber Daniſchen Höuptlinge, Hinger und Hubba, b. Å. Yngvarr
unb Ubbl, in Gngland gehanbelt.
27) Annal. Ulton.a. 872, 6.231, åjnlid Annal. Inisfal. a.873,
Ø.36, Cod. Dubl.; Annal. Buelliani, S. 11 burd einen mehrfad wie -
berholten dronologifden Verſtoß jum Jahre 807; Annal. IV. Magistr. &
Norwegiſche dahrten und Unfiebefunget it Itland und Schottland. 77
nehmen hieraus, daß in einem der naͤchſworhergehenden Jahre Olaf
geſtorben und Ivar deſſen Nachfolger geworden ſein mußte. — Neben
Svar tritt übrigens aud Olafs Sohn, der rothe Thorſtein, als Nad»
folger ſeines Baters auf; es helft von ihm in einer Islandiſchen
Duell”): „Thorſtein madjte fld au einem Heertöniges er trat in Ger
ſellſchaft mit Sigurdör enn riki (ver Mådtige), einem Gohne pes
Eysteinn glumra (Donner); fie gewannen Katanes (Galthjnef) und
Suörland, Ros und Merrhåfi (Morven), und mehr als ble Hålfte
von Schottland; Thorftein wurde König baråder, bis ihn dle Schotten
verriethjen, und ba fiel er im Kampfe.“ Böllig entfpredjenden Ber
richt geben aber aud) ble Iriſchen Annalen, indem fie sugleid får
Worſteins Tod bas Jahr 874 fefiftellen; daß deffen Name Oistin
geſchtieben wird, mas eher dem Nordiſchen Eysteinn als porsteinn
entfpridit, barf bei ber beftimmten Angabe bes Vaters und bed Ger
ſchides nidt flören.
Auf jenen Jvar, oder Wenn man annehmen vill, daß deſſen
naͤchſter Nachfolger Thorfteln geweſen fel, auf blefen, følgte bann bes Er⸗
ſteren Sohn Siegfried; im Jahre 887 wurde er hinterliftig von ſeinem
eigenen Bruder getödtet doe). Cine Parthelung unter den Rordleuten
ſelbſt war ble Folge blefer Unthat; dem brubermörderifen Sohne
Ivars trat ein Jarl Siegfried (Sichfrail) gegenåbers1), und eg ſcheint,
daß Jener junådj aus dem Lande weichen mufte, da demnådft
von feiner Rildtehe nad Irland gefprodjen wirb32). Um bas Jahr
871, 64.378. Bemertendoerth iſt ble obige Angabe aud barum, well aud ber
felben erfellt, dap König Ivarr bie Taufe empfangen hatte.
28) Landnama, ll, e 15, 6.109. Aehnlich ſagt die Laxdåla 8.
€. 4, 6.6—8 von Thorfteln : „er legte fid alsbald auf dle Heerfahrt, und heerte mett
Herum in Sdottland, und gewann immer den Steg; dann verglid er fld mit
dem Schottenlbnig, und erwarb hald Schottland, und wurde König Barker;
— — bie Siotten hielten nidt lange den Vergleich, denn fie verriethen ihn
gegen ble Uebereinkunft. Art porgilsson enn frodi (ber Gelehrte) fagt fo be»
vigtig bes Lebensendes bed Thorſtein, bak er ju Katanes fel.” Jener Sigurd
aber war Jarl auf den Orkneys; val. unten, $.8, Anm. 11.
29) Annal. Ultom. å. 874, 6.232: Olstin mac Amlaiph, réx Nord-
8 per dolum ocelsus es
887, & 238: Siefirth mac fmalr, Rex Nord-
mannorum, å r dolum ocelaus est.
31) Annal. Ult 92 (893), 6.239.
32) Annai. Ulton. &. 893 (894), 6.230.
78 L Yiuitt. 6.1.
895 fanb ber Brubermörder, befjen Name Sigtryggr geweſen zu
fein ſcheint, ſeinen Tod, und in bem gleidjen Jahre fåNt ein anderer
Sohn Jvars, Olaf, in ener Såladt gegen dle Jrlånder35); fo ſehr
war aber burd) jene Partheiung ble Macht der Rordleute geſchwächt,
daß berelte um bas Jahr 901 oder 902 beren Burg zu Dublin von
awel Iriſchen Königen erſtürmt, und ihre Bertreibung aus Irland
erſtrüten werden fonnte34), — Zunaͤchſt ſcheinen nun die Håupilinge
der Bilinger, nidt eben mit vie Grfolg, ihr Glåd in den umlie⸗
genben Landen verfudjt au haben; mir erfahren, daß Ivar Jvarsfohn
um bas Jahr 903 eine ſchwere Niederlage durch ble Picten erlitt,
und felber im Kampfe fiel35). Daneben aber wird aud Irjand immer
im Auge behalten, und gelegentlid aud hier eine Schlacht geliefert 30);
es Fommt allenfalls aud zu Kåmpfen unter ben verſchiedenen Håupt»
lingen ber Rordleute felbf, wie 3. B. Rögnwald Jvardfon (Ragnall h.
Imair) bei Anglesey gegen Barör Ottarsson (Barid mac Noctir)
ſiegreich fireltet 37). Vald aber beginnen wieder umfaffendere und
damit aud) erfolgreldjere Unternehmungen; um vas Jahr 944 er⸗
ſcheint eine große Flotte ber Nordleute an der Jvifjen Kåfte, und
eg erfolgt foført eine Landung bei WBaterforb**). Raſch vermehven
ſich ble Heiden, und unternehmen Streifzüge gegen Munker»), fa
fogar gegen Leinfier+0); jegt landen Sigtryggr Ivarsson und Rögu-
valdr Ivarsson, ber Lehtere an ber Spihe einer Daͤniſchen Hülfo-
83) Apnal. Ulton. a. 895 (896), S. 240 hjelpt cb punådft: Skriaec
mac Imalr ab allis Nordmannis occisns est; bann aber wirb erzaͤhlt, wie
Amlaim h. Imalr in ber Schlacht fålt. Den Tod bed Lehteren kennen aud
ble Annal. Inisfal. å. 896, 6.37, Cod. Dubl., ben Lob Beider ble
Annal IV. Magistr. a. 891, 6.400.
34) Annal. Ulton. 4. 901 (902), 6.242; vgl. Amnal. Inisfal. 4.
903, 6.35, Cod. Bodl. und å. 902, 8.37, Cod. Dubl.; Annal, IV.
Magistr. a. 807, 6.405.
35) Annal. Ulton. 8. 003 (904), 6.243.
86) Annal, Ulton. a. 912 (913), 6.246; Annal. IV. Magistr. å.
908, &.420; recht deutlid find freilich beide Beridte nidt.
37) AnnaL Ulton. 913 (914), 6.247; val. Brut y Tywysogilon,
a. 914 (Mon. Brit. hist. I, 6.847).
38) AnnaL Ulton. a. 913 (914) 6.248; Annal. IV. Magistr. å
910, s. 422.
39) Annal. Ulton. 014 (915), 249.
40) Annal, Ulton. å. 915 (916), &249,
Rorwediſche dahrten und Mnfisbefungen in iland und Schottland. TO
ſchaar, eine gewaltige Schlacht wird geſchlagen, in melder ble Fremden
bas Feld behaupten: noch im Jahre 917 erobert Sigtryggr Dublin
uråd 11), Wohl wurde um blefelbe Helt Rögnwald mit ſeinen Dånen
aus Waterford wieder vertrieben; er unternahm inzwiſchen mit Gott-
frieb, Ivars Gulel, (Golkbrith uan Imair) und ben Jarlen Ottar
und Krakubeinn (Ottir, Gragabai) einen Heerzug gegen ble Schotten,
weldje, obwohl durch Angeiſaͤchſiſchen Jugug verfårkt, in einer blue
tigen Schlachi unterlagen; Sigtryggr aber wufte fi, gleldfolle
angegriffen, in Dublin 3u erhalten42), und im folgenden Jahve fiel
in einer gewaltigen Schlacht gegen ihn der Obertönig von Irland,
Njall, mit einer großen Anzahl von Unterfönigen und fonftigen Bor-
nehmen ). Auch Sigtryggr mufte im Jahre 919 Dudlin nad
einer verlorenen Schlacht verlaffen 44), und Roͤgnwald Jvarsfohn, ber
König ber Dånen und Rormeger, ſtarb im Jahre barauf; in eben
dieſem Jahre 920 aber gewann aud) berelts Gottfried, Jvars Enkel,
wieder Dublin 45), und waͤhrend Sigtryggr um bas Jahr 926 ſtarb 48),
wußte fid jener, durch öftere Nachzüge verſtaͤrlt, unter ſortwaͤhrenden
Kaͤmpfen bis in bas Jahr 933 ju behaupten, in welchem er ſelber
ſtarb 47). v
41) Annal. Ulton. 2.916 (917), 6.250—1; Annal IV. Magistr.
a. 015, 6.427—8.
42) Annal. Ulton. a. 917, 6.251—52; Annal. IV. Magistr. å.
916, &.430.
49) Annal. Ulton. a. 918 (919), 6.252—3; ble Annal. Inisfel,
6.35—6. Cod. Bodl. fegen biefe Schlacht treig flon in dad Jaht 905; bas
øegen hat Cod. Dubl. 65.39 biefelbe heim Jahve 916. Die Annal. Buel-
lani, 6.12, geben mit ihrer gemdhuliden Verrechnung ba Jahr 852; ble
Annal, IV. Magistr. 6.431 bagegen wieder das Jahr 917.
M) Annal. Ulton. å. 919, 6.253; vgl. Annal. IV. Magister. å
918, &.435,
45) Annal. Ultom. a. 920 (921), 6.2535 Gotifriedb Ankunſt fejen ble
Annal Inisfal. 6.36. Cod. Bod1. ſchon ins Jahr 907, und laffen ihu,
a. 908, 8.37, nad Nok hinfibergehjen; Annal. IV. Magistr. a. 919,
€. 438—9.
46) Annal. Ulton. a. 926 (927), 6.258; Annal. Inisfal. 2.927,
6.40, Cod. Dubl., wobei zugleich beridtet wird, baf ble Rorbleute Dublin
aufgegeben håtten, wad bodj nad ben Anna. Ulton. mur får einige Monate
ber Fall war. Annal. IV. Magistr. a. 925, 6. 146.
47) Annal, Ultom. å. 933 (934), 6.261; Annal IV. Magistr.
2. 932, 6.456,
80 L Wojdviitt. $ ⁊
Die Hauptfådjlidfen Sdidfale des midjtigfen Reiches der Nord⸗
feute in Irland find bamit bezeichnet, und zugleich beren erheblidjere
Unternehmungen gegen Såottland mit ermåhnt; wohl muß babei
inzwiſchen beadytet merben, daß neben ben Königen zu Dublin und
ihren Genoſſen fortwaͤhrend aud noch andere Schaaren auf elgene
Fauſt ſich herumtreiben, nur vorübergehend mit Jenen gemeinſame
Sache machend. Beachtenswerth ift ferner, daß nicht nur die ſtaat⸗
liche Zerriſſenheit Itlande ſelbſt den Rordleuten vielfach eingeborene
Anhaͤnger ſchafft, und ab und zu ber eine oder andere Iriſche Klein»
tbmig an ihrer Seite gegen die eigenen Landsleute ſtreitet, fondern
daß ihnen aud) eine weitere Stige in den fonfrigen Skandinaviſchen
Heerhaufen geboten ift, melde gleidyeitig bie Engliſchen und rån-
liſchen Küſten beunruhigen, oder auf ben Orkneys einen Ausgangö-
pintt fir ihve Raubfahrten gewonnen haben. Insbefondere ſcheinen
feit dem Anfange des 10. Jahrhunderts, d. h. feit Aelfreds Glege
und fen Bergleidj mit Gudrum ble Heerung im Angelſäachſiſchen
Lande befdjeåntt hatte, und durch bie Abtvetung der Normandie an
Mollo eine åhulide Wendung aud in Frankreich eingetreten war,
Daniſche Bilinger in gröferer Zahl fid bet den Unternehmungen
der Normeger in Island hilfreld ermiefen zu haben. Geit Rögne
wald fifren eingelne Gåupilinge bafelbft ben Titel von Königen der
weißen und ber ſchwarzen Fremblinge, d. h. ber Rormeger und Dånen;
ben Ottarr jarl, ben wir um 917 mit Rögnwald und Gottfried in
Schotiland kaͤmpfen ſehen, laffen Wälſche Quellen um das Jahr 910
oder 913 nach Britannien lommen 45), — eine fpåtere Engliſche
Chronik laͤßt im Jahre 912 ben Reingwald rex mit bem comes
Oter und Oswulf Cracabam eine Heerfahrt gegen Dunbline madjen 49),
und blefelben Månner finden mir menige Jahve fpåter in den Jri-
ſchen Unnalen als Rögnwalds Begleiter auf feinem Juge gegen
Schottland, — Altere Engliſche Chroniften endlich erwaͤhnen im Jahre
918 eines von ber Bretagne aus in Wales, England und Irland
erſolgten Ginfalles von Vitingern unter ben Jarlen Obtor und
48) Annales Cambriae a. 913 (Mon. hilst. Brit. I, 6.830);
Brut y Tywysogion, a. 910 (ebenda, 6.847).
49) Simeon Dunelmensis, de gestin regum Anglorum,
he (ebenda, S. 686).
Rorwegiſche dahrten und Mnfledeimgen in Irland und Gåottland. GL
Hroald 5). Mir dårfen aus allem Dem entnehmen, daß es ble
$Hilfe der an ben Franzoͤſiſchen und Engliſchen Kåften herumſchwaäͤr⸗
menden Vikinger vormviegend Dånifdjen Stammed war, melde den
Norwegern ble Wiedereroberung ihrer Jrlåndifjen, und sum Theil
aud) Schottiſchen Befigungen möglidj madjte; bas Uebergewicht aber
- in jenen Landen behaupten nad) wie vor ble Normeger, und aus
ihrem Stamme gehen barum nod immer bie Könige Dublins hervor.
Es verfteht fid von ſelbſt, daß blefe Gråndung Norwegiſcher
Reiche in dem långft chriſtlichen Jeland und Schottland nidt ohne
Einfluß auf den Glauben ber einmandernden Schaaren bleiben fonnte,
und eben barum haben wir, hauptfådlid auf Munchs gründliche
Forſchungen geſtützt, deren Gefdidte etwas eingehender berühren zu
ſollen geglaubt. Beſtimmtere Anhaltspunkte bezüglich der Fortſchritte
des Chriſtenthums unter den Einwanderern gewährt indeſſen bie
Magerkeit der faſt ausſchließlich als Quelle blenenden Iriſchen Anna»
len nicht; ble beiläufige Bemerfung, daß einmal gefangene Norwe⸗
giſche Haͤuptlinge von den Jrlåndern getauft worden ſeien, deine ebenſo
beilaͤufige Notiz über den chriſtlichen Tod des Königs Ivarr, ift das
eingige hieher Begiiglidhe, mas dieſelben bieten 51). Bedenkt man aber
ble enge Berbindung, welche eingelne Iriſche Håuptlinge mit ben
Norwegern eingingen, und melde hin und wieder fogar durch Wechſel⸗
heirathen befeftigt mwurde 52), bebentt man ferner, daß gerabe aus
dem Weſten, wie mir ſehen werden, die erfte Befanntfdjaft mit dem
Ghriftenthume in Island fid herfdreibt, fo barf man immerhin vor»
ausoſetzen, baf eine erheblidje Zahl von Norwegiſchen Anſiedlern in
Itland und in Sdottland fid wenigſtens äußerlich zu dieſem befannt
babe, und waͤre es aud nur, um mit ben hier wie anderwaͤrts un»
buldfamen Ghriften in Verkehr treten zu Fönnen.
50) 8. 8. Chron. Anglo-Sax. h. a. 6. 377—78.
51) Giehe oden, Unm. 28 und 27.
52) Fridgerdr, eine Kodter des Itiſchen KönigS Kjarvall (Cerbhail;
fiehe oben, Anm. 21), heirathete den porir hlma, Landpama, lil, 6. 10,
S. 198; ihre Schweſter Raförta ben obengenannten Eyvindr Austmadr,
ebenda, c. 12, 6.205; eine brite Schweſter, Körmlöd, ben Grimolfr,
ebenda, V, c. 13, 6.318. Aus ber Grettis 8. c.3, 6.4 erfahren wir,
daß Eyvindr ben Gcuh bes Landes feineb Schwiegervaters in Irland kdere
nommen hatte.
Maurer, Belshrung. 6
2 1. Abſqnut. 4.6.
$.8.
ANorwegiſche Anfiedelungen auf den Hebriden und norbweftliden
Infeln. '
Wir haben bereits Gelegenheit gehabt ju ermåhnen, vie zu
Anfang des 9. Jahrhunderts die Fåröer von ben Iriſchen Anacho⸗
veten, bie flg bahin zurückgezogen hatten, causa latronum Norman-
norum geråumt werden muften, wie Island und die Shetland⸗
infeln, obwohl nicht ohne eine ſparſame Urbevötferung Keltifdjen
Stammes, bod bamals ebenfalls als öde Lande gelten Fonnten,
wie endlid ble Orkneys, von den Papar gleichfalls aufgegeben, um
jene Belt nur als ein Schlupfwinkel von Bifingern galten!) UG
Gtippunkte au Heerfahrien nach Irland cder Schottland modte fid
aumal bie lehtere Inſelgruppe bienfam erweiſen; um bleibende Nie⸗
berlafjungen, zumal in fo unwirthlidjen Landen, war es aber ben
Vilingern jener Zeit nidt zu tun geweſen. Anders geftaltete ſich
bie Sache, ald in ber zweiten Hålfte des 9. Jahrhunderts Haraldr
harfagr in Normegen die Alleinhertſchaft aufridtete, und um biefe
zu flågen, aud In ble Redte der freien Gemeinde und des freien
Grundeigenthums eingriff; nidt nur die Kleinfönige mit Ulem, was
ihnen aus Verwandtſchaft oder Dienfipfidt anhing, mußten jegt
aus dem Lande weidjen, fondern aud zahlreiche Bauern, bie fol
auf bie ererbte Breiheit nicht „des Königs Knedte" mwerben wollten,
ſahen fid nunmehe fm Auslande nad) einer neuen Helmath um,
„wo man frei fei von jebem Ungrife eines Königs oder anderer
gervaltthåtiger Månner” 2). Jegt alſo beginnt im grofartigfien Maafe
eine Auswanderung, nicht mehr blog von Abentheurern, beren Sinn
auf Kampf und Plünderung geridtet ift, und die allenfalls nad
jahrelangen Heerfahrten fidj wieder in ble Geimat suråddegeben,
um bier des ermorbenen Ruhmes und Raubes gemådjlid zu ge-
nießen, fonbern aud) von gefegten und vergleidjømeife friebliebenben
Leuten, weldje neue Wohnſitze zu bleidender iederlafjung auffudjen,
um in biefert bas frilhjere Leben ungeftört fortſetzen au Fönmen; menn
bie Bitinger felbft, well ihnen die Ridfehr nad Norwegen großen⸗
theils verfagt ift, von jegt am mehr als vordem nad) Eroberungen
1) Oben, $. 4.
2) Morte der Vatnsdåla 8. 6. 10, S. 46.
Rorwegifde Unfiedelungen auf ben Gedriben und nordweft. Infeln. 83
zu trachten beginnen, fo wenden jene ruhigeren Auswanderer ihre
Bilde vorzugsweiſe auf nicht oder bed nur menig bevöllerte Ge.
genden, beren Befignahme iknen ohne Kampf und Streit offen ſicht.
So werden bemnad nunmehr in rafdjer Folge auf der Slandina⸗
vifdjen Halbinfel felbft Jömtaland und Helsingjaland colonifirt; bas
får bie Nordleute neu entdedte Jsland erhålt In menigen Derennien
feine volle Bevölterung, fo viel deren dle arme Infel zu ernåhren
vermodjte; enblid aud) ble Gårder, Shetland, ble Orkneys, forvie die
wohl aud vordem nidt fart bevölferten Hebriben werden nunmehr
von Norwegiſchen Einwanderern befegtt). So mafjenhaft erfolgte
ble Muswanderung, baf König Harald, um einer Berödung des
eigenen Landes vorgubeugen, biefelde erft verbot, bann aber wenige
ſtens mit einer Steuer belegte 4)!
Gridöpfende Nachrichten, wie fie bezüglich der Colonifation
Jolands erhalten find, fehlen bhinfidtlid der ſüdlicher gelegenen
Snfeln; dod wiſſen wir, daß nad) ben Orkneys und den Hebriden
(ven Sudreyjar, d. h. Gidinfeln, ber Rordleute) vorzugsweiſe ſtreit⸗
barere Maͤnner fidj hinmandten, theile weil die nahe gelegenen
Jriſchen und Schottiſchen Kåfen Gelegenheit zu Abentheuern und
werthvollen Groberungen boten, theils aud, mel es von bler aus
möglid war, burd) Heerfahrten nad Norwegen an König Harald
und feinen Werlzeugen Radje zu nehmen får bie erlittene Gewalt5).
So fåhrt Oenundr trefotr (Holzfuß), nachdem er in ber grofen
Schlacht in Hofrsfjördr gegen König Harald tapfer mitgetåmpft
3) Den Sufammenhang aller dieſer Wanderungen mit dem Uuftreten König
$Haraldö in Norwegen findet man in meinen Beitrågen gur Rechtsgeſchichte des
Øermanifden Norbend, Heft I, S. 9—34 des Meitern erdriert.
4) Isleudingabok, c. 1, S. 4—5.
5) 8. 8. Heimskr. Haralds 8. harfagra, c. 20, S. 06: ,und
viele mådtige Månner aus Norwegen flohen, von König Harald geådtet, und
fuhren auf bie weſtliche Heerfahrt; den Winter der maren fle auf den Orkneys
ber Gebriben, im Gommer ader heerten fie in Rorwegen, und thaten ba dem
Sande vielen Schaden.“ Dir oden, $.4, Unm. 11 angefuhrte Stelle ber Hine
toria Norweglae, 6. 6 fihrt mit Bezug auf ble Orkneys fort: Insulas
sibi subdiderunt, ubi securlus hjemalibus sedibus munlii, estluo tem-
pore tum In Anglos tum in Scotos quandoque In Hibernlos suam exer-
eentes tyrannidem, verum ut de Anglia Northimbriam, de Scocia Kaiha-
masiam de Bybernia Diffinniam, ceterasque marltimas urbes su0 Imperlo
sabjugarent.
6*
84 ' 1. Ubſchnitt. $. 9.
Batte, ' mit prandr Bjarnarson, elnem Øruder jenes Eyvindr
austmadr, nad ben Hebriben, wo er durch fråhere Heerfahrten
bereit wohl befannt mar und überdieß viele Bermandte und Be⸗
freunbete wußte; fpåter lehrt er nach Norwegen zurück, nimmt hier
an einem Jarle des Königs Radje wegen der Tödtung eines Be»
freundeten, unb verlåft bann ble Geimat auf immer6). Bon SöG
klofi, bem Gohne bes Königö von Mari, heißt eg, er hade wieder⸗
holt in Rorwegen geheert, und dem Könige Harald durdj Todtfdlag
und Plindberung viel Schaden gethan, fa feldft deſſen eigenen Sohn
Gudormr erfdlagen 7); aud er mag auf den weſtlichen Infeln feinen
Winteraufenthalt genommen haben. Uuf den Infeln des Weftens
treibt fid ferner ber vom Könige geåditete Hrolf herum, ble er end»
fid nad Frankreich hindbergeht, dort die Rormandie zu fiften. Rad
den weſtlichen Inſeln mendet fid aber aud Ketill flatnefr
(Stumpfnafe), ein Håuptling, deſſen Gefdledt mit der Gefdidte
des ålteften Chriſtenthums im Norden fo mefentlid sufammenhångt,
daß feiner etwas ausführlicher gedacht werden muß.
Ketil war aber ein Sohn deg Björn buna (Ochſenfuß), und
ein mådjtiger hersir oder Heradsvorſteher im Raumsdilafylki; alg
er gewahr wurde, mie ſchwere Gewalt König Harald den Klein»
lonigen und fonftigen Håuptlingen im Lande anthat, und überdieß
Verdacht ſchoͤpfte, daß demnådf ble Reihe an ihn felber fommen
werde, berief er feine gefammte Verwandtſchaft sufammen, um zu
berathen, was unter foldjen Umftånden 3u thun fei. Zwei Auswege
erſchienen möglid: entweder ber hartnådigfe Widerftand, auf ble
Gefahr hin, daß Giner nad den Andern in der Heimat erſchlagen
werde, oder bie Flucht aufer Landes; auf den Rath ves Björn,
eines Sohnes bed Ketil, wird die legtere beſchloſſen. Iegt fragt es
fid, wohin die Manderung au ridten fei; Björn und beffen Bruder
Helgi fdjlagen Island vor, ber alte Ketil aber meint, bamit wolle
ev es in feinen alten Sagen nidt mehr verfudjen, fondern lieder in
ben Weſten ziehen, wo er von fråheren Heerfahrten her bereits bes
fannt war und gute Aufnahme gu erwarten hate. Dabei bleidt es;
Ketil geht mit elner gtemlidjen Zahl von Befreundeten und Bedlen-
Ø) Grettis 8. c. 1—7, S. 1—12.
D Helmskr. Haralds 8. harf. c. 11, 6. 846; € 33, S. 110:
Norwegiſche Unfiedelungen auf ben Gebridén und norbweft. Infeln. OG
ſteten zu Schiffe, und laͤßt fid, wohl aufgenommen, in Schottland
nieder, waͤhrend ſeine beiden Göhne ſich ihrerſeits nad Jsland
wenden. Go ber Bericht der Laxdala Saga 6); nad) anderen Duel⸗
fen verhielt es ſich mit Ketils Auswanderung etwas anders*). Die
ewigen Heerslige, welche von ben Orkneys und Hebriden aus gegen
Rorwegen unternommen wurden, ſollen nach dieſen zu einer Klage
der Bauern beim Könige geführt haben. Harald beſchloß fofort
einen Kriegszug nach dem Weſten, und übertrug dem Ketil den
Oberbefehl. Vergebens ſuchte ſich dieſer des Auftrags zu entſchlagen;
als ev aber endlich genoͤthigt wurde zu fahren, nahm er Weib und
Kinder, fo viele deren daheim waren, mit, vertrug ſich mit den
$Håuptlingen im Weſten, unterwarf ſich die Hebriden, und machte
ſich aud ſeinerſeits von König Harald unabhångig. Mag man
nun bem einen oder bem anbern biefer Beridte Glauben ſchenken,
fo freht jedenfalls fo viel feft, baf Ketil in Schottland und auf ben
Hebriden alsbald eine gervaltige Gtellung ſich ermirbt; ſeine Tochter
Auör oder Unnr war mit König Olaf dem Weißen von Dublin
vermåhlt, und Mutter bes røthen Thorſteins, — deren Schweſter
porunn katte ben Helgi, einem Sohn des ſchon mehrfad erwähn⸗
ten Eyvindr austmadr und einer Iriſchen Königstodjter zum Manne:
durch ble Verheirathung Thorfteins des Mothen mit des Helgi
Schweſter puridr wurde bas beide Gåufer zuſammenhaltende Band
mod) fefter gelnåpft. Ketil aber ließ ſich im Weſten mit alen den
Geinigen taufen; nur ber eine feiner Söhne, Björn hinn austråni
(ver RNorwegiſche), helt eg für unwürdig, ben Glauben der Bor-
falren aufsugeben, und veriibelte feinen Angehörigen fehv den getha-
menen Schritt 10). Wie ble icberlaffungen auf ben weſtlichen Infeln
8) Laxdåla 8. c. 1—4, 6. 2—6.
9) Eyrbyggja S c. 1, 6. 2—4; Landnama, I, e. 11, S. 415
jångere Olafs 8. Tryggvas. co. 121, 6. 245—6. Aud darin weidt
bie Darftellung biefer Quellen von der obigen ab, daß fle den Helgi vorerft
mit Ketil nad den Hebriden gehen, den Björn bahin nadfolgen, und erft
von hier aub, was entſchieden ridtiger ſcheint, Beide fpåter nad Jöland hin»
fiber wandern låft.
10) Byrbyggja 8. 0. 5, 6. 12: ,Björn erfuhr, daß fle (>. 6. feine
Geſchwiſter; ber Vater war inzwiſchen geftorben) einen anbern Glauben hatten,
und es erfdien ihm unwårdig, bak fle bie alte Bitte, melde ihre Bermanbt»
ſchaft gehabt hatte, aufgegeben hatten, und es behagte ifm da midt, und er
86 L Mbfljnitt. 6. 8.
auf ble religidfen Zuſtaͤnde der Eiuwanderer wirlten, mag man aus
dieſem une zufaͤllig åberlieferten Beifplele ermeffen.
König Harald fonnte begreiflid jenen immer fid wiederholen ⸗
den Maubzågen ſeiner flüchtigen Gegner nidt rubig aufehen; wir
erfahren, aud menn wir dem eben erwaͤhnten Beridte åder Ketils
Senbung keinen Glauben su fenten geneigt fein follten, von um.
faffenben Unternehmungen bes Königs gegen den Weſten. Gnorri
erzaͤhlt nåmlid 11): , König Harald erfuhr, daß weit henim mitten
im Lande Vilinger heerten, weiche im Winter weftmårts ber ver
See fid aufhielten; da zog er feben Sommer mit dem Landesauf-
gedote aug, und burdifreifte ble Infeln und bie entlegenen Sderen.
Wo aber ble Bilfinger feln Geer gewahr wurden, ba flohen fle Alle,
mnd bie Meiften hinaus in bie See. Als aber dem Könige blefe
Måhe zuwider wurde, ba geſchah ed eines Sommers, daß König
Harald mit ſeinem Heere weſtwaͤtts iber ble Ger fegelte; er kam
amerft nad Hjalltland (Shetland), und erſchlug da alle Vikinger,
ble nicht entflohen. Dann fegelt König Harald ſüdwärts nad ben
Orfneys, und reinigte ba Alles ven Bitingern. Hierauf fährt er
ble zu ben Sudreyjar hinaus, und heert ba; er erſchlug da viele
Bitinger, welde vordem Heerhaufen unter ſich gehabt hatten. Er
ſchlug da viele Schlachten, und gewann immer den Sieg. Da heerte
er in Schottland, und fålug ba Gåladten. Als er aber weſtwärts
nad) Mön (ber Inſel Man) fam, da hatten ſie bereits erfahren,
weiche Heerung er vorher ba im Vande gelhan hatte; alles Bolt
floh da hinein nach Schottland, und es mar ba Alles verlaffen von
Menſchen; aud alles Bieh war weggebradit, fo weit es geſchehen
fonnte. Und als König Harald mit ben Geinigen an's Land ging,
wollte fld midt ba nieberlaffen.” Landnama II, c. 11, 65.95 heift es von
ihm: „er ſtarb in Bjarnarhöfo, unb wurde bei Borgarlåkr in ben Hügel ge⸗
legt; benn er allein unter ben Kindern beb Ketill fatnefr war nidt getauft,»
und bie flingere Olafs 8. Tryggvas. 0. 121, 6.245—6 fagt von ihm:
„er wurde bei Borgarlåkr in ben Hügel gelegt, benn er allein war nidt ges
tauft unter ben Sinbern bes Kettll Matnefr; Ketil ader hatte fid weſtuch aber
ber See taufen laffen, und fein geſammtes Haus (skuldalld), ſoweit es Hei
ihm war.” Mir werden auf dle einzelnen Angehdrigen Ketils surådfommen.
11) Helmskr. Haralds 8. harf. o. 22, 6. 98—9; vgl. jångete
Olafs 8. Tryggvas. c. 95, 6. 193—5; Landnama, I, 6. 11, 6.41;
Uppbaf rikis Haralds hart. c. 7, 6. 193.
Norweoiſche Mnflebemgen auf ben Gebriden und nordweſtl. Infeln. OG
ba gewannen fie feine Beute. — — In blefen Schlachten fiel Ivarr,
ber Sohn beg Rögnvaldr, beg Jarle von Mari; jur Buße dafür
gab aber König Harald, als er von Weften suridfegelte, dem Jarl
Rögnvaldr bie Orfneye und $Hjaltland; Rögnvald aber gad fogleid
beibe Lande feinem Bruder Sigurdr, und ber blieb ba im Weften
aurlid. König Harald gab dem Gigurb ble Jarlswürde, che der
König oftmårte fegelte. Da fam mit ihm in Bund Dhorfteln der
Rothe, din Sohn Olafö des Weißen und der Audr der Grunbs
reichen; ſie heerten in Schottland, und untermarfen fidj Katanes
unb Sudrland bie Ekkjalsbakki (d. 5. bis zum Strande bes Fluſſes
Oikel, welder im Süden Gutherlandfhice begrens). Der Jarl
Sigurd tödtete ben Melbrigdi tönn (Jahn), einen Schottiſchen Jarl,
und band ſich befjen Kopf an den Gteigbigelriemen, und ev ſtieß
mit dem fleiſchigen Theile bes Beines an einen Jahn, der aus dem
Kopfe vorftand; da fam eine Geſchwulſt an den Fuß, und davon
erlitt er ben Tod, und er iſt bel Ekkjalsbakki beerdigt; ba regierte
ble Lande fein Sohn Guthormr einen Winter, und er ſtarb finder
los. Rachher festen ſich in die Lande zahlreiche Vilinger, Dånen
und Norweger.“ Doch vermodjten fid dle Vikinger auf den Orkneys
midt lange zu halten; Hallaör zwar, meldjen ſein Vater Rögnvaldr
zunaͤchſt als Jarl bahin abfandte, wußte fid ihren Angriffen gegen»
diber nicht zu halten, und kehrte unverridteter Sache nad Norwegen
zurüch; deſſen Bruder aber, Einarr, oder wie er als Erfinder bes
Torfbrennens zumeiſt genannt wird, Torf-Einarr, wurbe bald
mit benfelben fertig und bradjte bie Jarlswürde auf ben Iufeln zu
gtoßer Geltung 12). Die Orkneys und bas ju ihnen gehörige Shete
land maren von nun an ju einem Schatlande Norwegens geworden,
und felbft ein Conflict, in welchen Einar Jarl mit dem Könige ge-
viethj19), ånderte hieran Nichts; thatſaͤchlich freilich ſcheint auf ben
Inſeln regelmaͤßig nicht viel von dieſer Oberhertlichkeit verſpuͤrt
worden zu ſein. Eine åhulidje Berfafiung hatte König Harald aud
12) Helmskr. Haralds 8. harf, c. 27, S. 104 —5; jüngere
Olafs 8. Tryggvas. c. 96, 8. 195—6.
13) Heimskr. ang. O. €. 30—2, 8. 106—9; jingere Olafs 8.
Tryggvas. c. 97, 6. 196—7, unb c. 98, S. 200 — 1; vergl. ferner ble
jöngere Olafs 5. hins helga, c 91, 6.212; Helmskr. Olafs
$. b. helga, c. 99, 6. 144; Orkneylnga 5. 6.2.
88 - I Wojdnitt. 6. 8.
auf ben Hebriden einzurichten verſucht; wir erfakren von einem Jarl
Tryggvi, ber im Kampfe fiel, bann von befjen Nachfolger A s-
björn skerjablesi, melder Letztere von Bitingern åberfallen und
ermorbet wurde ic): wie precår ble Stellung blefer Jarle gegenåber
ben felbfifrånbigen Mormannenreidjen in Irland und Schottland,
gegentiber ben fortwaͤhrend heerenben Bifingerhaufen ſein mochte,
laßt ſich berelte aud biefen bileftigen Angaben, ben einzigen uns
überlieferten, entnehmen 15). Ob bei derfelben Gelegenheit aud dle
Farder in Abhaͤngigkeit von Norwegen geriethen, muß dahin geſtellt
bleiben; in der zweiten Haͤlfte des 10. Jahrhunderts erſcheinen auch
fle als Norwegiſche Gåaglande, ohne daß man doch erführel, wann
und wie ſie dieſe Eigenſchaft erlangt haben.
König Haralds Jug nad ben Inſeln des Weſtens ſcheint, fo
hoch ober gering man im Uebrigen befjen Bedeutung anſchlagen
mag, fedenfalle ble Wirkung gehabt zu haben, daß eine stemlidje
Zahl ber dahin geflddteten Norweger fld andere und entferntere
Mokhnfige fudten; durd ihn namentlid ſcheint eine zahlreiche Ein-
wanderung Hebridlidjer Rormeger nad Jeland veranlaft worden
au fen. An den religlfen Berhåltmiffen der Inſelbewohner fonnte
indeſſen begreiflid) feine Unternehmung Nichts andern, und wir duͤrfen
demnach nicht bezweifeln, daß nach wie vor das Leben unter den
eingebornen Chriſten der weſtlichen Lande, daß insbeſondere der
freundliche und durch Wechſelheirathen befeſtigte Verkehr mit einzel⸗
men Keltiſchen Familien eine ziemliche Zahl von Nordleuten zu einem
wenigſtens åuferlidjen Uebertritie bewog. Auedrüdliche Zeugniffe
uber ſolche Borfommniffe find uns freilich nur tn ſehr geringer Zahl
erhalten, und fie knüpfen ſich lediglich an die Ueberſiedelung einzelner
belehrter Håufer nach Joland an; in dieſem Zuſammenhange wird
demnach auch von denſelben unſererſeits zu handeln ſein.
14) Droplaugarsona 8. 6.4; Landnama, IV, e. 2, S. 243
und V, c. 12, 6. 314.
15) Landnama, I, c. 11, 6. 41 wird ausbridtid geſagt, daß gleld
nad) König Harald Heimfehr von feinem Kriegszuge bie Bifinger, barunter
aud Såotten und Iren, auf den Hebriben fich wieder feftfegten, und eg ift
blef tn der That fehr begreiflich.
6-0. Die Unfinge bed Chriſtenthums in Norwegen unk Sand: OG
$.9. .
Pie Anfånge des Chriftenthums in Aorwegen und Yøland.
Mie meit etwa bie im Auslande von eingelnen Norwegern mit
dem Ghriftenthume angenåpften Beilehungen auf das Gtammland
ſelbſt zurũckwirlten, darüber fehlen alle und jede ausbridtiden Nadje
richten; lediglid aus inneren Grånden lågt fid ſchließen, daß ble
Graåhlungen heimlehrender Bitinger oder Kauffahrer, vas Beifpiel
und ber Jufprudj elngelner in der Fremde getaufter Normeger oder
aud ber in großer Jahl geraubten und mit heimgefdleppten drifte
lichen Sklaven, daß endlid ble fortmåkhrend erhaltene lebhafte Ver⸗
bindung mit ben Rormegifdjen Niederlaffungen im Weſten, in welchem
der neue Glaube friihere und erheblidjere Fortfdritte maden mußte,
midt ohne alle Ridwirtung auf bas Mutterlanb geblieben ſein
werden. Ginige Befanntfdaft mit dem Chriſtenthum, wenigſtens in
feiner åufjeren Gridjeinung, einige Beadtung beffelben als der aug»
ſchließlichen Religion ber mådjtigen und glångenden Reiche bes Sidens
und Weſtens, vielleidt aud eine innerlidjere Befreundung eingelner
Merfonen mit demfelben modte fid in Folge jener Cinflåffe geltend
madjen, wie Aehnlidjes in Bezug auf Schweden uns ausdrücklich
bezeugt wird; von grofer Bedeutung fonnten aber alle diefe Wir⸗
fungen um fo weniger fein, als felbft die im Auslande gefnåpften
Beziehungen zur Kirdje meift nur fehr roher Ratur waren 1).
1) Richt ohne Intereffe ift in dieſer Beyiehung, was bie, freilid durchaus
unbiftorife, Oervar-OQdds S. c. 17, S. 227—8 von ihrem Helben ersåhit.
Auf einem Heerquge nad) Frankreidj kommt Oervar-Oddr mit feinen Genofjen
Gudmundr und Sigurdr einmal an ein großes ſteinernes Haus, deſſen Baus
art ihnen gang fonberbar vorlommt; fie fyredjen darüber, mad es wohl får ein
Gebaͤude fein merde, und warten bann ab, 618 deſſen Bewohner fommen roire
ben. Endlich kommen Leute in grofer Bahl, und mit allerlei wunderlichen Ge»
berden; voller Erſtaunen warten bie Nordleute, bid biefe wieder herausfommen,
unb erfahren jegt auf ihre Frage, baf bas Vand Uquitanien heiße, bad Gebkude
eine Kirche oder ein Minfter genannt werde, und bak man darin eben Gotteb⸗
blenft gehalten hade. Auf ble Gegenfrage, ob fie Heiden felen, antwortet
bd: „wirt wiſſen gar Midt von einem anderen Glauben, wir glauben aber
an unfere Madt und Gtårfe, und midt glauden wir an porr oder OS1nn;
aber mas fir einen Glauben habt ihr? Der Einheimiſche fagte: „wir glauben
an den, ber Gimmel und Gude geſchaffen hat, die See, bie Sonne und ben
Mond.“ Odd fyrad: „der muß groß fein, ber alles da gegimmert hat, bak
olaube ich eingufehen.” Nad mehrwochentlichem Aufenthalte laffen fid Gudmund
90 L Wojduitt. 6. 9.
Ein lebendiges und zugleich beſtimmtes BiCd von ben durch dere
artige Ginflåffe- vermittelten ſchwachen Anfången des Chriſtenthums
bletet uns bagegen bie Gefdidte von Jeland; bie Jahl und Be»
ſchaffenheit der erhaltenen geſchichtlichen Gagen, melde die Schichſale
elnzelner Månner oder Gefdledter der Infel zum Gegenſtande haben,
ſowie eine gum guten Vhelle auf uns verforene Quellen geftågte
betaillirte Schilderung der erften Nordiſchen Niederlaſſungen, gemwåhet
aud) in biefer Beziehung elmen veit tieferen Einblick in dle inneren
Verhaͤltniſſe bes Landes, als welchen die vorzugsweiſe nur die åufere
Staats» und Königsgefdidte verfolgenden Norwegiſchen Quellen
geſtatten. BereitB unter ben erſten Anfieblern in Joland finden wir
elne große Anzahl von Månnern, weldje vordem ber Heerfahrt in
ben Weſtlanden obgelegen hatten?), und es merben aud wohl Js⸗
laͤndiſche ober Schottiſche Sklaven ermåhnt, melde von ihren Herm
mit bahingebradjt werben3); nidjt minder wanderten, und zwar tole
und Sigurd von ben Cingebornen bereden, den Glauben angunehmen. „Da
wurde Odd gefragt, ob er ben Glauben annehmen wolle? Er fprad, er wolle
ihnen dazu Ausficht maden: ich will euere Gitte annehmen, aber doch bei
berfelben Lebensweiſe bleiben wie vorbem; id mill weder ben porr anbeten,
nog ben Odlan, oder andere Gögen, id hade aber keine Anlage bagu, in dieſem
Lande ju fein, darum will idj von Land zu Land wandern, und hald bel Heiden»
Teuten fein, und balb bei Chriſten. Dod wurde beſchloſſen, daß Odd getauft
wurde.“ Die Todtung eines Biſchofs rådjt er blutig, und geht fogar nad
BPalåftina, um fid im Jordan au baden; im Uebrigen bleibt er bei feiner alten
unftåten SebenSmetfe, bei allem feinem Aberglauben, und es wird ſelbſt erzaͤhlt,
daß Ddinn in menſchlicher Geſtalt fid ihm genåjert und ihn unterfiigt hade,
0. 23, S. 257. In feinem Ulter kehrt Odd heim nad Norwegen; jur Före
berung bes Chriſtenthums aber konnte ein berartiger Belehrter natirlid nidt
Berufen fen, unb wenn bas von ifm Erzaͤhlte nidt ald gefidtlid wahr gel»
ten fann, fo liegt darin bod Nichts, mad nidt in gar mandem Falle, vorge
Tommen fein modjte.
2) So ben oben bereits genannten Oenundr trefotr, ben prandr Bjar-
marson, Geirmunår heljarskinn (&obtenhaut), Såmundr hinn sudreyski,
pormosr skapti, Ketill gufa, u. bal. m.
hat Björlelfr 10. Iriſche Sklaven bei fl, von denen bann ble
rjar biefen ihren Namen erhalten; andere bringt Ketill gufa mit;
Haven hat Hallstelnn porolfsson; Kjaran, ein Gtlav bes Geir-
verråth fid durch feinen Ramen ald Kelte. Erpr, ein
jarl von Sdottland und einer Iriſchen Königbtodter, und
waren Breigelaffene ber Audi, und bie Mutter bed Grfteren,
Myrgjol, war beren Magb, alle brei aber famen mit iht nad Jöland, u. dol. m.
Die Unfinge bed Gjeifentfumb in Rorwegen und land. 91
es (djeint großenthells in Folge von König Haralds Kriegszug, in
giemlidjer Anzahl Leute nad) Jeland hiniber, meldje vorbem bereité
auf den weftliden Inſeln, in Irland oder Schottland anfåpig ger
wefen maren: ſelbſt elmjelne Månner Keltifdjen Stammes ſcheinen
ſfich ihnen angeſchloſſen 3u haben ), und håufiger nod. findet ſich
ener Verſchwaͤgerung mit Keltiſchen Geſchlechtern Erwaͤhnung ger
thjan3). Daß unter ſolchen Umſtaͤnden neben weit zahlreicheren Heiden
aud) einzelne Chriſten nad Jsland herüber kamen, war natürlich
genug, und wird ung überdieß noch ausdrücklich bezeugt; ble ein⸗
selmen hierũber erhaltenen Berichte ſollen wegen bes Intereſſes, wel⸗
des fie får bas erſte Auftreten bes Chriſtenthums im äußerſten
Rorden bleten, hier voMfåndig mitgetheilt verden. Jur Entſchuldigung
ber Ausfũhrlichleit mögen die Morte dienen, weldje bei derſelben Ger
legenheit eine unferer Quellen gebraucht e); „Darum ader ift hler
von einigen Landnamemånnern geſchrieben, weil es nicht unpaſſend
erſcheint, in dieſer Erzaͤhlung einiger ber Leute zu gedenlen, und zu
4) 604. B. Askell hnokan, ein Sohn des Dufpakr, eines Sohnes deg
Dufojall, eine Sohnes des Iriſchen König6 Kjarvall, Landnama, Vi c.8,
6.298; deffen Bruder Vilbaldr, ebenda, IV, c. 11, S.267—68; u. dgl. m.
Sn bei Beitem den meiften Fållen erſcheint freilld zweifelhaft, ob die Bezeich ⸗
nung des eingelnen Mannes ald eines Schotten, Irlaͤnders, Hebridiſchen, auf
Keltifde Ablunft hindeute, ba dieſelbe aud Nordleuten zulommen lonnte, die
fid in jenen Landen niedergelaſſen hatten; ſelbſt Keltiſche Namen, wie Kalman,
Dufpakr, Dufan, Konall, Man, u. bgl. find midt vdllig entſcheidend, ba bet
gemifdter Bevdlterung leicht die Ramen eines Gtammed auf Angehdrige des
anberen ũbertragen, und bann aud wohl bei dieſem legteren wieder weiter vers
pflangt wurben. Keltiſche Ubftammung von der miitterliden Seite her laͤßt
fich håufiger nadmeifen; in einem alle fogar Flåmifde, Landnama I,
6. 11, 6.200.
5) Durch bie oben, $.7, Unm.52, erwåhuten brei Tödter waren mehrere
Selandiſche Geſchlechtet mit bem Haufe bed Jrentdnig8 Cerbhall verfdmågert;
der Lanbnamemann Audunn stotl hatte die Myrun, eine Todter bek Iriſchen
&önigb Maddadr jur Gje, Landnama, II, c.10, S. o33 Helg! Ottarsson
nahm bie NiSbjörg, eine Tochter des Königé Bjolan und ber Kadlin, der
Kodter des ormånnifden Hrolfs (oben, G.5, Anm.31), bei einem Heerquge
in Schottland gefangen, und heirathete fie fpåter, ebenbda, II, c. 11, S. o5,
in etwas fpåterer Beit kauft fid Höskoldr auf einem Norwegiſchen Markte ble
Melkorke, eine gefangene %odjter bes Iriſchen Kdnigs Myrkjartan, ohne fle
freilidj zut Wuͤrde einer anerfannten Ghefrau zu erheben, ebenda, Il, c. 18,
6.114, und Laxdöla 8. co. 12, 6.28 u. folg.; u. bal. m.
6) Jiingere Olafs 8. Tryggvasonar, c. 120, 6. 24—5.
92 L Abſquitt. 6. 9.
beridjten, welchen Geſchlechtes biefe Månner waren, ble hier an den
wahren Gott geglaubt haben, ehe nod bas Chriſtenthum in Jøland
gefeglid) angenommen war, als wenn blef eine Vorverkündung over
Buriftung får ble freudenvolle Wendung gemefen wåre, bie fpåter
eintrat, da alles Bulk in bem Lande von ben Irrwegen ves Teufels
fid zum Dienfte bes wahren Herrn wandte, fo bak fortan das
Chriſtenthum emig geåbt und erhalten, und midt mehr verlafen
wurde."!
Bir hatten bereite Gelegenheit zu bemerfen, wie Ketill flat-
nefr auf ben Gebriden ſich niederlleß und bafelbft mit allen den
Geinigen, mit eingiger Ausnahme (eines Sohnes Björn, die Taufe
annahm?); Ketil felbft ſtarb nun freilidj in den Wefilanden, feine
Radjfommenfdaft aber mandert gröftentheile nad Island hiniber,
und bringt ben bort angenommenen Glauben hieher mit, ohne darum
bod) mit jenem Björn, der als Heide bereit dahin vorangegangen
war, ben vermandtjdaftliden Verkehr abzubrechen. Ketils zweiter
Sohn, Helgi bjola, welcher ſich zu Kjalarnes in Südisland
niederließ, wird ausdrücklich zu den chriſtlichen Landnamemaͤnnern
gerechnet 5); von Ketils brei Töchtern und von deren Månnern und
Nachkommenſchaft wird fermer dasſelbe beridtet. Die eine dieſer
Töchter, nåmlid Audr, oder wie fie in anderen Quellen heift,
Unnr mit dem Beinamen djupaudga (vie Grundreidje) oder djup-
udga (ble Grundgefdeibte)*), war mit Olafr hinn hviti, bem
7) Oben, $.8, Anm. 10.
8) Landnama, Vi c. 15, 6.321—2; bie Stelle wird unten, Anm. 46,
mitgetfjeilt werden. Die minder verlåffige Kjalnesinga 8. c.1, S. 307
fagt von Helgi: „er war ein tildtiger Mann unter dem alten Glauben, ein
måbiger Opferer, Mug und umgånglidj får Alle;“ fie weiß alfo nur, baf er
tein eifriger Heide, nidt baf er ein Ghrift geweſen fei. — Der Beiname bjola
iſt wohl kaum mit Siderheit qu ertlåren, und ſcheint Itiſchen Stammes zu feins
andertvårt8 wird ein Hroaldr bjola genannt, Laudnama, IV, c.1, 6.239,
und bas Mort findet fid fogar als Hauptname, ebenda, IX, c. 11, S. os,
IV, o. 11, 6.268.
9) Die Islendingabok, c. 2, S. 5 und c. 11, S. 19 nennt fie Oopr,
b. h. Audr; ble Landnama Audr djupauda, wobei inbeffen bie Hauks-
bok einmal, Il, c. 15, &. 108, not. 13 bie Bariante djupudga hat; die Eyr-
byggja 8., bie Fåroyinga 8. c.1, 6.1, Grettis 8. 0.26, 6. 62,
endlid ble jångere Olafs B. Tryggvasonar faben beftåndig Aude
djupaudga; bie porflnns 5. karlsefnis, c. 1, Ø.85 hat in verſchie⸗
Die Anfinge bed Ghrlftenthumb in Novegen und Iöland. 94
fråher beſprochenen Nordiſchen Könige in Dublin, vermåktt geweſen;
nadjbem blefer ihr Gemahl, und etwas fpåter aud ihr Sohn porsteinn
binn raudi im Kampfe gefallen War, zog fie mit zahlreicher Beglei⸗
tung nad) Island hinüber, und erfdelnt hier fofort als eine elfrige
Ghriftinn 19). An dem Orte, an melde ſie ihr Gebet 3u verridten
pflegt, laͤßt fle fid Kreuge aufrichten; beim Herannahen ihres Todes
ſchlaͤgt fie zwar das herfömmlidje Erbbier nidt aus, meldes fa aus
bem Heidenthume fpåter aud in die Rormegifdjen Chriftenredte here
åbergenommen wird, fle verlangt aber am Meeresſtrande begraden
zu werden, innerhalb bes Bereidjes ber Fluth, um nur nidt in un-
geweihter Erde legen zu miiffen 1). Gleich nad ihrem Lode vere
denen Handſchriften tjeilb Audr djupaudga, theils djnpudga. Dagegen lautet
ber Mame in der Laxdåln 8. beftåndig Unnr djupaudga, in dem p. af Up-
plendinga konungum, 6.2, 6.104 Unnr djupudga, und bie Njaa
8. c. 1, 6.2 giebt ble vermittelnde Form Vdr djupud'ga, nach anderen Hande
ſchriften djupaudge. Gå ift ju beachten, daß andermårtd eine Audr djopaudga
alé eine Kodjter bed König8 Ivarr vidfadmi genannt wird, bezüglich beren
fi) ebenfall6 bie Ramensformen Unner und djupudga finden. In der Njaln,
€.25, 6.38 heft blefe Lehtere Audr, und in bem Gtilfe Fra Fornjoti,
€.3, 6. 11, und e. 6, S. 14 Audr djupaudga; in dem Sögabrot of forn-
konungum, c. 1, 6. 363—4 und €. 2, &. 366—7 wedfeln bagegen die Fore
men Aodr unb Unnr fogar in einer und berfelben Handſchrift, und lautet der
Beiname c.2, &.370 djupudga, wahrend andere Hanbføriften an diefer Gtelle
wie fonft åjupaadga lefen.
10) Bemerlendwerth ift, baf ble Laxddla 8. von dem Chriſtenthume
ber Unnr gar Richts weiß, ja babfelbe føgar beſtimmt auszuſchließen ſcheint,
foferne fie erzaͤhlt, wie biefe in heidnifdjer Weiſe burd bat Auswerfen ihrer
öndvegissulur den Ort ihrer Miederlafrung beftimmen låft, c.5, S.10, wie
file ferner, ben gleich ju ermåhnenden Beridjten vdllig widerſprechend, nad heid»
niſcher Sitte in einem Schiffe begraben wird, c.7, S.16. Der Widerſpruch
ertlaͤrt fid indefen leicht aud bem fråhen Abfalle ber Nachtommenſchaft Auds
vom Glauben.
11) Gonft gilt das Begraben im Vereide der Fluth ald eine ſchimpfliche
Beerdigung, und wird zumal bei unehrlidjen Verbrechern angewandt; bad Be»
gehren eines folden Begrådniffed Seitens der Aud konnte demnad ret wohl
nur aus fbertriebener chriſtlicher Demuth hervorgegangen fein. So heipt eg
4 8. im Gulapings L. 6.23: ,Das ift nun dad Rådfle, daf man jeden
Mann jur Kirde führen foll, der frirbt, und in geweihter Erde begraben, aus⸗
genommen ble umehrlichen Berbreder, (udadamenn), ble Verråther an ihrem
er, bie Morbmdlfe, die Bredjer bed gelobten Friedenb, und bie Diebe, und
ble Beute, bie fid ſelbſt ba Leben nehmen. Die Månner aber, die ich jept
aufgezahlt habe, fol man im Vereide der Fluth begraben, ba wo ble Ser ſich
94 I. ubſqniit. 6. 9.
FANE aber ihre gefammte Verwandiſchaft wieder dem Heldenthume;
ble Gebetftelle ber Stammmutter wird zwar noch hellig gekalten,
aber au einer heidniſchen Opferftåtte umgeſchaffen, und ber Glaube
des Haufes war, baf ble verfterbenden Ungehörigen desfelben in ble
umliegenden Berge gelangen und in biefen fortleben wuͤrden 17). Die
porunn hyrna (ble Øehörnte), eine Schweſter ber Aud, war an
Helgi hinn magri (ber Magere) verhelrathet. Vaͤterlicherſeits
von Götlåndlfder, mitterliderfeite aber von Jvifdjer Ablunft, ein
Sohn nåmlidj des mehrerwaͤhnten Eyvindr austmadr und der Jvi-
ſchen Königstodjter Raförta '9), war biefer fn Irland geboren, und
berůͤhrt mit bem grinen Waſen.“ Val. ferner ble Grettis 8. c. 19, G.46—7,
wo von einigen erfdlagenen Berferfern gefagt wird: ,,dann wurden fie am ein
Steingerdlle innerhalb der Fluthgrenze (1 Mödarard elna) gedradt, und bort
verſcharrt,“ u. bal. m.
12) Das Sbige if entnommen aus Landnama, il, c.16, 6. 111:
Sie hatte ihre Gebetftelle zu Krosskolar (bei ben Kreushågeln); da ließ fle
Kreuje aufridten, benn fle war getauft und feft im Glauben. Un dieſe Hågel
Satte fpåter bann ihre Verwandtſchaft grofen Glauben. Ein Ultar wurde bort
errichtet, al8 bie Dpfer unahmen; fie glaubten, daß fie in dle Oügel verſturben,
unb pordr Gellir wurde in biefe hineingeführt, ehe er zu Mannedehren ges
langte, wie bief in feiner Sage ergåhlt wird; ferner ebenda, c. 19, S. 1171
Aud war eine ſehr mirdige Frau; da fie alterbmåde war, [ud fir ihre Blutde
freunde und Verſchwaͤgerten ju ſich, und ridtete ein koſtliches Mahl zu; und
ba bad Mahl brei Nådte gedauert hatte, da waͤhlte fe får Gre Freunde Ge»
ſchenle au8, und gab ihnen heilfame Rathfdlåge; fle fagte, baf bas Mahl nod
drel Nådte måbhren folle, unb ſprach, daß es ihr Erbmahl fein folke; biefelbe
Mat ſtarb fie, und wurde im Bereide ber Fluth begraben, wie fie eb geboten
hatte, benn fle mollte nidt in ungewelhter Erde liegen, ba fle getauft war.
Mad dem verfiel der Glaube ihrer Verwandten.“ Die jilmgere Olafs 8.
Tryggvaa. 0.122, 6.247—9 fimmt hiemit faſt wdrilid Aberein, und telle
weiſe aud) bie porfinns 8. karlsefnis, c.1, 6.87—8; ble Lazdåla
8. €.7, 6.12—6 meldt bagegen natirlidj mannigfad ab. — Beilufig mag
åbrigens bereitd hler bemertt werden, bak ber Familienglaube an bas Verfterben
in gewiffe Berge fid aud fonft in Ibland mehrfach nachweiſen laͤßt. So meinte
bie Berwandtſchaft bed Belporir in bie porishjörg zu verfterden, Landnama,
H, 6.5, 6.78; bie porsnesingar glaubten nad Helgafoll entrådt ju werden,
Eyrbyggja 8. c.4, 6.10—2 unb e. 11, 6.26—8, vgl Landnama,
He. 12, 6.97. Go verſtarb femer Kraku-Hreidarr in bad Målifell,
Landnama, lil, c.7, 6.192; Svanr ging in das Kallbakshorn, Njala
Ø. c. (å, 6.25, und es fommt aud) wohl vor, daf ein Bergriefe ble dem
Røde Merfallenen zu fid in ben Berg ruft, ebenda, e. 134, S. 211—2.
13) gl. oden, $.7, Aum. 19, 22, 62.
Dir Unfinge bek Cjriftenthums in Norwegen und Ysland. ”
theils bler, thelte auf ben Hebriden erzogen worden; an zahlreichen
Beruͤhrungen mit dem Chriftenthume fonnte es ihm hiernach nidt
fehlen, ſelbſt abgeſehen von ſeinem Hinelnheirathen in eine chriſtliche
damille. Dennoch war aber Helgi nur halbwegs chriſtlichen Glau⸗
bens; ble Taufe zwar hatte er empfangen4), und glaubte an ben
Chriſt, nad dem er ſogar ſeine Nlederlaſſung in dem Jolaͤndiſchen
Eyjafjördr Kristsnes, d. h. Vorgebirge Chriſti, benannte; daneben
aber glaubte er aud) an porr, und wandte ſich in allen Nothfällen,
zumal wo es fid um eine Seefahrt handelte, an Diefen: in der
That fragte er bei Thor an, wo er fid in Jeland nicberlafjen folle,
und ben Befig des ihm angevlefenen Landes ergreift er vermittelſt
ber altheidnifdjen Feuerweihe 15). Auch die Gitten dieſes Halbchriſten
14) Rach ber aud Raſt's Handfdrift abgedruckten Ergaͤnzung ber fådenhaften
Bvarfdåla 8. c. 13, 6.197 war Helgi nur primsignår, b. 6. mit bem
Krenge bejeldnet, nicht getauft; belanntüch ift indeffen biefe Crgångung neuerer
Entſtehung, und fomit ohne volle Glaubwürdigkeit. Aus den unten, Anm. 46,
mitqutfellenben Morten ber Landnama, V, c. 15, &.321—2 ergiebt fl,
baf Helgi wirflid getauft mar.
15) Landnama, Ill, €.12, 65.206: ,Øelgi war ſehr wunderlid in
feinem Ølauben (blandinn mjök I tru); er glaubte an ben Chriſt, vief aber
den Thor an um Seefahrt oder ſonſtige Rothftånde. Da Helgi JHland fak,
ging er fld bel Thor zu befragen, wo er Land nehmen folke, die Befragung
aber wies ihn nordmårt8 um bas Sand; da fragte fein Gohn Hrolfr, ob Helgi
denn aud in ba Dumbshar (d. h. bas Eidmeer) fahren wolle, menn ihn Thor
bahin wiefe, benn bem Schiffsvolke lag daran aud ber Ser zu fommen, da der
Sommer bereits ju Gude ging;“ und €&.207: „Im Gommer durchforſchte
Helgi bie gange Gegend, und nahm den geſammten Eyjafjördr zwiſchen Siglunes
und Reynisnes in Beſth, und madte an jeder Flußmlindung ein grofe Feuer,
und heiligte fl bamit ben gangen Bezirk. — Helgi glaubte an den Chriſt, und
mannte darum feine Wohnſtaͤtte nad ifm.” Aus der Landnama ſcheint ble ob⸗
gedachte Ergaͤnzung ber Svarfdåla 8. 6. 13, S. 196—7 geſchopft zu haden;
ebenfo flimmt mit berfelben åberein bie jångere Olafs 8. Tryggvas.
e. 124, 65.251, mi daß hier flatt: m trudi a Krist, er glaubte an den
Ghrift, treffender gefagt ift: hann sagdist trua a Krist, er behauptete an ben
Chriſt zu glauben, oder aud: er wurde ein Ghviftglåubiger genannt. Ueber des
Helgi Wohnſtaͤtte ju Kristsmes vergleide fodann nød Islendingabok, c. 11,
6.19; Laxdåla 8. c.3, 6.6; Vigaglums 8. c. 1, 6.323, net. 1,
u. dol. m. — Zu ber oben mitgetheilten Gtelle ber Landnama mag ader nog
Bemertt werben, daß ber Ausdruck blandinn I tru ebenſowohl burd: gemifdt
tn ſeinem Glauben, als durch: wunderlich in feinem Glauben åbertragen werden
tnute. Björn Haldotbſon giebt: at blande, miscere, ferner: blandina, varius,
versutus, et ubl vitia et virtutes varlo marte pugnant; Son Sonsfon in
96 I. Ubſchnitt. 6. 9.
ſcheinen nidt eben ble mildeften geweſen zu fen, wenn man aus
elner eingelnen von ihm erzaͤhlten Handlung auf diefelben ſchließen
barf 16); jedenfalle hat fid aud in feiner Nadfommenfdaft bas
Chriſtenthum nidt lange erhalten, da bereits feine Göhue Hrolfr
und Ingjaldr Tempel erridjten 17). Endlich ble drite Tochter beg.
Ketil, bie Jorunn mannvitsbrekka 18), wird uns nur als ble
Mutter des Ketill hinn fiflski (0.5. bes Rårrifden, Ver⸗
vildtten) genannt, one daß babei ber Rame ſeines Vaters ervåhnt
wilrbe; biefer Ketil aber fulhe von ben Hebriden aus hiniider nad
Søland, und ließ fid 3u Kirkjubar nieder, alfo an einem ber früher
von bet Papar bewohnten Orte. Als Chriſt fonnte er hier under
laͤſtigt wohnen, waͤhrend Leute heidnifdjen Glaubens nad) der allge⸗
melnen Volksmeinung an dem Orte ſich nicht halten konnten; eben
dieſer ſein Glaube trug ihm aber andererſeits auch den wenig ſchmei⸗
feinem Gloſſare zur Njalaſage erklaäͤrt blandinn durch mistus, animo losinee-
rus; Son dinnsfon endlich aͤberſeht an unferer Gtelle: In relicione admodum
praevaricabatur. Ich finde ben Audbrud sambland in der Bebeutung von
Umgang gebraudt, BardarS. Dumbssonar, c. 1, 6.163; sidblendinn für
umgånglid, vertråglig, Isfirdinga 8. G.54; Gaungu-Hrolfs 8.
6.4, 6.240; at blandas vid tru får: flid mit dem Glauben abgeben, por-
finns 8. karlsefnls, c.7, 6.169: aus allen biefen Wortbedeutungen
wifte id) ingmifdjen keine Erllaͤrung unferer Stelle zu ſchopfen. In ber Njala
8. c.33, 6.49 wird bagegen von der Haligerdr gefagt: hen er blandia
mlok, und €. 140, 6.227 von poroddr: pott hann påtti nokkvt blandinn,
vard havn monnum po jefaan at 1id1; beibemale ſteht das ort offenbar
tn ber Bedeutung: wunderlid, verſchroben, unverlåfig, und biefe (Geint aud
fir unfere Stelle ble richtige zu fein.
16) Svarfdåla 8. c. 13, 6.143: „die Mutter aber beg Hrant war
porkatla bie Alte, nad weldjer bad Kötlufjall (ber Katla-Berg) benannt ift,
weil fie Helgi ber Magere bafelbft ums Leben bradte, und zwar ließ er fir in
ber Wrt ju tobt frieren : er legte iht dahin fo lange Speife, bis ſie forb.”
17) Landnama, Ill, c. 16, 6.221: ,,Øelgi gab dem rolf, feinem
Sohne, alles Land oſtlich der Eyafjardara, aufwaͤrts von Arnarhbvoll, unb er
wohnte in Gnupufell, unb erridtete ba einen grofen Tempel; ferner S. 222:
nåelgi der Magere gab dem Ingjald, feinem Sohne, das Land von Arnarhvoll
aufwaͤrts bis zum åufjeren pvera; er wohnte in bem oberen pvera, und ers
vidjtete ba einen großen Tempel” Bgl. bie jngete Olafs 8. Tryggvas.
6. 124, S. 251.
18) D. 4. ble Månnerwigbrederin, bie verſtandige Månner Bejauberndes
ber bei Jrauen fo vielfagende Beiname wird aud anderen Weibern beigelegt:
16 finde einer Astridr mannvitshrekka gedadt, Landnama, IV, c.4,
Ø. 247, und bfter.
Die Anfinge bed Chriftenthums in Norwegen und Yöland. or
chelhaften Beinamen ein, unter welchem ihn nnfere Quellen fennen.
Sn Ketils Radfommen(dHaft erhielt ſich ausnahmsweiſe das Chri⸗
frenthum von Bater auf Sohn ble In ble Jeit, da dasſelbe durch
Dankbrand in Island gepredigt wurde; ber beftimmende Grund får
deſſen Grhaltung fåeint aber freilidj nur eben jener Vollsglaube ger
wefen zu ſein, daß Heiden su Kirkjubår nidjt wohnen birften 19).
An den Stamm beg Ketill fatnefr låft fi aber aud noch
ein weiterer Chriſt anknüpfen, ber, und amar ebenfalls mieder von
den Hebriden aus, nadj Jeland hinuberwanderte, Oerlygr nåmlid),
ein Sohn bed Hrappr, eines Sohnes bes mådjtigen Heradshåuptlings
Björn buna in Rormegen; ein anberer Sohn dieſes Letzteren, und
fomit ein Oheim Oerlygs, war eben unfer Ketil Stumpfnafe ge-
Wwefen20), Oerlyg ſcheint eben dieſer Verwandtſchaft megen ſchon
fråh in den Weſten hinübergekommen zu ſein, und bort den chriſt⸗
Vidjen Glauben angenommen zu haben; wenigſtens erflårt fid auf
blefem Mege am einfadften, wie es geſchehen fonnte, dak fein Bruder
pordr skeggi (ber Bårtige), ber ebenfalle nad Island hinüberzog,
fine Spur von driflidem Glauben seigt, vielmehe umgekehrt als
19) Landnama, IV, c.11, 6.266: ,Gin Mann hieß Ketill enå
fiflskl, ein Gohn der Jorunn mannvitsbrekke, einer Tochter deb Ketill Mat-
mefr; ev fuhr von den Hebriben aud nad Island; er war Chrif. — Ketil
wohnte ju Kirtjubar; ba hatten vordem Papar gefeffen, und da fonnten Heidens
leute nidjt wohnen. Ketil war ber Bater des Aabjörn, bed Vaters des porsteinn,
bes Water des Burtr, bek Vaters de Gefepfpreders Sighvatr, des Baterd
be$ Kolbeinn.” Ebenſo die jiingere OlafsS.Tryggvasonar, 0.125,
5.251, nur baf hier ben Morten: hann var vel kristinn, er war ein guter
Chriſt, nod ber bemertendwerthe Veiſat folgt: pvi kalladu heidingjar hann
Ketil enn fiska, barum nannten ihn bie Heiden ben nårrifden Ketil; ferner
ble 6.4, Anm. 3 bereits mitgetheilte Stelle, c. 216, &.202, wo bie Borte:
ok voro aliir kristlr, ben djaralterififden Beifal haben: pvint par matti
aldri heldinn madr bua. gl. ferner Njels 8. c. 102, 6.158: , Bon da
fuhren fle weſtwaͤrts nad Skogahverfi, und hjerbergten ju Kirkjubår; bort
wohnte Svartr (Surtr), kes Asbjorn Sohn, des Sohnes bed Thorſtein, be
Sohnes Ketils des Rarriſchen. Dieſes Geſchlecht war von Vater auf Sohn
chriſtlich geweſen;“ ebenſo in ber Kristni 8. c.7, S. 46, nur daß Thorſtein
Bier ausgelaſſen ift. Endlich bezüglich der Genealogie vergleiche allenfalls aud
noch bie Laxdiå la 8. c. 1, 6.2.
20) Øgl. 4. 8. Landnama, I, c. 10, 6.30; femer e. 12, S. M, wo
Helgi bjola Derlyg8 brådrungr, 5.5. Geſchwiſtertind genannt wird
7
Maurer, Bekehruns.
”% L Abſchnitt. $. 9.
ein elfriger Beobachter altheldnifdjer Gebråude ſich erweiſt 2i). Ueber
den Oerlyg wird aber Folgendes berichtet 22: „Oerlygr hieß ein
Sohn bes Hrappr, bes Sohnes des Björn buna; er ward erzogen
bei dem heiligen Biſchofe Patrekr auf ben Hebriden 23). Er bekam
Luft nad) Island 34 fahren, und bat ben Biſchof, får ihn Rath zu
ſchaffen. Der Bildjof hieß ihn Hol zu einer Kirche mit ſich nehmen,
und eine eiferne Glode, ein plenarium (d. h. wohl ein vollſtaͤndiges
Meßbuch), und geweihte Erde, um fle unter ble Gdpferler der Kirdje
au legen20); zugleich wies ihn der Biſchof an, ba Land ju nehmen,
wo er zwei Berge von der See aus fehen würde, und unter dem
fåblidjen Berge ſich anzuſiedeln: in jeden ber beiden Berge werde ein
Dal ſich hinaufziehen; bort ſolle er ſich feine Wohnftåtte nehmen,
und eine Kirdje erbauen laffen, und fie dem heiligen Kolumba weihen 25).
21) Bei der Beftimmung bes ODrtes feiner Ricderlaffung legt nåmlid pordr
bas hödfte Gewicht auf ben Plag, an welchem (eine vor der Landung audger
worfenen öndvegissulur antteiben; Landnama, I, c. 10, S. 40, und IV,
0.7, 6.257; jiingere Olafs 8. Tryggvas. c. 118, 6.242. Bergleide
Abrigen8 vegen dieſer Gitte meine Beitråge sur RedtBgefdidte bed Germani-
ſchen Rordens, Heft I, S. 45—7.
22) Bir geben oden die Morte ber Landnama, I, c. 12, 6.424,
und par nad bem erte, welcher im engeven Sinne als Landnama beeidnet
wirb; ble erheblidjeren Abweichungen ber anderen Kerte, alfo ber Hauksbok,
ber Melarbok unb ber gemifdten Handſchriften, bann aud) ber jiingere Olafs
8. Tryggvas. c.119, 6.242—4, follen in ben Anmerkungen berådfidtigt
werben, ber vdllig felbfifråndige Bericht der Kjalnesinga S. aber am Schluſſe
nachfolgen.
23) Mit dem heiligen Patrik der Jrlimter kann der Chronologie nad dieſer
Diſchof nicht identiſch ſein, und von ſeiner Heiligleit und Eriſtenz ift weiter
MidtS belannt; val. Finn Johannaeus, historia eccleslasuea Islandiae,
0.1, 65.35, Unm. Dod ift wohl möglid, daß, naddem Patrik ald Upoftel
ber Sulånder in Iöland wohl getannt war (vgl. Hungurvaka, c.20,
6.140), fen 3 Name in unfere Sage zu deren meiterer Audfdmiidung hineins
bok, Melarbok unb einige anbere Beste fügen bel: „einen
Goldpfenning.”
25) Rach der Dlafsfage ermahnt der Viſchof zugleich ben Derlyg, am vifte
Håjen Glauben feftguhalten. Statt bes Kolumba nennen bie Hauksbok und
Melarbok fammé einigen anberen %erten ben Kolumkilla oder Kolambiila,
gemeint ift aber hier wie bort Kolumba; val. Beda, hist. eccles. V,
6.9, (Monum. hist. Brit. I, 6.256): Qui videllcet Columba nunc å non-
mullis, composito å Celia et Columba nomine, Columcelll vocatur.
Die Anfånge de Chriftenthumb in Norwegen und Yeland. »
Mit Oerlyg war aber ein Mann zu Schiff, der Kollr hieß, fel
Pflegebruder; fobann porbjörm spörr, brittens porbjörn talkni und
beffen Bruder, porbjörn skuma; ſie maren Söhme bes Bödvarr
blödruskalli. Oerlyg und ſeine Genoffen gingen in See, und ſie
hatten eine ſchlimme Fahrt und wußten nidt, mo ſie ſich befandens
ba rief Oerlyg ben Biſchof Patrit an um Landung får fid, und ges
føbte da, wo fie landen miirden, bie Gegend nad feinem Ramen 34
benennen. Kurze Jeit maren ſie nad dem nod in See, als frr
Land fahen, und ſie varen weſtlich gegen bas Land gefommen. Sk
fandeten ba, wo man es Oerlygshöfn nennt (b. h. Oerlygshafen);
den einmårts gehenden Meerbufen nannten fie aber Patreksfjörör
G. 4. Patretsbufen) 35). Da blieben fie den Winter über; gegen
vas Frũhjahr aber råftete Orlyg ſein SAIF, einige ſeiner Schiffleute
aber nahmen ba Land, wie fpåter nod gefagt werden wird. Oerlyg
fegelte von Weften her an Bard vordei; ba er aber ſüdwärts um
den Snåfellsjökull herum in ben Meerbufen fam, fal er zwei Berge,
unb in beiden eln Thal. Da erfannte er bas Land, das ihm zu⸗
gewleſen war. Er hielt nun auf den fibliden Berg zu, und es
war biefi bas Kjalarnes, unb ba hatte bereits feln Gefdrvifterfind,
Helgi, Befig ergriffen. Den erften Winter blieb Oerlyg bei Helgis
im Frühjahre aber nahm er mit bes Helgi Jufimmung Land von
ber Mogilsa bis sum Osvifslåkr, und wohnte zu Esjuberg. Dort
ließ ev eine Rirdje erbauen, wie ihm befohlen war. — Derlyg und
fein Geſchlecht fegten ihren Glauben auf den Kolumba7)" — Bei
26) Die Hauksbok, Melarbok und enige andere Texte fügen Bei: „Kolir
aber vief ben porr an; ba trennte fle ber Sturm, und er fam dahin, vo man
8 Konlsvik (&oll8budt) nennt, und Brad da fein SI."
27) Die Diafsfage fågt hier bet: „er hielt am redjten Ølauben feft, wie
ihn ihm der Biſchof gelehvt hatte, und man fagt, daf fein Sokn ebenfalld nie
Øögen verehrt hade.” Die Hauksbok, Melarbok, bann enige der gemifdten
erte beſchreiben bie Fahrt von dem Augenblide an, da das angemiefene and
auerft erblidt wird, etwas abweichend ; bemerlenswerth find dabei folgende Un»
gaben: „da flef die eiferne Glocke ber Bord, und verfant. Sie fegelten aber in den
Meerbufen hinein, und landeten da, mo man es jegt Sandvik nennt, am Kjalarnes;
ba lag ble eiferne Glodfe auf einem Haufen Seetang; — „fie (d. h. Örlygs Rade
fommen) glaubten an ben Kolumfilla, obwohl fie ungetauft maren. porlelfr (ein
Urenlel bed Orlyg) war von übernatürlicher Staͤrke (tröllankinn), nahm aber
dennoch ben chriſtlichen Glauben an.” Endlid der Beridt der KjalnesingaS.
6. 1, S. 308—0 lautet wie følgt: „Ein Mann hieß Örlyg; er war feer gan»
78
100 1. Abſcuitt. 6.9.
anderer Gelegenheit haben wir bereits barauf aufmerffam gemadjt,
wie in biefer Grjåhlung, zumal menn man die mehrfadjen Jufåe
ber neueren Texte ber Lanbnama beriidfidtigt, ble Nachbildung ålterer
heidniſcher Sitten nicht zu verkennen ift. Wie fonft etwa Thor, fo
wird bler ber heilige Biſchof Patrik ber ben Ort ber Hinftigen Nie⸗
derlaſſung befragt; wie ber heidniſche Håuptling felnen Tempel, ing»
beſondere beffen Grunderde und Holzwerk nad Island mit fid hin»
. fbernimmt, fo wird hier bas sum Bau der chriſtlichen Kirdje Röthige
mitgenommen; bas Ueberborbfallen und Anslandſchwimmen der elfere
sen Gerkunft nadj ein Irlander; in ber Beit war Irland chriſtlich; fiber das
herrſchte damals Konufögr, ber Irenkdnig. Diefer vorgenannte Mann flel in
bes Konigs Ungnade; er fuhr den Bildjof Patret zu finden, feinen Blutsfreund ;
ber aber hieß ihn nad I8land fegeln: benn dahin geht nun, fagte er, ble Segel»
fahrt vieler mådjtiger Månner; und id) will bir bad beifteuern, daß bu brei
tide habeft: da ift geweihte Erde, ble bu unter dle Edpfeiler der Kirche
degen folfft, und ein plenarium, und eine geweihte eiferne Glocke, (einige Hand»
fåriften fågen nod eln Crucifix bei). Du mirft ſudwarts nad I6land kommen;
ba folft bu meftlid vorbeiſegein, bis ein grofer Meerbufen von Weſten her
fid in ba Land zieht; drinnen im Meerdufen wirſt du brei hohe Berge ſehen,
umb in jedem ein Thai; bu follft einwaͤrts halten gegen den fidliften Berg;
ba wirft du einen guten Hafen finden, und ba ift ein Muger Håuptling, ber
Helgi bjola heißt; ber wird bid aufnehmen, benn er ift ein geringer Opferer
(ogt. oben, Ynm. 8), und er wird bir eine Wohnſtaͤtte ſchaffen fådlid unter
bem Berge, von dem id dir vorhin fagte; dort ſollſt du eine Kirde bauen
laſſen (etnige Handfdriften fegen bei: und bie Leute begraben), und dem heilie
gen Kolumba (Kolumban, Kolumbilla) weihen. Fahr nun wohl, fyrad ber
Bifdof, und bewahre einen Glauben auf's Befte, wenn du aud mit Heiden
lebſt. Hierauf viiftete Orlyg feine Fahrt, und von feiner Fahrt ift zuerſt das
va berichten, daß Alles nad Dem ging, wie der Bifdjof gefagt hatte. Et lief
im perneyjarsund ein; bann fuhr er ben Helgi bjola 3u treffen, unb biefer
nahm ibn gut auf; Hriyg erbaute mun da einen Hof und eine Kirche, und
wohnte fortan bort bis in fein Alter.” Val. ferner ebenda, c. 18, S. 459
—60: ,Da fland nod die Kirche zu Esjuberg, welche Orlyg hatte bauen
Taffen; ba gab Niemand mehr auf fie UGt; meil aber Bul ein getaufter Mann
war, unb nie opferte, lief ibn Frau Helga unter ber ſudlichen Kirdjenmauer
begraben, und kein Gut ju ihm legen, aufer feine Waffen. Jene felbige Gifene
ølode hing nod vor der Kirde zu Esjuberg, als Biſchof Arni porlaksson übert
bie Kathedrale gefegt war, und Nicholaus Petrsson ju Hof wohnte, unb fie
war ba von Roft jerfrefjen. Biſchof Arni ließ aud jenes nåmlide plenarlum
fåbroårt8 nad; Stalholt bringen, und Lief es herrichten, und ben Riden lemen,
unb ift ble Sårift baran Iriſch.“ — Diefer Bifdof Urni fak aber in den Jahren
4200—807 auf bem Stuhle zu Stalholt.
Die Anfinge bed Chriftenthums in Normegen und Itland. 101
nen Glode findet fein offenbares Urbild in dem Ueberbordwerfen der
Hochſitzpfeiler, deren Landungsplag ben Ort der sukinftigen Wohn⸗
fiåtte beftimmen follte. Gehoben will die Parallele nod werden
durch den ausbriidliden Gegenſatz, in meldjen ein Anhånger Thors
unter ben Begleitern Oerlygs zu dieſem felbft gebracht mird; waͤhrend
Segterer glidtid ben Drt ſeiner Beſtimmung erreicht, verliert Jener
trob feines Gebeted, oder wegen desſelben, im Sturme fein Schiff 25).
Hår die eigenthimlide Mifdung Griflidjer und heidniſcher Cultur⸗
momente in jener Jeit iſt eben barum biefe Erzaͤhlung in hohem
Grade bejeidjnend.
Weiter werden nod zwei Månner genannt, welde, unter ſich
verwandt, als Ghrifen nad) Joland einmandern, ohne doch wie eg
ſcheint mit bem Hauſe bes Ketill flatnefr in vermandtfdaftliden
Bejiehungen ju ſtehen, Jörundr nåmlid mit bem Beinamen hinn
kristni (der Ghrift), und Asolfr alskikk (gang Gåif, ber
iiberaus Geſchickte ). Ueber den Erſteren beridten die Quellen nur
fo viel, daß zwei Brüder, pormodr und Ketill, Söhne eines gewiſſen
Bersi ober Bresi, aus Irland nad) Island hiniibergegogen feien und
fid bort im Südweſten ber Infel niedergelaffen håtten; Jörund aber
fei ein Sohn Ketils geweſen, und habe ju Jörundarholt, bem fpår
teren Gardar, gewohnt: „er hielt bas Ghriftenthum gut ble zu fei
nem Todestage, und wurde in feinem Alter ein Cinfiedler29).” Da
nicht abzuſehen ift, wie Jörund in Island håtte bekehrt und getauft
werben fönnen, muß wohl angenommen werden, daß entmeder er
felbft ober bereits fen Bater ſchon in Irland ben Glauben ange
nommen habe. Etwas ausführlicheren Beridt erhalten mir bagegen
ber ben Aſolf, einen Neffen Jörunda30); in feiner kårgeren Fafſung
Tautet berfelbe wie folgt31): „Aſolf hieß ein Mann, er mar ein Ber»
28) Bgl. Beitråge zur Medtsg. des Germ. Rord., Heft I, S.45—50,
und S. 61—2.
29) Landnama, I, c. 15, &.48—9; bo haben den oden wörtlid
angefågrten Beifag nur bie Hauksbok, Melarbok unb bie gemiſchten %erte,
wahrend er der eigentfidjen Landnama vie ber jngeren Olafs 8. Trygg-
vas. c. 127, 6.252 fehlt.
30) Die Hauksbok, Melarbok unb bie gemifdten Texte geben, ang. O.,
ble Verwandtſchaft Beiber bahin an, daß Edna, eine Schweſter Idrunds und
in Irland an elnen gewiffen Konall verheirathet, Aſolfs Mutter geweſen fei.
31) Landnama, I, €. 15—7, Ø.50—2. %ir folgen aud hler wieder
102 I. Abſchnitt. 6.9.
wanbter bes Jörunb ju Gardar; ber fam hieher nadj Osar im Ofte
Lande; er war ein guter Ghrift, und wollte mit ben Helden Richts
gemeln haben, und mollte von ihnen fine Speiſe annehmen; er
baute fid eine Hitte unter ben Eyjafjöll, ba wo man e6 jegt bei
der oͤſtlichſten Mfolføhitte (Asolfsskali) helft32); feinen Menſchen bes
fudjte er; ba entftanb Reugierde bariiber, was er ju feiner Nahrung
habe, und eg fahen ble Leute in feinem Haufe viele Fiſche. Und
als ble Leute zu dem Badje famen, ber bei der Hütte vorbeiflog,
ba War er fo voller Fiſche, daß dle Leute ein foldes Wunder nod
mie gefehen ju haben meinten; als aber bie Leute aus der Umgegend
beffen gewahr wurden, trieben fie ihn meg, und wollten nidt, daß
er foldjen Reidthumes genöfe. Da verlegte Aſolf feine Mohnung
nad) Midskali (ber mittleren åtte), und hielt fid dorten auf: ba
verlor fid aller Fiſchfang aus jenem Badje, als die Leute zugreifen
wollten; ba man aber 3u Afolf fam, war ber Fluf, melder an deſſen
Hüũtte vorbeiflof, voller Fiſche. Da wurde er wiederum vertrieben;
ba fuhr er zu der meflidften Aſolfshütte, und es ging Alles node
mals ebenfo33). Da er aber aud hier wieder wegzog, ging er zu
feinem Bertvandten Jörund, und dieſer lud ihn ein, bei ihm zu bleiben;
er aber ertlårte, er möge nicht bei anderen Leuten feln. Da lief ihm
SJörunb an dem åufjeren Holmr eln Haus bauen, und bradjte ihm
borthin Rahrungsmittel, und bort blieb er, fo lange er lebte, und
wurbe bort begraben. Da, tvo fein Grab If, ſteht jept eine Kirche,
und er wird als elm befonders helliger Mann betradtet 34). Mehr-
ber elgentlidjen Landnama, mit weldjer auch die jüngere Olafs 8.
Tryggvas. c. 127, 6.252—3 ibereinftimmt , unb geben bie widjtigeren
Abweichungen der anderen Verte in en Anmerfungen an.
* 32) Rach der aoksbok, Melarbok und ben gemifdten Zerten hatte
Aſolf Anfangs 12 Begleiter, deren aber brei unterweg8 ſtarben; da ihre Ge»
beine fpåter Hrålidjeb Begråbnip fanden, müſſen aud fie Chriften geweſen fein.
Suerft fålågt ferner nad jenen Kerten Ufolf fein Belt neden dem Hofe de
porgelrr hinn hördskt auf; bann erft baute er fich auf Thorgeirs Rath jene
Øiitte, meil ihn blefer nidt in feiner Nåhe haben mag.
33) Nad ben oben angefihrten Recenfionen der Lanbnama weift gunådjft
Thortgeit ben Mfolf weg, meil dad Fiſchwaſſer ifm gehdre; dad zweite und britter
mal dagegen weifen ihn die Nadbarn meg, und zwar weil fie ihn und feine
Venoſſen im Berdadte ber Bauberei haben. Gegen biefen Verdacht nimmt fie
jeboch Thorgeit in SGug, und meint, fie ſchienen ihm gute Veute zu fein.
34) Die anderen erte berichten: „Als Aſolf alt wurde, wurde er Gin»
fedler. Grine Klauſe var da, wo jeft bie Kirde ſteht; bort arb er, und
Die Anfånge bed Chtiſtenthums in Norwegen und Island. 408
fad) wird fobann nod eines Wunders gedadt, durch meldes Ufolf
fld lange nad felnem Tode bemertlid gemadjt haben fol. Nad
den einen Beridjte3) erſchien dem Haldorr Illugason, einem guten
Ghriften, der 3u Holmr wohnte, Afolf im Traume, und beſchwerte
fid darüber, bag befjen Magd ſich beftåndig auf ſeinem Grade bie
Fife abwiſche; zugleich hieß er ihn der feiner Leidje eine Kirdje
bauen, und gab fid ihm ſchließlich auf fein Befragen zu erfennen:
Haldor gehordjt dem Befehle, und Afolf gilt fortan als heilig. Nad
einer anberen Berfion dagegen 36) erfdjeint Afolf zunächſt fener Vich⸗
magb felbf, und weift ſie an, ihren Sraum dem Haldor anzuzeigen;
als dieſer antwortet, um ble Tråume von Weibern Himmere er fi
nidjt, erſcheint Afolf im Traume einem von breien Möndjen, melde
Biſchof Rudolf zu Bår in Joland angefegt hatte, und heißt ihn einen
fleinen Hügel vor ber Thür von Haldor Viehſtall um eine Mart
Silbers laufen. Dieß gefdieht, der Hügel wird aufgegraben, und
menſchliche Gebeine finden fid in bemfelben; jept erſcheint aber Aſolf
neuerdings, und zwar bem Haldor felbft, im Traume, und heißt
biefen unter ſchweren Drohungen feine Gebeine um dasſelbe Geld
wieder zurũckkaufen, um weldjes er fie verfauft hatte. Haldor ge⸗
horcht jegt, und laͤßt ble Gebeine in einem hölzernen Såreine auf
den Altar fegen; Holz zu einer Kirde wird fofort vom Auslande
her geholt, und bie Kirde an dem Orte gedaut, wo blefes, vom
Schiffe aus in das Wafjer geworfen, durdj Aſolfs Kraft ans Land
getrieben wird: bod) wird bie Kirdje dem Kolumba, alſo einem
tirchlich anerfannten Heiligen, geweiht. — Man fieht, zu Anfang
des 11. Jahrhundert8, denn in dieſe Jeit fol die Begebenkeit fallen,
war bas Andenfen an den drifiliden Einwanderer nod fo lebendig,
daß man fid verſucht fühlen fonnte, ein Mirakel an deſſen Perfon
au fniipfen, und eg ift für die bamalige Stimmung ber neubetehrten
Ghriften begeidjnend, bag fle unter allen nadj Jöland eingewanderten
Glaubensgenoffen gerade ben unvertråglidften und fanatiſchſten gum
wurbe fofort zu Holmr begraben.” Von Aſolfs Helligfeit iſt Ubrigen8 fonft
nirgend8 bie Nebe, und canonifirt wurde er jedenfalld nie.
35) Jingere Olafs 8. Tryggvasonar, c. 128, 8. 253—.
36) So nadj der Hauksbok, Melarbok unb ben gemifdjten erten, Lan d-
nama, I, 6.16, S,50—15; bie eigentlide Landnama welß von der gangen
Segende noch Richts.
404 1. Abjnitt. 6. 9.
Helden ihrer Legende waͤhlten. Får uns aber hat bas von Jörund
und Aſolf Erzaͤhlte zumal barum eine befondere Bebeutung, weil mir
dadurch im Gegenfahe 3u den Halbdviften nad Art des mageren
$elgi Månner fennen lernen, benen eg mit dem neuen Glauben
tiefer Ernſt war, und bie eher geneigt maren von dem Eifer får den⸗
felben au übertriebener Strenge gegen ſich ſelbſt und zu maßloſer
Feindſeligleit gegen ihre heldnifdjen Mitbårger ſich hinreifen zu laffen,
als daß ſie wie Jene nod immer neben dem neuen Glauben ben
alten mit fortgefdjleppt håtten.
Endlich wird nodj von einer anderen Einwanderung chriſtllcher
Vente in Island eråhlt, und wiewohl bel der keineswegs unangreife
baren Glaubroiirdigfeit der betreffenden Quelle fid nidt mit Be
ſtimmtheit fefiftellen lågt, was in ihrer Darftellung geſchichtliche
Wahrheit fel, mag bod audj blefer Bericht hier vollfåndig mitger
theilt werden, ba wenigſtens fo viel feſtzuſtehen fo jeint, daß derſelbe,
wenn aud durch fpåtere Zuthaten noch fo ſehr entſtellt, im Ganzen
auf åltere und ådjte Ueberlieferungen ſich ſtüzt. Es wird aber er⸗
zaͤhlte): „Gegen die letzten Jahre bes Konufögr (enes Koönigs in
Itland) fam ein Schiff in ben Leiruvogr; darauf waren Jriſche
Leute. Gin Mann hieß Andridr, jung und unverheirathet, groß
und ſtark. Da war aud ein Weib, welches Esja hieß, eine Wittwe,
und ſehr vermöglid. Gin Mann hieß Kolli, ber da bei ihnen auf
dem Schiffe mar. Helgi nahm fie Alle auf; den Kolli fegre er im
Kollafjördr an; weil aber Oerlygr alt unb finberlo6 mvar»8), gab
er Land und MWohnftåtte auf, und Esja übernahm Beides; da ließ
fle fid zu Esjuberg nieder. Ulle dieſe Leute wurden getaufte ger
nannt; bod) ging unter vielen Leuten ble Rede, daß Esja nod ben
alten Sitten anhånget»).” Im weiteren Verlaufe der Sage fehen
wir bann ble Esja als eine redte Jaubrerin auftreten, und von
Bui, einem Gohné jenes Andridr, heift es zwar, daß er getauft
gewefen fei, und er erlangt barauf hin felbft ein kirchliches Begråd-
nif40), er mag aud) nidt opfern, und wird darum von eifrigen
37) Kjalnesingn 8. €.2, 6.399.
38) Diep ift ein Irrthum, da andere und verlåpigere Quellen von Orlygs
Nachtommenſchaft fpredjen; val. å. B. oden, Anm. 27.
39) Rad ener anderen Handſchrift: „daß Esja gerne opfere.”
40) KjalnesingaS. o.18, 6.459, fire oben, Anm.27. Ebenda,
Die Unfinge bed Chriſtenthums fr Norwegen und Ioland. 405
Heiden mit dem Beinamen hundr, der Hund belegt, auch wegen
Srrglaubens (um rangan atrunad) gerichtlich belangt+!), ja er zun⸗
bet fogar aus Radje einmal einen Göttertempel an); aber dieſes
frin Ghriftenthum hindert ihn weber ſehr håufig von den Jaubere
mitteln der Esja Gebraud zu madjen, nod aud) mit der Riefen»
todjter Fridr einen Sohn ju jeugen. So barf man benn den Bui,
mb bas Gleiche muß wohl aud von der Esja und von deren ſaͤmmt⸗
Uchen Schiffsgenoſſen gelten, hoͤchſtens als einen Halbchriſten åhnlid
dem oben beſprochenen Helgi dem Mageren betrachten, und mit Recht
bezeichnet es pormodr Torfason als lacherlich, wenn Thomas
Dempfter in ſeinem Menologium Scoticum aus demſelben einen
Apoſtel ber Islaͤnder machen will45),
Mit den bisher beſprochenen Perſonen ift ble Zahl der chriſt⸗
lichen Einwanderer in Jsland erſchöpft, deren unfere Duellen nament⸗
lid) gedenlen; leineswegs aber darf man darum auch fofort anneh⸗
men, daß wirklich nur dieſe uns genannten Leute in jener Zeit zum
chriſtlichen Glauben ſich befannt hätten. Jeder mächtigere Einwan⸗
derer brachte eine gråfere oder geringere Anzahl abhaͤngiger Leute
mit fich, und es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſe wenigſtens der
Regel nad aud den Glauben ihres Herrn und Führers theilten 19);
gar mandjer andere Chriſt modjte ferner auf eigene Fauſt eingewan⸗
dert fein, deſſen geringerer Gtanb oder gröfere Juriidgegogenheit
6.3, 6.404 hatte e8 freilich mur geheißen: hann var varni ausinn ok kalladr
Bul, ,er wurbe mit Waſſer begoffen und Bui genannt,“ was fonft nur ber
Musbrudt får bie heidnifdje Mafjertaufe zu fein pflegt.
41) Ebenda, 0.3, S. 403—6; von der Verlaͤßigleit dirfer Radridt
wird nod bei anderer Gelegenheit bie Nede fein.
42) Ebenbda, c. 4, G.410.
43) Thormodus Torfaeus, Orcades, seu rerum Oreadensium historiae
Hbri III (Havnlae, 1697), Pråfat.; vgl. ferner Finn Johannaeus, hist. ecel.
Island. I, 6.40, not.s.
44) Bu Enbe des 10. Jahrhunderts, alfo ehe ba Chriſtenthum in Island
geſetzlich angenommen morden mar, wanbert ein porbjörn Vifllsson mit feiner
Zochter puridr von ba nad Grönfand aus, und Beide merden ald Chriſten
bejeidnet, porfinns 8. karlsefnis, c. 3, S. 110 u. 112—3. Vi
war aber ein Breigelaffener der Audr djupaudga gewefen, und mit biefer nad
Söland gefommen, Landnama, II, 0.17, 6.112, und porbjörn, von deſſen
Zaufe fonft Nichts zu erfahven if, modte demnach den Glauben von feinem
Bater ererdt haben.
106 IL Abſchnitt. 6.9.
bod) ber Grhaltung feines Andenlens nicht günſtig war, und zumal
werden wir nidt ſtark irre gehjen, menn wir annehmen, bag bie
meiften Månner Keltifdjer Abfunft, melde uns unter ben erften An⸗
fieblern in Joland genannt werden, fid zum Ghriftenthume befann:
haben bilrften 45). Aber freilid war bie Zahl der Chriften immer:
Bin ber åbermiegenden Maſſe ber heldnifdjen Bevölferung gegenåbe:
eine viel zu geringe, ihre Abgeſchiedenheit von der übrigen chriſtlichen
Belt eine viel zu entſchiedene, endlid ihr eigener religidfer Juftant
ein viel zu mangelhafter und fdmanfender, als daß ber Glaube der
eingelnen bekehrten Geſchlechter ſich håtte erhalten oder vollendå gar
weiter ausbreiten fönnen; ein fehv Hares Bild der gefammien Ber:
haͤltniſſe biefer ålteften chriſtlichen Einwanderung geben uns die Quel⸗
fen felbft, indem ſie berichten i); „So erzählen kundige Månner,
daß einige Landnamemaͤnner, bie in Island eingewandert find, ger
tauft waren, zumeiſt ſolche, die von Weſten her über die See kamen;
man nennt darunter ben Helgi hinn magri und ben Oerlygr hinn
gamli (d. å. ber Ulte), ben Helgi bjola, Jörundr kristni, bie Audr
djupaudga, den Ketill hinn fiflski, und noch mehrere Månner, die
von Weften her åder die See famen; und Einige barunter hielten
am Ghriftenthume feft bis an ihren Todestag; in ihrem Geſchlechte
aber fegte fid bie nicht weit fort, denn bie Göhne von Ginigen
errichteten bereit8 Tempel und opfertent7). Das Land war nahezu
hundert (. h. 120, nåmlid ein Grophundert) Jahre gang heidniſch.“
Ober 8): , Rod viele andere Leute maren, bie getauft hieher nag
Seland famen, und hier Land in Beſitz nahmen; darum ader, weil
45) Finn. Johann., bist. ecel. Island. 1, S. 38 führt ohne Weiteres
einen Vilbaldus Hibernus unter ben djriftfiden Einwanderern auf; barunter
fann nur der oden, nm. 4, bereits erwaͤhnte Vilbaldr Dufpaksson gemeint
fein, unb es ift, da er von Irland aud einmanderte und åberdief Iriſcher Ab⸗
flammung war, in ber That ſehr wahrſcheinlich, daß er chriſtlichen Glaubens
geweſen iſt: audbridlid bejengt finde ich dieß bagegen nicht.
46) Landnama, V, c. 15, 6. 321—2.
47) So nidt nur die Söhue des mageren Helgi (oben, Anm. 17) und bie
Nachtommenſchaft ber Aud (oben, Unm. 12), fondern aud ein Sohn des Hebri»
bifdjen Karman, Sturla godl, muf von dem Ghriftenthume, zu dem der Vater
fich ficherlich bekannt, abgefallen fein, ba er fogar eine Tempelpflege ibernahm;
erft bed legteren Sohn Bjarnl ließ fid wieder taufen, wie wir fehen merden;
Landnama, II, c. 1, G.64—5; vergl. I, c. 15, S. 49, not. 7. 11 dgl.m.
48) Jingere Olafs 8. Tryggvasonar, c. 110, 6. 244.
Die Anfånge des Chriſtenthums in Norwegen und Jöland. 4107
viel mehrere Landnamemånner heidniſch maren und gewaltige Opferer,
bie mit aller Gewalt gegen ben rechten Glauben fid fegten, und
be Ghriften mit Bosheit plagten und verfolgten, wie blef fpåter
mod erzaͤhlt werden wird, Jene aber felbft nod jung maren im
Glauben, da fehrten Einige zum Heidenthume suråd, ble vorbem
Ghriften zu nennen varen; und obwohl einige Landbnamemånner
das Ghriftenthum nidt völlig abwarfen, maren doch faft alle ihre
Kinder und Nadfommen heidniſch, weil keine Priefter im Lande
Waren, nod andere Leute, melde das Bolt gelehet håtten.” Die
Beſchwerde ber die Berfolgungsfudt der Heiden barf man nun
aar, wie fid aus dem veiteren Verlaufe ber Gefdidte bes Jolaͤn⸗
diſchen Chriſtenthums ergidt, gutentheils bem Ubereifrigen Berfaffer
dieſes legteren Berichtes zu Gute halten; im Uebrigen aber beftåtis
gen uns beide Angaben, wie fehr die Chriſten von vornherein vers
eingelt und unter bie heidniſche Bevölferung aerfireut maren, wie
wenig bie Såwåde und Rohheit ihres eigenen Glaubens ihnen
dem Einfluß ber heibnifdjen Umgebung ju widerſtehen möglid machte,
wie gaͤnzlich endlich jede Kråftigung ihrer religlöfen Zuſtaͤnde durch
Lehre und Beiſpiel von Außen her ihnen mangelte. Wenn übrigens
der unter ſolchen Umſtänden unausbleibliche raſche Ridfall in bas
Heidenthum den Glauben ſolcher einzelner Einwanderer fir die ſpä⸗
tere Belehrung ber Inſel ohne unmittelbare Bedeutung bleiben laͤßt,
fo waͤre bod) gang verkehrt, demſelben darum aud allen und jeden
mittelbaren Einfluß nad dieſer Seite hin abſprechen zu wollen. Im
Joland, und das Gleiche muß begreiflich auch von Norwegen gelten,
waren zwar jene erſten Anfaͤnge bes Chriſtenthums allzuſchwach, um
von ſich heraus dieſem zur Herrſchaft zu verhelfen, zu ſchwach ſogar
um aud) nur bad eigene Daſein ohne weitere Hilfe von Außen her
friften 3u fönnen; immerhin aber haben aud fle berette dazu belger
tragen, ben fpåteren von Außen her unternommenen Bekehrungs⸗
verfudjen eine ginfligere Aufnahme zu verſchaffen, fo ſchwer, ja une
möglid es fein mag, biefen ihren förbernden Einfluß genauer fefte
auftellen oder abzuwägen.
IL Abſchnitt.
Die erften Belehrungsverfudje in Norwegen und
Seland felbft.
$. 10.
Das Chriftenthum in Pånemark und Sweden bis gegen das
Jahr 980.
Unter Anskars und Rimberts nådjften Nadfolgern war die
Mordifdje Miſſion ber Bremiſch⸗Hamburgiſchen Kirde allmaͤhlig
in Vergeſſenheit gerathen. Ohne geiſtliche Hilje fid felbft uͤberlaſſen,
waren bie von fenen beiden Erzbiſchöfen mühevoll geftifteten Meinen
Gemeinden in Dånemart und Schweden gröftenthells wieder in bas
Heidenthum, oder doch in einen menig beffern, aus Heidenthum und
Ghriftenthum gemiſchten Glaubenszuftand juriidgefallen; an metere
dortſchritte der Gviftlidjen Kirdje im Norden war vollends gar nidt
au denken gemefen. Ginen erneuten Aufſchwung nahm nun aber
bas Betehrungsgefdåft unter Reginwards Radfolger, Unni, melder
im Jahre 918 auf den erzbiſchöͤſlichen Stuhl gelangte, und benfelben
18 Jahre lang, alfo ble zum Jahre 936, einnahm. Geånderte
politifdje Berhåltniffe waren es, melde ihm die iederaufnahme und
gedeihliche Fortführung ber Miffion möglid machten 1).
Es war aber in ber får uns fo dunklen Zeit, welche zwiſchen
Anolars und allenfalls nod Rimberts Miffionsverfudjen und beren
1) Begåglidj der Chronologie vergt. ble Annales Corbejenses a.
936 (Merg, V, &. 4); den Continuator Reginonis, a. 936 (ebenda,
I, 6. 617); Adam. Brem. I, c. 56 u. 64 (ebenba, IX, &. 303 u. 305);
ferner Sappenberg, Hamb. Urk.B. num. 29, und allenfalld aud ble
füngere Olafs 8. Tryggvasonar, c. 60, 6. 109, und ba8 mit ihr
fiberemnftimmende Sögubrot I, 6. 1, &. 408. Das Breve Chronicon
Bremense (Berg, IX, S. 391) gibt bagegen bem Unni nidt volle 17 Re»
gierungsjahte, unb låpt ihn fomit bereit8 im Jahre 034 flerben, — ein Ber»
ſtoß, ber aud) auf ble Chronologie ber naͤchſtfolgenden Belten hinüberwirlt.
$. 10. Das Chriſtenthum in Dånemart und Schweden bil gegen 980. 109
Erneuerung durch Unni in ber Mitte liegt, in Dånemart eine ber
beutende Berånderung vor fid gegangen. Wir hatten bereite wieder⸗
bolt Beranlafjung darauf hingumeifen, bag Dånemarf in der ålteren
Beit ebenſowenig ein einheitlidjes eid bildete, als blef bei Schwe⸗
ben ober Norwegen der Fall war. Hier wie bort Randen zahlreiche
Hlelne Gtaaten neben einander, feber von bem andern völlig oder
doch nahezu unabhångig, und jeder mit feinem eigenen Könige an
ber Spige; Medfelheirathen, Erbgang, håufige Zerwürfniſſe inner»
halb jedes einzelnen Föniglidjen Haufes, noch håufigere Fehden der
verſchiedenen Königshåufer eines jeden Vollsſtammes unter einander
oder aud mit ben Kleinkoͤnigen ber benadjbarten Ståmme erhielten
ben Beftand und die Ausdehnung der eingelnen Reiche ſowohl als
aud) ble Berfonen der ſie beherrſchenden Könige in einem unaufe
hörlidjen Wedel, der es uns geradegu unmoͤglich madt, in ble
verſchiedenen une åberlieferten Königsreihen einige Ordnung zu
bringen. Sept aber wird, wie blef in etwas früherer Zeit durch
Haraldr harføgr in Norwegen gefdjehen war, fo aud in Dånemart
burdj Gormr hinn gamli ber Berfudj gemadjt, ble gange Zahl
dieſer Dånifdjen Kleinreidje zu einem einzigen Geſammtſtaate unter
ſeiner alleinigen Herrſchaft zuſammenzubringen, und hier wie bort
gelingt bas Wagniß 2). Ueber die Art, wie das erſtrebte Ziel erreicht
wurde, wird freilich nichts Raͤheres berichtet, vielmehr nur in ganz
allgemeinen Worten darauf hingewieſen, daß Gorm Stifter der Allein⸗
hertſchaft in Dånemart geworden ſei), und hödftens noch erzaͤhlt,
wie er in Jütland einen König Gnupa, dann einen weiteren König
Silfraskalli befiegt, unb alles Land bis an ble Schlei mit Unter
bridung ber bisherigen Kfeinfönige ſich untermorfen habe ). Gewiß
2) Rur beilåufig mag bemerkt werden, daß wenn bie Islenzkir An-
Dalar, a. 850 den Gintrag mit Bezug auf Eirikr barn haben: hann var
fyrste einvaldskonungr I Danmörku, dabei offenbar, mittelbar ober unmit»
telbar, ein Mifverftåndnif der Vita Anskarli, c. 24 ju Grunde liegt; ble
Stelle darf nur auf bad Meine Jutiſche Reld bezogen werden, mit welchem bie
Deutſchen Miffionåre feit König Harald8 Beit in Beriihrung getreten waren.
3) 8. 9. Heimskr. Haralds 8. harfagra, c. 3, 6. T7—8 und
Olafs 5. hins helga, 0. 140, 6.213—4; ferner ble jüng ere Olafs
8. Tryggvasonar, 6. 1, 6. 2—3, u. bil. m.
4) Jingere Olafs 8. Tryggvas, o. 63, S. 116; vergi. p. af
Ragnars sonum, c. Å, 6. 355; ſelbſt biefe Radridt iſt indeſſen ziemlich
110 I. Abfdnitt. $. 10.
åft bagegen fo viel, daß im Anfange des 10. Jahrhunderté bie Ein⸗
herrſchaft in Daͤnemark feftgeftellt murde, gewiß ferner, daß dieſe
ihre Feſtſtellung, wenn aud im Verlaufe ber Zeit vielfach der Aus⸗
breitung des Chriſtenthums im Norden foörderlich, bod sunådft von
einer gewaltigen Reaction des Heidenthumes gegen daſſelbe begleitet
war. Bon ben Infeldånen, welche das Chriſtenthum noch wenig
berührt hatte, ging bie Gründung der Alleinherrſchaft aus, und es
begreift ſich ſchon hieraus, daß durch die kampfweiſe Beſiegung der
dem neuen Glauben befreundeten Kleinkönige Jütlands bas Heiden»
thum neue Kraft erhalten und zugleich feindſeliger gegen bas Cris
ſtenthum geſtimmt werden mußte. Das Chriſtenthum des Nordens
war aber überdieß ein von den Deutſchen Königen begründetes und
erhaltenes, und von Deutſchland aus regierten Deutſche Biſchoͤſe die
Nordiſche Kirche; mochten bie früheren Kleinkönige ohne Anſtand
ihres ſüdlichen Nachbars Uebermacht anerkennen, — bas Selbſtgefühl
eines Alleinherrſchers in Daͤnemark mußte ſich durch bie gleiche Be—
handlung aufs Tiefſte verlegt fühlen. Beide Momente mußten jur
naͤchſt einen Conflict ber neuen Ginfönige mit dem neuen Glauben,
und damit zugleich aud mit ben Deutſchen Königen als deſſen
Schutzherren herbeizufũhren geeignet fein.
Wie dem aud fei, fo fehen wir jedenfalls die Bewegung, melde
Gormé Unternehmen veranlafte, und mehr noch vielleicht den Uebere
muth, melden deſſen Gelingen in ihm erregen modjte, bald au Jers
wirfniffen mit ben Deutfden Nachbaren führen. Midt nur die
Slaviſchen Ståmme nördlid und dfilid der Elbe, ſondern aud bie
Sachſen und Frieſen wurden von König Gorm angegrifen, und
deren Lande gråflid vermiåftets), und baneben jeigte ſich blefer aud
awelfelhafter Glaubwuͤrdigleit. OG åbrigend ble bidherigen Kleintdnige in Dås
nemart fofort vdllig befeitigt, oder oG biefelbem nur in firengere Abhaͤngigkeit
von einem Oberldnige gebradt, alfo meviatifirt wurden, ift nidt mit Siderheit
au entſcheiden; bie fegtere Unnahme wüͤrde bad dftere gleichzeitige Vorlommen
verfdiebener Rönige erflåren, und in ben gefdidtlid fefifejenden Borgången
bei ber Begründung 3. B. der Ungelfådfifden Gefammtmonardjie eine Stige
en.
5) So bie jilngere Olafs 8. Tryggvas. c. 63, 6. 116, u. p. af
Ragnars sonum, c. 4, 6. 355—6; Adam. Brem. I, c. 57, 6. 304,
melder den önig Gormr, bes Hördaknutr Cohn, ingwiſchen irrig ſelbſt als
Bardecanth auffuhrt. mit bem blofen Beinamen Wrm; endlidj Widukindi
Dad Ghriftenthum in Oånemark und Schweden bid gegen 980. 1414
noch im eigenen Lande als der erbittertfte Feind bes chriſtlichen
Glaubens. Obwohl bes Koͤnigs egene Gemahlin, Thyra, wenn
midt eine Chriſtin, fo bod ganz entſchieden dem Chriſtenthume ger
neigt geweſen fein ſoll e), wurde bennod bie Kirde zu Schleswig
zerſtört, und was fid von Prieſtern in Jutland vorfand, qualvoll getöd⸗
tet, oder bod) aus dem Lande getrieben?). Beides mußte dem Deut⸗
ſchen Könige als geniigender Anlaß zum Einſchreiten erſcheinen, und
aar um fo mehr, je fråftiger ble Perſönlichkeit Heinrichs I. war,
weldjer zu jener Beit den Deutfdjen Thron einnahm; in der That
ſehen vir alsbald einen Heerzug gegen Dånemart unternommen,
deſſen ſiegreiche Beendigung nidt nur ble Grenzen Deutfdlands
gegen Dånifdje Ginfålle fidjert, fondern aud ber Audbreitung bes
Ghriftenthumes in Dånemart neuerdings Bahn bridt. Aller Ware
fåeinlidteit nad gehört die Unternehmung König Heinride dem
Jahve 934 an»); die Berichte der Quellen über biefelbe lauten frei-
Hd nur ſehr fragmentarifd und fimmen unter fidj keineswegs voll
Corbejensis I, c. 40 (Merg, V, S. 435) nennt ben Dinenkdnig gar
Chnuba. Die Erklarung biefer Ramendverfdiedenheit ſiehe unten. N
6) Rach Saxo Grammaticus, IX, 6. 470 fudte Thyra den Gorm
au belehren, und mufte bemnad felbft eine Ghriftin fein; Sueno Aggonis,
e. 3 (bei Sangebet, I, S. 48) iaugnet biefed.
7) Adam. Brem.], c. 57, 6. 304; Saxo Gramm. IX, 6. 468,
amb hiernad J8låndifde Annalen, a. 875. Die fyåteren Dånifdjen
Chroniſten wiſſen Gorms Graufamfeit gar nidt arg genug zu machen, 3. B.
Chronicon Olai Petri (Langebel, I, S. 115), Chronicon Eriel
(ebenba, S. 158), Annales Esromenses a. 925 u. 931 (ebenda, S. 231),
u. bergl. m.
8) Die vdllig glaubhaften Annales Corbejenses (Berk, V, 6.4),
Beridjten naͤmlich ju biefem Jahre: Heinricus rex Damos subelt (lies subegit).
Underwarts wird freilidj ersåhit, daß Geinrich bereitd im Jahre 31 Konige ber
Dbotriten und Rordmånner betehri hake, — Annales Auglenses und
Continuetor Reginonis, h. a. (%erg, I, 6. 69 u. 617), und eine
lange Reihe hieraus geſchopfter Beridte (vergl Jahrbidjer des Deutſchen Meidjö
amter dem Sachfiſchen Hauſe, herausgegeben von Ranke, Bd. I, Abtheil. 1,
$etnrld 1., von Baih, Ercur 16, S. 164—5); — wir glauben indefjen unter
biefem Rordmannenlbnige nur einen beliebigen Heerfdnig verftehen au follen,
ber mit ben Dbotriten gegen Deutfdland gemeinfame Sache gemadt haben
mag, unb begiehen fomit deſſen Belehrung nidt auf ben brei Jahre fpåter gegen
Danemark felbft unternommenen Heerzug. Underer Meinung ift Dahlmann,
Øefdidte von Dinemart, I, S. 69, und Waih, ang. OD. S. 101—2 und
113 u. flg.
112 TI Abſchnitt. 6. 10.
fommen åberein9), bod lågt fidj menigftene fo viel mit ziemlicher
Sicherheit aus benfelben entnehmen, dag König Heinrid felbft ben
Feldzug leitete, daß biefer mit einem vollſtaͤndigen Giege endete,
endlich daß in Folge deſſen Dånemart fofort dem Deutſchen Reiche
zinspflichtig, und zur Duldung des chriſtlichen Glaubens gezwungen
wurde. Daß babei bie verſchiedenen Quellen dem beſiegten Dånen-
Fönige verſchledene Namen beilegen, erklaͤtt ſich wohl am Einfachſten
durch bie Annahme, daß nach ber Grindbung der Alleinherrſchaft in
Daͤnemark wenigſtens in einzelnen Theilen bes Reichs Unterkoöͤnig⸗
9) Nad Widukind. Core4. I, c. 40 (Berf, V, S. 435), gif
Konig Heinrid ble Dånen wegen einer gegen Friebland unternommenen Heer»
fahrt an, befiegte fie, legte ihnen einen Tribut auf, und zwang ihven König
Chnaba jur Annahme ber Taufe. Rad Thietmar. Merseburg. I,
€. 9 (ebenba, S. 739—40) untermarf er nad fiegreidjem Kampfe ble Nord»
mannen unb Dånen, und zwang beren önig Cnuto jur Taufe; da in einem
Buge fort vøn den Opfern zu Lederun In pago qui Selon dicitar, b. h. zu
Hleidra auf Seeland gefprodjen wird, ift Har, daß nidt von einem Jütiſchen
Kleintdnige als foldjem bie Rede fein will, fonbern von einem Herrſcher, welchem
aufer Jitlanb aud bie Dånifen Inſeln unterthan find. Adam Brem. ly
6. 59, S. 304 meif beſtimmt, daß es ber Dånenkdnig Wrm, alfo Gorm war,
ber von Heinrid unterworfen wurbe, und erzaͤhlt åberdief, bap nunmehr bie
Meidbmarl bis Schlebwig erftredt, und mit Deutfden Anfiedlern befegt worden
fei; er beruft ſich dabel auddrådlid auf bie glaubwürdigen Erzaͤhlungen eine
Fundigen Dånifden Biſchofs. Aud Lultprand, Antapodosis, Il,
6. 21 u. 47 (Berg, V, 6.306 u. 314), eråkit, daß Heinrid ble Dånen untere
worfen und tributpflidtig gemadjt habe, und meint, daß gerade bie Unterwer»
fung biefe8 allgemein gefårdteten und bis dahin Miemanden dienſtbaren Volles
dem Könige in Italien ben gråften Namen gemadjt habe. Endlich fpridt aud
ble Vita Mabtbildis, c. 4, ſowie bie Vita Brunonis, auct.
Ruotgero, c. 3 (erh, VI, S. 286 u. 255) von der Unterwerfung ber
Dinen bur König Heinrid, wenn aud nur in ailgemeineren Ausdrücten. Bon
ben ålteren Daniſchen Quellen bagegen weif nur Sueno Aggonis, ce. 3
(Sangebet, 1, S. 48—9) von einer Bindpflidt Gorms an Deutføland; dabei
verwedfelt er aber König Heinrid mit fetnem Nachfolger Otto, und (döpft aud
im Uebrigen feine Grjåhlung offenbar nur aus ben im Vollsmunde umlaufen»
ben Sagen. Unter ben Islandiſchen Quellen erzaͤhlt bie jngere Olafs
8. Tryggvasonar, co 60, 6. 109, und mit iår vdllig ibereinflimmend
dat Sögubrot, co. 1, S. 408, daß im Jahre 034, oder nad einer andern
Sebart 020, König Heinrid theils durch Ueberrebung, theils burd Kampf und
Gewalt Dånemarf pum Glauben betehet hade; ader freilidj wird in unmiktele
Barftem Bufammenhange damit aud beridtet, daß fid Erzbiſchof Huno mwegen
ber Wiederherſtellung des Ghriftenthums an einen Iutifen König Ramens
Froö1 gewandt hade.
Da Chriſtenthum in Dinemadt und Gømeden bid gegen 090. 118
thåmer fortbeftanden haben, oder aud, mic blef in Rormegen durch
König Harald Harfagr geſchah, får ble Ungehörigen der eigenen
Familie des Alleinherrſchers wieder nen begriindet feim modjten10).
Dem Deutſchen Reiche nåher mohnend, und dbarum mit der Gådje
ſiſchen Geiftlidfeit vorzugsweiſe in Berührung fommend, modte ben
Deutfden Chroniſten leicht der Unterfönig an ble Stelle des ent-
fernteren und minder gefannten Oberlöniges treten. Bei einer dere
artigen Löfung jenes Widerſpruches verliert bann die weitere Frage,
ob in Folge ber erlittenen Niederlage mirflid ein Daͤniſcher König
får feine eigene Perfon ble Taufe angenommen hade over nidt, in
eben dem Maaße an Bedeutung, in meldem ihre Beantmortung
dadurch erſchwert wird.
Kaum war aber durch König Heinrichs Sieg dem Chriſten⸗
thume ber Jutritt in bas Daͤniſche Reid wieder erdfinet, fo ergriff
aud) bereits Erzbiſchof Unni mit allem Eifer dle ihm gebotene Ger
Tegenheit, fir beffen Berbreitung im Norden thåtig zu werben. In
eigener Perfon machte er flå nad Dånemart auf, wie es heift,
geleitet von dem gefammien Klerus der Bremiſchen Kirde11). Dort
angelangt, vermochte er zwar nidt, den wilden Gorm felbft au ber
lehren, allein es gelang bod wenigſtens, beffen Gohu Harald der
dem Bater fo verhafiten Lehre günſtig zu fimmen, wenn glid aud
er bie Taufe ſelbſt nicht empfangen modte. Das dfjentlidje Belennt ⸗
niß des chriſtlichen Glaubens war nunmehe unbedenllich gefrattet,
und geftigt auf Haralds mådtigen Schutz fonnte nunmehr Unni
midt nur in Jütland ble eingelnen Kirchen wieder mit Prieftern ber
fegen, fonbern aud, was vor ihm Niemand gewagt hatte, auf ble
Daniſchen Inſeln hinübergehen, um bort die Griflidjen Gefangenen
au tröften, und ben Heiden das Wort Gottes ju verkinden; unter
Haralds Obhut modte er feine Jütiſchen Gemeinden inzwiſchen
10) SegterenfallS wåre in idulindS und Thietmars Couto und Chnoha
etwa” König Gorms eigener Sohn Knutr wiedersuertennen; erfterenfall mochte
man an den Jåtifden Kleintbnig Gnupa benten (oben, Unm.4), von bem aber
freilid) geſagt wird, baf er ble Untermerfung ſeines Reiches burdj König Gormr
nicht ibertebt hade.
11) Adam. Brem. I, c. 60, S. 304. Das gefalſchte Chronicon Cor-
bejenso, a. 936 weiß wieder neum Möndje von Gorvey zu nennen, ble mit
Hai gingen.
Maurer, Betegrung. 8
EET n. Wfnitt. 10.
ſicher zurüdiaſſen 1). Bon den Daniſchen Inſeln aus wagte fich
Unni felbft nad Schweden hinåber, das feit Rimberts Zeiten von
keinem Miffionåre mehr befudjt worden war; König Heinrichs Name
modjte ihn aud) hier nod ſchühen, menn aud deſſen Madjt von
den Sdweden ſelbſt nicht empfunben worben mar. Aud Unni
wanbte fid aunådft nad dem grofen Handelsplahe Birka i2); er
fand bafelbø bas Chriſtenthum völlig in Vergeſſenheit gerathen, und
Alles in bas Heidenthum zurüchverfallen. Rur mit Miåhe gelang
ål eine nodjmalige Betehrung, allein ſie gelang; Adam von Bremen
vermuthet, bafi bas Miſſionsgeſchäft mit Jufttmmung bes bamaligen
Königé Ring unb felner Göhne Herich unb Edmund betrieben
worben fei, weiß aber Aber deſſen Fortgang weiteres Detail nidt
anqugeben 10). Im Begriffe nad glidtid erreidtem Ziele in bie
Heimath puridyutehvn, ſtarb Unni nod in Schweden, und wurde
bafelbft begraben 15).
12) Adam. Brem. I, co. 61, S. 304. Weſentlich abweichend lautet bie
Grjåhlung der jångeren Olafs 8. Tryggvas. 0. 60, 5.109, mit welcher
wieber ba8 Sögubrot I, c. 1, S. 408 übereinſtimmt, und melder aud ber
Anonymus Roskildensis (8angebel, I, 6.375), wenn aud nidt ohne
Deimiſchung anderer Nachtichten gur Geite ſteht. Hiernach ging Unni um
Såtifden Könige Frod1, und taufte ihn ſammt feinem Volte; damals wurden
ble verfallenen Kirdjen ju Schleßwig und Mide wiederhergeftellt, und zu Mar»
hus eine foldje neu erbaut. Man fieht, Frodi nimmt hier gang diefelbe Stelle
ein, melde Adam dem Harald anweiſt; ba indeffen aud ble erft eit fpåter
sefolgte Grridtung ber brei Jutlandiſchen Biøthimer auf Frodi puridgefihet,
unb babei einer Genbung an Papft Ugapit gebacht wird, welde Saxo
Grammaticus einem in vdllig anderem Bufammenhange auftretenden Könige
dieſes Namens ufdreidt (vergl. oben, $.3. Unm. 58), fo ift Mar, bak hier eine
Mermengung ber Ungaben unferer gefdidtliden Quellen mit andermeitigen
Ueberlieferungen vorliegt. Dad Måhere Aber die im Einzelnen ſehr verſchie ·
hen geftalteten Grykblungen von König Frodi fiehe übrigens in unferem erften
Unhange. — Giner anderen Bermengung verſchiedener Perfonen und Beiten
madjen fid ble Annales Esromenses, å. 931 (Langebel, I, &. 231),
føuldig, indem fle flott Unni ben Rimbert nennen.
13) Adam. Brem. I, c 62, 6. 304—8.
14) Adam. Brem. I, c. 63, S. 305. Die Gåwedlidjen Konigeregiſter
fennen eder ben König Uringr, nod) befjen Göhme Eirikr und Eymundr; ble
von Adam genannten konnten aber vielleidt bloße Unterldnige oder Jarle
gewefen fein.
15) Adam. Brem. I, 0.64, 6.305; Annal. Corbe). a.9805 vgl.
Brove Chronicon Bremense (Perj, IX, 6.3901), und Saxo Gram-
Dad Chriftenthum in Dinemark und Gåweden HiG gegen 980. 115
So wurde durch König Heinrichs Kriegsglück und Erzbiſchof
UnnPs Mifftonselfer das Chriſtenthum fn Schweden wie in Dåne»
marf zum zweitenmale begråindet, und mit vollem Recht fann barum
blefer Letztere neben Anskar und Rimbert als der britte Evangelit
bed Nordens genannt werden 16). Die Befeftigung freilich und ble
weitere Musbreitung ber vleberhergeftellten Kirche im Norden erfore
berte aud fegt nod unausgefegte und nidjt geringe Unftrengungen,
und zwar bes weltlichen Armes nidt minder als des geiflidjen;
Heinrichs nådyfte Nadfolger, ble beiden erſten Ottonen, ſowie ver
gleichzeitig regierende Hamburger Erzbiſchof Adaldag (936—88) 17),
ſuchten indeſſen mit aller Energie zu vollenden, was ihre Vorgän⸗
ger fo ruhmvoll begonnen hatten. Aud jetzt find es wieder Heer»
züge ber Deutfjen Könige, melde den Boten des Hrifttidjen Glau-
bens den Weg zu bahnen haben.
Die Geſchichte ber Ottonifdjen Feldzüge gegen Dånemart gehdrt
aber befanntlid ju ben beftrittenften Punlten in ber ålteren Deutfdjen
und Daniſchen Reichsgeſchichte, indem frühere und fpåtere, Deutſche
und Nordiſche Berichte uber dieſelben gar ſehr von einander abweichen
oder bod) abzuweichen ſcheinen. Wir werden In unſerm erſten An⸗
fange eine etwas eingehendere Eroͤrterung der elnſchlaͤgigen Duellen⸗
ſtellen folgen laſſen, einſtweilen aber uns darauf beſchränken, unter
Berweiſung auf ble dort gegebene Beweisführung, mur in aller
Kurze die får dle Kirchengeſchichte vorzugswelſe erheblichen Borginge
matieus, X, 6.501—2, der freilich nad feiner Urt ble Betten midt gehotig
unterſcheidet. Ueber Unni's Begråbniffåtte vergt. aud Schol 122 u. 138
au Adam. Brem., 6. 376 und 381; einige vein fagenhafte Erzaͤhlungen
Såwedifder Quellen Aber deſſen Tod wurden bereits oben, $. 3. Unm. 6
mritgethellt.
16) Bergl. oden, $. 3. Unm. 54.
17) Begiglidj ber Chronologie verg. Adam. Brem. U, c. 1, S. 306,
und €.26, S. 316; ferner Contin. Reginonia, a 030 (Perj, 1, O.617);
die Ungaben bek Breve Chronicon Br
falſch. Die Urfunde, mit weldjer Ubalbag bai
937; Sappenberg, Hamb. Url». nr. 38. — Gin junger und vorneh⸗
mer Mann, am Hofe wohl gekitten und pumal von der Abuigin Wittwe be»
ginfligt (vergt. Vita Mahthildis, c. 8, be Øerg, VI, 6. 288), mar
Mbaldag, bennod einer ber tidtigfen Erabifdbfe bed Bremifd »Hamburgifden
Ecuhles; folke veger Gifer får die Rordiſche Miffion indbefonbere wird wieder⸗
Aolt $ervørgshoben, Adam. Brom. Il, 6, 2 S. 308 4 0 6 $ 300.
8*
116 . mL Mbfønitt. 4. 10.
bel fenen Kåmpfen anzudeuten. — Es hatten aber Dauiſche Ein⸗
fålle König Otto I. zu einem Juge gegen Dånemark veranlaft,
melder, furg nad) bem Jahre 941 unternommen, mit einem erfolge
reichen Siege ber bas Nachbarvolk endigte; allerdings mar bamit
ein bleibenber Frieden mit bemfelben noch leineswegs hergeftellt, und
nad) wie vor ift bas Verhaͤltniß bes Deutſchen Reiches zu demſelben
ein ziemlich ſchwankendes, inzwiſchen zeigen gerade ble lirchlichen
Ergebniſſe jenes Sieges recht deutlich deſſen mehr als vorübergehende
Bedeutung. Ausdrücklich mußte beim Friedensſchluſſe ber Dånen-
fönig Harald, Gorms Sohn und Rachfolger, ble Einführung des
Chriſtenthums in ſeinem Reiche zuſichern; jetzt wurde überdieß die
Griidjtung dreier Bisthumer får. Jitland ermoͤglicht, welche in
Schleswig, Ribe und Aarhus ihren Sig erhielten!5), und als deren
Sdugheren fid fortan ble Deutſchen Könige betradjteten 19). Bereits
tm Jahre 948 fonnten brei Jütlaͤndiſche Bifdjöfe mit ihrem Metro-
politen auf einem 3u Ingelheim gehaltenen Gondle erſcheinen 20).
Giwas fpåter, etwa um bas Jahr 965, lleß ſich König Harald
felbft taufen, wie es heißt durdj ein Wunder von ber alleinigen
Wahrheit bes Chriftenglaubens überzeugt?i); In der That ſcheinen
ſelbſt ble fyåteren Gtörungen bes guten Einvernehmens mit Deutſch⸗
land ben bereits In felner Jugend bem Chriſtenthume geneigten
"König 22) zu feiner Feindfeligkeit gegen dle Kirdje verleitet zu haben,
es wird vielmehr beridjtet, daß berfelbe nicht nur ſelbſt ble an ſein
Ende dem Glauben treu geblieben fet, fondern fogar den ihm ver»
båndeten Gdrwedenfönig Emund, des Hericus Gohn, zu größerer
Milde gegen bas Ghriftenthum befttmmt hade). Ein neuer Kampf,
weldjer furg nad Ottos I. Tod zwiſchen Deutſchland und Dåne-
marf audbrad, und melder im Jahre 974 zur Erſtürmung des
Danewirke durch Otto I., und damit ju einer vollſtaͤndigen Nieder⸗
18) Adam. Brem. Il, 6. 3 u. 4, 6. 307; IV, c. 1, 6.368; Breve
Chron. Broemense, S. 391; bem Adam folgt ferner aud Sögubrot
n, €. 1, 6. 418.
10) Bergl. Sappenberg, Hamb.-Utt. Ø. nom. 41 u. 50.
20) Die Belege flehe Unhang I, Anm. 21.
21) Bergl. ebenda, Unm. 3, 5, 14.
22) Bergl. oben, Anm. 12.
-— 29) Adam. Brem. II, o. 22, 6. 313—4; ble Schwediſchen Kbnigb»
veljen fonnen Aöeigen8 Fenen om blefe Belt veglerenden König foldjen Ramenk.
Dad Cjriftentfum in Dinemark und Gåmeden bis gegen 960. 117
lage ber Dånen und ber mit ihnen verbindeten Rormeger flete=0),
gab nidt nur zu elner, mwenigftens vorilbergehjenden, Befehrung des
Normegifdjen Jarles Hafon Beranlaffung, von welder unten nod
bes Weiteren ju handeln fein wird, fonbern mußte aud in Dime»
mart felbft bem Ghrifenthume einen fefteren Halt fidjern.
Die Frdte, melde ble Ottoniſchen Feldzüge får dle Ausbrei⸗
tung ber Kirche fm Rorben trugen, find hlernad fehv bedeutend.
Schon in den vlersiger Jahren des 10. Jahrhunderts wurden, wie
bemertt, fn Jütland brei Bisthåmer begråndet, und zwar wurde får
Schleswig Horit oder Hared, fir Nibe Liafdag, fir Aarhus
aber Reginbrand geweiht; von jegt an hatte fomit ble Hamburger
Erzdioceſe elgene Guffragane, und menn nod Erdifdof Adaldag tn
Grmangelung foldjer von fremben Bijdöfen hatte geweiht werden
miffen, mar blef bereits bei ſeinem naͤchſten Nachfolger, Libentius,
midt mehr der Gal5). Die Kirdjen in Fåhnen und Geeland, in
Schonen und in Schweden, får melde man fid nod nidt getraute
eigene Biſchoͤſe zu weihen, wurden einfrveilen der Fårforge ber
Jutiſchen Biſchofe anverteaut?6); doch wird bereits im Jahre 988
ein beſonderes Bisthum zu Odenſe auf Fühnen erwähnt?), und
åberdleg erzaͤhlt, daß får Schweden Odinkar ber Aeltere von
Adaldag geweiht worden fei, ein Mann von vornehmer Daͤniſcher
Abſtammung, welcher die Miſſion daſelbſt mit großem Eifer und
Erfolge betrieben hade). Zumal von Juͤtland aus entfaltet ſich
24) Siehe Unhang I, Anm. 23—.
25) Adam. Brem. Il, c. 1, S. 306, unb c. 27, 6. 316. Durch blefe
fetere Vegründung feineB Sprengels im orden wurde Adaldag wieder in
treitigfeiten mit bem Kollner Stuhle vermidelt, indem blefer, mit vollem
Medte, dad alte Bisthum Bremen wieder anfprad, dad ja nur auf fo lange
mit Hamburg verbunden worden war, bis dieſes elgene Sufftagane erlangt
haben werde; indefjen fanben bie Kölner Unfpride beim Kaifer wie beim
Wapfte fein Gehdr, und Adaldag ging fomit flegreid aus dem Gtreite hervor;
ebenbda, II, c. 5, S. 307.
26) Adam. Brem. Il, co. 4, 6. 307.
27) Sappenberg, H$amb. «Url. 8. num. 50. Adams Schweigen fGeint
midt gentigend, bat Beftehen dieſes Bisthums tn ber angegebenen Beit zweifel-
Haft zu madjen.
28) Adam. Brem. II, c. 23, 6. 314. Bon bemfelben Odintar fagt
Adam andermårt8, daß er in Filhnen, Seland, Såonen und Schweden mit
Grfolg ben Glauben verkindigt, in Bremen ader fein Grad gefunden hade; II,
6. 34, S. 318—9 und c. 62, &. 328.
114 mL Wifnltt. $ 10.
fofort die umfaffenbfte Thatigleit får ble Predigt des Gvangelinmo,
und blefelbe erſtredt ihre Wirfungen nidt nur auf die zunächſt ge-
legenen Dånifdjen Infeln, fonbern aud weiter hinaus auf Schouen,
Götaland, Schweden, fa ſogar, was uns hier nåher angeht, auf
Rorwegen. So erfahren wir yunådft, daß Adaldag eine Reihe von
Biſchoͤfen får Dånemart weihte 22); neben Hored, Liafdag, Regin»
brand und Odinkar, welche bereits erwaͤhnt wurden, werden ung
Harig, Sterkolf, Folkbrecht, Adalbrecht und Merka ge⸗
nannt, mit dem Beiſatze „und Andere.“ Die Sitze, fir welche
jeder einzelne Biſchof geweiht wurde, vermochte berelts Magiſter
Adam nicht mehr mit Sicherheit zu beſtimmen; er mag wohl Recht
haben, wenn er meint, es ſeien den Bijdjöfen bei dem wenig ber
feftigten Juftande ber Kirdje im Norden wohl überhaupt nod keine
feſten GSprengel angewieſen, ſondern nur in unbeftimmierer Melje
die geiſtlichen Berridtungen in gewiſſen Landſchaften übertragen
worden, wie dieß noch zu ſeiner Zeit in Schweden und Norwegen
zu geſchehen pfleges0). Bon Liafrag, dem erſten Biſchofe au Nibe,
wird insbeſondere noch erzaͤhlt, daß er den überſeeiſchen Landen,
alfo jedenfalls ben Daͤniſchen Inſeln, vielleicht aber aud in Schwe⸗
ben und Norwegen, bas Evangellum gepredigt habe31); damit find
29) Adam. Brem. Il, c. 23, S. 314.
30) Yng.O.: Adaldagus Igitur archiepiscopus ordinavit in Danlam plu-
res episcopos, qaorum nomina quidem repperimus; ad quam vero sedem
3 haud facile potulmus Invenire. Aestimo, ea
nod In rudi ehristianitate nulli eplscoporum adhue
certa sedes designata est, verum studio plantandae christlanitatis quis-
ulterlora progressus, verbum Del tam suls quam allenis com-
er praedlcare certabant. Hoc hodleque trans Danlam per Nord-
manniam et Suediam facere videntur. ir vermeifen übrigens bezüglich
ber erften Einrichtung eines Episkopates in Dånemart ein fir allemal auf Lap»
penberg's vortreffliden Auffag ,iiber die Chronologie ber ålteren Biſchöfe der
Dibceſe bed Ersbisthums Hamburg”, im Urdiv ber Geſellſchaft får åltere deutſche
Geſchichtetunde, Bd. IX.; im Hinblide auf ble Grinblidteit der hier nieder»
gelegten Unterfudjungen erfparen wir un8 bad Eingehen auf da ungemein ver»
widtelte Detail einer quellenmåfigen Beweisfuhrung.
31) Adam. Brem. II, c. 23, 6. 314 fagt gelegentlidj bes Obintar:
Ceterorum vero episcoporum vix aliquem sic clarum antiquitas prodit
praeter Liafdagum Ripensem, quem dlcunt et miraculis celebrem trans-
mariua praedicasse, unb bie neueren Handſchriften fügen erlåuternd bei: hos
ést in Sueonia vel Norwegia. Schol. 142, S. 383 fagt ferner, waͤhrend
Das Chriſtenthum in Dånemark und Gåweden bis gegen 980. £19
aber weſentlich bie Nachtlchten erſchoͤpft, welche uns über den Ber
trieb ber Rordiſchen Miffion unter Erzbiſchof Adaldag erhalten find 22).
Trod dieſer Dilrftigfeit unferer Quellen laͤßt uns indeſſen ſchon dle
Zahl der als nunmehr thåtig genannten Månner genugſam erfennen,
wie gewaltig bie Anſtrengungen geweſen fein mifjen, mittelf welcher
ble Hamburgiſche Erydlöcefe den Gtandinavifdjen Norden dem Gris
ſtenthume 3u erobern beftrebt war; eine nod erfreulidjere Erſchei⸗
nung, weil ble Innerlidfeit ber Befehvung wenigftens får einzelne
Faͤlle erweiſend, ift die, bag jept bereitø vornehm geborene Månner
Daniſchen Stammes nidt verſchmaͤhten, als Priefter und Bifdjöfe
für ble Musbreitung bes Glaubens unter ihrem Volle thåtig zu
werden; der åltere, und menig fpåter beffen Neffe, der jüngere
Odinkar geben hiefür glånsende Belege.
Unbillig waͤre es indeſſen, menn wir bie in ber That ſehr erheb⸗
lichen Gortfdritte, melde das Chriſtenthum während ber Zeit, ba
Unni und Adaldag auf dem erzbiſchöflichen Stuhle ſaßen, in Dånes
mar und Schweden machte, ausſchließllch der Thåtigleit der Gam»
burger, oder Åberhaupt ber Deutſchen Geifilichkeit aufdreiben wollten;
wåbrend ble Ottonen mit bem Dånenkönige kaͤmpften, waren vies
mehr aud) von gang anberer Seite her bereits Beziehungen lirchlicher
Art mit Gtandinavien angefnåpft worden, ble in lhrem weiteren
Berlaufe får beffen Belehrung nidt geringere Bebeutung gewonnen
au haben ſcheinen. Hiemit war es aber folgenbermaafien sugegangen.
Bereits im Laufe bes 9. und in ben erfen Jahren bed 10. Jahr⸗
hunderts hatten neben ber Thåtigfeit eingelner von ber Hamburgiſchen
Gradldcefe ausgegangener Miffionåre in Schweden und Dånemark
felbft bie Rauf» und Heerfahrten Nordiſcher Minner nad dem
Adam felbft ben Engliſchen Biſchof Johannes als ben erften Miffionir in Nor»
wegen erwåbnt: Licet ante illum ex nostris Lifdag, Odinkar et Poppo
gentem illam predicaverint. Possumus hoc dicere, quod nostri labora-
verunt, et Angli in lebores eorum introlerunt. Dabei finb inbeffen ukter
ben beiden legteren Namen nidjt der åltere Odinkar und ber Altere Poppo pm
verftehjen, fondern zwei jingere Minner be gleichen Ramenb, welde nad
Adam. Brem. Il, 6. 33—4, 6.318—9 unter Adaldags Radfolger in Ror⸗
wegen ſowohl ald in Såweden gewirkt haben føllen.
32) Die Angaben bed Saxo Grammaticus, X, 6. 400 — 502 und
506—7 vermifdjen in ber bei ifm gemdhnlien Weiſe Verfonen und Bekken,
ohne etwas erheblid Reueb au gewaͤhren.
120 II. Wöfdnitt. 6. 10.
Stbem und Weſten, hatten insbefonbere ble mit legteren in Juſam⸗
menbang ſtehenden Mieberlaffungen von folden im Auslande auf
ble Fortſchritte bes Chriſtenthumes im Norden einen nidt unbebeus
tenden Einfluß geåufert. Die Handelsverbinbungen ſowohl als die
Kriegszũge ber Rorbleute waͤhren nun aber aud) bas gange 10. Jahr⸗
hundert hindurd) fort; im Guden wie im Weften erhalten fid ferner
gtroßentheils bie fråher ſchon begrindeten Nordiſchen Unfiebelungen,
und eg werden aud) wohl neuerdings foldje angelegt, oder bod) ble
ålteren meiter ausgedehnt und befeftigt. Dem gemåf müſſen aud
jegt nod) bie im Auslande mit ber Kirdje angenåpften Berdindun-
gen. fortwaͤhrend neben ben in den Slandinaviſchen Landen felbft
unternommenen Betehrungsverfudjen in Anſchlag gebradt werden,
und in ber That ſcheint der Hortgang blefer legteren vielfach durch
fle bebingt unb beförbert; auf jenem Megen aber famen ble Nord⸗
leute midt bloß mit ber Hamburgifdjen, überhaupt nidt blog mit
der Deutſchen Kirdje in Beråheung, ſondern eben fo gut aud mit
ber Franzoͤſiſchen, Angelſaͤchſiſchen und Juifd-Sdottifjen, und que
mal ben legteren ift, ba fle alsbald jede fidj darbietende Gelegenheit
ergriffen, aud ihrerſeits burdj Miffionen im Germanifden Morden
zu wirken, ein nidt geringer Anthell an ber endlichen Betehrung
Gtandinavien6 beljumefjen. Auf Dånemart freilidj und Schweden
ſcheint jur Jeit ble Vritiſche Kirdje ihre Miſſionsthätigkeit nod nidt
ausgedehnt zu haben; dagegen werden wir in Norwegen gerade fe
an ble Gpihe der Befehrungsveriudje teten ſehen. Wollen ir
demnach zum Schluſſe die Ergebniſſe der bisherigen Crörterungen
für die Geſchichte des Glaubens bei dem Norwegiſchen Stamme
insbeſondere kurz zuſammenfaſſen, fo zeigt AG, daß einerſeits ble
dortſchritie des Chriſtenthums in Danemark und thellweiſe aud in
Schweden tn Folge ber Siege ber Deutſchen Könige ſowie ber Thåe
tigfeit bes Hamburger erbifdöflidjen Stuhles bereits erheblid genug
find, um baffelbe bis an bie Grenzen bes Norwegiſchen Reiches als
ein wenigftens zeitweiſe verlündetes und ſporadiſch verbreitetes vors
zuſchieben; ble Thellnahme des Jarles Halon an dem Kampfe gegen
Otto I., vielleidt aud elngelne Miſſionsreiſen eingelner von Ham-
burg ausgehender Glaubensboten haben fogar bereits eine gang un-
mittelbare Ginwirfung ber Deutſchen Kirdje auf das Rormegifde
Gtammland jur Folge. Andererſeits aber erhalten und mehren fid
6. 11. Rorwegiſche Jahrten u. Anfledeinngen in Brankreid u. Deutſchl 124
zugleich aud ble Beråhrungen einzelner UAngehöriger des Norwe⸗
giſchen Gtammes mit dem Ghrifenthume im Auslande, und zwar
ergeben ſich durch blefe nicht blog Beziehungen sur Deutſchen, ſon⸗
dern insbeſondere auch zu der Britiſchen Kirche; auch an derartige
mehr zufaͤllige Begegnungen knüpft ſich aber ſodann wieder eine
Miſſionsthaͤtigkeit an, melde nur freilich eine mehr iſollrte und mine
ber planmåfige als bie von Hamburg aus betriebene Hr, und über⸗
blef nidjt nur von ber Deutſchen, fonbern in gang glelder Weife
aud) von ber Britiſchen Kirche ausgeht. Die hleraus fidj ergeben»
den Gortfdritte des Chriftenthums In Rormegen und tn Joland for
weit ble erhaltenen Quellen dieß geftatten im Cingelnen nachzu⸗
welfen, muß nun ble Aufgabe ber nächſtfolgenden Paragraphen ſein.
$. 11.
Morwegifde Fahrten und Anfiedelungen in Frankreid und
Beutfdhland.
Die Norwegiſch- Daͤniſche Niederlaſſung, weldje zu Unfang bes
10. Jahrhunderts burd Rollo begründet worden war, und beren
Beftand unter Rollo's Nachkommen fid befeftigte und erhielt, båfte
bald ihre Nordiſche Nationalitåt ein. Schon Herzog Wilhelm, ber
Sohn unb Radjfolger Rollo's, mußte ſeinen Sohn Richard zur
Erziehung nad ber dichter von Nordmånnern bevöllerten Gegend
von Bayeur ſchicken, damit er die nöthige Fertigleit in der Nordiſchen
Gypradje gewinne; um Rouen, ben Sig ber Normegifdjen Regierung,
hatte (don bamals ble Romaniſche Gprade åber ble Nordiſche bas
entſchiedene Uebergewicht erlangt!). Der Auffand, weldjen kurz
nad) Rollo's Tod Riulfus gegen eben dieſen Wilhelm erregte, ſcheint
gerade in dieſem Gegenfahe Nordifdjer und Romanifdjer Ratlonalltåt
feinen Ausgangspunkt gefunden ju haben, da ble Beſchwerde uͤber
ble Bevorgugung ber Francigenae gegenüber ben Dånen als deſſen
Motiv fpeclell hervorgehoben wird ); er wird indeſſen rafd unter
briidt, und bald ift aud in jenen meftlidjer gelegenen Theilen der
Normandie das Franzoſiſche Element das herrſchende. Daf mit
1) Dudo, de morlbus et actls Normannorum, III. (Duchesne,
Histor. Normann. Script. S. 112.)
2) Ebenda, 6. 94.
122 IL Atſqaiti. $. 11.
blefem Aufgeben der elgenen Nationalität aud) elme durchgreifende
Befeftigung bes neu angenommenen Glaubens verbunden war, vers
ſteht ſich von ſelbſt; fol doch bereits Herzog Wilhelm ſelbſt ben bringen»
ben Wunſch geåufert haben, felne Würde nicbergulegen, und fid in
ein Kloſter zurũchzuziehen ?) Allerdings hatte baneben das junge
Ghriftenthum qunådft nod mandje Anfechtungen zu befakren. Nod
bumer manberten heidniſche Landoleute nad), unb ben Franfenfönigen
gegenilber, weldje der mådjtigen Bafallen fid gerne entledigt håtten,
finden ſich mieberholt ble Hergoge ſelbſt genöthigt, auf foldje Zuzüge
fid ju fiken; es Fommt aud) wohl vor, daß getaufte Normannen
durch Beifpiel und Jufprud der neuen Antömmlinge verleitet, ins
Heldenthum zurückverfallen. In den Kåmpfen, welche unmittelbar
nad) Herzog Wilhelms Ermordung (943) ſich entfpinnen, teten ble
Nortmanni, qui pagani advenerant, vel ad paganismum rever-
tebantur, den chriſtlichen Normannen feindlich gegenüber ); bei dem ⸗
ſelben Anlaſſe wird ein Setricus (Sigtryggr), rex paganus, er⸗
wahnt, und neben ihm ein Turmodus (pormodr) Nortmannus,
qui ad idololatriam gentilemque ritum reversus, ad haec etiam
filum Willelmi aliosque cogebat5). Auch ein Hagroldus (Har-
aldr) Nortmannus, weldjen bie Frånfifdeu Quellen freitld nur
ale einen Håuptling von Bayeur fennen, ohne ihn als neuen Un-
Fömmling oder gar als Helben 3u bezeichnen e), wird von Dudo ein
Danlſcher König genannt, ben eine Normaͤnniſche Parthei zu Hilfe
gerufen habe”), und in einem, nod dazu felne Hilfe verbanfenden
Verſe geradezu als ein Heide angerebet”). Bei einem fpåteren Jer»
3) Ebenda, S. 101—2.
H Flodoardi Annales, a. 943 (Øerg, V, 6. 382—90).
5) Flodoard, ang. O. 6. 390; vergl. Richeri Histor. II, €. 35
(Serg, V, 6. 595), wo Setrich al8 ein neuangefommener rex pirataram be»
reichnet wird.
6) Flodoard, a. 945, 6. 392; Richer. II, c. 47, 6. 598.
7) Dudo, Ul, 6. 122.
8) Ebenda, S. 126. Wilhelm von Jumieges identificirt ihn, offenbar
ohne ben geringften Grund, mit dem bekannten Dånenkdnige Harald Blaatand,
nb laßt ihn, von feinem Sohne Svein vertrieben, als Flidtiing in bie Nors
mandie foymen, bort aud Gnaden einige Landftride angewieſen erhalten und
foført zur Rriegdhife entboten merben! Wilhelmus Gemmeticensis,
Historia Normannorum, Ill, c. 9 unb IV, 0. 7 (Duchesne, ang. O+
6. 237 u. 242). Sn den vieriger Jahren war biefer König Harald wahr⸗
Norwegiſche Jahrten und, Mfløbelsmgen tn Frantreich und Deutſchland. 193
wilrfniffe fol bann Herzog Richard neuerdings Dåmiidjen Zuzug
erbeten und erhalten haben, und aud dießmal verden ble ihm zuge⸗
fommenen Hilfsvoller als pagani bezeichnet; bie Franzoͤ ſiſchen Biſchöfe
halten dem Herzoge dieſe ſeine Verbindung mit ben Heiden gegen
bie Chriſten nachdrücklich vore). Sowie er ſich aber von der drin⸗
gendſten Gefahr befreit ſieht, ſucht der Herzog ſelbſt ber unbequemen
Bundesgenoſſen fid zu entledigen; er bemuͤht ſich in eigener Perſen
ſie zu belehren, und behaͤlt, nachdem der Friede mit felnen Gegnern
geſchloſſen ift, biejenigen von ihnen, ble ſich gum Empfang ber Taufe
bequemen, bei fid, ble Uebrigen aber beſtimmt er zu einer Heerfahrt
mad) Spanlen und verfieht fe felbft mit allem Nöthigen, um ihrer
nur log zu werden 10). Bon jegt an iſt von weiteren heidniſchen
Bugiigen nidt mehr bie Rede, von jeht an eden barum bie ausſchlleß⸗
lide Herrfdjaft des Ghriftenthums in der Normandie menigftene
ãußerlich entſchieden. Doch bårfen mir damit ble Berbindungen mit
ber Rordifdjen Heimat keineswegs abgebrodjen glauben; mod zu
Anfang des 11. Jahrhunderts finden wir den Dånenfönig Gveim
auf Befud in Rouen, König Knut der Mådjtige knüpft doppelte
Bande der Berfdmågerung mit Herzog Richard II., und Olaf
Haraldsſon, der fpåtere König von Norwegen, unterftågt dieſen Letzteren
ſogar noch einmal in einer feiner Fehden. Daß unter foldjen Um-
frånden ble Normandle nidt ohne Einfluß auf die Ausbreitung bes
Chriſtenthums im Norden bleiben fonnte, ift Mar, und wir merden
ſeinerzeit fehen, wie gine nicht unglaubhafte Nachricht gerade ben
lehtgenannten König, ber fpåter als der eiftigſte Verfechter der Kirche
in ſeinem heimatlidjen Reiche auftritt, in Rouen dle Taufe empfan ⸗
gen låft; wie groß oder Fein jene Ginwirfung ber immerhin ente
legenen unb ihrer Rationalitåt fo früh abtrinnigen Golonie auf bas
Mutterlanb gewefen fein mag, låpt ſich aber freilich bei dem Mangel
aller betaillirteren Nachrichten nidt beftimmen.
haftig genug mit ber Bertheidigung ſeines eigenen Landes gegen ble Angriffe
Dtto'B I. befdåftigt, um ber Normandie feine Aufmerkſamleit nidt ſchenlen au
fönnen; feine Miphelligteiten mit bem eigenen Sohn Svein fallen aber ohnedieß
um Decennien fåter.
9) Dudo, lin, 6.144—45; Wilhelm. Gemmet. IV, 6. 16, 6.246
laͤßt aud jept wieder ben König Harald Blaatand Hilfe ſenden.
10) Da do, lil, 6. 148—1. .
124 ' IL Whjdmitt. 6. 11.
Das ven Rollo an der Nordküſte Frankreichs begrinbete Nors
mannenreld) mar übrigens zwar ble widjtigfte, aber keineswegs ble
elngige Niederlaſſung ber Rorbleute in jenem Lande gewefen. Gleich⸗
zeitig mit ben Fortidjritten Rollo's im Norden des Weſtfränkiſchen
eldes hatte ſich ein anderer Haufe von Rorbmånnern an deſſen
Meftåfe herumgetrieben, und zumal an ber Loire Mündung feften
duß gefafit; von ber Bretagne aus war ein hell desſelben unter
ben Jarlen Ottar und Hroald nadj England und weiterab nadj Ir⸗
land gezogen !*), einen andern Theil aber finden wir nod im Jahre
919 bafelbft heerend 12), und zwei Jahre fpåter wird dieſem ber von
ihm gepliinberte Theil ber Bretagne und bagu ble Umgegend von
Mantes formlidj abgetreten: dag ſich ble neuen Anſiedler dabei zur
Annahme des chriſtlichen Glaubens bequemen mußten, verftet ſich
von ſelbſt und wird uns überdieß ausbridtid bezeugt i2). WIG An⸗
fåkrer blefer Nortmanni, qui in fluvio Ligeri versabantur, wird
uns zunaͤchſt en Mann Ramens Ragenoldus genannt; bod tritt
ber Haufe alsbald mit ben Normannen von Rouen zu gemelnfamen
Unternehmungen in Brankreid in Berbindung 19. Ein Friedens⸗
ſchluß, melder im Jahre 924 erfolgte, ſcheint menigfens ben Rore
leuten an ber Loire nidjt gehalten worben 3u (ein, ba blefe unter
Ragenold, well ihnen nod keine feften Wohnfige angewieſen feien,
einen Raubzug nad) Burgund ju unternehmen fid bemüßigt fehen 15);
indeſſen gibt blefer Umftand alsbald aud) ihren Landsleuten in Rouen
Beranlaffung den Frieden ju bredjen: im Jahre 926 bereits mußte
von Ledteren neuerbingé ber Friede erfauft merben 19), und da aud
ein Gelbzug gegen bie Loire /Normannen ohne Erfolg blieb, fonnte
man midt umbin aud blefen ben Befig ber Gegend von Nantes
meuerbinge 3u beftåtigen 7). Der Befig der Lehzteren ſcheint freilich
ein giemlid) unvubiger geweſen zu fein; wir fehen blefelben einerſeits
bereits im Jahre 930 wieder in Aquitanien ſtreifen und bort eine
11) Siehe oben, $. 7. Anm. 50.
12) Flodoardi Annales, å. 910, 6. 368.
13) Ebenda, a. 921, S. 369.
14) Ebenda, a. 923, 6. 372.
15) Ebenda, a. 924, 6. 373—.
16) Ebenda, a. 025—6, 6. 3746.
17) Ebenda, a. 927, 6. 37.
Norwegiſche Fahrten und Unfledelungen tn Vrrnkreid md Deutſchl. 125
gewaltige Nicberlage erlelben 18), anbererfelt8 im Jahre 934 in Folge
eines Aufſtandes ber untervorfenen Bretonen eine große Jahl ven
ihnen, barunter ihr Anführer Felecan, (Falki?) ermorbet, unb nadje
dem bas Land unter ber Führung bes Incon (Ingi) gewaltſam wie ⸗
der unterworfen worden war19), bredjen fm Jahre 9372), dann
wieder im Jahre 93921) neue Auftånde der Keltifdjen Bevöllerung
aus. Dem entfpridt denn aud, daß ſchon fråh ein entſchiedenes
Uebergewicht ber im Norden begriindeten Niederlaſſung über biefe
weſtliche Golonie fidj geltend madjt; mandje Umfånde laffen barauf
ſchließen, daß bereits Rollo eine Art Oberherrſchaft Aber dle Nor⸗
mannen an ber Lotre angefprodjen und geltend gemadjt hade, und
Herzog Wilhelm wird jedenfalls im Jahre 933 geradegu aud mit ber
terra Brittonum in ora maritima sita belehnt22). Es lågt fid
hlernach nidt bezweifeln, daß ble Rormannen an ber Lolre mit ber
Beit bas Schidſal ihrer Landöleute an ber Seine theilten, daß fir
alfo wie blefe ihre Nordiſche Rationalitåt bald får ble Romaniſche
aufgaben, und bas iknen Anfangs aufgezwungene ober aufgehandelte
Gjrifenthum almåktig fefere Murgein bei id ſchlagen Uefen; Ujer
Bedeutung får bie Kirchengeſchichte bes Nordens muß hiernach eine
aͤhnliche gemefen ſein wie ble ihrer Landsleute im ber Normandie,
auddrådlide Jeugniffe ber biefelbe laffen fid aver freilich aud
ebenſowenig erbringen.
Die Fortfehung der früͤheren Plinberungszåge im Weſtfranki⸗
ſchen Relde war uͤbrigens den Nordlien Bitingern gerade durch
ble Begriindung fefter Niederlafjungen In demfelben Seitens ihrer
eigenen Landsleute mefentlid erſchwert worden. Wohl fommen aud
jeht nod) einzelne Heerfahrten gang in der früheren Weiſe vor; nicht
nur ben Eirikr blosox, ben Sohn und Nadfolger bes Harald
Harfagr, fehen wir in felner Jugend wie in anberen dfilidjen und
weftlidjen anden fo aud) in Frankreich herumſtreifen 2), fondern
18) Ebenda, a. 930, S. 379.
19) Ebenda, a. 931, 6. 380.
20) Ebenda, a. 937, 6. 384.
21) henda, a. 939, 6. 386.
22) Gbenda, a. 933, 6. 381.
23) Heimskr. Haralds 8. harfagra, 0. 4, 6.110; jiingere
Olafs 8. Tryggvas. 6.3, 6.8; val. aud Fagrskinna, $.27 u. 26
126 ' tr aoſanitt. 6. 11.
auch in melt fpåterer Felt noch ben König Olaf Tryggvaſon; fa for
gar nod) bem König Olaf Harabefon merben mir ſeinerzeit auf der
Heerfahrt in Valland, d. h. in Frankreich, begegnen, — noch im
Jahre 1000 ſcheint ſogar von den in England kriegenden Dånen ein
Naubzug nach ber Normandie ſelbſt unternommen worden zu ſein ?4).
Im Großen und Ganzen find indeſſen dieſe Fahrten immerhin nicht
mehr fele bedeutend, und es nehmen wohl gar die Nordiſchen Heer⸗
ſchiffe, wozu frellidj aud ſchon früher ber Meg gebahnt worden mar,
ihren Lauf an Frankreich vorbei nad Spanien, nad) den Küſten des
Mittelmeeres und felbft nad Ufrifa, wobei ſie bann nidt mehr blos
mit ber djrifttidjen, fonbern aud mit ber Garazenifdjen Bevdlferung
biefer Gegenden in Beråhrung fommen; von der fråheren Mafjen-
haftigteit ber Nordiſchen Fahrten in ben Südweſten iſt fortan feben»
falle nidt mehr ble Nede, und eben damit vermindert fid begreiflid
aud) beren Bedeutung får die Betehrung bes ordens.
Ginen åhulidjen Gang nimmt aud die Gefdidte der Norbifdjen '
$Herrgåge in Deutfdland. Geit der Felt, da der Juͤtiſche König
Øottfrleb ſeinen Einfall in Friesland madte (810)25), va König
Harald ju Mainz dle Taufe empfing und sum Lohne reiche Lehen
dan Brlestand und Sachſen erhlelt (826) 2), oder da eine Daniſche
Flotte Hamburg åberfiel und verbrannte (840)27), bis zu dem Glege
König Ludwigs ju Gaulcourt (881)2) und König Arnulfs 3u Loͤwen
€891)29), ſehen wir Nordiſche Bilinger in gervaltigen Mafjen die
Frieſiſchen und Saͤchſiſchen Kåften bis tief in das Innere des Landes
$tnein mit Mord und Plunderung überziehen; von ba an nimmt
uindeſſen wenigſtens ber Umfang ihrer Unternehmungen ab, und ju
wahhrhaft dauernden Beſthungen haben es die Nordleute im Deutſchen
24) Chron. Anglo-Saxou. å. 1000. (Monum. hist. Brit. I, S. 407.)
25) Einbardi Annales, a. 810. (etg, I, 6.197); Einhardl
V. Karoli M. c. 14 (er, 11, 6.450).
26) Siehe oben, $. 3, Anm. 15.
27) Döen, $.3, nm. 24.
28) Annales Vedastinl, a. 881 (Berg, Il, Ø. 490).
29) Annales Fuldenses, a..801 (Peng, I, &. 406); Annel.
Vedast. h. å. 6.205. Durd Bermittlung des Adam von Bremen u. bgl.
Hat aud ble jlingere Olafs 8. Tryggvas. c. 60, 6.109, bas mit ir
siferenflingnenbe Sögubrot I, &.407—8 und ber p. af Ragnarsso-
um, 0.-6, 6.357 ven der Schlacht Kemiuif,
Rorwediſche gahrten und Unfiedefmgen in Hranteeld und Deutſchl 42%
Reiche ohnehin nie gebradt. Immerhin aber fommen aud jetzt nød
und auf lange Jelt hinaus elnjelne Streifzüge Rordiſcher Månner
vor, nur eben nidt mehr In ber friheren Ausdehnung und Jakt;
ben Norwegiſchen Rollo fahen wir vorübergehend in Seeland herren 20),
Daͤniſche Heerfahrten in Sadfen und Friesland find es, melde Hein⸗
vid I., melde fpåter Otto J. sunådft zum Kriege gegen Dånemarf
veranlaffen 5), und noch am Ende des 10. Jahrhunderts finben wir
Nordiſche Heerfdaaten unter dem Ramen Ascomanni in Sachſen
auf Raubzugen 32). In der Regel freilidj find es Dånen, melde in
biefer Weiſe den Deutfdjen Nachbarn fid åberlåftig madjen; zuwellen
aber finb aud Schweden, Rormeger und ſelbſt Islaͤnder bei derlei
dahrten betheiligt, und es mag geniigen einerſeits wieder auf dir
oben erwaͤhnten Norwegiſchen Könige Cid Blutart, Olaf Trygge
vafon und ben biden Olaf hinzuweiſen, anbererfeits aber auf ben
Sølånder porvaldr Kodransson, beffen Lebensgeſchichte wir unten
mod) bes Weiteren zu befpredjen haben werden. Daß -aber die bur
foldje Heergige ſowohl als durd bie uns minder verfolgbaren Kauf-
fahrten mit Deutſchland angeniipftem Berbinbungen aud auf die
Glaubensjuftånde bes Nordens ihren Einfluß åuferten, daß ferner
biefer Einfluß nidt nur dem Dånifdjen, fondern aud, wenn (don
in geringerem Maße, dem Normegifden und felbft Islaͤndiſchen Volk
zu Gute fam, dafüͤr wird die Lebensgeſchichte eben jenes porvaldr
Kodransson, bann aud) ble Geſchichte des Königs Olaf Tryggva⸗
fon genigende Belege geben, und wir dirfen es fidjerlid nur ber
Dirftigfeit unferer Duellen zumal får ble åltere Norwegiſche Kirdjen-
geſchichte zuſchreiben, menn fid folde Belege midt in weit gråfeer
Menge erbringen laffen.
30) Oben, $.5, Anm. 33.
31) Döen, 6.10, Anm.5 und Anhang I, Anm.2 und 14.
82) Thietmar. Merseb. IV, e 16, und VI, e. 53 (Berg, V, OS. 774
unb 832); Annales Quedlinburgenses, a. 994 (ebenda, 6.72);
Annales Hildesheimenses, mb AnnalesLambert1 h.a. (ebenda,
6.90); Adam. Brem. II, c. 20 — 31, 6.317. Der Legtere nennt den
Ramen Ascomanni, und erfiårt benfelben, IV, c.6, 6.370: Ipsi enim py-
. vatae quos uu Wichinges appel!ent, nostri Ascomannos, reg! Danico
tribatum solvunt, u. f. w., b. 6. er bezeichnet fie als fbentifdg mit ben Rore
diſchen vikinger.
128 MI. bſchnitt. $. 12.
$. 12.
Morwegifdje Fahrten und Anfiedelungen in England.
Beit gröfere Ausdehnung als im Deutſchen oder feldft im Gran-
zoͤſiſchen Reiche hatten bereite im Laufe bes 9. Jahrhunderts bie
Miederlaffungen der Rordleute in England getvonnen; ble gange
noͤrdliche Hålfte ber Angelſaͤchſiſchen Monardie war ſchon im Jahre
978 an Dånijde Heerfönige abgetreten worden, und in Oftangeln
ſowohl als in Northumberland maren blefe, ebenfo wie einige Der
cennien fpåter Rollo fn ber Rormandle, zu förmlidjer Austheilung
bes erfåmpften Landes unter bie Ihrigen gefdritten 1). Die fo ger
filfteten Reidje, beren Unterørbnung unter den Angelſaͤchſiſchen Ober-
fönig fo gut wie nidt vorhanden war, erhielten ſich nun unter
fortwaͤhrenden Kåmpfen aud nod) im Anfange bes 10. Jahrhunderts.
Auf König Guöram oder Aedelstan von Dſtanglien, weldjer im
Sabre 890 ſtarb?), ſcheint ein König Eohric (Eirikr) gefolgt zu
fein, ber indeß im Jahve 905 bereits in einer Schlacht fiel3); dann
mag allenfall6 jener smelte Gudrum bie Megierung übernommen
haben, von befjen Friedensvertrag mit König Eadweard bereits ger
legenilich gefprodjen worden if). Aud König Healfdene von Ror-
thumberland muß fråh geftorben fein, da wir von einem Könige
Gutbfrid daſelbſt hören, der felbft ſchon im Jahve 896 geftorben ſein
foll5); etwas ſpaͤtere Quellen nennen biefen lefteren Guthred, und
taffen ihn im Jahre 883 die Koönigswuͤrde erlangen, im Jahre 894
aber ſterben, babei madjen fie ihn indefjen 3u einem Sohn des Königs
1) Siehe oben, $.6, Unm. 13—8.
2) Chron. Anglo-Saxon. &. 890 (Mon. hist. Brit. I, 6.362);
Ethelwerdi Chron. IV, c.3 (ebenda, 6.517); Florentli Wigorn.
. 8. 891 (ebenda, 6.564). Simeonis Dunelmensis Ge
Anglorum, a. 890 (ebendba, S. 685). Wenn ble Annales
1ae, a. 898 (ebenda. S. 836) ben Einttag haben: Elstan rex Saxo-
oblit, und Brut y Tywysogion, a. 807 (ebenda, S. 846) birfelbe
Rachricht wiederholt, fo if babei wohl aud an jenen Gudrum-Aedelstan ju
benfen, und nur ba Vodebjahr nidt gan; ridtig angegeben.
5 Chron.Anglo-Sax.a. 905, 6.373; Ethelw. IV, c. 4, 6.519,
wo berfelbe Harac genannt, unb fein Tod in bas Jahr 902 geſeht wird;
Florent. Wigorn. a. 005, &. 569.
4) Döen, 6.6, Anm. 19.
5) Ethelwerd, IV, c.3, 6.518—0.
Rorwediſche Bahelen und Unfedeiungen tn Cngland. 129
$Harbefnut von Dånemarf, und ſchmücken aud fonft ſeine Geſchichte
mit gar mandjerlei Fabeleien aus). Weiter hilft uns dann eine
Notiz bes Adam von Bremen. Diefer weiß nåmlid, unter Berufung
auf ble får uns verforenen Gesta Anglorum, nidjt nur von einem
Könige Gudredus zu erzäͤhlen, welchen ble Dånen an ble Stelle
bes Halpdanus gefegt haben follen, und weldjer, als Eroberer Nors
thumberlands und Begrinder ber Dånifjen Herrſchaft in England
bezeichnet, mit jenem Guthred oder Guthfrid ber Engliſchen Quellen
offendar identiſch iſt ); fonbern er ſpricht aud gang befimmt aus,
daß bemfelben bei feinem Tode feine Göhne, Analaph, Sigtrih und
Reginold (>. bh. Olaf, Sigtryggr unb Rögnvaldr) folgten, unb daß
bie Dånen von ſeiner Felt an etwa hundert Jahre lang in England
herrſchtens). Durch dieſe werthvolle Notiz iſt e uns möglid ge⸗
macht, die in den Engliſchen Quellen hin und wieder genannten
Könige der Dånen in England wenigſtens sum Theil ald den Gtamme
Gudreds ugehörig zu erfennen, und damit filr ihre Geſchichte menige
frens einiges hellere Licht au gewinnen; mit neuen Zuzügen Nordi⸗
ſcher Heerleute fommen freilldj baneben vielfåltig aud neue Håupt»
linge in bas Land, bie zum heile ebenfalls ben Königstitel führen ).
- 6) Simeon Dunelm. Gesta, a. 883, &.683 (jumal not. b.) und
a. 894, 6.685; ferner befen Historia de Dunelmonsi ecelesia,
II, e. 13— (bei Twysden, Historiae Anglicanae seriptores X, &.21—22),
umb beffen Historia de 8. Cuthberto, (ebenda, &.70—1). Nod fyl
tere Chroniſten, wie den Matthaͤus von Weſtminſter, Hoveden, Wallingford,
glauben wir nidt weiter anführen ju follen. Es mag fbrigend bereit hier
darauf aufmerffom gemadt werden, bap tjelld bie fortvåheende Berbindung
dieſes Rorthumbrifdjen Hauſes mit ben Rorbleuten in Irland, theils bie fråndig
gleidförmige Wiederlehr derfelben Namen in blefem Gefdledte und in bem des
Dubliner Königö Ivar (Gudrödr, Olaf, Sigiryggr, Rögnvaldr), eine gemeins
fome Abſtammung beider angubeuten ſcheint; vielleicht ließe fl annchmen, def
der obige Gubröb ein Sohn bed ålteren Jvar, und fomit ein Bruder bed Sig-
frödr, Bigtryggr, Olaf unb be8 jångeren Ivarr gewefen fei: ba biefe in ben
Jahren 887, 895, 903 flarben, måre von ber Zeitrechnung auk gegen ble Une
nahme RNichts einzuwenben, und ble angeblidje Ubfammung Gudrdos von Hör-
bafnut fann als offenbar fagenmåfig wohl gar midt in Betradt kommen.
Norwegiſch, nidt Dåntfd, ſcheint Gudrods Stamm jedenfallb geweſen på ſein.
7) Adam. Brem. I, c. 41, 6.290.
8) Ebenda, II, 0.22, S. 3143 ein weiterer Bruder, Niel, wurde von
Ronig Sihtric felbft getddtet, und ift mur baker bekannt, Chron. Anglo-
Sax. a. 921, 65.381, u. byl. m.
9) Dis Kbnige Healfdene und Kewils oe Eywysl (Eyjulfr, Eyvindr?),
Manrer, Betehrung. 9
130 p . Wbfluitt. $. 12.
MU wechſelndem Glåde wird nun zwiſchen den Angelſaächſiſchen
unb Diniſchen Königen lange Jahre hindurch geftritten, indem Erſtere
bie unbequemen Gremblinge aus bem Lande au vertreiben, oder bod
zu eimer entſchiedenen Unterorbnung unter ihre Oberhoheit zu bringen,
Ledtere dagegen ſich völlig unabhaͤngig zu machen, ihre Befigungen
weiter auszudehnen, allenfalls aud ihre Raubzüge im Engliſchen
Meidje in ålterer Weiſe fortgufegen beſttebt find. Wir ſehen, wie
bereits König Eadweard der Reihe nad mehrere Nordiſche Håupt-
linge pur Untermerfuug und Guldigung bringt 9), wie felbft König
Mögnwald, der im Jahve 923 mod) die Stadt Nort erobert hatte1!),
ſch demſelben förmlidj unterwirft, und mit ihm gang Rorthumbere
land, ſowohl ble Daͤniſche als die Engliſche Bevölferung'*). Im
Jahre 924 ſtirbt König Eadweard, und wie eg fi elnt um biefelbe
Beit aud König Rögnwald; in Northumberland tritt fofort Sigtryggr
als Hertſcher auf, wohl der Bruder Roͤgnwalds, von welchem Adam
von Bremen fpridt, nicht, wie Mund meint, ein aus Itland vere
welche neden mehreren eorias unb holdas im Sabre 911 in einer Schlacht
gegen König Gadweard fallen, find wohl nur foldje Heertdnige, und jebenfalls
darf ber Crftere nidjt mit dem früheren Könige von Northumberland besfelben
amenb vermedjfelt merben; Uhron. Anglosax. 2.911, 6.375; Ethelw.
JV, 64, 6.510; Florent. Wig. å. 911, 6.560.
10) Chrou. Anglosax. å. 918, 6.378, und a. 021, &. 380—1.
41) Chros. Anglosax. a. 923, S. 381; bei Simeon. Dunelm.
esta, å 910, S. 686 lautet der Name Ingnald, und jugleid wird zum
Sahre 921 die Cinnahme von Devonport durd König Gigtrygg gemeldet.
42) Chron, Auglosax. a. 924, G. 382; Florent Wigorm
6. 572 melbet Rögmwaldö Untermerfung (don zum Jahre 921. Mit der
feligion König Rognwalds und ber Geinigen fieht es aber freilid trog der
uUnterwerfuug nidt gum Bepten aus. Ohne alles Bedenken nimmi berfelbe
ben ef ber Mirde des Cuthbert in Durham in Beſchlag, und ver
theilt benfelben unter feine Genoffen; einer von biefen, Onalaf (Olaf),
wird als ein reiner Geibe und Feind des chriſtlichen Glaubend gefildert, und
«6 wird von ihm eråbit: Quadam isaque die cum plenus lmmundo spi-
Fu Gum forore lnirasset egoleslam saneti Confesso: Aecopo
gatione, Quid, Inquit, in me potest homo
eujus in me quotidie minae opponuniur? Jure
mus oro vobls, wobel ſich von feldf verfteht, daß auf bas Gebet bes Bifdofs
und ber Gemeinde hin Cuthbert den Låfterer alsbald mit bem Lode befiraft.
Simeon. Dunelm. Historia 8. Cuthberti (bei Twysden, 6. 73—4),
ad befjen Higtor. oecles. Dunelm. I, 6.16 G. 23—, døda).
vu
Norwegiſche Fahrien und Unfiebeungen tn England. 481
triebener Gåuptling blefes Ramens15). Ihm gab Cadweards Rade
folger, König Aethelſtan, im Jahve 925 ſeine Schweſter zut hei
als aber im folgenben Jahre Sigtrygg ſtarb, hinderte ihn dieſe Berz
fåwågerung nicht, fofort Northumberland unmittelbar unter feine
Herrſchaft 3u bringen 19): Gudfrid oder Godefridus, ein Sohn des
Gigtrygg, wurde mit feinem Bruder Olaf vertrieben 15). Damit war,
ba bas Oſtangliſche Koͤnigreich mit bem Rorihumbrifdjen (don fråker
fid ſcheint verſchmolzen ju haben, Aethelſtan in der That zum Allein⸗
herrſcher ilber gang England geworden, wie blef wiederholt von ihm
ausgeſagt wird:e); aber freilich koſtete es harte Kåmpfe, ble ger
wonnene Stellung zu vertheidigen. Cine Islaͤndiſche Sage berichtet
zunaͤchſt, wie kurz nad) deſſen Thronbeſteigung eine Reihe von Haͤupt⸗
lingen ſich gegen Aethelſtan erhob, und wie dieſer zu ſeiner Ber
theidigung genoͤthigt war, um hohen Sold und ohne alle Rådfidt
auf bie Rationalitåt tüchtige Kriegsmaͤnner fir ſeinen Dienſt pm
werden 17); auf Rorthumberland insbeſondere habe König Olafr randi
(ber Rothe) in Schottland Anſpruch gemadjt, ein Mann hald Schot⸗
13) Det Norfte Folls Hiftorie, 4.1, Vb. 1, S. 603; der Iriſche Gigtrygg
wurde par im Jahre 919 aus Dublin vertrieben und ſtarb im Jahve 920,
keineswegs aber ift bamit gefagt, daß er in ber Zwiſchenzeit Irland verlafjen,
oder baf er gar in Northumberland ein Reid erworben habe. Bol. oden, $ 7
Anm. 44 und 46.
14) Chron. Anglosax. a. 925—6, 6. 382; Florent. Wigorn.
a. 925—6, 6.573. Gleikjeltig unterwarf fl aud eine Reihe anderer Håupt»
linge, unb e8 wird ausbridtid bemertt, daß dieſelben babet allem heidniſchen
Dpferbienfte (deofolgeld, Teufelsopfer) entfagen mupten.
15) Chron. Anglosax. a. 027, 6.383; Florent Wigorn. &.
926, 6.573; Simeon. Dunelm. Gesta, 2. 927, 6.686. Nåhered be»
vidtet WillielmusMalmesbariensls, de gestis regumAnglo-
rum, LI, c.6 (in ben Reram Anglicarum scriptores post B: praecipui
von Gavile, &.50, der Frankfurter Ausgabe); er läßt den Analafus nad Jr-
land, ben Godefridus aber nad Såottland fliehen: von bort vertrieben, foll
Segterer lange herumgeftreift, und endlid an ben Ungelfådfifden Königshof
gefommen fein. Bier Tage fei er hier glångend bewirthet worben, bann ader
au feinen Sdjiffen suriidgefehrt, pirate vetus, et in aqua sleut plscis vivere
asseuetus.
16) Bal. oben, 6.6, Anm. 16.
17) Egils 8. Skallagrimssonar, 6.50, 6&.263—6. Doch fol
ber König barauf beftanden haben, baf ble Seute, ble in feinen Dienft zu treten
wunſchten, wenn Heiden, fid taufen, oder bod mit dem Kreuze bezeichnen Uepen;
søl. unten, $.18, um. 5. p*
182 ma. Wifdndtt. 6 12.
tifdjer, halb Dånifdjer Abſtammung, und legtererfelte ein Nachkomme
bes Königs Ragnarr lodbrokr15), In der That fel bort von ihm
ein Ginfall gemadt worden, und ein erfter Sieg über ble Rore
thumbriſchen Gorle hade ihm grofen Anhang verſchafft, wie denn
namentlid zwei mådtige Britenhåuptlinge zu ihm Udergegangen
felen; Methelfan felbft fet endlid ifm entgegen gezogen, und auf
Vinheidi fei eg zu einer gewaltigen Schlacht gefommen, in melder
zumal burdj ble Vapferkeit felner Nordiſchen Dienſtleute, der Sieg
dem Angelfådfifdjen Könige gemonnen wurde: Olaf ſelbſt mit feinen
Bunbdesgenofjen fei im Kampfe gefallen, und durch bie reidften Ger
ſchenle den Rordifdjen Königeleuten von Aethelſtan ihre Dienſtleiſtung
vergolten worden 19). Soviel nun aud in biefer Eriåhlung Ubere
trieben ſein mag, fo fann bod), ba ſich blefelbe in erheblidjen Punkten
auf Berfe des bei der Schlacht betheiligten Jolaͤnders Egil Stalla-
grimsfon frågt, bie Thatſache der Schlacht felbft nidt bezweifelt wer⸗
den, obwohl bie birftigen Engliſchen Chroniſten von einer foldjen
aus bem Ende ber zwanziger Jahve des 10. Jahrhunderts Nidts
zu beridjten wiſſen. Jedenfalls aber mar das Gefecht nur ein Bor»
ſpiel eines weit ernfteren Kampfes, ber balb barauf ausbrechen follte.
Sm Jahre 937 nåmlid fiel der Schottiſche König Conſtantin zugleich
smit elnem Nordiſchen Fürſten Anlaf, welder als deſſen Schwieger⸗
ſohn und als ein heidniſcher König von Irland und ben umliegenden
Inſeln bezeichnet wird, in Northumberland ein; bei Brunnanburh
fam es au einer ber blutigften Schlachten, ble jemals zwiſchen Angel
ſachſen und Dånen gefdlagen wurden, aber aud dießmal geminnt
König Methelftan den Sieg, und bie geſchlagenen Nordleute fiehen
nad) Dublin zurüdc20); aller Wahrſcheinlichleit nach war es Olaf
18) Ebenda, c. 51, S. 260—7. Bemerkendrerth ift dabei ble Ungabe,
bafi dte Bevdikerung in Northumberland aus alter Beit her fo gemiſcht geweſen
fel, bafi bie wenigen Einwohner ber Proving faft fåmmilid zugleich Dånifded
und Sach fiſches Blut in ihren Adern gehabt håtten; emig Håtten bort Dånen
und Norweger geheert, weil fie felbft auf das Land Unfprud 3u haben meinten,
und zum Schutze gegen fie ſowohl ald gegen die benadbarten Schotten hade
ber König eigen8 zwei Jarle der dad Land gefegt.
19) Ebenda, c. 51—5, S&.267—320.
20) Chron. Anglosax. a. 937, 6.383—6; Florent. Wigoru.
a. 938, 6.573—43 Simeon. Dunelm. Gesta, å. 937, 6. 686; und
gang furg Etholw, IV, 6.5, 6.520. Vergleiche femer Annales Ultø-
Rorwegiſche Jahrten und Unfledelungen in England. 188
Sigtryggoſon, welcher bas ihm und feinem Bruder gewaltſam ente
riſſene Northumbriſche Reld wieder zu gewinnen verfudjt hatte, nadje
dem er inzwiſchen in Schottland und Iland ſich herumgetrieben,
und bort eine Frau, hier aber ein Reich ſich erworben hatte ei).
rop der erlittenen Niederlage erneuern ſich alsbald nad König
Aethelſtans Tod (940) die Nordiſchen Angriffe; ſchon im Jahre 941
waͤhlen ſich vie Rorthumbrier ben König Anlaf von Irland zum
König, d. h. wohl eben jenen Olaf Sigtryggsson, und dabei treten
in ſehr beſtimmter Weiſe den bereits laͤnger angeſiedelten und zum
Chriſtenthume bekehrten Daͤniſchen Einwohnern gegenüber ble von
Itland aus nunmehr um bas Cand kämpfenden heidniſchen Norweger
als ble neuen Gegner hervor 22). Im Jahre 943 fam eg endlich
zum Vergleiche, König Anlaf ließ ſich taufen, und menig ſpäter
König Regnald ſich firmeln, wobei beidemale ver Angelſächſiſche
König Eadmund ju Gevatter ſtand?), und babei wurde neuerdings
Wallingastråte als ble Grenze bes Rordiſchen und bes Angelſaͤchſi⸗
ſchen Reiches anerfannt24). Aber bereit im Jahre 944 untermarf
fid) König Eadmund neuerbings Rorthumberland; bie Könige Anlaf
nienses, a. 936 (al. 937), 6.261—2 und Annales IV. Magist ro-
rum, a. 938, 6.463.
21) €G ift nidt leidt, bie verſchiedenen gleidnamigen Könige, welde fid
um biefe Beit in Britannien herumtreiben, audeinander au halten. Den bel
Srunnanburh geſchlagenen Olaf bejeichnen ble Amnal. IV. Magistr. ang.
O. gerabegu al8 me Sitrluce, und aud) fpåter noch merben wir ben Olaf Sig»
tryggsfon Berfudje madjen fehen, qur Herrfdaft in Northumberland zu gelangen;
in ber That ift eg ſehr einleudjtend, daß berfelbe felneb Vaters Reid wieder
an fid pm bringen fudjen modte. Dagegen nennt Simeon. Dunelm.,
Historia de Dunelm. eccles. Il, c. 18, (bei Zwysden, S. 28) ben
Onlaf, Gatbredi quondam regis fillum, als Führer der Rordiſchen Haufen,
unb bie Annal. Ulton. a. 937 (938), 6.263 laffen ben Amblaihk mac
Gothfrith im Jahre nad der Schlacht nad Dublin quriiktehren. Unter blefem
Olaf Gudrödarson felbft tonnte aber ein Bruder jenes Konigs Sigtryggr
(oben, Anm. 8), ein Sohn de Gudrödr Sigiryggsson (oben, Unm. 15), oder
enblid ein Sohn des im Jahre 933 verftorbenen König8 Gudrödr von Dublin
(oben, 6.7, Anm. 47) au verftehen fein.
22) Chron. Anglosax. a. 941, 6. 386—7; Florent. Wigorn.
h. a. 6.574.
23) Chron. Anglosax. a. 943, 6.387; Florent. Wigorn. bh
a. 6.574.
24) Simeon. Dunelm. Goata, a. 939, 6.686.
194 EL Wodnitt. $ 12.
und Regnald muften aus bem Lande meidjen, und ausbrådtid wird
bei biefer Gelegenheit ber Erſtere als ein Sohn Sigtryggs, der Lege
tere als ein Sohn des Gudferd bejebdfmet25): wir mödjten in dieſem
Röguvaldr Guörödarson einen Sohn jened Heerfönigs Gudrödr
Sigtryggsson, unb fomit einen Neffen des neben ihm genannten
König Olaf fehen 2). Aud fegt fann indeffen der Befig Nor⸗
thumberlands filt ble Angelſachſen nod nidt als gefidjert gelten;
wie und unter men der naͤchſte Mbfall erfolgte, wird zwar nidt ber
richtet, wohl aber erfahren wir, daß, naddem König Eadmund im
Jahre 946 geftorben war, deſſen Bruder und Madfolger Eadred
noch in bemfelben Jahre mit der / Unterwerfung jener Provinz zu
thun hatten); im folgenden Jahve låft er fid abermals von den
$Håuptlingen bafelbft Eide ſchwoͤren 28), und dennoch måhlt fld Nors
thumberland ſchon im Jahre 948 einen gewiſſen Yryc sum Könige,
welcher erft verlafjen wird, als Eadred mit völliger Bermiftung des
Landes broht2"). Darauf verfudjen es die Northumbrier mit einem
neuen Könige; Anlaf cwiran, b. h. der in der Geſchichte Ir⸗
lands eine Rolle ſpielende Nordlie König Olafr cvaran, fommt
im Jahre 949 nad Rorthumberland30), aber aud) er wird nad) brei
25) Chren. Anglosax. 2.944, 6.388; Ethelw. IV, c. 6, 6.520;
Florent. Wigorn. 2.94, 6.574. %ud Simeon. Dunelm. Gesta,
8. 943—4, S. 680 — 7 waren ble Northumbrier felbft gegen ihren Konig auf.
geftanben.
20) Ein anderer König Anlaf oder Olaf war inzwiſchen im Jahre 942
geftorben; Chron. Anglosax. a. 942, 6.387; Simeon. Dunelm.
Gesta, a.941, S.686; ob jener oben, Anm. 21 erwaͤhnte Olaf Gudrödarson?
27) Ckron. Angloseax. a. 946, 6.388; Florent. Wigorn. a.
946, 6.574.
28) Ch
949, 6.574.
29) Chron. Anglosax. a. 948, 6. 388; Florent. Wigorn. a.
950, 6.574—5. Irrig laßt Simeon. Dunelm. Gesta, a. 948, 6. 687
im Jahre 948 erft ben Cadmund ermorden, Northumberland bem Eadred hul»
bigen unb quendam Danum, Eirleum, fid gum &önige wählen; ben Heerzug
abreb8 und ben Abfall von Etrleus erjåhlt er dagegen erft a. 950, S. GST.
30) Chron. Anglosax. a. 949, 6.388. Henrieus Huntendu-
nensis, Historia Anglorum, V, 6. 746, bejeidnet blefen Anlaf al6
benfelben, ber früher aus Northumberland vertrieben worden war, alfo als den
Olaf Sigtryggssons blef: mag war nur eine Vermuthung bed Ghroniften fein,
e8 fåetnen aber aud) ble Annales IV. Magistrorum a. 038, 6.463 ble
Sbentitåt Veider angunehmen und blefe ſcheint aderhaupt geſchichtlich fefauftehen.
mn. Anglosax. a. 047, S. 388; Florent. Wigorn. å.
Mortvegifdje daheten und Wnflebotuiken in England. 188
Jahren bereits wieder vertrieben, und femer Yric an ſeine Stelle
gefegt, melder dießmal ausbrådlid als Haroldes sunu, Haralds Sohn,
bezeichnet wird 31). Im Jahre 954 aber trieb bas unruhige Boll
aud) biefen wieder aus dem Lande, und jegt untermarf man fig
endlich wieder dem Engliſchen Könige Eadreb?2); von nun an fom»
men feine elgenen Könige von Northumberland mehr vor, fondern
biefe Broving wird wie andere von Ealdormen bed Engliſchen Königes
veglert, beren erfter Osulf hieß o).
Diefi der Beridit der, wie man fleht, überaus mageren Eng ⸗
liſchen Quellen. Adam von Bremen erråhlt bagegen von dem Dår
niſchen Könige Harald, daß er felnen Sohn Hiring nad England
gefdidt habe, melder ble Inſel glådtid erodert, durch den Verrath
der Rorthumbrier aber zuletzt fein Leben verloren habe*4); Nordiſche
Sagen endlich wiſſen zu berichten, dag Eirikr bloddx, der Sohn und
Nachfolger des Harald Harfage, nad feiner Bertreidung aus Nor»
wegen in England freundlidje Aufnahme gefunden und die Herrfdaft
fiber Northumberland erhalten hade, ble er endlich bafelbft in einer
Scdlacht gefallen fei. Man hat verfdledentlid verſucht, dle ene und
ble andere biefer Angaben mit ben obigen Nachrichten åber ben Nor
thumbrifdjen König Yryc ober Eiricus in Berbindung zu bringen;
ba wir indeſſen auf die Schichſale jenes Normegifdjen Eirikr ohne⸗
bin noch bes Weiteren werden eingehen müſſen, erſcheint es ped
måfiger, bie Prüfung biefer Fragen bis bahin zu verſchieben. Dar
gegen ift bier bereits hervorzuheben, bag feit ber Unterwerfung
Northumberlands durch König Eadred, alfo feit der Mitte bes 10.
Jahrhunderts, England mehrere Decennien hindurch vor Nordiſchen
31) Chron. Anglosanx. a. 952, 6.389.
32) Chron. Anglosanx. a. 954, 6.389; Ethelw. IV, €.7, 8. 520
erzaͤhlt nut mit kurzen Morten von Eadred, daß er Morthumberland unter»
worfen habe.
33) Simeon Dunelm. Gesta, a.952—3, S. 687. In der Ghronik
von Mailros, ber zweiten Geſchlchte bes Simeon ſelbſt, endlid bei Hoveden
finben fid ble obigen Angaben etwas meiter ausgeführt, und indbefondere wird
angegeben, daß es Maccus, fillus Onlafi gewefen fei, welcher ben Elrleus ges
töbtet hade (Mon. hist. Brit. I, 8.687, not. b unb d); auf bie nod mehr
au8gemalten Beridte des Matthius von Weſtminſter ſcheint es unndthig meis
ter eingugehjen. i
34) Adam. Brem. lIy c.212, 8.314
136 1. Wjdmtt. $. 12.
Ginfållen mefentlidj bewahrt blieb. Die Grinde dieſer Erſcheinung
bårften ziemlich biefelben fein wie biejenigen, welche Frankreich feit
ber Grinbung ber Normandie vor åhulidjen Angriffen Ruhe vers
ſchafften. Die zumal in Rorbengland zahlreiche Nordiſche Bevöllerung
ſcheint naͤmlich bereits lange genug daſelbſt ſeßhaft geweſen zu ſein, um
eine Verſchmelzung mit dem eingeborenen Angelſächſiſchen Stamme
zuzulaſſen; den neu nachziehenden Nordiſchen Landsleuten gegenüber
war bas Intereſſe der bereits langer angeſiedelten Einwanderer und
der Cuglånder völlig dasſelbe, und es ſcheint dieſe Identitaͤt noch
einen weiteren Halt gewonnen zu haben in dem nationellen Gegen-
fate zwiſchen der früheren, vorwiegend Dånifdjen Einwanderung und
ben (påteren, vorgugsivelfe Norwegiſchen Nachzüglern 35). Einer der
Gnglifdjen Könige dieſer Jeit, Kadgar (959—75), ſcheint gang be
wußt auf jenes Jiel, auf ble Verſchmelzung nåmlid der Engliſchen
und ber Nordifdjen Bevölkerung feines Reiches, hingearbeitet gu haben;
wenigſtens bilrfte auf berartige Beftrebungen desſelben ble mehrfad
wiederlehrende Klage uͤber au grofe Hinneigung zu ben Fremden
und beren Gitten hinbeuten 6). Daf aber elne foldje Annåherung
der Rordiſchen Einwanderer an dle Cingeborenen auf die religidfen
Buftånde ber Erſteren nidt ohne Einfluß fein fonnte, verſteht ſich
von ſelbſt; ble von Irland und Schottland heriberbringenden Nor
wegiſchen Heerſchaaren modjten zwar nod gutenthelle Heiden fein
und ihre Könige erft bei ber Ricberlaffung in England ble Taufe
nehmen, wenn fle ſich åberhaupt hiezu bequemten37), und ble Eng»
85) Bl. oben, nm. 22.
36) So berelts Chron. Anglosax. a. 958, 6. 390; fpktere Duellen
fahren ben Borwurf weiter bahin aus, daß burdj König Cadgard Schuld bie
after aller fremben Völker angenommen håtten, dle Sådfifde Wildheit, ble
Famiſche Weichlichteit und pumal aud bie Dånife Kamfudt; 3. B. Wil-
lielmi Malmesburiensis de gestis regum Anglorum, Il,
6.8, 6.50, u. bal m. Unbegründet birfte aud ber von Bappenberg, öeſch
von Gngl., I, S. 400 ausgeſprochene Kabel wegen au großer Radglebigkeit
gegen bas Matlonalredt und ble Mutonomie ber Dånen fein; den Anſchauungen
ber ålteren Beit lag der Gebante Aberhaupt fern, daß Staatseinheit Redts-
einheit forbere, und ba8 Rebeneinanberbeftehen Dåntføjen und Angelſachfiſchen
MedtS hat hiernach ebenſowenig etwas Bedenklidjed, ald bie weitere Spaltung
bed lehteren in etn Weſtfachſiſches, Merkiſches, Kentiſches Recht, oder dad gleide
zeitige Beſtehen einer Keihe verfdiebener Rationalredte im Karolingiſchen Reide,
in Norwegen, Såweben oder Dinemart.
37) Bgl. oben, Unm. 12, 14, 22, 23.
6. 13. Rorwegiſche Babrten und Anſiedelungen tn Veland. 187
liſchen Könige mögen barum unter ihre mit fo großer Vorllebe aus»
gedachten Titel audj ben eines rex paganorum aufnehmen 26), bie
laͤnger fe jon im Lande wohnhaften Rordleute aber varen gewiß laͤngſt
ſchon, wenigſtens åuferlidj und der Form nad, Ghviften, und waͤh⸗
vend ber ruhigen Regierung zumal König Eadgars mußte ſich bei
ihnen der neue Glaube in berfelben Weife befeſtigen und audbreiter,
in der man nunmehr gur Wiederherſtellung der in den jüngſtwer ⸗
gangenen. Zeiten von ben Geiden gerftörten Kirchen und Kloͤſter
ſchreiten modjtes%). Fragen wir aber nad der Wirkung, welche ble
in England begråndeten veligifen Zuſtaͤnde auf ben Norwegiſchen
Stamm insbeſondere gelibt haben mögen, fo ift Mar, daß unter ben
vormiegend Dånifdjen Einwanderern nod immer, und fogar in ſtei⸗
gendem Maße auch Norwegiſche Månner in England ſich nieder⸗
ließen und ble Taufe nahmen, daß in anderen Faͤllen ein blos vor»
übergehender Aufenthalt im Lande, fei es nun um hier zu plündern,
oder zu Handelszwecen, oder endlich um im Kriegsdienſte bed Eng-
liſchen Konigs oder ſeiner Gegner Ehre und Lohn zu gewinnen 0),
and filt Leute dieſes Stammes ble Veranlaſſung einer menn aud
nur åuferlidjen Befehrung werden Fonnte, daß endlid die auf dlefem
oder jenem Mege angeniipften Beziehungen sur Kirdje aud får die
Norwegiſchen Gtammlande nicht ohne Bedeutung bleiben fonnten,
fei es nun daß elmjelne im fremben Lande belehrte Månner felbft
in ble Helmat zurückkehrten, oder aud daß nur der nie unterbrodjes
nen Berbindung zwiſchen dem Mutterlande und den ausmårtigen
Anſiedelungen åberlaffen blieb, ble Belanntſchaft des erfteren mit dem
von ben fegteren angenommenen Glauben ju vermitteln.
$. 13.
Mormegifdje Sahrten und Anfiebelungen in Irland.
Wir haben gefehen, wie ſich, neben mandjen anderen Håupt-
lingsgeſchlechtern, der Gtamm Ivars (+ 872) in Jrland, und zwar
namentlich in Dublin, ein Reid zu gründen wußte, wie theils burd
38) 8. B. Urkunde Eabreds von 946 (Kemble, Codex diplomati-
€us aevi Saxonici, num. 411), von 949 (num.424 und 426), Urkunde
Cadwigs von 956 (num. 451), u. bal.
39) Chron. Anglosax, a. 963, 6.391.
40) Bal. oben, Anm. 17.
198 IL Wbfønitt. $. 13.
Zwiſt unter ſich, telle im Kampfe mit ben Landeseingeborenen feine
Söhne ihren Tod fanen, nåmlid Sigfrödr (+ 887), Sigtryggr
(895), Olaf (+895) unb Ivarr (+ 903), wie endlich Jvars des
Zweiten Söhne, Rögnvaldr (+ 920), Sigtryggr (+ 926) und Gudrödr
(+ 933), unter ewigen Kåmpfen mit verſchiedenem Glåde fld in dem
ererbten Reiche an behaupten fudjten !). Wir erfahren nun weiter
wie Gudrödr einen Sohn Ramens Blacair hinterlieg, elder ihm
als König folgte?), måhrend gleldjeltig von einem in Irland hee⸗
venden Enlel Ivars, Ramens Olaf, die Rede iſte), melder wohl
mit bem ebenfalle genannten Olaf Gudrödarson identiſch), und
fomit ein Bruder Blafars ir; aller Wahrſcheinlichkeit nad mar dieſer
Olaf Gudrödarson auf Seiten bes Rorthumbrifden Olaf Sigtryggs-
son mit in ber Schlacht bei Brunnanburh, kehrte nad) blefer nad
Riand zurück, ging aber fpåter nodmals nad England hindder,
wo er denn ſchließlich im Jahre 942 geftorben feln mag»). Im Jahre
944 wird aber bereits aud) Blafar aus Dublin vertrieben, und zwar
burd) einen König Olaf, welder tn den Irifdjen Annalen den Beie
namen Cuarain filet, und ſomit jener früher (don aus Englifdjen
1) Bal. 6.7, Ynm.27, 30, 33, 35, 45, 46, 47. Der namentlid bei Mund
fich geltend madjenben Verwechtlung diefes Stammes mit dem vielfad gleide
Samen zeigenden Rorthumbriſchen Königbgefledte mollen wir dadurd nad
Kråften vorbeugen, daß wir ben Stammbaum des legteren hier gleidfalld reeae
pituliren. Gudrödr (+894 oder 896) hintetlaßt ader vier Göhne: Olaf ¶ Todes·
jaht undefannt), Sigtryggr (+ 926), Rögnvaldr (+ 924) unb Njall (+ 921);
mit Beftinmiheit laffen fld ferner nadmeifen Olaf und Gudrdör als Söhne
Sigtrygga, endlid ein Rögnvaldr Gudrödarson, melder jenes oben genannten
Gudrödr I. Sohn zu fen ſcheint, und mit feinem Oheime Olaf im Jahve 944
au8 Northumberland veririeben wird. gl. 6.12, Anm. 5, 6,8, 13—3, 21,25.
2) Annales Ultonlienses, å. 042 (943), 6.266; Annal. Inis-
falenses, a. 945, 6.41, Cod. Dubl.; Annal. IV. Magistrorum,
a. 938, 6.463; a. 940, 6.466; a. 941, 6.467.
3) Annal. Ulton. a 934, S. 261. ud von etnem anderen Enkel
Qvard und Sohne Gudrods, Harald, ift ble Rede; er fiel um bas Jahr 938;
Annal. IV. Magistrorum, a. 938, 6. 462—3; Annal. Inisfal. å.
924, 6.38, Cod. Bod
4) Annal. Ulton. a. 937 (038), 6.263; vgl. Annal. IV. Magi-
atrorum, a. 931, 6.455; a. 935, 6.458; a. 937, 6.461. Ein gleid»
zeitig genannter Furſt Sigtryggr von Dublin mag ein britter Bruder geweſen
fen, Annal. IV. Magistr. å. 939, 6.464.
5) Bal. oben, $. 12, nm. 21 und 26.
RNorwegiſche Faheten und Unfledelimgen in Irland. 139
Duellen genannte Anlaf Cwiran ſein mufie); in ener Schlacht gegen
bie, wie es ſcheint, ſeinem Nebenbuhler verbiinbeten Iren fallt Blakar
im Jahre 9487). Wiederholt war wahrend aller dieſer Kåmpfe
Dublin von ben Jren genommen und geplåndert worden; bemerkens⸗
werther ift aber får unfern Iwed die Nachricht, nad Blafare Tod
haͤtten ble Nordleute in Dublin den Glauben angenommen, unb
feien getauft worden 5).
Wir haben bereits fråkhjer, mit Mund hierin übereinſtimmend,
ble Bermuthung ausgefprodjen, daß Olaf kvaran mit dem Mors
thumbrifdjen Könige Olaf Sigtryggsson biefelbe Perfon fei»). Dieß
als ridtig vorausgefegt, wåre fomit Olaf Kvaran, von König
Aethelſtan aus dem våterliden Reiche vertrieben (92719), na
Irland geflohen, håtte fpåter dle Todjter bes Gdottenfinigs Con»
ſtantin geheirathet, und von feinem Schwiegervater unterſtütt, bas
ererbte Reid in Northumberland wieder zu gewinnen verfudjt, waͤre
aber nach der Niederlage bei Brunnanburh mit ſeinem Bundes⸗
genoſſen, Olaf Gudrödarson, ſofort nach Dublin zurückgegangen 1;
im Jahre 940 ware er neuerdings von den Northumbriern zum
König gewaͤhlt worden, håtte Im Jahve 943 in England gegen ble
Anerlennung feiner Herfdaft Aber Northumberland fld der Taufe
unterzogen, aber bereits im Jahre 944 wieder vom Throne weichen
måffen 12). In bemfelben Jahre nod, ober im naͤchſtfolgenden, håtte
6) Annal. Ulton. a. 944, 6.267; Annal. IV. Magistr. a. 943,
6.472; å. 944, 6.473.
D Annal. Ulton. a. 947, 6.268; Annal. Inisfal. a. 948, 6.41
—2, Cod. Dabl.; Annal. IV. Magistr. a. 946, 6.475; Annal.
Inisfal. a. 931, 6.39, Cod. Bod].
8) Annal. Inisfal. Cod. Dubl. ang. Ø.: Dani Dublinlenses sus-
eipiunt fidem, et baptizantur tempore hoc.
9) Oben, $. 12, Anm. 30. Der Beroeid fiir biefe Annahme liegt freilld,
neben ber Angabe des Englifden Chroniſten Heinrid von Huntingdon, lediglich
barin, daß bie Iriſchen Annalen beide Bezeichnungen abwechſelnd brauchen in
einer Weiſe, melde eine Verſchiedenheit ber darunter zu verftefenden Perfonen
abfolut anszuſchließen ſcheint, forste allenfalls darin, daß Olaf8 Sohn ben Ramen
Sigtryggr trågt, waͤhrend e8 im Rorden ſehr ublich ift, ben Enkel nad dem
Ørofvater ju benennen.
10) Ebenda, Unm. 15.
11) Gbenda, Anm. 20—1.
12) Genda, Ynm. 22—5.
140 1. Wifdnitt. $. 13.
er dann, nadj Irland heimgelehrt, Dublin erodert 19), fm Jahre 949
mod) einmal das Königreidj Northumberland gervonnen, aber freilidj
aud) ſchon im Jahre 952 wieder verloren19); von da an fdjeimt
derſelbe endlich alle weitern Unternemungen gegen England aufge-
geben, und ausſchließlich auf Wiebererlangung und Befefigung feiner
Macht in Inland bebadjt geweſen au fen. — In den Befig von
Dublin hatte fid aber ingvifdjen ein Gofrith mac Sitriuc, d. h.
Guörödr Sigtryggsson gefegt 19); wahrſcheinlich Olaf Kvarans
eigener Bruder, möglidjermelfe indeſſen aud ein, fonft unbefannter,
Sohn des Sigtryggr Ivarsson von Dublin. Schon um bas Jahr
951 war freilidj Gudrodr ſelbſt in einer Schlacht gefallen 19); als
ſein Nadifolger tritt aber fofort en Olaf Gudrödarson, offenbar fein
Sokn auf, und blefem erliegt um 954 ein dem Olaf Kvaran von
Alters her befreundeter Jrenkönig!7). Gleich nad ſeiner Rådtehr
aus Gngland verfudjt nun aunddf Olaf Kvaran ſelbſt einen Streif
aug nad Irland 18); im Jahre 961 oder 962 fehen wir deffen Sohn
Sigtryggr bafelbft herren, von einem Hebridiſchen Håupilinge Lag-
man unterftågt: burdj den Dubliner Olaf wird ihm inzwiſchen die
gemadjte Beute großentheils wieber abgejagt i). Wenig fyåter erlel⸗
bet Olaf Koaran ſelbſt eine Niederlage in Irland), im Jahre 968
pluͤndert fein Gohn Gigtrygg?'), im folgenden er felber auf der
Inſel ; von jett an ſcheint er fid aber bleibend in Dublin feſt⸗
13) Anm. 6 ju dieſem $.
14) Döen, $. 12, Unm. 30—1.
15) Annal. Ulton. a. 950, 6.270; Annal. Inisfal. 4. 950,
6. 42, Cod. Dubl.; Annal. IV. Magistr. a. 948—, 6. 478—9.
16) Annai. Inisfal. a. 951, 6. 42, Cod. Dubl.
17) Annal Ulton. a. 955, 6. 272—3; Annal. IV. Magistr.
a. 954, S. 484—5. Ein gleidjeitig auftretender Camman, ber ald der Sohn
eines Olaf Gudrödarson bejeichnet wird, ift wohl ein Sohn eben jened Königö
von Dublin; Annal. Ulton. a. 959, &. 274.
18) Anna). IV. Magistr. a. 951, 6. 482.
19) Annal. IV. Magistr. å. 959, 6. 400. Gin Gudrödr Olafson,
beffen Tod ble Annal. Ulton. a. 962, 6. 275, und Annal. inisfal.
å 961, 6. 43, Cod. Dubl. erwåhnen, muß wohl ein weiterer Sohn des
Olaf Gudrödarson geweſen fein.
20) Annal. IV. Magistr. a. 962, 6. 493.
21) Ebenda, a. 967, &. 409.
22) Ebenda, a. 968, &. 490; Annal. Ulton. a. 969, &. 278.
Norwegiſche Fahrten und Unſiedelungen in Irland. 141
gefegt zu haben, und ba Olaf Gudrödarson fortan nidt mehr ge⸗
nannt wird, mag wohl beffen Tod inzwiſchen erfolgt und bamit für
felnen Nebenbuhler der Weg sum Throne geebnet worden fen. In»
deſſen war es bald mit ber nenerlangten Herrlichkeit wieder zu Ende.
Um bas Jahr 977 gelingt es zwar nod dem Nordiſchen Könige,
zwei Göhne des Iriſchen Oberfönigs Domhniall su töbten 2), drei
Jahre fpåter bridt aber zwiſchen ihm und dem dritten Sohne und
Nachfolger eben dieſes Oberfönigs, dem grofen Malsechnall, ein
Krieg aus, melder ber Herrfdaft der Nordleute in Dublin einen
bedentlidjen Stoß gildt; bei Tindrud Fommt es zwiſchen dem Jrens
Fönige und ben Göhnen Olafs zur Schlacht, in melder Ragnall
mac Amlaim, d. h. Rögnvaldr Olafsson, mit Bielen ber Geinigen
fålt, und in Folge dieſer blutigen Niederlage werden ble Normeger
von Dublin gendthigt, midt nur alle Gefangenen und Geifeln, fos
wie allen Raub herausgugeben, ſondern aud auf allen Tribut zu
vergidten, melden fe bisher von ben Eingebornen erhoben hatten.
König Måtfednall erlåft fofort eine Proclamation, mittelft beren er
alle in ber Gewalt der Fremden befindlidjen Iren einlådt, auf Grund
des geſchloſſenen Vertrages deren Land zu verlaſſen, und bamit endigt
får Irland vorlåufig bie Felt, welche dle Annaliften als dle Babylos
nifdje Gefangenſchaft der Infel bezeichnen, als eine Gefangenfdjaft,
welche an Hårte nur ber In der Hölle nadjgeftanden hade. Olaf
Kvaran aber brad) åber dieſer Niederlage fo ſehr zuſammen, daß er
nach ber Inſel Hypilgerte um Buße zu thun, und dort ſtarb 24).
23) Annales Tigernachi, a. 9TT (bei O'Connor, II, S. 260);
Annal. IV. Magistr. a. 975, 6. 506; Anneal. Inisfal. a. 950, 6. 43
Cod. Bodl.; Annal. Inisfal, a. 977, 6. 46, Cod. Dubl.; Annal.
Buelliani, a. 905, 6. 13.
24) Tigern. Annal. å. 980, 6. 261—23 Annal. Ulton. 2. 079,
6. 282; Annal. Inisfal. a. 962, 6. 43, Cod. Bodl.; Annal. [nis-
fal. 2.980, 6.49, Cod. Dubl.; Annal, IV. Magistr. a. 978—9,
6. 508—11; Annal. Buell. a. 908, 6. 13. Daf ble Konige von Dublin,
wie Mund annimmt, nunmehr den Jren stndpflidtig gemorden wåren, vermag
ich in biefen Gtellen midt ju finden; beadtendmerth ift aber dad Beugnif,
welches fie får Dlafs Befthalten an dem einmal angenommenen chriſtlichen
Glauben geden: er mag barum im Gegenfage zu heidnifdjen Håuptlingen ber
Nordleute al ber Glåubige bezeichnet werden; Amnal Inisfal. a. 980,
6. 49, Cod. Dubl.
1d2 u. Wofdnitt. $. 13.
So endigt ble Herrſchaft bes unruhigen Olaf Sigtryggsson.
So geivaltig derfelbe uͤbrigens in die Gejdide bes Weſtens eingreift,
fo menig wiffen bod bie Nordiſchen Gagen ihrerſeits von ihm zu
beridjten; nur gang beilåufig erfahren wir allenfalls einmal, bag
ber Jølåndifdje Didter porgils orraskald ihn in Dublin befudjte 25),
daß er eine Schweſter (oder Todjter) Namens Gyda an einen Jarl
in England verheirathet hatte, durdj melde er fpåter mit König
Olaf Tryggvafon verfdmågert wurde ?e), daß er endlid elne Ge⸗
mahlin Namens Kormlöd und von blefer einen Sohn Sigtryggr
batte, welchen mir fpåter nod als König in Irland finden werden 27).
Wenn Åbrigens bas von ihm gewonnene Königreid zu Dublin als
bas anſehnlichſte ber Norwegiſchen Reiche in Island zu bezeichnen
if, fo iſt daſſelbe bod) leineswegs bas einzige; in Waterford, in
Gort, zumal aber in Limmeril beſtehen noch immer eigene Norme-
giſche Staaten, und nur zufaͤllig iſt uns von dieſen geringere Kunde
erhalten. Bereits um 933 und 936 ift von einem Amhlaibh (d. h.
Olaf) Cendcairech von Limmerit bie Rede, und im Jahre 937 fehen
wir benfelben durch Olaf Guörödarson von Dublin gefangen nehmen 28);
um 940 wird ein Haraldr Sigtryggsson Ivarsonar (Aralt ua h
Jomar. i. mac Sitrioo) als gefallen genannt, unb babei ale ein
Øilrft der Fremden in Lmmerit bejeidjmet2%). Um vas Jahr 946
finben wir in Limmerik einen Nordiſchen Jarl Tomar (Jomar, d. h.
Ivarr?)*0); um 970 erſcheint Jombar, d. å. Ivarr, als Führer ber
Nordleute von Limmerif in einem Kampfe gegen dle Jren**), und
um 975 ift von einer Niederlage ber Rordleute von Limmerit, Cort
und Waterford ble Redesr2). Um bas Jahr 977 erfedjten die Iren
25) Landnama, 1, c. 19, 6. 58.
26) Jöngere Olafs 9. Tryggvas. c. 80, 6. 149 u. bfter.
27) Njala 8. c. 156, 6. 268. Daf dieſer Sigtrygg von bem oben ge-
mannten ålteren Sohne gleiden Ramens unterſchieden werden miffe, hat Mund,
Ahl. 1, By. 2, S. 204, Anm. 3 erwieſen.
29) Annal. IV. Maglistr. å. 931 u. 934—5, 6. 456—8.
29) Annal. IV. Magistr. a. 938, 6. 462—3; Annal. Inisfal
8. 924, 6. 38, Cod. Bodl.
80) Annal. Inisfal. å. 946, 6. 41, Cod. Dubl.; Annal Inis-
fal a. 908, 6. 36, Cod. Bod
31) Annal. Inisfal. å. 970, 6. M, Cod. Dubl,
32) Anna1. Inisfal. a. 975, 6. 45, Cod. Dubl. Øie Angaben ber
Norwegiſche Fahrien und Unflebeiungen tn Irland. 113
einen Steg fiber bie Morbleute von Limmerit, als beren Filver
Ivarr, Olaf unb Dubhcann genannt merben; in der Schlacht fånt
Mac Harald, ber Gåuptling ber Hebriden, weldjer vorher den Ivarr
gefangen genommen, aber wie es (djeint, nadbem biefer wieder ente
wifdt war, fid mit ihm verföhnt hate. Wir erfahren üͤberdieß,
daß aud) Jvar im Kampfe fått, und daß Olaf und Dubhcann feine
Söhne find; ver Erſtere wenigſtens muß ble Ricberlage überlebt
haben, ba er nachher noch als König der Nordleute in Munſter
genannt wirb33). Auch fonft iſt mod oft genug von Kåmpfen der
Sven mit ben Rordleuten von Munfter, von Waterford, von Lime
merif bie Rede%), und es fommt aud wohl vor, daf ble von Lim»
merif auf Geite ber Jren gegen die von Waterford fåmpfen35); får
unferen Zweck miffen indeffen bie obigen Beifpiele genågen, um
barguthun, wie neden dem Dubliner Reidje noch andere Rorbifdje
Staaten in Juland beftanden, und bel wedfelndem Glåde unter
fortwaͤhrenden Kåmpfen gegen die Iren ſowohl als unter einander
ſelbſt ſich aufredt bielten. Gragt man aber nad) ben religtöfen Zu⸗
ſtaͤnden biefer Norwegiſch-Itlaͤndiſchen Kirdje und nad) deren Ber
beutung får bie Fortſchritte des Ghriftenthumes im Gtammlande, fo
iſt hierüber feider bei ber Magerfeit unferer Quellen nur ſehr an»
deutungsweiſe ein Aufſchluß zu erhalten. Wir haben gefehen, wie
bie Nordleute zu Dublin nad König Blafars Fall in Maſſe die
Taufe annahmen 3), daf König Olaf Kvaran, ber bereits einige
Jahre früher in England fid hatte taufen laffen, fortan als ber
Glaͤubige anberen nod heidniſchen Håuptlingen felnes Stammes
entgegengefegt urbe, und baf er nad) dem ſchweren Ungliide, bas
Annal. Inisfal. a. 951 u. 954, 6. 41, Cod. Bodl., bann der Annal.
IV. Magister. a. 965, 6. 496, a. 969, 6. 501, unb a. 967, S. 408 laffen
fig) ſchwer mit dem obigen vereinigen.
33) Annal Tigern. a. 977, 6. 260; Annal. Inisfal. a. 977,
6. 46, Cod. Dubl; Annal. Inisfal, a. 956—7 u. a. 959, 6. 42—3,
Cod. Bodl.; Annal. IV. Magistr. a. 972, 6. 504, und a. 975—6,
9.500—8. Die Beridte find ibrigen8 nidte weniger alt Mar, mb von Mund
benn aud) mehrfach anders gebeutet worben.
34) Annal. Inisfal. a. 978 und 979, 6. 46—48, Cod. Dnb,
u. dergl. m.
35) Annal. Inisfal. å. 911, 6. 37, Cod. Bodl.
36) Den, nm. 8.
144 ' 1L Wofdnitt. 6. 14.
ihn am Gude feines Lebens betroffen hatte, in kirchlichen Bußübungen
feinen Troſt fudjtes7); fågen mir dem nod bei, daß aud jegt nog
får bie Rordiſchen Heerſchaaren zuweilen ber Ausdruck gentiles ge
braudjt werden mag*8), fo if Alles aufgezaͤhlt, was die Annalen
der Itlaͤnder nad) blefer Seite him mittheilen. Einzelne Begebniſſe
aus weit fpåterer Zeit werden übrigens unten nod mitzutheilen ſein,
welche darthun, daß in jenen weſtlichen Reichen in der That die
bunteſte Miſchung von Heiden / und Chriſtenleuten auf lange hin»
aus ſich erhlelt, und andererſeits wird FG aud noch Gelegenhelt
finden, einzelner Berührungen Notwwehiſther und Islaͤndiſcher Mån-
mer mit ben Landeleuten in Irland gi gedenlen; bag dabei, wie
ſchon in früherer Jeit ber Fall gerbefen'mar, aud eingelne Bezie⸗
hungen eingelner Norweger oder Jølånber sum Chriſtenthum ſich
mebenbet mit ergaben, laͤßt Ad indeſſen zwar mit aller Beſtimmtheit
vermuthen, burdj ausdrückliche Jeugniffe aber nidt beweiſen.
$. 14.
Norwegiſche Wiederlafungen auf den nordweſtlichen Infeln und den
Hjebriden.
Als die bedeutendſten unter den Normegifden Anſiedelungen
auf ben zwiſchen Jrlanb und Schottland einerfeite, Island anderer-
feite belegenen Inſeln ſtellen fid gang entſchieden die Orkneys
herauss. Auf dieſen hatten mir zuletzt den Einarr Rögnvaldsson
als Norwegiſchen Jarl getroffen; lange Zeit ſoll er als ſolcher die
Inſeln beherrſcht haben, bei felnem Tode aber, deſſen Jahr ſich nicht
mit Sicherheit beſtimmen lågt, hinterließ er drei Göhne, Arnkell,
Erlendr unb porfinnr hausakljufr (Sdåbelfpalter), weldje bie Re»
gierung zunaͤchſt gemeinſchaftlich åbernahmen. Aud ſie erfannten
ble Oberhoheit Norwegens an; als König Eirikr blodöx aud dieſem
Reiche vertrieben fidj nad; ben Orkneys wandte, fand er beren Jarle
tren : Erlendr unb Arnkell begleiteten ihn auf einem Heerzuge und
filen vor ihm fn der Schlacht, fo daß porfinnr alleiniger Herr der
Snfel wurde. Spåter ziehen fid Eirils Göhue nad den Orkneys
aurfid, und aud) fle finden als beren Oberhjerr Unerfennung; ale ſie,
37) ben, Anm. 24.
88) Apnal. Ulton. a. 974, 6. 280.
Stormsegifdje Rieberfaffurigen auf ben norbrseft. Fnfeln u. ben Gebriden. 145
zum zweitenmale aus Norwegen vertrieben, wiederum nad ben Inſeln
ſich wenden, finden ſie bei den Söhnen des inzwiſchen verſtorbenen
porfinnr, Arnfinnr, Havarör, Hlödver, Ljotr und Skuli, abermals
gute Aufnahme; burd ble Heirath Amfinns mit König Eiriks
Tochter, Ragnhildr, war be Freundſchaft nur enger geknüpft
worden ). Wir hören nun, wie Ragnhild ihren Mann Arnfinn
ermorden laͤßt, wie fie beffen Bruder Havard heirathet und gleide
falle tödten lågt, wie fle endlich mit dem briten Bruder, Ljot, fi
vermåktt. Gin vierter Bruder, Gtuli, war inzwiſchen nad Gåott-
land gegangen, und hatte von bem bortigen Könige ble Landſchaft
Gaithneg und die Jarlswürde erhalten; um feinen Theil an dem
Snfelreidje bekriegt er von hier aus den Bruder, faͤllt aber im Kampfe
gegen ihn, und jot, elm gewaltiger Kriegsfürſt, unterwirft fid for
fort aud) Caithneß: in einem Kampfe gegen dle Schotten gewinnt
er ben Gieg, empfångt aber aud eine tödtliche Wunde. Ihm folgt
ber legte ber Brider, Hlödver, ber Gemahl einer Iriſchen Königs⸗
toditer, unb ebenfalls als ein mådtiger Håuptling gepriefens ſein
Sokn und Nadfolger aber IR ber gewaltige Sigurör jarl, deſſen
Waten Alles, was feine Vorfahren geleiftet hatten, meit hinter ſich
laffen ).
Bon dieſem Sigurdr jarl erfahren wir aber zunaͤchſt, daß er
Gaithnef (Katanes) mit Gemalt gegen ble Schotten behauptete;
von biefen hart bedrångt, erfauft er ble begeiftertfte Kriegshilfe ſeiner
Unterthanen burdj die Ridgabe bes Odals, welches Torf-Einarr
an fid) gebradjt fatte?) Noch viel meiter erſtredt ſich aber feine
1) Orkneyinga, 8. 6. 2—4, womit ble jfingere Olafs 8. hing
helga, 6. 91, 6. 212—3, und Heiæskr. c. 99, 6. 144—5 wöortlich
Abereinfimmt; vergl. ferner ble jngere Olafs 8. Tryggvas. co. 15,
€. 22; 0. 16, 6. 24—85; c. 19, 6. 29; 0. 55, &, 91; c. 97, 6. 197—8;
e. 98, 6. 201; Helmskr. Hakonar 8. goda, c. 3—5, 6. 127—303
€. 10, 6.134 und Olafs 8. Tryggvas. c. 16, 6.203; endlich Fagrsk.
$. 213.
2) Das Bisherige nad der jångeren Olafs 8. Tryggvasonar,
6. 97, 6. 198—9; bie Gtalholter Aubgabe biefer Gage, welde detaillivtere,
aber freilld aud fagenhafter aubgefdmidte Berichte geben fol, iſt mir unzu ⸗
ginglid geblieben.
8) Ebenda, c. 97, S. 199—200. Vergl. librigend bezuͤglich der Ein»
niehung und Midgabe ber Obalgåter auf ben Drineys meine Beltråge pur
Manter, Beleprang. 10
146 n. Wifdultt. $. 14.
Herrſchaft in Sdottland: aud Gutherland, Roß und Murray
(Myraevi), waren ihm unterthan; eln Angriff der Schotten auf
blefe Befigungen wurden mit Hilfe eben anmefender Jslaͤndiſcher
Gaͤſte abgeſchlagen, ohne dag ſich doch redjt erfennen ließe, ob voll
ſtaͤndig und ohne allen Verluſt an der Ausdehnung der Hertſchaft 4).
Jedenfalls ſcheint indeſſen das gute Einvernehmen mit Schottland,
als deſſen Jarl Sigurd jene Landſtriche beſeſſen zu haben ſcheint,
bald wieder hergeſtellt worden zu ſein; Sigurd heirathet ſogar eine
Tochter bed Schottenkoͤnigs Malfolm, und ſchickt den mit ihr erzeug⸗
ten Sohn porfinnr au dieſem ſeinem Großvater, damit er von ihm
bie Landſchaften Caithneß und Sutherland ale Jarlthum erlange3).
Wir erfakren ferner, daß Sigurd von einem Jarle Gilli auf den
Hebriden Schahung erhaͤlte), welchem er fpåter ſeine Schweſter gur
Che gibt ), und welchen wir noch zu Anfang bes 11. Jahrhunderts
ihm befreundet und bei ihm zu Gaſt finden 8); fa ſogar der Inſel
Mön (Man) wurde, und zwar bereits um 980, in Folge einer glück⸗
lichen Heerfahrt bes Jarles Schahung auferlegt), und wiederholt
ſehen wir deren König Gudrödr mit den Leuten deſſelben laͤmpfen 19). —
Bei aller felner Madjt war iibrigens aud Sigurd nod an Nore
wegen unb beffen bamaligen Herrn, ben Hakon Jarl, zinspflichtig 11);
åa Halon ſcheint ben Hebriden gegeniiber fogar unmittelbare Herr⸗
ſcherrechte angefprodjen 3u haben. Drei Winter, heift es 12), mar
ihm ble Schahung von ben Sudreyjar ausgeblieben; ba ſchickte er
ben Islaͤnder porgils Orrabeinsfostri fle einzutreiben. Anſangs
will freilidj nicht viel gezahlt werden; ba aber Thorgils durch glåde
liche Zufaͤlle und mit Hilfe bes Schottiſchen Jarles Olaf in den
MedtSgefdidte des Germaniſchen ordens, H. 1, S. 20—30, und bie daſelbſt
angefuͤhrten weiteren Quellenftellen.
4) Njala 8. co. 86—17, 6. 120-7.
5) Orkneyinga, 8. 6. 4, u. ble gleidlautenden Gtellen der Olafs
8. hins helga.
6) Njala 8. c. 86, 6. 126.
N Ebenda, co. 90, 6. 138.
B) Ebenda, 6. 155, 6. 268.
9) Eyrbyggja 8. c.29, 6.140—2; wegen der Beitbeftimmung vergl.
Mund, Thl. 1, Vo. 2, 6. 134, Anm. 1.
10) NJala 8. e. 87, 6. 127; c. 90, 6. 137—8.
11) Ebenda, c. 87, GS. 127—8; c. 90, 6. 137.
42) Floamanna &. 0. 157 6, 56—8; c. 16, 6. 62-64.
Rorwediſche Riederlaſſingen auf den novbrset. ufin u. ben Gebeiden. 147
Stand gefegt wird mit ausgiebigen Kråften Heerung zu broken,
erfolgt bie Jahlung, ble er fofort dem Hakon Jarl heimbringt.
Man fieht aus dlefer Erzaͤhlung, wie es etva mit der Herrſchaft
Halons im Beften ausfehen modte; auf Grund der von Harald
Harfagr gemadjten Groberungen ſprach er die Oberherrlichleit über
ble Infeln an, und verfudjte aud wohl daſelbſt Schatung au erhe⸗
ben, wenn fid eden Jemand fand, kühn genug, fein Leben an deren
Beitreibung au wagen : regelmåfig ließ er es bei dem blofen Rechts⸗
anfprudje bewenden, und modjte einfimeilen ber Jarl der Orkneys
oder wer fonft bagu Luft und Madjt hatte, auf ben Infeln heeren
oder Tribut fordern.
Diefe legteren Bemerfungen führen uns aber unmittelbar hin
fiber zu elnigen weiteren Nachrichten åber die Hebriden. Daß
auf blefen in åhulider Weife mie auf ben Orkneys das Keltiſche
Gtement dem Normegifdjen hatte weichen måfen, lågt ſich nidt
wohl begveifeln, und felbft der Name, mit meldem ble Iriſchen
Annaliſten dle Hebriden bezeichnen, „Inſeln der Fremden“, weiſt
entſchieden darauf hin i2); unter ben Rordiſchen Anſiedlern ſelbſt
aber ſcheint bler dieſelbe Untuhe und Beweglichkeit wie in Irland
geherrſcht zu haben. Olaf Kvaran ſcheint nad ſeiner letzten Flucht
aus England eine Zeit lang hier ſeinen Aufenthalt genommen zu
haben, da ſein Sohn Sigtrygg mit dem dortigen Håuptling Lagmann
um 962 elnen Gtrelfiug nad Irland unternimmt14); fpåter finden
voir bafelbft elnen Mac Harald, weldjer ebenfalle in Itland heert
und in einer Schlacht gegen bie Iren im Jahre 977 das Leben
verliert 15). Gr fol unter ben Königen geweſen fein, meldje im
Jahre 973 als Dienfileute bes Angelſaͤchſiſchen König Cadgar auf
treten 1); ber eigentlidje Name des Mannes ſcheint aber verloren,
und Mac Harald lebiglid mit Haralds Sohn zu überſehen zu ſein 17).
13) Amnal. Ulton. å. 941, 6. 265; Annal. IV. Maglstr. a. 939,
6. 463—4.
14) Dhen, 6. 13, Anm. 20.
15) Gbenda, Anm. 33.
16) Florent. Wigorn. a. 973, 6. 578.
17) Die Annal. Inisfal. a. 956, 6. 42, Cod. Bodl. nennen tn
einfadj Macearailt; ebenfo bie Annal. Inisfal. a. 973, 6. 44 und 977,
6. 46 Cod. DubL; bie Annales Cambriae, 6. 838 geben ebenfolls
nur fillus Haraldi. Die weit fpåteren Annales IV. Koper a. 972,
fø. it. Wofdnitt. 6. 1å.
Als fein Radfolger tritt Gudrödr Haraldsson auf, offenbar feln
Bruder; wir fehen ihn wiederholt in den Welſchen Landen herren 18),
und es wurde bereite bemerkt, wie er dem Jarle Gigurb von den
Orkneys ſchatzpflichtig wurde, und mehrmals mit deſſen Dienftleuten
und Jolandiſchen Gåften kaͤmpfte 1). Auf ihn muß es ſich aud
bezlehen, wenn Irlaͤndiſche Annalen von elner ſchweren Niederlage
ſprechen, welche bei Man von Daniſchen Heerleuten dem Sohne
bes Harald beigebracht worden ſein ſollte20); im Jahre 989 endlich
wurde er von den Schotten in Nordirland erfdlagen?). Wie ſich
ble Herrſchaft dieſer Haͤuptlinge der mehr ſüdlich gelegenen Inſeln
von der eines Gilli jarl, ber weiter nordwaͤrts regierte, abgtenzte,
laͤßt fid nicht beſtimmen, und hat in der That für uns wenig
Werth; bagegen mag nod bemertt werden, daß einmal von Lage
månnern ber Inſeln als Filhrern ihrer Geere ble Rede ift2%), und
daf aud) auf dem Schottiſchen Feftlande hin und wieder Håuptlinge
Nordiſchen Stammes ju finden find 25).
Endlich erfahren wir nunmehr aud Genaueres fiber dle Gåre
der und beren Berhåltmifi au Normegen. Es wird nåmlid ere
aåhlt20), daß ein gewiſſer Hafgrimr auf Sudrey mit ber Gålfte der
6. 504 haben bagegen Maccnus me Arallt, ber Brut y Tywysogion,
a. 969, 6.840 Marc uab Herald, unb Caradoce von Lancearvon, ber
doqh aus den Annal. Cambr. gefdöpft pu haben ſcheint, ahnlich (nad Mund,
1,2, 6. 199, Mum. 1.). Florentius Wigorn. ang. O. nennt ben Mann
Maceus, plurimarum rex Insularum; enblidj eine, offenbar unaͤchte, Urkun de
Bei Kemble, num. 567 trågt bie Unterſchrift: Mascuslus archipiruta.
San fleht, die Alteren Quellen geben nur da Patronymitum; bie fyåteren
fudjen aub blefem einen Eigennamen zu geftalten, ber aber, eben weil gemadt,
bel verfdiedenen Mutoren verfdteden aubfållt.
18) Annales Cambriae, 6.838; Brut y Tywysogion, a.970,
979, 986, &. 849 —50.
19) Oben, Unm. 9-10.
20) Annal. Ulton. a. 986, 6. 285.
21) Annal. Tigernach. a. 989, 6. 265; Annal. Ulton. a. 988,
6. 286; Annal. Inisfal. a. 989, 6. 51, Cod. Dubl.; Annal. IV.
Magistr. 2. 988, 6. 521.
22) Annal, IV. Magistr. åa. 972, 6. 504.
23) Man erinnere fid 3. B. an ben oden, $. 12, Unmert. 18 genannten
Olaf jarl, an einen in dieſem $., Unm. 12 erwaͤhnten Jarl beffelben Namens,
u. berg. m.
. 24) Fåreyinga 8. c. 4, 6. 13—4; jingere Olafs 5. Trygg-
vasonar, c. 179, 6. 91.
Mormegifde Niederlaffungen auf den nørdrøeft. Inſeln u. ben Hebriben. 49
Inſeln von dem Norwegiſchen König Haraldr Gratelde belehnt ges
wefen fei, waͤhrend Brestir und Beinir, ble Göhne bes Sigmundr
und auf Skufey woknhaft, ble andere Hålfte vom Jarle Hakon,
der bamals nur nod) ein kleines Reich in Throndheim befeffen hade,
au Gehen gehabt håtten. So unwakrideinlid es mun klingt, dag
Halon Jarl und Harald Grafeld gleideltig Lehnsherren der Fårder
geweſen fein follten25), fo lautet bod) blefe Nachricht allzubeſtimmt,
als baf man fle ohne Weiteres vermerfen dürfte; feft ſteht jeden⸗
falls, und für unſern Zweck iſt dieß volllommen genügend, daß die
Inſeln in der zweiten Hålfte bes 10. Jahrhunderts unter Norwe⸗
giſcher Oberhoheit flanben. Gypåter werden Brestir und Beinir von
Hafgrimr erſchlagen; aber aud blefer Legtere fålt im Kampfe, und
ber Lohn feiner That wird demnach von ihm nidt geerndtet. prandr,
en Sokn des porbjörn, eines Bruders jenes Sigmundr, hatte an
dem Unfalle auf felne Geſchwiſterlinder heil genommen; er zog
nunmehr beren Reich an fid, und wurde, ba er überdieß Hafgrims
minderjåhrigen Sohn, Oezurr, in feine Pflege nahm, fofort Here
ber fåmmtligjen Jnfeln26). Auch naddem er dem herangewachſenen
Oezurr ble ihm gehörige Hålfte ber Infeln herausgegeben katte,
ånbert fld hieran nidts Weſentliches; in Allem ließ ſich der ehe⸗
malige Pflegling von Thrand leiten, und thatfådlid war demnach
biefer nad) wie vor alleiniger Her: auf ben Infeln?7). Bad aber
ergab fid von anderer Geite her eine Aenderung. Sigmundr
Brestisson unb porir Beinisson, bie Göhne ber erfdlagenen Brå»
ber, waren nadj mandjerlei ſchweren Bedrångnifjen an den Hof des
Jarls Hafon, bes nunmehrigen alleinigen Hem von Norwegen,
getommen; naddem ſie fid in allerlei Heerfahrten verfudjt hatten,
fuhren ſie endlid, von dem Jarle felbft unterftågt, nad den Fårdern,
bas våterlidje Reid ſich wieder zu geminnen28). Sofort wird von
ihnen Oezur überfallen und getödtet, mit Thrand dagegen fommt eg
au elnem Bergleidje, nad weldjem Hakon Jarl ble Friedensbedin-
25) Bergl. Mund, Thl. I, Bd. 2, S 34.
26) Får. 8. €. 7, 8. 31 -2 und c. 9, S. 37—8; 01. 8. c. 180,
6. 94—5.
27) Får. 8. c. 22, 8. 97—9; 01. 8. c. 184, &. 108—9.
28) Får. 8. c. 23, 6. 99—105; 01. 8. c. 184, 6. 106- 8.
150 m Wbfduitt. 6. 1.
gungen unter Omen. feffepen follemy; vif gefieht benn aud) in
der Art, daß der Jarl dem Sigmund die Hålfte ber Infeln zuſpricht,
ble andere Hålfte aber ohne Weitered får ſich felber in Anſpruch
nimmt, bod) fo, baf aud) biefe Haͤlfte, nur freilld gegen Entrich ⸗
tung einer Abgabe, von ihm dem Gigmund gum Lehen gegeden
wird: bie Auseinanderſehung zwiſchen dieſem und feinem etter
porir wird ben Beiden felber åberlafjens0). Dem unterwirft ſich
Wrand, der vergebens der Fållung bes Schiedſpruches fid zu ent
alehen gefudjt hatte, auf Sigmunds gewaltſames YAnbringen*1);
wiederholt ſehen mit ben egteren bem Halon feine Såagung nad
Norwegen åberbringen 22), und ble Oberhoheit Norwegens über ble
Snfeln flest bemnad fortan unzweifelhaft fef.
Ueber bie religidfen Fuftånde ber fåmmilidjen bisher befprodjenen
Snfeln, alfo gerade ber ben får uns vorzugsweiſe midtigen Punkt
in beren Gefdidjte, geben übrigens dle Duellen nidt ben mindeften
Wufjdluf. Da wir indefen erft in dem legten Decennium des
40. Jahrhunderts die Håupilinge ber Orkneys und der Bårder gum
Ghriftenthum belehrt fehen werden, fann nidt bezweifelt werden,
bafi beide Infelgruppen ſowie ble zwiſchen beiden legenden Shetlands⸗
Inſeln zur Zeit noch weſenilich heidniſch geweſen ſeien; da wir an»
dererſeits auf den Hebriden ſchon zu Ende des 9. Jahrhunderts
chriſtliche Familien Norwegiſcher Ablkunft vorfanden, und aud im
Laufe des 10. Jahrhunderts noch einzelne Chriſten von da aus»
gehen ſehen werden, erſcheint eben fo menig zweifelhaft, baf auf
dieſen der Ivifdjen, Schottiſchen und theilweiſe aud der Waͤlſchen
Kirche nåhergelegenen Inſeln das Chriſtenthum entfdiebene Fort»
fitte gemadjt haben werde: bas Maak blefer dortſchritte Agt ſich
aber freilid) ebenforvenig feft ſtellen als ber Einfluß befttmmen,
weldje biefelben auf ble Glaubenszuſtaͤnde von Norwegen oder Island
geåufert haben mögen.
29) Får. 8. 0. 24, 6. 111—; 01. 8. co. 185—6, 6. 111—2.
30) Får. 8. o. 25, 6. 116—8; 01. 8. c. 188, & 113.
31) Får. 8. e. 25, 6. 119—20; 01. 3. c. 186, &. 114.
32) Får. 8. c. 25, 6. 121; c. 26, 6. 126 und 128; 01.5. c. 186,
&. 114 und 116.
6. 15. Erſte Bertindigung des Gyrifenthumed in Norwegen 3. Eg
$. 15.
Erſte Verhindigung ves Chriſtenthumes in Morwegen durch König
Hakon den Guten.
Durd bie Waffen der Deutſchen Könige war in Dånemart
um bie Mitte des 10. JahrhundertS bas Chriſtenthum auf feften
Fuß geftellt worden; unter König Haralds geitretife entſchieden för⸗
bernber, jebergelt aber wenigſtens nidt hemmender Regierung war
es ber mit raftlofem Cifer betriebenen Miffionsthåtigfeit ber Ham»
burger Kirche gelungen, nidt nur bas an Deutſchland angrengende
und barum bem Glauben augånglidjere Jütland zu bekehren, fondern
ſelbſt auf ben Daͤniſchen Infeln und in Schonen nidt ohne Erfolg
bas Evangelium zu predigen. Jener Fortſchritt ber Kirche in Dåne-
mart hatte ferner, wie dieß ſchon zu Anskar's und Unnl's Zeiten
in aͤhnlichet Weiſe der Fall geweſen war, ſeinen Einfluß auch auf
Schweden geåufert; es erſcheint ſogar nicht unwahrſcheinlich, daß
einzelne von Hamburg ausgegangene Glaubensboten bis in die
ſüdlichen Teile von Norwegen vorgedrungen, und aud hier menig»
ſtens vorũbergehend thåtig geworden feln mögen i). Ungefähr um
blefelbe Jelt war aber auch von anderer Seite, naͤmlich von England
ber, ble chriſtliche Lehre nad Normegen gebradjt worden, und zwar
unter Umftånden, melde beren Berbreitung melt günſtiger ſchienen,
als biejenigen, melde ble Hamburger Miffionåre får fid benåpen
fonnten. Hiemit hatte es aber folgendes Bewandtniß.
Harald Harfagr, ber Grinder der Alleinherrſchaft in Norwegen,
hatte noch in felnen alten Tagen, als eln angehender Slebaiger, mit
etnem eide vornehmen Gefdledtes, das am Königshofe diente,
einen Sohn erjeugt. Sigurör Hakonarson, ber mådjtige Jarl von
Hiadir, hatte ben Knaben altem Braudje gemåp mit Wafjer fiber
goffen, und nad bem Ramen feines eigenen Vaters Hakon genannt;
in feiner erſten Jugend wurde biefer bei (einer Mutter erzogen, und
wie es ſcheint menig geachtet. Nun begab es fid einmal, erzaͤhlt
bie Sage, daß König Adalsteinn von England dem Könige Haralb
ein Schwert jum Geſchenke fandte; ald diefer daoſelbe, wie es ihm
geboten wurde, beim Griffe in Empfang nahm, verkehrte ber Ueber⸗
bringer ble Gabe in Spott, und erllaͤrte, die Ergreifung bes ihm
1) Bergl. oben, $. 10., Anm. 31.
492 11 bfønitt. 4. 18.
geſchidten Schwertes hade ben Harald zu Methelftans Mann gemadt :
benn bie Uebergabe bes Schwertes galt als Zeichen der Aufnahme
in ben Dienfiverband. Um Spott mit Spott au vergelten, fandte
nun $arald feinen tapferen Kåmpen Haukr habrok (Hochhoſe) mit
dem jungen Haton zu Aethelftan; ſchweigend fete biefer auf feines
Herrn Geheif den Knaben dem Engliſchen Könige aufs Knie, und
erklaͤrte, ba fide ihm König Harald den Sohn einer feiner Mågde
au Pflege und Erziehung. Es galt aber das Kniefegen als Form
ber Annahme eines Kindes, und jugleid ging bie Rede, daß derjenige,
weldjer einem Anderen ein Kind grofslehe, bamit fid als der Ge»
ringere. von Belden belenne?). Im erften Jorne nahe daran, ben
Sungen ju tödten, ließ ſich Methelftan doch hievon surådhalten; er
uͤbernahm gutwillig befjen ihm angefonnene Erzlehung, und Haton
erhielt baher ben Beinamen Adalsteinsfostri, Aethelſtans Pflege⸗
ſohnt). So die Jolaͤndiſch⸗Norwegiſche Faſſung der Sage; etwas
anberg tritt blefelbe bagegen bei bem Dånen Garo auf). Rad ihm
foll König Harald einen Heerzug unternommen haben, um fid Eng»
Land 3u untermwerfen; um bie Gefahr abzuwenden hade Aethelftan
ſich nicht nur erboten, befjen Sohn Hakon au erziehen, fondern aud
dieſem fein Reid lehtwillig zuzuwenden: damit habe er ſich aber zu⸗
gleich bes Norwegiſchen Königs Beiſtand gegen den ihn gleichfallo
bedrohenden Dånentönig gleichen Namens zu erlaufen gewußt. Wie
dem auch ſei, beiden Sagen iſt der weſentliche Umſtand gemeinſam,
daß Haralds Sohn Hakon dem Engliſchen Könige zur Erzlehung
übergeben wurde, und ba aud) noch andere, wenn aud noch fo ſehr
poetiſch ausgeſchmückte Radridten von den freundlidjen Begiehungen
2) Belege får dieſe Muffaffungbwelfe find ſehr haͤufig; 14 führe nur Lax-
dåla 8. c.27, 6.108 an.
3) Helmsk. Haralds 8. harfagra, c.40—2, 6. 118—20; jiine
gere Olafs 8. Tryggvasonar, ce. 78, 6.14—7; jångere Olafs
8. hins helga, c. 4, 6. 13; vergl. aud Hauks 8. habrokar, 6. 1,
6.200. Ferner Fagrskinna, $.21—2; Agrip af Noregs konunga
sögum, c. 2, 6.378; Theodorieus Monachus, c. 2 (Sangebef, V,
6.314); Historia Norveg. 6.10 u. 11, und Catal. reg. Norveg.
6.26 (in Mund8 Symbolae ad bistoriam antigulorem Norveglae); Ka-
nunga tal, V. 12, 6.423—4; Egils 8. Skallagrimssonar, 6.50,
6. 263 u. dol. m.
4) Saxo Grammaticus, X, O.475—6.
Erſte Bertiindigung bes Ghrifenifumel in Norwegen x. 158
ber beiden Rönige zu einander erhalten ſind by, etſcheint die blofe
Nichterwaͤhnung jener Thatſache in ben älteren Engliſchen Quellen
wohl nicht geniigend, berfelben ben Glauben zu entziehen?). — In
England empfing nun Hakon, der bald ſeines Pflegevaters Gun
ſich au ertverben wußte, ble Taufe und genok des ndthigen Religionse
unterrichtes; bald wuchs er zu einem fattlidjen und fraftvollen, ba»
bei wohlerzogenen und in allen ritterlichen Kinften wohlerfahrenen
Simglinge heran ). In Norwegen aber hatte inzwiſchen König
Harald, als adtigjåhriger Greis nicht niehr im Stande, ble Re⸗
gierung felbft zu fåhren, zu Gunſten ſeines Sohnes Eirikr abge⸗
danlt, und war brel Jahre ſpäter geſtorben 5); alsbald aber maren
v
$) Willielmus Malmesbarlensis, de gestis regum An-
glorum, II, c. 6 (6.51 ber mehrfad angeführten Brantfurter Ausgabe)
weiß von einem Schiffe mit golbenem Schnabel und purpurnen Segeln, bak
Harald dem Aethelftan zum Geſchenke gemadt hade. Daher ift, durd Vere
mittlung bes Elmandus, aud ble Gråhlung be8 Albericus Monachus
triam fontium, Cronica, 2.033 (Sel Selbnig, Access! Istoricae,
I, 6.271), geffofjen.
6) Sappenberg, Gefdidte von England, I, &.371—3 ift gegentheiliger
Wnfidt; wenn berfelbe aber meint, ber Pflegevater Halons könne ber Oftange
life König Guthrum-Åthelftan 1. oder IL. geweſen fein, fo iſt hlegegen zu bes
merfen, bafi an ben erften Guthrum (4890) ju benfen ble Chronologie verbietet,
und baf nicht der entferntfte Beweis bafir vorllegt, daß der zweite Guthrum,
falt ein foldjer Gberhaupt eriftirte, gleidfall ben Taufnamen Åthelftan geführt
jade. —
D Heimskr. Har. 8. harf. 6. 43, 6.121: , &önig Abalſtein ließ
ben Halon taufen, und ten vedten Glauden lehren und gute Sitte mit Linfren
jeglidjer Art. König Abalſtein liebte ihm fo fehr, mehr ald alle ſeine Freund»
ſchaft, unb üͤberdieß liebte ihn aud jeder andere Menfd; er mar ein Muger unb
wortfertiger Mann, und wohl chriſtlich.“ Biemlid ebenſo bie jingere Olafs
8. Tryggvas. c.9, 6.17; ble Fagrskinna, 6.25 fagt gang kurz:
Balon der Gute wurde bei Ubalftein erzogen, und empfing da ble Taufe in
feiner Kindheit,“ erzaͤhlt dann ader aud von bes Pflegevaters großer Liebe
får ben Bflegling.
8) Heimskr. Har. 8. harf. c. 4—5, 6.121—2; jöngere 01 8.
Tr.o 10—1, 6. 17—8; jångere OlafaS. hins helga, 0.5, 6. 13—4;
Fagrsk. 6.23. uS ben angegedenen Daten 1åjt fich mit einiger Befimmte
heit ble Gåronologie fefifellen. Yn der Islondingabok,e. 1, 6.4 feft
nåmlid) Ar! porgilsson, mit ben ſonſtigen Quellen völlig Abereinfiimmend, bie
Grmordbung des Ungelfådfifden König8 Eadmund burdj ble Danen in bas
Sahv 870; ebenda, co. 3, S. 6 ſpricht er aber von einem Borfalle, ber 60
Binter nad dem Tode König Gadmund und jugleid einen oder pel Winter
154 - Obfdultt. 6. 15. .
ble heftigften Jertvirfnlfje im Königshaufe felbft auegebrochen. Civil
follte nadj bed Vaters Abſicht bas Oberönigthum inne haben, als
Unterfönige aber follten feine zahlreichen Brüder ble einzelnen Land»
ſchaften bes geſammten Reiches unter feiner Oberhoheit regieren;
bereits bei Lebzeiten Haralds ivar ble Austheilung der einzelnen
Unterfönigthilmer vor ſich gegangen*). Jegt tat die natürliche Folge
dieſer Einrichtung ein; ble bintangefegten Göhne ſuchten fid je in
ihrer Landſchaft von aller Oderhohelt ihres Bruders frei zu madjen,
biefer aber var umgefehrt beftrebt, fein Oberfönigthum aufredt zu
hatten, und allenfalls fogar bie Unterfönige, feine Brüder, villig zu
unterbriiden. Yn und fir fid hart und graufam, und burd) ſeine
herrſchſüchtige und rånfevolle Gemahlin Gunnhildr nog weiter ju
allem Schlimmen angetrieben, hatte Eirikr ſchon bei Jeiten anger
fangen, felnen Briidern nad) dem eden ju tradjten, und nidt um⸗
fonft den Beinamen blodöx, Blutart, erhalten; theils dieſe Unthaten,
theils aud) bie fonftige Hårte feiner Regierung liefen biefe in furger
rift im gangen Lande bitter verhaßt werden. „Dieſe Jeit mar furg,
und ſchien doch ben euten im Lande übrigs lang; benn ben König
mannten ſie lenffam, ble Königin aber mar die böswilligſte. Das
- deigte fidj darin, daß Eirik ben Björn kaupmadr (5.4. Kaufmann)
töbten lief, ben Olaf digrbeinn (Didbein), und noch mekhvere feiner
Bråder. Es war da ble Rede vieler Leute, daß ev ſeine Brüder
vertilgen wolle, und allein ble Föniglidje Getvalt haben, und fo bas
Redd an feine Göhne bringen nad ſeinen Fagen, und er wurbe
verhaßt bei bem gefammien Bolfe 10)” Dieſe Mifftimmung nun
benugte Hakon, um ben Norwegiſchen Thron, auf ben er fo gut
Anſprüche au haben glaubte als fen Bruder Eirik, fofort an fid
- Ju bringen.
Vielleicht von einer ungufriedenen Parthei in Norwegen felbft
vor dem Tode König Haralbs fid begeben haben follte: hiernad mußte dad
ahr 931 oder 932 bas Kobedjahr Haralds fein, und ba derſelbe etwa 13 Jahve
vorher ben Halon erjeugt haden fol, muß beffen Geburt etwa in bad Jahr 920
fallen. Mund entſcheidet fid får bas Jahr 933 als Haralds Todesjahr.
9) Hoimskr. Har. 8. harf. 0.35, 6. 112—3, und c. 36, 6.114;
jångere O1. 8. Tr. 0.2, 6.6—17, und 0.3, 6.8; jångere OI. 8. h. h.
6.1, 6.85—10.
10) So ble Fagrsk. 6.24. Dal Eingelne der Gewaltthaten Cirils ge-
heri nicht hieber.
Erſte Berfiinbigung bed Cjeliemed in Norwegen 3. 158
elngelaben 11), vielleicht ledigich von eigenen Entſchiüſſen befinnnt,
verließ Hakon England; in Rormegen angelangt, wandte er ſich zu⸗
nachſt nad) Trondheim, der mådjtigften Landſchaft im Reiche, deren
König Sigrödr ven Eirik erfdlagen, beren Jarl Sigurör dem Halon
ſchon in ſeiner Kindheit freundlid geweſen war1). Wirklich fand
er bei Gegterem gute Mufnahme; Beide einigten ſich åber ihve beider⸗
feitigen Plåne, und durch kluges Nuftreten wußte Hakon fid als»
bald in weiteren Kreiſen beliebt zu madjen. AG nun in Thronde
heim ein Ding berufen und an dieſem von dem einflußreichen Jarle
ble Wahl Hafons zum Könige vorgeflagen wurde, als fofort Hakon
felbft vortrat, unb, bereits durch feine auffallende Aehnlichkeit mit
ſeinem gewaltigen Bater die Sympathieen bes Bolts erregend, den
Bauern anbot, ble von Harald Harfagr elngegogenen Obalgikter ihnen
zurũckzugeben 19), menn fle ihm gum Throne verhelfen mirden, ba
ſchrie alles Bolf, den Hafon wolle man zum Könige haben, und
auf ber Gtelle erfolgte in aller Form deſſen Wahl. Bald erfuhr
man in ben Hodlanden, daß ble Thrönder einen König gemåklt
haͤtten, ber tn Allem dem Harald Harfagr glide, und nur barin
von ihm fid unterfdeide, baf er die Laft, bie dieſer auf bas Bolt
gelegt habe, bemfelben wieder abnehmen wolle; „die Botſchaft flog
wie Feuer durch duͤrres Gras bis zur Landesgrenze ſüdlich im Lande.
Bald zog König Hakon ſelbſt nach den Hochlanden, und von da
nad) Vilen, und ließ ſich hier wie bort an offenem Dinge den Kö-
nigsnamen zuerlennen; doch gab er ſeinen Reffen, Tryggvi und
Guordor, ihre kleinen Reiche in Gådnormegen wieder zurück, nur
mit Vorbehalt ſeiner Oberhoheit. König Eirik, von welchem ſelbſt
im Mittellande Normegens bereits viele und maͤchtige Månner ab⸗
fielen, ſah ſich außer Stand ſein Reich zu vertheidigen; er ging zu
Schiff, und wandte ſich zunäͤchſt nad ben Orkneys, von ba aber
r. Mon. c€.2, 6.314; Agrip, 6.5, 68.380.
3 ar 8. goda, 0.1, S. 125; filngere 01. 9.
Tr. 6. 13, 6.20; F k. $.26; Agrip, und Theod. Mon. ang. D.
Die Abweichungen in ber Darftellung biefer verſchiedenen Quellen find ſehe
geringfigig, und hier ohne Yntereffe; wa Saxo Grammaticus, X, &.470
—T vorbringt, ift ohne allen gefdidtliden Werth.
13) Weber bie Bedeutung jener Einziehung und blefer Buråidgabe ber Ohal»
økter vergleldje meine Beitråge pur Redtbgefdidte des Germaniſchen Rordend,
$.1, 6.21—30.
156 IL Ablchnut. $. 18. .
nad) England, waͤhrend Hakon foført In den unbeftrittenen Befiy
ber Alleinhertſchaft in Norwegen gelangtet!). Aber freilich mar biefe
Alleinherrſchaft, wie dieß bei Eirik der Fall geweſen war gutentheils
nur ein Oberfönigthum; in Bilen midt nur, wo Tryggvi und
Gudrödr, und in Throndheim, wo Sigurdr jarl als die unmittel
baren Herrſcher auftraten, fonbern audj in ben Hodjlanden, wo die
Nachkommen anberer Söhne Haralds, des Sigurdr risi, Hringr,
u. a. m. ben Befig ihrer Unterfönigthåmer ſich erhielten, war deme
nad Hafons Gewalt jedenfalls nur eine fehr menig bedeutende.
Die mannigfadjen Verdienſte, melde fidj nun König Hakon
waͤhrend ber Dauer felner Reglerung um ble Gejeggebung feines
eldes erwarb, find hler ebenforvenig ju erörtern als die polirifdjen
Beiiehungen besfelben ju ben benadbarten Königen von Schweden
14) Heimskr. Hak. 8. g. c.1—3, 6.125—7; jungete 01. 8.Tr.
6. 13—15, 6.20—2; jingere O1. 8. h. b. 6. T—8, 6.15—7; Agrip,
6.5, 6.380—1; Fagrsk. 6.26; ferner Gisla S.Surssonar, II, 8.82
— und Egils 8. Skallagrimssonar, c.62, &.390—401. Bejiglid
ber Ghronologie fdwanten ble Sagen. Die Heimskringla und ble beiten mit
iht gehenden Dlafsfagen laſſen ben Hakon, ſowie er ſeines Vaters Tod erfåhet,
AG jur Asfalt råften, im Ferdfte nad Rormegen fommen, Anfangö Binter
nad ben Upplanden gefen, im nådften Sommer endlid ben Grit aus dem
Sande meiden; sur Beit feiner Wahl in Trondheim fol iiberdlef Hafon 15
Jahre alt geweſen fein. Agrip låst ben Haton zwei Winter nad Harald Tod
ins Land berufen, ben erften inter aber ben König8namen nok nidt tragen,
womit ibereinftimmt, baf Eirit brei Winter nad) feined Vaters Tod König ge-
weſen ſein fol; bei feiner Ankunſt fei Hakon nahezu 20jährig gervefen. Fagr-
skinne låft ein Jahr nad Garalb8 Tod blefen in England bekannt werden, und
in bemfelben Sommer ben Hakon von bort abgejen; im nådften Sommer er-
folgt ſeine Wahl, und er iſt bei felner Unkunft nahezu 20jåkrig. Theodorich
laßt Den Etrik zwei Jahre allein, da britte mit Hakon zuſammen regieren. Die
tala endlid (åpt ben Eirif ein Jahr nad des BaterS Tod regieren bis zu
$afon8 Anhunft, den inter nad Hakon Wahl beide Könige jugleid in Nor»
wegen fein, enblid im Sommer barauf den Cirit aufer Lands gehen. Da
Midtige ſcheint Hiernadj Folgendes. Segen wir Harald Tod in bad Jahr 932,
fo gelangte bie Rachricht von dieſem erft 933 nad England, und in bemfelben
Herbfte noch Fommt Hakon nad Throndheim; ben Vinter über verhålt er fi
ruhig, im Sommer 934 aber erfolgt bie Konigswahl in Trondheim, im Herbſte
ber Bug nad ben Hochlanden und Bilen, und im Jahve 935 verlåft Eirif das
Sand. Segt man alſo Hakons Geburt in das Jahr 920, fo war er bei feiner
Unkunft in Norwegen nahezu 14j8Grig; die Unnahme eines 20jåhrigen Alters
ſcheint bagegen ein andered Geburtsjahr voraudjufegen.
” rfie Bertinbigung bed Chridenthumes in Norwegen 2. 457
und von Dånemarf. Dagegen iſt bes Verſuches ausführlich zu ger
denlen, welden, ale er Faum feine Herrſchaft einigermafen befefrigt
fah, ber König magen 3u follen glaudte, bas in England ihm an»
erzogene Ghriftenthum in feinem Reiche au verfindigen, und auf
geſehlichem Wege gur alleinigen Religion desſelben zu erheben. Wohl
mochte ber König auf die Liebe ſeines Volles, deren er im hoͤchſten
Maße genoß, vertrauen; wohl mochte durch im Auslande angeknüpfte
Verbindungen mit der Kirche der eine oder andere Norweger bereits
får dieſe gewonnen und fomit geneigt ſein, bes Königs Beſtrebungen
nad Kråften zu fördern. Immerhin aber war die Maſſe des Volls
noch allju wenig mit bem fremben Glauben befreundet, als daß biefe
au einem gedeihlichen Ziele håtten führen fönnen, und gerade der
Jarl Sigurd, ber verlåfigfte und zugleich einflupreidfte Anhaͤnger
des Koͤnigs, war zugleich einer ber eifrigften Vertheidiger ber alten
Gitte 15), So fdelterte bemnad des Königs Unternehmen an dem
15) Cine aud in anderer Begiehung intereffante Stelle, Heimakr. Hak.
8. g. 0.10, 6. 139—40, fagt von ihm: ,Skgurdr, ber Jarl ju Hladir, war
ber eifrigfte Dpferer und fo war fein Bater Hakon; ber Jarl Sigurd hielt
alle Dyfermahle ba im Dingverbande von Throndheim ab im Ramen bes Königb.
Das war alte Sitte, wenn ein Opfer ſein follte, daß alle Bauern dahin fommen
follten, wo ber Tempel war, und bahin ihre Sadjen bringen, beren fie bedurfe
ten, folange ba Opfermahl måbete. Bei dieſem Mahle follten alle Leute Bier
$aben; ba wurde aud) allerhand Bieh gefdladtet, und ebenfo Pferde, all da
Dlut aber, das baker fam, das nannte man blant, aber hlautbollar (Blute
teſſel) bas, worin das Blut enthalten war; und blantteinar (Blutzweige), bie
waren gemadt wie bie Sprengwedel; bamit follte man bie Ultåre völlig he»
frigen, unb ebenfo bie Waͤnde des Kempelb von außen und von innen, und
fo aud bat Blut Aber ble Leute fyrengen; das Fleifé aber follte man jur
Bewirthung der Leute braudjen. Yeuer follten mitten auf dem Boden im Tempel
fen, unb darüber bie Keſſel, und bie Vollbecher follte man der dad Feuer
bringen, ber aber, ber bas Mahl hielt und ber Øåuptting war, ba follte er ben
Bollbecher meihen und alle Dyferfpeife; auerft follte man Odins Vollbecher
trinfen um Sieg und Madt fir ben eigenen König; fobann aber den Bollbedjer
des NJördr und ben Bollbedjer des Freyr um guteb Jahr und Frieden. Da
pflegten viele Seute barauf ben Vollbecher bed Bragi zu trinfen. Die Leute
tranfen aud den Bollbedjer ihrer Blutsfreunde, ble angefehen gemefen maren,
und das nannte man Minne (minn!). Gigurd Jarl war ber freigebigfte der
Månner; er that ein Werl, bas fehv berihmt war, daß er ein großes Opfer⸗
mahl ju Hlodur hielt, und allein alle Koften trug. Deſſen erwåhnt Kormakr
Oegmundarson in ſeinem Gigurbsliede (Sigurdardrapa): Riemand braucht
«Øpeife oder Gdhåfjel dahin mit flå zu bringen, ju dem Radfommen del pjassk
158 n. bſquitt. $. 18.
heftigen Wiberftande, meldjen bas Bolt bem hm angefonnenen Glau»
benswechſel entgegenfegte, und Halon fah fid fogar felbft genöthigt,
mehr als er vor feinem Gewiſſen verantmorten au Fönnen glaubte,
den heldniſchen Gebråudjen fid au fügen; einen erfreulidjen Gindrud
aber macht ble trog aller Heftigteit bes Streites dennod bewahrte
gegenfeitige herglidje Juneigung zwiſchen dem chriſtlichen Könige und
feinem helbnifdjen Bolle. Es erzaͤhlt aber der ausführlichſte der uns
erhaltenen Berichte ben Gergang der Gadje folgendermafen 19): , König
weldjen ble Götter betrogen, Gut dem Geher des Gutes. Mer wird magen
au beleibigen ben Vorſteher ber Mauern de Helligthumed; denn ber Herr deg
Waſſerfeuers (d. 4. des Goldeb, nad Skaldskaparm, c.33, &. 336—8)
bewirthet. Kleinodien erſtritt der Fürſt.“
16) Bir folgen im Obigen der Heimskr. Hak. 8. g. c. 15—20,
S. 138—45, mit weldjer bie jångere O1 r. 6. 21—4, 8. 31—8 faft
wortlich fibereinftimmt. Kårjer berichtet die rskinnae, $.29: „Im 16.
Bakte ſeines Reid hielt er ein deſuchtes Ding ju Mårin in Lhrondheim brinnen,
und an biefem Dinge liefen die Khrönder dem Könige ble zweifache Wahl, daß
er namlich nad ber Sttte ber früheren Konige opfern folle, und fo ble alte
Sitte wegen bed Friedens und guten Jahres erfüllen, oder aber wollten fie ihn
vom eide trelben, menn er in blefem Punlte ebenfo Aber ihnen ſtehen wolle,
wie begåglid ber Reichsregierung oder ber Schahung. Der König wollte Erſte -
vel entſchieden midt tun. Die Freunde bed Königö aber und viel Volls vere
mittelten, und baten ble Bauern, bem Könige etwas nadjugeben, und hoben
Hervor, was får ein någlider Regent er feinen Unterthanen fei, und wie an
fålågig bezůglich ber Geſetze und der Gitten. Andererſeits baten ſie ben König,
ba Murren ju Ende ju bringen, und ihnen ein Weniges zu Gefallen zu tun,
fo daß ble elfrigen Dpferer nicht fagen loͤnnten, daß er bad Geſet zu bredjen
angefangen habe. Bufolge feiner Gåte und wegen feiner Liebe ju feinen Freuns
ben that er ba nad ihrer Bitte, und opferte”. Ferner Agrip, 0.5, S. 381
—2: „And Hakon faf da als alleiniger König in Rormegen, und es ſtand fo
gut um Rorwehen wahrend feiner Reglerung, bak man €$ nie heffer weif, auper
daß bak Land midt Griftid mar. Er ader war par ein Chriſt, hotte aber
eine Heidin gur Frau, und verftief vielfad gegen dad Ghriftenthum, ihr zu lieb
und au Nadgiebigfeit gegen dat Volk, bak dem Chriſtenthume entgegen war;
doch hielt er bie Gonntagsfeler, und faftete am Freitage.” — — „In feinen
Kagen wanbten fich viele Leute gum Chriſtenthume aud Liebe zu ihm, und
Winige enthielten fl bes Opferns, wenn fle aud midt Chriſten wurben; er
errichtete in Norwegen einige Kirchen, und feyte Geiſtliche an dbenfelben an. Sie
verbrannten ihm aber ble Kirden, und erſchlugen ihm die Priefter, fo daß er
barn nidjt beharren fonnte vor ihren Uebelthaten; und barauf fielen ihn bie
Ihronder zu Måri an, und hießen ihn opfern wie ble andern Könige in Nor»
wegen: ober wir treiben bidj vom Meidje, menn bu uns nidt etwas zu Ge
fallen thuſt. Und darum, bag er Iren Ungeftimum gegen feine Perfon fak,
Erſte Bertiindigung bet Chriftenthumed in Norwegen 16. 159
Hakon war ein guter Shrift, als er nad Normegen tam; darum
aber, daß bas gange Land heidniſch war, und ber Opferdienſt frart,
und gar viele mådtige Leute, er aber fehrder Gillfe und ber Gun
der Menge bediirftig zu ſein glaubte, fafte er den Entſchluß, mit
feinem Ghriftenthume fid heimlid zu hatten; er hielt dle Sonntage
unb ble Freitagofaſten und ble Gedådjtniffeler der höchſten Hefte;
er verfiigte in ben Gejfegen, daß man das Julfeft um dieſelbe Felt
beginnen follte wie ble Chriſten, und Jedermann follte da Bier von
einen Biertel Malz haben oder Buße zahlen, und fo lange felern,
als bie Juheit waäͤhrte; vorher aber hatte man bas Julfeft mit der
Schlachtnacht begonnen 17), bas war ble Mittwintersnacht, und drei
Raͤchte lang bas Jul gefelert. Er gedadjte aber, wenn er im Lande
wanbte er fid auf ben Rath ber Håuptlinge bahin, baf er ihnen zu Gefallen
in eta jum Scheine nachgeben zu wollen erklårte. Man erzaͤhlt, daß er eine
Roßleber angebiffen habe, und zwar in ber Art, daß er ein Tuch darum ſchlang,
und fie nidt blop anbif, anders aber midt opferte. Und man fagt, daß så
fm von ba an in Allem fålimmer gegangen fei als vorbem.” Die Historia
Norvegiae, 6.11 fagt von Hafon: Bic a christianisslme roge in Anglia
oficlosissime edueatus ju taptnm errorem jneurrit, vt mirerima com-
mutacione eterno transitorium preponeret regnum ac delnde dignitatis
eura proch doler appostata facius ydolorum servitud subactus dlis et
mon deo deseruiret. Quj quamuis labilis regn! ceca ambicione å dura-
bill dignitate eternaliter labefactus, u. f. w.
17) Der alte Unfangåtermin bes Julfeſtes wird Hald als höggunott, hal
als hauka- ober haukanott bejeidjnet; bie erftere Benennung, Schlachtnacht,
von ben Bordereitungen får Me großen Opfermaͤhler hergenommen, ſcheint ble
tidjtige. Haukanott wirbe Habichtsnacht, hankunott alennadt, d. h. etwa
bie åuferfte, legte Nadt bebeuten. Bergleidje übrigens Wachter's Bemerfungen
au biefer Stelle in feiner Ueberfejung der Heimskringla. Ueder das fefttidje
Bier auf Meihnadten enthålt aber das Gulapingslag, $.7 nod eine ber
obigen entfpredjende Beftimmung: ,, Cine Bierbereitung haben wir nod ger
heißen ju madjen dem Bauern und der Hausfrau zu gleidjen Theilen, und das
au weihen ble hellige Radt (b. 4. den 25. December) au Chriſts Ehren und
ber Gancta Maria, får gutes Jahr und fir Frieben (ul ars ok tl fridar; ble
altheibnifde Dpferformel!). Wenn ader nidt fo geſchieht, fo fol man bafikr
bilfjen mit 3 Mart an den Bifdof. Benn er aber drel Binter fo ſiht, daß vr
ble Dierbereitungen nidt aufredt Hå, und wird er deſſen kundbar und über ⸗
führt, oder ber Gtrafdeftimmungen dle wir unfered Chriſtenthums wegen er⸗
faffen haben, fo hat er jeben Pfenning ſeines Vermdgens vermirkt; bat hat
halb unfer König, und halb der Bifdjof. Und es ſteht ihm frei zur Veicht zu
øehjen und gegen Gjrift zu biifen, und in Norwegen ju bleiben. Wenn ev das
aber nicht will, ba foll er aud dem Laͤnberbeſihe naſeres Rånige fahren.
460 dn ditt. $. 18.
AG befeftigt und bas gange Land ſich vdllig untermorfen håtte, bann
mit ber Berkindigung bes Ghriftenthumes ju beginnen. Er fing
aber zuerſt damit an, dafi er ble Leute, ble ihm zumeiſt befreundet
waren, gum Ghriftenthume heråderlodte; eg geſchah durch ſeine Be»
Webtheit, daß ſehr Viele ſich taufen ließen, Andere aber gaben bas
Opfern auf. Er ſaß lange tn Throndheim, denn ba war die Haupte
Rårfe des Landes. Und als König Hakon durch einige mådjtige
Månner gemugfam unterftågt zu fein glaudte, um bas Ghriftenthum
aufzurichten, ba fandte er nad) England um einen Bifdjof und andere
Geiftidje; und als blefe nad Norwegen famen, da madjte König
Halon offenbar, daß er im gangen Lande bas Chriſtenthum verkün⸗
bigen laffen mollte. Die Mårer aber und ble Raumthaler erklårten
ble Sadje auf den Beſchluß der Thrönder anfommen laffen zu wollen.
Da ließ König Hakon elnige Ktrden weihen, und fegte Priefter an
biefelben. Als er aber nad) Throndheim fam, berlef er die Bauern
au einem Ding, und forberte fie gur Annahme des Chriſtenthums
auf. Sie antworteten, daß fie dlefe Gade ans Frostuping ziehen
wollen 18), und bafi fle vollen, bag die Leute aus allen fylkir fommen,
ble gum Thrönder Berbande gehören; fie fagen, dag ſie bort dieſe
ſchwierige Grage beantvorten wollen. — — König Hafon fam sum
Frostuping, und ba waren ble Bauern in ſehr groper Zahl gefome
men. Und als bas Ding gehegt war, da fprad König Hakon; er
beginnt bamit, bafi es ſein Gebot und felne Bitte fet an ble Bauern
und an bie Pådter, an Mådtige und an Geringe, und damit an
alles Bolf, funge Leute und alte, an die Melder und die Månner,
daß ſich alle Leute follten taufen laffen, und an einen Gott glau⸗
ben, an Ghrift, der Maria Sohn, alle Opfer aber und die heide
niſchen Götter aufgeben, jeden fiebenten Tag heilig halten mit aller
Arbeit, aud jeden fiebenten Tag faften. Sobald aber der König
dieſes vor dem Bolke vorgebradt hatte, entftand alsbald elm gewal⸗
tiges Murren, und ble Bauern murrten darüber, daß ihnen ber
König bie Arbeit entziehen wolle, und bagu den Glauben, und fagten
daß man bamit bas Land nidt zu bauen vermöge, ble Dienſtleute
18) Øie Hauptdingftktte ber Vhrönber lag auf der Halbinfel Frosta, und
barum hieß ble bort gehaltene Berfammiung Frostubing. orbmåri aber und
Naumsbal ſtand frih mit den adt Throndheimer Vollerſchaften in ener engen
Berbindung, und trat mit ber Beit vdklig in beren Dingverband.
Crſte Bertiinbigung bed Gjeifonifames in Norwegen x. 66i
aber unb ble Unfrelen ſchrieen, daß fie nicht arbeiten Fonnten, wenn
fle nicht au effen haben follten. Sie fagten aud, es fri das din
Erbfehler König Halons und ſeines Vater und feines gangen Ger
ſchlechtes, daf ſie mit bem Eſſen fyarfam felen, wenn fie aud mit
bem Golde freigebig feien19). Asbjörn aber von Medalhus im Gau-
lardalr ſtand auf, unb beantwortet bie Botſchaft bes Königs, und
ſprach: Wir Bauern meinten, König Hakon, fagt er, als du das
etfte Ding hier in Trondheim hieltf, und wir did sum Könige
erhoben, und von dir unfer Oval zurůckerhielten, daß wir den Him»
mel in ben Hånden håtten; nun aber wiffen wir nidt, mie es feht,
ob wir ble Breiheit erlangt haben, oder ob du uns in never und
wunderlicher Weiſe knechten wink, fo dag wir unferen Glauben auf
geben follen, ben unfere Båter vor un6 hatten, und alle unfere Vor—
eltern, zuerſt im Brandalter und nunmehr im $Higelalter20), und
ſie find doch meit trefflicher geweſen als wir, und hat uns doch
dieſer Glauben wohl getaugt. Wir haben euch ſo große Liebe zu⸗
gewandt, daß wir dich über alle Gefege bei uns im Lande haben
ſchalten laffen und iiber das Landrecht. Run aber ift unfer, ber
Bauern, Wille und Beſchluß die Geſehe zu halten, die du uns hier am
Frostuping gefegt unb bie tir angenommen haben; wir mwollen dir
alle folgen, unb bid als König halten, fo lange einer von uns
Bauern am Leben ift, bie wir nun bler am Dinge find, menn du
nitr, König, einigermafen Map halten willſt, ſo baf du von uns
nur bag forberft, was wir dir leiſten koͤnnen und uns nicht un⸗
19) Einer der Vorfahren Hakons, Halfdan, fatte ben Beinamen binn
milldi ok blan materiil geführt, d. h. ber Brelgebige und im Gffen Gpar»
fame; Gnorri erzaͤhlt von ihm · ,S0 mid erzaͤhlt, daß er feinen Leuten ebene
foviele Goldpfenninge um Lohne gab, als andere Könige Silberpfenninge; aber
im Gffen hungerte er die Beute ab," Ynglinga 8. c.52, G. 60. ud.
Øarald Garfagr muß bei aller fonftigen Breigebigfeit mit Gffen und Trinken
niemlich fparfam umgegangen fein, da ifm einmal vorgehalten werden fann,
bafi ihm bie Bahl felner Veute in ber Schlacht nidt wie bei Kilde zu grop
au fein pflege; Helmskr. Haralds 8. harfagre, c. 26, 6. 103—4.
Aus ahnlichen Sparfamteitdrådfidten, meinen jegt bie Leute, feien König Hakone
daſtengebote hervorgegangen!
20) Branaölld, Brandalter, nannte man die åltefte Beit, ba man ble Kobben
verbrannte, haugadld, Gigefalter, bie fpåtere, ba man ſie in Grabhigel legte;
ergleidje hieriiber Worſaae, DanmarlS OMdtid oplyft ved Oldſager og Gravhöie,
Kopenhagen, 1843.
Maurer, Beteprang. 11
åså må Ublanut. $. 15.
acht Haͤuptlinge sufammen, bie zumeiſt in ber gangen Landidjaft
Throndheim dem Oyferbienfte vorftanden. Diefe vier maren aus
bem aͤußeren Throndheim: Karr von Grytingr, Asbjörn von Me-
$alhus, porbergr von Varnes, Ormr von Lioxa. Aber von den
Sunerthröndern: Botolfr von Oelvisshaugr, Narfi von Stafr aug
bem Veradalr, prandr hake von Eggia, porir skegg von Husabår
auf ber Infel Idri 20), Dieſe adt Månner verbanden fid dazu, vag
ble vier von ben Außerthroͤndern das Chriſtenthum in Norwegen
vertilgen, bie vier von ben Jnnerthröndern bagegen ben König sum
Dpfern svingen follten. Die Aukerthrönder fulren mit vier Schiffen
fudwaͤrts nad Mari, und erfdjlugen ba brei Prieſtet und verbrannter
brei Kirchen; dann fulren fle aurid. UIS aber König Hakon und
Sigurd Jarl mit ihrem Dienfigefolge nad Mari hineinfamen, da
Waren ble Bauern in grofer Jahl bahingefommen. Den erften Tag
beim Feſtmahle brangen ble Banern gleld auf den König ein, und
hießen ihn opfern, und drohten ihm fonft Uebles an. Der Jarl
Sigurd madjte ba ben Vermittler unter ihnen, und ed fam jegt
bahin, baf König Hafon einige Biffen von ener Roßleber ag; er
trant ba aud) alle Weihebecher ohne Kreuz, die ihm die Banern pe
bvadjten. la aber dieſes Feſtmahl zu Ende mar; fulren der König
und ber Jarl ſogleich hinaus nad Hladir.”
Soweit ble Morte unferer Quelle. Meiterhin wird bann nod
erzaͤhlt, wie ber König, hoöchlichſt erbittert Aber den erlittenen Zwang,
eine Heerfahrt gegen ble Throͤnder viftet, wie dann aber ein Einfall
der Göhne bes von ihm vertriebenen Kirikr blodöx ihn nöthigt,
felbft ble Throͤnder um Hilfe angugehen, und wie er ſich endlidj auf
SBermittlung bes Jarles Gigurb mit denſelben vollſtaͤndig ausföhut,
als fie ohne Verzug in großer Jahl, und darunter alle bie, welche
ihm bes Opferns megen am Meiften sugefegt hatten, au ſeinem Dienfte
heranellen. Bie wenig der König ader dieſe Nachgiebigkeit gegen
feine Unterthanen mit ſeinem kirchlichen Gewiſſen au verelnigen vers
modjte, tritt recht flar aus feinem eigenen Befenntniffe hervor, wel⸗
ches er den ihn umgebenden Freunden in ſeiner Sterbeftunde ablegte;
24) Die Landfdaft prandheimr, weldje einen einheitlidjen Dingbegirt, das
pråndalag, bildete, beftand au acht fylkkr, beren vier bad fogenannte Jnner»
trondheim, und vier Außerthrondheim bilbeten; es fandte alfo ju ber Be»
rathung jebes fylkt feinen Sertveter, offenbar feinen Borfteher.
Erſte Berfimbigung bel Ghrifteniumis in Rormegen at. 405
andererſeits seigt bie Art, wie er beftattet, le nod nad) feinem Tode
fein Gedaͤchtniß geehrt wurde, daß ihn feln Bolt trog ſeines rift»
lichen Glaubens immer noch als ſeinen Helden feierte, daß es ihn
immer noch als den Seinigen betrachtete. Es hatte aber König
Hakon gegen die Söhne ſeines Bruders Eirik, ble neuerdings in ſein
eid eingefallen waren, eine Schlacht geliefert, und in dieſer zwar
ben Gieg gewonnen, aber aud eine Wunde empfangen, an weldjer
er balb darauf ſtarb. Unſere obige Quelle beridjtet nun 25): „Er hieß
fle ben Göhnen Eirils dle Botſchaft fenden, daß fie Könige ſein
follten über bas Land; er bat fie aber, feiner Bermandten und Freunde
au fåjonen. Und wenn mir aud långered Leben befdjert ſein follte,
fagt er, da will id außer Lands fahren ju Ghriftenleuten, und får
bas båfien, was ich gegen Gott verbrochen habe; wenn Id dagegen
bler im Heidenthume ſterbe, fo gebt mir ein Grab wie es euch ge⸗
faͤllt. — — Seine Freunde brachten ſeine Leiche nordwaͤrts nad
Saheimr in Nordhördaland, und warfen bort einen großen Hügel
25) Helmskr. Hak. 8. g. c.32, S. 160—1, und übereinſtimmend ble
ftingere OL 8. Tr. c. 29, 6. 46—7. Die Fagrskinna, $. 34 fagt:
„Als König Hakon da ertannte, daß feine Bunde lebenbgefährlich war, da ber
vief er feine Måthe zu fich, und ſprach in mander Weiſe vor feinen Bufene
freunben ilber bie Dinge, ble tn feinen Tagen gefehen maren, und er bereute
ba fer Dab, was er in feer Muffihrung gegen Gott und dad Recht der
Chriſtenleute gethan hatte. Da boten feine Freunde ihm an feine Leiche weſt ⸗
wårt8 au bringen nadj Gugland, und ifm bei einer Kirde zu begraben. Der
König antwortete: ich bin deffen midt werth; id lebte wie die Heidenteute, fo
foll man mid) aud begraben wie ble Heidenleute. Mit biefem Beiden bekune
bete er feine Reue, u. f. 9. — — Seine Leute bradjten feine Leidje nad Saeimr im
Lygrisfjördr in Nordhöi I, und warfen einen Hiigel darüber auf.” Aehnlich
Agrip, c.6, 6.384: „Und da ber König fah, daß es mit ikm zu Ende
ging, ba bereute er ſchwer feine Uebelthaten gegen Gott. Geine Freunde ers
Boten fid ihm, ſeine Leiche weftmårt6 ju bringen nad England, und bei einer
Sirdje 3u begraben. Deſſen din id nidt werth, ſprach er; da ld in gar Bielem
wie bie Heidenleute gelebt hade, fol man mid aud wie ble Heidenieute be»
flatten; ich flehe fårder zu Gott ſelbſt um mehr Barmhenigfelt als id merth
Bin. Und er flarb ju Hakonarhella; und er wurde in ben Gigel gelegt ju
Såhelær in Noröhördaland; ihn betrauerten feine Meinde ſowohl wie feine
Sreunde; nidt wurde mehr Gut mit ihm in den Hügel gelegt als fein Schwert
Kvernbitr (Båhffteinbeifer) und feine Kleidung; in einer Steintruhe wurbe er
in ben Hügel gelegt.” Von der heidniſchen Beftattung Halons mel aud bie
jüngere Olafs 8. hins helga, c.9, S. 18 unbKonungatal, V. 17,
Seite 424.
166 I. Whjdæit. $ 15.
auf, unb legten ben König barein mit ſeiner vollen Vewaffnung und
mit feiner beften Kleidung, aber fen anderes Gut. Sie føraden
bann über feinem Grade bie Welheſprüche, wie es die Sitte der
Heldenleute mit fid bradte, und wieſen ihn nad Valhöllø6).” Wie
hiernach ber driftlide König in heidniſcher Weiſe in ben Hilgel ger
legt, mit heibnifdjen Weihefprådjen beftattet und ohne Weiteres nach
Valhoͤll gewieſen wird, fo laͤßt ihn aud der berühmte Dichter mat
treue Streitgenoſſe bes Königs, Eyvindr skaldaspillir ( Dichterver⸗
derber) in ſeinem Hakonarmal unbedenflid von ben Valkyrjen auf
Odins Geheiß dahin abholen, von Hermodr und Bragi, ben heid⸗
niſchen Göttern, daſelbſt feierlidj empfangen, und fortan in aller
Herrlichleit mit ben Aſen bes Bieres fid freuen; ja es blidt fogar
in eingelnen Gtellen des tiefempfundenen Liedes geradezu der Danf
får bes Könige Berfahren gegeniiber bem alten Götterglauben her⸗
vor 27),
26) Bal. Fagrsek. $.34: „denn eg war ber Glauben ber Heibenleute,
bag alle bie, ble an Wunden -flerben, nad Valhonl fahren follten.” Wir werden
noch Veranlaſſung finden, dieſen Glauben nåher ju erdrteru.
27) Dat Hakonarmal if in ber Hoimskr. Hak. 8. g. 6. 33,
6. 161—4, und theilweife aud in der Fagrskinna, $. 33—4, und ander»
wårt6 erhalten. Cine metrifdje Uebertragung betfelben hat Wachter tn feier,
leider unvollenbet gebliebenen, Ueberfepung ber Geimøkringla geliefert; wir
theilen barum mur elnige ber Garalteriftifdften Strophen, und zwar in moglicht
wortlicher Ueberfegung mit. Es lautet aber Str. 1: ,Göndal und Skögul
fanbte Gauta tyr Könige ju Hefen; wer von Vngwis Geſchlecht follte zu Odim
lahren, und in Valhalla wohnen;“ babei iſt Gautatyr OGinn, wåkeend Gön-
del und Skögul bie Ramen seler Ballyrjen find. Rad ener langeren Schil-
berung be Kampfed heißt ed bann in Str. 10: ,,Gkadol bak fred, auf ben
Gerſchaft filgte fle Ad: es waͤchſt mun ber Götter Gebeihen, ba den Hakon
haben mit grofem Heere helm bie Bindenden (hönd, ble Götter) entboten.
Str. 11: Der Beifer 0. 4. Unfåhrer, König) bak hörte, was ble Malkyrjen
fpradjen, bie ruhmvollen, von Roſſes Riden; fnnend erfdienen fe, und fafen
behelmt, und bielten Schilde vor ſich.“ Str. 12: „Warum theilft die Schlacht
du alfo, Speer · Skögull? Mir waren bod werth bek Gewinné von ben Gbt-
tern! — ir deß walteten, bafi du ben Walplag behåltf, und beine Feinde
floken! Rad) dlefem Broiegefprådje mit Halon fehen mir ble Vallyrjen heime
veiten, bem Dbin bie Unkunft be Königé pu melden; wir hdren wie Ddin den
Bragi unb Hermodr beauftragt, biefem entgegenpugefjen, unb wie bann Galon
begråft und jum Rrintgelage ber Ufen eingeladen wird. Dann heift es meiter
in Str. 10: ,Da es belannt wurde, wie biefer König bie Heiligthimer wohl
gefdjont habe, da baten ben Halon heil anfommen alle rathenden und ſchaffen ⸗
Erſte Verkuündigung bed Cjrifentfumed in Rormegen 36. $ÖT
Go war demnad durch König Hakone Bermikilung ble Augel⸗
ſachſiſche Kirde mit Norwegen felbft in Verührung getreten. Der
Berfud), auf dem Wege der Gefehgebung das Shriftenthum in dieſem
Lande jur Herrſchaft zu bringen, fand frellidj das Voll ned alljue
enig ju beffen Aufnahme vordereitet, als daß er håtte gelingen
fönnen; er war verfråht, und mußte barum ſcheitern, trog ber wars
men YAnhånglidfeit bes Volles an diefen König, melde ſelbſt beim
hartnådigften Widerſtande gegen deſſen Angriffe auf ben angeſtamm⸗
ten Glauben ungefmådt fortbefieht. Gewaltſames Vorſchreiten,
wie foldes gleidj von ben nådften Nachfolgern Hakone, und durdje
greifender nod in etwas fpåterer Jeit von König Olaf Truggvafon
und von bem biden Olaf geltend gemadt wurde, mochte jegt nod
au gefährlich erſcheinen; aud modjte fid ber eble Sinn bed Königs
Dagegen firåuden, der das Landrecht feines Bolfes au ehren, und deſſen
Anhånglidteit an feine Perfon dankbar au würdigen wußte: König
Hakon, den bie fpåteren chriſtlichen Sagenſchreiber qum hell nidt
einmal als einen Ghriften mitrednen wollen, deſſen fråhen Tod fle
wohl gerabegu als Strafe feiner Låffigfeit im Glauben bezelchnen 28),
zeigt fid in blefer Beiehung in der That weit djriflider als nament»
lid) ber heilige Dlaf, dem fein Mittel der Gewalt, Hinterlift oder
den Mådte (rad Gil ok regin, d. h. bie Götter).” Str. 20: „An gutem
Tage wird der Gebieter geboren, ber fid ſolchen Sohn erzeugt; ſeines Ulterd
wirb ewig werden in Gutem gedadt.” tr. 21: ,Cntfeffelt mid zu der
Erdenſohne Sig der Wolf Fonrir fahren, ehe ein sbonguter auf ben ben Play
Kbnigömann fommel (b. h. cher geht bie Welt unter, als wieder sin pleid
trefflidjer König geboren wirb).” Str. 22: „Vermogen ſtirbt, Freunde ſterben,
de das Land und bewachſene Erdreich micd; feit Hakon fuhr ju den heldniſchen
Gottern, betnedtet ward vieles Boll.” Mit Recht deutet Madser blefe Morte
ber Schlußſtrophe de gangen Liebe auf ble bdfen Beiten unter Halons Mads
følgern, ben Göhnen Eirils, welde durch ihre gewaltſame Berfolgung des
Dpferdienſtes nad dem Glauben deb heidniſchen Volles Mihrwade her bak
Sand bradjten, und aud fonft ihre Unterthanen briidten.
28) Vergl. außer den oben, Unm. 16, angeführten Stelen die MI
Norveg. 6. 11—2: quod faetn: mina vicione tall ei
lippis et tui Abus (aus Hor: I, 7, V.31) Hquldo
puerum Chbristum denegare hle deuletis hostibus ab Ignobili
puero deulnceretur; ferner Fagrsk. $. 30: „und Dad murde ven Gott
bem Hakon ald Etrafe auferlegt, nachdem er geopfert hatte, daß in feinem Reiche
ſortwaͤhrend Unfrieben war von ben Söhuen ber Gunnhilér und andern Ble
fingern.”
1 11. Wfønitt. 6. 18.
Beſtechung zu ſchlecht mar, wo es galt eine noch fo ånperlidje Ve⸗
kehrung burdjaufegen! Immerhin aber mußten Hakons Bemåhungen
wenigſtens das Ergebniß haben, daß ſich eine nicht ganz unbedeu⸗
tende Zahl von Chriſten im Lande ſammelte, welche durch einzelne
im Auslande erfolgte Belehrungen fortwaͤhrenden Zuwachs erhalten
mochte, — daß ferner dem Volle im Ganzen der neue Glauben
nåber gerũdt, und ſomit Gelegenheit geboten wurde, die anfånglidje
Scheu gegen denſelben allmählig abzulegen: Beides Ergebniſſe, ble
wenigſtens fir den weiteren Verlauf der Belehrung Norwegens von
hoher Bedeutung ſind.
Uebrigens wird uns ausdridtid bezeugt, daß die Schlacht bei
Fitjar, in welcher Hafon ſeine Todeswunde empfing, 26 Jahre nad
der Entfernung Eirils aus bem Lande flattfanda9); verlief nun
Elrik, wie mir angenommen haben, Norwegen im Jahre 935, fo
fallt Hafons Tod in bas Jahr 961. Minder leicht ift es, die Felt
au beftimmen, in melde felne Berfudje, bas Ghriftenthum in Thrond⸗
heim einzuführen, zu fegen find. Cine Quelle fegt dle Verſamm⸗
fung au Mari fn bas 16. Jahr felner Regierung, alfo in bas Jahr
950 ober 95190); ba im folgenden Jahre bie Angriffe der Cirits-
ſohne bereits beſprochen merben, lågt fid blefe Angabe recht wohl
mit ber obigen Geſchichtserzaͤhlung vereinigen. Minder gut paffen
bagegen blejenigen Beridte, melde bie Kåmpfe mit den Söhnen Eiriks
fatt neun oder zehn, nur fånf Jahre wåbhren laffen, alfo beren Anfang
fatt in bas Jahr 952 oder 951 erft in bas Jahr 956 verlegen 31). Jeden ⸗
falle ſteht indeſſen fe, und es mug blef får unferen Zweck voll
29) Heimskr. Hak. 5. g. c. 28, 6. 153; jingere 01. 8. Tr.
e. 26, 6. 40; jingere Ola: 3 9, 6. 17; Fagrsk. $ 243
Konungatal, V. 14, 6 424; Å , 5—6, 6. 382 laßt ihn erft
45 Jahre tn Frieden regieren, bann aber 9 Jahre mit den Söhnen Etrilb in
Greit fin; Theodor. Mon. c. 4, 6. 315 fåft ihn erft 19 Jahre in Frie ⸗
den regleren, bann aber 5 Jahve mit ben Eirikſohnen fåmpfen. Die oben anges
nommene Angade ift offendar bie viktige, weil zu ben fonftigen chronologiſchen
Beſtimmungen am Beften paffend.
30) Fagrsk. $. 29—30.
31) Die J6låndifden Unnalen fegen, um ihrer nod beilåufig zu
gedenten, Hakons MegierungBantritt in ble Jahre 933, 934 oder 935, feinen
ob aber in bie Jahre 960 oder 961. Ciner ber Annaliften gedentt aud, dem
ESnorri folgend, felner Bemihungen um ble Betehrung Rorwegend.
Grfte Bertilnbigung bed Chriſtenthumes in Morwegen x. 169
fråndig genfigen, daß Hakons Berfudje, bas Chriſtenthum in Nors
wegen einzuführen, ungefåhr als gleidjeltig zu betradjten find mit
ber fefteren Begråndung ber Kirche in Dånemart, wie foldje in
Bolge ber Siege bes erſten Oito's Aber König Harald fid ergab.
Möglidj waͤre hlernad allerdings, daß unter feiner oder feiner nådje
flen Nachfolger Regierung audj ber eine oder andere Deutfdje Miſ⸗
flonår, wie eta fener Biſchof LUafoag von Ribet%), nad Rormegen
gefommen und bafelbft thåtig geworden fein möge; erheblich Fönnen
indeſſen ble Grfolge des Hamburgifdjen Klerus in leinem Falle ger
weſen fen, ba Mbam von Bremen berfelben nur beilåufig und zwei⸗
beutig ermåbnt, ble Nordiſchen Quellen aber derfelben Aberhaupt in
Feiner Weiſe gedenfen. Auodrådlid heben blefe Vegteren bdagegen
hervor, baf Hakon einen Biſchof und mehrere Geiftlide aus Engs
land fommen lief, und daß mehrere ber Legteren von ben über das
Vorſchreiten des Königö erbitterten Heiden erfdlagen wurden; ble
Namen jener erften Angelfådfifden Miffonåre werden une aber
feider nidjt genannt. Wir Fönnen un6 demnach nur darauf beſchraͤn⸗
Ven, bler ju bemerfen, daß jener Bartholomåus, melder In ſeiner
Jugend von England aus nad Norwegen hindberging, nad ſeiner
Midtehr aber lange Jahre als Mönd ju Garne lebte, und deſſen
Tod Alford 4), und ihm folgend Lappenberg 24), in bas Jahr 1010
fegt, nidt unter biefelben, und überhaupt nidt unter ble im Rorben
wirkenden Glaubensboten zu rednen ift. Die Lebensbefdreibung
blefes Mannes erzaͤhlt nåmlidj nur, daß derſelbe im feiner Jugend
aus Wanderluſt unter Andern aud nad Normegen gerelft fel; bort
Babe er fid an einen Priefter angeſchloſſen, und vom bortigen Bie
fåofe erſt bie Meihe zum Diafonus, dann aber die Prieftermelhe
empfangen, und fei nad) brei Jahren wieder nadj England heimger
32) Oben, $. 10, nm. 31.
33) Fides regla Anglicana, sive Annales ecclesiae Anglicanae, u. f. 10:
auetore R. P. Michaele Alfordo, alias GrifØih, 8. 3.3 Vol. lil, Leoau,
1083; 6. 438. Es helft hier: mortuus anno decimo hajns saecul! (b. Å.
bed 11.), ut habet Mariyrologlum nostrom: ubi nomen ejus lnter Same-
tos legitar ad 24. Jupll. Doch meint Uford, Bartholomåus mddte mit
Siegfrieb, alfo erſt zu Ende de 10. oder Unfang des 11. Jahrhunderts nad
Norwegen gegangen fein; ber Angabe feiner Vita, ble ihn Aber vierzig Jahre
als Monch leden 18gt, vållig widerſprechend.
34) In feinem, oben $. 10, nm. 30 angefiheten Auffade, S. 430.
119 u. Wifdnitt. $. 16.
lehrtery. Von irgend weldjer Mifſionsthaͤtigkeit deſſelben iſt deme
nach entfernt nicht die Rede, vielmehr erſcheint Norwegen zu der
Zeit, da er bas Land beſuchte, bereus ale ein chriſtliches Reich; in
ber That hat benn aud) elner ber Herausgeder jener Lebensbeſchrei⸗
bung bargethan, daß ber Eremit Bartholomåus nidt dem 10. und
11., fondern dem 12. Jahrhunderte angehört, und bag fein Tod
wahrſcheinlich in bas Jahr 1183, wenn nidjt gar 1493 ju fegen if 30).
$. 16. .
Das Chriſtenthum in Mormegen unter Den Giriksföhnen.
Den Söhnen feines vertriebenen Bruders, Eirikr blodöx, war
Halon erlegen, und fle find es, melde ihm in ber Regierung folgten;
aud fie aber betannten fid sum chriſtlichen Glauben, und ſuchten,
dieſen, mur freilich in ihrer Weiſe, in Norwegen einzuführen.
König Eirik hatte ſich, wie mir geſehen haben, als er aus
Norwegen weichen mußte, nad bem Weften gewandt, wo er bereits
in ſeiner Jugend geheert hatte i). Zunaͤchſt maren ble Orkneys von
ihm beſucht worden, bann wurde in England und Schottland ge⸗
heert; ſpater gab ber Engliſche König Aetheltan (925—40) ihm
85) Vita Seti. Bartholomaei Eremitae (Acta Sanetorum Bol-
land, Junil Tom. IV; SGenetianer Mubgabe von 1743), c. 1, 6. 834: Ado-
lescens itaque, diversarum gentium patriam et mores affectans Inquirere,
vagus et Instahllis ad loca de locis aura ferebatur levitatis, fastidlosus
movhatum ametor, adeo facilis contempior ut conspestor. In Norwegiam
demum ovectus, onidam Presbytero adhaesit, et ibidem ab Episoepe
ejasdem loci Diacomatus, delnde Prosbyteratus gradum accepit. Dann
wird ergåhlt, wie berfelbe ber Berfihrung pur Theilnahme an magifden Kånften,
und wiederum ber Verlodung jur Cingehung einer Ehe glådlid mieberftanben
habe, unb foført weitergefahren: Transaetis Ibi tribus annis, patriam rodilt
36) ng. D., &. 832—3.
1) So wenigften6 nad Heimskr. Haralds 8. harfagra, c. 34
Ø. 110; jiingere OL & Tr. 0. 3, 6. 8, wo es heißt: „Da war er qodlf
iateig, alt ifm Rönig Harald fånf Heerſchiffe gab, und er fuhr auf Heeruns.
merft in ble Difttande, und von ba fåbwårts nad Dånemart, nad Friesland
und Sachſen, und er war auf biefer Fahrt vier Winter; hierauf fuhr er weſt ⸗
warts åber die Ger, und heerte in Såottianb, Brittenland, Irland und Melfdje
land, unb war ba andere vier Winter.” adj ber Fagrsk. $. 28, melde ſich
auf ein Sled bed Didterb Glumr Geirason beruft, håtte bagegen Givit bei
Bebjeiten ſeines Vaters nur im Oſten und Stben geheert, im Weſten bagegen
erft ned foer Berbveiumg aud Normegen.
Dad Cjrifentfum in Movnegen under ben Citlbföhnen. 474
Northaunberland un Lehen, und Ciril naben fofort ſeinen Sig in
Mort. ber Wethelfans Rachfſolger, König Cadmund (940—6),
war ben Morbleuten nidt genelgt, und beabfidtigte dem Grit ſein
Lehen ju entziehen; ba fammelte biefer unter ben zahlreichen Bitine
gern und Geerfönigen der Hebriden ſich Bundesgenoffen, 308 von
den Orkneyo ble ihm unterihånigen Jarle Erlendr und Arnkel
an ſich, unb fofort ging es nach Irland, von ba nad dem Brittens
lande, endlich aud nach England auf Heerung. Hier aber frellte
ſich ein Engliſcher Unterfönig, Olaf, sum Kampfe; in blutiger Gåladt
fånt Eiril und mit ihm filnf andere Könige, und eine große Menge
geringeren Boll). Vergleicht man nun dieſe Nordiſchen Berldte
mit dem, was Engliſche Quellen Aber einen Yryc Haroldes sunu
berichten, meldjen bie Rorthumbrier im Jahre 948 jum Könige
wåblen, bann verlaffen, fm Jahre 952 aber zum zweitenmale waͤhlen,
bis fle ihn amet Jahre fpåter nochmals vertreiben, mobei er denn
aud ben Tod findet»), beridfidjtigt man babei ble Ungenauigfeiten,
weldje fid in muͤndlichen Ueberlieferungen sumal bezuglich ber Chro⸗
nologie fo leicht einzuſchleichen pflegen, fo bårfen mir wohl, mit
Mund und Anderen, unbebentlidj annehmen, daß unter jenem Nor⸗
thumbriſchen Könige eben unfer Kirikr blosöx ju verſtehen fel
Die Rachricht des Adam von Bremen, daß König Harald ven
Dånemart fein Reid åber England ausgedehnt hade, indem ev feinen
Sehn Hiring mit einem Gere dahin fandte, melder die Infel
eroderte, aber freilich bald von ben Rorthumbriern verrathen und
ums Leben gebracht worben ſein ſollte y, barf uns am jener Une
2) So ble Hoimskr. Hak. 8. g. 0. 3—4, 0,127—9; jångere OL. &
Tr. a. 15—6, 6.22—4; vergl. avd ble jåingere OL 8. h. h. 6.8, 6.173
Fagrsk. $. 26—8. Agrip. 6. 5, 6. 381 u. c. 7, 6. 384 —5, laßt ben
Civil erft nad Danemark, bann nad England gehen, wo er Northumberland
erhalt, aber burd ble Schuld feiner ran fo verhaft wird, baf er daſſelbe
wieder verlafen mub; neuerbinge beginnt nun ble Geerfahrt, auf der er, und
var tn Spanien, fålt. Theodn. Mon. e. 2, S. 314 ſpricht nur von ber
Slucht nad England, ber guten Aufnahme daſelbſt, und bem bler erfolgten
Søde; bie Histor. Norveg. 6.11 aber folgt, wie fonft fo oft, bem Agrip.
Die Egils 8. Skallagrimssenar, eo. 62, 6. 401—6 eråhik in Uebel ⸗
gen Eirils Gefdidte wie Gnorri, LARt aber denſelben von Gil bereits im Jakjor
996 in Bort treffen.
3) Dben, $. 12, Anm. 29 und 31 -3.
4) Adam, Brom. li, eo. 22, 6. 313—43 bok Øågubrot II, c. 2,
irr 11. Abſqnit. $. 10.
nahme midt beteren. Adam, ber ben gangen Borgang in die Jeit
nad) Haralds Bekehrung fedt, und ber in wenig fpåterer Zeit einen
König Hartildus nennt, weldjer ein Sokn bes Jarles Hakon und
zugleich Beherrſcher von Norwegen und von Dånemart geweſen fein
ſoll, bringt eben hier, wie fo oft in ben Angelegenheiten bes Nor»
dens, verſchledene ihm augefommene Notizen burdjeinander, und
wahrſcheinlich beruht ſeine ganze Angabe lediglich auf dem Umſtande,
daß er ben in ſeinen Gesta Anglorum erwähnten Yryk Haralbsfohn
ſeinerſeits trethiåmlid als einen Sohn des Daniſchen fatt bes Nor-
wegiſchen Haralds beuten unb begeldjnen au follen glaubtes). Eirikr
blodox wåre aber nad jener UAnnahme von Norwegen aus im
Jahre 835 nad den Orkneys gegangen, von benen aus er eine
Zeitlang verfdiedene Heerfahrten unternahm, båtte bann gegen
das Jahr 940 hin, nicht zwar Northumberland, aber bod einen
Mletneren Landſtrich innerhalb beffelben, und zwar mit der Gtadt
Mort felbft au Lehen erhalten, fpåter aber, fei ed nun mit König
Eadmund oder mit deſſen Bruder und Rachfolger Eadred, ſich ber»
worfen; mit blefem Zerwürfniſſe håtte bann felne Wahl zum Könige
von Rorthumbrien tn Berbindung geftanden, bie ihm nad mancher⸗
lei Zwiſchenfaͤllen endlidj im Kampfe mit einem auf Geiten des
Englifchen Koͤnigs ſtehenden Håuptlinge bas Leben foftete, naddem
bas Northumbrifdje Bolt felber felner Sache ungetren geworden war.
Sir uns hat aber bas Rorthumbrifde Lehen Eirils darum Be-
beutung, weil er, wie in folden Fållen Adlid, bet deffen Empfang
mit felnem gangen Hauſe ble Taufe hatte nehmen måffens). Wie
6. 418 hat hier wie fonft ledigiid aus Ubams ert, bak als Hamborgar
åstoria angefihrt wird, geſchopft; ebenfo ble Annales Esromenses,
a. 943 (bei Langebet, I, S. 232).
5) Anderer Meinung find freilidj Bappenderg, Gefdidte von England,
5 6. 392, und Dahlmann, Geſchichte von Dinemart, I, S. 76.
6) Fagrsk. $. 26; ,ASalsteinn gab bem Rönige Cirif Northumberland
pum Befriebeten anbe unb jur Megierung; ba nahm Ciril die Taufe und ben
vedjten Glauben.” Heimskr. Hak. 8. g. c.3, 6.127: ,fle lamen in
beſonberer brede dahin åberein, dbaf König Eiril Northumberland erhielt, von
Kobnig Wdalftein ju halten; er follte dad Band gegen die Dånen und andere
Bitinger vertheidigen. Eirit follte fidj ba taufen laffen, und fene Frau, und
beren Kinder, und alle feine Mannfdaft, die ihm dahin gefolgt mar. Eirit nahm
dieſes Anerbleten an; ba wurde er getauft, und nahm den redten Glauben
an.” Ebenfo bie jångere QL 8. Tr. 0. 15, 6.23; ble Mistor. Norveg.
Das Chriſtenthum in Norwegen unter den Ciciloſhnen. 478
eg mit feinem Ghviftenthume beſchaffen geweſen fein möge, wiſſen
wir freilich nicht, und fönnen hoͤchſtens aus ben rein åuferlidjen
Beweggründen, die ihn zu defjen Annahme beftimmt hatten, und
allenfalls aud aus bem burdjaus heidnifdjen Charalter bes Chren ⸗
liedes, meldes feine Witte, bie böfe Gunnhildr, auf feinen Tod
dichten ließ, fdliefen, daß es damit nidt zum Beſten beſtellt geweſen
ſein werde). Dennoch aber wird erzaͤhlt, daß ſeine Söhne, als ſie
endlich nach mehrfachen vergeblichen Verſuchen durch Halons Tod
S. 11 aber fagt: regno priuatus in Angliam profugus secessit. [bi &
pedagogo fratris sul bene susceptus fonteque bapiismatis lotus tocius
Northumbrle comes preficitur.
7) Das herruiche Eiriksmal, welches nad Fagrak. $. 33 dem oden
Befprodjenen Hakonarmal jum %orbilde gebient hatte, ift uns, ebenda, $. 28,
und theilweiſe aud Skaldskaparmal, c. 2, S. 240—2 zum Theile
ethalten; Minter, Kirdjengefdidte von Dånemart unb Norwegen, I, &.437—8,
theilt baffelbe in, uͤbrigens nidt gang getveuer, Uederfegung mit. Wir geben
baffelbe, bed mehrfachen Intereſſes megen, welches daſſelbe får unferen Zweck
bietet, hier in mörtlidjer Ueberfegung: „Was find bad får Tråume? fyrad
Ddin. Ich glaubte wenig vor Lag Valhdil herzurichten får erſchlagenes
Boll; id medte bie elnherjar (die in Balhalla aufgenommenen Helden), id
hieß fle aufftehen, ble Bånle (mit Polftern) belegen, ble Biergefåpe ſcheuern,
bie Balkyrjen Wein bringen, ald oG ein König tomme; id bin au der Belt
Grundherrn (haulda) gewårtig, einiger mådjtigen; fo ſehr ift mir bat Gen
froh! Was bonnert ba, Bregi, als wenn ein Taufend fid herbemegte, oder
eine gewaltige Menge? (Bragi anhvortet:) Es fradt ales Bantgetåfel, als
menn Baldr (ber erfdlagene Gott) wieber fommeu wolle, juridf in den Gaal.
Khöridjt fpredjen, fagte Ovin, follft bu, du Huger Bragi, obwohl bu gar Mans
ches weiſt; vor Eirit tont es, ber hier hereinfommen wirb, ber Herrfer in
Ovind Gaal. Sigmundr und Sinjönl (vei Helden aud dem Gefchlechte ber
A8ölfungen), erhebt eud rafd, und geht entgegen dem Könige! Lade ihn here
ein, wenn e8 Civil ift; ſelne Erwartung geht mir jegt vor. Marum erwarteft
bu ben Cirif, fpradj Sigmund, eher ald andere Könige? Weil er in mandjem
Sande, fagte Odin, bie Waffe gerdthet hat, und bad blutige Schwert getragen.
Warum nahmft du ihm da den Gieg, wenn er dir fo tådtig ſchien ju fein
C. h. fpridjt Sigmund)? Weil es ungemip ift zu wiſſen, fagte Odin; ber
graue Adolf fieht nad bem Sihe der Gotter (b. h. ber Molf Fenrir lauert
fåon auf ben Uugenblid, wo er feiner Feſſeln fidj entledigen, und gum legten
Kampf gegen bie Götterwelt frirgen wird; barum muß fid biefe burd Auf-
nahme tapferer Helden verftårken). Heil dir mun, Eirik, fyrad Sigmund;
willfommen ſollſt bu hier fein, und gehe in bie Galle, Tapferer! Darum will
ich bid fragen, was folgt bit von Herrſchern aud dem Schwertgetümmel?
&önige find es funf, fagte Eirit; id lehre did ihrer aller Ramen; id bin ber
ſechſte felber” —. Meht von dem Liede ift nicht erhalten.
174 n. Msfdutit. 6. 10.
pm Beſthe ded Reiches gelangt waren, fofort die Berbreitung bes
Chriſtenthumes, oder vielmehr dle Betåmpfung des Heidenthumes
in Nonvegen fid angelegen fein legen; fie verfuhren badet fogar
veit gemaltthåtiger und rückſichtsloſer, als ber innerlid bod gewiß
welt chriſtlicher gefinnte Hakon gethan hattes). „Es wird beridtet,
bak ble Göhne ber Gunnhildr in ihrer Jugend weſtlich in England
bre Taufe empfingen, und ald ſie ins Land famen, und Alle den
Øniglidjen Ramen angenommen hatten, da zerſtörten ſie dte Tempel
und ben Opferdlenft; bod) nöthigten fie Riemanden sum Chriſten⸗
thume, und weiter wird Nichts von ihrem Glaubenseifer beridtet,
vielmehe war ber Ghrift, ber es wollte, und ber Heide, ber fo mollte.
8) Das Folgende nad Fagrsk. $. 35. Die Helmskr. Haralds
8, grafeldar, c.2, 6.169, fagtet wa8 andereb ,Die Söhne ber Gunnhild
nahmen in Gngland bak Chriſtenthum an, wie oben gefdrieben ſteht; ald fle
aber jur Regierung in Norwegen gelangten, da famen fle bamit nidt zurecht,
bie Leute im Lande jum Ghriftenthume zu belehven; aber bera, wo fle bas
au fommen fonnten, bradjen ſie bie Tempel nieder und jerfidrten den Dpfer -
dienſt, unb zogen fid dadurch große Frindfdaft ju. Es geſchah alsbald in
ihren Tagen, daß ble Jahrgånge im Lande mißriethen, denn der Kdnige maren
viele, und jeder berfelben hatte fein Dienftgefolge um Ad; fle Hraudten darum
viet, unb grofen Aufwand, und fie maren åuferft habgierig. Midt fehr hlelten
fle aber bie Wefege, bie König Hafon gegeben hatte, auker bie, ble ihnen ſelber
aufagten.* Ferner 6. 17, S. 184—5: „Da bie Söhne der Gunnhild Aber
Mormegen herrfdten, entftand eine grofe Hungerbnoth, und €G murde bantt
um fo årger, je långer ſie das Land regierten; ble Bauern aber gaden den
Königen dle SGuld, und noch meiter DaS, bak bie Könige habfldtig maren,
und ben Bauern ihre Lage dridend madten. Mit ber Beit am es dahin, daß
bak Bolf im Lande an den meiſten Orten naheju ohne Kon und ohne Fiſche
war." Die erftere telle findet fid ahnlich aud in der fingeren VI. 8.
Tr. c. 32, 6. 51—2, und Oddr, c. 1, 6. 2 (Mund Ausg.) fagt: „So
beginnt bie Gage, baf ba, alé ble Söhne bed Konigs Elrikr blodox bak Rore
wegifdje Reid) tegierten, König Heraldr grafeldr unb Gudredr, unb ba war
nahezu alles Bolt heidnifd in Rormegen. — — Und als bie Normeger in biefer
Verblendung maren, daß Cinige Göjenbilder verehrien, Undere Målber oder
Getvåffer, ba wird es ergdhit, daß bie Gunnbildsföhne in England die Taufe
empfangen hatten; aber bod waren fle keine Stigen des Chriſtenthums: ließen
Sjeden fein was er mollte, Chriſten oder Heiden. Dagegen gedentt Agrip.
6. 8, 6. 385—6, ble Historia Norveg. 6. 12, ble jingere O1. 8.
Å. b. c. 12, 6. 22, Theodor Mon. c. 4, 6. 316 u. bergl. m. nur im
Mllgemeinen bes harten Drudeb, welden dle Eirilsſohne Aten, und allenfalls
ber Hungerönoth, welde zu ihrer Beit hertſchte, ohne die rekigidfen Zuſtaͤnde
dabel befonber8 pu befpredjen.
Dal Chriſtenthum ka Norwegen unter den Erteſthnen. 175
Die Vråbder, bie Sdhne ber Gunnhild, hatten mekrjalje Dienfige-
folge, und es jogen ble Ginen im Hochlande umher, die Andern
aber an ber See; und es gab tn ihren Tagen eln gewaltiges MUG-
jahr, weil ble Heringstifdjerei abnahm, und aller Geefang, und bas
Kom mifrieth. Das ſchrieb das Bol im Lande dem Jorne der
Götter ju, und bem, daß ble Könige deren Opferftåtten gerfldren
ließen“ o). Mit foldem Berfahren war nun freilid menig gethan,
und mit vollem Medjte bemerft barum einer unſerer chriſtlichen Chro⸗
niften 19): „Dieſe Jelt war die hårtefte und ſchlimmſte in Rormegen,
aus dem Grunde, well bie Knedtung der Heldenleute wenig Gutes
förberte, und bod) Denen felbft ſchwer fel, die ſie ertragen mußten.“
Doch modte aud blefe Regierung ben unter Hafon im Lande ge»
fammelten Chriſten nod mangen Zuwachs und einen feſtern Halkt
verſchaffen, wenn fie aud) feinedmegs geeignet war, ihrem Glauden
beim Bolte im Ganjen eine gånftigere Aufnahme ju berelten; immere
hin iſt ferner ſchon ber Umſtand ber volſten Beachtung merth, vag
ein offenes feindſeliges Vorſchreiten gegen bas Heidenthum jegt Åber»
haupt bereits gewagt werben fonnte. Bon fremben Glaubensboten,
weldje unter ber Regierung ber Söhne Eirils und ber Gunnhild
mod) Norwegen gefommen åren, wird uns åbrigenø Nidjte berike
tet, es fei benn daß wir, wogegen allerdings Nichts im Wege ånde,
Biſchof Liaſdags mehrerwaͤhnte Miſſionoreiſe gerade in ihre Felt
glaubten einſchieben zu ſollen.
Die Regierung der Cirilsſoͤhne hatte aber in Norwegen weder
allgemeine Geltung, noch langen Beſtand. Vereits König Hatom
hatte nur ble mittferen Landſtriche bes Geſammireiches unter ſeiner
unmittelbaren Herrſchaſt gehadt, wåhrend in Throndheim der Jarl
Gigurd, in Bilen die Könige Tryggvi Olafsson und Gudröör
Bjarnarson, beibe Enkel bes Harald Harfagr, in ben Upplanda
endlich eine Reihe anderer Könige aus deſſen Geſchlecht regierten,
lediglich ble Oberhohelt Halons anertennend. Sept trat dieſes Ver⸗
9) Es war befanntlid ein verbreiteter Glauden im Heidenthume, bak bie
Gåte der Jahrgånge durch bad gute Cinvernehmen der Könige mit den Göttern
Bebingt fei. Man opferte barum allenfalls aud den König ſelbſt, menn man
ønhaltenden Mißwachs ihm jur Laſt legen zu måfen glaubte; vergh å B.
Ynglinga 8. c. 18, 6. 22; c. 47, S. 56 u. berg. m
10) Fagrak $. 36.
176 1. Mbfduitt. $ 16.
haltniß um fo entſchiedener hervor, well bie freundlidjen Beylehungen,
weldje ben verftorberen König mit allen dieſen Håuptlingen vere
bunben hatten, mit feinem Tode wegfielen. Kurs nad) dem Regie⸗
vungsantritte ber Eirilsſohne wurde bereit mit Gigurd, Tryggvi
und Gubröd ein förmlidjer Bertrag dahin abgeſchloſſen, daß dieſen
ble Reidje, melde fie von König Hakon gehabt hatten, aud von ben
neuen Regenten sugeftanden werden follten11); ble Könige ber Upp⸗
lande vollends fåeinen fid gang und gar unabhångig gemadjt zu
haben 12), Aber felbft in jenem enger begrengten Gebiete, meldes
åkrer unmittelbaren Herrſchaft untermorfen war, ſcheint bie Gewalt
der Göhne Eiriks fine unbeſchränkte geweſen 3u ſein; vie ble Re»
genten von Throndheim oder Bilen ihrer Oderhoheit, fo ſcheinen
neilich ſie felbft wieder ber Oberhoheit bes Dånentönigs Harald
Gormsfon unterthan geweſen zu fein. Nad Dånemart hatte fid
Girifs Haus nad) deffen Fall geflådjtet, und bort Sdug und freund⸗
liche Aufnahme gefunden; den Haraldr Eiriksson hatte König Harald
durch Kniefegung gum Pflegfohn angenommen, und mit Unterftågung
des Dånenfönigö mar ber legte Einfall in Rormegen gemadjt more
ben ia). Schwerlich maren alle diefe Hilfeleifrungen villig uneigen⸗
nũdig gefdehen; es erſcheint vielmehr durchaus glaubhaft, wenn
berichtet wird, baf ble Eirilsſohne fid dem Daniſchen Könige zur
Entrichtung einer Schatzung verpflidtet hatten 19). Bedentt man nun
11) Heimskr. Haralds 8. Grafelldar, c. 1, 6. 185—7; jåne
gere OL 8. Tr. c. 30, 6. 47—8, und ce. 31, 6.49—50. Schahung war
inbeffen babei, wenigſtens bem Jarle gegenåder, vorbehalten, da ausdruͤcklich
øefagt wird, ber Bergleid mit ihm fei geſchloſſen worden, meil vorher die
Könige aug Khrondheim keine Mbgaben erhalten håtten.
12) Die Histor. Norveg. 6. 12 (åjt ble Gunnhildsſohne ausdrücklich
itur ble sona maritima von Rormegen befjerrfden, d.5. nad &.2—3, Bilen,
ben Guladingöe und Broftubngsbegirt fammt Halogalanb; ebenfo fagt Oddr,
6. 1, 6.2 (Munds Ausg.): ,,Harald war König an der See hin, aber Byl»
Kistdnige waren iiberall in ben Upplanden höher hinauf, feitbem Harald Har»
fagr bas Königthum abtrat, und da maren Fyllis Könige bis auf Olaf ben
$eiligen;" val. aud c 15, 6.21, ebenda.
13) Fagrøk. 6.28, 30 unb 32; nad) ber Heimskr. Hakonar. 8.
go0da, c.5, S. 129—30, und c. 10, S. 134, forvie einer Reihe anderer Quellen,
wåre Gunnhild mit ihren Södhnen zuerſt nad den Orkneys gegangen, und von
hier aud erft nad langerer Beit nad Dånemart. Bal. ferner ebenda, c. 22,
6.147, c. 29, 6.155, u. bal. m.
14) faxo Grammat. X, 6.477. In ber That wird fykter bak Buriidte
Dad Ghriftenthum in Mormegeh uktter ben Cirildfshnen. 477
uberdieß, daß ber Brider felbft fånfe maren, welde ſaͤmmtliche den
Königetitel führten, nämlich Haraldr grafelldr (Graufell), Gudröör
ljomi (Glanz), Sigurör slefa (Sdlauge), Erlingr und Ragnfrödr 18),
fo fleht man, daß an Herren tn jener Jelt in Normegen fin Mangel
war; baf aber deren gegenfeitige Eiferſucht ebenſowohl als der Drud
weldjen wenigſtens ble Girifaföhne ihrem Volle gegenüber übten, zu
mancherlei tiefgreifenden Zerwuͤrfniſſen führen mußte, iſt midt min ⸗
ber llar.
Zunãchſt ſuchen ble föniglidjen Brüder ben Throndheimer Jarl
los zu werden. Ohne Weiteres wird Sigurd von ihnen überfallen
und in ſeinem Hauſe verbrannt; body erzlelt dieſe Gewaltthat nicht
ben gehofften Erfolg, ba ble Thrönder alsbald Sigurds Sohn, Ha-
ton, zu ihrem Haͤuptlinge waͤhlen, und dieſem vertragsweiſe bad
Meld ſeines Vaters, gang wie ſolches zu König Halons Zeiten bee
ſtanden hatte, beftåtigt merden muß 16). Spaͤter gibt ein zwiſchen Hakon
Jarl, ben Königen Tryggvi und Gudröd, endlich dem Uppländiſchen
$Håuptlinge Dala -Gudbrandr geſchloſſenes Bindnig den Oberfönigen
den Plan ein, den Tryggvi zu Aderfallen, und wirllich wird derſelbe ev
halten dieſes Kributed, oder aud überhaupt die Undotmåfigfett gegen ben
Dinenfdnig ald Motiv bezeichnet fir deſſen Partheinafme gegen dle Etritdfdhne;
Jomsvikinga8.c.6, 6.20; jiingere Olafs 8. hins helga, c.72,
6.140, und Heimskr. c.71, 6. 85—6.
15) Mufer ben Genannten zaͤhlt bie Holmskr. Haralds 8. harfagra,
€. 46, 6.124, und bie jångere 01. 8. Tr. c. 12, 6.20, nød ben Gamli
unb Gudormr unter ben Söhnen Eirils auf; Fagrsk. $. 24 frimmt hiemtt
tiberein, nur bap Gudrodr bier fehlt; Agrip, o. 5, 6.380 fügt dem Ver⸗
veldnifje bed Gnorri noch einen Halfdan, Eyvindr und Gormr bei, wåkhrend
bie Historia Norvegline, 6.11 mir Haraldr grafeldr, Gamll, Stgardr
ljoml, Gudrödr, Erlingr unb Gormr nennt. Bon jenen Brådern waren- aber
Gamli und Gudormr fåon bei friiheren Cinfållen in Rormegen gefallen; ebenfo
mad Agrip, c.5, 6.382, Halfdan und Eyvindr, und naé o.6, 6.383
—, ebenda, ſollen aud Gormr und Erlingr in ber Schlacht bei Fitjar das
eden verforen haben, — eine Ungabe, melde ble Histor. Norveg. 6. 11
wiederholt. Da indeffen Erlingr in ben åbrigen Sagen fyåter nod mehrfach
eriånt wird, ſcheint menigftens in Bequg auf ihn biefe Nochricht falfd.
16) Heimskr. Har. 8. graf. c.3—6, 6.170—5; jångere 01. 8.
Tr. €. 32—5, 6.52—7; jåingere Olafs 8. hins helga, c. 10, &. 18
—9; Fagrsk. 6.35. Musbridlid wird, und par unter Berufung auf Ari
porgilsson, ble Grmorbung Gigurdö zwei Winter nad bem Falle &. Hakons
angefett, alfo in das Sake 063.
Maurer, Betegrung. 12
178 TI. Wsfdnitt. $. 16.
ſchlagen 17); kurz barauf gelingt es audj bem Gubröd in gleidjer
Weiſe beizulommen, und damit war gang Bilen den Ciriteföhmen
gewonnen 15). Jegt wurde aud ble Unterwerfung Throndheims
sum zweitenmale verfudt, und dießmal mit Gluͤck; Hafon Jarl wird
aus dieſem ſeinen Erblande vertrieben, und muß nad Dånemar
fliidjten: wiederholte Berfudje, bas verlorene Reich wieder zu erobern,
bleiben qunddf, obwohl von ber entſchiedenſten Sympathie der Thrdn»
ber unterftiigt, ohne Grfolg 19. So war nunmehr, menn avd
bie Upplande von ber Herridjaft ber Dberfönige fid nod ziemlich
frel halten modjten, wenigſtens ber Abrige Theil des Reiches wieder
åufammengebradt; jegt modjte es audj ruhig genug im Lande auge
feen, baf Harald, ber angefehenfe der Briider, es wagen founte
bie mandjerlei Heerfahrten nad Schottland und Idland, nad Göta-
land, Bjarmaland u. bgl. m. ju unternehmen, meldje bemfelben
nehrſach zugeſchrieben werden 20). Bald aber nahmen dle Geſchide
bet koͤniglichen Vrüder eine ungünſtige Wendung. Gegen Erlingr
erhoben ſich bie Bauern in Throndheim, ſeiner Vedrückungen über⸗
drüſſig, und erſchlugen ihn2); Sigurör slefa wurde von dem Herſen
Klyppr erſchlagen, deſſen Frau er Gewalt angethan hatte ). Ginem
17) Heimskr. Har. 8. graf. c.9, 6. 17t-83; jångete 01. 8.
Tr. 0.36, 6.58—00; Oddr, co. 1, 6.2—4 (Mundö Aug), 00 indefen
fett Gudrödr beffen Gohn Haraldr grånzkt, und flatt Dala-GudSbrandr der
fpåter noch ju erwaͤhnende Gull-Haraldr genannt, und aud ſonſt Mandeb
ogenthåmlidg bargeftellt wird. Bal. femmer Fagrak. 6.35, u. bol. m. Rad
einer anberen Gage wåre inzwiſchen Tryggvi von feinen eigenen Vauern am
Ding erſchlagen worden, weil er fe allzu hart bridte; Agrip, c. 13, 6.300;
Wistor. Norveg. 6.13.
18) H skr. Har. 8. graf. €. 10, O.178—0; jingere OL &.
Tr. 6. 37, 6.60. Aud bie fiilngere Olafs 8. hins helga, 0. 11,
€.20—1, ermåfut ber Tödtung der beiden Kleinfdnige.
19) Dies ſcheint nad ergleidung ber wiberfpredjenden Derichte ber
Meilmskr. Har. 8. graf. co. 12—5, 6.180—3, und ber jångeten O1.
8. Tr. 0. 30—l1, S. 61—5 einerfeitd, und der Fagrsk. 6.37 anbererfelt8
der wahre Gadverhalt gemefen pu ſein; vat. aud) bie jingere OL 8. h bh.
. 12, 6,22.
' 20) Fagrsak. 6.36; Meimskr. Har. 8. graf. co. 14, 0.182; jån-
gere OL B. Tr. 4.40, 8.63; Kormaks 8. o. 10, G.170—6; c. 25,
€%. 2304.
a1) Heimakr. Har. 8. graf, c. 10, 0. 164; jilngere 01. & Tr.
9 62, 6.6; filngete 01 6. b. h. c. 12, OG. 2.
22) Heimskr. Har. 8. graf. c. 14, €. 182—3; jångete OL 8.
Dat Chriſtenchum bn Mormegen unter ben Gtritdföfenen. 479
tlef angelegten Plane bes vertriebenen Jarle Halon mar es aber
vorbehalten, ber Herrſchaft ber Giritøföhne in Norwegen vollig ein
Gunde ju machen.
König Harald Gormsfon hatte einen Bruder gehabt Ramens
Kuutr; blefer war frål verftorben, nad ener Sage fogar von Harald
ſelbſt getöbtet worden, hjatte aber einen Sohn hinterlafen Namens
Harald, ber von feinen reidjen Schähen den Ramen Gullharaldr,
Goldharald, erhalten hatte. Nun begab es ſich, måhvend Halo
am Hofe bes Dånentönigs ſich aufhielt, daß Gullharald auf einen
Thell am Relde feines Grofvaters Anſpruch erhob, ben. bod) König
Harald ihm zuzugeſtehen nicht genelgt war; Belde erbaten ſich den
Rath des feiner Klugheit wegen beråhmten Jarle. Da rieth Hakon
Dånemart midt ju theilen, ſondern den Reffen auf Rormegen an»
uweiſen, befjen Könige ohnehin den verfprodjenen Tribut nicht ent
vidjteten 29); eine Ginlabung bes Harald Grafeld nad Dånemarf
follte dem Gullharald Gelegenheit ſchaſfen, ihn aus dem Wege zu
våumen. Der Rath wurde befolgt; arglos kam ber Norwegiſche
König nad Iåtland heråber, und wurde bei Hals am Limafjördr
von Gullharald erfdlagen. Jeht madjte aber Hakon dem Dånen-
Tönige begreiflich, wie menig ſein Neffe, wenn er ble Madjt von
gang Norwegen erft au feiner Berfigung habe, genelgt fein merke
ihm tren ju bleiben und von ſeinen Anſprüchen auf Dinemart ab⸗
zuſtehen; in felner Angſt gab biefer zu einem neuen Plane ſeine
Juftimmung, wonach Halon fofort dem Gullharald daoſelbe Schidſal
bereiten follte, meldes ben Harald Girifsfon forben getroffen hatte;
bafår follte er Norwegen als ein Lehen und Schatlland vom Dani⸗
ſchen Sönige fich Aderteagen ſehen. So geſchah es; Galon griff ben
Gullharald an, und erlegte ihn nad blutigem Kampfe, er gevann
dadurch beffen reiche Schaͤße und ben Anſpruch auf die Jarlswirde
tn Norwegen, und wußte fid bes Scheins halber bald mit König
Harald uͤber ble får ben erſchlagenen Neffen 3u zahlende Buße zu
Tr. 6.40, 6.63—; jångere OL. 8. &.h. e. 12, 6.22; Fagrak 6.38;
ågrip, & 8 6,385-—6; ble Histor. Norveg. S. 12 låft bagegen den
, Øubröb von porkell klyppr, ben Sigutd aber von ben Vauers erfdlagen.
Meiter anbgefdniøt mind ber Barfall egåhit in der pordar 8. hredu,
EG lg ungeféidtlid) ift bie Darfellung des Bigardar |. slefa,
2) Bl. oder, Vann. 14.
- 12*
r
180 Å Wſauut. $. 16.
einigen 2). Sofort unternahm dieſer einen Jug nad Norwegen
mit bedeutender Heereomacht; in grofer Anzahl ſchloßen fid Leute, die
vor ben Giriføfohnen aus dem Lande hatten weichen müſſen, oder
ble bod) fonft von beren Bedrildungen ju lelben gehadt hatten, an
benfelben an. Nad der Untermerfung Vilens kehrte Harald nad
Dånemart zurũck, indem er bie weitere Leltung der Eroberung Nor⸗
wegens bereits mit Gidjerheit dem Hakon überlaſſen fonnte, und
wirllich gelang biefem fofort ble Unterwerfung bes geſammten Landes;
Gunnhild und ihre belden nod übrigen Söhne mußten, nachdem ſie
vergebens ein Heer aufzubringen verſucht hatten, aus dem Lande ent⸗
fllehen, und zogen ſich neuerdings wieder nach ben Orkneys uråd 25),
Von hier aus wagt Ragnfrödr zwar ſpäter noch einmal einen Ver⸗
ſuch, bas verlorene Reich wieder ju gewinnen, aber ohne blelbenden
Erfolg?e); in weit fpåterer Zeit, waͤhrend ber Reglerung bes Koönigs
Diaf Tryggvafon, ſehen wir ferner einen ähnlichen Verſuch von
Gudrödr unternommen, welcher blefem das Leben foftet: bamit aber,
heißt es, mar ber legte ber Söhne Eirils und ber Gunnhild geftorben 27).
Magufröd alfo mufte bereits fråher umgefommen fein, und Gunn-
hild modjte wohl aud auf ben Orkneys ihren Tod gefunden haben;
ble Gage, wonad König Harald, oder aud Hakon Jarl in deſſen
Ramen, durch einen verftellten Heirathantrag ſie nad Dånemart
gelodt, und bort in einem Gumpfe hade verfenten laffen, hat auf
geſchichtlichen Werth feinen Anſpruch, obwohl man neuerdings fogar
deren Leichnam aufgefunden au haben meinte 25).
24) Bet r. Olafs 8. Tryggvasonar, c. 8—14, 6. 104—202;
jfingere 01. 8. Tr. 0. 48—53, 6.82—9; jingere 01. 5. h. h. 6. 12,
6.22; Oddr, c. 12, S. 246, und c. 15, S. 257 (vgl. aud c. 11, S.15
ber Ausg.· Mundö); Agrip, c. 0, 6.386; Fagrsk. $.37—4; Konun-
gatal, V. 19, 6. 424—5; Jomsvikinga 8. c. 6—7, 6. 18—24;
Knytlinga 8. c.1, 6. 179; Theodor. Mon. c. 45, 6.316; Egils
8. Skallagrimssonar, c.81, 6. 691—2.
25) Heimskr. 01. 8. Tr. 6. 15—6, 8. 202 -3; jingere OL 8.
Tr. c.54—5, 6.89—01; jingere OL. 8. h.b. o.12,6.22—3; Fagrsk.
$.45; Knytlinga 8. 6. 1, 6.179.
26) Hoimskr. Tr. €.17—8, 8, 205—8; jiingete 01.8. Tr.
€. 55—6, 6.92—6; Fag $. 45.
27) Helmskr. O1 8. Tr. c. 94, S. 291—2; jåingere OL 8. Tr.
€. 222, 6.216—7; Theodor. Mon. c. 13, S. 321. Sagenhafter aufge»
putt lautet ber Beridt des Odar, c.54, S.327—8.
28) Jomsvikinga 8. 6.7, 6.253—6; Agrip, c. 10, 6. 387;
6. 17. Dad Chriſtenthum in Norwegen unter Hafon Jarl. 181
Die Chronologie åbrigend ber Regierung und ved Unterganges
der Eirilksſohne ift elne ſehr beftrittene, und wir werden birfelbe im
unſerem zweiten Anhange ausfåhelid erörtern, bler nur ſoviel, bag
uns als bas Wahrſcheinlichſte erſcheint, daß Haralds Tod, und fomit
aud) Hafons Belehnung mit der Herrſchaft in Norwegen, dem Jahve
970 ober 971 zuzuweiſen fei.
$. 17.
Pas Chriſtenthum in Morwegen unter Hakon Jarl.
Sm Bunde mit dem Dånifden Könige war Hakon zum Siege
åber ble Girifsföhne gelangt; von König Harald empfing er fofort
aud) bie Belehnung mit Normegen in der verabredeten Weife; aber
freilid) mar es aud jegt wieder nidt gang Rormegen, mas dem
neuen Regenten aufiel. Gteben Volllande waren es, mit benen
Harald, ehe er nadj Dånemart heimtehrte, ben Hakon belehnte, nem⸗
lich Rogaland, Hördaland, Sogn, Firdafylki, Sunnmaeri, Norö-
maeri unb Raumsdalr; ble Bedingungen der Uebertragung waren
dabei biefelben, unter meldjen vorbem Harald Harfagr feinen Soͤhnen
ihre Reidje gegeben hatte, d. h. die Einkünfte der verliehenen Lande
fridje follten jur Hålfte dem Oberfdnige, jur Hålfte bem Lehnömanne
aufallen: bod) follte får ben Fall, daß bas Land gegen einen feind⸗
lichen Angriff zu vertheibigen mwåre, dem Jarle der alleinige Bezug
aller Ginfinfte und bie Benuͤtzung alles Krongutes suftehen. Thrond-
heim war in ber Berleihung nidt mitbegriffen; dlefes galt als ere
erbter Befig Hakone, und hier bejog derfelbe darum aud allein
afle Gintiinfie, modte nun Krieg oder Frieden im Lande fein: zu
Throndheim aber murben, wie ed ſcheint, aufer ben adt Bolfslanden
bes eigentlidjen Throndheims aud noch Naumudalr und Halogaland
geredjnet i). Daf als Dånifdjer Jarl Hafon dem Dånenkönige aud
Theodor. Mon. c. 6, 6. 317. ud bie Gtaltholter Ausgabe der Olafs
8. Tryggvasonar foll bie Grjåhlung enthalten, iiber meldje neben Mund, 1,
2, 6.54—6 ehva nod im Aufjah von Peterfen in den Annaler for Nordisk
Oldkyndighed, Jahrg. 1836—7, S. 80—104, verglichen werden mag.
1) Heimskr. 01. 8. Tr. c. 15, 6. 202—3; jüngere OI. 8. Tr.
€.54, 6.90; jiingere 01. 8 h.h.c. 12, 6.23. Der Befig von Naomu-
dalr und Halogaland wird baburdj erwiefen, bafi von hier aud wie aud prand-
belær unb Raumsdalr das Sanbeöaufgebot im Rømpfe gegen Ragafröör
182 n. Wbfuttt. 9 17.
herepflidpeig war, verfehe fich von felbf, wicd åbrigens aud) wohi
beſonders hervorgehoben, babei allenfalls aud) nod einer Abgabe
an $abidten gebadt, meldje der Jarl dem Könige zu entridten
hatte); am Kurzeſten bezeichnet die neue Ordnung ber Dinge in
Norwegen ene der verlåfigfen Quellen, indem fle fagt 5): „Da
eignete fid Harald Gorméfon bas gange Normegerreld au, und ſehte
den Hakon zur Bewachung des Landes ſüdwärts ble Lidandisnes,
und gab ihm ben Jarlsnamen; er blef ihn die Gaftungen einneh⸗
men und Landrecht fpredjen, bem Dånenkönige aber Schahung geben.”
Minder Mar als ble Begrengung ber Herrſchaft Halons iſt aber,
was aué ben iibrigen Theilen des Landes wurde. Mad elnigen
Berichten hatte den König Harald auf feinem Juge nad) Norwegen
aud) ein Sohn jenes Königes Gudrödr Bjarnarson, ben ble Eiriks⸗
fölne getödtet hatten, begleitet, nemlidj Haraldr Grinzki (ber Grön»
lånber), bamals 18 Jahre alt; ihm tåre fofort ber fådlide Theil
von Norwegen, Vingulmörk, Vestfold unb Agdir, 516 Lidandisnes
verliehen worden, gang unter benfelben Bedingungen, wie foldje
Harald Garfagr ſeinerzeit felnen Göhuen, und darunter des jungen
Haralds eigenem Grofivater, gefegt hatte ). Dem ſteht nun aber
gegenilber, bafi Fagrskinna von einer Belehnung Haralds Nichts
welf, unb Bifen geradegu als unter ber Herrſchaft bes Dånentönige
ſelbſt ſtehend bezeichnet 5); Snorri ſelbſt nennt den Harald fyåter nur
König von Vestfold»), Odd einen König ber Upplånder?), wieder
eine anbere Quelle fennt ihn al König der Landſchaft Grånland,
Eiriksson bem $afon gugleft; bie Belehnung mit midt mehr ald fleden fylkir
wirb bagegen beftåtigt burdj einen Vers ber Vellekle: Helmskr. 01. 8.
Ty. 6.16, 6.208, unde. 18, 6.206—7; jilngere O1. 8. Tr. c. 55, 6.91,
und c.56, S. 04.
2) Theodor. Mon. c.5, 6.316; die Jomsvikinga 8. c. 6, 6.21,
und c.7, 6.24 und 26 weidt in Einzelnheiten, ihrem ungeſchichtlichen Cha -
takter entfpredjend, av. Begen jener Mögabe modte übrigens König Harald
Rorwegen fen Habidtsland, haukey, nennen; Oddr, c.61, OIL.
3) Fagrak. 6.45.
H Heimskr. 01. 8. Tr. c.15, 6.203; jångere 01. 8. Tr. c. 54,
6.90; jilngere OL 8. b. b. 6. 12, 6.23.
5) Fagrsk. 6.48.
6) Heimskr. 01. 8. Tr. c. 48, 6.242.
vd Oddr, 0.26, 6.283.
-
Dad Cjelftentfum in Rorsegen ukter Galon ert. 408
von weldjer er ben Ramen hat%), ja es wird foger menig fydter
von Snorri erzaͤhlt, wie der Dånenfönig den Eirikr, bes Hakon jarl
Eohn, als dieſer mit feinem Bater fi) überworfen hatte, mit Rau-
mariki und Viagulmörk unter ben Bebingungen, wie ſie ben frühe⸗
ven Gdapfönigen maren gefegt worden, alfo mit einem Thelle ded
Sandes beleiht, welches vorher (don jener Harald følke empfangen
haben»)! Nad alem Dem erſcheint als das Wahrſcheinlichſte, das
$arald lediglid Veſtfold und bas benaddarte Grånlamd erhielt, alfø
bas von ſeinem Grofvater her ererbte Land 10); den Ueberret vor
Bilen ſcheint dagegen der Dånenkönig unter felner unmittelbaren
Herrſchaft behalten zu haben, ſchwerlich aber birfte derſelbe Sud⸗
nerwegen ſeinem Sohne Svein iibertragen haben 1). In den Hode
lanben aber erbielten fidj, wie wir aus fpåteren Borgången erſehen
werden, zahlreiche Kleinlonige ans Harald Harfagrs Geſchlecht; bie
Oberhoheit bes Dånentönige ſcheinen aud) fir, wenigftens dem Ra
men nad), anerfannt ju haben.
Kaum in felnem neuen Reide einigermafen befeftigt, begann
8) Olafs p. Geirstadanlfs, c.3, 6.214; ebenfo Histor. Nor-
veg. 6.12.
9) Heimskr. 01. 5. Tr. c.20, 6.210—1.
10) Die Radridt beiiglid ber Belehmung Haralds gang zu vermerfen,
wie Mund, 1, 2, S. 54. nm. will, fehe id feinen Grund. Um Wenigſten in
ber Ghronologie; wenn nåmlid Harald um ba Jahr 994 im beften Mannebe
alter ben Xod findet, fo modte er barum bed um 070 fen 18 Jahre akk,
unb fomit im Jahve 952 geboren fein.
11) egtered fdlieft Mund, 1, 2, 6.57, nad Såöningé und Suhmb Mor»
gang, aub Beimpskr. 01. 5. Tr. 0. 131, S. 340. Hier heift es nemtid ges
legenttich der neuen Thellung Rormegené nad ber Svolderer Schlacht: , Der
Dinealdnig Svein erhlelt da wiedet Viken, wie er es vorher gehabt hatte; er
belehute aber ben Jarl Eiril mit Raumarili und Geidmört.” Ich geftehe, daß
e6 mir mehr ald bedentiid erfdeint, aud biefen Worten einen fo gewidtigen
SG au giehen. EG låge nahe, nidt nur, was aud Mund veridlågt, Ueld-
mörk in Vingulmörk ju ånbern, fonbern aud) den Bwifdjenfag, sva som hann
hafdi fyrr haft, auf ben Elrikr Hakovarson ftatt auf Svenn Haraldsson
au begiehen, unb als lebiglid verſchoben zu betvadten; aber freilid) seigt and
ble jlngere O1. 8. Tr. €.200, S. 15 ben ert des Snorri, und es mite
bemnad) bie Verderbniß (don ſehr fråh eingetreten ſein. Wielleidt bårfte man
aber aud) ben Beifah nidt auf die Perfon des Svein, fondern auf ba ihm
beigelegte Bråbdikat einek Dinentduigb begiehen; fein Vorgånger im Reid hatte
in der That Bilen vollfåndig befefjen, wenn aud zum Theil an Unterldnige
verliehen. Bal. kbrigen6 aud unten, 6.21, Unm. 7.
184 IL Wofdnitt. $- 17.
aber Halen, em elfriger Heide und barum aud) wohl ale bletjart,
Dyferjarl, begeidjnet, ben Opferdienſt moieber empor au bringen, und
mit Freuden glaubte bas am Heidenthume nod s4K fefthaltende Bolt
fofort zu verfpåren, wie in Folge befjen Jahr und Frieden ſich befjerte.
Snorri erzaͤhlt 12): ,Hafon Jarl, als er vom Siden her am Lande
hinfuhr, und bas Bolt im Lande fid ihm untermarf, da gebot er
in ſeinem ganen eide, daß bie Leute ble Tempel und die Opfer
aufredjt halten follten, unb fo wurde gethan. Go helft es in der
Vellekla: Der Kluge bem Bolksheere Betannte (d. h. Hakon) gab
ben Månnern ble suviel vermifeten Tempelgiiter bes Eindridi >. h.
hor) zurück, und sugleid alle wahren Helligthimer; aber Hlorridi
O. h. Thor) gab die Leiden der erfdlagenen Rieſen (9. h. der ger
fallenen Gjeinbe) auf ber gangen Gee dem Raben: fiber den Ruhm
bes Speerzaunes (d. h. Schildes) entjdeiden ble Götter. Und bie
Heertuchtigen kehren sum Opfern uråd; durch foldje Götterkraft
wird ber mådjtige Berehver ber rothen Tafeln der Begegnung der
3 Heimskr. 01. 8. Tr. c. 16, 6. 2034; — jångere O1 8.
6, 64.3
Fagrsk. 6.45: ,,Gafon war mådtig, und Begann ben Opferdienſt mit mehe
Eifer ju betreiben als fråher gefdehen war; ba befferte fid ber Jahrgang rafd,
Morn fam wieder unb Hering, bie Erde grimt mit Blumen. Sv wie Einar fagt:
Und ble Heertidtigen kehren zum Opfern zurück, durch folde Gotterkraft wird
ber maͤchtige Verehrer der rothen Tafeln ber Begegnung der Alduk gefdrdert.
Sm grimt ble Erde wie früher; ber die Gpeerbride leicht Berlejende heit
feine Diener unbeforgt ble Heiligthimer ber Götter mieder erbauen. — Da war
guter Frieben neden ber frudtdaren Beit, fo wie Etnar meiter fagt: Mit mar
auf der Erde den Geſchlechtern ber Speertafeln (b. h. ben Såildtrågern, Månnern)
ein fo guter Gåukgott, der foldjen Frieden ſchaffte, aufer Froyr. — In einem
anberen Gedidte fpridt Ginar in folgender Weiſe: das Geſchlecht des Gamil
(0. 5. ble Eiritsſohne, beren einer Gamli blef), welches den Gelligthimern ju
ſchaden wagte, bewohnte vordem bak Land; der Bote ber Haine der Kriegbtafel
lagte baråiber (b. 5. Halon, ber Entſender oder råger der auf die Schilde ge»
føleuberten höljernen Speerfdåfte). Nun iſt ber angrifdtifne Gott des Speer-
weget (b. 5. Hakon, ber Kråger be fpeerburdfurdten Schildes), ein Befferer
als jeder König, auf ben Stuhl biefer verjagten Hertſcher gefeyt. — Hier ift
1u hören, daß bie Sohne Eirits ben Opferdienft niederlegten, Haton aber dene
felben gum andernmale erhob.“ — Die bler wie oben angefhrien Berfe find
fibrigen8 ber Vellekla, einem Ghrenliede bed Einarr skalaglam, entnommen;
alſo ein gleichreitiget Beugnig!
Dad Chriftenthum in Normegen unter Haton Jarl. 185
Miokk geførbert 15). Run grint ble Erde wie fråkjer; ber bie Speer⸗
bråde leicht Berleende (d. h. Hakon, ber gewandt ben Schild bes
Øegners 3u verlehen weiß) heift fine Diener unbeforgt die Hellige
timer der Götter wieder erbauen. Run liegt nordroårte von Viten
Alles unter dem Jarle. Weit reicht die Herrſchaft Hakone, des
Beſſerers bes Wetters der Kampforetter14). — Den erften Winter,
weldjen Halon bas Land regierte, zogen bie Heringe um bas gange
Land aufvårte, und im Herbfte vorher mar das Korn iberall ge-
wachſen, wo es gefåt morden war; aber im Frühjahre ſchafften fid
Die Leute Gamenforn, fo daß ble meiften Bauern ihre Aeder an»
fåten, unb bald jeigte fid bie Ausſicht auf ein gutes Jahr.” So
erhob alfo bas unter Hafon dem Guten und mehr nod unter deffen
Nad folgern, ben Eiriksſohnen, bedrokte Heidenthum mit neuer Energie
fein Haupt; aus Einars Berfen lågt ſich deutlid erfennen, dag die
Sympathie des Bolles wie befjen Aberglaude in hohem Maße får die
alte Lehre und gegen ble begonnenen Reuerungen erregt ar. Bors
bergefjend madjte fid freilid aud unter Hakone Reglerung ein
Auffchwung bes Chriſtenthums in Rormegen geltend, und Hakon
felbft fol ſich gur Annahme der Taufe gendthigt gefehen haben, olne
bod) ben mit ihr bernommenen Berpflidjtungen getreu zu bleiben;
ble Beranlaffung und ber Gergang biefer Ereigniſſe wird aber fol
gendermafien angegeben.
Bir haben bereltø gelegentlid) erwaͤhnt, wie der Dånentönig
Harald, von Kalfer Otto II. mit Krieg überzogen, den Hakon Jarl
als feinen Lehnsmann zur Kriegshilfe aujbot, und wie dieſer bem
an ihn ergangenen Rufe Folge leiftete; in ber Schlacht am Danner
wirfe (974) hatte Hafon mitgefåmpft, und es iſt dieſe Thatfadje,
wenn aud) ble Deutſchen Beridte ihrer gar feine Etwaͤhnung thun,
und ble Rordiſchen Sagen vielfad ungefdidtlide Ausfdmidung
deigen, durch iberlieferte Bruchſtücke gleichzeitiger Lieder ber allen
Zweifel feftgeftellt 15). Cine Folge nun des hier erfochtenen Sieges
13) Blökk helft eine ber Valkyrjen; ihre Begegnung ift die Schlacht;
beren rothe Tafeln find die blutigen Schilde; ihr mådtiger Verehrer mag jeder
&riegöfiirft heißen, hier Hakon.
14) Die Kampfsretter find die Schilde; ihr Wetter, der Schlachtenſturm;
deſſen Merbefferer der flegreide Krieger.
15) Das Nåhere hierider, und namentlid vie besiiglidjen Strophen der
Vellekla, flehje in unferm erften Anhange.
186 TI. Wbfnitt. $. 17.
des Kaiſers mar nidt par ble Taufe König Haralds, wie dieß bie
Nordiſchen Sagen berichten, denn blefe hatte berfelbe berette in früheren
Jahren empfangen, wohl aber ble feftere Begråmdung ber Kirdje in
Dånemart, und im Jufammenhange damit die Uebernahme der Ger-
pflichtung Geitens bes Dånentönigs, aud in dem ihm unterwor⸗
fenen Rorwegiſchen Reiche dlefelbe sur Herrſchaft ju bringen. Wirllich
wird, fei es mun durch ben König Harald, oder durch Abgeſandte
des Deutfdjen Kaiſers felbft, in bem unmittelbar unter Dånifdjer
Herrſchaft ſtehenden Thelle von Norwegen fofort mit bem Bekehrungs ·
werfe begonnen, und zugleich wirb der Jarl an ben Königehof ge-
rufen und hier gur Annahme ber Taufe gezwungen. Aber freilid
iſt Hakon faum den Hånden ſeines Oberheren und Gegners wieder
entfommen, als er ſich aud ſchon, anders als ber Dånentdnig, von
bem aufgegroungenen Glauben wieder losfagt; er wird fortan elfriger
im Göpendlenfte al fe zuvor, und ſtellt aud in Suͤdnorwegen bas
Heidenthum alsbald mit Gewalt wiederum her. Es erzaͤhlt aber ble
verlaͤſſigſte unſerer Rordiſchen Quellen, nachdem zuvor von ber Taufe
des König Haralds die Rede geweſen war ie): „Hierauf fandte
König Harald dem Hakon Jarl Botſchaft, daß er zu ihm lommen
ſolle. Gr mar noch nicht nordwaärts geſegelt, da dieß geſchah. Der
Jarl ſuchte ben Dånenfönig mit einem geringen Gefolge auf, und
es wurde ihm ber Grund der Gendung verheimlidt, ble er um
Könige fam. Als fle aber zuſammen fommen, ba drångt der König
ben Jarl, bie Taufe ju nehmen, und er mußte åberdlef verfpredjen,
bas Gleiche in feinem gangen Reiche verfinden zu lafjen. Da ſchaffte
fm der König Geiflide, und fle trennen Ad fobann. Da wehte
ein Weſtwind, und Hakon meinte fl mehr als lange gemug in
Danemark geweſen 3u ſein, und wollte gerne fortfommen; va fete
er ble Prieſter und Pfaffen ans Land, fpannte ſeine Gegel auf,
fegelte oftmårte gegen ben Eyrarsund, und heerte in beiden Låndern,
verbrannte ble Höfe und erſchlug ble Lente, er pluͤnderte wo er nur
fonnte im Reiche bes Dånentönigs.” Und weiter: „Halon fuhr
obenher oftwaͤrts nad Bifen, und ba war bas Gebot bes Diånen-
fönige wegen bes redten Glaubens dahin gefommen, er gebot aber,
16) Fagrsk. $. 47 u. 48. Mehnlid ber turje Beridst der Knytlinga
8. c. 3, 6. 181.
Dal Cjriftenthum in Norwegen unter Galon Jarl. før
baf man bas Dyfern aufgeben und ſich taufen laffen fote, und
wegen ſeiner Macht flanb Niemand bagegen auf, und ſehr Birte
lleßen ſich taufen. Halon bradjte Alles sum Opferbienfte uråd,
wohin er fam, und er verfprad) ihnen femme Unterſtüzung, und ba
opferten Biele, ble vorker bie Taufe empfangen hatten, fo wie es
bier gefagt ift: ber Kluge, Jedermann Befannte gab ben Månnern
ble zuviel vermiifeten Tempelgikter bes Eindridi und jugleid alle
wahren Heiligthimer quriid. — Hierauf fuhr Halon norbodrt6 ins
Sand, und blelt bas Land, welches ihm ber Dånenfönig gegeben
hatte, fortan sinGfrei, und madjte Bifen, meldes damals unter bem
Dånenfönige lag, sum Jiele ſeiner Heerzåge.” Reben dieſem eine
facheren felt ferner ein zweiter, weiter ausgefponnener Bericht an»
derer Quellen'). Nad dieſem heißt es zunäͤchſt: „Kaliſer Otto
17) Jomsvikinga 8. c. 0, 6. 31; c. 11, S. 39; c. 12, &. 39—40
und S. 41. Die Darftellung des Oddr, c. 12, S. 248 und 251—2 flimmt
mit Döigem vielfad wortlich fiberen; ba aber ber von Mund herausgegebene
ert biefelbe midt enthålt, redytfertigt Ad ble Annahme bed Herautgebert, def
fle in dem Texte ber Fornmanna Sögur mur auf einer aus der Jomsvikinge
8. gefdjöpften Interpolation beruhe. ud ble jngere O1. 8. Tr. 6. 68,
6.122, €. 70, 6.129—30 und c 72, S&.132—3 folgt weſentlich der Jomsv.
8.; bod hat fle den Bug, daß punådft der Dånenfdnig allein bekehrt, und
nachher durch feine Bermittiung Hakon zum Empfange der Taufe geyroun-
anbern SBerfion entiehut. Die Heimskr. 01. 8. Tr.
. 27—8, O. 218—9, erpåhlt dieſen legteren Umftand in berfelben Weiſe, und
aber freilid ald einer im Auftrage des Rönigö Harald erfolgten und
allen nåjeren Bufammenhang mit ben fonftigen Vorgaͤngen. Es heift
nåmlid) hier, c. 59, 6. 257—8: „Der Dånentdnig Harald Gormbfon, ald er
das Ghriftenthum angenommen hatte, fandte er Botfdaft in feinem gangen
eide umher, baf alle Leute fld taufen laffen follten, und dem redten Glau-
ben fid zuwenden. Et betrieb ſelbſt dieſe Botfdaft, und gab da Radbrud und
Øtrafen, wo es nidt anders ging. Cr fandte zwei Jarle mit groper Madt
nad) Normegen, melde fo hleßen: Urgupriotr und Brimllskiar, bie ſollten bak
Ghriftenthum in Norwegen verkinden; bak ging durch in Bilen, ſoweit bie
Herrſchaft König Harald reidte, und ba wurde viele Bolt im Lande getauft.
her gleid nad bem Kobe Haralds ba fuhr fein Sohn Svein Tjuguskegg
auf Heerung, ſowohl nad Sachfen als nad Friesland, und sulegt nad Eng ·
land. Und bie Leute in Rormegen, melde das Chriſtenthum angenommen hatten,
die kehrten gum Dpfern uråd, fo wie früher, und eben fo trieben es bie Leute
nbrdlich im Sande.” Man fieht, dem Gnorri lagen bereits belde Verichte vor;
ov miftemut aber bem ber Jomar. Ø., and benfipt ihn midt in feinem vollen
188 I. Mbfduitt. 6 17.
erfaͤhrt bas, daß Gafon Jarl nad Dånemart getommen ift gegen
ihn au fåmpfen; da faft er den Plan, daß er feine Jarle gegen ihn
ſchidt, ben Urguprjotr und Brimiskjarr, nad) Norwegen; fie hatten
zwölf Schiffe mit Månnern und Waffen beladen; ihre Aufgabe,
Norwegen 3u bekehren, fo lange ber Jarl Hakon abweſend åre."
Dann wird erzaͤhlt, wie nad) erlittener Niederlage der König und
der Jarl ihre Befehrung von der Cifenprobe des Biſchofs Poppo
abhångig madjen, unb wie Harald, nachdem biefe glüclich beftanden
war, fid fofort taufen laͤßt; „Hakon Jarl ift ſehr widerwillig ben
Glauben anqunehmen, und meint eg gehe ſchwer auf ber anberen
Selte; bod kommt es ſchließlich dazu daß er getauft wird, und er
bittet fobann um Urlaub, und mill eiligft heim; bamit geht es aber
fo, daß Hakon dem Kaifer verfpredjen muß, daß er Norwegen beleh⸗
ven wolle, menn er es vermöge, oder aber von feinem Reiche fliehen.
Und bhierauf entfernte fid Hakon.“ Alsbald beginnt nun aber ber
Jarl zu heeren, „und fendet die fåmmilidjen Priefter und Geifttiden
zurück, ble ifm ber Kaiſer jur Begleitung und um ble Leute in
Norwegen zu taufen mitgegeben hatte”; die Heerung erfvedt fid,
vote dieß aud Fagrskinna beftåtigt, außer ben Däniſchen Küſten
aud) auf Götaland, und hier fol fogar ein großer Tempel mit hun»
dert Götterbilder audgeplindert worden fein. „Und ale dieſes fi
begibt, da erfakven ble Jarle Urguprjotr und Brimeskjarr, welche
vorher in blefer Gråhlung erwaͤhnt murden, bas Treiben des Hakon
Jarl, und fo aud was er vorhatte, und er ſcheint ihnen menig
friedlich zu verfahren, und ſie wollen ihn ba nidt ermarten, und ſie
fllehen nun aus bem Lande mit allen ihren Siffen, und ble maren
alle mit Månnern belaben, und fle wollten gerne ben Hakon Jarl
midt treffen. Als aber der Jarl von Often her ins Land fam nad
Vilen, und fofort erfuhr, was die Jarle inzwiſchen betrieben hatten,
daß fie gang Bilen bekehrt hatten nördlid bis Lidandisnes, ba
wird der Jarl bariiber wåthenb und gewaltig zornig, und fendet fo-
gleid ben Befehl ber gan; Bilen, bafi es Riemanden gerathen fein
Umfange. Cine ziemlich verworrene Kunde von Hatons voribergehender Ves
fehrung if åbrigens aud) nad Deutſchland gedrungen; Adam. Brem. li,
ce. 22, 6. 314 erjåhlt nåmlidj: In Norveia Haccon princeps erat, quem,
dum Nortmanni superbius agentem regno depellerent, Haroldu
virtute restitult, et christicolis placatnæ effecit. pr
Das Chriſtenthum in Rorwegen unter Gaton Jarl. 189
folle an dieſem Glauben feftguhalten, ohne daß Jeder (roere Etrafe
bafiir von ihm empfangen wide. Und als man bas erfuhr, ba
entfloh Jeder, ber bas Ghriftenthum hatten wollte, und Cinige
lehrten gum Heidenthume uråd und ber Berirrung, in der fle vor-
dem getvefen waren, wegen ber Geraltthåtigteit bes Jarles. Und
der Jarl Halon wirft ba ben Glauben ab und bie Saufe, und wurde
da ber gröfte Berråther an Gutt (gudnidingr) und Opferer, fo
daß er niemals mehr geopfert hatte als da, und Hafon figt jegt
vuhig im Sande, und regiert nun allein iiber gang Rormegen, und
entridjtet feitbem nie wieder Gåjagung an König Harald Gormsfon,
und ihre Freundſchaft if fehe am Erloͤſchen.“ — Man fleht, im
Weſentlichen ſtimmen beide Verfionen der Gefdhidte durdjans iiber-
ein, und bie legtere ſcheint nur theils ihre beſonderen Ueberliefe⸗
vungen gehabt, theils aber aud) ben Vorgang etwas poetifder aug.
geſchmückt ju haben 18); får uns ergeben ſie das ſehr erheblidje Re⸗
fultat, dag, venn aud) Hafons Annahme ver Taufe feines raſchen
Wiederabfalles wegen von geringer Bedeutung fein modte, bod
Bilen wenigſtens dem Ghriftenthume nunmehr mefentlidj naͤher ger
bracht wurde: daß Die Wiederherſtellung des Heidenthumes mit
Gewalt erfolgen mußte, seigt wie fefte Wurzeln der neue Glauben
bier bereite gefdlagen hatte. Zugleich iſt Mar, baf in Bilen dle
Befehrung durch die Deutſche, nidt dle Engliſche Kirdje betrieben
worden fein mußte; es waͤre hiernad) nidjt unmöglid, daß ble Mif-
flonsthåtigfeit bes Bildofs Liafoag von Mide in Normegen, von
welcher bereits mehrmals bie Rede war!9), eben mit jener durch
Harald betriebenen Betehrung Bilens zuſammenhinge.
Der vafdje Wieberabfall des Jarles Hakon vom Ghriftenthume
hat aber feinerfeite eine zwiefache Bedeutung. Cinmal beginnt mit
demſelben ein långerer Stillſtand, ja fogar ein entſchiedener Rück-⸗
ſchritt in der Befehrungsgefdidte Norwegens, durch welchen freilich
die im Lande einmal vorhandenen Anfaͤnge einer chriſtlichen Kirche
keineswegs voͤllig vertilgt wurden; wir werden noch Gelegenheit
finden darzuthun, daß trog aller Verfolgung ſich zumal im Süden
18) Auf Ueberlieferung bårften namentlich bie Namen ber beiden Jarle
beruhen, deren einer, Brimiskjarr, wahrſcheinlich ben Slaviſchen Namen Prix
miglav wiedergeben foll.
19) Bergl. oben, $. 10, Unn. 31.
190 IL Wbfdnitt. 6 17.
des Reiches immerhin eine senlidj anſehnliche Zahl von Gjriften
erhielt, welche bei ber erſten guͤnſtigen Gelegenheit einem erneuerten
Belehrungsverſuche als Stütz ⸗ und Ausgangspunkt dienen konnte.
Sodann aber liegt in demfelben zugleich eine offene Auflehnung
gegen bie Oberhoheit beg Daͤniſchen Königs, durch deffen Bermitte
fung und auf deſſen Gebot die Befehrung Vilens und ble Taufe
bes Jarles ſelbſt erfolgt war; ja fogar ein Eingriff in dle unmittele
baren Herrſcherrechte beffelben iiber jene Landſchaft ſchließt Ad fofort
hieran an. Schon fråher hatte Hakon, geſtütt auf ble von den
landflüchtigen Girifaföhnen ſortwaͤhrend drohende Gefahr, dem Dånene
fönige ble Schatung suriidgehalten?0); von jegt an aber warf å
ble Schatzungspflicht offen und völlig ab, und trat als erklårter
Seind bes Dånenköniges auf?!). Diefe politiſche Bedeutung feines
Abfalles veranlafit nun zunaͤchſt einen Heerzug bes Koͤnigs gegen
Halon, der au ener graͤulichen Berwiftung einzelner Norwegiſcher
Landſchaften, aber au keinem weiteren Ergebniſſe führt 22); fe führt
etwas ſpaͤter zu dem weit bedenllicheren Einfalle der Jomsvilinger
in Norwegen. Dieſer legtere hångt indeſſen fo weſentlich mit ben
politifdjen Berånderungen sufammen, welche bas Dånifdje Reid am
Gude des 10. Jahrhunderts betrafen, daß es amedmåpiger eridjeint,
erft im folgenden Abſchnitte deſſelben bes Weiteren zu gedenfen.
Vorerſt aber if nod ber weiteren dortſchritie des Chriſtenthumes in
Joland ju gedenfen, deren Geſchichte für uns um fo erheblider er⸗
ſcheint, weil die reidlidjer flleßenden Quellen der Kirdjengefdidte
biefer Inſel aud auf bie gleichzeitigen religidjen Juftånde des Nor
wehiſchen Reiches ein helles Lidpt au werfen geelgnet find.
20) Heimskr. 01. 8. Tr. 6. 23, 6. 214; jångere 01. 8. Tr.
e. 65, 6. 119—20; jåingere 01. 8. h. h. c. 12, 6. 23—; vgl. Joms-
vikinga 8. c. 8, 8. 28—9, md c. 9, 6. 30—1.
21) Berg. aufer ben bereits angefåkrien Gtellen Theodor. Mon. 0.6,
€. 317; ferner Saxo Grammat. X, S. 492 —3, der freilidg in felmer ge⸗
wohnlichen Belfe Alles verwirrt.
22) Fagrsk. $. 40; Heimskr. 01. 8. Tr. 6. 30, 6.227; jångere
01. 8. Tr. c. 63, 6. 152—3; Jomsvikinga 8. c. 13, 6. 41—2;
Knytlinga 8. c. 3, 6. 181. enig abweichend bis jångere QI. 8. h. b.
6. 12, 6. 24.
$. 16. Øelefrang olnjekner Ailder tm Unblande. 191
$. 18.
Øekehsung einselner Ielånder im Auslande.
Da die Griftlidje Urbevdlferumg Jolands, an ſich wohl meder
mblreid) nod) ſtaͤndig, aus Scheu vor den Rordifen Ginwanderern
fid) völlig zurückzog, daß bie eingelnen Chriſten, melde von Irland,
Schottland oder ben Hebriden aus ben vormiegend heidniſchen An⸗
ſtedlern ſich anſchloſſen, bald in das Heldenthum surådverfielen, oder
bod) ben Glauben midt auf ihre Nachkommenſchaft zu vererben
pflegten, haben wir bereits fråher bargelegt. Nachdem aber in blefer
Weiſe faft jede Spur bes anfaͤnglich dahin gebradten Chriſtenthumes
erloſchen war, blieben dennoch anderweitige Beruͤhrungopunlte mit
dieſem den Jolaͤndern immer noch erhalten. Aus den mit Joland
in Berkehr ſtehenden ſildlicheren Reichen kommen aud jeht nød
einzelne Chriſten auf ihren Fahrten nad der Inſel; durch Kauf⸗
fahrten wie Heerfahrten werden ferner fortwaͤhrend einzelne Islaͤnder
mit dem chriſtlichen Glauben in fremben Landen befannt. Im einen
wie im anderen Galle ließen ſich einzelne Månner, fei es nun aud innever
Ueberzeugung, oder bloß aus mehr oder minder åuferlidjen Veweg ⸗
gründen, ju einer Annaͤherung an den fremben Glauben, oder aud
føgar ju beffen Annahme beftimmen. Freilich if in bei Weitem den
meiſten Faͤllen der volle oder theilweiſe Uebertritt zum chriſtlichen
Glauben nur ein ſehr aͤußerlicher und faſt nur ſcheinbarer, lein inner⸗
licher und wahrhafter; ed fommt aud) wohl vor, daß, wo ausnahms⸗
weiſe einmal bas Ledtere ber Ball iſt, ber Reubelehrte aus Abſcheu
vor dem Umgange mit Heiden oder auch aus Furcht vor deren Ge⸗
haͤſſigkeit ſich fortan von der Heimath fern hålt. Immerhin fann
aber aud) bas bloß Auferlidje Herantreten an den Glauben einen
Aulnũpfungspunlt får eine fpåtere innerlidjere Belehrung abgeden,
fann ferner ber Uebertritt ſelbſt abweſender Freunde oder Bermandter
deren Ungehörigen in der Heimath ble neue Lehre nåher bringen,
unb bamit beren elgene fpåtere Befehrung anbahnen. Dabei ir
Har, bag Begiehungen dieſer Art in eben dem Maaße ſich håufen
måffen, in welchem fid bas Ghrifienthum im übrigen Norden aus»
breitet; bas Gindringen alfo und ble allmåhlige Befefigung bes
Ølaudens in den Skandinaviſchen Colonien des Weſtens, bann aber
aud) in Dånemart, in Schweden und in Rorwegen felbf if cg,
192 ni. Mbthellung. $. 18.
welches auf bie entlegene Infel um fo mådtiger surådrotelt, je nåler
blefelbe burdj ble Beziehungen bes berjeitigen Berfehred midt nur,
fondern aud durch ihre Gefdidjte und durch ble fammlide Ver⸗
wandiſchaft ihver Bewohner an jene Lande genåpft iſt.
Wollen wir nun aud hier wieder dle eingelnen hieher au zaͤh⸗
lenden Fålle, weldje uns überliefert find, einzeln durchgehen, fo ber
gegnet uns vor Allem ein Ghrift von ben Hebriden, melder, freilld
erft um bas Jahr 986, an ber Auswanderung nad Grönland ſich
betfjeiligt. Es heißt von hm): ,,Herjolfr der Jüngere fuhr nad
Ørönland, als Eirikr der Rothe fid in vem Lande niederließ. Mit
ihm war ein Griflider Mann von den Hebriden auf dem Schiffe,
weldjer bie Hafgerdingadrapa bidjtete; barin ift ble Gtrophe: IG
bitte den Bråfer der Möndje, ben Fledenlofen, meine Fahrt zu ber
förbern; ber Herr der Halle bes Hutes ber Erde b. h. des Him-
meløfaales) halte åber mir ben GSik des Habidts (d. h. feine Hand;
denn auf der Hand trågt ber Falkner den Habicht)y.“ Ferner»):
Auf ſeinem Schiffe mar ein Hebridiſcher Mann; ber bidjtete ble
Hafgerdingadrapa; von ber ift dieß der Unfang: Hört Ale auf
unferen Bedjer bes Dvalinn der Halle der Hummerberge”, d. h. auf
umferen Meeredgefang3). Deftere berartige Beſuche Nordiſcher Chri⸗
ſten aug ben Weſtlanden dürfen vermuthet, fönnen aber nicht bes
wieſen werden; dagegen ift von Iriſchen und Schottiſchen Gefan⸗
genen aus jenen Gegenden, welche als Unfreie nad Joland kommen,
wiederholt die Rede+), ohne daß bod ein beſtimmter Einfluß ſolcher
— Landnama, II, c. f4, 6.106; ebenfo Eiriks 8. hins rauda,
6.3, 6. 18; Melmskr. Olafs 8. Tryggvasonar, c. 105, 6. 304.
San verftand aber unter ben hefgerdingar, Meerumzhunungen, eine Urt ber
Brandung, welche dem Grönlånbifdjen Meere elgenthåmlid; und ben Gerleuten
fo gefaͤhrlich fein follte, baf menige bavon famen, welche in dieſelbe geriethen;
kuggsia, c. 8, S. 18 und c. 16, S. 39—40.
ma, V, €. 14, 6. 320,
3) Dvalinn ift einer ber Zwerge; ber Berge Getrånt oder Bedjer mag
aber ble Didttunft oder bak eingelne Gedidt genannt werden, Skaldska-
parm. c. 3, 6. 244. Die Berge ber Hummer find die Meereswogen; ihre
Halle, das Meer felbft. Man hemerte, wie der chriſtliche Didter unbedenklich
feinen Redeſchmuck der heidniſchen Mythologie entlehnt!
4) Sv gehdrt 4. B. biefer Beit die oben, $. 9, Anm. 5 bereit ermåhute
Iriſche Konigstodter Melkorka an, nad) deren Bater Myrkjartan ihr Enkel
feinen Iriſchen Ramen Kjartan erhielt, weldjer fortan Bfter in Iöland vore
fømmt; Laxdåla 8. c. 28, S. 108.
Belehrung eingelner Iblanber ir Wudlande. 103
auf bas religidfe Berhalten ikter Umgebung auebrådtid bezeugt
wåre. Unter ben Jelåndern aber, weldje im Auslande fid dem
Ghriftenthume befreunden, mag als ber erſte Egill Skallagrims-
son gemannt werden, weldjer zugleich mit feinem Bruder porolkr
in Gngland ble Begeidjnung mit dem Kreuje annahm, um bei dem
Engliſchen Könige Aedelstan in ben Dienft treten ju Fönnen3). EG
wirb uns bei biefer Gelegenheit gerabegu gefagt, was es mit einer
foldjen Kreuzbezeichnung auf fid zu haben pflegte; Leute, melde in
Handelsgeſchaͤften oder im Kriegsdienſte bei chriſtlichen Herrſchern
mit Chriſten in Verkehr treten mußten, und doch das Heidenthum
nicht aufzugeben gedachten, ließen ſich eben mit dem Kreuze bezeich⸗
nen, und dadurch in die Zahl der Katechumnen aufnehmen. Sie
erhielten dadurch Zutritt zu der Geſellſchaft der Chriſten, ohne doch
darum auf die Gemeinſchaft mit den Heiden verzichten zu mifjens);
in Bezug auf den Glauben aber hielten ſie eg gang fo wie bereits
früher ber magere Helgi gethan hatte, fo nåmlid, daß fle von ber
alten wie von ber neuen Religion annahmen over behielten, was
5) Egils 8. Skallagrimssonar, c. 50, 8. 265—63 Sie famen
unter fid iiberein, daß fie Adalſteins Dienftleute werden wollten. England war
chriſtlich, und war blef lange geweſen, ald biefer Borfall fid zutrug. König
Mdalfein mar ein guter Ghrift; er wurde Ubalftein ber Glaudensfefte (hinm
trufast!) genannt. Der König bat den Thorolf und beide Brüder, fie mddten
ſich mit bem Kreuze bezelchnen laffen; denn damals mar bief germdhnlidje Sitte
ſowohl bei ben Kaufleuten als aud bei benen, bie bei Ghriftenleuten in Dienft
gingen, benn bie Beute die mit dem Kreuze bezeichnet maren, hatten bie volke
Gemeinſchaft mit ben Ghriftenleuten, und ebenfo mit den Heibenleuten, und
hatten bas als Glauben, was ihnen am Meiften zuſagte. Thorolf und Gyil
thaten bie nad bem Wunſche bes Kdnig8, und liejen fich Beide mit dem
Krane bezeichnen; fle hatten aber ba brei Gunberte ihrer Leute, die in den Dienft
bes Sönigb traten. — Bergl. krigens fiber ben gangen Borgang oden, $.12,
Anm. 17.
6) Sonſt ſchieden fid Chriſten und Heiden meift aud in ihren ſocialen
Beniehungen ſcharf genug, und wir werden wiederhoit Welegenheit finden Bei-
fyiele hievon ju geden; einſtweilen mag es geniigen, einen Beleg dafür beigus
bringen, wie aud beim Handel auf die Religion Gewicht gelegt wurde. In
ber Laxdåla 8. c. 41, 6. 176—8 und ebenfo in ber fingeren Olafs 8.
Tryggvasonar, c. 174, 6. 78 heißt es: ,Rjartan antwortet: id hatte
aumeift im inne, daß wir mit unferem Schiffe nad England fahren mochten;
denn bort ift jegt ein guter Marlt fir Chriſtenleute.“ Vergl. aud oben, $.3,
Wir. 37.
manter, Beteprang. 13
194 TI. WfGnitt. $. 18.
ihnen eben gefiel”). Unter foldjen Umſtänden fann es uns bann
frellid) nidt wundern, menn Egil, trog einer gegentheiligen Ber-
fidjerung feiner Lebensbefdreibung*), bennod fpåter noch einmal ge»
legentlich eines Zweilampfes das im Heidenthume herkömmliche
Opfer ſchlachtet ), oder wenn feine Tochter porgerår die Erwartung
ausſpricht, nad ihrem Tode zu Freyja au fahren io), ſein Sohn
porsteinn aber erſt geraume Zeit nach des Vaters Tod die Taufe
empfångt 11); ber Halbheit ſeines Glaubens vollkommen entſprechend
wird denn aud Egil zunaͤchſt nad heidniſcher Gitte in den Hügel
gelegt 2), fpåter aber deſſen Gebein nad einer Kirche gebracht und
bafelbft begraben 18).
N Vergl. hinfidttid dieſer eigenthimkiden Unroendung bes primsignlag,
d. 5. ber prima siguatlo, das oben, $. 3, Anm. 37 Bemerkte; wir werden
uͤbrigens nod wiederholt Veranlaſſung haben, auf diefen Punkt juridjulommen.
8) Egils 8. c. 89, 6. 768, Anm. å. „Er war ein mit bem Kreuje
Bejeidjneter Mann, und opferte nie ben Gottern.“ Die Stelle fehlt brigens
tn den meiſten Handſch.
9) Ebenda, c. 68, S. 506: ,Da wurde ein groper und alter Stier
vorgefiihrt; ben hief man das Dyferthier (blotnaut); bak follte der flaten,
ber ben Sieg behtelt; bad war puweilen ein Thier, zuweilen aber ließ Jeder
von Denen, bie zum Zweilampfe ſchritten, fein eigenes vorfiikren*, und S. 508:
da fprang Egil raf auf, und dahin, wo das Dyferthier ſtand; er griff mit
einer Hand an ba Maul und mit ber anderen an da Horn, und brehte es
fo, bafi ble Fife in ble Luft fahen, und bak Haldbein audeinander ging.” Be»
nuͤglich des Gebrauches vergl. aud Kormaks 3. c. 22, S. 212—4 u. c. 25,
6.222. — Aud bie Gedichte Egils find nad wie vor voller Anſpielungen auf
ben heldnifdjen Glauben; fo ba Sonartorrek, Egils 8. e 80, &. 607—43;
ble Arinbjarnardrapa, 6. 648—85, u. bergl. m.
10) Ebenba, c. 80, S. 603; Thorgerd fagt laut: id hade kein Abend ·
effen gehabt, und will feine8 haben fråher al8 bei ber Freyja. IG weiß mit
einen beſſeren Math, als mein Vater; ich mill nidt meinen Vater und Bruder
uberleben.⸗
11) Ebenda, c. 90, S. 770: „Thorſtein Egilsſon nahm bie Taufe da,
als das Chriſtenthum nach Island tam, d. h. im Jahre 1000.
12) Ebenda, c. 88, S. 707 — 68: „Und al er geſtorben mar, ba ließ
Grimr ben Egil mit einem guten Gewande bekleiden; bann Hep er ihn nach
Tjaldanes hinabbringen, und dort einen Higel aufiverfen, und Egil wurde ba»
rein gelegt, und feine Waffen, und fein Gewand.“
13) Æbenba, e. 89, S. 768—170: ,Grimr ju Mostell wurde getauft,
da das Ghriftenthum in Jöland gefeglidj angenommen wurde; er lief da eine
Rinde erbauen; e8 fagen aber bie Bente, baf pordie ben Egil habe zur Kirdje
fahren laffen; und e8 blent das jum Bewelfe, daß fpåter, ald bie Mede pu
Vetehrung thujeiner Atidader tar Wubtande. 10%
Sn ålmlidjer Wetfe und unter Beifügung einer gleichen Moti⸗
virung wird ferner von Gisli Surssom unb feinen Begleitern
eqåblt, daß fle fid in Dånemart mit dem Kreuge bezeichnen Uefien 14);
Gieli unterlief zwar ſeitdem allen Opferbienf13), frdte aber font
nad) wie vor voll allerhand undriftiden Aberglaubens, und glaubte
namentlid an zwei Traumweiber (draumkonur), beren eine ihm
im Traume flets das Gute råth und verfimdet, deren andere bager
gen bas Böfete). So nimmt denn avd erſt nad Gisll's To
deſſen Frau, Audr, ſowie beren Begleiterin, Gunnhildr, das Chri⸗
flenthum an, und zwar ebenfalle in Dånemart; Beiden ſcheint es
indeffen mit dem neuen Glauben entſchiedener Ernſt geweſen zu
ſein: ſie wallfahrten ſofort mad Rom, und fommen nicht wieder
nad Joland juråd 17).
Mosfell gebaut und bie Sirdje ju Ørisbru, bie Grim hatte bauen laffen, abge ·
tragen wurde, ber Kirchhof bafelbft aufgegraben wurde, und unter ber Ultar»
ſtatte Menfdengebeine fid fanden, bie viel gröher waren ald anderer Leute
Gebeine; bie Leute meinen au der Erzaͤhlung alter Månner zu wiffen, baf disp
Egils Gebeine gemefen feien. — Egils Gebeine wurden gang außen am Kird-
Bofe zu Mosfell niedergelegt.”
14) Gisla 8. Surssonar, Il, 6.96: ,3u blefer Beit war das Chri-
ſtenthum nad Dånemart gefommen, und Gibli ließ fid ſammt den Seinigen
mit bem Sreuze bezeichnen; denn es war bag in jener Beit eine verbreitete Ge-
wohnheit bei benjenigen Seuten, bie auf Kauffahrten waren, und barauf maren
ſie tn der vollen Gemeinfdaft mit ben Chriſtenleuten.“ Vert I biefer Sage
enthålt, obwohl aud ifm, wie ble folgende Mnmerfung gelgt, GISIPG halde Be»
kehrung in Dånemart ret wohl betannt ift, biefe Stelle nidt; aud biefer Ver-
ſchiedenheit ber erte mag es fid erklåren, daß Korfius und Pantoppiban fene
Thatfadje unter Begugnahme auf unfere Sage ersåhlen, und daß andererſeitt
lan Johannaeus, bister. eceles. Island, I, 6. 40, mot. ag Belde deßhalb
taben fonnte.
15) Cbenda, I, 6. 18: „Es war damald bei vielen Beuten Gebrand,
den Winter ju begriifen (at fagna vetri), und ba Gaſtmaͤhler und ein Bin-
ternachtſopfer (vetrnattablot) zu halten; Gisli aber unterfiep bas Opfern,
feit er zu Wiborg in Dimemart gemefen war, hielt jedoch wie fråher feine Gaft-
måhter und alle Herrlichteit.“ Ganz ähnlich II, S. 101.
10) Merhokrdig ift babei, daß bak beſſere Traumweib fich dem Gjriften»
ffurme entfdteben geneigt seigt; ebenda, I, S. AL: „Sie rieth mir, id folke,
fø lange ich nod) lebe, ble alte Gitte aufgeben und weber Bauberei nod fonfti»
906 Gelbenthum annehmen, und freundlich fen gegen Taube, und Lahme, und
Mrme, und Unbehilflidje.” AAehnlich aud 11, S. 126.
17) Ebenda, I, S. 78: „Aud und Gunnhild fahren gufommen nad
inenart ned Heibabkr ( Schleßwig) ; detter und gingen
1
196 ' mi. Wsfdnitt. 6. 18.
Aud Ormr Storolfson, befjen Lebensbeſchreibung freilich
leineswegs in allen Puntten auf geſchichtliche Glaubwuͤrdigleit An⸗
ſpruch madjen fann, nahm in Dånemart die Kreusbejeldjnung, und
lleß ſich bann fpåter erft in Island taufen 18). Aud bei ihm ſcheint
jener erftere Schritt lediglich aus dem Wunſche hervorgegangen zu
fein, ben Verkehr mit den Chriſtenleuten ſich su eröffnen, und es
war wohl eben darum ble hiezu nidt nöthige Taufe gunådft unter
blieben. Spaͤter ſcheint bagegen jener rein åuferlidjen Annåherung
an bas Ghriftenthum eine tlefer gehende Befreundung mit demſelben
gefolgt au fein, ba nicht nur bie Taufe nadgeholt wird, fonbern
aud) dem Orm, als er in hohem Alter frirbt, nachgerühmt werden
fann, daß er (einen Glauben treu bewahrt hade). In ſchwerer
Gefahr verlobt er fid einmal Gott und dem heiligen Petrus au ener
Romfahrt, und unternimmt biefe wirklich 203; baneben aber bleibt aud
bei ihm der wunderlichſte Aberglauben haften, der fid zumal in feinen
Tråumen, bann aud in felnen Kåmpfen mit manderlei Unholden
ausſpricht.
Sn anderen Faͤllen ift freilich die Bekehrung von Anfang an
eine mehr ernſtliche und innerliche. So ſehen wir ben Kolskeggr
Hamundarson, durch einen Traum und deſſen Deutung bewogen,
in Danemark die Taufe nehmen; nad Jsland freilich kehrte er nicht
mehr zurüch, ſondern ſtarb in Konſtantinopel ald Anführer der Waͤringer,
d. h. ber Nordiſchen Soldtruppen 21). Auf ben porvaldr vidførli,
ſũdwaͤrts (II, S. 100 heißt es gleichbebeutend: ſubwaͤrts nad Rom), und kamen
midt zurũc.
18) Orms p. Storolfssonar, c. 8, S. 222: „Das eråhlen die
Seute, baf Orm in Dånemart mit dem Kreuze bezeichnet, und in IJöland ge»
hriſtnet worben fei.”
19) Gbenda, 0. 11, 6.228: ,und er arb an Altersſchwäͤche, und hielt
fetnen Glauben gut.”
20) Eben da, c. 9—10, 6. 224—. -
21) Njala 8. c. 82, 6. 121: Run ift von Kolftegg su fagen, daf er
nad) Norwegen fommt und ben Winter über im Sübden in Bilen bleikt; im
Gommer darauf fåhrt er fådwårt nad Dånemart, und tritt in Dienft heim
Sbnige Svelnn Tjugguskegg, und genof ba großen Unfehuö. Cine Nacht
tråumte er, baf ein Mann ju ihm fam, ber war lidt, und es dåudte ifm,
als ob er ihn wece. Gr fprad ju ihm: ſteh' auf, bu, und zieh mit mir. Bab
willft bu mit mir? fagt er. IG mill dir får eine Heirath forgen, und bu follft
mein Mitter werden. Es båudjte ifm, als oG er bak verfpråde; darauf erwachte
Belehrung eingelner Idlander im Uuklande. 197
der in Sadfen, ſowie auf ben Stefnir porgilsson, ber fn
Dåönemart die Taufe empfing, werden wir gelegentlid ber erften
Miffionsverfudje in Jsland ſelbſt fommen; bagegen mag bereits hier
erwåbnt werben, daß porvardr Spakbödvarsson menigftens
nad) ben Angaben mandjer Beridterfiatter in England getauft morben
fein follte?2). Ebenſo hat wohl Groa hin kristna, ble Tochter
bes Geirleifr, weldje jebenfalle im Anfange oder in der Mitte bed
40. Jahrhunderts gelebt haben muf, und melde fid durch ihren
Beinamen als eine gute Chriſtin erweiſt, nur im Auslande ben
Glauben annehmen fönnen 2); da uns inbeffen nur ihr Rame
und theilweiſe ihre Verwandtſchaft gemannt wird, lågt fid Naͤheres
über fie nidt angeben. — Des Ari Marsson, ber nad dem
Nordamerikaniſchen Weismånnerlande verfdjlagen, und bort von
chriſtlichen Jelåndern getauft, aber freilid aud an der Ridtehr in
die Heimat verhindert wurde, haben mir berelts bei anderer Geles
genheit au gedenfen gehabt24); bes porleifr enn kristni, deſſen
Belehrung vielleidt ebenfalls im Auslande und nod vor ber erften
in Island felbft wirlenden Miſſion erfolgte, wird ſpaͤter noch Er⸗
wåbnung geſchehen 20). Weder die Taufe, noch aud nur die Kreuz⸗
er. Gr begab ſich ſofort ju einem klugen Manne (til spekings eins), und
eråblte im ben Traum; ber aber beutete ihn fo, bak er in fåblide Lande
niehen und Gottes Mitter werden werde. Kolffegg nahm in Dånemark ble
Zaufe; doch fand er hier kein Behagen, und fuhe oſtwärts nad Rufland
(Gardarlki), und blieb einen Winter da; dann fuhr er von ba hinaus nad
Konftantinøpel (Miklagardr), und nahm ba Dienfte; das Legte, mad man von
ihm erfuhr, war, bafi er fid bort verheirathete, und Hauptmann wurde fiber
ble Wåringerfdaar, und bort blieb er bis an (einen Lodektag.” — Uebrigens
hatte fich Kolflegg, obwohl nur auf brei Jahre au J8land verbannt, fåon vor
feiner Taufe entſchloſſen, ble Inſel nidt mehr au betreten; ebenda, c. T5—6,
6. 111—2.
22) Jöngere Olafs 8. Tryggvas. c. 225, 8. 224: ,,Die Meiften
erzaͤhlen, daß porvardr Spakbödvarsson von Biſchof Friedrid getauft worden
fei; bet Mönd Gunnlaugr aber berichtet, daß Einige glauden, er fel in Enge
iand getauft worden, und hade von baher das Holz zu der Kirche gebradt, bie
er auf ſeinem Gofe errichten lleß.“ — Wir merben auf blefen Mann zurück-⸗
lommen.
23) Shrer erwaͤhnt ble Melarbok; Landnama, II, c. 25, S. 138,
Wnmertung 2.
24) Oben, $. 4, Anm. 12.
25) Unten, $. 20, Unm. 20.
198 1. Mifønitt. 4. 16.
bezeichnung empfing enblid Finnbogi hinn rammi (ber Gtarfe) ;
er mag aber bennod bler Grmåbnung finden, weil aud) er, wier
wohl ohne jene åuferen Jilge der Gemeinſchaft, fi im Auslande
mit bem Ghriftenthume befreumbet haben foll. Bon Haton Jarl mit
einem Auftrage nad Griedjenland betraut, und bort vom Kalfer
ehrenvoll aufgenommen, verfpridt er dieſem auf feine Mufforberumg,
aum Ghriftenthume überzutreten, daß er blef alsbald thun wolle, for
wie baffelbe In feiner Geimat ſelbſt werde verkündigt werden; als
fpåter bas Ghriftenthum wirklich nad Joland fommt, ift er bann in
ber That einer der Erſten, welche auf deſſen Seite treten2%). Man
fleht, aud hier iſt bie Berdindung mit der neuen Lehre im Auslande
bereits angebahnt; fle führt bann feinergelt frellich erft in Joland
felbft zum förmlidjen Uebertvitte zu berfelben.
Auf bie bioher befprodjenen Fålle befbråntt fid aber aud, mas
wir fiber ble Betehrung einzelner Jelånder im Auslande aus unferen
Duellen erfahren. Finn Jonsfon erwaͤhnt wohl nod eines Maurus
Saemingi filius, b. h. Marr Såmingsson, ber fid lange tn Kon⸗
frantinopel aufgehalten unb bafelbft mit dem Ghviftenthume wenigſtens
inſoweit befreunbet habe, baf er fortan vom Opferdienſte abgeftan-
den fei; in ber Olafs Saga Tryggvasonar, auf welche er fld def»
falls beziehen au wollen ſcheint, finde id indeſſen ebenſowenig vie
ſonſt irgendwo ble Spuren eines ſolchen Mannesa7). Man mödjte
26) Finnboga 8. h. ramma, 6. 20, S. 274: ,Binndogi fagte: bak
will id bir verſprechen, daß, menn blefe Glaubensbotſchaft in ble Nordlande
fommt, enige biefe Lehre früͤher annehmen follen, al id, und daf id) alle
Die, melde auf meine Worte hdren wollen, ebenbagu ermuntern werbe”; fernes
€. 36, 6.320: „Es wird erzaͤhit, daß damald al8 das Chriſtenthum in Itland
vertindet wurde, bie gröfte Heilsbotſchaft, bie Ullen zulam, Niemand fråker
oder rafdjer babei war al Finnbogi ber Starte, feinem Mutterbruber pergeler
darin beiguftimmen; er war auch fpåter beftåndig ein Firfpredjer deſſen, Alles
au ſtũhen und zu flårfen, was ble trefflidften Månner vertiindeten; er wurde
aud felbft ein guter Chriſt.“
27) Finn Johannaeus, histor. eccles. løland., I, &.40. Sielleidt Uegt
ber Angabe nur eine Vermedslung mit dem in ber jüngeren Olafs &
Tryggvas. c. 152, 6. 7, und ce. 264, S. 22—3 befprodenen Griss Så-
mingsson zu Grunde, von meldjem allerdings gefagt wird, baf er in Konſtan ⸗
tinopel geblent hade, und ber zugleich als ein milber und geredjter Mann ge-
fåildert wird, beffen Gebet bei Gott Grhörung finde; aber freilich liegen be»
ſtimmtete Rachrichten aud über befjen veligidfeb Betenninif midt var. Möglid
Velehtung arzehner Ititaber te Autlande. 180
fecner auf ben erſten Blid ſich allenfalls verſucht fåklen, den Hun-
raudr, einen Gohn bes Vefreidr binn gamli (ber Wlte), hieher zu
fellen, von welchem ergåhlt wird, daß er in Schweden den Biſchof
Sigurdr predigen hörte, von ihm vor Uftrologie und anberen heid⸗
niſchen Aberglauben gewarnt wurbe, und enblid ben Rath erhielt,
den Glauben, welchen ihm der Biſchof geprediget hake, über Alles
zu halten, als meldjer mehr werth fei als alle Schätze ber Melt2*).
Da inbeffen jener Burfall erft im dritten Jahre nad Sigurds An⸗
funft in Gåweden fid zutrug, wohin derfelbe bod erft nad König
Olaf Tryggvafons Tod (+ 1000) abgegangen war?%), va ferner
$Hunröd zu der Jeit, als die Nadridt von diefes Königs Tod nad
Joland fam, bafelbft anmefend war3"), mußte biefer, falle dieß nidt
wåre iibrigen8 aud, daß bie von Finn benugte Skalholter Ausgabe der Dlafs-
fage, melde in gar mandjer Bezlehung von bem fn ben Fornmanna Sögor
gebrudten erte abweidt, bie von ihm gemadte Ungabe enthålt; fle ift mir
leider unqugånglid geblieben.
28) Haldors p. Snorresonar, c 4, 8.169; wir theilen bie Etelle,
meil fle andermeitig Intereffe bietet, mit. „Und nachdem er fo gefprodjen, ging
befagter Herr Biſchof Sigurd nad beſchlofſenem Meffedienfte aud der Halle
hinaus auf ein weites Feld, und bie anderen Leute, die ba anweſend waren;
unb al8 ble Menge weggegangen war, und Biſchof Sigurd in felne Herberge
gegangen war, ba ging ein Jölåndifdjer Mann ju ihm herein, ber Hunrdd hieß ;
er war ein Sohn Befred8 bes Ulten; befagter Gunrdb bankte dem Herrn
Biſchofe dafür, bak er biefen Tag da vor ben Leuten gepredigt hatte, und ald
der Herr Biſchof ben volllommen guten Willen dieſes Mannes ertannte, und
wie er dab, was er gefprodjen hatte, ins Gedådtnig aufgenommen und im
$ergen behalten hade, ba nahm er den Hunrdd ſeht hoͤftich auf. und er fragte
” dhn, wohin er ju fahren gedente. Hunröd antoortet: id werde nad den Oft-
fanben fahren, wenn e8 fo geht, wie id vorhabe; er bat ba den Biſchof freund»
Be ihm ju fagen, oG er fein Schickſai nad bem Gange ber Geftirne be Hims
weis jeidnen fole, fo wie Huge Beute vor ihm gethan håtten. Der Bifdof
antwortet · mein fifer Sohn, gid dich nidt mit Heidenthum ab, nod mit Uber-
glauben, vielmehr befiehl bu Gott beine gange Sukunft, und venn du aud Ruhm
erwirbſt oder Reidthum, fo danke dafür Gott, denn er gab ihn dir; und barum
follf: bu ifm badurd blenen, daß bu ben heiligen Glauben, den idh did gelehrt
hade (sem ek beg kent per), åber Alles håltfe; denn ev iſt werthvolier als
jeder Art Såpe.
29) Ebenda, c. 4, S. 165, vergl. mit c. 3, S. 164.
30) Jiingere O1. 8. Tr. c. 264, S. 20—3. Da hier von einem Dinge
manne Hunrodo bie Rede if, ergidt id, daß er ein Godord Befah; um fo weniger
ift bentbar, bag er nod brei Jahre nad ber gefeglijen Unnahme des Chriſten ⸗
thumes ungetauft geweſen fein follte.
200 1. Wbfdnitt. 6. 18.
etwa bereits früher geſchehen fein ſollte, bod jedenfalls bei ber gefeglidjen
CEinfũuhrung des Chriſtenthumes auf der Inſel ble Taufe empfangen
haben, und ſomit bereits mindeſtens drei Jahre ein Chriſt geweſen
ſein, ehe er mit dem Biſchofe in Schweden zuſammentraf. Keines⸗
wegs aber barføman, wenn man ſich ein richtiges Bild von dem
Verkehre und ben religiöſen Anſchauungen bes 10. Jahrhunderts
madjen will, blefe vereinzelten Beifpiele von Beziehungen eingelner
Sølånder sum Chriftenthume als dle einsigen Borgånge blefer Art
ſich vorftellen, ble Åberhaupt in jener Jeit ſich sugetragen bhåtten.
Es ift vielmehr gerade umgekehrt angunehmen, daß Aehnliches in un»
endlich zahlreicheren melteren Hållen vorgefommen fel, melde nur
bereits dem Gedådjtniffe entſchwunden maren, als man ble ålteren
Ueberlieferungen aufzuzeichnen begann, oder meldje 3u erzaͤhlen aud
wohl unferen Gagenfdreibern nur bie Beranlafjung fehlte; es fann
insbeſondere aud) nidt bezweifelt werden, daß völlig in berfelben
Beife wie in Joland aud in Rormegen vom Auslande aus eine
Melhe von eingelnen Betehrungen fid geltend madjte. Vergleicht
man aber bie Umftånde, unter welchen fid nunmehr wieder eine
Anzahl von Ghriften in Island fammelte, mit ben Berhåltniffen,
unter wel:ten ble erften chriſtlichen Landnamemånner ſeinerzeit dahin
eingewandert maren, fo madt fid fofort ein ſehr erheblidjer Unter-
ſchied bemerllich, der faum ſcharf genug hervorgehoben werden fann.
Der blofe Berkehr mit ben, zudem nod' mit vielen heidniſchen Ele⸗
menten überſchwemmten Britiſchen Inſeln war alu unbedeutend
geweſen, als daß er fir bie Audbreitung des Chriſtenthums in Jeland
oder aud) nur fir beffen Grhaltung in ben wenigen eingewanderten
chriſtlichen Familien einen genugenden Gtigpunkt hätte abgeben
tonnen, fo lange noch diejenigen Lande beim Heidenthum verharrten,
mit denen die Inſel vorzugsweiſe in Berührung ſtand, und daſſelbe
mußte aud von ben Beziehungen gelten, in melde einzelne Jolaͤnder
au ben Fraͤnkiſch⸗Deutſchen Staaten und deren Kirche traten; erſt
als bie neue Lehre in Dånemart, Schweden und Norwegen fid
einigermaßen verbreitet hatte, konnte dieſelbe auch in Island feſteren
Zuß au faſſen hoffen. Midt nur darum hat aber der Fortſchritt des
Ghriftenthumes in ben übrigen Nordiſchen Reichen får die Infel
Werth, well dadurch ble Beranlaffungen zur Betehrung einzelner
Sølånder vermehrt merden, fonbern eine nod) weit gemidtigere Be
$- 19. Die erſte Mifflon tn Island. 201
beutiumg fommt ben Grfolgen der Dånifdjen, Schwediſchen und zu⸗
mal Norwegiſchen Miſſion dadurch 3u, daß durch fie bas von Giben
nad) Norden vorbringende Ghriftenthum nunmehr bereits unferer Inſel
nahe genug geridt if, um von beren Bewohnern in feinem Beftande
und in feiner Madjt anerfannt werden 3u måffen. Nicht mehr blog
als ein abfonderlidjer und wunderlicher Glauben einiger weniger
Månner oder Famillen erſcheint daſſelbe fortan, fondern eg hat bereits
ble volle Geltung einer in ben benadjbarten Låndern kråftig beftehen-
den und nad alleiniger Herrſchaft ringenden Religion, mit melder
fid wenigſtens Diejenigen auf guten Fuß fegen müſſen, melde anf
den Verkehr mit dem Auslande nidt grofentheils versidten wollen.
Får bas Inland und gegenüber ben eingelnen hier fid wieder ein»
finbenden Ghriften mag ſich jene åltere und enghersigere Auffaſſung
allenfalls noch eine Jeit lang geltenb madjen; aber aud) biefen mug
e6 bald zu Gute kommen, daß ihr Glaube nunmehr bereits im ber
nadjbarten Auslande einen fefteren Ridhalt findet.
$. 19.
Bie erfte Miffion in Island.
Aus einer im Auslande angefnåpften Befanntfdaft mit bem
Ghriftenthume geht der erfte Verſuch hervor, in Island felbft bie
chriſtliche Lehre zu verlünden; unternommen wirb berfelbe burd) ben
Sølånder porvaldr vidförli, und ben ihm befreundeten Deutſchen
Biſchof Friebrid (Fridrekr).
Dorwalds Grofvater, Eilifr örn (Adler), hatte fid am Hu-
nafjördr in Rordisland niebergelafen, Kodran aber, Thormwalds
Bater, war nad Gilja im benadjbarten Vatnsdalr übergeſiedelt; feim
Haus war theils burd ble eigene Ablunft, theils durch Berfdroå-
gerung mit ben angefehenften Gefdledtern ber Infel verbunden, unb
fiberbiefi. aud durch ſeinen Reidthum ausgezeichnet i). Thorwald
1) Der Gode pjodolfr war ein Bruder, porvalar tintelnn, deſſen Be⸗
gebniffe mit bem Didter Kormakr bie Kormaks 8. ſchildert, ein Meffe, der
berũhmte Viga-Bardi, befjen Thaten und Erlebniſſe ben Hauptgegenftand der
Beidarviga 8. bilben, ein Großneffe Kodrans; mit Såmundr von HS beftand
durch Enlifr örn, mit Hörda-pordr durch Kodrans Bruber Atli, mit dem
mådtigen Gudmundr burd HPS Tochter porlaug Schwaͤgerſchaft. Ueber bie
Øenealogie Thorwalbs, beren Bedeutung fir ble Gefdidte ſeiner Miſſion wohl
im Auge au behalten ift, vergt. porvalds 8. vidförla, c.1, 6.254—5;
202 u. Abſquut. $. 19.
felbft katte, wie ble Gage dergleichen von ihren Helden zu erzahlen
llebt, in feinem våterlidjen Hauſe eine traurige Jugend verlebt; ber
Bater hatte ihn in alen Stiden feinem Bruder Ormr nadigefept,
ſelbſt tn feiner Kleidung war er kurz gehalten, und lediglid zu ge⸗
vingeren håusliden Dienfileiftungen verwendet morben?). Dagegen
batten Brembe (don frie des Knaben bedeutende Jufunft geahnt.
pordis, eine weiſe Frau (spakona), welche ju Spakonufell wohnte
unb in gar vielen Jölåndijden Sagen biefer Jeit eine Rolle fpieltd),
weiſſagte, bafi er ber Bebeutendfte ſeines Geſchlechts werden werde,
und ermahnte ſeinen Vater, ihn beſſer zu halten, oder aber mit ge⸗
hoͤrigem Vermoͤgen ausgeſtattet aus ſeinem Hauſe zu entlafſen; als
Kodran ihr nachgebend bad Letztere waͤhlt, ſorgt ſie perſönlich dafür,
daß Thorwald ſeine Ausfertigung nur in volllommen rechtmaͤßig er⸗
worbenem Gute ausbezahlt erhalte, weil nur foldes einem Manne
zu empfangen gezleme, ber ſich einſt durch Rechtſchaffenheit und Milde
auszuzeichnen berufen fei, — ſie nimmt darauf den Knaben ſogar
ſelbſt mit ſich heim nad Spakonufell, und zieht ihn daſelbſt auf bis
er voͤllig herangewachſen ift4).
Als Thorwald aber zu reiferen Jahren gekommen war, ging
derſelbe, ber Gitte feiner Zeit folgend, auf Reiſen. In Dånemart
trifft er den Sveinn tjugguskegg, weldjer mit feinem Water,
König Harald, bamals gerfallen war, und darum, wie fpåter nod
des Nåbheren ju erdrtern fein wird, als Heertönig auf Raubfahrten
fid herumtrieb; er ſchließt fid ikm an, und madt mehvere Jahre
hindurch beffen Heerzüge in den weftlidjen Landen mit. Schon auf
biefen Zügen zeichnete er ſich indeffen vor der grofen Mehrzahl ber
jöngete Olafs 8. Tryggvasonar, c. 130, 8.255; Landnama, IM,
c. 6, 6. 187—8; Kristn1 8. 0 1, 6. 2, melde legtere indeffen in elnigen
Buntten tert. Wir bemerten gleid hler, bak die porvalds 8, deren Benühung
che bie Beſchaffung eined elgenen Gremplareb gelingen wollte durd Herrn
Brofeffor Wilda's gitige Bermittlung ermdglidt wurde, mit ben betreffenden
Wbfdmitten der Dinfsfage ziemlich woͤrtlich ådereinfrimmt.
2) porvalds 8. c. 1, 6. 256; jiingere 01. 8. Tr. c. 130, 5.255.
3) Vergl. + B. Kormaks 8. 0 9, S. 76 u. f. w.; Vatnsdåla 8.
0. 44, 6. 186—90; Vigastyrs 8. ok Heldarviga, 6. 15, 8. 320
(Musjug); Landnama, lil, c. 4, S. 183
4) porvalds 8. c. 2, S. 256—62; fiingere 01.8 Tr. c. 130,
S. 255—57. Man beadjte wohl, wie ſittlich rein die heidniſche Seherin ſelbſt
øefdildert, wie menig feinbfelig fie bem Ghriftenthume gegenidergeftellt wird!
Du ere Miſſen in Jelard.
meift ſehr rehen und grauſamen Vilinger ſehr zu ſeinem Vortheil⸗
aus: „Thorwald war nicht lange bel König Svein geweſen, ehe der
König ihn fiber andere Leute und alle ſeine Freunde fdjåpte, denn
Worwald war aͤußerſt Hug im Rathe, an Tugend und Verſtand vor
Allen vorleudjtend, fart an Kraft und voller Muth, ein gewandter
Kåmpfer und flint in der Schlacht, mild und freigebig in Geldſachen;
von völlig erprobter Treue und bereitwilligſter Dienkfertigfeit, beliebt
und wohlgelitten bei alen Heerleuten. und nidt ohne Grund, benn
damals ſchon, obwohl nod Heide, selgte er Rechtſchaffenheit åder bie
Gewohnheit anderer Heidenleute blnausd), fo daß er den gangen
Pauteantheil, den er auf den Heerzugen erhielt, auf Bediirftige ver»
wanbie, oder auf bie Muslöfung gefangener Leute, und Bielen half,
ble im Ungliide maren; fielen ihm aber burd bas Loos Gefangene
am, fo ſaudte er fie ebenfo wie ble, bie er um Geld ausgelöſt hatte,
ihren Eltern oder Verwandten ein. Weil er nun in den Schlachten
tapferer war als andere Heerleute, madjten fie ein Geſetz, daß er
ven jebem Fange ein werthvolles Stück im Voraus haben follte; ev
aber madite von biefer Auszeichnung den Gebraud, daf er mådjtiger
Leute Göhne wåhlte oder fonftige Dinge, an meldjen benjenigen am
Meiften gelegen war, die fie verloren hatten, und welche aufzugeben
ſeinen Gefåhrten am Wenigften zuwider war, und biefe bann benen,
ble fie befeffen hatten, surådfididte; deßhalb liebten ihn felbft bles
jenigen, ble von Gveins Leuten beraubt wurden, und verbreiteten
weit umher das Lob feiner Güte; darum befreite ev leicht feine Leute,
wenn fie aud) von feinen Gegnern gefangen wurden, und einmal
føgar ben König Svein ſelbſt.“ Aus König Sveins eigenem Munve
wird fobann beridtet, wie berfelbe einmal burdj Thormalds trene
Fürſprache, und in Folge der Liebe, melde dieſem feine Milde gegen
bie Gefangenen verſchafft hatte, aus ber Gefangenfdaft befreit mor»
5) In ber That tritt Thorwaldö Milde in ein um fo glånjendereå dt,
je wilber unb graufamer bie Rordiſchen Heerleute fonft wohl zu verfahren
pflegten. Galt es bod ald etwas Befondered, wenn ein Vilingerführer einmøl
ſeinen Seuten verbietet, Meine Kinder au fpiefen, wie benn folder Barmhere
sigleit ein gewiſſer Oelver ben Beinamen barnakarl, d. h. Kinbermann, ver
bantt! Landname, V, c. 11, 6. 308; jener graufamen Mißhandlung der
Kinder gebentt er ble Fridpjofs S ce. fl, S. 92, und andererſeits
Hoarieus Hu dunensis, Historia Anglorum, V, Prolog.
(Mopum. hist. Brit. I, &. 736.)
204 1. Abſqhnitt. 4. 19.
ben fei, und Gvein gibt ihm dabei bas ehrende Zeugniß, daß er fo
welfe fei, wie dieß nur bem fligften Könige au fen gezieme, fo Mart
und filmen Muthes wie der mildefte berserkr, fo gefittet und wohl⸗
geartet wie ber beftgefittete Weife: er meint, Thorwald habe, obwohl
nur eines Bauern Sohn, bei richtiger SHågung auf gröfere Ghre
Anſpruch, als er ſelbſt mitfamme zweien anderen Königen, welche
eden mit ihm 3u Tiſche fafens)!
Bei König Svein fåelnt indeſſen Thormald nidt lange geblie⸗
ben zu fein, fondern fid zunächſt noch einige Jeit auf eigene Fauft
an ben Küſten der Nord» und Oſtſee herumgetrieben zu haben; feine
mehr als gemöhnlid ausgedehnten Reifen, ble wohl zum guten Theile
in blefe Jeit feines Lebens fallen mifjen, haben ihm den Beinamen
vidförli, b. bh. der Weitgereiſte, verſchafft, unter welchem er fortan
in ben Quellen aufjutreten pflegti). Hier begad es fid nun, daß
Shorwald einmal in Sadfen auf einen bortigen Biſchof Ramens
Fridrekr oder Friedrich ſtleß, von bemfelben fid bekehren ließ, und
aug beffen Hand bie Faufe nahms). Wer biefer Biſchof gemefen
6) porvalds 8.6 2, S. 262—72; jingere O1 5. Tr. c. 130,
6. 257—59; in aller Kuͤrze gedentt ferner der Heerfahrten Thorwalds und
feiner Milde gegen Gefangene ble Kristni 8 c. 1, S. 2. — Beyiglid ber
berserkir, b. å. mithender Kåmpfer, welden man Unverwundbarkelt und
mancherlel fonftige ibernatirlidje Eigenſchaften zuſchtieb, mag es einſtweilen
geniigen , auf eine ber Kopenhagener Ausgabe ber Kristo 8. angehångte Ab ⸗
handlung fiber biefelben ju verweifen; wir werden noch dfter benfelben begegnen.
7) Der Ausdruck wird aud adjectiviſch gebraudt; fo heißt ed 3. B. tn
der Haralds 8. hardrada, c. 124, 6. 431, und Heimekr. c. 105,
6. 176, vom bien Dlaf und befjen Halbbruber Harald: badir voru per
vidförlir, Beide maren fir weitgereift, — fo fagb ferner bie pidriks S. af
Bern, c. 133, 6. 145, von Herbrandr: hann er atira manna vidforlaztr, er
iſt ber meitgereiftefte aller Månner. Eben blefer Herbrand führt aber, eben da,
6. 171, S. 173, unb c. 182, S. 178 den Beinamen vidtorli; id finde ferner einen
Brandr hinn vidförli, Kristni s. c. 12, 6.104; etnen Hrant hinn vidförli,
jlngere O1. 8. Tr. c. 38, 6. 60, ſowie einen Ingvarr vidförli und Eirikr
vidförli, beren erfterer in ber GöngubrolfsS. c. 1, 6.239, beren legterer in
ber Halfdanar S. Éysteinssonar, c. 1, 6.519 genannt wird, und von
benen beiden uberdieß je eine befonbere Sage exiſtirt. Endlich nennt id aud wohl
Oervar-Oddr einmal Oddr binn vidförli, Grims 8. lodinkinna, 6.2,
6.154 u.c.3, G.157; Oervar-OddsS. I, c.32, S. 319; oder er vertauſcht
aud wohl feinen Ramen mit bem Ramen ViSörall, ebenda, II, 0. 34, S. 540.
8) porvalds 8. 0.3, S. 272: „Hierauf, nachdem Khormald weit herum
bie Lander befudt hatte, nahm er ben vedjten Glauben an und wurde getauft
Die erfte Miffon in Jeland. 205
få, 1åft ſich wohl nidt mit Sicherheit beſtimmen ; wahrſcheinlich mar
derſelbe indeſſen lediglich ein für die Miſſion geweihter Biſchof, oder
es wurde demſelben vielleicht auch nur von der Isländiſchen Volks⸗
fage der biſchofliche Titel beigelegt, ohne daß derſelbe ihm gebührt
haͤtte. Jedenfalls darf an einen Biſchof dieſes Namens, welcher um
das Jahr 980 das Bisthum Zeitz erhielt, nicht gedacht werden, da
weder abzuſehen iſt, wie dieſer ſeinen Stuhl ſo kurze Zeit nach ſeiner
Einſetzung håtte verlaſſen, noch aud wie deſſen mehrjähriger Auf-
enthalt im Rorden den ſaäͤmmtlichen Deutſchen Chroniſten håtte vere
borgen bleiben fönnen*).
Um fo gewiſſer iſt aber, daß dieſer wirkliche oder angebliche
Biſchof Friedrich der erſte chriſtliche Geiſtliche iſt, von dem wir wiſſen,
daß er an bie Belehrung Islands bie Hand anlegte. Thorwald
nåmtid), deſſen Betehrung eine mehr als gewöhnlich tiefgehende mar,
und ber bad Heil, bas er ſelbſt im Ghriftenthum gefunden ju haben
gfaubte, aud ben Geinigen 3u Gute fommen laffen mwollte, drang
in feinen Bekehrer, dag er mit ihm nad Island reiſen möge, um
bort (eine Gitern und feine übrige Verwandtſchaft ebenfalls sum
wahren Glauben heråbergufiikeen. Friedrich ließ ſich uͤberteden, und
Beide fuhren fofort mit einander nach der fernen Inſel hinüber. Es
ſetzen aber unſere Quellen die Ankunft dieſer beiden erſten chriſtlichen
Glaubens boten in Island in bas Jahr 981 10).
von einem Gådffden Bildofe (af sartenzkum viskup!), der Friedrich hieß jr”
ebenfø ble jiingere O1. 5. Tr. €. 131, S.259—60. Die Kristni 8. c. 1,
S. 2—4 fagt bagegen: „Thorwald fuhr weit herum in ben Südlanden; er fand
in Sadfen (1 Saxiandi) fådlid-einen Biſchof, ber Friedrid hieß, und nahm
von ifm bie Taufe und ben Glauden, und war einige Beit bei ikm.” Man
fieht, fireng genommen wirb bort ber Biſchof felbft als ein Sachſe bezeichnet,
Bier bagegen nur ber Ort feiner Begegnung mit Thorwald nad Sadjen vers
legt; bod) ift auf dieſe Ubweidung faum Gewicht zu legen.
9) Bal. Anm.3 jur Kristni 8. S.3—4. Vri Thietmar. Morseh.
lil, €.9 (Perj, V, S. 764) erſcheint Friedrid im Jahre 981 ald Jeiger Biſchof,
wahrend nad c. 11, ebendba, kurz vorher noch beffen Borgånger Hugo gelebt
haben muf.
10) Die porvalds 8. c. 10, S.336—8, und damit übereinſtimmend bie
jöngere 01. B. Tr. c. 138, 6.275—8, fagt ausbridlid: ,Damald ald Vis
ſchof Friedrid und Thorwald nad Jölanb kamen, waren feit der Menſchwerdung
unſeres Herrn Jeſu Ghrifti 000 Jahre verflofen und ein Jahr ded 9. Zehners,
aber ein kleines Hundert und fedö Winter feit bem Beginne ber Riederlaſſun ⸗
gen in Jölanb;" wenn Finn. Johann. hist. eccl. Isl. I, 6.41, not. a. an
208 1. Abſchnitt. $. 19.
Sn Jøland angefommen, begaden ſich aber die beiden Freunde
zunächſt zum alten Kodran, der ſie wohl aufnahm, und ben erften
Winter Aber bei fid im Gilfa behielt. Alsbald fångt Thorwald an,
feiner Verwandiſchaft und alken Befreundeten ju predigen, mwåhrend
der Biſchof aus Unfenntnif der Nordiſchen Sprade nod nidt ſelbſt
unmittelbar mirfen fonnte; einige menige Leute wurden auf biefe
Weiſe noch im erften Winter von ifm befehrt 11). Ausfuͤhrlicher wird
biefer Stelle flatt 106 die Zahl 160 gefunden hat, fo beruht dieß wohl nur
auf einem Drudfehler der von ifm beniigten Ausgabe der Diafsfage. Mit
bisfer Beitbeftimmung fommen aber nidjt nur bie Islenzkir Annalarz. 0.
9. Aberein, ſondern es lågt fid damit aud redt wohl die Ungabe ber Kristal
8. €. 1, 6.4 vereinigen, weldje, nad der ridtigen Ledart, 107 Jahre von der
erften Ginwanderung nad Ibland redmet; da nemlid blefe legtere von unferen
Quellen bald in bas Jahr 874 Hald tn da Jahr 875 gefegt wird, konnen
cbenſowohl 106 ald 107 Jahre bid OG1 gerednet werden. Ferner wird, ebenda,
6.6, gefagt, dak ber beriihmte Snorri 5081 bamals 18 Jahre alt geweſen fei;
Da aber Snorri nad der Laxdåla 5. c. 78, 6.330 und Eyrbyggia 8.
ce. 65, 6. 336—8 ein Jahr nad) dem Tode deg dicken Olafs, alfo in bem aud
von ben J6låndbifdjen Unnalen beftktigten Jahre 1031, in einem Ulter
von 67 Jahren ſtarb, ergibt fid, daß berfelbe, um bas Jahr 964 geboren, im
Jahre 081 allerbing8 18jåhrig genannt werden mødte, indem bie Differem
eines eingigen Jahve bei einer Ungabe, welde den Geburtd= und Todestag
nicht nennt und vielleidt nicht einmal beridfidtigt, keiner meiteren Erklarung
Bedarf. Die Borrede jur Helmskriugla, 6.4, melde aud in ble
Øorrede jur jångeren Olafs 8. bins helga, S. 2, hinidergefofjen
ift, laßt ben Snorti ebenfalls im genannten Jahre flerben, bagegen au der Beit,
da ba Ghriftenthum nad Jeland fam, 8.5. im Jahre 1000, ungefåhr 35 Jahre
alt feln, was ebenfalls mit ber obigen Berednung gut genug fiimmt; wieferne
endlich ble Angaben Uber bie Ubreife der Belden Miffionåre von Jölanb und
fiber ble Dauer ihres Mufenthaltes daſelbſt fid hiemit vereinigen laffen, wird
meiter unten nod ju pråfen fen. Mundö Annafme, Th. I, Bd. 2, S. 280,
daß Thorwalds Unfunft feinenfall vor ba Jahr 983 ju fegen fei, ſcheint hiere
nad unbegrimbet; wenn Gnglifde Duellen in den Jahren 980—2 Damiſche
Heerſchaaren in England wiſſen, fo folgt baraus midt, daß Mönig Svein und
Thorwald fid nicht aud ſchon einige Jahre früher in den weſtlichen Meeren
herumgetrieben haben önnen, und ble Chronologle ber Varnsdåla 8., welde
Mund, S. 178 felbft ald unentwirrbar begeidjnet, fann ebenfalls nidt geeignet
erſcheinen dadurch jene Beitbeftimmungen umguftofien, daf fle ben porken krafia,
ben bie Kristnl 8. als einen ber Gåuptlinge fn YGand gur Beit der Unkunſt
Thorwalds Bejeidjnet, erft fpåter zu diefer Wiirde gelangen LAGt.
11) porvalds8.c.3, 6.272—4; jångere 01.8. Tr. c. 131, 6.200;
vgl. ferner bie Kristni 5. c.1, S. 8, melde indeſſen die eingelnen Borgånge
nicht genug fåeidet.
Die erſte Miſſion in land. 207
uns leider nur bie Belehrung des Kodran ſelbſt geſchildert; da uns
überhaupt nur wenige detalllirte Angaben über ſolche Vorgänge er⸗
hatten find, und bie Erzaͤhlung uͤberdieß tn mehr als einer Beziehung
ein eigenthilmlides Intereſſe bietet, mag fie hier ihrem vollen Wort⸗
faute nad mitgetheilt merben 19). „An einem Vefte, ald Biſchof
Friedrich mit feinen Klerifern den Gotteddienft und die Kirdjenfeler
abbhielt, hatte ſich Kodran in ble Råhe gemadjt, mehr aus Neugierde
als weil er vorgehabt håtte, foført ihren religidfjen Gebråudjen ſich
angufdliefen. Da er aber den Glodentlang hörte, und ven ſchoͤnen
Geſang der Klerifer, und den fåpen Weihrauchduft fyårte, ba er ben
Biſchof mit den prådtigen Gewaͤndern bekleidet ſah, und alle die,
ble ihm dlenten, mit weißen Kleidern angethan und glångenden Aus-
ſehens, und bagu ben grofen Glans im gangen Haufe vom lieblidjen
Lichte der Wachskerzen, und alle bie anderen Dinge, die sur Abhal⸗
- tung jenes Geftes gehörten, da gefielen ihm alle dieſe Dinge gan
wohl, und an bemfelben Tage fam er au feinem Sohne Thormwald,
und ſprach: nun habe id gefehen und aud einigermafien überlegt,
wie ernfilidjen Dienft ihr eurem Gotte leiftet, und bod find euere
Gebråude, ſoweit ich ſie verftehe, ſehr abweichend, denn mir (Geint,
daß euer Gott fid an dem Lidte freut, bas unfere Götter ſcheuen;
und wenn es fo iſt, wie id meine, fo ift ber Mann, ben du beinen
12) Wir geben oben die Erzählung nadj der porvalds 8. c.3, 6.274
—90, oder jångeren 01. 8. Tr. c. 131, 6.260—4. Die Kristal 8.
e. 2, S. 10—2 beridtet tårger wie folgt: „Thorwald hieß feinen Bater ſich
taufen lafjen, ber aber zeigte menig Luft dazu. Bu Gilja fland ein Stein, mel»
fen bie gefammie Verwandtſchaft angebetet hatte, und von dem fie fagten, daß
ihr Dienfigeift (armadr), darin wohne. Kodran erflårte, fid midt taufen zu
faffen, ehe er wiffe, wer mehr vermöge, ber Bildof ober der Dienfigeift in dem
Steine. Hierauf ging ber Bifdjof zu dem Steine, und fang bariider, bis ber
Stein jerfyrang; ba meinte Kobran eingufehen, bak der Dienſtgeiſt befiegt fei,
und er ließ fid fofort taufen und fein ganzes Haus; nur fein Sohn Orm molkte
den Glauben nicht annehmen; da ging er fådmårt6 nadj bem Borgarfjördr,
und faufte fid Sand 3u Hvanneyri” — ØemerfenBwerth ift in biefer Dare
ſtellung namentlid bie eigenthimlide Bejeidnung det Schutzgeiſtes. Abzuleiten
ift blefelbe von arr, Diener, Vote; armadr, der Bufammenfegung nad nur
von verftårtter Bebeutung, bezeichnet fonft nur einen Verwalter und Vogt. Bgi.
Sveinbjörn Egilsson, Lexicon po&tlcum antlquae Hngane septentrionalis,
8. v. arr (Sopenh.; 19854); Petersen, Nordisk Mytkologi, S. 112, (Søpen-
hagen, 1849).
208 u. Wbfdnitt. $. 19.
Biſchof nennf, bein Weiſſager 2); benn id weiß, daß du von ihm
alle ble Dinge erfährſt, ble bu uns von beines Gottes wegen vors
trågft; nun babe id) aber får mid einen anderen Weiſſager, der mir
grofien Ruten bringt: er fagt mir viele ungeſchehene Dinge voraus,
er Wartet mein Bieh und madt mid aufmerfjam, was ich thun und
was ich faffen fol, und barum habe id) auf ihn großes Bertrauen,
und habe ihn viele Jahre verehet; du aber mißfällſt ihm ſehr und
bein Weifjager und eure Sitte, und er mifråth mir, euch irgende
weldje Ghre anguthun, ju allermeift aber, eure Sitte ansunehmen.
Thorwald fyrad: mo mohnt dein Weifjager? Kodran antwortet: er
wohnt bler nahe bei meinem Hofe in einem grofen und prådytigen
Steine. Thormwald fragt, wie lange er ſchon da gewohnt havet
Kodran fagt, er hade viele Jahre ba gewohnt. Da win id, fagt
Thorwald, mit dir einen Bertrag hierüber eingehen, Vater; du nennf
deinen Weiſſager fehr frarf, und fagft bafi du großes Bertrauen auf
ihn habeft, ber Bildjof aber, ben du meinen Weiſſager nennft, if
ſchmaͤchtig und keineswegs fråftig; menn er aber burdj bie Kraft bes
Gottes ber Himmel, au ben wir glauben, delnen Weiſſager aug elner
fo ftarfen Herberge vertreiben fann, fo ift es recht, baf du ihn vere
laͤßt, und zu bem mådtigften Gotte, veinem Schoͤpfer, did wendeſt,
ber in Wahrheit Gott ft, und den fine Stårfe zu befiegen vermag;
ber wohnt in dem ewigen Lidte, wohin er alle ſührt, die an ihn
glauben und ihm getreulich blenen, auf daß fie mit ihm leden in
unausfpredjlider Geligfeit ohne Ende, und menn du did dem er-
habenen Himmelsfönige zuwenden willſt, fo magft bu bald einfehen,
daß der, welcher dir mifråth an ihn zu glauben, bein gånylidjer Ber
trũger ft, und bid mit fid vom ewigen Lichte in ble endlofe Fin-
ſterniß ju ziehen fudt, und wenn es dir ſcheint, daß er dir mandjerlei
Gutes anthue, fo thut er dief Alles nur darum, damit er did um
fo leichter betriigen möge, wenn bu ihn dir gut und nöthig glaubſt.
Kodran anttvortet: das If mir leidt erfidelid, bafi bein und beines
Biſchofs Sinn dem feinigen gang entgegengefegt ift, und nicht mine
13) Spamaör, von spakr, fpåhe, klug, bezeichnet eigentlid einen Mugen
Mann, wird aber gemdhnlid in ber Bebeutung Beiffager gebraudt. Begreiflid
Brandt åbrigens der iusdruck nidt tedjnifd zu fein; er ann vielmeht van
Kobran gewaͤhlt fen, um fid dem allem Heidenthume entfrembeten hormald
verftånblidjer auSjubridfen.
Die erſte Mifion in Id. 209
ber iſt mir far, daß ihr belderſeits eure Gadje mit großem Gifer
führt, und alle bie Dinge, bie ike von ihm fagt, bie fagt er gang
ebenfo von euch; was braudjt es hierüber noch viel zu fpredjen?
Der Bertrag, ben du mir angeboten haft, wird ber ble Wahrheik
eutſcheiden. Thortvald war Aber ble Nede ſeines Vaters erfreut, und be-
richtete dem Biſchofe ble gange Lage der Gade und ihre Unterredung.
Des folgenden Tages meihte der Biſchof Mafjer, ging ſodann unter
Gebet und Pjalmfingen hingu und begof den Stein ringsum mit
Waſſer, und befprikte ihn aud von obenher fo ſehr, daß der Gtein
villig nafi wurde. Die folgende Nacht fam Kodrans Weiſſager in
Sglafe au blefem, mit traurigem Musjehen und ångflid wie voller *
Furdjt, und fprad ju Kodran: übel haft du gethan, ba bu ble Leute
hleher einludſt, ble bid zu betrügen vorhaben, indem ſie verfudjen
mid) aus meiner Wohnſtäͤtte zu vertreiben; denn ſie goßen ſiedendes
Waſſer ber meine Herberge, fo vag meine Kinder nicht geringe
Qnal von ben brennenden Tropfen leiben, ble burdj ble Dede herab⸗
fallen, unb obwohl bergleidjen mir felbf nicht viel thut, fo ift es
bed immer hart, bie Klagen der Kinder zu hören, menn ſie des
Brennens wegen fdreiens4). Um fommenden Morgen eråhite Kos
bran ſeinem Gohue auf deſſen Frage alle dieſe Dinge. Thorvald
freute fid, unb redete dem Biſchofe zu, daß er auf dem eingeſchla⸗
genen Wege fortfahren möge; ber Biſchof ging mit ſeinen Leuten zu
dem Steine, und madte Alles wie am Dage zuvor, und bat den
allmådjtigen Gott inbrinflig, den Feind zu vertreiben und dem Manne
au helfen. In ver nådjften Nacht erſchien dieſer verſchmihte Weis⸗
14) Sonſt wird aud wohl dem bloßen Gebete ſchon bie Kraft beigemeſſen,
boſe Geiſter zu brennen; val. 4. B. die åltere Olafs 8. hins helga,
e. 73, S. 57: „So ſehr bremnen mid nun bie Gebete des Königé Olaf, fagte
jener ũbele Unhold (an bin la vetr), baf id midt in meiner Bohnung blei»
Ben fann, und jegt muß id) fliehen, und nie mehr nachdem an blefe Gtåtte
fommen," und åhulid in der Helmskr. c. 189, 6.312, und der jingeren
01. 8. h. h. c. 171, 6.22—3. So erføjelnt ferner nad der Laxdåla 8.
e. 76, 6.328, ein Meld ber Herdis im Kraume, und ſpricht: „ſag beiner Ørope
mutter, baf ich Abel mit ihr zufrieden fei, weil fie fl bie gange Rade auf
meir herumwåkgt, und fo heiße Kropfen auf mid) fallen 1åjt, daß id davon gan
verbrenne;" es zeigt fidj aber, daß an ber Stelle, an der ble in ihrem Ulter
fromm geworbene Gudrun Osvifsdortir vegelmåfig gange Nådte bur auf
den Kuleen im Gebet zu liegen pflegte, eine alte vala oder völva, d. h. eine
welfe Frau ober Gere, begraben lag.
Manver, Beispenng. 14
av att. $ 1
fager bem Kodran gang anders als friher, denn ba pftegte er ihen
tt fjellem und glånjendem Wnttige zu erſcheinen und mit herrlichen
Gewande, jeht aber hatte er einen håptidjen alten Lederkittel an, und
war finfteren und uͤblen Ausſehens, und er fprad alfo um Hans
herrn mit forgenvoller und pitternder Gtimme: dieſe Leute arbeiten
elfrig baran, uns Belde unferer Gåter und Vortheile zu beranben,
ba fle mid) von meinem Erbe und Gigen vertreiben, bår aber unfere
llebevolle Fårforge und zulunftlundigen Weiſſagungen entslehjen mollen;
nun handie bu fo månnlid, daß bu fle wegtreibſt, bamit wir nicht
ihrer Schlechtigkeit wegen aller guten Dinge entbeheen mifjen: denn
ich werde nie fliehjen, aber hart ift es, laͤnger alle dieſe Booheiten
und Mißhandlungen au ertragen. Ulle dieſe Morte und manche
anbeve, welche jener Feind zu Kodran geſprochen, erzahlt dieſer am
Morgen ſanem Sohne. Um dritten Tage ging ber Biſchof in der
felben Weiſe vote früher zu dem Gteine; feer bådartige Geiſt aber
erſchien hierauf in ber Nacht dem Bauern zum drittenmale, mit trau⸗
vigem Angeſichte, und erheb vor ihm mit ſchluchzender Stimme fol
gende Wehllage, und ſpricht alſo: biefer ſchlechte Betråiger, ber
Biſchof der Ghriftenteute, hat mid um all mein Gigen gebradjt,
meine Herberge hat er verborben, mid mit ſiedendem Waſſer ber
goſſen, meine Kleider burdnågt, zerriſſen und gang unbrauchbar ger
aqht, und mir und meiner Famille hat er bufles mit Grand Schaden
gethan, und bamit mid gewaltfam welt hinaus getrieben in ble
derbannung und in bie Bidbnik; jept måffen wir Beide Freundſchaft
mnd Jufammenleben bredjen, und alles dieß fommt einig mur von
deiner Unentſchloſſenheit her; befinne bu did nun, wer von fegt am.
beiner Guͤter getreulich marten wird, wie id ihrer bisher gewariet
habe; bu lågt bid einen rechtſchaffenen und juverlåffigen Mann
nennen, und høft mir bod) Gutes mit Ueblem gelohut! Da antvortet
Kodran: ich habe bid verehrt als einen mådtigen und någlidjen
Gott, folange lå die Wahrheit nidt wußte; jegt aber, nachdem ich
dich ais einen betrågerifdjen und ſeht wenig vermögenden fennen
gelernt habe, fo iſt es fuͤr mid) recht und frei von alla Vorwurf, wenn
16 dich verlaffe und mid unter ben Schutz der Gottheit ſtüchte,
weldje meit beffer und ſtaͤrker iſt als bu bift. Damit trennten ſie
ſich, mit Jorn und mit feiner Freundſchaft. Hierauf ader ließ fid
ber Bauer Kodran mit feiner Frau Jarngerör und alken ſeinen omr
Die erſte Mifføøn bn Itland 24
bera Angehoͤrigen taufen; mer fen Sohn Ormr wollte ſich damals
noch nicht taufen laſſen is).
„Im naͤchſten Frühiahre zog Thorwald mit dem Biſchofe und
ſeinen åibrigen Genoſſen weſtwaͤrts in den Vididalr, und ſchlug dori
sm Lakjamot ſeine Wohnung auf; vier Winter blieben ſie daſelbſt,
und zogen waͤhrend dieſer Zeit weit herum in Island, dag Mort.
Gottes zu verkinden ie). In dem erſten Jahre, da ſie zu Låkjamot
15) Der fpåteren Bekehrung dieſes Ormr wird weiter unten nod ju ger
benten fein; bagegen mag bier nod bemertt werden, daß aud die Vatnsdåla
8. 0.46, S. 194—8 ber Taufe Kodrans beilåufig erwaͤhnt: ,Ungefåhe um dieſe
Beit fam Viſchof Friedrid und Thormald Kodranbfon, ben man ben Weitgereiten
nannte. — — Der Biſchof und Thocwalb brachten eine nene Religion mit, und
vertimbigten ben Leuten ben Glauben; fie maren den erſten Binter zu Gilje.
Die Einwohner im Lande aber wurden ihnen und ben Neuerungen feind, ble
Worwaldb und ber Bifdof mitbradjten; Kodran nahm Glauben und Faufe zu⸗
ef, und feine Fran.
16) ir folgen im Obigen ber por
föngeren 01. 8. Tr. c. 132, 6. ; einen anbern Beridt gibt bie
Vatnsdåla 8. c.46, S. 196—98: ,,0lafr ju Haukagil war ba fo alt, daß
er im Bette lag, und aub einem Gorn trant. Im Herbſte ud Diaf feine
Treunde zu ſich, namenttid feinen Schwiegerſohn porkell; ber Bifdjof und
Thorwald maren ba, Thorkel ließ fie alein im Haufe fein, weil fie einen andern
Giauben hatten. Am erfen Adende des Gaſtmahls ſah man die Berferter fahje
ven, und man frdtete fid ſehr vor ihnen. Thorkel fragt den Biſchof, ob er
einen Nath geben wolle, baf bie Berferter ihren Tod fånden; er hieß ſie ben
Glauden annehmen und fid taufen laffen, er aber verſprach, die Boſewichter
au befeitigen, (einige H88. figen bei: „Thorkell ſprach: Alles geht dann leide
ter, menn iht Bunderjeidjen thut”). Bugleid gebot der Viſchof und fyrad:
laßt brei grofe Feuer madjen mitten auf dem Fußboden im Haufe, und fo wurde
gethan; ſodann weihte ber ifdof die Heuer, und ſprach: nun fol man ble
Bant mit ben Månnern befegen, die am beften finb mit Keulen zuzuſchlagen,
denn bie greift fein Eiſen an (heidniſcher Uderglauben!), und fo fol man fle
au todt ſchlagen. Da gingen die beiden Namensbrüder hinein, ald fle anfamen,
und gingen juerft iiber bas erfte Feuer und das zweite, und verbrannten fich
frarf, und fie wurben durch da Brennen erfdredt, und mollten gleich die Bånte
Binauf; dann wurben fie ju todt gefdlagen, und fie wurden bei der Sqchlucht
beftattet, ble feitbem bie Schlucht ber Hauke (Haukagil; beide Berferler trugen
ben Namen Haukr) heift. Yegt glaubte der Bildof auf Grund bes Vertrageb
von Khortel forbern pa birfen, bak er ben Glauben annehme und fid taufen
laſſe; Thorkel aber erflårte, er wolle feinen anderen Glauben haben, als por-
steinm unb borir, fen Pflegevater, gehabt haben: dle hatten aber an ben ge-
ølaubt, ber bie Gonne gefdafen hat (einige 488. figen bel: „und fiber alle
Dinge regler). Der Biſchof fagte, er vertiimbe denfelben Ølauben, mur mit
' 14*
ås 8. c.4, 6.290—8, oder ber
212 1 Wbfduitt. $. 19.
maren, ba freite Thorwald får Ad um ein Meib, welches Vigdis
hieß; fle mar eine Todjter des Olaf, der au Haukagil im Vatnsdalr
wohnte 5); unb als ber Biſchof und Thorvald sum Gaſtmahle famen,
war bereits eine Menge von heldniſchen Gåften antvefend; ba mar
ein grofes Haus, wie damals eine verbreitete Gitte war, und elm
fleiner Sad ging quer durch bas Gaus, und eg war wohl auge»
richtet; mell aber ble Chriſtenleute und ble Heiden beiderſeits midje
mfammen fein wollten, da ergriff man ben Ausweg, daß man quer
burd) bas Gaus in ber Mitte zwiſchen ihnen einen Borhang auf
hångte, eden ba wo der Badj mar; ber Biſchof follte mit den Chriſten ⸗
leuten vorn im Hauſe fein, ble Heiden aber innerhald bes Borhanges 18).
Bei dieſer nåmlidjen Hochzeit maren neben anderen Heidenleuten aud
ber naͤheren Beftimmung, daß man an den Vater, Sohn und heiligen Geiſt zu
øfauben babe, und fld in Waffer taufen laſſe auf Jefus Chriſtus. Das aber
war bem Thorkel bas Anſtoßigſte, daß er fid follte im Waſſer taufen ober abe
waſchen laffen, und er ertlårte, fid biefem Gebraude nicht unterziehen ju wollen,
obwohl er glaube, daß Jener Gott fei, und daß biefe Religion hier merde ane
genommen werden: ber Bauer Olaf, mein Berfdmågerter, ift alt; er mag blefen
Glauben annehmen, und wer fonft nod wil, id aber gedente nod ene Weile
nijuwarten. Olaf urbe fofort getauft, und er ſtarb no in ben weißen Ge»
wandern ; noch mehrere Leute wurden aber Bei dieſem Gaſtmahle getauft. Khor-
lel wurde getauft, als da Chriſtenthum in Ibland geſetlich angenommen wurde,
und das gange Geſchlecht derer aus dem Vatnsdalrs Thorlel war ein großer
Økuptling, er ließ auf ſeinem Hofe eine Kirche erbauen, und hielt ſeinen Glaue
Ben gut.” — Ginen firjeren Beridt ber ben Hergang enthålt ble Kristni
8. c.2, S. 124, fote die Landnama, Ill, e.4, 6.183, nad der Me-
larbok; ble Grettis 8. Asmundarsonar c. 13, 6.21—2, jelgt wenige
ſtens, daß fie ihn fennt, indem fe fagt: „Dieß geſchah nad der Untunft des
Biſchofs Friedrid und bed Thorwald Kodranbfon. Die wohnten da zu Låkjar
mot, als dieß geſchah. Die verkündigten zuerſt ba Chriſtenthum tm Rordlande.
horkel ließ fid mit dem Kreuze bejeidjnen, und viele Leute mit ihm. BViel
Merkwuͤrdiges ereignete fid in Bezug auf de Biſchofs Verlehr mit ben Nord»
låndern, was bod blefe Erzaͤhlung nidt angeht.”
17) Finn. Johann. ang. O. I. 6.43, not. b. hat bereits mit Recht bars
auf hingewieſen, wie unwahrſcheinlich eine Verheirathung Thorwalds in feinen
Umflånden fei; bie VatosdHla 8 nicht nur, fondern audj ble Kristmi 8. und
Landnama laffen offenbar richtiger ben Vorfall bei einem gewoͤhnlichen Herbſt -
fefte fid zuttagen, und bie Begtere gidt der Vigdis überdieß den porkell krasa
um Manne.
18) Man bemerte, daß nad blefer Darftellung Waſſer zwiſchen ben Chriſten
und Heiden fließen muf; nod nad dem heutigen Vollbgiauben haben bfe
Øeifter nidjt die Madt, fllebendes Waſſer zu Aderfdreiten!
DiE erſte Mifilom fn Ibland. 218
nwei Ørilder, ble geivaltigften Berferfer, und Auferk zauberlundig,
Beide hießen fie Haukr, und weil ſie mit aller Gewalt am allermeiſten
gegen ben rechten Glauben fid fegten, und elfrig bemüht maren ble
chriſtliche Meliglon zu vernidjten, da boten fle dem Biſchof an, wenn
er Muth oder einiges Bertrauen auf feinen Gott hade, Ad mit
ihnen in den Künſten zu verfudjen, weldje ſie gewohnt maren aus»
auiiben: mit blofen Füßen ber brennende Feuer zu gehen, oder ſich
tn Waffen au ſtürzen, fo daß es fle bod nidt beſchaͤdigte; der Viſchof
aber, vertrauend auf Gottes Barmherzigkeit, ſchlug das midt av; ba
waren grofie Feuer bem gangen Gaufe entlang sugerldtet, wie eg
denn bamals åblid war am Heuer das VBler ju trinfen19); ber
Biſchof belleidete ſich mir allen biſchöflichen Gewaͤndern, und weihte
Waſſer, und ging bann fo geråftet au dem Feuer, er hatte ſeine
Mitra auf dem Haupte und feinen Biſchofsſtab in der Hand; hler
auf gingen blefe belden Berſerler herein, grimmig ſchnaubend, fe
biffen in ble Gehilbrånder, und hatten blofe Schwerter in den Hån-
ben, fle gebadjten nun bas Feuer au betreten; ba ging es aber ge
ſchwinder bamit, als fle melnten, und ſie ſtießen mit ben Fåfen an
bie Feuerbraͤnde, fo daß ſie belde vormårts niederfielen; bas Feuer
aber ergriff file, und verbrannte fle in kurzer Grit mit fo großer
Gewalt, daß fle tobt herausgejogen wurden; ſie wurden an ble
Schlucht hinaufgebradt und bort begraben, darum nennt man eg
dort feitbem Haukagil%). Biſchof Friebrid madte das Kreuzzeichen
vor fid, und ging mitten in das Geuer, und fo bas ganje Gaus
entlang, ble Lohe aber legte fidj vor ihm nad amet Gelten auseine
ander, als bliefe fie ein Wind, und um foviel weniger fpårte er eine
ſchaͤdliche Hipe vom Feuer, daß nidjt einmal bie geringften Franfen
19) Man trant fig nåmlid in ber heidniſchen Beit bei feierlidjen Beran-
laſſungen Aber bak Feuer hin zu; val. oben, 6.15, Unm. 15.
20) Minder wunberfam lautet ber Beridt der Vatmsdåla 8., mit melder
tm Weſentlichen aud ble Kristo! S. flimmt; ber Biſchof 1å$t banad ble Beiden,
well fle als gefrorene Leute gegen Gifen feft find, mit Hokgteulen erflagen.
Cine weitere beadtenbmerthe Berfdiedenheit ift ferner bie, daß nad ber por-
valds und Olafs 8. bie Øerferfer auf Seiten ber Heiden ſtehen, und ber Bør-
img bed Griftliden oder helbnifdjen Glaubens birert burdj bie Probe hergeſtellt
werden foll, måhrend nad) ber Vatnadåta und Kristal 8. ble Geiben feber ben
Biſchof bitten, jene Unholde bei Seite ſchaffen zu helfen, und der Gedante an
214 1 Wjdattt. 6 18
an ſeinem Gewande dadurch verfengt murden*'). Da wandten ſich
Miele zu Gott, welche dieſes erhabene Wunderzeichen fahen25). Diefen
Borfall fagt aber der Möndj Gunnlaugr%) hade er einen glaub⸗
haſten Mann erzaͤhlen hören, ben Glumr porgilsson, Glum aber
hate ihn von einem Manne erfahven, welder Arnorr hlef, und
ber Arndis Gohn war. Olaf aber zu Hautagil erbaute fpåter auf
feinem Hofe eine Kirdje, und Thorwald ſchaffte ihm das Hol ban.”
Der Biſchof und Thorwald legten mit dem grdften Gifer allen
leif darauf, fo viele Leute als möglid zu Gott zu führen, nicht
allein da in ber naͤchſten Umgegend, ſondern fle fuhren weit umher
in Joland bas Wort Gottes ju vertimbigen24). Sie tamen um die
Beit des Alldinges (alfo Mitte Sommers) weftmårt6 nad Hvammr
tn ben Thålern des Breidifjördr; der Hausherr porarinn war nidt
daheim, aber ble Hausfrau, Fridgerdr, eine Todter bes pordr von
Hoföi, nahm fie Anfangs wohl auf. Thorwald ypredigte ba den
Glauben vor ben Leuten, Fridgerb aber opferte inzwiſchen brinnen,
und Jedes hörte ble Borte bes Andern; Fridgerd antwortet auf
Thorwalds Unfpradje Wenig und bennod Uebles, Skeggi aber, ihr
und Thorarins Sohn, trieb mit Thormalds Morten Gpott; bariber
dichtete Thorwald eine Meife: IG fuhr mit bem koftbaren Kleinod,
ten Menfd) hörte auf mid, wir erlangten von dem Breder des
inge ein leineswegs gutes ob 29); aber ohne alle Art fang das
21) Keine ber iibrigen Quellen weiß etwas von biefer Gegenprobe de
Diſchofs; fle gehdrt ungretfelhaft einer fpåteren Musfåmådung ber hiegu fee
etnfabenben Ueberlteferung an.
22) Die Kristal 8. fagt: ,hlerauf ließ Ad porkel krafa mit bem Krenge
bezeichnen, und Biele wurden getauft, die bei diefem Borgange zugegen maren”,
und e8 flimmt blef midt mur mit ber oden, nm. 16 angefikrten Ungade der
Greila vdllig ũberein, fonbern pakt aud gang moh! au der Darftellung der
Vatasdiia 8. Ungenauer bridt fid bagegen bie Landnama au: „da nahm
Thorlel ble Kaufe, und bad gange Gefdledt derer aus dem Vatnsdalr; er lich
m Hof ene Airche erbauen, und wies ba alen feinen Dingleuten ihre Grab»
ſtatte an. Es mar übrigens porkellkrafle, was wohl ju bendjten if, einer
ber mådjtigften Gauptlinge ber Ynfel.
28) Weber ben Mönd Gunnlaug, der im Jahre 1218 verſtarb, vergleiche
mal Finn. Johann. ang. O. I, 6.212—3, und IV, &. 137—8.
24) Das Dbige nad ber porvalds 8. o. 5, 6. 208—304, und der
fingeren OI. 8. Tr. 0. 133, S. 200 — 8; weſentlich åbereinfrimmend ble
Kristni 8. 0.2, S. 14—8.
25) Unter ben Breqher bed Mingeb, b. 5. dem burd) Golbfpenben ſic fro
Die of Milan in Wen. 215
olte Mel vom heldniſchen Altare her gegen den Dichter: måge Geut
bie Prieſterin quålen! — Nod) wird davon erzaͤhlt, daß ſich auf ihre
Worie hin einige Leute im Weſtoiertel belehren lleßen; in ben noͤrd⸗
lichen danden aber, als ſie dort herumgezogen, nahmen einige maͤch⸗
tige Månner ben Glauben. Oenundr im Reykjadalr, ein Sohn
des porgils, eines Sohnes bes Grenjadr. und Hlenni von Saurbår
im Eyjafjordr, und porvardr in As im Hjaltadalr ; ein Bruber Thor»
walds biefi Arngeirr unb ein anberer pardr. er war ein Sohn deg
Spakbödvarr, eines Sohnes bes Landnamemannes Oendoltr, ber
am Vidvik wobnte; biefe und nud) mehrere Leute im Norblinder-
viertel wurden vollfommene Øhriften; deren aber maren viele, melde,
obwohl fie ſich nicht mit einemmale taufen ließen, bod) an den Chriſt
glaubten, und ble Verehrung der Göhenbider aufgaben und ale
heidniſche Sitte, und den Tempelzoll nicht mehr bejahlen wollten ?0);
darum zůͤrnten die Heiden dem Biſchofe Friedrich, und marfen ihren
Haß auf alle ble, ble es mit ikm hielten.“ — Gin einzelner Aus»
gedig erweiſenden Manne, ift hier Skegul ju verſtehen; in der Kristni 8. fauten
aber bie beiden legten Beilen etwas anders: „wir erlangten Spott von bem
Knaben, ber ben Sprengmedel ber Gotter ſchwingt“, d. h. ber den Øyen opfert.
20) Die Kristel S. gibt ben legten Sat fo: „im Rordlånberviertel aber
gaben viele Leute bas Opfern auf, und jerbraden ihre Gdtzenbilder, und Einige
wollten bie Tempelzölle nidt mehr zahlen“ ; iber die eingelnen Belehrungen
hatte fie bereits fråer, c. 1, S. —10, berichtet: „So wird erzaͤhlt, daß ber
Biſchof und Thorwald im Nordlånderviertel herumzogen, und Thorwald predigte
den Glauben vor den Leuten. denn der Biſchof verſtand dazumal nicht Rordiſch,
unb Thorwald führte muthig bie Gade Gottes, die meiſten Leute aber ließen
fich von ihren Worten wenig bewegen; eb nahmen den Glauben Oenuudr binn
kristnl, ein Sohn des porgils aus dem Roykjardalr, des Sohnes des Gren-
jedr, und AHlendl hinn gamll, ein Sohn des Ormr töskuhak (Qaſchenrucken),
und porvardör Spakbödvarsson ju As im Wjaltadalr; Eyjulfr Valger&farson
aber ließ fid mit dem Kreuze begeidjnen". Die Radridt, daß aud ber måde
tige Gåuptling Eyjulf fik wenigſtens halbwegs dem Chriſtenthume zuwandte,
wird beftåtigt durch ble Vallaljots 8. c. 3, S. 205: „Wenig fpåter ertrank
Eyjulfr in ber Snuputellsa; er wurde ju Mödruvellir daheim auf der Hof ⸗
wieſe beftattet, unb er war vordem mit bem Kreuze bejeldnet worben. — ps
våglid be porvardr Bpakbödvarsson ift Gbrigen6, oben 6. 18, Mum. 22,
bereits Bemerkt morben, daß berfelbe nad anderen Berikten in England die
Kaufe empfangen haben follte. Es ift die in der That ba Glaudhaftere, ba
ble Gage ſtets beftredt if, alle åhnlifjen Erfolge auf einzelne hervortretende
Verſonlichtelten gurådjufåhren, waͤhrend die Geſchichte gröfere Mannigfaltigleit
ber Urfadjen zu jeigen pflegt.
216 1. UMdnitt. 6. 19.
brud) foldjer Gehåffgfeit wird fofort erzähit ein . ¶ orwand, hes
Spalbodwar Sohn, ließ auf ſeinem Hofe zu UG eine Kirdje banen,
umnb hatte einen Priefter bel fi, ben der Viſchof Ujem geſchafft hatte,
um ihm ben Gottesdlenft ju halten, und ihm die geiſtlichen Verrich⸗
tungen ju beforgen; baråber wurde Klaufi ſehr sornig, en Sohn bes
porvaldr, eines Gohnes bes Refr, von Bardr in ber Landſchaft
Fljot; Kauſi war ein bedeutender Mann, er fuhr die Bråder Dor⸗
wards zu treffen, ben Arngeir und ben Thord, ju dem Javed, daß
er ihnen dle Wahl bot, ob fle lieber ben Prieſter erſchlagen, oder
aber ble Kirdje verbrennen wollten. Arngeit antmortet: bavon rathe
ich bir und jedem anberen meiner Greunde ab, ben Priefter zu er⸗
fålagen, benn mein Bruder Thorward hat (don geringere Ber-
letzungen grimmig gerådjt, ale id) glaube baf er biefe (dåpen milde;
bagu aber will id antreiben, daß bu ble Rirdje verbrennft. Thord
wollte zu blefem ihrem Plane feine Jufimmung nidt geben. Wenig
fpåter fuhr Klaufi bes Nachts mit zehn Mann heryu um die Kirche
au verbrennen; als fle fid aber nåherten und in den Kirdhof hin-
eingingen, fpårten fle eine gewaltige Hite, und fahen ein grofes
Gunfenfpriihen aus ben Fenſtern der Kirdje heraus; damit fuhven
fle meg, meil ihnen die Kirdje voller Fruer jdien. Jum zweiten ⸗
male fuhr Arngeit hingu mit vielen Leuten, und gedadjte dieſe nåm»
liche Kirdje zu verbrennen, und als fie bas Thor aufgebrodjen hatten,
gedachte er auf dem Boden mit dürrem Birfenreifig 25) Feuer anyue
vinden, und weil es nidt fo ſchnell brannte, als er wollte, da legte
er fid hinein Aber ble Schwelle und gedadjte es angublafen, denn
ber Gluth mar genug, aber bas Feuer wollte am Hohe nidt haften;
da fam ein Pfeil und fland im Boden der Kirdje feft redjt neden
ſeinem Haupte, und gleich barauf fam ein zweiter, ber heftete ſein
Gewand an den Boden, fo daß der Pfeil zwiſchen ſeiner Seite und
bem Gembde durdflog, bas er anhatte; da fprang er eilendbS auf und
rief: fo nah flog blefer Pfeil meiner Seite, vag id) gewiß nidt Luft
babe bier auf ben britten zu warten; nun fdågte Gott fo frin Haus.
Arngeir jog mit feinen Leuten ab, und bie Heiden famen nicht öfter
27) porvalds 8. c.5, 6.304—10, und jångere OL. 8.Tr. c. 133,
€.268—9; gang åhnlid aud Kristni 8. c.3, O&.18—20.
28) Fjallhrapi; nad Mohr, dorſog tl en Islandſt Raturhiftorie,
6.215, (Kopenh., 1786), bie betula nana.
Die vifter Miffion in Idland. 7
dieſe Kieche zu verbrennen; biefe Kirche wurde gebaut 16 Jahve zu ⸗
vor, als das Chriſtenthum in Joland geſehlich angenommen wurde,
und ſie ſtand ſo, daß an derſelben Nichts ausgebeſſert wurde außer
ber Raſenbededung, noch zu der Zeit, ba Botolfr in Holar Bifdjef
war 29)". Hiernach fålt der Bau der Kirche in das Jahr 984,
und bamit flimmt aud volllommen überein, menn anderwaͤrts ger
fagt wicb, biefelbe fei brei Winter nad Biſchof Friedrichs Anfunft
in Island gebaut morben*0).
Mod mehr ſteigerte ſich begreiflidj bie Crbitterung der Heiden,
als fid ble beiden Glaubensboten gar beigehen liefen, an offenem
Allding das Gvangellum zu predigens*). „Eines Sommers predigte
Thorwald Kodransſon auf Bitten des Biſchofs den Glauden am
Allding offenbarlid vor der gefammten Menge; als er aber mit
groper Geſchicklichkeit viele und wahrhaftige Wunderzeichen des all⸗
mådtigen Gottes angeführt hatte, ba antmortet aunddf en Mann
von eblem Geſchlecht und hohem Unfehen, menn er aud ein Heide
unb grimmig war, Hedinn von Svalbardr an ben Eyjafjardarströnd,
ein Gohn bes porbjörn, eines Sohnes bes Skagi, eines Sohnes
bes Skopti; Hedinn latte bie Ragneidr, eine Gtieftodter und Bru»
derstochter bes Eyjulfr Valgerdarson 39); Hedin fyrad viet Böfes
gegen Thorwald, und låfterte den heiligen Glauben gar fehr, und
er wußte mit feiner Bosheit bas Volt fo zu überreden, daß fein
Menfd dem Glauden ſchenlte, was Thorwald gefprodjen hatte; viet
mehr nahm von ba an ber Hag und ble bösrvillige Berfolgung
gegen ben Biſchof und Thorvald Seitens der Heiden fo ſehr zu,
daß fle Didtem Gelb gaben, bamit ſie ein Spottgedicht auf fe
madjten; in bem befindet ſich Folgendes: Neun Kinder hat der Bifehof
getragen; ihrer a aller Bater iſt Thorwald**). Darum erfdlug Thor⸗
20) Der Schluß de Sahes, der in den 486. ber porvalds und Olafs 8.
fehlt, ift aud ber Kristnl S. ju ergånjen. Biſchof Botolf faf kbrigens in den
Sahren 1239—46 auf dem Stuhle zu Hotar.
30) porvalds8 c.10, 6.338; jiingere 01. 5. Tr. 6. 138, 6.276.
Auch die Islandiſchen Unnalen feen den Kirdjenbau in das Jahr 984.
31) Dad Bolgende nad ber porvaldn 8. c 6, 6.310—8, und jåne
geren O1. 8. Tr. c. 134, 6.209—170; åhnl. ble KristniB. c. 4, G.20—2.
32) Die Landnama, IL, c. 16, 6.222—3, beftåtigt nidt mur dlefe
verwandtſchaftlichen Berhåltniffe, fonbern Beridtet zugleich, daß ber „grimme
Helde den ehrenden Beinamen binn mildt, der Milde, führte!
33) Offenbar hatte ble durch kirchliche Vorſchriften gebotene Bartlofigleit,
2 n. Mddnitt. $ 10.
walb ble Belden, ble bas Gedicht gemadjt hatten, ber VEiſchof aber
ertrug alle Beleibigungen mit ber gråften Sanftmuth: als aber Thor»
walb mit ben Geinigen ble Didjter erſchlagen hatte, ba ging er zun
Bifdofe um ihm zu fagen, was er gethan hatte; der Biſchof fag
drinnen, und fah in ein Bud, und ehe Thorwald hereintrat, famen
auf bas Bud vor dem Biſchofe zwei Blutstropfen; der Viſchof er⸗
lannte ſogleich, baf dieß eine Vorbedeutung fei; und als Thormald
au ihm hineinkam, ſprach der Biſchof: entweder haft du einen Todt⸗
ſchlag begangen, oder bu haft einen ſolchen im Sinnede). Da ere
zahlt Thorwald, was er gethan hatte. Der Biſchof fyradj: warum
verfuheft bu fo? Thorwald antwortet: ich ertrug es nidt, bak fe
ung weibiſch ſchimpften. Der Biſchof fyrad: bas war eine geringe
Geduldprobe, wenn fie aud darin gelogen haben, daß du Kinder
habeft, und bu haft ihre Worte auf bie ſchlimmere Art ausgelegt,
denn wohl fönnte id) beine Kinder tragen, wenn du melde bhåtteft;
nicht follte ein Ghriftenmenfd ſelbſt feine Rade fudjen, wenn er
aud) gehåffig gefdmåkt werden follte, vielmehr um Gottes willen
Berteumbungen und Belelbigungen ertragen“.
Troy aller dieſer Unfeinbungen fegten inzwiſchen ble beiden
Mifflonåre ihre Betehrungsreifen in Joland dennoch fort, und fort
wåkrend gelang es ihnen, eingelne Uebertritte zu erzielen *). „Ob⸗
wohl ſie nun von böfen Leuten viel Uebles erduldeten, fo ließen ſie
darum doch nicht ab im Lande herumzuziehen und Gottes Botſchaft
au verfiinben. Sie famen hinaus in der Laxardalr. und wohnten
einige Jeit unter den Eilifsfell bei Atli hinn rammi, einem Vater⸗
bruder Thorwalds; ba wurde Atli getauft mit ſeinen Hausleuten,
vielleicht aud bie ber weiblichen aͤhnliche Kleibung des ohnehin als ſchmaͤchtig
geſchilderten Biſchofs ben Vorwurf der Welblichteit hervorgerufen, wie ja and dem
alten Rjal, welchem bie Ratur den Vartwuchs verfagt hatte, blefer Mangel oft
genug hohnend vorgemorfen wird. Uebrigens ift bie Strophe bdeutlid einem
Eddiſchen Liede nadgedildet, in welchem Sinfjöll einem Gegner verhålt: , Seun
Wolfe haden wir auf ber Halbinfel Saga erjengt; id) war allein deren Mater;
Helgakvida Hundingsbana I, 8. 38; vgi. Völsunga 8. 6.9,
6. 139.
34) Bon jener Borahnung bed Biſchofs weiß ble Kristnl S. Richts; fr
iſt eden einer fpåteren legenbenhaften Mufpugung ber urſpruͤnglichen Ueber⸗
fieferung pa verbanfen. :
35) Dat Folgende nad der porvalds &. c.7, S. 316—20, und jåne
geren O1 8. Tr. c. 135, 6. 270—1.
Die ofte Miflon in Idlund. 219
und viele andere Leute, bie dahin famen, denn ves heiligen Geiftes
Barmbherglgfeit fam mit ihren Morten heran. Da fam burd die
Giite Gottes die Kunde von dem Biſchofe einem Heinen Knaben von
finf Jahren zu Ohren, der Ingimundr hieß, einem Gohne des Halr
aus dem Goddalr; er war in ber Pflege su Reykjaströnd. Jungle
munb fyrad) eine Tages mit dem Schafer ſeines Pflegevaters, und
bat ihn helmlid) nad) Eilifsfell 3u führen, um ben Biſchof zu fehen;
bas gewaͤhrte ihm ber Gååfer, ſie gingen über die Kjarlansgja,
und meflidj fiber bas Gebirge nad dem Laxardalr, und fobald fie
gum Hofe des Ati nad Eilifsfell famen, begann der Knabe zu bittem,
baf man ifm taufen möge. Atli nahm den Knaben bei der Hand,
und führte ihn zum Biſchof, indem er fagte: Diefer Knabe iſt der
Sohn eines mådjtigen Mannes, aber eines Heiden; ber Knabe aber
bittet ohne Wiffen und Willem feines Baters und Pflegevaters um
bie Taufe; nun ſieh 3u, was zu thun fei, denn mit Giderheit laͤßt
ſich erwarten, daß es Beiden fehr åbel gefallen wird, menn er ger
tauft wird. Lachend antwortet ber Biſchof: ſicherlich, fagt er, darf
man bem jungen Knåblein einen fo heiligen Dienft nidt vermeigern,
zumal da es ein heilfameres Berftåndnig fir fein WMohlergehen hat,
als feine ermadifenen Verwandten. Dann taufte der Biſchof den
Sngimund, und lehrte ihn, ehe er mieder megging, was ihm am
Meiften Noth that bei dem Chriftenglauben zu beobadjten". Und
weiter*6): „So wird uns erzaͤhlt, daß Viſchof Friedrid einen Mann
getauft habe, der Mani hieß, und darum, daß er den heiligen Glau⸗
ben mit großer Rechtſchaffenheit und Reinheit des Lebens hlelt, wurde
er Mani enn kristni (ber Chriſt) genannt. Gr wohnte zu Holt in
ben Kolgumyrar; er baute ba eine Kirche; in blefer Kirdje diente
er Gott ſowohl bel Vag als bei Radt mit heiligen Gebeten und
Almoſen, ble er allerhand armen Leuten veidte. Er hatte in einem
Badje, ber menig entfernt war, einen Fiſchplat ba wo man es noch
heutzutage nad) ſeinem Namen Manafors nemnt, (0. h. Waſſerſturz
bes Mani), denn einſtmalen, da ein -grofes Mißjahr und Hungers⸗
noth war, hatte er Richts, um die Hungrigen zu ſpeiſen: da fuhr
er hinaus zu dieſem Bache, und hatte dort in den Untiefen unter
dem Waſſerſturze genugſamen Lachsfang; dieſen Lachsfang ſchenkte
30) porvalds 8. 0.8, 6.320—14; jangere 01. 8. Tr. &. ide,
Geite 272.
426 1. Wsfdnitt. 6. 19.
er an ble Kirche zu Holt, und der Möndj Gunnlaug erzählt, daß
dieſe Fiſcherei ſeitdem beftåndig zur Kirche gehört hade. Vei dieſer
Kirdje ſieht man aud noch ein Wahrzeichen davon, daß er wie ein -
Einfiedler gelebt hat, benn edenfo wie er ben meiſten Leuten jener
Belt feiner Sinnesart nad) ferm ſtand, fo wollte er aud im leide
lichen Jufammenleben das Geråufdj der grofien Menge von ſich fern
hatten; denn neben dem Kirdhofe fleht man dag ein eingeråunter
Plag war, von bem man fagt, baf er hier im Sommer geheut hade,
um bie eine Kuh damit zu fiittern, von der er fid nåhvie; denn er
wollie lieber feinen Unterhalt mit ber eigenen Hånde Arbeit fld ger
winnen, als mit ben Heiden jufammen feln, ble ihn haßten, und
man heißt es feitbem bort Manageröi, (>. h. Umjåunung bes Mani)".
Nach vielen anderen Angriffen und Widerwaͤrtigkelten, melde
Worwald und Friedrich von den Heiden au erbulden hatten, ſcheint
aber gulegt fogar eine geridjelidje Medjtung über fle ergangen zu
fein. GS wird nåmlid ergåhtt?*): „Um aber von den zahlreichen
Beteidigungen und Angriffen menig zu fagen, welde die Gelben-
feute dem Biſchof Fricdrid und bem Thorwald wegen der Verkün⸗
bigung des rechten Glaubens anthaten, fo geſchah es einmal, dag
fie jum Frihlingsbing au Hegranes reiten wollten; als ſie fid aber
der Dingftåtte nåherten, da lief der gange Haufen ber Heidenleute
aufammen, unb fie rannten ihnen mit grofem Geſchrei entgegen;
Einige warfen ſie mit Steinen, Andere ſchwangen unter Lårmen
und Schreien ihre Waffen gegen ſie; fle riefen ihre Götter an,
daß fie ihre Feinde niederſchmettern möchten, und es war keine
Muefidt vorhanden, daß ſie zum Ding gelangen könnten. Da ſprach
der Biſchof: jetzt erfüllt ſich was meine Mutter in alten Tagen
tråumte, daß ſie glaubte Wolføhaare auf meinem Kopfe zu finden ;
denn nun werden mir ausgeſtoßen und verfolgt mit fürchterlichem
Tumult und Geſchrei wie böfe Mölfe. — Man fleht, in dem
Traume von den Molfehaaren liegt eine Unfplelung auf eine forme
37) porvalds 8. c. 9, 6. 328—8, und jngere 01. 8. Tr. c. 137,
&. 272—3; die Kristni 8. c. 4, S. 24 fagt dagegen: „Und als Thormald
unb ber Bifdof um Hegranesping reiten mollten, fulren ihnen die Heiden»
feute entgegen, unb marfen fle mit Steinen, fo daß fie nidt weiter herzu
fommen fonnten; hierauf aber ådteten fle ble Beute nad den heidniſchen
Ørfegen.
Die erſte Mifflon in and. 221
liche Medjtung, inbem ber Uusbrud vargr tn ber ålteren Nordiſchen
Sprache pugleid den Medjter und ben Wolf bejeldjret; es wird
bemnad) von unferer porvalds S. ſtillſchweigend baffelbe angedeutet,
was ble Kristni 8. mit faren Worten ausfpridt, daß nåmlid an
dem erwaͤhnten Dinge fofort åber die beiden Miffionåre die Acht von
Gerichtswegen verhångt wurde. Schwer ift es aber zu beftimmen,
auf welchen Grund hin die Verurtheilung erfolgte. Man mödte
aunådft am bie belden vordem von Thormald begangenen Todtfdlåge
benten 8); bem ſteht aber im Wege, daf ble Graugané, ble bod
in blefer Beziehung ſicherlich nur von Ulters her überliefertes Recht
gibt, får ben Fall eines fo ſchmaͤhlichen Bormurfes, wie er in jenem
Spottgedichte dem Thorwald und Friedrich gemadjt war, ausdridtid
ble blutige Rade gefattet*9), daß ferner ble Kristni 8. ausdrüdlich
bemertt, bie Aechtung fei at heignum lögum, nad) ben heidnifdjen
Geſehen, erfolgt, was bod nur bann einen Sinn hat, wenn dieſelbe
wegen religiöfer, nidjt aber megen gemelner Berbredjen ausgefprodjen
wurbe. Wirkllich hören mir bereits in weit fråherer Jeit, freilid nur
durch eine in ihrer jeplgen Geftalt ſeht menig verlåfige Sage, von
einer um rangan atrunad, wegen falſchen Glaubens, geftellten Klage
und erfolgten Berurtheilung+0), und da bas Menige, was wir von
Wifjors Jelånbijdjen Gefejen fennen, gerade veligldfe Vorſchriften
38) So bie Unm. 43 jur Kristni 8. S. 25.
39) Vigslodi, 0. 105: Diep find bie brei Borte, auf benen ſaͤmmtlich
ber Waldgang ſteht, wenn ble Rede der Leute fo ſeht fålimm wird; menn
Etner den Andern weibiſch ſchimpft, oder fagt, er hade id betegen oder beſchla-
fen laffen, und man foll fo Magen wie wegen anderer Vollbußworte, und man
fat gegen biefe brei Morte den Todtſchlag frei; um biefe Morte hat man for
lange ben Todtſchlag frei, wie um Weiber, und beidemale bis zum naͤchſten All-
bing, unb ber Mann, ber blefe Morte fpridt, falt unheilig vor alen ben
Dannern, bie Jenem qur Gtåtte folgten, gegen weldjen biefe Morte gefproden
wurden.“ Bergl. aud c. 106, ebenda.
40) kjalnesinga 8. c. 3, 6. 403—6: ,Der Gode porgrimr gab
fleifig auf bie Leute adt, die nidt opfern mollten, fie wurden von ihm ſchwer
gedrådt; ba lief er und fein Sohn porstelnn vie Gefdrei aubgehen gegen
den Bul, weil er nidt opfern moflte, und fie nannten ihn Bul hundr (0. $.
Hund). Dad Frihjahe, ba Bul zwölf Jahre alt wurde, und Thorſtein Thor»
grimbfon achtzehn Jahre, verllagte Thorftein den Bui wegen falfdjen Glaubens
am Kjalarnesping, und Hagte auf Øaldgang; Thorſtein führte dieſe Gade
bur, und Bui wurde geådtet als Walbmann.” Mergl tider den Bui oben,
$- 9, um. 40—3.
po ti mdmit. $. 9.
enthått 11), iſt in der Dat nidt unwahrſcheinlich, dag ſchon in ber
alteren Jeit Frevel an ber Gottheit und Ihren Tempeln mit Gtrafen
bedroht waren; ber Umftand, daß wir nad Berlauf mehverer Jahre
ein Gefeg megen Gotteslåfterung neu erlafjen fehen 2), ſchließt nidt
aus, daß ſchon fråher Befimmungen åhnlider Art, nur vielleldt
von geringerer Sdårfe und Ausdehnung, beftanden haben koͤnnen.
Mit dem blofen Ausfpredjen der AGt maren nun aber die
Heiden leineswegs zufrieden; fie ſuchten biefelbe vielmehr aud wirk⸗
lich an den beiden Neuerern zu vollſtrecken, und nur ein Wunder,
øver ein Zufall der als ein Wunder angeſehen wurde, vermochte
Dieſe zu retten. Unſere Quelle fährt nämlich fort 49): „Hierauf
fuhr ber Biſchof mit den Seinigen heim nad Låfjamot, und ſie hielten
ſich ben Gommer über bafelbft auf; beffelben Gommers nad dem
Ullding fammelten einige heidniſche Håuptlinge eine Schaar, fo daß
fle amet Gunderte von Leuten hatten, bas Hundert zu 120 gerechnet;
fie wollten nad Låfjamot, ben Biſchof und alle die Geinigen in
ihrem Haufe ju verbrennen; als fle aber in vie Nähe Des Hofes
zu Lãtjamot famen, ba filegen fie von ihren Pferden, und gedachten
blefe verſchnaufen zu laffen, wie fie aud thaten; indem aber als ſie
wieder aufgefefjen maren, flog eine Menge Bögel pldhlid bel ihnen
baker, darüber fdjeuten ihre Pferde, und murden fo wild, bag fe
Alle herabfrirgten, fo viele ihrer bereite aufgeſtiegen maren, und ſich
beſchaͤdigten; Einige fielen auf Geftein und bradjen ihre Fife oder
Haͤnde, oder erlitten fonfigen Schaden, Audere fielen in ihre Waffen
und empfingen bavon (were Wunden; auf Einige traten ble Pferde
und verlegten fie; denen ging es am Beften, denen nur die Pferde
bavon liefen, fo daß fie einen weiten Weg nad Haus gehen mußten;
bamit fehrten fie um. Go (dikte ves almådtigen Gottes Barm⸗
herzigleit felne Leute, daß ber Biſchof mir ven Seinigen fir dießmal
von dem böfen Willen und den Rachſtellungen ber Heiden um fo
viel weniger Schaden litt, vag ſie vielmehr biefes Planes und Un-
41) Gtehe meine Beitråge jur Medtbgefdidte bet Germaniſchen Norbent,
bh €. 14, Ynm.
42) Giehe unten, $. 30, Unm. 8 u. flg.
43) porvalds 8. £. 9, Ø. 328—30; jilngere O1. 8. Tr. c. 137,
6. 273—4; verg. Kristni 5. c. 4, S. 24.
Die erſte Mifflin fa Plan. 22
grifje gar nidt einmal gewahr murden. Dieß war ber vierte Winter,
weldjen Thorwald mit ben Gelnigen zu Låkjamot wohnte' 44),
Nad allen ihren bisherigen Erfahrungen ſcheinen nun aber
bie beiden Miffionåre felbfr die Hoffnung aufgegeben au haben, in
Joland nod irgend Etwas ausjuridten; ſie verlafjen im naͤchſten
Sommer ble Infel, um nidt mehr nad derfelben zurüchzukehren 45).
Bunådft begeben før ſich nad Rormegen. Wåhrend fie dørt im
einem Hafen tegen, fommt eben dahin Hedinn von Svalbardr, eben
jener Iolaͤndiſche Gåuptling, der am Ullding ihrer Predigt fo erfolge
veid) gegeniiber getreten war. Hedin geht ans Cand, um fid in
einem Walde Bauholz fållen zu laffen; als Thormald dieß bemertt,
folgt er ihm, und låft ihn durch feinen Sklaven todtſchlagen. Als
er aber zum Schiffe zurücklommt, und dem Biſchofe die That erzäͤhlt,
antwortet dieſer: „wegen dieſes Todtſchlages muͤſſen wir uns trennen,
denn bu wirſt ſchwer von ben Todtſchlaͤgen laſſen.“ Biſchof Fried⸗
vid fuhr ſofort heim nad) Sachſen, und endigte bort ſein Leben
unter fortgefegten Gebeten und in großer Heiligkeit; abentheuerlicher
aber war bas Leben und der Tod ſeines Freundes Thorwald 16),
Dieſer lebte nod eine lange Relhje von Jahren; da er aber einer»
feite ein flarfer und muthiger Mann mar, und nidt ohne Stok,
andererſeits wieder bie Gebote Gottes getreulid halten wollte, fide
tete er, wenn er nad Joland heimtehre, ben Widerſtand und ble
Berfolgung feiner Landsleute nidt mit ber gebührenden Geduld
ertragen ju formen, und entſchloß fid datum, feine Heimath nidt
mehr zu feen). Jetzt fuhr er, nad einem Beridte suerft als
44) & die Olafs 5., måhrend in ber porvalds 8. offenbar irrig hinn 7.
da veir ſteht; in ber Kristni 8. aber heift es: „da hatten fle drei Winter zu
Såljamot gewohnt; fie mohnten bort fånf Winter”, wab indef nad S. 12 u
ånbern ift, mofelbft mit ber Olafs S. Gibereinfrimmend gefagt wird: „Der Biſchof
und Kjormald fålugen ihre Wohnung zu Låfjamot im Vidldalr auf, und wohnten
bort vier Winter.”
45) porvalds 8, co. 9, 6. 330—2; jångere 01. 8. Tr. 0. 137,
9. 274; Kristni 8. co. å, 6. 24—6.
46) borvalds 8. c. 10, 6. 332—36; jångere 01. 8. Tr. 6. 138,
6. 274—5; Kristal 8. 6. 4, 6. 26 und o. 12, S. 102—4.
47) Die merhvirdigen Borte lauter in ber Diaféfage: „weil er aber om
folger tann war, fart und voller Muth, und in allen Dingen Gottes Gebetr
sit vellfommenem Biebebeifer hielt, ba bedachte er ſich, menn er heimfifve nad
feinem Materlande, ba es nidt gewiß waͤre, ob er in allen Dingen fo, wie oG
24 ' 1. Wbfnitt. 6. 19.
Kaufmann, in ble Welt hinaus, pilgerte nad dem gelobten Lande,
reiſte nad) Griedjenlanb, und wurde in Konftantinopel vom Kaifer
und feiner Kleriſei gut aufgenommen; wie er denn fiberall wegen
ſeiner Berbienfte um das Chriftenthum hod geehrt wurde; vom
Kaifer fiber Rupland gefegt, erbaute er bort bei der grofen Kirdje
Johannes des Tåuferé an dem Berge Draufn ein Klofter, bas nad
ihm Thorwaldskloſter heift; bort endete er ſeino Leben, und wurde
aud) bafelbft begraben. Die Kristni S. fegt dieſen Ort tn die Nåhe
von Palteska, d. h. Polozt, und beruft fid sur Bewahrheitung ihrer
Angaben auf ein Gedicht des Brandr vidförli, von weldjem ſie eine
Strophe mittheilt48); von den Beiehungen Thorwalds sum Of»
vömifdjen Kaiſer und von feiner Stiftung eines Klofters in Rußland
weiß fie bagegen Nichts, und es braudjt kaum bemerkt ju werden,
daß ble Gage hler wieder ber Geſchichte ihren Schmuck gellehen zu
haben ſcheint.
Die Abreiſe Thorwalds und Biſchof Friedrichs von Island
wird åbrigen6 von ben Annalen in das Jahr 985 gefept; hiezu
ſtimmt aud recht wohl, daß dieſelbe nad anderen Quellen 15 Jahve
vor ber gefeglidjen Annahme des Chriſtenthumes auf ber Inſel erfolgt
fein foll4). Andererſeits aber wird auch wieder angegeben, daß
belde Månner, naddem ſie im Jahre 981 in Joland angefommen
Waren, elnen Winter tn Gilja, und deren vier zu Låkjamot wohnten,
woraus flå fir beren Abreiſe erft das Jahr 986 ergeden wuͤrde.
Bedenkt man indeffen, daß bei ener Rednung nad intern oder
Gott qu Liebe geſchehen follte, feiner Landsleute Widerſtand und Mishandlungen
bulden wiirbe; barum entſchloß er fid, nidt mehr dfter nad Jöland ju gehjen.
48) Diefe lautet: ,I6 bin bahin gefommen, wo dem Thorwald Kodranbe
fon Chriſt bie Ruhe vergdnnt; ba ift er begraben in einem hohen Gebirge in
Drapa, bel der Kirdje bed Johannes.”
49) Jangere 01. 8. Tr. c. 220, 6.215: „So fagen erfahvene Månner,
baf in dem Sommer, in welchem Elrikr ravd1 audfuhr, in Grönland fld nieder⸗
vulafjen, — —. Das war um finfjehn Winter fråher ald das Chriſtenthum
tn Jöland gefeglid angenommen wurde; in bemfelben Sommer fuhr aber Biſchef
Triedrich und Thorwaid Kodransfon weg“, und ebenfo Eiriks p. kin»
raudr, e. 1, 6. 14—5, ſowie Landnama, Il, c. 14, 6. 106. Dagegen
fegt ble Eyrbyggla 8. c. 24, 6. 108 bie Ueberfiebelung Eiriks nad Grön-
land vlergehn, oder nad) anberen Handſchriſten breijehn Jahre ver ble geſetliche
Wnnafme bet Chriſtenthums, alfo in das Jahr 986 oder 987; von ber Udreife
der Mifflonåre fridt fle midt.
Die erſte Miflon tn Ilan, 225
dahren immerhin ein midt volles Jahr als voll mitgezählt, und
ft ein Ueberſchuß von einem Jahre bei einer mehridhrigen Frit
ſehr einfach erflårt merben fann, fo erſcheint eine Ausgleichung der
fåmmitidjen uns vorliegenden Angaben allerdings möglid, und die⸗
felbe muͤßte eben auf bas vorhin genannte Jahr 985 führen.
Fragt man endlid nod, welche Bedeutung blefem erften Bekeh⸗
rungsverſuche filt bie Gefdidte bes Chriſtenthumes ſelbſt beigulegen
fei, fo mödjte es auf ben erten Anblick ſcheinen, als oG biefe nur
eine ſehr geringe und unerkjeblidje geweſen fei. War bod die Pre-
bigt bes Evangellums in den meiften Theilen ves Landes ohme
rechten Erfolg geblieben, und am Allding geradeju in offener Gegen-
rede fiegreid) befåmpft worden; hatte bod der Biſchof mit Thorwald
geådjtet und an bem Erfolge des eigenen Unternehmens vergmelfelnd
bie Infel verlaſſen müßen! Wirklich fåeinen ble Quellen diefer
erften Miſſion einen erheblidjeren Werth nidjt beigulegen, und nur
hieraus ertlårt eg ſich, daß von ben zahlreichen Gagen, melde ſich
mit dem Gude bes 10. Jahrhunderts befdåftigen, nur fo menige
derſelben åberhaupt gedenten50). Bei genauerer Betradjtung fann
man ingwifdjen nidjt umhin, ben Bemiihungen bes Deutfdjen Biſchofs
ein etwas bedeutenderes Gewicht beijumefjen, und zwar in zwelfacher
Beziehung. Einmal nåmlid haben dieſelben immerhin eine nicht
unbedeutende Zahl von Mannern dem neuen Glauben zugeführt,
und darunter, was wohl zu beachten iſt, einzelne Perſonllchkeiten
von bedeutender Macht und großem Anſehen, wie denn namentlich
Eyjulfr Valgerdarson unb porkell krafla zu ben angeſehenſten
50) Wufer ben bereits angeführten Duellen iſt nod zu ermåhnen die
Islendingabok, c. 8, S. 13: „Dieß find die Ramen der fremben Biſchofe,
ble in Iöland gemefen find: Friedrich fam måhrend des Helbenthumes hieher.
ble Undern aber nadbem*; ferner Hungurvaka, c. 3, % 28: ,68 wird
makhit, daß Biſchofe jur Beit des Biſchofs Isleifr hieher nad Jöland famen;
driedrich aber fam allein vordem hleher, fo baf man baven Berit håtter;
endlid Landnama, Vidbåtir, I, 6. 331: „Dieß find ble Namen ber
fremben Bifddfe, bie in Island gewefen find: Friedrich“ u. f.w.; und S. 332:
„Siſchof Friedrich fam im Heidenthume nad Island mit porvaldr vidförli,
und war zu Gilja und ju Latjamot.“ Ein fpåterer Unnalift
Sahre 981: ,Bijdof Friedrid lam nad Itland in der Wbfidt bas
lid) zu madjen; fein Borhaben nahm aber fiir blefmal wenig Bortgang,
bat Bolt ſehr ungeneigt war den Religionbwedfel anyunehmen; auf Gelbf-
fknbigteit Bat indeffen biefer Cintrag feinen Unfprud.
Maurer, Beteprang. 45
226 ; u. MølGnikt 6 2 -
Hoͤuptungen ihrer Zeit zu rechnen ſind. Godann aber wurde dinch
dieſelben das Chriſtenthum aud der Maſſe ves Volles nåher per
bracht, ble Belanntſchaft mit demfelben in meiteren Kreifen verbrei⸗
tet, und ble Möglidfeit eines demnådfigen Glaubenswedfels in
bas Bereich ber Gedanken hereingejogen. Velde Ergebuiſſe der Mif-
fion maden fid bereitø in der naͤchſten Felt nad) deren Beenbigung
geltend; beide miffen wohl in Betradt gezogen werden, wenn man
ble Geſchichte und die Erfolge der fpåteren Belehrungsverſuche gehörig
verftehjen und würdigen will.
$. 20.
Pølardø religisfe Buftånde in der Beit zunächſt nad Ver erfien
Miſſion.
Blidt man af die wenigen Jahre, welche zwiſchen jenem erfien
Berfudje, In Jeland ſelbſt den Glauben ju verklindigen, und den
nachſtfolgenden, bereits umter gang anderen Umftånden unternom ⸗
menen Betehrungsverfudjen in der Mitte legen, fo tritt'tvog aller
Diirftigteit der. auf die religidfen Berhåltniffe ſich beziehenden Duellen ·
angaben zunaͤchft eine Thatſache mit åberrafdjender Befimmmiei
hervor. Eine innere Unruhe hat flid in Folge bed naͤheren Heran ⸗
tretens an bas Ghriftenthum ber Geifter bemådtigt; die akte Zuwer⸗
ficht auf den angeftammten Glauben ift gerade in religidfen Genrithørn
erſchüttert, der neue allzufremdartig, und nod nidt genug befant
und gewürdigt, als baf er jenen ohne Weiteres erſetzen lonnte.
Das religldfe Bediirfnif des Volles findet dort nicht mehr wie frilher
feine Befriedigung, und mill oder fann biefe hler noch nicht fuden;
das religidfe Gefahl if in Schwanken und Zweifel gerathen, und
harrt, unſicher geworden, in ångfiligjer Gpannung ber fommenden
Dinge. Mie in anderen Jeiten, in denen fidj eine aͤhnliche Unſicher⸗
heit ber Gemuͤther bemaͤchtigt hat, fo nimmt aud hler ble allgemeine
Mufregung vielfad) ein wunderbares, myſtiſches Gepråge an; Tråume,
Weiffagungen, Gefidte verkinden einen Glaubenswechſel, indem ſie
midt felten den neuen Glauben zugleich als einen beſſern bereich⸗
nen, — allen biefen Erſcheinungen llegt aber offenbar nichto Anderes
au Grunde, ald eine tlefe innere Gaͤhrung im Volte, ble daſſelbe im
alten -Glauben wankend unb wie gauberhaft zu einem neuen hinge-
zogen zeigt, ein gewifjer Inſtinct, der den fonumenden Seg ber neuen
Sölandb religidfe Buftknde tn der Belt zunachſt nad ber erften Miflon. 227
Lehre ångfilidj vorausfieht. Modte nun ber Einzelne die ihm unger
fårlebenen Ahnungen und Bifionen wirklich gehadt ju haben meinen,
oder mochten berartige Erzaͤhlungen fagenhaft entfanden im Bolle
umgeljen, immer find fie nur ein Symptom, ader aud din ſehr ben
jeichnendes Symptom jenes Juftandes. Die einzeinen tåberileferten
Beiſpiele foldjer Borgånge follen darum hier vollfråndig mitgetheilt
werden.
So eåhlt Gudrun Osvifsdottir dem als ein Huger und ber
Butunft fundiger Mann befannten Gestr Oddleifsson einen vier
fadjen Traum, weldjen er alsbald auf vier Månner deutet, bie ſie
nad) einander heirathen werde i); babei fagt er bezüglich bes britten:
„Das war bein britter Traum, baf bu einen Goldring an der Hand.
au haben glaubteft; ba wirſt bu einen britten Mann befommen;
blefer wirb aber nidjt um fo vlel mehr merth ſein, als dieſes Erz
feltener und theuerer iſt, wahrſcheinlich aber ſcheint mir, daß in jener
Beit ein Glaubenswechſel werde eingetreten ſein, und daß blefer dein
Mann den Glauben angenommen haben werde, ben wir füt weit
beſſer und vortrefflicher halten.“ — Wiederum tråumt Signy, ble
drau des Goden Grimkell, eines eifrigen Heiden, wie aus ihrem
Chebette ein hoher Baum erwadfe, am frårkften in ben Burgeln
vielåftig, und auf ihm eine grofe Blithe?): „Den Traum deutete
iht ihte Umme barauf, daß fit ein Kind mit einander gewinnen
Wiirden, und bag werde eine Tochter jein, und ein großes Geſchlecht
hinterlaſſen, weil ihr der Baum fo vielåftig erſchien; und das, daß
berſelbe Dir eine große Blüthe zu tragen ſchien, wird einen Glaubens⸗
wechſel bedeuten, ber fommen wird, und ihre Nadfommen(daft wird
ben Glauben haben, der da verkindigt werden wird, und ber wird
Beffer ſein.“ — Ganz deutlich treten die eigenthimlidjen Anſchauun⸗
gen und Gtimmungen jener zwiſchen Heidenthum und Chriſtenthum
fn der Schwebe begriffenen Jeit in einer meiteren Eraåhlung hervor,
1) Laxdåla 5. c. 33, 6. 128. 3u beadten ift, daß eben dieſet Geft
aud) fpåter bei Dankbrands Miffionsreife fid ald Freund und Beförberer bet
Chriſtenthums jeigt.
2) Hardar 8. Grimkelssonar, o. 7, 6.18. Ginen gang ähnlichen
Traum beutet ber Rieſenldnig Dofri auf ben dicken Olaf, al ben Verkündiger
des neuen Giaubenb, Bardar 8. Snåfellsass, c. 1, S. 164; weitere
ahnlich aubgelegte Triume flefe fermer in der Molmskr, Halfdanar &
svara, c. 6, &. 7L, unb c. 7, S. Tl—2 u. dergl —
228 1. Wbfnitt. $ 20.
weldje par nur in einer fpåteren Sage fik findet, deren alte und
unverfaͤlſchte Quellen aber Har zu Tage legen 5). Es wohnte aber
au Hörgsland auf Island ein Mann Normegifder Ablunft, und erft
in der 2. Hälfte bes 10. Jahrhunderts eingewandert, porhalir mit
Mammen ; er War ein fuger Mann und ſehr in die Jutunft ſchauend,
unb wurde porhalir spamadr ( Weiſſager) genannt.” In Hof aber
wohnte einer ber angeſehenſten Månner der Infel, Hallr por-
steinsson, von ſeinem Hofe ju Sida gewöhnlich Hallr a Sidu ober
Sidu-Hallr genannt; er hatte, neden anderen Kindern, einen Sohn
Namens pidrandi, einen tådtigen unb allerwaͤrts gerne gefehenen
jungen Mann. Gibuhall und Thorhall waren die beften Freunde,
und befudjten einander håufig. Eines Gommers war Thorhall bei
dem Hreunde zu Gaft; Thidrandi war eben von einer Reife heime
gefommen, und von allen Anwefenden wurde feine Tidtigfeit viel⸗
fach gepriefen: nur Thorhall ſchwieg. Bom Bater über den Grund
ſeines Schweigens befragt, erflårt er, aud ihm gefalle Der junge
Mann, aber: „es fann ſein, daf man (einer nidt lange genieft,
unb bann wirft bu genug Gehnfudt nad dieſem deinem fo gut
gearteten Sohne haben, wenn aud nidt Jedbermann feine Tidtig»
feit vor bir lobt.“ Im Gommer wird Thorhall traurig; um den
rund befragt, åufert er, er erwarte Uebels von dem grofen Gaſt⸗
mahle, vas Gibuhall nad alter Gitte im Herbſte halten wollte:
„denn eg geht mir vor, dag bei dieſem Mahle ein Weiſſager (spamadr)
erſchlagen werde.“ Da beruhigt ihn Siduhall, indem er ihm fagt,
er habe einen Ochſen, den er ſeiner beſonderen Klugheit wegen
spamadr nenne, und dieſen habe er vor im Herbſte zu ſchlachten )
Worhall aber entgegnet: „ich ſagte dieß aud nicht darum, daß ich
um mein Leben gefürchtet hätte, und größere und wunderſamere
Borgaͤnge ſchwanen mir, von denen id jur Zeit noch nicht ſprechen
will.“ ls nun der Herbſt und bas Gaſtmahl heranrådt, bittet
Thorwald eines Abends alle Anweſenden, es möge bod die Nacht
3) Jüngere Olafs 8. Tryggrasonar, c. 215, 6. 192—8.
4) €G urbe bereité oden, $. 19, Unm. 13 bemertt, daß spamadrr eigent
Bd) nur einen Mugen Mann bedeutet, und erft in engerem, aber freilich gevdhn»
licherem Sinne den Wahrfager indbefondere, wie benn aud die deutſche Sprache
eine ahnliche Befdråntung im Gebrauche ihres Ausdruckes kennt; ber Ochs wird
aber spomadr genannt, pviat hann er zpakari eun flest naut danur.
gelande religidfe Buftånde in der Beit zunaͤchſt nad der erften VUflon. 228
iiber fa Niemand hinausgehen, und was auch vorgehen möge, midt
darauf zu adten ſcheinen, indem großer Schaden entſtehen werde,
wenn man dieſem Rathe nicht folge. Siduhall gebietet, ſich dem⸗
gemåf zu verhalten. „Als aber die meiſten Leute eingeſchlafen waren,
ba klopfte es an ber Thür, und Niemand that, als ob er eg bes
mertte; fo ging es breimal; ba fprang Thidrandi auf, und ſprach:
bas ift eine grofe Schande, menn alle Leute hier thun als ov fie
fåliefen, und etwa Gåfte gefommen find. Gr nahm ein Schwert
in bie Hand, und ging hinaus; er ſah Niemanden : da fiel ihm ein,
es mödjten etwa einige Gåfte vorher heim sum Hofe geritten, dann
aber denen, ble weiter zurück vitten, wieder entgegengeritten fein.
Da ging er an einen Hokhaufen, und hörte, baf von Norden her
auf ben Plan geritten wurde; ev fal, daß es neun Weider waren,
und alle in ſchwarzen Gemåndern, und fie hatten gezogene Schwerter
in ben Hånden; er hörte aud, daß von Süden her auf ben Plan
geritten wurde, bas waren aber aud neun Weider, alle in lidten
Getvåndern und auf weifen Pferden; da wollte Thidrandi wieder
hineingehen unb ben Leuten fein Gefidt ersåhlen; da famen ihm
aber jene ſchwarzgelleideten Weider zuvor, und griffen ihn an, er
aber wehrte fid tapfer; lange Jeit nachher erwachte Thorhall, und
fragte, ob Thidrandi made, und ba wurde ihm nidjt geantrvortet.
Thorhall fprad, alljulange habe man gefdlafen. Jet ging man
hinaus; es war Mondſchein und Froſtwetter; da fanden ſie den
Thidrandi vermundet legen, und er wurde hineingetragen, und als
man Morte von ihm erhalten fonnte, erzaͤhlte er Alles das, was fid
ihm jugetragen hatte; er ſtarb beffelben Morgens im Zwielicht, und
wurde nad) heidnifdjer Gitte in einen Grabhigel gelegt. Dann ere
fundigte man fid um bie Fahrten der Leute, und Niemand wußte
eine Gpur von Feinden des Thidrandi. Hall fragte ben Thorhall,
was an biefem wunderfamen Greignife Schuld fein möget Thor⸗
hall antmortet: bas weiß id nidt; aber vermuthen fann id, daß
blef feine anderen Weider waren, als die Schutzgeiſter eueres Ger
ſchlechtes 5); Id vermuthe, daß ein Glaubenswechſel eintreten werde,
5) fylgjur ydrar frånda; mir merben fpåter auf biefe Schutzgeiſter quråd»
fommen, und es mag barum einfhveilen eine Bermeifung auf bes Joh. Kriei
Observationom ad antiguitates septentrionales pertinentium specimen
(&openh. 1760), S. 149 u. flg., genågen.
230 1 Mfdnit.. $. 20.
und eg wird denmachſt ein befferer Glaube ins Land fommen; id
glaube, daß biefe euere Göttinnen (disir), ble dieſem (d. h. dem
heldniſchen) Glauben gefolgt find, den Glaubenswedfel und dag
ener Geſchlecht ihnen verloren gehen werde, vorausgemuft haben
werden; nun werden fle fid nidt haben gefallen laffen wollen, daß
fle von end nidt vorher nod eine Schatzung haben follten, und fie
werben blef als ihren Antheil genommen haben; fene befferen Göt-
tinnen aber werden ihm haben helfen wollen, und famen bamit
unter den gegebenen Umftånden nidt zurecht; nun wird euer Ge-
ſchlecht ihrer genießen, fo bald ihr ben nod unbefannten Glauben
annehmen werdet, den fle verfiinden und weldjem fe folgen.“ Aller⸗
dings fågt unfere Sage dieſer Erzaͤhlung eine fromme Betrachtung
über ble endliche Bekehrung Jolands und ben hartnådigen Wieder⸗
ſtand bes böfen Feindes gegen dieſelbe an, melde entſchieden fpåte-
ren Geſchmackes iſt; die Alterthümlichkeit der Erzählung ſelbſt aber
geht nicht nur aus ihrem gangen Inhalte hervor, ſondern fie wird
überdieß durch bas Zeugniß einer unſerer älteſten und verläßigſten
Quellen ausdrũdlich beftåtigt*). — Un jene Grjåhlung ſchließt die
Sage übrigens nod eine andere, nidt minder bezeichnende an”).
nEinmal geſchah es zu pvalta (wohin Hall ingvifden gegogen war),
daß Dorhall bort bei Gall zu Gaft war; da lag Hall in einem
Kaftendette, Thorhall aber in einem anderen Bette; bas Kaftenbett
aber hatte ein Fenfter, und eines Morgens, da Beide wachten, ladte
Thorhall. Hall ſprach: warum lachſt du jetzt? Thorhall antwortet:
darum lache ich, weil ich viele Hügel ſich öffnen ſehe, und jedes
Gethier våftet ſeinen Buͤndel, groß und Fein, und ſie haben jegt
ihre Fahrtage'8). Offenbar find eg hier die Landgeifter (landvåttir),
vielleicht aud ble Geſchlechtsgeiſter (åttarfylgjur), melde fik bes
bemnådft fommenben neuen Glaubens wegen sum Auszuge fertig
machen; Beide erſcheinen nåmlid aud fonft oft genug in Lhier-
geftalt.
6) Njala 8. c. 97, &. 148: „Die Sohne Halld von Siba maren Thot ·
firin und Egil, Thorwalb und Ljot, und hibrandl, von bem es heift, bak ifm
ble Gbttinnen (distr) eridlugenr.
D Jångere Olafs 8. Tryggvasonar, c. 215, &. 197.
8) Bahrtage (fardager) heifen in Island bie gefegliden Biele, an velden
vaqer, Dienſtleute u. bergl. ihren Umzug bewerkſtelligen miffen.
In anden Fallen nehmen derartige Biftonen aud wohl eine
beftimmtere praftifdje Richtung an; ber Biftomår glaubt eine unmits
tulbare ubernaturliche Aufſorderung sum eigenen Wechſeln des Glau-
beno zu erhalten, und leiftet biefer bann aud wohl fofort Folge.
Gines berartigen Falles, der ſich mit Kolskeggr Hamundarson in
Danemark begab, mar dereits gelegentlid zu gedenken 9); ein meites
ve, der Infel Joland feldf angehdriged Beifplel bieiet dagegen
wieder ble Olafoſage 1o). „Ein Mann hieß porhalr, und wurde
knappr (ver nappe) genannt; er wohnte zu Knappsiadir in Fljot.
echaul war von anfehlider Hertunft; ſeine Boreltern hatten vor
tør ba gewohnt. Thorhall war ein wbligefitteter Mann, und bod *
din $elbe, wie bamald bas melfte Bolt in fener Gegend mar; &
wat heftig bom Ausſatze befallen und geplagt, Thorhall verehrie die
Goten, nad ber Sitte ſeines Geſchlechts; ein grofer Tempel var -
nicht weit von Thorhalls Hof entfernt, den bie Leute von Fljot ger
weinſam erhielten, und bei ihm hielten fe jedes Jahr Opfermakte.
In der Nacht eimnal, da Thorhall in ſeinem Bette ſchlief, tääumte
er, daß ev glaubte braufen zu ſtehen; er ſah einen glånzenden Mann
omf einem weißen Pferbe auf felnen Hof pureiten, belleidet mit koni ⸗
lichen Geivåndern, und ber hatte einen golbbeſchlagenen Speer in
der Hond; und da Thorhall diefen Mann ſich nåhern fak, ba ber
fil ihn Furcht, und er wollte ins Haus zurückehren; ber Nitter
aber (riddarinn!) war geſchwinder, und frieg ab, mb vertrat ihm
ble Thör, indem er ſprach: du follft did) nidt fürchten, denn blr
wird bur) mein Kommen nidjte Uebles wiederfahren, vielmehr wirſt
du aus meiner Anweſenheit Gefundheit und Freude ſchöpfen, wenn
bu meinem Rathe folgen willſt. Betkimmert dich deine Kranlheit ?
Bod) barum braudje id midt erft zu fragen, denn Id weiß, daß fle
bid befllmmert; mar” bid mun auf und folge mir, und id) werde
bit einen völlig ſicheren Rath sum Heile zeigen. Der Antömmling
fålrte ihn auf eine beſtimmte Ståtte an der Hofumzåunung hin
aus, weidje um ben Bauernhof herumief, und ſprach zu ihm: an
dieſer Gtåtte folk bu dem wahren Gotte ju Ehren ein Hane er
bauen faffen, in ber Art, wie id) es dir zeigen merde; biefer Gott
- 9) Siehe oben, $. 18, Unm. 21.
. 40), Jångera OL 8. Tr, 6. 227, Gr 20038:
292 IL Wöjnitt. $. D.
aber wird bir in biefem nåmlidjen Jahre am Allding belannt gemacht
werben; benn zuerſt teite bu im Gommer zum Ding. Venn du
nun blefen Gott, der bir hier verlündigt werden wird, mit reinem
Herzen vereheft, fo wirſt du gefund werden, und mit ber Gefunb-
heit bes Leibes wirft bu fröͤhlich werden im Frieden und im Glücke
blefer Welt, und in der zukünftigen Welt ewiger Seligkelt und
Herrlichkeit geniefen. Dann bezeichnete er dem Thorhall dle Grund»
mauern bed ju bauenden Haufes mit dem umgelehrten Ende feines
Speeres, und fyrad fo ju ihm: auf dlefe Weiſe folk bu bas Haus
bauen, und dazu bas Holz nehmen, bas jegt in dem Tempel fredt,
ber gleid bei beinem Hofe ſteht, und ju dem ble Leute der Gegend
gewoͤhnt find au fommen und alljährlich Opfermahle au hatten;
blefen Tempel folk du fråh am Tage, ſowie du aufſtehſt, abreißen
, laffen, und bie falſchen Götter, ble ihr bisher verehrt habt, ſollſt du
von fegt an midt mehr anbeten. Wenn du nun meinen Worten
glaubſt, und ohne allen Zweifel alle dle Dinge, dle id dir geboten
babe, au thun forgft, ba wirft du rafd befjer werden, und Tag får
ag an Kraft zunehmen. Hierauf entſchwand ihm ber Sraummann
aus dem Geſichte, und er erwachte und glaubte ber Erſcheinung; ſobald
es tagte, gebot er allen ſeinen Werfleuten, ſchnell hinzufahren und
ben Tempel abzubrechen und bas Holz ju ihm heimzubringen, und
obwohl ſie hiegegen murtten, und unter ſich ſprachen, dergleichen fei
eine Nartheit, fo wagten ſie dennoch nicht ſeinem Gebote zu wider⸗
ſprechen, und vollzogen vollſtaͤndig, was er befohlen hatte; nachher
begann Thorhall das Haus zu erbauen, gang in ber Art und Gröfe,
vote blef ihm im Schlafe war geeigt worden. In fener Zeit wohnte
wenig entfernt auf dem naͤchſten Hofe ein Weib, meldes porhildr
blef; fle war ſehr angefehen und ſehr sauberfundig; in berfelben
Nacht, da die oben befprodjene Erſcheinung ſich dem Thorhall offen-
barte, medte Thorhild ihre Vente ſchon in der Dåmmerung auf,
und fprad fo: ihr måft fo geſchwind als möglid zufahren, und all
unfer Bieh, ſowohl Rindvieh als Schafe und Pferbe zuſammen und
von ber Weide heimtreiben, und in Haus oder Hirde unterbringen,
denn mas hente auf unferer Weide braufen ft, das wird nidt am
Leben bleien; denn mein Nachbar Thorhall ju Knappfadir if ver»
vådt und mahnfinnig geworden, fo daß er feine Leute ausjdidt um
den efrvårbigen Tempel abyubeedjen, ber bort fieht, und barum
Selande veligtdfe Buftånde in der Leit punkdft nad ber erften Mifflon. 238
werden ble hohen Gåter, melde vorbem bort verehrt wurden, ger
noͤthigt, gezwungen und ingrimmigen Ginnes 3u fliehen, und fle
wollen fid eine Wohnung gang im Norden 3u Siglunes als Ju-
fudteftåtte ſuchen: nun wil id nidt, daß men Bleh fid auf
ihren Megen befinde, denn fle find fo zornigen und herben Sinnes,
daß fle Nichts ſchonen merben, was ihnen vorfommt. Nun wurde
fo gethan, wie fie befahl, fo daß all ihr Vieh heimgetrieben und
verforgt wurde; nur ein Klepper war auf der Weide surådgeblieben,
und ber wurde fpåter todt gefunben; bem Thorhall aber 3u Knapp»
ſtadir ging Alles fo, wie eg ihm vorher war angegelgt morden:
es befferte ſich mit feiner Krankheit Tag får Tag, und feine Kraft
wuchs; er vitt im Gommer sum Ding, und fand dort Leute, melde
ble chriſtliche Botſchaft verkündigten, wie alsbald erzaͤhlt werden
wirdii); ba nahm Thorhall den rechten Glauben an, und wurde
da erſt vollkommen und gang geſund am Leibe, gleich nachdem er
getauft war; hierauf fuhr er vergnågt heim nad ſeinem Hoſe, und
verehrte alle Tage feines Lebens mit reinem Dienfte ben allmächtigen
Gott in der Kirde, dle er ihm geweiht hatte, und die ald dle erfte
in Fljot gebaut wurde im Namen bes Baters, bes Gohnes und
bes heiligen Geiſtes, benen als einem Gotte in der Dreiheit evige
Gre und Herrlidtelt zulommt, Amen! — Man fieht, dlefe Erzaͤh⸗
lung iſt burdjaus legendenhaft aufgepugt, wie blef nur bei fpåteren
Jølåndifden Madwerfen ber Fall 3u fein pflegt; indeffen barf uns
blefe einer fpåteren Zeit angehörige Berungterung hler fo wenig als
an anberen Gtellen derfelben Olafsſage hindern, ble weſentlichen
Grundzůge ber Darftellung als aus ålteren und reineren Ouellen
geſchoͤpft zu betrachten. Hieher dürfen wir aber aud bie eigenthüm⸗
lichen Worte beziehen, welche ein jardbui, d. h. hier wohl ein Erd⸗
rieſe, an ben porsteinn uxafotr (Ochſenfuß) richtet, welcher ihn in
einem Kampfe unterſtütt hatte!2): „Du wirſt aud einen Glaubens⸗
ſwechſel mitmachen, und dieſer Glaube ift viel beſſer får die, die ihn
annehmen fönnen; aber bie müſſen zurucbleiben, die nicht hiezu ge⸗
chaffen find, und fo ſind wie ich; denn id und meine Brüder
waren Grbriefen. Nun ſchiene mir aber viel baran 3u legen, daß
11) Råmlid ben im folgenden Ubfdnitte ju beſprechenden Gizurr hinn
hvitt unb ben Hjalti Skeggjason fammt beten Genoffen.
12) porsteins p. uxafois, c. 6, 6. 118—9.
2 DEN
du meinen Namen unter bie Taufe bråddeft, wenn ed bir beſchicden
vore, einen Sohn zu beforumen” 19), Geldf der Rieſe, ver fid doch
vom Ghriftenthume villig ausgeſchloſſen weiß, ahnt, daß in biefen
allein bas Heil ju finben ift, und ſucht fid wenigſtens auf einess
Umwege einen Antheil an der Grlöfung zu erfhleiden 4); es fann
ble Gehnfudt des an fid felbft verzweifelnden Heidenthumed nad
dem neuen Glauben, neden dem Gefühle feiner abftofenden Frembe
artigleit faum bejeidjmender audgefprodjen werden als in biefer und
åhulidjen Sagen: bie Unverlåfigfeit der Quelle, auf weldjer deren
Ueberlieferung beruht, fann naturlich fir eine derartige Beniigung
berfelben nidt von Belang fein.
Midt nur in Ahnungen und Bifonen findet aber jener ſchwan⸗
fende und haltlofe Juftanb ber. religidfen Ueberzeugungen feinen
Ausedruck; es werden vielmehr auch einzelne Beifplele beridjtet von
Månnern, weldje ohne irgend meldje åbernatåvlide Bermittelung-
dem Ghriftenthume fid juneigen, von dem fie gehört haben, ohne
baffelbe bod) noch redjt au kennen; sum Theil handelt es fid dabei.
13) Ebenſo verlangt der Miefe Armann, als er dem Hellvardr im Tranme
erføjelnt und fich hilfreich ermeift: „uud menn es dir möglid wird, folkft bu
meinen Namen unter bie Taufe und das Ghviftenthum bringen, und wir hoͤren
bann meiter: „ſo wird erzaͤhlt, baf er gethan hade, wie ihm aufgetragen war,
und einen feiner Söhne hade Urmann nennen und den Namen feineb Traum -
manne8 tragen laffen”; Armanns 8. Appendix, 6. 37—8. Auch fonft
18gt fich übrigens ber Glauben nachweiſen, daß derjenige, beffen Name auf
einen Yndern åbertragen wird, an beffen GLid Untjeil nehme ; fo fagt Jökull
in ber Vatnsdåla 8. co. 3, 6. 14 ju porsteinn: , Benn du aber einen
Sohn befommft, oder beine Göhne, da lafje du nicht meiner Ramen unter»
gehen, und id) verfpredje mir bavon Gli, und bad hade ich dann ald Lohn
får bad dir gefentte Leben.” Aehnlich føridt, in ber Finnhoga 8. hins
ramma, c 9, S. 238 Finnbogi zum Urdarkdttr: „Da will id dir meinen
Ramen ſchenken, und id bin aar kein Weiſſager, glaube aber bod, bak bein
Mame fortleben werde, fo lange die Melt bemohnt iſt; es mag bad mir und
melnen Bermandten ble gröfte Ehre fein, daß ein fo trefflider Mann nad mir
ben Mamen waͤhlt, wie id glaube daß bu werden wirſt; denn uir iſt nur eine
Turje ebenbfrift vergånnt.” Moglicherweiſe hangt dieſe Unahme mit bom im
Nordiſchen Heidenthume mehrfach vortretenden Glauben am bie Moglichteit einer
Midergeburt bes Menfden gufammen.
14) Bergl. aud ble von Grimm, Deutſche Mythologie, S. 461—2 mitger
theilten Schwediſchen Sagen, melde eine gleide Gehnfudt der = Pftraede
nad) ber Gridfung betunden. :
Oelands religidje Bufiknde in ber Beit punddift nad) der erſten Mifion. 295
um Leute, welche bie neue Lehre fennen 3u lernen und ihr fid an»
zuſchließen minfden, meil fie ihnen ald eine reinere und wahrere
nad) bem was fie von berfelben wiffen, erſcheinen mill, — sum Theil
aber um eute, welde, aud vom $Hörenfagen her, von der Kraft
bes Chriſtengottes etwas ju wiſſen glauben, und barum aud wohl
in ſchwerer Gefahr feine Hilfe anrufen, indem ſie die Annahme
feiner Religion får den Fall ihrer Gewährung geloben. So wird
von Njall, einem wegen feiner Redtidaffenhett und Meisheit vor
Anderen berũhmten Manne, erzaͤhlt is): Man erfukr sugleid, bag
in Rormegen ein Glaubenswechſel eingetreten fel; fle hatten den
alten Glauben abgeworfen, und König Olaf hatte bas Weſtland
(>. h. wohl dle Hebriden), Hjaltland, die Orkneys und dle Fårder
chriſtlich gemacht. Da fyraden Viele, fo daß Njal es hårte, daß
dieß etwas gang Unerhörtes fei, ben alten Glauben aufzugeben ; da
fagte Njal: mir fåeint, als ob ber neue Glaube um Bieles beſſer
fein merde, und Der felig, der ihn wohl hålt, und menn Leute hier
fjer kommen, weldje biefen Glauben vertindigen, fo mill id dieß wohl
unterftligen. Dft ging er von anderen Leuten weg, einfam, und
murmelte får fid bin.” Man ſieht, wie tiefe Zweifel dem alten
Manne der Religionsfampf erregt; wir werden feinerjeit erfahren,
daß er in der That, als Dankbrand das Evangellum zu predigen
nad Island fam, mit allen den Geinigen fofort aus feiner Hand
bie Taufe nahm. — Andererſeits heit e von bem alten Havardr 10):
„Und ba porbjörn auf ble Felstlippe fam, ba fam eben aud Har
ward heran, und ba Thorbjörn dieß fieht, und waffenlos vor ihm
ſteht, hebt er einen grofen Stein auf, und will blefen bem Haward
an ben Kopf merfen. Und ba Haward dieß fleht, fommt ihm fn
ben Sinn, daf er in fremben Landen hatte fagen hören, daß dort
ein anderer Glaube verfiindet werde als in ben Nordlanden, und
bagu, baf blefer Glaube beſſer und fdrömer fei, wenn Jemand hm
benfelben fund geben würde; ba gelobte er, daß er hieran glauben
wolle, wenn er ben Thorbjörn åberminde.” Da er nun flegt, und
15) Njala 8. c. 101, 6. 156.
16) Isfirdöinga 8. 6.48. Die legten Morte der Stelle: og pad
med, ef nockur kynn! hönum pad ad segla, ad sw Trwa vårl betri og
fegri, pa skylidt hann pri trwa, ef hann sigrad! porblörn, find offenbar
verberbt; indeſſen fann ber Sinn teinem Zweifel unterliegen.
236 II. Wbfdnitt. $. 20.
nad) Jahren erfährt, daß König Olaf Tryggvafon in Rormegen
den neuen Glauben verkünde, fåhrt er Wie volr im nådften Abſchnitte
ſehen werben, bahin und lågt fid mit føinem gefammten Hauſe
taufen: ANG ehe nod das Ghriftenthum in Jøland felbft gefeglid
eingeführt wurde. Hieher gehört ferner Bjarni Sturluson, von
welchem erzaͤhlt wird, baf er bet Gelegenheit eines Beſitzſtreites mit
einem Nadbarn gelobte, das Chriftenthum ansunehmen, wenn ber
fireitige Grund ihm verblelbe, und bag er, als dieſer ihm durd eine
Menderung im Wafjerlaufe gefidert murde, ſich wirklich taufen ließ 7).
— Man fieht, die belben letzteren Beiſpiele feen vote jened erftere
einige, wenn aud noch fo unbeftimmte Bekanntſchaft mit dem Ehri-
flenthume voraus. Dieſe führt bereits zu einem Zweifel darüber,
ob dieſes nicht ble beſſere und kråftigere Religion ſei; ernſte Ueber-
legung iſt får ben trefflichen Njal, eine Art von Gottesurtheil bei
dem roheren Haward und Bjarni der Weg, auf welchem die Loſung
des Zweifels geſucht wird: måhrend Jener durch reifliche Prufung
den Gott zu erkennen ſucht, an den er meint glauben zu ſollen,
ſchlagen dieſe ſich und ihre Verehrung einfach dem Meiſtbietenden zu.
Sn verſchiedener Form bieten aber auch dieſe Erzaͤhlungen Belege
für dieſelbe Unruhe der Gemüther, auf welche die vorhin beſprochenen
Traͤume oder Erſcheinungen einen Schluß verſtatteten.
Abgeſehen aber von dieſer innerlichen Aufregung, welche die ge⸗
ſammte Jolandiſche Heidenwelt ergriffen hatte, und melde theils
einzelne Bekehrungen, theils wenigſtens eine Vorbereitung bes gangen
17) Landnama, I, c. 1, S. 65: „Sein Sohn mar Bjarni, der mit
Ørolf dem Jingeren und feinem Sohne um die kleine Tunga ſtritt; ba gelsbte
Bjarni, das Ghriftenthum anqunehmen; hierauf brach fidj bie Bvita bak Vett,
wo fle jegt låuft; ba gewann Bjarni bie Meine Tunga”, und S. 66: ,,Bjarni
Sturlufon nahm ble Taufe, und wohnte 3u Bjarna
und ließ bort eine Kirche bauen.“ Die jångere 01.8. Tr.
fågt nød bei, daß Bjarni ben Glauben 618 zu feinem Kode treu bewahrt habe. —
Den genealogifden Anhaltspunkten nad muß ber Borgang in die zweite Hålfte
bes 10. Jahrhunderts fallen, und jebenfald fann er id nidt nad dem Jahre
1000 pugetragen haben, al8 in meldjem das Gåriftenthum in Idland gefeylid
eingefåhrt murde. Wo und von wem Bjarni die Taufe empfing, wird nidt
Beridtet; bemerkenswerth iſt aber, daß fein Grofvater, Kalman, vom Meften
fjer eingewandert war: bes Enkeis Runde von ber Madt bes Chriſtengottes
mochte von feinen Keltiſchen und damit chriſtlichen Boreltern herftammen. Dod
war Sturla Kalmanson Gobe, und fomit Zempelpfleger gewefen.
Helande rellgidſe Bufnbe tn Der Beit punkd nad ber erften Mifion. 297
Volkes sum bemnådjftigen Uebertritte zur Folge hatte, fommt dem
Umftande, daß fid nunmehr bereitø eine ziemliche Anzahl elfriger
Ghriften auf der Inſel vorfand, nod eine weitere Bedeutung ju.
Das Beifplel anderer Bölfer und Jeiten zeigt deutlich, mit welchem
glũhenden Gifer die neubelehrten Chriſten weitere Proselythen zu
machen beſtrebt maren, wie rückſichtslos von ihnen geiſtliche wie welt ⸗
lidje Mittel aufgeboten wurden, um jenen ,,gottgefålligen" Jed ju
beförbern. Man darf nidt bezweifeln, baf aud bie Islaͤndiſchen
Ghriften mit gleidjem Eifer die Ausbreitung ihres Glaubens fid an-
gelegen fein leien, unb daß, wenn aud bie Ubermiegende Zahl ber
Heiden ein allzu rückſichtsloſes Borgehen nidt råthlid madte, bod
immerhin bei guter Gelegenhelt mandje Befehrungen von ihnen er⸗
reicht wurden. Allerdings ift uns nur ein eingiged Beifpiel dieſer
Art überliefert; es darf indeß mit Giderheit angenommen werden,
daß aud) in vielen anderen dällen Aehnliches vorgefommen ſein mußte.
Es wird aber erzaͤhlt 18): „Einige Zeit nad des Biſchofes Friedrich
und des Thorwald Kodransſons Abfahrt kam über Jsland ein ſo
ſchweres Mißjahr, daß eine Menge Menſchen Hungers ſtarb. Da
wohnte im Skagaſſörör ein vielvermögender und dabei ſehr grau—
ſamer Mann, der Svadi hieß, an dem Orte, welcher ſeitdem Sva-
dastad ir heißt. Es geſchah eines Morgens, daß er viele arme Leute
zuſammenrief; er hieß ſie eine große und tiefe Grube graben hart
an ber gemeinen Landſtraße, jene Armen aber maren froh, da ſie
mit dem Ettrage ihrer Arbeit einigermaßen ihren grimmigen Hunger
ſtillen kounten, und am Abend, ald ſie mit der Herſtellung bes Grabens
fertig waren, führte Svadi ſie alle in ein lleines Haus, verſchloß ſodann
das Haus und ſprach zu den Leuten, die darinnen waren: freut euch und
feid Luftig, denn ſchnell ſoll eures Elends ein Ende merden; ihr ſollt heute
Nacht hier bleiben, am Morgen aber ſollt hr getödtet, und in eben ber
grofen Grube begraben werden, bie ihr felber gegraden habt. Als
fe aber dieſen graufamen Spruch hörten, daß ihnen får ihre Arbeit
der Tod beſtimmt ſei, fingen ſie an die ganze Nacht hindurch mit
ſchwerem Kummer zu ſchreien. Da geſchah es, daß Thorwald der
Chriſt, Spalbodvars Suhn19), in derſelbigen Nacht in ſeinen Ge⸗
ſchaͤften durch bie Gegend zog, ſein Weg aber lag gang früh am
18) Jingere O1. 5. Tr. 6. 225, 6.222—4.
19) Bergi. aber ihn oben, $. 16, Unm.22, ſowie $. 19, Anm.26 und 27.
238 1. Wbfønitt. $. 20.
Morgend eben an jenem Haute hin, in dem die armen Leute drinnen
waren, und ba er ihr Håglidjes Geheul hoͤrte, ftagte er, was ihnen
ſolchen Jammer bereite; da er aber von ihnen ble Wahrheit erfuhr,
ſprach er ju ihnen: vir mollen mit einander ein Gefdåft madjen,
wenn ihr mit mir einverftanden feid; menn ihr an den wahren Gott
glauben wollt, an ben id) glaube, und bad thun, was id eudj vore
ſchreibe, fo will id) eud von bier frei madjen; fommt dann zu mir
nad) As, und id) will euch Alle ernåhren. Sie erklårten, blef gerne
åu wollen; ba nahm Thorward ble Riegel von der Thüre weg, fe
aber jogen in aller Eile voller Freude fogleidj aufmårts nad felnem
$ofe ju As. Als aber Svadi beffen gewahr wurde, wurde er ger
waltig gornig, er war ſchnell entſchloſſen, waffnete fid und feine
Leute, fie viten ſodann in voller Haft hinter ben Flidtlingen her,
er wollte fie fangen unb tödten, und anbererfeitd hatte er vor, bie
Schande, die er erlitten 3u haben meinte, Dem graufam zu vergelten,
ber Jene befreit hatte; feine Bosheit und Schlechtigkeit fiel aber auf
fein eigenes Haupt juriid, denn ald er rafd an bet Grube hin voran⸗
vitt, ſtuͤrzte er vom Pferde, und war alsbald todt, fo wie er die Erde
berũhrte, und in berfelben Grube, welche er unfduldigen Leuten zu⸗
geridjtet hatte, wurde er, ber ſchulddolle Heide, felbft von feinen
Begleitern begraden, und bagu nad alter Gitte fein Hund und fein
Pferd mit ihni. Thorward ju As ließ aber ven Priefter, den er bet
fid) hatté, jene armen Leute taufen, bit er vom Tode erlöſt hatte,
und in der heiligen Lehre unterridten; er ernährte fle da Alle bel
fid fo lange bas Mißjahr währte““. Cine Befehrungsgefdidte ble,
fo åuferlidj aud) ble babe ju Grunde liegenden Lriebfedern maren,
Bod von dem Mönde, der die Sage zuſammenſchrieb, mit ſichtlichem
Wohlgefallen ersåhtt wird!
Werfen wir endlich noch die Frage auf, welches die Lage der
einzelnen Belehrten in ihrem Verhältniſſe zu ihren heidniſchen Lands⸗
leuten geweſen fei, fo tritt uns bie eigenthuͤmliche Erſcheinung ent-
gegen, daß unſere Quellen, deren bod) ein guter Eheil mit Reliquien⸗
miraleln und anderen Wundergeſchichten ſich mit Vorliebe zu thun
macht, nicht von einem einzigen Märtyrer und von keinet Chriſten⸗
verfolgung auf ber Inſel au berichten wiſſen. Man ſcheint bemnad
den Chriſten, wenn ſie nur ihren politiſchen Pflichten genågten, und
gegen bie deſtehende Staatsrellgion nicht, wie Thorwald utd Biſchof
Solande religidfe Bufrinde kr døt Belt punddift nad ber erften Miifion. 239
gjkebitds- bie: gen hatien, poſttw feinbfelig auftraten, MHS in
ben Weg gelegt, und fie um ihres Glaubens willen nidt gekränkt
aa fjaben. Gin einages Beifpiel einer gerichtiichen Verfelgung eines
Ghriften mird uns berichtet, und felbft in dieſem Halle ift deren Grund
nicht unmittelbar deſſen Glaube, fondern ble, freilid aus veligidfen
Bedenlen erfolgte, Verweigerung der Erfüllung ſtaatsrechtlicher Ber-
lidtungen. Der Fall aber ift folgender 20): Ein gewißer porleifr
enn kristei aus Krossavik (&reubucjt), den ſchon fein Beiname
als einen guten Chriſten bezeichnet, ohne daß man bod erführe,
wann ub mo er ble Taufe empfangen hade, hatte ſich mit dem
mådjtigen Haͤuptlinge Brodd-Helgi wegen einer Erbſchaftsſache ver
feinbet, unb biefer war barum bemåht, ihm einen beliebigen ſchweren
Medjtshandel ansuhången. Bald bot fid hlegu eine Gelegenheit dar,
nn Belo hieß Steinvör; fie war Tempelprieſterin und pflegte des
Hauputempels. Dahin muften alle Bauern Tempelzoll begahlen.
Sieinvor ſucht den Brobdhelgi auf, denn fie mar ihm vermandt, und
mht ihm ihre Roth, daß Thorleif der Chriſt den Tempeholl midt
wie anbere Leute bezahle. Broddhelgi aber ertlårte, er wolle blefe
ihre Aagſache gegen Thorleif den Ghrifen får fie uͤbernehmen. Gin
Mann hieß Ketill, ber im Fljotsdalr wohute, und ben man ben
piden Setil nannte; ein tådjtiger Geſell, und ſehr entſchieden. Das
iſt nun von ber Fahrt des Helgi au beridjten 21), daß er dei Ketil
pa herbergen fam, und biefer nahm ihn gut auf. Sie verpflidten
ſich unter einander ju guter Freundidjaft. Helgi ſprach: eine Gade
iſt, Ketil, die ich Did) bitten möchte fir mid) ausguridten, gegen Thorleif
den riften megen Tempelzolls zu Hagen, und ihn vorerft zu laden;
ich aber Will um Ding fommen, und bort wollen wir dann Beive
axſammenhalten. Ketil fagt: id) minde mid dir nidt ju Freundſchaft
+20) Vopufirdinga 8. 6.6—11; Hinger, unter Begugnahme auf jens
Gage, tn der fingeren 01.8. Tr. c.228, S. 239, und Kristni 8. oc. 141,
6.948. Da übrigens nad ben Islenzkir Annalar Broddhelgi bereits im
Sahte ØYA erfdlagen morden fein foll, måte ber Borfall nod vor bie erfte
Miffion gefeft werden.
21) Hélgi porgiisson war be Haͤuptling eigentlid genannt; er erhielt
aber ſchon in früher Jugend ben Kennnamen Brodd -Helgi, weil er einmaf
bei ein Gtierfampfe bem eigenen Gtisre. dadurch mrfgeholfen hatte, dag er
ifm Steigeiſen (mann-broddar; dlgsutlid Månnerfpigen) vor ble Stirne band.
Die Ramen Helgi und Brobdhelgi mögen barmms medfelm.
240 11. Wbflnitt. 6. 20.
verpflichtet haben, menn id) gewußt håtte, bafi blef babei ju Grund
Hege, benn Thorleif iſt ein bellebter Maun 22); bennod will id dir
bas erfiemal Nichts abfdlagen. Ste trennten fidj dann, und Helgi
"geht feiner Wege. Ketil madt fid von daheim auf, da es ihm elt
bagu ſchlen, und fie ziehen ihrer zehn Mann sufammen. Sie fom»
men früh am Tage nad Kroffavit. Thorleif ſtand braufen, und
grifte ben Ketil und bie Seinigen, und bat fle Ule zuzukehren,
Ketil aber erklårte, es fei mod ju fråh um Gaftung anzunehmen,
bei dem guten Wetter bas da fei. Ketil fragt, ob Thorleif ſeinen
Temwpelzoll bezahlt habe; er antwortet, er meine er fei bezahlt ee).
Das ift mein Gefdåft dahier, ben Tempelzoll einguforbern, fagt Ketil,
und es ift får bid nidt thunlid, ihn zurückzuhalten, da ihn Jedere
mann zahlen muf. Thorleif antwortet: mehr als vie Gparfamkeit
geht mir dabei Das zu Herzen, daß mir alles das übel angelegt
ſcheint, mas dahin gegeben wird. Ketil antmortet: bas ift eine grofe
Thorheit, daß bu glaubft dieß beffer zu wiſſen als alle anderen Leute,
wenn bu foldje gefeglide Mbgaben (ögskyldir) midt zahlen wing.
Thorleif antwortet: id Himmere mid nidt darum, was du fiber
biefen Punkt fagft. Hierauf benannte Ketil fid Jeugen, und lud
Thorleif ben Chriſten, und als die Labung zu Ende war, bot ihnen
Thorleif an da au bleien, und fagte, bas Better werde unverlåffig
werden. Ketil fprad, er wolle gehen. Thorleif bat fre zurüczulehren,
wenn bas etter anfange grob ju werden. Sie gehen nun fort,
und hatten nidt lange auf bas Unwetter zu mwarten, und fie muften
umfefven. Sie famen gang fpåt au Thorleif, und maren ſehr er-
mibet. Dorleif nahm fie gut auf, und fie fafen ba amet Nådjte,
durch bas Wetter gehalten, und je långer fle ſaßen, deſto beſſer wurde
ble Bewirthung. MG aber Ketil mit ſeinen Leuten gur Ubreife ge
rüſtet war, da fprad er: wir haben hier gute Bewirthung gehabt,
und bu, Thorleif, haft vid) als ein vortrefflicher Geſell erwieſen, und
ich will dir damit lohnen, baf bie Klage gegen did) fallen gelafjen
werden foll, und bag id) von jegt an bein Freund fein werde. Thorleif
22) madr vinsåll; bem ſtand alfo fein Chriſtenthum bei den Heiden nidt
fan Aege!
23) d. 6. eb fei Alles bezahlt, wab er am Tempelzoll Aberhaupt bezahle,
namlich RidtS; die umidreibende Erklarung midt zehlen zu wollen, erfdeint
hoſlicher ald eine birecte Ublehmung.
Selands veligidfe Buftinbe in ber Belt panichſt nad ber erſten Miſſien. 241
antwortet: beine Freundſchaft ſcheint mir viet merth, baron aber
liegt mir Nichts, ob bie Klage falken gelaſſen wird oder nidt; id
vufe einen foldjen Bundbruder an), ber nicht zulaͤßt, daß mir Sol⸗
ches widerfahre. Mit fo bewandter Sadje trennten fie id, und eg.
geht alfo bie Jeit hin bis jum Ding.” — Man fieht, Thorleif biletet
ein erfreulidjes Beifpiel einer wahrhaft Innerlidjen Betehrung, vie
fid in feſtem Beharren bei dem Glauben, und überdieß in einem
liebreidjen Benehmen gegen ble Mitmenfdjen, und feien eg aud
Gegner, åufert; nicht minder aber tritt bie Duldfamfeit bes Heiden»
thumes in ihrer vollen Milde hervor, indem nidt nur von einer
Berfolgung des Glaudens megen keine Rede if, fonbern feldft bie
Einklagung öfjentlider Abgaben, wo beren Entrichtung megen rele
gidfer Bedenllichleiten unterblieben IR, als etwas Ungeeignetes, und
nur aus befonderer Feindſeligleit zu Erklaͤrendes betradjtet wird. Daß
aber eben biefe Duldfamkeit der Grhaltung nidt nur, fonbern aud
der meiteren Musbreitung bes Chriſtenthums in Island im höchſten
Grade förberlid) fein mußte, bedarf wohl einer befonbern Grwåhnung.
Trog der Bordereitung bes Bolle im gangen auf den neuen
Glauben, trog der geringen Berfolgungsfudjt des Heidenthums gegen
beffen Bekenner, trøg bed Eifers endlid, mit welchem die Neubelehr⸗
ten wieder mweitere Brofelythen zu madjen bemåht maren, mußte nun
aber, bamit bie Befehrung der gefammten Infel gelinge, nod ein
weiterer entſcheidender Umftand hingutreten. Schon ihrem biøkerigen
Verlaufe nad mar die Geſchichte des Jslaͤndiſchen Chriſtenthumes
weſentlich durch bie dortſchritte bedingt geweſen, welche dieſes fm
åbrigen Norden machte; vom Auslande aus erſolgt aud der legte
Anſtoß, ber ben neuen Glauden auf der Inſel zum herrſchenden mad.
Bisher hatte nåmlid ber Umftand, daß in Dånemart ſowohl als in
Norwegen ble mene Lehre ſich feit der zweiten Hålfte des 10. Jahre
hunderts wenigftens einigermafien eingeblirgert hatte, nur die Be-
bdeutung filt Joland gehabt, daß biefelbe dadurch dem Lande nåher
geriidt wurde, daß alfo einmal zahlreichen Einzelnen Veranlaſſung
24) felagi; eigentlich Compagnon, der mit Einem in Gutergemeinſchaft lebt.
Die Heiden bezeichnen ihre Lieblingsgdtter zuwellen als ihre Freunde oder Bufene
freunde, und ſtehen, wie anderwaͤrts gezeigt werden foll, allenfalls aud wirklich
in Gutergemeinſchaft mit denſelben; hier ſcheint indeſſen der Ausbrud mekr
hamoriſtiſch gebraucht werden zu wollen.
Manter, Mefrprung. 16
242 TL Mbfdultt. 9. 20.
geboten war biefelbe fennen zu fernem, over aud) wohl, wenn aud
mur duferer Bortheile megen, halbwegs oder villig anzunehmen, —
bag ferner audj ben Jelåndern in Mafje die neue Religion nunmehr
als eine refpectable, weil mådjtige und meitverbreitete, erſcheinen
mufite, was wieder ben Abſcheu vor einem Uebertritte zu berfelben
milderte und ben Reiz fle fennen gu lernen, freigerte, zugleich aber
aud) bie Stellung ber ſchon befehrten Månner zu einer minder iſo⸗
lirten und mifadteten madjte. Wåre nun aber hiebei der Einfluß
der allmaͤhlig belehrten Nachbarlande flehen geblieben, fo måre Jsland
jedenfalls nur ſehr allmaͤhlig, wenn åberhaupt jemals sum Chriften-
thume heråbergefåket worden; ble Crmöglidung oder bod bedeutende
Beſchleunigung dieſes Erfolges verdankt ble Infel direct auf ihre
Belehrung gerichteten Veſtrebungen bes Norwegiſchen Königs Olaf
Tyggvaſon. Seine tief eingreifende Wirkſamkeit får die Ausbreitung
des Chriſtenthumes in den ſaͤmmtlichen Landen Rorwegiſcher Be⸗
vollerung, und darunter denn auch in Joland, hat aber ben aus⸗
ſchließlichen Gegenſtand bed folgenden Abſchnittes zu bilden.
In. Abfdnitt
Sönig Olaf Tryggvefen ald Berkinder des Chriftenthumet.
$. 21.
Bas Chriftentjørn in Bånemark und Sweden während Ver beiden
letzien Deceunien des 10. Jahrhunderts. ;
In Dånemart war das Chriſtenthum feit der Mitte bes
40. Jahrhunderts durch ble Siege der deutſchen Könige feft begrilndet..
Sn Jåtland war ein geordneter Epiſtopat eingeführt, an welden
fl bald ein welteres Bisthum får Fühnen anſchloß; König Harald
ſelbſt hatte mit ſeinem ganzen Hauſe die Taufe empfangen, und
gleichzeitig war dieſelbe ſicher einer großen Zahl ſeiner Untergebenen
annehmlich gemacht oder aufgezwungen worden: mit Eifer wurde von
Jutland aus die Bekehrung Schonens und der Inſeln in Angriff
genommen, und jegt bereits nicht mehr blos durch fremde Miſſio⸗
nåre betrieben. Raſch erwuchs unter ſolchen Umſtänden ber neue
Glaube zu einer Macht im Staate; aber freilich hatte derſelbe immer⸗
hin noch ſchwere Stirme zu beſtehen, ehe ſeine Herrſchaft im Dånis
ſchen Reiche als eine unbeſtritten feſtſtehende gelten konnte.
König Harald ſelbſt ſoll freilich dem Glauben, ben er einmal
angenommen haite, treu geblieben fein; dagegen neigt ſich deſſen Sohn
Svein ganz entſchieden dem Heidenthume zu, und bereits bei Lebzeiten
des Vaters kommt es zu offenem Kampfe zwiſchen beiden Religions⸗
parthelen. Nach Islandiſchen Quellen ſoll Svein ein unehelidjer
Sohn Haralds geweſen und von ſeinem Vater nicht anerlannt wor⸗
den ſein i); dagegen bezeichnen ihn andere Berichte als einen Mann
1) Jomsvikinga 8. ce. 17, 6.52—5; Knytlinga 8. c.4, S. 182;
Heiæskr. OL 8. Tr. o. 11, 6. 198, unb jångere 01. 8. Tr. 6. 51,
6.86; porvalds 8. vidförlia, 6.2, 6.262, und jingere O1 8. Tr.
6: 40, €. 257.
16*
244 tin. üibſchnitt. $. 21.
ber edelſten Mbkunft2), und ald ehelichen Sohn bes Kodnigs, möge
nun feine Mutter Gunnhild oder Geirrid (Gyritha) geheifen haben).
Sn früher Jugend war Gvein, als fein Bater mit der Königin
Gunnhild die Taufe empfing, mitgetauft worden (um 965), und von
ſeinem kaiſerlichen Pathen hatte er den Ramen Sveinn Otto ober
Otta Sveinn erhalten 4). Jelindifdje Gagen laffen ihn bei einem
mådjtigen Håuptlinge in Fühnen, Palnatoki, aufgezogen werden, ber
fich bes Knaben wider den Willen des Vaters angenommen habe 5);
indeſſen ſcheint dieſer oki, meldem bie Jelåndifdjen und qum heil
aud) Dånifdjen Queen mehrfad einen befimmenden Einfluß auf
Sveins und Haralds Gefdide einråumen, ene durdjans ungeſchicht⸗
Ude Perfon, meldje, bereits der ålterem Gage angehörig, mit ben
Borgången der hier zu befpredjenden Jeit erft fyåter in Berbindung
gebracht wurde e). Bald tritt nun aber zwiſchen Bater und Sohn
2) Eneomiam E I (Bangebet, II, 474).
3) Jenes ſcheint 4 m. II, 6.3, 6.307 anzudeuten. dirfed ſagt
Saxo Grammat. X, 6. drüctlich; da indeſſen Geirrid, ebenda,
S. 480 erſt nad irer Untunft in Dinemart, wohin fe mit ihrem Bruder
Styrbjörn gefløhen war, ben Harald heirathete, alfo qu einer Beit, ba Svein
langſt geboren war, ift bie legtere Ungabe entſchieden irrig.
4) Adam. Brom. I, c.3, 6.307, und Sögubrot II, €. 1, 6.418;
Heimskr. 01. 8. Tr. 0. 29, 6.220, und jiingete OI. 8. Tr. 6. 70,
64.130; Knytlinga 8. c. 1, 6.180.
5) Jomsvikinga 8. c. 14—7, 6. 43—56, woſelbſt aud audführliche
Wngaben åber Totis Ubhunft fich finden; bie jångere OL MG. Tr. 0. Så,
S. 154—5 hat offenbar hieraus gefdøpft.
6) Sqhon under den Kåmpfern bed vorgefdidtiiden König8 Harald Gilde»
tanb tvitt bei Saxo Gramm. VIII, 6. 370, ein Toki Jumensi provineia
ortus auf, unb es mag fid hieraus erflåren, daß auf unferen Toki Palnason
ble Stiftung ber Jombburg quridgeflhrt werden will Der Meifterfdjuh, met»
den Saxo Gramm. X, 6.496—90 bemfelben beilegt, wird in anderen Gagen
ſchon bem Egill, einem Bruder des Schmids Volundr nacherzaͤhlt, pidreks
8. af Bern, c.75, S.90—1, fpåter aud bem Eindridi ibreidr, jångere
01.8. Tr. 6.235, 6. 271—2, dem Hemingr Aslaksson, Hemings p.
(nad Måller'6 Sagabidl. III, 359—40), in Holftein dem Henning Wolf, Mål
lenhof, Sagen, Måhrden, und Lieder ber Herzogthlimer Gålefroig, Oolſtein
und Sauenburg, &.57—8, in England dem William of Gloudedle, am Rhein
einem gewifjen Pancherus, in ber Schweij endlich, ble ber Gage am meiften
Berbreitung verſchafft hat, dem Bilhelm ell, val. 3. Grimm, D. M. S. 353—6,
und 1214 — 5, und in ber That ſcheint fd aus der Nachbarſchaft bed Grabets
des Kolle Skytte und des Hemingbdynge in Gåonen (Peterfen, Damm. Gift
Kbuig Olaf Tryggskfon ald Vertunder bek Chriſtenthumes. 24G
bie volifiinbigfe Gutfrembung ein. Die Weigerung Haralds den
Svein anguerfennen, oder aud ihur, wie bei Königsfölnen üblich
war, elne Herrſchaft im Reiche anzuweiſen, nöthigt ben Lepteren,
fid) auf ble Heerfahrt zu legen, wobei bie elgene Helmath keineswegs
verſchont bleibt7); wir finben eben jegt ben Jelånder porvaldr vid-
förli als Heergefellen desſelben, und erfahren, wie in Brettand, 0. h.
Bales, deſſen Einfluß einmal dem gefangenen Heerfönige felne Frei⸗
helt wieder verſchafft 5): mit Sveins Heergågen mag es ferner zu⸗
fommenhången, wenn nad långerer Ruhe gerade in den Jahren
980—2 England wieder von plånbdernden Dånenfdaaren ju ersåhlen
weiß ). Nad långerem Herumſchweifen aber kehrt Svein endlich
wieder heim, und es fommt ſofort zwiſchen ihm und Harald zum
entſcheidenden Kampfe, in welchem Lehterer eine tödtliche Wunde
bavontrågt; gerade bei dieſem Erfolge aber find eg ble religldfen
Zuſtaͤnde Daͤnemarks, weldje vor Allem mafigebend merben. Die
å Øebenolb, LI, 174) gerabegu auf elne Vermiſchung ber Schützen Tok und
Heming in ber Gage ſchließen zu laffen. Sueno Aggonls, c.A, (Lange»
bet, I, 51—24) ringt nidt nur ben Palnatoki mit den Bermirfnifen unter
$Harald und Svein in gang anderer Weiſe ald bie fibrigen Quellen in Verbin⸗
bung, ſondern laͤßt benfelben überdieß dem Legteren gegentiber gang ble Rolle
ſpielen, ble anderwaͤrts bem vdllig hiſtoriſchen Gigvaldi kbertragen wird. Die
genealogifde Berbindung des Toli mit Vagn Akason und durch blefen mit
ben Grabifddfen Abſalon und Deur, wie folde ble Jomsvikinga 8. angibt,
ift weder dem Saxo noch bem Sveinn Akasom, bie bo Beide bem erfteren
Kirdjenfirften fo nahe flanden, betannt. In Fuͤhnen endlid geht der Gage nad
mød) jegt der Palne · Jaͤger als wilder Jager um, Thiele, Danmarld Hollefagn,
n, 121—2, 3. bal. Def Schol. 37 jum Adam. Brem. 6.323 einen
Toki dux Winlandensis al8 Bater des jilngeren Odinkat nennt, das Chron.
Anglos. a. 1001, 6.408 aber einen Pallig fennt, ber fid dem Engliſchen
Kömige Uedelreb unterworfen hade, dann aber von bemfelben wieder abgefallen
få, ſcheint, da aufer der Ramensilbereinftimmung gar keine Anhaltspunkte zu
einer Bergleidung geboten find, nidt geeignet, ble geſchichtliche rifteng des
Soli oder ſeines Vaters Palni wahrſcheinlich ju madjen.
7) Helmskr. 01. 8. Tr. c. 38, 6. 220—30; jångere 01. 8. Tr.
6. 84, S. 154; Kaytlinga 8. c.4, 6.182; die Jomsvikinga 8.
€: 18—20, 6.50—62, laßt hier ben Palnatoll wieder feine Rolle fpielen. Man
bemerle fibrigend, wie menig biefe Ungaben ju ber Annahme flimmen, daß Has
ralb dem Gvein ein Reid in Bilen eingerbumt hade; val. oben, $.17, Unm. 11.
8) porvalds 8. vidförla, 0.2, 6.262; jingere O1. 8. Tr.
6. 130, 64.257; val oben, $.19, Anm. 6.
9) Chron. Anglosax. a. 980—2, 6.309.
246 om Ojdttt. $. 21
Zelander freilich laffen nur bie håufigen Planderungen Gueins im
eigenen Lande den Kampf veranlaffen 19); bagegen hjebt Adam von
Brewen hervor, daß es bie Unhånger des Heidenthumes maren,
weldje, erbittert fiber ben aufgezwungenen Glaubenswechfel, bem Svein
gum Giege verhalfen 1), und Saro, ber freilich ben Vorgang fagen-
måfig ausgefdjmfldt erzaͤhlt und namentlidj wie ble Jslånder einen
Pfeilſchuß bes Tok die Todeswunde bem Könige bringen läßt, fieht
ebenfalls in ber Begiinftigung bed Chriftenthumes, ju melder nad)
ihm freilidj aud fonft mod mandjedei Bedrüdungen hingufamen,
den Grund bed Aufftandes 12): aud) bei Svend Aageſen, beffen Dar-
flellung freilid im Uebrigen ſehr vermiret ift, merben dieſelben Motive
der Gmpörung angegeben 19). Dieſen übereinſtimmenden und an ſich
wahrſcheinlichen Jeugnifjen gegenũber fann weder dle vereingelte Rach⸗
vidt einer, wiewohl fonft verlåpigen, Rordifden Quelle in Vetracht
fommen, baf Harald an einer Krankheit geftorben fei 14), no aud
bie Ungabe eines anberen, der Felt nad allerdings ben Ereigniſſen
nahe ſtehenden Autor, daß Gvein, allgemein beliebt und ohne alle
eigene Schuld nur von feinem Vater gehaft, von dieſem mit der
Entziehung ber Thronfolge und ber Verweiſung aus dem Lande ber
droht morden fei, und bafi fid in biefer Noth bas Geer feiner an»
gmommen und ben Harald nad einer glådliden Schlacht ju den
Slaven ju fliehen gendthigt hade, bei denen er bann verſtorben fei 13).
10) Ste laſſen aud wohl nidt im Kampfe, fondern wåkrend einer kurzen
affenruhe ben König von Palnatoll, dem Såpen, hintertifig erſchleßen. Sv
bie Jomsvikinga 8 c.20—1, 6.62—7, und jångere 01.9. Tr. c. Så,
6.154; val femmer Helmskr. OI. S. Tr. 0.38, 85.230, und Knytlinga
8. 0.4, 6. 182—3, melde ben Volt wenigftend bei ber Schlacht ebenfalls ber
theiligt wiſſen.
11) Adam. Brem. ll, c.25—6, 6. 315—6; Sögubrot II, c.2,
E. 418—9.
12) Baxo Gramm. X, S. 486—91.
13) Suen. Aggon. 6. 4, 6. 51—4. Die Venviremg ift namenttid
baburdj veranlaft, baf ble fpåtere Gefangennahme Sveinb burdj die Jombburger
mit befen Kampf gegen Harald vermengt, und babei dem Palnatoli, ber hier
auf Haralbö, nidt auf Sveind Seite ſteht, die Rolle bed Sigvaldi jarl Aber
tragen wird. Wunderlich ift, daß hier Harald auf der Fludt var Svein vom
Ølauben abgefallen fen, Letzterer dagegen benfelden aufredt gehalten haben
foll, was bod ju den angegebenen Motiven der Empdrung in keiner Weiſe pakt!
14) Fagrsk. 6.51.
15) Encomium Emmuao, I, 6.474. Aud Abam, Garo und Svend
König Olaf Tryggraſon ald Merkihder des Chriſtenthumes. VAT
Die Leptere Darſellung vernåth gang benlid des audj bei Gen
Aageſen etnigermafien ſich geltend madjende Beſtreben, die Schuld
bes ſpater fo machtigen und auch ber Kirche befreunbelen Königs
Svein zu mildern; wollte bod aud König Svein Ulføfon, Adams
Gewaͤhrsmann, von ber Auflehnung ſeines Ahnen gegen deſſen Vater
und bie Kirche nicht viel geſprochen wiffenl
Haralds Tod, melder in bas Jahr 985 oder 986 fållt 19), be⸗
zeichnet nun den Beginn einer Meaction gegen vas Ghrifenthum,
weldje fid aus beffen zwangsweiſer Einführung volllommen erklaͤrt;
es begreift fi, daß kirchliche Schriftſtellet im Zuſammenhang damit
ben alten König als einen Mårtyrer feiern und von Wundern zu
fyredjen wiffen, bie er in feinem Leben wie nad felnem Tode ver»
erwaͤhnen, daß Harald, ſchwer verwundet, nadj Jumne, Jalinum, Bynuisburg,
b. 5. nad ber an ber Slawiſchen Kifte gelegenen Jombburg floh, und dort
erft an feiner Wunde ſtarb; ble Anlage der mit Nordiſchen Kriegern befegten
Burg wird aber Fagrek. 6.50; Knytlinga 8. c. 1, 6. 179; Saxo
Gramm. X, 6. 490; Sueno Aggonis, co. 4, 6.51, fbereinftmnend
auf König Harald ſelbſt zuruckgeführt, und foll bie Frudt eines glücklichen
Kriegeb gegen bie Wenden geweſen fein. Undererfeitd lågt freilid nidt nur
ble Jomsvikinga 8. c.23, 6.73—4, und jngere 01. 8. Tr. c. 8
6. 154, bis Gtiftung ber Burg von Palnatoki ald Befenbmann eined Wenden ·
fuͤrſten aubgehen und erft 12 Jahre nad Garaldb Tod erfolgen, fondern aud
bie Eyrbyggja 8. o. 29, 6.148 nennt dieſen in ben lehten Decennien des
Sahrhundertd alt beren Håuptling. Man fieht, wie aud hier wieder ber Geld
ber Gage willkirlid an bak gefdidtlide Factum angemåpft wird, und wie
wenig babei bie gefdidtlide Partheiftellung ber Jombburg auf Seiten Haraldé
mit ber bem Palnatoki von den Islandern jugeriefenen Berbinbung mit Svein
ſtiumt!
16) Udam von Bremen ſowohl als bat Necrologium Isjando-Nor-
vogicum bei Sangebet, II, S. 517 geden ben 1. November ald Haralds Todrb-
tag an, ohne das Jahr ſeines Kodeb ju erwåhnen. Dod laͤßt Adam denfelben
nad) 50jåbriger Regisrung in den legten Jahren des Erzbiſchofſs Adaldag (+ 988)
fretben. Die S0jåhrige Dauer ſeinet Meglerung beftåtigt bie Knytlimga 5.
0.4, S. 183, våhrend die Jomsvikinga 8. 0.21, Ø.67 nur von 47 Jahe
ven wel. Da König Geinrid im Jahve 934 noch einen Heerzug gegen Gorm,
$Haraldb Vater, unternahm, lonnte nad jener Rednung Haraldö Tod nidt vor
964, nad birfer nicht vor 981 fallen; ba ferner aus Styrbjorns fpkter noch
zu befpsedjender Geſchichte hervorgeht, daß Harald befjen in den Jahren 962—5
eingettetenen Fall fiberlebte, ergibt fich eine nod engere Beitgreme fr des
Grfteren Kod. Die JGlåndifden Unnalen verlegen benfelben in bas Jah
965, und es ift ein reiner Berftop, wohl burd Schreibſehler veranlaft, wenn
mehrere Texie Patt befen bat Jahr 958 nennen.
pe TIL Wbfduitt. 6. 21. f
vidjtet haben folltetr). Wisbalb begann elne harte Berfolgung bes
chriſtlichen Glaubens in Dånemark; vergebens fudjte Adaldags Rade
folger, Erzbiſchof Libentius (988—1013), ſich in der ſchlimmen Jeit
ber Nordiſchen Miſſion angunehmen, vergebens durch mehrfadje Ge-
ſandtſchaften und veldje Geſchenke ben wilden Sinn des neuen Here»
ſchers zu erweichen: zu einer Rückkehr gum Shriftenthume, oder aud
mur zu gröfierer Milde gegen dasſelbe ließ ſich Svein nicht bewegen 15).
Gin Glück får die Kirde, dag ſeine Reglerung sunådjft allzu kurz,
dann aber aud durch mandjerlei Unternemungen und Zwiſchenfälle
allzuſehr gefört mar, als daß fle die bereits feſtgewurzelten Anfaͤnge
ber neuen Religionsordnung auf ble Dauet håtte untergraben Fönnen!
Zunaͤchſt ergaben fidj nåmlid eigenthümliche Conflicte mit ben
Somsvifingern, d. h. einer Schaar Nordiſcher Krieger, welche König
Harald tn ble von ihm an der Slaviſchen Kåfte gebaute Jomsburg
gelegt hatte, unb welche durch ble Art ikrer Jufammenfeung, bie
in fortwaͤhrenden Kåmpfen gewonnene unb erprobte Gewandtheit in
der Waffenführung, endlid aud burd ble Strenge rer Disdplin
ein keineswegs veråditlidjer Gegner war. Wiederholt gerieth König
Svein in dle Gefangenfdaft dlefer Heergenofjen; wiederholt Löfte ihn
das ber Religion wegen ihm aufs Aeußerſte anhånglidje Bolt mit
ſchweren Koften aus 19), zuletzt aber mukte er fogar su einer mehr⸗
fadjen Verſchwägerung mit Sigvaldi, bem Jarle ber Jomsburg, und
mit beffen Lehensherrn, dem Wendenkönige Burizleifr, bie Hand
bieten 20). Hieran knüpft fl ſerner eine von Svein veranlafte,
17) Adam. Brem. Il, 6. 26, 6.315. lå ber erfte Dinifdje König
wurde $aralb in gemeihter Erde beftattet, und zwar in der von ihm erbauten
Srinttatislirdje zu Mocblilbe; aufer dam weiß hievon aud Gayo, bie Jomb-
vilinga und ble nytlinga Gage.
18) Adam, Brem. Il, c.27, 6.316; Saxo Gramm. X, 491.
19) Adam. Brem. II, €.27, 6.316, weldem Sögubrot Il, €3,
4.419 folgt; nad Saxo Gramm. X, 491—4, welden ein J6låndifder
Annaliſt, a. 998 audfdreibt, waͤre Svein nod ein dritted Mal gefangen und
ausgeldſt worden, und håtte bel biefer Gelegenheit Aberdiep einen Urfehdeeid
ſchworen måffen. Cine siemlid vermirrte Darftellung der Gefdidte Sveins,
weldje menigftend einer einmaligen Gefangenſchaft und Ausldſung dedfelben ge-
bent, finbet fid bei Thletmar Merseburg. VII, c.26, (Berg, V, 848).
20) Fagrsk. $.51—3; Jomsvikinga 8. c. 35—6, 6. 99—107;
Odår, 6.30, 6.285—6 wiederholt nur ble Ungaben der vorigen Sage, måk»
vend MundjB ert, c.25, S. 20—230, vdllig felbftåndig bafteht, und neben
$bnig Olaf Xryggvefo als ertknder bed Cjriftentfumeb. 249
wenn aud nicht perſonlich geleitete Unternehmung gegen Mormegen.
Der Avfall des Jatles Hakon von König Harald hatte bereite biefen
Vepteren au einem Heerzuge gegen benfelben veranlaft, der freilich
ohne redjten Erfolg geblieben mwar2!); jegt IR neuerbings von einem
Sriege gegen jenes Reid ble Rede 22), Svein aber wåhlt fid elm
minder gefåhrlidjes Mittel jur Befricdigung feiner Rade an dem
Jarle oder and) feiner Unfpridje auf deſſen Reid. Altheldniſche Sitte
brachte es mit fid, daß ein feierlidjes Erbmahl den Eintritt bes
Nachfolgers in die Verlaſſenſchaft bes Berftorbenen begeldnete, und
e6 war üblich, daß bei dieſem feſtlichen Anlaſſe angefehjene Månner
durch feierliche Gelũbde fid gu ruhmwirdigen Thaten verbanden 9);
dieſem Brauche folgend, hielt nun König Svein ſeinem gefallenen
Vater Harald, oder aud dem Vater bes Jarles Sigvaldi, oder Beiden
zugleich bas Erbmahl, und lud bagu ble Jomsvilinger in Maſſe ein.
Sie erſchienen; ald es aber bagu Fam, ble Gelåbde zu thun, und
Svein ſelbſt fid verſchworen hatte, binnen brei Jahren England zu
erobern, wußte er es bahin 3u bringen, daß Sigvaldi fein Gelübde
darauf richtete, binnen gleicher Friſt dem Hakon Jarl das Reich zu
ber Heitathoverbindung auch noch ein Loſegeld fir Svein jakten (åt. Vergl
femmer Meimakr. OI. 8. Tr. c. 38, 6. 230, und jångere 61. 8. Tr.
6. 84—5, S. 156—00. Dieſe legte Gefangenſchaft bek Svein, auf melde aud
Saxo's Beridt ziemlich pakt, wird von Svend Magefen wie ſchon bemerkt mit
dem Kampfe poifden Jenem und Harald zuſammengeworfen.
21) gl. oben, 6.17, Arm. 22.
22) Helmskr. 01. 8. Tr. 6.38, 6.230; jngere 01.8. Tr. 6.85,
Seite 160.
23) Fagrskinna, 6.55: , enn nun Erbmahle (er) gehalten murden
nad) alter Gitte, da follte cd PUGE ſein fie zu halten in dem Jahre, in mel
Gjem ber geftorben war, nad) meldjem bas Erbmahl getrunfen wurde, ber aber,
ber das Erbmahl hielt, der follte fidj nidt eher in ben Sig deſſen feyen, ben
er Beerbte, als bis ble Leute ba Erbmahl getrumten båtten. Um erften Abend,
wenn bie Seute zum Erbmahle famen, ba ſollte man viele Bollbeder ſchenken
in ber Meife wie jept bie Minne, und fie weihten biefe Bollbedjer ikren måde
tigflen Biutsfreunden, oder bem Thor oder anderen ihrer Gbtter, fo lange dad
Geidenthum beftand. Bulegt aber follte man ben Vollbecher des Bragi ein
fåenfen, da follte der, der dad Erbmahl bielt, ein Getibde thun beim Braga»
Bedjer (strengja heit at Brøgafolli), unb ebenfo alle bie, die bei dem Erb⸗
mable maren, unb bann ben Sit befjen befteigen, ber beerbt murde, und da
føllte er ju Erbe und Würde nad bem Todten volkfåndig getommen fein, und
midt vorher".
250 mn. Mbfuitt. $ 21.
Normegen abzugewinnen, und daß ble üͤbrigen Hånpilinge der Joms-
vilinger fid) verpflidsteten, ihn babei ju unterfrgen?). Gir Svein
war bamit jedenfalls Gines erreicht; modjte nun Hafon oder Sig-
valdi in bem nahenden Kampfe den Gieg gavinnen, fo war ber
König einen offenen Feind oder einen wenig verlåffigen Freund log,
und felbf ber Gleger mußte durch bie Opfer, weldje der Kampf vor»
auoſichtlich forderte, hinreidjend geſchwaͤcht werden, um einem kunftigen
Angriffe bes Dånentönigs nur geringen Widerſtand leiften gu fönnen. —
Die Jøomsvifinger madjten ſich wirklich fofort nad Rorwegen auf;
bod) war die Kunde von ihrem Borhaben bereite dahin gedrungen,
und rafd fammelte Halon und beffen Gohn Girif das Boltsheer:
im Meerbufen Hjörungavagr fam es jur entſcheidenden Schlacht⸗
in melder inbeffen bie Bifinger nad vergmeifeltem Kampfe unter
lagen. Viele, darunter ble tådtigften Führer, fielen; Einige wurden
gefangen genommen, und theils getödtet, theils begnadigt: Andere,
barunter Gigvaldi felbft, zogen bie Flucht dem Tode vor, und ent»
famen 25), Aller Wahrſcheinlichleit nad fålt die Schlacht in das
Jahr 987 oder 9887).
24) Fagrsk. $. 54—6; Heimskr. 01. 8. Tr. c. 39, 6. 231—2;
jångere OI. 8. Tr. c.86, 6. 161—4; Jomavik. 8. c. 37, 6. 107—13.
Bemerlenswerth if, baf nur ble Fagrskinna ber helbnifjen Gelåbde beim
Bragafall gedenlt, måhrend Snorri und ble fångere Dlafdfage von Kristsminat
und Michaeisminni fyredjen; bie bem Gude bes 12. Jahrhunderts angehdrige
Jomsvikings drapa nennt V. 10—3, S. 165—7 nur tm Ullgemeinen
die Geldbde. EG braudt faum bemerkt ju merben, daß blefer Bug durchaus
fagenmåfig erſcheint, und daß åberbiep bie von Svein ſelbſt gefepte Friſt mit
ber Beit, in melder er fpåter England wirklich eroberte, leineswegs pufammen»
25) Fagrsk.$.57—064; Helmskr. Ol. 8. Tr. o. 40—7, 6.232—42;
jilngere OI 8. Tr. c.87—00, 6. 164 -84; Jomsvikinga 8. 0. 38—48,
6. 113—56; ble Jomsvikinga drapa bes Bifdoft Bjarni. Mande
fagenhafte Biige finben fid zumal in die I-mavikingae 8. eingemiſcht; her
vorgehoben mup aber werden, daß nidt mur fir, c.44, S. 134—9, ausfihritd
enåhlt, wie Qafon in ber hochſten Noth ben gottlich verehrten Schweſtern por-
merdr hörgahrudt und Irpa feinen elgenen Sohn Erlingr opfert, und darauf⸗
$Hin von ihnen tn etnem ſchweren Hagelmetter Hilfe empfingt, ſondern daß
dasſelbe als Sage aud von Snorri, c. 47, 6. 241, und der jüngeren
Diaföfage, c. 90, S. 174 —6, berichtet wird, ja føgar in der Jomavi-
kløgsdrapa, V. 31, S. 172 bereits erwåhut ift. Aud Saxo Gram.
X, 6.483—4 erpåhit Opfer und Bauberfiurm.
26) Die jingere OL. 8. Tr. c. 86, S. 164 fagt ausdridlid, daß jones
König Olaf Tryggvafon alk Merfimber bek Chriftenthumes. PS
Wahrend bie Irmoviliuger in Norwegen Friegten, hatte fid aber
får Gvein eine neue und weit brokendere Gefahr erhoben; der Grund
au berfelben war freilich fdjon durch König Harald gelegt morden27).
König Björn in Schweden hatte zwei Söhne hinterlaſſen, Olaf und
Eirikr; nad) furger gemeinfdjaftlidjer Regierung mar Olaf an Gift
geftorben, Eiril aber sum Alleinherrſcher geworben: am Gofe des
Oheims wurde Björn Olafsson erjogen?8). Schon als pdlfjåhiger
Knabe erhob mun biefer ben Anfprud auf den våterlidjen Antheil
am eide; er erneuerte ihn die beiden folgenden Jahre, und wandte
fidp endlich, von femem Oheim auf relfere Jahre vertröſtet, an das
Erbmahl pod Winter nad König Haralds Tod fei gehalten orden; menn fe
vugleid) beifigt, daß ein Jahr vorher Olaf Tryggvafon in England die Tauft
empfangen habe, was bod erft im Jahre 093 geſchah, fo find eden zwei ver»
ſchiedene dronologifde WUeberlieferungen vom Sagenſchreiber falfd combinirt,
was mit falfden Borftelfungen åber K. Olafs Jugendgeſchichte sufammenhången
mag, keinenfalls aber fann baburd ber Ueberlieferung felbft Abbruch gefdehen.
Hud Fagrekinna. fegt den Bug in bie nådfte Beit nad Haralds Tod. Giemit
flimmt ferner, baf bie Fåreyinga 8. €.26—7, S. 128—9, den Sigmundr
Brestisson 2Tjåhrig in ber Schlacht mittåmpfen laͤßt, wåhrend berfelbe Beim
ode feined Vaters, der mit bem Tode K. Haralb Grafelds gleidjeitig geweſen
fein fol, 9 Jahre alt war, ebenda, e. 7“, 6.26, und c. 10, 6.38; laffen
wir legteren Borfall im Jahre 970 fid ereignen, fo filet aud biefe Ungade
auf bad Jahr 988. Die Jomsvikinga S. freilid fegt die Schlacht erft um mehr
als zwolf Jahre nad Haralds Tod; ihre gang ungefdidtlide Darftellung darf
aber ben fonfligen Ungaben gegeniber nidjt in Betracht fommen. SaxoGramm.
X, 6.482—5, fegt ben Bug der Jombvifinger nod in bie Beit Horaldö felbft;
feine vdllig confufen eridte Uber die legten Megierungsjahre dieſes Königs
ſcheinen inbefjen midt gerignet, ber åbereinftimmenden Ungabe aller andberen
Quellen, welche Svein ald ben Veranlaſſer jener Heerfahrt bezeichnen, entgegen»
gofegt werden av duͤrfen. Mit Unrecht ſchlleßt id Mund, I, 2, 6. 103—7,
Mr. an Saro'S Gråhlung an; nur foviel dürfte burd ſeine forgfåltige Be»
weidfuͤhrung hergeftellt fein, baf ber Jomsvilingerzug midt erft, wie man bis⸗
her angunehuren pilegte, dem Jahre 994 angehdren konne: Richts aber ſteht
dam Wege, denfelben ben erften Regierungsjahren Sveins fatt den legten Ha»
ralds zuzuweiſen.
27) Das Folgende zumal nad dem Styrbjarnar p. S. 245—51, und
Saxo Grammat. X, 6. 479—81.
28) Mit den obigen genealogifden Angaben des Styrhjarnar p. ſtimmen
åbersin: Hoimskr. Harald» 8. harfagra, c. 29, 6. 108; jungere
Olafe 8. hins helga, c. 13, 6. 24; Fagrsk. $.52; Knytlinga 8.
0. % S. 180. Garo bagegen macht den Styrbjörn zu Bjorns, den Eirit ader
vm Dlafö Sokn, und laßt Björn und Olaf Bilder fein.
252 ' 1. Wbfdrltt. 6. 21.
Ding. Mer aud ble Bauern wollten von dem gervaltihåtigen
fungen Fürſten Nidte wiſſen, der bereits elmen angeſehenen Mann
tm Jorne erfdjlagen hatte; mit Gteinmirfen vertrieben fle ihn vom
Ding, und wåhlten einen Andern an ſeine Stelle. So konnte ſich
Björn, ober wie ihn feln Oheim nannte, Styrbjörn, d. h. Streit⸗
björn, im Lande nidt mehr halten; König Girif gab ihm fedyig
Schiffe gegen das Berfpredjen brei Jahre lang nidt heimzulehren,
und fo fuhr der funge Mann hinaus auf dle Heerfahrt. Nun wurde
im Oſtland geheert, ble Jomsburg in Vindland genommen, beren
Oberbefehlshaber (yfirhöfdingi) Björn fofort wird); In Dåne-
mart wird, fei es nun im Frieden oder mittelft Zwanges ble Hand
ber pyra, einer Tochter König Haralds, gewonnen, und der König
felbft verfpridt feine Hilfe zu einem fofort beabfidtigten Juge nad
Sdmeden0). Mit blefer Hilfe und einem zahlreichen Aufgebote
aus den Oftlanden wird nun ber Angriff auf Schweden unter
nommen; bem Könige Eirik aber, der es verftanden hatte ſich beliebt
zu madjen, ſtrömt bas bemaffnete Bolt in Maſſe an. In der ent-
ſcheidenden Schlacht au Fyrisvellir unterliegt Styrbjörn nad ver»
zweifeltem Kampfe und fålt mit vielen der Geinigen, wåhrend ber
Dånenfönig mit felnem Hilføheere, fel es nun vor oder waͤhrend ber
Schlacht ſchmaͤhlich geflohen war; nadj der Sage hatte Styrbjörn
vor ber Gåladt den Thor um Sieg angerufen, Eirik aber bem Odin
20) Die Eroberungen im Often werden durch dle Helmskr. Olafs 8.
hins helga, e. 71, 6. 87 und bie filngere O1. 8. h. h. o. 72, 6. 142
— bas Gewinnen der Jombburg aber durch die Eyrbyggja S. c 20,
. 148.
30) Rad bem Styrhjarnar p. håtte Styrbjörn ble Verſchwaͤgerung ſowohl
als bie Bufage ber Kriegbhilfe erzwungen, und aud Heimskr. OI. 8. h. h.
6. TL, 6. 86, und jångere O1. 8. h. h. c. 72, 6. 140 veden von anger
wanbtem Zwange; nad Garo bagegen waͤre Björn mit femer Schweſter Gyritha
Øilfe ſuchend zu Harald geflohen, und håtte, ba ber König Legtere pur Che begehet
babe, folde gefunden: Harald habe gelegentlid eines Krieged im Mendenlande ble
Stadt Yulin mit einer bleibenden Befafung belegt, unb Aber biefe ben Gtyr-
Björn gefegt. Das Wahrſqheinlichſte ift, daß Styrbjörn flidtig zu Harald kam,
und als blefer eben im Slaviſchen Lande ble Kaufftadt Julin nahm und bei iår
SJomsburg anlegte, von ihm fiber biefe gefept wurde, wie blef Fagrak. $. 50,
freilid ohne Styrbjorns Namen ju nennen, anbeutet, — daß er ferner bei biefer
Øetegenhelt ble KonigStodter mit reicher Mitgift pur Che erhlelt; vat. ebenda,
$. 52. Die Kriegbhilfe modte derfelbe fpåter bmmerhin ertrøgt haben.
$bnig Olaf Xryggvefn 8 Mertkader bet Chritenthumen 258
ſich verlobt, nad) zehn Jahren ihm als Opfer ju ferden, und mit
Odins Hilje mwåre dem Lepteren der Sieg gewonnen worden 1).
Es war aber biefer Ungriff auf Schweden in den allerlegten Tagen
der Reglerung König Haralds unternommen worden, und bie ent»
ſcheidende Schlacht if wohl erft in bas Jahr 985 zu ſeten22); an
Harald felbft fønnte fomit Eirik fir denſelben nidt Rade nehmen,
es war aber natirlid, daß er den Nachfolger für die Schuld bes
Borgångers haftbar madjte. So wurde alfo, wie es ſcheint in dem
Jahre 988 oder 989, Dånemart mit Krieg åbergogen, und nad
mehreren gemonnenen Schlachten mufte Sven aus feinem Reide
fllehen; mehrere Jahre fang beherrfdte der Schwediſche König im
Gangen ungefört bas Dånifdje Land39).
31) Øeftktigt werden die obigen Ungaben aud) burd bie Knytlinga 8.
. 2, 6.180; von der Schlacht ju Fyrisvellir welh ferner dle Eyrbyggja
c. 29, S. 148, und von dem Gelibbe an Odin Oddr, c.2, 6.220, und
. 28, 6. 283 (in Mund'6 Audgabde c. 4, S. I und c. 4, &. 20). Sao
bringt ben Krieg in Schweden in unridtige Verbinbung mit ben Kåmpfen gegen
Kaifer Dtto, indem er Legteren in Diånemart einfallen, und daburd den Harald
vingen låft, den Styrbjörn in Gåweden zu verlafjen um dad eigene Reid
au ſchũten.
32) Rönig Girit foll in den legten Jahren bes Jarles Hakon (+995) vere
forben fein, jüngere O1. 8. b. h. c. 13, S. 24, und mit Kdnig BoleMlaw
von Polen nød ein Bimbnig eingegangen haben, Schol. 25. jum Adam.
Brem. 6.318, welder bod erft tim Jahre 092 jur Regierung tam, Anna-
les Hildesheimenses (er, V, 69). Da Girit andererfeitk zehn Jahre
mad) ber Schlacht geftorden fen foll, Heimskr. Haralds 8. grafeldar,
e. 11, S. 180 und jangere O1. 8. Tr. c. 38, S. 61, fo ift Mar, daß diefe
mur joifdjen bie Jahre 982—5 fallen fann, und ber Bufammenhang der gefdidte
lidjen Thatjachen madt wabrideinlid, daß dieſelbe arſt dem legten Jahre blefer
Brift angehöre. Unridtig ift hiernach Saxo's Ungabe, daß StyrbjörnS Bug mit
Dtto'S I. Ginfall gleidyeitig erfolgt fei; ungenau bie Ungabe der Eyrbyggja
8. 6.29, 6.148, vergl. mit c.50, 6.254—8, wonadj Björn Breidvikinga-
kappl noch vor ber Groberung ber Jombburg durch Styrbjörn dahin getommen
wire, umd zwar in bemfelben Jahre, in weldem Kjartan auf Froda geboren
wurde, melfjer im Jahve 1000 erft 13—5 Jahre alt war, alfo in bem Jahre
985 oder DET.
33) Adam. Bremensis II, e. 28, 6. 316—7; Saxo Gramm. X,
6. 495—6; Sögubrot Il, c 3—4, S.419—20 folgt dem Udam; ein JGLåno
diſcher Unnalift um Jahre 908 hat aus Saro gefdyft. Wahrſcheinlich
beg få auf fonft nidt ermågnte Merfudje Gveins, ben verlorenen Kjron
wieber qu gewinnen, ba8 in ber vorigen Unmerkung angeführte Bundniß Cirits
mit Boleslaw; der Schollaſt weiß von Kåmpfen, in welchen die Såweden
254 tl. MbfGeit. 4. 2.
So war demnad ble Kirche in Dånemarf von ihrem deinde
balb genug wieder befreit. Zunaͤchſt war bamit freilich midjt viet
gewonnen; aud) ber flegreidje Eiril war ein Heide und dem Chri⸗
ſtenthume entſchieden feindlidjs4), und gerade um biefe Jeit nehmen
ble Streifzüge der Daͤniſchen und Schwediſchen Seeråuber an den
Deutſchen Kiåften einen neuen Aufſchwung: es half menig, daß Erz⸗
biſchof Libentius mit dem Bannfluche gegen ſie au Felde 20935).
Doch beſſerte ſich das Verhaͤltniß ba. Bom Crblidofe nicht nur,
ſondern zugleich auch vom Kaiſer geſandt, ging Biſchof Poppo nach
Danemark, um den Frieden zu vermitteln und die Jutereſſen der
Kirche zu wahren; ihm gelang es, wie es heißt durch ein Wunder,
welches die Wahrheit des von ihm gepredigten Glaubens erprobte,
viele Tauſende zu bekehren, mochte daſſelbe nun in Ribe oder in
Schleßwig verrichtet feinse), — ja ſogar König Cirit ſelbſt for in
Danemark getauft worden, aber freilldj bald wieder ins Heidenthum
zurückverfallen ſein). Jedenfalls ſcheint derſelbe dem Ghriftenthume
wenigſtens ſich duldſam erwieſen zu haben, da nicht nur in Daͤne⸗
marf, ſondern aud in Schweden zu ſeiner Felt die Miſſion in aus»
gedehnteſtem Make betrieben morden fein follss).
Inzwiſchen hatte König Svein, zum zweitenmale aus ſeinem
Baterlande vertrieben, wiederum wie waͤhrend feiner früheren Land
flådtigfeit nad dem Weften ſich gewandt, und als Heertdnig zu⸗
Glavifder Bundebgenoffen gegen die Diånen fid gu erfreuen hatten. Daß übrigens
ble Rordiſchen Quellen von ber Eroberung Dånemartb Nidte wiffen, fann jenen
Befiimmten Beugniffen gegenüber nidt in Betradt tommen.
34) Adam. Brem. II, c. 33, 6. 318.
35) Ghenda, II, e. 29—31, 6. 317—83 Annales Quedlinhur-
genses, Hildesheimenses und Lamberti, a. 994 (Øerg, V, 72
unb 90); Thietmar. Merseb, IV, c. 16 (ebenba, T1A—5). Bon einem
umglådtidjen Rampfe Eirils mit Kaifer Otto III. hat Adam. Brem. Il, €.36,
6. 319 gehört; andere Quellen wiſſen Midts hievon.
36) Adam. Brom. Il, 6. 33—4, 6. 318. Das under ift Abrigend,
vnr én etab weiter getriebener Ausſchmũckung, bafjelde, welches andere Quel-
fen von einem gleidnamigen Biſchofe bereits vor König Harald, oder erſt vor.
König Gvein vereidten laffen; vergl. Unhang I, Anm. 30.
37) Adam Brem. II, ce. 36, 6. 319; au bie Catal. regum
Suec. IL. u. VI. (bei ant, I, 1, S. 4 u. 15) wiſſen von Erik Betehrung,
wahrend fonft meift erft beffen Sohn Diaf als der erte chriſtliche König ven
Såweden genannt wird.
35) Adam. Brom. ll, co. 34—8, O. 318—9.
mal in England ſich herumgetrieben. Wam von Bremen mitt ar
wifjen29), bag berfelbe auerft 3u Trucco, dem Sohne bes Haccon
und Beherrſcher Rorwegens, geflohen fei, bort aber als bei einem
unbarmåjersigen Heiden ſchlechte Aufnahme gefunden hade; baf er
bann nad) Gngland hindbergegangen, aber aud von dem bdortigen
Könige Adelrad, bem Sohne bes Edgar, abgewiefen worben fei,
endlich aber bei einem Schottiſchen Könige Uufnahme gefunden, und
bei ihm ſich poeimal fieben Jahre, nåmlid ble ju König Eiriks
Tod anfgehalten hade. Aehnlich erzäͤhlt ferner Saro40), daß Gvein
umådft zu Olavus Tryggonis filius ſich gewandt Gabe, ber bamalg,
wiewohl ohne ben Königstitel, Normegen beherridt, und beffen
Bater der Danenlonig Harald einft, da er aus felnem Reiche ver»
trieben gewefen, in dieſes wieder eingefegt hade. Hier zurüclgewieſen,
fei berfelbe nad) England gegangen, fei indeſſen bei bem bortigen
minberjåbhrigen Könige Eduardus in ben Verbadjt gefommen, als
ſtrebe er nad) ber Herrſchaft ber bas Land, und barum ebenfallé
vertrieben worden; bei ben wilden Schotten hade er endlidj eine
Zufluchtoſtaͤtte gefunden, und ert mit bem Tode König Eiriks hade
ſein Gril, deſſen Dauer hier auf ſieben Jahre geſetzt wird, fein Ende
erreidt.- Indeſen ir Har, daß beide Beridhte auf geſchicheiche
Ølaubroiidigfeit mur fehr theilweiſe Anſpruch madjen Fönnen. Gin
Tryggvi Hakonarson fommt in ber Norwegiſchen Konigsreihe
fiberhaupt nidt vor, unb König Tryggvi Olafsson, an ben man
etwa zu denlen verfudjt fein mödjte, war fdjon etwa zwei Deren»
len vor Sveins zweiter Fludt aus Dånemart, erſchlagen morden41);
eden fo menig vegierte damals Olaf Tryggvason in Norwegen, viel⸗
mehr wurde dieſes Reich bamals vom Jarle Hakon beherrſcht, au dem
fid Svein unmöglid verfudt fühlen fonnte au fliehen, da er eben
erſt ble Jomsvilinger sum Kriege gegen ihn veranlaft hatte. Ju
dem Engliſchen Könige Aedelred ju fliehen, fonnte dem Gvein aud
nicht wohl einfallen, ba er fråher ſchon in deſſen Lande geheert zu
haben fæeint; ein König Edward aber reglert in der betrefſenden
30) Adam. Brom. II, 0.32, 6. 318; ifm følgt Sögabrot IT, e. 8,
S. 419. Bon dem vierzehmahrigen Grile ſpricht dam auch wieder IT, c. 37,
6. 319.
40) Saxo Gramm. X, 6. 406—7.
41) Siche oben, $. 16, Wnm. 17.
256 1. Mbftnitt. 6. 21.
Belt Aberhaupt nidt in England. In Engliſchen Quellen finden
wir nun aber nidt nur vom Jahre 988 an von beftåndigen Heers
zuͤgen ber Dånen Melbung gethan, fondern es werden dabei mod
uüberdieß gang beftimmt Svegen und Anlaf, b. å. Svein unb Olaf,
als beren Füuͤhrer bezeichnet ), und um biefelbe Jelt wird aud von
einem Pluͤnderungszuge erjåhlt, ben Sweyn filius Haraldi gegen
Eumonia, d. h. Anglesey, unternahm 19); eg ſteht bemnad feft, daß
König Svein allerdings nad England fid begab, jedoch um zu
heeren, nidt um bort Schutz zu fudjen, wåhrend sugleid ble mit
Olaf Tryggvafon, benn biefer ift unter jenem Unlaf ju verftehen,
eingegangene Berbindung ju gemelnfamen Raubjiigen pur Erklaͤrung
der confufen Angaben Adam's und Saro's über deſſen Fludt nad
Norwegen einigen Anhaltspunlt gemåhet. Daneben modten immere
hin weitere Jilge wie nad Wales fo aud nad Schottland oder
Seland gefuhrt, und børt eine mehr over minder blelbende Berbin»
dung mit einem Grjhottenfonige veranlaft haben; bei dem Schweiges
einhelmiſchet Nachrichten ruht indeſſen blefe Thatſache lediglich auf
der Auctoritaͤt bes Deutſchen und Dånifdjen Gevåhrømannes 44). —
Grheblid aber ift, was bie belden angegebenen Quellen uͤber bie
Dauer der Landfliidtigfeit Sveins beridten. Beide beredynen dieſelbe
åibereinftimmend vom Tode König Eirifs-an rådmårts; aber waͤhrend
GSaro nur von fieben Jahren weiß, fpridt Adam von zweimal ſieben,
alfo gerade ber boppelten Zahl von Jahren. Nun ift far, baf dle
von Garo angegebene Zahl vollfommen pafend erfdeint, menn man,
wogegen Nichts im Wege feht, die Eroberung Dånemarte durch
König Giril in das Jahr 988, deſſen Tod aber in das Jahr 995
verlegt; nicht minder Har if aber aud, bafi Sveins Gril weder vor
42) Chron.Anglosax. a.094, 6.402; Florent. Wigorp.Chro-
. micon, a. 994, 6. 581; Henr. Huutendun. Histor. Anglor. V,
6. 749.
43) Annal. Cambriae, 6.839; Brut y Tywysogion, a. 994,
. 851; ble legtere Quelle nennt den Namen Yswein usb Horald.
44) Mudj Thjetmar. Merseb. Chronicon, VIL, €. 28 (er, V,
849), erwahnt ber Heerzuge Sveins tn England ju einer Dett, da er fein eige»
neé Reid fremben Herrfdjerm hatte überlaſſen måffens ble Motivirung ber Er
eigniffe iſt indefjen eine ſeht ungeſchichtliche, und Uberbiep zwiſchen ben damas
ligen Raubyågen Sveins und feinen fyåteren ernſtlicheren Ungriffen auf Gagland
midt gehdrig gefdieben.
&onig Olaf Kryggvafon alt Bertimber bet ChrifentSumet. 257
jenem Jahre begonnen, nod nad) dieſem geenbigt, daß bafjelbe alſe
feinenfalle ber fieben Jahre gewaͤhrt haben fönne. Es mag fein,
daß Magifter Adam bie frühere und fyåtere Periode der Landflid-
tigleit Sveins zuſammengeworfen, und dadurch fatt ſieben zweimal
ſieben Jahre får ble legtere herausgebradt hat 45); jedenfalls erſcheint
Saros Angabe als die allein haltbare und glaubwüͤrdige.
Dem fer übrigens wie ihm wolle, jedenfalls lehrte Svein fofort
nad) Eirils Tod nad Dånemart heim, und nahm fein våterlides
Reid) wieder in Befig. Nochmals wurde er aus dieſem durch Eiriks
Sohn, den Schwedenkoöͤnig Olaf, vertrieben, jedoch nur auf kurze
Beit; ſchon im Jahve 998 heirathet Svein ble Sigridr storrada,
bie frühere Gemahlin König Eirils und ble Mutter Olafs, und
damit war jedenfalls får ihn der ruhige Befig feines Reiches ente
ſchieden, ſei es nun, daß ſeine Heitath ben Schwedenkönig zum
Verichte auf ſeine Anfpriidje bewog, oder daß umgelehrt ſie ſelbſ
nur eine Folge oder Bedingung der anderweitig erfolgten Ausſoh⸗
nung war46). Indeſſen wurde dieſe ſeine Rådtehv ber. früher fo
45) Dieſe fehr einleuchtende Vermuthung hat Mund, I, 2, S. 106 Anm.
eftellt.
46) Adam. Brom. Il, 0. 37, S. 310—20, und Saxo Gramm. X,
S. 497—8 u. 504 find ble Hauptquellen filr blefe Borgånge, Beide aber ſeha
bårftig unb feine8wegö vdllig bereinftimmend. So weiß zunaͤchſt Garo Richts
von einer nodmaligen Vertreibung Sveins burd Olaf, und fegt deſſen ſpaͤtere
$eirath mit Syrkhe aufer Bufammenhang mit der Befefigung feiner Gerridaft
tn Danemark; nad Adam wåre umgekehrt ble Heirath bereltd vor ber Bertveis
Sung Svelns burdj Olaf erfolgt, aber doch ber Grund gemefen ju der fykteren
Berſohnung. Dab Sögubrot Il, c. 5, S. 420 laͤßt den Svein iiberhaupt
nicht weiter aub Danemark vertreiben, fonbern von Olaf mur bedroht erfdjetnen,
und ble Heirath beffelben mit der Bigridr gilt als Bedingung des Friedens ⸗
ſchluſſes. Da indefjen biefe Quelle gang dem Adam qu folgen pflegt, lågt fich
Begwoeifeln, oG ben Abweichungen von defjen Ungaben hier mehr ald ber Werth
midt ungefidter Bermuthungen Beigulegen fei. Die Rordiſchen Quellen fellen,
wie unten, $. 34. Unmert. 4 nod) au beriten fein wird, bie Beit ber Heirath
filt ba Jahr 998 feft, und danach erſcheint der oben angenommene Bufammen»
fang ber Begedenhelten ald der wahrſcheinlichſte. Weitere Såwierigteiten madt
ferner bie mehrfach micberfehrende Bermedølung der Sigrldr, der Gemahlin
König Eirits und fpåter König Sveins, mit ber Gunnhlldr, einer Kodter oder
Schweſter des Polen Boleblaw, melde Svein vorher jur Ghe gehabt hatte,
unnd bie ober deren Schweſter aud mit Giril war verheirathet gewefen; wegen
blefek får un6 unerheblidjen Puntteb mag auf ble im Gangen fehv befriebigenden
Wusfihrungen von Mund, I, 2, &. 126—7, Anm. und &.313—4 verwieſen werden.
Maurer, Beteprang. 47
258 i IL Abſchnitt. $. 21.
feinbfelig behandelten Kirche midt mehr gefährlich. Modten nun
bie Måbhfale, melde der König måkrend feiner mehrfadjen Landflåd-
tigfeit erduldet hatte, und melde von ber Geiftlidteit als unzweifel⸗
hafte Grafen Gottes fir ſeinen Abfall dargeſtellt wurden, auf fein
Øemith Eindruck gemadjt haben), oder mochte es ihm politifd
nothwendig erſcheinen, die chriſtliche Partei im Lande auf feine Seite
au ziehen, gewiß if, daß Gvein fortan bem Chviftenthume nidt nur
midt mehr feindlid ſich ermies, fondern vielmehr eifrig beftrebt mar
får beffen Ausbreitung 3u forgen, wenn er aud Anfangs feiner
elgenen Bråcebentien und ihrer nod immer bebeutenden Madt wegen
ble heidniſche Partel fortwaͤhrend ſchonen mußte s). Bom König-
thume hat von jegt an ber Glaube in Dånemart keinen Wiederſtand
mehr au befahren, vielmehr alle und jede Unterſtütung und Gör-
berung ju ermarten; nur einzelne Punkte ber Kirdjenverfafiung oder
der Kirchendisciplin veranlaffen allenfalls nod voriibergehenbe Jer-
wuͤrfniſſe mit bemfelben, bie Religion felbft aber bleibt von biefen
volllonnnen unberåket.
Berlidfidtigt man nun ble wechſelvollen Berhåltmiffe, welche
ble Daͤniſche Kirche waͤhrend ber Reglerung König Gveins und bes
Schwediſchen Eirils durchzumachen hatte, fo begreift fid, daß einer»
feite mandje ber früheren firdjlidjen Gdöpfungen erſchüttert oder
ſelbſt gerftdet werden modjte, ba aber anbererfeits dennod bie Mif-
fion ihren Gang fortwährend fortfejen fonnte. Go erfåhrt man
benn, daß bas Bisthum Aarhuus kurz nad Erzbiſchof Adaldags Tod
vinging, fo daß Jåtland bis in die zweite Hålfte bes 11. Jahrhun-
47) So Adam und Saro, ang. O.; wenn übrigens ber Crftere augleid
von einem zwiſchen dem Såwedifden Olaf und Svein gefdlofjenen Vertrage
ſpricht, Kraft deſſen Beide sur Förberung bed Chriſtenthumes fid verpfidtet
Håtten, fo iſt hiegegen zu bemerken, daß der erftere König felbft erft nad bem
Sahre 1000 ble Taufe empfing.
46) Saxo Gramm. X, 6. 498—500, weldjer aber freilld Poppo's oft
beſprochenes Wunder hier wieder einmifdt, und nod dazu an daſſelbe außer ber
Øörderung des Glaubens aud nod bie Einführung ber Eiſenprobe anftatt bek
BZweilampfes tn die Geridte Mipft, måhrend doch offenbar das Munder felbft
den Gebraudj des GotteBurtheile ſchon vorausfegt. Ganz vermiret if aud,
wa8 Saxo am ang. OD. und wieder S. 508—7 iiber die angeblich jegt erfolgte
Drdnung bes Daniſchen Epidkopates beridtet; Hrihered und Spateres ift badet
fn Buntefter Miſchung burdjeinander geworfen. Dad treue Feſthalten Svetub
König Dlaf Kryggvafon alt Merkinber bed hriftentfums. 950
berts auf nur zwei Blethimer befjriinkt blieb49); fo findet man
bereits im Salve 1000 ben Schleowigiſchen Biſchof Etlehard auf
einer Gynobe, weldje zu Gandersheim, im Jahre 1001 auf ene
anberen, melde zu Granffurt gehalten wurde, als Wertreter des
Siſchofs Bernard von Hildesheim, und es wird dabei ausbridkd
angegeben und von ihm felber ausgefprodjen, daß er vor ben Helden,
ble feine Kirche verwüſtet håtten, habe filehen måfen und mm frå
Dienſte der Kirche zu Hildesheim feinen Unterhalt findese); ed helft
aud) wohl geradezu, von ben Bifhöfen, die Libentius gewelht hade,
wife man weber ben Ramen nod ben Gig anpugeben, quia tempus
persecutionis incubuit51). Daneben aber wird aud wieder erzaͤhll
baf unter eben blefem Etzbiſchofe ber åltere Ovintar fortwährend
fårr bie Miſſion thåtig geweſen fei, und in Flhnen, Seeland, Gåomn
und Schweden mit großem Erfolge gepredigt hade; ale deſſen Neffe
und Gdåler wird fermer der jilngere Odinkar genannt, weldjer,
Boniglidjen Geſchlechts und ein Sohn des Herzogo Tok, ſeinen
veidjen Grundbefig zur Dotatton der Kirdje ju Ribe vermandte, vok
Erzbiſchof Abentins, nachdem er ven befjen Borgånger Adaldag ger
tauft unb an ber Gdule zu Bremen erjogen moden mar, punt
Biſchof bafelbft geweiht wurde, und, bei allem Bolle beliebt, får vit
Wusbreitung bes Gjelftenthumes Aberaus thåtig maren. Hud amber
am Gjriftenthume wird ubrigens aud burdj Adam. Brom. II, c. 320, &.320,
unb dad Encomlum Emmae, I, 6. ATT beftåtigt.
49) Adam. Brom. II, o. 4, 6. 322; IV, c€. 2, 6. 369; vergl. III,
6. 24, 6. 345.
50) Thångmari Vita Börnvardi opiséopt, 0. 20 (Berg, VI.
768); c.33, 6.773; wettere Radridten Aber dieſen Biſchof ſiehe bei Lappen ⸗
Berg, fiber bie Ghronologie der ålteren Bifdöfe de Erbibthums Hamburg,
6. 403—5.
51) Adam. Brem. II, co. 44, 6. 322. Uedrigens ift dabel midt oa
flberfehen, bafi ble Berfolgungen keinebmegé blog von Dinemark, fonbern gam
ebenſo aud von ben Slaviſchen Ståmmen ndrdlid ber Elbe aubgingen.
52) Adam. . 1, €. 34, 6. 318—9; Schol. 28 u. 37, 6. 319
und 323; Sax . X, S. 506—7 legt bie Dotetton von ide dem
ØtMincarus Albus, b. h. bem ålteren Obintar, Sei, und vermengt auch fonft
mehrfach altere und fpåtere Månner. Gigenthimlid ift die Ungade des Chros
micon Ecoiesiae Ripensis (Sangebet, VII, 185), baf Obintar på Be»
følymung ſeiner Gtiftung vom Papir bad Nedt pigeſichett erhetten hade, og
folie: bad Olsen feier Rodlommenidaft erblid tre ads 1
7
200 - IL Abſqait. 6. 22.
Manner aus ber Jeit Adaldags ſollen eine emfige Thaͤtigkeit ent-
faltet, und inebefonbere aud in Schweden får den Glauben eifrig
gewirlt habenss). ES fann feinem begrindeten Zweifel unterliegen,
bof unter blefen Umftånden das Chriſtenthum trog aller Hinder ⸗
niffe, melde fid ikm voriibergehjend in ben Weg fiellten, in Dåne-
mart fortmåbvend feftere Wurzeln ſchlug, und bereite zu Ende bes
40. Jahrhunderts mug, wie aus ber Gefdidte König Sveins zu ent-
nehmen iſt, dle chriſtliche Partei in dieſem Reiche die zahlreichere und
mådjtigere geweſen ſein. Aber freilich an eine ausſchließliche Herr⸗
ſchaft der neuen Lehre iſt, ſelbſt wenn man nur das ganz äußerliche
Velenntniß derſelben ins Auge faßt, entfernt mod nicht zu benken,
und fn Schweden, welches nur vorübergehend und beilåufig von
einzelnen Miffionåren befudjt wurde, behauptet ſich bas Heldenthum
noch tn faft ungeftdrtem Befige; die durdigreifende Befehrung beder
Reiche gelingt erft den vereinigten Mråften der Deutſchen und ber
Engliſchen Kirche, deren gemeinfame Thaͤtigkeit im Unfange ves
11. Jahrhunderts auf dieſelben ſich au erfreden beginnt und dem⸗
nad in unſerem naͤchſten Abſchnitte zu beſprechen ſein wird. Immer⸗
hin find indeſſen bie Fortſchritte des Chriſtenthums in Dånemart
bereits erheblich genug, um im Bereine mit den tm ferneren Weſten
angefnilpften Berbinbungen den auf feine Ausbreitung in Rormegen
und Jelanb geridteten Beftrebungen ald fefter Stågpunkt dienen
au finnen.
$. 22.
Morwegifdje Sahrten und Anfiedelungen im Weften.
Dak ble früher begriindeten Rieberlaffungen Normegifdjer Månner
im Deutfden und im Franzöſiſchen Reide im Laufe bes
10. Jahrhunderts theils völlig untergingen, theils wenigſtens ihrer
Rordiſchen Natfonalitåt entfremdet wurden, daß ferner bie Heer⸗
fahrten nad) jenen Laͤndern feit ber Mitte dieſes Jahrhunderts an
biefe Quelle ju junger Entſtehung, als daß fle auf unbedingten Glauben Un»
ſpruch håtte.
53) Adam. Brem. II, c. 34 u. 36, S. 310. Vergl. Abrigenb her ble
bel ber Rordiſchen Miffion betheiligten Minner aud was oben, 4. 10, Unm.
25 —32 bemerlt wurde, und was unten, $. 35, nod ju bemerten fein wird.
Soregie gehein und Uflehelingen im een 261
Umfang, und damit an Bedeutung får ble Geſchichte bes Chriſten⸗
thums tm Norden abnahmen, iſt bereits fråher bemerkt worden,
ebenſo aber auch, daß die Verbindungen des Nordiſchen Stammes
mit ber Normandie und ble Raubzüge in Deutſchland und Frank⸗
veid) keineswegs voͤllig auſhoͤrten und ſomit auch immer noch in
einzelnen Faͤllen zu einer Belanntſchaft mit dem Glauben des Weſtens
und Südens, oder zu einzelnen Uebertritten zu demſelben fåhren
fonnten *). Nicht minder ift bereits darauf hingewieſen worden, daß
auch in England ſeit der Mitte des 10. Jahrhunderts eine Ver⸗
ſchmelzung ber Nordiſchen Eindringlinge mit der Angelſächfiſchen
Bevoͤllerung ſich geltend macht, und daß auch bort mehrere Decennien
hindurch von neuen Ginfållen Nordiſcher Vilinger nicht mehr die
Rede iſt 2). Der Heerfahrten, welche ber Dånentdnig Svein wåhtend
ſeiner mehrmaligen Landflüchtigkeit gegen England unternahm, wurde
gleichfalls bereits gedacht), und wenn an denſelben ber Jølånder
porvaldr Kodransson, und, wovon fpåter nodj bes Weiteren zu
fpredjen fein wird, ber Norwegiſche König Olaf Tryggvafon heil
nahm, fo lågt fid midt bezweifeln, bag bei blefen und anderen
aͤhnlichen Unternehmungen tn ben teften Jahren des bejeldjneten
Jahrhunderis aud andere Månner Norwegiſchen Stammes fidj be»
theiligt haben werden. König Olafs Gefdldte wird Gelegenheit
bleten den Einfluß nachzuweiſen, melde dieſe Heerzüge auf dle Ber»
breitung bes Ghriftenthums in ben Norwegiſchen anden gewannen;
weitere Belege verfagt bie Dirftigfeit der Duellen. Von den:
Orkneys, von Ghetlanb und den Fårdern, welche am
Schluſſe bes 10. Jahrhunderts in engere Berbinbung mit Norwegen
treten, und zumal in ihren religiöſen Zuſtaͤnden vållig von dieſem
Reiche abhången, wird gelegentlid ber Geſchichte ihres Bekehrers,
des Königs Olaf Vryggvafon, zu ſprechen fein; binfidtlid ber
Hebriden endlid iſt lediglich zu bemerken, daß abgeſehen von den
wenigen und duͤrftigen Nachrichten, welche bereits früher mitgetheilt
wurden, bis in bie zweite Haͤlfte des 11. Jahrhunderts deren Ge⸗
ſchichte villig in Dunkel gehüllt if).
1) Bergl. oben, $. 11.
2) Osen, $. 12.
3) Oben, $. 21, Anm. 7—9 u. 39—44.
4) Sergi. oben, $. 14. Sm Jahre 980 war der Körtig der Infein, Gud-
pr 15. Wbldeitt. 4 9
Gitner: beſondern Veſorechung bedarfen bemmod hier mer båe
Nerwegiſchen Riederlaffungen in Jrland. Rad ber ſchweren Rier
berdage, weldje König Olaf Rvaran erlitten und über eide er ſich
am Gode gegråmt hatted), ſcheint aber hier eine Parteiung unter den
Sordleuten feldft elmgetreten zu ſein, weldje, mit mandjerlei Gpal+
mungen unter ben Iriſchen Håupilingen sufammenhångend, 3u wieder⸗
bolten Kåmpfen führte; es iſt nicht leicht, ble hierbei fid ergebenden
Berwidelungen aus den mageren Angaben unſerer Quellen fid Mar
am machen. Zunaͤchſt tritt ein Halbbruder bes Itiſchen Oberloͤnigs
Maiſechnall, Gluniaran Olafsson, als Herr in Dublin auf, waͤhrend
Jvarr von Waterford ihm feindlich gegemiberftehte); ſowohl ſeiner
Varteiſtellung als ſeinen verwandtſchaftlichen Verbålmiffen nad fann
dieſer Gåupiling unmöglid ein Sohn bes Olaf Kvaran fen: ev
mode allenfalle ein Sohn des zwiſchen 962 und 968 verftorbenen
Olaf Guöradarsou fen?) Als im Jahre 989 Gluniaran vom
einem ſeiner eigenen Dienfiteute getödtet murde, modte wohl ber
Munſterſche König Brian, ber Nebenbuhler Målfedmalls, ble Hand
tam Spiele gehadt haben, an mwelden ble Oberhoheit ber bie Rord⸗
laute tn Dublin hatte abgetreten werden måffene); als Bermandter
und Freund feines Gegners fonnte berfelbe ihm midt verlåfig erſchei⸗
men. Sept erſtürmt aber Måkjedmall bie Burg ven Dublin, und
unterwirft fidj neuerdings ble Rorbleute, melde ihm fortan Sdagung
s00r Haraldsson, im Kampfe gefallen; im Jahre 1060 ſehen wir sinen God-
modus eogmomente Crouan, flins Haraldi Nigri de Iselandis, aub ber
Såladt von Gtamfordbribge nad der Infel Man fliehen, melde von Godredus
fillus Syrric behertſcht wird, und fid fpåter bie Inſein ſammt Kjeilen von
Itland und Gåottland unterwerfen; Chronicon regum Mannlae, bei
Søngebet, III, 213—15. Die Bergleidung ber Mamen madt ble Bermuthung
Sunda allerbings wahrſcheinlich, daß Haraldr svart! ein Gohu, und fomit
Quörödr crovan ein Gufel jenek ålteren Gudrödr Haraldsson geweſen fel;
nachweiſen låft fid ble Gade aber nidt, und får unferen Bred ift bamit au
wenig verloren. Vergl. Mund, I, 2, S. 201 u. 658—9, ſowie I, 3, 6. 325
u. 405 u. flg.
5) Dben, 6. 13, Anm. 24.
6) Annales Tigornachi, a.083, 5.263; Annal. Ultom. a. 962,
6. 284; Annal. Inisfal. a. 983, S. 49—50, Cod Bubl; Aannal.
Buolliani, 8. 911, 6. 13; Annal. IV. Magistr. a. 982, 6. 513.
D) Bergl oben, 6. 13, Unm. 19 u. flg.
5) 6s bie Annal. Inisfal. a. 983, 6. 50, Cod. Dubl.
Norwegiſche Baheten und Wufløbelyngen im Weſten. 208
aablen*). Zunachſt ſcheint fid mun ein Gohu bes Gjuniaren in
Dublin feftgefegt au haben, melder indeſſen bald dem alten Geguer
femes Hauſes, Jvarr von Waterford, und deſſen Sohn Rögnvaldr
(Radnall) weiden mußte 10); nachdem aber Legterer gefallen war,
ſcheint in Ivars elgener Partei ein Zwieſpalt ausgebrochen zu fein.
Mit Jvar war nåmlid Sigiryggr verbinbet gewefen, ein Sohn bes
verftorbenen Olaf Kvaran 11); jegt aber fudt dieſer felbft, auf Koften
feines Bundesgenoſſen bas våterlide Reid zu erwerben, und mehrere
Jahre lang wedfelt zwiſchen ihm und Jvar ber Befig von Dublin:
doch behauptet fid (dlieflid Sigtrygg. Im Jahre 998 freilidj
fommt es 3u einem gemeinfamen Heerzuge Brians und Målfedjnalls
gegen Dublin, ble Norbleute unterliegen in einer grofen Sdladt,
und unter ben Gebliebenen werden Haraldr Olafsson und Artalac
(Hardleikr?) Sigtryggsson, d. h. wohl ein Bruder und ein Sohn
beg Dubliner Königg, genannt'3). Im folgenden Jahre wurde ferner,
nachdem ingwifdjen Gigtrygg feinerfeite einen Jtiſchen Kleinfönig
von ber Gegenpartei gefangen genommen hatte, von Brian ein neuer
Jug gegen Dublin unternommen, und dießmal ble Burg erobert und
Gigtrygg vertrieben 11). Doch wurde ſchon im Jahre 1000 Friede
geſchloſſen; ble Norbleute fehrten nad Dublin zurück und frellten
9) Annal. Tigern. a. 989, 6. 264—5; Annsl. Ulton a. 988,
6. 286; Annal. Inisfal. 4 971, 8. 46, Cod. Bodl., a. 989, S. 51,
Cod. Dubl.j Annal. IV. Magistr. a. 988, 6. 520—1. Vergl. aud)
Brut y Tywysoglon, a. 968, 6. 850.
10) Dad vermandtidaftlide Berhålmif Rognvalds fellen die Annal
Ulton 83.903, 6.288, und Annal. Inisfal. a. 977, 6. 47, Cod.
Bodl. feft.
11) 6 fagen ausbrådlid ble Annal.Inis å.975,6.47, Cod. Bod].
12) Annal. Tigern. a. 995, 6. 2 Annal, IV. Magistr.
. 992—4, 6. 525—8. Der obige Verlauf der Gade fåeint nach ben mehr ·
fich wiederſprechenden und uͤberaus bårftigen Angaben der Annaliſten menig»
ſtens der wahrſcheinliche.
13) Annal. Tigern. a. 998, 6. 268; Annal. Ulton. 4. 997,
6. 290; Annal. Inisfal. a. 981, 6.48, Cod. Bodl.; Annal. Inis-
fal a. 998, 6. 52—3, Cod. Dubi; Annal. Buell. a. 926, &. 14;
Annal. IV. Magistr. 2. 997—8, Ø. 5209-31.
14) Annal. Tigern. ao. 999, 6. 268; Annal. Ulton. a. 998,
&. 290—1; Annal. Inisfal. a. 982, S. 48-9, Cod. Bodl. u. å. 999,
6. 53, Cod. Dubl; Annal. IV. Magistr. ang. O. Die beiben Heer»
sige merben Abrigen8 in den Quellen zum Theil nidt gehdrig geſchieden.
264 m. Wsfdnitt. $. 23.
dem Brian Gelfeln, und nod in demfelben Jahre folgen ſie ihm
auf einem gegen Målfednall unternommenen Heerzuge; da gleich⸗
aeitig aud) Jvar von Waterford ſtirbt, erſcheint fortan ble Ruhe
giemlidj befeftigt 15). Da wir erfahren, daß Gormlait ober Korm-
laud, bie Wittwe bes Olaf kvaran und Mutter bes Sigtryggr,
eine Zeitlang mit König Brian verheirathet mwar16), llegt ble Ver⸗
muthung nahe, daß blefe Berfdwågerung mit Gigtrygg ble Urfadje
oder Wirkung fenes Vertrages geweſen ſein möge; fider iſt jeden⸗
falle, daß von jetzt an mehrere Jahre lang Sigtryggr, welchem ble
Nordiſchen Quellen ben Beinamen Silkiskegg, Seidenbart, bellegen,
ungeftört und in gutem Ginvernehmen mit feinem Etiefvater regiert,
und daß eben fegt ble Herrſchaft ber Rorbleute tn Irland ble höchſte
Stufe ihres Glanzes erreidte.
Ueber bie religidfen Juftånde Irlands mwåhrend ber legten Jahre
des 10. Jahrhunderts erfahren wir nun aber gar Ridts. Aus bem
Umftande, daß nidt mehr von dem Heidenthume ber Nordiſchen
Heerhaufen gefprodjen wird, daß ferner beren Führer in den engften
Bejtehungen der Freundfdaft oder felbft ber Verſchwäägerung zu ben
Suifjen Königshåufern ſtehen, läͤßt ſich indeſſen ſchließen, daß im
Ganzen das Chriſtenthum von ihnen bereits angenommen war,
wahrend andererſeits einzelne Angaben, welche in unſerem naͤchſten
Abſchnitte zu beſprechen ſein werden, nicht minder beſtimmt zeigen,
daß noch immer Ueberreſte bes Heidenthums ſich behaupteten, ja daß
ſogar noch immer einzelne Ruͤckfälle getaufter Månner ins Heiden ⸗
thum vorfommen fonnten.
$. 23.
Asnig Olafs Jugendfdikfale.
Die abenteuerlidften Såidfale hatte König Olaf, des Tryggvi
Sohn und ein Urenlel Harald Harfagrs, in ſeiner Jugend au erfah⸗
ven gehabt, menn aud nur ble Hålfte von Dem zu glauben iſt,
was uns feine Lebensbefdreiber Aber ihn zu erzaͤhlen wiſſen. Olaf
15) Annal. Tigern. a. 1000, 6.260; Annal. Ulton. 4. 999,
6. 292; Annal. Inisfal. a. 982, 6. 49, Cod. Bodl. u. 2. 999—1000,
6. 53, Cod. Dubl.; Annal. IV. Maglstr. a. 999, 6. 532.
16) Njala 8. c. 155, 6. 268; Annal. Tigern. a. 1030, 6. 282;
versl. Annal. Iniafal. a. 1030, 6.72, Cod. Dub]. und Annal. IV.
Magistr. a. 1030, 6. 580.
König Olafs ugenbfidfale. 265
war nod im Mutterleibe, als fein Vater, fei es nun von ben nad
feinem Reidje firebenden Söhnen des Eirikr blodöx, oder aud von
feinen elgenen bes Drudes überdrüßigen Bauern erſchlagen wurde i).
Auf der Fludt vor ben Feinden feines Vaters gedoren, mußte der
Knabde deren Nachſtellungen burd eine beſchwerliche und gefakrvolle
Reiſe nad Schweden entjogen werden, und feldft hier wurden weder
Sodungen nod Drohungen gefpart, um feine Auslleferung zu errei⸗
djen2). Im Begriffe von Schweden aus nad Rußland hinüberzu⸗
gehen, wo ein Bruder feiner Mutter bei dem Könige Valdamar
(ØBladimir) in angefehenem Dienfte fland, wird er von Geeråubern
gefangen, von felner Mutter getrennt, und nad Eſthland als Sklave
verfauft. Bon feinem Oheime dort erfannt und losgefauft, wird er
am Hofe König Waldemars erzogen; fråh verfudt er fid mit
Glück auf Heerfahrten, und feiftet bem Rußiſchen Könige ble bedeu⸗
tendſten Dienfte. Da er fid deßungeachtet von Neidern und Ber»
laumdern verfolgt fieht, geht er indeſſen fpåter auf eigene Fauſt auf
die Heerfahet, und treibt fid sunådft am den Ufern ber Oſtſee
herum 3); nad) einigen Beridten foll er hler mit Geira oder Geila,
der Todjter bes Mendenfönigs Burizleifr (Boleslaw) befannt geworden
ſein unb fie geheirathet haben, ohne barum bod fein Kriegsleben
aufzugeben ).
1) Bergl. oben: $. 16, Umm. 17. Mad Agrip, c. 14, S. 390 ware
Dlaf beim Tode fetneb Vaters bereits brei Jahre alt geweſen.
2) Mad Agrip, c. 14, 6. 390—1, u. Bistorla Norvegia, 6. 13
wåre ble Fludt zuerſt nad ben Orkneys, und erft von hier aus nad Schweden
gegangen; nad) anberen Sagen wird Hakon Jarl ald Derjenige genannt, ber im
Wuftrag der Konigin Gunnhild dem Olaf in Schweden nachgeſtellt hade!
3) Wie ble Sage, im beftimmteften Wiederſpruche mit allen chronologiſchen
Moglichtelten, bei blefer Gelegenheit ben Olaf an der Schlacht am Danewirke
Antheil nehmen laͤßt, wirb im Anhange I. beſprochen, zugleich aber aud ble
Gntftehung dieſes Irihumes ertlärt verden.
4) Das Bisherige nach Oddr, 6. 1—8, S. 216 —30, und zum Theil voll⸗
fråndiger in Munchs Ausgade, c. 1-6, S. 4-10; Heimskr.OlafeS.Trygg-
vasonar, 6. 1—7, 6. 187—94; c. 21—2, &. 211—4; c. 25—6, 6. 215—6;
e.29, 6.220—1; jångere 01. 8. Tr. c. 43—7, 6. 66-81; c.57—9,
S. 96—105; c. 70, &. 124—30; c. 73, 6. 132—4; Fagrak. $. 68—9;
Agrip, c.13—16, 6.390—2; Histor. Norveg. 6.13—4; Theodor.
Mon. c.Au.7, bei Langebet, V, S. 316—7. Beyiglidj des Detaild der Jugenbe
geſchichte Olafs vergl. ubrigens ein får allemal Mund, I, 2, S. 20—4 u. 225—48;
bod) mag hier bemertt werden, baf bie brei qulegt genannten Quellen von Olafb
288 VL Abſchaitt. $. 28.
Schon in blefe Zeit ſollen nun Olafs erte Berikrungen mit
dem Ghriftenthume fallen. Bon Jugend auf war derfelbe dem Gögen-
dienſte und allem Opfercultus abgeneigt geweſen; am Hofe König
Waldemars, an welchem ſeine hohe Jufunft bereite im Boraus durch
Meiffagungen verkündigt morden war3), und an welchem weiſe Leute
ble ben Jingling begleitenben Schudgeiſter zu bemerten im Stande
waren 6), hatte er dadurch fogar mannidfadjen Anſtoß gegeben 7).
Heirath mit Gelra Nidté wiffen, mwåhrend die Jomsvikina 8. c. 35, S.99,
derſelben ebenfalls gedentt.
5) Die alte Mutter Waldemars ſoll ber Butunft kundig geweſen ſein, und
am Sulfeft jedesmal in bes Konigs Halle geweiffagt haben; jegt verkindigte
fle: „Das fehe id, daß in biefer Beit in Norwegen ein Königbfohn geboren
wird mit leuchtenden Schutz · und Gkidsgeiftern (med hlorevm fylglom ok
hamingiom), und ein großes Licht if ber ihm; er wird bler in biefern Lande
aufgegogen werden und bein Reid in mandjer Weife fråfen, und bann wird
er nad) feiner Heimath juridtehren und bort ein gewaltiger und treflidjer König
werden, und er wird bod bald untergehen, und wenn er aus ber ett abbe»
vufen ift, ba ſteht ihm meit großere Wirde bevor, ald bak id bavon fagen
Bönnte, und fragt mid nun meg; und id) werde jegt Nichts weiter fagen".
So Oddr, c.5, 6.9, in Munchs Ausgabe; ähnlich der Test der F. M. 8.,
€.3, 6.223—4, unb bie jångere O1. 8. Tr. c.46, 6.76—77. Menn ble
Belden lehteren Duellen bie Meiffagungen ber alten Rönigin auf beren phitons
and! purådfkren, fo ift ju bemerten, daß biefer Mudbrud aud) anbermårtd als
Beyeldnung des Geifted ber Meifjagung oder aud) ber Bauberei vorlommt, und
poar nidt nur in Rordiſchen Quellen; vel. Formali Snorr. Edd. c. 5,
8.14; porlelfs p. Jarlaskalda, 0.6, 6.100; 8exo Grammat. I,
85; aber aud Adam. Brem. III, o. 63, 6. 361. Derfelbe ift dem alten
Leſtamente entnommen.
6) Oddr, €. 5, S. 228—9: ,3n blefer Beit maren in Rußland viske
Meiffager, melde viele Dinge voraus wußten; fie fagten vermdge ihrer Weis⸗
fagung, daß in biefed Band gefommen feien ble Gliidbgeifter (hamingior) eine
anſehnlichen und bod) nød) ungen Manne8, und nie håtten fle vorher bie Sduye
geiſter (fylglor) irgend eineb Mannes fddner oter glånjender gefehen, und bak
Beftåtigten fie mit vielen Wørten, fie vermodten aber nidt 3u erfennen, wo er
war. Aber fo gewaltiger Urt fagten fie fei fein Glid (hans haminglo), daß
das Licht, meldes uͤber ifm ſchien, über gang Rupland fid verbreitete, und
weit herum in ber Sfiliden Welt”. Ebenſo jingere OI. 8. Tr. 6. 57,
Seite 96.
7) Oddr, c.6, S. 232: „So fagen verftåndige unt kundige Beute, daß
Diaf nie Gotenbilder (scurdgod) verehrt hade, und er war dem jedergeit
mit feftem Ginne entgegen. Und bod mar er gewohnt den König håufig zum
anpel zu begleiten, aber nie trat er hinein; er fland da jebedmal heraußen
vor ber Zhår. Und einfimald ſprach der König mit ihm, und hieß ihn nidt fo
2o0nig Olaft Jugsnbfdidfale. 207
Syåter foll felne Berſchwaͤgerung mit Boleslaw, der in Kaiſer Otto'6
Heer am Dannewirke mitfåmpfte, aud ihn ur Theilnahme am
Kampfe beftimmt haben; jegt vernalhm er zum erftenmale ble Predigt
des Ghriftenthume, und fah zugleich das Wunderzeichen, mittelf
beffen Poppo den König Harald von der Wahrheit ſeines Glaubens
iberjeugte. Beides wirlte mådjtig auf fin Gemiith, wenn er aud
mod) nidt ble Taufe nehmen modte*). Ungefåhe derfelben Felt ge⸗
hört Olafs erfte Bekanntſchaft mit felnem nadmaligen Hoflaplane
Danlbrand an, ben wir fpåter als Miffionår in Rormegen und in
Joland thåtig ſinden merben»). Ein junger Säaͤchſiſcher Kleriter, zu⸗
gleid) aber aud) fn vitterlidjen Uebungen nidjt unerfahren, hatte Dant»
brand einen Schild sum Geſchenke erhalten, melder das Bild ves
Øetreugigten im Velde zeigte. „Da aber König Olaf den Schild
ſah, åberlegte ev fid fleifig, mas auf bemfelben vergeidjnet war, und
wunberte fid) ſehr baråber; er fpradj da zu Dankbrand: men verehrt
jr Ghriftenleute ba, am Kreuge gepeinigt? Dankbrand antwortet:
unfern Hen Jefum Chriſtum verehren wir. Der König fragte:
was hat er verbrodjen, daß ev fo gepelnigt wurde? Danlbrand er⸗
tun, benn e8 fann geſchehen, bak ble Götter ber did ergirnt werben, und
dø bu ble Blume deiner Jugend verlierft; ich wollte gerne, bafi bu did vor
ilmen bemåthigteft, denn mir ift bange um bid, baf fir heftigen Born auf id
werfen, ba bod) bei bir fo viet auf bem Spiele ſteht. Er antvortet: nimmers
mehr fiirdte id Gotter, bie weber Gehdr haben nod Gefidt oder Verftand,
unb von benen id einzuſehen vermag, bag fie feine Bernunft haben; barau
aber, Herr, vermag id ju entnehmen, melder Ratur fle find, daß bu mir jebers
veit freundlidjen Angeſichtes erſcheinſt, mit Ausnahme der Gtunden, ba du hier
biſt und ihnen Opfer bringft; ba aber ſcheinſt bu mir jedesmal finfteren Un»
ſehens, forvie bu hier bift. Und daraus entnehme id, bak biefe Götter, welche
bu verehrſt, fiber bie Finſterniß vegieren miffen”. Ebenſo bie jångere OL
8. Tr. €.57, G.97-8.
8) Jingere 01. 8. Tr. €.73, S. 133: „So wird von Olaf Kryggvafon
erzaͤhlt, daß er nie Gdtzenbilder verehrt hade, und daß ihm beren ganger Glaube
ſeht miberwårtig gewefen fei; alles bad aber, was er von dem Gotte der Hime
mel und feinen Wunderjeichen erzaͤhlen hörte, gefiel ihm Aberaus wohl, am
Meiften fegten fid aber in ſeinem Sinne die Bahrjeidjen Gottes fet, ble er
in Dinemart gefehen hatte”. Die Jomsvikinga 8. c. 10—1, S. 32—9,
unb ber ike folgende interpolirte Tert bes Oddr, c. 12, S. 248—53, fejen
ble Schlacht am Dannervirte erft in bie Beit, naddem Olaf im Weſten ble
anfe enpfangen hatte, und laffen ihn bemnad bei blefer Gelegenheit bereit
al guten Ghriften auftreten.
9) Jångere OL.Ø. Tr. €.74, S. 134—5; Kristni 8.0. 5, S. 28—30.
268 mn. Mbfnitt. 6. 23.
zahlte ihm genau ble Marter des Herrn und ble Wunder bed Krenz
zes. Da feilte König Olaf'um ben Schild, Dankbrand aber ſchenkte
ihm blefen. Der König fyrad: dieſes Geſchenk freut mid gar ſehr,
und wenn es bir gefdieht, daß du meinſt Jemandes Schut oder
Hilfe zu bedürfen, fo fomm ju mir und id merde dir dann den
Schild lohnen: doch mill id, daß du vorerft einiges Silber von mir
nehmeft. Danfdrand war hiemit sufrieden; ber König ließ ihm ba
den Merth bes Schildes auszahlen, und ſie ſchieden in Freundſchaft.“
In menig fpåterer Jeit fehen wir den Olaf, obwohl nod immer uns
getauft, in ſchwerer Gefahr den Ghriftengott um Hilfe anrufen, und
blefe aud wirklich bei ihm finden 19). „Als er nad Dånemart fam,
ba gingen fie von ihren Schiffen und das Land aufmårte, und nah⸗
men Gtrandhieb, wie es Gitte ift, und viet Bieh, und trieben es
zum Gtrarbe'!). Die Bewohner bes Landes fammelten fik, und
verfolgten fie mit einer grøfen Schaar. Und ald fle fid von einer
großen und wohlbewaffneten Menfdenmenge verfolgt fahen, floken
fre nad ihren Schiffen. Weil fie aber weit landaufvårte gegangen
waren, und jetzt einen meiten Weg zu ihren Schiffen hatten, und
ihre Feinde ſoweit herangefommen maren, daß Nichts mehr zwiſchen
ihnen inmitten lag, ba maren ſie in einen Heinen Wald gekommen,
und war bod nur wenig Gelegenheit fid au verbergen, deren fie
fich håtten bedienen können. Sie gingen nun dahin, wo fir am
Erſten vom Walde einigermafen überſchattet werden fonnten. Da
fprad Olaf: id weiß, fagt er, baf ber ein mådjtiger Gott ift, der
ble Himmel regiert, und id habe gehört, daß er ein Siegeszeichen
fåhet 12), das viele Kraft befigt, und es heißt dieſes das Kreuz.
Rufen wir nun ihn felber an, daß er und befteie, und fallen mir
Alle jur Erde, und demiithigen uns ſelbſt! Nehmen wir zwei Uefte
und legen fle ins Kreuz über uns; thut nun Alle, wie ihr mid
10) Oddr, c. 9, 6.230—40; ahnlich die jungere 01.8. Tr. e. 75,
6. 135—7; ohne des førtgenden KreupeidenS ju gedenten, läßt Theodor.
Mon. c.7, &.317 ben Olaf einfach bie Unnahme ber Taufe geloben. Siehe
aud jåingete O1. 8. Tr. c.213, 6.184, wo auf ben Borgang Bejug ge»
nommen wird.
11) Strandhögg, Strandhieb, heißt betanntlid das Rauben von Bieh,
wie foldes beiBilingern behufs ber Berproviantirung ihrer Schiffe Add war.
12) Slgrmark; ber Aubdruck, obwohl dfter får bas Kreugebjeidjen ge»
braucht, føjeint dem Geibenthume angugekhdren, wie sigrblot, slgrgjdf, u.bgl.
abnig Diafs Jugendichiciale. 269
thun feht. Und fo thaten fie, legten ſich nieber, und nahmen zwei
Aeſte und legten fie in Kreuzgeſtalt åber ſich. Ihre Feinde aber
famen nun mit Ungeftimm unb Gefdrei zum Walde, und glaubten
fie fangen ju fönnen, weil ſie fie noch kurz zuvor gefehen hatten.
Und nun liefen fie åber biefelben hin, und traten fie unter ihre Fife,
und fanden fie nidt; fo fGigte fle das Kreuzzeichen mit Hilfe bes
$Herm Jefu Chriſts, daß ſie von ihren Feinden nidt gefehen wurden,
und waren vorher ſchon faſt in deren Hånde gerathen; da kehrten
Jene mit grofer Verwunderung um. Und als Olaf und die Seir
nigen biefi fahen, ba fpringen fie auf, und fudjen ihre Schiffe zu
erreichen. Und dieß fehen ihre Feinde, und verfolgen fie nun sum
zweitenmale. Unb ba war fein anderer Ausweg, als daß ſie fid
auf flachem Felde nieberlegten. Und nidtsbeftomeniger wurde ihnen
durch Gottes Hilfe geholfen, denn als fie auf dem flachen Felde
balagen, geſchah bie wunderbare Sadje, daß bie, melde ſie au fudjen
gingen, fie nidt fahen, und fie fudjten aus, wie file nur am Beften
au thun wußten, und fanben fie bod nidt; da fehrten fie nochmals
um, mit feiner Ghve und feinem Giege. Und fo befreite bas heilige
Kreuz den Olaf aus der Gefahr, ebenfogut auf fladem Felde, wie
im biden Walde. Dann fuhr Olaf zu feinen Sdiffen, und fie dankten
Gott får ihe Entfommen.” — Man fieht, ſchon jegt mar Olaf nad
biefen Beridjten auf den Glauben aufmerkſam geworden, und nidt
abgeneigt, fid ihm zu befreunden; ber Werth, den er auf Dankbrands
Schild legt, seigt, daß er berelte an die Madt bes Chriſtengottes
glaubt, und beffen Schut burd bie Annahme feines Zeichens ſich
am fidern fudt, frelid ohne daß er darum fid dem Chriſtenthum
gang hingugeben und bem Heibenthume völlig au entfagen får nöthig
gefunden håtte: genau biefelbe Auffaſſung liegt dem aberglåubifden
Bertrauen zu Grunde, mit welchem er auf bas gang äußerliche Kreus
zesheichen hinſieht.
Nach emigen Berichten ſoll aber Olaf nad) dem frihjeitigen
Tode feiner Wendiſchen Frau nochmals nad Rußland zurückgegangen
ſein, und hier einen bedeutſamen Traum gehabt haben, der ihn noch
naher zum chriſtlichen Glauben hinzog ie). „Eines Tags hatte er
43) 0ådr, o. 0—10, 6. 230—43, und in Munghs Uubgade, e. 6-8,
6. 10—2; jiingere OL 8. Tr c.75—6, S.135—42; auf bem Wege nad
Muplanb foll bak oben erzaͤhlte Kreuzeswunder fid begeben haben. Ulle anderen
270 mm. Wsfdnitt. $. 28.
da ein merhvilrbiges Geficht: es zeigte ſich ihm ein groper Stein,
und er glaubte weit an dieſem hinaufjuftelgen, ble er endlich gang
auf beffen Spihe gelangte; er glaubte da in dle Luft erhoben zu ſein
bis ber die Wollen; unv als er feine Augen erhob, da fah er ſchöne
unb herrlidje Lande, und ſtrahlende Leute, welche dieſe Lande ber
wohnten; ba ſpürte er aud einen fåfen Duft, und allerhand ſchoͤne
Blumen, und eg ſchien ihm da mehr Pradt 3u fein, als er feine
Gedanten faffen fönnte 3u erjåhten. Da hörte er elne Stimme mit
ſich reden: höre du, du haft Anlage zu einem guten Menſchen, mett
du ble Gögen nie verehrt und ihnen feimen Dienft geleiftet haft;
vielmehr haft du fie verunehet, und barum werden beine Werfe zum
Guten und Förderlidjen ſich mehren; aber doch fehlt dir noch viet
bagu, daß du an dieſe Orte fommen fönnteft, oder gemårdiget mår»
beft ewig bler gu leden, weil bu deinen Schoͤpfer nicht kennſt, und
midt weißt, mer ber wahre Gott if. Und naddem er blef gehört
fatte, ba erſchrack er gewaltig und fprad fo: mer biſt bu, Herr, an
den id glauden fol? Die Gimme antvortet: fahe du nag Grie⸗
chenland, und bort wird man bir ben Ramen des Herr beines
Gottes befannt geben 19); und wenn du feine Gebote beobadjteft,
wirſt bu bas ewige Leben und ble Geligfeit' erlangen, und wenn du
erft recht glaubft, ba wirſt bu vlele Andere vom Irrthume weg jur
Mettung führen; denn Gott hat did beftimmt, ihm viele Bölfer zu
Handen au bringen. Und ald er dieß gefehen und gehört hatte, ba
Wollte er von dem Gtelne herabftelgen, und als er von oben herunter
fam, ſah ev flrdterlidje Orte, voller Flammen und Qualen 15), und
dabei hörte er HMåglidjes Metnen, und mandjerlei andere ſchredcliche
Dinge; und ba glaubte er viele Leute gu ertennen, welche an Gögen
geglaubt hatten, Befreundete ſowohl als Håuptlinge, und er bemerkte,
Quellen wiffen åbrigen8 von einer RidtehrOlafö in dieſes Land und von felner
Shåtigteit fir deffen Betehrung Richts.
14) Man bemerte ble Radjahmung von dem Apoſtelgeſch. 9, 6 von Paulus
Cnåhlten.
15) Es barf nidjt Aiberfehen werden, baf ble Holle hier Hereltk ald vine
feurige erſcheint, wåbrend file nad Germanifdjer Vorſtellung ald ein kolter,
feudter, neblidter Ort gedadt wurde; val. I. Grimm, D. M. 764 —65, und
Dietrich, ble deutſche Mafferhslle, in HauptS Beitfdrift, IX, 175—86. Bir
— es alſo hier mit einer kirchlichen Legende, nicht mit einer Germaniſchen
zu tun.
aorig Diaſs Jugendſcichale PI
daß blefe Qual bereltet marte auf König Waldemar und ſeine Kd⸗
migin. Dieß ergriff ihn frart, fo daf er als er erwachte gang in
Thraͤnen ſchwaum, und er erwachte mit grofer Ang”. Eilends
geht Olaf nunmehr nad Griechenland, und lågt ſich dort in der
neuen Lehre unterridjten; von einem Biſchofe Ramens Paul erhålt
er ble Bezeichnung mit dem Kreuze, måhrend er ble Taufe ſelbſt
aus uns nidt angegebenen Grinden nod nidt empfångt 19). Auf
feine Bitte begleitet ihn der Biſchof nad Rußland zurück, und nad
mandjen Schwierigleiten gelingt es ihnen beiden, den König, bie
Königin und das gange Bolt daſelbſt sur Annahme bes Glaubens
au bewegen. Kaum aber war blefer Erfolg gewonnen, fo verließ
Olaf wiederum bas and, dießmal um nidt mehr dahin zurüchzu⸗
lehren.
Jett nahm Olaf ſein früheres Abentheurerleben wieder auf, und
16) Die åltere Olafsſage laͤßt ben Olaf ausdrücklich die Taufe verlangen,
ohne ju fagen, warum der Biſchof ihm nidt diefe fondern nur ble prima signatle
ertfjeilt. Die filngere Sage ſucht ihrerſelts das Anſtoßige, bad in dem Uuftreten
eines Ungetauften als Mifflonår und in der gangen angebliden Birtfamkeit
Diafs in Rupland liegt, theils durdj die Berwelfung auf Ajnlidje Borgånge der
alteren Beit, theils durd die Berufung auf eine ſchriftliche Quelle zu befeitigen;
bie legteren Morte lauten: „Dieſe Dinge, melde jept gefogt wurden über die
Merfiindung bed Gåriftenthums in Rupland durd Olaf Lryggvafon, find nidt
unglaubhaft, benn ein trefflides und mahrhaftiged Bud, welches Imago mundt
heißt, fagt Mar heraus, daß biefe Boller, melde fo heifen: Rusci, Polavi,
Ungarlt in ben agen besjenigen Dito's belehrt wurden, weldjer der britte
Kaifer war dieſes Ramens. Cinige Bilder fagen, bak Kaiſer Otto mit feinem
$eere gen Often gegogen fei, und bort weitum bas Voll gum Chriftenthum
gegroungen hade, und mir ihm Olaf Kryggvafon". Dffendar ift unter dem anger
fåhrten Berte des Honorlus Augustodunensis Imago mundi
gemeint, weldje zu Anfang de 12. Jahrhunderts verfaft und alsbald in pahle
reidjen $88. verbreitet wurde; hier heift es aber am Schluſſe de dritten Budet,
pmnådft von Otto IL: O1
(Nothgerus) Abbas clai
5. Babembere construltur. Russel (Ruzf) et poloni (polan!) et
mt ehristianl. Conradus etc. (Mundi Synopsis,
, libri Tres, ab Honorio Solitario Augustudu-
mense ante 460 seripti; Spirae, 1583, 6.183, vergl. mit zwei Alte»
ren Druden s. 8., welche auf hiefiger Staatsbibliothek ald Inc. fol. 9.8. 28/4
und 335/9m bezeichnet find). Man fleht, ber Y8limbder hat ben al6 dux Bava-
riae bejeidjneten Geinrid IL. nidt ald Kaifer mitgerednet, und fomit ble unter
feine Megierung gefegte Betehrung ber Ruffen, Polen und Ungarn no dem
nådjflvorhergejenben Otto IIL beigelegt!
272 I. Wjdnitt. 6. 23.
trieb ſich, plündernd und fåmpfend, abwechſelnd an den Dåntfdjen,
Deutſchen, Franzoͤſiſchen und Britiſchen Küſten herum; mandjertei
bei dieſer Gelegenheit verübte Heldenthaten wiſſen ihm ble Lieder
ſeinet Gtalben nachzurühmen 7). Eines Tages hårt er auf den
Scilly -Infeln (Syllingar) von einem ber Jukunft kundigen Ein⸗
fiebler; nachdem ev deſſen Kunſt an einem der Geinigen verfudjt
hatte, lågt er fid von ihm ſein eigenes Gdidfal weiſſagen, und
verſpricht, well die fir die nådfte Jeit gemadjten Prophegelungen ſich
alsbald erfüllen, fofort aud) bie ihm weiterhin verkindete Taufe zu
nehmen 18). In der That begidt er fid nag einem benadbarten
Klofter, deſſen Abt, feine Untunft abnend, ihm in feierlidjer Pro-
ceſſion entgegenzieht; von diefem empfångt er mit allen den Geinigen
bie Taufe und ben nöthigen Unterricht im chriſtlichen Glauden, und
jegt wird ihm sugleid feine sukiinftige Herrſchaft ber Rormegen ger
welffagt 19). Die nådften Jahre nad dem Empfange der Taufe
fegt indeffen Olaf feine Heerzüge in England und Irland fort; nad
einigen Nachrichten fol er um biefe Zeit mit der Gyda, einer Schwe⸗
fler bes Königs Olaf kvaran von Irland und Wittwe eines ng»
Uſchen Jarls, ſich verheirathet haben 20).
17) Dad Folgende nadj Od dr, c. 11—4, &.243—57, und ohne Juter-
polation in Mundö Uubgabe, c.O—10, &.12—15; Helmskr. 01. 8. Tr.
0.30—5, 6.221—7; jångere 01.8. Tr.c. 71-82, 6. 142—52; Fagrak.
$.69; Agrip. c. 16, 6.392—3; Histor. Norveg. 6. 14; Theodor.
Mon. c.7, 6.317.
18) Sv Gnorri und ble filngere Sage, fowie Agrip und bie Hist. Norv;
bagegen wiſſen Oddr, Theodor. Monachus unb bie Fagrskinna Nichts von
ber Begegnung mit bem Gremiten. Die Verfudung bedfelden ift idrigens bie
in ben Sagen gemdhnlide; Olafs Dienftmann muß fid fir den König aud»
geben, vermag aber ben Wundermann nidt 3u tåufden, u. f. mw.
19) Sv Odd und bie jingere Sage; kirjer und ohne jener Begegnung mit
ber Ubte zu erwaͤhnen erzaͤhlen Olafs Taufe auf den Syllingar Snorti, Agrip,
Histor. Norv., Fagrskinna und ber Monch Theodorich, welcher legtere indeffen
einen Abt Bernhard als ben nennt, weldjer ble Taufe vollogen habe. Dir
Kristni 8. c.5, 6.30, und bie [slenzkir Annalar, a. 992 gebenfen
ebenfalls nur gang kurz ber Thatſache; die Jomsvikinga 8. c. 10, 6. 32,
1åpt ihn in Irland getauft fein.
20) 60 nad Odd, Gnorri, ber jilngeren Sage und der Fagrskinna. Daß
ber Lest OVDS, weldjen ble F. M. 8. geben, nadj der Jomavinklnga 5. erft ir
biefe Beit ble Schlacht am Dannewirle einfdiebt, wurde bereits bemerkt; eigene
thuͤmlich ift demſelben Verfaſſer, und zwar nad beiden Recenfionen, aber aud
König Olaft Jugendfdisfale. 273
Man ſieht auf den erften Blid, bak diefe Darftellung der fråkje-
ren Sdidfale König Olafs in gar mandjen Puntten fagen» oder
legendenhaft ausgefdmidt if; babei elgen ble mebrfadjen Abwei⸗
djungen in ben Beridjten der verſchiedenen Quellen, vag ſchon fråh
eine Mehrheit fidj miverfpredjender Sagen im Norden über dbenfelben
umlief, und ble Darftellung ber jilngeren Gage verråth wiederholt
geradezu bas Beftreben, verfdiedenartige Beridte norhbårftig zu einem
Gangen ju vereinigen. Die Gtalbenverfe, auf weldje die Sagen ſich
berufen, fpredjen in ber That lediglid; von ben verſchiedenen Heer»
fahrten Olafs an den Kiften ber Oſt- und Nordfee, und ermåhnen
hoͤchſtens noch feiner Erziehung in Rusland; begåglidj aller iibrigen
Umfånde måfjen wir uns aber um fo unglåubiger verhalten, als
wenigſtens bei eingelnen Ungaben der Sagen deren ſpaͤtere Entſtehung
und abfolute Unvereinbarfeit mit geſchichtlich feſiſtehenden That»
fadjen ſich darthun lågt. Pråft man die eingelnen Punkte in dem
Beridjte der Gagen, fo ergibt ſich zunaͤchſt, daß Olafs Anweſenheit
in Rusland, und deſſen frühes Ausfahren auf Heerzüge von ba aus
durch die leder gleidjeitiger oder bod) nur wenig jiingerer Didter
beftåtigt mwird21); alle uͤbrigen Radridjten dagegen über ble Art, wie
berfelbe bahin fam, wie er mit König Baldemar in Bejiehungen
trat, und bergfeidjen entbehren einer berartigen Beftåtigung. Yn und
får fid hat indefjen die Grjåhlung der Sagen von der guten Auf⸗
nahme Olafé in Rußland nichts Unglaudhaftes. Man weiß, daß
jebenfalle feit ber Mitte bes 9. Jahrhunderts in biefem Lande eine
Reihe Standinavifder Reiche gefiiftet war, und daß mindeſtens in
ben legten Decennien bes 10. Jahrhunderts hier ſowohl als in Kon-
frantinopel Nordiſche Soldtruppen unter dem Namen der Våringjar
blenten 29); der weitaus gröfere Theil dieſer Cinwanderer und Sölp-
bie Radridt, baf Dlaf mit einem Jarle Sigurd von Rorthumberland ju ger
meinfamen Heerzågen fid verbunden hade.
21) Bl. Heimskr. c. 21, 6. 211—3 und e. 22, 6.214; jångere
Gage, c. 58, 6. 100—1; Fagrak. $. 69; Olafsdrapa, Gtr. å in
Munch und Unger, Oldnorsk Låsebog, 6.121.
22) Bgl. Mund, I, 1, S. 288—92, und 2, S. 78—85; Strinnkolm,
Svenska folkets historla, ll, S. 300 — 42; Karamfin, Gefdidte bed Ruf
fen Reiches, nad ber zweiten Driginalausgabe Abderfegt, Bd. I (Riga, 1820),
u. dol. m. Vergl. aud bereits oden, $. 18, Anm. 21 und 26, fowie $. 19,
Yn. 46—8.
Maurer, Beteprung. 48
dri 1. Mbfdniit. $. 23.
ner mufte freilich aus bem zunaͤchſt gelegenen Schweden herftammen,
aber aud Norweger und fogar Jelånder ſchlugen mitunter die glei⸗
Øen Wege ein, und ret wohl modte darum Olåfe Mutterbruber
eine angefehene Gtellung am Königehofe elnnehmen, und fenem
Neffen einen freundlidjen Empfang fidern. Wir finden ferner in
ber That einen Gropfirften Wladimir in den Jahren 973—1014 in
Mupland herrfdjend, mit Ausnahme einer in die Jahre 977—80
fallenden dreijaͤhrigen Landflüchtigkeit, welche er zur Sammlung Rore
diſcher Gölbner benukte?), und daß derſelbe bereits zur Zeit der
Geburt Olafs als regierend gedacht wird?), fann natürlich als ein
erheblicher Berſtoß um fo weniger bezelchnet verden, als es ſich dabei
mir um einen gang beilaͤufig erzaͤhlten legendenhaften Jug handelt. —
Die Heergiige Olafs an den Kilften der Oſtſee, und insbeſondere
aud) in ben Wendifdjen Landen, find wider durch Gtalbenlieder
hinreichend begeugt; feiner Heirath aber gedenken biefe nidt, und
jedenfalls fonnte feine Frau nidt eine Todter bes erſt im Jahve 992
auf ben Thron gelangenden Boleslaw von Polen fein 23), aber Mund
hat bereits barauf aufmerffam gemadt, daß Boleslaw åverhaupt in
den Nordiſchen Quellen ſehr håufig mit feinem Vater Mieczyſlaw
vermedyfelt wird ꝛe). Daß ferner Olaf an dem Kampfe gegen König
Harald und Hafon Jarl am Dannewtrfe keinen Untheil nehmen
Fonnte, iſt bereits mehrfach ausgefprodjen worden, und bie betreffende
Angabe ber Sagen beruht nur auf falſcher Deutung und Bendgung
ber Morte enes alten Liedes; die Ruͤckkehr desfelben nad Rußland
endlich laͤßt ſich hoöͤchſtens darin bezeugt finden, baf ein Lied aus ber
zweiten Hålfte des 11. Jahrhunderts den Olaf von bort aus nad
ben Weſtlanden gehen lågt, und jedenfalls widerſpricht, was Aber
feine Miffionsthåtigfelt im Often ersåhtt wird, durdjaus ben ber
glaubigten Angaben der Gefdidte. Bereits in der zweiten Håtfte
bes 9. Jahrhunderts fehen wir einzelne Fortfdritte bes Ghriftenthums
amter ben Ruſſen gemadt, und um bas Jahr 955 hatte fogar ber
reits ble Groffirftin Olga ble Taufe empfangen27); um bas Jake
23) Karamfin, I, 6.158 u. folg.
24) Oben, Anm. 5.
25) Oben, 6.21, Anm. 32.
26) Muné, I, 2, 6.06, Anm. &.125, Unm.2, &.237, 6.310 u. ter.
27) Raramfin, I, 06—8, 136—9.
bn Oleſt Sogabliidfale 2
960 erbat ſich eine Ruſſiſche Geſandtſchaft aud) (don vom Deutſchen
Könige Miffionåre, freilidj nur mit halbem Ernſite und ehne daf
bie abgefandten Priefter Etwas erreldjt håtten?8): im Jahve 988
endlich nahm der Großfürſt Wladimir ſelbſt gelegentlich feiner Ver⸗
heirathung mit ber oſtroͤmiſchen Kaiſertochter Anna ble Taufe, ud
mit ihm ſein Bolt?%). Bon einer Betheiligung, oder gar von einem
vorwiegenden Ginflufje des Norwegiſchen Heerfönigs auf die Bee
lehrung Rußlands kann hiernach nidt die Rede fein; offenbar hat
vielmehr nur bie Gleidjeitigfeit der Taufe Waldemars mit den Herr»
ſahrten Olafs in Berbindung mit dem früheren Uufenthalte dlefes
legteren in Rußland ber Legende Beranlaffung gegeben, ihrem Helden
bas Berdienft jenes Erfolges beigulegen, und die Berufung der jün ⸗
geren Olafsjage auf ble ungenauen und von ihr überdieß mißver⸗
franbenen Angaben der Imago mundi ift nur geeignet ble Leidtfertighekt
jener Combination in ein helleres Lidt zu feen. — So befdhrånts
fid) bemnad), mas fid durch fireng geſchichtliche Quellen iiber Olafö
frühere Jugendgeſchichte ermeifen lågt, auf ble Thatfadje, daß ev in
Rußland aufvude und von hier aus mannigfadje Heerſahrten, zu⸗
mal aud) nad) bem Wendenlande unternahm; mandje Ungaben der
Sagen laffen ſich geradeju als ungeſchichtlich erweiſen, wie namente
lid bes Königs Theilnahme an der Sdladt am Dannewirke und
deſſen Ginfluf auf die Betehrung Rußlands, bei andern mu$ menige
flens bahingefellt bleiben, wie viel oder wie menig geſchichtliche Wahr⸗
Beit benfelben zu Grunde liegt. Da inzwiſchen in Rußland ſowehl
als in den Wendiſchen Landen zu der Zeit, in melde Olafs Aufr
enthalt daſelbſt fållt, das Chriſtenthum bereits befanåt, menn aud
midt 3u voller Herridjaft gelangt war, ba ferner- in dem fegteren
Lande in der That Gelegenheit genug geboten war zu Beråhrungen
mit dem Deutſchen Klerus, fo mag die Sage im Gangen Redt
haben, menn fie bereits jegt den König in einige Begiehungen pur
Rirdje treten, menn fie ihn bereits jegt auf dieſe avfmedfam unb
ihr geneigt merden laͤßt: felbft bie Kreuzbezeichnung mochte Olaf wie
28) Contin. Reginonis, å. 050—62, und 066 (Berg, I, 624—5,
unb 628); Annal. Hildesheim., Quedlinburg. und Lambørtl
a. 960 (ebenda, V, 60—1); vgl. aud Karamfin, I, 346—7.
29) Karamfin, I, 168—77.
18*
27 m. Wbfdnitt. 6.23.
fo mandjer anbere Geerfillrer bereits genommen haben, oh ne bod
mod) zum Gmpfange der Taufe få entfdliefen zu innen.
Eine weit entſchiedenere Gtilge finden nun aber ble Beridte
der Sagen Aber des Königs Heerfahrten im Weſten und deſſen an
biefe ſich fnilpfende Belehrung in freng verlåffigen Quellen. Midt
mur gedenfen bie alten Lieder übereinſtimmend feiner Kriegszüge in
Sachſen, Friesland und Flandern, In England, Schottland, Irland,
Man, Britenland, Cumberland und den Hedriden, ſondern aud Eng»
life Quellen unterſtühen gerade in der får uns wichtigſten Be-
blehung ble Nordiſchen Nadjridten. EG wurde bereits bemertt 30),
baf vom Jahre 988 an wiederholter Heerzüge Nordiſcher Schaaren
in ben Engliſchen Chroniken gedadt, und baf als deren Firer neben
Swegen, d. h. dem flüchtigen Dånentönige Svein, ein König Unlaf,
Anelaf oder Anlaf, d.h. Olaf genannt wird, in welchem fid unfer
Dlaf Trygavafon nidt verfennen lågt. Es wird aber ergåhtt, wie
im Jahre 991 Gypeswic, d. h. Ipswich, geplündert, und bei Mål-
dun ene Schlacht geſchlagen wird, in welcher ber Ealdorman Briht-
nod fålt; wle bann im Jahre 993 Bebbanburuh, d. h. Bamborough,
genommen, und im folgenden Jahre mit Mühe London gegen Olaf
und Svein vertheidigt wird; wie endlid, nachdem Aehnliches bereits
brei Jahre früher geſchehen war, im Jahre 994 mit ſchweren Geld⸗
ſummen ber Frieden erkauft wurde, und wie gelegentlich dieſes Frie⸗
denoſchluſſes König Aedelred bei ber Firmelung eben jenes Dlaf
Pathenſtelle vertritt 21). Die Urkunde über dieſen Friedensſchluß if
30) Döen, $.21, Unm. 42, u. f. vo.
31) Chron. Anglosax. å. 991—, 6.400—3; eine 98. biefer Quelle
aieht, was bie anderen auf vier Jahre vertheilen, in bie beiden Jahre 992—3
åufammen, ohne bod fonft wefentlid abjuweiden. gl. ferner Florent
Wigorn. Chronicon, a. 991—4, Ø. 580—2; Henr. Huntendun.
Mistor. Anglor. V, 6.749. Øie hieher gehörige Gtelle lautet aber gum
Jahre 094: „Und da fam dad gange Heer nad Hamton, und ſie nahmen da
ihr Binterquartier, und fie wurden ba aus bem gangen Weffidfifden Reide
verprøviantirt, und man gab ihnen 16,000 Pfunb Goides. Da fandte der König
nad) König Unlaf den Biſchof Aelfeah und ben Ealborman Aedelweard, und
man gab einſtweilen Geifeln zu den Sålffen; und fie geleiteten den Unlaf mit
groper Feierlichteit zum Könige nad) Andover. Unb der König Aedelred empfing
ihn mb ben ånden de Biſchofs, und beſchenkte ihn koniglich. Und Untaf
verhieß ihm ba, wie er es aud leiſtete, daß er nie mehr bad Engliſche Bolt
mit Unfrieden heimfuchen wolle.“ Sirzer ſagt ble andere Hs. zum Jahre vos:
$önig DUS Sugenbføidfale. ør:
erhalten 22); neben Anlaf fåhet fie als mitabſchließend nidjt nur einen
fonft nidjt befannten Guömund Stegitan sunu, fonbern aud) einen
Justin auf, in welchem ohne Schwierigkeit Olafø fpåter nod au
nennender Mutterbruder Josteinn zu erfennen ift. Theils ber Um⸗
fland, daß in blefem Friebensinfrumente Sveins Name nidt genannt
ift, theils bie meitere Thatſache, daß in demfelben Olaf mit feinen
Genoffen ſich ausdrüdlich verpflidtet, dem Engliſchen Könige gegen
andere Nordiſche Heerleute Kriegshilfe zu leiſten, endlich aud ber
gråndlide Haß, mit weldem Svein ben Olaf fyåter verfolgt, selgt
deutlich genug, daß ber Norwegiſche König auf Koften ſeines bis⸗
herigen Heergefellen feinen Geparatfrieden machte; vielleidjt maren
es aber gevabe religldfe Berhåltniffe, meldje benfelben hiezu beftimmten.
Benn nåmlid die Nordiſchen Sagen den Olaf auf den Scilly-Jnfeln
ble Taufe empfangen laffen, und dieſe Thatfade in das Jahr 993
verfegen 55), und menn anbererfeitø bie Engliſchen Chroniſten, hiemit
trefflich iibereinftimmend, benfelben im Jahre 994 firmeln laffen,
waͤhrend Gvein damals nod redt wohl ein eifriger Heide geweſen
fein mag, fo liegt der Schluß nahe genug, daß der Uebertritt Olafs
von Svein ju dem Engliſchen Könige eben mit feinem Uebertvitte
vom Heidenthume sum Chriftenthum in Jufammenhang geftanden
haben werde. Jedenfalls aber ift durch die Uebereinftimmung der
Engliſchen Beridjte mit ben Angaben der Rordiſchen Sagen ber fir
ung widtigfte Punkt in des Könige Jugendgeſchichte, deſſen Taufe
nåmlid) in England, als eine unumſtoößlich feſtſtehende Thatfade er⸗
„Und man madte nachher Frieben mit ihnen, und ber König empfing ihn for
bann aud ben Hånden des Biſchofs, zufolge der Lehre des Biſchofs Siric von
Kent, und Aelfeah von Bindefter.” Jedem Zweifel über die Bedeutung des
„Empfangens aus bed Bildjofs Hand” madjen aber die Morte bek Florenz ein
Ende: quem rex honorifice suscepit, confirmari ab eplscopo fecit, sibi
in flium adoptavit; ben fegteren Mubdrud, der fid aud dem Ugf. godsunu,
Øottfohn, d. h. Pathe ertlårt, håtte Mund nidt auf eine wirkliche Uboption
begteken follen. WIlifelmus Malmesburiensis, de gestisregum
Anglorum, Il, c. 10, 6.63 lågt irrig ben Olaf jegt bie Taufe empfangen.
32) In den Ancient laws and institutes of England unter Aetheltedt
Øefegen ald Nummer 11. gedrudt.
33) Ueber bie Ghronologie vergleide unferen Unhang Il. Das Angel⸗
fådfifde Get icht auf ble zwei Jahre früher geſchlagene Schlacht bei Mal»
bon bezeichnet die Rordiſchen Krieger nod als Heiden; Thorpe, Awalesta
Aglosaxopica, &. 133 und 137, jroeiter Ausgabe.
28 190. M0fdjniit. $- 24.
wieſen, ohne daß man fid durch bes Magifer Adam vermirrie
Angaben åder Olafs Taufe irgendwie beirren laſſen duͤrfte 3); zeigt
fo dieſer doch aud ſonſt in der Norwegiſchen Geſchichte nichts⸗
weniger als gut bewandert, und laͤßt derſelbe doch gerade hier ſeine
Hamburgiſche Eiferſucht auf die erfolgreiche Miffionerhåtigfelt des
Gngiifehjen Klerus im Norden deutlid genug durchblicken! Vielleicht
hing mit dem Uebertritte Olafs, wie dieß in fo vielen Fållen vor-
fam, aud) beffen Heirath mit ber Nortfumbrifdjen Gyda sufammen;
jedenfalls laͤßt fid biefe felne Che nicht bezweifeln, da fpåter ein
ans berfelben entfprofjener Sohn auftaudt und Anſprüche auf ben
Norwegiſchen Thron erhebts5); nur fonnte Gyda nidt wohl eine
Schweſter bes Olaf kvaran fein, ber im Jahre 980 hodjbetagt ger
florben war, und feinenfalls fonnte deren Gemahl bei diefem Lepsteren
fich mehr aufgehalten haben. Kurze Jelt nad feiner Betehrung madjte
ſich aber Olaf auf nad) Norwegen, um das ihm vorenthaltene Erbe
feiner Båter helmguforbern, und damit beginnt fofort deſſen Bedeut⸗
ſamleit filt bes Nordens Belehrung.
$. 24.
Asnig Olafs Chronbeſteigung
In Norwegen hatte inzwiſchen Hakon Jarl ben höchſten Gipfel
feiner Macht erteicht. Beim Volle beliebt um ſeines Eifers willen
får ben alten Götterglauben und wegen der Fruchtbarkeit ſeiner Re⸗
gierungsjahre, melde man hiemit in Berbinbung bradte, von ber
Dienfpflidt gegen Dånemart durch feinen Abfall nad der Schlacht
am Dannewirte befreit, hatte Hakon nidt nur einem Angrife des
Diånentönigs felbft erfolgreidjen Widerſtand geleiftet, fonbern aud) im
Kampfe mit den gefelertfen Helben feiner Jelt, den Jomsvitingern,
34) Adam. Brem, Ii, 6. 34, 6.319 heift es, Dlaf fei von Miffionåren
ber Gamburgifjen Kirche in Rorwegen felbft getauft worden; c. 35, ebenda
wirb Bemertt, daß er nad) anberen Radridten von Engliſchen Geiſtlichen, welche
ben Glauben bafelbft geprediget håtten, befehet worden fei, und IV, c. 33,
6. 363 wirb geradeyu ber Eugliſche Bifjof Johannes als derjenige genannt,
weldjer ben König getauft hade. Uebrigens beridjtigt ſchon ein ſeht alter Bus
fag pm ber erſten Gtelle dieſelbe bahin, daß Diaf, aub feiner Heimath vertrieben,
tn England ben Glauben angenommen hade, und bringt bamit ber obigen Dar»
frrilung eine weitere Seſtaugung·
85) Siehe ben folgenden Abſchnitt.
Ebnig Dlafö Tjranbeftelgung. 2
obgeſtegt . Die Schwaͤchung Dånemarts durch ble Jermirfnifje
zwiſchen König Harald und Svein, bann aud) durd den Kampf mit
Schweden ſcheint Hafon benågt ju haben, um fid aud die fådlidjen
Landſchaften von Nonvegen amueignen, welde bisher mod unter
Daniſcher Hoheit geftanden hatten; Raumariki und Vingulmörk hatte
ohnehin fein elgener Sahn Eirikr als Daͤniſches Lehen empfangen
gehabt, und in ber Schlacht gegen ble Jomsvikinger an der Seite
feines Baters fireitend, war er entſchieden von Dånemart abgefallem,
— Haraldr grånzki, ber Unterfönig von Vestfold unb Grånland,
war im Jahve 994 oder 995 von der Åbermiithigen Sigridr storrada,
um beren Hand er fid au frelen ertåhute, in felner Herberge ver»
brannt worden 2), und ba feine fåmangere Wittwe fofort ju ihrem
Bater nad ben Hodlanden floh, läͤßt fid vermuthen, daf ber Jarl
aud) hier bie Gelegenheit benützte sugugreifen. Nur die Hochlande
ſcheinen in einer wenigſtens formellen Ubhångigteit von bem Schwe⸗
diſch⸗Daͤniſchen Könige Eirik geblieben zu fein. — Im Gefühle feiner
Macht und Sidjerheit hatte nun aber der Jarl begonnen alken feinen
Leidenſchaften bie Jiigel ſchießen zu lafen; Hochmuth und Habfudjt
gefũhlloſe Gårte und Graufamteit, Eigenſchaften, die ſchon fråher
midt felten an bemfelben ſich bemerllich gemadt hatten, traten jegt
unverholen 3u Tage und liefen den friher fo beliebten Regenten
raſch feinem Volle verhaft werden, namentlid aber maren es feine
mafilofen Ausſchweifungen, weldje ihn feinen Unterthanen unertråg=
lid) madten3). So war dbemnad bie Stimmung im Lande einem
1) Bal. oben, $. 17, und $. 21, Anm. 23—8.
2) Helmskr. 01. 5. Tr. 0.48—9, 6. 242—5; jångere Olafs &
bins helga, 6. 14—5,6.24—7; val. jüngere OL 8. Tr. c. 93, S. 190;
Oddr, c. 28, 5.283—4. Gagenhafter Iautet ber Berit der ålteren Olafs
8. hins helga, c. 1, S.1, und c.5, S. 4.
3) Es wird erzaͤhlt, daß Hakon nad Belieben bie Tochtet oder Weider
feiner Bauern fich holen ließ, daß er nad Gefallen långere oder kårjere dekk
mit ihnen lebte, und fie dann einfadj den Ihrigen wieder heimfidte; Oddr,
€. 17, 6.263—4; jiingere 01. 5. Tr. 0.93, 5. 187, und c. 101, &. 207;
Heimskr. c. 50, &. 245—6; Fagrsk. $.66; Agrip, c. 11, 6. 387.
Bezuͤglich bed Gharakter8 Halons vergleiche aud nod Oddr, c.17, S. 265;
bie jångere Sage, c. 104, S. 218—9; Helmskr. c. 56, SØ. 254—8;
bod) ift dabel bie Gehåffigleit in Rednung au bringen, mit welcher die vif»
lidjen Sagenfdreider dem eifrigen Heiden gegeniiberftehen.
200 mm. Wofdnitt. $. 21
Dronwechſel geneigt geworben, au eben der Zeit, ba ein foldjer in
der That fld vorsubereiten im Begriffe war.
- Bells durch felnen Eifer får ble Ausbreitung bes Chriſtenthums,
dem er fid rafd mit ganzem Herzen zugewandt 3u haben ſcheint,
theils durch fein eigenes Intereſſe, foferne ihm feine Abftammung
von Harald Harfagr eln beſſeres Anrecht auf dle Herrſchaft tin Nor
wegen gab, als meldes ber Eindringling Hakon befaf, mufte ber
König Olaf von vornherein ſich veranlaft fehen, die Juftånde feiner
Heimath fortwaͤhrend im Auge zu behalten, und in ber That er⸗
faren wir, wie er fid gerne bei Unfömmlingen von dorther um bie
Stimmung im Lande erfundigte4). So fonnte die feinen Hofnungen
günſtige Wendung der Dinge in Norwegen dem Könige nidt ver-
borgen bleien, und zugleich hatten bemfelben felme flegreidjen Heer»
fahrten hinreidjenden Ruhm und Anhang verſchafft, um einem Berfudje
bas ererbte Reich mit Gewalt ju gewinnen guten Erfolg zu vere
føredjen; bebenft man åberbief, daß fld Olaf gerade im Jahre 994,
alfo ein Jahr vor felner Abreiſe nach Normegen, vertragsweiſe vere
pflidjtet hatte, von jeder weiteren Heerung in England abzuſtehen 6),
fo erflårt fid lidt, mwarum er eden jegt zu dem Entſchluſſe ſeine
Anfprildje auf Rormegen geltend zu madjen fid veranlaft finden
modjte, ohne bafi es nothwendig wåre mit elnigen unferer Quellen
eine wunderlich angelegte Sntrigue Hakon Jarle ju Hilfe zu nehmen,
mittelft beren Olaf zu felnem eigenen Berberben zu einer Reife nad
ſeiner Heimat håtte beftimmt werden follen). Vei feiner Unfunft
4) Sergi ble jüngere 01.8 Tr. c.91, S.184—5, und c. 146, S. 297.
5) Das Jahr 995 ergibt fid får Olafs Abgang nad Normegen aus dem
- Abereinftimmenben Beugnife der fåmmilidjen Rordiſchen Quellen, ohne bak eb
ndthig waͤre auf bie vielleicht nur auf einer Bermuthung beruhende Ungabe bes
Florent Wigorn. a. 994 Gewicht ju legen, wonach berfelbe im folgenben
Sommer in feine Heimath suridgegangen fein follte.
6) So Qdår, c. 16—7, 6&.258—66; Helmskr. c. 51—3, 6. 246—50;
jingere O1. 8. Tr. c. 93—4, 6. 188—92, und c. 99—102, S 202—10;
Theod. Mon. 6. 7—8, unb co. 10, S. 317—9; val. aud bie Islenzkir
Anpalar, a. 905. Eben bei biefer Intrigue hat Olafö Oheim Josteinn
fetne Rolle zu fplelen, ben wir oben Hei dem Friedensſchluſſe des Jahres 994
neben ſeinem Reffen thåtig werden ſahen. Uebrigens låft Odd, dem ſich aud
ble Kristal 8. c. 6, 6.32 anfdlieft, ben Olaf vorerft nochmals nad Rufe
Tanb quriidgehen, fo bafi Hakons Gendlinge ihn dort auffudjen müſſen, und von
bort aus bie Melfe nad Norwegen angetreten wird.
König Diaft Ahronbeſteigung . 281
in Rorwegen findet aber Dlaf die Jufrånde feinen Planen ber Er⸗
warten giinftig. Gevaltthaten des Jarle gegen ble Weiber ber Bauern:
hatten im Throndheimiſchen, wo Jener 3u landen beabfidtigte, das
Bolt aufs Aeuferfte geret. Ein von folder Schmach Bedrohter
hatte es gewagt, nad altem Landrecht ben Heerpfeil gegen Hakon
au ſchneiden, und ber Nächſte, an den er ihn fandte, war Manns
genug gewefen, ble Ladung weiter ju tragen; auf vier Wegen mar
der Pfeil in das Land gefahren, mit der Mahuung an Freie und
Unfreie, bewaffnet aufsuftehen und ben Jarl zu erſchlagen?). Birte
lich atte, ber Ladung gehorfam, das geſammte Bolt fid erhoben
unb ben Jarl åberfallen; nur durch eilige Fludt hatte ſich dlefer zu
retten vermodjt, und hielt fid jept, allerſeits verfolgt, in einem Ber»
flede verborgen. Sei es nun durch den auf Hakone Kopf gefepten
Preis beftodjen, oder aud aus Furdt vor dem argwöhniſchen und
fåredlidj aufgeregten Manne, oder endlid auf Hakons eigenen Be»
fehl wird biefer von ſeinem Gtlaven Karkr, der ihn auf der Fludt
begleitete, getödtet, waͤhrend ſein Sohn Erlendr ſchon vorher ben
Waffen der Gegner erliegt; Olaf, möge er nun erſt nach dem Tode
$Hafons*), oder bereits vor demſelben in Norwegen angefommen und
felbft bei beffen Berfolgung mitbetheiligt gemefen fein 9), wird von
den Bauern, die ben iberlebenden GSöhnen Hatons gegeniiber eines
tüchtigen Haͤuptlings bringend bedurften, mit Jubel aufgenommen,
und alsbald auf bem atta fylknaping (Eyraping, alsherjarping)
in Throndheim zum König gewählt (995) 19). Bon Throndheim,
dem Hauptlande Norwegens, ausgehend unternimmt berfelbe fobann
eine Rundreife durch bas gange Reid, um fidj an jeder eingelnen
Dingfåtte besfelben bas Königthum beſonders zuerkennen zu laffen 11);
7) Weber bie biefem Verfahren zu Grunde liegende landrechtliche Borfdrift
flehe Frostupinga L. IV, 6.51, und meine Beitråge, $eft 1, S. 14, Anm.
8) Fagrskinna, $.66—7 und 70; Agrip, c. 11, 6. 387—9, und
6. 16, 6. 303; Histor. Norveg. 6. 15; vgl. auch Konunga tal,
v.21—2, 6.425.
9) Sonak Odar, c. 18, 6.266—71; Helmskr. c. 53—6, S.250—4;
ber fångeren Gage, c. 102—4, 6. 210—8; Theod. Mon. c. 10,
S. 319—20.
10) Oddr, c. 20, 8.272—3; Helmskr. 6 57, 6.255; jångere
Gage, c. 105, €.219—24; Fagrsk. 4.70.
11) Oådr, co. 20, &. 273; Helmskr. c. 57, 6. 255; jiingere S.
=- HL Wfduitt. 6. 23.
ohne Anſtand untermirft fid ihm fofort elne Landſchaft nach ber ans
beren: nur ble Hodjlande bleiben unter der Herrfdjaft des Schweden ⸗
Mnigs, der damals gerade zugleich König Aber Dånemarf war 12).
Ohne einen Schwertſtreich wird faſt ganz Rorwegen der Herridaft
bes neuen Koͤnigs gewonnen.
$. 25.
Bir geſehliche Cinfihrung des Chrifenthums in Morwegen.
Kaum als König anerfannt, beginnt Olaf bereite aud feine
Bemilhungen, fein neues Reid sum Griflidjen Glauben au bekehren.
Schon in England hatte fid der Wunſch, fen Heimathland au ber
kehren, auf's Engſte mit der Hoffnung verbunden gehabt, ble ererbte
Koͤnigswurde ſich zu gewinnen); bel der Abfahrt hatte er eine
Reihe von Geiſtlichen bewogen, ihn zu Miſſionszwecken zu begleiten 3).
Namentlich genannt werden uns unter dieſen ein Biſchof Sigurdr
oder Johannes, der bereits erwaäͤhnte Prieſter Dankbrand, ende
lich ein weiterer Prieſter Namens pormodr3); ber Erſtere ſpielt forte
6.109, 6.232—3; Fagrsk. $.71. Aud in Schweden mußte altem Her»
kommen 3ufolge jeder neue König nad der erften Wahl in Oberſchweden nod
Bet jebem anberen Sand8binge perſonlich dte Anerkennung feiner Würde erholen.
12) Oddr, c 48, 6.318; vgl. Histor. Norveg. 6. 15, wonad
Dlafs Herrfchaft ſich ebenfalls mur auf feine Landsleute in Marltimis bejøg.
Die Leidtigfeit ber Unterwerfung Vikens befråtigt aber bie oben geåuherte Vere
muthung, bafi (don Hakon dieſes ben Tånen abgenommen habe.
1) Jöngere 01 s Tr. c. 91, S. 184—5.
2) Oddr, c.23, &.276—7, der ben Olaf au Ruflanb nad Rormegen
Tommen låt, 1åpt ihn fpåter von hier aus nadj England gehen, um fid feine
Geiftlidteit zu Holen; aud in biefer Quelle ift indeffen vorher ſchon von einem
taufenden Bifdjofe bie Rede! Mad Adam. Brem. Il, c. 34, S. 319 follen
iibrigen8 dazumal audj von ber Gamburgifdjen Kitche aus Miffonåre nad Ror-
mwegen gegangen fein, unb ber Berfaffer hat, wie ſchon bemertt, midt Abel Luft,
dieſen ſogar das Berdlenft ber Betehvung des Konigs ſelbſt zuzuſchreiben!
3) Theodor. Monach. c.8, S. 318: sampslt secum viros roligiosos,
Bigwardum videlieet Eplscopum (vergi. Betreffå feiner audj c.20, &. 330),
qui ad hoc Ipsum ordinatus fuerat, utgeptibus praedicaret verbam Del,
et nonnallos allos quos habere secum poterat, Theobrandum (lie8
Thengbrandum) Presbyterum Flandrensem, nec non ej allum Thermonem
(ies Thormodum), Presbyterum etlam; habult et diaconos aliques. $ie-
mit fimmt Agrip. o. 16, €.293 faft wörtlid åberein; Histor. Norveg.
S. 14 aber heißt es: hahens secum Johannem episcopum et Tangbran-
dum presbyterum, quem laciales misit predicare. babult eelam alios
Die geſelliche Einführung bed Chriſtenthams in Norwegen. 283
an, vie ſchon feines hökjeren Kirchenamtes wegen zu ervarten iſt,
in Rorwegen ſeldſt ble Gauptrolle, ble beiden Legteren werden vir
dagegen ſeinerzeit in Joland thåtig finden. Gleld bei dem erſten
Betreten bes Landes zu Mostr hatte fid Olaf vor allem eine Meſſe
leſen laffen, und einen Ort ausgemåhtt, an meldjem er eine Kirche
aufbauen ließ; er botirte fle und ibergad fle eben jenem Prieſter
Dankbranb4). Mit ber Verkündigung des neuen Glaubens aber
wurde gleich nad erfolgter Huldigung in den verſchiedenen zum Ger
ſammtreiche gehörigen Landfchaften begonnen; der allmåhlige Fort»
fritt der Meuerung und ble Mittel, durdj welche berfelbe ergielt
wurde, ſcheinen intereffant genug, um ein betaillirtes Berfolgen ber
einſchlaͤgigen Quellenſtellen zu redtfertigen.
Den Anfang mit der Predigt des Chriſtenthums machte aber
König Olaf wohi åberlegt in dem fåblidfen Theile des Reiches,
in Biten. Her lag bas Reid feines Baters und daher wohl aud
die Hauptfårfe ſeines elgnen Anhangs; hier war überdieß ber nene
plures dei ministros, qui ommes vnanlmes vno ore ewangelizare Chris-
um gentilibus cepere. Oddr, ce. 23, 8. 276—7: „Da war mit im auf
ber Bahrt ber Bifof Jon und vlele Priefter, der Priefter pangbrandr und
pormodr, unb viele andere Diener Wotted.” Jingere 01.8. Tr. c. 107
6. 229: ,Der Gofbiſchof (hirdbiskup) König Olafs, den er weſtwaͤrts von
England her mitgebradt hatte, hieß Sigardr, und wurde Sigurdr rikt ge-
nannt (b. 4. ber Mådtige; ein dieſem Biſchofe in ben Quellen bfter ertheilter
Beiname); er war ſowohl verſtaͤndig ald wohlwollend, und ein gewaltiger Ses
lehrter⸗· ; anbermårt8 befpridt biefe und mandje andere Sage aud den Thor⸗
mob und Danfbrand. Adam. Brem. II, c. 35, 6. 319 und IV, c. 33,
6. 383 erwaͤhnt endlid be Biſchofs Johannes ald des erften unter einer
Reihe Engliſcher Biſchofe und Priefter, ble um jene Beit in Rormegen gewirkt
båten. Die Verfdiebenheit der Angabe des dem Bifdjofe beigelegten Ramens
1986 fich ũbrigens einfad; ble Bermuthung Lappenderg8 (Mrdiv, LX, 433),
daß vielleicht Siegward deſſen frilfjerer Name geweſen fel, ben ev fpåter met
einem mehr lirchlich lautenden vertauſcht hade, wird nåmlid durch einige Rore
diſche Beugniffe fdlagend beftåtigt. So heift es bei Oddr, co. 25, S. 280
und €. 76, 6. 373: ,Bifdof Jon, der mit einem andern Ramen Sigurd
blef”, und ber Haldors p. Snorrasonar, 6. 3, S. 163 nemnt ben Biſchof
geradezu Jon Sigardr. Bir werden auf feine Perfon purådfommen.
H Jöngere 01. 8. Tr. c. 99, S. 203; Heimskr. e. 52, 6. 248;
Oddr, 0. 60, &. 337—8; Theod. Mon. ce. 10, S. 319; Kristni 8.
6. 6, 6. 32—4. enn übrigens dieſe Kirde får bie erfte in Korwegen auke
gegeben werden will, fo ift blef unridtig (vergl. oden, $. 15, Unm. 10); ble
erte von König Olaf erbaute modte ſie allenfalle fein.
2 m. Wsfdulit. 6 25.
Glaube von Dånemart aus bereits fråfer eingeführt und einiger ⸗
maßen verbreitet worden. Borerft beruft Olaf indeffen nur feine
Oheime Josteinn, Karlshöföi, porkell dyrdill, feinen Gtiefvater
Loöinn, fowie bie beiden Freier feiner Schweſtern, die maͤchtigen
Øråder porgeirr und Hyrningr, su fid; er eröffnet ihnen feine
ernſiliche Abſicht, Norwegen zu bekehren, und bittet fle hiegu um ihre
Unterfrågung. Alsbald erklaͤrt fid Thorgeir in feinem und feines
Bruders Ramen bereit, dem Könige alen ihren Einfluß sur Vere
fågung zu flellen, wenn er ihnen feine Schweſtern sur Ehe gede;
der König geht dieſe Bedingung ein, und verfpridt iberbie aud
fonft nod) ben reidften Lohn fir Fråftige Belhilfe. Jegt bringt Olaf
ble Gade an das gefammte Boll der Landſchaft; ba aber jene im
Voraus gemonnenen Månner, bie angefehuften bes Landes, fofort
ihre Zuſtimmung erflåren, folgen die Uebrigen ihrem Beifpiele. , Da
wurben alle Leute getauft in Biten fådlid des Meerbuſens.“ Rade
her zog Olaf in dem nördlidjen Theile von Bien herum, „und ge»
bot allen Leuten den vedten Glauben anzunehmen, Denen aber, die
Dagegen fpradjen, thellte er ſchwere GStrafen au; Einige ließ er er⸗
ſchlagen, Ginige an Hånden oder Füßen verſtümmeln, Cinige trieb
er aus dem Lande.” So wurde gang Biten befehrt3). Bon hier
5) Jingere Olafs 8. Tr. c. 140, 6. 276—9; Heimskr. oc. 59,
&. 257—9; vergl. Theod. Mon. c. 13, 6.321; Islenzkir Annalar,
a. 996. Auf biefe Borgånge feint id aud Oddr, c. 21, S. 273—4 Ju
Begiehen; e8 heißt ader hier: ,,So mird ergåklt, bak er dieſes lonigliche Gebot vor
allem Volte vorbradjte, und baf er vielmald eden hielt mit groper Fertigkeit,
daß fle die Sitte aufgeben moͤchten, die fie vorbem gehabt hatten, welche ber
Seele fo gefåhelid mar, zu glauben, daß man barin Hilfe finde, wenn fle
Gtöden oder Gteinen Dyfer brådjten. Er bat fie mit (Gönen Morten, daß fle
biefe abgefdmadte' und håplidje Sitte aufgeben mödten, melde fie mit man»
cherlei Gefahr bedrokte; er hlef fi lieber ben wahren Gott verehren, der in
des Himmel Herrlidteit regiert, der ift ber alleinige wahre Gott, und melder
alles Gute ben Menfden verleiht. Er hHeift da alle die verftåndigften Månner
tm Sande bedenten, wie ble Englånder thun oder ble Sachſen, oder ble Dånen,
weldje da vor Kurjem ben Glauben angenommen hatten. Er bittet nun mit
ſchonen Borten, daß fie nun ble Opfer aufgeben und nad dem Beifpiele folder
Leute tun mödten, und fid auf den redjten Beg wenden und an ben wahren
Øott in ben Himmeln glauben; er fagt, wie ungleid es fei dem allmådjtigen
Gotte au dienen ober ben båfen Feinden; er fagt aud viel von den Herrlide
leiten tidjtiger unb rechtſchaffener Månner, und anbererfeitd was ben båfen
Menſchen bevorfteht und van ben Såreden der Qualen ber Hölle. Er brakte
Die geſebliche Einführung bed Chriftenthums in Norwegen. 288
aus ging ber Jug der Kiåfte entlang meter nad Agdir: , König
Olaf hatte ein zahlreiches und tüchtiges Gefolge um fl, und mo
er mit ben Bauern Ding hielt, gebot er alen Leuten ſich taufen
zu laffen, und alle Leute untermarfen fid dem Ghriftenthume, meil
feiner der Bauern zum Wiederſtande ble Kraft hatte, und alles Bolt
wurde getauft mohin er fam.” Minder leidt ging die Sade in
Rogaland und Sunnhördaland. Gin Ding wurde nadj Mostr
berufen; bie Bauern aber murrten, daß ber König ,,an fedem Ding
einen neuen und unbefannten Glauben gebiete, und allen Leuten
zumuthe biefen 3u haben und 3u halten, ben aber zu verlaffen, auf
zugeben und au vertverfen, den das Bolf im Lande bisher gekhalten
babe.” Sie verabreden energiſchen Wicderftand, und wählen dre
Redner, welde dem Könige gegenüber bas Wort fåhren follten.
Nod vor dem Dinge erfidien aber bem Könige in der Radt der
hellige Biſchof Martinus und fyrad ju ihm: „Das war hier Sitte
in dieſem Lande bem Thor oder Odin ober anderen Afen Minne 3u
geben bei den Gaftmåhlern; nun aber will id, daß du dieß fo
ånberft, daß mir bei ben Gaftmåhlern ble Minnung gethan werde;
Jenes aber fomme ab, wie es vordem geweſen war; id) verfpredje
Dir aber bagegen, daß idj morgen mit bir veden wil, und beinen
Bortrag flårfen, denn Biele gedenken nun bagegen zu frehen"6).
biefe Botfdaft vor mit grofer Kraft und gåttlidem Beiftande. Die Håuptlinge
aber fpradjen entgegen, und gingen ført vom Ding, und heim in ihre Gegend,
jeder dahin, mo er feine Giiter hatte. Und nidtsdeftomeniger behielt der Kdnig
doch etne große Schaar juriid, und trug Gottes Botſchaft vor; und Ullen ſchien
feine Klugheit ſehr bemertendroerth, und er ließ midt ad, ehe Ulle, die an Ding
nod) zuruck maren, von dem Bildofe bie heilige Taufe empfingen, und nune
mehr fortan recht glaubten an ihren Sådpfer, und ihre Göhen ſelbſt zerbrachen,
und allen Glauben an fie aufgaben, und flatt befjen den drifttidjen Glauben
und Gottes Gebot hieften, und nun wuchs gemaltig Gottes Ehriftenheit.” Aber
freilid fegt Oddr, c. 22, S. 28 in Mundö Ausgabe (ber andere Tert hat
Bier ene Vide) die Heirath Hyrnings und Thorgeird erft nad der Verhandlung
am Gulading (unten, Anm. 9) an; es ſcheint bemnad der einfade Vorgang
in zwei gefpalten, und in verſchiedene Beiten verlegt au fein.
6) Sv Odd; bie fiingere Sage laͤßt den Martin beftimmter vorheben, daß
e8 gemeinfame Srinfgelage oder Gilben (samdrykkjur edr gildt) find, bet
welden „dem hor oder Odin Bier gegeben, und den Ufen der Bollbedjer
geweiht wirbe, und er fordert, daf in Bukunft ju Ehren Gottes, ſeiner ſelbſt
und aller $eiligen getrunken werde.
286 am. Msffnitt. $. 25.
Olaf fagte blef im Fraume zu, und getröfete ſich erivadjend der
verfprodjenen Hilfe. Am Ding hålt der König eine ſalbungsvolle
Mede, in der er die Bauern ermahnt die Taufe zu nehmen und ,, den
böfen Feinden abaufagen und aller Berkehriheit ber Göhen", zugleich
aber denen, bie ihm Folge leiften, feine Freundſchaft verkpridt, und
den Widerſpenſtigen die hårtefte Berfolgung androht. Die von den
Bauern aufgeftellten Redner Fönnen, natårlid in Folge eines Wun⸗
ders, fein Wort vorbringen, und fo untermirft fid alles Bolf dem
Willen des Königs. , Midt eher entfernte fid der König, als bis
alle Dingleute getauft maren. Der König beauftragte ba ben Priefter
Dankbrand, das Weibsvolk ju taufen, und bie jungen Leute, und
all bas Bolf in der Nåhe, das midt sum Ding gefommen war;
unb allerwaͤrts, wo immer ber König hinzog, und das Landvolk ben
rechten Glauben annahm, da lief König Olaf ble Tempel un
Altaͤre bredjen und verbrennen, und an deren Stelle Kirdjen erbauen,
und frellte Geiftlide an diefen an, wo es ihm am Nöthigften ſchien;
er ließ aud alle Gögen vernidjten, ſie verbrennen oder jerbredjen 7).“
— Sn Hördaland, 5. h. wohl in Nordhördaland, war inzwiſchen
bas mådjtigfte Gefdledt, bas bes Hörda-Kari, jur Berathung zu⸗
fammengetreten, unb hatte beſchloſſen, mit aller Madt sum Gula-
ping 3u fommen, ben neuen und mvidermårtigen Glauben aber mur
unter ber Bedingung angunehmen, daß der König ihnen dagegen
gang beſonders ehvenvolle Jugeftåndniffe får hr Haus madje8). AIS
es nun jum Gulabinge fommt, und ber König ſein Berlangen vore
trågt, eröffnet ihm in ber That einer der Håuptlinge des Geſchlechts
jenen Beſchluß; als der König fragt, was man denn von ihm ber
gehre, verlangt er, daß berfelbe dem Erlingr Skjalgsson, einem Ulve.
7) Oddr, c. 24, Ø. 278—9; jångere S. co. 141, S. 270—83; bei
ØSnorri, 0. 60—1, S. 259—861 fehlt die Erſcheinung Martin6. Ganz hu
fagt Agrip. 6. 16, S. 393: „und mit ber Botfdaft des Ghriftenthumb trat
er puerft hervor am Ding ju Mostr in Hörbaland, und e8 war leidt dieſelbe
burdgufegen, Beided weil Gott half und ben Beuten ble Bedridung bes båfen
Øaton leid war, und es nahm da bie Menge ben Glauben an, Olaf aber ba
Meld", und weiter: „und er erbaute querft Kirdjen auf feinen eigenen Haupt»
øåtern, unb unterbrådte ble Opfer und Dpfergelage, und machte bagegen ber
Øenge ble Krinkgelage an ben hohen Feften annehmlid, an Weihnachten und
Oſtern. das Johannesfefidier und dad Herdfidier auf Wichaelibmeſſe. Es merden
denmadj hier ber Beit nad) verfdiedene Begedenheiten sufammengejogen.
8) Heimskr. o. 60, &. 259; jiingere S. o. 143, SØ. 288—8.
Die gefeglidje Cinfilfeung de Cheiſtenthums in Rorwegen. 287
enfel bes Hörda-Kari, feine Schweſter Astridr zur Che gebe. Da
Olaf tro des anfångliden Gtråubens dieſer Letzteren hierauf ein»
geht, und zugleich ben Grling mit einem ungewöhnlich ausgedehnten
Lehen ausſtattet, fålågt fid alsbald bas ganze Geſchlecht mit feinem
gefammten Anhange auf feine Seite, und das Betehrungsgefdhåft
geht in Golge deſſen ohne mweiteren Miederftand von Gtatten*) —.
Alsbald wurde au Dragsheidi ein weiteres Ding anberaumt, und
bier hatten fid die Leute aus vier fylkir, nåmlid Sogn, Firöir,
Sunnmåri und Raumsdalr, 3u verfammeln. Der König ere
ſcheint mit einem grofien Heere; ba die Bauern auf feine Forberung,
den Glauben 3u wechſeln, nidt gleid eingehen wollen, ertlårt er
ihnen ohne Umſchweif, daß ſie får foldjen Fall fid bereit halten
miiften, auf ber Stelle mit ihm eine Schlacht su ſchlagen. Da fle
hiezu fid au ſchwach fühlen, nehmen fe die Taufe, und es gelingt
fofort aud bie benadjbarte Landfdjaft Nordmåri 3u belehren 10),
Che wir die Geſchichte der Betehrung der eingelnen Norwegiſchen
Landſchaften fortfepen, muß hier eines eigenthimlidjen Greigniffes
gedacht werden, meldjed auf ben Fortgang des Befehrungsgefdåftes
nidt ohne Einfluß geblieben au fein ſcheint, der Uuffindung nåmlid
eines wunberthåtigen Reliquienfdages! Wir haben fråher ſchon
einmal im Borbeigehen ber Sunnifa und ihres Bruders Albanus
au gebenfen gehabt11); bier iſt es am Drte, ihre Geſchichte noch des
9) Helmskr. c.62—, 6.201—3; jångere S. c. 147, &. 297—9;
aud Fagrsk. $. 72; Theodor. Mon. c. 13, 6. 321, und bie jiingere
Olafs 8. hins helga, c. 43, 6.67 gedenten biefer Geirath ald eines das
Chriſtenthum förbernben Mittelb. Oddr, c. 21, S. 27 nad Munchs Aude
gade, ſtimmt wefentlid mit obigen Quellen; der ert der F. M. 8. hat hier
eine Lide.
10) Jingere S. c. 149, S. 301—2; Helmskr. c€. 65, S. 263.
Bei Oddr, c. 31, 6&.287—8 wird ber heilige Martinus wieder in Mitleiden»
ſchaft gejogen, und ber gange Erfolg auf Olafs eindringlide Reden zurlick-
geführt; bann wird beigefiigt: „Da wurde eine Menge von Leuten getauft,
weldje ben tedten Glauben hatten, und fie blieben einige age bei dem Könige
und dem Biſchofe, und bie ſtarkten ſie im heiligen Glauben, und lehtten fle die
chriſtlichen RedtSvoridriften, und er hiep fie in jedem Bezirle (heradl; eigent»
lich Oundertſchaft) Kirchen erbauen.” Ebenda, c.32, 6.289 wird ein kurzer
Berit des Såmundr iiber ben Borgang mitgetheilt; endlid vergleide aud
noch ble Isloenzkir Annalar, å. 997.
41) ben, $.2, Ann. 10—2; zu den daſelbſt angefilfeten Quellen iſt hier
288 TIL. Abſchnitt. $. 25.
Welteren au verfolgen. „In den Yagen Haton Jarle" 13) fol in
Suiand ein König geftorben fein, den feine Todter Sunnifa, durch
ihr glaͤubiges Chriſtenthum ebenfofehe als durch ihre Sdönheit anse
gezeichnet, beerbte. Gin heidniſcher Viling warb um ſie; aus reli⸗
pldfen Grinden abgewieſen, bedraͤngt er mit Waffengewalt ihr Reich:
um alles Blutvergießen zu vermeiden, erklaͤrt ſie auf dieſes verzichten
und ihr Land verlaſſen ju wollen. Eine Menge Volls ſchließt ſich
der Abreiſenden an 19); auf Schiffen ohne Steuer, Ruder oder Segel,
und unbewaffnet verlåft man das Land, rein auf Gott das Ver⸗
tranen fegend. Bei der Inſel Selja und einer andern benadbarten
Inſel in Rormegen trleben dle Schiffe an; bie Inſeln waren unde
wohnt, und blenten nur ale Weideplag får das Bieh der Bewohner
bed feften Landes. In Höhlen eines hohen Helen wohnend, von
felbfigefangenen Fiſchen lebend, hatte fid Sunnifa mit den Jhrigen
bler lange aufgehalten; bie Bauern aber des Feſtlandes, als ſie die
Snfel bewohnt fahen, meinten eg mödten Råuber da haufen und
fürchteten får ihr Bieh: fie wandten fid an Hakon Jarl um Hilfe.
Als diefer aber mit Bewaffneten heranfam, flådjteten ſich die Chriſten
in ihre Hoͤhlen; auf ihr Gebet ſchloſſen fid dieſe hinter ihnen pm,
und die Heiden fanden auf der Inſel Niemanden mehr vor. Kurz
nad) ber Ankunſt Olafs ſahen aber amet angeſehene Bauern, ble
fich, mit ben jüngſten Borgången unbekannt, su Hakon Jar
nad Throndheim begeben wollten, åber der Infel Selja eine auf
fallende Lichterſcheinung; und fanden bei nåherer Unterfudjung, daß
ber Glanz und gugleid ein fåfer Duft, von einem Menfdenhaupte
ausgehje. US Heiden fonnten fie fid die Sade natårlid nidt er⸗
Håren, nahmen indeſſen ben Kopf mit, und zeigten ihn dem Könige
Dlaf, an den fle ſich mandten ald fle Hakons Tod erfuhren. Der
König ſowohl als fein Hofbiſchof Sigurd erfannten alsbald die
mur noch elne furje, aber fir bie Beitbefimmung erheblidje Stelle der jiine
geren 01. 8. Tr. c. 149, 6. 301—2 hinzuzufügen.
12) Giemlt 18$t fid red wohl vereinigen, wenn es in einem Officium
Hel Langebef, IV, 16 heift: tempore magniflel Imperatoris Ottonis primi.
13) Nad Odd wurde Sunnifa aud von ihrem Bruder Albanus begleitet;
ber Berfaffer der fingeren Dlaföfage hat aber hierüber bereits feine Broeifel,
indem er meint, es fdnne eine Verwechslung mit dem weit ålteren Mårtyrer
dieſes Ramens vorliegen, der auf ber Infel Selja wirllich eine Kirde gehabt hade.
Die gefeplidje Cinfkhenng bed Chriſtenthumt in Morwegen. 289
Zeichen der Geiligfelt an dem Kopfe; ble, Ueberbringer ließen ſich
naturlich fofort Gbergeugen und taufen. Rochmal wiederholte fid,
wenigftens nad) Odds Beridt, eine Ahulidje Erſcheinung; nad dem
Dinge au Dragsheidi aber befudjte der König mit feinem Bifdjofe
ble Infel, und in ben Klüften eines Berges fanb man nun ble
woblerhaltenen Leichname ber gangen beillgen Geſellſchaft. Es ver-
ſteht fid von felbft, daß der Fund fofort ausgebeutet wurde, um
auf ble $eidenlente au wirfen; eine Kirde wurde auf der Inſel
gebant, zu welcher fpåter ein Kloſter und eine Reihe anderer Kirdjen
hinzulam, ein eigenes Feſt, ble Seljumannamessa, wurde får bie
bafelbft verftorbenen Heillgen geftiftet, und zahlreiche Mirakel follen
beren WUltåre verherrlidt haben. So fam Norwegen zu feinem erften,
oder wenn man ben Martinus ben Bortritt lafjen mil, zu feinem
avoeiten ationalhelligen 19) I
Son Nordmåri aus feste Olaf feine Betehrungsrelfe nad
Throndheim fort. In Hladir lief er okne Weiters ben Haupt»
tempel erbredjen, alles barin vorfindlidje Gut und jumal ben Schmuck
ber Götter wegnehmen, und bemådjtigte ſich namentlich aud eines
ſchweren Goldringes, der, von Hakon Jarl geftiftet, am Thore des
Tewpels hing; ben ausgeråumten Tempel keg er mit allen feinen
Götterbildern verbrennen. Kaum aber erfuhren die Bauern von dlefer
hat, fo ließen ſie aud bereits den Heerpfeil ausfahren; vor ihrem
Angriffe entwich der König, und fuhr nordimårte, KHalogaland zu
bekehren. Da man aber erfuhr, dag aud) hier die Bauern unter den
Waffen funden, und ben König nidt einmal landen laſſen wollten,
wåbrenb ble Shrönder auf die Nachricht hin, daß blefer ihr Land
wieder vertaffen habe, fid verlaufen hatten, kehrte Dlaf lieber wieder⸗
um nad) Throndheim zurück 15). Hier hielt er fid nun eine Weile
14) Bie viel oder wie wenig Wahrheit an der Legende von ber Gunnifa
føl, welche Molle bei der Entbedung des Knochenſchahes etwa einem fogenannten
frommen Betruge augefommen fein mdge, u. dergl., laßt fl begreiflich vidt
ermitteln.
15) Jüngere Gage, 6. 150, S. 302 und 300; ferner Heimskr.
6. 65, 6. 263—4, wo inbeffen falſchlich von emer Ridtehr nad Viten fratt
nad) Throndheim gefprodjen wird. Odår, e. 24, S. 279 iaßt den Diaf noch
ver bem Dinge pm Dragsheldi nad Throndheim gehen; er weiß, c. 20, S. 284
von einem Golbringe, ben Hakon Jarl hatte madjen laffen und ben Diaf aus
dem Kempel nahm; er gedentt endlich, e.34, S. 202, bek Geitenb ber Haloga -
Maurer, Getebrung. 19
200 må. Wbffeit. 6. 25.
auf, und ließ in Nidaros eine Kaufftadt mit vielem Fleiße amtegen;
jetzt ließ er aud) ble Glementøkirdje bafelbft erbauen, und beabſich⸗
tigte åberhaupt, bas neubegråndete Nidaros jum Gauptorte Thrond⸗
heims 3u erheben, bas alte und heidniſche Hladir bagegen eingehen
au laffen 16). Die Bauern aber hielten inzwiſchen gegen Winters»
anfang ein grofes Dpfer; „ſie verlobten ſich fart zu ben Göttern,
daß ſie ble Berfindigung des Chriſtenthums durch König Olaf midt
durchdringen laſſen moöchten“ 17), — Gegen Wintersanfang ließ ber
König die adt Throndheimiſchen fylkir zum Frostuping faden; bie
Bauern aber verfehrten die Dingladung (pingbod) in einen Heer
pfeil (herör), und luben Greie und Unfreie bewaffnet sufammen.
Als der König nun am Ding feine Predigt vorbradjte, „da ſchrieen
die Bauern auf und hiefen ihn førveigen, oder wir werden, fagen
fle, did gleid hier am Dinge angreifen und todtſchlagen oder aus
dem Lande treiben; biefe Wahl Uefen wir dem Könige Hakon
Aöalsteinsfostri, ba er une mit foldem Wntrage fam; er fand fid
wohl barein, und wir verteugen uns mit einander, und beiderfeite
bielten wir den Bergleidj gut. Run fåpen mir dich nicht befjer
als ihn, und es ift iibrig genug får bid, menn wir did nad dem
Beifpiele dieſes trefflidjen Håuptlinges behandeln.“ Wie der König
biefe Gpradje hört, zieht er ein, und erbietet fig) sum nåden
großen Opferfefte ber Thrönder ju Fommen, bort ihren Glauben
naͤher fennen 3u lernen, und bann fiber ben gemeinfamen Glauben
ſich freundlidj mit ihnen zu einigen. Dieß beruhigt dle Bauer;
bie Jufammentunft ſoll beim grofen Mittminterdopfer 3u Mari fratt-
finben, und alle grofen Bauern und Håuptlinge follen daſelbſt zu⸗
Lånder drohenden Widerſtandes, und laͤßt ben König in Folge befjen nad Viken
muriidkgehjen. Die Relhenfolge der Begebenheiten erſcheint in blefer falbungs=
vollen Quelle iberhaupt durchaus verwirrt.
16) Jiingere OI. 8. Tr. o. 154, S. 17; 6. 160, &. 27; c. 163,
6. 36—17; Heimskr. c. 77, 6.274; Laxdåla 8. co. 40, 6. 174;
Fagrak. $. 72.; Oddr, c. 36, 6. 204; vergl. aud jingere Olafs 8.
hins helga, c. 53, 6. 93, u. Prol. 6. 1—2 (= Prol. Heimskr.
S. 3). Cine Glementblirde ſtand aud in London, und nadj Worsaae, Min-
der, 38—9, hatten bier ſchon im fråheren Mittelalter gerade die Nordleute
eine Ecolesla 8, Clementis Danorum, al8 eine bem Patrone ber Seefahrer
geweihte Kirche; ble Wahl des Ramens ber neuen Vjrondheimer Kirche mag ſich
hieraus ertlåren.
17) Jingere Ol.A Tr. & 161, S. 34.
Die geſebliche Einſthrung bed Ghelftenthumb in Norwegen. 291
fammenterfjen 19), — Nod vor bem fir bas Opfer beftinmten Tage
set der Rönig aber ble angeſeheneren Håuptlinge ber Gegend zu
einem Gaſtmahle ein; er erllaͤrt ihnen bei dieſer Gelegenheit, daß
er, wenn er zum Heidenthume zuruͤchzulehren gendthigt werden ſollte,
zur Verſohnung ber heiduiſchen Götter, die er fo ſchwer beleidigt
habe, elm grobes Menſchenopfer får noͤthig halte, und zwar werde
er dabei nicht, wie ſonſt, Sklaven oder Berbredjer, ſondern die vor:
nehmſten $åuptlinge bes Landes opfern, unter denen er ſechs eben
anweſende namenilich mennt: ſeien ſie damit midt einverſtanden, fo
im eutſagen, und flellen Geiſeln aus ihrer Verwandeſchaft in). MK
flasfem Gejolge ſahrt ber König aun hinein mad Måri, wo er ble
Øegner bes Chriſtenthums berrite verfammelt findet. Er beruft din
Ding und wicderholt ſeine fråjere Forderung; einer ber Gåuptiimge
aber, Jarnekeggi, enigegmet alobalde „es ſteht noch ebmfo wie
fråher, König, daß wir Bauern nåmlid midt wollen, daß bu an
n6 bas Geſeh brecheſt; es iſt bas unfer aller Wille, daß bu, König,
opferſt, wie andere Koͤnige bler im Lande ver dir gethan haben,
unb andere Haͤuptlinge ber Throͤuder, Sigurd, ber Jarl von Hladir,
unb Haton Jarl, ber unlångft Håuptling war der ben gråften
hell dieſes Landes; er war ein ausgezeichneter Mann an Berfand
wie an Tapferteit, wenn er aud) den Königenamen nidt trug;
feine Megierumg war lange Jeit ſehr beliebt, und nicht deßhalb wurde
er von dem Melde getrieben, daß er oder fein Bater etwa foldje
Rechtswidrigleit begangen håtte, zu wehren, daß Jeder an den Gott
glaude an ben er wil. König Hakon Aöalsteinsfostri war be
Ginsige, ber mit einem berartigen Øebete begann; darüber wurden
18) Jångere S. 0. 162, 6.344; Hoimskr. 0.723, G.270—1,
wo inbøffen in Folge der oben, Unm. 15 bemerken Ubroeidung bie Beitfølge
mefentlid geftdrt if; endlich Oddr, c. 50, S. 322.
x 19) Jaugere S. 0. 165, 6. 40—3; Heimskr. 0. 74, 6. 271—2,
Odår, c. 23, Ø. 28—0 in Mundé Uubgabe enåfit den Margang ebenfalld,
bøn Berhandlungen am Forstuping und ju Måri in Ser»
binhang zu bringen; dene ntebslarer tr;
292 tir. Wbfdnitt. 6. 28.
ble Throͤnder erbittert, fo daß fie dem Könige Gefahr brokten, wenn
er mit Dergleidjen fortmadje, und nad dem Rathe Sigurd Jarls
und anderer Freunde bielt er für befjer den Bauern nachzugeben,
und eg wird bir allein taugen fo 3u hun, wie wir früher im Winter
bir gefagt haben, benn wir haben unferen Sinn inzwiſchen nidt
geåndert ilber ben Glauben.” Mit grofem Geidheei fehliefen ſich
ble Bauern diefer Erllaͤrung an; Olaf aber fagt, er wolle wie er
au Grofta verfprodjen, vore in den Tempel gehen, und fid mit
dem Opferbienfte befannt madjen. Dieß beruhigt; man geht in ben
Tempel, waffenlos, wie es die Sitte mit fid brachte 20); ber König
allein trug elne goldbeſchlagene Hellebarde in der Hand). Im
Tempel angefommen, trat aber Olaf alsbald am bie Götterbilder
fjeran, und jerfdfug mit feiner Hellebarde bas Bild des Hauptgottes
Thor; feine Leute thaten das Gleidje mit den übrigen Götterbilbern,
und braufen wurde inzwiſchen von bes Königö Gefolge Jarnskoggi
erſchlagen. Iegt tritt Olaf wieder zum Bolle heraus, und redet
baffelbe neuerdings an; er weiſt bie ihm vorgehaltenen Beifplele
König Hafons und ber Jarle Sigurd und Hakon zurüch erklårt nie
vom Ghriftenthume laffen zu wollen, und lågt endlid ben Bauern
mur ble Wahl, entweder fofort bie Taufe zu nehmen, oder gleich mit
ihm ju fåmpfen. Da untenvirft fid, felnes Fåhrers beraubt, das
Boll; die Anwefenden werden getauft und frellen für gehörige Hal-
tung bes Glaubens Geifeln, und durd gang Throndheim ließ Olaf
feine Leute mit Geiftlidjen herumiehen, um aud bas åbrige Boll
20) Bergl. 4. B. Vatnsdåla 8. 6. 17, S. 74: ,Jngimund wandte fid
au ihm und fprad: es ift nidt Sitte, Waſſen in den Tempel mitzubringen, und
du wirft den Born der Götter erfahven, wenn nicht Bujen erlegt werden.”
Egils 8. Skallagrimssonar, c. 49, 6. 259: „Die Seute ba innen
waren aber alle maffenlo8; benn ba mar Kempelheiligfeit” (hofshelgi).
21) Ref wirb bie Baffe genamnt. Mund; hat bereits darauf hingemiefen,
baf fidj aus Vallaljots 8. c. 3, 6. 208, vergl. mit Laxdåla 8. c. 87,
S. 358 deren Identitåt mit bem fonft bfter genannten brynnurön ergibt. Aus
Fåreyinga 8. c. 47, 6. 221 folgt ferner, daß ba refd1 eine Hieboaffe
war; bod mödjte id nidt mit Mund an etnen Morgenftern oder Streittølben,
fonbern an eine langgeſchaftete Waffe wie ble Hellebarbe denten. Auch Valle-
ljotr trågt iibrigen8 fein refdl wenn er keinen Kampf vor hat; es ſcheint
dennach biefeb im tågliden Øebraudje gewefen und krum mehr redt als Waffe
betrachtet worden au fen. Darum modte Dlaf foldet mud in ben Tempel
mitnehmen. Doch gibt ihm Odd eine breidöx, d. h. Gtreitart, in ble Gand.
Die gefeplidje Einfuhrung bed Gjrientfums in Kormegen. 293
am taufen. Mit bem Haufe be Jarnskoggi aber fudite ber König
ſich zu verföhnen2),
Sm folgenden Frühjahte begab ſich Olaf wieder nad dem
Siden ſeines Reldjes2). Die Reife ging langfam von fratten, und
er war fortvåkrend bemüht, unterwegs bas Chriſtenthum feiner
Bauern au befeftigen; erft gegen Anfang Winters fam er nad
Bilen). Zunaͤchſt war freilich der Mufenthalt in blefer Proving
gewaͤhlt worden, um eben im Gange befindlidje Unterhandlungen
mit ber Schwediſchen Königswittme Sigridr leidjter betreiden ju
fönnen; bod) wurden bie firdjlidjen Beftrebungen darum nicht
unterbrodjen. Bon Bilen aus murde vielmehr Hringariki befudjt;
der König dieſer Landſchaft, Sigurör syr, ein Urentel Harald Har»
fagre, fol mit feiner Gemahlin Asta und beren Sohn Olaf die
Taufe empfangen haben, und bei dieſem legteren König Olaf ſelbſt
au Gevatter geftanden fen: mit dem Könige fei aud deſſen ganges
eid und ein Theil der angrengenden Hodjlande bekehrt morben?5),
— Bon Bilen ging es bann wieder der Kifte entlang nordwaͤrts;
fiber Agdir unb Rogaland fam man nad Körmt unb bem Bors
gebirge Oegdvaldsnes, wo Olaf das Oſterfeſt feierte6). Bon
Rogaland zog ber König, immer von einem zahlreichen Gefolge um⸗
22) Jingete 6. c. 168—8, S. 43—50; Heimskr. c. 75—17,
S. 273—5; Oddr, c. 50, S. 322—4. Nad der legteren Quelle, deren
Darſtellung åderhaupt mehrfach abmeidt, miederholt Olaf bei biefer Gelegen»
heit feine Drohung mit einem Menfdenopfer. Theod. Mon. c. 11, &. 320
erwaͤhnt bed Vorfalls in Måri, vermedfelt ihn aber augenſcheinlich mit einer
noch zu ermåfnenden Begegnung mit einer Anzahl von Bauberern. Vergl.
endlid) aud bie Islenzkir Annalar, a. 998.
23) Jilngere 6. c. 189, S. 120.
24) Ebenda, c. 192, S&. 128.
25) Jångere S. co. 194, 6. 120—30; Beimskr. c. 66—7, 6.265;
åltere Olafs 8. hins helga, c.6, 8. 4; jiingere OL 8. b.h. 6.20,
6.34; Theodor. Mon. c. 13, 6.321—2; Islenzkir Annalar a. 996,
enblid ber Prolog ju Oddr in Munchs Ausgabe, wo indefen ble Taufe
des fingeren Olafs im Wiederſpruche mit den fibrigen Quellen in Olaf Lrygg-
vafon8 fånfteb Regierungkjahr verlegt wird. Doch weiß der Monch Theoborid
und eine Reihe anderer Quellen von einem abweichenden Beridte, nad welchem
der bide Dlaf erft weit fpåter auf der Heerfahrt im Weften getauft worden
wåre, unb es erfdeint biefe legtere Berfion in ber hat meit glanbhafter; bas
ahere hierũber im folgenden Abſchnitte.
26) Jöngere OS. 0. 196, S. 136—7; Heimskr. 9. 70, & 207.
294 mL. Wbbheiot. $- 28.
geben, laugſam weiter gegen Rorden?) ; bald nahm er bad fråher
mißlungene Unternehmen ber Velehrung Halogalaudo wieder
auf. In Norawari fiefen zwei junge Halegaländer, Sigurdr und
Haukr, von eines Kauffahet mad) England heimførend auf bes
Koͤnigs Gefolge. Gobald Olaf hete, daß fr nok Heiden feien,
Ueß er file fommun und fudjte fie jur Annahme ber Taufe pm be
flimmen; aber weder fein Zureden nod ſein Drohen madjte Gindrud.
Da leg der König ſie in Feſſein ſchlagen, und nahm fle als Ge
fangene auf (einer Wöeterreife mad Ejeondheim mit. Mnd jegt nodp
fuhr ev fort mit Verſprechungen und Drohungen fle zu bearbeitens
aud) jegt nod) blieben blefe wie jene ohne Erfolg. Cinet ads
aber entlamen Beide, ohne daß Jemand begreifen formte wie
Der König falt die Wachter ob ihrer Unadtfamteit, ließ jenen aud
etwas nachforſchen, ſprach uͤbrigens nur menig ikter ble Gade; ble
eden Brilder flidjteten aber nad Halogaland zu dem bortigen
$Håuptlinge Harekr von pjotta, einem Sohne des berũhmten Dichters
Eyvindr skaldaspillir, und wurden von ihm gut aufgenommen 28).
Bald aber wußten ſie den Harel in einem Voote allein auf die
See hinausjuloden, und entführten ihn ſodann nach Nidaros zum
Konige. Dieſer ſpielt wiederum daſſelbe Spiel wie vorher. Er ſucht
den $Haref zu bekehren, entlaͤßt ifm aber endlich, da er ſich nicht
fügen will, mit ber Drohung, naͤchſtes Jahr nach Halogaland kommen
und das Chriſtenthum mit Gewalt durchſehen zu wollen, ald einen
Verwandten, und damit es nicht ſcheine, als hade er betruͤgeriſch gegen
ihn gehandelt; Sigurd und Haut bleiben zurück und laffen ſich
taufen. Rad Halogaland auriidgetehrt, laͤßt Harek ſofort einen
andern $Håuptling, den Eyvindr kinnriſa, zu ſich rufen, unter dem
Borwande bie Rüſtungen gegen den König mit ihm beſprechen zu
wollen. Bei ſeiner Anlkunft laͤßt er ihn aber ergreifen, und fofort
nach Nidaros zu Dlaf bringen. Dieſer redet auch ihm zu ſich tau⸗
fen zu laſſen; aber weder freundliche noch harte Worte, weder Ver⸗
ſprechungen noch Drohungen machen auf Eyvind Eindruck. Da laäßt
ihm ber Koͤnig ein Beden voll glåhender Kohlen auf ben Band
feen, fo daß blefer ihm birft; jedt geſteht Eyvind, baf er eigentlich kein
Jangere S. 0. 196, 6. 143—3.
28) Jingere OS. 0. 109, S. 103—4; Heimskr. c. 81, 6. 270—7;
O&dr, 0. 38, 6. 300—1.
Die geſetliche Cinfifrung des Ghriftemihums in Rornegen. 296
vetter Menfeh fei, ſondern ven femen Finderlofen Gitern nar unter
der Bedingung hade ergeugt merben Fnnen, daß er Jeitlebens dem
Thor und Odin dlene. So fei er dlefen vor der Geburt verfprodjen,
mad) ber Geburt geweiht morben, und hade biefe Weihe fpåter ſelbſt
ernenert; fo mannigfad ben Göttern hingegeben, koͤnne und wolle
er ihnen nidt abfagen. Damit ſtarb Eyvind, einer der zaubetkun⸗
bigften Månner29). — Im Gommer barauf madt ſich Olaf wirk⸗
lich auf den Weg nad Halogaland. Mehrmals landend, benågt er
unterwegs bie Gelegenheit ble Bauern taufen zu lafjen, und Ric
mand wagt blegegen Wiverftand; am Ziele (einer Reife nimmt
Barekr ihn flattlid auf, låpe ſich taufen, und empfångt dafür vom
Könige große Gehen und dle Würde eines lendrmadr»0). Dagegen
fammeln zwei andere Gåuptlinge, Raudr von Godey, ein jauber-
funbiger Mann und eifriger Opferer, und beffen Freund, porir hjörtr
er Hirſch), alsbald ein Heer und zieyen fidtvårte, dem Könige
entgegen. Es fommt zu einer heftigen Seeſchlacht; die Helden aber
unterliegen. Thorir flieht mit ben Seinigen ans Land, von Olaf
felbft lebhaft verfolgt; ausgezeichnet durch ble Behendigkeft feiner
Füße iſt Jener nahe daran zu entfommen; da hegt der König ſeinen
trefflichen Hund Vigi auf ihn an: ,Vigi, faf den Hild"! Ridtig
ſtellt der Hund den Fliidtigen, und ſchafft feinem Herrn Zeit nadje
sufommen unb benfelben mit feinem Wurfſpieße zu erlegen; bie Leute
Dorirs mußten, menn fie Såonung finden wollten, ble Taufe
20) Jingere S. c. 204, S. 164—8; nad der Helmskr. c. 82—3,
S. 277—80 gibt fid Eyvind fåliehlid fir einen båfen Geift aus, ber nur in
einen menſchlichen Leib hineingejaubdert fel. Oddr, c. 41, S. 305—7 hat
nicht nur biefen Bug, ſondern erzaͤhlt uͤberdieß, daß Haret durd bie Bufage der
Herridaft ber vier fylkir fir den Glauben gewonnen worden fei, wåhrend
Olaf dem Eyvind vergeblich deren fünf geboten hade. Intereſſant ift babei zu
fehen, wie der König förmlidj marttet, und erft zwei, bann brei, endlich vier
fylktr bietet, 518 man endlidj handelseinig wird; menn aud fagenhaft, find
folde Bilge bod belehrend får die Unfdjauungen, welche ba Verfahven bei dem
Betehrungdgefdåfte befimmten. Es Hålt Abrigens nidt fører, in ber gangen
obigen Erzaͤhlung ben geſchichtlichen Kern aud ber legendenmaͤßigen Eintleibung
heraus zufinden.
30) Jångere S. c. 200, S. 174—5; Heimskr. c. 4, S. 260 —1;
fei Oddr, c.41, &. 307—9 geht ble Taufe Hareld dem Berrathe an Eyvind
verker. - n »
296 DI Wbfduitt. $. 28.
nemen*). Inzwiſchen war Raud, der burd) feine Zauberel überall⸗
hin gur dahrt gilnftigen Wind hatte, ſeewäͤrts geflohen, und in feine
Heimath surådgefehrt. Der König folgt ihm, unterwegs iiberall bie
Leute belehrend, fann aber trog wiederholter Berfudje gegen die von
Maud hergejauberten Stürme nicht voranfommen, bis ihm endlid
ber Biſchof Sigurd in vollem Ornate mit Kreug, Keren, Weihrauch
und Weihwaſſer, mit Gebeten und Evangelienleſen zu $ilfe fommt;
da legt fid der Sturm, fo weit das Schiff reldt, und man fann
einfaufen und landen. Nod in ber Radt wird Raud überfallen
und gefangen genommen; ba er fich aud) jept noch weigert die Taufe
au nehmen, und laut erflårt, er werde nie an den Chriſt glauben,
(ågt ihn Olaf aufs Grauſamſte tödten: eine Schlange wird gendthigt
ihm durch ben Mund in den eld ju kriechen, und fid bis zu ſeinem
Herzen durchzufreſſen. Rauds Leute wurden, ſoweit fie ſich taufen
lleßen, begnabigt, außerdem aber gemartert oder getöbtet. So wurde
Halogaland befehrt; der König aber ging fofort nad) Throndheim
auråid 89),
31) Oddr, c. 41, S. 307—9 weiß nur den porir im Kampfe mit dem
Sönig; auf der Flucht wird berfelbe bur einen Wurffpiek erkegt, und aus
feinem Seidname fyringt fofort ein Birid hervor, der wohl als Thortré Geele
au benten ift. Diefer wird nun vom Bunde Vigi verfølgt und nad hartem
Kampfe erlegt; man finbet den Virſch durt und leit, und aufgeblafen wie ein
Sat. Den verwundeten Hund laͤßt ber König durch einen Finnifen Baubderer
heilen. — DDD fiigt übtigens blefer Erzaͤhlung eine Bemerung bei, ble fir bie
Auffafſung berartiger Wundergeſchichten belehrend genug iſt, um hier eine Stelle
finden au durfen:/ Und obwohi derartige Dinge von ſolchen Gefpenftern und
Wundern erzaͤhlt werden, wie deren eben berichtet wurden, ſo mag man Solches
gewiß får unglaublich halten; aber Jebermann mei, bak der båfe deint jeber ·
zeit dem allmådtigen Gotte Miderftand leiſtet, unb jene elenben Menfden,
meldje Gott verleugnen; der Heind aber betrũgt mit allerlei Liſten und tråge
lidjen Anfdlågen, und ermedt feinen unreinen Geift mit den ſchlimmſten Dingen
benen entgegen, bie Gott blenen, und blendet beren Øefidt und allen i
ihres Leibes; ba hintergeht und tauſcht er mit mancherlei Dingen. Die Dinge
aber, ble mir van foldjen Sachen und Etzaͤhlungen beridten, von denen glauben
mir nidt, daf fle Wahrheit feien, und ba es fo geweſen fel; vielmehr meinen
wir, daß eg fo geſchienen hade, tenn der Beind iſt voller Lift und Bodheit.“
$ternadh ſollen alfo alle berartigen Borgånge auf vom Teufel erregte Sinnes ·
tauſchungen hinaudlaufen; bie chriſtlicherſeits verridteten Wunder ebenfalls in
entſprechender Weiſe zu beuten, kommt natürlich dem frommen Sagenſchreiber
midt in den Sinn!
32) Jingere 6. 0. 210—2, &. 175—80 u.c, 213, 6.189; Heimskr.
$- 26. Ginjelne Belehrungen von Rormegern burd König Olof. 297
$. 26.
Eimelne Gehehrungen von Morwegern durch Aönig Olaf Eryggvafon.
Wie Landfdaft um Landfdaft in Norwegen dem Chriftenthume
fid zu untertverfen gezwungen wurde, fo daß ſchließlich nur nod
die Hochlande, die nicht unter Olafs Herrſchaft ſtanden, von dieſem
fich frei zu erhalten vermochten, iſt im Bisherigen dargelegt worden.
Wåhrend aber der König in der fo eben geſchilderten Weiſe ven
einer Dingfråtte jur andern zog, um feinen Glauben 3u verlünden
unb beffen gefeglidje Annahme ju betreiten, war berfelbe nidt minder
elfrig, wo es galt, Einzelne aus bem Volte, zumal tidtige und an»
gefehjene Månner, zu bekehren; bie Sagen beridjten wiederholt Bei-
ſpiele einer foldjen inbivibuelleren Wirkſamleit Olafs, und gerade
biefe find får den inneren Hergang bei dem Betehrungsgefåfte
vorzugsweiſe von Bedeutung. So wird einmal erzaͤhlt, daß ein
Mann Namens Rögnvaldr Lodinsson um ſeinen Vater zu
rachen an porolfr skjalgr und ben Seinigen einen Mordbrand bee
gangen hatte. Niemand wufte um ble That, als deſſen Frau
Sigridör, unb beren Gohn Gunnarr; ber egtere, ein Pflegſohn
Worolfs und blefem ſehr ergeben, ſchien verdådjtig, und wurde darum
von feinem eigenen Bater in einem Boote auf offener See ausgefept.
Das Boot trieb indeſſen an einer Inſel an, und ein hier moknhafter
Bauer, ein eifriger Verehver Thore, nimmt den Knaben, zu dem
6, 85—7, 6.281—5; vergl. aud Islenzkir Annalar, a.998—9. Odår
weiß von ber Vegegnung mit Maud Richts, erzahlt aber, c. 33, S. 2902 bei
anberer Øelegenheit eine Ahnlide Geſchichte von einem gewiffen Hroaldr, den
er ebenfall8 nad Godey fept. Diefer, ein eifriger Opferer, „war fo fehr bethört
von bed boſen Feindes Verlofungen, daß ihm feine Göyen Antwort gaben auf
feine Opfer⸗; ev bittet fle, ihn nidt vom alten Glauben brången zu laffen,
und fo oft Olaf zu ihm will, ſteht ihm ber heftigfte Sturm entgegen. Mit
Øilfe ſeines Biſchofs dringt endlid ber König bennod burd, und Hroald wird
gefangen; ba er ble Annahme der Taufe beharrlid vermeigert, und mit dem
ode bedroht die månnlide Antwort gidt: „Das gjemt fid mir und ift får mid
anftimbig, efjer ben Tob zu erleiden, al8 vom Dienfte unferer Götter zu laffen",
Ugt ihn Dlaf hangen. Diefelbe Geſchichte wird ferner, nur kurzer, 0. SL,
S. 324—5 von einem Broaldr im Moldafjördr nodymal8 erzaͤhlt; endlidj wird,
6. 52, S. 325 aud eineb Mannes gedadt, ben Olaf in obiger Meife durd
einen Wurm tödten laͤßt, mur ift es hier ein gewandter unb muthiger Redner,
ber an einem Ding gegen ben König aufgetreten war, meldjer Andern jur Ub-
ſqhredung jene Marter leiben muf.
208 i HL Wbfdnitt. 6. 28.
fi Niemand meldet, in feine Pflege; da der Pflegling ſeinen Namen
verſchweigt, nennt er ihn von bem rothen Gemande, in dem er ihn
gefunden, Rauör, d. 6. Roth, und binterlåft ihm bei feinem frühen
Tode fein gefammies Bermögen. Raud wird bald ein ebenfo eifriger
Opferer, als fein Pflegvater geweſen war, „und es wird erjzaͤhlt,
daß er durch vieles Opfern ein Bildniß Thors da im Tempel ſo
bezauberte, daß ber boͤſe Feind aus dem Göhen mit ihm redete!),
und dieſen fo bewegte, daß er mit ihm am Tage herumgehend ſich
zeigte, und Raud führte ihn oft mit ſich auf der Inſel herum.“
Inwwiſchen wird aber ber Sigrid ber allen ben ſchweren Uebelthaten,
um welche ſie wußte, das Gewiſſen rege; ſie meint, mit ſolcher
Schuld beladen fönne man unmöglid zu einem guten Ende gelangen:
«mun babe id gehört, daß weit in der Welt ein anderer Glaube
gilt als ben wir haben, und bie die folden Glauden haben, haben
ikren Ramen von dem Gotte an welchen ſie glauben, und ver
Hvilakristr (ber weiße Chriſt) heift, und darum heifen fie Ghviften.
So wird mir aud erzählt, daß ber weiße Ghrift fo barmhersig fei,
bag Niemand fo åbel gehandelt hat, daß er ihm midt Alles ver
ziehe, menn er Ghrift merben und feinen Glauben halten will."
Sie ertlårt ihrem Manne, daß fie ju Olaf Tryggvafon gehen molle,
der fidj bamals nodj in England aufhielt, um fid in eigener Per-
fon von der Wahrheit jener Radridten zu uͤberzeugen, „und menn
id) alles bas wahr befinde, was mir hierüber erzaͤhlt wurde, fo mill
ich ben Glauben annehmen, den er verkündet, und es mag fein daß
es fo gut thut; fo aber thut es midt gut, wie eg jeht mit unferen
Sachen ſteht.“ Wirklich geht Sigrid nad England, und empfångt
bort bei Dlaf bie Taufe; fie erzaͤhlt ihm ben gangen Gergang bei
dem von Roͤgnwald begangenen Mordbrand, und lågt fid verfpredjen,
daß Olaf, wenn er dereinft nad Rormegen fomme, den Rögnwald
ſowohl als ven Raud „mit Milde und guten Worten“ belehren
wolle, „denn eher wird Freundlidfeit durddringen als Hårte."
Dann geht fie auf Reifen, und verftirbt im Auslande 2). Nad ber
Betehrung von Sidhörbaland erinnert fid aber der König feimes
Verſprechens, und mendet fid zunaͤchſt anden in der Nåhe mohn-
. 1) Øergi. we8 oben, 4.25, Unm. 32 von Hrosldr auf Gedey gefagt wurde.
2) Jingere O1 9. Tr. 6. 145—6, 6. 288—07.
Gingelne Velehrungin von Norwegern durch König Olaf. 299
haſten Nognwald; ba er biefem vom Glauben ſpricht und zumal
von ber Reinigung durch bie Taufe und der Bergebung der Ginben
in dolge der Belt, meint dieſer: „lauge ſchon hade id es mit
weinem Glauben leicht genommen, deine Anſprache ader gefållt mir
vedit gut, bis auf ben eingigen Punft, bag bu fagft daß mon pum
Beichten gehen føle und feine Uebelthaten befennen; venn weit
Øröperes ift fiber mich ergangen, als daß id Luft håtte es zu ber
fennen, und barum mag id deinen Glauben nidjt annehmen, will
aber durchaus leinen Wnbdern abhjetten das Chriſtenthum anqu⸗
nehmen.“ Der König laͤßt hierauf den Rögnwald gefangen fepen 3).
aid darauf, gelegentlich ſeines erften Zuges nad) Halogaland, fudt Olaf -
auch ben Raud auf feiner Inſel auf. Dieſem hatte fein Abgou
Vor ble Untunft bed König mit vielem Aerger vorausverlündigt;
umfønft hatte er verfudit, durch feinen Bartruf (skeggrödd, skegg-
raust) deſſen Schiffe zurückzutreiben; Olaf landet, und vertinbigt
den neuen Glauben. Raud antwortet: „Du fegeft deine Rede fiber
zeugend, König; indeſſen hade id) menig Luft, ben Glauben au verr
laſſen, den id gehabt hade und den mid mein Pilegvater gelehet
hat, und man fann nidt fagen, daß unfer Gott Thor, der hier bu
Tempel wohnt, menig vermöge, benn er verkiimdigt noch ungeſchehene
Dinge, und ift mir in aller Roth von erprobter Verlåpigtelt, und
barum mag ich unfere Freundſchaft (vinfengi) nidt bredjen, fo lange
er mir ble Treue hålt; Undern aber will id) nidt mehven den Glau⸗
ben au haben, ber Jebem gefålit.” Da der König nunmehe drokt,
meint Raud, bas fålage bei ihm nidt an, ſordert denfelben dagegen
auf, feine Kraft in einem Kampfe mit Thor au erproben. Hierauf
lågt fid Olaf ein und beflegt ben Göhen; jegt aber meint Raud:
„das if nunmehr erprobt, König, daß du bei eurem Jufammen-
treffen den Sieg davon trågft, und nie mehr will id fortan an ihn
glauben; aber da ift no weit hin, daß id mid) fofort taufen laſſe.“
Jedt wird aud Raud gefangen genommen; bas übrige Bolt aber
empfångt rubig bie Taufe ). Wiederholt befragt nun der Köndg
den Raud ſowohl als ben Rögnwald um ihre Wiſſenſchaft um den
an porolfr skjalgr verũbten Morbbrand; ba Beide harmådig alles
Biffen adlåugnen, frellt er ſie endlich einander gegenüber, und hålt
3) ng. O. c. 148, &. 299301.
4) Ung. D. e€. 150, 6. 302-6.
300 I. Wbfuitt. 6. 26.
Høen den gangen Borgang vor, wie er ihn von Eigrid erfahren
hatte. Da ev ihnen zugleich erflårt, er wolle ble Unthat unverfolgt
laffen, menn ſie ſich belehren wuͤrden, nehmen endlich beide ble Taufe5).
Zwei andere Erzaͤhlungen, menig ſpaͤterer Felt angehörig, zeigen,
wie hart Olaf gegen Diejenigen zu verfahren pflegte, ble ſeinem Be»
lehrungseifer fl unzugaͤnglich zeigten. Gin Ungehdriger des oben
beſprochenen Hauſes des Hördakari, porleifr hinn spaki
(ver Kluge), wollte bie Taufe nicht nehmen; da ſchidt ber König
ohne Melteres feinen Dienftmann, ben Jelånder Hallfredr Ottarsson,
zu ihm, mit bem Auftrage ihn zu tödten oder bod au blenden.
ØRE vieler UR uichtet Gallfed bas gefåkelide Geſchäft aud, mur
baf er es auf fid nimmt, dem alten Manne mitleibig das ene
Auge zu ſchenken, und fatt deſſen einem feiner Privatfeinde bas
fehlende autjuftedjen. Olaf, der ſich ble Augen von dem heimleh⸗
renden Dienftmanne zeigen lågt, merkt ben ihm gefptelten Betrug;
ba indeſſen Hallfred fid alsbald ju dem Geſchehenen betennt, lågt
er ble Sadje gut feine). — Ein anbermal vidjtet ber König fein
Augenmerk vorgugemelfe auf ble dem Chriſtenthume nidt minder
ale dem Heidenthume widerwaͤrtige Jauberet, Hererei und Wahr⸗
fagerei. Alle Leute, welche mit bergleidien fld befaßten, follten auf
ſein Geheiß bas Land verlafjen; ed war aber eine große Zahl, und
ein vornehmer Herr ſtand an ihrer Spihe, Eyvindr kellda, dn
Enlel bes Rögnvaldr rettilbeini, bes zauberkundigen Sohnes des
Koͤnigs Harald Harfagr. Sie alle, ſoviele ihrer in Bifen zu finden
waren, verfammelte ber König, und hieß fle ſich betehren oder aus
dem Vande falren; da fie fid des Erſteren ſtandhaft meigern, lågt
er ihnen ein herrlidjes Abſchiedsmahl bereiten, bei dieſem aber fe
trimfen madjen, unb bann in bas Gebåube, in bem fie bewirthet
wurden, Feuer legen. Alle famen auf biefe Weiſe um, nur Eyvind
ſelbſt entfommt durch elm Fenſter „mit Jauberei und des båfen
deindes Mraft''; trohig lågt er durch ihm begegnende Leute dem
Könige fagen, daß er bavon gefommen fei, und nicht gedente, von
5) Ung. O. 0. 155, 6. 17—9.
6) Jångere OL 8. Tr. c. 172, S. 58—62. Thorleif vergilt feinerjeit
bem $allfreb fine Gutmithigteit, indem er ihn nad Olaf Lod gegen Eirikr
Jarl in Såug nimmt; ebenda, c. 264, S. 25—6; vergl. aud Orkney-
inga 8. 6. 106 u. Magnuses 8. berfåtts, c. 23, 6. 48.
Ginqelne Betehrungen von Mormegern burd König Olaf. 301
feinem Thun zu laffen). Spåter verfudt derſelbe ben Olaf, während
dieſet ju Oegövaldsnes bas Ofterfet felert, zu åberfallen. Mit
einer Schaar von Jauberern fommt er heran; eine Wolle, vie er
um fen Schiff herumlegt, fol ſeine Unnåherung bem Könige vere
bergen. Aber als er in bie Råhe der Infel lommt, wendet fid ſeine
Kunft gegen ihn felber; bie Wolfe fdlågt ihn und ble Seinigen mit
Stinbhelt, wahrend bes Königs Wachter die gange Geſelſchaſt gang
deutlich fortwaͤhrend im Kreife herumfahren fehen. Uuf Olafs Ger
heiß wird fofort bie gange Schaar gefangen, Gyvind geſteht ſeine
böfen Wnfdlåge gegen den König, und da fie aud) fept noch nicht
sur Taufe fidj bequemen vollen, werden ſie alle gebunden auf eine
Heine Infel gebracht, welche die See pur Fluthzeit Aberftrdmt, und
hier ertråntt 5).
Sn andern Fållen hat wider Olafs Thåtigteit mehr Erfolg,
und geht es barum für ble au Belehrenden gnådiger ab. So fendet
er einmal den an feinem Hofe ſich aufhaltenden Jelånder porvaldr
tasaldi ju einem gewiſſen Bardr digri in den Hochlanden, ber
ble Taufe nidt nehmen wollte, obwohl er aud gerade nidt als ein
eifriger Helde galt. Thorwald ſchlaͤgt eine ihm angebotene sahtreidje
Begleitung aus; ,benn euer Glück und Segen (gipt ydur ok ha-
mingja), Herr, vermag mehr als viele Månner”; von dem einzigen
Sigurd begleitet macht er fi auf ben Weg. Kurz varauf erſcheint
ihm aber im Traume König Olaf, und gidt ihm ein Tuch, in meldes
ein Jettel mit dem Namen Gottes eingeſchlagen fei; das folle er um
Bruft und Leib wickeln). Beim Exwachen findet Thorvald das
D Jiingere O1. 8. Tr. co. 195, 6. 134—36; Heimskr. 0. 69,
&. 208—7; Oddr, c. 32, S. 288 — o0 wo indeſſen der Borfall flatt nad
Siten nad Nidarness in Throndheim verlegt wird. Theodor. Monach.
6.11, 65.320 vermedfelt benfelben vollends mit den Greignifen bel der großen
Berfammiung ju Mår; vergl. $. 25, Unm. 22.
8) Jingere OI. 8. Tr. €. 196, S. 136—7 u. €. 198, &. 140—2;
Heimskr. c. 70, 6. 267—8; Odar, c. 40, 6.303—4, nad) beffen Dare
frellung Eyvind mit ben Geinigen dur den Unblid der Kirche auf ber Inſel
erblindete. Die Urt ber angewandten Todesſtrofe ſcheint Ubrigens eine befonderk
unehrenhafte gemefen zu fen, und einerſeits mit bem ſtrafweiſe erfannten Men»
ſchenopfer, andererfeitb mit dem unehrlichen Begråbniffe im Vereide ber Fluth
pufammenquhången ; vergl. oben, 6.9, Unm. 11, und Lex Frisionum,
Addit. Bapient. XIL
9) Weber ben, wie el ſqheint jadiſch⸗ chriſtlichen, midt aber Germanifdjen
302 TIL. Mbfdnitt. 6. 20.
Tuch, und thut wie ihm geboten. Da nun be beiden Gefkkheten
zu Bards Wohnung fommen, treffen ſie dieſen mit feimer Tochter
pora allein zu Hauſe; ſie fordern ihn auf, gutwillig mit zum Könige
am gehen, er aber weigert ſich. Jeht kommt es zu einem Ringlampfe;
wahrend Sigurd ber Thora eben die Stange hålt, i Thorwalo
nahe daran dem Bard zu unterliegen, ba er aber Gott anruft, und
åberdlef Bard im Ringen ſeine Bruſt beruhrt, wird dieſer auf ein⸗
mal wie von unſichtbarer Hand su Boden geſchleudert. Da ruft
Ward (ene Leute zu Hilfe, ble er får den äͤuberſten Nochſall bm
Meller verftedt gehalten hatte, und Dorwald und Gigurd werden
gefangen genommen. Im Bertvanen auf ſeine Lemte laͤßt fir Bard
nngefeffelt, fpridit aber babei ju Thorwald: „nicht will id, daß bu
mid) öfter anlåufft, Unhold, ber bu bift, wenn du did gleich Thor
walb nennft, benn bir fefit es weder an Muth nod an Gtårfe;
bod) mag es ſein, daß du ein Menſch gu nenmen biſt und mur zau⸗
berfunbig if, benn nicht mar ich vorher ber Schwaͤchere gegen bid),
und id glaube, daß bu fo fråftige Geifer auf mid) herabgerufen
haft, bag id vor-bir fallen mufte; benn bas geſchah mir verdem
mie, bafi id) vor Einem fiel“ Es mird den Beiden Eſſen vorgefet,
und mit Bervunderung bemerft Bard, daß ſie troh der Gefahr, in
ber ſie ſchweben, vortrefflid bei Appetit find; bes andern Tags ent
WMberglauben, der mit gewiffen Ramen Gotteb getrieben wurde, ift zumal eine
Grjåhlumg der Sturlunga 8. Nl, e. 2, S. 118 belehrend: ,Da redet ber
Stenermann Halisteinn mit bem Prieſter, oG er den hoͤchſten Namen Sottes
tenne? SG henne einige Ramen Gotteb, fagt der Priefter, und id glaube
baron, was ber Apoftel Paulud fagte,-daf fein anberer Rame Gottes heiliger
und hoͤher fei als Jefub (Philipper, 2, 0); ich weiß aber nidt, melden bu ben
hödften nennft. Da antwortet Jener: nidt heiße id den emen Prieſter, der
den Namen Gptted nidt weiß. Dann ruft er den Hallvardr an und fragt:
fennft bu ben hödften Ramen Gotteb? Er antwortet: weiß Gott, id glaube
id fann mid) nidt gleidj baran erinnern, und bad ift ſchlium genug; aber
pordr kraka wird ihn fennen. Gr fpradj: pordr krake, fennft bu den Ramen?
Er antwortete: um fo fålimmer, daß er mir aus dem Gedaͤchtniſſe entfallen ift;
aber id) weiß Einen, ber ifm lennen wirb; porbjörn homla wird ihn fennen;
ke fa, wohl, wohl, porhjörn humla, fag ben Ramen, wenn bu ihn fennft!
Er antwortete: id wollte ihn gerne fennen, id glaube aber, ich werde dieſen
Ramen nie gehort haben; id mill dir aber einen Mann weiſen, von bem id
glaube, bag er ihn tennen wird, ben Elmarr mipa. Da wurbe mit ifm ges
fyrojen, unb er nennt den Namen.“ Es handelt fid aber dabei um die Er⸗
settung beb Såiffed aus grfkhelidens Sturme.
Eingelne Velehrungen ven Rorwegern durch König Olaf. 303
Våge er ſie unbefejåbigt. Kaum jur Thür hinaus, kehren aber ble
Veiden wieder um, um nodmals einen Verſuch zu madjen, ihren
Auftrag au vollziehen; von Bard mit Verwunderung über ihre
ũhnheit empfangen, bitten ſie dieſen, gutwillig mit um Koͤnige zu
gehen. Jetzt laͤßt ſich Bard mit Thorwald in ein Gefpråd ein uͤber
ſeinen Glauben, und ſagt ihm: „ich will dir doch kund thun, daß ich
midt an Goͤtzen oder Teufel (h glaube; id bin weit ven Land zu
Band gereift, und habe Rieſen ſomehl als Gdhwargleute begegmet 10),
und fie überwanden mid nidt: id habe barum lange an meine
eigene Kraft und Gtårfe geglaubt (a matt minn ok megin), und
dießmal iſt mir gum erftenmale blefer Glaube tråglid erfdjienen, und
fo vie fele ich ein, daß du mid midt befiegt håtteft, wenn dir
Niemand geholfen håtte als bu felber; oder was hatteft bu vor ber
Bruſt, da unfere Leiber pufammentrafen? IG vermuthe, daß Der
viel vermag, von bem biefed Stå herfommt.” Jetzt fagt ihm Thore
vald, baf er ba ben Namen des Gottes getragen habe, an meldjen
bie Chriſtenleute glauben, und jetzt meint Barb, der Gott måfje får»
wahr allmådjtig fein, beffen blofer Rame ſchon genügt habe ihn zu
beſiegen, „und darum will ich mit euch zum Konige gehen, weil id
begreife daß es gut ſein muß an einen Gott sm glauben, ber fo
mådjtig if, menn man benn bod) an einen glauben fol.” Nun gibt
er aud) vierundzwanzig Leute los, bie der König bereits fråher nad
ihm pefondt, er aber gefangen genommen hatte; dem Rönige aber
laͤßt er fagen, er mödte von Throndheim aus ihm entgegen fommen
um ihn tanfen zu laffen, , denn wir wollen nidt, daß alles Bolt
fadje, wenn wir alter Kerl uns entlleiden.“ Dem willjåhrt Olaf,
und vernimmt aug Bards eigenem Munde, daß Dieſer darum ſich
wolle taufen laffen, weil er ble Madjt bes Chriſtengottes erfakren
hade. Nad empfangener Taufe fragt Barb: ,,fag du mir, König,
bin id) fegt gut? Da Olaf die Frage bejaht, ſpricht Jener meter :
ich war bisher meines Erachtens ſehr ſelbſtwillig, und habe weder
Konigen noch anderen Håuptlingen gedient; jept aber will id dein
Dienſtmann werden, König, und dir folgen, fo lange id lede; es
ſcheint mir ba am Wahrſcheinlichſten, daß id die Güte nidt verliere,
40) Blamenn, Gdmarpnånner, hjelpen in ben Rordiſchen Quellen Vente
vor befonbener Kraft und Wildheit, weide, den Unholden nåher ſtehend ald ben
Menſchen, am Nådjften ſich allenfalld nod mit den Verſerlern berkkeen.
304 NL. ofduitt. 6. 26.
ble id) jept gewonnen hade.” Gr erfranft inbefjen bald nad dem
Gmpfang ber Taufe, und ſtirbt mod in den weifen Fåuflinge-
gewaͤndern 14),
Wiederum wird von einem gewiſſen Sveinn erzaͤhlt, ber im
Throndheimiſchen wohnte, und -feinen elgenen Dempel hatte, in
weldje eine Reihe von Göpen, vor Allen aber Thor verehet wurde 13).
„Svein mar verheirathet und hatte zwei Soͤhne; der eine hiefi Sveinn,
ber anbere aber Finnr. Gvein war åhnlidjer Gemåthsart wie ſein
Bater, Finn aber war eher unvertråglid, eigenfinnig und oftmals
widerſprecheriſch, geſchaͤftig und geſchwätig, bann wieder ſchweigſam
und trodig, und überhaupt von der wunderlichſten Gemüthsart;
darum ſchien er manchen Leuten geringen Verſtandes zu ſein, und
er war nicht ſtark glåubig in ihrer Religion, denn ble wenigen
Male, da er in den Tempel ſeines Vaters fam, lobte er ble Götter
midje, fondern verhoͤhnte fle vielmehe mit jedem Morte, naunte fir
ſchieſaugig und ſtaubſchmutig, und fagte, fle wuͤrden anden nicht
viel helfen fönnen, da fle midt einmal bas Bermögen håtten, ben
Schmutz von fid felber abjupugen. Oft griff er nad ihnen und
warf fie von ben Altären herad; fein Bater aber fagte ihm, das
werbe fein Gortfommen in ber Welt hindern, wenn er mit ihnen fo
åbel umgehje, naddem Thor fo viele und grofe Heldenthaten ver
richtet habe, durch bie Berge gefahren fel und Felfen serfdrmettert
hade, Odin aber über den Sieg unter den Månnern entſchieden
habe. Finn antwortet: das ift ſehr geringe Madt, Kilppen oder
Steine ju gerbredjen und an foldjem fid abjuarbeiten, oder ben Sieg
fo zu verleihen wie Odin ihn verlieh, mit Betrug, nidt aber mit
Gewalt; der dagegen ſcheint mir mådjtig, ber am Anfange bie Berge
gefept hat, ble gange Welt und die See; was Finnt ihr mir aber
von blefem fagen? Darüber aber wurde von feinem Vater wenig
gefprodjen.” Nun begibt es ſich einmal an einem Julfeſt, daß beim
Trnken die Leute wie dieß uͤblich war19) allerlei Gelübde thun; da
gelobt Finn Sveinsſon in den Dienſt des Königs zu treten, „der
11) Jungere 01. 8. Tr. €. 200, &. 144—53.
17) Ebenda, c. 201, S. 153—5. Bemertenbwerth if, bap der Gagene
føreiber aubbridtid fld auf Bådjer beruſt, d. h. wohl auf kirchliche Begenben.
13) Sergi. oben, $. 21., Unm. 23.
Ennelne Velehrungtn von Monsegern burd König Olaf. 505
ber oberfte ift, und vor alien andern hævorengt 10), Halen Jarl,
ber bamalige Regent von Normegen ift ihm zu gering; fo zieht er,
alle Begleitung fid verbittend, aufs Gerathevohl In ble Welt hin⸗
au6, und geht zunaͤchſt nad Dånemark, waͤhrend fein Bruder in
Rorwegen bei dem Bater zuruͤchleibt; dieſe Belden faft nun König
Olaf im Berlaufe feiner Befehrungsthåtigfek ſpeciell ins Auge15).
„Obwohl bas Bolt im Gangen von den Brieftern, welche König -
Olaf nad) ber Tödtung bes Yrjarskeggi (d. h. Jarnskeggi von
Yrjar) in gang Throndheim herumgefdidt hatte, ble Taufe empfangen
hatte, fo gab es bod) hier wie andermårte im Lande noch Leute,
ble tråge maren im Annehmen des Glaubens"; au ihnen gehdrt
Svein mit feinem Sohne, und Olaf laͤßt darum Beide vor ſich
vufen. „Da fyrad der filmgere Gvein au ſeinem Vater, daß fle ben
Glauben annehmen follten, ben er verkiindete; der åltere Svein
erllaͤrte ſich nidjt geneigt, ben Glauben 3u ånbern, den feine Ber»
wandten unb Boråltern gehabt und gehalten hatten; bod) aber uͤber⸗
wog ber filmgere Svein, fo daß ſie hingingen und ben König auf⸗
fudjten; er nahm ſie wohl auf, und vertåndete ihnen das Chriſten⸗
thum. Der åltere Svein antmortete : ich mil meinen Glauben nicht
verlaſſen. Der Konig entgegnet: ba wird hier kurzer Prozeß genvade
werben, indem id) dich werde tödten laffen. Das magft du jun,
wenn bu willſt, fagt Svein; ich bin ein atter Mann, es ſcheint mir mid
viel baran zu liegen, ob ich braufen ober brinnen ſterbe, ein menig früher
oder fyåter. Da fprad der filngere Soein zum König: Here, gedt
meinem Bater nach und erſchlagt ihn nicht, denn er ift vornehmen
Geſchlechts und zahlreicher Verwandiſchaft, und ihr werdet viele vor⸗
nehme Leute euch verfeinden, wenn er vom Leben gebracht wird.
Der König fand, daß ber juͤngere Svein weit milderen Gemuͤths
war, und ſprach ju ihm: was iſt wohl der Hauptgrund, daß bein
Vater fo tråge ift den Glauben anzunehmen; kommen ihm ble Faſten
ſchwer an oder ble Kaſteiungen? Svein antwortet: weit geſehlt,
denn er ift ein kraͤftiget Mann und in allen Stiden dn tüchtiger
Geſell, obwohl ev gealtert iſt; aber ben Tempel des Thor zu laffen
14) Man bemerke ble Aehnlichteit biefer Erzaͤhlung mit ber Chr
Tegenbe, wie biefe 4. Ø. aud im Fornsvenskt Legendarium, I,
6. 407—8 vorliegt!
15) Ung. 0. €. 202, 6. 155—00.
Maurer, Beteprang. 20
906 uiu. aAbiqunt. 4 BG
ſallt hu om Schwerſten, benn das ig ein großes und ſchoͤres Ger
båupe, und zierlich gemadjt und mit ſchweren Koften ausgefdjmiidt;
ich glanbe, baf ihm bas au Herzen geht, wenn er dieſes nieder⸗
reißen oder abbrennen føll. Der König erwiederte: am Mahridein-
lichſten if es doch, daß Eines von Beiden mird geſchehen mifjen.
Svein ſprach: ſcheint euch das nicht ein Ausweg, daß ber Tempel
mit ſeinem Gdmude ſtehen bleibe, und ihr ſoviel zugeſteht, damit
wir, Vater und Sohn, ben Glauben annchmen, den du predigſt,
auf daß ein fo herrliches Jimmermert nicht serftört werde; mir aber
werben bas halten, was wir verfpredjen, RNichts weiter mit Thor
uns zu ſchaffen zu madjen, und ber Göhe mag dann felder får
ſeine Erhaltung forgen. Der König antmortet: ich weiß nidt, od
das etwas taugt; aber bod) will id, weil ich bei dir guten Willen
finde, und alle Leute euch tildjtige Månner nennen, darauf eingehen,
daß ber Tempel unter ber von dir ausgefprodjenen Bedingung ſtehen
bleibe, leber als bag ihr dem Ghriftenthume widerſtehet, und fo
fråhen Tod findet. Da ging Svein feinen Bater ju finden, und
ſagt ihm, wohin es mit dieſer Gade gefommen war. Er mi-
gegnet: wie mochte der König fid barauf einlaffen? Svein erwie⸗
bert : baraus magft bu abnehmen, Vater, wie viel bem Könige dar⸗
an 3u legen fdjeint, daß wir ben Glauben annehmen, den 3u haben
uns glemt, und zugleich, wie vie Bertrauen er auf unfere Redjt-
ſchaffenheit hat. Der åltere Gvein antwortet: bas will id verfpre-
chen, wenn der König will, den Thor nidt zu verehren und mit
Yen heidnifdjen Göttern feines Umganges zu pflegen, menn er ben
Zewpel unverlegt ſtehen låpt. Da nahmen fle die Taufe, und fir
wurden Freunde bes Königö Olaf, weil ſie alle ihre Berfpredjungen
wohl hielten, und alle ihre Hausgenoſſen ließen ſich tanfen.” —
Inwiſchen hatte aber aud Finn Gveinsfon ble Taufe empfangen,
und als Chriſt lehrte er nad) Norwegen zurück ie). In Dånemarf
gefandet, war er nåmlid; aufs Gerathewohl ins Land hineingegangen;
nad) långerem Herumirren in ben Waͤldern hatte er einen Hirten⸗
ungen angetroffen und mit blefem ſich in ein Gefprådj eingelafjen.
„Finn fragte, ob ber Junge mit ihm dle Kleider tauſchen mwoklet
Or erwiederte, daß er dieß gerne wolle, und fo thaten fle. Finn
16) Ung. D. €. 201, 6. 155—8.
Eimelne Metehrungen Von Norwegern durch König Olaf. or
ſprach: was ÅR bler in bas Kleld eingebunden? Jener antworiet:
bas nennen wir Chriſtenleute ein Kreuz. Meinſt du ein Chriſt zu
ſein, ſagt Finn, oder was ift das, ein Chriſt au ſein? Der Junge
ſagie ihm blerilber fo viel er wußte, Binn aber erzaͤhlte ihm dagegen
von Thor und Odin und von deren Heerwerl. Der Junge fyrad:
bald glaube ich, daß bu mid) fångft; 3u vermuthjen ift aber, wenn
du umferen Biſchof aufſuchſt, der nidt weit von hier iſt, daf du
nicht mit blofer Dummheit und Albernheit mit ihm fertig wirf,
denn ev wird dir beutlider ber den Glauben zu fyredjen wiſſen,
ale ich. Binn ſprach: was ift bas får ein Ding, ener Biſchof; fk
es ein Menſch oder ein anderes Thier!)7 Der Junge antworket :
mod) midt fehlt ed dir an Dummheit, und id glaube du biſt ein
Marc oder verrådt, oder aber bu biſt midt fo bumm als du dich
anftellſt; Bifdjof nennen wir aber einen Veiter und Vorſteher der
felligen Glrifenhelt. inn fagte, gewiß wolle er ihn teffen. Hieranf
fudjte er ben Biſchof auf, und begråfte ihn. Der Biſchof fragte ihn,
was ev får ein Mann fei? Er fagte, er fei ein Rorbmann. Der
Biſchof fragte: an men glaubf du? Finn antwvortet: an Thor und
Din, wie ble brigen Rorbleute18). Der Bifdof ſprach: das iſt
ein fibler Glaube, und id will did einen befjeren Glauben lehren
laffen. Sinn antvortet: bas fann id) bann wiſſen, wenn Id ihn +
erſt gehört hade, ob mir jener Glaube beffer ſcheint; warum aber
willſt bu mid den Glauben lieber lehren laffen, als mir ikm ſelber
zeigen? Der Biſchof Abergad ihn einem Priefer, und hieß ihn im
Glauben unterrichten; Finn aber wurde dem Prieſter viel zu ſtark,
fo daß er Nichts zu Stande brachte, und der Prieſter erklårte dem
Biſchofe, daß dieſer Menſch fo ſchwer zu behandeln fel, da unit ihm
Nichts angufangen fel. Der Biſchof ſprach: fo lommt mir ber Menſch
17) Aehnlich heit es in der Sverris 8. c. 12, S. 31 von ben Dale»
tarliern, meldje, obwohl zum Schwedenreiche gehårig, bod in alter Ubgefdlof
fenheit und Unabhångigteit lebten, daß fienidt viften, oG ein König ein Menſch
fet oder ein hier? In der Samsons 8. fagra, c. 14, S. 21 fragt eine
Brwergin: ,mad ift bak fir ein Wunderthier, bas du einen König enn? und
erhaͤlt gur Untwort: „ein Menſch ift es, wie mir.” So fragt ferner, Viga-
glumsS8. c.3, 6. 327, Ivarr, ba er bie unformlide Geftalt bes Glum fleht,
ob bad ein Menfd fei oder ein Vieh?
18) Man fleht, åuperlid redet ſich Finn noch u ben Belennern ber alten
Meligion, obwohl fein Glauben an dieſe Iångft erſchuttert iſt .
20'
506 11. O0bfduitt. $. 26.
ver, als waͤre er nidt fo faft bumm, als wunderlich. Nun fing
der Bifdjof an ihm zuzureden, und von den Wunderzeichen des all:
mådjtigen Gottes ju erzaͤhlen, und nad einiger Jeit fyrad Finn:
das if gang anders, ale id ev fråher hörte, daß nåmlid feine
Götter fo mådjtig ferien als Thor und Odin; mun entnehme ich aber
zumeiſt bas beinen Worten von dem Chriſt, ben du verfåndigft, daß
ziemlich Jedermann wider ihn thun fonnte mas er wollte, fo lange
ev in blefer Welt war; nad dem Tode aber wurde er fo gervaltig,
daß ev eine Heerfahet in dle Hölle (i helviti) that, und bort ben
Wor band, ben oberften unter ben heidnifdjen Göttern, und feitbem
beftand Nichts mehr vor ihm; darum ſcheint mir, als ob er der
König fel, dem id gelobt habe au blenen, hehrer und erhabener,
gröfer und mådjtiger als alle anderen Könige, und barum will id
von jegt ab an ihn glauben und ihm bienen nad ber Meife wie
ihr mid lehrt. Der Biſchof ſprach: bas ift Alles recht dem gemåk,
wie du von Gott einen Begriff haft, und nun zeigt ſich Das, was
id) gefagt hade, daß bu viel verninftiger bift, als bu dich anſtellſt.
Da wurde Finn getauft, und hielt feinen Glauben wohl, und ver⸗
weilte ba eine Jeit lang in Dånemarf.” Als nun aber Finn von
dem in Rormegen eingetretenen Glaubenswechſel hört, geht er bahin
- guriid, und befudjt fofort den Rönig Olaf19). Diefer rückt gleich
mit felnem $auptanliegen heraus. „Der König fyrad: was haft
bu bier bei mir zu ſuchen; willſt bu bid taufen laffen? dinn ant
wortet : id) glaube midt, daß id) ein ſchlechterer Chriſt bin als bu.”
Im weiteren Berlaufe bes Gefprådjs wird nun Finn als der Sohu
Sveins erfannt, und erfåhet, daß fen Bater id dem Könige ber
freunbet hade. „Gewiß if er mein Freund, fagt der König, und
gut chriſtlich; bod aber maren vir Unfange über einen Punkt un-
eins: ein dem Thor geweihter Tempel freht bei felnem Hofe; id
glaube jedoch, baf er ſich nidt mehr mit bemfelben abgibt. Daråber
wurde Finn gang toll, und ſprach: Höre Einer dieſe Geſchichte! mas
bift denn du, guter König, wenn beine Leute und Freunde heimlidj
Opferdienſt treiben? bu mußt ja wahrhaftig ein Keger fen! Der
König fagt, er fei etwas hitig.“ Bei dem blofen Sprechen 1A6t
aber Finn dle Gade nidt bewenden. „Da ging Finn hinaus, und
19) Ung. O. €.-203, 6. 160—4
Einzelne Betehrungen von Norwegérn durch König Olaf. 208
fuhr ſeinen Vater und Bruder aufzuſuchen. Die Nacht aber, ehe
Sinn fam, tråumte ſeinem Bruder Svein Thor ziemlich zornig und
traurig; er fpradj: bler iſt es nun dahin mit uns gefommen,
wie man wohl fagt, daß mit dem Jufammenleben aud bie Freund»
ſchaft ſich verliere?0); obwohl blef aber ift wie es iſt, fo molkte ide
bid) bod um Eines ditten, baf du mid nåmlid aud meinem Haufe
forttrageft in den Wald, denn bein Bruder Finn tvird heimtommen,
und id vermuthe mir nidte Gutes von ſeiner Ankunft. Svein
antivortet : bas hade id dem Könige gelobt, bak ich mid nide
wehr mit bir abgebe, und bas will ich halten; du ſcheinſt mir ang
ein ungöttlidjes Ding, wenn du nidt die Madt haft, did vor Ge»
ſahr zu retten, oder bid) feler bakin 3u bringen, wohin du willſt.
Trauervoll und voller Schmerz verſchwand Thor; Gvein aber ermadjte.
Tags darauf fam Finn, und Bater und Sohn nahmen ihw ſehr
freundlid auf; als er aber eine Nacht bagervefen war, ſtaud er
friihe auf, und nahm fid elnen Sad; dann nahm er eine grofe
Keule fn ble Hand, und ging zum Tempel: da ſah Alles alt aud.
um ble Shir, ble elfernen Angeln voller Roft, und Alles ziemlich
unfauber. Er ging hinein und ſtieß ble Götter von ben Altåren,
und jog und plünderte Alles von ihnen, was Geldeswerth hatte,
und that es in ben Gad; Finn gab dem Thor mit feiner Keule drei
Schlaͤge fo fart er fonnte, bis er fiel; bann legte er ihm einen
Strid um ben Hals, und zog ihn hinter fid her zum Strand, und
nahm ihn mit in bas Boot; fo zog er zum Könige Olaf, tndem
er ben Thor bald der Borb in der See hatte, bald aber prikgelte.
Als aber der König blef ſah, fagte er, Finn gehe nidt feim mit
dem Thor um. Finn antmwortet: darin zeigt fi, daf ich ſchon
lange übel mit ihm gufrieben bin, und er ſoll noch fålimmere und
ſeiner wuͤrdigere Behandlung erfahven; dann fpaltete er den Thor
gang in Scheiter, warf ihn ins Feuer und verbrannte ihn au Aſche;
dann nahm er Gett21), that die Aſche baran, und madjte einen Brei
daraus; ben Brei gab er ſchlechten Hunden au freffen, und fagte:
das ift recht, daß Hindinnen den Thor freffen, rie er ſelbſt ſeine
20) Aehnlich ſchon im Havamal, V. 43 u. 120.
21) Statt lang ift wohl zu fefen auk; ein Bad > gidt hier feinen Sinn,
wohl aber Hett oder Sped.
310 mld. 6 2
Sdhmer). Finn wurde Dienfimann bes Koͤnigs Olaf, und war
in felnem Gefolge. Und wenn der König ben Leuten ben wahren
Glauben verfiinbigte, ba war Finn fo hitig und toll, daß es fir ble
Gefahr hatte, ble midt ſchnell ſeinen Willen thaten. Finn war
webbgefittet unb eifrig im Ølauben, und folgte dem Rönige jederzeit
zum Gottesdienſte.“ Dok flirbt berfelbe bald, und bereits vor
ſeinem Könige.
Beigt dieſe legtere Etzaͤhlung den König bei allem feinem drift»
fen Bekehrungseifer dennoch klugerweiſe buldfam gegen einzelne
Schwachheiten ber zu Belehrenden, ſelbſt auf die Gefahr hin von
minde rüchſichtsvollen Eiferern ſich geſcholten und verdaͤchtigt zu
ſehen, fo lernen wir ihn in dem, was über bie Belehrung des
Eindridi ilbreidr (Breitfuß) erzäͤhlt wird, micder von einer
anderen Seite her kennen 22). Ginfrmals, als fid Olaf eben in
Trondheim aufhielt, ſprachen ſeine Leute bariber, ob wohl alles
Volk in Norwegen belehrt und getauft fei; der Fahnenträger des
Königs aber, Ulfr, meinte, daran fei entfernt nicht zu denken, viet
mehr hielten ſich fogar in ber naͤchſten Naͤhe noch ungetaufte Leute
auf. Bon Olaf hierüber zut Rede geſtellt, nennt er den Eindridi,
dem er doch im Uebrigen ein ſehr gunſtiges Jeugnif gibt; er wid
ſofort beauftragt, dieſen zum Koönige zu berufen. Ulf wird von Ein»
dridi wohl aufgenommen und bewirthet 2); ber erhaltenen Auffor⸗
derung aber will dieſer nicht Folge leiſten: „Meine Fahrt zum Könige
wird ſich verzoͤgern, denn ich habe får dießmal dort Nichts zu ſuchen;
ich werde aber gleich zu ifm kommen, fo bald mir dieß nöthig ſcheint;
22) Die Rordifde Mythologie, ſoweit fe und bekannt ift, weiß von dieſem
Buge Ridtb; vergl. I. Grimm, Deutſche Myth. 172, und Petersen, Nordisk
Mythologi, 317.
23) Jungere O1. 8. Tr. c. 235, &. 250—74.
24) Beachtendwerth ift babei bie Vemerkung bes Eindridi: ,,e8 trift fi,
baf id) welß, daß ihr einen anderen Glauden angenommen habt, als meldjen
id) mit meinen Leuten habe; id will eud aber eine angenehme und nidt hin»
terliſtige Bewirthung reiden; barum follft bu wåhlen, oG mir Alle gufammen»
trinken møllen, oder feber Theil fir fid in feiner Herberge, — und Ulfs, keineb⸗
wegs fbertrieben hoͤfliche Untwort: „es ſcheint mir får Beide Theile unterhaltender,
wenn wir Alle zuſammen trinken; id hade eine Botfdaft an dich, bie id in
uke vorbringen wil, und wir haben einen fo tidtigen König, daß er mit
folner Gåte eå fånell wegputzt, wenn aud durch dad Jufammenfein mit frem»
dem etenntniffe einiger Schmutz an uns gekommen ift.”
Cinjelne Belehrungen ven Nonvegern bard König Olaf. ME
ich werde auch dahelm bleiben, un» ihm nicht aus dem Wege gehen,
wenn der König mid beſuchen will; bar kamuſt dem Könige auch
Das fager, daß id ſein Freund ſein will, venn er wohl gegen mid):
hanbelt.” IG Ulf mit dieſer Antwort heimfommmt, fragt ifm Olaf:
ob Ginbridi dem Opferbienfte eifrig. obliege, und ba berfelbe blef:
verneint, meint er: , bann geht es gleich leichter“, und .befdlieft ihn
am befudjen. Bon Ulf benadridtigt, empfångt Eindridt den König
vekdjtig, unb bewirthet Hjr25); bald entfpinnt fid zwiſchen Beiden
ein Geſpraͤch åber den Glauben. Olaf fragt, os Eindeldi einen
Tempel habe, und als er blef verneint, welchen Glaubens er denn
ſei, wenn ev ein Heide fei, und bod fein Opferer? Da ſpricht biefers
„ich werde eud) etwas unverkåndig au reden ſcheinen; id) wünſchie,
daß ihr lieber von etwas Anderem veden mochtet, bas eud gefådt,
und mid nidt um meinen Glauben fragtet, denn id meine gar
å —
Stoͤde oder Steine ju glauben, menn aud Bildniſſe von Menſchen
oder Feinden daraus gemadt find, von benen ich nidt weiß, mad
fle vermodit haben; und obwohl mir geſagt wird, daß biefe Veke
große Madt håteen, fo ſcheint mir blef body midt vecht wahrſchein
lid, ba ich erfare, daß biefe Bilbniffe, die man Götter nennt, in
allen Gtåden håplidjer find und mod minder fråftig, als id) felber.
Der König ſprach: warum giaubft du bann nicht am ben wahren
Gott, ber Alles vermag, und låffert did in ſeinem Ramen tamfen?
Gindribi antwortet: darum geſchieht dieß, weil weder iht mod Leinke
von eurethalben früher gefommen feid, mid mit ben Thaten des
Gottes etwas befanut zu madjen, den iht den allmådjtigen nennt;
ferner aud) barum, mas nod ſchwerer ine Gewicht Fåne, weil id
25) Wiederum fyridt Cindridi: „ſo trifft es fik, Herr, daß id) nidt ver
heimlichen will, daß unfer Glaube nad bem, was bie Leute fagen, unvereine
Bar ift, und darum möget ihr, menn ihr und nidt bei euch figen haben wollt,
in biefem Zimmer eudj aufjalten, bas vorlångft får euch zugerichtet iſt; wit
aber werden uns eine andere Herberge fudjen.” Strenger als Ulf, antmortet
Dlaf: „du ſollſt ſelbſt mit beinen" Beuten bein Gemach behalten, fokft uns aber
fø lange wir hier find ben vollen Unterhalt geben; wir wollen braujen neben
dem Gemade unfer andjelt aufidlagen.” Als Olaf fyåter mit fetnem Birthe
veden will, fagt er ihm: „obwohl id nidt mit bem gropen Haufen ber Heiden»
leute verlehten mag, fo will idj bod, daß bu bier fijeft, und ich wil eine
Underesbung mit bir høben . -
HIL. ifdmitt. 6. 26.
vergenommen habe, nachdem id) baran midt glauben wollte,
mein Gater und mene uͤbrigen Verwandten mir von ihren
gefagt haben, aud ben Glauben nidt angunehmen, ber
Ølauben in allen Ståden durchaus zuwider ift, es fri denn,
id) volllommen uͤberzeugt merde, bafi euer Gott fo allmådtig fel,
iht ſagt.“ Willich findet ſich, daß Eindridi zu der Felt, als
Trondheim ber Glaube verlündet wurde, außer Lands, und aud
ſpater vergeſſen worden mar. Sept erinnert der König drohend
daran, wie ſtreng er gegen ble dem Chriſtenthume beharrlid Wider-
ſtrebenden zu verfahren pflege; aber aud blef wirlt nicht auf Eine
bribi: „davon hade ich gehoͤrt, ſagt Eindridi, aber darum have Id
keine Furcht, daß ihr Strafe über mid ergehen laßt, und euch die
Wahrheit zu ſagen, fo wil id leinem Håuptlinge gezwungenen
Dienſt leiſten; ich will lieber den Tod erlelden, als Jemandes Ein⸗
ſchuchterung, und Das mögt ihr wiſſen, daß, wenn ihr etwa aud
Undere geſchredt habt, hier ble Gegend in der Art wider euch ſteht,
daß ich mich von Niemanden brauche zwingen zu laſſen; ich will
mid aber gegen euch wohl halten, wie ich dieß nur zu thun weiß,
wenn ihr mir keine Gewalt zufügt, und halten will ich denſelben
Glauben, den id bisher gehabt habe.“ Jetzt zieht der König ein,
und bricht bas Geſpraͤch mit freundlichen Worten ab; er fragt nun
mad) ben ritterlidjen Uebungen, in benen Eindridi eta fid aug
zeichne, und will, obwohl blefer, Olafs Giferfudt fürchtend, mit
ibertriebener Veſcheldenheit fich ſelbſt herabſetzt, deſſen ausweichende
Aniworten nicht gelten laffen. Endlich deutet Eindridi an, daß er
im Schwimmen, im Bogenſchießen, und im Spiele mit lurzen Meſ⸗
ſern ſich nicht ganz unerfahren glaube. Des anderen Tages fragt
Olaf denſelben nochmals, ob er die Taufe ohne Anſtand nehmen
wolle, und erhaͤlt nodmald ene abfdlågige Antwort; da ſchlägt er
ihm vor, felne Bekehrung von bem Ausgange eines Mettfampfes in
ben obigen Kånften abhångig au madjen?6), und erbietet ſich zu—
— |-3
26) „Ich hade nun, fagt ber König, einen Bertrag unter und ausgedacht;
id) mill aus mener Schaar einen Mann fellen, um mit dir ritterliche Uedun-
gen au verfudjen, unb wenn dich biefer in ben Uebungen, bie bu geftern nannteft,
fiberwindet, bann ſollſt bu an ben wahren Herrn Jeſus Chriſt glanden, wenn
aber bu bie Dberhanb gewinnſt, follft du von meinen Wforberungen frei fein,
und ben Glauben halten, den bu willſt. Das ift bod Beideb wahr, fagt Cin-
$-27. Rbnig Dlafö Berfbrekdteit, und beffen Merhålknig jur Kirde. 313
gieich, ben Kampf feb mit Hm zu beftehen. Dem glaudt ſich
Eindridi nicht entziehen zu kloͤnnen; im Schwimmen und im Schießen
halt er ſich wirllich mindeſtens eben fo gut als der König, der ihm
hoͤchſtens durch Lift etwas abzugewinnen vermag 27), und aud in
dem Spiele mit den Handmeſſern ſcheint er ihm Nichts nachgeben
am wollen. Sogar als Olaf zu SH geht, und nun auf den
Mubern der daoſelbe Forteudernden auf und abgeht, ohne bas Spiel
am unterbredjen, madjt dieß Ginbridi ohne Weiteres nad. Jegt aber
geht der König nochmals auf dle Ruder hinaus, fåreitet, immer
fortfptelend, flatt am Vordertheile umzukehren an dieſem vorbei, und
geht nun aud) ber anderen Gelte entlang auf den Rudern fort.
Das fann Eindridi nidjt nachmachen; ev frit: „das Spil, Herr,
konntet ihr unmöglidj durch euere alleinige Gewandtheit fplelen,
ſondern nur durch die Kraft des Gottes, an den ihr glaubt, und
daraus enmehme ich, daß er Alles vermoͤgen muß, und darum will
ich von nun an an ihn glauben, daß er allein Gott iſt, und kein
Anderer.“ Jegt laßt fid Eindridi mit allen ſeinen Leuten taufen,
und wird fofort König Olafs getreuer Dienſtmann.
$. 27.
Øönig Olaf Cryggvafons Perſonlichkeit, und deſſen derhältniß
3ur Mirde.
Das Bisherige wird geniigen, um von bem feurigen Cifer und
ber raftfofen Thåtigfeit König Olafs får dle Förberung feines Glau⸗
bens einen Begriff 3u geden. Eben biefer ungewoͤhnlich eifrigen
Watigkeit iſt es zu verbanfen, wenn tros der Milrze ſeiner Regie⸗
rung dennoch waͤhrend derſelben eine ziemlich durchgreifende Beleh ⸗
rung Norwegens durchgeſetzt wurde. Mit vollem Rechte datiren ble
Nordiſchen Quellen gang allgemein die Einführung bes Chriſten⸗
thums in dieſem Lande von ber Thronbeſteigung König Olaf Trygg»
bribi, bap id mid keiner Uebungen berihmt hade, und daß ich keine kann;
tjener aber ift bad Wort des Heren (dyrt or årottins ord, ein håufig leder
lehtendes Gprådwort), und ihr mågt beliebig unter und entfdjeiden, menn ihr
mid) dabei nur nicht einſchuchtern wollt, und wenn ich nidt offenbar mein
Vort hinterrlds bresje; u. . w.
27) Duel fonmt wieder einmal die belannte Geſchichte an ble Reihe van
dem Gduf nad einem Biele, bas auf das Gaupt eine Knaben gelegt wird;
vergl. oben, 6. 21., Anm. 6.
4 mL. Wføuitt. $. 27.
vefonss), oder bezeichnen ihn aud) wohl als ben erten Simig von
Norwegen, ber den chriſtlichen Glauben getreulich gehalten, un»
feinem Reiche metter verbreitet habe?). Damit fann nun ſreilich
midt gefogt ſein wollen, daß vor ſeinem Megierungdantritte bas
Gheiftenthum tn Norwegen mod gar keine Wurzel geſchlagen hade;
König Hakon Adalfeinsfofri modte zwar allenfalis ben ſpaͤteren
Gifereren nur als ein halber Chriſt, wenn midt gar als ein Ab ⸗
triinniger gelten, immerhin aber mu$ zugegeben werden, daß durch
feine Anregung, daß ferner burd ble Heerzage und Kauffahrten
nad) Deutſchland, Frankreich, Britannien und fogar dem freitich felbft
erſt halbwegs chriſtlichen Dånifjen Nadjbarlande gar wancher
Uebertritt zum Glauben ſchon früher veranlaßt worden mer, un
namenilich ift es ber ſudliche Theil Norwegens, ber und als ein
ven djriflidjen Elementen bereits mehrfach durchdrungener geſchidert
wird. Eben fo menig fann aud andererſeits jene Behauptung fo
gemeint (ein, als waͤre ble neue Lehre durch den König ſofort mit
einem Schlage in allen Thellen ſeines Reiches graͤndlich und unab⸗
ånberlid jur Herrſchaft gebracht worden. Ju Gegentheil wiſſen
wir, daß ble Belehrung großentheils nur eine åuferlide mar, und
daß unter bem aufgebrungenen Chriſtenthume nod gar viel heim⸗
liches Heidenthum verbørgen lag, bas ab und 3u dem Könige ſelbſt
:
1) Sø heift es 4. B. Njala 8. c. 101, S. 156: ,3u Rorwegen trat
ein Regierungömvedfel ein; Halon Jarl fand fein Ende, und Olaf Tryggvafon
fam an feine Stelle. — — Man erfuhv zugleich, daß in Norwegen ein Glau-
Bendroedfel eingetreten fei”, u. f. w.5 Finnboga 8. hins ramme, 0. 29,
8. 294: ,Diefen Sommer fom ein SÅ aus ber Ger, und damit ble Rade
vidt au Norwegen, daß König Olaf in8 Kand gefommen fel, unb den wahren
Glauben vertiinde, Hafon aber umé Leben gebradt worden fei.” Aehnlich im
porstelns p. uxafots, c.9, &. 122; Ormsp.Storolfssonar, e.8,
Ø. 221; der jångeren O1. 8. Tr. c. 154, 6. 15, und e. 159, S. 2; der
<eren O1. 8. hins belga, 0. 6, 6. 4, u. gl. m.
2) Oddr, 6. 20, 5.275: „Er hielt zuerſt unter den Königen Rormegens
ben redjten Glauben am Gott, und burd fine Negierung und Herrſchaft wurde
bak Normegifde Reich vollig chriſtlich, md es fielen mandjerlei Wreigniffe vor.
che bad Chriſtenthum durdjdrang*; vergi. ang. D. c.50, 6&.321—2; Fagrsk.
$. 71; ferner ble jüngere 01 8. hins helga, 6. 20, 6. 34: ,Simig
Dlaf war eln guter Ghrift, und hielt juerft unter den Kimigen ven Norwegen
den wahren Glanben; ev belehrte gan; Norwegen und viele andere anbe, und
løe ein oligen Bimigs ov 104 å gangen anbe bena. um ben Leuten ben
Ølauben ju verkinden"; u. dal. m.
&önig Dlafö Verſonlichteit, und beffen Berhålknif sur Kirche. 318
am ſchaffen machtet), daß ferner in die Olof nidt umterwor⸗
fenen Hodlande ber Glaube uͤberhaupt nos midt eingedrungen mar;
wir erfahren nidt minder, daß bereits menige Jahre nad felnem
Tode ein ſehr bedenklicher Rådfall um Heidenthum ſich bemerttidj
macht, und daß es der vollen Kraft und der fanatiſchen Energie des
biden Olafs bedurfte, um ben Steg der riflen Kirche in ſeinem
Reiche zu einem allgemeinen und zu einem bleibenden zu madjen 4).
3) So erzahlt Oddr, c. 43, S. 312—3: „Konig Olaf hatte gefunden,
bag bie Thronder, ble ihn begleitet hatten, nod mmer feft an bie Gbyen glaubten,
vor Allem aber an ben Freyr. Und mm tadelte der König heftig ihren Gaus
Ben; fie aber mwiederfpradjen, und es war ald håtten fie einigen Streit unter»
einanber, und e8 gab ein großes Mettrudern unter ben Siffen; fle hatten zwei
Schiffe, und es fehlte midt, baf mit aller Kraft gerudert murde. Und ber König
fam juerft ané Sand, und er wanbte fid gleid zum Tempel, und zerbrach alle
byen; und bann mandte er um nad feinen Veuten, und ben Frey hatte da
der König bei ſich. Und da ble Thrönder dem Könige entgegentamen, da bricht
ber König ben Grey vor ihren Augen in Meine Ståde nubeinander. Sie ader
gingen dem guten Rathe folgend in fld, und verliefen ben alten Glauden, und
thaten nad) bes Konigs Gehot, und vergliden ſich mit ifm.” Die Beit dieſes
Vorfallet ift nicht angegeben, ſcheint aber, ba der Tempel in Throndheim nod
ſteht, vor ben zweiten Befudy daſelbſt zu fallen. — Wiederum ſpricht der por-
stelns p. uxafots, e. 13, S. 131—3 von einem gewiſſen Harekr in
Throndheim, ber zwar ble Taufe empfangen hatte, aber baneben nad wie vor
einen Dåfen verehrte; Dlaf laßt bad Thier todten, den Mann aber treibt er
aut bem Sande. So 1åøt fik ferner Gunverr belmingr, aub Norwegen frådje
tig, tn Schweden wieder mit dem Heidenthume ein; da heift ihn Olaf ruhig
in6 Land jurlifommen, lågt ſeine heidniſche Frau taufen, und Beide bleiden
feitbem dem Glauben treu; jångere O1 8. Tr. e. 173, 6.77—8. Aus
ſolchen Borgången ertlåren fid aud die bringenden Ermahnungen gum Fet»
Halten am Glauben, welde Olaf den von ſeinem Hofe Abreiſenden mitzugeben
pflegte; fle verrathen feine befimbige Gorge, baf bie von ihm Betehvien wieber
abfallen mödten; vergl. 3. B. 8. af porateini båermagni, c. 12 u.
13, S. 196 u. 198 und Bfter.
4) Sehr treffend iſt bie Bedeutung des Olaf Tryggvafon und beffen Ver-
haltniß ju dem poeiten Olaf bezeichnet von Oddr, e. 48, &. 317—8: „Es
wird aber geſagt, baf Rönig Olaf Tryggvafon fimf Lande befehrt hade, nd
ba Bolt, bad fie bewohnte. Aber es war nidt zu ermarten, daß fld das Volt
gleid; mit Gefittung oder vollem Glauben an Gott hingebe, benn bie rift var -
Burg, bad Bolt aber fart und feft im Unglauden, und wollte mur ſchwer bare
em, ben Slauben der Verwandtſchaft aufjugeden; aud war ber Mangel an
Øeiftliden grop, und ble welche da waren waren unbraudbar wegen ihver
Unfenntnif und Ungeſchieuchteit in Umgehen mit der Dånifdjen Sprache,
benn fle waren bel ben Senten ſehr verachtet. — — Und bod war an vielen
316 HL Wbjånitt. $. 27.
Indeffen war immerhin durch Olaf Tryggvafons Thåtigleit wenige
ſtens ber Grund geebnet, auf welchem mit der Felt ein wahrhafteres
Ghriftenthum auferbaut werden fonnte, und jedenfalle ift trog jener
vorbereitenden Schritte der früheren, und blefer ergånjenden Nad»
hilſe ber fpåteren Felt dieſes Königs Bedeutung får die Gefdidte
des Ghriftenthums in Norwegen gewichtig genug, um ein etwas
genaueres Eingehen auf deſſen Perfönlidteit, auf deſſen Verhaͤltniß
zur Kirdje und auf ble Beſchaffenheit feiner Thaͤtigkeit får biefelbe
au redtfertigen.
Entkleidet man biefelbe aller der ſalbungsvollen Juthaten, durch
weldje ble ſpaͤtere Felt ben Bortåmpfer bes Chriftenthums verherr⸗
lichen zu miffen glaubte, fø tritt in König Olaf unverfennbar eine
Perſonlichleit von gemaltiger Kraft, von hochherzigem und edlem,
Drten bal Ghriftenthum nur bem Namen nad, und fo wuͤrde es aud) verblie
Ben fein, wenn nidt ein Anderer nadgefommen wåre daſſelbe ju ſtaͤrlen, und
das Boll barunter zu zwingen; und biefer war gleidjen Ramen$, nåmlid Olafr
Baraldsson, ber nidt weniger Kraft hatte Gotteb Chriſtenheit 3u frårfen, und
weit langere Beit. Und weil bie Arbeit grof mar und ble Belt kurg, bie Safe
in des allmådjtigen Gottes Schafſtall zu fammeln, ba war es wie wenn ein
Ungeſchick Gottes Mert hetråfe, meil die Berggegenden nicht unter ben Königen
von Rorwegen flanden, ble laͤngs ber See hin reglerten, denn die Uplåndifjen
Konige, welche bie fylkir vegierten, maren bem Schwedenkbnige unterthan; da
malmen ihrer Wenige bas Chriftenthum an; und überall in den entlegneren
Øegenden und welten Gebirgen in gang Norwegen, und in ben entferntesen
Thaͤlern ober Infeln des Meeres, ba opferten Viele heimlich den Gbjen, und
getrauten fich bod nidt fie daheim 3u behalten in ihren Håufern, und glaubten
an Waͤlber und Berge, oder an Stimpfe. Und nad dem ode König Olaf
Tryggvaſons geſchah es, daf im 15. Jahre darauf König Olaf Haralböfon nad
ben Hodlanden tam, und in einem Herbſte fånf Könige in fene Gewalt belam,
unb er belehrte bie Hodjlande, und ließ eine Menge Wdpenbilder gerbredjen. EG
tågt fld fo ſchaen, al8 Gabe König Olaf ber Bråhere mit ſeiner Arbeit ben
Grundftein bed Chriſtenthums gelegt und bereitet, ber fpåtere Olaf ader bie
and auferbaut, und Olaf Tryggvafon pflanste bak Gut an, ber hellige Olaf
aber verserte es, unb vermehrte es mit grofem Fruchtwachsthume.“ — Bergl.
aud c. 73, 6. 371: Øier endet nun ble Sage König Olaf Tryggvaſons, ber
mit Recht ein Apoſtel ber Rorbleute mag genannt werden.” Ueher ba Bere
haͤltniß ber beiden Dlafe zu einander fpridt fi ferner eine fpkter nod mitzu -
theilende Gtelle be Agrip, 6. 19, S. 395, dann ble Borrede bes Odår
in Mundö Ausgabe in aͤhnlicher Weiſe aud; ber bie Verdienſte des alteren
Dlafö, dieſes „Freundes Gottes/ und , Apofteld des Chriſtenthums in Rormegen
verbreitet ſich in ſeht falbungsvollem und føroflfigem Kone ber Haldors p.
Snorrasonar, c. 3, S. 163—4 u. €. 7, 6. 173—4.
$0nig Dlafs Perſonlichteit, und beffen Berhålhilf pur Mr. 817
wenn aud) vielfad wildem uhb gewaltthätigem Sinne hervør, ble
noch halbwegs oder mehr als halbwegs tm Heidenthume murgelt, —
bas Ideal eines Herrſchers nad) nordifdj. heidnifdjen Begriffen, das
fich nur wiederſtrebend in ben modernen Rahmen des moͤnchiſchen
Portraͤts enes chriſtlichen Mufterregenten elnawången laffen will.
Odd ergåhlt von ihm: König Olaf Tryggvafon war ein Manu
hohen Wudjes, und der gewandteſte aller Månner ; fen Haar war
ſchlicht und weiß wie Wolle, felne Hugenbrauen weiß, feine Geſichts⸗
farbe licht, er mar ſchoͤner als frgend ein Anderer, und feine Augen
ble allerbeften; und bas haben Leute gefagt, ble es am Beften
wußten, daß nidt zwei andere Månner ſich åhnlidjer maren in
aller Gewandtheit und Tidjtigtelt, als König Olaf Tryggvafon und
Halon Abalfteinsfofri, und Hakon mar nod erprobter an Stårke,
aber Olaf fand bod) ju feiner Felt Keinen, der ihm glid geweſen
åre 5), Und wiederum: ,Das slemt fid aud 3u berichten, was
viel werth if, daß König Olaf oft in ſeinem Harnifd zu ſchwimmen,
und ifn im Meere auszuziehen pflegte; und menn er unter feinen
Fahnen ſtritt, fing er Wurfſpieße und Pfeile im Fluge auf, mit ber
linken Hand fo gut wie mit der vedjten, und fandte fle zurück gleich⸗
zeitig mit beiden Hånden. Er war gewandter und rafdjer ald jeber
Andere, und im Kampfe våftiger und tapferer, und wenn man aud)
in ber gangen Welt herumfudjen mirde, Fnnte man in allen Nord»
landen feinen folden Mann mehr findben in Bezug auf Tüchtigkeit
und Riftigfeit. Und menn er fegelte, hatte er guten Bind, und
bie Leute erzaͤhlen, daß er oft in einem Tage fo weit gefegelt fei,
als Andere in zweien oder breien fegelten, und in vielen Dingen
war fen Glid (gipt) weit gröfjer als bas anderer Månner"6).
5) Oddr, c. 50, S. 321; bie Gage fligt nod hel: , König Olaf hielt
querft unter Allen in Norwegen ben Glauben; ihm geriethen feine Entwürfe
wobl, ehe er ben Glanben annahm, aber feitbem nod viel beſſer; denn er hatte
Bieles an fi, woraus man entnehmen tonnte, daß mehr von gåttlider Kraft
in ihm war alg von irbifdjer Herrlichleit.“ Vergl. aud die jiingere O1 8.
Tr. c. 47, 6. 81; Heimskr. 0. 7, 6. 194; Agrip, c. 16, 6. 393.
Roch in ſeinem Ulter erfeint Olaf um Kopf und Hald hdher ald alle anderen
Seute, und: ber Beridterftatter reidt ifm nur bis an die Achſel, jngere S.
€. 283, 6. 60—1. "
6) Odår, c. 46, 6. 314. Die Gabe guten Binde galt dem Heiden»
thume als ein perfonlidjer Vorzug eingelner Månner, oder aud ald erbliche
918 mui. Mofduitt. 6 2
Die filngere Olaføfage erzaͤhlt ferner: , König Olaf war in vitter-
lichen Uebungen ber gewandteſte in Norwegen unter allen denen,
von denen man Kunde hat, fn allen Ståden; er mar flårfer und
fertiger als irgend Giner, und ed find mandjertei Beridjte hierüber
niedergeſchrieben; einmal Das, daß er, waͤhrend felne Lente auf
einem Langſchiffe ruderten, auferhalb bes Bordes auf ben Rudern
ging, und mit brei Handmeſſern zugleich fpielte, fo baf immer eines
in ber Luft war, und er immer ben Griff erfafte?); er hieb gleid
gut mit belben Hånden, und ſchoß augleid mit zwei Spiefen; mit
dem Handbogen und in Uller Art Bogenſchießen mar er vor Allem
gefdjidt, hatte eln beſſeres Gefidt als irgend Einer; im Berg war
er ein kühnerer Gteiger als jeder Undere, wie fyåter noch erzaͤhlt
werden ſoll s). König Olaf war vor allen Maͤnnern heiter, und
ſehr genelgt zum Geherzen9), freundlid und herablaffend, freigedig
und reichlich ſchenlend, en gewaltiger Mann in vielen Begiehungen,
praͤchtig und grofen Gtaat madjend, vor allen Leuten an Muth im
Øefedjte, der grimmigfte aller Månner, menn er jornig war, und
Gigenfdaft eingefner Gefdledter; wer fie hatte, hieß byrsål. So ift es aud
fediglidj aud heidniſchem Uberglauben ju erklåren, wenn dem Könige dter ein
Sefonbere8 Glid (gipt, gåfa, hamingje) beigelegt wird, melde allenfalld auch
feinen Dienſtleuten und fonftigen Unhångern zu Gute kommt, vergl. z. B. 8.
af porsteini båarmagnl, 6. 2, S. 177, c. 5, S. 183—4 u. 6. 7,
6. 187; femer oben, $. 26, S. 301, u. bft.; — oder wenn gar ble ihn ber
gleltenden Såuhgeifter Cfylgjur, hamingjur) fid fldtbar jeigen, vergl. oben,
6.23, Anm.5u. 6, ferner bie unten, Anm. 14 mitzutheilende Stelle bes Oddr.
7 So aud jün gere S. 0. 236, S.274; vergi. ferner oben, $.26, am
Ende, Das Gehen auf den Rudern war übrigens eine Kunft, welche nod m
welt fpåterer Beit dem Rönige Haraldr Gill nadgerihmt wurbe; Saxo
Grammat. XIV, 660.
8) Die jångere S. 0. 237, &. 275—7 erjåhlt nåmlid, wie einmal zwei
Dien ſtleute be Konigs metteten, wer der beffere Bergfteiger fei. Veibe ſtiegen
etnen feilen Berg an; der Cine kehrte aus Furdt bald wieder um, der Andert
ſtieg meiter, verſtieg fld aber fo, daß er weder vor nos zurüick fonnte, und um
Hilfe tufen mufte. Da kin Underer ihm zu helfen wagte, that blef der König
ſelbſt; er llef fo raſch wie auf ebenem Velde den Berg hinan, nahm Jenen
amter ben rm, ſtieg mit ifm ned eine Strede höher, und bradte ihn dann
wieder glidlid hinunter. Oddr, c. 45, 6. 313—4 erjåhlt aufer dieſem noch
ein weiteres Beifptel von Dlafs vermegener Gewanbtheit im Steigen, deſſen
audj bie Heimskr. c. 92, 6. 200 gedentt.
9) Berg. jingere S. 6. 240, S. 220: , König Dlaf war immer heiter
und vergnfigt mit feinen Beuten.
$önig Olafts Perſonſichteit, und befjen Verhältniß pr Mirde. BLD
ſeine Feinde quaͤlte er aufs Aeußerſte: Enige verbramnte er mit
Fener, Andere ließ er von mithenden Hunden in Stuͤde reißen 10),
wieder Andere låhmen oder von hohen Felſen herabſtürzen. Aus
diefen Gründen waren ihm ſeine Freunde ſehr anhaͤnglich, ſeine
Feinde aber fuͤrchteten ihn; darum nahm ſeine Verkuͤndung des
Chriſtenthums und manches Andere bedeutenden Fortgang, ſowohl im
Snlande als in anderen Landen, well Einige aus Liebe und Greund-
ſchaft ſeinen Willen thaten, Andere aber aus Furdjt”11). Bedentt
man nun nod), baf unter Olafs Regierung aud) frudjtbare Jeit in
Norwegen war 12), fo iſt Mar, daß in feiner Perfon Alles zuſannnen ⸗
traf, was bas Nordiſche Boll von Alters her an felnen Regenten
am ſchahen gewohnt war; daß Rönig Olaf aber aus in veligiöjer
Beylehung nod keineswegs alle und jede Ueberrefte des Heiden»
thumes abgeſchuͤttelt hate, und durchaus nidt in dem Maße, in
welchem ſeine Lebensbeſchreiber ihm dieſen 3ufommen laffen, auf ben
Ruhm chriſtlicher Bollfommenheit Anfprud hatte, lågt ſich bereits
hiernach mit Beſtimmtheit annehmen. In der Moral nidt nur,
fondern aud im Glauben Olafs war fider gar Manches aus dem
10) Ein Dienfimann de Konigs mar in Idland erfålagen worden; der
Water wagte flå nad Normegen, unb wurde hier gefangen. Ihn ließ Olaf,
obwohl feine elgenen Leute unb felbft der Biſchof får ihn baten, von Hunden
zerreißen, und hete ſelbſt feinen Hund Vig auf ihn an. Doch that er bafir
vor dem Bifofe Buße. Oddr, c. 53, 6. 325—17; jungere S. c. 208,
Ø. 172—.
11) Jångere S. c. 206, &. 169—70; Helmøkr. c. 92, 6. 290—1.
ieberholt fehen wir den König kn Beibedåbungen mit ben gewandteſten feiner
Beute oder aud mit Bremden ſich meffen; fo mit Etméridi Ubreidr, mit Sig-
mundr Brestisson, mit Kjartan Olafsson. Benn demnach eden biefer Kjartan,
Laxdöla 8, co. 45, 6. 196, gegenåber einer Mufforberung zu einem Kampfe
ſpiele einmal erwiedert: , menig hade id mid in der legten Beit im Spielen
geåbt; benn Anderes war fiblider bei König Olaf, fo iſt dieſe Hindeutung auf
den Ernſt ſeines Hoflebené bod) nur cum grano salis ju verftehen.
12) Bon einem Jahre feiner MegierungbGjett menigftens heißt es aubbrid»
Uch: „da mar grofe Fruchtbarleit, und der Friede gut im Lande”, jångere S.
€. 230, 6.244, und Oddr, 0.59, 6.336 fagt fogar gang allgemein: „Dat
wollen mir aud ſchreiben, daß in ben fünf Jahren, ble König Olaf Norwegen
veglerde, ber alimådtige Gott fo grofen Segen in allen guten Dingen über
bas Land ſcheinen ließ, ſowohl im Wachsthume der Erde, als ber Milde der
Suft, daß fle nie, meber vorher noch naddem, foldjen Gegen erlangten.” Ueber
Slauben, daß Verdienſt oder Sdulb ber Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit
anbe bei beffen Megenten fei, vergl. oben, $. 10, Anm. 9, u. Hfter.
320 m. Wbfånitt. $. 27.
Heidenthume fn das Chriſtenthum mit hindbergenommen torden;
nur zoͤgernd zwar, und vielleidt im Bewußtſein der Ungehörigfeit,
barum aber nidt minber unzweideutig, modjte Mandjerlei von il
geglaubt und getrieben werden, was zu feinem ſonſtigen Glaubenø»
eiſer ſich nidjt recht (iden mollte. In ber That wird der in Nor⸗
wegen und JIsland nahezu als ein Helliger verehrte König von
Dånifdjen und durch Dånifdje Ueberlieferungen vermittelten Deutſchen
Beridjten geradegu ſeines Glaubens wegen verbådtigt, und nament-
lich ener Ginnelgung sur Wahrſagerei befjuldigt 19), ble fid mit
ber eifrigen Berfolgung aller Zauberer, welche ihm die Nordiſchen
Quellen nachrũhmen, nicht recht zuſammen reimen will; und doch
tommt ſelbſt in ben legteren gelegentlich einmal eine Erzaͤhlung vor,
welche zeigt, daß Olaf derartigem Aberglauben, wenn er ihn gleich
mißbilligen mochte, ſelbſt keineswegs gang ferne frandi). Aud über
13) Saxo Grammat. X, 500—1: Cojus regi Olavo tanta samen-
dorum auspicjorum adnotandorumque omnium oura acta est, ut etlam
aquarum sacrarum liquore perfusus, cui
rudimenta sorpsisset, nullo tamen saneti
tate doctrinae, quominus augorum moni
pullarios disceret, veteri potult. Itaque sa
ejus umbram complexus, susceptam religionis sp
stitione damnabat. — Adam. Brem. II, e. 38, S. 320: Olaph rex, qui
forte solus rei lt; in mare se praecipitans, dignum vitae finem in-
venit. Uxor eju:
eonsumpsit, ut digna erat. Na:
quidam christlanitatis desertorem;
gurlorum, torem sortium, et in avium prognosteis
suam pos: Quare eilam cognomen accepit, ut Olaph Cracabben
diceretur. Nam et aris magleae, ut alunt, studle deditus, omnes qui-
bus illa redundat patria, maleficos habult domestleos eorumque de-
eoptus errore perlit. Als Cracaben wirb Olaf benn au I, e. 39 und
e. 49, 6. 324, fowie Schol, 27, S. 320 brjeidjnet; und Sögubrot ll,
6. 5, 6. 420—1 heißt es geradegu: „Olaf Kryggvafon, König ber Rordleute,
weldjen bie Dånen krakabein nannten.” Der Beiname tommt übrigens aud
anderwårt8 vor, nåmlid bei Simeon Dunelm. gesta rog. Angi.
a. 912, 6. 686, woſelbſt ein Osvul Cracabam, >. h. Asulfr krakubeis,
genannt wird, unb in ben Annales Ulten. a. 917, Ø. 251 wo ein Row
bifdjer Håuptling Gragabal auftritt.
14) Sm Bufammenhange mit ber oben, $. 24. Unm. 6 erwaͤhnten Gage,
nad) melder Halon Jarl den Olaf durd einen Berråther Ramens porir ink
San gelodt haben follte, erzͤhlt Oddr, e 16, S. 201—3: ,Da ſprachen for
stig Dlaſt Perfbuidteit, unb befen Verhaltniß per airche. 821
ble Gebote der Kirche begåglid der ehelichen Berhåltnifje fegte Olaf
ſich frei genug hinweg; ble Gnglånderin Gyda, bie er gehetrarket
(nåmlidj Olafs Ohelme, Jostelnn und Karlshöfud) wir wiffen, baf ein Finne
Bier in blefem Berge feine Wohnung hat, und der weiß viele Dinge vorker;
gehn wir und treffen wir biefen, und fragen wir, was wir thun follen; bitten
wir ihn, und einen heilbringenden Rath gu geden. Da ſprach Olaf: feid ift
mir und wenig angenehm, ſolche Leute zu treffen oder ihre Gilfe au fudjen;
barum aber, meil eud blef gefållt, gefdjehe Gotteb Mille und der unfrige.
Dann gingen fe im Finſtern in dle Radt hinaus, und es war da ſehr fumpfig
und meid gum Gehen; und da trat Olaf mit beiden Füßen tief in einen Sumyf;
fle aber ergriffen ihn, und halfen ihm aus bem Gumpfe; da ſprach Olaf: fo
geſchah es bamit, baf id geftraft wurde, und e8 wurde offenbar, daß es fid
ãbei glemt, bei bem innen fi Suk oder Hilfe ju fudjen; und eb gefah
mir blef nad meinem Verdienſte. Da fpraden fie: eb ift ein altes Mort, daß
es fåledter werden muß um beffer gu werden. Der Finne weiß vorker um
ihre Fahrt, und ſchließt bie Thüren ſeines Haufeb auf, damit fie feine Woh -
nung ſinden mödjten. Und da fie von daher Licht ſehen, da nehmen fle ihren
Weg darauf zu, und der Finne ſprach von Innen heraus und redete fo: id
weiß, Dlaf, wer bu biſt, oder was bu ſuchſt, oder mer bu werden wirſt; bu
barfft aber nidt in mein Haus gehen; und ſchwer war mir heute beinethalben
au Muthe, feit bu an das Vand kamſt; und nidt fahren Meine Schuhgeiſter
(fylglor) vor bir her, denn in beiner Geſellſchaft find ble glångenden Gotter;
ihte Begegnung fann id aber nidt ertragen, denn id) hade eine anderd gear»
tete Natur; und barum fol du von aufen hereinſprechen. Da ſprach Olaf:
fag nun, Finne, was wir anfangen follen, oder melde Ereignifje aud unferen
Schicſalen entftehen werden, oder ob id) blefed Reid erlangen werde oder midt.
Der Finne antwortet: fråh am Morgen wird did Thorir jum Gefprådje for»
dern unb bidj and Land gehen heifen, und heimlid mit dir fyredjen wollen,
und er wird biten, daß ihr eud niederfegt; er wird aud fudjen fid einen
hoheren Sig ju måhlen ald br; du aber follft Dad nidt zugeben, ben zwei
Vente defjelben finb im Walde verftedt, und ſowie er ihnen ein beſtimmtes Beidjen
gibt, werden fle hervorlaufen unb did) erſchlagen; laf bu aber zwei deiner Leute
tn gleldjer Weiſe im Malde fein, und ſobald du ihnen ein Belden gidft, follen
fle hervorlaufen und ben Thorit tdbten; und auf biefe Weife wird Thorit in
eden ber Schlinge gefangen werden, ble er får bidj bereitet hatte, und es geht
bann, wie es ſich gebåkhet. Kurz nad) bem wird aber Hakon erſchlagen werden,
und bu wirſt das Reid gewinnen; und wenn Das eingetroffen if, was ich dir
nun fage, daß bu Rormegen regierft, da wirſt bu einen neuen und in blefem
Sande unbefannten Glauben gebieten; und ehe du nachgibſt, werden faft alle
deine Unterthanen beinem Gebote fid figen, und wenn fid Das als wahr
erweiſt, was id fage, ba follft bu mir feinen anderen Glauben gebieten, al
weldjen id jegt Babe, unb mid nidt bagu nötbigen, denn ich kann mid nicht
vu anberer Beftimmung oder anderer Natur mwenden, als wie id jegt bin; midt
aber fehe 16, daß id eud oder euerer Würde irgend eine Ehre anthun fann,
es wåre denn, daß euer Sund vermundet wuͤrde; ſchick bu ihn bann zu mir,
Maurer, Geteprang. 24
322 mm. Wbfdnitt. $. 27.
hatte, ſcheint er willlkührlich verlaſſen zu haben, und von der Gud-
run Jarnskeggjadolir wird dieß ausdrücklich bemerkt 15). EG ſcheint,
daß der einheimiſchen Erinnerung derartige Fleden in der Religiofitåt
bes Norwegiſchen Nationalhelben bald verſchwanden, måhrend bas Aus—
land beren Ueberlieferung ruhig weiter tragen fonnte; ber Gifer Olafs
für ble Befeftigung und Berbreitung der Kirdje bei ſeinem Stamme
War es, ber ihm in ben Augen ber Jelånder und Ronveger ben
Gharakter einer fledenlofen Reinheit mittheilte, — iver bem Glanze,
welchen die glidlide Berfolgung jenes Zieles über ihn verbreitete,
åber dem Danke, den man ihm als dem erften Verkinder bed Chri⸗
frenthumes zu ſchulden meinte, åberfah man bie mit bem Jbeale eines
chriſtlichen Heiligen keineswegs vertråglidjen Maͤngel ſeines Glaubens
und Handelns.
Es leuchtet von ſelbſt ein, und wird überdieß wiederholt von
ben Quellen ausdridtid hervorgehoben, daß gerade dieſe ben alte
nordiſchen Anforberungen an einen Herrſcher fo volllommen entſpre⸗
chenden perſoͤnlichen Eigenſchafſten Olafs mehr ald alles Andere ſeine
Beſtrebungen får die Ausbreitung bes Glaubens förberten; nur von
bler aus erklaͤrt fid ble ungewoͤhnliche Anhånglidteit felner Unter»
thanen an felne Perfon, welchen felbft ble Gewaltthätigkeit, die ſich
der König bei der Verkündigung bes Chriftenthums zu Schulden
fommen ließ, feinen Abbruch that. In ber That war Olaf in Begug
auf ble Mittel, melde er gu dieſem Behufe anmandte, Nichts meniger
als waͤhleriſch; Gunft und Geſchenke, Ehren und Aemter, kurz ANG,
was das Königthum au geben vermochte, lohnten Dem, der zum
Uebertritte ſich bewegen ließ, — ble aͤußerſte Gewalt, die unmenſch⸗
lichſte Grauſamkeit drohte andererſeits Dem, der am angeſtammten
Slauben beharrlich fefihiett, und ſelbſt Hinterliſt und Verſtellung,
wenn man durch ſie eher zum Ziele zu gelangen meinte, wurde zur
gröfjeren Chre Gottes nicht geſpart ie). Aber ſelbſt dieſe Gewaltthaͤtig /
und id) werde ihn heilen. Dann gingen fie weg, und gingen ju ihren Schiffen““
Birtlid kurirt der Finne fyåter den Hund Vigl, oben, $. 25, Anm. 31. —
Einer anderen Befragung eines ber Bukunft Kundigen wird fpåter nod ju ger
benten fein; flefe $. 34, Unm. 11.
15) Jingere S. c. 168, 6. 49—50; Heimskr. c. 78, S. 275; nad
Oddr, o. 50, 6. 322 u. 324 håtte es fid bloß um eine Liebichaft gehandelt.
Beral. aud unten, $. 34, Anm. 5 wegen Dlafs Heirath mit der pyrl.
. 16) eden den zahlreichen Velegen, melde die Geſchichte des Befehrungbe
König Olafs Perſonlichteit, und deffen Merhålknig pur Virke. 328
telt ſeines Vorſchreitens in religiöſen Dingen mußte jener Zeit in
völlig anderem Lichte erſchelnen als uns, und wir wuͤrden ben
König ju hart beurtheilen, menn wir ſeine unchriſtliche Art das
Ghriftenthum zu verbreiten ohne Weiteres mit aller objertiven Strenge
ihm gur Laſt legen wollten. Olaf theilt eden in dieſer Beziehung
nur ble Muffafjung feiner gangen Jelt, melde ber gewaltſamen Be-
fehrung heidniſcher Bölfer åberhaupt das Wort redete, und barum
aud) feine Verfahrungsweiſe vollfommen billigte; in ber tauhen Schule
bes Vilingerlebens aufgewachſen, zeigt er uͤberdieß In felnem Cha⸗
vafter>burdjaus bie Hårte und Gewaltſamkeit, ben Troh und das
hochfahrende, ungeftåmme Weſen, das fid unter folden Umfånden
nothwendig entwickeln mufte, und meldes fid bei ihm fo menig
als bei dem in der gleiden Schule erjogenen porvaldr Kodransson
febergelt ben Forderungen bes milderen neuen Glaubens fågen
wollte. Binben wir bod felbft unter den Klerifern, welche dem
geſchaftes im Gingelnen hiefitr bereits geboten hat, vergl. etwa nod Theod.
Mon. 6. 11, 6. 320: Post haeo intendit animum rex, totla virlbus cae-
litus adjutus, extermiuare idololatriam et daemouam cultum a tota
patria, Impiger cultor vinene domini sui. Instat precibus et praedi-
eatlonihus, addens aliquando minas et terrores. Cernens namque effera
corda barharorum , ut& veterno et squalore perfidiae et qnodammodo
eongenlta cultnra daemonum, quam pene cum lacte matris ehiberant,
nis) in menu valida non posse liberarl, et quia minus movebantur ad
verba, addidit frequenter et verbera, imltatus dominum scum, gul val-
neribus sauciati infudit oleum et vinum, nec non et Illud Evangellcum:
eompelle intrare, ut Impleatur domus mea. Fagrsk. $. 72: „Konig
Dlaf ließ ble mådjtigen Håuptlinge erſchlagen, ble gegen da Chriſtenthum
Biderſtand leiſten wollten; einigen gab er aud große Lehen und veide Geſchenle.
bie feine Botſchaft unterftiijen wollten.“ Histor. Norveg. 6. 15: Interlm
Olauuus rex regum reconcilians omnes ecompatriutas suos in Marltimis
et si quos Ipse episcopus spirituall gladio nequivit, rex adbiblto materlali
mobijem cum Igaobill, latentem (7) cam homine sene Cbristisuhjaganlt im-
perlo. Od år, c.50, 6.322: , nb wo immer im Sanbe er ein Ding berief, und mådje
tige Månner fidj verfammelten unb gegen ihn ju reden fld vornahmen, fo modte
man ba moh! mande Huge Rede ſprechen hdren, und obwohl ble Bauern Mug
fyradjen, fo überwog bod immer Dab, was der König redete, weil er ble
Dahrheit ju fagen hatte; dennoch aber mufte er manderlei MR gebrauder,
und vielerlei Gewalt åben, ehe fle ben Glauben annahmen. Nod fpåter Hagt
ber Uplånder König Mrårekr: ,fo menig maren vor ihm bie Beute Aber fid -
felbft Gere, daß fogar daruüber Niemand felbft beſtimmte, an welchen Gott man
glauben follte”; jångereOlafsS. hins helga, 6. 50, 6.85. Und dergl. m.
21*
g2å uu. abſchnut. 6 24.
Könige in Norwegen jur Seite flanden, ble undåndigften Naturen,
und wenn Bifdof Sigurd, an ådt driftider Milde jenem in J6-
land mirfenden Biſchofe Friedrich vergleidbar, die Gemwaltthåtigfeiten
ves Königs forhvåhrend zu bemeiftern und zu måpigen beſtrebt if,
überbietet Danforand, wie wir nod Gelegenheit finden werden zu
zeigen, an Jåhjorn, Hårte und Ungeſtümm felbft dieſen feinen fönig-
lidjen Heren, und von dem neubefehrten Finnr Sveinsson muß ſich
Dlaf gar wegen feiner ju grofen Radglebigteit gegen heidniſche
Borurtheile einen Keper felten laſſen! Derfelbe Jvviefpalt, der
zwiſchen porvaldr vidforli und Bifdof Friedrid au Tage trat, mag
ſich oft genug aud zwiſchen König Olaf und feinem Hofbiſchofe
Sigurd wiederholt haben; wie bet Thorwald bricht fid indeſſen hin
und wieder aud) bei König Olaf bas Bewußtſein der chriſtllchen Pflicht der
Geduld und der Milde, bas Gefühl ber Unangemeffenheit alles Zwanges
in Glaubensfadjen Bahn, menn aud dle angeborene Heftigkeit in
bie Dauer fid von foldjen Ermågungen nidt will zügeln laffen 17).
Der Kampf zwiſchen der edlen und hodhersigen, dabel aber unger
zaͤhmten und rauhen Art bed Germanifden Heidenthums und der
milderen Gefittung, rie folde in den Lehven des Chriſtenthums,
wenn aud nidt immer in ben Thaten feiner weltliden oder geift
fidjen Berfindiger begrindet war, tritt eben wie im Vollsleben ber»
haupt, fo aud in ber Bruft ber eingelnen Månner zu Tage, melde
als Repråjentanten der nationalen Juftånde fid bezeichnen laffen,
und bei König Olaf Tryggvafon iſt dieß im vollfen inne des
Wortes der Fall.
Sn unferen Quellen tritt ibrigené das Bild König Olafs,
wie wir foldes forben zu zeichnen verſuchten, leineswegs unverhüllt
hervor. Bon den fåmmilidjen Nordiſchen Quellen wird nämlich
dieſer König, den wir ſoeben als ein wahrhaftes Muſterbild eines
altnordifdjen Haͤuptlinges, mit aller einem folden innewohnenden
Derbheit und Wilbheit fennen gelernt haben, als vas Ideal eines
gottesfürchtigen Chriſten gepriefen; feine Lebensbefdreibungen find
durchaus mit legenbenhaften Zügen ausgeſchmückt, und es fæeint
wenig bagu gefehlt zu haben, daß bie Kirche ben abentheuernden
17) Gin bejeidjnended Beifpiel einer foldjen befferen Aufwallung werden
wir unten, $. 29, Anm. 25 fennen lernen,
ng Dlaft Perfdnltdtett, und beffen Merhåltnid pur Kirke. 325
Biting unter ble Jakt hver Helligen aufgenommen håtte. Diefe
legendenmaͤßigen Graåhlungen haben aber, fo unlieb die durd fe
bedingte Trilbung der geſchichtlichen Wahrheit uns fen mag, ande-
rerſeits wieder får uns elmen eigenthåmliden Werth; fie beleudten
nåmlid, wenn aud mit Berfehrung bes thatfådlld Gefdehenen,
ble Auffafſung des Volls und zumal des Klerus von Olafs Ge-
ſchichte, — fle zeigen, welche Bedeutung blefem Könige in der Fett
beigelegt wurde, in welcher jene Legenden ber benfelben entftanden 15),
Es fol darum auf blefe legendarifde Gefaltung der Geſchichte
dieſes Könige, fomeit hlegu nicht bereits anderwäris ble Gelegenheit
fid fand, nod eigens elngegangen werden. — EG theilt aber dle
Legende mit der Sage überhaupt bas Gtreben nad einer einheitlidjen,
draſtiſchen Gruppirung der Thatfadjen, nad möglidfter Beziehung
berfelben auf ihren Helden als beren Mittelpunkt, nad alfeitiger,
allenfalls aud) durch übernatürliche Mittel zu erreidjender Verherr⸗
lichung dieſes Letzteren; ihr ſpecifiſcher Charakter liegt lediglich barin,
daß dieſe Verherrlichung, und demnach auch die derſelben dienenden
Mittel lirchlich/religioſe find. Dem entſprechend wird nun König
Dlaf, wie bemertt, als ein Muſter driftider Frömmigtelt geſchildert,
und nur beilåufig entwiſchen bem Legendenſchreiber eingelne hiezu
nicht ſtimmende Züge, fei es bak er das Unpaffende derſelben nidt
fühlte, oder daß er von ber einmal vorhandenen geſchichtlichen Ueber-
Heferung midt abgehen fonnte und wollte. Die Förberung des
Ghriftenthums wird fener gum allein beftimmenden Momente in
der Lebensgeſchichte des Koönigs erhoben; fie wird als vollfåndiger
18) Bon Intereſſe ift eG dabei zu bemerfen, daß bie meiften Legenden, in
weldjen ber åltere Olaf eine Rolle fplelt, offenbar ſchon måhrend ſeines Lebens,
oder bod in ber nådiften Belt nad fetnem Lode entftanden find. ir ſchließen
dieß theils daraus, daß wiederholt von benfelben auf das Beugnif gleideitiger,
namentfid genannter Berfonen Bezug genommen mird, theils aud daraud, dag
ble etwa brei Decennien nad dem Kode des ålteren Olafs erfolgte Heiligfpredung
Dlaf Haralb8fon8 ber Gniftehung von Legenden åber Jenen im Wege ſtehen
mufte. Wirkiich zeigen aud ble Erzahlungen, fomeit fie midt etwa den Aber
ben jilmgeren Diaf umlaufenden blop nadigebidet find, eine stemlid befimmt
Bjervortretende Ulterthimlidtelt, und zuweilen gerabegu nod Spuren de kaum
erldidenden Heidenthumed; file unterſcheiden fid dadurch vortheilhaft van den
mådternen und poefielofen Erdichtungen ber fpåteren Monchszeit, ble fid vors
toiegend mit dem jåingeren Olaf ju tun gemadt hat.
326 12. Wbjdnitt. $ 27.
gelungen bargeftellt und ausſchließlicher dem Verdienſte Olafs suger
vednet, als blef mit ber geſchichtlichen Wahrheit vereinbar fein
mödjte. Mancherlei poetifdje Garden werden gebraudt, um ber
Darſtellung groͤßeren Såwung und reidere Pradt zu verlelhen,
und es iſt hin unb wieder geradezu unmöglich auszuſcheiden, was
in ber einzelnen Erzaͤhlung ber geſchichtliche Kern, und was bloß
außere Zuthat feit»). Vielfach werden dabei üͤbernatürliche Kråfte
mit ins Spiel gebracht, und in letzter Inſtanz handelt es ſich geradezu
um eine perſonliche Gegenüberſtellung König Olafs als des von
Gott geſandten und geſchützten Vertreters der Kirche und ber alten
heidniſchen Götter oder fonfliger Dåmonen, melde denſelben mit
Vif und Gewalt ju befåmpfen, zu Berföfen wider bie kirchlichen
Gebote 3u verleiten, oder aud wohl nur in unfduldigerer Meife au
neden ſuchen, natårlid aber jedergeit gegen ihn ben Kürzern stehen.
Es wurde bereite gelegentlidj bemerkt, wie Thor einmal dem nad
Halogaland fakrenden Könige Widerfiand au leiften fudt?o); ein
paar andere aͤhnliche Griåhlungen mögen bier feen. Am erften
Abende bed Dfterfefted, meldes König Olaf zu Oegåvaldsnes hielt,
ſoll ju bemfelben dahin gefommen fein „ein alter Mann, ſehr morte
Hug, einåugig und furgfidtig, mit einem Schlapphute auf 21); bad
fam biefer mit Olaf ins Gefprådj und unterhiett ihn gut, ba er
von allen Landen Mandjerlei au erzaͤhlen wußte, Altes ſowohl wie
Neues. Der König fragte ihn vielerlet, und umgetehrt mar aud
dem Gafte das Fragen nidjt verwehrt.“ Unter Andern fragt Olaf
nad) bem Oegvaldr, von welchem ber Det feinen Namen hatte,
und erfåhrt, daß dieß ein im Kriege glådlidjer König geweſen ſei,
ber elne Kul angebetet und überall mit fid herumgeführt hade,
19) Ramentlid iſt blef bei ben in G. 26. erjåhiten Betehrungsgefdidten
der Fa.
20) Oben, $. 26, Anm. 4.
21) Weber bie Erſcheinungsweiſe Odins vergi. Petersen, Nordisk Mytho-
logi, &. 159—63. Die Grinnerung an die Cinåugigleit Odins hat id abri⸗
gen8 lange in ble chriſtliche Beit herein erhalten; noch in ber Sturlungenzeit
ruft porbjörg, indem fie dem Starla pordarson nad) bem Auge ſtoßt: „warum
forl id) did nidt dem moͤglichſt ahnlich madjen, dem bu mögidft Ajulid ſein
wilff, bas ift aber Odin”; Sturlunga S. Il, c. 35, S. 101. Ueder den
Anlaß, bei weldjem Odin bad eine Auge verlor, vergl. Völuspa, v. 22
und Gylfag. c. 15, 6. 68—0.
Sönig Olafs Verſonlichteit, und beffen Berhältniß pur irche. DAT
um jederzeit von ihrer Milch zu trinfen; von ihm fei bas Sprüch⸗
wort aufgelommen: ,,jept gehe Alles zuſammen, Kerl und Kuh“ 22),
und da er endlich in einer Schlacht gefallen ſei, habe man ihn und
ſeine Kuh in zwei nahegelegenen Hügeln zu Oegdvaldsnes beftattet.
Endlich ermahnt Biſchof Sigurd ben König ſich zur Ruhe su legen;
aber aud jetzt noch begleitet ihn der Gaſt, und ſpricht mit ihm fort;
erſt auf wiederholte Ermahnungen ves Biſchofs entläßt ifm Olaf
und ſchlaͤft ein. Beim Erwachen fragt der König dem Gaſte nad,
und erfährt, daß dieſer in ber Küche geweſen fei, und unter dem
Vorgeben, daß bas angeſchaffte Fleiſch får die Feſtzeit au ſchlecht
fei, ben Köchen andere Fleiſchſtüde übergeben habe. Da erfennt der
König, daß es bee Teufel gemefen fei, ber ihn in Odins Geftalt
habe verführen wollen, unb lågt bie von ihm gebradjte Speiſe, da⸗
mit ſie Niemanden ſchade, vernichten. Doch läͤßt er die beiden Grab⸗
hügel öffnen, und wirklich finden ſich in dem einen die Gebeine
eines Mannes, in dem andern aber die einer Kuh 22). — Wiederum
ſoll ſich waͤhrend bes ſpaͤteren Aufenthaltes Olafs im Norden elne
Reihe von wunderlichen Vorfaͤllen ereignet haben, die fr ben Glau⸗
ben ber Felt jedenfalls bezeichnet finn). „Trolle und andere böſe
Geiſter nedten fid mit des Königs Leuten, und zuweilen mit ihm
22) Des Spridmorte8 wird aud in der NJala S. c. 158, 6. 274 und
Sturlunga 8. IV, c. 24, 6.52 gedadt, wo indeffen beidemale andere
$Hanbdfdriften flatt nu skal fara allt saman kar! ok kyr lefen karl ok kyll,
und in ber leteren Faffung theilt daffelbe au$ Gudmundr Jonsson mit,
Safn af Isleuzkum ordskvidum, &. 101 (Kopenhagen, 1830); ju Aberfepen
wåre bann: ,jept foll Alles zuſammen gehn, Kerl und Hofen.” Die erftere
daſſung ift, wie das Obige zeigt, bie Altere, und bie legtere wohl erft aufge»
fommen, nadbem beg Spruchworts Urfprung vergeffen war; der Sinn fann
aber entweder fein: jegt foll Alles gewagt und gewonnen oder verforen feim,
oder: jegt helfe Alles qufammen, grop und Mein. Megen andermeitiger Radje
vidten åber König Oegvald, verg. Mund, I, 1, S. 295 u. flg
23) Jöngere S.c. 198—8, S. 137—42; Helmskr. c. 71, 6. 268—70;
Oddr, 0. 39—40, S. 301 —5. Diefe Beftåtigung ter Ausſage bed angeb⸗
lichen Odins bilrfte uͤbrigens der Deutng Peterfend, ang. O. S. 162 entgegen»
ſtehen, wonach beffen game Erſcheinung nur eine Verkorperung der zwiſchen
$eidenthum und Gjriftenthum fGwantenden Gedanten Olafd geweſen åre.
24) Jångere S. c. 212—3, 6. 180—9; vergl Oddr, e. 55—6,
S. 328—32. Die Helmskr. c. 87, S. 285 fagt gang kurze „auf dieſer
Øakhrt ereignete fid mandjerfei MerhviidigeS, wovon Erjåhlungen umgehn, wie
Krolle und boſe Geiſter mit feinen Leuten und zuweilen mit ihm felber ſich nedten.
328 mm. Wdfuiit. 6. 27.
feber.” Ginftmals ſah man untertvegs einen grofen Mann eil⸗
fertig in einem Nachen von ber hohen See meg gegen bie Berge
herein vubern. Der König will ihn treffen, Jener aber ſucht mit
aller Kraft feiner Ruder ihm zu entgehjen. Da des Königs Schiff
ihn bei ber Ueberzahl ſeiner Mubderer uͤberholt, fdlågt derſelbe feinen
Radjen um, und verfinkt, nadbem er vorher mit dem Könige nod
enige Morte bes Trohes gevedfelt2). Ein andermal ruft ein
Mann von einer Klippe aus des Königs Schiff an, und bitte: ihn
mitqunehmen; er wird aufgenommen, und erfdjeint als ein junger,
ſchoͤner, hochgewachſener Mann mit vothem Barte ?e). Auf dem
Schiffe fångt er alsbald an mit bes Königs Leuten ſeinen Spaß zu
trelben; er nedt fle, und hålt ihnen vor, wie menig fle werth feien,
ihr fdönes Schiff zu bemannen, oder einem fo gewaltigen König,
au blenen. Jene fragen ihn, oG er nidts Neues wife, aus alter
oder aus neuer Felt; er antvortet, ſie wuͤrden ihn wenig am fragen
wiffen, mas er nidt zu beantmorten vermödte. Vor den König
geführt, unb von dieſem aufgefordert, itgend melde Kunde aus alter
Beit zu beridten, erzaͤhlt er nun, wie bas Land, an dem man vors
beifegle, vor Alters von Riefen bewohnt geweſen fei; dlefe feien durch
einen plogliden Jufall alle umgefommen bis auf zwei Weider.
Dann feien von Often her Menſchen eingewandert, håtten aber von
jenen Rieſenweibern viel au feiden gehabt, bis ſie endlich feinen,
des Etzaͤhlers, rothen Bart um Hilfe angerufen håtten; ba hade er
felnen Hammer ergriffen, unb ble beiden Weiber erſchlagen, und fei
von da an vom Bolfe im Lande in allen Röthen um Hilfe anger
vufen worden, bis in ber allerjüngſten Felt König Olaf feine fåmmt»
lichen Freunde ſtrafwuͤrdig verfolgt hade. Damit ladte er dem
Könige ins Geſicht, und warf fid wie ein Pfell, ben man vom
Bogen ſchießt, in dle See; er ward feitbem nimmer gefehen, Olaf
aber fpridt zu feinen Leuten: „ſeht nun, wie frech ber Teufel iſt,
25) Wie man begu fam etwas Uebernatiriided in dlefer Begebenheit zu
finben, ift ſchwer eingufehen; ber Krog bed Mannes, der lieber untergehn ald
bem &önige weidjen wil, hat får jene Beit nichts Unertlårlidet. Um fo Garate
teriftifdjer iſt aber ble Erzaͤhlung får die Leichtigkeit, mit melder man auf mune
berbare Erklaͤrungen ber natürlichſten Vorkommniſſe einging; bad Uebernatkrlidje
war eben ber Anſchauung der Beit kaum wunderbarer alt das Ratirlide.
—— —— Thors Abzeichen, wie ber Hammer
Konis Olafs Verſonlichteit, und beffen Berhåltnif pur Virde. 329
daß er am helllichten Tage uns offenbar vor bie Augen trat”, und
ermahnt ſie vor ben liſtigen Anlåufen des böfen Feindes fid au
båten, und mit ben Glegesjeldjen des Kreuzes ſich zu ſchutzen.
Wieder ein andermal laffen zwei Gefolgsleute bes Königs, die ge-
hört haben, daß tm Naumdålafylki 3umal feit Hafon Jarle Tod
rolle und andere Geifter mehr als andermårts überhand nåhmen,
fid beigehjen, vom Schiff aus bet Nacht heimlich ans Land ju gehn.
Sie fommen au einer Höhle, in melder eine zahlreiche Berfammlung
von rollen um ein Feuer figt, und hören, wie fid dieſe unter ein»
anber über ben Schaden beflagen, den der König ihnen anthue,
und åber den iblen Ausgang ihrer Unternehmungen gegen dieſen
fredjen. Einer, der fid der von Hakon Jarl genofjenen Wohl⸗
thaten våhmt, hatte fid in ble Spiele der königlichen Dienfileute
gemiſcht, und mehrere von biefen badet glücklich befdåbigt, war aber
endlich an Olaf felbft gerathen, ber ihn wie mit glühendem Eiſen
angriff; mit Måhe und åbel verbrannt mar er von ihm gefommen.
Ein Anderer hatte bei einem Gaſtmahle des Königs die Geftalt
einer Gdjentinn angenommen, um biefem elmen vergifteten Trunk
au velden; Olaf aber hatte ihn erfannt, und ihm nidt nur bas
ſchaͤdliche Getrånt ins Gefldt gegoffen, fondern überdieß mit dem
Tinlhorn einen Schlag verfegt, von dem er fi nimmer erholte.
Gin Dritter erzaͤhlt, wie er beim Auskleiden dem Könige einen Aus⸗
flag an ben Fuß gedradt habe, bann in Gefalt eines Meibes
aufgeforbert worden fei ben Fuß 3u relben und blef gethan habe,
ble Dlaf ſowohl als ber bel ihm fiende Biſchof eingeſchlafen fei;
jept habe er ber ihn herfallen und ihn tödten wollen, Olaf aber
fei raſch erwacht, und habe ihn mit felnem Buche fo geſchlagen, daß
feln Kopf feitbem ſchief ſtehe. Jeht kehren bie beiden Horder gum
Schiffe zurück, und beridten dem Könige und feinen Leuten Alles
was ſie gehört hatten; Olaf befåtigt die Wahrheit deffen, was fid
bie Teufel erzaͤhlt hatten, und beruft fi sum Wahrzeichen auf eine
von bem legten Begegniſſe herråhrende Narbe an feinem Fuße. Doch
verbietet er ben Geinigen, je wieder aud foldem Borwige ans
Land au gehen, und macht fid überdieß mit feinem Biſchofe alsbald
baran, ble Gegend ju fåubern; mit Kreugen und Reliquien zieht
man burdj bas Land, befprengt Berg und Thal mit Weihwaſſer,
und reinigt unter Gebeten bas Land von allen böfen Geiſtern, fo
330 m. ubſchaut. 6. 27.
bafi fortan beffen Bewohner vor blefen Ruhe haben. — Yn einem
andern Orte mirb ferner in ber ergöglidften Weiſe erzaͤhlt ?7), wie
Dlaf eines Abends feine Leute warnt, bei Nacht nidjt unbegleitet
auf ben Abtritt 3u gehn, wie der Jsländer porsteinn dieſer Meifung
zuwider handelt, dafür aber aud) braufen von einem Gefpenfte heim ⸗
gefudt wird, bas ihm Anfangs ber Mandjerlei aus der Hölle
Beridt gibt, vor dem er ſich ader endlid nur dadurch au retten
weiß, daß er bafelbe fiftig zu elnem gemaltigen Gefdrei verlodt,
durch meldes der König von feiner Noth unterridtet wird; Olaf
laͤßt alsbald ble Kirdjenglode angiehjen, und vor beren Ton vere
ſchwindet ber Geift. Auch von einem abentheuerlidjen Zwieſpalte
wird beridtet, in meldjen Olaf mit dem Dåmonenfönige Gudömundr
af Glåsisvöllum fommt und aus bem ev fiegreldj hervorgeht?5);
da der Heidarskogr in Norwegen von Trollen unfider gemacht
wird, ſorgt er bafilr, daß blefe verfolgt und vertilgt merben?9). Dem
entfpredjend vertrauen Olafs Dienfiteute barauf, baf die Dåmonen
ihnen nidt mehe anhaben fönnen, ald er ihmen geftatten wil);
ber König fåmpft aud wohl einmal mit einem foldjen, um feinen
Dienftmann ju ſchüten, und hålt bet dieſem in feiner Brautnadjt
Baded!), u. dergl. m. — Man bemertt leit, wie in derartigen
Exzaͤhlungen einerſelts der Glaube an ble altheidniſchen Götter fid
fortwåkrend ausfpridt; blefe find nur jegt zu böfen Weſen gewor⸗
ben, fei 6 nun, daß man, was die åltere Auffaſſung au fein
ſcheint, ihnen elm fir allemal ihre befondere Perfnlidjtelt bellegte,
oder daß man, tvie bieg die Meinung unferer Gagenfdreider ges
weſen 3u fein ſcheint 32), tn ihnen nur Erſcheinungsformen erfennen
Wollte, weldje ber Teufel voråbergehend annehme, um ble Menſchen
27) porsteins p. skelks; verg. MolPS Beitfrift får Deutſche
Mythologie und Sittenfunde, I, S. 320—3.
28) Helga p. pori ar; dagegen find nad der, freilid ſehr fpåten,
8. af porsteini håarmagni, c. 5—10, 6. 182—94 Olafs Berihrungen
mit Gubmund freundlider Art.
29) porsteins p. uxafots, c. Ø—1t, 6. 122—9; vergt. c 14,
6. 133—4.
30) 8. af porsteini båarmagn, c. 8, 6. 190.
31) Ebenda, c. 12, S. 196.
32) Bergl. 3. B. oden, $. 25, Unm. 31; vergl. aud jüngere OL 8.
Tr. 6. 173, 6. 75.
König Olaſt Verſonlichteit, und beffen Verhaltniß qur Kirche. 31
au verberben. Andererſeits aber ift Far, daß ble früheren Götter,
feitbem fie bem Boltsglauben zu Teufeln geworden maren, mir ben
rfpriinglid ihnen feindlid gegentiberftehenden Rieſen und Unholden,
an beren Exiſtenz ebenfalls fortwaͤhrend geglanbt wurde, in eine
Kaffe zuſammengeworfen verden muften; Thor ſowohl ald die
Trolle, ble er verfolgt, gelten dem Chriften gleldmåfig als Teufel,
und eben barum muß jegt König Olaf felbft in die Rolle eines
Nothhelfers gegen ble böfen Geifter einriiden, weldje vordem Thor
gefplelt hatte, bis ihm ſpäter ſein heiliger Ramensvetter blefen Beruf
wieder abnimmi.
Burde hlernadj der Widerftand, welchen das Heidenthum dem
Chriſtenthum entgegenfegte, auf das perfönlide Eingreifen daͤmoni⸗
fjer Weſen zurückgeführt, wurde bas dem neuen Glauben abgeneigte
Bolf als von ihnen verführt und unterſtützt betradjtet, fo muften
begreiflich aud) auf chriſtlicher Seite åbernatirlide Kråfte ins Spiel
gebracht merben, bamit ber Kampf gegen fene aufredt erhalten mers
den fönne. Der driflide Gott frellid ſteht zu hod, als daß man
haͤtte magen fönnen ihn perfönlid in ben Streit herunterzuziehen,
und hödRens ließ fid deſſen Name, auf einen Jettel geſchrieben,
bas Kreuzeszeichen u. bal. m. gegen die Dåmonen aufdieten; wohl
aber mögen filt ble Kirdje beren Heilige eintreten, wie Martinus 35),
Sunnifa und ihr Bruder Albanus u. dgl. m., und es mögen aud
wohl, wie auf ber Gegenfelte båfe Jauberer auftreten, ble geradezu
an bie Unholde ſich anreihen 34), dem frommen Könige ſelbſt uͤber⸗
naturliche Kråfte beigemeffen werden, melde ale smeifelhaft erſcheinen
laffen, ob in demfelben åberhaupt nod ein Menfd und midt vies
mehr ein gottgefålliges Weſen überirdiſcher Urt zu ſehen fel 19).
Wiederholt fehen wir den Olaf, menn es gilt feine Leute, oder aud)
ſolche, bie er erft zum Ghriftenthume zu belehren fudjt, gegen irdiſche
oder überirdiſche Gefahren au ſchirmen, und wo fle irren auf den
33) Den, $. 25, Anm. 6 u. 10.
34) 8. 9. oben, $. 25, Anm. 29 u. 31—2.
35) Es ift merhvirdig dabei zu ſehen, wie fich heidniſche und Griflide
Vorſtellungen miſchen; wenn dem Konige ein beſonderes Blid, inGbefondere ble
Gabe guten Windes beigelegt wird, menn von feinen gewaltigen Schuhgeiſtern
ble Rede ift (oden, Anm. 6), fo ſteht damit ble Begende vdllig auf dem Boden
heidniſchet Anfdauungen !
332 m. Mbfdnitt. $. 27.
vedjten Weg zu weiſen, Dieſem oder Jenem im Vraume erſcheinen,
wenn er gerabe nidjt leibhaftig in ber Nähe iR 10); feine Leute rufen
ihn in drohender Gefahr allenfalls aud aus ber Ferne um Hilfe
an, unb vertrauen, bafi feine Madjt und fein Glück ſie fiken
werbe 37). Ein paar Crjåhlungen, welche dieſe Adernatiirliden dem
Könige beigelegten Eigenſchaften beſonders beutlid hervortreten laffen,
mögen bier nod mitgetheilt werden. Es wird erzaͤhlt, daß Olaf
wiederholt bei Nacht von ben Wächtern unbemerkt fen Schiff verllef,
unb bann påglld, wåhrend fe ihm auf dieſem ſchlafend glaubten,
vom Lande her auf fle zukam; babei bemerfte man weber an feiner
Kteidung ble Nåfje des gefallenen Thaues, noch aud in bem bethauten
Grafe ble Spuren feiner Tritte. porkell dydrill, der ſchon genannte
Mutterbruber Olafs, beſchloß endlich ble Sache auszulundſchaften, und
hielt befhalb einmal felber Wadje; aber aud) ihm fam ber König, ohne
daß er ihn das Schiff håtte verlaffen ſehen, plåglid vom Lande her in
den Ride, und frief ihm zur Strafe feines Vorwihes ohne Weite⸗
ved in bie See. Dod wurde Torkel von Olaf alsbald wieder
freundlids angefprodjen, und fogar feine Kleidung mit ein paar Stri⸗
Øen wieder gut und troden gemadjt; er wagt es fegt fogar, ben
König gerabegu zu fragen, warum er fid bei Nacht fo helmlid und
ohne ble ihm gegiemende Begleitung entferne. Einſtmals wedt ifm
Olaf heimlich in der Nacht, und nimmt ihn gegen das Berfpredjen,
Nichts von dem, was er fehen werde bei Lebaeiten bes König zu
erzaͤhlen, mit fid ans Land. Hier finden fle im Walde an einem
gerodeten Blede ein Gebåube, in meldes Olaf hineingeht, wålrend
Thorkel braufen auf ihn warten fol. Durch eine Rige in ber Band
36) So fann der König, welcher bem porhallr knappr in Iöland erſcheint
(oben, $. 20, Anm. 10), faum ein anberer als Olaf Tryggvafon fein; wieder»
Holt werden wir ihn dem Jölånder Hallfredr vandrådaskald erſcheinen ſehen
(unten, 6.29, Anm. 53, 60, 62); wieberum ertheilt er feinem Radfolger, bem
bien Olaf, im Traume Meifungen (unten, im folg. Abfdn.), ſteht dem Gestr
Bardarson al$ Abweſenden bei (unten, $. 29, Anm. 10), u. bergl. m.
37) Bergl. oben, Anm. 30; 8. af porstelni båarmagnli, c€. 2,
6.178: „da fprad er: meun du fo gut bift, König Olaf, wie id an bid
farten Glauben hade, ba bring du mir Hilfer! jångere OL. 8. Tr. c. 173,
S. TI: „wir mollen heimlid von hier wegfliehen, unb barauf vertrauen, wie
es gefdjehen wird, daß bas Gid und der gute Mille König Olafs mit Gottes
Barmbergigfeit mehr vermögen wird, ald der uͤble Mille und ble Berfolgung
ber Schweden.“ U. dergl. m.
$önig Olaf Perſonlichteit, und deſſen Verhäͤltniß sur Kirde. 333
fieht biefer hinein, und bemertt, wie der König mit åder bas Haupt
erhobenen Hånden betend auf ben Knieen lag; „darauf fam ein fo
ſtarkes Licht ber bas Gaus und den König, daß Thorfel faum
øegen basfelbe auffehen zu fönnen meinte, bagu ergoß fid elm fo
herrlicher Duft, daß er niemals zuvor einen åhnliden gerodjen hatte,
ba fah er in das Gaus gum Könige hellglångende Månner treten
wie ble Gonne, mit ſchneeweißen Kleidern angethan; ble legten Gem
Könige Olaf ihre Hånde auf bas Haupt, und ſchmückten ihn mit
herrlichen Königsgewaͤndern; bierauf fangen ſie alle zuſammen Gott
einen foftlidjen obgefang mit fo fåönen Stimmen, daß Thorkel
bergleidjen nie weder früher nod fpåter hörte.” Da pries Thorfel
ſich glücklich enes folden Anblides gemårdigt worden au feln; da
ØDlaf bald barauf wieber zurüdkam, kehrte er mit ihm zum Schiffe
zurück. Aber erft naddem ber König bas Reid in Normegen ver
foren hatte, wagte er ben Borfall zu ersåhlen 35). — Wiederum wird
erzaͤhlt, daß Dlaf einftmals bei einem Gaſtmahle plåplid von feinem
Gige verſchwand, ohne daß ihm Jemand håtte hinausgehen fehen.
” Da bie Leute åder biefen wunderſamen Borfall fpradjen, fagte Biſchof
Sigurd, der König ſtehe mitten in ber Stube, und frede mit Einem,
ber allen Uebrigen unfidtbar fei, und aus biefem Grunde vermöge
man aud) ihn felber nidt au fehen. Wirtlid fah man ben König
bald barauf wieder an feinem Page figen, und jegt galt får auge
gemadt, baf er mit einem Engel Gottes gefprotjen hade. , Run
Wollte Gott in Solchem den Veuten den Werth König Olafs zeigen,
obwohl er ihn felber verheimlidjen wollte und sugleid die Frömmige
felt Biſchof Sigurds, indem er bas ſehen und Unveren ersåhlen fonnte,
was aufer dem Könige fin Anderer der Anweſenden wiffen fonnte.
38) Jångere OI. 8. Tr. co. 238—9, 6. 277—82; Oddr, c. 44,
6.314—6. Die lejtere Quelle leitet ihten Berit mit ben Morten ein: LEG
slemt fid nidt, bie Dinge zu åbergehen, bezüglich beren ber amådtige Gott
bem Könige Dlaf bler in biefer Welt große Herrlidteit gemåhrte fir feine Mühe
unb bie ofte Miederholung heiliger Gebete, unb Gott verherrlidte den König
Diaf mit vielen Kråften.” Hier wird feer aufer Kjortel aud Gudbrandr
als des König Gången nadfpirend genannt, obwohl nur Jener endlid Aufe
Hårung ider biefelben erhålt; enblid foll Thorkel den Morgang dem Könige
Haraldr hardradi ergåhlt haben. Bejiiglid des Ulterb der Legende i aud
nod ber Umſtand ju bemerfen, daß dieſelbe fich bereitd auf Verſe des menig
fpåteren DidterS Haliarsteinn berufen fann.
334 11. Wbfhnitt. $. 21.
So wird aud nad ben Morten elniger verftåndiger Leute berichtet,
ba fpåter åber König Olaf Tryggvafon viel gefprodjen wurde, daß
ihnen in manden Gtåden ju zweifeln erlaudt ſchien, ob König Olaf
mur ein irdiſcher Menſch geweſen fel, oder ein himmliſcher Bote, vom
Gott den Menſchen gur Hilfe gefandts%).” Endlich wird aud wohl
gerabegu ausgefprodjen, daß aller Wahrſcheinlichkeit nad der glane
benbeifrige König 3u den Heiligen zu såhlen fel: „Aber dieſer Olaf
Tryggvafon, nachdem er fein Reid verlor in jenem großen Kampfe,
ben er auf dem langen Wurme kaͤmpfte, da ift er von uns wegger
nommen, fo daß irdiſche Menſchen nidt beftimmt wiſſen Fönnen,
weldjer Helligfelt er If; und nicht iſt das ju erfennen, weldje Zeichen
und Wunverthaten ihm sufommen, aber Das bezweifelt Niemand,
daß er von Gott gefandt if. Gott madte ihn aud bewunderungs⸗
werther als andere Könige, und ſtaunenswerth in allen glidliden
Dingen, und barum if uns Ullen nöthig den Namen des Herrn
Jeſu Chriſt får dlefen Mann zu loben, daß er fo grofe Madt und
Vidtigfeit gab, auf biefelbe Weiſe mie mir Gott loben wegen beg
heiligen Königs Olaf10)." In der That ſcheint, was aud elne
unferer Quellen ziemlich Har andeutet11), die Aufnahme Olaf Trygge
39) Jiöngere Sage, c. 240, 6.282—3; Oddr, c. 48, S. 316—7.
Der Lehtere fagt: „So bejeidnete ihn ein vorneåmer Mann, Gudbrandr auk
ben Thålern, daß er fid ihnen als ein zweifelhafter König gezeigt hade, oder
was als bas Wahrſqheinlichere erfdeinen birfte, bak er wie andere irdiſche
Könige auf dem Erdreiche gemefen fei, oder aber ein Engel fei, von Gott ges
ſandt unb vor ben Leuten mit menſchlichem Fleiſche betteidet, auf daß er den
Namen be Herrn Jefu Chriſt vor vielen Völtern verkünde.“
40) Oddr, c. 48, . 319.
å) Borrede ju Oddr, in Munchs Ausgabe, S. 1: „Und im fünften
Jahre feineb Reiches hleit König Olaf feinen Namensvetter ider die Taufe, und
nahm ihn aus dieſem heifigen Brunnen, nad dem Muſter wie Johann Vaptiſt
mit bem Germ that. Und fo wie ber fein Borlåufer war, fo war aud König
Olaf Kryggvafon der Vorlåufer bes heiligen Königö Olaf. Und fie hielten ihre
Berwandtſchaft mie Ale follten in ihrer heiligen Kraft und koſtlichen erten,
und ba ging e8 wie Johannes zum Herrn ſprach: bir stemt es zu wadfen, mir
aber abjunehmen. len iſt eG befannt, daß nad dem Leben der heilige König
Dlaf durch Bunbdergeidjen leudtete, aber ber berihmtefte König Olaf rygge
vafon wurbe ben Leuten midt belannt mit Verrichtung von Wunderzeichen nad
bem Seben. Dod halten wir ihn får einen trefflidjen und ausgegeidneten Mann
und Freund Gotteb; er ſchlen ollen, fo lange er lebte, ungewdhnlider Art, obe
wohl nad) dem Leben nidt erjeigt wurde, melder Kråfte er mar, und wir follen
nidt vorwihig nad Gottes Heimlidteiten forfdjen.”
König Dlaf Perſonlichteit, und deſſen Verhältniß pur Kirke. 335
vaſons unter ble Geiligen nur barum unterblieben zu fein, weil ſein
Namenoveiter Olaf Haraldsfon ihm in dieſer Begiehung den Rang
abllef; ber nåhere Glanz, welden der jüngere Olaf um fidj ver»
breitete, ließ ben ålteren unb barum weiter abliegenden König gleie
chen Namens verhålnifmåfig in ben Schatten treten.
Man fieht lidt, daß alle biefe und biefen åhnliden legenden»
måfigen Gråhlungen auf ſtreng gefdidtlide Geltung feinen An⸗
ſpruch haben, und es måre ein ebenfo unbiftorifdjes Berfahren, menn
man ben in ihnen beridjteten Vorgången eben fo viele bewußte Acta
eines „frommen Betruges“ unterfdjieben, als menn man denſelben
buchſtaͤblich folgenb mirflid Wunder der Wunder gehåuft annehmen
Wollte. Wohl aber geigen biefelben, und hierin liegt ihre wahre Ber
deutung får ble Gefdidte, wie ridtig bereite Olafs Feitgenofjen
unb bie naͤchſte Jeit mad feinem Tode bes Königs Beveutung fir
ble Betehrung Normegens wirdigten. In der That fann biefe nidt
hoch genug angefdlagen merben, und meit ber Norwegen hinaus
erſtreckten fid ble Mirfungen bes Betehrungseifers Olafs aud auf
alle anberen Lande Norwegiſcher Junge. Nicht nur fudjte ber König
alle und jede Fremden, welche etwa aus irgend mweldjer Beranlafjung
bei ihm in Norwegen fid einfanden, menn fie noch ungetauft maren,
au befehren 42), fondern er bemühte fid aud um ble durdigreifende
42) Zahlreiche Beifplele hiefüt werden ble folgenden GG. liefern; hier mag
etnfrveilen Tofl angefhet merben, ber Sohn be Valgautr jarl in Götaland,
von welchem e8 heift: „er fuhe ju Olaf Kryggvafon, und nahm bie Taufe,
und blieb bei ihm," Eglis p. Hallssonar, c.1, 6.321; vergl. åltere
Olafs 5. hins helga, c.53, 6.38. Gin anderes Beifpiel mag einer une
geſchichtlichen Sage entnommen werden. Nad ber Nornagesis 8. 6. 1,
6.314 will Olaf ben Diånen Gestr als einen ungetauften Mann widt in ble
Sange bei fid haben, und bod) war biefer nur halbwegs ein Heide. „Der
Konig fragte, oG er getauft fei? Gefterklårte, er fel mit dem Kreuje bezeichnet.
aber midt getauft. Der König fagte, e8 fei ihm geftattet unter den Hofleuten
au verbjelben; aber hurge Beit nur wirſt bu ungetauft bei und bleiben fdnnen.”
Bund bleibt nun Geft ein Haldheide; es heft von ihm, S314—5: Get
bezeichnete fid am Abend mit dem Kreuze wie andere Leute, und war død
eigentlich ein Heide," unb ein boͤſer Geift, ber ihn heimfudjen mill, bezeichnet
biefen Buftand treffend mit ben Morten: „ein gewaltig ſtarkes Schloß ift hier
vor einem leeren Hauſe!“ Geft ſelbſt gefteht, c. 10, S.339—40, offen ein, daß
er mur aus åuferligjen Gründen bem Ghriftenthume fid genåhert hade: „Ich
war aud) bei König Hiööverr (Bubwig) in Sachſenland, uub da ließ id mid
mit dem Krauje bezelchnen, denn id konnte mid bort anders midt aufhalten,
836 fir. cbſchnut. $. 2.
Belehrung aller mit Norwegen in nåherer Verbindung ſtehenden
Sande, fel ed nun, daß ihn dabei driftide Gorge får das Seelen ⸗
hell feiner Radjbarn und Stammgenoſſen, oder aud bie Ridfidt
auf bie feftere Begrindbung bes Glaubens in feinem eigenen Lande
leitete. Dabei wurde, wie ben eigenen Unterthanen gegeniiber, un»
bedenllich zu jedem Mittel gegriffen, vas nur irgend geeignet ſchien
zu dem verfolgten Ziele ber Betehrung au fåhven, und håufig maren es
in Norwegen befehrte Angehörige fener Radbarlande, melde als
Mittelperfonen sur Betehrung ihrer Heimat ſich braudjen laffen mußten.
Die auf foldem Wege erzielte Betehrung der eingelnen Norwegiſchen
Mebenlande fol nun in den folgenden Paragraphen in ihrem all-
- måbligen Berlaufe der Relhe nad betradjtet merben.
$. 28.
Bie Ørhehrung der Grkneys und der Fårder.
Bereits auf ber Ueberfahrt nadj Norwegen hatte König Olaf
bie Orkneys, nidt eden auf bie feinfte Art, belehrt. Oddt, ver
freilidy in Bolge eines fråher bereits geriigten Irrthumes den König
erft von Norwegen aus nochmals nad England hatte zurückgehen
ba bas Ghriftenthum wohl gehalten wurde, und bort geftel es mir am Uller»
Beften.” König Olaf hatte vorher ſchon feinen Merger der Geſts Halbheiden-
thum ausgefproden, unb, c. 1, S. Zis, gefagt: ,,ådel thut König Svein daran,
daß er ungetaufte Leute aud feinem Reiche fahren laßt in den Landern herum ʒ⸗
endlich fudt er ibn, c. 11, S. 341, direct zu bekehren: , Der König fagt: wilin
bu jegt ble heil. Taufe nehmen? Geſt antvortet: dak wil id nad everm Ge»
heiße tun; fo geſchah es nun, und ber König gewann ihn Ned und madjte
in au feinem Dlenftmanne. Geft wurde ſehr glaudenseifrig, und beobachtete
wohl bed Rönigb Gedråudje; er war audj beliebt bei den Veuten.” Vor ſelnem
ZLode laßt er fid, c.12, S. 342, bie legte Delung geben. — Ueber die åuper»
liche Auffafſung ber Kreuzbezeichnung (prima signere), wie ſolche hier fo
Haralteriſtiſth au Tage tritt, gl. da oden, $.3, Unm. 37, und 4.18, Anm.T
Bemertte, ſowie das I Olavius Syntagma historieo - ecclesiasticam
de bapusmo sociisqu ris ritlbus, S. 50—63. US redt bezeichnend får
ble Mittelſtellung ber primsignadir menn zwiſchen den Chriſten und den Heiden
mag noch ermåhnt merben, daß fie nad Kristinrettr binn gamli, c. 3
6.16 (neue Ausg. c. 1, S.7) ihr Grab an der Ørene ded Kirchhofs erhalten
føllten, ba wo bie gewelhte und ble ungewelhte Erde fid berühren, und ohne
Aråtide Beierlidtelt. Gehalten wurde biefe Borfdrift freilid nidt tmmer, wie
das Beifpiel bet EguUl Skallagrimsson, oben, $.18, nm. 13, jelgt.
ie Belehrung ber Drneys und der Jirder. $$1
laffen, erzaͤhlt blefen Borfall in folgender Weiſe i): , Und als König
Dlaf geråftet war, fegelten fle nad ben Orkneys. Dort herrſchie
aber ber Jarl Sigurör Lödvesson, ber in vielen Gtöden ausge⸗
reichnet war, mådjtig und beliebt. König Olaf verkündete ihm ben
rechten Glauben, und bat ihn mit vielen ſchönen Morten und mit
großem dleiße ſowohl fråh als ſpät; er ſprach aud ſeinen Leuten
von ber Bein in ber Hölle, und von dem ewigen Feuer und Froſt,
und vielen anderen fårdjterlidjen Qualen; er erinnerte ihn mit allem
Bleife, vor ſolchen Dingen fidj zu wahren, und fagte, baf fe blefen
Dualen auf keine Weife entgehen fönnten, aufer menn fie ihre
Göpenbilber gerbrådjen und den almådjtigen Gott, ihren Schoöͤpfer,
verehrten, ber alle Dinge regiert: ben gebührt euch zu verehren. Der
Jarl fyrad dem flarf entgegen, und meinte, er wolle ſeinen und
feiner Verwandtſchaſt Glauben nidt aufgeden: ich weiß mir feinen
befferen Glauben, als melden meine Boråltern gehadt haben, und
feine befere Gitte, als bie, welche die beråhuteften maren fn meiner
Verwandtſchaft. Und als Olaf fah, dag er fo fet am ſeinem Glau-
ben halten wollte, da nahm Dlaf feinen jungen Sohn, ber Hvelpr
hieß, und ber da mit allen Ehren aufergogen wurde. König Olaf
legte ihn auf ben Borderfteven feines Langſchiffes, und zog ſein
Schwert, und hieß ben Jarl wåhlen, o er ſeinen Sohn leder vor
feinen Augen niedergehauen ſehen wolle, menn er ben Glauben ver:
weigere, ober aber Frieden und Freundſchaft mit mir ſchlleßen, und
1) Oadr, c. 23, 6.271—8. Hiemit fimmt åberein Theodor. Mon.
6.9, 6.310: Olauus noster dlscedens ex Anglia recto eursu tetendit
ad Orcadss insulas; et quia Ipsae subjectae sunt regi Norwagliensi,
eonvenit Siguuardum comitem, ut Christianus fleret, qui tune elsdem
fasulis pracerat. Cumque ille disslmularet et obloqueretur, Olauus eo
magis Instabat. At ille promtsit se quidem ei fore subjectum ut regi,
sl eum ad Christianismum non cogeret. Cumque diu reluetaretur, fer-
tur quod Olaus rapuerit fillam ejus de loco, ub nutriebatur, pueru-
Jam annoram trium, Tkorfin (ein Srrihuml) nomine, cbntestans, se oum
lamolatarum in conspectu patris, Insuper ot jages lutentans fnlmicitian,
mis! assensum pracbent. Comes vero junta illud, quod seriptum est:
Imple facies eorum fgnominla, et quaerent nomen taum domine (Pfalm 89,
17), veritus utrumque et justiseimam Olaui fram et filii interitum, cre-
dendo , vel potlus censentiendo, baptizatus est cum omni populo sibi
subjecto. Qui posten tamen In fide confirmatus, fidelts permansit, et
omnes ejus successores. Weber ben Jarl Gigurd val. Abrigend oben, $. 14.
Maurer, Beterusg. 22
Er ' 11. Mbfduitt. 6. 28.
feinen Sohn in ſeine Gewalt befommen, und damit vas Chriſten⸗
thum annehmen: id fage bir aber, im anderen Falle ſteht bein
Reld in Gefahr, und wird vermåfet. Nun fagte der Jarl Beides
an, das Ghriftenthum und bie Freundſchaft mit dem Könmige. Da
wurde ber Jarl getauft mit allen den Seinigen“ 2). Freilich blleb
Sigurd dem Könige nidt treus); doch foll er nad dem ausbrådr
lichen Zeugniſſe bes Möndjes Theodorich wenigflens vom Glauben
midt abgefallen fein, und in ber That laͤßt ſich vermuthen, dag
2) Etwas abweichend von dem Verichte der beiden ålteften Quellen ersåhtt
ben Borgang ble Helmskr. c. 52, 3.248: ,Unb als ber König erfuhr, daß
ber Sarl ba in der Nåhe war, da ließ er den Jarl gu einer Unterredung ju
ØG rufen. Und als ber Jarl jur Unterredung mit dem Könige auf bas Schiff
fam, ba hatten ſie nod menig gefprodjen, ehe der König verlangt, daf der
Jarl fid folle taufen laffen und alles Volt feined Landes; fiir den andern Fall
aber follte er gleld auf ber Stelle flerben, und der König ertlårte, er werde
mit Feuer und Schwert die Infel verwüſten und das Land vollig verdden, menn
fød dal Sandesvolt nidt gum Chriſtenthume betehre. Und in ber Bedrångnif,
in der fid ber Jarl da befand, waͤhlte er lieder Dad, daß er ble Taufe nahm ;
ba wurde er getauft unb alled Voll, was da mit ihm war. Dann ſchwor der
Jarl bem Könige Eide, und wurde fein Mann; er gab ifm feinen Sokn, der
Hvetpr ober Hundi blef, al$ Geiſel, und ben nahm König Olaf mit fid nad
Norwegen.“ Diefer Darftelkung folgt mir einigen weiteren Amplificationen die
jungere OL 8. Tr. c. 98, 6. 200—2. Gan furg ermåhnt be Borfalles
bieOrkneylaga 8.6. 4, und ebenſo bie jångere Olafs 8. bins helga,
€. 91, S. 213 und Helmskr. 01. 8. h. bh. co. 99, S. 145: „Sein Sohn
war ber Jarl Sigurdr digri; ber war mådtig und ein gewaltiger Hermann.
Sm feinen Tagen fuhe Olaf Kryggvafon mit feiner Gåaar von Heerzügen im
Veſten meg; er fegelte nad den Orkneys zu; er nahm den Jarl Sigd im
Rörvage gefangen; ber lag ba mit nur einem Siffe. König Olaf bot da dem
Jarle als Vdfung feineb Lebens, daß er den wahren Glauben und die Kaufe
aunsjuen unb fein Mann werden follte, und da Chriſtenthum verfimben auf
allen Orkneys. König Olaf nahm ald Geifel feinen Sohn der Hund hieß oder
Bvelpr. Bøn da fult Olaf nad Norwegen, und wurde bort König und Hund
war einige Winter bei ihm, und ſtarb ba.” Auch die Genealogia comi-
tum Orcadensium, 6. 22—3 gedenlt der Belehrung, aber freilidj mit
Webergehung ber. anftöfigen Mittel, burd welde fie bevirkt wurde: In cujus
quidem comitis Swardi diebus supervenit Ojauua Thurgomis rex illu-
strisskmus de occidentalium partlum guerris; cujus Inducclene comea
ille Bwardus una cum gente Orchadie devenerunt christianl, gentili-
tatls relinguentes eri
3) Die Orkneyinga 8. ang. D., ſowie ble mit ihr fbereinftimmende
wwiefache Olafs 8. hins helga fåhut fort: ,feitbem aber leiftete der Jarl
Stgurd dem Könige Olaf keine Dinfipflidt:” “ p
Die Beteheung ber Oreyd und ber Fkrder. 080
bereits vor bem Gingreifen Olafs ble Nachbarſchaft ves Heiktidjen
Schotilands und Irlands sur Bekehrung eines großen Theiles ver
Bewohner der Infeln geführt haben werde. Mit ben Outneys erfolgte
aber zugleich aud ble Belehrung bes dem Jarle gleidfalle unter
gebenen Shetlands (Hjaltiand) und ber unter feiner Herrſchaft
ſtehenden Thelle der Hebriben; die erſtere Infelgruppe wenigſtens
wird allgemein zu den von König Olaf bekehrten Lander gerochnet,
waͤhrend von befonberen auf fie zielenden Miſſionen Nichts bekannt iſt 4.
Spaͤter ließ König Olaf ben Sigmundr Brestisson, ben mach⸗
tigen $åuptling ber Fårder5) zu ſich nad Norwegen kommen, may
bewog ihn durch Ghrenbegeugungen und Schmeicheleien sur Aunahme
ber Taufe; er beauftragte ikm ſodann, fir ble Velehrung ſelner
Heimat am ſorgen, welcher Auftrag denn aud mittelſt mandjetel
Hinterlift und Gewalt glådlid vollzogen wird. Unſere Quellen
erzaͤhlen aber ben merlwuͤrdigen Vorgang folgendermafene): , Run
iſt bavon ju fagen, bag Rönig Olaf zwei Winter in Norwegen
gavefen mar, unb ben Winter iiber gang Throndheim betehrt hattes
da erließ ber König ein Gebot nod den Fårdern an Sigmundr
Brestisson, und tub ihn zu fid ein, und bemerke zugleich mit (einem
Øebote, daß Giegmund Ehre erlamgen und der Oderfte auf Ven
Fårdern werden folle, wenn er fein Mann merden mulle. UG ber
Sommer begann, fuhr König Olaf ſüdwärts vor Throndheim her,
und als er nad Sunnmåri fam, und bort bel emem reiden Bauern
Øaftung nahm, ba fam auf bes Königö Gebot von den Fårderm
Siegmund, bes Breſtir Cohn, und Dhorir, deſſen Vermandter. Und
ale Giegmunb ben König traf, da nahm ihn ver König äußerſt
ſceundlich auf, und ſie famen ſchnell ins Gefpråd mit einander.
Da ſprach der König: mohl haft bu gethan, Gtegmund, daß du:
mit dieſer Fahrt nidt zoͤgerteſt; ich lud dich zumeiſt barum au utte
ein, weil mir viel von deiner Tapferleit und Gewandtheit erzaäͤhlt
wurde; id) mill gerne bein volllommner Freund ſein, wenn du mir
nur in ben Stücken følgen willſt, auf ble es mir am Meiften ane
formen ſcheint. So geht aud ble Rede vieler Leute, daß unfere
4) Bergi. unten, $. 34.
5) Bergl. oben, 6. 14.
6) Fåreyinga 8. c. 8—31, 6. 130—47; jingere OL. 8. Tr.
mv 187, 6. 1178 u. c. 189—91, 8. 120—26. :
2*
940 mn. Wsjdnitt. $. 28.
Brũderſchaft nicht ungeiemend fei, da mir nun Bede nidt fr
unmånnlid) gelten, fange vorher aber Unglåd und Elend ausge⸗
* ftanden haben, ehe mir die uns gebührenden Ehren erlangt haben;
denn uns Beiden haben mandje Dinge waͤhrend unferer Aechtung
und Knechtung nidt ungleid fid zugetragen: du warft ein Kind,
und fafieft babei, als bein Bater ſchuldlos erjdlagen murde, id aber
war noch in meiner Mutter Leib, ale mein Vater betråglid erſchla⸗
gen wurde ohne alle Schuld, aufer um ber Bosheit und Habſucht
feiner Verwandten willen. So wird mir aud gefagt, daß dir nicht
mur feine Buße geboten wurde får ben Vater, ſondern bak beine
Verwandten didj ebenfo wie beinen Vater tödten hießen; und du
wurbeft fpåter als Snedjt verfauft, ober vielmehr noch Geld barauf
bezahlt, damit bu gefnedjtet und im Dienſt gehalten werdeſt, und
fo von deinem Gigen und beinem Heimathlande verjagt und mege
-- gefilhet, und hatter im fremben Lande fange Jelt Nichts jur Gilje
außer daß unverwandte Leute dir Barmberiigfeit erwieſen mit beffen
Bilen, der alle Dinge vermag. Und dem nidt unåknlid, mas id
von bir ergåhit hade, If es mir ergangen; fote ich erft geboren
war, wurben mir Angriffe und Radfellungen bereitet, wurde mir
von meinen Landsleuten ber Tod sugedadjt, fo daß meine Mutter
mit mir årmlid ihren Vater fliehjen mufte, und ihre Bermandten
und all ihr Gigen; fo verftridjen brei Jahre meines Lebené; bann
wurben wir Belde von Geeråubern gefangen, und ba wurbe id ven
meiner Mutter getvennt, fo daß id fie feitbem nie mehr gefehen
hade; breimal wurde id als Knedt vertauft, in Eſthland mar ich da
bel fremben Leuten, bis IG neun Jahve alt murbe; ba fam bahin
ein Verwandter von mir, der meine Hertunft anerfannte; er erlöfte
mid) aus ber Knedjtfdjaft, und bradjte mid oſtwaͤrts nad Rußland,
und hier mar Id andere neun Jahre in ber Berbannung, obwohl
ich nun eines freien Mannes Ramen trug; ba erlangte id einige
Meife, und von da an mehr Chre und Schaätung bei König Bale
bimar, als filt einen fremben Mann zu erwarten war, und gan; in
berfelben Weiſe wie bu bei Gafon Jarl Solches erlangteft. Run iſt
es endlich bahin gefommen, baf wir alle Beide unfer Erbe und
Vaterland wieder gewonnen haben, nad langent Entbehren alles
Gluͤcks und aller Gre. Run hade id zumeiſt barum, weil id) erfah⸗
ven babe, bafi bu nie nad ber Gitte anderer Heidenleute Göhen
Die Befehrung der Drneyb und der Hirder. EYTE
veret habeft7), gute Hofnung, daß der erhabene Himmeloldnig,
der Schoͤpfer aller Dinge, did gur Erkenntniß feines heiligen Ramens
und bes heiligen Glaubens durch meinen Jufprud fåhren werde,
und bafi er bid zu meinem vollkommenen Gefellen madjen werde
im rechten Glauben, wie bu eg an Stårfe und allſeitiger Gewandt⸗
heit und allen ſeinen barmherzigen VWaben bereits biſt, die er dir
verliehjen hat wie mir, lange Jeit ehe ich trend etwas von felner
Berehrung wufite8). Run gebe ber wahre allmådjtige Gott, daß
ich bl gum redjten Glauben herüberführen möge, und zu ſeinem
Dienſte, fo daß du mit ſeiner Barmherzigkeit nad meinem Beiſpiele
und auf mein Antreiben ſodann alle deine Untergebenen zu ſeiner
Verehrung führen kannſt, wie id hoffe daß es geſchehen fol. Du
wirſt auch, wenn du meinem Zuſpruche ſo wie ich eben geſagt habe
folgen willſt, nåmlid Gott treulich und mit Beſtaͤndigleit dienen,
meine Achtung und dreundſchaft erlangen, wiewohl dieſe Nichts werth
iſt gegenåber ber Ehre und dem Glücke, welches der allmaͤchtige
Gott Dir verleihen wird wie jedem Andern von Denen, ble ſeine
Gebote aus Liebe sum helligen Geifte beobachten; mit ſeinem fåfen
Sohne, bem Könige aller Könige, evig in der hådften Herrlichkeit
des Himmelreldes zu regieren. Und als der König feine Rede
ſchloß / antwortet Siegmund: € iſt euch befannt, Herr, wie ihr aud
T) Birtlid war dieſe Sinnesweiſe Siegmunds früher ſchon bei einer Ber
gegnung mit Halon Jarl zu Tage getreten; die Fåreylnga 8. c. 23
S. 101—2 erzaͤhlt nåmlidj: „Da ſprach Hakon: was fagft du mir bariiber,
was haſt du fir einen Glauben? Siegmund antwortet: id glaube an meine
eigene Kraft und Gtårte (ek tral å matt minn ok megin). Der Jarl ente
gegnet: fo geht es nidt, fagt er, und bu mußt bid dahin um Hilfe wenden.
wohin id allen meinen Glauben gewandt hade, dad ift aber bie porgerdr
Hördabrudr; wir wollen fie nun auffudjen gehn, und un8 dahin um Hell får
bid wenden. Siegmund hieß ihn hierüber beftimmen.” Stegmund åpt flid
nn zwar zum Beſuche des Tempels herbei, aber eben bod nur um dem Hakon,
feinem Dienſtherrn, ju gehordjen. Mad der jångeren 01. 8. Tr. c. 184,
6. 107—8 Iautet feine Antwort etwas anderd: „Das ift nichts Beſonderes,
Herr, fagt er, benn id hade feinen anderen Glauben, als daf id auf mein
ØKE und Siegedheil verttaue (enn ek treystumst hamingju minn! ok
stgrsål!), und ba8 hat mir wohl getaugt, fo lange ich auf der Zeerfahrt mar.
8) König Olaf mipt fid fpåter einmal mit Siegmund in allerlel vitterlidjen
Webungen, und es heift, bag ihm blefer in foldjen unter allen Månnern am
Rådjften getommen fei; Fåreyinga 9. c 32, S. 151—2; jångere OL
8. Tr. o. 207, 6. 170.
42 J au. Vbidutt. 6. 28.
vorhin in euerer Rede erwaͤhnt habt, baf id dem Halon Jarl dienſt⸗
pilidtig mar; er behandelte mid) gut, und id) war ba mit meiner
Sage ſehr zuftieden, benn er rar feinen Freunden hold, rathtundig
und gemogen, obwohl er ſeinen Feinden grauſam und tråglid war;
weit aber feid ihr Beide in euerem Glauben verſchieden, und nadje
ben ich aus euerem fdjönen Zuſpruche erfehe, baf ber Glaube ben
Mr habt, allerwege fdåner und anmuthiger ift, als ber ben bie
$oldenteute haben, bin id geneigt euerer Weiſung su folgen, und
emere Freundſchaft mir zu ermerben : darum aber wollte id feine
open verehren, meil ich feit fange her einfah, daß biefe Religion
Vichts nike fel, obwohl id keine beffere fannte. König Olaf murde
frø ber Giegmunde Worte, daß er feine Rede fo verninftig auf»
nar; da wurde Siegmund getauft und fein ganges Gefolge, und
der König ließ ihn da in ber heiligen Lehve unterrichten: ba blieb
Siegmund den Winter iiber bei dem Könige in grofen Chren. Als
og Fruhjahr au werden begann, fam ber König eines Tages mit
Giegmunb zu reden, und fagte, er wolle ihn nad ben Fåröern fen»
den, und bas Bolt befehren, das dort wohne. Giegmund fudte
dieſes Geſchaͤft abzulehnen, figte ſich indeß fpåter in den Willen
des Konigs. Der König machte ihn da zum Befehlshaber über alle
die Juſeln, und gab ihm Prieſter bei das Voll zu tauſen und in
den weſentlichſten Lehren zu unterrichten. Sobald er gerüſtet war,
ſegelte Siegmund, und ſeine Fahrt lief gut ab. Und als er zu den
Fardern fam, berief er ble Bauern nach Straumsey zu einem Ding;
eine große Menſchenmenge erſchien bort. UIS aber bas Ding gehegt
war, fland Siegmund auf und hielt eine lange Rede, und fprad
davon, wie er oftmårte in Rormegen beim Könlge Olaf Tryggvafon
geweſen fel; ev erzaͤhlte aud, daß der König fåmmilide Infeln in
føle Gewalt gegeben habe, und die meiſten Bauern nahmen dieß
gut auf. Da fyrad Glegmund: Das win id eud aud bekannt
geben, daß id) ben Glauben gewechſelt habe; id bin ein Chriſten⸗
mann geworden, aud habe id Befehl und Auftrag von König
Dtaf, hier auf den Infeln alles Bolf jum wahren Glauben herüber⸗
subringen. prandr antwortet auf feine Nede, und fagte, es gehöre
Ag, daß ble Bauern ene fo wichtige Angelegenhelt erft unter ſich
befprådjen. Die Bauern erflårten, vas fei wohl gefprogen. Da
gingen fle abfeits auf ber Dingftåtte; da fpridjt Thrand vor ben
Die Belehrung bør Ortneye und der Firder. 318
Bauer, es fei gang Mar, dag man blefen Befehl raſch surkdouifen
måffe, und vermåge ſeines Zuſpruches endigt die Gade fo, daß fl
Alle einftimmig wurben. AS aber Sigmund fleht, vag alles Bolt
sm Thrand hinuber brångte, fo daß Niemand mehr bei ihm blieb
außer ſeinen eigenen Leute die getauft waren, ba ſprach er: altzuviel
Gewalt hade id jegt dem Thrand eingeräumt! Hiernuf drängten
bie Leute dahinzu, wo Giegmund mit den Seimigen ſaß; ſie erhoben
gleich ble Waffen in ble Luft, und geberdeten ſich nicht friedkich
Siegmund und die Seinigen ſprangen dagegen glelchfalls auf. Da
ſprach Thrand: laßt die Leute ſich nieberfegen, und Nlemand geberde
ſich ſo wild; dir aber, mein Vetier Siegmund, iſt zu berichten, daß
wir Bauern bezůglich ber Botſchaft, bie du bringſt, alle uͤberelnge⸗
kommen find, in feiner Weiſe einen Glaubenswechſel annehmen zu
wollen, und wir werden did hier am Ding angteifen und vid
töbten, wenn du midt ablåffer und une feft gelobft, dieſe Botſchaft
fortan nie mehr hier auf ben Inſeln vorgubringen. Und als Giege
mand fieht, daß er für dießmal begåglid bes Glaubens Nichts zu
wege bringe, unb feine Madjt hatte, gegen bas gange Bolk, bas ha
Mfammengefommen mar, mit Gevalt vorgufahren, ba fam €8 dahin,
baf er dieß vor Jeugen und mittelft Handſchlages gelobte, und bar
mit beenbigte man bas Ding. Glegmund faf den Winter iiber zu
Hauſe auf Skufey, und es geftel ihm ſehr bel, daß ihn dle Bauern
gezwungen hatten; er ließ ſich dieß aber nidt anmerten. Im Fruh⸗
jahre aber geſchah eg einſtmals, ba bie Stroͤmung fo ſtark war, daß
die Leute eg får unmöglid hielten, auf der See oder von ener
Snfel jur anderen au fahren*), da fuhr Siegmund von baheim aus
Skufey auf mei Schiffen mit dreifig Mann meg; er erkårte, er
wolle jegt eines von Belden erfakven, entveder bes Königs Auf⸗
trag ausrichten, ober anderenfalls flerben. Sie hielten auf Austrey
au, und erreichten glådlid bie Inſel; ſie kamen nad Einbruch ber
Nacht unverſehens dahin, ſchlugen einen Ring um den Hof zu Gata,
trieben einen Balken gegen ble Thür der Kammer, in melder Thrand
ſchlief, und bradjen fie auf, und nahmen den Thrand gefangen,
und führten ihn heraus. Da ſprach Siegmund: nun geht es wieder
9) Ueber dieſe den Faͤrdern eigenthuͤmliche Strömungen vergl. Debek,
Matirliée und politiſche Hiſtorle der Inſeln Faärde, überſezt von Menzel
Eopenhagen u. Leipzig, 1757), S. 28 u. flg. re
su TIL Mbføreltt. 6. 28.
einmal fo, Thrand, baf bad Diefer bald Jener oben an ift; ine
Herbſte haft bu mid gezwungen, und mir ble Wahl zwiſchen zwei
harten Dingen gelafjen; fegt will id dir aud) eine Wahl anbieten,
aber zwiſchen zwei gang ungleidjen Dingen : gut if eg, wenn du
ben wahren Glauben annimmſt, und did taufen laͤſſeſt, anderenfalls
aber ſollſt du gleich auf der Stelle erſchlagen werden, und Das iſt
får dich etwas Schlimmes, weil bu damit zugleich deinen Wohlſtand
und bein irdiſches Gid in dieſem Leben verlierſt, und dafür bas
Gend und die Qual der ewigen Höllenftrafen im anderen Leben
eintauſcheſt. Thrand ſprach: ich will nicht meinen alten Bluts⸗
freunden untreu werden. Da beſtellte Siegmund einen Mann, ben
Shrand au tödten, und gab ihm eine große Art in die Hand; als
Der aber mit erhobener Art auf den Thrand suging, ſah Trand
ihn an und fagte: erſchlag mid nidt fo rafd, tå mill vorher noch
etwas reden; oder wo ift Siegmund, mein Better? Hier bin id,
ſpricht blefer. Du folk nad) Gutbånten unter uns entfdeiden, fagt
Thrand, und id will ben Glauben ahnehmen, den du wilf. Da
fyrad Thorir: hau ju, Mann! Siegmund entgegnet: får blefmal
ſoll man ibn midt niederhauen. Thorir ſprach: das IR dein und
beiner Greunde Tod, wenn Thrand jegt entfommt. Siegmund fagte,
darauf molle er es anfommen laffen. Da wurden Thrand und feie
Hausleute von etnem Prieſter getauft. Siegmund ließ ben Thrand,
nachdem er getauft war, mitslehn. Giegmund zog bann auf den
fåmmilidjen Infeln herum, und ließ nidt eher nad, als bis ba alles
Boll gedjriftnet mar.”
Damit waren nun freilldy die Fårder belehrt; wie menig aver
blefe Belehrung får eine innerlidje und durchgreifende gelten fonnte,
selgt fåon ble Art, wie dieſelbe bervirft murbe. Siegmund felbft seigt
ſich, trog der ſchoͤnen Phraſen, melde ihm ber Sagenſchreiber tn den
Mund legt, beutlid; als einen Menſchen olne Religion, der fid dem
chriſtlichen Glauben felnes neuen Oberherrn ohne Schwierigkeit ebenfo
fügt, wie er fid früher dem Heidenthume des Hakon Jarl gefügt
hatte; mittelſt Gewalt und Eidbruches wird dem Thrand, wird den
ubrigen Bewohnern der Inſel ber Glaube aufgezwungen, trog ihrer
«inftimmigen Grflårung gegen denſelben: wie ſollte ba von innerlicher
Ueberzeugung, von ernſtlichem Anſchluſſe an ble neue Lehre ble Rede
ſein Fonnen? In der That geht das Aeußerliche des Glaubens-
Øie Befehrung ber Drfneyö und der irber. 3
wechſels aud) aus einzelnen Angaben ber ben welteren Lebenelauf
der Belehrten Har hervor. Siegmund ſelbſt hatte in fråherer Felt
durch Hafon Jarle Bermittlung von der Lieblingsgdttin biefes Leg»
teren, ber porgerdr Hördabrudr oder Hölgabrudr, einen Golbring
erhalten, und verfprodjen ihn nie zu veråupern 10); bel einem fpåteren
Jufammentreffen mit König Olaf fålågt er dieſen den Ring, den
berfelbe gu erhalten winfdt, ab, offenbar mur darum, weil er, abere
glåublid menn aud nidt glåubig, an befen Befig fen Schichſal
getnipft waͤhnt 11). Dod bleibt Giegmund den eingegangenen Ber»
pflichtungen, wie er fle verftand, treu; wir ſehen ihn dem Könige
Olaf Gdagung bringen!», und als nad befjen Tod ble Jarle
Eirikr und Sveinn ble Herrſchaft in Norwegen gemannen, folgt ev
aud) ihrer Labung, und låft fid von ihnen mit ben Fårdern ber
lehnen 9). In gleder Meife wird ihm nachgerühmt, daß er aud
dem Ghriftenthume treu geblieben fei måhvenb ber Regierung ber ger
nannten Jarle, obwohl dlefe in Glaubensſachen Jeden ſich halten
ließen wie er wollte; von Thrand bagegen und feinen Genoffen heißt
es umgelehrt, baf fle ben Glauben fo bald als moͤglich wieder aufgeger
ben haͤtten 19), Thrand feldft empfindet bitter ben erlittenen Jang 15),
10) Fåreyinga 8. c. 23, 6. 102—; jångere 01. 8. Tr. c. 184,
&. 108.
11) Konig Dlaf erflårt dagegen dem Siegmund, bak ber Ming die Urfadje
ſeines Kobe fein werde, und wirklich erfüllt fid bie Beifjagung, indem Diefer
um bes Ringed willen ermorbet wird; Fåreylnga 8. c. 33, 6. 152—5;
jüngere O1. 8. Tr. c. 207, 5. 170—2; vergl. ferner Får. 8. c.38, 6. 176—7.
12) Fåreyinga 8. c. 31, 9. 147 u. 148; co. 32, S. 150—1; filne
gere OL 8, . 191, S. 126—7 u. c. 206, S&. 169
13) Fåreyinga 8. c. 34, 6. 155—6.
14) Får, 8. c. 35, 6. 158: , Run ging es mit bem Ghriftenthume auf
ben Faͤrdern ebenfo wie allgemein anderwårtd in dem Reide der Jarle, daß
Jeder lebte wie er wollte; fie felbft aber helten ihren Glauben wohl. leg»
mund hielt feinen Glauben wohl und all fein Gefolge, und er ef auf ſeinem
Øofe etne Kirche erridten. Von Thrand aber wird erzaͤhlt, daß er ſeinen Glau⸗
ben wirflid bebeutend abgemorfen habe, und alle feine Genoſſen.“ Siegmund
wird feinerjett aud) in ber von ihm erbauten Kirdje begraben; c. 40, S. 187;
vergl. 0. 57, S. 204.
15) Ebenda, c. 35, S. 160: „Du haft mir mande Schmach angethan,
fagte Thrandz bas aber iſt ble grdfte, daß du mid jum Meligionbwedfel
awangft, worüber id) jeberjeit am Meiften betimmert bin, baf id mid Dem
unterwarf.
346 mL. Wifdnitt. 4. 29.
er gibt ſich ſpäter nod mit Zauberkänſten av 16, und feit
Slaube ſcheint, nad dem Religionsunterrichte zu ſchließen, den
ev ſeinem Pflegeſohne Sigmundr Leifsson ertheilt, aus Chriſten ⸗
fun und Heidenthum wunderlich gemiſcht geweſen su fein1). Bei
folder Art au belehren konnte der Glaube der Bekehrten nidt wohl
beffer befdjaffen fen; aud fo aber wurde durch bie rein åuferlide
Annahme des Ghriftenthumes menigftens ble Moͤglichkeit eines all⸗
måklidjen fefteren Wurzelns beffelben begriindet, und jedenfalls die
Herrſchaft des Heidenthumes gebrodjen.
$. 29.
Bie Øekehrung von Jølåndern in Aorwegen.
Sn berfelben Meife wie den Orkneys und den Fårdöern wandte
König Olaf feine Aufmerkſamkeit aud ber Infel Jsland zu, ble ja
aud als eine Normegifde Colonie betradjtet werden muß, menn fle
gleich den Königen von Rormegen nod nidt zinspflichtig war. Aud
Seland gegenider fudjt der König theile einzelne Angehörige der
Inſel, melde aus irgend melder Beranlafung nad Norwegen here
überkamen, bafelbft sur Unnahme des neuen Glaubens zu bervegen,
16) Sv beſchwort er einmal brei Kodte, und fålieft bann aud ber Urt
ihrer Grideinung auf die Art ihres Todes; ebenda, co. 40, S. 183—5.
17) Ebenba, c. 56, 6. 257—9: ,,Da fragt fle, was fein Pflegevater
ifm gelehrt habe vom heiligen Glauben? Siegmund erklårte, dad Paternofter
Babe er gelernt und bak Gredo; ſie fagte, fle molle es håren, und er that fo,
und er ſchien ihr das Paternofter fø leidlid ridjtig au fagen, bad Credo aber
des Thrand lautet folgendermafien : Midt gehe ich alleln aud; vler folgen mir,
fånf Engel Gottes; Gebete bring id får mid, Gebete fir Chriſtus; ich finge
fleben Pfalmens Gott fehe vor meinem Losje! Ueberbem kommt Thrand in die
Stube und fragt wovon fle reden. pora antwortet, und fagt, daß ihr Sohn
Siegmund vor ihr ben Glauben aufgeſagt hade, ben er im gelehrt hade, mb
eg ſcheint mir, fagt fie, ba Gredo nidt die redte Geftalt ju haben. Damit
ſteht es fo, vie bu weißt, fagt Thrand, bak Chriſt zwolf oder mehr Schüler
haite (lårlsvelna: eigentlich Lehrjungen), und jeber von dieſen wußte fen
eigenes Credo; nun habe ich mein Credo, und du das das man dich gelehrt
hat, und es gibt gar viele Credos, und eg ift dergleichen, ſagt er, midt bloß
auf eine Meife redt; damit ſchließen ſie bad Geſprach.“ — Nad ber Borrede
bek Heraudgeber8 ber Sage, S. IV, hat ſich in der månbliden Ueberkieferung
auf ben Fardern mod elne etwas vollftåndigere Faffung dieſes Credos erhalten,
melde bafelbft mitgetheilt wird. Offenbar ift aber bak føgenannte Credo nur
eine Formel zum Beſprechen!
Die Betehrung von Itlan dern In Boriegen. 347
theils aber and) auf der Infel ſelbſt durch feine Boten und Bevoll⸗
mådjtigte zu wirken; aud ben Jalåndern gegenikber find ihm dabei
begreiflidj alle und jede Mittel vedjt, melde fe nad ber Inbivibuali-
tåt bes Einzelnen deſſen Bekehrung irgendwie au beförbern verfyredjen.
Gine Relhe von eingelnen Betehrungen jener erfteren Art, deren vie
Quellen gedenken, foll hier 3uerft betradjtet werden.
Es wird aber einmal er;åhlt!): „In demfelben Sommer, von
weldjem fegt ble Nede war (d. h. 999), fam von Jsland aus nad
Norwegen porvaldr tasaldi, ein Gdwefterfohn bes Vigaglumr; ev
war ein Mann fdön von Angeſicht, groß und fart, und freigebig
mit Gelb. Thorwald fam von der See aus nad Throndheim, und
legte bei Midaros an. König Olaf war zuvor ſchon In der Stadt,
fåbwoårts vom Lande her neu angefommen, und fobald der König
erfuhr, dag heldnifdje Kaufleute aus Island angefommen feilen, lud
er ben Thorvald 3u fid ein, und hieß ihn ſich taufen laffen. Thors
walb erflårt fidj bereit gegen bes Königs Freundſchaft dieß zu thun,
fich taufen zu laffen und bas Ghriftenthum angunehmen. Der König
fagt, er werde von ihm um fo ernſtlichere Freundſchaft erwerben, je
leichter ev ſich feinen Borten und feiner Verlündigung gefågt habe.
Da wurde Thorvald getauft, und felne geſammte Schiffsmannſchaft.
Thorwald blieb den Winter åber beim Könige, in guten Chren.“ —
Bon einem andern Jølånder, Hallsteinn Hromundarson,
wird beridtet?): „Hallſtein aber fuhr aufer Lands, und fam 3u
Olaf Trygavafon, der König verkündigte ihm den Glauben, und es
øing blef leidt; ba wurde Hallſtein bes Königs Dienfimann, und
blieb feitbem bei ihm.” — Gin andermal erfahren wir, wie ber Js⸗
lånder porsteinn uxafotr, berfelbe, bem bereits in früheren
Jahren ein Grdrlefe feinen Uebertritt 3u einem befferen Glauben vor⸗
auggefagt hatte3), 3unådft in einer ſchweren Gefahr ben Glauben
König Olafs angunehmen gelobt4), bann aber, als er dieſe glücklich
1) Jngere Olafs 8. Tryggvas. c.200, 6.144; vgl. über biefen
Mann oden, $.26, Anm. 11.
2) Hromundar p. halta, c. 5, 6. 151.
3) Bal. oden, $.20, Anm. 12.
4) porsteins p. uxafots, c. 10, 8. 127—8: ,,Da fommt bem Thore
ſtein in den Sinn, baf ber groß fein müſſe, der Himmel und Erde geſchaffen
hade; er hatte aud) viele und merfvirdige Beridjte fiber König Olaf unb den
Glauben gehört, den er verkimbigte; da gelobt ev aud reinem Herjen und ger
348 TIL Ubſchnitt. 6. 29.
fåberftanben hat, mit feinem Genoffen, bem Norweger Styrkerr, der
tn aͤhnlicher Noth bas gleiche Gelübde gethan hatted), von König
Dlaf fid mirflid sum Empfang der Taufe beſtimmen laͤßte). Daß
ble Gage, melde blef eråkhtt, voll der abentheuerlidften Gefdidten
von mandjerlei Geſpenſter und Jauberfpud if, fann dem Werthe
berfelben får unfern Jwed begreiflid menig Abbruch thun. — In
noch höherem Maße gilt dlefe legtere Bemertung von der auoführ⸗
lidjen Schilderung der ſchrittweiſen Befehrung des Gestr Bardar-
son; mögen ble eingelnen beridteten Umfånde ſich wirklich in elnigere
mafien åfnlidjer Weiſe zugetragen haben oder nidjt, fo find dieſelben
bod) jedenfalls fo entſchieden im Geifte der Zeit esåklt, dag ihre
audfilhelidje Mittheilung geredtfertigt erſcheint ): „Da fuhren ble
Brüder porår und porvaldr aufier Lands, audj Gestr Bardarson
und fen Hund Snadi; fle hatten guten Wind, und famen nad
Dhrondheim; da regierte in Rorwegen König Olaf Tryggvafon. Die
beiden Brilder begaden fid sum Könige, begråften ihn, und baten
um $erberge waͤhrend des Winters; ber König fragte, ob ſie ſich
taufen lafſen mollten? Sie gingen tråge barauf ein; dod fam es
bahin, daß fie und ebenfo Solrun, getauft wurden, und fle waren
ben inter åder bei dem Rönige wohl gehalten. Geſt aber und
fin Hund Gnadi blieben bei dem Schiffe guråd. MLG mun aber
ber König von Geft und feiner Tidjtigteit hört, verlangt er ihn zu
fehen, und verfpridt dem porår bie Aufnahme in feln Gefolge, menn
er Jenen an den Hof bringe. „Da fudjte Thorb ben Geft auf, und
erzaͤhlte ihm blef: Geft mar ſehr tråge ber Mufforberung gegeniider,
und fagte: id habe keine Luft ihn aufzuſuchen, denn mir wurde ge-
funbem Sinn, biefen Glauden anzunehmen, und bem Olaf fo lange er lebe ju
blenen, wenn er gefunb und lebendig all ber Bauberei enttomme.” Ratirlid
Bilft ihm fofort ein Wunder.
5) Ebenda, 6. 11, 6.129: „er gelobt da dem Gåödpfer Himmels und
ber Erde, den Glauben angunehmen, ben König Olaf verkünde, wenn er tn biefer
Nacht ſeinen Genoſſen Khorftein lebendig und geſund faͤnde.“
6) Ebenda, c. 12, S. 130: „Der König predigt ba ben Glauben vor
ihnen wie vor alen Andern, bie zu ihm famen; fie erflårten fid ihrerſeits beme
felben leicht sugånglid; ba erzaͤhlten fie dem Konige genau ben gangen Borgang
bet ihrem Hieherfommen, und die Grelgniffe, bie im Hetdarskogr fid zutrugen.
Da fagt ber König Gott mannigfades Lob får bie Zeichen, bie er den flindigen
Menſchen in biefer Welt gebe; fie wurden fobann Beide getauft.
- 7) Dad Folgende nad der Gesta 8. Bardarsonar, 0.7, 6.178.
Die Betehrung von Jöldndern ii Rormegen. 349
fagt, er fel fo herrſchſüchtig, daß er Alles vorſchreiben molle, fogar
Das, an men ble Leute glauben follen. Dod kommt ed nad und
nad) dahin, dag fid Geſt mit Thorb um Könige begibt; Geſt grüßt
den König, der König aber nahm feine Anſprache wohl auf. Geſt
fragt: was får ein Gefdåft hattet ihr mit mir, Here? Der König
anttvortete: dasſelbe wie mit anderen Leuten, daß bu an ben wahren
Gott glauben ſollſt. Geft entgegnet: id hade entfernt nidt vor,
von dem Glauden 3u laffen, dem id bisher følgte, und welchem
meine Verwandtſchaft vor mir gefolgt if; aud hade Id eine Ahnung,
fagt Geft, daf id nidt lange leben werbe, wenn id) meinen Glauben
verlaſſe. Der König ſprach: Gottes Rathſchluß beftimmt ber das
Leben der Menfden; Das aber ſoll Niemanden hingehen, lange im
Bann (i banni, d. h. ausgeſchloſſen von der Griftliden Gemeinſchaft)
in meinem Reidje au fein und bier Heidenthum au trelben. Geſt
antwortet: mir fdeint es, als ob eure Religion menig beffer fei als
ble meine; wegen Drohung aber und Zwang verlafje ich melnen Glau-
ben nidt. So mag es fein, fagt ber König; denn du ſcheinſt mir
ber Art, als ol du deinen Glauben eher aus eigenem Willen auf
geben werdeſt, ald vor ber Gtrenge trgend meldjen Mannes; du bift
wohl ein Glidsmann, und du follft den Winter bei und willfommen
fein. Geſt dankt dem Könige får ſeine Einladung, und erflårt ſie
mit Dant annehmen 3u wollen. Da war Geft eine Jeit lang beim
Könige, und es waͤhrte nidt lange, ehe er fidj mit dem Kreuze ber
zeichnen ließ.“ Dieſes primsigning fo freilich hier wie fonft nur
dazu bienen, ben Umgang mit eifrigen Ghriften biefen unanftdfig zu
madjen, unb von einer innerlidjen Betehrung ift dabei leine Rede 9).
So will denn aud Geft, als ihm der König zu einer gefaͤhrlichen
Unternehmung einen Priefter Namens Josteinn als Begleiter mit
geben win, auf blefen menig halten, und forbert fogar ble Beigebung
weier heidniſchen Zauberer; nur aud Adtung vor ben Anordnungen
bes Königö nimmt er den Priefter mit, den er einen skraf-Finnr,
d. h. Zauberſchwaͤher, nennt*). Wenn baneben erzaͤhlt wird, wie
Odin den Verſuch macht, den Geſt und ſeine Leute zu Opfern an
8) Bal oben, $.27, nm. 42.
9) Ebenda, e. 7, S. 179, und c. 8, S. 1790—80. Die Finnen galten
allgemein al8 Bauberer, skraf bagegen bedeutet Gefdrokg; gemeint ift demnad
mit bem Borte ein ſchwahhafter Zauberer, oder eh durch eitie Morte Baubernder.
850 ML Wofduitt. $. 20.
ble heidniſchen Götter zu bewegen, und wie berfelbe erfi von Joſtein
mit Hilfe bes Kreuzes befiegt werden muß, fo barf man hierin wohl
nur ein verförpertes Abbild ber inneren Kåmpfe jener Leute finden,
ihres Schwanlens zwiſchen dem durch ererbte Ueberlieferung geheiligs
ten alten Glauben, und dem burdj Olafs gervaltige Perfönlidjkeit
ihnen bedeutfam gewordenen neuen. Als Geſt nun aber in einem
Kampfe mit zahlloſen Geſpenſtern fid in der äußerſten Gefahr ſieht,
und felbft fein eigener Bater Bardr Snåfellsass, der fonft als Halb⸗
gott Allen ble ihn anriefen fid hilfreid zu erweiſen pflegte, ihn vållig
im Gtidje laͤßt, „da gelobte Geft den Glauben anunehmen, den
König Olaf verkiindigte, und an ben almådjtigen Gott au glauben,
wenn er ihm aus biefer Noth helfe, und mehr vermöge als fein
Bater.“ Wie ſchon früher durch den Priefter mandjertel Wunder
verrichtet worden maren, fo kommt jeht vollends eine Erſcheinung
König Olafs ſelbſt zu Hilfe, und mit deren Unterſtüßung mid der
Kampf ſiegreich beftanden 10). Nach Norwegen helmgefeket, laͤßt id
nun Geft feinem Gelåbde gemåf wirklich taufen; mertolrdiger Weiſe
wird aber babei nicht verſchwiegen, daß ihu ber neue Glaube gegen
ben fofortigen burdj ben Uebertritt felbft veranlafiten Tod nidt zu
feen vermodjte!)). „Geſt erzählte bem Könige fein Gelübde, und
der König freute ſich darüber und ließ den Geft im vedjten Glauben
untertichten. Und ba er fn driftlidem Glauden und Wiſſen vållig
au Hauſe war, liefi er ihn taufen. Die erfte Nacht barauf tråumte
aber bem Geft, daß fein Vater Bard ju ifm fam und fagte: nun
haft du einen anderen Glauben angenommen und bie Religion aufe
gegeben, bie. alle beine Blutsfreunde gehabt haben, und du bift ein
båfer Schandfleck geworden får bein Gefdledjt (ertu nu hin meste
åttarskömm ordinn): jegt mill id) bir biefe Aufführung lohnen. Und
er fegte ihm je einen Ginger in ſeine beiden Augen, und ging damit
fort. Hierauf erwachte Geft, und hatte da einen Schmerz tn den
Augen belommen; biefer Schmerz wuchs mehr und mehr, und ver
urſachte endlid ſeinen Tod. Dem Könige dünkte dieß ein grofer
Schaden. Geft ſtarb nod in ben meifen Gewaͤndern, fleben Tage
ſpaͤter als oben gefagt ift."
10) Ebenda, 6. d, S. 180.
11) Ebenda, e. 11, G. 181.
Die Bekehrung ven Islandern in Norwegen. 951
Auch von einem porsteinn porkelsson skelkr wird
erzaͤhlt, ber ein geborner Jølånber und König Olafs Dienfunann
war; es wird berichtet, wie er einmal von biefem felnem Herrn gegen
ein ihn bedrohendes Gefpenft geſchüßt wird 12), und wenn babel über
ſeinen Glauben Nichts ausdrücklich bemerkt wird, fo geht doch aus
ber Erzaͤhlung ſelbſt hervor, daß er ein Chriſt war, und ift wohl an
feiner Betehvung durch ben König nicht ju zweifeln. In mandjen Fållen
freilich modjte bie Belehrung einzelner Jølånder in Norwegen avd
ohne befønberes Juthun Olafs erfolgen; Leute, ble anderswoher bereitg
zur Annahme bes neuen Glaubens genelgt geworden maren, mochten
fid bann und wann geradezu in ber Abſicht nad Rormegen ber
øeben, um fid) hier als in bem qunådf gelegenen chriſtlichen Lande
taufen 3u lafjen. So wird uns von Havardr, defjen Gelübde
zum Ghriftenthume ibergutreten bereits früher befprodjen wurde, ber
richtet, baf er nunmehr nad) Norwegen ging um bie Taufe 3u em
pfangen 19); „Um elnige Jahre fpåter erſuhr Haward ble Nachricht,
daß Hafon Jarl todt und König Olaf Tryggvafon an ſeine Gtelle
getreten und Alleinherrſcher ber bas gefammte Normegen geworden
fei, unb daß biefer einen anderen und wahren Glauben verfinde
Und als dieß Haward vernahm, wverlief er feinen Hof, und fuhr
aufer Lande, und mit ihm Bjargey (feine Grau) und feln Berwandter
porhallr. Gie fommen zu König Olaf, und er nahm fie gut auf.
Da wurde Haward getauft, und fie Ule, und ſie maren ben inter
ber bei König Olaf gut behandelt. Denfelben Winter Rarb Bjargey;
Haward aber und fen Bermandter Thorhall fulren im Gommer
nad Island. Haward nahm fid gevaltig grofes Kirchenbauholz
mit.“ Dod wird die Kirdje erft nad feinem Tode gebaut, und nad
ber bald darauf erfolgten gefeglidjen Annahme bes Chriftenthumes
in Jøland.
Schon aus ben bisherigen, gelegentlid in dieſer oder jener Sage
aufbewahrten Beifplelen laͤßt fid deutlid erfennen, mit welchem Eifer
König Olaf ben ihn beſuchenden Iølåndern gegenüber bas Betel
rungsgeſchaͤft betrieb. Bedeutfamer noch if aber får uns die Schil⸗
berung einiger anberer åhulidjer Borgånge, melde mit der Geſchichte
12) porstelns p. skelks; vgl. oden, $.27, Ynm. 27.
13) Isfirdinga 8. 6.58; vgl. oden, $. 20, Anm. 16.
959 un. Abſchnitt. G. 29.
der Mifflonen nad Jsland felbf in Berbinbung ſtehen, und über
weldje ebenbarum aud) zahlreichere und auoführlichere Berichte zu
Gebot ſtehen. Ueber fie foll demnach nunmehr im Fufammenhange
geſprochen werden.
Es fand fid aber im Jahve 996 ene ziemliche Anzahl von Jo⸗
låndern in Norwegen zuſammen, und barunter eute aus ben an-
geſehenſten Gåufern. Hallfredr Ottarsson, ein berühmter
Dichter und von anfehnlidjer Ablunft, fråher ſchon beim Jarle Hakon
hoch geachtet, war nad) Agöanes im Throndheimiſchen gefommen;
numb ald er Leute zu fyredjen bekam, wurde ihm gefagt, daß in
Norwegen ein Thronwechſel eingetreten fei, indem Hafon Jarl todt
und König Olaf Tryggvafon um Reidje gelangt fel; zugleich wurde
ihm aud) beridjtet, daß König Olaf alen Leuten das Ghriftenthum
gebiete; all das ſchien dem Hallfred elne widtige Radvidt. Die
gange Schiffsmannſchaft fam bahin åberein, daß man ſich zu den
Göttern verloben folle, damit fie guten Wind gåben um von Ror-
wegen meg nad irgend einem Heidenlande zu fegeln; das Gelübde
aber mar bahin geftellt, daß ſie Gut und brei Eimer Bier 14) dem
Freyr geben wollten, wenn fie nad Schweden Fahrwind befåmen,
bem porr aber oder bem Odinn, wenn ſie nad) Island heim Fåmen!: 15),
Sndeffen befommen fie ſchlimmes Wetter, und miffen wieder in ben
Throndheimer Gafen einlaufen; nur mit Mihe und nur durdj bie
kraͤftige Unterftgung eines fremben Helfers, der ſich fyåter als König
Dlaf felbft ausweiſt, wird bas Schiff gerettet ic). — Etwas fpåter
lommen auf einem gemeinſamen Schiffe Kjartan Olafsson und
Kalfr Asgeirsson in Nidaros an, wo Hallfred nunmehr vor
14) Die Ueberfegung ift nidt gang genau; bad seld enthålt nad Björn
$albor8fon, h. v. 24 Daniſche Potter, bie ihrerſeits mieder ziemlich bem Gran»
zofiſchen Litre entfyredjen. priggja salda av! åren bemnad etwa 72 Litres.
15) Es ift belannt, bak Frey vorgiglid in Schweden verehrt wurde, waͤh⸗
vend Thor der Rationalgott ber Norweger und ber von ihnen abftammenden
Sölånder war. Von Odin nimmt man an, daß er vorzugbweiſe in Dånemart
gefeiert worden fei Gj. B. Grimm, D. M. 144), und man mddte vermuthen,
daß eine Mide im Vert Dånemart hade audfallen laffen; oder follte dieſeb als
ſchon allzu ſehr sum Ghriftenthume hinnelgend aubgelaffen fen? Auf den Bue
fag F. F. jur jngeren Olafs 8. hins helga, 6.239, wonad Freyr
Svjagoö, Oöinn Saxagodö, porr Engilsmannagoö, Gudormr Danagod und
Skjöldr Skanungagod heit, ff menig Gemidt zu legen.
16) Jiingere 01. 8. Tr. €. 154, 6. 15—7.
Die Belehrung von Yølndern in Normegén. 353
Anler liegt; Bede tildtige Månner, und aus ben vornehmſten Ge-
ſchlechtern 17). „Sie erfuhren da ble Nachricht, daß Hakon Jarl todt
fei und Olaf Tryggvafon ins Land gefommen, und daß fig ihm
alles Boll im Lande unterworfen und ihn zum Könige gewaͤhlt habe;
fo aud) bafi König Olaf da einen Glaubenswechſel im Lande vere
Hinde; ble Leute verhielten ſich aber bagu gang verſchiedenilich. / Aud
fonft waren noch elnige Iølåndifde Schiffe anweſend; es wird nod
eines Schiffes gedadt, meldes dem Brandr Vermundarson,
mit dem Beinamen hinn örvi, der Freigebige, gehörte, einem Un-
gehörigen des mådtigen Haufes ber Kjalleklingar; dann eines ane
beren, meldjes ben Brüdern Bjarni unb porhallr, Göhnen des
Breidarskeggi, gehörte !*).
Schon vor Kjartans Antunft hatte der König die Iølånder
aufgeforbert, bie Taufe au nehmen; ſie hatten fid unter einander
bahin verabredet, blefem Gebote fid nidt zu fügen, vom Könige
aber mar ihnen baraufhin die Abreife vermehrt morden. Jeht murde
bas einguhaltende Verfahren neuerdings beſprochen, und aud Kjartan
ſtimmt dem fråher gefaften Beſchluſſe beit). Waͤhrend dle Schiffe
fo müßig in dem Hafen lagen, begab eg ſich aber an einem ſchoͤnen
Herbſttage, daß die Leute aus der Stadt ſich in dem dluße Nid mit
17) Sjartam gehdrte dem mådtigen Haufe der Lexdålir an, Kalf aber;
mochte er nun von Aunundr trefotr abftammen ober von Audunn skökull
(vgl. Landnama, Il, c. 32, 8.157, Anm. 14), jåhlte ebenfalls ju einem
der beften Håufer der Infel.
18) Ueber bad Gaud des Breidarskeggi weiß id Nichts anzugeben, wenn
derſelbe nidjt etwa mit bem Skeggi Bjarnarson ens spaka jufammenbångt,
weldjer wiederholt als Bater des von 1083 an regierenden Geſehſprechers Mare
fub genannt wird. — Das Obige ift übrigens aus ber jingeren OL 8. Tr.
e. 159, 64.26 und Laxdåla $. c.40, 6.166 entnommen; Oddr, c. 36,
6. 294 nennt bagegen flatt bes Kalfr ben porarinn Nefjulfsson, ber nad
jenen beiden Quellen erft weit fpåter anfommt, gibt ferner dem Brandr feinen
Better porleifr Brandsson an bie Geite, und gedenkt endlid der Sohne des
Breidarskeggi gar nidt. Die Heimskr. c.88, 6.285—6 und Kristni
8. c. 10, 6.70 vermifdjen ben Vorgang aud vdllig mit einem mehrere Jahve
fyåteren Greigniffe, und laffen demmach aud ben Halldorr Gudömundarson,
Kolbeinn pordarson u. f. 10. ſchon jegt nad Norwegen fommen.
19) Jüngere 01. 8. Tr. c. 159, 6.26; Laxdåla 8. c.40, 6.160.
Odd ſowohl als Snorri faffen bie Idlaͤnder mehrmald vergeblid bie Fludt ver
fudjen; es liegt babet indeſſen wieder eine Bermedjblung mit einem fpåteren
Borfalle ju Grund.
Maurer, Beteprung. 23
354 HL Wbfdnitt. 6. 20.
Schwimmen unterhielten; ble Jslander aber fahen zu und priften
ble von ben einzelnen Schwimmern gezeigte Kunſtfertigkeit. Dabei
bemertten ſie Einen, der ſich bei Weitem vor allen Undern hervor⸗
tat. Jept entſtand unter ben Jolaͤndern der Wunſch, daß Ciner
aus ihrer Mitte ſich mit dieſem Schwimmer meſſe, und da keiner
ber Uebrigen dieß wagt, fo eniſchlleßt ſich dazu Kjartan. Gr ſchwimmt
fofort auf ben Rorweger zu, padt ihn, und taucht mit ihm unter.
Kaum find ſie aber wiederum fiber dem Waſſer, fo padt nunmehr
ber Gegner ikm, taudt mit ihm unter, und hålt ihn linger unter
Waſſer als ikm lieb ft; benfelben Verſuch madjt Jener sum zweiten ⸗
male, und Kjartan wird jept fo lange unter Waſſer gehalten, dag
er fid in der åuferften Gefahr fåhlt. Jum brittenmale auftaudjend
ſchwimmen endlid Beide ans Land. Waͤhrend bes Ankleidens fragt
ber Rorweger ben Kjartan um felnen Namen, und biefer nennt fid.
Jener lobt ſeine Schwimmlunſt und fragt oG er in anderen Uebungen
eden fo bewandert fel; Kjartan antwortet beſcheiden, auf bie Ueber⸗
fegenheit feines Gegners hinbeutend. Endlich fragt der Rormeger,
ob er benn nicht au wiſſen begehre, mit mem er es au thun gehabt
habe, und erflårt ihm, als der Jslaͤnder ſtolz entgegnet, barum
Himmere er ſich nidt, daß er ber König felber fei. Aud barauf
hin geht Kjartan ohne aud nur 3u antvorten, ſtolz und ruhig
ſeiner Wege; da ruft ihn Olaf, ber bemerkt, daß er feinen Mantel
bel fid hat, zurück und fø jentt ihm mit den freundlidften und ehrend⸗
fen Borten feinen eigenen Ueberwurf. Kjartan dantt und geht zu
ben Geinigen zurück; biefe aber tadeln ihn, daß er den Mantel an»
genommen, und meinen, er habe ſich bamit dem Könige gegenåder
au viel vergeben20). Als fofort ſchlechtes etter und harter Froft
einfaͤllt, meinen bie Heiden tm Lande, „das fei nidt zu verwundern,
wenn bas Wetter ſchlecht fel; ſie fagten, die Götter felen zunaͤchſt
und vor Allem auf ben König ersårnt, fobann aber weiters and
allen denen, melde ben Glaubenswechſel angenommen håtten, ben
er vertindet habe"; bie Jolaͤnder vollends „gaben zumeiſt dem ble
20) Gefdente von Kleidern, und zwar namentlid aud von felbfigetragenen,
gehdrien im orden wie im Driente au den ehrenvollſten; bie Unnahme unver»
goltener Gefdente legte aber, fo meinte man, überhaupi Pildten gegen den
Ett ut Bol, meine eitråge pur Medtbgeld. b. Germ. Hordenk, I,
u.
Die Bekehrung von Islkndern in Norwegen. 955
Schuld, daß Kjartan vom Könige ben Mantel angenommen habe,
und barliber feien wohl ble Götter zornig geworden“ 21
Als fid nun aber bas Wetter wieder befferte, ſtroͤmte viet
Bolts der Stadt au, meift nod heidniſchen Glaubens; ble Jolaͤnder,
unter benen jegt Kjartan am Meiften galt, hatten fid ihrerſeits
daſelbſt eine gemeinfame Herberge genommen?7). , Biele Leute hatten
in Throndheim das Ghriftenthum angenommen, beren aber waren
weit mebrere, bie fid tm miderfegten. Eines Tages hatte ver
König ju Eyrar braufen, an der gewöhnlichen Dingftåtte, ein Ding
bei ber Gtadt berufen, und verfindete den Glauben vor ben Leuten,
in langer unb fuger Nede. Die Throͤnder hatten eine große Men»
ſchenmenge, unb boten dem Könige ben Kampf entgegen. Da fyrad
ber König, bas Fönnten fie bo wohl miffen, daß er fdon mit
gefåhelidjeren Gegnern zu thun gehabt habe, als mit ben Dörflern
ba fn Throndheim 3u fåmpfen. Da befiel ber Bauern Herz Angft,
und fie untermarfen Alles bes Königs Gewalt, und vie Bolle
wurde ba getauft; dann aber wurde bas Ding aufgehoben. Deß⸗
felbigen Abends fandte der König Leute In die Herberge der Jslaͤn⸗
der, und bief fle in Erfahrung bringen, was biefe ſpraͤchen; fie
thun fo; ba war aber gewaltiger Lärm innen au hören. Da nahm
Kjartan das Wort und ſprach zu Bolli (ſeinem Better und Stall-
bruder): wie weit bift du, Better, geneigt ben Glauben anzuneh ⸗
men, ben der König gebietet? Ich bin midt genelgt, fagt Bolli,
denn ihre Religion ſcheint mir ſehr meidlid 29). Kjartan fagt: (len
euch ber König midt gegen Die Drohungen auszuſtoßen, ble fid
feinem Willen nidt fügen wollten? Boll antwortet: gewiß filen
uns ber König gang offen und ohne Ridhalt ausjufpredjen, dag
foldje von ihm ble hårteften Uebel zu befakren håtten. Bon Nier
manben mag id mid zwingen laffen, fagt Kjartan, fo lange id
21) Jåöngere 01. 8. Tr. €. 160, S.27—9; Laxdåla 8. c. 40,
O.166—8; Oddr, c. 36, S. 204—5; Heimskr. 0. 88, S. 286—17;
Kristal 8. e. 10, 6. 70—4.
22) Das Folgende nad der Laxdåla 8. c. 40, S. 170—4; vergl. mit
der jilngeren 01. 8. Tr. c. 161, S. 29—34; ble åbrigen Quellen wiſſen
xichts von dem Borgange, melder dem Ende bed Jahreö 996 angehdrt.
23) pviat mer list slår peirra veykligr mlök, heft es in ber Lax-
aåla 8.; bie Olafs 8. fagt: pviat mer list sidr peirra veykligr ok mjök
eydlligr, denn mir fdjeint ihre Religion weichlich und ſehr Pr
456 111. Mofsnitt. $. 29.
nod) aufrecht ſtehen und die Waffen filen fann; aud ſcheint eg
mir unmånnlid, ſich wie ein Lamm aus ber Hürde oder wie ein
Fuchs aus der Falle nehmen au laffen; weit befjer ſcheint mir ber
Ausweg, wenn man bod elnmal fterben ſoll, vorher etwas zu voll
fåhren, woran man lange Belt benfen würde. Bolli fagt: was
wilft bu thun? Das will lå nidt verſchweigen, fagt Kjartan;
den König in feinem Haufe verbrennen?). Das ift nidt unmånn-
lich, fagt Boll, allein Das laͤßt fid nidt ausführen, wie Id glaude;
der König ift vom Gliide begilnftigt und guten Gåidfals (giptu-
drjugr ok hamingju-mikill); er hat aud Tag und Radt frarfe
Wachen. Kjartan meinte, den Meiften fehle dle Kihnheit, wenn
fle aud) fonft gang tüchtige Leute feen. Bolli meinte, das fel ſchwer
au erfennen, wen man ber Geigheit beſchuldigen dårfe; Biele aber
legten fid brein, well bas unnilges Geſchwätz fei. Und als ble
Leute bes Königs dieß ausgetundfdaftet hatten, gingen fie weg
und erzaͤhlen bem Koͤnige dieſes gange Gefpråd. Des anderen
Morgens will der König ein Ding halten, und es werden zu dieſem
alle Jelånder hingugeladen. Als nun das Ding gehegt war, da
ſtand der König auf, und bankte ben Leuten, dle feine Freunde fein
wollten, und den Glauben angenommen hatten, får ihr Erſcheinen;
bann rief er bie Jølånder ju fid heran zu einer Befpredung. Der
König fragt, ob fie die Taufe annehmen mollten? Ste geigen hie⸗
au menig Luft. Der König erklårt, daß fle fid damit den Weg
wåblen, ber ihnen am Schlimmſten gerathen werde; oder mem unter
eud) fåien es am Råthlidften, mid in meinem Haufe au verbrennen?
Da fagt Kjartan: ihr werdet meinen, bak der, der bas gefprodjen
hat, nidjt ble Kühnheit haben werde es au geftehen; bler fannft du
aber benfelbigen fehen. Gehen fann id did, fagt der König, und
als Ginen, der nidte Kleines vor hat; es wird dir aber nidt vere
gönnt fein, mein Haupt au deinen Füßen au fehen, und es wäre
Urfadje genug dazu, daß man bafår forge, baf du nidt noch mehrere
24) Die Dlafsfage gibt Kjartand Nede fo: „Das will id dir gleid fagen;
wenn ber König dieſes GlaudenGgebot gegen uns wie gegen andere Leute gels
tend madjen will, fo fdeint mir ein boppelter, aber bod ungleidjer Beg vors
zullegen: entweber fröhiid all feiner Botfdaft uns ju untertverfen und e8 auf
Feine Marter anfommen au laffen; der andere Weg aber if, wenn der König
gegen uns Gewalt brauchen will, ihn in feinem Haufe zu verbrennen.”
Die Belehenug von Iblåndern in Norwegen. 357
Könkge mit bem Berbrennen in ihrem Hauſe bedrohen fönnet, weil
fle dich Beſſeres lehren wollten. Weil idj aber nidt weiß, od aud
vwirflid beine Abſicht deiner Mede entfprad, und well du vid fo
månnlid) bagu befannt haft, follft du um biefe Sade bein Leben
nicht verlieren; es fann aud) fein, daß bu ben Glauben um fo beſſer
haͤltſt, je entſchiedener bu did; ihm mehr als Undere widerſeheſt; id
vermag aud) vedjt wohl zu begreifen, daß bei den Schiffsmannſchaf ⸗
ten Alles barauf anfommt, und daß fie ben Glauben an demfelben
age annehmen werden, an weldjem du bidj ungezwungen taufen
låffeft; es fommt mir uͤberdieß wahrſcheinlich vor, daß euere Freunde
und Verwandten viel barauf geden werden, mas ihr ihnen erzaͤhlt,
wenn ihr nad Jøland heimkommt. IG hade aud eine Ahnung,
baf bu, Kjartan, einen befferen Glauben haben wirft, menn du von
Norwegen mwegfegelft, als damals, als bu hieher famft. Fahrt nun
in Frieden und Giderheit von biefer Jufammentunft meg, wohin
ihr wollt; får dießmal ſollt ihr midt sum Chriſtenthume gepeinigt
werden (skal ei pynda ydr til kristni at sinni); denn Gott ſpricht,
daß er nicht will, daß Jemand gezwungen zu ihm fomme?3). Die
Nede des Königs fand vielen Beifall, zumeiſt aber bei den Chriſten⸗
leuten; bie Heiden aber baten den Kjartan, er moͤge antworten, wie
er nur molle. Da ſprach Kjartan: Danf wollen wir eud fagen,
König, dafiir daß ihr une guten Frieden gebt, und damit fannft du
uns am Erſten anloden, ben Glauben angunehmen, wenn bu uns
große Bergehen verzeihſt, und uns in Freundlichkeit zuſprichſt, waͤh⸗
rend du bod) heute alle Macht åber uns haft, wie du wilf20);
25) Gin Grundſatz, welden König Olaf Tryggvafon freilidj mur fehe aus⸗
nahmsweiſe befolgt! In gang aͤhnlicher Weife meint aud der dicke Olaf, ber
in noch höherem Make fanattfd und gewaltthåtig mar, gelegentlid einmal im
Wibderſpruche mit feiner gangen Regierungsgefdidte, „es tauge am Beften,
wenn Gott keinen gezwungenen Dienft erhalte; åltere Olafs 8. hins
helga, c. 55, 6. 41.
26) Die Dlafsfage ſchiebt hier nog folgende Morte ein: „Ich bin mun
nicht ein folder Thor, daß id nidt wüßte, daß id Abel geredet hade; bie Is⸗
lander, unfere Verwandten, find von Alters her unbåndig geweſen, Veides in
Morten und in Merfen; eå ift aud ein oltes Språdmwort bei uns, dad ſich oft
erprobt, daß bak Bier ein anderer Mann ift; oft fpridt man im Trunle raſch
heraus, wab man in feiner Weiſe ausführen will, menn ble Bernunft unb
Selbſtbeherrſchung wieder zurückkehtt. Nun mag es hier mit uns gehen, Herr,
wie man fagt, daß immer der Klügere nadgidt; mit bem Glaubenbwedfel von
358 1. wbføuitt. $. 29.
und id) beabſichtige meinerſeits inſoweit in Norwegen einen
GSlauben anzunehmen, als ich im naͤchſten Winter, wenn ich nach
Søland heimlomme, ben Thor får Nichts halten wil. Da antwortet
der König, und ladjte dazu: das ſieht man dem Angefidt Kjartans
an, daf er mehr Bertrauen auf feine Stårte und feine Waffen
feen ju duͤrfen glaubt, als auf ben Thor oder Ovin. Kurg barauf
løfte das Ding fld auf. Biele Leute redeten eimige Zeit darauf dem
König au, ben Kjartan jum Glauben ju zwingen, und es ſchlen
ihnen unraͤthlich, fo viele Heidenleute in feimer Nähe au haben.
Der König aber entgegnete gornig, und fagte, er glaude, daß es
vide Ghriften geden werde, die nicht fo rechtſchaffen felen mie Kjartan
und feine Genoffen, und auf foldje Leute fol man lange warten 27),
Sm der That forunt es midt lange nachher zur vollſtaͤndigen
vVelehrung Kjartans und ber uͤbrigen Jölånderz5). „Der König
laßt in dieſem Winter mancherlei någlidje Arbeiten verridten; er
laßt eine Kirdje bauen und ble Kaufftadt bedeutend erweitern; biefe
Kirdje aber wurde auf Weihnachten fertig. Da fyrad Kjartan, fle
wollten fo nahe an ble Rinde herangehen, daß fie ble Gebråudje
der Religion, weldje bie Chriſten håtten, ſehen fönnten; Biele gingen
Bierauf en, unb fagten, es werde viel Spaß babei fen. Kjartan
geht nun mit ſeiner Schaar und Boli; aud Hallfred ift da deſſel⸗
ben Wegs, und eine grofe Zahl von Jslåndern. Der König pre-
bigte vor ſeinen euten den Glauben, In elmer ebenfo langen als
Hugen Rede, und ble Chriſtenleute ſchenkten ſeiner Nede grofen
ung Genoffen ſteht es aber fo, daß mande Rormegifde Månner fagen werden,
uns Sölåndern lege es im Blute, daß wir eher der Guͤte als ber Gewalt nade
ørben; id beabfidtige”, u. f. w. — Das Spridwort: aul er annar madr,
wird aͤbrigens aud fonft gebraudt, um im runt gefallene Reden zu entful-
bigen; vergl. 4. B. Hrolfs 8. Gautrekssonar, 0. 9, S. 83.
27) Nad der Olafsfage wird von bes Königö Beuten ble Veſorgniß, bag
bie Jölånder an feiner Perfon Verrath ben mddten, nod beftimmier hervor»
gejoben, unb von Olaf ſelbſt unter Berufung auf Mjartans edlen Ginn nos
entſchiedener zurådgeriefen.
28) Dad dolgende nad der Laxdåla 8. 0.40, S. 174—6 u. jångeren
Olafs 8. Tr. €. 163—4, S. 36—9. Die Darftellung bes Oddr, 0. 36,
6. 205—6, dann ber Heimskr. c. 89, S. 287—8 u. Kristal 8. 6. 10,
6. 74 meldt mehrfach ad, und namenttid hat die Verwirrung in der Belte
reqnung ble Mirkumg, baf, wie bemertt, ein weit fyåterer Vorgang mit dem
sbigen vermifdt wird.
Dis Belehtung von Oblandern in Rorwegen. 850
Beifall 29); als aber Kjartan mit feinen Begleltern in ihre Herberge
zurückgegangen war, begann eine lebendige Befpredung baråber, wie
ber König an dieſem Tage gefallen hade, welchen die Chriſtenleute
nahezu als ihr oberftes Feſt alten; denn der König fagte fo daß
wir es hoͤren modjten, daß heute Nacht der Håuptting (höfdingi)
fel geboren worben, an ben vir fegt glauben follen, wenn wir Dem
folgen, was ber König uns gebletet. Kjartan fagt: fo gut gefiel
mir ber König, als id) ihn zum erftenmale fak, daß ich gleid erfennen
konnie, baf er ein vorzuͤglich ausgezeichneter Mann fei, und babe
iſt es feitbem fortmåhrend geblieben, fo oft ich ihn in Bolføver-
fammlungen gefehjen habe; aber bei Weltem am Beften hat er mir
heute gefallen, und id) glaube, daß es für uns von der allerhödyfren
Bedeutung iſt, den fir ben wahren Gott zu halten, den der König
verlündet, und jegt fann dem Könige in feiner Weife mehr daran
gelegen ſein, daß id) ben Glauben annehme, als mir baran, bag id
getauft werde, und nur Das låft mid) zögern und nide gleich auf
der telle gum Könige gehen, daß der Tag ſchon fo weit vorgeråidt
in, daß ber König bereite bei Tiſche fipen wird, und dag ein groper
Theil des Tages ndthig fein wird, um uns Genoffen alle zu tan
fen0). Bolli nahm dieß gut auf, und hief den Kjartan über ihrer
29) Der Predigt thut ble Dlafsſage bier eine Erwäͤhnung; fie berichtet
dagegen: „da hdrten fle Glodenfang und ſchͤnen Gefang, ber da vorgetragen
wurde, unb roden ben fåpen Duft bes Meihraudör; åhnlid Snorri. Die Beit
be Borfalle8 beridtet ble Dlafsſage genauer dakin, daß fle den Kjartan am
atfangadagr jola, affo am Borabend des Chriſtfeſtes, bie Kirche befudjen laͤßt;
ebenfo Odd, ber bie jolanott nennt, und bak baffelde die Meinung ber Lax-
dåla 3. fei, ift War. Die Helmskr. und Kristai 8. laffen bagegen ble Michaelis⸗
meffe felern.
30) Die jiingere Olafsfage gidt Kjartans Worte ausführlicher: „Nun HAL
mid) Richts ab, gleid sum Könige ju gehn und bie Taufe zu erbitten, ald Das
allein, daß er jegt au Tiſche gegangen feln wird, und daß id ben König oder
ble qriſtlichen Geifttiden an dieſem Lage, ben fle bas grofe- Hauptfef (res
Gottes nennen, nidt belåftigen mill; benn id vermuthe, daß es eine grofe
Arbeit fei, an uns ſammtlichen Schifftgenoſſen jenen Dienft zu verridten, und
id) glaube ber Tag wird fang werden, an dem wir Alle uns tanfen laſſen; ——
es fieht aud nidt gefegt aud, Etwas fo Abereifrig zu begehren, daß Fein Maß
und feine Veſcheidenheit dabei beobadtet werde. — Erheblich ift ferner der bel
bb wie in ber fingeren Dlafbfage wieberfehrenbe Beifah: ſie ſprachen hier»
dåder fele ungleld; bie Kristni S. fagt in demfelben Ginne: ,.jartan ſprach
belflllig beriker, und menige Undere”, und am Entfdisdenften Gnorri: ,, Kjartan
960 DL. Ubfdnitt. 6. 29.
Beider Verfahren allein entidelden. Die Rede Kjartans hatte aber
der König berette erfahren, ehe mod die Fafel aufgehoben war,
denn er hatte vertraute Leute in jeder Herberge heidniſcher Leute.
Daruber freute fid der König gar ſehr, und fyrad: Kjartan hat
das Gprådwort wahr gemadjt, daß Fefte zum Gegen am Hörber»
lichſten find; und gleid frå am Morgen, als der König jur Kirdje
ging, begegnete ihm Rjartan auf der Strafe mit einer zahlreichen
Schaar von euten. Kjartan gråfte den König åuferft freundlich,
und fagte, er habe ein Gefdåft mit hm. Der König nahm feinen
Gruß wohl auf, und fagte, er hade fein Anliegen bereits gang genau
erfahren, und bu wirſt nidt lange um biefe Sache zu bitten braudjen.
Kjartan bat da, man möge nidt sögern nad Wafjer zu gehen, und
meinte, man werde beffen viet braudjen. Der König fagt, und
lachte dabei: ja, Kjartan, fagt er, wir wården aud bann no
handelseinig werden, wenn du beinen Kauf etwas höler hleltefts1).
Nachher wurde Kjartan getauft, und Bolli, und alle ihre Schiffs⸗
mannifdjaft und eine Menge anderer Leute; blef geſchah aber am
zweiten Ghrifttage vor dem Gottesbienfte. Dann lud ber König den
Kjartan sum Weihnadtsfefte zu Gaft, und ebenfo deſſen Better
Boll. Die meiften Leute erzäͤhlen, Kjartan fei an dem Tage deg
Königs Olaf Dienftmann geworden, an welchem er und Bolli vie
weißen Gemånder ablegten.“
Gleichzeitig mit Kjartan oder doch kurz nach ihm, wurden nun
aud) alle andern in Norwegen anweſenden Jøkinder getauft, wie⸗
wohl zum Deil nicht ohne Schwierigleiten?). Bon gang befon-
ſprach beifaͤllig baråber; bie Meiſten aber ſchimpften.“ Man ſieht daraus, wie
wenig ble Mehrzahl ber Jölånder, ald fie Kjartans Beiſpiele folgend fidy taufen
Hef, von dem Werthe des neuen Glaubens innerlich überzeugt mar!
31) Die jungere Olaftſage und Gnorri laſſen den Kjartan ble Taufe nur
unter ber Bedingung nehmen, da ihm der König dafiir förmlid feine Freund»
føaft verfpredje, und ber Rönig geht biefe Bebingung ein; die Kristal 8. vole
lends laͤßt Jenen fid audbedingen, daß ikm in Rorwegen får ben Fall, baf er
nach Idland midt mehr follte heimtehven konnen, eine ebenſo angefehene Stels
Tung gewaͤhrt merde, wie er einer foldjen baheim geniepe.
32) So heipt es bei Oddr, c. 36, S. 206—7: „Und allen Sqhiffs⸗
mannſchaften verkimbigte ber König Gotteb Botſchaft, und erinnerte fie oft bes
Slaubens; Viele aber mwiberfyraden dem. Und da verbot ihnen ber König
alles Kaufen, und allen Leuten, an ſie ju verfaufen. Und als fle lange in
folder Sage herumgetrieben worben waren, ba gebrauditen fle fid eines guten
Dice Velehrung von Iblanbern in Rormegen. 361:
derem Intereffe iſt aber får uns nod ble Taufe des Didjters Hall⸗
fred, unb über biefe gewähren uns benn aud) unfere Quellen eini⸗
germaßen einlåplidjere Berichte ⸗). GS wird aber etzaͤhlt: , König
Olaf ging enes Tags -auf ber Gtrafie; enige Leute aber famen
ihm entgegen. Der, weldjer voran ging, gråfte ben König; der
König fragte blefen Mann nad feinem Ramen; er nannte fid
$Hallfred. Der König fyrad: bift bu der Didter? Er antmortet:
IG weiß ju didten. Der König ſprach: Du wirft wohl an den
wahren Gott glauben, unb alles Heidenthum und allen åblen Glau⸗
ben abroerfen wollen; bu bift ein tidjtiger und fråftiger Mann,
und mußt offenbar nicht långer dem Feinde blenen. Hallfred ante
wortet: wohl ſprichſt du hierum, König; dok will id mid nidt
olne Entgeld taufen laffen. Der König fyrad: wie hod bleteft bu
«67 So, fagte Hallfred, daß du, König, mir felber Pathenftelle
verteeten ſollſt; von feinem anberen Manne mag id dieſen Dienft
annefmen3»). Der König erflårt, dieß barum thun 3u wollen; da
wurbe Hallfred getauft mit aflen feinen Schiffsgenoſſen, König Olaf
und verftåndigen Raths, und nahmen alfefammt den Glauben, ehe eb zu
fpåt mar.”
33) Das Döige nach der fångeren O1. 8. Tr. c. 165, S. 39—40, und
Helmskr. c. 90, 6. 288. Sier eråhit Oddr, c. 36, S. 206: „Den
Glauben nahm aud Hallfred an und deſſen Schiffsmannſchaft, und es wird
erzaͤhlt, baf er bem Rönige die Wahl kief, ihn feb ber bie Taufe zu heben,
auferbem aber ble Betehrung vermeigerte. Der König aber wollte fld weit
Heber dazu verftehu, und darum wurbe Jener Hallfredr vandrådaskald ge-
nannt.“ Uehnlid Laxdåla S. ce 40, S. 176: „Dallfred wurde an jenem
age nidt getauft, weil er ſich ausbebungen hatte, bak ihn ber König felbft
åiber bie Taufe heben follte. Der König volljog biep am folgenden Lager;
und Kristnl 8. c. 10, S.80: „Hierauf wurden alle JSlånder, ble da varen,
freigegeben unb getauft. König Olaf feiftete dem GHallfred Pathenftelle. Denn
er mollte fid fonft nidt taufen laffen; da nannte ihn der König vandrådaskald,
unb gab ihm ein Schwert jur Ramensbefefigung.” Mad anderen Quellen
erhielt freilidj, wie gleid gejelgt werden foll, Hallfred Beinamen und Schwert
Bei anberer Gelegenheit. — Beilåufig mag nod bemertt werden, daß eine,
abrigens fpåte, Jsliandiſche Unnalenhandfdrift folder Betehrungen
Dlafö heim Jahre 999 gedentt.
34) Es war übrigens im Norden nichts Unerhdrtes, wenu aud immerhin
etwas åuferft Ehrenvolles, daß Könige bei Privatleuten Pathenftelle vertraten;
ber dicke Olaf 1. B. hob einmal eine Lodter ſeines Dichters Sighvatr iider ble
Taufe; åltere Olafs 8. bins helga, c. 62, S. 47; Bufag €. jur
jångeren 01. 8. h. h. &. 176.
302 mi. Wbfdnitt. 4. 29.
aber hob ben Hallfred ber ble Taufe. Defjen gedentt Halifreb
in einem Liede, bas er auf König Olaf madjtes»). — Dann wurde
Hallfted getauft; ber König åbergad ihn ben Brüdern ſeiner Mute
ter, Karlshöfudö und Josteinn, bamit ſie ijm bas Credo und Pater
noster lehrien36). Da nahm aud Brandr hinn örvi ben Ølauben,
und ble beiden Söhne des Breidarskeggi und alle anderen Jélånder,
ble ba in ber Stadt waren.”
So wurde benn durch König Olafs raſtloſe Bemihungen eine
nambafte Zahl von Jelånbern, und was von befonberer Bebeutung
iſt, von Jolaͤndern aus ben erſten Håufern ves Landes, nad und
nad in Rormegen befehet. Wenn nun freilid einzelne verfelben,
wie Kjartan oder Hallfred, zunaͤchſt beim Könige bleiben, fo fahven
bod) Andere heim und verftårten fofort Zahl und Gewicht der in
Jeland zerſtreuten Chriſten; ja aud ber Uebertritt bderjenigen, bie
nicht fofort heimlehrten, fonnte nidt umhin auf beren Verwandtſchaft
in Jeland Eindruck zu madjen, zumal bei der ehvenvollen Behand⸗
tung, weldje König Olaf ihnen angedeihen ließ. So förberte bed
Königs Betehrungseifer wenigſtens bie Auferlidje Berbreitung des
chriſtlichen Glaubens, melder bann mit ber Jeit eine innerlidje Um-
wandlung bes getauften Volles nadfolgen tonnte; zunäaͤchſt freilid
fak eg mit der Innerlichkeit ber vetigiöfen Ueberzeugungen bei ben
von ihnen Betehrten sumeift wohl nod ſchlimm genug aus. Wohl
modjten eingelne mit feinerem Gefühle begabte Månner, wie etwa
Kjartan, ben tieferen Gehalt ber neuen Lehre ahnen, und mehr oder
wenlger verftanben in fid aufnehmen; in bei Weitem ben meiſten
Fallen ift dagegen bie Bekehrung eine rein åuferlide. Materieller
Bortheile egen, oder aud aus Hingebung an ble bewunderte und
liebgewonnene Perſonlichleit bes gewaltigen Konigs felbft wird ble
Taufe empfangen, das åufere Verhalten der Chriften mitgemadt,
aud) wohl einige bårftige Kenntniß ber ald wichtiger angefehenen
35) Die Strophe lautet woͤrtlich kberfegt: „Ich gemann Den sum Vathen,
der unter allen Månnern der øberfte war nordwaͤrts unter der Laft des Sohnes
des Noröri.” Es ift aber Nordri elner der vier Berge, ble ben Himmel
tragen, Gylfag., c. 8, S. 48—50; bie Saft be Nordri, oder wab baffelde
in ſeines Sohnes, ift bemnad) der Himmel.
36) Man åberfehje nicht, daß Gallfred erſt nad der Taufe aud nur-dak
Unfervater und ben Glauben lernt!
Die Betehrung von Jölåndern in Norwegen. 868
Gtaubensfåge gewonnen; der Ginn felbft aber bleibt nad wie vor
heldniſch, und es wird ſelbſt Glaube und Reigung fir ble alten
Götter nod leineswegs villig aufgegeden. Ein merhviirdiges Beis
ſpiel elner folden vein åuferliden, und babei doch von allen uneblen
Beweggrilnden vållig freien Befehrung bletet vor Allem der mehrfach
erwaͤhnte Hallfredr Ottarsson; ebendarum mag hier auf feine fpås
tere Geſchichte, ſoweit foldje In dieſer Beziehung bedeutfam ft, nod
einigermafien elngegangen werden. ,
Bundcdp blieb aber Hallfred am Hofe Olafs⸗). „Der Didjter
$Hallfred Ottarsfon mar bei König Olaf; er trat eines Tage vor
ben König, und bat ihn ein Lied anguhören, das er auf König Olaf
gemadjt habe. Der König fprad, er wolle fein Lied nicht anhören.
Da erwiederte Hallfred: Das magft du halten wie bu willſt, Herr;
ich aber werde ble Lehren, in benen du mid haft unterridjten laffen,
aufgeben, wenn bu mein Lied nicht anhören willſt: denn nicht find
jene Lehren didterifdjer als mein Lied. Der König entgegnete: ein
beſchwerlicher Didjter (vandrådaskald) bift bu fir ben, der mit dir
au thun bat; bein Lied aber will id anhören. Hallfred trug ſein
Lied ausgezeichnet vor; es mar dasſelbe eine drapa38); als es aber
au Ende war, fagte der König: es if das ein ſchoͤnes Lied, und
gut gedidtet; widfR du nun mein Dienftmann werden und bet mir
bleiben? Hallfred antmortet: ich war früher Dienftmann des Jarle
Hakon; nun will ich weder bir nod einem andern Håuptlinge mid
37) Das Folgende nad ber jngeren O1. 8. Tr. c. 170, 6. 50—.
388) Die arapa war ein långere8 und feierlicheres Gedicht im Gegenfage
zu dem Hirgeren und leidjteren Mokkr; darum fonnte mur fle får en Ehren ⸗
ieb auf einen König pafend erfdjenen. Defhalb fann Gannlaugr ormstunga
bem Skald-Hrafn in Bepug auf ein ju Ehren bek Schwebenkoͤnigs Dlaf ger
dichtetes Lied vormerfen: ,moarum bidteteft bu einen Mokkr auf ben König;
oder ſchien er dir nicht einer drapa wertht” Gonnl.S. ormst. e. 9,
8.237; — baker fann ferner ber Dånentdnig Knut dem porarinn loftunga
heftig gimen, al8 blefer einen Mokkr auf ihn gemadt hatte: „Als aber ber
König erfuhr, daß Khorarinn einen Mokkr auf ihn gemadt hade, wurde er fehr
aornig, und hief ihn ben Lag barauf eine drapa bringen, måhrend der König
bei iſch fe. Und menn er nidt fo thue, fagt der König, werde Thorarinn
aufgehaͤngt werden får ble Kühnheit, dak er auf König Knut einen dråplingr
Ob. 5. eine gang Meine drapa) gemadt habe;“ Heimskr. Olafs 8. hins
helga, ce. 182, 6.207; val. Knytlinga 8. c. 19, 6.203—4. Bergl.
ferner not. 80 jur Mubgabe ber Gunni. 8. ormst. von 1775.
864 m. Wbfdnitt. 6.29.
zum Dienfte verpflidten, wenn du mir nidt verſprichſt, daß nie Um⸗
frånde elntreten follen, in Folge beren bu midj bes Dienftes mtlåfjeft
oder von bir trelbft. Der König antwortet: fo if dein Ausſehen,
daß bu enig an bid halten und viel dir hingehen laſſen wirſt;
aud) gehen über beine Sinnegart foldje Grjkhlungen um, daß es mir
nicht unerwartet fåme, menn du irgend etwas ber Art begehft, wie
ich es in Feiner Weiſe dulden mil. Hallfred antvortet: dafür weiß
ich ſchnellen Rath; tödte bu mich bann! Der König ſprach: gewiß
biſt du ein beſchwerlicher Dichter; mein Mann aber ſollſt du dennoch
werden.“ Dieſen Namen, vandrådaskald, läßt ſich Hallfred als
Beinamen gefallen und erhålt „ur Namensbefeſtigung“, d. h. als
Pathengeſchenk, ein Schwert, auf bas er fofort eine Strøphe dichtet 39).
Hallfred låfterte ble Götter midt, menn aud Andere auf fie (al
ten; er fagte, man braudje fie nidt 3u fdmåhen, wenn man aud
midt mehr an fie glauben wolle. Gr ſprach einmal fo, daß es ber
König hörte, folgende Berfe: Vordem war es, daß id ben verſtand⸗
ſchnellen Herrn bes Hlidskjalfr felbft wohl verehren burfte; jept ift
bas Glück ber Månner dahin o). Der König fprad: das ift gan
bg gedichtet, und ift einer Aufbuße merth. Da fyrad Hallfred:
bag gange Zeitgeſchlecht (D h. dle gefammte Menſchheit) hat Lieder
gedichtet zu Ehren Odins; id vermag unferer Båter Urbeit völlig
au (dåpen. Und weil dem Didjter das Reld bes Vidrir wohlgefiel,
werfe id) ungern ben Haß auf ber Frigg Hauptmann; benn jegt
bienen wir Chriſtus 41). Der König fprad: allzuviel Luft bejelgft
du ble Götter zu loben, und das muß man dir zum Ueblen rednen.
Da ſprach Hallfred wiederum: Bereidjerer der Månner (d. h. König),
39) Die Berhandlungen åber Hallfreds Cintritt in bed Konigs Dientt, die
Mamenfdöpfung, bas Geſchent des Schwertes und eine auf biefed gedidtete
Strøphe fennt aud die Melimskr. c.90, S. 288—9; val. aber wegen der
legteren Anm. 45.
40) Hlidskjalfr heift ein Ort in der Göttermelt, von welchem mué Alles
gefehen und gehdrt wird, mad in ber Welt vorgeht; fein Herr iſt Odin. Bgl.
Gylfag. € 9, S. 54; c. 17, 6.78; c.37, &. 120; ſowie Grimnismal,
6.27, und Skirnismal, 6.58.
41) Vidrir hieß Ddin als Beherrfdjer bed Wetters, Haulfdanar p.
svarta, c[4, S. 171; ald frumver Friggjar fann er aber bejeidnet mer»
ben, meil Frigg feine Ehefrau war, fid aber nebenbei aud mit andern Måne
nern abgab; val. 1. B. Oegisdrekka, 26.
Die Beteheung van Ielknbern in Rorwegen. 365
wir enthalten ung mit goͤttlichen Namen bes Rabenverehrers, ber
im Heidenthume Tåufdung erzeugte, im Lobliede zu gedenken 2),
Wiederum fyrad der König: Nichts if gebeſſert, und dergleichen ift
ſchlechter gemadjt ald ungemadjt, und ſprich unn eine Weife sur Beſſe⸗
tung. Da fyradj Hallfred: Freyr und Freyja und ber ftarfe porr
aufammt Grimnir mögen mir zürnen; id entfage bem Sohne des
Njörör; fet mir gnådig, König! Allein von Chriſtus mill id dichten,
und von Gott mit aller Liebe; leid ift mir ber Jorn des Sohnes:
er hat herrliche Gewalt åber bas Land bei dem Bater45). Da ente
gegnet ber König: das ift beffer gefproden als ungefprodjen, und
dichte jegt nod elne andere Weiſe! Hallfred fyrad: das ift dle Sitte
bei dem Könige ber Norweger, daß alle Opfer verboten find; mir
miifjen uns biten vor ben meiften von Alters her gehaltenen Satzun⸗
gen ber Nornen. Alle Månner laffen Odins Gefdledt verfommen;
genoͤthigt werde id, au Chriſt zu beten fatt sum Sohne bes Njördr
— Gpåter erfdlågt einmal Hallfred einen anden Gefolgemann des
Könige 4); da er zum Lode geführt werden foll, wird er zwar auf
Bureden des Biſchofs und aus Rückſicht auf feine Pathenfdaft vom
Könige begnadigt, aber ſeitdem bod nidjt mehr fo freundlid behane
belt wie fråkher. „Da geſchah es eines Tage, ald Hallfred vor bem
Könige ſtand, daß er ihm zu Füßen fiel; der König fah, daß er
Shrånen vergoß, und fragte, was ihn fo fehr bewege? Hallfred
ſprach: euer Jorn, Here, geht mir au nahe, und id mödte ihn gerne
von mir abwaͤlzen. Der König antmortet: fo fol es geſchehen; du
follft eine Sendung får mid übernehmen, und wir wollen verföhnt
fein, wenn bu beine Fahrt glådlid vollendeſt.“ Cine Strophe, melde
$Hallfred auf bas vom Könige ihm gefdjentte Schwert dichtet 6),
verföhnt biefen völlig, und felbft fir Hinftige Bergehen wird dem
Hallfred gröfere Nachſicht als Andern augefagt; bald ergidt fl in-
beffen ein neuer Anftand19). „Eines Tages menig fpåter geſchah
42) Brafnablotr mag Obin heifen von feinen beiden Raben, Haginn unb
Muninn; Grimuism. 20; Gylfag. c. 38, 6. 126—8.
43) Es ift aber bekanntlich Grimnir wieder ein Beiname Odins, und Rjords
Sohn ift Frey.
44) Das Folgende nad der jüngeren O1. S..Tr. c. 171, S.54—7.
45) Es if die Strophe, melde Snorri ebenfalls mittheilt; oben, Unm. 30.
46) Jingere OL. 8. Tr. e. 172, G.57—02.
366 TL. Wbfdmitt. $. 20.
es, baf ber König fragte, wo der Didjter Hallfred feit Kalfr ant
wortete 47): ev wird jegt ſeiner Gewohnheit folgen und heimlich Göhen-
dienſt treiben (blota); als Beweis mag dienen, daf er in feinem
Beutel ein Bildnif bes Thor trågt, aus Zahn geſchniht 8); und du,
König, laͤßt did allzuſehr von ihm tåufdjen, und lernft ihn nie recht
fennen. Der König ließ den Hallfted glid zu fid rufen, und als
er fam, fyrad ber König : iſt es wahr Hallfreb, wie dir vorgeworfen
wirb, baf bu ein Bildniß Thore in deinem Beutel hatet, und
dieſes anbeteſt? Hallfred entgegnet: nicht hade id) foldes begangen,
Herr; bler iſt leldjt die Probe zu madjen; man möge nun auf ber
Stelle meinen Beutel unterfudjen; id fonnte jeht, aud wenn id
gewollt håtte, feine Ausflucht fudjen, benn ich war biefes Vorfalls
nicht gevårtig. Da wurde er unterfudt, und es fand fid Richts
in feinem Gewahrſame, mas dem åhnlid geweſen måre, was Kalf
ihm nadgefagt hatte.“ Run folgt bie bereits erwaͤhnte Sendung
Hallfreds zum alten porleifr hinn spaki, und jener Kalf if es,
dem Gallfreb bas dem Thorleif geſchenlte Auge ausſticht ). GSpåter
geht blefer auf Reifen; auf dem Wege nad Götaland wird er von
einem Reiſegenoſſen hinterlifig angefallen59): „da rief Hallfred Gott
an, und fprad: jegt hilf mir, weißer Chrift31), daß mid) dieſer Teu⸗
felslerl nidjt befiege, wenn bu wirklich fo mådjtig bift, wie König
Olaf, mein Dienſtherr, fagt.” Mit Gottes Hilfe und von bes Königs
eigenthumlichem Glide unterftigt, återmåltigt er den Gegner. Rad
mancherlei weiteren Faͤhrlichleiten, aus denen ihn sum Theil eine
Goͤtiſche Wittwe, Ingibjörg, befreit, verliebt er ſich in dieſe, und halt
um ſie an. Jngibjörg freilich meint32): Vieles måre dabei gang gut,
47) Salf war ein Dienftmann det Konigs und auf Gallfred neidiſch; ſchon
bei jenem erften Borfalle, der dieſem faft bak Leben gefoftet håtte, war feine
Hand im Spiele gewefen.
48) 60 trug Ingimundr binn gamli ein filberned Bilbnig des Freyr im
ØBeutel, Vatnsdåla 8. c. 10, 6.44; vgl. aud SturiungasS, VI, €. 17,
6.218, monad in der chriſtlichen Beit Sturla einen Bettel mit Gedeten im
Beutel trug, um gelegentlid beten ju ldnnen.
40) Oben, $. 26, Ynm. 6.
50) Daé Folgende nad der jiingeren O1. 8. Tr. c. 175, S.82—3.
51) Hvitakristr wird Chriſtus bei ben heidnifdjen und halbheibnifden
Nordleuten fehr håufig genannt.
52) Mng. 0. c. 175, & 88.
Die Betehrung von Islandern in Rormegen. 387
aber bod) find nidt alle Umfrånde dabel ermogen; bu bift ein ger
taufter Mann, und hier fremd, hier aber ir ein farter. Opferbienft,
und bie Leute merben nidt bulden, baf du bie Religion hatter, ble
bu fråler angenommen haft, andererſeits aber ift es nicht gewiß,
ob es dir wohl ausſchlage, menn bu jenen Glauben aufgidfi;" eg
fommt aber bod) gur Heirath, und Beide leben recht gut zuſammen
wåheend peler Jahre33). „Den folgenden Winter aber, da Hall-
fred in Gautalanb war, geſchah es eine Radjt, daf ihm König Olaf
im Schlafe erfdien, voller Jorn, und zu ihm ſprach: del thuft du,
dag du bein Ghriftenthum fo ſehr wegwirfft; nun ift es råthlidjer,
daß bu mit beinen Leuten zu mir ziehſt und beinen Glauben aufr
beſſerſt. Hallfred ſeufzte tief, als er erwachte. Ingibjörg fragte ihn,
was er getråumt habe? Hallfred erzaͤhlt, was ihm erſchienen fei,
und was meinſt du dazu, willſt du wohl mit mir zum Koͤnig Olaf
ziehen? IG habe dir viel Gutes zu lohnen; nun Fönnte ich dir
deine Wohlthaten ſo am Beſten vergelten, daß ich dich zum wahren
Glauben und der Erloöſung deiner Seele herüberführe. Sie ant
wortet: das war durchaus zu erwarten, daß es did dahin ziehen
würde; und darum, daß ich einſehe, daß jene Religion beſſer iſt als
ble, welche mir bisher gehabt haben, fo will ich gewiß mit dir ziehen.
Sie hatten einen hoffnungsvollen Sohn, der Audgisl hieß; er war
ein Jahr alt: fie aber war bamals wiederum ſchwanger. Im Fråhe
+ ling madten fie fid vom Often her auf, und Aubgifl zog mit ihnen;
fie beenbigten ihre Reiſe nidt frilhjer, als ble fie im Herbſte norde
waͤrts nad) Throndhelm zum Könige Olaf famen. Der König nahm
den Hallfred gut auf, und ſchalt ihn bod einigermafen darum, daß
er fo lange bei Heldenleuten geweſen war und ein heidniſches Weib
genommen hatte; ber König wies einen Priefter an, ihm eine Buße
au fegen, und Hallfred untermarf fid freudig allem dem, was ihm
auferlegt wurde. Etwas fpåter gebar feine Frau, Ingibjörg, einen
Knaben; dieſem Knaben gab Hallfred feinen Ramen, und er wurde
$Hallfreb genannt; hlerauf wurde JIngibjörg getauft, ſammt den beis
ben Göhnen von ihr und Hallfred. Spater fprad der König zu
Hallfted: du ſollſt gegen Gott nod weitere Buße thun, dafår daß
bu deinen Glauben fo fehr verlafjen haft; id will nun, def du ein
58) Das Folgende nad e. 210, S. 211 2, ebenda.
v
368 m. Wofdnitt. $. 29.
Wiedererſtehungsgedicht (uppreistardrapa) madjeft, und damit beiner
Seele aufhilfft, und ble Kunft, ble dir Gott gegeben, nicht blos zu
Ueblem verwendeſt. Hallfred erklårt biefi gerne zu wollen, ſowie
alles Andere, was er dem König Olaf ju Gefallen thun fönne. &
war nun ben Winter über bei König Olaf tn gutem Anſehen; da
madjte er fid bariber fein Wiedererſtehungslied zu dichten, und es
åR blef elm vortrefflides Lied.“ — Mad elniger Zeit erbittet fid
$Hallfred Urlaub jur Heimreiſe; ber König gewährt blefen mit bem
Beifligen, er hade ben Hallfred immer als einen braven Mann fene
nen gelernt, unb leicht werde ble Felt fommen, ba blefer lieder bet
ihm als in Seland wåre84): tief bewegt, nimmt derſelbe Abſchied,
von Olaf reich befdjentt, und angewieſen, die Geſchenke dereinſt mit
ins Grab zu nehmen bb). In Joland führt ſich Hallfred nicht eden gum
Chriſtlichſten auf. Die Kolfinna, ſeine frühere Geliebte, welche wider
ſeinen Willen an einen wuͤrdigen Mann Namens Griss verheirathet
worden war56), zwingt er zum Chebruch, verhöhnt ihren Mann,
und erſchlaͤgt dieſem einen Neffen, ohne Buße dafür zahlen zu rollen 37);
endlich kommen bie Feindſeligkeiten ſoweit, daß Hallfred den Gris
am Ding zum Zweilampfe fordert. „Die nådfte Nacht aber, ehe
fe folgenden Tages fåmpfen ſollten, geſchah es, als Hallfred in ſei⸗
nem Zelte ſchlief, daß er tråumte, daß er den König Olaf Trygg»
vaſon zu ſehen meine; Hallfted meinte zugleich erfteut und doch be⸗
aͤngſtigt zu werden, und es ſchien ihm ber König fo au ihm zu
ſprechen: bu ſchlaͤfft, Hallfred; doch fol es ſein als ob du wachteſt;
du haft einen ſchlimmen Entſchluß gefaßt, mit Gris zu läͤmpfen bei
ſo ungerecht beſchaffener Sache wie die Deinige iſt, er aber hat Gott
angerufen, daß der den Anderen beſiegen möge, der die gerechtere
Sache habe; nun folge du meinem Rathe, daß bu es dankbar an⸗
nimmſt, wenn es nicht zum Zweilampfe kommt, und büße ihm lieber
bas Gut, bas bu ihm gegenüber verwirkt haft, und kümmere did
midt barum, menn br aud) nadigefagt wird, daß du did fårdteft;
54) Cine meiffagende Hindeutung auf ben bevorftehenden Tod des Königb
in ber Gvolderer Gåladt.
55) Jöngere 01. 8. Tr. c. 232, 6.246—7.
56) Siehe hieruͤbet c. 152—3, S.7—12, ebenda.
57) Ung. D. €. 232, 6. 47—51.
Die Belehruug von Itlandern tn Norwegen. 369
am Morgend aber, wie bu angefleibet biſt, geh bu in bas Hol 15),
bas bler nahe an ber Dingftåtte legt, wo fig ble Straßen begege
nen; ba wirſt bu Leute veiten fehen, die fprid an; und es fann
fein, daß bir dann etwas Anderes mehr werth ſcheint, als ber Zwei⸗
fampf mit Gris. Hallfred erwacht und åberbenkt, was ihm erſchienen
fei; er erzaͤhlte ben Traum einem feiner Jeltgenofjen. Diefer erwie⸗
berte : du firdter nun ben Gris, und es waͤre bir beſſer, wenn du
bid) früher mit ihm verglidjen håtteft, ba er dir in Gutem zuſprach;
fegt aber wird ble Gadje von beinen Feinden fo ausgelegt merden,
ale ob bu dich nidt getrauef ug Fåmpfen. Hallfred ſprach: lege es
nun Jeder aus wie er will; id) merde dem Rathe des Königé Olaf
følgen, biefer wird mir wieder am Beften gerathen, wie fråher; eg
fann fein, daß fid mun jeige, was er fagte, al6 mir aunådft uns
trennten, daß es mir bald beſſer dünken werde, bei ihm geweſen zu
ſein, als hiet in Joland. Des Morgends ging Hallfted auf einem
Wege hinaus gum Hot, und er fah Leute in farbigen Kleidern
veiten; er ging auf blefe Leute zu, und fragte fle um Reuigleiten;
fle aber beridjteten ihm ben Fall König Olaf Tryggvafons. Gall»
fred wurde durch blefe Nachricht ſehr erſchuͤttert; er ging gled sum
Ding zurück, und erzaͤhlte ble Kunde; bann legte er fid in ſeinem
Gemadje nieder, mit grofem Gram im Herzen. Da fpradjen bie
Vente bes Gris, Hallfred selge fid in dieſer Sache menig feſt; da
antwortet Gris: bamit ſteht es nidt fo; weniger Anſehn genoß id
bei dem Könige in Konfantinopel, als Hallfred beim Könige Olaf,
und eg ſchien mir bas ble hårtefte Botfdjaft, als id ben Tod bes
Stuhlfönigs erfuhed*), und nur der, der feinen Dienſtherrn verliert,
weiß, wie hei bie Liebe au einem Håuptlinge fein fann; nun ſcheint
es mir gut, baf Id) nidjt mit des Königs Gid zu åmpfen braudje,
bas ben Hallfred immer begleiten wird.” Jetzt kommt es sum Ver⸗
gleiche, und Hallfred zahlt ſeine Buße, wobei er fidj nur das aus⸗
bedingt, ble von König Olaf erhaltenen Geſchenle nicht herzugeben
58) holt; oder Gteinhalde? Sedteres if bie neuere, wie erſteres ble
åltere Bedeutung des Wortes.
59) stolkonungr heift ber oftebmifde Kaiſer frånbig in ben Rorbifdjen
uellen; Grid hatte aber unter ben Wåringern an felnem Gofe gedient;
ang. OD. c 182, 6. 7.
Maurer, Betepeung. 24
870 ta. Obfdnitt. 9. 20.
au braudjen*0). In Joland aber hatte Hallfred fortan feine Ruhe
mehr; noch beffelben Sommers fåhrt er nad Norwegen, zieht bort
genauere Grhindigungen ein åber des König Tod, und dichtet auf
Grund berfelben elme umfafjende drapa, von welcher zahlreiche
Steophen erhalten find, dbarunter eine, in melder er, wie dieß Olaf
vorausgeſehen hatte, bitter bellagt, daß er bei dem legten Kampfe
gefehlt habeet). Aber aud in Norwegen findet ber Dichter Fine
Mule, und er will nad Dånemart oder Sdåwedene2); da er erfährt,
daß der Jarl Eirikr Hakonarsson, ber beim Tode Dlafs haupte
ſachlich thåtig gemefen war, in der Råhe fel, beſchlleßt er auf ber
Stelle ihn zu tödten, und wenn er felbft augenblidtidj des Todes
fen måfte. Nur eine Traumerſcheinung König Olafs bringt ifm
hievon ab, und weiſt ihn fogar am, elm Loblieb auf den Jarl zu
madjen; nad) mandjen Fahrlichleiten lommt es hiezu, und der Jarl
lohnt ihm das Lied wohl, meint aber dennoch: „nicht mag id bid
um mid haben, wegen König Olafs”, d. h. er fårdtet, daß Hall⸗
fred bod) nod) får denfelben an ihm Blutrache üben mödjte. Abwech⸗
ſelnd haͤlt ſich biefer nun in Jeland auf, In Rormegen, in Schwe⸗
ben; auf einer Seefahrt erfrankt er endlich ſchwer. Da beftimmt er,
daß bie von Olaf aulegt ihm gefdjenkten Gaben in felnen Garg
gelegt werben follen, ein früher von bemfelben erhaltenes Schwert
aber vermadt er feinem Sohne Hallfred. In einer legten Gtrophe
ſpricht fid nod ſeine Sorge aus fiber bas Schichſal ſeiner Seele er);
hierauf ſtirbt Hallfted. Sein Sarg wird, nachdem Dlafs Geſchenke
zur Leiche gelegt worden, åber Bord geworſen, und treibt auf der
60) Ang. D. c. 264, 6. 20—
61) Ebenda, c. 256, S. B—9. Die Strophe lautet: „Uebel mar ek,
daß id ferne ſtand dem Berminderer des HungerS der Wolfe, da die Erje am
Meiften bradjen, obwohl oft an Ginem wenig gelegen if. Bon dem Könige
bin id gefdieden; ble Speerzeit it baron Gåuld. Id meinte ben Germ jm
eten; den Meiften liegt Bille und Täͤuſchung beifammen.” Der Berminderer
des Gungerb der Woife if König Olaf, ber als tapferer Kriegbheld ben Wolfen
Seidjen zum Fraß ſchafftz ble bredjenden Erze find dle Waßfen ber Kampfer;
bie Speerzeit ift die Schlacht.
2) Ung. O. e. 264, 6. 24—8.
63) Sie fautet: „Sorglos würde id jegt ſterben, wenn id nur meine
Seele geborgen wußte. Jung war ich immer båfer Bunge. Jeder ſtirbt; Gott
walte, wo fid bas Ulter wenden fol; ich weiß, daß ich nidt allzuſehr mid
fuͤrchte; mur allein hade idj Ungft vor ber Hbllenſtrafe“ (helviti).
Die Belehrung van Sllandern in Norwegen. 371
heiligen Infel (Ifolmfil) auf den Hedriden an; von Dienſtleuten
bes bortigen WMbtes wird er gefunden und gepliindert, Hallfreds
Leiche aber in einen Sumpf verfentt. Da erfdjeint dem Ubte König
Olaf tm Traume, seigt ihm an, wie fl deſſen Leute an feinem
Dichter vergangen haben, und droht ihm, wenn die Sache nicht
gleich gut gemacht werde; vorgefordert, geſtehen die Diebe: die Leiche
wird aufgefucht und erhålt ein ſtattliches Begräbniß in der Kirche,
des Königs Gaben aber werden nunmehr zu kirchlichen Geraͤth⸗
ſchaſten verwendet 4).
Wir haben Hallfreds Geſchichte mit groͤßerer Ausführlichlen
mittheilen zu ſollen geglaubt, weil ſie, bei aller Eigenthümlichleit
des ausgezeichneten Mannes, als ein Typus dienen fann für eine
ganze Reihe von Neubekehrten. Betrachten wir deſſen Benehmen
bei und nad ſeiner Bekehrung, ſo ergibt ſich auf den erſten Blid,
daß Hallfreds Uebertritt zum neuen Glauben und deſſen ſpaͤteres
Berhalten zu demſelben rein äußerlicher Natur if. Bon einem
&uferlidjen Umſtande macht er ben Empfang der Taufe abhångig,
unb lernt felbft bas credo unb pater noster erft nachdem ev blefe
erhalten hat; er will ben Glauben aufgeben, wenn der König ſein
Gedicht nidt hören will, und hat fein Bedenfen, ein heidniſches
Weib zu heirathen und als Heide unter Heiden Jahre lang zu
wohnen. Benn es fid svar als Berlåumbung erweiſt, daß er nog
dem Opferdienſte hulbige, fo tritt bod bie fortmåkrende Unhånglide
feit an ble atten Götter, bas Bedauern fie verlaſſen zu måffen, in
feinen Verſen deutlich hervor, ſowie barm, daß er ſie menigfens
midt geſcholten wiſſen will. Får den inneren Gehalt der neuen
Lehre iſt ihm der Sinn villig verſchloſſen; fle iſt ihm nidt poetiſch
genug, und ble Treue, ble einen hervorſtechenden Jug ſeines Cha⸗
ralters bildet, mödjte auch ben alten Göttern gehalten werden. Bon
einem Einfluſſe des chriſtlichen Glaubens auf fen Handeln ift vol
lends gar fine Nebe. Bon vornherein ſchon trågt König Olaf ſeiner
64) Underb, aber nicht minder bezeichnend erzaͤhlt nad Eridfen, not. 88
qur Gunnlaugs 8. Ormstungu, 6.130, be Hallfredar 8. vandrå-
Haskalds ben Kod ihres Helden; wir heden hervor, daß deſſen Schutgeiſt
(fylgja), ber ihm aud nad ber Kaufe treu gedlieben war, fid jegt von ihm
fåjelbet, und fl erft beffen Bruber porvaldr, dann aber, von dieſem vere
fåmåbt, bem fångeren Hallfredr anbietet.
24*
942 mi. Wbfdnitt. $. 20.
ungefügen Sitten wegen Bedenten, ihn in fein Gefolge aufjunehumen;
fyåter ſteht er feinen Uugenblid an, Beleidigungen durch Todtſchlag
au rådjen; ble gange Wildheit, freilld aud die Hochherzigkeit ſeines
Sinnes seigt fid in der Art, wie er Olafs Muftrag, den alten Thor»
leif zu blenden, vollgleht; endlid nad Joland bheimgetehrt, ſchreckt
er nicht davor uråd, durch erzwungenen Ehebruch, Spottlieder und
jede Gewaltthat einen Ehrenmann zu kraͤnken. Auf der anderen
Seite aber tritt in Hallfreds Geſchichte nicht minder bezeichnend her⸗
vor ble innigſte Anhånglidfeit an die Perſon König Olafs, deſſen
gewaltige Etſcheinung ihn von Anfang an gefangen genommen,
und dem er als ſeinem Herrn mit der unbegrenzteſten Treue ergeben
iſt. Von vornherein ſchon will er verſichert ſein, lieber todtgeſchlagen
als aus deſſen Gefolge geſtoßen zu werden; als er ihn durch eine
Gewaltthat gelkraͤnkt hat, wirſt ſich der wilde und halsſtarrige Mann
mit Thränen ihm zu Füßen, um Erneuerung der alten Gunſt flehend;
tieſ ergreift ihn die Trennung von ſeinem Foniglidjen Herrn, und der
Schmerz um deſſen Tod wirft ben tapferen Krieger auf ſein Lager
nieder, und raubt ihm får felne mweitere Bebenszeit alle Ruhe; wie
er deſſen Tod durch ein aus tiefſtem Herzen gedrungenes Ehrenlied
felert, fo ir er aud im Angeſicht des unvermeidlichſten Todes augen ⸗
blicklich zur blutigen Rade entſchloſſen; als ſein hoöchſtes Gut bewahrt
er die Geſchenle ſeines Herrn, und nimmt deſſen Weiſung ſolgend
deren legte mit ins Grab. Olaf ſelbſt fann den öfteren Ausbrüchen
ſeines gemaltthåtigen Charalters bei allem chriſtlichen Eifer nicht
fange giirnen, ev gibt ſeiner Tüͤchtigkeit das glaͤnzendſte Zeugniß,
und fühlt im Voraus, was fpåter des Dichters Lied wehmüthig
ausſpricht, daß Hallfred leder mit ihm auf bem ,,langen Wurme
fallen, als in feiner Heimath ihn åberleben mårde. Diefe ſchranken⸗
loſe Anhaͤnglichleit an feinen Herrn iſt es nun aud, was allein
Hallfteds Stellung zum Chriſtenthume beſtimmt. Bon vornherein
tritt er zu dieſem nur uͤber, wenn König Olaf ſein Pathe ſein will;
wenn er in der aͤußerſten Noth Chriſtus anruft, fo ruft er ihn an
als ben Gott, an welchen fein Herr glaubt, nidt als feinen eigenen;
ble får feinen Abfall ihm amferlegte Buße übernimmt er gerne, weil
ber König es mar, der ihm den Prieſter gefjidt hat, und als ihm
Dlaf ein Bußlied zu dichten aufgidt, ift er hiezu wie gur Erfüllung
jedes anderen Wunſches befjelben bereit, wie er ſchon fråker auf
6.30. Mifflonbreife bed Gtefnir Thorgilbſon. 373
beffen Geheiß Lieder ber Gehnfudt nad dem alten Götterglauben,
fo ſchwer ihm dieß aud anfam, burdj andere Berfe gut gemadjt
hatte. So erſcheint denn König Olaf als das einzige Bindeglied
zwiſchen Hallfred und bem neuen Glauden; feldft die Gewiſſens⸗
vegungen befjelben nehmen burdjans bes Koönigs Geftalt an: Olaf
iſt es, ber im Traume die Sünde des Abfalls vom Glauden vors
haͤlt, der fpåter von bem ungeredjten Kampfe mit Gris, zuletzt wieder
von der beſchloſſenen Rade an Eirit Jarl abmaknt, und jederzeit
befolgt der getreue Dienftmann die in folder Geftalt empfangenen
Weiſungen, ſelbſt wenn ſie ihn der Auferften Schande preisjugeben
drohen. Kaum im letzten Momente ſeines Lebens, in der legten
Strophe des ſterbenden Dichters, tritt eine innerlichere und eigenere
Bekũmmerniß ber das Loos hervor, das ſeiner nad dem Tode
warte; es IR nur ſeinem Leben entſprechend, wenn bie Sage nog
fiber Hallfredo Leichnam ben König Olaf als Såugeift walten
1åfit! — In fo ausgefprodjenem Maße wie bet dem Didter Hall»
fred modjte nun freilich ber Einfluß einer hervorragenden Perfönlidj-
feit auf bas religlöfe Berhalten berjenigen, welche mit ihr in Be
ruhrung traten, ſich nur ausnahmsweiſe geltend madjen; oft genug
aber mufte Aehnliches menigftens in geringerem Maße vorfommen,
und erft von bier aus lågt ſich die gewaltige Wirkſamkeit eines
Olafs får dle Nusbreitung bes neuen Glaubens einigermafien ertlåren.
Bei der Belehrung eingelner Jelånder, mit denen er in Nore
wegen aufållig in Beråhrung trat, blieb nun aber ber König leines⸗
wegs ſtehen; eine Reihe von Miffionsreifen wurde vielmehr auf
ſeinen Antrieb unternommen, um auf ber entlegenen Inſel ſelbſt das
Heldenthum zu bekaͤmpfen, und bie voͤlllge Belehrung Jolands ift
deren ſchließlicher Erfolg. Die einzelnen derartigen Reiſen ſollen nun
der Reihenfolge nach einzeln beſprochen werden.
$. 30.
Miffionsreife Ves Btefnir Thorgilsſon.
Ueber bie Perfönlidkeit biefes zweiten in Jsland wirfenben
Glaudensboten erfahren mir Folgendes'): „Ein Mann hieß Stefnir;
er war ein Gohn des porgils, eines Sohnes des Eilifr, eines
1) Jöngere Olafs 8. Tryggvasonar, c. 139, 6. 276.
374 11. Wöfduitt. 6. 30.
Sohnes des Helgi bjola, eines Sohnes bes Ketill flatnefr, eines
Sohnes bes Björn buna?). Stefnir war au Kjalarnes geboren,
mnd wuchs bort auf, fo lange er ein Kind mar. Gtefnir ging aufer
Lands, wåhrend er nod jung an Jahren war, und nahm in Dåne-
mart ben Glauben an, und wurde ein angefehjener Mann. GStefnir
begegnet dem porvaldr Kodransson, und zog mit ihm met in
der Welt herum, um hellige Ståtten fennen zu lernen und die Sitte
mådjtiger Månner. Gpåter lehrte Stefnir in die Rordlande suråd,
traf bler im Weſten fiber der See den Olaf Tryggvafon, und wurbe
ſein Dienftmann; mit König Olaf fuhr er bann von Weften her
nad) Normegen"3). — Kaum bhatte aber ber König in Norwegen
felbft ble erſten Erfolge eines Betehrungseifers errungen, fo follte
aud) bereitS an ble Predigt bes Evangeliums in Jeland Hand an-
gelegt werden, und Gtefnir war eg, ben Olaf am dieſem måle» und
gefahrvollen Unternehmen beftimmte 4). * „Der Jolander Stefnir war
bei König Olaf, wie früher beridjtet murde; ber König pflag oft
mit ihm Gefprådjes, denn Stefnir mar ein gefdjeldter Mann und
war weit herumgefommen; ber König fragte ihn oft nad ber Sitte
und Lebensweiſe mådtiger Håuptlinge in anberen Lanben, ſowie
mad) feinen Fahrten mit Thorwald Kodransſon. Gtefnir fagte dem
Könige Alles wonach er fragte. Der König fragte ben Stefnir,
ob er Luft habe feine Verwandten in Island ju befudjen, und ihnen
den heiligen Glauben zu verkünden. Stefnir antwortet: fo wurde
dort Thorwald von den meiſten Leuten empfangen, als er mit Biſchof
2) Dieſer Stammbaum Stefnirs ift nicht ju Aberfehen. Sein Urgrofvater
zahlt zu ben von Weſten her nad Island gewanderten Chriſten, und wenn aud
beffen Rachtommenſchaft wieder abgefallen war, mochte bod immerhin bie Erin»
nerung an ben Glauben des Ahnherrn auf Stefnirs eigene Vekehrung nicht
ohne Einfluß geblieben fein.
3) Die Kristni 8. c. 6, S. 34, welche die Reiſen des Stefnir mit
Thorwald in eine fpåtere Beit verlegt, ſagt gang kurz: König Olaf tam nad
Morwegen mit bem nfange des Monats Gol (0. h. Ende ebruard); mit ifm
waren viele J8låndife Minner; barunter war Einer, ber Gtefnir hieß; er
war ein Sohn de Thorgils, eined Sohned bes Eilif, eines Sohnes des Helgi
Beola auf Kjalarned.” — Ganz unbdegråndet ift eb jedenfalld, venn Marmier,
histore de PIslande (Paris, 1840), S. 108 behauptet, daß Stefnit avart
616 antrefols assog!é å la misston de Thorvald!
4) Das Folgende nad der jåingeren OL 8. Tr. c. 142, 6. 283—6,
womit Kristni 8, c. 6, 6. 34—40 3u vergleidjen iſt.
miffondonije det Gtefuiz Thorgileſon 375
Bibrid) in gleder Mbfld mad) Joland ging, be 18 gar keine
Sehnfucht darnach verſpüre, und er war bod im jeder Beziehung
beſſer geeignet als id, biefe Botſchaft zu verbreiten. Der König
ſprach: nachdem id) nunmehr angefangen babe bie Berkindigung
bes Chriſtenthums hier in Rormegen fo zu betreiben, daß id mir im
meinem Herzen volllommen vorgefegt hade, dieſes Werk nidt eher
aufjugeben, als bis alles Bolt im Lande ben wahren Glauben hat,
fo will id) nidt minder mit allem Fleiße verfuden, das Volt zum
Geharfam gegen Gott ju bekehren, das Joland bewohnt oder bie
anderen Nordlande, ble hier auf unfer Reid angewieſen find mit
der Kauffahet und der Einfuhr aller der Giiter, ble wir nicht miffen
tönnen, und jene Lande vermögen noch boppelt weniger mandjer
foldjer Dinge zu entbehren, die von hier ausgeführt werden. Das
aber iſt nicht angubhören, daß Chriſtenleute ihren Glauben fo befleden,
daß ſie Kaufidaft treiben mit Helben, oder fonft freundlide Genof-
ſenſchaft pflegen wie mit ihren Brüdern. Run hade id mir zumeiſt
vorgenommen, did nad Joland au fenden, Gottes Ramen bort zu
verfiinden, und 3u verfudjen, wie es damit gehe; id fehe hier bei
uné feinen andern Mann, der zu foldjem Gefdåfte pafjender wåre
als du, benn bu bift ihr Landomann und aus gutem Haufe, vollene
bet im heiligen Glauben und fittliden Wandel. Stefnir antwortet:
gerne will id euere Gendung übernehmen wohin ihr wollt, nad
Joeland oder anderswohin; aber ble Furdjt hade idj, daß meine Reife
geringen Grfolg haben werde; benn ble Jolaͤnder, meine Bermanbten,
find hart und ſchwer au behandeln, und wollen nur langfam Das
aufgeben, was fie einmal angenommen haben. Demnådft rüſtete
ſich Stefnir jur Fahrt nad Joland, ging bann mit einigen Geift-
lichen unb ſonſtigen Reifegefåhrten, bie König Olaf ihm beigegeben
hatte, in See; ihve Fahrt lief gut ab, fie hatten eine ſowohl kurze
als angenehme Ueberfahrt3). Stefnir fam mit feinem Schiffe nag
Gufaros, etwas vor bem Alldinge; er begann gleid sfjentlid Gottes
5) Gtatt alet Bisherigen fagt bie Kriseni 8., an bie in der Unm. I mite
getheilten Borte anipfend: ,König Olaf fandte den Stefnir nad Jölanb,
um Gotteb Botfdaft zu verkünden, im erften Sommer ald er nad Normegen
lam"; bie Sendung beffelben flele hiernad in bas Jahr 095, mwåhrend bie
Dlaföfage biefelbe, gewiß mit Redt, erft bem Jahre 996 zuweiſt. Der Grund
des von der Mrilmifage begangenen Irrihumes wird im folgenden Paragraphen
darzulegen fein.
376 MI Wojdnitt. 6. 30.
Botſchaft zu vertinden; als ader ble Leute inne wurden, daß er ein
Ghrift fei, und mit meldjer Botſchaft er fahre, da nahmen ſie ihn
dibel auf und unmenſchlich, aber am aller Schlechteſten feine Ber-
wandten*). Er zog kuͤhnlich mit zehn Leuten herum, weſtwaͤris for
wohl als fådmårte?), und ald er ſah, daß ſich in dieſen Gegenden
Niemand feinem Jufprudje filgen wollte, weil alles Bolt da fådlid
im Sande und im Weftviertel heidniſch war, ba wurde Stefnit
zornig, und fing an mit Hilfe feiner Begleiter ble Tempel und
Wltåre zu bredjen, und ble Göhenbilder zu verbrennen. Da ſammel ⸗
ten ſich bie Heiden, und ließen eg nidt zu, daß ſie ihre Tempel
zerſtoͤrten ober ihre Götter verleten. Defelbigen Sommer wurde
am Allding sum Gefeg erhoben, daß Jedermann reditlos und fried⸗
los gefprodjen werden folle, ber ble Götter låfterte, oder ihnen
Schimpf oder Schaden anthue*); dieſe Gaden follten ble Verwand⸗
ten Derjenigen einklagen, auf melde ble Klage gehen würde, nåme
lich ble im britten oder vierten gleidjen Grade oder innerhalb beider
Berwandten; benn ble Heidenleute nannten bas Chriſtenthum eine
Schande får die Bermandifdaft” (fråndaskömm).
Die Wichtigkeit dieſes neuen Geſebes nåthigt uns, ven Gang
der Greigniffe au unterbredjen, und deſſen Inhalt etwas forgfiltiger
zu betradjten. Bor Allem ergidt fid aber aus ben übereinſtimmen ⸗
ben Morten beider' Duellen, daß nicht der Uebertritt gum Chviften-
thume får frafdar erflårt wurde, fondern nur bie angriffsweiſe Står
rung bes Heidenthumes Innerhald ſeines eigenen Gebietes; Beſchaͤdigung
und Såfterung ber heidniſchen Götter wollte verboten, nidt aber
deren Berehrung geboten werden. Wir haben nun freilid gefehen,
6) Doch fåeint die Stellung, welche Stefnirs Vermandtfdaft ihm gegen
fiber einnahm, eine verſchiedene geweſen au fein; zu fetnen Freunden in Kjalarnes
åft ihn bie Kriſtmiſage poeimal vor ber Berfolgung fid flidten; dagegen find
es Dfolf8 Söhne, melde an der Spige friner Gegner ſtehen. Dabei ift wohl
au beachten, daß jener Bmeig des Gefdledteb von bem criſilichen Helgi bjolan,
biefer aber von Björn austråni abftammt, bem einzigen unter ben Kindern bes
Ketill flatnefr, ba8 bem Heibenthum treugeblieben war.
7) Die Kristni 8., fonft an dieſer Stelle ziemlich gleidlantend, fagt: „nord ·
warts und fådmårte.”
8) at hvern pann mann skyldi gera sekjan ok utlågan, or lastadi
godin edr gerdi pelm nökkura melpgerd edr usåmd, heift es in der
Dlafsfage; bie Krifntfage fagt einfadj: såkla um pa gudldstun.
iſſtonbreiſe des Gtefnir Khorgildfon. 377
daf ſchon um elm Jahrzehnt früher porvaldr vidförli und Biſchof
driedrich aus religidfen Grimben geddjtet wurden, und bag fogar
ſchon in weit ålterer Jeit Bui „wegen falfdjen Glaubens verurtheitt
worden fein follte”); indefjen lauten biefe Angaben theile au unbe⸗
fiimmt, telle aud zu ungeſchichtlich, ale daß fid mit Siderheit
erlennen lleße, wie fid bas neue Gefeg zu den etwaigen ålteren ben
Götterfultus ſchutzenden Gtrafgefegen verhalten hate. — Sodann
erſcheint es im hoͤchſten Grade merfvidig, dak die Feinbdfeligfelt
gegen ben alten Glauben von ber Geſetzgebung gerade als eine
+ Berunehrung der Verwandtſchaft aufgefaft wird 10). Auch fonft made
fidp ſehr håufig ble Muffaffung geltend, daß der Wbfall vom anger
ſtammten Glauben zugleich einen ſchimpflichen Abfall von der Vere
wandtiſchaft ſelbſt in ſich ſchließe; der alte Bardr erllaͤrt ſeinem Sohne
Gestr, dem er nad) ſeiner Belehrung im Traume erſcheint, gerade
heraus: „du biſt ein gewaltiger Schandfleck deines Geſchlechts ge⸗
worben' 11), — ber alte Götiſche Jarl Valgautr verſpricht ſeinem
Sohne Tofi, der Chriſt geworden mar, all ſein Gut und die Jarlg-
wuͤrde felbft, , wenn er von dem Glauben ablafje, mit dem er alle
feine Verwandten befdhimpft habe' 12), — von feiner Mutter Ragn-
hildr erzaͤhlt ein gewiſſer porsteinn ſelbſt: „ſie glaubte ihren Sohn
verloren zu haben, als ich ben Glauben angenommen hatter 18), EG
iſt biefelbe Anſchauung, melde hier in der Jslåndifden Gefeggebung
fich geltend madjt. — Endlich bedarf nod der Kreis ber Bermandten
einer befonberen Grörterung, weldjem bie Klagfellung geſetlich Aber»
tragen wurde. Die Dlafsfage nennt primenningar ok fjormen-
9) Oben, $. 19, Anm. 37—42.
10) Der tiusbruc fråndaskömm findet fid aud fonft auf Handlungen
angewandt, melde ber Verwandtſchaft des Handelnben Unehre madjen, oder
auf ble gur Unehre gereidjenden Perfonen felbf. So fagt ; B. Hagid1
Marsson einmal ju feinem etter Marr mit Bezug auf deffen ſchlechte Auf-
fåhrung: slika menn helst mega belta fråndaskömm, folde Leute mögen
vor Allen ein Schandfleck filt ihre Verwandtſchaft heifen; Starlunga 8. 1,
e. 8, 6. 13.
11) hen, $. 29, Anm. 11.
12) Egils p. Hallssonar, c. 3, 6. 326: er hann hofir vanvirdt
alla fråndr sina. Die åltere Olafs 8. hins helga, 6. 55, 65.41 låft
den Vater fagen, „daß Tove alle ihre Bermwandtfdaft aufgefagt hade”; vergl.
oben, $. 27, nm. 42.
13) Fra porarni Nefjulfssyni, &. 318.
978 m. Wbjøaitt. 6. 30.
ningar, ok pari milli, ble Mrifinifage bagegen nanari pridie
brådra, oc firnari enn nåsta brådra; es muß bemnad) vor aflem
ber Ginn beider Ausdrüde feftgeftellt und gepråft werden, wieferne
beide wirklich bafjelbe bezeichnen. Gin gewiſſer Helgi leistr wird
einmal als primenningr bes Gizurr jarl bejeidjmet, waͤhrend der
belberfeitige Stammbaum darthut, daß bie Grofåltern Beider Ger
ſchwiſter geweſen waren ich. So heifen former die Dilney ſchen
Jarle Pall und Erlendr einmal primenningar des Königs Olafr
kyrri, und ber Gtammbaum weift bafjelbe Verwandtſchaftoverhaͤl⸗
niß nad!5). Gin anbermal heift bagegen Astridr Tryggvadottir
bes biden Olafs primenningr, und bod) ergidt ble beiderfeltige
Gtammtafel, daß jene ene Urentelin, biefer aber ein Uruvenfel bes
Königs Harald KHarfagr war ie). Hiernach bezeichnet ber Aus⸗
brud primenningar Verwandte bes dritten gleichen Grades, oder
Nachgeſchwiſterlinder, fann aber allenfalls aud noch auf den naͤchſt⸗
liegenden ungleidjen Grad der Berivandtfdjaft angemandt werden 17);
fjormenningar måffen hiernach begreiflich Verwandte des vierten
gleidjen Grades fein, vorbehaltlich eines in aͤhnlicher Weiſe ſich aus⸗
dehnenden Sprachgebrauches. Andererſeits geht aber aus zahlreichen
Gtellen der Graugans hervor, daß ber Musdrud nåsta brådra den
britten gleidjen Grad, ber Ausdruck pridja brådra aber den fünften
gleldjen Grad bezeichnet; bie Iventitåt ber Ausdrüde nåsta brådra
unb primenningar ergibt ſich ferner insbeſondere aud noch daraus,
daß in einem von ber Njala erzaͤhlten Rechtohandel einmal ein qvid-
rudning, d. h. eine Perhorredceng von Geſchworenen, mit Erfolg
gegen primenningar bed Klågerd geltend gemacht wird, während ble
Graugans in biefer Beziehung bie Grenje auf ble nusta brådra
fegt 18). Beide Angaben flimmen hiernad im Wefentlidjen überein;
14) Sturlunga 8. IX, e. 3, 6.184; wegen bed Gtammbaumb vergi.
HL o. 11, 6. 133, u. III, Unhang, c. 5, G. 208.
15) Magnusar 8. hins helga, c. 1, S. 432.
16) Jöngere 01. S. Tr. c. 277, S. 45—6. In ber Sturlunga 8.
IX, c. 21, S. 222 werden ferner einmal porvardr porarinsson und porgils
Bödvarsson als primenningar bejeldnet; idj vermag aber beren Stammbaum
nicht herguftellen und fomit auch feine Sålåfe aud ber Angabe zu giehen.
17) Als Rachgeſchwiſterlinder faft denn aud Björn Haldorsfon ſowohl ald
das Glofar jur Rjaldfage ble primenningar.
18) Njals 8. c. 143, 6.235 vergi. mit Gragas, p. P. c 16, 6.50.
- Mifflondreife bes Gtefnir Thorgildfon. 879
wenn ble Olafefage ben dritten gleidjen Grad bereite Hagen laͤßt
und bas Mlagredjt mit dem vierten gleidjen Grade ſchließt, wåhrend
ble Kriſtniſage ben gleidjen dritten Grad nod von der Klage aus⸗
ſchließt, bagegen blefe noch über ben vierten gleidjen Grad hinaus
allen denen fberteågt, ble nur noch nåler als im fünften gleidjen Grade
vermandt find, fo liegt babei wohl nur elne Ungenauigfeit, und zwar
wahrſcheinlich ber erfteren Quelle zu Grunde. Der Grund aber dieſer
eigenthiimlidjen Regelung bes Klagrechtes war mohl folgender. Die
Verwandtſchaft innerhalb des dritten gleidjen Grades ausſchließlich
wird Aberhaupt in ihrer rechtlichen Behandlung von ber entfernteren
unterſchieden; möge es ſich nun um Wergeld, Erbrecht oder Armen⸗
alimentation handeln, immer bildet bie Verwandtſchaft ber beiden
erſten Grade, die Parentel alſo des Vaters und des Großvaters,
einen feſt abgeſchloſſenen engeren Kreis, an welchen ſich ble entfern⸗
teren Blutofreunde erſt in zweiter Linie anſchließen, und es hat dieſe
Sonderung geradezu etwas an den Gegenſatz der Geſchlechter und
Phratrien in den altgriechiſchen Rechten Erinnerndes. Offenbar fand
man nun das jenen engeren Kreis umſchließende Band allzu heilig,
als daß ein Brud) ber verwandiſchaftlichen Treue, wie ein ſolcher in der
Anſtellung einer Gtraftlage lag, ſelbſt unter den vorliegenden ab⸗
normen Umftånden haͤtte als zulaͤſſig erſcheinen fönnen; bei ben ente
fernteren Bertvandten dagegen madjte bas ſchwere Gewicht, meldes
auf bie Geindfeligfeit gegen den ererbten Glauben gelegt wurde, ble
Klagſtellung bereit erlaubt und geboten19).
Kehren wir nad dieſer Abſchweifung zu unferer Geſchichtser⸗
zahlung zurück. „Darum belangten ben Gtefnir ſeine Verwandten,
ble Soͤhne des Osvifr, des Sohnes des Helgi, des Sohnes des
Ottarr, des Sohnes des Björn, bes Sohnes des Ketill flatnefr 20);
19) Auffallend bleibt dabei freilich, daß ber fünfte gleiche Grad der Ver»
wandtſchaft, der nach ber Graugans zwar ebenfalls deren Grenze bildet, aber
død noch ju derſelben gezaͤhlt wird, hier jur Klagſtellung nicht mehr berufen
erſcheint. Wahrſcheinlich find ble Berichte unſerer beiden Quellen in ihrer
Vortfaſſung nicht gang genau.
20) Mergleidjt man dieſen Stammbaum mit ber oben mitgetheilten Stamm ⸗
tafel des Gtefuir, fo ergibt id, daß Oſvif und Stefnir im vierten gleichen
Grade verwandt maren. Ofvifs Göhne ſtanden demnad dem Gtefnir zwar
nåfjer als pridja brådra, aber bod) femer alé annara brådra oder fjormen-
pingar tm engeren Ginne; in einem weiteren Ginne mochten fle nod ebexfe
380 mn Abſchnitt. $ 30.
ſie hiefen aber fo: porolfr und Askell, Torraör unb Vandradr;
ihr Gruber Ospakr aber wollte nidt gegen ihn Magen. Gtefnir aber
antworiete ihnen, als fle feine Medjtung durdigefegt hatten, alfo:
blefe Acht, au der ihr mich habt verurtheilen laffen, wird mir nidt
ſchaden; menige Winter werden aber von jegt ab vergehen, ehe euch
ſchweres Unglid und Mißgeſchick dieſer Gadje wegen widerfahren
wirb2). Das Schiff des Stefnit ſtand ben Winter über in ber
Milnbung der Gufa; im Fruhjahre aber, als ber Schnee fid von
den Bergen ldfte, da ergriff der wachſende Fluß und zugleich ber
Wetterſturm das Schiff, und trieb das Schiff in ble See hinaus;
ba ſchien ben Heiden Har erfichtlich, daß die Götter dem Stefnir
zürnten, und daß ſie an dieſem Vorfalle Schuld ſeien. Darüber
dichteten fle folgende Weiſe: Jeht hat eine von den Bergen fommende
Windsbraut bes Gtefnir ganges Schiff jertråmmert; der Strom zieht
durch be Schiffes Baud. Der dluß mwiithet mit Eie; id halte eg
eher får gewiß, bag in foldjem Aufruhre der fen Madt walte; ble
Götter måffen wohl im Lande fen. Wenig fpåter fam des Stefnir
Schiff ans Land, und war wenig oder gar nicht beſchaͤdigt, und
auf ihm fuhr Gtefnir aufer Lande 2).“
So ging demnach diefe zweite Miſſion ſchnell genug und ohne
fonberlidjen Erfolg vorüber. „Dieſen Sommer (997) fam Stefnir
Worgilsſon aus Joland, den der König ben vorigen Sommer dahin
geſandt hatte, wie fråher beridtet worden. Der König nahm ihn
mit ber gröfiten Greunvlidfelt auf; Stefnir hielt fid sum Gefolge
des Könige, und erzählt ihm die volle Wahrheit åber felne Fahrten,
wie ſchwer man feine Sache in Jøland aufgenommen hade; ev fagte,
gut feine fjormenningar heißen, als Astridr Tryggvadotir und Olafr
Haraldsson primenningar genannt wurden.
21) Sn der That merben Oſvifs Sohne megen eines an bem mehrfach er-
wåbnten Mjartan begangenen Todtſchlags fpåter geådtet, mad ald Erfüllung
biefer Weiſſagung Stefnirs gilt; freilid trift die MGE aud ihren um Diefen
midt ſchulbigen Bruder Dipat! Mergl. Laxdåla 8. c. 51, S. 230, und
jilngere OL 8. Tr. c. 233, Ø. 257—8.
22) Die Darftellung der Kriſtniſage weicht von ber obigen barin ab, daß
file ben Gtefnir vor den zum Schuhe ihrer Tempel fid zuſammenrottenden Heis
ben nad) Kjalarnes ju femen Vermandten fliehen, und aud das Unglid mit
feinem Schiffe nod vor bem Allbing fid zuttagen laͤßt; im Uebrigen ſtimmt fe
mit bem Beridte der Diafsfage vdllig åberein.
mtiflondreife bed Gtefnic Tjorgildfon. 381
er glaube es merbe lange wäͤhren, bis man in Joland bas Whriften-
thum einfihee25)." Stefnirs Role in Bezug auf Jsland iſt mit
biefer felner Ridtehr nad) Normegen ausgefpielt; felne weiteren Schid⸗
ſale aber erzaͤhlt die Olafsſage folgendermafien?): ,,Stefnir Thore
gilsfon war, wie oben erzaͤhlt wurde, bei König Olaf Tryggvafon
geblieben, feit ihm biefer nad Jsland geſchickt hatte; Stefnit war
aber bei ber Schaar bes Königs Olaf, weldje in Wendland von ihm
weggefegelt mar. Als aber die Botſchaft nordwaͤrts nad Norwegen
fam, baf König Olaf vom eide verdrångt und getödtet fei, ba
erregte bas dem Gtefnir tiefen Gram, wie anderen werthen Freun»
den bes Koͤnigs; es belummerte dlefer Berit alle ble Månner am
meiften, ble am långften bei König Olaf in der gröften Gunſt ge-
wefen maren. Stefnir hlelt es nad König Olaf nicht mehr in
Norvegen aus; ev fdidte fid su einer Giidfahrt an23), und ging
nad) Rom; ald er aber vom Såden her wieder nad Dånemart fam,
fam ev eined Tags an einen Ort, an dem ſich Sigvaldi jarl befand.
Und als Stefnir den Jarl ſah, da ſprach er dolgendes: IG will
ihn midt nennen, aber genau bezeichnen: niedergebogen ift bie Nafe
an dieſem Berråther, ber den König Svein aus feinem Lande ber
trog, unb ben Sohn des Tryggvi in ble Falle lodte4). Das wurde
dem Jarl erzaͤhlt; er glaubte felne Kenngeidjen in dieſer Weiſe zu
erfennen, und liefi ben Gtefnir ſogleich gefangen nehmen und töbten;
das allein war får Stefnir dle Urfadje ſeines Todes.“ Die Kriſtni⸗
fage ſtimmt hiemit weſentlich berein, nur daß file ben Gtefnir auf
felner Gådfahrt ert bem Thorwald Kodransfon begegnen und mit
ihm in der Melt herum bis nad Konftantinopel und Jerufalem
yilgern lågt, waͤhrend ſie beffen Tod in Dånemart wieder gang fn
23) So bie jilngere O1. 8. Tr. €. 187, 6. 118; ganj furg Kristni
8. €. 6, 6. 40.
24) Wng. O. c. 263, 6. 19—20.
25) Sudrferd' oder sudrgangr ift der tednifdje Ausdruck får die Balls
fahrten nad) ben im Siden gelegenen heiligen Orten, zumal nad Rom; vergl.
bereit8 oben, 6. 18, Unm. 17.
26) Die Strophe ſteht aud in der Fagrsk. $. 76, und bei Oddr,
e. 61, 6. 342 (vergl. Mundö Yudgade, c. 53, &.49—850); die legtere
Quelle theilt biefelbe åberbief aud nod in Lateiniſcher Ueberfegung mit. Ueber
den mehrfachen Verrath be GSigvaldi vergl. aber die oben, $.21, Unm. 19—20
angefilheten Gtellen, fo wie unten, $. 34, Unm. 13.
982 mm. Wfønitt. $. 31.
obiger Welfe ſich ereignen laͤßt ec); da blefe Gage umgelehrt von dem
fråleren Zuſammentreffen beider Månner Nichts weiß, fo if Har,
daß entweder ble Olafsſage biefe Begegnung irrthümlich in eine frũhere
Beit zurückgetragen, oder aber bie Kriftnifage dieſelbe ohne Grund
mit Stefnirs fpåterer Suͤdfahrt zuſammengeworfen hat. Weldje von
beiden Quellen geirrt hade, fåft fid nicht entſcheiden, iſt aber aud
für unſern Zweck ohne alle Bedeutung.
$. 31.
Dankbrands Miffisnerrife.
Bald nad dieſem zweiten Belehrungsverſuche in Joland folgte
bereits ein dritter, welcher ebenſo wie jener von Könlg Olaf veran⸗
laßt war. Schon vor der Ridtehr des Stefnir hatte ber König den
Kjartan ju beſtimmen geſucht, als Glaubensbote dahin abzugehen,
dieſer aber hatte bie Sendung abgelehnt, well er mit ſeinen Jolaͤn⸗
diſchen Verwandten ſich zu verfeinden keine Luft hatte ); fo wird
demnach nunmehr der deutſche Hofcaplan Olafs, ber Prieſter Dant-
brand (pangbrandr, Tangbrandus, Theobrandus), zu dem gefähr ⸗
lichen Unternehmen auserſehen.
Dankbrand ſoll aber ber Sohn eines Grafen Villbaldus von
Bremen gervefen fein, und bei einem Bifdjofe Albertus ald Klerifer
Unterricht empfangen haben, weldjer als Bifdjof bald von Bremen,
27) Kristni 8. 0. 12, S. 102—4. Wenn fid dieſe Gage dadei auf dir
Mngaben eines Arl hipn gam'! beruft, fo ift darunter wohl Niemand anders ge-
meint, als ber beruhmte Geſchichtſchreiber Ar! hinn frodi porgilsson; vergl.
Werlauff, de Ario multiselo, S. 13 (Ropenhagen, 1808.).
1) Die jlngere O1 8. Tr. €, 174, 6. 78—9, und ble Laxdåla 8.
c. 41, 6. 178 erjåhlen, wie Dlaf, als ihn Kjartan um Urlaub ju einer Han-
beldreife bittet, antmortet: „Die Wahl will id dir laffen, Kjartan, in Begug
auf bas Meifen, daß bu biefen Sommer nad Island fåkrft und bort bas Boll
mit Gewalt oder Ueberredung sum Ghriftenthume awingft Cbrjotir til kristnl);
wenn bir aber bief zu ſchwer ſcheint, da will id did um feinen Preid loblaſſen,
denn eg fåetnt uns, daß es fid får did Beffer paſſe firfitidjen Månnern zu
blenen, als Kaufmann ju werden und zwiſchen den Ländern bid herumgutreiben.
Kjartan antwortet: da bin id kurz fertig mit ber Wahl, Herr; id will weit
lieber hier bet euch fein, als mit meinen Freunden und Verwandten mid in
Gewaltthaten meſſen; es ift aud wahrſcheinlicher bezuͤglich meines Vaterb
und meiner anderen Verwandten, daß fie darum nicht heftiger entgegen ſein
werden euren Willen zu thun, wenn ich hier in eurer Gewalt gut behandelt
bin. Der König ſprach: bas ift Beide kiug gewaͤhlt und Hodherig.
Dantdrends Miflonbreife. 383
bald von Aarhuus bezeichnet wird?). Schon in feiner Jugend mehr
vitterlidjen als geiflidjen Sinnes, hatte er einmal von dem Bifdjofe
Hugbertus von Ganterbury als ein au dlefer feiner Sinnesart paſſen⸗
des Geſchenk einen Schild erhalten, der bas Bild bes Gekreuzigten
im Felde zeigte; blefer Schild aber war es, ber zuerſt Danlbrands
Betanntfdjaft mit König Olaf vermitteltes). Wenig fyåter wurde
der junge Kleriler vegen einer Gtlavin, ble er fidj mit dem von
Olaf erhaltenen Gelde gefauft hatte, mit einem Daͤniſchen Manne
in Streit vermidelt, ber dem Kaifer Otto III. als Geifel gegeden war;
er erſchlug dieſen im Zweilampfe, und mußte barum bas Reich meiden 0).
Da begibt fidj Dankbrand nad England au König Olaf, ver eden
ort auf der Heerfahrt ift; er wird von dieſem wohl aufgenommen.
und nad) empfangener Prieſterweihe fofort fin Hofcaplan (hirdprestr).
So ble Sage»). Die lateiniſchen Ramensjormen Villbaldus,
Albertus, Hugbertus, jelgen, daß blefelbe nidjt aus milnblidjer Ueber»
tieferung, ſondern aug lateiniſchen Legenden gefloffen ift; pråfen wir
aber ihren geſchichtlichen Gehalt, fo ſtoßen wir fofort auf ene Reihe
von Unridtigfelten, melde ihrer Glaubwürdigleit einen harten Stoß
verſehen måfjen. In Bremen faf in der entfpredjenden Zeit kein
Mbalbert auf bem erzbiſchoͤflichen Stuhle, melder. vielmehr von Adal
dag (936—88) und nad ifm von Libentius (988 —1013) einge⸗
nommen wurde; bas Bisthum Aarhuus aber ging nad dem Tode
eben jenes Adaldag völlig ein, und wurde erſt unter König Sveinn
Ulfsson (1047—76) wieder aufgeriditet, und aus ber Felt feines
früheren Beftehens find uns nur ble Bifdjöfe Reginbrand oder Rime
brand und Poppo befannts). Nun ift allerdings ridtig, daß Mas
gifter Adam unter ben von Adaldag fir Dånemart geweihten Bifdjöfen
2) Die Dlafsfage madt ben Albert qu einem Biſchofe von Bremen, ble
ceriſtniſage bagegen zu einem von Bremen aud gefommenen Viſchofe ju Uarhuus
in Jåtfand.
3) Siehe oben, $.23, nm. 9.
4) Oo nad ber Olafbfage; ble Kriſtniſage verlegt bagegen ben Vorfall
ned) Dinemarl, und låft Dankbrands Gegner vom Kaifer ald Geifel gegeben
ſein: bemgemåf erfjelnt Jener hler aud Dånemart verbannt.
5) Jilngere 01.8. Tr. c. 74, &. 134—5, und 0. 81, 6.151; Kristni
8. 6.5, 6.26—32; val. fetner Njals 8. c. 101, S. 157.
6) Bergl. oden, $.21, Anm. 40, und Lappenberg im Archto LI, S. 411.
384 vm Abla⸗ut. $ SL.
aud einen Adalbrecht nennt?), und da er dabei felbft bemertt, dag
ble von ihm Genannten Feine oder bod) keine mit Sicherheit befimme
baren feften Sitze gehabt håtten, fo Uefe ſich allenfalls annehmen,
bag berfelbe in Marhuus mehr oder minder bauernd feine Functlonen
geübt håtte; ble Angabe der Dlafsfage, meldje ihren Ulbertus sum
Biſchof von Bremen, nidt von Aarhuus madt, måte foldjenfalle
als verlehrt vermorfen werden. Moͤglich waͤre aber aud, daß ber
weitverbreitete Ruf bes in ben Jahven 1043—72 auf dem Bremiſch⸗
Hamburgiſchen Stuhle figenden Erzbiſchofs Adalbert die Beranlafjung
gegeben haͤtie, einem Guybifdjofe bedfelben Stuhles ben Namen zu
ſchoͤpfen, ber in ber Ueberlieferung namenlos geweſen war, und in
foldjem Galle mifte begreiflich, mas aud bas Richtigere ſcheint, die
Nachricht der Olafefage fefigehalten und umgelchrt die der Krifini-
fage als aud bem Beſtreben, die Gage mit der geſchichtlich ſeſtſtehen ⸗
ben Reihenfolge der Vremiſchen Eibiſchofe vereinbar zu madjen,
hervorgegangen betradjtet werden. Ginen Grafen Willibald vermag
id) ferner im Bremifdjen in der betreffenden Jeit ebenfalls nidt nad
zuweiſen, und aud) bier liegt ble Bermuthung nahe, daß der Schut⸗
patron ber Stadt, Willehad, auf die Ramengebung Einfluß gehadt
haben möge. Wiederum if befannt, daß bas Gybisthum Canterbury
in ben Jahren 961—88 in der Hand des Dunstan, bann wenig über
ein Jahr in ber bes Aedelgar, endlich in ben Jahren 990 —5 in
ber deg Sigeric lag*), und dag fomit får einen Erzbiſchof Hug-
bertus (Hygebirht?) feine Gtelle bleibt; die Annahme von Untere
bifdjöfen zu Canterbury, mittelft meldjer man fid aus ber Berlegen»
heit glefjen zu loͤnnen meint, erfdjeint aber zu wenig beglambigt,
ale daf auf ſie Gewicht gelegt werden bårfte, zumal da ein Untere
biſchof jenes Namens eden aud nidt nadgemiefen werden fann»).
TD) Siehe ben, $.10, Unm. 29—30.
8) Øgl. 3. B. Chron. Anglos. å. 961, 6.300; a.988—90, 6.400;
a. 995, €. 403.
9) Kristal 8. not. 48, &.28—9; Mund, I, 2, 6.290, not. Die aub-
fahrlichſte Nachricht uͤber dieſe Unterbifddfe gikt ein Fragmentum de
Institut. Archidiaconatus Camtuarliensis, weldjeb Wharton,
Anglia Sacra, I, 6.150 (Sonbon, 1601) mittfellt: A tempore B. Augustini
primi Arehiepiseopi Cantuarlensis usque ad tempus bonse memorlae
Lanfranci Archlepiscopi per CCCCLXIL annos nullas fuit Archidiaconus
in ciritate vel Diöeesi Cantuariensi. Sed a tempore B. Thoodori Ar-
Dankbrandö Miffondreife. 385
Zu beachten iſt endlich aud noch, baf der Möndj Theodorich ben
Danlbrand ausdrůclich einen Flåming nennt 19), mas jedenfalls jelgt,
bafi ble obige Sage zu Ende des 12. Jahrhunderts im Norden ſelbſt
noch nidjt allgemein befannt ober geglaubt war. So erſcheint dem⸗
nad) allerdings was von Dankbranns Jugendgeſchichte erzaͤhlt wird,
fer problematiſch; immerhin aber ſteht wenigſtens fo viel feſt, und
får unferen Zwed if dieß volllommen geniigend, daß berfelbe Deutſcher
Ablunft geweſen fei, und bag fomit in feiner Perfon bie Bremiſch⸗
Hamburgiſche Kirche in Begug auf die Nordiſche Miſſion ebenſo ihre
vertretung gefunden habe, wie die Angelſächſiſche in Biſchof Sigurd
und Anderen 11),
Als fpåter König Olaf den Normegifdjen Thron beftieg und in
ſeinem neuen Reiche bas Chriſtenthum au verbreiten begann, beglei ⸗
ehiepiscopi, qui sextus erat a B. Augustino, usque ad tempus praedleti
Lanfranci falt in Ecclesia 8. Martini suburblo Cantuarlae quidam Epis-
€opus auctoritate Vitaliani Papae a 8. Theodoro ordinatus: Qui im tota
eivitate et Diöcesi Cantuariensi vices Archlepiscopi gerebat In Ordinibus
eelebrandis, Ecclesiis consecrandis et pueris confirmandis et allis offl-
elis Pontificalihus exequendis ipso absente. Idem etiam Eplscopus omni-
modam Jurlsdictlonem in civitate et Diöcesi Cantuarlensi sede plena auc-
torltate Archlepiscopi ipso absente, et Sede vacante In tota Provincia
&uctoritate Capitall exercebat per CCCXCIX annos usque ad tempus
praedictl Lanfranci. Postmodum tempore praedlet Lanfranei Archlepis-
sopi praedlctus Eplscopus in fata decessit. Sed idem Archiepiscopus
alium substituere non deorevit. Wirflidj nennt bas Chron. Anglos.
2. 1061, 6.458 einen Viſchof Godwine ju St. Martin, und låt a. 1044,
S. 435 von Erzbiſchof Eadslge krankheitbhalber einen Bifdjof Siward fir Cans
terbury weihen, und erft nad befjen Abdankung und Tod wieder den vollen
Befif der enbijddfiden Gemalt an Jenen juridfallen, a. 1048, resp. 1046,
6.438, resp. 437. Die legtere Stelle aber geigt beuttid, bak die Einfegung
von Unterbifddfen eben nur fr vorübergehende Rothjålle frattfand, und e8 wird
einmal aud ein Archidialon von Ganterbury im beftinmteften Widerſpruche mit
jener Gtelle genannt, Florent. Wigorn. a. 1011, 6.587 (Chron. Anglos.
ba. 6.417, nennt nur ben Namen, nidjt ben Titel bed Mannes).
10) Bal. oden, 6.25, Anm. 3.
11) Gang mit Unredt meint Lappenberg, ang. O. &.430 die Angabe ber
Meimskr. c.80, 6.276, melde ben Dantbrand einen Saxneskr prestr nennt,
auf Angelſachſtſche Ubtunft beåfelben beuten zu konnen; ble Rordiſchen Quellen
wiffen recht wohl zwiſchen einem Enskr und einem Saxneskr madr ju unter»
føelben, und ble Borte bek Snorri erhalten Uberblef durch ble jilngere Dlaft-
und bie Kriftnifage, melde Bremen als Dantbrands Geburtdort nennen, ihre
nahere Beftinumung.
Maurer, Metepruns. : 25
380 ft. Obfifrikt. 9. St
tete ihn Danfbrand dahin; ihm wurde gleich ble erfte in Nerwegen
errichtete und dotirte Kirche anvertraut, und aud zum Belehrungs⸗
geſchaͤfte ſehen wir ihn verwendet 12). Bald aber veranlaft ſeine
nichtsweniger als geiſtliche Aufführung Anftaͤnde ie). „Koͤnig Olaf
hatte dem Prieſter Dankbrand ble Kirche in Mostr drinnen über⸗
geben, wie früher erzaͤhlt wurde, und gebot ihm bas Voll zu taufen,
das den Glauben annaͤhme in Hoͤrdaland, und nicht getauft worden
war ehe der Koͤnig nordwaͤrts ins Land gezogen war. Darum aber
daß Dankbrand ein freigebiger Mann war, und viele Leute um ſich
hatte und ſich und ſeine Leute gut hielt, und weil ble benachbarten
Vornehmen noch fung maren im rechten Glauben und nicht almoſen⸗
willig zur Unterftågung ber Geiſtlichen und Kleriler, da varen ble
Øiter ſchnell aufgedehrt, welche König Olaf zu der Kirdje gelegt
hatte. Als aber Dankbrand fah, daf er in der begonnenen Weife
in Freigebigfelt und Verſchwendung nidt fortfahren fönne ohne Cine
nahmen, da begann er gegen ble Heiden zu heeren und ju pliindern,
und bamit brachte er ſich und ſeine Schaar fort; dadurch zog ev den
Born König Olafs auf fid, denn biefer gebot kn ſeinem ganzen
Reiche Frieben, und verwehrte ben Leuten alle Råuberei und Heerung
innerhalb des Landes, aufier venn er felbft Leute megen Uebelthaten
ſtrafen lleß. Um blefe Schuld lub ber König ben Danlbrand ba
vor fidj; Danfbrand fam da su König Olaf nordwaͤris nad Thrond-
heim, um ble Jeit, ba Stefnir kürzlich aus Joland gefommen war,
wie vorhin gefagt wurde. Und als Dankbrand den König Olaf fand,
fyrad) ber König heftig auf ihn hinein, und vedete fo: du triffſt eine
båfe Menderung in deinem Treiben, legft did auf die Heerung wie
heidniſche Bifinger, und ernåheft dich und Andere von Raud und
Plũnderung, wo du dod Gott dlenen follteft und ſein Geiſtlicher
hjelpen; fei åbergeugt, baf du bafir alle meine Achtung verlieren ſollſt
und mein Reid verlafjen. Danlbrand erwiedert: id) hade mid ſchwer
verfehlt, aber bod will ich bitten, Herr, daß ihr meinen Fehler ver»
zeiht, und einige Buße oder Gtrafe auf mid legt, lleber als daß ihr
mid) ådjtet oder von euch treibt, benn Id mill gerne Alles bagu tun,
was id) vermag, um nicht euern Jorn zu haben. Der König eve
12) Bgl. oden, $.25, Unm.3, 4 und 7.
13) Jångere 01. 8. Tr. c. 188, 6. 118—20; ahnlich Kristal 8
6. 6, 6. 32—4, und 0.7, 6. 40—2.
Dankbvandö Miffenbreife. 387
wiedert: menn bir an meiner Freundſchaft gelegen ſcheint, fo ſolln
bu hinausfahren nad) Island, und bort alles Bolt mit Gottes Bilen
gum redjten Glauben befeheen; wenn du nun blef ju Gtande bringft,
da ſollſt du von mir glide Udtung und Görberung ju ermarten
haben wie früher, oder gråfere. Danlbrand antwortet: fahren will
ich, wohin ihr mid ſenden wollt, und mid bemåhen die Botſchaft
Gottes und die eurige auszurichten; nicht aber lann ich wiſſen, wel⸗
ches ber Erfolg ſein wird. Dann ſchaffie König Olaf dem Dank⸗
brand ein gutes Schiff und Leute zur Begleitung, ſowohl geiftliche
als weltliche und alle Dinge, deren er zum Chriſtenthum (d. h. zur
Verrichtung des Gottesdienſtes) bedurfte, und ließ ſeine Fahrt ſo gut
als moͤglich råften. Dankbrand war ein Mann grofen Wuchſes und
gewaliger Gtårte; im Reden gewandt und ein tådtiger Gelehrter
(klerkr goår); babei tapfer und muthvoll zu allen månnliden Uebun⸗
gen, obwohl er ein Geiſtlicher war; nidt bösartig, aber hart und
trogig in Worten und Werfen, wenn er einmal jørnig wurde. Er
trennte ſich von König Olaf in Ridaros, und Dankbrand fuhr in
ble See fobald er geråftet und der Wind günſtig war.” Für fo ger
faͤhrlich galt alfo ble Jolaͤndiſche Miffion, daß man beren Uebernahme
gerabegu als ein Abbußen begangener Suͤnden betradjten fonnte; ber
wilde Briefter aber, deffen Undånbigfeit ihm ben Aufenthalt in Rore
wegen au verfagen nöthigte, wurde nod immer får gut genug ge
halten, um ben fernen Heiden ein Prediger bes Evangeliums zu
werden!
Danlbrands Gendung, åder welche neben einer Anzahl kürzerer
brei ziemlich ausführliche Berichte erhalten finb19), fand aber in J6-
14) Ramlich in ber jungeren Olafbſage, ber Kriſtniſage und ber Rjaldfage.
Die irgeren Verichte mögen hier gleld im Voraus zuſammengeſtellt werden,
ba uwellen aud auf fle Begug zu nehmen fen wird. Es eråhit aber die
Islendingabok, 0.7, 6.9—10: ,0lafr rex Tryggvason, eineb Sohneb
bel Olefr, eine Gohneb be Haraldr dinn harfagri, bradte bad Chriſten⸗
Hum nad Rormegen und nad Jöland. Er fandte hieher ind Band einen Price»
fler, ber Dankbrand hieß, und der hier bie Geute im Chriſtenthume unterridtete,
mmb alle bie taufte, weldje ben Glauben annahmen. Und Halir porsteinsson
ve Siba liep fid gled taufen, und Hjalte Sceygjasonr aus dem pjorsardalr,
und Gizor enn hvite, bed Teltr Gohn, be Sohned bed Ketilbjörn van Mos-
fell, und viele andere Håuptfinge; beren waren aber bod Mehrere, welche das
gegen fyradjen und fl widerfegten. Und ba er einen Winter oter zwei hier
gemefen war, ba fuhr er meg, und hatte hier zwei oder drei Leute erſchlagen,
p 25*
388 tm. Wofdnitt. . 34.
land zunaͤchſt eine nichtsweniger als gånfige Aufnahme. EG wird
bie ihn verfpottet hatten.” Laxdåla BS. c.41, S. 128 —80: Konig Olaf
fandte nad Jölanb feinen Hoftaplan, der Dankbrand hieß; er fam mit feinem
Schiffe in den Alftafiördr und war den Winter Aber hei Sidu-Hallr in pratta,
und verfiinbete ben Beuten ben Glauben Beideb mit freundlidjen Worten und
mit Garten Strafen. Dankbrand erfdlug zwei Minner, ble am Meiften bagegen
ſprachen. Hallr malm ben Glauben im Frühjahr und wurde getauft am Gamb-
tag vor Diftern mit allen feinen Hausgenoſſen, und da ließ Gizor hvil fid
taufen unb Hialti Skeggiason und viele andere Håuptlinge; aber bød waren
deren viel Mehrere, ble bagegen fpradjen, und ba wurde e$ bald unruhig zwi⸗
ſchen den Heibenleuten und den Ghriften; ble Håuptlinge beſchloßen, daß fie den
Dankbrand tdbten wollten und ble Leute, welde ihm Unterfiågung gewaͤhren
wollten. Bor blefem Unfeleben floh Dantbrand nad Rormegen” Heimskr.
6. 80, 6.276: „Als König Olaf Kryggvafon zwei Vinter König gewefen mar
in Nonvegen, war bel ifm ein Sådffder Priefter, melder Dankbrand genannt
wird; er war ein gewaltig unbåndiger Mann und ein Raufbold; aber ein tüchtiger
Gelehrter und tapferer Mann; und wegen feiner Unbotmaͤßigleit wollte ihn ber
König nidt bei fid behalten, und trug ihm ble Sendung auf, daß er nad
Seland fahren und bad Land Befehren ſollte; ein Kaufſchiff wurde ikm gefdaff,
unb von feiner Fahrt ift bak zu berichten, daß er nad Jöland ins Oftfand fam,
in ben fådlidjen Alftafiördr, und den inter barauf war er bei Hallr in Sida.
Dantkbrand verkindigte bad Chriſtenthum in Idland, und auf feine Morte hin
tief fid Ballr taufen, mit aflen feinen Hausgenoſſen, und mandje andere Håupts
Vinge, aber beren maren bod) viel Mehrere, bie dagegen fyradjen. porvaldr
roiu unb ber Didter Vetrlidi madten ein Gpottgedidt auf Dankbranb, er aber
erſchlug ſie Beide. Danldrand helt fid zwei (al. brei) Binter in Iøland auf.
unb erſchlug brei Leute, ehe er wegfuhr.“ Oddr, c. 37, S. 207: „Etwas
vorhet hatte König Olaf Botfdaft nad Island gefandt, einen Priefter, der
Dantbrand hieß, von Gådfifder Herkunft; er lehtte bie Leute in Idland ben
Ølauben, und taufte alle bie, bie ben Glauben annafhmen. Und Halir in Sida,
ein Sohn Thorſteins, bed Sohnes des Bodvarr hinn hvitt von Vors, ber im
fåblijen Alptafjordr Sand nahm, ber ließ ſich fogleid taufen, und Hiallte
Skegglason aug dem plorsardalr mitGitsorr hinn hvit! Teltzson, unb viele
anbere Håuptlinge. Aber bod waren beren Mehrere, ble dagegen ſprachen.
Und Dankbrand kam mit fetnem Saiffe in ben Alptafjördr, und mar ben
Binter der in pvera; und ald er hier einen oder zwei Winter gemefen war,
da fuhr er weg, und er hatte ba zwei oder brei Månner getddiet, ble gegen
ihn gefprodjen hatten.” ( In Mundö Uubgabde, c.30/ S. 33, fehlt bie telle;
fe iſt offenbar vormiegend aud ber Islemdingabok geflofen) Theodor.
Mon. c. 12, 6.320—1: Anno deinde transacto, misit Rex Theebrandum
Presbyterum in Islandiam, praedicare verbum Del, quam nos superins
diximus a quibusdam aestimari Tyle Insulam, propter quasdam skmili-
tudines, maximeque quia continuatur dies circa selsiitlam aestivale,
et identidem cirea brumale. Qui cum illue venisset, coepit illis prae-
dleare Christum. Multumque instans, vir blenmio potult paucisslmos
Danlbrands Miftonbeeife. 800
ernhit 2: „als König Olaf zwel inter Aber Rortvegen geherrfejt
hatte, ba fanbte er ben Priefter Danlbrand nad Jølanb; ber fam
mit ſeinem Schiffe nad Selvagar im nördlidjen Alptafjördr 16). Als
aber ble Leute im Lande erfuhren, daß Danfbrand und bie Seinigen
Ghriften maren, ba mwollten fie nidjt mit ihnen reden und fie nicht
mad) einem Hafen weifen, und keinerlei Hilfe oder Menfdlidteit
wollte ihnen bas Bolt ber Umgegend ermelfen. Ju der Jelt wohnte
Sidu-Hallr 3u pvatta; er hatte in nothwendigen eigenen Gefdåften
convertere, propter duritiam nativ: t erudelia ingenia. Inter illos
tamen, qui jngum Christi susceperunt, fuerunt ecipul: Haller
de Sithu cum tota familia sua, et Gitzor de 8: olti: bie fult pater
laleit⸗ Episcopl, qui primum in illa terra Pontifiealem sedem constituit,
In Ecclesia, quam Ipse aedifieavit, et beato Petro Apostolo dedicavit,
conferens illue totam hereditatem suam. Tertius følt Hialte de Thiou-
sarvale. Quartos vero Thorgils de Aulfusi. Gnblidj vergleidje allenfalls
aud) nod bie Histor. Norveg. 6.14, oden, $. 25, nm. 3, und ble [8-
Jenzkir Annalar, a. 997—8.
15) Jiingere OL 8. Tr. c. 216, S. 197—8; ble Kristnl 8. 6. 7,
6. 42—4, ſtimmt hiemit mefentlidj uͤberein, bie Njals 8. e. 101, S.156—7,
bie åltefte biefer Quellen, fagt bagegen: „Dieſen nåmlidjen Herbft fam ein SIF
hleher nad ben oſtlichen Meerdufen, in ben Berafjördr, ba wo man es Gau-
tavik nennt. Der Schiffshert hieß Dantbrand; er war ein Sohn bed Grafen
Vilbaldur aus Sachſen. Dankbranb war hleher aubgefandt von König Olaf
Sryggvafon, um ben Glauben ju verkindigen; mit ihm fuhr ein Jölindifder
Mann, ber Gudleifr hief, er war ein Sohn bed Arl, eines Sohnes bed Marr,
etne8 Sohnes deg Auli, eine Gohned bes Ulfr kinn skjalgi (al. gamli),
etned Sohnes des Högnl hinn hvit, eineb Sohnes des Otrygr, eine Sohnes
bes Oblaudr, eines Sohnes bes Königö Hjörlelfr hinn kvensami von Hördas
land. Gubleif war ein grofer Raufbolb, und ein ſehr tapferer und durchaus
vermegener Mann, (Aber Gudleifs Stammbaum vergi. aud Landnama Il,
e.19, 6.120, unb e. 22, S. 129—30; iber feinen Vater fiehe oden, $. 4,
Anm. 12). Bwei Bråder wohnten ju Berunes, ber eine hieß porlelfr, ber
anbere aber Ketlilz fie maren Söhne des Holmsteinn, eined Sohnes des Oezurr
Breiddålzki. Dieſe Briider beriefen eine Sufammenkunft, und verboten ben
Leuten, mit ihnen Kaufſchaft zu treiben.” Die Brüder find offenbar Inhaber
eine8 Goborbed, und verbieten ben Umgang mit ben Bremben kraft biefer ihrer
Gewalt, weil diefelben Ruheftörumgen im Lande ju erregen broken.
16) Die Kriftnifage figt nod bei „ndrdlich von Melrakkanes;” Odd und
bie Lardålafage laffen bie Landung im Ulftafjörd ohne nåhere Bejeidjnung, Gnorri
tm fablidjen ftafjörb, endlich ble Mjala im Berufjörd erfolgen. Da indeſſen
alle brei Meerbufen hart neben einander egen, hat die Ubweidung in den
:Mngaben wenig auf fid.
890 m. Wöfduitt. 9. 91.
eine Meife da nvordwaͤrts in ben Fljotsdar zu thun, und als er
wieber ſudwaͤrts heimreifte, fudjte ihn Dankbrand auf, trat auf ifm
pm und gifte ihn hoͤflich; er erzͤhlte dem Hallr, wie es mit feimer
Anlunft juging, und augleid, daf König Olaf ifm fagen laffe, wenn
er eva ins Oſtland fommen follte, möge er ihm feinen Gdug
angebeijen laſſen, worin er immer desſelben bedåirfen mådjte. Da bat
Dantbrand, daß Gall fen Schiff in einen Gafen ſchaffen md jer
får bie anberen nothwendigen Dinge Gorge tragen möge. Hall
nahm feine Borte und dle Botſchaft bes Könige Olaf wohl anf;
er forgte gleid) filt Leute, um bas Schiff Dankbrande nad dem fåd-
fidjen Alptafjördr nad) Leiruvagr ju fdjaffen, und lief es da ans
Lanb ziehen, wo man es ſeitdem pangbrandshöfn oder pangbrands-
hrof (Dantbrandehafen oder Danlbrandeſchiffshũtte) nennt; ble gange
Labung aber lleß er helmfåhren tn feinen Hofraum, und ſchlug ihnen
da ein Jelt auf, kn dem fle den Winter fiber wohnten; Dankbrand
fang barin Meffen, und verrichtete ben Gottesdienf 17.” So hatte
alfo bie Rådfidt auf König Olaf, vielleicht aud enige Ciferſucht
"auf bas elmfeitige Berfahren benadbarter Håuptlinge gegen Dant-
brand, blefem bei dem mådtigen Hall SHup und Aufnahme ver-
ſchafft; bald Fam es bakin, daß biefer; der ohnehin bereits durch
gånftige Weiſſagungen auf ben neuen Glauben aufmerlkſam gemacht
worden mar is), ſich mit demſelben naͤher befreundete, und endlich
mit ſeinem geſammten Hausweſen foͤrmlich zu demſelben übertrat.
„Hall mar freundlid gegen Dankbrand und alle ſeine Genoſſen, und
fåaffte ihnen alle nothwendigen Dinge; er war da lang in ber Bude
bei ihnen. Es war im Herbſte, den nådjften Tag vor dem Fefttage
Michaelis, da hielt Dankbrand mit den Geinigen den Vorabend heilig
(nonheilagt); ber Haudherr Gall war babei, und fragte, warum
fie ju arbeiten aufhörten? Dankbrand antvortet: ben Tag, der nad
17) Die NJala weidt aud hier wieder ab, indem fle ben Dankbrand
von Hall eigens auffudjen, und unaufgefordert in ſeinen Schuh nehmen laßt;
fle fåhet am ang. O. fort: „Das erfuhr Hall von Sida; er wohnte zu Khvatta
im Mftafjörd. Gr ritt mit 30 Geuten pum Schiffe; er fudte gleld den Dart
Brand auf, und fprad zu ikm: geht dle Handelſchaft nidt redt? Er antwortete,
daß bem fo fei. Run mill id dir mein Gefdåft fagen, fagt Gall, daß ich nåm»
Bd eud Alle zu mir heim einladen will und verfuden, ob ich får euch einkaufen
fann. Dankbrand danlte hm, und zog im Herbfte nad Khvatta.-
18) Oen, 6.20, Anm. 3 und 7.
Dartbrandö Mitfonbrokfe. 901
Format, halten wir hellig und feſtlich gu Chren bes helfigen Erzengels
Gottes Midjael. Gall ſprach: was får Giner war Midjael, oder
wie ſteht es mit ifm? Danfbrand antwortet: Michael war Fein
Menſch, vielmehe ein Gelf, vom allmådtigen Gott ale Håuptling
gefegt ben andern Gngeln, ble er gefept hat gegen die Teufel und
fre feindlidjen Sendlinge au ſtreiten, und alles redtglåubige Chriſten ⸗
volt zu fejirmen gegen ble ſchadlichen Geſchoße der unfauberen Geifter.
Dem Erzengel Michael iſt audj insbeſondere von Gott Gewalt ge-
geben iiber bie Seelen der Chriſtenleute beim Abſchiede von biefer
Belt, fle in Gmpfang zu nehmen und fle in die herrliche Wohnung
bes Paradieſes au führen; ba iſt unbeſchreibliche Freude und Wonne,
Bradt und Glildfeligfeit, und genug an aller Herrlichkeit; da iſt
fein Tod, fen Schmerz nok Krankheit, kein Kummer nodj Eiend,
fonbern ewiges Leben und Wohlſein ohne Ende. Da find dle Leute,
weldje ihrem Schoͤpfer måhrend ihres Lebens rein gedient haben mit
Rechtſchaffenheit, verbunden dem Dienſte ber Engel; ihre Schoͤnheit
und ihr Glanz beſiegt bas Sonnenlicht; ihr Wohlgeruch if ber alle
Gåfigfeit; ihre Schnelligkeit, Staͤrle und Macht ift mehr als der
Gedanle erreichen fann. Ihre unzaͤhlbare Menge ift von Gott in
neun Heerſchaaren getheilt, zu vorgefdriebenem Dienfte; Einige von
ihnen haben ble Beftimmung und Gewalt, zu fireiten und alle Madjt
ber boshaften Geiſter zu låhmen, welche dem Menſchengeſchlechte
immer nachſtellen und Uebles sugufågen beſtrebt find; Andere halten
Krankheiten von den Menſchen ab und Uebel und Widerwaͤrtigleiten,
und ſchaffen flatt beffen vollfommene Gefundheit und alen anderen
Bedarf und alle glådtidjen Dinge får dle ſterblichen Menſchen; Cinige
ſtehen beftåndig vor bem Gåöpfer, und bei dem Allem iſt ihnen
fåmmifld ble Eigenſchaft und Gewohnheit gemeinfam, unablåffig
ben allmaͤchtigen Gott zu loben, und ihn mit fGön lautenden Sing-
ſtimmen unbefdrelblid ju ergdken, immer feine Schoͤnheit bewun⸗
dernd, fehmen fle fid ewig fein Antlig ju fehen. Als aber Dankbrand
Dieß oder Aehnliches mit Hugem Bortrage erzaͤhlt hatte, da ſprach
Hall: es ſcheint mir får Menfdjen unmöglid einzuſehen oder ju ber
greifen, wie erhaben berjenige ſein muß, dem foldje und fo herrlidje
Gngel blenen. Dankbrand antwortet: ſicherlich hat dir der heilige
Geiſt dieſes Verſtaͤndniß In die Bruft geblafen, einen» Helbenmanne!
Als aber ber Hausherr Abends mit ſeinen Haudlenten au Aſch ge-
302 HL. Wbfdnitt. 6. 31.
gangen war, ba fprad Hall zu feinen Leuten: Daunkbraud und ſeine
Genoſſen halten ben Tag, der morgen kommt, feſtlich zu Chren eines
ihrer Götter; nun follt ihr aud frei haben und ben Tag mit ihuen
heilig halten; es if uns aud geftattet hingugehen, und ble Gebraͤuche
dieſer Religion angufehen und anguhören. Am Morgend, als Hall
angefleibet war, ging er zum Jelte, und ſtand mit allen feinen Haus»
feuten bavor; als fie aber ben Glodenklang hörten, und ble ſchönen
Stimmen der fingenden Leute hårten, ble fe vorbem nod nie gehdrt
hatten, da maren fle ſehr erftaunt; nod weit mehr aber, als bie
Meſſe gelefen wurde, und fle da bie Kleriler mit prådjtigen Gewaͤn⸗
bern belleidet ſahen, und bie Kerzen mit hellem Lidjte ſcheinend, und
als fie ben fåfefen Duft ves Weihrauches verfpiirten. Und als
$Hall heim fam, fragte er feine Hausleute, wie ihmen die Gebråudje
der Ghriftenleute vorfåmen? Sie antmorteten, daß ihnen alles das
åuferft fauber und ſchoͤn vorfomme, was fie von ihrer Sitte und
ihrem Dienfte gefehen und gehdrt håtten. Der Priefter Danfbrand
ſprach oft ju Hall, und brang in ihn, zu der Sittſamkeit bes drift
lichen Glaubens fid zu bekehren. Und einſtmals fprad Hall zum
Dankbrand: fo trifft es ſich, daß hier bei mir zwei ſehr bejahrte alte
Weiber find, ſehr ſchwach und abgelebt, fo daß ſie auf dem Giedja
bette liegen, und ſich nicht mehr ſelbſt tragen fönnen; nun will id
dich die alten Weiber taufen laſſen, und wenn ſie ſich nach der Taufe
etwas mehr ruhren fönnen, oder bann etwas minder krank find als
vorher, und eg ihnen nicht ſchadet, menn ſie ſoviel bewegt und ins
Waſſer getaucht werden, bann ſehe id, daß große Kraft im chriſt⸗
lichen Glauben iſt; dann will ich mich taufen laſſen und all mein
$Hausvolk 19). Dann drang Hall in bie alten Weiber, ben Glauben
anzunehmen, ben Dankbrand verkünde, und da fle die breifadje Grage
des Geiſtlichen nad dem breifadjen Glauben bejaht und fermer die
Taufe wie es Sitte ift begehet hatten, da taufte ſie der Prieſter
Dankbrand tm Namen bes Vaterd und bes Sohnes und des hei⸗
igen Geiſtes, und befleidete fle mit ben mweifen Gewaͤndern. Und
als ber Hausherr Hall bes anbern Tages zu ihnen fam und fragte
wie es ihnen gele, ba anttvorteten fle Beide zugleich, fo fyredjend:
ſehr wohl geht es uns, benn von ber Natur des Alters find unfere
19) Bal. oben, 6.10, Unm. 16; $.20, nm. 7.
Dankbrandb Mifflonbreife. 303
GSlieder zwar kraftlos, aber bod ift alle Krankheit veg und alles
Unbehagen, bas uns lange geplagt und beſchwert hat, dafür aber
iſt eine volffommene Ruhe und Gefundheit des Körpers gekommen,
denn alle unfere Glieder und Sehnen find weich und beweglich, jedes
au fetnem Dienfte, gleidfam als måren wir sum zweitenmale fung
geworden; fo If aud alle Furdt und Angſt verſchwunden und aller
Lebenouberdruß, und wir haben Freude und Troſt empfangen und
ble gewiße Hoffnung emiger Freude und zukünftiger Seligfelt. Der
Hausherr wurde baråder froh, und verſprach ben Glauben zu nehmen.
Hall wurde getauft am Gamstag vor Oftern in felnem Brunnquell,
und fein gefammtes Hausvolf; ba gab der Priefter Dantkbrand dieſem
Bache einen Ramen, und nannte ihn pvatta (Waſchach, Taufad),
wovon ſeitdem ber Hof benannt iſt 20).
Den Winter über, welchen er bei Siduhall zugebracht hatte,
ſcheint Dankbrand nicht in weiterem Umkrelfe fir ble Verbreitung
des Glaubens thåtig geworden zu fen; im Frühjahre 998 aber
20) Das Obige nad der jångeren 01. 8. Tr. c. 216, Ø. 198—201;
ahnlich, nur ſehr abgetårst, Kriseni 8. €.7, S.44—6. Aud Uri, Snorri,
Odd, Theodorich und bie Larbålafage erwaͤhnen der Taufe Halls, und bie lege
tere beftåtigt fogar bie Ungabe jener beiden Quellen ber ben Tag, an weldem
fle erfolgte. Gigenthåmlidj fautet ber Berit der Njala, wele am ang. O.
fortfaͤhrt: „Es gefdah eines Morgends, daß Dankbrand fråkjeitig auf war,
und bal Lanbjelt aufſchlagen lie, und Meffe darin las, und fid viel zu thun
madte; benn e8 war ein großes Feſt. Hall fyrad ju Dankbrand: au weffen
Gedaͤchtniß (1 hveria minning) håltft bu biefen ag? Dankbrand fagt: gum
Gedachtniſſe bed Erjengeld Michael. Was hat es mit biefem Engel auf fid,
fagt Hall? Biel Gutes, fagt Dankbrand; er hat Alles zu meffen, mad du Guteb
gethan haft, und er ift fo barmherzig, baf er alles das beffer migt, was ihm
gefållt. Hall ſprach: ben mdåte id mir zum Freunde haben. Dad fannft bu
wohl, fagt Dankbrand, und gib du bid; ihm und Gott da hin am heutigen Tage.
Da will id mir dabei bas audbedingen, fagt Gall, daß du får thn verfpridf,
daß er bann mein Sdupengel (fylgjuengill; al. gåtrluengill, vardheli-
engiU) wird. Das will id verheifen, fagt Dankbrand. Da nahm Hall ble
Kaufe, und alle feine Haudleute. — Der legteren Unforderung Hall llegt der
felbmifdje Glaude an Såuggeifter (fylgjar, hamingjur) ju Grunde; ble eigene
thllmlide Utt, wie ber Erzengel Michael durd falſches Meffen feine Protection
geltend madt, lehrt ader aud fonft in chriſtlichen Sagen wieder: vergl. 4. B.
Grimm, D. M. S.819, und Kohlruſch, Schweizeriſches Sagenbud, I, S&. 54—85.
uebrigens ift Mar, baf bie Mjala ben Vorgang au ſehr jufammendrångt, wenn
fle bie Taufe Halld fofort auf jene Befpredung iiber ben Grjengel folgen lågt;
fene FANE auf Midjaeli, dieſe aber erft auf Dftern.
994 m. Wöfdnitt. $. 31.
madjte er ſich alsbald auf, feiner Miſſion au pilegen21). „Im Veke
jahr barauf fuhr Dankbrand aus bas Chriſtenthum su verkindigen,
mb Hall mit ihm. Und als fle weſtwaͤrts åber Lonsheidi nad
Stafafell famen, da wohnte porkell; ber ſprach am Meiften gegen
ben Glauben, und forberte ben Dankbrand sum Zweilampf. Da
fegte Dankbrand ein Cruciſix (rodukross) vor ben Schild, und eg
nahm mit ihnen das Ende, daß Dankbrand ben Sieg gavann, und
den Thorkell erſchlug. Bon da jogen fle nad bem Hornafjördr,
umb blieben in Borgarhöfn ju Gaft, weflld vom Heinabergssndr.
Da wohnte Hilldir enn gamli; fin Sohn war Glumr, ber mit
Flosi zum Mordbrande 409; da nahm Hildir ben Glauben an, und
alle ſeine Hausleute. Bon da zogen fle nad) Fellshverf, und waren
au Kalfafell 3u Gaft. Da wohnte Kolr porsteinsson, ein Verwandter
des Hall, und er nahm ben Glauben und alle felne Haudleute2).
Mon da jogen fle nad Svinafell, und Flosi nahm ble Kreugbe-
zeichnung und verfprad ihnen am Ding Beifand zu leiſten. Bon
da zogen fle weſtwaͤrts nadj Skogarhverfi, und maren ju Gaft in
Kirkjubår; ba wohnte Svartr, bes Asbjörn Gohn, bes Sohnes
beg porsteinn, bed Sohnes beg Ketill enn fillski; alle feine Bor-
fahren waren Ghriften geweſen 22). Hierauf zogen ſie aus Sko-
garhverfi weg und nach Hoſdabrekka. Da erfuhr man Alles von
ihren Jågen. Ein Mann blef Galldra-Hedinn (Zauberhedin),
weldjer im Kerlingardalr wohnte; mit dem ſchloſſen ble Heidenleute
einen Bertrag, daß er den Dankbrand und ſeine Geſellſchaft toͤdten
folle. Gr ging hinauf auf Arnarstakksheidi, und tidjtete ba ein
gtoßes Opfer au, als Dankbrand von Often her ritt. Da barft
ble Erde auselnander unter feinem ferde; er aber fyrang vom
Pferde, und fam auf ben Rand au ſtehen, die Erde aber verſchlang
21) Dad Folgende nad ber Njals 8. 0. 102, S. 157—8; ble jüngere
Dlafsfage, 0.216, 6.201—2, und ble Kristni 8. 0.7, S. 46—8 wiſſen
mur von bem Aufenthalte tn Kirkjubår und bem Vorfalle mit Gallårakedinn
mu erpifjlen. »
22) Einige Handfdriften fügen bei: „Von da jogen fle nad Breida, und
da wohnte Auzurr Hroalldzsom, ein Bermanbter Balls; er nahm bie Kreuge
bezeichnungꝰ·; wieder andere feen flatt Auzarr Hroaldsson ben Gizurr Hallsson,
ber aber ju Breida nicht wohnte, und laffen aud wohl bafir das primsigning
bel Flosi aub.
23) Siehe oden, 6.4, Anm. 3, u. $. 9, Anm. 10.
Dantdrandö MifonSrelf. -
das Pferd mit allem Reitzeug, md fe fahen es midt volder. Da
lobte Dankbrand Gott”24), ,,Gudleifr aber fudjt nun den Galldra-
Hedinn, und findet ihn auf der Haide, und jagt ihn von oben her
nad) dem Kerlingardalr, unb fommt auf Schußweite an ihn heran,
und ſchießt mit dem Spließe nad ifm, und durchbohrt ifm. Bon
ba zogen fie nad) Dyrholmar, unb hielten da elne Berfammlung,
und prebigten ba ben Glauben; und da wurde Ingjaldr ein Chriſt,
der Sohn bes porkell haeyrartyrdil. Von ba zogen ſie nad
Fljotshlid, unb prebigten ba ben Glauben. Da widerſehten fld am
Meiſten der Didjter Vetrlidi und deſſen Gohn Ari, und barum
erſchlugen fie den Vetrlidi. Darüber iſt dieſe Weiſe gedichtet: ber
Verſucher des Haſſes ber Sturmſchilde ging ſüdllch im Lande ble
Siegwerlzeuge bes Unglückes Balders gegen die Schmiede des Meth⸗
fruges zu halten. Der gewandte Eprober der Kampffichel ließ ben
Mordhammer der Suͤhne gellen auf der Stige des Hutes bes Hödr
dem Didjter Betrlidi25). Bon da sog Danfbrand nad Bergporshvoll,
24) Dad Øolgende nad ber Njala, c. 103, &.158—60. Die fångere
01. 8. Tr. 6. 216, S. 202 fagt zunaͤchſt: „In demfelben Sommer erſchlugen
Øantbrand und Gubleif, bed Uri Sohn, bed Sohnes bed Mar, ben Didter
Betrlidi tn Flotshld megen Spottgedichten und Gotteslåfterung. Ueber blefen
Kobtfdlag wurde Folgendes gedidtet:” u. ſ. w. (bie Gebart Gudleifr Ara, som
Mars, sonar Vetrliöa skalds ift univeifelhaft 3u beffern in Gudleifr Arason,
Marssonar, Vetrliöa skald.) Kristni 8. o. 8, 6.48: „Und ba Dankbrand
vor den Leuten in Veland ben Glauben lehrte, da fingen viele Leute an auf
ihn Spottverfe zu maken”, und S.52—4: , Aud der Didter Vetrlibi madte
Spottverfe auf Dankbrand, und viele Undere. Sle kamen weſtwaͤrtt nad
Bljotehlid; da war Gubleif Urafon von Reytjaholar mit ifm. Ste erfukren,
daß ber Dichter Vetrlidi mit feinen Hausdienern beim Korffteden war; Dante
Brand und feine Begleiter zogen dahin, und erſchlugen ihn. Dieß wurde lider
Gubleif gedidtet:” u. ſ. w. In der Landnama, V, o. 3, 6. 283 heißt
es: „den Betrildi erfdlugen der Priefter Dantbrand und Gubleif Arafon von
Meyljaholar wegen Gpottverfen”, und die Melarbok fågt am Rande bei:
„Betrlidi madjte Spottverfe auf Dankbrand; barum erſchlug ihn Dankbranb
Bein Korffteden. Er wehrte lå mit dem Korffpaten gegen Gudleif Arafon
von Neyljaned; da erftad ihn Danlbrand mit dem Speer. Uuf Gubleif didtete
Ljoöarkeptr ein Soblieb.” Bemertendroerth ift, baf bie Melarbok ben Dante
Branb bier dreimal porbrandr nennt, wa8 ju dem Theobrandus bes Theo-⸗
dorich einigermapen ſtimmt. Uebrigens gedenkt aud Gnorri der Spottverſe
de Betelidi und ſeiner Köbhung.
25) Dad helft: , Der Kåmpfer (ber bat im Kampfſturme den Schilben
foindlidje Gdnvert erprodt hat) hieb im Gådlande mit ben flegreidjen Waffen
306 HL. Ubfduitt. $. 31.
und da nahm Njall ben Glauben an, und alle feine Hausgenoſſen 2);
Mörör bagegen und Valgardr fegten fid fer bagegen. Und von
ba fulren fie hinaus iiber ben Fluß; fle fuheen in den Haukadalr,
und tauften ba ben Hallr: ba war er aber breifåhrig2). Bon da
zog er nad Grimsnes. Da fammelte porvaldr hinn veili eine
Schaar gegen ihn, und fandte dem Ulfr Uggason Botſchaft, daß
er gegen Dankbrand stehen und ihn tobtidlagen folle, und bidjtete
an ihn folgende Weiſe: IG werde dem Wolfe des Kieldes bes
Ygar, bem Gohue bes Uggi die einfache Botfdjaft ſenden, — nicht
bin id) gehåffig bem Gteuerer bes Stahles, — daß er ben Låufer
bes Geråufdjes bes Geitir tödte, ben argen Wolf Gottes, der all
zuſehr ble Götter fåmåht; idj aber den UAnderen5). Ulf dichtete
(den Merkjeugen, dur weldje Baldr flel) ein auf das Haupt bed Didterd.
Der tådtige Kåmpfer (ber bas Såwert, bie Sidel bed Kampfes, oft erprobt
hat) fåpt bie rådende Waffe auf dem Haupte bed Dichters Vetrlidi erklingen."
— Boödn hieß nad Bragarr. c. 57, S. 216 ener ber Kråge, in meldjen
ber ble Gabe ber Dichtkunſt verleikende Meth bewahrt wurde; ber Methtrug
Bodn mag barum bie Didtfunft, Bodnar smida, die Merkfåtte der Dicht ·
tunft, ben Ropf des Dichters bejeidjuen. Hödr ift einer ber Ufen; fein Mame
fann barum als Bejeidnung bes Manned ſtehen, Skaldsk. c. 31, 6. 34.
Der Hut be Mannes ift der Helm, die redjt eigentlid månnlidje Kopfbedeckung;
ble Stige bed Helmd ader ift ber Kopf, auf weldjem er ruht. Wer übrigens
ber die ſchon der verfdiebenen Ledarten wegen fehr beftrittene Hudlegung ber
Strophe Weiteres fudt, ſehe beren Unalyfe tn ber Kristni 8., der Njals 8.
und in Band 12 der F. M. 8. nad.
26) Aud Rjall war fåon friher auf den neuen Glauben aufmertfam ge-
worden; oben, $. 20, Anm. 15.
27) Der Taufe ded dretjaͤhrigen Hall, freilich als einer erft im Jahre 990
erfolgten, gebentft aud die Islendingabok, co. 9, S. 15 mit dem Bei-
fågen, daß berfelbe noch in feinem Alter des Empfanged ber Taufe fich erinnerte,
und dem Merfaffer bavon zu ergåhæen wußte; eine Bemerfung, dle in den Prol.
Heimskr. 6. 4 und den Prol. ber jüngeren Olafs 8. hins helga,
6.2 ibergegangen ift. Uud bie Kristni 8. c.7, S. 40 ermåhnt der
Kaufe Hall.
28) Yggr ift ein betannter Name Obin8; deſſen Kleid, die Kriegériftung;
der Miftung Wolf, der Krieger. Vier ift natürlich Ulfr gemeint, und ble Une
fyielung auf febten Ramen (Utfr = Wolf) erhdht den Reig der Umføretdung.
Geitlr ift nad Skaldsk. c. 75, S. 540 ber Rame eineb Rieſen; bes Riefen
Øeråufd ober Nede nad Bragarr. c. 56, 6. 214—16, Skaldsk. 0. 32,
6. 336 u. c. 38, S. 350 dad Gold; Låufer des Goldes kann aber der Mann
heißen, der åberhaupt nach bem Wolde bezeichnet wird, und dem rafde Vewe -
gung pufommt. %Bolf heift ber Bricdlofe, Geådtete; Wolf Wotted if Dant-
Danibrandé Bifftondreij. 307
eine andere Weiſe entgegen: Ich nehme den lanfenden ſchwarzen
Velilan der Zahnburg des Harbardr des Göttermeerbufens nicht
an, obwohl ifm ber rechte Bieter des Seefeuers ſendet. Beforger
der Raapferbe, wenn aud) ble Geſchäfte im Gange find, ſehe id
mid) vor vor meinem Unglide; gefåhrlid iſt es, nad) ber Fliege zu
fmappen29). Und id hade midt vor, fagt er, ſein betrogener
Marr zu fen, und er håte ſich wohl, bag feine Junge nidt eine
Schlinge werde får feinen Kopf. Und hierauf ging der Bote juriidt
au porvaldr hinn veili, unb beridjtete ihm Ulfs Worte. Thorwald
hatte viele Leute um ſich, und hatte fidj bahin ausgefprodjen, ihnen
Brånd, weil wegen Vergehn gegen ble Götter in Schuld. So befagt bemnad
ble gange Strophe: „ich merbe bem kriegerifdjen Gohne des Uggi, denn id bin
dem kampftundigen Befreundet, bie einfadje Botſchaft fenben, daß er ben gott ⸗
verhaften Låfterer tddte, wie id befjen Genofen.”
29) Skarfr ift ber fdmarze Belifan (Pelecanus carbo, nad Mohr,
Sorfög til en Islandſt Naturhiftorie, S. 32); bleypi-skarfr, der laufende
ſchwarze Seevogel, bad Schiff. Die Zahnburg ift ber Mund, bes Mundes
SÅG, die Botfdaft. Wiederum ift Harbardr ein Name Odins, und fann
barum vote jeder Ufenname fir Mann flehen. Veafjördr ſteht hier wie ander»
wårt8 das gleidbedeutende diafjördr (Skaldsk. c. 2, 6. 236, und 0. 55,
6.470), får bie Didtunft; fjördr, Meerbufen, fann nåmlid får lögr frehen,
bas ble Ser, bann aber aud jede Hliffigteit bejeldjmet, und wie der ble Dicht-
kunſt verleihende und barum aud) fie felbft bezeichnende Meth von ben ihn ente
haltenden Gefåfen Odreris, Bodnar oder Sonar lögr, von feinem Aufbewah -
rungsorte Hnltbjarga lögr, bann aber aud von feinen früheren Befigern
dverga drekkr, ber Bwerge Trank, heifen fann (Bragarr. c. 57, 6.218;
Skaldsk. c. 3, 6. 244), fo mag er aud nad feinen fpåteren Herren ber
Ødtter Trank oder Meer genannt werden. Veafjardar Harbardr ift hiernach ber
Mann der Dichtkunſt, ber Didter. Seefeuer heift aber nad Skaldsk.
€. 32—3, 5. 336—40 das Gold; Bieter oder Geber bed Golded ift nad c.47,
S. 400—3, ebenda, der freigedige Mann. aapferb mag bad SA heigen,
das man aud fåledthin Rop nennen barf (ebenda,o. 51, 6. 440); ſein
Beforger ift der Mann, hier Thormald felber oder fein Bote. Nad der liege
fånappen, at gina at flugu, heift, offenbar mit Bezug auf bak Kodern der
Øifdje mit Fliegen, fid von Jemanden fangen laffen, fich tåufden oder unge»
ſchickt pu etwas verleiten laffen. So heift es, Njala, c. 42, S. 64: ef
Hallgerör kemr annar! flugu I munn per, und c. 44, 6. 66: skallt pu
jarl Augu koma per, u. berg. m. Hiernach iſt ber
i mid) nehme ble aft bes DidjterS midt an, obwohl ein
freigebiger und tådtiger Mann fle fenbet; Mann, wenn audj åble Dinge im
Øang find, fo kåte id) mid bod vor eigenem Schaden; gefkkrlid ift es, fl
berůden zu fafjene1
398 tn. Wbrkuitt. $. 31.
auf Biaskogaheidi einen Hinterhalt ju legen. Dankbraud md
GSudleif viten aus bem Haukadalr; ba begegneten fre einem Manne,
der ihnen entgegen vitt. Der fragte nad Gubleif, und ba er ihn
fanb, fagte er: bu ſollſt jegt deines Bruders porgils ju Reykja-
holar genießen, darin bag id dir Anzeige madjen will, daß end
zahlreiche Hinterhalte gelegt find, und zugleich, daß porvaldr enn
veili mit feiner Schaar bei Hestlåkr in Grimsnes ift. Richtsdeſto⸗
weniger merden wir veiten, fagt Gubleif, ihm zu begegnen; und fe
wanbten fid bann von oben her nad Heſtläͤl. Thorwald mar åber
das Waſſer getommen. Gudleif førad zu Danfbrand: hier if mun
Thorwald, und laufen wir ihn nun an. Danktrand ſchoß mit dem
Spieße nad) Thormald, Gudleif aber hieb ihm ble Achſel, und von
øben her bie Hand ab, und Das war fein Tod''s0), — Auf diefer
Melfe wurden ferner aud) Gizurr hinn hviti (der Weiße), einer der
mådtigften Haͤuptlinge ber Infel, und Hjalti Skeggjason getauft,
weldje fpåter får ble Einführung bes Ghrifenthumes in ihrer Hei⸗
math ene fo entſcheidende Bedeutung gewinnen follten; ble Rjala,
weldje fonft Aber blefe Borgånge ble genaueften Beridte gibt, erwaͤhnt
freilidy ihrer Belehrung nidt, wohl aber fagt die Kriſtniſage: „Dank⸗
brand taufte viele Leute auf biefer Fahrt, ben Gissor hinn hviti,
den Hall im $Haufadal, ber war da dreijährig, und ben Hjalti
Steggfafon"”, und eine Reihe anderer Beridte gedentt, wenn aud
olne genauere Befimmung ber Jelt, ihrer Bekehrung durdj Dank⸗
brand»), Aud ble Taufe bes porgils von Oelfus, von weldjer
der Monch Theodorich beridtet, muß wohl in dieſe Jeit fallen.
Ueber dem tar ble Jeit bes Alldings herangefommen, welches
Dankbrand im Intereſſe felner Miſſion zu befudjen ſich entſchloſſen
hatte. „Hierauf reiten ſie zum Ding hinauf; und es war nahe
daran, daß ble Verwandten Thorwalds ſie angriſſen; ba halfen
30) Øie fångere OL. 8. Tr. 0. 216, S. 203—4 erkhlt den Borgang
mit Thorwald vdllig aͤbereinſtinunend, nur ehwad abgetirgt; ebenfo bie Kristni
6. 6. 8, S. 48—852 melde indefjen ble Begegnumg mit Betriidi in biefen
Streit in Mitte ſchiebt. Und Snorri erwaͤhnt kur ber Gahverfe bed Thorwalb
nb ſeiner Ködtung.
31) Kristni 8. c. 7, 6. 48; feer jångere Ol. 8. Tr. 0. 212,
€. 207; bje fdon angefuhrten Gtellen bes Uri, Odd, Theodorich und ber
Sarbåla, ſowie Helmskr. c. 88, &. 285—6.
Dantbrandö Mifkendrsife. 299
Sjal und ble aus ben Oſtlanden dem Dankbrand 22). ,, Dante
brand bradjte mutbig ble Botfdjaft Gottes am Ding vor, und ba
nahmen viele Leute im Gidviertel (eine Handſchrift fågt bet: „und
im Nordviertel/) den Glauben an'3), Sehr bebeutend ſcheint
åibrigens Danlbrands Erfolg midt geweſen zu fein, da die Quellen
itber benfelben ſehr leicht weggehen; bod) erhielt er Veranlaſſung
ſeine Thaͤtigkeit fofort aud auf den Norden der Infel ausjubehnen.
„Er zog nad) dem Ding weg, und beabfidjtigte ben öͤſtlichen Weg
nad) dem Eyjafjördr ju nehmen; ev taufte viele Leute im pang-
brandslåkr (Danfbranbéwafjer) im Oexarfjörör, und beim Myvata
tm pangbrandspollr (Danfbrandbstimpel). Aber nicht vermodte er
weiter voranzuziehn ald ble zur Skjalfandafljot, wegen ber Gewalt
der Eyſirdinger; da kehrte er zurück nad dem Oftlande, und lehrte
da ben Glauben. Danfbrand zog dann ben fidlidjen Weg gegen
Weſten/ 34),
Schon von diefem Huge Dankbrands in bas Rorbviertel weiß
ble Njalefage Nichts zu beridjten, und Åiberhaupt geht von jept an
ble Darfiellung unferer verſchiedenen Quellen villig auseinander.
Es erzaͤhlt aber die Rjalsfage, unmittelbar an das Auftreten Dant»
brands am Allding anfdjliefend*5): ,Hjallti Skeggiason fprad) da
blefes Berslein am Gefehberge: Richt unterlafje ich dle Götter zu
laͤſtern; ein Hund ſcheint mir Freyja; jedenfalls iſt elns von Belden,
32) So die Njals 8. c. 103, &. 160.
33) So die Kristni 8. c. 7, S. 48; nlid fagt ble jilngere 01.
B. Tr. €. 216, S. 202: ,Danfbrand aber fom jum Ding, und betehrie da
viele Bente qum vesten Glauben, im Gibdviertel und in den ndrbliden Øegen»
ben be Eyfrdingafjordungr.”
34) Kristni 8. c. 7, &. 48; Hjulid bie Olafs 8. c. 216, S. 202,
welde aber ihten Berit mit ben Horten beginnt: ,Da Kuben ihn Goldje,
ble den Glauben annefmen wollten, bort in ben Norden ein.” In beftimme
teften Widerſpruche mit ber Mjala, beren Darftellung indefjen glaubwürdiger
erſcheint, laffen beide Duellen erſt jept flatt auf ber erſten Meife in ben Weſten
ben Vetrlii und Thorwald erfdlagen; fonft ift etwa no zu Bemerfen, beg
unter ben dem Ghriftenthume feindlidjen Eyfrdingar natårlid nidt bas Haus
des Eyjulfr Valgerdarson gemeint fein tann, ber felber (don mit dem Kreupe
bezeichnet war, fonbern mur ber Mannbftamm des mageren Helgi (vergl. oben,
$. 19, Mum. 28).
35) Njals & c. 108, S. 160—1; dle Erzaͤhlung Mipft an ble Anm. 32
en welche ihrerfeitb wieder Die nm. 24 angefiheien
ehuen.
400 ML Wfdmitt. $. 31.
Odin ein Hund ober Greyia»e). Den Gommer fult Hjelti hinaus
und Gizurr hviti; bas Schiff Dankbrands aber zerbrach ofnvårte
bei Bulandsnes, unb bas Schiff hieß Visundr. Danlbrand mit
den Geinigen fuhr weſtwaͤrts durch ble Landſchaften. Steinvör fam
ihm entgegen, bie Mutter bes Skaldrefr; ſie predigte dem Dant-
brand bas Geibenthum, und fyrad lange vor ihm. Dankbrand
ſchwieg fo lange fle ſprach; nachher aber fprad er lange, und vere
hete Das in Thorheit, was fle geredet hatte. Haft bu bas gehört,
fagte fie, wie Thor ben Chriſt zum Zweilampfe forderte, und er ſich
midjt getraute mit Thor zu laͤmpfen? Id habe gehört, fagt Dant-
brand, baf Thor Richts mwåre als Erde und Afde, menn Gott nidt
wollte baf er lebe. Weiſt du, fagt ſie, wer bein Schiff serbrodjen
hatt Was fagf du dazu? fagt er. Das will id dir fagen, fagt
fle: Der dle Kinder der Rieſinn Gållende zerbrach den ganen
Wiſund des Mövenſtalles; bem Bewahrer der Glode verfolgten ble
Goͤtter den Gallen des Strandes. Chriſt half nidt vem Gleich⸗
ſchreitet bes Landungsortes, als er bas Kaufſchiff serbrådte; id
glaube, daß ber Gott nur menig bas Rennthier bed Gylfi (diktet).
Und wieberum fprad fle elne andere Meife: Thor vif von der
Gtåtte Danlbrands langed Vhier bes pvinnill, (dåttelte und råttelte
36) Der Ber wird, gang oder theilweiſe, aud in der Islendinga-
bok, €. 7, 6. 11, ber Kristnl 8. e. 9, 6. 66, ber fingeren O1 8.
Tr. c. 217, 6. 207, und bet Oddr, c. 37, &. 298 mitgetheilt. Derfelbe
it fører zu beuten, und ſcheint einen nidt mehr betannten Mythub voraus-
zuſetzen, ber din und Freyja in eine befonbere Verbindung bradte. Der
Wubbrud grey gilt Abrigen8, ebenfo wie hundr, al8 ein gewoͤhnliches Schimpfwort.
87) Die Kinder ber Riefinn find aber dle Rieſen; ber fie Fållende ift Thor,
deſſen Gefdåft es if, av berja tröll, Unholde au ſchlagen; vergl. Skaldsk.
6. 4, 6. 252. Der Mövenftall if bie See; deren Wiſund oder Dahſe, dad
Så, ebenda, c. 51, S. 444, mobei zugleich auf den Namen bed Gåifeb
hingewieſen fein mag. Der Bewahrer der Glode iſt der criſtliche Prieſter;
be Gtrandeb Halle, da Schiff. Gleichſchreiter (malfetl) mag dad Pjerd
heißen; bas fpferd bes BandungBorted ift aber dad SAM. Gyla war, ang. O.
€. 64, 6. 516—18 u. c. 75, S. 546 ein berikmter Geekdnig, und wie nad
fm ble See Gylfaland genannt werden kann, ang. O. c. 51, 6. 442, fo
mag bas SAT fein Memnthier heißen, wie jedeb anderen Geeldnigb, ang. D.
6. 51, 6. 440—2. Hienad befagt die übrigens aud von der Kriftni» und
Diafsfage Nberlieferte Gtrophe: „Thor jerbrach bad SIF; die Gotter verfolge
ten bem Zrieſter fen Schiff; Chriſt Half dem Gåife midt, als hor es jer
drůckte; ich glaube, baf ber Gott daß SAKT nnr menig befdhikgte.”
DBantdrande Beiflonsreife. 41
ben Bord des Schiffes, und ſchlug es gegen die Erde. Der Schnee-
ſchuh bes Landes bes Atall wird nicht mehr ſchwimmfähig fem auf
der See, denn ein harter Sturm, ihm zugeſchrieben, that es in
Spaͤne legen?6). Hierauf trennten fidj Dankbranb und GSteinvdr,
und fie jogen weſtwaͤrts nad) bem Bardastrandr.” Und meiters9):
„Gesir Oddleifsson wohnte in Hagi an den Bardaströnd; er war
ber meifefte der Månner, fo daß er der Leute Schickſal vorausſah 40).
Gr bereitete dem Dankbrand ein Gaſtmahl. Sie jogen nad Hagi
mit ſechzig Månnern. Da wurde gefagt, bak bort bereite zwei
$underte von Heidenleuten feien, und daß ein berserkr ju erwarten
fel, ber Otryggr hieß; und Alle fårdteten ſich vor ihm. Bon ihm
wurde fo Ørofed gefagt, daß er meder Waffen nod Heuer ſcheue,
und bie Geidenleute maren fehr erfdjredt. Da fragte Dankbrand,
ob ble Leute ben Glauben annehmen wollten? Die Heiden aber
føradjen alle bagegen. Ich will eud Gelegenheit geben, fagt Dante
brand, au erproben, welches ber befjere Glaube ift; wir wollen brei
Beuer anmadjen, eines follt ihr Heidenleute weihen, aber ich das
andere, und bas britte ſoll ungeweiht bleiben; menn aber ber berserkr
bas Feuer (ent, weldjes id weihte, und jene beiden durchſchreitet,
bann follt ihr ben Glauben annehmen. Das if wohl gefprodjen,
fagt Geft, und Id wil das zuſagen får mid und meine Haus⸗
genoffen; und als Geft bas gefprodjen hatte, va fagten meit Mehrere
au. Da hieß ed, daß der berserkr auf den Hof herfomme, und es
wurben ba Feuer angemadjt, und fie brannten; da nahmen ble Leute
ihre Mafjen, und fyrangen auf ble Bånte hinauf, und warteten fo.
Der berserkr lief bewaffnet herein; ev fommt tn bie Stube, und
durchſchreitet fogleidj das Feuer, das die Heidenleute geweiht hatten,
38) pvinnilt und Atall finb Scefdnige, Skaldsk. c. 75, 6. 546 u.
548; ihr Thier ift demnach das Schiff, ihr Land die See, ble ja aud ihre
Straße heißt, ang. O. e. 25, S. 324. Der Sqhneeſchuh der See ift wider
bad Schiff, ang. O. co. 51, S. 440 u. 44. Der Ginn ber Strøphe ift dem»
mad: „Thor vif Dankbrandb langed Schiff von feiner Ståtte, fåittelte und
vittelte daſſelbe, und warf e8 an das Land; dad Schiff wird nidt mehr fors
tilditig ſein, denn ein harter, von Thor gefandter Gturm bradj es in Spaͤne.“
39) Njals 8. c. 104, 6. 162—3; der Beitbeftimmung wegen gehdrt
ferner noch hieher c. 105, 6. 163: ,Diefen Gommer wurde Hjalti Sleggjafon
am Allding geådjtet megen Gotteslåfterung.”
40) Mergl. oden, $. 20, Unm. 1, wo Geft bereit bie Unhunft deb neuen
Glaubenb voraus verktndigt.
Maurer, Øeteprang. 26
Pr ET
und fommt ju bem Feuer, bas Dankbraud geweiht hette, und ger
traut ſich nidt durchzuſchreiten, und vief, er brenne gang. Gr haut
mit dem Schwerte mad) der Bank hinauf, und bas trifft ben Queer⸗
balfen, weil er zu hoch aufgezogen hatte; Dankbrand ſchlug mir fel-
nem Grucifir auf ble Hand, und es geſchah em fo großes Wunder,
daß dem berserkr bas Schwert aus der Haud fiel; da ſtößt Dant-
brand bad Schwert jur durch die Brud, Gunlelf aber hieb nad
ber Hand, fo daß fle abging. Da gingen Birte herzu und erſchlugen
den berserkr. Hierauf fragte Danlbrand, ob ſie ben Glauben an-
nehmen wollten? Gef ſprach, er habe nicht mehr hleriiber zugeſagt,
als er aud zu halten gedenle. Dankbrand taufte da ben Geſt, und
alle ſeine Hausgenoſſen, un» viele Andere. Dann berieth er ſich
mit Geſt, ob er noch meter weſtwaͤrts nach dem Meerbuſen ziehen
ſolle; ber aber rieth ihm davon ab, und ſagte, ble Leute ho ſeies
hart und ſchwer mit ihnen auszulommen: wenn es aber beftimmet
iſt, bag biefer Glaube eingeführt werden foll, da wird er am All⸗
ding gefeplid angenommen werden, und ba werden bann alle
$Håuptlinge aus den Bezirlen anwefend fein. Ich hake ihn am
Ding gepredigt, fagt Dankbrand, und bas ging gar zu ſchwer.
Du haft bod am Meiften dazu gethan, fagt Geſt, wenn aud einem
Anderen vergönnt fein mag, bie geſehliche Unnahme durdyufepen;
unb es geht da, wie man fagt, baf ber VBaum nidt von dem erſten
Streiche fålt. Dann gab Geſt bem Dantbrand fdöne Geſchenle,
und ev zog wieder gegen Giiben. Dankbrand jøg nad dem Giåd-
viertel, und fo nad bem Oſtlande; er war in Bergporshvoll zu
Gaſt, und Rjal gab ihm ſchoͤne Geſchenke. Bon da vitt er oſwaͤrts
in ben Alftafjörör zum Siduhall; er lleß fein Schiff ausbefferm,
und ble Heidenleute nannten es Jarnmeis (Gifentorb) 11). Auf dieſem
Schiffe fuhr Dankbrand hinaus, und Gubleif mit ihm.“
So bie Rjala; gang anders lautet bagegen ble Darftellung der
Kriftnifage 4). „Von ba kehrten fie auråd, und blieben den zweiten
Pinter del Hall; im Fruhjahre aber råftete Dankbrand fein Schiff.
Diefen Sommer wurde gegen Dankbrand auf Friedloſigleit geflagt,
egen jener Todtſchlaͤge; er fuhe veg, und wurde in ben Borgar-
fjörér puriidgetrieben, in ble Hytara; da heißt man es jept peng-
41) Wohl well 68 mit elfernan Reifen gebunden wurde.
42) Kristni 8. 0. 8, Ø. 54—64; vergi. oben, Mum. 34.
Dandbrandö Miffionbveife.
brandsbrof unterfjalb Skipabyl, und ba ſteht nod) auf einem
ber Stein, an dem fem Schiff befeftigt war. Und als fir
gefommen maren, ba hielten ble Leute der Gegend eine Berfamme
ung ju bem Gnde, um ihnen alen Handel au unterfagen. Dant-
brand fam nad Krossaholt (Sreughol), und fang ba eine Meſſe,
und errichtete ba Kreuze. Kolr hieß ein Mann, der zu Lakjarbugr
wobnte; er hatte fo viele Speiſe (fo viet Fleiſch), daß er laum wußte
was er bamit anfangen follte. Danftranb ging dahin, und feilte
ihn um Gypeife an, er aber wollte keine vertaufen; da nahmen ſie
bie Speiſe, und legten ben Merth dafür hin. Kol ging oben her
åiber nad) Hytarnes, und Hagte dem Skeggbjörn, ber ba wohnte;
ev ging mit Kol ben Dankbrand zu treffen, und ſie hießen ihm ben
Raud puridgeden und dafür båfen. Dentbrand aber ſchlug das
rundweg ab; fle fåmpften auf ber Ebene oberhalb Steimskolt; ba
fid Gteggbjörn mit acht anderen Månnern. Da auf der Gene if
ber Ørabhiigel bed Gteggbjörn; bie Andern aber wurden zu Land-
raugsholar beerbigt, ba bei ber Ebene, und man ſieht da med
deutlich bie Grhöhung. Zwei Leute fielen ven Danfbrand. Als aber
Gizut ber Meife dieſe Rachricht erfule, lud er ben Dankbrand zu
flid) elm, und er blieb ba ben britten Winter. Dieſen Winter vif es
das Schiff Dankbrands aus der Hylara los, und eg zerbrach beden»
tend, und trieb ſüdwäͤrts am Lande an ju Kalfalåkr; darüber fyrad
Steinunnr, bes Skaldrefr Mutter, dieſes 13): — Und wiberum
ſprach fett): — — Im Fråhjahre zog Danfbrand weſtwaͤrts nad
den Bardaströnd, ben Gestr hinn spaki (ber Kluge) zu treffen.
Dort forberte ihn der berserkr Tjörin zum Jweltampfe. Danke
brand fagte Das au; der berserkr fyrad: du wirſt nidt magen
mit mic ju kampfen, menn du meine Kiinfte ſiehſt; id gehe mit
bloßen Füßen über brenmended Feuer, und id ſtürze mid entvldft
auf meine Schwertſpihe, und es fdjadet mir Nichts. Danlbrand
antwortet: bas wird bei Gott ſtehen: Dankbrand weihte das Feuer,
43) Gtehe die Strophe oben, Anm. 38. Uebrigend heift das Weib aud
in ber Dlafbfage und in der Landnama, II, c. 6, 6.79 Steinunnr, nidt
wie in ber Njaln Steinvör; zu bemerten ift ferner, baf bie Borte der Strophe:
Thor rif Dankbrandö langeb Schiff von feiner Gtåtte (yr stad), beſſer au ber
Darftellung ber Krifnifags ald der Rjala pafen, da die erftere bak GAMF von
ſeinem Anlergrunde wegtreiben, bie legtere aber auf ber Fahrt ſcheitern 1A$t.
44) Den, Unm. 37. 26*
Eå
404 mi. Abſchnitt. $. 31.
und madte das Kreugesjeidjen Aber das Schwert. Der berserkr
verbrannte fid ble Fife, ald er bas Heuer betrat, und als er fi
auf bas Schwert ſtuͤrzte, ba durchbohrte ihn dieſes, und bavon empfing
er ben Tod. Darüber maren virke tådjtige Leute froh, menn ſie
aud) Helben maren; da ließ ſich Geft mit dem Kreuze bezeichnen
unb andere Freunde beffelben. Dankbrand fuhr aus bem Weften
auråd, unb ließ ſein Schiff ausbefjern; bas nannte er Jarnmeis.
Gr fegelte fådrvårte um ben Bufen nad Hofn, und legte fi in
eine Budt hinein, und wartete ba, bis er in bie hohe See fonnte;
ba heißt es ſeitdem Jarnmeishördi, zwiſchen Höfn und Belgsholt.
Dann fuhr er im Sommer hinaus jum König Olaf in Throndheim.“
Und weiter 6): „Im Sommer am Ding mar viel ble Rede von
dem Glauben, welchen Dantbrand verkiindigte, und es låfterten da
elnige Månner gevaltig auf Gott; ble aber, ble getauft maren,
fåimpften auf dle Gögen, und eg entfand darüber grofe Parteiung;
da fyrad Hjalti Skeggiaſon dieſes Verslein am Geſetzberge: IG
will nidt ble Götter andelen; ein Hund fåelnt mir Breyiao).
Dieſes Verslein nahm ſich ber Gode Runolfr zu Herzen, der Sohn
beg Ulfr, bes Sohnes bes Goden Jörundri7), und er klagte gegen
$Hjalti um Gotteslåfterung (godga). Er geigte darin mehr feine
Gewalt und feinen Troy, als feine Rechtſchaffenheit, denn eg gelang
ihm nidt früher das Geridt zu halten, als bis er daſſelbe auf
ber Bride ber Oexara niederfegte, und beide Zugänge zu ber
Bride mit ben Waffen vertheidigen ließ 18). Da fand fid Niemand,
45) Kristn1 9. c. 9, 6. 66—8. Gam åjnlid” jngere OL 8. Tr.
€. 217, S. 207—8; kirjer befpredjen ben Borgang bie Islendingabok,
6. 7, Ø. 10—1; Oddr, o. 37, 6.208; Laxdåla 8. c. 41, S. 180, beren
Angaben im folgenden Paragraphen, Unm. 2—3 mitgetheilt merden follen. Die
Heimskr. 6. 88, S. 285 laßt freilid ben Gizur und Hjaltt ein Jahr vor
Dankbrand nad) Rormegen kommen, aber mur barum, well fie beren Unkunft
mit ber bed Mjartan und (einer Genoſſen gufammenrvirft.
46) Siehe Anm. 36, wo freilich die Lebart anderd lautet.
47) Bezuͤglich des Stammbaumes vergl. Landnama, V, c.3, S. 284—5;
Runolf var danadj ein Neffe des Valgardr und Geſchwiſterkind mit deffen Sohn
Mördr, welche Gegtere ebenfall8 als eifrige Bertheidiger bes Heidenthums erſcheinen z
vergl. oben, Anm. 26.
48) Dft genug fam e8 in J8land vor, daß mådtige Parteien, Me dem
Haren Rechte gegender ihre Verurtheilung voraubſahen, da Gericht gewalt ·
fam ju ſprengen ſuchten; man nannte dieß at hlaupa upp domom, und ble
Dantbrands MUfondreif. 405
um fiber ble Sade au referiren, bis porbjörn, ein Sohn ved por-
kell aus ben Guödalir in bad Geridjt gefegt wurde, und er refe-
rirte ilber bie Sadje4). In dieſem Geridte wurde Hjallti wegen
Gotteslåfterung auf brei Jahre geådjtet (dåmdr sekr Görbaugs-;
madr um godga). Diefen Gommer fuhr er hinaus auf einem
Schiffe, welches er baheim hatte bauen laſſen im piorsardalr, und
er führte bas Schiff der weſtlichen Ranga nad in ble See, und als
fie von oben her dem Fluße nadjfulven, da rannte ein Mann am:
Lande hin, und hatte einen Spieß und Schild in der Hand.
Hiallti rief zu ihm: du haft elnen Strohwiſch ba, wo bas Herg fem
follte! Der ſchoß mit dem Spieße nad Hiallti, Hjallti aber griff
mad) feinem Schild, und ber Spieß traf dlefen. Die Leute des
Hiallti liefen ans Lanb, und fingen ihn, und fragten, wer er felt
E fagte, er helfe Narfi, und fagte Runolf habe ihn gefandt ben
$jallti zu tödten, und fo folle er fidj aus der Acht löfen50). Hjallti
Gragas, p. P. c. 22, 6. 68 hat hierüber folgende Beftimmung: „Sie (die
Richter) follen an der Ståtte ridten, wo fie niedergefegt wurden, menn fle vor
untedjter Gewalt der Leute konnen, Aber alle die Dinge, die in dem Geridte
find. Wenn fle vor unredter Gewalt ber Veute nidt zu ſihen vermögen, fo if
et Recht fir fie, da au fijen, wo fie meinen am Eheſten ihr Urtheil beſchlieben
au fönnen, und ihr Urtheil wird da ein rechtes. Menn fie ver unredter Ge»
walt nidt au ſihen vermögen, fo foll ber, ber bie Klagfihrung veferirte, anfagen
mo fle ſich etnfinden folen, um am Cheſten ihr Urtheil u befdillejen. Dabhin
haben fie au gehen, und da ihr Urtheil qu beſchlleßen, wenn fle lonnen.“ —
Man flekt leicht, daß Munolf, bei dem von ifm eingeſchlagenen Verfahren volke
kommen in ſeinem Rechte war, und daß es umgefehrt ble Chriften maren,
weldje eine Gerichtsſtbrung veranlaften; es ift reine Parteilidleit des Sagen»
ſchreiberb, menn Jenem ber gewåhite udroeg ald eine Gewalithat angerednet
werden will. In Ahnlidjer Weiſe fegt übrigens nod weit fpkter einmal Hamidi
Marsson, nadjbem man breimal vergebend verfudt hatte bie Ridter an redter
Dingftåtte miedergufegen, und naddem hieråder folenne Beugen benannt worden
waren, dem porgils Oddason gegenilber bei ber Birgisbud' fein Gericht nieder,
einer auf brei Geiten von Felsklüften umgedenen, an der vierten Seite aber
durch eine Befeſtigung gefdågte Dingbude; Sturlunga 8. I, 0.18, 6.31,
und Aehnl. bfter.
49) eder bak Referiren (reling), dad von je elnem Richter får bie
Klage und får bie Vertheidigung au geſchehen hat, vergl Gragan, p. p
6. 21, å. 63, u. 0. 22, S. 64—5, u. 69 u. dft. Dffenbar ift es bie Furdt
vor ber gefefiidrigen Rade der Chriſten, melde es ſchwierig madt, einen Ne»
ferenten filt ben Klåger ju finden.
50) Rad einer gefeplidjen Beftimmung, welde ben legten Jahren å
TIL Wbfdnitt. $. 81.
406
fred): ich weiß ble einen befjeren Rath; fahr du mit mir hinaus,
und id) werde bir beinen Frieden verſchaffen. Hijallti fuhr hinaus,
und kam im Herbſte nordwaͤrts nach Throndheim zum König Olaf;
ba fam aud) ven Jeland heraus Giffur der Weiſe, ſein Schwieger⸗
vater.
Gieht man nun von ben unbebentenderen Abweichungen zwiſchen
beiden Darftelngen abs!), und vergleldt man blefelben unter ſich
nicht mur fondern aud) mit ben Angaben ber fonfigen Quellen 52),
fo ergibt ſich Folgendes. Wåhrend ble jalsfage nur von einem
weijahrigen Uufenthalte Dantbrandd in Joland weiß, låft ble
Krifintfage benfelben breimal auf der Infel überwintern. Uusbråd»
lich ſehen nun aber ble filngere Olafsſage, Snorri und ber Mönd
Vhjeodorid den Mufenthalt des Miffionåre auf zwei Jahre oder
Winter an, und venn Ari ſowohl als Od gar nur von elm ble
$jelbenthume8 angehdrt, war eb ben Medtern möglid, burd die Todtung ande ·
var Medyter fld ben Frieden wieder ju gewinnen. Gragas, Vigsl. e. 111,
6. 159—00; Landnams, Ynhang I, &. 323.
51) 8.9. ber verfiebenen Namenbformen Stelnvör und Bteimunnr, ber
verfjiebenen Mudmatung ber Borgånge bei Geft, der Burådfåhrung bed Ramenb
Jarnmeis auf bie Heiden oder auf Dantbrand felber, der Ervåhnung des Kol
unb bed Gteggbjörn.
52) Die Hirjeren Beridyte find bereité oben mitgethellt worben; hler i
bemnad) nur noch ju bemerten, daß bie jångere 01.8. Tr. c. 216, 6. 204—6,
velfden ber Rjala und Krifmifage mit ihrer Darſtellung in der Mitte ſteht.
te fiihet biefelbe ein mit den Morten: Rad dem fuhr Dantbrand oftvårte
am feimen Schiffe, und råftete ſich jur Uudfahrt; er ging in See, fowie er ge-
våftet war, benn er ſah, baf er menig gewinne mit ber Verkündung bed Ghri-
ſtenthums, denn ihrer waren Wenige, de mit Demuth gutgefinnt Gotteb Sebot
und ble heilige Kaufe annahmen, gegenüͤber bemen, ble mit voller Boewilligteu
søtberftanden und allerhand verfudsten, um bat Chriflenthum niebergureifen.” Ge
Uåpt bann ben Dankbrand im Herbfte 998 ble Abfahrt verfudjen, aber allein
indem ſie ben Gkjur und Gjolti erft em folgenben Jahre nad Mormegen geken
1Agt; ev wirb vom Gturme jurådgetrieben, aber nach Höfn tm Borgarfjördr,
alfo nad Befibland, und oÅ)ne daf fen Saiff Gåaden litte. Hievon hört
Øtjur, und ladet ben Dankbrand zu fi nad Stalholt ein, wo dieſer Aberwine
tert; waͤhrend bed Winters reift ihm einmal der Sturm fen SMI los, moråber
Mtelmunnr (nidt Mteinvdr) ihre Berfe madt. Das aubgebefjerte Schiff mennt
Danlbrand felbft Jarnmels, und hievon hat ber Ort Jarnmeishdrdi feinen
Mamen. Dann følgt ble Meife nad ben Bardaströnd, die Degegnung mit
dem berserkr, weldje ben Geft nur gum Gmpfangen bes primsigning, midt
ber Laufe beftimmt, endlich Dantbrandö wirflide Ubreife.
Dankbra nds MRUMON veie. sov
Zahren fyren, fo fålet dieß smi auf baffelke Ergtbnif,
bamit ein mehe als einjaͤhriget und bod) nicht gang gwei⸗
jer Mufenthalt bezeichnet werden zu wollen ſcheint. Die Ktiſtni ⸗
føge følt fornit mit ihrer Jeitangabe völlig aitin; fir muß ſrener,
um får ben brekjdfrigen Aufenthalt Dankbrands in Island Raum
au gewiemen, im Widerſpruche mit der fingeren Olafsſage und mit
aller geſchichtlichen Wahrſcheinlichleit ble Reife Stefnirs dahin ſchon
dem erſten flatt dem zweiten Megierungsjakte Olafs zuweiſen >»).
MK aller Beftimmtheit laͤßt fi demnach die Angabe der Krifai-
fage tn blefem Punkte als unrichtig bezeichnen. Waͤhrend ferner die
Kriſtniſage ben Hjalti ſeinen Låftervere am Allding bes Jahres 999
fpredjen, fofort dafür verurtheilt werden, und demnach aud in dem»
felben Jahve mit Dankbrand Joland in Gizurs Begleitung ver⸗
laffen laͤßt, laͤßt bie Njala ben Vers ſchon im Jahve 998 bei der
Gelegenheit didten, ba Dankbrand am Allding ben Glauben predigte;
noch in bemfelben Jahve follen Hjalti und Gizur nad Normegen
gefahren, die Berurtheilung des Erſteren aber foll bennod erft im
Jahre 999 erfolgt fen. Nun ſtimmt aber ber åltefie und verlåfigfte
unferer Gewaͤhrsmaͤnner, Ari, völlig mit der Darftellung der Krifini+
fage überein; ebenfo Odd, bie Larbålafage und bie jüngere Dlafsfage,
und Theodorich lågt den Gizur und Hjalti fogar ben Dankbranb
nad) Norwegen begleiten 31). Auch ber Innere Jufammenhang ver
Begebenheiten fpridt får die fpåtere Ubreife beder Månner; da
berbief ble Njala felbft bes Hjalti Beruriheilung erſt dem Jahre
999 juweift, und burdjaus unwahrſcheinlich ir, daß dieſe erft ein
volles Jahr nad deſſen Ubreife erfolgt fein follte, if Mar, daß hier
ein Jrethum in die Ghronologie diefer Duelle fid eingeſchlichen hat.
Wiederum lågt bie Njala den Danfbrand den zweiten Winter wie
den erften bei Giduhall zubringen; ble filngere Olafoſage läßt ihu
bagegen bei Gizur zu Gaft ſein, und nad der Kriftnifage beherbergt
ihn zwar aud) pet Winter hindurch Hall, ben dritten aber, den die
unrichtige Ghronologie an die Hand gidt, madt aud bler Gizur ben
Wirth. Die åbrigen Qnellen geden fiber ben zweiten Wintera ufent-
halt Danfbranbs einen Aufſchluß; die gröfere Auoführlichleit aber
53) Oben, 6. 30, YAnm. 5.
54) Bergl. hleråder, ſowie über bie vereingelte Abweichung tn ben Angaben
bes Snorri, Anm. 45.
408 m. Wifdaitt. 6. 31.
und bie fete Besiehung auf Ortonamen und oͤrtliche Grinnerungen 55)
bårfte ber Darftellung der Kriſtui⸗ und Olafsfage ben Borzug fidjern:
der Rjala gerade bier Auferft diirftig und verwirrt zuſammengezogene
Darftellung fann hiegegen nidt auftommen. Endlich die förmlidje
Medjtung Dankbrands, von welder ble Kriſtniſage erzaͤhlt, deren aber
aud) ble filmgere Olaføfage bel einer fåteren Gelegenheit gedenlt de),
hat an flid nidte Unwahrſcheinliches, und ſtimmt redt wohl mit
ber Rachricht der Rjala und Larbåla, daß am Ulding bes Jahres
998 Danfbrand mit Mike gegen ble Freunde des porvaldr veili
nefdågt morden fei, und daß zahlreiche Håuptlinge ihn zu tödten
beſchloſſen håtten.
Faſſen wir hiernach ben Gang der Miſſion Dankbrands noch⸗
mals furg zuſammen, fo ergibt ſich, daß derſelbe im Herbſte 997
nach Island kam, und den folgenden Winter bei Siduhall blieb;
auf Oſtern 998 erfolgte die Taufe bes Lehteren, und hierauf der
Bug durch Südisland, der sur Bekehrung des Hildir, Kol, Flok,
Sngjald, Rial, Glur, Hjalti, Thorgils, aber freilid aud jur Tödtung
des Thorfell, Hedin, Betrlidi, Thorwald führte. Am Abing wird
nun Dankbrands Aechtung durchgeſetzt; biefer zieht ins Nordland,
um bort ble Befehrung au verſuchen, muß ſich inzwiſchen bald ins
Oftland zurüchiehen. Desfelben Herbſtes noch ſcheint derſelbe fid gur
Heiwreiſe eingeſchifft zu haben; er wurde zuruͤckgetrieben, aber wohl
nicht nad ber Oſt⸗, ſondern nach ber Weſtküſte Jsolands. Nad
mancherlel Bedraͤngniſſen findet nun Dankbrand bei Gizur eine Ju-
fluchtsſtatte, und bleibt bei ihm ben inter åber; jegt erfolgt bie
Beſchaͤdigung feines Schiffes. Im GFrihjahre 999 unternimmt der
Miffionår, måkrend fein ,Gijenforb"” gebunden wird, eine Reiſe nad
dem Weften; bei biefer Veranlafſung wurde Hall im Hautaval ge-
tauft, erelgnete fid ble originelle Begegnung mit der Steinvdr, und
gelang endlich ble völlige oder theilweiſe Befehrung Gefts. Im Som:
mer erfolgt bann ble Abreife Dankbrands, der Tumult am Alding,
ber jur Medtung Hjalt'8 wegen Gotteslåfterung führt, und die Aus⸗
fahrt blefes und Gizurs nad Norwegen. Betradjten wir aber ben
inneren Charalter blefer erneuten Miſſion, fo ift Mar, daß Dankbrands
55) pangbrandsbrof, Jernmelshöf81, Krossaholt; ber Stein, an bem
SDantbrandö SIF befeftigt rar, die Gråber des Skegghjörn und felner Leute.
56) Jångere 01. 8. Tr. c. 218, &. 208.
Dantbrands Mifonbreife. 400
Belehrungomethode als ein genaues Abbild des von ſeinem König»
lichen Herrn in Norwegen befolgten Verfahrens ſich darſtellt. Wo ble
Predigt nicht ausreicht, ſchlaͤgt der Miſſionaäͤr unbedenklich zu, und
iſt leineswegs geneigt, von chriſtlicher Demuth, Geduld und Verſoͤhn⸗
lichleit irgend welchen ausgedehnteren Gebrauch zu machen; ſeine
mehrfach beſprochene Schlagfertigkeit kommt ihm bei dieſer Art das
Evangellum zu verkünden trefflich zu ſtatten. Wir brauchen nicht
eben ein Wunder zu Hilfe zu nehmen, um uns zu erklaͤren, daß der
raufluſtige Prieſter bald einen ſtreitfertigen Heiden im Zweilampfe
beſiegt, bald einen gefürchteten berserkr zu allgemeiner Verwunderung
niederlegt; bei einem Manne, dem trogiger Muth und Gewandtheit in
allen ritterlidjen Uebungen ausdrücklich bezeugt wird, und von bem es
ſchon in feiner Jugend heißt, baf er hald Ritter hald Klerifer fei, —
der fpåter unbedentlid wegen einer håbfden Sklavin einen Zwei⸗
fampf annimmt unb fiegreidj befteht, — ber endlich nod als Pfarr⸗
here, menn bie Pfriinde nicht reidjen will, ohne Weiteres ben Abgang
durch Raubgiige bedt, liegt wohl eine andere Grilårung berartiger
Grfolge naͤher. Jmmerhin muß aber anerfannt werden, daß Dantk-
brands Gewaltthåtigfeit in ber Sinnesart beg Bolfes und der Felt
ihre Entſchuldigung, wenn aud nicht ihve Redtfertigung findet, und
eg barf überdieß midt unbemertt bleiben, daß aud feiner Handlungs⸗
weife gang ebenfo wie fid dieß in Begug auf ben König Olaf felbft
behaupten laͤßt, elm ernſtliches und ehrliches Gtreben, eine wohl⸗
meinende Ueberjeugung gu Grunde lag; bei aller Rohheit feines Auf⸗
tretené wird uns aud) von ihm nirgendé ein Jug beridtet, ben man
als einen gemeinen und uneblen zu bezeichnen håtte, im Gegentheil
wird fid nodj Gelegenheit finnen su bemerten, wie Dankorand jeder-
zeit bereit mar, feine eigenen Fehler einzugeſtehen und bie Lleberlegen»
heit feinerer Naturen freudig anguerfennen. Die Erfolge aber dieſer
britten Miffion ſcheinen ziemlich hoch angefdjlagen werden 3u müſſen.
Wohl fand Dankbrand in Joland den Boden får ſeine Wirkſamkeit
bereits vielfach vorbereitet. Das ſtetige Vorrücken des Chriſtenthums
gegen ben Slandinaviſchen Norden, neuerdings Das energiſche Nuf»
treten des Königs Dlaf in Rormegen, die frikeren Miffionsverfude
bed porvalår Kodransson unb Stefnir porgilsson hatten auf ber
Inſel nidt nur eine ziemliche Anzahl von Chriſten fid fammeln
Laffen, fondern aud) in den Gemiithern der nod Unbekehrten eine
410 BI. Wbfduitt. $. SL
bebentfame Gåhrung hervorgerufen, in meldjer ble Grfdhktterung des
alten Glanbens mit einer inſtinctiven Ahnung des enblidjen Sieges
de neuen fid begegnete. So findet demnad allerbings Dankbrand
von YAnfang an midt nur entſchiedene Gegner, fondern aud ent
ſchloſſene Freunde feiner Sendung vor, und zumal Leute genug,
weldje gerne mit ber Predigt bes Evangeliums fi befreundeten,
vm zu verfudjen, ol fle hier ben verlorenen feften Grund wieder
finben mödjten, ober ble weltflug ber neuen Lehre fich zuzuwenden
eliten, deren enblidjes Durchdringen fle aud ihrem rafdjen dortſchreiten
erſchloſſen. Durdj feine Bemåhungen erhiekt aber ble chriſtliche Par»
thei wie ev ſcheint nicht nur zahlreiche Verſtäͤrkungen, fonbern aud,
und hierauf modjte bes Mifftonårs gewaltthaͤtige Energie nicht ohue
Einfluß ſein, entſchiedneren Muth und fefteren Hatt; am Alding bes
Jahres 998 wagt fie bereits ben Dankbrand gegen die Rade mm
ben erfdlagenen Thorwald zu vertheidigen, im folgenden Jahre fann
bie Medtung Hialti's erſt nad ben heftigften Kåmpfen burdigefege
werben, unb åberhaupt treten ble Ghriften in Jeland von jeht an
als eine gefdlofjene, mådtige Maſſe auf, an Zahl und Anfehen ben
Heiden nahezu gleichſtehend, an Regfamfeit aber und Gnergie fie
weitaus åbertreffend. So mochte benn der weiſe Geſt mit vollem
Rechte dem Dankbrand ausfpredjen, daß er, Wenn ihm aud midt
vergönnt fein follte, ben Gieg des Glaubens feler durchzuſehen,
bød) immerhin defſen eigentlidjer Begründer geweſen fei. In Jelanb
ſcheint ſein Name freilich gegenüber dem helleren Glanze, welcher
feinen König umftrahlte, früͤh zurückgetreten, und fogar vorzugsweiſe
das Andenken an ſeine Hårte und Nidfidtelofigtelt bemaket worden
au fein; menigftens wird nod im Jahre 1276, alfo nahezu drei Jahre
hunderte nad) felner Thåtigtelt in Iøland, ein Geſandter des Königs
Magnus, der eine dem Klerus mikliebige Botſchaft nad Island
bringt, von dieſem fpottmelfe ald ein zweiter Dantbrand bejeldynet 57)!
57) Arne biskups 8. c. 16, 3. 29: ,3u biefem Gaftmahle fam da
von Siden her aud Eyrer der Priefter Herr Adalhrandr, mit der Votſchaft
bes Hertn Kdnigs Magnus, von welder vorhin beridtet wurde, und ble Haupt»
perfonen gudten ihn alle gufammen an; ba wurde im Spotte gefagt, bak ba
Dantbrand jum anderen Male gefommen fei, bland ju betehren.” Den Bror
teft nåmlig bes Rönigö gegen das eigenmådtige Berfahren ber Bifddfe in
Menberung bed Kirdenredts, Befteuerung der Gemeinden, u. dal., bezeichnen
beren nhånger, wie Aehnlided fa in ålterer wie neuerer Beit immer zu ge-
9.32. Gefellde Unafme den Oheifntbum in SMland. dåd
$. 2.
Geſetzliche Annahme bes Chriftenthums in Jøland.
Danktrande Ruͤdkehr nad Rormegen gab unmittelbar ben An⸗
ſtoß zu elmer vierten und legten Miſſionsreiſe nadj Joland, welde
sum förmlidjen Uebertritte ber Infel sum Chriſtenthume durch elnen
Met der geſehgebenden Gewalt im Staate führte. Um den Gang
der Greigniffe, welche ſchließlich jenes Ereigniß herbeifilljren, gehörig
au ſchildern, miffen wir indeffen, unferen Quellen Såritt vor Schritt
folgend, etwas mweiter ausholen. , Run ift zuerſt 3u fagen von ben
Islaͤndiſchen Månnern, welche dieſen felben Sommer (999) von Jo⸗
land heraus nad Nidaros famen, wenig früher, als König Olaf
von Norben her ans Halogaland fam. Da war ein Mann Halldorr,
din Sohn bes Gudmundr hinn riki aus Mödruvellir; ein anderer
Kolbeinn, ein Sohn bes pordr Freysgoöi und Bruder bes Brennu-
Flosi'); ein britter Svertingr, ein Sohn bes Goden Runolfr; ba
vegierte aud) ein Schiff porarinn Nefjulfsson; alle blefe waren
Heiden, und viele Andere, ſowohl Mådjtige als Nidtmådtige. Dieſe
Leute, ble wir eben genannt haben, Jeder mit feinen Schiffleuten,
verſuchten wegzuſegeln, fobalb König Olaf von Rorben her aus
$Halogaland gefommen mar, benn ihnen mar erzaͤhlt morben, daß ber
König alle Leute zum Chriftenthume zwinge; ble Heiden legten fid,
als ber Rönig gur Ortſchaft gefommen war, glid aus bem „luſſe
hinaus; fle fegelten ben Meerbufen entlang hinaus, dann aber wurde
ihnen bas Wetter unginftig, und trieb file mieder surfid unter Ni-
sarholmr. Das wurbe dem König Olaf beridtet, bafi Idländer
mit einigen Schiffen unter der Inſel lågen, und alle Heiden feien,
und ber Begegnung mit ihm entfliehen wollten. Der König fandte
alsbald Leute zu ihnen hinaus, und verbot ihnen bie Abfahrt, und
hieß fle ſich hereinlegen an bie Ortſchaft; fie thaten fo, löfdften aber
midt ihre Ladung. Um dieſe Zeit famen von Island fehr würdige
und angefehene Månner, bie vom Priefter Dankbrand bas Ghriften-
thum angenommen hatten, Gizur hviti und Hjalti Skeggjason au6
ſchehen pflegt, als einen Angriff auf den Glauden, und von hier au wird
Mbelbranb, weil vom Könige gefandt mit Sewalt ben Glauben ju åndern, mit
Danlbrand verglidjen, mit deſſen Namen ber feinige ohnehin Aehnlichteit hat.
1) D. $. Morbbrenner-Blofi; den Beinamen erhielt Flofi freilld erft fpkter
in Zolge bek unter feier Leitung an Njal begangenen Mordbrandes.
42 11. Wbjdmitt. 6. 32.
dem pjorsardalr; Hjalti hatte ble Vilborg, eine Tochter bed Gizur
hviti; bas aber war der Grund ber Ausfahrt bes Hjalti, daß im
Sommer am Alding Hjalti dieſes Berdlein ausgeftofen hatte“ u. ſ. w.
Es folgt fofort ble oben bereits nad ber Kriftnifage mitgetheilte Er⸗
såhlung ber Berhandlungen am Ading ber Hialti's Aechtung, feiner
Begegnung mit Narfi, und feiner Musfahrt mit Gizur; es wird ge-
ſchloſſen mit ben Morten: „ſodann fuhren Gizur und Hjalti zuſam⸗
men hinaus; fie trafen den König Olaf in Nidaros; der König
nahm ſie freundlid auf, fobald er hörte, daß fle Chriſten maren ).“ —
Sm eden dieſe Jeit fiel nun aber aud die Rådfunft Dankbrands 3).
2) Das Obige nad ber jiingeren O1. 5. Tr. €.217, 6.206—8; der
niemlich Abereinftimmenbe Beridt ber Belmskr. c. 85—90, S. 285—9 und
Kristni 8 c 10, S. 70 A ift dadurch weſentlich verwirrt, daß er gleidyeitig
mit Svertingr, Halidorr u. f. w. aud ben Kjartan Olafsson, Halfredr Ot-
tersson, u. f. w. erft anfommen lågt, und demnach beren fråfjer bereits ges
fæilderte Betehrung erft bier einſchiebt. Die kurzen Beridte einiger mweiteren
Duellen flehe in ber nådften Mote, und vergi. im Uebrigen $.31, Mnm. 45.
3) Dab Følgende nad der juingeren OI. S. Tr. c. 218, S. 208—11,
beren Darftellung, nur etwas Hirger, aud in ber Heimskr c. 91, S. 289—90,
und Kristni 8. c. 10, S. 74—82 ju finden if. Die Islondingabok,
€.7, 6.10—1, eråhlt aber, an dle oben $.31, Anm. 18, mitgekheilben Worte
annåpfend: „Er beridtete aber dem Könige Olaf, als er nad Often tam, alles
bag, was er hier audgeftanden hatte, und fagte, es fei nidt zu ermarten, bak
bier dad Ghriftenthum noch werde angenommen werden. Er aber wurde bavon
gewaltig jornig, und beabfidtigte dafür unfere Landbleute, bie bamald im Dften
waren, verftåmmeln ober tobtfdlagen ju laffen. Diefen felben Sommer aber
famen von hier aus hinaus Gizor und Hialte, und fle bradten fie [08 vom
Könige, und verfpraden ihm ihre Mitwirtung au einem anderen Male, daß
bler das Ghriftenthum nod angenommen wide, und fagten, daß fie nidt an»
ders enwarteten, als bag dieß gut tjue. Und ben nådften Sommer barauf
fuhren fie von Dften weg, und ein Priefter, der pormodr hief, und ſie famen
ba ju ben Vestmannaeyjar, al$ 10 Boden vom Sommer um waren, und es
war babei Alles gut abgegangen; fo erzaͤhlte Teltr, daß Ciner gefagt habe,
der felber babei war. Da war es ben nådften Sommer vorher in dle Gefepe
aufgenommen worben, daß ble Leute fo gum Ulding fommen folkten, wenn
10 Boden vom Sommer um waͤren; bis dahin aber tamen bie Veute eine
Bode fråher. Sie fuhren aber fogleid hinder nad dem Hauptlande, und
fobann jum ding, und erlangten von Hjalti, daß er mit pvdlf Månnern im
Laugardalr juridblieb; denn er war ben Sommer vorher ald fjörhaugsmadr
am Albing geådtet orden (Aber den Ausdruck vergi. Bida, Gtrafredt der
Germanen, S. 298 u. folg.), wegen Gotteblåfterung; darauf aber war bie
geftigt, daß er am Gefegderge folgendeb Verslein gefprodjen hatte: „Ich mil
midt bie Götter andelen; ein Hund ſcheint mir Freyja.“ Odår, c. 37
Geſetliche Unnahme bes Chrifenthums in Itland. 413
„Wenig fyåter fam Dankbrand zum König Olaf, neu aus Jøland
angefommen; er ergåhlte dem Könige, wie übel bie Jolaͤnder ihn
S.297—8: ,Und in biefer Beit fam Dankbrand au Island, und fagt dem
Könige, aud feinem Uuftrag fei menig gevorden, und ertlårte, die Leute håtten
gegen ihn grofe Feindſeligkeit gegeigt; er fprad, er habe ben Leuten in Island
das Chriſtenthum angetragen: fle aber trugen mir bagegen ben Kampf an.
Dadurch murde ber König gewaltig erzürut, und ließ die Islandiſchen Leute
ergreifen, und ließ Ginige audrauben, und Einige tddten, und Einige verfrim-
meln. Unb biefen felben Sommer famen Hjelti Skeggjason und Gitsurr hvitl,
und fuhren ben König aufjufudjen, und führten bie Sadje ber Jölimbder, und
fagten, bie Seute würden bad Ghriftenthum ſchon annehmen in Jöland, menn
nur mit Berftand verfahren würde; Dankbrand aber, fagten fe, hade fid menige
Leute in Jöland ju Freunden gemakt. Da fyrad König Olaf: wenn ihr biefe
Seute losbringen wollt, fo follt ihr nad Island faren, und bort den heiligen
Glauben vertiinden. Dad verfpradjen fie. Und nun ließ König Olaf alle Js-
landiſchen Leute wegen dieſer Sache in Frieden fahren, außer vieren, Kjartan
Olafsson, unb Svertingr, bem Sohne des Goden Runolf, und jtvet Underen;
ber Konig fagt, daß es bei ihrer Verwandtſchaft ſtehen werde, oG fie ein gang
gute8 2008 haben würden oder nidt: benn fie follen hier ald Geifeln fein, bis
er von Jeland hört. Hjalti und Gizur mwaren ben Binter fiber beim Könige;
im Sommer aber riifteten fie ſich sur Ausfahrt mit bed Konigs Botſchaft. Er
gibt ifmen viet Gut in bie Hand, um fid mit den Håuptlingen zu befreunden;
etn Briefter fuht mit ihnen, ber pormodr hiej,"” und dad Holgende wie bie
Islendingabok. Laxdåla 8. c.41, 5.180: „Vor blefem Unfrieben entwich
Dantbrand nad Norwegen, und fam jum König Olaf, und fagte ifm, was
fich Beſonderes zugetragen hatte auf feiner Fahrt, nnd fagte, daß er glaube,
bas Ghriftenthum werte in Jöland midt burdjbringen. Daråder wird der König
gewaltig jornig, und fprad, er meine, viele J8lånder miirben es an ihrem
Looſe verſpuͤren, wenn fle nidt ſelbſt ihn zu fudjen Fåmen. Diefen nåmlidjen
Sommer wurde Hjalti Skeggjason am Ding geådjtet wegen Gottesläſterung;
Runolfr Ulfsson Magte gegen ihn, ber zu Dalr unter ben Eyjafjöll wohnte,
ein uͤberaus mådtiger Haͤuptliug. Diefen Sommer fuhr Gizur hinaus und
Øtalti mit ikm; fle fommen nad Norwegen, und gehen gleid ben König Olaf
aufjufudjen. Der König nimmt fle gut auf, und ſprach, fie håtten fid eines
Øuten entfdjloffen, und lud fie ein bei ifm zu bleiden, und da nahmen fle an.
Da war Svertingr, ber Sohn bes Runolfr aus Dalr, ben Vinter Aber in
Norwegen getvefen, und wollte im Sommer hinaus nad Island; ba ſchwamm
feln Schiff vdllig geriftet vor ber Landungsbrücke, und wartete günſtigen Bind
ab; ber Rönig verbot ifm ble Abfahrt; er fagte, fein Schiff folle dlefen Gom-
mer nad) Jeiand gehen. Gverting ging ben König aufpufuden. und braste
feine Sache vor, erbat fich Urlaub, und fagte, es liege ihm fehr viet daran, daß
fle bie Ladung midt wieder ausſchiffen miåften. Der König ſprach, und war
da zornig: redt ift es, daß der Sohn bek Opfermannes ba fei, wo ed ifm
frbler gefållt; und Sverting fuhr nidt; ben Winter der gab es nichts Neueb.
Sm Gommer barauf fandte der König Gizur den Weißen und Hjaltt Gteggjafon
44 1. Wbfuitt. 6 38.
aufgenommen båtens Ginige verhoͤhnten mid, fagt er, und Ginige
wollten mid) todtſchlagen, und am Gunde murde id am allgemeinen
Landsdinge (a allsherjarpingi) geådtet, und Das ift gewiß, vag
bas bortige Bolt nie den Glauden annehmen wird, mit Ausnahme
weniger Leute. Durch blefe Klage Dankbrands wurbe der König
ſchredlich erzürnt, fo bag er fogleid sum Ding blafen lief, und alle
Jelandiſchen Månner dazu laden, ble da im Orte oder auf ben
Schiffen maren; er hieß fodann Alle, ble Helben maren, berauben,
verftimmeln ober töbten. Die Jolaͤndiſchen Gåuptlinge aber, Kjartan
Olafsson, Gizur, Hjalti und Andere, ble Chriſten waren, gingen
vor ben König, und erbaten den Jølåndern Frieden, und fyradjen:
du wirft nidt, Herr König, beine Worte zurücknehmen, dag Riemand
beinen Jorn fo ſchwer erregt haben folle, bag du ihm nicht verzeihen
wolltef, menn er vom Heldenthum laffen und ble Tauſe annehuen
wolle. Nun wollen alle bie Jolandiſchen Månner die hier find,
den wahren Glauben annehmen und ſich taufen laffen, und wir
werden Nath bafår finden, daß bas Chriſtenthum in Joland burde
geht. Es find bier dle Söhne vieler mådtiger Maͤnner aus Jeland,
nad Joland, ben Glauden neuerdings ju verkimben, aber vier Månner bekielt
ev als Geifeln quriid; den Kjartan Olafsson, den Haldorr, ben Gohn bek
Gudmundr enn rikl, und ben Kolbeinn, ben Sohn bek pordr Freysgodi,
unb ben Svertingr, ben Sohn bed Ranolfr von Dalr; da makte fid aud
Bolli auf bie Fahrt mit Gizorr und Hjalu.” Njals S.c. 105, & 163:
Dieſen Gommer wurde Hjalti Steggjafon am Ulding wegen Gottekliferung
geådtet. Dankbrand fagte dem König Olaf von ben Uebelthaten der Itlaͤnder
gegen ihn; er fagte, es gebe ba foldje Bauberer, daß ble Erde unter feinem
aubjufaheen unb ben Glauben au predigen. —ã— ——
unb fie brachten ſie da Alle los. Da rüſteten Gizur und Hialti ihr Schiff nad
Jeland, unb waren frih ferfertig.” Gany eigenthimlid iſt endlid ber Beridt
des Th or. Mon. c. 12, 6.321: Theobrandus vero venions ad Regem
Inerepatus est ab eo, pro minus peracio negetio. Misit lgltar Rex se-
quentl aestato Thermenem Prosbyterum, quem illi materna lngus Thor-
mod appellabant. Jerum cum Ille et duo praedieti viri, promittentes
Regi, se totis viribus Christi Evangolio collaboraturos. Gijur und $ialti,
die in ben Itlandiſchen Quellen durchaus vorangeftellt werden, treten hier in
bie preite Binie hinter Thormod zurück.
Geſeiliche Annahme det Cheittenchums tn Jeland. 415
und beren Båter werben in biefer Sache grofe Hilfe gewaͤhren. EGG
gebiiket fid aber gegeniiber einem grimmen und heidniſchen Bolfe
mit flugem Rathe und babei mit Wohlwollen und Måfigung zu
verfahren, und bergleidjen bringt oft mehr ein als Grimmigteit und
Gewalt, umfomehr, je hårtere und fråftigere Månner gegenüberſtehen;
Dantbrand aber hat fid mit wenigen Leuten in Jeland befreundet;
eo ift end), Herr, aud nicht unbetannt, wie er bler bei eud fi
auffuͤhrte; er brachte aber dorthin biefelbe Ginnesart mit; verfulr
wit Haͤrte und Ungeſtümm, und erfdlug bie Leute, bie ihm miß⸗
flelen, und Golded ertrugen bie Leute da nicht von ihm. Und als
Hialti und Gijur ihre lange und Huge Rede beſchloſſen, da fprad
der König: mer oder welchen Geſchlechts find jeme redegewandten
Månner? Gizun antwortet: Hjaltt ift ein Sohn bes Skeggi, eines
Sohnes ded pargeirr, bes Sohnes bes Eilifr, bes Gohned bes
Ketill enn einbendi; bie Mutter bes Hjalti war aber porgerår,
bie Todser ber Hlife, der Tochtet bes Jatls Torf-Einarr, des Sok»
med bed Jarles Rögnvald von Mår. IG aber, fagte Gizur, bin
der Sehn des Teitr, bed Sohnes bes Ketillbjörn, des Sohnes des
Ketil, enes mådtigen Mannes ans dem Naumudalr; Ketilbjörné
Muiter hieß Aesa, eine Todjter bes Jarles Hakon, des Sohnes bed
Grjotgarår; Teito Mutter, meines Baters, fagte Gizur, war Helga,
bie Tochter bes pordr skeggi, brå Sohnes bes Hrappr, bes Sohnes
des Björn bune, bes Sehnes deg Vedrgrimr; meine Mutter aber
war Alof, ble Tochter bed Böåvarr, be Sohnes des Vikinga-Kari;
es war Bödvarr dm Bruder des Eirikr von Ofrostadir, be Vaters
beiner Mutter, König); id that es megen ber Verwandtſchaft mit
«ud, König, als id ben Dankbrand ju mir eintud, ba Andere ihm
gehaͤſſig mare. Als aber der König feine nahe Verwandtſchaft mit
Gizur erfuhr, ba wurde er darüber freundlid und fprad fo: ihr
beiden Verſchwaͤgerten follt får diefen Winter bei uns willfommen
fein, und wenn ihr euere Bemiihung und Unterſtüthung verheift,
damit unfer Wille wegen Verkündung bes Chriſtenthums in Jsland
durchgehe, fo ſollen alle dieſe Jslaͤndiſchen Maͤnner von uns aus
frei fahren, außer bie vier, ble ſie die angeſehenſten nennen; ble will
4) Wegen des GStammbaumed bed Hjalti vergi. Lamdnama, V, c.7,
€. 207; wegen Gigur, ebenbda, 6. 12, G.312—3, und Unhang I, 6.328,
und bfter.
416 DI. Mbføuitt. $. 32.
ich als Geifeln bier behalten, bis das Chriſtenthum in Joland ge-
feplidh eingeführt oder fonft vollftåndig angenommen ift; bagu nenne
id) elnen Mann, ber eine Jeitlang hier bei uns fid aufgehalten hat,
und ben wir als einen tidtigen Mann fennen gelernt haben, den
Kjartan Olafsson, unb ben Haldorr Guömundarson, ben Kolbeinn,
deø pordr Freysgodi Gohn, und ben Sverlingr Runolfsson; nun
werden bie Båter und Verwandten dieſer Månner viel Cinfluß dar⸗
auf haben, ob ich ſie ihnen mit Chren uriidfende, oder aber ſie
tobtfdjlagen laſſe. Hialti und feln Genoſſe anhvorteten: gerne wollen
wir bas jur Befreiung ber Jelånder verheifen, und dringend bitten,
daß ihr diefe Leute gut behandelt, bie ihr sur Geiſelſchaft benannt
habt. Der König fprad: was ift eud an dieſen Månnern gelegen;
iſt es Schwaͤgerſchaft oder Blutsfreundſchaft, daß ihr fo ernſtlich får
fle bittet? Da antwortete dem Könige gleich, etwas unüberlegt, ein
Rorwegiſcher Mann: ich mar den Sommer, fagt er, am Alding der
Sølånder, da als Runolf, ber Bater dieſes Gverting, ben Hjalti
aͤchten lief. Da antwortet Dantbrand, und hieß den Mann gleich
ſchweigen; ihr aber, König, behandelt den Hialti und Gizur gut,
denn fle haben fid darin erprobt, daß fie oft benen mit Gutem
lohnen, bie ihnen Uebles thun, fo wie Hjalti wieder gezeigt hat, da
er von Joland wegfuhr, als er einen Mann mitfahren lief, ver ihm
bod) nad) bem Kopfe gefandt mar, und ihn tödten wollte. Hierauf
wurden alle bie Jelånder getauft, bie vorher mod ungetauft maren;
Gizur und Hjalti blieben ben inter ber bel König Olaf in gröfter
Ehre und Gewogenheit; die Geifeln blieben aud den Vinter über
bei König Olaf, gut behandelt."
Im nåden Jahre, alfo 1000, gingen nun Gizur und Hjalti
wirllich nad) Seland ab; ble jiingere Olafsfage, beren Beridt mir
ſeiner Muefihrlidfeit megen trog ſeines geringeren Alters unferer
Darſtellung zu Grunde gelegt haben, erzaͤhlt hleråber folgendermafen 6):
5) Die Krifnifage ſchiebt hier die Belehrung Hallfredd ein, wåhrend Snorri
biefe wie bie Taufe Kjartans u. ſ. w. ſchon vor ber Kücktunft Dankrands
frattfinden 1åpt. Gonft mag nod bemertt werden, daß Dankbrands an biefer
telle zum legtenmale Erwaͤhnung gethan wird; von feinen fpåteren SÅid
falen ift Richts befannt.
6) Jångere O1. 8. Tr. c. 228, 6.232—4. Sonft ift auper ben bereité
mitgetfeilten Stellen bes Uri und Odd, noch amufikren, Laxdåla 8. 0. 42,
6.182: ,Gur und Hjalti fegeln von Norwegen ab, und haben eine gute
Gefeflidje Unnahme de Chriſtenthums in Ibland. 417
„Gizur der Weiße und Hjalti Steggjafon, fein Schwiegerſohn, maren
bei Olaf Tryggvafon ndrdlid in der Kaufftadt den finften Winter
weldjen er König war in Rormegen, wie friher geſchrieben wurde.
Aber zeitig im Frühjahr fagte der König, daß er fie da hinaus⸗
ſenden wolle nad Jsland, bort nodmald ben redjten Glauben zu
vertiinben. Sie ließen fid Das wohl gefallen, und rüſteten ihr
Schiff, fobald zwiſchen den Landen zu fahren war. Da råftete aud
Svertingr Runolfsson fein Schiff, und wollte im Gommer nad
Jeland; vas ſchwamm vollſtändig geråftet vor ber Landungsbrücke.
Da ging Gverting den König Olaf zu fudjen, und bradjte fein An»
legen vor, und bat får flid um Urlaub: es liegt mir viel daran,
Herr, fagt er, dag wir nun die Ladung nidt wieder auszuſchiffen
brauden, nachdem bas Schiff bereits geråftet if. Der König ante
Fahrt; fie fommen um ble Dinggeit nadj den Vestmannaeyar, und fahren
nad bem Hauptlande.” Njals 8. c. 105, S. 163: „Sie landeten ju Eyrar
(eine 96. lieft: peir toku oyjar, ,fie landeten auf ben Snfeln*; wohl das Mid
tige), alt 10 Woden vom Sommer um waren.” Die Kristni 3. c. 11,
€. 82—4 beginnt mit ben Morten: „Im Frühjahre råfteten Hjalti und Gizur
ihr SG nad JBland; viele Leute riethen dem Hjalti hievon ab, er aber Him-
merte fid midt barum*, folgt aber in ihrer weiteren Darftellung gang ber
jilmgeren Dlaföfage. Endlich zwei weitere Quellen fafjen fid bezuͤglich biefer
legten Miffion fo uͤberaus kurz, daß ihre Beridte hier gleid vollftåndig mitge»
theilt merben mögen; es fagt aber bie Helmskr. c. 103, 8.303: AG aber
König Olaf fein Heer aud Nidaros nahezu gerüſtet hatte, ba ordnete er Leute
fiber ben gangen Throndiſchen Beairt, Aber Uemter und Vogteien (I syslor
06 armenbingar); ba fanbte er nad Jöland den Gizorr hvitt und Bjalti
Skoggjason, das Chriſtenthum in J8land zu verkinden, und gab ihnen einen
Prieſter mit, der pormodr hieß, und mehrere geweihte Månner; er behielt aber
als Geifeln vier J8lkndifde Månner bel fid grid, die er får die vornehmften
hielt, Kjartan Dlafsſon, Haldor Gudmunbarfon, Kolbein Khordarfon, Gverting
unolföfon. Und es wird Dad ergåhit von der Fahrt de Gizur und Hjalti,
daß fie vor bem ding nad Jöland famen, und zum Ding fuhren, und von
dem Dinge ward da Ghriftenthum in Island gefeglidj angenommen, und dieſen
Sommer wurde alles Bolt bed Landeß getauft.” Und Theodor. Mon. c. 12,
4. 321 fahrt nad den oben mitgetheilten Morten fort: Hujus Presbyteri prae-
dicatlonem tam effleax gratia Sancti Spiritus comitata est, ut totam
illam berbarlem in brevi ad Christum eonverteret. Nam cum ipel In-
trassent terram, tune Ibl celebrabatur publicus conventus, quem mi
Aldlng vocant. Cernens Igitur multitudo Pagenorum lllos advenisse,
ocGurrit universa ad arma, volentes eos unanimiter vita privare.
Bed lia åivinltus coerciti, ut minima manu Christianorum els ob-
te, nec possent mec auderent qulequam els advers! inferre.
de his dleta sufflclant.
auter, Belrhenng. 27
418 1. Wbfnitt. 4. 3.
wørtet, unb ziemlich jornig: bas war bein einfeltiger Wille, bein
Schiff ohne Urlaud zu råften; es iſt aud redt, daß ber Sohn bed
Opfermannes ba fei, wo es ihm ſchlechter båudjt; eg foll in dieſer
Hinſicht gang bei der Anordnung bleiden, wie id fle im Herbſte
getroffen Babes hier hade id mehr zu fagen als ihr, menn ihr aud
in Joland braufen meiner Worte menig adtet. Damit trennten
ſie fid, und får biefimal fuht Gverting nicht ). Gizur und Hialti
gingen in Ge, ſobald ſie geriiftet maren, und mit ihnen ein Pie»
fler, ben ihnen ber Rönig beigegeben hatte, und der pormodr hieß,
unb einige andere geweihte Månner, welche bem Prieſter im Got⸗
teøblenfte Hilfe leiften foten. Ste betamen guten Wind, aber nidt
ſehr ſchnell; ſie famen an bemfelben Tage vor Durholmaos, an
welchem Brennu-Flosi åber bie Arnarstakksheidi gum Ming vitt;
da erfuhr Blofi durch Leute, melde zu Gizut und ben Geinigen ge-
vubert Waren, Nachrichten au Norwegen, und fo aud Das, daß
fein Bruder Kolbein und brei andere Månner von König Olaf als
Geiſeln behalten worden felen; Floſi erzäͤhlte am Ding ble Ankunft
des Hialti und bie uͤbrigen Nachrichten, ble er erfahren hatte. Den
nåmlidjen Tag erreichte Gizur mit ben Seinigen die Vestmannaeyjar,
an welchem Blofi ihre Ankunft erfuhe; er und Hjalti landete bei
Hörgaeyri, unb fle bradten ba bas Kirchenholz ané Land, weldjes
König Olaf hatte ſchlagen und ihnen mitgeben laffen, unb von dem
er fo angeorbnet katte, bak blefe Kirche in ber Nåhe des Ories
errichtet werden follte, an dem ſie zuerſt landen wuͤrden. Da wurde
geloost, auf welcher Seite der Bucht die Kirche ſtehen ſollte; dann
erbauten Gizur und Hjalti die Kirche nordwärts der Bucht, denn
ſo entſchied es das Loos. Da war früher ein Tempel der Heiden,
und großer Opferdienſt; alles bas bradjen fe nieder. MG aber
Gizur mit ben Geinigen zwel age auf den Infeln fid aufgehalten,
und ben Unterbau der Kirche vollendet hatte, ba fuhren ſie von da
meg, und erreichten den Eyjasandr an bemfelben Tage, an weldjem
ble Beute zum Alding vitten.” Es fålt ader die Ankunft Gijurs
auf ben Vestmannaeyjar auf ben 18., befen Landung in Jsland
felbft auf ben 20. Juni 10008).
7) Den Borgang mit Sverting verlegt bie ardålafage bereit in dat Jahr
vorher, was aud das Midtigere fein båirfte.
8) Wri und Odd, vielleicht aud ble Rjala, fegen die Untunft auf ben
Øefeplidje Unnafene bet Ghriftentgumb in Iöland. 419
Eaum gelandet, eilte Ghur, freilich midt ohne mit manderlei
Hinderniſſen kaͤnpfen zu måfen, sum Alding). „Als Gizur mit
Vestmannaeyjar , auf ben Zeitpunkt, ba zehn Sommerwochen verlaufen waren.
Mum ſagt aber ble Rymbeogla, I, c. 8, 6. 26 (vergl. IV, ⸗. 1, 6.3): dert
Gomer foll nidt nåher an die Marienmeffe in der Faften kommen (9.4. MariA
Bertindigung, 25. Mårz), al finfjehm Nådte nadher (ble Ledart vierehn if
gleidbebeutend, ſiebenzehn offenbar falfd), und nidt entfernter als einundzwanzig
Nachte, und immer fø ein Donnerstag ber erfte fen im Gommer; — — ber
Sommer mag midt frier fommen, alé zunaͤchſt vor bem Palmtage, und er
tritt midt fpåter ein als in ber zweiten Mode nad Oſtern.“ Hiernad wird
bie Grenge fir ben Donnerdtag, mit weldjem der Gommer beginnt, unådf
birect auf ben D—13. Upril gefept, fobann aber burd eine weitere Berechnungi ·
weife noch auddrådlid blefe Ungabe beftåtigt. Da nåmlid bie Dftergremse be ⸗
lanntlich vom 22. Mårz bis zum 25. April wåhet, und fomit der Bakmtag mie
fåter als auf den 18. April fallen fann, da ferner der erfte Gommertag immer
auf einen Donnerstag wie der Palmtag immer auf einen Gonntag faller muf,
fo ift Mar, daß wenn aud der legtere auf den moͤglichſt fåten Termin fåMt,
ber erſtere ihm bennod nidt um mehr ald brei Lage vorhergehen fann, weil.
wenn ber 18. April ein Gonntag if, ber eimige zwiſchen ben 9. und 15. fol
ende er8tag ber 15. April felbft tfl. Andererſeits fann ber Schluß des
Oſterfeſtes nidt früher fallen als am 29. Mår; der aweitnådfte Donnerdtag
mad einem auf biefen Monatdtag fallenben Sønntage if aber der 9. Upril,
alfo in ber får ben erften Gommertag gefepten Grenje allein enthalten. Giepu
ſtimt aud redt wohl, menn ba bei Bangebet, II, S. 504 u. flg. mitgetheilte
N legium Islandico-Norvegicum am 8. und 15. Wpril eine
rådt: Sumar, wenn man nur, worauf bereits Dahlmann, II, 227, Unm. 3, aufe
merlfam gemacht Hat, ſich erinnert, daß der Borabend bereitk veit gum følgen»
ben Tage gerednet ju werden pflegt; warum Finn Johannaens, IV, 144 den
Gonmer mit einem Gambtage anfangen, oder bad Close. Gragaa. v. sumar-
degr, bie Grenze får den erften Gommertag auf ben 19—25. April feen
will, fehe id nidt ein. — Im Jahre 1000 fel aber hiernach ber erfte Som ⸗
mertag auf ben 11. April, unb ble zehnte Sommermode lief Mithvod ben
49. Juni ab. Doch wollen unfere Quellen, wenn ſie Giuré Anhmft auf den
Vestmannaeyjar, auf ben Ublauf ber zehnten Sommerwoche fegen, bamit wohl
midt, wie Mund, I, 2, S. 350, Anm. 1 annimmt, ben Lag mit vollfer Ge-
manigfeit bezeichnet haben; es ſcheint vielmehr, da an bem Lage, an weldjem
Giiqur auf jenen Infeln landete, Flofl ned auf der Reiſe um Alding war, ba
faruer Gijur felbf nad poeitågigem Mufenthalte dafelbft doch nod an bem Lage,
en bem ble Leuta um Ding ritten, ble Hauptinfel erreidjen fonnte, waͤhrend
nad Gragas, p. p. c. 4, 6.24 ax dem ble eilfte Sommerwoche beginnen»
ben Domnerbtage Alles, und zumal jeber Gobe, hel Strafe am Ding fein mukte,
daß ble Bandung in Island ſelbſt Donnerdtag ben 20., ble auf ben Vestmannaeyjar
oder ſchon Dienstag ben 18. Juni erfolgt fei.
9) Jöngere OL 8. Tr. 0. 228, &. 234—86. Die Islendingahok,
6. 7 6. 11 fahrt nad den sben mitgethelkken Kaarten fort: ,Giur aber mit
27*
420 m. Mbfdnitt. 6. 32.
den Seinigen nad dem Hauptlande fam, erhlelten ſie von ben
Einwohnern did ber Nordra feine Relfepferbe und feinertei Reife-
bediirfnifje; benn ba herum wohnten überall Dingleute des Goden
Runolf; fo gingen ſie den gangen Weg von Oſten her ju duß, bis
fle nad Hafr famen. Da wohnte Skeggi Asgautsson unb deſſen
ben Geinigen fuhr weiter, bis ſie an einen Ort am Oelfossvatu famen, ber
Veltancatla genannt ift, und von da aus ſchickte er Botfdaft an das Ding,
baf alle ihre Anhinger entgegenfommen follten, benn fie hatten erfahren.
daß ihre Feinde ihnen die Dingftåtte mit Kampf wehren wollten. Che fir aber
von bort wegfuhren, da fam Hjalti dahin geritten, mit benen bie bei ihm zu⸗
vildgeblieben maren. Dann aber vitten fie gum Ding, und es lamen ihnen
vorher ihre Freunde und Bermandten entgegen, wie fie begehrt hatten. Die
Heiden aber fånarten fid gufammen in voller Bewaffnung, und es war fo nahe
daran daß fle zum Kampfe kamen, daß man Richts mehr in Mitte fah. Den
anberen Tag barauf aber gingen Gizur und Hjalti zum Geſetzberg, und bradten
da ihr Anllegen vor, und e8 wirb erzaͤhlt, daß es aubgejeidnet geweſen fei,
wie gut fie ſprachen. Das aber erfolgte daraus, daß da ein Mann dem andern
gegeniiber Beugen benannte, und daß fie fich gegenſeitig ble Rechtsgenoſſenſchaft
aufſagten, ble Chriſtenleute und bie Heiden, und dann gingen fle vom Geſet-
Berge meg.” Njals S. 0. 105, S. 163: „Sie ſchafften fid glid Pferde, und
ſchafften ſich Leute um ihr SA zu entlaften; fe veiten da mit breldig Månnern
qum Ding und ließen da die Chriſtenleute wifjen, daß fie geråftet fein folkten.
Øjalti blieb zuruck ju Reldarmuli; benn er hatte erfahren, daß er um Gotteb-
tåfterung geådjtet worden war. AIG fle aber nad Vellankatla von Gjabakki
herunter famen, ba fam Hjalti ihnen nad, und fagte er wolle ben Heidenleuten
midt zeigen, daß er fie firdjte. Da ritten ihnen viele Chriſtenleute entgegen.
und fie ritten in voller Gåladtordnung jum Ding: Die Heldenleute hatten fich
entgegen aud in Såladtorbnung geftellt, und da war e8 nahe baran, daß ble
gange Dingwelt (olir pinghelmr) zu kaͤmpfen begann; aber bod fam es nidt
dagu.” Ferner co. 108, S. 164: ,,Die Chriſtenleute ridteten ihre Bubden her,
und Gizur und Hjalti maren in ber Bubde berer von Mosfell. Kagö darauf
gingen beide helle sum Gefehberge, und benannten beiderſeits Zeugen, bie
Chriſtenleute und bie Heiden, und fagten einander beiderfeits bie MedtSgenof-
ſenſchaft auf, und es gab fo grofen Sårm am Gefegberge, daß Reiner dle Mede
bed Undern verftand. Dann gingen bte Leute fort, und es fåien Allen auf ein
ſehr uͤbles Ende hinaubjugehen.” Die Laxdkla 8. c. 42, S. 182 fagt gam
kurz: „fie halten ba Bufammenkunft und Gefprådj mit ihren Verwandten ; bann
fahren ſie gum Ulbing, und predigten vor den Leuten ben Glauben, ene ebenſo
Lange als Huge Botidaft, und da nahmen alle Leute in Jöland ben Glauben.“
Endiich bie Darftellung der Kristnl 8. co. 11, &. S4—90 entpride burde
weg ber ber jiingeren Dlafsfage, ber Berit des Oddr, o. 37, &. 208—0
dem des Uri; Mundjö Lest bed Oddr, c.30, S. 33 faft fich weit kurzet, ver»
weift aber bafår aubbriidlid auf bie Isiendløgabok.
Gefeylidje Annahme bek Chriftenthums in JGland. 424
Sohn porvaldr, welcher bie Koltorfa hatte, eine Schweſter bes
Hialti Gteggjafon; da ſchaffte Skeggi ihmen Ullen Pferde und alles
Andere, beffen file beburften; benn fem Sohn Thorwald, Hjaltis
Sdwager, mar sum Ding geritten 9). Bon da ritten ſie nad dem
Laugardalr, unb ba baten Gizur und ſeine Begleiter, daß Hjalti
ba zurückbleiben und nidt sum Ding feinen Feinben in die Hånde
reiten möge, ble ihn ben Gommer vorher geådjtet hatten, bevor nicht
Gizur wegen Vergleichs gefprøden, und får ihn vorlåufigen Frieden
erwirkt haͤtte 1. Hjalti ließ ſich durch dle Bitten Gizurs und feiner
fibrigen Freunde dazu beſtimmen, daß er mit zwoͤlf Månnern zurück⸗
blleb; Gizur aber und ble mit ihm waren fuhren da zu bis fle nad
Vellankatla famen am Oelfusvatn. Da fandte Gizur Botfdaft
zum ding, daß feine Verwandten und Freunde und Ale ble ihm
Hilfe leiften wollten, ihm entgegen fommen follten; benn er hatte
da erfahren, daß ſeine und bes KHjalti Feinde ihmen die Dingftåtte
mit Kampf wehren wollten. Da famen alle Freunde und Anhånger
Gizurs, wie er Botſchaft gefandt hatte, und es war bas eine Menge
von Leuten; ehe ſie aber von da meg ritten, da fam aud Hjalti
gerttten mit allen ben Leuten, ble mit ifm im Laugardalr zurück⸗
geblieben waren 19). Gizur und Hjalti ritten in voller Schlacht⸗
ordnung nad bem Dinge; ble Heiden aber liefen alsbald in voller
Bewaffnung sufammen; da war es nahe daran, dafi fle jur Schlacht
10) Dieſes Bildjenpunttes gedenkt unter ben obigen Quellen nur nod bie
&rifmifage, ble aber den Skeggi Jokursson nennt. Dagegen beftåtigt ble
Landnama, V, c. 8, 6. 298 fit beffen Bater ben Ramen Asgantr, und
weiß åberblef audj von jener Hilfeleiftung, S. 208—9: ,pordis, bie Mutter
de Gleggi, de Vaterd bed Thorwald zu UG; von da hatte Hjalti, deſſen
. Søwager, Pferde zum Alding, und fie alle zwoͤlf, ald er mit dem Chriftene
tjume herausgefommen war, und fein Underer getraute fid beffen wegen der
Uebermadit bes Runolf Ulføfon, ber den Hjalti um Gottedlåfterung geådtet hatte.“
11) Mudj Ari, Odd und ble Kriftnifage laffen den Hjaltt im Langardale
bleiben; ben Ort Reidarmull nennt nur ble Rjala.
12) Radj der Njala wåre Hjalti darum nadgefommen, weil er aud nidt
den Såein der Furdt auf fid laden wollte; der Grund lag indeſſen wohl
elgentlich barin, baf er bei dem Kampfe nidt fehlen mollte, ber jegt unver-
meidlid) ſchien, wåhrend man ihn vorher burd die Fernhaltung ded Hjalti ver»
melben ju tönnen gemeint hatte. Die gewaltſame Ausſchließung des Gegneré
von ber Dingftåtte ift uͤbrigens aud fonft nichts Seltenes in Island, und
namentlich bie Starlumga 8. bietet hiefir flagende Beifpiele in Menge.
Po 10. Wbfdnitt. 6. 82
lamen; aber mit Gottes Barmherigleit erfafte Schreden ble Herzen
ver Heiden, und fie wagten nicht angugreifen19); da nahm Asgrimr
Elliöagrimsson, tin Schweſterſohn Gizurs, ihn und fen ganges
Øefolge in ſeine Bude auf19). Den anberen Tag barauf fang aber
Vrieſter Thormod eine Meſſe auf dem Gjabakki bei ber Bube ber
Weſſſicdinger; nad) ber Meſſe gingen fle sum Gefepderg, fieben
geiftlidje Månner in ihren Gewaͤndern, und fie trugen vor fid zwei
große Kreye, dieſelben melde jegt zu Skard ytra find; bad eine seigt
vie Höhe bes Konigs Olaf Tryggvafon, das andere aber ble Höhe
bed $Hjalti Gteggiafon. Da war eine zahlreiche Menge am Gejeg-
berge, ba legten bie geiſtlichen Månner Weihraud auf die Gluth,
und ber Duft legte fid nicht minder gegen den Wind als dem
Minde nad); bierauf gab es gute Stille; ba begannen Hjalti
und fene Genofen ihre Botfdaft mit groper Klugheit und Wort-
fertigteit; ſie erzaͤhlen zuerſt, mas ſich auf ihren Fahrten zugetragen
habe, dann brachten ſie auf das Muthigſte König Olafs Auftrag
wegen der Verkündung bes Chriſtenthumes vor, wiederum lehrien
fie ihre Rede zu einer fanften Aufforderung an bas Voll, baten alles
Bolt mit Freundlichleit und (dönen Bittworten, ihren Entſchluß zum
Kliigeren zu wenden, und fid unter bes hödften Königs aller
Konige Gewalt und Dienft zu untermerfen, und nad empfangener
13) Auch Theodorich ſchreibt bie Erhaltung bes Friedens der durch bie
Snabe Gottes entſtandenen Furcht der Heiden zu. Rüchterner ſagt bie Krifini-
ſage: „aber bod maren Einige babei, ble dem Unheile zu ſteuern fuchten, ob ⸗
wehl fle nicht Chriften maren”; d. h. im Gegenſate au der fanatiſch aufgeregten
Menge fålug fid ber befonnenere Kheil ber Heiden felbft må Mittel, um ben
Dingfrieben zu bewahren.
14) Go aud bie Kriſtuiſage; ble Mjala laͤßt ble Chriſten in die Vude der
Mobfellinger gehjen. EG gehörte aber Asgrimr zwar von våterlider Geite dem .
Mørdviertel an, Landnama, III, c. 15, 6. 218—9; aber ,feine Matter
bief Jorunn, und war eine Tochter bed Tenr, bek Sohnes de Ketiilbjörn
bisn gamii von Mosfell”, Njals 8. c. 26, S. 39, und daher modte er ein
Reffe Gizurs heijen, und ju ben Mosfellingern såhlen, wiewohl er ju Tonga
wohnte (1. 8. Njala, e. 27, S. 40; 0. 60, 6. 93; c. 119, S. 179), und
in ber Umgegend Dingleute, alfø ein Gøbord hatte, eben da, 0. 119, S. 179—90.
15) Bon bem ganjen geiftlidjen Wufzuge weip nur nod ble Krifinifage,
nb theilweiſe Odd; Ari und ble Sarbilafage ermåhnen inbefjen wenigſtens noch
ber Predlgt am Øefegberge. Die Krifnifage fågt bel: ,fo grøpe Furdkt folgte
Vern ørten, bal lener Ujerr Øeinde gegen fe ju fpredjen Wagter; elve nad
Ørfeglidje Annahme bed Chriſtenthums in Ibland. 488
Vaufe und gehaltenem heilige Glauben Fönnten fle von Gott felbk
ble ewige Bergeltung erwerben, unendlidje Geligfelt in der Herrlich⸗
feit des Himmelreldjes. Als fle aber ihre Botſchaft mit groper Nede»
gewandtheit und Kũhnheit vorgebradit hatten, ba entftand ein gewal⸗
tiger Tumult und Lårm, weil ba ein Mann bem anbern gegenåber
fich Jeugen benannte, und Beide einander die Rechtsgenoſſenſchaft
auffagten, ble Ghriftenleute und ble Heiden 19). In dieſem Augen»
blide fam ein Burſch sum Ding gelaufen, und bradte mit groper
Haſt feine Botſchaft vor; er fagte, daß ein Crbfeuer ansgebrodjen
fei und wüthend herabrenne nad) bem Hofe des Goben poroddr
und beffen gefammien Befig mit jaͤhem Brande bedrohet”). Da
aber bie Heiden dieſe Radridt hörten, da antwortet elner von ihnen:
Das if nidjt zu vermundern, wenn ble Götter über folde Reven
aornig werden, wie wir fie eden vor Kurjem vorbringen hörten.
Da antwortete ber Gode Snorri porgrimsson : worüber waren denn
bie Götter bagumal zornig, als hier ble Grde brannte, wo wir jept
flehen? Hierauf gingen bie Leute vom Gefehberge, und heim zu
ihren Buden'' 19),
So ſchien eg demnad, als od über der veligisfen Parteiung
ber ganje Staatsverband ſich aufldfen follte. Die heftigeren Unhånger
beg alten mie bes neuen Glaubens trafen in ber That zu ſolchem
Ende bereits ihre Anſtalten; bei befonneneren Månnern madjte fid
indeſſen bas Beftreben geltend, Berföhnung angubahnen, und ben
16) Sögöust or lögum hvarie vid adra kristnir menn ok heiduir.
Der Aubdrud lag, Plur. 18g, bejeidnet aber sugleid Genoſſenſchaft und Gefeg
oder Medt; alles Recht wurzelt nad Germanifder Unfdauung in genoſſen ⸗
ſchaftlichem Verbande, dem Ungenoſſen gegenåber wird Recht nidt gegeden
noch genommen.
17) €G wohnte biefer mådtige Hikuptling zu Uhani, nicht allzu entfernt
von ber Dingftåtte; Gunnlaugs S. ormstunga, c. 5, 6. 208; Vi-
gaskutu 8. c. 25, 6. 305. J
18) Einige Ganbſchriften fügen bei: „Das maren nicht geringere Ereigniffe,
wir glauben, daß bie Götter an keinem von beiden Schuld waren.“ Uebrigent
tennt dieſe draftife Epiſode nur noch die Krifnifage. Snorri godt zahie ju
den mådtigften Håuptlingen Idlands tn jener Beit, und roar bagumal nod ein
$eide; ble Dingftåtte bed Aidings ift aber aubgebrannter Lavaboden.
19) bb laht nur ble Geiben vom Øefegberge ſich entfernen, die Cheiſten
aber bleiben.
424 m. %bjdnitt. $. 32.
Frieden im Lande zu wahren?o). „Da hatten dle Chriſtenleute ein
Gefprådje, und baten ben Sidu-Hallr, bag er ihnen ble Gefehe vors
trage?!), meldje mit bem Galten bes Chriſtenthumes verbunden feim
follten; Gall aber befreite fi hievon dadurch, daß er mit dem
porgeirr Ljosveiningagodi, bet zu jener Beit ble Gefegfprade ber
das ganje Land hatte, einen Bertrag makte, dag er folde Geſete
20) Go ble filngere O1. 8. Tr. c. 228, S. 236—40. Die Islen-
dingabok, c. 7, 6. 11—2 fagt: „Da baten bie Chriſtenleute den Halle
von Sida, bak er ihmen ihre Gefepe vortragen mdge, welde beim Ghriften-
thume zu halten feien; er aber befreite fid hievon ihnen gegentiber dadurch,
daß er mit bem Gefegfpredjer borgelrr einen Bertrag makte, wonad er fie
vortragen follte; der aber war da nod en Heide. UG ader bie Leute in bie
Buden famen, ba legte der Thorgeir fid nieder und breitete feine Dede åber
ſich, und lag blefen gangen Tag und bie Nacht darauf, und fprad fein Bort.”
Oddr, c. 37, S. 299: „Dann baten die Chriftenfeute den Siduhall, daf er
ihnen bie Gefege vortragen folle, bie neben dem Chriftenthume zu halten feien.
Er aber befreite fid Hievon dadurch, daß er gegen eine halbe Mart Silbers
mit dem Geſetzſprecher Thorgeir einen Vertrag makte, daß er fie vortragen
følle; unb blefer trug fie vor, und war damals ein Heide. Und hierauf gingen
bie Leute ju ihren Buben. Und ba fegte Thorgeir id nieder, und breitete
feine Dede åber feinen Kopf, und er lag dieſen ganen Fag, und die Makt
barauf, fo baf er fein Mort fyrad.” NjalsS.e. 106, S. 164: ,,Die Chriſten -
lente waͤhlten fich zum Gefepfpredjer den Hall von Gida; Hall aber ging den
Goden Thorgeir von Vjøfavatn, ben Gefepfpreder, ju treffen, und gad ihm brei
Mart Silberd, bamit er bie Gefehe vortrage. Das war aber eine gefåhrlide
Gade, da er ein Heide war. Thorgeir lag ben gangen Lag, und breitete fid
eine Øede åber ben Kopf, fo daß iemand mit ihm fyrad.” Kristni S.
e. 11, 6.90—6: ,Da baten bie Ghriftenteute, daß Siduhall ihre Gefege vor-
tragen folle, ble neben dem Chriſtenthume au halten feien. Hall madte um
ein halbes Hundert Silbers einen Vertrag mit bem Goden Khorgeir, der da
bie Øefepfprade hotte, daß er ble Gefege beide vortrage, bie chriſtlichen und
ble heidniſchen, und er war ba nød nidt getauft. Und ba ble Leute au den
Buben kamen, legte fid Thorgeir mieber, und breitete eine Decke åber fein Haupt,
unb fag ben gangen Vag und die Radt Aber, und ben anderen Tag bis zur
pleidjen Beit.” Die Berhandlungen Aber dad heidniſche und Grifilde Opfer
gibt blefe Quelle bann ziemlich wie bie Olafsfage, mur etwas kårer; in ben
fibrigen Duellen ſehit fie gang.
21) Weber das Umt des Iögsdgumadr, die Iögsage oder Iögsöge, und
biejenige Function beffelben, melde ber Ausdruck at segja upp (fram) 18g
bezeichnet, fiehe meine Beitråge, I, S. 136—42 u. 152—3. Bom Amte des
alsherjargodi ift daſſelbe wohl ju ſcheiden, und bas legtere belleidete damals
pormodr porkelsson, Landnama, I, c. 9, 6. 30; Unhang II, &. 336
u. 337, a. 985; jåingere Olafs 8. Tryggvan. c. 117, 6. 242; vergl.
aud) meine Beitråge, I, S. 147, 153, 165—6.
Ørfegldje Annahme des Ghriftenthums in Veland. 425
wortragen folle, ble man neben dem Ghriftenthume halten fönnes
Worgeir aber war da nod ein Heide, und man erzählt, dag Han
ihm bafår ein halbes Hunbert Silbers gab?*), unter ber Bedingung,
daß er brei Beftimmungen an ble Spitze der Geſetze fellen werde,
weldje er, Hall, Gizur und Hjalti ihm vorfagen würden, wie er eg
aud) mit ben ibrigen Gefehen halten möge. Das war bie erfte
Beſtimmung: daß alle Leute Chriſten ſein foten in Joland und
ble Faufe nehmen, die vorher noch ungetauft maren; bad war bie
amelte: daß alle Tempel und Göyenbider unheilig (d. h. bußlos
werlegbar) fein follten; bas war ble britte Beftimmung: daß Landes»
verweiſung (fjörbaugsgardr) auf allem Opfern ſtehen follte, wenn
bariiber Jeugen benannt werden würden 29). Als aber Thorgeir in
22) Denfelben Betrag nemnt bie Krifnifage, bie Mjala brei Mart; Ovd
eine halbe Mart Silbers, und Ari weiß von gar keinem Entgelde; ba bak Silber-
fundert gleich 24/ Mart Silber8 ſtand, alfo ein halbes Hunbert 11 Mart
oder 10 Unjen Gilber8 gikt, laffen fid jene Ungaben unmdglid vereinigen.
Es ift hier nidt am Ort, bie vermidelten und beftrittenen I8lånbifden eds
nungkweiſen 3u befpredjen; wir vermeifen bieferhalb auf die der Kriftnifage an»
gehångte Abhandlung de Centenarlo argenti, auf Pall Jonsson Vidalin,
Skyringar a fornyröum Islenzkrar löghokar, er Jonsbok nefnist (Reyk-
Javik, 1846—9), s. v. mörk und eyrir, auf Haldor Cinarfon, Om Berbdie»
Beregning paa Landsviis og Tiende-NYdelſen i Idland (Kopenhagen, 1833),
6. 1-50, Finn. Johannåus, Hist. ecel. Is). I, 63-6, enblid neuerdingd auf Dietrid,
das Hundert Silbers, in Haupt'B Zeitſchr.f. Deutſches Ulterth., Bd. X, &. 223-40,
ohne bod mit dieſen bidherigen Veſprechungen bie Unterfudung fir abgeſchloſſen zu
Halten. Im Uebrigen bemerten wir, baf bie an Thorgelt gegebene Summe fåon ihrer
Weringfågigteit egen unmöglidt ais Beftedungspreis gemeint ſein kann; eg
ſcheint vielmehr die von Bjarni Halborsfon in ber angefihrten Abhandlung de
cent. arg. aufgeftellte Anficht die ridtige, wonach bei berfelben an den Betrag
au denken wåre, welchen der Gefegfpredjer geſehlich jeben Sommer får die Ver»
waftung feine8 Amtes am Allding erhielt. Nad Gragas, Lögsögum. p. S. 3
betrug blefeb Honorar amei Hunderte Wadmals, weldje nad Kaupa B. c.84,
8. 500 einem halden Hunderte Silberd gleid ſtehen; Hålt man fomit an unferer
Stelle an der von der Olafs» und Krifnifage Aberlieferten Summe feft, fo ift
Har, baf Hall dem Thorgeit dafür, bak er bie Mögsaga får bie Ghriften Aber»
nehme, eben nur das Honorar verfprad, bad ihm für ble Iögsaga gefeglid
aufam. Dad Befonbere liegt nur barin, daß Thorgeir, feitbem ble Chriſten von
bem Staate der Heiden fid ju trennen und einen eigenen Gefegfyreder får fid
zu wåblen befdloffen hatten, dieſes Umt får beide Theile sugleid fåhren, und
barum aud ba Doppelte Gonorar begiehen follte.
23) Rad Odd håtte Thorgeir fofort die Iögsnga der Ghriften vorgetragen;
nad ben anderen Quellen that er dieß nicht, fondern fudjté von Unfang ou
28 10. Ubſchuitt. 6. 8.
fele Bude fam, da legte et ſich nieber, und breitete eine Dede der
fen Haupt, unb lag da zwei Vage, ohne daß er ein Mort fpradj.
Ju blefer Zeit hatten ble Heiden eine zahlreich befudte Jufammene
funft, und beriethen fid mit ihren Rathſchlägen, wie ſie es anfan-
gen follten um Widerftand leiſten zu fönmen, und dlefe neue Ber»
Hinbung bes Chriſtenthums zu nidte zu madjen; da famen fle über⸗
en, daß fle elfrige Geliibbe an die Götter thun follten, und zwei
Månner aus jedem Landesviertel waͤhlen, um ſie ben Göttern zu
opfern (fornfåra), bafir daß fle midt bas Ghriftenthum über das
Sand fommen laffen mödten. AS aber Gizur und Hjalti befjen
gewahr wurde, ba berlefen file alle Ghriftenleute sufammen; Hialti
ſtand auf, und begann fo zu reden: es wird uns von einer Ber-
fammlung unferer Gegner beridhtet, baf. ble Heiden gelobt haben
ihren Göhen zwel Menfdjen aus jedem Viertel dieſes Landes zum
Opfer au geben, auf daß fle mit Unterſtüthung ihrer falſchen Götter
bie chriſtliche Religion niederzuwerfen und ju vernidten vermödyten,
oder vielmehr um es recht zu fagen, fo bemuͤhen fle fid mit foldjem
Rathe und Berleitung bes Feindes ihrer elgenen Seelen Rettung
und Geligfeit zu verberben. Dem gegenüber feigt es uns nidt
unpaſſend, daß wir Ghriftenleute eben fo viele Månner von unferer
Seite mwåhlen, um fle unferem lebendigen, wahren und feligen
Gott au geben und zu helligen, nicht dagu, ba wir ihnen
ben leiblidjen Tod bringen, vielmehr fo, daß fie ſelbſt, die au dieſem
Giegesopfer (sigrgjöf) beftimmt find, bie leiblichen Fehler und un»
techten Begierden des Fleiſches in fich ertödten; fliehend die Ge-
luſte ber Welt, mögen ſie mildiglich und mit Zucht und Rechtſchaffen⸗
heit in dieſer Welt leben, fortwåhrend ju einem heiligen Opfer (forn)
fich opfernd unſerem Germ Jeſu Chriſt mit ihren guten Werken,
damit fie fener Zeit mit ihm das ewige Leben erwerben im Himmels
reldje, bort umfoviel feliger, je gottesfårdjtiger fie hier find. Die
Heiden waͤhlen die fdledteften Leute um ſie ihren Göttern zu geben,
und opfern fie mit einem abfdeulidjen Tode und einem ihrer Miſſe⸗
thaten megen ihrer würdigen, fie fiiirgen fie von Bergen herab oder
dem boppelten Vortrage dadurd ju entgehen, daß er auf Mittel fann, bie
ſtaatliche Trennung ber Ghriften und Heiden abzuwenden. Dad Vegtere ift auf
Ørund ber Alteren Quellen und im Hinblict auf den gangen Verlauf der Ver-
Sjendlumgen entfdjleben dad Midtige.
Øefeglidje Annahme des Chriſtenthums in Island. FU
tn Feloſchluchten, (hrinda peim far hjörg edr i gjar)2); wir aber
wollen bem gegenüber Månner måhlen, ble vir filt ben Dienſt Gottes
am Paſſendſten finden in unferem Lande, damit ihre Tüuͤchtigkeit fe
febenbigen Leibs 3u etnem keiligen, reinen und Gott angenehmen
Dyfer madje, fo daß ber allmächtige Gott um ihr Berdienft mit fel
ner Barmherziglelt fine Bosheit felner mißgünſtigen Feinde gegen
feine redjtglåubigen Menſchen auffommen lafje, vielmehr durch Ver-
tilgung und Bernidtung aller Berehrung teufliſcher Götenbilder ble
Kunde beg Namens unferes Herr weit verbreitet werde, fo daß
alles Bolt diefes Landes gerne gutwillig fid dem hilfreidjen Geſete
des chriſtlichen Glaubens untermirft. Nun wenn es eudj gefålkt,
wollen ich und Gizur uné freudig zuerſt dieſem Gelübde eines Sieges⸗
opfers unterwerfen får bie Gådlånder. Und als alle Chriſtenleute
erflårten, daß ihnen blef wohlgefalle, ba wurde nadjgefragt, wer aus
den übrigen Landesvierteln dieſes Gelübde übernehmen wolle; da
ging herzu für die Oftlånder Hall von Sida und Thorleif aus Kroffa-
vit, welcher Thorleif ber Chriſt genannt wurde. Dieſen naͤmlichen
Thorleif lud auf Betrieb und Anrathen ves Broddhelgi Digrletil
24) Die Kriſtniſage fagt: rinda peim fyrer björg edur hamre, fie
ſtürzen fle von Bergen oder Feldktippen herad. Diefe Urt des Menfdenopferd
ſcheint fonft ben Rordifden Quellen frembd, melde vielmehr an einem eigenen
Gteine an der Dingflåtte bat Genick des ju opfernden Menfden bredjen laffen
G. 9. Eyrbyggja 8. c.10, 6.26); bagegen beridtet Vrofop, Goth.
Krieg, II, €. 15 von ben Standinavtern, daß fle bie zu Opfern vermendeten
Menfden nidt mit bem Meffer ſchlachten, føndern aufhången, in dle Dornen werfen.
ober fonft qualvoll töbten, und ebenbda, 6. 25 erzaͤhlt er von ben Franken, daß fle
geopferte Menfdjen in den Fluß warfen, woran fid wieder bie Radridt der Kjal-
nesinga 8. c.2, 6.404 anfnåpfen laßt, wonach bie geopferten Menfdjen in
einen Sumpf verfentt wurden, weldjer darum Blotkelda, Dpferfumpf hieß.
Vielleicht 18pt fich aud bie Selbſtopferung durch Herabſturzen von einem eigent
hlezu beſtimmten Higel (Etternisstapi, Gefdledtsklippe) hieherziehen, wovon
ble, freilich erdichtete, Gautreks 8. c. 1—2, S. T—14, erzaͤhlt, und bas dfter
verfommende Herabftiirzen von Verbrechern ber Felfen (3. B. jångere O1.
8. Tr. e. 20, 6. 170; Heimskr. c. 92, 6.201; Haralds 8. Gilla,
e.6, 6.181; Heimskr. c. 4, 6.302) mag mit jener Art bek Dpfertodeb
in åhulidjer Weiſe jufammenhången, wie bas ebenfall Biter ermåhnte frrafveife
Wudfegen im Bereiche ber Fiuch mit jenem Dyfern durch bas Berfenfen in einen
Sumyf. Ja es mag fein, daf dad Genicbrechen am Dpferſteine ſelbſt nur eine
Meminifceng ift an jene åltere Urt ber Opfervollſtrekung burdj bad Herabfrårjen
vom Yelfen.
428 111. Wbfduitt. 6. 32. ,
wegen Haltens bes Ghrifenthums, wie in ber Vapnfirdinga S. ere
Mbit wirb25); an bemfelben Tage aber, an meldem Ketil ihn lud,
gab es ein fo gewaltiges Unwetter, als er mit feiner Begleitung fich
auf ben Weg gemadjt hatte, daß fie ble Wege verloren, und fo fam
es mit ber Jeit, bag Ketil får fid und feine Leute kein anderes
Mittel hatte bas Leben au retten, als pum Hofe Thorleifs zurückzu⸗
lehren. Thorleif aber nahm ihn mit aller Gutmiithigfeit und Freund»
lichteit auf, und gab ihnen, folange ſie burd bas Unmetter ba
fefigehalten maren, den beften Unterhalt, ben er hatte, wie er feinem
Sohne oder Bruder gethan haben würde; darum lief Ketil alle Klage
gegen Thorleif fallen, und war feitbem jeberjeit befjen befter Freund.
Bir dle Rorblånber aber untergogen ſich dieſem Gelübde Hlenni aus
Saurbår im Gyjafjörd, ein Gohn des Ormr töskubak, und Thor
warb Gpafbödvarfon aus dem Gkagafjörd 24); aus dem Weſtviertel
aber war Niemand da als Geft Oddleifsſon 2). Darüber wurden
$Øjalti und Gizur traurig, daß fid hier lein Zweiter hingufand. Als
aber nachgeforſcht wurde, ob nidt Jemand fid anbieten wollte, ba
antwortet Ormr Kodransson. ber Bruder beg porvaldr vidförli,
deſſen früher gedbadt wurde: gewiß wäre ein Mann da, dieſes euer
loͤbliches Gelübde vol zu machen, menn mein Bruder Thorwald hier
am Dinge waͤre; weil er nun aber entfernt von uns weilt, måg er
nun febenbig fein ober todt, fo will id gerne, obwohl unwuͤrdig,
bierin an feine Gtelle treten, menn ihr mid dazu braudjen wollt;
es iſt freilidj fed von mir, Soldes ausjufpredjen, denn id bin nur
mit dem Kreuze bezeichnet, aber nidt getauftz8). Die Håupilinge
25) Siehe oben, $.20, Anm.20. Thorleif murde uͤbrigens nidt um kristøi-
hald, wie bie Dlafsſage, oder um kristni, wie bie Krifmifage angidt, verklagt,
ſondern megen Nidtentridtung bes Tempelzolles. In legter Jnftanz lag deme
mad) freilid Thorleifb Glaube der Klage zu Grunde; aber nidt unmittelbar
barum, weil er Ghrift war, wurde er belangt, fondern nur barum, weil er aus
qriſtlichen Gewiſſensſerupeln der ihm obliegenden Steuerpfidt nicht genågte.
26) Beide waren fdon von Biſchof Friedrid bekehrt morben; fiehe oben,
$- 19, Unm. 24 u. 26. Uebrigen8 gibt Mund, I, 2, 5.353, Anm. 1 den Hlenni
wohl mit Unredt får ein Geſchwiſterlind bes Geſetſprechers Thorgeir aus; nad
Njals 8. c. 106, S. 164, und Landnama, III, c. 17, &.223—14 ergibt
fid vielmehr, daß berfelbe nur Geſchwiſterlind mit Thorgeirs Frau war.
27) Der von Dantbrand Getaufte, nidt blod mit bem Krenje Bejeichnete;
sben, $.31, nm. 39; vgl. 42 und 52.
28) Bergli. oben, $.19, nm. 15. Wann ådrigen6 Orm dad primsigning
Gefeplidje Annahme bed Chriſtenthums in Yöland. 429
aber und alle Ghviftenleute, die anweſend maren, nahmen dieſes fein
Mnerbieten mit Dant an. Da wurde Orm fogleid getauft; er mar
da ein Hausgenoffe bei feinem Schwager Hermundr zu Gilsbakki
im Borgarfjördr, ber feine Schweſter Gunnhildr hatte 20).“
Rad allen biefen Borbereitungen fam es am folgenden Tage
am einer melteren Boltsverfammlung; hier aber drang der Gefeg-
fyredjer Thorgeit in einer wohlüberlegten und patriotifden Rede durch,
und im Sntereffe der Gtaatseinheit wurde ber religidfe Zwieſpalt
durch bie gefeplidje Annahme bes Chriſtenthumes geſchlichtet 30). „por-
empfing, wiſſen wir nicht. Munch, l, 2, 6.353, Anm. 1 nimmt ohne Weiters
an, damals, als ber alte Kodran fid taufen lieh; es ift dieß indeſſen nicht wahr-
ſcheinlich, da die Quellen nur berichten, daß Orm damals ble Taufe nicht nahm,
und ſogar, als ſeine Angehdrigen übertraten, aus deren Haus und Nadbar-
ſchaft mid.
29) Nad Kristni 8. c. 2, S. 12, und co. 11, 6.96, war Gunnhildr,
oder wie fie an der erfteren Stelle heift, Ingvilldr, eine Lodter, fratt einer
Såwefter Orms. Man hemerte fibrigend, wie aud hier die Rückſicht auf ble
Verwandtſchaft in Glaubensſachen ihre Rolle fpielt!
30) Das Folgende nad der fingeren O1. 8. Tr. e. 229, S.240—4.
Die Islendingabok, c 7, 6.12—3, fahrt fort: ,, Am folgenden Morgend
aber da fegte er fid auf, und ließ anfagen, baf ble Leute gum Gefegderge gehen
follten. Als aber die Leute dahin fanen, da hub er feine Rede an, und fagte,
baf ihm da ber Zuſtand der Veute in eine ſchlimme Lage gefommen fåeine,
wenn nidt alle Seute ein einziges Geſetz hier im Lande haben ſollten, und er
fyrad) den Leuten au auf mandjerlei Art, daß man dieß nidt dürfe gefdjehen
faffen, unb fagte, daß bief zu foldjer Unruhe führen würde, daß gewiß zu er»
warten fei, bafi Råmpfe daraus erfolgen würden unter ben Leuten, durch melde
das Land verden wiirde. Er erzaͤhlte davon, wie ble Könige von Rormegen
und von Dånemart fange Beit unter fid Unfrieden und Kåmpfe gehabt Håtten,
dis endlidj bie Banbebangehörigen unter ihnen Frieben gemadt håtten, obwohi
fie nicht mollten; unb ber Veſchluß wurde fo audgefiifet, daf jur Stunde unter
ihnen koſtliche Geſchenke gefandt murben, und ber drieden hieit unter ihnen fo
Tange fle lebten. Nun aber fåeint mir bad råthlid, fyrad er, daß wir aud
nidt bie rathen laffen, bie fid am Meiften gegentiberftehen, und daß wir ble
Sache fo unter ihnen vermitteln, daß jeder von Beiden etwas von feinen For»
berungen behålt, wir aber alle ein Gefeg und eine Sitte haben; Dad wird ge»
wifi fein, ba mir, wenn mir den Gefegverband entzweireißen, aud den Frieden
zerreißen. Und er beſchloß feine Nede fo, daß beide Theile augeftanden, daß
Alle ein eingige8 Gefeg haben follten, meldes er fir gut finden mårde vorzu⸗
tragen. Da wurde es in ben Geſehen vorgefdrieben, daß alle Leute, die big
dahin Hier im Lande ungetauft waren, Chriſten fein und die Taufe nehmen
follten; bezuglich ber Kinderaudfegung aber follten bie alten Geſetze in Kraft
bleiben, und beyåglid bed Pferdfleiſcheſſens; ble Leute follten Heimlid opfern
490 ML. Ubinitt. 6. 32. <
geirr Ljosvetuingagosi hatte ben gangen Tag und ble Nacht ge
legen, wie vorhin erzaͤhlt wurde; ben anderen Morgen» aber ſehte
er fid auf, und hieß alle Dingleute zum Mefegberge gehen, bie
Chriſten ſowohl als ble Heiden. Als aber alles Bolt da zuſammen
gefommen war, ba entſtand juerft ein gewaltiger Laͤrm und Tumult,
ſobald ble Leute fid aber gefegt hatten, und Gehör zu erhalten war,
da begann Thorgeir fo au fpredjen: hört ihr Klugen mein Bort,
und alles Bolt åberlege fid wohl, was Id fage; mir ſcheint es auf
bårfen, wenn fie mollten, Bermeifung aber barauf ſtehen, menn darüber Beugen
aufgerufen wirden; um wenige Binter fpåter wurde aber aud dieſes Heiden»
thum abpefdafft wie bak andere. Diefen Borgang eråkhite uns Teltr, wie
daß das Ghriftenthum nad Jölanb lam. Denfelben Sommer aber fel Dlaf
Sryggvafon nad ber Erzaͤhlung de PriefterS Sömundr; ba Kimpfte er mit
bem Dånenldnige Svein Haralbsfon, und dem Sdwedenkdnige Vlafr kinn
sönsel Eiriksson ju Uppfalir, und bem Elrler Hakonarson, ber bann Jau
wurde in Norwegen. Dab mar 130 Winter nad ber Grmordung des Ead-
mundr, aber 1000 nad Chriſti Gedurt, nad ber gemeinen Rechnung.“ Kirer
berichtet bie Njals 8. c. 106, 8. 164—3: „Den anderen Zag gingen bie Leute
zum Geſetzberg. Da verlangte Thorgeir Gehdr, und fprad: fo ſcheint es mir,
al8 feien unfere Buftånde in eine fGlimme age gefommen, wenn midt alle ein
Wefeg haben, und menn ber Gefepverband getrennt wirb, fo wird aud der
Frieben jerriffen fein, und damit wird man nidt leden fönnen. Run will id
bie Ghriftenleute und bie Heidenleute barum fragen, ob fie die Gefeye haben
wollen, bie idj vortrage. Das fagten Alle ju. Er ertlårte, er wolle von ihnen
Eide haben und Handſchlag, daß fie es halten. Dazu verftanden fid Ulle, und
er nahm ihnen ben Handſchlag ad. Das ift der Unfang unferer Geſete, fagte
eg, daß alle Leute Chriſten fen follen hier im Lande, und an einen Gott Bater,
Sohn und heiligen Geift glauben, und von aller Verirrung ber Gdyenbilder
Laffen, keine Kinder audfejen und kein Pferdfleiſch effen; es fol Verweiſung
barauf ſtehen, wenn foldes ermiefen wird, aber ſtraflos fen, menn babei heime
lich verfahren wird. Aber all dieſes Heidenthum wurde nad Ublauf weniger
Binter abgefdafft, fo daß bergieiden ebenſowenig heimlid gefdehen durfte, ald
bffentlid. Er trug da aud vor über bak Halten ber Sonntage und Faſttage,
der Weihnachtstage und Dftertage und aller der gröften Fefte. Da glaudten
bie Heidenteute ſehr betrogen zu fein; aber ba war der Glaube gefeylid ange»
nommen, und alle Leute hier im Lande wurden ju Ghriften gemadt. Damit
niehen fie vom Ding heim.” Oddr, c.37, &.209—300, folgt wefentlid bem
Wri; bie Kristni 8. c. 11, S.96—100, hat ebenfalls nur in Cingelnheiten
Beſonderes, und gikt, c. 12, S. 102, bie chronologiſche Angabe mit Uri iiber»
einftimmend. Die Gunnlaugs 8. ormstungu, c.5, 65.200 fagt gang
far: ,Demnådft geſchah bad Neue, was am Beften geſchah hier in Jeland,
bag bat gange Land chriſtlich wurde, und alles Boll ben alten Glauben aufe
gal.” Endlich vergl. allenfall6 nod ble Ialenskir Annalar, å 1000.
Geſetliche Annahme des Chriſtenthums in Ibland. 431
ein ſchweres Unglåd und auf unfeligen Berluft aller unferer Birthe
ſchaften hinausjugehen, wenn bas Bolt dieſes Landes nidt ein
Geſetz und eine Art ber Sitte haben wird, denn menn die Gefehed-
genoſſenſchaft fid trennt, fo bridt aud der Frieden; daraus werden
Gtreitlgfeiten unter ben euten entſtehen und Unelnigfeiten, bann
aber volle Feindſchaft, Unfrieden und Kåmpfe, fo daß dadurch unfer
Land in furger Jeit veröbet felm wird, menn nicht ein heilfamer Rath
weifer Borfidt bagufommt. Darum måffen wir uns mit allem Fleiße
wabren unb fehen, daß uns nidt ein fo ſchlimmes Unheil zuſtoße,
daß wir Landsleute und Verwandte ſelbſt mit uübergroßer Gewalt⸗
thåtigfelt ſtreiten; demũhen wir uns vielmehr mit allem Verſtande
und guten Willen zu fügen und zu richten, zu haben und zu halten
unſer Einverſtaͤndniß und unſere Uebereinkunft und unſeren feſten
Frieden hier in unſerem Erbgute und Vaterlande. Id glaube, daß
ihr gehört habt, daß bie Könige von Norwegen und Dånemart lange
Beit. unter ſich Streit und ſchwere Kåmpfe hatten, vis endlid dieſer
Unfrieben und biefe Roth den Håuptlingen beider Reiche zuwider
wurde; ba madjten ſie einen Vergleich, und erridteten einen Frieden
zwiſchen den Landen ohne den Willen der Könige, und es geſchah
au ihrem Glide, dag blefelben Könige, weldje lange unter fid une
eins getvefen maren, durch ben guten Willen ihrer Rathgeber und
Unterthanen liebe Freunde murben, und einander gegenfeltig Gefdente
und föfilidje Gaben fandten, und dieſer Frieben wurde gehalten, fo
lange fie lebten 3). Nun obfdjon unfere Håuptlinge nicht ebenfo
mådjtig find als ble Könige In anderen Låndern, und wir minber
31) Die Krifmifage nennt ble beiden Könige, und zwar heißt ihr ber Dåe
vide König Dagr, der Rorwegiſche Tryggve. eide Ramen laffen fich fonft
midt nachweiſen, val. Guhm, Kritift Gi. af Danm. I, 239 —41, und Fina.
Johannåus, Hist. eccl. Isl. I, 67, not. b; es muß baker der geſchichtliche
oder fagenmåfige Grund ber Ungabe bahingeftellt bleiben. Keinenfallb aber
liegt eln Grund vor, mit Dahlmann, Forſchungen auf dem Gebiete der Ge»
fåidte, 1, 348—50, angunehmen, baf in bem Beridte ber Krifmifage mur eine
willtåelidje Ausföhrung ber Darftellung des Arl ju fehen fei; und daß ble von
Yri felbf dem Thorgeir in den Mund gelegte Hinweifung fld auf den um
36 Jahre fpåter jwifden Magnus Olafsson und Hördaknutr vermittelten Frie ⸗
den beziehe. Einem fo bewußt auf die Ordnung ber Chronologie Hinardeitenden
Geſchichtſchrelber wie Uri waͤre es dok zu viel zugemuthet, daß er in einer
Beit, bie ſeine eigenen ålteren Zeitgenoſſen noch erlebt hatten, ohne Weitert
einen Verſtoß von vollen 36 Jahren machen ſollte!
432 tm. Wbfduttt. $. 32.
weife ale beren Rathgeber, fo fleht ed uns bok wohl an, uné an
deren Hugen Rathjdlågen ein Beifpiel 3u nehmen. Darum follen
wir fo unter biefen Leuten vermitteln, ble ſich hier am Meiften gegen ⸗
fberfiehjen, daß feber von Beiden etwas von feinen orberungen be+
hålt, feiner von Beiden aber allein entfdeldet; wir Fönnten fo nad
einem wahrhaften Bergleide uns allefammt als an guten Rathe
ſchlaͤgen freuen, ein Bolt mit einander fein unter einem Gefege, und
Alle einen Ramen tragen nad einem Glauben und einer Gitte, ger
ſtüht auf ben Frieden und bas Glid unferes Erbes, in einem Ber»
gleiche und einer Uebereinfunft vereinigt; denn barin mögt ihr mir
glauben, daß, ſowie mir bie Geſetzvorſchriften entzweireißen, fofort
aud) der Friede unter uné dahin if. Darum ift das der Anfang
und bas Ende meiner Rathjdlåge und meines Zuſpruches, daß wir
mit einer eingigen unb unldslidjen Gefammtibereintunft Alle ein
Geſetz halten, alle Noth eines üblen Erfolges ausſchließend, und alle
Gefahr einer Uneinigfeit. Als aber Thorgeir feiner Rede ein Ende
madjte, ba gab ble Gnabe Gottes ene fo große Barmherslgfeite-
wirfung feiner Redegewandtheit, baf alle Dingleute, die Heiden for
wohl als ble Ghriften, fogleid mit einem Beſchluſſe sufagten, fo daß
Niemand entgegenfprad, In allen Gtåden die Geſehe zu haben, und
au balten, ble er vorttagen würdes2). Da fprad Thorgeir: das
nehme ich zum Anfange unferer Geſetze den Chriſtenleuten au Gefallen,
daß Jedermann in Joland, gro oder Mein, ein Chriſt fein und bie
Taufe empfangen fol; alle Tempel aber und Göyenbilder follen un-
hellig (9. h. bußlos verlegbar) und niedergebrodjen mwerbens9); jeder
Mann ſoll mit Berweifung befraft werden, ber Gögenbilder in der
Art verehet, daß Jeugen darüber benannt werben. Darum aber,
daß ble Leute bie dem Chriſtenthume sumeift entgegen find, faum
einſehen fönnen, daß es ſich vereinigen laffe, alle Kinder aufzuziehen,
32) Den gang natårlidjen Grund der beiderfeitigen Bereitwilligteit zu dieſem
Bugeftånbniffe gibt Odd ausbridlid an: „denn bie Heiden meinten, daß es
nad ihrem Willen werde gethan werden, weil ber ein Heide war, ber vortragen
follte; ble Chriſten aber meinten, daß er nad feinem Vertrage mit Gall han»
deln werde.“ Von einer Berhandgeliibdung oder gar Vereidigung auf das
Halten der von Thorgelr vorgutragenden Sabungen weiß nur bie Rjala; uns
wahrſcheinlich ift bergleidjen aber nidt.
39) Bon der Buplofigtet der Angriffe auf bie Tempel und Gotterbilder
weiß feine ber anderen Quellen.
Øefeglidje Annahme bek Ghriftenthums in Seland. 433
die nur geboren werden, bie ber Armen edenfo wie die der Reidjen,
und 3ugleld bie Dinge zur Mannenahrung zu veriveigern und au
verbieten, bie dem gemeinen Bolfe am Meiften Kraft geben, darum
follen fie ihre Gorberungen hierin befriedigt fehen, fo daß die alten
Gefege uͤber bas Ausſehen von Kindern und bas Eſſen von Pferd⸗
fleiſch fortgelten follens4); aud) fol es nicht firafdar fein, wenn bie
Leute gleich heimlich opfern, wenn es nur nicht burd Zeugen here
geftellt wird). So ſollen wir aud In allem Anderen bie alten
Geſehe halten, fo weit fle midt offenbar gegen bas Ghriftenthum
verſtoßen 6). Thorgeir beſchloß felme Rede fo, daf Alle die Geſete
. 34) Im Widerfprude mit ben åbrigen Quellen lågt die Rjala aud in Ves
aug auf biefe beiden Punkte ein nur vermdge des burd Beugen ju führenden
Veweiſes befdjråntted Berbot aubgehen. Ganz ahnliche Bedenten hatten fich
åbrigen8 frũher in Norwegen von helbnifdjer Seite aud geltend gemadjt, gegene
iiber den Betehrungsverfudjen bes Königö Hakon Adalſteinsfoſtti; vergl. oden,
%. 15, Anm. 19. Sonſt vergl. bezuͤglich der Kindsausſetzung die der Arnar
magnåanifdjen AnBgabe ber Gunnlaugs ormstunga S. angehångte Ubhandlung
de expositione Infantum apud veteres Septeutrionales, ejusgue ceusiss
begiglid bed chriſtlichen Abſcheues vor bem Pferdfleiſche mag bagegen beiſpiels⸗
weife vermiefen werden auf Jomsvikinga 8. c.10, &.33, und Oddr,
c. 12, 6.249, wo in ſchwerer Noth die Deutfjen Chriſten midt daran wollen,
„ihre Pferde au effen, oder andere Uneßbares (uaeti);" Sverris 8. 6.26,
S. 66: „er fagte, da werde in alle Lande fommen, wenn fe fo farg mit ihrem
Eſſen feien, bak Ghriftenleute Hei ihnen Pferdfleiſch effen måpten, wenn fe ihr
Seben friften mollten ;” vergi. aud Kristin R. hinn gamll, c.31, 6.130,
und e. 32, S. 134 (c. 16, S. 34 in V. Finsson'8 Uusg.), und Eidsifja p.
L. 1, 6.29. MG fåmåblider Vorwurf kommt fåon Njals 8. co. 121, Ø 185,
vor: ,,bir liegt es nåker, dir ble Maftbarmenden der Mahre aus ben Båhnen
au ſtochern, ble du afeft ehe du gum Ding rittft, und mit dir dein Schaftnecht,
und der wunberte fid, baf du fo Schaͤndliches triebf.”
35) D. h. alle Beweisfåhrung burdj Gefdrvorene Cqvidr) follte audger
ſchloſſen fen, offenbar um das Vexatoriſche und Gehåffige einer Inquifitton in
Ølaubenbfadjen ju vermeiben.
36) Nad der Mjala woåren jegt bereits aud bie oderften Feſte und die
Baften eingeflihrt worben; ble Sake unterliegt indeffen erhebliden Zweifeln.
Laxdåla 8. 0.45, 6.200 (= jångete OI. 8. Tr. c. 233, 256) heift
e8: „Kjartan faftete troden bie lange Faften, und that da nad Riemandeb
Beifptel; ben Leuten ſchien es eine wunderliche Gade, bak Kjartan fo lange
ohne Fleifd (matans) lebte, fo daß die Bente velte Wege makten, ihn zu
ſehen.“ Bjarnar 8. Hitdölakappa, S. 53: „Kas und ſaure Milch gab
es zum Abendeſſen (vor Weihnachten); denn ba war ble Faften noch nicht ge⸗
feglid angenommen.” Eyrbyggja S. c. 53,6. 272: „Man war ba jur
Beihnachtsfaſten gefommen; aber bod wurde zu jener Beit midt gefaſtet auf
Manter, Beteprung. 28
434 1. Wbføuitt. 6. 32.
løbten, bie or vorgettagen hatte?7), daß Riemand ben Andern hin»
dern oder abhalten folle vem Ghrift fo gottesfürchtig au dlenen als
ev felber begehrt; fle find aud mit tapferer Gewalt vollen Kampfes
von der akten Gewohnhelt ihrer Religion vållig abgebradt, menn fe
aud) am Unfang mit Gewalt gendthigt murden dle Taufe und den
chriftlichen Ramen angunehmen, mehr als fofort mit voller Liebe
Gottes und elgener Liebe zum Guten. Dod aber geſchah es durch
unferes Herrn Gaade und Barmherzigkeit, daß nad Berlauf weniger
Winter dleſes Heidenthum mit den Rathe aller Håuptlinge und der
Zuſtinmung ales Bolles abgeſchafft und aufgehoben wurde, meldes
ehen erwåhnt wurde, begiiglidg bes heimlidjen Opferns, des Pferd⸗
fleifdjeffene und ber Kinderausfehung**). Damit verließen fie bas
Qöland.” Wenn man hiernad geneigt fein mddte angunehmen, dag die Cine
führung ber Faſten und Fefte erft einer etwas fyåteren Beit angehdren Unnte,
fo ſteht dem aber andererſeits entgegen, daß (den im zweiten Decennium be
11. Jahrhauderts nad anberen Quellen die Faften in JGland gehalten wurden.
Gretiis 8. 0.32, S. 77 heit es: „So ging es fort, bis ber Vorabend von
Weihnachten fonent; da ſtand Glamr fråh auf, und rief um fein Gffen (ul
meter sina). Die Haudfonu antwortet: es ift bak nidt Gitte bei ben Chriſten ⸗
lauten an dieſem Tage zu eſſen (at matast), denn morgen ift ber erfte Weih⸗
uatbtag, fagt ſie, und barum ift es PÅldt, hente erft ju faen. Er antwortet:
allerlei Aberglauben habt ihr, befjen Smed id nidt einſehe; id weiß nidt, daß
bie ente jegt beſſer baket fahren als damals, da bie Leute mit folderlet fi
vidt abgaben; mir (&ien da bie Sitte befjer, ald bie Beute Heiden hiepen, und
ich mill mein Eſſen haben, und feine Flauſen.“ Etwas fpåter fudt Greuir
Asmuadarson, alt Uedter im wilden Gedirge haufend, die Faften wenigſtens
fo mett möglid) zu halten, burd eine Unterfdeibung unter ſeinen Fleiſchſpeiſen:
„Und menn gefoftet wurde, that Grettit das jur Erinnerung, daß er ba Sped
und Seber effen follte bie Sangefaften durd,” ebenda, 0.1, S.142. Aud
frellt bie Vallaljots 8. c.4, S. 208—9 die Gade fo dar, ald fel ble Ein-
filhrung ber Feſuage mit ber bes Chriſtenthums gleideitig erfolgt; „vor Kur -
aem war bad and gechriſtnet worden, und waren die Sonntage ins Geſet
gebracht,“ heißt es, und jur Entſchuldigung einer unwiſſentlichen Gntweihung
eineb deſtes fagt Ljotr: „jung bi noch der neue Glaube.“ Wahrſcheinlich if
hiernach, bak allerdings die Hefte und Faſten von Anfang an eingeführt, aber
in etwas fåterer Beit deren Haltung verſchaͤrft wurde.
37) Rad der Rjala waren ble Helden, und es ift dieß wohl bad Richtige,
unzufrieden, und betrachteten ſich als uͤherliſtet.
38) Mir werden auf die Abſchaffung dieſer Ueberreſte des Heidenthums im
nålen Abſchnitie zu ſprechen fommen, wollen aker einſtweilen nod auf ble
Groitis & 0.80, G. 174 hinmeljen, mo eg heft: Obwehl ader bas Chri⸗
fenthum im Qande war, ſe waren bed nød viele U⸗barreſte bet Geibenthumb
Geſetliche Annchme det Chriſtenthums in I8tand. 435
Ding, daß das Ghriftenthum får gang Jelanb geſedlich angenommen
wurde; da wurden alle Leute mit bem Krenze bezeichnet, ble ba am
Dinge waren, ud Biele getauft, die vorbem Heiden geweſen maren,
darum aber midt auf der Gtelle Ale, weil die Nordlaͤnder und Oſt⸗
lånder nidt ine falte Waſſer gehen wollten, und es wurden ihrer
Blele bei dem warmen Bade ju Roykjar im Laugardalr getauft39).
Dei dem Goden Runolf Ulføfon ſtand Hialti Steggjafon au Ger
vatter, ben er ben Sommer vorher hatte ådten laſſen, und als er
mit bem Kreuje bezeichnet mar, da ſprach Hjalti: jept lehren wir den
atten Goden Galg frefjen+0)! UIS aber die Dingleute heimtamen in
ihre Bezitle, da murde alles Bolt getauft in dieſem Sommer, fobald
man bagu fommen fonnte, unb ba wiberfegte ſich Niemand dem
Ghriftenthume 4); dieſes Chriſtenthum ift ſeitdem fortwaͤhrend ge⸗
wachſen und erſtarlt, aber nie mehr abgelommen.“
auriid. Dad war Gejeh geweſen hier im Lande, daß es nicht verboten war
heimlich 3u opfern oder anderen Aberglauben zu treiben; aber eine Bermeifungs»
fadje wurde baraus, wenn eå offendar wurde.“
30) So aud bie Kriftnifage, nur daß fie fatt der Oſtlander bie Süd⸗
laͤnder nennt.
40) at gelfta at saltinu; eigentlid ber bem Sal ben Mund versiehen.
Mei ber prima signatlo erhielt nåmiid ber ju Welhende ein Gtid Salz zu
effen; val. Joannes Olavius, Syntagma histerico-eoclesiastieum de hap-
tismo (Kopenh. 1770), 6.51. Auch dleſer Aneldote gedentt bie Kriftnifage.
41) Die Kriftnifage fügt bei: „die meiften Wefteute wurden im Bade
von Reykjar getauft, im fiblidjen Reykjardalr. Snorre gode bradte am
Meiften zu Stande mit ben Weſtleuten.“ So fagt aud ble Eyrbyggja 8.
e. 49, 6.254: ,,Dab ift das Nådjfte, daß Gizorr hvit unb fen Schwiegerſohn
Bjaltt mit der Botfdjaft des Chriſtenthumes herauslamen, und alle Leute in
Jeland getauft wurden, und dad Ghriftenthum gefeglidj angenommen wurde am
Mlding; und bei den Weſtlaͤndiſchen beförderte Snorri godi am Meiften, daß
bal Ghriftenthum angenommen wurbe, mb fobalb da Ding geſchloſſen mar,
lleß Snorri god ene Kirdje Hanen ju Melgafell, und eine andere fein Schwie ·
gørvater Styrr unter Øraun.” Gieher (Geint ferner ju gehdren Isleudinga-
bok, c 12, 8.20: ,Eyjulfr (Sohn des pordr Gellir), der in felnem Ulter
getauft urbe, als bas Ghriftenthum nad Island fam; Vigaglums 8.
€. 28, 60. 301—8: „Ais aber dad Ghriftentfum Hleher tam, da nahm Glumr
ble Xaufe, und lebte nad bem nod brei Winter, und wurde gefirmelt auf dem
Zodbelte vom Biſchofe Keir, und ard in ben weißen Gewåndern;" Egils 8.
6. 89, 6.768: ,Grimr ju Mosfell wurde ba getauft, als bad Ghriftenthum in
SJlfand gøfrglid engenommen marde,” und c. 90, S.770: ,,porsteinn Egilsson
nahm ble Kaufe ba das Chriſtenthum nad Iøland fam, und He eine Rirdje
Bauen pu Borg. Gr war ein glaubensfefter und wofigsfikteter Mann.” Cube
28*
436 tn. Wbfønitt. 6. 32.
Nod) in demfelben Sommer fam die Radjridyt von ber Unnale
des Chriſtenthums in Jøland nad Rormegen; hoch erfreut entlågt
König Olaf alsbald feine Islaͤndiſchen Geifeln, und and Kjartan
kehrt jegt nad) Jsland juråd, beim Ubfdiede noch vom Könige er-
mahnt, den Glauden wohl an bewahren und Gott zu leden 7),
Wenlge Wodjen fyåter fand ber glaudenseifrige Fårft tn der Svol-
derer Schlacht feinen Tod; „in Jsland aber haben ble Vente von
ihm ble Grinnerung, daß er bas Land gedrifinet hat9),"
Sn Jøland war demnach nunmehv ebenfalls erreidt, was König
Olaf in den einzelnen Dingverbånden feines Normegifdjen Reiches
wenig fråfer burdygefegt hatte, bie gefeplidje UAnnalme des Chriſten ⸗
thumes. Betradtet man aber ble Ereigniffe, welche dieſem Ergebnifſe une
mittelbar vorausgingen und meldje basfelbe begleiteten, genauer, fo ſtellt
fld mit åberrafdjender Ktarheit folgender Gang der Dinge heraus.
Durd die außer Lands erfolgten Uebertritte, burd Thorwalds, Stef⸗
niré und jumal Dankbrands Miffionsthåtigteit im Lande felbft, hatte
fid in Jøland eine giemlidj bedeutende Anzahl von Chriſten zuſam ⸗
mengefunben; neben einer großen Zahl anderer angefehener Månner,
bie wie Njal ein Godord nidt befafen oder bei benen wir menigftens
den Befig eines foldjen nidt nachweiſen fönnen, hatten aud nidt
wenige ber angeſehenſten Goden des Landes, wie Siduhall und Flofi
Thordarfon im Oftvieriel, der weiße Gizur im Sidviertel, Geft Odde
leiføfon im Weften, Thorkel Krafla und Eyjulf Balgerdarfon im
Rordlande, die Taufe vder bie Kreugdejeidjnung genommen. Andere
Haͤuſer maren menigftens durch geſchichtliche Erinnerungen, ober ba»
durch dem Ghriftenthume befreundet, daß einzelne ihrer Angehörigen
dasſelbe angenommen hatten; fo die Nadfommenfdaft des Helgi
bjola wegen dieſes ihres Stammvaters, und wegen bes Stefnir
porgilsson, Asgrimr Elliöagrimsson wegen feiner Verwandtſchaft
mit Gizur, ble Reyknesingar wegen des Gudleifr Arason, ble
Gilsbekkingar wegen ber Verſchwägerung mit Ormr Kodransson,
ber Gefegfpredjer Thorgeir ſelbſt megen feiner Verſchwaͤgerung mit
lid) iber bie Taufe de porkell krafia vgl. ble Vatnsdåla 8. c. 46, 6. 196—8;
Landnama, Il, c. å, 6. 183; Krisint 8. c.2, S. 14; oden, $. 19,
Anm. 16 u. 22.
42) Jangere O1. 8. Tr. c. 238, 6. 253—5; Laxdåla 8. o. 43,
&. 196—90.
43) Oddr, 6.37, 6.300.
Befeglide Annahme de Ghriftenthums in Jöland. 487
dem alten Hlenni; ble Laxdalar und ble vielen ihnen verwandten
Håuptlingsgefdledjter wegen Kjartan, u.f.w. Aud burd dle Gei⸗
feln, welde König Olaf bei fid behalten hatte, mußte ſich manche
Famille wenigſtens inſoweit gebunden fühlen, daß ſie ſich nidt ges
traute dem neuen Glauben einen fo heftigen Widerſtand entgegen ⸗
zuſeten, als fle außerdem wohl gethan håtte; von hier aus mag es
fich namentlid erflåren, daß der alte Runolf, deſſen Sohn Sverting
mit gefangen ſaß in Norwegen, bei allem früher bewieſenen Eifer
får bas Heidenthum nunmehr bei ben Verhandlungen über die reli⸗
gloͤſe Brage keinerlei Rolle mehr ſpielt ). Ja ſelbſt Geldſpenden ſoll
König Olaf nicht gefpart haben, um ſeinen Miſſionaͤren den Bei⸗
ſtand mådjtiger Håuptlinge auf der Infel au erkaufen 49)! Andern⸗
telle freilich ſteht die große Maſſe bes Volles, role blef aus ber
gangen Schilderung ber Borgånge am Alding unzweideutig fid ere
gildt, noch entſchieden sum Heldenthume, und aud an gemidtigen
und energiſchen Führern fann es biefer confervativen Parthei midt
gefehlt haben; ber graue Balgard 3. B. und deſſen Sohn Mörd
hatten fid ſchon vorbem ſcharf dem Chriſtenthume widerſeht, und
wenn ber Bater zwar zu jener Jeit aufer Land war, fo mochte doch
ber Sohn, der inzwiſchen bas Gobord bes Haufes zu führen hatte,
ale gewiditiger Fåhrer der Orthoboren des Sübdviertels eintreten 49).
M) Begiglid der anderen Geifeln låpt fich ein ahnlicher Einfluß weniger
Har nadmweifen. Bei Kjartan mochte ber eigene Glaubenbeifer mehr als bie
Geifelfdaft wirken; bed Kolbein Bruder, Flofi, hatte fich ſelbſt dereitd ber neuen
Sehre angefdloffen; endlid ber mådtige Gudmund modte nog vor der Geifel-
ſchaſt ſeines Sohnes Haldor durch feinen Vater, eben jenen Eyjulf Valgerbarfon,
au einer aͤhnlichen Nidtung gefommen fein, melder Lehtere nad ber Valla-
ljots 8. c.3, S.205, und e.4, 6.208 erft hurg vorher geftorben zu fein ſcheint.
45) Siehe oben, Anm. 3, bie Stelle bek Ovd.
46) Bal. oben, $.31, Unm.24. Ueber Valgards fyåtere Gefinnung val.
aud) Njals 8. c. 108, S. 168—7: „Valgard ber Graue fam in dieſem Som ⸗
mer (1003) zurũd; er war ba noch ein Heide. — — Mörd fprad: bad wuͤnſchte
id), Bater, bafi bu den Glauben annehmeft; bu bift ein alter Mann. Das mag
id) nidt, fagt Balgarb; vielmehr will id, da bu ben Glauben abwirfſt, und
fehen wir, wie es ba geht. Mord erfiårt, das werde er nidt Hun. Balgard
terbrad) bem Mord bie Kreuze und alle helligen Beidjen. Kurz darauf wurde
Valgard fant, und flarb, und bei Hof wurbe er in ben Higel gelegt.” Mon
fleht, in ben brei Jahren, waͤhrend beren ber neue Glaube gefeplid eingeführt
geweſen war, hatte fid Mörd bereit ziemlich in denfelben gefunden; er gehdrte
«ben jegt felbft zur Rechtsordnung!
48 — 15 Wbfønitt. $ 32.
Sum Gangen fehen ſich beide Religionspariheien an Madt bereite
pjemtidb gleich, indem ble Ghriften, wie dief bei revoiutionåren Par-
theien ber Fall zu fein pflegt, mas ihnen an Kopfjabl abgeht, an
Gifer und Kedheit im Borangehen zu erfejen wifjen. Auf der einen
wie auf ber anberen Geite, zumal aber auf Seiten der Ghriften,
macht fid dabei ein gewißer Fanatismus, eine gemaltige Erbitterung
und Verbiſſenheit geltend. Wenn Gizur und Hjalti, nachdem ſie
laum ben heimathlichen Boden betreten hatten, in offener Verhöhnung
des Landrechts damit beginnen, Tempel und Altaͤre zu brechen, wenn
andererſeits bie Dingleute ves altglåudigen Runolf ihnen alle Mittel
sur Dingreife verfagen, fo ift damit ber hohe Grad der gegenjeltigen
Erbitterung ſchon von Unfang an bezeichnet; der Plan der Heiden,
den Gegnern den Jutritt jum Ding mit gewaffneter Hand zu weh⸗
rm, bas Jufammenziehen ihrer eigenen GStreitfråfte Seitens ber
Chriſten und deren fampfgeriiftetes Cinriiden auf der Dingfåtte find
Meuferungen einer Stimmung der Gemiither, melde nur eine Deu⸗
tung zulaßt. Dabei if bas Muftreten der Ghviftenleute ein im hödften
Grade reizendes und herausforderndes. Kann man fid etwas får
ble gange Mafje des anmefenden Heidenvolles Verlegendered denken,
als ven Jug der Ghriften sum Geſetberg, nad gehörter Meſſe, sei
Kreuze und fieben Priefter in vollem Ornate voran, die Raudfåffjer
ſchwingend zu Ehren eines Gotted, ver nidt der Gott bes Jslaͤn⸗
diſchen Staates war, — als die offene Aufforberung zum Abfalle
von den angeftammten Göttern, vorgebradt an der dieſen Göttern
gang vorzugsweiſe geheiligten Dingftåtte, und von einem Manne,
der erf ein Jahr juvor um Gottedlåfterung war geådjtet morden?
Bei dieſer gegenfeltigen Feinvfeligtelt beder Thelle, bei dieſem
hjerausforbernden Verfahren der Chriſten ließ fid, menn man bie ben
altgermanifdjen Berfafjungsguftånden ju Grunde liegende innige Ver⸗
bindung zwiſchen Staat und Religion bedenkt, nidte Underes er⸗
warten, als eine fofortige Spaltung des Staates in zwei Halften,
ble, ebenfo unfåhig ohne Beruührungen neben einander zu beftehen
als in friedlide Beaiehungen zu einander zu -treten, nothwendig
darauf angewieſen fein mugten, je auf bie Bernidtung des anden
Theils hinguarbeiten. Wirtlich ſcheint dieſer Erfolg fofort eintreten
au wollen. Die ſtaatliche Gemeinſchaft wird beiderſeits förmlich auf⸗
getiinbigt, von ben Ghriften wird ein eigener Gefepfpredjer gewaͤhlt;
Øefeglidje Annahme ded Ehriſtenthions in Island. 400
das Giegedapfer, meldes die Helden zu bringen beſchließen, und Dem
ble Chriſten mit einem aͤhnlichen Sdritte antworten ju inüſſen glau
ben, seigt ble grimmigfte Entſchloſſenheit, den Vernichungslampf for
fort ju beginnen. Dennoch fommt es anders; der Landfriede wird
erhalten, ber drohende Brud der Staatseinheit abgewendet, ble Re
liglonsfpaltung durch ein förmlidjes Geſetz bejeitigt: die Erkläͤrung dlefer
auffallenden Wendung liegt aber in Folgendem. Zwiſchen den beiden
fich ſchroff gegeniiberftehjenden Partheien der glaubenseifrigen Un-
haͤnger bet alten und ber neuen Religiom ſtand eine drite Parthei
in ber Mitte, welche åuferlid zwar dem alten Glauden zugethan
war, ber aber Gtaat und Redtsorbnung über die Religion ging;
fle erfennt far das unfåglidje Eiend, bas die religidfe Spaltung iiber
Land und Bolt zu bringen im Begriffe ift, — in ihren religidfen
Uebergeugungen menig eifrig, wenn nidt villig gleidgiltig, bringt
fie biefe unbedenklich dem Gtaatemwohle und der Erhaltung des Fries
dens zum Dyfer, und fudjt, im Ginverfråndnifje mit den befonneneren
Anhångern des neuen Glaubens, durd eine Bermittlung unter den
ertremen PBartheien ben bevorſtehenden Sturm zu beſchwichtigen. Schon
bei dem erften Ginreiten Gizurs auf die Dingfåtte war blefe faat-
lid gefinnte Parthei eg geweſen, welche dem brokenden Kampf
gegeniber ſich ins Mittel ſchlug und badurd beffen Ausbruch ver-
binberte; ihr gehörte ber berühmte Gode Snorri porgrimsson an,
der weltflugfie Jslaͤnder feiner Beit, menn er dem fanatifdgen Ge-
fyret ber Menge, die tn einem vullaniſchen Ausbrudje eine Gtrafe
ber Götter får die Gottlofigfeit der Chriſten fehen will, vie nådterne
Brage emigegenfegt, mas benn ble Götter mit ben früheren gang
gleidjartigen Qavaftrömen beftraft håtten? Ihren entſchiedenſten Aus ⸗
brud findet aber blefe Rechts⸗ und Etaatsparthei in dem Auftreten -
des Gefepfpredjers Thorgeir, ber in der That ſchon durch fein Amt
vor Ullen berufen war, die Intereffen der redtlidjen und ſtaatlichen
Ordnung im Lande ju wahren. Mit dirren Worten weiſt biefer
auf ble Rothmwendigteit hin, vor Ullem den Staat ju retten; bie
Meligionsfrage erſcheint ihm ale eine untergeorbnete, erft in zweiter
Sinte ſtehende, und er nimmt feinen Anſtand, um beiden Partheien
foret möglid Rednung zu tragen, eine Bermittlung zwiſchen Hei-
denthum und Ghriftenthum au verfudjen, und bie Annahme einer
aus heidniſchen und chriſtlichen Befrandthellen gemifdten Ordnung
440 ML Wbjdnitt. $. 32.
vorzuſchlagen. Uns hat blefer Berfud), Unvermittelbares zu vermite
teln, biefe gvell hervortretende Gleichgiltigkeit gegen bie veligtdfen In»
tereffen ald foldje freilich etwas Anſtoͤßiges; indeſſen barf babe bod
jedenfalls nidt åberfehen merden, daß die hierin fidj ausfpredjende
einfeitige Betonung von Recht und Staat eden keine gröfere Ein⸗
feitigfeit barlegt, als ble ebenfo ausſchließliche Hervorhebung der Re⸗
tigiøn und Kirdje, wie foldje dem Abereifrigen Uuftreten der chriſtlichen
Meuerer und ber orthodor-confervativen Heiden ju Grunde lag. Wie
ſtark aber nad Zahl und Bedeutung fene Mittelparthei' war, als
beren Meinungsausdruck Thorgeirs Borfdlåge erſcheinen, seigt ſich
am Entſchiedenſten darin, daß dieſelben wirklich durchdrangen.
Betrachtet man aber den Inhalt der vom Geſetzſprecher gemach⸗
ten und durchgeſetzten Bermittlungsvoridlåge, fo fällt auf ben erſten
Blid die unverhåltnigmåfige Begiinfigung ves Chriſtenthumes auf,
welche benfelben, obwohl fle von einem Heiden ausgingen, 3u Grunde
liegt. Als Gtaatsreligion follte das Chviftenthum gelten, und ble
Taufe allgemein geboten fein; aller öfjentlide Opferbienft wurde
umterfagt, unb vielleidt felbft bie Jerftörung aller heidniſchen Tempel
und Altåre angeordnet. Nur in untergeorbneten Punkten von zu⸗
gleich öfonomifdjer Bedeutung, begiglidg der Kinbsausfegung und
ves Pferdfleiſcheſſens wurde ble heidniſche Ordnung offen beibehalten,
fonft aber nur bie inquifitorifdje Berfolgung ihrer Anhånger ausge-
ſchloſſen; als Grundfag follte dle Regel gelten, daß alle mit dem Chriſten ⸗
thume abfolut unvereinbaren ålteren Redtsfåge dieſem zu weichen håtten.
Damit hatte der heidniſche Geſetzſprecher felbft die principielle Abfdjaf-
fung bes Heidenthums beantragt, und mit Redjt batiren unfere fåmmt»
lichen Quellen die Betehrung Islands vom Aldinge des Jahres 1000;
ble wenigen ber heidniſchen Parthei gemachten Conceſſionen erſchienen
faſt nur darauf berechnet, iht den Ehrenpunkt in Bezug auf ihr Nach⸗
geben zu wahren, und den Uebergang zum neuen Glauben minder
empfindlich zu machen. Gerade in dieſer Faſſung ſeiner Vorſchläge
zeigt ſich aber ber ſtaatsmaͤnniſche Blid Thorgeirs in ſeinem hellſten
Lichte. Von Anfang an hatte er ſich mit Siduhall, der unter ber
chriſtlichen Partet ber mindeft Fanatiſche geweſen zu ſein fdeint+7),
Wie hoch er den Landfrieden hielt, wie bereit er war demſelben bie
ſchwerſten perſonlichen Opfer ju bringen, jeigt Hall in einem etwas fyåteren
Galle. In einem allgemeinen Kampfe am Alding fålt fein eigener Sohn Ljotr;
Geſetliche Annahme bed Chriſtenthams in Idland. 441
baråber benommen, welche Punkte ben Chriſten als unerlaͤßliche Be⸗
dingungen eines Bergleidjes erſchienen, und aus dem lechen und
flegesgemifjen Auftreten bderfelben fonnte er mit Beftimmiheit av»
nehmen, bag ſie von ihren Forderungen feinen Schritt breit suvåd-
weichen, daß fie lleber Alles in Feuer und Flammen aufgehen laffen
wirben, als daß fie von ihren Anfprådjen aud nur das Geringfte
nachlaſſen würden. Dabei war ber Glaude der Chriften, wenn
aud) an Zahl fener Befenner dem heidniſchen nod nachſtehend,
doch in ener fretig fortſchreitenden Ausbreitung begriffen, von beren
unerhoͤrter Schnelligleit man ſich einen Begriff madjen fann, wenn
man bedentt, daß no faum zwanzig Jahre feit der erften Miffion
in Jeland verfloffen waren, als jene Berhandlung am Alding ble
Jolandiſchen Chriſten bereits ſtark genug zeigte, um den Kampf mit
dem Heidenthume aufjunehmen. Mute blefer Umftand aud får
ble Jukunft elne fortwaͤhrende Verftårfung der chriſtlichen, eine fort:
wåhrende Schwaͤchung der heidnifdjen Partei in Auoſicht fellen,
und bamit nothwendig immer mehr sur Crmuthigung fener, zur
Entmuthigung dieſer fåhren, fo konnte nidt smelfelhaft fein, meldjem
Theile der endlide Sieg zufallen mußte; wußte man doch, wie in
den fåmmilidjen Landen, mit meldjen Island in nåherem Verkehre
ftand, wie zumal in Dånemart und Normegen der gleidje Kampf
fid bereits zu Gunften des Chriſtenthumes entſchieden hatte! Maren
ble Ghriften hiernach nidt gewillt, irgend weſentliche Conceſſtonen
au madjen, und ſtand zugleich feft, daß fle mit ihrer Reuerung über
furg oder lang burdjbringen würden, fo war offenbar bas Klügſte,
wenn man fld heidnifderfeite in bas Unvermelblidje fügte, und
durch fofortiges Jeigen der Radjgiebigfeit, die man früher oder fykter
bod) beweiſen mußte, bem drohenden langmierigen Kampfe von vorn⸗
herein eln Ziel fegte. Freilich fegte dieſer Ausweg voraus, dag ſich
die heidniſche Partei minder unfiigfam selgen werde als ble drift
liche; hierauf aber modjte man mit Giderheit zaͤhlen, indem ein
Theil derfelben durch verwandtſchaftliche Beziehungen, auf melde
ba bittet Hall, als ber Kampf einen Augenblick ruht, um Gehdr, und erklaͤrt,
auf alfe Buße får feinen eden erflagenen Sohn um bed Friedens willen ver-
nichten zu wollen, wenn fidj nur bie ſtreitenden Partelen 3u etnem Vergleiche
bewegen ließen, Njals S. c. 146, &. 250. Mit einem folden Manne moste
fid aud) bei dem religidfen Gonflicte ein ort reden laffen!
42 m. Wbføaitt. 6. 32.
gerade bas Heidenthum fo viet Gewicht legte, ein auderer durch dir
ven König Olaf surådbehaltenen Geiſeln in felnem Auftreten ber
bindert, ble Partei im Gangen aber, weil confervativ, nicht revolu-
tionaͤr, weil entmutbigt, weil endlich ver Ratur bes heidniſchen Glau⸗
bené nad eher geneigt der Gtaats» und Rechtsordnung Opfer zu
bringen, jedenfalls einen minder hartnådigen Widerſtand befürchten
tief. Es ließ ſich hoffen, daß bie heidniſche Partei, bas Bergeblidje
ihrer Oppoſition gegen bie vereinigte chriſtliche und Mittelpariei eine
ſehend, ſich den von dieſen gefaßten Beſchlüſſen untermerfen, daß fir,
bie am alten Glauben ohnehin großentheils nur aus nationellen
und confervativen Nidfidten fefthielt, eben darum aud einen ihren
Sympathieen widerſtrebenden Mehrheitsbeſchluß refpertiren werden.
— Zu allem Bisherigen mußte aber nod eine weitere, nicht minder
erhebliche Erwaͤgung hinzukommen. Theils in Folge ſeiner geringen
Bevöllerung, theils in Folge der Rauhheit ſeines Klimas und der
Dårftigfeit ſeines Bodens mar der Islaͤndiſche Staat ſeinem gangen
Beſtande nad) von der Erhaltung eines guten Einvernehmens mit
ben bmadbarten und gefegneteren Lånderu, und qumal mit bem zu⸗
naͤchſt gelegenen Norwegiſchen Reide, angewieſen. Wie nun, men
biefes, gum neuen Glauben åbergetreten, feine Feindſeligkeit gegen
das Heidenthum auf bas dieſem treu verbleibende Jeland iibertrug;
wenn König Olaf, wie er ſchon hatte verlauten laffen, allen Kaufe
bandet mit ber heidniſchen Inſel abbrach, und ble in fein Land
tommenden Jølånder als Feinde behandelte? Over wie gar dann,
wenn Olaf, bie bei den Norwegiſchen Königen ohnehin öftere auje
tauchenden Plane einer Groberung ber Infel aufnahm 45), dieſelbe
mit Krieg iibergog, und babe in der fiber ihrem Glauben alle ander
ren Pflichten vergefjenden chriſtlichen Partei eine landesverraͤtheriſche
Ståhe fand? Man fleht, diefe von Außen her drohende Gefahr,
bie leineswegs nur in unbeftimmter Ferne lag, mußte in eben dem
Make die heidnifde Partei entmuthigen, in dem fie dem Auftreten
der Ghriften eine fete Stihe bot; ble ver Allem am Staate feſthal⸗
48) Schon Harald Harfagr, der fid iderhanpt mit der Inſei mandertei
mu thun madte, verfudte durch Uni Gardarson biefelbe unter feine Bormåpig-
feit au bringen, Laudnama, IV, c. 4, S. 246—7, und daß wenige Jahre
nad be åiteren Olafö Tod König Olaf Haraldsfon auf anderem Wege den»
ſelben Plan verfolgte, wird im folgenden Ubfduitt erwieſen werden.
6: 33. Die Belahnang Grbnlands. 443
tende Mistelpartel aber mugte ſich nothwendig bur blefelbe in der
Ueberzeugung befeſtigt feljen; daß eine raſche Befeitigung der velte
gioͤſen Spaltung, und zwar eine Beſeitigung derſelben zu Gunſten
bes Chriſtenthums ble einzige Rettung fel.
Bie ernſt übrigens Thorgeir die Schwierigleiten ber Lage in's
Auge faßte, beweiſt die lange Dauer und ble imponirende Juner⸗
lichkeit ſeiner Ueberlegung; vie trefflich ſeine Vorſchlaͤge auf ble ein⸗
mal gegebenen Zuſtaͤnde bes Landes berechnet waren, beweiſt ber
Grfolg, welcher deren Amedmåpigfeit glaͤnzend bewåhrte. Ohne
irgend welche Gewaltihat, ohne den geringſten Rückſchlag geht im
Jahre 1000 eine zunaͤchſt freilich nur äͤußerliche Befehrung Jolands
zum Chriſtenthume vor ſich, welcher bald eine innerlichere Umwand⸗
fung folgt; gegen bas Ende bes 11. Jahrhunderis mochten die Be-
wohner ber Inſel bereits eben fo gute Chriſten genannt werden,
wie bie Mngehörigen anderer, feit Jahrhunderten bereits belehrter
Lande; ohne alle Sdrvierigfeit und allen Zwiſt geht zunaͤchſt ing-
befonbere bie Ausſcheidung des heidniſchen Elementes aud der alten
ſtaatlichen Berfaffung vor fid, fo dag dieſe in weltlicher Beziehung
ohne wefentlidje Berånderung fortbefteht, obwohl der Tempel» und
Opferdienſt, ber vorbem bei berfelben eine fo bedeutende Rolle ge⸗
fyielt hatte, weggefallen war. Gewiß das glångendfte Zeugniß fir
bie Richtigkeit Der Berednung, melde Thorgeirs Borfdlågen zu Grunde
lag, und menn Island vas Verdienſt feiner Befehrung dem Cifer
des König Olaf, und nächſt ihm dem des weißen Gigur und feineg
Schwiegerſohns Hjalti zuzuſchreiben hatte, fo verdantte es der Kiug-
heit feines Gefepfpredjers ble ruhige Bermittlung ves Ueberganges
vom alten jum neuen Glauben!
$. 33.
Die Øehehrung Grönlands.
Ueber Island hinaus erfredte fid aver König Olafs Bekeh⸗
vunggelfer aud) auf Grönland, vie åuferfte Niederlaſſung des Ror-
wegiſchen Stammes, melde erſt kurz vor ſeinem Megierungsantritte
von Joland aus begråndet worden mar. Bereits gegen das Ende
bes 9. Jahrhunderts hatte Gunnbjöru, ein Sohn deg Ulfr kraka,
eine Inſelgruppe zwiſchen Island und Grönland entdeckt und nad
444 m. Wofdnitt. $. 43.
ſeinem Namen Gunnbjarnarsker, Gunnbjörnefijeeren, benannt 1).
Spater, ettva um ble Mitte des 10. Jahrhunderts, hatte Snåbjörn
Holmsteinsson, ein Urentel bes öfter erwaͤhnten Eyvindr austmadr.
nachdem er in Joland einige Todtſchlage begangen, ble Infelgruppe
aufgefudjt; er mar aber bort von ſeinen eigenen Genoſſen erfdlagen
werden, unb ble Fahrt blieb ohne meitere Ergebnifſe ). Nad Ber
lauf elniger weiteren Decennien machte ſich endlich Kirikr hinn
raudi, in Joland geådjtet, auf, dieſelben Inſeln zu ſuchen; er fam
nad) Groͤnland, blieb bort eine Jeit lang, bas Land zu unterfudjen,
kehrte bann nad) Jeland surid, das er doch bald wieder verließ,
um fid mit einer ziemlichen Anzahl von Befreundeten bauernd in
dem von ifm neuentbedten Lande angufiedeln. Eirik hatte daſelbſt
Spuren von Eskimos (Skrålingar) vorgefunden, fonft aber keine
Bevoͤllerung; er hatte bem Lande den Namen gegeben, den ev jegt
noch führt, um durch deſſen guten Klang neue Anſiedler anguloden.
Seine fefte Niederlaſſung dafelbft fålt aber dem Jahre 985 anheim 3).
1) Landnama, Il, c. 14, &. 104—5; vergl. c. 8, S. 86 u. c. 29,
S. 150; eine Notiz des Björn von Stardsa, welde in den Grönl. hist.
Mind. Mårk. 1, 88 mitgetheilt ift, verfegt ble Entdeckung in ble Beit bed Gar-
Barr, melder Seland fand. ergl. ber dieſe Infeln ang. O. 1, Ti—134,
u. II, 846.
2) Lendnama, II, c. 30, S. 150—5; vergl. Grönl. hist. Mind. Mårk.
bb 104—6.
3) Islendingabok, c.6, 8.0; Landnama, II, c. 14, 6. 103—6;
Eyrbyggja 8. c. 24, 6. 108; jångere 01. 8. Tr. c. 220, 6.213—5;
Eiriks p. raude, c. 1, 6. 7—15; porfinns 8. karlsefnls, e.2,
6. 80—95; ble beiden legteren Quellen flimmen genau mit ber Lanbnama,
und erwaͤhnen barum aud) wie biefe ber Entbedung der Gunnbjarnarsker.
uebrigens fegt Uri ben Beginn der Anfiebefungen in Grönland vierjehn bis
fanfzehn Winter vor die Annahme des Ghrifenthums in Iöland, alfo in das
Jahr 965 oder 986; ble Landnama nennt fiinfjehn Winter, wozu fich inbeffen
nidt nur bie Bariante fedsjehn, fondern aud der Beifap findet: „einige Bildjer
fagen achtzehn Binter, der fld aus einer Bermeddlung der erſten Untunft
Eirits in Grönland mit bem Beginne der Unfiedelungen bafelbft erklårt. Die
Eyrbyggja 8. verlegt ben legteren mur um brekjehn oder vierjehn Vinter vor
ble Unnahme des Chriſtenthumes in Jöland; der Elriks p. flimmt mit der
Sandnama, nur mit bem Beifage, daß in demfelben Jahre Bifdof Friedrid
und Thorvald Kodransſon Jöland verlafen håtten, und biefelbe Angabe wieder-
følt ble jungere laföfage. Die løtenzkir Annalar fegen bie Mederlafiung
in Grönland in das Jahr 086; es fann indeffen feinem Zweifel unterliegen,
des da Jahr 985 bat ridtige if. Verol. oden, $. 19, Anm. 40.
Die Belehrung Grinlande. 445
Schon beim-erften Beginne der Niederlaſſungen in Grönland
ſcheinen aber aud eingelne Chriſten dahin ſich gewandt 3u haben.
Bei anderer Gelegenheit wurde bereils eines Hebridiſchen Chriſten
gedacht, der von Island aus die erſten Einwanderer begleitete, und
bei dieſer Gelegenheit ſeine hafgerdingadrapa dichtete ); ein ande-
res, in mehrfacher Beziehung merkwuͤrdiges Beiſpiel folder einzelner
Chriſten, welche unangefochten unter den Groͤnlaͤndiſchen Heiden
lebten, aber freilich aud) wohl an deren religiöſen und aberglaͤubiſchen
Gebraͤuchen ſich ſelbſt betheiligten, mag hier mitgetheilt werden.
Es wird erzaͤhlts): „In jener Zeit war in Grönland ein ſchweres
Mißjahr; die Leute, die auf den Fiſchfang ausgefahren varen,
hatten menig gefangen, und Ginige maren gar nidt mehr zurüc⸗
gefommen. Da war ein Welb in ber Gegend, das porbjörg hlef;
fie war eine Huge Frau (spakona), und wurde ble Heine Wahr⸗
ſagerinn Citil völva) genannt; fie hatte neun Schweſtern gehabt,
und alle maren fuge Frauen geweſen, fie allein aber war damals
am Leben. Wahrend bes Winters war es der Thorbjörg Gitte,
daß fie auf Gafmåhlern herumzog, und es luden file zumeiſt bie
Leute zu fld ein, ble vormigig maren ihre Jufunft au erfahren,
ober bie Beſchaffenheit bes Jahres. Und weil porkell da der gröfte
Bauer war, ſchien es ihm zumeiſt zuzuklommen, au erfakeen, mann.
dieſes Mißjahr nadlaffen werde, meldes da vegierte. Thorkel ladet
bie Huge Frau ein, und fle wird ba wohl aufgenommen, fo wie eg
Gitte mar baf man derartige Weider empfangen follte. Es war ihr
ein Godfig bereitet, und unter fle ein Kiſſen gelegt; darin folltem
Hahnenfedern fein. Und ale fie am Abend mit bem Manne fam,
ber ihr entgegengefandt mar, ba war fle fo angejogen, daß fe einen
bunfelblauen mit Riemen gebundenen Mantel katte, und der mar
von oben her bis zum Schooß gang mit Steinen befegt; am Halfe
4) Vergl. oden, $. 18, Anm. 1—2.
5) porfinns 8. karlsefnis, c. 3, 6. 104—13. Uebrigens fann
trop ſolchet vereingelter Chriften von eben biefer Beit bernod redt wohl gefagt
. werden: „In jener Belt war da bas Volk in Gröniand heidniſch⸗⸗; Eiriks
p. rauda, o. 3, 6. 20; Helmskr. c. 105, S. 305. — Bergl. abrigens
Bepiglid) ber hier befprodjenen Wahrſagerin Vatnsdåla 8. c. 10, 6. 43—63
Orms p. Storolfssonar, c. 5, 6. 212—3; Nornagests 8. c. 11,
S. 340—1; Oervar-OQdds 8. c. 2, S. 165—8 u. dergl. m.; megen der
Abſtammung aber bed porbjöru und ſeiner Koster vergi. oben, 6.9, Mum. bk
446 m. Wofdnitt. $. 33.
trug fle Glasperlen, und auf dem Kopfe eine Mike von ſchwarzem
Lammfell, gefittert mit weißem Katzenpelz, und ſie trug einen Stab
in ber Hand, und auf dem war ein Knopf, der war mit Meffing
befdjlagen, und oben um ben Knopf herum waren Steine gefegt;
fe trug um fid einen Gürtel von Kort, und baran war ein großer
Sederbeutel, und in dem bewahrte fe ihr Jauberjeug (töfr), deſſen
fle au ihren Jauberkiinften bedurfte; an ben Fåfen trug ſie Schuhe
von rauhem Kalbefell, und barn lange Schuhriemen, und an deren
Enden große Jinnnöpfe; an ben Hånden trug fie Handſchuhe von
Kahenpelz, und ble maren von innen melf und jottig. Und ale fie
hineinfam, fåien es allen enten nothwendig, ſie mit gewählten
Gråfen 3u ehren; fle nahm dieſe auf, rie ihr eden ein Jeder an»
ſtand. Der Hausherr Thorkel nakm fe bei der Hand, und führte
fle au dem Sihe, ber ihr bereitet war. Thorkel bat fle ba mit ihren
Augen ble Hausgenoffen au fiberlaufen, und die Heerde und aud
ble Gebåude. Sie mar über Alles fdrveigfam. Am Abend wurden
ble Tiſche aufgeſchlagen, und nun fol bavon gefprodjen werden,
melde Speiſe der Mugen Frau bereitet war; ihr war eine Grüte
bereitet aus Geißmilch, und bas Herz angeridtet von allen Thieren
ble ba zu haben maren; fle hatte einen Meffinglöffel, und ein eher⸗
nes zweireifiges Mefjer mit einem Heft von Jahn, und dle Spipe
war abgebrodjen. Und als ble Tifdje wieder fortgenommen maren,
da tritt ber Hausherr Thorkel vor ble Thorbiörg, und fragt, wie
ihr gefalle, mas fle mm ſich fehe, oder wie bald fie das inne werden
werbe, worüber er fie gefragt hatte, und mas die Lente am Meiſten
begferig find zu wiſſen. Ste erklaͤrt, daß ſie Richts fagen werde vor dem nåde
ſten Morgen», nachdem fe zuvor be Nacht geſchlafen haben merde. Und
bes anberen Taged, als ſich der Tag zu Ende neigte, wurde ihr Alles
aubereitet, deſſen fle bedurfte, um ben Zauber zu verridten (at fremja
seidinn). Gie hieß aud Weiber herſchaffen, melde ble Formen
(frådi) wũßten, beren man sum Jauber bedårf, und melde Schutz⸗
geiſterlodung (vardlokkur) biefien6), aber foldje Weider fanden fid
6) Die ia den Antiqu. Americ. ju biefer telle gegebene Ubleitung de
Yludbrnds von vårdr, oustos, und lokke, allieere, ſheint im Aefeniliden
vidtig; ble amulødenden verdir find bisfelben Geifter, weldje meiter unten als
mattnrur bejeldjnet werden. Uebrigens fommt aud bie Bariante vardtoker
sot, 1908 fiende Gaktdfjer» ju kderfegen wire, unb of Gflange nom
Die Belehrung Gedulanve. 447
nicht; da ſuchte man auf bem gangen Hofe herum, ob før Jemand
fönne, da fagt Gudridr: ich bin weber zauberlundig nod eine Wahr⸗
fagerin (hvarki fjölkunnig ne visindakona); aber bed) lehrte mid
Halldis, meine Guieherin, ein Lied, das fie vardlokkur mannte.
Fhortel fagt: du biſt glådlid mit deiner Kenntniß; fle ſpricht: dieſes
Geſchaͤft iſt lediglich ber Art, daß ich bagu midt behilflid ſein mag,
denn ich bin ein Chriſtenweib. Thørbjörg fagt: es könnte geſchehen,
daß bu ben Leuten hierin hilfreich wuͤrdeſt, und darum doch nicht
ein ſchlechteres Weib waͤreſt als vorher; von Thorkel aber will id
fordern, daß er dazu bie Dinge ſchaffe, die man haben muß. Thorkel
deingt nun in ble Gudrid, und ſie erklaͤrt, ſie wolle thun mas er
verlange. Die Weiber bildeten nun einen Ring um den Zauberſtuhl
(um hjallinn), Shorbjörg aber ſaß darauf; Gudrid aber fang da das
ed fo ſchön und gut, daß Niemand jemals mit ſchönerer Stimme
sim Lied fingen gehdrt au haben glaubte, von Ullen ble anweſend
waren. Die kluge Frau dankt ihr får das Lied, und fagt, daß viele
Naturgeiſter (nattorur) nun bherangefommen feien, und es ihnen
ſchoͤn dånkt au hören, wie bas Lied fo ſchoͤn vorgetragen wurde,
welche vorher uns abfagen und feinen Gehorfam leifen wollten; und
mun finb mir viele Dinge leldjt erſichtlich, ble mir vorher verborgen
waren, und vielen Andern. Ich fann dir aber bas fagen, Thorkel,
bak dieſes Hungerjahr nidt långer dauern wird als diefen Winter,
und ber Jabrgang wird id beffern, ſowie es Frühling wird; and
de Seuche, ble hier geherrſcht hat, mird über Erwarten ſchnell fld
beſſern. Dir aber, Gudrid, will id auf ber Stelle die Hilfe lohnen,
ble umé von dir gewaäͤhrt wurde; denn deine Geſchide find mir nun⸗
mehr gang Har erſichtlich; du wirſt hler in Groͤnland zu einer Hei⸗
rath fommen, bie überaus anſehnlich ift, obwohl du davon nicht
langen Genuß haben wirſt, denn deine Wege legen hmaus nad
aauberiſch· ſchützender Kraft hinweiſen würde; hieran ließe ſich allenfalls ans
inüpfen, daß får ein magiſches Runenalphabei der Rame vardrunir oder felbi
vardlokur gelten ſoll, und vergleichen ließen fid uͤberdieß die Ausdruckt urdar-
loxor im Grogaldr, 7, urdarmagn, Gudrunerkv. II, 21, urdarmani,
Eyrbyggja S. c. 52, 6. 270, weldje zauberiſche Gdjumittel, Gifttråfte,
Monderſcheinungen bezeichnen. Vergl. Adrigen8 die Unmerfungen zu den anger
führten Stellen ber Gdda in deren Kopenhagener Uubgabe, ſowie deren Gloffar;
ferner Finn Magnusſons Lexic. Mythol S. 496, und ju unferer Stelle ink
beſandexe GaOml. hist. Mind. Mårk. I, 45—6G
448 nt. Wbfdnitt. . 33.
Søtand, und ba wird von dir ein grofes und gutes Geſchlecht fom
men, unb fiber beiner Nachlommenſchaft erglången leudjtendere Strah⸗
len, als bafi id) bie Kraft håtte, bergleidjen genau au erſehen 7); aber
fake du nun wohl und glådlid, Tochter! Dann gingen die Leute
zu der Weiſſagerin (at visindakonunni), und Jeder fragte ba nun
bas, was er am Meiſten beglerig war ju wiſſen. Ste mar aud
gut mit ihren Ausſagen, und es fdlug das aud menig fehl, was
fle fagte. Hierauf fam man nad ihr von elnem anderen Hofe aus;
ba zog fle dorthin. Da fandte man nad Thorbjörn Dem Vater
ber Gudrid); denn er wollte nidt daheim bleiben, waͤhrend foldjer
Aberglauben (hindrvitni) geübt wurde. Die Befdaffenheit bes Mete
ters befferte ſich rafd, tole Thorbjörg es gefagt hate.”
Solche vereingelte Chriſten hatten freilich, theils ihrer geringen
Zahl, theils auch ihres wenig feſten Glaubens wegen nicht viel zu
bedeuten; eine durchgreifendere Belehrung erfolgte nun aber aud in
Ørönland auf König Olafs Veranlaſſung: als Mittelsmann mußte
dem Könige badet Leifr dienen, ein Sohn jenes erften Entdecers
bed Landes, bes rothen Eirils. Es mar aber Leif långere Zeit auf
den Hebriben gemefen; er hatte hler in eine Liebſchaft mit einer ger
wiffen porgunna fid eingelaſſen, meldje als zauberkundig, baneben
aber bod) als eine gute Ghviftin galt*), und fo modjte er fid bereits
bler mit bem Glauben befreundet haben. Bon den Hebriden, nad
anberen Nachrichten von Grönland aus, ging aber Leif hinåber nad
D) Diefe fir bie heidniſche Seherinn allzuleuchtenden Strahlen beuten offene
bar auf bie Biffåfe porlakr Runolfsson, WjSrn Gilsson und Brandr Såmun-
darson, melde fåmmtlid, wenn aud nur im Weibbſtamme, aus ber Che ber
Gudridr mit porfinnr karisefn! abftammen.
8) porfinns 8. karlsefnis, c. 4, S. 113—8; bie Eyrbyggja
8. €. 50, 6. 258 fagt von ber porgunna, welde fåter nad bland kom:
„fie tam jeben Tag ur Kirde, ehe fle an ihre Arbeit ging“, und erzaͤhlt c. 51,
6. 262—8, wie fle, dort verfterbend, flå um ihr kirchliches Begrådnif und zwar
au Stalholt, als bem feiner Beit oderften Orte in Ibiand, eiftigſt bemiht. Da»
neben aber Mniipft fid an ihren Tod allerlel Spuck, beffen aud die Islenz-
kir Annalar, c. 1001 gebenfen, unb ber Berbadt der Bauberei wird dar
burd) allerdinge beftårtt. Die Anhunft und der Tod der Thorgunna in Jeland
faut åbrigen6 in bas Jahr 1000; bie hlegegen in ben Grönl. hist. Mind.
Mårk. 1, 408—71 erfjobenen Bebenten find von Mund, I, 2, 6.365, Anm. 1
hinreichend wiberlegt, und kann auf beffen Crörterung hier um fo mehr vers
wieſen werden, als bie ganje Brage får unfere Aufgabe menig Bedeutung hat.
Die Velehrung Gronlanbs. 449
Norwegen; es wird erzaͤhlt: „Nachdem vierzehn Winter verfloſſen
waren feit der Zeit, da Eirikr hinn raudi ausfuhr in Grönland
ſich niebergulafjen, Calfo im Jahre 999), da fuhr Leif, des Eirik
Sokn, von Grönland aus nad Rormegen; er fam gegen Gerd
nad Throndheim, ald König Olaf Tryggvafon nordwärts von Ha-
logaland hergefommen war. Leif hlelt mit feinem Schiffe auf Ri-
daros hineln, und ging gled den König Olaf au treffen; ber König
predigte ihm Den Glauben wie anberen Heidenleuten, die ihn zu treffen
famen; bas gelang dem Könige bei Leif ganz leicht; da wurde er
getauft, und feine gange Schiffsmannſchaft; da blieb Leif ben Winter
ber beim Könige wohl angefehen*).” Und mweiter: „Da fandte ber
König aud den Leif Girifsfon nad Grönland, vort bas Ghriften-
thum zu verkindigen; der König gab ikm einen Priefter mit und
einige andere geweihte Leute, um bort bas Volt ju taufen, und
den rechten Gruben zu lehren. Leif fuhr den Sommer (alfo im
Jahre 1000) nad Grönland; er nahm in der See eine gange Schiffs⸗
mannſchaft auf von Leuten, bie da auf einem gang zertrümmerten
Wracke herumtrieben, und völlig hilflos maren, und auf derfelben
Bakhrt fand er bas gute Meinland io), und er fam gegen das Eude
bigfes Sommers nach Grönland, und nahm ju Bratiahlid bei feinem
Bater Girit ſeine Wohnung; bie Leute nannten ihn feitdem Leifr
hinn heppni (0. h. if der Glådlide)1!), fein Vater Eirik aber
fagte, bas gleiche fid aus, daß Leif eine Schiffsmannſchaft geborgen
unb beren Leben gerettet habe, und daß er den fdjåblidjen Menſchen 12)
9) Jångere OI. s Tr. c. 221, S. 215—6; Helmskr. c. 93,
6.201; Eiriks p. rauda, c. 2, S. 15—6; ble Flateyjarbok lieſt in
ledterer Quelle irrig ſechszehn att vierjehn Binter.
10) Vinland hit goda (bie Schreibung Vindland ift nur eine irrthüm ⸗
lije) hieß den Morbleuten betanntlid ein Theil der Rordamerikaniſchen Kåfte,
wegen der bort wild wachſenden eden, vergl. oden, $. 4, Anm. 12.
11) €G ift em ſchͤner Bug bed Nordiſchen Heidenthums, daß es ihm als ein
beſonderes Glåd galt, Andere retten zu fönnen; vergl. Finnboga 8. hins
ramma, c. 9, 6.238, wo Finnbogi bem Urdarköttr, ber ihn ebenfalls aus
ber See gerettet hatte, fagt: ,,mande Leute in meiner Heimath wuͤrden fyredjen,
baf bid) in blefer Begegnung ein grofeb GLid betroffen hake.”
12) skåmanninn; vergi. Björn Haldordfon, s. v. skemadr. Wenn Finn
Magnusfon, Edbalåren og dens Oprindelſe, I, S. 184, und Lexic. Mythol.
&. 361—2, bann ble Anm. ju unferer Stelle in Grön). hist. Mind. Mårk.
II, S. 226 und Antiqu. Amer. S. 459, bei bem Borte am ble Schamanen
Maurer, Beteyrang. 29
450 Bm. Mbflnitt. 6. 33.
nad) Grönland gebradt hade: fo nannte er den Priefter. Auf Jue
veden unb Antreiben Leifs ließ fid indeſſen Eiril dennoch taufen,
und alles Volk in Grönland 19).” — Neben dieſem Berichte ber Leifs
Geſchicke und Wirfjamteit findet ſich uͤbrigens noch ein zweiter, jenen
in einzelnen Punkten ergaͤnzender, im einigen aber aud von ihm
abweichender. ES wird naͤmlich in einer anderen Sage zunaͤchſt er⸗
zaͤhlt, wie Leif von den Hebriden aus nach Norwegen ſich gewandt
babe, bann aber folgendermaßen fortgefahren19): „Leif ging an ben
Hof König Olaf Tryggvafone; ber König fåågte ihn ho; und
meinte zu etfennen, daß er ein tidtiger Mann fein werde. Einſt⸗
mals fam ber König mit Leif au freden, und ſagt: gedenkſt du
biefen Sommer heimufahren nad Grönland? Das gedente id, fagte
Leif, menn eg euer Bille if. Der König entgegnet: ich vermutkhe,
daß es gut (ein werde, und bu ſollſt mit meinen Aufträgen dahin-
faren, und bort bas Ghriftenthum verlünden. Leif fprad, er folle
benfen will, fo ift dieß entſchieben unzulaͤffig; eher dürfte man an die oder
$. 20, Anm. 9 mitgetheilte Stelle ber Gests 5. Bardarsoner ju benken, und
hiernach an unferer Stelle skåmadr in skrafmadr ju åndern fid verfudt
fåhlen.
13) Jångere OL 8. Tr. 6. 231, 6. 245—6; Helmskr. c. 104,
€.303—4; Kristal 8. c. 11, 6.82. Dadei iſt indeffen ju bemerten, bak
weber Snorri nok bie Kriftnifage der Taufe des alten Cirit gedenten; ja es
helßt fogar, Heimskr. c. 108, S. 314: ,,Grönland war ba jum Chriſten ⸗
thume betehrt, Etrik ber Rothe mar aber nod vor dem Chriſtenthume geftorben,
eine Ungabe, melde fl Grånlendinga p. e. 3, &.46 wiederholt findet.
Ebenſo darf midt unermåbhnt bleiben, bak, waͤhrend bie Dlafsfage, Kriftnifage
unb bie gleldj pu befpredjende ThorfinnGfage den Leif Vinland und ble Schiff -
brüchigen auf der Kückrelſe von Rormegen finben laffen, umgelehrt ber G rån-
lendinga p. c. 1—2, 6.26—39 bie Reife nad Vinland von Leif eigens von
Gronland aud unternehmen, und bei biefer Gelegenheit jene Bedrångten vetten
fåft, Snorri aber, nachdem er querft, c. 104, &.303—, der erfteren Angabe
gefolgt war, fpåter, c.108—7, S. 307 — 12, auch nod bisfe zweite aufnimmt;
freilid ift dabei midt zu fiberfehen, bap die einfdlågigen Capitel fåmmttid in
ben ålteren Texten ber Heimskringla fehlen. Mund, I, 2, S. 400 — 1, Anm.
fudjt bie Divergeng aubzugleichen; mir ſcheint ber Beridjt bed Grånlendinga
By ber einerfeit8 ben Seif nad Vinland erft långere Beit nad König Olafé Tod
relfen, andererſeits aber den Eirit erſt nad deſſen Ridtunft, und bod wieder
vor Unnahme bed Chriſtenthums in Grönland ferden lågt, in der Hauptſache
entſchieden irrig, menn berfelbe aud in Nebenpunkten glaubhafte Rachrichten
mag.
14) peorfinns 8, karlsefnis, 6. å G.117—20.
Die Betehrung Gednlands. 451
bieråiber verfiigen, fagt aber er glaube, bag blefer Muftrag in Gröna
land ſchwer auszufuͤhren fein werde. Der König erkårte, er wife
feinen Mann, der dazu beffer geeignet fei als er; und du wirſt bas
Øtåd dagu haben (giptu til bera). Das wird bann allein der Fall
fein, fagt Leif, wenn id eurer dabei geniefe. Leif geht in die Ser,
und ift lange aus, und traf ein Land, von dem er fråher gar Richts
wußte; ba waren felbfigefåte (d. h. ungefåte) Weitenfelder und Meine
fröde gewachſen; ba maren aud Båume von der Art, die man Maſer
mennt, und von dem Allem nahmen ſie einige Proben mit, und zwar
enige fo grofie Båume, baf man fle zum Hausbau vermandte. Leif
fand Leute auf einem Schiffswracke, und bradite fle mit ſich heim;
ev zeigte barin ble gröfte Redtfdaffenheit und Großherzigleit, wie
in vielem Anderen, da er das Chriftenthum in das Land bradjte,
und fortan hieß er immer Leif ber Gluͤdliche. Leif landete im Eiriks-
fjördr, und ging bann fjeim nad) Brattablid; ba empfingen ihn alle
Vente wohl. Er verkåndigte bald vas Chriſtenthum und den allger
meinen Glauben im Lande, unb wies ben Leuten die Botſchaft König
- Olaf ryggvafons, und erklaͤrte, welch große Pradt und Herrlide
feit dieſer Glaube mit fid bringe. Eirit nahm die Sadje ſchwer,
feinen Glauben ju verfafjen, pjodhildr 5) bagegen ging gleid baran,
und fief in einiger Gntfernung von dem Hauſe eine Kirde banen;
dieſes Gebåude wurde Thjobhilbenkirdje genannt: da hielt fie ihre
Gebete, und alle die, bie bas Ehrifenthum annahmen. Thiodhild
wollte, felt fle ben Glauden angenommen hatte, feine Gemeinſchafi
mehr mit Girif haben; ihm aber mar bief ſehr zuwider.“ Waht ⸗
ſcheinlich hatte fid Eirik nad ben Beridten, auf welche fid dieſe
Quelle frågt, gar nidt taufen laffen, oder er war doch ein ſehr
ſchlechter Chriſt, und aus biefem Grunde hatte wohl ble eifrigere
Thjodhild nidt mit ihm leben mögen 19); es begveift ſich leicht, daß
15) Etrils Frau wird bald pjodhildr, bald porkildr genannt; vgl. Grönl.
histor. Mind. Mårk. I, 6. 183—84, 256—57, 471. Dod mödte dabei cher
eine Berwedölung der åhnlid lautenden Ramen, alt eine Umwandlung beb
Namen8 beim Empfange der Taufe ju Grunde liegen; waͤre legtereb der Fall,
fo håtte bas Weib wohl einen chriſtlichen Ramen fid gewaͤhlt.
10) Birttidj fagte man noch fyåter bem Eiril nad. daß er einen Våren
verehre, den ihm bann porgils orrabeinsfostri erflug, Floamanna 8
6.25, 64.128. Es ſtehen ſich demnach bezüglich Eirilb brei verſchiedene Un»
øaben gegenũber: nad) der einen måre er vor der elefsamg Grtalate ge-
29
452 dn. Abſquitt. $. 34
blefe Unvertraͤglichleit bes neuen Glaubens ben alten Mann tief vers
lehen und leicht bagu bringen fonnte, die Ankunſt des Prieſters als
din Unglåd fir bas Land ju bezeichnen!
Recht burdigreifend fann fibrigens die Bekehrung, der man fid
aud) hier vorzugsweiſe aus Scheu vor der Madt des Rorwegiſchen
Königs untermorfen zu haben ſcheint, jedenfalls nidt geweſen ſein;
im naͤchſten Abſchnitte werden mir Gelegenheit finden au zeigen, daß
noch um Decennien fpåter eine eigenthümliche Miſchung von Hei⸗
denthum und Chriſtenthum als die Religion Groönlands bejeidjnet
werden muß.
$. 34.
Aönig Olafs Cod.
Nachdem König Dlafs ausgebreitete Wirkſamkeit får die Ein⸗
fålrung bes Ghrifenthums In ben Landen Norwegiſcher Bevölferung
dargelegt worden, muß zum Schluſſe nod der Untergang bes grofen
Konigs ersåhlt werden. Gelegentlich wurde bereits darauf bhinger
wiefen >), wie Olaf im Winter 997—8 waͤhrend ſeines Aufenthaltes
in Bifen um die Hand der Sigriör storrada (vie Hochſtrebende)
ſich dewarb, weldje als Witte des Schwediſchen Könige Eirikr
und Mutter bed berjeltigen Königs von Schweden, Olaf, ebenfor
wohl als burd ihre reidjen Privatbefigungen und durch ihre gewal⸗
tige Perfönlidjteit ſehr bedeutenden Einfluß im Norden beſaß. Diefe
Breierel, obwohl oder vielmehr weil fie nidt gum erwünſchten Jiete
führte, follte füt ble Gefdide bes Königs eine beftimmende Wen⸗
dung bherbeifåkren. Gleich beim Beginne der Berhandlungen erregte
Dlaf durd) einen ungtådlidjen Zufall den Unwillen ber Sigrid;
bei einer zu deren endlichem Abſchluſſe veranfralteten perfönlidjen Zu⸗
ſtorben, nach ber anderen håtte er fid ſelbſt von Leif bekehren laffen, endlid
nad) ber dritten håtte er zwar die Vekehrung erlebt, waͤre aber får feine Perfon
nach wie vor menigften8 halbwegs Heide geblieben. Da legtere dårfte wohl
des Midtige fein.
1) Oben, $.25, Anm. 24—5.
2) Olaf hatte nåmlid ber Sigrid den großen Goldring zum Geſchenke ges
fanbt, ben er aus bem Tempel zu Hladir genommen hatte (oben, $.25, Anm. 15);
es wurde aber entdedt, daß berfelde falfd fei, und Sigrid glaubte fid nun von
Dlaf abfichtlich mit ihm betrogen; jüngere OL 8. Tr. c. 103, S. 128—0;
Heimskr. c.60, 8.2064—5; Oddr, 0.29, &.284—5.
abnig Olafs ob. 483
ſammenkunft gab vollends deſſen religlåfer Eifer bie Beranlaffung
zum erbittertſten Jerwürfniſſe. Der König forderte nämlich vor Allem,
daß Sigrid die Taufe nehme. Sie entgegnet: „ich will den Glauben
nicht verlaſſen, ben id mit meiner Verwandtſchaft bisher gehabt und
gehalten habe; doch will ich auch Nichts dawider haben, daß du an
den Gotzen ) glaubſt, ber dir gefällt.“ Da ſchlägt ihr Olaf zornig
mit dem Handſchuh ins Geſicht, und ſagt: „glaubſt denn du runz⸗
lichtes Weib, daß id did alte Vettel mit deinem ſchaͤndlichen Heiden»
thume heirathen werde? Gib wohl acht und ſei nicht mehr ſo frech,
daß bu ben Namen meines Herrn vor meinen Ohren mit delner
heidniſchen Sprechweiſe laͤſterſt, und ben höchſten himmliſchen König,
an den ich glaube, einen Götzen nennſt.“ Da rief Sigrid: „all dieſe
Schmach und Verachtung, die du mir anthuſt, Olaf, ſoll wohl noch
bein Tod werden!“ Erzuürnt ging man auseinander; Sigrid aber
heirathet bald darauf ben König Sveinn Tjugguskegg von Däne-⸗
marf 4).
Auch Olaf heirathete kald nadher; aver aud dieſe feine Heirath
gab zu meiteren Feindſchaften Beranlafjung. pyri, eine Schweſter
König Sveins, war von dieſem ihrem Bruder, obwohl fie fid mete
gerte ben alten und heibnifdjen Mann ju heirathen, dem Wenden-
fönige Boleslaw jur Che gegeben morden; menige Tage nad der
Hochzeit mar fle aber dlefem ihrem Manne entlaufen, und hatte ſich
nad) Normegen geflũchtet: jetzt heirathet ſie König Olaf, wider den
Willen ihres Bruder, und trog der firdliden Gagungen, nag
benen die frühere Ehe nod fortbeftannd). Da überdieß aud nok
3) pat 2085 mod ald Reutrum ift heidniſche Spredmeife, waͤhrend ble
Ghriften gud als Maskulinum brauden.
4) Jingere 01. 8 Tr. c. 194, 6. 130—1; Helmskr. e. 68, S. 266
und c 98, 6.207—8; Oddr, c. 34. S. 292—3, und 0.44, S. 313; Fagrsøk.
6.74. Rad Munds Yngade des Oddr, c.29, S.32, håtte umgefehet Sigrid
von Olaf verlangt, daß er ihren Glauben annehme; endlid gang anders erzaͤhlt
bie ber Gigrid angethane Beleibigung Saxo Grammat X, &.503—4. Val.
åbrigen6 nod oben, $.21, Unm. 46.
5) Jångere 01. 8. Tr. c 195, S. 131 —4; Helmskr. 0. 99—100,
&.298—9; Odår, c.42, 6.309—12, nad weichem indeffen Boleslaw die
Ahyri gutwillig heimgefdidt hårte, mofår auf bie Ausfage eines Prieſters Rufus
”Beyug genommen wird; ferner Agrip, c. 17, 5.393; Histor Norveg.
€. 15; Fogrsk. $.73. Rad Saxo Gramm. X, 802 hatte Svein ſelbſt
bie Merbung Olafs um feine Schweſter veranlaßt, dann aber dennod ikm dieſe
454 1. Wbfultt. 6.34.
Eirikr unb Sveinn, bie Söhne bes Rorwegiſchen Jarles Gatom mit
dem Dånen» und Schwedenlonige ſich verſchwägerten und in Schweden
ihren Aufenthalt nahmen 6), bereitete fid gegen Olaf ein gefåkrlidjer
Bund der mådjtigften Furſten bes Nordens vor.
Zunaͤchſt freilid ſchien Olafs Macht fer genug zu ſtehen. Gin
Angriff, den Gudrödr, ein Sohn des Eirikr blodöx, auf Norivegen
madjt, endigt mit beffen eigenem Tode ); mit Rögnvaldr Ulfssom,
dem mådjtigen Jarle von Götaland, fommt es gar ju einer Ber»
ſchwaͤgerung, als biefer, da man an feinem Heidenthume Anſtoß
nimmt, ſich taufen lågt und fein Land ju befehven verfpridt 8). Bald
aber ergeben ſich Zerwürfnifſe mit dem Dånentönige Svein, welde
in Folge ber Berbinbung, in welder dieſer mit König Olaf ven
Schweden und mit den Göhnen Hakon Jarls ſtand, au einer Eini⸗
gung aller blefer Fürſten gegen Normegen, und bamit um Gturze
König Olaf Tryggvafons führte )). Der Norwegiſche Olaf gad ſelbſt
abgefdlagen, und etwas Aehnliches ideint aud Oddr, c. 35, S.293—4 ans
audeuten. Endlich Adam. Brem. Ii, c.34, 6.319, beridtet gang hug die
$eirath Dlafs mit ber Dånin Thore, ohne beren Verwandtſchaft mit Svein zu
erwaͤhnen. — Uebrigen8 hat bereits Gieſebrecht, Wendiſche Gefdidten, I, 6.243,
Anm. 3, und nad ifm Mund, I, 2, S.310—1 bemertt, daß Boleslaw tn jener
Belt mweder alt nod Heide war, und daß fomit die Darftellung ber Rordiſchen
Quellen wenigften8 in biefern Punkte etne fagenhaft audgefdmådte ift; vergl.
aud oden, $.21, Anm. 20.
6) Megen Eirits fiehe die jiingere O1 8. Tr. e. 243, S. 287—9;
Bolmskr. 0.97, 6.297; Fagrsk. $.83; megen Sveins bie jungere
01.8. Tr. €. 260, 6.14; jingere Olafs 8. hins helga, c. 43, 6.68;
vgl. 0.84, 6.179; Helmskr. 01. 8. Tr. c. 131, 6.348, und 01. 8. h. b.
6.89, S. 118. Daf dabel die Urt der Verſchwaͤgerung nidt gang gleidförmig
angegeden wird, ift für unferen Swed gleidgiltig; vgl. Mund, I, 2, &.315,
Anm. 4.
7) Jångere01.8.Tr. c.222, G.218—7; Heimskr. c. 04, S.201—2;
Oddr, 6. 54, 6. 327—8; Theodor. Mon. c. 13, S. 321; vergl. oben,
$.16, Unm. 27.
8) Jångere OL. 8. Tr. 6. 224, S. 21 —2, md €. 241, S. 204;
BHeimskr. c. 113, 8.327—8, und c. 114, 6.320; jingere Olafs 8.
bins helga, c.43, 6.68. Birid wurde durch Priefter, weiche Diaf fei
nem neuen Schwager mitgab, Götaland belehrt.
9) Die Vermuthung Mund, I, 2, &. 376 und folg. (vgl. S. 101, nm. 1),
daß angeblidje Anfpride be porgils sprakaleggr auf Dånemart, Schweben
und bie Jombburg den Gang der Dinge weſentlich mitdeftimme håtten, beruht
mur auf elner unenmeidliden und nidt redt wahrſcheinlichen Genealogie be
Sefteren.
König Olaſs Eod. 255
zum Ausbruche ber deindſeligkeiten ble Veranlaſſung. Geine Ge:
mahlin Thyri hatte, gleidjviel ob in Wendland oder in Dånemart
oder in beiden Låndern, ausgedehnte Beflgungen gehabt; ihrem frühe ⸗
ven Manne entlaufen, oder bod in Unfrieden von ihm geſchieden,
dann ohne ihres Bruders Zuſtimmung neuerdings verheirathet, hatte
fle dieſe verloren. Jegt wußte ſie, tros des dringenden Abrathens
felner gangen Umgebung, ihren Gemahl zu einem Verſuche dieſelben
mit Gewalt wiederzugewinnen zu beſtimmen; das Heer wurde auf⸗
geboten, und ein Jug, fel es nun direct gegen Dänemark oder gegen
Wendland unternommen io). Junådf geht die Fahrt jedenfalls durch
den Sund nach dem Wendiſchen Landet), fei es nun, um hier dle
Herausgabe der von Thyri angeſprochenen Beſitzungen zu erlangen,
oder aber um von dem aus alter Zeit befreundeten Boleslaw, weil
das Norwegiſche Schiffsaufgebot nicht in hinreichender Staͤrke er⸗
ſchienen war, Unterſtüzung gegen Dånemart zu erbitten 12). In⸗
zwiſchen hatte ſich aber auf der Sigrid Antrieb König Svein von
Danemark mit dem Schwedenkönige Olaf und ben beiden Söhnen
Halon Jarls verabredet, ben Norwegiſchen Olaf zu überfallen; nad
10) Ledteres nach ber jing. 01.8. Tr. c.230, G.244—5; Heimskr.
c. 100—1, 6.300—1; Oddr, c.59, 6.336—7; Erſteres nad Agrip,
c. 17, 6. 393—4; unb Histor. Norveg. 6. 15, momit aué Adam. Brom.
11g €. 38, 6. 320, und, wenn aud mit abweichender Motivirung, Saxo Gram m.
S. 504—5 iibereinftimmen. Die Fagrak. $. 73 nennt Dånemart menigftens
neben bem %Bendenlande al angegriffenen heil.
11) Oddr, €.60, 6. 337—9, unb ble jingere O1. 8. Tr. c. 242,
S. 285—68 laffen ben Olaf, was freifidj dem glaubensftrengen Konige ſchlecht
anftejen will, unterveg8 elmen Wahrſager um bie Sukunft befragen. Mit eint»
gen Gefåhrten begist fid Olaf zu dem alten, blinden Manne; fle geden fid
får Rauffeute aus / und werden von ihm um des Konigs Vreiden befragt. Da
fle antworten, berfelbe lege mit feinem ganzen Heere in ber Räͤhe, fagt der
Alte, aus ber Ubfahet Olafs werde grofer Skaden entftehen, und da Land
werde dadurch ble vier beſten Ståde in Normegen verlleren: den Olaf als den
beften König, ble Thyri als dad befte Weib, das befte Schiff (nåmlid bed Rå»
nigs Heerſchiff, meldes Ormrinn langi, ber lange Wurm oder Drache hief),
und ben Vigi, ben beften der Gunde. Belm Meggehen mertt der Ulte erf,
bap ber König felbft bet ihm geweſen fei, und bereut nun feine Rede.
12) Jenes nad) der jing. OL 8. Tr. €.242, S. 286—7; Helmskr.
6. 115, 6. 329—30; Oddr, c.60, 6.330—40; Fagrsk. $.73; biefed
nad Agrip und Histor. Norveg. ang. O. Adam. Brem. und Saxo
Gramm. wiſſen von bem Suge nad Wendland Aderhaupt Richts.
456 TIL Mbfdnitt. 6. 34.
einigen Nadjridten foll Sigvaldi, ber Jarl ber Jomsburger, es auf
fid genommen haben, biefen mit Liſt von feinem Heere au trennen,
und unverfehens den Berbindeten in die Hånde au liefern 19). Bei
ber Inſel Svöldr hatten fid biefe in einen Hinterhalt gelegt; mit
nur 11 Schiffen wurde König Olaf dahingelodt, waͤhrend feine iibrige
Blotte ungehindert an dem Verftede vorbeigefegelt war. Jeht fam
es jur Schlacht, elner der gefeiertften, deren bie Nordiſchen Gagen
gebenfen. Den Ungriff ber Dånen, den Angriff der Schweden ſchlug
König Olaf flegreidj ab, und aud ein erſter Berfud des Cirit Ha⸗
fonarfon, bed Königé Schiff zu entern, miflang 9); bei einem zwei⸗
ten Berfudje ader war der Jarl gliidlider: nad den umannhafteften
Widerſtande, nachdem bereits alle andern Schiffe Olaf8genommen
worden waren, fielen „auf dem langen Wurme“ Olafs befte
in Vertheidigung ſeiner Perſon; die legten Vertheidiger des Koöntgs⸗
ſchiffes, unter ihnen König Olaf ſelbſt, ſtützen ſich endlich in die
See, um den Hånden ber Feinde zu entgehen 10).
13) Die Verraͤtherei bed Sigvaldi, weiche Oddr. e 55, S. 332--6, und
e. 60—2, S. 330—144; bie jungere OI. 8. Tr. c. 241—6, S. 290—8;
Helmskr. c. 116—8, S. 330—3, freilid in nicht gang iibereinfiimmender
Weiſe ergåhlen, wird burd ein oben, $. 30, Anm. 26 bereit angeführtes Ruge -
lieb be Gtefnir Thorgilsſon außer Zweifel gefegt. Dok wein die Fagrøk.
%.74 und 76 bemfelben feinebwegd jene hjervortretende Rolle au; die [slen-
dingabok, € 7, S. 13 und Tbend. Mon. c 14, 8.322, wiffen von ihm
gar Nichts und gebenfen nur der Verbindung bes Däniſchen Königö mit dem
Såwedifden und mit Eiril Hakonarfon. Aud Agrip, c. 17, S. 394 und
Histor. Norveg. S. 15 wiffen Nichts von Sigvalbi; fie laffen ader von ben
Merbiindeten den Angriff unternehmen, he no Olaf nad bem Wendenlande
gelangt. Saxo Grammat. &.505 gedenft nur der Schwediſchen Hilfe;
enblid Adam. Brem. Il, c.38, 3.320 lågt ben Olaf gar nur mit dem Då»
nentönige fåmpfen, und pwar nicht bei der Inſel Svöldr an ber Pommerſchen
Kåfte, fondern zwiſchen Seeland und Edonen, bei Helfingdorg.
14) Bor dem Ungriffe der Sdmeden hatte Olaf feinen Leuten gefagt:
„leichter unb angenehmer wirb e8 ben Schweden vorfommen, daheim gu figen
und ihre Opferteffel auszuſchleclen, als den fangen Wurm gegenider euren
Waffen ju entern, und id glaude mir braudjen die Schwediſchen Pferdfrefer
nicht zu fiirdhtens" jiingere OL 8. Tr. c. 250, 5.300; Helmskr. c. 122,
6.338; Odar, c.66, &.352—3; Fagrsk. $.79. Bemertendrerth ift nog
bie Notiz ber Histor. Norveg. S. i6, baf in ber Svolderer Schlacht vier
aig Klerifer fid auf Diafs Schiff befunden håtten; andere Quellen gedenten
gelegentid) ber Anweſenheit be Viſchofs Gigurd.
15) Die Sage glaubte dieſem Kampfe einen wunderbaren Anſtrich geben
»,
Kdnig Olafs Kod. 457
So verlor Norwegen felnen gefeterten König, die Kirdje aber
ihren eifrigſten Vorfechter 15). Nach ben unverbådjtigfien Jeugnifjen
fand Olaf in ben Wellen feinen ob 7); bald aber fam, wie blef
in åbnlidjen Fållen zu geſchehen pflegt, die Gage auf, der König,
beffen Tod Niemand gefehen hatte und deffen Leidje niemals gefun-
ben wurde, fei entfommen, und lede noch in fernen anden: vere
åu follen; Eitit Jarl foll den Sieg erſtritten haden, nachdem er da am Bore
berthelle ſeines Schiffes befindlide Bilbnis Thors mit einem Grucifixe vertaufdt,
unb felbft bie Annahme des Chriſtenthums gelobt hatte. Nachdem Eirits erfter
Angriff zurückgeſchlagen war, hatte Olaf gefagt: „nicht wird uns ber Jarl be»
fiegen, fo lange er ben Thor am Bordertheile ſeines Schiffes hats" jångere
OI. 8. Tr. c.252, 6.324. Bei deſſen Erneuerung fudt der Jarl fi zu
helfen: „und e8 wird von einigen Leuten erzaͤhlt, baf ber Jarl gelodt habe,
fich taufen zu laffen, wenn er den Wurm gevinnen würde, und bad jum Belege
ber Erzaͤhlung biefer Leute, daß er ben Thor wegwarf und anftatt feiner ein
Grucifir am Bordertheile bed Bardi (fo oder Jarnbardi hieß Eirils Schiff) an»
gebradt habe;“ jiingere Sage, c. 253, 6.325; Oddr, c. 69, S.358;
Theod. Mon c. 14, 8.322. Da Olaf dieß bemertt, fagt er: „groß ift dad
Gli dieſes Jarls; fo will Gott, daf er fir dießmal bat Reid ju Rormegen
gewinne, und bas ift nidt ju verwundern, denn id glande, er hat jegt am
Bard ben Borfåmpfer (stafnbul) gewedfelt; es geht damit fo wie id heute
fagte, daß er bei unferer Begegnung nidt ſiegen mårde, wenn er ben Thor am
Vordertheile håtte;" jiingere Sage, c.255, S. 331. Vei Oddr, c. 69,
&. 358—9 lauten Olaf8 Borte noch bejeidnender: „verſchwunden ift jept Thor
von dem Borbertheile des Jarnbard1, und bad heilige Krenz ift jegt an feine
telle getreten; und eher wird der Herr, Jeſus Chriſt, Zwei får fid wollen ⸗
als Einen,“ d. h. den Eirit ald neuen, zu Olaf, dem alten Chriſten.
16) Aus Schmerz uber Olafs Tod ſtirbt in kurzer Friſt die Kdnigin Thyri;
das herrliche Schiff des Königö hatte in der Schlacht fo ſchweren Schaden ev-
litten, daß es bald nad derſelben als unbrauchbar verbrannt werden mußte;
endlich Diafs trefflicher Hund Vigi hungerte fich, als er ſeines Herr Tod er⸗
fuhr, aus Treue ju Tod: fo ging bie Weiſſagung jenes alten Blinden in Er—
fillung, und Norwegen verlor durch einen Tag ſeinen beſten König, ſein beſtes
Welb, ſein beſtes Schiff und ſeinen beſten Hund! Jüngere OI. 8. Tr.
e. 257—9, &. 11 —14; 0dar, €. 71—2, S. 367—9; vgl. aud Adam.
Brem II, c.38, 8.320 und Histor. Norveg. 8.16.
17) So Adam. Brem. II, c. 38, S. 320 unb Saxo Gramm. X,
8.506. Aud die Islendingahok, c.7, 3. 13, fagt einfad: , Aer Olaf
Zryggvafon fiel (fell) nad dem Berite des Prieſters Såmund desfelben Some
merd,”” und edenfo c 8, S. 13: ,Dreipig Winter ſpater, als Olaf Lryggvafon
fiet (follb);" ble Kristni 8. c. 12, S. 102 fagt bagegen ſchon unbeftimmter,
und offenbar auf bie umlaufenben Sagen hindeutend: ,biefen Sommer ver»
ſchwand Chvarf) König Olaf von dem fangen Wurme hei Svoldr.”
- 858 ur. Vofduitt. $. 34.
ſchiedentlich ausgeſchmückt, glaubte die Gage ſelbſt auf ble Ausfagen
von Augengeugen fid berufen 3u Fönnen. Gåen der Moͤnch Theos
dorich beutet bie Gage an, ohne ihr bod) redjten Glauben zu ſchenken 19);
ble Fagrskinna erwähnt, daß ble Liebe sum Könige dle Leute an
feinen Tod nidt habe glauben laffen, vielmehr mandjerlei Sagen
über ſein Fortleben im Wendenlande oder tn den ſuͤdlichen Landen
umgegangen feien: bod håtten ble näheren Freunde Olafs foldje
Sagen, wenn aud ungerne, får nidt begrindet gehalten1*). Gan
aͤhnlich åufert ſich der bedådjtige Snorri20); eine andere åltere Quelle
berichtet: ,,Ginige Leute fagen, er fet auf einem Bote entfommen,
unb erjåhlen, daß er feitbem in einem Kloſter im gelobten Lande fei
geſehen worden; Andere aber fagen, daß er ber Bord geſtürzt fei;
wie aber aud fein Leben beſchloſſen worden fei, fo if zu vermuthen,
daß Gott ble Seele habe"21), Schon blefe fektere Quelle hat aber
18) Theod. Mon. c. 14, 6. 322: Ibl tune quldam dlcunt regem
scapha evasisse, et ob salutem animae suae exteras natlones adisse;
quidam vero lorieatum In mare corrulsse. Quid horum verius sit, nos
afurmare non audemus; hoc tantum credere volumus, quod perpetua
pace cum Christo fruatur.
19) Fagrsk. $. 81; „So viel bemühten flå die Leute, in allen Reden
ihre Liebe ju König Olaf ju zeigen, daß der gröfte Theil der Leute nidt hören
modte, baf er gefallen fei, fonbern fie fagten, daß er im ABendlande fei oder
im Suͤdreiche, und bavon gehen vieie Erzaͤhlungen um, aber feine vertrauten
Freunde filrdteten, daß dieß erfogen fein werde, und das gab Hallfrddr vand-
rådaskald ju erfennen, ber Mann, ber den König fo fehr gellebt atte, daß
bie Leute fagen, bak er nad bem Fall des KönigS aus Gram eine Krantheit
belam, ble ifm 618 au ſeinem Todestage zu ſchaffen machte. Dad Zeugniß gab
Hallfred:" u. ſ. w.
20) Helmskr. c. 131, S. 346—7; doch wird hier ſchon beſtimmter auf
bie Flucht mittelft eines Wenbifden Schiffes als von ber Sage Aderliefert
hingedeutet.
21) Agrip, e. 17, 6.394—3; ble Aehnlichteit bed Uudbruded mit ben
Borten Theodorichs fAMt in bie Augen. Die aud dem Agrip großentheils
ſchopfende Bistor. Norveg. fagt S. 16: tandem destitutl virlhus naves-
que intrantibus Inimlels, nemine tamen dante dextras, omnes quos tam
ultalis calor uegetabat ore gladil consumpil sunt, excepto Ipso rege,
quem celsa stantem in pupp! postremo viderunt. sed bello finlto nec
mortuum reperlerunt illum. vnde nonnulli ipsum lorlcatum andis sub-
mersnm affirmant, quldam eclam Iongo Interuallo In quodam cenoblo se
illum vidisse protestatl sunt, sed quallter per equoris diserimina INt-
torum solldltati aduectus st, sige pr prio natatu seu scaphe vehiculo
seu famulantibus angellels spiritihas seu Ibidem mersus, & cunetis eredo
König Diaft Kob. 459
ben legenbenhaften Jug, baf bei bem fegten Angriff Eicils ber König
ploͤblich in ein hellglångended Licht eingehüllt erſcheint, und als dieſes
vfich vergleht, verſchwunden iſt; in weit ausgedehnterem Maße ergekt
fich dagegen in der Musfdunidung ber ledten Schickſale Olafs Odd
mb vollends bie jüngere Olafsſage. Richt nur wird jener Licht⸗
erſcheinung aud) hier gebadjt2), ſondern es wird aud), freilld unter
Heftåndiger Grinnerung, daß verſchledene Gagen umliefen, und
Miemand redjte Gewißheit ber Olafs Schichal habe, erzaͤhlt,
waß Kolbjörn stallari, ber gleidjjeitig mit dem Rönige ins
Meer gefprungen war, audgefagt habe, er glaube ihn fortſchwimmen
geſehen ju haben25), daß ein Wendiſches Schiff ben Olaf dann auf
genommen unb ans and gebradjt habe, von wo er Wahrzeichen
in feine Heimath gefandt hade, und wo mehvere Leute ihn erfannt
Båten. Einarr pambaskelfir, ber ebenfalls ble gum legten Augen
lide bei Olaf ausgehalten hatte, wollte ohmmådjtig geweſen fen
und Nidts bemerft haben; ber Jølånder Skuli porsteinsson bagegen,
ger mit Firikr jarl in ber Gåladt war, hatte zwar felbft Nichts
bemertt, wußte aber, daß Andere einen Mann in rothem Gewande
nad elnem Wendiſchen Schiffe fid retten und von dieſem eiligſt
fortführen fahen2). Wiederum foll Astridr, die Tochter Boleslaws
und Frau bes Jarles Gigvakdi, von Olafs Flukt nad dem Wen⸗
denlande erzaͤhlt haben, und wie ber König, bort erkannt, feber Uufs
forderung · ſein Reich wieder zu gewinnen widerftanden hade: „denn
ich glaube, ſagte er, daß Gott will, daß Jene jegt das Reid in
Norwegen befigen, und id barf aud) darum beforgt fein, daß meine
Megierung Gott miffallen hade.” Ebenſowenig habe er im Wenden⸗
lande regleren, ober feinen Greunb, König Aedelred von England,
befudjen wollen; enblid) fei er al6 Kaufmann verfleidet nad Rom
nostris coequeuls Ignoratur. Quare honestius hoc plam videret mina-
* «um (leg. hoc ipsum indeterminatum) omittendo quam de re incerta
falsa difflnlendo pretereamns.
22) Jiingere OL 8. Tr. c. 255, 6. 232; Oddr, c. 69, S. 363;
fo aud Haldors p. Snorrasonar, c.2, 6.158, mofelbft, c. 3, S. 163
auf bie Dlaföfage des Monches Gunntaugr Bezug genommen wirb.
23) Jöingere Sage, c. 256, G.1—2; val. Odar, c. 69, S.363—,
u. 6. 70, S. 364 u. 366.
24) Jtingere Sage, c. 256, 6. 4—9; Oddr, c. 70, S. 365—7.
460 vn. Mbfdnitt. $. 34.
ørgangen, und babe fid bort bem Papfte zu erfennen gegeben 23.
Weitere Nachrichten laffen Olaf dann von Rom aus gar nad
Serufalem gehn, und bort von König und Patriardjen mit einigen
Burgen belehnen, baneben aber den Habit nehmen6); von bler
aus foll er bem Könige Aedelred ein Buch und feine Lebensbeſchrei⸗
bung gefandt haben, welche die obigen Nachrichten beftåtigt hade,
feiner Schweſter Astridr aber und ihrem Manne Erlingr andere
Geſchenle 27). Gin andermal hade Olaf von vort burd den Jölån-
der pordr Sjareksson bem Hjalti Skeggjason in Jéland Grüße
øefdbldt 29), durch ben Normeger Gautr aber Grüße und Gefdjente
an Einarr pambaskelfir beftellen laffen?); mit Gaut habe er,
ohne ſich ihm zu erfennen 3u geben, aud viel über Norwegiſche
Verhaͤltniſſe geſprochen, und in Bezug auf die verſchiedenen über
Olafo Schickſale umgehenden Sagen bemerkt, König Olaf fei doch
wohl ju fromm geweſen, um ſich ſelbſt zu tödten, und nicht fromm
genug, um ſofort In ben Himmel entrückt ju werden; glanbhafter
aber fei, baf er burd) feine Schwimmkunſt ſich gerettet hade, zumal
Pa in den ſüdlichen Landen die Rede gehe, daß er hler ble in ble
fingfte Zeit gelebt habe. Endlich fol aud Biſchof Jon oder Sigurdr
der nad) ber Svolderer Schlacht fid nad Schweden begab, von Olafs
fpåteren Sdidfalen Kunde gehadt, und ſich einmal darauf bejogen
haben, daß deſſen Harnifd in Jerufalem an der Kirdjenthir hånge,
fen Helm und Spieß aver in Antlodia aufbewahrt werdoeo). Das
25) Jüngere Sage, c. 267—8, &.32—3; Oddr, c. 73, S. 360—70;
on ber Romfahrt weiß indefjen bie legtere Quelle Midhté.
<. 28) Jångere Sage, c. 268, S. 33—4; Oddr, e. 73, S&. 370—1
låpt ben König ohne genauere Begeidjnung in Griedenland oder Syrien in ein
Aloſter gehn, und in Munchs Ausgabe, c GA, S. 63 wird bet biefer Gelegen»
Beit aud erwaͤhnt, daß Olaf bem Möndje Odd felbft mehrmals erfdienen fei.
Der jingeren Sage naͤher flehend, dod in mander Hinficht abweichend, lautet
bie Graåhlung in einem bei Mund, €. 70—1 mitgetheilten Brudftiide einer
Hanbjdrift Ovd8.
27) Jingere Sage, co. 269, S. 34—3; vg. Od år, c. 73, G,370—1.
Aud jener Lebensbeſchreibung foll König Eadweard, Kedelteds Sohn, feiner Ume
gebung nicht felten vorgefefen, und einftmal8 beigeffigt haben, dafi er ven Rei
fenben aus Svyrien die Radridt von Dlafs Tod erbalten hade; fåimgere
Gage, c. 280, S. 63—4; Oddr, c. 74, S. 3712.
28) Jiinpere Sage, c Ul, S. 37—8.
29) Gbenda, c. 283, S. 36—82.
30) Oddr, c 76, 6. 373--4; Haldors p Snorrasonar,:c. 4
König Olafs Tod. 461
Ungeſchichtliche aller blefer Gagen, ebenſo ader aud beren Eniſte⸗
Hung alsbald nad dem Tode bes Königs ergibt Ad aber gang
ſchlagend aus elmigen Berfen feines getreuen Gtalden Hallfred,
weldje uns mekrfåltig aufbewahrt finds); in råhrender Weiſe be»
Hagt in ihnen der Didter, daß er den Gerüchten liber Olafs Ret⸗
tung feinen Glauben 3u ſchenken vermöge. i
Faſſen wir aber dle Bedeutung König Olaf Tryggvafone fir
bie Gefdidte der Kirde im Norden sum Schluſſe nodmals zuſam⸗
S. 167 u. 170—1. Die legtere Duelle, 0. 2, S. 157—62 gedentt nod einer
angeblidjen Begegnung des Einarr pambaskelfir mit König Olaf, welde in»
deffen mit ben ibereinftimmenben Beridten aller iibrigen Quellen der Einars
und Kolbjörn8 Schickſale nad der Såladt fo fehr in Widerſpruch fleht, bak fie
nur alé eine fpåtere Erdichtung bezeichnet werden fann, obwohl Einars eigenes
Zeugniß får dieſelbe angefåhet wird.
. 31) Fagrsk. $.81; jöngere 01.8. Tr. c. 256, S. 5—9; Helmskr.
€. 130, 8. 348—17; Oddr, c. 70, S. 365. Die Berfe lauten nad der
dagtſtinna: „Das weiß id nidt oG id ben Stiller bed Hunger8 der Måven
be Metdfeb des Glanzes des Thieres bed Leyn todt oder lebendig nennen foll;
denn Månner fagen mir wahrhaftig Beides; vermundet ift der Herrſcher gewiß;
ſchwer ift es von Jenem fid zu Uiberjeugen”; Leif ift aber nadj Skaldsk.
6. 75, S. 548 ein Seeldnig; bed Seetdnigö hier mag bas Heerſchiff heifen,
ebenbda, c.51, S.440. Des Heerſchiffes Glanz find die Maffen; beren Ge»
tåfe ber Kampf; bed Kampfes Move oder Vogel der Rabe; bed Maben Såttiger
ber fireitbare König. Und weiter: , Der Bote ber Gpeerriefinn, er der fagte,
baf ber Firft der Kriegleute lebte, war jedergeit getveu dem Krug haſſenden
Sohne bek Lryggvi. Dad Volk fyridt, Olaf fei dem Stahlſturme entfommen;
bie Leute rathen weit von der wahren Sache; weit ſchlimmer ift es ald for;
dabei iſt die Miefinn, b. 4. Feindinn des Speerd jede gegneriſche Waffe, und
beren Bote- oder Traͤger der Krieger; der Stahlſturm bie Schlacht. Verner:
„Als die Månner den kråftig harten Herrfder angrifen mit bem Haufen des
Volles, fo erfuhr id), modte nidt bem Landheere das Glåd zu Theil werden,
baf ber fiberaud theuere Steuerer des GanbfernerS aus foldjem Heere enttom»
men modte; nidt fåeinen mir bie Månner Wahrſcheinliches zu vermuthen";
babei ift unter dem Lanbheere bak Norwegiſche Bolt au verftehen, måhrend Heer
das zweitemal bie Schlacht bedeutet. Der Såner oder Ferner ber Hand fann
nad Skaldsk. c. 46, 8. 402 bad Silber heifen; deffen Steuerer der vore
nehme und freigebige Mann, wie er denn Breder, Sender u. dergi. des Gol
des genannt wird, ebenda, 0. 47, &. 406. Dann wieberum: , Rod fagt
mandjer Mann bem Kenner bes Guteb von dem vermundeten Konige oder ben
au bem Getdſe ber Erje im Often entfommenen. Nun ift von Gåden hør der
Stord bed Fuͤrſten aus dem großen Kampfe fider erfragt; id kann nidt vier
gegen das Geſchwaͤt ber Bente; ber Renner, d. h. Befiper bek Guteb ift das
bei der Didter felbft.
462 mi. Wbfduitt. $. 34.
men, fo ergibt ſich, daß in nahezu allen anden Norwegiſcher Junge
feine Megierung ben entſcheidenden endepunkt begiglid der Beleh⸗
vung bildet. Die Nordiſchen Quellen erfennen dieſe ſeine Bedeutung
unbedingt an; ev gilt ihnen als ber eigentliche Stifter des Chriſten⸗
thumes får den Norwegiſchen Stamm, und ſie preiſen ihn als den
Betehrer von fünf, oder menn man die gewoͤhnlich zu den Orkneys
gezaͤhlten Ghetlandsinfeln eigens redet, von ſechs Nordiſchen Lån-
dern. „Und Olaf, des Tryggvi Erbe, nahm heertüchtig Land und
Bolt, er der fånf Lande in wenigen Wintern als König dvifmete”,
fingt ein altes Liebs2); „es wird aber gefagt, daß König Olaf
Tryggvaſon fiinf Lande gedriftnet hade, und bas Bolt, vas fle be
wohnte; — — bas aber find die Ramen der Lande die er drifte
mete: Norwegen, Hjaltland, die Orkneys, die Fåröer, Joland und
Groͤnland“, fagt eine andere Quelle, und bemertt am Schluſſe ihrer
Gnåhlung: „Hier endet nun die Sage König Olafs Tryggvafons,
der mit Redjt ein Upoftel ber ordleute penannt werden mag'33).
Wiederum heift es von ihm3%): „Er hielt zuerſt unter den Norwe⸗
giſchen Koͤnigen den rechten Glauben an Gott, und durch ſeine
Macht und Regierung wurde bas gange Norwegiſche Reich gechriſt⸗
net, und bagu chriſtnete er noch mehrere Lande: bie Orkneys, bie
darder, Shetland, Jéland und Grönland; viele widtige Borfålle
ereigneten ſich bei biefer Verlündung bes Chriſtenthumes, ehe in
allen dieſen Landen fo Großes zu Stande gebracht wurde“ ; — oder
es wird geſagtes): „Er war ſiebenundzwanzig Jahre alt, als er
mad) Norwegen fam, und in ben fånf Jahren, da er in Norwegen
den Konigenamen trug, rifinete er fånf Lande, Norwegen und
Seland und $Hjaltland, ble Orkneys und fünftens die Fårder, und
32) Konungatal, V. 23, 6. 425.
33) Oddr, o. 48, &. 317, u. c. 73, S. 371.
34) Fagrak. 6.71; vgt aud ble jüngere Olafs 8. hins helga,
& 20, 6. 34.
35) Agrip, c. 16, 6. 303; vergl. aud Histor. Noveg. 6. 15:
Øloque factum est, ut infra quinguennlum omnes tributarios, ia est
Batlendonses, Orchadensen, Ffereyngenses ac Tllenses Ade pracclares,
spe gaudentes, eoaritate forventes redderet Christo, und Catal. reg.
Norveg. 6. 20: Et aecepit tunc Olauas Turgonis regnum, ot rext
Nerwegiam 5. annie, et ipee quisque patrias ad christiasam dedaxit
roliglonem.
Khnig Olafö Kod. 468
er baute guerft Sinden auf feinen eigenen Hanpthöfen, und ſchaffte
ble Opfer ab und ble Opfertrilnfe, und ließ flatt beren bas Bok
an bie Feſttrünke fid gewöhnen, zu Weihnachten und au Oftern,
das Gi. Jvhannisbier und bas Herbſtbier auf Michaelis.“ Ja for
gar auf Itland und bie Hebriden fi eint fi, menn wir aus den,
frille) nidt gang Haren Morten einer unferer Duellen ſchließen
bilrfen30), Olafs Wirkſamkeit erfredt, und ſomit in ber That alle
und jede Riederlaſſungen des Normegifden Gtammes umfaft zu
haben. Perſonlich freilidj konnte ber eifrige König dle Sade des
Glaubens nur in Normegen felbft, und allenfalle auf den Orkneys
und ben ihrem Jarle unterthanen weſtlichen Inſeln betreiben; in
ſeinem Auftrage aber, und von ihm abgefandt wirlen in Jsland
Gtefnir, Dankbrand, Gizur und Hjalti mit dem ſie begleitenben
- Thormod 37), feinen Weifungen folgend belehrt Stegmund dle Fårder,
Leif Grönland: durch perfönlide Bemåhungen ferner wirkt Olaf
felbft får ble Betehrung eingelner in Rorwegen anmefender Angehö⸗
rigen jener entfernteren Lande, und mit allen Mitteln feiner Gewalt
unterftågt er ble Thåtigfeit feiner in blefe entfandten Miffionåre.
Bereits früher murde sunådft in Begug auf Rormegen darauf hin-
gewieſen, baf König Olaf allerdings får feine Predigt be Evan⸗
gellums ben Grund bereit vorbereitet fand; daß andererſeits bezüg⸗
lich der Ausbreitung und Befeſtigung des neuen Glaubens noch gar
Manches und Wichtiges der fpåteren Zeit uͤberlaſſen blieb 38). Genau
baffelbe 1861 fid aud hinfidtlid der Abrigen Lande Normegifder
36) Die Njals 8. c. 101, S. 156 fagt nåmlidj, von einer Beit redend,
ba Dlaf fich mit ber Betehrung JelanbS und Grönlands nog nidt befapt hate:
»Bugleid erfuhr man, daß in Norwegen ein Glaubenéwedfel eingetreten fei;
fle hatten die alte Religion aufgegeben, und König Olaf hatte Vestriand,
Hjaltland und ble Orkneys und ble Fårder gedrifnet.” Unter dem Weſtlande
konnen hier nur die Hebriden, oder die Rormegifden Keiche in Irland verftane
ben fein, øder beide.
37) Ebendarum bejeidnen bie Jölåndifjen Quellen den Gizur und Hjalti
awar wieberholt als biejenigen, melde bas Ghriftenthum nad Island gebradt
Håtten, nidt aber al8 bie eigentliden Urheder der Bekehrung; 3. B. Land-
name, V, 6. 11, 6.311, not. 14: Hjaltl, er med kristn! kom til Islands
fyrst, sva at hun vårl I lög tekln; Hongurvaka, c. 2, 6. 10—2:
Gizurr hipn hviti, or med kristni kom ut til Islands.
38) Oben, 6. 27, Anm. 1—4.
464 6. 34. Kbnig Def od.
Bevoͤllerung fagen; bler wie dort ift indeffen durch feine Regierung
ble Aufnahme des Chriſtenthumes als foldje entſchieden, und handelt
ed fi) von jegt an nidt mehr um ble Ginfihrung, fondern nur
noch um ble Giderung und Befeftigung bes Chriftenthumes: får ben
gefammten Norwegiſchen Stamm ift barum mit König Olafs Tod
ein weiterer Abſchnitt feiner Betehrungsgeldidte zu ſchließen.
IV. Abſchnitt.
Die Vefeftigung des Chriſtenthumes in den Landen Nor⸗
wegifdjen Stammes, zumal durd König Olaf Haraldsjons
Bemåhungen.
$. 35.
Das Chriftenthum in Pånemark und Sdweden in dem erflen Prittel
des 11. Jahrhunderte.
Bereits fråher murde auseinandergefegt, wie König Svein von
Dånemart aus einem erbitterten Feinde des Chriſtenthums, feitdem
er um bas Jahr 995 den ererbten Thron gum zweitenmale beftiegen
hatte, deſſen eifrigfter Freund und Förderer wurde i). Bald nad der
Svolderer SÅladt trat aber ju diefer Ummwanvdelung bes Sinnes
des Königs nod ein meiterer Umftand hingu, der får die Ausbreis
tung bes Ghriftenthumes in Dånemart und ſogar in Schweden von
der hödften Bedeutung ift; mir meinen ble Croberung Englands
durch ben Daͤniſchen Herrſcher.
Bon den Heerfahrten, welche König Svein theils noch bei
Lebzeiten ſeines Vaters, theils auch waͤhrend der Zeit, da der Schwe⸗
diſche Eirik Dånemart beherrſchte, gegen England, Britenland u. ſ. w.
unternommen hatte, ift gelegentlich bereits die Rede gemefen 2). UG
der König nad ſeinem heimathlichen Reiche guriidtehrie, mar fir den
Weſten und zumal får England nur menig gebefert; unter anberen
Bihrern werden bie Plinderungen nad) wie vor fortgefegt, und um
ſchweres Geld mußte im Jahre 1002 Ruhe von denfelben erkauft
werden»). Inſoweit unterſcheiden fid alle dieſe Heerzüge nod durch
1) Siehe oben, $. 21.
2) Oben, $. 21, Anm. T—9 u. 42—3.
3) Chron. Anglos. a. 997—1002, &.406—9; Florent Wigorn.
€. 582—3; Henr. Huntend. V, &. 749—350; Vergl. aud Annal.
Cambriae, 6. 839 u. Brut y Tywysogion, 8. 851, weldje Duellen
ble heerenden Dinen aud jeyt nod ald Heiden bezeichnen.
Maurer, Betehrung.
466 IV. Wsfdultt. 4. 38.
Nichts von ben anderen Raubfahrten, wie foldje Rordiſche Bifinger
von Alters her unternommen hatten; bad aber tritt neben ber
Beuteluft und der Freude an Abenteuern ein weltere6 Moment als
beftimmend fir biefelben ein. König Aedelred von Gngland, ju
faut und zu feig, fn offener Feldſchlacht bas ererbte Reid ju vere
fedbten, vielleidt aud) von einem Seitens ber Dånen auf fein Leben
und feinen Thron beabfidtigten Anſchlage unterrichtet ), erlåft im
Jahre 1002 ben heimlidjen Befehl, daß an einem Tage, dem Bri-
tiustage (13. November), alle Dånen in feinem Reiche ermorbet
werben follten; bie unbeilvolle Weifung wird allenthalben gehelm
gehalten, und ihrem vollſten Wortlaute nad befolgts). Eine Menge
ber angefehenften Dånen erlag dieſem ſchmachvollen Berrathe, unter
ihnen vielleidt aud Sigvaldi, ber Jarl ber Jomsvilinger?); mas
aber in ſeinen Golgen am Bedeutfamften wirkte war, daß aud
Gunnbildr, eine Schweſter König Sveins, obwohl fie långt den
chriſtlichen Glauben angenommen hatte, mit ihrem Gemahle Palni
und ihrem Gohne getddtet murde. Gtandhaft dem Tode entgegen
gehend, hatte blefe vorhergefagt, ihr Tod merde ſchweres Unglåd
fiber Gugland bringen, und biefe ihre Prophejeiung follte alsbald
in Erfüllung gehen ). Gofort madjt fig Gvein auf, blutige Rade
4) So baé Chron. Anglos. & 1002, S. 4090; Flor. Wigern.
&. 583; Simeon. Dunelm. de gestis reg. Angl. 8. 1002 (bei
Zwyéden, S. 165).
5) Giehe außer den bereits angeführten Quellen au no$ Henr. Hun-
tend. VI, S. 752; Ethelredus Abbas Rievallis, de geneal.
reg. Angl. (bei Zoyöben, S. 362 —3), u. dergl. m. Aud Willelmus
Gommeticensis, V, c. 6 (bei Duchesne, Script. rer. Norm. S. 251),
weif von ber Unthat, freilid in fibertriebenfter Weiſe, zu ergåhlen; eine berfelben
gedentende Urkunde Aebelrede van 1004, bei Kemble, nr. 709, ift bar
gegen mehr alé verdådtig.
6) Benigftend rühmt ihm eine Nordlie Sage, ble Jomsvikinga 8.
€.40, S. 157 ble Ausführung grofer Heldenthaten im Audlande wåhrend ſeiner
fyåteren Lebenszeit nad, unb andererfeite wird von einer fpåteren Heerfahet
feineb Brubers porkell hafl gegen England ausdrücklich gefagt, fle fel von
demſelben unternommen worden um feinen Bruder gu våken, worunter bod mur
Sigvaldi gemeint fein fann, Encom. Emmae, I. (bel Sangebet, II, 6.475)
Dod wird fiber die Beit, da Gigvaldt flel, nirgends etwas angegeden, und ber
Umſtand, daß fid fein Bruder erft im Jahre 1009 jur Rade aufmacht, ließe
efjer vermutfen, baf Jener erft fpåter erfdlagen worden fei.
D Willeimi Malmeshurlensis de gestis reg. Angi. II,
6. 10, &. 69.
Dad Chrtienthum in Dånemart und Schweden im 11. Jahrh. 467
zu åben; im Jahre 1003 und måkhrend vier følgenden Jahren heert
er ben Sommer durch in England; endlich wird nad altem Braudje
ein Bergleidj bahin abgefdlofjen, daß um ben Preis von 36,000 Pfd.
ber gefaͤhrliche Feind abgefauft werden follte, und im Jahre 1007
wird biefe Summe in ber That erlegt8). Auch damit war aber
nicht viel geholfen; König Gvein zwar hielt får enige Jahre ben
eingegangenen Frieden, allein an feine Stelle traten fofort andere
$Håuptlinge, unter beren Führung ble Plilnderung Englands in
völlig gleidjer Weife fortgefegt wurde. Schon im Jahre 1008 mußten
ble gewaltigflen Råfungen gemadjt werden, um neuen Cinfållen ju
begegnen, und bereit6 im Jahre darauf erfolgte wirllich ein Angriff
Seitens einer Schaar, welche nad ihrem Anführer als bas Thorkels⸗
Heer bezeichnet wurde; mehrere Jahre lang wurde die Heerung in
ausgedehnteſtem Maße fortgefept, und der laͤßige, rathloſe Wider⸗
ſtand machte allenthalben ben Dånen den Sieg leicht: nachdem ſie
ſogar ben Erzbiſchof von Canterbury, Aelfeah, denſelben ber den
König Olaf Tryggvafon gefirmt hatte, gefangen und getddtet hatten,
wurde ihnen endlid im Jahre 1012 der Friede abgekauft, und fünf⸗
undvierzig ihrer Schiffe traten jegt fn den Dienft König Aedelreds
über, mit der Verpflichtung, deſſen Land gegen alle feindligen Eine
fålle zu (dåpen). Andere Quellen ergåhlen des Weiteren, wie der
8) Chron. Anglos. å. 1003—1, S. 409—12; Flor. Wigorn.
S. 584—5; Henr. Huntend. VI, S. 752 u. dergl. m. Vergl. aud WIl-
Helm. Gemmet. V, c. 7, 9. 242, welder ben Svein fid vor Allem mit
Mebelrebb Schwager, dem Hergoge Richard von ber Normandie, verftåndigen
pt. Menn Adam. Brem. II, c. 49, S. 324 ben Svein feinen Jug aus
Made theild megen ſeines Bruders, theild wegen in eigener Perfon erlittener
Berfolgungen unternehmen laͤßt, fo knuͤpft er badet an zwei ungeſchichtliche Vors
gånge an, nåmlid einerfeit8 an feine ungeſchickte Annahme eine Hiring, Sohnes
des Garalb Blaatand (oben, $. 16, Anm. 4), und andererſeits an feinen eden
fo irrigen Vericht åder Sveins Schickſale måhrend feined zweiten Exiles (oben,
$. 21, YAnm. 39).
9) Chron. Anglos. a. 1008—12, 6. 413—8; Henr. Huntend.
VI, 6. 753—4. Bon des Erzbiſchofs Tödtung weiß aud Thietmar. Mer-
seburg. VII, c. 29 Perh, V, S. 849—50) ju beriten, mobei er freilld
ben Melfeah mit ſeinem Borgånger Dunftan vermedfelt; bemertendmerth i bei
ifm bie Ungabe, daß Thorkel ſelbſt einen vergeblichen Berfudj gemadt habe,
den Erzbiſchof ju retten, waͤhrend Willlelm. Malmesb. II, c. 10, 6. 69
denfelben umgetejrt um Anſtifter madt. Cine Vita et translatio 8.
Eiphegi hat Sangebet, II, 6. 438—58 foweit folde von geſchichtlichem Ine
30*
468 MV. Abſcnitt. 6. 35.
Fũhrer jener Schaar ein Thurkillus comes Danicus gewefen fei,
dem fpåter nod ein Hemmingus und ein Eiglafus fid) mit neuen
Zuzügen angeſchloſſen habe, und nennen ben Ort einer im Jahve 1010
geſchlagenen Schlacht, Ringmere 10); eg ift nidt möglid, in biefer
legteren bie Schlacht auf Hringmaraheidi zu verfennen, von welcher
Nordiſche Sagen zu ergåhlen wiſſen ii), und in fenem Torkel der
Engliſchen Ouellen if porkell hafi (der Hohe) mieder zu finden,
der Bruder bed Jarles Gigvaldi von ber Jomsburg: fein Bruber
war Hemingr, Eilifr aber war din Sohn des mådtigen Dånen-
håuptlinges porgils sprakaleggr!2). Die Nordiſchen Sagen laffen
freilld bei allen biefen Borgången den diden Olaf, bann aud wohl
den Jarl Girif eine hervorragende Rolle ſpielen; fle verlegen aud
wohl Sveins Tod in eine zu fråhe, die Schlacht bei Ringmere in
eine zu fpåte Felt, und find åberhaupt In ben Einzelheiten ſehr ine
correct: im Mefentlidjen ft aber ihre Uebereinftimmung mit ben
Engliſchen Quellen unlåugbar, und jene Abweichungen find ſaͤmmt ⸗
lid von einer Art, wie ſie bei mündlicher Ueberlieferung ſich leicht
erklaͤrt. Aus der Vergleichung der Rordiſchen und Engliſchen Quel⸗
en erfieht man aber namentlich auch, dag jene fünfundvierzig Schiffe,
welche unter porkell hafi in Engliſche Dienſte treten, den Kern der
unter dem Namen pingmannalid fortan befannten Söldnerſchaar in
England bilbeten.
Kaum ſchien durd jenen Bergleid mit Thorkel får England
ber Frieden gefidert, fo mifdte fid aud bereits König Svein mieder
in ble bortigen Berhåliffe ein, und zwar in einer von der fråheren
völlig abwelchenden Weife. Nad dem einen Beridte war Thorfel
in Sveins Dienft und Auftrag nad England hiniibergegangen und
fein Bertrag mit König Aedelred mußte darum als Avfall angefehen
tereffe ift, nach Wharton, Anglia saora, mitgetfeilt; bod) leibet blefelbe an
mancherlei Ungenauigfeiten, wie fle benn 3. B. den König Svein vor jenem
Greigniffe bereits geftorben fein laͤßt.
10) Flor. Wigorn. 6. 585—8; Simeon. Dunelm. gest. reg.
Angl. 6. 166—9.
11) Fagrsk. $. 86; åltere Olafs 8 hins helga, c. 12, 6.10;
jångere O1. 8. h. h., 6.32, 6.51; Heimskr. c. 13, 6. 13—4; Knyt-
linga 8. c. 15, 6. 198.
12) Weber biefe Verwandtſchaftbverhaͤltniſſe gibt zumal bie Jomsvikinga
s. Mufidtup.
Dat Ghriftenthum in Dånemart und Schweden im 11. Jahrh. 469
und beftraft tverben 18); nad einer zweiten Angabe hatte umgekehrt
Thorkel felbft ben König durch Borftellung des Reichthums und der
geringen Widerſtandskraft ber Infel zu einem nodjmaligen Huge gegen
biefelbe angerelgt 19). Wie dem aud fel, gewiß If, daß Gvein jegt
ben Plan fafite, England nidt blog zu plåndern, fondern au erobern;
hatte demnad) Habgier und Kriegsluſt ble Grneuerung der Heerfahrten
nad) England auerft veranlaft, Rachedurſt denfelben eine weitere
Ausdehnung, geftelgerte Energie, und vielleicht aud die entfdledene
Unterftiung ber bereits von ålterer Felt her In England angefie-
delten Nordleute verſchafft, ſo war burd biefelben nunmehr ble
Angelſaͤchſiſche Hertſchaft bereits fo tief erſchuttert, daß an elm völ-
liges Umſtoßen derſelben ernſtlich gedacht werden lonnte. Jetzt wird
dem gemaͤß der Angriff nicht mehr mit einer geringen Anzahl von
Heerſchiffen unternommen, ſondern mit dem geſammten Landesauf-⸗
gebote aus Daͤnemark und wohl aud aus den dieſem unterworfenen
Nonwegiſchen und. Wendiſchen Landen; von ſeinen beiden Söhnen
nimmt Svein ben Knut mit hinüber nad England, während er den
Hartald in Dånemark quniklagts). Mit elner prådtigen Flotte
wird der Jug unternommen; in Sandwich erfolgt bie Lanbung,
unb- von bier aug. mird, nad Dfanglien, dann nad Rorthum-
berland - fbergegangen. In rafdjer Folge untermirft fid alles
mörblidj ber Watingastråt gelegene Land, ber alte Befig der
Daniſchen Heerleute; alsbald wird aber aud dieſe Grenze
uͤberſchritten, und. bas rein Angelſaͤchſiſche Gedlet nad mancherlei
Kaͤmpfen erobert. London, meldjes, von König Aedelred und Thortel
vertheidigt, elner Belagerung widerſtanden hatte (1013), fak fid
dennoch bald gur Unterwerfung gezwungen; der Engliſche König floh
nad) ber Infel Might, und von ba nad der Normandie, Thorte
13) Encom. Emm. I, 6. 475.
14) Willielm. Malmesb. II, co. 10, 6. 69.
15) Encom. Emm. 1, 6. 475—8. Falls bem Gelibde, welches Svein
gethan haben follte, England binnen brei Jahren fi erobern, irgend melde
deſchichtiiche Wahrheit ju Grunde legen follte, fo måfte foldes eben jept ge-
thjan worben fein; vergl. oben $. 21, Anm. 24. OG fid übrigens daraud, daß
ble Annal. Cambr. a. 1011, 6. 839 eine von Svein erlittenen Schif -
brudje gebenten, mit Sappenberg, I, 446, Anm. 1 und Mund I, 2, 474, Anm.
ſchließen 1åpt, bak berfelbe ſchon in dieſem Jahre einen Ginfall in England ver-
ſucht habe, biirfte dahinftehen.
470 IV. Abſchuitt. $. 3.
fudjte auf elgene Fauft und nidjt eben um Bortheil der eingeborenem
Bevoͤllerung den Kampf nod aufrecht ju halten, Svein aber fand im
Uebrigen gang allgemeine Anerkennung als König der Englånder 19).
Schon im nådften Winter, den 3. Februar 1014, ſtarb König
Svein eines pliglidjen Todes, welchen das Bolt wohl der Hand
enes von ihm beleidigten Heiligen sufdrieb17); får England aber
war bamit wenig gebeffert. Junddf freilld ſcheint elne energifde
Echebung ber Ungelfadfen folgen 3u wollen. Waͤhrend die Dånifdje
Flotte fofort Sveins in England anmwefenden Sohn, Knutr, als
König ausruft, fenden bie Angelſachſen Boten nad dem flüchtigen
Aedelred, und laden ihn zur Heimkehr in fein angeftammies Reid
ein; man einigt fid åber bie Bedingungen feiner Rückkehr, und alle
Daniſchen Könige werden im Lande friedlos gelegt. Noch måhrend
16) Chron. Anglos. a. 1013, 6.418-20; Flor. Wigorn. 8.588-9;
Henr. Hunt. VI, 6.754; Simeon.Dunelm. gest. 6. 169—70; Wil-
Helm. Malmesb. II, co. 10, S. 69—70 u. bergl. m. Gerner Encom.
Emm. I, 6. 476—7. Bei Adam. Brem. II, c. 49, &. 324 wird dle Cro-
Berung Englands burdj Svein von beffen fråheren Heerfahrten daſelbſt nicht
gefdieben, und Olaph fillus Cracahen als beffen Begleiter genannt; der erftere
Serthum kehrt aud bei Willielm. Gemmet. V, c. 7, 8. 252, ber legtere,
wenn aud in etwas abweichender und ſchwankender Faſſung, in Wilkins' Tert
der Leges Edwardi Confessoris, c. 16 (bei Schmid, S. 283) wieder.
Bon der wirllichen Betheiligung des diden Olafö bei blefen Morgången wird
åibrigen8 fpåter nod bie Mede fein.
17) Chron. Anglos. a. 1014, 6. 420; ber %obestag wirb hier be»
aeidjnet: to Candelmåssan, III. Nonas Februarii, 5. h. wohl als bie Radt
vom 2. auf den 3. Februar; vergl. Henr. Hunt. VI, 6. 754. Das Encom.
Emm. I, 6.477—8 låft ben Svein in aller Ruhe bad Zeitliche beftellen und
flerben, unb Willielm. Gemmet. V, c. 8, 6. 252 weiß, baf er an einer
Krantheit flarb; dagegen beſchreibt (don Flor. Wigorn. S. 589, und ihm
folgend Sim. Dunolm. gest., 6. 170—1, wie Svein ben Born bed hei
ligen Eadmund reigte und von ihm mit einer ange erſtochen wurde, Wil-
Helm. Malm. 6. 71 erzählt bie Sade mieder, wenn aud ohne vedten
Glauben, und bie Islaͤndiſchen Sagen fennen alle die Legende; val. jångere
01. 8. Tr. 0.265, 6.29; jngete 01. 8. h. h. c.31, 5.48; Helmskr.
e. 11, 6. 10; Knytlinga 8. c. 6, 6. 184. Die legteren Sagen pflegen
babei auf ble Urt hinzuweiſen, mie St. Mercur ben Kaiſer Julian getdbtet
babe; iber biefe leptere Legende gidt ader bas Fornevenskt Legen-
darinm, I, S. 601—2, und ein bei Langebek, 11, S. 426, not. r mitge ·
theiltes Sagenbrudfåd Aufſchluß. — Ganz kurz ervåhnen endlid Sveins
Eroberung und %od ble Annal. Cambr. a. 1014, 6. 839 und Brut y
Tywysogion, 6. 851—2.
Das Gjriftenthum tn Dinomart und Schweben im 11. Jahrh. 471
der Faften landet Aedelted in England, und furg nad Oftern wird
Knut von ihm angegriffen; au ſchwach fid zu vertheldigen, muß fid
dieſer auf feine Schiffe surdyiehen, und verlåft, bie ihm geftellten
Geifeln verftimmelt ans Land fegend, ble Infel um nad Dånemark
helmautehren, während Thorkels Schaar, beren Mitvirfung jenen
Erfelg allein ermöglidt au haben ſcheint, durch eine gewaltige Geld⸗
ſpende belohnt wird is). Unedel genug ſucht Aedelred an ber Leiche
ſeines Feindes ſeine Rache auszulaſſen; doch weiß eine Engliſche
Mattone König Sveins Gebeine zu verbergen und felnergeit nad
Dånemark hinüberzuſchaffen, mo dieſelben in der Roeskilder Kirche
ihre Ruheſtaͤtte finden 19). — Bald aber bereitete fid. får England
ein neuer Sturm vor. Knut hatte in Daͤnemark ſeinen Bruder Ha—⸗
vald vergeblidj aufgeforbert, das heimathlidje Reid mit ihm zu theilen,
dagegen aber bas Berfpredjen energiſcher Unterſtütung zur Wieder⸗
eroberung Englands von demſelben erhalten?0), und wirllich wurden
ſofort, waͤhrend bie beiden Brüder ihre von König Svein verſtoßene
Mutter aus dem Wendenlande heimbholten?!), alle Vorbereitungen
zu einem erfolgreidjen Unternehmen in jener Ridtung getroffen. Mit
dem, oknehin verfdmågerten, Schwedenloͤnige Olaf murde ein Bind»
niß elngegangen, vermöge befjen berfelbe feine Hilfe gegen England
åufagte 22). Bon Norwegen aus wurde der Jarl Eirik zur Geerfahrt
aufgeboten, ble er al6 Dånifdjer Lehensmann zu thun ſchuldig war28).
18) Chron. Anglos. å 1014, S. 420—1; Flor. Wig. S. 589;
Henr. Hant. VI, 6. 754—5; u.f.w. Ferner Encom. Emm. II, 6. 478,
19) Thietmar. Merseh. VII, c. 26, 6. 848; Encom. Emm. Il,
S. 480. Nad Willielm. Gemmet. V, c. 8, 8. 252 håtte einfad Knuts
Dlotte ble Geidje mitgenommen; Galmar, VEstorie des Engles, 6.815
laßt biefelbe erft in Dort beifejen, bann aber nad etwa zehn Jahren nad
Dinemart iidergefihrt werden, und von der Betfegung zu Dort weiß aud Sim.
Dunelm. S. 171.
20) Eneom. Emm. li, &. 479.
21) Gbenda, I, S. 479; vergi. Thietmar. Merseb. VII, o. 28,
S. 848—9.
22) Adam. Brem. II, c. 50, S. 324. Die Radridt des Willielm.
Gemmet. V, c. 8, 6. 252, monad Knut ben König Lacman von Såwe»
den und Olaf von Norwegen 3u Hilfe gerufen håtte, ift apotryph; aus ihr
ſcheint aber ble oben angefahne telle der Leges Edwardi Confes-
soris gefloffen zu fein.
23) Encom. Emm. II, 6.483; ferner Fagrsk. $.85u.88; jång.
01.8. Tr. 6. 266, S. 30—1; jångere O1. 8. hins helga, c. 40,
å72 IV. Usfnitt. $. 38.
Sn Dånemark felbft gewannen ble beiden Brüder eine weitere Stütze
an bem mådjtigen Jarle Ulfr Sprakaleggsson, weldjem fle ihre
Schweſter Astridr oder Margaretha jur Che gaben, ble fpåtere Ge-
mahlin bes Herzogs Robert von ber Normandie?). Endlich erlangte
6. 61; Helm skr. c. 23, S.22—3; Agrip, c. 18, S. 395; Konun-
gatal, V. 26, 6. 425—6; Knytlinga 8. c. 8, 8. 186. Die Chrono-
logie freilich ber Nordiſchen Sagen ift durchaus unridjtig.
24) Ueber biefe Heirath und Alles was mit ihr pufammenbhångt lauten bee
tanntlich bie Angaben der Quellen fehr verfdieden. Nad der Knytlinga
s e. 8, S. 187 erſcheint ulf bereit gelegentlid bes Zuges nad England
(1015) als Mann der Aſtrid, der Schweſter König Knuts. Anderentheils erzaͤhlt
Saxo Grammuat. X, S. 512, 514 u. 516, daß Knut ſeine Schweſter Est-
ritba bem Rikardus von ber Normanbie, bem Gohne de Robert und Bruder
ber Gmma, qur Che gegeben, daß biefer fich feiner Gattinn feindfelig ermiefen
und bafår vor Knuts Born aus dem Lande hade meiden miifen, daß endlid
fpåter Ulvo jene geheirathet habe; Adam. Brem. Il, c. 52, S. 325 weiß
ferner, daß Knut feine Schweſter Margarete dem Richard von der Rormanbie,
bem Bruder ber Gmma, gegeden hade, daß fie von biefem verftofen orden
fei unb bierauf ben Wolf geheirathet hade, endli bak Richard, um Knuts
Made zu entgehen, nad Jerufalem gepilgert fei. Offenbar begiehen fid die
beiben fegteren Angaben auf biefelbe Perſon; Aſtrid modte neden dieſem ihrem
heidniſchen aud noch ben driftliden Namen Margarete, fiihren, wie Knut felbft
augleid Lambert hieß, Schol 38 ju Adam, Brem. 6. 324. Offenbar
Tiegt benfelben ferner tenlgften8 inſoweit ein Ierthum zu Grunbe, alt feſtſteht,
baf midt Midjard IL. (+ 1026), fondern beffen Gohn Robert (+ 1035) ble Pil-
gerfahet nad dem gelobten Sande madte. Gewip ift Aberdiep, daf Sveinn,
ber Sohn Ulfs und ber Uftrib, um bie Jahre 1018 — 20 gebøren wurde, da
berfelbe, Heimskr. 01. 8. h. h. c. 158, S. 268—0, al gleidalterig mit
Bördaknutr, dem Sohne Knuts bezeichnet wird, und blefer Lehtere, kurz
nad) Knuts Berheirathung mit Emma geboren (Encom. Emm. It, 401),
ſchon 1023 mit feiner Mutter bei einer kirchlichen Feier erſcheinen (Chron.
Anglos. å. 1023, 6. 428; Vita 8. Elphegl, 8. 457), und um bie»
felbe Beit, wenn aud nur zum Scheine und auf kurze Beit, jum König von
Dånemarf audgerufen werden fonnte. Hiernad erſcheint die Angabe der Kayt-
linga 8. als vollfommen gfaubhaft, und muß bie Heirath der Uftrib mit dem
Mormannenherjoge nidt vor, fondern nad ihrer Heirath mit UIF frattgefunden
haben, und fomit Robert, nidt Ridjard, deren Gemahl geweſen fein; in ber
hat beriditet der Beitgenoffe Rodulfus Glaber von Robert, nidt von
Midard, ble Heirath mit König Knuts Schweſter und die Scheidung von ber»
felben. Wenn iibrigen8 Dahlmann, I, S. 106, Anm. 1 ble obige, von Lap»
penberg, I, 6. 479 aufgeftellte unb begrindete Unficht barum verwerfen will,
well Adam in dem Betreffenden Puntte nidjt habe irren konnen, fo ift hiegegen
am bemerten, daß ber Irrthum begiglidg ber Reihenfolge ber Begebenheiten eine
nothwenbige Folge des Irrthumes im Ramen des Normannenherzoges war,
Dad Chriſtenthum in Dinemart und Gåweden im 11. Jahrh. 473
Knut nod einen anderen, und fehv erheblidjen Bundesgenoffen. por-
kell hafi, der mådjtige Anführer bes pingmannalid in England, hatte
bafelbft feit einiger Felt (don elne zweideutige Stellung eingenommen.
Wåhrend Aedelred in der Rormanbie flidtig war, hatte er auf eigene
Fauſt den Kampf fortgefegt, und babei der eingeborenen Unterthanen
midt eben gefdjont; nad Sveins Tod hatten feine maßloſen Ans
fråde mit ſchweren Geldopfern befriebigt werden miiffen, und vies
leicht mar bereits bamald ein Einverſtaͤndniß mit König Knut, dem
Landsmanne unb angeborenen Fürſten, angebahut worden 2). Jegt
ſcheint eine Grhebung ber Cnglånder gegen die Dånifdjen Söldner
frattgefunden zu haben, fel es nun, bafi man benfelben miftraute,
oder daß die Koften ihres Unterhaltes unerſchwinglich und ihre For⸗
berungen allzu brådend fåienen; Thorkels Bruder, Hemingr, foll
øefallen, Eilifr porkelsson aber, Ulfs Bruder, mit genauer Roth
entfommen ſein?s). Es mag fein, daß blefer Vorgang den Entſchluß
Thorkels befimmte; es mag fen, daß umgekehrt deſſen ſchon bes
ſchloſſener und begonnener Abfall ſeinerſeits erſt jenes Blutbad ver⸗
anlaßte: gewiß iſt, daß Thorkel ſich jeßt nad Dånemart wandte,
mit König Knut ſeinen Frieden machte, und demſelben eifrig zuſprach,
eine Heerfahrt gegen England zu unternehmen?7), — gewiß, daß
durch Thorkels Uebertritt die Hoffnung auf Erſolg får ein Unter⸗
nehmen dieſer Art ſehr erheblich geſteigert wurde.
Bereits im Jahve 1014 ſcheint man in England einen Daͤni⸗
ſchen Angriff in ångflidjer Spannung ermartet zu haben; über lauter
Borbereitungen versdgerte ſich derfelbe indefjen bis in den Spåtfommer
unb daß ble Verwechslung Richards und Roberts wenigſtens bezuglich der Pil-
gerfahrt bei Adam unumſidßlich feft ſteht. Wenn aber Schol 40 zu Adam.
Brem. 6. 325 gefagt wird, Knut habe frine Schweſter Estred einem Rußiſchen
Königsfohne gur Ehe gegeben, fo braudt dabei midt, wie Munch, I, 2, S.477—8,
Anm. annimmt, eine Berwirrung in der Uederlieferung ju Grunde zu legen;
aſtrid mochte breimal verheivathet fein, erft mit ulf (+ 1027), bann mit Robert
(+ 1035), enblid mit dem Ruſſen.
25) Vergl. Encom. Emm. It, 6. 478 u. 480. Rad der Gunn-
laugs 8. ormstungu, c. 10, 6. 241—2 war Heming in Knut8 Dien ⸗
ſten in England.
26) Jomsvikinga 8. c. 51—2, 6. 159—61; vergl. jångere OL
8. h. h. Anhang A, S. 155—6. Die Knytlinga 8. c. 8, 6. 187 nemnt
bagegen ben Heming nos unter Knuts Begleitern nadj England.
27) Encom. Emm. II, &. 480—1.
474 TV. Abſchaitt. 6. 35.
bed folgenben Jahres). Erſt zu Anfang Geptembers 1015 landete
Knut mit einer Flotte, beren Gtårfe fehe verſchieden angegeden wird,
zu Sandwich in Kent. Durd Berrath unterftligt, unterwirft er ſich
nod im Laufe desſelben Jahres ben gangen Siden bes Landes, und
dringt bereite im Brihjahve 1016 trog alles von dem Aedelinge Ead-
mund entgegengefeften Widerſtandes nadj Mittel: unb Nordengland
vor. Um Oſtern (1. April) mar bereltd ber größte heil des Landes
«robert, und Eirik als Jarl ber Northumberland gefegt; am Georgs»
tage (23. April) frarb der elende Aedelred. Der gröfte heil des
Landes erfannte fegt ben Knut als König an, und ſchwor alle Ans
hånglidfelt an bas angeftammte Herrſcherhaus ab; doch rief London
ben Gadmund als König aus und wurde vergebens mehrmald ber
lagert. Zrog fortmåhrend geübter Berråthereien wußte der tapfere
Gadmund feine Sache fråftig zu verfedten; endlid fam es, einige
Quellen fagen in Folge eines von ihm dem Knut angetragenen Zwei ⸗
kampfes, gu einem Bergleide, kraft deſſen Knut ben nördliden, Ead⸗
mund ben ſüdlichen Shell des Reiches erhalten follte, aber bereits
am Andreadtage (30. November) bes Jahres 1016 ſtarb Eadmund 29).
Thietmar låft ben unglidliden Eadmund In der Schlacht fallen,
anbere Quellen laſſen ihn ermorbet merden30), zum Theil auf Knuts
28) Gunnlaugs 5. ormstungu, c. 10, S. 242. Die Chrono -
logie ift freilich vållig verwirrt; vergl. Mund, I, 2, S. 443—4, Anm.
29) Chron. Anglos. å. 1015—6, 6. 421—6; Flor. Wigorn.
9.590—3; Henr. Hunt.VI, 6.755—6; Simeonis Dunelm. gesta,
8. 171—5; Willielm. Malmesb. II, c. 10, 6. 71—3; Ethelredus
Rieval. bei Twysden, 6.365; Brompton, ebenda, &.906; Galmar,
V, 4309—4446, 6. 817—8; femer Encom. Emm. II, 6.481—8; Thlet-
mar. Merseb. VII, c.28, 6.849; Adam. Brom. II, co. 50—1, 6.324;
Saxo Grammat. X, 6.510—2; endlich Fagrsk. 6.85; Knytlinga
8. €.8—16, 6. 187—99; jåingere O1. 8. Tr. c. 205—6, 6. 29—31, vat
€. 285, 8.63; åltere O1. 8. à. h. c.9, G.7; jngere O1. 8. h.h. 0. 40,
6.61—3; Heimskr. €. 23—4, &.22—24. Die Ungaben der fåteren Eng ·
liſchen Chroniſten ſowohl ald bie der Nordiſchen Quellen find übrigens vielfad
fagenmåfig umgeftaltet und mannigfach verwirrt; aud Thietmars und Saro's
Vericht iſt unzuverlaͤſſig. In moglichſter Kårge berichtet bie Vita 5. Elphogi,
bei Langebel I1, 454 anuts Grfolge: Non post multos etenim dies Cnut
påcem obtinnit, post pacem regn! dimidium, post dimidium totum; fer-
ner Annal. Cambriae, 6.839, und Brut y Tywysogion, 6.852.
30) So Heinridj von Huntingdon, Ethelred, Brompton, Gaimar, und,
wiewohi aroelfelnd, Bilhelm von Malmebburp; fo ferner Meifter Adam, Saro,
Dad Chriſtenthum in Dånemart und Gåweden im 11. Jahrh. 475
Anftiften 9); gewiß iſt, daß blefer Leptere, wenn aud am Toe
feines Gegners unſchuldig, fofort ben größten Nuhen aus demfelben
zog. Schon im Jahre 1017 erlangte Knut die undefrittene Allein⸗
herrſchaft åber gang England; dod behielt er nur Weſtſachſen unter
ſelner unmittelbaren Herrſchaft, måhrend er Northumberland bem
Jarle Eirik belief, und dem Thorkel Ofanglien, Merlien aber dem
Eadric anvertraute, deffen mekrfåltiger Berrath ihm hauptſächlich sum
Glege verholfen hatte. ange genof ber Legtere freilidj bes Lohnes
nicht; ben Dånen ebenfo wie ben Ungelfadfen verdådjtig, wurde er
vlelmehe bald auf bes Königs Befehl getödtet. Ein gleiches Schick⸗
fal traf eine Reihe anderer vornehmer Englaͤnder, barunter ben Ede⸗
ling Eadwig und einen anberen Mann besfelben Namens, melder
von Jenem durch ben Beinamen ceorla cyning, Bauernkönig, un»
terſchieden wird; Eadmunds unermadfene Göhne, Eadweard und
Eadmund, fandte Knut, vielleidt nidt ohne Mordgedanfen, nad
Schweden 3u feinem Halbbruber Olaf: von dort gingen blefelben
zuerſt nad) Rugland, bann aber nad Ungarn und Deutſchland hine
uͤber. Wichtiger nod ald diefe Gewaltmaßregeln war får die Side»
vung feiner Herrfdjaft ein anderer Schritt König Knuts, die eheliche
Berbindung nåmlid, welde derfelbe fofort mit der Wittwe König
Aedelreds, Emma von der Normandie, einging; durch dieſe Heiratkh
wurde nåmlid jugleid das gute Einvernehmen mit ben mådjtigen
Herzogen ber Normandie hergeftellt, und in England felbft der An-
hang bes Königs verftårtt, der Widerwille gegen bie Fremdhertſchaft
gemildert 32). So modte Knut berelts im Jahve 1018 den gröferen
Snorri und die åltere und jilngere OL 8. h. b. Dabei erſcheint ber Berråther
Eadrie ald der Mörder, und es wird aud wohl, der Geſchichte entgegen, er
zaͤhlt, daß ihn Knut anftatt der gehofften Belohnung fofort mit bem Kode ber
firaft hade.
31) Saxo erzaͤhlt dieß als Geridt, bie Knytlnga 8 ald wirtlide Thate
fade; eine Urkunde von 1032, bei Kemble, ur. 747, mittelft beren König
Knut ob peccaminum remisslonem et anima fratris Eadmundl Øergabungen
an Glaftonbury madt, ift gefålfdt. Knuts Unſchuld erhellt zumal daraus, daß
feiner ber Engliſchen Chroniſten auf ihn einen Berdadt wirft.
32) Chron. Anglos. a. 1017, 6.426; Flor. Wigorn, 6.593—;
Henr. Huntendun. VI, 6. 756—7; Simeon. Dunelm. 6. 173—7;
Wilitelm. Malmesb. II, c. 10, 6.72-3, und e.1i, 6.73; Ethelr.
Rieval, 6. 305—6, u. dol. m. Gerner Encom. Emm. II, G. 483—00;
476 IV. Ubfnitt. $. 35.
Vell felnes Heeres, naddem er um basfelbe zu belohnen eine ſchwere
Schahung elngehoben hatte, nadj Dånemarf entlaffen, und im Jahre
4019 fid fogar felbft ebenbakin begeben, freilid nur um bereits
1020 wieder nad) England zurüchzukehren 39).
Der Grund dlefer rafden Reife des Königs In feine Heimath
ſcheint aber barin gefudjt werden zu miffen, daß König Harald um
dieſe Zeit geftorben mar, und Knut demnach fid genöthigt fak, als
Nachfolger feines Bruders der Form einer Wahl zum Könige von
Dånemarf fid zu untergiehens). Jedenfalls tritt derfelbe von jegt
an fortwaͤhrend als König beider Reiche, bes Engliſchen und des
Daniſchen, auf, und gerade blefer Umſtand ift es, welcher får die
Fortſchritte bes Chriſtenthums in dem legteren Lande eine entfdei-
bende Bedeutung gewinnt. Hiemit hat es aber folgendes Bewandtniß.
Schon die fråkeren Krlege und Croberungen ber Dånen in Eng»
land hatten die jahlreidjen Standinavifden Anſiedler in dieſem Reiche
mit dem Ghriftenthume betannt gemadt, und neden der Thåtigfeit
der Deutſchen Miffionåre hatte diefe Betanntfaft mådtig auf die
Daniſche Heimath hinübergewirkt. Schon in der erften Hålfte des
10. Jahrhunderts fehen vir einzelne Månner Dåntfdjen Stammes
ſogar ir den Dienft ber Engliſchen Kirdje eintreten, und in dieſem
ble hödften Stufen errelden 35); ble Bertråge Aelfreds und Ead⸗
weards mit ben Dånifden Heerfönigen, die Geſetze ECadmundo, Gad»
gars, zumal aber aud) Aedelreds nehmen fortmwåkrend auf dle Ein⸗
få årfung ber lirchlichen Gebote Bedacht, und namentlich König Eadgar
Adam. Brem. Il, c.51, 6.324. egen des Schicſals der Kinder Cab»
weards vergi. Lappenberg, I, 463—4, und Mund, I, 2, 6.482, Anm. 3.
33) Chron. Anglos. å. 1018—20, 6. 426—7; Flor. Wigorn.
6.594, unb Simeon. Dunelm. 6. 177; Henr. Hunt. VI, 6.737.
34) Bal. Suhm, Forbedringer i ben gamle Danfte og Norſte Hiftorie,
6. 14—8, Anm. und Hiftorie af Danmart, II1, 6. 40—1, 500 und 514; fo aud
Dabhlmann, I, 105. Die Knytlinga 8. c.8, S. 195 låft den Harald irr-
thumlich bereits vor feinem Vater, bem Könige Svein, flerben.
35) Bal. oben, $.6, Anm.20. Ein fålagendes Beifplel gewaͤhrt der im
Jahre 961 verftorbene Griblidof Odo von Canterbury, beffen Eltern in Enge
land angefefjene Dånen maren; val. Vita 8. Odenvis Dani archiep.
Cantuar., bei Langebef, II, S&.401—11. Ein Reffe Odo's mar ferner Erz ⸗
biſchof Oöwalb von Dort, melder im Jahre 092 frarb; vg. Vita 8. Os-
waldi, episcopiWigorniensis et archiepiscopiEboracen-
815, auct, Eadmero, in Wharton, Anglia sacra, II, 6.191 u. folg.
Das Chriſtenthum tn Dinemart und Schweden im 11. Jahrh. 477
war elfrigft bemåht geweſen, beide Rationalitåten zu verfdjmelgen,
was bie Betehrung ber Dånen in England nothwendig vorausfegte 36),
Bei alledem fieht es mit den religidfen Juftånden diefer Legteren in⸗
deſſen nod ſchlium genug aud; bie ſchon långer In England wohn⸗
haften Angehörigen ihres Stammes ſcheinen zwar regelmåfig bie
Taufe empfangen zu haben, und mögen darum, wenn gleich heid⸗
niſcher Aberglaube bei ihnen noch im ausgedehnteſten Maße ſich
erhalten hat, wenigſtens halbwegs mit Recht den Chriſtennamen
tragen, bie aus Dånemarf neu herüberlommenden Nachzügler aber
find vollends Heiden oder bod) fo ſchlechte Ghriften, daß fie als folde
nidt wohl mehr anerfannt werden fönnen. ud jegt nod werden
bemgemåg bie Dånifdjen Heerleute in England als Heiden bejeide
net37), und eg ift von ihren Götzen, von ihren Sempeln und von
ihren Prieftern die Reve); ed fam aud wohl vor, daß eingelne
Chriſtenleute unbebenflid ine Heidenthum wieder zurüchverfielen 39).
Von Gunnhild, der Schweſter König Sveins, wird als etwas Be⸗
ſonderes hervorgehoben, daß ſie, wie es ſcheint in England, den
36) Siehe oben, $.12. Menn in Aedelreds Bertrag mit Olaf Tryggvafon
von kirchlichen Beftimmungen nidt dle Nede ift, fo mag fid bief aud der be»
reits vorher erfølgten Betehrung bed Legteren erklåren.
37) So heift e6 im Sermo Lupi ad Auglos, c. 15, (Blekes, dis-
sertatio epistolaris, 6. 103, in Band I. ſeines Septentrionallum linguarum
vett. thesaurus grammetico-critieus et archåologleus), baf oft jwei oder
brei Seeleute (saemen) gange Haufen von Ghriftenleuten (Cristenra manna)
in bie Fiucht treiben e. 13, S. 103, ebenda, ift von Slaven die Nede, melde
ihrem Herrn entlaufen, und „vom Ghriftenthume weg qum Bitinge” werden; beide ·
mal find die Dånifjen Heerleute ben Chriſten gegenübergeſtellt, und fomit at
$eiden begeidnet. Bal. aud oben, Anm.3, und dfter.
38) Sermo Lapl, c. 4, 6.100 wird die Ehrerbietung ber Heiden
(hådenan) gegen ihre Göjen (gedwolgoda), beren Befi, beren Tempel und
beren Diener ber Kirdjenråuberei unb Priefterverfolgung auf Seiten ber Enge
lifdjen Ghriften gegeniibergefegt, und dabei fönnen unter ben Erſteren dem Bue
fammenhange nad mur bie Dånen verftanden fein.
39) Ebenda, c. 17, S. 104, und €. 19, S. 104—5 ift von Feinden Gottes
(Godes wipersacan), elenben Apoſtaten (apostatan abropene) ober oſſen⸗
baren Upoftaten (åbere apostatan), von Kirdjenhaffern (cyriohatan, myn-
sterhatan), von Verletzern und Tödtern von Prieftern (måssepreosta banan,
hadbrecan) bie Rede; bie legtere Stelle ſpricht aud von wiccan, d.å. Heren,
und walcyrian in Gnglanb, unter weldjen Septeren bler offenbar mur kluge
elder zu verftehen find. Vergil. uͤbrigens bezuglich ber Upoftaten md oben,
Wim. 37.
478 w. Wbfdnitt. $. 38.
Glauben angenommen habet0); von Erzbiſchof Aelfeah wird erzaͤhlt,
er habe ben Daͤniſchen Heerleuten mit grofer Selbftverleugnung ben
Ølauben gepredigt, und nidt menige unter ihnen befehrt 4), — ein
von ihm Getaufter ift es, der ihn aus Mitleid Aber die furdtbaren
Martern, denen er ausgefegt ift, endlich tödtet+2), und die Berhanb-
lungen åber feine Beerdigung zeigen eine ziemlich ſchroffe Gegenåber-
ftellung einer chriſtlichen und heidniſchen Parthel unter den Dånen
felbft 43). In den Gefegen König Aedelreds macht ſich die veligidfe
Zwelheit der Bevölferung Englands nod deutlidj genug bemerkbar 41);
bas wiederholte Ginfdårfen der Feſte und Faſten, der Beicht und
des Abendmahles, ber Entrichtung ber kirchlichen Ubgaben, endlich
zumal aud) ber Enthaltung von allem Gögendienft, dann aller Wahr⸗
fagerel und Hererei muß wohl vorwiegend auf die mit dem Helden-
thume nod nåher verbunbenen Leute Daͤniſchen Stammes fid be-
ziehen, und bie Vorſchrift eines tåglidjen Kirdjengebeted gegen dle
$Helden, weldje von demfelben Könige erlaffen wurde, 1åft nur elne
Deutung 444). Aus allen blefen und ähnlichen Angaben fönnen
wir einen ſicheren Schluß auf die Juftånde bes Däniſchen Volkes
in religidfer Hinfidt ziehen 16); in ber That fehen wir in Dånemark
40) Oben, Anm. 7.
ål) Vita Elphegli, 6.440; bie Duelle ift freilich wenig vertåffig.
42) Ebenda, S.450—1, und bfter.
43) Ebenda, S. 451.
44) Bal. 3. B. Aedelr. V, $.1: „Das ift dann da Crfte, daf wir
Wille einen Gott lieben und verehren, und ein Ghriftenthum gerne halten, und
alles Heidenthum vdllig abwerfen, und ba haben wir Alle ſowohl mit ort
als mit Pfand augefidert, daß wir unter einem Königthume ein Ghriftenthum
halten wollens” aͤhnlich VI, $.1; IX, $.44, und Sfter.
45) Aeöelr. VIII, $.3: Et praeciplmas, ut In omn! congregatlone
eantetur cotidie communlter pro rege et omni populo suo una missa
ad matutinalem missam, quae inscripta est eontra paganos. Es foll
fibrigen8 nidt geleugnet werden, daß bad Beifpiel der Dånen nidt felten aud
bad Griftenthum ber Ungelfadfen erfdiittert hade, und daß aud diefe vielfach
ån Beidniføjen Aberglauben und Unfitte purådfielen.
46) Gin ſehr lebenbige Bild berfelben entwirft die Vita Elphegl,
Ø. 439—40: Non enim erat illa gens Inlmicorum, quae pletatem coleret,
quae ante fidem calgvam parceret. Hoc solum inerat bonl, promissam
jolle mentirl, et hos fnterdum. Ceterum cultus Del apud eos
et al enltus, nulla oulturae religio. Aeque etenim 'omnes ann!
dles celebrare, aeque omnes ompibus vesci. Mysteriorum sacra nom
Das Chriſtenthum in Dinemart und Gåweden tm 11. Jahrh. 479
felbft in ber zweiten Gålfte bes 10. Jahrhunderts bie heidniſchen
Øebråudje nod im vollſten Sdåwange'7), und bei aller Dürftigkeit
ber gerabe iiber biefe Belt uns erhaltenen Radridten erfahren mir
body nodj aud dem Unfang ves 11. Jahrhunderts von einem Dåni»
ſchen oder Normegifden Könige (d. h. wohl Pringen oder Jarle,
höchſtens Heerfönige) Gutring, weldjer, in Deutſchland erzogen und
gum Diafonus geweiht, fpåter in die Heimath entflohen und dort
vom Glauben villig oder bod nahezu abgefallen mar15).
Sehr erheblich mußte fidj nun aber die Lage der Dinge ånder,
ſeitdem burdj König Gveins Croberung und durd König Knuts
Behauptung Englands ein entſchieden chriſtliches Reid mit Dånes
mart vereinigt worben war. Schon ble håufigere frieblide Berüh⸗
rung, melde ſich zwiſchen den Engliſchen Chriſten und ben heidniſchen
solum non acelpere, sed aeque Eccleslam ingredi, legitima conjugla
procul spernere: sed quae sangvine propingvior, ea complexa gratlor.
Et qvoniam actio in els non praetendebat religionem, minuebatur pletas,
erudelltas Indies augebatur. Proinde qvasi lex erat, ut Ibl qvisgve
terminum mall poneret, qva potentia deficeret. AMerdingö ift babe der
fanatifdjen Berfeffenheit bed Bingraphen auf dle rein åuperlidjen Kirdjengebote
Die nöthige Rådfidt zu tragen.
47) gl 3. 8. Orms p. Storolfssonar, c.5, 6.212, eine freilid
midt durchaus verlåffige Quelle: ,Dab war ba üblich in fenen Beiten, daf
Seier der Urt lber dad and jogen, welche völvar genannt wucben, und den
Leuten ihre Gefdide fagten, den Gang bed Jahres und andere Dinge, melde
bie Veute in Erfahrung bringen wollen,“ u. ſ. w.
49) Thletmar. Merseb. Vil, c.27, (ferk, V, 848: In hils partt-
bus est unus rex, Guiring nomine, qui in monasterio Ferdensi sub epis-
copo elusdem loci Erpone in clericatu educatus, ad diaconatus gradum
pervenlt Indignus. Sed postquam predictus antistes obili (+ 993) lste
elapsus, nomen et ordinem, alter Jullanus, ablecit, et vocabulum chri-
stlanitatis solam professus, in multis invenitur longe allenus. Is
primo ut est agnitus, illeo suscipitur, et hereditario ho
Quod Deo displicet, nemo laudet, nullus imitetur; pi
terrorem futuram spernatur. Ei ille rex, servus peceat, fillus mortis,
non, ut putat, dominatur, sed cotidlano pondere aggravatur; de quo
Dominus per Esalam clamat: Fillos enutrivi, exaliavi, Ipsi autem spre-
verunt me. Pro cujus eonsociorumque elas converslone et digna emeu-
daclone ac perseverantia omnis christianitas oret, et me tale quid In
membris suls amplius paciatur, Deum Imploret. Quamvis de illo hoc
solum dicerem, sunt, pro dolor! alil, qui simliem sublere sententiam,
illud Pauli mon attendenjes: Quia mellus est viam verktatis nen cog-
noscere, guam post notitiam deelinare. fØgi. unten, 6.40, nm. 4.
480 IV. Ubfdnitt. 6 38.
Dånen ergab, feitdem fle Unterthanen eines und bedfelben Königs
geworden waren, mufte auf ble Ausbreitung bes Chriſtenthumes
förderlich einwirlen; bie Könige, ſchon vordem dem neuen Glauben
geneigt, fanden in bem neu ermorbenen Lande får ihre Beftrebungen
au beffen Gunften eine fefte Ståge, und dle Dånifde Miſſion mußte
einen neuen Aufſchwung nehmen, feitbem file durch Angehörige des⸗
felben Reiches betrieben werden fonnte; mehr aber als alles dieß
ift ber Umftand von Bedeutung, daß eg fir bie Däniſch-Engliſchen
Könige nunmehe 3u einem abfoluten Gebote der Politif gemorben
war, bas Ghriftenthum in Dånemart alsbald sur ausſchließlichen
Herrſchaft zu bringen. Schon gegen bas Ende deg 10. Jahrhunderts
hatte fid in dieſem legteren Reiche ble chriſtliche und bie heidniſche
Parthei ziemlich die Wage gehalten; jegt war durch bas Hinzukom⸗
men ber Engliſchen Unterthanen bas Uebergewicht ber Erſteren in
numerlfdjer Begtehung ebenfo entſchieden, als es dieß in geiftiger
$Hinfidt und begiiglid bes Maßes der entfalteten Energie (don früher
gewefen mar. An ein frieblidjes Zuſammenleben der Hriftlidjen und
heidniſchen Beftandtheile bes Staates War jumal unter folden Um-
frånden bei ber Unduldfamteit ber Chriſten nicht zu denfen; nur burd
fråftige unb fyftematifde Foͤrderung ihres Glaubens fonnten bie
Knytlinger hoffen bie frembe Bevölkerung dauernd an ihr Haus au
feſſeln, waͤhrend fle andererfeite, menn biefe bes Glaubens megen
wiber fie auffand, augleid ben Abfall eines grofen Theiles ſelbſt
ihrer Dånifdjen Landsleute zu fårdten hatten. Die Erhaltung der
ſtaatlichen Ginheit fegte Herſtellung der Einheit im Glauben voraus,
und bieje ließ fid nur fm Anſchluſſe an die Griftlde Kirde, nicht
aber im Anſchluſſe an das Heidenthum ergielen.
So erkårt fid denn, daß bereits König Svein, melder ohne⸗
hin fdjon fråher feine anfånglidje Feindſeligleit gegen die Kirde ab»
gelegt hatte ), von jegt an als beren entfdlebenfter Freund und
Beſchũtzer auftritt, und ſelbſt auf feinem Todbette nod feinen Sokn
ermahnt, in ber Beförberung bed Ghriftenthums nidt zu ermüden 50),
Weit confequenter nod und ſyſtematiſcher wird aber dieſelbe Rich⸗
tung von dieſem ſeinem Sohne eingeſchlagen, den man nicht ohne
Grund wiederholt mit Kaiſer Karl dem Großen verglichen hat, von
49) Bal. oden, $.21, Anm. 47—8. På .
50) Encomium Emmao, I, 6.477.
Das Chriſtenthum in Vinemort und Gåmeden im 11. Jahrh. 481
König Knut, over wie er mit chriſtlichem Namen blef, Lambert 51).
Sei es nun durch wahrhafte veligidfe Ueberzeugung, oder aud) durch
Huge politifdje Berechnung, oder endlich, mas das Wahrſcheinlichſte
fein bårfte, durch ein unbewußtes Jufammenwicfen beider Motive
beftimmt, fete blefer Lehtere Alles daran, bas Ideal eines Årifttidjen
Herrſchers, wie foldes die Kirdje aufſtellte, tn fid zu vermirklidjen,
und trog aller Gewaltthaten, zu benen leidenſchaftliche Aufwallung
oder wohlbedachte Politik ihn wiederholt hinriſſen, und bei beren
Begehung allenfalls ſelbſt des Kirchenftiedens nicht geachtet wurde,
wußte er zumal durch ſchrankenloſe Breigebigteit gegen den Klerus
und deſſen Stiftungen dieſes Ziel im vollſten Maße zu erreichen.
Junådft ſuchte Knut in England, wo dieß vor Allem von Bedeu⸗
tung war, als entſchiedener Freund ber Kirche fid zu zeigen. Vald
nachdem er ble Engliſche Krone gewonnen hatte, ließ er ſich in ble
Berbriderung der Chriſtskirche in Canterbury aufnehmens7); ev forgte
für bie feierlidje Translation des erſt kürzlich von ben Dånen er⸗
ſchlagenen Erzbiſchofs Aelſeah d), ließ zu Budricesweord (St. Ed-
mundsbury) zu Ehren bes gleichfalls von ben Dånen getoͤdteten
Koͤnigs Eadmund (+ 870) eine Kirche erbauen, welche ev anſtatt
Weltgeiſtlichen Monchen åbergab34), und beſtimmte ble age, an
51) Schol. 38 ju Adam. Brem. 6.324; val Fragmentum [3-
landieum, bei Langebet, II, 6.426.
52) Nad Wanleli Librorum vett. septentrionalium, qui in Angliae
bibliothecis extant, et c.; eatalogus historice eriticus, (in Hickes, The-
sanrus, 11), S. 181, ſindet fid auf einigen leeren Blåttern in einem Evan»
gelienbude unter Undern ber Cinttag: In momine domini nostri Jesu
Christ. Her is awriten Cnutes kinges name, pe is ure leofa Hleford
for woralde, and ure gastlien brodor for Gode, and Harold ås kinges
broder. bord ure brodor, Kartoca ure brodor, Thuri ure brodor, b. h.
Bier ift aufgejeldnet ber Mame König Knuts, ber unfer Heder Herr ift vor ber
Belt, und unfer geiſtlicher Bruder vor Gott, und Harold, des Königd Bruder,
Thord unfer Bruder, Kartoca unfer Bruder, Thuri unfer Bruder. DarauG,
bafi neben dieſem Gintrage eine Ushunde Knuis filr ble Chrifdkrde in Canter ·
Burg eingseldnet if, laßt fich ſchliebßen, daß ed ſich bei jenem um eine auf flo
Beiliglide Berbriberung handle; aud der Erwaͤhnung Garaldd neben feinem
Bruder Snut folgt, daf ble Uufnahme des Begteren in ble Bruberfdjaft vor deb
Erſteren Kode, alfo vor 1019, geſchehen fein mupte.
58) Vita Elphegi, 6. 452, und 454—8; Chron. Anglosax.
a. 1023, 6. 428, u. f. w. Bal. oben, Anm. 9.
54) Florent. Wigorn. a. 1032, 6.507, unb ble bafelbft angeführten
Manrer, Beteprung. 31
482 IV. Wbfdmitt. 6. 38.
welchen bie Feſte des Königs Cadtvearb und bes Erzbiſchofes Dune
ſtan gefelert werden follten5). Zu Fuß wallfahrtet er zu der Kirdje
des heiligen Cuthbert in Durham, und beſchenlt dieſe mit ber gröͤßten
Sveigebigfeit 56); zu Assandun låft er jur Grinnerung an elnen hier
erfodjtenen Sieg eine Kirdje erbauen 57), und eine lange Reihe von
Urfunben bejeugt une, wie fehe der König ſich åderhaupt dle Be⸗
reicherung lirchlicher Gtiftungen angelegen fein Uefs8). Aud auf
dem Wege ber Gefehgebung ſuchte Knut der Engliſchen Kirde ſich
hilfteich gu erweiſen, und ſeine Gefehe, deren Mbfafjung freilich nicht
den erſten Jahren ſeiner Regierung angehoͤren fann3*), zeigen das
entſchiedenſte Streben, bei den Daͤnen wie bei den Angelſachſen in
England die geſunkene lirchliche wie weltliche Ordnung wiederherzu⸗
ſtellen und aufrechtzuhalten; das Entrichten des Peteropfennigs und
der übrigen kirchlichen Gedilhren wird mit aller Strenge eingeſchaͤrft,
für ble Heiligung der Fefte und Haltung ber Faften durd ſchwere
Gtrafandrohungen geforgt, gegen Heren und Jauberer, ſowie gegen
alles Heldenthum werden ble firengften Berbote erlaffen 60), und
Parallelftellen aus Simeon. Dunelm., Chron. Mailros., Hoveden, ferner
Fragmentum Islandleum, bet Sangebet, II, 427; ble Gtiftungb-
urkunde, bei Kemble, num. 755, ift hochſt verbådtig. Richt zu überſehen iſt
ũbrigens, daß bereits vor Knut bem fönigliden Mårtyrer an jenem Orte eine
Kirde gemeiht war, vat. Urfunde von 045, bei Kemble, num.404; von
962, num. 491; 3. d., num. 685; von 997, num. 699; enblid von 958,
mum. 1222; nur bie legigenannte Urfunde unterliegt einem Verdachte.
55) Sappenberg, I, 469; bie quellenmåfigen Belege weiß id im Uugene
blid nicht aufzuſinden.
56) Simeon. Dunelm. historia Dunelmensis ecclesiae,
11, e.8 (bei Lwysden, O&. 33).
57) Chron. Anglosax. å. 1020, 6.427; Flor. Wigorn. 6.594;
Sim. Dunelm. S. 177.
58) Siehe Kembles Codex diplomatieus åv! Saxoniei, Bb. iV u. VI.
50) Die Einleitung ju Cnut. E. beidnet den König bereitd alt
ealles Eoglalandes cynlngc and Dena cyningc and Nordrigena oyninge,
und weift bamit wenigften8 auf ble Beit nad dem Jahre 1025 hin, in meldjem
Knut feine Unfpråde auf Norwegen auerft geltend madte; bod ift bie Ab⸗
faffungbyeit beſtritten
60) Cout. 8. $.4 und 5; bie Legtere, in mefrfadjer Begiehung intereffante
Beftimmung lautet: , Und wir verbieten ernſilich alles Heibenthum (hådenacipe)s
$Heidenthum ift, wenn man Göjen (idola; al. deofolgyld) verehrt, bad ift,
wenn man heidniſche Götter verchrt, und ble Gonne oder ben Mond, Feuer
oder Blifje, Waſſerquellen oder Steine, oder irgend weldje Urt van Valdbanmen ;
Dad Chriſtenthum in Dånemart und Sqhweben im 11. Jahrh. 483
wenigſtens ben Glauben und bas Unfervater follte jeber Reichsan⸗
gehörige lernen 61): ausdrüclich wird hin und mieder hervorgehoben,
daß ſich biefe Borfdriften ebenſowohl auf die Dånifdjen als auf die
Angelſaͤchſiſchen Unterthanen des Königs beziehen follen 63). Mit
Huger Berechnung erfiredte König Knut feine Freigebigfeit fogar auf
auswaͤrtige Kirdjen; er felbfr, feine Königin Emma und deren Sohn
Knut fudjen und erlangen die Mufnahme in bas Berbribderungsbud)
der Bremiſchen Kirche 6o), ein Liturgienbuch und ein Pfalterium
ſchenkt er nad) Kölln, ut suae memoriae apud illas gentes loca-
ret gratiam 64), bas Kloſter St. Omer befudjt er felber und befdjentt
dasſelbe reidlid 5), und Biſchof Fulbert von Chartres empfångt voller
Verwunderung Gefdenfe von ihm, den er får einen nog im Hei
benthume befangenen König gehalten hatte ee). Wirklich wurde durch
ſolche Mittel erreicht, daß ber Klerus vom Lobe König Knuts förm⸗
lid) uͤberſtroͤmte e7), und es mag ſich großentheils von hier aus ev
oder Herenfunft liebt, oder in irgend einer Art Mordwerk thut, oder mit Opfer
(on blote) oder mit Fackeln (on fyrhte), øder mit foldjen Blendwerlen irgend
Etwas treibt.” Hiemit flimmt Nordh. pr. L. $.48 mefentlid åderein; ſtatt
on blote lieſt inbeffen eine 86. an unferer Gtelle on blotå, womit bie alte
Ueberfefung, In sorte, flimmt. On fyrhte, was (don ble alte Ueberfegung
unibertragen laͤßt, unb Thorpe ald unerflårbar bezeichnet, mag mit Lye, Bos-
worth, Gttmiller und Reinh. Schmid on fyrte gelefen, und wie oben geſchehen
fiberfegt werden; iber ben Mberglauben, ber mit dem Ungiinden von Fadeln
getrieben wurde, val. Ducange, s. v. facula (edd. Genfdjel).
61) Caut, E. $.22; auf bie Ridtbeadtung biefeb, gewiß måpigen, Ge-
botes wagt indeſſen nur Tirdlide, feine weltliche Strafen ju ſehen!
62) 3. 8. Cnut. 8. $.45—7, und 49.
63) Schol. 38 ju Adam. Brem. 6. 324.
64) Willelmi Malmesburlensis de Vita 8. Wulstani I,
e.9 (bei Wharton, Anglia sacra, II, 249); vgl c.1, 6.244.
65) Encom. Emmae, II, 6.494.
66) Fulberti Carnotensis episcopi opera varia (Øarib,
1608), eplst. 97, fol. 02—3; bie hieher gehdrigen Morte lauten:
munus tuom nobls oblatum vidimus, sa;
poritor admirati sumus. — — Religlonem vero, cum te, quem
rum Principem audieramus, non modo Christlanum, verum etlam erga
Ecclesias atque Dei servos benignissimum largiiorem agnoschmns. Aud
ber gleldyeitige Ademar, Hlstor. III, c. 55 (Mer, VI, 140) nennt den
Knut einen paganus, ber erft nad) der Eroberung Englands Chriſt gevorden,
bann aber freilldj aud bemiht geweſen fei, den Glauben in Dånemart Ju
verbreiten.
67) gl 3. Ø. Encomium Emmue, Il, 6.492—3: Amicus vero
3f*
484 i tv. Elanut. $. 38.
åren, daß deſſen Herrſchaft in England eine durchaus populåre,
durch keine nationale Echebung ber Angelſachſen gefdrte blieb; frei⸗
id muß die Billigkeit und Måfigung, mit welcher ber König ſeine
neuen Unterthanen behandelte, ble Fernhaltung jeder Bevorgugung
feiner Dånijdjen Landsteute, endlid die Hufmerffamfeit, melde der⸗
felbe der Ungelfådfifdjen Boltsthimlidkelt felbft zuwandte es), bei
jenem Erfolge nidt minder in Unfdlag gebradt werden. Bon ſelbſt
verſteht ſich aber, hafi ber König, welcher in England und gegen»
fiber ben Kirdjen des UAudlandes ble Rolle des begeiftertften An⸗
haͤngers und Beförderers ber Kirdje fplelte, nidt umhin fonnte, aud
in ſeinem angeftammien Daͤniſchen Reide das Moͤglichſte får beren
et familiaris factus est viris Ecelesiasticis, adeo ut Episcopis videretur
Coöpiscopus pro exhibitione totlus religionis, Monschis qvoqve non Se-
eularls, sed Coenoblalis pro continentia humillimae devotlonis. Defen»
sabat sedulo pupillos et viduas, sustentabat orphanos et advenas, leges
oppressit Inigvas, earamgve seqvaces: justitiam et eqvitatem extulit et
colait: Eccleslas extruxit et honoravit: Bacerdotes et clerum dignitatibus
ampliavit: pacem et unanimitatem omnibus suis Indixit: Ut de eo illud
Maronicum åiel posset, nisi extra cathollcam fidem hoe fulsset:
Nocte pluit tota, redeunt spectacula mene,
Divisum Imperium cum Jove Caesar habet.
Deo omnibus modis placita studult, ideogve qvidgvid boni agendum
esse, didicerat, non negligentlae sed operation! committebat. Qvae enim
Ecclesia adhuc ejus non laetatar bonis? Sed ut sileam, qvae In sno
regno positis egerit, hujui im qvotidle benedicit Italia, bonis per-
allis, et magis omnibus hanc In coelo cam Christo gau-
da. Jolgt nun die Grwåhnung der unten nod ju hefpredjene
den Reiſe bek Konigs nad Rom und feler Freigebigkelt gegen ba Kloſter
St. Omer, in weldem der Cntomiaft ſelbſt Lebte. Uehulldj Historia Ra-
mesiensis, c.80 (Historiae Britannleae, Saxonieae, Anglo-
seriptores XV, edd. Thom. Gale; Oxonise, 1691; 6.437): Interea Cnuto
Rex Christlanlissimus nolli praedecessorum suorum Regum comparati
viriutam vel bellica exercitatione inf: eoepit sanctam Eccl
enixissime venerar!, et religiosorum virorum patrocinari, elee-
mosynis p re, Justas leges, vel novas condere, vel antiqultus con-
anas observare; an bie allgemeine Lobeberhebung knüpft fich bann gleid bie
Cråhlung, wie Knut in Rambey eine Kirde gedaut, ble Translation des St.
Felix dahin genefmigt hade, u. f. w.
68) Daf Knut 3. B. der Ungelfidfifdjen Sprache mådjtig genug war, um
gelegentlich ein paar Berfe in derſelben didjten zu konnen, erfieht man aus der
Historia Eliensis, II, c€. 27 (bei Gale, 6.505), woſelbſt eine angels
fådfide Strophe debſelben mitgetfeilt wird.
Dat Chriſtenthum in Dinemart und Schweben im 11. Jahrh. 485
Musbreitung zu thun, und bafi biefelben Grånde, weldje ihm bort
bas Einſchlagen jenes Weges rathfam erſcheinen ließen, aud hier
zur Beobachtung des gleichen Verfahrens beſtimmen mußten.
Sn der That ſehen wir in ben legten Regierungsjahren Sveins
und waͤhrend ber gangen Regierung Knuts ble Miffion in Dåne-
mark in einem bisher unerhört audgebehnten Maße betrieben, und
war begegnen fid nunmehr bafelbft, was gegenüber der früheren
Beit wohl zu bemerken ift, die gleldhmåfig auf ble Betehrung des
Landes geridteten Befrebungen der Deutſchen und der Engliſchen
Kirche. Bir erfaheen demnach jegt, wie dieß zum Thell ſchon früher
angedeutet wurde ee), daß zwar bas waͤhrend ber Zeit der Verfol⸗
gung eingegangene Bisthum Aarhuus aud jetzt noch unbdefegt blieb,
dagegen aber ble beiden anderen Jütiſchen Bisthümer fortwährend
befegt wurden. In Schleß wig finden wir einen Biſchof Poppo,
welchem ein anderer folgt Namens Eſiko 70), als deſſen Nachfolger
wieder ein Biſchof Rudolf genannt wird, melder, fo mancher Zwei⸗
fel aud uüͤber ſeine Amtsperiode obwalten mag, doch jedenfalls ben
König Knut um eine Reihe von Jahren Aberlebte7n; in Nibe
69) Oben, $.21, &.258—60.
70) Adam. Brom. Il, 6.44, 6.322; Schol. 4, 6.328. af lege
terer Gtelle ware Poppo um das Jahr 1029 geftorben; er ift wohl derſelbe
Poppo, melder als Gefanbter bed Kaiſers und bed Erzbiſchofes qum Schwediſch-
Daniſchen Könige Eirikr gegangen war, Ad. Br. II, c.33, 6.318, und von
weldjem, 11, e.47, 6.323, gefagt wird, er fei nod ju KnutB Beit neben Odin»
far in Dånemart thåtig geweſen, waͤhrend Eſiko au Haufe geblieben fei, und
er iſt es wohl aud, der nad Schol. 112, 6.371 und 142, 6.383, vergl.
Il, 6.34, 6.319, aud in Schweden und Norwegen fir ble Miſſion gewirkt
haben fol. Er muß hiernad dem Eſiko ben Stuhl zu Schleßwig nod bei ſeinen
Sebjeiten abgetreten haben; aber nidt, wie Lappenberg im Urdjiv, IX, 399,
amnimmt, um Biſchof ju Aarhuus ju werden, benn biefed Bisthum war bamald
eingegangen, fondern wohl nur um als episcopus itinerans får bie Mifion
in den entfernteren Theilen Daͤnemarls, in Schweden und in Norwegen 3u
wirfen. Ueber Efiko vergl. aud Schol. 52, S. 330, und über die fårvierige
Brage, wieferne er mit bem oben, S. 259 ermåhnten Ekteharb identiſch fel, fiehe
Sappenberg, ang. OD. S. 405.
71) Bir finden benfelben bereits im Jahre 1027 auf einer Franlfurter
Synode anmefend, Vita Godehardleplscopi, auct. Wolfherio,
post. c.23 (erg XII, 208) und prior, e.31, 6.190; hiemit fimmt ble
von Sappenberg bei Perg, LX, 392 mitgetheilte SGLefhwiger Biſchofs⸗
Lifte, melde ben Poppo 1011—16, Efito 1015—26, Rudolf 1026—46 ſihen
laßt, Aberein, und aud) bie Annales Hildesheim. a. 1026 (Berk, V, 97)
486 1v. Mbfdnitt. 6. 35.
bagegen ſehen mir zunaͤchſt elnen bereits fråher mehrfad genannten
Biſchof Odintar den bidöflidjen Stuhl einnehmen, und mit Er⸗
folg feinem Amte vorftehen 72), in welchem wir ben jüngeren Odinkar
erfennen, welcher, in der Bremer Schule erzogen und von Erzbiſchof
Adaldag getauft, von deſſen Nadfolger Libentius (988—1013) sum
Biſchof geweiht und nad Ribe gewieſen worden mar, bas er mit
felnem eigenen Erbgute botirte 73), im Jahre 1005 bereits auf einer
Synode zu Dortmund als Bifdof auftrat?t), und um Dftern des
Jahres 1045 frarb75). Wir erfahren von ihm, daß er in Dåne-
mart ſowohl als in Gårweden und Norwegen der Miſſion mit Glück
und Gifer oblag79); zugleich wird aber aud) beridtet, daß er, obwohl
von der Deutſchen Kirdje ausgegangen, bod bel König Knut die
volifte Mnerfennung fand, ja fogar au feiner melteren Ausbildung
nad) England und nad Fraukreich gefdidt worden fei”). Diefe
Reiſen Ovinfars mögen es erflåren, daß ihm noch bei feinen Leb⸗
gelten ein Radfolger im Bisthume ju Ribe gegeben wurde, nåmlid
Taffen in biefem Jahre ben Ekkihardus, Bifdof von Schleßwig, ferden, und
tm ben Rodulfas, de Colontensi clero electus, følger. Adam. Brem.
I, 6.75, 6.333, laßt den Rudolf bei einer in das Jahr 1043 fallendeh Bu-
fammenfunft ſeines Erzbiſchofes mit bem Daͤnlſch ⸗Norwegiſchen Körtige Magnud
noch anweſend fein, will benfélben aber, 11, e. 70, &:332, erſt von Erzbiſchof
Alebrand (1035—45) zum Bifdof von Sålefivig geweiht wiſſen; vielleicht er»
tlart fich fegtere Abweichung aud einem Irethunie Adams, der eien bem Kölner
Kleru8 entnommenen Biſchof leicht mit Erzbiſchof Alebrand in Verbindung brine
gen modjte, als welcher felbft von Köln geholt worden war, II, e. 08% S. 330.
72) Adam. Brem. Il, c.44, S. 322. -
73) Gbenda, I, c. 34, 6.319; val. €. 47, S.323; Øchol. 2,6. 323;
ſowie oben, 6.21, Unm.52. Aud feine (oder bes Alteren Odinkard?) Schweſter.
fa, verwandte ihren gefammten Reichthum auf Krdlidje Srvede, Schol. 46,
6. 328.
74) Thietmar. Merseh. VI, c. 13, 6.810.
75) Adam. Brem. Schol. 60, 6.334; das Begråbnif mn ber Petri
firdje zu Bremen, deffen II, c.62, 6.328 in Bejug auf Odintar und Poppo
gedacht wird, Fönnte fich ebenfogut auf ble Afteren al ble jilngeren Bifddfe
dieſes Namens begiehen.
76) Adam. Brem. II, c.34, €.319; c. 62, 6.328; Schol. 142,
6.383; aud Schol. 112, &.371 firt dahin, oG nicht flatt sentor Odin-
kar zu leſen ift jonior.
Tr) Schol. 26, &.319. Daß Saxo Grammaticub ble beiden Odinkare
vdllig burdjeinanderbringt, wurde bereits fruͤher hervorgehoben, und wird unten,
nm. 80, wiederholt zu beruhren fein.
Das Gjeifentfum in Dinemart nb Sqhweben im 11. Jahrh. 487
Wal, dn Bremer Domherr, weldjer um das Jahr 2060 ſtarb 75).
Reben dieſen Jütlandiſchen Biſchofen erfdeint ferner nod Folkward
får ble Nordiſche Miſſion thåtig; von Erzbiſchof Libentius I. zum
Biſchof von Aldenburg geweiht, von dort aber durch einen Aufſtand
der Slaven vertrieben, ging er nach Schweden und Norwegen hin⸗
ilber, mo er nicht ohne Erfolg wirkte?e), und ſicherlich mar derſelbe
bei dieſer Gelegenheit aud in Dånemart nicht unthåtig får ble Aus⸗
breitung bes Glaubens, das er (don um nad) fenen Landen zu fommen
durchwandern mußte. Auf ber anderen Seite aber mad fidj von jegt
an in nidjt geringerem Maße der Einfluß ber Engliſchen Kirche geltend.
Mir erfahren bereits von König Svein, daß er einen Biſchof Gotbald
aus England nad Schonen gefegt hade, melder von hier aus aud
in Norwegen und Schweden miederholt ben Glauben verkündet habe 80);
eine andere Quelle laͤßt ihn ferner aud) einen Biſchof Bernhard, und
zwar aus Norwegen, au fid berufen, ber foført in Schonen und in
Seeland gewirkt haben ſoll 81), aller Wahrſcheinlichkeit nad liegt ine
beffen biefer Ungabe nur eine Verwechslung eben jenes Gorbald mit
einem fpåter von König Knut berufenen und gleid zu befpredjenden
78) Adam. Brom II, c 70, 6.332; HI, 0.24, 6.345; Schol. 108,
€. 360.
79) Ebenda, hl-
e. 4, 6.322: In Sclavania vero ordinavit
episcopus Folew: delnde Reginbertum; quorum prior a Sol:
pulsus, In Suedlam vel Nordveiam missns est ab archieplscopo, et ipse
multos In Domino lucratus, com gaudlo remeavit. Wud Folkvard mht
in der St. Petritirde zu Bremen, IL, o. 62, &.328, ehenda.
80) Adam. Brem. II, 6.30, 6.320: Tune etlam Gotebaldum quer-
dam ab Anglia venlentem eplscopum im Sconia posuit docterem, qui
aliquando in Suedia, saepe dleltur enangelizasse In Norvegia; vergl.
Sehol. 27, 6.320. Wei Alford, Fides regia Anglicann, sive Annales
ecelesiae Anglicanae, lil, 6.437 fjeift e8: Quo etinm anno (3. h. 1008)
mortaus ponltur in nostro Martyrologio sanctus Gotebaldus, Norvegiae
Episeopus, quem superiori saecalo Swanus Danorum Rex, ad Christie-
nam Fidem conversus, In Scaniam misit, ad Christianae Fidel sementem
spargendum. Dieſes Martyrologium ift indeffen in Gronologifder Hinfidt
teineswegs redt verlåffig, (vgl. å. B. oben, 6.15, Anm. 33), und baher aud
an begeifeln, ob Gotdald midt erft in ben legten Jahren SGveinb nad Dine
mart heråberlom. Sein Anfprud auf den Heiligennamen wird felbft von den
Bollandiſten (Mens. April. I, 6.396) begveifelt; im Neorologium Lua-
donse ift feine, Bernhardö und Bifdjof Heinridö commemoratio unterm
24. Muguft eingetragen (Sangebetf, Ul, 454). ,
81) Anonym. Roskildensis, bei Sangebet, I, 376.
488 IV. Wbidnitt. 6. 38.
Biſchofe Bernhard zu Grunde. In weit hoͤherem Grade madt ſich
aber ber Antheil bed Angelfächſiſchen Klerus an der Daͤniſchen Mif-
fion unter König Knut geltend. Ausdrådlid wird von blefem bes
zeugt, baf er aus England zahlreiche Prieſter und Biſchoͤe nad
Dinemart mitgebradt habe, um dem Ghrifenthume, weldes ſich
bler noch auf ſchwachen Füßen befand, aufzuhelfen 82) ; eine höchſt
verlaͤßige Quelle nennt einen gewißen Bernhard, ber nach Schonen,
einen Gerbrand, ber nad Seland, einen Reginbert, ber nad
Fũhnen als Biſchof gefept worden fein fol, und ersåhlt dabei, wie
Erzbiſchof Unwan (1013—29) von Bremen, hierüber årgerlid, nahezu
mit dem Könige über ble Beeintrådjtigung feiner Metropolitangewalt
in Bermiirfniffe gerathen waͤre ss). So wird bemnad nunmehe, und
82) Sveno Aggonis, 65.553—6: Quod audiens rex Kanutus, på-
triam regnum gubernatore destitutum, ad Daciam redltum accelerahat.
Ei qvia in Dacia ecclesiae novella extitit plantatio, multos pontif t
presbyteros secum adduxit; qvorum alios penes se detinult, allos ad
pøsedicandum delegavit. Bi per universam Sveciam, Gotham atque
Norwagiam dispersi, nec non ad Isl um . transmissi, verdi divini
semina propsgantes, multes a
praesules Gerbrandus et Rodul
Gerbrandum, —— — pri praefegit ecclesiae,
Sjesvicensem lam tradidit ecclesiam. Dffenbar wird ibrigend hier
ber dem Kölner Gail entnommene Bifdof Rudolf von Schleßwig (oben,
Wam. 71) mit einem gleidnamigen Bifdofe von Englifdjer Abſtammung ver
wedifelt, ben wir fpåter in Rormegen und in Jöland thåtig finden werden.
” 83) Adam. Brem. I],
is dittome sua per muk
Quo tempore eplseopos ab Anglia multos adduxit in Du:
posult Ip Seonlam, Gerbrandum in Seland, Reginbertum (al.
9 Reginerum) In Fune. Zelatus est hoc noter archiepiscopus
Et dieliur Gerbrandum redeuntem ab Anglia ceplsse, quem ab
Elnodo, Anglorum arehiepiscopo, coguovit esse ordinatum. Ille quod
mecessitas persussit, satisfaciens, fidelitatem Hammaburgens! eathodrae
eum subiectlone deblta spondens familiarissimus deinceps archlepis-
eopo effectus est. Per quem ille suos etiam legatos ad Chnut regem
transmittens €um muneribus, congratulatus est el de rebus bene gestis
tn'Anglia, sed corripult eum de praesumptione episeoporum, quos trans-
tulit ex Anglia; quod rex gratanter acelplens, ita postmodum coniunc-
tus est arehiepiscopo, ut ex sententla eius omnia deinceps facere maluertt.
Haec nobis de avunenlo suo rex Danorum innotult, et de captione Ger-
brandi non tåcult. Daß Unwan in åhnlider Weiſe aud gegen Norwegen
aufdutteten hatte, wird fåter nod darzuthun fein.
Dat Chriſtenthum in Dinemart unb Gåweden im 11. Jahrh. 480
aar midt von ber Deutſchen, ſondern von der Engliſchen Kirche
aus, aud fir ble Dånifdjen Infeln und får Schonen ein Epiſtopat
Weingerichtet, waͤhrend vorbem hödjftens von einer biſchöflichen Kirdje
au Odenſe auf Fühnen dle Rede geweſen mar84), und wir finnen
von jegt an ble Biſchofsreihen aud får dlefe Lande stemlidj genügend
herſtellen. Auf Reginbert folgte Eadbert, weldjen (don ſein
Name als einen UAngelfadfen zu erfennen gidtsd); bas Bisthum
Roeskild auf Seland, meldes Gerbrand um ble Jahve 1020—2
erhalten hatte se), erhielt nad ihm von Crdifdof Libentius I.
(4029—32) Avoco, von weldem wir nur wiſſen, da ihm feine
Trunlſucht das Leben koftete87), bann von Biſchof Adalbert, alſo
nad König Knuts Jeit, Wilhelms), von welchem Saro erzaͤhlt,
er fei ein Englaͤnder, und Schreiber und Hofpriefter bei König Knut
geweſen 89); enblid in Schonen, mo af Gorbald, bann Dern»
84) Oben, 6.10, Anm. 27.
* 85) Yn manden Stellen Adams lautet ber Rame freilid Eilbert, indefjen
wohl mur in Folge BES Befkrebens, den fremden Ramen in einen einheimiſchen⸗
umfegen. Als zwelter Biſchof in Fihuen wird Gilbert bejeidnet von SehoL.
108, 6.370; geweiht wurde er von Erzbiſchof Adalbert, alfo erſt pa Knuté
Beit, und er erfdjeint fugfdd alk Grinder eines Kloſters auf Helgoland (Far-
ria), welches darum zum Sprengel von Füũhnen geſchlagen wurbe, Adam.
Brem. IV; €.3, 6.360; if, c.70, S. 306. Cine Bulle Papft Aleranderd II. -
erwaͤhnt ſeinet als eines von einer Provingialfynode auf eine nidt nåher bes
aeldmete Wnllagt Hin ju ridtenden, ebenba, III, c. 70, 365, und wir eva
fahren, daß er, vom Erzbiſchof megen ſchwerer Bergehen fudpendirt, fid nad
Mont wandte, unterwegs aber ſtarb, und zwar in bemfelben Jahre mit Ersbifdjof
dabbet ſelbſt (1072); IV, o.9, 6.371; Schol. 114, O.371.
80) Aedelnod, melder ben Gerbrand zum Biſchof weihte, beftieg den erz⸗
bifjöfitjen Stuhl von Canterbury erft im Jahre 1020, val. Chron. Anglo-
sax. a. 1020, 6.427 und bfter; anbererfeitd peigt eine von König Knut aude
geſtellte Urkunde vom Jahre 1022 bereits ble Unterſchrift bed Gerbrandas
Reseylde parochtae Danorum gent!s, Kemble, num. 734.
87) Adam. Brem. II, c.62, 6.328; IV, c.8, 6.371.
88) Ebenda, III, €. 70, 6.366; IV, c. 3, 6.369; val. auch Sekol.
106, 6.370.
89) Saxo Grammat. XI, S. 548. Sonft find ble Radridten dieſes
Gewåhrömanne8 fo vermirrt, daß ihnen unmbdglid irgend welches Gewicht bei-
gelegt werden fann. Gr nennt junådft, X, S. 490—502, neben einander und
«16 Beitgenoffen König Sveins Bifdof Poppo von Aarhuus, Heinrid (Harig,
oder Hored ) von Schleßwig, Liaſdag von Ride und Gerbranb von Roestild,
weldje bod) um ein halbes Jahrhundert mindeſtens aubeinanderliegen, ermåhut
alt gleidjeitig ben tn Rorwegen thåtigen Viſchof Bernhard und ben Cribiſchof
490 1V. Wbiditt. . 38.
hard gewirlt hatten, ſcheint zwar får elnige Felt bas Biothum ein⸗
gegangen 3u fein, da uns Melfter Adam beridjtet, daß ble Landſchaft
bis auf Avoco's Tod mit dem Roeslilder Bisthume vereinigt geweſen
fet, und nur voråbergehend von reifenden Biſchöfen hin und wieder
Befudje empfangen habe: ju jener Felt aber, alfo um bas Jahr 1060,
wurbe aud) bort fefte Ordnung in ble Didcefaneinthellung gebradjt,
und zunaͤchſt ein boppeltes, nad) Ablauf weniger Jahre aber ein
einfaches Bisthum eingeridtet*0).
Es ift Har, daß mit ber fefteren Ordnung des Epiffopates eine
ausgedehntere Thaͤtigkeit fir ble Mifflon, daß zahlreiche Unlagen
von Kirchen und vielleidt aud Klöftern mit ihr von ſelbſt verbun-
den maren. Schon dem Könige Svein werden kirchliche Bauten
nachgerũhmt *'), und mandje Kirden erwähnt, melde unter Knuts
egierung entſtanden 99); in weit håufigeren Fållen mußte dergleidjen
vorgefommen feln, ohne bafi bod) ble Kunde bavon uns erhalten
Wåre. Es begreift fid, daß unter foldjen Umftånden das Ghriften-
thum, får welches ſchon feit zwei Jahrhunderten durch ble unablåf
figen Bemåhungen ber Deutſchen Kirdje der Boden geebnet worden
war, fid in Dånemarf raſch ausbrelten mußte. Allerdings beruhte
dabel viel auf Knuts Perfönlidteit, und nidt ohne Grund modjte
barum bei felnem od (1035) die Befirdjtung rege werden, daß ber
Glaube in felnem Reiche wieder erſchüttert werden mödjter”); aller»
dings war ferner bie Belehrung, welche von den Königen nicht
Unni (+ 036), und låft Jenen in ber unter Gerbrand gebauten Kirche zu
Lund degraben. Er 18pt ferner, S. 806 — 7, dem Poppo den Rimbrand, bem
Heinridj ben Mareus (Merha), dem Liaſdag ben Fuibert (,Follbrecht) folgen.
und dieſem wieder ben Othincarus Albus; endlich S. 523 wird als Rachfolger
des Letzteren in Ribe der jångere Odinkar genannt, der von Jenem keineswegt
genügend geſchieden wird, als Rachfolger Gerbrands aber Avaco, ber Bor»
gånger Wilhelms.
90) Adam. Brem. IV, c. 8, S. 371; vergl. aber auch Schol. 110,
9.370, wo Bernhard ald erfter Biſchof von Såonen genannt wird.
91) Saxo Grammat. X, &. 500.
92) 3. B. ene Steintirche zu Roedkild, melde Aſtrid an ber Stelle ber
fråhjeren höljernen nad der Ermordung ihres Mannes Ulf bauen ließ; Amo-
nym. Roskild., bei Langebek, I, 377. Weber andere, freilid sum Theil
apofryphe Kirdjenbauten vergl. Suhm, Hiftorie af Danmark, II1, S. 782 u. flg.
93) Annales Hildesheim. a. 1035 (Berg, V, 100).
Das Chriſtenthum tn Dånemart und Schweden im 11. Jahrh. 491
' ohne Zwang durchgeführt morden mwar»4), großentheils nur eine fer
oberflaͤchliche, fo daß, wenigſtens im Stillen, nad wie vor ber held
niſche Götterbienft betrieben und jedenfalls der Kirche und ihren
Dienern nur geringe Achtung und Aufmerkſamkeit zugewandt mwurde5),
und noch Biſchof Egino von Lund hatte mit ber Bekehrung ber vile
lig heidniſchen Bevölferung von Bornholm, Blekinge u. f. w. zu
tjun?0). Indeſſen geigten Knuts Nachfolger, Hördaknutr (1035—42),
Magnus godi von Norwegen (1042—7), und jumal Sveinn Ulføson
(1047—76), Meifter Adams freundlidjer Gewaͤhrsmann betreffs der
Nordiſchen Gefdidte, nicht minderen Eifer får die Sache der Kirdje,
94) Bgl.p.B. Aelnothi historia $. Canuti regis, c. 1 (Sanges
bet, I, 330—1): Regna Aqvilonis, in remotis mundi partibus abdita,
longo dluqve paganls tenebantur ritibus dedita, qvousgve ea de pro-
fundo erroris et Infidelltatis, divina extraxit clementia, Nam postqgvam
fere omnla occidentisregna, quae Julius Gajus, Magni gvondam Pompei
gener, Ausonio subjecerat imperlo, christlanis se subdidere legibus,
patlones illae, quae adverso latere Francorum seu Gallorum, Saxonum-
qvilonalibus consistont in partibus, Suethi videlicet, et Gotbl,
ni, atqve Ysonil, tanto serius fidel signa suscepere, qvanto illuc
fidet Doctor: tam pro vietus rerumgve penurla, quam et pro Barba-
rorum feritate et Innata duritie, magnipendebant divertere. Dani vere,
qui Gallis Saxonibusqve viciniores esse videntur, Iceirco gentibus prae-
nominatis potiores habentur, qvod et Ipsi solum necessarlis usibus
utilius ineolunt, fidemgqve Trinitatis, anteqvam illi cognoverunt, ist!
susceperunt : Anesqve suos, Regum nobillum vi et consilio, tam Prae-
sollbus, qvam et divini officil Minlstris, Eecleslis Dei ibidem Indies
ciroumqvaqve adauctis, nobilitaverunt: fdemqve, hactenus susceptam,
usqre fidellter venerando servaverunt.
95) Bergl. 3. B. die Gåilberung, welche ber p. af Eigli af Vandil-
skags, 6. 1, S. 1 von den religidfen Buftånden in Dånemart kurz nad Knuts
od makt: „Das Chriftenthum war noch jung und wenig flart faft fberall
bier in ben Norblanben, und der gröfere Haufe des gemeinen Bolle8 nod fo
au fagen halb heidnifd; bie Ultåre und bie Tempel lagen gebroden, doch ver»
ehrten viele ber ålteren Leute ihre Gotzen insgeheim. Die Klerifer waren ſehr
unbeliebt, und ſehr birftig; benn ben Meiften ſchien ihre Beidt und ihre Buße
eher ſchwer ju ertragen, und nichts Gutes dafür ju bekommen, denn ble Ber»
heißungen ber Geligteit in der anderen Welt ſchienen Vielen zweifelhaft. Wegen
biefer unb anberer Mißſtaͤnde ward es der Geiftlidteit ſchwer zu Bermögen zu
tommen, unb bie vielerlei Mnfpride an ble Mönige madten e8 nen fører
den Geiftlidjen zu helfen und bie Kirden in Stand ju halten; dle Priefterlein
hatten vielen Spott und Trot aubjuftehen von den Leuten im Lande, melde
deren Armuth und Elend im fremben Lande wohl kannten.“
96) Adam. Brem, IV, co. 8, 6. 371.
42 IV. bfdnitt. $. 35.
und Knutr Sveinsson (1080—6), weldjer durch ſchranlenloſe Hin⸗
gebung an ble JInterefjen bes Klerus fid ben Tod, aber aud bie
Mufnahme unter dle Kirdjenheiligen verbiente, fand nur nog in
Mebenpunkten, 3. B. hinfidtlid der Einführung der Jehuten*7), ber
geiſtlichen Gerichtsbarkeit und ber fonftigen dem Klerus sujugefte-
henden Vorrechte de), ber befferen Haltung der Faften**) u. dergl.,
Veranlaſſung, theils mit theils ohne Erfolg får dle lirchliche Ord⸗
nung fn ble Schranken ju treten. Zaͤhlte bod bereits in ber zweiten
$Hålfte des 11. Jahrhunderts Schonen volle dreihundert Kirchen,
Seeland hundertfünfzig, Fühnen aber hundert ioo) Aeuferlid menig»
ſtens muß feit König Knuts des Mådtigm Zeit Dånemart ent»
ſchieden als ein chriſtlicher Staat gelten, und eln formlidjer Ridfal
ins Heidenthum fand ſeitdem daſelbſt midt mehr flatt; welche gewich⸗
tige Stüthe hieraus aber får ble weitere Ausbreitung und Befeſtigung
des Glaubens in Norwegen und ben noch weiter gegen Norden ge⸗
legenen Landen erwuchs, bedarf keines Beweiſes nad Allem, was
bereits mehrfach über die Solldarität im Auftreten bes Chriſtenthums
im Slandinaviſchen Norden bemertt wurde.
Minder gånflig als in Dånemart ſtand ble Gadje des Chri⸗
ſtenthums um ble gleidje Jelt in Schweden, obwohl aud hier ber
neuerwachte Gifer der Engliſchen Kirdje får die Nordiſche Miffion
fid) neben ben ju keiner Felt völlig unterbrodjenen Beftrebungen ber
Deutſchen Kirdje mit Grfolg geltend ju madjen begann. Geit Etz⸗
biſchof Unni bort feinen Tod gefunden hatte (936), hatte der ältere
97) Elogium
XI, 576 u. 586—7:
98) Saxo Gramm. XI, 574—6.
99) Aelno ist. 8. Canutl, c. 14, 6. 352.
100) Adam. Brem. IV, c. 7, 6. 370. Gin anbereb Berzeldnif der
Kirdjen in Dinemart ſchiebt die Knytlinga 8. c. 32, 6. 220—31 in ble
Megierungsgefdidte Knutd des Geiligen ein; banad follte das Visthum Sålej-
wig breihunbertfånfrig Kirdjen såhlen, Nibe dreihundertvierundzwanzig, Uarhuus
Wwelhundertzehn, Wiborg zweihundertfünfzig, Idrung hundertunbfedjlg, ferner
Odenſe dreihundert, Roebtild vierhunderteilf, Lund breihunbdertdreiundfinfig
worunter vierzehn Kirchen von Bornholm. Dahlmann, I, S. 100, Anm. hat
Bereit8 demertt, daß dieſe Zahlenangaben hoͤchſt verdaͤchtig find; in der That
ſcheinen dieſelben nicht einmal får ble Beit, da ble Sage verfaßt wurde, bak
13- Jahrhundert, glaubwürdig, und keinenfalls geben fie ein Bild der kirchlichen
Buſtande ju Ende bes 11. Jahrhunderts.
. Kanutl, bei Langebef, II, 319; Saxo Gramm.
. XV, 946; Chron, Erici, bei Langebet, I, 100.
Das Chriſtenthum in Danemarl und Schweben im 11. Jahrh. 499
Biſchof Odinkar, vielleidt aud Bifdjof Liafdag von Ribe in Schwe⸗
ben den Glauben verkiindet; König Eirik felbft fol belehrt orden
feln, und wenn aud beffen baldiger Rådfall ins Heidenthum nidt
viet Gewicht auf diefen Umſtand legen laͤßt, fo ſteht bod feft, daß
wåhrend feiner Regierung ble Miffion in ſeinem Reidje ungehindert
betrieben wurde ioi). Unter Eirils Sohn und Radfolger fahen wir
Biſchof Folkward von Oldenburg und ben filngeren Odinkar, bann
aud) ben Angelſachſen Gotbalb und andere Landsleute beffelben das
Schwediſche eid voråbergehend befudjen 197), und die Befehrung
von Götaland wenigftens fol durch bes Jarles Rögnwald Vere
ſchwaͤgerung mit König Olaf Tryggvafon ernſtlich angebahnt morden
fein 10); aber freilidj seigt anbererfeitø bie Art, wie ſich dle Hei
rathsverhandlungen zwiſchen eben blefem Könige und Eiriks Witte,
Sigridr storrada, an der Glaubensverfdiedenheit bliber Thelle zer⸗
ſchlagen 109), nidt minder beutlid, wie menig nod im Ganzen das '
Heidenthum erfdåttert, wie fet insbeſondere bas königlide Haus *
bemfelben nod zugethan war. Die Angabe Meifter Adams 105),
bafi bei der au Ende des 10. Jahrhunderts erfolgten Musföhnung
zwiſchen dem Schwediſchen Olaf und bem Dånenfinige Svein eine
gegenfeitige Berpflidtung au moͤglichſter Förberung bes Chriftenthumes *
von beiden Königen bernommen worden fei, muß als auf einem
Irrthume berukend vermorfen merben; nod in ber Svoberer SÅladt
erſcheinen bie Schweden als entſchiedene Heiden105), und eit enige *
Jahre nad berfelben fehen wir ihren König die Faufe nehmen.
Diefe fine Befehrung aber, und blef mag Adams falſche Nadridt
vielleicht veranlafit haben, ging nidt von der Bremiſchen Kirdje aus,
deren Mifflonsanredt auf den Norden er fo eiferſüchtig bewacht
fonbern von ber Angelſaͤchſiſchen; es hat mit ihr folgende Bewandtniß.
Am $Hofe König Olaf Trygavafons haben wir bereits einen
Biſchof gettoffen, melder abwechſelnd bald Johannes, bald Sigurd
101) Bergl. oben, $. 10, Anm. 13—$, 28, 31; $. 21, Ynm. 36—8.
102) Oben, Unm. 76 u. 79; ferner nm. 80 u. 82.
103) Döen, $. 34, Mnm. 8.
104) Döen, $. 34, Ynm. 4.
105) Adam. Brom. II, c. 37, 6. 320.
106) Bergl. ble Morte, mit welchen König Olaf von Rorwegen ſie hohnt ;
oben, $. 34, Mnm. 14.
494 1V. Abſchnitt. 4. 35.
oder Sigward genannt wird; von Engliſcher Ablunft, mar ar eigens
zum Mifflonebifdofe geweiht orden, und hatte den König aus
feiner Helmath nad Rormegen begleitet, am dort in dlefem feinem
Berufe au wirfen107), Nach ber Svolderer Schlacht fol nun dlefer
Sigurd auf Bitten des Schwediſchen Königs Olaf Eiriklsſon nad
Schweden hinibergegangen fein, ihn bort getauft, und felnem Bolte
mehrere Jahre lang bas Gvangelium gepredigt haben. Im dritten
Jahre feines Aufenthaltes in Schweden foll ein Aufſtand gegen ihn
ausgebrodjen, von ihm aber durch eine kråftige zu Sigtun gehaltene
Predigt beſchwichtigt worden fein; der aud aus anderen Quellen
befannte Jelåndifdje Håuptling Hunrödr Vefreidarson foll dieſem
Borgange beigewohnt und die Nadridst von demfelben nad Island
gebradjt haben 109). In (einem Alter habe fid Sigurd nad Vernd
in Gmaland begeben, und fei bort geftorben und begraben; Biſchof
Grimkell, den wir als Genofjen des diden Olafs in Norwegen
fennen fernen werden, fei ibrigens ein Schweſterſohn Sigurds,
Asgautr, ber brite Bifdjof von Throndheim, ein Schweſterſohn
Grimkels, endlid Jon, ber vierte Biſchof berfelben Landſchaft, ein
Schweſterſohn Asgauts geweſen. So der Beridjt einer Jelåndifdjen
Quelle, welche zur Bewahrheitung ihrer Ungaben auf die befannten
Sølåndifdjen Möndje Gunnlaugr und Oddr fid beruft109). Dem
ſteht aber bie Darftellung einiger Schwediſcher Legenden åber einen
Biſchof Siegfried (Sigfridus, Sighfridus) gegenüber, welche weit
ausführlicher von bes Königs Taufe zu erzaͤhlen wiſſen 119). Nad
ihnen ſoll König Olaf, der vom Chriſtenthume gehört hatte, ben
ihm verbündeten Angelſächſiſchen König Mildred um einen Miſſionär
107) Oben, $. 25, Anm. 3.
108) Bergl. oben, $. 18, Anm. 28.
109) Haldors p. Snorrasonar, c. 3—6, 6. 163—72. Birid
erwåhnt Oddr, 0. 76, S. 373—4 gelegentlidj der Anweſenheit Jon Sigurds
in Schweden nad Olaf Tryggvafons Tod, freilid ohne Naͤheres über deſſen
irffamleit dafelbft angugeben; oben, $. 34, Unm. 30. Saxo Grammat.
X, 501 laßt freilld den Gåwedentdnig van dem Englaͤnder Bernhard taufen,
feine Darftellung ift aber åberhaupt vdllig verwiert; meint er bod, mbdglider
weiſe håtte biefe Taufe aud der Bremer Erzbiſchof Unni vorgenommen, ber
damals bereits an flebenzig Jahre todt war!
110) Gebrudt bei Fant, Script. rer. Suecic. II, 1, 6, 344—76;
Fornsvenskt Legendarium, I, Ø. 830—55.
Dat Gjriftenthum in Danemark und Schweden im 11. Jahrh. 495
angegangen haben; ba Niemand aud ber Geiflidteit bie gefåkrlidje
Sendung 3u übernehmen Luft gezeigt habe, fei endlich Siegfried, der
Exzbiſchof von Nort, mit der Erklaͤrung hervorgetveten, daß er felber
gehjen wolle. Ueber Dånemart, wo Siegfried beim Könige und
einem eben anweſenden Miffionåre die ehrenvollſte Aufnahme findet,
geht nun bie Relfe nad Schweden, und bie erfte Ricderlaffung wird
zu Meriö in Smaland begrindet; ber Ort, an welchem dle Kirdje
au erbauen ift, wird babet durch eine himmliſche Erſcheinung bezeich⸗
net. Die Miffonsthåtigfeit beginnt, und nimmt alsbald bedeutenden
Aufſchwung, theils burdj ble Kraft ber Nede, melde bem Siegfried
zuſteht, theils aber aud) durch ben gewaltigen Eindruck, melden die
Pracht der biſchoöͤflichen Gewaͤnder und bes geſammten Gottesdienſtes
auf ble Gelbenleute åbt. Aus ben zwölf tribus bes Landes 111)
werben zwoͤlf Månner gewåhlt, um fid Namens Aller von ber
Wahrheit der neuen Lehre zu überzeugen; eg gelingt, auf diefe Ein⸗
brud ju madjen, und fie jur Annahme der Taufe zu bewegen; ihrem
Beifplele folgt das Volt in Haufen, Bom Könige au ſich berufen,
veift bann Giegfried au dieſem ab; feine brei Reffen, Unamannus,
Sunamannus, Winamannus, bleiben aber in Wexiö zurück, feine
Bemåhungen fortgufegen. Wåhrend nun der Erzbiſchof bei König
Olaf die ehrenvollſte Mufnahme findet, und in kurzer Jeit ihn ſelbſt
und grofe Gdaaren feines Bolle zur Annahme der Taufe au ber
fimmen weiß, fallen ſeine Reffen als Opfer einer Verſchwoͤrung, die
indeſſen nidt aus veligiöfen Beweggründen, ſondern lediglich aus
der Begierbe nad dem Befige ihrer Reichthümer hervorgegangen
war. Bom Könige unterſtützt, kehrt aber Glegfried nad Merid
zurüch, und befeftigt bas wanlend gewordene Bolt im Glauden, auf
welches aud bes Königs firenges Strafgericht fiber die Mörder ſeinen
Gindrud nidt verfehlt; burd ein Wunder werden Uberdlef ble wunder⸗
kråftigen Gåupter ber Gemorbeten in ihrem Berftede gefunden. Forte
waͤhrend thåtig får ble Berbreitung des Chriſtenthumes, nimmt Siege
frieb fortan feinen Wohnſitz in Werlö, von wo aus er indeffen
111) Die alte Schwediſche Ueberfefung gikt dafür slecta, Geſchlechter;
offenbar falfd, da vielmehr hersd, Hundertfdaften, gemeint ſcheinen. Bie
ũbrigens biefe Ungabe 3u ber aud fpåteren Quellen nachzuweiſenden Landes⸗
eintheilung fich verhålt, barider val. Schlyter, Om Sveriges åldsta indel-
ning I landskap, jumal &. 19—20.
496 IV. Wbfdnilt. 6. 98.
wiederholt gang Schweden bereift; ebenda ſtirbt er endlid in hokem
Alter. — Man fieht, dlefer der Alteren von den ung erhaltmen Le⸗
genden entnommene Bericht, mit welchem bie jüngere Legende for
wohl als eine Reihe anderer Krdliden Quellen 19) im Weſentlichen
åbereinftimmt, laͤßt ſich bezüglich aller mit der Thktigfeit des Miſ⸗
flonårs in Schweden sufammenhångender Punkte redjt wohl mit
ben Angaben ber vorher befyrodjenen Jelåndifdjen Quelle vereinigen,
weldje legtere nur ber Kürze megen manches Detall bergangen zu
haben ſcheint, von welchem fle bod) Kenntnig hatte119); bie geringe
Abweichung in den Nameneformen (Sigurb oder Siegwatd einer-
feite, Giegfried andererſeits) iſt bei der betannten Neigung ber alte
nordiſchen Spradje, fremde Namen ſich zu affimilien, ohne ale Er⸗
heblichkeit. Aber aud die Abweichungen in ben Angaben uͤber Sigurds
Herkunft und bie Geſchichte feiner Reiſe nad Schweden find får
ben, der ſich entſchließen fann ber verllaͤrenden Darftellung der Legende
fiberhaupt ble nöthige Rednung au tragen, ohne Gewicht. Es braudjt
faum bemerft zu werden, daß bie Engliſchen Quellen in der frage
fidjen Belt weder einen König Mildred nod. einen Siegfried. ale
Erzbiſchof von Vort kennen; beldé Angaben der Legende find dems
nad) entſchieden erdidtet, und Milpfen nur an ble Engliſche Ab⸗
ſtammung bes geſchichtlichen Sigurbes an. Wenn ferner dieſelbe ihren
Gtegfried Aber Dånemark nad Schweden gelangen laͤßt, fo mag dar
bei bas erftere Reid in ber Ueberlieferumg an bir Stelle des 'Ror-
wegiſchen getreten fein, von welchem aus berfelbe in ber That nad
Schweden hindberging; blefe wie jene offenbar bei derartigen Fra.
bittonen leidjt erklaͤrliche Mbirrungen von der gefdidtlidjen Wahrheit)
Wirllich wiſſen verlåffigere Schwediſche Quellen von Siegfried midt
mer, als daß er aus England gefommen fel," bas Chrifenthum
zuerſt nad Schweden gebradt und den König Olaf getauft hade,
daß er hauptfådlid in Werend thåtig geweſen, bort geftorben und
in Berid begraben fei, und dabei nennen fle ihn einfach Bifdjof, nicht
Grabifdjof119); andere Quellen bringen überdieß die Miffion ves
112) Da Breviarium Skarense, das Offcium aus dem Bre-
vierlum Up ne, und ein Predigtfragment, bei Fant, ang. D.
&. 371—6.
113) So 4. B. ben Mord ju Berid, auf melden fir nur den Biſchef
Øigurd in feiner Predigt mit ein paar Morten hindeuten lågt.
114) Das Königbverjeidnif in Westgöta L. IV, c. 15 fagt: „ola-
Dat Chriftenthum in Danemart und Sweden im 11. Jahrh. 497
Vhſchofs Siegfried nod in Beglehung zu Norwegen, worin immer⸗
bin ble Grinnerung daran fid auefpridt, daß berfelbe aus dieſem
Reiche und nidt unmittelbar aus England oder gar aus Daͤnemarl
gefommen fei, wenn aud) bie iiber ble Beranlafjung feiner Reiſe
erzaͤhlten Thatſachen fid im Einzelnen nidt als ſtichhaltig erwei⸗
fen 115), Wieder anderwaͤrts wird der Verſuch gemacht, die verſchie⸗
denen uͤber Biſchof Siegfried umlaufenden Traditionen zu verbinden
oder doch qufammengufiellen 116); får unſeren Zweck genügt jedenfalls
bag als ſicher zu betrachtende Etgebniß, daß Biſchof Sigurd nad
dem Tode ſeines bisherigen Herrn, bes Königs Olaf Tryggvafon,
wår skotkonongår war ber erſte Konig, ber ein Chriſt war in Schweben; er
war getauft in ber Quelle, bie bei hosåby ($u8by in Meftgdtaland) liegt, und
nad) der Brigitta heift, von Biſchof Siegfried, und er gab gleid den gangen
Hof zum Stab und Stuhl- (>. 4. jum Bisthum). Dab Bifdofsverseide
nif, ebenda, c. 16, beridtet: ,Sighfridår war der erfte Biſchof, der bak
Chriſtenthum hieher bradte; er fuhr aus England, und hieher, und bezeichnete
hier drei Kirchſtätten, und weihte brei Rirdhöfe. Und ber eine ift in frig-
glåron, ber andere in gyrem, ber britte in agnistadhir (Aber alle brei Orte
flehe Sålyter, b. v.), und bann fuhr er nad wårånd, und bradte ba bak
Ghriftenthum hin, und fein Leben ju einem vedjten Kode, und in wåxyo ruhen
feine Gebeine. Unb bie heiligen Engel nahmen feine Seele in Gmpfang, und
fahrten fie ins Paradies, und der ift felig, der foldjen Lohn ſeiner Arbeit erhalten
føll, wie er erhlelt.
115) So heft es in elnem von Fant, ang. O. S. 364 mitgetheilten
Ghronitfragmente: „Um blefe Beit war Olafuer Skötkonungher in Schwe ⸗
ben, ein harter und heidnifder Mann. Gr gab feine Todter, eine heimliche
Chriſtinn, bem Olaf jur Che, dem Alteften Sohne bed König8 von Rormegen.
Diefer ift der heilige Olawir, ber in Ridaros liegt. Er fandte ben Sancum
Sigbfridum Archbiepiscopum von Gnglanb nad Schweben, den Aeltern und
Dem Vaterlande den Grifliden Glauben zu predigen. St. Glegfried entfagte
ſehr reidjen Ginhinften, und fuhr arm in Lebengefahe, ein wahrer Apostolus
Gottes, nad Schweden, und bradjte da ganze Land zum Chriſtenthum. Seine
brei. Gåwefterföhne wurben martires in Wexid.“ Vergil. Fornav *
Legendarlinm, I, S. 839. Aehnlich das Breviarium Line
Bei Fant, ang. O. 6. 373: Notandum quod Anno Domini 1040 23
Olavus Skutkupunger In Suecia: qui dedit llam suam Sancto Glavo,
Regi Norvegiae, In em. Ipsa baptisata cooperal 3 quod Sanctus
Sigfridus venit in 8: et dem praedicavit, et Patrem ejus bap-
tsavit, et hoc circa annum Domini 1050.
110) So finden fi in der kleineren Reimchronik, bei Fant, I, 1,
6. 256—7, ſowohl bie Angaben deb Kbnigdvergeidniffed, ald ber egenden und
ber pulegt erwaͤhnten Ghvonil aufgenommen.
Maurer, Beteprum. 32
498 IV. bjdjnitt. 6. 35.
fl nad Schweden begad, und bort ble an ſein Gude filr bie Miſ⸗
flom thåtig blieb, ſowie daß er es war, ber ben Schwediſchen Olaf
taufte 17). Auf die vermirrten chronologiſchen Angaben fpåterer Ge-
ſchichtſchreiber, meldje ben Biſchof Giegfried und König Olafs Taufe
zum Theil tief in das 10. Jahrhundert hinaufrliden, brauden mir
ung hiernach åberhaupt nidt mehr einzulaſſen.
Daß übrigens neden Sigurd aud nod andere Engliſche Prie-
fer in Schweden wirkten, laͤßt fid nidt nur ven vornherein ver-
muthen, fonbern wird une überdieß von ben Duellen auddridtid
bezeugt. Meifter Adam weiß von einem Englaͤnder Ramens Wulf⸗
red, ber fein allzuhaſtiges Berfahren gegen das Heidenthum mit
dem Mårtyrertode båfte115); eine Schwediſche Legende erzaͤhlt von
David, einem anderen Manne Engliſcher Abkunft, daß er auf die
Rachricht von dem Mårtyrertode der Reffen Siegfrieds fid nad
Schweden begeben, und unter des Legteren Leitung zumal in Weſt⸗
mannland gewirkt hadet!” Wiederum if von Eskill dle Nede
als von einem Verwandten und Begleiter „Etzbiſchof Glegfrieds
auf feiner Miffionsreife, und aud) er foll in Schweden ben Maͤrty⸗
rertod gefunden haben 120); in Wabrhelt ſcheint indeſſen er ſowohl
als Botwid, von welchem es heift, baf er, Schwediſcher Abkunſt,
117) Der legtere Umftand wirb nog durch eine Relhe weiterer Duellen
mit hurjen Borten beftåtigt; vergl. å. B. ble KönigSverzeldniffe VI,
IK, XI, bei Fant, I, 1, 6. 17—8, 19, 21, die Brevis Chronologlia,
sdenda, S. 88. WUuf die beftrittene Frage, wie ſich der hier beſprochene Biſchof
Sigurd ju anderen um biefelbe eit im Norden wirkenden Miflonåren gleichen
Mamenö verhalte, werden wir fpåter nod purådtommen; vergt. Abrigens
Meuterball, I, 6. 314—37.
118) Adam. Brem. II, c. 60, &. 327: Por idem tempus sermo
est quendam ab Anglia nomine Welfredum, divini amoris instinetu Sue-
am ingressum, verbum Dei paganis cum magna fiducia praedieasse.
Qui dam sua praedicatione multos ad christiamam fldem convertisset,
ydelum gentis nomine Thor, stas in conellio paganorum coepit anathe-
Mmetizare; simulque arrepta bipenni simulaerum in fruste concidit. Et
ille quidem pro talibus ausis statim mille vulneribus confossus, animam
Maerea dignam martyril transmisit in coelum. Corpus elus barbari la-
mlatum post multa ludibria merserunt in paludem. Haec verackter com-
Porta memoriae tradidi; quamvis sint et alla, quae adhuc soribi digna alet.
119) Historia 8. Davidis, bei Gant, II, 1, & 405—12.
120) Legenda 8. Eskilli, ebenda, S. 301—5; andere auf CS
Seben bezugliche Etuce fiche edenda, S. 305—404, und unten, mn. 138.
Dab Chriſtenthum in Danemert und Gåroeden tm 11. Jahrh. 499
in Handelsgefdjåften nad) England gegangen und hier getauft worden
fei; nach feiner Rildtunft aber In feiner Heimath fir den Glauben
gewirlt habe121), erft einer fpåteren Jelt, naͤmlich der zweiten Gålfte
bes 11. Jahrhunderts angugehören. Dieſe fpåtere Jeit fann nun
bler begreiflich nicht meiter verfolgt werden; hervorzuheben ift bagegen,
daß aud) von den Miffonåren Engliſcher Ablunft, melde ber dide
Olaf nad) Norwegen gezogen halte, mehrere in Schweden und Göta»
land gewirlt haben follen 122), und daß Erzbiſchof Unwan theils ſelbſt
Miſſionaͤre dahin abgeſandt, theils auch mit ben von England aus
angelangten in freundliches Benehmen ſich geſeht habe 125), daß ferner
unter Erzbiſchof Libentius I. ein zweiter Biſchof Glegfried in
Schweden gewirkt hade, jenen ald ſeinen Metropoliten anerkennend 134),
Enblich if aud mod vor einem Biſchoſe Thurgot die Rede,
velden: Unwan får Skara In Weſtgötaland geweiht, und welcher
dafelbſi mit gröftem Erfolge gewitkt habe 125); ſein Name, porgautr,
lat auf Rordiſche Abkunft ſchlleßen, ſein Nadfolget aber; Gott
falt von Rammesloh, war wieder dn Deutſcher aber fe får
bie Miſſton wenig thäͤng 120), > * > >
- rop alles Zuſammenwirkens elfiger und zahlreicher Engliſcher
and: Deutfjer Miſſlonaͤte, top ber entſchiedenen Begüuiftigung / deren
dieſe ſich von König Olaf und manchem ſeiner Nachfolger zu erfreuen
fattet, gelang es dem Ehiſtemhumt m nur får dig in Såne
12 vita å Botnidi, benda, s. a77—82; av nt Mdnded
Ericus wird hier oedetht. der als Sirtyrer geſtorben fri. Mergl. aud —
Ø. 383—8. :
122) Adam. Brem. II, c. 55, 6. 326. J
m 4123). Gbenba,.1lj o. 47, S. 323. J "en
- 124) Eben da, II, €. 62, &. 328; 1,0. 33, S88K 1 >
125) Gbenda, Il; .€- 56, S. 326; IV, c. 23,:6. 378; Sehol. 130,
S. 379. Gr flarb wåkrend eines. Befudeb bei Erpbiføhofi bentius- KL - und
wurde in Bremen begraben, ebenbda, IL, 0. 62, Ø. 320. Wie ſich åbrigens
ble Angabe des Thietmar. Merseb. Vl, e. 54, 6. 832, daß Øifdef
Thurgat bereit bei der Bifdofdweihe Unmand felbft aſſiſtirt habe, mit Ubamé
Bericht vereinigen laffe, ift midt abjufehen; einer: gang verwirrten Angabe åver
benfelben, bie in einem Schwediſchen Legenbarium fid findet, wurde berekté
oben, 6. 3, Unm. 6 gedacht.
126) Adam. Brem. II, c. 62, &. 328 u. c. 64, 6. 329; IV, 6.28,
S. 378. Ucber einen nod fpåteren Biſchof Oémund, und einen dieſem gleich ⸗
aettigen Abalward flehe unten, Unm. 182—.
32*
500 av. Wbjdnitt. 6. 35.
ben Fortfdritte zu madjen, vielleidjt eben weil der allzugroße Eifer
bes Königs bas auf feine polliiſche Freiheit ſtolze Boll verlegte, viel-
leicht aud, weil bie Stammeseiferfudt zwiſchen den fråkher befehrten
Göten und ben fefter am Heidenthume haltenden Schweden in ble
veligtdfe Partelung fid mifdte. König Olaf mußte, fo eifrig er ber
Kirdje ergeben war, in beren Glauden er aud ſeine Söhne erglehen
ließ, froh fein, daß ihm durch förmlidjen Dingſchluß erlaubt wurde,
in einem Theile ſeines Reldes, in Weſtgötaland, Kirchen zu bauen,
gegen bas Geloͤbniß, Niemanden von ſeinem Glauben draͤngen zu
wollen 127). So muß es denn immerhin mit einiger Beſchraͤnkung
aufgenommen werden, wenn eine Jolaͤndiſche Quelle von ihm
rũuhmt 128); „er nahm zuerſt unter ben Schwedenloönigen bas Chriſten⸗
thum an, und in ſeinen Tagen wurde Schweden chriſtlich genannt.“
MLS *fpåter politiſche, nicht religlöfe Grinde einen Aufſtand gegen
Olaf hervorriefen, unb zu ber Wahl ſeines Sohnes an feiner fatt
fåkrten, zeigte ſich neuerdings ble Mbneigung bes Volles gegen alles
Ghriftidje; ſchon lange bamit ungufrleben, baf der Neugewaͤhlte den
127) Adam. Brem. Il, c.56, 65.326: Simili religlonis amore alter
Olaph in Suedia dleitur Øeruisse. Is subdites sibi populos ad christia-
uitatem convertere volens, magno laboravit studio, ut templum ydole-
rum, quod In medio Sueoniae sltum est, Ubsola destrueretar. Culus
intentionem pagan! metuentes, placitum cum rege suo tale constituisse
dlcantur, ut sl ipse vellet esse christianus, optimam Suediae regionem,
quam vellet, sa0 luri teneret, in qua ecclesiam et ohristianltatem con-
siliuens, memini de populo vim regedendi a cultøra deorum Inferret,
nisi qui aponte cuperet ad Christum convert. Huiusmod! rex placito
gavlsus, mpx in occidentali Gothla, quae Danis proxima est vel Nort-
mannis, ecclesiam Deo sedemque fundavit episcopalem. Haec est civitas
archieplscopo Thurgot ordinai lle vir strenue lega-
erfeeit in gentibus; du: pulos Gothoram suo
lueratus est. c.57: Perque illum episcopum rex Olaph
politae Unwano direxit era, Praeteres duos fertur
& una cum uXore sua ac populo lussit
is est å concubina, Emund nomen ao-
8 est Jacobus, luvenis quidem sei
pletate praccossit omnes,
falt populo Sueonum tam acceptus slent Anundus.
128) Borvarar 8. c. 20, 6. 511, not
Dat Chriſtenthum in Dinemart und Schweben im 11. Jahrh. HOL
fremben Namen Jafob trug, legte ihm biefes bel ber Wahl zugleich
den altiiblidjen Ramen Aunundr beit), und er führt fortan in
der That belde Ramen 190). Aud König Omund-Jakob ſcheint fid
åbrigens dem Ghriftenthume freundlich erwieſen au haben; wir ſchließen
blef tells aus feinen engen Begiehungen ju dem diden Olaf in Ror-
egen, deſſen drifttidjer Gifer jede Annaͤherung an einen heidniſchen
Silrften undenfbar madjt, theile aud baraus, daß Meifter Adam
auf ble Grjåhlung bes Könige Gvein Ulfsfon hin davon ju berich⸗
ten weiß, Jacobo regnante christienitatem late in Sueonia dif-
fusam esse iai). Schlimmer ſcheint es bagegen unter Jakobs Bru»
der und Radjfolger Emund oder Eyvind geftanden au ſein, obwohl
ſchwer zu bemefjen ift, weldjen Grab von Vertrauen die auf ihn
bezüglichen Angaben ber Duellen verbienen. Adam beridtet 132),
129) Jingere Olafs 8. hins helga, c. 84, 6. 179: „und fle
gewannen einen Sokn, und ber war an dem Jakobsmeſſetag geboren, und als
mon den Jungen taufen follte, da ließ fe ihn Jakob nennen; der Rame gefiel
aber den Schweden iibel, und fie fpradjen, daß nie ein Såwedentdnig Jakob
geheißen habe”, und c. 89, 6.209: „und fle ließen ihm da den Königönamen
geden, und bagu gaben ihm die Schweden ben Ramen Oenundr, und fo wurde
er genannt, fo lange er lebte.” Gleichlautend Helmskr. c. 89, S. 118 u.
0. 96, S. 142.
130) 8.9. åltere Olafs 8. hins helga, 6.40, 6.34: ,Anundr,
ber mit anberem Ramen Jakob hief”; Langfedyatal (Sant, I, 1, S. 6):
Aunundr Jakob, u. dergt. m.
131) Adam. Brem. Il, €. 71, 6. 332.
132) Gbenda, IM, c. 14, S. 340 — 13 Cum haec idi gesta essenmt,
ebristlanissimus rex Sveonum Ja:
religione
euravit, habultque secum quendam eplscopum nom! md, aee-
phalum, quem dudum Sigafridus, Nortmannorum episcopus, Bremae
scolis docendum commendavit. Verum is posten beneficiorum oblltus,
pro ordinatione Romam accessit, Indeque repulsus, per multa loce
elrenivit erroneus, et sle demum ordinarl merult a quodam Polamiee
archiepiscopo. Tunc venlens In Suediam, lactavit se å paps conseera-
tom In lllas partes arehleplscopum. Bed cum noster archiepiscopus
Jegatos suos så Gamulan regem dirigeret, invemerunt Ibi eundemr
girovagum Osmund, archleplscopall more crucem prae 30 ferentem.
nt etlam, quod barbaros adhuc neophitos non sana fldel nostrae
eorruperit. Quorum ille praesentla territus, solitis populam
regemque impulit dolls, ut legat! repellerentur, quasi non habomtes
sygilum apostollei. Et ill quidem ibant gaudentes x conspecia 60R-
502 =— av. Mfditt. 6. 85.
Cuiund habe anf bas Gheiftenthum menig gehalten, eryåklt aber zu ·
glid, wie ein Engliſcher Miſſionaͤr Ramens Osmund unter ihen
gewirli, aber dem Erzbiſchofe von Bremen nicht als feinem Metro»
politane fid babe untermerfen wollen; erft durch ſchweres Unglikdt,
von welchem es heimgefudjt worden, fei bas Bolt, und zwar noch
bei Gebjeiten König Emunds, dahin gebradjt morben, mit dem Erz⸗
biſchofe ſeinen Frieden zu madjen, und ben von ihm geſandten Bifdjof
Adalward aufzunehmen. Nun erfahren wir aber nidt nur vom
Adam felbft, daß biefer Oomund, ein Neffe bes bei dem biden Olaf
lebenden Biſchofes Siegfried und auf defjen Betrieb in Bremen er⸗
ellil, quoniam digni habil! sunt pro nomine Jesu contumellam pati. Erant
autem legutl fratres Bremensis ecclesiae, quorum potisslmus fult Adal-
wardus senior, olim nostr! elaustri decanus, 'vernm tune Sueoum gewtt
oråinatns episcopus. De culins vir! -virtutibus multa possent ålel, alei
us ad alla. Legatos igitur tall modo a Suepnibus repulsos
nepos an privignus regis, Ignoro, prosecutus esse, cum
lacrimis suppliciter se commendans öratlonibus eorum. Nomen el Stn-
kil erat: Is solas misericordlu motus super fratres, oplulit els mundra,
ltque eos per montana Suedorum salvos usque ad sanctissi-
Gunhild vel Giuthe reginam, quare a rege Danorum pro cbnsan-
guinttate separate, in praedlis rafis Daniatn tomimorata est, kos-
pitalitatl elemnslnisque vacans, 'et 'célerls 'operlbnb aandiilaila Insistens.
Ea legatos cum Ingentl honore fquasi & Déo mlsnos reciplens, mata
per eos xénla misit archlepiseopö.' €.'15:'Tntered Sueonex," fut eprø-
”eopu: repulerunit, ålvina åltto dutå est. Bl primo quiden —8
regis nöminé Anund, & nlbsus å
patrlam feminarum pervenisset, quas åos Grbitråmér Al
'veneno, quod'illue Fontibis lmrilseheriin, tam nb qånd"Eroritinr ean
perterunt." Delade "cum lite" fadmds :uinta brevHår et Yran stekes
Bveones aralait, vi is' ad srehieptseopåm" Teghtfh)," eptåtopum"virde
reposcerent, cam' satfsfaclione flaém gentis policentes. Gavisii ighrir
pontifex, 'Petont! gregi Folentem dedit pastorem. * Qui deinae potvenlens
'In Sueoniam, tanta ömnium Ainte buschpi merult; ut gentem Wirtil-
”Tanornnk IntegraimChristo lueratus, étism måracnle virtutom Må populo
"Vei dtéalor. 'Ebdem témpore mortuns est rex Sueonum Boiund,
post quénl Tevataf In regnum 'nepos elus Stinkel, de quo'supra dht-
mus: Qul ftdells vrat domino Jesu Ubristo, et de religtøne efas teeu-
monlum perhibehant omnes frattés nostrl, qui eas partes adlerant. Uace
de Sueonibus Bto tempore gesta dømnus Adalberius'arehlepiseopus
plifleo sermoné, ut solebat, om ettam visionem q
episcopi Adalwardl, qua monitus est, ut euangeltzand! gratla pergere non
tardaret, curavit adnectere. Sergi. Schol. 119, &. 375 u. IV, c. 23,
€.378. Wåstgöta L. IV, co. 16 heift astmudaer ber erſte Biſchof in Stare.
Dad Chriſtenthum in Månemast und Gdpseden im 11. Jahrh. 508
pgen, ſich mit dem Erzbiſchoſe fykter volllommen verfdhute, und dag
biefer ihn nad) wie vor als Viſchof får bie Nordiſche Mifflon mirken
liep 199), fonbern es weiß aud eine Engliſche Quelle von demſelben
nur Guted ju melden 194); eg liegt bemnad der Schluß nahe, daß
es ſich bet Osmunb und bamit aud) bei König Emund nidt om
eine Felndfeligfelt gegen den chriſtlichen Glauben, fonbern nur um
einen Widerſtand gegen bie Unterorbuung unter ben fremben Metro⸗
politen, vielleidt aud) um einige Eiferſucht zwiſchen den Engliſchen
und Deutſchen Miffionåren gehandelt haben möge 135).
Weiter hinab in ble fpåtere Jeit fann hier, wie bemertt,
ble Geſchichte bes Glaubens in Schweden nidt verfolgt merben,
und es muf demnach insbeſondere bezüglich der heftigen Kåmpfe,
welche tn ber zweiten Haͤlfte des 11. Jahrhunderts theils durch
bie religioſe Partheiung, theils durch bie hieran ſich anſchließende
Feindſeligkeit zwiſchen dem Schwediſchen und Götiſchen Stamme
veranlaßt wurden, auf Reuterdahl's treffliche Kirchengeſchichte
Schwedens verwieſen werden. Wie aber die religiöſen Zuſtaͤnde
133) Vergl. auch ebenda, IV, c. 33, S. 383; ferner IN, e. 70, S. 366
u. Schol. 142, 6. 383, unten, $. 44, Anm. 7 u. 9.
134) Historia Eliensis, Il, e. 42 (bet Gale, Historiae Britannlcao,
Saxonicae, Anglo-Danleae Scriptores XV, 6.514): De Osmundo Eplscopo.
est de Qsmundo pontifice Inter sup! pridem honori-
5 quide Suedtheda reglone, ubl Epis:
magna Ipsius Regis
norabilis, eunetisque
Igltur versaretur In Regali curla, fama Elyensis Religlonis delecta
ipsum visitare decrevit, volens ibi reliquum vitse t
detinetur, et in på
ceptns, omnia Episcop: pud eos eorum petitlone faciebat, hi
solum omnes Eplscopi huc ac conferentes slbi retlnuerunt, ut
eura Episcopatuum, solum Episcopale oficlum exercerent. Duravit autem
piisslmus vir iste apud hane Eccleslam a temporlbus Wifrici Abbatis, qui
eum susceperat, usque ad tempore Turstani Ahbatis, sub quo defunctus
Episcopalia ornamenta, hic dum viveret, concessa nobis dereliquit, et
tandem de veteri sepultura a nobls translatus in pace requleselt.
135) Dog ift midt zu überſehen, daß aud bie Hervarar 8. c. 20,
S. 511, Anm. von ihm fagt: „in feinen Tagen hielten ble Schweden das
Ghriftenthum fåledt”, und daf er aud in ben Königsverzeichniſſen V,
u. VI, bei Gant, I, 1, S. 8. u. 15 ald der Sålimme bejeidjnet wird.
504 TV. Wofdnitt. 6. 36.
des Landes in ber erften Gålfte des bejeidjmeten Jahrhunderts
fich geftaltet hatten, ift aus dem bisher Bemertten leicht zu ent»
nehmen. Die grofe Maſſe des Volles war nod immer heidniſch
und ble wenigen vorhandenen Ghriften mußten fid oft genug ver-
ſtedt halten 196); maren eingelne Regenten dem Chriſtenthume ge
meigt, fo madjte blefes allerdings vorübergehend entſchiedenere Fort»
ſchritte, aber biefe blieben ziemlich åuferlidj, und es erhielt ſich
baneben immer nod) ber heldniſche Aberglauben im reichſten Maße 197),
und jedes åufere Unglück, das als eine Strafe bes Abfalles von
den alten Göttern angefehjen werden fonnte, braste alsbald bas
Bolt wieder gum Abfall 198). Dag hiernach von Schweden aus das
ſchon fefter begrindete Chriſtenthum in Rormegen feine Förberumg
erwarten fonnte, if Har; von Erheblichkeit find aber nichtodeſtoweniger
beffen Fortſchritte in dem erfteren Reiche aud filt bas letztere, weil
fle wenigſtens verhinderten, daß ble Ueberrefte bes Norwegiſchen
Heidenthumes ihrerſeits in den Glaubensguftånden bes Radbarlandes
sine Stige fanden.
$. 36. :
Bie Jarloregierung in Morwegen.
Rad König Olaf Tryggvafone Fall war deſſen Reid von den
Fürſten, beren Waffen er unterlegen war, unter fid vertheilt worden.
136) Berg. 3. 8. V. 8. Botvidi, S. 381 : Cireumquaque etenim pår
fotam fore Sveciam paganismus tunc erat, praeter In paucis Christiania,
qui adhue. tune temporis prae timore latitabant.
137) Bergl. 3. B. Orkneyinga 8. S.98: „Da var in Schweden brå
Ghriftenthum fung; da waren viele Leute, bie mit Aberglauben fid zu fåaffen
madjten, und bavøn Hug unb verftånbig ju werden meinten in manden Saken,
bie noch ungefjehen waren; König Ingi war ein gut friftider Mann, u. f. w.
138) Bgl. Aelnothi Hist. 8 Canutl, c. 1, 6. 331: Sveikl vero
et Gothl, rebus ad votum faventibus, prosperisqve succedentihus, okris-
Uapitatis dem nomine tenus venerar! videntur; At, ub adverskatis
aura, sive terrae Infertilitate abrisve siceltate, aut proseltarum dene
aitate, seu hostlum Incurslone, vel ignis adustlene, Inflaverit, del re-
ligionem, quam venerar! verbo fenus videhantur, non modo verbis,
vernm etlam rebus, christianorumque fidellam perseqvutonibus Inse-
gvuntur, atqve suls finibus omnino expellere conantur. Unde piae
memoriae Eschillus Archiepiscopus (leg. eplscopus) ex nobilissime
Angloram orbe deveniens, Ibiqve Evangelinm fidel feris et indomitis
gentibus denuntians, pro veritatis testimonio, barbarorum feritate et
Die Jnntbrøgierung in Rorwegen. 505
Der Schwediſche Olaf halte Ranriki erhalten, ſowie Gåd» und Nord⸗
måri, Raumsdal und 4. Fyllit von Throndheim; das Land zwiſchen
Manrifi und Lidandisnes hatte ber Dånenfönig Svein fld angeeignet;
ber Ueberreft endlich war ben Söhnen bes Jarles Hakon sugefallen,
unter benen Eirikr jarl fortwaͤhrend bie $auptrolle fyllt. Rur
Manrifi behielt aber der Sdrvedenfönig unmittelbar in felner Hand,
alles Uebrige verlieh er feinem Schwager, Sveinn Hakonarson alé
Sarlthum, und in gleder Weiſe machte der Dånifdje König den ihm
verſchwaͤgerten Eirikr gum Jarl über ben gröferen Thell der ihm zuge⸗
fallenen Rorwegiſchen Provingen, waͤhrend er Bifen unmittelbar feiner
eigenen Herrſchaft unterftellt lief. Go maren Hakons Söhne Herren
ber bei Weitem den gröfiten Theil von Norwegen, olne daß ſie
bod) jemals einen anberen ald ben Jarlsnamen angenommen håtten 1).
Unter ihrer Regierung føll aber bas Ghriftenthum keine erheb⸗
lichen Fortſchritte in Norwegen gemadjt haben, vielmehr eher Rück⸗
ſchritte, indem die Brüder, obwohl ſelbſt Chriſten, doch Jeden fid
ſelber ſeinen Glauben waͤhlen ließen, bas Bolt aber weit mehr dem
Heidenthume als dem Chriſtenthume fid zuneigte ). Chriſtlicher
vesania, transitorio segvestratus zeculo, angells collaetantibus, superna
adiit, victurus perpetuo.
* 1 Jing: Olåfs 8. Tryggvas.,'c. 200, 6. 14—5; Helmskr.
6 131, 6. 348—0; Jilngere Olafs 8. hins helga, c. 43, 6. 68;
6.61, 6. 112 und 115; vgl. aud c. 53, 6.91; Helmskr. c. 57, 6.62 und
OA; «former Theodor. Mon. c. 14, 6.322; Fagrsk. $.82; Agrip,
6. 18, 6.395; Histor. Norveg. 6. 18. — Einen grofen Landſtrich, ba
gange Gebiet nåmlidj zwiſchen Lidandidne8 und Sogn, befaf Erlingr Skjalgsson,
ber Schwager Dlaf Tryggvafons, ohne bad ben Yarlbtitel au führen; thatfåde
kh war er von der Gerridaft der Jarle ziemlich unabhångig, und ſtand mit
ihnen auf einem gefpannten Fuße, redtlid aber mar er ein Lehendmann der Ror»
wegiſchen Krone.
2) Theodor. Mon. c. 14, 6.323: Hic Erleus praefult annis quin-
decim cum fratre Sveinone. Christianitatem nec minuit, nec dilatavit,
pormittens onumquemque In hac duntaxat pørte vivere jure quo vellet.
Fagrsk. $.84: „Dieſe Jarle hatten fl taufen laſſen, und fie hielten bas
Chriſtenchum, aber Riemanden awangen fle zum Gkriftenthume, und ließen Jeben
thun wie er mollte, und in tren Tagen verfiel bas Ghriftenthum gervaltig, fo
daß in ben Hodlanden und im Throndheimifdjen nahezu Alles gang heidnifd
war; ber Geer entlang aber erhielt fld das Chriſtenthum.“ Jiingere O1 8.
Tr. 0.200, O. 15: ,,Girit Jarl und Svein Jarl ließen ſich Beide taufen, und
nahmen ben wahren Glauden an; folange fie aber åber Norwegen herrfdten,
lleßen fle Jeden Beyglidj bek Haltend des Chriſtenthums thun wie er wollte, bat
506 1V. Wbfdmitt. 4. 90.
danatismus hat ben Jarlen dieſe Duldſamleit geradezu zum Vorwurf
gemacht, und als fråflidje Feindſeligleit gegen den Glauben ausge⸗
legt); fle Bing aber offendar mit ihrer mehrfach bejeugten hohen
Achtung vor dem althergebradjten Redjte ihres Landes zuſammen 4).
Das unmittelbar unter Daͤniſcher Herrfdaft ſtehende Land ſcheint
inzwiſchen in energifdjerer Weife dem neuen Glauben erhalten oder
aud) nod nåher gefuͤhrt worden 3u feind); die unmittelbare Unter
werfung unter ben fein ganzes Reid gewaltſam bekehrenden König
Svein mußte ſich wohl aud hier in biefer Weiſe geltend maden.
Die Herrſchaft der Jarle ſowohl als die bes Dånentdnigs war
fbrigens in Norwegen nur von kurzer Dauer. Bereits im Jahre
1014 folgte Eirik einer von dem Sohne Sveins, Knut, an ihn er
alte Recht aber und alles Herfommen bes Vande hielten ſie wohl; fir waren
ſehr beliebte Månner, und babel body firenge Herrfder.” Ganz entfpredjend
Helmskr. 01. 8. Tr. c. 131, 6.349; bie Fåreylnga 8. c. 35, 6. 158
aber fagt: „Run ging es mit dem Chriſtenthume auf den Fårdern wie weitum
amberwårt8 in dem Meide der Jarle, daß Jeder lebte wie er wollte; fie fedd
aber hielten ihren Ølauben wohl.“ Bgl. ferner unten $. 39, Anm. 1 und 33,
und ter.
3) Agrip, c. 19, 6.395: „Und foviele Måhe und Gorgfalt als Olaf
Tryggvafon barauf wanbte, ba Chriſtenthum au förbern, der mit gar RidES
fparte, moraud Gott Ehre und dem Ghriftenthume Befeftigung zu hoffen war,
fo legten biefe Beiden, Vater unb Sohn (d. h. Eirik Jarl und deffen Goha
Hakon), alle Kraft baran, dad Chriftenthum zu erſticken, und fo waͤre es ger
lungen, wenn nidt Gott feine Barmherzigkeit da håtte ins Mittel treten laffen,
burd bie Antunft be Olafr grånckt,” u. f w. Histor. Norveg. 6.10
et sanetam del eccleslam, quam beatus Olauns egregie plantaverat,
Johannes rigaverat, isti fere eradieaverant.
4) Bgl. 4. B. ble oben erwåhnten Worte der OL. 8. Tr. Von Eiril wird
insbeſondere ersåhlt, daß er burdy ble Abſchaffung bes Zweilampfes und die
Bertreibung aller Råuber und Uebelthåter aud feinem Meidje der NedtGorbnung
bedeutende Dienſte geleiſtet hade; Grettis 8. c.19, S. 40.
5) &o erfiket få die Meuferung des Adam. Brem. Il 0.39, 6.320:
Øvein, nterfecto Cracabben, duo regna possedit. Ipse igitur mex de-
structo ritu ydololatriae, christlanltatem in Norimannla per edletum
suscipere lussit. Vune etiam Gotebsldum quendam, u. f. 10. (fiehe oben,
6.35, Anm. 80). Um jene Zeit muß aud Bifdof Foltward in Mormegen ge-
sotet haben, von bem oben, $.35, Anm. 79, bie Rede war; ber Glamenauf-
ſtand, nad) meldjem berfelbe in ben Norden gefandt wurde, ſcheint in bas Jahr
990 au fallen (Lappenberg, im Archiv, IX, 390), und Folhvard mag denmach
um 905 nadj Dånemart gegangen, und von hier nad ber Svolderer Schlacht
nad) Rormegen hintibergefandt worden fein.
6. 37. König Olaf Haraibdfond ugendfdicfale. 507
gangenen Ladung, unb begleltete dieſen im folgenden Jahre auf be
Heerfahrt nad) England; bort nahm er an deffen Kriegen mit den
Angelſachſen einen hervorragenden UAntheil, und erhielt gur Beloh⸗
nung Rorthumberland als Lehen*). Nach Rormegen kehrte er midt
mehr heim, vielmehr ereilte ihn, nachdem er vorher nod eine Pilger-
fahrt nad. Rom unternommen hatte ), oder waͤhrend er eben im
Begriffe war eine ſolche angutreten 8), der Tod, wie eg ſcheint um
das Jahr 1023 oder 1024%). Gein Norwegiſches Reich hatte Cirif
als er das Land verließ, theils feinem Gohne Hakon, theils ſeinem
Bruder Svein übergeben; Beide aber mußten lange vor feinem Tod
einem neuen Bewerber um den Thron weichen, deffen Regierung får
bie Geſchichte der Kirdje in dlefem Reiche die höchſte Bedeutung bes
hauptet, nåmlid ben Olaf Haraldsson, weldjer in der Geſchichte
theils unter dem Namen des diden, theils unter dem bed heiligen
Olafs befannt ift; feine Geſchicke haben den Hauptinhalt bes gegen-
waͤrtigen Abfdnittes 3u bilden.
$. 37.
. Øönig Olaf Haraldeſons Jugendfdickfale.
— Der jåångere Dlaf war aber ein Sohn jenes Haraldr grånzki,
ben wir als Unterfönig von Veſtfold und Grånlandb fennen gelernt
haben, und ber um bas Jahr 994 feinen Tod gefunden hatte').
Gr war fomit pon våterlidjer Seite ein Abfömmling Harald Har-
fagre; feine Mutter aber war Asta, eine Todter des mådjtigen Gud-
brandr- kle: ¶ Geſchwulſth, in deſſen Haus Olaf im Jahve 995 ge
boren wurde. Die Sage, melde das Leben des fpkteren Schutz⸗
fig Norwegens åberhaupt fo vielfad auszuſchmücken bemũht
6) Siehe oben, $. 35, Anm. 23 und 20. Daß bie Chronologie der Nor
diſchen Quellen eine völlig verwirrte ift, wurde bereit bemertt; ble riktige
Beltbeſtienmung ergibt fid aber aud bem, was åber bes bien n Oles Matt
in: Rormegen 3u fagen fein wird.
7D) So dle Fagrok. $.85.
8) Sv die jiingere O1. 8. Tr. c. 206, 6.31; jingere 01. 8. " "
€.40, 6,63, und Helmskr. c.23, 6.24; Konungatal, V.27; Knyt-
linga 8. e. 16, S. 200.
9) Rad bem Vahre 1023 wird Eirit wenigſtens in Engliſchen Urfunden
midt meht genannt; vgl. Mund, I, 2, 65.483, Anm. 3.
1) Döen, $.17, Anm. 4—10, und $.24, Anm.2.
508 IV. Abſchnitt. 6. 37.
mar, hat aud befjen Geburi” bereits zu verherrlidjen fich beſtrebt.
Gin Lehensmann Namens Rani fol durd ene Traumerſcheinung
bes laͤngſtverſtorbenen Königs Olafr digrbeinn oder Geirstadualfr
aufgeforbert worden fein, befjen Grabhiigel zu erbredjen, und Schwert,
Mantel, Ring, Gürtel und Mefjer besfelben herausjunehmen; mit
dem Girtel folle er bann ble eben in ben Wehen legende Ufa um ⸗
fpannen, und ihr damit ble Geburt erleichtern, bafiir aber bie Wahl
bes bem Kinde beizulegenden Ramens fid ausbedingen. Mit Hilfe
bes eben bamals aus bem Lande fliehenden Sveinn Hakonarson
gelingt bas Unternehmen; Rani hilft der Afta durch jenen Gürtel
au Olafs Geburt. Erzürnt über die Treuloſigleit feines Vaters,
weldjer ble Aſta eben damals verftofen hatte oder bod) zu verftofen
fid) anfdidte, mill Gudbrand bas neugeborene Kind ausſetzen; eine
Lichterſcheinung aber, melde fid über bemfelben jeigt, und melde
von Rani auf deſſen sukinftige Größe gedeutet wird, bringt ihn von
biefem Gedanfen av. Von Rani wird der Knade nad heidnifdjer
Gitte mit Waſſer begofjen und Olaf genannt; ble dem Grabhigel
entnommenen Kleinobien erhålt er von biefem sum Gefdjenke?).
Wenig fyåter heirathet Ufa den Uppländiſchen Kleinkönig Si-
gurår syr (Gau), ebenfalls einen birecten Mbtömmling Harald Har-
fagrs; Im $aufe feines Stiefvaters wuchs fortan ber junge Olaf
auf, wo er nad bem Beridte mehrerer Quellen gelegentlid einer
Betehrungsreife König Olaf Tryggvafons von dieſem ber die Taufe
gehoben worden fein ſoll 3). Eine Reihe von Anefdoten wird uns
2) Os bie åltere OL. 8. h. h. co. 34, 6.2—4; ble jångere O1 8.
h.b.c. 16—8,6.27—32; Olafs p. Geirstadaalfa, c.3—4, 6.212-5;
nad) ber legteren Quelle weiſt ble Traumerfdeinung den Rani zugleich an, zu
König Olaf Tryggvafon ju gehen und beffen Glauben anqunehmen. Ueber den
Sbnig Olaf Geirftadaalf val. ferner Ynglinga 8. c. 54, 6. 62—3; Af
Upplend. konung. c.2, &.106; Olafs p. Geirstadaalfs, c. 1—2,
6.209—12; åltere OI 8. h. h, €.2, 8.1; ble beiden erfteren Quellen
wiſſen fibrigen8 von der oben erzaͤhlten Sage Nichts. — Ein wunderlidjer Bu-
fag der ålteren O1. 8. h. b. 0.5, S. 4 ift es, menn ber Sigridr storrada
Morte bed Neides gegen Ufta in ben Mund gelegt werden darüber, bak biefe
und nicht fie felber ben Olaf geboren hade!
3) Die Belegftellen fiehe oben, $.25, Anm. 25, und $.27, Anm. 41; alG
Bedeutfam wird dabei wohl hervorgehjoben, bak Olaf beim Unblide der bei der
Taufhandlung blenenden Kerzen gerufen hade: Låt, dt, Likt! Bei einem
bretjåhrigen Rinde eben tein Wunder! Megen abweichender und glanbhafterer
Beridte anderer Quellen Aber Dlafs Taufe vgl. übrigens unten, Unm. 17.
aonig Olaf Haralbdfond Sugendfdidfale. 509
eråhlt, melde zeigen, wie Olaf bereits in ſeiner fråheften Jugend
benfelben trogigen und hodfahrenden Ginn selgte, welcher ihn in
feinem fpåteren eben fo fele ausjeldynete; fn einem Alter von 12
Jahren (alfo 1007) verlangte er bereits hinaus auf die Heerfahrt,
unb hierin wie in Anderem mufte ſein GStiefvater ihm zu Willen
fein. Mit zwei Heerſchiffen ausfahrend, murde Olaf fofort von feis
nen Genoffen nad altem Herfommen mit dem Königsnamen ber
gråft, und trieb fid sunådf eine Jeit lang an den Kiften von
Dånemart und Sdweden, von Finnland, Rußland und Kurland,
auf Gotland und Defel herum, und aud bler ermangeln unfere
Sagen nidt von einer Reihe von Wundern au beridten, melde dem
jungen Heerfönige in verſchiedenen Faͤhrlichleiten au Hilfe fommen.
Sn einem Kampfe mit dem Bifing Soti „war bas leidt ju erfennen,
daß ble Brandung mehr Freundfdaft hatte får Olaf und feine Leute,
als får Soti');" Olafs Glid (hamingja) vermag mehr als bie
Bauberfunft der Finnen, die einmal ein Unwetter gegen ihn zu Stande
bringen 3); in einem Kampfe wird er einmal durch ben Zuzug über⸗
irdiſchet Gtreiter unterftligte). Aud wird erzaͤhlt, wie eine heidniſche
Weiſſagerin (visindakona), weldje Olaf åber feine Jukunft zwar
nicht felber befragen mag, aber doch feine Leute zu befragen nicht
hindert, biefen erflårt: „üͤber femem Geſchicke befinden ſich fo fired
lidje Strahlen, daß es mir nidt verfattet ift, dahin zu fehen; das
aber möget ihr eurem RKönige fagen, daß er waͤhrend ſeines gangen
Lebens ein einzigesmal fid verfpredjen, und an bemfelben Tage ſein
Leben laſſen merde”),"
Spåter verlief Olaf ble öͤſtlichen Gewaͤſſer, und wandie fid
4) Meltere OL. 8. b. h. c.8, 6.6; die jingere OL 8. h h.e.20,
8.40, und Helmskr c.5, S. 4 erzählen zwar den Kampf, gedenten aber,
feiner fibernatfirlidjen Unterftigung Olafs.
5) Jiingere 01. 8, h. h. c.27, 6.4; Beimskr. c.8, 6.8.
6) Jöngere O1 8. h. b. €.29, G.46—7. Die bltere OL 8. h. h.
€. 13, 6. 10—1, und bana Bufag Å. gur jüngeren Sage, 6. 160—2,
verlegen den Vorfall in etwas fyåtere Beit, erzaͤhlen ihn aber fonft gang
gleidmåpig.
7) Ueltere 01. 8. h. h. c. 18, 6.14; jüngere O1. 8. h. b. €. 28,
S. 46, und Bufay B, 6.166. In biefer und åhnlidjen Gefdidten seigt fich
nicht felten ein gewiper Parallelismus mit dem, was von Olaf Tryggvaſon ere
zaͤhlt wird. Die Erfindungsgabe ber Begendenfdreider ift uͤberhaupt årmlidjer
al8 bie ber Bollbfage.
510 IV. Wbfdmitt. 6. 37.
weftvårte, nad) Friesland und England, wo er an den Kåmpfen
der Dånen mit den Ungelfadfen lebhaften Antheil nahm. Die An⸗
gaben ber Rordifdjen Sagen åber feine dort verridteten Heldenthaten
ſtühen fid auf eingelne, qum Shell von ihnen mitgetheilte Strophen
von Slaldenliedern, und es fann bemnad in der Hauptfadje über
pes Koͤnigs Aufenthalt daſelbſt fein Zweifel beſtehen ); im Einzelnen
iſt dagegen deſſen Geſchichte um ſo ſchwieriger aufzuhellen, je meht
ble Sagen einerſeits geneigt find, ihren Helden überall die erſte Rolle
ſpielen zu laffen, andererſeits aber in ihrer Chronologle durch be
allzuftühe Anſetzung bes Todes König Sveins die vollſtaͤndigſte Ver⸗
wirrung zeigen. Als das Wahrſcheinlichſte erſcheint indeſſen, daß
Olaf ſich in Daͤnemark an porkell hafi angeſchloſſen, und deſſen
erſten Zug gegen England mitgemacht hatte, und ausdrücküch be⸗
zeugen bie Gtalben, daß er an der Schlacht zu Ringmere (1010)
und an dem Sturme auf Canterbury (1012) Anthell genommen hake;
ſpaͤter mag er mit Thorkel felbft in den Dienft König Aedelreds ge⸗
treten fein, unb barum fofort. in wmekreren Kåmpfen fortan ben: Då»
niſchen Bifingern als Felnb gegenüberſtehen. Als Aedelted 41013)
fid nad der Normandie. flüchtete, (djeint- Dlaf-Uhn begleitet, im :fole
genden Jahve aber aud mit ihm nad England fid zurücbegeben
au haben*). Bon der Normandie aus dürfte der König: dle Streif⸗
påge nad Frankreich und Spanien unternommen haben, vort welchen
bie Rordiſchen Didjter und Gagen beridten 19); feftlåndlfdje Quellen
erzaͤhlen, biefe Berichte im Wefentlidjen beftåtigend, daß König Olaf
dem Herzoge Richard von ber Rormandie in: einem Kampfe gegen
den Grafen Odo von Chartres au Hilfe gefommen fei, unv bet dlefer
Øelegenheit mit Glid gegen ble Bretonen getåmpft habe11). Die
8) Yué Adam. Brem. II, c. 49, 68.324, weiß ven Dlafö Geerigen
in England; er madt ihn aber irethåmlid zu einem Sohne bed Cracahen,
d. h. be Dlaf Kryggvafon, und bringt aud fonft mande vertehrie Nadridt.
9) gl. øben, $.35, G&. 467—71.
10) Dabei foll Olaf einmal mit einem Meerweibe (margygr), bann tier
ber mit einem Wildeber, weldjen beiden die heidniſchen Einwohner bed Lande
østtlide Ehre erwieſen, einen flegreidjen Kampf beftanden haben; jångere O1.
8. b. bh. c. 35—6, 6. 55—8; Bufak A, SØ. 162—5; åltere OL 8. b.
hc 14, 6. 11—2, und c. 18, 6.14, wo nur bie Beitfolge eine etwas
andere ift.
11) Willelmi Gemmeticensis Histor. Normann, Vy c. 11-32
König Olaf Haraldbfend Zugendſchickſale. 511
Sagen wollen ſogar wiſſen, daß Olaf die Straße von Gibraltar
(Njörvasund) habe paſſiren, und bas gelobte Land beſuchen wollen;
anhaltend widriger Wind, nad Anderen ein Traumgeſicht, hade ihn
aber belehrt, daß ihm dieß von Gott nicht beſchieden fri, daß er vlel⸗
mehr in ſeine Heimath zuruckzulehren hade, um bort ben Koͤnigsthron
am beſteigen 19). Nad (einer Mådtehr nad Britannien ſoll Olaf
wiederum eine Jeit lang an ben Kiften von England und Jriand
geheert haben, und es fehlt babei wieder nicht an Wundern in den
Berichten unferer Quellen. Cinftmals war fein Schiff in dringender
Gefahr zu franden, waͤhrend ihm sugleid ein ungåhlbares Landheer
mit einem Angriffe droht; da gelobt Olaf mit allen den Seinigen,
fich fortan auf ber Heerfahrt rechtlich au benehmen, und allem Raube
und aller Plunderung zu entſagen: in Folge deſſen wird das Schiff
flott, und ble Gefahr IR voråber!5). Wiederum wird erzaͤhlt, wie
Dlaf in England einen Einſiedler anffudjte, damit ihm blefer ſeine
Zulunft weiffage, und wie ihm babei ber Norwegiſche Thron und
baneben bie Mårtyrerfrone verlündet wird 14).
Sår uns haben alle dieſe Heerfahrten Olafs, beåglid beren
wir füglich auf Munchs detaillirte und umfidtige Darfellung ver-
(Sei Duchesne, Hist. Norm. Scripi. 6.254—8), mo fich ble Identitat bet
Olavus Noricorum rex mit unferem Olafr Haraldsson au ber SBerwelfung
auf beffen fpåtere8 Mårtyrerthum ergibt. Au Ademar. histor. Ill, c.53
(Berg, VI, 139—40) gebentt eine aͤhnlichen Sieges eined Rormannenheered,
ohne bod Olafs Namen zu nennen. Bal. Theodor. Mon. c. 13, 6.322.
12) Meltere OL 8. h. h. o. 17, 8.13, und Fagrek. 6.88; fobann
jingete O1. 8. h. h. 6.37, 6.58, und Helmskr. c. 17, 6.17—8. Die
åltere Gage, c. 15—6, 6. 12—3, und Jufag B. jur jångeren, S. 167,
ſchieben vor bem Begebniffe am Njorvaſund nod einen Vorfall ein, wie naͤm⸗
lich König Olaf in Schweben heerend von bem bortigen Könige eingeſchloſſen
worben, und nur dadurch entfommen fei, daß auf fein Gebet en Vorgebirg fid
theilte, und feinen Schiffen die Durchfahrt verftattete; die jilngere Sage,
€.26, 6. A—2, und Snorri, c. 6, S.5—8, laffen nidt nur ba Bunder
weg, indem fie ben Olaf durch einen in aller Eile gegrabenen Canal entfom-
men laffen, fonbern beridten åberdief ben gangen Borgang ſchon gelegentlid
feiner fråjeren Heerzüge in Schweden, wohin berfelbe in ber That allein papt.
13) Meltere 01. 8. h. h. 6, 17, 6. 13—4; jångere Sage, c. u.
&.65—4, und Bufag B, S. 168.
14) Weltere Olafs 9. h. h.c. 19, G.14—5; Theodor. Møn. e. 15,
6.323. Gam birfelbe Geſchichte, wie fie aud von König Diaf Tryggvafon
enthlt wird!
512 1v. Abſchuitt. 6. 31.
weifen fönnen 15), nur infoferne Bedeutung, ald ſie får des Königs
Berhalten in religidjer Beziehung von Einfluß oder charalteriſtiſch
find. Nad biefer Seite hin ift nun zunächſt hervorzuheben, daß
Olaf von Anfang an in England auf Seiten der immerhin nog
vorwiegend heidniſchen Dånen gegen ble chriſtlichen Ungelfadfen
tåmpfte; erſt fpåter tritt er mit Thorkel, und demnad wohl aud
nur aus ebenfo meltlidjen Motiven wie dieſer, zu König Aedelred über.
Die Nordiſchen Sagen freilich, vie ihn fi on vorker getauft ſein laffen,
wiſſen (don aus jener Zeit mancherlel Züge Hriflidjen Sinnes von
Dlaf ju eråhlen; blefe wollen indefjen eder zu dem wilden ben»
theurerleben des Heerfönigs redjt Rimmen, nog aud mit ben ſon⸗
filgen geſchichtlichen Thatfadjen ſich vereinigen laffen. Nad ihnen
fol Dlaf bereite in England mit dem Dånenfönige Knut, feinem
fpåteren Gegner, jufammengetrofjen- und in mehrfade Beråheungen
getreten fein. Es wird egåhit, daß Olaf fid eine Jeit lang bei
König Knut aufhielt. Da geſchah es einmal, daf Knut, wie dieß
öfter vorfam, an einem Befttage zu ſpät jur Kirdje fam; lange hatte
der Erzbiſchof mit dem Beginne des Gottesdienſtes auf ihn gewartet,
als er endlid ben anweſenden Olaf bemerfend erklårte, ber rechte
König fei bereits gefommen, und begann. Aergerlich ber dieſe Aeuße ⸗
rung fragte Knut, marum er den Olaf König genannt habe: „et
iſt landlos und hat fid kein Reid) erworben, und id glaube aud
nicht, daß er Jeidjen und under verridtet.” Weiter meint er aud
wobl, Olaf halte fid in Speiſe und Kleidung nidt ſtrenger als er.
nDer Biſchof antmortet: Herr, fagte er, das iſt viktig, baf er ſchoͤnen
Schmuch hatte, wie er ihm gjemte, barunter aber trug er ein hårene
Gewand; und oft trank er Waffer, ba wo du glaubteft daf er Bein
trinfe. Jetzt wird ber König jornig, und fagt, er fei nicht heiliger
als er ſelber ie).“ Gin foldes Jufammentreffen Olafs mit Knut if
aber unmöglidj, ba 3u der Zeit da Knut mit felnem Vater Svein
15) Mund, I, 2, S. 488—513, Dod muß babei uniiberfehen bleiben,
daß Mund Olafs Reife nad Norwegen flatt in bas Jahr 1014 erft in bak
folgende Jahr fegt; über die Beftimmung biefeb und anderer chronologiſchet
Bunkte tn Dlafs Gefdidte, val. aber unferen Unhang IL.
16) Meltere O1. 8. h. h. ei 11, S. 9—10; jångere Gage, c. 30,
S. 47—8, und Bufaf A, 6. 158—60. Die jungere Sage bemertt dabei:
„die Bente fagen, daß Olaf damals zuerſt König genannt worden fei, ald der
Biſchof ihn mit dem Königbnamen belegte, und ble Leute glauben, da er dieß
K0nig Dlaf Haralböfons Jugendſchieale. 3ig
in Gngland war (1013—4), Olaf König Aedelreds Dienfimann
tar, alſo ihm feindlich gegentiberftand, waͤhrend berfelbe nad) deſſen
zweitem Zuge dahin (1015) England nicht mehr beſuchte; das Un⸗
geſchichtliche jener Erzaͤhlung liegt demnach auf flacher Han». —
Benn nun aber ſchon nad dem Bisherigen mit einiger Wahrſchein⸗
Uchteit fld herausſtellt, daß der Uebertritt Olafs von ber Daniſchen
Barthei ju der Engliſchen einen Wendepunlt in deſſen religidferr An ⸗
ſchauungen jur Bolge gehabt haben mdge, fo gewinnt die Rachticht
etniger feſtlaͤndiſcher und von foldjen abgeleiteter Nordiſcher Quellen
ble hoͤchſte Bedentung , daß Olaf erft zu dieſer Zeit, fei es mun zu
Rouen in der Rormanbie, oder aud, was siemlid auf dasfelde hin⸗
auelåuft, tin Gngland, die Taufe empfangen hadet”). In der That
burd Gingebung bes helligen Geiſtes gethan habe;” im Wihderſpruche bamit
hatte aber diefelbe Gage, c. 26, &.39, bereitd ergahlt, wie Dlafé Veute oleich
Bei dem Veginne ſeiner Heerzuͤge ihm den Kodnigenamen beigelegt håtten! —
Eine ahnliche heimliche Enthaltung vom Weine ruhmt uũubrigens Aelnothi
hist 8. Canuti, c.9 Eangebei, II, 345—6) dem heiligen Knut nach, und
iſt hierta vielleicht bat Borbild obiger Eraåhlung zu fudjen.
i AD) Willelm. Gommetic. e. 12, cit.: Rex autem Olauus super
Christiana Rellgione obleatatus, spreto idolorum cultu, com nonnullis
suorum, hortante Roberto Archieplseopo, ad Christi fildem conversus
est, atque ab eo haptlsmate lotus, et
percepia gratia dens, ad regnum s: us est. Seg
Eangebet, 11, 530) baptismi gratiam in urbe
Rotomagl devota animi alactitate convolavit; wortlich ebenſo De 5. Olavo
und Breviar. Nidros. (ebenda, 6.533 und 541), fowie Breviar. Sca-
rense, (ebenda, IT, 640). Berner das Vibifde Paffionale, (ebenda,
Ii, 536): Do he noch eyn heyden was, uvde in Engelant den eristen
louen gheleret hadde, loet he sik dopen in der Stat Rowan. Gine $0-
milie in dem von Mund und Unger herausgegebenen Oldnorsk Laesebog,
Ehuſtiania, 1847) fagt, S. 101, gang åjnlid: ,in England begann er an
Gott ju glauben, in der Gtadt aber, ble Röm heißt, da ließ er fid taufen z
ebenfo Sagan om 8. Olaf, im Fornsvenskt Legendarlum, I, 860: ,,ba
ber heilige Hert Sanctus Diafus in England den heiligen Glauden gehdrt und
aufgenommen fatte, wurde er getanft in einer Stadt, die Rothomagus heift.”
Sn beiden Beridten verråth bie Framdfilde oder Lateiniſche orm de Dribe
namens, ben bie Nordleute fonft durch Ruda, Ruduborg au geben pflegen, ble
audlindifden Quellen; direct bezieht lå auf ſolche Theodor. Mon. e. 13;
€.322: Alll eontendunt, eum in Anglia baptizatom. Sed et ego legi
in Historia Normannorum, quod a Roberto In Normandia Rothomagensf
Metropolitano baptizatus fuerit, — — Sed sive Rothomagi, sive in Anglia
brptizatus faerit, u. f. tv. — Der Anonym. Rosk1ld., bei Sangebef, I;
Maurer, Beteyrung. 33
514 IV. Mbidulit. 6. 38.
ſcheint biefe Ungabe bie allein richtige, ba fle nicht nur ble plöplide
Umwandelung Olafs aud einem wilden Bifing in einen glaubens⸗
eiftigen Chriſten volllommen begreiflich macht, ſondern aud in den
Zuſammenhang der geſchichtlich feſtſtehenden Thatſachen in ſeiner
Jugendgeſchichte ſich volllommen paſſend einreiht; überdieß erllärt ſich
leicht, wie die Gage, ber dergleichen überhaupt elgen zu ſein pflegt,
ſich veranlaßt finden lonnte, um an Olaf Tryggvafon alle dortſchritte
bes Glaubens in Norwegen anzuknipfen und bamit neben deſſen
weiterer Verherrlichung ene gewiße åufere Einheit in die Norwe⸗
giſche Belehrungegeſchichte zu bringen, des jiingeren Ola Banke
auf blefen feinen ålteren Ramensvetter puridyefikeen.
Gewiß ift jedenfalle, daß König Olaf turg nad feer Råde
aus ber Normandie fein bisheriges Abentheurerleben aufgab; von
jedt am tritt fofort ſeine Geſchichte mit der Geſchichte der Mirdje im
Norden in die engſte Verbindung: von jeht av: muß demnach auch
ſeine Lebensgeſchichte von und mit "plen Sagfak € ket
dritt verfolgt werden. ' vnr ba
sr ret ro
Der emigen Heerfahrten ſiberdrüſſig, aber. vlelmeke fer Nei⸗
gang zu benfelben dem neugemonnenen Glanben um Opfer bringen»,
fleht fid Olaf nunmehr nad einem anderen Birte ſeines Gtreberss
um; er beſchließt, nad) feiner Nordiſchen Heimath ſich suridjumenden,
und bort ben Verſuch zu madjen, das Erbe feiner Båter ſich wieder
zu erobern. Wie fråher bei Olaf Tryggvafon, modte aud bei ihm
der Wunſch, fin Helmathland feft an den mit glåhendem Clfe!' er⸗
griffenen eigenen Glauben ju fripfen, mit dem weltlichen Ehrgeize
ſich berühren und verbinden; ber Mugenblid mußte überdieß jur Aus⸗
fåkrung bes Planes in hohem Maße günſtig ſcheinen, da König
Knut mit ben Borbereitungen au feinem Juge nad England voll -
auf befehåftigt, unb aud ber tapfere Eirik Jarl von Norwegen zu
ihm entboten war i). Immerhin mar freilid ein Ungriff auf blefes
376, låpt ben Olaf gar auf ber Flucht aud England in Bremen vom Grbifjof
Unwan taufen !
1) Die Flateyjarbok will wiffen, daß porkell had zwiſchen Knut und Olaf
wahrend ber Grftere mit König Gabmunb kampfte, einen Vergleich bakin nere
*
&önig Olaf Baralbbfons Pjrondefeigung. 515
Reid aud fo no ein höchſt gefåhrlides Spiel, und nur von einem
am ble vermegenfien Abentheuer fo gemdhnten Manne wie Olaf
mochte berfelbe verfudjt werden.
Mar aber ein foldes Unternehmen bei den geringen Mitteln,
åber weldje der Heertönig zu gebleten hatte, und bei ber Zahl und
Macht feiner Gegner an fid ſchon gewagt genug, fo wurde es von
ihm mod åberbief in der eigenthümlichſten Weiſe ausgeführt. Seine
Heerſchiffe in England zurüdlaſſend, fuhr König Olaf mit einer ſehr
gewaͤhlten und wohl ausgeråfteten, aber freilid fehr menig zahl⸗
veidjen Begleitung?) im Herbfie des Jahres 1014 in zwei Kauf-
mannoſchiffen von Gugland ab; heftige Stårme murden mit Glück
iibetftanden , fei es, well ble Schiffomannſchaft aus beſonders ger
wahlten uten beftand, oder aud), weil bas bem RKönige überhaupt
eigene Glåd (hamingja) ihm aud in blefer Roth 3u fratten fam.
Man landete zunächſt auf der Heinen Inſel Såla bei dem Borgebirge
Stadr, auf ber Grenge von Sådmårt und dem Firdafylki, unb ber
König betradjtete es als eine gute Borbedeutung, gerade an dieſem
Drte gelandet ju fein3); als er beim Landen ausglitt unb in bie
Kuie fiel, deutete dieß einer feiner Begleiter, wie bie Gage Aehnliches
fo oft erzaͤhlt; auf ble fefte Befihergreifung bes Landes, und ladjend
ließ ſich Olaf bie glådverheifende Deutung gefallen"). Da es auf
eine Ueberraſchung ber Gegner abgefehjen war, ble offendar von Olafs
Unternehmen nidt ble entferntefte Ahnung hattend), beftteg man
mittelt babe, baf Olaf får Knut die Briden von London erobern, dafür aber
von biefem alle Recht auf Ronmegen abgetreten erhalten follte; jingere OL
S. h. b. Sufag A, S. 156—7; åfnlid die åltere Sage, c. 10, S. 8. Die
Ungabe ift entfdieden falfd, da jener Kampf in die Jahre 1015—6 fållk, da
Dlaf Ungt nidt meht in Gnglanb war; aud jeigt ber fpåtere Gang ber Dinge,
daß fid Olaf gegen ben Willen Knuts in ben Befif Rorwegens fegte, und daß
Letterer mur dazu ſchwieg, weil und folamge er mit ber Wiedereroberung Eng»
lands und ber Befeftigung feiner Herridaft bafelbft befdåftigt mar.
2) Die Duellen weichen bezuglich der Zahl feiner Genofjen von einander
ab, feine aber mennt eine höhere Zahl ald brei Hunderte, d. h. 360 Mann.
3) såla bedeutet nåmlid Glåd, Seligleit.
4) Meltere O1.8.h. b. c. 20, S. 15; jüngere Sage, c. 42, 6.60-7;
Heimskr. c. 27, 6. 26—7; Fagrsk. $. 89; Theodor. Mon. 6. 15,
9.323; val aud ble jångere Olafs 8.Tryggvasouar, 6.270, 6.3
5) Rad ber ålteren O1. 8. h. h. c. 19—20, 3.15 foll pøar CEirit Jar,
bar evt furg zuvor Monsegen verlafjen haben fonnte, gerådjneefe von ber
33*
»
516 1v. Mbjdnitt. 6.98.
alsbald wieder bie Schiffe, und fuhr ſüdwärts am Firbafylki hin, in
der Hofnung, trgend etwas Dienfames über ble Bewegungen ber
Jarle zu erfahren, und wirklich erfundete man im Ulfasund, daß Hakon
Eiriksson ſũdwaͤrts nad Sogn gefahren fel, und mit einem einzigen
Schiffe eden suriidermartet werde e). Alsbald fuhr Olaf demfelben
entgegen; im Saudungssund begegnete er ihm, nam ben keines
Angriffes fid Berfehenden durch Lift gefangen, und zwang ihm das
eiblidje Berfpredjen av, bak er nie mehr nad) Rormegen zurücklehren,
unb in feinem Galle gegen Olaf over deſſen Leute kämpfen, vielmehr
blefem von feder ihm etwa brohenden Gefahr fofort Rachricht geben
wolle. Rad) geleiftetem Eide wird Hafon unverlegt entlaſſen, und
ev begibt fid) fofort au feinen Verwandten in England”).
' Sroh biefed fiber alle Etwartung gånftigen Beginnes feiner
Unternehmung, wagt Olaf bod nod midt, feinen bedeutendſten
egner, den Jarl Svein, fofort aufzuſuchen; er wendet fid vielmehr,
unterwegs mit verſchiedenem Erfolge da und bort bie Bauern ber
arbeitend, fådmårts nad) Bilen und Beffold, wo er, als in feinem
Stammlande, zahlreiche Anhaͤnger vorfindet, und nad dem Hodje
lande, wo fen Gtiefvater Sigurdr syr herrfdjte. Plåne får die Zu⸗
lunft iberlegend, aud) wohl durch Gefdjente ble Zahl feiner Unhånger
mehvenb, bleibt er bei dieſem einen guten Theil des Winters 6).
drohenden Erhebung eine neuen Kronpråtendenten gehdet und bemgemåp Råe
frungen zum Schuhe feiner Herrfdaft angeorbnet haben; beffen Sohn Hakon
foll ferner auf basfelbe Geridt hin den König Kuut in England aufgefudt und
um $ilfe angefprodjen haben. eide Ungaden find indefen theils erweislich
falſch, theilb menigften8 im hödften Grade unwahrſcheinlich.
6) Jångere 01.8.h. h. c.42, G.67; Hoimskr. c.27, 6.27. Rad
ber ålteren O1. 8. bh. h c.20—1, S. 16, føll ein Bauer, melder den Diaf,
obwohl fid diefer fr einen Kaufmann ausgab, bennod ald einen Ungehdrigen
bes föniglidjen Hauſes erkannt hatte, ifm bie baldige Begegnung mit Hakon
und feinen rafden Sleg geweiffagt, unb dann wiederum ein Finne, der fid auf
des König8 Schiff befand, ble gleide Meiffagung wiederholt haben. Bon der
fegteren Sage weiß aud die jiingere O1. 8. b. b. c.44, S. 71.
7 Aeltere O1. 8. h. h. c. 21—2, S. 16—8; jungere Sage, 0. M,
6.71—4; Heimskr.o. 28-9,6.27—0; Fagrsk. $.89; Theod. Mon.
€. 15, $.323—4; Komungatal, V. 20—30; Agrip, c. 20, 6. 305—6,
wonad Olaf dem Hakon bei dieſer Gelegenheit die Hebriden ſiberlaſſen håtte;
endlich bie jilngete Olafs 8. Tryggvas. 0.270, 6.36. Øie Islenz-
kr Annalar fegen ben Borgang in bie Jahre 1014—6.
8) Jiångere O1. 8. h. h. c. 46—9, G.74—83; Heimskr. c. 30—9,
$önig Dixf Haralbåfon8 Thronbeſteigung. 317
Zunaͤchſt gelingt es, ble Meinen Könige der Uppländiſchen Provinzen,
welche blåher wenigſtens dem Namen nad dem Schwedenkönige
unterthan geweſen mwaren*), und nach ihrem Vorgange aud ble
dortigen Bauerſchaften zur Wahl Olafs und jur Huldigung zu be⸗
ſtimmen 10); nach Recht und Geſetz wird dieſem ber Königsname
beigelegt, und ble Herrſchaft ber Land und Leute zuerkannt 11). Mit
der hier gefammelten Mannfdaft wird bann bereite ein Verſuch auf
bas Throndheimiſche gewagt, bet dem indeſſen aud wieder vorwie⸗
gend auf die Ueberraſchung der Gegner ſpeculirt wird; dabei gelingt
es zwar, den Svein Jarl in ſeinen Weihnachtsfreuden zu ſtören,
auch von den Bauern einiger Bezirke theils auf Grund des dem
Hakon Jarl abgezwungenen Verzichtes, theils vermöge der mehrfach
fid ausſprechenden Furcht vor einem Kampfe bie Huldigung au er⸗
langen, im Ganzen aber bleibt das Unternehmen ohne rechten Erfolg,
da Olaf ſich im Throndheimiſchen nicht zu halten vermochte, und die
6.30—6; åltere O1. 8. B. h. c.23, 6.18; Fagrsk. 6.90; Theod.
Mon. c. 15, 6.324; Agrip, c.21, 6.396. Das Lübiſche Paffionale
(Sangebef, I1, 536) låt freilidj ben Olaf gleid Anfangs nad Trondheim
faren, und weiß ſogar von einem unterwegs geſchehenen under ju erzaͤhlen;
wie menig inbeffen auf berartige Quellen 3u geben ift, zeigt ſchon der Umftand,
baf als ODlafs Wegner hier deſſen eigener Bruder auftritt!
9) Bal. oben, $.24, Anm. 12.
10) Genannt werden unter biefen Bylkskdnigen, neben Sigurdr syr, ble
rider Brårekr und Hringr von Heidmörk, ſowie Gudrekr oder Gudrödr
aus ben Guöhrandsdalir, und åberdief ift nod von einem Könige in Valdres
und einem anderen in Raumarikl bie Nede, melder legtere zugleich aud potn
unb Hadaland regiert; alle blefe Kleinkdnige aber find Nachtommen Harald
$arfagr8. Der Eymundar p. c. 1, S.267 macht im Miderfprude mit den
åbrigen Quellen ben Brårekr jum Sohne flatt jum Bruder bed Mringr, und
feyt biefen åberbief fer Hringariki, bad bod fonft dem Sigardr syr juger
wieſen wird.
11) So bie jing. OL 8.h.h. c.50—1, 6.83—8, und dle Heimskr.
6. 34—6, 6. 36—40; bie åltere Sage, co. 24—5, S. 18 ermåhnt zwar der
in den Hodlanden erfolgten Konigswahl, vermedfelt aber mit ben hieher ger
horigen Borgången eine fpåter von ben Upplåndifdjen Königen verfudte Empde
rung, und Fagrsk. $.93 fegt ihrerſelts ble gang kurz erwähnte Untermerfimg
ber Hodlande erft nad dem gleid zu ermåhnenden Bug nad Throndheim an.
eden Adam. Brem. II, c. 50, 6.324, unb Saxo Grammat. X, 508,
bie fiderhaupt nur mit wenigen Borten und in der vermirrtefen Meife Olaf
Thronbeſteigung und fernere Gefdide berüͤhren, weiß audj Theodor. Mon.
und Agrip vom Detail der Borgånge hier menig.
518 IV. Wofduiti. 6.38:
ihm geſchworenen Eide alebald wieder in Bergeffenhelt geriethen 19).
Den Ueberreſt bes Winters brachte der König mn in den Hoch⸗
landen ju; im nåden Fruhjahre aber rilftete man ſich beidetfeits
au einem entſcheidenden Kampje. Am Palmfonntage des Jahres 1015
fam es bei Nesjar in Biten jur Gåladt, in melder Svein Jarl
unterlag, unb zur Gindt genöthigt wurde ie). Er floh zunaͤchſt zu
dem ihm verſchwaͤgerten Schwedenldnige, ſtarb aber bald darauf, fei
es nun auf einer in die oͤſtlichen Lande unternommenen Heerfahri,
oder aber furg nach ber Beendigung einer ſolchen und unter den
Rifungen zu einem gegen Olaf zu unternefmenden Angriffe 4).
So ſah fid demnad Olaf nunmehe aud (eines zweiten Gegners
entlebigt, unb ohne vielen Widerſtand au finder untenvarf er ſich
jegt in vafdjer Golge gang Norwegen, ſowohl die Provinzen, weldje
12) Bon biefem Buge wiſſen nur Fagrsk. $. 13; bie jingere OL
8. h. h. c.53, 6.91—4, unb bie Helmskr. c. 38—40, 6. 40—45, und
6.42, 6.47; fiber die Glaubwürdigkeit Mefer Verichte vergl. Munch, I, 2,
S. 528, Anm. 2.
13) Yeltere O1. 8. h. b. & 26—7,. 8. 19—20; jingere Sage,
e. 54—5, 6.94—103, und Jufag C u. b, S. 108- 70; skr. c.43-9,
6.47—35; Fagrsk. 6.93; Theod.Mon.c. 15, 6.324; Agrip, c. 21,
&.396; Konung V. 31; endlich jångere Olafs 8. Tryggvas.
€.270, 63.36. Die Islenrkir Annalar fegen bie SHudt in die Jahre
1014—8. Die Sagen fuden Bei diefer Gelegenheit bie Frimmigtklt Olafé
wiber recht ins Licht ju fegen. Der Laugefaſten wegen bekreidt, er. midt ohne
Scrupel feine Ruͤſtungen, Jufag C; alf Sild: und $Helmjeldjen fahren feine
Seute bak reug, jångere Sage, c.55, S. do, und Snorri, e. 47, 6.50;
ev forbert ben Svein auf, bed heiligen Tages tvrgeil bler Kauwf aifinfdieden,
wab biefer trog bek Rathes eines feiner Hhupttirge verweigert, Stene age,
6.26, 6.19, und Bufag D;, er låpt fidjumb den Seimigen dor der Såladt
eine Meffe lefen, was Svein ebenfalld verflumt, ltere Gage, ang. D.,
jångere S. c.55, 6.96, und Helmskr. c.47, 6.50. Rad dem Kampfe
enblid dantt Diaf Gott fir ben Sieg, und laßt zur OStelle ein Geopes rem
auftichten; aud religidfen Vedenlen mag er dem Mathe ſeines Stiefvaterts, ben
føidtigen Gegnern fofort nachzuſehen, nicht folgen, muk aber freilid bafilt von
blefem bören, daß Diefer fein Entſchluß aar ſeht gottedfirdtig, ader aud fer
einfåltig fei, und ihm einft Thron und Leben foften, menn aud) dafür ble Mår»
tyrerfrone eintragen merde; Altere . 0. 28, G. 21; jångere 6. c. 56,
64.103; Heimskr. c.50, &.55—6.
14) Meltere Ol. 8. h.h. c.27, 6.20—1; Fagrsk. 6.03; Thood.
Mon. c. 15, 6.324; Agrip, c.21, 6.396; anbererfeit8 jångere Gage,
6.55 und 57, 6.103 und 106—7; Heimskr. c. 49 und 52—4, 6.55 unb
58—9; mblid jiingere Olafs 8. Tryggvas. c.270, 0. 30—17.
König Olaf Baralbøfont Vjrobefteigung. 610
die Zarle zu eigenem Rechte, als die, melde fle fraft Verleihung der
Konige von Schweden und von Danemark befeffen hatten, oder
weldje ber unmittelbaren Hertſchaft biefer Letzteren unterfrellt geblieben
waren. Dem entfpredjend begnågen ſich einige unferer Quellen das
mit, blefe Thatfadje gang furs au berichten 5), waͤhrend andere ble
eingelnen Borgånge bes Weiteren angeden. Danad håtte ſich ader
Olaf aunådft an alen eingelnen Dingſtätten des fådlidjen Mors
wegens bie Bibanbienes huldigen laffen, bann aber, ble Herr
ſchaft des mådtigen Erlingr Skjalgsson umgehend, fidj nach Trond»
helm gewandt und aud) hier Anerlennung als König gefunden, melde
freilich erft in Folge ber Nachricht von Gvein Jarls Tod materielle
Bedeutung erlangie ie). Rad. der Unterwerfung Throndheims fel
Olaf dann wieder ſüdwaͤrts gegangen, und hade an allen Ding
ſtaͤuen bei ben Bauern Unerfennung gefunden; nad) einigen Unter
handlungen hade fid ihm felbft Erlingr Skjalgsson unterworfen!7).
Inzwichen hatten fid in Bilen die Dånifdjen Syfjelmånner wieder
hervorgewagt; vor ber Anlkunft bes König floken fie jezt aus Dem
Lande, und ble Bauern unterwarfen ſich diefem 8). Zuletzt endlid
und nich ohne mancherlei Schwierigfeiten, wurde aud bas mit
Schweden unmittelbar verbundene Ranriti unterworfen 19), und bamit
bie Unterivefung gang Rorwegens beendigt.
Begreifld ging es bei dieſem Vorſchreiten Olafs nidt ohne
Gonfliete mit ben benachbarten Reichen av. König Knut frellid
wat gerabe banals in England zu ſehr beſchaͤftigt, feln Bruder Ha»
rald aber mar altzu fumpfen Sinnes20), als daf er ben Bergången
in Norwegen erntlidjere Aufmerkſamleit håtte zuwenden fonnen; um
ſo entſchiedener aber füͤhlte fidj der Schwedenlonig durch dieſelben
15) Fagrsk. $.Ø; åltere 01. 8 bh. b. c.29, 6.21; vol. aud ble
jöångere Olafs 8. Tr:gyvas. c.272, 6.38.
16) Jingere 01. 8. h. b. e 56—7, 6.103—7; Heimskr. 6. 51,
6.57, und e. 54, 6.59.
17) Jångere 01. 5.hh.o. 62, S.115-8; Heimskr.e. 58, 6.65-7;
vel. aud jångere Olafs & Tryggvas. 0.272, 8. 3840.
18) Jångere OI. 8. h.h. e 63, 6.118; Heimskr. c. 59, S. 67.
19) Jingere O1. 8. h. I c 63-4, S. 118-21 u. 123-4; Helmskr.
c.59, 6&.67—9, und o 63, S.71—2.
20) Chronic. Erlcl, bi Sangebet, I, 159, wo es von ihm heft:
lste homo fak effeminatus et dtus lvidin! deditus.
520 IV. Wbiduitt. 6. 34.
verlegt, unb um fo weniger geneigt, ble erlittenen Rrånfungen ruhlg
hinzunehmen. In Throndheim hatte König Olaf Gefandte des
Schwediſchen Herrſchers, welche gelommen waren um deſſen Schat⸗
ung au erheben, mit kurzem Beſcheide abgefertigt, und einen derſelben
mit feinen zwoͤlf Begleitern fogar hången laffen); in Ranrili hatte
er zwei Schwediſche Amtleute erſchlagen, und ble dem Schwediſchen
Reiche einverleibte Landſchaſt an fid geriffen, bann aber aud nod
bie Ausfuhr von Lebensmitteln nad Götaland verboten, fo baf ble
Einwohner diefer Proving in dle bridendfte Noth geriethen 22). Ume
gefehet ließ nun wieder ber Sdmedenkönig einen Norwegiſchen Ab⸗
gefandten, der in Jåmptaland, einem von Alters her zwiſchen Schweden
und Rormegen beftrittenen Befige, får feinen König ble Schahung
einforbern follte, durch feine Leute erſchlagen 23); einen Kaufmann,
ber mit dem Norwegiſchen Olaf in Compagnie handelte, plånderten
und erſchlugen ble Schweden, Norwegiſche Billuger aber gemannen
ihnen ble Beute wieder ab, und vådten ihren König). So gingen
tångere Felt ble Feindfellgfeiten zwiſchen beiden Reichen fort, ohne
baf es bod) ju einem förmlijen Kriege getommen wåre; man ere
ſchlug fid gegenfeitig Leute, der Handel war gefptret, und Aes
filrdytete einen bemnådftigen heftigeren Ausbruch bes Kampfes 25):
der Schwediſche Olaf war fo zornig über den Berluft faner Gåage
lande, daß man feinen Norwegiſchen Namensvetter vor ihm nidt
einmal mehr bei feinem Ramen nennen burfte26). Ten beiden Böl-
kern erſchien dieſer Juftand ebenfo unertråglidj als ungereditfertigt;
am unertråglidjfen den Bauern von Bilen und vm Götaland, als
nådyften Radbarn. fn Folge dieſer allgemein verkreiteten Stimmung
flet fid einerſeits ber Norwegiſche König gendtligt, eine Friedens⸗
geſandtſchaft nad Schweden abjufdiden, andere ſeits der Schwediſche
König, dieſer einen günſtigen Beſcheid au erthalen; eine derbe Rede
des Oberſchwediſchen Geſetſprechers porgnyr, der ſich mit Tumult
21) Jiingere O1. 8.h. h.c.61,8.112-5; Helm
22) Bal. oden, Unm. 19; ferner jångere OL 8.
BHeimskr. c. 59, 6.70.
29) Jungere OL 8. h. h. c.64, 6.18; Helmskr. 0.61, 6.71.
24) Jingere 01.8 h.b.c. 65, 6.1246; Helmskr. c. 64, 6.72-3.
25) Fagrsk. 6.95; åltere OI. 8. h I. c. 41, 6.28—9.
26) Jångere 01. 8. h. h. c.66, 6.127; Heimskr. €, 66, 6.75.
r.0. 57, 8.62-4.
h. 0.63, G. 121;
tbnig Olaf Haralbeſons Throndefteigung. 54
das gefanmie Bolt anſchließt, zwingt den Legteren, ben angebotenen
Frieden anzunehmen, und dem Normegifdjen Olaf feine Todjter In-
gigerdr jur Che au verfpredjen 7). Erbittert über den erlittenen
Swang bridt freilidj der Schwedenlönig ſein Berfpredjen; er verlobt
ble Ingigerb bem Ruffifden Könige Jaroslav, und laͤßt den König
von Norwegen ju Konungahella, wo bie Hodet gefetert werden
ſollte, vergebens marten. Aufs Hödfte erzuͤrnt, viftet fid dieſer zum
Kriege; bod wird berfelbe noch abgervendet, indem durch Bermittlung
bes Jarles Rögnvaldr von Meftgötaland eine Heirath Olafs mit
der Astridr, einer anderen, freilich unebenbirtigen, Tochter des
Schwedenloͤnigs, hinter dem Rilden bed Legteren ju Gtande fommt 28),
Begreiflich fennt jegt der Jorn bes Schwediſchen Dlafs ſeinerſeits
keine Grenjen; Rognwald Jarl, der die heimlidje Heirath hauptfåde
lid) verſchuldet hatte, muf aus bem Lande weichen, gang Weſtgöta⸗
land føl fir deſſen Schuld und får felne Hinneigung zum Frieden
bilen. Gerade dieſes Aufbraufen bes Königs fikrte aber zu einer
völligen Gridåtterung feiner Madjt, und damit au einem bleibenden
Frieden mit Norwegen. Bon Unfang an von der Eigenmådjtigfeit
des Königs menig erbant, und insbefondere iiber die Mifadtung
aufgebradjt, velde berfelbe neuerdings dem am Uppfaladinge gefaften
Beſchluſſe erwieſen hatte, vielleicht auch mit deſſen allzu eifriger Ver⸗
27) Eine ſehr detaillirte Darſtellung aller dieſer Vorgänge gibt die jing.
01.8. h. b. c.68—72, S. 126 —44 und c. 75 —9, S. 154—64, forste bie
Heimskr. 6. 65—71, €.74—89, und e. 76—81, 6. 97—106.
28) Jingere O1. 5. h. h. c.79, 6. 164, und €.83—17, S. 178—96;
Helmskr. c. 82, S. 106, und c.88—94, S.117—31. Andere Quellen ge-
benfen nur gang hurg, oder aud) mit einer mehr oder weniger von ber obigen
abweichenden Geſchichtserzaͤhlung bed Umftandeb, daß ble Ingigerdr oder In-
giridr dem König Olaf verfobt, dann aber au Feindfeligfeit midt jur Ehe ge-
geben, vielmehr an. den Ruffentdnig verheirathet worben fei, und daß fobann
Dlaf beren unebenbirtige Schweſter Astridr geheirathet habe; gum Theil laffen
fie babei biefe Hetrath mit Buftimmung bes Schwedenkdnigs erfolgen, und ſchil-
dern den Verlauf bed Zwiſtes åberhaupt im einer får diefen mehr ald fir ben
Norwegiſchen König ehvenvollen Weiſe. Bal. die åltere OL 8. b.h. c. H—6,
6.28—34; Fagrsk. $.95—17; Theod. Mon. c. 16, 8.324; Agrip,
€.22, 6.396—7. Die Histor. Norveg. S. 18 uennt ble Ingigerör Mar-
xareia, ben Jarizleifr aber Waverlafus, unb verwirtt bie Seitfolge; von der *
$Heirath der Ingigerd mit Jaroslav weiß enblidj aud Adam. Brem ll,
€.37, 6.319.
2 av. tlbfljnitt. 63
breitung des Ghriftenthumes ungufrieden?"), wurde bas Bolt jegt
von bem Weſtgoͤtiſchen Gefepfpredjer Emundr fo erfolgreld-bearbeitet,
daß basfelbe gufammentrat, um ein förmlidjes Strafgericht ber ſeinen
König zu halten; den Anhångern des Lepteren gelang es zwar, bie
Eiferſucht der Oberſchweden gegen ble Weſtgöten rege zu madjen und
bie Anhånglidfeit an bas angefammie Königshaus wieder zu ber
feben, aber Olaf mufte wenigftens feinen Gohn Oenundr Jakob
als Mitregenten annehmen*0), und får ble Jufunft gröfere Milde
und Nachgiebigkeit verfpredjen, aud) insbefondere zum Friedensſchluſſe
mit Rorwegen ſich verpflidten. Alsbald merben Boten an den Nor⸗
wegifdjen König gefandbt; fn Konungahella wird eine Jufammen-
Funft veranftaltet (1019), und beide Könige ſchließen nunmehr bleibenden
Frieden? i). Bon nun an erfdeinen Olaf von Norwegen und Oenund
von Schweden fortvåkrend als treue Freunde, und felbft die mehr⸗
malige Grneuerung ber alten Streitigfeiten fiber ben Befig von Jåmpta»
land thut ihrem guten Ginvernehmen felnen Gintrag3%).
So war demnad Olaf, ba der Schwedenkoͤnig verfåhnt, Svein
Jarl geftorben, Hakon, und wie eg ſcheint durch ihn aud fein Bater
Eirit durch ben elngegangenen und beſchworenen Vergleich gebunden,
König Knut aber mit ben inneren Angelegenheiten ſeines Engliſchen,
fpåter aud) feines Däniſchen Reiches vollauf beſchaͤftigt war, ſeiner
auétvårtigen Feinde einſtweilen entledigt. Mit um fo gröferer Energie
Fonnte er fortan bie Wiederherſtellung und Ausbreitung des Chriſten ⸗
thumes in ſeinem Reiche, und die damit Hand in $anp gehende
Kråftigung feiner elgenen Herrſchergewalt betreiben, wozu frellich
bereit8 vor ber endlidjen Bereinigung der Berhåktniffe zu Schweden
der Anfang gemacht worden war. Die erſtere Seite dieſer ſeiner
inneren Thatigleit haben wir nun genauer zu verfolgen, und ju ber
Darftellung der einzelnen Schritte, melde König Olaf jur Förberung
des Chriſtenthumes in feinem Melde that, gehen mir denmach nun-
mehr ber. '
29) Bgl. oben, $.35, Anm. 127.
30) Ueber beffen boppelten Ramen val. oden, $.35, Unm. 129 —30.
31) Von allen biefen Borgången weiß mur ble jüngere O1 8. h h.
€. 08—9, €. 196—211, und ble Helmskr. c. 95—17, S. 131 —43; ihre
Angaben erſcheinen im Wefentliden aber durchaus glaubfirdig.
32) Jingere OL 8... c. 133, &.314—5, und c. 137, S.332—41;
Beimskr. c. 147, 6.232—3, und c. 151, 6.247—54.
6. 30. Die Mefefilgung 16 Chriftentfums in Norwegen. 528
me Ørfrftigung ves €yrifentjums in Morwegen.
Es wird aber erzaͤhlt, daß König Olaf gleich nad der Unter⸗
werfung Throndheims auf feinem erften Juge burd bas neu
erworbene Reid får ben Glauben thåtig wari). , Der König fuhr
ba fådrvårts bem Lande entlang, und hielt fid in jedem Bylkt auf,
und bingte mit ben Bauern, und auf jedem Dinge ließ ev dle rift»
lichen Gefehe vorlefen, und bie Gebote, die dazu gehdrten; er ſchaffte
aleid beim Volle viele üble Gewohnheiten und Heidenthum av, benn
bie Jarle hatten das alte Landrecht gehalten und bie alten Gefeje,
um bie Haltung des Ghriftenthumes aber hatten fe fid nidt fra
bettimmert, und liefen hierin Jeden thun wie er wollte, und wie ed
ihm felber am Angenehmften biinkte; ba war es gefommen, daß an
der Seelüſte die meiften Leute weit und breit getauft maren, das
Ghriftenredit aber den Leuten unbefannt war; in den Thålern droben
und ben Berglanden aber ba war weit herum Alles villig heidniſch,
benn fobald ble Menge ihrem elgenen Willen folgen burfte, ba feftigte
fid ihnen zumeiſt Das im Gedådtnifje bezüglich des Glaubeng, mas
fle in ihrer Jugend gelernt hatten, und was Bater und Mutter fe
gelehrt hatten. Die Leute aber, bie ben Morten des Königs Aber
bie Haltung des Chriſtenthumes fid nidt ſügen wollten, benen
brohte er Gewalt, mådtigen wie geringen.” Wiederum heift eg
gelegentlid) bed fpåteren Aufenthaltes bes Königé in Bitind:
u&önig. Olaf ließ in Vilin das Ghrifenthum verkinden, und bie
Geſeht die dazu gehdren, in berfelben Weife wie nördlid im Lande;
und eg ging bamit gut, weil ben Leuten in Bitin vie drifliden
Geſehe viel hefannter waren als benen nördlid im Lande, benn ba
varen im Winter wie im Sommer jzahlreiche Kaufteute, ſowohl
Dånen als Sachſen; die Leute von Vilin kamen auch oft auf Kauf-
fahrten nach chriſtlichen Landern, England und Sachſen, Flandern
und Daͤnemark, und Manche waren auf der Vilingsfahrt, und
fberminterten tn Griflidjen Landen.”
Beit ſchwieriger aber wurde ble Betehrung der Godlande,
und zwar nidjt nur barum, weil bier das Heidenthum nod under
1) Jångere O1. 8. h b. c. 62, S. 110; Hoimskr. c. 58, S. 65.
2) Jångere 01. 8 D. hc. 64, 6. 123; Belmskr. c. 02, 0. 71.
BLÅ — IV. Wöfdmitt. $. 30.
våbrt und felbft burd) Olaf Tryggvafon nidt erſchuttert war, fonbern
aud) noch aus dem weiteren Grunde, weil ſich hier mit der religidfen
Antipathie gegen ben neuen Glauben ber politifde Widerftand ber
Kleinfönige gegen ble ihnen ungewohnte und von Olaf mit aller
Strenge aufredjt gehaltene Alleinherrſchaft verband. Bereits im
Jahre 1017, alfo vor Beendigung der Streitigkeiten mit Schweden,
zog aber König Olaf in die Hochlande, um daſelbſt die ihm gebüh⸗
renden Gafterelen (veizlur) eingunehmen; zugleich wurden babei aber
aud) nodj gang andere Zwecke verfolgt*). „Er lud ba ju fid alle
Leute ber Gegend, und sumeift alle die, ble am Meiteften weg von
den Hauptbeglrfen wohnten; er unterfudte da bie Haltung bes
Ghriftenthumes, und mo immer ihm Befferung nöthig ſchien, da
lehrte er fle ben redjten Glauben und das Ghriftenthum, und menn
Gingelne fid fanden, die vom Heidenthume nidt laffen und abgehen
3) Das Folgende nad der jngeren OL. 8. h. b. c. 73, S. 144—32,
und Hetmskr: c. T2—4, &.89—95; ble Islenzkir Annalar gebenfen
des Vorfalles au ben Jahren 1018—7. Etwas abweichend erzaͤhlt bie Fagrok.
$. 94: „In bemfelben Winter hielt König Olaf eine Bufammenkunft mit den
heidniſchen Herab8tdnigen aus ben oberen Vanden, und im Gefprådje mit ihnen
fand König Olaf, daß fle den vedjten Glauben nidt annehmen mwollten; da half
er fid in der Urt, daß er eines MorgendB neun Könige fangen ließ; einige
lleß er blenden, und einige andermeitig verftimmeln, elnige fandte er in die
Berbannung.“ In gang anderem Bufammenhange, nåmlid gleid bei Olafé
erftem Aufenthalte in ben Hodlanden, ermåhnt des Vorfalleb bie åltere OL
8. h. h. c. 24, 6. 18: „In ben Upplanden waren da viele Fylkisfdnige, und
einige junge Månner, bie aus koniglichem Geſchlechte maren; fehr anſehnlichen
Berſtandes, aber bod trafen fle no Klügere in ihren Planen. So erjaͤhlen
ble Seute von Olaf, daß er in dieſem Winter qu dem Mittel griff, auf den Nath
be8 ihm verfdmågerten Sigurds, daß er einek Morgendö zwiſchen rismel und
dagmal (0.5. zwiſchen Aufſtehens ⸗ und JFrihftidsjeit, zwiſchen 6 und T1/g Uhr;
vergl. Finn Magnusson, om de gamle Skandinavers [øddeling af Dagens
Tider, 6. 36—8) eilf Könige oder Leute koniglichen Geſchlechtes greifen ließ.
und ba hatte er ble Madt ju thun was er wollte, fle zu todten oder leden
au laffen. Gr ließ ihnen bie Wahl, die Königbroårde niederzulegen und feine
Lehnbleute zu werden; ihr werdet bann große Adtung bei mir geniefen, fagte
er, weil id Miemanden als mir aflein den Firftennamen (tignernamn) in
biefem Sande gdnne. Und Mehrere wåbiten da ihm au dienen. Die aber, die
bak nidt mollten, ble hatten ein härteres Loos, benn Olaf lleß einige blenden,
unb fanbte fie weg, fo daß ihre Wuͤrde feltbem nie wieder in Rormegen fid
erhob; fo wird erzaͤhlt, daß er einen blenden ef, der Rårekr hieß, und ihn
nad Island hinaus fandte ju Godmundr riki, und bort ſtarb er.”
Die Befeftigung bed Chriftenthumb in Rormegen. 525
wollten, verfuhr er fo fireng, daß er Einige aus dem Lande vær
jagte, Andere zuſammenhauen oder aufhången lief. Reinen aber
ließ er ungeftraft, der nicht Gott bienen wollte. So fuhr er durd
dieſes gange Reid) und Fylli (0.6. Vingulmörk); gleichmaͤßig firafte
er bie Mådtigen und ble Unmådjtigen; er ſchaffte ihnen Geifttidge,
und fegte fle fo dicht, wie es ihm am Beften ju tangen ſchien; ev
hatte dreihundertſechzig fireitbare Månner um fid, da er hinauf nad
Raumariki zog; er fand balb heraus, daß bie Galtung bes Ghriften»
thumes um fo ſchlechter wurde, je höher er in das Land hinauf
Fam; bennod) fuhr er in berfelben Weiſe fort, und bradjte alles Bolt
zum vedjten Glauben, und verhångte ſchwere Grafen über die, die
feinen Morten nidt folgen wollten.“ Jetzt fudt der König von
Raumarili bei feinen Genoffen Rath und Hilfe, und dlefelben fånf
Fylliskonige, melde fråher durch ikren gemeinfamen Beſchluß dem
Dlaf den Königsnamen beigelegt hatten, verbinden ſich nunmehr zu
gemeinfamem Widerſtande gegen denfelben). Durd einen getreuen
4) Begiglid der Zahl der aufftåndifden Könige fimmen dle Quellen nicht
åberein; aufer den bereits angeführten fommen dabel nod folgende Gtellen in
Betracht. Odar, c. 48, S. 318 fagt: „Und bad ereignete fid nad bem Kode
König Olaf Arygsvaſons, bag im finfjehnten Jahre nadjher Kdnig Olaf Haralbsfon
nad) ben Hodlanben tam, und in einem Herbfte finf Könige in feine Gewalt
belam, und er belehrte bie Hodlande, und lief eine Menge von Göhen jers
bredjen; Munchs Ausgabe, c. 39, S. 30 hat bagegen bie vahl meun. In
eigenthåmlider Weiſe findet fid bie legtere Dahl im Eymundar pc. 1,
S. 268: „Denn es wird immerdar erzaͤhlt, daß er an einem Morgend fånf
Konigen bad Reid abnahm, in Ullem aber neun Königen im Lande bak Reid
abgewann, nad; bem Beridte des Styrmir binn frodl.” Enblidj fagt der Bue
fag E jur jüngeren OL 8. h. h. 6. 170—1: „KNachdem König Olaf bak
eid fid unterworfen hatte, welches jene fünf Konige vorher befeffen hatten,
unb anbere ſechs, meldje Styrmir in feinem Bue herrechnet“, und theilt eine
Strophe bed gleidjeitigen Dichters Sighvatr mit, weldje von eilf eydar hoila
mildings mals fpridt, bie Olaf in ben Hodlanden fid untermorfen hade. Gerabe
bie Auslegung biefer Berfe duͤrfte aber auf den ridtigen Weg sur Ldfung der
Widerſprůche fåhren, melde hinfidtlid der Zahl der unterworfenen Könige vorkes
gen. Mildingr heißt nach Skaldskaparm. c. 64, 6.514 ber König; heila mil-
dingr, $öhlentdnig, der Rieſe, mweldjer, in Berghdhlen wohnend, ſeht Håufig
bergbui, bergrisi, hraunbul u. bergl. genannt wird; hella mildings mal,
bes Mirfen Mede, ift bak Gold, ebenda, o. 32, S. 336, c. 38, &. 350 1.
Bragaråd. c. 56, 6. 214—6, woſelbſt ble Beranlaffung biefer Bezeichnung
angegeben wird; endlidj oydar hella mildings mals, bie Berdber bed Goldeb,
find enfweder, nadj Bkaldsk. 6. 47, 6.406—8 und c. 65, S. 532, fres
526 rv vofchoitt. 630.
Sinhånger wird indeſſen König Olaf von bem Anfdlage unterridheet,
und eg gelingt ihm, die Berbiindeten unverfehjens ju überfallen und
gefangen 3u nehmen; jegt låft er den Hrårekr blenden, dem Gud-
raudr ble Junge ausfdneiden, ble brei anderen Könige aber miffen
ſchwoͤren, Rormegen auf immer zu verlafjen: ble minder mådjtigen
Petheiligten haben nidt minber harte Strafen zu erleiden 5). Die
gedige Minner iiberhaupt, oder, nadje. 53, S.454, eben da, zumal regierende
$erren, alfo Könige, Jarle und Herfen: hier offendar das Vegtere. Man ſieht.
Sighvat brjeldnet eilf firfiide Herfonen (tignarmenn) ald untermorfen, nidt
nothwendig eilf Könige; wenn demnad ber von Snorri und der jingeren OLfø-
fage angefilhete Didter Ouarr nur von fiinf bragningar ſpricht, 5. h. von finf
Königen (Skaldsk.e. 64, 6.522), fo jeigt die Bergleidung beider Mngaben,
bap eben fünf Könige und aufer blefen nod ſechs andere Firfenfeute im Spiele
waren. Wenn bemnad) einerfeit8 Obb (in ben F. M. 5.), Gnorri und ble jün ⸗
gere Dlafsſage nur von finf Königen fpredjen, die åltere Dlafsſage aber und
Stynmir (im Bufage E) eilf Perfonen nennen, fo ſind eben bei der legteren
Wngade, worauf aud in der hat ble Morte beder Quellen ſelbſt hinweiſen.
neben ben Königen nos ſechs weitere Perfonen koniglichen Geſchlechtes oder
fonft fuͤrſtlichen Ranges mit einbegriffen. Menn dagegen ble Faursklana, der
Bymundar pund Obb (in Mundö Ausgabe) von neun gefangenen Königen
føredjen, und dahei allenfallb aud wieder auf ben gelehrten Gtyrmir Bequg
genommen wird, fo låpt ſich dabei ein boppelter Ausweg ergreifen. Entweder
nimlid måfte man, bem Eymunder p. folgenb, annehmen, baf eben nur fåmf
Kbmige an einem Morgend, andere vier aber bei anderen Gelegenheiten unter»
briidtt wørben waͤren, und daß Odd und bie Fagtſtinna dieſen Unterfdied mur
nicht beachtet håtten. Oder man mvåfte annehmen, daß alle dieſe Queilen in
Gtyrmirö Wufjeidmung fålfGNG IX flatt XI, oder V+|- IV fratt V +- VI ges
Lefen, unb babei ben Unterfdieb zwiſchen Kömigen und konungsbornir sder
tignarmenn ũberſehen håtten. Gin Verſtoß in unferen Verten felbft if jeden ·
fall8 midt anpumehmen, ba bei einer gelegentliden Bezugnakme auf den Vor-
gang bie jångere OI. 8. h. h. c. 85, 6.182 und bie Helmskr. c. 00,
€. 120 die Juͤnfzahl, die åltere OL. 8. h. N. c.45, &.32 die Eilfzahl, endlid
ble Fagrsk. $. 95 bie Seungabi wieberholen.
5) Den geblenbeten Måret behålt Diaf zunaͤchſt bei ſich; ba er aber aud
der Gefangenſchaft zu entfommen verfudjt, und ſeldſt bem Könige mehrmald nad
dem Leben tradjtet, fdidt ihn biefer, weil er ihn al8 einen Bermandten midt
töbten Laffen mag, aufer Lands; in Island wird berfelbe im Auftrage Dlafs
ven befreundeten Håuptlingen bis an feinen Tod verpflegt; jilngere OL 8.
bh. h. €. 80—2, 6. 164—77; Hoimskr. c. 82—6, S. 100—16; åltere
01. A. h. bh. €. 24, 6. 18; Eymundar p. c. 1, S. 208—9. Bon Nårelb
Øruber, König Hring, erſahren wir, daß er ſich mit ſeinem Gohne Dagr auf
Mie Genfahrt begeben, fråter aber ſich ein Reid in Götaland erworben hade;
jångere OL 8. h. b. €. 180, 6. 45—6; Hoimskr. c. 210, 6. 334—5;
Die Vefeftigung det Khrifenifund in Rorwegen. 527
Reiche der fünf Könige zieht Olaf ein; da nicht lange darauf aud
ſein Stieſvater, König Sigurdr syr, ſtirbte), iſt er forian im voll⸗
ſten Sinne des Wortes alleiniger König von Norwegen, wie dieß
feit ben Tagen König Harald Harfagrs Niemand mehr geweſen war 7).
- Bållig in feiner Alleinherrſchaft befeftigt, und mit einem Schwe⸗
diſchen Nachbarn endlich ausgeſohnt, begab ſich König Olaf im Herbfte
des Jahres 1019 nach Throndheim, und alsbald wurde er hier wieder
filt. bas Chriſtenthum thaͤtig ): „Koͤnig Olaf fragte da viel herum
um ble Haltung des Chriſtenthumes, wie es damit im Lande ſtehe,
und er erfuhr darüber ſoviel, daß das Chriſtenthum gar nicht gehalten
werde, ſowie man nordwaͤrts fomme nad) Halogaland, und daß
viel daran fehle, daß es damit gut ſtehe im Naumudalr und
drinnen im Throndheimiſchen.“ Da laͤßt Olaf dem mächtigſten
Manne in Halogaland, dem bereits mehrmals genannten Harekr
von pjolta, ſeine demnaͤchſtige Ankunft daſelbſt anſagen; unterwegs
hereits mar aber ber König filt bie Befeſtigung des Chriſtenthums
und ſeiner eigenen Macht thätig?). „Und als er in bas Naum-
dilafylki- fam; ba berlef ev ein Ding mit den Bauern, ba wurde er
om jebem Ding als König angenommen; va ließ er aud ble Gefege
vorleſen, burd) tveldje ev da den Leuten im Lande bas Chriſtenthum
zu halten. gebot, und drohte Jedem, der ble drifttidjen Gefege nidje
halten wollte, Gtrafe an Lelb und Leben, und an allem Bermögen;
Eymundar-p. e. 1, S. 267—8, wo nur, wie (don bemertt, King falſchlich
zu Rårelb Vater, und fomit Dag ju befjen Bruder gemadt ift.
6) Aud mit ifm ſcheint übrigens Olaf nidt immer am Glimpflichſten ver»
fahren zu fein, da wir erfahren, daß er ihn einmal in fdwere Bufje genommen
hade; Fagrsk. $. 174; Haralds Saga hardrada, c. 20, 6. 184;
Meimskr. 6. 24, 6. 81. Man darf moh! vermuthen, baf ble nidt nåher
bejeldjnete Schuld Sigurdbd in irgend melder Betheiligung bei jenem Uuftandbe
verfudje beftanden, und baf mur ble Küͤckſicht auf die Schwaͤgerſchaft ihm eine
nadfidtigere Behandlung verſchafft habe.
7) Fagrsk. 6. 98: „Als ba Sigurdr syr geſtorben war, da war Rie⸗
mand in Norwegen / der ben Königbnamen trug, aufer König Olaf; bak mar
vorher nie ber Fall gewefen in Norwegen, feit den Tagen bed Maraldr har-
fagri; in ber Bwifdjengelt hatte es vielmeht Heraböldnige gegeben"; Ajulidj
bie åltere OL 8. h. b. c. 29, & 21.
8) Jångere OI. 8. h. h. c. 90, S. 211; Heimskr. 6. 96, 6. 148.
9) Jångere O1. & h. bh. 6. 09—101, 6.230—4; Heimskr.o. 110—2,
E. 161—4; vergl. Islenzkir Annalar, å. 1020. .
528 : Vi. Wſchnitt. $. 39.
ilber Biele verhångte ber König ſchwere Gtrafen, und Mek dieſe
gleichmaͤßig ergehen Aber reich und arm; er bradjte ed in jedem Fylk
dahin, daß alles Bolt gelobte die chriſtlichen Gefee und ben redten
Ølauben zu halten.” Harek felbft wurde fofort Olafs Lehnsmann,
und erhielt von ihm reiche Gefdente; aud der mådjtige porir hundr
ſchloß fid ihm als Lehnsmann, Asmundr Grankelsson aber als
Dienfimann an, und ähnlich mander Undere. ,, König Olaf ver-
weilte ben gråften Theil des Sommers in Halogaland (1020), und
zog ba in alle Dingbezirke, und chriſtnete ba alles Bolt.” — Nad
der glådlid gelungenen Betehrung von Halogalanb und Raumubal
wurde Throndheim- nodmals vorgenommen!9). „Dieſen Winter
herrſchte in Throndheim ein grofer Mißwachs an Korn, vorbem aber
war ba ber Jahrgang gut geweſen; das Mißjahr herrfdjte durchaus
im Norden bes Landes, und um fo mehr, je weiter man gegen
Norden fam, bagegen war vas Korn vom Norden her ſüdwärts
gut, und ebenfo in ben Hodlanden; bas aber fam in Throndheim
allgemein zu fratten, daß noch viel altes Korn ba war. Da ereignete
es fidj, bak dem König Olaf beridjtet wurde, daß ble Bauern große
und flark befudte Gaftmåhler hlelten um Wintersanfang; da varen
große Trinkgelage; bem Königé wurde gefagt, daß va” alle Minne
bem porr gemeiht werde und bem Odinn, der Freyja unb ben fen,
Miles nad) der altheidnifdjen Gitte; bagu wurde auch meiter erpåhit,
daß da Bieh und Pferde geſchlachtet und ble Altäre mit dem Blute
beſtrichen wuͤrden, und båf ber Opferblenft gang offenbar abgehalten
und dabei die Formel vorgefprodjen werde, bag blef fir ble Befjé-
rung bes Jahrganges (til arbotar) gefdjehen ſolle; bagu wurde bei⸗
gefigt, daß es allen Leuten far fdeine, daß bie Götter barider
zornig felen, daß die Halogalånder fid sum Chriſtenthume gewandt
fjåtten." Der König låt fofort enige ber angefehueren Bauern
vorrufen, und hålt ihnen blefe ihre Auffühtung vor; Oelver aber
von Eggja, einer von ihnen, antwortet får die Bauern: „er fagte,
daß ble Bauern den Herbſt keine VGaftmåhler (veizlur) gehalten
båtten, aufer ihren Gilden (gildi), und ben umgehenden Trintgelagen
(hvirfingsdrykkjur), und Ginige Freundesſchmäuſe (vinabod); unb
10) Das Holgende nad ber fångeren 01.89. h. h. c. 101—4, &. 233—8
unb Heimskr. 0. 112—85, 6. 164—0; vergl. Isjonzkir Annalar,
a. 1020 und 1021.
Die Befeftigung bed Chriſtenthums in Norwegen. 520
Das, Here, fagt elver, was eud erzaͤhlt murde von den Rede⸗
weifen von uns Innerthrönbern, ba wiſſen fld alle Leute foldjer
Meden wohl ju enthalten, nidt aber fann id wegen einfåltiger ober
betruntener Leute Rede fiehen, was die (dmåpen.” Delvers Muge
und muthige Rede hilft ben Bauern fir dießmal aus der Roth.
Etwas fpåter im Winter erneuert fid aber ble Ankage, und eg heißt
jept : „daß bie Bauern zahlreich verfammelt feien 3u Mari, und baf
bort ju Mittwinter groe Opfer ſeien, und daß ſie ba opferten får
den Frieden und guten Berlauf bes Winters (til fridar ok vetrar-
fars gods). Wiederum ruft der König ble Bauern zu ſich, und
wirft ihnen vor, daß fe jetzt aud) nod bas Mittwintersopfer (mids-
vetrarblot) gehalten håtten. Wiederum ift eg Delver, ber bie Sache
der Bauern führt. „Delver antwortet, daß bie Bauern gewohnt
find, weit herum In ber Gegend alle zuſammen ihre Weihnachts⸗
gelage Cjoladrykkjur) zu halten; ble Bauern berechnen dabei nicht
fo larg hinſichtlich der Weihnachtsgaſtereien (jolaveitzlur), daß nicht
jederzeit ein großer Ueberreſt und Abhub verbllebe; nun war es
wiederum ſo, Herr, daß wir hieran lange nachher zu trinken hatten,
und Mari ift ein großer Hauptort, wie ihr wißt, und ringsum eine
wohlbevoͤllerte Gegend; da ſcheint es den Leuten zur Unterhaltung
dienſam ju ſein, daß fie in großer Zahl zuſammen trinken“ 11. Der
König ſchenkt ber Ausrede zwar leinen rechten Glauben, entlaͤßt aber
bie Bauern aud noch fir dießmal, mit ber Warnung: „wie ihr es
aber auch bisher gehalten haben mögt, fo thut dergleichen nicht
dfter1 Naͤchſte Oſtern aber (1021) beruft Olaf einmal in aller
Eile feinen Amtmann poraldi 3u Haugr im inneren Yhrondheim au
ſich; ev fragt ihn, wie es benn in Wahrheit mit dem Opferdienſte
11) Man erfieht aut dem Döigen einmal, daß bie heidniſchen Mittminterbe
opfer und Gelage linger banerten, al bad chriſtliche Feſt, obwohl durch Hakons
bed Guten Gefeg die Feier umgekehrt aus chriſtlichen Ridfidten erſtreckt ſchien
(vergl. oben, $. 15, Anm. 17); vielleicht handelt es ſich dort um ble Dauer
von Schmaus und Trinkgelagen, hier aber um dad Feiern mit ber Arbeit, und
jene modjten bei ben Geiden bie gange Brodlft hindurch gewährt haben. So-
dann aber iſt aud Mar, bap bie heidniſchen Dpferfefte viel zahlreicher befucht
wurben, als bie chriſtlichen Trinkgelage, bie an beren Gtelle getreten mwarens
wie bie langere Dauer, fo erfdeint aud ber zahlreichere Befud, und vielleldt
åberbief aud ber Berfanmmlungsort, alG bejeldjnended Merkmal deb heldnifdjen
Gharatterd ber Feier.
Maurer, Beleteang. 34
530 fv. Mbfdultt. 4. 39.
der Innerthrönder ſich verhalte, und ob ble barliber ungehjenden Ge»
vådjte Begrilnbet felen. ,,Thoraldi anttvortet: das will id dir fagen,
baf ich mein Weld und meine Kinder und alle fakrende Habe, die
id) mitfortbringen fonnte, hieher in bie Stadt geſchafft habe; wenn
du jegt hlerüber Beridjt von mir haben wink, fo mag das in euerer
Gewalt ſtehen; ihr merbet bann får mid und meine Famille Sorge
tragen, unb bas wird mir wohl villig aum Guten ausſchlagen. Der
König ſprach: fag bu. das, wonach id frage; es fol belnem Wohl⸗
ergehen nidt ſchaden. So if eud in Wahrheit zu berichten, Herr,
fagt Thoraldi, daß id gang fo erzaͤhlen mik, wie es fid verhålt, daß
nåmlid im inneren Throndheimiſchen alles Bolt heidniſchen Glau-
bens genannt werben mag, obwohl elnige Leute bort getauft zu
mennen find; ihre Gitte aber if die, ein Opfer im Herbſte au haben,
und ba ben Winter ju begrüßen (fagna pa vetri); ein anderes
Dyfer haben ſie au Mittwinter, ein brittes aber am Sommersanfange,
ba begråfen fie ben Gommer (pa fagna peir sumari); babei find
ble aus bem Eyna-, Sparbyggja-, Verdila- unb Skeynafylki
Q. h. aus den vier innthröndifdjen Fyllen); zwoͤlf Månner find die
Borfteher (formenn) bei dieſen Dpfermahlen, und nun im drühlinge
hat ber Bauer Delver von Eggla bas Opfermahl zu halten; er ift
jegt in Maͤri im gröften Gefdhåft, und dahin werden nun alle bie
Borråthe sufammengebradt, beren man sum Mahle bedarf.” Im
hoͤchſten Jorne bridjt mun der König mit einem bewaffneten Gefolge
auf, umjingelt Oelvers Haus, und lågt ihn ſammt mandjem Anderen
gefangen nehmen und töbten, alle Juråftungen gum Mahle und alle
fahrende Gabe aber låpt er mitnehmen und unter feine Leute vere
theilen. Ebenſo zieht er aud) au anderen Bauern, die er im Ber»
dachte der Mitſchuld hatte; „Einige wurden gefangen und in Eiſen
getvorfen, Ginige entfamen durch bie Bludt, Birlen wurde ihr Ber»
mögen weggenommen.“ „Dann berief der König ein Ding mit ben
Bauern. Darum aber, daß ber König viele mådtige Leute gefangen
hatte und in feinem Gewahrſam helt, ba ſchien es ihren Verwand⸗
ten raͤthlich dem Könige lieber Gehorſam zu verſprechen, ald daß Jene
erſchlagen wuͤrden, und fo wurde fir dießmal in Throndheim fein
Auflauf gegen den König erregt; ba wandte ber König alles Voll
wieder zum rechten Glauben, und fegte ba Geiflide ein, und leg
Kirchen weihen. Den Delver erklårte der König fiår buflos, und
Die Befeftigung bed Cjrifenthumb in Ronsegen. 531
malm alle befjen fahrende Habe an ſich, die anderen Månner aber
ble am Meiften fadfållig gegen ihn gemorben zu ſein ſchienen, ließ
er zum Theil tödten, gum Theil an Hånden oder Füßen verſtümmeln;
GCinige trieb er au6 dem Lande, von Anderen nahm er Buken.
Dann fult der König zurück nad) Nidaros."
Im folgenden Gommer (alfo 1021) fegte Olaf feine Bemü⸗
hungen in anberer Ridtung fort12). „Dieſen Gommer zog König
Olaf durch beide Måri, und einmårts burd Raumsdalr. Øegen
Herbſt ließ ev da alle die beften Leute ergreifen, ſowohl in Lesjar
als zu Dofrar, und ba mußten fle bas Gjriftenthum annehmen,
oder ben Tod erleiben, oder aber das Land råumen, wenn ihnen dieß
anders gelang; biejenigen aber, bie bas Chriſtenthum annahmen,
frellten dem Könige ihre Söhne als Gelfeln und als Unterpfand
der Treue." Ueber Böar, wo er Priefter zuruͤckließ, zog der König
nun nad Lorodalr (fälſchlich zu Orkadalr ok Gaulardalr ent-
felt; bier fam er nad) Stafabrekka, einem Gigel, unter bem ein
von ber Otta burdifrömtes und beiderfeits angebautes Thal lag;
ble Øegend hieß Loar, eine Ortſchaft aber, zunaͤchft unter dem Hügel,
war Bör genannt. „Der König fonnte ba ben gangen Bezirk hin⸗
unter fehen; ber König fprad da: Schade if es, daß man eine fo
ſchoͤne Gegend verbrennen fol, und sog mit feiner Schaar in bas
Thal hinab.“ Ueber Nes ging es jeht weiter; , der König blieb da
fünf Nådte, und ſchnitt den Heerpfeil, und lud ble Leute zu fi,
ſowohl aus Vagi, al$ aus Loar (Lon) und Heydalr (Stedalr;
Hedalr), unb liefi bei ber Ladung bas anfagen, daß fle entweder
eine Såladt wider ihn halten follten, oder Brand von ihm erfahren,
oder das Ghriftenthum annehmen und ihm ihre Söhne au Geiſeln
geben. Darauf famen ſie zum Könige, und unterwarfen fid ihm;
Einige aber entflohen nad den Thaͤlern“ (Dalir; fo heifen die grofen
Upplaͤndiſchen Thallande) 19).
12) Das Folgende nad ber jüngeren OI. 8. h.h. c. 106, &. 230—40,
und Heimskr. c. 117, 6. 170—71; bie åltere Sage, c. 74, 6. 57—8
ift in ben Drtönamen zum heil genauer, ſeht aber ben Vorfall gang verkehet
in eine weit fpåtere Beit. Dir folgen in ben Namen qumeift ber ålteren Gage.
13) Bei biefer Gelegenheit gab ber König, wie wir aud einer Urfunde
aus ben Jahren 1202—20 erfejen (Diplomat. Norveg. II, nom. 4) ben
Gre pessir an ben porgeirr gamli ju Garmö, får fid und alle feine Nadje
fommen, gegen bie Berpflidtung fld ju bekehren und rn Øofe ding
334 iv. Abſchnut. 6. 30.
Groͤßere Schwierigkelten madjte die Belehrung des weiter fåde
wårte gelegenen Gud&brandsdalr. Hier lebte ein Mann Ramens
Dala-Gudbrandr ( Thal⸗Gudbrand), deſſen Herrſchaft in ben Thaͤlern
ber eines Koͤnigs vergleichbat war, obwohl er nur ein hersir hieß;
få jon der gleidgeitige Didjter Sighvatr weif nur ihn dem gewaltigen
Erlingr Skjalgsson an Macht zu vergleldjen 19). Als nun Gud»
brand Olafs Unfunft in Lesjar erfuhr, und ben Zwang, den er
bort den Leuten anthat, da ſchnitt er den Heerpfeil, und berief alle
Leute aus den Thålern nad) Hunporp; fie erſchienen in unermeflidjer
Bahl. , Gudbrand hielt da Ding mit ihnen, und fagte, daß ein Mann
nad Lesjar gefommen fei, ber Dlaf heiße; und ber will uns einen
anderen Glauben gebieten, als ben wir haben, und unfere Götter
entzwei brechen, und er fpridjt, daß feine Götter viel mådjtiger und
gewaltiger felen als ble unferen, und eg ift ein Wunder, daf ble
Erde nidt unter ihm birft, da er Soldjes zu reden wagt, oder daß
unfere Götter ihn långer herumgehen laſſen, und id weiß, menn
wir ben porr aug feinem Tempel und Opferhauſe heraustragen, in
dem er an biefem Orte ſteht, und der uns in unferen Nöthen immer
Kirdje qu bauen. „Die Aubfage geſchah an der Haupttirde ju Loor vor mir,
dem Archidialon porgelrr, bem Gefeymanne porir, bem Kaplane Simon, dem
Prieſter AUl, bem Pall in Böar, bem Eirikr ungi, bem Gunnerr blor, bem
Björn bratti, und vielen anbern guten Månnern, geifttidjen und weltlidjen, dag
damals als ber heilige König Olaf das Chriſtenthum nad Loar braste, damald
er dem porgelrr gamli ju Garmö den See gab, der pessir heift, und feiner
gangen Radfommenfdaft; er ader belehrte fid hierauf zum Glauben, und vere
fyrad fo, wie er aud eine Kirde auf ſeinem Hofe erridten ließ; und darüber
wurben bie Beugniffe zweier Månner erbradt, ber Alteften im Varlidalr, bak fo
ihre Båter und Boråltern vor ihmen augefagt haben, und bak e8 fo wahr
fei, u ſ. w.
14) Dad Følgende nad der jiingeren O1. 8. h. h. c. 107—8, 6.240—9,
und Heimskr. c. 118—9, 6. 171—8. Dir Altere Gage, c. 33—8,
6. 23—8 ergåhlt den Borgang außer Bufammenhang mit dem obigen; ſie gibt
fberblep Gudbrandö Nede etwas abmeidend, und fegt uͤberhaupt voraus, daß
ble Bewohner der Khåler fråher (don Chriften gemefen, und erft wieder abges
fallen felen. Dabei modte man entweder annehmen, ba bereits Dlaf Krygg»
vafon, oder aber daß ber bide Olaf biefelben bei feinem erften Buge nad Tronds
heim belehrt hade; Beided ift aber gleidj unwahrſcheinlich, und ble Erzaͤhlung
felbft seigt, vote wilbfremb ben Thalleuten ble chriſtliche Sitte noch war. —
Weber Gudbrandd Gejdledt und Herfentitel vergl. übrigens Fra Fornjoti,
6. 1, 6.7; dazu Mund, I, 2, 6.606, Unm. 2, und meine Beitråge, Heft I,
Ø. 11, Anm. 3.
Die Befefigung de Chriſtenthums in Rorwegen. 539
wohl geholfen hat, unb wenn er ben Olaf und ſeine Leute ſieht, ba
wird feln Gott auseinanderſchmelzen, und fo aud er felber, und zu
gar Richts werden, und er wird feinem Anblicke gegenüber midt
Stand halten. Da ſchrieen fle Alle mit einmal auf, und fyraden,
daß dieſer Olaf nimmer heil und lebendig von bannen fommen folle,
wenn er ihnen ba begegnen würde, und er wird nidt magen weiter
ſũdwaͤrts in ble Shåler zu fahren, als er jetzt gefommen if.” Run
wird zunachſt eine Abtheilung von fieben Hunderten unter Gudbrands
Sohn dem Könige entgegengefidt, der, naddem er in Loar und
Vagi Geifilidje surådgelaffen, fiber Urguröst (Vagaröst?) nad Sil
(Usa) gegangen war. Zu Breidin ſtoßen beide Schaaren auf eine
ander; ble Mufforberung des Königs, das Chriſtenthum anzunehmen,
beantworten ble Bauern mit dem eerrufe. Jegt fommt es gur
Schlacht; die Bauern aber jerftieben alsbald vor den geübten Kriegs⸗
feuten des Königö, und ihr Fiihrer, Gudbrands Gohn, wird gefangen.
Doch entlåft ihn Olaf nad brei Sagen, mit dem Auftrage, ſeine
baldige Ankunft bem Gudbrand anzulündigen. Heimgekehrt råth ber
Sohn dem Vater, es nidt auf einen Kampf mit Olaf anfommen
åu laffen, wird aber von biefem hart angefakren 15); eine Traum⸗
erſcheinung aber, melde in ber Radjt den Gudbrand ſowohl als einen
anberen Håuptling in ben Shålern, pordr istrumagi ( Schmeerbauch),
vor dem Kampfe marnt19), hat jur Folge, daß Beide übereinkommen,
vorerft noch mit Olaf Ding zu halten, um 3u erfahren, wie es mit
der Wahrheit feiner Botſchaft ſtehe. Gudbrands Gohn wird gum
15) Gudbrand fagt ifm nåmlig: , man fieht leidt, bak alles Herg aus
dir fjeraudgeprågett ift, und mit menig GLåd fuheft bu von bafeim aud, und
biefe beine Fahrt wird lange im Gedådtnig bleiden, und bu glaubft gleid an
bie Narrethel, mit ber blefer Mann herumzieht, ber dir und beiner Schaar fo
grofe Gåmad) angethan hat.”
16) ,Unb in ber folgenden Nadt tråumte Gudbrand, dafi ein grøfer und
fjellgtångender Mann ju ifm fomme, fo dafi er einen foldjen nog nidt meinte
gefehen 3u haben; vor ihm fårdtete er fid fehr, und Jener ſprach: bein Sohn,
Gudbrand, fuhr keine Stegebfahrt (slgrför) gegen König Olaf; aber weit gråpere
Stmad nok follft bu von ifm erfahren, menn du mit ifm ſtreiten willſt, und
bu wirſt felber fallen, und beine gange Schaar, und ble Wolfe werden euere
Seidjen herumgerten, und bie Raben fe gerreiffen. Bon blefem Graus wurde
er erføredt, und fagte bavon dem pordr istrumagi, der ba der zweitmaͤchtige
$Håuptling in ben Thålern war. Er antwortet: gang daſſelbe traͤumte id heute
Racht, und das muß Etwas bedeuten.”
534 IV. Wbfdnitt. 6. 30.
Könige geſchidt, ihm blef anzulündigen; Olaf laßt ſich barauf elm,
und es wird ein Waffenſtillſtand elngegangen. „Da fuhr ber König
sum Ding, und redete mit ben Bauern; es war aber große Nåffe
an bem age, feitbem bas Ding gehegt war. Da ſtand der König
auf, und fagte, bafi bie zu Lesjar und 3u Lon bas Ghriftenthum
angenommen und ihre Opferhåufer und Goͤtzen niedergerifjen håtten,
unb fle glauben nun an ben wahren Gott, der Himmel und Erde
geſchaffen hat, und ber alle Dinge weiß, ble fid begeben haben,
und ebenfo aud) ble, ble nog nidt geſchehen find; und bann fegte
fld der König nieder. Gudbrand aber anttvortet: wir wiſſen nidt
von was får einem Gotte du ſprichſt; du nennft Ginen Gott, den
du nicht ſehen fannft, und niemand Anderer; wir aber haben einen
Gott, den man alle Tage ſehen fann”), und der ift gervaltig; id
glaube, daß eudj das Herz in der Bruft ergittert, menn er zum Ding
fommt; well ihr aber fagt, daß euer Gott fo grof und fo mådtig
få, daß er Alles vermöge, da laf du eg ihn fo einridten, daß
morgen bas Wetter neblicht ift, aber ohne Regen, und finden wir
ung bann hier. Der König ging ba heim nad felner Herberge, und
mit ihm ging ale Geifel der Sohn Gudbrands, ber König aber
ſtellte ihnen bagegen einen anderen Mann. Des Abends fragte der
König ben Sohn Gudbrands, wie denn ihr Gott gemadjt fei; er
fagt, er fei nad) Thor gebildet: er hat ben Hammer in der Hand,
und iſt hohen Wuchſes, fo daß eg Niemand gibt, der gröfer mwåre
als er; ev ift innen hohl, und unter ikm ift eine Borridtung, wie
wenn ed ein Ultar waͤre, und darauf ſteht er, menn er außen iſt;
es fehlt ihm nidt an Gold unb Gilber an feiner Perfon; vier Lalde
Brods werden ihm jeben Tag gebracht, und dazu Schlachtfleiſch in
entfpredjender Menge, und bavon lågt er Nichts Mbrig15). Dann
gingen ble Leute ju Bett, der König aber wachte lange in der Nacht
und War im Gebet; als aber ber Tag fam, ſtand der König auf
und kleidete fldj an, und ging zur Kirdje, und lie fid Gottesdienſt
unb Mefje fingen, und ging bann zu Tiſch und von da jum Ding;
17) Die åltere Gage fågt bei: „er ift aber darum heute nidt heraußen,
well bat Better feucht ift.”
18) Aus Hamarshelmt, Str. 24 wiffen wir, mad får ein ungeheuerer
Eſſer Thor war: „Einen gangen Odfen af, acht Lachſe, alles Raſchwert, da
ben Weibern beftimmt war, e8 trant ber SIf Gemahl brei Cimer Meths.”
Die Vefeſtigung ved Cjeifenthumk in Rorvegen. 585
mit bem etter war e8 fo gegangen, wie. Gubbrand es verlangt
hatte. An blefem Dinge fland Biſchof Sigurd auf; er hatte einen
Ghorrod an, und auf bem Kopfe eine Bifdjofømitra, aber den Biſchofs⸗
flab in der Hand, und er predigte vor den Bauern den Glauben,
und erzaͤhlte die vielen Wahrzeichen, die Gott gethan hatte, ſowohl
vor felner Peinigung als nachher, und der Biſchof beſchloß feine Rede
føön und gut. Da antvortet pordr istrumagi: Bieled redet der
Gehörnte da, der den Steden in der Hand hålt, und etwas darauf
hat vote ein Frummes Widderhorn 10); well ihr Gefellen aber fagt,
daß euer Gott fo grofe Wahrzeichen gethan hade, ba ſprecht ihr mit
ihm, daß er morgen Sonnenſchein fein laſſe und Hares Wetter, und
daß die Sonne recht fröhlich ſcheine, und da wollen wir uns wieder
bler finden. Dann wollen wir eines von Beiden thun, uns um dieſe
Sache vergleidjen, oder Kampf halten, und bamit får dießmal aus»
einandergehn.“ — Inzwiſchen fendet Olaf insgeheim eute aué, um
ble Schiffe der Bauern anzubohren und ihre Pferbe wegzureiten; ev
beauftragt Einen aus felnem Gefolge, ben Kolbeinn sterki (ber
Starke), ber neben bem Schwerte mit einer ſchweren Keule bewaffnet
au gehen pflegte, fil am folgenben Tage am Ding fortwaͤhrend in
feiner Måke au halten, und bringt ble gange Nacht im Gebete au.
„Als aber der König und ber Biſchof den Gottesdienſt vor Tages⸗
anbruch beſchloſſen hatten, ba ging er gum Ding, und als er dahin
fam, da waren faft noch feine Bauern gefommen; da fahen fie eine
große Menge gum Ding fahren, und fle trugen in ihrer Mitte ein
großes menfdlidjes Bildnif, bas war gang firahlenb von Gold und
Gilber; und als bas die Bauern fahen, die am Dinge maren, ba
fprangen fle auf, unb neigten fid dieſem Scheuſale (pvi skrimsli);
bann wurde bafjelbe mitten auf bie Dingftåtte gefegt, auf ber einen
Seite faen die Bauern, auf der anderen aber der König und feine
Leute. Da fland Thal-Gubbrand auf, und ſprach: wo if nun bein
Gott, König? IG glaube, daß er nun feinen Kinnbart ziemlich nier
brig trågt (d. h. muthlos if), und fo fæeint es mir, als oG nun
beine und deines Horntrågers Streitluft, der da neben dir figt und
19) Aehnlich heift e8 in ber Historia S. Sigafridi (Fant, II, 4,
6. 352): Hominem quippe intuentes Indumentis pontifiealibus, cam In-
fale et baculo adornatum, cernentes eum in capite cornua gestantem,
non satis admireri quibant, quippe quod nunquam viderant.
538 IV. Mbfdnitt. 6 30.
den ihr Biſchof nennt, geringer fei als am verigen Tage, denn nun
iſt Der gefommen, ber euch ſtill madjen wird), unb er vegiert bie
gange elt, und er faut eud an mit ſcharfen Augen, und id fehe
beutlidj, daß ihr befiegt feid und voller Furcht, und wagt faum mit
den Augen aufubliden; nun gedt eneren Wahn und Aberglauben
auf (bindrvitni ykkra ok hegoma), unb glaubt an unferen Gott,
der alP euer Schichſal in der Hand hat?!). Und fo beſchloß er feine
Nede. Der König ſprach zu Kolbein bem Gtarfen, fo daß die Bauern
es nicht hörten: menn eg åber meiner Rede geſchieht, daß die Bauern
von ihrem Gotte megfehen, fo folf du ihm elnen Schlag geden, fo
ſtark du mur fannft. Hierauf ſtand der König auf, und fprad:
Bieles haft bu, Gudbrand, heute Morgend zu uns gefprodjen, und
bu zeigſt bid) daråber vermundert, daß du meinen Gott midt fehen
fannft; wir aber erwarten, daß er bald au uns fommen werde; bu
ſchredſt uns mit deinem Gotte, der Beides blind und taub ift, und
weder ſich felbft noch Anderen helfen fann, und nidt von ber telle
fommt, menn er nidjt getragen wird, und id glaube, daf er nidt
welt vom Untergange ift; faut nun nad Often, da fåhrt nun
unfer Gott mit einem gewaltigen Lichte. Da ſtieg eben die Sonne
auf, und alle Bauern fåauten dahin; in dieſem Augenblide aber
ſchlug Kolbein fo auf ihren Gott, daß blefer gang entzwei brad,
unb Måufe fo grop als wenn es Kahen wåren, und Rattern und
Wurmer liefen da heraus; dle Bauern ader befiel foldje Furdjt, daß
fle floken, Jeder fo gut er fonnte: Einige flohen zu den Schiffen,
alg fle aber die Schiffe hinabſtießen, lief gleid das Waſſer hinein,
unb fie fonnten nidjt bamit fahren; ble aber, die zu ihren Pferden
wollten, fanben fle nidt. Darauf leg der König die Bauern ju
fich vufen, und fagt, daß er mit ihnen veden wolle; ba kehrten fe
zurück, und fafen jum zweitenmale jum Ding nieber. Da fland
König Olaf auf, und ſprach: id weiß nidjt, was diefer Lårm und
20) Die åltere Dlafsfage fagt: „Denn nun ift unfer Gott getommen, der
foldet Better madjen fann, daß euer Gott nidt jum Ding zu fommen vermag.”
21) Die åltere Gage fågt bei: „So gebuldig wie er euere Miſſethaten
getvagen hat, unb fo radbegierig wie er fonft au fein pflegt, fo ſcheint uns
wunderlich, baf er cud fo lange nachfieht, es waͤre denn, baf blef darum ge»
ſchehe, weil er voraus meif, daß ihr eud ju ihm befehren und ifm anbeten
Die Befeſtigung bek Cjelfentfumb in Nonnegen. 587
Auflauf, ben ihr madt, bedeuten fol; jfegt aber mögt ihr fehen,
was får Macht ener Gott hat, auf den ihr Geld und Kleinodien
vermandtet, und ihr feht nun, wer das genoffen hat, mas ihr ihm
gegeben habt, Wuͤrmer nåmlid, und Kröten, und Måufe; nun find
es VThoren, ble an Solches glauben und von folder Thorheit nicht
laffen wollen; jeht nehmt ener Gold und euere Kleinodien auf, die
bler auf dem Boden herumfahren, und nehmt das mit heim zu eueren
Meibern, und wendet es fortan nidt mehr auf Stöde vder Steine;
nun aber habt ihr von mir aus ene zweifache Wahl, entweder auf
der Gtelle das Ghriftenthum angunehmen, oder mit mir Såladt zu
halten, und ba mag ben Anberen beftegen, men ber Gott wil, an
den id glaube. Da fand Thal- Gudbrand auf, und ſprach: einen
großen Schaden haben wir Bauern jetzt erlitten mit unferem Gott;
barum aber, daß er ſich felbft midt au retten und zu helfen ver
modjte, glaube id, daß er aud uns nimmer ju helfen vermag;
fo mollen wir nun fieber an den Gott glauben, König, an ben ihr
glaubt, bu und bein Biſchof?r). Da nahmen Alle bas Ghriftenthum
an, und ber Biſchof taufte ben Gudbrand und feinen Sohn, und der
König hinterlieg da Geiſtliche, und nun maren dle Freunde, ble vare
dem Feinde gewefen maren. Vhalgudbrand ließ auf ſeinem Hofe
eine Rirdje erbauen in ben Thålern'29),
Nad) ber Betehrung der nörbliden Thåler mandte fid König
22) Die åltere Gage gibt bie beiden legten Gåye folgenbermafen: , Run
aber barum, baf er und midt ju helfen vermodite, fett es mir, ald ob bein
Gott mådtiger fei, und unfer Gott allzu ſchwach, ſobald er nidt mit uns allein
au thun hat; und wir wollen ihm dad jegt lohnen, indem wir allen Glauben
an ihn aufgefen, und wir wollen nun ben Gott verehren, den du preifeft und
ihm allen Glauben zuwenden.“
* 23) Die Sanct. Olaffs Saga paa Svenske Rim, welde Hadorph
im Jahre 1675 herausgab, fagt S. 32:
Gudbrandz dala togo wid Troo,
Bygde sildan med frild och roo;
Erchiebiskopen Oedmunder
Döpte them. — —
Woher hier, wåhrend bie verfifteirte Legende fonft durchaus unſelbſtſtaͤndig ift und
lediglich ben ålteren Aufzeichungen folgt, ber Erzbiſchof Oedmunår (Eadmund !)
flatt des Bifdof Sigurd getommen ift, weif id midt anzugeben; ein foldjer
wird unfer ben um jene Beit in Norwegen wirkenden Miſſtonaren fonft nirgende
genannt. Vergl. unten, $. 44.
588 IV. Mbfdnitt. 6. 80.
Def, in ſeiner Thaͤtigkeit fir die Mudbreitumg des Glaubens nidjt
ermibenb, nad) ben fåbliden Theilen der Hochlande 2e). ,,König
Olaf zog fobann hinaus nad Heimoörk, und befehrte da gum
Ghriftenthume; benn ba er ble Könige gefangen hatte, da getraute
er ſich midt gleich nad einer folden Gewaltthat weiter ber bas
Land au stehen; da ward das Chriſtenthum nidt weit elngefåkhet
auf fener Gahrt. Auf diefer Fahrt aber ließ der König nidjt früher
nad, als bis gang Heiömörk belehrt mar, und Kirchen bafelbft ger
weiht und Geifttide an denfelben angeftellt maren. Von da 208
erhinaus nad) potn und Hadaland, und befjerte ba die Sitten ber
Leute; von ba jog er nad Hringariki, und ble Leute untere
warfen ſich ba alle dem Ghriftenthume. Sodann erfuhren die von
Raumariki, daß König Olaf ſich dahin aufmadje, und fie bradje
ten ein Geer von Leuten zuſammen, und fyradjen fo unter fid, daß
ber Angriff ihnen ewig erinnerlid bleiden werde, melden König
Olaf bas legtemal ba begangen hade, und daß er nicht öfter Soldes
begehjen folle. Als aber König Olaf mit feiner Schaar nad Raumariki
fam, ba zog ihm der gefammte Haufen ber Bauern entgegen ble ju dem
Fluße, welcher Mora (Nicia, Nitia, Nizia) heißt, unb fie hatten eine grofe
Anzahl von euten; und als fle aufeinander fiefen, ba begannen
ble Bauern ſogleich ben Kampf; aber doch mar es bald übel beſtellt
mit ihnen, und fie riſſen gleich aus wie eine Weldenruthe, und fie
wurben jur Beſſerung gefdlagen, denn ſie baten ba um Frieden mit
dem önige, und nehmen das Chriſtenthum an; da burdjjg ber
König dieſes Fylli, und verlief es nicht eher, als ble es ganz chriſt⸗
lich war, und ble meiſten Leute getauft. Von da zog er oftmårte
nach den Soleyjar, und bekehrte da die Gegend.“
Die obigen Borfålle gehoͤren theils noch dem Jahre 1021, theils
dem Frühjahre 1022 an; im folgenden Jahre aber, alſo 1023, ging
ber König iiber Hörbaland nad Vors, „weil er erfuhr, daß bort
das Bolf nod wenig gefittet fei23).” „Er hielt ba Ding mit ben
24) Das Følgende nadj der jüngeren 01. 3. h.h. c. 100, S. 240—50,
und Heimskr. c. 120, 6. 178—9; menig abweichend die åltere Gage,
e. 39, 6. 28.
25) Das Folgende nak der jiimgeren O1. 8. h. h. e. 117, 6. 270—2;
Heimskr. c. 129, Ø, 196—8; vergl. aud) die [slenzkir Annalar,
a. 1023 (1028).
— — — — — — —
Die Befeftigung del Chrittenthumt in Rorwegen. 500
Bauern, wo man e Vors (Vangr) heißt; ble Bauern famen dahin
zahlreich und vollſtaͤndig bewaffnet; ber König forderte fle auf, das
Ghriftenthum angunehmen, fle aber forderten ihn dem entgegen gum
Kampfe auf. Dann orbneten belde Thelle ihre Schaar jur Schlacht;
ba geſchah es ben Bauern aber gleich beim Unråden, daß Angſt
fle ergriff, und Reiner wollte ba vorn bran ſtehen; da geſchah am
Ende das, mas ihnen befjer gedieh, daß fle bem Könige zu Handen
gingen und bas Ghriftenthum annahmen; der König entfernte ſich
da nidjt friljer, als bis Alles gang chriftlich geworden war.” Bon
Bier ging ed nun nad Gogn; „als es aber herbftete, wandte er
ſich in ben Meerbufen hinein, und von da hinauf nad Valdres;
da war bamalé Alles heidniſch. Der König zog fo rafdj als moͤg⸗
lich zu der Ortſchaft; er fam da den Bauern unerwartet, und nahm
alle ihre Schiffe; er beftieg diefe felbf mit feinem gangen Gefolge,
bann ſchnitt er ble Dingladung, und feste bas Ding fo nahe am
Waſſer an, daß er, wenn er wollte, ben vollen Gebraudj ber Schiffe
fir fi hatte. Die Bauern wandten ſich glid dahin, mit einem
gangen Heer von Leuten, und In voller Bewaffnung; der König hieß
ſie bas Ghriftenthum annehmen, fie aber ſchrieen entgegen, und hießen
ihn auf ber Gtelle ſchweigen; fle erhoben fofort ein gewaltiges Ge-
töfe und Waffenlårm; da aber ber König fah, dag fle darauf nicht
hoͤren mollten, was er fle lehrte, und meter, daß fle ein ganzes
Heer von euten håtten, gegen das er nicht auffommen fonnte, da
anderte ev feine Nede, und fragte, ob Cinige da feien, ble Rechts⸗
fadjen gegen einander håtten, ober bie wollten, daß er ſie vergleldje;
da ergab ſich gleld in ihrem Reden, daß da viele Bauern uneins
waren, obwohl fle zu bem ſchändlichen Unternehmen sufammenger
Taufen maren, gegen bas Ghriftenthum fid zu miderfegen. Sowie
aber ble Bauern anfingen gegen einander zu Magen, da fammelte
ſich Jeder feine Genoffen, um feine Sadje vorgubringen; fo ging es
ben gangen Tag fort; am Abend wurde bas Ding aufgehoden. So»
bald bie Bauern erfahren hatten, baf ber König gegen Valdres ziehe,
und daß er in das bewohnte Land gefommen fei, ba hatten fle die
Heerladung ausfahren laffen, und frei und unfrei sufammenberufen;
fle jogen dann mit einem Heere von Leuten dem Könige entgegen;
da war bas gefammte Volt fparfam daheim in ber Gegend. Die
Bauern helten Berfammlung nad dem Ding; das erfule ber König,
540 IV. Wofdnitt. $. 39.
und alø ev wiederum auf feine Schiffe gefommen war, ba ließ er
in der Madjt quer über Das Waſſer rudern; da ließ er landen, und
yliindern, und brennen, ſoweit man nur fommen fonnte. Tags bar-
auf vuberten: fle von einer Landſpite sur anderen; ba liefi der König
Alles einreifen und niederbrennen; ble Bauern aber, ble bei der
Berfammlung maren, als ſie ben Raud und dle Flamme daheim
bei ihren Hånfern fahen, da löften ſie fid auf in Helne Haufen,
Jeder lief gum Undern, bis Alles in Meine Haufen sertheilt war;
ber König aber ruderte da fiber bas Waſſer uråd, und brannte nun
auf ber Geite, wo vorher das Bauernheer geweſen mar; ba famen
ble Bauern zum Könige und baten um Gnade; ſie erboten fid da,
dem Könige zu anden ju gehen; fo gad der König alen Leuten
Frieden, ble zu foldjem Ende famen, unb ebenfo ihr Gut, fobald ſie
au Handen gehen wollten; ba fyradjen aud) Biele nicht mehr gegen bas
Chriſtenthum; der König ließ ba bas Bolt taufep, und nahm von ben
Bauern Gelfeln. Da vermellte ber König lange im Herbſte; er ließ ſein
Schiff jedesmal zwiſchen zwei Waſſern åber die Heide stehen: der König
zog nidjt weit vom Waſſer veg bas Land hinauf, denn er traute ben
Bauern dort menig, wenn er fid ihnen blog gåbe; er ließ da eine
Kirdje bauen und weihen, und ſehte Geiftide an diefelbe; als ihm
aber Groft einzufallen foten, ba ging er bas Kand aufwärts, und
gelangte ba nad potn." Dann ging es nad) Throndhelm, wo ber»
wintert wurbe76); naͤchſtes Frühjahr aber wurde mit bem begonner
nen Gefdåfte wieder ſortgefahren. „Im Sommer zog König Olaf
ſüdwaͤrts dem Lande entlang, und hielt Ding mit ben Bauern, ord⸗
nete bas Land und fegte Leute dariiber, und nahm überall, wohin
er 309, ble Foniglidjen Ginkinfte ein. Im Sommer zieht er gang
bis jum Ende bes Landes nad Süden, und da hatte er bas Land
chriſtlich gemadjt, ſoweit ble bewohnten Gegenden reidjten; ba katte
er im gangen Lande ble Gefehe geordnet, fo wie er fle haben wollte 2).“
Das Bisherige hat hinreichend gegeigt, wie des biden Olafs
Regierung gang ebenfo wie ble Olaf Tryggvafons ihre gange Ridj-
tung vor Allem durch bas Beftreben erhålt, ben Glauben in ſeinem
Reiche nad Kvåften zu fördern. Dem Beiſpiele feines ålteren Ra-
26) Jiingere OL.
. 27 JFångere OL $.
&. 203—.
c 118, 6.273; Helmskr. c. 129, 198.
, hi c. 121, 6. 270; Helmskr. e. 133,
Die Befeſtigung bed Chriſtenthums in Norwegen. 54t
men6vetters folgend, fudt aud er eine Landfdjaft nad ber anderen
får bas Ghviftenthum au gewinnen oder in biefer au befeftigen, und
daß ev daneben nidjt minderen Fleiß als dieſer fein Borgånger auf
ble Betehrung einjelner Månner vermandte, mit benen er eden in
Beråhrung fam, lågt fidj an und fir fid nidt bezweifeln, menn
aud) unfere Ouellen nur ausnahmsweiſe einer foldjen indivibuelleren
Vhåtigteit des Königs gedenken28); der Crfolg felner Bemihungen
war aber fo erhjeblid, baf gang Norwegen von jegt an als ein drift
liches Land gelten konnte 20). Freilich mar der jüngere Olaf in Be⸗
aug auf ble Mittel, weldje au foldjem Ende in Anmendung gebradjt
wurden, nicht måbhlerifdjer, ald blef ber åltere gemefen war; ja eg
tritt fogar bet Jenem eine gewiſſe Betråglidteit und Hinterliſt im
Bertehre mit den Heidenleuten hervor, melde dem rohen, aber hode
fjergigen Sinne Olafs Tryggvafons fern geblieben war, — eine ride
28) Gin Beifpiel gewaͤhrt der, freilid ungefdidttide, Toka p. Toka-
sonar, 6.303. Olaf fragt ben ihn befudjenden Toki Tokason, ob er ger
tauft fei oder nidt; biefer antwortet: „Ich bin mit bem Kreuge begeidjnet, aber
midt getauft, darum weil id) abwechſelnd mit Heibenleuten und Ghriftenleuten
belfammen war; id glaube ubrigens an den welßen Chriſt, aud bin id jept
barum ju eud gefommen, weil id mid mill taufen laffen und ble Botfdaft
annehmen, dle ihr biletet, denn mir ſcheint nicht gewiß, daß id) biefe von einem
Befferen Manne empfangen fönne. Der König wurde darüber froh, daß er bie
Zaufe annehmen und Gott blenen wollte; ba wurde Toli von dem Hofdifdofe
König Dlafs getauft, und er ſtarb in den weißen Gewaͤndern.“
29) Val. 4. 8. Fagrøk. $. 94: ,König Olaf legte fo großes Gewicht
barauf, bad Ghriftenthum ju förbern, daß man entweder bad Chriſtenthum ane
nehmen mußte, oder fein Leben laffen, oder britten8 aud bem Vande fahren,
und e8 war da fein Thal in Norwegen, dad nidt von Chrifenleuten bewohnt
gewefen waͤre,“ unb åhnlid ble åltere O1. 8. h. h. c.32, 5.23: , König
Dlaf legt ſoviel Gewicht darauf bad Chriſtenthum zu Halten, daß Miemand in
Norwegen vorhanden war, ber nicht entweder ben rechten Glauben halten, oder
ben Tod feiden mußte. Go geht es durch das ganje Land, ba wo vordem Ab ⸗
hilfe bezüglich des Chriſtenthums am Meiften Noth that. Da mar kein Seiten⸗
thal und keine Rebeninſel in ſeinem Reiche, worin man einen Heibenmenfden
hůtte finben mögen.” Gang wunderlich heißt es in Zuſa F. F. jur finger
ten OL Ø. h. bh. 8.230: „Konig Dlaf Grifmete dieſes gange Reid; alle Opfer
brach er nieder und alle Göhen, wie ben porr, ben Gott ber Englaͤnder, unb
ben Udlnn, ben Gadfengott, und den Skjöldr, den Gott derer von Gåonen,
und ben Freyr, ben Gdwedengott, und ben Gudormr, ben Dånengott, unb
viele andere Scheuſale des Opferdienſtes, ſowohl Felſen ald Opferfåtten, Måle
ber, Gewaſſet und Vaume, und andere Gegenftånde ber Unbetung, ſowohl großere
als Beinere,v
542 IV. Wbfdnitt. 6. 30.
ſichtsloſe, und babei bod fein berechnende Politil, weldjer ebenfogut
ein. eigennũhiges Gtreben nad Erweiterung der eigenen weltlichen
Madjt, als ein finfterer, alles menſchliche Gefühl erftidender firdje
fidjer Fanatismus zu Grunde lag. In den ſpecifiſch lirchlichen Quellen
vitt freilich bei allem Gewichte, welches dieſelben auf bes Königs
Belehrungseifer zu legen gewoͤhnt find, bas Hinterliſtige und Gewalt⸗
thaͤtige ſeines Verfahrens mehr in den Hintergrund; ſie laſſen den
König bei ſeinen Belehrungen in der Regel auf bas Beſte und
Schoͤnſte verfahren, waͤhrend feine Gegner fammt und fonderd als
wahre Teufelsbraten gefdildert merben. Aber ſelbſt in berartigen Dar»
ſtellungen tritt hin und wieder die Gewaltfamfeit und Rohheit in
Olafs Vorſchreiten zu Tageso), und was oben aus den firenger
geſchichtlichen Duellen mitgetheilt wurde, fann uͤber defjen Handlungs⸗
welfe feinen Zweifel auffommen laffen. Auch dem fingern Olaf muß
indeſſen biefelbe Entſchuldigung wenigſtens guten Theils zu Gute
fommen, welche früher bereits zu Gunſten Olaf Tryggvafons von
uns geltend gemadjt worden iſtemh: ble Anſchauungen der Jeit, in
der ev lebte, geſtatteten und forderten ſogar die Anwendung von Liſt
und Gewalt zum Zwecke der Verbreitung des Glaubens in einer
Ausdehnung, in welcher man dieſelbe heutzutage zu begehren oder
aud) nur zu billigen wenigſtens offen nicht mehr wagt 2).
30) gla. B.die altnordifde Homilie (Oldnorsk Låsebog, S. 102),
welche, nadjbem Dlafs Milde, ſein apoſtouſches Muftreten, fein Mirten durch bie
Vredigt und feine Geduld gegen feine vom Teufel befeffenen Wegner gepriefen
worden war, dann fortfåhrt: „da brad und verbrannte er bie heidniſchen Tem ⸗
pel, und erridtete an deren Statt Kirdjen, und ſtellte Priefter und Geiſtliche
an ifnen an, um bas Ghriftentfum und allen Dienft ihnen zu verrichten.“ Das
Såbifde Paffionale und das Breviarium Nidros. (Sangebet, LI,
536 und 541) mildern ben Sag dahin, def fie die Reubekehrten felbft die Leme
pel unb ble Gdyenbilder gerftdren laffen; bie Legende im Fornsvenskt
Legendarium, 1, 6.861, fagt bagegen wieder ſchaͤrfer: „Und ba wurden
bie Ubgdtter zerſchlagen, bie ſie zu verehren pflegten, und Kirchen wurden ge-
baut und Kleriler geweiht, und alle bie, bie Ubgdtter vereheten und den redten
Ølauben nidt annehmen wollten, bie wurden unterbrådt und burften fid nidt
erheben.“
31) Siehe oben, $.27, S. 3224.
32) Man ſehe z. B., welche Beurtheilung das unpartheliſche Verfahren ber
Halkonsſohne in den Quellen erfährt, oben. 6.36, Anm. 2—3. Aud find bie
Sagenſchreiber wieder fammtlidj von der Art, wie Dlaf Haraldsfon mit ben
$jelbenleuten umging, hochlich erbaut.
Die Befeftigung bed Chviftentfums in Normegen. $43
Der Umſtand, daß der dide Olaf in dem Sohne bes Tryggvi
bereite einen Borgånger auf ber gleidjen Bahn gefunben hatte, hatte
nun aber jur natürlichen Folge, daß felne Bemiihungen fir den
Glauben bereitd meiter veidjen, und confequenter betrieben werden
fonnten als ble bes Letzteren. Wohl fand aud Olaf Haralbsfon
noch eingelne Gegenden vor, in weldjen bas Chriftenthum nod gar
feine Aufnahme gefunden, oder aud) wohl wåhrend der buldfamen
Megierung ber Jarle den bereits gewonnenen Boden wieder voll
ſtaͤndig verforen hatte; im Ganzen låft fid indefjen immerhin ber
haupten, und wird aud von den Quellen mit aller Beſtimmtheit
hervorgehoben, daß bie eigentlide Aufgabe besfelben nidt in dem
Pflanzen, fondern in bem Aufbefern des Ghriftenthumes beftanden,
und bafi er eigentlid nur vollendete, mas Olaf Tryggvafon bereite
erfolgreldj begonnen hatte ). So handelt es fid demnach bei Olaf
Haraldsſons Wirken vorzugsweiſe um die Befeitigung ber zahlreichen
Ueberreſte bes Heidenthums, weldje tros ber Annahme der Taufe
und neben dem åuferlidjen Betenntnifje des Ghriftenthumes fid aller
wårte in Glauben und Gitte erhalten hatten, bann aber avd um
ble Entwerfung und möglidfe Durchführung einer georbneten Kir
djenverfaffung, und um ble Gorge får ben Bau von Kirdjen und
ble Einrichtung ves Gottesdienftes. Wiederholt if in den Rordifdjen
Quellen bavon ble Rede, wie ber König ble Gitten ber Leute
befferte»4), wie er ble chriſtlichen Gefege am Ding vorlefen und vers
ſchaͤrfen liep 25), und ausmårtige Aufzeichnungen gedenlen der Thåtig-
33) Bgl. 3. B. Theodor. Mon. c. 16, 6.324: Tempore vero, quo
Erlcos praefuerat, multi quantum ad Chrisanismum a vero exorbiia-
verunt. Hos ergo ad viam reducere et salutis Iter monstrare, eccleslas
In quibus non erant locis fundare, ful reditibus ditare rex Olauns
modis omnibus intendebat, et cooper: ti dri optimi Olaui lit
Tryggya, ut quod ille magnifice plantaverat, aciter ut å Del
spirltn ductus rigaret. Ferner Oddr, c. 48, S. 317—8, oben, $.27,
nm. 4; Agrip, 6. 19, 6.395, oben, $.36, Varm. 3, u. dal. m. Mehr au
Gunſten des biden Dlaft ſchildert deffen Verhåltnif au feinem Borgånger ble
Borrede beg Oddr in Munchs Uubgabe; oben, 6.27, Anm. 41.
34) Øgl.4.B. ble jngere O1. 8.h.h. c.73, G. 144, und Heimskr.
€. 72, 6.80, oben, &.524; jiingere S. c.100, S. 240, und Helm skr.
€. 120, 6.178, oben, S. 338
35) Bal. 4. D. die jüngere Gage, c. 62, 6.116, und Heimskr.
6.58, 6.05; — jångere 6. c. 64, 6. 123, u. Hoimskr. c.62, 6.71; —
Sød ENE EN ꝛꝛ
Folat hefen, Bunge, bø, 00, nt, efiwngertgz,
Belfe Hjybn dør eee Bass. ba DU de
vpn, AIG Fhålgfeit, får, his, Mlbrfierkng:be Gefaggpdung, ger,
ferd 9. dahel AuporiUd Pragunt, daß Å, Abe bt
ſachlih munn · zu 09 geweſen fri, ale Upberrelie, ned Øeldenihuppg,
aug: ben Ronmegifden, Fendreden 4. KE en, freilid), hestbtet,
wirh . had: Der Gönig ba Heisgaefsping, (ibsifjøking or Eder.
frſhet beſchranlteren Umfange aeweſen zu ſein fdeint, jun goneine,
famen Ding her Hochlander gemadt. hate"), [o iſt bade pan fpeelpd
lirchlichen Motigen nicht bie Rene, und ehenſo vold pt eeeugheß
werden, daß andere Gefee bedfelhen lediohch ble, Stårtupg beg. Åonps
frivbenø,, blg Drdnung bes Dienpes am, Königshole, und —
zum hatten; wohl aber ergibt ſich die religioſe Bedeutung
——
t augureg,
—*XX —
aemonjpye
pesdefetsaporum unmero, cum, h v
Norvegia monstris talibus plena ést. Nam et di
906), of, Hpeantgto
rum, ba PN
ter kneet
I attrandt, Da ble Yngaher Auf 7
Man fen —F
leidsefisping e
* Ua bet Bing be Uyphnbt ee
r et Uyplanbe gegen follten, und forseit anbermårté, ald” bie
ft FEN gale ås t. 0, 120, 8 179." Heltete Gåge,
& 23: pila fete bje Gefepe, bie Berte log hei en; fie gelten feitbem
får ble Thplande und blid Får Bifen. Drei Gefepverdånde find in Normegen;
bie Gi deg Frostgpings und bie Geſetze bie Hakon Abaisteinsfostri fegen
teg, bie Buiapings log helfen.” Bergl. ble Anmerkung der bereugeher u
telle, und Mund, I, 2, S&.612—.
Die Befeftigung bed Gjrifenthumb in Norwegen. 545
der geſehgeberiſchen Thåtigfeit König Olafs aus einer anderwaͤrts
ſich finbenden Angabe es): „Er berief au ſich Reiche und Arme, und
alle bie, welche bie Berftåndigften maren; er ließ ſich vie Geſche
vortragen, welche Hakon Aöalsteinsfostri in Shronbhelm eingefuͤhrt
hatte; er beſſerte fobann bie Geſehe mit dem Rathe der verftånbige
fen Månner; er legte allen Fleiß baran, das Heidenthum abzuſtellen
und alle Unfitten, in denen ihm ein Verſtoß gegen das Chriſtenthum
au liegen ſchien. So geſchah es, daß bie Bauern Ad bereit erllaͤr⸗
ten ble Geſehe anzunehmen, ble der König ihnen fegte.” Vorzüͤglich
aug biefer Hrdliden Bedeutung der Gefehgebung Olafs erflårt es
fid denn aud), wenn bie ſpecifiſch kirchlichen Duellen auf dieſe regel⸗
måfig ein beſonderes Gewicht legens%); wie aber bei König Dlaf
38) Jingere 01. 8. h.h. c. 58, 6. 108—9; Heimskr. c. 56, 6. 61,
wofelbft aud) auf eine Strøphe des Didterd Gighvat Vezug genommen wird,
melde von Olafé landrechtlicher Gefepgebung fpridt. Die Fagrsk. $.98 fagt
gang troden: „Als da König Olaf Uleinherrfder geworden mar in Norwegen,
da Mlef er ble Wefehe einridjten nad bem Rathe ber meifeften Minner, und
fegte fie felber danach, wie fle feltdem gehalten wurden;" ebenfo ble åltere
01. 8. h. h. o. 48, 6.35.
39) 8. 8. ble Gomilie im Oldnorsk Låsebox, &. 102: OHierauf aber
feyte er Øefege unter ben Leuten, bie ſeitdem im gangen Sande gehalten wur»
ben, daß ble mådtigen Leute nidt bie berauben, bie årmer find, vlelmeht Jeder
fiber das Seinige Gewalt hade, wie es Recht ift, und damit zufrieden fei, was
Gott ifm gellehen habe. Das ſehte er in ſeine Geſete, was die Geiflidjen
den weltfidjen Geuten von Gotteb wegen leiften follten, und er erllart aud,
weldjen Dant und Adtung fie bafiir von ihnen haben follen; er maßigt aud
ble Konige und bie Königblente, tadelt ihren Uebermuth und ihre allzugroße
Gewaltthatigleit, und fegt Strafen darauf, wenn fie uͤber bad Wahre gehen.
Da fann man finden, wenn man fudjen will, in dieſen Geſeten, wie treu ev
Gott war, wie verlåfig und heildtråftigen Nath allem Bole im Vande, wie
barmherzig und guthergig er mit allen armen Leuten war," u.f.w. Legenda
de 8. Olavo (Sangebet, II, 530—1): In faturo etlam provinelis, quibus
potentlores per potentiam
mas saplentia
Ipalt et p In quibus suum
Ta Illis m liceret prae-
sabjecti Iberent erga
let et aequissimus
arbiter, u. ſ. w. Gang Ajnlid bad Gåbifde Paffionale und bas
Nidros. (ebenda, 6.536 u. 542); nbeftimmier bas Fornsve e
gondarinm, I, 862. Enblich vergl. aud Saxo Grammaut X, 514—5,
oben, nm. 36.
tanter, Øetepenng. 35
646 . TV. Abſchaitt. 6. 30. -
båe Ausbreitung des Ghrifenthumes unh die Envellerung feier eige ⸗
nen Madt ikerhaupt gleichzeitig betrieben wurden, fo beriikjeen Hå
freilidp auch in feiner gefehgeberiffjen Thåtigleit die Hrdlidjen mit
ben weltlidjen Motiven. Altnorwegiſche Gefehe, melde. und freilidj
midjt in einer bid auf ben biden Olaf suriidreldjenden Form erhalten
find, wiſſen von einem Dinge zu Monstr oder Mostr ju berichten,
auf welchem biefer mit feinem Biſchofe Grimfel fir die Orbuung bes
Kirchenweſens thåtig geweſen fei; insbefondere wird auf badfelbe bie
Regelung der Kirdjenbaulaft, der Competenz ves Biſchofs, ber Per
flellungsart ber Pfarret und ihrer Ginkinfte, endlid die Einführung
beſtimmter Befttage zurückgeführt, ſowie aud die Feftftellung ber. ver
botenen Verwandiſchaftagrade 40). Die geſchichtlichen Quellen wiffmn
von dieſer fo wichtigen Verſammlung nicht bad Mindeſte zu erzaͤhlen,
und es laͤßt ſich in Folge deſſen nicht einmal bas Jahr beſtimmen,
én welchem dieſelbe gehalten wurbet!); dagegen enthalten dieſelben
wenigſtens uͤber einige Punkte der Geſehgebung Olafs hinreidjend
beftimmie Angaben, um im Zuſammenhalte mit ben Befimmungen
des ſpaͤteren Geſetzbuches auf deren Inhalt einen theilweiſen Schluß
zu geſtatten.
Es wird nåmlid erzaͤhlt, daß Olaf in jedem Bylli ſeines Reiches
eine Haupttirche habe erbauen, und in ber Art mit Grundſtüden
auøftatten laffen, daß ein Minimum bes Ertrages dieſer letzteren ein
får allemal gefeglid feftgefet mar: Wenn wir demnach fn den
40) Ønlaplngs.L. $-10, 18, 475 Frostupiags.L. IN, $ 1.
41) Bgl. Mund, I, 2, 6. 629—30. mr mer å
42) Meltere OI. 8. h. h. c. 31, S. 23: ,,Gobald Olaf Alleinherrſcher
Aber gany Norwegen · geworden war, legte er am Allernieiſten Fleiß daranf,
das Chriſtinthum ine Sande gu fördern; barum daß bad Chriſtonthima ſehr in
Berfal gerathen mar, feitbem. Diaf Trggvafon bakfelbe ben Leuten im Lande
vertiinbigt hatte, und bis baf Olaf Haralbsfon in8 Vand tam. Da wurde
aber Alles Grififf in Norwegen, wo er war, und ebenfo in alen ben Sanden,
ie Olaf Tryggvafon bekehrt hatte. Olaf Faralbsfon gab Gut ju den Kirden,
ble Olaf Tryggvafon hatte erbauen lafjen, mit dem Rathe Bidjof Grimtels, fo
ba eine Mart gemogenen Silbers aMjåhelid au jeder Fyllistirche gezahlt mer»
” ben follte als Sind får die Grundſtücke, melde dazu gehorten.“ Ferner c. AT,
6.35: König Olaf liep die Kaufftadt in Nidaros ſehr ſorbern; er lief da eine
Kirche bauen, und legte dazu viel Gut; er le aud in jedem Fylk eine Kirdje
errichten, und legte bagu gute Proventen.” Edenfo Sufag F F jur jünge—
ren Sage, S. 238: ,,Kdnig Olaf förberte in Vielem dad Chriſtenrecht; ar
Die Befefigung bek Cjeiktentfunk in Rormegen. 547
fyåteren Norwegiſchen Chriſtenrechten noch immer von dyllisliechen
und Haupifirdjen, von Drittelskirchen und von Haͤradslirchen leſen,
alſo von Kirchen, welche den größeren und kleineren Bezitlen enke
ſprechen, in melde das Land in weltlicher Beziehung ſich theilte,
und venn zugleich bie ſpaͤteren Geſehe wenigſtens ble Ordnung
ber Kirchenbaulaſt, melde bei jenen verſchiedenen Arten von Kir⸗
chen «eine verſchiedene War, audbridkid auf König Olaf Haralds⸗
fon und bas Ding 3u Moſtr zurückführen, fo fann feinem Zweifel
unterliegen, daß bereits biefer König es war, melder ble kirchliche
Eintheilung des Landes auf Grund ber långft beftehenden politifdjen
Bezirkseinthellung organifirte; zwangsweiſe begniigte fid freilld König
Olaf, und wie eg ſcheint aud noch bie fpåtere Jeit, den Bau und
ble Dotation der Fylkiskirdjen durchzuführen, doch wurde ſicherlich
au) von ihm bereits der Ban von Kirdjen får die Meineren Bezirke
durch gemeinfame Mittel der Bezirksangehörigen in berfelben Weiſe
beginftigt und betrieben, in welcher er einzelne Privatleute gum Bau
von Kirchen anf ihre alleinigen Koften (ſpäter fogenannter högindis-
kirkjur, d. h. Bequemlichkeitslirchen) aufjumuntern wufte13). Wir
haben aber bereits fråher an einem anderen Orte ble Vermuthung
ausgeſprochen 44), vaß bei jener Anknipfung der geiſtlichen Bezirks⸗
verſafſung an die weltliche, und insbeſondere bei ber Errichtung je
einzelner Kirchen file die einzelnen Bezirke lediglich ble altheidniſche
Tempelverfafſung als Muſter gedlent habe; dabei wurde aud bereits
darauf aufmerkſam gemacht, daß aud bie Dotation mit Grundſtücken
gang in derſelben Weife, wie ſolche König Olaf oder aud das ältere
Schwediſche Recht für die Bezirkolirchen vorſchreibt, bereits zur heid⸗
niſchen Jeit bei den Tempeln uͤblich geweſen war. Aud bezüglich
der ſonſtigen Ginkinfte be Klerus, melde noch zu Ende des 11.
Jahrhunderts lediglich in einzelnen Naturalleiſtungen, in Stolge⸗
bũhren und allenfalls einem Antheile an den in geiſtlichen Sachen
verwirkten Strafgeldern beſtehen, wird auf die Gefehe des Moſtrar⸗
ließ eine Kirche errichten in jedem Fylli, und legte Proventen dazu.“ Mit der
awelten Stelle aud ber ålteren Sage ſtimmt Fagrsk. G. 0 faſt wortlich
fberein.
43) Gin Beifplet der legteren Art ſiehe oben, nm. 13.
44) Giehje meine Beitråge pur Redtgefdidte des Germaniſchen Rordens,
$eft I, S. 111—20; val. au Mund, I, 2, &.634—8.
35*
448 1V. Abſchnitt. $. 40.
dinges verwieſen 45); aud) bezuͤglich ihrer mochte, wenigſtens tell
weiſe, bie heidniſche Uebhung zum Muſter genommen worden ſein,
welcher wenigſtens ber Bezug von Sporteln får die Vornahme ein-
zelner obrigfeitlidjer Handlungen leineswegs fremd mar: den Zehnten,
ſoviel Gewicht auch die Kirche auf deſſen Entrichtung legte, wagte
jedenfalls weber König Olaf nod einer ſeiner näͤchſten Nachfolger
in Norwegen einzuführen. Man ſieht ſchon aus dieſen wenigen
Andeutungen, wie ſehr man genoͤthigt mar, die kirchlichen Einrich⸗
tungen den aus dem Heidenthume überlieferten Gewohnheiten an⸗
aupaffen, und wie wenig es anging, Recht und Uebung der Kirche
in ålter dviftlidjen Landen ohne Meiters in den Norben herüber zu
verpflangen; e lågt fid nicht bezweifeln, daß König Olafs gefammte
lirchliche Gefehgebung, fomeit nidt die weſentlichſten Grundfåpe bes
chriſtlichen Glaubens und der driftliden Sitte in Frage maren, den»
felben Gharafter der Nachgiebigkeit gegen bas Heidenthum trug, wie
foldje ja bereite um Jahrhunderte friher von Papſt Gregor dem
Großen den unter ble Angelfadfen abgefandten Miffonåren aneme
pfohlen worben war). Gine eingehendere Beſprechung der alte
normegifdjen Kirdjenverfaffung, ble ihre ſeht anziehenden, aber aud
ihre ſeht ſchwierigen Geiten hat, muß uͤbrigens einer fpkteren Ge-
Tegenheit vorbehalten bleien; fle fann nidt beilåufig in ble Dar-
ſtellung ber Belehrungsthaͤtigleit dieſes oder jenes Koͤnigs hinelnge-
ſchoben werden.
$. 40.
Aönig Olaf Haraldefons Beziehungen zu den Orkneys.
Um ble Grengfdhelde bes 10. und 11. Jahrhunderts fander wir
ble Orkneys und das fråndig zu denfelben gehdrige Shetland von
dem gewaltigen Jarle Sigurör Hlödvesson behertſcht. Ein heil
ber Hebriden, ja fogar ausgedehute Gtreden des Schottiſchen Feft-
landes maren ihm oder bod feinem Sohne porfinnr unterthan, und
mit dem Gcottenfönige Malfolm war ber Jarl nad einem vorüber⸗
gehenden Zwiſte in das befte Bernehmen getreten, ja fogar beffen
45) Gulapings L. 6.15; vgl. aber aud bie oben, Anm. 30 angeführ -
ten Stellen.
46) Bal. deſſen Brief an Mellitus in Bedae hist. eccol. I c. 30
(Monum. hist. Brit. I, 141—2),
König Olaf Haralbsſons Beitehungen au den Orkneys. 549
Schwiegerſohn geworden. Wir ſahen ferner den Jarl, deffen Reid
hexeits fråher in einem zweifelhaften Abhångigfeitsverbande zu Nor⸗
wegen geſtanden hatte, von König Olaf Tryggvafon zur fårmlidjen
Uebernalme einer Dienfipflidt und zugleich zum Empfang der Taufe
gezwungen; aber freilid wurde der gefdrvorenen Eide nidt lange
gedadjt, und menn Gigurd zwar dem Glauben tren gedlieben ſein
foll, leiftete er bod bem Könige keinerlei Unterthänigkeit ). Golange
bie Jarle aus Halons Stamm in Norwegen regierten, ſcheint nidt
einmal ein Berfud gemadt morden au fein, die Oberhoheit biefes
Reiches Aber bie Infeln zur Unerfennung zu bringen; Thronſtreitig⸗
Feiten, welche in Schottland ausbradjen, deren Geſchichte uns freilich
Nichts weniger als far ift2), mögen ben Sigurd einſtweilen ber
ſchaͤftigt haben, der jedenfalls eine Reihe von Jahren hindurch eine
gewaltige Rolle im Weſten ſpielt, und deſſen Hof ganz ebenſo wie
ber Hof ber Norwegiſchen, Schwediſchen oder Dånifdjen Könige einen
Gammelplag fir kriegsluſtige Abentheurer wie får fahrende Didter
bildet 3),
Ueberbas Oſtmannenreich 3u Dublin herrſchte aber um dieſelbe
Beit ein nidt minder berühmter Håupiling, König Sigurdr silki-
skegg, der Sokn des feiner Zeit fo mådjrigen Olaf Kvaran4); bald
treten beide ebenfo ehrgeizige als mådtige Månner unter fid in
Verbindung, und zwar zum Behufe einer Unternehmung, mweldje, menn
aud) ohne ben gewünſchten Erſolg bleibend, bod 3u einem Kampfe die
1) Oben, $. 14 und 28.
2) Bgl. Mund, I, 2, &. 418—9 und 641—3.
3) Air fehen ble Göhne Njals au8 Island den Jarl befudjen und feine
Dienſtleute werben, Njals 8. 0. 86—7, 6.126—8; porsteinn Siduhallsson
und Hallderr Sudmund: 9 Beide Islaͤnder vomebmften Geſchlechtes, leben
unb fåmpfen al8 feine Dienfileute um feine Berfon, ebenbda, 0.154, S. 267
unb c. 158, S. 273—5; ber Gode Flost pordarson tritt in feinen Dienſt,
ebenda, e. 154, 6.267—8; porkell krage, beffen ſchon wieberholt au ges
denlen mar, hatte eine Beit lang an befjen Hof gelebt, Vatnsdåla 5. 0.43,
S. 178—80, und ber Didter Gunolaugr ormstunga ben Jarl zweimal be»
fudt und auf bie Heerfahrt begleitet, Gunnlaugs 8. ormst. c.8 und 12,
69.231 und 264. Daß wir nur über Jölåndifde Gåfte Sigurds zu beridten
wiſſen, ift nur eine Folge des BuftandeB unferer Quellen.
4) Oben, $. 13, Ynm. 27, und 6.22, Anm. 11 und 16. Aud bel ihm
finben wir ben Islandiſchen Dichter Gunnlaugr, Gunni. 8. ormst. c. &
S. 228—30. -
550 mv. Wijdpulit. $. 40.
Secanfofung gab, ber au ben. blutifien in Harden gefiingenen
Schlachten gezaͤhlt zu werden pflegt.
Sigtryggs Mutter, Kormlöd, hatte nad Olaf Kvarans %o»
den Itiſchen Odertönig Brian geheivathet; ble Che aber war nicht
von Beftand geweſen, viekmehr hatte Brian, wie es ſcheint ikjees
$ösavtigen Gemithes megen, ſeine Gemahlin bald verftofen, md
biefe war feitbem feine geſchworene Geindin. Kormlöd heht nun
ihren Sohn sum Kriege gegen den Oterfönig auf; er fåhet pm
Jarle Sigurd, und geht diefen um Hilfe an. Lange will der Jarl
midt baran; al6 Gigtrygg ihm aber enblid die Hand feiner Mutter
und bas Königthum über gang Irland anbietet, fagt er tros bes
einfimmigen Abmahnens ber Seinigen zu, und verpflidtet fid auf
SPalmfonntag mit feinem Herre nad Dublin zu fommen*). Nod
weitere Bundesgenoffen geht Sigtrygg zu ſuchen. Er wendet fi am
zwei Bitinger, bie mit dreißig Schiffen in ber Nåhe der Infel Man
lagen; ber eine, Ospakr, erklaͤrt, gegen einen. fo guten Röndg wie
Brian midt fedjten ju Wwollen, ber. andere aber, Brodir, Låft ſich par
Hilfeleiſtung bewegen, als ikm ber hinterliſtige König unter Gin
ſcharfung bes firengften Geheinmiſſes dieſelben Berheifungen madyt
wie bem Sigurd. Oſpak geht nun feinerfeiv zu Brian, meldet ihm,
was er erfahren hatte, und tritt in beffen Dienſtz aud Brian beret
fofort fein Geer amf, und aud) dieſes foll am Palmfønntage bei
Dublin aufammenforumen 6). — Wirklich finden ſich am beſtimmten
Tage ble Herre belderfeits ein. Auf Selten ber Rørdleute von Dublin
ſtehen babei nicht mur ble Iriſchen Könige von Beinfter und ber Jarl
der Orkneys 7), ſondern die Iriſchen Annalen nennen aud bie Rord-
%) Njals 8. c. 155, 6.208—9, und c. 156, S.271. -
6) Ebenda, c. 156, 6.271, und c. 157, S. 273. Die YJrlknbifdjen
Quellen mwiffen Nichts van ber Beranlaffung und den einzelnen Borbevektungen
gum Kampfe; fie fyredjen bagegen ſchon in ben naͤchſt vorhergehenden Jahren
von mandjerlei Fehden der Rordleute mit den eingeborenen Fårften, und wir
entnehmen daraus, baf eine ſchon langer beſtehende Meindfeligteit nur eben jegt
qum entſcheidenden Ausbruche fam.
7) Die Annal. Inisfal. a. 1014, S. 61, Cod. Dubl. nennen dieſen
tretimlid Luadar; bagegen bie Annal. Ulton. a. 1013 (al. 1014), &. 303
richtig: Sluchrald mac Lodulr, die Annal. Buell. a. 1014, 6. 15 SM-
raith me Lodair, bie Annal. IV. Magistr. a. 1013, 6. 553 Stobhfrith
mo Lodalr. Offenbar ift bort nur, wie ofter in Keltiſchen Såriften, der Name
deb Vaters an ble Stelle des Ramens des Sohnes getreten.
— — — |
König Dlaf Haralböfenö Meykehuimgen zu ben Drineys. %51
tente: von ben Innfelt, von Man, Lewis, Shetland, Kentire, Giv:
itland, Wales und Cornwal, fa foger „Foemde aus dem Lande. beg
Schneeo“ und aus dem mittteren Gotland, und Bruadar ;elnen
Fuhrer der Dånen," d. h. jenen aus der Njalsſage befannten Viling
Brodir6); aus einer Jølåndifdjen Quelle erfahven mir, dag. eine
Relhe von Islaͤndern unter Sigurds Fahnen fritt, ven denen por-
steinn Sidöuhallsson, Halldorr Guömundarson, u. A. genannt.
werden ): eine gleidseltige feſtlaͤndiſche Quelle laͤßt fid gar ver»
leiten au berichten, damals feien gum erſten Male die Nordleute auf
einer zahlreichen Flotte mit Melbern und Kindern und „chriftlichen
Gefangenen" nad Irland gefahren, um das Land får ſich zu er⸗
obern und zu bebauen 10)! Um Charfreitag fam es bei Clontarf
zur Schlacht, in meldjer allein auf Nordiſcher Seite 1000 vollſtaͤndig
geharniſchte Krieger gefvitten haben follen; obwohl durch Berrath
geſchwaͤcht, behålt den Gieg bod bas Herr Brians, und der Jarl
Sigurd flel im Kampfe, aber aud Brlan wunde erſchlagen, und ber
Steg konnte ſchon megen. der Uneinigleit, weldje alsbald unter den
fiegrvidjen Svifdjen Furſten einriß, mur menig beniigt merben. Nad wie
vor behauptet fid bie Herrſchaft ber Nordkeute tn einzelnen Theilen
von uland, und jumol. König Sigtryggs Reid in Dublin bere
dauert ble Niederlage ungebeugt; von einen dauernden Erfolge beg
mråhfane erſtrittenen Sieges iſt demnach keine Spur au finden, foviel
aud) ble modernen Itlaͤndiſchen Hiſtoriler und Polltifer auf denſelben
Gewicht zu legen pflegen 1).
Die Beridhte über dieſe Schlacht, melde am 28. April 1014
8) Am Voliſtandigſten ift die Aufzaͤhlung tu ben Annal. Inisfal. 4.
1014, G.60—2, Cod. Dubl.
9) Njals 8. co. 158, 6.273 und 275.
10) Ademar. Histor. Ill, 6.55 (erj VI, &. 140).
11) Die Veſchreibung der Schlacht fiehe einerſeits in ber Njals 8. 0. 158,
S. 273—5, anbererfeitd in ben Anna). Ulton, a. 1013 (al. 1014), S. 303—5;
Annal. Inisfal. 8. 996, 6. 54, Cod. Bodl. und a. 1014, &.60—7,
Cod.Dubl.; Annal. Buell. a. 1014, 6. 15—7; Annal. IV. Magistr.
a. 1013, 6. 552—4. Auch bie Annal, Cambr. a. 1013, S. 839, und
Brut y Tywysoglon, 6.852, erwåhnen ber Gåladt, legterer etwas eine
laſlich, und ebenfo Marianus Seotus Chronicon, å. 1014 (Per, VIL,
6.555); enblid aud bie jngere O1. 8. h. I. c.91, 6.214; Helmskr.
6. 99, 6. 145—6; Orkneylnga 8. 6. 4; Islenzkir Anualars
a. 1902—. N
ØL nr TV, Wifønitt. $. 40.-
aqᷣlagen. wurde 19), haben aber fir unſere ufgabe eine ganpsigen
chaͤmliche Vedeutung; eine Reihe von. Ginphnheiten. naͤvelich, melde
"Ei 19) Marlanus Scotus ſagt: parascoue paschae feria” 8. D. al,
968 gum udtig dat obige Datum gidt, da Dfterni im Jahre 1011 dlf'ben
28 Mlpril ſiel. Die Annai. Ulten. fejen die Schlacht in das Jahr 1018-foel
feb pit Beachtung ihres chronologiſchen Syſtemes bem Jafae 1014 des ge
mdhnliden Rednung entfpredjend pu nehmen if. Die Chronologie der Annal.
Fnisfal. fft, wie O'Connor tn feinen Prolegomena, II, CXXVII— VIII: nadis
dewiefen Hat, vom Ende bed 9. Jahrhunderts an gegeniber ber der Andal:'BU.
om 16—7. Jahve nad) rückwärts verſchoben; ihre Augabe führt bemmad. auf
dasfelbe Jahr, auf melde aud ihre chronologiſchen Roten våflig hafjen Aud
bie Anmal. Buelllan. unb IV. Magistr. weifen auf ba8felbe Saby hin, und, daß
* ble Welſchen Quellen ba naͤchſtvorhergehenbe angeben, fann bei ihrer wenig
pånstijen Beitrednung meht in Berndt fommen. Im Miberfprude mit allen
dieſer mefentityh abereinſtunmenden Angaben. Laffen man aber Snoyri,:-ble fin»
gjere Dlaföfage und die Drineysfage die Sølagt ban ,vier oder. fünf Hater
mad) dem Galle Dlaf Keyggvafond- ſchlagen und bie Islandiſchen Unngfen
ſchlleßen fich gang oder annåfjernd biefer Zeitbeſtimmung an. Diefelbe FÅ in»
veffen ·entfſch ieden falfd. Die verkifflgfe bet Iblandiſthen Luellen," die Mjalé-
-.fage, zeigt und nod brei Minder mad ber. Annatze :068-Mjulfterfums in
.QiöJanb, alfø 4003,. ben Mal bel einer odtſchlaghſache hetheitigt, e. 107, S. 465,
,unb ebenfo fpielt er bel ber Errichtung des finften Gerichts die Hauptrolle, bie
bod) midt vor 1004 flattgefunden haben faml; erft nad dem legteren Borfalle
wurde Hundkuldr erſcaagen, ber beirtfelben” ein Godord 'verbankte, am Albing
wurhe. biefe Tobiſqlastſache verhandelt. usb erſt naddem jel ir feimest Ganrfe
«perbrannt. In folgenben Inhee kommt es pr Klage, und klade. am Mhings
: paå vi beviset Blofi, €. 147, &. 254, nodmgld in Jålgnd, und fogmt
od, €. 159,
268, im Spatherbſte dot der Briansfåradt nöd auf bie Ort
neys: Man fieht, be:Mjla frp einen Tangen Beitåbfinnd pollen ble Gvol-
= bøter Sqhlacht unbbie von Clontarf; nnr ein-einsiger Umſtend hiabert, beren
-Beltangohen in polle Uebereinfimmung mit benen. ber Felden Kuellen am bin»
, gen, Ble Ungabe nåmlid, daß Plofi nad Beendigung feiner Romfahrt in Nor»
"vegen üͤberwintert;, und bort nod fm rilhjahte, alfo Im Jahre 1015, ben
bi Harl'getroffen hade, 0.199, 5. 281. Aud ler Apt ſich ingeifett leicht
abhelfen, wenn / man aumamit, daß der Sagenſchreiber, weicher ber / Berahrung
mit. Eirit pur gong beilaͤuſig gedenkt, dieſen mit ſeinem Bruder. Svein ver-
wechſelt habe, welch Segterer allerdinge im Frühlinge 1015 nod in Ronvegen
fich Hefjauptete, — Die Islandiſchen Annalen miberfpreden übrigens fid ſelbſt.
wenn fle ben Kampf am Albing, der dem an Njal veråkten Morbbrande følgte,
in das Jahr 1011 fergen. Wahrſcheinlich haͤugt die verfeilkte Unfegung der Schlact
Sei Clontarf mit ber zu fråfen Anſehung bed ihr ungefihr gleidgeitigen Kodeb
König Sveink zuſammen; umgelehrt hat der legtere Irrihhum bm ber Gunn-
Jaugs 8. ormst. co. 10, 6.241, val. mit 0.12, 6. 264 elm på weites Hine
aubfåleben ber erfteren Schlacht zur Folge gehabt. Nad. Gveind Tod foll
nåmlid Gunnlaug nod zwei Winter bel Toͤnig Urdekred in England zugebracht
König Olaf Haralbeſond Begibhunden zu den Orkneys. c553
gelegenilich· theen Vacheen ung -ergalt "adteben, geigru ft,
welcher Met dame: bie Glaubensuftãnde unket Vett · Rorblellteniuim
Weſten maren, und daß es gerade eine der Ålteften unh perſaßigſten
iuſerer · Rordiſchen Sagen if, weldje jene Båge beridjtet; kann veren
Barth: får uns mur bebentend erhoͤhen Eo kb: aber: Junk on
ben beiben Vitingern, deren oben gedacht wurde, erzählt 19: "vOspikr
War ein Heide, und ber weiſeſte aller Månner; rm — Brodir, par
«in, hrifmmann geweſen, und ein Meſſedialon ſeiner Weihe mad);
*erihatte aber ſeinen Glauben abgemorfen, und war gun Berrlkther
an Gott (gudnidingr) geworden, und betete fegt heidniſche Vichte
an (blotadi nu heidnar, vittir); und er war aller Månner Jaubørs
funbigfler, und hatte eine Waſſenrüſtung, weldje Fein Gifen angrif.“
Dann wird eines Wunders gedacht, meldes dem Brovir: fir zu⸗
trågt. Er unb feine Leite werden durch ein gewaltiges Gerdje us
dem Schlafe geweckt, und es regnet firbendes But auf fe; von
jedem Schiffe fommt- daburd- ein Mann..am. Die folgende Rad
ermedt ſie wieder ein Getoͤſe; jeht ſahren die: Schwerter aus: der
Scheibe, und die Aexte und Spieße regen hd vie Mönnet anzu⸗
grelfen, und audj.blefimal wieder buͤßt jebed SIG. pjnen Mann ein.
In der dritten Racht wiederhou ſich das Geraͤuſch; die / Cunachenden
werden von Naben mit eifermen Clautn ud Schnadeln mgegrifen,
und aud dießmal FR von "jepeit Schiffe eln Main. Iegt geht
Brodit bet Dipal ſich Rathe zu erølen, ud bleier, eide ihin spa
wo ed Blut auf euch regnet da . werdei ihr; manches Menes, Blut
ausgießen, ſowohl bus eurige als das Anderer; und du woihe das
große Geiofe hoͤttet, da wurde euch der Beth
seigt, und ihr werdet alle raſch Rerben; ha aber 9,
.angriffen ,. wird es eine. Schlacht bebeuten;, Da: øde. 00. uch die
NRaben angriffen, da bezeichnet blef die Kewfet (diolia), Dir År
haben, bann etnen —ã in Jeland; im følgerben Spethervſe pe uden
Doknopé mod ben Jarl Cigusb getroffen, bei em kdeemintert vi AA Håjen
Sommer ihn auf einer Rvgrekk; Gevnbigten Geerfadrt begteitet Yabeii.” Htetrlåds
åtte alfo Sigurd ben Ved Sveins um mindeftens 4—5 Jahre ubetlestz "er
frelnich fol Gumninug auch · aoch den inter naddem er von Ke oeſgiden
war, in Norwegen' den Eirik Vart: getroffen haben?
13) Njals 8, c. 256, 6.271=-2, *
14) Chenda, e. 157, S. 7723.
584 IV. Abſchait. 6. 20.
bringen werden.“ Da nun Brodir, aufs Aeußerſte erboſt, ben Oſpal
angreifen till, „da gelobte er ben Glauden angunehmen, und gem
"König Brian ju fahren, und ihm zu dienen bis an ſeinen Todes⸗
tag." Er entfommt glücklich, laͤßt fl taufen, und wird Vriaus
Dienfimann. — Bor der Såladt heft es 1): Brodir erkundete
mit felner Jauberei, wie ber Kampf gehen wirbe. Es erging aber
bas Drafel fo, baf, menn am Breitage gefåmpft werde, König Brian
falfen und ben Gieg gewinnen würde, menn ader vorher gekånmft
wuͤrde, wuͤrden alle ble fallen, bie ihm entgegen mwåren. Da fagte
Brodir, daß man nidt früher kaͤmpfen folle als am Freitage.“ Ju
der Schlacht ſelbſt zeigt ſich nicht nur Brodir unverwundbar, ſondern
es ergibt ſich aud ein eigenthümlicher Spuk in Bezug auf den Jarl
Sigurd. Bor einem fråheren gefaͤhrlichen Kampfe ſoll dieſem feine
Mutter eine Fahne uͤbergeben haben mit den Worten: „nimm hier
die Fahne, die ich mit aller meiner Kunſt gemacht habe, und ich
gaube, daß ſie fiegestråftig (sigursalt) ſein wird Dem, vor dem fie
hergetragen wird, aber todbringend (dunvant) Dem, ver ſie trågt:*
Es helft von ihr: „die Fahne mar gemadt mit großer Geſchicklich⸗
felt and etſtaunlicher Kunſtfertigkeit; ſie mar gemacht nad Art eines
Raben, und wenn der Wind hinein blles, da war es, als wenn
ber Rabe den Flug erhübe.“ Damals ſchon hatte die Zaubetfahne
drei Bannerttaͤgern das Leben gekoſtet, dem Jarl aber ben Gleg ge⸗
bragt; jetzt erweiſt fie ihre Kraft gum zweltenmale, aber minder
glådbringend 16). Sigurds Fahnentråger faͤllt; „da rief ber Jarl
Sigurd ben Thorftein Siduhallsſon an die Fahne zu tvagen. Thor
ſtein wollte ble Fahue aufnehmen; da ſprach Amundi hviti: trag
du nidt die Fahne; denn alle die merden erſchlagen, ble fle tragen!
Da fagte der Jarl: Hrafa inn raudi, trag du bie Fahne! Hrafu
antwortete: trag bu felber beinen båfen Feind (fjanda pinn)! Der Jarl
ſprach: das wird bas Paſſendfte ſein, daß Kerl und Kuh zuſammen
15) Ebenda, c. 158, S. 273—4.
16) Das Obige entnehme id einem Auszuge aus ber Olafs 8. Trygg-
vesonar, welcher fid bei Johnstone, Antiquitates Celto-Scandicae (Hav-
nise, 1798), &.119—20 findet; in der Ausgabe ber F. M. 8. fehlt die Stelle.
In bemfelben Berte, welches mir erft jet suget, findet fich, beiläufig benrertt,
auf S. 116—9 aud die oben, $. 14, Anm. 2 in Bezug genommene Stelle der
gleidjen Sage.
König Olaf Haralböfons Veziehungen gu ben Orkneys. 555
fahren; da nahm er ble Fahne von ber Stange und fredte fe in
ſeine Kleider. Kurz darauf wurde Amundi hviti erſchlagen; da
urbe auch der Jarl von einem Spieße durchbohrt i).“ Derfelbe
rothe Hrafn, ber hier fo völlig den heidnifdjen Aberglauben theilt,
zeigt ſich bod gleid barauf als eifriger und anbådtiger Chriſt 18):
„Hrafn der Rothe wurde hinausgejagt in einen Fluf; ba glaubte er *
im Fluſſe unten dle Quaten ver Hölle (helvitis qvalar) zu ſehen,
und es ſchien ihm, daß die Teufel ihn zu ſich ziehen wollten. Da
ſprach Hrafn: zweimal iſt dein Hund, Apoſtel Petrus, nach Rom
gelaufen, und er würde bas drittemal hinlaufen, menn du es er⸗
laubteſt! Da ließen die Teufel ihn los, und Hrafn kam über den
Fluß.“ Bir erſehen hieraus, wie ſchon damals im Norden ble
Waufahrten haͤufig genug waren; aud ber Jølånder Floſi mar auf
der Pilgerfahrt nach Rom, als er bed Jarles Sigurd Hof befudte.
Nicht minder bedeutfam - fir die eigenthümliche Miſchung chriſt⸗
licher und heidniſcher Religionszuſtaͤnde in jener Jelt find ader aud
etnige Borgånge; welche unmittelbar nach der Schlacht fid zugetra⸗
gen haben: follen; da frr aud in .anderer Beziehung von Intereffe
find; mögen ſie bier. ausfuͤhelich ihren lap fnden15. „Am Char⸗
* 47) Dub Obige Had der NJ as B. c. 158, O.274; Aber ba dem Gigurd
inden fØhmb gelegte Sprichwort vat: oden, 4.27, Anm.22. Einer ahnlichen
Ariegåfahne gefdieht åbrigens aud fonft Erwaͤhnung. Dad Chron. Anglo-
sax. a. 878, S. 357 erwähnt einer Dåniføjen Fahne, melde brån, d. h.
Mabe, hieß und von ben Angelſachſen erobert wurde; Henr. Huntend.
9..739, unb Ga lmar, V. 3157—8, S. 804 wiederholen einfach diefe Nad»
vidt, waͤhre ad Asser, post. Aelfredi, 5.491. des Woiteren ausführt,
wie brei Tachter beg Ragnarr lodhrokg in einem Mittage bie Fahne fpannen,
und wie ein Rade, den fie in ihrer itte zeigte, bei ju hoffendem Siege les
haft mit ben Qliigeln ſchlug, bei drohender Riederlage bagegen dle Flügel hången
fiep. Ganz edenfo befdrelbt das Encomium Emmae, 11, &. 485 He
Fahne, melde von König Knut dem porkell ha anvertraut wird; nad
Brompton, 6.945, erhålt noch um bie Mitte bes 11. Jahrhunderts Earl
Siward von Northumberland eine Fahne, welche Ravelandeye heist, d. 4. den
Ramen ber altbånifden Rabenfahne mit bem der Landeyda vereinigt, d. h.
ber Landverdderin, welde Haraldr hardredi gefiihrt und von melder ev ges
fagt fatte: „ſo wird gefagt, daß ber ben Sieg haben werde, vor bem biefe
Fahne getragen wird;“ Haralds 8. hardr. c. 19, S. 178; Heimskr.
e. 2, 6.76.
18) Njals 8. e. 158, 6.275.
19) Ebenda, 6. 275—80.
556 IV. Wbfnitt. $.40.
freitag begad ſich ber Vorfall zu Gaithuef, daß ein Mann, augging,
ber. Dörrudr blef; ev fah, wie pdf Perfonen nad einer Kammer
viften, und ba alle verſchwanden. Gr ging au ber Kammer, und fak
in sin Fenſter, welches ba war, und fah, daß ba Weider brinnen
waren, und bie hatten ein Gewebe aufgefpannt; Menfcenhåupter
dienten als Gewidte, und Gepårme von Menſchen als Garn und
Wift; Schwerter dienten als Spule, Pfeile als Kamm. Sie fangen
blefe Weiſe, er aber behielt ſie im Gedådtnifje: Weit find bereitet
vor bem Gallen ber Gridlagenen des Webſtuhls Geråthe; die Molke
tröpfelt Blut. Nun iſt vor den Speeren (9. h. als der Speerkämpfe
Borgeidhjen) ein graues Gewebe beg Månnervolkes aufgefpannt, welches
ble Greundinnen bes Gdildtrågerg mit dunlelrothem Gewebe fillen.
Bereitet if. bas Gewebe aus Månnergedårmen, und hart beſchwert
mit Månnerhåuptern; mit Blut befprigt find bie Spiten ap ben
Schaͤften, mit Gifen. bewehrt der Webſtuhl, mit Pfeilen die Kåmme;
mit. Schwertern merben mir dieſes Glegrågervebe ſchlagen. EG geht
Hildz ;34 weben unb Hjörprimull, Sapgridr (Randgridr? Rand-
gnyår?), Svipull, mit gezogenen Schwertern ; Schaft mird ſpringen,
Schild md berſten; der Helmgegner wird in die Ruͤſtung bringen.
Drehen mir, drehen wir dag Gewebe bes Speeres ꝛc), welches ber
junge König (>. h. Sigtrygg). vor. Ad hatte; voran. møllen wir gehen,
und in ble Kampfreihe fdreiten, da wo unfere Freunde bie Waffen
våleen. Drehen mir, brehen wir bas Gewebe des Speeres, und
ålen wir bann dem Herſſcher zu Hilfe; da feen ble Månner blutige
Schilder, als Cunnr unb Göndnl dem Könige folgten. Drehen wir,
wehen · wir. bas Gewebe des Speeres, ba wo die Waſten lampf⸗
tuchtiger Maͤnner gehen; laffen gvir hier nicht bes Lebens ſchonen;
es haben ble Walkyrjen bie Kieſung ber Walſtätte. Es werden ble
Voͤller ble Lånder beherrſchen, melde abgelegene Vorgebirge vordem
bewohnten; ich ſage, dem maͤchtigen Koͤnige (d. h. Brian) ift der
God beſtimnt; nun iſt vor den Speeren der Jarl (d. h. Sigurd)
geſunken. Und es werden ble Iten Kummer darum lelden, ber få
nie ben Maͤnnern entfernen wird; nun ift bas Gewebe gewoben,
20) vet darradar; åber ben Ausdruct, ber aud anderwaͤrts vortommt,
vargi. Slvelnbjörn Egllsson, Lexic. pott. s. v. darradr. Vielleicht ift nur
byrd) irrige Deutung biefer Morte der Name des Mannes entftanden, ber bie
gange Erſcheinung gefehen haben follte.
König Olaf Haraldöfond Veziehungen zu ben Drkneys. 557
und der Kampfplag verddet, burdj ble Lande wird gehen ber betråg>
liche Staden der Leute. Nun iſt es gråflid anzuſchauen, wenn
unſere Weiſſagungen aufſpringen fönnen. Wohl fangen wir Aber
den fungen König, der Siegesliedet Menge mögen vir mit girterti
Heile fingen; der aber merte fik, ber hier auhört, ber Speerliebet
Menge, und erfreue die Månner. Relten wir raſch hinaus auf uns
gefattelten Pferden, mit gezogenen Schwertern fort von hier! (Sö
Welt bas Lied.) Da riſſen fle das Gewebe herunter, und Jede be⸗
bielt Das, mas fie fefthielt. Da ging Dörrudr nun fort vön den
Henfter und heim; ſie aber ſtiegen auf ihre Pferbe, und ſechs ritten
nad Süden, aber ble anderen ſechs nad Norden. Ein ähnlicher
Borfall trug fid dem Brandr Gneistisson zu auf ben Fårdern21):
3u Svinafell in Island fam am Gharfreitag vor oben herab Blut
auf bas Meßgewand bes Prieſters, fo daf er dieſes ausziehen
mußte. 3u pvatta fah ber Briefter am Charfreitage tlef wie bie
See hinad am Altare, und fah barn mancherlei Schreckniſſe, und
es bauerte lang, daß er den Goͤttesdienſt nicht ju hatten vermochte 22)!
Der Borfall begad Få auf den Drkneys, daß Harekr ben Slyurd
au feen meinte; und einige Leute mit ihm; da nahm Harek fe
Pferd, und vitt dem Jarle entgegen. Eo ſahen Leute, daß ſie zu⸗
ſammentrafen, und unter eine Feite. Hitten fiber aber "fy mått
21) Man ſicht. es finb hier avd smaltyrjen chaug nd ver werden att
webend genannt Bildr, Hjörprimull, Sangrldr und Svipull, als Begleiterinnen
aber Sönig GigiryggS Gunnr und Göndull. ' Wakrfdeniid' haven dieſelben
durch ihr Gewebe zuvor ben Ausgang des Kampfes ju beſtinimen oder and
nur ju verfimben, bann aber an demſelben Thell zu nehmen und fm ble Gate
ſcheldung au bringen; ba an demfelben Charfreitage, an welchem Dörrub bie
Balkyrjen fah, aud die Schlacht geſchlagen wurde, ift wohl anzunehmen, daß
dieſe ſofort nach Beendigung ihres Gewebes Ad auf ben Kampfplatz begeben
ſollten. Auffallend ift aber dabei, dah fir fi fofort in zwei gleiche Schaaren
telen, deren mur eine bie füdliche Richtung einſchlaͤgt, die fie von Caithneß roe
nad) Clontarf fihrie; es ſcheint bemnad nur die Hålfte der webenden Meiber
am Kampfe Theil nehmen au follen. Vielleidt mur bie dem Sigtrygg geneigten,
wahrend bie bem Brjan und Sigurd befreundeten fidj fern helten, 9. H. ihren
Schũtling verliefen? Vergl. ble Erſcheinung ber zweimal neun Sqhutseiſter,
oben, $. 20, &. 229—30.
22) In Svinafell (Såweindberg) war Mofi daheim, von befjen Genoffen
fünfzehn in der Schlacht flelen; in Thvatta (Waſchach) ader Siduhall, deſen
Sohn Thorſtein mit genauer Noth davon kam.
558 TV. Abſchaitt. $. 40.
file midt mehr, und nidt ein Gefen wurde gefunden von Hatet»).
Dem Gilli Jarl auf den Hebriden tråmmte das, daß ein Mann su
ihm fomme, und ber nannte ſich Herfinnr, und fagte, er fri dus
Seland gefommen. Der Jarl glaubte um Nadridten von da ju
fragen. Gr fyrad blefe Weife: IG war bort, mo ble Månner
tampften, bas Schwert fang in Irland; mandjes Erz ertönte,
da als bie Schilder fid begegneten, an dem Schalle der Helme.
Så erfannte das heftige Ringen berfelben, Gigurd fiel im Getdfe
ber Schwerter, vorher war es geftattet Wunden bluten pa laſſen;
Brian fiel und behauptete den Kampfplatz. — Floſi und der Jarl
ſprachen viel über dieſen Traum.” — Man wird aus dieſen Bei-
ſpielen ziemlich deutlich bie Zuſtaͤnde erfennen koͤnnen, welche mm
Weſten ans dem Conflilte bes Heidenthums und des Chriſtenthums
fich herausgebildet hatten. Nod immer ſtehen neben den Chriften
unbelehrte Heiden, und es fann ſogar noch vorkommen, daß getaufte
ente, ſelbſt Geiſtliche, wieder zum Heidenthume abfallen24). Aber
23) Dem Harel hatte der Jarl verſprochen von dem Erfolge des Arisgé-
nuges bie erfte Radridt au geben, Njala, c. 158, S. 273; in obiger Weiſe
T68te er fein Mort!
24) Øelegentlidj mag fid hier ein etwas vermegener Einfall Luft maden.
Son Brodir, ben ble Irlaͤndiſchen Quellen auddrådud einen Führer der Dinen
mennen, heift es, er fei eln Diafon geweſen, ehe av wieder pan Heidenthuwe
auråidtehrte; fein Rame ift ein vdllig ungemdhnlider, er bedeutet Bruder, und
wenn Brut y Tywysogion benfelben in biefer Weiſe beutet unb von bier aus
ben Mann irrihimlid ju elnem Bruder bed Jarles Sigurd madjt, mwåre recht
wohl möglld, daß ble abrigen Quellen umgefeet dud ber verwandtſchaftlichen
Bezeichnung, deren Zuſanmenhang ihnen nicht redt Mar vorlag, einen, igen»
namen gemadt håtten. Nun ermåbnt, wie wir gefehen haben (oben, $ 35,
nm. 48) Thietmar von Merjeburg (+1018) einen Dånifden oder Normegifden
König Gatring (Gudormr?), weldjer, in einem Klofter zu Verden erzogen,
bir Weihe ald Diakon erhiell, fpåter aber vom Glauben wieder abfiel, und får
beffen Wiederbelehtung er barum gebetet haden mil. Es erſcheint nidt war
ſcheinlich, daß in jener Beit viele Rordiſche Håuptlinge bie Weihen nahmen,
noch unwahrſcheinlicher, daß von ben menigen Geweihten gleidjeitig mehrere
wieder abgefallen fein follten; wie nun, wenn der „Fuhrer der Dånen” eben
fener Dauiſche König Thtetmard geweſen wåre? Gutring, vder wie nun bie
Rordiſche Form des Namens lauten modte, håtte bann ber Heerlonig geheifen;
er wåre alg Bruder irgend einer anderen, uns nidt mehr befannten Perfon
(Ces Ospakr?) bejeidnet morden, und håtte von hier aud endlid in Folge irgend
eineb Mipverfåndniffeb ben Ramen Brodir als Gigennamen von dem Islandi-
fchen Sagenſchreiber wie von ben Irlandiſchen Annalifen beigelegt erhalten!
König Olaf Garalboſons Beylehungen ju ben Orineyb. 59
bie Heiden find bereits ſoweit mit dem Chriſtenthume befreundet,
daß fle aud wohl den Chriſtengott in Nothfaͤllen um Gilje mmufen,
und wenn er blefe leiftet, 3u feinem Glauben übertreten .mögen;
umgekehrt halten die Chriſten nod immer fo viel heidnifdjen Abet ⸗
glauben fe, daß aud fie immerhin nod halbwegs in der früheren
Neligion wurgeln. Midt nur der heidniſche Beodir ift ein Zauberer,
exholt Ovafel, trågt in der Schlacht fein Nothhemd; aud) der drifte
liche Sigurd Jarl und feine Begleiter, darunter felbft der Wallfahver
Rafn, glauben feft an die daͤmoniſche Kraft feiner Gahue, Walkyrjen
xegieren nad) bem Volksglauben nod immer bas Glück der Schlach⸗
ten, Todte gehen um und holen ihre Genoffen zu fid in den Berg,
und ble verſchiedenſten Wundergeſchichten finden. fortwaͤhrend glåubige
Ohren. Biel mufte mod. gefdjehen, wenn bas Chriſtenthum bie
alleinige Religion des Nordweſtens werden, wenn die rein aͤußerliche
Belehrung in eine innetlidje und wahrhafte fid. verwandeln follte.
Kehren wir nad) biefer Abſchweifung zu unferer Geſchichte zuxück.
Die Norwegiſchen Niederlaſſungen in Itland können wir, als nicht
weiter in die Kirchengeſchichte Norwegens eingrelfend, fortan bei
Seite laſſen; die Geſchicke der Orkneys aber müſſen noch um einige
Decennien weiter herab verfolgt werden. Es brachen aber bald nach
Sigurds Tod Erbſolgeſtreitigleiten aus unter ſeinen Soͤhnen, Su-
warlisi, Brusi, Einarr rangmudr (Schiefmaul) und porfinnr.
Sigurd felbſt hatte bei feinem Abgange ben brei åfteren Brüdern
bie Regierung ber Orkneys anvertraut, den Lhorfinn aber gum
Schotienlonige, dem Bater feiner Mutter, gefandt; jetzt theilten Jene
bie Inſeln au gleichen Theilen, dieſer aber, nod minderjåhrig, wurde
vor feinem Grofivater als Jarl ber Caithneß und Guthrland gefegt.
Als Sumarlidi bald barauf ſtarb, ſprach Thorfinn feinen Antheil an
den Orkneys an; Brufi, mild und billig, erllärte fi mit feinem
Drittel begniigen 3u wollen, der herrſchſüchtige Einar aber meinte,
Jener habe an feinen Sdottifjen Befigungen genug, und eignete
fid ohne Weiteres zwei Dritttheile ber Infeln an. Inzwiſchen machte
ſich aber Ginar durd feine Hårte ben eigenen Unterthanen verhaft;
ein angefehener Mann, porkell Amundason, ber ihm gegenüber bie
Gade der Bauern au fåhren gewagt hatte, mußte fliehen: er floh
au Thorfinn. Jetzi erneuert dlefer feine Forberung auf ein Drittel ber
Inſeln; ein Kampf droht, durd Bruſi's Bermittlung wird indeſſen
560 1. tbjdnitt. 6. 40.
ein Bergleich ju Stande gebracht, kraft befjen horfinn fein Driu⸗
thell herausbeloͤmmt, Einar aber und Bruſi einander gegenfeltig die
Erbfolge in ihren Antheilen zuſichern, Aber welche Erſterer uͤberdieß
eine Art von Oberhertlichteit führen ſollte. Doch war der Fride
nicht recht ſicher, und bald fand ſich Gelegenheit får König Olaf,
in ble Angelegenheiten ber Inſeln ſich eingumifdjen25).
Einar hatte einen Dienftmann Olafs, Eyvindr urarhorn, er⸗
ſchlagen, und baburdj bes Rönige Jom auf fid geladen. Stete
Berfolgungen, melde er bem oben genannten Thorkel bereitete, gaben
fept dem Thorfinn Veranlaſſung, dieſen nad Norwegen zu fiken,
angeblid) um ihn perfönlid fidjer zu ſtellen; bald wußte ber gewandte
Mann den König ſich geneigt zu madjen, und er fprad vor ihm zu
Gunfien Thorfinns, sum Radjtheile Einars. So eging jedt eine
freundliche Einladung Olafs an Grfteren, ihn zu befudjen2). Als⸗
bald macht ſich Thorſinn auf, der Einladung zu folgen (4020);
vom Koͤnige gut aufgenommen und reich befdjentt, fåkhet er im
Herbſte, von Vhortel begleitet, heim: von einer Guldiqung war
vorerft nidjt ble Rede. Wicderum råftet Ginar jum Kampfe, aber
aud) dießmal vermittelt Brufi den Frieden; Thorkel wird ausdrådlid
in den Bergleid) aufgenommen, und überdieß ausgemadjt, daß ble
fåmmilidjen Betheiligten bei einander der Reihe nad zu Gaft gehen
føllten27). Aber gleich bas erfte Gaftmahl führt zu einer Kata»
ſtrophe. Vhorfel, der Hauswirth, erfundet, als er mit Einar meg»
reiſen follte um nun bel biefem ju Gaft au fen, daß ihm biefer
unterwegs Hinterhalte gelegt habe; kurz entſchloſſen, weiß er ble Ab⸗
fahrt zu vergögern, ble er ſeine Leute gefammelt hat, und erſchlagt
bann (einen Gaft in der eigenen Halle. Radj blefer That fåhet
Workel nad) Norwegen; er wird vom Könige gut aufgenommen,
belobt, und ben Winter über bei ſich behalten (1020—1)%). —
25) Jångere 01. 8. h. h. c. 91, S. 213—5, u. c. 92, 6. 215—7;
Heimskr. co. 99, S. 145—6, c. 100, 6. 146—7, 0. 101, 6. 147—8,
€. 102, 6. 148—9; Orkneyinga 8. 6. 4—10.
26) Jångere 01. 8. h. h. c. 92, S. 218—9; Helmskr. e. 108,
6.149—31; Orkn. 8. 6. 10—2.
27) Jångere O1. M h. h. c. 03, S. 210—20; Heimskr. c. 104,
S. 151; Orkn. 8. 6. 12.
28) Jångere Sage, co. 94, 6.220—1; Holm skr. 6. 104, 6. 151—2;
Orkn. 8. 6. 12—4.
König Olaf Haralfont Mutefukger'zu den Orinens. 561
Rat Finne Soo klnart Brit huf Grund des elngegantzerirn Erbe ·
vrekages meffon wenhein an "ben Vnfein år Befiy; Thorſinn "aber:
beanſpruchr· Auilang; va hor Grikjahe vleſer · Anſpruch i Berlrauen
auf vie Sulfe ves Schottenknigs bringend erneuert wirb, geht Bru
mit Heier Sdhne · Rögnvaldr' nach Norwegen, bei König Off
Hilfe zu fudjen. Dieſer aber benlite ſofort ble guͤnſtige Selegenheit
zut· Erweiterung foret Macht; er hau dem Jarle vor, wie feit
Hinatd Hatfagrs Jeit die Orkners von der Norwegiſchen Krone
letntar geweſen felen; und erllaͤrt, ihn gegen Huldigung belehnen
und:daun · auch in ſeinem Befige ſchuen, anferbem aber ſelber ihn
heitſuchen une angwifen · zu wollen. Nad) ernftidjer Ueberlegung
fiigt AG enlich Benfi in das timwermeldliche, und ſchwort dem Kinig
bent: DimfistoR9). : Ihorfinw aber, als br erfährt, daß Ber: nad
Norwegen · gegangen fei," befdytteft fofort im Vertrauen auf ble frier
pot Olaf :tiper.-bervieføne Gtrft und "fele hehlreichen "Feunde au
deffen Gofe," ebrudahtn zu rriſen; dießmal aber: hatte er ſich ver
vøymet, 101166 tv: Rormegen:anfam;, idar ber König mit Banki
beréns einig Hemoren; und fullt fofsrt an Thørfinn dieſelbe Foo
beknthg;- "Bio ers:ah! nen · geſtein atte; vergebens fulbt ber Jau
Mars flikdpte, tødenn ev. fele anf ſeine Dimfyfie:- Hegett den Schonen /
Föntipr bemift, 1 vebgebend Judy av Zenn⸗ gu gewinnen, for aus ·ven
Haͤnden 908: König ju: amormenr nothgddrnmgen geht and er
endiich die /ebimgnngen: ein; od wirb des Abniges Mann (102150):
eu ruft Oluſ el Ding pufainmen ; vertiindigt hier de Unterwet ⸗
fly et Omarhs mad Sheilands, - erd: ofårt Gelre BMU ove:
ble deriigen ·· Berhåltiiffen: Brukt ud: Thorfinn ſollen · je Hr Dre
ant den: adel behaltem( das Drittel ves Ginar: aber berrachtet VEG
Komi: oå0, an >(ekbft heimgeſallen, får die Södtung' ſeines Dienfti
manne6 Gyvint» bie Jarle: fellen: ſich zugleich dit Dhortel wegen!
ber Tödtung ihres Bruders vergleichen, und Olaf fetvfr-fyrtee das
ve vleſem au entrichtende Wergeld aus. Mleniand widerſpr(chi heter,
Entſcheidung; als aber Thorfinn ſich verabſchiedet macht Thorkel,
wehl wiſſend, daß fler «mur Vlendwert getrieben worden fel; mit
+ 29) Jöngere'O1: 6. bh. 0. 05, 6. mi—4; Mermskr. %
6. 153—5; Orkn. 8. S. 16—8.
+ 30) Søngere OL 8: kh. 0 90, 6. 224—60; Heimskr. e 108,
Ø. 155—7; Orkn. 8. 6. 18—22.
Manrer, Beteprung. 36
502 IV. Mofønitt. 6. 40.
demſelben erft noch privatim feinen Frieden, und verpflidtet fid iljen
um getreueften Dienfte. Olaf ſelbſt merkt, daß er dem Torfinn
wenig trauen bårfe; bas ihm bheimgefallene Drittel der Inſeln åber-
trågt er dem Bruſi, deffen Sohn er bel fid in Norwegen zurüd-
behått 1).
So war demnad dem König Olaf vurd fuge Benigung
der Zerwürfniſſe tm Jarlehaufe die Untermerfung ber Orkneys und
Shetlands gelungen. Recht fidjer war der Befig derſelben freilid
midt; es heißt auedrådlid, Zhorfinn habe dem Könige keine Dienſt⸗
pflicht geleiftet?), und wir erfaheen fogar, dag dieſer im Jahre
1029 feinen Bruder Brufi zu beftimmen wußte, ihm gegen Ueber-
nahme der Pflicht, das gefammie Land gegen frembe Bitinger ju
beſchũhen, bad zweite Drittel ber Infeln abqutveten 33). Indeſſen gab
bod) die formell anerfannte Oberhoheit, gab ferner die Treue, mit
weldjer wenigſtens Brufi an den eingegangenen Berpflidtungen feſt⸗
hielt, dem Könige immerhin einen Anhaltspunkt, um in dieſer oder
jener Beiehung in die Gefdhide der Infeln eingreifen zu können;
daß er insbefondere nidt verfåumt haben merbe, beren religidfen Ju-
ſtänden feine UufmerHfamteit zuzuwenden, lågt fidj bei ſeinem Gifer
fir bie Ausbreitung des Glaubens von vornherein ermarten, und
wird une überdieß durch eine unten nod ju befpredjende, freilich
aiemlid) vage Stelle ausdrücklich befråtigts4). Mit ben Orhneys
mochte fibrigens aud) elm Theil der Hebriden dem Könige unter
than werden, ba mehrfad von. Thorfinn ald ihrem Herm die Rede
ift, gang wie deſſen Vater bereits beren Oberherr geweſen war35);
bod laͤßt der Mangel an Radridten der vie Geſchichte dieſer
Inſeln in der erften Hålfte des 11. Jahrhunderts eine beftimmtere
Angabe hieråber midt 3139).
31) Jiingere Sage, c. 97, 6.227—9; Heimskr. c. 107, S. 157—0
u. c. 108, 8. 139—60; Orkn. 8. S. 22—6.
32) Orkn. 8. & 2.
33) Beimskr. c. 109, S. 160—1; Orkn. 8. S. 26—8. In der
jingeren Sage c. MA, S. 229—30 ift hinfidtlid der Beitbefiomung eine
falje Lebatt geboten: em Olafr komungr var frafelilun, «fett: or lanét
farinn; vergi. Mund, I, 2, S. 658, Anm. 2.
34) Giehe unten, $. 42, Unm. 6.
35) 8. D. jångere O1. 8. b. h. c. 98, &. 230; olmskr. e. 108,
S. 161; Orkn 8. 6. 62 u. bergl. m. Bergl. oben, $. 14.
36) Sergi. oben, $. 22, Anm. 4. Daß Olaf bei feiner Gaudung in Nor»
6. AL. König Dlaf Haralböfons Begiehungen ju ben Fårdern. 568
$. 41.
* Mönig Olaf Haraldsfons Øairhungen zu Ven Håröern.
Sn åhnlidjer Weife wie die Orkneys fahen wir aud die Fåröer
durch König Olaf Tryggvafon bekehrt, und zugleich beren Ubhån-
øigfeit von der Norwegiſchen Krone zu ausdrücklicher Anerfennung
gebradt; mochte babei die Annahme des Ghriftenthumes eine ziem⸗
lich åuferlidje und unvollkommene fein, fo blieb wenigſtens die poll»
tiſche Verbindung vefpertirt, und menn während der Herrſchaft der
Jarle in Norwegen auf den Fårdern wie fonft in ihrem Reide bas
Bolt vielfad sum Heidenthume zurückkehrte, fo unterwarf fid bod
Siegmund, der Håuptling der Infeln, ihnen als ſeinen Heren, und
nahm biefelben von ihnen 3u Lehen'). Bald aber nahmen die Ju-
frånde auf ben Fåröern eine neue Wendung, melde zunächſt zu deren
Befrelung von der Norwegiſchen Overherlidteit führte.
prandr porhjarnarson hatte nicht vergefjen, wie ihn fein Better
Sigmundr Brestisson um bie Herrſchaft åber die Infeln gebradt,
wie er ihn fyåter gum Enpfang der Taufe gezwungen hatte. Man»
cherlei gegenfeitige Reibungen, mancherlei Nachſtellungen Thrands
gegen Siegmund find vie Folge dieſes geſpannten Verhältniſſes;
endlich wird Siegmund mit Uebermacht überfallen, es gelingt ihm
zwar, durch Schwimmen ſich zu retten, aber ald er ermattet am
Strande liegt, wird er um eines Goldringes wegen, den er trågt,
ermorbet2). Jet erlangt Thrand, und mit ihm der ihm verbåndete
Leifr Oezurarson, afle Gewalt åber die Infeln; Thrand weiß eine
Heirath zwiſchen dem Legteren und ber pora Sigmundardottir zu
vermitteln, und dadurch bleibend ben Frieden zu ſichern 9); von einer
Zins zahlung an Norwegen over aud nur überhaupt einer Ober⸗
herrlichleit ſeiner Regenten über die Inſeln ift zunächſt keine Rede.
Erſt der dicke Olaf brachte das Schatzland wieder an ſein Reid;
damit ging es aber folgendermaßen ju.
wegen bie Hebriden an den gefangenen Haton Eirileſon abgetreten hade, wie
dieß eine vereingelte Gage ersåhlt (oben, $. 38, Anm. 7), ift jedenfolld nidt
angunehmen.
1) Bergl. oben, $. 28, jumal Unm. 13—4.
2) Fåreyinga 8. c. 37, 6. 167—72 und c. 38, &. 173—7; vergt.
oben, $. 28, Anm. 11.
3) Gbenda, c. 39—4l, S. 177—89.
36*
564 W. Ubfduttt. $. 41.
Im Gommer des Jahres 1024 berief König Olaf ben Gefeh-
ſprecher ber Infeln und eine Anzahl der anfehulidften Vauern zu
fid nad Norwegen; fei es nun aus Furdjt, oder bethört burd dir
Berfpredjungen bes Königs folgten UNe felner Ladung, mit alleiniger
Ausnahme des klugen Thrand, der ſich auf eine Krankheit ausredete.
Kaum find bie Månner in Rormegen angefommen, fo forbert aud
ſchon der König von ihnen ein eidliches Berfpredjen, daß dir
daͤrder ihm Sdagung zahlen und feinen Geſehen ſich untermerfen
wuͤrden; nad långerem Widerſtreben fügen ſich die Abgeſandien,
keinen anderen Ausweg ſehend, dieſem Begehren, und werden veid
beſchenkt entlafjen. Als aber der König den Sommer darauf ein
Schiff nad den Inſeln ſandte, die Schatung au holen, fam daſſelbe
nicht mehr zurück; man ſagte, bas Schiff fei auf den Fårdern nicht
angefommen, und Niemand habe die Schatzung eingefordert 4). Man
mundelte aber davon, daß dabei nicht Alles mit rechten Dingen zu⸗
gegangen ſei; um hierüber ins Klare zu kommen, hieß der König
den einen oder anderen ſeiner Dienſtleute nach Norwegen lommen,
und ein Sohn bes ermordeten Siegmunds, poralfr, macht ſich for
fort auf die Reiſes). Kaum in Norwegen angefommen, wird aber
blefer ermordet, ohne baf man ben Thaͤter fennt; der König wirft
Verdacht auf zwei eden aud bafelbft anmefende Reffen Thrands;
fie leugnen und erbieten fid 3u Reinigungseid oder Gottesurtheil:
als es aber zu dieſem fommen fol, madjen ſie fid in der Racht
davon*). Jetzt mag Riemand mehr den gefåhelidjen Uuftrag über⸗
nehmen, als Olaf neuerdings Leute nadj ben Fårdern ſchiden will,
ble Schatzung beigutreiben; endlich bietet fid ein bisheriger Feind des
Königg, Karl hinn mårski, dazu an”). Er fährt nad ben Infeln,
und treibt mirflid bie Scdagung ein; aber aud er wird, offenbar
auf Anſtiften Thrande, und awar am offmen Ding, ermordet.).
å) Fårey. &. c. 42, 6. 189—93; jångere 01. 8. h b. c. 124
&. 284—6; Heimskr. c. 136, 6. 208—9.
5) Får. 8. €. 43, &. 193—14; jingere 01. 8. c. 131, S. 306—7;
Heolmskr. c. 145, 6. 226—7.
0) Får. 8. € 43, 6.204; jiingere OL 8. c 131,6.312; Heimskr.
€. 145, €. 230.
7) Får. 8. €. M, S. 206—9; jiingere O1. 3. c. 188, 6. 3H1—2;
Beimskr. c. 152, 6. 254—5.
B) Får. 8. c. 47, 6. 221; jingere OL 8 c. 199, O. UT—8;
Heimskr. c. 153, &. 259—60.
König Olaf aralbdfone Begiehungen zu ben Fårdern. 565
Die Unruhen in Normegen felbft ließen den König an keine Rade
benten, und fo blleb feine Schahforderung ohne redjten Erjolg*);
mancherlei Streitigfeiten aber, melde bie That auf den Inſeln here
vorruft, führen ſchließlich zu einem Bergleidje, durch welchen vie
Herrſchaft Aber dieſelben zwiſchen Thrand, Leif und den Söhnen
Siegmunds ju gleichen Dritteln getheilt wird 10).
Aud dießmal wußte ſich Thrand die thatſächliche Oberherrſchaft
ũüber die ſaͤmmtlichen Inſeln dadurch zu ſichern, daß er ben jungen
Siegmund, ben Sohn Leifs und ber Thora, als Pflegeſohn an-
nahm; über ben Leif ſowohl, als deſſen Bater, wie åber die Siegr
munbøföhne, als deſſen Oheime, hatte er damit einige Gewalt ge-
wonnen. Dod fommt ed mit ber Zeit dazu, daß Leif fid von ihm
emancipirt, und bei ginfiiger Gelegenheit erſchlaͤgt er die kraͤftigſten
Gtåhen der Madt Thrands, deſſen Reffen Sigurdr pordarson,
porör lagi unb Gautr raudi; jegt fieht ber alte Haͤuptling feine
Herrfdaft unwiederbringlich verloren, und ſtirbt gebrochenen Hergens,
Leif aber, jegt allein gemaltig auf den Inſeln, erneuert fofort beren
Berbinbung mit Rorvegen, melde einſtweilen villig geruht an haben
fåelnt. Er fåhrt hinüber zu König Magnus dem Guten, und
empfångt von blefem bie Fårder zu Lehen; nod in fpåter Zeit werden
uns Nadfommen befjelben als Amtleute der Norwegiſchen Könige
auf ben Inſeln gemannt 1).
Bon dem åblen Juftande beg Ghviftenthumes auf den Fåröern
zu Anfang bed 11. Jahrhunderts war aber berelts an einem früheren
Orte die Nede; von König Olafs Gorge får die Berbefferung deſ⸗
felben wird unten nod) zu fyredjen fein 12): daß dieſelbe mehr burd
Bermittelung ber zahlreichen Freunde, welde fid ver König hier
wie auf den Orkneys ju verſchaffen gewußt hatte, ale durd unmit ⸗
telbare eigene Anordnungen bethåtigt werden mußte, verſteht fid
nad) dem, was ſoeben uͤber bie geringe Bedeutung der Norwegiſchen
Oberhoheit ber die Inſeln geſagt worden ift, von ſelbſt.
9) Får.8.c.47, S. 222; jungete 01. 8. c. 139, 8.348; Helmskr.
c. 153, 6. 200.
10) Får. 8. c. 46, S. 220—30.
11) Får 8. c. 58, 6. 271—2; vergi. Inga 8. Bardarsonar,
e. 194—6.
17) Siehe 4. 42, Anm. 6.
506 1v. Wbfdnttr. 6. 42.
$. 42.
König Olaf Haraldsjons Beziehungen 3u Island.
Was bisher über die Begiehungen des biden Olafs zu den
$Håuptlingen der Orkneys und ber Fåröer erzaͤhlt morden ift, trug
vormiegend einen politifdjen Gharatter. Die von Norwegen adger
lommenen Schatzlande wieder mit dieſem eide zu vereinigen und
damit feine eigene Macht und Herrlichkeit zu mehren, war zunächſt
als Olafs Jwmed hervorgetreten, und nur beilåufig war daneben zu
bemerken gemefen, daß bie Jnterefjen des Glaubens dabei nidt vere
nadilåffigt wurden. Ein meir deutlicheres Bild der Bereinigung poli-
tifdjer und firdlidjer Beftrebungen des Königs in feinem Auftreten
nad) Außen bleten aber deſſen Begiehungen zu Joland; um biefe
gehörig würdigen 3u fönnen, muß indeſſen etwas meiter suriidgegangen
werden In bie Geſchichte diefer Infel.
Wie die Fårder, Shetland, die Orkneys, und guten Theils die
$Hebriden, fo hatte aud Jsland feine Bevölkerung durd die Ein-
wanberung vor Leuten erhalten, welchen bie durd Harald Harfagr
bewirkten politiſchen Berånderungen den Aufenthalt in Rormegen
verleidet hatten. König Harald aber war keineswegs geneigt, bie
Auswandernden fo ohne Weiteres aus feinem Reiche ausjdeiden zu
laſſen; wir ſahen denſelben einen Heerzug gegen den Weſten unter⸗
nehmen, in dolge deſſen die Orkneys fammt Shetland, die Hebriden,
und wohl aud die Fårder ju Schatzlanden der Norwegiſchen Herrſcher
gemacht wurden 1), und trog der Dürftigkeit unſerer Nachrichten über
ſeine Beit laͤßt ſich beutlid erfennen, daß ev daſſelbe Schickſal aud
der Inſel Jsland zugedacht hatte. Midt nur ſuchte der König mit
eingelnen mådjtigen Leuten, melde dahin ausmanberten, fortwährend
gute Freundſchaft ju alten, und fandte ju ſolchem Ende fogar merth:
volle Geſchenke an folde ab, fondern er fdeint aud ble Ausman-
derung ihm ergebener Månner direct beförbert 3u haben, um auf der
fernen Inſel aNmåblig ſich Ynhånger zu fammeln?). In der That
1) Siehe oben, $. 8.
2) Bir Beides mdgen bie Begiehungen König Haralds ju Urollaugr,
einem Sohne des Jarleb Nögnvaldr von Måri, bann ju Ingimondr kinn
mamli ald Belege dienen; vergi. Landnama, IV, c. 9, 6.201; jångere
OL 8. Tryggvas co. 214, 6. 190—1; fowie Vatnsdåla 8. c. 12,
S. 54 u. c. 16, S. 66—8; Landn. IN, c. 2, &. 174—7.
König Olaf Haraldbfons Beplehungen ju Ibland. 507:
ødang es dem Könige auf ſolchem Wege, hinſichtlich ver inneren
Enrichtungen Islands die Hand einigermafen im Spiele zu Haven,
und eg wird uns von einer Berorbnung befjelben åder Form und
Ma der Befignahme von Land erzaͤhlt, deren Geltung dafelbft durch⸗
gefegt wurde?); bei ſolchen entfernteren Vorkehrungen blieb aber
Harald nicht ſtehen, es iſt vielmehr aud von einem bdirerten Ber-
fudje ble Rede, welchen er madite, die Infel zu untermerfen. Uni
hinn Danski ober hinn oborni (d. h. posthumus), ein Sohn jenes
Gardarr, ber unter ben Gutdedern Islands genannt wird, wurde
von ihm abgefandt, um bie Jnfel zu untermerfen, und fobann als
Norwegiſcher Jarl au vegieren 4); der Verſuch mißlingt indeffen, und
Uni findet in einer Privatfehde feinen Tod. Bon einer Wider⸗
holung åhnlider Unternehmungen ift nidt weiter bie Rede; die
Unterwerfung Jolands modte bem Könige theils zu ſchwierig, theils
auch nicht wichtig genug ſcheinen, da ſie nicht, wie die weſtlichen
Inſeln, ihm feindlichen Vikingern als Stützpunkt diente. Auch unter
Haralds nådften Nachfolgern ſcheint die Unterwerfung ber Inſel
nicht verſucht worden zu ſein; dagegen wurde deren Verbindung mit
dem Mutterlande fortwaͤhrend unterhalten, und fortwaͤhrend treten
zahlreiche Jslaͤnder in den Dienſt der Norwegiſchen Regenten: får
junge Leute namentlich aus vornehmen Håujern gilt diefer ald eine
Art vn Skule hoͤfiſcher Sitten, und bringt ihnen nidt nur keine
Schande, fonbern vielmehr Ehre im veidften Maße. Solche Dienfi-
verhaͤltniſſe ließen aber, aud nachdem ber Dienſt felbft aufgegeben
war, immer noch eine gewiſſe Verbindung zwiſchen dem früheren
Herrn und Mann beſtehen, welche es zumal dem Letzteren gur Ehren⸗
pflicht macht, Jenem wo immer er ſeiner bedarf zum Dienſte bereit
au ſtehen; der Hoſdienſt verſchafft demnach den Regenten Rormegens
fottwaͤhrend verlaͤſſfige Anhaͤnger unter den mächtigſten Håuptlingen
Jolands, und ſie nehmen keinen Anſtand, deren Hilfe bei einzelnen
Vorlkommniſſen ohne Weiteres in Anſpruch ju nehmen d). Bir haben
3) Landnama, Vi c. 1, 8.276; vergl. meine Beiriåge, I, E. 59—60.
4) Ebenda, IV, c. å, S. 46—7; vergi. c. 11, S. 268 u. I, c. 1,
&. 28; Njals 8. c. 19, S. 30.
5) Gin Veifpiel bietet bie Ljosvetninga s. c.2, S.6, melde erzählt,
wie Hafon Jarl dem mådtigen Goden Gudmundr, (einem fråheren Dienft-
manne, unb dem porgeirr Ljonvetningagodl mit einigen Ehrengefdjenten einen
568 IV. Wofdjaitt. 6. 42.
gefehen, wie ble enge Berbinbung der Infel mit dem Mutterlande
den König Olaf Tryggvafon antreidt, bort das Chriſtenthum pre
digen au laffen, um baffelbe hier au befeftigen, wie er uͤberall im
Lande unter ben mådjtigen Håuptlingen hinreidjende Unhånger be-
figt, um allerwaͤrts feine Gendboten eine fefte Stige finden zu laffen,
und wie fein Anfehen nidt das geringfte Motiv if, weldjes der
neuen Lehre ihren endlidjen Sieg verſchafft. Aber der åltere Olaf
hatte ſich jebergeit lediglich auf das veligldfe Gebiet befhrånkt, unv,
aufrieben in biefer Begiehung bei ben Jolaͤndern Gehör au finden,
nicht nad politiſchem Einfluſſe auf deren Staat geftrebt; dem jångeren
Olaf blieb es vordehalten, in biejer Begiehung auf die Plane des
Harald Harfagr zurüchzukommen, ohne dabei doch dle lirchlichen Be⸗
ſtrebungen ſeines ålteren Namensvetters außer Acht au laffen.
Den Anfang machte König Olaf Haraldsſon mit einer Ein⸗
mifdjung in bie firdliden Berhåltniffe Jolands. EG wird von ihm
erzaͤhlte): „da war ba beim König Olaf der Dichter Sighvatr, wie
oben erzaͤhlt wurde, und noch mehrere Jelåndifdje Maͤnner. König
Olaf erfundigte ſich forgfåltig, in melder Weiſe in Jöland bas
Chriſtenthum gehalten werde; und als er bas erfuhr, da ſchien es
ihm vieler Befjerung bebiirftig, damit es gut mwåre, denn fie fagten
ihm von ber Galtung des Chriſtenthumes das, dag es in Jøland
erlaubt fei Pferde zu efjen und ble Kinder auszuſehen, wie dle Hei⸗
benleute thaten, und nod mehrere Dinge, morin ein Brud des
Chriſtenthumes liege; fie etzaͤhlten dem Könige ven vielen angefehenen
Seuten, ble in Joland maren; Skapli poroddsson bhatte ba bas
Øefepfpredjeramt in Jåland. Welt herum in den Lindern erkundigte
fich der König bei Leuten, bie genaue Kenntnif davon hatten, um
bie Sitten der Leute, und am Meiften ridjtete er feine Fragen auf
das Ghuiftenthum, wie es gehalten werde, ſowohl auf den Orineys
und in Hjaltland und auf den Fårdern, und ev erfuhr dabei ſoviel,
baf weit herum viel fehle, daß es gut ſtehe; foldje Reden führte er
gewiſſen Sölmundr zuſendet, ber in Ibland geådtet worden mar, und ben fie
nun trog feiner rechtswidrigen Ridtehr ihm ju Gefallen ſchühen follten. Beiden
ift ber ebenfo rechtswidrige ald gefaͤhrliche Muftrag hochſt unangenehm; fe mögen
ihn indefjen bod) nidt ablehuen. Andere Beifpiele ließen fid In ziemlicher Zahl
aufbringen. -
6) Jångere O1. 8. h. h. c. 59, 6.109; Heimskr. e. 56, 6. 61—2.
$tuig Dlaf Garaldbfons Venchungen zu Soland. 560
gar oftmals im Munbe, und fyrad vom Landrechte oder ber Geſed ⸗
gebung.“ Bei dem blofen Nadfragen ließ es aber Olaf nidt
bewenden; es heift weiter von ikm”): „da madte fid aud ein
Jelandofahrer von Throndheim fegelfertig; ba fandte König Olaf
Wort und Wahrzeichen mit ihnen an den Hjalti Skeggjason, und
berief ihn zu ſich; er fandte aud Mort und Wahrjzeichen bem Gefeg-
fpredjer Skapti und ben übrigen Månnern, weldje in Jöland am
Meiften zu fagen hatten in Bezug auf ble bortigen Geſete; er ſandte
ihnen bagu fein Wort, daß fie bas aus ihren Geſetzen nålhmen,
worin ihm ber gröfte Brud bes Chriſtenthumes zu legen ſchien;
dazu fandte er aud) ein freundliches Wort an alle Leute im Lande.”
Wirklich wurde dieſer Aufforberung des Königö, melde bereits dem
Jahre 1016 angehört, entſprochen; Hjalti fam im folgenden Sommer
nad) Norwegen, und ließ eg fid gefallen, im Auftrage Dlafs eine
an den Schwedenkönig abgehende Friebensbotfdjaft zu unterfiigen*),
und nicht minder wurden in der Jolaͤndiſchen Gejeggebung diejenigen
Puntte geåndert, welche ber König im Intereſſe der Kirche geåndert
wiffen wollte). Jegt wurde demnad) ble bei der gefeglidjen An⸗
nalyme des Ghriftenthumes in Island vorbehaltene Duldung eingelner
Ueberreſte bes Heidenthumes befeitigt, und mit vollem Redjte loͤnnen
darum unfere Quellen beridten, daß biefe Rachſicht gegen das Hei:
denthum nur menige Jahre gewaͤhrt habe10); keineswegs aber find
wir befugt, aus ben auf blefe Aenderung begiigliden Worten heraus⸗
aulefen, daß ein förmlidjes von Olaf aunådf fir Normegen ver:
faßtes Kirchenrecht nunmehr aud) in Island angemommen worden
fei: bie volle Grundlofigtelt einer derartigen Meinung iſt långft dar⸗
gethan, und Mund) håtte nicht neuerdings wieder auf dieſelbe suråd»
7) Jöngere OI 5. h. h. c 62, S. 115—6; Heimskr. e. 56, S. 65.
Wieferne bei biefer Sendung Biſchof Bernhard betheiligt geweſen fein måge.
ben voir um biefe Beit får bie JGlånbifde Miffion thåtig fehen, wird unten
.nod) befprodjen werden.
8) Bl. oben, %.38, Anm. 27.
Y) Siehe unten, Anm. 14.
10) Islendingabok, c.7,9. 12; Njals 5 c. 106, &. 165; Odår,
€.37, 6.300; jångere Olafs 8. Tryggvas. c.229, 6.243; Kristni
8 ce. 11, 6.100; Gunnlaugs 8. ormstungn, c. 5, 6. 209. Siehe
oben, 6.32, nm. 30.
570 IV. Sbfønitt. 6. 42.
tommen follen'1). — Die gute Aufnahme feiner kicchenrechtlichen
Winfde in Jsland mufte ben König åbrigens ebenſowohl dem
dortigen Bolfe sum Danke verpflidten, al aud zu weiterer Aus⸗
behnung feiner Plane hinfidtlid der Infel ermuthigen; wirklich fehen
wir ihn alsbald mweitere Sdritte thun, ſie får ſich zu gewinnen, und
jegt beginnen bereite mit ben veligidfen Beftrebungen Olafs politifde
Zwecde fld zu verbinden 12). „Er fåhet im Gommer (1024) gang
fådmmårte bis jur Landesgrenze, und er hatte ba bas Land gechriſmet,
wo bewohnte Gegenden waren; da hatte er im ganzen Lande die
Gefeggebung fo georbnet, wie er fie haben motte. Da hatte er bie
Ortneys fid untermorfen, wie oben ſchon geſchrieben ſteht; er hatte
fid) aud viele eute ju Freunden gemadt, ſowohl in Island als
auf den Ortneys, in Grönland und auf den Fårdern. König Olaf
hatte nad Joland Kirchenholz gefdidt, und es ward die Kirde auf
ber Dingftåtte gebaut, wo bas Alding ift 15); er famdte mit dem
Kirdjenholge ein grofe Glode, melde noch dajelbft ift; vas geſchah,
nachdem ble Islaͤnder ihre Geſetze geåudert und bas Chriſtenrecht fo
angenommen hatten, wie ihnen König Olaf ſein Wort geſandt hatte 14).
11) Schon Joh. Erlel in feiner Ubhandlung de expositlone infautum
(Ber Alteren Ausgabe ber Gunnlaugs ormatungu 8. anhangsweiſe beigegeben),
und Finn Jonsfon in femer Uistor. eccles. Island. I, S. 73—9 und 106
haben jene Annahme aufgeftellt; bei Thortelin in ber Vorrede zu feiner Mus»
gabe des Kristlørettr hinn gamli, S. X—XI, bei Kongsler, den Danſte og
Norſte Privatretö förfte Grunde, 1, S.196, u. A. m. findet fid dieſelbe mieder-
holt und allenfalls aud welter auBgemalt. Schlegel in feiner Commentatio
historia et critioa de Codicis Gragas orlgine etc. (vor ber alteren Aus ·
gabe dieſes Rechtsbuches), S. XXXI — Li, val. SAMI, ift bereit mit guten
Sründen gegen dieſelbe aufgetreten; Mund, I, 2, S. 690 ift auf dieſe nidt
eingegangen.
12) Bas Følgende nach der jåugeren 01.8. å h. c. 121, S.279—80;
Heimskr c. 133, 6.204.
13) Bgl. dufag FF jur jångeren OL 8 bb S. 240—1: Er
tlef eine Kirde banen in Island auf der Dingftåtte, da mo jegt eine ihm ge-
welhte Kirche ſteht.“ Spåter fandte König Harald Hardradi blefer Kirde nok
eine zweite Glocke, Haralds 8. hardrada, c. 54, 65.266; Heimskr.
e.36, 6.96; ein Irrthum ſcheint es bagegen, wenn ifm die Sendung de
Holzes zum Kirdjenban zugeſchrieben werden will, Kristni 8. c. 14, S. 120;
Landnama, Mnhang I, 8.329; Rungurvaka, c 8, S. 62. Oder
håtte er bie inzwiſchen eingefallene Kirde neu aufbauen laffen?
14) Die fegteren Borte, meldje offenbar nur auf die oben befprodene Ude
ſchaffung der festen Ueberrefte des Heldenthumb, nidt aber auf eme andermårts
König Dlaf Haralbbfons Beyiehungen ju Island. 574
GSeitdem famen von Island viele anfehulide Månner, melde ves
Königs Olaf Dienfileute wurden; barunter waren porkell Byjulfs-
son, porleikr Bollason, porör Kolbeinsson, pordr Barkarson.
porgeirr Havarösson, pormodr Kolbrunarskald Bersason. König
Dlaf hatte vielen Håuptlingen Freundesgaben nad) Jeland gefandt,
und fie fandten ihm foldje Gegenftånde, vie fie auftrieben und von
denen fie glaubten bag fie ihm des Gendens merth ſcheinen möchten;
in biefen Greundfehaftsbegeugungen aber, melde der König ben Js⸗
lånbern erwies, mar nod mehr verborgen, wie blef fpåter offenbar
wurde.” Die angegedenen Ramen der Jølånder, melde Olafs Hof
beſuchten, find natårlid nur beifpielsmeife genannt; wir miffen, daß
aud ber berũhmte Dichter Sighvatr. ein Sohn des pordr Sigval-
daskald, der aud) ſeinerſeits ſchon dem Könige auf defjen Heerfahrten
gefolgt war, in Dlafø flåndiger Begleitung war, — dem porarinn
Nefjulfsson werben wir gled unten als feinem Dienſtmanne be
gegnen, unb wie Hjalti Skegsjason ihm zu liebe eine nicht unger
faͤhrliche Sendung nad) Schweden übernahm, wurde bereits beridtet.
Auch Björn midalakappi war wenigſtens eine Zeit lang in ſeinem
Dienſte, und lang genug, um Gelegenheit zu gewinnen, daß des
Konigs Wunderkraft ſich erprobe!d); Illugi Arason war Dlafs
Dienſtmann 16), Bolli Bollason, vem Könige ehrenvoll aufgenommen,
nur barum in beffen Øefolgidsaft nidt eingetreten, mell er erft Kon»
ftantinopel. befudjen wollte i); Grettir Asmundarson, welcher in
den Berdacht eines Brandmordes gefommen und in der Gifenprode
midt redt beftanden war, wird menigfens nod fo mild behanvelt,
nirgends bezeugte Einfuͤhrung eines förmlidjen Rirjenredtes fich beytehjen, laus
ten im Utterte: pat var eptir at Islendinger höfdu fårt 1ög sin ok sett
kristinn rett, eptir pvi sem Olafr konungr hafdi pelm ord tilsendt.
15) Im Bade vermedfelt nåmlid Björn einmal mit Olaf die Sduhbånder,
unb ber Rönig Låpt ihn bie eingetauſchten behalten; mit biefen wird femergeit
der Mann in Jöland begraben. Bei einer fyåteren Berlegung des Kirdhofed
werben Björnö Gebeine aubgegraden, und St. Olafs Schuhbandel unverweft
gefunden; als Reliquien werden fle nun zu einem Meßgewaude vermendet;
Bjarnar 8. Witdölakappe, S. 19 und 69; jångere OI 8. h. %
€. 60, 6.110—1.
10) Fortbrådra 8. c. 1, S. 3 ber ålteren, c. 2, €.5 der neueren
Ausgabe.
17) Laxdåla 8. c.73, 8.314.
572 : TV. Mbjønitt. 6. 42.
als unter fo vergmeifelten Umfrånden irgenb moͤglich war 16), u. dgl m.
Wie viele Freunde der König in Joland ſowohl als in Grönland
haben mufte, ergibt fid überdieß ſchon daraus, daß er feinergeit den
König Hråref, um befjen forgfame Bewachung es ihm ju thun war,
au foldjem Ende an ble Håuptlinge bes einen oder anderen Landes
abfenden Fonnte, und baf in Joland, wohin derſelbe gelangte, fofort
bem ausgefprodjenen Wunſche willfahrt wurde 19).
Der erfte Act, in welchem Olafé politiſche Abſichten hinfidtidr
Jolands etwas offener ju Tage traten, dårfte aber ein Bertrag fem,
welchen berfelbe ber bie beiderfeltigen Nedtøverhålmifje mit dem
Jolandiſchen Bolte avfdlof?). Dem Rormegifden Könige wurde
zugeſtanden, baf alle feine in Joland ju verfolgenden Rechtsſachen
einer befonderen Ladung bes Wegners nidt bediirfen follten; alle
Moriveger follten ferner bafelbft Recht erhalten mie bie Jelånder feldf,
und namentlid aud ihnen bort anfallende Erbſchaften unbeanftandet
ausgefolgt werden ?!). Andererſeits wurde aber ben Jølåndern in
Norwegen bas Recht eingeråumt, in Bufe und Wergeld ben Ror-
mwegifdjen hauldar, d. h. Stammgutsbauern gleidsgeftellt au werden 22);
ferner bas Recht, in Rormegen innerhalb gewifer Grenzen Erbe ju
nehmen, und anderwaͤrts angefallene Erbſchaften fidjer und unver ⸗
18) Grettis S. Asmundarsonar, c. 39, S. 92—4.
19) Bal. oben, 6.39, Mnm. 5.
20) Derfelbe ift abgedrudt in ber ålteren Ausgabe der Gragas, Il,
&. 407—10, und Norges gamle Love, I, 6. 437—8.
21) Es ift zu beachten, bag aud) ble Gragas, Arta p. c.6, 6. 198
unb Vigsl. c. 37, S. 71N der deffallfigen Bevorgugung ber Normeger vor
ben Wngehdrigen anderer Lande gebentt, nur daß fie dieſeibe in gleidjer Weiſe
aud) ben Dånen und Schweden ju Gute fommen låft.
22) Gulapings L. 6. 200 erfennt biefen igren Wnfprudh an. de Ber
fimmung barf ibrigen6 midt aus ſpeciſtſch Idlandiſchen Berhåltnifjen ertlari
sverden, vielmehr fehri Aehnliches ofter wieder unter befreundeten Böern; om
jedem Gtreite Aber dle Geltung ber Standedverhåltnifje bed einen Rechts ver
ben Øeridten bed anderen vorgubeugen, einigt man fid bahin, daf man ein
fiir allemal alle Angebdrigen des fremben Volles dem hödften Gtande des
Snlanded gleidadten woile ¶ In dem Bertrage König Uedelred mit Olaf Kr9gg-
vaføn, — Aeö'elr. II, 6.3; val. Leg. Henr. I, c.70, 6.6, — findet flå
ble Beftimmung, baf ein Dåne, der von einem CEnglånder, oder ein Caglander.
der von einem Dånen erſchlagen werde, jebedmal mit 25 Pfund, d. h. dem Mer-
gjelde eines Thegn, vergolten werden folle; ber Grundgedanke ift hier wie dort
weſentlich berfelbe.
König Olaf Haialbbfons Bezichungen ju Ieland. 57
Filegt durch Rorwegen heimführen au bilfen29); die Befreiung ven
allen Abgaben in Norwegen, mit Ausnahme der landaurar, d. 4.
des von jedem Reuanfommenden zu entridjtenden Zolles, und der
ettva an bie Kåftenmådter ju jahlenden Sporten, und zwar wurde
der Betrag des Folles auf 1 Mart Gilbers får den freien Mann
gefegt 2), und überdieß beftimmt, baf deſſen Cutridtung auf den
Inſeln, d. 6. wohl ben Orkneys over in Hjaltland, von ber node
maligen Jahlung in Norwegen felbft befreie 20). Uusdridlid wird
ferner beftimmt, daß Leute ohne genügendes Bermögen nidt nad
Norwegen hinåberfahren 0), dag aber fonft die Jolaͤnder freie Fahrt
haben follten wohin fie wollten; es wird ihnen fogar geftattet, ihren
Bedarf an Waffer und Hol åbera in Norwegen ju nehmen, lege
teren Jar nur in bes Königé Wald, aber dem Könige gehdrten
feit Harald Harfagr alle Almenden 27). Endlich follen die Jolaͤnder,
weldje eben in Norwegen anweſend find, waͤhrend dieſem Lande ein
feinblidjer Angriff droht, dem Könige sur Kriegöhilfe verpflidtet fein, fo
daß von je breien zwei ausgiehen follen, und feiner bad Land vers
laffen bart, ehe bie Gefahr vorider if; bod bezieht ſich dieſe Kriegs⸗
pficht nur auf ble Bertheidigung Norwegens felbft, nidt auf ſonſtige
$eerfahrten 29). Man ſieht, der Inhalt des Dokumentes låpt dieſes
23) Aud bdiefe Gapungen find in der Graugané berådfidtigt, Arfa p.
€. 13, 6.200—11; die Egils 8. Skaliagrimss., c 57, 6. 340—53,
und Øfter, zeigt dagegen, wie mißlich es in ber früheren Beit fir die Völånber
um ble Ginhebung vøn Erbſchaften in Norwegen ſtand.
24) Dirfer Befimmung König Olafs über bie, urfpringlid in gang ane
derem Ginne erhobenen, landaurar gedentt bereitb bie Islendingabok,
€. 15 6,5, und mir fehen biefelben unter felner Megierung rechtlich erhoben,
> B. jöngere O1 8. h. h. 6. 71, S. 137, wie unter der feineb Sohnes,
Magnusar 8. godn, c.45, 6.98. N
25) Benn in ber Storlunga 8. einmal ergåhit wird, wie Jemand ble
Befiirdtung åufert, daf ble in einem Rorwegiſchen Sdaplande entridtete Bahe
fung in Norwegen nochmals gefordert merben mödte, fo ift babei eben nur an
widerrechtlichen Unterſchleif, nidt an regelmåpige Erhebung bed Bolleb gu benken.
26) König Harald Hardradi wirb barum al ein befonderer Wohlthaͤter
Sölandb gepriefen, weil er einmal bei einer bort herrſchenden føreren Hungeré»
noth das Geriiberbringen von Urmen nad Rormegen audnahmsweiſe geftattete;
Bar. 8. bardr. c.54, 6.265; Helmskr. c 36, 6.06.
27) Mehnlidje, aber minder guͤnſtige Befimmungen im Juterefje wegfahe
vender Leute kennt bie Grauganö, Lanmdabr. B. 0.52, 6.356; fie unter»
ſcheidet aber badet nicht zwiſchen ben Ungehdrigen verſchiebener Rationen.
28) Gang mit Unredi hat Sdlegel, ang. O. S. CL, und nad jm Dahl⸗
574 AV. Wbjdmitt. 6. 42:
als einen vollerrechtlichen Vertrag zwiſchen befreundeten, aber fekbfr-
ſtandigen Gtaaten erſcheinen, und bietet fomit einen Grund bar,
deſſen Entſtehung unter dem biden Olaf 3u beanſtanden; ble ein⸗
zeinen Beftimmungen besfelben finben vielmehr in den ålteren Jo⸗
landiſchen und Norwegiſchen Rechtsquellen ihre Beftåtigung, und
werden zum Theil ſogar ausdrücklich auf den genannten König zu⸗
rüclgeführt. Die uns vorliegende Aufzeichnung gibt freilich nad) ihrer
elgenen Angabe nicht den authentiſchen Tert, ſondern beruht lediglich
auf ber eidlichen Ausſage bed Biſchofs Gizurr (1082 —1118) und
einer Reihe anderer namentlidy genannter Jolaͤndiſcher Månner uͤber
eine fråljere eiblidje Ausſage des Biſchofs Isleifr (1055 —80) und
Wnbderer ber König Olafs Gagungen; indeſſen liegt nidt das Min-
deſte vor, was dieſe Angabe verdådtig madjen fönnte?%). Die Ber
ftimmung der Jeit, in melder ber Bertrag abgefdlofjen wurde, ift
dagegen wohl nidt mit Giderheit au treffen. Mund freilich wil
daraus, daß die Orkneys und Shetland bereits ald Normegen unter
worfene Lande genannt, andererſeits aber die gleid zu erwaͤhnenden
weiteren Wnforberungen beé König8 an bie Jölånder nicht befprodjen
werden, ſchließen, daß der Bertrag pvifdjen der Untermwerfung ber
Orineys und jener fpåteren Gendung Olafs nad Jöland adge-
ſchloſſen morden fei; indeffen ſcheint biefe Beweisführung, da uns
nur ein Jeugnif åber ein Zeugniß åber den urfprånglidjen Inhau
bes Bertrages vorliegt, nidt bindend, und es fonnte recht wohl bei
dieſem zweimaligen Durdgange durch ben Mund von Jeugen bie
Beiiehung auf Schadlande eingeſchaltet worden fein, ble doch ef
ſpaͤter an Rorwegen famen. Nur foviel wird augegeben werden
miiffen, daf der Bertrag keinenfalls einer fpåteren Jeit angehören
mann, Il, 6.201, Unm.3 dieſe Verpfuichtung jum Heerdienſte auf das gefammir
Jelandiſche Bolt beziehen wollen; bie vidtige Mublegung der gang Maren Kerteb+
worte flelje bagegen bereit8 bei Sveinbjörnfon in ber Cinleitung zu ſeiner Uub-
gabe ber JarnsMda, €. XIX, not. 1, und Mund, I, 2, S&. 697.
29) Ohne allen Grund will Dahimann, ang. O. annehmen, daß bie Urtunde *
erſt auf die Belt nad der Untermerfung Islands unter Me Norwegiſche Herr»
idjaft fld begieje, und ,fefr minlåGrlid um Sqhuhe der inmmer befdjråntteren
Solandiſchen Freiheit aufgeſtuht zu fen føeine. Ueberall ſehen ihre Beftim-
mungen, wie ſchon bemertt, Beziehungen voraus, wie fie zwiſchen verbuͤndeten,
aber unabhangigen Staaten ſich ergeben; nirgends it von ber Zahlung einer
Gåafung, ber pegngjönd, u. dal. fpkteren Paften bie Mede.
aonig Olaf Goralbe ſoas Senchungen zu Sbland. 375
Sonne al6 bie Borgånge, 3u deren Befpredung wir nunmehr über⸗
zugehen haben.
Ul es enblid dem Könige an der Jeit ſchien, mit feinem Plane
Joland fid ju unterwerfen Ernſt zu madjen, mar es ein geborener
Jolander, ben er ſich als Wertzeug får dieſes Unternehmen wählte.
borarinn Nefjulfsson, ein Mann geringer Herkunft, aber voller
Berftand und von grofer Erfahrung, ble er auf zahlreichen Kauf⸗
fahrten gewonnen hatte, war fdjon früher mit dem Könige befannt
geworden; Dlaf hatte ihn feinergeit dazu gebraudt, den König Hrås
vet aufer Lands 3u bringen, und ihn jum Lohne får ſeine Mihe
unter fein Gefolge aufgenommen 0). Diefen Mann fandte der König
nunmehr nad Island, und ließ durch ihn der Boltsgemeinde am
ding feinen Gruß vermelden, mit der Aufforderung, ihm au ihrem
Øreund und Here angunehmen (1024). Die Antwort lautet zu⸗
naͤchſt Hug ausweichend, man wolle gerne des Königs Freund feim,
wenn er hinwiederum ſeinerſeits des Landes Freund fein molle. Jegt
bringt Thorarinn eine weitere Bitte bed Königs vor; man möge ihm
bie Heine Inſel Grimsey im Norden von Jøland ale Freundesgabe
ſchenlen, mogegen er aus feinem Lande als Gegengefdjent fenben
wolle, was man nur von Producten ſeines Reiches wuͤnſchen moͤge;
zugleich bemertt Thorarin, daß der König sumal den Guömundr
riki als ben im Rorblande mådjtigften Håuptling erfudje, biefe ſeine
Bitte 3u unterſtützen 31). Gudmund weiß ſich indeſſen Hug aus der
Schlinge zu ziehen, indem er bemertt, bie Inſel fei Almende, und
er babe fomit an berfelben kein gröfered Recht als jeder Undere,
und als es ju einer Befpredjung unter ben Betheiligten kommt, raͤth
befjen Bruder, ber weiſe Kinarr, ganz energiſch wie von ber Unter
werfung, fo aud von ber Mbtretung der Meinen Infel ab, inden ev
darauf aufmerffam madjt, wie blefe dem Könige als Gtåppunkt fir
dine Heerſchaar dienen, und bamit der Freiheit des Landes alsbalb
gefaͤhrlich werden milde. Da Thorarin ſich mit dieſen femen Fore
30) Jångere OI. 8. h. h. €. 82, 6. 174—8; Keimskr. c. 8—7
S. 113—7; Eymundar p. c. 1, S. 200; val iiber den Mann ferner den
porarins p. Nefjulfssonar 6.314—20, und bie Ljosvetninge
9. c.5, S. 15, wo deſſen Miugheit geprisfen wird.
31) €G iſt dieß berfelbe Gudmund, ben wir oben. Wnm.5, ald einen ehe ·
maligen Dienfimann bes Jarles Hakon kennen zu lernen Gelegenheit hatten
SG: portet og fader 0 rie
Dermganja Menn: aud in fer hoflithiten -unbd-:vorfidtigften. Weiſe abs
gowieſen fieht lädt pv.endlid. bie sogefehenften; insmr den Dufel,-
den Gudmundr; Dem hnoxri gp8), den. ponkell: Kyjulfssen 4 |-pesk::
porsteinn. Hallsson, ben GSeſetſprecher: kapti. Namens. det Nimige.
ein, dieſen als ihren guten. Freundin Norwegen zu befuchen· Aber.
aud) in dieſe Falle ¶ gehen die klugen Jolaͤnder nicht/ obwohl Gu»:
munb, ſei es aus Eitelleit, oder um den Schein zu maren, - forte
wahrend mit Allem fid einverſtanden erllaͤrt mas Thorarin begehrt;
ſie beſchließen, fid) ſelbß der Fahrt zu entſchuldigen, dagegen au ihrer
Statt andere Månner au ſenden, und mit dieſem Beſcheide kehu
Thorarin noch desſelben Sommers nad Norwegen zurück?2). —
Wirklich kamen im folgenden Jahre, alſo 1025, dieſe Abgeſandten
mad) Norwegen, und zwar hatte Snorri ſeinen Sohn poroddr: ger
ſchict / Thortel ſeinen Sohn Gellir, Skapti ſeinen Sohn Steinn.
Thorfiein aber ſeinen Bruder Egill, wahrend Gubunm»- in: ver Zwi⸗
ſchenzeit verſiorben war; ber König: naken bie Manner wohl auf⸗
und dehielt ſie den inter ber bei fide). Mie aber im nachſen
Gommer (1026) ble Jolaͤnder um Urlaub baten sur Hemveife, da
erflårte Olaf, nur Ginen aus ihrer Mitte, den Gellir, entlaffen: jm
wollen, bamit biefer ſeine Borfchefr. nad Jøfand: bringe; biedebrigen
ſollten bei ihm bleiben, bis er von børen Griolg: Nachricht vrhake;
e6 beſtand aber blefe Votſchaft in midte. Geringerem ialsiir der Auf⸗
forberung, baf man ben får Rørmeger:gegebenert Gefen ſich unter»
werfen, eine Kopfſteuer (nefgjöld); einem Pfenning fir ben Kopf
betvagend, ibernehuen, snblid our) eine / Jahtang. an den König fir
jeden an einem Freien begangenen Todſchlag (pegngjölld) sugeftehen
folle.- Bir: ben all ber Kinmahme diefer Bebingungen verfpend Olaf
ſeine vollfommenfte Greundifchaft; fir ben Fall ihrer Ablehnung drohte
er mit ben hårteften Maßregeln. Mit vollftem Rechte betradten ſich
bie in Rorwegen guriidgehaltenen' Jølånder als ſchmaͤhlich betrogen;
in Jøland aber. fdjlågt ble Boll6gemeinde bes Königs Begehren runde
weg ab (1026), und nod im Herbſte desſelben Jahres bradte Gellir
ihm bie Radridt hievon zurücke). Ernſilicheres gegen die Infel zu
32) Jingere O1.8.. h.c. 122—3, 6.280—4; Helmskr. c. 194—$,
33) Jingere S. c. 126, 6.287; Heimskr. c. 138, 6.210.
34) Jångere S. co. 132, 6.313—4, und c. 156, S&.374; Heimskr.
€.146, 6.231—2, und o. 160, O&. 262.
$bnig Diaf Sabalbofond Berichungen zu Veland. 577
unternehmen, oder aud) an ben in ſeiner Hand befindlidjen Geiſeln id
zu vergreifen ſcheint Olaf indefjen body nidjt gemagt ju haben. Steinn
Skaptason war ihm bereite vor Gellirs Ridtehr entfommen, hatte
ihm nod bagu einen feiner Amtleute erſchlagen, und in Folge kråfe
tigen Ginfdreitens Normegifdjer Freunde dennoch ju Gnaden anger
nommen und entlaffen werden muͤſſen 35); poroddr Snorrason hatte
får ben König eine gefåhrlide Fahrt nad Jåmptaland unternommen,
und wurbe gur Belohnung ebenfalle in die Heimath entlaſſen de);
bem Gellir porkelsson ſcheint felne, menn gleid erfolglofe, Relfe nad
Seland bie Freiheit wiederverſchafft zu haben; Egill Siduhallsson
enblidj tritt noch forttvåkrend in Olafs Umgebung auf37), und wird
von manden Quellen fogar unter benjenigen genannt, weldje ben
König auf feiner Fludt nad Schweden begleiteten 38); — da über⸗
blef mandje Gagen Egil einfad als Gaft ju Olaf fommen laffen,
ohne feiner Geiſelſchaft zu gedenken, während fie im Uebrigen feine
Schidſale ziemlich gleidförmig ersåhlens9), fo if wohl anzunehmen,
daß zwiſchen Beiden fid bald ein fo freundſchaftliches Berhålmig
augbildete, daß ber herbe Unfang ihrer Begiehungen au einander bare
über raſch vergefjen werden fonnte. — So zog demnad Olaf aus
feinem lifig angelegten Plane feinen Bortheil; Island behauptete
noch auf 21/2 Jahrhunderte hinaus feine politiſche Selbſtſtaͤndigkeit;
får une aber iſt bes Königs Auftreten gegen die Infel mehr ald
frgend eine andere Thatfadje feiner Regierungsgefdidte belehrend in
Beug auf die elgenthimlide Verſchmelzung eigennågig-politifdjer
und fromm-tirdlider Motive in feinem Gebahren 49).
35) Jingere S. c. 134, 6&.316—25; He kr. €. 148, 6. 23441.
36) Jungere S. c. 137, 6.332—41; He kr. 0.151, 6.247—54.
37) Jingere OS. c. 153, 6.368—9; Heimskr. c. 165, 6.277—8.
38) Jiingere O1. 8. h. h. c. 172, 6.25, Unm. 1; åltere Sage,
Brudftid 6, 6.95.
39) Yeltere 01.8. h. h. 0.53—5, 6&.38—1; Egils p. Hallsso-
nar, 6. 320—9.
40) Weber bie veligidfen Buftånde JBlandb wåhrend ber erften Decennien
bed 11. Jahrhunderts wird in unferem zweiten Bande bed Meiteren gehandelt
werben, auf meldjen einſtweilen vermiefen fen mag. N
Maurer, Beteprung. 87
1 Gr
$A. ar gere
: ”Ainig Olaf Gerudsjens Geitpengen 30 Griiunk. RET
Wie durch König Olaf Tryggvafone Einfluß Gronland bekehrt
wurde, iſt bereits fråker etzaͤhlt, dabei aber aud ſchon darauf hiñ ⸗
gewieſen worden, wieviel bagu fehlte, bag dieſe Bekehrung eine vok»
ſtndige und durchgrelfende geweſen waͤre 1). So mag Olaf Haralbsſon,
wenn er ber Galtung bes Chriſtenthumes aud in dieſem ferrien
Lande nadifragte, midt ble günſtigſten Beridte erhalten haben; er
mag aud wohl verſucht haben, hier wie andermårts ben Glauben
und feine eigene Macht auszubrelten. Es wird uns erzaͤhlt, daß
Olaf in Grönland ebenſowohl wie in den anderen Rorwegiſchen
Nebenlanden ſich Freunde au gewinnen verſtanden habe ); wenn
Olaf den König Hraͤrek zunächſt dem Leif Eiriloſon gur Bewächting
ſchiden will e), fo fann man daraus entnehmen, daß dieſer zu ſeinen
vertrauten Anhaͤngern gehörte, und dadfelbe wird und fpåter von
Leifs Sohn, porkell, bejeugt ), — von einem andere Groͤnländi⸗
ſchen Håuptlinge, Skufr oder Skumr; heißt es fogar, ev fel des
Königs Dienftmann geweſen ). Cine einzelne Duelle erg hit ferder
davon, daß Olaf, wie de Orkneys, Shetland und ble Fårder, fo
aud) Grönland fid zinsbar gemadjt habee), und es iſt vor hier aus
blefe Nachricht in eine Reihe neueter Werke übergegangen 7); indefſen
1) Oben, 6.33.
2) Dben, 6.42, Hum. 12. > rs
3) Bal. ble sben, $.39, Aum.5- angfåjeten telen
4) Fostbrådra 8. co. 28, 6.134 der Alkerpn, 0. teg. der
Mubgabe.
5) Ebenda, €. 27, S. 128 der Møeren, c.5, 6.78 der neneren Aubgdde-
6) Die Fåreyinga 8, c. 42, S. 199 erzahlt in det Recenſion der Flea-
eyjarbok: Mit Redt haben erfahrene Månner- fo geſchrieben und wahrhaft
erzaͤhlt, daß König Olaf alle die Lande fåappfidtig gemadt hade, die jegt
unter Norwegen liegen, mit Mubnafme von Jölqnd; zuerſt bie Orkneyjar,
Hjaltland, bie Fåreyjar und Grånland.” Dagegen weif Fagrek. $. 98
nur von der Unterwerfung ber Orkneys, Shetlands und ber Fårdern, und bie
<ere O1. S. h.b, c. 48, 6.35 gar nur von der der Orkneys u. Shetlands.
TD) Radmeife hierüber flehe Grönlands hist. Mindesmårker, IlI, &. 444—8;
auch Mund, I, 2, 6.704—5 følgt biefer Meinung. Wenn iibrigend Legterer
daraus auf eine nåhere Verbindung GrönlandS mit Rorwegen fåliefen will,
bafi zuweilen Jölånder Aber Norwegen dahin reiften, fo ift dieſer Schluß denn
bod) nidt begründet. Einmal nåmlid fann es an und får ſich nidt auffallen,
%bnig Olaf $arafbbjons Mejiejbigen pu Grdnland. 57
erfahren wir nirgends etwas Måhdkes åber des Koͤnigs Erfolge in
dieſem Sande; md':ed erſcheint · darunt · denut boy bebruklich, auf die
aldeinige Mustoritåt jener -beikkufigen: Rotig: in einer einzigene Gage
deſſen Unfernerfung unter Norwegen anzuuchmen, zumal da ble ger
fſwichtuch beglambigten Abeniheuer, welche Oiaſs Dienſtmann und
Dicher pormosr Kolbrunarekald um bie Mitte der zwanziger Jahre
in Ørönland am beftehen hatte, deutlich geigen, daß dieſes Land dar
mals wenigſtens nod feiner Rorwegiſchen Oberherrlichteit unter»
worfen war.
Wenn aber hiernach unſer Ergebniß, ſoweit König Olaf in
Frage iſt, lediglich ein negatives zu nennen iſt, fo fehlt es doch nicht
gang an: ſonſtigen Nachrichten uͤber die religidfen Zuſtaͤnde Grönlands
im Anfange bed 11. Jahrhunderts. Dabei VARE ſich nicht verlennen,
daß · noch immer eine Miſchung zwiſchen Heidenthum und Chriſten⸗
thum vorliegt, theils in ber Art, daß unter ber drifliden Bevdl⸗
førung mod immer einzelne Helden gang offen und mangefochten
lebten, theils wenigſteno inſoſeme, ale bie Getauften ſelbſt noch
immer Ueberreſte ihres alten Glaubens neben ben neuen beibehielten,
fo daß jr nad Verſchiedenheit I det and Verſen tal dieſer bald
ens ee noni
- So wird erzaͤhlte), wie un sner 38; von tveldjer a heißt:
da war bas Chriſtenthum nod fung in Grönland," porsteinn
Eiriksson nad) bem Lysufjördr bafelbft verſchlagen wird. Gin bort
wohnhafter Bauer, porsteinn svartr (vet Schwarze) bietet ihn Gere
berge am, bemerit aber badet: „es fehtt mir an Nichts, um eudj ju
Weljerbergeri, aber es iſt fehe menig angenehm, bei mir au fein, deun
wir Gheleute ſind da nur ju zweit, denn idj bin fehe eigenfinnigs
ich habe aud) einen anberen Glauben, als the hadt, aber id glaube
voch, daß der beffer iſt, den ihr habt.” Dann kommen übrigens
wenn Leute, ble in Bandelsgeſchaften oder aud nur um fid bie Welt au her
ſehen teifen, midt immer bie nådften Wege von dem erften AuBgangbpunkte
ihrer Reiſe zu deren legtem Biele waͤhlen; bann aber if eine birecte Handels⸗
verbindung GrönlandS mit Norwegen auch ſchon darum ſehr natürlich, weil
das legtere Land dem Grönlånder wie dem Jölknder dieſelben Bebårfniffe He»
ferte, und ber erftere vorziehen fonnte, ohne einen Mittelsmann angugehen fi
blefe birect in Monmegen elngulaufen.
8) Grånlendingap.c.4,6.48-50; Heimskr.Olafs 8. Trygg.
6.109, 6.315—6.
37*
50 : wr. Abſchnitt. 6. 48. he
blide Theile gut init einander aus, und ba dre Seuche auebrich⸗
und zugleich ben chtiſitichen porsteinn Kiriksson "und bie heiduiſche
Grimhildr; des ſchwatzen Thorſteins Fram, wegrafft, zeigen die WED
den Verſtorbenen gleichmaͤßig geſpenſtige Erſcheinmmgen. Und vorh
ift Thorſtein Ciriksſon ein eifriger Chriſt, der zumal auch auf das
chtiſtliche Begråbnifi ber Seinigen viet Gewicht legt; alo er: me
ſelnem Tode wieder erſcheint, fann er darum auch anzeigen, daß av
u einer guten Ruheſtäͤtte eingegangen fei, ſeiner Frau/ aber, det
ſchon fråher genantiten Gudridr porbjarnardottir, weiſſagt er dabel
ihre Zukunft gang in derſelben Weiſe, wie dieß vordem die heidniſche
Seherin gethan hatter). — Cine etvas abweichende Darſtellung dør
Geſchichte von ben belden Thorſteinen Har rantentlidy aud Have
Intereſſe, vett fre deigt, wie 'felbft-vot denſenigen, le also Cheiſten
galten, ble kiechlichen Gebraͤuche nurſeht "iinvegelmåpig: beobacheee
wurden, und wie fogar ahernatitiliche Erſcheinnugen zu Hilfe pes
ruͤfen wetden mußten, tim eine Beſſerung derariiger Unſitten zu
erzielen ioy. Hiernach waren · aber Vie: beiden · Nataensvettern Mir⸗
elgenthlmer emes Hofes im Lyſufſotd⸗ utid Thorſteln Eitccisſen war
mit Gubrid verheltathet det andere Thotftein aber init SUgridt. Aas
Winier'bilcht Nun bler eine Seuche aud; Hide RAD i Vorarbeltee
Namens Cardr, bank Einet nach denr Anderen: auch Thorſtein
Eiltsſen und Stytib erkranken!Ednes Mors geht ·Stgriv von
der Gubrid ' egliitet vor bag Haus! hinausn da Arien ihe ·vie
Geſpenſter· der fanimitlichen Verſtotbeen, UND uneet ihnen · flherdle
fi” ſelbſt mid" ben Thorſteh Eitftsſon, er Jene · wie €0 Flen: mik
einer: Peilje ideggiteelben fudjte. Wirklich fåtb At mod amter
gend. Kaum aber vomr' fle'tødt, fo Beganri: ad: får umgligehen 1995
fie ſuchte jum Thoiſtein Etriføfon ins Beit zu frelgen; und wurde
mit Mihe burd ihren Mann ur Ruhe gedradtt desfelben · Aazes
noch ſtarb Jener. In der Nacht aber fegt der Verſtorbene ſich auf,
und verlangt smit ber Gudrid zu fpredjen: „Gott will, dag mir Vet
9) Grånlendingap. c.4, 6.50—5; Kelmskr.c. 109,6.90- 6;
val. oben, $.33, Unm.5.
10) Dad Følgende nadj ber porfinns8. karlsefnis, 03 6. 13-30.
* 11) Der Glaude, daß durdj Gefpenfter Getddtete ſelbſt wieder umgehen
unb Andere zu tödten fuden, war im orden allgemein verdreitet ; val. * »
Eyrbyggja 5. c.53—4, 6.270—8, und dfter. *
nd
&bnig Olaf Bargidöfanb Beatehungen zu Grönfand. RE
Ulf: gewaͤhrt ſei zur Selbſtbaſtiaamung und Berbefferung meimed Ju-
Ranhes.'. Der andere Fhorkein, her. dle Leichenwache bel, hm iibere
mpmmen hotte, medt ble Gudrid, ermahnt ſie ſich, zu befreuſigen unh
Gott um Hilfe anzurufen 12), erzaͤhlt ihr, mas vorgefallen war, wagt
iſn· aber nicht au rathen. Sie meint, mit Gottes Hilfe wolle fr es
Wagen, der Erſcheinung zu begegnen, ba vielleicht viel hieran liegen
fönne, und Thorſtein am Ende ſonſt weiter umgehen könnte. Als
fe nun zu ihm kommt, treten dem Geſpenſte die Thränen in bie
Augen, und es ſpricht ihr erſt einige Worte MU in die Ohren:
nDas aber ſprach er fo daß es Alle hörten, daß die Leute ſelig feien,
ble hen Glauben hielten, und daß ihm die gröfte Hilfe und Barme
barzigkeit folge; ev fagte aber dabei, daß Biele ihn uͤbel helten; es
ia das/ aber feine Art, wie es bler fn Grönland gehalten wurde,
ſeitdem das Chriſtenthum hieher fam, ble Leute mit kurzen Gebeten
(vid lita yfirsdngue) in-ungepeihte Erde zu legen; id mill mid
aur Sindie führen · laſſen und alle:die Andern, die hier geftorben: find;
ben: Gardzx: aber mid: id, boldmoͤglichſt auf einem Scheſterhaufen ver»
* brønnen faffen , dann / ev if. Schuld an olem Dem Umgehen, pas
deſen Winer ſich hiex grejgnet hat 19). (Er fagte ihr aud von ihrer
gene, Byfumftvs md erflårte, daß her Geſchiche groß ſein würden.
blef fa eſich aber hůten. vor, det Vezheirathung mit ejnem Gronlaͤn⸗
diſchen Manne; ør hiaßſe ihres, Guteg. an. pie. Kirche und an Arme
geben / und, dann neigte er id mum zweitenmale zurück. EG, mar
aber dy · Gronland, ſeitem dag Ghrifenthum bahin. fam, ber, Proud
geweſen Daf man, die Leute auf. dem Gofr. wo ſie ſtarben in. une
gewethaer Erde bagen; man follte dabel dem Todten einen Pfahl
auf bie: Pruſt feer; ſpaͤtex aber, wenn Geiſtliche dazu lamen, ſollte
nn Dew. Pfahl haraugzichen, und Weihwaſſer pa hineingleßen, und
mum die Gebeie (yfirsöngva), halten, wenn es auch viel fpåter måre 18),
— —ñ——
42) Man fieht, aud ber fåmarge Thorſtein, ben die andere Sige als
$eiden begeidmete, erſcheint hler als Ehriſt. Er modjte in ber hat hald diefet
halb jened fein.
- 43) Dak Berbreunen. ber, eide galt allgemein ald ein Mittel, bak Spulen
be Berftorbenen abguftellen; val. 3. B.LaxdålaS. c.24, S. 100, und bfter.
vi 44) Diesgeringe Bahl der über meite Streden serfreuten Kirdjen verbure
be mit ber Unwegſamkeit beg Landes zumal in der ſtrengeren Jahreszeit
machte in der That berartige Auskunftsmittel nöthig, menn aud ble ſtrengeren
unter ben Geiſtlichen fle mipbilligen mødten. Der Einars p. Sokkaso-,
582: ' IV. Auntt. 6. 43.
Dhorfeins ide, aber. und. leiner Hegleiter wurde pr: Hirde do -
Eirikefjördr gebracht, und ven Øelflijen; daruͤber die Gebete gør
ſprochen. Man ſieht, ea wicd bler, wie fo oft im Mittekakjer, der
Verſach gemadjt, durd «ine munperbara Erſcheinung bie Veobachtang
lirchlicher - Geboke einſchaͤrfen zu laffen, die -man auf amderem Mege
nidjt: am erzwingen tvufte, und- wie gewoͤhnlich wird babrt oe bie
Gorge får ben Beſitz der: Kirche nicht vergefjen!: -
Anderwaͤrts wird ung elm gemifjer porhallr veidimadr- om
Weidanann) gmannt, ven dem as heißt 15): ,4r war lange bei Glrff
geweſen, fein Weidmann im Sommer und fem Haushålter im Win ⸗
ter; ev war ein. großer und ſtarker Mann, und ſchwarz mnb.-rieføre
måfig :(pursligr) 3. ſchweigſamer. Ratur, aber Uebles redend, vene
er ſprach, und innser: rolyte: ox Den: Cirik zum / Gchlimmeren, an ;- og
war ein ibler Ghrift; weit herum waren ihzn båe Wüuͤßen⸗len befanuk-
Wok sner Ginthedungåreife nach Rerbanmdfa au · melder -døfelde
Sanifjeif: salanmet, brått eiumal elm, (Gomera Rothtiand ein, unh: alabale
madjt: fi) ſein Vertrauen 0uf. die heidniſchen Gotter. nicht · alnde
aher auch Der / Aherglaube per: akt en. raifendane Gbriſn geljend 46).
„Im Comnur nahm der Rang aber: and -4$:-ging 1 Gled: mlt: Den
Rahrungawiitteln p- da · perſchwand Aborhall det Weidmann3. frr hatten
varhan Gelũhde an Gott geiban sm Speiſe/ und es øjngrhamdoidt
fo · raſch · ala ſie deyen zu / dedarhen gauhten h ſe furlten deu Skrell:
drei Tage lang. und fanten ihn af einer Feloſpide; da lag er und -
ſchaute in die Luft hinauf und i free Mund und Naſe auf, und
nar, 6-23 Ø- 690—2, vis man ina in, —EE
gen einige Seidname fand, und um fie leichter aur Lirche au bringen vors
in Reffeln kochte, bamit fi bas dletſch von ben Knochen fdfe; der Bifdjof pu
Gardar billigt bad Berfahven! Es beridtet fermer nod aus neuerer Beit
Dlaviud in feiner Stonomifjen Relje burdh Iland (Drebken und Beiig, 1787),
9. 30, baf ju Höfa, einem Gøfe in bem nordlichten Kirdfpiele del Iilkbie-
ſchen Inakjördr, ein.elgener Gled Landes gemeikt mar, um bort bløjemigen zu
Begraben, beren Leiden des weiten Weges halber im Winter nicht pur Küche
gebracht merben fonnten. Auch bei und kommt in abgelegenen. Gebirgkchaͤlern
Uehnliches zuweilen vor.
15) porfinns 8. karlsefnis, c.7, S. 137. Eine 6 168—9 mit
getheilte Bariante gibt eine nod detaillirtere Perſonalbeſchteibung, und fdieje
fle mit ben Borten: ser hatte fid wenig mit dem Mlauben abgegeben (hann
hard1 litt vid tru blandast), feltbem er nadj Ørbnland Lam."
16) Gbenda, e. 7, S. 141—3; val. die S. 174—8 mitgetheilte Barianéo.
$önig Olaf Garalbeſons Bejirhungen qu Grdnland. 593
miinndite Etwas; fle fragten, wie ev dahin gekommen fei; er ant⸗
worete, bas gehe fle Richts an; fie hießen ifm mit ihnen heim⸗
fahren, und fo that er. Kurz darauf trieb ein Wal da am, und fe.
gingen hin und zerſtütlelten ihn, und es wußte Niemand, was für
ein · Wal · das ſei, und als die Kuͤchenleute davon · fotten, då afen *
ſie undAllen wurde davon Adel; da fprad- Thorhall: nutbaret
erwies fich jept ber Rothbårtige, als euer Chtiſtus; dad habe ich
nær für mein Lied, das ich auf Thor, meinen Beſchüher, gedichtet
habe·ſelten hat ev mich betrogen. Und ale ble Leute bas erfuhren,
da trugen fle beit gangen Wal in die See, und fiellten ihre Sache
Gott: anheimn; da befferte ſich dit Wilerung, und ſie konnten auf
die See hlnausfcihren/ und od: fehlte ihnen ſeitbem nicht mehe an
Sang, denn auf birk ide db es jagdbure Thiere, auf ber Sul
elegi: Vogeleier, Uk ir "Ste aber diſche in).“
008 etwas ſpaterer BAL ltd noke von elnem Månne Mamene -
Gall erzahlt, ber hav Kir ſushurdarboin im Gronland wohnte, und
deſſen Frau, Erims als!hiemlich zauberkundig bezeichnet wird e).
Dieſe Vente: nahtnen dun? vden! bifptochenen pornoa Kolbrunarskald,
bet Denſtmann ' beø diden Diafs/ bel fl auf, waͤhrend pordiss
ble Schwefterdos uidchtigen Gröhlanifdjen Gode porgriwr, an
ila Biettache ye *Aben.: hatter Woden enes erſchlagenen Sohnes.
Dleſt Dordis rfdkyet Hun aUP MWernatuürlichem Mege, daß Thormod,
Dar fie file lobt gehulten, noch lede und ter Gamli verfedt frå 19;
17) Benn bie Sage fpåter, c. 8, S.146—7, eråhlt, wie Thorhall, von
ſeinen driften Genoſſen getrennt, ein unhellvolles Lehendende findet, fo iſt
darin gewif in frem Sinne ene Strafe feed Heidenthumes ju erkennen.
18) Fosthrådra 8. 6.9, S. 95 der neueren (vgl. c. 36, S. 162—3
ber ålteren) Ausgabe: „Gamli hieß ein Mann, ber im Eirilsfjardarbotn gerade
unter den Gletfdern mohnte: er mar ein unvermöglider Mann und menfdjene
feindlich, ein gewaltiger Weidmann. Gamll mar verheirathet, und feine Frau
hieß Grima: fle war ein ſeht raſches Meld, in vielen Ståden ſeht tådtig, ein
guter Unit, und einigermafen zauderkundig.
19) Fostbrådra 8. 0.9, S. 96 (vgl. c. 37, S. 164—5 ber ålteren
Ausgabe): „Im Sommer ereignete es fid, ba Thordis ju Löngunes Rachts
im Sølafe fid åbel geberdete, und die Leute fpradjert davon, bak man fie
weden folle. Ihr Sohn Bodvarr fyrad: laßt mene Mutter ihres Traumes
geniepen, benn es fann fein, daß der Alten Etwas erfdeint, bad fie wiſſen
will. Und fle wird nicht gemedt.: AIS fle aber erwacht, da holte ſie ſchwer
Wthen. Ihr Sohn Bödvar ſprach da: du gedehrdeteft bid uͤbel im Schlafe,
594 or IV. Mbidnitt. $. 43:
uwngelehri erfährt aud Grima im Traum, daß Thordis ihren Schut
Ung mit einem Ueberfalle bedrohe, und ſie ſucht der bevorſtehenden
Heimſuchung durch Zauberei entgegenzutreten 20). „Es hatte aber
Grima, des Gamli Weib, einen großen Stuhl; auf der Mitlehne
aber bes Stuhles mar Thor eingeſchnlht, und es mar blef: ein: großes
Blidniß.“ Auf diefen Gtuhl nun blef fie den Thormod fid-feljen, -
end unter feiner Bedingung von ihm aufftehen, folange Thordis im
Hauſe fein werde; Gamli follte indeffen in einem Kefjel Fleiſch ſieden,
und -babei burd ins Feuer geworfenes Kehridjt möglichſten Raud
maden; fie felbft fegte ſich vor bie Thåre, und fpann. Mit der
groͤßten Unbefangenheit nimmt fie ble Anfommenden auf, verleugnet
ben, bereits geådjteten, Zhormod; und låft ihr Haus ruhig nude
-fudjen.. Im Haufe laͤßt ſich zunächſt vor Raud Richts ſehen; nber
aud) nachdem man bie Fenſter geöffnet und dieſen ſich etmas.:hatte
vergiehen laffen, vermag Thordis den Thormod mildt zu erblicken.
Man kann jeht das ganze Jimmer üͤberſehen ſie Kammenijept den
Siuhl der Grima etlennen, wie er da mitten in ber Stube Rand;
fie ſahen auf: der Ruͤcllehne bes Stahles den Bjør mit: ſeinem Gan»
— — —
Mutter; "oder ift dir Etwas erfdienen? Thordis. antvortet: meit herum in
” 4 diel⸗ Nacht mit bem Weifte gefahren (vida hett ek gåndum rennt'I mott);
mb del jade hur Dinge · erfahren, ble dd vorher nilkt wupte. Bobrariſprach:
was iſt 5067. Thorhis antwortet: Thormod, der Mördez meine Sohnes und
ber Morber deines Bruder8, ift am eden, und er wird Heherbergt pon Gomli
unb Grima, ju tiefſt im Ciritsfjardardotn." Ueber den Bauberritt, gandreld,
welcher als ein Herumfahren ber Seele in frembder Geftalt mit Hinterlafjung
ihres Beibeb zu fafjer ift; vgl. da Gloſſar ber Landnsma, »:'v."gandr; ber
Qudbrud godreld , Gåtterritt (Vigaglums 8. c.21, 8.316); land viele
leicht nfange- hiezu im Gegenfape, obwohl aud ber. Balkyrjen. eine Gön-
dun Heipt.
20) Ebenda, c.9, 6.07 (återe Uubg. c.37, S. 106): „Als nun Thor»
dis mit irer Begleitung Ad auf den Meg gemadt-hatte, da wird erpåklt,
bag Grima fich in berfelben Nacht im Sdlafe Abel geberbet hake. Thormod
fagte, Gamli ſolle fle wecken. Gamli antwortet: Grima wil nidt, daß fie ge-
* edt werbe, benn nimmer erfåhet fle im Schlafe folde Dinge, an benen iht zu
Tiegen ſcheint. Mum beendigten fle ihr Gefpråd; Grima aber erwacht Hald.
Da fyrad Gamli: übel haft du did im Schlafe geberdet, Grima; oder mad
erſchien dir? Grima antwortet: dad erføien mir, daf tå weiß, bak Thordis
+ n bøn Longunes flå auf den Meg gemadr hat mit fünfzehn Dienſtleuten, und
hieher will ju uns; denn fie hat nun durch ihre Bauberei (af tröllskep sinum)
ar Atfahren, daß Thormod hier bei uns wohnt, und biefen hat fie vor umpue
bringen.
König Dlaf Haralboſons Begiehungen zu Grönland. 1585
ør Vingefehnigt; en Thormod aber ſahen flr:nidt. Sie verlaffen
"anm ble Stubei und gehen nad ben Thåren: Da fyrad Thordis:
"108 ifnod* etwas übrig vom Heidenthume (fyrnska) ber Grina,
00 Thors Bitdnig auf ihrer Stuhllehne eingeſchnitzt iſt. Grima mt-
gegnet: ich fomme feltet zur Rirdje, ble Grmahnungen der geleheten
ånder zu hoͤren; denn:idj habe meit zu gehen, und wenlge Leite
vbafjm: i Wenn ich nun bas · aus Holz gemachte Bilbnls Thors ſehe,
vas ich verbrennen: mag oder zerbrechen, ſowie ich will, wird mir ber
Gedante um fo lebendiger, um wieviel maͤchtiger Der If, Det den
: Himmel mad dir Erde geſchaffen hat; und alte fidtbaren und unſicht⸗
*- baren Dirge, und der allen Dingenvns- Leben gidt, und Aber den
Niemand mag: Gewait gavinner.» Mit diefer ſcheinhelligen Ent ⸗
ſchuldigung mi yoltie 8 Seguigen, Kul ubertiteter Sache
abziehen ai).
Man feit sti ãus ·dieſet in dying å wie 88 mit dem
- -Øhrifenthane in Groͤnland noch um die Mine Vår: gusandiger Jahre
des 11. Jahrhunderts veſchaffen warAeußerlichizwar erſcheint der
pene Siaubr als der allein · hetrſchende / Und: Grima ſieht Ad ger
nöthigt eine Entſchuldigung dafür vorgubringen, daß ſie nog ein
Vilvniß Thoxd. bm Hauk. hat; pon einer ernflidjen Berfolgung und
Beſtrafung ſolcher Abgötterei, wie fie fonft die Kirde gleid nad
ihrer Einführung zu handhaben pflegte, zeigt ſich aber keine Spur,
offenbar nur datum, well deren Macht hiezu noch nicht ausreichte,
und Thordis ſelbſt, bie doch Jener ihr Heidenthum vorwirft, nimmt
keinen Anſtand, gar Verſolgung ihrer Zwecke aud ihrerſeits altheid⸗
nifche Zanberkunft au Hitfe ju rufen. So mar denn allerdings noch
* slet zu thun, wenn das åuferlid angenommene Ghriftenthum in dem
Lande tiefere Wurzeln ſchlagen follte, und eg begreift ſich vollkom⸗
men, baf aus Grönland ſowohl wie aus Jølanb und von ben
Ortkneys noch ju Erzbiſchof Adalbert 1043 — 72) Geſandte gefdidt
werden konnten mit ber Bitte um Abſendung Deutſcher Miffionåre 22),
oder daß Meifter Adam bie Grönlånder erft zu feiner Jeit belehrt glaubt 29).
21) Gbenda, c 9, S.98—100 (åltere AuBg. c 38, S. 168—71).
22) Adam. Brem. Ill, c 23, 8.344: Inter quos extremi venerant
lslani, Groplani et Orckadum legatl, petentes, ut praedlcatores illae
åirigeret; quod et fecit. Ebenſo c. 70, S. 365.
23) Gbenda, IV, co 36, S. 385: Ad sos etlem sermo est nuper
christlanitatem pervolasse.
IV. Mbdpilt. 4
pr 209 dd —28
Rönig Olaf Haraldsfons Gehilfen in Der sin Rore
Wiederholt hatten wir bereits Veranlaſſung darauf aufmeriſam
zu machen, wie neben einander der Deutſche und der Engliſche Klerus
an ber Bekehrung Norwegens und feiner Nebenlande arbeltete, und
es wurde auch wohl ſchon darauf hingewieſen, daß nicht ſelten eine
gewiſſe Eiferſucht ber Deutſchen Kirche gegen die Engliſchen Miffio- *
nåre fid geltend macht, weldje fle, weil bie frilhjer im Norden thåtige
und durch påpfilidje Bollmadt vorzugsweiſe zu beffen Betehrung
berufene, als Eindringlinge in ihr rechtmaͤßiges Gebiet betrachtete ).
Gang beſonders deutlich treten aber dieſe Thatſachen hervor bei elner
Betrachtung ber geifliden Gehilfen, deren fid der bie Olaf bel
feinem Befehrungsgefhåfte bedlente, und zumal barum foll hier auf
deren Geſchichte etwas genauer eingegangen werden.
Die überſichttichſten und zuverläſſigſten Nachrichten in dieſer
Beiehung bletet iné aber Adan von Bremen. Ex eriaͤhll zunuͤchſta)
dog Saf, sakfreidje. Vuyſeſſer und Biſchöfr aud" England bel fid ger
habt, und jur kirchlichen eitung felnes Reidjed wie zu ber feines
eigenen Gewiſſens verwendet habe; als ble ausgezeichnetſten unter
dieſen bezeſchnet er beit Slegfrleb Gtlintit/ Ruddif ard Bernhard,
umb.fögt bei, daß blefe felne, Rjerifer auf deg Rönigd Gehelg auch
nog) — und nach ben. autlegeneren Inſein gegangen. ſeien,
ben Glauben zu -verfkndigen. - Mit dem Ganrburger Erzbiſchofe (es
ſaß abet Unwan von 1053—29, LWbentins MT: von 1029—32 auf
vem Etukle) hade er id Hver dieſe Verwendung Engliſcher eik:
licher ausdrůclich verſtaͤndigi, indem er deren Anerkennung erheten
und zugleich um weitert Miffionåre aus Deutſchland erſucht, der
H Bol. . B. oben, 6. 10, Um. 31, und $.29, Arm. 34.
* D'Adam. Brom. II, c.55, 6.326: Habolique secum multes ope
copos et presbyteros ab Aeglia, guoram movitu et dootrina Ipse vor
suum Deo praeparavit, subjectumgue populum iilis ad regendum com-
misit.- Quorum eleri dootrina et virtutibus erant Sigafrid, Grimkil,
Rudolf ot Bernard. etiam jussu regis ad Suedlam et'Gothlam et
ommev insvias, quae trans Nortmanniem sunt, accesserunt euengellantes
barberis verbum Dei et regnum Jesu Ohristi. -Mistt etiam munttes ad
arehlepisvopum nostrum cum muneribus, petens, ut eos eplssopos bé-
skgue rosiperet, sucsque ad eum mitteret, qui rudem Nortmannorem
populum in christlanitate confortarent.
Kbnig Olaf Garalbbfons Gehilfen in der Mifflon. 508 -
Erzbiſchof aber feine Wunſche in beiben Beziehungen erfüllt habe*).
Sum Theil..modte auf dieſe Annåherung. an den Deutſchen Erz⸗
biſchof deſſen eigene weltlluge Breigedigfeit von Einfiuß ſein ); mett
mehr noch muß aber auf dieſelbe bas feindliche Berhålmig gewirkt
haben, in welchem Olaf ju dem Däniſchen und Engliſchen Könige
Knut ſtand, melder aud) feinerfeitø, ſehr zum Merger des Gamburger
Stuhles, ble Engliſche Geifttidteit sur Betehrung ſeines Dånifden
Reidjeé vermanbte5), und in befjen Hand die Engliſchen Miffionåre
mn Norwegen leicht zu einer politiſchen Waffe gegen Olaf werden
fonnten. Belter erzaͤhlt Meifter Adam, daß zwei ber eben genannten
Bifdöfe, nåmlidj Siegfried und Rudolf, aud no unter Unwans
Radfolger, Libentius, ber ble Miffton überhaupt thåtig betrieben
jabe, in NRorwegen und Schweden gewirkt håttene). Weber an
3) Dad Legtere ergidt fich mad Ii c. M, 8.323: Arehiepiscopus etlam
altes viros doetlsakmop'ordisøyit Ja Norvegiam vel Saediam; alles vera
bb Anglia ordinatog pro amlcltta regum, cum sailsfacerent, ad
rani'ablérant, donts cumuii
reddldh voluntarfos. ' >
40 Thy 0 M, OG BRA: Tøwatus: jahar 1000n 106000 vår npbillsskmpe,
neqnarnobkem. ac snffigentem.]Iboyalitati spre sopfitug est oplacopatnms
In, quo .et, aram magniudinem anlmi pusset ostendere, et necessitati
ecclesiae simul prodbsne. Quåro tesakrum ecciostas di sollfettegoe”
sallevtunr; et quast' miuus horemturimin, al lyd! parioioa Anuderetöry
før) a6 om djo due snev: jegathenid nøtarit: ke erpendere, nt fevonige -
skmos regenagellonis hylarltate saornm muperum ad.omnia quag volukt
beniggos obedientesque haberet. In qua re pon multum
arbitror, semlhans tarnålla, ut metøret spirftalie. Quin
efor hi novelle ge: eonversfene: utilllkma videbater; 'negué adeu
møpnit. mbolesiae; gnpae praevedentium dNgentta patrum orst opalene
Mssima. Credo etiam, secutus est exemplum sanetl Ansgarli et culas»
dam in ecclesiastica hysteria Theotimi, Seyterum epiøeopt, quarem alter
legkur increduios regeo donim placasse, alter vere harberos natura
feroces:opulis muneribusese. mansuefacisse laudatur.
5) Girhe aben, 6. 35, Anm. 83.
6) ål, €. 61, &328: Libenties Haque boeus in proepssken I multe
meller la catbedra, legationem suam ad gentes forvent! anime ingressns -
est unb'e. 62, S. 328—0: Aderant vere tenc cum archløpiscopo praer
dtenteres-inckytis Gthiagar lnnler: ex Danis, Sigafrid dia, Bodoll
a Normannia opløcopi, ma «i, quante fecerlt Dominus in salute
mentiun, quae ootidie oopv: tur. Quos pontifex, ut par fult,. home» -
riflce dimissos, ad praedicato: denne misit.
EI ' vitt GM. 2
einer · anderen · Gtelle: br endlich von · den · verſchliedenen Viſchoſen die
Stede, welche med) einunder nad Norwegen faner 7). MG borsafte
unter ihnen wird babei' fener Johannes bezeichnet, welcher mit- Olof
yggvaſon, oder zu ihm, aus England gefommen wars Ahirfel
Biſchof Grimkel gefolgt, ben König Olaf einmal ale Geſandten ak
den Etzbiſchof Unwan gefdidt hade; ald ber britte fei Gipafrid ger
foiamen, ber als avuneulus Aesmundi bejeidymet widey, :mnbi'er
babe in Schweden ſowohl als in Normegen gepredigt, und ble in
Ble Jeit Adams felbf gelebt. Auf biefen feen dann Dhødf. und
Siegwart, Asgoth und Bernhard gefølgt, ohne bak doch nok beſtimmte
Diöeefanfprengel in Norwegen feſtgeſtellt geweſen måren. — Bir
werden in unferem zweiten Bande auf die amåblige Regalirung
des Rortvegifdjen Episkopates mod des Welteren eingehen, undibas
bei ble von Mefter Adam aufgeftellte Bifthefsrelhe' forgfåltig zu
prilfen haben; ſchon hler aver mag bemerkt merden, daß berfolbe
Geſchichtsſchreiber mdermårts erzaͤhlt, vag Tholf Cporolfr) und
Siegwart (Sigurdr) von Erjzbiſchef Adalbert I. (1043 — 72) fik
RNortvegen geweiht, Bernhard aber, Aøgot cAsgautr) und Oomund
—ñ— — —
7) IV, €. 33, S. 383: In Nortmanniam primus av Anglia ventt qui-
dam Johannes eplscopus, qui regem conversum cum populo bapiizevit.
HI 'suecessit GrimNil -«episcopis; Yar tune felt ad Unwanomr atvblepis-
odpom Oloph'regte leguies. - Tertio:hoeo: ndvent ille Bigafrtdus , avani
emius Aemmondt, qu! et'Suedos 'et Norimannos hritu 'pravdtenulv.: [que
doravlt usque ed -nostramraetstem cum alte aequo won 'obscunte Tra Ind
gönte varerdoribus. Posi-quorom exoussikm mOdter melfopotifamks, på-
tentibus Nortaunnerum poptils, *ordinkvit-Tkoolt optcopani: fn "snifate
Trondemmiø et Øfgnardam Mr ersdem pårtes. Asgethad vere et Beri
nardum, licet moleste ferret å papa consecratos, accepta satiefattlome:
dimisit a se Wonaten. 'Per'qåos hodlegué munas vetbum Dei Aubratur
almer, fta' ot'Ib omathusprovinclis Nøtvegiae bena mutor evelerk
laetie' Morent inerementis. Inter Nortmenneutanren'bl Shesnés' propter
movenampløntatlonem christianicetts avhne nunt optssepater verte Kast
limite designati, sed nnusquisgue eplseoporum a roge vel popere-uy-
sampius, communiter edi ecclesiam, et elroueuntes rågienem,
qusntos possunt ad christhu: em trabunt, eosque gubernant'bine In-
vidia, quandiu vivant. Ueber biefe fetere Ungabe vergl. drigent sten;
$: 40, Anm. 30. ,
8) Dffenbar iſt biefer Aesmund identiſch mit jenem Oömund, den wir
bereits af einen Engliſchen, in Schweden auf eigene Fauft wirlenden, fyker
«der von dem Hamburger Erzbiſchofe 3u Graden angenommenen fine
tennen gefernt Haben; oden, 6. 35, Unm. 132—4.
Kimig Olaf Haralbsfonk.Wahifjen tn der Miffion. Ed
it auhreren Auderen - ar - audvdrid -gemeikjt, + aber: 10 enn
auerlanut / worden feien und ju ſeiner eit im Norden gewirſt håtten dd⸗
daß Ferner die Lebenẽzeit des Aqgot aud). noch badurd. genauer fefte
grftellt wird, daß derſelbe als elm Zeitgenoſſe des Norwegiſchen Koͤnigt
Haraldr hardradi bejeldjnet wird 1"). , Mit Hilje biefer lefteren Ane
gaben, meldje filt das Wirben ber vorher genannten Maͤnner menig»
ſtena mad) einer Seite hin eine Jeitgrenge ziehen, dann mit Zuhllfe-
nahme ben: in anderen, zumal aud Nordiſchen Quellen gerfireuden
Nachrichten foll nun verfudt werden über bie einzelnen unter König
DiafuHaradsfon thåtigen Miffionåre ins Klare ju kommen. -
Was aber zunaͤchſt den Viſchof Siegfried angeht, fo -hålt eg
nicht ſchwer, demfelben in elnem Biſchofe Sigurör wieder au erfennen,
welchen. bie «Røndifdjen.: Sagen mehrfad in des Diden Dlafé :Ume
gebung :nenmen. Gnorri ſowohl ald. bie Fagrſtinna gedenfen ſeiner
intmer, nue beilåufig, und in derſelben Weiſe mird. aud in der älteren
Olafs ſage einmal · ber Name genannt!1);. die Historia Norvegiae
ſcheint? nur die Angaben Apams:.von Bremen zu midderholen!2)3
bier jũngere · Sage. dagegen ſaieſit ihn neben den Viſchof ¶Grimlch
und åufert ſich bes Weiteren über ble Tugenden Beider 15). Moan
— — — —
> Mills o70,-8:306: ha Noruegjam dqos (AntOm. |pao GOMSEGKAVIKL
Thøll på Sowardum. Cotenuor.allaude erdtnatos eum sibi, sausfacerønk,
ot. aocum miterlegrålsen tennits ev ahenmas - daniel. bilaxlta⸗ꝭ slout.
Meinerdam, Qamuadum, Bernardum el, Asgoumn allosgne: moltqs. Achnlich
Bemarft 0 hol. dd?e, S. 383 :. uno, 40. h. ben, Dömund) ,. Meinhardum et
Adberiem å lla5 Ordåaet0s,. GUM 2.80. VeDirant, (cum munerihus arohler:
pisaepus oammandavit, illis vigam sunm sam — Nordmenninmy gur
per Inanlas-oceaml.. ⸗. i
10) Somod: 00, S,-3425 Baraldus ver ak mo PN åkrer eplsavpas
sæes la Geillam, malios eUan venientes ah Anglia susoepit. Quoram
uaus falt Argelb, que redeuntem ah urbe aposiolerum comprehandi
Jøsalt arebiøplagepus mveepiogue fideiitanis snoramento, dimisit ablre
++ AD)» Meltere QL.S. b. h e. 58, S. 45.
+ 12)-Biston .Norv. S. 18:.et cum eo quatuor oplscopi, seilet
Grimkellus, Bernardus, Rodulfus, Sigfridus.
13) Jiingere 01. 8. à. b. c. 63, 6. 122: ,er halte zwei chnoledige
Geiftlidje bet fl, Biſchef Grimlel und Biſchof Sigurd; bak waren ſeht ver
flånbige und wohlgelehtte Månner, getreu und verlåffig, unerfdrodene und
muthige Manner in allen Gefahven, redegewandt und milden Ginneb, recht⸗
ſchaffen in ben Entſcheidungen ihres geiſtlichen Amtes.“ Bu bemerten ift, daß
590 me GM
ft vieſen Stgued mehrfach mit dem am · Hofe OMF · Sryzgbaſons
bend: Viſchoſe dieſes NRameno ideniiſteiren · sir fol geglacht;
hiegegen ſpricht aber Alles, was wit ler bie Lebenstzeſchichte bes
Winter und anderen Mannes erfchten. Zu .beachten bt fdjøn;: dop
tar! Hoſbiſchof bes alteren Olafs; den aud Nordiſche Ouellen unter
dem Mamen Jon digurör kennen, von Meiſter Adamimmer nar
als Johannes, der Hofbiſchof bes jümgeren Olafs dagegen inmer
nur als Siegftied dezeichnet wird, def ſerner ber Lehtere nie en
Beinamen binn riki, der Maͤchtige, erhålt, ben die Nordiſchen Quel⸗
len wiederholt ihrem Jon Sigurdr beilegen1). Ausdrkdlid bejeldje
vet. ferner Melfter Adam den Siegftied als den zweiten Nadfølger
bes Søhanned, was denn doch jede- Identltaͤt beider abfolikt uge
ſchließt, waͤhrend andererfelte fen Grumb "vorliegt; in jenem dine
andere MBerfon als den -fonft von Adam beſprochenen Bihof Sieg»
ted zu ſehen. Notdiſche Quellen vezeichnen den ”BifdhofGrinkel,
ben. Adam zwiſchen ſeinen ¶ Johemnes und Slegfrhed in die: Mitte
ſchiedt/ ale einen Neſſen: des erſteren 1); und wirllich ſcheint Grimkel
år: ver Uangebutrg. Dlafs die wichtigere :Molle: zu fytelens': Vildes
paßt nicht ju der Annahiane; dafbetfelbe Etegfried fen niehrere
Decennien vor Grimfel als Biſchof in Norwegen erſolgreich: gewielt
habe. Eben dieſer Biſchef Sirgftied virke ferner, rote kok aus
-— vort Dreier teie, unter Ergo en i So,
rd pes
e. 107, 6. 242 Sigurd einmal getegentådg als Enbifdof Begeidnet wird; nad)
:Mahong-A, S. 158—00 int derſelbe fernet mit dem Biſchofe inf,
weldjer af in nghanb bem Dlaf ol8 ber. af: ben iRönighnempn. Galgaligt
haben follte. Vergl. oben, $. 37, Unm. 16.
14) Vlelleicht if auch Auf die Verſchiebenheit der Mamendformen setniges
Øersidt 3u-legen. Jenen Johanned nennt der Monch Theodotich Sigwardua,
4. 6. Siagwart. Angelſachſ. Sigevoard, ber ſpatere Viſchof dagegen Helgt Dan
dam wie ber Mistor. Norveg. Sigafrid, Sigafridus, Sigfridas, alfe Sieg ⸗
fried, Ungelfådf. Sigeferd, und bei Udam wenigftens ift blefer Unterſchied midt
zufaͤllig, da er neben dem Giegfried aud nody einen Sligværdus lemnt. Aber
freilich mag bie Namensform bei Theodorid aud auf einer millkifelidén Um»
fefung des Mordifdjen Sigurdr beruhen, dad får Sigeferd wie fir Sigevoard
gebraucht merben modte, und Oberbiep iſt nidt zu Uberfehen, daß ble Schwe ·
diſchen Legenden ben ålteren Viſchof ausdrücklich Sigfriåas nennen.
15) Theodor. Mon. c. 20, 6. 330 nennt ben Grimlel einen Druders ·
fom des Biſchofs Gigurd, der mit Diaf Lryggvafon nød Rormegen gefommen
fel, der Haldors p. Snorrasonar, c. 6, S. 172 deſſen Schweſterſohn.
abnig Olaf Gardböfond- Qehtljen in der MUffon. FY
møbel. ov. indeſſen fortmålaend als opiscoppua Nortmannormm: brede
nat /wird, amb. bis in Adaczs eit, alſo bie In die zweltt Gåkfte des
44. Jalrhunderts mar er im Norden thåtig; er war, ber Oheism
ienes Qømund, ben wir unter Erzbiſchof Adalbert in: Schweden auf⸗
rater. ſehen: wie ſollte derſelbe Mann ſchon zu Gude des 10. Jahe⸗
hunders als Biſchof in Normegen gewirlt haben 92 Endlich aber,
und blef iſt nidt ber, geringfte Grund gegen jene Iventifirirung,
wurde bereitø anderwaͤris nadjgemiejen7), bag be åltere Gigurd
ma) Olaf Iryggvafons Tod fofert mad Schweden hinüber ging,
und bort, bis an ſeinen Tod verblieb, und cd darf une der Umſtaud,
daß der jöngere Sigurd unter Erzbiſchof Libentius I. (1029 —32)
ven Rorwegen aus vorübergehend ebenfalls in Schweden thåtig
war, nicht verleiten, ihn mit Jeuem, ber den Schwedenkönig Olaf
(4 um 1022): tanfte, ju verwechſeln. — Wenn nun troh aller dieſer
ſchlagenden und wohl ineinander gretſenden Beweiſe dennoch -aud
menerdinge. noch non :Mund 15) die. Identitaͤt des Viſchoſs Siegfried,
der an des dichen Olaſs Gof- lebte, mit -dem älteren Jen. Sigardår
verflochten wird, fo ſtüht ſich dieſe Behauptung eben mu: anf zwei
Quellenangaben. Eiamal naͤmlich ſagt ble. åltere Dlafsfage19) :
wa. war ;mjt ihm auf ber Fahrt Biſchof Grimkel, . un».,es- ſagen
skniga-Reute, bafi: da aud) Biſchof Sigund gewaſan ſei, der Gje
$iidhaf, bet Olaf: avgaveſon geweſen 10an"p fodans aber mmtålt
ble Landnama den Cintrag2): „ihr Gohn war porir farmadr
C. h. der Schiffery; er liefi in Sogn ein Kaufſchiff bauen, das
weihte Biſchof Sigurd. (pie. Hauksbok, Mølarbok und einige gemiſchte
: arte fiigen bei: „der Mådjtige, welcher bet: König Dlaf eyggvafon
16) Man ſucht freilich dieſen Folgerungen baburd ju begegnen, daß man
annimunt / Meifter Adam fyredje an verfdiebenen Stelen fener Geſchichte ven
merføhiebenen Sånnern bedjelben Ramend; Hiefire iſt inbeffen nicht mir kein Be»
weis zu erbringen, -fonbern die unbefangene Leſung ber ante Mb ſcheint
sine ſolche Unnehme ſogar vdllig aubzuſchließen.
17) Oben. $ 35, &. 493—8.
18) Det erste Folls Hiftorie, 1, 2,-6.597—8, Anm. gm einem menig
frjeren Unffahe, Underfögelfer om be albſte Hirtelige orholde I Morge (Lange,
Morit Aueſtrift for Videnſtab og Vitteratur, Bd. V), S. 20—7, halte Bend
Seide noch geſchieben, aber freilld die Identuat bed Ion Sigurd mit dem
Siegfried ber Sqhwediſchen Begenden aud bereitd angefodjten.
19) Meltere OL 8. h. h, 0.20, 6.16.
20) Landa, Ib c. 19, 6.230—1.
209 TE
war, und ev tanfie ben Shorir)s-vonikinfen Kouffchiſte Rind ven»
den Thåren von. Miklagarör ujettemertindenhe Guhelten/" 1 un,
aber Har, daß ble lehtere Stekte, Hyre Mngaben lebiglich mat: bags:
von Grettir dem Gtarten geſchoͤnft hat>3 dieſe keftere enthåk akon
ebenſowenig wie ber åltefte Tert ber Lanbnøma: folbkirgend. Etmakgr
was uns ju ber Annahme berechtigen wuͤrde, daß Mer blen;genanuta ;
Biſchof Sigurd eden jemer Zon -Sigurd, un»-nidt vlelmeje ſein
filngerer Namensovetter geweſen fei, Baft ſteht vidlmehe nuetfosviek.
daß es ber dide Olaf mar, mit melde. ſich Thorin befruktet?
und baf fomit aud) wur ber. Bifdjof Gigurd gem. ſein Fora
weldjer in ber Umgebung dieſes Rönigs auſtritt; daß aber le; fk
teen Texte der Landnama Viejen.: Pøfgeren: mit døm gleichnawigen.
Viſchofe bes Alteren. Dlafa ibentjficteen brett. ehenfo:guk, os 1eier,
irrigen Becmuthung ihrer. Beacheiter -alg deren, meitern, Angada, dab ·
Worir durch ben Biſchof in Rarmagen- gelauft sarden: fel1 wierzethn⸗
Jahre zuvor war die Unnale her: Taufe in Oeland nornligenieinen
Rechtopflicht gemacht · worden, und:28) nufite dauuach jauch Thorir
dieſelbe laͤngſt empfangen · haben,»ahe ar umt diden / Olaß mad) Max»,
wegen fam. Offenbar liegt, dieſer Vermuthung der føkkeren Haare.
beiter der Landnama ebenfomobi ale der. von her. lteren, Olafaſagt
berichteten Meinung einige Repr Que, eine, burde. die Namens-
gleichheit veranlaßte Bermedjökung: Avaler / durchaus derſchiedenen Pers
ſonen zu Grunde, und beide Stellen können /uns dermach nicht / ver ⸗
anlaſſen, bie oben aud feſtſtehenden Thatſachen gezogenen Schlüſſe
aufzugeben. — Nicht minder ift uͤbrigens der juͤngere Sitgurd von
21) Gretiis 8. c. 38, 6. 89-00: .,;Khoriz ipar in, hem Gommer fn
Norwegen gemefen, ba König Dlaf von Beften her auk England, fam,.und,. er
Befreunbete fi da Hald ſehr mit bem Rönige, 4nd.edepfor mit Bifdof Gigund,
unb bas ift ein Beweis davon, bak Khorir ein großes Kaufſchiff im. Walde
Bauen ließ, und den Bifdjof Sigurd bat es zu weihen, mnd ſo that er Gierauf
fuhr Thorir hinaud nad Island, und ließ bad Kaufidif pufammenhouen als
im das Gegeln verleldete, aber die Scheiter von dem Schiffe liep er Aber felne
åufere Thün fejen, und fle maren bort lange nachher, und fo wettervertindend,
daß es in dem einen vor bem Giidwetter kradte, in bem anderen aber vor dem
Rorbwetter. Unb als Thorir erfuhr, daß König Dlaf dle Uleinherrfdjaft Aber
gang Norwegen erlangt hade, glaubte er bort bie Freundſchaft burd Befud
erneuern zu follen," u. f. w.
22) Mur bei len, nidjt bei Dlaf Trygovaſon, lag pifden ber Antkunft in
Norwegen und bem Erwerben ber Alleinherrſchaft Vångere Beit in der Mitte,
&inig Diaf Bareltaſens Wei bl der Miffon. 508
einen· gieichnautigen Daniſchen Bifehofe du unterſchetdenn, ar ute
fylte mod) um das Jalje1080 "tm Norwegen begfignan wirb fonstet
von dem Biſchvfe Giegrart; den nach Meiſter: Adam Erzbiſchof⸗
valberi feimer Zeit fur Throndheim weihte; derſelbe mag mag
ſpãter als Biſchof Grimkel nad Norwegen gelommen ſein;wirtte
indeſſen bie laͤngſte Zeit hindurch an: deffen Seite 22). må tot
- > Mie: mindet ſchwierig I eg, ble Radridten, welche Yider mur
Viſchof Bernhard in den veridiedenen Quellen ſich finden, unter
fidb-im- Ueberetnfrimmung zu bringen, und aud) hler liegt ber Grund
aller Schwierigkeiten mieder barin, dag eine Mehrheit von Perſonen
bes. gleidjen Ramens in wenig von elmander abliegenden Jeiten im
Norden thåtig wurde. Wir haben gefehen, wie Uvam von Bremen
einerſeits elnen Biſchof Bernhard in der Umgebung Olaf Harokdg-
fons nennt,- andererſeits aber audy einen gleichnamigen Biſchof, der
mit Negot und Anderen auswaͤrts geweiht, ſchließlich bod von En-
biſchof· Adalbert zu Gnaden angertommen werden fel; wieder ander
wãarts gedenlt derſelbe tines Engliſchen Biſchoſs dieſts Nauens, den
König Knut zu Eczbiſchef Unwans großem Verdrufſe nad Schonen
geſandt habe 2). Außerdem weiß GSaro von einem Biſchofſe dieſes
Nauens zu erzaͤhlen, der, ein gebotener Cuglaͤnder, in Schweden
mnb-iin / Norwegen får Das Chriſtenthum wirlte; er ſoll dem: Diaf
Tryg gwafon pleidueittg. geweſen fein; den Schwediſchen Olaf getauft
aber," und in Lund begraben legen) Eine andere Dine
+ 28). tleber jens fpåteren vnaen wird in unſerem — Bande dle uten
Wubeinenberfegung følgen, unb babei namentlid aud dargethan werden, daß
eine Radridt, melde Bilhelm von Malmesbury ber einen Norwegiſchen Viſchof
Giegfried gibt, auf leinen ber oben befprodjenen, ſondern af einen ned å
baren Siſchof dieſes Ranens ſich beptekt. '
24): Bergl. Aber biefen oben, $. 35, Anm. 83 u. 90.
26) Saxo Grammuat. X, 6.500—2: Nec minus Norvagia Berner
ex Anglia profeti saluberrima admonttione profecit Cujus reg! -Olarvo
m. f. w. (fiege oden, $. 27, Unm. 13.) Consimilis ejusdem pentifiels In-
dustria Svetlae regem Olavam ad Christiana sacra perdactøm Jacobi
memine venustavit, morum profectui decus vocabull tribuens. Utrum
autem idem rex ab €0, an å Bremenslum pontifee Unnone saerorem
usum åisciplinamque perceperit, parum comperi. Eo tempore Lundenset,
saorarium moliti, sab Gerbrando, Roskildlae praesule, rem divinam do-
mestlci templi religione gesserunt. Caeteram Unnomis corpus-Birea,
oppldnm veteri fama inclytum, Bernardi Lundense hypogaeum tene.
Maurer, Belebrung. 38
594 IV. Wbfdaitt. 6. 4
Quelle endlid lågt den Bernhard ſchon von König Svein holen,
und zwar aus Norwegen; derfelbe König foll in Schonen eine
Kirche gebaut haben, Bernhard aber nad långerem Leben in See⸗
land geftorben ſein 2e). Einiges Licht gewaͤhren uns aber im dieſem
Wirrſale die Jslaͤndiſchen Quellen. Sie unterſcheiden zwei Biſchöfe
des Ramens Bernhard (Bjarnhardr, Bjarnvardr), und zwar follen
Peide Island befudjt haben; fie erlauben zugleich die Jeit, in melde
der Beſuch bed einen und des anderen faͤllt, etwas genauer feſtzu⸗
fellen. Der eine Viſchof Bernhard führt bei Ari den Beimamen
enn boevisi, der Budjgelehrte, und foll fånf Jahre in Joland ge-
blieben fein; ble Hungurvaka fagt von ihm: „Als der britte Biſchof
fam nad Island Bjarnvardr Vilradsson, ber hinn bokvisi genauni
urbe, und von bem einige Leute fagen, daß er aud Eugland mar
und bei Olaf dem Heiligen geweſen und bann auf defjen Geheiß
nad Jöland gefahren ſei 27). Den anderen Biſchof Bernhard laffen
dagegen Ari, dle Landnama und die Hungurvala iibereinftimmend
neunzehn bis zwanzig Jahre in Jöland ſich aufhalten, und bie legtere
Quelle egåplt von ikm): „Der ſechste war ber Biſchof Bjarnvardr
EG ift ſchon früher bemerkt worden, wie verwirtt Saxo's Ungaben find (oben,
$. 35, Wnm. 89); midt der Schwedenkbnig Diaf, fonbern deſſen Sohn Denund
erhlelt bei der Taufe den Jakobbnamen, und nidt von einem Bernhard, fonbern
von Biſchof Giegfried wurde Jener getauft; Erzbiſchof Unni, der im Jahre 936
ſtarb, darf bei Borgången, bie bem Anfange des 11. Jahrhundertd angehdrem
midt in Brage fommen. Krog aller biefer Irrthümer fönnte aber bennod in
Betreff der Perfon Vernhards einige Bahrheit mit umterlaufen.
26) Anonym. Roskild. Chron, (2angebet, 1, S. 376): Suen cog-
nømine Tyuusceg duo regna temuit, Cbristianis val inimicos, quos
edam finibus suld expellt precepit, sed cum a Scliavis in beilo victus,
tør eaperetur, et bis argento, teriia vice auro ponderaretur, tandem
Deum cognovit post fle , quem eepit querere elque eredere. Nem
accerslto e Norvegia rdo Episcopo, im Scania ecelesiam erexk.
Bernardus mare (ransfretans, in Seland venit, ibi bone conversationis
axemplo vitam Anivii. Auch diefe Quelle ift freilid voll der verlehrteſten ane
gaben; vergt. 3. B. was fie ber Olaft Kaufe beridtet, oben 6. 37, Anm. 17.
Bergl. aud) $. 35, Unm. 81.
27) Hungurv. €. 30, 6. 30; Landn. Vidb. I, 6. 332 werben mør
ble Ungaben ber Hungurvake wiederholt. Bergl. ferner Islendinga-
bok, 0. 8, 6. 13 und Landnama, VIS. I, S. 331—2.
28) Hungurv. co. 3, 6. 30—2; Landn. VIdb. I, 6. 383 folgt
jener Quelle. Vergl. aud ble in ber vorigen Anmerkung angeführten Stelen
ber Islondingabok unb ber Landname.
aonig Olaf $arafdsfond Wehilfen in der Miſſon. "593
mlnin Gaxfendski" (bei " Sa4hide); vid" et Ar iel dem Konige
"Modus ”hinn"godi" Olufsson, un6 ful. Åyåter | nad Stand, und
war "fh Iblanð zwanilg Winier; er hatte zwei Molino, tin Vattige
—* å Gfa, und” ju' Steidsstadir; ei weihte viele Gegenſtaͤnde,
mail welchen· Wimder geſchehen fi ſind, Kechen und Glocken, Vriden
tid Brumnen, Fuhrteli ünd Geroåfer, Berge und Øloden (nåmlid
”Heltterb, hi: Gegenfage zu ven bereit genannten gröferen?%), und
dieſe Gegenſtãnde haben wie man glaubi ſeine wahrhafte Güte und
Wndigkeit ergigt. Bjarnvardr war in Jelanb fo lange Harald
Eigurdarſon in Norwegen König war, denn fie vertrugen fid nidt
* ill einander ; barn fue et weg unp gum Rönige, Olafr kyrri, bem
Sohne Hårdlbe "und ſputer fuhr er; "auf Bitten des Königs nad
"Mont; un” erfarigte” Frlden für den Berftorbejen 3). Als aber der
Dlfchof· ʒurücktait. da” machte dn bet Kjnig gum Bifdofe in Selja;
ab" fpitér führ tn fergen, ånd ftard da, und eg wird nod
darbn zeſagt, Yak rer ein voriglid ausgereichnetet Mann geweſen
"fel Bfenbar ME futt jenet Vernhard Bilraddjon mit demjenigen
Bernhabbwbentiſch, welchen Meiſter Abam und bie Risloris Nor-
vagiae in. König Olaf Haraldshons Umgebung thåtig weiß, und
ment wir uné ernmern, daß blefer Eehtere lin Jahre 1016 Geſandte
nach Idland ſchlcte um zu førbern,* baf alles mit dem Chriſtenthume
Unverttãgliche au6 den boligen Gejehen entfernt-merde?)), fo liegt
08: in der That nahe mit: Mund) amunefmen; ba eben bamalé
jener von ihm geſeudete Biſchof Bernhard nach der Inſel hinũber⸗
gegangen felt); deſſen Aufenthalt baſelbſt würde unter båefer Bor
audfepung ben Jahren 1016-21. zunuweiſen ſein. Nicht minder
for. ÅR aber and, daß ber jångere Bernhard ,- der nad: ben ode
König Paqnus bes Guten (41047) na Island 'ging, und bort
neungehiv bie åtvangig Jahre, naͤmlich während der ganzen Regie-
vungsjeit bed Königs Harald Hardradi (+ 1066) ſich aufhielt, mit
29) Man bemerke die UMiteration:
Kyrkjur ok kluekar,
brar ok brunna,
Vv58' ok vötn, '
björg ok bjöllur!
30) fridadi fyrir öndodum.
31) Oöen, $. 42, Unm. 7.
32) Mund, I, 2, &. 695, u. 3, S. 211.
38*
596 w. Hbjdmitt. $.
fenem anderen Bernhard identiſch iſt, von meldem Meifter Adam
erzaͤhlt, daß er vom Papfte gemeiht, fpåter aber von Erzbiſchof Adal-
bert ju Gnaden angenommen worden fel; obwohl er ein Sachſe,
Fein -Gnglånder war, mochte bennod bie Erholung der Biſchofswelhe
belm Papfie flatt beim Hamburger Erzbiſchofe aus irgend melden
befonderen Grinden zweckmäͤßig erfdienen fen. Wiederum ſcheint
fener Biſchof Bernhard, welden König Knut nad Metfter Adam
åber Schonen fegte, zu den vermirrten Angaben Saxo's und des
Roeslilder Anonymus die Beranlaffung geboten 3u haben; in Schonen
fefhaft, mochte biefer einerſelts nach Geeland, andererfeits nad Ror-
wegen und Schweden hinåbergegangen fein, und ba wie dort eine
mehr ober weniger bebeutende Wirkſamkeit entfaltet haben, bie zu
Verwechslungen mit anberen Miffionåren, und bamit au jenen vere
ſchiedenartigen Traditionen ben Anſtoß geben fonnte. Endlich iſt es
vielleicht auch nicht zu gewagt, dieſen Schoniſchen Biſchof mit dem
in des dichen Olafs Umgebung und wiederum in Joland auftreten⸗
ben Bernharde zu identificiren, da einerſeits die Krze ſeines Uuf-
enthaltes in Island und ſein gaͤnzliches Unerwähntbleiben in den
Olafsſagen får eine ſolche anderweitige Thaͤtigkeit des Mannes über⸗
flåffig Raum gewaͤhrt, andererſeits aber aud ſeine Wirkſamkeit in
Schonen nur eine voridergehende geweſen ſein fann, da ihn Meifter
Adam nidt unter ble vegelmåfig eingefegten Bifdöfe dlefer Provinz
einrechnet ). Dabei modjte Bernhard bann entweder erſt bei König
Olaf und in Jsland eine Jeit lang gewirkt und ſpäter erft die Ber
fiimmung nad) Schonen erhalten, oder ader umgefehrt von Schonen
aus jene doch nur voruͤbergehenden Befudje in jenen Laͤndern ger
macht haben 34).
Weit leichter ift ed, uͤber die beiden anderen Biſchoͤfe ins Klare
au fommen, welche Meiſter Adam in König Olafs Umgebung nennt.
Biſchof Grimtel zunaͤchſt wird fn ben Rordifdjen Sagen ſeht håufig
genannt, und fdjelnt gan; vorzugsweiſe fir bie Feſtſtellung der Kirdje
in Normegen felbft thåtig geworden zu ſein; ihm wird darum ein
befonderer Untheil an der Abfaſſung des Kirdjenredjted sugefdjrieben,
weldjes König Dlaf in feinem Reldje einfiletes5), unb eden wegen
33) Siehe oben, 6.35, Anm. 90 u. 83.
34) Bergl. Mund, in LangeB Rorſt Kidbftrift, V, S. 34, Unm.
35) Oben $. 39, Anm. 40.
&önig Olaf Garalbbfons Gehilfen tn der Mifflon. 597
ſeiner vorzugoweiſen Thåtigteit in Norwegen mochte dieſer König
gerabe ihn au feinem Gefandten an den Etzbiſchof Umvan gewaͤhlt
haben. Daß Grimfel aber noch im Jahve 1046 lebte, erfehen wir
daraus, bafi berfelbe bet einem in biefem Jahre zwiſchen König
Magnus dem Guten und Harald Harbradi abgeſchloſſenen Bertrage
anweſend waree). Den Biſchof Rubolf aber, weldjen Adam eden»
falle ju ben Miffionåren rednet, welche auf König Olafs Geheiß
in Norwegen, Schweden, Götaland und auf ben umliegenden Inſeln
thåtig murden, und von bem er weiß, baf er einmal von Norwegen
aus ben Erzbiſchof Libentius (1029—32) befudjte, lehren uns theild
bie Jelånvifdjen, theils dle Ungelfådfifdjen Oellen nåher kennen.
Ari fagt von ihm, ev fel neungehu Jahre in Jsland geweſen, und
hiemit voͤllig ibereinfimmend erzaͤhlt die Hungurvaha>%n: „Der
vierte war Biſchof Rudulfr, von dem Einige fagen, daß er Vilr
genannt, unb von Ruda (Rouen) in England (vielmehr der Rore
manbie) geweſen fei; ev mar neungehn Winter in Jöland, und wohnte
au Bår im Borgarfjörör.” Der Anhang jur Landnama wiederholt
biefe legtere Ungabe mit dem Beifage, daß Rudolf zu Bår ein Klofter
errichtet habe35); indeffen liegt blefer legteren Rotig wohl nur elme
irrige Deutung einer im erte ber Landnaina felbft enthaltenen Er⸗
zaͤhlung zu Grunde, nad) welcher Rudolf bei feinør Abreiſe aus IB.
land daſelbſt drel Moͤnche zurückgelafſen haben ſollte ). Anderer⸗
”feitø erzaͤhlen Engliſche Chroniſten, daß König Eadweard bem Ror-
wegiſchen Biſchofe Rudolf, ſeinem Berwandien, im Jahre 1050 ble
Wbtei Abingdon ertheilt hade, unb e8 fann wohl Teinem Zweiſei utt
86) Theodor. Mon. e. 27, 6.335: Haec consordle conventt inter
nepotem et avunculum In Upland, ad stegnum, In praesentla Grimke)ll
, Eplscoph, u, f.w. Bir fehen nidt ein, warum Mund, I, 3, S. 126, Anm. 2
biefe Andabe lediglich barauf hin verbådtig madjen will, baf von Grimtel feit
der Mnerfennung ber Heiligfeit Dlafs in ben Rordiſchen Quellen nidt meiter
bie Rede (ft; da in den Jahren 1038—47 ein Biſchof dieſes Ramené in Gage
land auftritt, fann benn bod fein Grund fein, ihn ohne Meitered mit jenem
NRorwegiſchen Biſchofe zu identificiren.
37) Hungurv. c. 3, S. 30; vergl Islendiugebok, c. 8, S. 13.
38) Landu. VIS». I, S. 332: ,Rodolfr neungehn Jahre; er erridjtete
ein løfter au Bår im Borgarfjördr; er wohnte aud ju Lundr. Die Fun
gurvala fagt, daß Biſchof Ulfr von Rudunorg in England geweſen, und barum
Ruduolfr genannt morden fei.”
39) Landn, I, co. 15, 6. 51, Anm.; flehe oben, $. 9, Anm. 36.
508, EE 2 EEE
terliegen / bad, hamit ben. unfer Rudolf. gemelnt fel49). ——
Hag, Dog. Rydplf. bel Konig Olaf. his an deſſen Tod: aushlein, bann:
zum Griblfdofe van, Hamburg ſich .begab;-unbd- føfort, mekl in beffen:-
Muftrag ,, bis Jalandiſche Miffion kbemahu j- nady: neunpehnidhdger.
Waͤtigkeit in. Jaland. ging berfelbe ſodann nach Guglymditelm, ap:
er fofort, ble obengenannte Abtei erhielt (1050), aber hald, harask::
fork: ſein Aufenthalt in. Jøland faͤllt fomit in bie Jahre · 1I030 80.
Die in ben Islandiſchen Huellen-gogebene Deutung ſeines Namens
beruht åbrigens. natũrlich nur quf sine. mißlungenen etymologiſchen
Verſuche ʒ. gbenbarum. maß guch dahingeſtellt bſeiben, ob Rudolj wirk⸗
lich ein. Varmanne, odar ob derſelbe ein gehorenex Enqlåndør Mar... -
Meben, den genannten,, Bifejöfen.- maren. dibrigend ſowohl in
Norwegen als in. Joland ohnt Zweifel aud nød anpere Månen. .*
thåtig, ven. Deren ABirkjamkeit nur der· Bremer Adam keine, -100en
doch Feine. genugende Kepntniß halte... Go werden dr: Rorwegen dig.
Bildöke Ragnars ud. Ketill ila Pelfegenannt, bie darauf
ſchlleßen laͤßt. daß biefefben, unter dem biden. Olaf feltift aber dech
deſſen. nåden, Nadfolgern. gewirlt - haben; la Jøfand- fol, um dårn:
felbe Zeit ein Biſchof Jon, Kolr, Heinrekr thåtig geroefen .
fein+)). EG verfteht fid ferner von felbft, daß ) id
aud · noch Ane Råhe vor Bondi geringe Würde thig
waren,, und på wird ung, dieß Åbevblef, van ber Dun, auadruut⸗
ET ET)
ry Å hat st
anus
40) Chron. Anglos. å. 1056,"
„und er gab bem Viſchof Rodulk, feinem Benvanbren,
dune.” Bistorla Coenobil Aboudoulensis, n 4950,(Wharton,
Anglia sacra, I, 167): Sperafoc Abbas Abbendonlensjs Landpplae Prae-
8 Rege Edwardo
ost ejoctus. Venerat per hos dies ad Regem quidam de, Norwegia gente
Episcopus vocabulo Rodulfus, regi proplyquus. Hjc, Abhendontensihas
Abbatis jure praeficitor. lnb a. 1052: Rodulfus Eplscopus, et Abhas
Abbendonensis Ecclesiae oblit; cul sucgessli Ordricys ejusdem Monas-
terll Monachus. Eine Urfunde König Eadweards vom Jahre 1050 zeigt no
ble Unterfdrift beg Abtes Gperhalge eine folge von 1052 hereitd die bek ted
Ordiicus; Kemble, Cod dipl:num 793 1. 796. Bal, and Monosylcan -.
Anglieapym, van s. WII. Dugdale,..neu herausgegeden von 3. Caleyy
8. Henr Ellis, unb Bulkeley Bandinel, I, 6. 507 (London, 1849). ;
41) Des Bufammenhang8 der Beweisführung wegen follen bie Madoeife
bezuͤglich aller biefer Månner erft in unferem zweiten Banke mitgethellt werden.
König Dlaf Øaralsfons Gehifen in ber Mifflon. 508
lid bexeugt·r). Zu dieſen ithieren mag benk auch jener Regin
brecht gehört haben, von deſſen Relfe nad) Jsland em altdeutſches
Gedicht ergkhit 13). Es wird nidt gefagt, bak derfelbe berelts zut
Beit diefer feiner Reife die bifdöflidje Miårde erlangt gehabt hade;
welche ilj bie Ueberſchrift bes betreffenden Gtilded beilegt, und viet» *
leicht mag es ſich baraus ertlåren, daß ibn bie Jolaͤnder in ihre
Bergeidniffe der fremden Bifdhöfe, melde nad Joland famen, nidt
eingereiht haben. Lappenberg hat ble Bermuthung ausgeſprochen,
und Hoffmann fid derſelben angefdloffen, daß unter dieſem Regin⸗
bredt ber im Jahre 991 oder 992 ernannte Biſchof von Aldenburg
dieſes Namens ju verftehen fei, ber fpåter durch einen Aufftand ver
Glawen von bort vertrieben wurde+4); mir haben! indefjen hiefår
einen Beweis, und möchten lieber noch einer anderen von Lappens
berg hingevorfenen Bermuthung folgen, mwonad an denjenigen Res
ginbredjt zu benfen wåre, weldjen König Knut als Biſchof nad
Fũhnen fepte, und welder ald aus England herådergefommen ber
zeichnet wird 5). Får eine folge Annahme mödte zumal aud der
Umftand fpredjen, daß Meifter Adam einen von einem Deuiſchen
42) Man denke 4. B. an ble dret Monche, melde Biſchof Rudolf in Jöland
auråttef, oben, Anm. 39, u. dergl. m.
43) Merigarto, V. 5—16 (in Hoffmann's Sunbgruben, II, S. 5):
Duo Ih zuztriehte ehuam,
da vand Ib elnin ulli goten man,
den vilt guoten Reginpreht,
er uopte gerno allaz reht,
er vuas ein vulsman,
30 er gote gizam,
ein erbaft phaffo
in aller slahte guote.
der segata mir zeunara
sum andere gnaog! dara,
er vuare uuile givarn in islant,
dar micblin rihtuom vant,
u. ſ. w.
44) Lappenberg, neuerdings, im Urdiv IX, S. 391—2; Hoffmann, ang.
O. 6.2. Wenn aber Lappenderg, ang. O. S. 431 einen Veweis dafür, daß
der Ulbenburger Reginbredt im Standinavifden Rorden gervirtt hake, in Adam.
Brem. Il, c. 44, 6. 322 ſucht, fo ift dieß ungulåffig; nur von Reginbredts
Borgånger, Folkward, fagt dieß Adam.
45) Sergi. oden, $. 35, Mam. 83.
060 EE een u..
fenomen kl briten
-wergeffen-båtte. >> ske
Man filt, avd unter våt farabefon if M vorwiagenp ble
Engliſche Kirche, ble får die Belehrung Norwegens und ſeiner
Nebenlande thaͤtig iſt; heile die geographiſche Lage ver Notdlande,
theils bie geſchichtliche Ueberlieferung deſſen, was unter Hakon den
Guten, unter ben Eirikoſohnen, dann wieder unter Olaf Tryggoaſon
durch Engliſche Kleriker gewirlt worden war, theils endlich aud per
Umſtand, daß ber dicke Olaf ſelbſt in England und der benachbacten
Normandie Verbindungen angeknüpft hatte, mag dieſe Erſcheinung
erklaͤren und begründen. Doch tritt bereits auch ble Deutſche Kirche
entſchiedener als dieß bisher geſchehen war mit Norwegen in Ver⸗
kehr, theils wohl weil ble durchgreifendere Befehrung des zunächſt
gelegenen Dånlfjen Reiches får das enſſerntere Land Blid und
Kråfte verfügbar machte, theils weil nad der oberflaͤchlichften Sicher⸗
ſtellung · des Glaubens in ben Norwegiſchen Landen · ſelbſt ſofort ble
Ordnung der Kirchenverfafſung und: bamit- aud die Cinrdhung>in
den Metropolitansnerus--in. den Vordergrund : treten mukte, theils
endlich weil bas ven Alters her der Gamburgifdjen Kirche unåker
ſtehende Dånemarf. eben jept Die Geſahr recht lebhaft var Augen
ſtellte, meldje dem Anfehen ihres Erzbiſchofes aud einem allzu um
beſchraͤnlten Umſichgreifen des Engliſchen Klerus erwachſen mußte.
Zunaͤchſt droht dabei, Allerdings in ähnlicher Weiſe wie Dauewark
gegenũber ein Conflict des Metropeliten mit hem bad Belehrungs⸗
geſchaͤft in elgener Perſon leitenden Konige amsgubredjen; -hler wie børt
wird indeſſen theils durch die Geſchmeidigkeit des Erzbiſchofes Unwan,
theils durch bie: Klugheit und ben lirchlichen Sinn der Köwige Knut
und Olaf jeder ernſtliche Zuſammenſtoß vermieben, und bie Berven»
dung Engliſcher Miffionåre wird mit der einmal au Recht beftehen-
- ben Unterwerfung ber Nordiſchen Reiche unter ben Hamburger Stuhl
in friedlichen Einklang gedradjt. Koͤnig Olf hatte ſeinerſeits in
ſeinen politiſchen Mißverhaͤltniſſen zu König Knut fogar einen wei⸗
teren Sporn, von der Engliſchen Kirche ſich möglidft zu emancipiren
und dafür in der Deutſchen einen Stütpunkt ſich zu ſuchen; in den
entfernteren Nebenlanden mochte ein Conflict zum Thell uͤberhaupt
nicht bemerkbar werden, zum Theil aber tritt ein ſolcher, wie nar
mentlich in Bezug auf die Orkneys und die Hebriden, erſt ſpaͤter
6-45. ig LAGE Perbalidft 9
hedede iund wird deumnach von uns silefyoefrgelegenttid. ber Ber
trachtung ber Ordnung bes Rorwegiſchen Epiſtopates: ſoweit noͤthig
dbeſptochen · werden· fönnes Xhnton Dlafo Nachfolgern; und zumal
anter dem ſconvnligen Harald Hardradt; bricht ferner frellich and
ir Rorwdegen ber Etdelt zwichen · dem auf fremde Kteriler mit Be»
ravußtfein / ſich fͤtzenden rige mnd: ben huf-felnem Metropolitan⸗
m rochten elfelg beſtehenden Crzbeſchofe in: ernftlicherer Weiſe aus; dieſe
ſpaleren Zerwüͤrfniſſe fallen aber thells aberhaupt über die unſerer
* Otvbeft geſteato Jeltgrenje hinaus / theils finnen dieſelben wenigſtens
* ebenfdlle” erft* in unſeren wenen Bade thre beilåufige Beruͤdſichti⸗
gung finden.
— 8. 4.
Mini PM Garusfons Prrfsiidhet.
Wollen wir, ehe nod" gir Schilderung des Unterganges des
jũngeren: Otafs uͤdetgegangen witd, von der Perſonlichkeit dieſes
Komigs in aähnlicher Melfe- wie vie dieß det Olaf Tryggvaſon ge⸗
them haben elt Geſamumbils uke nu eutwerfen verfachen; fo müſſen
wir auch hier wieder vor AMem bie Darſtellung unſerer Quellen
von allethandi Legendenthum ſcaͤubem, welchrs in: dieſelbe bareits ſehr
ftuhzeitig und Mn no met 4öhetem Mafe als dezuͤglich des aͤlteren
Oinfs Cingang defarben Kati Gåom pekeynttid:bev Jugendgeſchichte
deofelben witd aber von ihm ergåfttry: „Dlaf mar frühzeltig hand-
fann mid (an anzuſehen, nlttteven Wuchſes; blar Huger Mann mar
et -felileltig; und behend im Rebenz: der: anderwaͤrts?): , Olaf
Harålbefon wuchs auf wie erzahlt ombe; et Mar: nidthod, mitt⸗
leren Wuchſes, und ſehr gedrungen und ſtark; lichtbraunen Hanres,
1) Zantzene OUS. h h c.20, 6,35.
.. D-Singere 01. 8. h. å €.25, S.38—9; Heimskr. c.3, 6.2—3.
enig abweichend fagt ble åltere Sage, c.30, S. 22, melder wieder Bus
fag FF jur jiingeren Sage, 6.238, fo gut wie wörtlich folgt: , König
Diaf war ein fådner Mann, und zierlichen Anſehens, unterfegt und nidt hohen
Buchſes, in den Schultern breit und mit Haren Augen, liten und braunen
aars, und es fiel wohl in Locken; rothbårtig und roth im Untlige, von regel»
måpigen Biågen, breiter Stirn und offenen Augen; in feinen Gliebmafjen wohl
gebaut, und von kleinen Fipen, leberfleckig und feften Blicks, freundlid und
auverlåffig.” Kårjer, aber ber Sache nad vdllig åbereinftimmend, bridt fid
aub Agrip, 6. 22, 6.307.
002 IV. Wdfduitt. 6. 45.
breiten Geſichts, lidt und roth im Untlige, von ausgezeichmet
guten Augen, ven fdönen und fåarfen Augen, daß es furdtbar
war ihm ins Auge au fehen, wenn er jornig war. Dlaf war in
vielen Dingen åuferft gewandt; er ſchoß unter Allen am Beften
vom Handbogen, war gewandt und rafdjen Einblids in alle Dinge
(mad) einer anderen Lesart: „raſchen Ginblides in alle Hanbarbeit,
mochte ev fie nun felbft verridten ober andere Leute); man nannte
ihn Olaf ben Diden; er war fed und klug im Reden; fråhreif mar
er Én allen Dingen, im Wachsthume wie an Kraft und Verſtand;
freundlich war er allen feinen Freunden und Verwandten; er war
beim Gpiele ehrgeizig, und wollte in allen Dingen durchgehends
Allen juvor fein, wie es ihm zukam nad feiner Geburt.“ Weiter
heit es von ihm?): König Olaf war eln wohlgeſitteter Mann,
ſchweigſam, freigebig und gelbbegierig, und es gefiel ihm Beides, zu
empfangen und zu geben.“ Oder es wird von ihm gefagtY): Run,
foviele Håuptlinge und tüchtige Dienfileute dem Könige folgten, fo
war er bod) felbft iknen Ullen in allen Dingen åberlegen. König
Olaf war von allen Leuten ber meljefte, und fah in feinen Rathe
ſchlaͤgen jederzeit voraus, wie es fpåter ging, wenn er fid damit in
Ruhe befaffen fonnte; wenn es aber fdnell gehen mußte, bann war
es etwas gefåhelid. König Olaf (dågte die Kirchen Hod und vir
Seifttidjen und alles Ghrifenthum, und er ehrte tidtige Månner
durch Gaben; er Heibete bie Briecenden, und gab den Walfen Gut,
unterftigte bie Wittwen und bie Fremden, die arm maren, mit gutem
Nath; er tröftete die Betråbten, und Miigte alle bes Raths Bediirf-
tigen, Beides mit glücklichen Rathfdlågen und mit anderer Hilfe,
3) Jiingere 01. 8. h. b. c.59, 6.109; Helmskr. c. 56, 6.61.
4) Das Folgende nad ber jilngeren S. c.60, S.111—2; ble åltere
&. €.30, 6.22, drådt ſich, die oben, Unm. 2, mitgetheilte Verſonalbeſchreibung
fortfegend, faft wortlich ebenfo aus, und mit ihr frimmt wieder, nur durch enige
ſchwuͤlſtige Bufåge bereidjert, Zu ſa FF 3ur fingeren Gage 6.239—42.
Bgl. aud Theodor. Mon. c. 16, 6.324: Just! t nes, nemi-
nem affligebat, neminem concutiebat, null t3 nisl forte, qu
propria malltia et obstinatio in melo damnasset; et ut breviter co
eludam, ad hoe tantum principabatur mortalibus, ut eos ad Immortelt-
tatis glorlam, quantum In se esset, perduceret: quod et tunc el
evidenter rerum exitus probavit, et quotidle nibilo minus beneflclis
omnipotentis Dei, pro ejus, utcredimus, meritis collatis, salis superque
monstratar.
&onig Olof Haralbbjons- Perfdulidteit. 608
beqanifle. hødurften; gegen Heerleute · war er hart?), gegen Diebs⸗
geßndel feng ,-+unecbitilier: gegen alle Zuchtloſen 0); er frafte den
Nanb 8 Fådte alles das hart, mas gegen Gottes Redt vere
brochen / wurde, vergab dagegen mild alles bas, mas gegen ifm bes
gangen ivar; ein ungleides Gerdt ging åber fein Thun, fotange
er noch in dieſer Melt lebte; viele Leute nannten ihn hochmüthig
und eigenwillig, gewaltihäͤtig und radfidtig, farg und geldgierig,
jåbjønig und mithenk, ſtolz und hodfahrend, und durchaus eimen
Håuniling dieſer Weltz ble aber, die es beffer wußten, nannten ifm
fanft nb bemiåthig,. freundlich und mohlgefinnt, milb und gutmåthig,
wetfe-unD einen guten Freund, treu und wahrhaftig, Mug und feſt
bei feimem Morte, freigebig und wohlwollend, ausgezeichnet und ſchweig⸗
fam ,-; gut und achtſam gegen alles Unredt, lenffam und wohl ber
ſcheiden, aufmertfnm auf ble Geſehe Gotted und guter Månner, und
bie haben recht geſagt, die fo fagtens oft hemmte er feinen Willen,
unn. that. Gones Mien, und er beadjtete mehr den Willen Gottes,
als ſeine Geltung bei dex, Menge, und We Beachtung redtfdaffener
Månnar" Wieden an einer anderen Stek lp noch umftånd»
5) Die kitere S. figt '
"Øy Die Mere OS. fiigt er hielt ble Höupitlinge im Saum, und ebenſo
aud) be -grofen Ganfomze! i ve
V Muk-folshe Selbſteutſagungen mag pepen, 008 Dufag FF jur fine
geren Sage, S. 230, von Olafs geifligen Kampfen gegen die Melfter der
Unrebnigfeit ergdltt: un mag man Bab aud blefen Giebern erſehen, ba König
Olof oft tn Verblide imbte' gefommen fein'miffe hier auf dem Erdreiche, und
doch Hat øå dren. gifter gvfritten gegen Ole boſen Feinde, und-fo oft er aud
leiblich uͤber ſeine Øeguer Gleger wurde, fo kefiegte er: bød nod dftet ben un»
reinen Geift in dem geifttidjen Bmweitampfe, den er jeden Tag mit ikm helt,
nicht ungebentend deſſen. mad Gott im Evangelio gedietet: eatote fortes bello I
das ift fo zu verftehen: feid fart im Kampfe, und frreitet wider den alten Gift»
wurm, und ihr werdet ba ewige Reid empfangen. Diefed felbige Gebot helt
biefer Kampfer Gottes, ber trefflide Olaf, bak er taglich wider ben alten Feind
fritt, und får biefen felbigen Gtreit ermarb er von unferem Herrn ble ewige
Herrlidteit bed Himmelreiches.“ Ein Beifptel aber wird ebenda, 6.231—2,
erzahlt· Es geſchah einftmalen, als König Olaf der Heilige au Schiff mit
feinen Gefolgbleuten am Sande hinfuhr, ba-wo porvardr gulil landaufwärts
nahe an ber See feinen Hof hatte, und die Steiuvör, ſeine Frau, von benen
friiher bie Rede war, ba fragten bie Gefolgbleute des König, oG er da am
anbe anlegen wolle, und ble Steinvör, feine Geliebte, beſuchen. Der König
antroortet: (følgt eine Strøphe). — — Midt will id nun hier am Lande ane
legen, fagte ber König, benn eg gjemt mir mer, den Willen Gottes lieber zu
604 IV. Wbflnitt. 6. 45.
lcher, und zugleich mit befonderer Rådfidt auf die Grinde, melde
gum endlidjen Untergange bes König führten, berichtet s): „So wird
geſagt, daß König Olaf alle Zeit ſeines Lebens wohlgeſittet mar,
und eifrig sum Gebete; feitbem er aber fand, daß fine Gegyer aufe
famen und fein Reid abnahm, fegte er allen Gifer baran, den Dienft
Gottes au förbern; ba helten ihn anderweitige Gedanten nidt av,
oder ble Måhen, ble er unter den Hånden gehadt hatte, denn er
hatte ble gange Beit hinburd, da er in feinem Königreidje gefefjen
war, fid barum bemüht, was ihm am Någlidften fdien, vor Allem
das Land von ber Knedtfdaft fremder Leute und Håuptlinge frei
au madjen und ju befrieden, fobann aber bas Bolt sum rechten
Glauben 3u bringen, und bamit Gefe und Landredt feftsuftellen,
und bergleidjen that er aus Rechtſchaffenheit, die au firafen, dle un⸗
veit thaten. Es mar in Normegen fehr Gitte geweſen, daß vie
Söhne der Lehnsleute oder mådjtige Banern auf Heerſchiffen fuhren,
und fid fo Gut befdjafften, daß fie ſowohl aufer Lands. ale: im
Lande heerten; feitbem aber Dlaf das Königreid üherfam, befriebere
er Das Land fo, baf er alen Raud.da im Lande abfdafte; und
er verfuhr bagegen fo fiteng, baf er ihn nidt anders fiåhpen ließ
als mit bem Leben oder mit ben Gliedern; ba nützte weber bas
Bitten von Leuten, noch vas Bieten von Gut dagegen.. So. fagt
ber Didjter Sighvat: die, weldje bie Raubzüge verfduldeten, boten
oft bem edelmithigen Könige rothes Gold, fid loszulaufen, ber Herr»
ſcher aber ſchlug es aus. Mit dem Schwerte lief er das Haupt
abſchlagen; ble Raubleute ermartete ikre Strafe; fo foll her König
thun, als nad meinen eigenen bdfen Gelüſten ju leden.” Der Sagenfreiber.
ben wir nidt mit Mund, I, 2, S. 403, Anm. ohne Weiters beſchuldigen måde
ten biefe Erzaͤhlung aus ber Luft gegriffen zu haben, fågt aber bei: „Aus foldjen
Dingen tann man ſehen, wie ſehr er ben allmådtigen Gott liebte, da ex den
Billen Gotted im Himmelrelde höjer adtete ald feine eigenen Gelüſte! und
in ber That if ber Borgang får ben König um fo viihmilder, ald gerade die
Beiderliebe fonft feine ſchwache Seite war. Im Raudulfs p. €. 8, S. 34
wird erzaͤhlt, wie Olaf ben Dagr Raudulfsson auffordert, jm ſelnen Gaupt»
fekter ju nennen; nad långeren Abwehren fagt Dag: „nun denn, Herr, ber
ber Mehreren begegnet; dad ift aber die Liebe zu Meihern.” Der König ge-
fleht den Fehler ein.
B) Jångere 01. 8. b. B. c.172, 6.26—8; Heimskr. 0. 191—2,
S. 315—7. Manches hieher Gehdrige wird aud noch im folgenden $. angu-
fuͤhren fein.
abnig Diaf Garaldåfont Verſonlichten 808
ſein Bolttahb ſchützen. Der uͤberaus theure König, der ble Wolfe
fåtterte (d. h. tm Kampfe viele Feinde erſchlug), verſtümmelte das
Geſchlecht ber Diebe und Råuber; fo befeitigte er ble Diebſtaͤhle. Der
mitbe König ließ jeden betriebfamen Dieb Beides um ånde und
Fuͤße kürzen; fo befjerte er ben Frieden im Lande des Bolfeé. Das
erwies zumeiſt felne Gewalt, daß ber Wächter bed Landes gar vielen
Bitingern mit ſcharfen Waffen den Kopf abfdnelden ließ. Biel Gutes
hat ber milde Vater bes Magnus hervorgerufen; id behaupte, ben
melften Gieg erftritt die Kühnheit des biden Olafs. (Soweit vie
Gtrophen): Er lleß glede Strafe treffen den Mådjtigen wie den
Unmådtigen; bas aber ſchien den Leuten im Lande allzuviele Gewalt,
und fle wurden voller Feindfeligfelt darüber, menn fie durch deg
Königs Sprud ihre Blutsfreunde verforen, wenn aud die Anſchul⸗
bigungen begrindet maren; bas war ber Beginn bes Aufftandes,
ben ble Lehnsleute gegen König Olaf erhoden, daß fle fine Geredj-
tigfeit nidjt ertrugen; er aber wollte lieber von feiner Würde laffen
als von ber Rechtſchaffenheit, nidt aber wurde ihm die Befdjuldigung
mit Recht aufgebradjt, daß er filsig fel gegen ſeine Leute, denn er
war åuferft freigebig gegen feine Freunde; das aber war Schuld
baran, bafi ble Leute den Kampf gegen ihn begannen, daß er ihnen
zu fart und ju ſtreng ſtrafend erſchien. Und Knut bot gewaltig viel
Gut, und doch wurden ble mächtigen Häuptlinge zumeiſt dadurch
getåufdt, daß er Jedem Macht verhieß und Würden, und weiter
dadurch, daß man in Rorwegen begierig war ben Halon Jarl auf⸗
zunehmen, denn er war bei ben Engeborenen daſelbſt früher aͤußerſt
beliebt geweſen, ſolange er bas Land vegierte.” — Eine andere Stelle
legt bas Hauptgewicht weit entſchiedener auf bes viden Olafs Thä-
tigfeit får bas Ghriftenthum, und sieht zugleich zwiſchen ihm und
dem ålteren Olaf einen Vergleich): Run ift das nidt unglaub⸗
haft, baf Gott dieſe feine Borbeftimmung dem Könige durch felnen
Verwandten, Olaf Tryggvafon, voraus erdffnet habe, benn biefer
Dlaf legte allen Bleig mit gottfeligem Eifer baran, das hellige Chri⸗
ſtenthum zu erneuern unb ju vollenden, zu welchem Olaf Tryggvafon
nur ben Grund gelegt hatte, und Olaf Haraldsſon führte alles Bolt in
9) Jiingere O1. 8. Tryggvas. c. 279, 6.40—50; val. aud oben,
$- 27, Anm. 4, fowie $.39, S. 543.
606 TV. Mbfdnitt. 6. 45.
Norwegen gum heiligen Glauben, denn ein grofer THU dieſes Volts
war wieder von bem redjten Glauben pur Berireumg heldnifder Goͤtzen
auriidtgefehrt, meldjen der frühere Dlaf ſie gelehrt Hatte; ſte waren
aud) ſehr aͤhnlich in vielen Charalierzügen; Jeder war getecht rich⸗
tend und ſtreng ſtrafend gegen bie Miſſethäter, und ſie machteit dabei
keinen Unterſchied unter ben Leuten, wenn es midt half; fe mit
Freundlichkeit anguloden; und ſowie die Håuptfinge den Olaf Vrygå-
vaſon aus Habſucht und Hag verfolgten (2), und well er nicht die
unrechtmaͤßige Uebergemalt auslåndiidjer Håuptlinge- leiden mochte,
und noch weniger ble ber Rauboilinger in ſeinein Stammlande,
ebenſo war aud) fein anderer Grund gegeben, als die Eingebrrenen
gegen König Olaf Haraldsſon den Auffiand erregten; benn ſtehul⸗
deten nicht ſeine Gerechtigkeit, er aber wollte lebet Leben umd! Hd
laſſen, als bie Rechtlichteit.“ Merlwürdiger noch iſt die Vor lin
Zeitgenoſſen angeſtellte Vergleichung zwiſchen dem dicken Olafund
ſeinem Halbbruder, König Harald Hardrabt10y: Konig · Harald flg
nie im Kampfe, aber oft wußie ev ſich vor der Uederikadt'3u teite,
wenn ev mit foldjer 3u thun hatte. Alle Leute "die- ifm zu Kampf
oder Heerfahrt gefolgt varen, fagten gleidmåfig!, vaf; venn er in
groper Gefahr war, und es raſchen Entſchluß galt; Vaf kr dann beit
Entſchluß zu faffen pflegte; vom dem hinterher le / ſahen, 'bafi år die
møifte ahrideinlidfeit elnes glådtidjen Auspariheb" geboltn Hudk.
Halldorr, ein Sohn bes Brynjolfr gåmli utfaldi, ér war eit hroßer
$åuptling und ein Huger Mann; als er da hörte, daß man vie
Anlage der Brider, bed Königs Olafs des Heilige unb bed Körigs
$Harald Gigurbarfons als ſehr ungleich betrachtete, da fprad Hall:
dor: id war bei blefen beiden Brüdern ſehr beliebt, und es mar mir
ihrer Beider Anlage ſehr befannt, und nie fand ich zwei gleidjer ge⸗
geartete Månner; ſie maren Beide klug und åberans maffjentådtig,
hochmůthige und herrſchſüchtige und firengftrafende Månner, begierig
nad Gut und Gewalt, und nidt lenfjam. König Olaf zwang da
Bolt im Lande zum Ghriftenthume und zum redjten Glauden, und
ſtrafte bie grimmig, bie bagegen taub waren; bie Håuptlinge ha
Sande ertrugen midt feine Geredhtigfeit und Rechtſchaffenheit; ſie
10) Haralds 8. hardrada, c. 124, 6.430-1; Helmskr. c. 104-3,
&. 175—6.
König Olaf Haralbbfone Perfbulidteit. 607
bradjten ein Heer gegen ihn auf und erſchlugen ihn in feinem eige⸗
nen Reiche: barum wurde er heilig; Harald aber heerte feine Gewalt
und feinen Ruhm 3u mehren, und zwang alles Bolt unter fid, mo
er nur fonnte, ev fiel aud im Lande anderer Könige; Beide maren
fie im alltåglidjen Leben wohlwollend und beſcheiden; Beide maren
ſie meit gereijt unb betriebfam in ihrem Beginnen und ihren Rath⸗
ſchlaͤgen, unb barum wurben fie weit befannt und berühmt.“ —
Endlich mögen nod elm paar Borte ſpeciell auf die kirchliche Ride
tung König Olafs vermendet werden. Cine Etelle gidt ber beffen
Gorgfalt in Beobachtung der firdliden Gebråudje Aufſchluß 11):
„Das war feine Gewohnheit, des Morgends aufzuſtehen, fid an»
zulleiden und fid die Hånde zu mwafdjen, und dann jur Kirde ju
gehen, und ben Frühgeſang und Morgengottesdienft zu hören (hlyda
ottusaung ok morgintisum), bann aber in ben Rath zu gehen md
feine ente zu vergleidjen, wenn eg beffen bedurfte, oder fonft bas
au fpredjen, was ihm nötbig ſchien; er berief zu fid Reiche und
Arme, und alle bie, bie am Weijeften maren; ev lief vor fid die
Øefege vorlefen," u. ſ. w. Wiederholt if zu bemerken Gelegenheit,
wie Dlaf ber eier der Feſt- und Fafttage, ſowie dem Beſuche ves
Gottesdienſtes ben ferupuldfeften Eifer zuwendet 12), und es mird ung
føgar erzaͤhlt, wie er einmal felbft einen Haufen Bauern lider einen
Sluß fegt, damit fie nur die Kirdje nidt verfåumen mödjten 19). Bei
der Aufnahme von Gåften legt er das hoͤchſte Gewicht darauf, daß
blefe in religiöſer Begiehung in alen Ståden untabelig find, und
dem trefflidjen Bardi Guömundarson 3. B., ber freilich einmal zau⸗
beriſcher Kiinfte ſich bedient hatte, um gegen dle Waffen feiner Gegner
fid zu feågen 0), hålt ber König, ba ihn ber Jelånder um Herberge
11) Jingere O1. 8, h. h. €. 58, 6.108; ebenda ift aud von der Ord⸗
nung des föniglidjen Hofhalted die Nede, wie foldje Olaf einführte, van dem
Ghrenfige ſeines Hofbifdofeb, ben Piågen der übrigen Kleriler. Ebenda,
6. 63, 64.122, wirb ferner bem Könige nachgeruͤhmt, bak bie beften Leute im
Sande in feinen Dienft eingetreten feien, und zumal wird die Tüchtigleit ſeinet
Diſchofe Grimtel und Sigurd gepriefen; fiehe oben, $.44, Unm. 13. Bal. aud
Beimakr. c.55—6, S. 60—1.
12) gl 3 B. ſein Benehmen gelegentlid ber Schlacht bei Redjar, oben,
6.38, nm. 13, ferner unten, $.46, Anm. 25.
13) Bufag K jur jüngeren O1. 8. h. h. 6.181—2; aud Schol.
42 Adam. Brem. 6.327 nennt ihn sollerilsslmus festivitatam observator.
14) Weidarviga 8. c. 23, 6. 342—3; val. 0.30, 6.304
606 tv. Mofdubt 6:45.
far ben Winter blitet, vor: „wir haben vor dir —vfngren: Batet;
fagt er, daß bu ein Mann anfehuliden Geſchlechtsbiſt unn veg
großer perfönlidjer Vådjtigteit, und ihr fei. brave Månner, "smia:
ſchwere Umftånde gefommen, und habt euer Unrecht. geräͤche/ und eg:
doch lange anſtehen laſſen; aber dennoch habt ihe einigen Abergtauben
und eine derartige Religion, wie fr uns guwider if, md ide
willen, daß wir Soldes fo weit von uns gewieſen haben, fo wollen
wir euch nicht aufnehmen, und bod wollen wir. enere Freunde følt,
Bardi, fagt er i),“ u. dgl. m. Daß Dlafs kirchlicher Cifer guten
Theils mit deſſen welilicher Herrſchſucht Hand in Hand ging, wurbe
bereits wiederholt hervorgehoben; es darf indeſſen nidjt':dberfelem
werden, daß ber erſtere ſich aud) in Fällen geltend macht, in benen
har Motiven der legteren Urt keine Rede-feim fann," und daß pvr
nad) jene Verbindung weltlicher ant geiſclicher Bekebingen mnkge
ſtens feine bewußt ſpeculirende mar !O.i. ok
Rad) allem dem erſcheint 006 ber jångee Dof als date
fonlich tådtiger, auit wancherlei Forpediden: und: geiftigen Zahigkeiten
ausgeftatteter Manx, dabei aber Harten un beftigen Sluned;: Mike
zornig und furdjtbar in frinem Zorne, auch iver ok refdjen Garfaiak
galt, leidt fid überſtützend; im hödfen Grade herrſchfüchtig, und
eigenwillig, chtgeirig / in grafen-mie in Hønen Dingen; mafios nr
eigenen Auftreten, und unfåhig frimden Individnalitͤten oder den
åuferen Umſtaͤnden Rechnung ju tragen; ʒbutꝛe wollend, va Ge
ett
15) Ebenda, €.39, S. 301.
16) Ein nicht unintereſſantes Beiſpiel —* ga "ange bgen pg
vungbverfudje bed Konigs birtet die åltere OL Sb. h. & 595, S⸗ 2841.
Tove (Tofl), ber Sohn be Götildjen Jarleb Valgardr (Valgantr), hatte in
filngeren Jahren bie Taufe empfangen (oben, 6.27, Umm. 42), und war fplktet
mit Egill Sidahailsson an Dlaf Haralböfons Hof gekommen.: Beide hetben
durch Mifadtung eines vom König gegebenen Veſchles befjen hochſten Burh
flid zugezogen; Egil war in Folge deffen fogar erkrankt, und zwar von dem
wunderthaͤtigen Dlaf geheilt, aber bennod midt wieder zu Guaben ungenonmek
worben. Da Beide um Verzeihung bitten, verfpridt Olaf diefe, menn ſie ME
Kofi Bater au ifm bringen wurden, von bem bod) birfer felder fagt, er ſei ven
ihm barum entfernt, „weil er alle feine Madt datanwenden will, dad jr
flenthum zu verbieten;" im Vertrauen auf deb Königs Gid aͤbemehmen ble
Beiden den uftrag. Der Jarl nimmt fle pmådft wohl auf; ba aber Kofi
mit feiner Gorberung herausrådt, wird er mild. Der Jarl fpringt auf und
føwor im gewaltigen Born; ev ſprach, mic fei vorher fo Ungehenerlidjed und
Sbnig Olaf: Davaldotens Merfhulidteit. 606
Yonfløt aber, jebemgeib mit. zufahrender · Gevaltthåtigteit ins Bert zu
ſeden ſich / beeilend. kn: freier: unb.unbefangener Bli ift dem Könige
durchaus merfagt;" und eine gemife Beſchraͤnltheit fammt einer mit.
dieſer / mothwendig / verbundenen fanatiſchen Undutdfamteit beherrſcht
ole Anſchanungen und Handtungen desſelben, bei ſeiner bereits ge⸗
rũgten Mewalthaͤtigleit deppeln ſchwer ins Gewicht fallend. Sein
Ghripenthune / ſeldſt iſt ein vorwiegend bornirtes und formaliftiſches,
vorzugsweiſe / ſich aͤußernd in Der engherzigſten Beobachtung von deſten
und Faßten, in fleißigem Kirchenbeſuche und anderen åuferen Dingen;
dabei ein im hochſten Grade aberglaͤubiſches, Viſionen und Träume
blø. zur Aufhebung ber freien tigmen Willensbeſtimmung beachtendes.
Derſelbe König; der: €6 får ſandlich hått, einen Ungetauften in ſein
ear: aufjunehmen, LAE ohne Mmftand Råuber und Mörder in dieſes
einnelan, and: fegt fn vellgtöfer Beziehung lediglich auf den Gmpfang
der Taufe, nidt auf chriſtlichen Glauben vder auf chriſtliches Leben
Gewicht. So St fid: demnach midt verkennen, daß ble Ziele zwar,
walchr her König: ſeine gange Negierungszelt: hånbund mit aller Con⸗
fonneng verjdlgte, måle: fetere Bogrånbumg der: Uleinherdef: in
Ranvegen, Bejeltigung: des alten: Unweſens der inneren Gehden und
Gitfepktdle” gegen byn derchet lobrben/ biß er fånen Glauben / laſſen follte bbet
bal er vdenngonig auffuchen folke, "ber · hm ·von bilen Leuttn / der widerwartigſte
fø; Grfagh, bøk: one bre, Benuenbiidaft vallig mufgetindigt hehe; er helft
ibn inf Gefåugnik fühten. So jarnig mar er: -Deb-anderen Tages wirh er
eiwas veſchwichtigt, iaht id von Egil Ader den Gadverhalt auftlåren, und
verſpricht enblid au Olaf zu gehen; aber die Taufe merde é& barum bod nidt
annehmen: „aber nidt ermarte id), daß euer König mid zu etwas zwinge,
wenn ich auch ihn auffudje; fo wird uns die Kraft ber Gotter ſchühen; — —
nicht aber gedenle ich den Glauben anzunehmen; da ſollen vorher noch viele
Dörfer und Caſtelle in meinem Reiche verbrannt werden, und mancher gute
Kerl erſchlagen.“ Da nun aber Olaf dem Jarle zwar zuſpricht, fich tanfen zu
føffen, ihm aber leinen Zwang anthun will, indem er meint: „es tauge am
Beſten, daß Gott teinen erywnsgenen Dienſt erhalte," ſcheint diep auf: den alten
Sann au wirfens da er vollendd auf der Heimreife erkrantt, befendet er den
König, bittet um bie Taufe, und will ba, wo er ſtirbt, eine Kirde gebaut und
botirt wiffen. Dieſelbe Gefdhidjte ersåhlt aud der Egils p. Hallssonar
m åfnlider Beife; de jåingere O1 8. h. b. c. 153, S. 368—9, und
Helmskr. c. 165, 6. 277—8, nehmen wenigflenb in kurzen Worten auf bis
felbe Bezug, und wenn aud beren Berlåffigleit im Detail keineswegs unane
greifbar if, fo thut blef bod) ihrer Beweiskraft får unferen Zweck wenig Abbruch.
Mefnlidje uneigennuͤtige Belehrungsverfudje werden wir uͤbrigens aud noch im
$- 46, Anm. 30, tennen lernen.
Diaurer, Beteprung. 39
610 IV. Wbfnitt. 6. 45
Landfriedenobrůche, endlich allſeitige Dundfiifrung ded Ghrifjenthusns
und einer fefien firdliden Orbuung, burdjaus richtig geftedt maren,
daß aber bie Wet, wie dieſelben verfølgt wurden, gegeniber ben ein ·
mal gegebenen Juftånben als eine widerrechtliche und im hoͤchtten
Mafe auftegende erfdjeinen mufte, und daß überdieß bie fekbfrfud.
tigften Motive wie ble niebrigfien und wildeſten Leidenſchaften villig
ebenfovlel Ginfluf auf bes Königs Handlungsweiſe üblen als jene
wneigennfigigeren und befonneren Befirebungen. EG ift fomit volt
kommen begrimbet, wenn jener Halldor Brynjulfoſon den biden Olaf
als villig gleichgeartet begeldynet mit feimem Halbbruder, König
Harald Harbradi'7); an Hårte und Gewaltthaͤtigleit konne er ſich
in ber That ebenfogut wie an Tapferteit und Kriegserfahrung mit
dleſem Lehteren meſſen, und mar ſeine ſpecifiſch lirchliche Richtung
verſchaffte ihm Lob und Preis der lirchlichen Geſchichtſchreiber fammt
dem Heiligennamen, waͤhrend Harald wegen ſeiner ebenſo hpecifiich
welilichen up ſtaatlichen, und damit zum Theil antilirchlichen Rich ⸗
tung ebenſo entſchieden von Jenen vedanmt zu werden pflegt! Der
Øegenfog aber, in welchen nad mehrfachen Seiten hin der. je
Dlaf zu Olaf Iryggvafon tritt, liegt nicht winder Mar. me Tage.
Der legtere seigt eine ohne Vergleich großortigere Anlage, av Hålt
ſich frei von ber Kleinlichleit und døm, rückſichtaloſen Ungenümm, mit
Wweldjem ber fiimgere Dlaf ſeine Sans. bekueibs, weiß viskmelje. in bie
verſchiedenſten Charaltere einzugehen und jepen auf ſeine Weiſe zu
gewinnen, allenfalls auch an Aeußerlichkeiten einmal envas, an opfern,
um ble Zahl ſeiner und ber Auhaͤnger der. Kirche zu, wehren, So
erllaͤrt ſich ber auf ben erſten Ymblit-fo auffallende Umfand, ap
König Olaf Tryggvafon, der waͤhrend feiner nur filntikkrigen Re⸗
gierung faft nod gröferen Eifer får bie Berbreitung bed nemen
Ølaubens entfaltete und überdieß deſſen geſehliche Einführung in
Rorwegen gum erftenmale in ernflidjer Weiſe bettieb, nie einen irgend⸗
wie bedeutenden Aufſtand gegen ſich erregte, und als er endlich der
Gift und Gewalt auslandiſcher Feinde erlag, von den. angefehenfien
Haͤuptlingen ſeines Reiches ebenfo wie van der. geſamnuen Bauer
ſchaſt bis in den Tod vertheidigt, und nad fenem Lode no auf
lange hinaus ſchmerzlich beklagt und guråderfehnt wurde; daß bar
17) Döen, Anm. 10.
2önig Diaf HarelböfonS Berfbulidteit. 611
gegen Olaf Haralboſon, vem feine dreiſach långere Regterningdzeit
weit eher verftattete In felnem Reiche Ad zu befeftigert, der Uiberdiefi
får feine kirchlichen Beftrebungen den Grund bereits bedeutend ger
ebnet vorfand, bas gange Land gegen ſich unter bie Waffen braste,
unb ber Bauerſchaſt midt minder als den Angefehenften im Lande
ſich verhaßt madite, fo baf er aus Norwegen flidtig, mit Schwedi⸗
ſchen Hilfetruppen und zuſammengelaufenen Strauchdieben die ger
vinge Zahl derer verſtaͤrlen mußte, bie aus perfönlider Anhaͤnglichteit,
aus chriſtlichem Glaubenseifer, sum Theil wohl aud aus Motiven
des elgenen Intereſſes bei dem Verſuche bas verlorene Reid wieder⸗
zuerobern ihn unterſtühen mochten. Es iſt eine eigenthümliche, aber
keineswegs unerklaͤrliche Fůgung, daß gerade der jüngere Olaf vom
der Kirche zu ihrem Heiligen erllaͤrt, zum Schutzpatron des Rorme-
giſchen Reiches erhoben und von ben zahlreichen ihn preiſenden Ve»
genden aud fogar fn ble vollsmaͤßige Sage bes ſpäteren Rorwegens
als beren Hauptheld uͤbertragen worden ift, waͤhrend ber åltere Olaf,
aller dieſer Chren Welt mårbiger und namentlid sum Helden ber
Bolloſage veit gerigneter, der fpåteren Zeit in eben dem Maße ans
dem Gedådtniffe entſchwindet, in welchem Jenes Ruhm und UAn-
ſehen fidp mehrt. Gerade feine Befdhrinttheit, welche den diden
Diaf gt dienſtwilligen Smedt felter: Kleriſel, sum eifrigen und
merkthåtigen Formeldriften weben lleß, mußte ihn der Hlerardie
wie ber gelefjiten Legende vorzugsweiſe genehm madjen: fein Tod
dutch wenigftens halbmegs von klrchenfeindlichen Motiven geleitete
Gmpårer-erlaubte uberdleß ihm die fo hoch gehaltene Mårtyrerfrone
anfzuſehen: daß aber polltiſche Rådfidten es maren, welde den
Haupiausſchlag gaben, werden wir weiter unten nod Gelegenheit
finden bed ABeiteren auszuführen.
Es verfteht fld åbrigens von felbf, und If uͤberdieß bereits wie⸗
derholt auedrådtid bemertt worden, daß ble Legende ſchon fråh
wie des ålteren, fo aud bes fingeren Olafs ſich bemådjtigt, und
damit ben rein gefdidtliden Charalter der ber deſſen Leben erhalte-
nen Radridten mehrſach beeintrådjtigt hat. Aud der filngere Olaf
wird ung bemnad) als eine mit Abernatårlidjen Kvåften ausgeftattete
Perfon geſchildert; aud ihm wird ein befonderes Glück (hamingja,
gåfa, gipta) beigelegt18), und allenfalls fogar elnmal von einer
18) 8. 8. Jångere O1. 8. 1. h. c.50, 6.86: avdna bans ok ha-
39*
612 > dv. mbfdaitt. 6. 45.
Probe erzaͤhlt, melde zwiſchen feinem und felmes ſtaͤndigen Geguers,
bes Dånenfönigé Kuut, Glück angeſtellt wird io). Ein andermal
würfelt Olaf mit dem Schwediſchen Könige um ein ſtreitiges Stück
Land; da dieſer zweimal fedjø mirft, überbietet er ihn dadurch, dag
einer feiner Wuͤrfel entzweiſpringt, und fomit aufer pveimal ſechs
mod) ein melteres Auge aufliegt20). Aud einige munderthåtige Heis
lungen merben von ifm erzaͤhlt; fo heilt er den Egill Hallsson *!),
ebenfo ben von einem Unholde verminfdten Sigurör Akason?),
und es wird aud wohl gerabegu bie Ueberzeugung ausgefprodjen,
daß der König nach Belieben Krankheiten ſchicken und Krankheiten
abnehmen fonne23). So if aud miederholt von Meifagungen Olafs
mingja; c.67, 6.129: konungs gåta; c. 68, 6.130: at por leggid a ferd
Pessa yöra hamingju; c. 69, 6.132: du rad konangs bafa Ul bamingju
snuizt enn her tll; c.73, S. 147: av håtta elgi til at egja hamingju vid
Olaf konung H n; Eymunder p. 6.2, 6.270: giptu Olafs ko-
mungs; Egiis p. Hallssonar, ci 3, 6. 327: er melra verd reidi
honungs ok gåfa bans enn Gautland ok fe pitt allt; Fagrsk. 6.80:
fyrir saker — — hamingju konungs, er sva miklli vin guds var; åltere
O1. 5. h. h. c. 54, 6.40: nema pat se ydur hamlvgja, u. bgl. m.
19) Sufag O gur jångeren OL 8. bh. b. 6. 191—5. Brei arme
Vente, ein Dåne und ein Normeger, hatten an Knuts Hof über ble Vorzüge
ihrer Konige geſtritten. Der Dånentdnig, ber bavon hört, ſchenkt Jedem von
Beiden einen gebratenen Hahn, und erklårt, er wolle ſein Glück Dem, der ihu
vertheibigt habe, mittheilen, unb Olaf möge dem Underen dasſelbe thun; fo
werde ſich zeigen, wer dabei beffer fahre. Kaum aud der Burg, findet ber Dåne
daß (ein Bogel der ſchlechtere fei; der Norweger wiberfpridt, unb es fommt
enblidj 3u einem Tauſche unter ihnen. Mad ihrer Trennung erfennt bet Rors
weger, daß ber eingetaufdte Hahn mit Gilber gefillt fei, beginnt bamit einen
Handel und wird bald reidj, waͤhrend fein friiherer Gefaͤhrte nod årmer wird
als er vordem gewefen war. Da ertennt König Knut, alé er hievon hört, um
wieviel frårfer Olafs Glüͤck fei als dad feige; an feinem Sciiglinge aber bleibt
bas Unglåd haften.
20) Jingere 01. 8.h. h. c. 89, G.210—1; Heimskr. c. 97, S. 143.
Dasfelde Wunder foll aud der heilige Magnus von den Ortneys einmal zu
Gunften eine leidtfertigen Spieiers verridtet haben; Magnuss$. hins
helga, c. 49, 6. 528—30.
21) Siehe oben, Unm. 16.
22) Ueltere O1. 8. h. h. c.56, 6.42—3; Bufag L jur jångeren
Gage, S. 183—6.
23) Egils p. Hallsonar, c. 3, 6.328: ,Valgautr ettlårte, bag er
frant geworden fei, und ertfårte, baf er erfaren hade, baf ber König und ber
Øott an ben er glaube, Krantheiten von ben Leuten nehme, und daß ſie aud
König Olaf Saralbsfons Perfdnlidfeit. 613
ble Nede, melde nie verfehlen ridtig in Erfüllung au gehen. Dié
Meifjagungen freilid fiber ſeine Halbbråder Halfdan und Haraldr,
ble uns in ben Quellen mitgetheilt werden, weiſen lediglich auf reim
menſchliche Grfahrung und Klugheit hin 29; menn aber der König
einmal von zwei Hiigeln erflårt, eg fei fir jeden Norwegiſchen König
gefaͤhrlich zwiſchen ihnen durchzugehen 5), fo trågt ein foldes Wort
ſchon einen übernatürlichen Gharakter, und ein andermal meiffagt er
der porgerdår Egilsdottir eine får ihre Islaͤndiſche Heimath fehe
fegenøreidje Nadfommenfdaft, melde Verkündigung ſich dadurd er⸗
fållte, bag fle ben Biſchof Jon Oegmundarson gebar?6). eden
einer ganzen Relhe åhnlider Wundergeſchichten, deren bereits früher
gelegentlich gebadjt wurde ?), und tei welchen meift zweifelhaft bleibt,
ob bie betreffenden Thatfadjen von der Sage lediglidj erfunden, oder
ob gefdidtlidje Borgånge von berfelben nur fatt natürlich uͤbernatür⸗
lid) gedeutet worden feien, mag bier noch zweier anderer Erzaͤhlungen
Erwaͤhnung geſchehen, ihrer eigenthimlidjen und belehrenden Fårbung
wegen. Wie von Olaf Tryggvafon, fo wird nåmlid aud von dem
jüngeren Olaf erzaͤhlt, baf er einmal mit Odin, dem mådtigen Gotte
ber Heiden, sufammengetroffen fei25). Gin undefannter Mann, båt»
tig, in furjem Rod, mit breitem Gute, der ihm weit genug ins
Gefidjt herabhing, um blefes halbwegs zu verdeden, fam zum Könige,
und nannte fid Gestr (Gaſt); das Gefprådj Fommt auf die alten
den Leuten rankheiten zu fåiden vermddten, wenn fie wollten: und id werde
es bir zuſchreiben, mag es mum beffer mit mir werden oder mag id frerben;r
val. øben, nm. 16. Anbdere Geitungen Olaf fiehe im folgenden $.
24) Meltere O1. 8. h. h. c.29, 6. 21—2; jångere Gage, 6. 74,
&. 152—54; Helmskr. c. 75, S. 96—7; val. aud jüngere Sage,
c. 49, S. 83.
25) Jfingere S. c. 117, &.270, not. 4; Helmskr. c. 129, S. 196.
26) Egils p. Hallssonar, c.2, 6.322; åltere O1 8.h.h. c.53,
&. 38—9. Jm Widerfpruche mit berartigen Beridten ſteht freilid, bak ber
König nad dem Raudulfs p. jur Erforfdung der Bukunft aud wohl frembe
Hilfe in Anſpruch nimmt; følde Miderfpråde find eben natårlid, wo es fid
um blope Legenden hanbelt, und ohne alle Bedeutung.
27) Siehe 3. 8. oden, 6.37, und unten, $.46. Aud fonft ließen fich
noch leiche foldje Gefdidten in Menge aufbringen; val å D. ble Traumere
ſcheinung Olafs, durch welche er tn Grönland feinen Didter pormodr Kol-
bruperskeld vettet, Fostbrådra S. c.42, S.183—5 ber ålteren, e. 10,
S. 104—3 der neueren Ausgabe.
28) Bufag F gur jingeren 01. 8. h. h. SG. 171—2.
614 IV. Mbføuitt. G: 46.
Kiönige des Landes, und ber Grembe fragt ben Olaf, welcher vom
biefen er wohl fein mådjte, menn er die Wahl hätte Borfidtig
antivortet ber König, er möge uͤberhaupt fen Geide fen, und mill
bann, immer vorbekaltlid feines chriſtlichen Slaubens, am Liebſten
dem beråihmien Heldenfönige Hrolfr kraki gleidjen. Jegt vidt Jemer
offener mit ber Gypradje heraus, und fragt, warum er nidt lieber
gleid) bem weit mådjtigeren Lönige åhnlid fein wolle, ber in Leibes⸗
Filmften wie fn ber Didttunft ver erfahvenfte, nidjt nur ſelbſt in jedem
Kampfe gefiegt, ſondern auch Andere fieghaft zu madjen die Gewalt
gehabt habet Da erkennt ver König, mit mem er ed zu thun hade,
und ruft: , Dir möchte id am Lehten ähnlich merden, du flimmer
Odin;“ ba er aber mit dem Gebetbuche nad ihm ſchlagen will,
fåbet Geſt in dle Erde nieder, und Olaf bankt Gott, daß er ihn aus
den Schlingen bes böfen Feindes, der fn Odins Geftalt ihm genaht
fei, befreit habe2%. Gobann' aber begéugt uns eine andere Er⸗
jåhlung, daß ber Giaube an Olafs übernatürliches Weſen in: mune
derlicher Weiſe ſchon bei deffen Lebjeiten-aufgefommen mar, aber vom.
Koͤnige felbft midt unterfrågt wurde 30. Go erzaͤhlt man, dag
König Olaf, während er in Vilin:mwar, nad -Geinstadir fam pr
dem Hågel, deſſen fråher: in der Gage. Erwaͤhnang gefchahiz. Da.
fragte ben Olaf einer friner Freumde, Der: mit im” uifider Balet :
war: fag mit, fagt er, oh bn:dier begraben geweſen biſt ? Oiaf and: -
Wortet: nie hate meine Seele zwei Leichname, und ſie wird ſte nicht
haben; vielmehr wird ſie jetzt einen Leichnam/haben, und dieſen wird
fie behalten av dem Gerichtetage, ba Gott kommtzu / ichten bas
gange Menſchengeſchlacht. Derfelbe: Mann ſprach wiederum * gum -
Rönige: man fagt, Rönig, baf du fråher, als bu an blefe Ståtte
gefommen feleft, gefagt habeſt: es war elne Felt, da wir hier maren,
und von hier: megfamen.. König Olaf antworiet: vag habe id midt -
gefprodjen, und bas werde id) nie fpredjen, unb menn ich ein anderes
fage, als id førben geſprochen hade, fo ift mein Glauben fålfd;
unb bamit gab er feinem Pferbe ble Sporen, und ritt davon 22).“
29) Daß Odin hier bereits ald ein alter König bezeichnet wird, bak ferner
nicht er felbft erſcheint, fondern nur der Teufel feine Geftalt borgt, laßt auf
eine fpåtere Entſtehung blefer Erzaͤhlung ſchließen.
30) Das olgende nad ber jüngeren O1. 8. B. h. 0.63, S.121—2.
31) gl. oben, $.37, Anm. 2.
32) Der Glauben an wiebergebørene Leute (ondrbornir menn) war bem
$. 46. Rösig Olof Garnlbbfond Untergang. 615
Die meiſten und bedeutendſten Wunder Olafs werden ürigens
von ber kegende ſelbſt erſt in bie Zeit nach deſſen Tod verlegt; fe
haben die Beſtimmung, theils die Heiligkeit bed erſchlagenen Königs
angugelgen und jur Anerkennung ju bringen, theils auch die berelis
anerfannte ju beftåtigen und bamit ble gute Begrilndung feiner
$uiligfpredjung 34 begeugen. Wir werben auf biefen Punkt fyåter
surådfommen, und babei zugleich barthun, wie ber von feinem elger
nen Bolke erſchlagene König mit ver Felt zu einem ieblingshelden
ber Vollsſage wurde; hier geniigt die Bemerkung, daß aud jene
legendenhaften Jige tn den Quellen ihre befondere gefdidtlide Be⸗
deutung behaupten, nur daß ſie freilich midt für geſchichtliche Wahr⸗
beit důrfen ausgegeben werden wollen.
8. 46.
1, >, Känig Olaf Haraldsſons Untergang.
Waͤhrend König Olaf in der oben beſchriebenen Weiſe får ble
Auobreitung ved Chriſtenthums und dle Befeftigung der Alleinherr ⸗
ſchaft in Norwegen thaͤlig mar, sog fid. aber allmåblig ein Unge⸗
witter ber ſeinem Shape ufo; das ihm in nicht allzu fermer
Zeit ben Untergang: bringen ſollte. Gnmal nåmlid hatte König
Olaße / Ruͤd ſichtsloſiglelt :in ber Vetrribung ber lirchlichen Ungelegen»
heiten ihm viele Feinde:gemadib', und: nidt minder war die Strenge
und Gewaltthatigkeit, mit melder. er auch in anderen Beziehungen
feinen. Wille. durchzufeden bemüht mar, gang geeignet, ihm das
Bolt ͤberhaupt undret Alem ble mådtigeren Håuptlinge im Lande
au :remtfrembens 2) 5 es wird uns ausfiflid erzaͤhlt, wie insbeſondere
— —— —
Germaniſchen Heidenthume getdufig; ein Beipiet bieten Helgi und Svava in
der Helgaqvida Hjörvardssonar, S. 82, und volederum Helgi und
Sigrup, bie fpter Helgi und Kora hießen, in ber Holgaqvida Hundings-
bane ily S,08, und bie legtere Stelle fagt auddridtid: „Das war der Glau-
ben im Heidenthume, daß ble Leute miedergeboren wiirben; jegt aber nenut man
das eine Faſelel von alten Weibern.“
1) Bgl. 4. B. Agrip, c. 21, S. 300: „Und da übernahm der hellige
Olaf dad Reid in Rorwegen, und er förberte fein Reid im Ghriftenthume und
in aflen guten Sitten, und er hatte bod grofe Mubhfal 3u ertragen, denn Viele
im Sande und aufer Lands maren ihm entgegen, am Ullermeiften des Chriſten⸗
thums wegen, bas er betriek.”
2) 8. 8. Fagrsk. $.99: „König Olaf war ein mådtiger Mann inners
hald des Landes, und ſchnell mit ber Strafe, dabei von hervorragendem Ber
-686 Abu. 6
090. maͤchtige Haus bes Krlingr Skjalgsøom, bann ad: bod: blefem
verſchwaͤgerie Haus bes porir. hundr in ſolcher Weiſe dem Roͤnige
feind wurder) Gøpann aber hatte ſich Olaf. zwar mit Schweden
wie wir geſehen haben auf freundlidjen Fuß gefegt,- and feit dem
Tode bes Schwediſchen Olafs ( um 1021—2) war ble dreundſchaft
zwiſchen den Nadbarn nur um fo fefter geworden ); Kimig Kaut
aber, ber mådjtige Herr Aber Dånemart und Cugland,- hatte ihhm
nicht verziehen, bag er ſich eigenmådjtig in ben Befig eines Dåni-
ſchen Schadlandes gefept hate, und nur ber Umſtaud, bag ſein
Engliſches Reich laͤngere Zeit hindurdj felne ungetheilte: Aufmerlſam⸗
teit in Anſpruch genommen hatte, hatte ihn bisher verhndert felme
Rechte auf Norwegen mit Waffengewalt gøltend zu machen ). Jegt
dagegen erſchien dem Knut die Gelegenheit günſtig, bas verlorene Reich
wiederzugewinnen, und er begann damit, alle Unzuftiedenen aus
Norwegen an ſich zu stehen, und durch reiche Geſchenle zu feſſein 9).
Madden in dieſer Weiſe bas eigene Auſehen gemehet und ein ziem⸗
licher Anhanq gewonnen mar, wurde vorerſt elne Geſandiſchaft an
König Olaf abgeſchickt (1025), mit ber Anfrage, ob er gutwillig
fi unteriverfen und fein Meld gegen. Uebernahme elmer Schahpflicht
frande. Da ble mådtigen Veute fahen, daß er gleidjes urtheil gebe der
Ødkdtige und Unmåditige; und weil bamald ble Lehendiente utbøtnmåfig waten
- mb babet fireitbar, da begaunen fle es Abel pr: vermerfen. bap fin var König
und Jarl in ihren Sadjen zurückſtehen follten; fie meinten, fie håtten in, ihtem
Geſchlechte nidt weit hinaufzuzaͤhlen zu königsbürtigen Månnern oder anderen
großen Haͤuptlingen, und darum wurden ble mådtigen Månner dem Könige
entfrembet;” vgl. åltere O1. 8: h. h. c. 48, S. 35. Jerner die jångere
-OLØ, bn ha 0,427, 6.290: And puerft, als ba Konig Oiaf in Land Lam,
lief alles Bolt unb der große Hanfe auf. und mollte von Richts Auderem
horen, als daß Olaf König fei -tiber Norwegen; nun ader feitbem die Bente
vor ſeiner Macht ihren freien Willen nicht mår zu Haden glanbten, ba gingen
Bande aufer 2andb3" val. Hetmskr. c. 180, 6.212. Siche auch die kne
- oder andere ber tm vorigen &. angeführten Stellen der Olafö Merfdntidteit.
3) Jångere 1. 8, h. h. 0. 110—6, S. 251—70, und c- 120, &. 275—0;
Heimskr. c. 121—8, 8. 179—95, unb 0. 132, 6.200 —3; åltere Sage,
0. 49—32, 6.35—8, mit einigen Abweichungen.
4) Fagrsk. 6.90; åltere O1. 8. b. h. c.64, 6.48, und dfter.
5) Fagrsk. 6. 98; vgl. au Saxo Grammat. X, 6.508. Gan
fabelhaft ersåhit ble Verwicklungen mit Dinemart bas Låbifde Paffionale,
6. 536—7.
6) Jingere 01. 8. h. bh. c.127, 8. 288—90; Heimskn 0. 189,
6. 212-3.
28nig Diaf Haralbbjond Untergeng. 617
alo Daniſches Lehen behalten wolle7 Naturlich wies Olaf dieſen
Øntragetråfet zuruck, und års dem von Knut beabfidtigten Une
griffe wurde eiufweilen · wegen / anderweitiger Beſchaͤftigung besfelben
Michts; aber jetzt wandten ſich beteits die Söhne bes maͤchtigſten
Gaapuages im Lande, des Frlingr Skjalgsson, gang offen zu
Kdnig Knut, und Giing ſelbſt begann ein Heer ju ſammeln und
einendrohende Haltung anzunehmen 7).
Sälbſt durch dieſes eniſchiedene Vorgehen bes Dänenkönigs
wurde indeffen König Olaf nicht vorſichtig gemacht. Wohl fammelt
ser fele Lehenoleute um ſich, und unterhandelt mit dem Schwe⸗
dentbnige erfolgreich, trøp einer Danlſchen Geſandtſchaft, über
ein Bånbmig: gegen Knut; eine perſönliche Jufammentunft beis
det Könige gildt føgnr Ifrer Freundfdaft neuen Halts). Daneben
aber weiß Diaf aud jepe noch nicht mit den mådtigeren Månnern
ſeines eigenen Reiches fid ju vertragen; er verfeindet fid vielmehr
aus verſchtedenen Øriinben mit dem angeſehenen Halogalånder Harekr
von pjotta*) und mit dem mådtigen Haufe der Arnmödlingar,
und wenn ør fid) mit: mehreren Angehörigen des legteren wieder
verføhut, fo bleibt doch Kalfr Armason fein erbitterter Feind io); ble
einbfeligfeit gegen ben ebenfall in Halogaland angefeffenen porir
bundr enblid wird fegt ſoweit getrieben, daß dieſer gerabegu außer
- Sands und ju König Knut geht11). Langere Zeit hindurd wird
nun von beiden Geiten geråftet; im Berteauen auf feine Madt und
B Vångete OI 8 hi. h. c. 197, 5:290—4, und c. 130, S. 305—6;
Nøimskr. 0.140, S. 213—6, und 0: 144, S. 225 —6; jingere OL 8.
Tryguvos.:6.273, &.40—1; im Eimelnen udwekkend die Altere O1. 8.
hd 047, G. 34—5. Die Isienzkir Aumalar befpredjen dieſe Børs
ønge ju ber Jahren 1025 und 1026 (1028).
- +98) Jångere OL 8. h. D. c. 128, O. 294—6, und c. 130, 6. 305—8;
iæskr. & få1—2, 6.216—7, und c. 144, S.225—6; jiingere OL
8, Trygav. ang. D.5 bie-åltere O1. 8. h. h. 0, 64—5, 6.48—50, hat
aud) hier wirber mandjed Abweichende, und vermirrt namentlid vanlig bie Beite
folge ber eingelnen SBegebenheiten.
9) Jångere O1. 8. b. b. 0. 136, 6. 330—2; Helmskr. c. 150,
6. 245—7.
10) Jångere 01 8. b. h. c. 194, 6.316—25; Helmskr. c. 148,
S. 294—41; vg. åltere Sage, c. 63, S. 48.
11) Jångere OLS. h. b. c. 129, 6. 296—305, und o. 135, S. 325—30;
Heimskr. e. 148, 6. 217—25, unb c. 149, S. 241—5; vergl. aud) ble
åltere Sage, c.48, S&.35, und Fagrsk. 6.099.
618 w. Aofdnlit. 6. 46.
aus Furcht dlefe bei langerer Jögerung ſchwinden zu ſchen, beſchliebt
endlich Olaf ſelbſt einen Angriff auf Dånemarf zu unternehmen,
obwohl ber nunmehr offene Abfall bes mådjtigen Erling Shjalgeſon
ihm bas Gefåhrlidje ſeiner Lage håtte deutlich machen fönnen;s ber
gröfere Thell bed Heeres mird entlafen, mit dem Kerne ber Mann»
ſchaft bagegen wird ein Heerzug gegen bas Radjbarland eröffnet 12).
Da gleideitig aud ber Schwedenloͤnig in Dånemart einfiel, und åder-
dieß durch ben Ehrgeiz des Ulfr jarl, weldjen Knut, nach Rom pilgernd,
als Gtatthalter surildgelafjen hatte, aud elne Innere Empoͤrung fd
bier erhoben hatte, ſchien der Angriff in der That glådtidjen Ausgang
au verſprechen; als aber Knut, begleitet von Hakon Ciritsfon,
bem friiljeren Jarle von Normegen, mit einem zahlreichen Here
heranviidte, nahmen ble Dinge bald eine andere Wendung. Die
Emporer untermarfen fid auf der telle; Olaf md Denund
wichen vor Kauts Uebermadjt uråd, und an der Grenze zwiſchen
Dånemart und Schweden, am heiligen Fluffe (ein helga), fam
es zu einer Schlacht, in melder Knut zwar durch eine Kriegetig
großen Schaden erlitt, aber dennoch den Waklplag behanptete 12).
12) Jångete OI. 8. b. h. c. 138, 6.341, und c. 140, 6. 348—50;
Heimskr. c. 152, 65.254, unb c. 154, 6.200—2; vgl. aud ble åltere
Gage, €. 64, 6. 48—09; Fagrauk. $. 100, und dle jångere OL &
Tryggvas, c.274, S.41. , '
13) Sv nach der jfingeren 01. 8. h. h. c. 141—6, e. 350—83, und
Heimskr. co. 155—60, S. 262 — 73; etwas abweichend, zumal in der Beit»
folge und bem Zuſammenhange ber Begebenelten bie åltere Sage, ce. 4-6,
S. 48—5, und noch meht dle Fagrsk. $.100 und 113—8. SxxoGraum.
X, 6.516—20, bringt einen gang eigenthimlidjen Beridt; ebenfo bas Chron.
Anglos a. 1025, S. 428—9, w0 e8 heift: ,Glor fulye König Knnt nad
Dånemart mit Såiffen ju der Inſel an dem heiligen Ruſſe. Und da kamen
entgegen Ulf und Eglaf, unb ein ſeht großes Geer, fomokt Barbheer als Sdifö-
Beer, von Schweden. Und ba wurden fehr viele Leute getdbhet auf Geiten de
König8 Knut, ſowohl von Dånlfden Leuten als von Engliſchen, und ble Schwe -
den dehaupteten bie Wahlftåtte.” Nad biefer Darftellimg, welder Henr.
Huntendun. VI, 6.757, und mit einigen Mifverftånbniffen aud Willi olm.
Malmesbur. II, c. 11, 9.47, folgt, wäre bemnad) ber Grfolg ber Schlacht.
welche die Islandiſchen Unnalen in da Jahr 1027 fegen, fir die Dånen
weit ungiinfliger gemefen als nad ben Rorbifden Sagen Vergl. übrigens
wegen ber vielfad abweichenden Beridte ber verfdiebenen Quellen Mund, I,
2, 6.732—5, Unm., woſelbſt namentlid aud ber vållig versirrten Angeben
ber fpåteren Sdwedifden Quellen gedadt wird, und bezüglich der Belt der
Pilgerfahet Knuts ebenda, S. 680—5, Am.
König Dlaf Haralbsfons Untergang. 618
Wahhrend König Knut nunmehe heimlehrte, und an Ulf ben began»
genen Berrath blutig rådjte, löste fid das Heer feiner Gegner von
felbft auf; ble Schweden trennten ſich alsbald von den Norwegen,
und unter dieſen ſelbſt brach um fo mehr Uneinigfeit aus, als Knut
feine Dertrauten unter ihnen hatte, und durch reidje Geſchenke ſich
Anhanger warb. Da beſchloß Olaf, bem ble Treue der Geinigen
ſelbſt verbådjtig mar, auf bem Landwege heimzuziehen; feine Schiffe
wurben in Schweden suriidgelafjen, der långft ſchon unverlåffige
Harekr aber von pjotta fuhr, von ben Dånen nidt erfannt oder
abfichtlich nicht verfolgt, mit feinem Schiffe ohne den König heim 19).
Sept iſt der Untergang König Olafs bereits entſchieden. Waͤhrend
er rathlos in Garpsborg fit, wagt Erling Skjalgsſon tro ſeines
Abfalles offen nad Normegen heimzukehren; durdj bas gange Land
gehen Knuts Boten mit Geld und Gefdenten : Biele laffen fid offen,
noch Mehrere insgeheim ertaufen, fo daß der Berrath zum tåglidjen
Gefyråde des königlichen Gefolges wird, und der König ſelbſt ſeinen
beften : Freunden midt mehr traut. UG derfelbe hierauf nad den
Hochlanden fid begibt, wird aud hlev elm Berråther emidedt; ble
uͤber ihn verhångte Todesſtrafe bringt befjen zahlreiche Freundſchaft
in den Hochlanden ſowohl als in Throndheim vollends auf, und es
fommi fogar zu einer offenen Grhebung. Nad Bitin zurückehrend
ſucht Olaf fid ein Heer ju fammeln, um Knuts drohendem Einfalle
au begegnen; mit dem Aufgebote will eg aber nidt redjt voran, und
der König befennt felbft offen eln, daß er alles Bertrauen auf feine
Unterthanen verloren babe 5).
14) Jiingere OI. 5. h. b. c. 147—56, 6. 363—73; Helmskr.
0. 161—0, OS. 273—82; vergl. bie Altere Sage, co. 66—7, S. 50—1,
und bie jüngere OI. 8. Tryggvas. c. 274, 6. å1. Bebeutender meidjen
wieder ab ble Fagrsk. $. 101—2 u. 114—5, ſowie Saxo Gremm. X,
S. 524—5.
15) Jingere O1. 8. h. h. c. 156—8, S. 373—9, c. 161, &. 382—6
u. 0. 162, O. 1—2; Helmskr. c. 189—72, 6. 282—7 u. co. 175—8,
6. 280—04; vergl. Me åltere Gage, co. 68, S. 51—2, welde indeſſen
Mandeb verwirtt, fowie ble jångere 01 8. Trygyvas. c. 274, 6.4—2;3
Fagrsk. $.103; Agrip, c.23,6.307; Konungatal, V.33; Theod,
Mon. c. 16, 6.325; Bufag M jur jilngeren Gage, 6. 186—7. Siehe
ferner Saxo Gramm. I, 6. 520; Legenda de 8. Olavo, 6. 532;
De 8. Olavo, 6. 533; Breviar. Nidros., 6. 543; Brev. Scar-
ense, S. 641 u. f. w. Die Hråliden Quellen namentlid betonen gå
620 IV. Mbfdnitt. 6. 46.
Snqwoifdjen hatte aber König Knut feine Rüſtungen vollendet;
raſch fegte er vom Limafjördr aus nach Norwegen über, landete in
Agöir, und zog von bier ungeftört nordwaͤrts. Ueberall berief er
ble Bauern um Ding, ließ fid huldigen, und zog dle Verwaltung
beg Landes an fid; am Ding der adt Throndheimiſchen Fyllir
erlangte er endlid bie Wahl 3um König von ganz Norwegen. Rade
be fo faft bas gange Reid ohne Kampf untermorfen mar, belohnte
Knut die Lehnsleute, die ihm hiezu verkolfen hatten, auf das Reid-
lichſte, fete den Hakon Eiriksſon Aber Rormegen, wie feinen eigenen
Sohn, Hördaknutr, ber Dånemart, und fegelte, unterwegs wiederum
allerwaͤrts mit ben Bauern Ding haltend, ebenſo raſch wieder heim
als er gefommen war. Waͤhrend aller dieſer Zeit hatte König Olaf
ruhig in Sarpsborg fiten und zuſehen måffen, und als Knut fid
blefem Orte nåherte, mußte er felbft von hler meidjen und fid in
den åufierften Winkel bes Meerbufens Dröfn zurüchziehn, fo daß Jener
aud) Bilin ohne Kampf fid untermarf 19). Erſt nad Knuts Heim-
Fehr wagte fid Olaf wieder heraus nadj Tunsberg; mit ben wenigen
Beuten, ble er aufjubringen vermodjte, verſuchte er vergebens fein
Reich wieder au gewinnen: nirgende fand er ernfilidje Unterftilgung.
vorsugdrvelfe die von Knut gebrauchten Beftedungen; aber aud ein eigenthüm ·
licher Fund Engliſcher Subermiingen in Norwegen, deffen Mund, I, 2, S. 741,
Ynm. 2 gedentt, bårfte auf fie jurådveifen, und ble verlåffigften Quellen laffen
iiber bie Thatſache feinen Bweifel. Von Ynterefie it jumal aud der Beridt
des Florent. Wigorn. a. 1027, Ø. 595: Cum reg! Anglorum et Da-
noram Canuto in(imatum fulsset, quod Norregani regem suum Olavum
propter ejus simplicltatem, et mansuetudinem, aequitatem et religlosi-
tatem, nimis vili penderent, multum aur! et argenti quibusdam Hlorum
misit, multis rogans petitlonibus, ut Mo spreto et abjecto, deditionem
cerent, ac illum super se regnare permitterent. Qui, cum ea
miserat, avlditate magna suscepissent, el remandari jusserunt,
ad Illum susciplendum se paratos fore guandocupque vellet
16) Jångere O1. 8. h. b. c. 164—7, S.3—9; Helmskr. c. 180—3,
S. 295—300; vergl. die åltere Sage, c. 69, S. 52 u. c. 76, S.59—60;
Fagrsk. $. 104—5; jångere OI. 8. Tryggvas. c. 274, 6. 42 und
€ 278, 6. 46—17; Agrip, c. 4, 6. 308; Theod. Mon. c. 16, 65.325.
Dad Chron. Anglos. a. 1028, S. 429 hat ben Eintrag: ,,Hier fuhe König
Knut von Gngland mit finfig Schiffen Englifder Thegen nad Nonvegen, und
vertrieb Konig Olaf aud biefem Bande, und madte fid bad gange Land au
eigen.” Bergl. Florent. Wigorn. S. 595; Henr. Buntend. 6.757;
u. dergl. m.
König Olaf Haralbbfons Untergang. 62
Den Erling Stjalgsfon zwar wußte er von ſeinem Geere getrennt
au åberfallen, und nad heftige Kampfe gefangen zu nehmen; ba
aber der Gefangene von einem Dienfimanne des Koͤnigs erfdlagen
wurbe, half aud blefer Gieg Richts; Erlings Göhne boten dle um-
liegenden Lanbfdaften auf, im Norden hatte Hafon Jarl viel Bolle
verfammelt und in Olafs Heer ſelbſt wurde um Erling Blutrache
geübt, und fanden fid offenbar Berråther. So mußte Olaf, ald er
einem feindlichen Heere begegnend von einem guten Thelle der
Geinigen, darunter Kalfr Arnason, verlafjen wurbe, ſeine Schiffe
aufgeben, und von Sunnmåri aus ben beſchwerlichen Bergmeg
fiber Lesjar in ble Hodlande verfudjen17). Troy aller Schwierig⸗
feiten gelingt ber Uebergang, und ber König fommt glidtid hinüber
nad Einbu15); von ba geht es durch ben Gudbrandsdalr nad
Heidmörk. Hier löst fidj aber bes Königs Gefolge auf; Viele
verlaffen ihn, zum Theil um gerabeju zum Geinde überzugehen,
Andere entlaͤßt er ſelbſt, um nicht die Ihrigen einer Gefahr auszu⸗
ſetzen: Wenige nur, deren Namen die Quellen verſchieden angeben,
bleiben aud) jetzt noch ihrem Herrn treu. Die Zurückbleibenden er⸗
mahnt Olaf jur Treue, indem er ſeine baldige Ruͤckkehr in Ausſicht
ſtellt; er ſelbſt flieht mit nur wenigen Begleitern über den Eida-
skogr nad Schweden, wo er ſeine Gemahlin Astridr zurückläßt,
17) Jingere 01. 8. h. b. c. 168—70, S. 9—20; Helmskr. c. 184—8,
S. 300—10; jiingete OL. 8. Tryggvas. c. 275—7, 6.43—6 u. c. 279,
S. 47; Fagrak. $. 106—7; Agrip, c. 23, 6. 397—8; Theod. Mon.
c. 16, S. 325. Die åltere OL. 8. h. h. co. 69—73, S. 52—8 weikt viels
fad ab, indem fie nidt nur Knuts Bug und damit Olafs fpåtere Begebniffe
aweimal vortrågt, fønbern aud im Nådftfolgenden Olafs frühere Befehrungd-
velfe nach den Hochlanden einmiſcht; eine åltere und kürzere Medaction der
Sage ſcheint von beiden Fehlern frel, ift ader feider nur bruchſtückweiſe erhal⸗
ten; vergi. Mund, I, 2, S. T57, Anm.
18) Freilich mupten allerhjanb Wunder den Bug ermöglidjen. Durch das
Kreugeszeichen, das er iiber ben Keffel madt, bewirtt Olaf, bag ble für feine
Begleitung ungulåpglidje Gpeife Ale ju fåttigen vermdge; burdj Felswande
einen eg zu bahnen, gelingt, fo wie er ſelbſt Hand anlegt; eine Quelle, in
ber er fich waſcht wird dadurch heilfråftig, und vor feinem Gebete weichen aus
einer Sennhütte die Gefpenfter; er fegnet einen Fleck Landes zu künftigem Une
bau; jångere 01.8. h. h. c. 171, 6.20—3; Heimskr. c. 189, &. 310—3;
vergl. åltere Gage, c. 734, S. 56—7. Ueder etnige an blefen Bug fich
antnipfende nod erhaltene Gagen vergl. Ström, Beftrivglfe over Söndmör,
11, 6. 264—73, und Faye, Rorfte Folleſagn (zweite Hubgabe, 1844), S. 120—3.
622 mv. Wbidnitt. $. 46.
vad geht von ba mit ſeinem Sohne Magnus zu bem ihm befteun⸗
deten Rußiſchen Könige Jarizleifr 19).
So war es benn ben Intriguen Knuts gelungen, durch Fuge
Beniigung ber durch Olafs Willkührlichkeiten erregten Unzufrieden ⸗
heit dieſen von ſeinem Reiche zu treiben; ſchwieriger aber als diefen
Erfolg zu erreichen wat es, In dem gewonnenen Lande ſich au be⸗
feſtigen und eine neue Rechtsordnung au begründen. König Knut,
zur Erreichung ſeiner Zwecke uüberhaupt nicht fparfam mit Verſpre⸗
chungen, hatte ſchon långft dem Einarr pambaskelfir auf ble Jarls-
wurde einige Ausſicht gemacht 203; jetzt wandte fid Kalfr Arnason
an ihn, und ließ ſich dieſelbe ſeinerſeits verſprechen: Halon Jarl
ſollte, ba er Olaf gegenüber durch ſein frührres Verſprechen gebun⸗
den war, und auch ſonſt ſich allzu ſchwach zeigte, abberuſen werden.
Wirklich fam Hafon, fel es nun von Knut berufen, oder aber um
19) Jångere 01. 8. h h. c. 172, 6. 23—6; Helmskr. c. 190—1,
6. 313—5; åltere O1. 8. b. h. c. 75, S. 58—9; Fagrsk. $. 108;.
Aurip, c. 23, 6. 308; Theod. Mon. c. 16, 6. 325; vergl. ferner bie
jöngere OI. 8. Tryggvas. 0.279, 6.47; SatoGramm. X, 6. 513—,
melder inbefen Dlaf8 Hludt zu fråk anfegt, und mud fonſt verwirrt FR; Ls-
lenzkir Amnalar, 2.1029; enblid ble $omifte im Oldnorsk Låsehag,
S. 102—3; Legenda de 8. Olavo, 6. 531; De 8. Oravo, 6.533;
Såbifdes Paffionale, S. 537—8; 00 ingwiſchen nad anderen Berlten
aud) von einer Flucht nad Jitfand die Rede ift; Brev. Nidros., 6.542;
Brev. Scarense, 6. 640 und Fornnvegskt Legend. 1, 6. 862,
we indefjen ble Mudt nad der Kirfel geht, was nar die Ueberſchrift ver-
beſſert. — Mad der ålteren O1. 8. k. b., ſowie dem Sufage N gur jin-
geren Sage, S. 190—1, føll Olaf de Leute, melde lå hei Knuts Befte-
ungen betheiligt hatten, nidt haben ſtrafen mdgen, weil er eingeſehen hade,
vote Vieles er ſelbſt waͤhrend feer Regietung verſchuldet hade; nad dem
porarinsp.Nefjulfssonar, &.317—8 jeigt fich berfelbe indeffen in einem
ahnlichen Falle nidt fo mild. Bemerlt mag ferner werden, daß an einem Orte
am Eldaskogr, wo Olaf unterwegs ausgeruht haben follte, und ebenfo an
einem ber Orte, ble er auf bem Wege von Såbmårt nad ben Hodlanden be-
rũhrt hatte, ein Krenz, dann aud eine Kapelle erridtet wurde; Urkunde
vom Jahre 1394, im Diplom. Norveg. I, nam. 545. Auf ber Ueberfahrt
mad Rußland foll enblid Olaf ben Anfang gemadt haben pur Betehrung der
Inſel Gotland; vergi. Historia Gotlandiae, c. 3, in Schlyter's Corp.
Jur. Sueo-Gouh. VII, unb befjen Ind. nom. propr. 8. v. Akrgarn, ferer
Strelow, Chronica Guthilandorum (Køpenhagen, 1633), &. 120—32, wo flid
bie Gage weiter audgefdmidt findet.
20) Jångere O1. 8. h. h. c. 165, 6. 4—5; Helmskr. c. 181,
€. 290—7; vergl. jungere O1. 8. Tryggvas. c. 278, 6. 46—7.
König Oiaf Garaldsſons Untergang. 628
Vorbereitungen får feine Godyelt au treffen, noch im Jahve 1029
nad) England; auf ber Geimreife ſcheiterte aber fein Schiff, und der
Jarl ertrank mit feiner gangen Mannfdaft2'). So war demnad
Norwegen zunaͤchſt ohne Regenten, und fiberbief unter den anger
fefjenften Håuptlingen bes Landes vielfadje Giferfudt rege. König
Dlaf, ber feine fråndigen Kundſchafter in Norwegen gehabt au haben
ſcheint 22), wurde von biefen fir feine Hoffnungen fo günſtigen Ume
ſtaͤnde alsbald in Kenntniß gefegt; fein friiherer Dienftmann, Björn
stallari, ber fid burd Drohungen und Beftedjungen zur Unterwer⸗
fung unter Halon und Knut hatte beſtimmen laffen, erfdien jegt
hei Olaf, bat um Bergeihung und fand fie: bas gange Gefolge
brångte zur Heimfahrt2). — König Olaf felbft mar ingmifdjen,
Woie es ſcheint, faft nur von religidfen Bedenllichleiten erfüllt, und
lirchlichen Uebungen hingegeben geweſen; mandjerlei Wunder werden
erzaͤhlt, bie er um dieſe Zeit ſoll verrichtet haben?), aud fonſtige
Beweiſe ſeiner ſtreng kirchlichen Grömmigteit25), So war der König
21) Jöngere 0.1 8. b. b. c. 174—5, 6.30—3; Heimskr.c. 194—5,
$.318—21; Fagrsk. $.100; vergi åltere Sage, c. N, 6.60; Agrip,
e. 24, &, 308; Theod. Mon. c. 16, 6. 325. Dab Chrom. Anglosax.
a. 1080, S. 420 weif.nod nichts Anderes · von Halons Tod; fpåtere Gnglifde
Quellen, 3. B. Florent. Wigorn, a. .1020—30, S. 595 erskffen deſſen
Schickſale etwas abweidjend.
22) Vergl Fagrak. $ 108.
. 23) Jingere OL 8. h. h. 0. 176—7, 6 33—6; Heimskr. c. 196—7
€.322—54 bie bltere Sage, co. 76, S.60, und Sufag M jur jlingeren
Øage, &,187—90, låft den Björn keine Beftedjung nehmen, vielmehr Knuté
Boten hången, und fpåter deffen UAnkunft von Olaf im Traume voraudfehen.
24) So heilt er einen mit einer Gefdroulft behafteten Knaben durch Be-
ſtreichen mit ber Hand, und durd Gingeben kreuzweiſe gefduittenen Brodes;
jøngere 01. 8. h. b. 0. 179, 6.39—40; Heimskr. c. 200, 6. 327—8;
åltere Sage, c. 79, 6. 61.
25) eltere OL. 8. h. h. c. 110, S. 80; Bufag P zur jångeren
Sage, 6. 195; Helmskr. e. 201, S. 328; Saxo Grammat. X,
6.515—6; Libifdes Paffionale, 537; Breviar. Nidros. S. 548;
Fornsvemski Legend, I, S. 870. Dlaf ſchueidet nåmlid einmal am
Sonntage, ohne an etwas zu denten, Spåne; an bie Heiligkeit des Laged erins
mert, verbrenut er ſich biefe jur Bupe in der hohlen Hand, natirlid ohne dag
bie heilige Hand davon Schaden leidet. Die Scheu Olaf8 vor ener Entheille
gung ber Feſttage tritt Abrigen8 aud fonft dfter zu Lage, wie etwa gelegent
lich der Schlacht bei Redjar, bes legten Treffens mit Erling, u. ſ. w, und wurde
oden, $. 45, Anm. 12—3 bereitd befprodjen; ilber eine bildliche Darſtellung
1. mtnilt 646
fylke ni, mad er nunwehn oppfanane. folke:
atte. fær el einen Theil ſeines Reiches aagehaten finn, køer
DP ein "nad Rorwegen mollien, maren gegen, ble Aunhme;
apde male, wolli⸗ Dlaf ſeiner Mippe entſagen, mad Jepuſqlen *
bellgen. Gtåtten wallfahrten, und in ein Kloſtet gen; har
eb es ihn bød wieder au einem Verſuche, ſein ——*
Reich wiederzugewinnen, waͤhrend aberglaͤubiſche Befürchtungen ihn
aud dieſen Gedanken nicht recht ernſtlich verfolgen ließen. Endlich
bellimmie ihn «ine Traumerſcheinung König Olaf Trygavafone. au
dieſem legteren Schritte, und mit. Jubel uahm ſein Gefolge dieſen
Entſchluß auf26); trog ber Bitten Jarisleifs und ſeiner Könjginn
wird auf her Mbreife beftanden, und nad) mit ihrer Hilfe voflenbeter
Růſtung geht der Jug wirflid der Götaland nad Schwedlaud,
wo ber König von feinem Schwager, König Oenund,. gut aufger
nommen wird. Seinen Sokn Magnus oder. haue Diaf in Rußland
vmriidelaffen7); . I
tog ber Ain gen Berichte feler Runbfsofter beſchloß Olaf
ſeinen Bug: nad Rotwegen fofort zu unternehmen. Der Schweden;
tonig untefrigte Ajn mit vis Hunderten ausgewaͤhlter Lenute, und
verſtattete Hut ble Werbung in ſeinem Neko in Nerwegen hatten
mm innvichen Dlafs anhanger gammelt ünd waren fånf % ig
blefer unb anberer Bunderzeichen Ogf vergf. Pk An
1 & KARM ul går I (Mopenhagen, 1850). y⸗
1089,
= Tiyggvas. & å 6. pe Altere
Såge;'c- W, G-6 ur eodbr. Mon: c. 18, &. 326 fi fyredjen nur danj
dtfgemelsi von Traurmhefihien und Melfungen, bad ådiføe $affionalg
GS: 59 aber laͤßt Ghrifrd ſelbſt dem Olaf erfheinen. .,
: er) Pångere O1S. 'h.A. t. 180—1,6.40—1; Helms Je Å
9: 529—30; kftere Sage,'c. 78, S. 61 u.'c. 80, 6. 61—2; fångere
i. 9 Tryggvas. c 279, 6.50; Fagrsk. $. 109; Theod. Mon
e. 18, 6. 590. Bei Saxo Gramm. X, S. 514—5 ift Olafs Heimtehr nad
Ort und duſcmmenhang falſch angefegt. Benn Adrigens Mund, I, 2, S. T148
Ben Olaf Aber bie Infel Gotland nad Schweden gehen laffen mik, und bie
Aird. 49 Imgefilfrten Angaben Aber bie Betehrung biefer Infel hieher bezieht,
få ſcheint dieß unpufåffig, ba ble Ouellen piffen Gauttand, d Å. Götaland
unb Gurland, Gotland, d. h. Gotland, stemlid rigtig zu unterſcheiden pflegen.
Der von der Heimskr. c. 193, 6. 318 berichtete nd allerdings nad Gots
iend "verfegte orfall (bie jlingere Sage, c. 173, S. 29 nennt feinen Ort)
mf fich hiernach wohl ſchon auf Dlafs Hinreife nad Rußland zugettagen haben.
Sbnig Olaf Haralbbjons- Untergang. 625
ſecho Gjonibeite- flark, unter beffen fünfzehnſahrigem Golbbruder
HAuraldr Sigordarson ihm entgegengezogen: bas geſammte Heer
bes: Konigs beirug jedt woͤlf Hunderte von Maͤnnern e). Es ge⸗
lang bent Koͤnige ferner, den Dagr Hringsson, ber mit ſeinem
Vater; eineni ber Upplandiſchen Kleinfönige, aus dem Lande hatte
weichen muͤſſen, burdj bas Berfpredjen ber Rildgabe ſeines Erb⸗
relches auf feine Seite 3u stehen, und mit zwölf Hunderten ſtieß
derſelbe ju bed Koͤnigs Heer?%). In grofer Zahl ſchloſſen Ad ferner
wahrend bes Juges, ber beſchwerlich genug uͤber Jåmptaland und
vas Kjölengebirge ging, Råuber und Walvleute an, gelodt von der
Ausſicht auf rede Bente. Jenſeits des Gebirges theilte man bas
Heer; feine Norweger fåhrte in gefondertem Haufen König Olaf
felbſt, alles åbrige Bol dagegen wurde Dage Führung unter
geben ao). — Ingtvifehen håtte man ſich aud in Norwegen gegen
28) Jingere O1 8. hk 6. 184 -5, 6. 4—5; Heoimøk.r..c; 207—9,
Ø. 333—4; bie ålfere Sage, o. 80, S. 42, vergi. c. 8, S. 64, weicht
in ben Sahlenangaken ab. Berg ferner Fagrsk. $.100; Theod. Men,
e. 18—9, 6. 328—8; Baraldu 8. hardrada, o. 1, 6. 127—8.
29) Jingere.OL.9,-d. h. 196; & 456; Hetmskr. c. 210,
324—6 | Rad den bljersd Gieqe, o Mk, 6-64, nagl: a 90, 0:02
v. 6.,86, &, 64—5, par Dag ſchon mit Diaf. nad. Ruftand. gegergen, felt
aber zunaͤchſt in Schweden zurückgeblieben, um meitere Berbungen m betslben;
aud) weichen bie Zahlenangaben hier wieder ad.
30) Jångere OI. 8. h. b. c. 187, 6. 46—73 Hoimskr. a. 215
S. 335—8. Der Zuſat Q jur jngeren Sags, S. 195—7 ſchalten eine
Erzahlung eln. nod melder Bildof Sigurd mig feinen Prisftern dem Kbnige
entgegen tam, ifm feinen balbigen Tod burd bie Untreue feiner Unterthanen
voraubfagte, und nur mit Mike fid bewegen ließ, bei ihr zu bleiben. Mer»
wlirdiger iſt aber ein einjelneb Beifpiel von Olafs Merbungen. Brei rider,
Gaataporir (b. $ jort aub Götaland) und Afrafasti, Beide muthvell und
kråftig, dabei gewaltige Råuber und Begelagerer und Gånpter einer Bande ven
breipig Köpfen, befdloffen aus Chrgein und Luft an Abentheuern dem Hönige
fich amuſchließen. Olaf nimmt fie ehrenvoll auf, legt ihnen aber ver Ullem' die
Frage vor, ob file getauft feien? ,,Gautathorir antmortet, daß er weber Chriſt
mod) Heide fei; wir Gefellen haben einen anderen Glauben, alé daß wir auf
unfere Staͤrle und unfer Siegesglück vertrauen (truum ai voru ok sågraåld),
unb ba geniigt uns vollauf (bie åltere Gage fagt: „fie opferten nidt, und
hatten bod) bie Taufe midt genommen). Der König entgegnet: bas ig grop
Sqhade, wenn fo tidtige Beute nidt an Chriſt, ihren Schopfer, glauben follen.
Thorit antwortet: ift irgend ein Ghrifenmann in euerer Umgebung, König,
der an einem age mehe Ruhm ermorben hat ald wir Bråder? Der König
hieß fle ſich taufen laffen und dagu ben rechten Glauben annehmen, und dann
Maurer, Beteprung. 40
På
486 TT
Mafs hrokenben, Mnal - geråftet,. Ginar 31002, den Anut; hip. in
Ausſicht. gefellte Jarlswuͤrde nad Halons Tod abgeſchlagen fatte,
930, damit ſeinen eigenen Sokn. Sveinn zu befleiden, helt: ſich, ſerne,
vm nichtnfũr. denſelhen · kampfen zu müſſen; Thorix der Huud aber
und Gard. våfteten mit allem Gifer und zogen von Norden her mit
bann Sandedayfgebote heran; bie Håuptlinge vom Agåir, Hørdaland,
Rognlapå fammelten ihr Bolt und bemadjten die Landesgrenzen, und
bie Soͤhne des erſchlagenen Erling waren neben mandjen auderen
Haͤupflingen nicht aninper lampfbereitdi). Vergebens mar der König,
der ſich in einer auf has Höchſte geſpannten Stimmung befand 2),
neuerdingẽ burd) getreue Unhånger.nør Dem Barfudje gemarnt-porden,
in Norwegen eingubringen*); nidt ohne unterwegs mandjerlei Wun ⸗
der au thun, jog er Weiter nad) Stafamyrar tm Throndheimiſchen
Veradalr. lev erfuhr man, daß ein feinblides Geu im Auzuge
fei; mb ed wurde · darun ſofert Wuſſerung gehalien und bar Heer
uns folgen; bann wollen wir end) zu føk angefjenen SRinnern maden; menn
ihr ben bat nicht · tudllt, «fo fehutg enerem frfijeren Leben zurüc. Ufeafafti
ettlart. 'brfr er bie Vaufe utd annchnin amöge Davauf entfermen fe fich. Da
ſprach Guutathøpin: dad iſt eine grofhe Schande / daß bet König uns aus ſeinem
Gore ·wegweiſo miomals · fam» idy irgrsbronhjar,- wo · ·ich · auicht · andere enten
øteidgetjeltetv mmærden: mokues: nter ſoichen Aluaſtandan · werde ir nicht umle hren·
Oo: ogrsinigtendienfid. pkt andern aldlenten, :und folgten ben Gerehindfen"
Goidie jbngere Ol: Gihubvio, 1884 G,147—80008 Hosmskst €. DR;
Gu 330—1 4 dier Akber0 åa 96,6 QD, S. GA aueicha mur in deg Borten ab,
nb bezugt iberbief Dioft: Gird liden Nikfer aud. dpbund; hop flo mmåbltr-ssber
Sånig: gebietet,i daß bår Søute dems Gottetdienſte anmokner faller; seifæ dir
Gahr deginnen+ GG tim chõchſten Garder bopeisjnuetd; baf ben fromme · etg
midyb: den mindefln Mtnfiend ninust / Straudbiebe und Måuber: in ſein Heer auf⸗
anelsen und; an bie Blinbetung- feinex Unterthanen gu. vettvbftet, bagrgen
ſich vor dem Gedaulen · entſert, einen Ungekauften unter feinen Lerten it haben!
185 Jå mg ere 01 8. h ba 6 182—3, S dd; Betim vkto 204,
Gs 330--2;-bktere Gagen 0; 68—9, S. 52 und 8. OB, 6.705 Bufak
Fr.qar jkngeren Gage, S. 236—7; vergl jångere 04,8, Toygar
0: 281y 5.52—3, Khorir- foll fid und ſeiner nåden Umgedung bundr Fianiſche
Baubeatunſt aus dekt + ober Rennthierfellen urwerſehtbare Pangerhemben haben
rqhen / laſſen! - Bal. fiber dieſe auch nød Bufag p pur fingeren Sagt,
€6.20% ;
. 22) fin Øefikt, in melom er ble gange delt zu überichauen måkrie,
top Sn: zwar ſeinem Biſchofe Sigurd als heilig enføeinen, erllärt fid und aber
einſach aus jener iherreigen Gtinmung ; jagere 01. $, b. h. 0. 189, 6.460;
Meimskr. 0, 343, 6. 337—83 åltere Sage, a. 84 Ø. 62.
- 00) Aaltere-OL Å h. h..e. 81, G. 62
Kbnig Dlaf Harafbbfon WUåtergang. er
gtorbkef. Bor: Allem handelt es fidj dabel får Olaf un 'ehré
Meinigung deffelben im kirchlichen Cinne. „Da fand 'man nevn
Himderte heidnifdjer Månner, und als der König bas erfukr, da blef
er!ſie ſich tanfen laffen, und fagte, bag er keine Heidenleute bei ſich
haben wolle; wir Fonnen nidt auf ble Zahl unſeres Heeres ver-
trauen, Gott aber ſollen wir vertrauen, denn durch ſeine Macht und
Barmhetʒigleit mögen wir den Sieg gewinnen, midt aber will id
Heidenvolk und Ghriftenleute vermiſchen; als aber die Heiden dieß
hoͤrten, da bielten fie gufammen Rath, und am Ende liefen ſich vier
Hunderte Volfé taufen, fünf Hunberte aber miderfegten fid dem
Chriſtenthume, und feheten in ihr Land Geim35), Alles tn Allem
34) Einem Bauerh, deſſen Ader fein Gefolge jertreten hatte, ſtellt ev biefen
wunderihatig wiedet her; beffen Sohnen meiffagt ev ihre giücliche Heimhunft
aus bem Mriege; jiingere 01.5. h: å..c.-190, 6, 40—51; Uelmskr.
c. 214, €. 338—9; åltere Sage, c. 83, S. ø3— 4 Fostbrådra 8.
0. 46, S. 102-—4 ber ålteren Uudgabe.
88) Sfingere '01. 5. b. b. c. 101, Ø. 51; Helmskr. 6. 215
S. 130—40; åttere Sage, c. Bt, S. 62; Fagrsk. 6.100. Merhvirbig
fimb die ·Worte des Theod. Man, €: 18, &. 2287: Comque Instaret rex
paganis, uc baptiverentor; Illøque 'Getroctårent sussipere jagam dominl,
alt: åv. non: iudigere pagunoruim ei å des alienerum, marime conire
Cheistianos; vilemisiki fore vivterkm, quae'indqaorum manibus para-
ruter. Redpondent pagsni: 6 2e' quidem-ad ustrs hellorum, et al
quld-aktd juberet vex> tøta: no vellam Notionem nolle se ve-
ternae: comsnetudiol antspodere» mulle so redire in purinm. Gir begege
nen wir ferner · wieber bon Heiben: oben genannten Brådørn: ,,Dann traten ble
Brůder vor; mit ihrer Geer, Goutathorir und Afrafaſti, und bieden jm ikjer
Silfe ang ev forgte, ob ſie Me Taufe und ben redten Glauben angenømmen
hattenr? Gautathøris fogt, bak ſel midt ber Fall; ber König hlef fle ba den
rechten Glanben annefenen, oder aber anberenfalls weggehen. Da gingen fe
weg, und erde mit elnander, welchem Rathe fle folgen follkens da ſprach Afra⸗
faftis fo iſt aud meinem Ginne geſprochen, daß id nidt juridtehren mik; ich
will gum Rampfe fahven, um dem einen øder anderen Theile ju helfen; daran
aber ſchelat mir Nichts au legen, in weſſen Schaar id bin. Da erwiebert
Gautathorir: wenn id sum Kampfe fahren wil, da merde id bem Konige
helfen, benn er ift ber Hilfe mehr bebårftig, und wenn id einmal an einen Gott
glauben fol, was ift e8 mir dann ſchlechter, an ben weißen Chriſt zu glauben,
als an einen anberen Göjen? Run ift dad mein Nath, def wir uns taufen
laffen, wenn dem Könige darauf fo vie angufommen ſcheint; dann wollen wir
mtt ifm fn ben Kampf fahren. Damit find Ulle einverftanden; fle gehen dann
gum Konige, und fagen, daß fe ſich wollen taufen kaffen; da murben fle vor
ben Griflien getauft und gefirmekt. Der König nahm fie in ſeinen Dienf-
40 *
628 IV. Mbfnitt. 6. 40.
zaͤhlte bes Königs Heer jeht breifig Hunbderte, 9. h. drel Taufend
ſechs Hunbert Mann; eine nad) bamaligen Begriffen ſehr bedenteiide
Stårfe, Der König thellt daſſelbe in brei Haufen, deren jeder fåne
tigene Hauptfahne erhielt; fr fid mit feinen Norwegern unb Ge—
folgsleuten beftlmmte' er das Mitteltreffen, während Dag mit ben
Seinigen den redten, ble Schweden bagegen den linken Flügel ein ⸗
nehmen follten. Als Helmzeichen wurde wie ed ſcheint ein weißes
Kreuz gewaͤhlt?e); der Schlachtruf aber ſollte lauten: fram, fram,
Kristsmenn, krossmenn, konungsmenn, 5. 5. vorwärts, vormåtte,
Chriſtsleute, Kreugleute, Königsteutes7). Audj ble Schilbburg murde
jetzt georbnet, und in berfelben wies der König vier Skalden, bar-
unter bem Isländer pormodr Kolbrunarskald, ihren Pla an, ba-
mit fie bereinft aus elgener Wiſſenſchaft ble kommende Schlacht be-
verband auf/ und fogd, baf ſie å bør Schlacht unter føler Øuhneftehen folder,
Ød'bibjingere Q1. 8.'h. b. 0-18, S. 51+3 und Heolmskr. 6. 215,
-Ø.340—1 6 im Gingelnen abweichend erzaͤhlt bie åltere Sage, c.87, S. 65
ben Borgang folgendermafen: König Olaf war nun am Morgend um das
Untern (at undurnl) ju einem $igel getommen, unb'hlep /ſeine Bente gur
Seicht gehen. enig mifernt ſaßen aber brethig · Manner, und legten ihre
Muffen nicht · ah. Dwr Rördg Øk madfagen; wer frr følen Und e$. wunde
Alm gefogt,- bag rå Mlfrafafii fei und Gautathorir. Der König fragt, was fir
wollen. Sie fager, daß fie in fein Heer eintveten wollen. Er fragt, ob fle
getauft feien. Sie antwotten aber nidt getauft zu fen. Da fagt ber Möikg
nochmals daſſelbe wie fråker. Wør mögen-eudy ME in unferem Geer haben;
"gønig ader wodlen wit ond. haler. menn Mr bie: Zauje nehanen møllt; und fahrt
ba in · Frieden. Gis ſprachen, darum felen fir ihm nachgezogen, daß fie ihm
helfen wollten, und ſagten, fie feien ſchon wiederholt in Gefahren beſtanden.
Es føeint uns aber, Der, daß ber Glaube der befte fel, den iht vertündet;
barum aber bitten wir euch, bag ihr für uns gutſteht, diewell wir ble Sitten
nicht tennen, bie ihr und vertimbigt. Der Aönig fagt ihnen au, bak er ſie fn
feinen Schutz nehmen werbe. Nun fagen fie, bak fle um jeden Preis mit dem
Kbnige vorn ſtreiten wollen. Sie werden nun getauft und gefirmelt, und haben
ble Girmbinden um den Kopf.” — Undurn, fønft ben Radmittag begeidjnend,
oilt bier fir ben Mormittag, wie denn berfelbe Wedfel im Gebraude aud
anderwårt8 vortommt; vergi. Finn Magnusson, Om de gamle Skandinavers
Inddeliog af dagens. tider, 6. 44 59, woſelbſt aud Nachweiſe fiber andere
Dialecte u finden find.
36) Bergl. Mund, I, 2, 6. 783, Anm. 1.
37) In Grinnerung deſſen gilt fyåter ber Ruf: vøran, Ghriftdleute, Kreugs
feute, des heiligen Dlafs Beute, als Schlachtruf König Sverrits (+ 1202) und
feiner Partei; Sverris 8. 6. 163, S. 403; Hakonar 8. Hakonar-
sonar, o. 229, 6. 510. J
König Olof. Garaldkfond Untergang. 629
føngen önnten. Der Leblingsdidjter Olafs, Sighvatr, war freilich
af. elger Pilgerfahrt nad) Rom abwefend, und Thormod, ohnehin
auf denfelben eferfildjtig, fonnte fid vidt enthalten, auf ihn zu
ſucheln. Als ber König antwortet: ,midt darf man ben Gighvat
barum höhnen, menn er and nidt bier ift; oft hat er uns. wohl
gedient, und jegt wird er får uns beten, und deſſen werden wir
gar bald bedirfen”, meint Shormod : „es mag ſein, König, daß ihr
jept zumeiſt der Gebete bediirft; aber biinu wuͤrde es um eure Fahnen⸗
fange. ausfehen, König, wenn jegt alle eure Dienfleute auf der
Romfahrt måren|” — Ein åbles Jeiden ift aber, daß nur Menige
aud ber Umgegend fid dem Heere Olafs anſchloſſen; die Mehrheit
ber Bauern Rand gegen ben König, unter den Waffen, oder martete
aud wohl parteilos bas. Ergebniß bes Kampfes ab. Von einigen
felner Anhånger aufgeforbert, mit Mord unb Brand gegen ble Abe
truͤnnigen vorzufahren, ſoll indeffen Olaf erklaͤrt haben, folde Mittel
habe er wohl anwenden duͤrfen, um fen Volk zum redjten Glauben
au zwingen, wo es fich aber nur um fein perſonliches Intereffe
handle felen fle ihm nicht anſtaͤndig *8).
In geſchloſſener Heeresordnung wird abemnachtet. Am Lage
darauf ſchloſſen AG sjemtid vide Bauern dem Here an; aber Uke
herichteten von ber grofen Zahl der Gegner, md von deren feftem
Entſchluſſe ſofert zu fdlagens*). Da trat Olaf 34 einem Bauern,
und gab ihm Geld, mit bem Auftrage, foldes nad ber Schlacht
unter ble Kirchen, die Seiſilichkeit und die Armen au vertheilen, sum
Heile ber Seelen feiner im Kampfe fallenden Gegner; wiederholt
38) Jiingere OI. 8. h.hb. c. 191—2, G.52—8; Heimskr. c. 2166,
&. 341—6; vergl. Altere Sage, c. 8G, 6. 66-7 n.'c. 1, S. 60, ſowie
Fostbrådra 8. c. 10, S. 108—9'u. 8. 47, S. 195—7 (tere Ausgabe),
welde freilid nidt vdlllg uͤbereinſtimmen (vergi. aud é. 10, S. 109 neuete
Ausgabe) — Aud jept fehlt es Abrigens midt an manderlet Wundern, melde
bem Rönige zugeſchrieben werden; dahin die Heilung eines mit'ihm geſtürzten
Pferdes, bann die Verwandlung von Waffer in Bier und Meth burd feen
Segen; åltere Sage, c. 84, S. 64 und Sufag 8 pur jilngeren Suge
6. 199—200; aud ba Grölinden des Lehnomannes Koll, ber ble Bunpifahhe
ber Bauern tragen follte, ſcheint hieher zu gehdren; åltere Sage, e. 82,
S. 63. Die entfdiedene Heindfellgteit ber Thrömber gegen Olaf hebt aber am
Beſten hervor Theod. Mon. c. 19, &. 328.
39) Yad Theod. Mon. c. 19, €. 328 håtte Dlaf vorerft nod einen
vergeblidjen Verſuch gemadt, dle Bauern in Gite put Untetwerfung qu bringen.
090 VI. Mofitt: $. 88.
Ber ſeine Meinung befragt, erkkårt er biefe Beftlienung dalen veß
ſeinen eigenen Betten, ble follen würden, ohnehin feen :gehotfen
werde, felne egner aber ener ſolchen Stiftung bedürſten ich. Auf
eben blefen Tag ſcheint es fid zu begiehjen, menn angegeben wird,
bafi ber König in ber vorkergehenden Nacht lange gewacht und: tm
Gebet gelegen habet1), bann aber, fråh ermadend, den pormobr
Kolbrunarskald aufgeforbert habe, burdj bas Gingen eines Liedes
das Heer zu weden. Uud jegt fonmte ber Didter nicht unchin
feiner Giferfudjt auf den avmefenden Gighvat Luft zu madjen 19);
er fang aber enblid bas atte Bjarkamal, und zwar fo lam, vag
alles Bolt davon erwachte und kampfluſtig wurde ). Bon Könige
40) Jüngere Ol. 8. h. h e. 199, S. 58—9; Keimskr. c. 21$,
&. 346—7; åltere Gage, c. 86, S. 65, wo møgegeden wird; daß Oiaf
Sonntag, Mondtag und Dienstag unthåtig, zu Suklastadir gelegen fei; femmer
Theod, Mon. c. 19, 6. 328. : .
At) Rad etnigen Quellen hatte Olaf in blefer akt eine himmlåjdje Er⸗
ſcheinung, ble ihn auf ben ifm bevorftefjenden Mårtyrertod vorbereitete; fiin»
gere O1. 8. Tryggvas. c. 280, 8. 50—1; vergl. Theod. Mon. c 19,
&. 328; ferner Fornsvenskt Legend. I, 6. 863—4; Brevliar. NI-
åros. 6. 543; Missalé Aboense, S. 637; Missale Hafniense,
S. 644. Zuweilen wird dlefe Viſion auch wohl mit einer fpkter nod zu be⸗
rahrenden vermlft; fo in der Homilie deg Oldnorsk Låsebög, S. 103;
De 9. Olavo, 6. 534; Breviat Scårense, S. 641—2.
42) Mur be bltere Dlafsfage und ble Fosthrödra 8 biterer Audgade ge-
benten dieſes Zuges. Hiernadj fragt Thormod den König auf Pine Aufforde-
rung fi: mann foll nicht ber Didter Eighvat finjen, und fo bad Golb-
ſchwert vergelten, bat bu, König, ihm vorigen Winter als Wethnachtsgeſchent
gabft? Der König ſprach: meift du nicht, dak Sighrat fegt midt hier ift?
Miemand wird uns jegt nöthiger fein als er, menn er auf ber Sudfahet Får
uns betet. Thormod entgegnet: da mird jegt Jeder von und thun nad Dem,
woju er gefdidt if. Ich merde hente Dichtkunſt und Vapferkeit zeigen, er aber
fytelt in Rom mit ben Hånden” (8. h. faltet fie qum Gebet).
43) Snorri und ble jilngere Sage thellen bei dieſer Gefegenheit einige
Strophen dieſes Liedes mit; einige andere finden fi im Skaldsk.e. 45,
&. 400—2; zwei weitere Brudftiidfe, ble Bartholinus, Antiquit. Dante.
&. 179—80 ald der Edda entnommen anführt, weiß id ebenſowenig in biefer
au finden, als Rafn, der ale jene Ueberrefte des Liedes in den F. A. 8.1,
6. 110—2 abgedrudt hat. Cine Ueberfegung deg Bjarkamal in Lateiniſche
Øerameter gibt Saxo Gramm. Il, S. 90—108, eine proſaiſche Aufldfung bie
Hrolfs 8. kraka, c. 49-52, S. 99—108. Das ed paßte vortrefild
auf ble Gelegenheit, weil es mit ben Gtrophen beginnt, durch welche Mjaltt ben
mythifjen König rolf mb feine herifmten Dienfiteute wedte; eg ift kberbief
König Diaf Garaldſeus Untergang. 684
bofhøntt,- tikket hormodbirfen > daß en. tveben.i chen nych, Å
Suda Hd · wen ihm / icheiden · moge; Olaf verſpricht dieß, umd Thasmed
verheimn dagegan· Trene: bis in ben Tod, wiederucz mådt oime, sagn
Seitenhih auf den abweſenden Gighvat 5): Iept heißt. lat, alle
ſeine Reuter gur Beicht gehn; eine Meſſe mirdigelefen, und, Min coumnn⸗
økten vor dør Schlacht 45), Dann wird anfgebroden. und. der, Morſch
in der Art forigefegt,--baf Dag einen anderen Weg nnfder.glø bar
Qinig febf. Bald ſtöſt man auf das feindliche Heerz eine pom disfen
vorauageſandte Echaar mird. fofort zuſammengehaaien 5. IJeht mind
abgeſtiegen, und die Schlachtlinie 'geordnet;: ha :Dag.-mik. fringr
Schaar mod nicht zur Stelle ift, mird: eine Aeuderung / ben usiyriinge
lid) beabſichtigten Aufftellung nöthig, und bie Upplaͤnder müſſen
den ihm beſtiumten Poßen einnehmen; ihr Führer, der: fünfzehn⸗
jaͤhrige Harald Sigurdarſon, laͤßt ſich nicht Beregn: dem Kampfe
fern zu bleiben 17). Um nicht umgangen au werden, uriißte bed Königé
Schlachtreihe weit ausgedehnt, und. darum. uͤm fo důnnẽr werden;
wer heidniſch⸗ verft aber benso: den euergiid fler, ug egen di
Gotterwelt, und mochte aud infofene, paffend pefeinen, .. åa
u 40) Vingene Ol 8. My G-59-615. Helmaks. PEN
&. 37-81, filtere. Gage må Kosibrådra S;,g- 48,
S. 197—200, har talteren.⸗ Und 0, 10, S. 408578, Der neperen Uubagher, Die
åltere Olajöjage, und Die. apene. Bearbeitnng den Foybradra, 5, (yprpl. sy
* 26. S. 125 ber lableren) laſſen dabei midt nr nød beflimmier herpøptreten,
bag eb die Gorge pp. ſein Schichkſal uach dem Kode, ig, Tharmod. ſene
Witte in den Mund føgt,-jobenn e erahten ådepbirå nod, pie Olaf bentesken
van fein Altex und die Zahl. der vom ihn Pegqngenen Jodaſchläge befragt und iføn
varſpricht, haf bie- fieben. Zage, die amijøhen. ob und, Begvåbnibfeier zu liegen
Aflegagn, eden Hinreidjen ſollten, ikm brog,jener big ewige Ruhe på verſchaffen.
Merg, ble Yumerfung ber Heraudgeber gur meget Stefle der Älferen
Staföfage, S. 117—8. p
45) Ueltere. OI. X. h. h. 6. Bi, S. 65 u. Pi TR S TR åufagU
åuy jøngeren Page, S. 201. Die. erftere Quelle ergåhlt exft bier die Be»
tehrung; des Gautathorir und Ufrafafti, und lågt dieſe jegt bak Beichten nere
weigern mit. ben Wortenz pir haben Nichts mit dem Biſchofe zu wiſperme;
bod haͤlt der König fie an zu thun wie die Under... vi
. - Å9) Bångere 01.8, h. b. c 195, & 61—2; Helmskt. on 22,
S. 240; åltere Sage, c.85, S.64; Fostbrådra 3. c. ås, S. 201—2,
åltere Wubgabe.
47) Jåugere OL 5 h.h. 6. 195, S.62—3; Helmskr..c. At,
S. 349—30; vergl. Fagrsk. $. 109; Agrip, 6. 25, 6.309; Haralds
8. bardrada, 6. 13 S. 128-9, u. H w.
om 17: Mit: 6-40
a Dør: hr. Mebarmadik ben Gausre gesnåber. (dader ins
Mei. fiel 49)... Da das Vauerahrer· mod vicht voͤllig gur. Stelte
pare gab/ eq noch einige Belt gum Ruhen; Olaf benkgte dieſe / un
vorerßt. ainn Mp zugethanen Bauern, dan: porgils alma (ber: Name
wird verſchieden angegeben), zu erſuchen, duß er ber Schlecht ſern
bleiben, bagegen aber für ble Pflege ber Verwundeten nb die Vu-
Battung, ber Gefallenen; ſorgen möge; bann hielt er eee Anlprache
49 fen Heer 09), Dann ſchlief Olaf ein menig, und wisderum haute
ev einen Trauun, in welchem ex, ſeinen malen Gal ahnend, auf etter
Leiter in ben Gimmel hinaufzußeigen melmtes0); im Geſpraͤch mit
einem ſeiner Degleiter verſpricht er ſich dnmal, und erkennt mu
hierin ein Zeichen ſeines nahen Todes, indem er zugleich Jenem
weiſſagt, daß aud) ihm Aehnllches eiaſt ſerinen Tod verlinden werde I).
Sept heſchieht es auch, daß Acnljokr Fellint, .ein berücheigter Riu
der, dem Rönige ſeinen Dienſt amblatek; und von ihm, nachdem er
Ad beredt finden laͤßt, dit ps W nd Breen
ge, md, en
8) Sad der Alteren 01. 8. 2 6. år fihte Piafe Geer
> sen wie SG ber Daurm vieruntywamig Faknett; aliein waͤhrend hier hundert ·
auumig⸗ſenden boet mote vierzig Winn mfer der Bolme. Da dach e. OL,
6.68 Dlaf pwolf, ſeine Gegner aber vierzig (hundertzwanzig?) Hunderte påbiten,
. fann ſich bigfe Angabe natürlich nur auf das beiderſeitige Gaupttveffen beziehen.
49) Jungere Q1.8. h. . £. 196—7,8.63-4; Helmakr. å. 22—3,
6. 350—27 vergl. åltere Sage, c. Ol, S. 69, nod welcher Olaf ben
Worgils zugleich anweiſt, ble Bente ihte Wunden in bemfelken Waſſer aus⸗
wafdjen au lafſen, in bem er ſelber werde gewaſchen worden ſein
50) Jüngere OI. 8. h. h. co 200, S. 65—66; Helmskr. 0. 226,
S. 353—4; åltere Gage, co. 80, S. 683 fermer Sohol. 42 ju Adam.
Brem. S. 327 u. Geisli, V. 15—6. Daß blefe Viſon Dlafs nidt ſelten
mit ber vermedfelt wird, bie er ſchon in ber Radt vorher gehadt haben folke,
wurde bereits bemertt.
51) Aeltere O1 9. b. D. c. 89, S. 673 Bufag V jur jångeren
Sage, 6.201; vergl. Orkneyinga 8. 6.74—6, u. oben $.37, Anm. 7.
* 52) Da fragte der Rönig, oG Arnljot getaußt fel sder nie? Er fote,
das fei fein Glaupe, daß er auf feine Madt und Kraft (a matt ston ok megin)
vertraue; e8 hat mir blefer Glaube, fagt er, bisher vållig geniigt. Der König
"fagt: nun, meine id), follft bu glauben, daß Jeſus Chriſt den Himmel und bie
Erde geſchaffen hat, und alle Menfden, und daß zu ihm alle Seute nach ihrem
Kobe fahren werden, bie rechtſchaffen und gut find. Arntjot antroortet: ich hade
von bem weißen Chriſt fyredjen hören, feine Retur iſt mir aber nicht beiannt,
ober uber was er gebietet; nun will ich an Alles glauben, was ihr mir fagt:
Stig Ofof- Gavilbfon8 Uttergang. Ko
an rikt hatten aber ble Qdjenslente: ntb bie Balieen hr ber Silt
ste anſehnliches Here getzen Oiafzufamniengebracht!Wohl· vår
darunter eine große Zahl wenig Mutdyfyelbker Beule; bie · Lehensl eite
aber und die groͤßeren Banern: bilbelen mir Uren Hausterlen eie
tüchtinen Øern, "sad Alles war vokker Haß gegen den Milk, wel⸗
cher durch eine Stanbtebe des Dantſchen Biſchofo Sigur: noch aach
Mråften' geſteigert ¶ wurde or). Dut ber Veradatr vor utan demn
Øöimige entgegengtzogen; ein: Kriegsrath wurde gehalten / und Der
Oberbefehl, nachdem / ihn ſowohl porir hundr als Harekr von pjolta
ausgeſchlagen hatte, von Kalfr Arwason übernommen do). Kål: bes
hatt ſich bemgemåg ble Fühtung des Mitteltreffens or; unter ſeine
Wahte tritt außer ſeinen eigenen Hauskerlen auch Harek mit feiner
Schaar, Thorit aber mit bn Seinigen «tålt der Play vor der Juhne.
Ala Thore fyleft fich porsteinn krfarrarsmidr: (d. h.Schtffdban ·
meiſter) an, stri: tapferse Kaufmann, ber an OMF megen eines Kauf⸗
ſchiffs NXache nehanen· woſctedao! er?⸗ durch ihn verloren -Batkt;* bie
beſten Leute aus Throndheim und Halogalaud wurden auf bilden
Seiten von Thorir aufgeſtellt, den linken Fig aber uͤhernahmen
vle Rogalaͤnder, Horhalander unp Syonen ben rechten okt. die..pu6
Mari, . Raumsdalr: ud. ——— ble an n ber Sglacht · Antheil
—— —A ——
ich will mein ganges —* in euere ut fegen. Da wurde Arnljot gelauft
und vom Giausen dus geichet. 008" blek Rörtige amn Röothigſten au feln (len,
und ev ſtellte ihn am be Spige ſeines daufens, und vor ble Fahne, da wo
«Øautethotir-unb Aftafaſti und re Genofitn flanden*; fingere 01 5.h.h.
6. 201, 6. 00-85 Bolkeke, é. 221, 6. 354—3; åltere Sage,
'e: 88, 6 09. - h
1-53 Fingers OLS Rh. €. 202224, 6.05-40; Heimskr.c.228-30,
6. 355—8. Bimertenibroerth. find be Viſchofs Morte! ,Memand fel fo fed,
«føle (0. 5. ble gefallenen Gegner) qur Kirche zu führen; denn fle find Vikinger
und Miffethåter.* Der Biſchof behandelt alfo ben heiligen König geradezu als
einen Aechter und Gebannten! — Dit Stårte bed Bauernheered wird aber von
ber jüngeren OS. c. 210, S. 75, und der Hélmskr. 6. 236, S. 383, auf
100 $underte (b. Å. 12,0007) angeſchlagen; von der ålteren Gage, 6. 89,
6.66, und c. 91, €.68, bagegen auf TO Hunberte. Die bereits ermåhnte 8.
Olaffs 8. paa Svenske Rim, 6.65, nennt ben Däniſchen Bifdjof, une
gewiß mworauf geftåpt, Torkill Biskop then Danske. i
54) Jing. 01.5 b. b. €.205—6, 6.70—3; Heimskr. c. 231—2,
6.358—60. Auf Kalf wird barum aud wohl der gange Kampf zurückgeführt,
å 8. Agrip. c. 25, 6.309; ble $omilte im Oldnorsk Låsehog, 6. 103,
u. ſ. w.
684 > Modell 6. MG
webinen, vhne daß ihnen bod) in ben: Quellen ein bejonberer Ahiop
augewlefen toåne 553. Durch eine Anſprache ude akt dir Greide
tuft ſemer Leute anzuftuern; beſondere Fürſorge mar dafim getofjen,
daß ber Uebergang aus der Marſchordaung én die Schlachtordauug
raſch erfolgen lönne: der Kampfruf des Bauernheeres lauiete: nen.
fram, bondr, vorwaͤrts, vorwäͤrts, Bauernoe)! So sog MG: Geer
gegen Stiktastadir, wo ber Koönig ſeiner bereus martete; da · lef
Vert Dag, Katf aber ben auf dem Marſche bie Rarhhut ſahrendin
Thorir au ermarten hatte, ftanden ſich indeſſen bie Heere vint Weite
gegenåber ohne den Kampf zu beginnen 57). — een
MØ man fid nahe genag 'gefommen war, um Hd: gegefeltig
erfennen und vernehmen 3u können, hålt Disf einzeinen Haͤuptliugen
namenttich ihren Berroth vor; vergebens8%): Dann· heißt sør. ble
ſenigen, welche eiwa in den Helen det Gegner Barivarneia jeljen
follten, aus ſeiner Schaat austreien; Veier aber mochte ihn wey⸗
laſſen, obwohl Eiaer ſeine proet Soöͤhne im: Daurvnheere fak): Haber
den kam endlich Therir ber Hund :am5 alsbald tritt / er nit / ſeinen
$anfen. ver. die Fuhne, umd mit brur Rufe:. veraårke 1: morwwaͤrtz
Bauerbleute -voird: :ångegifjen: Mit dem / Gegenrufez . vormårtg,
vorwatto Gåifkdlente, Kveujteute , haigslertte!: rikt, des: König
Hoer - abgegen %).- Gin. Mißvetſtaͤndniß tegiglidr det: Frdgrfdnrid
55) Jöngere Ol: 8. h hi c..207+8, S. 73; Ham øk nc. 3—4,
S. 361—2; åltere Sage, c.59—91, S.606—9; Fagrak. $.400. - .
56) Jingero OA. Se h. db. c. 209, S. 745; Mekmekr. . 235,
€5.362; val åltere Sagie,:e.ST, Ø.65y pub Agripy e:264 & 300. Ok
Vergleichung bes beiberfeitigen Gåtadktrufek seigt, bafi man Geitat hes Lonigh
fir das Gjrifenjurm und. bie Majefåt des Königthum qu feiden møinter
Seitens ber Bauern aber fir bad Landredt und dle alte båverlije Bruket!
57) Biångere 01. 8. h hk. €.2N0, 8.75; Helmakn 0.236, Gs 363;
møt. åltere Sage, c. 9, S. 66. : EE
58) Jingere Ol 8. h.b c 211, & 76— 73 Hekmekrn.,c. 237
6. 364; bitete Sage, c. 0, 6.68; Hufag X gur jungeren Gage
&. 202—3. ,
39) Aeltere 01.8. h. h. c. OL, S.68—0.
60) Jångere 01 8. k.h. 6.211, S.77; Hoimskr. a. 238, 5.2048;
åltere Sage, e.D1—2, G.68—0. Die legtere Quelle, welche aud. fork i
mandjen Gingelnheiten und jumal in ber Reihenfolge ber Vorgäuge abmeidt
gidt ben Schlachtruf folgendermafen: Koyum, knyum, konungslikar, hardle,
bardia, bounda menn, ».. rahrt eu, råket eud, Königbleute; råflig
riflig, Bauerbmånner! GB liegt badet wohl eine Beredölung be Rufed-
König Olaf Garalbbjord Ustergang. 605
lbeingtr Anſangs ble Vauern in Verwirrungz da aber bie Lehjendlaste
vit. ihren Hausterlen: fefl Stand haltet, tommt bas Geſecht bold
wieder um Gehen, und bas Uebergrmidjt ber gröferen Zahl dar
giamn fid) geltend ju madjen. Da:falen Gatathorir, Afrafafi und
Avnljot Geilini, ba die Dichter porfiønr munnr und Gizurr Gull-
brerfostri, vielleicht aud ber Fahmentråger pordré!); ba. fåMK: in
MBehodigung: felnes Herr Björm stallari. Jegt faud auch bar
Gbnig felbf, der bidher aufs Tapferſte gekaͤmpft hotte; feinen To».
Seinem Geluͤbde getreu war porsteinn knørrarsmidr, der beraubte
Kaufmann, ber Erſte der auf ihn einhieb; er bringt dem Könige
«ene ſchwere Wamnde am Kuie bed, fo daß dieſer fein Schwert fallen
86, und an einen Stein ſich lehnend Gotas Barmhexzigleit an⸗
ruft, ev ſelber aber fällt ſofort vor Finnr Arnason. Als ber Zweite
pt porter huudr, ber: Blutraͤcher, dem Kömige ben Sprer ducch den
Bauch; aud :Kalfr Arnason hat mad) ifm, bod: ungewiß mit
welchem Grfølge: wohl fand: mon on der Leiche eine britte runde,
raber. RMemand' wußte, ob fiervar Kalf heniire. Go flelder dicke
«Diafs am tn her ble pdtjeSdxar,.-ble . in: feiner :Umgebuing at
fochten - hatte arx — 'Snpoifden: mer Dagr: Hringason: mit. feier
He tresabtheileng riadigefommm, mnd: fsbald. bie Danbelheit: ihnn go
frattete ſoch zuretht 34. Finden, gum: Angriff gefdritten ; Anfange-fogs
der auf bem Marſche ermuntern, mit dem anberen ver, ber im Kampfe an»
fenern follte. - '
61) Mad-der fingeren O1 & &. b.o. 198, Gi 64, die fich auf eine
Strophe Sighontb beruft, trug pordr Falusan (Folsnon) Diafs Fahne; und
ål 0.211, 8.00, filet er unter dieſer, pam Tobe verwundet; ebenſo Meimskr.
e. 294, 6.82, und c. 299, S. 367. Mah Theod. Mon. c.19, & 32,
helft Olafs Jahuentråger Björn, und fålt gleichfalls tm Kampfe. Die åltere
uge, c.01, S. 68, laſßt ben Aral Arnason ble Fahne tragen, ergåhit aber
fpåter, 0.99, S. 74, wie pordr Folason an bem Finger der dis Fahuenfrange
$ielt, verwundet, fpåter aber wieder gehjeilt worden fei. Offenbar war der erfte
våger ber Fahne erflagen, fen Radfelger aber verwundet orden; Heafiglid
ihrer Ramen trat aber ſchon fråh Verwirrung ein.
62) Jingere O1.8.b.h. c 211, 6.77—84; Heimskr. €. 238—40,
€.365—170; åltere Gage, c. 92—3, S. 60- 70; ferner Fagrsk. $. 100;
Axrip, 6. 25, 6. 399—400; Konungatal, V. 33—4; Thood, Mon.
6. 19, 6.329. Die legtere Quelle bezeugt aubdrådlid bie Ungewißhett ber
nåheren Umflinbe Bei Diafö Tod und rebuekrt fomit ble obigen Uugaben auf
ben Werth eines meht oder minder glaudhaften Gerdtes. Val. ferner dir
Homilie im Oldnorsk Låsebog, &.103, u. dol. m.
686 Moll GM
haſt? wurde :aber Auch or. troh / ber «Anfrerfion. Lapferteis bbenmåltigk,
alo ſich nachdos Röniga Gall die Hauptmacht ber Banen :gopen
fm tanbte: das panje Heer Olafs ude jerſprengt und flrhug 13):
Von Mag erfahet man fortan nichts weiter; Harald Sigurdarſen
rettete ſich nach Schweden, von wo aus er weiter ned Ruklenh
and riedjenland. gig er); die Krigen Leute Olafſs verbargen ſich
in ben Waldern, und famden zum Theil mitteidige Hilfes). - Der
Dichter pormodr war, tapfer laͤmpfend, im Getimmel ven dem
Rånige weggerifftn morben; von Midigkeit gang eridåpft, halte er
nach befen Ted wemgſtens noch unthåtig bei feinen enten im Ger
fedjte geſtanden, immer fürchtend, ſeinen löniglichen Herrn am Gubdr
par uͤberleben zu måfjen. Da trifft ihn endlich ein töntlider Virik;
verwundet fåleppt er fl nad ejnem Hauſe, me ein Weib Vere
wundete verbindet; · muthig und tropig. bis in / den leten Augenblich
deht er ſich ſelbſt den Pfeil aug: der Wunde, und ſtirbt, nech mit
dem Leben Athenzuge ſeinen geſallenen Garn yrelſeand 6,
v * Øeplåindert wurden die Erſkhlagenen nicht, aker dennoch aͤußexe
ſich der Bane Erbiatenung gegen Dlad. in. ſeht bezeichnender Meife;
ullen auf ſeiner Seite Gefalenen wurde naͤnuich, woran fe freilich
die augeſehenerrn Bemte-menig behrlan/ bad, ehulide Vegrtniß ver
fant: ate Råuber. und Merhter: holſten Kei nnbesrnigt Uagen bleiene.
Die pleide Erbitterung macht ſich aber auch auf der andertn Seite
bemerllich; es wird erzaͤhlt, daß ein Vater ſeinen Sohu: auf. dem
Wahlplate, auf dem Beide ſchwer rende lage, ezlonnt, biefar
— — gn ver år r
63) Jingere 01. 8. h. h. c. 211, e. Pr Hoimskr. c. at
G&30—15 Thaod. Men. 6 18, 8.229. Må der Alderen Gage, c. 94,
6. 70—1, und dem Bufage Y jur fingeren Sage, S. 204—35, Håtte
Dig, madjbens av Olafs Tod erfahren, erft-fid, bann ben Garald Sigurdarſon
den Bauern ald König angeteagen; aber Beibeb vergebens.
11 08) Qøngere OL 8. b. b. o.216—1, 6.879; Holmskr. 2-24,
974; val. åltere Sage, 0.04, 6.71; Fagrsk. $. 148; Haralds å.
bardrade, co. 1—2, 6.129—32; Holmskr. Har. & hardr. 01%
—
- 65) Jångere 01. 5. h. h. 6.215 6.87; Helmskr. .0,2M, 6.373.
169) Bingoee Oi. 8, b. h. 0.218, G.80-03; Helmakr. 0. 246—8,
e. 74-05 blteve Sage, 0.05-7, S.71-35 Fostbrådra.: —
6 20817, den ålteren, c. 10, &.100—12 ber neueren Hubgade:. ..
97) Jingere 01.8. h b. c. 219, 6. 94- 5; Heimekr..o. 248,
6.37. Bal. oben, nm. 53. :
Sönig Olaf Varalboſvnt Uergang. 683
aber, ein blfriget Anhaͤnger Olafs, ſich geweigert habe zu· dem Shua
benden zu Foinnten, weil dieſer in den deihen / det Liufſtͤndiſchen gør
fochten hatte ee), und ber ſchwer verwundete Filmar Arnssom mach
gjort ven Verſuch, ſeinen ihm hiifreich nahenven Bruder Kallr ha
plen Grunde zu tövten 69)! ' vor
Dieß 'der Bericht der Nordiſchen Duellen ber Kinig Dinfø
tstergang im Einzelnen mag derſelbe vielftich ſagenhaft audgefduridt
ſein, im Greßen und Ganzen aber ſcheim derſelde auf volle Glaub⸗
mwiirbigfeit Anſpruch zu haben. Im den weſentlichtten Grundzügen
ftinmen mit demſelben aud) ble dürftigen Angaben Adams von Bres
men üderein, nur daß begteiſlich bei dem entfernteren Berichterſtatier
mancherlel Unbeſtimmtheiten und Ungenauigkelten mit unterlaufen.
Aud Adam weiß von den bangwierigen Zerwuͤrfniſſen Olafs mit
dem · Danenkonige, und von deren Veranlafſung zu berichten 70); aud
ihm fe fernet befant, daß den: Koönigs Ehfer für bie Verbreitung
des Chriſtenthums bie Haͤuptlinge filmes Landes zur Gnmpinmag trieb,
har. daf'er mit einer bel lirchlichen Schriſtſtellern gan gewöhnlichen
Gehaſſigtkeit das 'verfolgteGødeitfjune. mit Barnbrred an olfem mögr
Wen" Unweſen ”Gbertifietet: EAdam Kjede ferner: vidjtig: hjerner, :: DAG
Olaf zunãchſt Hard einen Auffand aus ſeinem RMeiche vertrieben
worden fei, und daß hlerauf König Knut div Negieruug Norwegens
bertommen hate; der Betfuch, mit ESchwediſcher Hilfe das verlorene
Meld) wiederzugewinnen, wird aber” vor ihm ats em giddlid ge
lnngener bezeichnet, fo daß erft neuerliche Bedrådung einen nod-
maligen Auffand, unb damit ben I des Konigs au Boge: gehabi
: 68) Meltere O1 8. bh. b. 6. 95, e. 7; Fostbråbra 8. 0. *%
6 207—8, åltere Mubgade.
60) Qingere O1. 6. h. h. c. 214, S. 85—6; Heimskr. &. | 43,
6.372; åltere Sage, 0. 98, 6.73; Bufap Z zur jångeren Sage,
€.205—7. Rad ben Bufaye Y, S. 205, håtte Fint feinen Bruder ſchon
mn der Sqhlacht verwundet, nad Bufak R, S. 108, gar bei einer menig fekk»
ser Begegnung töpfen oder hången wollen! 1
70) 8. 9. Il, 6.55, S. 326: Inter Chnut et Olaph, regem Nortmar-
norum, coutinuum falt bellum, neo eessavit ommibus dlebus vitne éorum;
Dants pro Imperié certantibus, Nortmannis vera pugnantibus pro Hber-
tate. In qua re justlør mibi visa est causa Olaph, oui bellum neces-
sarlum magis fult quam voluntarlum. Si quando autem tempus 2
bellorum motibus quietum erat, dem Qlaph judieio et justiela regnum
gubernavit.
638 1v. Wbfdnitt. * 6. 46.
Babe. Dabri melf aber Moan berette von verſchiedenen ber ben
mo Otofo umlaufendben Berichten; nad Gmigen wäre derfelbe: in
ber: Glade gefallen, nad Anderen gefangen, und am einent dfetite
lichen Platze der Berhölmung ſeinet Feinde ausgefegt wotden, endlich
nad) wieder Anderen, welchen Letzteren Wam den meiſten Glauben
zu ſchenlen geneigt iſt, waͤre ev Menchelmoöͤrdern etlegen, die: in König
Knuis Auftrag gehandelt häͤtten? i). Wirllich ſinden wir, waäͤhrend
die Engliſchen geſchichtuichen Duellen ſehr nüchtern ble Thatfache ves
Halles Olafs berichten?2), tm einer Legende die Erzaͤhlung von: ber
71) Adam. Brem. II, c.50, 6.327: Olaph Igitur, clarissimus rex
Nortmannoram, coutra Chnut, regem Danorum, qu! regnum suum im-
pugnaverat, perpetuo decertabat praelio. Tendemque ferunt beatissl-
mum regem Olaph sedfilene princlpum, quornm'mulleres Ipse propter
malefiela, austulit, A regno depelsum Norsegiae. Ef raguayit Ghmut in
Nortma;nia simul et Dania, et quod null regum prius conungere potuu,
in 'Anglta. Ofaph vero, fotam'spem suam In Deo ponens, ad compri-
miendøs ydelbistvak dentio heljum Instkntet. liaque de rege Sueinom,
o0jme fijam habeku <t popnis tlanvrom Ufvltsm icondtetzaus arme-
toruæ maltiudingm, patrlu Fegeam al ot.anmia senapit Her islosr
christlenisshmus fortitudiue fn bostes eg jusugla In suog gelebris,. ag
bone se 'eredlån In fegnim a Deo restiiutum, ut jam tunc neminl p
ere debulsset, qui vel magus remanere veilet, aut ohristlanus fieri
moketi -- Et jam magne or parte volum hrplevit, sum 'påuel! quit" redah=
serant ex magis, In ultionem eorum,-400s rex dempnåWir, etlåmipsna
obtruncare nom dubltereat. Alk dicant eum in béilo peremptem, qui-
dem vero In medin populi etreo «å ledthtlum Wågorum” exposkom.
Sent all, qui asserent; Ulum tb grafem veg Ehkut Tatenter'otdistnr,
qnad et magis verum esse non dirfdimus, ov quod regnam Jus Invastt.
føttur Olaph rex et martyr, ut oredimus, tall Øke eohsumutar est;
corpus ejus In civitate magna regn! sul Troudempis cum deeemi est
honor» temnistum.- Vbi hotieque pluribus miracnlis et sankatfos, quae
per aum f00i, Dominus ostendere dignatur, quanti mesittsit In'rodtth,
qui.sio glorifontmr- in: tørris, Reguavi autem 5 12. "Aglbur ferdi»
vitas ejun 4; Kui. Augusti, mibus septentrion: i popuifø Nort
mannorum, Sweonum, Gothorum, Semboram, Danorum siyue Selavornm
aeterno caltu memorabilis. '
+: 72) Chron. Angiosax. å. 1030, 6. 420: ,Øter wurde König Olaf
erfchlagen, ven feinem eigenen Bolle, und wurde nachdem hellig; md nach
etnem anderen erte: måter fom König Olaf quråt nad Rorwegen, und ba
Voilt vottete fid gegen ihn zuſammen, und fie fochten mit ikm, und er wurde
bæerfdlagen;” Flor. Wigorn. 9.595, u. Simeon. Dunelm., ebenba,
not. dj Henr. Huntend. 6.757; Gaimar, V. 4600—4; Wiltielm.
6. 47. König Dlaf Harnidbfons Heillgfpredung. 699
Herbåhaung. nd den Martern, melde Olaf nach dem Borbide
Ghvifi. zu erhulden haltet?) ,- während bei Saro bir Rachricht ven
byfien, Spd. dun MReudelmbeder ſich erhalten hatii). 168 iſt abre
eie: fo vafder Lungeftaltung ber wahrhaften Gefdldte ju Sage, und
damit aud been GSpaltumg in eine Mehrheit verſchiedener Darfiel»
lungen um: fo erllaͤrlicher, ale bereits wenige Jahre nad Olafs Tod
bigfex 416 ein Heiliger verchrt zu werden begann, unb als folder
midt mur in Norden, ſondem aud) iv Deutſchland, England und
anderwãrts DAS gröfte Unfehen erlangte75); auf bie hierauf beige
liden Borgånge fol aber fofort nod bes Weiteren eingegangen
werden.
$.47.
sing. Olaf Haraldalaus $eiligfpredung.
" ul): Dinfe- Fall behanbelte Kbnig 'Knut, vor feber Gefahr fl
fidjer · waͤhnend, Norwegen votiftåndig als eine Dånifde Proving.
Die, Regjering ded Lande murde keinem ber. eingeborenen / Häupt-
liugey. melden auf die Jarlswurde Hoffmmg gemadt worden mar,
fberttagen, vleimehr machte ber" eee ſeinen eigenen Sohn
| König” von Norwegen, und ließ da biefer nad la
Tr vr ere
—ER Hy ml lg S. 14; Ræ dk) mo å —* Se. 0; rom
tape EGIL; Kapghion, 6.2820. > 2
TIGGE Mafbiomaten 32-28. Die abilbung bes h· ſon
Gh, oaht. dobei dis ins Detaik herab, amt es wicd beigefuͤgt, daß aus · der
Wide, De. Oolzta, mit matdjem. die Gelben sDiafih: elche vevbeonner wollten⸗ elr
Dieche entfanhen fei; det. ſeiae Peinigen:geiddtet. hadet: Dmeben welp korie
0078, big esenda anderzwoher⸗ vos rikdnig bei Bunnelerede fn * Sålndt
osføllen, fet.
+74) Sane. år 4 x% B.: B20—1: Diavun vero por Norragien-:
qupsdam.:pesnpla a so corruptes domentico bello opprimendum
eursvit. Ha egregil.animi dur ssorum avariis lacesskus, quos: fork:
propugaaiores habult, domi percuss venit. Cujus frater du,
camsioljom gantis, perfidiam verltos, adito Byzantio, suspectam:
fidem longinquo declinavit exito.
75) Schan hei Adam van Bremen erſcheint Olaf als Beirtyrer tt aufer
ber bexeitl angefirten Stelle 11, c.74, 5.332; Mil, o. 12, 6399; IV, c 92,
9.383), und ift von den Wundern, bie an feinem Grabe gefdehen, ſowie von
ben zu bicfem unternommenen Wallfahrten wiederhoit bie Nede (Il, 0. AG,
€&.341; IV, £. 32, S. 383). Undere Balege werden im folgenden $. beige
bracht sverben.
*
640 1. blitt. 6. ET.
jeg mar um felber zu regieren, ble Bermaltumg eimfinelle bud
befjen Mutter, bie Guglånderin Aeligifu (Alfifa nemmen fir die Noc-
weger), mit bem Dånifdjen Bifdofe Sigurd und eigen anderen
Dånen fuhren ¶ Waren burdj die Midwerfålumg Ujver ehrgejigen
Hoffnungen ble angefehenfen Månner im Gande beleidigt, fo fåhite
ſich nicht urinder bas gange Boll gefråntt und gedridt durch die aus⸗
landiſche Megierung, burd ble harten Geſede, mittelft welcher dieſe
ihre Herrſchaft au erhalten beftrebt war, endlich durd eine alles Maf
uͤberſchreitende Begiinftigung ber Dånen gegenüber den Gingeborenen.
Albfu öld, ble Zeit ber kietfgifu, galt als eine ſchredliche Jeit in
Norwegen, und bald begann bas Boll feinen Aufftand gegen den
bidten Olaf bitter zu bereuen1); bie guten Eigenſchaften besfelben
wurben wieder hervorgefudjt, und jegt begann man bavon ju veden,
daf der erſchlagene König ein Geiliger fei): Einarr pambaskelår,
fåber ble ihm verfagte Jarlswuͤrde erzuͤrnt, nahm fid alsbald bes
Gerüchtes am, falle biefes midt etwa gar in ihm feinen Urheber
zu fudjen hatt”). Bald griff die Gadje weiter um fidj; bie an der
1) Jingere O1 5. h. b. c. 223, S. 102: „Als aber biefe Gefefgebung
auftam, unb bem großen Haufen befanmt wurde, da begannen bie Leute gleich
bariiber wilb ju werden, unb machten ein Gemurr umter fid; ble, bie nidt im
Mufflanb gegen König Olaf geweſen waren, ble fpradjen fo: nehmt fegt, jr
Sunerthebnber, ben Lohn und bie Freundſchaft von den Knytlingen dafür daß
iht mit Rönig Dlaf getkmpft und ihn vom Throne weg eridlagen habt; end
war drieden verfjeifen und Befjerung des Medtb, mun aber habt ihr Kuedt-
ſhaſt und Sllaverei. und dazu grofe Ueberiiftung, Sqhande und den Berrither-
namen. Dem ließ ſich nidt gut antworten. Alle ſahen da ein, daß Ungefdistet
war, ble Leute hatten aber nicht Die Macht einen Auf
ſtand gegen König Svein zu erheden," u. f. w. Heimskr. c.253, S. 385.
2) Züngere O1, 8. h. h. €. 224, S. 102: „In dieſem Winter Gegann
bak Gerede unter vielen Seuten, bak König Olaf ein wakrhaft heiliger Mann
fel, und baf zahlreiche Wunderzelchen von feer Helligtett gefdjåhen; ba be»
gannen Miele Gelibde an König Olaf ju madjen wegen der Dinge, an benen
den Seuten zumeiſt gelegen au fein ſchienz viele Beute erlangten Gefundheit
durch blefe Gelibbe, und Ginige ginftigen ind, oder andere Dinge, ble Ujnen
nöthig fåienen;" Helmskr. c. 254, 6.386.
3) Jiingere 01. 8. h. h. 6.225, S. 103: „Einat erinnerte fid baran,
daß König Knut ihm bie Jarlswürde fiber Rormegen verfprodjen hatte, und
augleidj baran, baf ber Rönig fein Berfpredjen nidt erfillte. Cinar war ber
Erſte unter ben Bornehmen, ber bie Heiligteit König Diafb aufredt hielt;
geimsr, c. 255, S. 386; vergl. jungere 01 8 Tryggvas. c. 281,
53—4
König Olaf Hatalböfond Heiligforedung. 64i
Grhebung gegen Olaf nicht Betheillgten maren die Erſten, die ſich
um deſſen Heiligkeit annahmen, aber auch ſeine früheren Gegner
ſchlugen bald, fyrer Unzuftiedenheit mit ber Fremdhertſchaft ſolgend,
benfelben eg ein. Mir haben Grund anzunehmen, daß Thorir
ber Hund bei der Bemegung nidt unthåtig mar; ald deren eigent-
licher Leiter erfdeint aber unbeftreitbat ber eben erwähnte Einar.
Er ſchickt nad den Hodlanden zu Biſchof Grimkel, der ben König
Olaf auf feiner Fludt nadj Schweden begleitet hatte, von bort aus
aber auf deſſen Geheif nad ben Hodlanden suriidgegangen war4);
raſch verftåndigt er ſich mit dieſem über den weiterhin eingufdlagens
Den Meg, und Grimfel beginnt fofort gang offen bie angebliden
Wunderzeichen Olafs ju conftatiren, und insbeſondere wird der frikjer
idon erwäͤhnte Thorgils Alma fammt felnem Gohne Grimr über bie
4) Jåugera OL. 8. b. b. 0.227, G.103—4: ,3m Sommer darauf gab
es ein groped Gerede åber die Heiligkrit König Olafs, und die Urt von Sönig
Diaf au ſprechen ånderte fid volfråndig; jegt maren beren Viele, die befråfe
tigten, ba König Olaf heilig fein mifffe, bie ihm bod) vorher mit aller Feind⸗
feligteit entgegengetreten maren, und ihn ba nidt zu wahrhaſter Gåöpung
fjatten gelangen laffen. Qegt Gegannen bie Leute auf biejenigen zu fehelten,- die
aumeift gum Aufſtande gegen König Olaf getrieben hatlen; viele Schuld wurde
Babei bem Biſchofe Sigurd gegeben: bie Peute murben ifm da fo ſehr feind,
daß er får fid felnen anderen Ausweg fah, ald fortgugehen und mefmårts nad
England jum König Knut. Dann fandten bie Khrönder Leute und Borjdaft
nad ben Hodlanden, daß Bifdof Grimlel in ben. Norden uach Kjrondheim
fommen folle; König Olaf hatte ben Grimfel nad Rorwegen heimgefdidt .. ald
ber König ofhmårts nad Rufland ging; feitbem war Viſchof Grimkel in ben
flpplanden gervefen 5 i als aber biefe Botfdaft sum Biſchofe tam, da rüſtete
fi gleld zu dieſer Jahrt; €8 krug aud bad viet bagu bei, daß pr fuhr, da
ber" Biſchof glaubte,” es werde wahr fin, was van ber. ABunderthåtigfeit und
Selligteit bed Königö Olaf ergåhtt murde;" Heimskr c. 251, G. 387..—
Der hier genanhte Biſchof Sigurd ift natürlich der Dåne, von weldjers bereitg
frilfér ble Rede war. Mit Redt madt Munch, 1.2, &.823, darauf aufmertſam daß
Knut wie in Dånemart, fo aud in Norwegen ben meiſt aud Gnglanb recrutirten
glerus qu politiføen Sroeden Henugte; menn er fich aber babei darauf beruft,
baf Knut nad Matthåus Paris, a 1248, 6. 655 (London, 1658) und
Brompton, 6. 912—3, bak Kloſter Munkaholmr bei Ridaros geftiftet
Babe, fo ift blefer Grund etoas ameifelhafter Natur, da von ener politiſchen
Wirlſamkeit ber Monde biefek Kloſters Nichts ju verfpiren ift, und iperdlef
deſſen Stiftung von Theod. Mon. e.31, 6.339, ber ålteren 01. 8. h. R.
6.85, 6.64, und ber Magnuss 8. berfåtts, c. 1, 6.40, erſt dem Sig-
urdr ullstreiagr qugefrieben voird. Bal. indeffen ou Sange, de norſta
aloſtres Hiftorie I Middelalderen, S.316—8 (Chriſtianic, 1847).
Maurer, Beteprung. 41
642 > TV. Wiſqhnitt. $. 4
Zeichen vernommen, ble ſich mit Olafs Leidje begaben, ſowie über
ben Ort, an weldjem fie diefe verborgen hatten5).
Sm dieſe Jeit muß hiernach wohl die Entſtehung derjenigen
Segenden fallen, melde fid auf die Sdidfale der Leiche Olafs zu⸗
nådft nad der Schlacht bei Stiklaſtadir beziehen. Es føllen aber
aunådft zwei Schwerverwundete, porknnr skald und befjen Bruder
pordr, nod) auf dem Walplage ber bes Koͤnigs Leidje einen Licht⸗
ſchein geſehen, und barin eine Befråtigung ber bereite waͤhrend Olafs
Leben fiber deſſen Heiligfeit umlaufenden Gerüchte gefunden haben).
porir hundr foll ferner bie Leiche des Koͤnigs, den er bod felber
getöbtet hatte, alsbald gefdubert und gehörig bebedt haben; jept er⸗
zaͤhlt er, wie ſchoͤn dieſe da gelegen fei, geröthet wie im Schlafe und
glångender als bei Dlafs Lebjeiten: Blut bes Königs, vas sufållig
feine Wunde beråhete, habe dieſe alsbald geheilt?). Ausdrüdlich
wird erklaͤrt, daß Thorir alles dieß felbft ausgeſagt habe, als Olafs
Heiligkelt aufkam, und daß er der Erſte unter deſſen Gegnern ge⸗
weſen ſei, der für dieſe einſtand; die Ausſage widerſpricht übrigens
allen ſonſtigen Nachrichten über Olafs Tod und die nächſten Vor⸗
gange nach demſelben, und ift fomit offendar von Thorir zu politi-
ſchen Zwecken erfunden. porår Folason, Olafs Fahnenträger, ber
am dinger eine ſchwere Wunde empfangen hatte, hatte dieſe miß⸗
achtet, fo daß ſie ſehr uͤbel wurde; am dritten Tage erſchien hur
Olaf, tadelte ihn ob ſeiner Unacheſamleit, und heilte ihn s). Die
wichtigften Wunderzeichen aber knupften ſich an die weiteren Schick⸗
fale ber Leiche Olafs, über melde Thorgils Alma und ſein Sohn
5) Jiingere 01.8. b.h. 0, 228, S. 104—5; Heimskr. c. 258, 6.388.
6) Fostbrådra 8. c.49, S. 203, åltere Aubg.; nad Bufag Z jur
fingeren 01. 8. h h. 6.205—6, vgl. åltere Sage, c. 98, 6.73, håtte
fi ein Aulie Geſpraͤch zwiſchen Finnr Arnason und felnem Bruder per-
bergr ergeben, das Wunderzeichen aber darin beftanden, daß fid die Verwun -
beten auf dem Walplahe fo wohl fühlten! Beide Ungaben wiberfpredjen åbrigenø
anderen Beridten; ber Didjter porfinnr munnr war nad dieſen in der Schlacht
gefallen, des Finn Bruder Arni, welchen ble lettgenanmen beiden Quellen ge»
blieben fein laffen, lebt fpåter mod; jiingere OL 8. h. h. 0.226, 6. 108;
Belmskr. c. 256, 6.387.
7) Jingere 01. 8. h. h. 0.213, 6.85; Belmskr. 6. 42, 6.31;
<ere Gage, c. 99, 6. 73—4.
8) Meltere 01. 5. h. h. c. 99, S. 74; über die Wiberſprüche in den
Quellen beyiglid der Schichſale Thords vat. åbrigens Hum. 61 im verigen $-
König Olaf $ambåfons Heiligforedung. 043.
Grim Auſſchlaß zu geden hatten. Es foll aber am Abend nad der
Schlacht als es dunkel geworden war, Thorgils feinem Verſprechen
getseu mit Grim auf ble Walfåtte gegangen ſein; fie nahmen die
Leiche des Koͤnigs auf und trugen fie helm in eine Håtte, fle wuſchen
biefelbe und hållten fie in Linnen, und verftedten ſie endlid hinter
Hol. Da traf es fid, daß ein blinder Bettler, der um Herberge
bat, feinen Gut fallen lief; am Boden herumtaftend, griff er am
einen feudten Fled und bradte mufållig feine denegte Hand an die
Augen. Davon erhielt er fein Gefidt, und verkindete alsbald laut
fein gutes Glid; Thorgils aber und Grim, die fid allein den Her-
gang 3u erklaͤren wußten, fårdteten in Folge deſſen ble Entdedung
der Leiche, und bradten fe in elnen Hag, um fie bort ju verbergen*).
Tags darauf tam Thorir der Hund von ber Berfolgung bed zer⸗
fprengten Heeres zurück, und fudjte alsbald nad Olafo Leiche; da
dieſe nicht 34 finden war, und Niemand Aber biefelbe Beſcheid wußte,
fragt er aud) bei Thorgils an, der fid aber damit half, daß er eve
zaͤhlte, man wolle den König mit einer Sdaar bei Stadr geſehen
habin, follie er aber wirklich gefallen fein, ſo werde wohl ble: Heide
von ſeinen Gågnern felbft 'verftedt worden fein. Sv. fprang dad
Grit auf, daß der König lede, und :bøld widder: nuftviten werde;
Worir aber entfernie frå, und mit ihm dis gange Maſſe ber Bauern 10).
Dir Begteren hatten beſchloſſen, ble Leiche menn fir gefunden würde
au ·verbremien oder in bie Ser zu verfenten, unb Thergito und Grim
waren barn in formvåkrenber Sorge um dieſelbe, zumal da dn
helles Licht, welches ſchon auf der Walſtaͤtte und fpåter wieder an
dem Orte, an dem fie die Leiche verſtedt hatten, Aber dieſer ſich zeigte,
das Verſtech zu verrathen drokte!!). Da machten ſie zwei Saͤrge;
in ben einen legten ſie ble Leiche und verftedten ihn auf ihrem Schiffe,
9) Jingere 01. 8. h. h. c. 220, 6. 95—6; Heimskr. e. 249,
&.370—80; etwas abmeidend die Altere Sage, c.100, G. 74, und mieder
€.103, 6.76. gl. ferner bie Gomilie im Olduorsk Låsehog, &.103—4;
De 8. Olavo, 8. 534; Libifdeé Paffionale, S. 538; Breviar.
Midros. 6.541u.543; Breviar. Soarense, 64.642; Forusvenskt
Legend. I, 6.864; Geisli, V. 23—4. Man fleht, wie unvereinbar biefe
Gnåhlung mit Thorird eigener Ausſage ift!
10) Jöngere 01.8. h.h. 6.221, 6.07; Heimskr. c. 250, &.380-1.
11) Bal bezuglich dieſer Lichterſcheinung bie åltere O1 8. h. h. c. 100,
6.74, und Geisli, V. 20.
4*
644 IV. Wsfduitt. 6. 47.
den anderen aber fållten file mit Sand und Steinen, und hoben ihn
offen in basfelbe. Go fuhren fie nad Nidaros, und ließen dort
dem Dånifden Biſchofe Sigurd fagen, daß fie Olafs Leiche brådjten ;
als ihnen biefe fofort abverlangt wurde, gaben fie ben faljden Sarg
bin, ber aud fogleid ins Meer verfjenft wurde, den ådjten Sarg
aber vergruben fie, nachdem fie ihn eine Nacht lang in einer Heinen
Hütte zu Saurblid bewacht und vergebens verfudt hatten bie Leiche
bei einem ber Freunde Olafs unterzubringen, bei Nachtzeit heimlich
in ben Sand, und fehrten bann heim 12).
Nachdem der Bifdof Grimkel diefe und andere Umfrånde in
Bezug auf den erfdlagenen König erhoben hatte, mandte er fid im
Bereine mit Einar geradeju an Svein und Aelfgifu, und forberte
bie Erlaubniß zur Translation der Leide. Dånlfderfeitd ſcheint man
ber bereits hinreichend bearbeiteten Stimmung des Volls gegenüber
nicht gewagt 3u haben, die Forderung abjufdlagen; der König hieß
den Bifdjof thun, was er wolle, und Grimkel ſchritt darauf hin fo-
fort jur Translation. AG man die Leidje aufgrub, fand man, daß
fid biefelbe bereit vun felbft gehoben hatte, und ber Sarg erſchien
völlig wie neu; bei der Clementslirche nochmals begraben, erneuerte
der Leidnam nodjmals bas Wunder i3). Dem geöfineten Sarge ente
ſtrömte Wohlgeruch; die Leidje fand man unvermeft, lebhaft gefårdt,
Haare und Någel gewachſen. Uelfgifu freilid, die mit König Svein
bel der Feierlichkeit felbft anmefenb war, meinte: „ſehr langfam vers
wefen bie Leute im Sande; nidt mirde es fo fein, menn er in der
Erde gelegen håtte;" alen Anderen aber galt får ausgemadt, daß
bier in ber That ein Wunver vorliege. Als der Biſchof bas über⸗
måpige Haar abfdneidet, meint Melfgifu wiederum: „dann ideint
12) Alles Obige nad) der jingeren O1 S.h. h. c. 222, &.98—9, und
Heimskr. c.251, 6.381—3. Die Fagrsk. $.109 gedenft nur gang kurz
ber vielen Wahrzeichen, welche alsbald nad Olafs Tod durch fein Blut und
feinen Leichnam geſchehen feien.
13) Die åltere Sage låpt dir Leiche gur Chriftdkirdje bringen, biefe aber
wurde erft unter König Olaf kyrri (1066—93) gebaut; nadmald fam aller
dings Olafö Leidnam aus der Glementklirde in bie Chriſtstirche, und blef
mochte jene Verwechslung veranlaft haben. Auch ba Konungatal fyridt ans,
daß fid bie Leiche in der legteren Kirche befinde; feine Morte konnen aber eben»
ſowohl auf bie Beit bed Dichters als auf die der erften Translation Diafé bes
zogen werden.
König Olaf Haralbbfons Heiligfpredung. 645
es mir ein Heiligthum, wenn es im Feuer nidt verbrennt; oft aber
haben wir bas Haar von Leuten wachſen und heil und unbefcdåvigt
gefehen, ble noch långer in der Erde gelegen haben ald diefer Mann.
Aud darauf lågt ſich Grimkel ein; ev wirft elnen Theil der Haare
in gemelhtes Heuer, und aleht fe unbefdådigt wieder heraus. „Da
hieß Ulfifa das Haar in ungeweihtes Feuer legen 19); Einarr pam-
baskelfir antwortete ba, unb hieß ſie ſchweigen, und gab ihr viele
harte Worte; ba war es bes Biſchofs Ausſpruch und des Königs
Ginverfiåndnig, und ber Beſchluß der Boltagemeinde (domr alsherjar),
daf König Olaf ein wahrhaft heiliger Mann fei; fein Leidnam
wurde in ble Glementsfirdje getragen, und zuvor der Hochaltar ge-
fåmidt; ſein Sarg wurde In Pelze eingehållt, und in Purpurgeng
eingefdlagen. Da geſchahen alsbald viele Wunderzeichen der König
Olafs Heiligkeit 153."
So war demnach der dicke Olaf bereits im nächſtfolgenden Jahre
nach ſeinem Tode, alſo 1031, durch übereinſtimmenden Beſchluß des
Volkes, des Biſchofs und des Koͤnigs får heilig erklaͤrt worden, und
als Heiliger galt er fortan, ohne daß bo jemals eine paͤpftliche
Ganonifation frattgefunden håtte. Es liegt Mar zu Tage, bak ledige
lich politifde Motive jener Heiligfpredung zu Grunde lagen, bag
biefelbe lediglich ein Agitationsmittel der migvergnågten Håuptlinge
gegen bie Fremdherrſchaft fen follte, weldem von Daͤniſchet Seite
nur aus Såwådje nidt entgegengetreten wurde; dieſelben politifden
Motive muften aber begreiſſich aud dazu führen, daß fofort mit allen
14) Die åltere Sage fiigt bei: „ſie ſprach, oft måten Muge Månner Fruer
fo zu weihen, daß es midt ſchade.“ Schon damald hatte man alſo ben Klerus
mit ſeinen Feuerproben in Verdacht; ſpaͤter wird einmal geradezu ausgeſprochen⸗
baf man fid gegen einen naditfeiligen Ausgang der Probe des glühenden
Eiſens burdj ben Gebrauch eines Krautes ſchühen fönne; Hakonar 8. Ha-
konarsonar, c. 44, &.283—4.
15) Das Dbige nad der jungeren O1 8. b. b. c. 228, S. 105—7;
Helmskr. c.258, S. 368—90; vol. fener bie åltere Sage, c. 100—1,
6.74—5; Theodor. Mon. c.20, 8.330; Konungatal, V. 35, und
bie Fagrsk. $. 110, melde nur irrthümlich fratt be Biſchofs Grimkel ben
Sormegiføen Sigurd thåtig werden läht. — Der Munbereiden, welche fi
gleid bei ber Translation Dlafs ereignet haden follten, wird aud anderwaͤrts
gedadt, unb namentlid) wird von brei Krüppeln erzählt, bie bei dieſem Anlaſſe
ihte Gefundbeit erfangten, von Ausfåpigen die rein wurden, u. Sol. m. Bal.
å. B. bie åltere Sage, c.99, S.73, und c. 100, S. 74.
646 IV. Wsføattt. 6. 47.
Mitteln dahin gearbeitet wurde, dem Cultus bes neuen Helligen ben
möglichſten Aufſchwung zu verſchaffen. Un dem Orte, av ivddjen
Olafs Leiche im Sand gelegen hatte, ſollte ein heilkraͤftiger Brunneit
aufgeſprungen ſein, und alsbald wurde daſelbſt eine Kapelle errichtet;
das wirkliche oder angebliche Fortwachſen der Haare und Nägel Olafø
biente als ein fortmåkrendes Mittel, die Aufregung zu erhalten 10%,
u. bal. m. Bald ergad fid aber nod cin melterer får bas Unfehen
bes föniglidjen Heiligen förderlidjer Umftand. Die fortwaͤhrende Ugie
tation ber mifvergniigten Håuptlinge und eine Reihe von Mißjahren
katte bie Ungufriebenheit bes Volles mit der ausländiſchen Regierung
aufs Aeußerſte gefteigert; von ben Thröndern, benen man bas Un-
glid bes Landes Schuld gab, verlangte man allgemein, daß fie dem»
felben nunmehr aud wieder abhelfen follten. Ein Berfud, den din
angeblidjer Gohn des Olaf Tryggvafon und der Englånderin Gyda
gemacht hatte, bas Rormegijde Reid an fid zu bringen, mar frei⸗
lich miflungen 7); um fo entfdiedener vidteten fid aber Mller Augen
auf Magnus, ben Sohn bes viden Olafs, der in Rußland bei König
Jaroslaw aufwuchs, und der Ruſſiſche König fol aud ſeinerſeits
16) Jångere O1. 8. h. h. c. 229, G.107—8: ,Da wurde zuerſt eine
Kapelle gedaut, und der Altar dahin gefegt, wo bie Leiche des Konigs gelegen
hatte; nun aber ſteht an derſelben Stelle ble Chtiſtstirche; Etzbiſchof Eysteinn
liefi ba ben Hochaltar an ble Statte fehen, als er dieſes grope Minfiør' erbautn,
wo ber König gelegen hotte; an. der Gtåtte war ber Hochdltar ber. folderen
$irde geftanden. So wird gefagt, daß ble Olafskirche jeht ba ſtehe, r9p dar
mal8 ble abgelegene Hiitte fland, in welcher König Olafs Heide ber Nacht
niebergefegt wurde; bort heißt man eg jegt Saurhnö (ml. Vatain), wo das
Helligtfum Kduig OlafS-vom Schiffe aud Hingetragen foutde, und jeht Uegt
Bab initten in ber Stadt: Der Biſchof pflegte forgfam bes Kdnigd Geiligtum,
beſchnitt ſein Haar und felne Någel, benn VBeides wuchs, ald wenn er ein in
blefer Welt lebender Mann wåre.” Cine mitgetheilte Strophe ded gleichzeitigen
Dichters Sighvat gebenk bereits des Wachsthumes der Haare und Rågel Olafs,
und elne8 durch erftere verridteten HeilungSwunder8. Val. Heimskr. e 250,
68: 390—1, ſobann ble Olafs 3. paa Sv. Rim, &.73. Spåter Abernehusen
ble Konige felbfi bad Befdneiden der Velde, bis endlid Harald Harbradi ben
rein ſchlieht und ben Schluſel in die See mirft; jångere ON 8. bh
€. 253, 6.142; Haralds 8. hardrada, c. 114, 6.402, und Helmskr.
6.83, 6.150. Man fieht, König Harald fårdtete, daß ble Reliquien ebenfo
sur Ugitation gegen ihn Bengt werden Fnnten wie vorbem gegen die Frembe
herrſchaft, ung, baute bem in feiner ebenſo Mugen als energifdjen Beife vor!
17) Jångere O1. 8. bh. h. co. 233—4, GS. 115—6; Heimskr.
c. 262—3, 6. 306—8; Fagrok. 6.118; val. oben, 6.23, Um. 35.
$önig Diof Gasaldbfon6 Hetlipredung. au
durch geheime Sendungen und durch Veſtechungen in Norwegen får
ſeinen Pflegling gevirkt haben. Jm Jahre 1034 ſchien der rechte
Moment jur Gmpörung gefommen, zu der Einar die Shrönder ſchon
früher an offenem Ding aufgefordert hatte. König Knut lag franf
in Gngland, und hatte überdieß jeden Uugenblid einen Angriff Here
zog Roberts von der Normandie zu befürchten; fo befdlofen die
Thrönder, eine Geſandtſchaft, an deren Spige Einar und Kalf ſtehen
follten, nad) Rußland ju fdiden, um den jungen Magnus in fein
angeftammies Reid) einguladen. In der That låt ſich dieſer nad
einigen Bedenklidteiten auf die Sadje ein, und madt fld gleid mit
den Gefandten auf die Reife. In Sdrweden findet er Unterftiigung,
in Rormegen aber eine fo glångende Aufnahme, daß er alsbald nidt
nur in Throndheim, fondern aud in allen anderen Theilen des
Reiches als König anerfannt wurde; Svein aber mußte fofort vas
Land råumen. Der bald barauf eintretende Tod König Knuts
(Herbft 1035) und feines Sohnes Svein (Frihling 1036) lief ben
von Beiden beabfidrigten Angriff nidt sur Ausführung fommen,
und nad) zwei meiteren Jahren wurde der gange Zwiſt durd einen
gegenfeitigen Erbvertrag beigelegt, fraft deſſen Magnus fpåter auf
eine Zeit lang fogar ben Dånifjen Thron mit bem Norwegiſchen
vereinigte. — Es verfteht fid von felbft, daß, wenn bie Heilige
ſprechung Olafs eines ber energiſchſten Agitationsmittel gegen bie
Daniſche Herrſchaft, und ſomit ene ber förberlidften Maßregeln får
ble Grbanfprådje bes jungen Magnus auf bas Norwegiſche Reid
war, umgefeht aud bie glidlide Befeftigung dieſes Lehteren auf
dem Throne feines Vaters in nidt minder erfolgreider Weife auf
den Gultus bes neugeſchaffenen Heiligen suriidroirfen mußte. Wirt
lid war König Magnus faum einigermafen in feiner Herrfdaft
befeftigt, fo lleß er aud) bereits für ben heiligen Leib einen köſtlichen
Schrein in der Gröfe eines Sarges anfertigen, und ,,bamald wurde
bag Gefeg gemadt, baf der Jahrestag (artid) König Olafs in gang
Norwegen bheilig gehalten merben folle; der Tag wurde fofort ebenfo
gehalten wie bie gröften Feſtiage s).“ Die Reliquien König Olafs
18) Jångere O1. 8. h. h. 6.237, 6. 120—1; Heimskr. Magnuss
8. hins goda, c. 11, 6.14—5. eldes Dlafsfeſt bamit eingeführt wors
den war, låft fi aus ben Vorſchriften der und erhaltenen Norwegiſchen Kire
chentechte entnehimen. Nad dem Gulap. L. $. 17—8 ift nåmlid die frihere
668 IV. Wbfdnitt. $. 47.
blieben zunaͤchſt in ber Glementskirdje zu Nidaros19); fykter aber
Begann Magnus ben Bau einer eigenen Olafskirde an der telle
an welcher Olafs Leidje vorbem iiber Nacht mar niedergefegt worden,
d. h. in Saurblidö, und nadbem ber Bau von Harald Hardradi mar
am Ende geführt morben, wurden Olafs Gebeine ſofort in biefe
herübergeſchafft 0). Derfelbe Harald lief aber bann eine Marien-
lirche erbauen an ber Gtelle, an welcher Olafs Leide ein Jahr lang
im Ganbe begraben gelegen hatte, und in blefe wurden bann deſſen
Meliquien åbertragen; enblid als Erzbiſchof Eysteinn (1157—87)
an beren Gtelle bas neue Minfter erbaute, wurden Olafs Gebeine
in biefes gebracht 2). Dicht neben jener Marienlirche hatte aber
König Olafr kyrri, Haralds Nachfolger, ſeine Chriſtskirche erbaut,
und dahin Olafs Reliquien geführt?2); hier maren ſie geblieben bid
Dlafsmeſſe (29. Iuli) das hoͤhere Feſt, und nur vor dieſem, midt aud vor der
fpåteren ODlafsmeſſe (3. Auguft) mu bie Bigil gefeiert und gefaftet merden;
ba Borgarp. L. I, $. 14 (I, $. 19) nennt nur ein Olafsfeft, und par
das erfte, unb låpt dieſes ebenfo fireng feiern: babfelde gilt aud von dem
Eidsivjap. L. I, c.9 (I, c. 8). Ullerdingö låøt das Frostup. L Nl,
$. 24 beide Feſte gleid ſtreng halten; es ertlårt fid dieß ader einfach baraus,
daß Olaf ber beſondere Sduppatron ber Throndheimer Dideefe mar. Das von
Magnus eingefüͤhrte Feſt if hiernach jedenfalld ble frühere Dlafsmeſſe; mann
Be fpåtere eingeführt wurde, weiß id) nidt anzugeben.
19) Rad der Barslds 8. hardrada, o. 41, 6.236, u. Heimskr.
€. 29, 6. 86, befanden fid biefelben nåmlid in biefer Kirde, al König Magnus
in berfelben beigeſeht murbe (1047); bie Fagrsk $.181 und ble Fratey-
Jarbok nennen freilich bie Ghriftdtirde, allein blefe war bamald nød nidt
gebaut. Benn Mund, I, 2, 6.828 u. 844, val. 3, &. 163—4, Anm, an
mimmt, daß Diafs Seidnam erft jept in bie Glementblirde gebradt, vorjer
aber in ber Kapelle aufbewahrt worden fei, ble an ber Stelle der fyåteren
Marientirde und bes nod fyåteren Münſters geftanden hatte, fo føeint bie
unbegrimbet; gleich bei ber erften Aufnahme ber Gebeine heift eg, bak fie in
bie Glementtirde gebradt worden feien, und nirgends wird gefagt, baf man
blefelben aus dieſer mieder meggebradt hake.
20) Øier befanden fid biefelben, als bie Leiche bes Ginar Thambaftelfir
und feine8 Sohnes Cindribi daſelbſt beigefeyt murden, (um 1050); Haralds
8. harör. c. 63, 6.282; Heimskr. c. 45, S. 103.
21) Haralds 8. hardrada, c.55, S. 260—7; Aelmskr. 6. 39
6.08; Fagrsk. $. 189; Theod. Mon. c. 29, 6. 337; vergi. Har. 5.
hardr.c. 124, 6.429; Heimskr. c. 104, 6. 173; Agrip, c. 36, 6.408.
Siehe aud) die oben, Unm. 16, mitgetheilten Stellen, und etwa nod Magnuss
8. berfåtts, c.32, 6.64, und Heimskr. c. 18, 6.221.
22) Jingere O1 8. h. h. c. 254, 6.143; 5. af Magnusi ok
— —.
&inig Olaf Saralböfonb Gelligfyredung. r]
au fener Bauführung bes Gyftein2*), befjen Minker zugleich an ble
Gtelle der Marientirdje und ber Chriſtskirche trat, und ben Ramen
der legteren fortfåkvte, måhrend ble erftere nad) Helgisetr verlegt
wurbe29). Mir haben bemnad zu unterfdjeiden die Clementskirche,
ferner die Olafskirche, melde Magnus und Harald Harbradi zu
Saurhlidö au ber Stelle erbaut hatten, mo Thorgils Alma die Leiche,
ble er zu Schiff nad Nidaros brakte, eine Nadt über in einer klei⸗
nen Hütte bewahrt hatte, endlich bie Kapelle, weldje da erridtet
worden war, wo bie eide ein Jahr lang im Gande gelegen hatte,
und an beren Gtelle fpåter bie von Harald Harbradi gebaute Mariens
tirdje, ſowie bes Olaf Kvrri Chriſtskirche, nod fpåter aber bas beider
Platz einnehmende Minfter Eyſteins trat; Olafs Gebeine aber mane
berten aus der Glementskirde in die Dlafskirde, aus dieſer in dle
Marientirde, bann wieder in die åltere Chriſtslirche, ble fie endlid
in Gyfteins Minfter ihre bleibende Ruheftåtte fanden 2). Der vafdje
Bau einer Olafstirdje, die Gorgfalt, mit melder man jederzeit Olafs
Øebeine aus der minder vornehmen in die vornehmere Kirdje hin⸗
ůberführte, zeigt uns aber deutlich genug, wie viel Gewicht ſchon ble
naͤchfſten Nachfolger Olafs auf bie Heiligkeit ihres Vorgaͤngers legten,
und in der That ſpielt noch in dem weit fpåter zwiſchen dem geiſt⸗
ligjen und weltliden Schwerte in Norwegen burdygefodytenen Streite
bie Grinnerung an ben heiligen König eine eigenthimlidje religios⸗
politifde Rolle.
Olafi Haraldssonum, c.5, 6.443—4, und c.8, 6.448; Helmskr.
6.6, 6. 183, und c. 10, 6.190; Theod. Mou. c.29, 65.337; Agrip,
€. 37, 8.409, und c. 38, S. 410.
23) So nos unter Kdnig Ingt (1161), nad der Inga 8. Haralds-
sonar, c. 22, 6.240, und Helmskr. c. 23, 6.362.
24) Agrip, c. 36, S. 408; vgl. fange, De norfte Kloſtreb Hiftorie i
Mibbelalberen, S. 344—5. Die Beftimmung des Frostup.L. II, $. 10,
ſcheint nød aud ber Beit vor diefer Verlegung herguftammen. enn e8 in der
Sturlunga 8. Anhang zu III, c.12, S. 214 heift: ,in der Halle König
Dlafö, bas ift in ber Ghriftsirder, fo ift bamit natürlich nur Evfteins Münſter
gemeint.
25) Bal. Mund, Hiftorift-geographift Beftrivelje over Kongeriget Norge
å Midbelalderen, S. 34, zumal ader beffen Abhandlung: Om den rette Belig
genhed af Glemenstirfen, Kongsgaardene og Marietivten i Lhrondhjem, in Lange's
Didsſtr. II, & 52—78, fammt bem Radtrage, S. 141—14, und allenfall8 Schwach's
Bemerfungen dazu, S. 145—61.
050 mv. Osfluitt. 6 €7. -
Wenn nun auf bleje Bedeutung bes Föniglidjen Helligen fr
die Geſchichte des fpkteren Norwegiſchen Kirdjenaatsredts måher
einzugehen bler keineswegs ber Ort ift, fo muß bagegen um fo ent
ſchiedener der Gag wiederholt werden, bak ble erfte Heiligſprechung
König Olafs ſowohl als vie fpåtere Begitnftigung des ihm gewid⸗
meten Cultus mefentlid aud polltiſchen Motiven hervorgegangen mar:
ber Befig eines eigenen Rationalkhelligen follte bas Norwegiſche Ratio
nalgefahl befeftigen, und jedes neue Wunderzeichen des todten Königs
mufite ene neue Anklage gegen die Frembherrfchaft, ble ſeinen Mår
tyrertod verſchuldet hatte, mußte eine neue Stige får dle Hertſchaft
feines Sohnes und Radfolgers Magnus an die Hand geden. Dar
neben aber werden freitid zugleich aud kirchliche Rückſichten bei der
Wegråindung und Hebung bed Olafedienſtes mit im Spiele geweſen
fein. Der Glanz, der ſich gelegentlid desſelben emtfalten lleß, vie
mannigfaden Wunderzeichen, ble feine Reliquien verridten musten,
fonnten ihre Wirkung auf den grofen Haufen nicht verfehien, menn
aud) eingelne verftåndigere Leute ſich durch fenen nidjt blenden, durch
biefe nidt tåufdjen ließen; vor Ullem aber wurde aud) mad) blefer
Seite hin der Beſitz eines aͤcht Rorwegiſchen Nationalheiligen wichtig,
indem hiedurch erſt dem Chriſtenthume in aͤhnlicher Weiſe eine Stuͤde
im Nationalgefuͤhle bes Volls geſchaffen werden · konnte, wie folde
das Heidenthum ſeiner Ratur nad von Anfang an bøfeffen hatte.
Es verſteht ſich uͤbrigens von ſelbſt, daß derartige kirchliche wie met
liche Triebfedern eben nur in denjenigen Perſonen sm ſuchen und zu
finden find, melde als bie Lenler, und Leiter der ganzen Vewetung
zu betradjten find, bet einem Einar Thambaſlelſir alfo, einem Ralf
Atnaſon oder Thorir Hund, bel einem Biſchof Grimfel, u. dgl.; die
große Maffe des geringeren Bolfes bagegen war offenbar von Anfang an
glaͤubig, und ging um fo mehr bona fide auf ben gangen Dlafs⸗
blenft, wie er von Jenen ike angemiefen mar, ein, als dem Rordi-
ſchen Heldenthume ohnehin ble Bergötterung verftorbener Menſchen
ſchon långft gelåufig geweſen war 2e). Bemerkenswerth ift aber als
ein Zeichen der gemaltigen Erregbarkeit der Feit, daß bereits in den
nådyften Jahren nad Olafs Tod der Glaube an feine Heiligkeit
felbft bei Leuten Wurzel fdhlågt, bie wir unter der Zahl feiner Geg-
26) Bgl. 4. B. oben, $.3, Anm. 39, und ter.
&tnig Olaf datalbofons Peilidfpredung. 652
met zu ſuchen Veranlaſſung haben: So fø Thorir der Hund, von
veſſen Betheiligung det der Helligføredung Olafs ſchon wiederholl
ble Nede war, und der balb nad der Schlacht zu Stiklaſtadir eine
Wallfahrt nad Palaͤſtina unternommen haben fol27), eigens zu
König Knut gereiſt ſein, um ihm von Olafs Heiligkelt und den
felbferfebten Wundern zu ergåhlen, melde deſſen Blut verridtet hade;
Knut fol! fiber diefe Radridten fehr betrübt geweſen ſein, und ger
åufert haben: „ich meinte ju wiſſen, daß Einer von uns Beiden
hellig werden würde, und id) hatte Das mir gehofft; doch min ich
jetzt als der Erſte unter feinen Feinden sum Schreine König Olafs
Gut friften, und als der Erſte an ſeine Helligkeit glauben; aber nach
Nidaros werde id nicht mehr kommen, diewell Olaf heilig ifra).
Bemertensroerther noch als dieſe immerhin etwas apokryphe Nachricht
iſt ble Thatſache, daß der Dichter porarinn loftunga (Lobjunge) in
einem Ehrenliede anf ben früheren Gegner Olafs, König Svein,
ble Heiligkeit des Erfteren feiert, des Selbſtiäutens der Gloden über
deſſen Leichnan, des forwährenden Wachothumes ſeiner Nägel und
Haare, fowie ber mancherlei wunderthaͤtigen Heilungen durch feine
Reliquien gedenlt, mb ben Svein ſelbſt geradezu ermahnt, ſein Gebet
um Grhaltung auf dem Throne, bann um Jahr und um Frieden,
an ben -heillgen Dluf zu richlen 2e) — Raſch verbreitet ſich unter
ſolchen "Utnrtåndén ber ODlafedienſt“ in allen Winder, made von
venten Norbiſcher Zunge bewohnt der befudt wurden. Schon acht
Jahre nach Olafs od werden Reliquien desſelben an eine ven
Ren miannern in Oublin gebante Mee geſchenlt eo); fanfundzwanzig
Zahre imach ſeinem Tode wird bertits Her Morthumbrifthe Carl Siward
in einer Kirche beerdigt, ble er Gott und St. Olaf hatte weihen laffen 31),
27) Jiingere OI. 8. b.b. €.239, 6.124; Holmskr. Magnuss 8.
hins god, c. 12, O. 15.
28) Bufag p jur jöngeren OL. 8. h. h. S. 207—8; wegen ete
aͤhnlichen UuSbrudjeb von Eiferfudt val. oben, 6.37, Unm.16, aud $. 45,
Unm. 19.
29) Jiingere OI. 8 h. h. 0.229, 6. 108—10; Helmskr. c. 258,
6. 391—3.
30) So erzaͤhlt Worsaae, Minder om de Danske og Nordmåndene i
England, Økotland og Irland, 6.425, unter Bezugnahme auf Iriſche Chro⸗
nifen; in ben mir vorliegenden Iriſchen Quellen vermag id) einen Beleg nidt
m finden. J
31) Chron. Anglosax. å. 1055, S. 4583 4.
652 TV. blitt. 6. 47.
Wie benn aud; feine Heiligkeit midt nur den Engliſchen wie ben Nor⸗
månnifden Chroniſten aus ben erften Jahren des 12. Ihdts. befonnt
ift), fonbern aud) bereits in einer ber Mitte des 11. Jahrhunderts
angehörenben Notiz ber Angelfådfifdjen Chronik derfelben gedacht
wird es). Etwa vierzig Jahre nad Olafs Tod weiß Adam von
Bremen beffen Feſt ſchon in Norwegen nidt nur, fondern aud in
ESchweden und Götaland, in Dånemart, von den enden und von
ben GSamlåndern gefelert, und erwaͤhnt glåubig feines Mårtyrerthums
und feiner zahlreichen Wunderthaten*). Schon fråh finden wir
aud auferhalb Normegens Olafskirchen gebaut; fo, neben ber bereits
envåhnten Northumbrifden Kirche, eine folde in Lonbons3), eine
andere in Konftantinøpel36), u. dal. m. Aud in Deutſchland finden
ſich Spuren bes Olafsbienftes 37); gang vorzugsweiſe erfdjeint aber
St. Olaf fortan als der Rationalheilige bes Norwegiſchen Stammes,
und wird fpåter aud wohl geradezu als ber emige König von Nor
wegen betradjtet und bejeidnet 8). Cine unabfehbare Menge ven
32) Wilhelm. Gemmeticens. Histor. Normann. V, 6. 12,
(Duchesne, Script. hist. Norm. 6.255); Florent. Wigocn. a. 1030.
6.505; Simeon. Dunelm. a. 1030, &. 178, u. dl. m.
33) Siehe oden, $. 46, Anm. 72.
34) Siehe ebenda, Anm. TI u. 75. .
35) Jingere OL 8. h.h. c. 252, S. 140—1; åltere- Gage; e 118,
&. 85; Helmskr. Har. 8. herdr. o. 59, 6. 116. Die Ungade ſcheiut
fid auf ble Beit des Harald Hardradi zu beziehen; aus fpåterer Beit weiſt
Worsaae, angef. O. 6. 40—1 mehrere Dlafötirden und Olafafrafen in
Sønbon nad. J
36) Jingere 01. 8. b. B. c. 290, S. 112 u. e. 200, S. 138; åltere
Gage, c. 105, 6.77—8; vergi. Goisli, V.47—53; Belmskr. He
nar s herdabrelds. c. 20, S. 406 u. e 21, S. 408, ſowie ble Ha-
ralds 8. bardr. c. 7, 6. 144—7. Siehe aud De 8. Olavo, S. 535;
Lübiſches Paffionale, &.539; Brev. Nidros. 6.544u. 551; Bret.
Scar. 6. 642 und Fornsv. Leg. I, 6. 866 — 7. egen der Beitbeftin-
mung vergl. Mund, I, 3, S. 88—90, Anm.
37) So erwaͤhnt z. B. Kohlmann, Urkundlide Mittheilungen über bie ejer
maligen Bremifdjen Gollegiatfifter 8. Ansgarll und 8.S. Willehedl und
Stephanl, S. 54, eines in der St. Jacobi Kapelle zu Bremen kefindliden
altares Slafs; das Borfommen eineb plattdeutfden, wenn aud erſt aus dem
Lateiniſchen Abertragenen, Textes einer Olafölegende weiſt eben bahin.
39) 8. B. Histor. Norveg 8. 12: Olauus perpetuus rex Nor-
veglae; vergi. feer bie Schenkung ber Krone Norwegens an ben heiligen
Olaf durd König Magnus Erlingsfon, in Norges gamle Love, I, &. H2—4
u. dergl. m.
König Olaf Haralbåfons Heitigfpredjung. 659
Wunderzeichen foll durd fine Gebeine verridtet worden fein; eine
Reihe von Wundercuren wird erzaͤhlt, melde St. Olaf Denen 3u
Gute fommen lågt, bie an ihn glauben und ihn anrufen, Gefangene
werden durch ihn befreit und Verlorene zu den Jhrigen auridgefåket,
Verbrechen entbedt und Brånde geloöſcht, im Kampfe verleiht er den
Sieg, reumithige Sünder befreit er aus den Klauen ves Teufels
dem ſie fid ergeben hatten; andererſeits aber beftraft er aud bie,
welche fid an ihm oder feinem Gefte vergehen, u. dgl. m. Widtiger
noch als foldje Legenden, deren die ſpecifiſch lirchlichen Quellen nidt
nur, ſondern auch die geſchichtlichen Sagen eine überreiche Fülle
enthalten, iſt aber für uns die andere Thatſache, daß des dicken
Olafs Perſon und Name von ber mönchiſchen aus allmaͤhlig aud
in bie volfemåfige Gage Äibergegangen ift, in melder derfelbe gerades
au biefelbe Gtelle eingenommen hat, melde in fråherer Jeit dem porr
als bem Rationalgotte des Norwegiſchen Volkes und Landes suger
fommen war. Wie biefer ift fortan aud St. Olaf der gefährliche
deind und Betåmpfer aller Riejen und Unholde, nur daß fid jett
in dieſem Kampfe der chriſtliche Eifer åberall ald das beftimmende
Moment einmifdt; ja fogar in ihrer åuferen Erſcheinung gleden
fid) ber åltere und ber neuere Landespatron vollſtaͤndig: Beide tragen
ben" djarafterififdjen rothen Bart, und wie Thor feinen Hammer,
fo fåkrt St. Olaf feine gewichtige Streitart. So vollftåndig war
ble aud reiner Beredjnung entfprungene und nur aus Gperulation
betriebene Heiligſprechung des bel ſeinen Lebzeiten fo tief gehaßten
Koͤnigs gelungen 39)!
39) Begiglid der vollsmaͤßigen Diafdfagen, die fld von den dürftigen
und phantafielofen Möndslegenden auf ben erften Blick unterfeiden, flehe
Bae, Rorſte Folle-Sagn, S. 109—24 (3weite Ausgabe; Ghriftiania, 1844);
Swenbta Folkets Sago-Håfder, af Ufjeliué, 11, S. 55—7, S. Ns Qweite
Mugabe; Stocholm, 1844), u. dergl. m.
$. 48.
Schluß.
Die bisherige Darſtellung hat gezeigt, wie zuerſt eingeine Heer:
und Kauffahrten einen ſpaͤrlichen Verlehr des Norwegiſchen Stammes
mit ben chriſtlichen Landen des Gådens und. Weſtens antnipfen,
und baburd) zuerſt vereimgelte Beziehungen feier Angehoͤrigen pp
dem GSlauben des Frankenreiches und ber Buitifdjer Inſein entſtehen
naſſen; vote bann Harald Harfagro, fote bereit fehser nnmitteibanen
Worgånger, Anftreten ſenen Fahrten einen gewauigen Auffchwuntz
verleiht und eine maſſenhafte Auewanderung aus Roumnegen veran⸗
Møt, welche zwar zum Dheile nach gonz / oder nahezu oden / Gegenden
ſich richtet und ſomit ben Glauben der: Auswanderer unberührt laͤt,
zum Theil aber aud dieſe imdichtee bevblleeten drikken Lander
fl Wohnfihe gewinnen kjør, und dadurch i genuuere Verbindung
mlt dem Chriſtenthume ber Frankiſchen, Augetſachſiſchen, Jriſchen
und Schottiſchen Reiche dringt. Waͤhrend in dieſer Weiſe in: ben
Norwegiſchen oder aud Norwegiſch-Daͤniſchen Niederlaſſungen des
Suͤdens und Weſtens aus Heidenthum und Chriſtenthum gewiſchte
Zuſtaͤnde ſich bilden, und theils von hier aus, theils aud durch ein
zelne ſenſt aus ber Fremde heilehrende Kauffahrer over Heerleuie
aud) ben ungemiſcht Norwegiſchen Landen enige Kenntniß des
Chriſtenthums zugeführt wird, dringt andererſeits aud die Deutſche
Kirche mit miederholten Miſſionsverſuchen nicht zwar nach Norwegen,
aber bod) nach Dånemart und ſelbſt nad Schweden vor; auch durch
blefe Fortſchritte des Glaubens wird aber biefer ben Rormegern nåher
gebradjt, merden ble Beriheungen Cingelner mit bemfelben gemehrt,
und zugleich ble Mugen ber Mafje des Volkes mit Macht auf der
felben gewendet. So finben wir demnad ju Anfang ves 10. Jahr⸗
$. 46. Såluf. 655
hunderts in Gåweden und Dånemarf, und zwar, was wohl ju
beachten if, zumeiſt in ben befudjteften Kauffåtten beider Lande,
zerſtreute rifilidje Gemeinden vor; an den Franzoͤſiſchen Kåften,
in Gngland, auf den Hebriden und in Irland beſtehen Nordiſche
Reiche, in denen das Ghriftenthum bereits mit dem Heidenthume um
ble Herrſchaft ringt; heile durd bie Begiehungen au diefen Colonien,
theils durd) elngelne in6 Ausland unternommene Fahrten find ende
lid) aud) ble rein Rorwegiſchen Gtaaten mit ber neuen Lehre bereit
einigermafien befannt gemorben, wenn aud) bie vereingelten Chriſten,
welche ſich in benfelben einfinden, der Mafje ber Heiden gegenüber
bet ihrem Glauben fid no nidt zu erhalten vermögen. — Im
weiteren Berlaufe des 10. Jahrhunderts dauert der Einfluß jener
einzelnen Fahrien und der durch fir veranlaßten Betehrungen, bauert
der Einfluß der mweftlidjen Colonien fort, in benen der neue Glauben
Schritt vor Schritt fid befeftigt; andererfeits wird durch die Waffen
der Deutſchen Könige das Chriftenthum in Dånemart fefter begrin»
Det, und wie nad Schweden gehen eingelne Sendboten ber Sådfifdjen
Kirdje von bler aus aud bereits nad) Rørmegen hinder, bad Evan»
gelium 3u prebigen: in Bigen wenigſtens, dem Daͤnemark und Deutſche
land zunaͤchſt gelegenen Theile dieſes Landes, ſcheint ber Glaube ſchon
eniſchieden / ſeſten Fuß gewonnen zu haben. Jeht beginnen aber auch
bereits mit einheimiſchen Nraͤften unternoumene Belehvungsvesfudig.
In England getauft, ſucht zunaͤchſt König Habon der Mute, ſuchen
ſpater die Eiriloſohhne das Chriſtenthum in Norwegen einzuführen ,
wenn ihre Verſuche nur ſehr theilweiſe gelingen, wenn bie erfle und
einzige Einmiſchung fremder Waſſen unter Hakon Jarl fogar zu einer
erbitterten Reaction gegen ben fremben Glauben ven Anſtoß gibt,
fo laͤßt fid bod nicht begmeifeln, daß biefer nichtsdeſtoweniger ſehe
bedeutende Fortſchritie in fenem Reidje fortwaͤhrend gemadjt hade.
Auch in Jøland führt ber erfte von Thorvald Kodransfon mit hem
Deutſchen Biſchofe Friedrich unternommene Miſſionsverſuch nod zu
leinem entſcheidenden Erfolge; wie gewaltig aber bas Heidenthum
ſchon in ben naͤchſten Jahren nad demfelben erſchuttert war, wurde
aug einer Reihe einzelner, glaubhaſt bezeugter Vorlommniſſe beutlid
nachgewieſen. — Cine entſcheldende Wendung in der Belehrungsge⸗
ſchichte bes Norwegiſchen Stammes ſehen wir aber im legten Decennium
des 10. Jahrhunderts durch König Olaf Tryggvaſon errticht. Mile
658 6.48. Schluß.
rend in Dånemart das Chriftenthum, von der Sächſiſchen Kirche
und durch fie befehrten Dånen gehalten, trog einer vorübergehenden
Reaction fortmåkrend fid befeftigt, tritt ber åltere Olaf in England
au bemfelben åber; mit bem vollen Eifer eine mahrhaft glåudigen
Gemiithes beginnt er gleld nad feiner Thronbefteigung fn Norwegen
die geſetzliche Cinfåhrung ſeines Glaubens in dieſem Reidje au ber
treiben, und feiner imponirenden Perföntidteit gelingt es, geſtüzt auf
die im Lande fen zahlreich vorhandenen Chriſten, die in ihrem
Glauben ohnehin ſchon erfdåtterte Bevölkerung jur Annahme des
Chriſtenthums zu bewegen. Aud auf den Orkneys und ben Fåröern,
in Island und in Grönland wird durch feine Bemiihungen, freilich
bler wie bort nidt immer auf die feinfte Meife, die Herrfdaft des
Chriſtenthumes menigftens als eine åuperlide entſchieden, und von
dem Jahre 1000 an lågt fid bemnad ber Norwegiſche Stamm im
Gangen als ein menigfens åuperlid sum Cvangelium fid belen⸗
nender begeldmen. — Was der åltere Olaf fråftig begonnen hate,
welß endlich fein jüngerer Namensvetter nidt minder energiſch zu
beenden. Gin bedenklicher Ridfall zum Heidenthume hatte ſich unter
der milben Regierung der Hakonsſohne geltend gemacht; in die ab⸗
gelegeneren Theile des Landes war das Chriſtenthum wenig ein⸗
gedrungen, und bie von dem Geſammtreiche bis dahin unabhaͤngigen
Hochlande waren demſelben uͤberhaupt fremd geblieben. Hier wie
dort hilft nun Olaf Haraldsſon gewaltſam nach; die Hochlande
werden zugleich befehrt und unterworfen, in allen Winkeln wird bad
Heidenthum verfolgt und abgeſtellt, daneben aud bas Kirchenrecht
und ble Kirchenverfaſſung wenigſtens nothdürftig geordnet. Auch der
jungere Olaf wendet ſeine Aufmerkſamkeit neben feinem eigenen Reiche
auch den Norwegiſchen Nebenlanden zu, und zumal von Jeland
wird und bezeugt, bag ſein kirchlicher Eifer für die Beſeitigung ein⸗
zelner Ueberreſte des Heidenthums, vielleicht aud für die Orbnung
ber nothwendigſten Punkte im Kirchenrechte erfolgreich mirtte: die
Herrſchaft bes Chriſtenthumes uͤberhaupt ſtand hier freilich dereits
fett Jahren feſt. Während aber Olaf Tryggvafon noch lediglich avd
England heribergedradjter Kleriler ſich bedient hatte, und nur aud
nahmsweiſe in dem aus Deutſchland flüͤchtigen Dankbrand aud die
Saͤchſiſche Kirche bei ſeinem Miſſionswerke vertreten war, berühten
fich unter Olaf Haraldsſon bereits die Beſtrebungen deg Deutjchen
$ 48. Stu 657
und Englifden Klerus fir ble Betehrung ber Norwegiſchen Lande
gang ebenſo, wie gleidgeitig in Dånemart und Schweden ble Enge
liſchen Miffionåre den fråher allein thåtigen Sådfifden Gendboten
an bie Geite treten; biefe Bereinigung der bisher iſolirt von vere
ſchiedenen Ausgangspunlten aus wirkenden Kråfte iſt es aber, welche
unter der Leitung ber Hamburgiſchen Erzbiſchoſe der Kirche in den
Gtandinavifdjen Reichen åberhaupt und in ben Randen Norwegiſcher
Bunge insbeſondere bie Herrſchaft ſichert und bleibende Organiſation
verſchafft.
Durch bes dichen Olafs Tod und fofortige Heiligſprechung war
aber bie Herrfdhaft des Chriſtenthumes in Rormegen, deren Befes
ſtigung feine ganze Regierung geweiht gemefen war, dem Principe
nad auf immer entſchieden. Gelbf Olafs Gegner, fo grofen UAn-
theil aud bie Gbitterung bes Volls Aber ſeinen gewaltthaͤtigen Be
fehvungseifer an bem wider ihn erhobenen Aufſtande gehabt haben
modjte, hatten nidt gewünſcht oder nicht gewagt das Ghriftenthum
angugveifen, und fein Gohm Magnus, der als ein juvenis sanctus
et vitae innocentis gefdjilbert wirb*), unb nad) felnem Tode fogar
Wunder thut?), war wieder, fei es nun durch feinen religlöſen Eifer
oder durch ble Bedůrfniſſe ſeiner politiſchen Lage, angewieſen ben eifrigſten
Beförberer bes neuen Glaubens zu madjen3). Bon Harald Hardradi
aber, dem Galbbruber Olafs, melder, aus Konftantinopel suråd»
gekehrt, erft als bes Magnus Mitregent, dann nad deſſen Tod als
Alleinherrſcher an die Spitze von Norwegen trat, ſpricht zwar Adam
1) Schol. 57 ju Adam. Brem. 6. 332.
2) Haralds 8. hardrada, o. Al, 6. 235; freilid wird babei ge-
aweifelt, „ob Gott blef gethan habe wegen der Gåte des König Magnus, oder
wegen ber Heiligfeit König Olafs, ſeines Baterd !-* Bal. aud c.37, 5.229, ebenda.
3) Wir wiffen aud der jüngeren Olafs 8. hins belga, co. 2M,
S. 131, der Helmskr. Magnuss S. hins god, c.17, 6.23 und bet
Sverris 8. c. 117, 6. 277, von einem Gefegbude, welches dieſer König fir
Throndheim abfafjen ließ, und aus dem Gulap.L. $. 148, momit die Magnuss
S. hins goda, c. 22, 6.45 zu vergleidjen ift, von ſonſtigen Berorduungen
beffelben, und wenn feine Legislation svar großentheils beftimmt war die unter
der Dånifen Herrſchaft erlafjenen harten Gefehe ſoweit mdglid wieder zu ber
feitigen, fo laͤßt ſich bod nidt bezweifeln, daß fie aud im Uebrigen, und ins⸗
beſondere begåglidj ber Intereſſen ber Kirche, an bie Rechtsverfaſſung, wie fle
unter bem biden Olaf beftanden atte, mieber annipft. Vergl. ibrigens Mund,
1,2, 6. 852—3.
Maurer, Beteprang. 2
658 i +68. GSåluh
von Bremen in einer Weiſe, daß man benfelben geradezu får einen
Helden au halten verſucht feln mödjte; es hålt indefjen midt fdrver
au erfennen, bafi ber Grund berartiger Beſchuldigungen lediglid in
ber Feſtigleit au ſuchen if, mit melder dlefer Regent ble hergebrad»
ten Medte des Königthumé gegen ble Uebergriffe der Hierardie
wahrte, und allenfalls in einigen Willlührlichkeiten deſſelben in ber
Behjandlung bes Kirdenvermögens, während ber Glaube felbft von
demſelben in feiner Weiſe angetaftet wurde). EG gilt eben von
en bamaligen Beſchwerden der Kirdje in Rormegen genau baffelte,
was ein geiſtreicher Engliſcher Hiftorifer in Bezug auf die Juftånde
der Angelſaͤchſiſchen Kirdje treffend bemertt hat: Every wise and
powerful government has treated with deserved disregard the
complaint that the ,,Spouse of Christ* was in bondage. —
Boniface, himself an Englishman, papal beyomd ell his con-
temporaries, lamenis, that no church is in greater bondage
tban tbe English, — a noble testimony to the nationality of the
å Adam. Brem. Ill, c. 16, 6. 341—2: In Nortmannia quoque res
magnae gestae sunt illo tempore, quo rex Haraldus erudelitate sua
es tyrannorum excessit furores. Multae ecclesiae per lllam virum
dtrutae, molti christtenl ab ille per supplicia sont necati. — Serviehat
etiam malefiels artihus, non aitendens miser, quod sanctissimus ger-
manus elns talla monstra eradicavit å regne, pro amplectenda norma
erisanitatis certans usgue ad sangninem. Culus egregia merita tes-
tantur haec miracula, quae cotidie finnt ad supulerum regis In civitate
Trondemnis. Videbat hnec Ille derelictus å Deo, nichilque compunctus,
oblattones quoque ac tesauros, qui samma fdelium devotione colati
sunt ad tumulnm fratris, Heroldus onen mann corradens, militibus
disperalt. Pro quibus eausis archlepiscopus zelo Dei tactus, legatos
suos direxit od enndem regem, fyrannicas praesumptlones elus litterls
inerepans, spetialiter vero admonens de oblationibus, quas non lfceret
im usum cedere lalcorum, et de episcopis sus, quos in Gallia vel in
Anglia contra fas ordinare fecerat se contempio, per quem auctoritate
sedls spostollese deherent juste orainari. Ad baec mandete commotus
tyrannus, legstos pontifleis spretos abire praecepit, eli
olre quis sit arehiepiscopus aut potens in Norvegia, ni
Baroldus. Et slia plorima delnde feeit et dixit, quee superb
proximam intentsbant ruipam. Nam et papa Alexander confestim missis
ad eundem regem litteris, praecepit, ut tam ipse quam opiscopi sol
vicario sedis epostolleae dignam sublectionis exbiheant reverentiam.
Wud Sehol. 141, S. 382 nennt den König Heraldus, frater Olaph, ne-
quissimus; bak papſtliche Schreiben ader gibt Schol. 70, S. 342.
659
institution, the common sense of the people, and the vigour e
the State5)!
Gine gang andere Frage ift aber freilid ble, ob mit der formellen
Annahme des Chriſtenthums als Staatsreligion aud wirklich ſofort
in Glauben, Sitte und Verfaſſung alle Ueberreſte des Heidenthums
verſchwunden, und bie wahren Lehren des Evangeliums ſofort gur
ungeſtötten Herrſchaft gelangt feier. Bon einer ſolchen Stellung ber
Frage ausgehend, fönnen wir allerdings nicht umhin zuzugeben, DAG
ble Befeftigung der neuen. Lehre in den Landen Norwegiſcher Junge
erft geraume Jeit nad bem Tode deg diden Olafs und feiner nådften
Nachfolger vollenbet mwurde, ja daß in gewiſſem Ginne dieſer Vrogef
felbft heutzutage, alfo Jahrhunderte nad) ber großen Glaubensreini⸗
gung bes 16. Jahrhunderts, bort fo wenig als anderwaͤrts vellſtaäͤn⸗
big beenbigt helfen mage). Dabei darf indeffen nidt unbeadtet
bleiben, daß ble Kirche bes Mittelalters überhaupt vielfad durch
ålteren und neueren unchriſtlichen Aberglauben getrübt, und ſomit
in vielen Faͤllen ſchwer zu entſcheiden ift, ob ein allgemeiner Miß—
ſtand ber damaligen Kirche, oder ob ein ſpecieller Reſt bed erſt neuer-
lich abgeſchafften Heidenthumes dieſer oder jener Unſitte der Nors
wegiſchen Kirche zu Grunde liege; daß ferner die endliche Bekehrung
bes Norwegiſchen Stammes gerade indie Jeit fällt, da einſeltig hier⸗
archiſche Beſtrebungen und ber durch ſie veranlaßte Kampf des geiſt⸗
lichen Schwertes mit dem weltlichen zu einem Verfalle des Klerus
und der Kirche führten, welcher in ſeinen Erſcheinungen gleichfalls
wieder manche Aehnlichkeiten mit ben Juftånben ves Ueberganges
vom Heidenthume zum Chriſtenthume bietet. Es kann nicht unſere
Aufgabe ſein, die allmaͤlige innere Conſolidirung des chriſtlichen
Glaubens bei dem Norwegiſchen Stamme, oder gar deſſen Umges
ſtaltung und Reinigung durch die Reformation hier des Weiteren
8. 4. Sålup. .
5) Kemble, The Saxons In England, II, S. 373, Anm. Ueber Adams
Angaben Hinfidtlid König Harald vergl. übrigens Mund, I, 3, S. 208—10.
6) Es ift faum nöthig au bemerten. daß wir hier wie bei anderen ahn—
lichen Gelegenheiten nidt auf einem erclufiv proteftantifden Standpunkte zu
ſtehen glauben, wenn wir ber Reformation bie umfaffendfte und erfreulidfte Be»
beutung fir bie Gefdidte des Chriſtenthumes vindiciren. Jeder Geſchichts—
fundige weif, daß bie Römifde Kirche bezüglich ihres inneren Lebens aud ber»
felben einen nidt viel geringeren Rugen gegogen hat ald dle evangeliſche.
660 . gs. Sök.
” n
zu verfolgen; enige Andeutungen "ber ble religidjen Juftånde, welche
wir in der erften Haͤlfte des 14. Jahrhunderts in den Rormegifdjen
+ -Sanben vorfinden, follen indeſſen allerdinge, ſoweit blef nidt bereits
gehchehen iſt, verfudjt werben, nur daß es zweckmaͤbiger erfdeint,
blefelben erft in unſerem zweiten Bande, nad vorgångiger Beſpre⸗
chung ber inneren Gefdidte der Beebrng Norwegens und feiner
Rebentande au geben.
uer
Dra von Hartmann in Nupidurg.
vistes by GOOGIE
å
vater b/ GOOQIE